Einzelnummer 10 Pfennige
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Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuftrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſtattet.
Nummer 12
Freitag, den 17. Januar 1930.
193. Jahrgang
27 mm breſie Zeile im Kreiſe Darmſtadt 25 Reichspfg.
Finanz=Anzeigen 40 Reſchspfg. Rellamezelle (92 mm
breit 2. Reichsmark. Anzeigen von auswärts 40 Reſchspfg.
Finanz=Anzelgen 60 Reſchspfg. 92mm breite Rellame
zeile 3,00 Reſchsmarl. Alle Preiſe in Reſchsmart
(4 Dollar — 420 Markl. — Im Falle höherer
Gewali, wie Krieg, Aufruhr, Streit ziw., erliſcht
ſede Verpflichtung auf Erfüſlung der
Auzeigen=
aufträge und Teiſſung von Schadenerſatz. Bei
Konkurs oder gerſchtlicher Beſtreſbung fäll, ſeder
Rabatt weg. Banklonto Deutſche Banl und
Darm=
ſtädter und Natſonalbant.
Der Schwerpunkt der Verhandlungen die Sperrfriſt. — Die Sechsmächte-Beſprechungen ergebnislos.
Moldenhauers Anleiheproiekke für Reichsbahn und Reichspoſt. — Die Franzoſen zu keinerlei
Zugeſkändniſſen bereit. — Die amerikaniſchen Sinanciers werden zu Rate gezogen.
Oi
* Das Genkleman=agreemenk.
Die Franzoſen wollen den Anleihemarkk für
Deutſch=
land ſperren.— Moldenhauer dagegen.—Der
Anleihe=
bedarf der Reichsbahn und Reichspoft.
* Haag, 16. Januar.
Die materiell wichtigſte Frage der Haager Konferenz, die
Frage der Mobiliſierung der deutſchen Reparations=Obligationen,
beherrſchten den Donnerstag. Der ſchwierigſte Punkt
iſt nach wie vor, die von den Franzoſen verlangte
Sperrfriſt, die nach ihrem Plan überhaupt nicht aufgehoben
werden ſoll, vielmehr ſoll Deutſchland bis Mitte 1931
verpflichtet ſein, keinerlei Anleihen im
Aus=
land aufzunehmen, und nach dieſem Termin erſt
dann auf den internationalen Kapitalmärkten auflegen können,
wenn es ſich mit Frankreich über die Emiſſion
und ihren Zeitpunkt verſtändigt hat. Man verſucht,
zwiſchen beiden Delegationen zu einem Gentleman=
Agreement zu kommen, deſſen Wortlaut wahrſcheinlich nicht
veröffentlicht wird, ſchon mit Rückſicht auf den Einfluß, den ſolche
Abmachungen auf den internationalen Kapitalmarkt haben
Tönnen.
Auch das gute Eſfen, das die deutſche Delegation am
Mitt=
twoch abend den Franzoſen gab und während deſſen man ſich
über die Mobiliſierung der deutſchen Schulden unterhielt, hat
ntiicht zu einer Verſtändigung geführt. Wir erfahren, daß bis
rief in den Morgen hinein und dann vom Vormittag ab die
Finanzminiſter miteinander gerungen hätten, ohne zu einer
Eini=
gung kommen zu können. Die Franzoſen fürchten, daß
eine rein deutſche Anleihe für Reichszwecke den
Amerikanern angenehmer ſein würde, als die
Reparationsanleihe. Sie wollen daher den
ausländiſchen Geldmarkt dem Reich für
unab=
ſehbare Zeit verſchließen. Darauf will ſich
Finanz=
miniſter Moldenhauer nicht einlaſſen. Er hat eine entſprechende
Zuſage nur für das laufende Etatjahr geben wollen und geben
können, da tatſächlich die Abſicht beſteht, in dieſer Zeit nicht an
den internakionalen Geldmarkt heranzutreten. Der Miniſter
glaubt vielmehr, wenn er die Kreuger=Anleihe zuſammen mit
dem Zündholzmonopol ſicher hat, den Reſt des Geldbedarfes des
Reiches auf dem Inlandsmarkt decken zu können. Er hofft, daß
es möglich ſein wird, im Laufe des Jahres eine gut ausgeſtattete
Anleihe von 4—500 Millionen unterzubringen, die bei ſehr raſchen
Tilgungsfriſten vom Markt auch aufgenommen wird. Anders
liegen dagegen die Dinge für die reichseigenen Betriebe, die
Reichspoſt und die Reichsbahn. Die Poſt hat ſeit Jahren
keinerlei Anleihen aufgenommen, bedarf aber jetzt unbedingt eines
Beitrages von 200 Millionen. Die Reichsbahn ſchätzt ihren
jähr=
lichen Anleihebedarf auf rund 300 Millionen. Sie hat die letzte
Anleihe im Jahre 1928 umlegen können in Höhe von 225
Millio=
nen, die damals voll gezeichnet wurden, zum größten Teil von
ausländiſchen Bankiers, allerdings aber nicht unweſentlich mit
deutſchem Geld. Inzwiſchen iſt aber die Geldnot der Reichsbahn
ſo ſtark geworden, daß der Anleihebedarf nicht länger
zurückzuſtellen iſt, wenn nicht die
Betriebsſicher=
heit leiden ſoll.
Dr. Moldenhauer hat ſich daher auch mit Recht im
Haag gegen die franzöſiſchen Forderungen gewehrt,
die der Reichsbahn und Reichspoſt jede Anleihemöglichkeit
neh=
men würden. Reichspoſtminiſter Schätzel und der
Generaldirek=
tor der Reichsbahn Dr. Dorpmüller haben ſich daher am
Donners=
tag nach dem Haag begeben, um anhand zahlreichen Materials
beweiſen zu können, daß eine Anleihe unvermeidlich iſt, die aber
— da es ſich insgeſamt um den Bedarf von ½ Milliarde
han=
delt —, nur im Ausland zu bekommen iſt.
Einſekung eines Sachverftändigen=Gremiums unler
Hinzuziehung Dorpmüllers und Schachls.
Beſprechungen mit den amerikaniſchen Bankiers im Haag
über die Bereitwilligkeit amerikaniſcher Finanzkreiſe, an den
Mobiliſierungen durch Aufnahme eines Teiles der erſten Tranche
teilzunehmen, ſowie über die Bedingungen, unter denen dieſe
erfolgen ſollen, ſind am Mittwoch abend noch zwiſchen dem
fran=
zöſiſchen Miniſterpräſidenten Tardieu, Reynolds und Tailor ge=
DIlführt worden. Tardien erklärte, daß er von dem Ausgang dieſer
Beſprechungen befriedigt ſei. Auch in den Donnerstags=
Vor=
mittagsverhandlungen iſt noch keine Einigung erzielt worden.
Nach den Sachverſtändigenbeſprechungen von Mittwoch nacht, die
abgebrochen werden mußten, weil die franzöſiſchen
Sachverſtän=
digen vollkomnen erſchöpft waren, während der deutſche
Vertre=
ter, Miniſterialdirektor Dorn, ſich noch bereit erklärte, weiter zu
verhandeln, und nach den Zweier=Beſprechungen zwiſchen
Cur=
tius und Tardieu, griffen am Donnerstag vormittag die ſechs
einladenden Mächte die Frage auf. Die Franzoſen
woll=
ten jedoch in dieſen Beſprechungen nicht von ihrer
For=
derung abgehen, daß bis zum 1. Oktober 1930 die
Anleihe=
närkte für Deutſchland vollkommen geſchloſſen werden ſollen und
fanden ſich auch für die neuen Anleiheprojekte
Dr. Moldenhauers, auf Auflegung einer 400 Mil=
Pilonen=Anleihe, die durch die Reichsbahn und
die Reichspoſt garantiert werden ſoll, zu
kei=
nem Zugeſtändnis bereit, ſo daß Dr. Moldenhauer
darauf hinwies, daß dieſe ganze Art der
Ver=
handlungen nicht weiterführen könne und daß es
wohl notwendig erſcheine, ſich mit den
Haupt=
perſonen der Mobiliſierung, den Financiers
und zwar mit den amerikaniſchen Finaneiers
ſelbſt, erſt einmal auszuſprechen. Dieſe
Beweis=
führung blieb auf die ſechs einladenden Mächte nicht ohne
Ein=
druck, und ſo ſtimmte man ihm zu, daß die Verhandlungen
im Kreiſe der Hauptdelegierten über die Mobiliſierung
vor=
läufig einmal bis Freitag nachmittag 5 Uhr ausgeſetzt
werden, weil inzwiſchen in einem Sachverſtändigen=
Gremium mit Reynolds, Tailor und anderem
Sachverſtändi=
gen über die finanziellen Details weiterberaten
wird. Zu den deutſchen Sachverſtändigen bei dieſen
Verhand=
lungen wird auch der Reichsbahndirektor Dr.
Dorp=
müller hinzugezogen, der am Freitag vormittag im Haag
ein=
trifft. Auch Dr. Schacht wird an dieſen Verhandlungen als
Sachverſtändiger teilnehmen.
Die Verhandlungen mit Ungarn ziemlich feftgefahren.
* Haag, 16. Januar. (Priv.=Tel.)
Die Verhandlungen über die ungariſchen Reparationen ſind
nunmehr an einem kritiſchen Punkt angelangt. In den
materiel=
len und auch in der Optantenfrage hat ſich zwiſchen Ungarn und
ſeinen Gläubigern eine ziemlich weitgehende Annäherung
er=
reichen laſſen. Zum Schluß trat aber nun doch noch die
Forde=
rung der Kleinen Entente auf Ungarns Verzicht aus dem
Schieds=
gerichtsparagraphen 250 des Trianon=Vertrages erneut auf. Die
Kleine Entente beſteht auf dieſer Forderung, welche eine Reviſion
des Trianon=Vertrages einſeitig zu Ungunſten Ungarns bedeuten
würde, mit beſonderer Hartnäckigkeit. Die Ungarn dagegen nehmen
nach wie vor den Standpunkt ein, daß ſie auf den einzigen, Ungarn
günſtigen Artikel des Trianon=Vertrages nicht verzichten können.
Die Verhandlungen darüber ſind vorläufig ziemlich feſtgefahren,
weil ein ungariſcher Verzicht nicht zu erreichen war. Ein ſolcher
Verzicht wird, wie von ungariſcher Seite auf das beſtimmteſte
er=
klärt wird, auch nicht ausgeſprochen werden. In den finanziellen
und reparationspolitiſchen Fragen iſt man ſich dagegen tatſächlich
ſchon ſehr nahe gekommen, da alle Teile ſich bereit erklärt haben,
in den allgemeinen Fonds zur Entſchädigung der Optanten
Zah=
lungen zu leiſten.
Da damit die Möglichkeit gegeben iſt, daß die ungariſche
Frage im Haag nicht mehr entſchieden werden kann, hat Loucheur
eine Vermittlungsaktion unternommen, nachdem die Kleine
Entente geſtern abend in ultimativer Form die Forderung ſtellte,
daß die Großgläubiger moraliſche und materielle Garantien für
die Regelung der ungariſchen Frage übernehmen ſollten. Loucheur
hat ſich daraufhin heute in einem Brief an die kleinen
Gläubiger=
mächte im Namen der Großgläubiger bereit erklärt, ſolche
Garan=
tien für den Fall zu übernehmen, daß man im Haag nicht mehr
zu einer materiellen Löſung des ungariſchen Problems kommen
ſollte. Es iſt jedoch zu erwarten, daß ſich heute oder morgen doch
noch eine befriedigende Einigung finden läßt.
Die öſterreichiſche Frage.
Bundeskanzler Schober hat am Mittwoch und Donnerstag
zahlreiche Beſprechungen mit ſämtlichen Gläubigermächten, auch
mit Vertretern der Kleinen Entente gehabt. Die
Verhandlun=
gen erſtreckten ſich in der Hauptſache auf verſchiedene
privatrecht=
liche Entſchädigungsanſprüche, die ſowohl von Jugoſlawien als
auch von Polen und Rumänien geltend gemacht werden.
Wie=
derholte Beſprechungen mit dem tſchechoſlowakiſchen
Außenmini=
ſter Beneſch haben zu einer ziemlich weitgehenden Annäherung
der beiden Standpunkte geführt. Die Tſchechoſlowakei ebenſo
wie Rumänien beſtehen auf der Aufrechterhaltung des
Rechts=
prinzips, wonach ſie gewiſſe Zahlungen von Oeſterreich
verlan=
gen, die bei der Tſchechoflowakei im Rahmen der von ihr an
Ita=
lien zu zahlenden Summen für die Befreiungsſchuld liegen
dürften.
In öſterreichiſchen Kreiſen zeigt man für dieſe Haltung der
Tſchechoſlowakei ſehr viel Verſtändnis, weil man genau weiß,
daß es vor allem Beneſch perſönlich iſt, der dieſe Anſprüche
durch=
zudrücken verſucht mit Rückſicht auf ſeine innerpolitiſche
Stel=
lung und auf die Möglichkeit ſeiner Präſidentſchaftskandidatur,
für die er nach dem erwarteten Rücktritt Maſaryks in Frage
kommt.
Am leichteſten ſind die Verhandlungen mit Jugoſlawien;
techniſch am ſchwierigſten die mit Polen, weil hier komplizierte
Fragen, wie die Entſchädigungen für Verſicherungsprämien,
De=
mobiliſierungsſchulden und ähnliche Forderungen, entſchieden
werden müſſen.
Bei allen dieſen Fragen iſt von eigentlichen Reparationen
kaum noch die Rede, da die Leiſtungsfähigkeit Oeſterreichs durch
die Abdeckung der Reliefſchuld vollkommen in Anſpruch
genom=
men iſt und dies auch von den Gläubigern anerkannt wird.
Für die Regelung der Reliefſchuld iſt ein Erfolg
inſofern=
feſtzuſtellen, als es Bundeskanzler Schober gelungen iſt, die noch
ausſtehende italieniſche Zuſtimmung für die Schuldenregelung
in einem Abkommen niederzulegen, das entweder noch im Haag,
wahrſcheinlich aber bei dem Beſuch Schobers in Rom
unter=
zeichnet werden wird. Ein zweites Abkommen hat die
öſter=
reichiſche Delegation mit Belgien ausgearbeitet. Dieſes
Abkm=
men, das in den nächſten Tagen unterzeichnet wird, erſtreckt ſich
auf die Liquidation und auf das Clearing öſterreichiſcher
Vor=
kriegsſchulden in Belgien.
Zum Schachk=Zwiſchenfall im Haag.
„ Der Verlauf der zweiten Haager Konferenz hat bisher
zwei Höhepunkte aufzuweiſen, das eine Mal, als der Führer der
franzöſiſchen Delegation, Tardieu, die Verhandlungsfähigkeit der
deutſchen Delegation anzuzweifeln verſuchte, das andere Mal, als
vor dem Eintreffen des Reichsbankpräſidenten Dr. Schacht, der
als der „ſchwarze Mann” während der ganzen Konferenz mit der
größten Spannung erwartet wurde, die Gegenſeite mit
beſon=
derem Nachdruck eine Beſchleunigung der Verhandlungen
ver=
langte, da man befürchtete, daß Dr. Schacht ſich weiteren
Zu=
geſtändniſſen, ſoweit ſie nicht ſchon gemacht werden mußten,
widerſetzen würde. Die Erwartung, mit der man dem Eintreffen
Dr. Schachts begegnete, iſt nicht enttäuſcht worden, obwohl, wenn
man die Dinge im Zuſammenhang mit dem ſogenannten Schacht=
Zwiſchenfall genau betrachtet, eigentlich etwas völlig
Unerwar=
tetes, insbeſondere für die deutſche Delegation und die deutſche
Regierung Ueberraſchendes nicht eingetreten iſt.
Die Vorgeſchichte zu dem Vorgehen Schachts, bzw. zu der von
ihm vor dem Organiſationsausſchuß der Bank für internationalen
Zahlungsausgleich abgegebenen Erklärung iſt ſehr einfach. Man
muß ſich dabei die Denkſchrift des Reichsbankpräſidenten vom
5. Dezember des abgelaufenen Jahres ins Gedächtnis
zurück=
rufen, die inhaltlich nicht nur die Zuſtimmung der
ausſchlag=
gebenden Kreiſe der deutſchen Wirtſchaft, ſondern, was gerade in
dieſem Zuſammenhang mit beſonderem Nachdruck betont werden
muß, auch weiter Kreiſe der Gewerkſchaften gefunden
hat. Abgeſehen von den erhobenen und ſeitens der einſichtigen
und verſtändigen Teile der deutſchen Oeffentlichkeit befürworteten
Forderungen auf Umkehr in der Wirtſchafts=, Finanz= und
Sozial=
politik legte das Memorandum Dr. Schachts beredtes Zeugnis von
ſeinem Bemühen ab, die Gefahr einer weiteren Verſchlechterung des
Young=Planes, deſſen Laſten als ein für das deutſche Volk und
die deutſche Wirtſchaft an der Maximalgrenze liegendes Maß
auf=
zufaſſen ſind, auf jeden Fall zu verhindern. Von dieſer Abſicht
und dieſem Bemühen war der Reichsbankpräſident auch erfüllt,
als er am 31. Dezember v. J. in dem Antwortſchreiben auf die
Anfrage des Vorſitzenden des Organiſationsausſchuiſſes der
B. J. 3., ob die Zentralnotenbanken bereit ſeien, der Bank für
internationalen Zahlungsausgleich beizutreten, mitteilte, daß die
Reichsbank ihre Mitwirkung von gewiſſen Vorausſetzungen
ab=
hängig machen müſſe. Dieſe Vorausſetzungen, von denen übrigens
das geſamte Direktorium der deutſchen Reichsbank einhellig
aus=
gegangen iſt, ſind die unveränderte Annahme des Young=Planes,
die Nachprüfung der mit England und Polen geſchloſſenen
Liqui=
dationsvereinbarungen unter dem Geſichtspunkt der deutſchen
Intereſſen, und als wichtigſte der Verzicht nicht nur auf
mili=
täriſche, ſondern auch auf politiſche Sanktionen. Es kann
keinem Zweifel unterliegen, daß dieſe
Forde=
rungen den Intereſſen des deutſchen Volkes
vollkommen entſprechen und daß ihre Erfüllung zu
wünſchen wäre. Berückſichtigt man alſo dieſe Tatſachen, ſo kann
man verſtehen, daß der Reichsbankpräſident, ſchon um zu den
von ihm erhobenen Forderungen zu ſtehen, ſeinen ganzen
Ein=
fluß geltend machen mußte und die Erklärung vor dem
Organi=
ſationsausſchuß der Bank für internationalen Zahlungsausgleich
bei der Frage der Beteiligung der Reichsbank im entſprechenden
Sinne abgab, zumal der Amerikaner Reynolds als Vorſitzender
des Organiſationsausſchuſſes, den Brief Dr. Schachts vom 31.
