Darmstädter Tagblatt 1930


21. Januar 1930

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Nummer 21
193. Jahrgang
Dienstag, den 21. Januar 1930.

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Anterzeichnung der Saager Abmachungen.
Die Neuregelung der Reparakionen: Ausſchalkung des Berſailler Berkrages bei der Reparakions=Regelung.
Auflöfung der Repko. Beſeikigung aller Pfänder und Konkrollen. Für den Young=Plan lediglich die
dafür vorgeſehenen Organe maßgebend. Deukſchlands Rechke auf Morakorium und Reviſion gewährleiſtet

Reparakionsfrieden?
Eine hiſkoriſche Slunde für Europa.
* Haag, 20. Jan. (Priv.=Tel.)

Das große Werk vom Haag iſt vollendet. Die feierliche
Unterzeichnung der Abmachungen zwiſchen den ehemaligen
Kriegsgegnern über die Reparationen iſt heute nachmittag 5 Uhr
im Sitzungsſaal der zweiten Kammer im Binnenhof erfolgt. Bis
in die letzte Minute war es unſicher, ob man bis nachmittags
ſo weit war, die Unterzeichnung vorzunehmen. Die Redaktion
der Abmachungen in den Oſtreparationen zog ſich von Stunde
zu Stunde hin. Während in den Hotels der Delegationen, die
heute abend ſchon faſt alle den Haag verlaſſen, die Gänge durch
verſandtbereites Gepäck verſperrt waren, und die Delegations=
mitglieder
ihre Fahrkarten ſchon in der Taſche trugen, verhan=
delte
man zwiſchen den kleinen Mächten immer noch. Um 4.30
Uhr konnte dann endlich das erlöſende Wort mitgeteilt werden,
baß man ſich geeinigt habe. Um 4.40 Uhr begann Präſident
Faſpar mit der Verleſung des Schlußprotokolls. Jaſpar gab
nach den üblichen Dankesworten an alle Beteiligten und das
gaſtgebende Holland einen kurzen Rückblick auf den Verlauf der
Berhandlungen. Am 16. September 1928, zehn Jahre nach dem
Kriege, habe man in Genf den großen Entſchluß gefaßt. Kon=
ſerenz
auf Konferenz ſei dann gefolgt. Proviſoriſche Entſchlüſſe
rien endgültige geworden, und zum Schluß habe das alles zu
dem Enderfolg geführt. Dieſer Entſchluß, ſo ſagte Jaſpar weiter,
ſei nicht nur ein ſehr wichtiges materielles Ereignis, es liege in
ihm auch die Beſtätigung für eine moralſche Einmütigkeit, die
eine große Stunde der Nachkriegszeit ſei. 15 Monate ſind ſeit
Genf verfloſſen. Welche Hinderniſſe haben wir überwunden und
welche Arbeit vollbrächt! Die Männer, die hier verſammelt ſind,
haben den Plan aufgeſtellt, der eingroßes Verſöhnungs=
werk
und Wiederverſöhnungswerk und zu glei=
ſcher
Zeit ein Beweis des Vertrauens zur Zu=
kunft
iſt. Dieſes Werk ſoll die Verträge feier=
lichſt
ſanktionieren, die die Entſchließung von 1928 zur
Wirklichkeit machen und den Reparationsfrieden her=
ſtellen
. Das iſt ein glückliches Ereignis. Die Verträge, die
Sie jetzt unterzeichnen, ſichern die vollſtändige und endgültige
Regelung, die die Entſchließung von Genf im Auge hatte. Das
bedeutet eine hiſtoriſche Stunde für Europa.

nur ein Zebergangsabkommen!

Snowden, der einige Dankesworte an Jaſpar richtete, ging
in ſeinen Ausführungen des näheren auf das Problem der Oſt=
reparationen
ein und bezeichnete es als die ſchwierigſte Frage,
mit der ſich die Staatsmänner in den letzten zehn Jahren hätten
beſchäftigen müſſen. Daß man es trotz der großen Gegenſätze
habe bewältigen können, ſei ein Verdienſt Loucheurs, der damit
für Europa ein wichtiges Werk geleiſtet habe. Ebenſo fand
Snowden anerkennende Worte für die Haltung der deutſchen
Delegation in den Verhandlungen. Die ganze Konferenz müſſe
anerkennen, daß ſie mutige und zu gleicher Zeit höfliche Gegner
geweſen ſeien. Snowden ſchloß ſeine Ausführungen mit den
Worten: Von einem hat die Konferenz überzeugen müſſen, und
zwar, daß das Intereſſe eines Landes das Intereſſe aller, daß
die Wohlfahrt des einen die Wohlfahrt des anderen iſt, und
daß das Unrecht, das einem geſchieht, auch den anderen trifft.
Wenn man hier der Natur der Verhandlungen nach nur ein
Uebergangsabkommen hat treffen können, ſo wird es die Pflicht
aller Delegationen bleiben, nach Hauſe zurückzukehren und den
im Haag eingeſchlagenen Weg zum Frieden weiter zu verfolgen.

Die Unkerzeichnung.

Vor der eigentlichen Unterzeichnung gab der tſchecho=
ſlowaliſche
Delegierte einen Vorbehalt zu Protokoll, in dem ſich
die Tſchechoſlowakei auf ihr Recht hinſichtlich der Liquidationen
aus dem Verſailler Vertrag beruft und ankündigt, daß ſie auf
dieſes Recht nicht verzichten könne. Einen ähnlichen Vorbehalt
machte Portugal.
Darauf erfolgte dann der Unterzeichnungsakt. Als
erſtem wurde dem deutſchen Außenminiſter Dr. Curtius der dick=
bändige
Pakt der Dokumente zur Unterſchrift vorgelegt. Im
gleichen Augenblick, als Curtius die Feder zur Unterſchrift an=
ſetzte
, ſpielte draußen auf dem Binnenhof eine Militärkapelle das
Niederländiſche Dankgebet. Sodann erfolgte die Unterzeichnung
durch die übrigen Delegierten, was bei den ungefähr 50 Unter=
ſchriften
, die zum Teil 14 Mal wiederholt werden mußten, reich=
lich
Zeit in Anſpruch nahm, während der die Photographen ihres
Amtes walteten. Als die Unterzeichnung vollzogen wa:, erhob
ſich Präſident Jaſpar zu ſeiner Anſprache.

Ueberfkürzker Abſchluß.

Die Sitzung löſte ſich nach den Schlußworten Jaſpars, der die
ihm vorgelegten Verträge mit dem hiſtoriſchen goldenen Füll=
jederhalter
vom Auguſt unterzeichnete, ſehr unfeierlich auf, da
zahlreiche Delegationen den Haag noch mit dem Abendzug ver=
laſſen
mußten. Auch die deutſchen Miniſter verabſchiedeten ſich
vor Schluß der Sitzung von J ſpar und den übrigen Delegierten
und ſehr herzlich auch von Snowden. Nachdem im allgemeinen
Trubel noch einige Unterſchriften nachgeholt waren, wurde din
zrveite Haager Konferenz geſchloſſen.

Das Reparakionsabkommen mit Deukſchland.
Das heute im Haag unterzeichnete Vertragswerk heißt, ſoweit es
Deutſchland betrifft, Reparationsabkommen mit Deutſchland. In der
Präambel dieſes Abkommens ſtellen die Regierungen Deutſchlands, Bel=
giens
, Frankreichs Großbritanniens, Italiens und Japans feſt, daß ſie
in ihrer Genfer Entſchließung vom 16. September 1928 ihren Willen
zur vollſtändigen und endgültigen Negelung der Reparationen zu er=
kennen
gegeben haben und daß ſie zu dieſem Zweck durch ihre Bevoll=
mächtigten
, zu denen die Vertreter der kleinen Gläubigerſtaaten treten,
ein Abkommen unterzeichnen, das aus 15 Artikeln beſteht.
Artikel 1 ſtellt feſt, daß durch den neuen Plan alle finanziellen
Fragen, die ſich aus dem Kriege ergeben, für Deutſchland endgültig ge=
regelt
ſind und daß in Zukunft die allierten Mächte nur noch die Rechte
in Anſpruch nehmen, die ihnen durch dieſen neuen Plan, gegeben
werden.
Artikel 2 enthält die Beſtimmung, daß durch dieſen Vertrag alle
vorhergehenden Verpflichtungen Deutſchlands erſetzt werden, und daß
Deutſchland in Zukunft nur die im neuen Plan vorgeſehenen Zah=
lungen
zu leiſten hat.
Artikel 3 regelt die Beendigung der Beziehungen zwiſchen Deutſch=
land
und der Reparationskommiſſion ſowie den Dawesorganen, beſtimmt
das neue Verfahren bei etwaigen Streitigkeiten und ſetzt feſt, daß mit
der Annahme des neuen Planes die Allierten auf ihre Rechte, deutſches
Eigentum zu beſchlagnahmen, zurückzuhalten oder zu liquidieren, ver=
zichten
.
Artikel 4 enthält die lang umſtrittene Beſtimmung, daß unter dem
neuen Plan nur die Beſtimmungen des neuen Planes ſelbſt für die Be=
ziehungen
zwiſchen Deutſchland und ſeinen Gläubigern gelten, und daß
für ſein Funktionieren lediglich die im Youngplan vorgeſehenen Organe
in Frage kommen.
Artikel 5 erwähnt, daß zu den jährlichen Annuitäten im neuen Plan
auch der Dienſt der Dawesanleihe von 1924 gehört.
Artikel 6 ſieht die Einſetzung der Bank für internationale Zahlun=
gen
vor und die zu ihrer Konſtituierung notwendigen Abmachungen
zwiſchen den Gläubigern und der ſchweizeriſchen Regierung.
Artikel 7 verpflichtet Deutſchland, bei der J.Z.B. eine allgemeine
Schuldverſchreibung über die deutſchen Reparationszahlungen zu hinter=
legen
, desgleichen eine Schuldverſchreibung für die Reichsbahngeſell=
ſchaft
.
Die Reviſionsmöglichkeit.
Artikel 8 lautet: Um das gute Funktionieren des neuen Planes zu
erreichen, erklärt die deutſche Regierung von ſich, daß ſie feſt entſchloſſen
iſt, alle Anſtrengungen zu machen, um eine Erklärung zur Aufhebung
des Vertrages zu vermeiden und daß ſie zu dieſer Maßnahme ſich nur
entſchließen will, nachdem ſie feſtgeſtellt hat, daß das Wirtſchaftsleben
Deutſchlands und der deutſche Wechſelkurs durch den Transfer ernſthaft
bedroht ſind. Es herrſcht Einverſtändnis darüber, daß Deutſchland
allein berechtigt iſt, zu erklären, wann es ein Moratorium, ſo wie es
im neuen Plan vorgeſehen iſt, für nötig hält.
Artikel 9 enthält die näheren Vorſchriften über die Dauer des neuen
Planes und die notwendig werdenden deutſchen Geſetzesänderungen.
Artikel 10 ſieht die näheren Beſtimmung über die Niederlaſſung
der Internationalen Zahlungsbank vor.
Artikel 11 vereinbart die Uebertragung des Reparationsgeſchäftes
durch die Treuhänderverträge auf die J.3.B. und ſtellt feſt, daß Deutſch=
land
Kenntnis von dieſen Verträgen genommen hat.
Artikel 12 handelt von der Neuregelung der Sachlieferungen und
den Aenderungen, denen der Reparations=Recovery=Akt von 1921 zwi=
ſchen
Deutſchland und Frankreich und Deutſchland und England unter=
worfen
wird.
Artikel 13 erklärt, daß die deutſche Regierung ſich verpflichtet, alle
den Gläubigern der Dawes=Anleihe 1924 gegebenen Sicherheiten voll=
ſtändig
aufrecht zu erhalten.
Artikel 14 lautet: Die Gläubigermächte erkennen an, daß die An=
nahme
dieſer feierlichen Verpflichtung durch die deutſche Regierung alle
Pfänder, Kontrollen, Garantien und Privilegien erfetzt, die zur Stunde
exiſtieren, mit Ausnahme derjenigen Fälle, die beſonders vereinbart
ſind.
Artikel 15 ſieht die detaillierte Regelung für die S 5 sgerichts=
barkeit
bei etwaigen Streitfällen.
Das Abkommen ſchließt mit einer Endklauſel, in der feſtgeſetzt wird,
daß Jaſpar als Präſident der Konferenz ſämtlichen Signatarmächten
ſobald wie möglich eine Abſchrift des gegenwärtigen Abkommens zuſtellen
wird, und daß der franzöſiſche und engliſche Text Rechtskraft haben;
ebenſo haben die in Frage ſtehenden deutſchen Texte gleiche Gültigkeit.
Das Abkommen wird nach ſeiner Ratifikation in Paris bei der fran=
zöſiſchen
Regierung hinterlegt. Es heißt darin weiter: Der neue Plan
tritt in Kraft und wird als in die Ausführung eingetreten betrachtet an
dem Datum, an welchem die Reparationskommiſſion und der Präſident
der Kriegslaſtenkommiſſion in gemeinſamer Uebereinſtimmung feſtſtellen:
die Ratifikation der gegenwärtigen Abmachungen durch Deutſchland und
den Erlaß der einſchligigen deutſchen Geſetze, die Ratiſikation durch
vier der folgenden fünf Mächte: Belgien, Frankreich, Ergſand. Italien
und Japan und der Konſtituierung der Juternationalen Taßlungsbank.
Die Feſtſtellung der Repargtionskommiſſion muß daße: m:t Cinſtimmig=
keit
erfolgen.
Dieſem Reparationsabkommen ſind
12 Anlagen
beigegeben:
. Sauktionsabkommen zwiſehen den Regierungen und Deutſchland.
2. Uebergangsmaßnahmen. 3. Schuldzertifikat des Reiches. 4. Schuld=
zertifikat
der Reichsbahn. 5. Abänderuns des Neichsbankgeſetzes.
6 Reichsbahngeſetz, 7. Verpfändete Einnahmen. 8. Treuhünderverträge.
9. Sachlieferungen. 10. Abkommen mit Großbritannien und Frankreich
über die Abänderung der Recovery=Acte. 11. Regelung der Dawes=
Anleihe. 12. Schiedsgerichte.
In gleicher Weiſe werden Abkommen unterzeichnet mit Oeſterreich,
Bulgarien, Ungarn und der Tſchechoflowakei.
Dem Geſamtvertragswerk werden außerdem noch angeſchloſſen: die
Verträge mit der Schweiz, die Abkommen über die Ausgleichszahlungen
zwiſchen den allierten Gläubigern, die Abkommen mit den Nachfolge=
ſtaaten
, der Briefwechſel über die Einfügung des deutſch=amerik
Liquidationsabkommens und der Briefwechſel über die Tarifvolitik der
Reichsbahn. Getrennt von den Verträgen ſind die Liquidatioisabkom=
men
Deutſchlands mit England, Fraukreich, Belgien, Italien und den
übrigen Gläubigermächten.

* Die Londoner Seeabrüſtungs=
Konferenz.
Die Stellungnahme Englands. Der Seitenblick auf Deutſchland.
Von unſerem (O=Korreſpondenten.
London, 19. Januar 1930.
Die größte internationale Konferenz ſeit Verſailles hat
die engliſche Preſſe die übermorgen in London zuſammentretende
Seeabrüſtungskonferenz der fünf Großmächte genannt wohl
wegen der außerordentlich großen Zahl der an ihr teilnehmen=
den
Staatsmänner aller Erdteile. Das iſt aber nicht die einzige
Uebereinſtimmung. Es hat in der Tat ſeit Verſailles keine zweite
internationale Konferenz ſtattgefunden, von deren Ergebnis in
ſo weitgehendem Maße Schickſalsfragen der ganzen
Welt abhängen, wie dieſes heute bei der Londoner Konferenz
der Fall iſt. Das ganze Schickſal der allgemeinen Abrüſtung,
auch das der Einſchränkung der Landſtreitkräfte, und hiermit die
Zukunft und das Wohlergehen aller Völker der Erde ſteht zurzeit
in London auf dem Spiele. In gewiſſer Hinſicht in der Tat
nicht unähnlich dem Start in Verſailles. Doch weiter läßt ſich
zum Glück der Vergleich nicht treiben. Unter völlig ver=
änderten
Umſtänden hofft die Menſchheit heute, daß die Londoner
Konferenz wirklich Greifbares zur Verminderung der Rüſtungen
tun und echte Friedensſaat in die Welt ausſtreuen werde.
Wie weit ſind dieſe Hoffnungen berechtigt? Dieſe Frage ſoll
heute nur inſofern beantwortet werden, als ſie die Stellung=
nahme
Englands zum Problem der Seeab=
rüſtung
berührt. England figuriert als Einberufer der Kon=
ferenz
und ſeine Haltung dürfte, als diejenige der größten See=
macht
der Welt, in erſter Linie von Belang ſein. Daher hat es
wie außerhalb, ſo auch innerhalb Englands allgemein ſtark be=
fremdet
, daß die Regierung Ramſay Macdonald ſich in weit ge=
ringerem
Maße als die Regierungen der übrigen vier Konferenz=
Teilnehmer geneigt zeigte, die Welt über die Abſichten aufzuklä=
ren
, mit denen ſie an die Beratungen herantritt. An dieſer
Obfkurität haben auch die letzten, kurz vor Zuſammentritt der
Konferenz erfolgten Erklärungen von offizieller engliſcher Seite
nicht viel geändert. Von der Erklärung des engliſchen Marine=
miniſters
Alexander, daß England ſeinen Bedarf an Kreuzern
von 70 auf 50 herabſetzen werde, bemerkten die Times mit
Recht, daß dieſe Ankündigung mehr Fragen aufwerfe, als be=
antworte‟
. Während über eine ſo wichtige Frage, wie über
Englands Verhalten zur vielumſtrittenen Verhältniszahl der
navalen Streitkräfte Japans und über die anderen hauptſächlich=
ſten
Fragenkomplexe überhaupt kein Sterbenswort erfolgt iſt.
Auch die vorige Woche veröffentlichte britiſche Antwort
auf das franzöſiſche Memorandum enthielt nicht
viel Erhellendes. Außer der Wiederholung der bereits bekannten
Tatſache, daß England nicht für globale Abrüſtung iſt, ſondern
die Wünſchbarkeit einer Abrüſtung nach Typen vertritt, verdient
aus dieſem Dokument vielleicht als Weſentlichſtes die Zuſicherung
hervorgehoben zu werden, daß die britiſche Regierung nicht nur
gewiſſe Kategorien, ſondern die Zahl aller Schiffstypen
Schlachtſchiffe, Kreuzer und Unterſeeboote gleich draſtiſch
herabgeſetzt ſehen möchte. Endlich könnte man bei einigem guten
Willen aus dem letzten Abſatz der britiſchen Note die in ſehr vor=
ſichtigen
Worten ausgedrückte Möglichkeit herausleſen, daß Eng=
land
unter gewiſſen Umſtänden (wohl falls man hiermit keine
Pflicht zu neuen Garantieübernahmen verbinden wollte) bereit
wäre den zwiſchen Italien und Frankreich beſtehenden Gegen=
ſatz
, durch Förderung beim Zuſtandekommen eines Mittelmeer=
paktes
, freundſchaftliche Beachtung zu ſchenken.
Beſteht ſomit in bezug auf die Haltung, welche die engliſche
Regierung gegenüber den Hauptproblemen der Konferenz ein=
nehmen
wird, noch ziemliche Unklarheit, ſo hat man es bereits
als ein großes Plus zu betrachten, daß zum mindeſten aus den
Abrüſtungsgedanken der engliſchen öffentlichen Meinung ſich eine
Forderung mit großer Klarheit hervorheben läßt. Es iſt dieſes die
Forderungnachvölliger Abſchaffungder großen
Schlachtſchiffe! Waren es jedoch früher nur einzelne, be=
ſonders
rabiate Pazifiſten und Sozialiſten, die hiernach verlang=
ten
, ſo wird dieſe Forderung jetzt mit großer Einmütigkeit von
maßgebenden Vertretern aller drei Parteien vorgebracht, und
zwar mit einem derartigen Nachdruck, daß die Regierung dieſen
Wunſch im Verlaufe der nun beginnenden Konferenz kaum wird
ignorieren können. Einige Preſſeſtimmen aus allerletzter Zeit
mögen dieſe Stimmung veranſchaulichen. Der halb=ſozialiſtiſche
New Statesman zum Beiſpiel verlangt die Konferenz ſolle
die Welt von dieſen albernen Monſtroſitäten befreien und
nennt die ſtolzen britiſchen Dreadnoughts: weiße Elefanten, die
nur noch zur Befriedigung der Eitelkeit der Admiralität unterhal=
ten
werden‟. Der, den Liberalen naheſtehende Spektator ſchreibt
zum gleichen Thema: Will man ehrlich ſein, ſo muß man zu=
geben
, daß jedes britiſche Schlachtſchiff überflüſſig iſt falls es
nicht gerade gegen Amerika gehalten wird, und daß jedes ameri=
kaniſche
Schlachtſchiff nur ſolange Sinn hat, bis es gegen Eng=
land
gerichtet iſt. Doch dieſe beiden Länder betrachten den Krieg
untereinander als völlig undenkbar' und haben ihn außerdem
noch durch einen beſonderen Vertrag ein für alle Mal als ein
Inſtrument nationaler Politik außer Bann gewieſen. Wozu denn
all dieſe ſchwimmenden Monſterfeſtungen . . .? Endlich for=
dern
ſelbſt die erzkonſerdativen und die Abrüſtungsabſichten der
Labour=Regierung ſtets mißtrauiſch verfolgenden Times eine
unbedingte Herabſetzung der 35 000 Tonnen=Schiffe auf ſolche
von 15 000 und weniger Tonnen und ſchreiben dazu wörtlich:
Ein großer und unmittelbarer Schritt vorwärts kann hierdurch
getan werden . . . Eine Uebereinkunft in bezug auf dieſe Frage
kann nicht ſchwer zu erreichen ſein . . Falls eine ſolche gar zu
Beginn der Konferenz zuſtande gebracht werden ſollte, ſo würde
dieſes einen wohltuenden Einfluß auf den ganzen weiteren Ver=
lauf
der Konferenz haben".
Am Tage der Eröffnung der Londoner Seeabrüſtungskoufe=
renz
kann daher als die primäre Forderung der engliſchen öffent=
lichen
Meinung folgendes hingeſtellt werden: England ſolle gauz
zu Beginn der Konferenz und als erſte praktiſche Maßnahwie von

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Dienstag, den 21. Januar 1930

Nummer 21

ſich aus und freiwillig die völlige Abſchaffung der großen Schlacht=
ſchiffe
erklären und zwar ohne ſich zuvor über dieſen Punkt
eines gleichen Verſprechens von amerikaniſcher Seite verſichert
zu haben. Die Kalkulation iſt hierbei folgende: tut England
dieſen Schritt mit der ausdrücklichen Verſicherung, daß es ihn
inn Namen des Kellogg=Paktes unternimmt, ſo wird die
öffentliche Meinung der Vereinigten Staaten
ſofort in entſprechendem Sinne zu arbeiten beginnen und die
Waſhingtoner Regierung zu einer gleichen Geſte veranlaſſen; end=
lich
iſt es mehr als ſicher, daß, falls England und Amerika ihre
großen Schlachtſchiffe abſchaffen ſollten, das viel ärmere und
barſamere Japan, das nur darauf wartet, dieſe ſeine erdrückend=
ſten
Rüſtungsausgaben einzuſtellen, dem von England und
Amerika erteilten Beiſpiel ohne weiteres nachfolgen werde
Soweit die Forderung der engliſchen öffentlichen Meinung.
Das Wort hat nun die Regierung des Pazifiſten und Sozialiſten
Macdonald. Die Welt wird es hald ſehen, ob er dieſer Anregung
zu folgen ſich geneigt zeigen wird.
Zum Schluß dieſer, vor Zuſammentritt der Konferenz ge=
ſchriebenen
Ueberſicht ſei noch auf jene merkwürdig=ängſtlichen
Seitenblicke hingewieſen, welche die Teilnehmer der Konferenz in
letzter Zeit auf. Deutſchland zu werfen begonnen haben.
Deutſchland nimmt, da bereits abgerüſtet, an der Londoner Ab=
rüſtungskonferenz
nicht teil. Gemäß dem Verſailler Vertrage ſteht
ihm zum Zwecke des Küſtenſchutzes nur eine kleine Flotte
zu, und die deutſchen Kreuzer dürfen nur eine Raumverdrängung
von 10 000 Tonnen aufweiſen. Deutſchland könnten demnach nicht
die geringſten Abſichten unterſchoben werden Schrittmacher
für die Seeabrüſtungen der Anderen zu ſein. Und dennoch neh=
men
ſo ſonderbar dieſes klingen mag die Seerüſtungen
Deutſchlands bei den gegenwärtig ſtattfindenden engliſchen
Erörterungen der internationalen Flottenfrage durchaus keinen
geringen Raum ein. Weshalb? Die Antwort iſt: gerade der Typ
des deutſchen Taſchenformat=Kreuzers von 10 000 Tonnen
Größe hat es den Herren angetan! Deutſche Gehirnarbeit,
deutſche Erfindungsgabe, deutſche Technik ſagen ſie, iſt darauf
verwandt worden, die kleinen 10 000 Tonnen=Kreuzer up to date
und für die modernſten Kriegsſchiffe aller Flotten der Welt ge=
fährlich
zu machen. Kein Geringerer als der große Garvin hat
für die kleinen deutſchen Kreuzer bereits einen beſonderen Namen
erfunden: Erſatz=Preußen nennt er ſie. Garvin ſchreibt: Der
deutſche 10 000 Tonnen=Kreuzer iſt derartig vollendet konſtruiert,
daß er in der Lage ſein wird jedes fremde Kriegsſchiff, das
ihn erreichen ſollte, zu verſenken und jedem fremden Kriegsſchiffe,
das ihn verſenken wollte, zu entweichen. Deutſchland gibt mit
ſeinem neuen Schiffstyp ein Beiſpiel, das ſich aller Wahrſchein=
lichkeit
nach bald als epochemachend erweiſen wird.
In Kürze Deutſchlands neuer Schiffstyp be=
unruhigt
die Engländer in höchſtem Maße. Bis=
her
hat man von vier deutſchen Kreuzern dieſer Gattung ge=
hört
, erklären ſie beſorgt, werden dieſen nun noch mehr folgen?
und wie iſt es um das Wiedererwachen des berühmten ſea=ſpirit
Deutſchlands beſtellt? Hat dieſe große maritime Nation nicht
ſoeben das Blaue Band des Ozeans gewonnen? Sind die deut=
ſchen
maritimen Fachzeitſchriften, wie der Nautieus und die
Marine=Rundſchau, nicht die beſten in der Welt? Beweiſt das
nicht alles, daß Deutſchlands Drang zur See obwohl unter=
drückt
, dennoch wieder überaus mächtig und rührig iſt? Bedeutet
das alles nicht einen vollkommenen und meiſterhaften Triumph
über die Deutſchland in Verſailles auferlegten Beſchränkungen?
So denken aber nicht nur die Engländer. Aehnliches ſchrieb vor
etwa Monatsfriſt auch Jaques Bainville in der Action Fran=
caiſe
: Seit 1921, hieß es da, haben ſich die Verhältniſſe
gründlich verſchoben. Vor acht Jahren ſpielte die
deutſche Kriegsflotte nochkeine Rolle. Heute aber
verfügt Deutſchland über 155 000 Tonnen, die höchſt rationell
ausgenützt werden, und die auf alle Fälle dem Reich die Herr=
ſchaft
über die Oſtſee ſichern. Daraus folgt, daß im Falle eines
Konfliktes im europäiſchen Oſten, Polen von allen Meeresver=
bindungen
abgeſchloſſen wäre, und Deutſchland ungehindert in
Oſtpreußen Truppen landen könnte, um die Einkreiſung der pol=
niſchen
Armee zu vollenden. So beeinflußt die Wiederaufrichtung
Deutſchlands den Geiſt der Londoner Konferenz in nicht unbe=
trächtlichem
Maße

Garvin bedauerk die Abweſenheit Deutſchlands.
EP. London, 20. Januar.
Der bekannte engliſche Journaliſt Garvin bringt im Ob=
ſerver
das lebhafte Bedauern zum Ausdruck, daß die
Londoner Konferenz keine Sechsmächte= Kon=
ferenz
iſt, und daß Deutſchland nicht daran be=
teiligt
ſei. Es ſei leider bereits zu ſpät, um Deutſchland
noch einzuladen. Die Sachkenntnis und Intelligenz der deutſchen

Vom Tage.
Der Reichspräſident empfing am Montag den
Staatsſekretar v. Schubert zum Vortrag über die
Tagung des Völkerbundsrates und die damit in Zuſam=
menhang
ſtehenden Genfer Verhandlungen.
Die Geſchäftsführerin des einſtmaligen Reichs=
Katholikenausſchuſſes in der Deutſchnationalen
Volkspartei Baronin Brackel, hat ihren Austritt aus
der Partei erklärt.
Dem Beiſpiel der übrigen Berliner Verkehrsgeſellſchaften fol=
gend
, hat nun auch die elektriſch betriebene Stadt=, Ring= und
Vorortbahn ihren Tarif von 15 auf 20 Pfg. erhöht.
Die urſprünglich für dieſes Jahr angeſetzte Volkszählung
iſt aus Gründen der allgemeinen Sparſamkeit auf das Jahr 1931
verſchoben worden. Sie ſoll dann vorausſichtlich ebenſo wie im
Jahre 1925 mit einer Berufszählung verbunden werden.
Der bekannte deutſche Finanzmann und Sachberater bei den Pariſer
und Haager Reparationsverhandlungen Dr. Melchior iſt vom
Finanzkomitee des Völkerbundes zum Präſiden=
ten
für das neue Geſchäftsjahr beſtellt worden.
Die Sowjetregierung hat der deutſchen Regierung mit=
geteilt
, daß die diplomatiſchen Beziehungen mit England und die kon=
ſulariſchen
Beziehungen der Sowjetunion mit China wieder aufgenom=
men
ſind. Die Sowjetregierung ſpricht der deutſchen Regie=
rung
ihren Dank aus für den Schutz, den die deutſche Regierung
über die Angehörigen der Sowjetunion in dieſen Ländern während der
Zeit übernommen hat, in der die Beziehungen abgebrochen waren.
Die Botſchafterkonferenz hat geſtern unter dem Vorſitz
von Jules Cambon eine Anzahl ſchwebender Fragen erledigt.
Der Widerſtand gegen den in Erwägung gezogenen euro=
päiſchen
Zollwaffenſtillſtand wächſt in Frankreich von
Tag zu Tag. Jetzt erläßt die Vereinigung der franzöſiſchen Induſtrie
und des Ackerbaues einen Aufruf, in dem der Handelsminiſter aufge=
fordert
wird, ſich mit allen Mitteln im Namen Frankreichs der Inkraft=
ſetzung
des Zollwaffenſtillſtandes zu widerſetzen.
Das engliſche Parlament nimmt heute ohne beſondere
Eröffnungszeremonie ſeine Arbeiten wieder auf.
Die Eröffnung der allindiſchen Geſetzgebenden
Verſammlung durch den engliſchen Vizekönig Lord Irwin ging
vor nahezu leerem Hauſe vor ſich. Von den 145 Mitgliedern
der Verſammlung waren nur insgeſamt 73 erſchienen.
Wie aus Buenos=Aires gemeldet wird, iſt zwiſchen Bolivien
und Paraguay eine neue Spannung entſtanden. Zwi=
ſchen
Streitkräften beider Länder ſoll es zu einem Zuſammenſtoß ge=
kommen
ſein, bei dem ein Soldat von Paraguay getötet wurde.

Admiralität ſtehen nach Garvins Anſicht denjenigem der anderen
Mächte um nichts nach, aus welchem Grunde es ratſam geweſen
wäre, wenn man ſſch die deutſche Anſicht über eine Seeabrüſtung
auf der Konferenz angehört hätte.
Tagung des Opiumausſchuſſes des Völkerbundes.
EP. Genf, 20. Januar.
Eine recht intereſſante Ausſprache ſteht in der am Montag
unter dem Vorſitz des Holländers van Wettum eröffneten Ta=
gung
des Opiumausſchuſſes bevor, der ſich mit der grundſätzlich
bedeutſamen Frage der Kontingentierung der Fabrikation der
Opiumderivate zu befaſſen hat, die die von der letzten Völker=
bundsverſammlung
auf engliſche Initiative beſchloſſene Konfe=
renz
der Opium verarbeitenden Länder vorzubereiten hat. Die
Reglementierung der Produktion der Opiumderivate entſpricht
einer alten Forderung, die insbeſondere von italieniſcher Seite
im Opiumausſchuß immer wieder erhoben worden iſt, da nur
ſo die unkontrollierbaren Lagerbeſtände, aus denen der Schleich=
handel
immer wieder ſchöpft, erfaßt werden könnten. Es wird
angenommen, daß die geplante Konferenz, wenn nicht uner=
wartete
Schwierigkeiten eintreten, im November dieſes Jahres
abgehalten werden kann. Neben dieſer Hauptfrage liegt dem
Opiumausſchuß eine größere geſchäftsordnungsmäßige Tages=
ordnung
vor. Danach ſoll auch der Stand der Opiumbelämp=
fung
im Nahen und Fernen Oſten ſowie in Südamerika einer
beſonderen Prüfung unterzogen werden.
Der Zerfall der Gruppe Marin.
EP. Paris, 20. Januar.
Die Gruppe Marin, in der, wie wir unlängſt berichteten, Zer=
ſetzungserſcheinungen
aufgetreten ſind, hat in einer neuen Ver=
ſammlung
den bereits gefaßten Spaltungsbeſchluß wieder rück=
gängig
gemacht. Die Einrichtung von zwei Untergruppen, eine
für die getreuen Regierungsgegner Marins, die andere für die
Regierungsanhänger, wurde mit 33 gegen 29 Stimmen abge=
lehnt
. Die knappe Mehrheit, die, wie verlautet, nur zuſtande kom,
weil de Wendel, der Präſident des Comité des Forges, mit der
Entziehung des Wahlfonds drohte, zeigt mehr als alles, wie zer=
brechlich
die Parteieinheit iſt.

