Einzelnummer 10 Pfennige
Bei wöchentlich 7maligem Erſcheinen vom 1. Februar
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Frankiurr a M 1394.
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſtattet.
Nummer 43
Mittwoch, den 12. Februar 1930.
193. Jahrgang
27 mm breite Zeille im Kreiſe Darmſtadt 25 Reichspfg.
FinanzAlnzeigen 40 Reſchepfg. Rellamezelle (92 mm
breitls=Reichemar Anzeigen von auewärie 40 Reiſchepia.
FinanzeAlnzeigen 60 Reſchspig. 92 mm breite
Relame=
zelie 300 Reſchemarf. Alle Preiſe in Reichsmart
4 Dollar — 420 Markl. — Im Falle böberer
Gewalt, wie Krieg, Aufruhr Strel uſw. erliſcht
ſede Verpſiſchtung gu Erfüllung der
Anzeilgen=
aufträge und Leiſtung von Schadenerſatz. Beil
Konlurs oder gerſchtiſcher Beitrelbung fällt eder
Rabatzt weg. Banfkonto Deuſche Bank und
Darm=
ſädter und Nationalbanl.
Die Manger Aomacagent odt den ketcniag
Reichsaußenminiſter Dr. Curkius leitet die Ausſprache über den „neuen Plan” ein. — Am Ende eines anderkhalbjährigen
Ringens ſtehl der feite Räumungskermin und ein neuer Reparakionsplan mik erheblicher Laſtenerleichkerung.
Beginn der innenpolikiſchen Kämpfe
um den Youngplan.
Hugenberg in der Klemme.
* Berlin, 11. Februar. (Priv.=Tel.)
Das war wirklich eine Ueberraſchung, als im Reichstag nach
der Nede des Außenminiſters die Diener die Liſte mit den
Namen der Parteiredner aufzogen und dabei für die
Deutſch=
nationalen der Name Hugenberg erſchien. Darauf war niemand
entſprechend vorbereitet. Er mag wohl gefühlt haben, daß es
notwendig war, ſich jetzt einmal perſönlich einſetzen zu müſſen.
Seit 1922 hat er im Reichstag nicht mehr geſprochen, hat auch
geſchwiegen die ganze Zeit, ſeitdem er die Führung der
Deutſch=
nationalen Partei in der Hand hat, obwohl ihm von Freund
und Feind oft genug nahegelegt worden iſt, daß er ſelbſt in
die Breſche ſpringen müßte. Wenn eine Politik ſich ſo weit an
den Namen eines einzelnen knüpft, wie das gerade bei den
Deutſchnationalen der Fall iſt, dann war es in der Tat
not=
wendig, daß Herr Hugenberg eingriff und Angriff und
Ver=
teidigung ſelbſt übernahm. Er hatte dazu nicht einmal eine
ſchlechte Baſis.
Der Reichsaußenminiſter Dr. Curtius hatte ſich in den letzten
Wochen mit ſeinen Argumenten ſo ausgeſprochen, daß er kaum
etwas neues mehr zu ſagen hatte. Er mußte ſich daher in ſeiner
Rede, mit der er die Beratung des Haager
Abkom=
mens einleitete, darauf beſchränken, noch einmal den hiſtoriſchen
Werdegang zu analyſieren, der uns nach dem Haag führte und
die Gründe zu entwickeln, aus denen heraus die Regierung die
Annahme der Geſetze befürwortet. Das war für die
Abgeord=
neten und für die ganze Oeffentlichkeit nicht neues mehr. Kein
Wunder, wenn die Rede matt wirkte und das Haus ſich mit
ſtill=
ſchweigenden Zuhörern begnügte, zumal da Dr. Curtius mehr
ein Redner der Sachlichkeit iſt und das Pathos abſichtlich
ver=
meidet, das ſeinem Vorgänger über tote Stellen hinweghalf. Er
iſt mehr Referent als Verteidiger, mehr Sachwalter als
Propa=
gandachef.
Und gerade dieſe Art der Deduktion gab eigentlich Herrn
Hugenberg Möglichkeiten zum Einhaken genug. Er hat davon
nur in ganz geringem Maß Gebrauch gemacht. Er hat mit
Ge=
fühlsmomenten gearbeitet, hat die Gefahren aufgezeichnet, die
entſtehen können und nach ſeiner Meinung entſtehen müſſen,
wenn der Youngplan angenommen wird. Er hat aber auch jetzt
wieder vermiſſen laſſen — und gerade das, was man im
Augenblick von ihm erwartete — das poſitive Programm,
die Gedanken, was er denn an die Stelle des
Youngplanes ſetzen will. Was er gab, war im beſten
Falle eine begründete Kritik, die ſich aber ins Negative verlor,
weil ſie aus Mangelanpoſitiven Gegenvorſchlägen
Selbſtzweck wurde. Die Senſation fiel alſo im Grunde in ſich
zuſammen. Das um ſo mehr, als der Reichstagspräſident nach
einem unruhigen, aber von ihm nicht glücklich geleiteten Anfang
dafür zu ſorgen wußte, daß Sturmſzenen unterblieben und
Hugenberg ohne ſozialdemokratiſche oder kommuniſtiſche
Unter=
brechungen zu Ende ſprechen konnte.
Jeder redneriſche oder politiſche Erfolg blieb ihm verſagt,
zumal, da jetzt der Reichsaußenminiſter aus ſeiner Reſerve
hervortrat und mit ungewöhnlichem Temperament Herrn
Hugen=
berg in die Parade fuhr. Er wies nicht mit Unrecht auf den
Gegenſatz hin, der in der deutſchnationalen Politik von 1923 und
1930 liegt, während gerade die wichtigſte und wertvollſte
Ergän=
zung jeder nationalen Oppoſition — ihre poſitive Seite — bei den
Deutſchnationalen von heute vermißt werden muß. Man ſprach
davon, daß Herr Hugenbeng die Abſicht gehabt hätte, durch ſeine
Rede eine Brücke zu ſchlagen und den bürgerlichen
Regierungs=
parteien verſtehen zu geben, daß er bereit wäre, den Weg zu ihnen
zurückzufinden. Wenn das richtig iſt, dann hat ſich das aus
ſei=
nen Worten wenigſtens nicht herausleſen laſſen
Das Eigenartigſte der augenblicklichen politiſchen Konſtellation
aber zeigte ſich im ganzen Umfang erſt, als aus den Reihen der
Regierungsparteien — vom Zentrum Herr Dr. Brüning und von
der Volksdartei Herr v. Rheinbaben — eine Analyſe des Hagger
Abkommens vornahmen, die ſachlich ſehr viel ſchärfer und
unter=
mauerter war, als die Argumente Hugenbergs. Was gegen die
Youngeſetze zu ſagen iſt, was Herr Kugenberg eigentlich hätte
jagen müſſen, das kam nun von ihnen, nur mit dem Unterſchied,
daß ſie beide ſchließlich wieder in das Fahrwaſſer der Regierung
einliefen, gewiß nicht aus überſchäumender Begeiſterung, aber
aus der Ueberzeugung heraus, daß unter den gegebenen
Ver=
hältniſſen ein anderer Weg nicht gaugbar iſt, daß wir vor allem,
nachdem wir jahrelang eine Politik zur Befreiung des
Rhein=
landes getrieben haben, nicht wenige Schritte vor dem Ziel
aus=
brechen können. Die ſtarken Hemmungen gegen die
Be=
ſtimmungen des Youngplanes und vor allem gegen
das Polenabkommen waren deutlich herauszuleſen. Sie
ſind beim Polenvertrag noch ſo groß, daß es noch keineswegs ſicher
iſt, ob es den Führern gelingt, die ganze Fraktion zur
Zuſtim=
rung zu bewegen, jedenfalls nur dann, wenn weniaſtens
zugun=
ſten der Zwangsenteigneten die Regierung weiter entgegenkommt
als bisher.
Hugenbergs negakive Krikik.
Der Sihungsbericht.
Präſident Loebe eröffnet die Sitzung mit einem von den
Ab=
geordneten ſtehend angehörten Nachruf auf den plötzlich
verſtor=
benen ſozialdemokratiſchen Abgeordneten Dr. Levi.
Auf der Tagesordnung ſtehen die fünf mit dem Youngplan
zuſammenhängenden Vorlagen: der Geſetzentwurf über die
Hagger Verhandlungen, das deutſch=amerikaniſche
Schuloen=
abkommen, das Reichsbankgeſetz, das Reichsbahngeſetz, das
Liqui=
dationsgeſetz.
Die Beratung wird eingeleitet, durch Ausführungen des
Reichsaußenminiſters Dr. Curtius.
Reichsaußenminiſiter Or. Curtius
erinnert an die Regierungserklärung vom Juli 1928, an deren
Spitze die Befreiung der beſetzten Gebiete, die
be=
friedigende Regelung der Saarfrage und eine
endgültige Regelung der Reparationsfrage
ſtanden. Am Ende eines anderthalbjährigen Ningens ſtehe jetzt
der feſte Räumungstermin und ein neuer Reparationsplan, der
eine erhebliche Laſtenerleichterung mit ſich bringe.
Verhandlungen über die Saarfrage ſeien im Gange, die mit dem
Ziele geführt würden, ſobald wie möglich die reſtloſe
Rückgliede=
rung des Saargebietes in die deutſche Souperänität zu erreichen.
Der Miniſter gibt dann einen Rückblick auf die letzten
Jahre deutſcher Außenpolitik, in deren Vordergrund
die Näumungsfrage ſtand. Andererſeits wurde die
Revi=
ſion des Dawesplanes in Deutſchland, je ſtärker ſich der Druck
ſeiner finanziellen und politiſchen Feſſeln fühlbar machte, um ſo
driugender gefordert. Die deutſche Regierung hat die
Gleich=
zeitigkeit der Verhandlungen über
Reparatio=
nen und Räumung durchgeſetzt. Streſemann hat
ſeine letzte Kraft daran geſetzt, die
Räumungs=
frage zu löſen. Beſondere Genugtuung bereite es ihm, daß
das Ziel erreicht werden konnte, ohne daß es zur
Ein=
richtung eines Kontrollorgans gegenüber dem Rheinland
gekommen wäre.
Mit der Bevölkerung des beſetzten Gebietes fühlen alle
veraut=
wortlichen Politiker, daß der Tag der Räumung ein
denkwürdiger Augenblick iſt, in dem ſchwere
Beſürch=
tungen und Sorgen vergangener Jahre, ausgelöſcht werden.
Auf der zweiten Haager Konferenz wurde das
Werk Streſemanns fortgeſetzt. Das ſogenannte den Goldmark belaſtet wurde. Die Kapitalſchuld nach dem Young=
Sanktionsſyſtem des Verſailler Vertrages wurde
beſeitigt. Nach der neuen Regelung beſteht die Garantie der
Gläubigermächte in der von Deutſchland unter eigener Verant= faſt 500 Millionen niedriger. Hierbei ſei der
wortung übernommenen feierlichen Verpflichtung, die feſtgeſetzten
Annuitäten gemäß den Beſtimmungen des Planes zu zahlen.
Die Reparationskommiſſion hat keine Funktionen mehr auszu= in ſie geſetzten Erwartungen nicht
gerechtfer=
üben. Die bei dieſer Gelegenheit ausgetauſchten Erklärungen
beziehen ſich auf den Fall, daß in Zukunft einmal eine deutſche
Regierung den Plan abſichtlich zerreißen könnte. Sie ſtellen feſt,
daß die Gläubigerregierungen ſelbſt im
äußer=
ſten Falle nicht das Recht haben, auf Grund
ein=
ſeitiger Annahmen und Behauptungen gegen ausländiſche Verwaltungsratsmitglieder fortfallen. Schließlich
land ungünſtigen Spruch der höchſten internationalen Inſtanz
erhalten ſie das Recht voller Handlungsfreiheit wieder, nachdem ſatzung frei, befreit auch von der Willkür des
alſo auch Deutſchland die Handlungsfreiheit eigenmächtig für ſich
Austauſch dieſer Erklärungen für notwendig gehalten, um keine
Unklarheit beſtehen zu laſſen.
Es iſt nochmals feſtzuſtellen, daß das Verſailler
Sanktions=
ſyſtem beſeitigt und Deutſchland künftig in allen praktiſch
überhaupt denkbaren Fällen gegen Willkür und Gewalt
geſchützt iſt.
Der Miniſter behandelt dann die bei den Haager Verhandlungen
über den Youngplan gemachten Zugeſtändniſſe. Eine
Mehr=
belaſtung Deutſchlands ſei nicht eingetreten. Einen breiten Raum
uehmen ſeine Ausführungen über die
Liquidations=
abkommen ein. Die Sonderverhandlungen über die Freigabe
des noch nicht liquidierten Eigentums und Herausgabe von
Ueberſchüſſen hätten zum Teit zu guten, zum anderen Teil zu
geringen Ergebniſſen geführt. In England unterliege die
Frei=
gabe leider großen Ausnahmen. Dem Bedauern, das der
Reichs=
rat namentlich wegen der Haltung Englands ausgeſprochen habe.
könne er ſich nur anſchließen. Er ſchließe ſich aber weiter auch
der Auffaſſung an, daß in der Verweigerung der Natifizierung
kein Vorteil liege. Der
Inhalt und Zweck des polniſchen Abkommens,
ſo fährt der Miniſter fort, ſind inder deutſchen
Oeffent=
lichkeit vielfach in geradezu unbegreiflichem
Schlagworte geprägt und Schlußfolgerungen gezogen worden, die
mit dem mahren Sachverhalt nicht das Geringſte zu tun haben.
Man iſt ſoweit gegangen, zu ſagen, daß dieſes reiune
Zweckabkom=
men die großen Fragen urſerer Oſtpolitik nachteilig beeinfluſſe.
Nichtsvon alledemiſtwahr. (Abg. Dr. Goebbels (N.S.):
Das glauben Sie ja ſelbſt nicht! — Der Rufer erhält einen
Ordnungsruf.)
Für den gegenüber Polen ausgeſprochenen Verzicht ſind
wertvolle nationalpolitiſche Vorteile eingetauſcht worden.
Namentlich für die deutſche Minderheit in Polen haben wir den
Druck, der zehn Jahre nach dem Kriege auf ihr gelaſtet hat,
r=
leichtert. Es iſt richtig, daß wir eine finanzielle Belaſtung
über=
nommen haben, ſie hält ſich aber im Rahmen des Tragbaren und
geht nicht im entfernteſten in Milliardenbeträge. Dieſer
angeb=
liche Milliardenverzicht ſoll daher ſtammen, daß wir Polen von
ſeiner Verpflichtung zur Bezahlung des deutſchen
Staatseigen=
tums in den abgetretenen Gebieten befreit hätten. Es iſt bis zum
Ermüden immer und immer wieder ſchon betont worden, daß wir
einen ſolchen Anſpruch gegen Polen überhaupt nicht mehr hatten.
Wer behauptet, daß die durch das Abkommen gewonnenen
nationalpolitiſchen Vorteile gering ſeien, hat den ſchweren Weg
der deutſchen Minderheit in Polen vergeſſen. 12000 deutſche
Rentengutsbeſitzer mit einer Familienkopfzahl
von etwa 80 000 Perſonen haben wir wenigſtens
in ihren Erbrechten ſicherſtellen können. Die
Reichsregierung glaubt, daß wir
durch dieſes Abkommen einen Schritt weitergekommen
ſind. Der Miniſter beſpricht dann die zweite Haager Konferenz.
Es iſt gelungen, bei der Regelung der offen gebliebenen Fragen
Deutſchland vor weiteren Belaſtungen zu bewahren. Die
Reichs=
regierung iſt ſich der Schwere der Laſt, die auf zwei Generationen
gelegt wird, voll bewußt. Niemand vermag heute eine ſichere
Vorausſage für eine ſo lange Zukunft über die Entwicklung des
Wirtſchaſtslebens zu machen. Für die Entſcheidung
über den neuen Plan iſt einzig und allein
maß=
gebend die Beantwortung der Frage, ob
Beſſe=
res zu erreichen war und ob das Erreichte einen
Fortſchritt bedeutet. Wird dieſe Frage im Sinne der
Stellungnahme der Reichsregierung beantwortet, ſo muß ſich
da=
mit der feſte Entſchluß verbinden, mit allen Kräften in ehrlichſten
Bemühungen die Zahlungsverpflichtungen zu erfüllen.
Die Vorteile des „neuen Plans” gegenüber dem
Dawesplan.
Der Miniſter erinnert daran, daß nach dem Londoner
Zah=
lungsplan Deutſchland mit einer Kapitalſchuld von 132
Milliar=
plan betrage 34,5 Milliarden. Die durchſchnittliche
Jahreslaſt ſei gegenüber, dem Dawesplan um
Wohlſtandsindex noch nicht eingerechnet. Die
Schutzmaßnahmen des Dawesplanes hätten die
tigt. Nach dem Youngplan ſei Deutſchland für die
Deviſen=
aufbringung ſelbſt verantwortlich. Das ſei allein unſerer würdig.
Alles in allem enthalte der Youngplan beſſere Garantien für die
Aufrechterhaltung der deutſchen Währung und Wirtſchaft als
der Dawesplan. Hinzu komme, daß alle Pfänder Kontrollen und
Deutſchland vorzugehen. Erſt nach einem für Deutſch= trete Deutſchland in einer völlig veränderten politiſchen Lage den
neuen Reparationsweg an. Es werde von fremder Be=
Verſailler Sanktionsſyſtems. Der neue Plan beruhe
in Anſpruch genommen hat. Die deutſche Delegation hat den auf dem Grundgedanken des gemeinſamen Jutereſſes aller
be=
teiligten Länder und erfordere daher die Zuſammenarbeit aller
dieſer Länder. Der Miniſter erklärt zum Schluß, daß ihm nichts
ferner liege als Schönfärberei, als eine Verkennung der
Trag=
weite und Verantwortung der zu treffenden Entſcheidung.
Nie=
mand denke daran, ſich hier eines großen deutſchen Erfolges zu
rühmen. Die Bedenken würden aber doch von den Vorteilen
der neuen Regelung übertroffen. Die Reichsregierung habe
des=
halb die Frage, ob das Intereſſe unſeres Landes die Annahme
der Verträge erfordert, mit einem ehrlichen Ja beantwortet. Sie
erwarte zuverſichtlich, daß ſich der Reichstag zu der gleichen
Ant=
wort entſchließt. (Beifall bei den Regierungsparteien.)
Die Ausſprache. —. Die Sozialdemokraken ſtimmen zu.
Abg. Schultz=Bromberg (Dnatl.) beantragt die Vertagung
der Beratung, um das überaus umfangreiche Material zu ſtudieren.
Präſident Loebe: Bis wann wollen Sie denn vertagen?
Abg. Schultz=Bromberg (Dnatl.): Bis morgen! (Große
Heiterkeit bei den Regierungsparteien.)
Der Vertagungsantrag wird gegen die Rechte und die Kommuniſten
abgelehut.
Aba, Breitſcheid (Soz.) erhlärt dann, zur Führung der
Er=
füllungspolitik gehöre größerer Heldenmut als zum Vorgehen ihrer
Gegner, die ſich „Nationale” nennen. „Wir hegen”, ſo fuhr er fort,
an der Volſtändigkeit und Endgültigkeit des Aoungplan s ſehr ſtarke
Zweifel, aber bei einer Dawes Transferkriſe hätten ſich ſchwerſte
Schä=
den für das deutſche Volk und die deutſche Wirtſchaft ergeben. Vor
Maße verfälſcht worden. Es ſind Vorwürfe erhoben, allem darf nicht vergeſſen werden, daß das Rheinland frei wird. Wir
bedauern die Beſtimmungen für den Fall einer Zerreißung des
Young=
planes, auch die Zuſtimmung zum deutſch=polniſchen Abkommen fällt
uns nicht leickt. Einverſtanden ſind wir in der Forderung, daß
gleich=
zeitig mit dem Youngblan eine finanzi lle Ordnung des Reiches erfolgt
Wir ſtimmen den mit dem Youngplan zuſammenhängenden Geſetzen zu.”
Seite 2
Mittwoch, den 12. Februar 1930
Nummer 43
Hugenberg ſindek kein Work für die Befreiung
des Rheinlandes.
Unter höhniſchen Zurufen der Kommuniſten betrat dann Abg. Dr.
Hugenberg (Dnatl.) das Rednerpult. Als er an ſeine letzte
Reichs=
tagsrede vor dem drohenden Ruhreinbruch erinnert, geriet das Haus
in Unruhe.
Von links kommt ein Ruf; „Sie haben am Ruhreinbruch ſchön
berdient!“ Von den Deutſchnationalen und Nationalſozialiſten werden
laute Schmährufe gegen links gerichtet. Die Linke bleibt die Andwort
nicht ſchuldig.
Präſident Loebe weiſt Abg. Stöhr (N.=S.) aus dem Saale,
eben=
falls den Abg. Straßer (N.=S.) und ruft die Abg. Wels (S.) und Gok
(Dnatl.) zur Ordnung. Nur langſam beruhigt ſich das Haus und
Hugen=
berg fährt fort, daß der Entſchluß, vor dem der Reichstag ſtehe, an die
Daſeinsgrundlage des Volkes greife. Niemand in Deutſchland habe
bisher die Erfüllbarkeit des Youngplanes behauptet. Auch das Ausland
erkenne die Unerfüllbarkeit an. Deutſchland liege waffenlos im Herzen
Europas und verſtricke ſich immer mehr in die Schlingen unerfüllbarer
Verträge. Das Ende einer ſolchen Politik müſſe ſſein, daß ſchließlich ein
jeder ſich geringſchätzig gbfinde und alle nur auf den Teil der Beute
ſehen, den ſie von dem verfallenen Erbe eines einſt königlichen Volkes
in Anſpruch nehmen wollen. Auch Herr Schacht fand es vor der
Ge=
ſchichte für notwendig, die Miw rantwortung für dieſen Plan
abzu=
lehnen. Eine erfolgreiche deutſche Regierung könne nur auf der
Ab=
lehnung dieſes Paktes aufgebaut ſein. Wer dieſen Plan annehme, ſei
ungeeignet, führend an einer erfolgreichen deutſchen Regierung der
Zukunft mitzuwirken. (Im Verlauf der weiteren Ausführungen
Hugen=
bergs erhält Abg. Stampfer (Soz.) einen Ordnungsruf.) Ein ehrliches
„Nein” werde im Ausland beſſer verſtanden und gewertet als ein
un=
ehrliches „Ja”. (Beifall rechts.) Die Polenverträge ſeien die höchſte
Gefährdung des deutſchen Oſtens. (Zuſtimmung rechts, Unruhe links.)
Wie könne man es wagen, die fortgeſetzte Unterwerfungspolitik in Weſt
und Oſt auch noch als Befreiungspolitik zu bezeichnen! Im Be
vußt=
ſein unſerer Verantwortung und der Stärke unſerer Stellung richte er
in letzter Stunde an die Parteien, die nicht an die marxiſtiſche
Erfül=
lungspolitik gekettet ſind, die Bitte, Bindungen abzulehnen, die
furcht=
barer ſeien und gefährlicher als die von Verſailles. (Stürmiſcher
Bei=
fall und Händeklatſchen rechts.)
Reichsaußenminiſter Curkius erkeilt Hugenberg
eine ſcharfe Lekkion.
Nachdem Abg. Dittmann (Soz.) wegen eines
Zwiſchen=
rufes zur Ordnung gerufen war, antwortete Reichsaußenminiſter
Dr. Curtius Hugenberg: „Der Abgeordnete Dr. Hugenberg hat
an ſeine letzte Reichstagsrede von 1923 erinnert. Ich kann wohl
im Namen de überwältigenden Mehrheit des Hauſes ſagen:
Die=
ſe: Ruhreinfall iſt über uns gekommen wie ein namenloſes
Un=
glück. Er war aber auch ein ungeheueres Unrecht, das nur
mög=
lich geweſen iſt, weil der Verſailler Vertrag die Anwendung des
Sanktionsſyſtems in vollem Umfange ermöglichte. Abg.
Hugen=
berg hat damals keinen Weg zur Vermeidung des Ruhreinbruchs
zeigen können. Er erklärt heute, der Youngplan zerſtöre die
Frei=
heit und Einheit Deutſchlands und die deutſche Kultur. Das iſt
der Vorwurf, den wir Ihnen als dem Führer der ſogenannten
„nationalen Oppoſition” machen, daß Sie glauben, allein über
Deutſchlands Einheit, Freiheit und Kultur befinden zu dürfen.
(Großer Lärm rechts.) Wir glauben, daß wir mit dem
Young=
plan der deutſchen Freiheit, Einheit und Kultur dienen, nicht aber
mit den Methoden, die Herr Dr. Hugenberg anwendet. Ich war
geſpannt auf ſeine Rede; aber er hat nicht mit einem Wort geſagt,
was er tun würde an unſerer Stelle. (Lebhafter Beifall bei den
Regierungsparteien.)
Er iſt der Letzte, der ſich darüber beſchweren darf, wenn
Be=
ſtimmungen für den Fall einer böswilligen Zerreißung des
Planes eingefügt wurden. Seine Agitation hat erſt dazu geführt.
(Großer Lärm und Rufe rechts: „Unerhört! Unverſchämtheit
Advokat Frankreichs! Franzoſenfreund!”) Es iſt ganz
ausge=
ſchloſſen, daß dieſe Beſtimmungen Frankreich zu einer
Wieder=
beſetzung des Rheinlandes berechtigen könnten. (Rufe rechts: Das
hat doch Tardieu geſagt!) Nein, Tardieu iſt falſch zitiert worden.
Es handelt ſich bei Dr. Hugenbergs Zitaten nicht um Aeußerungen
Tardieus, ſondern um Zeitungsmitteilungen über Aeußerungen,
die Tardieu angeblich vor ſeinen Parteifreunden gemacht haben ſoll.
Wir ſind ſeit dem Ruhreinbruch in den Kreis der Nationen
als gleichberechtigte Großmacht eingetreten. (Lärm und Lachen
rechts, Rufe: Eine Großmachk ohne Armee!) Ich bedauere, daß
heute nicht Helfferich anſtelle Hugenbergs die Oppoſition führt;
aber es iſt unberechtigt, Helfferich allein das Verdienſt an der
Währungsſtabiliſierung zuzuſchreiben. Daran hat das ganze
deut=
ſche Volk ſeinen Anteil. Dr. Hugenberg hat uns nicht geſagt, was
geſchehen ſoll nach Ablehnung des Youngplans. (Rufe rechts: „
Zu=
nächſt müſſen Sie ganz verſchwinden!“
Ich habe vor längerer Zeit öffentlich zehn ganz beſtimmte
Fragen an ihn gerichtet, aber er iſt bis heute auf keine dieſer
Fragen eingegangen. Sie alle wiſſen, daß die Ablehnung des
Youngplans die Rückkehr zum Dawesplan bedeutet.
Reichsbank=
präſident Schacht ſelbſt hat erklärt, keine Einzelperſönlichkeit könne
es verantworten, durch Feſthalten am Dawesplan eine furchtbare
Kriſe herbeizuführen. Die Reichsregierung will dem
Bismarck=
wort folgen: „Die Ehre und Würde des Staates zu wahren, heißt,
ihn vor Kriſen zu ſchützen, in denen er nach der Weltlage
unter=
liegen würde.” (Lebhafter Beifall bei den Regierungsparteien.)
Ber zießte jahrense Mann der
und ſeine Beziehungen zu Darmſtadi.
(Zu Karl von Holteis 50. Todestage am 12. Februar.
Die deutſche Literaturgeſchichte kennt kaum einen zweiter
Lebenslauf, der ſo bewegt iſt, wie der des fahrenden Dichter
Karl von Holtei. Anläßlich der Feier ſeines 80. Geburts
tages charakteriſierte ihn Profeſſor Weinhold in folgenden Wo
ten: „Holtei iſt ein vielſeitig entwickeltes Weſen, er iſt Dichte
Redakteur, Schauſpieler, Regiſſeur, künſtleriſcher Vorleſer, Meiſ
im plaudernden Geſpräch und Briefwechſel, ein wilder fahrende
Geſelle und ein fleißiger Bücherſchreiber. Eine dunkle Mach
jagte ihn in früher Jugend auf die wirren Pfade ſeines Leben
und dieſer Macht iſt er gefolgt, wohin ſie ihn führen wollte,
oh=
ihr bewußtes Wollen entgegenzuſtellen.” In der Tat, ein
be=
ſpiellos ruheloſes und bunt bewegtes Leben, ein eigenartige
künſtleriſches Vagabundenleben war es, das dieſer merkwürdi=
Mann, den man den „letzten fahrenden Mann” unſerer Literatu
genannt hat, bis in ſein hohes Alter geführt und dabei ein
ſtaunenswerte Tätigkeit und literariſche Fruchtbarkeit entfalt
hat. Kurze Daten aus ſeinem Leben mögen ein Bild ſeine
künſtleriſchen Erdenwallens geben.
Geboren im Jahre 1797 in Breslau, kam er früh nach de
Dorfe Obereigk als landwirtſchaftlicher Eleve, machte 1815 der
Feldzug als Freiwilliger mit, ſtudierte in Breslau die Rechte
wandte ſich dann kurze Zeit dem Theater zu, wanderte mit einer
Freunde, der zur Gitarre ſang, als Vorleſer umher, kam nae
Dresden, wo er vorübergehend Beſchäftigung am dortigen Theate
fand. Nach weiteren Kreuz= und Querfahrten heiratete er 18:
die Schauſpielerin Luiſe Borgée, die am Theater in Breslau an
geſtellt war, wo er eine Stelle als Sekretär und Theaterdichte
annahm. Ein Theaterſkandal machte der Stellung beider ei=
Ende, und ſie begleitete ihn auf Kunſtreiſen nach Prag, Wier
Brünn, Berlin, Hamburg und Breslau. 1824 wurde ſeine
Fra=
für das Berliner Hoftheater verpflichtet. 1825 ſtarb ſie, und
nahm eine Stelle als Direktionsſekretär, Bühnendichter und Re
giſſeur am Königſtädter Theater an, legte dieſe wieder niede
und trat von neuem als Vorleſer auf, machte eine Reiſe na=
Paris und kehrte 1827 über Düſſeldorf, Weimar und Frankfu
nach Berlin zurück, wo er ſich 1829 mit der Schauſpielerin Jul
Holzbecher vermählte.
Im nächſten Jahre erhielten beide einen Ruf an das Darm
ſtädter Hoftheater. Als am 1. September 1830 das Hof
theater wieder eröffnet wurde, berief nämlich der damalige Leite
des Hofthegters, Geh. Hofrat Küſtner, Holtei zum Regiſſeur. Seit
Vom Tage.
Dr. Eugen Schiffer, der erſte Reichsſchatzſekretär nach dem
Zuſammenbruch, hernach Reichsfinanzminiſter und ſpäter zweimal
Reichsminiſter der Juſtiz, begeht am Freitag, den 14. Februar, ſeinen
70. Geburtstag.
Als Nachfolger des preußiſchen
Unterrichts=
miniſters Grimme auf deſſen bisherigen Poſten als
Vizepräſident des Provinzialſchulkollegiums wurde der
ſozialdemokra=
tiſche Landtagsabgeordnete König auserſehen, der gegenwärtig Leiter
der Volksſchulabteilung im Provinzialſchulkollegium iſt.
Die Direktion der Berliner Verkehrsgeſellſchaft
be=
ſchloß, 500 Mann des techniſchen Perſonals zu
entlaſ=
ſen. Die B.V.G. hat ſich hierzu infolge der Sparmaßnahmen
ent=
ſchließen müſſen, nachdem der kommuniſtiſche Arbeiterrat den
ange=
botenen Ausweg, eine Feierſchichte pro Woche einzulegen, abgelehnt
hatte. Die Entlaſſungen werden bereits vom Mittwoch ab durchgeführt
werden.
An der Univerſität Köln wurde der
Nationalſozia=
liſtiſche Studentenbund verboten.
Der polniſche Haushalt wurde geſtern vom Seim in zweiter Leſung
verabſchiedet. Die Anträge der Regierung auf volle Wiederherſtellung
der Dispoſitionsfonds des Kriegsminiſteriums und des
Handelsmini=
ſteriums erzielten keine Mehrheit.