Dezember v. J. verlas. Der Reichsbankpräſident iſt nach den
Beſtimmungen des Young=Planes zu ſeinem Vorgehen
formal=
juriſtiſch berechtigt, alſo der Young=Plan ſelbſt hat ihn zu ſeinem
Schritte ermächtigt, was gegenüber den Angriffen der Gegenſeite
beſonders ſtark betont werden muß.
Obwohl die Haltung des Reichsbankpräſidenten eindeutig
und klar iſt, und ſeine Auffaſſung die eines berufenen Mannes
iſt, der die wirtſchaftlichen Zuſammenhänge ſchärfer ſieht, als
Parteipolitiker und Diplomaten, hat der Schritt Dr. Schachts
doch zum Nachteil gereicht. Bei der Beurteilung des Schacht’ſchen
Vorſtoßes muß man nämlich bei aller Anerkennung des hohen
Verantwortungsbewußtſeins, das Dr. Schacht als den Hüter der
deutſchen Währung in ſtarkem Maße erfüllt, fragen, ob ſeine
Handlungsweiſe im Zeitpunkte der bereits weit vorgeſchrittenen
zweiten Haager Konferenz zweckmäßig war und der deutſchen
Sache noch dienen konnte. Für die Beantwortung dieſer Frage
iſt die formaljuriſtiſche Berechtigung des Vorgehens des
Reichs=
bankpräſidenten nicht von Belang, im Gegenteil, man muß zu
dem Urteil kommen, daß der Reichsbankpräſident ſeine
weitgehen=
den und einzigartigen Befugniſſe gerade in einer Weiſe zur
Geltung gebracht hat, daß er nur formaljuriſtiſch im Recht iſt.
Es muß alſo der Fehler auf rein taktiſchem Gebiete bzw. im
Bereiche der Strategie liegen, wenn das Trumpfaß in der Hand
Dr. Schachts als des erſten Reparationsſachverſtändigen
Deutſch=
lands, hinter dem das internationale Bankkapital ſteht, nicht
ge=
meinſam von den deutſchen Delegierten und dem
Reichsbank=
präſidenten in die Wagſchale geworfen worden iſt. Es iſt ſchwer
zu ſagen, wer für dieſen Fehler verantwortlich zu machen iſt, den
Fehler, daß die deutſche Delegation, die ſich im übrigen tapfer
geſchlagen hat, und der Reichsbankpräſident mit ſeinem großen
Anſehen als Sachverſtändiger nicht gemeinſam aufgetreten
ſind. Das eine muß aber geſagt werden, daß die unſelige
Aus=
einanderſetzung zwiſchen der deutſchen Delegation und dem
Reichsbankpräſidenten Dr. Schacht hätten vermieden werden
kön=
nen, wenn die ſeit langem beſtehende Spannung zwiſchen
Reichs=
kabinett und Reichsbankpräſident, bevor Letzterer als
Sachver=
ſtändiger für die Frage der Bank für internationalen
Zahlungs=
ausgleich berufen wurde, beſeitigt worden wäre. Man kann es
dem Reichsbankpräſidenten als dem verantwortlichen Hüter der
deutſchen Währung und dem erſten Vertreter Deutſchlands auf
der Pariſer Sachverſtändigen=Konferenz, der doch an der
Auf=
ſtellung des Young=Planes mitgewirkt hat und darum ſeinen
Zweck und Sinn wie kein anderer kennen muß, an ſich nicht
ver=
übeln, wenn er noch einmal alle die ihm als
Reichsbankpräſiden=
ten zuſtehenden formalen und moraliſchen Rechte
aus=
nutzen wollte, um eine Löſung der Reparationsfrage zu verhin
dern, deren Jnhalt und Form er für verderhlich hält, und zwar
in Uebereinſtimmung mit einem großen Teil der deutſchen
Oeffentlichkeit. Umſomehr hätte aalles getan werden müſſen, um
Seite 2
Freitag, den 17. Januar 1930
Nummer 17
vor der Haager Konferenz eine weitgehende Uebereinſtimmung
zwiſchen Regierung und Reichsbankpräſidenten herbeizuführen.
Dann wäre es nicht dazu gekommen, daß der Reichsbankpräſident
durch ſein Vorgehen die Autorität der deutſchen Unterhändlen
beeinträchtigt und ſie in eine mehr als peinliche Lage gebracht
hätte, in einem Augenblick, wo die Verhandlungen der Haager
Konferenz dem Abſchluß entgegenſtreben, der doch ſchließlich, wenn
ihn das deutſche Volk durch ſeinen Reichstag gutheißen ſoll,
Formeln enthalten muß, die es nicht, beſonders in der
Sanktions=
frage, verletzen. Hierin vereinigen ſich eigentlich die Beſtrebungen
ſowohl der deutſchen Delegation als auch des
Reichsbankpräſi=
denten. Daß die lange beſtehende Spannung zwiſchen
Reichs=
kabinett und Reichsbankpräſidenten die Schuld an der Entwicklung
im Haag trägt, iſt um ſo bedauerlicher, als durch die
Sonder=
aktion Dr. Schachts, der ſich zudem durch die Angriffe der
Sozial=
demokratiſchen Partei gegen die Unabhängigkeit ſeiner Stellung
und gegen ſeine Unabſetzbarkeit ſchwer getroffen fühlt, im
Aus=
lande Zweifel an der ſachlichen Behandlung der
Reparations=
frage durch Deutſchland, die ja der Young=Plan vorſieht,
ent=
ſtehen können. Es wäre ſchlimm, wenn das Vorgehen Dr.
Schachts, dem die Erhaltung der deutſchen Währung und damit
des deutſchen Kredits obliegt, durch ſolche Zweifel getrübt
auf=
gefaßt würde.
Eine weitere Verſchärfung des Verhältniſſes zwiſchen
Reichs=
regierung und Reichsbankpräſidenten iſt Gottſeidank vermieden
worden, da es ſchließlich nicht um Perſonen, ſondern um das
Schickſal des Reiches und des deutſchen Volkes geht. Kein
Deut=
ſcher kann an einem Krieg zwiſchen Reichsregierung und
Reichs=
bank Intereſſe haben. Die Verſtändigung, die inzwiſchen erfolgt
iſt, wird ihren Eindruck auf die deutſche Oeffentlichkeit und auch
auf das Ausland nicht verfehlen, zumal es feſtſteht, daß in dem
neuen Reichsbankſtatut, auf welches noch einzugehen ſein wird,
eine Klauſel gegen den Reichsbankpräſidenten, bzw. gegen Schacht,
nicht in Frage kommt. Die Feſtlegung der Verpflichtung der
Reichsbank, als Gründer der Bank für internationalen
Zah=
lungsausgleich teilzunehmen, bedeutet keine grundſätzliche
Aende=
rung des vorgeſehenen neuen Reichsbank=Geſetzes. Die
Reichs=
regierung hat ſich aus wohlverſtandenen währungspolitiſchen
Gründen und mit Rückſicht auf die Aufrechterhaltung der deutſchen
Anleihe= und Kreditfähigkeit nicht darauf eingelaſſen, irgendwie
die Unabſetzbarkeit des Reichsbankpräſidenten anzurühren. Dem
iſt gut ſo, denn es wäre ein Verhängnis wollte
man den Hüter der deutſchen Währung dem
par=
lamentariſchen Spiel der politiſchen Inſtanzen
ausfetzen. Alles kommt aber jetzt darauf an, das Verhältnis
zwiſchen Reichsregierung und Reichsbankpräſidenten auch
inner=
politiſch zu bereinigen, zumal die Reichsfinanzreform ohne die
tatkräftige Mitwirkung des Reichsbankpräſidenten nicht
durchzu=
führen iſt.
Meinungsverſchiedenheiten auch über die
Morakoriums-Modalikäten.
Obwohl am Mittwoch erklärt wurde, daß außer der
Mobili=
ſierung ſämtliche reparationspolitiſche Fragen entſchieden ſeien,
ſtellt ſich nachträglich heraus, daß auchüber die Frage des
Moratoriums noch keine Einigung
zuſtande=
gekommen iſt, und auch dieſe Frage heute noch durchgepaukt
werden muß. Hier iſt man über die Modalitäten, unter welchen
die während eines Moratoriums aufgelaufenen Summen
trans=
feriert werden müſſen, noch nicht einig geworden. Die
Fran=
zoſen ſtehen auf dem Standpunkt, daß Deutſchland ein zweites
Moratorium erſt dann verlangen kann, wenn die aufgelaufenen
Annuitäten ſamt der nach dem Moratorium zu entrichtenden
neuen Annuität transferiert ſind, ſo daß Deutſchland in einem
Jahr gleichzeitig etwa 3 Milliarden Goldmark zu transferieren
hätte, da ja der ungeſchützte Teil der Annujäten auch bei einem
Moratorium übertragen werden muß, und nur der geſchützte
Teil aurfläuft.
Eine Sihung der B33.-Sachverſtändigen am Freitag.
Die Sachverſtändigen der B.J.3. werden am Freitag eine
Vollſitzung abhalten, in der das Statut, das Grundgeſetz und die
Treuhandverträge erledigt werden dürften, da ſich in den
Sach=
verſtändigenberatungen eine volle Uebereinſtimmung in allen
Dingen ergeben hat. Die Entwürfe von Baden=Baden ſind nur
unweſentlich geändert worden. Baſel iſt als Sitz der B. J.3 ſicher.
Es ſind auch bereits zur Beſetzung der 7 Verwaltungsratspoſten
Einladungen an die 6 einladenden Mächte ergangen. Als
ameri=
kaniſche Bank wurde das Haus Morgan zur Beteiligung
aufge=
fordert. Die verbleibenden neun Sitze werden formell erſt nach
der Begründung der Bank in Baſel gewählt.
Die ungit vor der Einſamten.
Von Oscar A. H. Schmitz.
Sehr viele Menſchen unſerer Zeit leben in einer mehr oder
weniger unbewußten Angſt von der Einſamkeit. Die
Ueberfül=
lung der Straßen, Gaſthäuſer, Kinos iſt darauf zurückzuführen.
Zahllos iſt in den Großſtädten die Maſſe der Menſchen, die
immer etwas vorhaben müſſen, ſei es eine Arbeit, ſei es ein
Vergnügen; und tatſächlich iſt das ganze Leben der Stadt ſo
eingerichtet, daß immer „etwas los” iſt. Auch der Grund, warum
eine kultivierte Geſelligkeit immer ſeltener wird, liegt in der Angſt
vor der Einſamkeit. Die meiſten geſelligen Beziehungen werden
angeknüpft, nicht weil man einander etwas zu ſagen hat,
ſon=
dern weil ſie einem erlauben, ein Anzahl Abende im Jahr zu
beſetzen, bei welcher Gelegenheit die, die ſich nichts zu ſagen
haben, an einander vorka ſchreien. Sicher die Hälfte aller
eroti=
ſchen Beziehungen wird nicht unter dem Zwang einer wahren
Neigung geſchloſſen, ſondern als Verſicherung gegen die
Einſam=
keit. Viele treten aus Angſt vor Einſamkeit in die Ehe; aber
bald erkennen beide, daß die Ehe die Einſamkeit nicht aufhebt;
und nun ſtürzen ſich beide Gatten gemeinſam in den Strudel
der Zerſtreuungen, weil ſie einander unter vier Augen nichts
mehr zu ſagen haben.
Man hält dieſen Zuſtand für mehr oder weniger natürlich,
ſteht doch ſchon in der Bibel, es ſei nicht gut, daß der Menſch
allein ſei. Man vergißt indeſſen, daß Alleinſein und
Einſam=
keit nicht dasſelbe iſt. Der Menſch iſt ein ſoziales Weſen, und
Alleinſein widerſpricht ſeiner Natur. Niemals iſt das Alleinſein
geprieſen worden; wohl aber haben faſt alle bedeutenden Männer
die Einſamkeit geſchätzt, und über ihren Wert gibt es eine große
philoſophiſche Literatur. Wer nicht einſam zu ſein vermag, dem
hilft auch das Zuzweitſein nicht über ſeine Qual hinweg. Er
braucht Trubel. Lautheit, Maſſen, heftige Reize, kurz:
Betäu=
bungsmittel, während das Zuzweitſein nur möglich iſt zwiſchen
zwei Menſchen, die innerlich einſam ſein können, ſich in ihrer
Ein=
ſamkeit immer wieder ſammeln und erneuern und darum auch
dem andern immer wieder etwas zu ſagen haben.
Was Alleinſein iſt, bedarf keiner Definition. Iſt noch ein
anderer Menſch anweſend, ſo iſt man nicht mehr allein; aber,
wie geſagt, das iſt kein Mittel gegen die Einſamkeit. Die
Ein=
ſamkeit iſt ein Zuſtand, in dem ſich jedes Einzelweſen befindet.
Ob man ihn fürchtet oder etwas daraus zu machen weiß: darauf
kommt es an. Wer ſich bisweilen in ſich ſelbſt verſenkt, der muß
es bemerken, mag er noch ſo ſehr jemand anders lieben oder
ge=
liebt werden, daß er im Grunde ein Weſen für ſich iſt, das
Vom Tage.
Die feierliche Ueberreichung der Urkunde, in der die Stadt
München den Reichspräſidenten v. Hindenburg zu ihrem
Ehrenbürger ernennt, iſt Donnerstag mittag im Palais des
Reichspräſidenten durch den Oberbürgermeiſter von München Dr.
Schar=
nagl und Bürgermeiſter Dr Küfner erfolgt.
Donnerstag traten 180 von den aus Sowjetrußland
geflüchteten deutſchſtämmigen Bauern aus dem
Möllner Lager an Bord des Hamburg—Südamerika=Dampfers
„Monte Oliva” die Ueberfahrt nach Braſilien an, wo
ſie durch die Hamburger Siedlungsgeſellſchaft Hammonia im Staate
Katharina in der Nähe von Blumenau angeſiedelt
werden.
Der ſtellvertretende Handelskommiſſar Ljubimoff iſt zum
Sowjet=Handelsvertreter in Deutſchland an Stelle
des bisherigen Leiters der Handelsvertretung Begge ernannt worden.
Wie aus Moskau berichtet wird, hat die Belegſchaft der großen
ruſſiſchen Munitions= und Waffenfabrik der Putilow=Werke in
Leningrad bei der Sowjetregierung die Schließung
ſämt=
licher Kirchen, Synagogen und Moſcheen in
Lenin=
grad und Moskau beantragt.
Der franzöſiſche Senat hat den bisherigen
Präſiden=
ten Doumer geſtern wiedergewählt.
Muſſolini hatte längere Beratungen über die
bevorſtehende Seeabrüſtungskonferenz in London
mit dem italieniſchen Delegierten, Marineminiſter
Siri=
anni dem früheren Admiralſtabschef Admiral Acton und dem
Gene=
ralſtabschef der Marine, Admiral Burzagli.
Der Präſident der portugieſiſchen Republik,
Carmona hat Paſſos Souſamit der Neubildung des
Kabinetts beauftragt. Souſa hat den Auftrag angenommen.
Die von Macdonald angeregte Frage der gänzlichen
Abſchaf=
fung der Schlachtſchiffe ſtößt, wie man in
amerikani=
ſchen politiſchen Kreiſen erklärt, in Amerika auf recht wenig
Gegenliebe.
Der engliſche Heeres= und Marine=Etat wird in dem
zweiten Budget Snowdens erhebliche Abſtriche und
Kür=
zungen aufzuweiſen haben. Wie heute von Londoner Blättern
mit=
geteilt wird, ſollen ungefähr 4 Millionen Pfund an dieſen beiden
Etat=
poſten eingeſpart und zur Durchführung der von der Regierung
be=
ſchloſſenen Sozialgeſetze verwendet werden.
Die Sozialdemokrakie gegen die
Undbhangigtei der heigsbant.
Die Reichsbank ſoll polikiſierk werden. — Skurmlauf
gegen Schacht und ſeine Binanzpolikik.
Berlin, 16. Januar.
Der Vorſtand der ſozialdemokratiſchen Reichstagsfraktion gab
über ſeine Sitzung am Donnerstag nachmittag, an der auch der
Reichskanzler teilnahm, folgenden Bericht aus:
„Der Vorſtand der ſozialdemokratiſchen Reichstagsfraktion
beſchäftigte ſich am Donnerstag nachmittag mit der Lage, die durch
das Auftreten des Reichsbankpräſidenten Dr. Schacht im Haag
entſtanden iſt. Es herrſchte völlige Einmütigkeit darüber, daß
eine Nebenregierung der Reichsbank, wie ſie von Dr. Schacht
durch mißbräuchliche Ausnutzung der Unabhängigkeit dieſes
In=
ſtituts etabliert worden iſt, nicht ertragen werden kann. Der
Fraktionsvorſtand erwartet vom Reichskabinett, daß es ſich nach
Rückkehr der deutſchen Delegation aus dem Haag mit der Frage
beſchäftigen wird, wie durch Aenderung des Reichsbankgeſetzes
die Freiheit der deutſchen Geſetzgebung in bezug auf die
Perſo=
nalfragen der Reichsbank ausreichend erweitert werden
kann.
Mit der ſyſtematiſchen Droſſelung der Kredite für
die Gemeinden und der dadurch ſtändig wachſenden
Be=
ſchäftigungsloſigkeit wird ſich in den nächſten Tagen eine
kombi=
nierte Sitzung der Vorſtände der Partei der ſozialdemokratiſchen
Reichstagsfraktion und des Allgemeinen Deutſchen
Gewerkſchafts=
bundes befaſſen.”
Demonſtrakionsverbok in Preußen.
* Berlin, 16. Januar. (Priv.=Tel.)
