Darmstädter Tagblatt 1930


23. Januar 1930

[  ][ ]

Einzelnummer 10 Pfennige

Bezugspreis.

Bei wöchentlich Tmaligem Erſcheinen vom 1. Januar
bis 31. Januar 2.48 Reſchsmart und 22 Pfennig
gGbragegebühr abgeholt 2.25 Reichemart, durch die
Agenturen 2.40 Reichsmart rei Haus. Poſtbezugspreie
m Januar ohne Beſtellgeld monalich 2as Reſchamart.
Veranwortlichkeit für Aufnahme von Anzeigen an
beſimmten Tagen wird nicht übernommen. Nicht=
erſcheinen
einzelner Nummern infolge höherer Gewalt
berechtigt den Bezieher nicht zur Kürzung des
Bezugsbreſſes. Beſſellungen und Abbeſtelungen durch
Femruf ohne Verbindlichteit für uns. Poſiſcheckonto
Franffurt a. M. 1301.

Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: Die Gegenwart, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe Darmſt. Tagbl. geſfattet.
Nummer 23
Donnerstag, den 23. Januar 1930. 193. Jahrgang

Anzeigenpreis:

27 mm breite Zelle im Kreiſe Darmſtadt 25 Reichspfg.
Finanz=Anzeigen 40 Reiſchspfg. Rellamezelle (92 mm
breitls Reichsmark. Anzeigen von auswärte 40 Reichepfg.
FinanzAlnzelgen 60 Reſchepſa. N2mm brelie Nelames=
zeile
300 Reichemarl. Alle Preiſe in Neſchemart
ſ4 Dollar 420 Markl. Im Falle höherer
Gewalt, wie Krieg, Aufruhr, Streil zſw., erliſcht
ede Verpſchtung auf Erfülung der Aigselgen=
aufträge
und Teiſſung von Schadenerſatz. Bel
Konlurs oder gerſchtlicher Beſtreſbung fäll ſeder
Rabat weg. Banſkonto Deuiſche Bant und Darm=
ſädter
und Natſonalbant.

die italieniſch=franzöſiſchen Gegenſähe. Macdonalds Vermiklungsverſuche. England verlangt Auf=
klärung
über das franzöſiſche Memorandum. Macdonald im Mikkelpunkk der Einzelbeſprechungen.

Am Donnerskag Vollſikung im Sl. James=Palaſt.
EP. London, 22. Januar.
Der heutige Tag, der letzte vor der formellen Aufnahme der
Arbeiten auf der Londoner Seeabrüſtungskonferenz, war mit einer
Reihe von Beſprechungen zwiſchen den einzelnen
Delegationen ausgefüllt. Die wichtigſte Unterredung fand gen der kommenden Tage auch die beiden Sowjetpanzer=

die praktiſh allerdings heute weſentlich höher iſt, denkt man nun
Frankreich kommt es hierbei nicht ſo ſehr darauf an, dieſe Quote
italieniſche Gleichheitsforderung gegenüber Frankreich zu um=
gehen
, da Italien, gleichviel was ihm die Konferenz zugeſteht,
aus finanziellen Gründen außerſtande wäre, mit Frankreich
Schritt zu halten
Wie weiter verlautet, werden im Verlaufe der Beſprechun=

zwiſchen der engliſchen Delegation einerſeits und der franzöſiſchen kreuzer Profintern und Pariiſkaja Kommung eine Rolle
bw. der italieniſchen Delegation
andererſeits ſtatt. Wie es ſcheint,
hat Macdonald die Ab=
ſicht
, die zwiſchen der
Panzerkrenzer I. der Trumpf der Londoner Flokkenkonſerenz.
franzöſiſchen und ita=

lieniſchen Regierung
beſtehenden Meinungs=
verſchiedenheiten
, die
die Hauptſchwierigkeiten auf der
Konſerenz bilden dürften, vor
dn eigentlichen Verhandlungen
ſoweit wie möglich abzu=
ſchwächen
. In den Beſpre=
guungen
mit den franzöſiſchen
gelegierten ſpielte außerdem das
ſon der franzöſiſchen Regierung
uen 20. Dezember vergangenen
Jrhres veröffentlichte Memo=
lenndum
eine bedeutſame
Koelle. In einem vom Foreign
Orfice über die engliſch= franzö=
iſche
Unterredung, die heute vor=
n
ttag in der Downing=
eet
ſtattfand und die über
Stunde dauerte herausge=
ebenen
Communiaus heißt
8. daß verſchiedene, in
ſem Memorandum an=
eführte
Punkte wei=
erer
Aufklärung be=
ürfen
. Zu dieſem Zweck.
ei eine neue Konferenz
wiſchen der engliſchen
nd der franzöſiſchen
delegation auf Freitag
ormittag angeſetzt wor=
Am heutigen Nachmittag em=
fing
Macdonald, der heute einen
ußerordentlich arbeitsreichen
uag hatte, den Führer der ita=
ieniſchen
Delegation. Grandi,
zm Unterhaus. Ueber den Ver=
auf
der Konferenz wurde bisher
ichts bekanntgegeben.
In den Abendſtunden fanden
ſch die japaniſchen Delegierten
n Masdonalds Amtswohnung
un der Downingſtreet ein, wäh=
jend
die franzöſiſchen Delegier= Oben: Modell des deutſchen Panzerkreuzers A. das Vorbild des Kriegsſchiffbaues der Zukunft.
ihrem Hauptquartier, dem
brosvenor=Haus=Hotel, abſtatten
verden.
Im St.=James=Palaſt wird nach
erklärungen Tardieus und den
ſis herigen Vereinbarungen ent=
ede
Delegation wird offen und eindeutig ihren Standpunkt und Dardanellen bezüglichen Teil des Lauſanner Vertrages nicht an=
ſyte
Bedürfniſſe darlegen. Um 6 Uhr heute abend wurde eine
tuze Rede Macdonalds über die Londoner Marine=Konferenz
urch die Britiſche Rundfunkgeſellſchaft auf amerikaniſche Sende= beiden zwar älteren, aber immerhin noch ſtarken Schiffe beliebig
ationen übertragen und in ganz Amerika verbreitet.
Hafeigs eifiſchie Afe.

nächte einſchließlich Amierika feierlich verpflichten ſollen, im Falle
8 jegliche Unterſtützung zu verweigern. Ferner ſollen die
Amerikas finden dürfte, den Gedanken eines Mittel=
ſeer
= oder Kanal=Paktes als Mittel zur Er=
öhung
der franzöſiſchen Sicherheit noch nicht
uu fgegeben haben. Sie werden ihn daher wahrſcheinlich zur
ebatte ſtellen.
bicherheit Frankreichs durch Abſchluß eines

er den Japanern einen Beſuch Unten: Das engliſche Großkampfſchiff Nelſon, der Typ des heutigen Kriegsſchiffes, der nun als
veraltet gilt.
Auf der Londoner Seeabrüſtungskonferenz wollen die Engländer eine Größenverminderung der
In der morgigen Vollſitzung. Großkampfſchiffe beantragen, mit dem Hinweis, daß die vorbildlichen Pläne des künftigen deutſchen
Panzerkreuzers die Kampfkraft der verkleinerten Kriegsſchiffe vollauf erweiſen.
ſorechend keines der techniſchen Probleme erörtert werden, ſondern ſpielen, da Sowjetrußland bekanntlich den auf die Sperre der
erkanut hat und ohne Befragung der Meerengenkommiſſion dieſe
vom Schwarzen Meer nach dem Mittelmeer entſenden kann. Eine
Sperre der Dardanellen durch eine italienfeindliche Mächtckom=
Das Ringen un die Gleichheit im Milkelmeer. bination würde für Italier die Zerſtörung ſeines Lebensneros
bedeuten. Das Ringen um die Gleichheit im Mittelmeer zwiſchen
zeichnet, in zwei Richtungen:
Wie der diplomatiſche Korreſpondent des Daily Telegraph
1. Politiſche Forderungen und im Falle ihrer Ablehnung
nitteil, wünſchen die Franzoſen, daß der Kelloggpakt nach Mög= Erhöhung oder mindeſtens Baufreiheit im Rahmen der beſtehen=
chkeit
durch eine Klauſel ergänzt werde, in der ſich die Signatar= den Quote
2. Fraukreichs Zubilligung der Gleichheit gegenüber Italien
uer Verletzung des Paktes durch eine Nation nicht nur unter= auf der Grundlage einer Quote, die auszunutzen Italien bei
nander Berarungen zu pflegen, ſondern dem Verletzer des Pak= ſeinen beſchränkteu finanziellen Mitteln praktiſch unmöglich wäre.
r anzoſeuzda dieſer Vorſchlag wohl kaum die Zuſtimmung
Die Konferenz im Nebel.
EP. Paris, 22. Januar.
Die Konferenz hat in Wolken begonnen. Dieſes Wort kann
in ſeiner ganzen Bedeutung gebracht werden, ſchreibt das our= ſein Intereſſe wieder mehr den gemeinſamen Zielen der bal=
nal
und drückt damit offenſichtlich die Gedauken der franzöſiſchen
Preſſe und nach alledem, was man zwiſchen den Zeilen zu leſen
Der von franzöſiſcher Seite verfolgte Gedanke, zunächſt die vermag, auch der franzöſiſchen Delegation aus.
Der Matin drückt dieſe Stimmung folgendermaßen aus:
Nittelmeerpaktes zu erhöhen uud dieſen Pakt Im Verlauf der verſchiedenen Unterredungen ſcheint man zu einer Verſtändigung mit den fkandinaviſchen Staaten zu. Polen,
lurch eine Art Garantie des Aermelkanals und der Einſicht gelangt zu ſein, daß es unmöglich iſt, gleich das jahrelang nach der Führung in den baltiſchen Staaten ge=
des
Nordatlautik für England und möglichſt auch die ohne weiteres eine Einigung unter den fünf
tereinigten Staaten annehmbar zu machen, iſt in privaten Mächten über eine Formel zufinden, die als Aus=
deſprechungen
vorläufig noch ſtändigen Aenderungen unterwor= gangspunkt der Bergtungen dienen könnte. In
in. Der nun verfolgte Plan, durch einen Anhang zum Kellogg= der Tat hielten ſich die Delegationsführer trotz ihren
ſait di gewünſchten politiſchen Bürgſchaften für Frankreich zu verſchiedenen Kundgebungen der letzten Monate nicht als ge=
chalten
, befindet ſich noch im Anfangsſtadium, hat aber auch in nügend unterrichtet über ihre gegenſeitigen
hat daher vorgeſchlagen, daß nacheinander
er neuen Form wenig Anreiz für England und Amerika. Die Abſichten.
*führer ein Expoſs über ihre Standpunkte
ſblehnung des Gedankens eines Mittelmeer= und Atlantikpaktes die fünf Deleg
z feder Form mii der gerechnet wird würde jedoch Frank= geben ſollen,
eich eine taktiſch ſehr günſtige Grundlage für die Vertretung Standpunkt aus. Daun erſt, nachdem die Anſichten der einzelnen
ußerordentlich hoher Tonnageforderungen geben. Während in Delegationsführer angehört worden ſind, kann in die wirkliche
Bcſhington Frankreich eine Quote von 1,75 zugeſtanden wurde, Debatte eingetreten werden.

* Nordoſteuropäiſche Bilanz 1929.
II.
Polen und die baltiſchen Staaten.
Von
Rolf Wingendorf, Danzig.
Die Bilanz des Jahres 1929 läßt in allen Staaten Nordoſt=
europas
unbedingt eine Entwicklung in poſitiver Richtung er=
ſogar
daran, die Quotengleichheit mit Japan zu verlangen, kennen. Ueberall iſt außenpolitiſch eine Beruhigung und innen=
politiſch
, wenigſtens zum Jahresende, eine gewiſſe Stabilität
voll auszunutzen. Die Forderung wäre vielmehr ein Mittel, die eingetreten. Die 10 Jahre des neu geteilten Nordoſtens Euro=
pas
haben wohl niemals eine ſo ruhige Entwicklung gezeigt,
wie das vergangeue Jahr, und im Weſten ſo wenig Intereſſe ge=
funden
, wenn auch dieſe Ruhe eine äußerliche iſt und nicht dar=
über
hinwegtäuſchen darf, daß in der Balkaniſierung dieſes Ge=
bietes
, in der willkürlichen Grenzziehung und Zerſchneidung des
Deutſchen Reiches nach wie vor die ſchwerſten Konfliktſtoffe ver=
borgen
liegen.
Innenpolitiſch hat es in den Staaten Nordoſteuropas einige
recht bedeutſame Veränderungen gegeben, die aber trotzdem in
ruhigen Formen von ſtatten gingen. Die bedeutſamſte Verän=
derung
beſonders in ihrer Auswirkung auf die Außenpolitik war
wohl der Sturz des litauiſchen Miniſterpräſidenten Walde=
maras
, des Diktators von Litauen und ſchärfſten Gegners
Polens. Im übrigen haben aber auch in den anderen Staaten
Finnland, Lettland und auch Polen die Regierungen gewechſelt,
ohne daß jedoch dort eine grundlegende Kursänderung einge=
treten
iſt. In Finnland kann man nur feſtſtellen, daß es deu
Kampf gegen den Kommunismus im Lande jetzt mit verſtärktem
Nachdruck durchgeführt.
Der Regierungswechſel in Polen hat auch nur eine innen=
politiſche
Bedeutung, faſt könnte man ſagen nur eine parlamen=
tariſche
; denn ſowohl die innenpolitiſche, wie die außenpolitiſche
Nichtung dieſer Regierung unter der Leitung des Pilſuoſki=
anhängers
Bartel iſt dieſelbe und wird dieſelbe ſein, wie die
aller Pilſurſkiregierungen. Nur die Stellung gegenüber dem Par=
läment
hat ſich in rein formaler Hinſicht etwas geändert. Die
Hauptaufgabe Polens in innenpolitiſcher Hinſicht wird im kom=
menden
Jahre die Verfaſſungsänderung ſein, die das jetzige Regi=
ment
ſtützen ſoll, gleichzeitig aber eine ſchwere Gefahr für die
nationalen Minderheiten in ſich birgt in der geplanten Aufgabe
des Verhältniswahlrechtes. Kommt der Plan des Regierungs=
blocks
, der auch die Unterſtützung der Rechtsparteien findet, zur
Annahme, ſo wird Polen in neue Wahlkreiſe eingeteilt, in denen
immer nur ein Kandidat mit einfacher Mehrheit gewählt wird.
Alle Reſtſtimmen gehen verloren. Die Wahlbezirkseinteilung
läßt ſich dann natürlich mit Leichtigkeit ſo durchführen, daß deut=
ſche
Bezirke aufgeteilt werden unter Bezirke mit polniſcher Mehr=
heit
, und es beſteht dann die Wahrſcheinlichkeit, daß das Jahr
1930 keinen deutſchen Abgeordneten in Polen mehr ſieht und ſo
die Entreißung des letzten Rechtes der deutſchen Minderheit in
Polen bringt, des Rechtes auf die Mitarbeit am Staat.
Was in Polen das Jahr 1929 an Bedrückung und Leiden
für die Deutſchen gebracht hat, iſt ſo bekannt, daß man im Ein=
zelnen
wohl kaum noch darauf einzugehen braucht. Ich erinnere
uur an den Prozeß Ulitz, an die Verfolgung der deutſchen Pfad=
ſinder
und Wandervögel, an die Verhaftung der deutſchen Stu=
denten
in Wolhynien und an den Immunitätsbruch bei den Deut=
ſchen
Abgeordneten zum Seim und Senat. Der Weg der rückſichts=
loſen
Entdeutſchungspolitik iſt von dem polniſchen Staate auch im
Jahre 1929 weiter gegangen worden, weiter ſind Schulen der deut=
ſchen
Minderheit geſchloſſen worden, deutſche Eltern gezwungen wor=
den
, ihre Kinder auf polniſche Schulen zu ſchicken, iſt deutſches
Eigentum rückſichtslos liquidiert worden und iſt in Kattowitz und
Oberſchleſien unter der Duldung der Behörden die deutſche Be=
völkerung
dem ſchlimmſten Terror preisgegeben geweſen. Das
neue Jahr bringt die Einſtellung der Liquidationen, die nur
einen geringfügigen Teil des deutſchen Eigentums noch rettet,
das neue Jahr bringt aber vielleicht auch mit der Verfaſſungs=
änderung
die politiſche Entrechtung der Deutſchen.
Ebenſo faſt liegen die Dinge im Memelgebiet, wo der Druck
der litauiſchen Behörden immer ſtärker wird und die Autonomie
nur auf dem Papier ſteht. Auch in Lettland hat die Zerſtörung
des Landeswehrdenkmals, der Kampf gegen die Landzuteilung
für die Landeswehrangehörigen gezeigt, daß die nationale Un=
Frarkreich und Italien geht daher, wie ſich immer deutlicher ab= duldſamkeit in dieſen Staaten noch nicht überwunden iſt. Der
deutſche Juſtizminiſter mußte ſein Amt niederlegen, weil die
lettiſche Regierung, die ſich in der Koalition ſogar auf die Deut=
ſchen
ſtützte, der nationalen Verhetzung nicht entgegen trat.
Außenkolitiſch dagegen ſcheint es faſt, als ob die ſcharfen
Gegenſätze ſich abgeſtumpft haben. Der Rücktritt Woldemaras
hat zu einer gewiſſen Entſpanuung zwiſchen Polen und Litauen
geführt. Das Wilngproblem, das noch vor einem Jahre faſt
eine weltpolitiſche Rolle ſpielte, iſt in den Hintergrund getreten, und
bei der inneren Zerriſſenheit Litauens dürfte ein litauiſches Auf=
treten
Polen gegenüber auch vorläufig nicht mehr in Frage
kommen.
Litauen, das wiriſchaftlich ſchwer zu ringen hat, wendet jetzt
tiſchen Staaten zu. Und in einer Hinſicht hat das Jahr 1929 eine
deutliche Klärung gebracht: Zu der Gruppe der baltiſchen Staaten
kann man heute nur noch Litauen, Lettland, Eſtland und allen=
falls
noch Finnland zählen. Finnland neigt aber immer mehr
ſtrebt hat, hat ſich von Oſten ab und dem Weſten zugewendet.
Die jetzige polniſche Regierung, deren geiſtiger Führer
Pilſuoſki iſt, deſſen Politik immer oſtwärts gerichtet, war,
hat ſich jetzt ganz auf eine ſüd= und weſtwärts gerichtete Außen=
politik
eingeſtellt. Beſonders deutlich waren im vergangenen
Jahre die Annäherungsverſuche an Rumänien und an Un=
garn
. Es kann auch kein Zweifel darüber herrſchen, daß man
in Polen mit allen Mitteln verſucht, ohne Pteſtigeverluſt mit
vom politiſchen und dann vom techniſchen Deutſchland in ein erträgliches Verhältnis zu kommen, allerdings
unter vollſtändiger Ausſchaltung der Minderheitenfrage. Im

Der er

[ ][  ][ ]

Seite 2

Donnerstag, den 23. Januar 1930

Nummer 23

Zuſammenhang mit dieſem weſtwärts gerichteten Streben ſteht
es auch, daß Polen immer mehr Anſtrengungen zeigt, ſeinen
Hafen in Gdingen auszubauen und den Verkehr von Danzig
ab und nach Gdingen hinzulenken. Sehr ſchwer iſt hier die
Grenze zu ziehen, wo wirtſchaftliche Intereſſen aufhören und
politiſche Intereſſen anfangen.
Die Geſamtwirtſchaftslage Polens hat unter der allgemeinen
wirtſchaftlichen Depreſſion, die ſich in allen ruſſiſchen Nachfolge=
ſtaaten
zeigte, ſchwer gelitten. Die Außenhandelsbilanz Polens
aber zeigt am Ende dieſes Jahres wieder einen Aktivſaldo. Wie
wenig das ein klares Bild der wirklichen Wirtſchaftslage gibt,
geht ſchon daraus hervor, daß die Handelsbilanz des wirtſchaft=
lich
geſündeſten der nordoſteuropäiſchen Staaten, Finnlands,
paſſiv iſt. Die Droſſelung der Einfuhr durch Prohibitivzölle hat
zwar den Einfuhrüberſchuß in Polen zurückſchrauben können, hat
aber gleichzeitig die polniſche Wirtſchaft, die in vielen Dingen
auf die Einfuhr aus dem Auslande angewieſen iſt, in ſchwerſte
Kriſen gebracht. In der Zahl der Wechſelproteſte hat Polen im
Jahre 1929 den Weltrekord geſchlagen. Dabei ſind die Laufzeiten
der Wechſel bereits unerhört lang. Die erhofften Abſatzmärkte
in Südoſteuropa hat die polniſche Wirtſchaft auch nicht finden
können, ſo daß jetzt alle Hoffnungen auf den Abſchluß des Han=
delsvertrages
mit Deutſchland geſetzt werden.
Auch das Jahr 1929 hat wieder gezeigt, welche Schwierigkeit
in politiſcher, nationaler und wirtſchaftlicher Hinſicht die Zer=
ſplitterung
Nordoſteuropas geſchaffen hat. Hieraus einen Aus=
weg
zu finden, wird auch im Jahre 1930 nur möglich ſein, wenn
die Grundlagen der Grenzziehung in dieſem Teile Europas ein=
mal
einer Reviſion unterzogen werden. Die pſychologiſchen Vor=
ausſetzungen
dafür ſcheinen jedoch in der Weltpolitik noch nicht
vorhanden zu ſein, ſo daß auch das kommende Jahr nichts an=
deres
bringen wird als politiſche Differenzen, nationale Kämpfe
und wirtſchaftlichen Zuſammenbruch.

Der neue amerikaniſche Botſchafter Sackeit
nach Berlin abgereift.
Berlin, 22. Januar.
Der neue amerikaniſche Botſchafter Sackett iſt am Mittwoch
an Bord des Preſident Harding abgereiſt. Er begibt ſich zuerſt
für einige Tage nach London, um vor der Uebernahme der Bot=
ſchaft
in Berlin Rückſprache mit Staatsſekretär Stimſon zu neh=
men
. Botſchafter Sackett, der am 5. Februar in Berlin einzu=
treffen
gedenkt, erklärte dem New Yorker Vertreter des W. T. B.
auf ſeine Bitte um eine Aeußerung für das deutſche Volk folgen=
des
: Sie erſuchen mich um ein Wort an Ihr Volk vor meiner
Abreiſe aus Amerika. Ich verlaſſe mein Heimatland mit dem
Wunſche, dem deutſchen Volke die Gefühle der Zuneigung und
der Freundwilligkeit zu übermitteln, welche unſere Nation für
das deutſche Volk hegt. Ich hoffe aufrichtig, daß ich dazu bei=
tragen
darf, die Bande, die unſere beiden Länder verbinden, noch
enger zu knüpfen. Ich empfinde tief, welches Vertrauen mir
Präſident Hoover erwies, als er mich damit betraute, als Dol=
metſcher
des tiefen Gefühls der freundſchaftlichen Zuneigung zu
wirken, das amerikaniſche Männer und Frauen dem deutſchen
Volk entgegenbringen und von ihrer Bewunderung für die Er=
rungenſchaften
des deutſchen Volkes Zeugnis abzulegen. Mit
Spannung ſehe ich unſerem Leben in Berlin und der freund=
lichen
Aufnahme entgegen, deren wir gewiß ſein dürfen. Und
ich kann Ihnen verſichern, daß meine Frau und ich beſtrebt ſein
werden, in Deutſchland enge und dauernde perſönliche Beziehun=
gen
anzuknüpfen. Ich bin gewiß, daß wir während unſeres
Aufenthaltes in Deutſchland ein ununterbrochenes Wachſen des
gegenſeitigen Vertrauens erleben werden, welches unter der ge=
meinſames
Fürſorge meiner verehrten Vorgänger und der her=
vorragenden
Männer, die als Botſchafter Deutſchlands in den
Vereinigten Staaten die Freundſchaft unſerer beiden Nationen
auf breiteſter Grundlage aufbauten, bereits ſo ſchön erſtarkt iſt.
Die Unkerbringung der deutſchen Schuldverſchrei=
bungen
in Amerika.
EP. Paris, 22. Januar.
Nach einer New Yorker Meldung der Agence Econnomique
et Financiére hegt man in amerikaniſchen Kreiſen
bereits Befürchtungen, daß der amerikaniſche
Markt unmittelbar nach der Ausgabe der Reparationsanleihen
mit deutſchen Schuldverſchreibungem über=
ſchwemmt
werden könnte. Infolgedeſſen werde jetzt
ſchon eine Zuſammenarbeit der großen beteiligten Banken in
Ausſicht genommen, um das Angebot an Reparationsobligatio=
nen
auf einen längeren Zeitraum zu verteilen.

Das Jahr 1930 wird Deutſchland wie überhaupt allen
Kulturnationen ein Ereignis bringen, das vor allen politiſchen
und wirtſchaftlichen Ausgleichsbemühungen der ſich bekämpfen=
den
Welt dazu berufen erſcheint, die Gemeinſamkeit aller menſch=
lichen
Intereſſen durch die Veranſchaulichung eines Gebietes von
grundlegender und ausſchlaggebender Bedeutung, nämlich des
Menſchen ſelbſt, ſeines Werdens, ſeiner Exiſtenz und ſeines Ver=
gehens
mit überzeugungsvollem Nachdruck zu beweiſen. Es iſt
die mit der Einweihung des deutſchen Hygiene=Muſeums in
Dresden verbundene Eröffnung der Internationalen Hygiene=
Ausſtellung Dresden 1930, die im Mai vor ſich gehen wird. Ein
jahrzehntelanges, emſiges, entſagungsvolles, aber auch durch
keine der vielen Kataſtrophen der Vergangenheit in ſich erſchütter=
tes
Wirken im Dienſte der Menſchheit wird hier einen erſten
ſegensreichen Abſchluß erfahren und nicht nur zur Genugtuung
ſeiner unmittelbaren Träger, zur Ehre des deutſchen Vaterlan=
des
, zur Förderung der Volksbildung, ſondern auch zur Hebung
des Menſchheitsbewußtſeins und zum praktiſchen Vorteil der
lebenden und kommenden Generationen, Millionen von Be=
trachtern
ſinnfällig die Fragen vor Augen halten und beantwor=
ten
, was der Menſch in ſeiner Körperlichkeit iſt, was er ſein
kann und was er durch Erkenntnis und Selbſterziehung werden
muß, um dem nicht mehr allein philoſophiſchen Ideal nahe zu
kommen, das den geſunden Körper als Vorausſetzung des geſun=
den
Geiſtes bezeichnet. Der Gedanke des Hygiene=Muſeums geht
zurück auf den leider zu früh verſtorbenen bekannten Dresdner
Großinduſtriellen Karl Auguſt Lingner, deſſen aufopfernden Be=
mühungen
die Durchführung der erſten internationalen Hygiene=
Ausſtellung in Dresden im Jahre 1911 zu verdanken war. Wie
keine andere Ausſtellungsveranſtaltung, zog dieſes ſeinerzeit nicht
wvenig gewagte Werk die Aufmerkſamkeit der ganzen Welt auf
ſich. Unter Mitwirkung von Oeſterreich, Spanien, Frankreich,
England, lingarn, Japan, China, Rußland, der Schweiz und an=
deren
Ländern war in hundert Hallen alles in volkstümlich lehr=
reicher
Form zuſammengetragen worden, was der Beariff der Hy=
giene
in ſich birgt. Ein gewaltiges, einzigartiges Lehrbuch dieſer
Wiſſenſchaft ſprach ein reichliches halbes Jahr lang zu mehr als
fünfeinhaib. Millionen Beſuchern. Unter anderem ſchrieb der
nachmalige franzöſiſche Miniſterpräſident Herriot, bisheriger
Bürger neiſter von Lyon, im goldenen Buche der Ausſtellung
nieder, daß ſie das Morgeurok einer neuen Zeit künde, weil ſie
zum erſten Male die Wiſſenſchaft vom Menſchen ſelbſt breiten

Von unterrichteter Seite verlautet, daß der Reichspräſident
die Abſicht habe, nach der Räumung der 3. Zone in der erſten
Woche der Befreiung der 2. und 3. Zone einen Beſuch abzu=
ſtatten
. Die Beſuchsreiſe fei ſo geplant, daß die Städte Aachen,
Trier, Koblenz, Mainz und Speyer vom Reichspräſidenten
beſucht werden ſollen.
Die Vorunterſuchung in der Bombenaffäre durch
Landgerichtsrat Dr. Maſur gegen die 43 Beſchuldigten iſt abgeſchloſ=
ſen
. Gegenwärtig ſind die Akten bei der Berliner Strafkammer, da
noch einige Haftentlaſſungsanträge zu prüfen ſind. Wahrſcheinlich wird
die Anklage nur gegen 30 Angeklagte in Altona durchge=
führt
werden, während die übrigen außer Verfolgung geſetzt werden.
Zwiſchen der Reichsregierung und den Länderregie=
rungen
iſt eine grundſätzliche Verſtändigung über die
Ausarbeitung eines Garagengeſetzes zuſtande gekom=
men
, ſo daß wahrſcheinlich ſchon im Frühjahr der Geſetzentwurf dem
Reichstag zugehen wird.
In den Arminiusſälen in Berlin=Moabit kam es geſtern
zwiſchen Kommuniſten und Nationalſozialiſten zu einer Schlägerei,
ſo daß die Polizei mit dem Gummiknüppel eingreifen und 6
Perſonen zwangsſtellen mußte. 3 Piſtolen, 5 Meſſer, Schlagringe und
andere Schlagwaffen wurden beſchlagnahmt.
Zum Oberbürgermeiſter von Groß=Solingen
(140 000 Einwohner) wurde mit ſozialdemokratiſcher Unterſtützung der
kommuniſtiſche Stadtrat Weber gewählt. Der bürger=
liche
Kandidat unterlag mit einer Stimme Minderheit.
Der dritte Provinziallandtag der Grenzmark Po=
ſen
Weſtpreußen hat in ſeiner erſten Sitzung nach dem Zu=
ſammentritt
einſtimmig eine Entſchließung angenommen, in der die
Polenverträge ſcharf kritiſiert werden.
Die deutſch=polniſchen Roggenausfuhrverhand=
lungen
ſind ergebnislos abgebrochen worden. Der deut=
ſche
Unterhändler iſt nach Berlin zurückgekehrt.
Der polniſche Heereshaushalt für 1930/31 ſieht Aus=
gaben
im Geſamtbetrage von 837, 2 Millionen Zloty vor.
Im Vergleich mit dem Jahre 1926/27 ſind die Ausgaben um 34 v.H.
geſtiegen, wobei zu beachten iſt, daß die Haushalte verſchiedener Mini=
ſterien
noch Ausgaben für das Heer enthalten.
Der öſterreichiſche Bundeskanzler Schober wird
ſeine bereits ſeit längerer Zeit beabſichtigte Reiſe nach Rom am
3 1. Januar antreten. Bei ſeinem dreitägigen Aufenthalt in Rom
ſollen auch Konferenzen über die ſchwebenden finanz= und handelspoli=
tiſchen
Fragen ſtattfinden.
In Serajewo findet am 2. Februar die Enthüllung eines
Denkmals für den Mörder des öſterreichiſchen
Thronfolgers Franz Ferdinand, Gabrilo Prineip,
ſtatt. Sämtliche Kulturvereine Serajewos haben für die Enthüllung
roße Vorbereitungen getroffen.
Zum neuen engliſchen Botſchafter in Braſilien
wurde nach Bekanntgabe des Foreign Office der bisherige eng=
liſche
Geſandte in Prag, Sir James Macleay, ernannt.
Macleay übernimmt damit den Poſten Sir Malcolm Robertſon, der im
November zurückgetreten iſt.

Good bye, Germany!

Botſchafter Schurmans letztes Lebewohl bei ſeiner Abfahrt
von Berlin.

Maſſen von Intereſſenten zugängig machte. Als dieſe Ausſtel=
lung
ihre Pforten ſchloß, ging ihr genialer Schöpfer an die Ver=
wirklichung
des Planes, ihre Hauptbeſtandteile dem deutſchen
Volke in einem beſonderen Muſeum zu erhalten. Materiell zeig=
ten
ſich hierfür gute Ausſichten; denn der Ueberertrag des Aus=
ſtellungsunternehmens
ſtellte ſich auf mehr als 1 Million Mark.
Das Intereſſe, das ſie weithin gefunden hatte, bewog die Stadt
Dresden, koſtenlos einen Platz für den Muſeumsbau in Ausſicht
zu ſtellen, während der Staat Sachſen die Baukoſten übernehmen
wollte. Bei dieſer Munifizenz berufener Körperſchaften konnte
geplant werden, den Ausſtellungsüberſchuß zur Ausgeſtaltung
und Umarbeitung der Schauſtücke zu verwenden. Lingner ſelbſt
wollte das Ausſtellungsmaterial in eigens hierzu hergerichteten
Werkſtätten verbeſſern und anfertigen laſſen. Das Muſeum ſollte
ein Volksbildungsinſtitut auf dem Gebiete der Hygiene werden
oder, wie Lingner einmal niederſchrieb, eine Akademie, in der
ſich jedermann durch Anſchauung und eigenartigen Selbſtunter=
richt
Kenntniſſe über die Geſundheitspflege erwerben kann,
Viel zu früh raffte der Tod den Volks= und Menſchenfreund
Liugner dahin. Er ſtellte der Stadt ſein geſamtes Vermögen
vornehmlich zur Durchführung der Muſeumspläne, dann aber
auch zu allgemein wohltätigen Zwecken zur Verfügung. Aber
Krieg und Inflation gefährdeten die Verwirklichung des Ausſtel=
lungsprojektes
in einem Maße, daß zeitweiſe an ſeinen Unter=
gang
geglaubt werden mußte. Wenn den ſachkundigen Verwal=
tern
des Lingnerſchen Vermächtniſſes nicht rechtzeitig der Ge=
danke
gekommen wäre, die Herſtellung und den Handel mit Aus=
ſtellungsduplikaten
zu organiſieren und transportable Wander=
ausſtellungen
zu veranſtalten, ſo wäre der große Plan nach der
inflatoriſchen Vernichtung des Lingnerſchen Nachlaſſes unaus=
führbar
geblieben. Aber die erwähnten Maßnahmen, die in kur=
zer
Zeit das erweiterte und verbeſſerte Ausſtellungsgut in über
600 Städte trugen und der außergewöhnlich lebendige Zuſpruch,
der ſich in der Ziffer von ſiebeneinhalb Millionen Beſuchern die=
ſer
Wander=Ausſtellungen ausdrückt, geſtatteten es, an den Ab=
ſichten
Lingners grundſätzlich feſtzuhalten. Auch das Intereſſe
des Auslandes blieb rege. Die Wanderausſtellungen in Baſel
Zürich, Bern, Rom, Amſterdam, Riga, Reval, Kopenhagen, Stock=
holm
, Prag und in vielen anderen Städten zeitigten beſte Er=
folge
. So wurde denn nach der Iuflation mit aller Kraft die
Ausführung der Muſeumspläne betrieben. Im Herbſt 1927
konnte auf dem von der Stadt Dresden unentgeltlich zur Ver=
fügung
geſtellten, ideal gelegenen Gelände der ehemaligen Se=
kundo
=Genitur des Hauſes Wettin die Grundſteinlegung erfolgen.
Der Bau nach Plänen des bekannten Architekten Profeſſor Dr.
Kreis, finanziert vom Reich und vom Land Sachſen, die zu=

EP. Aſuncion, 22. Januar.
Die Regierung von Paraguay ſoll, wie aus zuverläſſiger
Quelle verlautet, beabſichtigen, wegen des neuen Grenzzwiſchen=
falles
mit Bolivien den Völkerbund anzurufen. Der para=
guahiſche
Geſchäftsträger in Waſhington hat geſtern das ameri=
kaniſche
Staatsdepartement davon unterrichtet, daß er von ſeiner
Regierung ſehr ernſte Nachrichten erhalten habe. So ſoll der
Oberkommandierende der bolivianiſchen Armee einen Generas=
angriff
auf die Grenze von Paraguay planen.

Einer Meldung aus La Paz zufolge, hat der Präſident
der Republik Bolivien das Gerücht dementiert, daß
General Kuntz die Mobiliſierung der Truppen im Chaco=Gebiet,
an der Grenze von Paraguay, angeordnet habe.

Paraguan ruft den Völkerbund an.

Der in Paris bereits angekündigte Schritt der para=
guayaniſchen
Regierung beim Völkerbund wegen
eines neuen Grenzzwiſchenfalles mit Bolivien im Grand=Chaco
iſt heute erfolgt. Der bolivianiſchen Regierung wurde vom
Generalſekretär des Völkerbundes ſofort der Wortlaut der para=
guahaniſchen
Mitteilung zugeleitet, die mit der bolivianiſchen
Antwort dem Völkerbundsrat zur Kenntnis gebracht werden
wird. Nach der offiziellen paraguayaniſchen Darſtellung hat die
Tätigkeit der bolivianiſchen Patrouillen im Grand=Chaco in der
letzten Zeit wieder zugenommen und bei einem Zuſammenſtoß
zum Tod eines paraguayaniſchen Soldaten geführt. Die para=
guahaniſchen
Regierung iſt der Auffaſſung, daß dadurch die ſchwe=
benden
Verhandlungen beeinflußt und geſtört werden ſollen. Sie
beteuert demgegenüber ihre friedliche Haltung und ihre feſte Ab=
ſicht
, den Grenzſtreit durch einen Vergleich beizulegen, wie er
zurzeit von der panamerikaniſchen Schiedsgerichtskommiſſion ge=
ucht
wird.

Blulige Streikunruhen in der Tſchechoflowakei.