Borfeibgeſchhte in London.
Die Franzoſen für ein Kanal=Locarno.
EP. London, 20. Januar.
Die Delegationen für die Londoner Seeabrüſtungs=
Konferenz ſind nunmehr alle in Longon eingetroffen und
haben während des verfloſſenen Wochenendes bereits eine Reihe
vorbereitender Beſprechungen untereinander gehabt. Der fran=
zöſiſche
Miniſterpräſidem Tardieu hatte kurz nach ſeiner Ankunft
geſtern morgen eine längere Konferenz mit Briand, der ſchon
am Samstag in London eingetroffen iſt. In den Abendſtunden
fand zwiſchen Tardieu und dem amerikaniſchen Staatsſekretär
Stimſon eine etwa einſtündige Beſprechung ſtatt. Ausgedehnte
Beſprechungen wurden ſpäter auch in der Downing Street zwi=
ſchen
Tardieu, Briand und Macdonald geführt, doch ſoll es ſich
hierbei lediglich um einen Höflichkeitsbeſuch gehandelt hoben.
Zwiſchew dem italieniſchen Außenminiſter Grandi und Staats=
ſekretär
Stimſon hat geſtern ebenfalls eine kürzere Beſprechung
ſtattgefunden.
Am Montag verſammelten ſich alle Delegationen zum erſten=
mal
bei Premierminiſter Mocdonald, um die Einzelheiten der
morgen beginnenden Konferenz zu beſprechen. Am Nachmittag
wurden die Delegierten im Buckingham=Palaſt vom König emp=
fangen
und abends gab ihnen die engliſche Regierung ein Eſſen
im Savoy=Hotel.
Den aus Rom kommenden Berichten, daß Muſſolini durch
die italieniſche Delegation auf der Londoner Konferenz die Be=
reitwilligkeit
Italiens bekanntgeben werde, bei ähnlichem Vor=
gehen
der übrigen Mächte ſeine geſamte Flotte abzuſchaffen, mißt
man in engliſchen diplomatiſchen Kreiſen nur wenig Bedeu=
tung
bei.
Der diplomatiſche Korreſpondent des Daily Telegraph
weiß heute mitzuteilen, daß die franzöſiſche Delega=
tion
beabſichtigen ſoll, den Gedanken eines Kanal= Lo=
carno
wie er von Lord d’Abernon im Jahre 1925 propagiert
wurde, wieder aufleben zu laſſen, um mit dem Köder erhöhter
Sicherheit England noch zum Abſchluß eines Mittelmeerpaktes
zu bewegen.
Macdonald wird den Vorſik führen.
Den Vorſitz auf der Londoner Marineabrüſtungskonferenz
wird, wie allgemein erwartet, Macdonald führen. Auf der heu=
tigen
erſten Zuſammenkunft aller Delegierten der Londoner
Konferenz wurde beſchloſſen, in der morgigen Eröffnungs=
ſitzung
die Wahl Macdonalds vorzunehmen und nach Beendi=
gung
der Reden der einzelnen Hauptdelegierten die Konferenz
bis Donnerstag zu vertagen. Der Mittwoch ſoll weiteren Be=
ſprechungen
und Unterredungen zwiſchen den einzelnen Dele=
gierten
gewidmet ſein. Am Donnerstag wird auf der erſten
öffentlichen Sitzung im St.=James=Palaſt die Wahl des Gene=
ralſekretärs
der Konferenz vorgenommen werden und die Ein=
ſetzung
einer aus Mitgliedern aller Delegationen beſtehenden
Kommiſſion zur Durchführung der Hauptarbeiten der Konferenz
erfolgen. Eine ausführliche Erklärung der Führer der einzelnen
Delegationen, über die maritimen Erforderniſſe ihrer Länder
ſoll am Donnerstag ebenfalls abgegeben werden.
Am heutigen Nachmittag wurden die Delegierten
von König Georg im Buckingham=Palaſt empfangen
und dem König von Macdonald einzeln vorgeſtellt. Vor dem
Empfang der Abordnungen hatte Macdonald mit dem König
eine kurze Unterredung. Zwiſchen den franzöſiſchen und engli=
ſchen
Delegierten hatte kurz nach 4 Uhr im Foreign Office eine
längere Beſprechung ſtattgefunden, der eine Unterredung zwi=
ſchen
Maedonald und der italieniſchen Delegation folgte.
Amerika gegenüber dem engliſchen Vorſchlag
auf Abſchaffung der Schlachtſchiffe nicht abgeneigk.
EP. Waſhington, 20. Januar.
Die amerikaniſche Regierung ſcheint in der
Frage der völligen Abſchaffung der Schlacht=
ſchiffe
ſich dem engliſchen Standpunkt anzu=
ſchließen
. Faſt alle New Yorker Sonntagszeitungen brachten
wahrſcheinlich von der Regierung inſpirierte Artikel, in denen
erklärt wird, daß die amerikaniſche Regierung bereit ſei, für die
Zeit von fünf Jahren keine neuen Schlachtſchiffe in Bau zu geben
und daß ſie außerdem gewillt ſei, elf Schlachtſchiffe, die im Laufe
der fünf Jahre veralten, zu verſchrotten. Die Haltung der ameri=
kaniſchen
Regierung nähert ſich ſomit dem Standpunkt Englands,
das auf der Konferenz den Vorſchlag machen will. die Programme
für die Erſetzung kampfunfähig gewordener Schlachtſchiffe von
1931, wie im Waſhingtoner Vertrag vorgeſehen, bis 1936 hinaus=
zuſchieben
.

Heſſiſches Landestheater.
Großes Haus. Montag, den 20. Januar 1930.
2. Konzerk mit Werken zeitgenöſſiſcher Komponiſten.
Drei Werke aus den letzten drei Jahren mit völlig verſchie=
dener
Einſtellung. Zuerſt ein Krénel, Potpourri für großes
Orcheſter, Opus 54 (1927). Der geiſtvolle Komponiſt wollte ſich
einmal auf andere Weiſe muſikaliſch vergnügen, als im linearen,
atonalen Stil. Ein abwechſlungsvolles Gemiſch von amüſanten
Gedanken, bald marſchartig, bald lyriſch mit und ohne Schmalz,
bald wieder in modernen Tanzrhythmen oder einmal dramatiſch
fteigernd. Manche Themen ſind von gewollter Plattheit, andere
anziehend, alle aber wirkungsvoll und unterhaltend. Beſonders
gefiel die Inſtrumentation, die trotz des ſehr großen Orcheſter=
apparates
meiſtens ſehr durchſichtig bleibt. Im Klang viel Dur,
ab und zu ein bißchen Moll, dazwiſchen auch einmal etwas
moderner. Man unterhält ſich gut, bleibt gefühlsunbelaſtet und
ſchmunzelt ab und zu, ſo wenn das Klavier plötzlich ſoliſſimo
gefühlvoll wird. Ganz famos wurde das Stück geſpielt, es machte
anſcheinend Herrn Dr. Böhm ebenſo wie den Künſtlern des
Landestheaterorcheſters viel Spaß, und es kam mit bewun=
dernswerter
Klarheit und Schärfe heraus.
Dann eine Uraufführung, eine Variationen=Suite (über ein
eigenes Thema) von Hermann von Glenck. Das Werk umſchließt
vier Hauptſätze, deren erſter uns ſofort mit einem ſchlichten,
marſchartigen Thema in E=Dur bekannt macht, das ſofort in
einer ziemlichen Breite ſinfoniſch verarbeitet und durchgeführt
wird. Eine wirkungsvolle Steigerung führt zum erſten Höhe=
punkt
, dem ſich eine mehr lyriſch geartete Partie anſchließt, die
dann den Charakter des Hauptgedankens allmählich wieder mehr
in den Vordergrund treten läßt. Der zweite Satz iſt ein dahin=
huſchendes
Allegro, das kleine, aus dem Thema gewonnene
Motive, ſo die drei erſten Noten, verarbeitet, in der Stimmung
ſcherzoartig. Der dritte Satz trägt dem Suitencharakter weſent=
lich
Rechnung. Er wird umrahmt von einem breit ausgeführten,
im ſechsteiligen Takt hinfließenden Andante, in dem Einzel=
ſtimmen
aus dem Orcheſter ſtärker hervortreten, und in der
Mitte erſcheinen dann kleine Formen der alten Suite. Es iſt,
als ob die Bühne zur Hälfte offen, nun durch Oeffnen eines
zweiten Vorhangs nun neue Bilder dem Auge bietet. Nach
zweimaligem ſignalartigen Anſetzen hören wir eine kurze Polo=
ngiſe
, durchſichtig inſtrumentiert, noch kammermuſikmäßiger wird
die Beſetzung bei der Gavotte und Sarabande, und eine friſche
Gigue ſchließt in imitatoriſchem Satz ab. Nun verſchwindet
wieder dies Bild einer älteren Zeit und das Andante wird fort=
geſetzt
. In ſehr flotten, jedoch gedämpften Klängen beginnt
nun das Allegro, der vierte Satz, immer energiſcher wird die
Steigerung, da erklingt ein menuettarriger, zuerſt wehmütiger

Gedanke. Wieder löſt die kräftigere Bewegung ab, um wieder
zum Menuett überzugehen, das ſchließlich ſich dem Hauptthema
beſonders verwandt zeigt und überraſchend, etwas unvermittelt,
abſchließt. Während die Hauptſätze mehr mit aus dem Thema
abgeleiteten Motiven arbeiten, enthalten die kurzen Suitenſätze
mehr melodiſche Abwandlungen des Themas. Das feinſinnige
Werk vermag bei allen einzelnen Schönheiten nicht völlig zwi=
ſchen
den beiden Elementen zu vermitteln, und ebenſo ſteht ſich
Orcheſterwirkung und Kammermuſik etwas unverſchmolzen ge=
genüber
. Gelegentlich fehlt es an größeren gedanklichen und
klanglichen Gegenſätzen. Am wenigſten wirkſam und überzeu=
gend
ſchien uns der Schluß. Die anſcheinend durchaus auf das
Lyriſche eingeſtellte Begabung des Komponiſten muß ſich der
Notwendigkeit fügen, daß in der großen Form die Lyrik nur
durch kraftvolle Gegenſätze zu ihrer Wirkung gelangen kann.
Dr. Böhm arbeitete die feinen Gedanken der Partitur aus=
gezeichnet
heraus, unterſtrich die reizvolle Rhythmik und die
kleinen reizvollen Klangbilder. Ob eine etwas raſchere Tempo=
nahme
des letzten Menuetts den Schluß wirkungsvoller zu ge=
ſtalten
vermag, müßte der Komponiſt entſcheiden. Dieſer durfte
für den warmen Beifall mehrmals danken.
Starkes Intereſſe erweckte die ſechſte Sinfonie in C=Dur des
bedeutendſten ſchwediſchen Sinfonikers der Jetztzeit Kurt Arter=
berg
. Große, breitgeſpannte Themen und weitgeſpannte Ent=
wicklungen
charakteriſieren ſeine Kunſt. Faſt in Brucknerſcher
Art verläuft die Expoſition des gewichtigen erſten Satzes, den
bedeutende Themen zu ſeinem großen Pathos berechtigen. Nor=
diſche
Klänge miſchen ſich ſchon in die Steigerung des erſten
Themas ein. Sie beherrſchen beſonders den zweiten Satz, der
über ein kurzes ostinato=Motiv ſich in grandioſer Monotonie
aufzubauen beginnt, dann allerdings zeitweiſe das Intereſſe durch
allzu langes Verweilen auf dieſem Gedanken etwas erlahmen
läßt, dann aber in großem Aufſchwung Farbe und Leben gewinnt
und herrlich klangvoll ſchließt. Den Schlußſatz beherrſcht der
ſcharfe, faſt tanzartige Rhythmus des Hauptgedankens. So wie
Beethoven in ſeinen Konzerten regelmäßig das Finale zum Tum=
melplatz
froher Laune macht, ſo ſtürmt dieſer Rhythmus dahin,
rondoartig das Hauptthema immer wieder hervortreten laſſend.
Auch gegenſätzliche Seitenmelodien werden in der Begleitung
irgendwie in Zuſammenhang mit dem Hauptrhythmus gebracht.
Auch der Humor kommt in der Inſtrumentierung zur Geltung.
Die Sinfonie fand begeiſterten Beifall, er galt aber auch zum
großen Teil der kongenialen Wiedergabe durch unſern General=
muſikdirektor
und das hervorragende Orcheſter.
Leider war das Konzert ſchlecht beſucht. Und das, obgleich
mit der Notwendigkeit großer Sparſamkeit beim Theater auch das
Orcheſter von der Gefahr bedroht wird, erheblich verringert zu
werden. Daß hierdurch derartige wertvolle Konzerte unmöglich
werden, ſollte doch alle Einſichtigen dazu veranlaſſen, durch guten
Beſuch zu zeigen, wie wertvoll die Konzerte für unſer Kunſt= und

Geiſtesleben ſind. Viele haben aber eine latente Angſt vor neuer
Muſik, und wittern hinter jedem neueren Werk einen Eindruck
wie ihn vor einigen Jahren die Sinfonie von Rathans hinterließ,
Ich glaube, man darf behaupten, daß wir über das ganz wilde.
Neutönen doch ſchon wieder etwas hinaus ſind, und daß das Ver=
langen
nach Gehalt und Geſtalt unſere junge Komponiſtengene=
ration
ſchon wieder ſtark beſeelt. Ich weiß nicht, ob mein Urteil
einſeitig iſt, ich glaube behaupten zu müſſen, daß der Wert unſerer
Darmſtädter Muſikkultur in erſter Linie von der Güte und Lei=
ſtungsfähigkeit
unſeres Orcheſters abhängt.
F. N.

* Richard-Wagner=Berband deutſcher Frauen.
Es iſt immer erfreulich, dieſe Veranſtaltungen im Hauſe
Selzam in der Neckarſtraße mitzumachen. Sie bedeuten jedesmal
eine Stunde vornehmer und angenehmer Hausmuſik, und die
Darbietungen ſtehen ſtets auf beachtenswert künſtleriſchem Niveau.
So war es auch diesmal wieder, wo Frau Varena ſang und
Frl. Renz Violine ſpielte. Frau Varena darf wohl zufrieden
ſein mit dem Erfolg, den ſie ſich erſang. Lieder von Schumann,
von Liſzt und Hugo Wolf zeigten ihre Könnerſchaft auch auf dem
Gebiet des Liedes, und insbeſondere die Wolf’ſchen Lieder Der
Geneſene an die Hoffnung Das verlaſſene Mägdlein und Er
iſt’s waren geſanglich und muſikaliſch vollwertig. Frl. Renz
zeigte in Stücken von Bach, Händel, Gluck, Schubert und dann in
Albumblatt und Romanze von R. Wagner, ſowie einem
Albumblatt von R. Sternfeld ihre oft anerkannten Geigerquali=
täten
. Tonlich gelang alles prächtig, und ihre techniſche Begabung
iſt bekannt. Auch ſie fand volle Würdigung bei den Zuhörern
und nicht minder Hans Simon, der wie immer außerordentlich
fein am Flügel ſeines Amtes waltete und für ſeine virtuoſe Wie=
dergabe
des gefürchteten Nachſpiels von Er iſt’s ein Extralob
verdient.
O.

* Japaniſche Zärberſchablonen
aus dem 18. und 19. Jahrhundert (Sammlung Will Rotſchild,
Mannheim) ſtellt das Landesmuſeum in den Räumen des
Kupferſtichkabinetts zur Schau. Eine reichhaltige und entzückende
Sammlung japaniſcher Kleinkunſt. Die Ornamente zeichnen ſich
aus durch unerſchöpfliche Vielfalt der Motive, durch graziöſeſte
Sicherheit der Details und die vorſichtige und zarte Stiliſierung,
die nie die organiſche Form des natürlichen Vorbilds verletzt,
Vielmehr verbindet ſich auch in dieſen Kleinkunſtwerken offen=
ſichtlich
die Treue geduldigſter Naturbeobachtung mit der vor=
ſichtig
=ſouveränen Freiheit des Künſtlers, der das innere Geſetz
der lebendigen Form ſichtbar macht, ohne die natürliche Regel=
loſigkeit
der Erſcheinung ſchematiſch zu vernichten. Von wenigen
geometriſchen Ornamenten abgeſehen, ſind die Motive der
Schablonen der Pflanzenwelt entnommen, deren Formenreichtum
ſie bis in die feinſten Umriſſe und Veräſtelungen von Blatt,
Blüte, Z ia. Stengel nachgehen.
A.

[ ][  ][ ]

Dienstag, den 21. Januar 1930

Seite 3

äſidenken der Länder. Einberufung des Auswärkigen Ausſchiffes.
e Leſung des Houng=Plans im Reichskag. Reichspräfidenk
T9 behält ſich ſeine Enkſcheidung bis zulekt vor.

Houng=Plan

Die deutſche Delegation hat mit der Unterzeichnung des
Schlußprotokolls erſt die Hälfta, vielleicht ſogar die leichtere
Hälfte ihrer Arbeit hinter ſich gebracht. Die kommenden Wochen
werden ihr mindeſtens ebenſo ſchwere Kämpfe in Berlin
bringen, weil es jetzt gilt, für die Haager Beſchlüſſe
eine Mehrheit im Reichstag zu gewinnen. Es
ſcheint zwiſchen den Regierungen verabredet zu ſein, mit der
Erledigung der letzten Formalitäten keine Zeit zu verlieren
und die Ratifikation des Planes möglichſt ſchon im letz=
ten
Drittel des Februar vorzunehmen, ſo daß dann Ende
März die Internationale Bank in Baſel ihre
Tätigkeit beginnen könnte. Damit wären, worauf
von deutſcher Seite natürlich entſcheidendes Gewicht gelegt
wird, alle Vorbedingungen erfüllt, um die
Räumung der 3. Zone ſpäteſtens am 30. Juni
zu Ende zu führen. Wenn aber die Ratifikation ſchon um
den 20. Februar herum erfolgen ſoll, dann bleibt für die parla=
mentariſche
Erledigung im Reichstag nicht allzuviel Zeit. Das
iſt vielleicht nicht einmal ein Fehler. Zu ändern iſt doch nichts
mnehr; es kann lann ſich nur um ein Ja oder Nein han=
deln
. Lange drum herum zu reden hat alſo keinen Sinn mehr.
Trotzdem werden die Widerſtände bei den Fraktionen nicht
leicht zu beſiegen ſein, ſelbſt wenn der polniſche Liqui=
dationsvertrag
, der ja ein erheblicher Stein des An=
ſtoßes
iſt, auf ſpäter verſchoben wird. Von großer Be=
deutung
könnte es ſein, wenn Dr. Curtius aus ſeiner Unter=
redung
mit Tardien irgendwelche Zuſicherungen über
die Regelung der Saarfrage mit nach Hauſe bringen
würde, oder wenn etwa die Pariſer Verhandlungen in den
nächſten Wochen ſchon feſtere Konturen zeigen ſollten, weil ja
gerade der Führer des Zentrums, Herr Kaas, ſich auf dieſen
Punkt feſtgelegt hat und auch für die Volkspartei die Zuſtim=
anung
zu dem geſamten Werk leichter zu tragen wäre, wenn die
Gewißheit beſtände, daß mit der Rückgabe der Saar tatſächlich
ſo etwas wie eine Liquidation der geſamten Weſtfragen er=
folgte
.
Für den kommenden Mittwoch iſt, nachdem vorher ſchon die
Delegation dem Reichspräſidenten berichtet hat, das Kabinett
einberufen. Ende der Woche werden dann wieder die Mini=
ſterpräſidenten
der Länder von denen der Baher
Seld zum Entſetzen der deutſchen Delegation mit ſeiner
Kritik bereits vorgeprellt iſt nach Berlin gebeten,
um zunächſt einen vertraulichen Bericht entgegenzunehmen.
Daran werden ſich dann die Auswärtigen Ausſchüſſe des Reichs=
tages
und Reichsrates ſchließen und etwa um den
. Februar wird die erſte Leſung im Reichstag
ſelbſt erfolgen, an die ſich dann unmittelbar auch die mit dem
Boung=Plan in innerer Verbindung ſtehende Finanzreform
mit der Etatberatung reiht. Es wird alſo noch heiße Wochen
für die Regierung geben, bevor ſie die Ermächtigung zur Rati=
fikation
erhält.
Dabei iſt eine Frage, die abſichtlich noch von niemand
angeſchnitten worden iſt, vollkommen ungewiß, ob
der Reichspräſident, der ſich ſeine Stellung=
nahme
bisher vorbehalten hat, nicht Beden=
ken
hat, ſeinen Namen unter dieſes Schrift=
ſtück
zu ſetzen. In politiſchen Kreiſen wird ſchon viel ge=
raunt
, vorläufig aber nur ins Blaue hinein. Der Reichspräſi=
dent
hat ſich aber ſein Urteil vorbehalten, bis auch die letzten
Entſcheidungen gefallen ſind, wird ſich alſo erſt entſcheiden, wenn
die dritte Leſung im Reichstag vorüber iſt.

* Die heute veröffentlichte Bilanz des deutſchen Außenhandels
im Jahre 1929 (ſiehe auch Handelsſeite!) weiſt einen Ausfuhr=

überſchuß von etwa 48 Millionen auf. Ein richtiges
Bild aus der Bilanz gewinnt man aber erſt, wenn man die Sach=
lieferungen
auf Reparationskonto in Höhe von 800 Millionen
Goldmark in Rechnung ſtellt, die in der Exportziffer wohl ent=
halten
ſind, für die aber eine Bezahlung nicht erfolgt. Sie ſtellen
alſo eine Belaſtung für die deutſche Volkswirtſchaft dar. In dieſem
Zuſammenhang ergibt ſich nun erneut die Frage, ob wir in
der Lage ſein werden, unſere reparationspoli=
tiſchen
Verpflichtungen zu erfüllen. Der Dawes=
Plan ſah eine Bezahlung der Reparationen aus unſeren Ausfuhr=
überſchüſſen
vor. Ausfuhrüberſchüſſe gab es aber un=
ter
dem Dawes=Plan nicht. Deutſchland mußte immer
wieder Auslandsanleihen aufnehmen, deren Erträge dann den
Reparationsmächten wieder zugute geſchrieben wurden. Jetzt tritt
der Young=Plan in Kraft. Aber auf Grund der heute veröffent=
lichten
Außenhandelsbilanz wird Deutſchland vorausſichtlich auch
in der Zukunft nicht in der Lage ſein, durch den Export von
Waren allein die Deviſenmengen hereinzubekommen, die an die
Bank für internationalen Zahlungsausgleich in Baſel zu zahlen
ſind. Es wird ihm wahrſcheinlich nichts anderes übrig bleiben, als
die Anleihewirtſchaft der Vergängenheit fortzuſetzen, damit die
Reparationsmächte zufrieden geſtellt werden können.
Der bageriſche Miniſterpräfidenk zum Young=Plan.
Befreuden bei der deutſchen delegakion im Haag.
Regensburg, 20. Januar.
Hier hat Miniſterpräſident Dr. Held am Sonntag
in einer Verſammlung der Bayeriſchen Volkspartei eine Rede
gehalten, in der er Probleme der innerbaheriſchen ſowie der
innerdeutſchen Politik behandelte und dann nach einem Rückblick
auf die innen= wie außenpolitiſche Geſchichte der jüngſten Zeit
ſich auch mit dem Young=Plan befaßte. Nachdem er die ein=
zelnen
Beſtimmungen des Young=Plans durchgeſprochen und
namentlich bedauert hatte, daß dem ehrlichen Wort deutſcher
Staatsmänner gegenüber doch wieder von Sanktionen die Rede
geweſen ſei, erklärte er zunächſt, nach allem, was man für den
Young=Plan und gegen ihn in die Wagſchale legen
könne, ſei es ſchwer, ein entſcheidendes Urteil hierüber zu fällen,
und noch ſchwerer werde dies, weil dos Volk uneinig ſei, auch in
ſeiner Vertretung im Reichstag. Die Art in der ſich die
Nede weiterhin mit der Diskuſſion um den
Young=Plan befaßte, hat, wie hier verlautet, in Krei=
ſen
der deutſchen Delegation im Haag einiges
Befremden erregt. Unter anderem führte der Miniſter=
präſident
noch aus, was Reichsbankpräſident Dr. Schacht in Paris
erreicht habe, ſei eine weſentliche Verbeſſerung des Dawes=
Planes geweſen, und wenn er jetzt wieder ſeine Stimme erhoben
habe, ſo ſei das für ihn als Leiter der Reichsbank, der für den
Währungsbeſtand zu bürgen habe, ſelbſtverſtändlich gewefen.
Bedeuerlich ſei nur, daß man innerhalb der Reichsregierung,
die wochenlang vorher die Stellungnahme des Reichsbankpräſi=
denten
gekannt hab, zu keiner Einigung gekommen ſei und da=
mit
der Welt auch noch im Haag das Schauſpiel der Uneinigkeit
geboten habe.

Bereits vor der Abreiſe des gegenwärtigen Reichsfinanz=
miniſters
Prof. Moldenhauer war eine Beſprechung mit den
Finanzminiſtern der Länder in Ausſicht genommen. Dr. Mol=
denhauer
hatte damals den Wunſch geäußert, ſeine Kollegen aus
den Ländern kennen zu lernen und mit ihnen über die Grund=
züge
der künftigen Finanzpolitik einig zu werden.
Durch die Vorbereitung für die Haager Konferenz ließ die zur
Verfügung ſtehende Zeit dieſe Beſprechung nicht mehr zu. Nun
iſt beabſichtigt, die Einladungen an die Länderfinanz=
miniſter
zum 25. Januar hinausgehen zu laſſen. Dr.
Moldenhauer wird in der Sitzung einen Ueberblick über die
finanziellen Auswirkungen des neuen Repara=
tionsplanes
geben und gleichzeitig den neuen Reichs=
etat
durchſprechen, ſoweit Länderintereſſen dabei
berührt ſind. Eine Hauptrolle wird auch der Finanz=
ausgleich
ſpielen und die von den Ländern zu ergreifenden
Maßnahmen hinſichtlich der Ergänzung der Reichsfinanzreform.

Zugunſten Ungarns.

Das endgültige Abkonien über die Oſtreparationen, deſſen
vorläufige Grundlage bereits gemeldet wurde, iſt, wie man von
ungariſcher Seite erfährt, durch die Verhandlungen der heutigen
Nacht, die von 22.30 Uhr geſtern abend ununterbrochen bis heute
früh 10 Uhr gedauert haben, nicht unweſentlich zugunſten Un=
garns
geändert worden. Danach wird ein erſter Fonds gebildt,
der einen Wert von 240 Millionen Goldkronen haben ſoll. In
ihn fließt der Teil der ungariſchen Reparationsſchuld, der für
die Großmächte beſtimmt war und ſich aus den zu leiſtenden
Zahlungen von 10 Millionen Goldkronen jährlich (1923 bis 1943)
ergibt, weiter die Zahlungen Ungarns von 1943 bis 1966 in Höhe
von je 13½ Millionen Goldkronen mit einem Gegenwartswert
von 87 Millionen Goldkronen, und ſchließlich die Geſamtſumme
der von der Kleinen Entente nach ihrer Geſetzgebung an die ent=
eigneten
Optanten zu zahlenden Entſchädigungen im Werte von
etwa 100 Millionen Goldkronen; der Reſt ergibt ſich aus einigen
kleineren Abrechnungen.
Der zweite Fonds von 100 Millionen Kronen wird in Form
eines Vorſchuſſes der drei Großmächte Frankreich, England und
Italien aufgebracht; über die Rückzahlung ſcheinen interne Ver=
einbarungen
zwiſchen ihnen und den Nutznießern der Enteignung
zu beſtehen. Jedenfalls hat Ungarn für die Rückzahlung dieſes
Betrages nicht zu ſorgen, und im Bedürfnisfalle, d. h., wenn
die Schiedsſprüche höhere Zahlungen an die Enteigneten be=
dingen
, nicht aufzukommen, ſondern in dieſen Fällen treten die
Kleinen Ententeſtaaten für den Mehrbetrag ein. Die Schieds=
gerichtsfrage
iſt dahin geregelt worden, daß die gemiſchten
Schiedsgerichte, die bisher aus einem neutralen und je einem
Vertreter der beiden jeweils ſtreitenden Parteien beſtehen, um
zwvei neutrale Mitglieder erweitert werden, daß ferner der Stän=
dige
Internationale Gerichtshof im Haag, der dieſe neutralen
Mitglieder ernennt, als Appellationsinſtanz für die noch nicht
entſchiedenen Prozeſſe vorgeſehen wird, dagegen in den bereits
entſchiedenen nicht zuſtändig iſt.
Die endgültige Regelung dieſes Abkommens wird jedoch erſt
in einer nach Paris einzuberufenden weiteren Konferenz der
Beteiligten, wo die Rechtsinſtrumente geſchaffen werden ſollen,
zu Ende gebracht und unterzeichnet werden.
Die bulgariſchen Annuikäken.
Die Regelung der bulgariſchen Reparationen, die heute in
letzter Minute vor Schluß der Haager Konferenz zuſtande kam,
ſieht folgende Annuitätenzahlungen durch Bulgarien vor: Im
den erſten zehn Jahren je 10 Millionen Goldfranken, in den
weiteren elf Jahren je 11,5 Millionen und in den letzten ſech=
zehn
Jahren je 12,486 Millionen Goldfranken.
Sonderabkommen zwiſchen Frankreich und ſeinen
ehemaligen kleinen Verbündeken.
Im Haag ſind zwiſchen Frankreich und ſeinen ehemaligen
kleinen Verbündeten: Rumänien, Jugoſlawien und Griechen=
land
, denen Frankreich während des Krieges beträchtliche Vor=
ſchüſſe
zur Verfügung geſtellt hat, Abkommen getroffen worden,
denen zufolge die Schuldverpflichtungen dieſer kleinen Alliierten
an Frankreich für Rumänien um 50, für Griechenland und Jugo=
ſlawien
um etwa 45 Prozent herabgeſetzt werden, ſofern ſich die
Mächte verpflichten, den neuen Plan im Haag zu unterzeichnen.
Erſt wenn dieſe Unterzeichnung erfolgt iſt, können dieſe Abkom=
men
in Kraft treten. Dieſe Regelung dürfte dazu beigetragen
haben, die Kleine Entente willig zu der Bereinigung der Oſt=
reparationen
zu machen.
Abreiſe der deutſchen Delegakion aus dem Haag.
Die deutſche Delegation, die bei Beendigung der heutigen
Schlußſitzung der Haager Konferenz das Konferenzgebäude ſehr
ſchnell verlaſſen mußte, da ihr nur noch eine Viertelſtunde bis
zum Abgang des Berliner Zuges zur Verfügung ſtand, iſt, wie
vorgeſehen, pünktlich um 6.35 Uhr aus dem Haag nach Berlin
abgereiſt. Mit ihr ſind Reichsaußenminiſter Dr. Curtius, Dr.
Wirth, Prof. Moldenhauer und Schmidt abgereiſt. Zum Ab=
ſchied
hatte ſich auf dem Bahnſteig der deutſche Geſandte Graf
Zech und Frau, Geſandtſchaftsrat Dr. Rödiger und Geſandt=
ſchaftsſekretär
Dr. Gregor von der deutſchen Geſandtſchaft ein=
gefunden
. Eine zahlreiche Menſchenmenge hatte ſich vor dem
Bahnhof aufgeſtellt.