Die blutigen Zwiſchenfälle der letzten Tage haben den
preu=
ßiſchen Innenminiſter Grzeſinſki veranlaßt, alle
Verſamm=
lungen und Umzüge unter freiem Himmel für
ganz Preußen zu verbieten. Er begründet ſein Verbot
mit den jüngſten ſchweren Störungen der öffentlichen Sicherheit.
Es wäre zu begrüßen geweſen, wenn er dieſes Verbot ſchon viel
früher erlaſſen hätte. Seit Wochen ſind die Kommuniſten daran,
blutige Zwiſchenfälle herbeizuführen, bei denem meiſt Mitläufer
oder Unbeteiligte die Leidtragenden waren, während die
eigent=
lichen Drahtzieher ſich im Hintergrund hielten.
zwar enge Beziehungen nach außen haben und vieles
verſchen=
ken und empfangen kann —, aber es bleibt ein letzter
unver=
äußerlicher Reſt, der keinem andern zugänglich iſt und auch nicht
geopfert werden kann. Schon der Verſuch dazu iſt „ſtrafbar” denn
nichts ſtraft ſich mehr als das blinde „Voll=und=ganz=aufgehen”
in etwas. Das muß zu furchtbaren Enttäuſchungen führen.
Zu=
nächſt wird es einem niemals gedankt. Eine ſolche reſtloſe
Hin=
gabe wird zwar ſehr oft angenommen und ausgenutzt, aber
nie=
mals erwidert; und wenn ſie einem hochſtehenden Menſchen zu
teil wird, der ſie zwar nicht ausnützt, ſo wird ſie ihm äußerſt
läſtig. Sie wirkt wie eine Ueberſchwemmung mit fremdem
Seelen=
ſtoff, die keiner aushält, denn die Befruchtung ſetzt ein beſtimmtes
Maß im Säen voraus.
Von dieſem unveräußerlichen einſamen Stück in jedem
Men=
ſchen haben alle Zeiten gewußt; denn an dieſer Stelle haben
den Menſchen die Religionen gepackt. Wenn auch erſt der
Prote=
ſtantismus die letzte Konſequenz des unmittelbaren Verhältniſſes
der Seele zu Gott gezogen hat, ſo iſt doch die Stelle, an der auch
die andern Glaubensformen den Menſchen faſſen, genau dieſelbe:
das Stück in ihm, das er in der Beziehung mit ſeinen
Mitmen=
ſchen nicht anbringen kann, nicht einmal mit den allernächſten und
am meiſten geliebten, das aber doch ſorgſamſter Pflege bedarf,
ſoll der pſychiſche Haushalt nicht in ſeinem Gleichgewicht
erſchüt=
tert werden. Das 18. und 19. Jahrhundert glaubten, es ginge
ohne das. Wie viele Kräfte, meinte man, habe doch der Menſch
ſinnlos vertan durch Gebete, Kirchenbeſuch und alles, was ſonſt
mit der Religionsausübung zuſammenhängt. Tatſächlich hat man
inzwiſchen verſucht, dieſe Kräfte auf die Außenwelt zu richten;
aber was erlebt man? Der religiöſe Trieb läßt ſeiner nicht
ſpotten. Findet er kein Genüge mehr im Inneren, ſo ſchafft er
Götter draußen; und wir müſſen erleben, daß am Ende des
„aufgeklärten” Zeitalters der Menſch unbewußt alles vergottet.
Darum machen alle jene modernen Beſtrebungen, gegen die,
wenn ſie den rechten Stellenwert im Leben hätten, nicht das
geringſte zu ſagen wäre, den Eindruck von Götzendienſten. Der
Sportbetrieb in erſter Linie, die Ueberſchätzung der Technik, die
Tanzwut, das Parteiweſen und vieles andere, wird zum Moloch,
der den Menſchen verſchlingt, und zwar darum, weil er die
pſychi=
ſche Widerſtandskraft verloren hat. Kein Wunder, wenn der
Drang nach einer Verwurzelung im Ueberperſönlichen im Innern
keine Nahrung findet. Dann ſucht er das Ueberperſönliche
drau=
ßen und gibt dem Aeußeren einen Ueberwert. Das aber muß
ſich rächen. Während die Verwurzelung in der inneren
Einſam=
keit den Menſchen beruhigt, machen ihn die Götzen, die er hinter
die Außendinge ſtellt, immer unruhiger. Tatſächlich gibt es in
Sport und Mode keine letzte Befriedigung; denn morgen kann
immer einer kommen, der den Rekord bricht, und felbſt der teu=
* Das parlamenkariſche Nachſpiel
Mur Hauger Henielenz.
Die polikiſche Enkſcheidung liegt beim Reichskag.
Einberufung für den 23. Januar vorgeſehen.
Der Reichstag trifft allmählich Anſtalten, um ſeinen
Winter=
ſchlaf zu beenden. Präſident Loebe hat den Aelteſtenrat auf
kom=
menden Samstag gebeten und will ihm vorſchlagen, die
Ein=
berufung des Reichstags zum Donnerstag nächſter Woche
anzu=
ſetzen. Man rechnet damit, daß die Delegation ſpäteſtens am
Montag aus dem Haag zurückkehren wird. Die
Vorberei=
tungen für die parlamentariſche Behandlung
des neuen Planes werden aber vermutlich ſehr viel länger
dauern. Die Zuſammenſtellung der verſchiedenen Texte und die
Drucklegung dürften einige Tage in Anſpruch nehmen. Dann hat",
zunächſt der Reichsrat ſich zu entſcheiden, und erſt dann wird die
Vorlage in den Reichstag gehen. Vermutlich wird daher wohl
der Ausweg gewählt, daß zunächſt die Auswärtigen Ausſchüſſe
des Reichsrats und des Reichstags zuſammenberufen werden, um
einen vorläufigen Bericht entgegenzunehmen. Ob unter dieſen
Umſtänden die Regierung auf den 23. Januar als Beginn der
Reichstagsberatungen Wert legt, muß ſich noch zeigen. Man
rech=
net immer noch mit der Möglichkeit einer Verſchiebung um eine
Woche, obwohl die Zeit wegen der Erledigung des
Nachtrags=
etats und des neuen Etats ſtark drängt. Immerhin muß aber
auch das Kabinett die Möglichkeit haben, ſich über ſein weiteres
Programm klar zu werden und vor allem zu entſcheiden, ob
— wie es früher einmal geplant war — eine innere Verbindung
zwiſchen dem Youngplan und der Finanzreform geſchaffen werden
ſoll — wofür gerade mit Rückſicht auf die Haltung der
Sozial=
demokraten viel ſpricht —, oder ob beide Aktionen nebeneinander
herlaufen ſollen.
Ueber die Ausſichten des Youngplanes auf eine
Mehrheitsbildung läßt ſich zurzeit noch ſchwer etwas ſagen. Es
iſt zweifellos, daß bei den Regierungsparteien, mit
Ausnahme der Sozialdemokratie, gegen einzelne Teile
ſehr erhebliche Bedenken beſtehen, die durch die
Sanktionsformel noch vermehrt werden dürften. Volkspartei und
Zentrum werden die inneren Widerſtände, die ſich gegen die
Zu=
ſtimmung auch zum polniſchen Liquidationsabkommen bemerkbar
machen, nicht leicht überwinden, und wenn man den Kommentar
lieſt, den die „Germania” der Einigungsformel mit auf den Weg
gibt, kann man ſchon nachdenklich werden. Sie unterſtreicht die
allerſtärkſten Bedenken und kommt zu dem Ergebnis, daß der
Youngplan noch nicht unter Dach iſt, woraus zu ſchließen wäre.
daß der Parteiführer Kaas auch diesmal wieder wie vor einem"
halben Jahr mit der Tätigkeit ſeines Freundes Dr. Wirth im
Haag alles andere eher als einverſtanden iſt. Nachdem aber die
Dinge ſoweit gediehen ſind, kann es ſich für die Fraktionen nicht
mehr um eine ſachliche, ſondern nur um eine politiſche
Ent=
ſcheidung handeln. Auf dieſer Grundlage wird ſich mit Hilfe
der Sozialdemokraten eine Mehrheit für den Youngplan finden,
vorausgeſetzt, daß nicht einzelne Beſtimmungen einen
verfaſſungs=
ändernden Charakter haben, ſo daß dann eine qualifizierte
Mehr=
heit erforderlich wäre, eine Frage, die noch nicht endgültig
ent=
ſchieden iſt.
Ein unzulängliches Beruhigungsmanöver.
* Berlin, 16. Januar. (Priv.=Tel.)
An Berliner amtlicher Stelle hat man ſich erſt ſehr ſpät zu
der Erbenntnis aufgerafft, daß zu der Veröffentlichung der
Sank=
tionsformel etwas geſagt werden muß, begnügt ſich aber mit
einem recht billigen Kommentar, daß die Neuregelung vom
deut=
ſchen Standpunkt aus durchaus befriedigend ſei. Zum Beweis
dafür wird auf den Havas=Kommentar verwieſen, der den
fran=
zöſiſchen Standpunkt dahin feſtlegt, daß die Repreſſalien, deren
Berechtigung von Deutſchland anerkannt ſei, finanzieller oder
wirtſchaftlicher Art ſeien oder auf dem Gebiete der
Beſchlag=
nahme liegen können. Das klingt allerdings recht harmols, denn
darin wäre mittelbar der Verzicht auf militäriſche
Maßnahmen enthalten, — wenn wir nicht auf dem Gebiete
der franzöſiſchen Interpretationskünſte ſchon allerlei Erfahrungen
hätten. Es darf vielleicht daran erinnert werden, daß in der
Note Poincarés, die den Ruhreinbruch ankündigte, auch nur die
Rede war von der Entſendung eines Ingenieurkomites, das zur
Sicherſtellung der franzöſiſchen Reparationsforderungen
Be=
ſchlagnahmungen durchzuführen hätte und lediglich zum Schutze
ſeiner Mitglieder militäriſche Begleitung haben ſollte. Was
dar=
aus geworden iſt, ſteht uns allen noch vor Augen. Eine
Gewalt=
herrſchaft rein militäriſchen Charakters mit der Beſatzungsſtärke
von einigen Diviſionen, während das eigentliche
Ingenieur=
komitee nur ein ganz beſcheidenes Schattendaſein führte. Wir
dürfen uns darauf verlaſſen, daß, wenn es wieder einmal ſoweit
kommen ſollte, Frankreich dann auch ſeine Repreſſalien
finanzieller oder wirtſchaftlicher Art in ein
mili=
täriſches Schutzgewand kleiden würde.
erſte Badeort wird morgen von einem anderen übertroffen. Die
falſche Vorſpiegelung einer Seligkeit aber, die unerreichbar iſt
und die den ſchließlich vernichtet, der dieſem Trugbild ſeine letzten
Kräfte leiht, galt immer als das Kennzeichen teufliſcher,
dämoni=
ſcher Verlockungen.
Immer mehr Menſchen wachſen auf, die von Religionen
nichts oder nur das Alleräußerlichſte, Anfechtbarſte und
Unweſent=
lichſte wiſſen. Ihr Einſamkeitspunkt wird daher niemals
be=
rührt. Allein aber kommt man nicht dorthin, es ſei denn, daß
das Leben einen feſt angepackt und gezauſt hat und man zu den
Wenigen gehört, die das Unglück nicht trotzig, ſondern einſichtig
macht. Warum iſt das ſo? Weil jene tiefe Einſamkeit, in der
jedes Einzelweſen wurzelt, dem Menſchen anfangs wie ein
fin=
ſtrer Abgrund erſcheint, der ſich nur dem belebt erweiſt, der mutig
einige Schritte in das Dunkel ſchreitet. Darum fürchten ſich
die Menſchen vor der Einſamkeit und fliehen ſie inſtinktiv.
Man ſtelle ſich ein modernes Kind vor, verzärtelt, umworben,
Mittelpunkt des Hauſes, Objekt intereſſanteſter
Erziehungsver=
ſuche, das ſich infolgedeſſen höchſt wichtig vorkommt, bei deſſen
ſorgfältiger Erziehung aber die religiöſe Weckung völlig fehlt.
Zwar lernt es auch von den Religionen, aber nicht von der
Religion. Der Gedanke, daß Religion etwas iſt, was man ſelbſt
zu üben hat, kommt ihm nicht. Wenn nun ein ſolches Kind
er=
wächſt und die unvermeidlichen Enttäuſchungen des Lebens
er=
fährt, iſt es dann denkbar, daß es irgend einen Halt findet in
ſeinem Inneren, in jener Einſamkeit, aus der unſere wahren
Kräfte kommen? Nein, das iſt nicht vorſtellbar. Ein ſolcher
Menſch wird verſuchen müſſen, wie er ſich mit allerlei
Schiebun=
gen, Kompromiſſen, Blamagen noch einmal aus der Schlinge
zieht. Er hat aus ſeiner Erfahrung nichts gelernt; und es
bleibt ihm nichts übrig, als weiter an ſich ſelbſt vorbei zu leben
und ſich weiter in Betrieb und Trubel zu betäuben, bis die Jahre
kommen, von denen der Pſalmiſt ſagt: „Sie gefallen uns nicht”.
Dann wird vielleicht noch ein wenig nach Affendrüſen und
an=
deren Verjüngungsmitteln geſchielt und damit die letzte
Gelegen=
heit berſäumt, zur Vernunft zu kommen; denn die im Alter
unausbleiblichen biologiſchen Hemmungen ſind gerade die letzte
Chance des Menſchen, vor Torſchluß noch zu ſich ſelbſt zu
kommen.
Der ſo glänzenden modernen Erziehung auf alles Aeußere
muß eine mindeſtens ebenſo ſorgſame Pflege des inneren
Men=
ſchen hinzugefügt werden. Das iſt nicht nur Sache des einzelnen
und ſeines Glücks: denn wer nicht einſam ſein kaun, der wird auf
die Dauer auch jedes Zuzweitſein ſtören. Er findet keinen Weg
zu ſeinen Nächſten, vor allem nicht zu Gatten und Kindern, denn
dieſe müſſen aus unſerem Inneren geſpeiſt werden.
Nummer 17
Kritik am Roungplan. — Günſtige Beurkeilung der
Londoner Konferenz in Paris.
Von unſerem A=Korreſpondenten.
Paris, 16. Januar.
Die franzöſiſche Einſtellung zur Konferenz im Haag hat ſich
nicht verändert. Unzufriedenheit, ohne prinzipiellen Peſſimismus
beheriſcht die Stimmung. Es zeigt ſich, daß die ſorgfältige
Vor=
bereitung der Konferenz nicht viel genützt hat. Jedenfalls dauern
die Verhandlungen länger und ſind auch viel ſchwieriger, als
man erwartete. Man macht hier dafür nicht die viel gerühmte
Vorbereitung — es wurde tatſächlich vieles vorbereitet, aber noch im Foreign Office die Vertreter der engliſchen und
ausländi=
mehr in der letzten Minute höchſt ungeſchickt improviſiert — ſon= ſchen Preſſe und gab in großen Zügen einen Ueberblick über die
dern den Youngplan verantwortlich. Er ſoll ein oberflächlich zu= Politik der engliſchen Regierung auf der
be=
ſammengeflicktes und ohne innere Ueberzeugung vollbrachtes Werk
ſein. Und die Widerſprüche und Ungenauigkeiten in der Arbeit konferenz. Die engliſche Regierung hoffe, daß die großen
der Pariſer Sachverſtändigen ſollen an allem ſchuld ſein.
klaxe ſachliche Arbeit mit demagogiſcher Rückſichtnahme gemiſcht Da eine ſofortige Abſchaffung der großen
wurde. Hätte man ſich aber im Haag genauer an den Young= Schlachtſchiffe zur Zeit als nicht durchführbar betrachtet
plan gehalten, wäre ſicher alles glatter gegangen.
mit den deutſchen Delegierten ſehr gut ſei. Man möchte die Waſhington feſtgeſetzten Zahl von Schlacht=
Nachwirkung des Havasinzidenz aus der Welt ſchaffen.
deſſen Politik man ſich gefürchtet hatte, und man hatte eine
halt=
loſe und taſtende deutſche Delegation erwartet. Die Prophezei= Jahre 1936, anſtatt wie im Waſhingtoner Abkommen
vor=
ungen haben ſich jedoch nicht erfüllt, Snowden erwies ſich über geſehen, im nächſten Fahre, erfolgen. Die engliſche Re=
Erwarten zahm, und Curtius und Moldenhauer waren — wenig= gierung hoffe weiter, daß die Mächte nach Ablauf einer
ſtens nach franzöſiſcher Beurteilung — überaus energiſch. Im Reihe von Jahren die Frage der Abſchaffung der
allgemeinen iſt man mit der Lage im Haag zufrieden.
ſprochen, daß Tardieu Briand beiſeite gedrückt hat. Die Freude bauten von nicht mehr als 17 000 Tonnen Inhalt und einem
darüber iſt aber nicht ungetrübt, denn es erweiſt ſich langſam, daß Geſchützkaliber von 12 Zoll erſetzt werden mögen. Was die
dort, wo Briand wegen ſeiner vielgeſcholtenen Kompromißſucht Frage der U=Boote anlangt, ſo ſei England für die
und Energieloſigkeit nachzugeben pflegt, andere, denen dieſe Feh= völlige Abſchaffung der Tauchboote. Falls ſich aber
ler niemals vorgeworfen werden, der Gewalt der Tatſachen im Augenblick die völlige Abſchaffung der Unterſeeboote als
weichen müſſen...
In Genf wollte Briand einen neuen Vorſtoß für Paneuropa
unternehmen. Allerdings war die Zeit dafür etwas zu kurz. Man
brauchte ſie für die Seeabrüſtungskonferenz. Wie augenblicklich ſtörer betrachte die engliſche Regierung die enge Verbindung
die Dinge liegen, erwartet man von Italien die meiſten Schwie= und Beziehung zwiſchen Unterſeebooten und Zerſtörern als den
Genf Verhandlungen mit der italieniſchen Delegation im Vor= von der Stärke der Unterſeebootflotten der übrigen Mächte
ab=
dergrund.
immung verurſacht, wie dies auch „Le Temps” ausdrückte. Die kategorie. Die von der engliſchen Delegation vorzuſchlagende
i alieniſche Preſſe ſpricht fortwährend von einem ſcharfen Gegen= Rüſtungsherabſetzung werde jedoch nur dann für England
bin=
ſatz zwiſchen Paris und Rom, während die Franzoſen beteuern, dend ſein, wenn das auf der Konferenz abzuſchließende
Abkom=
daß ein ſolcher nicht vorhanden iſt. Die — ſcheinbar unüberwind= men tatſächlich eine internationale Vereinbarung darſtelle, die
lehen — Schwierigkeiten für ein Mittelmeerlocarno ſollen in erſter alle Nationen in gleicher Weiſe verpflichte.
