Einzelnummer 15 Pfennige
B
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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuftrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſit. Tagbl.” geſtattet.
Nummer 19
Sonntag, den 19. Januar 1930.
193. Jahrgang
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Relame=
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(4 Dollar — 4.20 Markl. — Im Falle höherer
Gewalt, wie Krieg, Aufruhr, Streil ziw., erliſcht
ſede Verpflichtung auf Erfüllung der
Aitzeigen=
aufträge und Leiſtung von Schadenerſatz. Bei
Konlurs oder gerſchtiſcher Beſtreibung fänl ſeder
Rabatt weg. Banſkonto Deutſche Banl und
Darm=
ſtädter und Naionalbant.
Die Abſchlußberatungen im Haag.
Der Handel um die Oſtreparakionen. — Kein Rachgeben Ungarns. — Die Kleine Enkenke verlangk vergebens
Geſamlbürgſchaft von Deutſchland. — Jkalien vernzeigert die Unkerzeichnung des Youngplans.
wenn die Tſchechoflowakei nicht nachgibl. — Tardieu nach London abgereiſt.
Die deutſche delegation verläßt am Monkag den Haag.
Kox
Miesärghens Beilnnsiangen.
Keine Ausſichk auf Einigung.
Haag, 18. Jan. (Priv.=Tel.)
Das Konklave der kleinen Gläubigermächte in der Frage der
Sſtreparationen und beſonders der ungariſchen Reparationen
ſhat bis in die tiefe Nacht gedauert. Wie im Auguſt ließ man
rch diesmal gegen Mitternacht die Vertreter Ungarns,
Oeſter=
beichs und Bulgariens hinzu; doch konnte man in der ungariſchen
Frage noch keine Einigung erzielen, ſo daß die kleinen Gläubiger
hin: Samstag vormittag weiter berieten. Man ſpricht, wie geſtern,
davon, daß die Oſtreparationen doch noch abgetrennt und binnen
lechs Monaten in Paris oder Genf weiter verhandelt werden,
dech kann bei dem Auf und Ab in dieſem Teil der
Verhandlun=
zeui ſchließlich und endlich im Haag eine Einigung zuſtande=
Aymen.
Eine neue Kembingkion.
Im Laufe des Tages ergab ſich in dieſer Frage wieder eine
te Kombination, die auf Konto der Tſchechoſlowakei ging. Die
hechen verlangen, daß Ungarn mindeſtens eine Annuität zahle,
li die tſchechöflowakiſchen Verpflichtungen von jährlich 11
Millio=
er Goldmark aus der Befreiungsſchuld an Italien deckt. Italien
ieierſeits beſteht auf der Bezahlung dieſer Summe, weil es im
Anguſt einen gleichen Betrag England zur Auffüllung der
eng=
ſchen Annuität garantiert hat.: Die Italiener drohen, daß ſie
deir Youngplan nicht unterzeichnen würden, wenn die
Tſchecho=
lowakei durch ihre Unterſchrift nicht Italien die Sicherheit gebe,
aß Italien auf die Zahlung dieſer Summe rechnen könne.
Es wird in der Frage, für die ſich im Augenblick noch keine
löſung abzeichnet ſchließlich auf ein großes Aushandeln
linauskommen, bei welchem die Italiener, wie man in ihrer
delegation hört, zugunſten ungarns verſchiedene
bſtriche an der tſchechoſlowakiſchen
Befrei=
ingsſchuld vorzunehmen bereit ſind, ſofern die
lſchechoſlowakei ihrerſeits und ſamt den übrigen
Alliier=
in auch die Kleine Entente ſich bereit erklären, ihre
In ſprüche gegen Ungarn fallen laſſen.
Beſprechängen mit den Sechs-Mächke-Berkrekein.
So iſt man durch die Verflechtung von Forderungen und
ſegenforderungen ſchließlich feſtgefahren, und auf den
Aus=
deg verfallen, von Deutſchland die
Geſamt=
ſarantie für die Zahlung der Oſtreparationen
zu verlangen. Auch hier ſind die Tſchechen die
kaupttreiber. Sie ſtützen ſich dabei auf einen Artikel des
derſailler Vertrages, in dem Deutſchland die
Geſamt=
ſürgſchaft für die Reparationsverpflichtungen
hiner früheren Verbündeten auferlegt wird.
Die kleinen Gläubiger kamen heute abend 6 Uhr zum erſten
kale in der Vollkommiſſion für die Neparationen zu Wort. Man
1t dieſe Sitzung auf ſechs Uhr verſchoben, um mittlerweile
er=
jute Einigungsverſuche zu machen und die
Oſtrepara=
dnsfrage zu klären, weil ſonſt in der Kommiſſion für die
deut=
dent Reparationen mit einem ſcharfen Widerſtand der
bleinen Entente zu rechnen war, der praktiſch jedoch nur
hſofern für die Youngplanregelung von Bedeutung iſt, als
ſtalien erklärt, den neuen Plan nicht
unter=
ichnen zu wollen, ſofern die Tſchechoſlowakei
ſchtnachgibt und die Oſtfragen geregelt ſind.
Einigungsverſuche mit den Kleinen.
Das erſte Zuſammentreffen der ſechs
einla=
ſnden Mächte mit den kleinen Gläubigern in
dr Kommiſſion für die deutſchen Reparationen, das auf heute
ſend angeſetzt war, dauerte knapp zehn Minuten. Es blieb
ichts anderes übrig, als feſtzuſtellen, daß infolge der
ungeklär=
m Lage der Oſtreparationen, wo die kleinen Gläubiger mit den
hoßen Gläubigern ununterbrochen weiter verhandeln, eine
ſtellungnahme der kleinen Gläubiger zu der
Rrage, obſie im Haagunterzeichnen wollen oder
ucht, noch nicht herbeizuführen war. Man ſah ſich
dshalb gezwungen, die Sitzung der Vollkommiſſion für die
deut=
ſten Reparationen auf Sonntag vormittag zu vertagen und in
m Abend= und Nachtſtunden es den großen und kleinen
Gläu=
hiern in der Oſtreparationsfrage zu überlaſſen, mit Ungarn zu
dem Uebereinkommen zu gelangen.
Die Vorſchüſſe, die nach den Auguſt=Vereinbarungen im Haag
Reparationsagent Parker Gilbert ſeit Oktober aus den
Lweszahlungen der deutſchen Regierung zur Verfügung ſtellen
ußte, werden in den Beſtimmungen hinſichtlich des „
Ueber=
zn Sregimes”, dahin geregelt, daß bis zum Inkraft
ſeten des neuen Planes der
Repaxations=
hantweiterhin die gleichen Beträge der dent=
ſchen Regierung als Kredite zur Verfügung
ſtellen muß, und zwar auf unbefriſtete Dauer. Sollte
der Youngplan nicht zuſtandekommen, ſo müßten dieſe Kredite
innerhalb 4 Monaten zurückgezahlt werden.
An der Redaktion des Schlußberichtes haben auch heute
Juriſten der Delegationen wieder fieberhaft gearbeitet.
Letzte Beſprechung Tardien-Curkius.
Zwviſchen Reichsaußenminiſter Dr. Curtius und dem
franzö=
ſiſchen Miniſterpräſidenten Tardieu fand am Samstag
nachmit=
tag eine erneute Beſprechung ſtatt. — Miniſterpräſident Tardieu
verließ den Hagg mit dem Abendzug nach Hock von Holland
und begab ſich, ohne nach Paris zurückzureiſen, ſofort nach
Lon=
don zur Teilnahme an der am Dienstag beginnenden See=
Ab=
rüſtungskonferenz.
Die Beratungen des Sachverſtändigenausſchuſſes für die
Juternationale Zahlungsbank ſind am Samstag nachmittag
abge=
ſchloſſen worden. Dr.Schacht und ſeine Sachberater verließen
bereits abends den Haag, um nach Berlin zurückzukehren.
Die deutſche Delegation im Haag wird am Montag abend
6 Uhr den Haag verlaſſen und am Dienstag vormittag in Berlin
eintreffen. Am Mittag wird dann Reichsaußenminiſter Dr.
Curtius dem Reichspräſidenten Vortrag halten.
Moldenhauers Binanzpläge.
Die Anleihe für Poſt und Bahn. — Je übrigen aus
eigener Kraft. — Ein Jahr ſtrengſter Sparſankeik
liegt vor uns.
Das Abkommen über die große gemeinſame Auleihe in Höhe
von 1,2 Milliarden wird vom Haag aus als ſichtbares Zeichen
der deutſch=franzöſiſchen Annäherung gefeiert. Wir können daraus
nur eine begreifliche Vorſichtsmaßregel der Franzoſen ſehen, die
fürchteten, daß bei der Verſchlechterung des Young=Planes die
auswärtigen Anleihemärkte für die ganze Reparationsanleihe
geſperrt werden könnten, und wollen deshalb die deutſchen
Eigenbetriebe anmittelbar an die Anleihe
an=
hängen, dadurch mittelbar auch die Garantie des
Reiches für die Reparationsanleihe zu erhöhen.
Inwieweit der Optimismus berechtigt iſt, daß eine derartige
Rie=
ſenſumme in wenigen Monaten von den internationalen
Kapital=
märkten aufgenommen werden könnte, muß ſich erſt zeigen.
Selbſt wenn das der Fall iſt, bedeutet das immer noch für
Reichsbahn und Reichspoſt einen Verzicht wenigſtens auf einen
Teil des Geldbedarfs. Die Reichsbahn braucht mindeſtens 300
Millionen, da das Syſtem der Selbſtkapitaliſierung,
das in den letzten zwei Jahren aus Not durchgeführt werden
mußte, nur auf Koſten der Betriebsſicherheit
auf=
recht erhalten werden konnte. Auch die Reichspoſt glaubte
mit weniger als 200 Millionen nicht auskommen zu können. Sie
muß jetzt ebenfalls Abſtriche machen. Bei voller Zeichnung der
Anleihe wird die Reichsbahn einen Betrag von 250 Millionen
bekommen gegenüber 150 Millionen für die Reichspoſt. Daß für
das Reich ſelbſt der Anleihemarkt auf ein ganzes Jahr geſperrt
iſt, iſt keine befondere Konzeſſion.
Wir ſagten bereits kürzlich, daß der neue
Reichsfinanz=
miniſter Prof. Moldenhauer die Abſicht hat, ohne
fremde Hilfe Ordnung in die Finanzen zu.
brin=
gen. Die lurzfriſtige Verſchuldung des Reiches,
die am 1. Januar 1,8 Milliarden betrug und die tatſächlich die
ganze Finanzordnung zu erdrücken drohte, hofft er in einem
Jahr abgebürdet zu haben. Zunächſt bringt ihm die
Kreuger=Anleihe einen Betrag von rund 500
Millio=
uen. Der Schuldentilgungsfonds, der vom Reichstag
noch vor Weihnachten auf den Druck Dr. Schachts hin beſchloſſen
tpurde, wird bis zum Jahresende mit über 400 Millionen
ausgeſtattet ſein, und eine halbe Milliarde glaubt Dr.
Moldenhauer mit Hilfe einer inneren Anleihe
auf=
bringen zu können, die in wenigen Jahren getilgt werden ſoll.
Das wären rund 1.5 Milliarden. Der verbleibende Reſt wird
ſich vielleicht aus Steuereingängen noch decken laſſen. Aber auch
wenn das nicht der Fall ſein ſollte, iſt die Summe nicht mehr ſo
hoch, daß ſie eine Gefahr für die Finanzen oder die Kaſſenlage
bedeutete. Bei normaler Weiterentwicklung alſo beſteht die
Hoff=
uung, daß die ſchwerwiegenden Folgen der Aera Hilferding in
einem Jahr überwunden werden können, allerdings in einem
Jahr ſtrengſter Sparſamkeit, das zudem die
Hoffnun=
gen auf weitgehenden Steuerſenkungen nicht in dem erwarteten
Ausmaß erfüllt. Nach der vorläufigen Ueberſicht über die
Reichs=
einnahmen in ½ des laufenden Etatsjahres werden die
Einnah=
men wahrſcheinlich um rund 350 Millionen gegenüber dem
Vor=
anſchlag zurückbleiben. Damit war aber ſchon vorher gerechnet
und ein entſprechender Betrag in Rechnung geſtellt worden. Der
Reichsfinanzminiſter hat auch im Haag an ſeinen Finanzplänen
weitergearbeitet, die er ſpäteſtens anfangs Februar vorzulegen
beabſichtigt. Wir nehmen an, daß er ſich nicht damit begnügt,
auf Steuerſenkungen zu verzichten, ſondern daß er
wenigſtens den Verſuch einer Vereinfachung und
eines Umbaues des Steuerſyſtems machen wird.
Die Woche.
Es hat wahrlich nicht an Senſationen und dramatiſchen
Zu=
ſpitzungen gefehlt während dieſer letzten Woche der Haager
Kon=
ferenz, und bei dem kaleidoſkopartigen Wechſel der Bilder auf
dieſer weltgeſchichtlichen Bühne war es nicht ganz einfach, dem
Verlauf der Dinge in ſeinen einzelnen Phaſen zu folgen. Die
Haager Konferenz vom Jahre 1930 ſteht unmittelbar vor ihrem
Abſchluß, die Hauptſchwierigkeiten ſind beſeitigt und nur noch die
letzten Aufräumungsarbeiten ſind zu erledigen. Ueber einen Akt
Weltgeſchichte ſenkt ſich der Vorhang. Was iſt erreicht, oder was
iſt nicht erreicht? Noch auf lange hinaus wird dieſe Frage in
allen beteiligten Ländern viel erörtert werden.
Wir ſind nicht mit großen Erwartungen zu dieſer zweiten
Haager Konferenz gefahren. Wir kannten die gewaltigen
Schwie=
rigkeiten und Hemmungen und wir mußten ein negatives
Ergeb=
nis von vornherein in Rechnung ſtellen. Die ſich in dieſer
Rich=
tung bewegenden Befürchtungen ſind nicht eingetroffen. Auf
ein Kompromiß hat man ſich ſchließlich in allen wichtigen Fragen
geeinigt, und ſo wird man jetzt daran gehen, den Young=Plan,
das Ergebnis der Pariſer Sachverſtändigenkonferenz vom
Früh=
jahr 1929, in die Wirklichkeit umzuſetzen. Ob das möglich ſein
wird, ob das deutſche Reich auf die Dauer in der Lage ſein wird,
die gewaltigen wirtſchaftlichen Leiſtungen zu tragen, die ihm der
Young=Plan auferlegt, wird erſt die Zukunft erweiſen müſſen.
Von allzuvielen Vorausſetzungen und gegenwärtig in keiner
Weiſe überſehbaren Entwicklungen hängt die Erfüllbarkeit dieſes
Planes ab, und müßig wäre es daher, heute ſich in Prognoſen
zu ergehen. Noch vor Monaten hoffte man vielfach, daß die
zweite Haager Konferenz die endgültige Liquidation des
Welt=
krieges bringen werde. Dieſes Ziel iſt unſtreitig nicht erreicht.
Wer daran zweifeln wollte, müßte ſich mindeſtens durch den
Verlauf der Erörterungen über die Sanktionsfrage
be=
lehren laſſen. Herr Tardien war es, der ſie aufgeworfen hat.
Kaum zur Macht gelangt, fühlte er das Bedürfnis in ſich, ſeinen
Freunden auf der Rechten zu beweiſen, daß er der ſtarke Mann
ſei, dem ſie vertrauen könnten, und ſo erklärte er alsbald, daß
der Young=Plan Frankreichs Recht auf „Sanktionen” nicht
be=
einträchtigen könne. Das war ſelbſtverſtändlich von vornherein
abſolut widerſinnig, denn der Young=Plan, der ja nichts anderes
iſt wie ein Verſuch, das Reparationsproblem endgültig auf
wirtſchaftlicher Grundlage zu löſen, ſchließt
ſelbſtver=
ſtändlich jedes politiſche Sanktionsrecht, wie es das Verſailler
Diktat feſtlegte, ohne weiteres aus. Zwei Möglichkeiten gab es
alſo nur, entweder man einigte ſich mit dem deutſchen Reich auf
eine Iukraftſetzung des Young=Plans, was doch natürlich
voraus=
ſetzt, daß man zur Loyalität des Vertragsgegners das genügende
Vertrauen hat, oder man hat dieſes Vertrauen nicht, und dann
hätte man von vornherein franzöſiſcherſeits den Young=Plan
ab=
lehnen müſſen. Auch wenn man daher der Meinung wäre, daß
die deutſche Regierung vielleicht jene Erklärung Tardieus einfach
hätte ignorieren können, iſt es doch in Anbetracht der Vorgänge
des letzten Jahrzehuts durchaus verſtändlich, daß die deutſche
Regierung damals alsbald in Paris vorſtellig wurde, umſo
ver=
ſtändlicher, da auch innerpolitiſche Erwägungen gebieteriſch eine
reſtloſe Klärung zu fordern ſchienen. „Und ſo entſtand, da man
ſich vorher nicht hatte einigen können, auf der Haager Konferenz
jenes Sanktionsgetöſe, das faſt alles zum Scheitern gebracht
hätte. Mit einem Austauſch von Erklärungen hat man ſchließlich
den Riß notdürftig verkleiſtert.
Die Gläubiger=Mächte erklären, daß ſie die Verpflichtung der
deutſchen Regierung zur Zahlung der Annuitäten als genügende
Garantie anſehen und geben der Ueberzeugung Ausdruck, „daß
ſelbſt in dem Fall, wo die Ausführung des neuen Planes
Mei=
nungsverſchiedenheiten oder Schwierigkeiten hervorrufen ſollte,
die in dem Plan vorgeſehenen Verfahrensarten
ausreichen, um ſie zu beſeitigen. Aus dieſem Grund ſieht das
Schlußprotokoll vor, daß unter dem Regime des neuen
Plans die Befugniſſe der Gläubiger=Mächte
ſich nach den Beſtimmungen dieſes Planes
be=
grenzen.” Falls aber in Zukunft eine deutſche Regierung ſich
„zu Handlungen herbeilaſſen ſollte, die ihren Willen beweiſen, den
neuen Plan zu zerreißen”, ſo erklären ſich die Gläubiger=
Regie=
rungen bereit, „bevor ſie irgendeinen Schritt tun, zum Zweck der
Feſtſtellung und Würdigung der Tatſachen, eine internationale
Inſtanz anzurufen, deren Autorität unbeſtritten iſt. „Würde aber
der internationale Gerichtshof im Haag, der in der Erklärung
ausdrücklich benannt wird, eine Handlung der deutſchen
Regie=
rung feſtſtellen, die ihren Willen beweiſen würde, den Plan zu
zerreißen”, ſo behalten ſich die Gläubiger=Mächte alle Rechte
vor. Die kurze deutſche Gegenerklärung bedauert, daß eine
der=
artige Eventualität überhaupt in Betracht gezogen wurde, die die
deutſche Regierung ihrerſeits für unmöglich hält, erklärt ſich damit
einverſtanden, daß der ſtändige Gerichtshof im Haag als
Schieds=
gericht eingeſetzt wird und erklärt ſchließlich, daß die Gläubiger=
Regierungen im Falle einer bejahenden Entſcheidung des
Ge=
richtshofes ihre volle Handlungsfreiheit wiedergewinnen. Das iſt
das Ergebnis, um das man ſo lange erbittert gerungen und das
nicht gerade verſchönert wird dadurch, daß es in der franzöſiſchen
Regierungspreſſe als perſönlicher Erfolg Tardieus hingeſtellt
wird. Auch bei uns iſt insbeſondere auf der äußerſten Rechten,
dieſes Kompromiß außerordentlich heftig kritiſiert worden. Wie
uns ſcheint zu Unrecht. Es mag ganz dahingeſtellt bleiben, ob
Herr Dr. Wirth bei den ganzen Erörterungen eine beſonders
glückliche Rolle geſpielt hat. Anſcheinend hat doch die ganze
An=
gelegenheit eine gewiſſe Aehnlichkeit mit dem berühmten Streit
um des Kaiſers Bart. Wenn wir heute den Young=Plan
an=
nehmen, ſo geſchieht das doch ſelbſtverſtändlich in der ehrlichen
Abſicht, ihn ſoweit als möglich durchzuführen. Aber auch wenn ſich
der Young=Plan in der Durchführung als unmöglich erweiſt,
iſt das einzuſchlagende Verfahren durch den Young=Plan ſelbſt
genau feſtgelegt, ſo daß ein Sanktionsrecht in keiner Weiſe in
Frage kommt. Nur wenn einmal eine deutſche Regierung den
Young=Plan bewußt „zerreißen” ſollte, bekommen die
Gläubiger=
enauer gefagt Frankreich, ihre Handlungsfreiheit
Mächte,
wieder, aber auch erſt nach einer entſprechenden Entſcheidung
des Haager Schiedsgerichtshofes. Gewiß, es wäre wohl ver=
Seite 2
Sonntag, den 19. Januar 1930
Nummer 19
meſſen, wenn man heute erklären wollte, daß ein ſolcher Fall
wäh=
rend der vorgeſehenen langen Laufzeit des Young=Planes
nie=
mals eintreffen könnte. Aber eines ſteht doch heute ſchon feſt,
daß ſicherlich niemals eine deutſche Regierung den Young=
Plan „zerreißen” wird, wenn ſie nicht in der Lage iſt, in einem
ſolchen Fall allen Möglichkeiten zu begegnen.
Auch um das Zahlungsdatum und um die Frage der
Oſt=
reparationen hat man ſich im Haag heftig geſtritten. Aber die
eigentliche Schwierigkeit beſtand eben doch in der Frage der
Kommerzialiſierung der deutſchen Zahlungen, die für die
Fran=
zoſen in Wirklichkeit die Hauptſache war. Die Aufnahmefähigkeit
aber der Märkte für Reparationsanleihen läßt ſich nun einmal
auf diplomatiſchem Wege nicht beeinfluſſen, und der Erfolg einer
Young=Anleihe an den Börſen wird ſehr weſentlich beſtimmt ſein
durch den Grad des Vertrauens, das man zum Young=Plan hat.
Deswegen war auch der Vorſtoß des Reichsbankpräſidenten Dr.
Schacht keineswegs ſo bedeutungslos, wie man verſchiedentlich
zu behaupten verſucht hat, und es bleibt nur bedauerlich, daß ſich
die deutſche Delegation im Haag und der Reichsbankpräſident
nicht von vornherein auf ein gemeinſames taktiſches Vorgehen
geeinigt haben.
Wie alle internationalen Konferenzen, ſo endet auch die zweite
Haager Konferenz mit einem Kompromiß. Nicht erreicht iſt
die endgültige Liquidation des Weltkrieges, denn dieſe ſetzt eine
andere Einſtellung zu den Dingen voraus als die des
gegenwär=
tigen franzöſiſchen Miniſterpräſidenten. Erreicht iſt eine Löſung
des Reparationsproblems, deren wirtſchaftliche Durchführbarkeit
allerdings erſt die Zukunft wird erweiſen müſſen, erreicht iſt die
Befreiung des Rheinlandes! In wenigen Monaten wird
nun=
mehr der letzte franzöſiſche Soldat deutſchen Boden verlaſſen,
und froh aufatmen wird die Bevölkerung am deutſchen Rhein,
die während mehr wie 10jähriger Fremdherrſchaft unſägliches
erduldet hat. Trotz Tardien und ſeiner Gefolgſchaft wird damit
ein weiterer weſentlicher Schritt getan zu einer wirklichen
Befrie=
dung Europas und neuen Möglichkeiten wird in Zukunft nicht
mehr der Weg verbaut ſein. Noch längſt nicht erreicht iſt das
Ziel, aber ein weiterer weſentlicher Schritt iſt getan auf dem
Weg zu dieſem Ziel.
In allen deutſchen Gauen hat man geſtern des Tages
ge=
dacht, an dem vor 59 Jahren im Spiegelſaal zu Verſailles das
deutſche Reich gegründet wurde. Wir gedenken mit Stolz der
großen Vergangenheit, feſt entſchloſſen, uns den gewaltigen
An=
forderungen gewachſen zu zeigen, welche Gegenwart und Zukunft
an uns ſtellen.
M.
Die Pläne des Reichstags.
das Schickſal des Noungplans im Reichskag.
* Berlin, 18. Jan. (Priv.=Tel.)
Der Aelteſtenrat des Reichstages hat am Samstag vormittag
beſchloſſen, das Plenum für den kommenden Donnerstag
einzu=
berufen. Vorläuſig ſoll aber nur das Zündholzmonopol
und die Kreugeranleihe zur Beratung geſtellt werden,
ſo daß am 28. Januar nach Abſchluß der 3. Leſung ſchon eine
neue Vertagung bis etwa zum 7. Februar eintreten würde. Bis
dahin hofft man, den Youngplan zuſammen mit dem
Nachtrags=
etät und dem Haushalt für das kommende Jahr fertigſtellen zu
können, wozu auch die Zuſtimmung des Reichsrates noch
erfor=
derlich iſt. Die Regierung hat vorläufig den Wunſch, die
Ver=
abſchiedung des Youngplanes zu beſchleunigen, ſo daß ſchon
Mitte Februar die Vorausſetzungen für die Ingangſetzung auf
deutſcher Seite geſchaffen ſein können.
. . . und die Saar!
Die franzöſiſche Taktik hat es erreicht, daß während der
Haa=
ger Schlußkonferenz über die Saarfrage gar nicht geſprochen
wor=
den iſt, obwohl die Franzoſen wußten, daß für einzelne Teile
der Regierungsparteien die Regelung der Saarfrage oder
wenig=
ſtens eine gewiſſe Klarheit darüber eine Vorausſetzung für die
Zuſtimmung zum Youngplan iſt. Die bisherigen Verhandlungen
in Paris haben eigentlich nur gezeigt, wie groß die
Schwierig=
keiten beim Näherkommen wirklich ſind. Der
Reichsaußenmini=
ſter ſoll noch einen Verſuch machen, mit Herrn Tardien
unmittel=
bar ins Reine zu kommen, und dazu ſollte eine Beſprechung vom
Samstag abend dienen, die der Erörterung von Fragen galt,
die nicht unmittelbar zum Youngplan gehören, worunter auch die
Räumung zu verſtehen iſt. Es wird ſich zeigen müſſen, wieweit
dieſe Unterhaltung ſich bei den kommenden Pariſer
Verhandlun=
gen auswirkt.
Die weiße Kunſt.
Von Georg Kurt Schauer.
Wenn der Winter ſeine weißen Decken über die Berghänge
breitet, wenn die weißen Flocken zum dichten Gewebe
zuſammen=
geſunken ſind, dann ſieht man von Jahr zu Jahr wachſende
Scharen von kühn ausſehenden — oder kühn ausſehen wollenden
— Geſtalten mit ſchweren Stiefeln und langen ſchmalen Brettern
auf der Schulter zu den Bahnhöfen eilen. Sie wollen auf die
weiten Skifelder der Rhön, des Schwarzwalds — aber in
im=
mer wachſenden Maße auch in den Odenwald, den Speſſart und
in den Taunus. Wer ſeit Jahren dem Skiſport anhängt, freut
ſich über die Ausbreitung dieſer idealen Verbindung von
Wan=
dereifer und Körperübung. Ganz ungetrübt iſt die Freude
aller=
dings nicht, denn die Begeiſterung an der weißen Kunſt hält
nicht ganz Schritt mit der ſportlichen Leiſtung; es fehlt da und
dort am ſportlichen Ernſt — vor allem bei den Anfängern und
im Hinblick auf die Unterweiſung der jungen Skifreunde.
Mit dem bunten Mützchen und dem verwegen geſchlungenen
Halstuch wird die Ausrüſtung noch lange nicht vollkommen, mit
dem guten Willen zu tapferen Abfahrten werden die Hänge und
Waldwege noch lange nicht bezwungen. Drum ſei hier einmal
geſagt, wie ein richtiger Skiläufer und — vor allem — wie eine
richtige Skiläuferin ausſehen ſoll und worauf es bei der Kunſt
des Skifahrens in erſter Linie ankommt.
An Farben im Anzug braucht es nicht zu fehlen. Reizend
iſt ein rotes Baskenmützchen oder eine buntgeſtickte Kappe zum
blauen Tuchanzug von alter norwegiſcher Art — aber das
Mütz=
chen muß weit genug ſein, daß man es über die Ohren ziehen
kann, auf den Höhen weht es manchmal bösartig und — mir
nichts dir nichts — ſind ein Paar Ohren erfroren. Kräftige
Tuchkleidung muß man auch für unſere Mittelgebirge fordern,
aber locker muß alles ſitzen, dicke und ſchwere Sachen werden
leicht hinderlich. Beſſer als Knickerbockers iſt die lange Tuchhoſe,
dazu die Tuchjacke oder ſtatt dieſer Strickwams mit
Windjacken=
bluſe aus ſegeltuchartigen Stoffen, aber keine weiten Schöße, da
ſetzt ſich der Schnee drunter beim Hinfallen! Gutes Schuhwerk,
weit genug für zwei Paar Wollſocken und möglichſt mit
recht=
eckigem Vorderteil, damit die Skibacken gut anliegen,
Wollfäuſt=
linge und Segeltuchfauſthandſchuhe darüber — dies für die oberen
und unteren Extremitäten, beides von beſter Art, damit es keinen
Finger= oder Zehenfroſt gibt. Der Ruckſack — bitte keinen
Brot=
beutel — ſoll Mundvorrat (Speck, Oelſardinen, Brot und Tee
oder ſonſt was Unalkoholiſches in der Aluminiumflaſche),
Taſchen=
lampe, Kompaß, Fettereme, Erſatzhandſchuhe und Socken — um
Vom Tage.
Wie wir von gutunterrichteter Seite hören, hat ſich Miniſter
a. D. Dr. Scholz, der jetzige Vorſitzende der D.V.P., ſehr gut
erholt und fühlt ſich geſundheitlich wieder vollkommen auf der Höhe,
ſo daß er die Abſicht hat, Ende dieſes Monats nach Berlin
zurückzukehren, um ſich an den politiſchen Aufgaben, die
an die Politik und das Parlament herantreten, wieder aktiv zu
beteiligen.
Wie wir hören, wird der Parteitag der D.V.P. am 22.
und 23. März in Mannheim ſtattfinden, nachdem er im Herbſt
vorigen Jahres wegen des Todes Dr. Streſemanns verſchoben werden
mußte.
Zur Erinnerung an den Tag der Reichsgründung
am 18. Januar 1871 fand in der Aula der Berliner Univerſität
eine Feier ſtatt, an der zahlreiche Behördenvertreter, unter ihnen der
Chef der Heeresleitung, Generaloberſt Hehe, teilnahmen.
In der Nacht auf Samstag wurden neuerdings mehrere
An=
ſchläge auf Eiſenbahnanlagen in Schleswig=
Hol=
ſtein verübt.
Das Inkrafttreten des neuen ägyptiſchen
Zoll=
tarifs wird erſt von dem Ausgang der heftigen Kämpfe abhängen,
die von den ausländiſchen Handelskammern in Aegypten gegen das
Profekt vorbereitet werden. Die franzöſiſche, die italieniſche wie die
engliſche Vertretung der europäiſchen Intereſſen bemühen ſich lebhaft
um eine Intervention ihrer Regierungen,
Die franzöſiſch=chineſiſchen Verhandlungen zur
Ausarbeitung eines chineſiſch=indochineſiſchen Handelsvertrages, die vor
einem Jahr begonnen wurden, ſind unterbrochen worden, da
China plötzlich mit neuen Forderungen über Punkte, die
bereits ſeit Juli letzten Jahres geregelt ſind, hervorgetreten iſt.
Die Offenſive gegen Schachl.
Wie man ihn verdrängen will.
Der Fall. Schacht iſt im Haag in der Weiſe erledigt worden,
daß die Gläubigermächte zu der Aenderung des Bankgeſetzes ihre
Zuſtimmung gegeben haben. Man hat ſich dahin geeinigt, daß
auch die international gebundenen Paragraphen des
Bankge=
ſetzes, zu denen auch die Beſtimmungen über die Ernennung und
die Abberufung des Präſidenten gehören, in vereinfachter Form
abgeändert werden können, indem nur die Zuſtimmung des
Sonderausſchuſſes der Internationalen Bank dafür erforderlich
iſt. Der weitere Gang wird alſo der ſein, daß zunächſt das
Bankſtatut, wie es im Haag vereinbart worden iſt, vom
Reichstag beſchloſſen wird. Dann kann die
Reichsregie=
rung an den Sonderausſchuß der Bank herantreten und ihm ihre
Pläne für Neuernennung der leitenden Beamten der Reichsbank
unterbreiten. Erhebt der Sonderausſchuß innerhalb einer
be=
ſtimmten Friſt dagegen keinen Einſpruch, dann hätte die deutſche
Geſetzgebung freien Lauf. Im andern Fall müßte die
Entſchei=
dung des Schiedsgerichtes angerufen werden. Ob es allerdings
ſoweit kommt, daß der komplizierte Apparat angerufen wird, iſt
noch einigermaßen zweifelhaft; noch zweifelhafter allerdings, ob
der Reichspräſident geneigt wäre, den Wünſchen der
Sozial=
demokratie Rechnung zu tragen und einer Neuwahl Dr. Schachts
die Beſtätigung zu verſagen, ganz abgeſehen davon, daß das
Direktorium der Reichsbank ſelbſt entſchloſſen iſt, allen ſolchen
Plänen Widerſtand zu leiſten, und die Mittel, die ihm dabei zur
Verfügung ſtehen, ſind ſchließlich nicht zu unterſchätzen.
Die Mobiliſierungs=Pereinbarung.
Der offizielle Texk.
„Im Geiſie der Zuſammenatbeil.”
Haag, 18. Januar.
Der offizielle Text der am Freitag abend abgeſchloſſenen
Mobiliſierungspereinbarung lautet wie folgt:
Uebereinkunft über die Mobiliſierung für einen Bruchteil
des nicht aufſchiebbaren Teiles der Annuitäten des Neuen
Planes.
Die gehörig bevollmächtigten Vertreter der unterzeichneten
Regierungen haben
in Anbetracht einerſeits des Artikels 165 des
Sachverſtän=
digenplanes, der feſtſtellt, daß vom Standpunkt der
Gläubiger=
mächte einen weſentlichen Beſtandteil des Neuen Planes die
Tatſache bildet, daß die Annuität in einer Form bezahlt wird,
die zu einer Mobiliſierung nach den zu dieſem Zweck gegebenen
Beſtimmungen des Planes geeignet iſt,
in Anbetracht andererſeits des Artikels 161 dasſelben
Be=
richtes, der die Notwendigkeit anerkennt, die finanzielle
Unab=
hängigkeit Deutſchland wiederherzuſtellen,
im Geiſte der Zuſammenarbeitfolgendes vereinbart:
I.
1. Einige Gläubigerregierungen erklären ihre Abſicht, ſobald
wie möglich zur Emiſſion einer oder mehrerer Abſchnitte von
Reparationsſchuldverſchreibungen im Geſamtbetrage von 300
Millionen Dollar auf dem internationalen Markt zu ſchreiten.
Sie beabſichtigen, dieſe Emiſſion vor dem 1. Oktober 1930
vor=
zunehmen.
2. Die deutſche Regierung erklärt, daß ſie zu keiner Emiſſion
einer auswärtigen langfriſtigen Anleihe vor dem 1. Oktober 1930
und, wenn die oben bezeichnete Emiſſion vor dieſem Tage nicht
verwirklicht werden konnte, vor dem Ablauf einer einjährigen
Friſt ſchreiten wird, die von der Niederlegung der deutſchen
Schuldverſchreibungen bei der Bank für internationalen
Zah=
lungsausgleich gerechnet wird. Dieſe Verpflichtung erſtreckt ſich
jedoch nicht über den 31. März 1931 hinaus. Vorſtehende
Er=
klärung bezieht ſich ebenſo auf die Reichspoſt und die Deutſche
Reichsbahngeſellſchaft.
3. Außerdem wird die obenſtehende Erklärung der deutſchen
Regierung infolge folgender Fälle hinfällig:
a) mit der Tatſache der Durchführung der
Mobiliſierungs=
maßnahmen für den oben bezeichneten Betrag,
b) zwei Monate nachdem die Bank für internationalen
Zah=
lungsausgleich auf Grund der Beſtimmungen des Artikels 143
der Anlage zum Plan mitgeteilt hat, daß es ihr praktiſch
mög=
lich erſcheint, zu einer Emiſſion, die dieſen Betrag auf die volle
Höhe bringt, zu ſchreiten, wenn dieſe Emiſſion von ſeiten der
Gläubigermächte nicht vorgenommen worden iſt.
4. Der oben bezeichnete Betrag von 300 Millionen Dollar
berechnet ſich nach dem tatſächlichen Erlös, nicht nach dem
Nenn=
wert der ausgegebenen Wertpapiere.
5. Das Reich gibt bekannt, daß es auf Grund des Vertrags
vom 26. Oktober 1929 bei der Spenska Tändſtickers Aktie Colaget
in Stockholm und bei der N. V. Financieele Miy Kreuger und
Toll in Amſterdam eine Anleihe von 125 Millionen Dollar
ab=
geſchloſſen hat.
Es beſteht Einverſtändnis darüber, daß die oben abgegebenen.
Erklärungen ſich auf dieſe Anleihe nicht beziehen.
Die deutſche Regierung verpflichtet ſich jedoch, daß die auf
Grund dieſes Vertrages auszuſtellenden Schuldverſchreibungen
des Reiches erſt nach dem 30. Juni 1933 im Wege der Zeichnung
aufgelegt werden.
Das Reich verpflichtet ſich im Einvernehmen mit der
Spenska Tändſtickers Aktie Colaget in Stockholm und der N. V.
Financieele My Kreuger und Toll in Amſterdam, deren
Zu=
ſtimmungserklärung den Gegenſtand eines beſonderen als
An=
lage beizufügenden Schreibens bildet, daß der Dienſt dieſer
An=
leihe keine Diskriminierung zum Schaden des Dienſtes der
un=
geſchützten Annuitäten mit ſich bringen wird.
II.
6. Die deutſche Regierung behält ſich die Befugnis vor an
Mobiliſierungsmaßnahmen über den oben in Ziffer 1
bezeich=
neten Betrag von 300 Millionen Dollar teilzunehmen. Dieſe
Teilnahme wivd zu den normalen Bedingungen ſtattfinden.
7. Dieſe Maßnahmen werden durch Vermittlung der Bank
für internationalen Zahlungsausgleich durchgeführt werden. Ihr
Erlös und ihr Dienſt werden unter die Reparationsgläubiger
des ungeſchützten Teiles und die deutſche Regierung im
Ver=
hältnis von zwei Dritteln für die erſteren und einem Drittel
für die letztere verteilt werden.
8. Der Dienſt deutſcher Anleihen wird gemeinſchaftlich, und
zwar in dem genannten Verhältnis durch eine Abhebung von
den Reparationszahlungen und durch eine Zahlung des Reiches
an die Bank für internationalen Zahlungsausgleich ſichergeſtellt
werden. Für jede dieſer Anleihen werden dieſe Abhebung und
dieſe Zahlung von der Bank für internationalen
Zahlungsaus=
gleich auf ein ausſchließlich und allein für den Dienſt dieſer
An=
leihe beſtimmtes Konto zuſammengefaßt werden.
9. Die Anleiheverträge der oben bezeichneten Art ſollen eine
Klauſel für ein vorzeitiges Ablöſungsrecht ſpäteſtens vom
zehn=
ten Jahre ab vorſehen.
10. Wenn die deutſche Regierung erklärt hat, von der oben
bezeichneten Befugnis Gebrauch machen zu wollen und danach
die in Ausſicht genommene Zuſammenarbeit trotzdem in der
oben bezeichneten Form nicht verwirklicht werden könnte, ſo
erklären die beteiligten Regierungen, feſt entſchloſſen zu ſein,
ſie dennoch in die Tat umzuſetzen, indem ſie die praktiſchen
Lö=
ſungen ſuchen, die dasſelbe Ergebnis ſicherſtellen könnten.
Der deutſche und der franzöſiſche Text dieſes Abkommens
ſind in gleicher Weiſe maßgebend. (Unterſchriften.)
nur das Wichtigſte und Meiſtvergeſſene zu nennen — enthalten.
Nicht zu vergeſſen iſt ein kräftiger Riemen, mit dem man den
Ruckſack um die Hüften herum feſtbindet. In Tirol läuft die
gruslige Geſchichte um, daß ein Mann, der kopfüber in den Schnee
ſtürzte, erſtickte, weil ihm der nicht feſtgemachte Ruckſack über den
Kopf gerutſcht war.
Nun zum Gerät! Gute Eſchenſti aus geradfaſerigem Holz
ohne Aſtknorzen und mit gut federnden nicht zu ſteil
aufgebo=
genen Spitzen findet man jetzt allenthalben, die ſchweren
Hickory=
ſki werden in Deutſchland jetzt faſt ebenſo gut hergeſtellt wie in
dem alten Skiland Norwegen. Trotzdem nehme man zum
Ein=
kauf vorſichtshalber einen Eingeweihten mit. Der Stock für den
Tourenläufer reicht bis in die Achſelhöhle, hat eine kräftige
Vier=
kantſpitze, breiten reichgeflochtenen Teller, der am beſten
halb=
ſtarr mit Splint und zwei Lederſchlaufen am Stock feſtgemacht iſt,
einen natürlichen oder künſtlichen Knopf oben und einen zwei
Zentimeter breiten Riemen, durch den man von unten her die
Hand ſteckt, ſo daß er bequem auf dem unteren Handrücken liegt.
Haſelholz und Silberbirke lieſern meiſt zuverläſſigere Stöcke als
Bambus und Pfefferrohr, deren Eleganz ein wenig
verdäch=
tig iſt.
Soweit die Rüſtung — nun ein Wort zur Einführung in die
Kunſt. Der Skiſäugling iſt mit größter Sorgfalt zu behandeln,
die Anſprüche an ihn ſoll man langſam und ſyſtematiſch ſteigern.
Das iſt kein übertriebenes Zartgefühl, ſondern ergibt ſich aus
der Erfahrung, daß der Skiſport — abgeſehen von den Sprung=
und Langlaufwettbewerben, in denen Knochen und Herz aufs
Spiel geſetzt werden — nur im Anfang ein wenig gefährlich iſt.
Das Gehen in der Ebene mit weichen, ſchiebenden Kuien, das
Wenden im Schritt und das Bergaufgehen, wobei die Ferſen
kräftig niederzuſetzen ſind, kann man ſchon im Trockenkurs vor
Eintreten des Schneewetters ziemlich gelernt haben. Abfahren,
Hinfallen und Aufſtehen kann man nur auf dem Schnee üben.
Ja, vor allem das Hinfallen! Alle Augenblicke wird der
Unge=
übte hinpurzeln, drum ſoll er gleich im vernünftigen
Hin=
fallen unterwinſen werden. Wie raſch gehen Ski und Knochen
in die Brüche, läßt man ſich nicht rechtzeitig ſchön nach hinten und
ein wenig ſeitlich nieder. Stürze über die Spitzen ſind vor allem
zu vermeiden. Meiſt fällt man durch zu ſteifes und hochbeiniges
Fahren. Daher präge jeder Skiläufer ſeinem unkundigen
Kame=
raden den Satz ein, daß keine Bewegung auf Skiern mit
durch=
degrückten Knien ausgeführt wird. Locker und federnd iſt die
Haltung, je ſchneller die Fahrt, je welliger das Gelände wird,
umſo ticfer geht man in die Kniebeuge, Schwerpunkt immer
ſenkrecht über der Standfläche, Stöcke wie Ausleger an den tief
und locker herabhängenden Armen, ſchließlich ganz in die Hocke,
ſo daß die Hände faſt den Schnee berühren. Aus dieſem tiefen
Fahren (das die Arlbergſchule unter dem Altmeiſter Hannes
Schneider am beſten ausgebildet hat) iſt faſt jeder Sturz
unge=
fährlich.
Hat der Skiſchüler die erſten beſcheidenen Abfahrten in
ge=
fahrloſe Gründe ſturzfrei hinter ſich, ſo heißt es, nichts als Halten
und Wenden in der Fahrt üben! Mit Schneepflug und
Pflug=
bogen — wobei die Beine übertrieben weit zu grätſchen ſind —
fängt es an, dann ununterbrochen — tagelang! — Stemmbögen
und wieder Stemmbögen! Das iſt der ſolide Grund alles
Ski=
fahrens. Erſt wenn die böſen Bretter nicht mehr wegrennen, iſt
der Skiſäugling reif fürs Gelände, auf dem er ſeine erſten Künſte
anwenden kann. Auch dann mutet man am beſten dem Neuling
noch nicht allzuviel Phantaſie zu; jede neue Erſcheinung am
Schnee und am Gelände will erklärt und außer durch Mut auch
durch gutes Beiſpiel bewältigt werden.
Nicht nur bei den optimiſtiſchen Anfängern, ſondern ebenſo
ſehr bei den älteren Skiſemeſtern geht’s zur Zeit oftmals noch
unordentlich her. Die Aufſtiege werden in imponierendem Tempo
begonnen, Aufſtiegſpur ſo ſteil wie möglich! Wie oft muß man
Stunden über die vorgeſehene Zeit hinaus in Bewegung bleiben,
wenn man ſich im Nebel verläuft, und wieviel Kraft braucht
man für eine gute Abfahrt! Es gilt ja doch nicht, holderdipolter
zu Tal zu ſauſen, ſondern man ſoll einen vollen Genuß durch
ſpieleriſche Beherrſchung des Hangs, des eigenen Körpers und
der kunſtvollen Bretter, die man an den Füßen trägt, erlangen,
Am ſteileren Hang komimt man mit ſchön gerundeten
Stemm=
bögen nicht aus. Da braucht man die energiſcheren Wendungen
des Querſchwungs oder Kriſtianias. Es iſt gar nicht ſchwer,
darin bald einige Fertigkeit zu erlangen; die Zeiten ſind vorbei,
wo Anton Fendrich ſagen konnte, der eine lerne ihn, der andere
eben nicht. Die verſchiedenen Arten des Querſchwungs ſind gut
auseinander zu halten. Beim ſogenannten Stemmkriſtiania wird
wie beim Stemmbogen erſt abgeſtemmt, dann mit Hüfte und
Ge=
ſäß herumgeſchwungen, als wolle man ſich von einem Stuhl auf
einen niedrigeren daneben ſetzen, es handelt ſich alſo im Grunde
nur um einen verkürzten Stemmbogen. Beim ſogenannten
Scherenkriſtiania fehlt das Abſtemmen; aus nicht zu enger Spur
und ſcherenartig leicht geöffneter Skiſpitzenſtellung ſchwingt man
ohne weitere Vorbereitung herum. Alle „gezogenen” und „
ge=
riſſenen” Abarten ergeben ſich aus dieſen Urformen. Im weichen
Schnee und weg vom Hang bevorzugt man den Stemm=, z um
Hang und auf glattem Schnee den Scherenkriſtiania. Der
Tele=
mark, eine Wendung, die durch Gewichtverlegen auf ein in der
Kniebeuge weit vorgeſtelltes Bein bewirkt wird, iſt auf Touren
kaum verwendbar, weil ſie bei glattem Schnee, aus ſchnelles
Sonntag, den 19. Januar 1930
Auſcien Sihnmins von kieichsgräfidenten
Der amerikaniſche Botſchafter
verläßt Berlin.
Hindenburg ehrk den ſcheidenden Bokſchafter.
Berlin, 18. Januar.
Der Reichspräſident empfing am Samstag den ſcheidenden
amerikaniſchen Botſchafter Jacob Gould Schurman in
Abſchieds=
audienz. Im Anſchluß an den
Empfang fand ein Frühſtück ſtatt,
an dem außer dem Botſchafter
nebſt dem amerikaniſchen
Lega=
tionsrat Wiley, dem
Militär=
attaché Oberſt Carpenter und
dem Marineattaché Kapitän
Baum unter anderen
teilnah=
men: der franzöſiſche Botſchafter
de Margerie als derzeitiger
Doyen des diplomatiſchen Korps,
der Reichskanzler, Staatsminiſter
Schmidt=Ott, der Rektor der
Uni=
verſität Berlin Prof. Erhardt
Schmidt der Rektor der
Univer=
ſität Heidelberg Prof. Gottſchlich,
Prof Max Liebermann. Prof.