Iniles gloriosus

Zur bevorſtehenden Schüleraufführung in der Vereinigung der Freunde
des humaniſtiſchen Gymnaſiums.
Die hieſige humaniſtiſche Vereinigung läßt am nächſten Freitag,
dem 24. Januar, durch Schüler des Ludwig=Georgs=Gymnaſiums ein
Kuſtſpiel des Plautus: Der ruhmredige Soldat, aufführen. Der römi=
ſche
Komödiendichter iſt ſchon vor einigen Jahren einmal mit ſeinem
Trinummus in der Bearbeitung Leſſings (Der Schatz) hier zu Wort
gekommen und erzielte damals einen durchſchlagenden Heiterkeitserfolg.
In dem jetzt erwähnten Stück hat der Charakter des Prahlers eine er=
getzliche
Darſtellung erfahren. Die weitverbreitete Neigung der Men=
ſchen
, mehr zu ſcheinen als ſie ſind, war von den Griechen ſorgfältig
beobachtet und mit allen damit verbundenen Charakterzügen in der
Figur des Alazon (Aufſchneiders) ausgeprägt worden. Es lag nahe,
als Träger der Rolle einen Soldaten zu wählen, da das Außerordent=
liche
und Unkontrollierbare des Kriegserlebniſſes jene Neigung begün=
ſtigt
. Der bekannteſte Bramarbas dieſer Art iſt Shakeſpeares Falſtaff.
Ebenſo feig und genußſüchtig, eitel und prahleriſch wie der ehrenwerte
Sir John iſt der Pyrgopolinikes, der Burg= und Stadtüberwinder
des Plautus. Ihm zur Seite ſteht ein Schmarotzer, der ſich die Eitel=
keit
des anderen zu Nutzen macht, um ſich durch maßloſe Schmeichelei
ſeine Lebſucht zu verdienen. Daher auch ſein Name Artotrogus das
heißt Der Brotnager‟. Dazu kommen zwei Diener mit ſehr bekannten
Geſichtern, ein ſchlauer, durchtriebener, der ſeinen Herrn betrügt,
und ein einfältiger, der ihm durch Dummheit und Langſamkeit ſchadet.
Sie führen redende Namen, der eine heißt Paläſtrio (,der Geübte‟),
der andere Skeledros (der Schenkelſitzer). Zum Gegenſpiel gehört ein
älterer, jovialer Junggeſelle, der als umworbener Erbonkel den Namen
Periplekomenos, der Umſchlungene führt. Außerdem ein Liebhaber
Pleuſikles, der Fahrtberühmte‟. Er muß ſich nämlich als Matroſe ver=
kleiden
. Vertreterinnen des weiblichen Geſchlechts ſind Philokomaſion,
die Freundin der Ausgelaſſenheit, Akroteleution, der Abſchluß, und
ihre behende Liebesbotin Milphidippa, die ſüße Roßſparerin‟. Die
griechiſchen Namen hat Plautus von dem Original aus helleniſtiſcher
Zeit, das er bearbeitete, übernommen. Nur einer führt einen lateini=
ſchen
Namen, der rabiate Koch, der dem Hauptmann mit ſeinem. Tran=
ſchiermeſſer
den Bauch aufſchlitzen will: Cario, der Fleiſcher. Man
ſieht, es ſind in der Hauptſache ſtehende Charaktere. Von den Griechen
geformt, kehren ſie im Luſtſpiel und in der komiſchen Oper bis auf
unſere Tage immer wieder.
Die Handlung des Stückes iſt darauf angelegt, daß die Charaktere
deutlich hervortreten. Der Hauptmann hat in Athen Philokomaſion
ihrem Liebhaber Pleuſikles entführt und nach Epheſus gebracht. Pa=
läſtrio
, des Pleuſikles Diener, wird von Sceräubern an den Haupt=
mann
verkauft und entdeckt das Mädchen. Er läßt Pleuſikles nachkom=
men
und bringt ihn im Nachbarhaus bei Periplekomenos unter. Ein
Loch in der gemeinſchaftlichen Hauswand ermöglicht geheime Zuſam=
menkünfte
zwiſchen Pleuſikles und Philokomaſion. Dabei werden ſie
eines Tages von dem Sklaven Skeledros beobachtet, als er einem ent=
laufenen
Affen nachſteigt und durch das Impluvium, das Regenloch,
von dem Dache des Nachbarhanſes in das Atrium hinabſieht. Er läßt
ſich aber weismachen, es ſei eine Zwillingsſchweſter der Philokomaſion
geweſen, und meldet dem Hauptmann nichts von ſeiner Entdeckung.
An dieſen Spa reiht Paläſtrio einen zweiten, um Philokomaſion
gen deu Hauptmann zu befreien und ihm
denkzet

zu geben. Periplekomenos muß Milphidippa und Akroteleution in ſein
Haus aufnehmen, dieſe als ſeine angebliche Gemahlin, jene als ihre
Zofe. Akroteleution ſtellte ſich ſterblich verliebt in den Hauptmann.
Dieſer hat mit ſeinen Eroberungen bei dem weiblichen Geſchlecht ſchon
ſo viel renommiert, daß er ſich tatſächlich für unwiderſtehlich hält und
kein Arg wittert. So fällt es Paläſtrio leicht, ihn zu bereden, der neuen
Eroberung zuliebe ſeine ſeitherige Geliebte, die Phrlokomaſion, reich=
beſchenkt
zu entlaſſen und ihr die Rückkehr nach Athen zu geſtatten.
Aber als er ſich zum Stelldichein mit Akroteleution in das Nachbarhaus
begibt, ergeht es ihm wie Falſtaff bei der Frau Fluth. Er wird von den
anderen mit vereinten Kräften verprügelt, und die Nachricht, daß er
ſelber Philokomaſion ihrem Liebhaber überantwortet hat, ſteigert noch
ſeine Verzweiflung.
Die komiſche Wirkung der Charaktere und der Situationen kommr
auch bei einer Ueberſetzung des Stückes reſtlos zur Geltung, nicht ganz
ſo die Feinheit des ſprachlichen Ausdrucks. Plautus behandelte die
Sprache mit ſchöpferiſcher Genialität; man ſagte nicht umſonſt von ihm,
wenn die Muſen lateiniſch redeten, bedienten ſie ſich der plautiniſchen
Sprache. Die mannigfachen Abtönungen des Ausdrucks nach Alter, Ge=
ſchlecht
, Stand, die ſich jagenden Wortſpiele, bildlichen Wendungen, die
komiſchen Neubildungen, die Klangfiguren ſtellen den Ueberſetzer vor
eine ſchwer zu löſende Aufgabe. Guſtav Eskuche, deſſen Ueberſetzung
der Aufführung zu Grunde gelegt iſt, hat ſich bemüht, von dieſem praſ=
ſelnden
Feuerſverk wenigſtens eine Vorſtellung zu erwecken. Auf alle
Fälle ſteht den Beſuchern der Aufführung eine vergnügte Stunde in
Ausſicht.
3. Kammermuſikabend des Schnurrbuſch=Quarkekts.
Das Schnurrbuſchquartett weiß durch eine gediegene und geſchickt
ſich ſteigernde Vortragsfolge das Intereſſe der Kamermuſikgemeinde
wachzuhalten: bringt doch der 3. Abend der Vortragsreihe Von der
alten zur neuen Zeit wieder drei Namen, die höchſten Genuß ver=
ſprechen
.
Johannes Brahms' Streichquartert in G=Moll, Op. 51, gehört zu
den herbſten Kompoſitionen des Meiſters, vielleicht auch zu den erarbei=
tetſten
. Die Mittelſätze ſelbſt das F=Moll=Intermezzo des
Allegro molto moderato e comode mit ſeinem primitiv und originell zu=
gleich
inſtrumentierten Dudelſackidyll im Trio (F=Dur) vermögen der
harten, trüb=trotzigen Atmoſphäre des ganzen Werkes nicht genügend
Licht entgegenzuwerfen. Und doch nehmen uns auch hier die meiſter=
liche
Arbeit Brahms, ſeine Gefühlstiefe und der rechtſchaffene Charak=
ter
, der ſich darin ausſpricht, immer wieder gefangen.
Hugo Wolfs Serenade für Streichquartett, ſeine Uebertragung
ſeiner Italieniſchen Serenade für kleines Orcheſter iſt ein Kabinett=
ſtück
muſikaliſcher Feinmalerei und ein Kleinod unter allen derartigen
Kleinwerken. Die doppelte Bearbeitung zeigt, wie ſehr Wolf ſelbſt
dieſe Arbeit ſchätzte Er hat es nie zu hören bekommen; erſt nach ſeinem
Tode wurde das Quartett 1904 in Wien unter ſtürmiſchem Jubel auf=
geführt
und mußte wiederholt werden. Seitdem iſt es in dem Reper=
toire
aller namhaften Quartettvereinigungen zu finden.
Den Beſchluß macht das Streichquartett Anton Bruckners. Dieſes
Quintett (F=Dur), für Hellmesbergers Vereinigung 1879 geſchrieben,
wurde erſt 1885 aufgeführt, da man zunächſt das Scherzo für unaus=
führbar
hielt Bruckner ſchrieb auf Hellmesbergers Wunſch dafür ein
Intermezzo, das dann aber doch nicht geſpielt wurde , und blieb lange
Zeit un= und mißverſtanden. In der Tat überwiegt hier den Kammer=
nf
Inſtrumenten oft ein Or=

cheſter macht, z. B. im Adagio, wo er die äußerſten Grenzen des Klang=
bereiches
ſtreift, das aber wie die Adagio=Sätze in ſeinen Symphonien
Ueberdirdiſches offenbart. Er iſt wahrlich bewunderswert, mit welch
vollendet treffſicherer Weiſe Bruckner hier mit erſtem Griff eine ihm
eigentlich abſeits liegende Kunſtgattung erfaßte, um ſo mehr, als das
Werk doch eine auf Beſtellung gelieferte Arbeit iſt. Die ſymphoniſche
Größe des Fühlens, die das ganze Quintett weniger in der Maſſe der
klanglichen Beſetzung als in der Eigenart der muſikalichen Stoffempfin=
dung
durchzieht, verrät ſich wohl in vielen Gedanken, nie aber in der
Weiſe, daß ſie dem Klang des Quintetts widerſprächen. In der Ver=
doppelung
der Bratſche beruht die ganze Abtönung des Werkes, eine
dunkle, ſchattig verſponnene Grundfarbe. Es iſt nicht der Zutritt einer
Verſtärkung, ſondern einer Farbe, die den Klang gegen die Mittel=
regionen
verſchiebt. Die Setzweiſe ſchwankt von ſatt akkordlicher über
durchbrochen homophone bis zu reichſter kontrapunktiſcher Wirkung, von
deren ſtetigem Wechſel die ganze innere Bewegtheit ausgeht, ohne daß
dabei dieſer Wechſel auf ſchroffen Gegenüberſtellungen beruhte. Das
Werk verträgt faſt keinerlei Einzelvergleiche, weder mit anderen Kammer=
muſikwerken
noch mit Bruckners eigener Symphonik, iſt vielmehr ein
Charakter für ſich, ein einmaliges individuelles Kunſtwerk voll feſſeln=
der
Züge und Formprobleme
Bernd Zeh.

für das Mainzer Theater.

Im Verlaufe der Verhandlungen über die Neugeſtaltung des
Mainzer Theaterſpieljahres für das Jahr 1930/31 ſind jetzt zwei
Sanierungsvorſchläge eingelaufen. Die Verwaltung ſelbſt hat
einen vorgelegt, nach dem der bisherige Etat von etwa 900 000
Mark reduziert werden ſoll auf 630 000 Mark. Ein zweiter Vor=
ſchlag
iſt eingetroffen von den Spitzenverbänden der Bühnen=
organiſationen
aus Berlin. Dieſer Etat ſieht bei Aufrechterhal=
tung
einer zwölfmonatigen Spielzeit und Weiterführung aller
Spielgattungen eine Einſparung von 180 000 Mark vor.
Kündigungen auch am Freiburger Stadttheater. Auch das
Freiburger Stadttheater hat eine Reihe von Verträgen, die in
dieſem Jahre ablaufen, nicht wieder erneuert, in anderen Fällen.
die Verträge nur erneuert nach Gagenreduktion, und wo Kün=
digungen
ausgeſprochen werden mußten, gekündigt. In welchem
Umfange die Einſparungen ſtattfinden werden, iſt zurzeit noch
nicht bekannt. Jedenfalls erſtrecken ſie ſich auf Oper= und Schau=
ſpielperſonal
in gleicher Weiſe; auch der Chor iſt davon betroffen
worden.

Schriftſteller Johannes Gillhoff f.
Berlin. Wie der Märkiſche Landesdienſt aus Parchim berich=
n
69 Jahren der bekannte Schriftſteller Johan=
tet
, iſt dort im Al=
nes
Gillhoff geſtorben. Gillhoff, der aus einer in Hornkaten alteinge=
ſenen
Fam lie ſtammte und ſich dem Lehrerberuf zugewandt hatte,
begründete ſeinen Ruhm mit dem Roman Jörn Jakob Swehns Amerika=
fahrt
. Bis 1924 war er in Genthin als Seminarlehrer tätig, dann
ſiedelte er nach Ludwigsluſt i. M. über, wo er die Schriftleitung der
Mecklenburgiſe
Re

[ ][  ][ ]

Seite 4

Dienstag, den 21. Januar 1930

Nurmer 21

Deiſchärſte revolutionare propaganod
auf Befehl Moskaus.
Die Kommuniſten arbeiken auf große Revolken hin.
Worms ein Warnungsſignal für die Sicherheiks=
behörden
.
* Berlin, 20. Januar. (Priv.=Tel.)
Es wird mit jedem Tag deutlicher, daß die Kommuniſten auf
große blutige Revolten im Reich ſtarten. Die Zahl
der Demonſtrationen und Zuſammenſtöße vermehrt ſich, obwohl
in Preußen ein Umzugsverbot erlaſſen iſt. Immer wieder wer=
den
die kommuniſtiſchen Maſſen auf die Straße
geführt. Es geht das Gerücht um daß die Kommuniſtiſche Partei
auf Befehl Moskaus alle Vorbereitungen trifft, um nicht
durch ein Verbot der Partei im Reich oder in irgend einem Land
überraſcht zu werden. Offenbar hat man die Abſicht, die revo=
lutionäre
Propaganda zu verſchärfen und die
Sicherheitsbehörden zu zwingen, nach dem Verbot des Rotfront=
kämpferbundes
auch die Exiſtenz der Partei anzurühren. Soweit
wir unterrichtet ſind, denkt weder Herr Severing im Reich noch
ſein Parteikollege Grzeſinſki in Preußen daran, ein Parteiverbot
ins Auge zu faſſen, weil dadurch nach Anſicht der Sozialdemo=
kraten
die Lage nicht gebeſſert, ſondern eher verſchlechtert würde,
weil dann die Kommuniſten ihre unterirdiſche Wühlarbeit mit
verdoppelter Kraft fortſetzen würden. Tatſächlich liegen auch An=
zeichen
dafür vor, daß alle Vorbereitungen für die illegale Arbeit
im Falle eines Parteiverbotes getroffen werden. Es wird ſogar
behauptet, daß die Parteizentrale unter der Auf=
ſicht
eines Direktoriums ſteht, das aus Thälmann,
Remmele, Münzenberg und Heinz Neumann ge=

bildet ſei. Neumann ſoll in dieſem Direktorium die Haupt=
rolle
ſpielen. Er ſoll der direkte Beauftragte Mos=
kaus
ſein und rückſichtslos alle Befehle der Kommuniſtiſchen
Internationale ausführen. Man wird abzuwarten haben, ob dieſe
Gerüchte ſich beſtätigen. Dabei darf nicht überſehen werden, daß
die Pläne der Kommuniſten gefördert werden, wenn die Sicher=
heitsbehörden
ſich weiterhin dem kommuniſtiſchen Treiben gegen=
über
zurückhaltend zeigen und namentlich die kommuniſtiſchen Ab=
geordneten
unter Berufung auf ihre Immunität die Maſſen zu
Ausſchreitungen und Bluttaten aufſtacheln dürfen, wie das auch
in Worms geſchehen iſt.
Rückkriki des Wormſer Magiſtraks.
Worms, 20. Januar.
In einer am Montag vormittag ſtattgefundenen Sitzung des
Aelteſtenausſchuſſes des Wormſer Stadtparlamentes hat der Ober=
bürgermeiſter
Rahn für ſich und ſeine Kollegen Bürgermeiſter
Metzler und Bürgermeiſter Schulte ſowie den Beigeordneten
Winkler den Rücktritt beantragt. Ueber die parlamentariſchen
Ausſichten des Geſuches läßt ſich zurzeit noch nichts Beſtimmtes
ſagen. Man bringt hier den bevorſtehenden Rücktritt des Magi=
ſtrats
mit den unter kommuniſtiſcher Führung in Szene geſetzten
Erwerbsloſenunruhen der letzten Tage in Zuſammenhang.
Kommuniſtenunruhen im Landkreis Beukhen.
Beuthen, 20. Januar.
Am Sonntag in der 8. Abendſtunde zog ein Trupp Kommu=
niſten
vom Rathaus in Miechowitz (Kreis Beuthen) unter Ab=
ſingung
der Internationale die dortige Hindenburgſtraße ent=
lang
. Nachdem die Kommuniſten eine kurze Strecke marſchiert
waren, wurde der Zug durch die Polizei angehalten und zer=

ſtreut. Die Menge leiſtete dabei erheblichen Widerſtand. Ein
Polizeibeamter bekam bei dem Handgemenge einen Stich in den
Hinterkopf; dabei wurde ihm die linke Ohrmuſchel abgeſchnitten.
Durch die Hinzuziehung eines weiteren Polizeiaufgebotes gelang
es, die Kommuniſten auseinander zu treiben. Drei Männer
und eine Frau wurden zur Feſtſtellung der Perſonalien zur
Wache gebracht.
Llond George verkeidigt ſich.
EP. London, 20. Januar.
Der Führer der Liberalen, Lloyd George, verteidigte ſich
heute in einer Sitzung des nationalen liberalen Klubs in Lon=
don
gegen die Angriffe ſeines Parteifreundes Lord Grey, der
behauptet hatte, daß man verſchiedentlich innerhalb der Liberalen
Partei kein Vertrauen in die Führung Lloyd Georges habe.
Lloyd George forderte Lord Grey auf, durch ſeine Angriffe nicht
die Liberale Partei in einem Augenblick zu entmutigen, in dem
ſie wieder im Aufſtieg begriffen ſei. In der Angelegenheit der
Londoner Seeabrüſtungskonferenz ſtehe die Liberale Partei, nach
den Erklärungen Lioyd Georges, geſchloſſen hinter der Arbeiter=
regierung
und wünſche deshalb der Konferenz vollen Erfolg.
In anderen Dingen müſſe aber die Arbeiterregierung der Libe=
ralen
Partei die ihr gebührende Anerkennung zollen und mit
ihr Zuſammenarbeit auf demokratiſcher Grundlage ſuchen, wenn
ſie fortzubeſtehen beabſichtige. Die Liberale Partei wolle, nach
den Ausführungen Lloyd Georges, durchaus nicht diktieren, wie
ihr von ſeiten der Arbeiterpartei vorgeworfen werde. Ihre Oppo=
ſition
gegen die Kohlenbill wäre nur von ſachlichen Momenten
beſtimmt geweſen. Zum Schluß ſeiner Rede forderte Lloyd
George von der Regierung die Abgabe des Verſprechens, daß vor
eventueller Abhaltung von Neuwahlen eine Wahlreform durch=
geführt
werden würde.

AHL
Zu unserer großen Freude wurde heute
unsere Tochter

Susanne

geboren.

Herr Leonhard Gärtner I1. Land=
wirt
, und Ehefrau Margarete,
geb. Hoffmann, Höllerbach, feiern
so
am 21. Januar das Feſt der
Silbernen Hochzeit.
Glückauf zur Goldenen!

Tapezier=, Polſter= und Dekorateur=
Zwangsinnung Darmſtadt.

Kurt und Edith Zinkann
geb. Brrkholz.

Bremen, den 20. Januar 1930.
Hohenzollernstraße 120.

(1487

Margot=Brigite.

Gottes Güte ſchenkte uns ein
gejundes Sonntagsmädel.
In dankbarer Freude
Julius Wenzel und Frau
Tine, geb. Auracher.
Darmſiadt, 19. Januar 1930.
Frankfurterſtr, 27 II.

Volkswohl
Krankenunterſtütz.=
Kaſſe vergüt. Rech=
nungen
d. Aerzte u.
Heilkundigen u. hat
tiedr. Beitr. Vertr.
an allen Orten geſ.
Näh. dch. Aug. Röder,
Bad=Nauheim.
(II. 1464)
Anzüge werd. aus=
gebeſſert
. gereinigt
u. gebügelt. Mathil=
denplatz
7. Hth. I.

Todes=Anzeige.
Unſer allverehrter Kpllege
Michael Weinmann
iſt durch Tod von uns geſchieden.
Wir erweiſen dem verſtorbenen
die letzte Ehre durch vollzählige
Beteiligung bei der Beerdigung.
Dieſelbe findet auf dem alten
FriedhofNieder=Ramſtädterſtraße
ſtatt. Treffpunkt 3½ Uhr am
Portale daſelbſt.
Der Borſtand
1452) F. Schütz, Obermeiſter.

Für die vielen Beweiſe herz=
licher
Teilnahme beim Heimgang
meiner treubeſorgten Gattin,
unſerer unvergeßlichen Mutter
und Schwiegermutter für die
vielen Kranzſpenden ſagen wir
auf dieſem Wege Allen innigen
Dank. Beſonders danken wir
den Barmherzigen Schweſtern
von St. Elitabeth für die auf=
opfernde
Pflege.
Im Namen
der (rauernden Hinterbliebenen:
Sebaſtian Frank.
Darmſiadt, den 21. Jan. 1930.

Dankſagung.

Kartonnagen=
Heftmaſchine
billig zu verkaufen.
Schmidt.
Roßdörferſtraße 60.

Statt beſonderer Anzeige.
Heute entſchlief ſanft nach langem, ſchwerem, mit
großer Geguld ertragenem Leiden mein innigſt=
geliebter
, treuer Gatte, unſer herzensguter Vater,
Schwiegervater und Großvater, unſer lieber Bruder,
Schwager und Onkel
eimtich, Rialnint
Rektor i. R.
im 75. Lebensjahr.
Für die trauernden Hinterbliebenen:
Lina Klamm, geb. Bierau
Adolf Klamm, Forſirat
Emilie Klamm, geb. Fuchs und
2 Enkelkinder
Dora Reuſchling, geb. Klamm
Sophie Wenzel, geb. Klamm
Friedrich Bierau, Geh. Juſtizrat.
Darmſtadt, Herrngartenſtr. 35, Bingen a. Rh., Frank=
furt
a. M., Hagen, den 20. Januar 1930. (1476
Die Beerdigung findet in Darmſtadt, Donnerstag,
den 23. Januar, nachm. 3 Ubr, von der Kapelle
des alten Friedhofs an der Nied.=Ramſtädterſtraße
aus ſtatt.

Todes=Anzeige.
Nach einem arbeitsreichen Leben und längerem
ſchweren Zeiden verſchied heute Morgen mein lieber
Mann, unſer Vater, Schwiegervater und Großvater
Jakob Schwebel
Schmiedemeiſter
im 70. Lebensjahr.
Im Namen der Hinterbliebenen:
Eliſabethe Schwebel Wwe, geb. Lortz
Asbach, Ober=Modau, den 18. Januar 1930, (1453
Die Beerdignng findet Dienstag, den 21. Januar, nach=
mittags
um 1½ Uhr ſtatt.

Todes=Anzeige.
Nach kurzem, ſchweren Leiden entſchlief heute meine
liebe Frau, unſere gute Mutter, Schweſter, Schwägerin,
Tante und Schwiegertochter
Frau Katharina Köth
im 44. Lebensjahre,
In tiefer Trauer;
Joh. Köth, Schriftſetzer.
Darmſtadt, Dienheim, den 20. Januay 1930, (1473
Kranichſteinerſtr. 7.
Die Beerdigung findet Mittwoch, den 22. Januar,
nachmittags 3 Uhr, auf dem alten Friedhof an der
Nieder=Ramſtädterſtraße ſtatt.

Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herzlicher Teilnahme bei
dem Hinſcheiden unſeres teuren Entſchlafenen ſagen
wir unſeren innigen Dank. Insbeſondere danken wir
Herrn Pfarrer Wagner für die troſtreichen Worte am
Grabe, ferner der Firma Wacker & Doerr Söhne in
Nieder=Ramſtadt, den Beamten und Angeſtellten des
kaufm. und techn. Büros der Firma Wacker & Doerr
Söhne, insbeſondere den Kollegen, der Ortsgruppe
Nieder=Ramſtadt des D. H. V., dem Main=Weſergau
des D. H. V., dem Krieger= und Veteranenverein ſowie
der Kriegerkameradſchaft Haſſia für die Kranzſpenden
und den ehrende Nachruf, und nicht zuletzt Herrn
Dr. Schultheiß in Nieder=Ramſtadt und den Herren
Aerzten und den Schweſtern des Stadtkrankenhauſes
Darmſtadt für die liebevolle, aufopfernde Pflege, und
allen denen, die dem Verſtorbenen die letzteEhre erwieſen
Haben. Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Anna Maria Gimbel, geb. Hanf
Guſtav Gimbel, Bahnhofsvorſieher i. R.
Nieder=Ramſtadt, den 19. Januar 1930. (1479

Dankſagung.
(Statt Karien.)
Für die zahlreichen Beweiſe der Teil=
nahme
an unſerem ſchweren Verluſie
danken wir herzlichſi.
Or. Willi Wellmann.
Darmſiadt, 20. Januar 1930.

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bei dem ſchmerzlichen Verluſt meines lieben Gatten,
unſeres lieben Vaters ſagen wir Allen, beſonders Herrn
Pfarrer Beringer für ſeine troſtreichen Worte, der Orts=
gruppe
Darmſtadt der Händler und Schauſteller für die
Kranzniederlegung, den Veteranen von 1870/71, ſowie
für die zahlreichen Kranz= und Blumenſpenden unſeren
herzlichſten Dank.
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Nummer 21

Dienstag, den 21. Januar 1930

Seite 5

Aus der Landeshaupkftadk.
Darmſtadt, den 21. Januar.

digerſeminar in Friedberg beziehen und wurde infolge großen Theo=
logenmangels
ſchon vor dem Definitorial=Examen als Pfarraſſiſtent
in Eich und Guntersblum verwandt; ſeine Ordination fand am 18.
Oktober 1885 im Kirchſpiel Kettenheim ſtatt, zugleich wurde er mit der
Erteilung des ebangeliſchen Religionsunterrichts an der Realſchule und
dem Progymnaſium in Alzey (Direktor Dr. Rauſch) betraut, und ſchon
am 10. März 1886, wenige Wochen vor den Entlaſſungsprüfungen, trat
er eine proviſoriſche Lehrerſtelle am dortigen, unter Dr. Eiſenhuths
Leitung ſtehenden Schullehrer=Seminar an. Was er dort in über 16 Tätigkeit geleiſtet, danken ihm heute noch viele Lehrer des Heſ=
ſenlandes
. Eine von ihm verfaßte Bibelkunde wurde gern gebraucht.
Auch organiſatoriſch betätigte er ſich durch Neuordnung der Lehrei=
bibliothek
, Schaffung einer Schülerbibliothek, Einrichtung eines Leſe=
zimmers
, dem noch ein Spielzimmer und Spiele im Freien für das In=
ternat
angegliedert wurden. Daneben verſah er jahrelang die Pfaru=
geſchäfte
im benachbarten Weinheim und erteilte freiwillig Unterricht an
der Städtiſchen Höheren Mädchenſchule. Als Vorſtandsmitglied des
Männer= und Damengeſangvereins, des Kirchenchors und als lang=
jähriger
Vorſitzender des Volksbildungsvereins hat er für das geiſtige
Leben der Volkerſtadt Gutes gewirkt. Schließlich bot ihm die Stadtver=
waltung
die Stelle eines unbeſoldeten Beigeordneten an. Von Oſtern
1902 hat er am hieſigen Reglaymnaſium noch 22 Jahre in Segen ge=
wirkt
, in den letzten Jahren allerdings unter dem Druck eines zuneh=
menden
Augenleidens. So kam ihm vor fünf Jahren der geſetzliche
Abbau zwar nicht erwünſcht, aber doch auch nicht ungelegen. Endlich
hat er hier etwa 15 Jahre lang mit gutem Takt und großer Umſicht
den damals größten Verein Darmſtadts, den Zweigverein des Evangel.
Bundes, als Vorſitzender geleitet, und der älteren Generation ſind die
Feſt biele und die ſtets gut beſuchten gehaltvollen Familienabende im
Saalbau oder in der Turnhalle in angenehmſter Erinnerung. Möge
ahm noch manches Jahr der Ruhe vergönnt ſein!
Zurückgenommen wurde die unterm 1. November 1929 ausge=
ſprochene
Verſetzung des Förſters Ludwig Olff. zu Oberes König=
ſtädter
Forſthaus in die Förſterei Hopfgarten des Forſtamts Nomrod.
a. Erſter Zuſammentritt des Provinzialtages. Am Sams=
tag
, 8. Februar, tritt der neugewählte Provinzialtag für Starken=
burg
zum erſten Male zur Dienſteinführung und zur Verpflich=
tung
der Mitglieder zuſammen. Er nimmt ſofort die Wahl des
Provinzialausſchuſſes für die Jahre 1930 bis 1933 vor. Es ſind
18 Mitglieder des Ausſchuſſes und acht Stellvertreter nach den
Grundſätzen der Verhältniswahl zu beſtimmen. Die Mitglieder
des Provinzialtages ſind aufgefordert, Wahlvorſchläge bis zum
13. Februar einſchließlich einzureichen. Nach der Wahlhandlung
wird ſofort über die Gültigkeit der Wahl entſchieden. Der letzte
Punkt der Tagesordnung iſt ein Bericht über den Stand der
Gasfernverſorgung der Provinz, die den Provinzialtag nun ſchon
vier Jahre lebhaft beſchäftigt.
Heſſiſches Landestheater Darmſtadt. Der Troubadour von
Verdi gelangt heute Dienstag, um 19,30 Uhr, im Großen Haus zur
Wiederholung. Die Titelpartie ſingt Hans Grahl. In den übrigen
Hauptrollen: Landwehr, Jacobs, Tibaldi, Wünzer. (Miete 4.)
Ich tanze um die Welt mit Dir die außergewöhnlich
Bugkräftige Poſſe mit Geſang und Tanz von Marcellus Schiffer (uſik
von Friedrich Hollgender), wrd heute Dienstag um 20 Uhr, im Klei=
nen
Haus wiederholt. In den Hauptröllen: Hoffart, Hinz. Kann a. G.,
Haenel, Gothe, Jürgas, Conradi, Minetti, Gallinger, Karzau, Mos=
bacher
, Flemming. (Zuſatzmiete Il und Miete T, Gruppe 4, 7 und 8.)
Eine Nacht in Venedig, die in allen bisherigen Vorſtel=
lungen
begeiſtert aufgenommene komiſche Oper von Johann Strauß,
wird morgen Mittwoch, um 20 Uhr, im Großen Haus unter muſikaliſcher
Leitung von Karl Maria Zwißler in Szene gehen. In den Haupt=
rollen
: Walten, Stadelmaier, Bunſel, Harre, Vogt. Neh, Jacobs, Phi=
lips
, Keßler, Tibaldi, Pfaudler. Miete B und Miete T. Gruppe I.)
Die erſte Wiederholung des Fra Diavolo von Auber in der
erfolgreichen Neuinſzenierung von Arthur Maria Rabenalt ( Bühnen=
bilder
: Lothar Schenck von Trapp) findet unter muſikaliſcher Leitung
von Carl Bambergen Donnerstag, den B. Januar, um 20 Uhr, im
Kleinen Haus ſtatt. Die Titelpartie ſingt Hans Grahl. Zuſatzmiete III.)
Der Roſenkadalier, Oper von Richard Strauß, wird
zum erſten Male in dieſer Spielzeit Samstag, den 25. Januar um 19
Uhr, im Großen Haus in Szene gehen. Muſikaliſche Leitung: Dr. Karl
Böhm. In den Hauptrollen: Elſe Varena (Marſchallin), Roſe Land=
wehr
(Oktavian), Theo Herrmann (Ochs), Johannes Biſchoff (Faninal),
Anny von Stoſch (Sophie). Regina Harue (Leitmetzerin), ferner Martha
Liebel, Eugen Vogt und Otto Stadelmaier. (Miete B.)
Einakter=Abend der Heſſiſchen Spielgemeinſchaft. Drei Einakter
in heſſiſcher Mundart Der Kaktusfreund von Nerking. Der
gute Rat von Nüthlein und Hochzeitstag von Büchner wer=
den
Freitag, den 24. Januar, im Kleinen Haus außer, Miete zum
erſten Male zur Aufführung gebracht. Heute Dienstag Beginn
des Vorberkaufs.
Sk klub Darmſtadt=Odenwald. Wir verweiſen noch einmal Mit=
glieder
und Intereſſenten auf den Gymnaſtikkurs des Sportſtudenten
Herrn Jürgen Betke vom 16. Januar, bis N. Februar, Donnerstag
abends in der Turnhalle der Viktoriaſchule. Näheres in den Uebungs=
ſtunden
.
Bühnenvolksbund. In den nächſten Tagen wird die erſte Tauſch=
karte
aufgerufen. Sie wird an der Kaſſe des Landestheaters zu allen
Vorſtellungen eingelöſt, es ſei denn, daß der Eintauſch ausdrücklich aus=
geſchloſſen
wird. Die Ankündigung auf den öffentlichen Spielzetteln
gibt darüber Aufſchluß. Die gewählte Vorſtellung zählt als K 19 und
U1 13. Wir empfehlen unſeren Mitgliedern vornehmlich den Beſuch der
Vorſtellungen, die unſer Spielplan nicht bringen kann, da bei der be=
ſchränkten
Anzahl unſerer Mietvorſtellungen nur ein Ausſchnitt aus
dem Spielplan des Landestheaters gebracht werden kann. Jedoch bietet
die Ausnutzung der Tauſchkarte auch Gelegenheit, ein Mitglied der
Familie gelegentlich eine unſerer Wahlvorſtellungen mitbeſuchen zu
laſſen. Wir beabſichtigen, demnächſt zu bringen, Florian Geyer, Raub
der Sabinerinnen im Schauſpiel und Angeling, Troubadour. Aida in
der Oper, ſofern der Spielplan des Landestheaters dieſe Einteilung
geſtattet. Unterhandlungen auch wegen Uebernahme der Meiſterſinger
ſind eingeleitet. Aus unſerer Spielreihe fanden Fidelio und Othello in
der Oper dank der Hingabe der Künſtler und der glänzenden Stabfüh=
rung
unſeres Generalmuſikdirektors begeiſterte Aufnahme, die in zahl=
reichen
Zuſchriften ſo mancher ehedem nicht recht zufriedener Mitglieder
nachhallte.
Volſchewismus und Chriſtentum in Sowjet=Rußland. Ueber
dieſes Thema wird Heur Paſtor Harder heute Dienstag, abends 830
Uhr, im großeſt Saale der Stadtmiſſion E. V. Mühlſtraße 24, ſprechen.
Es iſt in Rußland eine Zeit von Blut und Tränen. Man fragt ſich=
Geßen wir in Deutſchland nicht auch ohne Aufhalten ſolchen furch haren
Zeiten entgegen, ſteht ſie am Eude gar ſchon vor der Türe?, Herr Paſtor
Harder kennt die tatſächlichen Verhältniſſe und Zuſtände in Rußland
fehr genau. Wer einmal ein wirklich wahres Bild vom Geſicht der Zeit
und Zuſtände iu Sovjetrußland haben zuill, der ſei auf dieſen Vortrag
aufmerkſam genjacht. Der Ginttitt iſt frei. (eine Diskuſſion!,

D. Profefſor Karl Knoll vollendet heute, am 21. Januar, ſein 70.
Lebensjahr. In Worms 1860 geboren, verlebte er etwa ſeine erſten
acht Jahre in Darmſtadt, wo er auch ſeinen Elementarunterricht in der
Militärſehule (Dieburgerſtraße 5) durch den jetzt faſt 90jährigen Lehrer
Konrad Wenzel empfing, mit dem er noch heute in freundſchaftlichem
Verkehr ſteht. Als der Vater nach Gießen verſetzt wurde, ſchickte man
ihn zunächſt in die Stadtſchule, dann in die Realſchule unter Direktor
Stein bis zur 5. Klaſſe, von wo er in die Sexta des Gymnaſiums zu=
rücktrat
. Unter Direktor Hermann Schiller beſtand er Oſtern 1881 die
Abgangsprüfung in jener kritiſchen Zeit, wo von den 12 Oberprima=
nern
des Gießener Gymnaſiums nur 5 das Zeugnis der Neife erhiel=
ten
. Theologie ſtudierte er in Gießen und Leipzig und machte als letz=
ter
Theologe in Gießen bereits am Ende des 6. Semeſters von da an
wurde längere Studienzeit verlangt) ſein Fakultätseramen. Wegen eines
Augenleidens zum Militärdienſt untauglich, konnte er ſofort das Pre=

Das Einkommen der Kaufmannsgehilfen.