4inie von engliſcher Seite herrühren. Das alles iſt ziemlich klar,
aber die franzöſiſchen Vorwürfe an die italieniſche Preſſe klingen
deshalb ſonderbar, weil man geneigt iſt, alle fasciſtiſchen Blätter. Konferenz nicht zur Debatte ſtehen.
für mehr oder weniger offiziös zu halten.
Die engliſch=franzöſiſchen Verhandlungen über die
Seeab=
riſtungskonferenz ſollen bis jetzt durchaus günſtig verlaufen ſein
Die engliſche Note in Paris wurde günſtig aufgenommen, denn ſie iſt
in einem verſöhnlichen und optimiſtiſchen Ton gehalten. Aber
die grundſätzlichen Meinungsverſchiedenheiten zwiſchen Paris
und London gehen auch aus dieſer Note hervor. Hauptſächlich
zwei Punkte fallen ins Auge. Erſtens die engliſche Weigerung, der frühere erſte Lord der Admiralität, Lord Bridgeman, auf
die Abrüſtung auf Grund der Tonnage durchzuführen, und zwei= einer Konferenz der ehemaligen Flottenliga in Chelſea einer
tens die engliſche Antipathie gegenüber einem Mittelmeerpakt ſcharfen Kritik. Lord Bridgeman forderte die engliſche
Dele=
der Seeabrüſtungskonferenz in Paris augenblicklich günſtiger als Tatſache zu vergeſſen, daß England in hohem Maße auf
vorher.
*
ein kurzes Zwiſchenſpiel in den internationalen Verhandlungen, bezeichnete das Beſtreben der engliſchen Regierung, die Zahl der
Zwiſchen Haag und Genf bleibt nicht viel Platz für die Innen= zur Verteidigung des engliſchen Mutterlandes als notwendig
politik. Es handelte ſich um formale Pflichten. Die Präſidenten= erachteten Kreuzer von 70 auf 50 herabzuſetzen, als eine
gefähr=
wahlen konnten keine Senſationen bringen. Der Sozialiſt liche Politik.
Freitag, den 17. Januar 1930
Bouiſſon, „der Techniker” wurde zum Kammerpräſidenten
wie=
dergewählt, allerdings mit weniger Stimmen; eine Gruppe von
Sozialiſten und Radikalſozialiſten konnte ihm nicht verzeihen, daß
er zu dem Scheitern der Kombination Daladier=Boncourt
ſeiner=
zeit beigetragen hatte. Die Rechte erwies ſich ziemlich uneinig,
was kein gutes Omen für die Regierung iſt. Andererſeits
ſchei=
nen aber die Sozialiſten ſich noch mehr der politiſchen Paſſivität
hinzugeben als früher, wenigſtens geht das aus ihren Kongreſſen
in der Provinz hervor. Die Lage hat ſich im großen und ganzen
nicht geändert.
EP. London, 16. Januar.
Premierminiſter Macdonald empfing am Mittwoch abend
vorſtehenden Londoner Marineabrüſtungs=
Schlachtſchiffe, die nicht nur eine ungeheuer koſtſpielige, ſondern
Der Youngplan iſt gewiß kein ideales Werk, denn er iſt eines überdies ſehr zweifelhafte Waffe darſtellen, nach Ablauf einer
jener typiſchen Nachkriegs= oder Nachfriedens=Produkte, in dem gewiſſen Zeit aus den Flotten der Mächte verſchwinden würden.
werde, werde die engliſche Regierung auf der Konferenz
Von franzöſiſcher Seite betont man jetzt, daß das Verhältnis, den Vorſchlag machen, daß die Lebensdauer der in
ſchiffen um 5—6 Jahre verlängert werden ſoll.
Man iſt beſonders mit der Haltung Englands zufrieden, vor Die Erſetzung der veralteten Schiffe ſolle erſt im
Schlachtſchiffe nochmals in Erwägung ziehen, und daß bei
In den Pariſer Rechtskreiſen wird es immer offener ausge= Beibehaltung der Schlachtſchiffe die alten Schiffe durch
Neu=
unmöglich herausſtellen würde, ſo hoffe die engliſche Regierung,
daß die Zahl der Unterſeeboote auf ein Minimum reduziert
werden würde. In dem Punkte der Herabſetzung der
Zer=
rigkeiten für die Konferenz in London. Deshalb ſtehen auch in dominierenden Faktor. Die Zahl der engliſchen Zerſtörer werde
hängen. Was die Kreuzerfrage angeht, ſo beſtehe das zu löſende
In Paris hat der Ton der italieniſchen Preſſe etwas Ver= Problem in der Verteilung der Tonnage innerhalb dieſer Schiffs=
Die Frage der Freiheit der Meere wird auf der
Heflige Krikik Lord Bridgemans an der
Floiken-
polikik der engliſchen Regierung.
EP. Chelſea, 16. Januar.
Die Flottenpolitik der engliſchen Regierung unterzog geſtern
in franzöſiſchem Sinne. Immerhin beurteilt man die Ausſichten gation für die Londoner Abrüſtungskonferenz auf, niemals die
eine ungehinderte Materialzufuhr aus
Ueber=
ſee angewieſen ſei. England habe mehr für die Abrüſtung
Der Zuſammentritt der franzöſiſchen Kammer bedeutete nur getan, als irgendein anderes Land auf der Welt. Bridgeman
Seite 3
Die erfundenen Alkenkake. — Die „Anſchläge” der
iiglieniſchen Tſcheka. — Barun Scialoia Ikalien
nicht mehr im Bölkerbund verkritk.
Aus Genf wird uns von gut unterrichteter Seite geſchrieben:
Als der italieniſche Außenminiſter Grandi jetzt in Genf
an=
kam, war der Bahnhof ſo ſorgſam von der Polizei bewacht und
die verdächtige Menge unter Aufſicht geſtellt, als läge dieſer
Bahn=
hof Cornavin nicht am ſchönen Genfer See, ſondern mitten drin
in Italien, mitten zwiſchen Tſcheka und Spitzeltum. Die Genfer
Journaliſten ſind neugierig zur Ankunft Grandis herbeigeeilt.
Sie mußten ſich immer und immer wieder legitimieren, alles
Leute, die doch faſt ſo ſtadtbekannt in Genf ſind wie die Noch=
Größeren des Völkerbundes. Die Preſſe konnte zufrieden ſein,
denn ſie hatte in der ſicheren Schweiz noch nie etwas derartiges
an Vorſicht geſehen wie dieſen Schutz für den kleinen Grandi.
Das war die Folge von dem großen Skandal, zu dem ſich
nach und nach die erfundenen Mitteilungen, der italieniſchen
Preſſe und der italieniſchen Behörden über das angeblich
ge=
plante Attentat auf Herrn Grandi bei ſeinem Genfer Beſuche
und auf den Königszug der Belgier bei ihrer Romreiſe
ausge=
wachſen haben. Und das kleine Skandälchen hängt ebenfalls mit
Grandi zuſammen, das Skandälchen, daß diesmal nicht mehr der
italieniſche Sachverſtändige für alle Völkerbundsſachen, der
Se=
nator Scialoia, der jahrelang Italien bei allen Sitzungen
ver=
treten hat, die Führung der italieniſchen Delegation bei der
jetzigen Tagung in Genf hat, ſondern der beſcheidene Herr
Grandi. Beſcheiden iſt übrigens der Außenminiſter Italiens
wirklich. Denn als Muſſolini ihm die offizielle Außenpolitik
au=
vertraute, und den Palazzo Chigi, wo der Duce bisher regiert
hatte, verließ, um in den Palazzo Venezia zu ziehen, ſiedelte der
neue Außenminiſter Grandi nicht etwa aus ſeinem Zimmer, wo
er als Unterſtaatsſekretär gewaltet hatte, in das Chefzimmer des
Palazzo Chigi über, ſondern in einen anderen benachbarten Raum.
Auf die Frage, warum er nicht in Muſſolinis früherem
Arbeits=
zimmer, in dem doch die Außenpolitik bisher gemacht worden ſei,
Platz nehme, hat der neue Chef erklärt, daß er nicht wert ſei, in
dem Raume, in dem Muſſolini regiert habe, ſeinerſeits zu
arbei=
ten. Wahrhaft beſcheiden, aber auch höchſt verſtändig. Er kennt
ſeinen Herrn, der beſcheidene Herr Grandi.
Die Genfer Partner werden ſich nun an das neue Geſicht
ge=
wöhnen müſſen, jene Experten der Völkerbundspolitik, die mit
dem geſchulten und ſympathiſchen Juriſten Scialoia vertraut
waren. Es iſt nämlich eine kleine Geſchichte paſſiert. Der
Gene=
ral der fasciſtiſchen Miliz, Teruzzi, hat auf der Höhe ſeiner
Macht eine Amerikanerin geheiratet, die die nötige und übliche
Zahl von Dollars beſaß, die ein Mann in Stellung verlangen
kann. Die Ehe aber hielt nicht lange vor, die Frau Teruzzi ging
nach Amerika zurück und verlangte vom verlaſſenen Gatten ihre
Gelder wieder. Dieſes aber behagte dem General nicht, und er
wollte nicht zahlen. Da kam eines Tages ſeine Schwiegermutter aus
Amerika in Genua an, um, wie man vermutete, dem Herrn
Teruzzi einige perſönliche Mitteilungen zu machen. Nun mag
man befürchtet haben, daß dieſe Mitteilungen in einem etwas
zu lauten oder peinlichen Ton erfolgen, womöglich dem Duce
die Perſon des Generals verleiden könnten. Die
Schwiegermut=
ter wurde darum kurzerhand in Genug beim Verlaſſen ihres
Dampfers von der fasciſtiſchen Hafenmiliz feſtgehalten, ſaß ein",
paar Tage in wenig erfreulicher Geſellſchaft in Genua — ſo
er=
zählt man in Rom —, bis ſie eine Erklärung unterzeichnet hatte,
daß ſie keine häßlichen Pläne im Schilde führe. Sobald die
Schwiegermutter dann frei war, fuhr ſie nach Rom und
be=
ſchwerte ſich beim amerikaniſchen Botſchafter Fletſcher. Dieſer
aber war ein begeiſterter Freund des Fascismus und ein
Be=
wunderer Muſſolinis. Er ließ ſeine Landsmännin jedenfalls
ablaufen, ohne ihr Unterſtützung zu gewähren. Darauf eilte die
Dame nach London, wo General Dawes in vorſorglicher Weiſe
ſich der Amerikanerin annahm. Der römiſche Botſchafter
Ameri=
kas mußte nun ſchnell eine Fahrkarte nach Waſhington kaufen,
aber keine Rückfahrkarte, trotzdem er von Muſſolini und der
römi=
ſchen Preſſe noch zum Abſchied beſonders gefeiert wurde. In
Rom aber traf der Groll Teruzzis und ſeiner Freunde nun den
Senator Scialoia, der als Rechtsanwalt die Klage der
Schwie=
germutter energiſch vertrat. Er hat in deutlicher Weiſe ſeine
Klientin geſchützt, worunter der Ruf des Herrn Teruzzis nicht
gerade beſſer wurde. Teruzzi aber rächte ſich, indem er aus alten
Reden des Senators, aus Artikeln oder Aeußerungen jene
Stel=
len ausgrub, in denen ſich Scialoia unvorſichtig über den
Fas=
cismus geäußert hat. Dieſer Blumenſtrauß wurde dem Duce
in die Hände geſpielt. Herr Scialoia aber iſt nun nicht mehr der
Führer der Völkerbundsdelegation. Ein heiteres Skandälchen.
Dagegen nimmt der große Skandal Formen an, die wohl
binnen kurzem noch einer ausführlichen Beſprechung wert ſein
Tragödie von Gerhart Hauptmann.
„Wie fing ſich der Handel ſo glücklich an und wie faſt
ge=
waltig, und wie gehet es gar ſo kläglich aus.”
In Rektor Beſenmehers Worten ſpiegelt ſich der
ſchickſal=
hafte Kampf Florian Geyers, ſpiegelt ſich der wechſelvolle
Niedergang der bäuriſchen Erhebung.
Die Tragik Florian Gehers: aus der ungerechten
Ueberheb=
lichkeit der Standesgenoſſen ſtieß ihn ſein Rechtsgefühl; die
Eigenſucht und Zerfahrenheit der Bauern ließ in ihrem Kreis
nicht heimiſch werden.
Die Milderung ſeiner Tragik im Droma: daß er kein aktiver
Menſch war! Er weicht dem Handeln aus, wir ſehen ihn nur
leiden. Und doch teilen wir ſein Leid; denn darin liegt der
Hauptmannſchen Dichtung wertvollſte Seite; daß ſie menſchliches
Leid zu vermitteln, menſchliche Sehnſucht mitzuteilen weiß.
Da=
her die ſtarke Erſchütterung um Geyers Untergang, um ſeinen
meuchleriſchen Tod; denn durch ſein Herz floß ein brennend
Recht.
Ein Recht, brennend um die Ungerechtigkeit der Welt, um die
ſoziale Not ſeiner Zeit! Dieſe Zeit wird lebendig in
Haupt=
manns Drama in hundert Geſtalten. Man atmet ihre Luft, man
leidet ihr Leid mit.
Es iſt ein Drama des konſequenten, dichteriſch geſtalteten
PRealismus. Daher war es in der Inſzenierung Carl
Eberts verfehlt, die aus dem Vorſpiel entnommene Anſprache
des Biſchofs von Würzburg vor Vorhängen in feierlich ſtiliſierter
Faſſung ſpielen zu laſſen. Dann ging Ebert zu der realiſtiſchen
Formung über. Sie war im Kapitel des Neu=Münſters zu
Würzburg noch recht unvollkommen; der Szene fehlte die
Glie=
derung, die Geſtalt Geyers blieb in entſcheidenden Augenblicken
zugedeckt. Dagegen kamen die Szenen im Gaſthaus am
Rothen=
burger Markt und im Schweinfurter Rat zu lebendiger Wirkung.
Der Abſchied von dem ſterbenden Tellermann, dichteriſch die
mächtigſte Szene des Dramas, wurde darſtelleriſch nicht
er=
ſchöpft. Zu packender Größe erhob ſich die Inſzenierung bei
Gehers Todeskampf.
Florian Geyer ſelbſt: eine der herrlichſten Geſtalten
deutſcher Darſtellung. Aus der Erinnerung tauchen Theater=
Abende von Ewigkeitswert auf: Rittner der
vorwärts=
ſßende, von Dämonie umwitterte Held — Klöpfers kind=
licher Ueberſchwang — George der ſchickſalhaft gebundene
Träger der Idee des Rechtes und der Freiheit.
Fritz Valk war Geher, der Choleriker. In der Faſſung
knapp, prägnant, lebendig. Nicht die überragende Perſönlichkeit,
aber doch ein Kerl! Wuchtig; in der Todesſtunde packend.
Ausgezeichnet war Bernhard Minetti, der getreue
Feld=
ſchreiber Löffelholz. Ueberzeugend in der darſtelleriſchen
Ge=
ſtaltung und menſchlich durchdringend, feſſelte er ſtark.
Inge Conradi fängt an, die ſchwarze Marei zu ſpielen.
Es fehlt ihr noch viel an der ſcheuen, unheimlichen Geſtalt, in
der Hauptmann die ſchwarze Hofmännin aus Böckingen zu einem
Heilbronner Kätchen umgeſtaltet hat. Vor allem bei Geyers
letztem Harniſch=Anlegen: „Wo iſt man die erſte Nacht nach dem
Tode?” Hier müſſen die Schatten des Todes auf die Bühne
fallen, hier muß die Nähe des Todes Marei packen..
Alle Mitwirkenden waren mit Eifer bei der Sache. Aus
der großen Zahl ſeien Hans Baumeiſter als packender
Teller=
mann, Heinz Wemper ſicher und kräftig zugreifend als
Schä=
ferhans, Kurt Schindler als Karlſtatt, 9. Weſtermann
als Rektor Beſenmeyer, Carl Ebert als Biſchof, Mario Gang,
Ed. Göbel, Ehrhardt, Keßler, Fürgas,
Gallin=
ger und die Damen Hoffarth und Gothe hervorgehoben.
W. Reinkings Bühnenbild hielt ſich in dem angedeuteten
Rahmen der Inſzenierung.
Gaſtſpiel Hermann Job.
Die vorgeſtrige Premiere bei Hermann Job war ein
durch=
ſchlagender Erfolg. Zu dem dreiaktigen „Lachſchlager”: „
Her=
mann, wat bis degemein!” hat Hermann Job die älteſten
Schlager und Komikideen herangezogen, und zwar nicht nur die
älteſten, ſondern auch die beſten und wirkſamſten. Nach dem
Re=
zept: „Gute alte Sachen kann man immer wieder hören!” Und
köſtlich hat er es verſtanden, den gutem alten Wein in neue
Schläuche zu faſſen. So, daß das Stück wie neu wirkt.
Jedenfalls aber iſt es ſehr wirkſam, wie Hermann, der
„Freund”, ſeinen Rudi bittet, für ihn Brautwerber zu ſpielen
ausgerechnet bei der Maid, die Rudi ſelbſt liebt. Und wie erdann
Rache ſchnaubt, als Rudi die Braut ſelbſt heimführt. Wie dieſe
Rache ihn ins — Irrenhaus bringt und er dafür dem Rudi die
Hochzeit zerſchlägt. Und was ſonſt alles iſt! Welche Typen noch
in Aktion treten! Der Rückenmärker Baron Tippels (Hanns
Marc), die ebenſo leichtſinnige wie entzückende Nani (Linni
Haumann), Alice dann, die bildhübſche Braut (Mia
Pe=
ters), Bärbel, die derbe Kölnerin (Aenne Schroer) und wie
ſie alle heißen.
Rudi ſelbſt iſt Rudi Schiemann, und Hermann natürlich
Hermann Job, der alle mitreißt mit ſeinem köſtlichen Humor.