Vor einigen Tagen ſahen ſich die Glaswerke in Bleiſtadt und
Unterreichenau b. Falkenau a. d.Eger im Karlsbader Kreiſe wegen
mangelnder Aufträge gezwungen, einem Teil der Arbeiterſchaft auf=
zukündigen
. Daraufhin trat die geſamte Belegſchaft dieſer Werke
geſchloſſen in den Ausſtand, nicht ohne vorher noch die mit der
Glasmaſſe angefüllten Wannen erſtarren laſſen habend, ſo daß
ſelbſt bei einer Einigung zwiſchen Unternehmern und Arbeiter=
ſchaft
mindeſtens zwei Monate Zeitverluſt in der Wiederauf=
nahme
der Betriebe durch Neuinſtandſetzung der Wannen ent=
ſtehen
müſſen. Die kommuniſtiſche Partei bemächtigte ſich der
Leitung des Streikes, den ſie gegenwärtig auch auf die nord=
weſtböhmiſche
Bergarbeiterſchaft und auf die Textilinduſtrie zu
übertragen bemüht iſt. Dank der Hetze der kommuniſtiſchen Agi=
tatoren
iſt es in Unterreichenau bei Falkenau nunmehr zu bluti=
gen
Unruhen gekommen. Die Streikenden marſchierten zu einer
Proteſtkundgebung zum Marktplatz, wurden dort aber von ſtarken
Gendarmerieabteilungen und zwei Zügen Infanterie in Stahl=
helm
erwartet und in die Seitengaſſen abgedrängt. Als ein
Gendarm hierbei von den Demonſtranten niedergeworfen und
ihm das Gewehr entriſſen wurde, wurde Befehl zum Schießen
gegeben." Auf Seite der Streikenden gab es einen Schwerver=
letzten
und einige Leichtverwundete, während durch Steinwürfe
ein Gendarm eine ſchwere Verletzung erhielt. Falkenau mit
Unterreichenau gleicht einer mit dem Standrecht belegten Stadt.
Auch in Gablonz a. d. N. kam es zu ſchweren Zuſammen=
ſtößen
zwiſchen Arbeitsloſen und Poliziſten; einige Perſonen
wurden verletzt.
Die Kommuniſten agitieren für die Ausdehnung des nord=
weſtböhmiſchen
Streikes über ganz Böhmen.

Aufhebung des Sequeſters bulgariſcher Güter.

EP. Sofia, 22. Januar.
Wie jetzt bekannt wird, haben die im Haag zwiſchen Bulgarien
und Rumänien gepflogenen Verhandlungen zu einem Abkommen
über die Aufhebung des Sequeſters für die bulgariſchen Güter
in Rumänien geführt. Danach verpflichtet ſich Bulgarien,
110 Millionen Lei zu zahlen, während Rumänien als Gegen=
leiſtung
den bulgariſchen Eigentümern ihren Beſitz zurückgibt.
Die erſte Rate in Höhe von 55 Millionen Lei ſoll drei Monate
nach Ratifizierung des Abkommens ausgezahlt werden, der Reſt
innerhalb eines Jahres.

ſammen zwei Millionen Mark zur Verfügung ſtellten, ſtrebte
raſch empor und iſt in ſeinem Aeußeren ſeit Monaten vollendet.
600 000 Mark opferten private Spender für das im ganzen 5 Mil=
lionen
Mark beanſpruchende Bauwerk. Da war es ein außer=
ordentlich
glücklicher Gedanke, die Vollendung und Einweihung
des Hygiene=Muſeums mit einer Wiederholung der Lingnerſchen
Ausſtellung von 1911 auf verbreiteter Grundlage zu verbinden,
Wenn im Mai das Muſeum der Allgemeinheit ſeine Tore öffnet,
ſo wird dieſer Vorgang mit der Eröffnung der internationalen
Hygiene=Ausſtellung Dresden 1930 verbunden ſein. Die Aus=
ſtellung
ſelbſt ſtellt eine bewunderungswürdige Leiſtung der aus=
ſtellungstechniſchen
Vielſeitigkeit dar. Auf mehr als 400000
Quadratmeter Gelände erheben ſich Hunderte von Gebäuden, die
ſtilmäßig dem Bau des Muſeums angeglichen ſind. Die Aus=
ſteller
ſelbſt ſind Reich, Länder, Städte und etwa 30 ausländiſche
Staaten. Das Reich bietet eine kulturell=hiſtoriſche Schau über
hundert Jahre der Entwicklung des Geſundheitsweſens, die in
20 Untergruppen die großen Kapitel der Volkshygiene einſchließ=
lich
ihrer ſozialen Aeußerungsformen behandelt. Von den Län=
dern
, darunter an der Sritze das Land Sachſen, werden die
typiſchen Eigenheiten ihrer hygieniſchen Aufgaben zur Schau
geſtellt. Neben Preußen erſcheinen die Sonderausſtellungen von
Bayern, Thüringen, Heſſen und der Hanſeſtädte. Die deutſchen
Städte bringen unter Führung des deutſchen Städtetages zur
Vermeidung von Wiederholungen eine Kollektiv=Ausſtellung, die
ſich mit dem Geſundheitsweſen der Städte befaßt. 12 umfaſſende
Untergruppen behandeln die Hygiene im Städtebau, das Woh=
nungs
= und Siedlungsweſen, die Schulgeſundheitspflege, die
Hygiene der Straße u. a. m. Hinzukommen 21 wiſſenſchaftliche
Fachabteilungen, die der perſönlichen Hygiene und den Leibes=
übungen
gewidmet ſind. Unter ihnen befinden ſich u. a. die Ab=
teilungen
Der Menſch, Raſſenhygiene‟, Die Frau als Mutter
und Gattin Ernährungslehre Geſundheit und Krankheit,
Hygieniſche Volksbildung, Geſundheitslehre in Geſchichte und
Völkerkunde‟ Die Gruppe Der Menſch iſt aus der internatio=
nalen
Hygiene=Ausſtellung 1911 noch hinlänglich bekannt, wenn
ſie auch grundlegend umgeſtaltet wurde. Sie veranſchaulicht
techniſch den ſogenannten durchſichtigen Menſchen und den Men=
ſchen
als techniſches und künſtleriſches Meiſterwerk. Ueber Ein=
zelheiten
dieſer intereſſanten Schau wird noch oft und viel zu
berichten ſein. Schon jetzt kann indeſſen geſagt werden, daß ſie
ſich den Großtaten deutſcher Wiſſenſchaft und Technik, die den
Namen Deutſchlands im erſten Drittel des 20. Jahrhunderts troßz
aller politiſchen Herabſetzungen und Angriffe vor aller Welt rein
und ruhmvoll erhalten haben, würdig an die Seite ſtellt,

(er

[ ][  ][ ]

Donnerstag, den 23. Januar 1930

Seite 3

Nummer 23

Saug eot dein Reicsraolnelt.

Der Dank des Reichskanzlers.
Das Reichskabinekk ſtimmk zu. Am Donnerskag
Wiederzuſammenkrikk des Reichskags.
* Berlin, 22. Jan. (Priv.=Tel.)
Das Reichskabinett beſchäftigte ſich unter dem Vorſitz des
Reichskanzlers in ſeiner heutigen Vormittags= und Nachmittags=
ſitzung
mit dem Geſamtergebnis der Haager Konferenz. Es nahm
zunächſt die Berichte des Reichsminiſters des Auswärtigen Dr.
Curtius und des Reichsminiſters für die beſetzten Gebiete
Dr. Wirth und des Reichsminiſters der Finanzen Dr. Mol=
denhauer
entgegen. An die Berichte ſchloß ſich eine Ausſprache,
in deren Verlauf der Reichskanzler im Namen des Kabinetts der
deutſchen Delegation für ihre Tätigkeit ſeinen Dank ausſprach
und auch den beteiligten Beamten für ihre Mitarbeit Worte der
Anerkennung widmete. Abſchließend konnte der Reichskanzler
die völlige Uebereinſtimmung der Reichsregie=
rung
mit der Verhandlungsführung der Dele=
gation
und die einmütige Billigung der im Haag
erzielten Ergebniſſe feſtſtellen. Die entſprechenden
Geſetzesvorlagen, werden auf Grund des heutigen Kabinetts=
beſchluſſes
ſo rechtzeitig dem Reichsrat zugeleitet werden, daß
ſeine Beratungen anfangs nächſter Woche beginnen können.
Im Reichstag, der am Donnerstag ſeine Beratun=
gen
wieder aufnimmt, hat am Mittwoch die Deutſche Volkspartei
getagt und den Bericht ihrer beiden Miniſter Dr. Curtius und
Dr. Moldenhauer entgegengenommen. Auf der Tagesordnung
der Fraktion ſtand eigentlich nur die Stellungnahme zum
13ündholzmonopol. In der Ausſprache ſind Bedenken
aus Mittelſtandskreiſen ſehr ſcharf herausgearbeitet
worden. Ein Beſchluß iſt aber auch hier noch nicht gefallen, weil
die Regierungsparteien ſich dahin verſtändigt haben, an der erſten
Beratung der Vorlage im Plenum ſich nicht zu beteiligen, ſon=
dern
den Oppoſitionsparteien das Feld allein zu überlaſſen, um
ſo möglichſt raſch den Entwurf in den Ausſchuß zu bekommen,
vo die Arbeit dann beginnen ſoll.
Eine Ankwork auf Helds Vorwürfe.
Berlin, 22. Januar.
Zu der Rede, die der bayeriſche Miniſterpräſident Dr. Held
ſor dem Bezirksparteitag der Bayeriſchen Volkspartei in
Regensburg gehalten hat, hören wir von unterrichteter Seite,
daß das darin ausgeſprochene Befremden über die Nichternen=
tung
des Reichsbankpräſidenten Dr. Schacht zum deutſchen Dele=
dierten
im Haag nicht verſtanden werden könne; denn Dr.
Schacht ſei auf ſeinen eigenen Wunſch nicht nach dem Haag ge=
hangen
, ſondern habe ſelbſt das Mitglied des Reichsbankdirek=
ſoriums
Dr. Vocke vorgeſchlagen. Ferner hat Dr. Held in ſeiner
ſede von einer Aufregung innerhalb der Delegation über den
Brief Dr. Schachts an Reynold geſprochen. Daß innerhalb der
deutſchen Delegation keine beſondere Aufregung geherrſcht hat,
leweiſt ſchon der Umſtand, daß innerhalb einer Stunde die
leitſche Delegation mit dem Plan einer Erſatzlöſung für die
Zrteiligung an der internationalen Bank hervorgetreten iſt. An
ſiſer anderen Stelle ſeiner Rede hat Dr. Held beanſtandet, daß
nan es jedem einzelnen Staat geſtattet habe, für ſich die Ent=
heidung
des Schiedsgerichtshofes über Verfehlungen Deutſch=
unds
gegen den Young=Plan anzurufen. Es iſt bekannt, daß
hach dem Artikel 430 des Verſailler Vertrages ein Ausnahme=
echt
beſtand, gegen das wir keine Einrede machen konnten. Die
inzige Möglichkeit, uns von dem Artikel 430 zu befreien, war
ben die Löſung, daß jeder Staat ſich einzeln an den Haager
ſchiedsgerichtshof wenden kann. Der äußerſte Fall der Ver=
tagszerreißung
iſt übrigens in den Haager Abmachungen an
ine ganze Reihe von Beſtimmungen geknüpft. Die deutſche De=
lgation
ſtand von vornherein auf dem Standpunkt, daß dieſer
außerſte Fall nicht eintreten kann.
Bayerns Miniſterpräſidenk entſchuldigk ſich.
* Berlin, 22. Jan. (Priv.=Tel.)
Der bayeriſche Miniſterpräſident Dr. Held hat mit ſeiner
legensburger Rede unangenehmes Aufſehen erregt, nicht nur
hegen der voreiligen Kritik an dem Ergebnis der
faager Beratungen, ſondern auch wegen ſeiner Bemer=
ung
über die Folgen der deutſchen Ordensloſigkeit, die dazu
ührten, daß ausländiſche Geſandtſchaften in Berlin nicht mehr
nit erſtklaſſigen Menſchen beſetzt würden. Das iſt Herrn Held

als eine außenpolitiſche Taktloſigkeit ausgelegt worden. Er macht
jetzt ſeinen Berliner Geſandten Dr. v. Preger mobil, um ſich
ſelbſt zu interpretieren. Er will lediglich geſagt haben, die Tat=
ſache
, daß in Deutſchland keine Orden mehr verliehen werden
könnten, trage die Gefahr in ſich, daß in Zukunft die ausländi=
ſchen
Geſandtſchaften in Berlin nicht mehr mit erſtklaſſigen Men=
ſchen
beſetzt würden. Die Bilder oder das Porzellan, das wir
anſtelle von Orden verſchenkten, machten den Beſchenkten keine
Freude und käme überdies teurer. Herr Dr. Held beruft ſich
darauf, daß der verſtorbene Reichsaußenminiſter Dr. Streſe=
mann
ihm gegenüber ähnliche Gedankengänge vertreten habe.
Dr. Melchior zum Präſidenken des Völkerbunds=
Finanzkomikees gewählt.

Dr. Melchior,
der deutſche Reparationsſachverſtändige, wurde für 1930 zum
Präſidenten des Finanzkomitees des Völkerbundes gewählt.
Die Oppoſikion in der Sozialdemokrakie.
* Berlin, 22. Jan. (Priv.=Tel.)
In der ſozialdemokratiſchen Partei geht wieder einmal die
Nebellion los. Selbſtverſtändlich aus der radikalen ſächſiſchen
Ecke. Der erweiterte Bezirksvorſtand Oſtſachſens, alſo
immerhin die höchſte Inſtanz einer Wahlkreisorganiſation, hat
eine ſcharfe Entſchließung angenommen, worin die
Reichstagsfraktion aufgefordert wird, aus der
Regierung auszuſcheiden, wenn die bürgerlichen
Parteien auf der Durchführung des Steuerſen=
kungsprogramms
beſtehen, wobei außerdem die Hal=
tung
der 28 Fraktionsmitglieder gebilligt wird,
die dem letzten Vertrauensvotum für die Reichs=
regierung
nicht zuſtimmten. Man braucht eine ſolche
Kundgebung nicht zu überſchätzen, aber man darf ſie auch nicht
unterſchätzen, ſondern muß ſie richtig werten als einen Beweis
dafür, wie ſtark innerhalb der Sozialdemokratie die Strömungen
gegeneinandergehen. Kein Zweifel, daß der Reichskanzler ſelbſt
loyal Koalitionspolitik mitmachen will, aber er hat es ſchon, ehe
er Reichskanzler wurde, erlebt, daß ſeine Fraktion ihm wiederholt
die Gefolgſchaft verweigerte. Das kann ihm auch jetzt wieder
paſſieren. Der linke Flügel der Sozialdemokraten liebäugelt un=
bedingt
mit dem Abmarſch in die Oppoſition. Wie ſtark zahlen=
mäßig
ſein Einfluß heute iſt, läßt ſich ſo ohne weiteres nicht ſagen.
Er kann aber überraſchend an Stärke zunehmen, wenn die Sozial=
demokraten
von den bürgerlichen Parteien vor die Zwangslag:
geſtellt werden, verantwortungsbewußte Finanzpolitik zu machen.
Wir haben wiederholt darauf hingewieſen, daß es uns keines=
wegs
überraſchen würde, wenn die Sozialdemokraten plötzlich
aus der Regierungspolitik austreten und in die Oppoſition ab=
marſchieren
. Wir ſehen in dem Beſchluſſe der Oſtſachſen eine
Beſtätigung ſür unſere Auffaſſung, gleichzeitig aber auch eine
Warnung für die bürgerlichen Parteien, denn,
wenn die Sozialdemokraten Extratouren zu tanzen beginnen,
können wir von heute auf morgen vor die Möglichkeit von Neu=
wahlen
geſtellt ſein. Der Kampf umdie Finanzreform
wird die Probe auf das Exempel ſein.

Die Arbeitsloſenverſicherungsanfkalt
in finanziellen Schwierigkeiten.
Auf der Suche nach Mikkeln. Ein Fehlgriff.
* Berlin, 22. Jan. (Priv.=Tel.)
Im Nachtragshaushalt des Reiches befindet ſich ein Betrag
von 222,5 Millionen für die Arbeitsloſenverſicherung. Mit dieſer
Summe hofft man, bis zum 31. März 1930 auszukommen. Die
Anſprüche der Verſicherungsanſtalt für das nächſte Jahr werden
im kommenden Etat 1930/31 enthalten ſein. Auf dieſen Betrag
von 222 Millionen ſoll der Anſtalt, deren Mittel bereits ſeit
Mitte Januar aufgebraucht ſind, in den nächſten Tagen bereits
ein Vorſchuß gewährt werden, ſobald die Verhandlungen zwi=
ſchen
dem Arbeitsminiſterium und dem Finanzminiſterium zu
einem Abſchluß gekommen ſind.
Seit einigen Tagen geht durch die Preſſe die Mitteilung,
wonach alle Sozialverſicherungen zuſammengeſchloſſen werden
ſollen, um der Arbeitsloſenverſicherung zu helfen. Nach unſeren
Feſtſtellungen ſtammt dieſe Anregung nicht aus dem Reichs=
arbeitsminiſterium
. Sie wäre auch wenig glücklich. Man ſteht
dort vielmehr auf dem Standpunkt, daß durch eine direkte Bei=
tragserhöhung
bei der Arbeitsloſenverſicherung dieſer Umweg er=
ſpart
werden kann. Da aber die Nöte der Verſicherungsanſtalt
über kurz oder lang doch die zuſtändigen Reſſorts und den Reichs=
tag
beſchäftigen müſſen, dürfte auch dieſe Anregung zur Debatte
geſtellt werden.
Die Deutſche Reichsbahn im dezember 1929.
Berlin, 22. Januar.
Dem amtlichen Bericht der Deutſchen Reichsbahngeſellſchaft
über Verkehr und Betrieb zufolge, war der Güterverkehr im De=
zember
1929 erheblich ſchwächer als im November. Die Wagen=
ſtellung
blieb im Tagesdurchſchnitt um 16 v. H. hinter der des
Vormonats zurück. Der Ausfall iſt in erſter Linie auf die Be=
endigung
der Rübenverarbeitung zurückzuführen. Der Expreß=
gutverkehr
war ſehr lebhaft, erreichte aber vielfach nicht den er=
warteten
Umfang. Der Kohlenverkehr blieb im ganzen hinter
dem des Vormonats zurück, war aber etwas lebhafter als im
Dezember 1928. Der Perſonenverkehr war im allgemeinen
ſchwach. Der Berufsverkehr ging unter dem Einfluß der wach=
ſenden
Arbeitsloſigkeit weiter zurück, der Ausflugsverkehr litt
unter den ungünſtigen Witterungsverhältniſſen. Der Weihnachts=
verkehr
war nicht ſo ſtark wie im Vorjahr. Insgeſamt wurden
im Dezember 4865 überplanmäßige Züge gefahren, davon 16 für
die Beſatzung im Rheinland. Die Zahl der geleiſteten Zugkilo=
meter
betrug 55 843 000, gegenüber 55 888000 im November. Im
Rahmen der Gütereinteilungen wurden einzelne Tariferleichte=
rungen
gewährt. Die Finanzlage im Monat November ſtellt ſich
folgendermaßen dar: Einnahmen aus Perſonen= und Gepäckver=
kehr
, Güterverkehr uſw. zuſammen 430 122000 RM.; Ausgaben
zuſammen 444 781 000 RM., davon für Betrieb und Unterhaltung
326 011 000 RM. für Erneuerung der Anlagen 53 068 000 RM.,
für Dienſt der Reparationsſchuldverſchreibungen 54 859 000 RM.,
für Dienſt der neuen Schuldverſchreibungen und Anleihen
300 000 RM. und für feſte Laſten 10 543 000 RM. Die Geſamt=
einnahmen
blieben hinter dem Ergebnis des Vormonats um
rund 52 Millionen zurück. Seit Beginn des Geſchäftsjahres be=
trägt
die Mindereinnahme im Perſonenverkehr gegenüber den
Erwartungen rund 50 Millionen RM. Der Perſonalbeſtand be=
trug
im Oktober 736 161 Köpfe, im November 706 343 Köpfe. Der
Minderbedarf im November iſt in der Hauptſache auf Verkehrs=
rückgang
und Entlaſſung von Zeitarbeitern zurückzuführen.
Der Geſehgebungsausſchuß des Heſſiſchen Landkags
ſetzte am Mittwoch vormittag die Beratung des Geſetzentwurfs
über das Hebammenweſen fort. Ohne Aenderungen wurde
der Abſchnitt über die Pflichten der Hebammen angenommen.
Die Vorſchrift, daß die Genehmigung zu einer Erwerbstätigkeit
der Hebammen verſagt werden muß, wenn gegen dieſe Tätigkeit
Bedenken beſtehen wurde in eine Kann=Vorſchrift abgeändert.
Mit geringen redaktionellen Aenderungen wurden auch Artikel 18
bis 22 in der Regierungsfaſſung angenommen. Eine längere Aus=
ſprache
ergab ſich bei Artikel 23, in dem den Hebammen ein Min=
deſteinkommen
und die Ruhegehaltsverſorgung geſichert wird. Die
Debatte kam noch zu keinem Abſchluß, da die Regierung prüfen
ſoll, ob nicht, wie von volksparteilicher Seite beantragt, die Ein=
gliederung
der Hebammen in die Verſicherungsanſtalt für Ange=
ſtellte
günſtiger ſei, als die bei der Verſicherungsanſtalt für ge=
meindliche
Beamte Heſſens. Von Zentrumsſeite wurde beantragt,
das Mindeſteinkommen der Hebammen um 200 Mark zu erhöhen.
Der Ausſchuß ſetzt ſeine Beratungen am Donnerstag fort.

* Vom Haus eines Hofnarren.
Von Dr. Stephan Kekule von Stradonitz.
Dresden iſt eine merkwürdige Stadt. Jedesmal, wenn man
hkommt, entdeckt man eine Kurioſität, die man noch nicht kennt.
keo ging es mir auch jüngſt wieder bei einem Aufenthalt dort
hu nur einem Tage. Beim Ueberſchreiten der Auguſtus=Brücke
vn der Altſtadt her machte mich ein ortskundiger Freund darauf
ufmerkſam, daß das erſte Haus in der Neuſtadt rechts dasjenige
)s Hofnarren Auguſts des Starken: Joſef Frölich ſei. Es iſt
naleriſch, mit Ausſicht auf die Elbe, hoch über dieſer gelegen,
äßerlich wohl erhalten. Im Inneren iſt nichts Beſonderes mehr
z ſehen. Es iſt ein Eiſenbeton=Geſchäft darin. Dieſer Joſef
Fölich, auch Joſeph Fröhlich bezeichnet (eine Rechtſchreibung
dr Namen gab es damals ja noch nicht!), iſt eine der ſonder=
hrſten
Erſcheinungen an dem an Sonderbarkeiten ſo reichen
Tresdener Hofe jener Zeit. Joſef Frölich gehörte zu der Gruppe
un Hofbedienſteten jenes Fürſten, die Hofzwerge, Hofrieſen, Hof=
urren
und Kammermohren umfaßte. Eigentlich ſollte er Hof=
üchenſpieler
ſein. Jedenfalls war er ein geſchickter Taſchenſpieler
ud ſoll ſich mit der Ausübung dieſer Kunſt viel Geld verdient
ſGen. Wie ihn Auguſt der Starke einſchätzte, geht auch daraus
hervor, daß er ihm eine große Menge verſchiedener Hanswurſt=
icken
machen ließ, der Ueberlieferung nach 99 an der Zahl. In
cem Königl. Poln. und Churfürſtl. Hofſtadt (ſo!) vom Jahre
19, der mir vorliegt, ſteht er bei der Ober=Cämmerey (Chef:
hinrich, Reichsgraf von Brühl, Geh. Cabinets=Miniſter uſw.
wv.) als: Hof=Taſchen=Spieler Joſeph Fröhlich‟ Er hat alſo
b in die Regierungszeit des Kurfürſten Friedrich Auguſt III.,
d8 zweiten Königs von Polen, hinein gelebt und wohl auch noch
Rühls Tod (1763) erlebt. Jedenfalls erſchien von ihm unmittel=
ha
nach Brühls Tod eine Art gutmütiger Satire auf dieſen:
er politiſche Kehraus. Auf den Hoftaſchenſpieler ſelbſt iſt
ach eine Denkmünze gebrägt worden mit der Inſchrift: Joſeph
Föhlich, kön. poln. und kurf. ſächſ. Hoftaſchenſpieler, Semper
ſihlich, nunquam traurig‟ Er ſtarb zu Warſchau. Der Volks=
mnd
will wiſſen, er habe ſich buchſtäblich tot gelacht,
Joſef Frölich iſt auch eine Art von (wenn man ſo ſagen darf)
raldiſcher Merkwürdigkeit geweſen. Einer ſeiner beiden kur=
ſiſtlichen
Herren, Auguſt der Starke oder Auguſt III., hat ihn
uinlich zurt Freiherrn (oder Grafen) von Saumagen gemacht,
ſelbſt hat ſich ſpäter immer Graf Saumagen geſchrieben)
90 ihm ein Wappen derliehen, das ein Schwein, zwei Dreſch=

flegel und einen ſeine Notdurft verrichtenden Hund enthält. Die
Helmzierde iſt ſo obſzön, daß ſie hier auch nicht einmal andeu=
tungsweiſe
beſchrieben werden kann. Den Schild umgibt ſtatt der
Helmdecke eine ausgebreitete Narrenkappe mit zwei an den Seiten
herabhängenden Schellen. Das Diplom über dieſe Standeser=
hebung
iſt nicht erhalten, das Konzept dazu ebenfalls ver=
ſchwunden
, ſo daß Tag und Jahr dieſes Gnadenaktes nicht mehr
feſtſtellbar ſind, indeſſen ſcheint die ganze Sache glaubwürdig er=
wieſen
, denn es iſt eine handſchriftliche Aufzeichnung aus dem
Jahre 1774 von Karl Wilhelm Höckner dem Aelteren über die
Erhebung in den Freiherrenſtand und das Wappen vorhanden,
und Höckners Vater war jener Petſchaftſchneider, bei dem Fröh=
lich
ſein neues Wappenſiegel hat ſtechen laſſen, und zwar nach
einer Wappenmalerei, die der Hofwappenmaler Böhm auf Befehl
des Königs=Kurfürſten gefertigt hatte. Wie dies alles in einer
Sitzung des bekannten Vereins Herold zu Berlin vom 7. Okto=
ber
1890 vom Freiherrn von und zu Aufſeß vorgetragen
wworden iſt.
Als Joſef Frölich ſein im Eingang erwähntes, neu errichtetes
Haus an der Elbbrücke zu Dresden bezog, hat ihm übrigens der
berühmte, damals zu Dresden lebende Bildhauer Balthaſar Per=
moſer
(16511732) einen argen künſtleriſchen, zugleich geiſtreichen
und boshaften Streich geſpielt. Permoſer, deſſen Behauſung
neben dem Neubau von Frölich, aber mehr nach der Neuſtadt hin,
lag, war ärgerlich, daß ihm Frölich die Ausſicht auf die Elbe ver=
baut
hatte. Er beſchloß, dem Hofnarren den Ausblick nach dem
Nachbargrundſtück hin zu verleiden. In voller Abgeſchloſſenheit
machte ſich Permoſer an die Arbeit. Hinter einer undurchſichtigen
Gerüſtumhüllung entſtand hoch an der Ecke des Permoſerſchen
Hauſes eine große Bildhauerarbeit, eine ſchwebende Saturn=
Figur mit Stundenglas und Senſe, das bekannte Sinnbild des
Todes. Leider iſt dieſe bildhaueriſche Hauſeszierde heute nicht
mehr erhalten. Man kennt ſie nur noch aus Ab= und Nachbildun=
gen
. Als die Hülle gefallen war, wurde der ſtete Ausblick
hierauf dem braven Immer=Fröhlich, Niemals=Traurig natur=
gemäß
zur dauernden Pein!
Beſagter Bildhauer Permoſer muß überhaupt ein Original
geweſen ſein. Als er für den Kaiſerlichen Hof zu Wien ein
Standbild des Prinzen Eugen, des großen Kriegshelden, aus
Marmor zu fertigen hatte, ſtellte er dieſen dar: auf ihm ſelbſt,
dem Künſtler, ſtehend, der ſich wie ein Wurm windet und das Ge=
ſicht
nach dem Prinzen wendet, gleichſam um anzuzeigen, daß er
zu dieſer Arbeit mit Fußtritten habe gezwungen werden müſſen.
Permoſer ließ ſich nie den Bart abſchneiden! Er hat darüber eine

eigene Schrift veröffentlicht: Der auf dem Throne der Ehren
erhobene Bart (Frankfurt, 1714). Das 18. Jahrhundert war
überhaupt reich an ſonderbaren Käuzen. Ein ſolcher war auch
Joſef Frölich. Nicht zu Unrecht nennen die Dresdener von heute
deshalb ſein Haus kurz das Narrenhaus.

Heſſiſches Landeskheaker.
Kleines Haus. Mittwoch, 22. Januar.
3. Kammermuſikabend des Schnurrbuſchquartetts.
In Verfolg ihres Winterprogramms: Von alter zu neuer
Zeit wurden heute drei Werke gebracht, die ein beſonderes In=
tereſſe
beanſpruchen durften. Iſt das Brahms’ſche C=Moll= Quar=
tett
bei Kammermuſikſpielern als eines ſeiner durchgearbeitetſten
bekannt, ſo kommen die beiden folgenden, die italieniſche Serenade
von Hugo Wolf und das Brucknerſche E=Dur=Quintett wohl ſel=
ten
zu öffentlicher Aufführung. Der ausgezeichneten Charak=
teriſtik
, die Bernd Zeh ihnen an dieſer Stelle kürzlich in ver=
ſtändnisfördernder
Weiſe gegeben hat, iſt nichts hinzufügen. Er=
ſtaunlich
war es, wie die drei aus grundverſchiedener Kunſtauf=
faſſung
und Lebensanſchauung entſtandenen Werke, die ſich
geradezu als Dokumente des innerſten Weſens ihrer Schöpfer
erwieſen, ſich nebeneinander hielten. Scharf geſondert in ihren
Wegen, in Ziel und Ergebnis gleich: der ſeeliſchen Erhebung
über irdiſche Begrenztheit. Das Wolfſche Quartett ſteht trotz
ſeiner leichten Struktur und rhapſodiſchen Zwiſchenſpiele ent=
zückend
fein im kammermuſikaliſchen Rahmen. Im Bruckner
freilich wird an die Grenzen der Form gerührt, ohne daß ſie ge=
ſprengt
wird. Aber es weiten ſich in Diktion Klangfarbe und
Gedankengehalt die Sätze zu einer mit Kammerwerken unver=
gleichbaren
ſinfoniſchen Geſtaltung. Auch ſtimmungsmäßig zeigt
dem naiven Empfinden dieſes Quintett die Hand des Genies ſo
deutlich, daß die teilnehmende Ergriffenheit der Zuhörer wohl
erklärlich wird.
Die Ausführung und Ausarbeitung, die den höchſt feſſelnden
Stücken durch die Herren Schnurrbuſch, Jäger, Horn,
Klammer und Steinmar zuteil wurde, brachte alle Schön=
heiten
, aber auch alle Eigenwilligkeiten und das iſt wichtig
in virtuoſer Beherrſchung der ſtark gegenſitlichen Stile zum
Erklingen.
Ein leidlich beſetz;s
refflichen
aufie lebl.
a::
Nünſtlern.
v.H.

[ ][  ][ ]

Seite 4

Donnerstag, den 23. Januar 1930

Nummer 23

A

Nach langem ſchweren Leiden
iſt unſere treue Mitarbeiterin
Fräulein

heimgegangen. Wir betrauern
ihren frühen Tod und werden
ihr allezeit ein ehrendes An=
denken
bewahren.
Heinrich Elbert
Papierhaus/Buchdruckerei
Darmſtadt. (1570

Todes=Anzeige.
Verwandten, Freunden und Be=
kannten
die traurige Nachricht, daß
unſer lieber guter Vater, Großvater,
Schwiegervater, Schwager u. Onkel
Johannes Hofferberthll.
Veteran von 1870/71
im Alter von 82 Jahren ſanft ent=
ſchlafen
iſt.
Im Namen der Hinterbliebenen:
Familie Eckhardt
Familie Degreif
Familie Müller.
Rimborn i. Odw., Darmſtadt,
den 22. Januar 1930.
Die Beerdigung findet Freitag,
nachmittags 2 Uhr ſtatt.

Heſerang vun Jürgen
u. ſ. w.
Die Lieferung der in der Zeit vom
1. April 1930 bis 31. März 1931 erfor=
derlichen
Särge pp. zur Beſtattung von
Wohlfahrtspfleglingen der Stadt Darm=
ſtadt
, ſowie die Überführung der Leicher
nach den Friedhöfen ſoll im Wege der
Verdingung vergeben werden. Die Lie
ferungsbedingungen ſind im Zimmer 55
unſeres Amtsgebaudes erhältlich. Dort
ſind auch die Angebote im verſchloſſenen
Briefumſchlag, mit dem Vermerk Lie=
ferung
von Särgen bis ſpäteſtens 8. Fe=
bruar
1930, vormittags 10 Uhr, einzu=
reichen
. Auf Verlangen iſt ein Muſter=
ſarg
zu liefern.
(St.1550
Darmſtadt, den 23. Januar 1930.
Städt. Wohlfahrts= und Jugendamt.

Berfte

A

Montag, den 27. Januar 1930, nach=
mittags
2½ Uhr anfangend, wird aus
dem Stadtwald Pfungſtadt. Diſtrikt
Malchertanne Abt. 38b (Kahlhieb) das
nachverzeichnete Kiefern=Stammholz an
Ort und Stelle öffentlich verſteigert:
Klaſſe 2b, 2529 cm. Durchm., 2 Stück
1,27 Fſtm: Klaſſe 3a, 3034 cm
Durchm., 45 Stück 31,77 Fſtm.: Kl. 3b,
3539 cm. Durchm., 24 Stück 21.9
Fſtm., Kl 42, 4044 cm. Durchm., 16
Stück 19,62 Fſtm.: Kl. 4b, 4549 cm
Durchm., 9 Stück 12.10 Fſtm.: Kl. 5,
5054 cm. Durchm., 3 Stück 5.32 Fſtm
Zuſammen 99 Stück 91,98 Fſtm.
Zuſammenkunft am Bahnwärterhäus=
chen
am Seeheimerweg. Gegen Bürg=
ſchaft
wird Zahlungsfriſt bis Martini
1930 gewährt.

Nähere Auskunft erteilt Förſter Wein=
gärtner
, Pfungſtadt, Bahnhofſtraße 16.
Bemerkt wird, daß das Holz unweit
der Heidelberger Chauſſee lagert und
daß es ſich um alten Beſtand mit ſelten

ſchönem Schnittholz handelt.
Pfungſtadt, den 20. Januar 1930.
Heſſ. Bürgermeiſterei. (1591b

Soizderſteigtrang N. 0.
Montag, den 27. Januar 1930,
vormittags 9½ Uhr, werden in der
Breidert’ſchen Gaſtwirtſchaft zu
Nieder=Ramſtadt aus den Domanial=
walddiſtrikten
Pfingſtweide 1a, 1b, 10
und 1f und Kirchberg 8e der Förſterei
Emmelinenhütte ſowie aus Diſtrikt Hoh=
lert
der Forſtwartei Waſchenbach ver=
ſteigert
:
Derbſtangen: Fichte II. Kl. 110 St.,
1II. Kl. 130 St; Reisſtangen: Fichte
V. Kl. 50 St., VI. Kl. 60 St.
Scheiter, rm: 131 Buche, 68 Eiche, 13
Kiefer: Knüppel, rm: 77 Buche, 23
Eiche, 1 Birke, 32 Kiefer: Reiſerholz
III. Kl. (Aſtreiſig), 100 W.: 21,6 Buche,
2,4 Eiche, 8,4 Kiefer.
Die Derb= und Reisſtangen lagern in
Diſtrikt Hohlert. Unterſtrichene Nrn
kommen nicht zum Ausgebot. Nähere
Auskunft durch unterzeichnetes Forſtamt
ſowie die Herren Förſter Harniſch zu
Forſthaus Emmelinenhütte für Förſterei
Emmelinenhütte und Förſter Traut=
mann
zu Ober=Ramſtadt für Diſtrikt
Hohlert.
(1560
Ober=Ramſtadt, den 21. Jan. 1930.
Heſſ. Forſtamt Ober=Ramſtadt.

Am Freitag, den 24. Jan. 1930,
nachmittags 3 Uhr, verſteigere ich
im Lokale Ludwigsplatz 6 (Böttingers
Brauerei) öffentlich zwangsweiſe gegen
Barzahlung:
(1583
1 Schreibtiſch, 1 Ladentheke, 2 Gram=
mophone
, 2 Glasſchränke, 1 Nähma=
ſchine
.
Beſtimmt verſteigert werden:
52 Paar Damenſtiefel, Gr. 3638.
Darmſtadt, den 22. Jan. 1930.
Metzger
Gerichtsvollzieher in Darmſtadt.

Am Freitag, den 24. Januar 1930,
nachm. 3 Uhr, verſteigere ich in meinem
Verſteigerungslokale hier, Hügelſtr 27.,
verſchiedene Gegenſtände öffentlich
zwangsweiſe gegen Barzahlung. (1589
Darmſtadt, den 23. Jan. 1930.
Portner
Gerichtsvollzieher in Darmſtadt.

Frauergarderoben
verden in einigen Stunden ſchwarz gefärbt
Reingold
Kranichſteinerſtr. 28
Eliſabethenſtr 4
(Huthaus Titze)
elephon 736
Telephon 736
Marktpaſſage
3072
Bitte genau auf Firma und Straße zu achten

M29 3-
De bessten HOCHFREOLENZ-APPARTE
und ELEKTRODEN zu haben.
WALDSTRASE SSptr, R. KAUSCHMRMM .
(297a)

Junger Mann
25 J.. ſucht d. Bei
einer Dame i. Alt.
v. 2530 Jahr. mit
Vermögen zw. Hei=
rat
. Schriftl. Zu=
ſendungen
mit Ver=
mogensangabe
ſind
zu richten u. N. 66
an die Geſchäftsſt.