Vom D.H.V. wird uns geſchrieben:
Zuverläfſige Unterlagen über das Einkommen, der verſchiedenen
Angeſtelltengruppen ſind heute noch nirgends vorhanden. Die Tarif=
verträge
geben zwar die Mindeſtgehälter an, die für beſtimmte Ar=
beitsleiſtungen
der Angeſtellten feſtgeſetzt ſind, aber die tatſächliche
Höhe der Gehälter iſt nicht bekannt. Die große Gehlatserhebung des
Deutſchnationalen Handlungsgehilfen=Verbandes vom 3. Februar 1929
hilft nun dieſem oft bei Beurteilung des Angeſtelltenſtandes empfun=
denen
Mangel wenigſtens für die große Gruppe der Kaufmannsgehil=
fen
ab. 165 337 ausgefüllte Fragebogen ſind zur Bewertung gekommen.
Auf 165 337 Kaufmannsgehilfen entfiel ein Geſamteinkommen von mo=
natlich
44,25 Millionen oder auf das Jahr berechnet von mehr als
½2 Milliarde Reichsmark. Dieſer Betrag ſetzt ſich wie folgt zuſammen:

Mindeſtgehalt, Leiſtungszulage
234 66 RM.
Sozialzulage uſw.
23.95
Gratifikation, Gewinnanteil uſp.
826
Feriengeld und ſonſtige einmalige Bezüge. 76

mithin monatliches Geſamteinkommen 267,63 RM.

Ein Teil der Befragten verdient mehr, ein Teil weniger und nur
wenige verdienen gerade das Durchſchnittsgehalt. Aufſchlußreich wird
die Berechnung in dem Augenblick, wo feſtgeſtellt wird, wieviele
unter dem Durchſchnitt liegen und zweitens zu welcher Beſchäftigungs=
gruppe
die unterdurchſchnittlich Bezahlten angehören. Da ergibt nun
die Klaſſifizierung nach Mindeſtgehältern, daß von den 165 337 Kauf=
mannsgehilfen
faſt 100 000 (genau 98 641) unter dem Durchſchnitt veu=
dienen
und nur 66 696 über dem Durchſchnitt. Prozentual ausgedrückt:
60 v. H. verdienen weniger als den Durchſchnitt und rund 40 v. H.
verdienen mehr als den Durchſchnitt. Es liegen alſo weſentlich mehr
der Befragten unter dem Durchſchnitt als darüber.
Wichtige Aufſchlüſſe vermittelt die Gegenüberſtellung der Durch=
ſchnittsgehälter
der verſchiedenen Gebiete Deutſchlands. Das niedrigſte
Durchſchnittsgehalt wurde für das Saargebiet mit 192 RM. ermittelt.
Oſtpreußen folgt mit 205 NM. an zweiter und Schleſien mit 226 RM.
an dritter Stelle Ueber dem Durchſchnitt liegen die Gehälter in
Rheinland, Weſtfalen, Brandenburg und Württemberg. Um den Durch=
ſchnitt
herum bewegen ſich die Gehälter in Hoſſen und HeſſenNaſſau,
Bahern und Sachſen, Köln ſteht mit 290,65 RM. an erſter Stelle.
Welche Tätigkeiten üben nun diejenigen Kaufmannsgehilfen
aus, deren Einkommen unter dem Durchſchnitt liegt? Die Geſamtzahl
der Befragten iſt in fünf Ideglaruppen nach ihrer Tätigkeitsart ein=
geteilt
. Grupbe 1: ſchematiſche Arbeiten. Gruppe 2: einfache kaufmän=
niſche
Arbeiten, Gruppe 3: teilweiſe ſelbſtändige Arbeiten. Gruppe 4:
ſchwierige, verantwortliche Arbeiten, Gruppe 5: Beſchäftigung mit

Dispoſitionsbefugnis. Man könnte es verſtändlich finden, wenn die
Angehörigen der Gruppen 1 und 2 unter dem errechneten Durchſchnitts=
einkommen
lägen. Wäre das der Fall, dann dürften unter dem Reichs=
durchſchnitt
ſtatt 100 000 nur 42000 liegen. Denn in den Gruppen 1
und 2 wurden 446 bzw. 40809 Kaufmannsgehilfen erfaßt, die in den
Gehaltsklaſſen bis 250 RM. ſtehen; unter dem Durchſchnitt liegen alſo
60 v. H. mehr, als man nach dieſer Gruppeneinteilung gewverkſchaftlich
und ſozial rechtfertigen könntel 48 000 Kaufmannsgehilfen der Ideal=
gruppe
3 und ſogar 850) Kaufmannsgehilfen der Idealgruppe 4 ver=
dienen
weniger als das Durchſchnitts=Monatsgehalt. In der Gruppe 3
(teilweiſe ſelbſtändige Arbeiten) ſind erfaßt z. B. 2. Statiſtiker, 2. Buch=
halter
, 2. Kaſſierer, 2. Kalkulator, 2. Archivar, 2. Dekorateur, 1. Ver=
käufer
(z. T.) 1. Lohnbuchhalter, 1. Fakturiſt, 1. Expedient, 1. Lageriſt,
Stenotypiſten mit hoher Silbenzahl, Kontokorrentbuchhalter. Lager=
buchhalter
, Buchhalter an beſtimmten Buchungsmaſchinen Material=
verwalter
. Empfangs= und Aufſichtsbeamte, Auftragsbearbeiter, Rech=
nungskontrolleure
, Betriebsbuchhalter, Reiſende für einfachere Ver=
kaufstätigkeit
. Filialleiter in Spezialgeſchäften und kleinen Betrieben,
2. Korreſpondenten.
Faßt man dieſe Tätigkeitsmerkmale ins Auge und ſtellt feſt, daß
48000 Kaufmannsgehilfen, für die ſie zutreffen, unter dem Durch=
ſchnitt
bezahlt ſind, dann erſcheint das errechnete Durchſchnittsgehalt
ſofort in einem anderen Lichte, als wenn man die Durchſchnittszahl nur
für ſich allein nimmt. Es erſcheint noch unbedeutender, wenn auch noch
die 8500 Kollegen der Idealgruppe IV (ſchwierige verantwortliche Ar=
beiten
) mit berückſichtigt werden. Die unter dem Durchſchnitt bezahlten
56 500 Kaufmannsgehilfen der Idealgruppen III und IV gehören nun
keineswegs nur den jüngſten Jahrgängen an, was durch ihre niedrige
Bezahlung verſtändlich würde. In den Jahrgängen bis einſchließlich
20. Lebensjahr ſind aus der Idealgruppe III nur 8300 und in der
Ideglgruppe II nur 250 Kaufmannsgehilfen erfaßt. Auch wenn die
Zahl 56 600 um dieſe vermindert wird, bleibt ſie immer noch hoch
genug.
Die Leiſtungszulagen ſind um ſo höher, je höher das Ge=
halt
, aber nur bis zur Gehaltsklaſſe von 400 Mark: dann ſinken die
Leiſtungszulagen ab und machen in den höchſten Gehaltsklaſſen nur
noch Pfennigbeträge aus. Das dürfte ſich daraus erklären, daß in den
hüheren, die Tarifſätze überſchreitenden Gehaltsgruppen im Gehalt
ſelbſt die Leiſtung vielfach berückſichtigt und nicht als Sonderzulage
ausgeworfen iſt. Anders iſt es mit den einmaligen Bezügen, die ganz
regelmäßig anſteigen und mit den höchſten Gehältern auch die höchſten
Werte erreichen. Das erklärt ſich daraus, daß die Höchſtbezahlten bei
den einmaligen Weihnachts= und Abſchlußzahlungen gewohnheitsmäßig
am beſten bedacht werden.
H. Auerbach, Gauvorſteher im D.H.V.

Die Orksgruppe Darmſtadk der Deuſchen Bau=
und Helugsgenenſäaif
hielt ihre erſte Monatsverſammlung im neuen Geſchäftsjahr ab. Der
neue Obmann, Herr Poſtrat Wittiſch, eröffnete die recht gut beſuchte
Verſammlung und gab zunächſt folgende Verteilung der Aemter für den
in der letzten Monatsverſammlung des alten Jahres gewählten neuen
Vorſtand bekannt: Obmann: Poſtrat Wittich, Roßdörfer Straße 77,
Fernſprecher 2181, Stellvertreter: Hauptmann Horſt, im Emſer 51,
Fernſprecher 530. Schriftführer: Joſef Hütten. Liebfrauenſtraße 89.
Stellvertreter: Karl Noll. Wenckſtraße 12, Kaſſenwart: Verwaltungs=
inſpektor
Joh. Stracke, Viktoriaſtraße 81, Fernſprecher 2590, Stellver=
treter
: Gaſtwirt Braun Zum Deutſchen Haus, Alexanderſtraße 18,
Beiſitzer: Andreas Mundſchenk, Friedrichſtraße 20.
Herr Süß, der Schriftleiter des DBS.=Nachrichtenblattes und
Vorſitzender des Landesbeirats für Starkenburg und Rheinheſſen, über=
brachte
Grüße des Hauptvorſtandes und deſſen Dank an den zurückgetre=
tenen
Vorſtand für ſein uneigennütziges und erfolgreiches Wirken im
Jahre 1939. Dann gab der neue Obmann, Herr Poſtrat Wittich, in
großen Zügen einen Ueberblick über die Entwickelung der DBS., deren
ſegensreiche Tätigkeit er an Zahlen aus den im Laufe des Jahres 1939
veröffentlichten Bilanzen nachwies. Die Einlagen der Bauſparer haben
im Jahre 1929 rund 6 Millionen betragen, die Tilgung aus den bis
zum Ende 1929 ausgeliehenen Hypotheken in Höhe von rund 17 Millio=
nen
, die im Jahre 1929 eine Zunahme von über 3 Millionen erfahren
haben, erreichte während des Jahres 1929 die Höhe von rund 1 Million
Reichsmark. Die Rücklagen ſind um 351 000 RM. auf 95 600 RM.
angewachſen. Weiter war es möglich, die allgemeinen Unkoſten um
rund 44 000 RM., gegen das Vorjahr zu ſenken. Der durchſchnittliche
Geldeingang betrug monatlich über 500 000 RM., im Dezember hat er
ſogar die Höhe von 885 000 RM. erreicht. Im Jahre 19B konnten
461 Häuſer gebaut werden, für 1929 ſtehen die Zahlen noch nicht feſt,
aber trotz der im abgelaufenen Jahre ſich auswirkenden Folgen der ge=
rade
hier in Darmſtadt beſonders in die Erſcheinung getretenen Um=
ſtellungen
in den leitenden Stellen und in dem geſamten Aufbau der
Hauptverwaltung und trotz der Folgen des vorgenommenen allgemeinen
Reinigungsprozeſſes, was ſich natürlich auch geldlich auswirken mußte,
konnten noch etwa 1 Million früher vergebener Darlehen erfüllt und
außerdem das Geld für 314 neue Häuſer bereitgeſtellt werden. Gewiß
eine gewaltige Leiſtung und ein Zeichen dafür, daß die DBS. den Läu=
terungsprozeß
gut überſtanden hat und ſich in einer geſunden Aufwärts=
bewegung
befindet. Die Erläuterungen aus dem Zahlenmaterial er=
geben
auch ganz klar, daß ſämtliche eingehenden Gelder ſofort wieder
zur Finanzierung neuer Bauten Verwendung finden. Mit geſpannter
Aufmerkſamkeit folgten die Zuhörer den intereſſanten Ausführungen
ihres neuen Obmannes, und ihr lauter Beifall nach Schluß ſeiner Aus=
führungen
bewies, daß er mit ſeinem Vortrag den Mitgliedern der
Ortsgruppe eine beſondere Freude gemacht und den Gäſten erwünſchte
Aufklärung gebracht hatte. Herr Hauptmann Horſt, der verſchiedene
Jahre Obmann der Ortsgruppe geweſen war und dieſes Amt i der
letzten Monatsverſammlung 1929 freiwillig niedergelegt hatte, erwiderte
alsdann auf die Dankesworte, die ihm der Beauftragte des Hauptvor=
ſtandes
, Herr Schriftleiter Süß, gewidmet hatte. Er dankte beſonders
den alten Mitgliedern, daß ſie auch in den ſchweren Zeiten, die die
DBS. zu beſtehen hatte, ihr die Treue gehalten haben, und ermahnte
alle Mitglieder, nicht dem Vorſtande die Werbearbeit allein zu über=
laſſen
, ſondern auch ſelbſt für das weitere Wachſen, der Ortsgruppe
dauernd beſorgt zu ſein. Im Laufe des Abends machte der Obmann
dann noch folgende Mitteilungen: Die Zahl der Mitglieder der Orts=
gruppe
beträgt 217. Ihre Zahlungen an die Hauptverwaltung vermit=
telt
die Städtiſche Sparkaſſe und die Beamtenbank, oder ſie ſind un=
mittelbar
an die Kaſſe der Hauptvervaltung, Heinrichſtraße 2,. zu lei=
ſten
. Die Aufnahme neuer Mitglieder kann durch die Vorſtandsmit=
glieder
erfolgen, die auch jederzeit zu Auskünften bereit ſind. Die
Monatsverſammlungen ſind künftig auf einen beſtimmten Tag feſtgelegt,
und zwar auf jeden zweiten Mittwoch im Monat, 20.30 Uhr, im Fürſten=
ſaal
, Grafenſtraße. Unmittelbar vor Beginn der Verſammlungen, von
19.3020,30 Uhr, finden, auch im Fürſtenſaal, Sprechſtunden für jeder=
mann
ſtatt, der Auskunft über die DBS. zu haben wünſcht.
Mit einem kurzen Schlußwort und einem Glückauf für eine ſegens=
reiche
Weiterentwickelung auch im Jahre 1930 ſchloß der Obmann die
Verſammlung, die von echtem Zuſammengehörigkeitsgefühl und Ge=
noſſenſchaftsgeiſt
getragen war.

Karnevalverein Beſſungen 1905. Der Karnebalverein Beſſun=
gen
1905 blickt in dieſem Jahre auf ſein 25jähriges Beſteheu zurück. Seit
ſeiner Gründung hat es der Karnebalverein verſtanden, ſeinen Mitglie=
dern
und allen denen, die für geſunden Humor Herz und Sinn haben,
manche ſchöne Freudenſtunde zu bereiten. Der Große Nat des Karnebal=
vereins
will auch in dieſem Jahre, diesmal anläßlich ſeiner Jubiläums=
ſitzung
am 10. Februar, auf einige Stunden uns aller Sorgen entheben
Auch für ſeinen Jubiläums=Maskenball am 1. März auf der Ludwigs=
höhe
trift er alle Vorkehrungen, um denſelben zu einem glanzvollen zu
geſtalten. Weiterhin wird noch auf den Kinder=Maskenball am Sonn=
tag
, dem 2. März, und die große karnebaliſtiſche Schlußveranſtaltung
am Faſtnachtdienstag hingeluieſen. Näheres wolle man aus den dem=
nächſt
erſcheinenden Anzeigen erſehen.

* Aus dem Gerichksſaal.
Aw. Vor dem Bezirksſchöffengericht hatte ſich am Mon=
tag
der frühere Leiter der Gewerkſchaft Rote Erde wegen einer An=
klage
auf Betrug und Untreue zu verantworten. Die Gewerkſchaft Rote
Erde betrieb eine Tongrube mit Ziegelei. Als ſie in Schwierigkeiten
kam, vereinbarte ſie mit der Gemeinde Pfaffenbeerfurth, daß ihre ſämt=
lichen
Einnahmen durch die Gemeindekaſſe laufen ſollten. Doch wurde
ein vorgeſchriebener Zeſſionsvertrag nicht getätigt. Auch mit der Rhei=
niſchen
Kreditbank, Zahlſtelle Mannheim, kam es zu einem ähnlichen
Abkommen. Trotz der Vereinbarung ſoll der Angeklagte wiederholt
Außenſtände ſelbſt eingezogen haben, um, wie er angibt, den Arbeitern
ihren Lohn auszuzahlen. Außerdem ſoll er der Gemeindekaſſe Pfaffen=
beerfurth
einige Rechnungen eingereicht haben, für die die entſprechende
Gegenleiſtung noch nicht getätigt war. Als der Konkurs hereinbrach,
ſoll er den Konkursverwalter dadurch geſchädigt haben, daß er zwei
gepfändete Pferde anderweitig beräußerte. Das Gericht ſah den Schuld=
beweis
in allen Fällen nicht als erbracht an und verurteilte den Ange=
klagten
lediglich wegen eines Betrugsfalles (er will eine unverbind=
liche
Unterredung mit einem Bauführer für einen Geſchäftsauftrag ge=
halten
haben und überwies die Rechnung darüber an die Gemeindekaſſe)
zu 300 Mark Geldſtrafe.
Wegen fahrläſſiger Körperverletzung nahm ein 22 jäh=
riger
junger Mann aus Bſchofsheim auf der Anklagebank Platz. An
einem Septemberabend des Vorjahres hatte er ſich, ohne im Beſitz eines
Motorradführerſcheines zu ſein, das Motorrad eines anderen vorüber=
gehend
angeeignet und war im 4050=Kilometer=Tempo losgefahren,
Beleuchtet war ſein Rad mit einer einfachen Karbidlampe. Unterwegs,
güf der Straße Groß=Gerau-Biſchofsheim, ſtieß er, angeblich durch ein
entgegenkommendes Auto geblendet, mit zwei Fußgängern zuſammen.
Der Anprall war ſo heftig, daß die eine der Angefahrenen 56 Meter
weit weggeſchleudert wurde und ſchwer verletzt ins Krankenhaus ge=
bracht
werden mußte. Auch der Angeklagte ſtürzte und war 68 Wochen
krank. Die Verletzte liegt heute noch im Krankenhaus und nach ärzt=
lichen
Gutachten kann noch nicht mit Beſtimmtheit geſagt werden, ob ihr
ein dauernder Schaden aus ihren Verletzungen erwachſen wird. Das
Gericht ſchließt ſich der Anſicht des Sachverſtändigen an, daß der Unfall
lediglich durch die Fahrläfſigkeit des Angeklagten herbeigeführt worden
ſei. Das Urteil ergeht auf 200 Mark Geldſtrafe und 35 Mark Geldbuße
für das Fahren ohne Führerſchein. Außerdem wird der Angeklagte
verurteilt, an die Verletzte, die als Nebenklägerin zugelaſſen war, eine
Buße von 2000 Mark zu leiſten.

* Schwerer Unfall zweier Darmſtädter Motorradfahrer am Rhein.
Ein Toter, ein Schwerverletzter. Die beiden Motorrad=
fahrer
Otto Gtzold aus Darmſtadt und Hans Joachim b. Lubſee
aus Eberſtadt b. Darmſt, fuhren nachmittags gegen 5 Uhr in der
Kurve bei St. Goar gegenüber der Lorelei gegen einen Telegraphen=
maſten
. Das Motorrad, eine ſchwere Maſchine, auf der beide ſaßen,
hatte mittlere Geſchwindigkeit und die Fahrer müſſen infolge des ſtar=
ken
Nebels von der Fahrbahn abgewichen ſein. Man fand ſie bewußt=
los
auf und benachrichtigte die St. Goarer Polizei, die das Heilig=
Geiſt=Hoſpital in Bingen verſtändigte und ein Krankenauto herbeirief,
das die beiden Verunglückten nach Bingen beförderte. Während man
bei Otto Etzold eine Gehirnerſchitterung feſtſtellte, iſt der ſchwer ver=
letzte
Hans Joachim b. Lubſee am Mittag des 19. Januar gegen 11 Uhr
im Heilig=Geiſt=Hoſpital zu Bingen ſeinen ſchweren Verletzungen er=
legen
.
Wer iſt der Tote? Am Sonntag nachmittag brach auf dem Fried=
rich
=Ebert=Platz ein etwa 6065 Jahre alter Mann vermutlich in=
folge
eines Herzſchlages zuſammen. Er wurde von der Freiwilligen
Sanitätswache ins Krankenhaus verbracht, woſelbſt der eingetretene Tod
feſtgeſtellt werden mußte. Jegliche Ausweispapiere fehlten bei, dem
Toten. Er iſt mittelkräftig, hat ovale Geſichtsform, lichtes graues Haar,
große Glatze, zurückneigende Stirne, oben faſt unſichtbar Längsnarbe,
Augen blau=grau, Augenbrauen melient. Naſe klein, Ohren mittel, an=
liegend
, Mund mittel, geſtutzter Schnurrbart, meliert, ſehr ſchlechte
Zähne und lickenhaft. Der Tote war bekleidet mit einem beigen Huk
uit braunem Band, dunklem Anzug, grünem Mantel, einem Normal=
hemd
mit grün geſtreiftem Bruſteinſatz, weißem Umlegekragen, bunt=
ſarlenem
Schlips; er trug Winterunterhoſe, graue Socken und braune
Nöhren. In einer Geldbörſe wurde der Betrag von 2,43 Mark gefunden,
ferne eine alte Mark und ein 10Milliarden=Schein. Weiter fand man
eine Tabakpfeife, ein Taſchenmeſſer mit Perlmuttereinlage, einen Pfei=
fenreiniger
zwei Paar Handſchuhe Graun und ſchluarz), einen leder=
nen
Tabakbeutel, zwei Taſchentücher und eine Nickeluhr. Wer der Tote
iſt, konnte bisher noch nicht feſtgeſtellt werden. Mitteilungen werden
erbeten an die Kriminalzentrale für vermißte und unbekannte Tote,
Darmſtadt, Wilhelm=Gläſſing=Straße.
Verein für das Deutſchtum im Ausland. Die Männer=
gruppe
weiſt nochmals darauf bin, daß der Vortrag des Herrn
Pater Prior Dominieus Dietrich über Deutſchtum
in Tirol am Dienstag abend im Saalbau um 8 Uhr beginnt und bei
freiem Eintritt ſtattfindet. Der Beſucher des Abends hat auch Gelegen=
heit
, den anerkannten Mozart=Chorzu hören, der mit ernſten Geſän=
gen
den Vortrag umrahmt. Der Neduer hat ſich auch bereit erklärt, in
den Darmſtädter Schulen zu ſprechen.

entstellen das schönste Antlitz. Uebler Mundgeruch wirkt abstoßend. Beide Schönheits-
fchler
werden gründlich beseitigt oft schon durch einmaliges Putzen mit der herrlich
erfrischiend schmeckenden Cblorodont-Zahnpaste. Die Zähne erhalten darnach einen
Gundervollen Elfenbeinglanz, auch an den Seitenflächen, besonders bei gleichzeitiger
Benutzung der dafür eigens konstruierten Chlorodont-Zahnbürste mitgezahntem Borsten-

Schnttt. Faulende Speisereste in den Zahnzwischienräumen als Ursache des iblen Mundgeruchs werden gründlich damit beseitigt. Chlorodont: Zahnpaste, Mundwasser,
Wark bei höchster Qualität. Man verlange nur echt Chlor, dent in blau-weiß-grüner Originalpäckung und weise jeden Ersatz dafür zurück.

Zahnbürsten Einheitspreis 1

(I. Dr. 1097)

[ ][  ][ ]

Seite 6

Obſt

Aus Heſſen.
und Gemüſe=Abſahgenoſſenſchaft
für die ſüdliche Bergſtraße.

i. Von der Bergſtraße, 20. Jan. Der von der Stadt Wein=
heim
im Jahre 1928 errichtete Großobſtmarkt, der die Abſatzmärkte für
die Erzeugniſſe des Odenwaldes und der Bergſtraße
über Darmſtadt, Mainz, Frankfurt bis nach Hamburg, Berlin und dem
deutſchen Oſten auszudehnen vermochte, ſoll im Jahre 1930 von der neu
gegründeten Obſt= und Gemüſe=Abſatzgenoſſenſchaft Weinheim= Berg=
ſtraße
weitergeführt werden. Die Stadt Weinheim wird an dieſer Ge=
noſſenſchaft
beteiligt ſein. Der Großobſtmarkt war ſeither behelfsmäßig
in zwei Hallen auf dem Gelände der Maſchinenfabrik Badenia unter=
gebracht
. Die Halle, in der ſich das Bureau befand, iſt bekanntlich ab=
gebrannt
. Ein neues Proviſorium kommt nicht in Frage. Die neue
Abſatzgenoſſenſchaft plant vielmehr die Errichtung einer Marktanlage
von dauerndem Beſtande in der Südweſtecke des Badeniageländes. Die
Halle ſoll vorerſt zur Hälfte unterkellert und ſo angelegt werden, daß ein
weiterer Ausbau möglich iſt. Zur Beſtreitung der Koſten iſt der Ge=
noſſenſchaft
die Unterſtützung des Reiches zugeſagt. Der Stadtrat Wein=
heim
hat beſchloſſen, der Obſt= und Gemüſe=Abſatzgenoſſenſchaft auf
ihren Antrag das benötigte Gelände von 7000 bis 8000 Quadratmeter
dachtweiſe auf die Dauer von 20 Jahren zu überlaſſen. Das Rechtsver=
hältnis
zwiſchen Stadt und Genoſſenſchaft wird durch Vertrag geregelt=
werden
. Die Halle muß ſpäteſtens in vier Monaten zur Inbetrieb=
nahme
bereit ſein. Die endgültige Beſchlußfaſſung obliegt dem am
24. Januar zuſammentretenden Bürgerausſchuß Weinheim.

Cp. Hahn bei Pfungſtadt, 20. Jan. Hohes Alter. Die Witwe
des Wagnermeiſters Steinmann, Margarete Steinmann, konnte am
Sonntag ihren 85. Geburtstag begehen. In Hahn gibt es zehn Per
ſonen, die über 80 Jahre alt ſind.
Offenthal, 20. Jan. Zur Klärung der ſo wichtigen Kalkfrage
ſuurde kürzlich von zwei Beamten des Landwirtſchaftsamtes Darmſtadt
mit der ſyſtematiſchen Vornahme von Bodenproben begonnen. Nach
Feſtſtellung des Unterſuchungsergebniſſes ſoll dem Vernehmen nach ein
Vortrag über dieſe Fragen ſtattfinden.
Le. Groß=Umſtadt, 20. Jan. Familienabend der Frei=
willigen
Feuerwehr. Kommandant Auguſt Siebert begrüßte
die in großer Zahl Erſchienenen, insbeſondere auch Herrn Bürger=
meiſter
Lampe, der zur Ueberreichung der von der Regierung verliehe=
nen
Auszeichnungen erſchienen war und eine Anſprache hielt. Das
Ehrenkreuz als höchſte Auszeichnung erhielten durch den Kommandan=
ten
Siebert überreicht: Jakob Herzog 1. und Adam Seibert. Die Me=
daille
für 40jährige Mitgliedſchaft wurde dem Ehrenkommandanten
Auguſt Holzapfel und den Wehrleuten Martin Haußner, Auguſt Land=
zettel
, Adam Schlegelmilch und Heinrich Wolf überreicht. Die Ehren=
ſchnalle
für 25jährige Mitgliedſchaft erhielt der Rechner, Schrift= und
Zugführer Karl Heimer. Für 20jährige Mitgliedſchaft wurden mit der
zweiten Dienſtalterslitze ausgezeichnet die Wehrleute: Georg Brücher
Gotthold Hölzer, Georg Körner, Wilhelm Metzger und Heinrich May 5.
Die erſte Dienſtalter=Litze für 10jährige Mitgliedſchaft erhielten: Gg.
Brenner, Ludwig Brenner, Georg Eidmann, Willy Emmerich, Wilhelm
Grimm, Ludwig Hax, Adam Herzog, Wilhelm Himmelheber, Hans
Hauck, Georg Magſaam, Adam Mohr, Jakob Mohr, Karl Straub,
Martin Schönig 2., Bernhard Schütz, Johannes Schäfer, Peter Wolf.
Hans Walter und Adam Bauſch.
r. Babenhaufen, 19. Jan. Jubiläumsball des Geſang=
bereins
Sängerbund‟. Der Saal war feſtlich geſchmückt,
über der geſchmackvoll hergerichteten Büihne prangte in rotſchimmernden
Lettern ſtolz das Motto, unter dem der Verein im Jahre 1840 ge=
gvünder
ſwurde: Wahrheit ſuchen, Tugend üben, Gott und Menſchen
herzlich lieben, Feſtſtimmung herrſchte, jeder Gaſt fühlte ſich wohl=
behaglich
bei den Sängern aufgehoben. Die Erwartung, etwas be=

vegann ſich die Vortragsfolge abzuwickeln. Eine beſondere Note er=
hielt
der Abend durch die Mitwirkung der Soliſten, Frau Langohr=
Dudenhofen (Sopran) und des Chormeiſters Herrn Ebert=Groß=
Anheim (Bariton). All ihre Lieder und Duette, mit fein muſikaliſcher
Anpaſſungsfähigkeit von Herrn Langohr am Klavier begleitet, ern=
teten
den ſtüürmiſchen Beifall des nach Zugaben verlangenden Publi=
kums
. Die Sängerin war beſonders bei den neckiſchen Liedern (,Heut
tanzt Mariett) im ihrem Element. Die Chorvorträge, Kunſt= und
Volkslieder, waren ſo recht geeignet, das Können von Dirigent und
Sängern inn beſten Licht zu zeigen. Die verſtärkte Kapelle Lautz tat
ihr Möglichſtes, um mit prächtig geſpielten Konzertſtücken und Märſchen
die Feſtſtimmung zu ſteigern. Herrn Oberreallehrer Mäller verſtand
es, ein plaſtiſches Bild von der Geſchichte des 90jährigen Sänger=
bundes
vor ſeinen aufmerbſamen Zuhörern zu endwerfen und dieſe ſo
zut feſſeln, daß ſie bbegeiſtert in das Goch auf den Jubelverein ein=
ſtimmten
. Eine recht magiſch wirkende ſtattliche Fackelpolonaiſe leitete
gum frohen Tanze über, der ebenfalls einem heiteren, ungetrübten Ver=
lauf
nahm. Der Jubiläumsball hat ſicher mit dazu beigetragen, die
ſchon vorhandenen reichen Sympathien für den Sängerbund zu ver=
tiefen
und zu vermehren.
Aa. Schaafheim, 20. Jan. Landung eines Freiballons.
Am Samstag nachmittag landete in hieſiger Gemarkung der Freiballon
Mannheim, der dem Badiſch=Pfälziſchen Luftfahrtverein gehört und
in Neuoſtheim aufgeſtiegen war. An Bord befanden ſich vier Perſonen.
Flugzeugführer war Ingenieur Fritz Schneider.
Cg. Reinheim, 2. Jan. Der Obſt=und Gartenbauverein
Reinheim=Ueberau hielt im Gaſthaus Zum Darmſtädter Hof, ſeine
diesjährige Generalverſammlung ab. Dieſelbe war ſehr ſtark beſucht,
der Saal war bis auf den letzten Platz gefüllt, ein Zeichen, welche Wert=
ſchätzung
gerade dieſer Verein in den verſchiedenſten Kreiſen genießt.
Der Vorſitzende, Herr Baldauf, eröffnete die Verſammlung, begrüßte
die Erſchienenen und gab einen Rückblick auf das verfloſſene, recht frucht=
bare
Vereinsjahr, iſt doch eine ſtete Aufwärtsbewegung zu verzeichnen.
Das Protokoll, der letzten Verſammlung wurde von Herrn Bauer=
Ueberau erſtattet. Auf die durch Herrn Liſt verleſene Rechnung wurde,
da Prüfung der Belege bereits erfolgt war, Entlaſſung erteilt. Die
aus dem Vorſtand ausſcheidenden Herren Jullmann=Reinheim und
Bauer=Ueberau wurden einſtimmig wiedergewählt. Darauf gab Herr
Renkel=Ueberau in anſchaulichem Referat einige Regeln zur Hebung
des Obſtbaues, die dankbar aufgenommen wurden. Es wurde die ge=
meinſame
Beſtellung ſortenechter Jungbäume angeſtrebt und durch den
Vorſtand zugeſichert. Die gemeinſame Durchführung der Schädlings=
bekämpfung
mittels Spritze ſoll verſuchsweiſe in Angriff genommen
werden. Der Fragekaſten gab wieder dem Vorſitzenden Baldauf Ge=
legenheit
zu anſchaulicher Beantwortung, über die Herſtellung guter
Garten= und Blumenkaſtenerde will derſelbe ſpäter ausführlich berichten.
Eine folgende Verloſung von Blumen und Gartengeräten gab der Ver=
fammlung
einen würdigen Abſchluß.
Fränkiſch=Crumbach, 20. Jan. Die bei ihrem Schwiegerſohn Dr.
ned. Dauernheim dahier wohnende Reallehrerswitwe M. Seipp wird
zuorgen bei voller Geſundheit und geiſtiger Friſche 80 Jahre alt.
Ag. Wallbach, 20. Jan. Bürgermeiſterwahl. Da die erſte
Wahlperiode des Bürgermeiſters Bert am 1. April d. J. abgelaufen
iſt, hat Neuwahl ſtattzufinden. Dieſelbe iſt auf Sonntag, den 2. Fe=
bruar
, feſtgeſetzt. Wahlvorſchläge ſind bis Mittwoch, den 22. d. M., ein=
zureichen
. Wie man hört, iſt außer der Kandidatur des ſeitherigen Bür=
germeiſters
mit einer zweiten Kandidatur zu rechnen.
Cd. Michelſtadt, 19. Jan. Amtseinführung des neuen
Bürgermeiſters. Geſtern abend fand im Saale der Drei Ha=
ſen
eine öffentliche Gemeinderatsſitzung ſtatt. Auf der Tagesordnung
ſtand als einziger Punkt: Amtseinführung und Verpflichtung des neuen
Bürgermeiſters von Michelſtadt durch den Kreisdirektor. Der Sitzungs=
ſaal
hatte zu dieſem Zweck gärtneriſchen Schmuck erhalten; auch waren
die heſſiſche Landesfarbe und die Michelſtädter Farben Blau=Gelb ver=
treten
. Der Gemeinderat war vollzählich erſchienen; als entſchuldigt
fehlte Beigeordneter Künzel. Herr Kreisdirektor von Werner eröffnete
die Sitzung kurz nach 7.30 Uhr und wies in kurzen Worten den neu=
gewählten
Bürgermeiſter auf die übernommenen, nicht immer leichten
Aufgaben und Iflichten als Oberhaupt der Stadt Michelſtadt hin und
ermahnte ihn ſodann, ſein Amt in Treue, Gewiſſenhaftigkeit und Un=
parteilichkeit
auszuüben. Herr Bürgermeiſter Karl Neff gelobte dies
und verſprach, ſeine ganze Kraft jederzeit im Dienſte und zum Wohle
Heu Stadt Michelſtadt einzuſetzen und leiſtete den vorgeſchriebenen Eid,
ſyobei ſich der geſamte Gemeinderat von den Sitzen erhob.
* Seckmauern, 20. Jan. Die katholiſche Kirchengemeinde erhielt
ſon der Fa. Hamm Söhne, Frankenthal (Pfalz) drei Glocken. Die=
ſelben
wurden in feierlicher Weiſe von der geſamten katholiſchen Ein=
zuohnerſchaft
von der Bahnſtation Wörth a M. abgeholt und auf ge
fehmücktew Wagen in die Kirche transportiert. Die Einweihung erfolgte
am Sonntag durch den katholiſchen Dechant aus Dieburg. Die noch im
Beſſitze der katholiſchen Kirche befindliche alte Glocke wurde von der
Glockengießerei Hamm Söhne zurückgenommen und im Anrechnung ge
bracht,