Man lacht Tränen! Das iſt Medizin in dieſer ſchönſten
aller Zeiten. Und ſo iſt für ſie Hermann Job der beſte Arzt. Für
*,*
die Zeit von heute nämlich.
Ap. Michel im Jenſeits. Von Armin Flobus. (Verlag von Karl
Rudolf, München=Grobenzell. Preis 4 Mark.)
Das Buch iſt eine Senſation, eine unterhaltſame weltliche Bibel
über die Beziehungen von Menſchen und Völkern ſchlechthin, betrachtet
ſie von hoher Warte aus mit dem Endziel einer geiſtigen,
wirtſchaft=
lichen und kulturellen Verſöhnung. Streſemanns Vermächtnis!
Inter=
views berühmter Zeitgenoſſen aus dreitauſend Jahren. Jeder ermahnt
ſein Volk auf Erden, hält ihm ſeine Fehler vor und rät zur Vernunft
und Verträglichkeit. So läßt z. B. der Verfaſſer Friedrich Hohenzollern
in einer Unterredung mit Bebel ſagen: „Alſo, lieber Bebel, ſehen Sie
jetzt ein, daß Ihre politiſchen Freunde im Vaterlande unten im Kriege
und nachher allerlei Dummheit gemacht haben, ja, daß der ſogenannte
Umſturz 1918 die allergrößte Dummheit der deutſchen Geſchichte war?
Zum Schluſſe rechnet Streſemann mit den heutigen Staatslenkern und
deren heuchleriſcher Politik ab und ſpricht ein letztes Mal zum deutſchen
Volk. Der Zweck des Buches: die Deutſchen ſollen einig ſein; die
an=
deren Völker die Deutſchen verſtehen lernen; das Ziel: Freiheit,
ge=
paart mit Vernunft, Liebe ſtatt Haß, Friede ſtatt Krieg. Man muß
dies eigenartige Buch ſelbſt leſen!
Im „Goldenen Hufeiſen” dem Zuſchauerraum der New Yorker
Metropolitan=Oper, trifft man die reichſten Leute der Welt. Jetzt gerade
hat auch in Amerika die Saiſon begonnen. Ueber dieſe „Oberen
Vier=
hundert” berichtet ein Bilderartikel in der neueſten Nummer der
Münch=
ner Illuſtrierten Preſſe (Nr. 48). In dem gleichen Heft behandelt ein
Kapitel aus dem deutſchen Bauernleben die hübſchen Bilder am
Vieh=
markt in Obergurgl. Aus dem Inhalt dieſer Nummer nennen wir noch
die Bilderfolgen: „Köpfe als Andenken”, merkwürdige Trophäen aus
Südamerika und Ozeanien, „Schienen auf 3400 Meter Höhe”, eine Fahrt
über den Anden ſowie eine Menge intereſſanter Bilder zur Zeitgeſchichte.
— Die neue Lebensweiſe. Das wichtigſte Werk über die neue
Er=
nährung: Dr. med. Hans Balzli. „Kunſt und Wiſſenſchaft
des Eſſens” im Ve=lage von Otto Reichl in Darmſtadt iſt ſoeben
vollſtändig geworden. Der zweite Band iſt unter dem Titel: „
Nah=
rungsmittellehre, Ernährungstherapie,
Küchen=
technik und Speiſenbereitung” erſchienen.
„Die Gymnaſtikſtunde d.r Frau” erſcheint ſoeben im Verlag Paul
Mähler, Stuttgart, in der 4—6. verbeſſerten und vermehrten Auflage
von Lija Mar und Dr. med. H. Balzli, mit 34 Abbildungen. Preis
karton, 2,80 RM., in Ganzleinenausgabe 3,50 RM. — Eine bekannte
Lehrerin, die nicht nur die Glieder, ſondern auch das Wort meiſtert,
ſowie ein bekannter Arzt, haben ſich zuſammengetan und in allgemein
und leichtverſtändlicher Form, dam weiblichen Geſchlecht ein praktiſches
Uebungsbuch in die Hand gegeben, das jede Frau in Staud ſetzt,
unab=
ig von den modernen Scuten und Shſtem täglich eine Reihe
ein=
fach=”, brauchbare, Leibesübungen zum Wohle ihrer Geſundheit und
täglichen Körperpflege vorzunehmel
Seite 4
Freitag, den 17. Januar 1930
werden. Wie hier ſchon unlängſt mitgeteilt wurde, erſchien es
den Kenuern der römiſchen Spitzelverhältniſſe bereits von
vorn=
herein ſehr zweifelhaft, or a. den ſogenannten Entdeckungen der
italieniſchen Polizei betreffs der angeblichen Attentatspläne etwas
Wahres ſein würde. Wie gefagt, war der Name des angeblichen
Antifasciſten Berneri, den man in Brüſſel gefaßt hatte, in allen
verſierten antifasciſtiſchen Kreiſen überhaupt nicht bekannt. Jetzt
erfährt man, daß ein italieniſcher fasciſtiſcher Lockſpitzel
Mena=
pace offenbar mit ihm in Verbindung geſtanden hat, und man
erklärt jetzt auch offen, daß die ganze Attentatsgeſchichte nur
er=
funden war, um gegen die antifasciſtiſchen Emigranten in
Frank=
reich und Belgien vorgehen zu können. Außerdem wurde ſchon
ſeit einiger Zeit behauptet, daß Muſſolini auf keinen Fall eine
Amneſtie auch für die politiſchen „Verbrecher” zulaſſem wollte,
die auf den Inſeln in der Verbannung oder als „Fuorusciti”
im Auslande leben. Um beim König die Unmöglichkeit einer
Begnadigung dieſer Leute zu beweiſen, und einem belgiſchen
Wunſche auf eine allgemeine, wirklich große Amneſtie von
vorn=
herein den Weg zu verlegen, hat die italieniſche Tſcheka das
Theater der Anſchläge erfunden. Es iſt wirklich ein Skandal,
ein Rieſenſkandal, mit welcher Dreiſtigkeit ſich dieſe Tſcheka im
Auslande betätigt, und man wird noch ſehr eigenartige Dinge
hören, wenn erſt einmal die Unterſuchung in Paris zu Ende ſein
wird. Es wird kaum etwas bewieſen werden, was über die
ſelbſt=
verſtändliche politiſche Betätigung jener Antifasciſten hinausgeht,
die aus dem Auslande, für die Befreiung Italiens in ihrem
Sinne wirken. Der Höhepunkt des Skandals aber war der
Vor=
wurf gegen die Schweiz, ihre Gäſte nicht genügend zu ſchützen.
Die Polizeimauer um den ankommenden Grandi war
infolge=
deſſen einfach ſkandalös.
Schluß der 58. Ratstagung.
Zalefki erinnerk in ſeiner Schlußanſprache au den
10. Jahrestag der erſten Völkerbundsraksſihung.
* Genf, 16. Januar. (Priv.=Tel.)
Mit der beim Völkerbund gerne beobachteten Regie hat man
die heutige zehnte Wiederkehr der erſten Sitzung des
Völker=
bundsrates in Paris zeitlich mit der Schlußſitzung der 58.
Rats=
tagung genau zuſammenfallen laſſen.
Präſident Zaleſki erinnerte in ſeiner Rede an den 16. Januar
1920, wo der Völkerbundsrat zum erſten Male zuſammentrat
un=
ter dem Präſidium „des großen und unvergeßlichen Erweckers
des Völkerbundes, Leon Bourgeois, eines Mannes wie Präſident
Wilſon, deſſen Ruhm es ſein wird, ſeinen Namen an die größten
Friedensanſtrengungen geknüpft zu haben, die von Menſchen je
mals verſucht wurden”.
Die Anweſenheit ſo vieler Außenminiſter im Rate und in
der Verſammlung des Völkerbundes ſei ein Beweis dafür, welche
Nolle der Bund heute bereits in der allgemeinen Politik ſpiele
und wenn man ihm ungerechterweiſe vorwerfe, daß er ſich noch
nicht mit allen Fragen beſchäftige, ſo vergeſſe man, daß er,
ab=
geſehen von den Angelegenheiten, die er unmittelbar regele,
ſei=
nen Einfluß heute in allen internationalen Beziehungen geltend
mache. „Zwiſchen alle Völker ſtellt er heute den Schutzwall der
Friſten und der Verträge‟. Von allen Delegationem der erſten
Natstagung ſei nur noch der ſpaniſche Ratsdelegierte Quinones
de Leon heute im Rat, der alſo am beſten die Größe des
Fort=
ſchrittes ermeſſen könne. Wenn ſich früher mehr als einer wohl
im Hinblick auf den Völkerbund geſagt habe: „Ich hoffe gegen
alle Hoffnungen”, ſo glauben wir heute an den Völkerbund, weil
wir wiſſen, daß er ſich auf dem richtigen Wege befindet; auch
der notwendige Einfluß der durch den Völkerbund
hervorgerufe=
nen Aenderungen auf die Pfychologie der Völker ſei nicht zu
unterſchätzen. So dürfe man auch noch größere Ergebniſſe in den
folgenden zehn Jahren erhoffen.
Der ſpaniſche Botſchafter in Paris,
Quino=
nes de Leon, erwiderte mit einer gewiſſen Melancholie. Er
nannte die Namen der inzwiſchen verſtorbenen Teilnehmer, der
erſten Ratstagung, vor allem Léon Bourgeois, dann Lord
Cur=
zon, den braſilianiſchem Delegierten Da Cunha, den italieniſchen
Senator Ferraris, und erinnerte daran, daß er nicht der einzige
Teilnehmer der erſten Sitzung am Ratstiſch ſei, denn auch der
Generalſekretär Sir Erie Drummond erfülle noch immer mit
einigen ſeiner erſten Beamten ſeine hohe Aufgabe. Der ſpaniſche
Delegierte erinnerte auch mit Vergnügen daran, daß, während
1920 nur ein einziger latein=amerikaniſcher Staat am Ratstiſch
ſaß, heute drei Spaniſch ſprechende Nationen Latein=Amerikas
im Rat ſeien ſowie zwei andere Vertreter außereuropäiſcher
Staaten, was den Geiſt der Univerſalität beweiſe, den der
Völkerbund notwendig habe. Der Völkerbund ſei mit der Größe
ſeiner Verantwortlichkeit gewachſen und er bemühe ſich, ſtets die
Probleme und die Schwierigkeiten zu ſehen, um ſie zu löſen und
überwinden zu können.
Präſident Zalefki teilte noch mit, daß ihm zahlreiche
Glück=
wunſch=Telegramme zum zehnjährigen Jahrestag des
Völker=
bundsrates zugegangen ſeien.
Damit war die kürzeſte Tagung des Völkerbundsrates, die
es in den letzten Jahren gegeben hat, nach dreieinhalbtägiger
Dauer beendet.
Nummer 17
Die deutſch=polniſchen Berhandlungen in Genf
abgeſchloſſen.
Die während der Ratstagung unter Teilnahme der
beider=
ſeitigen Geſandten geführten Ausſprache iſt am Donnerstag zum
Abſchluß gekommen. Sie hat zu einer weitgehenden
Ueberein=
ſtimmung der Auffaſſungen geführt, und vor allem dazu
beige=
tragen, den toten Punkt in den Handelsvertragsverhandlungen
zu überwinden. Die beiderſeitigen Delegationen ſollen, wie dies
Außenminiſter Zaleſki und Staatsfekretär v. Schubert ihren
Re=
gierungen empfohlen haben, in der nächſten Woche in Warſchau
wieder zuſammentreten.
Wie wir von unterrichteter Seite vernehmen, beeinträchtigt
das angebahnte Kompromiß in keiner Weiſe den agrarpolitiſchen
Schutz des Oſtens oder die veterinärpolizeilichen Sicherheiten und
verhindert, daß das aus den früheren Verhandlungen bekannte
Schweinekontingent von 200 000 Dz. auf bedrängte Märkte
ge=
worfen wird. Auch bezüglich des deutſch=polniſchen
Liquidations=
abkommens iſt eine Löſung vorbereitet worden. Einige
Prä=
ziſierungen über die Meinungsverſchiedenheiten konnten mit
Er=
folg beſprochen werden, und ein Ausgleich hat ſich als möglich
erwieſen. Ein formeller Beſchluß iſt freilich auch hier nicht gefaßt
worden.
Ungenügende Polizeikräfte im beſetzken
heſſiſchen Gebiel.
Die Fraktion der Deutſchen Volkspartei hat im Heſſiſchen Landtag
folgenden Antrag eingebracht:
Wir beantragen, der Landtag möge beſchließen, die Regierung zu
erſuchen, alle Bemühungen derjenigen Kreiſe des beſetzten heſſiſchen
Gebietes nachdrücklichſt zu unterſtützen, die eine Erhöhung der im
Frie=
densvertrag nach Abzug der Beſatzung zugelaſſenen Zahl der
Polizei=
kräfte erſtreben.
Begründung:
Laut Friedensvertrag darf die Zahl der Polizeikräfte im jetzigen
beſetzten heſſiſchen Gebiete, einſchließlich Gewerbepolizei, 700 nicht
über=
ſchreiten. Dieſe Zahl iſt angeſichts der Wühlarbeit der radikalen Kreiſe
nicht annähernd ausreichend, um die Ruhe, Ordnung und Sicherheit zu
gewährleiſten, auf die gerade das beſetzte Gebiet nach Abzug der
Be=
ſatzung Anſpruch hat. Die jüngſten Vorgänge in Worms beſtätigen
die Befürchtung, daß gerade Grenzgebiete zum Tummelplatz des
Radi=
kalismus werden ſollen. Aus innen= und außenpolitiſchen Erwägungen
heraus kann es nicht zugelaſſen werden, wenn die jetzige 3.
Beſatzungs=
zone der Herd von Unruhen wird. Nur ausreichen de
Sicher=
heitsorgane gewähren einen Schutz gegen künftige Gefahren, die bereits
jetzt erkennbar ſind.
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Aus der Landeshaupkftadk.
Darmſtadt, den 17. Januar.
Die gegenwärkigen Aufgaben der amklichen
Landes=
ſtatiſkit in heſen
lautete das Thema, über das Direktor Dr. Lind, vom Heſſiſchen
Landesſtatiſtiſchen Amt anläßlich eines Beſuchs des Statiſtiſchen
Semi=
nars der Univerſität Frankfurt a. M. im Sitzungszimmer des Amtes
ſprach. Als Vertreter des Miniſteriums war Miniſterialrat Diehl,
von der Univerſität Frankfurt a. M. außer einer Anzahl Studierender
Privatdozent Dr. Flaskämer erſchienen. In dem eingehenden, ſehr
inſtruktiven Referat wurden die Aufgaben der Landesſtatiſtiken, die
unentbehrlich ſind, beleuchtet, wobei jeweils beſonders die Gebiete
neu=
traler Reichsſtatiſtik, der föderaliſtiſchen und partikularen Statiſtik,
be=
handelt wurden. Das letzte große Zählwerk war bekanntlich 1925; eine
neue Zählung war für 1930 geplant, wurde aber aus finanziellen
Gründen auf 1931 verſchoben. Das ganze vielſeitige Gebiet der
Sta=
tiſtik wurde beſprochen und dabei die beſonderen Arbeitsgebiete und
Zweige des Heſſiſchen Landesſtatiſtiſchen Amtes, wie z. B. die Statiſtik
für Obſt= und Weinernte uſw., unterſtrichen, zu denen ab 1. April 1930
eine Verkehrsunfallſtatiſtik für Kraftfahrzeuge
kommen wird.
Ein großer Teil der amtlichen Statiſtik im Deutſchen Reich iſt
dezentraliſiert; ſie wird von den ſtatiſtiſchen
Landes=
ämtern bearbeitet, während dem Reichsamt nur die
Zuſammen=
ſtellung der fertigen Länderergebniſſe zu Reichsüberſichten obliegt.
Dieſe Dezentraliſation führt dank der Orts= und Sachkunde und der
unmittelbaren Fühlungnahme mit den Erhebungsorganen, wie mit
den beobachteten Verhältniſſen, wie ſie bei den Statiſtiſchen
Landes=
ämtern und ihrem Perſonal, insbeſondere in den mittleren Ländern
vorhanden iſt, zu ſachgemäßerer, raſcherer und billigerer Erledigung,
als eine völlige Zentraliſation dieſer Arbeiten in Berlin ſie
gewähr=
leiſten könnte. Auch die Schweiz und die Vereinigten Staaten von
Amerika haben mit der Dezentraliſation ihrer amtlichen Statiſtik
beſte Erfahrungen gemacht.
Es ſind vor allem die ſtatiſtiſchen Landesämter der mittleren
Län=
der, die ſich beſonders darum bemühen, ihre Ergebniſſe in
weitgehen=
der geographiſcher Gliederung, alſo möglichſt für die einzelnen unteren
Verwaltungsbezirke und größeren Gemeinden, zu bringen. Dies iſt
auch der beſte Weg dazu, in den weiteſten Kreiſen der Oeffentlichkeit
Intereſſe an dieſen Zahlen zu wecken. Dieſe Veröffentlichungstätigkeit
iſt mit ein Stück allgemeiner ſtaatsbürgerlicher Bildungstätigkeit. Die
Möglichkeit, ſich über die wirtſchaftlichen oder kulturellen Verhältniſſe,
über welche die amtliche Statiſtik Aufſchluß gibt, ſelbſt durch Lektüre
der Veröffentlichungen zu informieren, iſt zweifelsohne ein Teil richtig
aufgefaßter und geſunder Demokratie. Die Pflege der Landes= und
Wirtſchaftskunde der engeren Heimat auf ſtreng objektiver
zahlenmäßi=
ger Grundlage wird dem Heſſiſchen Landesſtatiſtiſchen Amt dadurch ſehr
erleichtert, daß die heſſiſche Preſſe in Stadt und Land aus ihren
Ver=
öffentlichungen auszugsweiſe Material entnimmt und es ihren Leſern
mitteilt.
Die lehrreichen Ausführungen des Direktors Dr. Lind wurden mit
kebhaftem Beifall aufgenommen.