Sohlenleder
kauft man am bil=
ligſt
. nur b. Rubin,
Kirchſtraße 10.
Samstags bis 5.50
Uhr geſchloſſ. (14510

Zußpflege
meſſerloſe Behdlg.
ſpez. f. Nagelbehdlg
Ref. erſter Häuſer
Aug. Dreſcher
Spez. f. Fußpflege
Bismarckſtr. 56p.
Teleph. 1882 (293a

Enkfektungs=
Tabletten Coro=
nova
mit Marien=
bader
Salz in allen
Apotheken. (1549a

Onnentage
um
ttelmeer

Jsd Sersamrang.
Donnerstag, 6. Februar 1930,
mittags 12½ Uhr,
wird im Stadthauſe dahier die Feld
und Waldjagd in der Gemarkung Gerns=
heim
auf einen Zeitbeſtand von 6 Jah=
ren
verpachtet. Die Bedingungen wer
den bei der öffentlichen Verſteigerung
bekannt gegeben. Das Geſamtjagdgebiet
umfaßt ca. 2500 Hektar und wird in 6
Jagdbezirken verſteigert. Zwei Jagd=
bezirke
mit ca. 717 bzw 538 Hektar ent=
halten
Wald= und Feldjagd in einer zu=
ſammenhängenden
Fläche.
In beiden Waldjagdbezirken ſind be=
wohnbare
Jagdhütten vorhanden.
Gernsheim liegt im unbeſetzten Ge=
biete
und iſt von den Nachbarſtädten
leicht erreichbar. Die Wald= und Feld=
jagd
iſt eine der ſchönſten und ergiebig=
ſten
im Ried und bietet reiche Ausbeute
an Wild aller Art.
Zur Erteilung weiterer Auskünft
ſind wir gerne bereit.
(15481
Gernsheim, den 25. Januar 1930.
Heſſiſche Bürgermeiſterei Gernsheim.

Hoffmann.

Juge Berpncchläng.
Donnerstag, den 30. Januar 1930,
nachmittags 4 Uhr, wird die Jagd der
Gemeinde Dorf=Erbach, enthaltend 42:
Hektar, welche am 16. Februar d. J.
leihfällig wird, auf weitere 6 eventl. 9
Jahre in der Wirtſchaft Dingeldey ver=
pachtet
.
Es wird bemerkt, daß ein guter Wild=
ſtand
vorhanden iſt und der Jagdbezirk
in 10 Minuten von der Bahnſtatio
Erbach zu erreichen iſt.
(1512.
Dorf=Erbach, den 20. Januar 1930.
Bürgermeiſterei Dorf=Erbach.
Walther.

Am Freitag, den 24. Jan. 1930,
vormittags 10 Uhr, ſollen in meinem
Verſteigerungslokale Luiſenſtr. 32/34 fol=
gende
Pfänder zwangsweiſe gegen Bar=
zahlung
verſteigert werden, insbeſondere:
1 Bücherſchrank, 1 Sofa, 1 Trumeau=
ſpiegel
, 1 Büfett, 1 Schreibtiſch, ein
Diwan, 1 Schreibmaſchine, 1 Kaſſen=
ſchrank
, 2 Klubſeſſel, 1 Doppelſchreib=
tiſch
, 1 Rauchtiſch, 4 Warenſchränke
1 Schreibmaſchine 1 Stehpult, eine
1 Boſtonpreſſe, 32 Flaſchen Wein, Sekt
Kognak, 1 Grammophon, 1 Hund
(Deutſche Dogge, gelb), 1 el. Sprech
apparat, 1 Kurbelinduftor, 2 Seſſel
1 Spiegel mit Konſol, 1 Bücherſchran
1 Nähmaſchine.
(1590
Darmſtadt, den 22. Januar 1930.
Jungermann
Gerichtsvollzieher in Darmſtadt.

1. OrientFahrt 1930
vom 13. März bis 7. April (25 Tese)
Fahrpreise von RM. 690. aufwöärts.
2. Orientfahrt 1930
vom 9. April bis 4. Mei (25 Tege)
Fehrpreise von RM.690. aulwärts.
Mittelmeerkahrt 1930
von 24. Mei bis 12. Juni (19 Tege)
Fahrpreise von RM.540. aulwärts.
Auskunft und Prospekte durch unsere säntlichen Vertretungen
MORDDEUTSCHER LLOTD BREMHEN
IAbg 67
In Darmstadt:
ANTON EISCHER, Frankfurterstraße 12/14

O

WVEIBLICH

Alleinſteh. ält. Frau
ſucht Stellg. z. 1. 2
Gewandt u. erfahr.
in allen Hausarbei=
ten
. Zeugniſſe vor=
handen
. Angeb. u
N. 47 Geſchäftsſt. (
Aelt. Mädchen ſucht
Laufſtelle. Wilh.
Gläſſingſtr. 40.p. *m

Unabhängige Frau
nit ſehr gut. Emp=
fehl
. ſucht Beſchäft.
all. Art. Lohn nac
Vereinbarung. Ang.
unt. N. 44 Geſchſt.
Fräul., Anf. 30. in
III. Zweig. d. Haus=
halts
erfahr., ſucht
Stell. b. einz. Hrn.
geht auch i. frauen=
loſ
. bürg. Haushalt
Ing. u. N. 45 Gſch.

Aelt. Frl. v. Land=
ſucht
Stelle f. Küche
u. Haushalt z. 1.
Angeb. unter N. 40
an die Geſchäftsſt.
Stellengeſuch!
Ord. Mädchen, das
Koch= u. Nähkenntn.
hat, ſucht ſof. Stelle
in gt. Hauſe Zeug=
niſſe
vorh. Zu erfr.
in der Geſchäftsſt.*

K

WElRLISH

Jüng, perfekte
Buchhalkerin
in Stenographie
u. Schreibmaſchine
durchaus bewand.,
geſucht.
Off. nebſt Gehalts=
anſpr
. Refer, ſowie
ſchnellſt. Eintritts=
ermin
u. N. 84 an
die Geſchäftsſt.

2 Lehrmädchen
ſchulfrei in gründ=
liche
Verkäuferin=
Lehre f. Wollwaren
ind Herrenartikel

Angebote unt. N. 23
an die Geſchäftsſt

Tüchtige

für feine Damen
ſchneiderei ſofort ge
ſucht. Liebigſtr. 9.

Tüchtige
Friſeuſe
in angenehme Stel=
ung
alsbald geſucht.
Angeb u N76 Gſchſt.

Werbedame
m. nachweisb. Erfol=
gen
geg. feſte Bezüge
geſuchl.
Ausführliche Angeb
unt. Angabe d. ſeit=
herigen
Tätigkeit u
N. 51 Geſchäftsſt.

Tüchtiges Servier=
fräulein
ſof. geſucht.
Näh. Hochſtr. 1

Einige Mädcher
17 Jahre
zum Anlernen für
Baſtweben
ſucht.
Fabaku=Berkſt.
Roßdörferſtraße 60.

Per ſofort ein jung., ſauberes u. ehrliches
Mädchen
für Unterſtützung des Büfetts geſucht. (158
Theater-Restaurant. Inh. J. Guhl.

Für feines Spezialgeschäft der
Wäschebranche wird
Lehrmadchen
für den Verkauf, aus guter Familie

gesucht.
Nicht mehr fortbildungsschu
pflichtig entsprechend höhere Be=
zahlung
.
Schriftl. Angeb. u. M 54 an die
Geschäftsstelle.

Drdtl. Mädchen
für den Haushal=
geſucht
. Pankratius=
ſtraße
25. Laden. (*

Sauberes, tüchtiges
Mädchen
(1820jähr.) f. alle
Hausarbeit, ſof. geſ.
Philipp Bitter,
Gaſthaus z. Traube
Wishauſen. (155

Tücht. Mädchen
nicht mehr fortbild.., bis nach d.
Spülen per ſof. ge
Vorzuſtell. zw. 2 u.
Saalbauſtr. 10, II.*

Suche ſofort ein
junges Mädchen
tagsüber. Liebig=
traße
83, part.

Einfaches braves,
leiſtungsfäh. Haus=
mädchen
geſucht.
Angeb. u. N. 64 an
die Geſchſt. (1556

MAMMLICM

Verkaufsſchlager
tägl. 30 Bargeld
(f. Dam. u. Herren).
Pfungſtadt,
Eberſtädterſtr. 71.
Telephon 42. (514a

Jung
kann jetzt od. Oſtern
bei mir in die Lehre
(1561b
treten.
Chr. Zeh
Sattler= und
Tapeziermeiſter.
fugenheim a. d. B.


Junger Kaufmann
zum baldigen Eintritt
von hieſiger Fabrik
geſucht.

Bewerber müſſen gute Kenntniſſe in allen
Büroarbeiten haben und gewandte Steno=
typiſten
ſein. Lebenslauf, Lichtbild und
Zeugnisabſchriften unter N 79 an die Ge=
Geſchäftsſt. ds. Bl. erbeten.
(1575

Bezirks-Vertreter u. Vertreter klein, 1 Spiegel=
geſucht
. In Frage kommen tücht. Perſon., ſchrank, 3tür., 1 dgl.
die m. Organiſat, vertraut ſind. Vorzuſt. 1tür., pol. Vertikos,
am 23. Januar, vorm. 10 12 Uhr, im Aus 1 Bücherſchrank,
ſchank Heß, Kirchſtr. 3. Vertreter zwiſd
2 4 Uhr nachm. b. Müller.

Trustfreie Margarinefabrik
mit Zugaben-Marg. u. Bäckerspezial-
sorten
sucht eingeführten,
branchekundigen
VERTRETER
Offerten von seriösen Herren, welche
Lager halten und ertl. Sicherheiten
stellen hönnen, erwünscht. Angebote
unter F. M. 164 an ALA Haasenstein
& Vogler, Frankfurt a. M. (II.1566

Hieſige Großhandlung ſucht zum Eintritt/ Sofas, 2 Armlehn=
nach
Oſtern einen
kaufmänniſchen Lehrling
Angebote unter N 63 Geſchäftsſt.

ür unseren Fabrikbetrieb werden zu
Ostern noch
HONRIINOSaut erhalten, billig
angenommen. Zu melden aut unserem
Betriebsbüro. (u537b/ L. Grünfeld.
Gebrüder Roeder A.-G.

Tüchkiger
Friſeurgehilfe
ſofort geſucht.
Wallhäuſer
Wilhelminenſtr. 27.

1 weißes Metallbett
mit Zteil. Matratze,
2 Kiſſen, 1 Deckbett,
Waſchtiſch und ein
Nachttiſch mit echtem
Marmor, 4 Zimmer=
ſtühle
zu vert. (S 1587
Heidelbergerſt. 108½,
Zigarrengeſchäft.

Cut=Anzug, ſehr gut
erh,, ſchlanke, mittl.
Figur, ebenſo Frack=
anzug
zu verk.
Hochſtraße 62, I

Neues
Schlafzimmer
mittelfarbig. Eiche
imit., 180 br. 3tür.
Schrank m. Wäſche=
abteil
, Kriſtallſpieg.
u. 3 Schubk., Waſch=
kom
. m. Spiegel, 2
Bettſt., 2 Nachtſchr.
nur 365 .
Herrenzimmer, echt
Eiche, dunk. gebeizt,
140 br. Ztür. Büch.=
Schrank., Dipl., rd.
Tiſch. Schreibſeſſel,
2 Stühle, nur 450 .
Speiſezimmer, echt
Eiche, dunk. gebeizt.
150 br. Büfett mit
Vitrinaufſ. u. 2 Sil=
berkaſten
. Kredenz,
Zugtiſch u. 4 echte
Lederſt nur 520 .
Natur=Küchen i. all.
Ausführg. u. Preis=
lagen
billigſt. Alle
Möbel erſtklaſſige
Schreinerarbeit.
1. Lich
Alexanderſtraße 3,
el. 4164. Nehm
gebrauchte Möbel
in Tauſch.

Schlafzimmer
Eiche gebeizt, uner.
reicht in Preis und
Qualität.
i. verſchied.
Büfelt Ausführ.,
auch komplette
Speiſezimmer,
kl. Küchenbüfel
alles ſehr billig
zu verkaufen. (*i
Schreinerei Uhland,
Karlſtraße 54,
Telephon 1319.
Holzbadeofen mit
Zinkwanne f. 20
zu verkaufen. *
Hochſtraße 61, par

Weiß emaill. Gas=
herd
, 4flamm., mi
Backofen 50
1 Spiegel . 10
Aliceſtraße 2, II.
Guterh. . Kinder=
Klappwag. f. 12
z.vk. Mühlſtr. 17½,I.*

Staubſauger
110 Volt, bill. abz.
Aliceſtr. 27, II. (*

Großer Herd ..
für 35 zu verk.
durch Hintermaier
Kiesſtraße 27 (1551

Glasdach, 25 Mtr.
lang, 3.60 Mtr. br.
owie Aufzug durch
4 Stockwerke preis=
wert
zu verkaufen.
Angeb. u. N. 65 an
d. Geſchäftsſt. Fern=
mündl
. Auskunft u.
3602 Darmſt. (1559

Brotwagen mit
Pferd
in gutem Zuſtande,
umſtändeh. preiswert
abzugeben. Näh. (*dg
Johann Jöſt
Beſſungerſtraße 19.

Möbel-Berkauf
1 Büfett, nußb.pol.,
Kommoden, 1 Schr.=
Sekretär. 1 Pfeiler=
chränkchen
m. Glas=
türen
, kl. nußb. Bie=
dermeier
=Kommode,
runder nußb. Tiſch,
antik, Auszug= u. a.
Tiſche, Stühle,
Trümo= u. a. Spie=
gel
. Toilettentiſch.
lack. Wäſche= u. =
cherſchrank
. Spiel=
u
. Nähtiſche. Tee=
wagen
.
eich. Diplomat=
Schreibtiſch,
1 Klubſofa und
2 Seſſel (Gobel.)
1 Chaiſelongue,
ſeſſel. Kleiderſchrk.,
lack., 1= u. 2türig,
Waſch= u. Nachttiſche
(pol. u. lack., mit u.
564)o Marm.), kompl.
Betten, Federbett.,
1 Meſſingbett.
groß. Küchen=
büfett
, naturlaſ.,
Flurgard.= Bücher=
regale
, kl. Laden=
theke
u. a. m., alles
zu verkaufen bei
An= und Verkauf,
Schloßgaſſe 8
(neben Stegmüller)
(1576)

AUSUERKAUF
wegen
Geschäftsaufgabe.
Wegen Geschättsaufgabe wird ein Teil
gder Holzvorräte zu bedeutend herab
gesetzten Preisen verkauit:
ca. 60 chm trockene Kiefernbohlen,
35-70 mm st. RM. 80.- p. cbm
Ca. 25 chm astr. Kiefernseiten, an=
gebl
. 20 u. 25 mm RM. 70.- p. cbm
ca. 35 chm Eichen, unbes. 25 100 mm
RM. 80.- bis 100.- p. chm !
ca. 10 cbm Eschen, 1 0-120 mm, für
Wagner geeignet RM. 80.- p. cbm
ca. 45 chm Buchenbloch, 30-100 mm
RM. 80.- p. cbm
ca. 15 chm Buchenseiten und einzelne
Buchendielen RM. 60.- p. cbm
ca. 10 chm Weißbuchen, 30-80 mm
RM. 50.- bis 80.- p. chm
ca. 16 cbm Ulme-Rüster, 40- 120 mm
RM. 70.- bis 80.- p. cbm
ca. 25 chm Pappel. 26 und 30 mm
RM. 80.- p. chm
sowie versch. andere Laubhölzer, wie
Birnbaum, Akazie, Platane, billig-t.
Ferner sind noch amLager:Trockene
Bestände Fichte/Tannein RHR Guter
u. Schreiner-Dualität, ebenso etwa-
Oregon-, Redpine- und Pitch-Pine-
Hobelriemen und -Bohlen. (1450b
Verkauf nur Hauptlager Weiter-
städterstr
. 98. Gefl. Anfrag. an
Firma
DONAS MEVER
Holzhandig. Darmstadt
Fernruf 142,

Konſerv. geb. Kla=
vierſpielerin
erteil
gründl. Unterricht
Std. 1.50 . Anfr
u. N. 42 Gſchſt. (*ds

Bis Frühjahr bezb.
beſſ 4 od. 5 Zinun.=
Etagenhaus ſof. zu kf.
geſ. Eilangeb. nur
v. Beſ. erbet. Poſt=
ſchließfach
85.

mit Wirtſchaft und
Laden in verkehrsr.
Lage unt. günſt. Bed.
zu verk. Angeb. u.
N77 an d. Geſchſt

Kapital=Anlage!
Obſtgarten, Frankf., Stadtnähe.
a. 1350 qm à 4
verkäufl. Ausſichtsr.
Baugelände. Anf=
u
. N. 52 Geſchſt. (*

In ſchön. Kreisſtad
a. d. Bergſtraße iſt
eine maſſiv gebaute
Herrſchafts-

Billa
3 Zimmer, gr Gar=
ten
m. viel Neben=
räumen
,
(*d
zu verkaufen.
Angeb. unter N. 83
. d. Geſchäftsſtelle.

1 Einfamilien=
0. 4-Zim.-Haus
in Darmſtadt oder
Arheilgen zu kaufen
geſucht. Ang. m.
Preis u. N. 28 an
d. Geſchäftsſt. (*md

Einfamil. Haus
Morgen Land,
50 Obſtbäume, Vor=
ort
Darmſt., ½ Std.,
billig zu verkaufen
Angebote unt. N. 50
an die Geſchäftsſt.

Kl. Geſchäft
zu kauf. geſ. o. tät.
Beteiligg. bis 2000
RM. Angeb. unter
N. 85 a. d. Geſch.

Erf. jg. Wirtsleute
ſuchen Reſtaur.
Darmſtadt od. Um=
geg
. Kaution vor=
handen
. Zuſchr. u
N. 67 a. d. Geſch.(*

la Kauarien=Hähne
billig. Schilling.
Fuhrmannſtr. 18.

felte Haare
u. zum Blondieren
Dr. Rohms patentiertes
UDI

SHANBOON

Jochwirksam durch
Enzyme. Beutel 30Pfg.

484 Zimmer=
Haus
in gut. Wohnl, mit
freiwerdender Woh=
nung
preisw. zu verk.
Näheres u. N 78 an
die Geſchäftsſtelle. (*

[ ][  ][ ]

Nummer 23

Seite 5

Aus der Landeshaupkftadk.
Darmſtadt, den 23. Januar.
Geburkengusfall und Bevölkerungsſchichkung.
Das Jahr 1930 bringt einen Wendepunkt in der Bevölkerungsent=
wicklung
in Deutſchland: der berufliche Nachwuchs wird
zurückgehen. Die Zahl der Jugendlichen, die ins erwerbsfähige Alter
treten, nimmt ab eine Folge des Geburtenausfalls während der
Krigsjahre. In den letzten Jahren war der Zuſtrom an heranwachſen=
den
arbeitſuchenden Kräften noch beträchtlich. In dieſem Jahre verläßt
nunmehr der erſte vom Kriegsgeburtenausfall betroffene Jahrgang die
Schule. Der Zuſtrom junger Kräfte in die produktive Wirtſchaft, der
bisher den Arbeitsmarkt ſtark belaſtete, ebbt damit ab.
Insgeſamt ſind in den Kriegsjahren 19151918, gemeſſen an der
Geburtenziffer von 1914, etwa 3 Millionen Menſchen in Deutſchland
weniger geboren worden. Dieſer Geburtenausfall wird von 1930 ab auf
Jahre hinaus das deutſche Erwerbsleben merklich beeinfluſſen. Die Zahl
der Jugendlichen im Alter von 14 bis 20 Jahren wird in Deutzſchland
bis zum Jahre 1934 abſinken. Sie betrug Anfang 1929 rund 7,6 Millio=
nen
, Anfang 1930 7,2 Millionen und wird bis Anfang 1934 auf 5,0
Millionen herabgehen. Erſt im Jahre 1940 wird wieder mit rund 6,8
Millionen Jugendlichen zu rechnen ſein.
Welche Wirkungen werden von dieſem Rückgang in der Zahl der
jugendlichen Arbeitskräfte auf das deutſche Berufs= und Er=
werbsleben
ausſtrahlen? Wird insbeſondere das immer dringlicher
werdende Problem der Arbeitsloſigkeit dadurch entſcheidend beeinflußt
werden? Auf alle ſolche Fragen kann man heute noch keine zuverläſſige
Antwort geben. Anzunehmen iſt, daß von dem Geburtenausfall in erſter
Reihe jene Erwerbszweige berührt werden, die in der Regel eine größere
Zahl Jugendlicher Arbitskräfte beſchäftigten. Ein gewiſſer Lehrlings=
mangel
wird vorausſichtlich in einzelnen Erwerbsgruppen ſchon im
nächſten Jahre ſpürbar werden. Auf der anderen Seite iſt eine gewiſſe
Entlaſtung des Arbeitsmarktes vor allem auch bei den
älteren Arbeitſuchenden zu erwarten. Darüber hinaus hängen jedoch
alle Auswirkungen des Rückgangs der jugendlichen Arbeitskräfte von der
geſamten Entwicklung der deutſchen Volkswirtſchaft ab. Führt der Weg
der Wirtſchaft trotz der ſchweren Reparationslaſten langſam aufwärts,
gelingt es, die hemmende Kapitalknappheit und zahlreiche andere Hin=
derniſſe
insbeſondere auf dem Abfatzgebiet, allmählich zu überwinden,
dann wird nach beiden Richtungen die Wirkung ſpürbar werden:
hier wird der Lehrlingsmangel ſtärker empfunden, dort die Beſſerung
der Arbeitsmarktlage begrüßt werden.
Für die Höheren Schulen wird ſich bereits zu Oſtern 1930 die erſte
Wirkung der Geburtenſteigerung in den Nachkriegsjahren zeigen. Der
erſte Nachkriegsjahrgang wird dann die Grundſchule durchlaufen haben.
Ein Anſturm auf die unterſte Klaſſe der Höheren Lehranſtalten ſteht zu
erwarten, der ſchulpolitiſch beſondere Vorkehrungen erfordert. Dieſer
Andrang wird aber nur vorübergehender Natur ſein. Von Oſtern 1933
ab werden die Wirkungen der vorübergehenden Geburtenzunahme in
Deutſchland während der erſten Nachkriegsfahre, ſoweit der Andrang auf
die Unterklaſſen der Höheren Lehranſtalten in Frage kommt, als über=
ſonnden
gelten können.

Hefſ. Jahreskagung des Bundes Deutſcher Archikekten
Unter ſtarker Beteiligung der Mitgliedſchaft aus dem Freiſtaate
Heſſen ſowie Heſſen=Naſſau tagte der Bund Deutſcher Architekten in
Frankfurt am Main. Der zum Vortrag gekommene Jahresbericht läßt
für den freien Architektenſtand die erneute Verſchlechterung der allge=
meinen
Lage in einem Ausmaß erkennen, die vor einem kataſtrophalen
Zuſammenbruch des Berufes nicht mehr weit entfernt iſt. Die Urſache
bildet die kapitalmäßige Verſchlechterung in der Wirtſchaft und die
Droſſelung des Wohnungsbaues durch die Kommunen. Es kam auf der
Tagung die Erwartung zum Ausdruck, daß das Reich die Mittel aus
dem Hauszinsſteueraufkommen mit tunlichſter Beſchleunigung der
Wirtſchaft zuführt, und in den Richtlinien über die Verteilung die Her=
anziehung
der privaten Bauwirtſchaft erleichtert. Lebhafte Klage ge=
führt
wurde auch über die Nebenbeſchäftigung der Beamten und die
architektoniſche Bearbeitung des Wohnungsbaues durch die Hochbau=
ämter
von Staat und Gemeinden. In dieſem Zuſammenhang bildet
die Frage des Nachwuchſes unter den freien Architekten mit dem Drän=
gen
in Beamtenſtellen unterzukommen, ein ernſtes Problem des Nieder
ganges unſerer baukünſtleriſchen Kultur.
Der alte Vorſtand unter dem Vorſitz von Herrn Profeſſor Hugo
Eberhardt=Offenbach wurde durch Akklamation wiedergewählt.
Gleichzeitig gedachte man des Ehrenpräſidenten des Bundes, Profeſſor
Gurlitt=Dresden, der am 1. Januar in ſeltener Rüſtigkeit und
zeiſtiger Friſche ſeinen 80. Geburtstag begehen konnte.

Anläßlich des Hinſcheidens von Dr. Quarck, Frankfurt,
hat Staatspräſident Dr. Adelung der Witwe des Verſtor=
benen
in einem Telegramm ſein herzlichſtes Beileid ausgeſpro=
chen
, in welchem er den Heimgang eines langjährigen Kollegen
und treuen Freundes betrauert, dem er ſtets ein gutes Gedenken
bewahren werde.
Die Reichsregierung hat ſoeben eine Verordnung über die Jah=
resleiſtungen
nach dem Aufbringungsgeſetz für das Kalenderjahr 1930
veröffentlicht. Danach haben die nufbringungspflichtigen Unternehmer
die Hälfte der Aufbringungsleiſtungen für 1930, d. h. 3,25 v. T. des
aufbringungspflichtigen Be=riebsvermögens, auf Grund neuer Befcheide,
die ihnen in nächſter Zeit zugehen werden, bis zum 20. Februar
1930 an die Finanzämter zu entrichten. Das Umlegungsverfahren iſt
auch in dieſem Jahre geboten, weil die auf Grund des geltenden Rechts
zum 1. April 1930 fälligen Zins= und Tilgungsbeträge aus der Indu=
ſtriebelaſtung
rechtzeitig bereitgeſtellt werden müſſen. Ob die Erhebung
des zweiten Teilbetrags der Jahresleiſtungen noch erforderlich werden
wird, läßt ſich aus den allgemein bekannten Gründen noch nicht über=
ſehen
.
Heſſiſches Landestheater. Florian Geyer, Schauſpiel von
Gerhart Hauptmann, gelangt heute, Donnerstag, um 19 Uhr, im Gro=
ßen
Haus in der erfolgreichen Neuinſzenierung Karl Eberts mit Fritz
Valk in der Titelrolle zur Wiederholung. (Miete I. und Miete T,
Gruppe V und VI.)
Fra Diavolv, Oper in 3 Akten von Auber, wird heute, Don=
nerstag
, um 20 Uhr, im Kleinen Haus in Szene gehen. In den Haupt=
rollen
: Grahl, Harre, Bunſel, Liebel, Gerlach, Vogt, Ney, Overlack.
(Zuſatzmiete III.)
Eine Nacht in Venedig, die anhaltend zugkräftige komiſche
Oper von Johann Strauß, kommt morgen, Freitag, um 20 Uhr, im
Großen Haus zur Darſtellung. In den Hauptrollen: Walter, Stadel=
maier
, Bunſel, Harre, Vogt, Ney, Jacobs, Philips, Keßler, Minetti,
Pfaudler. (Miete D und Miete T, Gruppe 2 und 3.)
Der Roſenkavalier, Oper von Richard Strauß, wird
Samstag, den 25. Januar, um 19 Uhr, im Großen Haus zum erſten
Male in dieſer Spielzeit in Szene gehen. Muſikaliſche Leitung: Dr.
Karl Böhm. In den Hauptrollen: Varena, Landwehr, Herrmann,
Viſchoff, Stoſch, Harre, Liebel, Vogt und Stadelmaier. (Miete E.)
Lady Fanny und die Dienſtbotenfrage, der große
Komödienerfolg des Kleinen Hauſes, wird Samstag, den 25. Januar,
um 20 Uhr, ſtatt der urſprünglich angekündigten Geſangspoſſe Ich
tanze um die Welt mit dir in Szene gehen. Lady Fanny: Beſſie Hof=
fart
. (Darmſtädter Volksbühne, Gemeinde R, Gruppe ITV.,
Gaſtſpiel Lil Dagover im Kleinen Haus. Die berühmte
deutſche Filmkünſtlerin Lil Dagover hat ſich von ihren Film=
verpflichtungen
für kurze Zeit beurlauben laſſen, um Gelegenheit zu
inem perſönlichen Auftreten als Darſtellerin der Sprechbühne zu
haben. Der Intendanz des Landestheaters iſt es gelungen, die beliebte
Künſtlerin zu einem einmaligen Gaſtſpiel in Darmſtadt zu veroflichten.
Lil Dagover gaſtiert Montag, den 27. Januar, im Kleinen Haus als
Wera Mirzewa. Morgen. Freitag, Beginn des allgemeinen
Vorverkaufs an der Tageskaſſe des Kleinen Hauſes.
Einakter=Abend der Heſſiſchen Spielgemeinſchaft. Morgen,
Freitag, findet um 19.30 Uhr im Kleinen Haus außer Miete
die Erſtaufführung der Einakter in beſſiſcher Mundart Der
Kaktusfreund von Hans Nerking, Der gute Rat von Hein=
rich
Rüthlein und Hochzeitstag von Georg Büchner bei kleinen
Preiſen (13 RM.) ſtatt. Die genannten Werke werden von den Kräf=
ten
der Heſſiſchen Spielgemeinſchaft unter Leitung von Eduard. Göbel
dargsſtellt.
Die Dummen werden nicht alle. Am 20. Januar wurden hier
in Darmſtadt zwei Händlerinnen feſtgenommen, die bei
älteren kränklichen Frauen vorſprachen, um dieſe geſund zubeten.
Die Frauen ſpurden von den Täterinnen veranlaßt, ihre Erſparniſſe in
die Hand zu nehmen, wezu eine kleine Münze gelegt wurde. Es wur=
den
dann den Frauen die Hände feitgehalten und ein Gebet geprochen
Bei dieſer Gelegenheit iſt es den Gaun rinnen gelungen, jeweils einige
Geldſcheine zu entwenden. Die Diebinnen kamen in Unter=
ſuchungshaft
.

Donnerstag, den 23. Januar 1930

Die
Hen des Taraftavier
GuSlDeets.

Der Verrechnungspreis für die Straßenbeleuchtung wurde ab 1928
von 20 auf 10 Pfg./ebm herabgeſetzt.

Trotz der erhöhten Belaſtungen des Gaswerks durch Unkoſten=
ſteigerung
und erhöhten Ablieferungen konnten die Tarife geſenkt
werden.
Süwega gegen Hekoga=Verträge mit Ruhr und Saar. (Für
Gruppengasverſorgung.) Die Stadt Frankfurt a. M. teilt mit,
daß eine Aufſichtsratsſitzung der Südweſtdeutſchen Gas=A.=G. am
18. d. M. in Heidelberg nach Prüfung der Verträge der Hekoga
mit der Ruhr und Saar wegen des Bezugs von Ferngas zu einer
ablehnenden Stellungnahme kam, weil die Hekoga nicht nur das
igene heſſiſche, ſondern auch das Verſorgungsgebiet der Süwega
in ihren Verträgen einbeziehen wolle. Die vorliegenden Vertrags=
entwürfe
würden keine Grundlage für eine Zuſammenarbeit zwi=
ſchen
der Hekoga und der Süwega in der Ferngasfrage ermög=
lichen
. Eine Großgasverſorgung Deutſchlands nach den vorliegen=
den
Verträgen ſei undenkbar. Die Süwega tritt erneut für
Gruppengasverſorgung ev. mit Zuſatz von Zechengas als einzige
Möglichkeit für ihr Wirtſchaftsgebiet ein und erſtrebt eine Zu=
ſammenarbeit
in dieſem Sinne zwiſchen Hekoga und Süwega.

Mercedes-Benz=Sonderſchau.
Die von der Firma Mercedes=Benz auf Veranlaſſung der
Darmſtädter Vertretung Kraftfahrzeug Mercedes=Benz geſtern
in Darmſtadt veranſtaltete Sonderſchau auf den Plätzen vor dem Hotel
zur Traube und vor der Merckſchen Apotheke hat ſtärkſtes Intereſſe in
Darmſtadt erregt. Von vormittags bis zum Eintritt der Dunkelheit
waren die ausgeſtellten Wagen von zahlloſen Intereſſenten beſucht,
Auch die Behörden haben ſich für dieſe Sonderſchau ſtark intereſſiert
So wurden die Wagen beſichtigt von Vertretern der Miniſterien, der
Schupo, der Stadt uſw.
Die ſchmucken Perſonenwagen ſtanden vor dem Hotel zur Traube.
Unter den etwa 20 Wagen verſchiedenſter Größe und verſchiedenſter
Preislagen fielen in erſter Linie auf die neuen Nürburg=Typen (8= Zylin=
der
), die mit Pullmann=Limouſine und als 46ſitziges Cabriolet zur
Schau geſtellt wurden. Daß die Mercedes=Benz=Fabrikate nicht nur
techniſch führend ſind, ſondern ihre Eigenſchaft als Qualitätswagen ent=
ſprechend
auch eine glänzende Ausſtattung erfahren, konnte gerade an
dieſen Typen geſehen werden. Zu den ungemein geſchmackvollen, an
letzte Bequemlichkeiten denkenden Ausſtattungen, fiel beſonders auch die
zurückhaltend vornehme Farbe der Wagen auf. Bemerkenswert war,
daß Ausſtattung und Farbe bei allen Preislagen gleich gediegen war.
Von der 8 PS=Limouſine zu 6800 Mk. bis zum 18/80 großen Sport=
wagen
zu 20000 Mk. waren alle Typen vertreten, unter denen beſon=
ders
ein offener 10/50 Wagen, ein ganz neuer Typ, auffiel. Wie wir
hören, ſind zwei Wagen der Sonderſchau in Darmſtadt geblieben.
Gegenüber, neben der Merckſchen Apotheke, bot ſich eine beſonders
intereſſante Schau der neueſten Mercedes=Benz=Nutzfahrzeug=
Typen. Die Frankfurter Abteilung Laſtwagen demonſtrierte daſelbſt
einen 5 Tonnen=Schwer=Laſtwagen mit einem 6=Zylinder=Rohöl=Motor,
ſcheinbar eine privilegierte Konſtruktion dieſer Werke, wobei überzeu=
gend
dargelegt wurde, daß dieſer Wagen als Dieſel=Fahrzeug
auf 200 Kilometer Wegſtrecke nur 5,80 Mk. Brennſtoffkoſten bedingt,
wohingegen ein gleichartiges Benzin=Fahrzeug auf gleichlanger Strecke
21 Mk. Brennſtoffkoſten verurſacht. Es ſoll ſich bei dem Dieſel= Fahr=
zeug
um eine hervorragend bewährte Type handeln. Es läßt ſich denken,
daß die Indienſtſtellung eines ſolchen Wagens große Erſparniſſe ge=
ſtattet
. Es waren vom Rohöl=Motor keinerlei unangenehme Abgaſe zu
verſpüren. Man ſah außerdem einen modernen Mercedes=Benz=Drei=
Achs=Omnibus mit Stahlkaroſſerie in Reichspoſt=Ausführung. Auch die
kleineren Schnell=Laſtwagen" für 2½ ſowie für 1½ Tonnen Nutzlaſt
machten einen guten Eindruck.
* Landestheater und Feuerwehr. Die Feuerwehr beſchwerte
ſich laut der geſtrigen Notiz darüber, daß in dem Artikel über
Die Zukunft des Landestheaters ein einheitlicher Ausgabe=
Poſten von Mk. 53 000. für Ueberſtunden und Feuerwehr auf=
geführt
war, und betonte, daß hiervon auf die Feuerwehr nur
Mk. 2 000. entfallen. Die Beſchwerde muß ſich an die Ver=
faſſer
des Heſſiſchen Staatsvoranſchlages 1928 richten
denn der Staatsvoranſchlag führt unter Kapitel 7 den einheit=
lichen
Poſten: Ueberſtunden, Aushilfe. Vergütungen an die
Feuerwehr mit Mk. 53 000. anf. Daß hiervon nur Mk. 2000.
auf die Feuerwehr entfallen, iſt eine intereſſante und dankens=
werte
Feſtſtellung.
Feſtnahmen. Auf Grund von Ausſchreiben in den Fahndungs=
blättern
wurden am 21. Januar vier Verſonen, die auf Wanderſchaft
waren, f ſtgenommen und in Unterſuchungshaft gebracht
Diebſtähle. In der Nacht vom 20. zum 21. Januar wurden aus
einem vor dem Schloß=Kaffee ſtehenden Perſonenautomobil ein Leder=
koffer
mit Inhalt und andere Gegenſtände entwendet. Als Täter
wurden drei junge Leute ermittelt, die vor einigen Wochen auch Schau=
käſteneinbrüche
verübt haben. Der Anführer der jugendlichen Diebes=
bande
wurde in Unterſuchungshaft genommen.