Zum neuen engliſchen Geſandten, für die
bal=
tiſchen Staaten iſt der bisherige Botſchaftsrat der
engliſchen Botſchaft in Brüſſel Knatſhbull=Hugeſſen
ernannt worden. Der neu ernannte Geſandte iſt der Nachfolger J.
Addiſons, der kürzlich zum engliſchen Geſandten in Prag ernannt
worden war.
Der erſte Jahrestag des Abſchluſſes der
Lateran=
verträge gibt vatikaniſchen und fasciſtiſchen Kreiſen Veranlaſſung,
die Bedeutung der Verträge ſowohl für die Weltziviliſation im
allge=
meinen als auch für die Beziehungen von Kirche und Fascismus im
beſonderen einer eingehenden Würdigung zu unterziehen.
Der japaniſche Botſchafter in Paris Graf
Adatſchi, der am Donnerstag nach Japan abreiſt und erſt
im Sommer wieder nach Paris zurückkehren wird, wurde vom
Prä=
ſidenten Doumergue zu einem Abſchiedsbeſuch empfangen, in
deſſen Verlauf ihm das Großkreuz der Ehrenlegion
ver=
i ehen wurde.
Das Zenkrum macht ſeine Zuſtimmung zum Youngplan
von der Klärung der finanziellen Lage abhängig.
Hierauf ergriff für das Zentrum der Abg. Dr. Brüning das
Wort, der ſich namens ſeiner Partei gegen jeden Verſuch wehrt, ohne
eingehende Durchberatung die vorliegenden Geſetzendwürfe
durchzupeit=
ſchen. Dem Dawesplan konnten wir freudiger zuſtimmen als dem
vor=
liegenden Youngplan. Damals handelte es ſich um die Sicherung unſerer
Währung, und man erhoffte allgemein von dem Vertragsabſchluß eine
Aera der friedlichen Verſtändigung mit unſeren ehemaligen Gegnern.
Dieſe Hoffnungen ſind ſchmerzlich enttäuſcht worden. (Lebhafte
Zu=
ſtimmung.) In der Saarfrage hat Frankreich durch ſeine Haltung nicht
den Glauben an ſeinen Verſtändigungswillen geſtärkt. Schmerzlich
muß=
ten wir feſtſtellen, welche Schwierigkeiten uns England in der
Liquida=
tionsfrage macht. (Lebhafte Zuſtimmung.) Bei dieſer Haltung der
gegenwärtigen engliſchen Regierung hat ſich nicht der Gedanke
durch=
ſetzen können, daß der völkerrechtliche Schutz des Privateigentums im
Kriege gerade durch eine beſſere Geſtaltung der Liquidationsverträge
für die Zukunft ſichergeſtellt ſein müßte. (Lebhafte Zuſtimmung.)
Beim Polenabkommen haben wir, den Eindruck, daß Deutſchland
große finanzielle Opfer auf ſich nimmt, um dagegen ideelle
Zugeſtänd=
niſſe Polens einzutauſchen. Das Zentrum wird dieſem Abkommen nicht
zuſtimmen können, bevor ihm im „Ausſchuß beſtimmte Auskünfte über
einzelne Fragen gegeben ſind. Wir wünſchen größere Sicherungen für
die von Polen gemachten Zugeſtändniſſe. Wir wollen keine Zuſtimmung
geben, die zu einem Hemmnis werden könnte für die Löſung der noch
immer offenen Probleme im Oſten im Sinne der Vernunft und
Gerech=
tigkeit. (Beifall im Zentrum.) Wenn ſo das Verhandlungsergebnis
nicht befriedigen kann, ſo darf baraus nicht ein Vorwurf gegen unſere
Unterhändler hergeleitet werden. Ihnen iſt die Arbeit dadurch ſehr
er=
ſchwert worden, daß es eine wirklich nationale Oppoſition zur Stärkung
der Regierungspoſition in Deutſchland, nicht gegeben hat. (Lebhafte
Zuſtimmung.) Die maßloſen Uebertreibungen in der Oppoſition der
von Hugenberg geführten Deutſchnationalen haben im Gegenteil die
Poſition der deutſchen Unterhändler nur erſchwert. Dieſe Poſition wurde
weiter erſchwert durch die ſchlimme Kaſſenlage des Reiches. Wir können
den Young=Plan=Geſetzen unmöglich in dritter Lefung zuſtimmen, wenn
nicht vorher volle Klarheit über die finanzielle Lage des Reichs und über
die finanziellen Konſequenzen des Young=Plans geſchaffen iſt, wenn
nicht vorher die deutſche Oeffentlichkeit darüber aufgeklärt iſt und wenn
nicht vorher daraus die geſetzgeberiſchen Konſequenzen gezogen ſind.
Dadurch wird die Regierungskoalition nicht gefährdet, ſondern gefeſtigt.
Wir glauben nicht, daß wir in der nächſten Zeit großen Kapitalzufluß
haben werden. Bleibt er aber aus, dann wird die Arbeitsloſigkeit noch
größer werden. Es iſt jetzt der Zeitpunkt gekommen, wo in Klarheit
und Wahrheit die Regierung dem Volke reſtloſe Aufklärung über die
Finanzlage geben muß. (Lebhafter Beifall im Zentrum.)
Die Volksparkei verlangk, daß die Befreiung des
Rheinlandes durch die Berſtändigung über
die Finanzfragen nicht verzögert wird.
Nachdem Abg. Thälmann für die Kommuniſten den Youngplan
abgelehnt hatte, legte Abg. Freiherr von Nheinbaben die
grundſätzliche Einſtellung der Deutſchen Volkspartei zur Außenpolitik
der letzten Jahre dar. Die Deutſche Volkspartei erblicke in dem
vor=
liegenden Vertragswerk den Abſchluß der zweiten
Nach=
kriegsepoche vom Herbſt 1923 bis zum Beginn dieſes
Jahres. Das Ziel der in dieſer Zeit insbeſondere von dem
ver=
ſtorbenen Reichsaußenminiſter Dr. Streſemann verfolgten Politik ſei
die Wiedergewinnung der territorialen Souveränität geweſen. Für den
Rhein ſei dieſes Ziel ſpäteſtens Ende Juni erreicht, und für die Saar
ſei es grundſätzlich in abſehbarer Zeit geſichert. Alle großen Worte
und Kundgebungen hätten einen anderen Weg nicht zeigen können.
Ge=
wiß ſeien insbeſondere 1927 und 1928 erhebliche Rückſchläge und
Ent=
täuſchungen eingetreten, die zuſammen mit der durch Parteihader und
Zerſplitterungen geförderten inneren Schwäche das deutſche Ringen um
Freiheit und Unabhängigeit erheblich erſchwert hätten. Keineswegs
aber ſei die Unrichtigkeit des außenpolitiſchen Kurſes erwieſen. Auch
die Deutſche Volkspartei teile die bange Sorge, ob Deutſchland die
neuen, immer noch außerordentlich ſchweren Laſten werde tragen können.
Es könne aber feſtgeſtellt werden, daß der neue Plan immerhin
ein erheblicher Fortſchritt ſei, der auf eine Sicherung gegen Unmögliches
und die Möglichkeit einer wirklichen ſpäteren Endlöſung bringe.
Die Regelung der Streitfragen über die Entmilitariſierung der
Rheinlandzone und die Abmachungen für den künſtlich konſtruierten Fall
abſichtlicher deutſcher Vertragszerreißung befriedigten nicht und ſtellten
nicht die endgültige Liquidation des Weltkrieges dar. Bis auf weiteres
liege aber darin trotzdem ein genügender Rechtsſchutz vor der
Wieder=
holung früherer Drohungen. Die außenpolitifche Arbeit der letzten
Jahre habe der Befreiung des beſetzten Gebietes gegolten, die Arbeit
der Zukunft werde darin beſtehen, Deutſchland wieder die volle
Gleich=
brechtigung zu bringen.
Dem Abg. Hugenberg gegenüber betont der Redner, daß die
deutſche Außenpolitik nicht mit Volksverſammlungen gemacht werden
könne. Der größte Patriot ſei nicht derjenige, der den Mund am
weiteſten aufreißt. Die Oppoſition verwechſele immer die Aufſtellung
von Forderungen mit Politik. Bei der gegenwärtigen Machtverteilung
hätte auch eine Hugenbergregierung von internationalen Konferenzen
nicht deutſche „Siege” mitteilen können. Der Reichsbankvräſident hat
mit ſeiner Behauptung, daß durch die im Haag beſchloſſenen
Zuſatz=
leiſtungen der Youngplan um Milliarden verſchlechtert worden ſei, viel
Unruhe ins deutſche Volk getragen.
Dieſe Behauptung iſt nicht richtig. Daß wir an Polen einen
Erſatz=
anſpruch von 2,5 Milliarden für abgetretenes Staatseigentum hätten,
iſt ſchon widerlegt worden. Bei ſolchen Behauptungen wäre alſo eine
gewiſſe Vorſicht am Platze. Auffallend iſt die Tatſache, daß Dr.
Hugen=
verg in ſeiner Rede nicht ein einziges Mal vom Rheinland geſprochen
hat. Man ſoll doch die Befreiung des deutſchen Rheins nicht als
Baga=
kelle behandeln. Die Deutſche Volksvartei würde nie einem Verzicht auf
unſere Oſtziele zuſtimmen. Ein ſolcher Verzicht iſt aber in den
vor=
liegenden Entwürfen nicht enthalten. Gegen die Formulierung des
deutſch=polniſchen —iquidationsabkommens haben wir manche Bedenken,
die wir im Ausſchuſſe vortragen werden.
Wir wollen mit England und Frankreich friedlich
zuſammenarbei=
ten, aber dazu iſt notwendig, daß unſere Vertragspartner den ſchönen
Worten über den Locarnogeiſt auch Taten folgen laſſen. Zu einer
Ber=
ſtändigung mit den übrigen Regierungsparteien über das Finan=
pro=
gramm ſind wir bereit, aber wir wollen nicht das Vertragswerk und die
Befreiung des Rheinlandes dadurch verzögern.
Die Wirlſchaftsparkei lehnt die Verankworkung ab.
Abg. Bredt (Wirtſch.) betont, ſeine Partei habe immer die
Ver=
ſtändigungspolitik grundſätzlich gebilligt. Sie werde ſich von dieſer
Politik auch für die Zukunft nicht abwenden. Die Linksregierung hat
uns in die Finanzmiſere hineingebracht; wer aber heute Herrn
Hugen=
berg gehört hat, der muß jede Hoffnung fahren laſſen, daß uns etwa
eine Rechtsregierung Hilfe bringen könnte. Seit drei Jahren haben
wir uns vergeblich bemuht, die bewilligungsfrendigen
Regierungspar=
teien auf den Ernſt der Finanzlage hinzuweiſen. Nachdem jetzt das
klar zutage liegt, was wir immer vorausgeſagt haben, kann man nicht
von uns verlangen, daß wir die Verankwortung für die Annahme des
Youngplanes mit übernehmen.
Die Bayeriſche Volksparkei unkerſtäht die Borderung
des Zenkrums.
Abg. Dr. Bahersdörfer (Baher. Vpt.): Mit dem
Young=
plan wird die Reparationslaſt endlich nach elf Jahren zahlenmäßig
feſtgeſetzt und damit der Verſuch gemacht, einen Unſicherheitsfaktor aus
unſerer geſamten Politik herauszubringen. Aber bei der ſchlimmen
Wirtſchaftslage Deutſchlands iſt auch dieſe Laſt viel zu ſchwer. In
Uebereinſtimmung mit dem Zentrum müſſen wir fordern, daß vor der
Entſcheidung über den Youngplan volle Klarheit über die finanzielle
Leiſtungsfähigkeit des Reichs geſchaffen iſt.
Um 20 Uhr vertagte das Haus die Weiterberatung auf
Mitt=
woch, 12 Uhr.
Ruf als Dichter, ſeine anerkannt hohe Bildung, Welt= und
Bühnenkenntnis ſchienen ihn ganz für dieſe Stelle zu befähigen,
und ohne Zweifel hätte er unter anderen Umſtänden und in
an=
derer Gemütsſtimmung recht heilſam auf das Ganze einwirken
können; aber er mochte ſich die beſtehenden Verhältniſſe anders
gedacht haben, als er ſie vorfand, er konnte oder wollte ſich nicht
in ſie fügen, zagte, mit Eifer und Enengie ſein Geſchäft zu
er=
ergreifen, ließ ſich von Mißmut und Unzufriedenheit, die von
einer Gegenſtrömung ausgingen, hinreißen und erlahmte bald
in ſeiner Amtsführung. Die unerwartete Kataſtrophe, die den
Schluß des Theaters nach kaum zehnmonatlicher Dauer
herbei=
führte, beſchleunigte ſeinen Wunſch, aus ſeinem Amte zu ſcheiden.
Am 1. Oktober zog er ſich von der Regie der Oper zurück und
ſagte ſich im März von aller Geſchäftsführung los. Seine Frau,
die als Schauſpielerin ſchon Ruf genoß, wurde als erſte
tra=
giſche Liebhaberin und für junge Frauen= und Charakterrollen
angeſtellt*). Sie trat erſtmalig am 1. September 1830 als
Klär=
chen in Goethes Eamont auf. Weitere Rollen waren u. a. die
der Franziska in Minna von Barnhelm und der Marianne in
Goethes Geſchwiſtern. Außerdem trat ſie noch in einer größeren
Zahl kleinerer Rollen und in den Singſpielen ihres Mannes
„Wiener in Berlin” und „Die Majoratsherrin” auf. Am 29. April
verabſchiedete ſie ſich als Franziska in Minna von Barnhelm
*) S. Chronologiſches Taſchenbuch des Großh. Heſſiſchen Hoftheaters.
Von Dr. Fuchs, Darmſtadt, 1832.
vom Publikum. Bei ſeinem Fortgang aus Darmſtadt
verabſchie=
dete ſich das Künſtlerpaar vom Darmſtädter Publikum
durch folgendes Inſerat im Frag= und Anzeigeblatt (
Darm=
ſtädter Tagblatt): „Ihren verehrten Gönnern und Freunden, deren
Huld und Teilnahme ſo manchen traurigen Tag in einen heiteren
verwandelte und die übelwollendſten Abſichten der Parteiſucht
vergeſſen machte, ſagen Unterzeichnete bei ihrer Abreiſe nach
Ber=
lin Dank und Lebewohl. Alle unangenehmen Erfahrungen
wer=
den durch die Zukunft verwiſcht; aber wo Freundſchaft und Güte
gewaltet haben, erneut Erinnerung, der Zeit und der Entfernung
zum Trotze, die ſchönen und erhebenden Bilder. Die Menſchen
ſind nicht nur zuſammen, wenn ſie beiſammen ſind; auch der
Entfernte, der Abgeſchiedene lebt uns!‟ Darmſtadt, im Mai 1831.
Karl und Iulie von Holtei.” — Auf dieſes Inſerat hin
ergingen ſich die „Heſſiſchen Blätter” (Beiträge zur Unterhaltung
und Belehrung), von denen nur 2 Jahrgänge 1830 und 1831
er=
ſchienen ſind, in heftigen Ausfällen gegen das Künſtlerpaar, das
über Darmſtadt zu Gericht ſitze, „deren Bewohner ſo verſtockt
waren, in Herrn von Holteis Trauerſpiel einzuſchlafen und
ſei=
ner Frau Gemahlin nicht zu klatſchen, ja luſtig zu werden, wo
man ſich ſichtbar alle Mühe gab, ſie zu rühren uſw.‟ „Wir
be=
dauern”, ſo ſchließt dieſer temperamentvolle Schreiber, „daß die
Guten hier unangenehme Stunden verlebt; aber ſie ſind ſelbſt
ſchuld daran und dürfen ſich nicht beklagen, denn ſie haben auch
uns keine angenehmen bereitet.” Auf dieſe gehäſſigen Ausfälle
erfolgte eine längere Erwiderung eines Freundes der Familie
Holtei, in der es heißt, daß Herr und Frau von Holtei, die
übri=
gens durch Bildung, beſcheidene Gefälligkeit und Talente ihren
Darmſtädter Bekannten manche angenehme Stunden verſchafften
und deshalb von ihnen recht ſehr freundliche Abſchiednahme
ver=
dienten, in jenem Inſerat nicht das Publikum, ſondern nur die
Parteiſucht der „übelwollendſten Abſichten” beſchuldigten und in
dieſer Abſicht Wohl= und Uebelwollende gegenüber ſtellten.
Uebel=
wollende Abſichten ſeien vielleicht darin zu erblicken, daß man
Frau von Holtei zum Vorwurf gemacht habe, ſie ſei zu ſtark, ſie
ſpreche in Berliner Akzent, ſie ſpiele zu oft uſw., oder daß
man böswillige Gerüchte über die Sittlichkeit des
Künſtler=
paares verbreitete und in öffentlichen Blättern Herrn v. Holteis
angeblichen Intrigen die Aufhebung des Hoftheaters ſchuld
gab. Nach alledem war das Künſtlerpaar von Holtei in
Darm=
ſtadt nicht auf Roſen gebettet. Holtei hat aber Darmſtadt doch
noch in guter Erinnerung behalten; denn die Ausgabe ſeiner
„Deutſchen Lieder” Schleſingen 1834, hat er „den Freunden
in Darmſtadt” gewidmet. (Der Gedichtband war hier leider
nicht zu bekommen.)
So erſtreckte ſich die Tätigkeit Holteis in Darmſtadt auch
nur auf neun Monate, und er wanderte weiter, zunächſt nach
Berlin, wo er als Schauſpieler auftrat, worauf jahrelange
Gaſt=
ſpiele in Nord= und Süddeutſchland folgten, bis er 1237 die
Direktionsſtelle am Stadttheater in Riga übernahm. Im
näch=
ſten Jahre ſtarb ſeine Frau, und er gab ſeine Stelle wieder auf
Nummer 43
Mittwoch, den 12. Februar 1930
Frankreich und Japan unker keinen Umſländen zu einer völligen Beſeitigung der Unkerſeeboole bereit.
Ikalien ſchließt ſich der engliſch=amerikaniſchen Forderung an.
Pariſer Sorgen.
Abkühlung der franzöſiſchen Gefühle für England.
Mißkrauen gegen die italieniſchen Schachzüge
in Mikkeleuropa.
Von unſerem A=Korreſpondenten.
Paris, 11. Februar.
Die Angriffe in der franzöſiſchen Preſſe gegen die Londoner
Konferenz werden immer ſchärfer. Selbſt Blätter wie „Le Temps”,
die ſonſt eine offiziöſe Höflichkeit der Konferenz gegenüber
be=
wahrten, verſchweigen ihre Meinung nicht mehr.
Mit der Veröffentlichung des amerikaniſchen Vorſchlages,
welcher in ſeiner Bedeutung einer engliſch=amerikaniſchen Einigung
— und zwar hinter dem Rücken Frankreichs — gleichkommt, hat
die Konferenz eine neue Wendung genommen, wenn dies auch
nicht ſofort zum Ausdruck kam.
Bis dahin, das war wenigſtens in Pariſer politiſchen Kreiſen,
die als ſehr wohlinformiert gelten, der Fall, beſtand die ſtille
Hoffnung, daß die Seeabrüſtungskonferenz England und
Frank=
reich wieder zuſammenführen würde. Man dachte dabei
ſelbſt=
verſtändlich nicht an die Entente cordiale, aber wenigſtens
rech=
nete man mit einer Entſpannung. Im Haag ſah man Anſätze zu
einer ſolchen Entſpannung. Zu Beginn der Konferenz in
Lon=
don war eine ganz fühlbare Beſſerung in dem engliſch=
franzö=
ſiſchen Verhältnis zu fühlen. Jetzt iſt es zu einer brüsken
Ab=
kühlungder Gefühle gekommen. Die amerikaniſche
Diplo=
matie hat die engliſch=franzöſiſche Annäherung in London
durch=
kreuzt. Nervöſe Leute in Paris ſprechen ſchon voreilig vom
Miß=
lingen des letzten franzöſiſchen Verſuchs, mit dem England
Mac=
donalds eine Verſöhnung herbeizuführen. Jedenfalls liegen über
der Londoner Konferenz dunkle Wolken.
Die franzöſiſche Außenpolitik hat auch auf anderen Gebieten
Sorgen. Sehr ernſte ſogar. Die Zeiten ſind aber außenpolitiſch
ſo bewegt, daß das breite Publikum für ſie kein Intereſſe übrig
hat. Die Konferenz in Londzn, die Ratifizierung des
Young=
planes in Berlin, die Verhandlungen über die Oſtreparationen
in Paris ſind die meiſtbeachteten Probleme. „Aber man vergißt
doch nicht, die italieniſchen Schachzüge in Mitteleuropa zu
über=
wachen. Der Beſuch des öſterreichiſchen Bundeskanzlers Schober
in Rom hat in Paris die Wirkung nicht verfehlt. In den
Haupt=
ſtädten der Kleinen Entente noch weniger. Eine ernſte politiſche
Annäherung zwiſchen Italien und Deutſch=Oeſterreich wäre für
die Kleine Entente höchſt unerwünſcht. Von Paris aus verſucht
man ſelbſtverſtändlich, wie immer in ſolchen Fällen, die Kleine
Entente zu beruhigen, aber in Prag hat man die Enttäuſchungen
im Haag — auch über Tardieus Haltung war man dort
ent=
täuſcht — noch nicht vergeſſen.
Die Ankerſeebookfrage auf der Bollfikung der
Londoner Konferenz.
EP. London, 11. Februar.
Das Jutereſſe an der heutigen Vollſitzung der Londoner
Konferenz, der vierten Plenarſitzung, konzentrierte ſich faſt
aus=
ſchließlich darauf, welche Haltung Frankreich zu dem Vorſchlag der
völligen Abſchaffung der Unterſeeboote
einneh=
men und wie es die von ihr gewünſchte Beibehaltung der
Tauch=
bootwaffe begründen werde.
Der Standpunkt Frankreichs
wurde in einem Expoſé des franzöſiſchen Marineminiſters
Ley=
gues eingehend dargelegt. Frankreich könne darnach unter
keinen Umſtänden einer völligen Beſeitigung
der Unterſeeboote zuſtimmen, da die Tauchboote als
eine Verteidigungswaffe par excellence betrachtet würden. Nach
Anſicht Frankreichs könne keine Seemacht ohne Unterſeeboote, die
als Kriegsſchiffe wie alle anderen angeſehen werden müßten,
auskommen. Beſonders für Frankreich ſei es ganz unmöglich,
ſich ohne Unterſeeboote zu behelfen. Zur Begründung des
fran=
zöſiſchen Standpunktes führe Leygues an, daß die franzöſiſche
Flotte in bezug auf Ueberwaſſerſchiffe recht ſchwach ſei,
anderer=
ſeits aber hätte die franzöſiſche Delegation nichts gegen eine
Beſchränkung des=Unterſeebootkrieges
einzuwen=
den und ſei bereit, ſich vertraglich auf einen Schutz
neutraler oder nichtkämpfender Perſonen gegen
Unterſeebootsangriffe feſtzulegen. Zum Schluß
ſeiner Ausführungen brachte Marineminiſter Leygues einen
An=
trag ein, einen Ausſchuß mit der Vorbereitung eines
Abkom=
mens zu beauftragen, das von allen Seemächten unterzeichnet
werden könnte und Angriffe von Unterſeebooten auf
Handelsſchiffe unter anderen Bedingungen,
als ſie von Ueberwaſſerkriegsſchiffen oden
Kriegsſchiffen erfolgen, verbieten ſoll.
Im kraſſen Gegenſatz zu denjenigen des franzöſiſchen
Marineminiſters ſtanden die Vorſchläge der engliſchen und
amerikaniſchen Delegation.
Die Wortführer beider Abordnungen, der Erſte Lord der
Admi=
ralität, Alexander, für die engliſche und Staatsſekretär Stimſon
für die amerikaniſche Delegation, brachten übereinſtimmend zum
Ausdruck, daß die Unterſeeboote nicht ausſchließlich zu
Vertei=
digungszwecken, ſondern recht wirkſam zu Offenſivzwecken
ver=
wendet worden ſeien und verwendet werden könnten. Alexander
führte eine Reihe von Gründen für die völlige Abſchaffung der
Unterſeeboote an, von denen beſonders die folgenden
hervor=
gehoben ſein ſollen: Eine Abſchaffung der U=Boote liege im
all=
gemeinen Intereſſe der Menſchheit; ſie würde einen bedeutenden
Beitrag zur allgemeinen Abrüſtung und zum Frieden darſtellen
und eine erhebliche finanzielle Erleichterung für die einzelnen
See=
mächte durch Ausfall der zum Schutz gegen U=Boote notwendigen
Zerſtörer und Kreuzer zur Folge haben. Die Argumente, die
Staatsſekretär Stimſon für eine völlige Beſeitigung der
Tauch=
boote anführte, bewegten ſich im großen und ganzen in den
glei=
chen Gedankengängen. Den
italieniſchen Standpunkt
in der Frage der U=Boote legte Außenminiſter Grandi in einer
längeren Erklärung in folgender Weiſe dar: Italien ſei ohne
weiteres bereit, an Beſprechungen für den Abſchluß eines
Ab=
rommens teilzunehmen, durch das Handelsſchiffe vor
Unterſee=
bootsangriffen geſchützt werden. Italien ſei überdies gewillt,
weiter zu gehen und an einer Diskuſſion über eine gänzliche
Ab=
ſchaffung der Tauchboote teilzunehmen, wenn der Abſchaffung
von allen Scemächten zugeſtimmt und eine weſentliche
Herab=
fetzung der Rüſtungen zur See damit erreicht werde.
Für die japaniſche Delegation ſprach der japaniſche
Marineminiſter Takarabe, der, wie der fnanzöſiſche
Marine=
miniſter, den großen Wert der U=Boote als Verteidigungswaffe
hervorhob, die gerade für Japan infolge der zerſtreuten Lage
ſeiner Beſitzungen zum Schutz gegen Angriffe unerläßlich ſei.
Japan würde aber einem Vorſchlag, der die ungeſetzliche
Ver=
wendung einer ſonſt ais geſetzlich anzuſehenden
Verteidigungs=
waffe verbietet, vollſte Unterſtützung zuteil werden laſſen.
Nachdem noch einige Vertreter der Dominions kurz zu
Wort gekommen waren, wurde von den Amerikanern ein Antrag
eingebracht, der die
Einſetzung eines Ausſchuſſes
zur Ausarbeitung eines Berichts über die Möglichkeiten eines
Abkommens über die folgenden drei Punkte vorſieht: 1. Völlige
Abſchaffung der U=Boote, 2. Beſchränkung der Verwendung von
17=Booten als Angriffswaffe, 3. Feſtſetzung einer Einheitsgröße
für Unterſeeboote. — Mit Zuſtimmung aller Delegationen
wur=
den beide Reſolutionen, die franzöſiſche und die amerikaniſche,
und trat von neuem ein Wanderleben als Vorleſer an, das
nur durch Uebernahme der Direktorſtelle am Breslauer
Stadt=
theater auf kurze Zeit unterbrochen wurde. Im Jahre 1850
nahm er ſeinen Wohnſitz in Graz bei ſeiner verheirateten Tochter
und kehrte im Jahre 1865 nach Breslau zurück, wo er die letzten
Jahre ſeines Lebens im Kloſter der Barmherzigen Brüder
ver=
lebte und, von der Mitwelt hochgeehrt und gefeiert, am 12.
Fe=
bruar 1880 ſtarb. Sein 80. Geburtstag wurde in Breslau und
anderwärts in glänzender Weiſe gefeiert. Die ſehr umfangreiche
zeitgenöſſiſche Literatur über Holtei beweiſt, wie nachhaltig man
ſich mit ihm beſchäftigte.
Holtei hat eine erſtaunliche literariſche Fruchtbarkeit
ent=
faltet. Seine geſammelten Werke umfaſſen 39 Bände ohne die
Gedichte und Theaterſtücke. Von ſeinen Dramen war „
Lorbeer=
baum und Bettelſtab” das meiſtaufgeführte, das ſich längere Zeit
auf der Bühne erhalten hat. Eine vorübergehende
Wieder=
belebung erfuhr es durch Friedrich Haaſe, der die Stelle des
„Heinrich” ſpielte, die früher von Holtei ſelbſt dargeſtellt wurde.
Seine Dramen arbeiten mit groben Effekten und ſind auf die
Empfindſamkeit des Publikums eingeſtellt. Den ſtärtſten Erfolg
erzielte Holtei, mit ſeinen Singſpielen, die zu ſeiner Zeit zum
feſten Beſtand unſerer Bühnen gehörten und mit denen er dieſe
Gattung aufs neue und in neuer Form in Deutſchland begründete.
Hierhin gehören die Singſpiele „Berliner in Wien” und „Wiener
in Berlin” ferner „Der alte Feldherr” und „Lenore‟. Einige
von dieſen Liedern, die jetzt vergeſſen ſind und das Schickſal der
modernen Schlager geteilt haben, ſind zur Zeit ihres Entſtehens
viel und ſogar zum Leierkaſten geſungen worden (wie: „Denkſt
du daran, mein tapferer Lagienka” und „Fordere niemand mein
Schickſal zu hören” aus „Der alte Feldherr”). Bis auf den
heutigen Tag erhalten hat ſich das Lied aus „Lenore‟: „Schier
dreißig Jahre biſt du alt, haſt manchen Sturm erlebt” Von
ſeinen zahlreichen Romanen ſind „Die Vagabunden”, in denen
eine ergötzliche Schilderung des künſtleriſchen Stromertums
ge=
geben wird, „Chriſtian Lammfell” und „Der letzte Komödiant”
am bekannteſten geworden. In Holteis Romanen, denen
mei=
ſtens eigene Lebenserfahrungen zu Grunde liegen, bekundet ſich
eine lebendige und packende Erzählungsgabe, aber Kunſtwerke
ſind ſie nicht, ſie entbehren des künſtleriſchen Aufbaues und der
Konzentration. Einen wertvollen literariſchen Beitrag hat ſeine
Autobiographie „Vierzig Jahre” geliefert, die die erſten 4
Jahr=
zehnte ſeines Wanderlebens bis 1850 umfaßt. Seine
hochdeut=
ſchen Gedichte, die der Gattung der empfindſamen Lyrik
ange=
hören, ſind heute wenig mehr bekannt. Ein bleibendes Verdienſt
um die deutſche Literatur hat ſich Holtei als ſchleſiſcher
Dialekt=
dichter erworben; in dieſen Gedichten zeigt er ſich als echter Poet,
ſie waren bahnbrechend für die ſchleſiſche Dialektdichtung. In
ihnen beruht die größte literariſche Bedeutung Holteis, während
ſeine übrigen literariſchen Erzeugniſſe heute nur noch ein literar=
Dr. W.
hiſtoriſches Intereſſe beanſpruchen können.
Heſſiſches Landeskheaker.
Kleines Haus. — Dienstag, den 11. Februar.
Tanzabend der Tanzgruppe des Hefſ. Landeskheakers.
Es iſt über einen gutgelungenen Tanzabend zu berichten,
der verdienten Erfolg eintrug. Er verdankt ihn einem
Pro=
gramm, das auf Tanzen ohne jegliche Gedankenfracht aufgebaut
war. Als Koſtüme waren dementſprechend, mit Ausnahme von
zwei Tänzen und des Skeichs, nur einfachſte Tanzkleider
ge=
wählt. Es geſiel ſehr, daß jede Beziehung und Ausdeutung —
wie ſie früher in der Bezeichnung der Tänze durch hochtrabende
Titel beliebt wurde — dadurch ausgeſchloſſen war, daß der
Zettel nur die Namen der Tanzenden und der Komponiſten
meldete.