Intereſſant iſt, bei dieſer Gelegenheit zu bemerken, daß mit
Wir=
kung vom 1. Januar 1930 ab das Land Heſſen als Träger der
Unfallverſicherung für die ſtaatlichen Betriebe,
mit Ausnahme derjenigen der Land= und Forſtwirtſchaft, erklärt iſt,
ſoweit es nicht ſchon bisher dieſe Aufgaben übernommen hatte. — Das
Land iſt zugleich Träger der Verſicherung für die Betriebe zur
Hilfe=
leiſtung bei Unglücksfällen, die nicht für ſeine Rechnung gehen und für
die Unfälle beim Lebensretten. — Als Ausführungsbehörde iſt das
Miniſterium für Arbeit und Wirtſchaft — Unfallverſicherungsſtelle für
die ſtaatlichen Betriebe — beſtimmt.
— Heſſiſches Landestheater Darmſtadt. Grillparzers. Luſtſpiel
„Weh dem, der lügt”, kommt in der erfolgreichen
Neueinſtudie=
zuung von Günter Haenel und Wilhelm Reinking heute Freitag um
2 Uhr im Großen Haus zur Aufführung. In den Hauptrollen: Knott,
hinz, Baumeiſter, Gallinger, Minetti, Weſtermann. (Bühnenvolksbund
Miete H.)
„Peterchens Mondfahrt” wird als geſchloſſene
Vorſtel=
lang heute Freitag um 15 Uhr im Großen Haus in Szene gehen. Die
nächſte öffentliche Wiederholung von „Peterchens Mondfahrt” wird
noch bekanntgegeben.
„Eine Nacht in Venedig”, komiſche Oper von Johann
Strauß, die begeiſtert aufgenommene Silveſter=Premiere, wird morgen
Samstag um 20 Uhr im Großen Haus wiederholt. Inſzenierung:
Renato Mordo (Bühnenbild: Lothar Schenck von Trapp); muſikaliſche
Leitung: Karl Maria Zwißler. In den Hauptrollen: Walter, Grahl,
Bunſel, Harre, Vogt, Ney, Jacobs, Philips, Keßler, Tibaldi, Minetti.
(Darmſtädter Volksbühne Gemeinde G Gruppe 1—4.)
„Der Raub der Sabinerinnen”, der beliebte Schwank
von Franz und Paul von Schönthan, wird morgen Samstag um 19.30
Uhr im Kleinen Haus in Szene gehen. Den Theaterdirektor Strieſe
ſpielt Paul Maletzki, die Rolle des Dr. Neumeiſter ſpielt erſtmalig
Bernhard Minetti. (Zuſatzmiete V und Miete T, Gruppe 2.)
„Fra Diavolo”, komiſche Oper von Auber, wird Sonntag, den
9. Januar, in neuer Einſtudierung und Inſzenierung erſtmals zur
Aufführung kommen. Muſikaliſche Leitung: Carl Bamberger,
Inſze=
nierung: Arthur Maria Rabenalt, Bühnenbilder: Lothar Schenck von
Trapp. Die Titelpartie ſingt Hans Grahl. In den übrigen
Haupt=
rollen: Harre, Gerlach, Bunſel, Liebel, Overlack, Vogt und Ney. (
Zu=
ſatzmiete VII.)
Die erſte Wiederholung des „Florian Geyer” von Gerhart
Hauptmann findet Sonntag, den 19. Januar, um 19 Uhr im Großen
Haus in der erfolgreichen Neuinſzenierung Carl Eberts ſtatt. (
Heſſen=
landmiete II und III.)
Zweites Sonderkonzert des Landestheater=Orcheſters. Unter
(muſikaliſcher Leitung von Generalmuſikdirektor Dr. Karl Böhm findet
Montag, den 20. Januar, um 20 Uhr im Großen Haus das zweite
Sonderkonzert des Landesthraters mit Werken zeitgenöſſiſcher
Kom=
poniſten ſtatt. Es gelangen Kreneks Potpourri für großes Orcheſter,
Glencks Variationen=Suite über ein eigenes Thema und Attenbergs
preisgekrönte 6. Sinfonie zur Aufführung.
— Dritter Kammermuſikabend des Schnurrbuſch=Quartetts. Das
Schnurrbuſch=Quartett veranſtaltet ſeinen dritten Kammermuſikabend
im Rawmen des Zyklus „Von der alten zur neuen Zeit” am
Mitt=
woch, den 22. Januar, im Kleinen Haus. Zu Gehör kommen Brahms
Quartett C=Moll, H. Wolf: Italieniſche Serenade und Bruckners
Streichquintett F=Dur. Vorverkauf an der Tageskaſſe des Kleinen
Hauſes. Es wird beſonders darauf hingewieſen, daß dieſer dritte
Kammermuſikabend ausnahmsweiſe ſchon um 19.30 Uhr beginnt.
— Nicolaus Schwarzkopf, der Verfaſſer des Grünewald=Romans
„Der Barbar”, wird an zwei Abenden über den geſchichtlichen
Mat=
thias Grünewald ſprechen, über den Menſchen und über den Maler,
wie er in dem gewaltigen Werk ſich zeigt. Die ſozialen und die
reli=
giöſen Untergründe jener aufgewühlten Zeit — es dreht ſich um die
Zeit der Reformation und der Bauernkriege — ſollen, ſoweit ſie dieſes
Werk mitveranlaßt haben, dargeboten werden. Eine eingehende
Be=
trachtung des Geſamtwerkes liegt den zwei Abenden zugrunde, die am
28. Januar und am 4. Februar in der Techniſchen Hochſchule
abgehal=
ten werden.
— Werbeabend der R.j.V. Geſtern abend hielt die
Reichsgemein=
ſchaft junger Volksparteiler, Gruppe Darmſtadt, bei Sitte einen
Werbe=
abend ab. Wir kommen darauf zurück.
Freitag, den 17. Januar 1930
Seite 5
Die Tenmeiſterſchaften dei Stabenien
1.—10. Auguſt 1930 in Darmſtadt.
Von Hanns Fiſcher, Geſchäftsführer der W. d. St.
Vom 1. bis 10. Auguſt 1930 wird Darmſtadt der Schauplatz eines
internationalen Ereigniſſes größter Bedeutung ſein. In dieſen Tagen
finden die Weltmeiſterſchaften der Studenten in Schwimmen, Tennis,
Fechten, Fußball und Leichtathletik im Stadion der Techniſchen
Hoch=
ſchule ſtatt.
Was ſind dieſe Weltmeiſterſchaften? Wer veranſtaltet ſie, welchen
Intereſſentenkreis erfaſſen ſie, gibt es ſchon einen ungefähren
Ueber=
blick über die Größe der Veranſtaltung? Was bedeuten ſie insbeſondere
für Darmſtadt?
In immer größer werdendem Maße haben die Univerſitäten und
Hochſchulen aller Länder die Pflege der Leibesübungen in ihr Programm
aufgenommen. Von der Erkenntnis ausgehend, daß die regelmäßige
Be=
tätigung des menſchlichen Körpers nach beſtimmten Regeln und genauer
Einteilung geeignet iſt, dem Studierenden ein Aequivalent gegen ſeine
Arbeit am Zeichentiſch und im Seminar zu geben. Das helleniſtiſche
Erziehungsideal — Einheit von Geiſt und Körper — wird angeſtrebt. Wir
Deutſche können mit Stolz feſtſtellen, daß eine gleich vortreffliche und
erfolgſichere Organiſation des Studentenſportes in keinem anderen
Lande geſchaffen iſt. Auch in England nicht, da gerade hier die Wege
zum Ziel weſentlich anders führen. Nachdem nun der Sport der
Stu=
denten äußerlich immer ſichtbarere Formen annahm, ergab ſich
zwangs=
läufig die Vorſtellung, „Meiſterſchaften der Studenten” aller Nationen
zu veranſtalten. In einem kürzlich veröffentlichten Artikel wurde die
Geſchichte dieſer Weltmeiſterſchaften kurz geſtreift. Sie läuft über
War=
ſchau 1920, Rom 1926, Paris 1928 zu dem kommenden Ereignis 1930 in
Darmſtadt. Alle Sportverbände der Nationen ſind, ſoweit ſie
Studen=
ten umfaſſen, in der Confédération internationale des Etudiants (
der=
zeitiger Sitz in Paris), abgekürzt C.J. E., vereinigt. Sie iſt der
Spitzen=
verband und veranſtaltet alle 2 Jahre ihre Weltmeiſterſchaften und
überträgt die Durchführung einem jeweils zu beſtimmenden Land.
Für Deutſchland iſt dies der Wettkampfausſchuß für die Deutſchen
Hochſchul=Meiſterſchaften, ein Unterausſchuß des Deutſchen
Hochſchul=
amtes für Leibesübungen.
Es iſt demnach ſo, daß oberſte Inſtanz aller Dinge die C.J.E. iſt,
ihr Beauftragter iſt der genannte Ausſchuß, der ſich naturgemäß eines
vorwiegend lokal zuſammengeſetzten Ausſchuſſes zur Durchführung der
Weltmeiſterſchaften bedient.
Intereſſenten für die Veranſtaltung ſind als mittelbar Beteiligte die
32 Mitgliednationen der C.J.E. Innerhalb dieſes Kreiſes wieder die
ca. 400—500 Univerſitäten und Hochſchulen der ganzen Erde.
Dar=
über hinaus zieht die Olympiade natürlich ihre Kreiſe zu den
Regie=
rungen, den ſtudentiſchen Kreiſen überhaupt, den Induſtrien und noch
weiter zu der Allgemeinheit. Sei ſie nun ſportlich eingeſtellt oder nicht.
Man muß, um die ſportliche Tragweite der Darmſtädter Veranſtaltung
ganz ermeſſen zu können, erwähnen, daß ein Großteil der
Welt=
höchſtleiſtungen von Studenten innerhalb ihrer privaten
Sport=
vereine aufgeſtellt iſt. So z. B. in Amerika, England, Frankreich,
Schweiz und auch in Deutſchland. Allein aus dieſem Grunde findet
die Studentenolympiade die Beachtung der weiteſten Kreiſe. Abgeſehen
davon iſt es wohl eine ſtudentiſche Veranſtaltung, aber die Annahme,
es handele ſich hier um die Veranſtaltung einer beſtimmten Klaſſe, iſt
nicht gerechtfertigt. Der Student von heute, und beſonders der
Sport=
ſtudent, iſt ſich ſeiner Volkszugehörigkeit abſolut bewußt. Sein Leben
ſpielt ſich in ihr ab, für Klaſſengeiſt mit ſeinen Schnörkeln und Grenzen
iſt heute nicht mehr die Zeit, und keiner weiß das mehr, als der, der
in ſeinem Verein mit allen Schichten der Bevölkerung in ſportliche
Beziehungen tritt. Deswegen darf der Student darauf rechnen, daß
man ſeinen Bemühungen von ſeiten der Allgemeinheit das Intereſſe
entgegenbringt, das ihm gebührt. Denn er arbeitet auch auf dem
Sportplatz an ſich für die Gemeinſchaft aller, ſei er Franzoſe,
Englän=
der, Italiener, Deutſcher oder ſonſt wer.
Der Kreis der Intereſſenten an den Weltmeiſterſchaften der
Stu=
denten in Darmſtadt vom 1. bis 10. Auguſt 1930 iſt umfaſſend groß
und wird noch größer, wenn annähernde Angaben über die Beteiligung
gemacht werden können.
Vom 4. bis 12. Januar 1930 fand der Vorläufer der Darmſtädter
Veranſtaltung, die „Akademiſchen Welt=Winterſpiele”, in Davos ſtatt.
14 Nationen mit annähernd 350 Mann beteiligten ſich. Nähere
Einzel=
heiten wurden in den Tageszeitungen bereits gemeldet. Die
Anwefen=
heit ſo vieler Nationen gab Anlaß, daß einige Herren des
Arbeitsaus=
ſchuſſes in Davos die perſönlichen Beziehungen aufnahmen. Das
Er=
gebnis der wegen Verſtändigungsſchwierigkeiten manchmal nicht ganz
einfachen Verhandlungen iſt folgendes: Die Darmſtädter Veranſtaltung
findet ſchon jetzt, bevor die offiziellen Ausſchreibungen ergangen ſind,
das größte Intereſſe. Der Start folgender Nationen iſt mit
Sicher=
beit zu erwarten: England, Holland, Belgien, Luxemburg, Frankreich,
Spanien, Italien, Jugoſlawien, Rumänien, Ungarn, Oeſterreich,
Schweiz, Tſchechoſlowakei. Dänemark, die nordiſchen Staaten. Japan
hat den Start von 35 Mann in ſichere Ausſicht geſtellt, mit Amerika
(aufen zurzeit Verhandlungen. Die anderen Nationen werden ihre
Anmeldung, ſobald erſt die Ausſchreibungen ergangen ſind, bei dieſer
Konkurrenz ſchon aus Preſtigegründen nicht zurückhalten können.
Ins=
geſamt kann man mit einem Start von 5—600 ausländiſchen
Sport=
ſtudenten rechnen.
Dieſe Beteiligung der Nationen iſt eine überraſchend große. So
hat z. B. das Mitglied des Großfasciſtenrates Maltini die
An=
weſenheit von 200 Italienern, Mr. Béteille, der Führer
der franzöſiſchen Sportſtudenten, eine Expedition von 120 Mann
zugeſagt. Selbſt Rumänien ſcheut die weite Reiſe nicht und wird mit
ca. 30—40 Mann kommen. Ueberall, überall intereſſiert man ſich für
Darmſtadt, und es war wohltuend, feſtzuſtellen, daß man Darmſtadt
draußen doch mehr kennt, als man allgemein annimmt. Darmſtadt,
ſeine Künſtlerkolonie, ſeine Schule der Weisheit, ſein Theater und
be=
ſonders ſeine Techniſche Hochſchule, ſind bekannte Dinge. In
allen Verhandlungen kam unverhohlen die Anerkennung zutage, die
man der Organiſation der Deutſchen Hochſchul=Leibesübung zollt, wie
man denn auch dem Sportbetrieb der T. H. Darmſtadt mit
Aufmerk=
ſamkeit und ehrlicher Anerkennung Beifall ſpendete. Das eine ging
jedenfalls klar hervor, daß man gerne zu den 4. Weltmeiſterſchaften
nach Deutſchland und insbeſondere nach Darmſtadt kommt. Das Letztere
vielleicht deswegen — wie ein tſchechiſcher Vertreter ſagte —, weil man
erwarten kann, in einer kleineren Stadt einer regen Aufmerkſamkeit zu
begegnen und weil man leichter hinter die Faſſade des täglichen Lebens
ſchauen kann. Liegt nicht darin eine unbewußte Anerkennug der
kul=
turpolitiſchen Tragweite der ganzen Veranſtaltung?
Ein intereſſantes Detail ſei den Leſern nicht vorenthalten. Die
Abordnung ging ſelbſtverſtändlich ausgerüſtet mit Darmſtädter
Werbe=
material auf die Reiſe. Die Odenwald=Reliefkarte des Heſſiſchen
Ver=
kehrs=Verbandes fand bei den Ausländern einen tatſächlich begeiſterten
Widerhall. Die ca. 50 Exemplare waren im Handumdrehen
veraus=
gabt! Ein ſchlagender Beweis, wie geeignet gutes Werbematerial iſt —
wenn man es richtig placiert.
Für Darmſtadt bedeuten die Weltmeiſterſchaften der Studenten den
Höhepunkt des Jubiläumsjahres 1930. Die Plakate (dreiſprachig)
hän=
gen in allen Univerſitäten, Konſulaten, Reiſebüros, Großbanken,
In=
ſtituten für Körperpflege u. ä. Die internationalen Reiſebüros ſind
auf die Veranſtaltung aufmerkſam gemacht. Die Ausſchreibungen (
drei=
ſprachig) gehen, mit Darmſtädter Anſichten geſchmückt, in alle Welt.
Die Werbung für die Veranſtaltung, und in ihrer einheitlichen
Geſtal=
tung für Darmſtadt mitarbeitend, iſt der internationalen Bedeutung
des Ereigniſſes entſprechend. Darmſtadt macht in aller Welt von ſich
reden und wird den entſprechenden Erfolg haben.
Man kann behaupten, daß die Größe der Veranſtaltung ihre
In=
ternationalität nach nur von einer Weltolympiade übertroffen werden
kann.
Die Arbeit iſt nicht gering, aber ſie wird von allen Mitarbeitern
gerne geleiſtet. Zu Ehren der Studentenſportler und unſerer
Vater=
ſtadt Darmſtadt. Wir können mit Recht ſtolz darauf ſein, daß es
ge=
lungen iſt, Darmſtadt vor den Großſtädten Berlin, Hamburg, Dresden,
Köln den Vorrang zu verſchaffen. Es iſt nun Sache aller, den
Welt=
meiſterſchaften denjenigen Rahmen zu ſchaffen, den ſie verdienen.
Im Geiſte der Confédération internationale des Etudiants: der
Wahrhaftigkeit, der Verſöhnung und des „fair play”.
— Der Darmſtädter Journaliſten= und Schriftſteller=Verein hat für
ſeinen 11. literariſchen Abend, der Montag, den 20. Januar, im
Reſtau=
rant Chriſt (Grafenſtraße 18) um 8.15 Uhr ſtattfinden wird, den
rühm=
lichſt bekannten heſſiſchen Erzähler Nikolaus Schwarzkopf
ge=
wonnen. Dieſer hat in ſeinem jüngſten Roman „Der Barbar” (München
bei G. Müller) den ebenſo kühnen, wie innerlich tiefberechtigten Verſuch
gemacht, den genialen, deutſchen Maler Matthias Grünewald, deſſen
Lebensgeſchichte für uns großenteils im Dunkeln liegt, mitten in die
große Kulturbewegung ſeines Jahrhunderts und ihr leidenſchaftliches
Ringen um den letzten Sinn der Religion hineinzuſtellen. Auf dieſe
Weiſe iſt ein ungemein farben= und figurenreiches Bild des ausgehenden
Mittelalters in Deutſchland entſtanden, in dem Grünewald als tragiſcher
Mitkämpfer um die religiöſe Erneuerung ſeinen Leidensweg vollendet.
Daß der Verfaſſer ſelbſt ſeinen Roman (auszugsweiſe) vortragen will,
wird dem Abend ſein beſonders anziehendes Gepräge geben. Außer den
Mitgliedern des Vereins und ihren Angehörigen ſteht auch eingeführten
Gäſten der Zutritt ohne weiteres offen.
— Bücherſtube Alfred Bodenheimer. Die Ausſtellung der
Darm=
ſtädter Künſtlerin Inge Dinand, die ſtarkem Intereſſe begegnet,
iſt am Sonntag, den 19. Januar, von 11—1 Uhr vormittags, geöffnet.