Dienstag, den 21. Januar 1930
Ein Perſonenauto vom Zuge überfahren.
Ein Todesopfer.
Buchſchlag, 20. Jan. Heute abend 18.15 Uhr wurde an einer
Kreuzung der Nebenbahn BuchſchlagSprendlingenDreieichenhain ein
Perſonenkraftwagen von dem Perſonenzug 3918 erfaßt und überfahren.
Dabei wurde die 36jährige Frau Emilie Ludwig getötet. Drei weitere
Perſonen der Familie Ludwig erlitten einen Nervenſchock, während der
Wagenlenker Bruno Max Ludwig und ſein zehnjähriger Sohn unver=
letzt
blieben. Die Verunglückten ſtammen ſämtlich aus Frankfurt a. M.=
Soſſenheim. Die Verletzten wurden in das Krankenhaus in Langen ein=
geliefert
. Eine Unterſuchung über die Urſache des Zuſammenſtoßes iſt
eingeleitet.
Bb. Bensheim, 20. Jan. Die vielfach von der Preſſe veröffentlichte
bilanzmäßige Betrachtung der inneren Politik Heſſens, überſchrieben
Heſſen an der Jahreswende, in welcher der Miniſter des Innern,
Leuſchner, ſich für eine Kreisxeform einſetzt, hat in der Kreisſtadt Bens=
heim
ſowohl, als in vielen zum Kreiſe Bensheim gehörigen Ortſchaften
die maßgebenden Stellen, wie auch die Bevölkerung aufhorchen laſſen.
Aus dieſem Geſichtspunkt heraus fanden ſich geſtern, Sonntag, nachmit=
tags
um halb 4 Uhr, auf Einladung der Stadtverwaltung, des Ver=
kehrsvereins
, Handelsvereins und des Ortsgewerbevereins der Stadt
aus faſt allen Ortſchaften des Kreiſes zahlreiche Intereſſenten im großen
Saale des Hotels Deutſches Haus ein, um ſich über die Möglichkeit
und Gefahr einer Kreisauflöſung unterrichten zu laſſen, und zu der
Angelegenheit ſchon jetzt Stellung zu nehmen. Dr. Angermeier, als
Leiter der Tagung, begrüßte die Erſchienenen und ſtellte das vorherr=
ſchende
große Intereſſe aller an der Frage der möglichen Verſchiebun=
gen
in der Kreiseinteilung feſt, er hatte eine große Karte der Provinz
Starkenburg anfertigen und aufſtellen laſſen, in der die 7 Kreiſe der
Provinz verſchiedenfarbig eingezeichnet waren und an Hand derſelben
er darlegte, daß Bensheim der wirtſchaftlich gegebene Mittelpunkt zahl=
reicher
blühender Ortſchaften der Bergſtraße, des Riedes und des Oden=
waldes
ſei, der insbeſondere auch auf kulturellem Gebiete auf denkbar
ſöchſter Stufe ſtehe, wobei gerade die Stadt Bensheim ſelbſt noch nie=
mals
ſelbſt die größten Koſten geſcheut habe, den kulturellen Hochſtand
zu fördern. Die notwendige Umorganiſation zur Erzielung finanzieller
Erſparniſſe ſtehe ſicher bevor, und ein Sichdagegenſtemmen ſei zwecklos.
Ob aber ſchon irgendwelche Vorlagen oder Vorſchläge gemacht worden
ſeien, die den Abbau der Kreisämter beträfen, ſei ihm nicht bekannt.
Vorbeugend möge aber das Verlangen zum Ausdruck gebracht werden,
daß man bei den maßgebenden Stellen Gehör finde und von den Wün=
ſchen
der Bevölkerung Kenntnis nehme. Das allgemeine Intereſſe er=
ſtrecke
ſich über den ganzen Kreis. Hier handelt es ſich nicht um eine
Proteſtkundgebung, ſondern um Aufklärung. Von den drei Landtags=
abgeordneten
des Kreiſes waren die Abgeordneten Heinſtadt und Roß
erſchienen, Abgeordneter Glaſer hatte ſich entſchuldigen laſſen. Regie=
rungsſeitig
war trotz Einladung niemand erſchienen. Bürgermeiſter Dr.
Angermeier bat um rege Meinungsäußerung, in deren Verlauf zuerſt
der Vorſitzende des Verkehrsvereins und des Gewerbevereins, Joſeſ
Stoll, das Wort ergriff dahingehend, daß Bensheim eine Kreisſtadt ſei
und bleiben müſſe. Direktor Haas beleuchtete die geographiſch günſtige
Lage der Stadt als Kreisſtadt, wie auch diejenige des Kreiſes ſelbſt.
Auf Anzegung des Verſammlungsleiters ſetzte eine außerordentlich um=
faſſende
, belebte und ſich auf verſchiedenen Gebieten der Kreisbewegung
ſewegende Ausſprache ein, in der eine große Anzahl der Anweſenden
zum Wort kamen. Von allen Sprechern wurde aber ohne Ausnahme der
Standpunkt vertreten, daß Bensheim niemals als Kreis zu beſtehen auf=
hören
könne. Die Landtagsabgeordneten Heinſtadt und Roß gaben den
Stand der Dinge bekannt, und war aus ihren Ausführungen erſichtlich,
daß ſelbſt die Regierung in der Angelegenheit noch keinerlei Entſchlüſſe
gefaßt habe, auch daß dem Landtage noch keine Vorlagen unterbreitet
worden ſind. Aus der Mitte der Verſammlung wurde aber von vielen
Seiten zum Ausdruck gebracht, daß man auf der Hut ſein müſſe. Alle
Anweſenden waren ſich darüber einig, daß man allen Ueberraſchungen
vorbeugen müſſe und daß die leitenden Stellen ſo zeitig wie möglich
von den durchſchlagenden Gründen der Erhaltung des Kreiſes Bens=
heim
überzeugt werden müßten. Bensheim iſt ſeit 60 Jahren Kreis=
ſtadt
. Sehr eingehend beteiligten ſich an den Ausführungen die An=
weſenden
aus dem Lautertal, dem Odenwald und dem Ried, die alle ſich
für die unbedingte Erhaltung des Kreiſes Bensheim einſetzten. Am
Schluſſe der über dreieinhalbſtündigen Ausſprache gelangte man zu dem
Reſultate, daß beſchloſſen wurde, von den einladenden Körperſchaften
ſei eine Kommiſſion zuſammenzuſtellen, die ſchriftlich und mündlich an
maßgebender Stelle alle jene Gründe darlegen ſoll, welche gerade für
die Erhaltung des Kreiſes Bensheim von durchſchlagender Bedeutung
ſind.

j. Von der Bergſtraße, 20. Jan. Der Kragenknopf als
Todesurſache. Ein angeſehener Bürger in Weinheim a. d. B.,
ein in den 70er Jahren ſtehender Fabrikant, hatte ſich durch einen grün=
ſpanigen
Kragenknopf am Halſe eine Blutvergiftung zugezogen, die
nach eingetretenen Komplikationen jetzt den Tod zur Folge hatte.
In der außerordentlichen Generalverſammlung der Vereinsbank
Weinheim e.G.m.b.H., wurde Bankdirektor Philipp Zinkgräf, der
nach erfolgreicher 36jähriger Vorſtandſchaft am 1. d. M. in den Ruhe=
ſtand
getreten war, einſtimmig in den Aufſichtsrat gewählt, den er fort=
an
leiten ſoll. Sein Nachfolger im Amt, Bankdirektor Otto Wriedt,
erſtattete einen ſehr günſtig lautenden vorläufigen Bericht über das ab=
gelaufene
Geſchäftsjahr. Es wird abermals eine Dividende von zehn
Prozent zur Verteilung kommen.
g. Gernsheim, 20. Jan. Gemeinderatsbericht. Nach ker=
nigen
Worten der Begrüßung und Aufforderung zur gemeinſamen
Arbeit im Intereſſe der Gemeinde verpflichtete der Vorſitzende, Herr
Bürgermeiſter Hoffmann, die neugewählten Gemeinderatsmitglieder:
Amtsgerichtsrat Dr. Krichbaum, Kaufmann Theodor Bauer, Kaufmann
Martin Lockowitz, Arbeiter Johann Jakob Rapp, Glaſermeiſter Friedrich
Brand, Arbeiter Nikolaus Heinrich Eifenhut, Arbeiter Johann Chryſo=
ſtomus
Wenzel, Arbeiter Jakob Wilhelm, Rektor Schmitt und Land=
wirt
Valentin Seibel durch Handſchlag. Da ſich infolge einer ſehr gro=
ßen
Zuhörerſchaft der Gemeinderatsſitzungsſaal, als zu klein erwies,
wurde die Sitzung in den Bürgerſaal verlegt. Hier wurde alsdann in
die Tagesordnung eingetreten. Zum Kontrolleur wurde beſtellt Herr
Rektor Schmitt von der Zentrumspartei, zu deſſen Stellvertreter Glaſer=
meiſter
Brand vom Ordnungsblock. Es folgte die Wahl der Ausſchüſſe.
Zu Vertretern der Gemeinde Gernsheim bei den Mitgliederverſamm=
lungen
der Bezirksſparkaſſe Zwingenberg=Bensheim wurden ernannt
die Gemeinderatsmitglieder Johann Jakob Rapp und Theodor Bauer
(Ordnungsblock) und Philipp Medieus (Zentrum). Mit Wirkung vom
Februar ab wird die Gemeindejagd infolge der derzeitig ungünſtig
wirtſchaftlichen Verhältniſſe nur auf 6 Jahre wiederverpachtet. Die
Einteilung der Jagdbogen bleibt dieſelbe wie ſeither. In die Ver=
ſteigerungsbedingungen
, foll ein neuer Paſſus wie folgt aufgenommen
werden: im letzten Pachtjahr iſt der Abſchuß von weiblichem Rehwild
verboten. Dem vorgelegten Wirtſchaftskonzeſſionsgeſuch der Domini=
kus
Kiſſel Ehefrau wurde hinſichtlich der Bedürfnisfrage zugeſtimmt.
Der zur Tagesordnung geſtandene Punkt, die Gasfernleitung Pfungſtadt
Gernsheim, wurde zurückgeſtellt. Eine im ſüdöſtlichen Bauquartier
eröffnete neue Straße wurde Feldſtraße genannt. Den vom Ord=
nungsblock
eingebrachten Anträgen bezüglich gemeinheitlicher Arbeiten
und Lieferungen, Verträge der Gemeinde, Schulden und deren Til=
gungslaſt
, der Rentabilität der gemeinheitlichen Anſtalten, der Tätigkeit
der Verwaltung und deren Beamten, wurden angenommen. Als Aus=
ſchußmitglieder
, die die Waſſer= uſw. Verträge einer Nachprüfung unter=
ziehen
, wurden beſtimmt die Herren Gemeinderatsmitglieder Dr. Krich=
baum
, Bauer, Brand, Eiſenhut (Ordnungsblock), Schmitt und Seibel
(Zentrum). In der angeſchloſſenen geheimen Sitzung wurde über
Unterſtützungs= und Stundungsgeſuche, ſowie auch über eine Perſonal=
ſache
und verſchiedenes andere mehr beraten und beſchloſſen. Die
Zahl der hieſigen Erwerbsloſen beträgt augenblicklich über 200 und
diejenige der ausgeſteuerten Arbeitsloſen, die aus allgemeinen Mitteln
unterſtützt werden müſſen, beziffert ſich zurzeit auf 34. Wie man hört
iſt die Gemeindeverwaltung äußerſt beſtrebt, gerade für die letztgenann
Kategorie eine Arbeitsmöglichkeit evtl. auf Gemeindekoſten zu beſcha

Tolſchlag in Wackernheim.
Die Mutter der Braut erſchlagen.
Mainz, 20. Jan.
Der Arbeiter Franz Xaver März aus Durlach (Baden), der ſeit
einem Jahr bis vor einigen Wochen in Rheinheſſen beſchäftigt war,
hat am Montag früh die Mutter ſeiner Braut, die Ehefrau des Schrei=
ners
Balthaſar Pariton, erſchlagen. Der Täter war mit ſeinem
Mädchen zu Weihnachten bei ſeinen Eltern geweſen und hatte ſich kurz
nach Neujahr einige Tage in Wackernheim aufgehalten. Er war dann
nach Trier gefahren, um Arbeit zu ſuchen. Von dort teilt er mit, daß
er am Sonntag, den 19. Januar, nach Heidesheim (bei Wackernheim)
komme und dort ſeine Braut treffen wolle. Statt des Mädchens ging
der Vater zum Bahnhof Heidesheim, der aber anſcheinend dem März
nach einer Unterredung verſprach, das Mädchen ſchicken zu wollen. März
wartete bis 7 Uhr abends, jedoch vergeblich. Am Montag früh gegen
½6 Uhr erſchien er dann in Wackernheim und drang in das Haus Pari=
tons
ein. Auf dem Wege durch den Garten faßte er, wie er angibt, den
Entſchluß, die Mutter des Mädchens zu töten, da ſie gegen das Ver=
hältnis
war. Er nahm im Hof ein Rundholz, das am Ende mit einem
eiſernen Haken (wie ſie zum Reinigen der Schweinetröge benutzt wer=
den
) verſehen war, und mit dieſem Inſtrument erſchlug er die Frau
durch ſchwere Hiebe über den Kopf. Das Mordwerkzeug will er angeb=
lich
nach der Tat in den Hof geworfen haben, bisher konnte es aber
noch nicht gefunden werden. Nach der Tat begab er ſich in den erſten
Stock zu der Tochter der Erſchlagenen und unterhielt ſich mit ihr in
vollkommener Ruhe und ohne die geringſte Aufregung zu zeigen. Dann
begab er ſich nach Mainz und ſtellte ſich der Staatsanwaltſchaft. Gegen
11 Uhr fuhr die Gerichtskommiſſion mit dem Täter an den Tatort, wo
März der Leiche gegenübergeſtellt wurde. Die Obduktion der Leiche
wird am Dienstag vorgenommen. Der Täter befindet ſich im Land=
gerichtsgefängnis
in Mainz.
Nach einer anderen Darſtellung war März von Beruf Metzger,
aber ſeit zwei Jahren in Wackernheim als Dienſtknecht tätig. Die Eltern
des Mädchens hatten anfangs gegen das Verhältnis nichts einzuwenden,
waren dann aber dagegen. Vor etwa drei Wochen hat März ſeine
Stellung aufgegeben, ſchrieb aber dem Mädchen weiterhin Briefe. Die
Eltern fingen dieſe Briefe ab und händigten ſie ihrer Tochter nicht aus.
Am Montag morgen erſchien März plötzlich in der Wohnung. Nachdem
der Vater auf Arbeit gegangen war, drang er in das Schlafzim=
mer
der Mutter und ſtellte ſie wegen der Briefe zur Rede. Nach ſeinen
Angaben kam es zu einem Streit, in deſſen Verlauf die Frau ihn auf=
forderte
, das Zimmer und die Wohnung zu verlaſſen und ſich den Ge=
danken
an eine Heirat aus dem Kopf zu ſchlagen. März hat dann mit
einem ſchweren Stock die Frau erſchlagen.

Ce. Lorſch, 20. Jan. Preisausſchreiben. Die Geſellſchaft
Frohſinn ſucht auf dem Wege des Preisausſchreibens ein Motto für
eine Karnevalsveranſtaltung. Hohes Alter. Am 22. d. M. be=
geht
. Frau Adam Helwig 1. Witwe ihren 85. Geburtstag. Ver=
kehrsunfall
. In der Gefängnisſtraße wurde eine jugendliche Rad=
fahrerin
durch ein Auto vom Rad geworfen und brach ein Schlüſſelbein.
Die Schuldfrage iſt noch nicht gelöſt. Alte Leute. Trotz der nicht
gerade guten Lebensverhältniſſe werden die Leute hier doch ziemlich alt.
So gibt es z. B. 24 Perſonen (8 Männer und 16 Frauen) die bereits
das 80. Lebensjahr vollendet haben. Geht man zurück bis auf das Grei=
ſenalter
(70 Jahre), ergibt ſich, daß auch dieſes ſchon hohe Lebensalter
bereits 143 Perſonen (53 Männer und 80 Frauen) erreicht haben, weitere
18 Perſonen werden im Laufe dieſes Jahres 70 Jahre alt.
a. Offenbach, 20. Jan. Kriegerkameradſchaft Haſſia
Unter den zahlreichen Teilnehmern an der Hauptverſammlung der Krie=
gerkameradſchaft
Haſſia waren nicht weniger als ſechs über 80, dar=
unter
einer (Johann Rathgeber) über 89 Jahre alt. Die Verſammlung
ehrte zunächſt ihre Toten im vergangenen Jahre, im ganzen 12, für
deren Ehrung bei der Beſtattung durch Abordnung der Fahne, Nieder=
legen
der Kränze und für Sterbegeld 805 Mark aufgewendet wurden.
Sie genehmigte ſodann den Abſchluß der Rechnung für 1929, der einen
Ueberſchuß von 814 Mark ausweiſt. Das Vermögen des Vereins beträgt
6484 Mark. Dem Voranſchlag für das laufende Jahr wurde mit 5840
Mark in Einnahme und 4740 Mark in Ausgabe zugeſtimmt. Der Jah=
resbericht
wurde ebenfalls nicht beanſtandet. In das Jahr 1929 trat
der Verein mit 549 Mitgliedern. Im Berichtsjahre traten 117 Mitglie=
der
bei, 59 ſchieden aus, darunter 12 durch Tod. Unter den 607 Mitglie=
dern
zu Beginn dieſes Jahres ſind 217 Kriegsbeſchädigte, 15 Teilneh=
mer
der Feldzüge von 1866 oder 1870 und 9 Kriegerwitwen. Im ganzen
Bezirk betreut die Geſchäftsſtelle des Vereins 267 Kriegsbeſchädigte.
Die Verſammlung ſtimmte einmütig einer Entſchließung des Kyffhäuſer=
bundes
zu, in der die Schuld Deutſchlands am Weltkriege entſchieden
zurüickgewieſen wird. Dem Kameraden Max Schröder konnte die Ehren=
urkunde
für 40jährige, den Kameraden Berſch, Degelow, Th. Hohmann,
Kern, Seufert und Traum diejenige für 25jährige treue Mitgliedſchaft
zur Haſſia überreicht werden. Die Vorſtandswahlen ergaben die Wie=
derwahl
der Kameraden Dochtermann, Hohmann und Vogel und die
Neuwahl von Kamerad Gegel und Schneider. Mit einem Hoch auf das
deutſche Vaterland ſchloß die Hauptverſammlung.
P. Rüfſelsheim, 20. Jan. Einweihungdes neuen Volks=
hauſes‟
. Die am Samstag erfolgte feierliche Einweihung des an der
Rheinſtraße neuerbauten monumentalen Volkshauſes vollzog ſich in
Anwefenheit des heſſiſchen Innenminiſters Leuſchner, des Kreisdirektors
des Kreiſes Groß=Gerau, Dr. Merck, mehrerer Mitglieder des Heſſiſchen
Landtages, des Geſamtgemeinderats und der Stadtverwaltung Rüſſels=
heim
, zahlreicher Vertreter der Gewerkſchaftsorganiſationen, Vereine
und Geſchäftsleute aus Rüſſelsheim, Mainz, Darmſtadt, Offenbach,
Frankfurt, Groß=Gerau ſowie prominenter Vertreter der Opelwerke,
Nach einer von der Opelkapelle zum Vortrag gebrachten Feſtouvertüre
begrüßte der Vorſitzende des Volkshausvereins, L. Berner, die ſtattliche
Feſtverſammlung. Sein herzlicher Dank galt allen, die das von der
Rüſſelsheimer Arbeiterbevölkerung ſeit mehr als 30 Jahren erſtrebte
Eigenheim miterſtellen halfen, beſonders den Opelwerken, deren weit=
gehendes
Entgegenkommen es ermöglicht habe, das ſtolze Werk in Zeiten
wirtſchaftlicher Not zu finanzieren, indem ſie ein ſtattliches Kapital zu
mäßigem Zinsfuße zur Verfügung ſtellten. Dank ſei auch den Hunder=
ten
von Rüſſelsheimer Arbeitern und Angeſtellten abzuſtatten, die durch
kleine Bauſteine aufopfernd dazu beigetragen hätten, das langerſtrebte
Projekt zur Ausführung zu bringen. Das neue Volkshaus ſolle der
Geſamtbevölkerung von Rüſſelsheim eine ſegensreiche Kulturſtätte und
nach ſchwerer Arbeit eine Erholungs= und Vergnügungsſtätte ſein. Das
mit dem Volkshaus verbundene Logierhaus mit 18 Zimmern und vor=
läufig
32 Betten ſolle die in Rüſſelsheim herrſchende Wohnungsnot für
ledige fremde Opelarbeiter beheben helfen und den jungen Leuten eine
gaſtliche, liebe Heimſtätte werden. Architekt Schütz=Mainz, der die Pläne
anfertigte und die von der Bauhütte Mainz=Wiesbaden ausgeführten
Bauarbeiten leitete, gab einen kurzen Rückblick auf die Baugeſchichte.
Es ſei gelungen, zwiſchen den zahlreichen Wünſchen und den zur Ver=
fügung
ſtehenden Mitteln den richtigen Mittelweg zu finden. Der Bau=
platz
ſei von der Stadt Rüſſelsheim zu günſtigen Bedingungen zur Ver=
fügung
geſtellt worden. Das große Anweſen umfaſſe in moderner Bau=
art
mit Eiſenbeton und Klinker einen großen Saal mit Emvore und
1200 Sitzplätzen, eine etwa 70 Quadratmeter große maſſive Bühne, Re=
ſtaurations
= und Nebenſäle, 18 Logierräume, eine Wohnung für den
Geſchäftsführer, eine Kegelbahn und eine Badeeinrichtung. Glückwünſche
ſprachen aus: Namens des heſſiſchen Staatspräſidenten Miniſter des In=
nern
Leuſchner=Darmſtadt, namens der Kreisregierung Groß=Gerau
Kreisdirektor Dr. Merck, für die Stadt Rüſſelsheim Beigeordneter
Hardt. Für die Gewerkſchaften des Rhein=Mainkreiſes Thomas=Mainz,
für den Deutſchen Metallarbeiterverband Piehler=Mainz uſw. Am
Abend ſchloß ſich bei abermals vollem Haufe ein Feſtkommers an, in
welchem ſämtliche freien Vereine in Rüſſelsheim und die Opelkapelle
aktiv teilnahmen.
Miltenberg a. M., 20. Jan. Herr Großkaufmann Dr. jur. Erich
Winterhelt ſpendete in hochherziger Weiſe wiederum 500 RM.
für die hieſige nach ihm benannte Jugendherberge. Herr Dr. Winter=
helt
ſtiftete bekanntlich ſeinerzeit das Baukapital unter der Bedingung,
daß die neue Jugendherberge dem Gau Südheſſen im Jugendherbergs=
verband
als Eigentum verbleibt. Möchte das edle Beiſpiel noch viele
Herzen bewegen, damit wir unſere Jugendherbergen zu dem ausbauen
können, wie wir ſie wünſchen und brauchen: Heilſtätten der
Jugend!
Waſſerſtandsnachrichten vom 20. Januar 1930. Rhein: Hün=
ningen
0,95, Kehl 2,25, Maxau 4,16, Mannheim 3,10, Mainz 0,93, Bin=
gen
2,00, Kaub 2,23, Köln 2,76 Meter. Main: Schweinfurt 132,
Würzburg 1,37, Lohr 1,76, Groß=Steinheim 2,42, Frankfurt 2,45, Koſt=
heim
Staatspegel 0,59, do. Waſſertiefe 2,54, do. Fahrtiefe 2,24 Meter.
Hirſchhorn, 20. Jan. Waſſerſtand des Neckars am
19. Januar 1,31 Meter, am 20. Januar 1,18 Meter, morgens 5.30 Uhr.

Gernsheim, 20. Jan. Waſſerſtand des Rheins am
eter, am 20. Jan. +0,31 Meter, morgens 5.30 Uhr,

[ ][  ][ ]

Gießener Kreiskag. Prokeſt gegen die heſſiſche
Perſonalpolikt.
WSN. Gießen, 19. Januar.
Geſtern trat der neugewählte Kreistag des Kreiſes Gießen zum
erſtenmal unter dem Vorſitz des kürzlich zum ſtellvertretenden Kreis=
drrektor
ernannten Oberregierungsrats Ritzel zuſammen. Oberregie=
rungsrat
Nitzel ſtellte ſich zunächſt dem Kreistag mit einer Anſprache
vor, in der er ſich als aufrichtiger Freund der Selbſtverwaltung be=
fannte
, eine durchaus lohale Arbeit zum Wohle aller Kreiseingeſeſſenen
ohne Anſehen der 4rſon oder der Partei verſprach, die Beachtung
vernünftiger Sparſamkeit ankündigte und um das Vertrauen des Kreis=
tages
warb. Bei der Wahl des Kreisausſchuffes wurden drei
Mitglieder des Heſſiſchen Landbundes und drei Mitglieder der Sozial=
demokratiſchen
Partei gewählt. Im Anſchluß an die Tagesordnung
gab ein Vertreter des Landbundes namens des Heſſiſchen Landbundes,
der Deutſchnationalen Volkspartei, der Evangeliſchen Volksgemeinſchaft
ud der Wirtſchaftspartei folgende Erklärung ab: Der Kreistag des
Kreiſes Gießen, zum erſtenmal in der Wahlperiode 1930/33 verſam=
melt
, hat mit Befremden von der trotz Sparmaßnahmen und trotz Be=
forderungsſperre
erfolgten Neubeſetzung der Stelle des Obeuregierungs=
rats
beim Kreisgmt Gießen Kenntnis genommen. Dieſes Befremden
iſt um ſo größer, als für die Beſetzung lediglich parteipolitiſche Erwä=
gungen
maßgebend waren. Da der neue Stelleninhaber ſich in ſeinem
bisherigen Amt einſeitig parteipolitiſch betätigt hat in einer Art, die
der Anſicht der Mehrheit der Bevölkerung des Kreiſes Gießen wider=
ſpricht
, liegt die Gefahr nahe, daß das bisherige reibungsloſe Zuſam=
menarbeiten
zwiſchen den Vertretern des Staates und der Selbſtver=
waltung
aufhört und damit die Intereſſen der Geſamtbevölterung
ſchwer geſchädigt werden. Falls ſich die Befürchtungen bewahrheiten,
ſei heute ſchon feſtgeſtellt, daß dann die Folgen der verfehlten Perſonal=
politik
des Innenminiſters zuzuſchreiben ſind. Auch die Deutſche
Volkspartei ließ erklären, daß ſie zugleich auch zur Wahrung der Nechte
des Berufsbeamtentums Einſpruch erhebe gegen das Syſtem der Per=
ſonalpolitik
, die bei der Beſetzung der Oberregierungsratsſtelle bei dem

Gießener Kreisamt angewandt wurde, und welches dem Mehrheitswillen
der Bevölkerung des Kreiſes Gießen und der Provinz Oberheſſen wider=
ſpricht
. Dieſer Einſpruch gelte dem Syſtem. Dem neuen Inhaber der
Oberregierungsratsſtelle werde die Deutſche Volkspartei zunächſt abwar=
tend
gegenüberſtehen, um zu ſehen, ob er eine lohale Arbeit ohne An=
ſehen
der Perſon und der Partei entfalten werde. Von ſeiner Amts=
führung
mache die Deutſche Volkspartei ihr weiteres Verhalten im
Kreistag abhängig. Weiter forderte der Redner der Deutſchen Volks=
partei
nachdrücklich Sparſamkeit und Senkung des Kreishaushaltsetats.
Oberregierungsrat Ritzel erklärte, daß er den Miniſter des Innern
von dem Einſpruch in Kenntnis ſetzen werde. Im übrigen aber ſei
auch er für weitgehende Sparſamkeit. Die ſozialdemokratiſche Fraktion
ließ ihre Genugtuung über die Ernennung Ritzels zum Ausdruck brin=
gen
. Es entſpaun ſich dann noch eine längere Ausſprache über die
Frage der Einſparungen im Etat, die in dieſer konſtituierenden Sitzung
natürlich ohne Beſchlußfaſſung blieb.

h. Gießen, 20. Jan. Die Reichsgründungsfeier an der
Landesuniverſität fand am Samstag vormittag im Univerſi=
tätsgebäude
unter äußerſt ſtarker Beteiligung des Lehrkörpers der Uni=
verſität
, der Studentenſchaft, der Vertreter der ſtaatlichen und ſtädtiſchen
Behörden, der Korporationen und der Garniſon ſtatt. Die Bürgerſchaft
füllte die neue Anla bis auf den letzten Platz. Nachdem die Chargierten
der Studenten=Verbindungen auf den Emporen Platz genommen hatten,
trafen die Profeſſoren aller Fakultäten unter Leitung des Univerſitäts=
rektors
Prof. Dr. Brüggemann in feierlichem Zuge unter Orgelklängen
ein. Das Dank= und Loblied von J. S. Bach wurde von dem gemiſch=
ten
Chore machtvoll vorgetragen. Der Univerſitätsrektor hielt die Er=
öffnungsrede
, in der er etwa folgendes ausführte: Der Name Verſail=
les
, der mit der Reichsgründung eng verbunden iſt, erfüllt uns heute
mit Weh, denn der Vertrag von Verſailles brachte uns Knechtſchaft und
Not. Die Einheit des Reiches, einſt die Sehnſucht der Studentenſchaft,
iſt uns geblieben, wir müſſen es als heiliges Erbe ausbauen. Zu der
Schickſalsgemeinſchaft ſollen wir trotz aller Parteizerſplitterung die
Volksgemeinſchaft erſtreben, um uns als Volk zu erhalten. Nur Einig=
keit
kann uns retten, und wir ſetzen alle Hoffnung auf die jungen

Seite 7
Kommilitonen. Nur in der Einheit und Volksgemeinſchaft iſt der Weg
geboten, daß wir wieder frei und groß werden. In ſeiner Feſtrede
ſprach Profeſſor Dr. Laqueur über die Entwicklung des Weltgeſchehens
bis zur Jetztzeit‟. Die Gründung des Deutſchen Reiches und die Eini=
gung
Italiens ſeien größtenteils dem nationalen Volkswillen entſprun=
gen
. Der Reichstag iſt auch heute noch die Stätte, wo ſich der Volks=
willen
kundtut. Wir dürfen dankbar ſein, daß durch die Verfaſſung die
Möglichkeit des Wiederaufſtieges des Deutſchen Volkes gegeben iſt. Das
Reich der Habsburger ſtand im Widerſpruch zur nationaldemokratiſchen
Idee, es mußte zerfallen. Dem nationaldemokratiſchen Volkswillen
ſtanden die Fürſten ablehnend gegenüber, ſie ſuchten ihn aufzuhalten,
ſo ſtürzten die Throne nicht ohne die Schuld der Fürſten. Der pan=
europäiſche
Gedanke Europas iſt als Rahmenorganiſation ausführbar, ja
realiſierbar. Staat und Nation verhalten ſich wie Vernunft und Trieb.
Das Deutſche Reich blutet aus allen Wunden, ein Drittel des Volkes
befindet ſich unter Fremdherrſchaft. Unſer nationales Gefühl müſſen
wir bewahren, vertiefen und betätigen, denn dunkel iſt die Zukunft. Wie
die Soldaten mit eiſernem Pflichtgefühl und heißer Liebe zum Vater=
lande
kämpften und ſtarben, ſo ſollen wir im Geiſte der Gefallenen das
Werk erhalten, unſer Volk und Vaterland über alles in der Welt lieben.
Stehend wurden die drei Strophen des Deutſchlandliedes geſungen,
während die Chargierten die Degen präſentierten. Das Orgelnachſpiel
bildete den Abſchluß der würdigen Feier, und unter Orgelklang ver=
ließen
der Rektor und der Lehrkörper die Aula. Vor dem Univerſitäts=
gebäude
ſtand eine große Menſchenmenge, welche ſich die Auffahrt der
Gäſte und das bunte ſtudentiſche Treiben anſahen.
Hauptſchriftleitung. Rudolf Mauve
Veranwortlich für Poltik und Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feuilleton, Reich und
Ausland und Heſſche Nachrichten: Max Streeſei für Sport: Dr. Eugen Buhlmann;
ſür den Handel: Dr. C. H. Quetſch: für den Schlußdienſti: Andreas Bauer; für
Die Gegenwart, Tagesſpiegel in Bild und Wort. Dr. Herbert Nettei
für den Inſeratentell und geſchäftliche Mittellungen: Willy Kuhle:
Druck und Verlag: C. C. Wittich ſämtlich in Darmſtiadt.
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[ ][  ][ ]

Seite 8

Dienstag, den 21. Januar 1930.