Oncken ſowie Vertreter des
Aus=
wärtigen Amtes und die
Um=
gebung des Reichspräſidenten.
Während des Eſſens brachte
der Reichspräſident
fol=
genden Trinkſpruch aus:
Ew. Exzellenz! Meine Herren!
Es iſt mir ein lebhaftes
Bedürf=
nis, Ihnen. Herr Botſchafter, in
dieſer Stunde, da wir
voneinan=
der Abſchied nehmen müſſen, für
alles das zu danken, was Sie in
Ihrer Eigenſchaft als Vertreter
der Vereinigten Staaten von
Amerika in Deutſchland geleiſtet
haben. Sie kennen unſer Land
bereits ſeit früher Jugend und
haben es in beſſeren Tagen
ge=
ſehen, ſo daß Sie unſere jetzige
Lage richtig, zu beurteilen
ver=
mochten. So haben Sie während
Ihrer faſt fünfjährigen Arbeit
hier zur Wiederherſtellung der
alten guten Beziehungen
zwi=
ſchen Deutſchland und den
Ver=
einigten Staaten weſentlich
bei=
getragen.
Fremde Nationen, und nicht zum wenigſten die Vereinigten
Staaten von Amerika verdanken viel der deutſchen Wiſſenſchaft
und Kultur. Ehe die Univerſitäten in der Neuen Welt ſich
ent=
wickeln konnten, bezog eine große Anzahl amerikaniſcher
Stu=
denten deutſche Univerſitäten, wo ſie mit großzügigſter
Gaſt=
freundſchaft aufgenommen wurden. Das neue
Univerſitätsge=
bäude, welches jetzt an den Ufern des Neckars entſteht, iſt
eine Anerkennung — und wird auch als Symbol beſtehen
blei=
ben — unſerer Dankesſchuld an die ehrwürdige Univerſität
Heidelberg.
Bolſchafter Schurman nimmt Abſchied vom Grabe Skreſemanns.
Botſchafter Schurman, der infolge ſeiner Abberufung nun aus Deutſchland ſcheidet,
am Grabe Streſemanns, mit dem er eng befreudet war.
Mit aufrichtiger Dankbarkeit haben wir das große Intereſſe
begrüßt, das Sie unſerer Wiſſenſchaft und unſeren kulturellen
Beſtrebungen entgegengebracht haben, und das in ganz
beſon=
derer Weiſe in der von Ihnen geſchaffenen großen Stiftung für
die altberühmte Heidelberger Univerſität ſeinen Ausdruck
ge=
funden hat; das neue Univerſitätshaus am Neckarſtrand wird
ihren Namen, Herr Botſchafter, dauernd mit dieſer Pflegeſtätte
deutſcher Geiſtesarbeit verbinden.
Sehr herzlich gedenke ich auch Ihrer verehrten Frau
Gemah=
lin und Ihres Fräulein Tochter, denen ich leider nicht mehr
per=
fönlich Lebewohl ſagen konnte; ich darf Sie bitten, Ihren Damen
meine aufrichtigen Grüße und Wünſche übermitteln zu wollen.
Sie ſelbſt aber, Herr Botſchafter, bitte ich, uns auch fernerhin
ein gutes verſtändnisvolles Andenken und Ihr Intereſſe zu
be=
wahren. Ich erhebe mein Glas mit dem Wunſche, daß Ew.
Exzellenz in Ihrer Heimat noch lange in Geſundheit und
Rüſtig=
keit auf die reichen Erfolge Ihres Lebens zurückblicken mögen!
Durch Ew. Exzellenz herzlichſtes Gedenken meiner Gattin
und Tochter bin ich ſehr gerührt, und ich bitte Sie, Herr
Reichs=
präſident, ſowohl deren als auch meinen aufrichtigſten Dank
ent=
gegenzunehmen. Wir werden unſeren Aufenthalt in Deutſchland
und unſere perſönlichen Beziehungen zu Ew. Exzellenz und den
Mitgliedern Ihrer Familie ſtets in angenehmſter Erinnerung
behalten. Als Privatmann wird es mein Beſtreben ſein, das
gute Einvernehmen und die herzliche Freundſchaft zwiſchen dem
amerikaniſchen und dem deutſchen Volke weiter auszubauen. In
dieſem Sinne erhebe ich mein Glas mit dem Abſchiedswunſch
für Ew. Exzellenz weitere beſte Geſundheit und Glück und für
das Wohlergehen und Gedeihen des deutſchen Volkes.
Abſchiedsbeſuche des Botſchafters Schurman.
Berlin, 18. Januar.
Schurmans Dank.
Botſchafter Schurman erwiderte mit folgenden Worten:
Herr Reichspräſident! Die liebenswürdige und großmütige Art
und Weiſe, in welcher Ew. Exzellenz auf meine Arbeit als
Bot=
ſchafter der Vereinigten Staaten von Amerika in Deutſchland
hinwieſen, hat mich tief bewegt. Das ich zur
Wiederher=
ſtellung und Förderung der alten guten
freund=
ſchaftlichen Beziehungen zwiſchen den beiden
Ländern etwas beigetragen habe, war eine Genugtuung und
eine Ehre für mich, die ich immer als die höchſte meines Lebens
betrachten werde.
Der amerikaniſche Botſchafter Schurman erſchien geſtern bei
dem Miniſterialdirektor im Auswärtigen Amnt Köpke, um ſich
zu verabſchieden. In einer Anſprache gedachte er beſonders der
guten perſönlichen Beziehungen, die er zu dem verſtorbenen
Reichsminiſter des Aeußeren Dr. Streſemann unterhalten habe,
von deſſen Grabe er gerade komme. Er gab ſeiner Genugtuung
Ausdruck über die guten Beziehungen, in denen er alle Zeit zu
dem Auswärtigen Amt geſtanden habe, und ſprach die Hoffnung
aus, daß er ſich von Reichsminiſter Dr. Curtius und
Staats=
ſekretär Dr. von Schubert noch perſönlich verabſchieden könue,
wenn ſie aus dem Haag bzw. aus Genf heimgekehrt ſeien.
Schur=
man hat auch dem Reichskanzler einen Abſchiedsbeſuch
abge=
ſtattet.
Seite 3
Die Amerikaner in London.
Erklärungen Stimſons. — Oplimismus der
Ameri=
kaner. — Hoover mit der Begrenzung des
Schlacht-
ſchiffbaues und der Tonnage einverſtanden.
EP. London, 18. Januar.
Staatsſekretär Stimſon, der Führer der amerikaniſchen
De=
legation auf der Londoner Seeabrüſtungskonferenz, empfing
geſtern abend im Hotel Ritz, wo die Amerilaner ihr
Hauptquar=
tier aufgeſchlagen haben, zahlreiche Vertreter der Preſſe. In
einer kurzen Anſprache betonte Stimſon, daß ſeine geſtrige
Unter=
redung mit Macdonald im Foreign Office ſehr befriedigend
ver=
laufen ſei, und daß die amerikaniſchen Delegierten dem engliſchen
Miniſterpräſidenten heute wiederum einen Beſuch abſtatten
würden. Zum Schluß ſeiner Erklärungen hob Stimſon
noch=
mals hervor, daß die amerikaniſche Abordnung zur Londoner
Konferenz ernſthaft hoffe, daß die bevorſtehende
Konferenz mit einem vollen Erfolg enden möge.
—Wie der „Daily Expreß” zu berichten weiß, hat Staatsſekretär
Stimſon am Abend vor ſeiner Ankunft in Plymouth vom
Prä=
ſidenten Hoover eine Funkmeldung erhalten, in der der
ameri=
kaniſche Präſident ſeine Zuſtimmung zu einer
Verlängerung des Waſhingtoner Abkommens
über Schlachtſchiffe ſowie zueiner Reduzierung
der Tonnenzahl dieſer Schiffe bis auf 10000
Tonnen und des Geſchützkalibers von 16 bis 12
Zoll erteilte.
* Trotz der vielen Schwierigkeiten, die der Seeabrüſtung auf
der Londoner Flottenkonferenz entgegenſtehen, iſt man in
Waſhington voller Hoffnung. Hoover, der die Londoner
Zu=
ſammenkunft als eine der wichtigſten internationalen Konferenzen
der Gegenwart bezeichnet hat, und der amerikaniſchen Delegation,
die ſich bereits in London befindet, eine Marſchroute mitgegeben,
die dahin geht, ganze Arbeit zu leiſten. Man will endlich zu
einem Erfolg gelangen, der den Rüſtungsſtand der Seemächte
auf eine Reihe von Jahren ſo feſtſetzt, daß von einer wirklichen
Abrüſtung geſprochen werden kann. Dies beweiſt auch die
Tat=
ſache, daß der Plan einer zweiten Seeabrüſtungskonferenz, die
bekanntlich für das Jahr 1935 vorgeſehen war, bereits völlig
fallen gelaſſen iſt, da man ſchon in London alles zu erreichen
hofft. Die amerikaniſchen Hoffnungen gründen ſich vor allem
darauf, daß mit der Regierung Macdonald ein
amerikafreund=
liches Kabinett ans Ruder gelangt, und daß bereits im Oktober
vorigen Jahres der erſte Schritt zur Verwirklichung der
eng=
liſch=amerikaniſchen Freundſchaft getan worden iſt. Da niemand
dafür garantiert, daß im Jahre 1935 noch Macdonald oder eine
andere amerikafreundliche Perſönlichkeit Miniſterpräſident iſt,
ſo will man das Eiſen ſchmieden, ſo lange es heiß
iſt, und möglichſt ſchon jetzt zu bindenden Vereinbarungen
ge=
langen. In dieſem Vorhaben wird Amerika ſich durch
Schwvierig=
keiten, die möglicherweiſe von anderen Teilnehmern der
Lon=
doner Konferenz gemacht werden, ſicher nicht beirren laſſen.
Jedenfalls ſcheint man in Waſhington entſchloſſen zu ſein, unter
Umſtänden auch mit England allein zu einem Uebereinkommen
zu gelangen.
Wie ſehr den Vereinigten Staaten an einem Erfolg der
Londoner Verhandlungen gelegen iſt, beweiſt die Tatſache, daß
ſich unter der 100 Perſonen ſtarken amerikaniſchen Abordnung
zwei Miniſter, drei Botſchafter und zwei der führenden
Sena=
toren befinden. Auch ſonſt hat Hoover Vorbereitungen getroffen,
die den Gedanken der Flottenabrüſtung in aller Welt populär
machen ſollen. Nicht umſonſt hat der Chef der Europa=Abteilung
im Staatsdepartement den Auftrag erhalten, als
Sonderbot=
ſchafter nach Tokio zu gehen. Auch die beſchleunigte Beſetzung
des freigewordenen Berliner Botſchafterpoſtens mit dem Senator
Sackett deutet neben der Entſendung neuer Diplomaten nach den
verſchiedenſten Ländern Europas darauf hin, wieviel Hoover an
der Verfechtung des Abrüſtungsgedankens in den Hauptſtädten
der Welt gelegen iſt. Hoover will vor allem auf eine
Verringe=
rung der Rüſtungsausgaben hinaus. Amerikabraucht nach
dem großen Börſenkrach des letzten Jahres Geld
zur Neubelebung ſeiner Wirtſchaft. Daß hierzu
große Summen notwendig ſind, beweiſt die Tatſache, daß man
mit den bisher verfügbaren Mitteln den geſchäftlichen
Nieder=
gaug nicht hat aufhalten können. Die Tatſache, daß es zur
Zeit in den Vereinigten Staaten 3 Millionen
Arbeitsloſe gibt, ſpricht eine nicht mißzuverſtehende Sprache.
Amerika würde es daher ſehr zuſtatten kommen,
wenn es möglichſt große Erſparniſſe aus dem
Rüſtungsetat zur Entlaſtung ſeiner Wirtſchaft
verwenden könnte.
Aus dieſen Erwägungen heraus wird die amerikaniſche
Ab=
ordnung daher vor allem die Begrenzung des Schlachtſchiffbaues
Fahrt und im welligen Gelände meiſtens zum Sturz führt. Auf
Bruchharſch, d. h. vereiſtem Schnee mit brüchicher Kruſte, verſagt
eigentlich jeder Schwung, da heißt es quer= und umſpringen, was
eigentlich zu Unrecht ſchon zur höheren Skikunſt gerechnet wird.
Auf feſtem, glaſigem Harſch, auf hartgefroren engen Waldwegen
muß man mit Stockhilfe bremſen und ſchwingen. Die mit aller
Kraft in die Bahn gedrückten Spitzen des auf eine Seite
herüber=
genommenen Stockpaars mindern die Fahrt und verkürzen den
Schwung ganz nach Wunſch; man kann ſo das lächerliche und
un=
ſportliche Stockreiten vollkommen vermeiden. Das Skiſpringen —
ſei es nun im Gelände oder von der Schanze — iſt für den
Tourenläufer, von dem wir hier reden, von untergeordneter
Be=
deutung und iſt ein Kapitel für ſich. Auch ohne dieſes Aeußerſte
der Skikunſt bleibt eine herrliche Vielfalt an Bewegungen,
ſtei=
gert man die vollkommene Anpaſſung der Fahrtechnik an Gelände
und Schneebeſchaffenheit durch ein wenig Spiel — z. B. durch
das ſogenannte „Wedeln” einen raſchen Wechſel zwiſchen
Quer=
ſchwüngen nach rechts und links oder durch das Fahren im
Schlittſchuhſchritt. Da wird man des Glücks der vollkommenen
Beherrſchung ſeiner Muskeln und des kunſtvollen Fahrgeräts
inne.
Ski=Heil! Es gibt kein ſchöneres Winterleben als auf den
Brettern, die — in ihrer Art — eine Welt bedeuten.
* Berliner Filmpremieren.
avk. Der Paramount=Film „Sünden der Väter‟ (Der
Schmugglerkönig von Manhattan) beweiſt nur zu deutlich, daß
es für unſeren Jannings allerhöchſte Zeit war, Amerika, dem
Lande der uneingeſchränkten Möglichkeiten und der — geiſtig
be=
ſchränkteſten Filme den Rücken zu kehren. Den Schöpfern dieſes
Machwerks ärgſter Sorte gelang diesmal, mit und trotz
Jan=
nings einen hundertprozentigen Verſager zu drehen. Der Auf=
und Abſtieg des Kellners Wilhelm Spengler iſt in ſeiner ſichtbar
und fühlbar gekünſtelten „Schlichtheit” dermaßen unintereſſant,
dermaßen verlogen und auch ohne die ſtörend=betonte „
Alltäg=
lichkeit” dermaßen abgeleiert, daß die „Story mit happy end”
nicht einmal einem Künſtler von Jannings Format, und nicht
einmal einem Regiſſeur von Ludwig Bergers oft erwieſenen
Qualitäten Gelegenheit bietet, ihre Fähigkeiten zu entfalten.
Der Spieler hatte wenigſtens einen einzigen guten Moment: Die
Zunächſt ſymboliſche und dann realiſtiſch werdende Darſtellung
der Trockenlegung gehört zu den Spitzenleiſtungen ähulicher
Darſtellungen. Anſonſten wußte Berger mit dem unmöglichen
Drehbuch nichts Rechtes anzufangen, und Jannings fühlte ſich
wohl ſelbſt abſolut deplaciert, denn er gab ſich gar keine Mühe,
ſeine vollzählig untauglichen Mitſpieler zu überflügeln. Ein
müder Jannings=Film! Dieſe „Sünden der Paramount” hätte
man in Europa nicht rollen laſſen ſollen; wer die Erinnerung
an den guten Schauſpieler und famoſen Menſchendarſteller
Jan=
nings nicht einbüßen will, tut gut daran, ſich dieſe Mißgeburt
nicht anzuſehen . . . Zu den gelungenſten Unterhaltungsfilmen
der letzten Monate gehört der Aaafa=Streifen „
Donau=
walzer‟. Das ſehr ſauber aufgebaute Manuſkript von Walter
Reiſch erzählt die romantiſche Heirat einer kleinen öſterreichiſchen
Erzherzogin a. D. mit einem Wiener Ballettmeiſter. Die Regie
von Victor Janſon läßt keine luſtige oder ſentimentale Situation
unausgenützt, und ſtrotzt geradezu von individuellen Einfällen,
die, gut photographiert und ſehr — ſehr flott abgeſpielt von
einer famoſen Corona (Liedtke, Verebes, Picha, Benn, Sandrock)
ſämtlich zur vollſten Geltung kommen. Ein anſpruchsloſer, aber
höchſt ſympathiſcher, anſtändig gemachter Film, dem ein
durch=
ſchlagender Publikumserfolg beſchieden ſein dürfte.
2,4 Millionen Mark Frankfurker Theakerzuſchuß.
Die Frankfurter Oper geht zur ſtärkeren Pflege der Operette über.
WSN. Frankfurt a M. 18. Jan. Wie in einer
Preſſebeſpre=
chung von Dr. Seckel, dem Direktor der Städtiſchen Bühnen, mitgeteilt
wurde, wird in dem der Stadtverordnetenberſammlung demnächſt
zu=
gehenden Nachtragsetat ein Zuſchußbetrag für die Städtiſchen Bühnen
in Höhe von 2,4 Millionen RM. gefordert werden. Die Urſachen dieſes
Fehlbetrages ſind im allgemeinen bekannt. Vemerkenswert aus dem
vorgelegten Material iſt, daß die Zahl der Abonnements um 600
zurück=
gegangen iſt, während die Zahl der von den Theatergemeinden
bezoge=
nen Karten erfreulicherweiſe auf 300 000 ſich geſteigert hat, ſo daß heute
zu jeder Theatervorſtellung ungefähr 1000 Perſonen zu ermäßigten
Preiſen Zutritt haben. Einen ſtarken finanziellen Erfolg hatte die
Operette „Das Land des Lächelns”, die bei elf Vorſtellungen eine
Ge=
ſamteinnahme von 60 030 Mark erbrachte. Das hat mit dazu
Veran=
laſſung gegeben, bereits für die Sommerſpielzeit die Engagements von
vier Operettenkräften vorzuſehen, damit die Operette im Nahmen des
bisherigen Spielplaus ſtärker gepflegt werden kann.
Hans von Bülow. Die Verfaſſerin weiſt nachträglich darauf
hin, daß die in dem Artikel „Hans von Bülow” am 8. Januar
zitierten Briefſtellen mit ausdrücklicher Genehmigung des
Ver=
lages Breitkopf u. Härtel veröffentlicht wurden. Die
Wieder=
gabe der Briefſtellen Anm 1—16 entſtammte dem Werk: Hans
von Bülow, Briefe und Schriften (Band 1—7), erſchienen
1895—1908 bei Breitkopf u. Härtel, herausgegeben von Frau
Marie von Bülow, der Witwe des Meiſters.
Ap. Fantaſia. Das Lebensbuch einer erſten deutſchen Journaliſtin von
Chriſtine v. Thaler (Chr. del Negro), bearbeitet von Dr. Rudolf
Schade. Mit 4 Bildbeilagen nach Lenbach und Makart. Verlag der
Geſellſchaft deutſcher Literaturfreunde, Robert Alter, Berlin NW. 7.
Preis 5,75 Mk.
Araber und Aegypter nennen alles, was mit Muſik einhergeht,
Fröh=
liches und Trauiges im Leben, „Fantaſia”. Auch unſer ganzes Leben iſt
eine „Fantaſia”, ſagt die Verfaſſerin. Im Jahre 1853 in München geboren,
ſchrieb ſie unter dem Namen ihres Stiefvaters del Negro, bis ſie die
Gattin des Publiziſten und Dichters Karl v. Thaler in Wien wurde.
Es ſind intereſſante Erinnerungen einer bedeutenden Frau, die in
ereignisreicher Zeit, der Aera Bismarck, politiſche Berichterſtattung
mit literariſcher Tätigkeit verband. Durch einflußreiche Politiker wurde
ſie in die politiſchen Zirkel und Salons der Geſellſchaft von Turin,
Florenz und Rom eingeführt. Intereſſante Profile aus ihrer
floren=
tiniſchen, römiſchen und ägyptiſchen Zeit ziehen hier an uns vorüber.
Sie verkehrte mit den bedeutendſten Staatsmännern, Künſtlern und
Dichtern ihrer Zeit. Das Buch iſt eine Perle der Memoirenliteratur
und eine Fundgrube für Journaliſten und Politiker. — Das Schickſal
der jetzt 77jährigen Frau iſt tragiſch, indem ſie im Alter ihres
Augen=
lichts beraubt worden iſt. Dr. Rudolf Schade hat ſich in dankenswerter
Weiſe ihrer wertvollen Aufzeichnungen angenommen.
Ap. Friedrich Schreyvogel, Sinfonietta. Lebensſpiel in zwölf Briefen
an eine Frau. Verlag J. P. Bachem, Köln. Preis geb. 4.— Mk.
Das Buch erſchien das erſtemal unter dem Titel „Lebensſpiel des
Amandus” 1920 als erſtes Proſawerk des damals neunzehnjährigen
Verfaſſers. Es war ſeit Jahren vergriffen. Dieſe Neuausgabe iſt in
Uebereinſtimmung mit dem Dichter, und zwar in nirgends weſentlich
veränderter Form, aufgelegt worden. Die Kapitelüberſchriften nebſt
ihren Unterrubriken ſind ſämtlich der muſikaliſchen Sprache
entnom=
men, z. B. Praeludium, Allegro con brio, Largo, Intermezzo, Adagio
uſw. Obwohl dieſem Jugendwerk, dem dichteriſchen Bekenntnisbuch
eines Neunzehnjährigen, manche Fehler und Schwächen anhaften
um=
gibt es dennoch ein Zauber eigener Art, und gerade aus ſeiner
Beſon=
derheit heraus, aus ſeiner Entſtehung vor dem Gewinn voller Reife,
kann es verſtanden werden. Schon der Neunzehnjährige hat die
früh=
reife Erfahrung gemacht, daß auf den erſten Liebesfrühling, eine
Seligkeit, die niemals wiederkehren wird, die Erkenntnis furchtbarer
Verwirrung folgt. Zunächſt iſt das ſchmerzlich, jede Erkenntnis iſt
irgendwie ſchmerzlich, aber nachdem ſeine Seele wieder „eigenſte
Melo=
die gefunden” hat, ringt er ſich durch.
Briefe über den „Bianca Maria”=Dichter N. C. Muſchler von Th.
V. Elbertzhagen.
Dieſer 100 Seiten ſtarke und beſt ausgeſtattete Privatdruck, den der
erlag Fr. Wilh. Grunow, Leipzig, den Freunden der Dichtungen
Nuſchlers geſtiftet hat und koſtenlos abgibt, iſt eine ebenſo neuartige
vie freudig zu begrüßende Erſcheinung in der Literatur. In eine
on tiefſter Erlebnisſtärke ſind die Themen
ganz ſelbſtändige Han
und Probleme der Bücher R. C. Muſchlers eingeſponnen und mit
ein=
fühlender Liebe gedeutet.
Seite 4
Sonntag, den 19. Januar 1930
Nummer 19
anſtreben, da ſich hier die größten Erſparniſſe herausholen laſſen.
Wenn man hört, daß die Amerikaner die Herabſetzung der
Höchſt=
tonnage für Schlachtſchiffe von 35 000 auf 10 000 Tonnen
vor=
ſchlagen werden, ſo entſpringt dieſer Antrag vor allem
Spar=
ſamkeitserwägungen. Dieſelben Gründe kann man auch
ſür den Wunſch Amerikas, die Kreuzerflotte, die Zerſtörer= und
U=Boot=Waffe zu verringern, anführen. Man hofft anſcheinend
ſogar, daß bei einer Herabſetzung der Kreuzerflotte unter 300 000
Tonnen ſich der Bau der noch nicht in Angriff genommenen
15 Kreuzer teilweiſe erübrigen wird. Allerdings wird ſich
Amerika niemals dazu bewegen laſſen, von der
Forderung der Flottengleichheit mit England
abzugehen. Erheblichen Widerſtand dürfte die
amerikaniſche Abordnung auch der Forderung Fapans
nach der höheren Quote von 10:10:7 entgegenſetzen.
Immerhin aber erſcheint es nicht ausgeſchloſſen, daß es mit
Ja=
pan zu einer Einigung kommt. Größere
Schwierigkei=
ten ſcheint man jedoch von der Haltung Frankreichs
zu erwarten. Frankreich dürfte nicht nur in der
Unterſeeboot=
waffe Schwierigkeiten machen, ſondern ſteht auch auf dem
Standpunkt, daß die Londoner Abmachungen für Frankreich
nur dann als bindend angeſehen werden können, wenn ſie von
der Genſer Abrüſtungskonferenz genehmigt ſind. Jedoch ſcheint
man auf alle Fälle entſchloſſen zu ſein, trotzdem das Ergebnis
der Londoner Konferenz als bindend und endgültig zwiſchen den
einzelnen Mächten zu betrachten. Es fragt ſich allerdings, ob es
entſprechend dem amerikaniſchen Optimismus überhaupt zu
einem ſolchen Ergebnis kommen wird.
Eröffnung der Londoner Konferenz durch
König Georg.
EP. London, 18. Januar.
König Georg von England wird am Montag früh ſeinen
Wohnſitz Sandringham verlaſſen und ſich nach London zur
Er=
öffnung der Seeabrüſtungskonferenz begeben. Am Montag
nachmittag wird der König die Delegierten
aller auf der Konferenz vertretenen Mächte im
Buckingham=
palaſt empfangen und ſchließlich an einem Staatsrat
teil=
nehmen. Nach der Begrüßungsanſprache an die Delegierten am
Dienstag im engliſchen Oberhaus wird ſich der engliſche König
unverzüglich nach Sandringham zurückbegeben.
Aufkakk zur Londoner Seeabrüfkungs=
Konferenz.
Ikalien für Abſchaffung der Flotken. — Konflikisſtoff
zwiſchen Amerika und Japan.
Von unſerem A=Korreſpondenten.
Paris, 18. Januar.
Im allgemeinen haben die Haager Ergebniſſe überall
eine ziemlich günſtige Aufnahme erfahren. Setzt man noch
hinzu, daß an mehreren Orten auch eine richtige Konfuſion
dar=
über herrſcht, wie man die Haager Ergebniſſe aufzunehmen hat,
dann iſt das Bild noch weſentlich vervollkommnet.
In Frankreich möchte ein großer Teil der Preſſe, man kann
ſogar ſagen der größte und wichtigſte, von einem Sieg Tardieus
ſprechen. Man ſpricht davon allerdings ohne echte Begeiſterung.
Auf der Linken dagegen wollen einige in der Haager Konferenz
eine Niederlage erblicken. Die Verſtimmung zwiſchen Herriot und
Tardieu in dieſem Punkte iſt bekannt. Die Linke will für gewiſſe
Konzeſſionen die Verantwortung nicht übernehmen. So günſtig
auch verhältnismäßig die Haager Konferenz ausgeht, von allen
Seiten miſchen ſich Mißklänge in das Endergebnis.
Die peinlich heikle Lage der franzöſiſchen Delegation geht am
beſten aus der Abfaſſung der Sanktionsformel hervor. Es
han=
delte ſich darum, die Sanktionsforderung ohne Preſtigeniederlage
für Frankreich zurückzuſchrauben. Daraus iſt ein Dokument
ent=
ſtanden, welches bis zum Ende der Zeiten verkünden wird, daß
es ein Mißgriff war, im Haag die Sanktionsforderung in die
Debatte zu werfen. Nach der Konferenz im Haag bleibt viel
Konfuſion zurück.
Die Völkerbundstagung hat diesmal nur die Bedeutung eines
Zwiſchenſpiels gehabt. Die Hauptaufmerkſamkeit hat ſich auf jene
vertraulich gehaltenen Verhandlungen gelenkt, welche zu der
Vor=
bereitung der Konferenz in London dienen ſollten.
Die Ausſichten für London haben ſich wieder etwas
verfin=
ſtert. Italiens Haltung verurſacht in Paris ſehr viel
Beunruhi=
gung, jetzt hauptſächlich deswegen, weil die Italiener mit dem
Abbau der Rüſtungen Ernſt machen möchten. Das wäre —
finan=
ziell iſt das ganz gut erklärbar — für Italien ſehr erwünſcht. Die
anderen Mächte denken aber anders darüber, wenn ſie auch in
allen Punkten uneinig ſind; aber das ſieht doch jeder ein, daß eine
Abrüſtungskonferenz ſchließlich nicht zur Abrüſtung da iſt.
Zwiſchen Japan und Amerika ſammelt ſich
viel Konfliktsſtoff. Das wäre nicht denkbar, wenn zwi=
ſchen London und Waſhington über die fraglichen Punkte
Einver=
ſtändnis herrſchte. Eine engliſch=franzöſiſche Annäherung iſt bis
zu einem gewiſſen Grade zuſtandegekommen, aber viele Gegenſätze
bleiben noch übrig. Das einzig Tröſtende für die Londoner
Kon=
ferenz ſcheint der Umſtand zu ſein, daß dank der ſchier
unüberblick=
lichen Kompliziertheit der Aufgaben ſehr viel Platz für
Kompro=
miſſe bleiben wird.
Kampf um das Straßburger Rakhaus.
Angriffe der Sozialiſten auf die Siadiverwalkung.
Im Straßburger Stadtrat kam es bei der Budgetberatung
zu lebhaften Auseinanderſetzungen zwiſchen der jetzigen, aus
Katholiken, Autonomiſten und Kommuniſten beſtehenden
Mehr=
heit und den früheren Machthabern, den Sozialiſten. Beide
Loger beſchuldigten ſich gegenſeitig der ſchlechten
Geſchäftsfüh=
rung und ſchoben insbeſondere einander die Verantwortung
da=
für zu, daß durch grobe Nachläſſigkeit die rechtzeitige
Einbrin=
gung eines Projektes für den Bau von 900 billigen Wohnungen
verſäumt worden ſei, wodurch ein von der Regierung auf Grund
des Loncheur=Geſetzes zu gewährender Kredit von 40 Millionen
Franken verloren ging. Die Sozialiſtiſche Partei deren
Bürger=
meiſter Peirotes bei den letzten Wahlen ſeinen Poſten verloren
hat, ſcheint den Augenblick für geeignet zu halten, den Sturz
der gegenwärtigen Machthaber herbeizuführen. Zu dieſem
Zweck werden vorausſichtlich zunächſt die ſozialiſtiſchen
Ge=
meinderäte, vier an der Zahl, zurücktreten. Die Sozialiſten
haben die übrigen Mitglieder der Oppoſition aufgefordert,
die=
ſem Beiſpiel zu folgen. Zwei aus der Kommuniſtiſchen Partei
ausgeſchiedene Stadträte haben dies abgelehnt. Sieben
Demo=
kraten, ohne deren Mitwirkung der ſozialiſtiſche Vorſtoß
erfolg=
los bleiben dürfte, zeigen wenig Neigung, mit den Sozialiſten
zuſammenzugehen. Unter dieſen Umſtänden haben die
Soziali=
ſten eine Maſſenverſammlung einberufen, in der ſie berſuchen
wollen, die Wähler für eine direkte Aktion gegen die
klerikal=
autonomiſtiſch=kommuniſtiſche Mehrheit zu gewinnen. Daneben
ſuchen ſie für eine Auflöſung des Stadtrates durch die Regierung
Stimmung zu machen. Alle dieſe Vorgänge haben zu einer
heſtigen Polemik in der Straßburger Preſſe geführt. Michel
Walter erinnert im „Elſäſſer” an die Erfahrungen in Hagenau
und erklärt, eine Auflöſung des Stadtrates wäre ſicherlich der
ſchlimmſte politiſche Fehler, den die Regierung noch begehen
könne.
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Niederrhein
Nummer 19
Sonntag, den 19. Januar 1930
Seite 5.
Aus der Landeshauptſtadt
Darmſtadt, den 19. Januar.
Puppenſpieler Ludwig Hildenbrandt F.
Freitag laſen die Darmſtädter Heinerbuben mit großem Schmerz,
daß Herr Ludwig Hildenbrandt, Kaſpertheaterbeſitzer, aus dieſem Leben
abgerufen ſei, und geſtern Samstag hat man ihn auf dem neuen
Fried=
hof zum letzten Gang begleitet. Was, ſoll nun werden? Wer wird nun
all den erlebnishungrigen Buben und Mädchen unſerer Stadt das
Hand=
puppenſpiel vorführen, wenn Meſſe iſt? Oder wird auch die Meſſe in
Bälde zu den Einrichtungen der Vergangenheit gehören? Herr
Hilden=
brandt hat in unſerer, der einheimiſchen, Geſchichte eine große Nolle
geſpielt, und er ſelbſt war immer viel zu beſcheiden, darum zu wiſſen.
Welch klaſſiſch=ſchöner weißhaariger Greiſenkopf, der Kopf unſeres lieben
Puppenmeiſters! Haben wir ihn je anders gekannt? War er nicht ſchon
ſo vor dreißig Jahren, ſchien er nicht unſterblich? Wie hat er den
lang=
naſigen Pritſchenſchwinger und durchtriebenen Policinell gemeiſtert!
Generationen Darmſtädter Kinder haben vor ſeinem luftigen
Theater=
chen geſtanden, haben gelacht, haben geſtaunt. Sie haben kaum gemerkt,
wie Herr Hildenbrandt in den Kunſtſtrömungen der Zeiten feſtſtand,
ungebrochen, ſich ſelber gleich. Nur einmal, da geriet er in die
Stil=
unſicherheit, und das habe ich ihm nie vergeben können, als er in
eige=
uer Perſon auf der Bühne erſchien und zwei unmöglich kurze Beinchen
über die Brüſtung baumeln ließ. Es war ſein Opfer an den
Expreſſio=
uismus, den er in ſeinen Bühnenbildern um zwanzig Jahre
voraus=
genommen hatte. Er war immer Erpeſſioniſt lokaler Färbung, ein ins
Heſſiſche überſetztes Hänneschen, ein Schelm im Erfinden anzüglicher
Witze, die niemand weh taten, ein Sänger und Trompetenbläſer, ein
Freund der Maurergehilfen und Hausangeſtellten, der Marktweiber und
(ckenſteher, der lang= und kurzhoſigen Buben und der lächelnden
MMädchen.
Auf dem Paradeplatz fing er an, er avaneierte zum Ballonplatz,
zum Schlachthofplatz und endete am Schwimmbad, wo ich ihn oft, in
der Wanne ſitzend, mit Stentorſtimme kalfatern und ſein dankbares
Publ kum laut lachen hörte. Als Buben ſangen wir den Vers:
Der Kaſper Hildenbrandt,
Der zieht durchs ganze Land,
Da wird Radau gemacht,
Daß alles lacht und kracht.
Kennt man dieſen Vers heute noch unter der Jugend?
Nun iſt der Sechsundſiebzigjährige, den wir bis zuletzt noch mit
hei=
terer Gelaſſenheit und mit der Philoſophie des Volkshumoriſten an
ſei=
uem Gewerbe ſtehend ſahen, von uns gegangen. Wir trauern um ihn,
und mit uns trauern ſeine lieben Puppen, das blonde Gretchen, der
ſchnauzbärtige Schutzmann, die böſe Schwiegermutter, der tapfere
Sol=
dat und — aller Puppen Krone! — Hans Kaſper, der Unverwüſtliche.
Was ſoll nun werden? Wird mit ihm auch ſeine Kunſt geſtorben ſein?
Wir glauben es nicht. Herr Hildenbrandt war ſchon zu Lebzeiten eine
mythologiſche Figur, die in den Ehrenſaal darmſtädtiſcher Geſchichte
ein=
gezogen iſt. Wir ſtehen ſchmerzlich bewegt an ſeinem Grabe und rufen
ihm dankbar nach: Sei bedankt, lieber Ludwig Hildenbrandt, du haſt
uns die größte Kunſt gelehrt, die Kunſt, in der Schwermut der Zeit
zu lächeln und heiter zu ſein, trotz allem.
Dr. Ph. Kr.
Reichsgründungsfeiern in Darmſtadt.
— Heſſiſches Landestheater Darmſtadt. Heute Sonntag findet um
19 Uhr im Großen Haus die erſte Wiederholung des „Florian
Geher” von Gerhart Hauptmann in der Inſzenierung Carl Eberts
mit Fritz Valk in der Titelrolle ſtatt. (Heſſenlandmiete II und III.)
„Fra Diapolo”, Oper in drei Akten von Auber, gelangt heute
Sonntag um 20 Uhr im Kleinen Haus in neuer Inſzenierung von
Arthur Maria Rabenalt (Bühnenbilder: Lothar Schenck von Trapp)
unter muſikaliſcher Leitung von Carl Bamberger, zur Aufführung. Die
Titelpartie ſingt Hans Grahl. In den übrigen Hauptrollen ſind Harre,
Bunſel, Liebel, Gerlach, Vogt, Ney und Overlack beſchäftigt. (
Zuſatz=
miete VII.)
Verdis „Troubadour” wird am Dienstag, den 21. Januar, um
19.30 Uhr im Großen Haus unter muſikaliſcher Leitung von Karl Maria
Zwißler in Szene gehen. Die Titelpartie ſingt Hans Grahl. (Miete A.)
„Ich tanze um die Welt mit Dir”, die zugkräftige Poſſe
mit Geſang und Tanz von Marcellus Schiffer (Muſik von Friedrich
ſollgender), wird Dienstag, den 21. Januar, um 20 Uhr im Kleinen
Haus wiederholt. (Zuſatzmiete UI und Miete T, Gruppe 4, 7. und 8.)
Gaſtſpiel Lil Dagover im Landestheater. Die
bekannte Filmſchauſpielerin Lil Dagover hat ihre Filmtätigkeit auf
kurze Zeit unterbrochen, um eine Schauſpiel=Tournee zu unternehmen.
Am 27. Januar wird Lil Dagover in Darmſtadt mit dem Schauſpiel
„Wera Mirzewa” von Urwantzoff und Spindler gaſtieren. Der
Beginn der Gaſtſpielreiſe Lil Dagovers in Stettin war ein rauſchender
Erfolg. Man war überraſcht, in Lil Dagover auch auf der
Sprech=
bühne eine Schauſpielerin ganz großen Formats kennen zu lernen.
— Zweites Sonderkonzert im Landestheater. Zu dem morgen
Montag um 20 Uhr im Landestheater unter Generalmuſikdirektor Dr.
Karl Böhm ſtattfindenden Sonderkonzert mit Werken zeitgenöſſiſcher
Komponiſten ſteht an erſter Stelle der Vortragsfolge Kreneks Opus
54: Potpourrifür großes Orcheſter. — In der Zeitſchrift
„Pult und Taktſtock” vom Januar 1929 plaudert der bekannte
Kompo=
niſt über ſeine damals neu erſchienenen Werke. Ueber das Potpourri
ſchreibt er unter anderem: „Es iſt eine bunte Reihe von verſchiedenen
Einfällen, eine Art Maskerade, wodurch ein gewiſſes konventionelles
Moment ſchon mit inbegriffen iſt. Deshalb gibt es allerlei typiſche
Requiſiten des Potvourris, wie es von Kur= und Promenadenkapellen
geſpielt zu werden pflegt: donnernde Poſaunen zu Streichtremolos,
ein ſentimentales Trompetenſolo uſw., eine mit Abſicht etwas
affekt=
haſchende rauſchende Inſtrumentation. Eine parodiſtiſche Abſicht liegt
nicht vor. Natürlich ſind auch moderne Tanzrythmen vorhanden.”
Beſonderes Intereſſe dürfte die „Variationen=Suite” von H.
Hlenck und die Erſtaufführung der von der Columbia=Grammophon=
Geſellſchaft gelegentlich eines Preisausſchreibens mit dem erſten Preis
(10 000 Dollar) ausgezeichneten 6. Sinfonie des Schweden Kurt
Atterberg erwecken.
— Renato Mordo wurde von der Direktion des Neuen Theaters
Frankfurt a. M. eingeladen, die alleinige Uraufführung der neuen
Ko=
mödie „Napoleon greift ein” von Walter Haſenelever zu inſzenieren.
Die Premiere findet am 1. Februar 1930 ſtatt.
— Kammermuſikabend des Schnurrbuſch=Quartetts. Das
Schnurr=
buſch=Quartett ſetzt am Mittwoch, den 22. Januar, ſeinen
Kammermuſik=
zyklus „Von der alten zur neuen Zeit” fort, und zwar iſt der Abend
den Romantikern gewidmet. Zu Beginn des Programms ſteht das
ſchwermütige, düſtere Streichquartett in C=Moll von Johann Brahms;
ihm folgt die reizende italieniſche Serenade von H. Wolf, ein
kammer=
muſikaliſch prägnant gearbeitetes Werk von ſelten intimer Wirkung.
Den Beſchluß macht Bruckners berühmtes Streichquintett. Es wird
nochmals darauf hingewieſen, daß der Kammermuſikabend ſchon um
halb 8 Uhr beginnt, nicht, wie auf den Plakaten angegeben, um
8 Uhr.
— Elſaß=Lothringer=Vereinigung Darmſtadt. Die Darmſtädter
Elſaß=Lothringer=Vereinigung (Ortsgruppe Darmſtadt des Hilfsbundes
für die Elſaß=Lothringer im Reich) hält am Dienstag, den 21. Januar,
abends, im Fürſtenſaal (Grafenſtraße 20) ihre diesjährige
Jahres=
hauptverſammlung ab. Wegen der beſonderen Wichtigkeit
der Tagesordnung, auf der unter anderem der Jahresbericht des erſten
Vorſitzenden, der Bericht des Kaſſenwarts und die Neuwahl des
Vor=
ſtandes ſtehen, wird die möglichſt vollzählige Teilnahme der Mitglieder
erwartet.
— Nichard Wagner=Verband deutſcher Frauen. Wir verfehlen nicht,
nochmals auf die am Montag, den 20. Januar, nachmittags 5 Uhr, im
Hauſe der Frau von Selzam, Neckarſtraße 19, ſtattfindende
Veranſtal=
tung zum Beſten der Richard=Wagner=Stipendienſtiftung hinzuweiſen,
bei der Frau Varena, Frl. Renz und Herr Simon mitwirken werden,
(Siehe Plakate.)
— Vereinigung der Freunde des humaniſtiſchen Gymnaſiums. Die
Spielſchar unſeres Gymnaſiums wird am kommenden Freitag, dem 24.
Januar, 20 Uhr, im Feſtſaale der Anſtalt, Karlſtraße 2, den „miles
gloriosus” des Plautus in der Bearbeitung Eskuches aufführen. Die
jungen Darſteller, die ſämtlich im letzten Sommer bei der erfolgreichen
Aufführung der „Vögel” des Ariſtophanes mitgewirkt haben, werden
auch diesmal mit ihrer Kunſt den Freunden der Antike eine vergnügte
Stunde bereiten. (Siehe Anzeige!)
* Akademiſche Reichsgründungsfeier.
* Der Geburtstag des Deutſchen Reiches wurde, wie alljährlich,
geſtern vormittag in der Otto=Berndt=Halle in würdiger Weiſe durch
eine Akademiſche Feier begangen. Zu dieſer Feier der
Tech=
niſchen Hochſchule waren zahlreiche Ehrengäſte, unter anderen
der Vertreter des Staatspräſidenten, Vertreter der Staats= und
ſtädti=
ſchen Behörden erſchienen, ferner der akademiſche Lehrkörper und die
Studentenſchaft. Die Galerien waren den Damen vorbehalten, die
ebenfalls ſehr zahlreich an dem Feſtakt teilnahmen.
Unter den flotten Marſchklängen der Kapelle Weber, die den
muſi=
kaliſchen Teil der Veranſtaltung übernommen hatte und von
Obermuſik=
meiſter Matth. Weber perſönlich dirigiert wurde, zogen zunächſt die
Chargierten der einzelnen ſtudentiſchen Verbindungen in Wichs mit
ihren Fahnen ein und nahmen im Halbkreis um das Rednerpult und
vor der Bühne Aufſtellung. Dem Studentenausſchuß, der ebenfalls in
Wichs erſchienen war, folgten die Ehrengäſte und S. Magnifizenz der
Rektor, umgeben vom Großen Senat der Techniſchen Hochſchule in
Amtstracht. Das „Gebet aus Lohengrin” von Richard Wagner das
von der Kapelle tonſchön zu Gehör gebracht wurde, eröffnete die Feier.
S. Magnifizenz Profeſſor Roth begrüßte die Ehrengäſte,
ſeine Kollegen und die Studentenſchaft und wies auf die Bedeutung
des 18. Januar, dem Jahrestag der Reichsgründung, hin. Aufgabe
der älteren Generation ſei es geweſen, die noch junge Einheit zu
wah=
ren und zu ſchützen: „Aufgabe der akademiſchen Jugend ſei es, neben
dieſem Schutz die deutſche Einheit zu feſtigen.
Der Vorſitzende der Studentenſchaft, Kand. Buſchmann, knüpfte
an die Ausführungen S. Magnifizenz an. Mit kritiſchen Augen ſehe
man heute aus allen Lagern auf die akademiſche Jugend. Aber dieſe
ſtehe nicht im Streit der politiſchen Anſichten, etwa über die
zweck=
mäßigſte Staatsform, noch laſſe ſie ſich einen „Zwang zur Liebe” zu
irgendeiner Staatsform auferlegen. Für die deutſche akademiſche
Jugend gelte es einzig und allein, die Einigkeit des deutſchen
Vater=
landes und des Volkes zu erreichen und zu bewahren. Dieſer Gedanke
ſtehe allen anderen voraus; das Vaterland werde über alle Parteien
geſtellt. Und wenn an dem heutigen Tage ein Bekenntnis abgelegt
werde, ſo ſei es das, mit heißer Liebe und Hingabe über allem
Partei=
hader zum deutſchen Volk zu halten.
Nach der vorzüglichen Geſangsdarbietung des „Bundesliedes”
(Goethe) von Johann Friedrich Reichardt durch den Akademiſchen Chor
unter der Leitung Prof. Dr. Noacks hielt Prof. Dr. Oehlkers
eine fachwiſſenſchaftliche Feſtrede über das Thema: „Der Aufbau
der Biologie und ihre Stellung im Syſtem der
Wiſ=
ſenſchaften”.
Zum Schluſſe wurde ein dreifaches Hoch auf das deutſche Vaterland
ausgebracht, nach dem begeiſtert das Deutſchlandlied geſungen wurde.
Unter den Klängen eines Marſches verließ der Große Senat und die
Studentenſchaft die Halle.
Der Reichsgründungskommers.
* Im Städtiſchen Saalbau wurde abends der
Reichsgründungskom=
mers abgehalten, an dem wiederum die Studentenſchaft geſchloſſen
teil=
nahm. In ihren farbigen Kneipjacken ſaßen die Studenten bei ihren
Korporationen, auf den Galerien, ſtrahlte ein bunter Kranz junger,
lebensfroher Damen. — Das farbenfrohe Bild wurde vollſtändig, als
die Chargierten, die unter den Klängen der Kapelle Weber, die
Ober=
muſikmeiſter Weber wiederum perſönlich dirigierte, eingezogen waren
und auf der Bühne Platz genommen hatten. Die Fahnen der
Verbin=
dungen waren im Halbkreis aufgeſtellt, die Verbindungsfarben zierten
den inneren Saalbau. Das Präſidium führte der Vorſitzende der
Darm=
ſtädter Studentenſchaft, Kand. Buſchmann.
Der Schlag von 100 Rapieren dröhnte durch den Saal, als der
fröh=
liche Kommers nach dem Einzug der Chargierten begann und das alte
Studentenlied „Sind wir vereint zur guten Stunde” erklang. Eine
herzliche Begrüßungsanſprache hielt der Vorſitzende der Studentenſchaft,
Kand. Walter Buſchmann. Die Ehre der ungewöhnlich hohen Zahl
der an der Feſtlichkeit teilnehmenden Profeſſoren und Aſſiſtenten der
Techniſchen Hochſchule und die Geſamtheit der Kommilitonen, die an
dieſer Feier teilnehmen, bezeugen die Bedeutung des 18. Januar.
Ge=
rade heute, wo die Ziele und Wege zur Erreichung einer beſſeren
Zu=
kunft ſo umſtritten ſeien, bedürfe man eines engeren Zuſammenwirkens
zwiſchen älterer und jüngerer Generation. Und die Jugend müſſe einen
Widerhall bei den Aelteren finden; auch die Studentenſchaft bedürfe
der Unterſtützung der älteren Generation, der Lehrer, ihrer
Profeſ=
ſoren. Möge der Abend das Gefühl des weiteren Zuſammengehörens
erhöhen.