Zunächſt wurden Einzeltänze geboten von IrjaHagfors
und Alfred Bauhaus, ſonſie von Irene Scheinpflug,
Hans Macke und Edwin Denby. Es ſind dieſe
zweifel=
los die Gutbegabten, ſtarken Könner der Tanzgruppe. Irja
Hagfors hat eine liebreizende Erſcheinung und zeigt in naiven,
ſriſchen Tänzen ihr Beſtes. Alfred Bauhaus tanzt ſehr
vor=
nehm, wirkt aber etwas zu neutral, wicht männlich genug. Irene
Scheinpflug tanzt am Gewinnendſten, wenn ſie ſich loslaſſen
darf, in luſtiger Laune oder in drolliger Pikanterie, mit
ausge=
ſprochen weiblichen Zügen. Edwin Denby iſt der Komiker des
Enſembles. Hans Macke macht techniſch ſo fabelhafte Sachen,
daß er füglich auf grobe Efſekte (Stampfen) verzichten bann. Auch
fehlt manchmal reichere Abwechſelung. Aber was er tanzt iſt von
ausgezeichneter Schwungkraft, Energie, Exaktheit und trägt die
jungfriſchen Züge männlichen Charakters.
Der nun folgende Sletch Soirée (muß es ein franzöſiſcher
Titel ſein?) hatte ſeine Stärke nicht im Tänzeriſchen an ſich,
ſon=
dern in deſſen Uebertragung ins Mimiſche, Parodiſtiſche: eine
Charakter=Tanz=Groteske draſtiſcher Art. Die packende Wirkung
blieb dieſem Ulk in Koſtümen aus den 70er Jahren denn auch
nicht verſagt. Dieſe bis in viele Details fein beobachtende Gabe
des Humors mochte man der ſich ſeither auf anderen Gebieten
betätigenden Kläre Eckſtein, der Verfaſſerin und Leiterin
des Stückes, kaum zugetraut haben.
Alle hierin Mitwirkenden, der gemeinſamen Idee einheitlich
Ausdruck gebend, verdienen gleichgroße Anerkennung: Pia
Mlakar, Pino Mlakar, Annelieſe Garbe, Irja
Hagfors, Edwin Denby, Irene Scheinpflug,
Iller Knieſtedt, Alfred Bauhaus, Hans Macke —
die ewig lächelnde Dame im Seſſel nicht zu vergeſſen.
Am leider verſtimmten Flügel begleitete Hans Hayn mit
VH.
Sicherheit und Ausdquer.
Seite 3
dem Erſten Konferenzausſchuß zur weiteren Prüfung übergeben,
worauf ſich die Konferenz vertagte.
Am Mittwoch findet, nach Erklärungen Macdonalds, eine
Sitzung des Erſten Ausſchuſſes ſtatt, auf der die Delegationen
einen Bericht eines Unterausſchuſſes von Sachverſtändigen über
die Abrüſtungsmethoden entgegennehmen werden. Eine
Eini=
gung in dieſer Frage ſei zwar noch nicht erreicht worden, doch
ſtehe ſie, wie Macdonald erklärte, unmittelbar bevor. Die
Kon=
ferenz gehe jetzt tiefer in die Einzelheiten hinein und dürfte
bald die ziffernmäßige Behandlung der Abrüſtungsfrage in
An=
griff nehmen.
Wie die Agentur Radio aus London meldet, haben
Miniſter=
präſident Tardieu und Briand heute abend im Unterhaus eine
längere Unterredung mit Macdonald gehabt, in deren Verlauf
ſie mündlich die von Frankreich geforderte Tonnageziffer
mit=
teilten. Dieſe Ziffer entſpricht nach wie vor dem franzöſiſchen
Flottenbauprogramm und beläuft ſich um 800 000 Tonnen herum.
Deutſche Bokſchaft in Warſchau?
Die Handelsverkragsverhandlungen noch nicht
abgeſchloſſen.
* Berlin, 11. Februar. (Priv.=Tel.)
In der letzten Zeit hat eine ganze Reihe von Staaten die
Geſandtſchaften in Warſchau zu Botſchaften umgewandelt. Damit
iſt Polen nicht nur eine Ehrung zuteil geworden, ſondern dieſe
Staaten haben Polen auch zu einer Großmacht geſtempelt. Die
Beweggründe für dieſes Verhalten, namentlich bei den
Eng=
ländern und den Franzoſen, ſind wohl, in dem allgemeinen
Gegenſatz zu Sowjetrußland zu ſuchen. Die weſteuropäiſchen
Staaten betrachten Polen als einen Vorpoſten gegen
die Sowjetunion. Infolgedeſſen unterlaſſen ſie nichts, was
geeignet iſt, eine Bevorzugung Polens darzuſtellen. Deutſchland
kann ſich auf die Dauer den Folgen dieſes Liebeswerbens um
Polen nicht entziehen. Es wird früher oder ſpäter daran gehen
müſſen, ſeine Geſandtſchaft in eine Botſchaft umzuwandeln. Der
früheſte Zeitpunkt dafür wäre nach dem Abſchluß der noch
ſchwe=
benden Handelsvertragsverhandlungen. Hier ſieht es aber nach
einer baldigen Einigung noch nicht aus. Es haben ſich allerlei
Streitfragen, in erſter Linie um das Schweinekontingent und
um das Recht der Einfuhr polniſcher Kohle nach Deutſchland,
ergeben. Bevor alſo hier ein Abſchluß erreicht iſt, kann eine
Um=
wandlung der Geſandtſchaft in eine Botſchaft nicht erfolgen.
Dann würden auch wieder Perſonalfragen aufgerollt. Schon
früher war die Rede davon, daß der gegenwärtige Warſchauer
Geſandte Ulrich Rauſcher als Staatsſekretär ins Auswärtige
Amt gehen ſollte. Es hängt aber nicht zuletzt von dem Ausgang
der ſchwebenden Verhandlungen ab, ob man erneut auf dieſen
Plan zurückkommen wird. Wird aher die Geſandtſchaft zur
Botſchaft erhoben, der Geſandte alſo Botſchafter, dann erſcheint
es wieder fraglich, ob der neugebackene Botſchafter noch Neigung
beſitzt, einen Staatsſekretärpoſten zu übemehmen.
Der öſterreichiſch-ikalieniſche Schiedsverkrag.
EP. Wien, 11. Februar.
Der Wortlaut des von Bundeskanzler Schober und
Muſſo=
lini in Rom unterzeichneten öſterreichiſch=italieniſchen
Schieds=
vertrages wird heute veröffentlicht. Ueber die Beſtimmungen
des Vertrages hinaus enthält er eine Reihe von Artikeln, welche
die Aufgaben der Vergleichskommiſſion umſchreiben, die die
zwiſchen Oeſterreich und Italien ſchwebenden Fragen zu
unter=
ſuchen und Streitfälle zu ſchlichten hat. Aus ſeinem
Schluß=
paſſus geht hervor, daß der Vertrag auf zehn Jahre abgeſchloſſen
iſt und für den Fall, daß er nicht ſechs Monate vor Ablauf dieſer
Friſt gekündigt wird, auf weitere fünf Jahre automatiſch in
Kraft bleibt. In einem offiziöſen Kommentar werden die
Ana=
logien mit den bereits beſtehenden Schiedsgerichsverträgen
dar=
gelegt.
Trio=Abend.
Zugunſten ſeines Landheims veranſtaltete geſtern abend das
Realgymnaſium ein Kammermuſikkonzert, das dem Schaffen des
ſeinerzeit in Darmſtadt führenden Muſikers Carl Ludwig
Amend Mangold (1813—1889) gewidmet war. Mangold hat
neben ſeiner Tätigkeit als Hofmuſikdirektor — auch den
Muſik=
verein leitete er und den Mozartverein — ſich erfolgreich als
Komponiſt betätigt. Seine Männerquartette ſind populär in
ganz Deutſchland; er hat Beachtung gefunden als Komponiſt von
Oratorien und Chorwerken, und geſtern hörte man von ihm aus
dem Manuſkript zwei Trios für Geige, Cello und Klavier; beide
im Jahre 1840 komponiert; das erſte in A=Moll, das zweite —
ungleich wertvoller — in Es=Dur op. 25. Beide verraten
natür=
lich die Hand des gewiegten Technikers und benntwisreichen
Muſikers. Im erſten Trio iſt ein E=Dur Andante mit einem
ſchönen, weichen Geſangsthema, das Scherzo mit ſeinem
hüpfen=
den kurzgeſchürzten Thema beſticht, als Ganzes aber erreicht es
nicht die zwingende Wirkung des zweiten Trios, das, Beethoven
unverkennbar als Vorbild, ein Stück ausgezeichneter Hausmuſik
darſtellt, das wert wäre, auch heute noch häufiger geſpielt zu
werden. Der erſte Satz, lebendig und mit glänzendem
Klavier=
ſatz, das Scherzo mit reizvollem Trio und ein Adagio mit
tief=
empfundener Melodik, das kann ſich hören laſſen und wird
im=
mer noch prächtige Wirkung machen.
Das letzte Finale ſchien uns wicht gleichermaßen gelungen;
es hat nicht die Friſche, den unmittelbar mitreißenden Zug, den
man nach den drei vorangegangenen Sätzen erwartete. Als
Ganzes aber betrachtet, verdient dies Trio der Vergeſſenheit
entriſſen zu werden.
Die Wiedergabe war eine Ueberraſchung; nach anfänglicher
Befangenheit hatten ſich die drei Spieler: C. Kopatſchka
(Geige), H. Andrä (Cello) und A. F. Volz (Klavier)
frei=
geſpielt und zeigten ein ſo klangſchönes, techniſch gekonntes und
geſchmackvolles Muſizieren, daß man ungetrübte Freude haben
konnte. Beſonders ſei hervorgehoben die warme, beſeelte
Wieder=
gabe der Variationen=Adagios im Es=Dur Trio; das war eine
ſchöne Leiſtung.
Der Abend brachte den Werken, ihrer Wiedergabe und ſicher
auch dem Landheim verdienten Erfolg.
O.
Bon deukſchlands Hohen Schulen.
L.U. Von der Landesuniverſität Gießen. Die Univerſität
Amſter=
dam hat Herrn Profeſſor Dr. Viétor eingeladen, im März 1930
Gaſtvorleſungen dort zu halten.
Bonn: Profeſſor Dr. Anton Baumſtark hat den Ruf auf den
Lehrſtuhl der ſemitiſchen Philologie an der Univerſität Münſter als
Nachfolger von Profeſſor H. Grimme angenommen.
Seite 4
Mittwoch, den 12. Februar 1930
Die innenpolikiſchen Wünſche des Zenkrums.
Zie Finanzierung der Arbeiksloſenverſicherung.
* Berlin, 11. Februar. (Priv.=Tel.)
Herr Dr. Moldenhauer iſt am Dienstag mit den
Sachverſtän=
digen der Regierungsparteien in die Einzelberatung ſeines
Pro=
gramims eingetreten und hat dabei die Erfahrung machen müſſen,
daß die Gegenſätze ſich vertiefen, ſobald man
ver=
ſucht, ausdem rein Grundſätzlichen in das
Prak=
tiſche zu kommen.
In der Frage der Arbeitsloſenverſicherung iſt freilich unter
den bürgerlichen Regierungsparteien eine
ge=
wiſſe Einheitsfront vorhanden, inſofern, als ſie
be=
reit ſind, den vom Finanzminiſter vorgeſchlagenen Weg einer
Ab=
deckung des Defizits zu gehen, wobei freilich die Volkspartei noch
Vorbehalte macht und verlangt, daß die Reform der Verſicherung
nicht unter den Tiſch fallen darf, daß mindeſtens der ernſthafte
Verſuch gemacht werden muß, an den Ausgaben noch einen
er=
heblichen Poſten zu ſtreichen. Darüber hinaus aber iſt man für
den Reſt bereit, die Transaktion mit den
Reichsbahnvorzugs=
aktien vorzunehmen, nicht mehr als
Gefahrengemein=
ſchaft der Sozialverſicherungsanſtalten,
ſon=
dern als ein rein privatwirtſchaftliches
Ge=
ſchäft, ſo daß alſo die Invalidenverſicherung und die
Angeſtell=
tenverſicherung der Arbeitsloſenverſicherung Geld aus ihren
Ueberſchüſſen leihen und dafür vom Reich als Sicherheit
Reichs=
bahnvorzugsaktien bekommen, die ſie, wenn ſie Geld brauchen,
entweder dem Reich zurückverkaufen oder auch in den Verkehr
bringen können, allerdings nur in Form von Zertifikaten, ſo daß
das Stimmrecht der Aktien unter allen Umſtänden beim Reich
verbleibt. Der Reichsfinanzminiſter hat verſprochen, bis zum
Mittwoch einen Entwurf auszuarbeiten, der dieſe Transaktion
juriſtiſch formuliert.
Dagegen iſt man ſich in anderen Fragen nicht näher
gekom=
men. Die Sozialdemokraten wollen an eine Erhöhung der
in=
direkten Steuern nur herantreten, wenn gleichzeitig auch die
direkten Steuern heraufgeſchraubt werden, während die
Volks=
partei die Erhöhung der indirekten Steuern nur dann zugeſtehen
will, wenn gleichzeitig geſetzlich feſtgelegt wird, daß der Abbau der
direkten Steuern nicht auf unbeſtimmte Zeit vertagt wird,
ſon=
dern ſpäteſtens im nächſten Finanzjahr 1931 einſetzt. Die
Volks=
partei weiſt mit Recht darauf hin, daß ja die 450 Millionen, die
zur Abdeckung der ſchwebenden Schuld erforderlich ſind, ebenſo
wie die 158 Millionen zur Abdeckung des Staatsdefizits aus 1928
nur einmalige Ausgaben ſind, daß dieſe, zuſammen über 600
Millionen, alſo im nächſten Jahr zur Verfügung ſtehen, und die
Volkspartei will daher bindende Zuſagen in ausgearbeiteter
Form, daß der Betrag dann ſpäteſtens 1931 zur Senkung der
direkten Steuern benutzt wird.
Der Gegenſatz zwiſchen Sozialdemokraten
und Volkspartei iſt alſo ſo groß, daß man ihn faſt als
un=
überbrückbar bezeichnen kann, obwohl die Volkspartei ſich darauf
beruft, daß der Reichskanzler und auch der frühere
ſozialdemokratiſche Reichsfinanzminiſter
Hil=
ferding die Notwendigkeit einer Senkung der
direkten Steuern anerkannt haben. Die
Sozialdemo=
kraten haben aber ſchon im vorigen Winter die bekannten 14
Punkte zu umgehen gewußt und ſcheinen auch jetzt aus Angſt vor
den Kommuniſten nicht für weitergehende Zugeſtändniſſe zu
haben zu ſein. Unter dieſen Umſtänden tritt die Forderung des
Zentrums, das vor der Schlußabſtimmung über die Younggeſetze
bereits völlige Klarheit über das Finanzreformprogramm
geſchaf=
fen haben will, in den Hintergrund. Es iſt gewiß kein Zufall,
daß der Parteiredner des Zentrums das Verlangen nach einer
derartigen Sicherung am Dienstag im Reichstag noch einmal
unterſtrichen hat. Aber auch das Zentrum wird ſich darüber klar
ſein müſſen, daß bei der Haltung der Sozialdemokraten ein ſolches
Programm ſchwer zu erfüllen iſt, da die Volkspartei rund heraus
erklärt hat, daß ſie am Ende ihrer Opferpolitik angekommen iſt
und den Sozialdemokraten weitere Zugeſtändniſſe nicht machen
will. Die Gefahr einer Kriſe beginnt alſo bereits am Horizont
aufzuſteigen, und dieſe wird um ſo bedrohlicher, je mehr das
Zentrum ſich auf die ſachlich und theoretiſch gewiß berechtigte
Forderung einer logiſchen Verbindung zwiſchen Haager
Abkom=
men und der Finanzreform verbeißt.
Gewerbe und der Landwirtſchaft
2n?‟ Eine Rede des heſſiſchen
Gießen, 11. Februar.
Der heſſiſche Miniſter für Arbeit und Wirtſchaft, Korell,
ſprach geſtern abend hier in einer außerordentlich ſtark beſuchten
öffentlichen Verſammlung, zu der die Deutſchnationale Partei
eingeladen hatte, über das Thema: „Wie kann dem
Ge=
werbe und der Landwirtſchaft geholfen
wer=
den?‟ Der Miniſter beſchäftigte ſich zunächſt eingehend mit
der Notlage des Handwerks und erklärte, es müßte bei der
kommenden Reichsfinanzreform dahin geſtrebt werden, daß die
Gewerbeſteuer herabgeſetzt werde mit dem Ziel
der endgültigen Beſeitigungdieſer zuſätzlichen
Einkommenſteuer. Weiter forderte der Miniſter eine
Ermäßigung der hohen Schuldenzinſen, die für
das Gewerbe und die Landwirtſchaft einfach
un=
tragbar ſeien. Von beſonderer Bedeutung ſei weiterhin die
Uebertragung von Lieferungen des Staates
und der Gemeindeverbände an das Handwerk.
Eine Filialſteuer für ſolche Betriebe, die ihr Hauptgeſchäft
außerhalb Heſſens haben, halte er für durchführenswert. Er ſei
weiter bemüht, den Abſatz von Waren mittels Autos
von Frankfurt her nicht nur der
Wandergewer=
beſteuer ſondern auch der Wanderlagerſteuer
zu unterwerfen. Im Intereſſe des Handwerks und der
Arbeiterſchaft liege es auch, daß die Schwarzarbeit,
nament=
lich von Erwerbsloſen, entſchieden bekämpft werde, weil
da=
durch das Handwerk Schaden erleide und viele Arbeiter um
einen Teil ihres Brotes gebracht würden.
Hinſichtlich der Landwirtſchaft betonte der Miniſter,
daß ohne eine rentable Landwirtſchaft die deutſche
Volkswirt=
ſchaft erledigt ſei. Er ſetze ſich für eine Zollpolitik ein, die
für den Produzenten, aber auch für den Konſumenten in gleicher
Weiſe tragbar ſei. Vor allem komme es ihm darauf an, daß der
heſſiſche Bauer in ſeiner Produktion ſichergeſtellt werde.
Weiter=
hin ſei zum Nutzen der Landwirtſchaft die Schaffung
mo=
derner Verkaufs= und Sortierungsmethoden
durchzuführen. Die Beſtrebungen zur Schaffung eines
Roggenbrotgeſetzes unterſtütze der Miniſter mit allem
Nachdruck, da er davon überzeugt iſt, daß in Deutſchland ¼
Mil=
lionen Tonnen Roggen jährlich mehr verbraucht würden, wenn
es mit der Landwirtſchaft und der allgemeinen Volkswirtſchaft
wieder aufwärts gehen ſolle. Die Geſamtfrage ſei aber
nur zulöſen für Gewerbe und Landwirtſchaft, für die andern
Berufe und für die Arbeitsloſigkeit im Zuſammenhang mit
einer Erleichterung unſerer Steuerlaſten und
unſerer auswärtigen Verpflichtungen.
Ausführungen des Miniſters Korell zum
Die Regierung ſteht und fällt mit dem
Spar=
programm.
Am Schluß ſeines Vortrages kam der Miniſter auch auf
das Sparprogramm der heſſiſchen Regierung
zu ſprechen und erklärte hier u. a.: Die heſſiſche Regierung habe
den Willen, ſolange es nötig ſei, das Eigenleben Heſſens,
zu erhalten. Dazu brauche ſie aber nicht nur das Vertrauen
der Regierungskoalition, ſondern auch das Vertrauen der
Oppo=
ſition. Die heſſiſche Regierung ſtehe und falle
mit den Maßnahmen, die ſie jetzt für notwendig
halte im Intereſſe des Landes Heſſen. Was die
Regierung bei aller Sparſamkeit noch für vertretbar halte, könne
ſich ſehen laſſen im Vergleich zu dem, was der
Reichsſparkom=
miſſar fordere. Opfer müßten von Stadt und Land,
von den großen und kleinen Städten und von den Dörfern
ge=
bracht werden. Die Regierung bemühe ſich aber,
dieſe Opfer und Laſten gerecht zu verteilen. Die
Regierung denke gar nicht daran, irgendeine Stadt zu ruinieren,
indem ſie ihr eine lebenswichtige Behörde wegnehme. Aber es
müſſe jetzt unbedingt mit einer gewiſſen Härte zum Entſchluß
gekommen werden.
Wenn der Landtag mit der Regierung gehe, dann glaube die
Regierung, bis zu beſſeren wirtſchaftlichen Verhältniſſen und
höheren Steuereinnahmen die Exiſtenz Heſſens, ſeiner
Univer=
ſität, der Techniſchen Hochſchule, des Landestheaters und der
Be=
zirke und Städte gerettet zu haben. Wenn aber das Polk und der
Landtag mit der Regirung jetzt nicht mitgehen würden, dann
werde die Regierung ihre Aufgabe in die Hand anderer Männer
legen, die es dann beſſer machen müßten als die jetzige
Re=
gierung.
Berlängerung der Legislakurperiode des
Heſſiſchen Landkags?
In der dem Zentrum naheſtehenden Binger „
Mittelrheini=
ſchen Volkszeitung” wird dafür Stimmung gemacht, die
Legis=
laturperiode des Landtags um ein Jahr zu verlängern, weil ſonſt
für die bevorſtehenden einſchneidenden geſetzgeberiſchen
Maß=
nahmen die Zeit fehle oder aus den Neuwahlen reſultierende
Hemmungen mitſpielen könnten. Lediglich bei der
Sozialdemo=
kratie beſtänden gegen dieſe Verlängerung verfaſſungsrechtliche
Bedenken. Dazu läßt ſich der ſozialdemokratiſche „Volksfreund‟
jetzt aus unterrichteten Kreiſen melden, daß „die
Regierungs=
parteien trotz aller formellen Bedenken für die Verlängerung zu
haben wären”. Tatſächlich lägen aber die Schwierigkeiten darin,
daß zur Durchführung des entſprechenden Geſetzes eine
Zwei=
drittelmehrheit erforderlich iſt.
OM
Ludwig Schnell
Erike Schnel
geb. Röhrich
Vermählte
Soderstr. 6½
Statt beſonderer Anzeige.
Nach einem Leben von treueſter
Pflichterfüllung entſ hlief ſanft am
9. Februar nach kurzem, ſchweren
Leiden mein lieber Mann, unſer
guter, treuſorgender Vater und
Großvater
Herr
Joſef Wehrle.
Die trauernden Hinterbliebenen:
Wilhelmine Wehrle, geb. Xandry
und Kinder.
Darmſtadt, im Februar 1930.
Die Beiſetzung findet auf Wunſch
des Entſchlafenen in der Stille
ſtatt.
Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe inniger
Teilnahme beim Heimgange
unſeres lieben Entſchlafenen
ſagen auf dieſem Wege
herz=
lichen Dank
(2622
Im Namen der
tieftrauernden Hinterbliebenen:
Eliſabeih Bruſt Wwe.
Wallbach, den 8. Febr. 1930
Heute nachmittag entſchlief ſantt nach kurzem.
ſchwerem Teiden im 68. Lebensjahre mein
innigſigeliebter Mann, Bruder, Schwager
und Onkel
Karl Juſtus
Reichsbahn=Oberſekretär i. R.
Im Namen der Hinierbliebenen:
Pauline Juſius, geb. Kloß.
Darmſtadt, den 10. Februar 1930.
Die Beerdigung findet am 13. Februar 1930,
nach=
mittags 3 Uhr, auf dem alten Friedhof an der Nieder=
Ramſtädterſtraße ſtatt.
Beileidsbeſuche dankend verbeien.
So hilt der gummiloſe
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22
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Nummer 43
Mittwoch, den 12. Februar 1930
Seite 5
Aus der Landeshauptſtadk.
Darmſtadt, den 12. Februar.
— Heſſiſches Landestheater Darmſtadt. Heute Mittwoch gelangt
Gerhart Hauptmanns Schauſpiel „Florian Gegyer” um 19.30 Uhr
im Großen Haus in der erfolgreichen Neuinſzenierung von Carl Ebert
zur Aufführung.
„Don Giovanni” von Mozart wird morgen Donnerstag um
19.30 Uhr im Großen Haus unter muſikaliſcher Leitung von Dr. Karl
Böhm mit der hervorragenden Premierenbeſetzung erſtmalig wiederholt.
„Tiefland”, die volkstümliche Oper von d’Albert, wird Freitag,
den 14. Februar, um 19.30 Uhr im Großen Haus unter muſikaliſcher
Leitung von Carl Bamberger in Szene gehen.
Die Heſſiſche Spielgemeinſchaft veranſtaltet Freitag, den 14. Febr.,
um 20 Uhr im Kleinen Haus außer Miete eine Wiederholung ihres
beliebten Einakterabends mit den Werken: „Der Kaktusfreund”
„Der gute Rat” und „Der erſte Hochzeitstag‟. Die
Ver=
anſtaltung findet bei kleinen Preiſen (1—3 Mark) ſtatt.
„Der Wildſchütz”, Oper von Lortzing, gelangt Samstag, den
15. Februar, um 19.30 Uhr im Kleinen Haus in neuer Inſzenierung
von Arthur Maria Rabenalt und Wilhelm Reinking unter muſikaliſcher
Leitung von Karl Maria Zwißler zur Aufführung. Heute Mittwoch
Beginn des Vorverkaufs.
„Die Affäre Drehfus”, Schauſpiel von Rehfiſch und Herzog,
wird als nächſte Schauſpielneuheit des Großen Hauſes vorbereitet.
In=
ſzenierung: Renato Mordo; Bühnenbilder: Lorhar Schenck v. Trapp.
— Achtes Akademie=Konzert Buſch=Serkin. Es wird nochmals
dar=
auf aufmerkſam gemacht, daß das 8. Akademie=Konzert Buſch=Serkin,
welches für den 13. Februar vorgeſehen war, infolge eines
Unglücks=
falles des Herrn Profeſſor Buſch an dieſem Tage nicht ſtattfinden
kann, ſondern auf den 6. Mai d. Js. verſchoben wurde.
— Zweiter Kammermuſik=Abend des Drumm=Quartetts. Heute
Mittwoch findet um 20 Uhr im Kleinen Haus der zweite
Kammermuſik=
abend des Drumm=Quartetts bei Preiſen von 1, 2 und 3 Mark ſtatt.
Den Klavierpart hat Kapellmeiſter Karl Maria Zwißler übernommen.
— Heſſiſche Spielgemeinſchaft. Der erfolgreiche Einakterabend
mit den Werken „Der Kaktusfreund” von J. Nerking, „Der gute Nat”
von H. Rüthlein und „Der Hochzeitstag” von G. Büchner” wird am
Freitag, den 14. Februar, um 8 Uhr im Kleinen Haus wiederholt. Im
Intereſſe des idealen Zwecks — Errichtung eines Niebergall=Denkmals
— dürfte wiederum mit einem ausverkauften Haus zu rechnen ſein. Ein
herzlich=froher Abend iſt den Beſuchern gewiß.
— Volkshochſchule. Die Vorlefung von Fräulein Meyer über
Rom” muß am Mittwoch, den 12. Februar, ausfallen. Ebenſo
der Unterricht in Spaniſch von Frau Forch am Donnerstag, den
13. Februar. — Für das Konzert des Drumm=Quartetts am
Mittwoch und die drei Einakter der Spielgemeinſchaft am
Freitag dieſer Woche erhalten unſere Mitglieder ermäßigte Karten in
unſerer Geſchäftsſtelle.
— Kirchenmuſikaliſche Abendfeier in der Stadtkirche. Unſere Leſer
ſeien noch einmal aufmerkſam gemacht auf die heute abend 8 Uhr
ir der Stadtkirche ſtattfindende Abendfeier. Der Eintritt iſt frei.
— Hohes Alter. Am Donnerstag, den 13. Februar, feiert der
Roh=
ſchloſſer i. R. Georg Friedrich, Liebfrauenſtraße 90, in aller
Rüſtig=
keit ſeinen 75. Geburtstag. Herr Friedrich war 50 Jahre bei der
Werk=
ſtätte Inſpektion 1 in Darmſtadt beſchäftigt.
Frau Daniel Bangert Wwe, Liebfrauenſtraße 67, feiert am
B. Februar, ihren achtzigſten Geburtstag.
— Orpheum=Prentiere. Das Neue Operettentheater
Frankfurt a. M. (Direktion G. Land) beginnt heute Mittwoch,
abends 8.15 Uhr, ſein hieſiges, nur bis Sonntag, 16. Februar,
währen=
des Gaſtſpiel mit der humorvollen, melodiöſen Luſtſpiel=Operetten=
Aovität „Panne um Mitternacht”; Muſik von Harry Waldau.
Die Aufführungen finden in der Originalbeſetzung der
Frank=
furter Aufführungen ſtatt. (S. Anz.)
— Wer die Kinder=Tanz= und Spiellieder von Lili Hickler kennt,
urrd es begrüßen, daß am Sonntag, 23. Februar, eine neue Folge
zur Aufführung kommt. Es iſt eine eigenartige, ſowohl durch ihre
Yatürlichkeit als durch ihre Anmut reizvolle Kunſt, die uns hier
vor=
a führt wird, und es bedeutet eine Erquickung ohnegleichen, eine Flucht
aus dieſer nüchternen Zeit in das Reich der Freude, ſich in den Bann
dieſer Kinderſeligkeit zu begeben.
— Vortrag. Auf Veranlaſſung des Vereins für
natur=
gemäße Lebens= und Heilweiſe E. V. Darmſtadt ſpricht am
Donnerstag, den 13. Februar, abends 8 Uhr, in der Aula des
Real=
gymuaſiums (ſiehe geſtrige Anzeige) Frau Elſa von Golfieri,
Berlin, die Tochter der verſtorbenen, international bekannten Aerztin
Dr. med. Anna Fiſcher=Dückelmann, über das Thema: „Unterleibs= und
Seelenleiden der Frauen infolge von Schwächen und Verirrungen im
Liebes= und Eheleben”. (Wichtig auch für Männer).
— Nudideli. Sie herrſcht, er gehorcht. Das wird die Erkenntnis
ein für die Mitglieder, eingeführten Gäſte und Studenten, die der
Mozartverein am nächſten Samstag in das Wunderland
Nudi=
deli führt. Die Nudidelierinnen kennen nur Diktatur der
Liebe. Der Nudideli=Feſtſaal ſteht im Zeichen dornenloſer Roſen
und flammender Herzen. Drei leibhaftige Kapellen ſpielen mit
Emſig=
eit und Luſt; Willi der Unermüdliche hat die Oberleitung. Das
So=
ort=Programm des Nudideli=Abends bringt freudigere Ueberraſchungen
Is die Sofort=Programme auf Erden. Karten zur Nudideli=Fahrt bei
2. Titze Eliſabethenſtraße 4. (Siehe Anzeige.)
— Reichsregierung und Angeſtelltenverſicherung. Der Verſuch der
Reichsregierung, das Defizit der Arbeitsloſenverſicherung aus den
Rück=
agen der anderen Sozialverſicherungen zu decken, hat zu den ſchärfſten
Proteſten der Gewerkſchaften geführt. Dieſer Verſuch wird als eine SChunhaas lact
toße Gefährdung der Sozialverſicherung betrachtet. Der Gewerkſchafts=
und der Angeſtellten (GDA.), Ortsgruppe Darmſtadt, wird in ſeiner
Nitgliederverſammlung am Donnerstag, den 13. Februar, 2.30 Uhr,
m GDA.=Heim, Riegerplatz Nr. 3, zu dieſer Frage Stellung nehmen. wird. Dieſer „Bahnſchutz” hat ſich 1921 gebildet auf Grund eines Auf=
Intereſſenten ſind zu dieſer Verſammlung herzlich eingeladen.
— Der Männergeſangverein „Concordia” hielt ſeine
Hauptver=
ammlung ab. Die gut beſuchte Verſammlung gedachte zunächſt Eiſenbahnen, Kunſtbauten uſw. vorkamen, die den Verluſt von
Men=
hrer im Laufe des Jahres verſtorbenen Mitglieder, deren Gedenken ſchenleben und großen Sachſchaden mit ſich brachten.
urch Erheben von den Sitzen geehrt wurde. Der erſte Vorſitzende,
derr K. Beſt, ließ anſchließend einen Bericht über das abgelaufene
ſahr folgen, aus dem zu entnehmen war, daß die „Concordia” trotz „Verfaſſung” durchzuführen. Politiſche Beſtrebungen ſind im
Bahn=
ſer ungünſtigen Zeit gute Fortſchritte gemacht hat. Hierauf erſtattete polizeidienſt ausdrücklich ausgeſchloſſen. Irgendwelche Verbindung mit
er Rechner, Herr L. Kronenberger, den Kaſſenbericht, der der
ſeit entſprechend als gut bezeichnet werden kann. Herr Albrecht
ſankte im Namen der geſamten Mitgliedſchaft dem Vorſtande für ſeine im Einvernehmen mit ſämtlichen Reichs= und Länderregierungen
ge=
m verfloſſenen Jahre geleiſtete Arbeit.