Eintritt frei.
— Ueber den gegenwärtigen Stand der Kriegsſchuldlüge ſprach im
Hiſtoriſchen Verein Profeſſor Dr. Rotlof. Da wir erſt
kürzlich eine Abhandlung aus der Feder des Herrn Referenten über die
Vorgeſchichte des Weltkriegs veröffentlicht haben, die ſich mit den
glei=
chen Fragen befaßte, ſehen wird von einer Wiedergabe des Referats ab.
— Vereinigung der leitenden Angeſtellten E. V., Ortsgruppe
Darm=
ſtadt. Anläßlich der erſten Monatsverſammlung im neuen Jahre
ſprach der Vorſtand der Weſideutſchen Geſchäftsſtelle, Herr Dr. Schäfer,
über Weſen und Ziele der Vela in ſehr anſchaulicher Weiſe. Er führte
den Anweſenden die Sonderſtellung der leitenden Angeſtellten im
deutſchen Wirtſchaftsleben und die ſich daraus ergebenden beſonderen
wirtſchaftlichen, ſozialen und rechtlichen Intereſſen eindrucksvoll vor
Augen. In Beantwortung dieſer Fragen wies der Vortragende auf
die Notwendigkeit des weiteren Zuſammenſchluſſes dieſer Sonder=
Berufsſchicht hin, deren Intereſſenvertretung durch die von der
Ver=
einigung getroffenen Beratungsſtellen und ſonſtigen Einrichtungen
er=
folgreich durchgeführt wird.
— Vortrag. Der Vortrager Walter Lehmann hat am 19. Januar,
abends, in dem Gemeindeſaale der Paulusgemeinde eine
Gedichtsdar=
bietung. Wir weiſen auf die Anzeige in der heutigen Ausgabe unſeres
Blattes hin. Der Eintritt iſt frei.
— Neue Kurſe in Reichskurzſchrift. Gelegenheit zur Erlernung
bietet die Stenographen=Vereinigung, die am Freitag und Dienstag,
abends, in der Handwerkerſchule (Ecke Karl= und Nieder=Ramſtädter
Straße) neue Kurſe eröffnet. Der Unterricht wird von ſtaatlich
ge=
prüften Lehrern der Kurzſchrift erteilt, wodurch gründliche Erlernung
gewährleiſtet wird. Das niedrig bemeſſene Unterrichtsgeld kann in
Raten entrichtet werden.
— Ergebniſſe der Kaufmänniſchen Berufswettkämpfe. Man ſchreibt
uns: Mit einer umfangreichen Arbeit hat nunmehr der
Deutſchnatio=
nale Handlungsgehilfen=Verband der geſamten Oeffenlichkeit und der
Wirtſchaft die Ergebniſſe, Erfahrungen und Folgerungen ſeiner vor
einiger Zeit durchgeführten Kaufmänniſchen Berufswettkämpfe
über=
geben. Die wichtigſten Feſtſtellungen über die praktiſche Ausbildung
der Kaufmannsjugend konnte bei den Situationsaufgaben gemacht
wer=
den. Es handelt ſich dabei um Fragen, wie ſie in der Kaufmannsarbeit
regelmäßig wiederkehren und zeigen, ob der Teilnehmer gute Anlagen
zum gewandten und ehrbaren Kaufmann hat. Die Beantwortung der
Fragen ergab, daß der Kaufmannslehrling des mittleren Betriebes und
mit der einfacheren, aber guten und abgeſchloſſenen Vorbildung die
beſten Löſungen erzielte. Sie ergaben weiter, daß die Lehrlings=
Ausbildung häufig noch ſehr mangelhaft berrieben wird, ſo daß der
D.H.V. erneut die Berufsausleſe, Gehilfenprüfung und beſondere
Be=
rückſichtigung des Kaufmannsſtandes im Berufsausbildungs=Geſetz
for=
dert. In den Fächern Kaufmänniſches Rechnen, Schönſchreiben,
Steno=
graphie, Deutſch und Handelsbriefwechſel waren durchweg mangelhafte
Kenntniſſe feſtzuſtellen. Für den Jungkaufmann müßte ein flotter
Briefſtil ſelbſtverſtändlich ſein, ebenſo in der Kurzſchrift eine Leiſtung
von 150 Silben in der Minute. Dieſe Ziele ſind hauptſächlich durch die
Berufsſchulen zu fördern, ſo daß bei ihnen beſſere Unterrichts=Kräfte
(Diplom=Handelslehrer) und Erhöhung der wöchentlichen Stundenzahl
verlangt werden müſſen. Mit den Teilnehmern wurden jetzt an
be=
ſonderen Abenden ſämtliche Arbeiten durchgeſprochen und Ausbildungs=
Vorſchläge gemacht, die jedem Teilnehmer und ſeinen Anlagen gerecht
werden. Erſt durch dieſe Auswertung iſt der Erfolg der
Berufswett=
kämpfe gegeben, die beim D.H.V. als ernſte Berufsarbeit und nicht als
Sport betrieben werden. Das kommt auch in den Worten zum
Aus=
druck, die der Leiter des Landesprüfungs=Ausſchuſſes,
Oberregierungs=
rat Menne (Frankfurter Berufsamt) äußerte: „. . . Ich möchte Ihnen
meine volle Anerkennung ausſprechen für die Anlage und Durchführung
der letzten großen Berufswettkämpfe. Ich kann nunmehr aus eigener
Anſchauung und Erfahrung beſtätigen, daß dieſes Unternehmen eine
fachlich und berufspädagogiſch hervorragende Leiſtung war. ." Auf
Wunſch werden Intereſſenten die ausführlichen Unterlagen über die
Berufswettkämpfe von der Gaugeſchäftsſtelle des D.HV., Frankfurt
a. Main, Savignyſtraße 43, gern und koſtenlos übermittelt.
— Steuerabzug vom Arbeitslohn. Der Herr Reichsminiſter der
Finanzen hat in einer Verordnung vom 14. 12. 1929 Anordnungen über
die Einreichung der Belege über den Steuerabzug vom Arbeitslohn für
das Kalenderjahr 1929 getroffen. Hiernach müſſen die erforderlichen
Belege bis ſpäteſtens 15 2. 1930 bei dem zuſtändigen Finanzamt
ein=
gereicht ſein. Auf die Bekanntmachung in der heutigen Nummer des
Blattes wird hingewieſen.
n. Die Heſſiſche familiengeſchichtliche Vereinigung hält ihre
dies=
jährige Hauptverſammlung nächſten. Dienstag, 21. Januar,
abends 8.30 Uhr, im „Prinz Karl” ab. Herr Prälat D. Dr. Diehl
hält dabei einen Vortrag: „Zur Schulgeſchichte des
Junker=
landes”. Gäſte können eingeführt werden.
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Teite 6
Freitag, den 17. Januar 1930
Nummer 17
Aus Hefſen.
Skarkenburg
— Groß=Zimmern, 16. Jan. Theaterabend des
Turn=
vereins 1863 e. V. Zugunſten der beiden hieſigen
Schweſtern=
ſtationen bringt der Turnverein am Sonntag, den 19. Januar, abends,
das Theaterſtück „s Heimat=Brünnele” zur nochmaligen Aufführung.
An den verehrten Einwohnern liegt es, die gute und edle Sache zu
unterſtützen. Man kann es ruhig als eine Ehrenpflicht betrachten, den
beiden Schweſternſtationen ein kleines finanzielles Opfer zu bringen,
Sind ſie es doch, die unermüdlich bei Tag und Nacht, unter
Auf=
opferung ihrer eigenen Geſundheit, in tauſenden Fällen von
Krank=
heiten und auch ohne Unterſchied der Perſonen eine gute Pflege und
Stütze ſind. Man hat für alles Mögliche Geld ohne großes Zögern
übrig, und hoffentlich wird dieſe mildtätige Veranſtaltung eine
be=
lohnende Anerkennung ſeitens der verehrten Einwohner finden.
Kar=
ten ſind im Vorverkauf bei Herrn Lehrer Sperb und an der
Abend=
kaſſe zu erhalten.
r. Babenhauſen, 15. Jan. Die 1. Sitzung des
neugewähl=
ten Gemeinderats fand unter dem Vorſitz des Herrn
Bürger=
meiſters Rühl ſtatt. Die neue Gemeindevertretung ſetzt ſich aus je
3 Vertretern des Gewerbes und der Landwirtſchaft, aus 2 Vertretern
der Beamtenſchaft und aus 7 Mitgliedern der Sozialdemokratiſchen
Partei zuſammen. Nach Begrüßung fordert der Vorſitzende beſonders
die Neugewählten auf, jederzeit unter Hintanſetzung eigener oder
Son=
derintereſſen für das Wohl der Gemeinde zu arbeiten. Unter Hinweis
auf die Heiligkeit des Eides werden ſie durch Handſchlag verpflichtet,
die ſeitherigen Vertreter auf den früher geleiſteten Dienſteid verwieſen.
Alsdann wird zur Wahl der Kommiſſionen geſchritten. Zum Kontrolleur
wurde G.=R. Mohr gewählt. Da unſer langjähriger verdienter
Bür=
germeiſter am 1. April d. J. freiwillig aus ſeinem Amte ſcheidet, iſt
in dieſem Frühjahr eine Bürgermeiſterwahl erforderlich. Sie ſoll am
Sonntag, dem 9. März, ſtattfinden, für eine evtl. nötige Stichwahl iſt
der 16. März vorgeſehen. Nach Bildung der Wahl= und
Abſtimmungs=
kommiſſion ſowie der Beiſitzer wird beſchloſſen, die Einſtufung des neu
zu wählenden Bürgermeiſters in der nächſten Sitzung vorzunehmen.
Betr. Gasverſorgung, ſollen zunächſt die in Frage kommenden
Verträge bei den ſtädtiſchen Betrieben Darmſtadt angefordert werden.
Gegen die bereits verlegte Gasfernleitung Dieburg-Babenhauſen—
Seligenſtadt wird keine Einwendung erhoben. Betr. Verbeſſerung der
Straßenbeleuchtung wird der Gemeinderat alsbald mit dem
Inhaber des Elektrizitätswerks und der Betriebsleitung einen
abend=
lichen Rundgang durch die Straßen der Stadt machen, um Mängel
feſtzuſtellen, die dann abgeſtellt werden ſollen. Der Erſatz des Hauer=
und Setzerlohnes für das Ortsbürgerholz wird auf 30
Reichsmark für ein Los feſtgeſetzt. Das Kaufgeld für das bei, den
Holzverſteigerungen zum Verkauf kommende Holz ſoll bis zum 1. Juli
1930 zinslos geſtundet werden, von da ab werden 6 Prozent Zinſen
berechnet. In nichtöffentlicher Sitzung wird der Ankauf
zweier Grundſtücke für Bauplätze nächſt dem Harreshäuſer Weg zum
Preiſe von je 1650 RM. genehmigt. Ein Geſuch des
Schrebergarten=
vereins um Erlaß der Billettſteuer für eine Abendunterhaltung wird
genehmigt. Wegen Herrichtung des Speſſartplatzes ſoll das
Hochbau=
amt Dieburg erſucht werden, einen Plan und Koſtenvoranſchlag
anzu=
fertigen.
In. Harpertshauſen, 16. Jan. Für gute Leiſtungen bei den
Reichs=
jugendwettkämpfen im Jahre 1929 wurden an die hieſige Schule durch
Vermittlung des Kreisſchulamtes 1 Urtunde des Herrn
Reichspräſiden=
ten und 9 Urkunden des deutſchen Neichsausſchuſſes für Leibesübungen
überwieſen. Die Urkunde des Herrn Reichspräſidenten erhielt
Marga=
rete Lautenſchläger. Die übrigen Urkunden wurden an Greta Keim,
Lisbeth Funck, Georg Däſch, Elſe Gebhardt, Elſa Gaubatz, Sofie
Fröh=
lich, Kätchen Gebhardt, Georg Sehnert und Wilhelm Gebhardt verteilt.
Den Urkunden war ein Schreiben mit der Gratulation des
Kreisſchul=
amtes für den ſchönen Erfolg beigefügt. —
Generalverſamm=
lung des Deutſchen Turnbereins. Mit herzlichen Worten
der Begrüßung eröffnete der erſte Präſident Heinrich Lautenſchläger die
Verſammlung und verlas alsdann den Jahresbericht. Hierauf
erſtat=
tete der Schriftführer Philipp Funck ſeinen Geſchäftsbericht ſowie der
Rechner Heinrich Jäger den Rechnungsbericht. Die Neuwahl geſtaltete
ſich zu einer Wiederwahl des alten Vorſtandes und des 1. Turnwartes
auf zwei Jahre.
B3. Reinheim, 16. Jan. Der Männergeſangverein Reinheim unter
Leitung des Chormeiſters Herrn W. Etzold=Darmſtadt veranſtaltet am
Sonntag dem 19. Januar, einen Werbeabend unter Mitwirkung des
Herrn W. Adelberger, Schüler des. Intendanzrats Baumeiſter vom
Heſſiſchen Landestheater Darmſtadt, und der Herren Sänger Göbel und
Träger. Mit dem Werbeabend iſt eine Sängerehrung verbunden,
an=
ſchließend Tanz.
Ot. Groß=Bieberau, 16. Jan. Man ſchreibt uns: Reit= und
Fahrverein des vorderen Odenwaldes. Wir machen
die Junglandwirte und Mitglieder des Reit= und Fahrvereins für den
vorderen Odenwald nochmals auf die am Sonntag nachmittag (19.
Ja=
nuar) in Groß=Bieberau im Gaſthaus zum Odenwald ſtattfindende
Ge=
neralverſammlung dieſes Vereins aufmerkſam. Beſonders dürfte der
nach Erledigung des geſchäftlichen Teils vorgeſehene Vortrag des Herrn
Dr. Dencker von der Landwirtſchaftskammer über das ländliche Fahr=
und Reitweſen großem Intereſſe begegnen. Die Mitglieder ſind durch
ein gedrucktes Rundſchreiben über die Tagesordnung unterrichtet und
werden in Anbetracht der Wichtigkeit wohl auch recht zahlreich
erſchei=
nen. Man achtet ein freies Wort bei derartigen Verſammlungen und
weiß, daß ein ſolches beſſer iſt als unzufriedenes Schweigen. Wir
dür=
fen daher hoffen, daß die Ausſprache recht fruchtbringend werden wird.
Die Vereinsleitung wird ſich freuen, bei dieſer Gelegenheit auch Gäſte
begrüßen zu dürfen, um für die Sache des Fahr= und Reitweſens auf
dem Lande wieder neue Freunde zu gewinnen. Die Wichtigkeit ſollte
nicht unterſchätzt werden, da doch in dem Zug= und Arbeitspferd in der
Landwirtſchaft ein verhältnismäßig hohes Kapital feſtgelegt iſt, das,
ſorgſam gehütet und gepflegt, eine weſentliche wirtſchaftliche
Erſpar=
nis bedeutet, während bei unvernünftigem Umgang und verkehrter
Pflege und Fütterung eben dieſe Werte ſehr raſch abgenützt werden
und verloren gehen. Eine beſondere Anziehungskraft dürfte auch der
wunderſchöne Film: „Wohlauf Kameraden, aufs Pferd, aufs Pferd”
ausüben, der bei dieſer Gelegenheit vorgeführt werden wird. So dürfte
in Anbetracht dieſer Tatſachen ein ſtarler Beſuch der Verſammlung zu
erwarten ſein.
— Lichtenberg, 16. Jan. Die Beerdigung des Gaſtwirts
Schell=
haas, der am Sonntag durch einen Schlaganfall plötzlich aus dem
Leben geſchieden iſt, bewies, welcher Wertſchätzung ſich der
Heimgegan=
gene im Odenwald und weit darüber hinaus erfreute. Mit raſtloſem,
zähem Fleiß hat der Unermüdliche ſein kleines Gaſthaus zu einem
Heim entwickelt, das anſpruchsvolle Beſucher mit Befriedigung
ver=
laſſen. Ein unüberſehbarer Trauerzug wallte von der Höhe um den
ſchloßgekrönten Berg durch Niedernhauſen nach dem ſtillen Friedhof.
Es war, als ob der vordere Odenwald ſich hätte ein Stelldichein geben
wollen. Man ſah außerdem Männer der Regierung, des
Odenwald=
klubs, des Jagdklubs, der Verkehrsvereine. Beſonders ſtark war der
Odenwaldklub vertreten, dem der Verſtorbene ſeit Gründung des Klubs
angehörte. Der Geiſtliche, Pfarrer Flöring, zeichnete ein treffendes
Lebensbild, die Geſangsabteilung des Odenwaldklubs Lichtenberg ſtimmte
ergreifenden Grabgeſang an, Gemeinde, Kirche, Innung, Odenwaldklub
und viele andere Vereinigungen legten Kränze nieder, Gäſte und
Freunde des Hauſes, die zum Teil aus weiter Ferne herbeigeeilt waren,
ſtimmten ein in das Wort des Geiſtlichen, daß hier ein arbeitſames
Leben reichen Segen geerntet habe.
— Pfaffen=Beerfurth, 15. Jan. Geſtern verließ uns der
Berufs=
ſchullehrer Kaffenberger, um nach ſeinem neuen Wirkungskreiſe
Eber=
ſtadt überzuſiedeln. 3½ Jahre dauerte ſeine hieſige Berufstätigkeit.
Durch ſein freundliches, jederzeit entgegenkommendes Weſen verſtand
er es, in dieſer kurzen Zeit ſich die Liebe, Achtung und Wertſchätzung
der hieſigen Bewohner zu erwerben. Stets war er bereit, ſeine Kräfte
nicht nur in den Dienſt der Schule, ſondern auch der Gemeinde und
Vereine zu ſtellen.
Erſte Jahresſitzung der Heſſiſchen Induſtrie=
und Handelskammer Darmſiadt
am 14. Januar 1930.