Nach einigen Muſikſtücken und den Studentenliedern „Burſchen
her=
aus” und „Drei Klänge ſind’s”, hielt Profeſſor Dr.=Ing. Wagner
eine beachtenswerte und treffende Feſtrede, in der er nach herzlicher
Be=
grüßung und dem aufrichtigen Dank der Gäſte für die Einladung auf
die hohe Bedeutung des 18. Januar als dem Geburtstag des Deutſchen
Reiches hinwies. Was ſich am 18. Januar 1871 im Spiegelſaale zu
Verſailles vollzog, war lange Friedensjahre beſtimmend für die
Eini=
gung der Bruderſtämme. Es folgte ein Aufſtieg ſondergleichen, viel
bewundert, viel beneidet. Wenn heute die Gegner triumphieren, wenn
Not und Zerſplitterung platzgegriffen haben, und das Erbe des 18.
Ja=
nuar in Gefahr ſei, ſo werfe ſich bnwillkürlich die Frage auf, ob noch
die Berechtigung beſtehe, die Erinnerung an den 18. Januar feſtlich zu
begehen. Und dieſe Frage müſſe bejaht werden. Kein Kleinmut dürfe
herrſchen. Das Vorrecht der Jugend ſei es, Feſſeln zu ſprengen; die
Pflicht jedes Deutſchen aber, zu glauben an Deutſchlands Zukunft und
Wiederaufſtieg. Nicht etwa in fataliſtiſcher Selbſtbeſchwichtigung,
ſon=
dern in jenem Ernſt, der die heutige Lage berückſichtigt und eine beſſere
Zukunft vorausſieht. Wir ſollen und müſſen in heiligem Glauben an
den Wiederaufſtieg Deutſchlands das Wort Walter Bloems beherzigen:
„Ich glaube an mein Volk”. Und aus dieſem Glauben müſſe die
Hoff=
nung erſprießen und mit ihr die Tat zu ringendem Zukunftsbemühen.
Nur dem Starken, Zielbewußten werde gelingen, was er erhoffe, auch
ohne an die Gewalt zu appellieren. Das ſei die Aufgabe, von der ſich
keiner, am wenigſten die akademiſche Jugend, ausſchließen dürfe; denn
ſie habe gerade die Vorausſetzung erkannt, neben der Ertüchtigung des
Körpers auch die Willensſtärke der Seele und des Geiſtes zu bflegen.
Der leider heute noch beſtehende Hang zur Zwietracht müſſe mit allen
Mitteln bekämpft werden. Die Parteiklüfte ſeien zu überwinden. Ge=
gen dieſen Hader wende ſich die Stimme unſeres Hindenburg, die
gegenſeitige Rückſichtnahme habe gerade unſer Staatspräſident Dr.
Ade=
lung als das Gebot der Stunde bezeichnet. Dieſe Differenzen zu
über=
brücken, helfe uns die Liebe zu unſerem Volke; eine Liebe, die keinen
Haß kenne, ſondern Achtung fordere vor jedem achtungswerten Bruder.
Damit verbunden ſei der Gedanke, daß jede Organiſation zwar tüchtige
Führer gebrauche, daß man ſich aber durch den „Führergedanken” nicht
irreleiten laſſen ſolle, ſondern jeden Platz ausfüllen müſſe, auf den man
geſtellt werde, auch wenn es nicht ein Führerplatz ſei. Wenn ſo aus
Glaube, Hoffnung und Liebe die Kraft zum Wiederaufſtieg
Deutſch=
lands erwachſe, ſo werde einſt die heutige Jugend den Tag der goldenen
Ernte feiern können, was er von Herzen wünſche.
Nach einem dreifachen Hoch auf das deutſche Vaterland wurde das
Deutſchlandlied begeiſtert geſungen. Studentenlieder und Muſikſtücke
beſchloſſen den feſtlichen Kommers, der mit dem Auszug der Chargen
unter den Klängen der Muſik endigte.
„Goli, Ehre, Vakerland!”
Vaterländiſcher Abend der Vereinigten Kriegervereine Darmſtadts
der Krieger=Kameradſchaft „Haſſia”.
* Heute vor 59 Jahren wurde im Spiegelſaale zu Verſailles unter
glänzenden Ausſichten das neue Deutſche Reich gegründet. Bismarck
half ſeinem Volk „in den Sattel, aber reiten hat es nicht gelernt”
Es iſt jäh aus dem Sattel in den Sand gefallen. Welch ein Unterſchied
von einſt und jetzt: einſt Deutſchland auf dem Gipfel ſeiner Macht, in
ſtrahlender Wehr, bewundert von allen Nationen, heute Deutſchland ſich
zerfleiſchend in unſeligem Bruderzwiſt.
Iſt es möglich, trotz unſerer gegenwärtigen (aber nur ſcheinbaren)
Hoffnungsloſigkeit wieder an eine beſſere Zukunft unſeres Vaterlandes
zu glauben? Wenn jeder einzelne ſeine heilige Pflicht gegenüber ſeinem
Vaterlande erfüllt, jawohl! —
Eine Antwort auf dieſe Frage, allerdings eine klare, ohne
Vor=
behalte, ſuchte der Vaterländiſche Abend zu geben, den die in
der Kriegerkameradſchaft „Haſſia” vereinigten
Kriegervereine der Landeshauptſtadt und die dieſen
naheſtehen=
den Vereine geſtern, am 18. Januar, abends 8 Uhr, in der längſt vor
Beginn überfüllten Turnhalle am Woogsplatz unter Mitwirkung von
Mitgliedern der Städtiſchen Akademie für Tonkunſt und des Vereins
ehemaliger Militärmuſiker unter Leitung des Obermuſikmeiſters a. D.
Rühlemann veranſtalteten, und der in jeder Weiſe genußreich
war. — Eine vorübergehende, in Darmſtadt jetzt faſt ſchon „
traditio=
nelle” Lichtſtörung ſtellte die Geduld der zahlreich Erſchienenen auf keine
lange Probe. Um 8 Uhr 30 Min. erſtrahlte der Saal wieder in
hell=
ſtem Lichte, und die Fahnen zogen ein, lebhaft begrüßt; man zählte
ihrer zwölf. — Kamerad Kiefer leitete ſodann den feſtlichen Abend
mit einem Prolog ein, der Weg und Ziel der jetzigen und kommenden
vaterländiſchen Erziehungsarbeit zeigte: „Noch ſtehen wir an der
dunkelen Pforte”, aber wir werden
hindurchkom=
men, wenn ein jeder ſein Beſtes gibtl — Ein Volk, ein
Gott, ein Herz, ein Reich, nach dieſem laßt uns alle trachten! —
. . . „Dann blüht uns eine andere Zeit.”
Mit herzlichem „Willkommen” begrüßte der 1. Vorſitzende
Eiden=
müller die Kameraden mit ihren Angehörigen; ſein beſonderer
Gruß galt dem Präſidenten der „Haſſia” und den Vertretern der
be=
freundeten Vereine, vor allem demienigen des Verbandes hefſiſcher
Regimentsvereine. Der Redner gedachte der beſonderen Bedeutung des
heutigen Tages als des Geburtstages des Deutſchen Reiches und
for=
derte alle Anweſenden auf, an dieſem ſchönſten Tag in der deutſchen
Geſchichte aufs neue
nationales Pflichtbewußtſein
zu geloben. „Was du ererbt von deinen Vätern ..
Die Feſtanſprache hielt der erſte Präſident der Krieger=
Kame=
radſchaft „Haſſia”, Se. Exzellenz General von Oidtmann, der den
„Unterſchied von damals und heute” beleuchtete: „Dreue und
Glaube ſind heute im deutſchen Volke fremde
Be=
griffe geworden”, führte er aus, wer ſichoffen und frei zu ſeinem
deutſchen Volke bekennt, wird als „Narr, Vaterlandsverräter bezeichnet,
zurückgeſetzt oder gar mißhandelt”. Redner appelliert an das
Ehr=
gefühl jedes Einzelnen und damit des ganzen deutſchen Volkes,
denn es gelte erſtens der Lüge von der angeblichen Alleinſchuld
Deutſch=
lands nicht nur zu begegnen und damit dem Vernichtungswillen der
Gegner, ſondern zweitens und ganz beſonders heute, und zwar mit
allen geiſtigen Mitteln zu bekämpfen einen
Bolſchewis=
mus, der dieſes Heiligſte bedroht: Gott, Volk, Familie und
Eigentum.
Wer nicht wolle, daß der Bolſchewismus alles vernichte, was der
geſittete Menſch ſein Eigen nennt, der müſſe jeder an ſeiner Stelle,
wo ihn Gott hingeſtellt habe, mitkämpfen. Denn dieſer Kampf
gegen den Bolſchewismus, in dem es um die heiligſten Güter überhaupt
gehe, werde noch ſchwerer werden als der Weltkrieg, und er gehe
einen jeden an. — Die Anſprache klang in ein Hoch aus, in das die
Anweſenden ſtehend einſtimmten. Die Kapelle intonierte „Deutſchland
über alles”, deſſen erſter Vers geſungen wurde. —
Große Freude herrſchte im ganzen Saale, als im Laufe des ſehr
vielſeitigen und daher auch ſehr unterhaltſamen Programms der
Pro=
tektor der „Haſſia” mit dem älteſten Prinzen erſchien und am
Vor=
ſtandstiſche Platz nahm. Ein Vertreter der Mainzer „Haſſia”=
Jugend gab ſeiner Freude Ausdruck, unbeſchwert von dem „Druck
frem=
der Söldlinge” im Kreiſe Gleichgeſinnter einen Deutſchen Abend
ver=
leben zu dürfen und hoffte, „die lieben Darmſtädter” bald im freien
Mainz begrüßen zu dürfen. — Wenn es allen, das darf ruhig geſagt
werden, an dieſem Abend ſehr, ſehr gefallen hat, dann gebührt der
Dank hierfür den uneigennützigen Mitwirkenden, unter denen auch die
Tanzſchule des Frl. Aenne Reiß recht vorteilhaft debütierte. Der
nationale Einſchlag des Abends war in dem Melodram mit lebendem
Bild „Der letzte Mann”, vorgetragen von Kamerad Kiefer, lebenden
Bildern, geſtellt von ehemaligen Marineangehörigen und dem Drama
„Heimatſcholle” von Friedrich Schare, aufgeführt von Kameraden
des Kameradſchaftlichen Kriegervereins 1874, vortrefflich gewahrt.
— Die Schlierſeer kommen! Xaver Terofal, oft kopiert—
nie erreicht —, mit ſeiner oberbaheriſchen Volksbühne, dem erſten und
älteſten Unternehmen dieſer Art (begründet von Konrad Dreher),
be=
kannt durch ſeine Kunſtreiſen ſeit 30 Jahren, durch Deutſchland,
Oeſter=
reich, die Schweiz und Amerika, kommt nächſten Dienstag, 21. Januar,
zu einem diesmal nur kurzen Gaſtſpiel nach Darmſtadt. — Die
Schlier=
ſeer — beſſer wie je — bringen ihren eigenen Fundus an Trachten und
Bühnen=Ausſtattung mit, nicht zu vergeſſen, das glänzende muſikaliſche
Bauernkünſtler=Trio: der Schnegg, der Stang und der Bauer.
Bucherstube Alfred Bodenheimer
WVährend unserer
2 billigen Bücher-Wochen
Verkauf antigu. Bücher mit 400 bis 700 vom Ladenpreis
Inge Dinand-Ausstellung
heute von 11bis 1 Uhr geöffnet
1426
— „Hermann, wat bis de gemein!” das derzeitige und letzte Stück
des Hermann Job=Enſembles, übertrifft alle bisher geſpielten
ſoge=
nannten „Lach=Schlager‟. Die Eigenart des rheiniſchen Burlesk=
Komi=
kers Job kommt bei dieſem Stück recht ſtark zur Geltung, und zwar
in vorteilhafteſter Weiſe. Es ſei daher der Beſuch der beiden letzten
Vorſtellungen des Job=Gaſtſpieles, heute, Sonntag, und morgen,
Mon=
tag, empfohlen. Kleine Preiſe von 1 Mark an; die Vorzugskarten
haben Gültigkeit! (Siehe Anzeige.)
— Ortsgewerbeverein und Handwerker=Vereinigung Darmſtadt.
Unſere 4. Winterverſammlung wird am kommenden Donnerstag, den
23. Januar, abends 8 Uhr, im „Konkordiaſaale”, Waldſtraße,
ſtattfinden. Es handelt ſich um einen Lichtbilder=Vortrag über die
Hausſchwammgefahr, der für das geſamte Handwerk von ganz
beſon=
derer Bedeutung und größtem Intereſſe ſein dürfte. Es werden
ſpre=
chen: Herr Privatdozent Dr. H. Heil von der Techniſchen Hochſchule
Darmſtadt über „Tagesfragen aus der
Hausſchwamm=
praxis” und Herr Profeſſor Dr. W. Sonne über „Die
Be=
kämpfung des Hausſchwamms in Neubauten‟. Der
erſte Redner wird u. a. die Entſtehung und Entwicklung des
Haus=
ſchwamms=, ſeine Erkennung, ſowie die bei Rechtsſtreiten wichtige
Be=
ſtimmung ſeines Alters behandeln, während der zweite Redner im
weſentlichen darüber ſprechen wird, warum die Entſtehung und
Ent=
wicklung des Hausſchwamms bei Neubauten gefährlicher iſt, wie bei
älteren Häuſern. An Hand zahlreicher Fälle aus der Praxis ſoll
beiderſeits die Verhinderung des Einwanderns des Hausſchwammes in
unſere Häuſer eingehend behandelt werden. Wir empfehlen allen
Ge=
werbetreibenden, bei dieſem Vortragsabend anweſend zu ſein und ſich
über den neueſten Stand der Hausſchwammfrage zu unterrichten.
Selbſtverſtändlich ſind auch diesmal alle Freunde des Handwerks und
Gewerbes herzlich willkommen, denn es handelt ſich um einen
Gegen=
ſtand, der in gleicher Weiſe für Hausbeſitzer, wie auch für Mieter
in=
tereſſant und bedeutungsvoll iſt. — Auf die Anzeige in der heutigen
Nummer dieſes Blattes wird verwieſen.
— Arbeiter=Samariter=Kolonne Darmſtadt. Am Dienstag, den
21. Januar, abends, beginnt im Heim, Mühlſtraße 4, ein
Ausbildungs=
kurſus in erſter Hilfeleiſtung bei Unglücksfällen und plötzlichen
Erkran=
kungen. Der Kurſus findet unter ärztlicher Leitung ſtatt und iſt
un=
entgeltlich.
SZeite 6
Sonntag, den 19. Januar 1930
Nummer 19
Wie ſich Stadtbilder ändern.
(Alt= und Neudarmiädtiſches).
Am Meraspag und Mntsägnger!
Wenn man ehedem den alten Kirchhof, heutigen Kapellplatz,
über=
ſchritten hatte, war man ſo ziemlich am Stadtende angelangt. Nach
dem Soder, einem alten Gewann, heutige Soderſtraße, und auf der
anderen Seite zum Mühlweg hin, breitete ſich weites Wieſengelände
aus; dazwiſchen ſchlängelte ſich der Soderbach. Hier waren die
Bleich=
plätze der alten Darmſtädter. Die Bleichgärten von Hartmann,
Geh=
bauer, Bergner uſw. Hier hielten die Darmſtädter Hausfrauen ihre
Waſchfeſte, denn in der guten alten Zeit war dies für die Hausfrau
noch ein Feſt, dem man mit Stolz entgegenſah. Am Woogsplatz, bei
der Turnhalle der Darmſtädter Turngemeinde, lag der „Kleine Woog”,
der dem Färber Bloch und ſpäter dem Färber Flöring, deren
An=
weſen hier lag, wo heute die Turnhalle ſteht, als Auswäſche diente
und zugleich auch ein Tummellatz der Darmſtädter Jugend war. Ueber
den heutigen Mercksplatz dehnten ſich weithin die Merck’ſchen
Fabrik=
gebäude; ſie nahmen den ganzen heutigen Mercksplatz ein. Als
Fort=
ſetzung der heutigen Lindenhofſtraße zog ſich jenſeits der Mühlſtraße
ein ſchmaler Weg, der Mühlweg, hin; dazwiſchen hatte noch der alte
Mühlbach ſeinen Lauf, und den Eingang zum Mühlweg bildete die
alte Brauerei zum Lindenhof, mit einer ſchönen Gartenwirtſchaft,
deren Beſitzer der Bierbrauer Chriſtian Ritſert war. Jenſeits, an der
Mühlſtraße, wo ſich heute der ſtolze Bau unſeres Hallenſchwimmbades
erhebt, lag das Verwaltungsgebäude der Firma Merck und das
Wohn=
gebäude von Dr. Wilhelm Merck; an den Bau nach der Altſtadt hin
ſchloß ſich ein ſchöner großer Garten an. Die Altſtadt lag dahinter,
und nach dem Oſtbahnhof hin gab es keine Verbindungsmöglichkeit 1839
war wohl ſchon einmal ein Altſtadtdurchbruch geplant, der ſogenannte
Runde Turm war niedergelegt worden und dadurch die Möglichkeit
zur Durchführung der Rundeturmſtraße und zum Ausbau der
Mühl=
ſtraße gegeben; aber dabei blieb es, und erſt in den darauffolgenden
60er Jahren ſchaffte man Durchbrüche am ſchon erwähnten Kleinen
Woog, an der Hinkelspumpe, und gab Veranlaſſung zum Bau der
Woogsſtraße, der Lindenhofſtraße uſw. Erſt mit dem Altſtadtdurchbruch
zu Anfang dieſes Jahrhunderts wurden nach Oſten weitere
Verkehrs=
möglichkeiten geſchaffen. Auf dem Gelände, wo heute die Schulhäufer
der Rundeturmſchule ſtehen, befanden ſich ebenfalls Bleichgärten, und
zwar die des Bleichgärtners Appun. Von hier aus wurde nach Oſten
hin der Weg gebahnt. Das Haus Mühlſtraße 31, die ehemalige
Seifen=
fabrik Gutenberg, wurde von der Stadt erworben und der Altſtadt=
Durchbruch fortgeſetzt — als Verlängerung nach dem Oſtbahnhof hin.
Vieles hat ſich in dieſem Bauquartier verändert. Nachdem das
Merckſche Fabrikanweſen 1904 nach und nach abgebrochen wurde, gab
es hier Ausdehnungsmöglichkeiten. Der ehemalige Mühlweg gab die
Verlängerung zu unſerer heutigen Lindenhofſtraße, bis zur
Darm=
ſtraße hin. Dann folgte der Durchbruch der Riedlingerſtraße bis zur
Mühlſtraße. Ebenſo konnte die Verlängerung der Teichhausſtraße bis
zum heutigen Mercksplatz erfolgen. Noch neuer iſt der Straßenzug der
Adolf=Spieß=Straße. Hier an der Ecke entſteht nun in unſeren Tagen
ein gewaltiger Wohnbaublock, wo einſt weites Wieſengelände mit
ſpru=
delnden Bächlein und ſpäter Fabrikanlagen waren. Auch unſere
Stift=
ſtraße hörte am Mühlweg auf. Hier war das weite Gartenfeld der
Knabenarbeitsanſtalt, die auch erſt bei der Niederlegung des
Merck=
ſchen Anweſens einen Teil ihres Feldes hergeben mußte, ſo daß der
weitere Straßenzug der Stiftſtraße nach der Erbacher Straße hin
entſtand.
Auf der anderen Seite von der Altſtadt her ging man durch die
ehemalige Blumenſtraße, die heute den Straßenzug der Landgraf=
Georgſtraße bis zum Oſtbahnhof hin bildet. Am Eingang der
Blumen=
ſtraße, Ecke der Mühlſtraße lag die „Suppenanſtalt”, die Wiege unſerer
heutigen Volksküche, ein Vermächtnis des Rentners Wilhelm Schwab.
Nehmen wir von hier aus nun den Weg zum heutigen Oſtbahnhof und jur
Noſenhöhe, wo heute ebenfalls ein gewaltiger moderner Baublock mit
59 Wohnungen und einigen Läden erſtanden iſt, wo ſich die
Straßen=
züge des Fiedlerwegs und der Landgraf=Geogrſtraße kreuzen, da
er=
kennen wir, wie die Ausdehnung der Stadt nach Oſten hin drängt.
Ehedem war hier weites Feldgelände, die Gewanne des Buſenberges,
nach der Roſenhöhe hin. Die Sage bezeichnet den Buſenberg als
die=
jenige Stelle, auf welcher Sickingen bei der Belagerung von
Darm=
ſtadt ſein Lager aufgeſchlagen habe. Innerhalb der Mathildenhöhe
erhob ſich vor Alters eine Schanze oder eigentlich Batterie, welche der
radition zufolge aus der Sickingenſchen Fehde herrühren ſollte. Der
Angriff der Stadt erfolgte bekanntlich vom Beſſunger Tor her. Später,
um 1770, wird der Buſenberg als eine gute Weinlage bezeichnet, wo
ein guter Tropfen wuchs. 1828 wurde am Buſenberg der Grund zur
heutigen Knabenarbeitsanſtalt gelegt. Durch ein Legat des
Oberforſt=
rats Pretlack und durch Zuwendungen aus der Bürgerſchaft, ſowie
durch Schenkung von zweieinhalb Morgen Ackerland von der Stadt,
begannen hier die Anfänge dieſer ſegensreichen Schule. 1843 wurde
dann ein größeres Anweſen an der Stiftſtraße erworben und die
Kna=
benarbeitsanſtalt dorthin verlegt. Durch Anlegung der oben
erwähn=
ten Straßenzüge: Stiftſtraße, Landgraf=Georgſtraße und Mercksplatz,
wurde das Geſände ſtark beſchnitten; aber als Gartenarbeitsſchule blüht
ſie heute weiter.
Hier nach Oſten iſt die Ausdehnungsfähigkeit für unſere Stadt noch
groß; möge bald die Zeit kommen, wo der Oſtbahnhof ein anderes Bild
bekommt, und wo ſich auch im Quartier Roſenhöhe eine neue Garten=
Philipp Weber.
ſtadt erhebt.
Aus den Darmſtädter Lichtſpieltheakern.
Helia
bringt einen ſehr guten Wilhelm Dieterle=Film. Dieterle hat
in einer ausgezeichneten Regie, der beſtenfalls ein klein wenig ſtärkeres
Tempo zu wünſchen wäre, Ludwig Ganghofers Roman „Das
Schweigen im Walde” verfilmt; d. h. er führt die Regie in
die=
ſem Film und ſpielt ſelbſt die Hauptrolle des Baron Ettingen. Die an
und für ſich harmloſe Fabel von dem Fürſten, der, wie das bei
Gang=
hofer ſo vorkommt, kurz vor der Hochzeit die Oberflächlichkeit ſeiner
Braut entdeckt und der Enttäuſchung zu entfliehen ſucht in der
Ein=
ſamkeit des Hochgebirges und Waldes, der hier im Schweigen des
Wal=
des in der Malerstochter die Frau findet, die ihn verſteht und die er
ſchließlich aus Feuers= und Waſſerstod rettet, um ſie zu ehelichen; dieſe
Fabel, wie geſagt, iſt nicht das Wichtigſte an dem Film, auch nicht die
Tatſache, daß der Hochgeborene mit einem ganz gewöhnlichen Wilderer,
den er zum Jäger macht, in Konkurrenz tritt bei der Werbung um die
wirkliche Braut. Die Hauptſache in dieſem Film iſt, daß er eine Reihe
ganz köſtlicher Bilder aus dem Schweigen des Hochwaldes bringt.
Bil=
der aus dem Leben der Tiere und der Menſchen, die dort droben eine
eigene Klaſſe bilden. Jagd= und Wildererverfolgung, Haberfeldtreiben,
Johannisfeuer und dergleichen ſchöne Dinge mehr ſind in dieſem Film
aus den Bergen zu einer Reihe von wunderhübſchen Bildern und
Bild=
ſzenen vereint. Dazu kommt die ausgezeichnete Darſtellung von
Wil=
helm Dieterle, von Petta Frederik, Rina Marſa u. v. a. —
In den
Palaſt=Lichtſpielen
läuft, unter ſeltenem Andrang der Beſucher, ein köſtlicher Haury Piel=
Film. In zehn Akten führt Harry Piel, der ſich immer mehr eines
ſonnigen Humors in ſeiner Darſtellung bedient, eine prachtvolle Meute
von etwa einem Dutzend Schäferhunden vor, die unter der Führung
ſeines beſten Freundes, des Polizeihundes „Greif” eines wahren
Muſterexemplars des ſchwarzen Schäferhundes, eine Fülle von Proben
ganz hervorragender Dreſſuren ablegen. Harry Piel benutzt ſeine
vier=
füßigen Freunde zu einer Detektivhandlung; er läßt ſeine tapferen
Schäferhunde ſchließlich ganz allein eine Bande von Schwerverbrechern
aufſpüren und dingfeſt machen. Harry Piel liefert damit, wie geſagt,
einen köſtlichen Film. Er iſt diesmal nicht ſo reich an
Senſationsſpan=
nungen, bringt er doch eine Reihe von meiſterhaft, auch techniſch
auf=
genommenen Bildern der vierfüßigen Poliziſten bei ihrer Arbeit.
In beiden Theatern laufen als Beifilme amerikaniſche Grotesken.
union=Theater.
Das heitere Spiel „Die Frau, die jeder liebt, biſt du!” das im
Spielplan des U. T. als Hauptfilm gezeigt wird, wird getragen durch
Henny Porten in der Titelrolle. Dieſe Künſtlerin, der allerdings
ernſte Rollen viele beſſer liegen, verſteht es dank ihres ſchauſpieleriſchen
Könnens, aus der an ſich nichtsſagenden Handlung herauszuholen, was
eben möglich iſt. Der Film gehört — abgeſehen von den Leiſtungen
der Hauptdarſteller — beſtimmt nicht zu den beſten Luſtſpielfilmen.
Intereſſant und lehrreich und daher gern geſehen ſind Filme wie „Die
Bewohner des Meeres‟. Durch dieſe Art kleiner Lehrfilmſtreifen wird
dem Laien Wiſſen (hier von dem Leben der Hummern und Krebſe) in
anſchaulicher und lebendiger Weiſe vermittelt. — Im Beiprogramm läuft
„Buſter in der Bar” in zwei Grotesk=Akten.
— Liedertafel 1842, e. V. Man ſchreibt uns: Der Frauen=
Chor iſt nicht als Konkurrenz der ſchon beſtehenden gemiſchten
Chor=
vereinigungen gedacht. Wir wiederholen, daß ſwir nur ſelten, bei ganz
beſtimmten Anläſſen als gemiſchter Chor auftreten werden. Es bleibt
den Mitgliedern unbenommen, auch in den gemiſchten
Chorvereini=
gungen mitzuſingen. Wir haben das zu tun ſogar unſeren
Mitglie=
dern nahegelegt und empfohlen. Eine Anzahl ſingt bereits in
hie=
ſigen gemiſchten Chören mit. Gerade dieſe Damen waren es, die
die Gründung bzw. Beibehaltung des Frauenchors wünſchten und
unterſtützten, weil ſie eine Befriedigung im Singen in dieſſen Chören
nur bis zu einem gewiſſen Grade finden. Zum Singen deutſcher
Lie=
der und Volkslieder kommen ſie dort nicht oder gar ſelten. Dieſem
Bedürfnis ſoll unſer Frauenchor in der
Haupt=
ſache dienen. Wenn die Pflege des deutſchen Liedes als
allge=
meines deutſches Bildungs= und Kulturgut gelten ſoll, iſt es nötig, daß
ſich auch die deutſchen Frauen und die deutſche weibliche Jugend daran
bet
e. Das Ergebnis der Meldungen iſt überraſchend und ein ſicheres
Zeichen, daß wir mnit dieſer Gründung einem vorhandenen Bedürfnis
abhelfen.
— Strandfeſt bei Nacht! — Das Stiftungsfeſt des Darmſtädter
Schwimmklubs „Jungdeutſchland” am 25. Januar. Nur
noch acht Tage trennen uns von dieſem Ereignis, über das wir noch
weiter berichten werden. Die Tanzabzeichen ſind jetzt bei L. B. Müller
(Schulſtraße 14) und L. Adelmann (Rheinſtraße 12½) zum Preiſe von
3 Mark für geladene Gäſte erhältlich.
— Gymnaſtik=Lehrgang für Herren. Die Bode=Gymnaſtik ſchafft
einen Ausgleich für alle Menſchen, deren tägliche Berufsarbeit keine
Möglichkeit zur ausgiebigen Bewegung bietet. Sie verſucht den
Kör=
per durch Entſpannungsübungen von falſchen Bewegungsgewohnheiten
zu befreien, dann durch Arbeits= und Zielbewegungen, die für
beruf=
liche und künſtleriſche Tätigkeit notwendig ſind, den richtigen Ablauf
der Bewegung wieder zu erreichen und ſo einen unnötigen
Mehrver=
brauch an Muskel= und Nervenkraft zu erſvaren. Die Gymnaſtik iſt
be=
ſtimmt für alle Menſchen, die wiſſen, daß alle geiſtige Tätigkeit ihrer
Kraft beraubt wird, wenn deren innere Strömung nicht wieder in
Weihſelwirkung mit der körverlichen Bewegung gebracht wird. Den
Lehrgang findet jeweils Montags von 21—22 Uhr in der Turnhalle der
Viktoriaſchule, Hochſtraße, ſtatt. Anmeldungen erfolgen in der
Ge=
ſchäftsſtelle der Velkshochſchule, Mathildenplatz 17.
1. Segelflugkongreß vom 8.—10. März in Darmſtadt.
Anläßlich des 10. Rhön=Segelflug=Wettbewerbes iſt der Gedanke
aufgetreten, die Segelflugintereſſenten im Frühjahr zu einer
wiſſen=
ſchaftlichen Tagung zuſammenzuberufen. Der Gedanke hat allſeits
freu=
digen Widerhall gefunden. In der Zeit vom 8. bis 10. März 1930
wird nunmehr der Erſte Segelflugkongreß in Darmſtadt, dem Sitz des
Forſchungs=Inſtituts der Rhön=Roſitten=Geſellſchaft ſtattfinden. Auf
dieſer Tagung ſollen die aktuellen wiſſenſchaftlichen Probleme des
Segelflugs von namhaften Sachverſtändigen beſprochen und aus der
Ausſprache neue Anregung gewonnen werden. Insbeſondere werden
hierbei auch die Beziehungen zwiſchen dem Segelflug und dem
Motor=
flug in ihren zahlreichen Wechſelwirkungen zur Sprache kommen.
Weiterhin werden die praktiſchen Fragen des Segelflugs und der
Segelflugſchulung behandelt werden. Eine Reihe in der Luftfahrt
be=
kannter Perſönlichkeiten hat ſich bereits zur Uebernahme von Vorträgen
bereit gefunden. Es iſt zu erwarten, daß auch aus dem Auslande,
wo=
ſelbſt der Segelflug ſich mehr und mehr einbürgert, Vertreter zu dem
Kongreß kommen werden.
Gesangsmeisterin
Warie Franke
aus Berlin.
Lehrerin von Charlotte Massenburg. Mainz
Marg. Albrecht, Königsberg
Kiesstr. 127
A fred Karen, Duisburg-Bochum
Anrut 1860
u. V. a.
(1389
Die Betriebsberatungs= und Gewerbeförderungsſtelle der
Heſſi=
ſchen Handwerkskammer Darmſtadt hatte zu einem Vortrag in den Saal
der „Eintracht‟, Eliſabethenſtraße 12, eingeladen. Der Vortrag
behan=
delte die Verwendung der Nitro=Zelluloſelacke im
Handwerk der Maler und Lackierer im Farbenſpritzverfahren,
auch wurde über die Herſtellung künſtlicher Oberflächen mit dem „Maſa=
Verfahren” photo=mechaniſche Fourniere, Aufklärung gegeben.
Re=
ferent war Herr Fachlehrer und Fachberater A. Wenger=
Frank=
furt a. M. Die mit großer Gewandtheit und Sachkenntnis gemachten
Ausführungen des Herrn Wenger erregten größtes Intereſſe der
An=
weſenden und fanden allgemein Beifall. Es wurde die Notwendigkeit
beſprochen und der lebhafte Wunſch zum Ausdruck gebracht, daß Kurſe
eingerichtet werden, in denen Intereſſenten in dem Verfahren praktiſch
ausgebildet werden, ſo daß man in der Lage ſei, dieſe fortſchrittlichen
Methoden handwerklich zu verwerten, um leiſtungsfähig zu ſein und
neue Einahmequellen für das Handwerk zu erſchließen. Es wurde die
Farbſpritztechnik eingehend beſprochen und neue Apparate gezeigt, die
infolge ihrer Einfachheit und vor allem ihres billigen Preiſes manchen
Handwerker veranlaſſen werden, ſich mit dem Farbſpritzverfahren
ein=
gehender zu befaſſen, um dasſelbe zur Verarbeitung der Nitro=
Zelluloſe=
lacke in der Praxis in Anwendung zu bringen. Herr Wenger hat ſich
zur Durchführung ſolcher Lehrkurſe bereit erklärt und ſoll ein ſolcher
in Kürze in Darmſtadt ſtattfinden. Da nur eine beſchränkte Anzahl
von Teilnehmern aufgenommen werden kann, iſt Anmeldung baldigſt
zu empfehlen und kann erfolgen bei der Handwerkskammer Darmſtadt,
der Heſſiſchen Malereinkaufsgenoſſenſchaft Darmſtadt, Luiſenſtraße 6,
ſowie bei Herrn Malermeiſter A. Darmſtädter=Darmſtadt,
Sandberg=
ſtraße 57.
Karunsat, on Hbrrafl
„Rauie
durch Mrinslastre
Ernst Ludwigstraße 10 (1369
— Anthropoſophiſche Geſellſchaft. Man ſchreibt uns: Es ſei
noch=
mals auf die Dienstag, den 21. Januar, beginnende Vortragsreihe über
„Sternenweſen und Menſchheitsſchickſal” hingewieſen. Daß der
Kos=
mos, den wir mit unſeren Sinnen in den Sternen erblicken, ein geiſtig
Seiendes iſt, und daß die Menſchheit geiſtig und phyſiſch dort ihren
Ur=
ſprung hat, dies kann in einem ganz konkreten Sinn in der alten,
zu=
tiefſts der chriſtlichen Weisheit gefunden werden. Auf der fortgeſchrittenen
Bewußtſeinsſtufe des chriſtlichen Abendlandes iſt es durch den
Begrün=
der der Anthropoſophie, Rudolf Steiner, von neuem ausgeſprochen
worden. Verheißungsvoll tritt die Ahnung, daß Erde und Menſch mit
ihrem ganzen Sein ſinnlich und überſinnlich in das Leben des Kosmos
eingebettet ſind, in vielen, beſonders auch den wiſſenſchaftlichen
Frage=
ſtellungen unſerer Zeit zutage. Anthroboſophie will taſtendes Ahnen
zum klaren Erfaſſen der ſinnlich=überſinnlichen Zuſammenhänge bringen,
damit der Menſch ſein Weſen erkenne und wieder die Kraft finde, ſein
Leben aus dem Bewußtſein des göttlichen Seins heraus zu geſtalten,
in dem er urſtändet. (Siehe die Ueberſicht der Themen in der heutigen
Arzeige!)
Der Provinzialkag Rheinheſſen und die
Gusſernversorgang.
* Der Provinzialtag der Provinz Rheinheſſen beſchäftigte ſich am
Samstag nachmittag nach der feierlichen Einführung und Verpflichtung
der neuen Provinzialtagsmitglieder und der Neuwahl der
Provinzial=
ausſchußmitglieder mit der Frage der heſſiſchen kommunalen
Gasfernver=
ſorgung. Die Provinz Rheinheſſen iſt bekanntlich mit 16 Prozent des
Geſellſchaftskapitals, das ſind 50 000 RM., an der Hekoga beteiligt. Der
Aufſichtsrat der Hekoga hat in ſeiner Sitzung vom 16. Dezember mit
allen gegen 2 Stimmen beſchloſſen, die mit der Ruhr= und Saar=Gas=
Akt.=Geſ. vereinbarten Vertragsentwürfe der auf den 27. Januar
1930 einberufenen Generalverſammlung der Hekoga zur
An=
nahme zu empfehlen. Es war daher Aufgabe des Provinzialtages, dem
Provinzialdirektor Dr. Wehner Direktiven für dieſe bevorſtehende
Generalverſammlung zu erteilen. Einleitend erläuterte Juſtizrat Levi
Bedeutung und Inhalt der fünf Vertragsentwürfe (Mantelvertrag,
Gas=
lieferungsvertrag, Gemeinſchaftsvertrag, Geſellſchaftsvertrag und
Main=
zer Pachtvertrag). Leider führte die mehrſtündige Ausſprache über dieſe
wichtige Frage zu keinem endgültigen Ergebnis.
Sozi=
aldemokratie und Zentrum äußerten ſtarke
Beden=
ken. Der von Provinzialdirektor Dr. Wehner namens des
Provinzial=
ausſchuſſes geſtellte Antrag, der Provinzialtag wolle den
Provinzial=
direktor ermächtigen, in der bevorſtehenden Generalverſammlung der
Hekoga für den Abſchluß der mit Ruhr= und Saar=Gas vorbereiteten
Vertragsentwürfe unter dem Vorbehalt zuzuſtimmen, daß der
Pachtvertrag, mit der Stadt Mainz betr. Weiterbetrieb des Mainzer
Gaswerkes auch über die erſten zehn Jahre hinaus, in befriedigender
Weiſe gelöſt werde, wurde mit 24:15 Stimmen abgelehnt.
Ein Antrag der Sozialdemokraten, der die Verträge in der vorliegenden
Faſſung ablehnt und den Provinzialdirektor beauftragt, vor der
end=
gültigen Zuſtimmung zu den Verträgen darauf hinzuwirken, daß noch
eine Reihe von Sicherungen insbeſondere über die Einflußnahme
der öffentlichen Hand aufgenommen werde, wird mit 2:12 Stimmen
abgelehnt. Damit ſtand man vor einem Vakuum.
Be=
mühungen des Provinzialdirektors, zu erreichen, daß der
Provin=
zialausſchuß mit der Verabſchiedung der Vorlage betraut
werde, fanden keine Gegenliebe. Ein Zentrumsantrag, der
beſagte, daß der Provinzialdirektor beauftragt werde,
die beſtehenden Bedenken zuklären und den Provinzialtag
in einer neuen Sitzung vor dem Abſchluß der Verträge Gelegenheit
zu geben, dazu Stellung zu nehmen, wurde angenommen.
— Die Kaufmänniſche Stenographen=Geſellſchaft hielt ihre
Haupt=
verſammlung ab. Das abgelaufene Vereinsjahr war nach den
einleiten=
den Worten des 1. Vorſitzenden, Wilhelm Weber, und nach dem ſehr
ausführlichen Bericht des 1. Schriftführers, Auguſt Hepp, reich an Arbeit.
Die ſelbſtloſe Arbeit der einzelnen Vorſtandsmitglieder,
Unterrichts=
leiter und der ſonſtigen Mitarbeiter wurde belohnt durch den
erfreu=
lichen Aufſchwung, den die Geſellſchaft im letzten Jahre genommen hat.
Die Kurſe der Geſellſchaft haben einen glänzenden Zuſpruch aufzuweiſen
und die Mitgliederbewegung iſt aufwärtsgehend. Die
Maſchinenſchreib=
ſchule der Geſellſchaft, die erſte und älteſte Vereinsſchule Deutſchlands,
wies ebenfalls einen beſonders ſtarken Zuſpruch auf. Die Geſellſchaft
erblickt in ihren ſtreng durchgeführten Vereinswettſchreiben und in den
amtlichen Handelskammerprüfungen die einzig maßgebenden
Prüfungs=
ſtellen für den einzelnen Beſucher, und erzielte bei den letzten
Prüfun=
gen Spitzenleiſtungen. Die übrigen Abteilungen haben ebenfalls
Fort=
ſchritte zu verzeichnen. Neben der beruflichen Bildungsarbeit wurden
die Geſelligkeit und die Wanderungen gepflegt. Die Tätigkeit der
ſeit=
herigen Vorſtandsmitglieder wurde dadurch anerkannt, daß faſt
ſämt=
liche Mitglieder des Vorſtandes wiedergeſvählt wurden. Die
Geſchäfts=
leitung fetzt ſich wiederum zuſammen aus den Herren Wilhelm Weber,
Jakob Mann, Jakob Scheh, Wilhelm Mankel und Auguſt Hepp. An
die anregend verlaufene Verſammlung ſchloß ſich ein geſelliger Teil.
— Jahreshquptverſammlung der Liedertafel E. V. Die
Jahres=
hauptverſammlung der Liedertafel fand im Fürſtenſaal ſtatt. Der 1.
Vor=
ſitzende, Herr Wilhelm Mitze, erſtattete den Jahvesbericht, dem zu
ent=
nehmen war, daß die außerordentlich ungünſtigen wirtſchaftlichen
Ver=
hältniſſe des Jahres 1929 auch die Vereine ſchwer belaſteten, und daß
es aller Anſtrengungen bedurfte, den geſtellten Aufgaben gerecht zu
wer=
den. Beſonderer Dank und Anerkennung wurde dem Chormeiſter, Herrn
Karl Grim, ausgeſprochen, der es auch im Jahre 1929 verſtand, den
Chor mit Erfolg zu führen. In dieſem Zuſammenhang ſei nur an das
letzte Konzert im Großen Haus und an die letzte Weihnachtsfeier im
Saalbau erinnert, die beide ein voller künſtleriſcher Erfolg waren.
Außer=
ordentlich beifällig nahm die Verſammlung von dem Vorſtandsbeſchluß
der endgültigen Gründung eines Frauenchors Kenntnis. Außer den
bei der Weihnachtsfeier beteiligten 60 Damen, die ſich faſt reſtlos
wie=
der zur Verfügung geſtellt haben, ſind bereits Neuanmeldungen in
überaus großer Zahl eingegangen. Ausdrücklich wurde betont, daß es
ſich nur um einen reinen Frauen= und nicht um einen gemiſchten Chor
handelt. Obwohl die äußerſt ſparſame und gewiſſenhafte. Wirtſchaft
des Rechners, Herrn Friedel Hofmann, anerkannt werden muß und der
Jahresabſchluß in finanzieller Hinſicht den Zeitverhältniſſen entſprechend
als zufriedenſtellend angeſehen werden kann, ließen ſich doch auch hier
die Spuren des ungünſtigen Wirtſchaftsjahres 1929 nicht verwiſchen.
Innerhalb des Vorſtandes gab es nur geringe Verſchiebungen. Der
1. Schriftführer, Herr Lied, hatte ſein Amt zur Verfügung geſtellt. An
deſſen Stelle wurde der ſeitherige Kontvolleur, Herr Konrad Glatt, und
als Kontrolleur der ſeitherige Beiſitzer im Vorſtand, Herr Peter
Heiligen=
thal, gewählt. Herr Lied bleibt als Beiſitzer im Vorſtand.
Aerztlicher Sonntagsdienſt. Iſt wegen plötzlicher Erkrankung
ärztliche Hilfe erforderlich, ſo iſt ſtets zunächſt der Hausarzt zu rufen.
Wenn dieſer nicht ereichbar iſt, dann ſind am Sonntag, dem 19. Januar
1930, folgende Aerzte zu deſſen Vertretung bereit: Dr. med.
Leyd=
hecker, Heinrichſtraße 23, Telephon 1975; Dr. med. Vidal,
Stifts=
ſtraße 25, Telephon 1110; Dr. med. Wagner, Annaſtraße 3,
Tele=
phon 322.
Lokale Veranſtaltungen.
Die hierunter erſcheinenden Notizen ſind ausſchließlich als Hinweiſe auf Anzeigen zu beirachten.
in keinem Falle irgendwie als Beſprechung oder Kritit.
— Friede über Griechenland! Ueber ſeine Reiſeeindrücke
bei der Fahrt als Delegierter zum Weltfriedenskongreß in Athen
be=
richtet am Donnerstag, 23. Januar, abends, Aſſeſſor Schramm=
Offen=
bach in der Aula des Realgymnaſiums (Kirchſtraße, Eingang neben der
Buchhandlung Saeng). Durch die Wahl der Balkanſtadt Athen war der
Kongreß diesmal von außerordentlicher Bedeutung für die praktiſche
Politik der Balkanſtaaten, und fand auch von ſeiten ihrer Regierungen
die entſprechende Würdigung. Darüber, ſowie über Land und Leute
in Griechenland wird Herr Aſſeſſor Schramm eingehend berichten.
Zahl=
reiche Lichtbilder, auch viele eigene Aufnahmen, werden den Vortrag
verſchönern und beſonders intereſſant geſtalten. (Siehe Anzeige in der
Montags=Ausgabe.)
— Der Maskenball des Gefangvereins
Har=
monie gegr. 1881, findet am 1. Februar, abends, im Perkeo,
Alepanderſtraße 12, ſtatt.
Kirchliche Nachrichken
St. Liebfrauenkirche (Klappacherſtraße 44). Sonntag vormittag von
6 Uhr an Gelegenheit zur hl. Beichte. Um 7 Uhr Frühmeſſe mit
Aus=
teilung der hl. Kommunion vor und in der hl. Meſſe.
Generalkom=
munion der Jungfrauenkongregation. Um halb 10 Uhr Hochamt und
Predigt. Vorher Austeilung der hl. Kommunion. Nachmittags um
14.30 Uhr Andacht. Um 15 Uhr kirchliche Verſammlung der
Jung=
frauen. Um 16.30 Uhr weltliche Verſammlung. — Werktags hl. Meſſe
um 7 Uhr.
Martinskapelle (Ecke Herdweg und Bruchwieſenſtraße). An allen
Sonn= und Feiertagen 8 Uhr hl. Meſſe und Predigt. Um 7.45 Uhr
Beichtgelegenheit. Vor und in der hl. Meſſe Austeilung der hl.
Kom=
munion.
Tageskalender für Sonntag, den 19. Januar 1930.
Heſſ. Landestheater, Großes Haus, 19 Uhr, Heſſenlandmiete
II und III: „Florian Geyer”. — Kleines Haus, 20 Uhr, Zuſatzmiete
VII: „Fra Diabolo”. — Orpheum, 20,15 Uhr: „Hermann, wat
bis de gemein”, — Konzerte: Schloßkafee, Schloßkeller, Hotel
Schmitz, Reichshof, Bürgerhof, Hotel zur Poſt, Sportplatz=
Reſtau=
rant, Hotel Prinz Heinrich, Zur goldenen Krone, Bürgerhof, Kaffee
Monopol, Waldſchlößchen, Rheingauer Weinſtube, Spaniſche Bodega,
Stadt Malaga, Zum Schwanen, Stadt Nürnberg, Kaffee Jöſt,
Wein=
ſtube Stolzenfels, Rummelbräu, Zum Schloßgarten, Kanone,
Dintel=
mann — Otto=Berndt=Halle 18,30 Uhr: Feſtabend des
Frauenvereins vom Roten Kreuz. — Städt. Saalbau, 20 Uhr:
Karnevaliſtiſches Konzert mit Tanz. — Ludwigshöhe, 16 Uhr:
Konzert. — Kinovorſtellungen: Union=Theater, Helich,
Palaſt=Lichtſpiele.
Nummer 19
Sonntag, den 19. Januar 1930
Seite 7
Aus Heſſen.
Starkenburg
G. Ober=Ramſtadt, 18. Jan. Steuerfälligkeit. Das 5. Ziel
Gemeindeſteuer 1929 iſt innerhalb 8 Tagen, die 4. Rate
Handwerks=
kammerbeitrag bis längſtens 1. Februar I. J. an die Gemeindekaſſe zu
bezahlen. — Waſſermeſſer. Nach der kürzlich in Kraft getretenen
neuen Waſſerbezugsordnung für die Gemeinde Ober=Ramſtadt haben
die Waſſerabnehmer für Froſtſchäden an den Waſſermeſſern
aufzukom=
men. Es liegt deshalb im eigenſten Intereſſe der Hausbeſitzer, die
Waſſermeſſer bei eintretendem Froſt gegen Auffrieren genügend zu
ſchützen.