* Ein bedenklicher Nokhelfer.
Trübe Geldquellen. Gewiſſenloſe Ausnuhung der
Noklage Geldſuchender. Die Dummen
werden nicht alle.
Aw. Das Bezirksſchöffengericht ſprach am Mittwoch nachmittag das
Urteil gegen den Inhaber eines Finanzierungs= und Darlehens=
geſchäftes
, gegen den, wie ſchon kurz berichtet, in der verfloſſenen Woche
vier Tage lang verhandelt worden war. Der Angeklagte wurde wegen
fortgeſetzten Betrugs, Untreue in Tateinheit mit Vergehen gegen das
Depoſitengeſetz und wegen Rötigung zu einer Gefängnisſtrafe
von 2 Jahren 4 Monaten verurteilt; vier Monate der erlittenen
Unterſuchungshaft werden auf die Strafe angerechnet. Von dem Tat=
beſtand
des Wuchers, der auch zur Anklage ſtand, konnte ſich das Gericht
nicht überzeugen.
Die viertägige Verhandlung entrollte ein zum Teil nicht uninter=
eſſantes
Bild und erbrachte aufſchlußreiche Streiflichter auf eine gewiſſe
Sorte trüber Geldquellen, die zumeiſt von ſolchen Leuten aufgeſucht
werden, die auf einen normalen Geſchäftskredit nicht mehr zu hoffen
haben. Der Angeklagte, von kleiner Geſtalt, mit einer gewiſſen Sorg=
falt
gekleidet, macht den Eindruck eines intelligenten Mannes, der ſich
mit großer Selbſtſicherheit verteidigt und auf alle Fragen und Vor=
würfe
eine raſche Antwort bereit hat. Er machte die kaufmänniſche
Lehre durch und war zuletzt vor ſeiner Selbſtändigmachung, Prokuriſt
in einem Beleuchtungsmittelgeſchäft. Im Juli 1926 eröffnete er ein
Hypotoheken= und Darlehensgeſchäft und ſcheint in der erſten Zeit nur
einwandfreie Geſchäfte gemacht zu haben. Dann aber dehnte ſich ſein
Betrieb aus, und auf der Suche nach Geldgebern ſtieß der Angeklagte
auf einen gewiſſen Albert Jung in Frankfurt a. M. Dieſer, dem zu
Anfang allenthalben gute Zeugniſſe ausgeſtellt wurden, ſcheint, als es
mit ihm rapide bergab ging, den Angeklagten zum Wechſelaustauſch
angeregt zu haben. Dieſer Austauſch von Gefälligkeitswechſeln iſt
an ſich nicht verboten, gilt aber in reellen kaufmänniſchen Kreiſen als
anrüchig und kann mit den Strafgeſetzen in Konflikt führen, wenn der=
jenige
, der ihn vornimmt, nicht über hinreichende Mittel verfügt, um
die Wechſel auf jeden Fall einzulöſen. Albert Jung war nichts weniger
als ein Geldgeber, vielmehr ein Mann, der das Geld am allernötigſten
brauchte. Der Angeklagte hat das zweifellos bald gemerkt. Wenn er
dennoch weiter recht ausgiebig Hand in Hand mit ihm arbeitete, ſo
liegt darin eine unanzweifelbare Schuld. Seinen Kunden legte er nun
Formulare zur Unterſchrift vor, in denen ſie an Eidesſtatt erklären
mußten, daß ſie ſich nicht in einer Notlage befänden und daß die Vor=
teile
der Geldbeſchaffung größer ſeien als die Koſten, die ihnen daraus
entſtänden. Dann mußten die Geldſuchenden Wechſel unterſchreiben,
die in der Hand des Angeklagten blieben, und das Geld wurde ihnen
für einige Zeit ſpäter verſprochen. In zahlreichen Fällen ließ dann
der Angeklagte überhaupt nichts mehr von ſich hören, auf Mahnungen
gebrauchte er Ausflüchte und ſchließlich kamen die Wechſel an die Geld=
ſuchenden
zur Einlöſung zurück. In anderen Fällen tauſchte der An=
geklagte
die unterſchriebenen Wechſel mit Wechſeln, die er zum Teil
aufgekauft hatte. Die waren teilweiſe von inſolventen Leuten aus=
geſtellt
und wurden nicht diskontiert. Wenn aber die Geldbedürftigen
dennoch Geld dafür bekamen, ſo endeten dieſe Geſchäfte ſchließlich doch
mit einem Krach, wenn die beiderſeitigen Akzeptanten am Einlöſungs=
termin
nicht zahlten. Daß der Angeklagte ſich der Unerlaubtheit dieſer
Handlungen bewußt war, geht daraus hervor, daß er die Wechſel viel=
fach
mit ungeraden Zahlen ausfüllte, um ihre Wechſelart zu verſchlei=
ern
und den Eindruck von reellen Warenwechſeln hervorzurufen.
Eine Reihe von Zeugen haben dem Angeklagten ihre Spargroſchen
mit der Mahnung, ſie ſicher anzulegen, überlaſſen, offenbar, weil ſie
glaubten, etwas höhere Zinſen dafür zu bekommen als im offiziellen
Geldverkehr. Mit dieſen Summen iſt der Angeklagte ſehr leichtſinnig
umgegangen indem er ſie zum Teil an Leute auslieh, die keinerlei Ge=
währ
für Sicherheit geben konnten. Zwar hat der Angeklagte nun
erhebliche Beträge eingeklagt, aber ein beträchtlicher Teil dieſer gut=
gläubig
überlaſſenen Summen ſcheint doch verloren zu ſein. In dieſem
Verhalten ſieht das Gericht den Tatbeſtand der Untreue.
Unter dem großen, faſt 70 Köpfe umfaſſenden Zeugenheer, von
denen viele durch die Maßnahmen des Angeklagten ins Elend geführt
wurden, tritt zuweilen eine deutlich merkbare Erbitterung gegen den
Angeklagten hervor. Die vier Sachverſtändigen bezeichnen übereinſtim=
mend
die Tätigkeit des Angeklagten als anrüchig und weiſen im übrigen
auf die Unzulänglichkeit der Buchführung hin, die es unmöglich mache,
eine Bilanz zu konſtruieren. Als der Vertreter der Staatsanwaltſchaft
ſeinen Strafantrag, der auf viereinhalb Jahre Gefängnis und fünf
Jahr Ehrverluſt lautet, verkündet, erleidet der Angeklagte einen
Schwächeanfall, der eine kurze Unterbrechung der Sitzung notwendig
macht.
Aw. Das Amtsgericht I hatte am Dienstag einen Verhandlungstag,
an dem Vergehen, Verſtöße, Ueberſchreitungen und ſonſtige Allzu=
menſchlichkeiten
in anſehnlicher Reihe zu Erledigung kamen. Wieder=
holt
erwieſen ſich die Urſachen der Anklagen als ſo unbedeutend, daß
das Gericht zur Einſtellung des Verfahrens kam. In einem Hinterhaus
der oosbergſtraße beſtand zunächſt das beſte Verhältnis zwiſchen den
Bewohnern. Als ein Mechaniker, der dort eine Werkſtätte gemietet
hatte, ſich eine Radio=Anlage anlegte, kam man öfters abends bei ihm
zuſammen, um den mannigfachen Vorträgen zu lauſchen. Die Eintracht
erhielt aber einen Riß, als ſich die Neigung des Mechanikers heraus=
ſtellte
, ſeinen Gewerbebetrieb auch nächtlicherweile zu betreiben. Er
ließ öfters zur Schlafenszeit einen Motor laufen und klopfte und häm=
merte
auch hin und wieder. Ermahnungen fruchteten nichts, und ſo
kam es ſchließlich zur Anzeige. Da der Tatbeſtand der öffentlichen Ruhe=
ſtörung
offenkundig feſtſtand, nahm das Gericht den Angeklagten in
eine Geldſtrafe von 8 Mark.
Ein 33jähriger Mann iſt geſtändig, ſich einen Ring im Werte von
16 Mark angeeignet und dann verkauft zu haben. Der Ring wurde
von ſeinem Beſitzer vorgezeigt, der Angeklagte ſtreifte ihn ſpieleriſch
über den Finger, wurde unvermutet von dem Beſitzer getrennt und
will ſich erſt ſpäter wieder an den Beſitz des Ninges erinnert haben.
Dann zögerte er freilich nicht, ihn für wenige Mark zu verkaufen.
Das Gericht verhängt zwei Wochen Gefängnis über den Miſſetäter, die
er widerſpruchslos entgegennimmt.
Wegen vorſätzlicher körperlicher Mißhandlung ſteht ein 44jähriger
Schuhmacher unter Anklage. Er wohnt im Hauſe ſeines Schwieger=
vaters
und das Verhältnis zwiſchen beiden iſt, wie faſt ſtets in ſolchen
Fällen, äußerſt geſpannt. Gegenſeitig reden ſie ſich mit Herr und
ihrem Familiennamen an. Aus geringfügigem Anlaß verſetzte der
Schwiegerſohn dem Schwiegervater einen geſvaltigen Stoß vor die
Bruſt, ſo daß der Geſtoßene ſtark taumelte und hinfiel. Ein nennens=
werter
Schaden entſtand nicht, aber der Schwiegervater, ein recht ner=
röſer
Mann, bittet das hohe Gericht in beweglichen Tönen, ihn davor
zu ſchützen, daß er in ſeinem eigenen Heim mißhandelt werde. Das
Gericht ſtellt das Verfahren wegen Geringfügigkeit ein und ermahnt
den Angeklagten, ſich dem alten Herrn gegenüber der Mäßigung zu
befleißigen oder ſich nach einer anderen Wohnung umzuſehen.
Zwei junge Burſchen haben im Dezember des Vorjahrs nach einer
ausgiebigen Bierreiſe einen Schaukaſten in der Ludwigſtraße aufgebro=
chen
und Gegenſtände im Werte von etwa 80 Mark daraus entwendet.
Ihr bierſeliger Zuſtand brachte es mit ſich, daß ſie einen Teil der
Gegenſtände unterwegs verloren und ſo raſch gefaßt wurden. Der Ver=
treter
der Staatsanwaltſchaft und das Gericht bewerten die Tat nicht
als ſchweren Diebſtahl, obwohl eine ſolche Auffaſſung bei ſtrenger Aus=
legung
wohl in Betracht käme, vielmehr als Lausbubenſtreich. So
kommen die bisher unbeſtraften Angeklagten mit einer Geldſtrafe von
je 30 Mark davon.
Einen Rattenſchwanz von Privatklagen hat die Feindſchaft zwiſchen
zwei Parteien aus der Kaplaneigaſſe bisher nach ſich gezogen. Nun iſt
der Ehemann der einen Partei, ein erheblich Kriegsbeſchädigter, ange=
klagt
, ſich eine Fettſpritze (zum Einfetten beſtimmter Autoteile) wider=
rechtlich
angeeignet und veräußert zu haben. Sein Widerſacher ſoll
dazu mit Befriedigung geäußert haben, diesmal komme der Angeklagte
am Gefängnis nicht vorbei. Da ſich aber die Schuld des Angeklagten
nicht einwandfrei feſtſtellen läßt, ſo wird auch hier das Verfahren
wegen Unerheblichkeit eingeſtellt.
Ein Unternehmer wird in 50 Mark Geldſtrafe genommen, weil er
als Arbeitgeber Verſicherungsbeträge nicht ordnungsgemäß abgeführt
und einem Knecht die Quittungskarte für die Invalidenverſicherung
vorſätzlich vorenthalten hat. Zwei Studenten, die ſich auf dem Polizei=
revier
4, auf das ſie geführt wurden, um ihre Namen feſtzuſtellen
ſkandalſüchtig benommen, die Beamten beleidigt und ſchließlich Haus
friedensbruch begangen haben, erhalten Geldſtrafen von 50 und 20 Mk
zudiktiert. Ein Schwachſinniger, der ſich durch Vornahme einer unzüch=
tigen
Handlung der Erregung öffentlichen Aergerniſſes ſchuldig gemachr
hat, wird in nichtöffentlicher Sitzung freigeſprochen, da ſich erhebliche
Zweifel an ſeiner Zurechnungsfähigkeit geltend machen. Und ſchließ=
lich
wird ein Raufhandel zwiſchen zwei Knechten eines Gutes, der mit
einer unerheblichen Verletzung des einen endete, wegen einfacher Kor=
ververletzung
mit 20 Mark Geldſtrafe geahndet.

[ ][  ][ ]

Seite 6

Donnerstag, den 23. Januar 1930

Nummer 23

Aus Heſſen.
Prokeſt gegen die Bierſtenererhöhung.
1a. Gegen die geplante Bierſteuererhöhung hat die Arbeitsgemein=
ſchaft
der Süddeutſchen Gaſtwirtsverbände, zu der neben dem Baheri=
ſchen
Gaſtwirteverband, dem Badiſchen Gaſtwirteverband, dem Landes=
verband
der Wirte Württembergs auch der Rhein=Main= Gaſt=
wirteverband
(Heſſiſcher Landesverband) gehört, an
die zuſtändigen geſetzgebenden Körperſchaften eine Proteſterklärung ge=
richtet
.
Zur Begründung wird in dem Proteſt u. a. angeführt, daß die 50 Erhöhung der Bierſteuer zweifellos, durch die mehrmaligen
und verſchiedenen Arten der Beſteuerung bis zum Verbraucher einen
wefentlich höheren Verkaufspreis hervorrufen und demzufolge einen
großen Konſumrückgang verurſachen wurden. Brauinduſtrie und Gaſt=
wirte
würden im Zuſammenhang damit empfindlich geſchä=
digt
. Zwangsläufig würde die Bierſteuererhöhung zu einer Ver=
teuerung
der Lebenshaltung und zu lohnpolitiſchen Kämp=
fen
führen. Auch die Landwirtſchaft würde durch den Rückgang des
Bedarfs an Gerſte und Hopfen eine ſchwere Schädigung erleiden. Zu=
ſammenfaſſend
wird behauptet, daß durch die Annahme der neuen Bier=
ſtenererhöhung
gerade das Gegenteil von dem erreicht würde, was man
in den Kreiſen der Regierung erhoffe. Die unterzeichneten Verbände
bitten daher die berufenen Körperſchaften, von der geplanten Bier=
ſtenererhöhung
abzuſehen.
Wie verlautet, plant der Heſſiſche Gaſtwirteverband, noch im Laufe
dieſes Monats in Darmſtadt, eine allgemeine Proteſtverſammlung
gegen die geplante Bierſteuererhöhung abzuhalten.

Eppertshauſen (Kreis Dieburg), 21. Jan. Der Geſangverein /
Germania feiert in den Tagen vom 21. bis 23. Juni 1930 ſein
40jähriges Beſtehen, verbunden mit Fahnenweihe und großem tärſtufe zurückzuverſetzen, wird, da ausſichtslos, abgelehnt. Die An=
nationalem
Geſangswettſtreit. Zu dieſem ſind bedeutende Geldpreiſe, träge des Landtagsabgeordneten Hch. Angermeier 5.: An alle Sozial=
wertvolle
Ehrenpreiſe ſowie ſehr wertvolle Amerikapreiſe vorgeſehen, und Kleinrentner und Bedürftige unter den ſeitherigen Bedingungen
Durch Erfahrungen aus Teilnahme an Wettſtreiten wird der Verein 2 Rm. Holz zu gewähren, den Gemeindebeamten, die während ihrer
beſtrebt ſein, ein Preisrichter=Kollegium zu bilden, deſſen Namen von Dienſtzeit privaten Geſchäften nachgehen, dieſe Zeit auf ihren Urlaub
vornherein eine unparteiiſche und reelle Bewertung der Leiſtungen ver=
nachmittags
2.30 Uhr im Saale der Brauerei Braunwarth ſtatt.
hielt am Samstag abend im Gaſthaus Zum Schützenhof ihr neuntes Grasnutzung an zwei Einwohner wird zugeſtimmt. Die Beleuchtung
Dekorierungsfeſt, das ſeit einigen Jahren zum erſten Male
wieder in einem weiteren Rahmen ſtattfand. Der Vorſitzende, Herr
Oberwachtmeiſter Merſchrod, begrüßte daher außer den Klubgenoſſen ſtraße werden genehmigt, Das Geſuch des Emil Hillers wegen Miet=
die
Gäſte aus dem Ort, ſowie die Vertreter der Ortsgruppen Baben=
hauſen
und Dieburg, beſonders das Mitglied des Hauptausſchuſſes,
Herrn Amtsgerichtsrat Becker. Der Vertreter des Hauptausſchuſſes über=
zu
dem Ober=Roden gehört. Nach einem Vorſpruch, in dem die Wan=
derungen
des vergangenen Jahres ins Gedächtnis zurückgerufen wurden,
den Herr Lutz verfaßt hatte und Frl. Herwegh vortrug, nahm der Ver=
treter
des Hauptausſchuſſes die Dekorierung der Damen und Herren
vor, die das Ehrenzeichen erworben haben, worauf der Vorſitzende der wird zur weiteren Behandlung der Hauptkommiſſion überwieſen.
Ortsgruppe Oberroden mit einem Friſch auf dem Sprecher des Haupt=
ausſchuſſes
dankte. Für die Unterhaltung und Erheiterung der Gäſte
war reichlich geſorgt durch die Aufführung des Odenwaldluſtſpiels Das
Lieschen und des Odenwälder Volksſtückes Der Oekonomierat beide
von Hans Otto Vecker, mit deren Wiedergabe die wackeren Mitwirken=
den
, die ſich ſichtlich Mühe gaben, unter den Hörern viel Fröhlichkeit
ſchufen. Dieſe kargten nicht mit ihrem Beifall. Um Mitternacht begann
dann der Tanz, der das wohlgelungene Feſt beſchloß.
1. Brensbach, 20. Jan. Am Samstag abend hielt der Krieger= und
verſammlung ab. Nach der Begrüßung durch den Präſidenten wirs
dieſer auf die Bedeutung des 18. Jamar hin on unſere Vorfahren
der Alufſtieg unſerer Politik und Wirtſchaft, übephaupt die Geſamtkultur +
unſer s deutſchen Vaterlandes Heinen Anfaug nahm. Er kam dann auf
ſchen Reich=s. Seine Worte klangen aus in eilim dreifachen Hoch auf
das deutſche Vaterland. Nach Erledigung der Tagesordnung wurde.
beſchloſſen, zu dem am 26. Januar 1980 ſtattfindenden Jahresball einen
einheitlichen Eintritt zu erheben.
Brensbach, 22. Jan. Nächſten Sonntag, den 26. Januar, hält
der hieſige Krieger= und Militärverein ſeinen Ball ab.
Generalverſammlung ab. Der erſte Vorſitzende, Georg Wolff, eröffnete
herzlichſte und gab einen Rückblick auf das abgelaufene Vereinsjahr,
welches für den Verein als ein durchaus günſtiges zu bezeichnen iſt.
Rechnungsablage gab der zweite Vorſitzende, Lehrer Enders. Bei der
Neuwahl des Vorſtandes gab es einige Aenderung. Da der ſeitherige
erſte Vorſitzende ſein Amt niederlegte, wurde an deſſen Stelle der abgeſehen, da eine Beteiligung der Mitglieder an den Turnieren und
Turnwart Adam Luft einſtimmig gewählt. Zum Vereinsdiener wird
auf erkenntlich freies Anerbieten Georg Rödelſperger und zum Zeug=
wart
Wilhelm Jung beſtimmt. Die Beiſitzer verbleiben. Die Abteilung
der Turnerinnen übernimmt als Frauenturnwart Wilh. Adrian, und
zum Spielwart des Vereins wird P. Zieres einſtimmig gewählt. Nach
Beſprechung und Beſchlußfaſſung weiterer erforderlichen Einzelheiten
ſchloß der Vorſitzende mit Dankesworten die gut verlaufene Ver=
fammlung
.
Cd. Michelſtadt, 21. Jan. Obſt= und Gartenbauverein!
Obſt= und Gartenbauverein Michelſtadt=Stockheim im Goſthaus Drei
enge räumliche Verhältniſſe ſehr beeinträchtigt, da zu gleicher Zeit im
Saale desſelben Lokals eine Gemeinderatsſitzung ſtattfand. Unter
Berüichſichtigung dieſer Umſtände muß der Beſuch als ſehr gut bezeichnet
werden, beſonders die Frauen zeigen ſehr vieles Intereſſe an den Be=
ſtrebungen
des Vereins. Nach der Begrüßung durch den 1. Vorſitzenden
Schloßgärtner Giebenhain hielt derſelbe einen Vortrag über das
Thema: Erfahrungen des Jahres 1929 im Obſtbau. Mit Intereſſe folg=
ten
alle Anweſenden ſeinen Ausführungen, in denen er beſonders auf
das gute Durchhalten der Obſtbäume im letzten, doch gewiß ſehr kalten
Winter hinwies. Nur die Steinobſtbäume hätten etwas gelitten, dafür
ſei aber durch den harten Froſt der größte Teil der Schädlinge ver=
nichtet
zworden, was wohl die Haupturſache des diesjährigen gutem Obſt=
ertrages
geweſen ſein dürfte. Auch über Verkaufsmöglichkeiten ſprach
der Vortragende und gab dadurch wieder manchem Aneiferung zu
neuen Obſtbaumpflanzungen. Im Anſchluß an den Vortrag erfolgten
dann noch Beſtellungen auf Obſtbäume und Miſtkäſten zur Bekämpfung
der tieriſchen Schädlinge. Weiter werden jedes Jahr durch den Verein
reien ausgeteilt, und iſt durch dieſe ſehr praktiſche Einrichtung der Mit=
gliederbeitrag
ſchon wieder gedeckt. Die Verſammlung beſchloß, auch in
dieſem Jahre wieder ſo zu verfahren. Unter Verſchiedenes wurde be=
ſchloffen
, durch Vermittlung der Stadtverwaltung an die hieſigen in
Frage kommenden Vereine zwecks Abhaltung einer Bezirkstierſchau her=
anzutreten
, der dann noch eine Ausſtellung der Obſt= und Gartenbau=
erzeugniſſe
angegliedert werden ſoll. Begräbniskaſſe für
Michelſtadt und Umgegend. Die diesjährige Haupwerſamm=
lung
, die am vergangenen Sonntag machmittag im Städtiſchen Saal=
bau
, ſtattfand, wies einen guten Beſuch auf. Nach der Begrüßung
durch den 1. Vorſitzenden, Herrn Köbel, gedachte derſelbe der im abge=
lung
ehrte das Andenken der Verſtorbenen durch Erheben von den
betrug das Sterbegeld im vergangenen Jahr 23 RM., bei einem
Pflichtbeitrag pro Mitglied von 0.30 RM. Ferner iſt eine Kinder=
17. Lebensjahr unentgeltlich mitverſichert ſind. Die Kaſſe beſitzt ein
größtenteils durch Eintrittsgelder angeſammelt wurde und zinsbringend
angelegt iſt. Nach dieſem Bericht des Vovſitzenden erfolgte die Rech=
nungsablage
durch den Rechner, Herrn Fiedler, und der Bericht der
Prüfungskommiſſion über die vorgenommene Prüfung. Nachdem keine
Beanſtandungen vorlagen, wurde dem Vorſtand Entlaſtung erteilt. An= wurden wiedergewählt. Neu hinzugewählt wurde Se. Erlaucht der Erb=
ſchließend
erfolgte ſodann die Feſtſetzung der Vergütung des Vorſtands graf zu Erbach und als Vertreter der Jäger im Gerſprenztal Herr
Michelſtadt und Jakob Allmann, Steinbach, wunden neugewählt: Gg. Klein, der die Verpachtung der ſtaatlichen Jagden verlangt. Die Ver=
Biſchoff, Schuhmachermeiſter Steinbach, und Ad. Ihrig, Sch einer=
meiſter
, Michelſtadt. Als Prüfungskommiſſion wurden die Herren: Stockheim ſoll 14 Tage vor dem Kugelſchießen des Hauptklubs in Darm=
L. Rexroth. Schmiedemeiſter, und Ad. Schweitzer, Weißbindermeiſter,
beide aus Michelſtadt, ſowie Ludwig Arzt, Schreinermeiſter, aus Stein=
bach
, gewählt. Nun erfolgte die Feſtſetzung des Sterbegeldes für ſchießen durchgeführt werden ſoll, findet ein Uebungsſchießen ſtat
das Jahr 1930, das mit 230 RM. beſchloſſen wurde. Unter Verſchie=
denes
erimerte der Vorſitzende nochmals dringend an die Anmeldung
der Geburten im Jahre 1929. Als letzter Texmin gilt hierfür der
1. Februar 1930.

Aus den Gemeindeparkamenten.

Bk. Groß=Zimmern, 22. Jan. Gemeinderatsſitzung. Unter
Punkt Mitteilungen gab Herr Bürgermeiſter Reitzel bekannt, daß der
Voranſchlag 1929, der mit einem ungedeckten Fehlbetrag von 77000 Mk.
abſchließt, mit Rückſicht auf die finanzielle Notlage der Gemeinde die Ge=
nehmigung
des Heſſiſchen Miniſteriums des Innern ausnahmsweiſe
finden würde. Die Prüfung der Gemeinderechnung für das Jahr
1926 wird nach Bericht der eingeſetzten Prüfungskommiſſion genehmigt.
Die Beſoldung des verſtorbenen Bürgermeiſters Brücher ſoll mit
dem tatſächlich empfangenen Gehalt als abgegolten gelten. Deſſen Witwe
bleibt für weitere Anſprüche das Verwaltungsſtreitverfahren. An
alle Sozialrentner und Wirtſchaftsbeihilfeempfänger wird eine Winter=
beihilfe
nach den Richtlinien des Heſſ. Landtags in Höhe von 20 Mk.
gewährt, und zwar derart, daß zunächſt nach Prüfung durch die ſoziale
Fürſorgekommiſſion an jeden Bedürftigen 10 Mk. und am 1. April
d. J, ſoweit die jetzigen Verhältniſſe ſich nicht gebeſſert haben, weitere
10 Mk. gezahlt werden. Um Klarheit über die Beſoldungsverhält=
niſſe
der Gemeindebeamten zu erhalten, wurde der Beſchluß gefaßt:
Alle Gemeindebeamte, die von der Gemeinde freiwillig nach der Be=
ſoldungsordnung
eine Gruppe zu hoch eingeſtuft ſind, werden ſofort
nach der für ſie zuſtändigen Gruppe beſoldet. Die Gehaltsliſte für ſämt=
liche
Beamte, einſchließlich des Bürgermeiſters, ſoll ſofort dem Heſſ.
Kreisamt Dieburg zugeleitet werden und die Entſcheidung abgewartet
werden, um dem Gemeinderat endgültige, einwandfreie Unterlagen zu
unterbreiten. Der Antrag der K.P.D.: Der Höchſtgehalt eines Ge=
meindebeamten
darf 4000 Mk. nicht überſteigen, wird, da ausſichtslos,
abgelehnt, der Antrag der Hauptkommiſſion, an die betreffenden Be=
amten
das Erſuchen zu richten, für dieſes Jahr zugunſten der Erwerbs=
loſen
auf das Gehalt über 4000 Mk. zu verzichten, angenommen.
Der weitere Antrag der K.P.D., den Oberſekretär Karp in die Sekre=
hürgen
. Der Delegiertentag findet am Sonntag, den 2. Februar 1930, anzurechnen, die Offenhaltung der Gemeindekaſſe auf 4 Tage in der
Woche feſtzuſetzen, werden angenommen. Dem Verkauf von Bauge=
* Ober=Noben, 21. Jan. Die hieſige Ortsgruppe des Odenwaldrlubs lände an Hch. Wüſtendörfer ſowie der Entſchädigung für entgangene
der Auguſt=Bebel=Straße und Friedhofſtraße ſowie Anbringung einer
Straßenlampe und Herſtellung eines Fußpfades in der Angelgarten=
nachlaß
des Schwimmbades wird abgelehnt. Mit dem Unternehmer
Fornoff wird ein Vergleich mit 300 Mk. abgeſchloſſen. Das Geſuch
des Auguſt Pullmann 2. um Anſtellung als Feldſchützen wird zurück=
mittelte
deſſen Grüße zum Feſt, ebenſo die des Nordkreiſes des Klubs, geſtellt. Das Geſuch des Deutſchen Turnvereins 1863, die Vergnü=
gungsſteuer
anläßlich ſeiner Theateraufführung zum Beſten der beiden
hieſigen Schweſternſtationen zu erlaſſen, wird gutgeheißen. Das Ge=
ſuch
des Verwaltungsrates des allgemeinen Sportplatzes zwecks Ueber=
nahme
der Bürgſchaft für die Koſten der Umzäunung des Sportplatzes
Gegem 12 Uhr war die reiche Tagesordnung erſchöpft.
Le. Groß=Umſtadt, 21. Jan. Ausdem Gemeinderat. Unter
dem Vorſitz des Bürgermeiſters Lampe wird beſchloſſen, zu Punkt 1 der
Tagesordnung: Baurat Bechtel, der Leiter des Erweiterungsbaues der
Oberrealſchule, gibt die endgültige Abrechnung bekannt. Darnach betra=

Militärverein in ſeinem Lokal bei Leonhard Dölb ſeine Haupt=Jahres= Aeil= und Fährverein für den vorderen 9denwald.
Die Generalverſammlung des Reit= und Fahrvereins für den vor=
deren
Odenwald tagte in Groß=Bieberau. Der Beſuch war ſehr gut.
nach den Kriegen 1866 1870/71 im Spiehcftäle zu Verſailles, dr S Evl. Graf Konrad zu Erbach, Herr Oberlandſtallmeiſter Schörte als
Reichsgründung in vollem Glanz und Emigkeit vollzogen haben, und Vorſitzender der Heſſ. Reit= und Fahrvereine, Herr Landſtallmeiſter
Hertel, Herr Oekonomierat Fritſch als Vorſitzender des Landespferde=
zuchtvereins
. Herr Archiprat Morneweg waren u. a. als Gäſte er=
die
jetzige traurige Cage des Vaterlandes zu ſhrechen und ermahnr ſchienen und wurden zu Beginn der Verſammlung von dem Vovſitzen=
zur
Einigkeit und zur Mithilfe am Aufbau des Aumederliegenden Deut= den, Herrn Gutspächter Georg Heil, beſonders begrüßt. Nach der Rech=
nungsprüfung
wurde zur Vorſtandswahl geſchritten. Der ſeitherige
zweite Vorſitzende, Herr Baron v. Willich, wurde in Anſehen ſeiner
Verdienſte um das Fahr= und Reitweſen zum Ehrenmitglied exuannt,
und an ſeine Stelle Herr Oekonomierat Haug als zweiter Vo ſitzender
in den Vorſtand gewählt. Herr Heil dankte dem Schriftführer, Herrn
Nahm, der auch den Tärigkeitsbericht erſtattet hatte, ſowie dem Rechner,
Ct. Heubach i. O., 22. Jan. Der Turnverein hielt, ſeine Herrn Lutz, herzlich für ihre mühevolle und uneigennützige Arbeit und
berichtete dann ſelbſt über die Pläne des Vorſtandes hinſichtlich der
die Verſammlung, begrüßte mit Dankesworten die Erſchienenen aufs Unternehmungen des Vereins im Jahre 1930. Beſchloſſen wurde, das
diesjährige große Turnier wieder in dem gaſtlichen Groß=Umſtadt ab=
zuhalten
, wo ein geeigneter Platz jederzeit gur Veyfügung ſtehe. Am
Oſterſonntag ſoll vorausſichtlich ein Sternritt mit dem Mittelpunkt
Wiebelsbach ſtattfinden. Von weiteren Unternehmungen wurde vorerſt
Ritten des Provinzial= und Landesverbandes, die in Ausſicht ſtehen,
ewwünſcht iſt. Anſchließend erhielt Gerr Dr. Dencker von der Land=
wirtſchaftskammer
das Wort zu ſeinem Vortrag über das Ländliche
Fahr= und Reitweſen mit Vorführung eines Filmes: Wohlauf Kame=
raden‟
. Der Vortragende verſtand es, die Bedeurung der Bewegung
zu beleuchten, beſonders auch hinſichtlich ſeiner wirtſchaftlichen Seite,
aber auch der Anteil am Sport kam zu ſeinem Recht, da bekanntlich
Herr Dr. Dencker als eifriger Sportreiter davüber zu redem beſonders
berufen erſcheint. Der Film war ebenſo ſchön als lehrreich und zeich=
Michelſtadt=Stockheim. Am vergangenen Samstag hielt der nete ſich dadurch vor dem Kino, das nur leichter Unterhaltung dient,
äußerſt vorteilhaft aus. Der ſtarke Beifall, der im Laufe der Ver=
Haſen eine Hauptverſammlung ab. Die Verſammlung wurde durch ſammlung öſter hewvortrat, bewies die Begeiſterung der anweſenden
Reiterjugend für ihre ſchöne Sacho, deren rein fſachlicher und ſport=
licher
Charakter jetzt auch in den Kreiſen anerkannt wird, die ihr früher
vielleicht mißtrauiſch gegenüberſtanden. Es ſei beſonders hervorgehoben,
daß in der Verſammlung ein ſchöner, kameradſchaftlicher Geiſt wehte,
der uns hoffen läßt, daß der Verein noch eine weit beſſere Teilnahme
in landwirtſchaftlichen Kreiſen finden wird, als dies ſeither ſchon der
Fall war. Ohne eine gewiſſe Begeiſterung für die Ziele des Vereins
könnte auf ein Gedeihen nicht gerechnet werden, wie das ſo vielfach der
Fall iſt in Vereinen wo die Satzungen und Buchſtaben die Gerrſchaft
haben. Der Geiſt der Jugend aber, geführt vom bedächtigen Alter,
verſpricht uns eine gute Zukunft.