Nummer 21

Reich und Ausland.

Der Diebſtahl an dem Frankfurker
Juwelier.
Der Dieb in Paris verhaftet.
Frankfurt a. M. Aus Beplin wird gemeldet:
Die Berliner Kriminalpolizei wurde aus Paris be=
nachrichtigt
, daß dort in einem Kaffeehaus der
36 Jahre alte Willi Perlewitz aus Berlin ver=
haftet
wurde. Perlewitz wurde wegen des großen
Juwelendiebſtahls, der am 8. November vorigen Jah=
res
in einer Penſion Ecke Martin=Luther= und Motz=
ſtraße
an einem Frankfurter Julvelier verübt wurde,
von der Berliner Kriminalpolizei geſucht. Der
Frankfurter Juwelier gab damals den Wert der ge=
ſtohlenen
Schmuckſtücke mit 200 000 RM. an. Im
Laufe der Ermittlungen wurden zahlreiche Perſonen
aus dem Freundes= und Bekanntenkreiſe des P. von
der Berliner Kriminalpolizei vornommen, bis es
ſchließlich gelang, eine ganz beſtimmte Spur zu fin=
den
, die nach Paris führte. Der Juwelendiebſtahl
in der Schöneberger Penſion hat ſeinerzeit großes
Aufſehen erregt. P., der mit dem beſtohlenen Frank=
furter
Juwelier von früher her gut bekannt war,
erzählte dieſem eines Tages, daß die in der genann=
ten
Penſion wohnhafte Tänzerin P. W. einen wert=
vollen
Brillantring kaufen wolle. Aus dieſem Grund
begab ſich der Juwelier mit Perlewitz am 8. Nov.
in die Penſion. Der Juwelier hatte in einem Hand=
köfferchen
Brillanten und ſonſtige Schmuckſtücke im
Werte von 200 000 RM. bei ſich. In der Penſion
angekommen, erzählte P., daß er zuerſt noch mit der
Tänzerin etwas zu beſprechen habe. Er veranlaßte
den Juwelier, in einem Zimmer, das an das Schlaf=
zimmer
der Tänzerin grenzte, zu warten. Der Juwe=
lier
ſtellte das Köfferchen mit den Juwelen vor der
Schlafzimmertür auf den Boden und ſah ſich für
einen Augenblick die Bilder an den Wänden an. Als
er ſich aber umdrehte, bemerkte er zu ſeinem Ent=
ſetzen
, daß das Köfferchen verſchwunden war.
Wie aus Paris gemeldet wird, war man dort
ſchon längere Zeit auf der Spur des P. Die Reichs=
regierung
hat bereits das Auslieferungsbegehren in
die Wege geleitet, ſo daß Perlewitz vorausſichtlich
ſchon in der nächſten Zeit nach Berlin gebracht wer=
den
dürfte. Obwohl die franzöſiſche Polizei über die
Angelegenheit ſchon längere Zeit informiert war, hat
ſie ſtrengſtes Geheimnis bewahrt, damit nicht durch
eine vorzeitige Veröffentlichung die Verhaftung des
P. unmöglich gemacht wurde. Soweit bis jetzt in
Paris ermittelt werden bonnte, hat man bei dem
Dieb von den geſtohlenen Juwelen nichts vorgefun=
den
. Da es aber nicht ausgeſchloſſen iſt, daß er mit
Komplizen gearbeitet hat, iſt es immer noch möglich,
daß man in Paris Teile der geſtohlenen Juwelen
findet.
Von einem Wilderer niedergeſchoſſen.
Bad Homburg. Am Sonntag nachmittag
gegen 2 Uhr ging der 38jährige verheiratete Arbeiter
Robert Krieg, Vater von zuvei Kindemn, aus Bom=
mersheim
über das Feld nach Obereſchbach. In der
Nähe des ſtillgelegten Braunkohlenbergwerks Gnade
Gottes ſtieß er auf Wilderer. Krieg beachtete die
Leute weiter nicht und wollte ſeinen Weg fovtſetzen.
Plötzlich ſah er wie einer der Wilddiebe auf ihn an=
legte
. Ein Schuß krachte, und Krieg ſtürzte ſchwer
verletzt nieder. Er hatte einen Lungenſteckſchuß er=
halten
. Mit Aufbierung ſeiner letzten Kräfte wollte
er ſich nach einem Dichwurzhaufen ſchleppen, in der
Hoffnung, dort am anderen Tag von Landleuten ge=
funden
zu werden. Zufällig hatte der Kanzleiange=
ſtellte
J. M. von einer Höhe unweit des Zeppelin=
ſteines
den Vorgang mitbeobachtet. Er eilte ſofort
an die Unfallſtelle, wurde aber, als er in die Nähe
kam, gleichfalls von den Wilderern mit der Waffe
bedroht. M. lief nun nach Bommersheim und konnte
dann mit Hilfe des Arbeiters H. H. den ſchwevverletz=
ten
Krieg bergen. Die zuſtändige Obereſchbacher Po=
lizei
nahm ſofort den Tatbeſtand auf. Es gelang ihr,
in der Wohnung eines der mutmaßlichen Wilderer in
Kahlbach am Abend vier Gewahre zu beſchlagnahmen.
Aus einem der Gewehre ſoll der Schuß auf Krieg
abgegeben worden ſein. Krieg ſelbſt wurde in be=
denklichem
Zuſtand ins Homburger Krankenhaus ge=
bracht
. Wäre der Vorfall von dem Homburger Kanz=
leiangeſtellten
nicht beobachtet worden, dann hätte
Krieg elend umkommen müſſen. Am Montag vor=
mittag
fand eine weitere Vernehmung des Schwer=
verletzten
ſtatt.
Erſte Flugzeuglandung auf dem Feldberg.
Freiburg i. Br. Auf dem Feldberg landete
am Sonntag nachmittag, kurz nach 1 Uhr, zum erſten
Male ein Klemm=Daimler=Sportflugzeug mit drei
Inſaſſen, das um 12.18 Uhr in Ebingen ( Hohenzol=
lern
) geſtartet war. Die Landung erfolgte reibungs=
los
. Die Maſchine war mit einem Fahrgeſtell ver=
ſehen
, das eine Kombination von Rädern und Gleit=
kufen
darſtellt. Nach zweiſtündigem Aufenthalt ſtieg
die Maſchine wieder zum Rückflug auf. Der Pilot
führte den Flug als Uebungsflug aus, da er beabſich=
tigt
, in allernächſter Zeit das Großglocknergebiet zu
überfliegen und dort zu landen.

Zweimal 70 Meker geſtanden!

Fritz Kaufmann (Grindelwald)
innte bei den Davoſer Winterſpielen zweimal
Ski=Sprünge von 70 Metern durchſtehen.

Aus der Ausſtellung Deukſcher Lebenswille‟.

Das Gaſthaus zum Godesberg. Im Kreis: Aus der Blütezeit der Lindenwirtin.
Aennchen Schumacher (X) im frohen Studentenkreis.
Die unſterbliche Lindenwirtin und Heldin des berühmten Studentenliedes von R. Baumbach iſt
keine Legendenfigur, vielmehr feiert ſie am 24. Januar ihren 70. Geburtstag. Aennchen Schu=
macher
heißt ſie, wohnt in Godesberg, und das berühmte Gaſthaus, in dem zahlloſe ſtudentiſche
Erinnerungen aufgehoben werden, iſt der Gaſthof zum Godesberg, in dem Aennchen mit ihrer
Schweſter unzähligen Studenten eine mütterliche Freundin war. In der Beſatzungszeit verkaufte
Aennchen Schumacher die berühmte Gaſtſtätte, die heute als moderner Reſtaurationsbetrieb den
Namen Zur Lindenwirtin führt.

Ein weiteres Todesopfer des Unglücks
auf der Heinitzgrube.
Beuthen. Der Bergmann Fron, der nach
dreißigſtündigem Eingeſchloſſenſein in dem Schacht
der Heinitzgrube in der Nacht vom Freitag zum
Samstag noch lebend geborgen werden konnte, iſt
am Samstag abend im Knappſchaftslazarett an all=
gemeiner
Entkräftung geſtorben. Ein weiterer Berg=
mann
iſt noch eingeſchloſſen und dürfte kaum noch
lebend geborgen werden.
Kohlenſtaubexploſion bei der Bewag.
Berlin. In einem Keſſelhaus der Städtiſchen
Elektrizitätswerke in Mogbit ereigncte ſich geſtern
mittag gegen 12 Uhr beim Anheizen eines Keſſels
eine Kohlenſtaubexploſion. Fünf Schloſſer und Ar=
beiter
wurden durch eine rieſige Stichflamme ver=
letzt
; zwei erlitten ſchwere, drei leichtere Brandwun=
den
. Alle fünf wurden nach dem Virchow= Kranken=
haus
gebracht. Eine Unterbrechung der Stromver=
ſorgung
Berlins trat nicht ein.
Das Eiſenbahnunglück in Dinkelſcherben
vor Gericht.
Augsburg. Am Montag vormittag begann
vor dem Erweiterten Schöffengericht des Amtsgerichts
Augsburg die Verhandlung wegen des Eiſenbahn=
unglücks
bei Dinkelſcherben, das, wie erinnerlich, am
31. Juli 1928 18 Tote und 157 Verletzte forderte.
Zu verantworten hoben ſich: Michael Hübler, Hilfs=
weichenſteller
in Dink Cſcherben, Michael Amler, Ober=
werkmeiſter
in Augsburg, Chriſtjan Wiedenbauer,
Betriebswerkvorſteher in Augsburg, Adalbert Kar=
ner
, technifcher Reichsbahnoberinſpektor in Augsburg,
und Wilhelm Müller, Oberwerkmeiſter in Augsburg.
Zu der Verhandlung ſind 22 Zeugen und fünf Sach=
verſtändige
geladen. Din Angeklagten wird zur
Laſt gelegt, das Unglück durch Fahrläſſigkeit verur=
ſacht
zu haben. Hübler habe aus Unachtſamkeit und
Zerſtreutheit eine wichtige Weichenumſtellung unter=
laſſen
, dem Fahrdienſtleiter eine unrichtige Meldung
üübermittelt und daraufhin den auf dieſen unrich=
tigen
Vergängen beruhenden Befehl des Fahrdienſt=
leiters
ausgeführt. Dadurch fuhr der Perſonenzug
911 mit unverminderter Geſchwindigkeit auf dem fal=
ſchen
Gleis in die Station ein und auf den Güterzug
auf, wodurch das folgenſchwere Unglück entſtand. Den
übrigen Angeblagten wird vorgetvorfen, daran Schuld
zu ſein, daß die Einrichtung der Verfchlußelemente
eines Kurbelapparates im Betriebswerk 2 nicht in
Ordnung war, bei deren richtigem Funktionieren der
Zuſammenſtoß trotz der unrichtigen Weichenſtellung
nicht hätte erfolgen können.

Ein neuer Giftmord im Theißwinkel.
Budapeſt. In den letzten Tagen ſind zwei
neue Fälle von Giftmorden in dem berüchtigten
Theißwinkel bekannt geworden. Eine vierzigjährige
Frau aus dem Giftmiſcherdorf Tiszakürt hatte einen
nahen Vevwandten zu Gaſt geladen und beſvirtete
ihn mit vergiftetem Wein. Ein anderer Beſucher,
der um die gleiche Zeit bei der Frau weilte, erhielt
irrtümlich ein Glas von dieſem vergifteten Wein.
Beide Opfer ſtarben binnen kurzer Zeit unter gräß=
lichen
Qualen. Ein Nachbar, der zufällig zugegen
war, erſtattete Anzeige, wvorauf die Frau von der
Gendarmerie verhaftet wurde. Es iſt dies der zweite
Fall von Giftmord in Tiszakürt. Im Nobember
vorigen Jahres wurde dort eine Frau verhaftet, die
gleichfalls ihren Gatten mit vergiftetem Wein aus
der Welt geſchafft hatte.
Aus Eiferſucht angeſchoſſen.
Paris. Ein Eiferſuchtsdrama, das durch die
angeſehene Stellung der Opfer bemerkenswert iſt,
ſpilte ſich in einer Klinik in Auteuil ab. Die zwan=
zigjährige
Frau Anita de la Sota, geborene Guerra,
eine Nichte des argentiniſchen Geſandten in Rom,
Perez, wartete in Begleitung ihrer Mutter im
Sprechzimmer der Klinik, als ihr Gatte, ein 35 jähri=
ger
Mexikaner, gegen den ſie Scheidungsklage erho=
ben
hatte, plötzlich in den Naum eindrang und fünf
Revolverſchüſſe auf ſie abgab. Von vier Kugeln ge=
roffen
, brach die Frau zuſammen. Der Mörder
flüchtete dann auf die Straße, jagte ſich eine Kugel
in den Kopf und wurde ſterbend ins Krankenhaus
gebracht. Seine ſchwer verletzte Gattin dürfte vor=
ausſichtlich
mit dem Leben davonkommen.
Schwere Automobilunfälle.
Paris. In einem Zuſtande vollbommener
Trunkenheit fuhr am Sonntag abend ein Chauffeur
mit ſeinem Wagen in raſender Geſchwindigkeit durch
einen Borort von Paris und pral’te mit einem aus
entgegengeſetzter Richtung kommenden Privawwagen
zuſammen. Ein drittes Auto fuhr einen Bruchteil
von Sekunden ſpäter, ebenfalls in voller Fahrt, in
die beiden Autos hinein. Aus den Trümmern der
drei Wagen wu den vier Perſonen lebensgefährlich
verletzt hervorgezogen. Der ſchuldige Chauffeur kam
mit dem Schrecken davon. In Epinal fuhr ein
Automobil gegen einen Baum, wobei zwei Inſaſſen
auf der Stelle getötet und zwei andere ſchwer verletzt
wurden.

Hindenburg= und Ebertbuſte von K. S. Iſenſtein.
Die ſoeben in Berlin eröffnete Ausſtellung Deutſcher Lebenswille, die die Entwicklung Deutſch=
lands
in der Nachkriegszeit in Wort und Bild darſtellt, zeigt zwei künſtleriſch hervorragende neue
Büſten der erſten deutſchen Reichspräſidenten Ebert und Hindenburg, die Deutſchland in ſeinen
ſchwärzeſten Tagen zum Wiederaufbau und zu neuem Aufſtieg führten.

Zum 70. Geburkskag der Lindenwirkin von Godesberg.

Abſturz eines amerikaniſchen
Großflugzeugs.

Brennend abgeſtürzk. 16 Tote.
New York. Wie aus Los Angeles gemeldet
wird, ſtürzte über der Strandpromenade von San
Diego ein dreimotoriges Großflugzeug mit 16 In=
ſaſſen
ab, die ſämtlich getötet wurden. An Bord be=
fanden
ſich zwei Führer und 14 Fluggäſte. Das Flug=
zeug
kam von Agua Caliente, wo ein Pferderennen
ſtattgefunden hatte. Die Urſache des ſchwveren Un=
glücks
konnte noch nicht ermittelt werden.
Wie zu dem Flugzeugunglück bei San Diego er=
gänzend
gemeldet wird, ging das Flugzeug beim Ab=
ſturz
in Flammen auf und wurde völlig zerſtört. Die
Polizei gibt bekannt, daß bisher 10 von wahrſchein=
lich
16 Inſaſſen des Flugzeuges als völlig verkohlte
Leichen aus den Trümmern geborgen werden konn=
ten
. Die Bergungsarbeiten ſind noch im Gange. Bei
dem abgeſtürzten Flugzeug handelt es ſich um eine
Maddux=Maſchine, die mit Wochenendausflüglern
beſetzt war, die von den Pferderennen und den Ka=
ſinos
zurückkehren wollten. Unter den Toten befin=
den
ſich acht Frauen.
Zu dem ſchweren Flugzeugunglück bei San Diego
wird weiter gemeidet, daß es nunmehr gelungen iſt,
die 16 Todesopfer aus den Trümmern zu bergen.
Die Leichen ſind faſt alle bis zur Unkenntlichkeit ver=
brannt
. Der Aufprall des Flugzeuges auf den Bo=
den
war ſo heftig, daß der bereits in hellen Flam=
men
ſtehende Rumpf völlig auseinandergeriſſen
wurde. Mehrere Todesopfer wurden weit fortge=
ſchleudert
. Augenzeugen berichten, daß ſie beobachtet
hätten, wie kurz nach der Ueberfliegung von San
Diego die Motoren des Flugzeuges ausſetzten. Der
Führer habe dann in geringer Entfernung vom Erd=
boden
einige Manöver ausgeführt, offenbar, um das
Flugzeug an einer geeigneten Stelle ſicher auf den
Boden zu ſetzen. Plötzlich ſei eine Exploſion erfolgt.
Eine gewaltige Stichflamme habe das Flugzeug völ=
lig
eingehüllt. An eine Rettung der Inſaſſen ſei
überhaupt nicht mehr zu denken geweſen. Die Nach=
richt
von dem furchtbaren Unglück verbreitete ſich
außerordentlich raſch. Schon wenige Minuten ſpä=
ter
trafen die erſten Krankenwagen mit Aerzten an
der Unglücksſtelle ein. Sie fanden aber nur noch
einen Trümmerhaufen. Das Flugzeug gehört der
Maddux Transcontinental Airlines.
Ein zweites ſchweres Flugzeugunglück
in Amerika.
Palm Beach. Hier ſtürzte ein Paſfagierflug=
zeug
beim Landungsverſuch in einen See. Der
Führer und zwei Mechaniker wurden getötet, zwei
Paſſagiere ſchwver verletzt. Das Flugzeug kam von
den Bahamainſeln.

Beendigung des franzöſiſchen Rekordfluges.
Paris. Die beiden Flieger Coſtes und Codos
ſind am Samstag nachmittag 15.33 Uhr, nachdem ſie
ſich 23 Stunden 22 Minuten 49 Sekunden in der
Luft gehalten hatten und, wie bereits berichtet, ver
ſchiedene neue Reforde aufgeſtellt, haben, auf dem
Flugblatz Iſtres gelandet.
Beginn des Prozeſſes Hatry.
London. Der Prozeß gegen den bekannten
engliſchen Finanzmann Hatry und drei Direktoren
der von Hatry gegründeten Geſellſchaften hat am
Montag begonnen. Hatry iſt angeklagt, den Betrag
von 2 Millionen Pfund ſich betrügeriſcherweiſe an=
geeignet
zu haben; die drei Mitangeklagten ſollen
Beihilfe geleiſtet haben.

weſ
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Gaurt
hier p
Reſid
iſt da
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der f.
haut
urt
oder w
dinke
ſonder
weg
alEen
Aats
Ecchlo
Prreſe

nunde

Schweres Grubenunglück in Weſt=Virginia.
London. Auf dem Schacht Nr. 1 der Lilly=
brvokgrube
der Lillibvook=Kohlengeſellſchaft in Beck=
ley
in Weſt=Virginien ereignete ſich am Sonntag /heinſtre
eine Exploſion, durch die acht Bergarbeiter getötet
und dier ſchwer verletzt wurden. Wie zu der zogen
Schlagwetterexploſion in der Kohlengrube von Beck=
ley
ergänzend gemeldet wird, ſind von den vier
Schververletzten zuvei geſtorben. Die Zahl der
Todesopfer erhöht ſich dadurch auf zehn.

ei
ſziehen o
Ange
N mir
Es
imn ſt

Orkanverwüſtungen auf Madagaskar.
Nach einer Meldung Berliner Blätter aus Paris
iſt die Hälfte der Eingeborenenſtadt Mananara auf
Madagaskar, nach einer beim Kolonialminiſterium
eingegangenen Meldung, durch einen außergewöhm=
lich
heftigen Orkan, der über 48 Stunden dauertt
zerſtört worden. Der Orkan war von wolkenbruch
artigem Regen begleitet, der großen Schaden in der
Stadt und der Umgebung anrichtete.
General Liehmann 80 Jahre alt.

Ktiſch
ſtage
beranſte

General Karl Lietzmann
feiert am 22. Januar ſeinen 80. Geburtstag.
Lietzmann war bis 1905 Direktor der Kriegs=
akademie
und machte ſich dann als militäriſcher
Mitarbeiter von Zeitungen und Zeitſchriften
einen Namen. Im Weltkrieg wurde er zuerſt
durch den Durchbruch durch die ruſſiſchen Stel=
lungen
bei Brzeziny bekannt, 1915 eroberte er
Kowno, ſpäter war ſein Korps ein weſentlicher
Stützpunkt der öſterreichiſchen Karpathenfronk.

[ ][  ][ ]

Nummer 21

Dienstag, den 21. Januar 1930

Det Oi. Hunnes Palaft i Tondon.

Von George Popoff.

London, 19. Januar.
* Die zum 21. Januar in London einberufene Seeabrüſtungs=
lonferenz
wird bekanntlich in den Räumlichkeiten des St. James=
Palaſtes tagen. Von dieſem Palaſt iſt folgendes bekannt: der
dicke und vielliebende König Heinrich UIII. kaufte im Jahre
1532 dieſen Grund und Boden (auf dem ſich zuvor ein, dem hl.
Jakobus, dem Jüngeren, geweihtes Hoſpital für Ausſätzige be=
ſunden
hatte) und erbaute auf der gleichen Stelle angeblich
nach Holbeins Entwürfen ein Luſtſchlößchen, das ebenfalls
ſen heiligen Jakobus (auf engliſch St. James) zum Schutz=
hatron
erhielt. Auch der übermütige Karl I. verbrachte hier
zuerſt frohe Tage, ging aber einige Jahre ſpäter per pedes apoſto=
orum
quer durch den St. James=Park nach dem etwas weiter
veſtlich gelegenen Whitehall, um ſich dort den Kopf abhauen zu
aſſen. Der St. James=Palaſt war dann die ſtändige Reſidenz
ſer engliſchen Könige von Wilhelm III. bis auf George IV. Bis
m Jahre 1809 eine Feuersbrunſt einen großen Teil des Palaſtes
erſtörte, und die königliche Familie ſeitdem nach dem viel geräu=
nigeren
und freundlicheren Buckingham=Schloſſe überſiedelte. Der
ſigliſche Hof heißt aber trotzdem noch immer offiziell The
ſourt of St. James‟!
Ein Flügel des St. James=Palaſtes heißt York Houſe und
ſier pflegt ſeit Jahren der jeweilige Prinz von Wales ſeine
keſidenz aufzuſchlagen. In einem anderen Flügel des Schloſſes
ſt das Hofmarſchallamt, das Lord Chamberlains Deparatement
mtergebracht, wo heute noch eine ganze Reihe von höchſt ulkigen
hofchargen ihre Privatwohnungen haben, ſo ein Prüfer könig=
ſcher
Spiele, ein Ober=Hofpoet ein Träger des königlichen
Nantels und gar ein Oberhüter der königlichen Schwäne‟ ..
Vährend des Krieges lebte hier auch Lord Kitchner und verließ
n einer ſtürmiſchen Nacht des Jahres 1916 dieſes düſtre Haus,
m nie mehr nach dieſem irdiſchen Daſein zurückzukehren . . . Vor
ſer finſter dreinblickenden Palaſtauffahrt ſtehen ſtändig einige
humlange Guardsmen mit weitleuchtenden roten Röcken und
urmhohen Pelzmützen Wache und vollführen gelegentlich mehr
der weniger unverſtändliche Trampelübungen . . . Etwas abſeits,
u der Rückfront des Palaſtes zieht ſich vom Trafalgar Square
1s zum Buckingham=Palaſte die große Mall hin, die mit
iren wohlgepflegten Baumreihen und ihrer impoſanten Breite
1s die ſchönſte Straße Londons bezeichnet werden könnte. Ueber=
gert
man die Mall, ſo hat man ſofort den herrlichen St. James=
Zark vor ſich, deſſen willkürlich verſchlungene Alleen, liebliche
(ntenteiche, graziöſe Brücken und weite grüne Raſenflächen ſtän=
dg
von einem zarten Schleier des feinſten Londoner Nebels um=
fngen
ſind und die Illuſion eines entzückenden Paſtellbildes
egeben.
Doch kehren wir zum St. James=Palaſt zurück. Von ſeinem
leußeren läßt ſich ſagen, daß es im an altersgrauen und ehr=
hürdigen
Gebäuden reichen London vielleicht als eines der
(tertümlichſten und ſchnurrigſten Baudenkmäler daſteht. Das
gnze Schloß iſt mit Dachzinnen verſehen und dieſe, von weißem
Leſtein leuchten über dem ſonſt vom ewigen Londoner Ruß
dinkel gefärbtem Gemäuer ſchon von weitem hell entgegen. Be=
inders
altersgrau ſieht der bemerkenswerte große Backſteintor=
neg
mit ſeinen vier hohen achteckigen Türmen aus, der noch vom
atem Tudor=Palaſte des dicken König Heinrich nachgeblieben iſt.
As dem 16. Jahrhundert erhalten ſind außerdem noch die
echloßkapelle, der Chapel Royal und der alte Audienzſaal, The
Areſſence Chamber‟. Die Kapelle zeichnet ſich erſtens durch eine
tundervolle, von Holbein gemalte Decke aus und zweitens durch

den Umſtand, daß hier der ſpätere deutſche Kaiſer Friedrich der
Kaiſerin Fredericke angetraut wurde und mit dieſem ſonſt ureng=
liſchen
Orte ſomit auch eine deutſche Erinnerung verbunden iſt
Der große Audienzſaal iſt vor allem durch einen wundervollen
alten Kamin bemerkenswert, über deſſen Sims die Buchſtaben
H und A an die gute alte Zeit erinnern, da Heinrich VIII. mit
ſeiner Anna Boleyn noch gut war. Vom Erckerfenſter dieſes
Saales iſt es ſeit Jahrhunderten Sitte die Proklamation
von der Thronbeſteigung eines neuen Königs dem draußen ver=
ſammelten
Volke vorzuleſen.
Die Wände dieſes Saales und der übrigen Räume ſind mit
allerhand Waffen aus längſt vergangenen Zeiten bedeckt, und
dieſe Waffen waren es, die einem der vorlauten Journaliſten
Anlaß gaben zu bemerken, daß, ſollten die Herren Konferenzteil=
nehmer
in Streit geraten ſie hier gleich Schwerter, Lanzen
und Harniſche ergreifen und zu einem Turniere antreten
könnten ..
So weit wird es hoffentlich nicht kommen . . . Dafür, daß
wenigſtens vom rein=techniſchen Standpunkt die Arbeiten der
Konferenzteilnehmer glatt und ungeſtört verlaufen mögen, hat
die Einberuferin der Konferenz, die britiſche Regierung, haben
vielmehr deren Majordomos in der Tat aufs Beſte geſorgt: ſeit
Wochen bereits iſt eine förmliche Armee von Tiſchlern, Tapezie=
rern
, Elektrotechnikern und anderen dienſtbaren Geiſtern damit
beſchäftigt geweſen dieſe königlich=romantiſchen Räume für die
nüchternen Zwecke der Konferenz paſſend einzurichten. Das
Innere des alten Schloſſes iſt nun völlig in ein modernes Büro=
haus
verwandelt worden bis in die kleinſten Details ange=
paßt
den Bedürfniſſen all dieſer zahlreichen Delegierten mit ihrem
unüberſichtlichen Stab von techniſchen Sachverſtändigen, juriſti=
ſchen
Beratern, politiſchen und perſönlichen Sekretären, weiblichen
und männlichen Stenographiſten und Boten, Courieren und
Laufburſchen ohne Zahl. Umfangreiche Aktenſchränke, hohe
Bücheregale, große und kleine Tiſche, harte und weiche Stühle,
alles nagelneu und von modern=nüchternen Formen, ſtehen jetzt
hier überall herum und rauben dieſen hiſtoriſchen Räumen recht
Vieles von ihrem urſprünglichen Anſtrich. Ja, in einigen Zim=
mern
(vielleicht gerade in jenen, in denen ſich einſt die unglückliche
Anna Boleyn am meiſten aufzuhalten liebte . . .) ſieht man gar
Telephone, Mikrophone, Telegraphen=Apparate und der heilige
Jakobus möge es wiſſen was noch für horrible neuzeitliche
Dinge ... Für die Herren Journaliſten ſtehen natürlich Telephon=
zellen
die Menge zur Verfügung. Wieder mal werden ſich hier
ganze 500 Journaliſten ein Stelldichein geben und in kollegialſter
Weiſe ſich gegenſeitig die Senſationen des Tages abjagen und
abringen .. . Endlich wird der arme, hilflos der Konferenz ausge=
lieferte
St. James=Palaſt es ſich für die Dauer dieſer Monate
noch gefallen laſſen müſſen, daß ganze Schwärme von Bobbies
und Geheimpoliziſten ſich über ſeine ſonſt ſo exkluſiven Säle
und Hallen ergießen und mit Argusaugen die prominenten Dele=
gierten
und deren Aktentaſchen bewachen werden auf daß kein
unberufener internationaler Spion geheime Staatspapiere
(gleich welchen Staates) ſtibitzen und aus dem löblichen Allge=
meinzweck
der Abrüſtung für ſich ein durchaus unlöbliches Pri=
vatgeſchäft
machen möge ..
Im übrigen iſt dieſes nicht das erſte Mal, daß im St. James=
Palaſt eine internationale Konferenz tagt. Bereits in den Win=
termonaten
der Jahre 1912 und 1913 war hier jene Londoner
Konferenz zuſammengetreten, die den Friedensvertrag zwiſchen
der Türkei und den Balkanſtaaten auszuarbeiten hatte. Aus der

damaligen Tätigkeit der Mächte iſt indeſſen wie nun allgemein
bekannt kein ſonderlicher Segen entſprungen . . . Dieſes iſt
jedoch keineswegs die einzige St. James=Reminiſzenz, die man
eventuell als ein übles Omen betrachten könnte. Es iſt nämlich
noch folgendes beachtenswert: das dem hl. Jakobus, dem Jünge=
ren
geweihte Hoſpital, das an der Stelle des jetzigen Palaſtes
ganze 400 Jahre (von anno 1100 bis 1532) geſtanden hatte, wurde
in früheren Jahrhunderten vom Londoner Volksmunde allgemein
bei folgendem Namen genannt: Hoſpital der 14 ausſätzigen
Jungfrauen! In Worten vierzehn! Oh, welch böſe Zahll
Seit Wilſons unſeligen 14 Punkten die hoffnungsloſeſte
Zahl, die ſich denken läßt, beſonders für eine Konferenz von ver=
ſailler
Größenmaſſen .. . Wenn nun die Geiſter der 14 ausſätzigen
Jungfrauen jetzt plötzlich aus ihrem 800jährigen Schlafe erſtehen
und unter den im St. James=Palaſt Verſammelten einen
wüſten Hexenſabbat aufführen wollten . . . ? Nicht auszudenken
wäre es. Der heilige Jakobus, der Jüngere, wolle uns davor
gnädigſt behüten...
Geſchäftliches.
Die Triumph=Werke Nürnberg, A.=G., Nürnberg,
bringen für 1930 folgende Modelle heraus:
Modell K 9 Supra, Modell K 11 Supra, Modell SSK.
Modell T 500, Modell RR.
Näheres wird auf Anfrage mitgeteilt.
Rundfunk=Programme.
Frankfurt a. M.
Dienstag, 21. Jan. 13.30: Schallplatten. 15.15: Jugend=
ſtunde
16: Konzert. Kapelle Bernd Buchbinder. Kalman:
Mariza=Walzer. Maſſenet: Ouv. zu Phädra. Bernd
Buchbinder: Prihoda=Serenade. Schmidt=Gentner: Einmal ſagt
man ſi. Adieu Grothe: Blaue Nächte. Zeller: Potp. aus
Der Vogelhändler Ralph Erwin: Du biſt die Frau, von der
ich träume‟ Zulehner: Narhalla=Marſch. Leoncavallo:
La Mattinata. Ketelbey: Auf einem perſiſchen Markt. Joh.
Strauß: Wiener Blut, Walzer. Karl May: Slowfox. Kal=
man
: Potp. aus Die Zirkusprinzeſſin. o 18.05: Prof. Dr.
Simons: Vereinheitlichung der Juſtizverwaltung. o 18.35: Stutt=
gart
: Oberpaſtor Grüneck: Baltiſches Hochſchulleben einſt und jetzt.
O 19.05: Prof. Dr. Sakmann: Ueberblick über die Weltgeſchichte
nach K. G. Wells. O 19.30: Lenz. Novelle von Georg Büchner.
O 20: Stuttgart: Funkbrettl. Mitw.: Theo Körner (Conference),
Thea Degen (Chanſons), O. Behrens (Klavier), Funkorch., Käte
Mann, H. Hanus, F. Höger, K. Karner und C. Struve. O 21.30:
Actualls: Die Auseinanderſetzung zwiſchen Pilſudski und dem pol=
Seim. 22.30: Stuttgart: Aeltere Tanzmuſik. Funkorch
Königswuſterhauſen.
Deutſche Welle. Dienstag, 21. Jan. 9: Fröhliche Märchen.
O 10: W. Mayer: Einführung in die Flugtechnik. 12: Fran=
zöſiſch
für Schüler. 0 14.30: Tanzturnen für Kinder. O 15: Jugend=
ſtunde
. Warum ſammeln wir Briefmarken? O 15.45: Urſula Scherz
und William Wauer: Muſterbildung aus Stoffreſten. o 16.30:
Leipzig: Opernnachmittag des Sinfonie=Orch. 17.30: R. Henſe=
ling
: Der Einfluß der Sterne. o 18: Prof. Dr. Mersmann:
Schöpferiſches Muſikerkennen, 18.30: Franzöſiſch für Fortgeſchr.
O 18.55: Min.=Rat Goslar: Die Schweiz als Volksſtaat. o 19.20:
Cedächtnisſtunde für Walter Calé. O 20: Emil Lucke lieſt aus eige=
nen
Werken. O 20.30: New YorkBerlin im 19. Jahrhundert.
O Anſchl.: Dr. Räuſcher: Politiſche Zeitungsſchau. O Danach:
Zeit. Wetter.