— Groß=Umſtadt, 18. Jan. Von der Groß=Umſtädter
Weihnachts=
lotterie ſind eine große Anzahl von Gelinnen, darunter einige
Haupt=
gewinne, noch nicht abgeholt. Die Einlöſungsfriſt der Gewinnloſe iſt
deshalb bis zum 1. Februar verlängert worden. Gewinne, die bis zu
dieſem Datum nicht abgeholt ſind, verfallen.
A0. Brensbach, 18. Jan. Das Elektrizitätswerk Fr. Horn=Werſau,
das die Gemeinde Brensbach ſeit dem Jahre 1896 mit elektriſchem
Strom belieferte, hat das Ortsnetz an die Heag zum Preiſe von 55 000
Mark abgetreten. Da der Gemeinde das Vorkaufsrecht innerhalb drei
Monaten eingeräumt iſt und die Heag beabſichtigt, die
Stromver=
ſorgung von Gleichſtrom auf Drehſtrom umzubauen, iſt auf Montag
abend. 7 Uhr eine Gemeinderatsſitzung anberaumt, wo über die
Ueber=
nahmebedingungen mit der Heag verhandelt bzw. dieſelben zum
Ab=
ſchluß gebracht werden ſollen. — Infolge im letzten Jahre
eingetre=
tenen Waſſermangels wdar die Gemeinde genötigt, einige Quellen im
Mummenröther Grund zu erfaſſen und der alten Quellenkammer
zu=
zuführen. Der Vertragsabſchluß mit den Grundbeſitzern über die
Ab=
gabe der Quellen an die Gemeinde ſteht, ebenfalls unter Punkt 2 zur
Verhandlung. — Der frühere Muſiker und Eiſenhändler Leonhard
Kuhl 2. und ſeine Ehefrau Margarete, geb. Spreng, feiern am 26.
Januar d. J. in voller Rüſtigkeit ihre Goldene Hochzeit. Aus dieſem
Anlaß wurden dem Jubelpaar durch das Kreisamt Dieburg die
Glück=
wünſche der heſſiſchen Regierung übermittelt.
Hummetroth, 18. Jan. Das vor nahezu zwei Jahren
angefan=
gene Schwimmbad naht ſeiner Vollendung und wird demnächſt
ein=
geweiht werden. Jetzt fehlt unſerem Heimatdörfchen nur noch ein
Kurgarten und Straßenbeleuchtung, und es könnte eintreten in die
Reihe der Kurorte.
Ap. König i. Odw. (Stahlbad), 18. Jan. Aus dem
Gemeinde=
rat. Da ein Erſcheinen des neugewählten Gemeinderatsmitgliedes
Herrn A. Müller infolge Erkrankung desſelben zur letzten Sitzung
nicht möglich war, wird die Verpflichtung durch den Herrn
Bürger=
meiſter nachgeholt. Der Gemeinderat beſchloß, in der neuen Periode
ſämtliche ordentliche Sitzungen jeweils am Donnerstag jeder Woche
abzuhalten, unter Außerachtlaſſung der geſetzlichen Friſt von drei
Tagen, betr. Einladung zu derartigen Sitzungen. Auf Antrag wird
dem Turnverein König D.T. am Mühlweg (Flur IX Nr. 49 und 482/0)
eine Wieſe — 1950 Quadratmeter pachtweiſe auf zehn Jahre gegen
einen jährlichen Pachtpreis von 20 RM. überlaſſen. Zu dem
beabſich=
tigten Antrag auf Enteignung des den Gebrüdern Marx in der
Bahn=
hofſtraße gelegenen Geländeteils lag ſeitens der derzeitigen Eigentümer
ein Antrag auf eine weitere Entſchädigung von 200 RM. vor. Der
Gemeinderat lehnte ſämtliche Anträge, die weiter als ſein früheres
Angebot gehen, ab und beharrt auf Enteignung, ſofern die Beſitzer
die geſtellten Bedingungen nicht innerhalb einer eintägigen Friſt
an=
nehmen. Auf Grund eines für Kanaliſationen angelegten Kapitals
von 36000 RM., das einen jährlichen Zinsaufwand von zurzeit 3240
RM. erfordert, ſoll durch die Kanalgebühren der Zinſendienſt erledigt
werden.
b. Erbach, 18. Jan. Sprechſtunden der
Handwerks=
kammer. Die Handwerkskammernebenſtelle in Offenbach hält am
Dienstag, den 21. Januar 1930, nachmittags von 1—2,30 Uhr im
Rat=
hausſaal zu Erbach Sprechſtunden ab. —
Generalverſamm=
lung des Vereins der Jäger im Odenwald. Der
Ver=
ein hält am Sonntag, den 19. Januar 1930, im Gaſthaus „Zum Anker”
in Stockheim ſeine ordentliche Generalverſammlung ab. —
Oden=
waldklub. Die Ortsgruppe Erbach unternimmt am Sonntag, den
19. Januar 1930, ihre erſte planmäßige Jahreswanderung. Sie führt
über Habermannskreuz nach Ernsbach, über Dorf=Erbach zurück nach
Erbach. Abmarſch 1 Uhr am Schützenhof. Aufenthalt iſt in Dorf=
Erbach bei Dingeldey geplant. — Holzverſteigerung. Das
Gräfliche, Forſtamt Erbach hält ſeine erſte diesjährige Brennholz=
Ver=
ſteigerung am Mittwoch, den 22. Januar, nachmittags, im „
Schmer=
kers Garten” ab. Zum Verkauf, kommen etwa 650, Rm. Brennholz,
„neiſt Buche. Ueber die Entwicklung der Preiſe darf man geſpannt ſein.
m. Beerfelden, 18. Jan. Vom neuen Gemeinderat. In
der erſten Sitzung des neugewählten Gemeinderats verpflichtete die
Neuhinzugetretenen, Herr Bürgermeiſter Löb durch Handſchlag. An
die Verpflichtung fügte Herr Bürgermeiſter Löb die Hoffnung an, der
Gemeinderat möchte in ſeiner jetzigen Zuſammenſetzung ebenſo zum
Wohl der Gemeinde arbeiten, wie es ſeine Vorgänger auch getan
hät=
ten. Zum Punkt Bildung von Kommiſſionen erklärte der Sprecher der
Sozialdemokraten, Herr Ackermann, daß dieſe in den Kommiſſionen
nicht mitarbeiten könnten, da ſie einen Zweck an Kommiſſionen nicht
finden könnten, da die Tätigkeit ſolcher in den letzten Jahren
voll=
ſtändig brach lag. Man bedauerte dieſe Stellungnahme, ſchritt aber
doch zur Bildung von Kommiſſionen. Ueber die Stellungnahme zum
Projekt einer Kraftomnibusverbindung Beerfelden—Sensbacher Tal
wurde kein endgültiger Beſchluß gefaßt, doch ſteht man der Sache ſo
gegenüber, daß die Gemeinde Beerfelden bereit ſei, das Projekt im
beiderſeitigen Intereſſe nach Kräften zu fördern.
4a. Wimpfen. 18. Jan. Eindeichung von Wimpfen im
Tal. In einer Gemeinderatsſitzung, die dieſer Tage unter dem Vorſitz
des Kreisdirektors Pfeiffer vom Kreisamt Heppenheim ſtattfand und in
der Vertreter des beſſiſchen Finanzminiſteriums, des Waſſerbauamts
Worms und der beſſiſchen Denkmalspflege anweſend waren, wurde die
Eindeichung von Wimpfen im Tal beſchloſſen. Dabei wurde dem
ſoge=
nannten Projekt 2 (Rote Linie) in der Abänderung zugeſtimmt, daß der
Damm beim Ochſengraben einige Meter links der Ecke ſenkrecht auf die
alte Stadtmauer einmündet. Wie verlautet, betragen die geſamten
Bau=
koſten etwa 148 000 Reichsmark. Auf Grund des Dammbaugeſetzes hat
davon ein Viertel die Gemeinde zu tragen. Die Arbeiten werden unter
Zuziehung von Erwerbsloſen ausgeführt. Es kommen wohl rund 6000
Tagewerke in Frage. — Zum Gemeindekontrolleur wurde
das Gemeinderatsmitglied Ernſt Wilhelm Klenk wiedergewählt.
— Seeheim a. d. B., 18. Jan. Der Fußball=
Sportver=
ein 1923, Se heim, veranſtaltet ſeinen ſeit langen Jahren beliebten
großen Masken= und Koſtümball im Hotel Hufnagel,
See=
heim, in dieſ m Jahre am Samstag, den 8. Februar. Mit der Deviſe
des neuen Kölner Karnevalsſchlagers: „Wir ham noch Stimmung in
de Bud” wird bereits darauf hingewieſen, daß man diesmal dem
Humor und der Stimmung beſondere Sorgfalt tvidmet. Dabei
wer=
den auch die anderen Spezialitäten nicht vernachläſſiat, ſondern ver
beſſert. Dabei bleiben die Eintrittspreiſe unverändert.
Bt. Auerbach, 18. Jan. Aus dem Gemeinderat. Zu
Punkt 1 machte Gemeinderat Klinger Ausführungen, in denen er ſich
gegen die Behquptung in einem bürgerlichen Flugblatt wendete, die
Vereinigte kommunale Wirtſchaftsgruppe” ſei kommuwiſtiſch. Er
er=
klärte, dieſe Gruppe ſei indifferent und betonte allerdings hinterher,
daß er perſönlich Kommuniſt ſei. Sodann wurde der Antrag des
Herrn Hotelbeſitzers Chr. J. Weigold auf Anbringung einer
Reklame=
tafel im Ausmaß 60 mal 65 Zentimeter auf bahnamtlichem Gelände
am Bahnhof genehmigt. In der Ranzenbergerſchen Mühle hat ſich
die No wendigkeit der Errichtung eines n uen Kamins herausgeſtellt;
die Koſten hierfür wurden durch Architekt Lengfelder auf 450 RM.
veranſckhlagt. Die Ausſchreibung der Arbeit wird genehmigt. Gegen
den Verkauf des Geländes der „Lindenallee” und der oberhalb des
Fürſtenlagers gelegenen „Apfelallee” an den Staat werden ſtarke
Be=
denken geltend gemacht wegen der ſich hieraus ergebenden
Schivierig=
keiten in der Benutzung derſelben für den Fuhrwerksverkehr. Der
Bürgermeiſter ſoll in Verhandlungen mit der Forſtbehörde eintreten.
Der nächkſte Punkt befaßte ſich mit der Durckführung von
Notſtands=
arbeiten in der Gemeinde. Die diesbezüglichen Verhandlungen mit
dem Präſidenten des Landesarbeitsamtes in Frankfurt hatten den
Er=
folg, daß bereits am kommenden Dienstag über die ſtaatlichen
Zu=
ſchüſſe und Zinsverbilligung die Entſcheidung daſelbſt getroffen wwird.
Die Kreditéeſchaffuns hat die Gemeinde bei der hieſigen Spar= und
Darlehnskaſſe ſicherg ſtellt und alle Vorarbeiten der Planvorlage
wer=
den bis dahin auch getroffen ſein. Als erſte Arbeit wird die
Straßen=
anlage am Margarethenbera in Angriff genommen. — Das Kreisamt
macht der Gemeinde den Vorſchlag, die Erhebung der Wiegegebüihren
bei der Gemeindeviehwagge nach § 5 der Ortsſatzung durchzuführen
und den Gemeind ratsbeſchluß vom 9. Juli 1929 aufzuheben, wonach
die Gebühren erſt nachträglich von der Gemeindekaſſe eingezogen
wur=
den. Nach der Ortsfatzung wverden dieſe nun ſofort beim Verwiegen
wieder erhoben ſverden — In der Beantwortung des Antrags von
Gemeinderat Pfeiffer, den Vermögensſtand der Gemeinde betreffend,
teilt der Bürgermeiſter mit, daß mit dem Stand vom 31. Dezemßer
1923 das Vermögen 1080 000 RM. und die Schuldenlaſt 375 000 RM.
betregen habe:
Der Kampf
Der Reichsberufswettkampf am Sonntag, 26. Januau,
wird die größte Kundgebung der Angeſtelltenjugend werden. Aus allen
Teilen des Reiches wird gemeldet, daß die Anmeldungen über alles
Erwarten eingehen.
Dies iſt ein ganz erfreuliches Zeichen, denn die Jugend will ſich
nicht mit der Tatſache begnügen, daß ſie erkennt, daß das Wiſſen noch
erweitert werden muß, ſondern ſie will ſelbſt helfen, beſtehende Lücken
auszufüllen. Betrachten wir die vielen Scheinfirmen, die unſere
Ange=
ſtelltenjugend im Gewerkſchaftsbund, der Angeſtellten gegründet hat.
Dieſe Firmen ſind unter ſich wieder in Verbindung getreten, ſo daß
heute in faſt allen Ortsgruppen ein richtiger Geſchäftsverkehr ſich
ab=
wickelt. Auf dieſe Weiſe hat die Jugend Gelegenheit, in allen Fächern,
die im Berufe vorkommen, ſich weiter fortzubilden, weil auch der
Unterricht ununterbrochen weitergeht. Darüber hinaus will aber auch
die Jugend prüfen, was ſie leiſtet. Darum findet nun am 26. Januar
der Berufswettkampf ſtatt. Die Angeſtelltenfugend bis zu 20 Jahren
wird aufgerufen, ſich an dieſem Kampf zu beteiligen. Wertvolle Preiſe
ſvinken den Siegern. Keine Diplome und dergleichen werden gegeben,
ſondern Gegenſtände, die die Jugend liebt. Kein anderer wie Dr.
Eckener war es, der eine Freifahrt mit dem Zeppelin ſtiftete. Profeſſor
Junkers ſtiftete eine Freifahrt mit einem Junkersflugzeug. Studienreiſen
nach England, Wien, München, in die Alpen, nach Berlin, Rheinfahrten,
Photoaparate, Lederſchreibmappen, Aktentaſchen, Füllfederhalter,
Brief=
taſchen uſw. ſollen zum Mitmachen anreizen. Die Preiſe werden
reich=
lich verteilt, damit nicht nur die allerbeſten, ſondern auch die anderen
guten Leiſtungen belohnt werden können. Daß dies der beſte Erfolg
iſt, zeigen die Anfragen, die an den GDA. geſtellt werden. Die Jugend,
die im Vorjahr ſchon mitmachte und inzwiſchen da, wo es fehlte, noch
nachhalf, will jetzt die beſten Preiſe holen. Das iſt wirkliche Arbeit
in der Jugend, denn ſie ſpornt ſich ſelbſt zur Weiterarbeit an. Die
führenden Männer der Wirtſchaft, des Reiches und Staates und der
Handelswiſſenſchaften haben dies auch anerkannt. Ueberall haben ſie
ſich für die Durchführung dieſes Berufswettkampfes zur Verfügung
geſtellt.
An die Jugend ergeht aber der Ruf, mitzumachen, denn nur wer
mitmacht, der kann auch beweiſen, daß er in ſeinem Berufe etwas
leiſtet. Darum, Angeſtelltenjugend, ſchließe dich nicht aus. Anmel=
der Jugend!
dungen zum Berufswettkampf, nimmt die Geſchäftsſtelle des GDA.,
Darmſtadt, Hügelſtraße 20, entgegen. Koſten u. dgl. ſind nicht damit
verbunden; teilnehmen kann jeder Lehrling und Angeſtellte, der im
Angeſtelltenberuf tätig iſt oder dieſen Beruf ergreifen will.
Das Reichsprotektorat hat Reichswirtſchaftsminiſter Robert Schmidt
übernommen. — Dem Ehrenausſchuß der R.B.W. gehören an: Die
Miniſter und Staatsführer: Dr. Schreiber, preußiſcher Miniſter für
Handel und Gewerbe, Berlin: Dr. Bünger, Miniſterpräſident und
Miniſter für Volksbildung, Dresden; Kultusminiſter Haack, Schwerin;
Freiherr Dr. Dr. von Reibnitz, Staatsminiſter, Neuſtrelitz; „Rudolf
Noß, Bürgermeiſter der Freien und Hanſeſtadt Hamburg; P. Löwigt,
Bürgermeiſter der Freien und Hanſeſtadt Lübeck; Dr. Sahm, Präſident
des Senats der Freien Stadt Danzig. — Die führenden Schulmänner:
Profeſſor von der Aa, an der Handelshochſchule zu Leipzig; Profeſſor
Dr. Eulenburg, Rektor der Handelshochſchule Berlin; Profeſſor Dr.
Großmann, Rektor an der Handelshochſchule Leipzig; Profeſſor Dr.
J. Hellauer, Dekan der Wirtſchafts= und Sozialwiſſenſchaftlichen
Fa=
kultät an der Univerſität Frankfurt a. M.; Profeſſor Dr. W. Hellpach,
M. d.R., badiſcher Miniſter a. D., Heidelberg; Geheimrat Dr. Georg
Kerſchenſteiner, München: Dr. Hans Proesler, Rektor der
Handels=
hochſchule Nürnberg: Profeſſor Dr. Rogowſki, Rektor der
Handelshoch=
ſchule Königsberg i. Pr.; Profeſſor Dr. Seltz, Rektor der
Handelshoch=
ſchule Mannheim; „Profeſſor Dr. Werner, Vorſtand der
Wirtſchafts=
wiſſenſchaftlichen Abteilung an der Techniſchen Hochſchule München. —
Die Führer in Handel und Induſtrie: „Reichsminiſter a. D. Dr. e. h.
Hamm, 1. geſchäftsführendes Präſidialmitglied des Deutſchen Induſtrie=
und Handelstags, Berlin; Maria Hellersberg, Mitglied des
Reichs=
wirtſchaftsrats, Berlin; „Profeſſor Dr. Junkers, Deſſau; Dr. Dr.=Ing.
e. h. Hugo Eckener; Geheimrat Hermann Schmidt, Vorſitzender des
Deutſchen Verbandes für das kaufmänniſche Bildungsweſen,
Braun=
ſchweig; Guſtav Schneider, M.d.R., Bundesvorſteher des GDA.,
Berlin; H. Sommer, Vorſitzender des Aufſichtsrats des GDA., Berlin.
Der Kaufmannsdichter Fritz Müller=Partenkirchen.
In Heſſen: Staatspräſident Dr. Adelung; für Darmſtadt:
Oberbürgermeiſter R. Mueller, Direktor Dr. Zeiger,
Regierungs=
rat Jöckel; in Bensheim: Bürgermeiſter Dr. Angermeier und
Kreisdirektor Reinhardt.
j. Von der Bergſtraße, 18. Jan. In verſchiedenen Orten, wie
Viernheim, Heddesheim aſw., hatte in litzter Zeit ein Hühnermarder
ſein Unweſen getrieben. In einer der letzten Nächte öſt ein Weinheimer
Hühnerhof in der Viernheimer Straße völlig ausgeraubt worden. Es
wurden dem Lederarbeiter Michael Kalb 13 weiße Leghornhühner und
ein Hahn geſtohlen. Bis jetzt gelang es nicht, den Täter zu ermitteln.
A. Groß=Rohrheim, 18. Jan. Gemeinderatsſitzung. Nach
Einführung und Verpflichtung des neueintretenden Mitgliedes durch
Herrn Bürgermeiſter Olf wird Genehmigung eines Kaffeebetriebes
ohne Alkoholausſchank erteilt. Ein Erlaß der Gemeindegrundſteuer
für neugebaute Häuſer ſoll wie bei der Staatsſteuer ſtattfinden, jedoch
die Grundſteuer für den bebauten Platz beſtehen bleiben. Die
Ver=
ſteigerungsbedingungen für dieſes Jahr ſollen wie 1929 geſtellt werden.
Die abgängigen Weidenbäume auf der Gänſeweide ſollen öffentlich
meiſtbietend verſteigert werden. Die abgetriebenen Holzſchläge im
Ge=
meindewald ſollen durch Arbeitsloſe und Holzhauer anſchließend an die
Holzhauerarbeiten umgerodet werden. — Die
Generalverſamm=
lung des Geſangvereins „Liederkranz” nahm einen harmoniſchen
Verlauf. Der ſeitherige Vorſitzende, Johanns Hofmann, gab einen
Jahresrückblick, in dem er nochmals die Sängerreiſe nach Wimpfen
hervorhob. Dem Geſamtvorſtand, dem Vereinsrechner und beſonders
dem Dirigenten, Herrn Lehrer Moosbrücker, wurden dankbare
Aner=
kennungen zuteil. Aus Berufsrückſichten mußte der 1. Vorſitzende ſein
Amt niederlegen, das nun von dem Mitglied Georg Heß bekleidet wird.
Neubelebt
werden Sie, wenn Sie Ovomaltine nehmen O omal ine iſt kein
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Die Aerzte verordnen ſie, wenn es gilt, die Kr fe ſchnell zu heben
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(1 58
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D. Biblis, 16. Jan. Verſchiedenes. Die Regiſter des
hieſi=
gen Standesamtes weiſen am Jahresſchluß 1929 folgende Eintragungen
auf: 70 Geburten (1928: 78), 41 Eheſchließungen (1928: 36), 29
Sterbe=
fälle (1928: 37). — Bei der Generalverſammlung des hieſigen
Orts=
gewerbevereins wurde nach Entlaſtung der alte Vorſtand
wieder=
gewählt. Die einzelnen Punkte der Tagesordnung fanden raſcheſte
Erledigung. — Bei der Generalverſammlung des Geſangvereins
„Liederkranz” war der Hauptpunkt der Tagesordnung die Frage über
das diesjährige große Sängerfeſt mit Bannerweihe. Es werden
dies=
bezüglich noch einige Beſprechungen ſtattfinden. — Mit einem
Gaſt=
ſpiel Bobſtädter Theaterſpieler war das in dieſer Sache
verhältnis=
mäßig verſtändige Bibliſer Publikum nicht ganz zufrieden. Wenn
Muttertränen fließen”, war die Betitelung des langatmigen Stückes
das nur in drei Rollen angängig beſetzt war. Die Vorſtellung war
recht ſchwach beſucht. — Dieſer Tage wurde im hieſigen Gemeindewald
mit den Holzmacherarbeiten begonnen. Es haben ſich wieder
verſchie=
dene Partien gebildet, die im Akkordlohn tätig ſein werden. Im
Jägersburger Walde wurde ſchon reichlich Holz verſteigert. — Am
Montag wurde der neue Gemeinderat eingeführt. Die neuen
Gemeinde=
vertreter haben ein rieſiges Arbeitspenſum zu erledigen — möge es
ihnen zum Wohl der Allgemeinheit beſtens gelingen.
Bm. Hofheim (Ricd), 17. Jan.
Jahreshauptverſamm=
lung. Der Männergeſangverein (Leitung: Herr Lehrer Deckert) hielt
ſeine Hauptverſammlung ab. Jahres= und Kaſſenbericht wurden ge
nehmigt, letzterer erbrachte einen Barbeſtand von rund 95 RM. Der
Geſamtvorſtand wurde bis auf eine kleine Aenderung wiedergewählt,
und zwar diesmal auf zwei Jahre. An Veranſtaltungen ſind
vorge=
ſehen für 1930: ein humoriſriſcher Abend an einem freien
Faſchings=
ſonntag, ein Theaterabend an Oſtern, Teilnahme am Gau= und
Wer=
tungsſingen in Weſthofen Ende Mai, Teilnahme am Sängerfeſt in
Sandhofen Ende Juni, ein rheiniſcher Abend im Herbſt und wieder
eine Weihnachtsfeier. Die Vereinstafel ſoll in Ordnung gebracht
wer=
den. Es wurde die Errichtung einer Sterbekaſſe ins Auge gefaßt. —
Geehrter Altveteran. Im hohen Alter gebührend geehrt
wurde der hieſige Altveteran Herr Wagnermeiſter Johann
Bickel=
haupt. Am letzten Samstag konnte der greiſe Handwerker ſeinen
82. G=burtstag feiern, und wurde ihm an dieſem Tage durch die
Poſ=
ein Bild des Herrn Reichspräſidenten von Hindenburg mit deſſen
eigenhändiger Unterſchrift nebſt einem Glüchwunſchſchreiben zugeſtellt.
Am Abend dieſes Tages erſchien der erweiterte Vorſtand des hieſigen
Krieger= und Soldat nvereins und überbrachte ſeinem Mitglied
herz=
liche Glückwünſche und ein Bild des ehemaligen Großherzogs, das von
dieſem durch genannten Verein dem Veteran zugeſtellt wurde. —
Die=
ſelbe Ehrung wurde auch vor einiger Zeit dem Altveteranen Hch.
Schader, Feldſchütz i. R., an ſeinem G=burtstag zuteil.
Ca. Lorſch, 18. Jan. Aus dem Gemeinderat. Der
Bür=
germeiſter eröffnet die Sitzung, begrüßt die alten und neuen
Ge=
meindevertreter, ſowie auch die zahlreich erſchienenen Zuhörer und
verpflichtet anſchließend die neuen Männer, nachdem er zu treuer und
gewiſſenhafter Mitarbeit aufgefordert hatte, durch Handſchlag. So
dann ſchritt man zur Neubildung der Kommiſſionen. —
Tabak=
markt. Nackdem vorgeſtern der letzte Tabab zur Ablieferung kam, iſt
der Tabakmarkt beendet. Das Ergebnis iſt nur ein teilweiſe
befriedi=
gendes. Was Ouantität anlangt, ſo war der Ertrag ein guter, an
Oualität übertrifft der Lorſcher Tabak allen der näheren Umgebung
Für das Sandblatt ſwurde noch ein annehmbarer Preis von 80 bis
90 RM. erzielt, während man das Obergut für 43 bis 48 RM.
ab=
ſetzen mußte. Geerntet wurden im Ganzen 1130 Zentner Obergut,
270 Zentner Sandblatt, zuſammen alſo mit den Grumpen annähernd
1500 Zentner Tabak.
Ck: Groß=Gerau, 18. Jan. Der Groß=Gerauer
Zir=
kusabend.‟ Dr Verkehrsverein für Groß=Gerau und Umgebung
hat nach ſeiner Vorbeſprechung mit den intereſſierten Vereinsv
rtre=
tern, über die wir bereits berichtet haben, nunmehr die Vorſitzenden
und je einen ſveiteren Vertreter ſämtlicher hieſigen und der aus der
Umgebung angeſchloſſenen Vereine zu einer Beſprechung über den ge
planten „Groß=Gerauer Zirkusabend” auf Mittwoch, den 22. Januar
abends 8.30 Uhr, im Stadtkaffee Menne eingeladen. Zur Beratung
ſteht das endgültige Programm der auf Samstag, den 1. Februar,
feſt=
gelegten Vesanſtaltung, die in der Turnhalle des Turmvereins vor ſich
gehen wird. In der neuen Befprechung ſoll feſtgeſtellt werden, ſas
die einzelſien Vereine an Vorträgen zu bieten haben. Darüber hinaus
ſoll gaber auch die Organifation des Groß=Gerquer Faſtnachtstreibens
am Faſtnachtsdienstag nachmittag beſprochen werden. — Der
Steno=
graphenverein Gabelsberger 1883 Groß=Gerau hält am
Mitt=
ſoch, den 29. Januar, im Gaſthaus „Zum Aldler” ſeine
Generalver=
ſammlung ab. — Holzverſteigerungen. Das Heſſiſche
Forſt=
amt Groß=Gerqu läßt am Dienstag, den 21. Januar, vormittags
9 Uhr, in Griesheim, Gaſthaus „Zum Darmſtädter Hof”, aus
Har=
ras Nutzknüppel, Scheiter, Knüppel, Knüppelreiſig, Reiſig, Wellen und
Stücke verſteigern. Die Kiefern=Wellen ſitzen in Diſtrikt Hardt,
Brief=
geſann, Gemarkung Büttelborn, unweit der Provinzialſtraße
Darm=
ſtadt-Büttelborn, in der Nähe des Diſtrikts Trieſch. — Die
Bürger=
meiſterei Groß=Gerau läßt am Montag, den 27. Januar, vormittags
9,30 Uhr, im Gaſthaus Zum Adler” in Groß=Gerau, aus dem
hie=
ſigen Stadtwald Eichen=, Buchen= und Kiefernſtämme verſteigern.
T. Dreieichenhain, 18. Jan. Einführung der
neuge=
wählten Gemeinderatsmitglieder. Vor Eintritt in
die Tagesordnung wurden die neugewählten Gemeinderatsmitglieder
für die Wahlperiode 1930 bis 1934 in das Amt eingeführt und durch
Handſchlag verpflichtet. Die Kommiſſionen wurden gebildet. — Die
Gemeindejagd ſoll für die nächſte Periode nicht mehr wie ſeither auf
ſechs, ſondern auf neun Jahre, vom 7. Februar 1930 bis 6. Februar
1939, verpachtet werden. Die Verpachtung findet am Donnerstag, den
6. Februar 1930, nachmittags 4 Uhr, auf dem Rathaus zu
Dreieichen=
hain ſtatt. Der Gemeinderat behält ſich den Zuſchlag unter den drei
Meiſtbietenden vor. Das Bangeſuch des Wilhelm Gräſer 4. für einen
Umbau und Ladeneinbau wird genehmigt, jedoch unter der Bedingung,
daß die Eingangsſtufe nicht mehr als zur Hälfte vor die Bauflucht
verſetzt werden darf. — Ein Konzeſſionsgeſuch für den Betrieb einer
Kaffcewirtſchaft am Weiher, eingereicht von Heinrich Frey 2., wird
unter denſelben Bedingungen genehmigt, wie bei ſeinem Vorgänger,
Herrn Ferdinand Frank. Ueber die Fertigſtellung des Friedhofes,
welcher in der erſten Hälfte des Jahres 1930 für die Belegung
frei=
gegeben wird, überträgt der Gemeinderat der Bau= und
Friedhofs=
kommiſſion die noch auszuführenden Avbeiten. Sobald dazu die
Un=
terlagen beſchafft ſind, werden die Arbeiten ausgeführt. — Zur
Er=
richtung eines Sportplatzes wird eine Kommiſſion gebildet aus den
Gemeinderatsmitglieder Müller, Keller, Schmidt und Schickedanz.
Ebenfalls ſollen von den ſporttreibenden Vereinen je ein Vertreter
zugezogen werden, um die vonzunehmenden Arbeiten durchzuberaten.
Die Abgabe von Tarifholz an die Holzhauer erfolgt wie im
vorher=
gehenden Jahr unter denſelben Bedingungen, pro Holzhquer zwei
Meter Buchenkmäppel. Bei mehreren P rſonen aus einer Familie
er=
hält jede weitere Perſon 1 Meter. — Statiſtik des Standesamts aus
dem Jahre 1929. Eingetragen wurden 39 Geburten, 26
Ehe=
ſchließungen und 19 Sterbefälle.
— Offenbach a. M., 17. Jan. Tödlicher Motorradunfall.
Der Maurermeiſter Rudolf, Hartig aus Rück bei Aſchaffenburg
wollte Mittwoch früh den Gaſtwirt Willi Schmitt, Sohn des Direktors
Schmitt in Rück mit ſeinem Motorrad von Offenbach nach Frankfurt
fahren. In der Nähe Offenbachs verunglückten beide Fahrer. Sie
wurden in ſchwerverletztem Zuſtande ins Krantenhaus Offenbach
ver=
bracht. Der 25jährige Hartig iſt inzwiſchen ſeinen Verletzungen erlegen.
Die Leiche wird nach Rück übergeführt.
a. Offenbach, 18. Jan. Zur Kreisausſchußwahl. Am
Montag, den 20. Januar, tritt der neue Kreistag zuſammen. Zur
Kreisausſchußwahl haben die Sozialdemokraten, die Kommuniſten und
das Zentrum, von denen die beiden letzten über je ſechs, die
Sozial=
demokraten über 12 Sitze verfügen, eigene Liſten eingereicht. Ein
Gemeinſamer Wahlvorſchlag”, umfaßt die Deutſche Volkspartei, die
Wirtſchaftspartei, die Demokraten und die Deutſchnationalen,
zuſam=
men ſechs Stimmen. Beim gemeinſamen Wahlvorſchlag ſtellten
Volks=
partei und Demokraten das Ausſchußmitglied, die Wirtſchaftspartei
und die Deutſchnationalen den Stellvertreter des Ausſchuſſes der
erſten und der zweiten Nummer der Liſte. Zwiſchen dem
Wahlbor=
ſchlag des Zentrums und dem „Gemeinſamen Wahlvorſchlag”, iſt
Liſtenverbindung zugelaſſen. Die Wahl ſelbſt erfolgt nach den
Grund=
ſätzen der Verhältniswahl.
Rheinheſſen.
* Mainz, 17. 2 Rheinheſſiſche Chronik. Wie uns
die ſtädtiſche Preſſeſtelle mitteilt, iſt mit dem 15. d. M. ſämtlichen
Oucheſtermitgliedern von der Stadt gekündigt
wor=
den. Es handelt ſich um eine vorſorgliche Maßnahme, um bei den
Ver=
handlungen bezüglich der Neugeſtaltung des Orcheſters wie auch der
Verträge freie Hand zu bekommen. Die Kündigung iſt erfolgt, ohne
Rückſicht auf die zukünftige Geſtaltung der Mainzer Theaterverhältniſſe.
— Den Tod im Rhein geſucht hat bei Budenheim ein 20
jäh=
riges Mädchen aus Gonſenheim. Als einige Schiffer das Mädchen
retten wollten, hatte es ſchon einen Herzſchlag erlitten und konnte nur
noch als Leiche geborgen werden. — Der Kreistag Oppenheim hat in
ſeiner erſten Sitzung gegen die geplante Aufhebung des
Krei=
ſes Oppenheim proteſtiert. — Auch der Gemeinderat Nieder=
Olm hat energiſch gegen die im Rahmen der heſſiſchen
Sparmaßnah=
men geplante Aufteilung des Amtsgerichtsbezirkes Nieder=Olm in die
Bezirke der Amtsgerichte Mainz und Wörrſtadt proteſtiert. —
Ver=
mißt wird ſeit dem 21. Dezember 1929 der Taglöhner Franz
Schlich=
tung aus Alsheim. Er entfernte ſich, um in Worms
Erwerbsloſen=
unterſtützung in Empfang zu nehmen, und iſt ſeitdem verſchwunden. —
Der 21jährige Arbeiter F. Seiler aus Weiſenau hatte auf dem
Schiller=
platz in betrunkenem Zuſtand einen Zivilfranzoſen (Angehörigen der
franzöſiſchen Beſatzungsbehörde) um eine Zigarette angegangen und als
er keine erhielt, ihn mit Fauſtſchlägen bearbeitet. Das franzöſiſche
Militärgericht Mainz verurteilte ihn wegen dieſes Deliktes zu 15
Tagen Gefängnis. Da der Angeklagte 6 Wochen in Unterſuchungshaft
geſeſſen hat, wurde die Strafe für verbüßt erklärt und er aus der Haft
entlaſſen. — Die älteſte Bürgerin von Mainz, Frau Anna Adlon, feiert
am 20. Januar ihren 97. Geburtstag.
Waſſerſtands=Nachrichten vom 18. Januar. Rhein: Hüningen
1,12, Kehl 2,52. Marau 4,23, Mannheim 3.19, Mainz 0,73; Bingen
1,84; Caub 2,01; Köln 2,44 Meter. — Main: Schweinfurt 1,57
Würzburg 1,33; Lohr 1,65; Groß=Steinheim 2,47, Frankfurt 2,45,
Koſt=
heim Staatspegel 0,37, dito Waſſertiefe 2,34, dito Fahrtiefe 2,04 Meter.
— Gernsheim, 18. Jan. Waſſerſtand des Rheins am
17. Januar: —0,12 Meter; am 18. Januar: +0,15 Meter.
Hirſchhorn, 18. Jan. Waſſerſtand des Neckars am
17. Januar: 1,14 Meter; am 18. Januar: 1,51 Meter.
Seite 8
Sonntag, den 19. Januar 1930
Nummer 19.
I
Die Geburt einer Tochter
zeigen an
Dipl.=Ing. Heinrich Theis
u. Frau Emma, geb Gnauth.
Darmſtadt, 17. Januar 1930. (*
Dr. Rayſer
E.=Ludwigſtr. 1, II.
Zu ſprechen
werktäglich 8—9.
3—5 Uhr,
hat Fernſprech=Nr.
4630.
(*mfg)
Die glückliche Geburt ihres zweiten Sohnes
zeigen hocherfreut an
Eugen Lazarus und Frau
Alice, geb. Heß
Mainz, den 18 Januar 1930
z. Zt. Darmſtadt, Klinik Dr. Altſchüler.
Uhre Verlobung geben bekannt:
Hanna Eischer
Karl Eckstein
Darmstadt, den 19. Januar 1930.
Frankensteinerstr. 54
Kiesstr. 7
Todes=Anzeige.
Gott dem Allmächtigen hat es gefallen,
mein liebes Mütterchen
Hran Boh. Grorg
geb. Merz
nach langem ſchweren Leiden in die
Ewigkeit abzurufen.
In tiefem Schmerz:
Walter Georg.
Todes=Anzeige.
Meine liebe Frau, unſere gute, treubeſorgte
Mutter
drau Sngeinine Sclner
geb. Schlapp
wurde heute nach langem, mit unendlicher Geduld
ertragenem Leiden im Alter von 65 Jahren durch
den Tod erlöſt.
In tiefer Trauer:
Philipp Schmidt und Kinder.
Darmſtadt, den 17. Januar 1930.
Alexanderſtr. 9,
Die Beerdigung findet Montag, 20. Januar 1930,
nachmittags 3 Uhr, auf dem alten Friedhof an
der Nieder=Ramſtädterſtraße ſtatt.
Todes=Anzeige.
Geſtern Abend entſchlief nach langem Leiden unſere
liebe Mutter, Großmutter und Schwiegermutter
Julie Friſch Wwe.
im 66, Lebensjahre.
Die trauernden Hinterbliebenen.
Darmſtadt. den 18. Januar 1930.
Beckſtraße 54.
Die Beerdigung findet Montag Nachmittag 1½ Uhr
auf dem Waldfriedhofe ſtatt.
Dankſagung.
(Statt Karten.)
Für die wohltuenden Beweiſe herzlicher
Teilnahme beim Tode unſerer teueren
Ent=
ſchlafenen und für die vielen Kranz= und
Blumenſpenden ſagen innigen Dank
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Valentin Lang
Steueraufſeher i. R
Uhre am 17. Januar vollzogene Verlobung
geben bekannt:
Marie Hangen
Karl Schwarz
Roßdorf
Uhre Verlobung beehren sich
anzuzeigen
Gerda Koch
Heinrich Müller
Eich
b. Pfungstadt
Stockstadt
a. Rh.
Mehrere faſt neue
Biunoy
dar. 2 erſte Marken,
billigſt.
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För=
ſſter. Müller,
Schied=
mayer, Victoria u. a.
v. 850.— ℳ an.
Piano=Berg
ſHeidelbergerſtr. 88.
(B.1129)
Heute früh 4½ Uhr iſi unſere liebe
Mutter
Amalie Ludwig.
geb. Schirmer
im 74. Lebensjahre ſanft entſchlafen.
Im Namen der Hinterbliebenen:
Hch. Ludwig.
Darmſtadt, den 18. Januar 1930. (1406
Die Einäſcherung findet Dienſiag, den
21. Januar, nachmittags 3 Uhr ſiatt.
Tach mehrjähriger Tätigkeit als Mitar-
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geb. Petri
ſagen wir allen für die ihr
erwie=
ſene Ehre unſern innigſten Dank.
Beſonders danken wir Herrn
Pfar=
rer Uhl für die troſtreichen Worte
am Grabe und Herrn Dr. Röder
nebſt unſerer lieben
Krankenſchwe=
ſter Margarete für ihre liebevolle
Pflege Ferner danken wir dem
Alice=Frauenverein für die
Kranz=
niederlegung, ſowie für alle
Blu=
men und Kränze und denen, die
unſerer lieben Entſchlafenen das
letzte Geleit gaben.
(1356
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zu Darmſtadt
Anmeldungen für Oſtern 1930 werden
Donnerstag, den 30. Januar, von 3 bis 5 Uhr,
in den betreffenden Schulgebäuden entgegengenommen.
Das letzte Schulzeugnis, der Geburtsſchein und der
Impf= oder Wiederimpfſchein ſind dabei vorzulegen.
Die Grenzlinie zwiſchen beiden Schulbezirken
bilden Erbacherſtraße, Mühlſtraße, Kapellplatz,
Hügel=
ſtraße, bezw. deren Fortſetzung bis zum Exerzierplatz.
Von Darmſtädter Schülerinnen gehören alle Kinder,
die nördlich dieſer Grenzlinie wohnen, in die
Eleonoren=
ſchule, alle, die in den genannten Grenzſtraßen oder
ſüdlich davon wohnen, in die Viktoriaſchule.
Von den auswärtigen Schülerinnen ſind die am
Hauptbahnhof oder mit der Straßenbahn eintreffenden
in der Eleonorenſchule, die amOſtbahnhofankommenden
in der Viktoriaſchule anzumelden.
Das neue Schuljahr beginnt am 28. April 1930,
9 Uhr vormittags.
(1355
Die Direktionen:
Dreſcher
Kiſſinger
Oberſtudiendirektor.
Oberſtudiendirektor.
Privatschule Lucius
651b)
Mathildenstraße 41. Teleph. 1068
Vorbereitung von Knaben und Mädchen
für die Sexta höherer Lehranstalten.
Hnmeldungen täglich 4 — 5 Uhr.
Martha Lucius, Schulleiterin.
Eiſabethenſchule, Sandſiraße 12.
10klaſſiges Privatlyzeum auf evang.=chriſtl. Grundlage.
Vehrplan, Schulgeld, Berechtigungen wie bei den öffentl. Lyzeen
Täglich (außer Samstag) von 12—1 Uhr:
1. Aufnahme von Schülerinnen in die Lyzealklaſſen (Abt. A
Sexta bis Unterſekunda; die Aufnahme in die Sexta nach nu.
3jähr. Grundſchulbeſuch erfolgt nach den an den öffentl. höhr
Lehranſtalten geltenden Beſtimmungen.
2. Aufnahme von Schülerinen in die Klaſſen III, II, I der
„Höheren Mädchenſchul=Abteilung” (Abt. B).
Dieſe Abteilung iſt für diejenigen Mädchen gedacht, die nicht
zum Maturum ſtreben. Der Lehrplan iſt dementſprechend
mehr von den Bedürfniſſen des prakt Lebens aus geſtaltet
(Mehr Deutſch, eine Fremdſprache wahlfrei, geringere
Be=
tonung der Mathematik zugunſten des bürgerlich, Rechnens
und der Buchführung, Kurzſchrift.) Die die Klaſſe I der
Ab=
teilung B verlaſſenden Schülerinnen erhalten das „
Abgangs=
zeugnis einer 10klaſſ höheren Mädchenſchule”, das die
Be=
rechtigungen der mittleren Reife” in ſich ſchließt.
3. Aufnahme von Schülerinnen in die 4. Grundſchulklaſſe, in
der noch einige Plätze frei ſind.
4. Auswärtigen Schülerinnen der Eliſabethenſchule will das
Töchterheim Stiftſtraße 9 dienen, das Kinder aus allen Schul=
(1210b
klaſſen aufnimmt.
Bei der Anmeldung ſind vorzulegen: Geburts= und
Impf=
ſchein, Schulzeugniſſe.
De Leitung der Eliſabethenſchule.
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umfaſſend: 1. die 4 Grundſchuljahre für, maben u Mädchen
2. Unterrichtskurſe in aller chern für Mäd=
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[ ← ][ ][ → ]Seite 10
Sonntag, den 19. Januar 1930
Nummer 19
Die auf Antrag von Junkers beſchlagnahmte Fordmaſchine.
Oben die feindlichen Konkurrenten Ford (links) und Junkers (rechts).
Das erſte in Spanien eingeführte Fordflugzeug wurde auf Antrag der Junkerswerke wegen
Patent=
verletzung beſchlagnahmt. Durch das Fehlen eines Patentregiſters in Spanien iſt dort die
Verfol=
gung von Patentverletzungen ſehr erſchwert. Angeſichts dieſer ſeltſamen Rechtslage wurde jetzt von
den Sevillaer Behörden die Freigabe der beſchlagnahmten Maſchine gegen eine Kautionsſtellung
Fords in Höhe von 150 000 Peſeten verfügt.
Die ehemalige Kaiſerpacht „Mekeor” abgebrannk.
„Minnikois”, früher „Meteor”,
die ehemals kaiſerliche Yacht, bxannte im Hafen von Marſeille infolge einer Exploſion vollſtändig
nieder. Das Schiff war zuletzt im Beſitz eines indiſchen Fürſten.
Uebertragung von Ruhr durch einen Affen?
Lüneburg. In Stelle im Kreiſe Winſen
er=
krankte vor einigen Tagen eine ſiebenköpfige Familie
unter ſchweren Symptomen, ohne daß die Urſachen
der Erkrankung zunächſt ermittelt werden konnten.
Den Kindern war von Verwandten in Ueberſee ein
Affe als Spielkamerad geſandt worden. Die amtliche
Unterſuchung in Stade hat nun einwandfrei das Vor
handenſein von echter Ruhr feſtgeſtellt, die
zweifel=
los von dem Affen auf die Menſchen übertragen
worden iſt. Das jüngſte Kind der Familie, ein
zwei=
jähriges Mädchen, iſt der Krankheit erlegen, während
ſich die übrigen Familienmitglieder außer 2
gefahr befinden.
Verhaftung eines Juwelendiebes in Paris.
Berlin. Auf Grund eines an alle größeren
Städte des In= und Auslardes geſandten Steckbriefes
der Bepliner Kriminalpolizei über einen Berliner
Juwelendieb wurde dieſer, ein gewiſſer Perlewitz
aus Spandau, jetzt in Paris verhaftet. Perlewitz
hatte am 8. November vorigen Jahres einem
Frank=
furter Juwelier, den er unter Vorſpiegelung von
Kaufabſichten in eine Berliner Penſion gelockt hatte,
um eine Schmuckkollektion im Werte von evva
110 000 Mark beſtohlen.
Grubenunglück in Porombek.
Dombrowa. Auf der Grubenanlage Poromber
wurden ſechs Bergleute verſchüttet. Drei von ihnen
onnten nur als Leichen geborgen werden; die
ande=
ren drei waren ſchwer verletzt.
Reich und Ausland.
Mit 28 Kilomeker Geſchwindigkeit
gegen den Prellbock.
Intereſſante Verſuche im Kaffeler Hauptbahnhof.
Kaſſel. Die Reichsbahndirektion Kaſſel bot
Gelegenheit, einen Einblick in die
Sicherheitsmaß=
nahmen zu gewinnen, die dazu dienen, das
Ueber=
fahren des Querbahnſteigs in Kopfbahnhöfen durch
einfahrende Züge zu verhindern. Ein Perſonenzug
im Geſamtgewicht von 300 Tonnen fuhr gegen einen
der beweglichen, mit gelenkartig verbundenen
Schlepp=
roſten ausgerüſteten Bremsprellböcke, wie ſie auf dem
Perſonenbahnhof Kaſſel und auch auf anderen
Bahn=
höfen Verwendung finden. Durch den Stoß verſchob
ſich der Prellbock um zwei Meter, und der Zug
ge=
riet zum Stillſtand. Die Bremswirkung wird bei
dieſen Prellböcken durch das Gewicht der Lokomotive,
die auf den Bremsroſt zu ſtehen kommt,
herbeige=
führt und wächſt mit dem Verſchieben des
Prell=
bocks. Beim zweiten Anprall mit einer
Geſchwindig=
keit von 19 Kilometern verſchob ſich der Prellbock
um 8 Meter. Die Lokomotive zog nach jedem
Ver=
ſuch den Prellbock in wenigen Minuten in die
An=
fangsſtellung zurück, ſo daß anzunehmen iſt, daß eine
Unterbrechung des Betriebs durch ein etwaiges
Auf=
fahren bei dieſer Bremsvorrichtung in keiner Weiſe
eintritt. Nunmehr wurden weitere Verſuche mit
erheblich geſteigerter Geſchwindigkeit unternommen,
bei denen ſich eine Reihe der Teilnehmer in den Zug
begab, um die Wirkung des Stoßes perſönlich
auszu=
probieren. Man ewwartete eine gehörige
Erſchütte=
rung und war erſtaunt, daß der Zug wie gewöhnlich
nach einem ruckartigen Anziehen der Bremſen zum
Steben kam, obwohl er mit 25 und dann 28
Kilo=
meter Geſchwindigkeit gegen den Prellbock fuhr. 11,60
und 12,60 Meter verſchob ſich der Bremsprellbock
bei dieſen Zuſommenſtößen, beim letzten waren alle
Schwellen ausgezogen, ſo daß die volle
Bremswir=
kung eintrat. In Sachverſtändigemkreiſen rechnet man
damit, daß die ausprobierten Prellböcke einen mit
40 Kilometer Geſchwindigkeit einfahrenden D=Zug zum
Halten bringen.