Cd. Michelſtadt, 22. Jan. Abſchiedsfeier für den ſchei=
denden
Bürgermeiſter Ritzel. Am Montag abend fand im
Städt. Saalbau die Abſchiedsfeier für den ſeitherigen hieſigen Bürger=
meiſter
und jetzigen Oberregierungsrat Ritzel ſtatt. Es ſprachen die
Herren Lehrer Bick, Lehrer Schwedes=Steinbach für Kultur= und Sport=
an
jedes Mitglied eine größere Anzahl von Sorten von Gartenſäme= kartell Michelſtadt, Rektor Mader für die Volksſchule, Ober= Studien=
direktor
Dr. Roloff für die Oberrealſchule, Bürgermeiſter Neff für die
Stadtverwaltung und die Sozialdemokratiſche Partei und Apotheker
Dr. nat. phil. Kiesgen für den Gewerbeverein, Abtlg. Handel. Herr
Oberregierungsrat Ritzel dankte für die ihm zuteil gewordenen Ehrun=
gen
und betonte, daß er in den 10½ Jahren ſeiner hieſigen Amtstätig=
keit
Michelſtadt liebgewonnen habe. Geſtern abend entgleiſten beim
Rangieren eines Güterzuges im hieſigen Bahnhof ein großer ſogenann=
ter
88=Wagen, wodurch die beiden Hauptgleiſe geſperrt wauen und die
nachfolgenden Züge etwa zwei Stunden Verſpätung erhielten.
b. Erbach i. O., 21. Jan. Jahreshauptverſammlung
laufenen Jahr durch Tod ausgeſchiedenen Mitglieder. Die Verſamm= des Vereins der Jäger im Odenwald. Die diesjährige
Jahrshauptverſammlung des Vereins der Jäger im Odenwald fand
Sitzen. Die Kaſſe hat zurzeit einen Mitgliederbeſtand vom 1022, ferner am Sonntag nachmittag im Gaſthaus Zum Anker in Stockheim ſtatt.
Der Vorſitzende, Fabrikant Otto Rexroth=Erbach begrüßte die zahlreich
erſchienenen Mitglieder aufs herzlichſte und erteilte dem Schriftführer
ſterbekaſſe angegliedert, bei der die Kinder der Mitglieder vom 1. bis das Wort zum Bericht über das abgelaufene Jahr. Derſelbe fand reges
Intereſſe und Beifall. Auch der Rechenſchaftsbericht, den Herr Lang=
Barvermögen von zirka 4000 RM., das im Laufe der letzten ſechs Jahre hammer gab, blieb unbeanſtandet und wurde dem Vorſtand nach Prü=
fung
Entlaſtung erteilt. Vom Heſſiſchen Jagdklub Darmſtadt waren
die Herren Profeſſor Zimmer und Stemmer erſchienen. Erſterer dankte
dem Verein für ſeine rege Tätigkeit im vergangenen Jahre, die ſich auf
alle jagdlichen Gebiete erſtreckte. Die ſeitherigen Vorſtandsmitglieder
für 1922, die gegenüber 1938 keine Abänderungen erfuhr. Bei der Göttmann=Reichelsheim. Der Verein wandte ſich entſchieden gegen einen
Erſatzwahl für die ausſcheidenden Vorſtandsmitglieder Jcan Geitz, Antrag des Heſſiſchen Beamtenbundes bzw. eines Herrn Studienrats
anſtaltungen für das laufende Jahr wurden wie folgt feſtgelegt. In
ſtadt ein Kugelſchießen ſtattfinden. Bedingung: 10 Schuß auf den Keiler
und 10 Schuß auf den Rehbock. Außer dieſem Schießen, das als Preis=
Außerdem findet auf dem neuerbauten Tontaubenſchießſtand ein T=
taubenſchießen
ſtatt. Bei dieſem wird die Mannſchaft ermittelt, die de
Verein bei dem Schießen des Hauptvereins in Darmſtadt vertreten ſoſt.
Auch in dieſem Jahre findet eine Graf=Raimund=Gedächtnisſuche ſtatt,

gen die Rohbauarbeiten 68 626 Mark, für Innenausbau wurden 42 654
Mark verausgabt, für ſonſtige Arbeiten 4590 Mark, insgeſamt alſo
115 871 Mark. Der Gemeinderat genehmigt die Abrechnung und die
von Baurat Bechtel vorgelegten Rechnungen der einzelnen Handwerker.
Gleichzeitig ſetzt er das Honorar des Architekten Bechtel auf 9300 Mark
feſt. 2. Die Anlage eines Blitzableiters für den Neubau wird dem
Inſtallateur Karl Yeoor zu ſeinem Angebot übertragen. 3. Die Reichs=
eiſenbahnverwaltung
beabſichtigt, aus Sparſamkeitsgründen die Feld=
wegübergänge
Nr. 44 und 46 (Poſten Nr. 51 und 52) bei Kilometerſtein
54,4 und 55,48 in der Gemarkung Groß=Umſtadt auf der Strecke Groß=
UmſtadtWiebelsbach zu beſeitigen. Da die ordnungsgemäße Bewirt=
ſchaftung
des Feldes hierdurch unmöglich wird, ſo erhebt der Gemeinde=
rat
gegen das Vorhaben der Reichseiſenbahn Einſpruch. Der Vorſchlag,
die in der Nähe befindlichen Unterführungen zu benutzen, iſt unausführ=
bar
, da hierdurch ein größerer Zeitverluſt entſteht, die betreffenden
Wege auch ſo ſteil angelegt ſind, daß es unmöglich iſt, die Wege mit
einem beladenen Erntewagen zu befahren. 4. Der Faſel Albert ſoll
wegen Untauglichkeit abgeſchafft werden. 5. Das Baugeſuch des Georg
Heinrich Körner wird genehmigt unter dem Vorbehalt, daß er keinen
Anſpruch an die Gemeinde auf Zuführung von Waſſer, Licht und An=
lage
einer Kanaliſation ſowie Herſtellung der Straße macht. 6. Als
Mitglieder der Wohnungskommiſſion werden ernannt: Peter Hart=
mann
2., Georg Storck, Wilhelm Siegler und Wendolin Brohm. In
der ſich anſchließenden nichtöffentlichen Sitzung wurden verſchiedene Un=
terſtützungs
= und Stundungsangelegenheiten verhandelt.
Ag. Brensbach, 21. Jan. Gemeinderatsſitzung. Geſtern
abend fand eine öffentliche Gemeinderatsſitzung ſtatt, wo in Gegenwart
des Herrn Kreisdirektors Hemmerde über die Uebergangsbedingungen
der elektriſchen Stromverſorgung der Gemeinde an die Heag vehandelt
wurde. Es kam folgender Vertrag zuſtande: Die Gemeinde Brensbach
verzichtet auf das ihr zuſtehende Vorkaufsrecht des Ortsnetzes. Die Heag
verpflichtet ſich, nach Umbau des von ihr übernommenen Leitungsnetzes
in Brensbach von Gleichſtrom auf Drehſtrom, die bei den Konſumenten
befindlichen Gleichſtrommotore koſtenlos gegen Drehſtrommotore mit
gleicher Leiſtung auszuwechſeln ſowie die für den Einbau der Dreh=
ſtrommotore
notwendigen Aenderungen in den Inſtallationen der Strom=
abnehmer
auf ihre Koſten auszuführen. Die vorhandenen Gleichſtrom=
zähler
werden von der Heag übernommen und dem Stromabnehmer der
Betrag vergütet, den der Zähler von der Fabrik neu gekoſtet hat. Die
notwendigen Drehſtromzähler werden von der Heag koſtenlos geſetzt und
unterhalten. Von den Stromabnehmern ſind die in dem Stromliefe=
rungsvertrag
feſtgeſetzten Zählergebühren monatlich zu zahlen. Die in
den Inſtallationen vorhandenen Zählertafeln werden, falls dieſelben den
Vorſchriften nicht entſprechen, von der Heag koſtenlos gegen Normal=
zählertafeln
ausgewechſelt. Die vorhandenen Hausanſchlußkaſten gehen
an die Heag über. Die Strompreiſe werden nach dem allgemeinen Tarif
berechnet und betragen zurzeit für Lichtzwecke 40 Pfg. pro Kilowattſtunde.
Die von der Heag eingeführten Sondertarife, wie Wohnungstarif uſw.,
kommen auch für Brensbach zur Anwendung. Die Heag verpflichtet
ſich, den Strom für die Straßenbeleuchtung für 25 Pfg. pro Kilowatt=
ſtunde
zu liefern, falls die Gemeinde es wünſcht, einen Grundgebühren=
tarif
zur Anwendung zu bringen, je 50 Watt Anſchlußwert und Monat
50 Pfg., Arbeitspreis 10 Pfg. pro Kilowattſtunde. Zu Punkt 2 der
Tagesordnung wurde der Vertrag der Gemeinde mit den Grundbeſitzern
Riedel und Mohr, Mummenroth, über die Abtretung der Quellen zur
Erweiterung der hieſigen Waſſerleitung genehmigt.

mit der eine Schweißprüfung verbunden wird. Dieſe Prüfung wird zu=
ſammen
mit dem Verein der Rotwildjäger im ſüdlichen Odenwald und
dem Hauptklub ausgeführt. Ein Antrag des Herrn Forſtrat Koch=
Darmſtadt, der bei der Verlorenbringerprüfung auch eine Prüfung der
Apportiertreue verlangt, findet einſtimmige Annahme. Seine Erlaucht
der Erbgraf regt an, Herrn Hofrat Pfitzenmeher=Stuttgart zur Ab=
haltung
einer Anzahl Vorträge zu gewinnen, der Anregung wird ſtatt=
gegeben
. Werbevorträge ſollen in Höchſt und Reichelsheim abgehalten
werden. Weiter gibt er Anregung, zuſammen mit den anderen be=
rufenen
Vereinigungen den Beſuch der internationalen Jagdausſtellung
in Leipzig zu ermöglichen. In den nächſten Wochen ſoll ein Koſtümfeſt
ſtattfinden, bei dem in erſter Linie alte Odenwälder Trachten gezeigt
werden ſollen. Freude bei allen Jägern bzw. bei allen Freunden des
Wildes wird der auf Anregung der Herren Forſtrat Koch=Michelſtadt
und Forſtmeiſter Dierſch=Erbach zuſtande gekommene Beſchluß auslöſen,
der als Hegemaßnahme feſtlegt, daß im kommenden Jahre bzw. während
der Schußzeit keine Haſen abgeſchoſſen werden. Hoffentlich ſchließen
ſich auch die übrigen Jagdinhaber dieſem Beſchluß an. Mit der Ver=
ſammlung
war eine Trophäenſchau verbunden. Für die beſten Hirſch=
geweihe
erhielt Se. Erlaucht der Erbgraf zu Erbach einen erſten Preis
für einen Sechzehner, einen zweiten Preis für einen Zwölfer und einen
dritten Preis für einen Zehner. Für die beſten Rehgehörne wurden
ausgezeichnet: Herr Dr. Völker=Michelſtadt, Se. Erlaucht Graf Konrad
zu Erbach, Herr Seibert=Ebersberg und Se. Erlaucht der Erbgraf
Alexander zu Erbach. An Hand einer Sammlung von Rehgehörnen
mit den dazu gehörenden Kiefern machte Herr Forſtaſſeſſor Gilmer in=
tereſſante
Ausführungen über die Beſtimmung des Alters des Reh=
wildes
. Dieſe Ausführungen löſten eine lebhafte Ausſprache aus.
Möge der Arbeit des rührigen Vereins auch im laufenden Jahre der ge=
bührende
Erfolg beſchieden ſein.
b. Erbach i. O., 20. Jan. Wandererehrungsfeſt der
Ortsgruppe Erbach des O. W.K. Das Wandererehrungsfeſt
der hieſigen Ortsgruppe des Odenwaldklubs fand im Gaſthaus Zum
Adler ſtatt. Die Veranſtaltung zeigte ſich wie nicht anders erwartet
war, durch zahlreichen Beſuch aus. Insbeſondere ſtellte man mit Ge=
nugtuung
feſt, daß neben der Schar der aktiven Wanderfreunde auch
zahlreiche andere Mitglieder erſchienen waren. Der Vorſitzende, Herr
Lehrer Schwamb, entbot den Erſchienenen herzliche Grüße, insbeſondere
Seiner Erlaucht dem Erbgrafen zu Erbach und dem Vertreter des
Hauptausſchuſſes, Herrn Apotheker Scriba=Reinheim ſowie den anderen
Feſtgäſten. Ein herzliches Friſch auf am Schluſſe ſeiner Ausführungen
galt der Heimat, dem Odenwald und dem Klub. Im weiteren Ver=
tauf
des Programms ergriff Herr Apotheker ScribaReinheim das
Wort. Er überbrachte die Grüße und beſten Wünſche des Hauptaus=
ſchſſes
. In ſeinen Ausführungen ſtreifte er die 50jährige Gründungs=
feier
des Odenwaldblubs, die im Jahre 1932 begangen werden ſoll. Er
führte aus, daß dieſe nirgends ſonſt als an dem Gründungsort ge=
halten
werden ſollte und gab der Hoffnung Ausdruck, den Geſamtllub
im genannten Jahre zur 50=Jahrfeier in Erbach verſammelt zu ſehen.
Dieſe Anregung deckt ſich mit einem Generalverſammlungsbeſchluß der
Erbacher Ortsgruppe, der bereits vor einiger Zeit dem Hauptvorſtand
überreicht wurde und in dem die Verlegung der 50=Jahrfeier an den
Gründungsort Erbach verlangt wird. Der Vorſitzende dankte Herrn
Seriba. Er begrüßte beſonders herzlich den inzwiſchen erſchienenen
verdienſtvollen Ehrenvorſitzenden der Ortsgruppe Erbach, Herrn Ar=
chivrat
Morneweg=Erbach. Befonderen Beifall fand der Schwank
Koſzümprobe zu Charlchs Tante, der vortrefflich wiedergegeben, ob
ſeiner urkomiſchen Wendungen begeiſterte Lachſalven hervorbrachte. Die
Ehrung der Wanderer hatte Herr Rektor Weber übernommen. In
launigen Verſen auf die Auszuzeichnenden ließ er köſtliche Erinnerung
an das abgelaufene Wanderjahr meu erſtehen. Das Goldene Wander=
abzeichen
erhielten zum erſtenmal Herr Katzenmeier und Frau, Herr
Krämer und Frau und Herr Engelhardt; zum zweiten Male Herr Phi=
lipp
Neff, zum dritten Male Frau Schwamb, zum vierten Male ( er=
halten
Wanderſtab geſchmückt mit dem Goldenen Abzeichen) Frau
Stoppelbein und Frau Gölz, außerdem die Herren Wegel, Pfeiffer und
Kaus, zum fünften Male Frl. Emma Beck (erhielt das Goldene Ab=
zeichen
mit Eicheln, da ſie alle planmäßigen Wanderungen mitgemacht
hat) und Herr Gölz, zum ſechſten Male Herr und Frau Baſel und die
Herren Hering, Stoppelbein und Küchler, zum ſiebten Male Herr Flach,
zum neunten Male die Herren Heim und Schwamb, zum zehnten Male
die Herren Julius Lang und W. Glenz, und zum dreizehnten Male
R. Kreuder. Viel Beifall fand der illuſtrierte Wanderbericht, den mit
Muſik und Chor Herr Lehrer Pfeiffer gab. Schmucke Odenwälderinnen
in Tracht hatten Verkauf der Lofg der reich beſetzten Tombola über=
nommen
. An der erſten Jahreswanderung, die ſich am Sonntag an=
ſchloß
, namen 55 Mitglieder teil. Frohe Raſt gab es im nahen Dorf=
Erbach, bei Muſik, Tanz und Spiel. Möge auch das Wanderjahr 1980,
das mit der genannten Teilnehmerzahl ſo verheißungsvoll begonnen hat,
dem Klub neue Freunde bringen. Friſch auf!
Hammelbach i. D., 22. Jan. Die Volksmiſſion in der evangeli=
ſchen
Kirche zu Hammelbach, gehalten von dem Volksmiſſionar Herrn
Pfarrer Herrfurth aus Mainz, wurde ein großes Ereignis und eine
ſegensreiche Woche. Ständig wuchs die Zahl der Beſucher der drei
täglichen Gottesdienſt, der liturgiſchen Morgenfeier, der Nachmittags=
bibelſtunde
und des Abendvortrags. Auch aus der näheren und weite=
ren
Umgebung kamen zahlreiche Evangeliſche. Die Geſamtzahl der Be=
cher
dieſer ſegensreichen Volksmiſſion betrug 6700. Bedenkt man,
daß das Kirchſpiel Hammelbach 989 Evangeliſche umfaßt, ſo wird der
auß=rordentliche Cinfl dieſer evangeliſch=kirchlichen Volksmiſſion
deutlich

[ ][  ][ ]

Nummer 23

donnerstag, den 23. Januar 1930

Seite 7

Handwerkerprokeft gegen die Rück=
Jamang der Kahrveiynſen.
Eine Enkſchließung forderk Skreichung der Beihilfen.
Ck. Groß=Gerau, 22. Januar.
Geſtern abend fand hier eine Verſammlung der Handwerker des
Kreiſes Groß=Gerau ſtatt, die unter der Leitung von Tapezierermeiſter
Dasbach=Groß=Gerau ſtand und an der u. a. auch Direktor Schüttler
von der Handwerkskammer Darmſtadt und Direktor Pöſch von der
Handwerkerzentralgenoſſenſchaft teilnahmen. Die Verſammlung for=
derte
Aufſchluß über die Verwendung der Ruhrbeihilfen. Man
iſt in Handwerkerkreiſen der Anſicht, daß dieſe Gelder vom Reich ge=
ſchenkt
wurden. Die Handwerkskammer hatte dieſe Gelder zu 4 Pro=
zent
Zinsſatz ausgeliehen. Da die meiſten Handwerker infolge der
ſchlechten Wirtſchaftslage nicht imſtande waren, die Gelder zurückzuzah=
len
, wurden dieſe jetzt von der Handwerkskammer zum 1. Februar dieſes
Jahres gekündigt. Noch nicht zurückgezahlte Raten ſollen mit elf Pro=
zeuit
verzinſt werden.
Direktor Schüttler gab folgende Erklärungen: Heſſen habe 1925
1,9 Millionen für Handel, Handwerk und Landwirtſchaft bekommen.
Auf das Handwerk entfielen 600 000 Mark. abzüglich 30000 Mark, die
zurückbehalten wurden. Das Reich hat das Geld 4 fonds perdu gegeben.
In Handwerkskreiſen ſei man mit der Art der Verſchenkung der Gelder
unzufrieden geweſen; deshalb habe die Handwerkskammer davon abge=
ſehen
und einen Dauerfonds für das beſetzte Gebiet gebildet. Der
Wirtſchaftsminiſter habe dieſen Plan gutgeheißen. 1200 Betriebe haben
Beträge zu vier Prozent und zuſammen mit dem Mittelſtandskredit
zu ſieben Prozent erhalten. Ein großer Teil der Handwerker hat den
Kredit ſchon zurückgezahlt. Dieſe Gelder werden an bisher unberück=
ſichtigte
Handwerker aufs neue ausgeliehen.
Direktor Pöſch erklärte, es ſeien Kredite von 800 b’s 1000 Mark
gegeben worden. Aus den Zinſen werden die Verwaltungskoſten ge=
deckt
. Für die nicht zurückbezahlten Raten müſſen elf Prozent gezahlt
werden.
Die Verſammlung bildete eine fünfgliedrige Kommiſſion, die Ein=
ſicht
in die Geſchäftsführung über die Ruhrhilfe nehmen ſoll. Zum
Schluß wurde folgende Entſchließung angenommen, die dem
Reichstag und der Reichsregierung zugehen ſoll:
Die am 21. Januar 1930 in Groß=Gerau tagende Handwerkerver=
ſammlung
erwartet, daß die ſeinerzeit vom Reich gegebenen Gelder, die
der, Landesregierung zur Unterſtützung bzw. Entſchädigung der Hand=
werksbetriebe
innerhalb des beſetzten Gebietes überwieſen wurden, nach
unſerer Information à fonds perdu gegeben wurden, als unruckzahlbare
Beihilfe bzw. Entſchädigung zu betrachten ſind. Die verſammelten
Handwerker des Kreiſes Groß=Gerau erwarten, daß die Reichsregierung
bzw. der Reichstag, oder die zuſtändige Kommiſſion in dieſem Sinne
entſcheiden und diesbezügliche Maßnahmen der heſſiſchen Regierung
oder der Handwerkskammer übermitteln. Die verſammelten Handwerker
erklären, daß ſie unter dem derzeitigen wirtſchaftlichen Druck nicht in
der Lage ſind, die Beihilfe zurückzuzahlen, und bitten daher, dieſe zu
ſtreichen. Die ſchon zurückbezahlten Gelder ſollen wieder zurückerſtattet
werden. Ferner ſoll der Reichsregierung bekannt gegeben werden, daß
das Geld zu 4 Prozent verliehen und, ſoweit es nicht zurückbezahlt
wurde, zu elf Prozent verzinſt werden ſoll.
* Auerbach, 21. Jan. Wandererehrungsfeſt des Oden=
waldklubs
. Schon lange vor Beginn war der geräumige, feſtlich
geſchmückte Saal des Hotels Weigold gefüllt. Nach einleitenden Be=
grüßungsworten
des für den Abend beſtimmten Feſtleiters überbrachte
Herr Bürgermeiſter Daub aus Darmſtadt die Grüße des Hauptaus=
ſchuſſes
des Geſamtodenwaldklubs, dabei auf die idealen Ziele des Oden=
waldklubs
und der deutſchen Wander= und Gebirgsvereine hinweiſend.
In raſcher Folge reihten ſich Konzertvorträge der vorzüglich ſpielenden
Kapelle Heinz Beck, Lieder= und Tanzdarbietungen der Jugendgruppe
aneinander. Den Glanzpunkt des Abends bildete das von Herrn Karl
Bauer geſchaffene Schauſpiel Das Gold des Waldes, welches geſchickt
zur Wandererehrung überleitete und zugleich auf die idealen Ziele des
Wanderns hinwies, dabei jedoch in feiner Weiſe engherzige Anfeindun=
gen
der Wanderſache geiſelnd. Alle Darſteller wurden ihrer Sache
vollauf gerecht. Beſonders zu erwähnen ſind die ebenfalls von Herrn
Bauer einſtudierten Reigen der Kinder ſowie die künſtleriſch hochſtehen=
den
Solotänze von Fräulein Annalene Müller. Die Wandererehrung
von 15 Mitgliedern der Orts= und 16 Mitgliedern der Jugendgruppe
nahm Herr Bürgermeiſter Daub vor. Ein flotter Tanz hielt die Teil=
nehmer
bis zu den frühen Morgenſtunden zuſammen. Alles in allem
ein echtes, von Wanderluſt und Heimatliebe getragenes Feſt. Zu erwäh=
nen
ſind noch die von Herrn Elektromeiſter Bormuth in ſelbſtloſer Weiſe
ausgeführten vorzüglichen Beleuchtungsarbeiten. Küche und Keller des
Herrn Weigold waren glänzend. Sehr vorteilhaft hat ſich auch ſeine
bedeutend vergrößerte und verſchönerte Bühne bewährt.

Zu dem Diebſtahl an dem Auko des Innenminiſters
Leuſchner.
P. Rüfſelsheim, 22. Jan. Den Ermittlungen der Gendarmerie in
Rüſſelsheim und der Heſſiſchen Landeskriminalpolizei in Darmſtadt iſt
es am Dienstag in früher Morgenſtunde gelungen, durch eine bei dem
wegen Diebſtahls, und Hehlerei vorbeſtraften 34jährigen Kriegsinvaliden
Wilhelm Heß in Flörsheim vorgenommene Wohnungsdurchſuchung
die am Samstag abend vor dem Volkshauſe in Rüſſelsheim aus dem
heſſiſchen Regierungsauto geſtohlenen Mäntel des heſſiſchen Innenmini=
ſters
Leuſchner und ſeines Begleiters, eines Oberregierungsrats, aufzu=
finden
. Heß erklärte, er habe die Mäntel am Sonntag vormittag von
zwei ihm unbekannten jungen Burſchen aus Rüſſelsheim gekauft.. Die
Angaben ſind der Polizei jedoch mit Rückſicht auf die Perſönlichkeit des
Heß unglaubwürdig. Heß wurde feſtgenommen und dem Heſſiſchen
Amtsgericht Groß=Gerau vorgeführt. Man hofft, durch dieſe eingeleitete
Unterſuchung auch die Diebe ermitteln zu können, die während der
letzten Woche und am verfloſſenen Montag in einer Reihe von Fällen
aus Perſonenautos, die führerlos auf der Straße ſtanden, Ledermäntel,
Brieftaſchen, Handtaſchen, Aktenmappen mit Geſchäfts= und Ausweis=
papieren
uſw. entwendeten. Außerdem wurden innerhalb weniger Tage
hier in einer im Felde ſtehenden Schutzhütte und am Sonntag nach=
mittag
in verſchloſſenen Lagerräumen innerhalb des Gebietes der
Feſtungswerke in verwegener Weiſe Einbruchsdiebſtähle zur Ausfüh=
rung
gebracht. In der Feſtung wurden Arbeitsgeräte, Karbidlampen
und andere Gegenſtände gefunden. Bezüglich aller dieſer Diebſtähle
weiſen die polizeilichen Ermittlungen ſowohl bezüglich der Täterſchaft
als auch der Hehlerei nach dem benachbarten Flörsheim hin. Vor
einigen Tagen wurde hier in Rüſſelsheim ein 18jähriger Burſche aus
Flörsheim am hellen Tage beim Lebensmitteldiebſtahl im Großen er=
wiſcht
und feſtgenommen.

Die weltberühmten Pfarver
RNEIPP-PILLEN
zuverlässg zur Blutreinigung und
Stuhlgang-Regelung
Rh um, Sapo ſe 2, Cal. 3, Junp. 1. Aloe 4.
In allen Apotheten Mk. 1.
Knei p=Kur=Wegweiſer
koffenfrei durch Kneipp=Haus=Centrale Würzburg.

Cc. Seeheim, 22. Jan. Sebaſtiansmarkt. Seit vielen Jahr=
hunderten
wird hier am erſten Dienstag nach dem 20. Januar der Se=
baſtianstag
als örtlicher Feiertag gehalten. Während in der katholiſchen
Zeit Seeheims an dieſem Tage Gottesdienſt zum Gedächtnis des Mär=
tyrers
, der 288 nackend, an einen Baum gebunden, von 1000 Pfeilen
durchbohrt worden ſein ſoll ein ſchönes altes Fenſter in der Sakriſtei
erinnert noch heute an dies Geſchehnis , gehalten wurde, iſt er längſt
zu einem rein weltlichen Feſttage geworden. Selbſt das ſcheint allmäh=
lich
aufzuhören. Die Schule, die noch vor 20 Jahren zum Bäſtelches
Markt frei gab, hat nur noch geſchichtliches Intereſſe an ihm. Dieſes
Jahr waren zum erſtenmal nicht einmal Krambuden am Rathausplatz.
Nur am Abend fand in zwei Sälen, dem Hotel Hufnagel und im =
wen
Tanzbeluſtigung ſtatt.
j. Von der Bergſtraße, 22. Jan. In den beiden Kreiſen Heppen=
heim
und Weinheim zuſammengefaßt im Arbeitsamtsbezirk Wein=
heim
erhöhte ſich die Zahl der Arbeitſuchenden und Unter=
ſtützungsempfänger
auf 3211 (2798 männliche und 413 weibliche). Gegen
die Vorwoche iſt dies eine Zunahme von 10 Prozent. Auf 1000 Ein=
wohner
entfallen 40 Arbeitsloſe.
D. Jägersburg, 21. Jan. Holzverſteigerung. Am kommen=
den
Donnerstag früh findet hier wieder eine Holzverſteigerung ſtatt.
Es werden verſteigert: Scheiter: 195 Rm. 1. Kl. Buche; 104 Rm.
Hainbuche; 243 Rm. 1. Kl. Eiche; 18 Rm. Eſche; 3 Rm. Ulme; 1 Rm.
Linde. Knüppelholz: 51 Rm. Buche; 52 Rm. Hainbuche; 75 Rm.
Eiche; 9 Rm. Eſche; 2 Rm. Obſtbaum; 7 Rm. Ulme; 3 Rm. Linde; 13
Rm. Kiefer. Reiſerholz: 114 Rm. 1. Kl. Buche; 33 Rm. Eiche;
850 Wellen Kiefer=Reiſerholz. Stockholz. 94 Rm. Buche; 3 Rm.
Eiche. Nähere Auskunft erteilt Förſter Gujot, Groß=Hauſen. Die
am 2. Januar 1930 angeordnete Sperrung der Holzabfuhr aus den
Staatswaldungen des Forſtamtes Jägersburg wird hiermit aufgehoben.
Die Holzabfuhr, kann ſofort beginnen. Die Forſtverwaltung übernimmt
ab 21. Januar keine Garantie mehr für das bereits verkaufte und über=
wieſene
Holz
Gernsheim, 22. Jan. Wafſerſtand des Rheins am
21. Januar +0,16 Meter, am 22. Januar 0,00 Meter.
Hirſchhorn, 22. Jan. Waſſerſtand des Neckars am
21. Januar 1,15 Meter, am 22. Januar 1,10 Meter.

Ck. Groß=Gerau, 21. Jan. Gemeinderatsſitzung. Der
neugewählte Gemeinderat tritt am Dienstag, den 28. Januar, zu ſeiner
erſten Sitzung zuſammen. In dieſer Sitzung wird Bürgermeiſter Dr.
Lüdecke einen Vortrag über die letzten und nächſten kommunalpolitiſchen
Aufgaben der Kreisſtadt halten. Holzverſteigerung. Das
Heſſiſche Forſtamt Groß=Gerau läßt am Samstag, den 25. Januar ds.
Js., vormittags 9 Uhr, im Gaſthaus Zum Adler in Groß=Gerau Nutz=
knüppel
, Knüppelreiſig und Stöcke aus dem Oberwald verſteigern.
Außerdem gelangt Eichenſchnittholz zu Verſteigerung, das zum Teil für
Küferholz geeignet iſt. Mit ſchwarzem Kreuz geſchlagene Nummern wer=
den
nicht verſteigert. Generalverſammlungen. Die
Freiwillige Sanitäts=Kolonne Groß=Gerau hält am Mittwoch, den
29. Januar, im Gaſthaus Zum Jägerhof bei Jakob Graf ihre dies=
jährige
Generalverſammlung ab. Die Generalverſammlung der Frei=
willigen
Feuerwehr Groß=Gerau iſt am Sonntag, den 26. Januar in
der Schmittſtube Bahnhofſtraße. Konzert. Der Evangeliſche
Kirchengeſangverein Groß=Gerau veranſtaltete am Sonntag abend in
der Turnhalle ein wohlgelungenes Konzert. Zum Vortrag gelangten
Volkslieder von Silcher ſowie Volksweiſen, Duette, Sopranſoli und In=
ſtrumentalmuſik
. Den Höhevunkt des Abends bildete das aufgefü rte
Singſpiel Das Roſel vom Schwarzwald,
By. Langen, 22. Jan. Standesamtliches. Im letzten Vier=
teljahr
ſind auf dem hieſigen Standesamt 25 Geburten, 24 Eheſchließun=
gen
und 21 Sterbefälle verzeichnet worden. Schulvorſtand.
Nach Neuwahl des Schulvorſtandes ſetzt er ſich zuſammen aus Bürger=
meiſter
Zimmer, den Gemeinderäten Heil und Jäckel und Frau
Werner, aus der Einwohnerſchaft beſtimmt die Herren K. Schlapp, Ph.
Wiederhold, Joh. Wittich und aus den Lehrern Herren Schuchmann,
Adrian und Mann.

Geſchäftliches.

Einen Damen=Vortrag mit prakt. Vorführung
hält Frau Agnes Krägeloh aus Köln am Donnerstag, den
B. Januar, abends 8 bis 10 Uhr, im Fürſtenſaal, Grafen=
traße
1820. F.au Krägeloh ſpricht über das Thema: Die Wechſel=
jahre
, ihre Beſchwerden, ihre Verhütung; Die Frau von 40 Jahren;
was die rife Frau von den Wechſeljahren wiſſen muß: Die B deu ung
der Blutungen: Das Weſen des Krebſes: Die Urſachen ſo vieler
Frauenleiden: Die Hygiene der jungen Frau; Schönheit, Liebe, Ehe=
glück
und ihre Erhaltung uſw. Näheles ſiehe Inſevat.

Rundfunf-Brogramme.
Frankfurt a. M.
Donnerstag, 23. Jan. 12.30: Schallplatten. O 15.15: Jugend=
ſtunde
. O 16: Stuttgart: Konzert. Funkorch. Weber: Ouv. zu
Oberon Mendelsſohn: Kriegsmarſch aus Athalia‟ Beet=
lo
en: Ah perfido. Haydn: Serenade. Rob Kahn: Drei
Lieder. Puccini: Fantaſie aus Madame Butterfly Nie=
mann
: Gartenmuſik für Klavierſolo. Grieg: Aus Peer Gynt.
Grieg: Hochzeit auf Troldhaugen. o 18.05: Dr. Beniamin:
Pariſer Köpte 18.35: Dr. med. Martin: Das Vollsbad der
europäiſchen Völker von ſeinen Anfängen bis zur Gegenwart O 19.05:
Franzöſiſch. O 19.30: Stuttgart: Blasmuſik. Kapelle der Nach=
richtenabteilung
. O 20.15: Der gerettete Alkibiades Stück in drei
Tei . von Georg Kaiſer. O 22: Konzert des Funkorch. Händel:
Marſch aus Judas Makkabäus. Mozart: Marſch in C=dur;
Kontretan Die Türkenſchlacht. Bach: Marſch. Beethoven:
Triumpfmarſch aus Tarveia. Zwei altengliſche Short Troovs.
Zw= ältpreußiſche Märſche. Walzer. Meyerbeer: Fackel=
tanz
Nr. 1. Beethoven: Türkiſcher Marſch. Berlioz: Un=
gariſcher
Marſch. O 23.20: Tanzmuſik. Kapelle Pinkus Langer,
Königswuſterbauſen.
Deutſche Welle. Donnerstag, 23. Jan. 9: Dr. Noelle: Ber=
line
: Aquarium. O 9.30: Oberſchleſiſche Heimat. Kleiner Chor
des Marienlnzeums. O 10.35: Mitteil. des Verb. der Preuß.
Landgemeinden o 14.30: Jugendſtunde. 15: Oberreg.= und
Schulrat Hylla: Die Einzelſchrift in der preußiſchen Volksſchule.
O 15.45: R Scharnte: Die Frau als Komponiſtin. o 16:
Dr. Kramer: Verſammlungsſtörungen, ihre Beſeitigung und Ahn=
dung
. 16.30: Berlin: Konzert. 17.30: Gregor Jarcho lieſt
aus eigenen Werken. O 18: Dr. Arndt: Schätze des Meeres.
O 18.30: Spaniſch für Fortgeſchr. O 18.55: Geh. Rat Dr. Burck=
hardt
: Was muß der Landwirt vom Schlachtviehabſatz wiſſen?
19.20: Ob.=Reg.=Rat Wulff: Unternehmung und Steuer. O 20:

Verband Deutſcher Erzähler: Leonhard Frank und Lily Hohen=
ſtein
leſen aus eigenen Werken. O 20.45: Militärionzert des Muſik=
korps
der Kommandantur Berlin. Teike: In Treue feſt. Bizet:
Fantaſi aus Carmen Loewe: Die Uhr. Waldteufel:
Goldregen. Offenbach: Ouv. zu Orpheus in der Unterwelt.
Hiſtoriſche Märſche, Potvourri. Herzer: Hoch Heidecksburg.
2... .I.: Zeit. Wetter. O 22.30: Tanz=Unterricht. O Danach:
Tanzmuſik.

B
W
A
Ruf 754
Darmstädter
Bewachungs-Gesellschaft
m. b. H.
1569
Heinrichstraße 62.

Orthopädiſche
Schuhe
für Beinverkürzung.
Klump= u. Spitzfüß
uſw., Reparaturei
A. KiteI
Kiesſtraße 1 3.

In meinem i. Oden
wald ſehr ſchön ge=
leg
. Hauſe find. 1-2
Dauermieter (Herr
od. Dame, ev. Ehe=
paar
) freundl. Auf=
nahme
b. gut. Ver=
pflegung
. Kumpf,
Reibach b. Groß=
(1568
Umſtadt.

2 große Zimmer,
Balkon u. Küchen=
benutz
. i. gt. Hauſe,
hint. Kiesſtraße, an
kinderloſes Ehepaar
baldigſt zu verm.
Ang. u. N. 58 Gſch.

Stiftſtr. 23, II, gr.
leeres Zim. zii vm

Zu vermiet. z. 1.
3 Zim. Wohng.
in Traiſa mit all.
Zubehör, beſchlag=
nahmefrei
, Fried.=
Miete 40 Mk. An=
gebote
unter N. 61
an die Geſchäftsſt.*

Werkſtatt
mit Kraftanſchluß
ſofort zu vermiet
Stützenſtraße 8.

Unterſtellraum für
Motorrad zu vermiet.
Liebfrauenſtr. 75.

2 ſchöne Zimm.
beſchl.=frei. el. Licht.
an ruh. Mieter ev.
mit Küchenbenutzg
abzugeben. Zuſchr
unt. N. 46 Geſchſt.

Schöne helle

Kraufie

ca. 260 qm groß
mit Nebenräumen im 2. Stock in beſter
Geſchäuslage mit Zentralheizung und
Warenaufzug zu vermieten. Anfragen
unt. N 43 an Geſchäftsſtelle d. Bl. (1562b
Wohnungstausch
Ich ſuche für bald oder ſpäter in günſtiger
Wohn= und Sonnenlage
neuzeitliche 5 oder 6 Zimmerwohnung
und biete da egen ebenf. neuzeitl, ſchöne
und geräumige, in tadelloſ. Zuſtand be
findl 4 Zimmerw nebſt Mädchenzimmer
m Morgen= und A endſonne.
Intereſſenten bitte ich um Bekanntgabe
d. Adr u. N80 an die Geſchäftsſtelle.

N.=Ramſtädterſtr 36, III.,
ſch. Zim. m 2 Bett ab
1. Febr. zu verm

beinrichſtr. 48, pt..
gr., gut möbl Zim=
mer
, el. Licht, ſep.
Eing., zu vermiet. (*

Vornehm möblierte
Zimmer
ſof beziehb Hügel=
ſtr
. 15 Laden. Tag=
lich
ab 1119 Uhr
(317a)

Dreibrunnenſtr. 3,III
möbl. 3. zu vm. (*il

Ludwigſtr. 20, II.
möbl. Zimmer mit
Penſion ſofort zu
vermieten. (911a
Wendelſtadtſtr. 26,II
ſch. möbl.. Z m. el.
Licht zu verm. (*d.

Liebigſtr. 8, II., gut
möbl. Zim. z. vm.

Friedrichſtr. 18. pt.
groß., hübſch., möbl.
Zim., el. Licht. gute
Heiz.. Schreibtiſch.
1. 2 zu verm. (*
Möbl. Wohn= und
Schlafzimmer mit
Küchenbenutz. z. vm
Näh. Geſchſt. (*dsi

Aüble

dank seiner unübertroffenen
Güte und Preiswürdigkeit die
bevorzugte Marke des an
spruchsvollen käufers sein.

EEPEM

OE

Mielewerke AG.
Gütersloh/Westfalen
Über 2000 Angestellte und Arbeiter. 4

Büte Aud asstehtangsr adat Bar brstadt
gegenüber dem Hauptbahnho
(V.1513)

Für ſolid., gewinn=
bringd
. Unternehm.
Mk. 3000.
geſucht. Hyp. Sicher=
ſtell
., g. Zinſ. u. hohe
Gewinnant. zugeſ.
Gefl. Eilangeb. unt.
N. 75 Geſch. (1571b

Heinrichſtr. 63, pt.
gut möbl. Wohn= u.
Schlafz. mit 1 od. 2
Betten zu vm. (*ds

Sehr gut möblierte
großes Zimmer
mit Zentralheiz. per
15. Febr. an ſoliden
Herrn zu vm. An=
zuſehen
v. 24 Uhr
Rheinſtraße 46, I.

Heinheimerſtr. 63, II.
heizbar. möbl. Zim.,
eI. Licht, ſep. Ein=
gang
, in gut. Hauſe
an berufstät. Herri
od. Dame zu vm. (*

Pankratiusſtraße 33
(Kunz) möbl. Zim.
zu vermieten.
Aliceſtraße 27, II.
eleg. möbl. Herren=
u
. Schlafzim. m. el.
Licht, gut heizbar
in beſter Lage, an
ſol. ruh. Herrn od
kinderloſ. Ehepaar,
evtl. mit Küchenbe=
nutzung
od. teilweiſe
möbl., ſof. zu vm.
Martinſtr. 66½, I.
gut möbl. Zim. m.
el. Licht u. Balkon
zu vermieten.
Waldſtr. 16, pt. gut
möbl. Zim. z. vm.*

200 Mark
gegen hohe Vergüt
auf einige Monate
v. ob. Beamten zu
leihen geſ. Sicherh.
vorhanden. Ang. u.
N. 60 Geſchäftsſt. (*

Darlehen
an Beamte, Finan=
zierung
u. Hypoth.,
Vertretung
Müh ſtraße 54, pt.

Geſchäftskapital
geg. hyp. Sicherheit
zu vergeben. Zuſchr.
u. N. 53 Geſchſt. (*

Mk. 3000.
geg. 3fache Sicherk
1. Bürgſchaft (evtl.
1. Hypothek) ſowie
hohe Zinſ. alsbald
geſucht.
Angeb. unter N. 70
a. d. Geſchäftsſt. (

Jg. Ehepaar ſucht
1. 3. 30 oder ſpäter
1-2 Zim.=Wohng.
mit Küche,
beſchlagnahmefrei.
Miete wird viertel=
jährl
. vorausbezahlt
Ang. u. N 72 Gſchſt.

Aelteres kinderloſes
Ehepaar ſucht eine
neuzeitliche
34 3.-Wohng.
mit Bad
im Zentrum. Ang
. N. 55 Gſchſt. (1553

Einf. möbl. ſchönes
Manſ.=Zim. v. ält.
Frl. geſucht. Ang.
u. N. 86 Geſchſt.

Erstste llige
Aufwertungs-Hypotheken
auf Darmſtadt zu kaufen geſucht. Angeb. an
B. Baer
Immobilienbüro Landwehrſtraße 18

oe ähte.&

Pianos zu vermieten
A. W. Zimmermann
Grafenstraße 21, nächst der Rheinstraße

31:

repariert (1241a

Nähmaſchinen bewährt. Fachmann
Otto Urschel, Schulſtraße 11, Tel. 4237

Wir ſuchen in

Darmſtadt
Wittmann=bzw. Hermannſtr.

einen

aden
zu mieten.
Angebote unter N 23 an die
Geſchäftsſtelle dieſes Blattes.