Weſterbericht.

Ausſichten für Dienstag, den 21. Januar: Vielfach heiteres bis wolkiges,
ſtellenweiſe auch nebliges Wetter mit leichtem Froſt.
Ausſichten für Mittwoch, den 22. Januar: Wenig Aenderung der heur=
ſchenden
Wetterlage.

Gesunden Schlaf durch
Kräftigung der Herven

erzielen Sie bei längerem Gebrauch von

HMice Kefhade Damäf
Der Wirtſchaftsbetrieb, in der ſtädti=
ſthen
Feſthalle Darmſtadt ſoll baldigſt
yr verpachtet werden. Die Vertrags=
bingungen
können im Stadthaus,
heinſtraße 16/18, Zimmer Nr. 29, ein=
gehen
oder gegen Einſendung von 3 Mk.
beogen werden.
Angebote ſind bis 10. Februar 1930
be mir einzureichen.
Es wird darauf hingewieſen, daß
it ſtändiger Wirtſchaftsbetrieb in der
tötiſchen Feſthalle Darmſtadt nicht in
fuge kommt, ſondern nur bei einzelnen
Branſtaltungen in der warmen Jahres=
(st1128
ſt=

Darmſtadt, den 13. Jan. 1930.
Der Oberbürgermeiſter.

Janmfalfe Derſeigerung.
dienstag, den 28. Januar 1930, vor=
mitags
10 Uhr anfangend, werden im
Geneindewald Kl.=Umſtadt verſteigert
1 Kiefernſtämme Kl. 4a, Feſtmtr. 12.13
26.23
Kl. 3b,

Kl. 3a,
Kl. 2b,
Lärchenſtämme Kl. 2b,
Kl. 2a,
Kl. 1b,
Buchenſtamm Kl.
Fichtenſtämme Kl. 2b,
Kl. 2a,
Kl. 1b,
Kl. 1a,
Zuſammenkunft an der Schutzhütte.
klein=Umſtadt, den 18. Januar 1930.
Geſiſche Bürgermeiſterei Klein=Umſtadt.
(1474b
Sturmfels.

3.52
4.50
633
2.78
1.65
10.47
4.97
8.09
1.15

Einträge in das Handelsregiſter Ab=
teilung
A: Am 14. Januar 1930 hin=
ſichtlich
der Firma: E. Merck, Darm=
ſtadt
: Die Prokura des Hermann Win=
zer
iſt erloſchen. Julius Chun, Joſef
Hahn, Dr. Willy Netz, Hermann Mett= für die Erd=, Maurer=, Beton= u. Kanal=
ler
und Aloys Steinhage, alle in Darm=
ſtadt
, ſind zu Geſamtprokuriſten beſtellt
derart, daß jeder derſelben berechtigt iſt,
in Gemeinſchaft mit einem anderen Ge= von Wehner & Fahr, Darmſtadt, Holz=
Dem Einzelprokuriſten, Direktor Dr.
jur. Georg Gauß, iſt die Befugnis zur
Veräußerung und Belaſtung von Grund=
ſtücken
erteilt. Am 15. Januar 1930 ſchrieben.
hinſichtlich der Firmen: 1. Georg Valen=
tin
Heß, Darmſtadt: Die Inhaberin iſt
jetzt verheiratet mit dem Kaufmann
Charles Egender. 2. Carl Grix, Darm=
ſtadt
: Die Firma iſt erloſchen. Ab=
teilung
B: Am 11. Januar 1930 hinſicht=
lich
der Firma: Familien=Vermögens=
Verwaltungs=Geſellſchaft mit beſchränk=
ter
Haftung, Darmſtadt: Die Vertre=
tungsbefugnis
des Liquidators iſt be=
endet
und die Firma erloſchen. Am
15 Januar 1930 hinſichtlich der Firma;
Otto Nietſchmann Nachf., Geſellſchaft
mit beſchränkter Haftung, Darmſtadt:
Margarete Liſſauer geborene Neider zu
Darmſtadt iſt zur Einzelprokuriſtin be=
ſtellt
. Erna Liſſauer iſt als Geſchäfts=
(1455
führerin ausgeſchieden.
Darmſtadt, den 18. Januar 1930.
Amtsgericht I.

olz-Submiſſion.
die Gemeinde Klein=Umſtadt vergibt
n dem Submiſſionswege:
Eichtenſtamm. Kl. 4a, Feſtmeter 2.61
Fichtenſtämme Kl. 3a,
Kl. 2b,
55,57
Kl. 2a,
58.18
Kl. 1b,
14.47
Kl. 1a,
18.77
Kiefernſtämme Kl. 3a,
diesbezügl. Angebote ſind verſchloſ=
mit
der Aufſchrift Stammholzver=
luf
bis ſpäteſtens Montag, 27. Januar
10, nachm. 1 Uhr, bei der unterzeich=
gen
Stelle einzureichen. Die Oeffnung
B Angebote erfolgt um den genannter
Atyunkt. Die Verkaufsbedingungen
finen bei der Bürgermeiſterei einge=
ſelen
werden. Das Holz iſt mit Rinde
(1472b
geſſen.
Klein=Umſtadt, den 17. Januar 1930.
Hſſiſche Bürgermeiſterei Klein=Umſtadt.
Sturmfels=

BALOMATNN
*), Mascke 2,50, 1), Masche 450. Lfterüessbe 7,50,
zn haben in allen Apothekm md Drogenien, bestimmt in d
Engel-Apotheke- Drogerie Schwinn. Rheinstraße 8.
Freibank
Arbeitsvergebung.
(Schlachthof).

Zu den, bei der Heſſiſchen Staats=
forſtverwaltung
, üblichen Bedingungen
kommen zum ſubmiſſionsweiſen Verkauf:
Förſterbezirk Beſſunger Forſthaus
Los I Stockſchlag 22, Fichten= Lang=
holz
100 fm.: 1a 5 fm., 1b 30 fm., 2a
40 fm., 2b 15 fm., 3a 6 fm., 3b 4 fm.;
Los II Haſenruh 25, Fichten= Lang=
holz
150 fm.: 1a 15 fm 1b 45 fm., 2a
55 fm., 2b 20 fm., 3a 12 fm., 3b 3 fm
Das Holz iſt ohne Rinde gemeſſen und
geſchält. Güteklaſſe N. Auskunft erteilt:
Das Forſtamt, Fernſprecher 2897 und
Herr Förſter Kolb, Beſſunger Forſthaus,
Fernſprecher 2666.
Angebote getrennt nach Stärkeklaſſen,
mit der Aufſchrift Submiſſion werden
erbeten bis Samstag, den 1. Februar,
vormittags 9 Uhr, nach unſerem Amt.
Holzhofallee 10. Klaſſenweiſer Zuſchlag
(1491
bleibt vorbehalten.
Darmſtadt, den 20. Januar 1930.
Heſſ. Forſtamt Darmſtadt.

Auf Grund miniſterieller Verfüguns
wird hiermit der öffentliche Wettbewerb
arbeiten ſowie für die Dachdeckerarbeiten
für den Umbau des ehem. Fabrikgebäudes
ſamtprokuriſten die Firma zu zeichnen. hofallee 1, zu einem Eichamt und chem
Prüfungsſtation aufgehoben und auf für Anfänger und
Grund der Reichsverdingungordnung er= Foxgeſchritt. erteilt
neut in öffentlichem Wettbewerb ausge=/Schwanenſtraße 72.
1. Erd=, Maurer=, Beton= und Ka=
nalarbeiten
:
unt. and. etwa 300 cbm Erdaushub,
125 Betonmauer=
werk
,
180 Backſtein=
mauerwerk
,
250 qm Klinkerver=
blendung
,
1000 Stein ſtarke
Backſtein=
wände
,
0 Beton=
Trägerdecke,
115Ifdm. Tonrohrkanal
2. Dachdeckerarbeiten:
etwa 100 qm neu Schiefereindeckung,
2200 Dach u. Deckenſchalung.
Zeichnungen und Bedingungen liegen
ab Mittwoch, den 22. Jan. 1930, wäh=
rend
der Dienſtſtunden in unterzeichne= Gart od. Land dir.
tem Amte, Paradeplatz 3, Zimmer 3,
offen, wo auch Angebotsunterlagen, ſo=
lange
Vorrat reicht, koſtenlos abgegeben Preis u. M.110Gſch.
werden. Die Angebote ſind zum Eröff
nungstermin, Donnerstag, den 30. Ja=
nuar
ds. Js., 10 Uhr, verſchloſſen und
mit entſprechender Aufſchrift verſehen bei
(1494
uns einzureichen.

Zuſchlagsfriſt 4 Wochen.
Darmſtadt, den 21. Jan. 1930.
Heſſiſches Hochbauamt Darmſtadt

Morg. Mittw. Ver=
kauf
v. 811. (259a

Gründlichen
Klavier=Unterricht
L. Indorf,
(1088a)

Unterricht
im Weißnähen,
Flick. u. Stopfen
wird gründlich ert.
Tag.= u. Ab.=Kurſe.
E Klein.
Beckſtr. 53, II. (*dig
Englische
Konversationsstunden
auch für Anfäng r
Nachhilfeſtund E.P.B.
Martinſtr. 40, II. (

Suche
Einfgmil.-Haus
Nähe Darmſtadts,
beziehb., m. großem
Beſ. zu kauf. Hohe
Anzahl. Angeb. m.

Holzverſkeigerung Nr. 4.
Samstag, den 25. Januar 1930, vor=
mittags
10 Uhr, zu Burg Frankenſtein
aus Forſtort Frankenſtein Abteilg. 18
Schloßberg. Abteilg. 19. 20, 22 und 24
Dornbach:
Scheiter, Rm. Buche 318 1. Kl., dabei
2 Hainbuche, Buche 2. Kl. 10. Eiche 8.
Edelkaſtanie 18. Linde rund 9, teil=
weiſe
Werkholz, Linde geſpalt. 2. Kl. 1,
Kiefer 1. Knüppel: Buche 125, Kirſch 4,
Eiche 8, Edelkaſtanie 3, Linde 5. Rei=
ſerholz
1. Kl. (Knüppelreiſer): Buche 2,
Eiche 9. Linde 9. Reiſer 3. Kl. ( Aſt=
reiſig
): Buche 3385 Wellen.
Blau unterſtrichenes Holz kommt nicht
zum Ausgebot. Nähere Auskunft bei/
Herrn Förſter Pfänder zu Forſthaus=
Sommersgrund bei Eberſtadt: Telephon
Nr. 252. Das Holz iſt nach Weſten zu
den Orten der Bergſtraße und des Rieds
gut abzufahren, Schloßberg auch nach
Nieder=Beerbach und Ober=Beerbach.
Eberſtadt, den 17. Januar 1930. (1459
Forſtamt Eberſtadt.

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[ ][  ][ ]

Nummer 21

Dienstag, den 21. Januar

Die Kohlenförderung des Ruhrgebiekes
im Monalk dezember 1929.
In der nachfolgenden Aufſtellung iſt die Kohlenförderung des
Ruhrgebietes im Monat Dezember 1929 ſowie die Förderung in
den einzelnen Monaten des Jahres 1928 enthalten. Kohlen=
förderung
des Ruhrbezirks. (Die arbeitstägliche För=
derung
iſt in Klammern geſetzt.) Monat Januar 1928: 10 295 342
(405 728), Februar: 10 031 212 (401 248), März: 10857 844
(402 142), April: 9053 128 (393 614), Mai: 9087 122 (363 485),
Juni: 8893 277 (359 324). Juli: 9418920 (362 266), Auguſt:
9817 489 (363 611) September: 9141 278 (365 651), Oktober:
10 185 513 (377 241) November: 8920 016 (365 949) Dezember:
8 865 909 (379 290). Januar bis Dezember: 114 566 6802), (378 264).
Im Monat Dezember 1929 wurden insgeſamt in 24 Arbeitstagen
10 393 854 Tonnen verwertbare Kohle gefördert. gegen 10 656 071
Tonnen in 24,431) Arbeitstagen im November 1929 und 8 865 909
Tonnen in 232/8 Arbeitstagen im Dezember 1928. Die reine
Kohlenförderung betrug im Dezember 1929 10 094 311 Tonnen
gegen 10 363 530 Tonnen im Vormonat. Arbeitstäglich be=
trug
die verwertbare Kohlenförderung im Dezember 1929 433 077
Tonnen gegen 436 1581) Tonnen im November 1929 und 379 290
Tonnen im Dezember 1928. Die reine Kohlenförderung betrug
im Dezember 1929 arbeitstäglich 420 596 Tonnen gegen 424 2131)
im Vormonat. Die Kokserzeugung des Ruhrgebietes ſtellte
ſich im Dezember 1929 auf 2 955 050 Tonnen (täglich 95 324 To.),
im November 1929 auf 2 919 025 Tonnen (täglich 97 301 Tonnen).
Auf den Kokereien wird auch Sonntags gearbeitet. Die Brikett=
herſtellung
hat im Dezember 1929 insgeſamt 317 056 Tonnen
betragen (arbeitstäglich 13211 Tonnen) gegen 342 380 Tonnen
414 015:) Tonnen) im November 1929 und 243 446 Tonnen (10 415
Tonnen) im Dezember 1928. Die Beſtände an Kohlen,
Koks und Preßkoks (d. ſ die auf Lager, in Wagen, in
Türmen und in Kähnen einſchl. Koks und Preßkohle in Kohle
umgerechnet) ſtellten ſich Ende Dezember 1929 auf rund 2,95 Mil=
lionen
Tonnen gegen 2,81 Millionen Tonnen Ende November
1929. In dieſen Zahlen ſind die in den Syndikatslägern vorhan=
denen
verhältnismäßig geringen Beſtände einbegriffen. Die Ge=
ſamtzahl
der beſchäftigten Arbeiter ſtellte ſich Ende De=
zember
1929 auf 382 811 gegen 383 044 Ende November 1929 und
365 247 Ende Dezember 1928. Die Zahl der Feierſchichten
wegen Abſatzmangels belief ſich im Dezember 1929 nach vorläu=
figer
Ermittlung auf rund 46 000. Das entſpricht etwa einer
Feierſchicht auf je 8 Mann der Geſamtbelegſchaft,
Berichtigte Zahlen
*) In der Summe berichtigt.

Die Berliner Metalltermine vom 20. Januar 1930 ſtellten ſich für
Kupfer: Januar 134.25 (137.00), Februar 134.00 (135.00), März
133.25 (134.00), April 133.00 (134.00), Mai 133.00 (134.00), Juni 133.00
(134.00), Juli 133.25 (133.75), Auguſt 133.00 M33.75), September 133.25
(133.50), Oktober 133.00 (133.50), November 133.00 (133.50), Dezember
133.00 (133.75). Tendenz: uſtlos. Für Blei: Januar 41.50
(42.50), Februar 41.75 (42.00), März 41.75 (42.25), April 42.00 (42.50),
Mai 42.25 (42.50), Juni 42.50 (42.75), Juli 42.25 (42.75), Auguſt 42.75
(43.00), September 42.75 (43.00), Oktober 42.75 (43.00), November
42.75 (43.00), Dezember 42.75 (43.00). Tendenz: ſtetig. Für Zink:
Januar 37.50 (38.50), Februar 37.75 (38.25), März 37.75 (39.00), April
3.00 (39.25), Mai 38.00 (39.50), Juni 38.50 39.75), Juli 38.50 (40.00),
Auguſt 39.00 (40.50), Septemberr 39.00 (40.75), Oktober 40.00 (41.00),
November 40.50 (41.00), Dezember 40.50 (41.00). Tendenz: ſtill.
Die erſten Zahlen bedeuten Geld, die in Klammern Brief.
Amerikaniſche Kabelnachrichten
Es notierten nach Meldungen aus Chicago am 20. Jan.:
Getreide. Weizen: März 123½, Mai 127½, Juli 128½;
Mais: März 90, Mai 93½, Juli 95½; Hafer: 46½, Mai 47½,
Juli 46½; Roggen: März 96½, Mai 95, Juli 95.
Schmalz: Januar 10,52½, Februar , März 10,67½, Mai
10,85, Juli 11,05.
Fleiſch. Rippen: : Speck, loko 12,24; leichte Schweine
1000 bis 10,50, ſchwere Schweine 9,50 bis 10,15; Schweinezu=
fuhren
: Chicago 55 000, im Weſten 152000.
Baumwolle: Januar 17,03, März 17,25.
Es notierten nach Meldungen aus NewYork am 20. Jan.:
Schmalz: Prima Weſtern 11,25; Talg, xetra, loſe 7%.
Getreide. Weizen: Rotwinter n. Ernte 138½, Hartwinter n.
Ernte 130½: Mais 97½; Mehl 5,606,00; Getreidefracht: nach
England 1,6 bis 20 Schilling, nach dem Kontinent 8 bis
10 Cents.
Diebmärkke.
Mannheimer Großviehmarkt vom 20. Januar. Dem heutigen Groß=
biehmarkt
waren zugefahren: 106 Ochſen, 157 Bullen, 340 Kühe, 375
Färſen, 651 Kälber, 58 Schafe, 3112 Schweine, 4 Ziegen. Bezahlt wur=
den
für Ochſen 3559, für Bullen 4254, für Kühe 1647, für Färſen
4460, für Kälber 5482, für Schafe 4446, für Schweine 8086, für
Ziegen 1224. Marktverlauf: Mit Großvieh ruhig, Ueberſtand; mit
Kälbern mittelmäßig, langſam geräumt; mit Schweinen mittelmäßig,
kleiner Ueberſtand.
Frankfurter Viehmarkt vom 20. Januar. Der Auftrieb des Haupt=
marktes
beſtand aus 1341 Rindern, darunter 369 Ochſen, 80 Bullen,
521 Kühe, 345 Färſen, ſerner 554 Kälbern, 175 Schafen und 5066
Schweinen. Verglichen mit dem Auftrieb des Hauptmarktes der ver=
gangenen
Woche, waren 315 Rinder, 58 Kälber und 8 Schafe weniger
ungetrieben, während 255 Schweine mehr zum Verkauf ſtanden. Markt=
verlauf
: Rinder ruhig, Ueberſtand; Kälber und Schafe ruhig, geräumt;
Schweine ſchleppend, Ueberſtand. Bezahlt wurde pro Zentner Lebend=
gewicht
: Ochſen al) 5557, a2) 5054, b1) 4549, Bullen a) 5356,
b) 4652, Kühe a) 4447, b) 4043, c) 3539, d) 2834, Färſen a) 57
bis 59, b) 5356, c) 4852, Kälber b) 7075, c) 6469, d) 5463,
Schafe a1) 5053, b) 4549, Schweine a) 7880, b) 7981, c) 8082,
d) 7981, e) 7780. Im Vergleich zu den Notierungen des letzten
Hauptmarktes gaben Rinder bis zu 1 Mk. nach. Gegenüber den Preiſen
vom 16. Januar waren Kälber bis zu 1 Mk. und Schweine bis zu 3 Mk.
billiger, während Schafe 1 Mk. teurer lagen. Fleiſchgroßmarkt: Ochſen=
fleiſch
1 9098, dto. 2 8090, Bullenfleiſch 8590, Kuhfleiſch 2 6070,
dto. 3 5560, Kalbfleiſch 2 95100 Schweinefleiſch inl. 105110, dto.
ausl. 100105. Gefrierfleiſch (Rindfleiſch): Vorderviertel zollfrei 56 und
Hinterviertel 65.
Produkkenberichte.
Mannheimer Produktenbericht vom 20. Januar. Die Forderungen
von Argentinien ſind weiter ermäßigt, und da der Konſum weiter in
ſeiner Zurückhaltung verharrt, ſo verkehrte die Börſe in ruhiger Hal=
tung
. Man nannte Weizen inl. 27,25, ausl. 29,5033, Noggen inl.
18,7519, Hafer inl. 16,5017,50 Braugerſte, badiſche und württem=
bergiſche
, je nach Qualität und Erzeugungsgebiet 2022, Futtergerſte
16,2517,2, Mais mit Sack 16,75, Weizenmehl, Spezial Null 40, dto.
ſüdd. Auszugsmehl 44, ſüd. Weizenbrotmehl 30, Roggenmehl, 7060 pro=
zentiger
Ausmahlung 26,2529,50, Kleie, feine 8,508,75, Biertreber
mit Sack 1414,50. Alles per 100 Kilo waggonfrei Mannheim.
Frankfurter Kartoffel=Notierungen. An der geſtrigen Frankfurter
Produktenbörſe notierten je 50 Kilo (Großhandelspreiſe) Kartoffel: In=
duſtrie
hieſiger Gegend 3,20 Mk. Die Tendenz war ruhig.
Frankfurter Produktenbericht vom 20. Januar. Der hieſige Markt
eröffnete die neue Woche in ſchwacher Haltung. Das Geſchäft kam man=
gels
Anregung nur ſehr ſchleppend in Gang. Die Grundtendenz war
aber eher als ſtetig zu bezeichnen. Die Umſätze beſchränkten ſich nur
auf Deckung des notwendigſten Bedarfs. Schwächer waren nur Futter=
yuittel
. Weizenmehle leicht erhöht. Im allgemeinen blieben die Preiſe
auf dem Niveau der letzten Woche behauptet. Weizen 26,6026,75, Nog=
gen
18,50 Gerſte 19,5019,75, Hafer 1717,25, Mais 16,5016,75, Wei=
zenmehl
ſüdd. und niederrhein. 39,5040,25, Roggenmehl 26,2527,50,
Weizenkleie 8,60, Roggenkleie 9,259,50, Erbſen 3144, Linſen 55100,
Heu 10,50, Weizen= und Roggenſtroh drahtgepreßt und gebündelt 5,50,
Treber 14,00.
Berliner Produktenbericht vom 20. Januar. Der Produktenmarkt
wies heute ſehr ſtarken Beſuch durch den Provinzhandel auf, der ſich zu

dem morgen hier ſtattfindenden Saatenmarkt eingefunden hat. Das Ge=
ſchäft
kam mangels Anregungen nur recht ſchleppend in Gang. Die
Grundtendenz hat ſich gegenüber dem Wochenſchluß kaum verändert.
Das Inlandsangebot von beiden Brotgetreidearten iſt nach wie vor
ziemlich knapp. Für Weizen iſt das Preisniveau ungefähr gehalten, für
Roggen lauten die Forderungen unverändert. Bei ſehr geringer Nach=
frage
ſind die Preiſe jedoch ſchwer durchzuholen. Am Lieferungsmarkt
war beſonders Mairoggen auf Glattſtellungen hin ſtärker gedrückt. Das
Mehlgeſchäft iſt ſehr ſtill, Umſätze bleiben auf die Deckung des dringend=
ſten
Bedarfes beſchränkt. Hafer ausreichend offeriert, infolge Zurück=
haltung
der Verkäufer gegenüber Untergeboten im Preiſe jedoch ziem=
lich
behauptet. Gerſte matt.

Frankfurt a. M., 20. Januar.
Die befriedigende Löſung der Mobiliſierungsfrage, die Ausſicht, daß
heute die letzte Sitzung im Haag ſtattfindet, und die plötzlich ſtarke Er=
leichterung
am Geldmarkt hatten zu Beginn der neuen Woche wieder
eine feſte Tendenz zur Folge. Die Spekulation ſchritt zu Rückdeckungen,
zumal ſich wieder lebhafteres Intereſſe von Publikums= und Auslands=
ſeite
geltend machte. Das Geſchäft war aber nur in Spezialwerten leb=
haft
, in denen ganz erhebliche Beſſerungen zu verzeichnen waren. Als
dann aber eine Meldung eintraf, in der zum Ausdruck kam, daß eine
Regelung der Oſtreparationen noch nicht erzielt worden ſei, machte ſich
wieder eine Unſicherheit bemerkbar, und die hohen vorbörslichen Kurſe
konnten nicht gehalten werden. Doch änderte ſich an der feſten Grund=
ſtimmung
nichts; auch blieb das Intereſſe für Spezialwerte beſtehen.
Man beruhigte ſich bald wieder, da doch die Schlußſitzung nur um
einige Stunden verſchoben wurde und auch eine Einigung in der Oſt=
reparationsangelegenheit
in nicht mehr weiter Ferne ſteht. Gegenüber
den Schlußkurſen vom Samstag ergaben ſich im allgemeinen Erholungen
von 1 bis 3 Prozent. Im Vordergrunde des Intereſſes ſtanden Salz=
detfurth
mit plus 5 Prozent, Weſteregeln mit plus 5½ Prozent und
Aſchersleben mit plus 4½ Prozent. Am Elektromarkt eröffneten AEG.
zirka 1 Prozent ſchwächer. Nachfrage beſtand nach Siemensaktien, die
nach Berückſichtigung des Dividendenabſchlages 3 Prozent gewinnen
konnten. Lahmeher lagen 3 Prozent, Gesfürel 4 Prozent, Schuckert
2 Prozent und Chadeaktien 2½ Mark feſter. Am Chemiemarkt waren
J. G. Farben zum erſten Kurs leicht gedrückt. Deutſche Erdöl gewannen
2 Prozent und Rütgerswerke 3 Prozent. Am Montanmarkt rückten
Mannesmann mit plus 3 Prozent etwas mehr in den Vordergrund.
Die übrigen Werte dieſes Marktes lagen bis zu 2 Prozent höher.
Schiffahrtsaktien bis zu 2½ Prozent, Zellſtoffwerte bis zu 3 Prozent
erhöht. Renten ſtill, aber etwas feſter.
Im Verlaufe neigte die Tendenz zur Schwäche, und es traten auf
Glattſtellungen Abbröckelungen bis zu 3 Prozent ein. Am Geldmarkt
wurde der Satz für Tagesgeld auf 5½ Prozent ermäßigt. Am Deviſen=
markt
nannte man Mark gegen Dollar 4,1840, gegen Pfunde 20,370.
London=Kabel 4,8675, Paris 123,91, Mailand 93,00, Madrid 36,90,
Schweiz 25,19½, Holland 12,11½.
Die Abendbörſe verlief luſtlos und war zu den Berliner
Schlußkurſen allgemein leicht abgeſchwächt. Man befürchtet, daß beſon=
ders
noch am Farbenmarkt Exekutionen im Zuſammenhang mit der Li=
quidation
eines Berliner Bankhauſes folgen würden. Das Stickſtoff=
profekt
von Gelſen wird mehr als Druck für andere Transaktionen auf=
gefaßt
, wobei angeblich Vorverhandlungen bezüglich der Uebernahme
des Rheinſtahlpaktes von der J. G. Farben von Gelſen eine Rolle ſpie=
len
ſollen. Der Verlauf blieb ſtill und brachte keine Kursveränderungen.
Berlin, 20. Januar.
Vormittags und an der Vorbörſe war die Stimmung heute ausge=
ſprochen
freundlich und die Kurstaxen demgemäß recht feſt. Zu den
offiziellen erſten Kurſen blieben aber die erwarteten größeren Orders
aus, lediglich für einige Spezialwerte lagen Kaufaufträge vör. Außer=
dem
machte ſich eine gewiſſe Ernüchterung bemerkbar, da die Haager
Verhandlungen neuerdings eine unerwartete kleine Verzögerung, und
die Befürchtungen wegen, der bevorſtehenden Reichstagsdebatten eine
Verſtärkung erfuhren. Die heute veröffentlichte Außenhandelsbilanz per
Dezember konnte auch keine Anregung bieten, trotzdem ſie eine Akti=
vität
von 50 Millionen aufzuweiſen hat, denn es ſind in dieſen
Ziffern die Reparationslieferungen enthalten und der Umfang der Ein=
und Ausfuhren, beſonders in Fertigwaren, hat ſich erheblich verringert.
Nach den erſten Kurſen konnte ſich das Niveau zunächſt behaupten, ſpä=
ter
verſtimmte jedoch ein ſtärkerer Rückgang der Farbenaktien um zirka
4 Prozent, ſo daß allgemein Abſchwächungen bis zu 2 Prozent ein=
traten
.

Berliner Kursbericht
vom 20. Januar 1930

Der deulſche Außenhandel im Dezember.
Die Außenhandelsbilanz im abgelaufenen Jahr mit 720,3 Mill.
paſſiv.
Der deutſche Außenhandel weiſt im Dezember nach den Be=
rechnungen
des Statiſtiſchen Reichsamtes im reinen Warenverkehr
einen Ausfuhrüberſchuß von 50,9 Millionen Reichsmark auf. Da
jedoch unter der Ausfuhr die Reparationsſachlieferungen, für die
ein Gegenwert bekanntlich nicht hereinkommt, mit 57,8 Millionen
Reichsmark enthalten ſind, errechnet ſich ein Paſſivſaldo von 6,9
Millionen gegenüber einem Paſſivſaldo von 66,1 Millionen Reichs=
mark
im Vormonat. Die Ausfuhr iſt im Dezember um 90,6 Mil=
lionen
auf 1063 Millionen Reichsmark zurückgegangen und die
Einfuhr um 147,9 Millionen Reichsmark auf 1013,1 Millionen
Reichsmark. Für den Rückgang der Einfuhr iſt die Abnahme des
Bezuges an Rohſtoffen und halbfertigen Waren mit 124,7 Mil=
lionen
Reichsmark ausſchlaggebend. Der Rückgang der Ausfuhr
iſt überwiegend die Folge eines verminderten Ausfuhrabſatzes von
Fertigwaren, deren Ausfuhr um 75,8 Millionen Reichsmark gegen=
über
dem Vormonat abgenommen hat.
Für das ganze Jahr 1929 ſchließt der deutſche Außenhandel
nach den Berechnungen des Statiſtiſchen Reichsamtes mit einem
Ausfuhrüberſchuß in Höhe von 47,6 Millionen Reichsmark ab. Die
Geſamtausfuhr des Jahres 1929 beträgt 13 482,2 Millionen
Reichsmark, denen eine Einfuhr von 13 434,6 Millionen Reichs=
mark
gegenüberſteht. Da in den Ausfuhrziffern 799,1 Millionen
Reichsmark Reparationsſachlieferungen enthalten ſind, ergibt ſich
demnach für das ganze Jahr ein Paſſivſaldo von 751,5 Millionen
Reichsmark, der ſich jedoch durch ſpätere Korrekturen um 31,2
Millionen Reichsmark vermindern wird.
Kleine Wirkſchaftsnachrichken.
Am 23. ds. Mts. wird eine rumäniſche Delegation nach Berlin ab=
reiſen
, um die Verhandlungen über ein Handelsabkommen einzuleiten,
Wie wir von der Verwaltung der Henſchel u. Sohn A.=G., Kaſſel,
erfahren, hat die Firma von einem ausländiſchen Unternehmen einen
Auftrag auf Lieferung von 60 Straßenbaumaſchinen mit Dampfbetrieb
erhalten.
Auf der am 21. und 22. Januar ſtattfindenden Mitteldeutſchen
Häuteauktion in Leipzig gelangen zum Ausgebot 54 000 Kalbfelle 18000
Schaffelle 36 000 Großviehhäute, 120 Freſſer und 1300 Roßhäute.
Die wirtſchaftliche Lage der Pirmaſenſer Schuhinduſtrie hat ſich
gegenüber der Vorwoche nur unweſentlich verändert. Die Konjunktur
iſt nach wie vor ſchlecht, und die Ausſichten auf ein großes Frühjahrs=
geſchäft
ſind ſehr gering.
Die Rheiniſche Hypothekenbank hat bei der Aufſichtsbehörde den
Antrag auf Schlußabfindung geſtellt, dem wahrſcheinlich entſprochen
werden wird. Für die Pfandbriefe iſt eine Aufwertungsquote von 20
Prozent des Goldmarkwertes beabſichtigt, worauf die ſchon ausgegebenen
Liquidationspfandbriefe von 15 Prozent angerechnet werden.
Die ſüddeutſche Mühlenvereinigung für das Oberrheiniſche Kon=
ventionsgebiet
beſchloß, die per Dezember und Januar gekauften Mehle,
für welche bis zum 2. Januar ausführbare Dispoſitionen vorliegen,
ohne Zollaufſchlag zu liefern. Für ſpätere Lieferungen wird ein Zu=
ſchlag
von 0,50 RMM. pro 100 Kilo zur Abgeltung der Zöllerhöhung auf
cabdiſchen und auſtraliſchen Weizen erhoben.
Das Bankhaus Jorreau u. Co. in Narbonne, das ſich Bank für den
Weinbau nennt, hat ſeine Schalter geſchloſſen. Das Defizit beträgt
5 Millionen Franken. Infolge ſeines lokalen Charakters ſind es haupt=
ſächlich
die Weinbauern der dortigen Gegend, die von dem Zuſammen=
bruch
der Bank in Mitleidenſchaft gezogen ſind.
Die Bank von England erhielt geſtern aus Auſtralien 500 000 Pfund
Sterling Münzgold; außerdem kaufte ſie Barrengold im Werte von
2601 Pfund Sterking.
In den letzten Tagen fanden Beſprechungen ſtatt zwecks Bildung
eines nationalen italieniſchen Syndikats zum Schutze der Seiden=
induſtrie
. Das Syndikat wird ſeinen Verwaltungsſitz in Rom und
ſeinen techniſchen Sitz in Mailand haben. Den Blättern zufolge wird
das Syndikat über genügend Geldmittel verfügen, um einen wirkſamen
Akt einleiten zu können.
Ende Dezember betrug die Zahl der Arbeitsloſen in Italien 408 748
Perſonen gegenüber 332 833 Ende November. Der größte Teil der
Arbeitsloſen entfällt auf die Landwirtſchaft und Bauinduſtrie.