— Ablauf der Anmeldefriſt für Elterurenten. Die Friſten zur An= vom 12. April 1928 iſt die Deutſche Reichsbahn=Geſellſchaft auch zum
teldung des Anſpruchs auf Elternrenten enden nach 8 111 des
Reichs=
erſorgungsgeſetzes früheſtens am 31. März 1930. Dieſer Termin iſt
n wenigen Wochen erreicht und damit den meiſten Kriegereltern die und Munition nur noch durch eigene Bedienſtete vorgenommen werden
Köglichkeit genommen, neue Anſprüche geltend zu machen.
Insbeſon=
tre alle die Eltern, deren Söhne jüngeren Jahrgängen angehörten,
nd die demzufolge heute die im 8 45 des RBG. aufgeführten
Alters=
kenzen noch nicht erreicht haben können, würden bei ſtarrer Feſthaltung
jeſer Friſt härteſtens betroffen werden. Der Bundesvorſtand des
ſeichsbundes der Kriegsbeſchädigten hat deshalb beim
Reichsarbeits=
tiniſterium eine Verlängerung der Anmeldefriſt um mindeſtens zwei
ahre beantragt. Zweckmäßiger wäre es jedoch, wenn die Friſten für
(ternrentenanſprüche überhaupt in Fortfall kämen. Trotzdem empfiehlt
ſich aber dringend, etwaige Anſprüche auf Elternrente noch vor dem
. März anzumelden.
— Schulſparkaſſen. Schon bald nach der Stabiliſierung der
deut=
hen Währung iſt — wie überall — auch in den heſſiſchen
Schu=
n der Wert des Sparens erkannt worden. Als außerordentlich
be=
tutungsvoll zur Förderung des Sparſinns bei der Jugend hat ſich die
erichtung von Schulſparkaſſen erwieſen, die insbeſondere in den gemeinde Beſſungen lädt die verehrlichen Mitglieder zur zweiten
Wan=
dolksſchulen Eingang gefunden haben. Wie aus einem Aus= derung am kommenden Sonntag, dem 16. Februar, freundlichſt ein.
Ab=
hreiben des Miniſteriums für Kultus und Bildungsweſen hervorgeht, fahrt 11.54 Uhr Südbahnhof. Sonntagsfahrkarte Zwingenberg löſen.
lben die Schulſparkaſſen eine recht gute Entwicklung genommen. In / Von Hähnlein führt der Weg an dem Alsbacher Schloß vorüber — auf
im Ausſchreiben wird deshalb auch den höheren Schulen die Einrich= herrlichen Wegen — nach Orbishöhe, Morgenruhe nach Zwingenberg.
ung von Schulſparkaſſen im Benehmen mit den örtlich zuſtändigen Hier Einkehr im Gaſthaus zum Löwen. Denjenigen Mitgliedern, die
ſparkaſſen empfohlen.
Frobinzialausſchuſſes, die am kommenden Samstag ſtattfindet, hat die in Zwingenberg, Gaſthaus „Zum Löwen” bevor. Fahrtgelegenheit ab
eutſche Volkspartei im Verein mit dem deutſchnationalen Provinzial= Südbahnhof 2,27 Uhr (Sonntagskarten) nach Zwingenberg.
tgsabgeordneten einen Vorſchlag eingereicht, der folgende Namen
ent=
iſt: 1. Oberlandesgerichtsrat Altendorſ=Darmſtadt und Gutspächter
Fitſch=Dilshofen, Lehrer Joſt Offenbach und Rechtsanwalt
Kalbhenn=
armſtadt, 3. Bürgermeiſter Müller=Rüſſelsheim und Fabrikarbeiter
ſchnnidt=Hofheim. Der Vorſchlag hat, da 6 Stimmen hinter ihm ſtehen,
nſpruch auf einen Sitz. Dem bewährten Stellvertreter des Mitgliedes ſtaltet der Verband der Fabrikarbeiter Deutſchlands,
r Deutſchen Volkspartei im Provinzialausſchuß, Gutspächter Fritſch, Zahlſtelle Darmſtadt, in den nächſten Tagen eine Filmaufführung. Der
hunt der Wahlvorſchlag wieder die gleiche Stelle wie bisher ein, da= Film „Aufſtieg” iſt unter der Negie von Albrecht Viktor Blum und
lüt er jederzeit zur Vertretung der Belange der Landwirtſchaft und dem bekannten Kameramann Alfred Hanſſen hergeſtellt worden. Der
er ländlichen Bevölkerung im Provinzialausſchuß herangezogen wer= Film gewährt kurze, aber charakteriſtiſche Einblicke in die 23
Induſtrie=
en kann. Die Vorſchlagsliſte iſt mit den Wahlvorſchlägen des Land= zweige, die der Fabrikarbeiterverband umfaßt. Der Film „Aufſtieg”
un des und des Zentrums, auf denen die Demokraten und das Mit= iſt ein Proyaganda=Film. Ohne Hetzerei ein gut gemachter
Kultur=
ſied der Wirtſchaftspartei entſprechend vertreten ſind, verbunden, und Lehrfiln, der es verdient, daß ihn weiteſte Kreiſe ſich anſehen.
Lnoesdervüne Beinſcher Sinndesdennnten, Burmnſtaut
Der Landesverband heſſiſcher Standesbeamten hatte unter
Mit=
wirkung des Reichsbundes der Standesbeamten Deutſchlands ſeine erſte
Generalverſammlung in den „Kyffhäuſerſaal” nach
Frank=
furt a. M. einberufen, zu der Standesbeamte, Bürgermeiſter in ihrer
Eigenſchaft als ſolche und ſtellvertretende Standesbeamte aus allen drei
Provinzen ſo zahlreich erſchienen waren, daß der große Saal für die
Aufnahme der Teilnehmer kaum ausreichte.
Der erſte Vorſitzende und Verſammlungsleiter,
Standesamtsvor=
ſtand Happel, Darmſtadt, eröffnete namens des vorläufigen
Vor=
ſtandes die Verſammlung, begrüßte die Anweſenden, hieß ſie herzlichſt
willkommen und dankte ihnen für ihr zahlreiches Erſcheinen, das
be=
weiſe, welch reges Intereſſe und großes Verſtändnis für den
Zuſam=
menſchluß und die Organiſation eines Fachverbandes der heſſiſchen
Standesbeamten vorhanden ſei. Selbſtverſtändlich ſollten und könnten
in dieſem Verbande auch ortsgerichtliche Fragen zur Sprache gebracht
werden. Zu ganz beſonderer Ehre müſſe es dem Verbande gereichen,
den Vertreter der Heſſiſchen Regierung, den Referenten für das
Orts=
gerichts= und Standesamtsweſen im Juſtizminiſterium, Herrn Juſtizrat
Dr. Menges=Darmſtadt, begrüßen zu können, da man von ihm wiſſe,
daß er den Beſtrebungen des jungen Verbandes äußerſt ſympathiſch
gegenüberſtehe. Des weiteren begrüßte der Verſammlungsleiter den
Vorſitzenden des Reichsbundes, Herrn Standesamtsvorſtand und
Stadt=
ratsmitglied Schiffke=Herne in Weſtfalen, einen allzeit rührigen
Kämp=
fer für den Ausbau der Fachverbände und treuen Verfechter
ſtandes=
amtlicher Belange. Sodann begrüßte er den unermüdlichen
Geſchäfts=
führer des Reichsbundes, den gleichzeitigen Herausgeber der allſeits als
hervorragend anerkannten Fachzeitſchrift für Standesamtsweſen, Herrn
Bundesdirektor Krutina=Berlin. Der Vertreter der Regierung von
Heſſen=Naſſau, Herr Regierungsaſſeſſor Dr. Knoß=Kaſſel, wurde von
Herrn Happel herzlichſt willkommen geheißen. Schließlich begrüßte
derſelbe noch die geladenen Vertreter der Nachbarverbände, und zwar
den Vertreter der Standesbeamten des Provinzialfachverhands Heſſen=
Naſſau, Herrn Standesamtsdirektor Dr. Hogrgefe=Frankfurt a. M.,
und mit ihm die erſchienenen Frankfurter Kollegen; den Vertreter des
Landesverbandes der badiſchen Standesbeamten, Herrn
Standesamts=
direktor Dörſchum=Mannheim, und den ſtellvertretenden Obmann der
pfälziſchen Standesbeamten, Herrn Standescmtsvorſtand Hick=
Ludwigs=
hafen a. Rh. — Der Vertreter des Fachverhandes der ſaarländiſchen
Standesbeamten, Herr Standesamtsdirektor Schnabel=Saarbrücken, war
leider am Erſcheinen verhindert; er ſandte ſchriftliche Grüße.
Als erſter ergriff der ſtaatliche Vertreter, Herr Juſtizrat Dr.
Menges=Darmſtadt, das Wort. Er dankte dem Vorſtand zunächſt
für die erhaltene Einladung. Darüber hinaus überbrachte er die Grüße
der Heſſiſchen Regierung für die Tagung und wünſchte der Konferenz
beſten Erfolg. Er erklärte, daß man im Miniſterium der Juſtiz nicht
ohne Begründung den regſten Anteil an der Tagung nehme, gehöre
doch jeder Beamte in ſeiner Eigenſchaft als Standesbeamter zur Juſtiz
und ſeien die meiſten wiederum Mitglieder des Ortsgerichts, alſo
Stan=
desbeamte und Ortsgerichtsvorſteher in einer Perſon. Aber auch als
Bürgermeiſter diene der Beamte der Juſtiz, insbeſondere in der
frei=
willigen Gerichtsbarkeit. Er führte aus, wie ſie wohl das edelſte Stück
der Gerichtsbarkeit überhaupt ſei. Ihr ſtehe die Aufgabe zu,
Rechts=
verhältniſſe zu geſtalten, ſie feſtzuſtellen und für die Zukunft zu ſichern.
Die freiwillige Gerichtsbarkeit könne ihre Aufgabe ſtets zur
Zufrieden=
heit aller Parteien in ihrem Einvernehmen erfüllen, während im
Gegen=
ſatz dazu die ſtreitbare Gerichtsbarkeit nur eine Partei befriedige. Was
die ſtandesamtlichen Beurkundungen anlange, ſo bilden auch ſie einen
wertvollen Teil der freiwilligen Gerichtsbarkeit. Sie ſtehen hinter ſon=
ſtigen Beurkundungen derſelben nicht zurück. Die familienrechtlichen
Beziehungen, die verwandtſchaftlichen Verhältniſſe ſind maßgebend für
die Grundlage von Rechtsſätzen. Sie ſind in den Familienſtammbüchern
niedergelegt. Die Beurkundungen ſtandesrechtlicher Art zeigen dem
Richter den Weg, wie das Erbrecht im Einzelfalle anzuwenden iſt. Die
Bedeutung, die der ſtandesamtlichen Tätigkeit zugerechnet werden muß.
rechtfertigt es im beſonderen Maße, daß die Standesbeamten des
öfte=
ren zuſammenkommen, um für ihre Fortbildungsarbeit einzutreten.
Die Not der heutigen Zeit erfordert, daß ein jeder das Amt, das zum
Wohle der Gemeinſchaft ausgeübt werden muß, bis zum letzten ausfüllt.
Ein jeder muß daher beſtrebt ſein, das Tüchtigſte an ſeinem Platze zu
leiſten. Im Hinblick auf Gegenwart und Zukunft iſt es von
außer=
ordentlicher Wichtigkeit, eine beſſere Durchbildung der Standesbeamten
anzuſtreben. In dieſem Sinne wünſcht er und mit ihm die Heſſiſche
Regierung, daß den Tagungen des Verbandes ein voller Erfolg
beſchie=
den ſein möge!
Hierauf übermittelten die eingangs genannten Vertreter der
Ver=
ſammlung die Grüße und Wünſche ihrer Verbände.
Mittelpunkt der Tagung bildete der Vortrag des Herrn
Land=
gerichtsrats Dr. Wodgege=Gießen: „Aus der Praxis des
heſſiſchen Standesbeamten‟. Seine intereſſanten
Ausfüh=
rungen gaben einen weiten Ueberblick über die allgemeine
ſtandesamt=
liche Tätigkeit in den Ausführungen des Perſonenſtandsgeſetzes. Der
einundeinhalbſtündige Vortrag nahm bis zum Schluß die volle
Aufmerk=
ſamkeit der dankbaren Hörer in Anſpruch. Daran anſchließend fand
ein ſehr lebhafter Meinungsaustauſch über Fragen aus der Praxis
ſtatt.
Seitens des Vorſitzenden wurde noch darauf aufmerkſam gemacht,
daß der Landesverband es ſich zur Aufgabe mache, in den drei heſſiſchen
Provinzen Fachkurſe einzurichten. Der Herr Regierungsvertreter
glaubte, die Mitarbeit der heſſiſchen Regierung zu dieſer, im Intereſſe
der weiteren Ausbildung der Standesbeamten erwünſchten Einrichtung
zuſichern zu können.
Der zunächſt nur proviſoriſch beſtehende „Landesverband heſſiſcher
Standesbeamten” wurde mit Zuſtimmung aller Beteiligten zur
end=
gültigen Gründung geführt. Als Satzung wurden die für den
Landes=
verband Baden geltenden Beſtimmungen mit geringfügiger Aenderung
angenommen. — Der bisher proviſoriſche Vorſtand mit Herrn
Amt=
mann Happel=Darmſtadt als Vorſitzendem, Herrn Amtmann Babel
(Offenbach a. M.) als ſtellvertretendem Vorſitzenden, Herrn Amtmann
Reeg=Darmſtadt als Schriftführer, Herrn Beigeordneten Ahl (Neu=
Iſenburg) als Rechner, und den Herren Bürgermeiſter OIf (Groß=
Rohrheim) und Bürgermeiſter Rückert (Ober=Ramſtadt) als
Bei=
ſitzern wurde nunmehr beſtätigt bzw. endgültig gewählt. Hinzugewählt
wurden auf Antrag des Vorſitzenden noch je zwei Beiſitzer aus den
Provinzen Oberheſſen und Rheinheſſen, die Herren Bürgermeiſter
Winter (Nieder=Weiſel), Oberinſpektor Wilhelm (Friedberg),
Standesamtsvorſtand Sengheiſer (Bingen), Oberinſpektor Blatz,
daſelbſt. Einen weiteren Sitz im Vorſtand erhielt noch Herr
Bürger=
meiſter Heinſtadt (Heidesheim) in ſeiner Eigenſchaft als Vertreter
des Heſſiſchen Landgemeindetages und des Verbandes heſſiſcher
Bürger=
meiſter.
Als Tagungsort für die nächſte Generalverſammlung wurde Mainz
beſtimmt.
Mit der Gründung des Fachverbandes erlangten die heſſiſchen
Standesbeamten gleichzeitig den Anſchluß an den Reichsbund der
Stan=
desbeamten Deutſchlands e. V., Berlin, und wurde ihr erſter
Vorſitzen=
der ſatzungsgemäß Mitglied des Vorſtandes dieſes Bundes.
Der Bahnpolizeidienft der Reichsbahn.
Die Deutſche Reichsbahn hat ein Streckennetz von 54 000 Klm. Sie
hat nicht nur ihre Anlagen und Vorratsſtoffe zu ſchützen, ſondern auch
die Reiſenden und ihr anvertraute Güter ſicher zu befördern. Das ſind
Werte, die ſelbſt weit umfangreichere Schutzmaßnahmen rechtfertigen
würden, als ſie die Deutſche Reichsbahn wirklich getroffen hat.
Entſprechend ſeiner doppelten Aufgabe zerfällt der Sicherheitsdienſt
der Reichsbahn in zwei Teile: 1. den Streifdienſt beſtehend aus rund
1000 Mann, die ſtändig mit dem Bahnpolizeidienſt, der
Diebſtahls=
bekämpfung und der Feſtſtellung betriebs= und verkehrsdienſtlicher
Un=
regelmäßigkeiten beauftragt ſind. — Er arbeitet in engſtem
Einverneh=
men mit der öffentlichen Polizei.
Der Sicherheitsdienſt beſteht weiter aus dem freiwilligen
Bahn=
polizeidienſt, der, ebenfalls aus Bahnpolizeibeamten beſtehend,
nötigen=
falls den Streifdienſt unterſtützt oder im Falle ernſterer Gefahren vom
Generaldirektor der Reichsbahn im Benehmen mit dem
Reichsverkehrs=
miniſter, dem Reichsinnenminiſter und den Länderſtellen einberufen
Heute
Kinder-Mittwoch
(2646a
Schltler-
platz 8.
rufs des Reichsverkehrsminiſters anläßlich der mitteldeutſchen Unruhen,
in denen zahlreiche Angriffe in den Eiſenbahndienſt und Attentate auf
Jeder freiwillige Bahnſchutzbedienſtete iſt durch Unterſchrift
ver=
pflichtet worden, den Schutz des Reichsbahngebietes „in Wahrung der
Wehr= oder anderen Verbänden wird nicht geduldet.
Es ſei noch beſonders darauf hingewieſen, daß der „Bahnſchutz”
gründet worden iſt. Nach dem Geſetz über Schußwaffen und Munition
Halten von Waffen= und Munitionslagern berechtigt.
Die Reichsbahn hat angeordnet, daß die Beförderung von Waffen
darf.
Aus dem Gerichksſaal.
Elite-Strümpfe unübertrefflich.
Nur eigene Oualitätsmarken von
her-
vorragender Preiswürdigkeit Dadurch
ständige Umsatzste gerung. Jeder
Versuch überzeugt zweitellos. (1806a
Strumpfhaus Elite Schulstraße 1
— Turngemeinde Beſſungen 1865. Die Wanderabteilung der
Turn=
an der Wanderung ſelbſt nicht teilnehmen können, ſtehen einige fröh=
2. Wahlvorſchlag zur Provinzialausſchußwahl. Zu der Wahl des liche Stunden im geſelligen Kreiſe der Wanderabteilung am Endziel
Prassel Kalge
Stets
frisch geröstet
Soknslr. 10
Filmvorführung. Wie aus dem Inſerat erſichtlich iſt, veran=
Aw. Es war am Sängerfeſttag in Wien, am 18. Juli 1928. Es
war ein Trubeltag erſter Ordnung. Auf dem Hauptbahnhof Offenbach
ſtand ein Zug zur Abfahrt der Sänger nach Wien bereit. Aber die
nach Wien Fahrenden und die in Offenbach Bleibenden konnten ſich
nicht trennen. Der Zug war infolge der offenſtehenden Abteiltüren und
der auf den Trittbrettern ſtehenden Neugierigen unüberblickbar. Da
gab, als die Abfahrtszeit herannahte, der Bahnhofsvorſteher das Zeichen
zum Einſteigen. Der Zugführer nahm es als Abfahrtszeichen und gab
es demgemäß an den Lokomotivführer weiter. Der Zug fuhr an; die
Folge war, daß einige Reiſende nicht mitkamen, die in einem ſpäteren
Zuge transportiert werden mußten. Die weitere Folge war eine
An=
klage wegen fahrläſſiger Transportgefährdung gegen den
Bahnhofs=
vorſteher, den Zugführer und den Lokomotivführer. Die beiden erſteren
wurden vom Bezirksſchöffengericht Offenbach im Mai vorigen Jahres
freigeſprochen; der Lokomotivführer erhielt eine Geldſtrafe von 50 Mk.
In einer Berufungsverhandlung vor der hieſigen Großen Strafkammer
erzielte auch der Lokomotivführer einen Freiſpruch. Die
Staatsanwalt=
ſchaft legte Reviſion beim Reichsgericht ein, die ihr maßgab, und ſo
ſtand der Fall am Dienstag wieder vor der Großen Strafkammer, die
das Urteil des Bezirksſchöffengerichts Offenbach beſtätigte.
Ein 29jähriger, 16mal vorbeſtrafter Kellner, der im Kleinen
Bier=
grund in Offnbach a. M. wohnt, kam an einem Dienstag abend,
nach=
dem er ſeine Wohlfahrtsunterſtützung bekommen hatte, betrunken nach
Hauſe und geriet mit einer Mitbewohnerin in Wortwechſel. Es hagelte
Schimpfworte und Gegenſtände vom erſten Stock, wo er wohnte, bis
man die Polizei herbeirief, der er, als ſie ihn zur Ruhe bringen wollte,
Widerſtand entgegenſetzte. Sie mußte ihn ſchließlich mit Hilfe von
Gummiknüppeln und Handſchellen inhaftieren und brachte ihn auf die
Wache, wo er die Nacht zubrachte. Als er am Morgen die Wache
ver=
ließ, beleidigte er die Beamten durch rüde Schimpfworte. Der
Ange=
klagte hat gegen die Strafe von fünf Monaten Gefängnis, die das
Be=
zirksſchöffengericht Offenbach wegen Widerſtands gegen die
Staats=
gewalt und Beamtenbeleidigung über ihn verhängte, Berufung
ein=
gelegt. Die Große Strafkammer konnte ſich jedoch ſeinen Argumenten,
daß er ſich keines Widerſtandes gegen die Staatsgewalt ſchuldig gemacht
habe, nicht anſchließen und verwarf ſeine Berufung, ſo daß es bei einer
Gefängnisſtrafe von fünf Monaten bleibt.
Das Amtsgericht 1 verhandelte gegen ein hieſiges jüngeres
Ehe=
paar, von dem der Mann die Frau der vorſätzlichen ſchweren
Brand=
ſtiftung bezichtigte. Das Ehepaar war eines Abends nach Hauſe
ge=
kommen; der Mann, anſcheinend etwas angeheitert, erwachte aus
frühem Schlafe und fand ſich und ſein Bett brennend vor: Er lag
3 Wochen mit erheblichen Brandwunden im Krankenhaus. Die
Unter=
ſuchung gegen die Frau wegen vorſätzlicher ſchwerer Brandſtiftung
mußte fallen gelaſſen werden, da ſich der Mann inzwiſchen mit ſeiner
Frau wieder verſöhnt hat und ſeine Ausſagen äußerſt reduzierte. Die
Frau, die angab, ihre Petroleumflaſche mit einer brennenden Kerze
geſucht und dabei eine Benzinflaſche umgeſtoßen zu haben, die
explo=
dierte, wurde wegen fahrläſſiger Brandſtiftung zu 30 Mark Geldſtrafe
verurteilt.
— Wanderklub „Falke‟ Darmſtadt. In aller Frühe, noch bei
völli=
ger Dunkelheit, begleitet von eiſigem Wind, ſtrebten am Sonntag die
Wanderer zum Oſtbahnhof, um mit dem erſten Zug die Fahrt nach
König anzutreten. Dort angekommen, folgte ein nicht gerade
beſchwer=
licher Aufſtieg hinauf nach dem Dörfchen Momart, wo die Führer die
Frühſtücksraſt angeſetzt hatten, die auch ausgiebig benutzt wurde. Auf
ſchön ausgeſuchten Wegen folgte dann der Weitermarſch, welcher uns
großartige Fernblicke über faſt den ganzen mittleren Odenwald
ge=
währte, nach Weitengeſäß, von wo wir dann bald auf geſchützten Wegen
den gräflichen Wildpark und nach und nach eine immer höher werdende
Schneedecke erreichten. Als Abſchluß der Vormittagswanderung folgte
auf der eisbedeckten, ſpiegelglatten Fläche des Teiches im engliſchen
Garten in Eulbach ein vielfeitiges Ballſpiel, was ſelbſt die Aelteren
noch zu ſportlicher Betätigung hinriß. Dafür mundete aber auch im
nahen Forſthauſe an langer Tafel das Mittagsmahl um ſo beſſer, und
für viele zu früh riefen die Führer zum Weitermarſch. Nach der
wohli=
gen Wärme wurde der weitere Weg über Würzbergs windbeſtrichene
Hochebene nicht gerade angenehm befunden, doch bald nahm der ſchützende
Wald uns wieder auf und geleitete uns hinab nach Ernsbach. Durchs
Dreiſeental und über Dorf Erbach wanderten wir ſtellenweiſe wieder in
faſt frühlingsmäßiger Landſchaft weiter zum Endpunkt unſerer
Wan=
derung, nach Michelſtadt, von wo die Rückfahrt angetreten wurde.
— Sonderzug zur Leipziger Frühjahrsmeſſe 1930. Wie uns das
Leipziger Meßamt mitteilt, wird der Sonderzug zur Leipziger Meſſe
mit Fahrpreisermäß gung (OM. 3) von dem Vertreter des Meßamts,
Herrn Vizekonſul C. F. Otto Müller, Karlsruhe i. B. Kaiſerſtraße 144,
begleitet werden. Dieſe Maßnahme des Meßamts ſichert allen
Teil=
nehmern die Möglichkeit, unterwegs Auskünfte über die Meſſe und
Unterſtützung in allen Reiſeangelegenheiten zu finden. Der Sonderzug
verläßt Freiburg am 1. März, um 2006 Uhr, und bietet
Zuſteigemög=
lichkeit in Baden=Baden, Karlsruhe Pforzheim, Mannheim,
Darm=
ſtadt und Frankfurt a. M. Die Ankunft in Leipzig erfolgt um 805
Uhr am 2. März. Auskünfte über dieſen Zug erteilt ſchon jetzt Herr
Anton Fiſcher, Darmſtadt, Frankfurter Straße 12/14, bei dem
eben=
falls Fahrkarten erhältlich ſind.
Seite 6
Mittwoch, den 12. Februar 1930
Cg. Reinheim, 11. Febr. Am Sonntag führte die hieſige
Orts=
gruppe des Odenwald=Klubs ihre Februar=Wanderung aus.
Präch=
tiges Winterwetter, eiſiger Wind bei ſchönem Sonnenſchein und
trocke=
nen Wegen, beſcherte den Teilnehmern einen vollen Genuß. Mit der
Bahn erfolgte 9,05 Uhr früh die Abfahrt, in Brensbach ſtieg die dortige
Ortsgruppe zu, und von Bockenrod aus begann die gemeinſame
Wan=
derung über Oſtern, Erzbach nach Weſchnitz, wo man kurz nach 12 Uhr
eintraf. Im Gaſthaus „Zum Erbacher Hof” wurde beim gemeinſamen
Mittagsmahl ein Jubilar gefeiert und mit Brensbach weitere
gemein=
ſame Wanderungen ins Auge gefaßt. Nun gings nach Fürth, von dort
zurück bis zum Gaſthaus „Zur Roſenhöhe” und nun Lurde in
ange=
ſtrengtem Marſch (wegen des Zeitmangels war eine Einkehr nicht mehr
möglich), dem Gumper Kreuz und von dort dem Endziel. Reichelsheim
zugeſteuert, von wo nach kurzer Raſt mit dem „Lieschen” die Heimfahrt
erfolgte.
— Eppertshauſen (Kreis Dieburg), 10. Febr. Großer
natio=
naler Geſangswettſtreit. Am Sonntag hielt der
Geſang=
verein Germania in der Brauerei Braunwarth ſeinen Delegiertentag
ab, der ſich mit dem 40jährigen Jubiläum, das am 21., 22. und 23.
Juni 1930 ſtattfindet und zu dem ſich 23 Vereine mit 1116 Sängern
meldeten, beſchäftigte. Um einigen Vereinen Gelegenheit zu geben, ſich
noch am Wettſingen zu beteiligen, hat der Geſchäftsführende Ausſchuß
beſchloſſen, am Sonntag, dem 23. Februar d. J., nachmittags 2 Uhr,
in der Brauerei Braunwarth nochmals einen Delegiertentag abzuhalten
zwecks Bildung einer Sonderklaſſe.
Le. Groß=Umſtadt, 10. Febr. Aus dem Gemeinderat. Das
zur Submiſſion ausgeſchriebene Stamm= und Nutzholz wird wie folgt
vergeben: Es erhalten Schüler u. Ruby, Hochſpeher, etwa 170
Feſt=
meter Kieferngrubenholz zum Preiſe von 13 Mark pro Feſtmeter.
Mar=
tin Ritter, Brensbach, etwa 20 Feſtmeter Buchenſtammholz zu 28 Mark
pro Feſtmeter; Georg Karg, Lengfeld, 87 Fm. Kiefernſtammholz zu
26,35 Mark pro Fm., 35 Fm. zu 28,20 Mark und 10 Fm. zu 32,20 Mark;
Jakob Schäfer, König, etwa 200 Fm. Fichtenſtammholz zu 29,50 Mark
dro Fm.; Gebrüder Weigel, Höchſt i. O., 50 Fm., 220 und 180 Fm.
zu 17. 18 bzw. 21 Mark. Das 1. Drittel iſt bar, das 2. Drittel am
1. Juni 1930 und das letzte Drittel am 1. September 1930 zu bezahlen.
Außerdem muß Bürgſchaft für die Kaufſumme geſtellt werden. Ferner
kann die Gemeinde vier Wochen nach Ablauf der Zahlungsfriſt das
Holz alsbald auf Koſten und Gefahr des Käufers nach Belieben
ander=
weitig verwerten. Für evtl. Schaden iſt der Käufer haftbar. Abfuhr
muß bis ſpäteſtens 1. 9. 30 erfolgt ſein, widrigenfalls eine
Vertrags=
ſtrafe von 200 Mark feſtgeſetzt wird. — Dem Gaſtwirt und Küfer Peter
Heuſel wird die Konzeſſion zur Betreibung einer Wirtſchaft auf „Roths
Felſenkeller” erteilt. — Als Schulvorſtandsmitglieder werden gewählt:
Für den evangeliſchen Schulvorſtand: Gg. Bernh. Weller 3., Karl
Zi=
bulſki, Wilh. Siegler, Karl Horn, Studienrat Fiſcher, Heinrich
Geb=
hardt 4. Für den katholiſchen Schulvorſtand: Aug. Kurz, Wilh.
Kirch=
meher, Heinr. Thomas, Valentin Herzog. Für die Fortbildungsſchule:
Gewerbegruppe: Aug. Kurz, Hans Walter, Gg. Lud. Ganß, Gg. Adam
Fleck, Gg. Adam Nelius, Johs. Landzettel 3., Joh. Ad. Zimmer;
Gruppe Landwirtſchaft: Gg. Magſaam 2., Dr. Biedenkopf, Gg. Bernh.
Weber 3., Ludwig Weber 4., Joh. Leonh. Huber, Joh. Leonh.
Heil=
mann; Gruppe Kaufmannſchaft: Karl Zibulſki, Robert Backhaus,
Ar=
thur Rapp. Mädchenfortbildungsſchule: Heinr. Amend, Joſ. Gg. Jak.
Seipel, Heinr. Däſchner Ehefrau, Karl Lud. Biener Ehefrau. — Auf
Grund der Verfügung des Kreisamts Dieburg vom 20. d. M. wird die
Bürgermeiſterei beauftragt, beim Kreisamt Dieburg um Gewährung
von verbilligten Baudarlehen für zehn Wohnungsneubauten in 1930
anzumelden. — Der Gemeinderatsbeſchluß vom 30. 1. 30,
Winterbei=
hilfe betreffend, wird aufgehoben und erneut beſchloſſen: Den
verhei=
rateten Erwerbsloſen wird eine Winterbeihilfe von 20 Mark
bewil=
ligt; 13 Sozialrentner erhalten je 10 Mark und 9 Ortsarme je 10 Mark
Winterbeihilfe
— Groß=Bieberau, 11. Febr. Wir weiſen auf die Bekanntmachung
im heutigen Anzeigenteil der hieſigen Höheren Bürgerſchule, betr.
Auf=
nahme von Schülern und Schülerinnen im Schuljahre 1930/31, hin.
Ct. Heubach i. O., 11. Febr. Ordentliche
Generalver=
ſammlung des Militär= und Veteranenvereins.
Ka=
merad Nahm als 1. Vorſitzender eröffnete die Sitzung mit Worten
herz=
licher Begrüßung. Man gedachte der verſtorbenen Kameraden Wilh.