400 Zeutner Fiſchſchäden im Maingebiet.
Aſchaffenburg. Ueber 400 Zentner
Fiſch=
ſchäden waren, wie aus dem nunmehr
veröffent=
lichten Jahresbericht des Unterfränſiſchen
Kreis=
fiſchereivereins hervorgeht, infolge des ſtrengen
letz=
ten Winters im unterfränkiſchen Maingebiet zu
be=
blagen. Allein 220 Zentner Fiſche gingen bei den
zum Teil völlig unnötigen Eisſprengungen (
haupt=
ſächlich in Altwäſſern) zugrunde, demgegenüber
konnte nur ein Neubeſatz im Gewicht von 68
Zent=
nern Jungfiſchen vorgenommen werden.
Um die Wiesbadener Oberbürgermeiſterſtelle.
Wiesbaden. Auf die Ausſchreibung des
Ma=
giſtrats der Stadt Wiesbaden für die freie
Ober=
bürgermeiſterſtelle haben ſich bekanntlich im ganezn
81 Perſonen gemeldet. Unter den Bewerbern
be=
finden ſich ſehr pvominente Perſönlichkeiten von
aus=
wärts. So ſtellen ſich u. a. zur Verfügung die
Oberbürgermeiſter von Oldenburg, von Gotha, von
Hagen, von Charlottenburg, von Spondau und die
Bürgermeiſter von Lübeck und Hannover.
Ein Auto fährt in eine Jugendgruppe.
Ehrenbreitſtein. Als Donnerstag abend
ein Jugend=Trommlerkorps mehrerer hieſiger
Ver=
eine nach Ehrenbreitſtein zurückkehrte, fuhr in der
Nähe des Kirchhofs ein Perſonenauto mitten in die
friedlich marſchievende Jugendgruppe hinein. Es
entſtand eine Panik, und von den 25 Jungens
wälz=
ten ſich mehr als die Hälfte am Boden. Einige lagen
mit Arm und Beinbrüchen da, andere kamen mit
blutenden Kopf= und Handverletzungen davon. Auf
Anovdnung eines Arztes wurden die Schwerverletzten
ins Hoſpital überführt. Das aus St. Goarshauſen
ſtammende Auto wurde angehalten und der wilde
Fahrer zur Anzeige gebracht."
Die Werkzeuge des Hundertmarkſcheinfälſchers
gefunden.
Limburg. Wie wir bereits meldeten, wurde
in einer Mühle bei Hinterwald eine
Falſchmünzer=
werkſtatt entdeckt. Nunmehr bonnten auch die
Werk=
zeuge, die einzeln im Walde vergraben worden
waren, von der Krüminalpolizei gefunden werden.
Nur die Platten, die zur Heiſtellung des Falſchgeldes
dienten, fehlen noch.
Die Auslieferung Sauerbreys.
In der Favag=Angelegenheit teilt die
Juſtizpreſſe=
ſtelle mit, daß die Auslieferung des vor einigen
Monaten in Prag feſtgenommenen Direktors
Sauer=
brey vorausſichtlich am 2. Februar d. J. erfolgen
wird.
Zum Meiſterftreich des
Kriminal-
kommiſſars Liſſigkeit.
hen.
Das furcht
Der Berliner Kriminalkommiſſar Liſſigkeit
verſtand es, ſich als „Intereſſent” bei zwei
ge=
fährlichen Schwindlern einzuführen, die durch
eine Atrappendollarfabrikation bereits viele
Hunderttauſende erbeuteten Sie montierten
ihre ſogenannte „Dollarfabrik” in der Wohnung
Liſſigkeits und lieferten ihm ſo, ein bequemes
Beweisſtück.
Die Heinitzgrube bei Beuthen,
in der ſich infolge eines Pfeilerbruchs ein ſchwerer Einbruch ereignete. 22 Bergleute wurden
ver=
ſchüttet, von denen drei getötet wurden und mehrere noch nicht geborgen werden konnten. Das
letzte ſchwere Unglück traf die Heinitzgrube 1923, bei dem 144 Bergleute ums Leben kamen.
Ein zweiker Fall Löwenſkein?
Paris. In Boulogne=ſur=mer herrſcht große
Aufregung über das an die Löwenſtem=
Angelegen=
heit erinnernde Verſchwinden des engliſchen
Rechts=
anwalts Philips, der im vorigen Monat aus
Lon=
don über Boulogne nach Paris reiſen wollte.
Phi=
lips ſcheint richtig in Boulogne an Land gegangen
zu ſein und hat auch anſcheinend den Zug nach Paris
benutzt. Seit dem Tage ſeines Eintreffens in
Bou=
logne fehlt jedoch jede Spur von ihm. Nicht wit
Unrecht weiſen franzöſiſche Kriminaliſten darauf hin,
das Vorhandenſein, der Schiffskarte beweiſe
durch=
aus noch nicht, daß Philips tarſächlich in Frankreich
an Land gegangen ſei. Philips, der eine große
Summe Geldes in engliſchen Banknoten mit ſich
führte, könne ebenſogut beiſeite geſchafft worden
ſein und ein Dritter könne ſich ſeiner Schiffskarte
bedient haben. Die Frau des Rechtsanwalts iſt jetzt
in Boulogne eingetroffen. Sie kann außer der
Per=
ſonalbeſchreibung des Vermißten keine Angaben
machen. Sein Verſchwinden bleibt ein Rätſel. Als
letzte und nicht von der Hand zu weiſende
Möglich=
keit wird noch erwogen, daß es ſich bei der ganzen
Angelegenheit um eine Liebesaffäre handeln könnte,
und daß ſich Philips abſichtlich den Blicken der
Mit=
welt entziehe. Die Londoner Polizei ſcheint
jeden=
falls dieſer Anſicht zuzuneigen, da ſie ſich über das
Verſchwinden Philips nicht im geringſten beunruhigt.
Vorläufig kein neuer Ozeanflug Köhls.
Bremen. Hauptmann Köhl, der am Freitag
nachmittag von einer fünſwöchigen Amerikareiſe
zu=
ückkehrte, erblärte in Bremerhaben entgegen anders
lautenden Preſſemeldungen, er beabſichtige vorläufig
keinen neuen Ozeanflug. Im übrigen äußerte
Haupt=
mann Köhl ſich anerkennend über die flugtechniſchen
Fortſchritte der Amerikaner, neben denen die
Deut=
ſchen ſich allerdings wohl ſehen laſſen bönnten.
Auszeichnung eines deutſchen Fliegers.
Paris. Dem deutſchen Flieger Fritz Morzik
wurde am Freitag abend in einer feierlichen Sitzung
des Aeroklubs de France der internationale Pokal
für Tourenflugzeuge überreicht, der im vergangenen
Jahre von ihm gewonnen wurde. Im Namen des
deutzſchen Luftfahrtvereins dankte Herr von Höpp
ner dem Präſidenten des Aeroklubs, Grafen de
Vaulx, für die bei der Ueberreichung
ausgeſproche=
nen Glüchwünſche. Die deutſche Botſchaft war durch
den Geſandtſchaftsrat Clodius vertreten. Auch der
Luftverkehrsminiſter Laurent=Eynae hatte einen
Ver=
treter entſandt. — Der diesjährige zweite
Wettbe=
werb für Kleinflugzeuge wird vom deutſchen
Acro=
klub veranſtaltet werden, und zwar auf einer
Flug=
ſtrecke von 7500 Kilometer, die über Deutſchland,
Frankreich, England, Spanien, Oeſterreich, Ungarn,
Tſchechoſlowakei und Polen führt. Sechs Länder
haben ſich bereits zur Teilnahme angemeldet.
Unfreiwillige Sturmreiſe über den Nord=
Atlantik.
London. Der 126 Tonnen große Schoner
„Neptun II.” der am 29. November 1929 aus dem
Hafen St. Johns auf Neufundland zu einer
Küſten=
fahrt ausgelaufen war, wurde von einem Oukan
er=
faßt, ſo daß er ſchwere Hadarie erlitt und
unfrei=
willig über den ganzen Nordatlantik getrieben
wurde. Am Freitag konnte er nach Hobermory in
Schottland eingefchleppt werden.
Kampf gegen Panther und Wildſchweine
in Spaniſch=Marokko.
Paris. Nach einer Meldung aus Caſablanca
herrſcht in Spaniſch=Marokko ſtrenge Kälte. Panther
und Wildſchweine kommen, von Hunger getrieben,
bis in die bewohnten Gegenden. Eine Eingeborene
wurde Freitag von einem Wildſchwein angegriffen
und tödlich verletzt. Die Bewohner der gefährdeten
Gegenden haben ſich zuſammengetan, um den
Ver=
nichtungskampf gegen dieſe Tiere aufzunehmen.
Geſtohlener und wiedergefundener van Dyck.
Paris. Von den Gemälden, die vor einigen
Tagen aus dem Muſeum der Stadt Aix=en=Probence
verſchwunden ſind, iſt Freitag ein dan Dyck wieder
herbeigeſchafft worden. Ein Antiquar in Marſeille
hatte das Bild gekauft. Als er von dem Diebſtahl
erfuhr, ſtellte er das Gemälde ſofort dem
Unter=
ſuchungsrichter zur Verfügung.
Die Opfer der amerikaniſchen Kältewelle.
NewYork. Etwa hundert Perſonen ſind in
den letzten zehn Tagen der in den Südweſtſtaaten
herrſchenden Kältewelle zum Opfer gefallen. Die
niedrigſte Temperatur, — 38 Grad Celſius, wurde
in Valier im Staate Montana feſtgeſtellt. Das
Miſ=
ſiſſippital iſt infolge der ſtarken Schneefälle von
Ueberſchwemmung bedroht. Im Staate Indiana iſt
der Watqſh=Fluß bereits über ſeine Ufer getreten,
ſo daß zahlreiche Einwohner gezwungen waren, ihre
Häuſer zu verlaſſen.
Profeſſor Julius Kosleck.
Der von „Trompeterkönig” Prof. Julius Kosleck
gegründete Kosleckſche Bläſerbund, der ſich große
Verdienſte um die Pflege der deutſchen
Volks=
weiſen erworben hat, feiert in den nächſten
Tagen ſein 40jähriges Beſtehen. Auch im
Aus=
land erfreut ſich der Kosleckſche Bläſerbund eines
guten Namens.
Aus den Amtsverkündigungen des Kreisamts
Darmſtadt und den Bekanntmachungen des
Polizeiamts Darmſtadt.
Sonntagdien t und Nachtdien 1 ir
den Apotheken Tarmſtadts: Es verſehen
den Sonnta sdienſt und in der daran ſich
anſchließenden Woche den Nachtdienſt vom
18. J nuar bis einſchl. 25 Januar, die
Apot ſeke am Fuſtizpalaſt, Bismarckſtr 9,
Einhorn=Apotheke, Kirchſtraße 10½
Ergänzung des Stadtrats.
Die Stadtwahlkommiſſion hat
feſt=
geſtelli, daß an Stelle des ausgeſchiedenen
Stadtratsmitglieds Herrn Pfarrer Heß
Herr Schneidermeiſter Ludwig Bauer
in den Stadtrat einzutreten hat. Das
Protokoll liegt am 20., 21. und 22. Januar
ds. Js., im Stadthaus, Zimmer Nr. 33,
während, der Dienſtſtunden zur Einſicht
der Beteiligten offen. Einwendungen
gegen die Wahl und den Gewählten ſind
während dieſer Zeit ſchriftlich oder zu
Protokoll bei dem Unterzeichneten bei
Meidung des Ausſchluſſes vorzubringen.
Darmſtadt, den 19. Januar 1930.
Der Stadtwahlkommiſſar
st. 1417) Delp, Bürgermeiſter.
Bekanntmachung.
Betr.: Bauland=Umlegung „In der
Landskron”
Gemäß Artikel 36 Abſatz 1 des Geſetzes
über die Umlegung von Bauland in der
Faſſung der Bekanntmachung vom 10.
Ok=
tober1927 bringe ich hiermit zur öffentlichen
Kenntnis, daß der von ſämtlichen
Grund=
eigentümern anerkannte Umlegungsplan
nebſt Unterlagen in der Zeit vom 20.
Ja=
nuar 1930 bis einſchl. 15. Februar 1930
aufdem Vermeſſungsamt Darmſtadt=Stadt
Grafenſtraße 30, Zimmer 15, offenliegt,
Gegen dieſen Plan können die Beteiligten
innerbalb der Offenlegungsfriſt ſchriftlich
Erinnerung bei dem Unterzeichneten
erheben.
(st.1418
Darmſtadt, den 16. Januar 1930.
Der Vorſitzende des Umlegungsausſchufſes.
Holzverſteigerung Nr. 2
vom 15. d8. Mts. iſt, ausgenommen das
Eichenſtammholz und Buchenſtammholz
Klaſſe 4, genehmigt.
Holzverſteigerung Nr. 3
vym 17. ds. Mts. iſt genehmigt. (1412
Darmſtadt, den 17. Januar 1930.
Heſſ. Forſtamt Krauichſtein.
Die Jagd der Gemeinde Ober=Modau
umfaſſend 134 Hektar Wald, 320 Hektar
Feld und Wieſen, wird am
Donners=
tag, den 23. Januar 1930,
nachmit=
tags 2 Uhr, in der Gaſtwirtſchaft von
Friedrich Rüßler öffentlich auſ weitere
9 Jahre verpachtet.
(1430b
Ober=Modau, den 18. Jan. 1930.
Heſſ. Bürgermeiſterei Ober=Modau.
Daum.
Donnerstag, den 23. Jan. 1930,
nachmittags 121 Uhr, wird auf dem
Rathaus zu Ober=Ramſtadt die
Wald= u. Feldjagd der Gemeinde
Ober=Ramſtadt
in 3 Abteilungen auf 6 Jahre neu
ver=
pachtet.
Die Jagd hat guten Wildbeſtand
Ober=Ramſtadt iſt Bahnſtation der Strecke
Darmſtadt—Eberbach mit guter
Zugver=
bindung und halbſtündigem
Autobus=
verkehr nach Darmſtadt.
Die näheren Bedingungen werden bei
der Verpachtung bekanntgegeben. (1463
Ober=Ramſtadt, den 11. Jan. 1930.
Heſſiſche Bürgermeiſterei.
Rückert.
Schuß der Waſſerleikungen und
Waſſermeſſer gegen Froſt!
Die Waſſerabnehmer ſind nach der
Waſſerlieferungs=Bedingungen des ſtädt
Waſſerwerks (§ 4 und 5) zu Schutzmaß
nahmen verpflichtet. Wir empfehlen
da=
her zur Beachtung:
I. Waſſer=Zuleitungen:
In den Kellern ſind Fenſter und
Türen dauernd geſchloſſen zu halten
und ſofern dieſe ins Freie führen
mit Iſoliermaterial (Stroh. Tücher
uſw.) zu verkleiden.
Bei anhaltendem ſtrengem Froſt
— 52C) wird es außerdem
erfor=
derlich, die Innenleitungen, welche
an oder in Nähe der Außenmauer
befeſtigt ſind. mit Iſoliermaterial
hinreichend zu verwahren.
Gegebe=
nenfalls empfiehlt ſich eine
Erwär=
mung der betreffenden Räume.
Für die Nachtzeit hat ein
Ab=
ſperren der Waſſerleitung im
Kel=
ler, nicht am Haupthahn vor dem
Waſſermeſſer, ſondern am
Durch=
gangsventil mit Entleerungshahn
hinter dem Waſſermeſſer und eine
gleichzeitige Entleerung der
Haus=
innenleitung ſtattzufinden. Letzteres
geſchieht durch den vorerwähnten
Entleerungshahn, ſowie Oeffnung
der Zapfſtellen und Kloſettventile.
II. Waſſer=Ableitungen:
Beſondere Aufmerkſamkeit iſt hier
den Kloſetts zuzuwenden, da die mi
Waſſer gefüllten Syphonrohre und
Spulkäſten leicht einfrieren können. bietend verſteigert:
Bei Froſtwetter ſind daher die
Abortraume nach außen möglichſt
geſchloſſen zu halten. Die
Spül=
käſten ſollen nach jeder Benutzung
der Kloſetts unter Abſtellung des
Waſſerlaufs vollſtändig entleert
werden. Häufiges Eingießen
war=
mer Abwäſſer aus den
Haushaltun=
gen in die Kloſetts verhindert die
Eisbildung an den Syphonrohren.
III. Eingefrorene Waſſerleitungen:
Eingefrorene Waſſerleitungen ſind
ſofort aufzutauen, da die Leitungen
ſonſt auf längere Strecken zufrieren
und weiteren Schäden ausgeſetzt
wer=
den. Wegen des Auftauens der
Lei=
tungenwende man ſich ſofort an einen
zuverläſſigen Inſtallateur,
außer=
dem beſeitige man die Urſache des
Einfrierens durch beſſeren Schutz, da
die Störung ſonſt wieder auftreten
kann.
IV. Waſſermeſſer:
Für die Einwinterung der dem
Grundſtückseigentümer mietweiſe
überlaſſenen Waſſermeſſer gelten die
gleichen Schutzmaßnahmen wie für
die Waſſerleitungen (ſiehe unter I
Innenleitungen).
Im Freien liegende
Waſſermeſſer=
gruben ſind gegen Froſt beſonders
gut zu iſolieren und zu überdecken.
Entſtehen Schwierigkeiten bei der
Abwendung der Froſtgefahr für den
Waſſermeſſer oder iſt dieſer
aufge=
froren, ſo iſt ſofortige Meldung bei
der Direktion der ſtädtiſchen Betriebe,
Darmſtadt, Frankfurter Straße 100.
Telephon 3500, geboten. (St.583
Direktion der ſtädt. Betriebe,
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währt. Nähere Auskunft erteilt Förſter
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Pfungſtadt, den 17. Januar 1930.
Heſſ. Bürgermeiſterei.
Nukholz=Verſteigerung.
Mittwoch, den 22., und Donnerstag,
den 23. Januar 1930, jedesmal
vor=
mittags 9½ Uhr anfangend, werden im
Gundernhäuſer Gemeindewald
verſtei=
gert:
Fichten=Stämme: Kl. 1a 366 St.
68,33 fm.: Kl. 1b 124 St. — 39,84 fm.;
Kl. 2a 11 St. — 6,64 fm.: Abſchnitte:
4 St. — 1,78 fm. Fichten=Derbſtangen:
Kl. 1 317 St., Kl. II 184 St., Kl. III
68 Stück.
Kiefern=Stämme (Schnittware): Kl.
1b 1 St. — 0.34 fm.: Kl. 2a 23 St.
889 fm.: Kl. 2b 82 St. — 47.95 fm.;
Kl. 3a 59 St. — 44,58 fm.: Kl. 3b
15 St. — 16,64 fm.: Kl. 4a 4 St. —
5,04 fm.
Das Ficht=Holz kommt am Mittwoch,
das Kief=Holz am Donnerstag zum
Ausgebot. Zuſammenkunft jedesmal
am Eingang des Waldes auf der Straße
nach Meſſel.
Das Holz iſt ſämtlich an die Schneiſen
gerückt und ſomit gut abzufahren.
Gundernhauſen, den 18. Januar 1930.
Heſſ. Bürgermeiſterei.
Chriſt.
(1390
Aukholz=Verſteigerung.
Freitag, 24. Januar 1930, nachm.
1 Uhr beginnend, werden im „Gaſthaus
zur Eiſenbahn” aus hieſigem
Gemeinde=
wald, Diſtrikte Lanzert, Roſſert, meiſt=
1. Stämme: 18 Stroben — 14 fm.:
2 Eichen — 1,27 fm.: 180 Kiefern IIa—
Ia — 90 fm.: 200 Fichten Ia—TV4 —
72 fm.
2. Fichten=Derbſtangen — 12,69 fm.
Affolterbach, den 16. Januar 1930.
Heſſ. Bürgermeiſterei Affolterbach.
Bickel. (1392
Holzverſteigerung.
Am Samstag, den 25. Januar,
nach=
mittags 3 Uhr, im Oberwald, und
Mon=
tag, den 27. Januar d. J., vormittags
9 Uhr, im Hinterwald, kommt
folgen=
des Holz zur Verſteigerung:
7 Eichen= 28 Fichten=, 27 Lärchen=
2. Kiefern=Stämme, 53 Lärchen=
Derb=
ſtangen und 550 Fichten=Bohnenſtangen.
96 rm. Kiefern=Nutzröller, 40 rm.
Buchen= und 8 rm. Eichenſcheitholz
ſo=
wie ſämtliches Brennholz.
5 ſtarke Eichenſtämme lagern im
Oberwald, das übrige Stammholz lagert
im Hinterwald. Das Fichten=
Stamm=
holz am Eberhardsbrunnen wird am
Montag nach der Mittagspauſe
verſtei=
gert, ebenſo das Dörrholz, welches
vor=
er einzuſehen iſt.
Zuſammenkunft am Samstag bei den
Eichenſtämmen im Oberwald, am
Mon=
tag auf dem Vogelherd.
Brensbach, den 17. Januar 1930.
Heſſ. Bürgermeiſterei Brensbach.
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Nummer 19
Sonntag, den 19. Januar 1930
Shrtn Spier und Tarnen.
Schwimmen.
Schwimm-Meiſterſchafken der Deukſchen Turnerſchaft
in darmſtadk am L.., 23. und 24. Auguſt 1930.
In dem Rahmen der 600=Jahrfeier der Stadt Darmſtadt werden ſich,
neben den bereits bekannten Großveranſtaltungen auf ſportlichem
Ge=
biete, die Schwimm=Meiſterſchaften der Deutſchen Turnerſchaft
beſon=
ders hervorheben. Waren es bisher die Großſtädte, wie Frankfurt am
Main (1925), Berlin (1926), Düſſeldorf (1927), Köln (1928) und Altona
(1929), in welchen die Meiſterſchaften ausgetragen wurden, ſo iſt
erſt=
malig Darmſtadt, als Mittelſtadt des Reiches, dazu berufen, die Kämpfe
der Beſten der D.T. durchzuführen. Man hat in die Darmſtädter
Turnerſchaft, im Hinblick ihrer bisherigen, mit an der Spitze der D. T.
ſtehenden Erfolge, das große Vertrauen einer einwandfreien
Durchfüh=
rung der Meiſterſchaftskämpfe geſetzt und ihr zunächſt wohl aus dieſem
Grunde eine der Großveranſtaltungen der D. T. übertragen. Was aber
noch beſonders hierzu beigetragen haben mag, war, daß Darmſtadt als
Feſtſtadt im Reiche einen guten Ruf genießt. Die
Vorbereitungs=
arbeiten zu dieſer Veranſtaltung haben in den einzelnen bisher
ge=
bildeten Ausſchüſſen bereits eingeſetzt. Dem Haupt= und
Geſchäfts=
führenden Ausſchuß gehören an die Turner: K. Roth (Vorſitzender),
J. Wandel (Geſchäftsführer), W. Hofferbert und Kalbhenn (Beiſitzer).
Außerdem zählen zu genanntem Ausſchuß die erſten Vorſitzenden der
Turngemeinde 1846, Turngemeinde 1865 Darmſtadt=Beſſungen,
Turn=
geſellſchaft, ſowie die erſten Vorſitzenden des Techniſchen, Finanz=,
Woh=
nungs=, Preſſe= und Werbe=Ausſchuſſes.
Huuonit.
* Kreisliga Südheſſen.
Zurzeit ſind die Verhältniſſe recht verzwickt in unſerem Kreiſe;
trotzdem geht es luſtig weiter. Diesmal ſind die Begegnungen dazu
angetan, recht nette Senſatiönchen hervorzubringen. Natürlich brennen
nun alle Vereine darauf, dem „Neumeiſter” die erſte Niederlage oder
doch wenigſtens einen Punktverluſt beibringen zu können. Die
Platz=
ſperre von Hofheim iſt wieder aufgehoben; der Tabellenletzte wird alſo
zu Hauſe ſpielen. Es treffen ſich:
Normannia Pfiffligheim — Olympia Lorſch,
Sportverein Hochheim — VfL. Lampertheim,
SV. Hofheim — Sportverein Horchheim,
Sportverein Herrnsheim — Olympia Worms,
Olympia Lampertheim — FV. Biblis.
Die Pfiffligheimer kommen in dieſer Saiſon einfach nicht recht in
Fahrt. Noch immer ſtehen ſie mit Hofheim punktgleich am
Tabellen=
ende. Selbſtverſtändlich werden ſie gegen Lorſch alles aufbieten, um
das Punktkonto zu erhöhen — es iſt nicht ausgeſchloſſen, daß der
Tabellenzweite vom Zweitletzten der Tabelle eine Niederlage hinnehmen
muß. VfL. Lampertheim hat gegen die derzeitig recht ſpielſtarken
Hoch=
heimer keine allzu große Ausſicht auf Sieg. Ein Remis wäre für die
Gäſte ohne Zweifel ſchon ein Erfolg. In Hofheim wird es für die
Horchheimer kaum etwas zu gewinnen geben. Gewiß, ſie ſind
routi=
nierter als die Einheimiſchen, aber jene werden mit allen zu Gebote
ſtehenden Mitteln verſuchen, vom Ende wegzukommen. Aus
Herrns=
beim wurde ſchon manche Ueberraſchung gemeldet. Erfahrene
Mann=
ſchaften wie Lampertheim, Biblis, Bürſtadt und Lorſch haben dort
Punkte eingebüßt. Gegen die „Kleeblätter” werden ſich die Herrnsheimer
ganz beſonders anſtrengen — — — obwohl man natürlich mit einem
glatten Sieg der Wormſer rechnet, muß man doch abwarten, ob da
nicht wieder eine Ueberraſchung kommt. Die Vorgänge nach dem Spiele
Olympia Lampertheim — Lorſch beſchäftigen zurzeit noch die Behörde.
Ein Urteil iſt noch nicht geſprochen, Biblis hat alſo in Lampertheim
enzutreten. Es iſt ſehr leicht möglich, daß man ſich in die Punkte teilt.
Deutſche Winkerkampfſpiele.
Die Kämpfe am Samstag. — Riebl=Wien Kampfſpielmeiſter im
Eis=
ſchnellaufen, Vollſtädt wieder Deutſcher Meiſter. — G. Müller gewinnt
den Ski=Langlauf. — Die Eishockeykämpfe.
Die Deutſchen Winterkampfſpiele in Krummhübel nähern ſich ihrem
Abſchluß. Am Samstag traten erſtmalig auch die Skiläufer in Aktion.
Die Schneeverhältniſſe waren im allgemeinen zufriedenſtellend. In den
niederen Teilen der Strecke war die Schneedecke dünn, ſo daß das
Laufen teilweiſe etwas gefährlich war. Der Ski=Langlauf mußte
des=
halb auch auf 15 Km. verkürzt werden. In der Hauptklaſſe erreichten
von 44 geſtarteten Läufern 35 das Ziel. Sieger blieb der Deutſche
Meiſter Guſtl Müller=Bayriſch=Zell in 55,18 Min. vor Kreb=München
55,24 Min., Berauer=Aupachtal 58,27 Min., Leipold=Breslau 59,08 Min.
und Kratzer=Rottach 59,31 Min.
Die Kampffpielmeiſterſchaft im Eisſchnell=Laufen wurde am
Sams=
tag mit dem Lauf über 10000 Meter, der gleichzeitig als Deutſche
Meiſterſchaft gewertet wurde, entſchieden. Der Wiener Riedl ſicherte
ſich durch ſeinen in 21:04,8 Min. vor Sandtner=München (21:07,2 Min.)
errungenen Sieg mit 219,09 Punkten die Deutſche
Kampfſpielmeiſter=
ſchaft. Zweiter wurde Barwa=Berlin mit 224,98 Punkten. Durch ſeinen
4. Platz in dieſem Lauf ſicherte ſich Vollſtädt=Altona mit 240,27 Punkten
wieder die Deutſche Schnellaufmeiſterſchaft 1930. Sandtner=München
blieb mit 241,19 Punkten knapp Zweiter. Sandtner=München holte ſich
auch in 6:14,6 Minuten vor Kube 2.=Berlin das 3000 Meter=Laufen für
Junioren.
Die Eishockeh=Kampffpielmeiſterſchaft ſieht fünf Mannſchaften im
Wettbewerbe. Der Berliner Schlittſchuhklub ſicherte ſich gegen den E.V.
Görlitz einen hohen 13:1 (4:0, 4:0, 5:1) Sieg. Brandenburg Berlin
überraſchte mit einem überlegenen 6:0 (2:0, 0:0, 4:0) Sieg über den
Troppauer E. V. Der Berliner Schlittſchuhklub gegen den Troppauer
E. V. mußte ſich mit 2:2 (0:2, 1:0, 1:0) begnügen. Der VfL. Raſten=
burg beſiegte den E.V. Görlitz 3:0 (2:0, 1:0, 0:0).
Darmſtädker Sporkkalender.
Sonntag, den 19. Januar 1930.
Handball.
10,30 Uhr: Sp.Vg. Arheilgen — T. S.V. Langen.
3,00 Uhr: Sp.V. 98 Darmſtadt — V.f.R. Schwanheim
Fußball.
2,00 Uhr: Union — Rot=Weiß.
2,00 Uhr: Sp.Vg. Arheilgen — S.V. Münſter.
Schneller als ein 9=Zug.
Guſtav Lantſchner=Innsbruck (links), der akademiſche
Ski=
weltmeiſter, und Otto Lantſchner liefen bei den St. Moritzer
Kilometerrennen die phantaſtiſche Geſchwindigkeit von über 105
Kilometern, ſchneller alſo, als Deutſchlands ſchnellſter D=Zug.
Kraftſpork.
03 Bad=Kreuznach -Darmſtadt 1910.
Wohl das ſchwerſte Treffen dieſer Saiſon ſteht, den einheimiſchen
Oberligiſten heute, Sonntag, 19. Januar, in Bad=Kreuznach bevor,
in=
dem ſie der dortigen Athl.=Sportvereinigung 1903 zum Rückkampf
gegen=
übertreten müſſen. Die Badeſtädter befinden ſich zurzeit in einer
be=
ſtechenden Form, konnten ſie doch am vorigen Sonntag die Groß=
Zim=
merer „Vorwärts”=Mannſchaft, die ihr gefährlichſter Rivale um den
diesjährigen Kreismeiſtertitetl war, mit 10:8 bezwingen. Man wird
deshalb den Einheimiſchen keine großen Ausſichten für ein erfolgreiches
Abſchneiden einräumen können, zumal Schwarz und Keitel durch
Ver=
letzungen bei den letzten Kämpfen, diesmal nicht zur Verfügung ſtehen.
Trotzdem wird man, dies erwarten wir von dem guten Geiſt, der in
der Mannſchaft ſteckt, ſich allſeits um ein günſtiges Abſchneiden
be=
mühen.
Rundfunk=Programme.
Frankfurt a. M.
Gleichbleibendes Werktagsprogramm. 6.30: Wetter, Zeit.
Gym=
naſtik. 12: Zeit, Wetter. Wirtſchaftsmeld., Waſſerſtand. O 12.55:
Nauener Zeit. O 15. 15.35: Zeit, Wirtſchaftsm. O 16.10: Ind.,
Handelsk. (Di. u. Fr.). O 16.25: Gießener Wetter, Wirtſchaftsm.,
während des Nachm.=Konzerts: Vereinsnachr. O 18.05, 19.15 oder
19.30: Wirtſchaftsmeldungen.
Pfarrer Vömel, O 10.30: Prof. Dr. Weimer: Die erziehliche
Ver=
armung des Elternhauſes. o 11: Elternſtunde. Geſpräch von
Studien=
rat Dr. Diener mit einem Vater über neuzeitliche Schulfragen im
einer Töchterſchule. O 11.30: Violin=Konzert. O 12.30: Chorgeſänge.
Werke von Lachner, Schumann, Mendelsſohn=Bartholdy, Silcher,
Trunk, Scherchen. O 13.20: Landwirtſchaftskammer Wiesbaden: Die
P Behandlung landwirtſchaftlicher Maſchinen. — Der Rebſchnitt. —
Spritzarbeiten im Winter. o 13.30: Krummhübel: Großes
Ski=
ſpringen. O 14.10: Jugendſtunde. Aus dem deutſchen Märchenborn.
O 15: Landw.=Rat Dr. Schneider: Ausbildung des
landwirtſchaft=
lichen Nachwuchſes — Dr. Kleinkurt: Was muß der Landwirt vom
Steuerrecht wiſſen? O 16: Lektor Roedemeyer: „Wilhelm Holzamer”,
eine künſtleriſche Vorleſung. O 16.30: Stuttgart:
Unterhaltungs=
konzert. Funkorch. Mitw.: v. Wiſtinghauſen (Bariton). Lortzig:
Ouv. zu „Zar und Zimmermann”. — Mozart: Fantaſie aus „Die
Zauberflöte‟. — Lortzing: Lied aus „Zar und Zimmermann”. —
Mendelsſohn; Frühlingslied. — Strauß: Heimliche Aufforderung.
— Wagner: Einzug der Gäſte auf der Wartburg; Anſprache des
Wolfram; Lied an den Abendſtern aus „Tannhäuſer”: Einzug der
Götter in Walhall, aus „Rheingold”. — Roſſini: Ouv. zu „Die
diebiſche Elſter” — Drei neapolitan. Volkslieder. — Becucci: Teſoro
mio. O 17 30: Dr. Rupp: Was iſt ein Architekt? 18.30: Kaſſel:
Wilh. v. Scholz lieſt aus eigenen Werken. O 19.30: Stuttgart:
Wagner=Konzert. Ouv. zu Rienzi” — Romerzählung aus „
Tann=
häuſer”. — Vorſpiel zu „Lohengrin” — Trauermarſch aus „
Göttev=
dämmerung”, — Lied aus „Die Meiſterſinger von Nürnberg‟” —
Karfreitagszauber aus „Parſifal”. Ausf.: Philharmon. Orcheſter
Stuttgart, Fr. Windgaſſen (Tenor). O 20.45: Stuttgart: Vom
Strickſtrumpt bis zum Führerſchein. Sendefolge von Ilſe Kamnitzer
und E. Stockinger, mit Beiträgen von Polly Tieck, Eidlitz, Heine,
Ibſen, Hermann, Käſtner, Goldſchlag, Stockinger, Ringelnatz. O 22.15:
Stuttgart: Kleine Stücke für Cello. O 22.45: Tanzmuſik.
Königswuſterhauſen.
Deutſche Welle. Gleichbleibendes Werktags=Programm. 6.55=
Wetter für den Landwirt. 7: Gymnaſtik. O 12.25: Wetter für den
Landwirt (Eo. 12.50). O 12.55: Nauener Zeit. O 14: Berlin;
Schallplatten. O 15.30: Wetter, Börſe.
Deutſche Welle. Sonntag, 19. Jan. 7: Gymnaſtik. o 8:
Prak=
tiſche Winke für den Landwirt. O 8.15: Die Marktlage. O 8.30:
Güterdir. Weitzel: Was iſt beim Ankauf eines Landgutes zu
beachten? O 8.55: Glockenſpiel der Potsdamer Garniſonkirche. O 9:
Morgenfeier. O Anſchl.: Geläut des Berliner Doms. O 10:
Sonntagswetter. O 11: Schallplatten. O 11.30: Leipzig: Konzert.
O 13: Schallplatten. O 13.30: Breslau: Deutſche
Winterkampf=
ſpiele in Krummhübel. Das große Skiſpringen. O 14.10: Märchen.
O 14.40: A. Paquet: Zeitung, Rundfunk, Kind. O 15.10: Dr.
Annemarie Bieber: Von werdenden Müttern und kommenden
Kindern. O 15.40: Aus dem Sportpalaſt: Schlußrunde der
Ber=
liner Rugby=Meiſterſchaft. 16.10: Mandolinenorcheſter=Konzert.
Pöhland jun.: Mandolinata, Marſch. — Lincke: Ouv. zu „Nakiris
Hochzeit”. — Ivanovici: Königin des Morgens, Walzer. — Wölki:
Ouvertüre. H=moll; Spaniſcher Tanz. — Bernards: Matuſchka
ruſſie. O 17.15: Laien improviſieren. O 18: Konzert. O 18.30:
Beſinnliche Viertelſtunde. o 18.45: Dr. Eloeſſer: Deutſche Barock=
Literatur. O 19.20: J. Bab: Gedanken zum Schaffensproblem.
O 20: Konzert. Mozart: Trio für Klavier, Violine und
Violon=
cello. — Zilcher: Rokoko=Suite. — Beethoven: Variationen über
das Lied „Ich bin der Schneider Kakadu”. 21: Hamburg:
„Alpenball‟. O Danach: Tanzmuſik.
Geſchäftliches.
Arterienverkalkung liſt eine Krankheit, die nach ärztlichen
Feſtſtel=
lungen in den letzten Jahren ſehr ſtarke Ausbreitung gefunden hat.
Der ſchleichende und bösartige Charakter dieſer Krankheit macht ſie
ge=
fürchtet. Es iſt daher begrüßenswert, daß Herr Geheimer Medizinalrat
Dr. med. Schroeder in allgemeinverſtändlicher Weiſe die
Adernverkal=
kung in einer Broſchüre beſpricht und gleichzeitig auf ein Mittel
hin=
weiſt, das aus edlen Pflanzen und Blutſalzen beſteht und ſich in der
Praxis hervorragend bewährt hat. Dieſe Broſchüre erhalten
Intereſ=
ſenten auf Verlangen umſonſt und portofrei vom Verſand Robert
Kühn, Berlin=Kaulsdorf 70. Wir verweiſen auf das Inſerat in der
heutigen Nummer unſeres Blattes.
Die Deutſche Bau= und Wirtſchaftsgemeinſchaft e. G. m. b. H., Köln,
Riehlerſtraße 31 a, hat erſt anfangs dieſes Jahres mit ihrer Tätigkeit
begonnen. Um ſo bemerkenswerter iſt ihr raſcher Aufſtieg, der ſie ſchon
heute in die Reihe der führenden deutſchen Bauſparkaſſen ſtellt. Denn
ſie gählt bereits über 5000 Bauſparer und konnte allein im den letzten
zwei Monaten weit über 1 Million Reichsmark als Baudarlehen zur
Verfügung ſtellen.
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Geräte erster Fab:
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Bedienung
Darmstadt Telephon 3449
Rheinelekera Lrust-Ludwisstr. 10 1292a
Weiterbericht.
Das zentraleuropäiſche Hoch wird durch die Ausläufer der
nörd=
lichen Störung weiter oſtwärts verdrängt. Im weſtlichen Deutſchland
macht ſich der Vorſchub warmer Luft bei den Morgentemperaturen
be=
reits bemerkbar. Da eine abermalige Warmluftwelle von Weſten
her=
anrückt, ſo wird ſich der Umſchlag zu milderem Wetter weiter
voll=
ziehen. Gleichzeitig wird der Witterungscharakter mehr unbeſtändig
und mit dem Auftreten von Niederſchlägen iſt zu Beginn der
kommen=
den Woche zu rechnen.
Ausſichten für Sonntag, den 19. Januar; Langſame, von den Bergen
einſetzende Milderung, neblig und wolkig, ſpäter Neigung zu
Niederſchlägen.
Ausſichten für Montag, den 20. Januar: Mehr wechſelhaftes Wetter,
mild, und vereinzelte Niederſchläge wahrſcheinlich.
Hauptſchriftleitung: Rudolf Mauve
Verantwortlich für Pofitik und Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feuilleton, Reich und
Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe; für Sport: Dr. Eugen Buhlmann;
für den Handel: Dr. C. H. Queiſch; für den Schlußdienſt: Andreas Bauer; für
„Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort Dr. Herbert Nette;
für den Inſeratenteil und geſchäftliche Mitteilungen: Willv Kuble;
Druck und Verlag: L. C. Wittich — ſämtlich in Darmſtadt
Für unverlangte Manuſkripte wird Garantie der Rückſendung nicht übernommen.
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Konzertſänger erteilt
Unterr., vorzügl.
Ton=
bildg., „Atemtechnik.
Std. 2.—. Angebote
unt. L. 106 Geſchſt. (*
Gründli
Schneider=Anterricht
erteilt W. Glo ck, Schneidermeiſterin,
Saalbauſtraße 23, Auskunft im Laden. (*
ſte Zoituang der Rhoinpfalz. Göchſte
Loſerzall ſävstlichyor Feitzangm in
Kaiſer-
lautern anſchließtich Saargsoeggwbict
Nummer 19
Die Einnahmen des Reichs an Steuern, Zöllen
und Abgaben.
Nach Mitteilung des Reichsfinanzminiſteriums betrugen in
Millionen Reichsmark die Einnahmen aus Beſitz= und
Verkehrs=
ſteuern im Dezember 311.29 und vom 1. April bis 31. Dezember
1929 4670.75. Aus Zöllen und Verbrauchsabgaben im Dezember
232.96, davon aus verpfändeten 227.63, und vom 1. April 1929 bis
31. Dezember 1929 2120.31, davon aus verpfändeten 2086.27.
Ins=
geſamt betrugen die Einnahmen einſchließlich der ſonſtigen im
Dezember 544.25 und vom 1. April 1929 bis 31. Dezember 1929
6791.16. Im Reichshaushaltsplan iſt die Einnahme für das
Rech=
nungsjahr 1929 veranſchlagt auf 9325.0.
Wenn das Aufkommen in den erſten dreiviertel Jahren 6791
Millionen Reichsmark betragen hat, ſo könnte angenommen
wer=
den, daß im vierten Vierteljahr noch ein Drittel dieſer Summe,
gleich 2264 Millionen Reichsmark, aufkommen wird. Das
Auf=
kommen im vierten Vierteljahr kann aber trotz der
Lohnſteuer=
erſtattungen um etwa 40 Mill. RM. höher geſchätzt werden, weil
ſich im Januar die Umſätze aus dem Weihnachtsgeſchäft ſtärker
auswirken werden, und weil im Januar die Waren, die in der
Zeit vom 1. Juli bis 31. Dezember 1929 aus offenen Zoll=Lägern
in den freien Verkehr übergeführt worden ſind, abgerechnet
wer=
den. Für das ganze Rechnungsjahr kann mithin mit einem
Auf=
kommen von 6791 plus 2264 plus 40 gleich 9095 Millionen
Reichs=
mark gerechnet werden, von denen etwa 125 Millionen Reichsmark
für Zwecke der knappſchaftlichen Penſionsverſicherung und der
In=
validenverſicherung gebunden ſind. Ohne dieſe 125 Millionen
Reichsmark verbleibt ein Aufkommen von vorausſichtlich 8970
Millionen Reichsmark, das ſind 355 Millionen Reichsmark
weni=
ger, als im Haushaltsplan für 1929 vorgeſehen ſind.
Wirtſchaftliche Rundſchau.
Die Indexziffer der Großhandelspreiſe. Die auf den Stichtag des
15. Januar berechnete Großhandelsindexziffer des Statiſtiſchen
Reichs=
amtes iſt gegenüber der Vorwoche von 133,1 auf 132,4 oder um 0,5 v.
H. geſunken. Von den Hauptgruppen iſt die Indexziffer für
Agrar=
ſtoffe um 1,5 v. H. auf 122,0 (Vorwoche 123,9) und die Indexziffer für
induſtrielle Rohſtoffe und Halbwaren um 0,2 v. H. auf 128,4 (128,6)
zurückgegangen. Die Indexziffer für induſtrielle Fertigwaren hat mit
155,9 (156,0) weiter leicht nachgegeben.
Produktionseinſchränkung in der Eiſeninduſtrie. Zu der in der
Oeffentlichkeit lebhaft erörterten Frage einer weiteren
Produktionsein=
ſchränkung in der Eiſeninduſtrie wird aus Düſſeldorf gemeldet: Im
Rahmen der von der Eiſeninduſtrie in den letzten Monaten
vorgenom=
menen Produktionseinſchränkungen iſt inzwiſchen auch der
Stillegungs=
antrag der Hagener Gußſtahlwerke (Stahlrewag) genehmigt worden.
Angeſichts der ungünſtigen Konjunkturentwicklung beſteht die
Möglich=
keit, daß auch bei anderen Konzernen Arbeiterentlaſſungen nicht zu
ver=
meiden ſind. Gegenüber anders lautenden Meldungen iſt jedoch
her=
vorzuheben, daß Stillegungen beim Stahlwerk Krieger, den
Gelſen=
kirchener Gußſtahlwerken und den Annener Gußſtahlwerken nicht
beab=
ſichtigt ſind. Dieſe Betriebe der Stahlrewag ſind gut beſchäftigt und
arbeiten wirtſchaftlich.
Der Zuſammenbruch der Hausrat G. m. b. H. Der Magiſtrat
hatte bei der Stadtverordnetenverſammlung beantragt, zuzuſtimmen,
daß die Stadtgemeinde Frankfurt a. M. unter der Vorausſetzung des
Zuſtandekommens eines Vergleichs einem Beſchluß des
Landesausſchuſ=
ſes in Wiesbaden grundſätzlich beitrete, wonach eine Schädigung der
Gläubiger der Hausrat G. m. b. H. weitgehendſt vermieden werden ſoll.
Der Hauptausſchuß hat in ſeiner geſtrigen Sitzung dieſem Antrag
ein=
ſtimmig zugeſtimmt. Hieraus dürfte für die Gläubiger eine weſentliche
Beruhigung erwachſen, da der „Ausſchußbeſchluß zweifellos von der
Stadtverordnetenverſammlung beſtätigt wird. Im Intereſſe der
Kun=
den der Hausrat G. m. b. H. hat der Hauptausſchuß bei ſeiner
Zu=
ſtimmung zu der Magiſtratsvorlage die weitere Maßnahme beſchloſſen,
daß bei einem zuſtandekommenden Vergleich erwirkt werden ſoll, daß
die Kunden der Hausrat G. m. b. H., die auf Abzahlung gekauft haben,
nur entſprechend den abgeſchloſſenen Verträgen zur Abtragung ihrer
Verpflichtungen herangezogen werden. Weiter erſucht der
Hauptaus=
ſchuß den Magiſtrat, alsbald in eine Prüfung darüber einzutreten, ob
und inwieweit der Geſchäftsführer der Hausrat G. m. b. H. für den
Zu=
ſammenbruch der Geſellſchaft haftbar zu machen iſt, und welche
dienſt=
lichen Konſequenzen ihm gegenüber zu ziehen ſind. Ferner wird der
Magiſtrat erſucht, dafür zu ſorgen, daß die zur Entlaſſung
kommen=
den Angeſtellten der Hausrat G. m. b. H. bei ſtädtiſchen Dienſtſtellen
oder in anderen ſtädtiſchen Betrieben Verwendung finden, oder ihnen
aber Abgangsentſchädigungen gezahlt werden.
Aufſichtsratsveränderungen bei der Rheiniſche Gummi= und
Zellu=
loidfabrik, Mannheim=Neckarau. Im Zuſammenhang mit der
Inter=
eſſennahme des J. G. Farben=Konzerns an der Geſellſchaft ſind die
ſtellvertretenden A. R.=Mitglieder Dr. Robert Hohenemſer=Frankfurt
a. M., Prof. Dr. Walter Lenel=Heidelberg von ihren Poſten
zurückge=
treten. Neu in den Aufſichtsrat gewählt wurden: Kom.=Rat Dr.
Theodor Frank=Berlin, Generaldirektor Dr. Wilhelm Landmann=
Ber=
lin, Geh. Reg.=Rat Dr. Paul Lederer=Berlin, Generaldirektor Dr. Mag
Matthias=Berlin, Generaldirektor Dr. Paul Müller=Köln, Geh. Kom.=
Rat Dr. Hermann Schmitz=Berlin.