Junges Ehepaar m.
Kind ſucht möblier=
tes
Zim. mit Küch.=
Benutzung. Angeb.
unter N. 56 an die
Geſchäftsſtelle.

Junges Ehepaar m.
1 Kind ſucht ſofort
1 leeres Zimm. mit
Küche, wenn auch
Nanſarde. Angeb.
m. Preis unt. N. 62
an die Geſchäftsſt.

Von ält Frau geſ.
einf. möbl. Zim. m.
Ofen, part. od. 1. St.,
ſtellt Wäſche. Zuſchr.
unt. N. 59 Geſchſt.

2 evtl. 1 gut möbl.
Zimmer mit ſepar,
Eing. v. gutſituiert.
jüngeren Herrn ge=
ſucht
. Ang. u. N. 57
an d. Geſchſt. (*ds

Imstituf St. Hariä
Darmstadt
Waldstraße 31
Lyze um mit Grundschulklassen
Frauen- (Haushaltiings-) Schule
Näh- und Fortbildungsschule
Kindergarten / Töchterheim
Die Oberin.
Auskuntt jederzeit

[ ][  ][ ]

Seite 8

Donnerstag, den 23. Januar 1930

Nummer 23

Reich und Ausland.
Neue Poſtverbindung ParisFrankfurt a. M.
Frankfurt a. M. Seit kurzem beſteht eine
neue Poſto rbindung ParisFrankfurt über den
Zug D. 137 SaarbrückenFrankfurt a. M. Die
Briefe gehen um 21.55 Uhr von Paris ab, und tref=
fen
am nächſten Vormittag ſchon um 10 Uhr in
Frankfurt a. M. ein,

Die Ehefrau aus Eiferſucht erſchoſſen.
Wiesbaden. Der aus Oberhauſen ſtam=
mende
Bergmann Jakob Senft erſchoß am Mittwoch
mittag in Wiesbaden ſeine Ehefrau. Die Frau ſtarb
auf dem Transport ins Krankenhaus. Paſſanten
hinderten den Täter an der Flucht und übergaben
ihn der Polizei. Das Motiv zur Tat iſt Eiferſucht..
Eine beachtenswerte Erfindung?
Düren. Der Dürener Monteur Franz Felder
hat einem Kreis von geladenen Intcreſſenten und
der Preſſe eine zum Patent angemeldete eigene Er=
findung
vorgeführt, die weitgehende Beachtung ver=
dient
. Es handelt ſich um einen Bauſtoff, der
die Tragfähigkeit der Schiffe bedeutend erhöhen
und ſie faſt unverſenkbar machen ſoll. Bei der
Vorführung wurde ein 90 mal 27 Zentimeter großes
Schiffsmodell gezeigt, das eine Laſt von 120 Pfd.
trägt und unter Waſſer geſenkt ſich ſtets wieder an
die Oberfläche hob. Während ein Holzwürfell mit
einem Inhalt von einem Kubikmeter unter der Laſt
von Metallplatten im Gewicht von einem Kilogramm
ſofort verſank, hielt der aus dem Erfindungsſtoff
hergeſtellte Würfel die gleiche Laſt ſicher über Waſ=
ſer
. Wenn der Erfinder Geldgeber für den Bau
eines mit dem neuen Bauſtoff umkleideten Motor=
ſchiffes
findet, ſoll die Erfindung im großen praktiſch
erprobt werden.

Pferde raſen in einen Eilzug.
Siegen. Am Bahnübergang in Weidenau
reignete ſich ein eigenartiger Unglücksfall. Ein
Laſtfuhrwerk der Firma Schmidt und Melmer hielt
vor der geſchloſſenen Schranke, als der Eilzug nach
Hagen heranbrauſte. Die Pfirde ſcheuten und gingen
durch. Sie hoben die Schranke hoch, die dabei ſelt=
famerweiſe
unbeſchädigt blieb und raſten in den fah=
renden
Zug hinein. Das eine der Tiere wurde ſo=
fort
getötet, während das andere wegen ſeiner
ſchweren Verletzungen erſchoſſen werden mußte. Der
Kutſcher des Wagens mußte mit ſchweren, aber nicht
lebensgefährlichen Verletzungen dem Krankenhaus
zugeführt werden.
Drei tödliche Typhusfälle in Berlin.
Berlin. Den Geſundheitsbehörden Berlins
ſind in den letzten Tagen zahlreiche Typhusfälle ge=
meldet
worden, außerdem noch eine ganze Reihe von
Erkrankungen, bei denen Typhusverdacht beſteht. In
20 Krankheitsfällen iſt einwandfrei Typhus feſtge=
ſtellt
worden, drei davon ſind bereits tödlich ver=
laufen
. Das ſtarke Awwachſen der Typhuserkran=
kungen
hat die Geſundheitspolizei zu energiſchen
Abwehrmaßnahmen veranlaßt.

Das Urteil im Prozeß Lindemann.
In dem aufſehenerregenden Prozeß wegen der
Kurstreibereien mit den Aktien der Branden=
burgiſchen
Holzinduſtrie A.=G., der ſeit längerer
Zeit eine Sonderabteilung des Schöffengerichts
Berlin=Mitte beſchäftigt hatte, wurde geſtern
mittag von Amtsgerichtsrat Keßner das Urteil
verkündet. Es wurden verurteilt wegen Betru=
ges
und Kurstreiberei ſowie Vergehens gegen
das Handelsgeſetz Kommerzienrat Karl Linde=
mann
zu zwei Jahren drei Monaten Gefängnis,
14 000 Mark Geldſtrafe und drei Jahren Ehr=
verluſt
. Otto Lindemann zu einem Jahr Gefäng=
nis
und 6000 Mark Geldſtrafe, Guſtav Linde=
mann
zu einem Jahr ſechs Monaten Gefängnis
und 7000 Mark Geldſtrafe der Kaufmann Witz
wegen Vergehens gegen das Handelsgeſetz zu
1000 Mark Geldſtrafe. Der Angeklagte Froſt
wurde freigeſprochen.

Der Dinkelſcherbener Eiſenbahnprozeß.
Augsburg. Am geſtrigen Verhandlungstage
im Dinkelſcherbener Eiſenbahnprozeß wurde in die
Vernehmung der Zeugen eingetreten. Der Lokomo=
tipführer
Himmelshof bekundete, daß er mit der zu=
läſſigen
Geſchwindigkeit von 75 Kilometer durch Din=
kelſcherben
gefahren ſei. Als er die Ablenkung der
Weiche fah, habe er ſofort die Notbremſe gezogen,
doch habe er den Zuſammenprall nicht mehr verhin=
dern
können. Daß der Hauptangeklagte Hübler Wink=
zeichen
gab, habe er nicht geſehen. Der Werkführer
Ebersberger erklärte, er habe beide Schlitze an der
Verriegelungsſtelle um eine Kleinigkeit weiter ausge=
feilt
. Nach dem 5. Juli habe er an dem Stellwerk
nichts mehr zu tun gehabt. Als er am 9. Auguſt wie=
der
hingekommen ſei, habe er feſtgeſtellt, daß der
Schlitz weſentlich weiter ausgefeilt war und zwar
ſehr ſchlecht. Sein Mitarbeiter, Werkführer Rauſchert,
ſagte aus, daß er bei dem Einbau der Hebelſperre
mitgeholfen habe. Er habe an der Verſchlußwelle
nach der Reparatur vom 5. Juli nicht mehr gefeilt.
Daß bei der vorgenommenen Reparatur auch an der
Verſchlußwelle gefeilt worden war, meldete weder er
noch Ebersberger den Vorgeſitzten.

Photomakonkänig Hafry vor Gerichk.

Clarence Hatry.

einſt als Inhaber des engliſchen Photomat=
konzerns
vielfacher Pfund=Millionär, ſteht nr
nach dem Zuſammenbruch ſeiner Unternehmung
im letzten Herbſt wegen ſchwerer Konkur
vergehen vor den Londouer Richtern.

Eröffnung der Wanderausſkellung Deutſcher Lebenswille‟

Mit einer ſchlichten Feier wurde in Berlin ſo=
eben
eine Wanderſchau der Reichszentrale für Hei=
matdienſt
eröffnet. Neuartig an dieſer Ausſtellung
iſt die Methode, mit der ſtaatsbürgerliche Erkennt=
niſſe
vermittelt werden. An evwa 60 großen Tafeln
und Modellen wird gezeigt, wie aus dem Chaos der
erſten Nachkriegsjahre der allmähliche Aufſtieg er=
folgte
, wie auf politiſchem, wirtſchaftlichem und ſo=
zialem
Gebiet das deutſche Volk ſchrittweiſe den Weg
wieder aufwärts fand. Dieſer Ausſtellung hat ſich
die Berliner Kommunalberwaltung im Intereſſe der
Sache angenommen und ihr die Ausſtellungsräume
zur Verfügung geſtellt.
Nach Begrüßungsworten des Leiters der Reichs=
zentrale
für Heimatdienſt, Miniſterialrat Dr. Strahl,
übermittelte der Miniſterialdirektor Dr. Menzel als
Vertreter des verhinderten Reichsminiſters Severing
Grüße und Wünſche der Reichsregierung. In ſeiner
Rede behandelte er Weſen und Aufgaben der Wan=
derſchau
. Die Ausſtellung bedeutet, ſo führte er
aus, einen erſten Verſuch, die ſozialpolitiſche, wirt=
ſchaftliche
und kulturelle Entwicklung Deutſchlands in
zehn Nachkriegsjahren in einem einheitlichen Rahmen
plaſtiſch und einprägſam darzuſtellen. Bildtafeln,
Zeichnungen und Beleuchtungsmodelle ſollen von
einem entſcheidend wichtigen, ebenſo arbeits= wie
kampfreichen Jahrzehnt deutſcher Geſchichte berich=
ten
, ſollen, insbeſondere der Jugend, zeigen, was
ein elementarer und ungebrochener Lebenswille zu
leiſten vermag. Der Rede des Vertreters der Reichs=

regierung folgten warmherzige Ausführungen des
Bürgermeiſters Dr. Herz, vom Bezirksamt Kreuz=
berg
. Er betonte den Wert der Ausſtellung für die
Verbreitung ſtaatsbürgerlicher Erkenmtniſſe und
wahren Verſtändniſſes im Volke für die brennen=
den
Gegenwartsprobleme Deutſchlands. Eine Füh=
rung
durch die Ausſtellung, eine knappe Erläuterung
ihrer Wandtafeln, Beleuchtungsmodelle und Licht=
bilder
beſchloß die Eröffnungsfeier.
So iſt alſo die Ausſtellung Deutſcher Lebens=
wille
, die ſich als wichtiges Glied in den Rahmen
der geſamten Aufklärungsarbeit der Reichszentrale
für Heimatdienſt einfügt, und eine neuartige Ergän=
zung
ihrer pußliziſtiſchen und redneriſchen Tätigkeit
bedeutet, der Oeffentlichkeit übergeben worden. Kein
beſſerer Zeitpunkt konnte gewählt werden. In einer
Epoche, in der der harte Druck einer ſchweren Wirt=
ſchaftskriſe
auf allen deutſchen Erwerbsſtänden laſtet
und Verzagtheit und Mißtrauen vielerorts empor=
wuchern
, in der hartnäckig um die Neuregelung der
Reparationsfrage gekämpft wird in einer ſolchen
Zeit beginnt die Wanderſchau der Reichszentrale für
Heimatdienſt ihren Weg durch Deutſchland anzutre=
ten
. Für den Gedanken der Volksgemeinſchaft ſoll ſie
wirken und werben, ſoll anſchaulich und beweiskräf=
tig
dartun, was in zehnjähriger Arbeit in der deut=
ſchen
Republik allen Widerſtänden zum Trotz geleiſtet
wurde, ſoll den Willen zu weiterem Aufſtieg und
zur Vollendung des Werkes wecken und fördern
helfen.

Die Schönſten im ganzen Land.

Miß Hungaria 1930: Frl. Maria Papſt. Miß Germany 1930: Frl. Dorrit Nitykowſky.
Die beiden neugewählten Schönheitsköniginnen werden ihr Land bei der Welt=Schönheitskonkurrenz
in Rio de Janeiro vertreten.

Revolke auf einem franzöſiſchen Skri
Impfer.

Bagnoſträflinge werden zum Transportſchiff La Martiniere gebracht.
An Bord des Dampfers La Martiniere der regelmäßig die franzöſiſchen Sträflinge nach den
Bagnos auf Cayenne und der Teufelsinſel transportiert, brach eine Revolte aus, die gefährlichen
Umfang annahm. Erſt durch eine Dampfſpritze konnten die Aufrührer, die ſchon mehrere Aufſeher
entwaffnet hatten, überwältigt werden.

Frau Neumann von einem Schlaganfall
getroffen.
Breslau. Die in der hieſigen Heilanſtalt für
Nervenkranke zur Beobachtung ihres Geiſteszuſtands
untergebrachte Frau Neumann, die ſich bekannrlich
unter dem Verdacht des Mordes bzw. der Mittäter=
ſchaft
an dem Mord des Prof. Roſen in Unter=
ſüchungshaft
befindet, hat einen Schlaganfall erlit=
ten
. Ihr Zuſtand iſt beſorgniserregend.
Im Schneeſturm umgekommen.
Bozen. Im Schmalſertal wollte der in Mün=
chen
gborene, in Bozen wohnhafte Italiener Bruſa
mit einer jungen Fleundin über die Schneeberge von
Similaun heimlich nach Oeſterreich auswandern. Das
Paar geriet aber in einen Schneeſturm. Infolge
Ueberanſtrengung brach die junge Frau zuſammen
und erfror. Der Mann konnte mit erfrorenen Glied=
maßen
das Tal erreichen
Einſtellung der Schifjahrt auf dem Comer=See.
Mailand. Auf dim Comer See ſind nach
einem Temperaturſturz mit ſcharfer Kälte zugleich
dichte Nebel aufgetreten, ſo daß die Schiffahrt ein=
geſtellt
werden mußt

Grubenunglück im Saargebiet.
Ein Toter, zwei Schwerverletzte.
Saarbrücken. Auf der Grube Maybach
wurden mehrere Bergleute, die mit Kohlengewinnen
beſchäftigt waren, plötzlich infolge Zubruchgehens
des Stollens verſchüttet. Trotzdem die Bergungs=
atbeiten
ſofort aufgenommen wurden, konnte der
Schlepper Uhrig aus Merchweiler nur noch als Leiche
geborgen werden, während zwei ſeiner Arbeitskame=
raden
mit ſchweren Verletzungen davonkamen.
Das vermißte franzöſiſche Flugzeu gefunden.
Pilot und Paffagiere tot.
Paris. Das ſeit mehreren Tagen vermißte
Verkehrsflugzeug Amiens-Le Havre wurde fünf
Kilometer nördlich von Dieppe auf einer Klippe ent=
deckt
. Der Pilot und die Paſſagiere fanden den Tod.
Feuersbrunſt in der Hauptſtadt von Kreta.
London. Durch eine Feuersbrunſt wurde der
größte Teil der Stadt Canea, der Hauptſtadt von
Kreta, in Schutt und Aſche gelegt. Der Schaden be=
läuft
ſich auf weit über 10 Millionen Franken.

Die Fälichungen der amerika=
Aſcheit Bottde Aoien.
Ein großzügiges Unkernehmen
einer weitverzweigken, gut organiſier=
ken
Fälſchergeſelſchaft.
Berlin. Wie bereits berichtet, iſt es jetzt ge=
lungen
, nachzuweiſen, daß über eine ganze Anzahl
deutſcher Bankgeſchäfte und Großbanken erhebliche
Mengen falſcher Dollars weitergeleitet worden ſind.
Die Berliner Polizci, die mit großem Eifer alle
Spuren verfolgt, ſteht auf dem Standpunkt, daß es
ſich hier um ein ganz großzügiges, wahrſcheinlich
über mehrere Länder verbreitetes Unternehmen han=
delt
, und daß bei der außerordentlich hohen Oualität
der Falſchnoten ſchon ſehr erhebliche Beträge umge=
ſetzt
worden ſind, zum Schaden deutſcher und ame=
rikaniſcher
Unternehmungen und Bankfirmen. So=
weit
ſich bisher die Dinge überſehen laſſen, iſt der
geflüchtete Franz Fiſcher, alias Vogt, nur ein Mit=
glied
einer ſehr großen, ſehr gut organiſierten Fäl=
ſchergeſellſchaft
, die Leute wie Vogt mit dem Abſatz
des Falſchgeldes wahrſcheinlich in ganz Europa be=
ſchäftigte
und deren Zentrale bisher noch nicht feſt=
geſtellt
werden konnte. Allem Anſchein nach iſt das
Papier, das zum Druck der falſchen 100=Dollar=
Scheine benutzt worden iſt, aus Amerika eingeführt
worden, denn die Faſerung und die Waſſerzeichen
ſind ſo ausgezeichnet, daß ſelbſt die Deutſche Bank
und die Danatbank keine Bedenken hatten, die fal=
ſchen
Dollars anzunehmen und weiterzugeben. Auch
der Druck iſt durchweg vorzüglich. Das Falſchgeld=
dezernat
der Berliner Polizei hat feſtgeſtellt, daß das
Fälſcherkonſortium mit mehreren Druckplatten gear=
beitet
und verſchiedene Serien hergeſtellt hat. Eben=
ſo
, wie die Unterſchrift des Schatzſekretärs wechſelte,
wurden auch verſchiedene Seriennummern benutzt,
und zwar hat man ermittelt, daß hauptſächlich unter
der Serienbezeichnung XII, I. und TV D Fälſchungen
hergeſtellt worden ſind. Der geflüchtete Franz Fiſcher,
alias Vogt, dürfte ſich vermutlich erſt ſeit dem Som=
mer
vorigen Jahres in Beulin aufhalten, nachdem
er vorher auf einer Geflügelfarm in Oberöſterreich
gelebt hatte. Fiſcher ſpielte im Herbſt 1929 in Ber=
lin
gern Kavalier. In letzter Zeit näherte er ſich
gern in Kaffees und Hotels Damen, denen gegenüber
er ſich als Architekt bezeichnete. In vielen Fällen
gelang es ihm, infolge ſeines ſicheren Auftretens bei
ſeinen Bekanntſchaften Vertrauen zu erwerben. In
einem Falle ſtellte ihm ſogar eine Dame ihre Ber=
liner
Wohnung während ihrer Abweſenheit zur
Bewachung zur Verfügung. Die Polizei glaubt,
daß ſich Fiſcher als politiſcher Flüchtling ausgibt und
ſich bei Geſinnungsgenoſſen aufhält.
Neue Kältewelle in den Vereinigten Staaten.
New York. Der mittlere Weſten der Verei=
nigten
Staaten wurde erneut von heftigen Schnee=
ſtürmen
heimgeſucht. Das Thermometer iſt ſtark ge=
fallen
. Die Wetterwarten kündigen für New York
in den nächſten 24 Stunden ſtarken Schneefall an.
Abbruch der Byrd=Expedition.
New York. Ein Radioamateur in Salemſtadt,
im Staate Ohio,, der mit der Byrd=Expedition draht=
loſe
Verbindung aufrecht erhält erhielt vormittags
einen Funkſpruch, daß das Polarſchiff City of
New York bei dem Lager der Expedition eingetrof=
fen
ſei. Der Abbruch der Station in Little America
erfolgte in aller Haſt. Die Expedition dürfte ſich be=
reits
nach wenigen Tagen einſchiffen, da das Som=
merende
, alſo das Zufrieren des Roß=Sees, zu be=
fürchten
iſt.
Zuſammenſtoß eines Omnibuſſes mit einem
Eiſenbahnzug. 10 Kinder und der Chauffeur
getötet.
New York. Bei Berea im Staate Ohio
ſtieß ein Perſonenzug bei einem Bahnübergang
mit einem Omnibus zuſammen, der mit Schul=
kindern
beſetzt war. Der Chauffeur und zehn
Schulkinder wurden dabei getötet, während die
übrigen Kinder mit leichten Verletzungen davon=
kamen
.
Um das Bermögen der Tänzerin
Gaby deslys.

Frau Hedwig Napratil mit ihren Rechtsanwälten
Der Streit um die 50=Millionen=Franken= Erb=
ſchaft
Gaby Deslys, das die berühmte Tänzerin
der Stadt Marſeille vermachte, erregt in der
franzöſiſchen Preſſe das größte Aufſehen. Nach
Gaby Deslys Tode meldete ſich ein gewiſſer
Navratil aus Mähren, der behauptete. Gaby ſei
eine durchgebrannte Tochter Hedwig. Dem=
gegenüber
erklärt eine Frau aus Biarritz, daß
ſie Hedwig Navratil ſei und daß ſomit die Ver=
ſtorbene
nicht die Tochter der Navratils geweſen
ſein könne. Ob Frau Navratil nicht etwa
von Marſeiller Rechtsanwälten vorgeſchoben iſt,
um der Stadt die Erbſchaft zu retten, konnten
die Pariſer Gerichte noch nicht entſcheiden.

[ ][  ][ ]

Nummer 23

Aus dei de
Magdeburg und ſein okkoniſcher Dom.
Belagert, doch noch unbeſiegt,
Den ſtolzen Leib von Wall und Schanze
Noch feſt umgürtet und umſchmiegt
Trotzt Magdeburg im Jungfernkranze.
Die Kaiſerlichen woll’n den Platz
Auf Gnad’ und Ungnad’ ſich erzwingen,
Doch drinnen hofft man, daß Entſatz
Die nordiſchen Genoſſen bringen,
Und wehrt ſich tapfer, heldenhaft.
Im Felde liegt zu ſcharfer Acht
Mit aufgeſchlagenen Viſieren
Weit draußen eine Reiterwacht
Von Pappenheimſchen Küraſſieren.
Die Raben fliegen, dunſtig ſchwebt
Es in der Luft, auf Feld und Strom,
Nur dämmernd und verſchleiert hebt
Sich über Magdeburg der Dom.
Da bricht hervor mit einem Mal
Aus dem Gewölk ein Sonnenſtrahl,
Fällt auf die Stadt, ſtreicht nur den Rand,
Den Dom beleuchtend hoch bis oben,
Und ſieh! Vor dunkler Wolkenwand
Steht nun erglänzend und umwoben
Von einem goldig hellen Schein
Der ſtolzen Türme grau Geſtein.
So ſchildert Julius Wolff in ſeinem Reiterliede Die Pappen=
heimer
Magdeburg und ſeinen von Kaiſer Otto dem Grotzen einſt
als Shmbol des Chriſtentums erbauten Dom, der nach ſeinem
Brande im Jahre 1207 neu erſtanden iſt, als Zeugen des häßlichſten
deutſchen dreißigjährigen Bruderkampfes!
Solange es eine deutſche Geſchichte gibt, hat Magdeburg eine
hervorragende Rolle geſpielt. An der Elbe, dem größten Strome
Norddeutſchlands, gelegen, war Magdeburg der Ausgangspunkt der
Rückeroberung des deutſchen Oſtens, als nach Ablauf der ſogenann=
ten
Völkerwanderung deutſche Stämme über Elbe und Oder und
ſpäter auch über die Weichſel in die früher verlaſſenen deutſchen
Gebiete zurückkehrten.
Zum erſten Male wird der Name Magdeburg im Jahre 805
n. Chr. genannt: es hieß damals Magadoburg und wurde von Karl
dem Großen als Handelsplatz beſtimmt, über den hinaus die Wen=
den
und Avaren nicht gehen durften. Die vereinigten Wenden und
Slaven zerſtörten im Jahre 923 und 924 die Stadt faſt vollſtändig,
jedoch ließ die Königin Editha, die Gemahlin Ottos des Großen,
Magadoburg wieder aufbauen und mit Wällen und Mauern um=
geben
. Der deutſche König Heinrich I. unternahm daraufhin im
Jahre 928 ſeinen Heereszug ins Wendenland zu den Hebellern,
deren Hauptſtadt Brennabor das heutige Brandenburg er er=
pberte
. Dies war der Beginn der weltgeſchichtlichen Tat der Rück=
eroberung
des deutſchen Oſtens Heinrichs I., die von ſeinem Sohne
Otto dem Großen fortgeſetzt und ſpäter durch Heinrich den Löwen,
durch die Deutſchordensritter und durch die Deutſche Hanſa, bei der
ſich beſonders die Kaufleute von Lübeck und Magdeburg auszeich=
neten
, ausgewertet wurde.
Magdeburg wurde Lieblingsreſidenz Kaiſer Ottos I., des Gro=
ßen
, der hier im Jahre 937 das Mauritius=Kloſter ſtiftete, das zu
einem Domſtift erweitert wurde. Das Jahr 968 iſt das Geburts=
jahr
des Erzbistums Magdeburg, deſſen Bereich nach Oſten ſchier
unermeßlich weit reichte und zugleich den Rückhalt für die geſamte
Neubeſiedelung des weiten Gebietes der alten deutſchen Lande bis
über die Weichſel hinaus bildete. Leider erhob Ottos des Großen
Enkel, Kaiſer Otto III., im Jahre 1000 Gneſen zum ſelbſtändigen,
von Magdeburg unabhängigen Erzbistum: das Verhängnisvolle
dieſes Schrittes war, daß mit dem Fortfall der Unterordnung der
weiten Oſtgebiete unter das Erzbistum Magdeburg der deutſche
Einfluß verloren ging und Polen ſich zu einem ſelbſtändigen Staate
entwickeln konnte, der dauernd der ſchlimmſte, nun faſt tauſendjäh=
rige
Feind des Deutſchtums im deutſchen Oſten iſt!
In Magdeburg hielt Kaiſer Lothar II. im Jahre 1135 einen
Reichstag ab, auf dem Herzog Erich von Schleswig die däniſche
Krone als deutſches Lehen erhielt. Kaum hatte die Stadt ſich von
einem großen Brande im Jahre 1188 erholt, als der alte ottoniſche
Dom, das Wahrzeichen des Domſtifts, im Jahre 1207 ein Raub der
Flammen wurde. Alsbald begann der Neubau des Domes. Der
Deutſchen Hanſa trat Magdeburg bei und erhielt im 14. Jahrhun=
dert
das Stapelrecht für die Elbſchiffahrt. Freie Reichsſtadt iſt
Magdeburg niemals geweſen, weil es der Stadt nicht gelang, ſich
vollſtändig frei von den Erzbiſchöfen zu machen, wenngleich dieſe
auch meiſt außerhalb, beſonders in Halle, reſidierten.
Der Magdeburger Schöppenſtuhl genoß großes Anſehen, das
Magdeburger Recht hatte, vorwiegend in den Ländern öſtlich der
Elbe, weite Verbreitung und der Magdeburger Morgen iſt ſeit
Jahrhunderten bis zur Gegenwart ein bekanntes Feldmaß, das die
Größe eines Ackers bezeichnet, die an einem Vormittage mit dem
landesüblichen Geſpann gepflügt oder von einem Mann gemäht
werden kann.
Die Reformation fand in Magdeburg Eingang, und da die
Stadt dem Schmalkaldiſchen Bunde beitrat, ſich vom Erzbiſchof los=
ſagte
und ſich ſelbſt dem Kaiſer nicht unterwarf, wurde Magdeburg
in die Reichsacht erklärt und daraufhin Zufluchtsort aller durch die
Religionsverfolgungen vertriebener Glaubensgenoſſen. Erfolgreich
verteidigte ſich die Altſtadt gegen die auf Grund der Reichsacht er=
folgte
Belagerung durch den Kurfürſten Moritz von Sachſen, dem
ſie erſt die Tore öffnete, nachdem er Gnade und Religionsfreiheit
verſprochen hatte.
Blutrot ſteht Magdeburg geſchrieben in der Geſchichte großem
Buch, und ſelbſt der greiſe Feldherr Tilly äußerte nach dem Fall
Magdeburgs nach dem am 10. Mai 1631 erfolgten Sturm ſeiner
und Pappenheims Belagerungstruppen der Liga: Bei Gott, das
habe ich nicht gewollt! In der Tat: das Wüten der verrohten Sol=
dateska
des Dreißigjährigen Krieges erreichte hier einen Höhepunkt
der tapfere Kommandant Oberſt von Falkenberg war im Stra=
ßenkampf
gefallen , aber die Bürgerſchaft rächte ſich dadurch, daß
ſie Brandfackeln, in die Häuſer warf und ſo die Eroberer aus
Magdeburg herausräucherte. Nur der Dom, der ſofort für den
katholiſchen Gottesdienſt neu geweiht wurde, und das Liebfrauen=
kloſter
blieben nebſt einigen Fiſcherhütten vom Feuer verſchont.
Von den ſechsunddreißigtauſend Einwohnern überlebten nur wenige
Tauſend den Fall Magdeburas! Kam König Guſtav Adolf mit ſeinen
Schweden auch zu ſpät, um Magdeburg vor den Kaiferlichen zu ret=
ten
, ſo nahm er im Jahre 1632 Beſitz von der Stadt, die ſchnell
wieder aus ihren Trümmern erſtand, im Jahre 1636 aber durch
Belagerung und Kapitulation in die Hände der Kaiſerlichen fiel.
Im Weſtfäliſchen Frieden wurde Magdeburg mit dem Erz=
ſtift
dem Hauſe Brandenburg zugeſprochen; viele der aus Frank=
reich
vertriebenen Reformierten ließen ſich in Magdeburg nieder.
Aus dem Siebenjährigen Kriege erzählt die Sternſchanze von
der langen Einkerkerung des Freiherrn Friedrich von der Trenck;
68 Pfund ſchwere Ketten wurden ihm nach einem Fluchtverſuch
dauernd angelegt! In der Sternſchanze von Magdeburg ritzte
Trenck mit dem Nagel ſeines Daumens allerlei Bilder in die Becher
die ſogenannten Trenckbecher , ſhrieb in eine ihm von der
Prinzeſſin Amalie, einer Schweſter Friedrichs des Großen, ins
Gefängnis geſchickten Bibel ſeine Lebensgeſchichte mit ſeinem
eigenen Blute, da ihm Tinte berseigert wurde, und berfertigte Ge=
dichte
. Ein Aßenteurer war dieſer Sohn eines preußiſchen Gene=
xals
, dieſer bildſchöne Trenck, den der jugendliche Große König bei

Donnerstag. deu 23. Januar 1930

Seite 9

ſeiner erſten oſtpreußiſchen Inſpektionsreiſe perfönlich für ſeine
Gardedukorps beſtimmte und deſſen Equipierung der König aus
ſeiner Schatulle beſtritt, aber keineswegs! Sein Briefwechſel mit
ſeinem Vetter, dem Pandurenoberſt Freiherrn Franz von der Trenck,
der auch geborener Preuße war, hat den ihm vorgeworfenen Verrat
nicht erwieſen, und die allzu harte Behandlung Trencks durch den
(Hroßen König ſuchten ſeine Nachfolger wieder gutzumachen: Seine
oſtpreußiſchen Güter wurden Trenck zurückgegeben, der Grafentitel
wurde dem jeweiligen Beſitzer derſelben verliehen, und
wenige Jahr vor dem Weltkriege, als die Kaſematten Magdeburgs
darunter auch die Sternſchanze abgetragen wurden, wurden
die Steine der hiſtoriſchen Trenck=Zelle numeriert, in feierlicher
Weiſe ſeinem Nachkommen in dem Beſitz des alten Familienguts
Schakaulacken bei Labiau in Oſtpreußen übergeben und auf Staats=
koſten
dorthin verbracht, um im Trenckſchen Schloſſe auf Schakau=
lacken
wieder aufgemauert zu werden.
Ein ſchwarzer Punkt in der Geſchichte Magdeburgs iſt ſeine
Uebergabe an den franzöſiſchen General Neh durch den Komman=
danten
General von Kleiſt im Jahre 1806. Hart umſtritten bei
den Friedensverhandlungen, mußte Magdeburg im Tilſiter Frie=
den
an Napoleon abgetreten werden; die Stadt wurde dem König=
reich
Weſtfalen zugeteilt, kam aber im Pariſer Frieden wieder an
Preußen zurück.
Im Herzen Deutſchlands liegend, hatte die große Fabrik= und
Handelsſtadt Magdeburg mit ihrer bedeutenden Elbſchiffahrt im
Weltkriege eine ungeheure Bedeutung durch die Herſtellung von
vielem und hochbedeutendem Kriegsmaterial; von den Fabriken
Magdeburgs ſeien hier nur die Rieſenwerke Krupps die ehe=
maligen
Gruſon=Werke in der längſt eingemeindeten Vorſtadt
Buckau und die Chemiſche Fabrik genannt. Oft hörte man den
Namen Magdeburg durch den Magdeburger Fund‟. Durch ihn
ſollen angeblich die Ruſſen beim Untergang des Kreuzers Magde=
burg
im Sommer 1914 in die Lage verſetzt worden ſein, eine ganze
deutſche Zerſtörer=Diviſion zu vernichten, weil in den Armen eines
ertrunkenen Matroſen das Signalbuch nebſt Chiffre, gefunden
worden ſei. Es iſt aber erwieſene Tatſache, daß den Ruſſen nur
das Signalbuch, nicht aber der Chiffre=Schlüſſel oder Signalſchlüſſel
in die Hände gefallen iſt; aber auch der Beſitz dieſes Signalbuches
von 1913 war nicht ein Vorteil für die Ruſſen, denn ſie hatten ſich
ſchon vor Beginn des Weltkrieges ein Exemplar dieſes Signalbuches
zu verſchaffen gewußt.
Zeuge der über elfhundertjährigen reichen Geſchichte Magde=
burgs
iſt ſein uralter, ehrwürdiger Dom. Leider iſt der mächtige,
von Kaiſer Otto dem Großen vom Jahre 936 an erbaute. Dom am
Karfreitag des Jahre 1207 durch eine Feuersbrunſt zerſtört worden.
Durch die neueren Ausgräbungen, nach dem Weltkriege ſind die
Krypta=Grundmauern des ottoniſchen Domes gefunden worden. Dieſe
Ausgrabungen haben den Beweis erbracht, daß ſowohl das Haupt=
chor
als auch die Krypta des erſten Dombaues außerhalb der
jetzigen Domkirche gelegen haben, und daß im Gegenſatz zu der
Mehrzahl aller Dome weſtlich der Elbe in Magdeburg nicht einmal
Teile der Grundmauern des früheren Baues für den neuen Bau
verwendet worden ſind, ſondern daß ſogar die Achſe des neuen
Domes ſchräg zur Achſe des alten ottoniſchen Domes läuft. Die
Umfaſſungsmauer der aufgedeckten Krypta des alten Domes Ottos

des Großen bildet ein Hufeiſen mit fünf Niſchen zur Aufſtellung
von Heiligtümern darunter auch die Gebeine des heiligen Mau=
ritius
, die Otto der Große durch den Kaplan Dodo nach Magdeburg
bringen ließ. Die Reſte des Fußbodens dieſer alten Krypta ſind
Moſaik, das wahrſcheinlich aus Navenna ſtammt: quadratiſche Plätt=
chen
aus weißem Marmor und blaugrauem Schiefer. Dies iſt wohl
das edle Geſtein, das Kaiſer Otto der Große um das Jahr 950 aus
Italien kommen ließ. Auch noch andere Architekturfragmente wur=
den
bei den Ausgrabungen im Schutt gefunden: Pfeilerhälfe, Dach=
geſims
und ein wundervolles antikes römiſch=korinthiſches Kapitell
aus weißem Marmor, das nach Anſicht der Gelehrten aus dem
Jahre 200 n. Chr. ſtammen ſoll.
Auch der Südrand des Atriums und eine an der Weſtſeite des
Atriums errichtete Taufkirche des alten Domes ſind feſtgeſtellt wor=
den
; dieſes Atrium iſt das gleiche, das der elf Jahre ſpäter begon=
nene
Halberſtädter Dom aufweiſt, und es ſtimmt maßſtäblich mit
dem Atrium des Domes von Nobara überein. Dieſe Verbindung
eines Langbaues mit einem Rundbau durch ein Atrium ſtammt
aus der Antike und hat von dem ottoniſchen Dom in Magdeburg
aus den Kirchen des Weſtens des Reiches erwähnt ſeien Eſſen,
Mainz, Metz als Vorbild gedient.
Ein mächtiges Bauwerk gotiſchen Stils mit romaniſchen Bil=
dungen
und von gewaltigen Ausmaßen iſt der Dom zu Magdeburg,
die bedeutendſte Kathedrale des deutſchen Oſtens: Bei einer Länge
ven 120 Metern hat er eine lichte Breite von 32 Metern, die Höhe
des Hauptſchiffes beträgt ebenfalls 32 Meter; die beiden weſtlichen
Haupttürme ſind je 105 Meter hoch. Ungeheuerer Reichtum an
Detail, inſonderheit die wundervollſten Rankenkapitelle, zeichnen
dieſes uralte Denkmal deutſcher Baukunſt aus.
Der Dom zu Aachen iſt der alte Deutſche Königsdom, in dem
die deutſchen Könige gekrönt wurden. Der Ottoniſche Dom zu
Magdeburg iſt der erſte Kaiſerdom. Iſt er auch, durch die Feuers=
brunſt
im Jahre 1207 zerſtört, durch einen Neubau erſetzt worden,
ſo haben doch einige Säulen des alten Lieblingsbaues Ottos des
Großen im Chor des neuen Domes und in der Sepultur der Dom=
herren
wieder Verwendung gefunden. Eine Marmorplatte im
Chor des Domes deckt den Sarg Ottos des Großen und ein ſteiner=
nes
Grabdenkmal ſchmückt die Ruheſtätte ſeiner Gemahlin Editha.
Das Grabmal des im Jahre 1513 geſtorbenen Erzbiſchofs Ernſt,
deſſen Seitenwände die Geſtalten der zwölf Apoſtel ſchmücken, iſt
die Hauptzierde des Doms.
Das Jahr 928 iſt das Geburtsjahr der Wiedergewinnung des
deutſchen Oſtens von Magdeburg aus; genau tauſend Jahre ſpäter,
an einem klaren Oktobertage des Jahres 1928, wurde unſere tiefe
Trauer um das viele Verlorene, was in den tauſend Jahren er=
reicht
worden war, durch eine ſchlichte militäriſche Feier auf dem
Domplatz zu Magdeburg unterbrochen: Während die Türme des
ehrwürdigen Magdeburger Domes hinübergrüßten nach den deut=
ſchen
Kulturdenkmälern im Weſten und Oſten, wurden 73 Fahnen
und Standarten der alten deutſchen Armee des ehemaligen
4. Armeekorps, ſowie die heimatloſen Fahnen und Standarten des
15., 16. und 21. Armeekorps von der Bevölkerung jubelnd begrüßt,
nach einem Parademarſch unter klingendem Spiel in den Remter
des alten Kaiſerdomes gebracht. Dort werden dieſe ruhmreichen
Feldzeichen gehütet zum Gedächtnis an die große Vergangenheit,
als Ehrung der Helden und als eine Mahnung für die kommenden
Geſchlechter!
Der Tag wird kommen, an dem das Signal das Ganze avan=
ieren
durch die deutſchen Lande geblaſen wird: dann werden die
Tore des ottoniſchen Domes zu Magdeburg ſich öffnen und die alten
Fahnen und Standarten werden wieder hoch im Winde wehen‟! Li.