Schimpf, Ad. Grünewald und Ludw. Kreim, denen der Verein ein
wür=
diges Begräbnis bereiten half. Es folgte Tätigkeitsbericht und
Rech=
nungsablage. Eine Neuwahl fand in dieſem Jahre nicht ſtatt. Es
wurde beſchloſſen, ſich am Bezirksfeſt, zu Kleeſtadt am 13. Juni d. J.
zu beteiligen, des weiteren ſoll das Kleinkaliberſchießen wieder
aufge=
nommen werden. Es folgte die Dekorierung verſchiedener Kameraden
für langjährige Mitgliedſchaft. Das Haſſia=Abzeichen mit der Zahl 50
wurde H. Hild, mit der Zahl 40 C. Dintelmann, Gg. Vogel, Th.
Fuhr=
mann, Jak. Itzel, Nik. Ruppert, mit der Zahl 25 den Kameraden Wilh.
Lutz, Ad. Weber, Georg Wolf und Adam Luft zuteil.
Cd. Michelſtadt, 10. Febr. Turnverein Michelſtadt E. V.
Der Turnverein E. V. hatte ſeine Mitglieder und Freunde zu einem
Turneriſchen Abend für geſtern eingeladen. Dem Rufe war eine
ſtatt=
liche Anzahl gefolgt, denn der Saal „Schmerkers Garten” war voll
be=
ſetzt. Unter den Klängen eines flotten Marſches, geſpielt von der
Ka=
pelle Löb, marſchierten die aktiven Turnerinnen, Turner, Zöglinge und
Schüler in den Saal und nahmen auf der Bühne Aufſtellung. Turner
Pfaff begrüßte hierauf die Erſchienenen und wies in ſeiner Anſprache
darauf hin, das obwohl heute durch den Zug der Zeit der Spielbetrieb
im Vordergrund ſteht, doch auch das alte ſchöne Turnen nicht
vernach=
läſſigt werde. Der Verlauf des Abends beſtätigte das auch vollkommen.
Nach der Begrüßung ſtellten dann die auf der Bühne aufmarſchierten
Abteilungen verſchiedene Pyramiden, die lebhaften Beifall fanden. Nun
zeigten die einzelnen Abteilungen ihr Können. Geräteturnen und
Frei=
übungen der Turner, Zöglinge und Schüler wechſelten ab mit
Freiübun=
gen und Tanzreigen der Turnerinnen. Alles wurde exakt und tadellos
durchgeführt. Die erſteren ſtanden unter der Leitung des unermüdlichen
Turners Karl Geitz, die Darbietungen der Turnerinnen unter Leitung
des rührigen Vorſitzenden Turner Barnewald. Am Schluſſe des Abends
wurde dann gemeinſam das Turnerlied „Turner auf zum Streite”
ge=
ſungen und kann der Turnverein ſtolz auf dieſen Abend ſein, denn er
wird ihm wieder viele Freunde gebracht haben. —
Vergünſtigun=
gen bei der Sondergebäudeſteuer. Ueber dieſes Thema
hielt geſtern, Sonntag, nachmittags, im Saale des „Schmerkers
Gar=
ten” für die Deutſche Volkspartei Herr Zimmermeiſter Haury, M. d.
L., Darmſtadt, einen Vortrag. Obwohl die Frage der
Sondergebäude=
ſteuer für jedea, der dieſe Steuer bezahlen muß, von großem Intereſſe
ſein müßte, war der Saal nur mäßig beſetzt. Der Vortragende machte
an Hand von einfachen, leicht verſtändlichen Beiſpielen, auf verſchiedene
Vergünſtigungen bei dieſer Steuer aufmerkſam, die alle nur auf
An=
trag gewährt werden. Derjenige, der ſich alſo hier nicht auskennt, muß
dann einfach die Steuer, obwohl er vielleicht Anſpruch auf die eine oder
andere Ermäßigung hätte, voll bezahlen, weil die Finanzämter von
ſich aus nicht prüfen können, auf wen etwa die einzelnen
Ermäßigun=
gen anwendbar ſind. Der Vortrag wird manchem wieder wertvolle
Fingerzeige gegeben haben, und haben die meiſten derjenigen, die dem
Vortrag fernblieben, wieder mal am verkehrten Teile geſpart. In der
anſchließenden Diskuſſion wurde dann noch geſagt, daß der mäßige Be= wünſcht, wird Herr Leo Hoffmann, einſtimmig gewählt. Einſtimmig
ſuch in der Hauptſache darauf zurückzufühven ſei, daß durch den nicht
länger mehr tragbaren Steuerdruck die Steuerzahler derart gleichgültig
geworden ſeien, daß ſie ſich ſagen würden, es hat doch alles keinen Zweck
mehr. Auch wurde lebhaft Abbau der hohen Gehälter gefordert.
m. Unter=Sensbach i. O., 11. Febr. Hohes Alter. Die Mutter
von Herrn Bürgermeiſter Schwinn, Frau Anna Chriſtine Schwvinn allgemeine Neklame des Verkehrsvereins, die alljährlich in ca. 20
Zeitun=
licher und geiſtiger Friſche begehen zu können. Die wackere Alte nimmt Hoteliers, Gaſthof= und Penſionsbeſitzer, die ſich finanziell hierbei
be=
noch regen Anteil an allen Ereigniſſen von nah und fern und lieſt ihre
Zeitung ohne Brille, an den Hausarbeiten beteiligt ſie ſich noch in
ausgiebiger Art.
er. Brensbach, 10. Febr. Geſtern hielt die Freiwillige Feuerwehr
ihren Appell und anſchließend fand im Gaſthaus „Zur Poſt” die
Ge=
neralverſammlung der Wehr ſtatt. Vor Gintritt in die Tagesordnung
ehrte man den im Laufe des letzten Jahres verſtorbenen Kameraden
Daab in üblicher Weiſe. Nach Bekanntgabe des Jahresberichts durch treues Gedenken bewahren werden. Die Verſammlung erhebt ſich zur
den Kommandanten erſtattete der Vereinsrechner Lutz den
Rechenſchafts=
bericht, worauf dem Rechner nach Prüfung der Rechnung Entlaſtung
erteilt wird. Der Kommandant berichtet alsdann über den Verlauf Hoffnung aus, daß das kommende Jahr 1930 erfolgreich für die
Ent=
der Delegiertenverſammlung des Kreisfeuerwehrverbandes in Albheim
und über die Einſichtnahme des Gruppenwaſſerwerks bei Hergershauſen,
woraus manches Lehrreiche zu Gehör gebracht wird. Zu der in der lung der Haſſia=Kriegervereine. Die Tagung wurde
Wehr beſtehenden Sterbekaſſe werden weitgehende Ergänzungsbeſtim= vom 1. Vorſitzenden des Kriegenvereins Birkenau, Herrn Zollſekretär
mungen getroffen, welche der Wehr in der Zunahme ihrer
Mitglieder=
zahl von Vorteil ſein werden. Dem Landesfeuerwehrtag, welcher am richter Muhl in Fürth, ſprach über die Aufgaben der Vereine und über
21. Juni in Dieburg ſtattfindet wird allgemeines Intereſſe
entgegen=
gebracht, indem ſich zahlreiche Kameraden mit bejahender Zuſage an
der Beteiligung des Feſtes äußerten. Der Uebungsplan für das Jahr bilder ton der Sommeſchlacht gezeigt
1930 wird aufgeſtellt und beſchloſſen, die vorgeſehenen
Inſtruktions=
abende in dieſem Monat noch abzuhalten. Zu Punkt 4, Anträge, wird
dahin entſchieden, bei der Gemeinde vorſtellig zu werden um B=
ſchaf=
fung von fünf neuen Uniformen, damit der ſeitherige Beſtund der Wehr
erhalten bleibt
b. Erbach i. O., 10. Febr. Bunter Abend. Einen Bomben= Hohenſtoffel, Hohenkrähen und die Maggiwerke, welch letztere eine kleine
Sitzung, die geſtern abend im großen Schützenhofſaal vom Stapel ging. Viehzucht. Weideplätzen, Milch= und Butterherſtellung, ſowie deren Ver=
Der Saal war bis auf das letzte Plätzchen beſetzt. Viele mußten wegen wertung. Der Hauptteil, der duitte Teil, brachte die Erzeugung der
Ueberfüllung vor geſchloſſener Türe wieder umkehren. Das Gebotene verſchiedenen Maggiſuppen, Maggifleiſchbrühwürfel und Maggiwürzen.
war einfach hervorragend. Der Verein hat Kräfte auf die Beine
ge=
bracht, mit denen er ſich ſehen laſſen kann. Eindrucksvoller, mit
beſſe=
vereine in den Städten nicht aufwarten. Der Elferrat bot ein Bild dern ein ſolcher der wirklich ſoziale Arbeit auf chriſtlicher Grundlage
prächtiger Einigkeit. Herren aus allen Schichten hatten ſich in den Dienſt verfolgt. Der Grundſtein wurde ſchon Anfang der 90er Jahre gelegt,
Büttenredner Joh. Mohr, Gg. Eckerlin und Heinrich Köhler, alle gaben
anlage allen Gäſten die Ausführung verſtändlich zu machen wußte. Bründung des heutigen Ev. Frauenvereins, der ſich ſeither in beſonderer
Herrn mit mehr Rednergabe haben müſſen. Vielleicht wird dem bei leiſtung an Notleidenden in der geſamten Gemeinde ſtellte.
Handball. Die Offenbacher Gäſte glichen die Niederlage, die ſie
auf eigenem Platze vor 14 Tagen einſtecken mußten (5:3) geſtern in So auch heute wieder. Einleitend ſprach die Geſchäftsführerin des
Gäſten eine hohe Niederlage bereitet. So konnten letztere knapp 1:0 wort in warmherziger Weiſe den Anweſenden ins Gedächtnis
zurück=
gewinnen.
dem Generalſekretär des Heſſiſchen Hauptvereins vom Evangeliſchen Küche hin, fünf treue Dienſtboten wurden mit Geſchenken bedacht, und
Bund, Herrn Dr. Brauns, der eingehend ſprach über das Thema „Iſt
feier von anderer Seite geprägt wurde, die Reformation ſei das größte
Unglück für Deutſchland, in Würdigung aller geſchichtlichen
Zuſammen=
tion auch für die katholiſche Kirche kein Unglück war, daß letztere
viel=
mehr derſelben vielerlei zu danken habe. Reicher Beifall lohnte die in= Mann unter 400 Frauen zu ſein!) als der Name einer von den
Spen=
nehmen Grenzen hielten und darum um ſo überzeugender wirkten. Herr, dann noch ein luſtiges Spiel der Jünglingsvereinigung, das alle er=
Pfarrer Knodt (Harmonium) und Herr Oberpfarrer Colin (Violine), heiterte.
jeder als Meiſter ſeines Inſtrumentes, umrahmten den Vortrag mit
pfarrer Colin und H. Breimer folgte der Geſang der erſten und letzten
Strophe des Lutherliedes. — Einen ſchönen und harmoniſchen Verlauf
nahm die Generalverſammlung der „Freiwilligen
Feuer=
wehr” im „Adler‟. Den Begrüßungsworten des Präſidenten, Herrn
Lenz, folgte die Berichterſtattung durch Herrn W. Groß und die
Nech=
uungsablage durch Herrn Schott. Der Vorſtand wurde geſchloſſen
wie=
dergewählt. Herr Brandmeiſter W. Bechtold ermunterte in einer
An=
ſprache die Wehrleute, auf dem begonnenen und ſeither beſchrittenen
Weg treuer Zuſammenarbeit weiter zu wandeln zum Wohle des
Gan=
zen. Es wurde u. a. beſchloſſen, daß ſich die Wehr an dem in
Darm=
ſtadt im Mai ſtattfindenden Deutſchen Feuerwehrtag geſchloſſen
beteili=
gen werde. So beging auch die 2 eiwillige Feuerwehr ihren Uebertritt
ins neue Vereinsjahr in ſchönſter Weiſe.
m. Vom ſüdlichen Odenwald, 11. Febr. Jagdverpachtung.
Die Neuverpachtung der Gemeindejagd in Falken=Geſäß ergab für die
Gemeinde einen jährlichen Mehrerlös von 670 Mark, während nämlich noch 45 Geldpreiſe vergeben.
der ſeitherige jährliche Pachtpreis 2100 Mark betrug, nimmt die
Ge=
meinde nunmehr 2770 Mark ein. Den erſten und zweiten Jagdbogen 1843. Bei der diesjährigen Generalverſammlung des
Männergeſang=
ſicherten ſich die Herren Boßert und Roth, Bauunternehmer in
Frank=
furt a. M., für 1725 Mark; den dritten und vierten Jagdbogen ſteigerte
Herr Fabrikant Karl Bieſinger=Hirſchhorn zum Preiſe von 1045 Mark.
m. Vom füdlichen Odenwald, 11. Febr.
Holzverſteigerun=
gen. Das Gräfliche Forſtamt Erbach hält am 13. Februar im „Engel”
in Reichelsheim eine Brennholzverſteigerung ab, bei der zirka 200 Rm.
Scheiter und Prügel, 300 Rm. Kohlholz und 2000 Stück Aſtwellen zum
Aufgebot kommen. — Die Fürſtlich Erbach=Schönbergiſche Oberförſterei
in Neuſtadt hält am 14. Februar im Hotel, Büchner” in König eine
Holzverſteigerung ab in den verſchiedenen Holzarten: Buche, Eiche,
Kiefer und Lärche, Fichte; es kommen Scheiter, Knüppel, Stöcke, Wellen,
auch Derbſtangen zu Verkauf.
Ag. Lindenfels, 12. Febr. Sterbefall. Eine ſchmerzliche
Bot=
ſchaft iſt hier eingetroffen. Ein großer Wohltäter für die katholiſche
Gemeinde iſt geſtorben: Pfarrer Nikolaus Wagner an der St.
Matthiaskirche zu Broklyn. In Mainz=Mombach geboren, kam er mit
den Eltern nach Amerika. Im Prieſterſeminar zu Mainz erhielt er
ſeine theologiſche Ausbildung. Seinem Freunde Michael Laubner,
der in Lindenfels lange Jahre Pfarrer war, ſtellte er die Mittel zur
Verfügung, ſo daß unſer armes Diaſporakirchlein reſtauriert werden
konnte. Dankbarkeit ſeinem Andenken! Auch das Prieſterſeminar in
Mcinz mit ſeinen jungen Theologen hat der edle Deutſchamerikaner
bedacht in der bitteren Kriegs= und Nachkriegszeit. Eine ſchöne, von
ihm geſtiftete Barockfigur des hl. Joſephs erinnert dort an Matthias
Wagner. Wir armen Lindenfelſer Diaſporakatholiken, zu denen die
zerſtteuten Katholiken von 38 Odenwälder Gebirgsgemeinden und
vielen Höfen gehören, haben nur den einen Wunſch, daß noch ähnliche
Freunde uns zu Spendern erweckt werden wie Pfarrer Wagner.
4g. Lindenfels, 10. Febr. Verkehrsverein. Im Hotel Zur
Harfe” fand die Generalverſammlung des Verſchönerungs= und
Ver=
kehrsvereins e. V. ſtatt. Der erſte Vorſitzende, Herr Phil. Pfeifer 2.
er=
öffnete die Verſammlung, dankte den Anweſenden für ihr zahlreiches
Erſcheinen und trat ſofort in die Tagesordnung ein. Den
Geſchäftsbe=
richt über das verfloſſene Jahr erſtattete der erſte Vorſitzende. Er wies
in ſeinen Ausführungen auf die Tätigkeit des Vereins im laufenden
Jahre hin; auf die nicht zu unterſchätzende Kleinarbeit, aber auch auf
die größeren Ausführungen und Erſtellungen wie Beleuchtung des
Burgweges und des Burghofes ſowie auf die Vergrößerung und
Ver=
ſchönerung des Schwimmbades. Er dankt in warmen Worten allen
Korporationen und Mitgliedern, die den Verein hierbei tätig unterſtützt
haben. Die Rechnung 1929 war ſatzungsgemäß von der Kurkommiſſion
des Geminderats geprüft und richtig befunden. Dem Ausſchuß wurde
einſtimmig Entlaſtung erteilt. Der Voranſchlag für 1930 ſieht infolge
baulicher Veränderungen und Neranſchaffungen bedeutende
Mehraus=
gaben vor. Die Verſammlung beſchließt entſprechend den Anträgen des
Geſchäftsausſchuſſes. An Stelle des nach Darmſtadt verſetzten zweiten
Vorſitzenden, Herrn Lehrer Göttmann, dem der erſte Vorſitzende in
warmen Worten den Dank des Vereins für treu geleiſtete Mitarbeit
ausſpricht, und dem er in ſeinem neuen Wirkungskreis alles Gute
wiedergewählt wird auch Herr Gemeinde=Einnehmer Gg. Hofmann.
Neu gewählt werden die Herren Prokuriſt Backofen und Gewerbelehrer
Dittel. Der erſte Vorſitzende ſpricht nunmehr den Wunſch aus, daß auch
der neue Vorſtand das alte Ziel, das Wohl unſerer Heimat= und
Kur=
ſtadt, der „Perle des Odenwalds”, ſtets vor Augen halten möge. Die
Witwe, hat das ſeltene Glück, morgen den 90. Geburtstag in körper= gen ſechs bis zehnmal erſcheint, erfährt inſofern eine Umgeſtaltung, als
teiligen, ihren Hausproſpekt dem allgemeinen Proſpekt bei Verſendung
koſtenlos beifügen können. Der Bürgermeiſter macht Mitteilung von
dem in Gießen erfolgten Ableben des Herrn Oberforſtrats Heimburg,
der lange Jahre das hieſige Forſtamt leitete und während dieſer Zeit
Vorſtandsmitglied des Verſchönerungs= und Verkehrsvereins war. Der
erſte Vorſitzende gedenkt in bewegten Worten der Verdienſte des
Heim=
gegangenen um unſeren Luftkurort, deſſen Bewohner ihm ſtets ein
Chrung von ihren Sitzen. Zum Schluſſe dankte der erſte Vorſitzende
allen Erſchienenen für ihre verſtändnisvolle Mitarbeit und ſpricht die
wicklung unſeres Luftkurorts ſein möge.
Cf. Birkenan, 10. Febr. Bezirksdelegierten=Verſamm=
P. Becker, um 2 Uhr eröffnet. Der Bezirksvorſitzende Herr
Oberamts=
die des Bezirksverbandes. Anſchließend an die Tagung wurden im
Rahmen eines Vortrages des Herrn Oberamtsrichters Muhl Licht=
By. Hirſchhorn, 10. Febr. Filmvorführungen. Die
Film=
vorführungen der Maggiwerke waren ſehr zohlreich beſucht. Während
die Nachmittagsaufführungen der Schuljugend gewidmet waren, galt
der Abend den Erwachſenen. Der erſte Teil des intereſſanten Films
brgchſte die herrliche Höhenlandſchaft mit Lavasbergen, Hohentwil,
Nummer 43
erfolg hatte der Karnevalverein „Ulk” mit ſeiner erſten närriſchen Stadt für ſich bilden. Der zweite Teil zeigte die Geſamtlandſchaft mit
Ce. Seeheim, 11. Febr. Der Ev. Frauenverein mit ſeinen
rem Witz und mit mehr beißender Satire können auch unſere Nachbar= 400 Mitgliedern iſt nicht nur der größte Verein unſerer Gemeinde,
ſon=
des närriſchen Prinzen geſtellt. Der Protokoller, Inſpektor Schick, die indem wöchentlich die Frauen zum Stricken für die Miſſion
zuſammen=
kamen. Die Gefahr der Zerſplitterung in unſerem Volke, ſowie die
ihr Beſtes. Beifall fand auch Herr Heberer=Darmſtadt. Ein Lob ver= große ſoziale Not erkennend, gab der Geiſtliche, Herr Pfarrer Marguth,
dient das Radiohaus Uhrig=Schönnen, das durch ſeine Lautſprocher= nach dem Kriege dieſen Zuſammenkünften ein feſtes Gefüge durch
Etwas ſei kritiſiert: Die Sitzung hätte als Leiter einen geeigneteren Weiſe in den Dienſt chriſtlicher Liebesarbeit durch praktiſche
Hilfe=
der demnächſt ſtattfindenden Fremdenſitzung Rechnung getrogen. — Jährlich treffen ſich nun alle Mitglieder einmal bei ihrem „
Kaffee=
abend” zu geſelligem, fröhlichem und dennoch ernſtem Beiſammenſein.
Erbach — wenn auch nicht in überzeugender Form — aus. Erbach Verbands, Frl. A. Wahrendorff=Alsbach, über den Leitſpruch der ev.
hatte einen ſchlechten Tag. Es reicht mit ſeinen Leiſtungen an die= Frauenvereine: „Daran wird jedermann erkennen, daß ihr Meine
Jün=
jenigen einer niedrigeren Klaſſe heran. In Hochform hätte es den ger ſeid, ſo ihr Liebe untereinander habt”, indem ſie dieſes
Schrift=
rief. Sodann wechſelten ernſte und heitere Vorträge in Wort und
Lied, ſchöne alte Volkslieder und Kanons einer Singgruppe unter der
m. Beerfelden, 11. Febr. Verſchiedenes. Im Grabſchen Saale / Leitung von Frau Pfarrer Marguth, Lieder des Poſaunencors, Reigen
beging geſtern abend der hieſige Zweigverein vom Evangeliſchen und Spiele des Jungfrauenvereins, der in einem netten Stückchen der
Bund ſeinen erſten diesjährigen Vereinsabend. Die zahlreich Erſchie= Klatſch=, Streit= und Habſucht den Zutritt zu dieſem Abend verwehrten.
nenen begrüßte Herr Oberpfarrer Colin, er erteilte dann das Wort In der Kaffeepauſe gab man ſich den Genüſſen der bewährten Hörrſchen
folgte die Verloſung einer überaus großen Anzahl geſtifteter Gewinne.
die Neformation ein Unglück oder ein Segen für Deutſchland?” Nedner Freilich erfuhr der rührige Vorſtand, der mit großer Treue alles
vor=
knüpft an das Wort an, das gelegentlich der Speyerer Proteſtations= bereitet hatte, auch diesmal die bittere Wahrheit des alten
Hanſeaten=
ſpruches von der Unmöglichikeit, allen zu gefallen, denn wer ſeither mit
Fortung nicht in gutem Einvernehmen geſtanden, hatte es heute
hänge und Tatſachen drängte ſich die Erkenntnis auf, daß die Reforma= zu bereuen. Die größte Mühe aber, die Gemüter im Zaum zu halten,
hatte Herr Pfarrer Marguth, (in der beneidenswerten Lage, der einzige
tereſſanten und packenden Ausführungen, die ſich in ſachlichen und vor= dern mit viel Liebe ausgeſtatteten Puppe zu erraten war. Es folgte
Bb. Bensheim, 10. Febr. Geflügelausſtellung. Die
ge=
künſtleriſchen Darbietungen. Den Dankesworten von Herrn Ober= ſtern und vorgeſtern im Saale des Gaſthauſes „Zum Roſengarten” von
dem Vorſtand des 2. Bezirks des Starkenburger Geflügelzüchter=Vereins
(Bergſtraße) veranſtaltete große Bezirks=Geflügelausſtellung war von
34 Ausſtellern mit 160 Tieren, durchweg beſten Materials, beſchickt
worden und erfreute ſich regſten Beſuches aus allen Kreiſen der
Geflügel=
züchter und Freunde unſerer ſo nützlichen Haustiere. Den erſten
Ehren=
preis erhielt Herr Friedrich Hechler=Bensheim für prachtvolle
Ply=
mouth=Rocks; derſelbe hatte auch verſchiedene mit „ſehr gut” befundene
Stämme andever Arten ausgeſtellt. Den Verbandsehrenpreis erhielt
Jo=
hann Flauaus=Bensheim auf weiße Italiener, den Bezirks= und
Ver=
einsehrenpreis Fräulein Claſſen=Bensheim; weitere wertvolle Preiſe
erhielten die Herren Adam Schäfer, Conrad May und May=Flauaus,
alle im Hähnlein, Frank=Jugenheim, Köhler=Bensheim, Schmidt=
Hähn=
lein, D. Dietzel=Zwingenberg, Diſtel=Heppenheim für Hühner, die
Her=
ren Deenis und Götz, beide in Hähnlein, für Tauben, und W. Flauaus
für Faſanen. Unter der Bezeichnung „Sehr gut” wurden außerdem
W. Heppenheim a. d. B., 11. Febr. Männergeſangverein
vereins 1843 waren außer zahlreichen aktiven Mitgliedern auch die
paſſiven ſtark vertreten. Der Geſchäftsbericht gewährte einen
Ueber=
blick über ein arbeitsreiches Jahr. Die Rechnungsablage ergab ein
zufriedenſtellendes Bild, und der Rechner wurde entlaſtet. Die
Vor=
ſtandswahl brachte keine Aenderung. Sodann wurden noch einige
Be=
ſuche bei Sängerfeſten beſprochen. Das diesjährige Wertungsſingen
ſoll von ſeiten des Gaues in eine große Befreiungsfeier mit Rheinfahrt
umgewandelt werden, — Kriegerverein. Der Kriegerverein
veranſtaltete für ſeine Mitglieder mit ihren Angehörigen und
Geſin=
nungsfreunden einen wohlgelungenen Unterhaltungsabend. Zwei
Luſt=
ſpiele, Muſikvorträge und gemeinſame Lieder ſorgten für eine recht
frohe und gemütliche Unterhaltung. Im Mittelpunkt des Abends ſtand
die Ehrung verſchiedener Kameraden. Den Abſchluß bildete Tanz, ſodaß
auch die Jugend zu ihrem Recht kam. — Karneval. Wie
alljähr=
lich, ſo können auch in dieſem Jahre die einzelnen Vereine nicht umhin,
ihren Mitgliedern einige frohe Stunden anläßlich des Karnevals zu
be=
reiten. Das „Sängerquartett Heppenheim” veranſtaltet wie alljährlich
ſeinen, an der ganzen Bergſtraße bekannten Roſenmontags=
Masken=
ball im Parkhotel „Halber Mond‟. Der erſte Heppenheimer Mandolinen=
Hlub veranſtaltete bereits eine wohlgelungene Fremdenſitzung unter dem
Motto: „Mer mache uns 8 Lewe ſou gemütlich wie 8 geht‟. Dem
dies=
jährigen Maskenball des Vereins am 23. Februar im „Halben Mond”
wird ein karnevaliſtiſcher Umzug durch die Stadt vorausgehen unter dem
Schlagwort „Im Zeichen der Zeit”. Auch die ſonſtigen Vereine ſind
rührig an der Arbeit, ihre Maskenbälle zu arrangieren. Auch von den
Gaſthofbeſitzern werden verſchiedene Maskenbälle veranſtaltet. An der
Spitze ſteht, der ſeit dem Jahre 1840 hiſtoriſch gewordene
Elitemasken=
ball im „Halben Mond‟. Derſelbe findet am 16. Februar unter dem
Motto: „Karneval, echt rheiniſcher Karneval im Parkhotel „Halber
Mond! ſtatt.
g. Gernsheim a. Rh., 11 Febr. Mit Wirkung vom 1. März 1930
wird der Reichsbahninſpektor und Vorſtand des hieſigen Bahnhofs, Herr
Auguſt Kliſche, als Reichsbahnoberinſpektor nach Niederlahnſtein
ver=
ſetzt. — Am 15. Februar 1930 ſind es 25 Jahre, daß Herr Franz Joſef
Knecht als Maſchinenmeiſter dem gemeindlichen Elektrizitätswerk
vor=
ſteht. — Unter der muſikaliſchen Leitung des konſervatoriſch gebildeten
Kapellmeiſters Dominik Kiſſel wurde ein Orcheſterverein gegründet.
Bis jetzt zählt der Verein 38 aktive Mitglieder. Auch eine größere
Anzahl inaktiver Mitglieder iſt der Vereinigung bereits beigetreten.
— Beim Standesamt Gernsheim wurden im Monat Januar beurkundet
11 Geburten, 4 Eheſchließungen und 7 Sterbefälle. — Am Donnerstag,
den 13. Februar, abends 8 Uhr kommt im Saalbau Haas ſeitens des
Heſſiſchen Künſtlertheaters (Intendanz Hans Meißner) das Luſtſpiel
in 3 Aufzügen von Enil Götz „Der Schwarzkünſtler”, in Szene geſetzt
von Stefan Voigtländer=Telzner, zur Aufführung. — Seitens der
hie=
ſigen Bürgermeiſterei wurde auf Grund des 8 9 Abſ. 2 der Verordnung
über die Regelung der Arbeitszeit der Angeſtellten während der Zeit
der wirtſchaftlichen Demobilmachung vom 18. März 1918 nach
An=
hörung des Gewerbeaufſichtsamtes die Tage feſtgeſetzt, an denen die
hieſigen Verkaufsſtellen bis 8 Uhr abends geöffnet ſein dürfen, und zwar
im Kalenderjahr 1930 am 17., 19., 26. April, 7. 14., 21., 28. Juni,
1., 5., 12., 19., 26. Juli, 2., 9., 16., 23., 30. Auguſt, 22., 23. und 31.
Dezember. — Seitens des Kreisſchulamtes Groß=Gerau wurden die
Schulſtrafen neu feſtgeſetzt und betragen nunmehr für je ½ Tag für
die Schüler der Volksſchule 60 Pfennig, für die Schüler der
Knaben=
fortbildungsſchule RM 1,15, und diejenigen der
Mädchenfortbildungs=
ſchule 85 Pfg. — Im Gaſthaus „Zum deutſchen Haus” findet
kommen=
den Freitag abend um 8.30 Uhr, die Generalverſammlung des
Steno=
graphenvereins Gabelsberger ſtatt. Zur Tagesordnung ſtehen: 1.
Ge=
ſchäftsbericht, 2. Rechnungsablage, 3. Vorſtandswahl und 4.
Verſchiede=
nes. — Seinen diesjährigen Preismaskenball veranſtaltet der
Geſang=
verein Sängerluſt am Samstag, den 15. Februar, abends 8.11 Uhr im
Feſthaus Bopp. — Eine lohnende Beſchäftigung finden zurzeit die
aus=
geſteuerten Erwerbsloſen durch Vorarbeiten auf dem Himsſtieg für die
demnächſt an einen Unternehmer zu vergebende Kiesgewinnung. Wie
von ſachverſtändiger Seite verlautet, lagern auf dem genannten
Ge=
lände, große Mengen Kies. — Bei der diesjährigen Jagdverpachtung
wurde für die hieſige Feld= und Waldjagd ſeitens des Fabrikanten
Wilhelm Böttiger, Biebesheim, der Betrag von RM. 3100,— geboten,
während die Taxe bedeutend höher iſt. Genehmigt wurde
ſelbſtver=
ſtändlich das geringe Gebot nicht. In einer der nächſten Sitzungen
wird ſich der Gemeinderat mit dem Thema Gemeindejagd eingehend
be=
faſſen müſſen. Die Behauptung, die Urſache des geradezu jämmerlichen
Ergebniſſes wäre auf die troſtloſe wirtſchaftliche Lage zurückzuführen,
iſt bis zu einem gewiſſen Grad zuläſſig. Iſt nicht auch die Einigkeit der
organiſierten Jäger, die ſich nicht mehr als Konkurrenten aufſpielen,
zu einem gewiſſen Grad ſchuld? Die Frage iſt ſehr leicht zu
beant=
worten. Jedenfalls muß es die vornehmſte Aufgabe unſeres
Gemeinde=
parlaments ſein, den Pachterlös demnächſt im Verhältnis zu unſerer
ſchönen Jagd unter allen Umſtänden in Einklang zu bringen. — Einen
hochintereſſanten Vortrag an Hand von Lichtbildern hielt im
Union=
lichtſpieltheater von Karl Werner am Montag abend der Deutſchruſſe
Hans Klaſſen. — Das Freundſchaftsſpiel der erſten Mannſchaft des
4=Meiſters, Konkordia 1910 Gernsheim, gegen die gleiche Elf des Fuß= i
ballklubs Phönix=Ludwigshafen, endete mit einer Niederlage von 0:3
zugunſten der Gäſtemannſchaft. Die Gernsheimer Mannſchaft muß ſich
in fußballtechniſcher Hinſicht noch bedeutend beſſern. — Eine der
auf=
ſtrebendſten Induſtrien am hieſigen Platz iſt die Leim= und
Kunſthorn=
fabrikation des Rheiniſchen Farbwerks Gmbch. Nahezu 150 Arbeiter
und Arbeiterinnen finden in dem Werk lohnbringende Beſchäftigung.