Vom Weinmarkt von Nahe und Moſel. An der Nahe haben jetzt
gleichfalls die erſten Weinverſteigerungen begonnen. In einer auf zwei
Tage bemeſſenen Verſteigerung des Vereins der Naturweinverſteigerer
an der Nahe e. V. wurden 105 Nummern 1928er und 1929er Naheweine
ausgeboten. Am erſten Tage gelangten 55 Nummern zum Ausgebot,
doch wurden 29 Nummern wegen ungenügenden Geboten nicht
zuge=
ſchlagen. Rittergutsbeſitzer H. Stock auf Schloß Kautzenberg erlöſte im
Durchſchnitt 725 RM. je Halbſtück, das Weingut L. Dupnis=
Waldböckel=
heim gleichfalls für 1928er durchſchnittlich 685 RMM., für 1928er
Flaſchen=
weine 1,55 RM., für 1929er 610 RM., alles pro Halbſtück bzw. Flaſche.
Die Preuß. Weinbaudomäne Niederhauſen=Schloß Böckelheim erlöſte für
7 Nummern (Ausgebot 25) im Durchſchnitt für 1928er 745 RM. Der
Geſatmerlös des erſten Tages ſtellte ſich auf 16000 RM. Die
neu=
gegründete Vereinigte Eingüter der Mittelmoſel e. V. erlöſte auf
ihrer erſten Weinverſteigerung (Naturweine) für 36 Fuder 1928er
durch=
ſchnittlich 1428 RM. pro Fuder. Ausgeboten waren 81 Fuder, 1921er
Flaſchenweine brachten 2,90—3,10 RM. je Flaſche.
Internationale Geſellſchaft für chemiſche Unterſuchungen A. G. (J. G.
Chemie) in Baſel. Der Proſpekt für die Einführung dieſer Aktien an
der Berliner und Frankfurter Börſe wiederholt hinſichtlich der
Be=
ziehungen der Schweizer Geſellſchaft zur J. G. Farbeninduſtrie A. G.
und den anderen Unternehmungen dieſer Gruppe in der Hauptſache die
Angaben, die hierüber ſchon gelegentlich der im Juni 1929
veröffent=
lichten Bezugsaufforderung für die Stammaktien gemacht wurden. Als
weu und intereſſant iſt dieſen Angaben aus dem Proſpekt nachzutragen,
daß mittlerweile 30 000 Stück Stammaktien voll einbezahlt worden ſind,
ſo daß jetzt 65 Millionen Schweizer Francs (130000 Stück über je 500
Schweizer Francs) voll eingezahlt ſind. Ferner ſind von den mit 20
Pro=
zent eingezahlten Stammaktien im Betrage von 185 Mill. Schweizer
Franes mittlerweile 80 Mill. Schweizer Franes mit 50 Prozent
einge=
zahlt worden. An Stelle des in dem damaligen Proſpekt angegebenen
Status vom 31. Mai 1920 wird jetzt eine Aufſtellung vom 15. Dezember
1929 gegeben, aus der hervorzuheben iſt, daß der nicht eingezahlte Betrag
auf Stammaktien von damaligen 184 Mill. Schweizer Franes auf 124
Millinoen Schweizer Franes ermäßigt iſt. Zugleich hat ſich der
Reſerve=
fonds von damaligen 10 Mill. Schweizer Franes auf 100 Mill.
Schwei=
zer Franes erhöht, wie dies ſchon vor einiger Zeit angekündigt wurde.
Intereſſant iſt ferner, daß das Aktienkapital der Norsk Hydre Elektrisk
Kvgelſtofaktieſelskab gemäß den Beſchlüſſen der letzten
Hauptverſamm=
lung dieſes Unternehmens auf 104 99 940 Kronen erhöht iſt. Die in
der Bezugsaufforderung ſeinerzeit angekündigte Zulaſſung der J. G.
Chemie=Aktien zu den Börſen in Baſel und Zürich iſt mittlerweile für
einen Teil der voll eingezahlten 65 Mill. Schweizer Franes
Stamm=
aktien erfolgt, ebenſo die Zulaſſung an den Börſen in Amſterdam und
Rotterdam.
Amerikaniſche Kabelnachrichten
Es notierten nach Meldungen aus Chicago am 18. Jan.:
Getreide: Weizen, März 123½, Mai 1271 Juli 1291 Mais,
März 90½, Mai 933, Juli 95½: Hafer, März 46½, Mai 4778
Jul: 468; Roggen, März 971 Mai 95, Juli 95½.
Schymalz: Januar 10/47½, März 10,60, Mai 10,80.
Fleiſch: Speck loco 12,25; leichte Schweine 9,75—10,15, ſchwere
Schweine 9,10—9,90; Schweinezufuhren in Chicago 70000, im
Weſten 150 000.
Chicagver Baumwolle: März 17,22.
Es notierten nach Meldungen aus NewYork am 18. Jan.:
Schmalz: Prima Weſtern 11,20.
Getreide: Weizen, Rotwinter n. Ernte 138½, Hartwinter n.
Ernte 130½; Mars 97½4; Mehl 5,60—6,20; Getreidefracht nach
England 1,6—2 sh, nach dem Kontinent 8—10 C.
Kakao: Tendenz ſtetig, Umſätze 14, loco 9½, Januar 9.13,
Fe=
bruar 9.24, März 9.45, Mai 9.84, Juni 9.94, Juli 10.07,
Sep=
tember 10.34.
Fraukfurter und Berliner Effettenbörſe.
Frankfurt a. M., 18. Januar.
An der Wochenſchlußhörſe war man hinſichtlich der nicht gerade
günſtigen innerpolitiſche Verhältniſſe etwas beruhigter, und die
All=
gemeinſituation wurde wieder zuverſichtlicher beurteilt, zumal eine
Löſung in der Mobiliſierungsfrage gefunden wurde. Das Geſchäft
nahm aber keinen größeren Umfang an, da die eingegangenen
Auf=
träge nur geringes Ausmaß annahmen. Die ſich wieder bemerkbar
machende Entſpannung am Geldmarkt ſeit dem Medio trug ebenfalls
etwas zur Beſſerung der Lage bei. Die flaue geſtrige New Yorker
Börſe blieb ohne Eindruck. Etwas lebhafter gehandelt wurden
Spezial=
aktien, bei denen gegenüber der geſtrigen Abendbörſe ganz anſehnliche
Kurserholungen eintraten. Die Spekulation ſchritt aber nur zögernd
zu Rückdeckungen. Entlaſtungsverkäufe wurden nicht mehr
vorgenom=
men, und es machten ſich ſpäter Anzeichen einer etwas lebhafteren
Ge=
ſchäftstätigkeit geltend. Die Umſatztätigkeit blieb aber immer noch ſtark
hinter der der letzten Tage zurück. Der geſtern wenig beachtete
Reichs=
bankausweis, der eine kräftige Entlaſtung aufwies, wirkte heute günſtig
nach. Im Vordergrunde ſtanden Kaliwerte; Aſchersleben gewannen
3 Prozent, Salzdetfurth 4 Prozent, und Weſteregeln 5 Prozent. Am
Elektromarkt zogen Siemens 4 Prozent, Schuckert 2,5 Prozent, AEG.
2,25 Prozent, Geffürel 1,5 Prozent und Licht und Kraft 1 Prozent an.
Von Chemieaktien eröffneten J. G. Farben 2,5 Prozent, Scheideanſtalt
1,75 Prozent, Deutſche Erdöl und Rütgerswerke je 1,25 Prozent feſter.
Am Montanmarkt war die Umſatztätigkeit ſehr beſcheiden, doch ergaben
ſich auch hier Erholungen bis zu 1,5 Prozent. Zu erwähnen waren noch
Bemberg mit plus 5 Prozent, Zellſtoff Aſchaffenburg und Waldhof mit
je plus 3 Prozent, und von Banken Reichsbank mit plus 2,5 Prozent.
Renten fveundlicher.
Im Verlaufe ſchrumpfte das Geſchäft erheblich ein; Aufträge
fehl=
ten und unter dem Druck einer gewiſſen Luſtloſigkeit traten kleinere
Abſchläge ein. Die Grundſtimmung blieb aber freundlich, und ein
großer Teil der Anfangsgewinne konnte erhalten werden. Später
machte ſich für einzelne Montanwerte wie Mannesmann, Rheinſtahl
und Stahlverein einiges Intereſſe geltend, und dieſe Werte konnten
bis zu 1,5 Prozent gewinnen. Am Geldmarkt war Tagesgeld mit
6 Prozent weiter leichter. Am Deviſenmarkt nannte man Mark gegen
Dollar zirka 4,1847½, gegen Pfunde 20,373, London-Kabel 4,8672½,
Paris 123,91, Mailand 93,00, Madrid 37,00, Schweiz 25,18½, Holland
12,11/s.
Berlin, 18. Januar.
Während noch geſtern nachmittag innerpolitiſche Bedenken ſtärker
auf die Tendenzgeſtaltung einwirkten, und die Kurſe weiter etwas
nach=
gaben, mußten dieſe Momente heute mehr in den Hintergrund treten,
da die freundlicheren Meldungen aus dem Haag ſtärker diskutiert
wur=
den. Allerdings war auch heute von Orders kaum die Rede, wobei man
jedoch den früheren Samstagsbeginn berückſichtigen muß. Am
Montan=
markt dürften kleinere Rheinlandkäufe vorgenommen worden ſein, im
übrigen beſtritt wohl hauptſächlich die Spekulation das Geſchäft zu den
erſten Notierungen. Man konnte gegen den geſtrigen Schluß kleine
Er=
holungen feſtſtellen, was gegenüber den Frankfurter Abendkurſen 2 bis
Zprozentige Steigerungen bedeutet. Nur einige Papiere eröffneten
zirka 2 Prozent niedriger. Nach den erſten Kurſen blieb die Stimmung
freundlich, und es kam auf verſpätet einlaufende Orders zu weiteren
kleinen Steigerungen. Dann traten bei zunehmender Geſchäftsloſigkeit
wieder Abſchwächungen ein, die bei einzelnen Werten zu einem
Nach=
geben bis unter die Anfangsnotiz führten. Gegen 12 Uhr trat eine
neue Belebung ein, die Feſtigkeit einiger Montan= und Elektrowerte,
bei letzteren beobachtete man Schweizer Käufe, und hoffte auf eine
9prozentige AEG.=Dividende, was zu einer neuen Aufwärtsbewegung
Anlaß gab.
Sonntag, den 19. Januar
GelſNeueſte Nachrchten
Produkkenberichte.
— Mainzer Produktenbericht. Großhandelseinſtandspreiſe per 100
Kilo loco Mainz, am Freitag, den 17. Januar: Weizen 26,25—26,50;
Roggen 18,25—18,75; Hafer 17; Braugerſte 19,75—20,25; Futtergerſte
16,50—17; Südd. Weizenmehl Spez. Null 40,40; Roggenmehl Null 1
27,75—28,25; Weizenkleie, fein 8,75; grob 9,50; Roggenkleie 10;
Weizen=
futtermehl 10,50; Plata=Mais 17,75; Cing.=Mais 21,50; Malzkeime mit
Sack 16—16,50; Biertreber 14,50; Erdnußkuchen 18—19; Cocoskuchen
17,25—22,75; Palmkuchen 16,25—17; Rapskuchen 17,50—19: Kleeheu,
loſe 12; geb. 13; Wieſenheu 10,50—11; Maſchinenſtroh 5,2;
Drahtpreß=
ſtroh 5,80—6. — Tendenz: ſchwach.
Frankfurter Eier=Großhandelspreiſe. Marktlage: In Fachkreiſen
rechnet man, daß die Eierpreiſe ihren Tiefſtand erreicht haben werden,
da mit dem Eintreten einer kälteren Witterung wieder mit einer
Auf=
wärtsbewegung der Preiſe für friſche Eier gerechnet wird.
Kühlhaus=
eier wurden von 9—12 Pfg. per Stück loko, gehandelt. Preiſe in Pfg.
per Stück: Italiener nicht am Markt; Bulgariſche 9,75—10,00;
Jugo=
ſlawiſche 9,25—9,75; Rumäniſche 9,25—9,50; Ruſſiſche nicht am Markt;
Polniſche nicht am Markt; Chineſiſche nicht am Markt; Däniſche 9,75
bis 12,50; Holländiſche 9,75—12,50; Belg.=flandriſche 11,50—12,00;
Fran=
zöſiſche 11,50—12,50; Schleſiſche 13,00—13,50; Bayeriſche 9,50—10,50;
Norddeutſche 13,00—13,50. — Abſatz: ſchwach.
Frankfurter Butter=Großhandelspreiſe. Marktlage: Bei ſehr
ſchwachem Abſatz gaben die Butterpreiſe weiter nach. Es koſtete das
Pfund im Großhandelsverkehr: Auslandsbutter (holl. und dän.) 1 Faß
(50 Kg.) 1,92, einhalb Faß 1,94, in Halbpfundſtücken 1,95. Deutſche
Molkereibutter 1,60.
Viebmärkte.
Auf dem Schweinemarkt in Weinheim a. d. B. am Samstag, den
18. Januar wurden 238 Tiere zugeführt. Verkauft wurden 160 Stück,
und zwar Milchſchweine das Stück von 25 bis 35 Mark, Läufer das Stück
von 40 bis 56 Mark.
Kleine Wirtſchaftsnachrichten.
Das Fabrikanweſen der Alrowa, Deutſche Stickerei=A.G. in
Chem=
nitz (früher Stern u. Co. in Stuttgart), iſt zum Preiſe von ca. 350000
RM. von der Wilhelm Bleyle G. m. b. H., Strickwarenfabrik, Stuttgart,
erworben worden. Man hofft, in den nächſten Monaten die Fabrikation
aufnehwen zu können.
Wie wir aus Kreiſen der Verwaltung hören, erwägt man bei der
A. G. für Federſtahlinduſtrie vorm. A. Hirſch u. Co. Kaſſel, die
Ver=
legung der Betriebsanlagen nach dem Siegerland. Einzelheiten über
dieſe Abſicht können noch nicht mitgeteilt werden.
Eine Verſammlung von 180 Fabrikanten der rheiniſchen
Bimsindu=
ſtrie beſchloß den Zuſamenſchluß auf genoſſenſchaftlicher Baſis. Bezweckt
wird, die kleineren Betriebe, die nur ½ Million Steine herſtellen,
zuſam=
menzubringen und auch geldlich zu unterſtützen.
Die Zulaſſung der 12 000 000 RM. 8prozentige Anleihe der Stadt
Aachen vom Jahre 1929 zur Notierung im „Amtlichen Börſenkursblatt
der Maklerkammer Frankfurt am Main” wurde genehmigt.
Ueber das Vermögen der Firma Hirtz u. Wormſer, Web= und
Druck=
waren, Frankfurt a. M., die das gerichtliche Vergleichsverfahren
ein=
geleitet hatte, iſt der Konkurs eröffnet worden.
In dem Abſchluß der Lämmerſpieler Metallwaren= und Schrauben,
fabrik Melber u. Co. A.G., Frankfurt a. M., für 1928/27 kommt die im
Vorjahr erfolgte Sanierung (Zuſammenlegung des A.K. 5:1 auf 40000
RM.) zum Ausdruck, während die inzwiſchen durchgeführte
Kapital=
erhöhung auf wieder 200 000 RM. ſich im laufenden Geſchäftsjahr
aus=
wirken wird. Die G.V. genehmigte debattelos den Abſchluß.
Unter der Firma Hugo Stinnes A.G. wurde in Baſel eine
Geſell=
ſchaft gegründet, die den Kohlenhandel ſowie die damit direkt oder
indirekt zuſammenhängenden Geſchäfte betreiben will. Insbeſondere
wird die neue Geſellſchaft die Geſchäfte der derzeitigen
Zweignieder=
laſſung der Hugo Stinnes G. m. b. H. Mühlheim=Ruhr weiterführen.
Dem Bericht des ſtaatlichen Vermittlungsamtes zufolge iſt die Zahl
der Erwerbsloſen in Polen in der Woche vom 4. bis 11. Januar um
über 16 000 angeſtiegen, ſo daß die Geſamtzahl der Arbeitsloſen jetzt
23 000 beträgt. Die ſtärkſte Zunahme hat das Lodzer Gebiet
aufzu=
weiſen, wo über 4000 neue Arbeitsloſe angemeldet wurden.
Im Jahre 1929 ſind über 23 Millionen Uhren und fertige Uhrwerke
im Werte von 276,75 Mill. Sfrs. aus der Schweiz ausgeführt worden,
jußerdem für 30,5 Millionen Sfrs. Uhrenbeſtandteile.
Berliner Kursbericht
vom 18. Januar 1930
Deviſenmarkt
vom 18. Januar 1930
Wien 100 Schillingl 53.78 58.90 Spanien
100 Peſetas 55.19 Disconto=Geſ. Geſ.f.elektr. Untern. 164.875 /Leonh. Tietz 163.—
Prag 100 Tſch. Kr. 12.373 12.392 Danzig
100 Gulden 8i.31 Dresdner Vank 150.50 Harpener Bergbau 141.50 Verein. Glanzſtoff /176.— Budape: 100 Pengd 73.11 73.25 Japan 1 Yen 2.053 Hapag 104.75 Hoeſch Eiſen 117.— Verein. Stahlwerke 104.125 Sofia 100 Leva 3.029 3.03 Rio de Janeir. 1 Milrei? 0.471 Ganſa Dampfſch. 155.50 Phil. Holzmann 96.— Weſteregeln Alkali 212.— 3
Holland 100 Gulden 168.0 168.3 Jugoſlawten 100 Dinar 7.390 Nordd. Lloyd 104.875 Kali Aſchersleben 206. Agsb.=Nrnb. Maich 83.50 Oslo 100 Kronen 111.7: 111.9 Portugal 100 Escudo 18.79 A. E. G. 175.— Klöcknerwerke 105.50 Baſalt Linz 34.875 Kopenhagen 1100 Kronen 111.87 112.0
Athen 100 Drachm 5.435 Bahr. Motorenw. 79.25 Köln=Neueſſ. Bgw. 113.— Berl. Karlsr. Ind 70.50 Stockholm 00 Kronen 112.2 112.4 Konſtantinopel 1 türk. 2 1.980 J. P. Bemberg 167.50 Ludw. Loewe 164.25 Hirſch Kupfer 118.125 London 1 s.Stg. 20.34 20.34 Kairo 1ägypt. * 20.87 Bergmann Elektr. 211.75 Mannesm. Röhr. 108.125 Hohenlohe=Werke 80.— Buenos=Aires /1 Pap. Peſt 1.661 1.665
Kanado canad. Doll. 4. 126 Berl. Maſch.=Bau 69.50 (Maſch.=Bau=Untn 46.— Lindes Eismaſch. 1167.75 New York 1 Dollar 4.18 4. 18C Uruguah 1 Goldpeſo 3.866 Conti Gummi 152.25 Nordd. Wolle 93.25 Herm. Pvege 25.50 Belgien 100 Belgo 158-2 58.33 Jsland 100 eſtl. Kr. 91.95 Deutſche Cont. Eas 166.25 Oberſchleſ. Koksw. 101.875 Vogel Telegr. Draht 773.— Italien 100 Lire 21.8 21.9 Tallinn (Eſtl. 100 eſtl. Kr. 111.65 Deutſche Erdöl 105.50 Orenſtein & Koppel 76.— Wanderer=Werke 57.50 A
Paris 100 Franes 16.42. 16-465 Riga
00 Lats
Brief
81.935
55.31
81.47
2.057
C.473
7-404
12.23
5.443
1.984
20.91
d. 134
3.624
92.13
711.81
80.49 E0.65
Frankfurter Kursbericht vom 18. Januar 1930.
6% Dtſche.
Reichs=
anl. v. 27 ....."
C% Baden
Frei=
ſtaat v. 27 ...."
z0 Bahern
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ſtaat v. 27 .....
8% Heſſen
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ſtaat v. 28 .....
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v. 2!
2 Preu ß.
Staats=
anl. v. 28......"
6% Sachſen
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2₈ Thüringer
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ſtaatv. 27 ...
Dtſche. Anl. Auslo
ſungsſch. +/.
Ab=
löſungsanl. . . .
Dtſche. Anl.
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ungsſch. (Neub.
Ltſche. Schutzge
bietsanleihe ...
8% Bad.=Bad. v. 26
6% Berlin v. 24
8% Darmſtadt v. 26
v. 2
Frkf.a. M. v. 26
82 Mainz v. 26
8 0 Mannh. v. 26,
8% Nürnberov. 26.
8% beſſ. Landesbi.
Goldpfbr.
8%Heſſ. Landesbk.
Goldoblig
4½% Heſſ. Lds.
Hyp.=Bk.=Liquid.
Pfbr.
8% Preuß. Lds.=
Pfbr.=Anſt. Gold
Pfbr.
8% Preuß. Lbs.,
pfbr.=Anſt.
Gold=
ebl... . . . . .
87.5
83
91.4
74
73.5
51.6
8.5
3:1.
82.25
82.25
83
83
85
96.5
93.25
76
92
97.5
3% Darmſt. Komm.
Landesbk. Goldobl
8
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kredit Goldpfbr.
8% Naſſ. Landesbr
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Dt. Komm.
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mel=Ablöſ.=Anl.
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Dt. Komm. Samm.
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8% Berl. Hyp.=Bk.
4½% „Liqu.=Pfbr.
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4:/,% „ Lig. Pfbr.
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41/.% — Lia. Pfrb.
8% Mein. Hyp.Bk.
41/, 0 Lig. Pfbr.
8% Pfälz. Hyp.B!
4½2 „ Lig. Pfbr
8% Preuß. Boden
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Bodencr.=Bk. ..
4½% „ Lig. Pfb
8% Rhein. Hyp. Bf.
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8% Rhein.=Weſtf.=
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79.5
96
81.95
26
—
96.5
80.
95
81.75
96.5
78.5
96.5
82.25
94.5
97.5
96
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Oaltmister Büumer.
Roman von P. Wild.
Copyright by Marie Brügmann, München 19.
Nachdruck verboten.
„Erzähl: weiter: Wo iſt Horſt Wanner denn geweſen”
ver=
mittelte die Mutter. Ein armer Menſch, der von der Schönheit
der Welt nichts ſehen kann.”
„Ueberall war er. Doch das iſt Nebenſache, die Hauptſache
iſt, er ſucht eine Frau — Irma dich.”
Sie erhob ſich jäh. Schon fuhr er ſprudelnd lebendig, unter
der Wirkung des genoſſenen Sekts, fort:
Nobel iſt er; alle Not iſt zu Ende. Das Armeleuteſpielen
ſt ja vorübergehend mal ganz nett. Nun kannſt du wieder
ab=
bauen mit deiner Trödelware, Mutter, mit der ganzen
Hauſie=
rerei. Schluß — wir ſind wieder, was wir geweſen ſind.‟ Er rieb
ſich behaglich die Hände.
Ein Zucken ging über Irmas Geſicht.
„Welöt du das ſo beſtimmt?”
Er mißverſtand, wollte ſie mißverſtehen.
„Selbſtverſtändlich, die Aſchenputtelei iſt zu Ende.”
„Ich heirate Horſt Wanner nicht” klang es beſtimmt.
Er fuhr zurück, ſtampfte mit dem Fuß auf.
„Und warum nicht?”
Weil ich ihn nicht liebe.”
„So? Glaubſt du, deine albernen überſpannten Ideen ſollen
unſire Zukunft zum zweiten Male zerſtören? Einen Mann mit
dem Kapital eines Wanner findeſt du nicht alle Tage. Der reinſte
Mann im Mond! Vergiß nicht, du biſt heute nicht mehr die
Toch=
er des reichen Fabrikanten, ſondern ein armes Mädel; das iſt
ein großer Unterſchied. Stecke deine Anſprüche tiefer; in ein paar
Jahre könnte es zu ſpät ſein, da biſt du alt und verblüht. Es iſt
ſohe Zeit. Die Chance iſt für deine Verhältniſſe geradezu
un=
ſeheuerlich.”
„Danke.”
Den Einwurf überhörend, fuhr er fort:
„Es iſt heute deine verdammte Pflicht und Schuldigkeit,
Nutter zu verſorgen; Vater haſt du ..
„Und was tuſt du für Mutter?"
„Ich! — Schweife nicht immer ab, wir ſprachen ſoeben von
ſir. Du haſt es in der Hand, die Verhältniſſe einzurenken. Soll
Nutter hauſieren, ſich mit ein paar Bettelaufträgen abſpeiſen
aſſen, wo du’s ändern kannſt?
„Du biſt brutal, Erich.”
In Irmas Kopf ſah es wüſt aus. Soeben erſt hatte ſie von
Nutters eigenen Lippen deren Leid erfahren.
Erich lachte trotzig.
„Brutal? Du irrſt, ich bin ehrlich. Sei doch auch vernünftig.
Sieh die Dinge einmal an, wie ſie ſind. Was wird aus euch?
Auch aus dir. Deine Schreiberei? Sowas langt meiſt für den
Papierkorb, der iſt ja das wichtigſte Möbel einer Redaktion. Gott,
wer ſchreibt nicht alles. Wer aber damit verdient, das iſt eine
andere Frage. Talentchen gibt es viele. Warte nur".
Die Klingel ſchrillte.
Irma öffnete die Wohnungstür. Vor ihr ſtand Horſt Wauner.
Sie hörte noch den ſtampfenden Schritt des Dieners hinabgehen.
„Ich danke dir, daß du mich empfängſt. Erich ſagte mir,
daß ich dich treffen würde, Irma. Ich bin gekommen, um
gut=
zumachen. Damals, in jener Mondnacht, war ich von Sinnen,
wußte wirklich nicht, was ich tat. Vergib mir.”
Sie antwortete nicht. Wortkos führte ſie ihn in den kleinen
Wohnraum, in dem die Mutter mit Erich ſaß, zog die Tür hinter
ihm zu.
Damenhüte jetzt
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Sekundenlang ſtand ſie allein auf dem Flur.
Eine abgekartete Sache. Erich wußte um Horſts Kommen.
Sie ſollte überrumpelt werden. Tief aufatmend nahm ſie den
Hut von der Garderobe und verließ leiſen Schrittes die
Wohnung.
Alles Leben iſt Kampf, ewiges Ringen mit dem Selbſt. Was
ſollte ſie tun? Ihre Liebe gebot, der Mutter zu helfen — ihr
Ge=
ſühl empörte ſich, ſich ſelbſt zum Opfer zu bringen.
Was war recht getan?
Auf dem Rennplatz. In buntſchimmernder Harmonie
leuch=
tete die Pracht herbſtlicher Farben.
Autos raſten in unermüdlicher Folge heran, ſtauten ſich in
langen Reihen vor dem Parkplatz. Ein vibrierendes Getöſe
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braüſender, brummender, bremſender Wagen. Zwiſchen ihnen
vereinzelt ein Gefährt mit tänzelnden Pferden, blitzendem Silber
geſchirr, knarrendem Lederzeug, Kutſcher wie aus Erz gegoſſen,
bewegungslos, erſtarrt in Haltung und Mienen. Eleganz von
geſtern!
Aus allen Wagen ſtrömten Menſchen, immer wieder
Men=
ſchen, hunderte, Tauſende und aber Tauſende.
Ein froh bewegtes, herbſtliches Bild. Frauen voll Grazie
und Anmut in koſtbaren Toiletten, elegante Männer, die ſie
um=
warben, bewunderten. Hinter gleichgültigen Sportgeſprächen
das Scharmützel liebenswürdiger Koketterie.
Vor der Wollingſchen Loge lehnte Erich Bäumer, den Arm
leicht auf die Brüſtung aufgeſtützt, den Kopf rückwärts gerichtet,
und ſah dem Strom der Kommenden entgegen.
Eine Dame in extravaganter Kleidung, ein wertvolles
chine=
ſiſches Zwerghündchen auf dem Arm, den weißen Fuchs nachläſſig
um die Schultern gelegt, zog aller Aufmerkſamkeit auf ſich. Ihre
Art, zu gehen, ſich zu bewegen, hatte etwas aufpeitſchend ſinnlich
Lockendes, jede Bewegung raffinierte Berechnung, ein Spiel mit
dem Körper, der Schönheit.
Unter verhangenen Lidern verfolgte ſie aufmerkſam den
Er=
folg ihrer Erſcheinung, während ſie ſcheinbar gleichgültig
ſelbſt=
verſunken dahinging.
Erich Bäumers Blick war wie gebannt auf die ſchöne Frau
gerichtet. Langſam, Schritt um Schritt, kam ſie näher; noch ein
kurzer Abſtand und ſie hatte ihn erreicht. Machte er eine
Flucht=
bewegung? Umſonſt, von ihrer Nähe bezwungen, blieb er ſtehen,
das Geſicht ihr zugewandt.
Ella Wollings Frage nach den Ausſichten des Favoriten für
das Flachrennen überhörte er. Erſtaunt bemerkte ſie ſeine
Ab=
weſenheit, verfolgte ſeine Blickrichtung, ſah die Herannahende,
ahnte aus empfindſamer Eiferſucht heraus einen
Zuſammen=
hang.
Welch auffallende Erſcheinung! Mit dem Glas prüfte ſie
ſie ungeniert intereſſiert mit faſt dreiſter Neugier. Kino, Bar
oder Revue?
Ihre Lippen kräuſelten ſich hochmütig. In geſpannter
Er=
wartung ſah ſie zu ihrem Begleiter hin. Furcht ſtand auf
Erichs Zügen. Wovor fürchtete er ſich? Das Geſicht der
Frem=
den war kein Meduſenhaupt, im Gegenteil, eher das einer Venus.
Warum gab Erich, ſonſt immer gefühlsverſchloſſen,
unbe=
wußt ſeine Empfindungen preis?
Wer war die Frau?
Ella mußte es erfahren.
In Gedanken verloren, hatte die Fremde Erich erreicht. Wis
zufällig nach der falſchen Seite ausweichend, ſtieß ſie gegen ihn,
ſah bei der Berührung erſtaunt auf, wie in unbewußtem
Er=
ſchrecken jäh ſtehenbleibend.
Ein rätſelhafter Ausdruck veränderte blitzartig ihr Geſicht.
Prüfend ſtreiften ihre Augen Ella Wolling. Ella empfand dieſe
Art Betrachtetwerden körperlich unangenehm.
Dabei überkam ſie die für eine Frau bedrückende Erkenntnis,
wie wenig ſie als Frau neben der Fremden vorſtellte. Sie war
ſich äußerer Schwächen ſelten ſo ſcharf bewußt geweſen als in
dieſem Augenblick.
Ella Wolling war nicht ſchön, wirkte eigentlich nichtsſagend.
Ihre Figur war ſogar häßlich. Nur der Gepflegtheit geſchickter
Kleiderkunſt verdankte ſie eine äußere Eleganz.
Die Fremde wandte ſich höflich an Erich, ein konventionelles
Lächeln um die Lippen. Sie bat wegen des Anpralls um
Ent=
ſchuldigung.
„Verzeihung!”
Kaum hörbar, nur für Erich berechnet, fügte ſie, mit
aus=
drucksvollem Blick auf Ella, hinzu:
„Ich gratuliere!“
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FF. Kaßfe und Kuchen. :
Ludwigshöhe
Teleph. 591 (1353
Heute nachmittag 4 Uhr
KanſttersKonzert
Stadtorcheſter
Eintritt frei.
Der Weg nach der Eleßtriſchen iſt beleuchtet.
Gesangverein „ Harmonie‟
gegr 1881 —
Am Samstas, den 1. Februar.
abends 7 Uhr 71 Minuten
Guoder Lala-Naskenhall.
in sämtliehen Räumen des Perkeo,
Alefanderstraße 12
Herren Mk. 2.00 Damen Mk. 1.00
Das närrische Komitee.
Vorverkauf: Feinkosthandlung H.
Schwarz, Bleichstr. 22, Bäckermeister
Ph. Steinmetz, Gutenbergstr. 54 und
im Perkeo-Restaurant.
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ſtraße 55 II.
Sonntag, 26. Januar 1930
3 Uhr nachm.
Haupt=
Verſammlung
(1423
Tagesordnung:
Jahresbericht 1929, Anträge, Koſienvoranſchlag,
Neue bezw. Erſatzwahlen, Verſchiedenes.
Anträge müſſen bis zum 23. 1. bei dem 1. Sprecher
J. Lehmann, Alexanderſir. 3, eingereicht ſein.
Sonntag, den 19, Januar 1930
Städtischer Saalbau
Erstes großes karnevalistisches
Ronzert mit Tanz
ausgeführt vom Stadt-Orchester Darmstadt
Leitung: Kapellmeister Willi Schlupp
unter Mitwirkung des Soloquartetts des Hess, Landes-Theaters
Sowie Sonstiger Künstler.
(St.1374
2Tanzkapellen Heueste Karnevalsschlager
Karneralistische Abzeichen gratis
Dekorierter Saal
„ Anfang 8 Uhr
Eintritt 1.00 einschl. Tanz
O, Vorverkauf: Verkehrsbüro, Stadt Orchester, N8
23 Waldstraße 6, Saalbaurestaurateur Niemann.
Groſes Haus
Nd
Hessisches
Landestheater
Hellenl.-Miete
UI5 und 1n1 5
Florian Geyer
Schauspiel von Gerhart Hauptmann
Preise 1.20—12 Mk.
Sonntag
19. Januar 1930
KleinesHaus
Zus.-M. wul, 7
2.30 Uhr
Fra Diavolo
Komische Oper von Auber
Preise 1.50—7.50 Mk.
Verband für Freidenkertum und
Feuerbestattung E. V. Sitz Berlin
Ortsgruppe Darmstadt. (1367
Dienstag, den 21. Januar 1930, abends 8 Uhr,
im großen Saale des Gewerkschattshauses
öffentl. Freidenker-Versammlung
Kläre Mever wird über das Thema
Moderne Eheprobleme
reterieren. — Die Reterentin ist durch einen Vortrag,
den sie im vorigen Jahre hier gehalten hat, als vor.
zügliche Reterentin bekannt, deshalb ist jedermann
der Besuch aufs wärmste zu emptehlen. Der Vorstand.
Klavier-Arnold
Elisabethenstr. 23
Schall=
ialen
Heinklause
„Zum Tropfstein‟
Ecke Kasinostraße und Friedrichstraße
Angenehmer Aufenthalt.
Reft
Rhein-
str. 48
Kobingsh
WHeule Ronter
Hestauralion Karl- Gleng
Kahlertstraße 41,
Roke Wendelstadtstraße
Heute Sonntag
ui9
großes Konzert.
Zeur Kanone
Heldelbergerstr. 38
Heut= ab 7 Uhr
Grosser Kappen-Abend
mit Konzert
Es lodet frdl. ein Fr. 3. Metzger.
Reſtaurant „Perkeo”
Sonntag den 19. Januar 1930
in den Reſtaurationsräumen
Großer karnevaliſtiſcher
Kappen=Abend
Beginn 8.11 Uhr
411
Muſik. Humor „Stimmung
Artsgewerbeverein und
Hand=
werkervereinigung Darmſtadt
4. Winter=Verſammlung
(Lichtbildervortrag!
am Donnerstag, den 23. Januar
abds 8Uhr, im „Konkordiaſaal”
Rau
Die Hausſchwammgefahr
Es ſprechen:
Herr Privatdozent Dr. H. Heil,
Techn. Hochſchule Darmſtadt, über
Tagesfragen aus der
Hausſchwamm=Praxis
und Herr Profeſſor Dr. W. Sonne,
Darmſtadt, üb.r:
Die Bekämpfung des
Haus=
ſchwamms in Neubauten.
Unſere Mitglieder u. deren
Familien=
angehörige, ſowie ſonſtige Freunde von
Handwerk u. Gewerbe ſind frenndlichſt
1428
eingeladen.
Der Vortrags=Ausſchuß.
Schöner Gigolo
Ja, das iſt ſchön
Blutrote Roſen
Sonny Boy
Duft. Maiglöckchen
Wenn der weiße.
Flieder
und viele hundert
modernſter. Tänze.
Schlager, Lieder.
Märſche, Opern u.
Operetten uſw.
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gur Bleichſtraße 9.
Teleph. 1912, (319a
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Fahrschule
Vereinigung der Freunde
umanistischen Gymngsiumg
in Darmstadt.
Schüler, des Ludwig-Georgs-G5m.
nasiums führen am Freitag, dem
24. Januar, 20 Uhr, im Festsaal des
Gymnasiums (Karlstraße 2) den
Miles Aloriosus,
einen Schwank von Plautus
auf. Karten zu 1 Mk. und 50 Pfg.
im Vorverkaut ab Mittwoch beim
Amtsgehilfen des Gymnasiums und
an der Abendkasse.
(1440
Achtung! Eberſtadt Achtung!
Heute Sonntag, den 19. Januar
ab 4 Uhr findet im
„Gaſthaus zum Odenwald”
Tanzvergnügen
ſtatt. Es ladet ein. Johann Kummſ.
Senft
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Ausbildung.
Darmstädt
Holshofallee 27.
Telehp. 3429 (297a
Liederzweig
Fähe.
Hauptverfammlung
findet am Samstag, den 1. Februar
1930, abende 8 Uhr, in der „Krone‟
(Odenwaldrlubzimmer) ſtiatt. (4388
Elwaige Anträge ſind bis zum 25. Januar
an unſeren 1. Vorſitzenden Herrn 2A.
Schneider, Nieder=Ramſtädterſtr. 22 zu
ſenden. — Wir laden unſere verehrten
Mitglieder hierzu ein und bitten um
zahlreiches Erſcheinen.
Der Vorſtand.
EillASelTOMMIIOMMTOOd sanstag, 8. Februar
1368
beim Liedertafel-
Maskenbafl
in Sämtlichen Räumen des Städtischen Saalbaues. Näheres im lokalen Teil im Laufe der Woche
Nummer 3
Wer iſt für Sie
(O
der „intere)ſante 2tlann ..
Eine Umfrage.
Die bekannte Schriftſtellerin Alice Behrend
ſagte:
„Er muß ein Sportsmann ſein!”
„Der moderne Mann, den ich ſchätze und der mich
in=
tereſſiert, muß vor allem einen Vorzug haben: er muß
ſportlich ſein. Das eine iſt es, was unſere Seit ſo
liebens-
wert macht: daß die Menſchen ſich heute, nach langen
Jahrzehnten der Lethargie, wieder auf ihren Körper
be=
ſonnen haben. Nur die Männer, die heute, in einer Seit,
in der jedem der Kampf um das tägliche Brot ſo bitter
ſchwer gemacht wird, in einem ſportlichen Craining ſind,
werden ſich auch geiſtig nicht unterkriegen laſſen, werden in
ihrem Schaffen wie in ihrer ganzen Perſönlichkeit für die
Frau der „intereſſante Mann” ſein. Wenn geſagt wird, der
Sport mache ungeiſtig, ſo muß ich dem entſchieden
wider=
ſprechen. Nur der Mann, der Herr über ſeine Muskeln
und Nerven iſt, wird zu intenſiver geiſtiger Cätigkeit
be=
fähigt ſein. Auf dem Wege über den Sportsmenſchen ſehe
ich eine Neuentwicklung des geiſtigen Menſchen. Auf dieſe
Weiſe bildet ſich der Mann, der mich als Schriftſtellerin
und Frau beſonders intereſſiert: der energiſche Mann, der
zähe Arbeiter, der Kämpfer. Er mag ſeinen Weg als
Kauf=
mann oder als Künſtler, als Literat oder Sportsmann gehen
— immer wird ihn das Intereſſe der modernen Frau
be=
gleiten. Von den alten Griechen wiſſen wir, daß auch in
der Blütezeit des Hellenismus der ſportlich gebildete Mann
vorbildlich war. Wir haben verhältnismäßig wenig
Nach=
richt darüber, ob auch die Frau der Antike dieſen Mann
verehrt hat. Von der modernen Frau wiſſen wir, daß dieſer
körperlich und geiſtig gleich gut trainierte Maun ihr
Odealtyp iſt.”
Die Tennismeiſterin Frau Neppach ſchreibt:
Natürlich — mein Gatte. . . .
„Ich könnte nur einen Künſtler zum Mann haben.
(Apropos, mein Mann iſt Künſtler.) Der intereſſante Mann,
das iſt für mich der Mann, der in dieſer Seit, in der
allzu=
viele nicht nur in ihrer Arbeit, ſondern auch in ihrem
Pri=
vatleben ſich jeder Konvention beugen müſſen und Menſchen
der Maſchine geworden ſind, „außerhalb” bleibt und ſich,
zumindeſt in ſeinem Haus, ſein Leben ſo einrichtet, wie er
es leben möchte. Ich bewundere jeden Mann, der in ſeinem
Schaffen und in ſeiner Lebensweiſe frei vom Swang des
Alltäglichen iſt. . So wenige Mänuer ſind heute ſo
be=
fähigt und ſo frei in ihrem Beruf, daß ihre Arbeit das
Werk ihrer eigenen ſchöpferiſchen Ideen iſt, daß ein innerer
Wille ſie dazu trieb, das zu ſchaffen, was ſie geſchafft
haben. . . Ich glaube, daß der echte, produktive Künſtler ſich
unter dieſen wenigen befindet.
Und dann . . . was jede Frau von dem „intereſſanten
Mann” verlangt, daß er ein biſſel in ihrer Sphäre leben
kann, und daß ſie für ihn ein wenig Mittelpunkt iſt. Erſt
das macht einen Mann der Frau wirklich intereſſant. Wir
Frauen des Jahres 1929 wollen keine Luxusweibchen ſein.
Sch. ſelbſt nehme meinen Sport genau ſo ernſt wie mein
Mann ſeinen Beruf. Aber es gibt eine Grenze. . . . Ich
liebe keine Nur=Arbeitsmenſchen. Und muß eigentlich
ſagen: Wenn der Arbeitsmenſch aufhört, fängt für, die
Frau der „intereſſante Mann” erſt an. Welcher Mann
„der Cyp” iſt, das iſt natürlich höchſt individuell. Manch=
lieben Geiſtreiche und manche lieben Vollbärte. Einige
lieben antike Gefühle und andere moderne Sachlichkeit. Ich
finde es immer noch am beſten, wenn eine Frau auf die
Frage: „Wer iſt für Sie der intereſſante Mann?” antwortet:
„Geſtatten Sie, mein Gatte..
Die Silmſchauſpieleri Jenny Jugo:
„Mein Cerrier iſt mir lieber.”
„Ich habe Surcht. Einmal wurde ich von einem
Ne=
porter gefragt, ob mir die blonden Männer beſſer gefielen
als die ſchwarzen oder die ſchwarzen beſſer als die blonden.
Und da habe ich dann geſagt, daß mir die einen beſſer
ge=
fiolen als die anderen. Acht Cage ſpäter bekam ich einen
Berg von Briefen, in denen mir tiefverletzte Männer ihr
Entſetzen über meinen ſchlechten Geſchmack ausſprachen. In
welch peinliche Lage ſie nach meinem Urteil jetzt geraten
wären. . . . Seit dieſer Seit ſcheue ich mich, offen
geſtan=
den, überhaupt etwas über die Mäuner zu ſagen.
Schließ=
lich ſind ſie mir ja alle ganz ſumpathiſch.
Soll ich Ihnen lieber etwas von meinem ſüßen ſchwarzen
Scotch-Cerrier erzählen?
Er iſt viel zärtlicher als der intereſſanteſte Mann.
Außerdem raucht er nicht Pfeife und trägt auch kein
Monokol. (Crotzdem kenne ich ſpoo intereſſante Männer,
die ein Monokel tragen und Pfeife rauchen!) Er läßt auch
Frauchen niemals allein. (Was bei dem intereſſanteſten
Mann vorkommen ſoll.) Offen geſtanden, ich mag keine
Männer, die bei jeder Gelegenheit Verſe von Hölderlin
Mein Cerrier.
rezitieren. Auch eine Kreuzung zwiſchen Adonis und G. B.
Shaw wäre mir nicht reſtlos ſympathiſch. Crotzdem — es
bleiben genug übrig, es gibt eine ganze Armee intereſſanter
Männer. Und wenn ich einmal gern zu einſam bin, dann
nehme ich meinen Scotch=Cerrier und gehe nebenan in den
Kintopp. Da gibt’s genug intereſſante Männer — auch in
Silmen, in denen die Jenny Jugo ſpielt.”
Frau Erna Feſt=Chomas, die Nedakteurin einer
Seitſchrift ſchreibt:
Der Durchſchnittsmann iſt doch der beſte.
„Glauben Sie vielleicht, daß ich, weil ich
Filmredak=
teurin bin, nur für ſchöne Männer ſchwärme? Ich kenne
ſo viele ſchöne Männer, die .. . na, ſchweigen wir
dar=
über. „Intereſſant” iſt für mich nur der Mann, mit dem
mich geiſtige Intereſſen verbinden, der Mann, der mir durch
ſeine Arbeit imponiert. Ich liebe weder ſchlechtgebundene
Schlipſe noch Philoſophen, ich ſchätze auch nicht den
Welt=
ſchmerz, mit dem ſich viele Männer ſo intereſſant machen.
Ich verehre keine mondänen Männer, die den ganzen Cag
im gelbſeidenen Pyfama mit manikürten Fingernägeln
her-
umlaufen, und auch keine Sportsmänner, die in Bade=
Mein Chef.
höschen mit blutig geboxter Naſe ſo reizend ausſchauen.
Der Mann, der mich intereſſiert, iſt der „
Durchſchnitts=
mann”. Was glauben Sie, was ein Mann für heroiſche
Kräfte haben muß, damit er auch nicht in Gedanken
allzu=
raſch aus ſeiner Durchſchnittlichkeit herauspurzelt. In
Sachen Liebe und Kameradſchaft wird dieſer Mann, der
luſtig und vergnügt, aber innerlich ruhig und ohne
Extra=
vaganz, in dieſer Welt lebt, immer der beſte Partner für
die moderne Frau ſein. Er ſoll immer auf alles in der Welt
Appetit haben, auch geiſtig ohne Glatze ſein, arbeiten,
aber mit Maß und Siel, Geld verdienen und Geld
aus=
geben — dann iſt er für die Frau der intereſſante Mann.
Und wenn dann zwiſchen einem Mann und einer Frau neben
einer geiſtigen Gemeinſchaft noch eine Berufs=Gemeinſchaft
beſteht, dann iſt „er” ſogar der ſehr intereſſante Mann.
Und ſo einen Mann habe ich mir auch. ausgeſucht.
Die Stenotypiſtin Fräulein Ellen meint:
„Mein Chef iſt doch ſo romantiſch!”
„Als ich achtzehn war, ſollte „er” mich im Auto
ent=
führen. Jetzt bin ich zwanzig und gereift. Aber ich geſtehe
es offen: noch immer intereſſieren mich Männer! Wir haben
in unſerem Büro unſere Chefs verteilt. Ilſe kriegt den
Dicken mit den angegrauten Schläfen. Die will ja doch nur
Kinder haben, nichts Seeliſches. Eva bekommt den ganz
jungen, er iſt noch ſo unſelbſtändig, und ſie kann ihn
bemut-
tern. Ich aber bekomme den, den alle im Geſchäft nur
„Majeſtät” nennen. Ach, das iſt ein intereſſanter Mann!
Anfang vierzig und ſchuldlos geſchieden. Wenn ich zum
Diktieren ins Privatkontor gerufen werde, ſagt er immer
in ſo ergreifendem Con „Fräulein” und dann blickt er ſo
ſinnend. Er hat ſo große graue Augen und ſchöne Hände.
Und er hat eine geradezu heldenhafte Art zu lächeln, wenn
er einen Wechſel zu Proteſt gehen läßt. Und was das
Romantiſchſte an unſeren Beziehungen iſt: ich glaube, er
weiß gar nicht einmal, daß ich ihn liebe. Er iſt ſo ſanft
zu allen Menſchen. Sogar zu ſeinen Gläubigern. Wollen
Sie auch mein Geheimnis wiſſen: Mafeſtät hat mir geſtern
verſprochen, daß ich ihn auf ſeiner Flucht ins Ausland als
Sekretärin begleiten darf. Er muß nämlich vor den
Vam=
puren fliehen, hat er mir geſagt. Vampure, wie romantiſch!
Er meint damit ſeine Gläubiger! Ach, er iſt ſo ein
inter=
oſſanter Mann.
HAagaaangagannagnngang
HEaanzagingaggennns
AAauanganganagugagnnggagnnnagkagannnagaagxagagännanganagngndäßzäl
FaNN!