Sport, Spiel und Turnen.

* Kreisliga Südheſſen.
Olympia Worms hält durch: 15 Spiele 30 Punkte!
Die Wormſer verſtanden es, auch auf dem gefürchteten Herrns=
heimer
Platze einen Sieg zu erringen. Sie ſind jetzt noch immer die
einzige Ligamaunſchaft Südheſſens, die nach ſolch zahlreichen Kämpfen
ohne Punktverluſt daſteht. Die üblichen Senſationen blieben natürlich
nicht aus am überraſchendſten kommt der Sieg der Bibliſer und die
Packung, mit der VfL. Lampertheim heimgeſchickt wurde. Hofheim
mußte in Horchheim antreten; die Platzſperre iſt erſt dieſe Woche been=
digt
. Dies ſind die Reſultate:
Normannia Pfiffligheim Olympia Lorſch . . . . 2:1,
Sportverein Hochheim VfL. Lampertheim . . . . 4:0,
Sportverein Horchheim FV. Hofheim . . . 2:1,
Sportverein Herrnsheim Olympia Worms . . . 1:4,
Olympia Lampertheim FV. Biblis .. .. 1:2.
Der Zweitletzte brachte es alſo tatſächlich fertig, dem Tabellenzweiten
durch eine knappe Niederlage die Punkte zu nehmen. Die Lorſcher waren
techniſch beſſer, jedoch nicht eifrig bei der Sache. Pfiffligheim hat auf
Grund des gezeigten Eifers die Punkte verdient. VfL. wurde in Hoch=
heim
böſe hineingelegt. Die Einheimiſchen waren wieder einmal recht
emſig bei der Sache, und ſo kam dieſes eindeutige Reſultat zuſtande.
Die Hofheimer leiſteten in Horchheim energiſchen Widerſtand. Beide
Mannſchaften waren ſich ziemlich gleichwertig. Der eigene Platz und
viel Glück verhalf den Horchheimern zu zwei weiteren Punkten, Olympia
Worms ließ ſich in Herrnsheim nichts vormachen und wurde auch mit
dem ungewohnten Platze fertig. Die Mannſchaft iſt unbedingt die beſte
in unſerem Kreiſe. Die Leute trainieren die meiſten Kreisligaver=
eine
Südheſſens tuen das nicht. Das muß ſich natürlich auswirken.
Olympia Lampertheim konnte nicht einmal ein Unentſchieden gegen die
erſatzgeſchwächten Bibliſer erzwingen. Die Riedleute gingen mächtig
ins Zeug und bewieſen wieder einmal, daß ſie ſchon können wenn ſie
nur wollen. Die Tabelle hat ſich wieder recht erheblich verſchoben. Die
Reihenfolge iſt nun ſo:
Spiele gew. unentſch. verl. Punkte

ten einen ziemlich ausgeglichenen Kampf vor, den der beſſeve Srurm
entſchied. Eine Ueberraſchung kam aus Momart. Der A=Klaſſenbeſte
wird vom Beſten des Bezirks B=Süd glatt abgefertigt. Groß=Bieberau
hat ſein Können erneut unter Beweis geſtellt. Das Zuſammenſpiel
war gut, nur dürfte die erſte Mannſchaft ſich nicht zu laut zurufen,
das ſportliche Bild leidet ſehr darunter. Bei Habitzheim klappte es
nicht im Sturm, er blieb während des ganzen Spiels zerriſſen. Ob=
wohl
Zell zuerſt die Führung übernahm, konnte es dem ſchußkräftigen
Sturm Klein=Umſtadts auf die Dauer nicht widerſtehen und mußte ſich
geſchlagen bekennen. Das Treffen Richen-Klein=Zimmern hätte dem
Spielverlauf nach auf Unentſchieden lauten müſſen, wäre Klein= Zim=
merns
Tormann ein beſſerer Hüter ſeines Heiligtums geweſen. Wald=
Amorbach ſpielt meiſtens überlegen.

Olympia Worms 15 Olympia Lorſch. 14 VfR. Bürſtadt 14 Sportverein Hochhein. 14 16 FV. Biblis VfL. Lampertheim Sportverein Hochheim Olympia Lampertheim 15 Starkenb. Heppenbeim 11 Sportverein Herrnsheim 14 Normannia Pfiffligheim FV. Hofheim.
..

Handball in der Deutſchen Turnerſchaff.

Der 19. Januar 1930 brachte folgende Ergebni
Groß=Umſtadt Turngemeinde Darmſtadt 4
König I Nieder=Ramſtadt 6:0 (abgebr.
König II Michelſtadt II 0 :2,
Hergershauſen Altheim 4: 1,
Momart I Erbach II 3:1,
Habitzheim I Groß=Bieberau I
Habitzheim II Groß=Bieberau II
Richen I Klein=Zimmern 6:3,
Klein=Umſtadt I Zell I 7: 2,
Heubach Waldamorbach 1:4,
Ueber Groß=Umſtadt ITgde. Darmſtadt iſt von anderer Seite
berichtet worden. Das Spiel der Darmſtädter war reichlich hart. Nie
der=Ramſtadt ließ ſich kurz nach dem Wechſel zu einem Spielabbruch
hinreißen, ohne daß ein erſichtlicher Grund vorhanden war. Mir ſcheint,
die Mannſchaft ließe ſich viel zu ſehr von einem Mann beherrſchen und
führen. Michelſtadt II lieferte ein ſehr ſchnelles Treffen, das trotz des
rutſchigen Bodens ſportlich ſchöne Momente zeigte. Bei der Königer
Elf konnte der Tormann gut gefallen. HergershaufenAltheim führ=

Main=Rheingau der Deutſchen Turnerſchaft.
Nachdem der letzte Sonntag auf dem Gebiete des Frauenturnens
in Neu=Iſenburg eine anregend verlaufene Gauübungsſtunde brachte,
die im Zeichen der Vorbereitungsarbeit zum diesjährigen Gau= Frauen=
turnen
in Sprendlingen ſtand, wird der kommende Sonntag (26. Ja=
nuar
) wieder zwei Gauübungsſtunden vorbehalten ſein. In Arheil=
gen
(Turnhalle des Turnvereins) treten vormittags 9 Uhr die Leiter
und Leiterinnen von Kinderabteilungen der Gauvereine, unter Leitung
von Gaufachwart Schneider=Eberſtadt, zur erſten diesjährigen Gau=
übungsſtunde
zuſammen. Wenn die Gauleitung dem Ausbau des Kin=
derturnens
beſondere Pflege angedeihen läßt, ſo iſt dies begrüßenswert,
ſchon dieſerhalb, als aus der heranwachſenden Jugend ſich der Nach=
wuchs
für die Vereine ergeben ſollte und dürfte. Es wäre geradezu die
größte Kurzſichtigkeit der Vereinsführer, wenn ſie nicht dieſerhalb auf
die Ausbildung von Lehrkräften die Sorgfalt legen wollten, denn nur
in den Gauübungsſtunden wird grundlegende Arbeit geleiſtet, welche
dem Kinderturnen und mithin den Vereinen zum Nutzen dient. Zu
dieſer Uebungsſtunde ſieht das Arbeitsprogramm, außer allgemeinem
Lehrſtoff, die Wettübungen zu den Kindertreffen 1930 vor. Der Gau=
üibungsſtunde
reiht ſich eine Tagung der Vereinsleiter an, in der die
Fachausſchußmitglieder für Kinderturnen und außerdem die Feſtorte für
die Kindertreffen beſtimmt werden ſollen. Die Feſtlegung des Arbeits=
planes
für 1930 bildet weiter Gegenſtand der zur Beratung ſtehenden
Tagesordnung. Zu einer mit der wichtigſten Gauübungsſtunde für
1930 wird diejenige des Männerturnens am 26. Januar, vormittags
9 Uhr, in Rüſſelsheim a. M. werden. Die turneriſche Arbeit er=
ſtreckt
ſich hier auf die Feſtſetzung der Wettkampfübungen zum Gau=
Männerturnfeſt in Groß=Gerau (Juli) und dem Turnen der Kreisfeſt=
ibungen
für Hanau 1930. Auch hier erfolgt in einer ſich anſchließen=
den
Tagung die Wahl der Fachwarte auf dem Gebiete des Männer=
turnens
. Der Mittelrheinkreis wartet in den Tagen des 25. und 26.
Januar mit drei Haupttagungen auf, an denen die Gaufachwarte der
23 Gaue des Kreiſes teilnehmen. In Mainz treffen die Gauſport=
warte
, in Traben=Trarbach die Gauſchwimmwarte zu umfang=
reichen
Beſprechungen zuſammen. Die Fechter haben ſich zur Kreis=
tagung
Mainz auserkoren, und gilt dieſe Tagung gleichzeitig der
Ausbildung von Kampfrichtern auf dem Gebiete des Turnerfechtens.
(rpw.

Weiterbericht.

Ausſichten für Donnerstag, den 23. Januar: Fortdauer des neblig= wol=
kigen
, zeitweiſe aufklarenden Wetters, Temperaturen noch wenig
verändert, ſpäter mehr im nördlichen Teil etwas Milderung und
Niederſchlagsneigung.
Ausſichten für Freitag, den 24. Januar: Bewvölkt mit Aufheiterung,
Temperaturen ſchwankend und nur vereinzelt etwas Niederſchlag.

Hauptſchriftieltung: Rudolf Mauve
Verantwortlich für Polltik und Wirtſchaft: Rudolf Maupe; für Feuilleton, Reich und
Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe; für Sport: Dr. Eugen Buhlmann;
für den Handel: Dr. C. H. Queiſch; für den Schlußdlenſt: Andreas Bauer; für
Die Gegenwart, Tagesſpiegel in Bild und Wort Dr. Herbert Nette;
für den Inſeratenteil und geſchäftliche Mittellungen: Willy Kuhle;
Druck und Verlag: C. C. Wittich ſämtlich in Darmſtadt
Für unverlangte Manuſkripte wird Garantie der Rückſendung nicht übernommen.

Die heutige Nummer hat 12 Geiten.

[ ][  ][ ]

Donnerstag, den 23. Januar

Die Arbeitsmarktlage im Reich.
Aus Berlin wird gemeldet: Nach dem Bericht der Reichsanſtalt
in der Zeit vom 13. bis 18. Januar ſtieg die Arbeitsloſigkeit in allen
Landesarbeitsamtsbezirken weiter an, doch war der Anteil der einzelnen
Bezirke ungewöhnlich verſchieden. So nahm in Brandenburg die Ar=
beitsloſigkeit
noch unaufhaltſam zu (um mehr als 20 000 Arbeitſuchende),
während in Niederſachſen und Nordmark die Verſchlechterung faſt zum
Stillſtand kam. (Zunahme um 810 und 897 Arbeitſuchende.) Die Zahl
der Hauptunterſtützungsempfänger in der verſicherungsmäßigen Arbeits=
loſenunterſtützung
, bekanntlich nicht die Geſamtlaſt der Arbeitsloſigkeit,
dürfte nach den Vormeldungen der Landesarbeitsämter am 15. Januar
dicht an 2,050 Millionen liegen.

Wirtſchaftliche Rundſchau.
Die deutſche Kupfererzeugung im Dezember. Die deutſche Kupfer=
hüttenproduktion
ſtellte ſich, wie der Geſamtausſchuß zur Wahrung der
Intereſſen der deutſchen Metallwirtſchaft, Berlin, auf Grund der Be=
rechnungen
des ſtatiſtiſchen Büros der Metallgeſellſchaft A.=G., Frank=
furt
a. M., mitteilt, im Dezember 1929 auf 4516 To. gegen 4490 To.
im November. Die deutſche Kupferraffinadeproduktion (Raffinade= und
Elektrolytkupfer) betrug im Dezember 11 279 (11057) To. Im ganzen
Jahre 1929 ſtellte ſich die Kupferhüttenproduktion auf rund 53 600 To.
gegen rund 48 500 To. im Jahre 1928 und die Kupferraffiadeproduktion
auf rund 119 400 (102 700) To.
Vor der Stillegung der Rohrbachwerke? Die ſeit einiger Zeit im
Umlauf befindlichen Nachrichten von der bedrohlichen Finanzlage der
bekannten Rohrbachwerke, die neben Verkehrsflugzeugen auch Flugboote
bauen, haben durch die Tatſache, daß die Firma Rohrbach ſeit mehr
als zwei Wochen ihrem Perſonal keine Löhne und Gehälter mehr ge=
zahlt
hat, eine gewiſſe Beſtätigung erhalten. Danach ſcheint ein Kon=
kurs
, von dem bereits vor Tagen Gerüchte laut wurden, in greifbare
Nähe gerückt zu ſein. Das wäre um ſo bedauerlicher abgeſehen na=
tüirlich
von dem außerordentlich großen Schaden, den die deutſche Luft=
fahrt
durch einen ſolchen Konkurs nehmen würde , als die Firma
Rohrbach einen franzöſiſchen Bauauftrag in Händen hat, der im Falle
eines Konkurſes nicht mehr zur Durchführung kommen könnte. Das
Reich iſt, wie heute in einer Mitteilung des Reichsverkehrsminiſteriums
noch einmal ausdrücklich feſtgeſtellt wird, wegen ſeiner ſchlechten Finanzen
nicht in der Lage, die Firma zum zweiten Male zu ſanieren. Das
Reich beabſichtige auch nicht, die angeblich verſprochenen 200 000 Mark
der Firma noch zu zahlen.
J. G. der Deutſchen Kaliinduſtrie. Nach zweitägigen Verhandlun=
gen
iſt nunmehr, wie man erfährt, die Einigung in der deutſchen Kali=
induſtrie
, betr. die Zuſammenfaſſung und Abſatzorganiſation der Kali=
nebenprodukte
, erfolgt. Man hat eine Dach= bzw. Holdinggeſellſchaft
unter der Firma J. G. der Deutſchen Kaliinduſtrie mit einem Kapital
von 300 000 RM. in Form einer G. m. b. H. gegründet, der die vier
Kalinebenprodukten=Verbände für Steinſalz, Biiterſalz, Brom und
Chlormagneſium unterſtellt werden. Die vier Unterverbände werden
gleichfalls in Form von Geſellſchaften mit beſchränkter Haftung geführt.
Der Aufſichtsrat der J. G. iſt in ſeiner Zuſammenſetzung identiſch mit
den Aufſichtsräten der vier Unterverbände. Im Aufſichtsrat ſind die
Leiter maßgeblicher Kalikonzerne und von Wintershall, Salzdetfurth=
Aſchersleben=Weſteregeln, Burbach, Kali Chemie A.=G., Preuſſag und
Solvay, vertreten. Die hauptamtliche Geſchäftsführung der J. G. Kali=
induſtrie
wie auch der vier Unterverbände liegt in Händen der Leitung
der früheren Verkaufsvereinigung Deutſcher Steinſalzwerke.
Quotengapantie Favag und Kaufpreis Allianz. Der Kaufpreis der
Allianz iſt, wie ſchon mehrfach betont, der Schlüſſel für die endgültige
Abwickelung der Favag, alſo ausſchlaggebend für die Garantie des Ver=
gleichs
mit den Gläubigern. (Aktionäre erhalten ein Sonderarragement
mit dem Aufſichtsrat.) Bei grundſätzlicher Bereitwilligkeit zur Quoten=
garantie
durch die Banken ſcheiterte bisher ein Beſchluß an der Höhe
der Garantie, da das Riſiko wegen der fehlenden Bilanz und möglicher
Inanſpruchnahme der Maſſe aus Favag=Geſchäften von den Garanten
nicht begrenzt werden kann. Die kürzlich errechnete Quote von 21,5
Prozent liegt nur in der Maſſe, wenn Kredite von 610 Millionen RM.
von den Banken für die weitere Abwickelung vorgeſchoſſen werden, wvo=
durch
ſich deren Riſiko weiter erhöht. Für eine anzuſtrebende Garantie
von 50 Prozent bedeutet der bisher genannte Kaufpreis von 50 Millio=
nen
RM. eine Quotenerhöhung auf 41,5 Prozent (je 750 000 RM.
1 Prozent Quote), ſo daß die reſtlichen 8,5 Prozent oder 6,375 Millio=
nen
RM. durch erhöhten Kaufpreis oder andere Mittel zur Verfügung
geſtellt werden müſſen. Die Favagverwaltung errechnet den Mindeſt=
kaufpreis
der Allianz mit etwa 26 Mill. RM., Gutachten gegen teilweiſe
bis 70 Mill. RM. Deswegen wird vor der Quotengarantie die Verſtän=
digung
mit der Allianz angeſtrebt. Ueber eine gewiſſe Fühlungnahme
beider Parteien kam man noch nicht hinaus, und beide, im einzelnen
niedergelegte Vorſchläge ſtehen ſich noch unverändert gegenüber. Nach
weiteren Informationen des Fwd. finden am Dienstag in Berlin die
erſten Verhandlungen zwiſchen Allianz und Favag ſtatt. Vertrauens=
perſon
iſt entſprechend früherer Ankündigung Geheimrat Rieſe vom
Nordſtern=Konzern, der aber ſeine Eigenſchaft als Mitglied des Senats
der Aufſichtsbehörde beibehält und deswegen nicht als Makler der Favag
fungiert, ſondern als Vertrauensperſon beider Partner wirkt. Seine
Einigungsbeſtrebungen gehen davon aus, was die Allianz wirtſchaftlich
als Kaufpreis leiſten kann und was andererſeits für die Favag als ent=
ſprechender
Gegenwert ihrer Maſſe notwendig iſt.
Die Rückwirkungen der Konferenz auf die New Yorker Börſe. Die
New Yorker Börſe zog angeſichts der glücklichen Beendigung der Haager
Konferenz ſowie des Verhandlungsbeginns der Londoner Seeabrüſtungs=
konferenz
allgemein an. Die deutſchen und engliſchen Werte ſind faſt
ſämtlich leicht geſtiegen. Die italieniſchen und belgiſchen Papiere, in
denen ein lebhafter Handel ſtattfand, konnten ſich halten. Dagegen
haben die franzöſiſchen Werte, die bisher immer die größte Feſtigkeit
unter den europäiſchen Papieren gezeigt hatten, ein, allerdings nur leich=
tes
, Nachgeben zu verzeichnen.

Produkkenberichte.

Frankfurter Produktenbericht vom 22. Januar. Der hieſige Produk=
tenmarkt
verkehrte in ruhiger Haltung. Die Meldungen, wonach der
Vermahlungszwang mit 50 Prozent für Inlandsweizen beibehalten
wird ſowie die Stützung des Roggenpreiſes von Regierungsſeite machte
kaum einen Eindruck. Lediglich für Terminware machte ſich einiges
Deckungsbedürfnis geltend. Weizenmehle verzeichneten weiter kleines
Geſchäft, während Roggenmehle vernachläſſigt waren. Schwächer lagen
wieder Futtermittel. Weizen 26,75, Roggen 18,50, Gerſte 19,5019,75,
Hafer 1717,25, Mais 16,7517, Weizenmehl ſüdd. und niederrhein.
39,5040,50, Roggenmehl 26,2527,50, Weizenkleie 8,408,50, Roggen=
kleie
99,50. Kartoffeln per Zentner 3,20.
Berliner Produktenbericht vom 22. Januar. Bisher unbeſtätigte
Gerüchte, nach denen der Vermahlungsſatz wieder auf 50 v. H. feſtgeſetzt
werden ſoll, haben die Kaufluſt im Weizengeſchäft heute merkbar ange=
regt
. Die mäßig höheren Auslandskurſe, die für den Vormittagsfreiver=
kehr
ausſchlaggebend waren, traten mittags faſt vollſtändig in den Hin=
tergrund
. Auch für Roggen befeſtigten die von der Regierung erwar=
teten
Maßnahmen zur Stützung des heimiſchen Roggenpreiſes die Ten=
denz
dieſer Getreideart ziemlich kräftig. Im Lieferungsgeſchäft war
der Weizen 3½ bzw. 4½, der Roggen 4 und annähernd 5 Mk. geſtei=
gert
. Gerſte bleibt ſtill, Hafer wird mehr für Konſum begehrt und
höher bezahlt.
Mekallnokierungen.
Die Berliner Metalltermine vom 22. Januar 1930 ſtellten ſich für
Kupfer: Januar 135.50 (138.00), Februar 19400 (135.00), März
133.75 (134.75), April 133.75 (134.50), Mai 133.50 (134.50), Jun: 133.50
(134.25), Juli 133.75 (134.50), Auguſt 133.50 (134.50), September 138.50
(134.50), Oktober 133.75 (134.50), November 134.00 (134.50), Dezember
134.00 (134.50). Tendenz: ruhig. Für Blei: Januar 41.50 (42.50),
Februar 41.75 (42.00), März 42.00 (42.25), April 42.00 (42.50), Mai bis
Juli 42.25 (42.50), Auguſt 42.25 (42.75), September 42.50 (42.75), Oktober
und November 42.50 (43.00), Dezember 42.75 (43.00). Tendenz: ſtill
Für Zink: Januar 37.50 (39.50), Februar 38.00 (39.00), März 38.50
(40.00), April 38.50 (39 75), Mai 39.00 (40.00), Jum 39.25 (40.25). Juli
39,50 (40.50), Auguſt 39 50 (4100) September 39,75 (41.25), Oktober
40.00 (41.25), November 41.00 (41.50), Dezember 41.00 (41.25), Tendenz:
puhig. Die eiſten Zahlen bedenten Geld, die in Klammern Brief.

Die Berliner Metallnotierungen vom 22. Januar 1930 ſtellten ſich
für Elektrolytkupfer auf 170.25 RM., Originalhüttenaluminium 190.00
RM. desgleichen 194.00 RM., Reinnickel 350.00 RM., Antimon Regu=
lus
57.0060.00 RM., Feinſilber 62.0064.00 RMM.
Frankfurker und Berliner Effektenbörſe.
Frankfurt a. M., 22. Januar.
Im Vormittagsverkehr war die Stimmung anläßlich der fortſchrei=
tenden
Geldmarkterleichterung freundlich. Das Geſchäft war jedoch
ruhig, da Aufträge nur ſpärlich eintrafen. Nur für Kaliaktien machte
ſich aus den bekannten Gründen lebhafteres Intereſſe bemerkbar, zu=
mal
die Käufe von Auslandsſeite anhielten. Zu Beginn des offiziellen
Marktes trat plötzlich ein Tendenzumſchwung ein und die Stimmung
wurde merklich ſchwächer. Veranlaſſung hierzu boten die ſich immer
wieder verdichtenden Gerüchte, die mit den Stickſtoffplänen von Gelſen=
kirchen
in Zuſammenhang zu bringen waren. Neuere Meldungen in
dieſer Beziehung ſollen noch ungünſtiger lauten, ſo daß die Spekula=
tion
zu Entlaſtungsverkäufen ſchritt. Da die Aufnahmeluſt unter der
veränderten Situation ſehr gering war, ergaben ſich gegenüber der
geſtrigen Abendbörſe teilweiſe recht erhebliche Abſchwächungen. Aber
trotzdem bot die ſo neu geſchaffene Lage keinen Anlaß zu Beſorgniſſen,
denn es wird in Börſenkreiſen gemutmaßt, daß die Gerüchte aufge=
bauſcht
ſind und für ein Börſenmanöver ausgeſchlachtet werden. Un=
günſtiges
lag nämlich nicht vor. In New York war die geſtrige Börſe
feſt, und auch innerpolitiſch hat man ſich nach Abſchluß der Haager Kon=
ferenz
beruhigt. Stärker gedrückt eröffneten J. G. Farben mit minus
3 Prozent und im Zuſammenhang damit Rheinſtahl mit minus 3½
Prozent. Am Elektromarkt verloren AEG. 1 Prozent, Siemens 2½
Prozent, Licht u. Kraft lagen unverändert. Einige Nachfrage beſtand
für Gesfürel, die 2 Prozent gewinnen konnten. Am Montanmarkt
gingen die Abſchläge, mit Ausnahme der ſchon erwähnten Rheinſtahl=
aktien
, nur bis zu 1½ Prozent. Banben leicht nachgebend. Deutſche
Linoleum verloren 1½ Prozent. In Karſtadt=Aktien war das Ange=
bot
etwas größer bei einem Verluſt von nahezu 4 Prozent. Kaliwerte
wurden von der veränderten Lage nicht berührt und konnten ſich auf
dem erhöhten Stand voll behaupten. Aſchersbeben und Weſteregeln
lagen bis zu 1½ Prozent feſter. Renten ſtill und leicht nachgebend.
Nach den erſten Kurſen verſtärkte ſich das Angebot und die Kurſe
gaben erneut bis zu 2 Prozent nach. Am ſchlimmſten betroffen wurden
wieder J. G. Farben. Später wurde jedoch die Stimmung etwas zu=
verſichtlicher
. Die Spekulation nahm Rückdeckungen vor, und die im Ver=
laufe
eingetretenen Abſchläge konnten bei den meiſten Werten faſt voll=
kommen
ausgeglichen werden. Am Geldmarkt wurde der Satz für
Tagesgeld auf 6 Prozent erhöht. Am Deviſenmarkt nannte man Mark
gegen Dollar 4,1864, gegen Pfunde 20,379, London-Kabel 4,8670,
Paris 123,91, Mailand 92,98. Madrid 37,60, Schweiz
25,19½, Holland 12,10¾
An der Abendbörſe wurde trotz feſterer New Yorker Anfangs=
kurſe
allgemein Zurückhaltung geübt, da der neuerliche Kursrückgang
der Farbenaktie weiter verſtimmte. Das Geſchäft war minimal. Neue
Abgaben wurden jedoch kaum vorgenommen, und die Kurſe konnten ſich
gegen den Berliner Schluß zumeiſt behaupten. J. G. Farben waren
kaum verändert. Am Elektromarkt konnten Siemens etwas anziehen.
Montanaktien gaben dagegen leicht nach. Reichsbank verloren 1 Pro=
zent
. Neubeſitzanleihe 8,30.
Berlin, 22. Januar.
Nachdem im Verlauf der geſtrigen Börſe der ſeit einigen Tagen
anhaltende Druck auf die Aktien der J. G. Farbeninduſtrie gewichen
zu ſein ſchien, hatte die Spekulation ſich wieder nach oben engagiert
und war recht optimiſtiſch geſtimmt. Das anhaltende Auslandsintereſſe
am Kalimarkt ließ erhoffen, daß die Börſe von hier aus eine ſtärkere
Anregung erhalten werde. So war man am Vormittag recht zuverſicht=
lich
und rechnete mit einer freundlichen Tendenz. Zu Beginn des offi=
ziellen
Verkehrs änderte ſich dann aber das Bild von Grund auf, da
am Markte der Farbenaktien ein ziemlich plötzlicher Rückgang eintrat.
Stärkeres Angebot in dieſem Papier führte zu einem 3½prozentigen
Abſchlag. Die übrige Börſe konnte ſich nicht, wie man gehofft hatte,
von dieſen Vorgängen frei machen, beſonders da die zu erwartende
Liquidierung der Allgäuer=Vereinsbank und die weiter bis auf über
2 Millionen angeſtiegene Erwerbsloſenziffer verſtimmten. Selbſt die
leichte Verfaſſung des Geldmarktes die Seehandlung hat erneut
eine Ermäßigung ihrer Sätze vorgenommen mußte demgegenüber
wirkungslos bleiben. Es ergaben ſich allgemein Abſchwächungen bis zu
3 Prozent. Im Verlaufe war es zunächſt auf feſtere Auslandsmeldun=
gen
hin ziemlich widerſtandsfähig, ſpäter gab das Niveau jedoch allge=
mein
um 1 bis 2 Prozent nach; Spezialwerte verloven bis zu 4 Prozent.

Amerikaniſche Kabelnachrichken.
Es notierten nach Meldungen aus Chicago am 22. Jan.:
Getreide. Weizen: März 12434, Mai 129, Juli 129½; Mais:
März 90, Mai 93½, Juli 95½; Hafer: März 465, Mai 47¾4,
Juli 46½; Roggen: März 96½, Mai 9558, Juli 9434.
Schmalz: Januar 10,/45, Februar , März 10,55, April
Mai 10,75, Juni , Juli 10,96½.
Fleiſch. Rippen: Speck, loko 12,25; leichte Schweine
9,75 bis 10,25, ſchwere Schweine 9,25 bis 9,90; Schweinezufuhren:
Chicago 45 000, im Weſten 101000.
Es notierten nach Meldungen aus NewYork am22. Jan.:
Schmalz: Prima Weſtern 11,20; Talg, extra, loſe 778.
Getreide. Weizen: Rotwinter n. Ernte 140, Hartwinter n.
Ernte 132; Mais: 97½: Mehl: 5,60 bis 6,00; Getreidefracht:
nach England 1,6 bis 2,0 Schilling, nach dem Kontinent 8 bis
10 Cents.
Kakao. Tendenz: ſtetig; Umſätze: 174; Loko: 9½; Januar
9,30, Februar 9,35, März 9,55, April , Mai 9,95, Juni 9,95,
Juli 10,17, Auguſt , September 10,45.
Kleine Wirkſchaftsnachrichken.
Der 11. Allgemeine Deutſche Saatenmarkt in Berlin hatte nur
mäßigen Beſuch zu verzeichnen. Die Tendenz war allgemein luſtlos.
Die ſchlechten wirtſchaftlichen Verhältniſſe, mit denen der Samenhandel
und beſonders der Getreidehandel zu kämpfen haben, haben ſich natur=
gemäß
auch auf dieſem Markt ausgewirkt. Das Angebot überwog auf
faſt allen Gebieten.
Wie wir erfahren, entbehren die an der Berliner Börſe umgehen=
den
Gerüchte über angeblich bevorſtehende Kapitaltransaktionen bei der
J G. Farben jeglicher Begründung. Wie von der Verwaltung er=
klärt
wird, ſind irgendwelche Kapitaltransaktionen in keiner Form in
Ausſicht genommen.
Die Süddeutſche Zinkblechhändlervereinigung teilt mit, daß ſie mit
Wirkung vom 22. Januar ihre Preiſe um zirka 1 Prozent erhöht hat,
nachdem ſie am 18. Januar um 1 Prozent ermäßigt worden waren.
Die von der Polizei geführten Ermittelungen in der Angelegenheit
der vor mehreren Monaten zuſammengebrochenen Bank für deutſche
Beamte, wobei einige tauſend kleine Einleger um ihr ganzes Hab und
Gut gekommen ſind, haben, den Blättern zufolge, jetzt dazu geführt,
daß gegen einige leitende Beamte der Bank ein Verfahren in die Wege
geleitet wurde.
Das Modehaus Arthur Wertheim, Kaſſel, hat ſich infolge der all=
gemeinen
wirtſchaftlichen Lage veranlaßt geſehen, ſich zweicks Durchfüh=
rung
eines Vergleichs an ſeine Gläubiger zu wenden.
Die Optiſchen Werke Ernſt Leitz, Kommanditgeſellſchaft, in Wetzlar
haben ſich mit den Schweſterunternehmungen, der Hauſertorwerk für
Optik und Mechanik A.G., Wetzlar, und der Ernſt Leitz Kinowerk
G. m. b. H., Raſtatt, unter der neuen Firma Ernſt Leitz G. m. b. H.
zuſammengeſchloſſen.
Wie wir erfahren, iſt das Geſchäftsjahr 1929 der Emag Elektrizi=
täts
A. G., Frankfurt a. M., bei höheren Umſätzen günſtig verlaufen. Es
kann mit mindeſtens der Vorjahresdividende von 8 Prozent gerechnet
wverden.
Der in der zweiten Gläubigerverſammlung der Baufirma Anton
Hilf, Frankfurt a. M., vorgelegte Status zum 31. Dezember 1929 gibt
Aktiven von 6,24 gegenüber Paſſiven von 4,57 Mill. RM. wieder. Der
kürzlich gewählte Gläubigerausſchuß legte die Bedingungen für das bis
zum 31. Juli bzw. 31. Oktober 1930 erſtrebte Moratorium dar, wonach
ſich die Gläubiger verpflichten ſollen, jede gerichtlichen oder außergericht=
lichen
Schritte zu unterlaſſen.
Die 5prozentige Anleihe der Kraftwerke Ryburg=Schwörſtadt in
Rheinfelden (Schweiz) von 1929 in Höhe von 30 Millionen Schweizer
Franken iſt durch die eingegangenen Zeichnungen gedeckt. Der Betrag
dient zur Aufbringung weiterer Mittel für die im Bau befindlichen
großen Kraftwerkanlagen bei Schwörſtadt am Oberrhein, an denen
auch deutſches Kapital und der badiſche Staat durch das Badenwerk in
erheblichem Ausmaß beteiligt ſind.
Die Gründung einer neuen großen Elektrizitätsgeſellſchaft in Paris
ſteht unmittelbar bevor. Sie wird die Bezeichnung Union pour UIn=
duſtrie
et UElectrieité führen. Das Anfangskapital wird 100 Millionen
Franken betragen."

Berliner Kursbericht
vom 22. Januar 1930

Deviſenmarkt
vom 22. Januar 1930

R H
anatbank
eutſche Banku.
conto=Geſ.
esdner Bank
jag
inſa Dampfſch.
rdd. Lloyd
E. G.
hr. Motorenw.
P. Bemberg
ergmann Elektr.
erl. Maſch.=Bau
nti Gummi
utſche Cont. Gas
utſche Erdöl

Vefe
240.
150.375
151.25
105.
153.625
104.50
171.
79.125
160.
210.
67.
152.
168.
1105.625.

Mie ee
J. G. Farben
Gelſenk. Bergw.
Geſ. f.elektr. Untern
Harpener Bergbau
Hoeſch Eiſen
Phil. Holzmann
Kali Aſchersleben
Klöcknerwerke
Köln=Neueſſ. Bgw.
Ludw. Loewe
Mannesm. Röhr.
Maſch.=Bau=Untn.
Nordd. Wolle
Oberſchleſ. Koksw.
Orenſtein & Koppel

152,05
139.50
168.75
141.
118.
96.50
214.75
106.25
15.50
167.75
109.371
45.50
89.
102.75
76.25

Mae
Rütgerswerke
Salzdetfurth Kali
Leonh. Tietz
Verein. Glanzſtoff
Verein. Stahlwerke
Weſteregeln Alkal=
Agsb.=Nrnb. Maſch
Baſalt Linz
Berl. Karlsr. Ind.
Hirſch Kupfer
Hohenlohe=Werke
Lindes Eismaſch.
Herm. Poege
VogelTelegr. Draht
Banderer=Werke

25.05
358.
161.50
167.
102.12:
219.50
81.75
34.75
70.
118.
81.
169.
55

Helſingfors
Wien
Prag
Budapeſt
Sofia
Holland
Oslo
Kopenhagen
Stockholm
London
Buenos=Aires
New York
Belgien
Italien
*
Paris

Währung
100 finn. Mk
100 Schillin
100 Tſch. Kr.
100 Pengö
100 Leva
100 Gulden
100 Kronen
100 Kronen
100 Kronen
1 2=Stg.
1 Pap. Peſo
1 Dollar
00 Belga
00 Lire
100 Franes

GeIdBrieff
10.507 10.527
58.83 58.95
2. 373/ 12.393
73. 12 73.26
3.029/ 2.03
168.13/ 168.41
111.73/111.94
111.89/ 112.1
112.221 112.44
20.355 20.3951
1.677 1.681
4.1830 4. 1910
58.235 58.355/Jsland
21.89 21.93
16.43 16.47 Riga

Schweiz
Spanien
Danzig
Japan
Rio de Janeir=
Jugoſlawien
Portugal
Athen
Konſtantinope
Kairo
Kanada
Uruguay
Tallinn (Eſtl.)