Auch die Chemiſche Fabrik von Baerle hat mittlerweiſe mit ihrer
Fabri=
kation von Waſſerglas und dergleichen mehr begonnen. Einzelne
Fabri=
kationszwveige werden zur Zeit noch ausgebaut, ſo daß im Laufe des
mit einen Vollbetrieb zu rechgen iſt.
Nummer 43
Mittwoch, den 12. Februar 1930
Seite 7
Reichsbundeskagung in Mainz.
Die größte Kriegsopferorganiſation Deutſchlands, der
Reichs=
bund der Kriegsbeſchädigten, Kriegsteilnehmer und
Kriegerhinterbliebenen, Sitz Berlin, hat zum 25. bis B.
Mai 1930 ſeinen 5. Reichsbundestag nach Mainz einberufen. Auf
dieſer Tagung werden neben anderem folgende Referate zur Diskuſſion
ſtehen: „Grundfragen der Sozialpolitik und die Forderungen des
Reichsbundes”, „Aufbau und Weltfrieden durch internationale
Verſtändi=
gung”. „Die öffentliche Fürſorge und ihre beſonderen Aufgaben für die
Kriegerhinterbliebenen”, „Die öffentlichen Aufgaben für die Kriegsopfer
auf dem Gebiete des Siedlungs= und Wohnungsweſens”. Wie die
bis=
herigen Bundestage dieſer mehr als eine halbe Million Mitglieder
um=
faſſenden Organifation, ſo dürfte auch der Mainzer Bundestag reges
Intereſſe bei den Verwaltungskörperſchaften, den Parlamentariern und
der breiten Oeffentlichkeit finden.
Ck. Groß=Gerau, 10. Febr. Kreisobſtbauverein. Am
Mittwoch, den 12. Februar d. J., nachmittags 3 Uhr, findet im
Gaſt=
haus „Zum Adler” in Groß=Gerau die Jahreshauptverſammlung des
Obſt= und Gartenbauvereins für den Kreis Groß=Gerau ſtatt. Auf der
Tagesordnung der Verſammlung ſteht u. a. der Geſchäftsbericht, die
Jahresrechnung für 1929, der Voranſchlag für 1930 und ein Vortrag des
Obſtbauinſpektors Mazarin von Worms über Erfahrungen bei der
Schädlingsbekämpfung der Obſtbäume. Außer den Mitgliedern der
ein=
zelnen Ortsvereine haben auch Freunde der Obſt= und
Gartenbau=
beſtrebungen zu dieſer Verſammlung Zutritt. — Dierkrankheiten
im Kreis Groß=Gerau. Die Schweinepeſt in dem Gehöft des
Johann Schneider 4. zu Dornheim, Bahnhofſtraße 44, iſt erloſchen. In
dem Gehöft des Jakob Gerhardt 8. in Wallerſtädten und in dem Gehöft
des Georg Becker in Geinsheim, Treburerſtraße 162, iſt bei je einem
Pferde die anſteckende Blutarmut feſtgeſtellt worden. — Ernennung.
Heinrich Sperling 5. zu Groß=Gerau wurde als ſtellvertretender
Schätzer für den Kreis Groß=Gerau zur Ausführung des
Reichsvieh=
ſeuchengeſetzes verpflichtet.
Ck. Groß=Gerau, 11. Febr. Die Freiwillige
Sanitäts=
kolonne Groß=Gerau, die zurzeit 43 aktive, 27 inaktive, 1
Ehrenmit=
glied und 5 Mitglieder der Jugendgruppe zählt, blickt auf ein reges
Geſchäftsjahr zurück. Dem Jahresbericht, den der Ehrenkolonnenführer
Wenz in der Generalverſammlung erſtattete, iſt zu entnehmen, daß die
Kolonne im Jahre 1929 548 Hilfeleiſtungen und 15 Transporte von
und nach dem Krankenhauſe ausführte. In drei Fällen handelte es ſich
um tödlich Verunglückte, die nach der Ueberführung ins Krankenhaus
verſtarben. Kolonnenarzt Dr. Schad leiſtete die erſte Hilfe. An
Ver=
anſtaltungen anderer Vereine war die Kolonne 19 Mal mit zuſammen
89 Mitgliedern vertreten: am 2. Januar bei der Beiſetzung des
Ehren=
kolonnenführers Klingelhöfer=Rüſſelsheim, 14. April beim
Radfahrer=
verein Büttelborn, 28. April bei der Waſſerkataſtrophenübung bei
Bib=
lis=Wattenheim, 5. Mai beim Radrennen des Frankfurter
Radfahrer=
vereins „Rund um Frankfurt”, 9. Mai beim Verkehrsverein Groß=
Gerau (Waldfeſt), 1. und 2. Juni bei der Einweihung der Ehrenhalle
für die Gefallenen in Groß=Gerau, vom 13. bis 15. Mai beim Gaſtſpiel
des Zirkus Hagenbeck in Groß=Gerau, 4. Juni bei einem Schülerausflug
per Schiff nach St. Goar, 8. Juni beim Radfahrerverein Büttelborn,
16. Juni beim Turnverein Leeheim, 15. Juni beim Sportverein Groß=
Gerau, 25. Auguſt beim Stiftungsfeſt der Freiw. Feuerwehr Groß=
Gerau, 15. September beim Reit= und Fahrturnier Groß=Gerau, vom
22. bis 23. September beim Turnverein Worfelden und Klein=Gerau,
24. bis 25. September beim heſſiſchen Kolonnent in Birkenau, 17.
Oktober beim Schwimmfeſt in Erfelden, am 2. Oktober veranſtaltete
die Kolonne eine Schauübung in Klein=Gerau. Am 25. Oktober begann
lein Uebungskurſus der Sanitätskolonne in Groß=Gerau, an dem nach
einer Vereinbarung mit der Fleiſchereiberufsgenoſſenſchaft Mainz aus
Groß=Gerau und Umgebung 9 Damen und 5 Herren, außerdem 6
Damen aus Groß=Gerau teilnahmen. Auch die Schweſtern aus dem
Städt. Krankenhaus Groß=Gerau waren, ſoweit es ihnen ermöglicht
ſtvurde, in den Unterrichtsſtunden. Sämtlichen Teilnehmern des
Uebungskurſus wurden Zeugniſſe über die Teilnahme am Kurſus
zuge=
tellt. Durch Kreisarzt Medizinalrat Dr. Schmitt wurden die
Teil=
rehmer einer Prüfung unterzogen, die ein zufriedenſtellendes Ergebnis
Hatte. Im Anſchluß an den Kurſus fand im Hotel „Zum Adler” ein
Beiſammenſein ſtatt, bei dem Kolonnenarzt Dr. Schad einen Licht=
Sildervortrag über die Waſſerkataſtrohenübung von Biblis und über die
oerſchiedenen Gegenden Heſſens hielt. Ausgefchieden ſind aus der Ko=
lonne im vergangenen Geſchäftsjahr 2 Mitglieder; der Zugführer Lang
infolge einer Verſetzung nach Gernsheim. Neu eingetreten ſind 3 aktive
Mitglieder und 3 Mitglieder der Jugendgruppe. Generalverſammlungen
fanden im vergangenen Jahre zwei, Vorſtandsſitzungen neun ſtatt. Die
Gruppenführerprüfung beſtanden die Mitglieder Gremm. Steinmann
und Fleiſchmann. In der am 29. Januar d. J. abgehaltenen
General=
verſammlung wurde der Jahresbericht beifällig aufgenommen und
gut=
geheißen. Dem Rechner und dem Vorſtand wurde Entlaſtung erteilt.
Der geſamte Vorſtand und der Ehrenkolonnenführer Wenz wurden
einſtimmig wiedergewählt.
— Wafſerſtands=Nachrichten vom 11. Februar. Rhein: Hüningen
0,47, Kehl 1,64, Maxau 3,40, Mannheim 2,14, Mainz 0,16, Bingen 1,36,
Caub 1,42, Köln 1,60 Meter. — Main: Schweinfurt 0,75, Würzburg
D,77, Lohr 1,26, Groß=Steinheim 2,36, Frankfurt 2,29; Koſtheim
Staats=
pegel minus 0,74, dito Waſſertiefe 1,62, dito Fahrtiefe 1,46 Meter.
— Hirſchhorn, 11. Febr. Waſſerſtand des Neckars am
10. Februar 0,92 Meter; am 11. Februar 0,82 Meter.
— Gernsheim, 11. Febr. Waſſerſtand des Rheins am
10. Februar: —0,70 Meter, am 11. Februar: —0,79 Meter.
34. Preußiſch=Süddeutſche Klaſſenlokterie.
2. Tag, 5. Klaſſe. In der Vormittags=Ziehung fielen:
2 Gewinne zu 3000 Mark auf Nr. 961 942; 12 Gewinne zu 200 Mark
auf Nr. 70 360 109 208 233 633 235 179 329 545 340 104; 48 Gewinne zu
1000 Mark auf Nr. 16 609 38 853 61 184 64222 9701 105 92 119645
122 581 136 651 159 597 162 410 165 94 189 82 B1 709 B3342 242222
232 350 B3654 308839 324 03 356 584 382 233 389 296 397 189; ferner
90 Gewinne zu 500 Mark und 230 Gewinne zu 300 Mark. — In der
Nachmittags=Ziehung fielen: 2 Gewinne zu 50 000 Mark auf
Nr. 359 687; 4 Gewinne zu 10 000 Mark auf Nr. 301 232 368 139; 4
Gewinne zu 3000 Mark auf 213 296 250 634; 12 Geſwinne zu 2000 Mark
auf Nr. 20 435 85 960 93 428 226 608 293 151 37205; 22 Gewinne zu
1000 Mark auf Nr. 42241 49 120 51 426 99360 161 944 180 977 216 493
229 484 290 074 357 553 361 130; ferner 66 Gewinne zu 500 Mark und
156 Gowinne zu 300 Mark. — Im Gewinnrade verblieben: 2
Prä=
mien zu je 500 000 Mark 2 Gewinne zu je 500 000 Mark, 2 Gewinne zu
je 300 000 Mark, 2 Gewinne zu je 200 000 Mamk, 4 Gewinne zu je
75 000 Mark, 4 Gewinne zu je 50 000 Mark. 12 Gewinne zu je 25000
Mark, 80 Gewinne zu je 10000 Mark, 158 Gewinne zu je 5000 Mark,
432 Gewinne zu je 3000 Mark. 760 Gewinne zu je 2000 Marb. 1968
Gewinne zu je 1000 Mark, 4288 Gewinne zu je 500 Mark. 11 190
Ge=
winne zu je 300 Mark.
Geſchäftliches.
Beine, die Sorgen machen. Die Veranſtaltung dauert nur noch
bis zum 15. Februar. Der Graziana= Strumpf, Syſtem Dr. med
H. Garms, üübertrifft andere Hilfsmittel zur Beinverſchönerung und
gegen Beinbeſchwerden. Wer noch koſtenlos Hilfe durch die geſchulte
Spezialiſtin wünſcht, wende ſich baldigſt an das Meformhaus Eos=
Thalyſia, Darmſtadt, Eliſabethenſtraße Ecke Luiſenſtraße,
Fern=
ſprecher 971. (Näheres im Anzeigenteil.)
Das Motorrad und wir.
Das Motorrad=Spezialhaus Otto Darmſtädter (
Heinheimer=
ſtraße 8) hatte ſich zur Propagierung des Motorſports einen
ausgezeich=
neten Werbefilm der Zündapp=Werke verſchafft, der im Union=Theater
bei vollbeſetztem Hauſe gezeigt wurde. Die Technik des Films läßt
nichts zu wünſchen übrig. Es iſt berückſichtigt, daß man Laien für
die=
ſen ſchönen und vielſeitigen Motorrad=Sport intereſſieren will und hat
daher, lediglich um die Güte des Produktes — hier des Zündapp=
Motor=
rades — zu beweiſen, einen Abſchnitt eingefügt, in dem die modernen
Falrikeinrichtungen und neueſten Fabrikationsmethoden gezeigt werden.
Eingeflochten ſind originelle und eindrucksvolle ſtatiſtiſche Darſtellungen
und graphiſche Bilder von der Arbeitsleiſtung und Größe des Zündapp=
Werkes, ſeine Organiſation und Weltverbreitung (wobei man leider die
deutſche Stadt Danzig ins „Ausland” geſetzt hat). In landſchaftlich
herrlichen Bildern werden ſchließlich Motorradfahrten zum Wochenend
an die See und Gebirge, kurz, durch die ganze Welt gezeigt und ſomit
die Sehnſucht nach einem ſolch angenehmen Fahrzeug bei jedem geſchickt
geweckt. Bilder von der Internationalen 6=Tage=Fahrt 1929 und die
Wochenſchau vervollſtändigen das Zündapp=Werbeprogramm im Union=
Theater. — Bis heute abend findet bei freiem Eintritt im großen Saal
des „Bürgerhofs” eine Motorradſchau 1930 ſtatt, die ſehr reichhaltig
ausgeſtattet iſt, eine Reihe hochwertiger Motorradfabrikate und alle
zum Motorrad gehörigen Erſatzteile zeigt. Auch dieſe Ausſtellung
er=
freut ſich, wie der Werbefilm, eines ſehr ſtarken Beſuches.
Rundfunk=Programme.
Frankfurt a. M.
Mittwoch, 12. Febr. 11.15: Schulfunk: Oberbayeriſche
Mund=
arten. Rezitationen aus Peter Roſegger. O 15.15: Jugendſtunde:
Rektor Wehrhan: Der Prager Fenſterſturz, die Zerſtörung und
andere Geſchichten aus dem 30jähr. Kriege. o 16: Konzert aus dem
Volksbildungsheim Frankfurt a. M. O 18.05: Stadtrat Dr. Michels
Das Problem der Theatergemeinſchaften unter Berückſichtigung des
rhein=mainiſchen Wirtſchaftsgebietes. O 18.35: Eſperanto. O 19.05:
Karlsruhe: Ing. F. Herig: Menſchenhand und Kulturwerden.
O 19.30: Chorkonzert des Cäcilienvereins, vereinigt mit dem
Rühlſchen Geſangverein E. V. Chöre a capella. — Thamos,
König von Aegypten, von Mozart (mit verb. Verſen von Wilh.
Meckbach). Mitw.: Ellen Daub und H. Heilinger (Rezit.), E. Meyer=
Stephan (Ba iton), Funk=Sinfonie=Orch. 21: Stuttgart:
Karneval”, Faſchingsrevue von Ilſe Kamnitzer und E. Stockinger.
Mit Beiträgen von Richard Dehmel, G. A. Goldſchlag, Hermann
Heſſe. Franz Lederer, Lermontow und Polly Tiek. Funkorch.
Künigswuſterhauſen.
Deutſche Welle. Mittwoch, 12. Febr. 9: Landw.=Rat König:
Die Fruchtfolge. O 9.30: Dr. Bethge: Meiſter Adebar und der
Froſch in der Kehle. O 10: Dr. Heuß: Schwäbiſches Vollstum.
O 10.35: Mitteilungen des Reichsſtädtebundes. O 14.45:
Jugend=
bühne. „Pole Poppenſpäler”, nach Th. Storm. o 15.45:
Frauen=
ſtunde. Anna Drewitz: Saure Wochen — frohe Feſte. O 16: Prof.
Goldbeck: Der jugendliche Menſch im Spiegel ſeines Ich. o 16.30:
Hamburg: Konzert. O 17.30: Dr. Hofer, Eliſabeth Ohlhoff, Paula
Werner=Jenſen: A capella Suite. O 17.55: Min.=Dir. Dr. Dorn:
Reichsbank und Reichsbahn uls Reparationsinſtrumente nach dem
Youngplan. O 18.20: Prof. Krauſe: Blumen im Schnee. o 18.40:
Spaniſch für Anfänger. o 19.05: Reg.=Rat Dr. Kuhnert:
Aus=
ſichten der akademiſchen Berufe. O 19.30: Dr. Völter: Die ſoziale
Herkunft der Beamten. O 20: Reichsminiſter a. D. Dr. h. c. Hamm
und Dr. Elſaß, Vizepräſident des deutſchen und des preuß.
Städte=
tages: Privat= Wirtſchaft und kommunale Wirtſchaft. a 20.45:
München: Heiterer Abend. O Anſchl.: Zeit, Wetter. O. Danach:
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ſtellen=
weiſe neblig, ſonſt wolkig mit Aufheiterung, meiſt trocken.
Ausſichten für Donnerstag, den 13. Februar: Langſamer weiterer
Temperaturanſtieg und meiſt nebliges und wolkiges Wetter
wahr=
ſcheinlich.
Hauptſchriftleitung: Rudolf Mauve
Verantwortlich für Polltlk und Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feuiſleton, Reich und
Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe; für Sport: Dr. Eugen Buhlmann;
für den Handel: Dr. E. H. Quetſch: für den Schlußdienſt: Andreas Bauer; für
„Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort. Dr. Herbert Nette;
für den Inſeratenreit und geſchäftliche Mitteilungen: Willy Kuhle;
Druck und Verlag: L. C. Wittich — ſämtlich in Darmſtadt
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Seite 8
Mittwoch, den 12. Februar 1930
Nummer 43
Reich und Ausland.
Eine Spur des vermißten Profeſſors?
Frankfurt a. M. Nach einer aus Villbel bei
dem Frankfurter Polizeipräſidium eingegangenen
Mitteilung ſoll der vermißte Profeſſor Drexel am
vergangenen Sonntag um ½4 Uhr nachmittags auf
der Chauſſce Nieder=Erlenbach-Maſſenheim in
Rich=
tung Vilbel gegangen ſein. Der Mitteiler will den
Vermißten an Hand des in den Zeitungen
veröffent=
lichten Lichtbildes beſtimmt erkannt haben. Profeſſor
Drexel ſoll einen kleinen, von einem Strauch
abge=
ſchnittenen Stock in der Hand getragen haben. Es
iſt nicht ausgeſchloſſen, daß auch andere
Spazier=
gänger den Vermißten geſehen haben und weitere
Angaben machen können. Diesbezügliche Mitteilungen
nimmt jede Polizeiſtation entgegen.
Der neue Wiesbadener Oberbürgermeiſter.
Rechtsanwalt Krücke gewählt.
Wiesbaden. In einer nicht immer
harmo=
niſch verlaufenen Sitzung der
Stadtverordnetenver=
ſammlung, die ſogar einmal unterbrochen werden
mußte, weil von der Galerie eine Stinbbombe in
den Saal geworfen worden war, wurde heute am
Dienstag unter 84 Bewerbern Stadtverordneter
Rechtsanwalt Krücke (D.V.P.) zum
Oberbürger=
meiſter gewählt. Für Krücke ſtimmten die eigene
Partei, das Zentrum, die Wirtſchaftspartei und die
Sozialdemokraten. Gegen ihn waren die
National=
ſozialiſten, Deutſchnationalen, Demokraten und
Kom=
muniſten. Der neue Oberbürgermeiſter, der ſeit 1914
der Stadwerordnetenverſammlung angehört, iſt 1880
in Limburg a. d. Lahn geboren. Politiſch betätigt er
ſich auch noch in dem Kommunallandtag des
Regie=
rungsbeziuks Wiesbaden und dem Provinziallandtag
der Provinz Heſſen=Naſſau.
Durch ein Motorrad tödlich verunglückt.
Obertiefenbach. An der hieſigen Halteſtelle
des Poſtautos Bimburg=Rennerod wurde der 67 Jahre
alte Landwirt und Poſtagent Johann Reichwein von
einem in wildem Tempo fahrenden Motorradfahrer
nied rgefahren und ſchwer verletzt. Dem
Bedauerns=
werten wurde das rechte Bein unterhalb des Knies
zerſchmettert. Der wilde Fahrer, der ebenfalls zu
Sturz kam, trug nur geringfügige Verletzungen
da=
von, während ſein Opfer, nachdem ihm im
Kranken=
haus Limburg das Bein amputiert worden war,
darb.
Glänzender Abſchluß der „5. Grünen Woche
Berlin”.
Ueber 300 000 Beſucher in 9 Veranſtaltungstagen.
Berlin. Die heute abgeſchloſſene „5. Grüne
Woche Berlin” brachte den 8 Hallen des Berliner
Ausſtellungsgeländes mit über 300 000 Beſuchern in
nur 9 Tagen einen der größten Berliner
Veranſtal=
tungserfolge. Dieſes Ergebnis, das durch einen von
Tag zu Tag ſich ſteigernden Beſuch mit einem
Ab=
ſchluß=Sonntag, der den vorangegangenen Rekord=
Sonntag noch um mehrere tauſend Beſucher überbot,
erzielt wurde, iſt umſo bedeutſamer, als die
be=
kannten ſchwierigen Verhältniſſe in der
Landwirt=
ſchaft (die auch in dieſem Jahre den weſentlichſten
Teil der Beſucher ſtellte) alles andere als ein ſolches
glänzendes Reſultat erwarten ließen. Auch
hinſicht=
lich des wirtſchaftlichen Verkaufs=Erfolges kann von
einem befriedigenden, in einzelnen Abteilungen
ſo=
gar beſonders guten Abſchluß geſprochen werden.
Ueberfall in einer Molkereikaſſe.
Olmütz. Als der Kaſſierer der Molkerei in
Schiſchma (Bezirk Biſtritz am Hoſtein) einem
Land=
wirt für gelieferte Milch 1400 Kronen ausgezahlt
hatte, drangen drei Burſchen mit vorgehaltenen
Re=
volvern in die Kanzlei. Einer der Räuber tötete ohne
ein Wort zu ſprechen den Landwirt durch einen
Schuß in den Kopf. Er entriß ihm dann die
Bank=
noten, ein zweiter Bandit feuerte auf den Kaſſierer,
der im Begriff war, das weitere für die
Aus=
zahlung vorbereitete Geld vom Tiſch zu entfernen.
Der Kaſſierer bückte ſich aber und der Schuß ging
in die Wand. Die Räuber ergriffen darauf die Flucht
und entkamen in dem nahen Wald. Der erſchoſſene
Landwirt hinterläßt Frau und Kinder.
Auch Braunſchweig will zu Preußen.
Burg Dankwarderode und der Rathausturm
Braunſchweigs.
Braunſchweig, der nordweſtdeutſche Freiſtaat mit
ſeinen rund 500 000 Einrzohnern und 3672
Qug=
dratkilometern der zehntgrötzte deutſche
Bundes=
ſtaat, will trotz ſeiner Geſchichte, die bis ins 12.
Jahrhundert zurückreicht, ſeine Selbſtändigkeit
zugunſten Preußeus aufgeben, da die
Selbſtver=
waltung ſich immer mehr als eine unerträgliche
Belaſtung herausſtellt.
Schwerer Schiffszuſammenſtoß auf der Unkerelbe.
Links: der amerikaniſche Paſſagierdampfer „Preſident Rooſevelt”. — Rechts: Der aufgeriſſene Bug des engliſchen Dampfers „Philotis”.
Auf der Unterelbe ereignete ſich ein ſchwerer Zuſammenſtoß zwiſchen dem nach Hamburg einlaufenden amerikaniſchen Dampfer „Preſident Rooſevelt”
und dem ausfahrenden engliſchen Dampfer „Philotis”. Beide Schiffe erlitten ſchwere Beſchädigungen.
Zur Tauſendjahrfeier Roswithas von Gandersheim.
Fanfarenbläſer an der Spitze des Feſtzuges,
der am 1000. Geburtstag der erſten deutſchen Dichterin, Roswitha von Gandersheim, die Straßen
ihres Heimatſtädtchens Gandersheim durchzog.
Der Llond=Dampfer „München”
im New Yorker Hafen geſunken.
Alle Paſſagiere und die Beſahung gerekkel. — Drei Zeuerwehrleuke vermißt.
Zeuer und Exploſionen an Bord der „München” vor dem Unkergang
des Dampfers.
New York, 11. Februar.
Der am 30. Januar von Bremen abgefahrene
und am heutigen Dienstag in New York
einge=
troffene Dampfer München” des Norddeutſchen
Lloyd wurde durch Feuer zerſtört und iſt geſunken.
Der Dampfer war gerade angekommen und
hatte am Pier feſtgemacht und die 263 Paſſagiere
hatten begonnen, von Bord zu gehen, als dichte
Rauchwolken aus dem Schiff herausquollen,
worauf ſofort das Alarmſignal „Feuer im Schiff”
den Dampfer durchgellte. Der Umſicht der
Schiffs=
leitung gelang es, eine Panik zu verhüten und
alle Paſſagiere ſicher an Land zu bringen. Der
Kapitän ließ alle Feuerlöſch= und
Sicherheits=
maßnahmen ergreifen, und auch die New Yorker
Feuerwehr griff alsbald in die Kataſtrophe ein.
Dennoch erwies ſich eine Rettung des Schiffes
als unmöglich. Es folgten noch mehrere
Explo=
ſionen. Das Schiff mußte ſchließlich unter Waſſer
geſetzt werden.
Ueber die Urſache der Kataſtrophe iſt noch
nichts bekannt. Anſcheinend iſt das Feuer im
Laderaum entſtanden; es breitete ſich, obwohl
eine Anzahl Feuerlöſchboote mit zahlreichen
Hilfsmannſchaften zur Bekämpfung des Feuers
ſofort aufgeboten worden waren, mit rieſiger
Geſchwindigkeit aus. Die Flammen ſchlugen
gleichzeitig aus vier bis fünf Luken heraus.
Während der Löſcharbeiten erfolgten aus bisher
noch nicht geklärten Gründen mehrere
Exploſio=
nen, durch die mehrere Feuerwehrleute verletzt
wurden. Kurz darauf ging das Schiff unter.
Soviel bis jetzt feſtſteht, werden drei
Feuerwehr=
leute vermißt.
Zu dem Untergang des Lloyddampfers
er=
fahren wir noch: Das Feuer brach im Laderaum
5 und 6, vermutlich in einem Stapel Schellack.
aus, das einen Teil der Ladung bildete 263
Fahrgäſte der „München”, die etwa um 9 Uhr
vormittags an der Landungsbrücke am Hudſon=
Fluß eingetroffen waren, hatten das Schiff
be=
reits vor Eintritt der Exploſion verlaſſen.
Zahl=
reiche Fahrgäſte weilten wegen der
Zollabferti=
gung noch an der Landungsſtelle. Sie mußten
ſie ſchleunigſt verlaſſen, da die Flammen nach den
Exploſionen ſich mit erſchreckender Schnelligkeit
ausbreiteten. Auch die Schiffsmannſchaft begab
ſich unverzüglich an Land. Kurz darauf ging die
„München” unter.
Auf Anfrage beſtätigt uns der Norddeutſche
Lloyd, daß ſämtliche Paſſagiere der „München:
das Schiff bereits verlaſſen hatten, als das
Un=
glück im New Yorker Hafen geſchah.
Der im New Yorker Hafen nach einem Brande
geſunkene Lloyddampfer, München” iſt eines der
neueſten Schiffe des Norddeutſchen Lloyd. Die
München” iſt erſt vor ungefähr ſechs Jahren als
Schweſterſchiff der „Stuttgart” in Dienſt geſtellt
worden. Sie gehörte zur ſogenannten
Städte=
klaſſe, war 13 500 Tonnen groß und führte
Paſſa=
giere der Kajüten=, Touriſten= und der 3. Klaſſe.
Kohlenoxydgasvergiftung in der Backſtube.
Ludwigshafen. Am Montag nachmittag
wurden in der Backſtube einer Bäckerei in
Frieſen=
heim bei Ludwigshafen der Bäckermeiſter und der
aushilfsweiſe dort beſchäftigte Bäcker Jakob Weber
an Kohlenoxydgas vergiftet aufgefunden. Der Geſelle
war bereits tot, der Bäckermeiſter wurde in
bedenk=
lichem Zuſtande ins Krankenhaus verbracht.
11040 Meter Skiabfahrt an einem Tage.
Garmiſch. Am Montag ſtellte Dr. Walter
Brenner einen Weltrekord für Skiabfahrt auf, indem
er 12mal vom Kreuzeckhaus zur Talſtation der
Kreuz=
eckbahn (Höhenunterſchied 920 Meter) abfuhr. Die
Kreuzeckbahn hat den Rekord dadurch unterſtützt, daß
ſie ſofort nach jeder Ankunft Brenners wieder zur
Höhe fuhr.
40 000 Berliner Läden ohne Licht.
Der Bund der Handels= und Gewerbetreibenden
hat den Beſchluß gefaßt, ſeine ſämtlichen Mitglieder
und die dem Bunde angeſchloſſenen Verbände
aufzu=
fordern, vom 15. bis zum B. Februar als Proteſt
gegen die Erhöhung der ſtädtiſchen Werktarife nach
Geſchäftsſchluß die Schaufenſterbeleuchtung
einzu=
ſtellen und auch die Reklameinſchriften nicht mehr
leuchten zu laſſen. An der Aktion ſollen ſich rund
40 000 Berliner Ladengeſchäfte aus den
verſchieden=
ſten Branchen beteiligen.
Abſturz eines Felsſtückes.
Paris. Nach einer Meldung der „Chicago
Tribune” aus Liſſabon hat ſich ein Felsſtück vom St.
Michael=Island auf den Azoren plötzlich losgelöſt
und ſtürzte zu Tal. Vier Perſonen wurden dabei
getötet, eine verletzt.
Große Schneeverwehungen in Spanien.
150 Winterſportler eingeſchloffen.
Bei Molina in der Sierra Nevada ſind 150
Winterſportler vom Schnee eingeſchloſſen. Ihre Lage
wird immer kritiſcher, da die Lebensmittel faſt
aufgezehrt ſind. Ein Hilfszug iſt bereits unterwegs.
Man hofft, daß er den Ort erreichen wird, wo die
Touriſten abgeſchnitten ſind.
Todesopfer einer elektriſch geladenen Türklinke,
Trier. Am Samstag nachmittag iſt hier ein
Beſatzungsſoldat durch Starkſtrom ums Leben
ge=
kommen. Ein Unteroffizier hatte an der Innenklinke
der Tür eine elektriſche Leitung angebracht, ſo daß
die Türklinke nach beiden Seiten geladen war. Der
Soldat, der in den Raum eintreten wollte, erhielt
beim Berühren der Klinke einen Schlag und war
ſofort tot. Nach einer anderen Verſion habe der
Unteroffizier mit dem Anbringen der elektriſchen
Lei=
tung einen Scherz machen wollen, während wieder
eine andere Verſion dahin lautet, es ſei vorher aus
dem betreffenden Raum Fleiſch geſtohlen worden und
der Unteroffizier habe auf die oben beſchriebene Artz
und Weiſe den Dieb ermitteln wollen.
Die Vergiftungserſcheinungen in Wiener=
Neuſtadt.
Zwölf neue Erkrankungen.
Wien. Am Montag abend ſind in Wiener=
Neuſtadt neuerlich 12 Perſonen unter ſchweren
Ben=
zolbergiftungserſcheinungen ins Krankenhaus gebracht
worden. Die Einlieferung erfolgte auf Veranlaſſung
des Arztes, der nunmehr die Gummifabrik des Dr.
Hörnes ſtändig überwacht. Die Krancheitsſymptome.
ſind bei allen Erkrankten beſorgniserregend.
Ein elfjähriges Mädchen vermißt.
Baſel. Die Baſeler Polizeibehörden haben die
Polizeibehörden aller Schweizer und vieler
aus=
ländiſcher Städte um ihre Mitarbeit bei den
Nach=
forſchungen nach einem ſeit einer Woche vevmißten
elfjährigen Baſeler Schulmädchen namens Klara
Waldmeier erſucht. Das Mädchen iſt ſpurlos
ver=
ſchwunden; die bisherigen Nachforſchungen der
Ba=
ſeler Polizei hatten keinen Erfolg. Die Polizei weiſt
die Möglichkeit eines Verbrechens nicht von der Hand.
Ueberreſte des franzöſiſchen Waſſerflugzeuges
angetrieben.