Von Walther Scheunemann.
Nicht zu jenem Sauberberg fuhren wir, in den Hans
Caſtorp hineinſchritt, um nicht mehr ſo bald ihn zu verlaſſen,
eingetaucht in die eigenartige Atmoſphäre einer eigenen, in ſich
abgeſchloſſenen Welt. Nicht zu jenem Sauberberg alſo, den
Cho=
mas Mann in zweibändig=breitangelegten Ausführungen in
ſei=
nem körperlich=geiſtigen Milieu ſchildert. Su jenem Knotenpunkt
kranker Lungen aus ganz Europa mit gutem und ſchlechtem
Nuſſentiſch, Settembrini und Clawdia Cauchat. Sondern zu
ſei=
nem Konkurrenzort — wirtſchaftlich geſprochen— zu einem
wohl hie und da veränderten, aber im ganzen doch ähnlichen
Ebenbild. Um ein zeitraubendes und ſchwieriges Verſteckſpielen
mit Worten und Begriffen zu vermeiden: nicht nach Davos,
ſondern nach Sankt Blaſien führte uns der Weg. Stundenlang
rackert ſich der Sug ab, um vom Odenwald über den Neckar
und hinunter (oder hinauf) nach Freiburg zu gelangen. Er gibt
ſich wirklich Mühe, es ſo raſch wie möglich zu tun. Manchmal
ſchnauft ſeine Maſchine aſthmatiſch, manchmal hat ſie viele
Nuß=
partikelchen in ihrem ſtarken Auswurf. . . Die neuen großen
Perſonenwagen, von der Reichsbahn fürſorglich (und mit einem
kurzfriſtigen 100=Millionen=Darlehen) für die weiten Strecken
über Land eingerichtet, ſind bequem und riechen angenehm neu
nach Linoleum und Olfarbe. In allen Abteilen ſtauen ſich die
Maſſen der Skifahrer, die in wunderbarem Vertrauen auf den
tückiſchen Gruß des Nadio=Wettermannes („Achtung! Hier
Frankfurt am Main und Kaſſel. Wir beginnen mit dem
Wet=
terbericht: Schwarzwald: 40 Zentimeter Pulverſchnee, leicht
verharſcht, gute Ski= und Rodelbahn”) die Seit zwiſchen den
beiden Jahren in Luft und Sonne auf den Bergen verbringen
wollen. Nach allen Seiten ſtakern die Skier und Stöcke in die
Gänge, wie die einwärts gekehrte Haut des Igels. Ab und zu
— leider zu häufig — tut es einen heftigen Nuck, und wieder
eine der vielen Stationen iſt erreicht. Abwechſelnd nebelt und
regnet es, bis in Freiburg ein Strom von Sportlern bei hellem.
frühlingswarmem Sonnenſchein den Sug verläßt.
Uns führt die berühmte Höllentalbahn zunächſt in das
Him=
melreich — wie eine der Stationen zur angenehm=beruhigenden
Überraſchung des Neiſenden genannt iſt — und dann auf ſteilen
Wegen — unterſtützt von Sahnradlokomotiven — durch die
ſchmale Schlucht des Höllentals. Man könnte es romantiſch
nennen — und ſo mit einem Schlagwort ſich um die Schilderung
des Eindrucks herumwinden, der eher zu ſteil, zerriſſen und herb
iſt — mit ſcharf eingeſchnittenen Sturzbächen und vielfach
zer=
zäuſten und entwurzelten Cannen dem ganzen ein fſordartig=
nordiſches Gepräge ver=
Are
leihend. Der
höherſteigen-
iftick den Bahnlimie rücken die
jetzt vielfach kahlen,
ſteini-
gen Wände drohend nahe,
und nur durch Cunnels
ent=
geht ſie den Gefahren des
Steingerölls. Der Schnee
kommt entgegen, bis
her=
unter in 700 Meter Ciefe.
Allerdings ſieht es mehr
aus, als habe jemand hier
und da Wäſcheſtücke zum
Crocknen hingelegt. Erſt bei
Citiſee wird die Schneedecke
geſchloſſen und gibt der
Landſchaft winterliche Weiße.
Der See iſt ſtahlgrau, denn
die Eisſchicht, die in
vor=
hergehenden kalten Nächten
ſich gebildet hat, iſt beim
Eintritt des wärmeren
Wet=
ters leicht mit Waſſer
über=
deckt. In dieſem ſtumpfen
Glanz ſpiegeln ſich die
hoch-
ſtämmigen Cannen einſilbig
und ins Nieſige verzerrt.
Von der Endſtation einer
kleinen Nebenbahn=Strecke
führt der Omnibus, dicht
beſetzt, vorbei an dem großen
Schluchſeeſtauwerk nach St.
Blaſien. Einen eigentümlichen
Eindruck machen die kleinen
Werklokomotiven und
Sand-
loren, die auf ſchmalſpurigen
Schienen herumſtehen, die
gelbbraunen Erdhaufen, die
die Menſchen ausgebuddelt,
inmitten der großen und dunklen Natur. Wenn dieſes Werk
der Cechnik vollendet ſein wird, werden einige Quadratkilometer
Wald verſchwinden, ſie werden dem Licht= und Kraftbedürfnis
der Menſchen fallen. Einem verfeinerten Syſtem, das nicht
mehr die Bäume ſelbſt verbrennt, ſondern ſich die dauernde
Wirkſamkeit des Waſſers einfängt. — In vielen Kurven windet
ſich die Straße an den Hängen entlang und führt ſchließlich nach
der Endſtation St. Blaſien. „Der deutſche Höhenluftkurort”
wie es der Proſpekt ſelbſtbewußt verkündet, liegt 800 Meter
über dem Meer und zieht ſich an einem reißenden, bald ganz
engen, bald breiteren Gebirgsflüßchen wiſchen Waldhängen
weit hin.
Am Autobahnhof hält der Omnibus mit einem Nuck an.
Wir ſind am Siel. Um den großen, gelblackierten Poſtomnibus
ſtehen oine Neihe von Menſchen, auf „dem Bahnſteig”, der hier
vertreten wird durch die mit wäſſerigem Schnee bedeckte
Jahr=
bahn. In Neih und Glied dahinter die Gepäckträger der
ein=
zelnen Penſionen und Hotels. Unter ihnen Guſtav, der mit
Stentorſtimme ruft: Sanatahrium! Wobei er das dritte a —
ſtatt des orthographiſch richtigen o — recht lang und behäbig
breit dehnt, was einen beruhigenden Einfluß auf die Nerven
der Kurgäſte des Sanatoriums ausübt. Sanatahrium: das heißt:
komm wr ruhig mit, du Aſpirant des Sauberberges, es wird dir
bei uns ſchon gut gefallen und du wirſt ſehen, daß es bei uns
halb ſo ſchlimm iſt als es dir deine erregte Phantaſie vormacht.
Guſtav ſtapft treu und brav vor den Gäſten den Berg hinauf
nach dem Sanatorium. Und ſo halten wir unſeren Einzug in den
Sauberberg, mit einer leichten Neugier und Spannung auf die
Atmoſphäre, die uns auf einige Cage umgeben ſoll, während wir
als Gäſte in ihm verweilen. Feſt entſchloſſen zugleich, nicht in
die Sußſtapfen Hans Caſtorps zu treten und „ſo ganz sine
peeunia” aus einigen Cagen Wochen oder Monate werden zu
laſſen. Wir treten ein in einen gewaltig großen Bau, mit einem
älteren Oſt= und Mittel= und einem ganz neuen Weſtteil. Nichts
beſonderes unterſcheidet den Komplex von außen von den vielen,
vielen Hotels in allen Städten des Kontinents, es ſei denn die
ununterbrochene Neihe der Veranden, Balkons, Loggien, auf
denen Liegeburen gemacht werden. Nichts beſonderes
unter=
ſcheidet auch das Innere vom Hotel, denn peinlich iſt der
Ein=
druck eines Aufenthaltsortes für Kranke vermieden. Der Lift
führt uns zum Simmer und Guſtav bringt das Gepäck, nicht
ohne uns durch einen kräftigen Händedruck zu beglücken —
und zu erleichtern.
Ohé
Novelle von Moriz Scheyer.
Ohé, die arme kleine Ohé, iſt die Cochter Hokuſais, des
berühmten Malers aus Aeddo. Weit und breit iſt heute ſein
Name bekannt in der ganzen Welt; doch war dem nicht immer
ſo: wie ſo viele andere hat Hokuſai erſt ſterben müſſen, um den
Sonnenaufgang ſeines Nuhms zu erleben, und da er faſt neunzig
Jahre alt wurde, hat er wahrlich lange genug darauf gewartet.
Seit ſeines Lebens darbte er und hungerte und litt,
dreiundneun-
zigmal hat er die Flucht vor ſeinen Gläubigern ergriffen, drei=
und neunzigmal ließ er alles im Stiche und irrte obdachlos gleich
einem Bettler über die Landſtraßen Nippons, um nicht in die
unbarmherzigen Häude der Wucherer zu fallen. Nein, es iſt ihm
nie gut gegangen, dem alten Hokuſai, und es wäre vielleicht
klüger geweſen, hätte er ſich rechtzeitig nach einem anderen
Beruf umgeſeher, ſtatt ſich bei Shunſo dem Maler als Lehrling
zu verdingen; wenn er beiſpielsweiſe Bonze geworden wäre, die
Bonzen auf der ganzen Welt kennen keinen Hunger, oder
Steuereinnehmer. Aber Hokuſai konnte von ſeinem Pinſel nich”
laſſen und von ſeinen Stiften, und im Jahre 1796 nahm er,
ſechsunddreißig Jahre alt, den Beinamen Gwakiofen an.
Gwa=
kiofen Hokuſai, das will heißen: Hokuſai, der Seichennarr.
Cagelang kauerte er vor ſeiner Hütte, unbeweglich, die Arme
aufgeſtützt auf ein zierliches Lacktiſchchen, und er verfolgte das
Liebesſpiel der bunten Falter über den frühlingsfungen
Kirſch=
blüten. Oder Hokuſai bereitete ſich ein Feſt nach ſeinem Herzen:
er kochte ſich Cee, herrlichen, grünen Cee, eine winzige Schale
voll, dazu verzehrte er ein paar ſüße Nußkerne, dann ſtopfte er
ſich Tabak in ſein Pfeifchen, ſo viel als gerade in eine
aus=
gehöhlte Erbſe gehen mag, und nun ſtreckte er ſich behaglich auf
der Wieſe aus, blaſſe Aſtern und kränkelnder Jasmin kitzelten
ihm heimlich den kahlgeſchorenen Schädel, und Hokuſai kniff
wohlig die Lider zuſammen und blinzelte entzückt hinüber nach
ſeinem geliebten Berge Sufi.
An dem Suſi hat er ſich nie ſatt ſehen können. Das kam
daher, weil er ihn jedesmal mit anderen Augen erblickte: des
Morgens, da ſchimmerte der Nauch aus dem Krater in der
frühen Sonne, wie ein durchſichtiger Schleier aus mattgoldener
Seide; oder zur Mittagsſtunde: der Berg ſchien dann träge in
einem Dunſtmeer von Hitze zu treiben; oder in der Dämmerung,
wenn alle Farben allmählich ſchlafen gingen; oder nachts: wie
glomm da myſtiſches Seuer aus den ſchmalen Augen der
Buddha=
götzen in den Cempeln, und leuchtend und lautlos begann ſich die
ſieche Schönheit der Lotosblumen zu entfalten. Genau
hundert=
mal hat Hokuſai den Suſi=Aama dargeſtellt, und als er fertig
war, ſetzte er unter das wunderbare Werk, unter Die hundert
Anſichten des Berges Sufi” ſein wunderbares
Glaubens=
b kenntnis: „Erſt wenn ich neunzig Jahre alt ſein werde‟,
ſchrieb er, „werde ich das Geheimnis der Dinge durchdrungen
haben, und mit hundertzehn Jahren würde mir alles lebendig
werden, jeder Punkt, jede Linie.”
Viel Elend hat Hokuſai während ſeiner langen Jahre zu
tragen gehabt; aber von einem barmherzigen Schickſal war es
dem alten Manne wenigſtens beſchieden, daß ſich ein Kind mit
ihm in die Laſt ſeines Lebens teilte, O5é, Hokuſais einzige
Cochter. Ohé war eine Seitlang mit dem Maler Minaſua
ver=
mählt; ſie vertrug ſich aber mit ihrer Schwiegermutter nicht
recht, und Minaſua, ein guter Sohn, ſchickte ſie einfach wieder
weg. Schade. Swar konnte Ohé nicht eben ſchön genannt
wer=
den, nur zart war ſie und ſchlank, und das blaue Blut einer
uralten Kultur lief weich durch ihre dünnen Adern, doch: ſo wie
die von der Natur äußerlich vernachläſſigte Frau vermag keine
andere zu lieben. Ohé kehrte zurück zu Hokuſai, und was ihre
Seele an Liebe faßte, gab ſie nun dem alten Vater.
Ohé half Hokuſai bei der Arbeit: ſie reichte ihm die
Jar=
ben, rieb Lie Cuſche, putzte die Pinſel und was dergleichen mehr
So ſind wir im Sauberberg. Emer eigenartigen, in ſich
ſelbſt abgeſchloſſenen Welt, hinter deren eigentümliche
Einheit=
lichkeit der Außenſtehende ſo ſchwer dringt. Mag er noch ſo
lange ſich mit ihr befaſſen, ſo wird er ſie immer nur von außen
her ſehen und begreifen. Er iſt und bleibt outsider, Fremder
unter den Einheimiſchen, unter dem einen Volk, das die
Kranken bilden, wie es Klabund — ſelbſt ein Kranker — richtig
geſehen hat. Und ſo ſind alle ſeine Eindrücke und ihre
Wieder=
gabe die des outsider’s. Und er fühlt ſich fremd und von
des-
intereſſiert=neugierigen Augen beobachtet. Denn dies iſt das
Sigentümliche: ein ganz großes Desintereſſement, eine tiefgehende
Skepſis, die über allem lagert. Nicht eine vom Geiſtigen her
konſtruierte, rationale Skepſis, ſondern eine auf den ſehr realen
Gegenſtändlichkeiten des Cuberkelbazillus und der Kaverne
be=
ruhende Skepſis. Eine Lethargie iſt mit ihr verknüpft, eine
ge=
wiſſe Stumpfheit gegen die Reize der Außenwelt und eine
Un=
empfindlichkeit gegenüber der Seit. Time is money — mehr
oder weniger der Ausdruck der Welt draußen oder „derer da
drunton” . . . und hier:
Ewig biſt du Meer und rinnſt ins Meer,
Quelle, Wolke, Regen — Ahasver.
Cor, wer um enteilte Stunden träumt,
Weiſe, wer die Jahre weit verſäumt.
So Klabund, der Dichter, jener dort oben, einfacher,
un=
komplizierter als Chomas Mann, aber in gewiſſem Maß
viel=
leicht der Wahrheit näher kommend, weil er ſelbſt in ihr war,
in ihr gelebt hat und an ihr geſtorben iſt.
Dieſe apathiſche Haltung aber iſt nicht Produkt einer
gei=
ſtigen Sterilität, denn nirgends wohl findet man mehr ſenſible
und geiſtig kultivierte Menſchen als hier oben. Intelligent
weniger im Sinn einer handfeſten Bildung und poſitiven
Wiſ=
ſenſchaftlichkeit, ſondern intelligent in einer verfeinerten und
doch urſprünglicheren Art. Eſprit wäre das richtige Wort,
hätte es wicht im Deutſchen ſchon eine kleine abfällige Nuance
erhalten. Die äußere Umgebung iſt das Gegenſtück des
Sille-
ſchen Milljöh”: verfeinert bis zum heute überhaupt Möglichen.
Das Wort Komfort verſagt. Keine äußerliche Sorge braucht
hierher zu dringen. Ubrigens würde ſich niemand alterieren
laſſen. Die einzige Störung bringen die Beſuche, die outsider,
und ſie werden zunächſt mißtrauiſch und mitleidig von oben herab
angeſchaut. Wieweit zugleich aber ſich eine beſcheidene Doſis
uneingeſtandenen Neides hineinmiſcht? Schwer zu ſagen. Eines
iſt ſie, die Pſuche des Einzelnen wie die Geſamtpſyche, hier oben:
von einer außerordentlich verfeinerten Subtilität und
Neagibi=
bität gegen die Einflüſſe des Draußen. Und von einer
merk=
würdigen Abgeſtumpftheit gegeneinander. Und doch wäre es
falſch, im Verkehr der Kranken untereinander
Nückſichtsloſig-
keit finden zu wollen. Sie ſind „ein Volk”. Und einig wollen
ſie — nicht handeln. Denn ſie ſind ſouverän über das kleinliche
Haſten des Alltages.
So iſt das Leben dort oben eintönig und intereſſant,
feind=
ſelig gegen die andern, tolerant gegen die Gleichen. Eine
eigen-
artige Atmoſphäre, in die der Sauberberg eingebettet liegt, ſelbſt
wenn die hellſte Sonne draußen ſcheint. Mag der Sauberberg
in der Schweiz, im Schwarzwald oder anderwärts liegen, immer
wird etwas Merkwürdiges ihn umgeben, mindeſtens werden die
Menſchen von „drunten” zu ihm heraufſchauen wie zu einer
fremden, vergeiſtigten, faſt ätheriſierten Welt, vor der ihnen im
Geheimen ein wenig bang iſt. Es iſt eine Welt der Kaverne,
der Phrenicusexaireſe, der Plaſtik, eine Welt des körperlichen
Serfallens und des geiſtigen Aufſteigens. Als wir von ihm
Ab=
ſchied nehmen in der Silveſternacht — wenn wir auch körperlich
noch einen halben Cag bleiben — knallen die Sektpropfen, der
Champagner ſchäumt, irgendwo huſtet jemand in ſich hinein, Um
den Geiſt des Sauberberges ſchwebt un beau petit sourire...
Was iſt viel ſonſt zu erzählen von St. Blaſien, der „Perle
des Schwarzwaldes”? Um das „Sanatahrium” dreht ſich alles
mehr oder minder. Soll man von der eigenartig großen Kirche
erzählen, die auf allen Photographien zu ſehen iſt und ſich etwas
fremdartig inmitten der deutſchen Wälder ausnimmt? Soll man
von all den vielen Gaſtſtätten ſprechen? Von den Aenſchen, die
— wie dort im Schwarzwälderland üblich — rauhbeinig und
herzlich zugleich ſind. Soll man von dem Kurhaus erzählen,
deſſen Geſchäftsführer von jener Schwarzwälderart nur die
Grobheit geerbt hat, jene Grobheit, die in ihrer unkultivierten
Formloſigkeit den weniger „Kernigen” abſtößt. Das alles ſind
kleine Nuancen und kleine Crabanten. Vorſtationen auf dem
Weg zum Sauberberg. Für ihn auch ſcheien die prachtvollen
Wälder geſchaffen zu ſein, die von allen Seiten bis an die
Häu=
ſer ſich heranziehen. ..
So beginnt die Abfahrt von St. Blaſien, der Abſchied vom
Sauberberg. Der Omnibus und die Eiſenbahn bringen uns
lang=
ſam wieder hinunter ins Ciefland, dort unten, wo die Luft
wie=
der einen normalen Blutdruck aufweiſt. der Puls wieder ruhiger
ſchlägt und das tägliche Leben wieder ſeine geſchäftigen Kreiſe
um uns zieht. Ein Intermezzo iſt zu Ende. Oder beginnt es
eben m jener geſchäftigen Welt der Büros und Aktienkurſe?
zu tun iſt. Dann verſuchte ſie ſelbſt zu malen, und ſchließlich traf
ſie es ebenſogut wie der Vater. So hockten ſie denn beide in
dem kleinen Simmer oder draußen auf der Wieſe, und Ohé
ver=
fertigte zum Verkauf allerlei Weihgeſchenke für den Cempel von
Juari: Sie malte den Flug der wilden Schwäne oder kleine
ſchil=
lernde Vögel auf ſchwanken Blütenzweigen. Auf einer Laterne
ſtellte ſie einen müden Greis dar; ſchwerfällig ſchleppt er ſich
weiter, und man ſpürt, wie er wohl jeden Augenblick
ſtehen=
bleiben mag, um mühſam Atem zu ſchöpfen. Sie zeichnete auf ein
kleines Blatt Papier das Meer, Netzflickerinnen ſtehen mit
nackten Beinen im ſeichten Waſſer, und der Abend ſtreicht mit
ſilbernen und orangefarbenen Lichtern über die müde Bucht. Sie
malte den japaniſchen Winter: heller Schnee glitzert über
win=
zigen Gärtchen, und auf einem Nieſenlotos ſchweigt Buddha
lächelnd in ewiger Unergründlichkeit. Oder weiße Noſen, die eine
bröcklige Mauer liebkoſen. Und eines Cages verfertigte ſie für
einen reichen, dicken Gläubigen ein Weihgeſchenk: auf einen
Lappen Seide ſtellte ſie ein läſſig ſpielendes Kätzchen dar, nichts
weiter. Und ſo reizend hatte ſie das gemacht, daß ſich der Dicke
davon gar nicht trennen konnte. Er betrog die Gottheit, er trug
das Kätzchen mit nach Hauſe und brachte irgendein anderes
Ge=
ſchenk in den Cempel. Das mochte vielleicht viel koſtbarer ſein,
aber Buddha zürnte ob des Frevels und ſendete dem
Unge=
treuen Unglück über Unglück ins Haus, und erſt als er das
Kätzchen den Prieſtern zu Inari übergeben hatte, ließ ſich die
Gottheit beſänftigen.
Der alte Hokuſai ſah ihr ſtaunend zu. Schüler kamen und
Freunde und Verwandte, zuweilen auch Gläubiger, und allen
zeigte er entzückt die Arbeiten ſeiner Cochter. Oftmals vergaß
er darüber das eigene Werk; ſchließlich hatten ſie keinen Jen
mehr in der Caſche, und dann hungerten und froren ſie getreulich
mitſammen, und Ohé war ſehr traurig: ſie konnte dem Vater
nicht einmal mehr ſein Schälchen Cee bereiten, nicht einmal mehl
die Pfeife Cabak ſtopfen, ſo groß wie eine ausgehöhlte Erble:
Romantik
des 20. Jahrhunderts.
Abentenerliche Reiſe nach U. S. A.
Der Ertrag für vier Wochen Forſtarbeit auf mexikaniſchem
Boden ſchien hoffnungslos dürftig im Vergleich zur
Pullman=
rate von Valquez nach Cexas. Alſo bezog ich für die Nückfahrt
nach dem Land Gottes die Kabuſe, eine Art von Hundehaus auf
vier Nädern am Schwanzende eines Frachtzuges der „National=
Eiſenbahnen von Mexiko”, der der Grenze der Union zurollte.
Wir Inſaſſen des letzten Wagens — das waren drei wollige
Hunde, drei Mexikaner und ich — bekamen die plötzlichen
Stopps und Nucke an den Kurven mit beſonderer Deutlicbkeit
zu ſpüren. Eine ſämmerliche Olfunzel unterhalb der Decke
ver=
breitete einen ſchwarzen Qualm und den Geruch von heißem
Sinn. Der übliche Abendregen ratterte an die Fenſter. Es war
zu finſter zum Leſen. So konnte man weiter nichts tun, als ſich
mit den Beinen an die wackligen Schemel zu klammern und die
unſeren Wagen zu.
der Sug ſeine Geſchwindigkeit
mehr und mehr verlangſamte, ſtiegen wir mit affenartiger
Ge=
ſchwindigkeit aus der Sondola aus und ſchlugen uns in die
Büſche. Einer der Hobos kannte den Weg zum Arbeiter=Hotel.
1Jähne auf dem Pfeifenende zuſammenzubeißen, um die Sunge
ür. Schaden zu bewahren.
Die drei Mexikaner hatten ſich in gute Pullmandecken
Zeirigewickelt, die rot gefärbt und vermutlich geſtohlen waren.
Sce packten aus einer alten Seitung umſtändlich einige Büchſen
Srdinen aus, deren Inhalt ſie mit Biskuits zuſammen aßen.
(Uen Neſt ſpülten ſie mit einer verdächtig riechenden alkoholiſchen
1Küſſigkeit herunter. Nachdem ſie dem eben eingetretenen
Schaff=
nr einen Drink angeboten hatten, den dieſer im Hinblick auf
die nahende Grenze gern annahm, ſteckten ſich die Mexikaner
15igaretten an, wickelten ſich feſter in ihre Decken und pafften
zemächlich vor ſich hin. Der Schaffner, in triefendem Olzeug,
tand unter der Cranfunzel, vertieft in die Witzbeilage der
Sei=
ſung, in die die Mexikaner ihre Sardinen eingewickelt hatten.
Trotz des Schaukelns und Schwankens ſtand er feſt auf ſeinen
(üßen, und nur ſeine Lippen bewegten ſich, während er den Cext
der Witzblätter las. Nach einem längeren Seitraum begann er
heftig zu fluchen, päckte die Laterne und kroch durch die
Außen=
für heraus, um über die Frachtwagen nach vorn zu klettern, wo
ſich ein Paſſagierwagen befand. Als er von ſeinem Ausflug zu=
Fückkehrte, ſchloß er die Cür ab. Während er ſich vorbeugte,
nagte der Griff eines Cotſchlägers aus ſeiner Hüftentaſche
her=
vvor. Ich fragte ihn, ob Hobos auf dem Sug wären.
„Hobos?”, grunzte er, „und ob. Steck dein Köpfchen raus
ind ſieh ſie dir an. Sie hängen an den Creppen. Sie liegen auf
em Dach. Swiſchen den Achſen pennen ſie und im Kohlenwagen.
.Alt=Adlerauge” vorn in der Lokomotive muß ſie ſich mit einem
Sechsſchüſſigen vom Leibe halten, damit ſie ihm nicht ſeinen Copf
nit Eſſen ſtehlen.”
Den Neſt der Jahrt, von Laredo nach San Antonio,
ver=
brachte ich mit den Hobos in einer Gondola, einem offenen
Süterwagen. Wir ſahen die erſten Lichter von San Antonio am
Spätnachmittag. Während unſer Laſtzug gemächlich zwiſchen den
auf Nebengleiſen harrenden Sügen hindurchglitt, ſtieß einer der
Hobos einen Warnungsruf aus. Swei „Bullen”, ſo wird die
Bahnhofspolizei von den Hobos genannt, ſchritten ſchnell auf
einer zweifelhaften Spelunke im Negerviertel. Ein Exſträfling,
der den Poſten des Portiers verſah, winkte uns energiſch ab:
„Leute, die keine Decke haben, darf ich nicht hereinlaſſen. Dies
iſt ein erſtklaſſiges Haus.” Wir warfen einen Blick auf dies
„erſtklaſſige Haus” und trollten uns. Als wir, jeder mit einer
Decke bewaffnet, die wir beim Crödler für 50 Cents erſtanden
hatten, zurückkehrten, ließ uns der Portier paſſieren. Das Haus
war überfüllt mit Mexikauern, die nach San Antonio gekommen
waren, um hier der Meſſe in der Kirche Unſerer lieben Frau
bei=
zuwohnen, ſich raſieren zu laſſen und ſich 24 Stunden
auszu=
ruhen. Die Luft in der Speiſehalle war zum Schneiden dick
von Cabaksqualm. An den Ciſchen ſaßen Hobos und Dagos
friedlich vereint beim Poker, bis der Portier dazwiſchenfuhr.
Dann war der Krach da. Ein ſchnell ſich verſtärkendes Getöſe
mahnte zum Rückzug. Als wir die Cür erreichten, wartete
be=
reits ein Wagen der Polizei, und in weniger als fünf Minuten
hatten die Poliziſten ſämtliche Ceilnehmer am Kartenſpiel im
Innern des Wagens verſtaut.
Auf eine verlockende Anzeige in der Morgenzeitung ſuchten
wir die Stellenvermittlerin Mrs. Sylva de Nota auf. Hundert
Mann für „öffentliche Arbeiten” wurden geſucht, bei guter
Be=
zahlung und freier Jahrt nach der Arbeitsſtätte. In dem Büro
ſaß hinter einem Nollſchreibtiſch ein Weibsbild, das uns mit
ſcharfen Blicken muſterte.
Unſer Sprecher, ein kleiner flinker Ore, machte eine höfliche
Verbeugung und erkundigte ſich nach den öffentlichen Arbeiten
und den Bedingungen.
„Jungens, ſäuſelte Mrs. de Nota mit honigfüßer Stimme,
„uhr ſeid viel zu ſchade für die Arbeit hier im Staate. Ich habe
bühr. Und ſie wies auf ein wundervoll farbiges Plakat, auf dem
Kaliforniens goldener Stand mit vielen ſchönen Mädchen und
anderen Verlöckungen angeprieſen wurde. Während wir noch
das Plokat anſtarrten, ſprang die Cür mit einem Nuck auf, und
herein ſtürmte ein zorniger Jüngling. Noch bevor er den Mund
öffnen konnte, rief Mrs. Sulva ſchon aus: „Noch nicht, mein
Junge, komm am nächſten Freitag wieder.”
„Sum Ceufel mit euch” ſchrie der junge Mann. „Vor
fünf Wochen habt ihr mir fünf Dollar abgeluchſt, habt die
Ver=
mittlung immer wieder hinausgeſchoben und mich zum
Celler=
waſchen geſchickt.”
„Lieber Junge,” antwortete Mrs. Sulva, „gute Stellen ſind
knapp hier, und Cellerwaſchen bringt 15 Dollar und Beköſtigung.
Warte noch ein bißchen, und du bekommſt einen feinen Poſten.
Der Jüngling ſtob davon und wir folgten. Am
Straßen=
eingang hing in Glas und Nahmen das Kalifornien=Plakat und
darunter ſtand die folgende Bemerkung: Hehn Dollar
Beloh=
nung für die Namhaftmachung der Perſon, die dieſes Plakat
zerſtört! Der Ore trat mit dem Abſatz hinein und ſchleuderte die
Reſte des Nahmens die Creppe hinauf, wo ſie mit einem Krach
an der Cür des Büros zerbrachen. Mrs. Sulva erſchien an der
Baluſtrade und übergoß uns mit einer Flut von Schimpfworten.
Und wir dachten mit Sehnſucht an die Einſamkeit der
mexikani=
ſchen Wälder, wo es keine Arbeiterhotels, keine
Vermittlungs=
büros und kein Cellerwaſchen gab.
Englands vornehme Welt
empfängt . . .
feine Arbeit für euch in Kalifornien. Braucht nur die Fahrt
dahin auszulegen, und in kurzer Seit ſeid ihr gemachte Leute.
Leichte Arbeit und viel Geld. Koſt” euch nur fünf Dollar Ge=
Von Regierungsrat Dr. Viktor Krakauer, Wien.
Die Engländer behaupten, halb im Ernſt, halb im Scherz,
daß ſie das Entſtehen ihres Weltreiches im Grunde genommen
zwei heimiſchen Erfindungen zu verdanken haben: dem Boxen
und dem Begriffe des Gentleman. Kommt man nach England,
ſo laſſen ſich dieſe zwei durchaus verſchiedenen Grundlagen des
engliſchen Nationalcharakters leicht erkennen. Man erfährt
ſchnell (wenn auch zum Glück nicht am eigenen Leibe), daß die
Engländer, die ſchon ſeit 6o0 Jahren der „edlen Kunſt der
Selbſtverteidigung” huldigen, auch jetzt noch gute Boxer ſein
müſſen und man wird ſich raſch deſſen bewußt, daß ſie ſich den
Fremden gegenüber ſtets nur als Gentleman erweiſen.
Der Fremdenverkehr Englands iſt, obwohl hier keine
Ne=
klame, keine aufdringliche „Fremdenwerbung” bemerkbar wird,
ſicherlich größer als der aller übrigen europäiſchen Länder
zu=
ſammengenommen. Handelt es ſich dabei um Reiſegeſellſchaften
und Kongreſſe, deren Ceilnehmer und Mitglieder auf das öffent=.
liche Leben, auf die internationalen Beziehungen irgendwie
Ein=
fluß nehmen, wie zum Beiſpiel Schriftſteller, Gelehrte,
Politiker, Journaliſten und andere, ſo ſind auch die
vornehmſten Negierungs- und Geſellſchaftskreiſe bemüht,
den Fremden ihre ſonſt verſchloſſenen Pforten zu öffnen und
ihnen auf dieſe Weiſe (gewollt oder ungewollt?) die Macht, die
Größe, den Neichtum des engliſchen Weltreiches voll
Liebens=
würdigkeit, aber doch — recht deutlich vor Augen zu führen.
Ein Beiſpiel!. Wir erhalten bald nach unſerer Ankunft in
Lon=
don eine geſchmackvoll ausgeſtattete Karte, des Inhalts, daß der
„Speaker”, das iſt der Präſident des Abgeordnetenhauſes, uns
zu der und der Stunde „empfangen” will. Alſo auf zum
Weſt=
minſter, der Wiege des modernen Parlamentarismus! Der
Speaker hat unſerer Geſellſchaft zu Ehren ſein Hofkleid, ſein
Galakoſtüm angezogen: Frack, kurze Seidenhoſe, lange Strümpfe,
Halbſchuhe mit Silberſchnallen — wir glauben am hellen
Nach=
mittag, eine mittelalterliche Geſtalt vor uns zu ſehen. Überhaupt
atmen wir m dem ungeheuren, mächtigen Gebäude, in dem allein
der Sitzungsſaal ſehr klein iſt, überall den Hauch vergangener
Seiten. Und wr der reichliche Imbiß, den uns der Präſident
verabreicht, iſt ganz modern und durchaus nicht veraltet. Der
„Cee” (diesmal erfreulicherweiſe eine verſchämte Bezeichnung für
echten Champagner) wird auf der Cerraſſe des Parlaments
ge=
trunken, die ſich, unmittelbar am breiten Chemſefluß, längs des
ganzen rieſigen Gebäudes hinzieht — ein unvergleichlicher, eim
überwältigender Anblick! Aber wir ſind hier nicht die einzigen
Gäſte. In einem anderen Ceil der Cerraſſe ſehen wir
Abord=
nungen aus Indien, darunter viele Geſtalten, geſchmückt mit
ſtrahlenden Geſchmeiden, und wir ſind jetzt ſicher: auch die
Gaſt=
freundſchaft iſt ein Mittel kluger Politik..
Das Mittageſſen, z dem uns „His Britanic Majeſtu’s
Government” die Regierung ſeiner Britiſchen Majeſtät,
ein=
geladen hat, wird nicht im Miniſterium des Außern, ſondern im
Savoy=Hotel gegeben. Das war wohl das beſte Eſſen auf
eng=
liſchem Boden, denn es war — franzöſiſche Küche. Doch ſeient
wir nicht ungerecht und geſtehen wir es ein, daß die Engländer,
vom Bier abgeſehen, jedenfalls auf dem Gebiete des Alkohols
hervorragende Kenner und Feinſchmecker ſind. Ein beſonderer
Sie beteten zu Nitchiren. Hokuſai ſtreichelte die kleine Ohé und
ſprach ihr Mut zu: „Du kannſt ja mehr als ich”, ſagte er.
„Ja, wenn mir die Götter nur noch fünf Jahre ſchenken
woll=
ſen, ich glaube, ich könnte ein großer Maler werden!‟ Damals
var Hokuſai neunundachtzig Jahre alt, und bald darauf, im
(Mai 1849, ſchloß er die Augen zum ewigen Nirwana, die ſo
Hilfloſen, kindlichen Augen, um die zahlloſe Salten liefen, große
und kleine. Ohé brachte den Coten in das Kloſter Sekiodfi.
Dann kehrte ſie zurück nach Aeddo, in die leere Hütte. Sie
ent=
ſündete die Schoriobune, die Sterbelichter, und ſah ſich in dem
eleinen Raum um. Da ſtand noch alles an ſeinem gewohnten
Platz: die Pinſel des alten Vaters und ſeine Cuſche und die
(Farben, ſein Strohhut und ſeine Brille, daneben lag die winzige
Pfeife, die er geſtern noch ſorglich ausgeklopft hatte. Draußen
durch den jubelnden Srühling ſtrich eine Schar Wildgänſe: keiner
hatte es wie der Verſtorbene verſtanden, die tauſendfach
viel=
hältigen Bewegungen ihres raſchen Sluges feſtzuhalten. Die
Wildgänſe auf den Bildern des Hokuſai: jeden Augenblick,
ſoermeint man, müßten ſie zu ſchreien beginnen.
Ohé ließ alles, wie es war. Nur eine kleine Statuette des
(Nitchiren barg ſie in dem weiten Armel ihres Kimonos, dann
lteckte ſie noch ihren Pinſel zu ſich, jenen Pinſel, mit dem ſie
Las ſpielende Kätzchen gemalt hatte. Und nun ging ſie langſam
laus der Hütte. Da und dort traf ſie einen Bekannten, einen
1Schüler, ſie verbeugten ſich ſehr zierlich und artig und blieben
ftehen, und Ohé erzählte, daß ſie den Vater im Kloſter Sekiodi
begraben habe. Schließlich war ſie draußen aus den Straßen.
Weiß es denn niemand, wohin ſie verſchwunden iſt, die
arme kleine Ohé? Hat ſie denn niemand geſehen, keiner von den
Bonzen im Kloſter Sekiodfi, keiner von den Wächtern in den
Tempeln am Suße des heiligen Berges Suji, keiner auch von
den Siſchern an den ſtillen Geſtaden des Spareſees? Wo mag
Ohé endlich zur Nuhe gekommen ſein, Ohé, die Cochter
Hoku=
ſais aus Aeddo?
Geſchichte aus dem Suchthaus.
Von Kurt Veuker.
Lachti hatte einen lächerlichen Namen, mit dem er ſchon
als Kind geneckt wurde. Aber er hatte kein lächelndes Weſen,
ſondern nur einen lächerlichen Ordnungsſinn. Dieſer
Ordnungs=
ſinn hatte ihn ins Suchthaus gebracht. Einmal nämlich kam er
mit ſchmutzigen Schuhen nach Haus, und um den wunderbar
gereinigten Hausflur zu ſchonen, zog er ſich an der Cür die
Schuhe aus, alſo die Schuhe, um nichts zu verdrecken in
ſeinem Haus, und da fand es ſich, daß er ſeine Frau in den
Armen eines anderen überraſchte. Lachtin konnte über
Unord=
nungen in ſtarke Erregung geraten. Auch in dieſem Falle
ord=
nete er gründlich: er erſchlug die Frau und ihren Liebhaber —
und dann kam er ins Suchthaus.
Niemals während ſeiner langen Suchthauszeit hat Lachtin
die Geſetze des Hauſes überſchritten. Sein Geſicht hatte eine
innere Spannung, als müſſe er immer eine große geiſtige
Er=
ſchütterung erleben. Er kniff die Lippen zuſammen und faltete
die Brauen ſo, daß eine tiefe Surche von ſeinem Naſenrücken
bis zur Mitte der Stirn zog. Immer habe ich gedacht: mit
Lachtin gibt es noch einmal etwas. Aber nie hat er bis zu ſeinem
Code Anlaß zu einer Beſchwerde gegeben. Nur ich habe mich
einmal bitter über ihn beſchwert, und das habe ich
zurück=
genommen, als es ſchon zu ſpät war.
Da malte Lach in, der ſchon häufiger außerhalb der Selle
beſchäftigt wurde, das Schild meines Vaters, des
Suchthaus=
inſpektors, und ich war ein kleines, langzopfiges Mädchen und
ſah ihm zu. Mit wunderbaren goldenen Buchſtaben hatte
Lach=
tin von dem Namen Schenk ſchon das henk” gemalt, denn
er begann mit dem letzten Buchſtaben. Da mußte ich unbedingt
einmal liebevoll über den ſchönen Buchſtaben h mit dem Finger
ſtreichen; der Buchſtabe h war ganz ſchäbig und meine Hand
ganz golden.
Lachtin war erſchüttert. Ich glaube, wenn ich nicht ein
kleines Mädchen geweſen wäre, das ihn erſchrocken und
weiner=
lich anſah, ich glaube, er hätte mich auch ermordet. Ich aber
legte meine Hand auf ſeinen Oberarm und ſagte: „Ich wollte es
Ihnen nicht kaputt machen, der Glanz von dem Flitter hatte mich
ſo verlockt.”
Da ſah mich Lachtin mit ſtarren Augen an: „Der — Glanz
— von dem — Flitter,” ſtammelte er, „von dem Slitter!” Und
das Wort Flitter ſprach er, als ſage er: bitter oder ſchütter oder
ſo ähnlich.
Er wandte ſich mit ſtieren Augen und langſam um, ſeins
Knie waren krumm, als ſeien ſie zu weich geworden, dann ſtand
er, an den Pfoſten der Korridortür geſtützt, und wartete. Über
ſein Geſicht, das ich in der Scheibe ſah, zog ganz langſam eine
ruhige Überlegung. Er putzte die Naſe an ſeinen Armel, dann
kam er zurück, nahm meine Hand in ſeine farbige und harte
Hand, und dann begann er.
Er hielt mir die längſte, die größte, die eindringlichſte und
die beſchämendſte Strafrede, die mir je irgend jemand in der
Welt gehalten hat. Das ſei Unordnung, was ich da angerichtet
habe, und ich müſſe wiſſen, wie ſchlimm Unordnung im Leben ſei.
Sür immer und alle Seiten ſei nun der gute Name Schenk in
Unordnung, und immer würde man die Ausbeſſerung ſehen.
Nie=
mals ſolle man verſuchen, in das Werk anderer irgendwie
taſtend hineinzugreifen und ſo weiter. Aber das Beſchämendſte
war dabei, daß er immer ein wenig lächelte, er, den niemand ſonſt
ächeln ſah, als mokiere er ſich ein wenig über die Dinge, die er
da ſagte, bis mir die Cränen aus den Augen liefen und ich
ſchluchzend davonlief. Er aber ſah mir nach und ſagte: „Jetzt
kannſt du davonlaufen.‟ Dann habe ich mich bitter bei meinem
Vater beſchwert, und der hat das Schild angeſehen und geſagt,
es ſei wohl nicht ſo ſchlimm.
Rultus wird aber mit dem Portwein getrieben, der eher als
Weinlikör bezeichnet werden ſollte. Er wird bei allen möglichen
Gelegenheiten getrunken, und der Engliſhman pflegt zu ſagen:
„Port is deeper than the deepeſt ſea‟. Der Portwein iſt tiefer
als das tiefſte Meer. Der Portwein, den uns der engliſche
Miniſter trinken ließ, war beſonders tief — und es iſt erklärlich,
daß man ihn auch dafür beſonders hochleben ließ, und voll
Be=
geiſterung erklang das beliebte: „For he is a follu good fellow,
for he is a follu good fellow!”
Mächtiger als alle Miniſter, mächtiger als alle Behörden
iſt aber in Englud die Preſſe, als deren wichtigſter Vertreter
Lord Harmsworth gilt, der ſeine Gäſte in ſeinem Bereich, im
„Northcliff Houſe”, gerne zu bewirten pflegt. Hier wird außer
verſchiedenen anderen Blättern auch die „Daily Mail” gedruckt,
mit einer Auflage von zwei Millionen am Cage — der größten
Auflage unter allen Seitungen. Welche fürſtlichen, ja welche
kaiſerlichen Einkünfte muß Seine Lordſchaft aus der ihm
bot=
mäßigen Seitungsplantage ziehen! Beträgt doch das
Inſeraten=
erträgnis nur der erſten Seite der „Daily Mail” (die im
Volks=
munde eine Seitlang auch „Daily Liar”, d. i. „der tägliche
Lüg=
ner” genannt wurde) nicht weniger als 50000 Mark im Tage,
und dieſe erſte Seite iſt für Monate im voraus ausverkauft! Lord
Harmswoxth kann es ſich leiſten, den Protektor eines ganzen
Volkes — der Ungarn — zu ſpielen; fürwahr ein unerhörter
Fall der Publiziſtik. Er iſt auch ſonſt ſehr freigebig. Anläßlich
des Codes ſeines Vorgängers, des bekannten Lord Northeliff,
machte er, wie mir mitgeteilt wurde, jedem der Cauſende ſeiner
Angeſtellten ausnahmslos ein Geſchenk im Betrage eines
drei=
fachen Monatseinkommens.
Obwohl die Engländer ein Kaufmannsvolk ſind, iſt doch der
Beſitzer eines offenen Warenladens, ein „ſhokeeper”
geſell-
ſchaftlich nicht ſehr angeſehen. Wächſt aber dieſer Laden ins
Nieſengroße wird er zum Warenhaus, dann freilich iſt er etwas
anderes. Mr. Gordon Selfridge, der Warenhauskönig in zwei
Weltteilen, in London, verkehrt in den feinſten, vornehmſten
Kreiſen. Sein Heim iſt das berühmte „Lansdowue Houſe”, der
Palaſt des bekannten ehemaligen Staatsmannes. Der Hochadel,
auch in England vielfach verarmt, muß ſeine Paläſte veräußern
und der kaufmänniſchen Ariſtokratie Platz machen. Mr.
Sel=
fridge bot ſeinen Gäſten das Erleſenſte vom Erleſenen dar und
trank des öfteren auf ihr Wohl.
Bei dieſer Gelegenheit möchte ich bemerken: Wenn man bei
uns jemand hochleben läßt, ſo ſteht die ganze Geſellſchaft auf.
In England bleiben diejenigen, zu deren Ehre das „Hoch!”
ge=
bracht wird, ſitzen. Crinkt man auf das Wohl der Gäſte, ſo
erheben ſich nur die Gaſtgeber; trinkt man wieder auf das Wohl
der Gaſtgeber, ſo ſetzen ſich dieſe nieder und lediglich die Gäſte
ſtehen auf. Dieſes abwechſelnde Aufſtehen und Niederſitzen
be=
rührt uns eigentümlich — iſt aber im Grunde genommen ganz
logiſch und vernünftig.
Biscounteß Aſtor iſt für uns um 9 Uhr abends „at home‟.
Die Dame iſt nicht nur Mitglied des engliſchen
Abgeordneten=
hauſes, ſondern, gleichſam in ihrem Nebenberufe, auch eine der
reichſten Frauen der Welt. Gehört doch der Samilie Aſtor unter
anderem der halbe Grund und Boden von New York. Bei dem
Empfange war auch der Gatte zugegen. Aber es iſt nicht zu
verwundern, wenn bei einer Parlamentarierin und eifrigen
Ned=
nerin der Mann — nicht viel zu reden hat. Dafür ſprach Lady
Aſtor mit jedem von uns, und damit ſie das Objekt ihrer
Unter=
haltung von vornherein leicht erkenne, mußten wir ein rundes
Stück weißen Kartons, auf dem unſer Name ſtand, ſichtbar
tra=
gen. Man brauchte ſich ihr gar nicht vorzuſtellen. Sie warf einen
kurzen Blick auf den Karton, und ſchon war die Viscounteß in
der Lage, jeden mit ſeinem Namen anzuſprechen. Ladu Aſtor
tritt übrigens für vollſtändige Abſtinenz ein. Sie will England
ganz „trocken” machen, genau ſo trocken wie Amerika. Leider
huldigt ſie dieſen Grundſätzen nicht nur in der Cheorie, ſondern
auch in der Praxis. Sie ſetzte den Gäſten, außer Butterbrot,
nur — Fruchtwaſſer vor. Sür eine der reichſten Frauen der Welt
ſtellte ſich dieſer Empfang ziemlich billig.
Doch wir wurden anderwärts reichlich entſchädigt und
kamen zur Überzeugung, daß die vornehme Welt jenſeits des
Armelkanals, zumindeſt während der Londoner Seaſon, in vielen
Beziehungen an die denkwürdigen Seiten des „Merry O1d
England” erinnert, an das alte, fröhlich England.
Reklame und Seelenkunde.
Von Emmy Sicus.
Die großartige Neklameſchau in Berlin zeigte greifbar die
Fortſchritte und den kulturellen Hochſtand der heutigen
Propa=
ganda, die zu einer wirklichen Kunſt geworden iſt. Sarbe, Klang,
Bild und Schrift vermitteln eindrucksvoll die Werbekraft. Durch
unſere Großſtadtnächte zucken die Blitze bunter Leuchtſtrahlen,
wechſeln die glühenden Sunken eilig laufender Inſchriften und
plaſtiſcher Ankündigungen. Märchenhafte Lichtquellen ſcheinen
in Sauberreiche zu locken. Plakate ſchwelgen in erleſenen
Far=
ben und bizarren Linien und vertreiben den unſagbaren Kitſch,
der vordem die Neklameſäulen und Hauswände verunglimpfte.