Deviſenmarkt
vom 20. Januar 1930

wunde
Heib.

Verl. Handels=Geſ.
Danatbank
Deutſche Bank u. 1
Disconto=Geſ.
Dresdner Bank
Hapag
Hanſa Dampfſch.
Nordd. Lloyd
A. E. G.
Bahr. Motorenw.
J. P. Bemberg
Bergmann Elektr.
Berl. Maſch.=Bau
Conti Gummt
Deutſche Cont. Gas
Deutſche Erdöl

Vee
244.
152.
151.
106.875
155.
106.75
174.
80.875
171.50
212.50
69.50
154.
169.875
08.50

Elektr. Lieſerung
. G. Farben
Gelſenk. Bergw.
Geſ. f.elektr. Untern.
Harpener Bergbau
Hoeſch Eiſen
Phil. Holzmann
Kali Aſchersleben
Klöcknerwerke
Köln=Neueſſ. Bow.
Ludw. Lvewe
Mannesm. Röhr.
Maſch.=Bau=Untn.
Nordd. Wolle
Oberſchleſ. Kofsw.
Orenſtein & Koppel

Va
176.25
142.
167.75
143.75
120.25
99.75
210.50
107.625
117.87
168.50
110.50
48.
92.
103.875
7.50

Kaee
Rütgerswerke
Salzdetfurth Kalt
Leonh. Tietz
Verein. Glanzſtoff
Verein. Stahlwerke
Weſteregeln Alkali
Agsb.=Nrnb. Ma ſch.
Baſalt Linz
Berl. Karlsr. Ind
Hirſch Kupfer
Hohenlohe=Werke
Lindes Eismaſch.
Herm. Poege
Vogel Telegr. Draht
Wanderer=Werke

Re
2
345.50
164.75
177.
105.25
215.
82.
34.75
70.50
119.
80.
168.75
25.50
72.50
58.

Helſingfor?
Wien
Prag
Budapei
Sofia.
Holland
Oslo
Kopenhagen
Stockholm
London
Buenos=Aires
New York
Belgien
Italien
Paris

Bährung
100 finn. Mk.
100 Schillin
00 Tſch. Kr.
100 Bengo
100 Leva
100 Gulden 1167.941
100 Kronen
100 Kronen
100 Kronen
E.Stg.
1 Pap. Peſol 1.663
1 Dollar
100 Belge
100 Lire 121.87
100 Francs 116.415

10.50
58.79
2.366
3.02
111.68
111.86
112.19
20.346
1.180 4.188
8.19

GeldBrief Schweiz Währung Geis Brief 10.523 100 Franten 80.76 a1.3 58.91 Spanien 100 Beſetas 55.14 55.26 12.386 Danzig 100 Gulden 81.31 E1. 73.10 73.24 Fapan 1 Yen 2.056 2.060 3.035 Rio de Janerrol 1 Milrei? 0.471 0.473 168.28 Fugoſlawten 100 Dinar 7.375 7.308 111.90 Portugal 1100 Escubos 19.77 16.61 112.0 Athen 100 Drachm 5.435 5.445 112.4 Konſtanttnope 1 türr. 2 1.976 1.860 20.38 Kairo 1ägypt. * 20.875 20.915 1.667 Kanado canad. Doll 4. 129 4.131 Uruguay Goldpeſo 3.856 3.864 58.31 Féland 100 eſtl. Kr. 91.9. sa.13 21.91 Tallinn (Eſtl. 1100 eſtl. Kr. 111.85 171.sf 16-45 Riga 100 Lats 80.50 *0.65

Frankfurter Kursbericht vom 20. Januar 1930,

6%0 Dtſche. Reichs=
anl
. v. 27 ......
6 Baden Frei=
ſtaat
v. 27 ...."
6% Bahern Frei=
ſtaat
v. 27
8% Heſſen Volks=
ſtaat
v. 28 ..
8%
v. 29
6% Preuß. Staats=
anl
. v. 28 .... .."
6% Sachſen Frei=
ſtaat
v. 27 ....."
7% Thüringer Frei=
ſtaat
v. 27 ....
Dtſche. Anl. Auslo=
ſungsſch
. +
Ablöſungsanl.
Dtſche. Anl. Ablö=
ſungsſch
. (Neub.
Dtſche. Schutzge=
bietsanleihe
.. .
80 Bad.=Bad.v. 20
6% Berlin v. 24 ..
8% Darmſtadt v. 2e
8S
v. 2
7% Frkf.a. M. v. 26
8% Mainz v. 26
80 Mannh. v. 26.
8% Nürnbergv. 26
8% Heſſ. Landesbk.
Goldpfbr.
82 Heſſ. Landesbk.
Goldobl.
.
4 ½ % Heſſ. Lds.,
Hyp.=Bk.=Liquid
Pfbr.. .
8% Preuß. Lbs.=
Pfbr.=Anſt. Gold=
Pfbr..
8% Preuß. Lds.=
Pfbr.=Anſt. Gold=
pbl
. .. ........

Ri
74.5
76.5
R
87
91.4
74
73.25
51.75
8.65
3.25
87
82.25
82.25
83
85

96.5
93.25
75.75
97
Aré

8% Darmſt. Komm.
Landesbk. Goldobl.
8 ½KaſſelerLandes=
kredit
Goldpfbr.
18½ Naſſ. Landesbk.
Goldpfbr. . . . . .
Dt. Komm. Sam=
mel
=Ablöſ.=Anl.
+ Ausl. Ser. I
+ Ausl. Ser. II
Dt. Komm. Samm.=
Abl. (Neubeſitz)

18% Berl. Hyp.=Bk.
4½% Liqu.=Bfbr.
8% Frkf. Hyp. Bk.. .
4½% Lig. Pfbr.
8% Pfbr. Bk.
4½% Lig. Pfrb..
8% Mein. Hyp. Bk.
4½% Lig. Pfbr.
8% Pfälz. Hyp. Bk.
4½% Lia. Pfbr.
8% Preuß. Boden=
cred
.=Bank ...."
4½% Lia. Pfbr.
89 Preuß. Centrl.
Bodencr.=Bk.
4½% Lig. Pfbr.
8% Rhein.Hyp.Bk.
4½% Lia. Pfbr.
18% Rhein.=Weſtf.
Bd.=Credit ..
30 Südd. Bob.=
Cred.=Bank. . .
8% Württ. Hyp.=B

6% Daimler Ben,
von 27.
8% Dt. Linol. Werke
v. 26 .."
8% Klöchner=Werke
Berlin v. 26
70 Mainkrw. v. 26
7% Mitteld. Stahl=
werke
v. 27.. . . .

94

48.5
65.75
18
96.5
80
96
80
98
81.7
96
81
96.5
80.7
33
96.5
78.5
96.5
81.85
94.5
97.5
96

95
91.25
83".
86.5

8½ Salzmann u. Co.
v. 26 ......"
7% Ver. Stahlwerke
mit Opt. v. 26 .
8% VoigtcHäffner
von 26 .. . . . .."
J. G. FarbenBonds
v. 28
...
5% Bosn. L.E.B.
v. 1914 .....
4½% Oſt. Schatz=
anw
. v. 1914...
4% Oſt. Goldrente
5‟/vereinh. Rumän.
4½%

4%
*
40 Türk. Abmin.
4½ 1. Bagdad
Bollanl.
40
4½ Ungarn 1913
14-%o 1914
Goldr.)
4%
Aktien
Accum=Berlin ....
Adlerw. (v. Kleher).
AEG. Stamm .. .
AndreaeNoris Zahn
Baſt Nürnberg ....
Bergm. El. Werke
Brown BoverickCie
Brüning & Sohn..
Buderus Eiſen ..."
Cement Heidelbere
Karlſtadt
Chem. Werke Albert
Chade ........"
Contin. Gummiw.
Daimler=Benz..."
Dt. Atl. Telegr. . ..
Eiſenh. Berlin
Erdöl .....
Gold= u. Silb.=Anſtalt.
Linoleumwerk. /251
Dyckerhoff u. Wid=
mann
... ... . .."

83‟l.
84.5
92.5
103.75
26
Au
10
13.5
8.1
7.8
22.3

175
112
196
128
69.5
119
45
151
42.5
111
Dr
108
148.5

85

Elektr. Licht u. Kraft
Liefer=Geſ.
Eiſchw. Bergwerk
Eßlinger Maſchinen
Ettlinger Spinnerei
J. G. Farbeninduſtr
Feinmech. (Jetter).
Felt. & Guilleaum.
Frkft. Gas ......."
Hof ........
Geiling E Cie..."
Gelſenk. Bergwerk
Geſ. elektr. Unter=
nehmungen
.. ..
Goldſchmidt Th. ..
Gritzner Maſchinen
Grün & Bilfinger
Hafenmühle Frkft::
Hammerſen (Osn=)
Harpener Bergbaul
Henninger, Kempf.
Hilpert Armaturfbr/115
Hinderichs=Aufferm
Hirſch Kupfer..
Hochtief Eſſen".
Holzmann, Phil.
Holzverk.=Induſtr
Ilſe Bergb. Stamm
Genüſſe
Junghaus. Stamm
Kali Aſchersleben
Salzbetfurth .
Weſteregeln ..
Kammgarnſpinn. . 1115
Karſtadt, R.
Klein, Schanzl.
Klöcknerwerke ....
Lahmeher & Co...
Lech, Augsburg. . ./108.5
Löwenbr. Münch..
Lüdenſcheid Metall
Lutz Gebr. Darmſt.
Mainkr.=W. Höchſt. /108
Mainz. Akt.=Br. . . . 1190
Mannesm. Röhren

Vefe

206
33

176.5

60
26
140.5
166.25
68.5
52.5

130

168
118
90
98.5
86.25
241
138
212
345
213.5
116.25
106.5
261
69
110.5

Mansfeld Bergb...
MarswerkeNürnbg.
Metallgeſ. Frankf..
Miag. Mühlen bau
Montecatini Maild
Motorenfb. Darmſt
Neckarwerke Eßling.
Nicolay, Hofbr. ..
Oberbedarf ... ....
Otaoi Minen ....

Phönix Bergbau .1106.5
Reiniger, Gebb.. .!
Rh. Braunkohlen..!
Elektr. Stamm/141
Stahlwerke . . . 1122
Riebeck Montan .
Roeder Gb. Darmſt. 1112.75
Rütgerswerke ..
Sachtleben A. G. . . 165
Schöfferhof=Bind. /266
Schramm Lackfabr. / 94
Schriftg. Stempel. /115
Schuckert Elektr. .. 1192.5
Schwarz=Storchen. 1141
Siem. Glasinduſtr.
Siemens & Halskel295
Strohſtoff. Ver...
Südd. Immobilien/ 46
Zucker=A. G. 1155
Svenska Tändſticks 1346
Tellus Bergbau . ./113
Thür. Liefer.=Geſ. 1106.5
Tucher=Brauerei ..1136
Unterfr. Krs.=Elekt.
Verſ. .. . . . . . . . 1104
Beithwerke. ..
Ver. f. Chem. Ind.
Frankf./ 82.5

Laurahütte. . . .

Stahlwerke ..."
Ultramarin . . .
Zellſt. Berlin .1107
Vogtländ. Maſchin
Voigt & Haeffner. 1220

108.5
29.5
116.5
130.5
51
172

77.75
14

Bahß & Frehtag/ 85
Wegelin Rußfabr. 9
Werger Brauerei. 1170
Zellſtoff. Aſchaffbg.. 1149.5
Memel .. . /117.25
Waldhof 1202
Allg. Dt. Creditanſt. 121.76
Bk.f. Brauinduſtr. 1153
Berl. Handelsgeſ...
Comm. u. Privatb. . 158
Darmſt. u. Nt.=Bk. 1244
Deutſche Bank und
Diskonto=Geſellſch. 1153
Deutſche Effekten=
und Wechſelbanr/112.70
Dresdener Bank .. 151.5
Frankf. Bank ..../100.5
Hyp. Bank 134.5
Pfdbr.=Bk. 136.75
Gotha. Grundkr. B. 1122
Mein. Hyp.=Bank .1128.76
Nürnb. Vereinsbk.
Oſt. Creditanſtalt . . 291
Pfälz. Hyp.=Bank. /135
Reichsbank=Ant. . . 1295.
Rhein. Creditbk. . 1113
Hhp.=Bank./150
Südd. Bod.=Cr. Bk. /150
Wiener Banlverein! 12
A.-G.f. Verkehrsw. 1117.25
Allg. Lokalb. Kraftw
7% Dt. Reichsbahn
Vorzge .......
ao69
Hapag..
Nordd. Llohd .. . . 106
Schantung=Eiſenb. 46
Südd. Eiſenb.=Geſ. 1112

Alianz. u. Stuttg.
Verſicherung .. . 1204
Frkft. Allg. Verſ.=G/ 60
Frankona Rück= u.
Mitv. . . . . . . . . 145
Mannh. Berſich, l. 78

[ ][  ][ ]

Nummer 21

Dienstag, den 21. Januar 1930

Seite 11

din Waan der
Aalsmeilter Säumnr.
Roman von P. Wild.
Copyright by Marie Brügmann, München 19.

Nachdruck verboten.
Die ſchöne Frau ging weiter. Erich ſtarrte ihr nach. Eine
Hand tippte ihn leiſe auf ſeine Schulter. Haſtig wandte er ſich
mm. Ella ſtand vor ihm.
Wer war das?
Ein böſes Flimmern ſtand in ihren Augen, warnte ihn. Er
uckte mit den Achſeln.
Eine Dame.
Du biſt arrogant, mein Lieber.
Wieſo?. Mir ſcheint, du biſt eiferſüchtig? Seelenruhig
frich er ſorgfältig die Aſche von der Zigarette ab.
Das war keine Dame von Welt, meinte ſie neugierig.
Es gibt auch eine halbe Welt, meine Liebe.
Wie albern!
Ich habe leider nicht den Geiſt gepachtet wie gewiſſe andere
ſeute.
Und nun ſag mir, was wollte denn dieſe Dame von dir?
Von mir? klang es harmlos zurück.
Verſtell’ dich nicht, alles iſt zwecklos. Ich habe ihr ſonder= und ſchlechten, fügte er lächelnd hinzu.
ſares Benehmen genau verfolgt. Was bedeutete ihr: Ich
ratuliere‟ ?
Gratuliere? Das habe ich nicht gehört.
Eri! Wenn ich es doch gehört habe!
Geſpenſter!
Nein. Du kennſt dieſe Frau. Warum willſt du mir nichts
ſon ihr ſagen? fuhr ſie eigenſinnig erregt fort.
Was ich alles wiſſen und wen ich alles kennen ſoll,
ſichte er.
Donnerwetter, unſere ſchöne Aſtrologin, klang eine be=
bundernde
Männerſtimme neben ihr. Nera Sulla, ein kapitales
Leib. Schön, verbrecheriſch ſchön, und ſie weiß es das iſt das Preis. Das ganze nennt ſich dann Geſelligkeit.
ſchlimmſte für uns Männer.
Ella horchte auf.
Ein flüchtiger Bekannter, der Sprecher. Sie entſann ſich
ubei ſeiner von irgendeiner Geſellſchaft her. Neugierig liebens=
ſürdig
wandte ſie ſich ihm zu:
Eine Aſtrologin? Ich intereſſiere mich nämlich auch für
jeſe Wiſſenſchaft. Daher mein Intereſſe. Ihr Gegenüber
erneigte ſich wortlos.
Allerdings, antwortete der Angeredete in höflicher Zurück=
Utung.
1 Iſt dieſe Dame wiſſenſchaftlich eingeſtellt? fragte ſie weiter.
Leider kann ich darüber keine Auskunft geben, meine Gnä=
ige
. Ich fühle mich wiſſenſchaftlich ſo unbelaſtet, daß ich kein
fachverſtändiger bin. Doch Herr Bäumer iſt ja ein geſchworener
Nhänger der Aſtrologie und Chiromantie.
Wirklich, Eri? Warum haſt du nie davon geſprochen? Ein
ſer Vorwurf lag in ihren Worten.
Woher weißt du das?
Du betonſt immer den Wert der Nüchternheit, der Sachlich=
kit
und Kenntnis. Aſtrologie iſt kaum Kenntnis, ſondern mehr
Etenntnis. Du hätteſt dieſe ganze Wiſſenſchaft als Scharlatanerie
Frlacht.
Du irrſt. Bedenke, das ſind doch die großen Gegenſätze Verhältnis zu bringen.
uſerer Zeit. Hier Sachlichkeit, dort Myſtik, das große Sehnen
im Ueberſinnlichen, zur Natur und Erklärung ihrer tieferen

Zuſammenhänge, die ſich nicht einfach in ein Schema zuſammen=
preſſen
laſſen. Aſtrologie iſt doch auch eine Wiſſenſchaft.
Du ſtehſt im allgemeinen anders zu ſolchen Fragen.
Was weißt du davon, Eri. Wie intereſſant, du kennſt die
Aſtrologin; ich habe ihren Namen wieder vergeſſen.
Nera Sulla.
Gab es nicht eine Tänzerin im Apollo, die den Namen
trug?
Erich verzog keine Miene.
Hat ſie deine Zukunft, dein Leben aus den Sternen geleſen?
Ja.
Stimmt es?"
Ja.
Ich muß auch zu ihr. Sag mal, gehen viele hin?
Ja.
Verdient ſie viel Geld? Der Weißfuchs war echt, die ganze
Aufmachung überaus koſtbar. Alles ſelbſt verdient?
Ja beſtätigte er trocken.
Du biſt unausſtehlich. Ja, ja, ja. Mimſt du ſo Geiſt?
Erhebe ich Anſpruch darauf?. Ich bin doch kein Fragebogen
mit Antwortſpiel.
Nun rede mal. Hat ſie deinen Charakter beurteilt?
Ja, ſehr gut ſogar.
Was ſagt ſie denn?
Muß ich das wiederholen? Du kennſt mich ja beſſer als ſie,
Ella.
Weiß ich das wirklich?
Sicherlich. Seit langen Jahren und von allen Seiten, guten
Mir ſcheint, dem iſt nicht ſo. Ernſtlich: Eri, ich habe mich
ſchon oft gefragt, wer iſt denn dieſer Eri eigentlich, der ſeine Ge=
danken
hinter lächelnden Paradoxen verbirgt? Ein Schatten,
der weſenlos an mir vorbeigleitet?
Du haſt zu viel Zeit, beſchäftigſt dich mit unnötigem Ballaſt.
Mit Grübeleien kommt man auf die ſchiefe Bahn, da reiht ſich
Frage an Frage".
Aber iſt es nicht ſo? Wir ſind einander fremd, jeder lebt
ſein Leben für ſich, hat ſeine Intereſſen. Austauſch iſt meiſt nichts
als Unterhaltung auf Gegenſeitigkeit, Zuhören die Pauſe zur
Antwort, zum Selbſtſprechen. Wir brauchen Hörer um jeden
Phantaſtereien! Spiele nicht mit ſolchen Gedanken. Wir
leben, um uns aneinander zu freuen, Ella.
Sah ſie in deiner Zukunft Glück oder Unglück? Wirſt du
heiraten?
Ja, dich!"
Eri! Sekundenlang ſchwieg ſie betroffen. War das einer
ſeiner oft ſeltſamen Scherze?
machen?
Und wenn es ſo wäre.
Aber Eri, empörte ſie ſich lachend.
Der Ort tut doch nichts zur Sache.
In dieſem Menſchengewühl".
Sind wir am ungeſtörteſten. Viele Menſchen bedeuten Ein=
ſamkeit
, Abgeſchloſſenheit.
Wo haſt du das wieder geleſen?
Empfindung, Ella. Was würdeſt du antworten, er dämpfte
Wozu dich mit Dingen langweilen, die dir nicht liegen? die Stimme, wenn ich dich jetzt fragte, ob du mich heiraten
willſt?
Betroffen ſah ſie auf.
Iſt das dein Ernſt? Das iſt doch Unſinn, in dieſer Stunde.
Erlaube, nicht die Stunde iſt das Beſtimmende, ſondern mich zu Nera Sulla.
wie es in uns ausſieht. Mir iſt heute danach, Klarheit in unſer
So plötzlich? fragte ſie ſpieleriſch.
Weil ich mich nicht länger herumziehen laſſen will.

Köſtlich!. Du läßt dich herumziehen; ſeit wann, von wem?
Von dir.
Sollte ich dir etwa einen Antrag machen.
Das hätte nichts geſchadet.
Mein Lieber, du biſt im Irrtum. Du überſchätzeſt dich ganz
gewaltig.
Sie war wirklich gekränkt. Ungewohnte Kühle lag in ihren
Worten, im Ton. Er wurde aufmerkſam. War er zu weit ge=
gangen
? Ein Zerwürfnis? Jetzt, wo er entſchloſſen war, ſie zu
heiraten!
Das Meſſer ſaß ihm an der Kehle. Er lebte von Kredit und
Spiel. Der Kredit aber galt allein dem zukünftigen Schwieger=
ſohn
Wollings. Dem Bankier unbewußt, hatte deſſen Name
dazu beigetragen, für ſich bereitwillige Geldgeber zu finden.
Da die Verlobung bis heute noch nicht veröffentlicht worden
war wurden die Gläubiger ungeduldig, mahnten. Neue Geld=
quellen
erſchloſſen ſich ihm nicht mehr, alles war leergepumpt.
Die Gläubiger drängten von allen Seiten auf Zahlung.
Da blieb ihm keine Wahl. Bei der Mutter war nichts mehr
zu holen, mal ein paar Pfennige, wenn Irma nicht zu Hauſe
war. Nachdem ſie erfahren hatte, daß Erich Geld von der Mut=
ter
erbeten und erhalten, hatte ſie kurzerhand die Kaſſe über=
nommen
und rückte nichts heraus. Als letztes Mittel, aus dem
Elend herauszukommen, blieb ihm nur die Ehe. um keinen
Preis durfte er Ella jetzt vor den Kopf ſtoßen; wenn ſie Nein
ſagen würde, war er verloren.
So lenkte er ein, warf ihr einen heißen, flehenden Blick zu.
Alſo willſt du meine kleine Frau werden?. Du haſt mir die
Frage noch nicht beantwortet, drängte er, weiches Werben in
der ſonſt ſo ſpröden Stimme. In halbem Zweifel ſenkte ſie die
Augen.
Eri! Ihre Stimme zitterte, nun die Entſcheidung unver=
hofft
da war.
Er lächelte ſein Siegerlächeln, ſeine Hand ſtreifte, wie zu=
fällig
, in leiſer Liebkoſung die ihre.
Haſt du mich lieb?
Du weißt es, antwortete ſie. Was nur Vater ſagen
wird?
Freuen wird er ſich.
Vielleicht. Wenn er auch manchmal recht ſonderbar iſt,
Zuerſt wird er nach beſtimmten Plänen für deine Zukunft fragen.
Haſt du welche?
Das iſt doch ſehr einfach. Ich trete ſelbſtverſtändlich in die
Bank ein; dort kann ich am beſten für dich arbeiten und deinen
Vater, der auch älter wird, entlaſten.
Du wirkſt komiſch, wen du vom Arbeiten redeſt. Ich kann
es mir nicht vorſtellen, daß du jeden Tag ins Kontor gehſt.
Warum nicht? Du wirſt dich wundern. Ja, und deinen alten
Willſt du mir ausgerechnet auf dem Rennplatz einen Antrag / Herrn könnteſt du ſchonend ein wenig auf meine Abſicht vorbe=
reiten
! Willſt dus
Du kommſt doch nach dem Rennen mit zu uns?
Mit tauſend Freuden. Deshalb darfſt du vorher doch mal
bei deinem Vater ein wenig antippen.
Haſt du Angſt?
Angſt? Das wäre noch ſchöner.
Männer ſind Egoiſten. Alſo weil es dir unangenehm iſt!
So etwas wird immer auf die armen Frauen abgewälzt. Soll
ich etwa bei meinem alten Herrn für dich um meine Hand an=
halten
?"
Meinetwegen. Vereinfachtes Verfahren. Eine neue Frauen=
bewegung
. Höchſte Selbſtändigkeit.
Haſt du eine Ahnung, lachte ſie, und morgen begleiteſt du
Wozu?
Ich will hin.
Fortſetzung folgt.

10

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Darmstadt, Markt und Ernst-Ludwigsplatz


O OGLENDDDDNEADADDBT
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RMDONTS

(1467
A4

[ ][  ]

Seite 12

Dienstag, den 21. Januar 1930

Nummer 21

Motto: Mir gäwwen fors Gaggern!

Heute

Heute

Heute

Woogsplatz.

und folgende Tage

und folgende Tage

und folgende Tage

Der National-Groß-Film

Da8
Galeerenschiff

Der große Sittenfiim
Polizeimeister
Tageieff

Ein starker und spannender
Kriminaikim

Am 2. 2. 30:

RaLLIA

Der spannende u. ereignisreiche
Stoft, der von den bekannten
Komponist. Puccini u. Massenet
in ihren beiden Opern Manon
Lescaut verarbeitet worden ist,
zeigt das Leben einer großen
Kurtisane am Hote Ludwigs
XlV., die schließlich als Dirne
nach der neuen Welt deportiert
wird
Dolores Gestello in der Hauptrolle
als Manon, und John Barrymore,
Amerikas größter Schauspieler
als Junker Grieux eine Parade-
rolle
, die ihm Gelegenheit gibt,
seine glänzenden Fähigkeiten als
Fechter, Reiter und Ringer in
hellstes Licht zu stellen.

Ein Film aus dem Zarenreich
nach Motiven des Romans von
Gabriele Zapolska.
InteressanteMilieuschilderungen
über Zustände und Willkür der
Polizeiwirtschatt und neue Ein-
blicke
in die geheimen Verbin-
dungen
gegen das Zarentum.

Als zweiter Schlager
Der Straßensänger
von Venezig
Ein Schauspiel, das neben ori-
ginellen
Landschatts und Städte-

Die Geschichte eines unschuldig
zu Tode Verurteilen, der durch
den elektrischen Stuhl hinge-
richtet
werden soll. Es wird
gezeigt, in welcher Weise die
Polizei in den Greßstädten sich
der Razzien als ständiges Hilts-
mittel
gegen das Verbrecher-
tum
bedient und dadurch die
Auuklärung mancher dunkler
Fälle herbeitührt und sich
Material zur weiteren Ver-
folgung
und Beatbeitung von
noch ungeklärt. Geschehnissen
verschafft.

Große Pamen- und
HerlehrStaufA

Am 8. 2. 30: Maskenball.
Am 2. 3. 30, nachmittags: Kinder=Koſtümfeſt.
Am 2. 3. 30, abends: Großes karnevaliſtiiſches Konzert
Am 4. 3. 30: Großer Faſinachtsrummel.
Karten=Verkauf beim
Der Karnebalausſchuß.
Hausmeiſter, Turnhalle

Dazu:

Dazu reichhaltiges
Beiprogramm.

bildern Volkssitten und religiöse
Gebräuche beim Fest der Schutz-
heiligen
zeigt und Schilderungen
aus dem Leben wandernder
Musikanten gibt.

Rintintin
als Lebensretter
Ein Film aus dem Farmerleben

Großes Haus

19.30 22.15 Uhr

Hessisches
Landestheater

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Der Troubadour
Oper von Verdi
Preise 110 Mk.

Beginn 3½ Uhr

Beginn 3½ Uhr.

Beginn 3½ Uhr. ((V.1495

Dienstag
21. Januar 1930

Kleines Haus

Zus.-M. VI, 7 lch tanze um die Welt mir Dir
T(Gr. 4, 7 u. 8)/ Posse mit Gesang u. Tanz v. M. Schiffer
Preise 1 206 Mk.
2022 30 Uhr

8!/
Orpheum

Mur kurzes Gastspiel!

Bis Ende Januar:

Ka

Kauer Zarsfar
der populäre Volkskomiker
und seine
Padiarten!

(Aeliestes Bauerntheater begr. von Konrad Dreher)

Heute Dienstag, den 21. Januar,
u. folgende Tage, abends 8. Uhr
Din

Aindns=anzat

3 Akte von Ludwig Meggendorter
Interessantes und Erbauliches aus dem Wöchent-
lichen
Beobachter von Westenptonzen‟

Uberall bekannt
Die gute Küche
Im Ausschank das weitberühmte
Pfungstädter Bock-Ale‟
ein helles, hervorragendes 16%, Starkbier
ein Gesundheitsbier ersten Ranges, herge-
stellt
nach jahrzehntelangem, bewährtem Brauver-
fahren
, aus feinstem Gerstenmalz, odelstem
Hopfen, u. Wasser aus eig. Gebirgsquellen
2/40 hur 35 Bfo.

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Die Haarformer-Gruppe Darmstadt
zeigt am 26. Januar, abends 8 Uhr, im Fürstensaal
Hiſtoriſche• Fantalie-
und moderne

Frau Paula Ollendorf

Drisinal - Ausstattung und Trachten.

aus Breslau ſpricht am Donnerstag,
23. Januar, 20.15 Uihr, im Muſikzimmer
des Städtiſchen Saalbaues über

In den Zwischenakten spielen aut: (1483
Die 3 Schierseelr Bualm
Der Schnegg, der Stang, der Bauer
mit ihren glänzenden musikalischen Vorträgen.

Kultur und Ziviliſation.

Gewöhnliche Preise von Mk. 1.00 bis Mk. 3.00
Karten: Verkehrsbüro, de Waal, Rheinstraße.

Wir laden zu dieſem Vortrag unſere
Mitglieder, deren Angehörigen und die
dem Stadtverband angeſchloſſenen
Frauenvereine herzlich ein. (1469
Züd. Frauenbund. Ortsgr. Darmſtadt

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mit prakt. Vorführung

Donnerstag, den 23. Januar, abends 810 Uhr
Spricht die bekannte Hygiene-Schriitstellerin Frau
Agnes Krägeloh aus Köin im
Fürstensaal, Grafenstr. 18-20
über
Die Wechseliahre
hre Beschwerden, ihre Verhütung
Die Frau von 40 Jahren. Was muß die reiteFran
von den Wechseljahren wissen?Blutwallungen.
ihre Entstehung. ihreVerhätung Die Bedeutung
der Blutungen.DasWVesen desKrebses,aber keine
Angst vor Krebs. Die Ursachen so vieler Frauen-
eiden
. Woher die Nervosität. Neurasthenie, Ge-
mütsverstimmung
, Energielosigkeit der Frau?

Die Hygiene der jungen Frau

Unterleibsschwäche, ihre Folgen. Wie entstehen
Entzündungen und Katairhe mFrauenkörper?
Austluß. Periodenstörungen. Das Geheimnis des
Eheglücks.-WelcheFrauen sind die begehrtesten?
Mod. Kosmelük m. Vorführ d. bedeutend., eigenste rprohl. Meihoden

Karten 0.80, 1.00 und 1.20 Mk. nur an der
Abendkasse ab 7 Uhr.
Nur für Frauen und Mäcchen uber 16 Jahre.
Ueberfüllte Säle in München, Berlin, Hamburg,
Köin, dresden, Leipeig usw In Anbetracht de
großen Interesses, welches sich durch den starken
Andrang anläßlich des letzten Vortrages auch hier
zeigte, emptiehlt es sich, frühzeitig zu erscheinen

Anf

und Dorfschänke
Seeheim, Bergſtr. Tel. 4.
Sebaftiansmarkt am Dienstag, 21 Jan.
Tanz ab 4 Uhr. 35ta

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wozu freundlichst eingeladen wird.
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vappen der Haarformer erkenntlichen Geschäften

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Buchendielen RM. 60.- p. chm
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