Paris. Nach einer Havasmeldung aus Port
Vendres ſind die Schwimmer des abgeſtürzten
Waſ=
ſerflugzeuges der Strecke Algier—Marſeille am
Mon=
tag angetrieben worden. Brandſpuren laſſen darauf
ſchließen, daß das Flugzeug beim Niedergehen auf
das Waſſer in Brand geraten ſt. Die Leichen der
Inſaſſen hat man noch nicht gefunden.
Zugunfall in Frankreich.
Paris. Wie Havas aus Montbriſon berichtek,
iſt ein von Paris kommender Perſonenzug mit einer
Rangierlokomotive zuſammengeſtoßen. Die
Lokomo=
tive des Perſonenzugs ſtürzte auf das Häuschen eines
Schrankenwärters. Die Tochter des Schrankenwärters
wurde getötet, ebenſo der Lokomotiführer. Mehrere
Reiſende haben leichte Verletzungen davongetragen.
Der Verkehr muß 24 Stunden lang umgeleitet
werden.
Der Träger des großen Skaakspreiſes
in Archſeluf.
Architekt Lodders (Köln)
erhielt den Großen Staatspreis für Architektur
der preußiſchen Akademie der Künſte,
New York. Man ſollte doch wirklich
an=
nehmen, daß Charlie Chaplin Geld genug
ver=
dient hat und noch verdient, um ſich von ſeinem
eigenen Gelde eine Taſchenuhr zu kaufen. Dem
iſt aber nicht ſo. Zwar beſitzt Charlie einen
fabelhaften Chronometer aus reinem Gold, mit
Klappdeckel, Wecker, Rücklaufbremſe und
ſonſti=
gen Schikanen, aber, wie geſagt, er hat ſie ſich
nicht ſelbſt gekauft. Zu ſeiner Ehre muß man
allerdings geſtehen, daß er keinen Hehl daraus
macht, ſondern jedem, der es wiſſen möchte, den
Roman ſeiner Uhr erzählt.
„Eines Tages”, ſo beginnt er dann
gewöhn=
lich, „unternahm ich zum Zeitvertreib eine kleine
Rundreiſe auf der Untergrundbahn. Wie
ge=
wöhnlich, ſaßen wir wie die Sardinen
neben=
einander gequetſcht, und jedesmal gab es ein
panikartiges Gedränge, wenn an einer Station
jemand ein= oder ausſteigen wollte. Zu Hauſe
angekommen, fand ich in meiner Manteltaſche
einen ſchweren und mir unbekannten Gegenſtand,
der ſich bei näherer Betrachtung als ein
Chrono=
meter aus Gold entpuppte. Ich brachte ſie ſofort
zur Polizei, wo ein Protokoll darüber
aufgenom=
men wurde. Die Beamten ſahen mich zuerſt ſehr
mißtrauiſch an, denn ſie vermuteten einen
Re=
klametrick meinerſeits. Schon einen Tag ſpäter
konnte ich ſie übrigens von der Wahrheit meiner
Ausſage überzeugen, denn ich hatte am Morgen
einen Brief folgenden Inhalts bekommen:
„Lieber Herr Chaplin! Der Briefſchreiber iſt
ein gewerbsmäßiger Taſchendieb. Vorgeſtern
„arbeitete” ich in der Untergrundbahn und hatte
gerade einem Herrn die goldene Uhr aus der
Weſtentaſche geholt, als ich Sie bemerkte. Da ich
einer Ihrer größten Bewunderer bin, entſchloß
ich mich ſofort. Ihnen dieſe Frucht meiner Arbeit
zum Geſchenk zu überreichen. Ich bitte Sie,
die=
ſes Geſchenk mit der gleichen Freude
entgegen=
zunehmen, wie ich es Ihnen anbiete.”
Ein Jahr verging, und die Polizei hatte
weder den Dieb noch den Beſtohlenen ausfindig
gemacht. Ein kurzes Schreiben ſetzte Charlie
da=
von in Kenntnis, daß er nach dem Geſetz
recht=
mäßiger Beſitzer der Uhr geworden ſei. Das iſt
der Roman von Charlies Uhr.
Von der großen Hundeſchau der
Gien Dohe.
„Greif”, der deutſche Rintintin, beſichtigt
ſeine Preiſe.
Das Glanzſtück der großen Hundeausſtellung der
Berliner Grünen Woche iſt „Greif”, der deutſche
Rintintin, der in vielen deutſchen Filmen als
Hauptdarſteller mitwirkte und eine Höchſtleiſtung
deutſcher Dreſſur darſtellt.
1000 Kronen
ENöRDLICHES EISMEER-
Sn.
FLANT. OTEAN
Zur Tauſend=
Jahr=Feier
SMunds.
Oben links:
Blick auf Islands
Hauptſtadt Reykjavik.
die mit 25 000
Ein=
wohnern faſt ein
Vier=
tel der Bevölkerung
Islands beherbergt.
Oben rechts:
Das Parlament
Is=
lands, der Althing,
der 42 Mitglieder hat
und neben der
geſetz=
gebenden Arbeit als
oberſter Gerichtshof
fungiert.
Unten links:
Statiſtik des
isländi=
ſchen Außenhandels.
Die Ausfuhr beſteht
hauptſächlich aus
Fi=
ſchen, Oel. Häuten und
Wolle.
Unten rechts:
Karte der Inſel,
die auf 102 800
Qua=
dratkilometern nur rd.
100 000 Einwohner
aufweiſt.
Die Jazzrevolukion von Budapeſt.
Budapeſt. Es handelt ſich nicht etwa um
eine Revolution gegen die Jazzmuſik, ſondern
um den Aufſtand der geſamten Budapeſter
Muſikerſchaft gegen einen einzigen Mann. Er
iſt ſelbſt Muſiker, Orgelvirtuoſe und Direktor
einer Muſikſchule, in der bisher naturgemäß auch
die zeitgemäßen Jazz=Inſtrumente gelehrt
wor=
den ſind. In Zukunft ſollte es aber anders
wer=
den. Maeſtro Franz Szekeres hat nämlich ein
noch nie dageweſenes Inſtrument erfunden, einen
„Breakophon” benannten Apparat, der, auf
Kla=
viere möntiert, ein kleines Jazzorcheſter mit
allem Drum und Dran erſetzen kann. Die
ori=
ginelle Erfindung iſt bereits ſowohl für alle
europäiſchen Länder als auch für Amerika
paten=
tiert worden; mit der Herſtellung für Europa
ſoll ſich eine einſchlägige deutſche Fabrik bereits
intenſiv beſchäftigen. Vor einiger Zeit führte
Szekeres ſeinen Apparat im Rahmen eines
öffentlichen Konzertes dem Budapeſter Publikum
erſtmalig vor, wobei Preſſe und Auditorium
ein=
ſtimmig feſtſtellten, daß der geniale Konſtrukteur
nicht zu viel verſprochen hatte. Die Maſchine
vereint und erſetzt tatſächlich eine ganze
Tanz=
kapelle mit ihren mannigfachen Geräuſchen. Nach
der erfolgreichen Premiere erhielt der junge
Er=
finder nicht nur Anerkennungen und günſtige
Angebote von Konzertdirektionen, ſondern auch
einige wenige — Drohbriefe von Jazzmuſikern,
die durch den neuen Apparat ihre Exiſtenz ge=
fährdet ſahen. Szekeres nahm die Drohungen
durchaus nicht ernſt und bereitete ſein zweites
Konzert vor. Die Situation wurde aber Tag
für Tag bedrohlicher. Wurden im Vorverkauf
zwanzia Karten abgeſetzt, ſo konnte der
Breako=
phon=Mann ſicher ſein, gleichzeitig ebenſoviele
Drohbriefe zu bekommen, und er mußte
anneh=
men, daß die Jazzmuſiker ſämtliche
Eintritts=
karten zuſammenkaufen, um einen grandioſen
Skandal in Szene zu ſetzen, überdies verſprachen
die verbitterten Muſiker, mit Bomben und
Hand=
granaten zu erſcheinen, auf daß der Meiſter
mit=
ſamt ſeinem Inſtrument in die Luft fliege. Die
Revolutionäre erreichten ihr Ziel: Maeſtro
Sze=
keres machte ſchlapp und ſagte ſein zweites
Auf=
treten in vierundzwanzigſter Stunde ab. Ob aus
Angſt vor dem Skandal oder gar — ur den
Bomben, weiß man nun nicht genau. Jedenfalls
dürfte die zunächſt ſiegreiche Oppoſition der
Muſi=
ker gegen das neue mechaniſche Muſikwunder
nicht viel nützen; hält es in der Tat, was es
verſpricht, werden durch ſeine Einführung eben=
ſo Hunderte von Muſikern brotlos wie durch den
Vorſtoß des Tonfilms.
Aufregender Fabrikbrand in Chicago.
Chicagv. In einer Kiſſen= und
Matratzen=
fabrik, deren Betrieb im 7. und 8. Stochwerk eines
Geſchäftsgebäudes untergebracht war, brach ein Brand
aus. Kapok und andere leicht brennbare Materialien
ſtanden in kurzer Zeit in Flammen und verſperrten
den 200 Angeſtellten den Weg ins Freie. Trotz der
beträchtlichen Höhe blieb nichts anderes übrig, als
die Rettung mit dem Sprungtuch zu verſuchen. Die
meiſten überſtanden den Sprung in die Ticfe, wem
auch nicht immer heil, fo doch nur mit geringfügigen
Verletzungen. Ein junges Mädchen jedoch ſtürzte fo
unglücklich ins Sprungtuch, daß es einen tödlichen
Schädeſbruch davontrug. Diejenigen, die den
Ent=
ſchluß zu dem Sprung nicht aufbringen konnten.
waren eine Zeitlang in einer fürchterlichen Lage, da
die pneumatiſchen Leitern der Feuerwehr zu ſolchen
Höhen nicht hinaufreichen. Sie hingen verzweifelt an
den Fenſterbrüſtungen des brennenden Gebäudes, bis
die Feuewwehr mit Hakenleitern einen Leitergang
hergſtellt hatte, über den ſie in Sicherheit gebracht
werden konnten.
Brandkataſtrophe in einem amerikaniſchen
Armenhauſe.
Hundert Totes
NewYork. In Brockton im Staat
Maſſachuſ=
ſetts ereignete ſich eine ſchwere Brandkataſtrophe. In
einem Armenhauſe dieſer Stadt brach aus noch nicht
geklärter Urſache in den Nachtſtunden Feuer aus,
das ſich mit raſender Geſchwindigkeit ausbreitete. Es
war nur möglich, einen Teil der Inſaſſen in
Sicher=
heit zu bringen; eine große Anzahl der Inſaſſen fiel
den Flammen zum Opfer; man glaubt, daß ſich die
Zahl der Toten auf 100 beläuft.
Ber große Schlager!
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Betr.: Zahlung der Beiträge
der freiwilligenu unſtändigen
Mitglieder und rückſtändigen
Beiträge der Arbeitgeber.
1. Die freiwilligen und unſtändigen
Mit=
glieder werden hiermit aufgefordert,
die Beiträge für Januar ſpäteſtens
bis 15. ds. Mis. unter Vorlage der
Quittungskarte zu entrichten,
andern=
falls Mahngebühr erhoben u.
Zwangs=
beitreibung eingeleitet wird. Wir
machen beſonders darauf aufmerkſam,
daß gemäß 8 10 unſerer Satzung die
Mitgliedſchaft erliſcht, wenn zwe mal
nacheinander am Zahllage die
Bei=
träge nicht entrichtet werden und ſeit
dem erſten dieſer Tage mindeſtens
ein Monat vergaugen iſt.
Bei der Einſendung, bezw.
Ueber=
weiſung der Beiträge durch die Poſt
iſt das Konto=Nummer, die Wohnung,
ferner Vor= und Zuname anzugeben.
2. Arbeitgeber, welche verſiche
ungs=
pflichtige Perſonen be chäft gen,werden
hiermit an noch rückſtändige
Beitrags=
zahlungen erinnert. Da ſofort die
Zwangsbeitreibung beginnt, wird
be=
ſonde s darauf aufmer iſam gemacht,
daß für alle Zahlungen, die nicht
rechtzeitig erfolgen, außer den
geſetz=
lichen Gebühren 12 Verzugsgebühren
pro Monat berechnet werden. (2661
Dar tadt, den 10. Februar 1930,
Der Vorſtand:
Storck, Vorſitzender.
In unſer Hundelsregiſter, Abteil, 4,
wurde heute eingetragen bei den Firmen:
Max Karlsberg in Reinheim: Die
Ge=
ſellſchaft iſt aufgelöſt. Die Firma iſt
er=
loſchen. Hirſch Reinheimer III. in
Habitzheim: Die Firma iſt erloſchen.
Reinheim, den 10. Feb. 1930. (2648
Heſſiſches Amtsgericht.
Nuchd gerleigerung.
vorm. 9 Uhr, werden auf dem
Nat=
haus aus dem Roßdörfer Gemeindewald
aus verſchiedenen Abt, folgende
Sorti=
mente Nutzholz verſteigert:
Kiefernſtämme Kl. 2a 3 St. 114fm
Es wird gebeten, das Holz vorher
einzuſehen.
Nähere Auskunft erteilt Herr Förſter
Kirſchner, Roßdorf.
(264‟
Roßdorf, den 10. Febr. 1930.
Heſſiſche Bürgermeiſterei.
Lorenz.
Aus den Amtsverkändigungen des Kreisamts
Darmſtadt und den Bekanntmachungen des
Polizelamts Darmſtadt.
Gefunden: 10 Pfund Margarine. 1
Peitſche. 1 ſilb. Vorſtecknadel. 3
Porte=
monnaies mit Inhalt. 1 Herrenuhr m.
Kette. 1 Muſterheft. 2 Loſe. 1 Rock u.
1 Weſte. 1 Damenhandtäſchchen. 1
Pa=
ketchen mit Futterſtoff. 1
Nappahand=
ſchuh. 2 Bund Schlüſſel.
Zugelaufen: 1 Zwergpinſcher.
Wir machen wiederholt darauf
auf=
merkſam, daß auch noch Fundgegenſtände
vorhanden ſind, die in früheren
Bekannt=
machungen verzeichnet ſind.
Intereſſen=
ten können die Fundgegenſtände
wäh=
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[ ← ][ ][ → ]Seite 10
Mittwoch, den 12. Februar 1930
Nummer 43
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Mic
eingetragene Genoſſenſchaft mit beſchränkter Haftpflicht.
Bilanz am 31. Dezember 1929.
Wiße
Rok
Kaſſe, fremde Geldſorten und Zinsſcheine
Guthaben bei der Reichsbank und beim
Poſtſcheckamt. . . . .
Wechſel .
...
Wertpapiere.
Guthaben bei Banken ..
Forderungen aus Lombardierung
börſen=
gängiger Wertpapiere. . . . . .
R.M Roi
134 444. 82
96 519.06
625 385.47
23 712.50
151 928.31
AGf 75, 60
Sonſtige Vorſchüſſe . . . .
Konto=Korrent=Guthaben . . . .
Forderungen aus Bürgſchaften 125 430.-
Mobilien.
Schrankfächer . .
..
Grundſtücke
a) Bankgebäude. . . . . ...
b) ſonſtige Grundſtücke ..
Beteiligungen . . .
2257 545,91
335 241.36
6 498 251.06
150 000.—
A .—
190 000.—
510.—
9281 649 33
RR. Z
R-M. Rot
Geſchäftsguthaben
a) der verbleibenden Mitglieder . .
b) der ausſcheidenden Mitglieder. .
Reſervefonds I.
Reſervefonds II.
Reſervefonds III..
Spareinlagen und auf feſte Termine
gegebene Gelder
a) bis 32 Tage
b) über 32 Tage bis zu 6 Monaten
Konto=Korrent=Schulden
Verbindlichkeiten bei Banken".
Verbindlichkeiten bei unſeren
Zentral=
kreditinſtituten
a) in laufender Rechnung
962 388.30
5139.38
967 577,68
150 970.—
125 000.—
A. 300 —
A0f 50.—
1368 547.68
1027 781.50
3539 529. 17
4567 310.67
2 376 473.47
270 105.02
51 213.47
b) gegen Darlehnswechſel A0 300. —371 213.47 Akzeptationen 94 579.20 Forderungen aus Bürgſchaften 125.430.- Hypothekſchulden 17 500.— Unterſtützungsfonds 1655.13 Geſchäftsguthaben früher ausgeſchiedener Mitglieder 2 533.10 Neingewinn 1929 Af 3.3. 50 9 281 649.33
... . 2419
Die Mitgliederzahl betrug am 31. Dezember 1928
202
Während des Geſchäftsjahres neu eingetreten . . . . . . . .
2621
196
Während des Geſchäftsjahres ausgeſchieden
...."
25
Mithin Mitgliederzahl am Schluſſe des Geſchäftsjahres
..
Die Haftſummen ermäßigten ſich in der Zeit vom 31. Dezember 1928 bis zum 31. Dezember 1929 um RM. 500.—. Sie betrugen am
Jahres=
ſchluß RM. 1341500.—. Die Geſchäftsanteilguthaben erhöhten ſich in der Zeit vom 31. Dezember 1928 bis zum 31. Dezember 1929 um RM. 93612.45.
Dieſelben betrugen am Jahresſchluß RM. 967577.68.
Auf die Geſchäftsanteilguthaben werden 10% Dividende zur Ausſchüttung gebracht.
1924
W5
Wé
1927
1928
1929
1. Dividende
2. Geſchäftsanteile
3. Offene Reſerven
4. Bilan ſumme
5. Umſätze
102o
66 000.—
173000.—
1200000.—
32000000.—
10%o
291000.—
205000.—
3 125 000.—
75 000 000.—
10%o
546000.—
225 000.—
5100000.—
120000 000.—
10%0
710000.—
275 000.—
8000000.—
178000 000.—
10%
874 000.—
420000.—
9000000.—
207000 000.—
10%o
967000.—
500 000.—
9280000.—
222 000000.—
Rückſtellung zur freiwilligen Aufwertung von Spareinlagen.
10000.—
15 000—
5 000.—
25 000.—
25 000.—
25 000.—
Die Dividende von 10% kommt ab heute zur Auszahlung.
Darmſtadt, den 12. Februar 1930.
Darmſtädter Volksbank
eingetragene Genoſſenſchaft mit beſchränkter Haftpflicht.
Weiler.
Becker.
Annahme von Gelder auf:
Sparkaſſe=
Depoſiten=
zu günſtigen Bedingungen.
Scheck=Konto
Eröffnung von laufenden Rechnungen mit und ohne Kredit — Discontierung von Wechſeln. Deviſen / Sorten / Zinsſcheine
An= und Verkauf von Wertpapieren. Stahlkammer.
(2618
[ ← ][ ][ → ] Generalverjammtung der Darmnadter Vonsbant.
Am geſtrigen Abend fand im überfüllten Fürſtenſaal die diesjährige
ſordentliche Generalverſammlung der Darmſtädter
Volksbank, e. G. m. b. H., ſtatt, die von dem Vorſitzenden, Herrn
Fabrikant J. Otto Nohl, eröffnet wurde. Herr Direktor Weiler
erläuterte das Zahlenmaterial des näheren und brachte es in Beziehung
zr den wirtſchaftlichen Verhältniſſen des abgelaufenen Jahres.
Vor=
ſicht und Beſonnenheit, das ſeien die Worte geweſen, die im vorigen
Jahre an derſelben Stelle den Mitgliedern zugerufen worden ſeien,
und fürwahr, nichts ſei mehr am Platze geweſen als eben Vorſicht und
Beſonnenheit. Wenn durch das Auf und Ab der Pariſer Verhandlun=
Igen, durch die Bedenken gegen die Währung, durch den Zuſammenbruch
der Frankfurter Allgemeinen Verſicherungs=Geſellſchaft und kleinerer
Bankgeſchäfte, durch das völlige Darniederliegen der Börſe die Nerven
zu zerreißen drohten, dann hätte man ſeine Blicke wenden müſſen auf
die Aktivſeite unſeres Wirtſchaftslebens, dorthin, wo die Arbeitskraft
des geſamten Volkes und der unbedingte Lebens= und
Selbſtbehaup=
tungswille des im Wirtſchaftskampfe ſtehenden Einzelindividuums
ein=
getragen ſind. In einer großen Volkswirtſchaft ginge es niemals
ganz ſchlecht oder ganz gut, und ſo hätte auch im vergangenen Jahre
Ungünſtiges neben Günſtigem gelegen. Deshalb habe die Leitung der
Bank immer und immer wieder vor Miesmacherei und Peſſimismus
gewarnt.
Die Umſätze der Bank hätten mit 222 Millionen Reichsmark eine
Rekordziffer erreicht. In 1913, dem letzten Friedensjahre, ſeien nur
62,5 Millionen Reichsmark umgeſetzt worden. Die Bilanzſumme habe
ſich im Berichtsjahre nur unbedeutend nach oben verändert, und zwar
bewußt, da man von Anbeginn des Jahres an auf ein beſſeres
Ver=
hältnis des eigenen zum fremden Kapital und auf eine große
Zahlungs=
bereitſchaft hingearbeitet habe. Das ſei gelungen. Neue Kredite ſeien
nur nach Maßgabe der Rückflüſſe alter Außenſtände gegeben worden.
(Das Grundſtückskonto weiſe eine Erhöhung von 36 000 RM. auf durch
den Erwerb des Hauſes Schloßgartenſtraße 1 bzw. Schwanenſtraße 1.
Wegen dieſes Hauſes ſtehe man jedoch in ausſichtsreichen
Verkaufsver=
handlungen.
Das Geſchäftserträgnis von 211 731,59 RM. (im Vorjahre 193 750
RM.) ſei ein recht erfreuliches. Dabei ſeien die ſtillen Rücklagen
vor=
weg bedacht und Abſchreibungen vorgenommen worden.
Herr Direktor Weiler gab dann ein anſchauliches Bild über die im
abgelaufenen Jahre eingehaltene Kreditpolitik. Er ſtreifte auch kurz
die Vorgänge, die ſich im Herbſt durch das allgemeine Mißtrauen ab=
1geſpielt und die zu der bekannten Zeitungsveröffentlichung geführt
hätten. Die Volksbank ſei aus dem hieſigen Geſchäftsleben nicht mehr
weg zu denken, dazu ſei ſie zu ſtark geworden. Redner forderte zum
Schluß ſeiner Ausführungen die Mitglieder auf, treu zur
Genoſſen=
ſchaft zu halten und ſämtliche Erſparniſſe und Kapitalreſerven, der
Volksbank anzuvertrauen.
Herr Nohl erſtattete dann Bericht über die Tätigkeit des
Auf=
ſichtsrates und nahm gleichfalls Bezug auf die ſchwierigen
wirtſchaft=
llichen Verhältniſſe des abgelaufenen Jahres. Die gehegte Hoffnung
auf Beſſerung habe ſich im Jahre 1929 nicht erfüllt. Die
Arbeitsloſig=
ſteit ſei trotz des milden Winters faſt genau ſo groß wie im letzten
Jahr. Auch die Steuerlaſten zeigten eine ſteigende Tendenz. Es müſſe
darauf hingearbeitet werden, daß der Zinsfuß ſich ſenke, denn nach den
Erſchütterungen des wirtſchaftlichen Lebens ſei alles auf Betriebskapital
hir gewieſen. Syndikate, Truſts und Konzerne vernichteten viele
Exi=
tnzen im Kleinhandel= und Gewerbeſtand, bis hinauf in die mittlere
Induſtrie, und dieſer Prozeß könne nur durch genoſſenſchaftlichen
Zu=
amnmenſchluß aufgehalten werden. Wir beſäßen in der Darmſtädter
Volksbank ein gut fundiertes Bankgeſchäft, und der Geſchäftsbetrieb
örine noch erweitert werden, wenn die Geſchäftswelt reſtlos der
Darm=
tidter Volksbank angehöre,
Am 17. März 1929 habe Herr Direktor Habicht ſein 25jähriges
2renſtjuhiläum gefeiert und er ſei mit Wirkung vom 1. Juli d. Js.
rn in den Ruheſtand getreten.
Redner berichtete kurz über den im Monat Juni 1929 in
Kelſter=
bach ſtattgefundenen Verbandstag des Unterverbandes der
Erwerbs=
ind Wirtſchaftsgenoſſenſchaft im Volksſtaat Heſſen, ſowie über den im
September verfloſſenen Jahres in Stuttgart abgehaltenen Allgemeinen
Deutſchen Genoſſenſchaftstag. An der erſten Tagung hätte faſt reſtlos
inſer geſamter Vertrauensmänner=Ausſchuß teilgenommen. Er
er=
ſtattete dann Bericht über die umfaſſende Reviſionstätigkeit des
Auf=
ſichtsrats, und daß dieſer den Vorſtand mit Rat und Tat auf das
weit=
behendſte unterſtütze.
An der Diskuſſion beteiligten ſich die Herren. Dr. Kollbach,
Dr. Sell und Landtagsabgeordneter Konrad Haury. Durch deren
Ausführungen zog ſich wie ein roter Fader der Appell, überall dahin
hu wirken, daß der erwerbstätige Mittelſtand ſich reſtlos der
Kredit=
genoſſenſchaft anſchließt, als Verſicherung gegen wirtſchaftliche
Zufällig=
leiten,
Herr Nohl trug dann die Bilanz vor, die Gewinn= und
Verluſt=
echnung und die Gewinnverwendung. Die Vorſchläge der Verwaltung
vurden gutgeheißen und die Verteilung einer 10prozentigen Dividende,
die Ueberweiſung an den Reſervefonds mit 99 030 RM. und die
Rück=
tellung für die Vorkriegsſpareinleger mit 25 000 RM. beſchloſſen. Die
ffenen Reſerven haben infolge dieſer Zuweiſung die ſtattliche Höhe von
100 000 RM. erreicht. Die Entlaſtung der Verwaltungsorgane erfolgte
hinſtimmig.
An Stelle der aus dem Aufſichtsrat ausſcheidenden Herren
Hep=
henheimer, Malzi und Schneider, denen für ihre verantwortungsvolle
Tätigkeit reicher Dank gezollt wurde, ſind neu gewählt worden die
Herren Wilhelm Kalbfuß als Vertreter des organiſierten
Darm=
tädter Einzelhandels, Ehrenobermeiſter Karl Krämer als Vertreter
er Bäcker=Innung, Obermeiſter Auguſt Mager als Vertreter der
Netzger=Innung.
Wirkſchaftliche Rundſchau.
Der Aktienindex vom 3. bis 8, Februar. Der vom Statiſtiſchen
keichsamt errechnete Aktienindex (1924—26 gleich 100) ſtellt ſich für die
Voche vom 3.—8, Februar 1930 auf 122,9 gegenüber 122,0 der
Vor=
boche, und zwar in der Gruppe Bergbau und Schwerinduſtrie auf 122,2
122,8), Gruppe verarbeitende Induſtrie auf 110,9 (109,9) und Gruppe
handel und Verkehr auf 142,6 (140,9), Für den Durchſchnitt des
Mo=
hats Januar 1930 iſt der Index mit 120,0 gegenüber 115,2 im
Durch=
ſchnitt Dezember 1929 ermittelt, und zwar in der Gruppe Bergbau
und Schwerinduſtrie 119,5 (112,3), Gruppe verarbeitende Induſtrie mit
99,3 (105,1) und (ruppe Handel und Verkehr mit 139,4 (135,8).
Aus dem Geſchäftsbericht der Bank von Frankreich. Aus dem
Ge=
hhäftsbericht der Bank von Frankreich ſind folgende Ziffern zu nennen:
der Reingewinn der Bank beläuft ſich auf 406,2 (i. V. 156,4) Millionen
franken. Die Geſamtdividende für das abgelaufene Geſchäftsjahr ſtellt
ſh auf netto 520 (350) Franken pro Aktie. An den Staat werden 51,1
Nillionen gegenüber 20,1 Millionen Franken im Vorjahre abgeführt.
Luf neue Rechnung werden 103,5 gegen 62,7 Millionen Franken im
Vorjahre vorgetragen. Gleichzeitig mit der Ermäßigung des
Diskonto=
utzes hat die Bank von Frankreich auch den Zinsſatz für Vorſchüſſe von
½ auf 4½ Prozent herabgeſetzt.
Amerikaniſche Kabelnachrichken
Es notierten nach Meldungen aus Chicago am 11. Febr.:
Getreide: Weizen, März 119½, Mai 123½, Juli 124½,
Sep=
ember 1267; Mais, März 89½, Mai 92½, Juli 94½,
Sep=
ember 94½; Hafer, März 44½, Mai 46½, Juli 46: Roggen,
Närz 84, Mai 85½, Juli 85½, September 86½.
Schmalz: März 10,975, Mai 11,175, Juli 11,40, Sept. 11,625.
Fleiſch: Speck loco 12,75; leichte Schweine 10,65—11,10, ſchwere
ſchweine 10.15—10,90; Schweinezufuhren in Chicago 40 000, im
Geſten 125 000.
Chicagoer Baumwolle: März 15,65, Mai 15,87.
Es notierten nach Meldungen aus NewYork am 11. Febr.:
Schmalz: Prima Weſtern 11,60; Talg, extra loſe 7½8.
Getreide: Weizen, Rotwinter n. Ernte 136½, Hartwinter n.
frnte 125½; Mais 101½: Mehl 5,40—5,70; Getreidefracht nach
ingland 2—3 sh, nach dem Kontinent 8—10 C.
Kakao: Tendenz ſtetig, Umſätze 104, loco 9½, Februar 9.07,
Närz 9.29, April 9.45 Mai 9.61, Juni 9.70, Juli 9.82, Sep=
Ember 10.05, Oktober 10, Dezember 9.82.
Frankfurker und Berliner Effekkenbörſe.
Frankfurt a. M., 11. Februar.
Auch heute ſtand die Börſe wieder im Zeichen eines großen
Order=
mangels, und hiervon ausgehend legte die Spekulation eine noch nie
dageweſene Mutloſigkeit an den Tag, ſo daß zum offiziellen Beginn
Erſtnotierungen kaum zuſtande kamen. Anregungen fehlten vollkommen.
Die unverändert leichten Geldmarktverhältniſſe machten nicht den
ge=
ringſten Eindruck. Als verſtimmender Faktor waren die unſicheren
und ſchwachen Auslandsbörſen zu bezeichnen. Auch die bevorſtehende
Debatte im Reichstag über den Youngplan und die damit
zuſammen=
hängende Ctatsberatung ließen Zweifel eines reibungsloſen Verlaufes
aufkommen. Gegenüber der geſtrigen Abendbörſe neigte die Tendenz
erneut zur Schwäche, und es traten zumeiſt Abſchläge bis zu 1 Proz
ein. Nur am Elektromarkt waren Siemens mit minus 2 Prozent etwas
ſtärker gedrückt. AEG. Schuckert und Chade lagen nur geringfügig
niedriger; Lahmeyer eröffneten dagegen gut behauptet. Im allgemeinen
konnte man Angebot in größerem Umfange nicht bemerken, ſo daß im
Grundton der Börſe eine gewiſſe Widerſtandsfähigkeit nicht zu
ver=
kennen war. Am Rentenmarkt war deutſche Anleihen zum Teil etwas
ſtärker gedrückt. Von Ausländern blieben Anatolier gut behauptet,
während Bagdadbahn leicht anziehen konnten. Auch im Verlaufe hielt
die Luſtloſigkeit an; Auftragsmangel war weiter tendenzbeſtimmend.
Da aber Angebot nicht mehr vorhanden war, blieben die Kurſe gegen
Anfang gut gehalten. Am Geldmarkt war Tagesgeld mit 5 Prozent
erneut ermäßigt. Am Deviſenmarkt war das Pfund etwas leichter, der
Dollar dagegen etwas feſter. Mark gegen Dollar 4.1890, gegen Pfunde
20.361, London-Kabel 4.8622, —Paris 124.20, —Mailand 92.90, gegen
Madrid 37.35, —Schweiz 25,192/g, —Holland 12.12/-
Durch den anhaltenden Ordermangel war an der Abendbörſe die
Stimmung weiter gedrückt. Erſtnotierungen kamen infolge der
Umſatz=
loſigkeit nur wenig zuſtande. Gegenüber dem Berliner Schluß ergaben
ſich nur geringfügige Veränderungen. Angebot war kaum zu
bemer=
ken. Leicht anziehen konnten Dresdener Bank und Hapag.