WBährung Rrit Ri 100 Franken 80.81 81.97 100 Peſetas 54.45 54.55 100 Gulden 81.34 61.50 1 Yen 2.055 2.059 1 Milreis 0.4615 0.4635 1100 Dinar 7.378 7.392 100 Escudos 18.77 17.61 100 Drachm. 5.44 5.45 11 türk. 4 1.972 1.977 1 äghpt. 2 20.875 20.915 1canad. Doll. a. 134 g. 142 11 Goldpeſo 3.856 3.964 100 eſtl. Kr. 91.97 22. 15 100 eſtl. Kr. 111.65 711.87 100 Lats 80.55 80.51

Tonalbant, Kommänongefraſchaf
Frankfurter Kursbericht vom 22. Januar 1930

6% Dtſche. Reichs.
anl. v. 27 ......"
6% Baden Frei=
ſtaat
v. 27 ....."
6 Bahern Frei
ſtaat v. 27 ....."
8% Heſſen Volks=
ſtaat
v. 28 ....."
BPo
v. 20
6% Preuß. Staats=
anl
. v. 28 ......
6 Sachſen Frei
ſtaat v. 27 ....
7%½Thüringer Frei=
ſtaat
v. 27 ...
Dtſche. Anl. Auslo=
ſungsſch
. +
Ablöſungsanl.
Dtſche. Anl. Ablö
ſungsſch. (Neub.)
Dtſche. Schutzge=
bietsanleihe
.. . .
8% Bad.=Bad. v. 26
6 Berlin v. 24 ..
8% Darmſtadt v. 26
8
v. 2
7% Frkf.a. M. v. 26
8% Mainz v. 26 ..
8% Mannh. v. 26. .
8% Nürnbergv. 26
8% Heſſ. Landesbk.
Goldpfbr. . .
8% Heſſ. Landesbk.
Goldobl. . . . . ..
½% Heſſ. Lds.=
Hyp.=Bk.=Liquid.
Pfbr.. . . . . . . . . .
8% Preuß. Lds.
Pfb..-Anſt. Gold=
Pfbr. . . .
89, Preuß. Lds.=
Pfbr.=Anſt. Gold=
okx
....

87.3
74.5
76.5
83
91.4
74
73.75
51.4
8.2
3.2
87
82.75
82.75
83.5
85
96.5
Ai
76.3
97
94.5

8% Darmſt. Komm.
Landesbk. Goldobl
8 ½KaſſelerLandes=
kredit
Goldpfbr..
8½ Naſſ. Landesbk.
Goldpfbr. . . . . ..

Dt. Komm. Sam=
mel
=Ablöſ.=Anl.
+ Ausl. Ser. I
* Ausl. Ser, II
Dt. Komm. Samm.=
Abl. (Neubeſitz).
80 Berl. Hyp.=Bk.
½% Liqu.=Pfbr.
3% Frkf. Hyp. Bk...
4½% Lig. Pfbr.
Pfbr. Bk..
%o Lig. Pfrb.,
Mein. Hyp. Bk.
42%0 Lig. Pfbr.
Pfälz. Hyp. Bk.
4½% Lig. Pfbr
8% Preuß. Boden=
cred
.=Bank .."
4½½ Lia. Pfbr
80 Preuß. Centrl.=
Bodener. =Bk. . . .
% Lig. Pfbr.
Rhein. Hyp.Bk.
% Lia. Pfbr..
Rhein.=Weſtf.=
Bd.=Credit .. . .
% Südd. Bod.=
Cred.=Bank. . . . .
3% Württ. Hyp.=B

%. Daimler Benz
von 27......"
8% Dt. Linol. Werke
v. 26 ...."
3% Klöchner=Werke
Berlin v. 26
Mainkrw. v. 26.
7% Mitteld. Stahl=
werke
v. 27....."

94
95
95

49.25
65.75

96.5
81
96
80.5
96
821I.
96
82‟/,
96.5
80.5
95
83
96.5
79.25
96.5

94.5

97.5
96

71.25
95.5

91.75
83.5

85.5

8% Salzmann u. Co.
v. 26 ..........
% Ver. Stahlwerkel
mit Opt. v. 26 ..
8% VoigtckHäffner
von 26 .... ....
J. G. FarbenBonds
v. 28 ......!"
5% Bosn. L.E.B.
v. 1914 ..."
4½% Oſt. Schatz=
anw
.. v. 1914. . .
4% Oſt. Goldrente
5‟vereinh. Rumän.
½%0
4%o Türk. Admin.
4½ 1. Bagdad
Zollanl.
4½% Ungarn 1913
4½%0 1914
Goldr.
Aktien
Accum=Berlin .. .
Adlerw. (v. Kleher).
AEG. Stamm ..
AndreaeNoris Zahn
Baſt Nürnberg ....
Bergm. El. Werke
Brown BoverickCie
Brüning & S.
Buderus Eiſt
Eement Heidelbergl
Karlſtadt
Chem. Werke Albert
Chade ...."
...
Contin. Gummiw
Daimler=Benz".
Dt. Atl. Telegr. . . .
Eiſenh. Berlin
Erdöl.
Gold= u. Silb.=Anſtalt.
Linoleumwerk
Dyckerhoff u. Wid=
mann
.. . . . . . .."

84
84
92.5
N
25*=
36
26.5
10.1
15.4
8.05
n.75
7.95
22.3
25.5

114
173.25
112
197
127
86
118
143
330
151
41
111
71.75

147
Ka

85

Elektr. Licht u. Kraft
Liefer=Geſ.
Eiſchw. Bergwerk
Eßlinger Maſchinen
Ettlinger Spinnerei
J. G. Farbeninduſt=
Feinmech. (Jetter)
Felt. & Guilleaum.
Frkft. Gas ..
Hof.."
Geiling ECie...."
Gelſenk. Bergwerk
Geſ. elektr. Unt
nehmungen
Goldſchmidt Th
Gritzner Maſchinen
Grün & Bilfinger
Hafenmühle Frkft=
Hammerſen (Osn.)
Harpener Bergbau
Henninger, Kempf.
Hilpert Armaturfbr
Hinderichs=Aufferm
Hirſch Kupfer.....
Hochtief Eſſen ..
Holzmann, Phil..
Holzverk.=Induſtrie
Ilſe Bergb. Stamm
Genüſſe
Junghaus. Stamm
Kali Aſchersleben".
Salzbetfurth
Weſteregeln .!
Kammgarnſpinn:
Karſtadt, R. ..
Klein, Schanzl. . . .
Klöcknerwerke
Lahmeher & Co...
Lech, Augsburg. .
Löwenbr. Münch..)
Lüdenſcheid Metal
Lutz Gebr. Darmſt.
Mainkr.=W. Höchſt.
Mainz. Akt.=Br. . . .
Mannesm. Röhren

167

206
33.1

173
83

60
26
138.5
169
67
54
166
130

168
115
118
89.5
97.5
86
244
137
213.75
356
219
110.5
116.25

108
258
69
12
190
109

Mansfeld Bergb..
MarswerkeNürnbg.
Metallgeſ. Frankf.
Miag. Mühlenbau.
Montecatini Maild.
Motorenfb. Darmſt.
Reckarwerke Eßling
Nicolay, Hofbr. ..
Oberbedarf. . . . . ."
Otaoi Minen . . ..
Phönix Bergbau
Reiniger, Gebb...
Rh. Braunkohlen..
Elektr. Stamm
Stahlwerke ..
Riebeck Montan ..
Roeder Gb. Darmſt.
Rütgerswerke ..."
Sachtleben A. G. ..
Schöfferhof=Bind..
Schramm Lackfabr.
Schriftg. Stempel.
Schuckert Elektr. ..
Schwarz=Storchen.
Siem. Glasinduſtr.
Siemens & Halsfe
Strohſtoff. Ver...
Südd. Immobilien
Zucker=A. G.
Svensta Tändſticks
Tellus Bergbau ..
Thür. Liefer.=Geſ.
Tucher=Brauerei.
Unterfr. Krs.=Eleft.
Verſ. . . . . . . . . . /102
Beithwerke.
Ver. f. Chem. Ind
Frankf
Laurahütte. . .
Stahlwerke ...
Ultramarin. . . . 144.75
Zellſt. Berlin.!=
Vogtländ. Maſchin.
Voigt & Haeffner.

29.5
115.5
130
51
127.5
175
72.25
55.5

113
141
117.5
113.5
75.25
165
266
93.25
115
190.75
140
292.75
46
155
345
112
136
15.5
80

105
89
Oa

Wahß & Freytag
Wegelin Rußfabr.
Werger Brauerei.
Zellſtoff. Aſchaffbg. . 1149.5
Memel.
Waldhof
Allg. Dt. Creditanſt
Bk. f. Brauinduſtr.
Berl. Handelsgeſ..
Comm. u. Privatb. .
Darmſt. u. Nt.=Bk.
Deutſche Bank und
Diskonto=Geſellſch.
Deutſche Effeiten=
und Wechſelban
Dresdener Bank ..
Frankf. Bank ..."
Hyp. Bank
Pfdbr.=Bk.
Gotha. Grundkr. B.
Mein. Hyp.=Bank .1129
Nürnb. Vereinsbk.
Oſt. Creditanſtalt.
Pfälz. Hyp.=Bank.
Reichsbank=Ant. .
Rhein. Creditbk. . . . /114.25
Hyp.=Bank
Südd. Bod.=Cr. Bk.
Wiener Bankverein

A.-G. ſ. Verkehrsw.
Allg. Lokalb. Kraftw
% Dt. Reichsbahn
Vorzge .. . . . . . .! 89
Hapag. .... . ....
Nordd. Llohd ..../103
Schantung=Eiſenb.
Südd. Eiſenb.=Geſ.

Allianz. u. Stuttg.
Verſicherung ..."
Frkft. Allg. Verſ.=G
Frankona Rück= u.
Mitv. .. .. . . . ..
Ma nh. Verſich. ..

gl.
39
70
2o48
1.7
18
3415
150
112.75
150.5
100.5
134
136.25
120
29.8
135
149
150
1221.
115.5

112
203.5
145

[ ][  ][ ]

Nummer 23

Donnerstag, den 23. Januar 1930

Seite 11

din Waan dar
Aestreitter Bäumnr.
Roman von P. Wild.
Copyright by Marie Brügmann, München 19.
13)
Nachdruck verboten.
Er berechnete ſeinen und Ellas Einſatz und Gewinn, nickte
befriedigt vor ſich hin. Ein hübſches Sümmchen!
Ein plötzlicher Gedanke ließ ihn im Schreiten einhalten. Er
überdachte ihn, nickte ſich ſelber Zuſtimmung.
Als er zu Ella zurückkehrte, übergab er ihr mit betrübter
Miene die Börſe.
Ich kam zu ſpät. Die Schalter waren geſchloſſen.
Pech, der Einſatz hätte gelohnt.
Gewiß, ſtinmte er zu.
Nun habe ich durch mein Zögern auch dich um den Ge=
winn
gebracht, Eri. Das tut mir leid beteuerte ſie,
Keine Reue. Das ändert doch nichts, tröſtete er.
Lieber Kerl, du. Ein anderer hätte mir jetzt Vorwürfe
gemacht."
Das wäre noch ſchöner. So kleinlich bin ich nicht.
Du biſt eben du, mein Eri. Dankbar ſah ſie ihn an.
Dann begleitete er ſie zum Auto.
Fahr mit! bat ſie.
Bedaure, ich muß ein paar Freunde begrüßen.
Du kommſt doch bald?"
Späteſtens in einer Stunde bin ich bei dir?
Nachdenklich ſah er dem eleganten Auto nach, pfiff ziſchend
durch die Zähne. Wenn du wüßteſt! Und ging mit langen
Schritten gemächlich zur Zahlkaſſe, ſteckte den großen Gewinn
ſprupellos für ſich ein.
Er nahm ja niemand etwas, und er hatte dringend Geld
nötig. Mit den Papierlappen konnte er ein paar verhängnis=
volle
Schulden begleichen. Klare Bahn bei gewiſſen Gläubigern
ſchaffen, bei denen Wolling ſich beſtimmt erkundigen würde. Beſ=
ſer
war beſſer. Bei einer kräftigen Anzahlung hielten ſie von
ſelbſt reinen Mund.
Der Entſchluß zur Heirat wurde ihm nicht leicht. Liebe
brauchte heute keine amtliche Bindung. Wenn das leidige Geld
nicht wäre, zwänge ihn nichts und niemand ins Joch. Immer=
hin
war er der Mann, ſich das Joch tragbar zu machen.
Vom Reſtaurant aus rief er bei Wolling an, ließ Ella be=
ſtellen
, daß eine dringende Abhaltung ihn für eine Stunde länger
aufhalten würde, nahm ein Auto und fuhr zu Nera Sulla.
Sie war nicht daheim.
Verdammt! fluchte er. Was nun? Er wußte, ſie führte
nichts Gutes gegen ihn im Schilde. Schließlich hatte er ſie reich=
lich
ausgeplündert und obendrein ſchlecht behandelt.
Wenn er Nera Sulla ein paar Geldlappen und den bewußten
Schmuck brachte, würde ſie mit ſich reden laſſen. Das mußte
geſchehen, ehe Ella zu ihr kam. Sie durfte nie ahnen, was zwi=
ſchen
ihm und der Aſtrologin alias Tänzerin lag.
Am beſten ging er mopgen früh nochmals zu ihr, klärte ſie
über alles auf und verbündete ſich mit ihr. Den ſchlimmſten
Feind zum Vertrauen gewinnen, hieß ihn unſchädlich machen.
Und nun zur Familiengründung! In die Arme des Schwie=
gervaters
!
Ella hatte ihren Vater vorbereitet. Vergebens hatte er ſie
eindringlich vor einer Verbindung mit Erich Bäumer gewarnt.

Kein Argument half. Schließlich brachte ſeine verzogene Einzige
es fertig, daß er ja ſagte und zunächſt einer Probezeit Erichs in
der Bank zuſtimmte. Wenn die ſechs Monate zu Wollings Zu=
friedenheit
verliefen, wollte er ſich bedingunglos mit einer Heirat
einverſtanden erklären. Wenn
Das war für Ella ſo gut wie Zuſtimmung. Nach dieſer
Probezeit rechnete ſie beſtimmt mit der Hochzeit.
Am Vormittag nach dem Reunen. Ella Wolling führte ihren
Vorſatz aus und beſuchte die Aſtrologin. Schon zu früher Stunde
machte ſie ſich auf den Weg.
Neugier quälte ſie. Offenbarte ſich die Zukunft eines Men=
ſchen
wirklich im Sternbild oder iſt das alles nur eine vage An=
nahme
? Es ſind doch kluge Leute, die daran glauben, daß der
Meuſch nichts iſt als Spielball unbekannter Schickſalsmächte.
Tragen ſie ſein Leben oder ſchafft er es ſich ſelbſt? Der Wider=
ſinn
moderner Nüchternheit löſte die Sehnſucht zu höherer Lebens=
auffaſſung
aus, als ſie uns heute eignet. Der Konflikt der
nichtsglaubenden Geſellſchaft, die Oede einer entgötterten Welt
und Gegenwart ſuchte Wege zum Ueberſinnlichen. Glaubens=
verächter
glauben an metaphyſiſches Geſchehen, ſuchen Zeichen
und Wunder im Raum des Unſichtbaren.
Tauſend Gedanken knüpften und woben ſich in Ellas Hirn
zu einem vorſtellbaren Bild, wie bunte Fäden zu einem Teppich.
Bald war ſie am Ziel.
Den Chauffeur ſchickte ſie nach Hauſe. Keiner ſollte wiſſen,
wohin ſie ging. Das Geheimnis preisgeben, hieß ſich in den
Augen der Leute lächerlich machen. Wozu Schwächen offen=
baren
?
So genoß ſie doppelt den Reiz geheimnisvollen Vorhabens,
von dem nur Erich wußte.
Feſten Schrittes ſtieg ſie die Stufen hinauf.
Ein glänzend poliertes Meſſingſchild zeigte unter eingehäm=
merten
aſtrologiſchen Zeichen den Namen Nera Sulla.
Auf ihr Klingeln öffnete ein zierliches, kokettes Stuben=
mädchen
in tadelloſem Schwarz, mit blendend weißer Tändel=
ſchürze
und weißem Stirnband. In den dreiſten Augen der
Kleinen lag Neugier. Doch war ſie gut erzogen; keine unnötige
Frage kam über ihre Lippen. Höflich, ſachlich erkundigte ſie ſich
nach Ellas Begehr.
Iſt Frau Sulla zu ſprechen?
Darf ich um den Namen bitten?
Frau Müller. Unbewußt kam der fremde Name von Ellas
Lippen.
In den Augen der Kleinen wetterleuchtete es. Wußte ſie
es beſſer? War Erich Bäumer vor Ella hier geweſen?
Einen Augenblick, klang es höflich zurück. Ella ſtand in
der kleinen, mit viel Geſchmack eingerichteten Diele.
Nach kurzem Warten kehrte das Stubenmädchen zurück.
Frau Sulla läßt bitten. Sie folgte dem Mädchen.
Ella ſah ſich erſt unt in dem großen Raum um. Nichts er=
innerte
hier an die Tätigkeit der Beſitzerin. Das Zimmer war
angefüllt mit hundert Nichtigkeiten, wie die Frau von Welt ſie
um ſich liebt. Zwiſchen Koſtbarkeiten und wirklichen Kunſt=
gegenſtänden
, aber endeckte ſie manchen Kitſch. Wundervolle
Teppiche bedeckten eine Schmalwand. Seſſel, ein breiter Diwan,
koſige Plauderecken, eine Unmenge Kiſſen aller Art und Formen,
diskret abgeblendete elektriſche Beleuchtung gaben dem Raum
eine beſondere Note. Er ſchien wie geſchaffen zum Lieben und
Koſen.
Inſtinktiv empfand Ella etwas Fremdes. Oder war es das
ſchwere ſüße Parfüm, das Teppich, Polſtern, Kiſſen entſtrömte
und ſie bedeckte? Irgendwie überkam ſie die Erkenntnis, daß

dies kein Ort für ſie war. Aus dem Labyrinth kämpfender Ge=
danken
entſprang ein Entſchluß: Flucht.
Unwillkürlich erhob ſie ſich. Halb aufgerichtet blieb ſie er=
ſtarrt
in ehrlicher Ueberraſchung mit weit geöffneten Augen ſtehen.
Träumte ſie oder war das Wirklichkeit?
Die mit einem Teppich verhangene Wand bewegte ſich, ſchob
ſich auseinander, öffnete ſich, breitete ſich geräuſchlos zu beiden
Seiten wie eine Flügeltür aus, öffnete einen Raum, der im
Dunkeln weit und hoch erſchien.
Genauerer Einzelheiten vermochte ſie ſich ſpäter nicht zu er=
innern
; alles ſchien unwirklich. Deutlich erkannte ſie die Tiefe
eines Kuppelgewölbes, deſſen Finſternis vollkommen war. In
der Höhe der Kuppel ſtanden, in fahlem Schimmer zitternd, leuch=
tende
Sterne.
Eine wohlklingende Frauenſtimme grüßte:
Bitte, treten Sie näher, Frau Müller!
Wortlos gehorchte ſie. Alle gewohnte Sicherheit fiel in die=
ſem
Augenblick von ihr ab. Sichtlich beklommen, verneigte ſie
ſich ungeſchickt, eckig vor der hohen Geſtalt, die, in ſchwarzdunkle
Schleier gehüllt, ſich wie eine kaum erkennbare Silhouette gegen
das Geleucht einer phosphoreſzierenden Platte abhob.
Aus der phantaſtiſchen Gewandung blickte ſie ein bleiches.
ſchönes Frauenantlitz mit feurigen Augen ſcharf an. Die Frau
von geſtern, erinnerte ſich Ella dumpf.
Eine weiße Hand wies mit graziöſer Gebärde auf den nied=
rigen
Seſſel dem ihren gegenüber vor dem Tiſch, deſſen Platte
in Leuchtzeichen das Sternbild trug.
Nehmen Sie Platz, Frau Müller!
Nera Sulla lehnte ſich in den Seſſel zurück, ſah ihren Gaſt
erwartungsvoll an.
Ich habe ſo viel von Ihrer Kunſt gehört, nahm Ella das
Wort, und intereſſiere mich ſelbſt für aſtrologiſche Studien. Da
konnte ich nicht widerſtehen, Sie aufzuſuchen, um mich von
Ihrem Wiſſen zu überzeugen. Ich möchte auch gern hinter das
Dunkel meiner Zukunft ſchauen. Helfen Sie mir dazu, gnädige
Frau! Darf ich Sie bitten, mein Horoſkop zu ſtellen?
Helfen kann ich nicht, Frau Müller. Jedes Selbſt iſt Am=
boß
; da droben ſchwingt nur der Hammer ſeinen Weg aller=
dings
zeigen uns die Sterne. Ich aber bin nicht Weiſerin dieſer
Wege, nicht Meiſterin, ſondern ſuche nur ihrer Spur zu folgen,
vorwarts und rückwärts, Frau Müller.
Bei der ungewohnten Anrede zuckte Ella leicht zuſammen,
was Nera Sulla mit lächelnder Befriedigung feſtſtellte. Sie
kannte ſie nur zu gut, dieſe halben Menſchen, die keine Kraft zu
einem Ganzen haben, weder im Guten noch im Schlechten, nicht
einmal zur Lüge.
Im Leben aber gab es nichts anderes als ein Entweder=
Oder.
Alle anderen ſind Schwächlinge.
Wehren Sie nicht ab, gnädige Frau, bat Ella. Stellen
Sie mein Horoſkop.
Ernſt, gemeſſen warnte die Aſtrologin nochmals.
Machen Sie ſich keine falſche Vorſtellung von meiner Kunſt,
wie Sie ſie nennen. Sie iſt nur Weiſer zur Erkenntnis des
Wiſſens, nicht Wiſſen ſelbſt. Sie hemmt unſer Handeln nicht.
Vergeſſen Sie das nicht.
Aber Sie leſen doch Menſchenweg und Menſchenſchickſal
aus den Sternen.
Im Umriß.
Ein mitleidiges Lächeln verzog Nera Sullas Lippen.
Fortſetzung folgt.

Füllfederr
Pfund 859

Halbweiße
Federn
Pfund 2.95

Weiße
Federn
Pfund 3.95

Graue
Halbdaunen
Pfund G.20

Weiße
Halbdaunen
Pfund 6.90

Weiße
/Daunen
Ffund 14.00

Reinweiße
Daunen
Pfund 14.75

Unsere bedeutend erweiterte neuzeltlich e
K

bringt

Erprobte Gualitäten!
Große Auswahl!
Billige Preise!

Uns

Jacquard-Kolter
Größe 140/190 cm D75
9.75, 5.50, ere großen Sortim
Kolten
Woll-Kolter
II. Wahl. 140/170,
9.75, 7.90. ente
Jacg.-Woll-Kolter
II. Wahl, 140/190, 975
25.50, 19.75. B Ste
einseitig Satin-Bezug,
verschied. Farben d
Mi Mi. 4 Unsere enorme Ausw
Pprpee
einseitig Kunstseiden-
in
hübsch. Dessins
37.50, 29,75, 18 ahl
Ken
Daunen-Decken, beider-
seits
Satin
89., f8 4900 80 cm breit, echtrot und
federdicht
225, 1.75. 0 Unsere bewährten Starnm-Qualltäten
mlett
130 cm breit, echtrot und
federdicht
3.60, 2.75, 9 160 cm breit, echtrot und
federdicht
75
450, 3.50, 2 Unsere b
M
Woll-Füllung mit Drellbezug
und Seeeras-Keil 2p
Mid . Mrf4e ekannt gut ausgearbelteten
aeratze
Wollfäll. m. Jacd.-Drellbezug
und Seegras-Keil
AAff Hr.9 M
Kapok-Füllg. m. Drellbezug
und Seegras-Keil
90 /190, 95., 68-48

HLOTHHOTAAABN

Darmstadt, Markt und Ernst-Lud wigsplatz

m. Patent-Matratze
weiß lackiert

Bettstelle
m. Patent-Matratze
27 mm Rohrstärke
Größe 90/190 cm
925

Bettstelle
m Patent Matratze
33 mm Rohrstärke
m. Messingverzier.
und Fußbrett

Messing-
Bettstelle
n. Patent-Matratze
stabile Ausführung
Größe 90/190 cm

Moderne
Bettstelle
m. Patent-Matratze
eleg. Ausführung,
Größe 100/200 ci
Rg00

[ ][  ]

Heute letzter Tag!

Der Mational-Groß-Film
9dS
Galeerenschiff
Der spannende u. ereignisreiche
Stoft, der von den bekannten
Komponist. Puccini u. Massenet
in ihren beiden Opern Manon
Lescaut verarbeitet worden ist,
zeigt das Leben einer großen
Kurtisane am Hote Ludwigs
XlV., die schließlich als Dirne
nach der neuen Welt deportiert
wird
Dolores Gostello in der Hauptrolle
als Manon, und John Barrymore,
Amerikas größter Schauspieler
als Junker Grieuk eine Parade-
rolle
, die ihm Gelegenheit gibt,
seine glänzenden Fähigkeiten als
Fechter, Reiter und Ringer in
hellstes Licht zu stellen.
Dazu reichhaltiges
Beiprogramm.
Beginn 3½ Uhr

Heute letzter Tag!
Der große Sittenfilm
Polizeimeister
Tageieff
Ein Film aus dem Zarenreich
nach Motiven des Romans von
Gabriele Zapolska.
InteressanteMilieuschilderungen
über Zustände und Willkür der
Polizeiwirtschatt und neue Ein-
blicke
in die geheimen Verbin-
dungen
gegen das Zarentum.

Als zweiter Schlager
Der Straßensänger
von Venezig
Ein Schauspiel, das neben ori-
ginellen
Landschatts und Städte-
bildern
Volkssitten und religiöse
Gebräuche beim Fest der Schutz-
heiligen
zeigt und Schilderungen
aus dem Leben wandernder
Musikanten gibt.

Beginn 3½ Uhr.

Heute letzter Tag!
Ein starker und spannender
Kriminalfilm
AdLuIA
Die Geschichte eines unschuldig
zu Tode Verurteilten, der durch
den elektrischen Stuhl hinge-
richtet
werden soll. Es wird
gezeigt, in welcher Weise die
Polizei in den Greßstädten sich
der Razzien als ständiges Hilts-
mittel
gegen das Verbrecher-
tum
bedient und dadurch die
Aufklärung mancher dunkler
Fälle herbeitührt und sich
Material zur weiteren Ver-
folgung
und Bearbeitung von
noch ungeklärt. Geschehnissen
verschafft.
Dazu:
Reichhalliges
Beiprogramm

Beginn 3½ Uhr. (.1554

O
Te

(337a)

Paßbilder
in 1 Stunde
billig und gut.

nur Bleichſtraße 9.
Teleph. 1912. (319a

Mu Heslenplamgen nichis Jeues!
vie Hiebes •Schauker
Der große Schlager Kaver Terofals
über den ganz Darmstadt lacht!
Aur Wenige Tage!
Eien Sie!
Kleine Preise! Karten: Verk-Büro n. de Waal

Großes Haus 1922 Uhr Florian Geyer- Hessisches
Landestheater L. 14
T 5u. 6 Schauspiel von Gerhart Hauptmann
Preise 1.2012 Mk. Donnerstag
23. Januar 1930 Zus.-M. III, 6 Fra Diavolo
Komische Oper von Auber
Preise 1.507.50 Mk. Kleines Haus 022.30 Uhr

Wer iſt Schuld
Lutſchel aneuererVerelendung?
über dieſes Thema ſpricht am Freitag, den 24. Januar
abends 8 Uhr, im Fürſtenſaal, Grafenſtraße
Herr Hans Kurth, München

Eintritt 30 Pfg.

Rhein.

Kormngskaau str. 48
Houte Heikeisepße

ReitingerSBlechſchmidt
Inh.: Jakob Lautenſchläger
Eliſabethenſtraße 19
Telephon 543
Erſtklaſſiges Fiſch=Spezialgeſchäft
Friſch eintreffend empfehlen:
Fluß=, Fein=, Seefiſche
in allergrößter Auswahl
Billige Konſumfiſche
Kabliau, v. K., 3.4pfündig, Pfd. 0.42
Schellfiſch, o. K, 2.3pfünd., Pfo. 0 45
Bratſchellfiſch 0.40 Goldbarſch o. K. 0.50
Grüne Heringe Pfd. 0.30, 3 Pfd. 0.85
Blütenweißer Stockfiſch . . . Pfd. 0.55
Heilbutt, 2-3pfündig . . . Pfd. 1.10
Nordſee=Seelachs, gep., i. Schn., Pfd. 0.55
Lebende Karpfen, Schleien, Aale,
Rheinhecht, große Breſem, Backfiſche,
Rheinzander, Tafelzander
Echten Rheinſalm im Schnitt
Silberſalm im Schnitt
Näucherwaren in allergrößter Auswahl
Süße Makrelen=Bücklinge Pfd. 0.50
Räucher=Lachs
Räucher=Aal
Friedfiſhbäckerei täglich im Betrieb.
Bekanntlich wird nur das Beſte gebacken
Prompter Stadt= und Fernverſand.

Evangeliſche Martinsgemeinde.
NothilfebeiSterbefällen.
Hauptverſammlung
am Montag den 27. Jan. 1930, abends
8½Uhr, im Gemeindehaus, Liebfrauenſtr. 6.
Tages=Ordnung:
1. Jahresbericht.
2. Recknungsablage.
3. Feſtſetzung des Jahresbeitrags und
des Sterbegeldes.
4. Wahl des Vorſtandes.
Der Hauptverſammlung der Sterbe=
kaſſe
geht die der Männervereinigung
(1579
voraus. Beginn 8 Uhr.
Der Vorſtand.

Am Freitag, den 24. d. M. gelangt im
Kleinen Haus, hier, zur Aufführung:
Der erste Hochzeitsdag
oder: Mei' Mutter Dei‟ Mutter
Dialektpoſſe in 1 Akt v. Dr. Gg. Büchner
Der Text iſt ſoeben erſchienen und in
allen Buchhandlungen, zu haben. (*
Verlag von H. L. Schlapp, Darmſtadt.

Drangen Harke Rose‟
Pfd. 0.60 Mk.
Spanischer Garten.
(1470a)

An- und
Verkaut von Brillanten
Gold- und Silbergegenständen. (567a
Kurtz-Wulff, Rheinstr. 22.

Tannenberg=Bund, Ortsgruppe Darmſtadt.

ensch-so uele Siet?"
Rein Wundef ich füttere:
Goafor!
Geflugel- Kraftfultee u. Legefutter (Ciermehl
WESTDEUTSCHE MüHlF• RRAFTFUNERFABRIK
DüSSELDORF-HAFEN-GEGRÜNDET 190K
Vertreter: Wiesenmühlen Eberstadt
Telefon 35.

Zu verkaufen:
1 Gleichſtrom=Motor, 220V., 10,6Amp.,
1,8K =W.,940Touren m. Regulierand.,
50 Proz. Regulierber., Riemenſcheibe,
170mm Durchmeſſ., Fabrikat S S. W.
1 Gleichſtrom=Motor, 3 PS., 440 Volt,
GAmp 1400Tour, ohne Anl. , Riemen=
ſcheibe
, 130 mm Durchm., Fabrik. Lay.
1 Gleichſtrom=Motor,440V., 11,1Amp.,
4KW.,1430 Touren m. Riemenſcheibe,
1 SatzGleitſchien. u. Regulieranlaſſer,
Nebenſchlußregler, Fabrikat S. S. W.
1 Gleichſtrom=Nebenſchluß=Motor, 220
Volt, 19,8 Amp.,3,5KW.,1280 Touren,
4,8PS.,m Regulieranl. u. Riemenſch.,
220 mm Durchmeſſer, FabrikatA. E. G.
Sämtliche Motore ſind wenig gebraucht
undgut erhalten. Gefl Angeb. unter
N 68 an die Geſchäftsſtelle. (1563

AATAICOHZS

Fischhaus Fertig
Telefon 641
Markt 4 Karlstr. 47
Empfehle lebendfriſche
Grüne Heringe Pfd. 329 3 Pfd. 90 8
Prima Backfiſche . . Pfd. 400
Goldbarſch 55 Seelachs Pfd. 55
Kabllau 70 Schellfiſch Pfd. 80
Fiſchfilet, tafelfertig . . Pfd. 90
Ia Heilbutt im Schnitt . Pfd. 1.40
Ia Silberſalm im Schnitt Pfd. 2.90
Rotzungen Breſem Felchen
Süßbücklinge Pf. 508,5 Pf.=Kiſte 1.80
Geräuch. Schellfiſche Forellenſtör
Geeaalfilet Lachs Rheinaal
Makrelen, Seelachs, ſcharfe Bücklinge
Ia friſche Seemuſcheln Pfd. 20 5
Pfd. 40
Neue Kartoffeln.
½ Pfd. 95 S
Ia Tafelbutter

Damen=Sohlen u. Fleck
2.40
verren=Sohlen u. Fleck
3.40
Beſſunger
Schuhbeſohlung
Veinbergſtr. 17. (363 a

Paupapeer
in Bogen u. Rollen
bezieh. Sie ſehr bill.
Papiergroßhandlg.
Skurnik. Bleichſtr. 46,
Teleph. 1791. (445a

Herrenkleider
werd. ausgebeſſ. u.
gebüg. Bügeln 1.50
Mk. Adam Mager,
Heinheimerſtr. 77*do

Feinste Fett-Bückinge
Pfund 993-

Feine Sprotten
Ffnmnd Kistehen 75=
Feine Marinaden

Zismarck-Heringe und
Rollmops . . 1 Lt.-Dose 90
Brat- und Geleeheringe tLt.-Dose 95 9

süße saftige Orangen z prd. 62 8

Kabliau o. Kopf Pun 422
*
im Ausschnitt Pfund A4

Sexziie
liefert
ohne Anzahlung
ausw. Spezialhaus,
zahlbar in
12 Monatsraten.
Erbitt. Sie unverb
Vertreterbeſuch unt.
N. 74 a. d. Geſchſt.
(I.1565)

Gebr. Reitſtiefel
reiswert zu kaufen
geſucht. Angeb. unt.
N 81 Geſchäftsſt. (*

Brafcen
kauft ſtets
Zwickler
Schwanenſtraße 12.
Teleph. 1760 (*

Weißemaill. Herd
(links), Gr. 90X60.
zu kaufen geſ. Näh.
Kiesſtraße 10. (*md

Laufſkällchen
u. Bettchen z. k. geſ.
Ang. u. N. 48 Gſch. C

Doppelfenſter
2X1. geſucht. Ang.
unt. N. 49 Geſchſt.

Kaufe
Schreibmaſchine
Torpedo bevorz.
Ang. u. N. 71 Gſch.

Beiwagen
(auch defekt) z. kau=
fen
geſucht. Ang. u.
N. 69 a. d. Geſch. (*

5o Rückvergütung

Rlavierod.
Flügel
gebraucht, zu kaufen
geſucht. Sofortige
Bezahlung. Preisan=
gebote
unt. N 30 an
ie Geſchſt. (*md.

gefrag. Kleider,
Schuhe, Wäſche uſw.,
ſow.Boden=u. Keller=
ram
, auch Flaſchen.
M. Speier
Kl. Ochſengaſſe 4.

Ludwig Nöſinger
Untere Eliſabethenſtraße 42
Telephon 367
Erſtes Fiſchſpezialgeſchäft am Platze.

Friſche und billige Konſumfiſche!
Grüne Heringe Pfd. 0.30, 3 Pfd. 0.85
0.40
Bratſchellfiſch
0.42
Kabeljau, o. K.
Schellfiſch o. K.
0.45
Goldbarſch o. K..
0.55
Beelachs i. Schn.

Gew. Stockfiſch Seemuſcheln
Pfd.0.20, 5 Pfd. 0.95
Holländer und Nordſee=
Kabeljau, Ange lſchellfiſch Rotzungen,
Schollen, Limandes, Heilbutt

Meine Speztalität:
Alle Feinfiſche der Saiſon.
Aus meiner Rheinfiſcherei: Lebende
Hechte Karpfen, Schleien, Breſem,
Backfiſch

Echten Rhein=Salm, Silber=Salm
Tafelz und Rheinzander.

Die erſten Monnikend=Bratbücklinge
ff. ſüße Makrelbücklinge Pfd. 0.50
1 Pfd.=Kiſte Sprotten 0.65
Sonſtige Räncherwaren u. Marinaden
in größter Auswahl. (1584
Holl. Heringe St. 0.10, 3 St. 0.28
Prompter Stadt= und Fernverſand

Frische große
Knickrßier
Stück 11 Pfg.
empfiehlt
(1572b
Darmstädter Eiergroßhandlung
Schäfer & Hönigsberg
Schulstraße 15
Telephon 490/91

Willisauer Ringli
bei
302a
Wilhelm Mitze
Bäckerei und Konditorei
Darmstadt, Hügelstraße Nr. 19.

Blutfriſche Grüne Heringe Pfd. 0.30
Bratſchellfiſche, Portion Pfd. 0.45
Lebendfr. Rheinbadfiſche Pfd. 0.50
Pfd. 0.45
Seeforellen
Feinſter friſcher Schellfiſch und
Pfd. 0.45
Kabliau, ohne Kopf..
Feinſter Nordſee=Goldbarſch,
ohne Kopf
Pfd. 0.50
Feinſter Nordſee=Seelachs, ge=
Pfd. 0.55
putzt, im Schnitt.
Allerfeinſter Silberlachs, geputzt,
im Schnitt
Pfd. 0.65
Allerfeinſter Nordſee=Kabliau,
ſchneeweiß, im Schnitt Pfd. 0.70 u. 0.60
Allerfeinſter Schellfiſch, geputzt
im Schnitt
Pfd. 0.70 u. 0.80
Edel=Filet o. Haut u. Gräten Pfd. 0.85
Heiß aus der Pfanne friſch gebackene
Pfd. 0 60
Fiſchkoteletts
Gebackene Grüne Heringe Pfd. 0.40
Feinſte füße Makrelen und ſcharfe
Bücklinge, billig, geräucherte Schell=
fiſche
und Kieler Sprotten. Feinſte
Srornowey Matjes. Neue Norweger
und Holl. Salzheringe, 10 Stück 0.70.
Neue Marinaden.
Enkirch & Rühl
Kiesſtraße 41
Teleph. 2599