Selbſt die Bauzäune traten in den Dienſt künſtleriſcher Neklame
und huldigen dem Prinzip des Schönen.
Jedoch in einem iſt uns die neue Welt doch noch voraus:
auf dem Gebiete der Geſchäftspropaganda und ihrer Cechnik.
Amerika, das Land der unbegrenzten — Unwahrſcheinlichkeiten,
kennt die Einſtellung des Kunden, kennt die Wirkung der
Ne=
klame, hat ſich eingefühlt in ihre Pſuchologie.
Dem Neklame und Seelenkunde müſſen
untrenn=
bar verbunden ſein, falls Nutzen und Erfolg daraus reſultieren
ſollen!
Der Aankee fragt ſich: „Wie iſt mein Publikum beſchaffen
Und er beantwortet ſich dieſe
und worauf reagiert es?"
Frage erfahrungsgemäß folgendermaßen: „Die Leute von
Dolla=
rika ſind unkompliziert, faſt kindlich. Sie lieben das Plaſtiſche,
Übertreibende; ſie neigen in Farbe, Form und Klang zum
markt=
ſchreieriſchen Exzeß. Emprägſam wirken auf ſie die gleichen,
ewig ſich wiederholenden Worte, bis ſie zum Begriff geworden
ſind! Alſo hämmern wir ihnen dieſe Worte ein, damit ſie von
der Autoſuggeſtion unterſtützt werden: „Kauft! Kauft einzig
und allein dieſe Seife! Eßt nur jene Schokoladel Beſucht
nur ein einziges Luſtſpielhaus!”
Dazu kommt noch in Amerika ein von Fachmann und
Pro=
pagandachef nicht zu unterſchätzendes Moment: nämlich die
Ehr-
furcht, die Hochächtung, der faſt primitive Neſpekt des „freien”
Bürgers vor Namen, Citel und Würden. Dieſes Moment muß
natürlich praktiſch gewertet werden. Alſo bringen die Seitungen
ſpaltenlange Schilderungen der Hausbälle beim Kohlenkönig oder
der Garteufeſte beim Eiſenmagnaten: Speiſenfolge,
Blumen=
ſchmuck, Inneneinrichtung, ſowie die Coiletten der Geladenen
werden ausführlich beſchrieben. Suweilen ſteht der Name der
leiſtungsfähigen Sirmen unauffällig im Cextteil; noch beſſer aber,
KUMERS
MABLETEN
KEINE
SchADLcHE
MiRHNS-
K
ein Inſerat nimmt Bezug auf den Artikel, häufig mit
Bild=
beigabe der erwähnten Erleſenheiten. Oder ein führendes Blatt
beſchreibt die Brautausſtattung einer Dollarprinzeſſin.
Die=
jenigen Geſchäfte, die den Crouſſeau geliefert haben, verſäumen
keineswegs, auf die Ausſtellung und koſtenloſe Beſichtigungs=
möglichkeitt dieſer Wunderdinge hinzweiſen — ſei es durch
In=
ſerate, Bildplakate oder Lichtinſchrift. Das Publikum kommt.
ſieht und ſtaunt, kritiſiert und lobt, je nach Veranlagung. Die
„Brautſekretärin” (ein neuer Frauenberuf in New York), die in
den großen Kaufhäuſern der Sifth Avenue die Braute von 16
bis 60 Lenzen in allen Angelegenheiten der Ausſteuer berät, wird
mit Fragen und Aufträgen beſtürmt: Die Neklame hat ſich
bezahlt gemacht. Man kauft!
Ein Käufer wählt Seife und Parfüm für eine Dame aus, iſt
unſchlüſſig und unſicher, wozu er ſich entſcheiden ſoll. Die
ge=
duldige und freundliche Verkäuferin berät ihn: „Dieſe
But=
termilchſeife wird ſtändig vom Prinzen von Wales bevorzugt.
Den Duft der weißen Noſe zieht die Herzogin von York jedem
anderen Wohlgeruch vor!‟ Der Käufer lächelt überzeugt und
kauft, ohne ſich am höheren Preis zu ſtören, weil ein Fürſt, ein
Ariſtokrat ſein Vorbild iſt! —
In einem der erſten Juweliergeſchäfte bewundert man in der
Auslage ganz offiziell das Brautgeſchenk, das ein
Petroleum=
fürſt ſeiner Sukünftigen zugedacht hat. Ein künſtleriſch
ausge-
führtes Schildchen gibt den Komientar dazu: „Mit dieſen
Smaragden und Diamanten ſchmückt Mr. R. ſeine Erwählte am
Hochzeitstage! Nicht jedermann iſt in der Lage, ſolch eine
Mor=
gengabe zu erſtehen. Aber jedermann ſindet in meinem Geſchäft
das für ſeine Mittel Paſſende und Angebrachte in reichſter
Aus=
wahl!” — Man freut ſich der Idee und merkt ſich den Laden
für kommende Bedarfsfälle!
Ins Unendliche könnte man dieſe Beiſpiele fortſetzen, die
alle auf die Pſuche der Allgemeinheit eingeſtellt ſind. Mögen
ſie immerhin auf gewiſſe Schwächen der Menſchheit ſpokulieren,
aber ſie ſind wirkſam und bringen Geld. Und ſchließlich iſt die
Neklame ja nichts anderes, als die Jagd nach Gold und Erfolg — durchaus auf die Pſuchologie unſerer Seit eingeſtellt!—
Kleinigkeiten.
Knappe Kritiken.
Wedekind erhielt einſt den Beſuch eines Studenten,
der ihn zu bewegen verſtand, dem Vortrag ſeiner Neime
zuzu=
hören. Der Jüngling las und las. Aber Wedekind ſchüttelte
fortgeſetzt den Kopf, ſo daß ſchließlich der Muſenſohn ſich
unterbrach und fragte: „Welchen Weg muß ich einſchlagen,
Herr Wedekind, um Ihren Beifall zu finden?”
„Den Heimweg!” entgegnete Wedekind trocken.
Dem Dichter Hermann Bahr ſandte jemand ein
fünf=
aktiges Crauerſpiel und ſchrieb dazu: „Wenn Sie etwas an
meinem Werke auszuſetzen haben, bitte ich, mir ruhig die
Wahrheit zu ſagen, denn:
„Nie fühle ich mich mehr geadelt,
als wenn ein weiſer Mann mich tadelt!”
Bahr las das Drama und antwortete: „Von mir aus
können Sie ſich als Großherzog betrachten!"
Profeſſor Sondermann, der bekannte Muſikkritiker,
wohute in einem kleinen Provinztheater einer Aufführung der
„Götterdämmerung” bei. Nach dem 1. Akt verließ er
flucht=
artig den Muſentempel. Während er ſeinen Mantel anzog,
fiel ſein Blick auf ein im Cheaterraum angebrachtes Plakat:
„Das Mitbringen von Hunden iſt verboten!”
Sondermann konnte es ſich nicht verkneifen, einen Bleiſtift
zu nehmen und mit dicken Buchſtaben darunter zu malen:
„Der Tierſchutzverein.”
Rund um die Höflichkeit.
Der kleine Peter wurde von ſeinem Vater ſtändig
er=
mahnt, beſcheiden und zuvorkommend zu ſein. Er war
infolge=
deſſen ein ſehr höflicher Junge.
„Nun, Peterchen, möchteſt du wohl noch ein Stück
Kuchen?” fragte ihn einſt die gute Cante, bei der er zu Beſuch
weilte.
„Ich danke, liebe Cante!” erwiderte Peter.
„Du leideſt wohl an Appetitloſigkeit?” fragte die Cante
beſorgt.
Peter, väterlicher Ermahnung eingedenk, ſprach die
ge=
flügelten Worte: „Nein, an Höflichkeit, liebe Cante!”
Peter hatte noch eine andere Cante. Die war ſehr geizig.
Einmal trug er dieſer Dame ein Köfferchen zur Bahn. Sie
ſchenkte ihm dafür einen deutſchen Neichspfennig, den er
er=
ſtaunt betrachtete. Die Cante fragte aber mit leiſem Vorwurf
in der Stimme: „Nun, was ſagt ein höflicher Junge, wenn er
von ſeiner Cante ein Geſchenk bekommt?”
„Ich bin zu höflich, liebe Cante, um dir das zu ſagen”,
erwiderte der Knirps.
Nummer 346.
Aufgabe 435.
R. Gevers in Antwerpen.
(Die Schwvalbe, 1929.)
d
Weiß zieht und ſetzt in zwei Zügen matt.
Prüſſtellung: Weiß: Kg5 Dc2 Tc5 e8 Lc1 g4 Sd4 e7 Bb4
Schwarz: Kd6 Ta5 d3 Lg2 8b6 Be3 g6 (7); 2-.
Aufgabe 496.
Ottomar Nemo in Wien.
1. Preis im Miniaturenturnier des „Salut Publie
Weiß: Ka3 De1 Tg2 Bb2 (
Schwarz: Kb5 Be6 2
Matt in drei Zügen
Literatur: Ranneforths Schachkalender 1930 iſt
er=
ſchienen und im Verlag Hedwig’s Nachf., Curt Ronniger, Leipzig C. 1,
Perthesſtraße 10, zum Preiſe von 2,50 Mark zu beziehen. Es iſt das
Taſchen= und Notizbuch für jeden Schachfreund. Das Büchlein,
geſchmack=
voll eingebunden, gibt die Vereine mit täglichem Schachverkehr an;
ferner alle Schachvereine und =verbände in Deutſchland und die
größe=
ren des Auslandes und iſt ſomit für den Schachſpieler auf Reiſen
un=
entbehrlich. Es enthält weiterhin ueben dem üblichen Kalendarium
Auffätze, die wichtigſten Schachereigniſſe des verfloſſenen Jahres, Spiel=
und Turnierregeln, die Anſchrift der bekannteſten Schachſpieler und
Aufgabenverfaſſer, Turniertabellen, Paarungstafeln, Partieformulare,
Notizpapier. Der Kalender erfreut ſich einer ſtets wachſenden
Beliebt=
heit; allen Anhängern des Schachs ſei er hiermit empfohlen.
I1
II
Kätſel
Keine Dominoaufgabe.
eD e
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ooe Te 2 aos. oze O Soo ooo oco
S
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ooo O ooo
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Oo6 —.
* *
D*e
cos
6 O d oe
Die Auflöſung nennt eine zeitgemäße Naturerſcheinung.
arl Deubel
Homonym=Rätſel.
Man ſuche 9 Wörter von zweierlei Bedeutung, und zwar: 1.
Aus=
zeichnung und durch Regel gebundene Vereinigung, 2. Säugetier und
rette von Strauß, 3. Gewebe und Zuſtand des Blühens, 4. Form
des Waſſers und Süßigkeit, 5. Beruf und Inſekt, 6. Verwandte und
chemiſche Verbindung, 7. Körperteile und bedauernswerte Menſchen,
8. Muſikwerk und Teil der Kirche, 9. deutſcher Dichter und militäriſcher
Nang
Die Anfangsbuchſtaben nennen einen berühmten Komponiſten und
Carl Deubel.
eine deutſche Stadt.
Auflöſung der Rätſel aus Nr. 2.
Gegenſätze.
Breit, eckig, innen, mutig, alt, praſſen, oft, teuer, „hoch, einſam,
krumm, emſig, reich; „beim Apotheker”
Rebus=Königszug.
4 3
1 2
Die kleinen Zffern deuten an, welcher Buchſtabe von der
betreffen=
den Zahl, beziehungsweiſe von dem Ypſilon zu nehmen iſt; verbindet
man dann die Felder richtig mit Königszug, ſo ergeben die
betreffen=
den Buchſtaben: „Eiszapfen”.
Ein biſſerl Aſtronomie.
Hammer, Ameiſe, Heller, Lerche Eichel, Marſch, Alſter, 2=
Schale, Meißel, Schere. — „Milchſtraße‟
Krenzworträtſel,
Druck, Verlag u. Kliſchees: L. C. Wittich ſche Hofbuchdruckerei, Rheinſtr. 23.
— Verantwortl. für die Redaktion: Dr. H Nette. Darmſtadt. Fernſpr. 1, 2389—2392. — Alle Rechte vorbehalten. Nachdr. verbotes.
[ ← ][ ][ → ] Alſo mir läwe in=ere ſtärmiſche Zeit, un es is zinunlich
win=
diſch äwe. Mer draut ſich kaum es Fenſter uffzumache, aus Angſt,
s ganze Möwelemang fliggt aam fort, un es dhet Nod, mer dhet
ſich awends an s Bett feſtſchnalle, daß aam im Schloof de Wind
net enaus weht. Es peift aus alle fimf Himmelsrichdunge, un
nadierlich in dem Fall aach ganz gaſchdich um unſer Rodhaus.
*s hott mich drum aach gornet wunner genumme, wie die Woch,
vum Rodhaus erunner, der Kriſch dorch die Stadt gange is
„Mann iwwer Bord!‟ ....
Nemlich es war de Herr Heß, der wo uff zimmlich
äxbonier=
dem Poſte geſtanne hott, un däßhalb als erſter iwwer Bord gange
is. Un do haaßt’s als, unſer Stadträt dhete ſo feſt an ihrm
Pöſtche kläwe — — In dem Fall wenichſtens hott der Babb doch
net ſo aſch gud gebabbt. .
E: annerer vun ſeine Baddei, nemlich de Herr Sieß, hott
die Fabb gewexelt, un hott ſich zum Handwerk un Gewärwe
ge=
ſchlage. Nadierlich wärd ſich der letzte der Mohikaner vun de
Hugenbärchler, nemlich unſer ſtadträdlich „Efang Därribbel”
recht berimmert gefrogt hawwe: „Eduard, was macſſt du da?‟ . ..
’s wärd m vermudlich nix annerſter iwwrich bleiwe, als daß er
zu de „Datterichler” eniwwer wexelt. . . . Dann mit ſeine
Frack=
zions=Hoffmannsſtärk is nix mehr los, die kann er net mehr uff
Hochglanz bringe. No, un s wer doch ſchad, wann er nix mehr
mitzuredde hett, in de Ausſchiß un ſo, ſundern bloß in de
effent=
liche Sitzunge als Stafaaſch uff ſein Stiehlche ſitze mißt. —
Ge=
wiß, die effentliche Sitzunge ſin zwar die, wo mer wit ſcheene
Feuſterredde brilljandiern tann; in de Ausſchiß= un
Kummiſ=
ſionsſitzunge awwer, wo bebanntlich die recht Hand net zu wiſſe
brauch, was die link dhut, do kann mer ſich ganz annerſter gäwwe.
Mer hott Beiſpieler. Ich dhet däßhalb aach ſage, mer ſollt die
Ausſchuß= un Kommiſſionsſitzunge effentlich abhalte, do dhet
mer doch emol ſähe, was geſpielt wärd. Ganz abgeſähe devo,
daß dodebei die, die wo immer verächtlich uff die Dädichkeid vun
unſerm Stadtrat erunner gucke, emol e Ahnung kreechte, was däß
eichendlich haaße dhut, Stadtrat ſei. Do macht ſich nemlich
Man=
cher gorkaan Begriff devo un wer däß net waaß, bild ſich ei,
ſo=en Stadtrat hett vun ſeim Aemtche „bloß” Verginſtichunge.
So is däß dann doch net, ſundern ganz im Gäächedaal, es koſt
gach manch Obfer.
„Wie geſagt, ich maan däß allen Ernſtes, daß mer emol mit
däre ewiche Geheimniskreemerei uffheern, un die Ausſchuß= un
Kummiſſionsſitzunge die Effentlichteid zugenglich mache ſollt. Es
ſteht dem geſetzlich nix endgääche, un was recht is, hott ’s Licht
diet zu ſcheie. Leider hott ſich awwer in de letzte Johrn mehr un
mehr die Jewung erausgebild, daß mer alles Wichdiche ſozuſage
„unner ſich” ausmacht; im Blehnum wärd dann bloß noch
ge=
nickt, odder leeres Stroh gedroſche, was mer deidlich dadra märkt,
daß die meiſte gornet uffzubaſſe brauche, wann aaner e Redd
ſchwätzt, ſundern ſie kenne ſich näweher ganz gemächtlich un gebüld
unnerhalte mitnanner; un es kimmt ganz wunnerſelte vor, daß
aaner aus Verſähe verkehrt abſtimmt, un naa ſeecht, wo er hett
ja ſage ſolle, odder dhut gar in der Zerſtreiung gääche ſein eichene
Adrag ſtimme, was aach ſchun vorkumme ſei ſoll —
Awwer däß näwebei. Jedenfalls macht mir’s doch de
Ei=
druck, als wann mer neierdings devo abkumme weer, im Dunkle
zu munkle, dann wie ich läs, hott mer die Stell vun=eme
Stadt=
dockter, ſozuſage vun=eme ſtädtiſche Medizienmann, der wo ſich
auskennt in de ärztliche Wiſſenſchaft un in de Geſundheitsfleg,
effentlich ausgeſchriwwe. Scheinbar hatte die Baddeie dißmol
ſo was ehnliches — wie in annere Fäll! — net uff Lager.
Frei=
lich, in dem Fall geniecht halt net bloß die Baddeizugehörichkeid,
ſundern der Stadtdockter muß allerhand los hawwe, net bloß
daß er auswennig wiſſe muß, was es all for gebraichliche
Krank=
heide gibt, un was all for Middel degääche, naa, er muß aach
en „ſozialhigieniſche Lehrgang” hinner ſich hawwe, e interniſtiſch
un pädiatriſche Tädichkeit noochweiſe kenne, un als
Sport=
arzt beſchlage ſei.
No, wann mer ſo e Kabbazidhet find, do is e groß Sorg vun
ier genumme. Dann der kann erſtensmal achtbaſſe, daß die
Babbegeikrankheid uffm Rodhaus net ausbräche dhut, indem er
vor jeder Sitzung unſere Stadträt brofilackdiſch e Eiſpritzung
gibt; un zweidens wärd er als Sportarzt unſere Herrn Stadträt
nit ſeine Kenntniſſe gude Dienſte leiſte kenne. Dann wann mer
bedenkt, wie die Herrn Stadträt un Fraa Stadträtinne mit ihre
Geſundheit hauſe, indem ſe ſtundelang uff aam Stuhl ſitze, daals
im Sitzungsſaal, daals im Radskeller odder ſo wo, ſo is es e
wahr Glick, un for ihr Geſundheit un Beweglichkeid vun
unhaam=
lichem Vordaal, wann=ſe der Sportdockter als emol in
Behand=
lung nimmt.
Zum Beiſpiel mißt er’n vor alle Dinge mol däß mieheloſe
Umfalle beibringe. Danm wie oft is es ſchun vorkumme, daß
bei=eme Adrag de ganze Stadtrat umgefalle is, un hott ſich bei
däre Geläächendheit s Kreiz verrenkt, odder en Arm verſtaucht.
Ich bin der Iwwerzeichung, wann des Umfalle grindlich geübt
wärd, dann kann in Zukumft nis mehr baſſiern, dann falle ſe
um, wie am Kordelche gezoge.
Um wann beiſpielsmeßich e Sitzung gor zu lang dauert, un
mer hott ſich mied un krumm geſäſſe, dann werd de Herr
Owwer=
owwer den Sportarzt ereirufe, un wärd ſage: „alſo, jetzt wolle
mer emol e paar Freiiewunge mache. Adräde!” — Nadierlich
ſchließt ſich niemand aus, der lange Herr Owwerowwer is
ſelbſt=
redend de Fliechelmann vun de erſte Riech, un dann macht mer
erſt e paar Freiiewunge, damit die Knoche widder gelenkich
wärrn, beiſpielsmeßich: „Knie=he beu=eu=engt!“
„Armee
roooolt!” odder ſo. Unner beſunners ſchwieriche Fäll kanm mer
ſe aach uff Kommando mit de Aage rolle loſſe. Dann macht mer
die Krätſch iwwer ärchend en verbockte Adrag, odder mer macht
Glimmziech an=ere Brinzibieſtang, odder mer ſpringt aus em
Stand iwwer e Baddeiindräſſeſchnur. Jedenfalls an
entſpre=
chende Torngeräde fehlt’s uff unſern Rodhaus net.
No un de Sitzungsſaal, der is zum Tornſaal wie geſchaffe,
do kennt mer ſogar e Laader abringe, an däre aaner
nuff=
krawwele kann, wann er ſich iwwer was ärchert, un „hoch geh‟
will; odder mer kennt aach e Saal an die Deck henke, an dem
ganer muffkleddern kann, wann er ſich iwwer des Niwoh vun de
Stadtratsſitzunge uff e higieniſche Art un Weis” erhewe will,
Schließlich un endlich kennt mer aach en Boxball aſchaffe, wo
ganer ſei Wut auslaſſe kann, iwwer ärchend en Gegner, wobei
er ſo näweher ſei Mußgeladur kräfdiche kann, no un ſo weider
fort, der Sportdockder wärd’s ſchun wiſſe.
Am Schluß vun de Sitzung haaßt’s dann: „Weggedräden!“ —
Die rechte Baddeie mache nadierlich rechtsumkehrt, und die linke
Baddeie mache linksumkehrt, no un die Middelbaddeie, die miſſe
halt gucke, wie ſe am beſte vum Fleck kumme.
Jedenfalls vun dem neie Stadtarzt un Sportdockter
ver=
ſpräch ich mer, im Indräſſe vun de Geſundheit vun unſerm
Stadtrat ſehr viel, un wann ſich aach unſer Borjemaaſter fleißich
an dene Torniewunge bedeiliche, dann brauche ſe im Läwe kaa
ärztlich Addäſt vun=eme Närvedockter, ſundern im Ernſtfall bloß
e Beſcheinigung vum Sportarzt, daß ſe an de kallobierende
Ge=
ſundheit leide. . . .
Bienche Bimmbernelk.
Poſtſchkribbdumm: Iwwrichens, Spaß abadd, außer
dem Stadtdoktor ſuche mer aach en Wärt for die Feſthall, un
aan for de Radskeller. Alſo aach do ſcheine die Baddeie, odder
aach die Stadtverwaldung, nix Baſſendes „an Hand” gehatt zu
hawwe, ſunſt hett mer die Vergäwung doch net effentlich
aus=
geſchriwwe. — No was die Feſthall bedrifft, ſo hett ich verlangt,
daß do en Wärt geſucht wärd, der wo aach in de Seideſpinnerei
bewandert is, dann ich glaab, daß mer in däre Zeit, wo nix
drinn los is, ganz ſchee drinn Seide ſpinne kennt . . . Im
Radskeller kann nadierlich kaaner Seide drinn ſpinne, er is
immer ſo aſch beſetzt wann er aach net ſoviel abwärft, daß
die Einnahme aus=em, „die geſamte Koſte vum Rodhausumbau
decke”, wie unſer liewer Sonny=boy in ſeiner kindliche Unſchuld
ſener Zet gemaant hott. — Ja, ja, ich ſag jo immer: „Was ſind
Hoffnungen, was ſind Endwirfe, die wo der Menſch, der
ver=
gängliche, baut.” ’s hett wärklich net viel gefehlt, dann hett mer
uns ſeiner Zeit, wo mer agäblich im Geld nor ſo geſchwumme
hawwe, un vor lauder Beem de Wald net mehr geſähe hawwe,
aach noch e „Feſtſpielhaus” uffgeſchwätzt —
No, es is jo nu emol in Darmſtadt ſo, wann mer net uff alle
neie Brojäckte, die ſe aam vun Zeit zu Zeit ſärwiern, blindlings
ei geht, dann nenne ſe aam en „Spießer”, un mer wärd als
rickſtendich verkriſche, als altmodiſch un ſo. — Meeche ſe, mich
ſoll’s net dräffe, ich mach mer nix draus, ſundern guck mer däß
ganze Kasbertheater, mit meim a geborene Gleichmut, aus m
Juchhä a' un lach, wann’s was zu lache gibt; was awwer leider
nor fehr ſälde de Fall is, weil nemlich die Witz, die wo ſe aam
do als vormache, meiſtens hinne nooch noch aam ſei gud Geld
koſte —
Awwer vun wääche Kasbertheater. Nemlich die Woch hott
unſer liewer, alder Freund aus unſere ſeeliche, freehliche
Jugend=
zeit — de „Kasber Hildebrand” die Aage uff immer geſchlvſſe,
un hott ſich zu ſeine Väder verſammelt. Iwwer fuffzich Johr
hott=er ſei Bobbe danze loſſe, Dauſende un awwermals Dauſende
vun Kinner hott er es Lache gelärnt, dorch ihn hab ich die erſt=
Bekanntſchaft mit de dramadiſche Muſe gemacht (s ſin aach
ſchun fuffzich Johr her, leider), awwer bis in die letzte Johrn
bin ich’m als Abbonnent drei gebliwwe, un habm in alden
Dankbarkeid e halb Stindche geobfert wann er mit ſeim
Boxz=
zenällekaſte uff de Mäß war. — — — Wer wärd ſei Noochfolger
ſei? — Ich glaab, däß gibt’s bald gornet mehr, un däß weer
jammerſchad. Ach ja, Indendande, richdichgehende Indendande
un Theaterdirecktor un ſo die gibt’s in Deitſchland immer un
ewich; awwer „Kasber”, luſtiche liewe, frohe un geſunde
Kas=
her? . . . die ſin ſehr, ſehr ſälte — —
Ich denk mir, wann er in de Himmel kimmt, — un do kimmt
er enei, däß is ſo ſicher wie de Weck uffm Lade — alſo, in de
Himmel kimmt, der alte Kasber Hildebrand, dann wärd de „Pole
Popenſpäler” an de Dier ſteh, un wärd’n in Empfang nemme.
Un wann er dann ſei verdällert Drummped aſſetzt, un bleeſt es
Singnal, un rifft: „Seid ihr alle da?!“ — Dann kumme ſe aus
alle Ecke geſtreemt, all die klaane Stebbel vun Engelcher un
juwelem zu, un de Pole Popenſpäler fiehrt en ganz e hinner,
wo de Juxplatz is im Himmel, un wo 2s zwar net ſehr ſteif un
feierlich hergeht, wo awwer all die ſitze, die wo unſerm Herrgott
die liebſte ſin, weil ſe ſich im Läwe e gottfreehlich Härz bewahrt
un s Lache net verlärnt hawwe. Un däß ſin net die Schlächſte —
Der zeitgemäße Haushalt.
Die Schleife am Geſellſchaftskleid. Allem
An=
ſchein nach wird dieſe immer ſchmückende Garnitur an der
Frauen=
kleidung, beſonders am großen Geſellſchaftskleid eine wichtige
Rolle ſpielen. Sie zeigt ſich ſowohl mit langen Enden und
brei=
ten, aber kurzen Schlupfen, linksſeitlich auf der Hüfte über dem
reichen Faltengewoge zipfliger Röcke wie beſonders kleidſam und
elegant wirkend, als rieſiger Schmetterling unmittelbar über der
natürlichen Taillenlinie im Rücken. Wird ſie hier angebracht,
dann fehlen ihr zumeiſt die Enden und ſie iſt dagegen mit ſeitlich
je einer oder zwei breiten Schlupfen, in der Mitte ſechs= bis
zehnmal dicht nebeneinander eingereiht und wird völlig ohne
deckenden Knoten befeſtigt. Eigenartig wirkt dieſe Schleife, wenn
ſie aus der hinteren Rockbahn angefertigt wurde, alſo in ihrem
oberen Teil zuſammengereiht und als Schmetterlingsſchleife
be=
feſtigt, ſeitlich dann waſſerfallartig ſich zwiſchen den Glockenfalten
mit ihren letzten Enden verliert. Für ſehr jugendliche
Trägerin=
nen iſt eine kleinere Schmetterlingsſchleife aus etwas
abſtechen=
dem, breiten Seidenband als Schulterſchmuck beſtimmt, dem ein
paar ſilberne oder goldene, zierlich eingerollte Fühlhörner aus
St.
Filiaran eingefügt ſind.
Bruſthalter aus ausgedienten
Seidentrikot=
röcken herzuſtellen. Dazu ſchneide man einen breiten
Streifen von etwa 20 Zentieter Breite, nähe oben und unten
einen Hohlſaum ab, durch den man Gummiband zieht, verſehe
den oberen Rand mit gefälliger Spitze und nähe an die Vorder=
und Rückſeite kleine Perlmutterknöpfe, an die man
auswechſel=
bare, farbige Seidenbänder als Achſelträger, nach Belieben aus=
H.
zuwechſeln, befeſtigt.
Strickkleidung, wie Pullower, Weſten, Koſtüme uſw.
ſollte man niemals an den Henkeln aufhängen, ſondern ſtets
über einen Bügel ziehen, da ſonſt durch die Schwere des
Klei=
dungsſtückes das Strickgewebe unnötig ausgedehnt wird,
wo=
durch es unanſehnlich wird, ein Fehler, der nicht wieder gut zu
machen iſt.
Kohleneimer mit durchgeroſteten Böden
wie=
der zu reparieren. Wenn der Boden vom Kohleneimer
ſehr ſchadhaft wurde, die Eimerwand jedoch noch gut erhalten
iſt, ſo ſollte man den betr. Eimer noch nicht ausrangieren,
ſon=
dern vom Böttcher einen Holzboden anfertigen laſſen, der von ihm
auch fachmänniſch eingepaßt wird.
Zähes Fleiſch durch Froſt zarter zu machen.
Wenn man ein Stück Schlachtfleiſch von älteren Tieren
verwen=
den muß, ſo ſollte man es über Nacht im Freien gefrieren laſſen,
Durch die Einwirkung des Froſtes wird die Fleiſchfaſer um
zirka 50 Prozent zarter, wie eingehende Unterſuchungen im
hygieniſchen Univerſitätsinſtitut zu Würzburg ergeben haben
und dadurch dem Körper leichter verdaulich, ganz abgeſehen vom
weſentlich kürzeren Kochen und dadurch Erſparnis an
Heiz=
material.
L.
Weißkraut in der Form gebacken. Einen
mittel=
großen Kopf, von dem man die Rippen entfernte, koche man in
Salzwaſſer weich, gebe ihn auf einen Durchſchlag und wiege ihn,
zuvor feſt ausgedrückt, ganz fein. Dann brate man in ½ Pfund
Butter 1 Taſſe Speckwürfel, füge das Kraut bei und dämpfe es
damit durch. Zuletzt miſche man es mit 3 in Milch eingeweichten,
ausgedrückten Brötchen, 3 Eigelb, Salz und Pfeffer nach
Ge=
ſchmack, ſowie zuletzt mit dem ſteifen Schnee der Eier. Eine
eingefettete Form damit gefüllt, backe man die Maſſe bei
Mittel=
hitze im Ofen ½—½ Stunde. Man ſerviere das Gericht in der
Form und reiche eine Butterſoße, ſowie in Peterſilie und Butter
geſchwenkte kleine Kartöffelchen dazu.
Vogelneſter (Schmalzgebäck für die Faſtnachtszeit). Von
1—2 Eiern, 50 Gr. Butter oder Margarine, dem Abgeriebenen
einer Zitrone, 4 Eßlöffel Zucker oder 2 Eßlöffel Süßſtofflöſung,
1 Likörglas Rum oder Arrak und Mehl nach Bedarf bereite man
einen weichen Teig. Mangle ihn auf bemehltem Brett nicht zu
dünn aus, ſchneide mit einem Kuchenrädchen untertaſſengroße
Teigplatten aus, die man um einen eingefetteten Schöpflöffel
drückt, um dieſen dann in ſiedendes Backfett zu halten. Der
Teig gleitet dann vom Löffel ab und ergibt krausgebackene,
neſtartige Gebilde, die man noch warm mit Vanille=Puderzucker
beſtäubt.
Speiſe=Zettel.
Sonntag: Ger. Grünkernſuppe; Haſe mit Rahmſoße;
Apfelſinen=Salat. — Montag: Schwarzwurzelgemüſe mit
Butterſoße; gebratenes Rinderherz. — Dienstag: Spinat
mit Bratkartoffeln und halbierten Eiern. — Mittwoch:
Sel=
lerieſuppe: gefüllte Krautwickel. — Donnerstag: Sauerkraut
mit Pökelknochen und Kartoffelklöße. — Freitag: Geſpickter
Seehecht mit Peterſilienſoße. — Samstag: Pichelſteiner
Ge=
müſetopf.
u mor
„Ober! Werfen Sie doch den widerlichen Kerl dort hinaus!”
(Nach London Opinion.)
Sparſamkeit. „Aber Hermann, warum haſt du demn nur den
einen der Zwillinge photographieren laſſen?” — „Sie ſehen ſich ſo
ähnlich, daß ich das Geld für den anderen ſparen konnte.”
(„„Pathfinder.”
Viel unterwegs. „Wenn ich mich mit meinem Mann zanke, müſſen
die Kinder immer ſpäzieren gehen.” — „Ja, ja, die Kleinen ſehen auch
recht übermüdet aus
(„Ewverybodys Weekly.
Im Hotel. „Was koſtet bei Ihnen ein Zimmer?” — „In der erſten
Etage 15 Mark. Jede Etage höher 5 Mark weniger.” — „Gut, dann
Buen Humor.)
geben Sie mir eins in der vierten Etage!”
Der Abendmantel.
Eine Abendumhülle war früher bekanntlich ein
Privileg der „oberſten Zehntauſend” der „Créme
der Crsme” alſo und auch dann wurde ein ſolches
Stück noch als „ſträflicher Leichtſinn” gewertet,
als Sache, die man wie ein ſenſationelles
Schau=
ſtück zu bewundern gewohnt war.
Die Begriffe haben ſich ja in dieſer Hinſicht
weſentlich verſchoben, denn heute iſt der
Abend=
mantel kein Ausnahmefall mehr, ſondern ein
Garderobeſtück, das jede Frau, die auf gute
Auf=
machung hält, unbedingt braucht und nicht nur
für große abendliche Gelegenheiten, ſondern auch
für kleinere Zwecke, etwa für den Theater= und
Konzertbeſuch, für eine abendliche Geſellſchaft und
dergleichen verwendet.
Darum ſoll ein Abendmantel auch nicht
pom=
pös wirken, ſondern — um vielfach verwertbar zu
ſein — einfach ausſehen und hauptſächlich durch
ſein Material und ſeine aparte Linie zur Geltung
kommen.
In der Regel hält man hier an den
verſchie=
denen, ganz geraden, paletotähnlichen Typen feſt,
die ſicherlich etwas „Zeitloſes” haben und darum
der Mode nicht in dem Maße unterworfen ſind,
wie ein Stück, das den charakteriſtiſchen Stempel
der Saiſon trägt.
Da die Abendumhülle durchaus der Eigenart
der Trägerin entſprechen ſoll und mehr als jedes
andere Kleidungsſtück auf ihre Individualität
ein=
geſtellt werden muß, iſt die Mode in ihren
Vor=
ſchriften auf dieſem Gebiete keineswegs ſtreng,
ſondern läßt faſt alle Formen, Farben und
Mate=
rialien gelten, ſo daß das abendliche Bild bei den
kommenden Tanz= und Theaterveranſtaltungen
ſicherlich ein ſehr buntes und abwechslungsreiches
werden dürfte.
Was die Farben anbetrifft, ſo iſt es wohl
ganz außer Zweifel, daß ſie heuer eine ſehr
weſent=
liche Rolle ſpielen werden, denn da die Faſſons
ſelbſt eigentlich verhältnismäßig ſchlicht ſind (im
Vergleiche zu dem „Ueberſchwang der Abendklei=
der) muß die Wirkung durch das Material und ſein Kolorit
ge=
ſichert werden. Hier iſt nun Schwarz wieder einmal ganz im
Vordergrunde des Intereſſes, denn eine Abendumhülle die —
weil ſie ja verhältnismäßig wenig ausgenützt werden kann —
jahrelang vorhalten ſoll, erhält durch dieſe Farbe jene
Neutrali=
tät, deren ſie bedarf, um nicht mit einem Schlage aus der Mode
zu kommen, wie dies bei manchen Saiſon=Schattierungen leicht
der Fall ſein könnte. Nichtdeſtoweniger ſieht man gewiß neben
ſchwarzen Abendmänteln auch ſehr viele Umhüllen in ſchönen,
hellen Paſtellfarben, wie Apfelgrün, Ockergelb, Orchidee und
Heliotrop und auch die Modetöne bleiben nicht aus, ſo daß man
wiederholt auch dem modiſchen Kardinallila und einem ſcharfen
Grün begegnen wird, das augenblicklich als ganz beſonders
ak=
tuell anzuſehen iſt.
Der neue Abendmantel iſt — mit Ausnahme der
Pelzver=
brämung — faſt ganz ungarniert, was derart zu verſtehen iſt,
daß die Wirkung möglichſt aus dem Materiale
und ſeiner reizvollen Verarbeitung geholt wird,
ſo daß Raffungen, Wickelungen und Drapierungen
aller Art als Inbegriff der neuen Moderichtung
anzuſehen ſind.
In erſter Linie ſind es die prinzeßartig=
ge=
ſchweiften Abendmäntel, die viel von ſich reden
machen und ſicherlich die markanten Stücke der
abendlichen Veranſtaltungen darſtellen werden.
Das Wichtigſte iſt aber der Abend=Paletot,
da er immer unaufdringlich und elegant iſt und
jede Figur gut kleidet.
Einige ſchöne Modelle haben wir — um die
neueſte Mode entſprechend zu illuſtrieren — in
un=
ſerer Gruppe feſtgehalten:
Da ſieht man gleich an erſter Stelle einen
ele=
ganten Paletot aus ſchwarzem Seidenſamt mit
langhaariger Verbrämung, die immer
außerordent=
lich dekorativ wirkt und den Kopf in vortrefflicher
Weiſe rahmt. Ein ſolcher Paletot ſchmiegt ſich dem
Körper ſchön an und verfehlt — anmutig getragen
— ſeine Wirkung nicht. Zu den neuen, langen
Abendkleidern ſtellt er übrigens die vorzüglichſte
Ergänzung dar.
Schön, dabei nicht ſo koſtſpielig und ſicherlich
auch ſehr vornehm ſind die halblangen Abend=
Jäckchen, die auch noch den Vorteil beſonders
jugendlicher Wirkung bieten. Solche kurze
Abend=
hüllen ſtellt man gerne aus einem effektvollen
Ma=
teriale, etwa aus ſcharfglänzendem Seidenpann
oder aus einem ſchönen Brokat her, ſieht an Stelle
der Kragenpartie ein Leiſtchen vor, das rückwärts
zu einer großen Maſche verknotet wird und
gar=
niert das Jäckchen an den Aermeln und am unteren
Rande mit Fell.
Die letzte Neuheit der Saiſon aber iſt ein
„Figaro”, ein Mittelding zwiſchen Abendmantel.
und kleinem Jäckchen, auffällig durch die markante
Taillierung, aus Samt, Brokat oder einer ſchweren
Modeſeide verfertigt, mit Fell in Form eines
Schal=
kragens, kleiner Rollen an den Aermeln und
über=
dies auch am unteren Rande verbrämt, ſo daß
durch die Schwere des Pelzwerks der glockige Fall
noch betont wird. Alle dieſe Abendumhüllen müſſen
natürlich — um genügend warm zu halten — entſprechend mit
Wattelin eingefüttert ſein. — Zum Schluſſe ſei aber auch der
Schal nicht vergeſſen, der neuerlich in Mode kommt und als
will=
kommene Ergänzung des Abendkleides ausgezeichnete, maleriſche
Wirkungen bietet. Er iſt jetzt meiſt franſenlos, hat die Form
eines großen Carrees und wird vielfach mit Perlen beſtickt, ſo
daß er mit der Einfachheit eines Tüll= oder Gaze=Abendkleides
in eigenartigſter Weiſe kontraſtiert.
Willy Ungar.
über ſachgemäßes Heizen und Lüften der Simmer
im Winter.
Frau Alma wundert ſich, daß ſie trotz ſtarkem Heizen der
Oefen und Sicherung der Fenſter und Türen durch
Dichtungs=
ſtränge, ihrer Familie doch niemals ein wohlig durchwärmtes
Zimmer bieten kann. Sie klagt dieſen Uebelſtand, den einzigen,
den ihrer Meinung nach die Wohnung hat, ihrer Freundin, Frau
Bertha und muß nun durch dieſe erfahren, daß ſie wohl zu
heizen, aber nicht die erzielte Wärme dem Heime zu erhalten
verſteht. Und warum nicht? Sie macht den großen
Kardinal=
fehler, die Fenſter währen der geſamten Reinigungsarbeit eines
Raumes weit offen zu laſſen, in der Meinung, daß dann der
erzielte Staub beſſer abziehe und reine Luft in alle Ecken
drin=
gen könne. Sie vergißt dabei aber völlig, daß ſich bei dem
all=
zulangen Lüften der Zimmer auch die ſich ſchon zuvor erwärmten
Zimmerwände, Decken und Fußböden abkühlen und wieder
aus=
ſtrahlen, ehe ſie ſich erneut mit Ofenwärme vollſaugen. Weiter
glaubte Frau Alma genug zu tun, als ſie die Fenſterrahmen
abdichtete. Sie hätte aber auch bedenken müſſen, daß auch die
unter und über dem Fenſterbrett und durch die Fenſterniſchen,
die ohnedies meiſt ſchwächer gebaut ſind, die kalte Außenluft
eindringen kann, alſo ſchützende Fenſtermäntel davor angebracht
werden müſſen.
Oie Bluſe
iſt heute längſt nicht mehr jenes ſo ſehr
vernach=
läſſigte Stück, das in die Kollektionen der großen
Ateliers durch Jahre hindurch nur behutſam „
ein=
geſchmuggelt” wurde, ſondern ein Garderobefaktor,
mit dem man ſich ſehr eingehend befaßt.
Sicherlich war es die wieder in den
Vorder=
grund tretende Koſtümmode, die die
Aufmerkſam=
keit neuerlich auf die Bluſe lenkte, aber auch der
neue Bekleidungsſtil, vor allen Dingen die aus
Amerika übernommene kurze Taillierung der
Ge=
ſtalt, mit einem Worte: die veränderte Silhouette
— bedingten ein Wiederkommen der Bluſe.
Eigentlich war ſie ja immer beliebt geweſen
und ehemals konnte man ſich wohl eine Garderobe
ohne ein paar ſchöner Bluſen überhaupt nicht
vor=
ſtellen, doch war ſie trotzdem jahrelang vollkommen
in Vergeſſenheit geraten und hatte ſich ſelbſt „
über=
holt”, weil die Mode des „ganzen” Kleides,
alſo das Fehlen der Zweiteilung ſie von
vorn=
herein vollkommen ausſchloß.
Erſt in Geſtalt des Jumpers erſchien wieder
eine Mode, die einigermaßen an die Bluſe
erin=
nerte, doch war er keineswegs mit ihr identiſch,
da eine „Bluſe”, wie ſchon der Name ſagt —
niemals glatt ſein kann, ſondern etwas bauſchig
ſein muß, was entweder dadurch zu erreichen iſt,
daß ſie in den Rock und nicht nach außen getragen
oder aber nach Prinzeßart entſppechend tailliert
und eingeſchweift wird.
Nun aber, da die Bluſe in ihrer urſprünglichen
Form wieder anerkannt und in ihre alten Rechte
eingeſetzt iſt, ſcheint man von ihr gar nicht mehr
loskommen zu können, ſondern variiert ſie
viel=
mehr auf alle Arten und es gibt wohl keine
Auf=
machung, die nicht auch die Möglichkeit der
Ver=
wertung einer Bluſe berückſichtigte, ſo daß man die
neuen Bluſen nicht nur für Trotteurzwecke,
ſon=
dern auch für den Nachmittag ſieht, wie auch
be=
ſtimmte Arten ſogar für größere Gelegenheiten,
etwa fürs Theater uſw., herangezogen werden.
Dementſprechend finden auch alle erdenklichen Ma=
für Sport= und Trotteurzwecke, da ja hier
tatſäch=
lich jedes Zuviel unbedingt unſchön ausſehen
würde.
Eine flotte Sportbluſe zeigen wir in unſerem
letzten Bilde. Sie wird in den Rock getragen, iſt
aus Flanell oder der ſogenannten
Herrenhemd=
waſchſeide verfertigt, hat einfach durchgeknöpfte
Manſchetten, die der Herrenmode nachempfunden
ſind und einen Bubenkragen, der mit einer
ge=
tupften oder karrierten Schleife zuſammengehalten
wird. Die kleine Knopfleiſte iſt die einzige
Gar=
nierung dieſes Modells, das nach unten zu mit
einem Gürtel abgeſchloſſen iſt und den großen
Vorteil hat, leicht waſchbar zu ſein.
Sehr ſchick ſind die verſchiedenen auf Taille
gearbeiteten Sportmodelle aus geſtreifter
Waſch=
ſeide oder Flanell. Sie haben oft weſtenartigen
Charakter, werden gerne mit einem Schalkragen
aus Piqué oder einem anderen netten Waſch=
terialien hier Verwendung. Von den ſchlichten Waſchſtoffen wie
Panama und Flanell (der insbeſondere auf den engliſchen,
amerikaniſchen und ſchweizeriſchen Sportplätzen wahre Triumphe
feiert) zu den verſchiedenen Waſchſeiden iſt kein weiter Sprung
doch verarbeitet man für die Bluſen auch die mannigfaltigen
Modeſeiden, wie Georgette und Marrocain, aber auch Satin und
in aller letzter Zeit ſogar Moiré, der — in heller Farbe — zu
jedem dunklen Enſemble vortrefflich wirkt. Garnierungen ſind
bei den neueſten Typen nicht abſolut gebräuchlich, was aber
nicht heißen ſoll, daß ſie gänzlich fehlen. Ajours und
Säumchen=
effekte zum Beiſpiel ſind nach wie vor beliebt, ebenſo
Blenden=
wirkungen, die ja immer elegant ausſehen. Bei Nachmittags
bluſen denkt man ſogar wieder an etwas Stickerei, doch dominiert
im Augenblicke immer noch die ſchlichte Machart, die ihre
Wirkung nur aus dem Materiale und dem eigenartigen Schnitte
holt. Auf bedingungsloſe Einfachheit geſtellt ſind die Modelle
materiale verſehen, das leicht gereinigt werden
kann und darum immer appetitlich wirkt und ſind
in der Regel auf einen Knopf verſchloſſen. Die
Streifen werden derart geführt, daß ihre
verſchie=
dene Richtung der betreffenden Bluſe eine ſchicke,
durchaus nicht monotone Note gibt. (Bild 1 der
unteren Reihe.)
Gerne holt man die gute Wirkung einer
Sport=
bluſe auch aus Säumcheneffekten, indem man
ver=
ſchiedene Säumchenbahnen entſprechend zu einem
ornamentalen, geometriſchen Motiv zuſammenſtellt.
Ein ganz entzückendes Modell dieſer Art, deſſen
weſtenartige Spitzen unter dem ſchmalen
Leder=
gürtel hervorkommen, bringen wir als letzte Skizze
der erſten Reihe.
Wie hingegen die Bluſe für den Nachmittag
ausſehen ſoll, die aus Satin, Marokko=Krepp oder
Moiré zu verfertigen wäre, zeigt das erſte Bild
(oben). Es handelt ſich hier um eine ſchlichte, aber
eigenartige Form, die nach unten zu durch einen
breit=gelegten, ſeitlich gebundenen Montenegriner=
Gürtel aus eigenem Materiale abgeſchloſſen, oben
mit einem einfach geknoteten Schalkragen verziert
und mit boleroartigen Flügeln verſehen wird.
Die bauſchigen, zur Hand eng zuſammengenomme=
nen Aermel paſſen ſich dieſem Stil ausgezeichnet an. — Fuk
größere Gelegenheiten, für Beſuche und Theater etwa ſcheint D
ſich wieder die lange Kaſak durchzuſetzen. Eines dieſer als
richtunggebend anzuſehenden Modelle mit ſtiliſierter Perlſtickerei
und einer Pelzrolle als Abſchluß der Kaſak und der engen
Aermel führen wir in unſerem Mittelbilde vor Augen.
Willy Ungar.