Demgegen=
über eröffneten Siemens 1,5 Prozent ſchwächer. J.G. Farben lagen
knapp gehalten. Am Rentenmarkt waren Türken auf die Bekanntgabe
der türkiſchen Antwort an den Verwaltungsrat der Dette Ottomane
weiter ſchwach veranlagt.
Berlin, 11. Februar.
Hatte man heute vormittag an der Börſe auf Sonderbewegungen
gehofft und geglaubt, die Spekulation werde die aus innerpolitiſchen
Beſorgniſſen geſtern vorgegebene Ware heute decken, ſo wurden dieſe
Erwartungen zu Beginn des offiziellen Verkehrs enttäuſcht. Die erſten
Kurſe neigten bei völliger Geſchäftsſtagnation eher zur Schwäche. Nur
ganz vereinzelt waren aber Abweichungen über 1 Prozent gegen den
geſtrigen Schluß feſtzuſtellen. Auch im Verlaufe konnte ſich kein Geſchäft
entwickeln, beſonders da die Spekulation infolge der Etatsberatungen
im Reichstag größte Zurückhaltung übte.
Produkkenberichte.
Berliner Produktenbericht vom 11. Februar. Die Produktenbörſe
bot heute ein feſteres Bild, obwohl die Umfatztätigkeit kein größeres
Ausmaß erreichte. Auf Grund der feſteren Meldungen von den
nord=
amerikaniſchen Terminmärkten war das Inlandsangebot von
Brot=
getreide kleiner als in den letzten Tagen, und da die Mühlen angeſichts
einer leichten Belebung am Mehlmarkte für Weizen beſſere Nachfrage
bekundeten, waren für prompte Ware etwa zwei Mark höhere Preiſe
als geſtern durchzuholen. Für Roggen erwartet man weitere
Stützungs=
käufe auf etwa geſtrigem Preisniveau. Am Lieferungsmarkt ſetzte
Wei=
zen anderthalb Mark, Roggen bis eine Mark höher ein. Das
Mehl=
geſchäft geſtaltet ſich etwas freundlicher, ohne daß bisher höhere
Forde=
rungen durchzuholen waren. In Hafer hat ſich das Angebot ebenſo
wie in Brotgetreide verringert, und bei beſſerer Konſumnachfrage waren
leichte Preiserhöhungen zu verzeichnen. Gerſte liegt ruhig.
Diebmärkke.
* Mainzer Ptehhof=Marktbericht vom 11. Februar. Auftrieb: 27
Ochſen, 16 Bullen, 512 Kühe oder Färſen, 315 Kälber, 34 Schafe, 1000
Schweine. Marktverlauf: bei allen Viehgattungen ruhiges Geſchäft,
langſam geräumt. Es wurden pro 50 Kg. Lebendgewicht folgende
Preiſe in Reichsmark bezahlt: Ochſen 56—58, 45—51, Bullen 40—46.
Kühe 44—48, 32—39, 25—30, 18—22; Färſen 50—58; Kälber 50—64, 47
bis 49; Schweine 79—82, 81—84.
Vom ſüddeutſchen Eiſenmarkt.
Mannheim. Am ſüddeutſchen Eiſenmarkt iſt in der Berichtswoche
eine weitere leichte Beſſerung eingetveten. Sie beſchränkte ſich in der
Hauptſache auf flotteren Eingang der Spezifikationen, während der
Abſchluß von Neukäufen ſehr zu wünſchen übrig ließ. In Stabeiſen
beſtand lebhaftere Nachfrage wie bisher, wobei bemerkenswert iſt, daß
die eiſenverarbeitende Induſtrie in größerem Umfänge zur
Markt=
belebung beiträgt. Still lag das Formeiſengeſchäft, was auf die faſt
vollſtändige Bauruhe zurückgeführt wird. Die Konſtruktionswerke ſind
nur ſchwach beſchäftigt, und ſind häufig in der Lage, ihren geringen
Be=
darf aus eigenen Vorräten zu beſchaffen. Lebhafte Nachfrage beſtand
nach Blechen, vor allem nach Grobblechen, während der Abſatz in
Fein=
blechen nicht befriedigen konnte. Die Werke ſind nicht voll beſchäftigt
und es wurden teilweiſe vorübergehende Stillegungen einzelner
Wal=
zenſtraßen vorgenommen. Die Lieferzeiten ſind infolgedeſſen
uneinheit=
lich. Man verlangte etwa 2—4 Wochen für Formeiſen und etwa 3—5
Wochen für Stabeiſſen, je nach Spezifikation. Für Bleche und
Band=
eiſen beſtanden im allgemeinen Lieferungsmöglichkeiten von 2—6 Wochen.
Ueber ſchlechte Zahlungsweife der Kundſchaft wollen, die Klagen
nicht verſtummen. Die Unſicherheit, die dadurch in das Geſchäft kommt,
trägt, abgeſehen von allen anderen Gründen, nicht dazu bei, die
Ge=
ſchäftsfreudigkeit zu heben.
Mekallnokierungen.
Die Berliner Metallnotierungen vom 11. Februar ſtellten ſich für
Elektrolytkupfer 170,25 RM., Original Hüttenaluminium 190 RM.,
des=
gleichen 194 RM., Reinnickek 350 RMN., Antimon Regulus 60—63 RM.,
Feinſiülber 60—62 RM.
Kleine Wirtſchaftsnachrichten.
Der Berliner Privatdiskontſatz wurde an der Dienstagbörſe erneut
um ¼ v. H. auf nunmehr 5½ v. H. für beide Sichten herabgeſetzt.
Dieſe vierte Senkung im Ausmaß von ¼ v. H. innerhalb einer Woche
bringt die Spanne zwiſchen Privatdiskont und Reichsbankdiskont
wiederum auf das Ausmaß vor der Diskontermäßigung der Reichsbank
in Höhe von ½ v. H.
Die allgemeine Loge in der Pirmaſenſer Schuhinduſtrie hat ſich
wieder etwas gebeſſert. Der Auftragseingang war, der Jahreszeit und
der allgemeinen wirtſchaftlichen Lage entſprechend, zufriedenſtellend. Die
Hoffnungen auf ein gutes Frühjahrsgeſchäft haben, ſich daher wieder
belebt,
Die Rheiniſch=Weſtfäliſche Boden=Kredit=Bank,Köln, weiſt für 1929
ein Bruttoerträgnis mit 18,72 (15,92) Mill. RM. aus. Demgegenüber
erforderten Unboſten 1,46 (1,19), Pfandbriefzinſen 12,95 (10,76),
Kom=
munal=Obligationen=Zinſen 2,41 (2,18) Mill. RM. Aus einem
Rein=
gewinn von 1,9 (1,78) Mill. RM. wird auf 9 Mill. RM. A.K. eine
er=
höhte Dividende von 11 (10) Prozent vorgeſchlagen.
Unter dem Namen Württembepgiſche Spezialſchuhfabriken haben ſich
die vier ſüddeutſchen Hausſchuhfabriken Martin Jetter in Engſtlatt,
Emmerich Beck in Ebingen, Roth u. Co. in Heilbronn und Wilhelm
Barth u. Söhne in Beſigheim a. N. zwecks Rationaliſierung der
Pro=
duktion und des Verkaufs zu einer Arbeitsgemeinſchaft
zuſammen=
geſchloſſen.
Die Verwaltungsakademie Frankfurt a. M. veranſtaltet zuſammen
mit dem Sparkaſſenverband für Heſſen=Naſſau am 15. und 16. Februax
einen Wochenendkurs für öffentliches Sparkaſſen= und Bankweſen.
Der Aufſichtsrat der Bayeriſchen Notenbank München ſchlägt der
GV. am 7. März auf 15 Mill, RM. Aktienkapital für 1929 unverändert
12 Prozent Dividende vor.
Die Oeſterreichiſche Notenbank ermäßigte gleichfalls ihren
Diskont=
ſatz um 0,5 von 7. auf 6,5 Prozent. Der letzte Diskontſatz war ſeit dem
25. Januar 1930 n Wirkſamkeit,
Nach einer New Yorker Meldung hat der Vizepräſident der Redio=
Corp, of America David Sarnoff die Emelka=Verhandlungen
demen=
tiert und erklärt, überhaupt keine Kenntnis von einer ſolchen
Trans=
aktion zu haben. Eine Stellungnahme deutſcherſeits liegt bisher noch
nicht vor.
Nach einer Meldung der Aſſociadet Preß aus Mexiko,
unterzeich=
nete Präſident Portes Gil einen Erlaß, der die Ermächtigung zur
Bildung einer nationalen Arbeitsbank erteilt. Die Bank wird über
ein Kapital von 5 Millionen Peſos verfügen und der Förderung der
Induſtrie durch Finanzierung und Zuſammenſchluß von Fabriken und
anderer Produzenten dienen.
Berliner Kursbericht
vom 11. Februar 1930
Deviſenmarkt
vom 11. Februar 1930
Danatbank 192.
238.— Me ee
J. G. Farben Vife
165.— Mue
Rütgerswerke 5
75 Helſingfors Pährung
100 finn. Mk V
Ve
10.521/ 10.54 Schweiz= Währung
100 Franken Ge5.
80.75 Deutſche Ban1 u. 151.— Gelſenk. Bergw. 137.— Salzdetfurth Ka 358.— Wien 100 Schillin 58.92 59.04 Spanien 100 Peſetas /54.20 Disconto=Geſ. Geſ. f.elektr. Untern. 172.50 Leonh. Tietz 163.50
Prag 100 Tſch. Kr 12.285 12.401 Danzig 100 Gulden 81.32 Dresdner Ban! 152.75 Harpener Bergbau 136.50 Verein. Glanzſtoff 757.— Budapeſt 100 Pengö 73, 14 73.28 Japan 1 Yen 2.050 Hapag 103.375 Hoeſch Eiſen
Phil. Holzmann 114.— Verein. Stahlwer= 103.75
Sofia 100 Leva 3.027 2.(33 Rio de Janeir= 1 Milreis 0.468 Hanſa Dampfſch. 150.— 97.— Weſteregeln, Alkali 215.—
Holland 100 Gulden 167.85 168.1 Jugoflawien 100 Dinar 1.370 Nordd. Lloyd 105.50 Kali Aſcheisleben 212.— Agsb.=Nrnb. Maſch. 77.50 Lslo 100 Kronen 111.72 111.94 Portuga 100 Escudos 18.78 A. E. G. 178.50 Klöcknerwerte 107.— Baſalt Linz 40,87- Kopenhagen 100 Kronen 111.99 112.21 Athen 100 Drachm. 5.41 Bahr. Motorenw. 77. 125 Köln=Neueſſ. Bgn 110.37: Berl. Karlsr. Ind. 65.50 Stockholm 100 Kronen Lir2.21/ 112.43 Konſtantinore 1 türf. 2 1.918 J. P. Bemberg 167.50 Ludw. Loewe 171.— Hirſch Kupfer 116.— London 1 4=Stg.
1 Pap. Peſol 20.351 20.39 Kuiro 1ägypt. 20.87 Bergmann Elektr. 1205.— Mannesm Röhr. 108.625 Hohenlohe=Werte 91.25 Buenos=Aires 1.603/ 1.60
Kanada canad. Dol 4.15 Berl. Maſch.=Bau 68.50 Maſch.=Bau=Untn. 45.75 Lindes Eismaſch 16750 New York 1 Dollar /4.1850 4.193
Uruguag 1 Goldpeſo 3. 646 Conti Gummi 148.75 Nordd. Wolle 87.75 Herm. Poege 20.50
Belgien 00 Belgo 58. 285 58.40. fsland 100 eſtl. Kr. 81.81 Deutſche Cont. Gas 174,125 Oberſchleſ. Kofsw. 101.50 VogelTelegr. Draht 72.875 Italien
100 Lire 21.91 21.95 Tallinn (Eſtl. 100 eſtl. Kr. 111.45 Deutſche Erdöt 1104.25 IOrenſtein & Koppell 75.50 Wunderer=Werke 44.25 Paris
00 Franc= 16.38 16-42 .
Riga 100 Lats 0.57
Brief
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54.30
41.45
2.060
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Lig. Pfvr.,
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8%Mein Hhp. Bt.
4½% „ Lig.Pfbr.
8% Pfälz. Hhp.Bk.
4½% Lig.Pfhr
8½ Preuß.
Boden=
ered.=Banf.."
4½% „ Lig=Pfbr.
8% Preuß. Centrl.=
Bodener.=Bk. . . .
* Nhemn HypBi
4½% „Lig. Pfbr..
8% Rhein.=Weſtf.
Bd.=Credit ...."
8½ Südd. Bod.-
Cred.=Banl. . ..
4½% „ Lig. Pfbr.
8% Württ. Hyp.=Bk.
6% Daimler Benz
8% Dt. Linol. Werk
2 Klöckner=Werfe
26 Mainkraftwerke
7½ Mitteld.
Stahl=
werke .. . . . . ."
8½ Salzmann u. Co
7% Ver. Stahlwerke
8% Voigtck Häffne
Frankfurter Kursbericht vom 11. Februar 1930.
79.5
50.6
66
16.5
96.5
82
96.5
82.15
96
84
96
84.75
96.5
81
95.5
84
96.5
96.5
83”.
94.5
97.5
81.15
98
72
98.75
90,7
94
85
88.25
85
86.75
93.
3.0. FarbenBonds 100.25
5%0 Bosn L.E.B
L. Inveſt.
4½% Oſt.
Schatz=
anw. .
4½ Oſt. Goldrente
5Povereinh. Rumän.
4½½
20 Türk. Admin,
1. Bacdadl
4
Zollanl.
42
4½½ Ungarn 1913
1914
4½%
„ Goldr
420
1910
4%
Aktien
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AEG. Stamm
AndregeNoris Zah
Baſt Nürnberg.
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Bergmann. . .
Brown BoverickCie
Brüning & Sohn.
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mann
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Elektr. Licht u. Kraft
. Liefer=Ge
26
41.25
27.5
10.75
8.55
6.85
Ra
22.75
119.5
179.5
111
166.5
205
127.5
75
118
137
188. 25
50.25
345
149.5
117.25
72.25
105.5
148
170
168
167
tergwerk .
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Mainkr.=W. Höchſt.
Mainz. Akt.=Br. .. .
205
30
215
165.1
79
115
63
27.5
138
172
71
51.25
166.5
29
163
102
82
116
88.5
97
81.5
245.5
162,5
212
215
128
116.25
1os
258
66.5
10
188
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56.25
72.5
116
60.75
104
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140
Ja
169
208
256
94
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137
157.5
354.5
107
98
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86.75
102
152.25
11
124.5
162.5
148
204
159.25
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104
142.5
120
139
140
306.25
153.5
146.5
150.5
112
158
105.75
50
201.5
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Mittwoch, den 12. Februar 1930
Nummer 43
Odin Waun dar
Ualsmeitter Bäumnr.
31)
Roman von P. Wild.
Copyright by Marie Brügmann, München 19.
Nachdruck verboten.
Erich Bäumer. Seine Ankunft in Swakopmund war eine
große Enttäuſchung geweſen. Alles war anders, als er es ſich
gedacht haite. Keine tropiſche Ueppigkeit umpfing ihn zunächſt.
Sie lagen im ſtark verſandeten Hafenbecken, warteten auf die Flut
zur Einfahrt. Die weite Küſte aber war umſäumt von
weiß=
blinkendem Sand, ſah aus wie eine unendliche Steppe.
Kein Tropenrauſch, alles nüchtern, alltäglich.
Die Stadt war von den Deutſchen vor dem Kriege angelegt
worden: gerade Straßen, ſaubere Häuſer, mühſam gezogene, dem
trockenen Sand abgetrotzte Bäume. Ein Wundergarten der
Friedhof, künſtlich anzelegt, unter unſäglichen Mühſalen dem
Sandboden abgerungen.
Im Hotel fand er vorzügliche Unterkunft, ſaubere Zimmer,
alles gepflegt, faſt komfortabel. Auch das Eſſen war ſehr gut.
Sein erſter Beſuch war Herr Leitner.
Ein großer, breitſchultriger Mann, der die ſchlaffe, haltloſe
Geſtalt des Ankömmlings mit verächtlichem Mitleid betrachtete.
Damals uar es ihm bitter, lächerlich geworden. Heute wußte
er, daß er auf den alten Afrikaner wie eine Karikatur gewirkt
hatte mit ſeiner blaſierten Gleichgültigkeit und Ueberheblichkeit
gegen Menſchen, Gegenwart und Zukunft. Er wußte, daß es ihm
unmöglich war, dem feſten Blick des anderen ſtanzuhalten; ſeine
Augen irrten unruhig hin und her, blieben nirgends haften. Die
Gewohnheit, an der Krawatte herumzuzupfen, wirkte wie das
kokette Spiel ſchöner Hände.
Erich las ſein Urieil im Geſicht Leitners, ſah, der hätte am
liebſten kurzerhand kehrtgemacht, ihn ſeinem Schickſal überlaſſen.
Nur die Beziehung zu Wanners Vertreter, deſſen Empfehlung,
ließ ihn davon abſehen.
Er kannte dieſe Jammergeſtalten, die aus der Heimat kamen,
gar wohl. Niedergebrochen durch verſumpftes Leben, konſtatierte
er. Nun mochte dieſer Mann beweiſen, ob er lebenstauglich war
oder nicht. Halbes dulden die Kolonien nicht. Wer niederbricht,
bleibt auf der Strecke liegen.
Worte gelten wenig; man hat anderes zu tun als zu reden.
„Zeige, was du kannſt, und ich ſage dir, wer du biſt!“ Das
war Leitners Prinzip. Viele aus der alten Heimat waren
herübergekommen; manche hatten einen Strich durch die
Ver=
gangenheit gemacht, auch wenn ſie dunkel war, und mit klarer
Sicht eine neue Zukunft erarbeitet. Dabei hatte er manchem
ge=
holfen. Allerdings ſtellte er nach „ſeiner Methode” dieſe
zivili=
ſationskranken Menſchen auf die Beine.
Niemals machte er einen zweiten Verſuch, wenn der erſte
fehl=
geſchlagen war.
Er teilte Erich Bäumer kurz mit, ein befreundeter Farmer
brauche einen Gehilfen. In ſechsunddreißig Stunden ſolle er ſich
über Annahme oder Ablehnung entſcheiden; weitere Einzelheiten
der Stellung könne ihm der Farmer mitteilen.
Damals lächelte Erich. Farmgehilfe! Was dieſe Herr
Leit=
ner von ihm dachte. Landwirtſchaftsarbeiter ſpielen. Dazu war
er nicht nach Südweſt gekommen. Körperliche Arbei, konnte ein
jeder leiſten.
Sonderbarerweiſe wagte er der autoritativen,
befehlsgewohn=
ten Art Leitners gegenüber weder ein Widerwort, noch eine
Ab=
lehnung. Vielleicht blieb ihm auch nicht genügend Zeit dazu
übrig. Nach dieſer kurzen Mitteilung und ein paar weiteren
Worten über Allgemeinzuſtände in Deutſchland, gab er ihm ſeine
Adreſſe, ſchüttelte ihm die Hand, daß Erich mit ſchmerzhaft
ver=
zogenem Geſicht dem ſelbſtbewußt Auftretenden nachſchaute.
Erich ſann der Art Leitners nach. Wie ſchnell war er damals
mit ſeinem Urteil fertig, weil er deſſen Wert nicht erkannte.
Ein ungehobelter Burſche, keine Formen, keine
Verbindlich=
keit, Unteroffizierston von geſtern. Er lehnte ſolche Perſönlichkeit
damals glatt ab, wollte dem Manne nichts verdanken.
Lieber ſpann er ſelbſt Pläne, wollte auf eigene Fauſt ſich eine
Kontorſtelle ſuchen. Abſagen konnte er dieſem Herrn ſpäter; der
hatte ihm ja großmütig eine Friſt von ſechsunddreißig Stunden
zugebilligt.
Am Abend beſuchte er eine kleine Kneipe. Aus der
Einſam=
keit ſeiner Abgeſchloſſenheit drängte es ihn zu Menſchen. Er fand
bald Unterhaltung; man trank viel Whisky und Soda, eine ſtarke
Miſchung. Als er nicht mehr nüchtern war, wurde der Vorſchlag
zum Spiel gemacht.
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Spät abends verließ er das Lokal; den Reſt ſeiner Barſchaft
hatte er verſpielt.
Mit der Ernüchterung kam ihm die Reue. In fremdem
Lande ohne Mittel, das war etwas ganz anderes als daheim, wo
er immer irgend jemand kannte, der ihm aushalf. Hier aber war
Leere um ihn herum, Gleichgültigkeit.
Hatte der Wirt Lunte gerochen? Am anderen Morgen bat
er um tägliche Vorauszahlung für das Zimmer.
Seine Selbſtüberheblichkeit ſchrumpfte bedenklich zuſammen
— auch die Stellungſuche verlief reſultatlos. Manche der
ſoge=
nannten Herren ſahen ihn gar nicht an, andere zuckten mit den
Schultern: „Arbeiter können wir gebrauchen, aber Kontoriſten . . .?
Ueberangebot.”
Vierundzwanzig Stunden hielt er durch; dann erfaßte ihn
die Hoffnungsloſigkeit. Wenn er leben wollte, mußte er Geld
verdienen. Die Rechnung war hier ſo einfach. Es gab keine
Stellen oder Aemter, die ihn unterſtützten. Statt deſſen hieß es
irgendwo eingreifen, Säcke ſchleppen und ſo weiter.
So fühlte er ſich dem ſtarken Manne, wie er Herrn Leitner
bei ſich nannte, einfach ausgeliefert, und ſchlich ſich mehr als er
ging am zweiten Tage nach der angegebenen Adreſſe.
Herr Leitner war nicht im Kontor. Man wies ihn zu einem
der vielen Stapelplätze. Ueberall, wohin er kam, war Herr
Leit=
ner ſchon geweſen; er mußte weitergehen. Dabei überſah er das
gewaltige Bereich ſeiner Arbeit, erkannte, daß ſich dieſer Herr
Leitner um alle Belange des weitverzweigten Unternehmens ſelbſt
kümmerte.
Endlich fand er ihn, die Aermel aufgerollt, in der Hand
Notizblock und Bleiſtift. Ein jüngerer Angeſtellter ſtand vor ihm.
Erich hörte die mit bemerkenswertem Stimmaufwand
vor=
getragene Straſpredigt, die dem jungen Manne galt. Wegen
irgendeiner kleinen Verſäumnis donnerte er ihn zorngerötet an.
Unbewegten Angeſichts ließ der andere das über ſich ergehen, gab
kein Widerwort.
Als Leitner Erich bemerkte, winkte er ihm, zurückzubleiben.
„Warten Sie, hernach habe ich Zeit für Sie, Herr Bäumer!”
Das war die Antwort auf Erichs tadelloſe Verbeugung.
Dann gab er ſeine Anweiſungen weiter, mäkelte, lobte,
ſchimpfte, tobte. Erich wurde eigentlich nicht mehr klug daraus,
ob es Lob oder Tadel war, was der andere mit Stentorſtimme
ausſprach. Leitner ärgerte ſich, daß die Baumwollſäcke nicht in
gegliederter Ordnung aufgeſtapelt waren. Die Schwarzen flogen
förmlich vor dieſer Donnerſtimme. Dazwiſchen ſchlug er dem
und jenem auch einmal derb auf die Schulter, ſo freundſchaftlich,
daß mancher zuſammenknickte.
Beſriedigt ſchaute er von einer Erhöhung in die Weite; eine
lange Reihe Ochſenkarren wurde in der Ferne ſichtbar.
„Farmer Harmker, zu dem Sie kommen” ſchrie er Erich zu.
Endlich waren ſie im Kontor. Ein nüchterner Raum. Keine
Eleganz, kein Komfort, direkt ärmlich.
„Sparſamkeit fängt im Kontor an, wenigftens für die
Wirt=
ſchaft. So war’s früher auch in der Heimat, ſo bleibt’s bei mir”.
bemerkte er auf den erſtaunten Blick Erichs, den er ſehr wohl,
verſtand, wie er überhaupt alles zu ſehen ſchien. „Ich weiß, die
Herren drüben denken nicht ſo; na, ſie haben’s ja wohl dazu,
Früher war’s allerdings anders. Mir kann’s gleich ſein; bei mir
gibt’s keine Verweichlichung. Was kommt dabei heraus? Zum
Arbeiten brauchen wir weder Klubſeſſel noch Rauchtiſche. Setzen
Sie ſich”, wies er Erich an, „dorthin, mir gegenüber.” Und
Erich ſaß auf dem harten Holzſtuhl und fühlte den prüfenden
Blick Leitners auf ſich.
(Fortſetzung folgt.)
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Nummer 43
Mittwoch, den 12. Februar 1930
Seite 13
Nur noeh 2 Tage:
Nur noch 2 Tage:
Nur noch 2 Tage:
K
Das Herz des
Sensation im Zirkus
Die reichste
Frou der Weit
Maharadscha
Nach einem Roman der indischen
Dichterin Texbanu Kothawala
Regie und Titelrolle:
Jean dle Huharski
Der Film hat den Vorzug, daß er
eine Reihe großartiger an Ort und
Stelle aufgenommener Szenen von
prunkvollen Festen, Aufzügen.
Wettspielen u Kämpfen mit einem
wilden Gebirgsvo k zeigt.
Als zweiter Schlager:
Der rasende Ritt
Zin Abenteuer-Film aus dem Land
der wilden Pferde
In einer ungewöhnlich spannenden
Handlung spielt neb. dem glänzend.
Reiter Hugh Allan, der größte
Pferdestar der Welt, Rex. der König
der wilden Mustangs, die Hauptrolle
Beginn 3½ Uhr
Ein Reiseabenteuer in zwei Welten
mit
Lee Parry
der „schönsten deutschen Film-
Jarstellerin” wie sie von der Kritik
genannt wurde, in der Titelrolle.
Die Aufnahmen zu dem Film tanden
in Paris und Aegypten statt.
Die Pyramiden von Gizeh, die
Insel Philae, der gewaltige
Nil-
staudamm bei Assuan, das
ver-
wirrende Treiben der Stadt Katro,
das internationale
Gesellschafts-
leben v. Paris bild, den Hintergrund
einer ungewöhnlichen Handlung.
Reichhaltiges
interess. Beiprogramm
u. aktuelle Wochenschau
Beginn 3½ Uhr.
Ein Groß-Film in 8 Akten, dessen
spannende Handlung sich in einem
interessanten Zirkusmilien abspielt,
enthält außer waghalsigen
Sen-
sationen eine packende
Kriminalhandlung
Die Haupfrolle spielt der amerik.
Filmstar Dolores Costello
mit reizender Anmut.
Dazu als zweiter Schlager
Die letzten Tage
von San Francisko
Das große Erdbeben, das im Jahre
1906 die stolze Stadt San Francisco
vernichtete. bildet den erschütternd
Hintergrund einer packenden
Hand-
lung, die auch in die Geheimnisse
des Chinesenviertels hineinführt.
Anna May Wong
die bekannte chinesische
Dar-
stellerin in der Hauptrolle
Beginn 3½ Uhr. (V.2633
Kh
O
Heute
Mitt woch, 12.
Donnerstag. 13.
Freitag, 14.
Samstag, 15.
und Sonntag,
16. Februar
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abends 8½ Uhr.
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Mittwoch
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Reichsſpende.
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Saldte
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Seite 14
Mittwoch, den 12. Februar 1930
Nummer 43
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3
.
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Jacquard-
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durchgemustert, in
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Capes
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Reinleinen, mit
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Gläsertuch
Halbleinen, Größe
60/60 cm, rot kariert
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Dankesſtimmen!
Glücklich im Beſitz unſerer Eigenheime, erfüllen wir
hiermit die angenehme Pflicht, unſerer Darlehnsgeberin, der
Deutſchen Bau= und Siedelungsgemeinſchaft,
e. G. m. b. H. Darmſtadt
für die Gewährung der zinsfreien und unkündbaren Darz
lehen öffentlich Dank zu ſagen.
Wir ſind ſeinerzeit vor rund 4 Jahren dieſer, heute größz
ten und älteſten deutſchen Bauſpargenoſſenſchaft beigetreten,
in dem Bewußtſein, daß uns ein anderer Weg nicht zu einenn
eigenen Heim führen könnte. Sorgenfrei wohnen wir nun
zum Teil ſchon längere Zeit in unſeren Eigenheimen und
empfinden erſt jetzt den außerordentlich großen Unterſchied
zwiſchen einer Mietwohnung und einem zinsfreien
Eigen=
beſitz. Soweit wir vorgebaut hatten, wurden Zinshypoz
theken mühelos durch zinsfreie Hypotheken der D. S. B.
ab=
gelöſt
Nicht zuletzt gilt unſer Dank auch der hieſigen
Orts=
gruppenleitung, die uns ſtets mit Rat und Tat zur Seite
ſtand und uns förderte, wo ſich eine Möglichkeit bot.
Jedem Deutſchen, der ſich ein Eigenheim aus eigenem
Mitteln nicht erſtellen oder durch Kauf erwerben kann,
können wir den Beitritt zur Deutſchen Bau= und Siede=
nern, die ihre Zinshypotheken durch zinsfreie ablöſen laſſen
möchten. Wir ſind gerne bereit. Intereſſenten Auskunft zu
erteilen und Einblick in unſere Häuſer nehmen zu laſſen.
Darmſtadt
Joh. Arras, Poſtſchaffner, Büchnerſtr. 23.
Jakob Brückner, Ob.=Kaſſ.=Inſp., Heinr.=Fuhr=Str. 45.
Joh. Eſchborn, Eiſenb.=Sekr., Stadtallee 16.
Heinr. Göbel, Eiſenb.=Aſſ., Stadtallee 10.
Rud. Grabe, Eiſenb.=Inſp., Kiesbergſtr. 36.
Lud. Heckmann, Werkhelfer, Breite Allee 298.
Karl Horſt, Pol.=Hauptmann, Im Emſer 51.
Heinr. Jäger, Kaufmann, Bleichſtr. 19.
Wilh. Heil, O.=Stadtſekr., Küchlerſtr. 19.
Mich. Körner, O.=Poſtſchaffner, Stadtallee 12.
Hub. Kreutzer, Schuhmacher. Darmſtr. 26.
Franz Lepper, Kaufmann. Seekatzſtr. 25.
Adolf Maas, Stadtſekr., Eſchollbrücker Str. 7.
Max Neumann, Lademeiſter, Breite Allee 100.
Amalie Rettig, Poſtaſſ., Seekatzſtr. 22.
Jakob Röhm, Lehrer, Büchnerſtr. 25.
Joh. Sauerwein, Hilfsarb., Kiesbergſtr. 34.
Friedr. Schiller, Spenglermeiſter, Kiesbergſtr. 34.
Otto Stöckner, Kanzl.=Sekr., Büchnerſtr. 21.
Heinr. Weber, Tel.=Sekr., Heinz=Heim=Weg.
G. Wilh. Wörner, Steuer=Inſp., Im Emſer.
Dr. Fuchs, Zahnarzt. Rheinſtr. 8.
Aug. Fröhner, Arch., Oſannſtr. 14.
Paul Griebel, Direktor, Darmſtr. 26.
Eberſtadt
Rup. Bornſchlegel Brauer, Frankenſteinſtraße
Heinr. Gehriſch. Poſtſchaffner. Im Elfengrund 70.
Adolf Geider, Schriftſetzer, Mühltal 84.
Heinr. Haber, Ob.=Aſſ.. Alte Darmſtädter Str. 107.
Joh. Hütten, Innen=Arch., Alte Darmſtädter Str. 85.
Heinr. Krauth, Pol.=Oberleutn., Alte Darmſt. Str. 113
Fritz Marquardt, Buchhalter, Frankenſteinſtr. 28.
Emma Nedtwig, Wwe., Alte Darmſtädter Str. 146.
Herbert Roſt. Photograph. Marienhöhe.
Dr. Karl Weide, Dipl.=Hdl., Im Elfengrund 73
Heinr. Weidner, Poſtſchaffner, Alte Darmſt. Str. 180.
(2631
Traiſa
Phil. Schmahl, Miniſt.=Ob.=Rev., Weingartenſtraße.