Vor Eintritt in die Tagesordnung nahm der Vorſitzende das Wort
zu einer Erklärung über die derzeitige Wirtſchaftslage, die dahin
aus=
klang, daß trotz der gegenwärtigen gefahrvollen Lage, in der ſich
unſere Wirtſchaft befinde, uns nicht Furcht und Kleinmut beſchleichen
dürfe; wir müßten Vertrauen haben zu unſerer Kraft, und den Willen,
dieſe Kraft nach beſtem Können einzuſetzen in dem harten Kampf, der
uns ſtetig, aber ſicher aus der großen Not befreien ſolle. Das höchſte
Volkswohl, das ſtets dem eigenen Wohle überzuordnen ſei, müſſe
hier=
bei die Zielrichtung ſein.
Der Geſchäftsführungsbericht für die Zeit ſeit der letzten Sitzung
gab einen Ueberblick über die Tätigkeit der Kammer am Ende des
ab=
gelaufenen und zu Beginn des neuen Jahres. Hervorgehoben zu
wer=
den verdient hierbei eine Vertreterbeſprechung der Heſſiſchen Induſtrie=
und Handelskammern, die ſich u. a. mit der Frage der Finanz=und
Steuerreform in Reich, Ländern und Gemeinden befaßte. —
Weiter wurde verhandelt über die Frage der Gleitzölle für
Getreide. — Hinſichtlich der Rückzahlung der
Aufwer=
tungsſchulden am 1. Januar 1932 erſcheint eine weitere Klärung
der Geſamtlage unbedingt geboten. Der von dem
Reichsjuſtizmini=
ſterium vorgelegte Referentenentwurf wurde nicht als geeignet
ange=
ſehen, eine zweckmäßige Regelung dieſer ſchwierigen Frage
herbeizu=
führen. Es iſt vielmehr eine Löſung anzuſtreben, die zum Ziele hat,
die Aufwertungshypotheken möglichſt in Amortiſationshypotheken
um=
zuwandeln und damit die Rückzahlung auf lange Sicht zu verteilen. —
Die Aenderung der Gebührenordnung für die heſſiſchen
Notare und des Gerichtskoſtengeſetzes bringt zwar
Er=
leichterungen der von der Wirtſchaft als beſondere Belaſtung
empfun=
denen bisherigen übermäßigen Gebühren. Im Vergleich mit den
Gebührenſätzen der benachbarten Länder kann die Ermäßigung jedoch
immer noch nicht als ausreichend angeſehen werden. Es wurde
an=
geregt, auf dieſem Gebiet eine einheitliche Geſetzgebung des Reiches in
die Wege zu leiten. — Neuerliche Nachrichten, wonach eine
Neuein=
teilung des Schuljahres bevorſtehen ſoll, veranlaßte die
Hefſiſchen Induſtrie= und Handelskammern, die zuſtändigen Stellen
dar=
auf hinzuweiſen, daß dieſe auch für die Wirtſchaft beſonders wichtige
Frage nicht ohne vorherige Fühlungnahme mit den geſetzlichen
Wirt=
ſchaftsvertretungen geregelt werden könne. — Die Beteiligung an den
Veranſtaltungen des Vortragskurſes der
Landwirtſchafts=
kammer für Heſſen bot erwünſchte Gelegenheit, nähere Einblicke
in die gegenwärtige ſchwierige Lage der Landwirtſchaft zu gewinnen.
Die zum 1. Januar 1930 in Kraft getretene Eingemeindung von
Ginsheim=Guſtavsburg und Biſchofsheim nach Mainz gab der Kammer
Veranlaſſung, ihre bisherige Zweigſtelle Guſtavsburg nach
Rüſſelsheim zu verlegen. Ehrenamtliche Geſchäftsführer der
Zweigſtelle ſind Regierungsaſſeſſor Dr. Fauſt und Prokuriſt
Regie=
rungsaſſeſſor a. D. Machenheimer. Die Zweigſtelle hat nach wie vor
die Beſtimmung, den zum Kammerbezirk gehörenden Firmen der
Main=
ſpitze Gelegenheit zu raſcheſter Erledigung von Beglaubigungen,
Be=
ſcheinigungen u. dgl. zu bieten.
Weiterhin wurde der Vollverſammlung der Entwurf des
Jahres=
berichtes über das Wirtſchaftsjahr 1929 vorgelegt, der in
eingehender Beratung feſtgeſtellt wurde und in Kürze in Druck
er=
ſcheinen wird. Neben Ausführungen über die allgemeine Lage wird
der Bericht wiederum einen Ueberblick über die Tätigkeit der Kammer
im vergangenen Wirtſchaftsjahr geben, ſowie Berichte über die
ein=
zelnen Branchen des Kammerbezirks enthalten.
Nach Erledigung dieſer Punkte wurde zur Wahl des
Vorſtan=
des und der Kommiſſionen für das Jahr 1930 geſchritten.
Die bisherigen Mitglieder des Vorſtandes Vorſitzender Dr.=Ing e.h.
E. Schenck und ſtellvertretende Vorſitzende W. Kalbfuß und
K. Kahlert wurden einſtimmig wiedergewählt; eine Veränderung
in der Beſetzung der Kommiſſionen trat nicht ein.
Cl. Kailbach, 16. Jan. Mit dem geſtrigen Tage hat unſere
Gen=
darmerieſtation aufgehört zu exiſtieren, und wurde der ſeitherige
Dienſt=
bezirk, mit Ausnahme von Bullau, der Gendarmerieſtation Beerfelden
zugeteilt, die ab 16. Januar den Dienſt übernommen hat. Der
ſeit=
herige Stationsführer, Herr Bott, iſt nach Darmſtadt verſetzt worden,
und man ſieht den beliebten Beamten von hier ungern ſcheiden.
Cf. Birkenau, 15. Jan. Gemeinderatsſitzung. Der am
17. November 1929 gewählte Gemeinderat trat geſtern zu ſeiner erſten
Sitzung zuſammen. Eingangs der Sitzung verpflichtete der
Bürger=
meiſter gemäß Art. 64 des Geſetzes über die Wahlen der Gemeinden
und Gemeindeverbände durch Handſchlag die neuen
Gemeinderatsmit=
glieder. Hierauf erfolgte die Bildung der einzelnen Kommiſſionen.
Ce. Seeheim, 16 Jan. Gemeinderatsbericht. 1. An
Eides=
ſtatt verpflichtet der Bürgermeiſter durch Handſchlag die 7 neugewählten
Gemeinderäte Bohn, Daum, Schmidt (Gemeindewohl), Geibel, Klinger
(Sozialdemokratiſche Partei) und Hechler, Pühler (Kommuniſtiſche
Partei). Gemeinderat Schmidt, als Sprecher der Gruppe.
Gemeinde=
wohl”, bittet um ſachliche Zuſammenarbeit und um gegenſeitiges
Ver=
trauen. Seine Gruppe werde ſtets das Wohl der geſamten Gemeinde
im Auge haben und der Ortsverwaltung größtmögliche Unterſtützung
zuteil werden laſſen. (Der neue Gemeinderat ſetzt ſich zuſammen aus
6 Vertretern der Gruppe „Gemeindewohl”, aus 4 Sozialdemokraten und
2 Kommuniſten.) 2. Man ſchreitet zur Wahl der einzelnen
Kommiſſio=
nen, die auf Antrag Schmidt auf je 4 Mitgliedev erweitert werden.
3. Kontrolleure ſind: für 1930 Gemeinderat Spalt, für 1931
Gemeinde=
rat Geibel, für 1932 Gemeinderat Kammter, für 1933 Gemeinderat
Hech=
ler. 4. Der Bürgermeiſter gibt die Namen der neu einrückenden
Orts=
bürger bekannt. 5. Zur Beſchaffung von Arbeitsgelegenheit wird der
Vorſchlag des Bürgermeiſters angenommen, den Waldweg am Kühkopf.
(im Ober=Beerbacher Tal) unter Aufſicht der Forſtbehörde ſofort
her=
richten zu laſſen. In erſter Linie ſollen Leute zur Arbeit herangezogen
werden, die kurz vor ihrer Karenzzeit ſtehen, und ſolche, die bereits
aus=
geſteuert ſind. 6. Auf Gemeindekoſten ſollen „Der Heſſ.
Kommunal=
dienſt” und „Die Kommune”, gehalten werden.
i. Viernheim, 16. Jan. Ein merkwürdiges Erlebnis hatten, die
Fahrgäſte der elektriſchen Straßenbahn Mannheim-Viernheim am
Mitt=
woch vormittag dicht bei Viernheim. Aus dem Wieſengelände ſtieg eine
Schar von 12 bis 15 Rebhühnern auf, und dabei prallte ein Rebhuhn
gegen die in voller Fahrt begriffene Straßenbahn, ſo daß die ein
Zentimeter ſtarke Scheibe zertrümmert wurde und der Vogel mit
blu=
tender Pfote in den Straßenbahnwagen hineinfiel. Der Schaffner
lie=
ferte das verwundete Huhn auf der Station Weinheim ab. Der Wert
der zerbrochenen Scheibe beträgt 20 Mark.
Ck. Groß=Gerau, 13. Jan. Das Heimatmuſeum des
Gerauer Landes, das Stadtarchiv und der Sitzungsſaal des alten
Rathauſes in Groß=Gerau ſind bis auf weiteres jeden Sonntag und
Feiertag von 2—4 Uhr nachmittags zu beſichtigen. Der Eintvitt iſt frei,
jedoch ſoll ein Katalog des Heimatmuſeums zum Preiſe von 20 Pf.
ge=
kauft werden. — Sprechſtunden der Bürgermeiſterei. Die
Geſchäftsſtunden des Standesamts Groß=Gerau wurden mit
Genehmi=
gung der Aufſichtsbehörde (Amtsgericht) mit ſofortiger Wirkſamkeit wie
folgt feſtgeſetzt: Montags bis Samstags von 11 bis 12,30 Uhr
vormit=
tags und Montags bis Freitags von 5 bis 6 Uhr nachmittags. Die
Ge=
ſchäftsſtunden des Heſſiſchen Ortsgerichts Groß=Gerau ſind ebenfalls
ge=
ändert worden und finden in Zukunft ſtatt: Montags von 5 bis 6 Uhr
nachmittags, Mittwochs von 5 bis 6 Uhr nachmittags, Freitags von 11
bis 12,30 Uhr vormittags und Samstags von 11 bis 13,30 Uhr
vor=
mittags. Auf Grund der Neufeſtſetzung der Sprechſtunden des
Standes=
amts und des Ortsgerichts mußten auch die Sprechſtunden des
Bürger=
meiſters in allgemeinen Angelegenheiten auf Mittwochs von 3 bis 5 Uhr
nachmittags und Freitags von 9 bis 11 Uhr vormittags verlegt werden.
Die Sprechſtunden der ſtädtiſchen Betriebe ſind an jedem Montag von
3 bis 5 Uhr nachmittags. — Neue Ortslöhne. Das
Oberverſiche=
rungsamt Darmſtadt hat den Ortslohn für den Bezirk des Kreiſes
Groß=Gerau mit Wirkung vom 1. Januar 1930 an wie folgt neu
feſt=
geſetzt: Der Ortslohn für gewöhnliche Tagarbeiter beträgt für
Perſonen über 21 Jahre: Männer 5 Mk., Frauen 3,50 Mk.; für
Per=
fonen von 16 bis 21 Jahren: Männer 4,10 Mk., Frauen 2,80 Mk.; für
Perſonen unter 16 Jahren: Männer 2,30 Mark, Frauen 1,70 Mk.
Bekämpfung der Schnakenplage. Das Kreisamt Groß=
Gerau fordert alle Hauscigentümer und ihre Stellvertreter auf, zur
Vertilgung überwinternder Schnaken Keller, Schuppen, Ställe und
ſon=
ſtige Näumlichkeiten auszuräuchern oder Wände und Decken dieſer Räume
abzuflammen oder mit Kreſolſeifenlöſung, Flroia=Inſectieid=Löſung,
Flit oder ähnlichen Mitteln zu beſpritzen. Jeder Mieter hat ſeine
Räume zu dieſem Zwecke zu öffnen. Die Arbeiten ſind in den nächſten
Wochen durchzuführen und müſſen ſpäteſtens bis zum 15. Februar d. J.
beendigt ſein. Beim Abflammen der Wände iſt wegen Feuersgefahr
mit größter Vorſicht zu verfahren. Ein Eimer mit Waſſer und
Reiſig=
beſen ſind zum Ablöſchen und Ausſchlagen von Feuer beveit zu ſtellen.
Wo feuergefährliche Gegenſtände lagern, darf überhaupt nicht
abge=
flammt werden. Die Bürgermeiſtereien des Kreiſes ſind vom Kreisamt
beauftragt, nachzuprüfen, ob die Arbeiten in ſämtlichen Hofreiten
durch=
geführt werden, und müſſen gegebenenfalls die Arbeiten auf Koſten der
Säumigen durchführen laſſen.
F. Sprendlingen (Kreis Offenbach), 14. Jan. O. W. K.=
Dekorie=
rungsfeſt. Anläßlich ſeines zehnjährigen Beſtehens veranſtaltete der
hieſige Odenwaldklub (81. Ortsgruppe) eine Jubiläumswanderung, an
der ſich auch zahlreiche Gäſte beteiligten, nach Offenthal. Hier begrüßte
der 1. Vorſitzende, Wilh. Alb. Bechtel, die Feſtteilnehmer und führte
in ſeiner, von echtem D.W. K.=Geiſte durchwehten Feſtrede aus, daß
Wan=
dern mehr als körperliche Wohltat bedeuten ſoll, daß es Liebe zur Natur
und zur Heimat pflegt. Er ging ausführlich auf die Geſchichte des
Ver=
eins ein und gedachte all derer, die ſich um das Wohl desſelben verdient
gemacht haben. Die Ortsgruppe Sprendlingen zählt heute 95 Mitglieder.
a. Dietzenbach, 14. Jan. Beanſtandung der
Gemeinde=
ratswahl. Bei den allgemeinen Wahlen am 17. November wurden
hier 6 Sozialdemokraten, 4 Kommuniſten, 3 Wirtſchaftsparteiler und
2 Landbündler in den Gemeinderat gewählt. Von den Gewählten iſt
Architekt Ernſt Ludwig Haller ein Vetter des Bürgermeiſters, der
Zimmermann Chriſtian Ebert ein Neffe des Beigeordneten. Der
Gaſt=
wirt Georg Hofferberth und der Kanzleibeamte Ludwig Steinheimer
ſind Vettern. Außerdem wurden in einem Wahlraum 787 Abſtimmende
und 790 Stimmen gezählt. Da der Oheim den Aeffen und der Vetter
den Vetter in der Gemeindevertretung ausſchließt und auch die
ange=
führte Unregelmäßigkeit feſtſteht, wurde die Wahl angefochten. Der neue
Gemeinderat kann nicht eingeführt werden, und der alte erklärt, ſeine
Amtszeit ſei abgelaufen. Er hat auch bereits ſeine Abſchiedsfeier
gehal=
ten. Um die Anfechtungsgründe herabzumindern, hat ſich der neue
Ge=
meinderat Hofferberth bereit erklärt, ſeinen Rücktritt zu erklären. Es
bleiben noch die Unſtimmigkeiten, die ſich aus dem
Verwandtſchaftsver=
hältnis zweier Gewählten mit dem Bürgermeiſter und dem
Beigeord=
neten ergeben. Da das Kreisamt das Wahlergebnis von ſich aus nicht
abändern kann und der Anfechtende ſeine Beanſtandung der Wahl nicht
zurückzieht, iſt die Angelegenheit dem Kreisausſchuß zur Entſcheidung
überwieſen worden.
a. Offenbach, 13. Jan. Vom Wohnungsamt. Die
Stadtver=
waltung greift neuerdings jede Anregung von außen auf, um
Spar=
maßnahmen in den einzelnen Zweigen der Verwaltung durchzuführen.
Die Bedienung und Reinigung der öffentlichen Bedürfnisanſtalten, die
jährlich einen Zuſchutz von mehr als 50 000 Mark erfordert, ſoll an
einen Unternehmer vergeben werden, der es billiger macht. Dieſe
Woche wendet ſie dem ſtädtiſchen Wohnungsamt ihre Sorgfalt zu. Das
Wohnungsamt gibt allmonatlich bekannt, daß es in unſerer Stadt noch
rund 4818 Wohnungsſuchende gibt, darunter 2480 ohne Wohnung und
2338 Tauſchluſtige. Es iſt allgemeine Auffaſſung, daß die große
Mehr=
zahl dieſer Wohnungsſuchenden nur auf dem Papier ſteht, daß ſie eine
Wohnung gar nicht haben wollen, und daß dieſe Leute zu Unrecht
ge=
führt werden und die Liſte der Wohnungsſuchenden verlängern und
aufblähen. Die Stadtverwaltung geht den unbeſtimmten Gerüchten
nun auf den Grund. Sie will Uebelſtände, die ſich beim
Wohnungs=
amt etwa eingeſchlichen haben, gründlich beſeitigen. Im Laufe dieſer
Woche noch iſt das Wohnungsamt Gegenſtand einer
Verwaltungsbe=
ſprechung. Die Stadtverwaltung wartet alſo den angekündigten
An=
trag aus Stadtratskreiſen, der ſich mit dem Wohnungsamt beſchäftigen
will, nicht ab. Man mißbilligt in Stadtratskreiſen ſchon immer, daß,
die Sprechtage ausgenommen, an den Türen der neun Amtsräume des
Wohnungsamts die Türklinken abgenommen ſind. An den Tagen, an
denen die Beamten Sprechſtunden haben, ſind auch nur drei Türen mit
Klinken verſehen. Es wird weiter in Stadtratskreiſen bemängelt, daß
dem Amt ein ſtädtiſcher Baurat vorſteht, der, obwohl er nur
Verwal=
tungsaufgaben zu erledigen hat, nach der (alten) Veſodlungsgruppe 12
bezahlt wird. Die Stimmung in Stadtratskreiſen geht dahin, daß ein
ſolcher Beamter in unſere Zeit der Not, da er Statiker iſt, wieder
ſei=
nem eigentlichen Wirkungskreiſe, dem Baufach, zugeführt werden müſſe.
Da die Stadt verwickelte ſtatiſche Berechnungen gegenwärtig in
Darm=
ſtadt ausführen laſſen muß, würde, wenn der Vorſteher des
Wohnungs=
amts in der Bauverwaltung verwendet würde, im Jahre eine
weſent=
liche Erſparnis erzielt.
Rheinheſſen.
* Mainz, 16. Jan. Chronik. Zur Anzeige wegen
Tier=
quälerei gelangte eine Frau aus Wiesbaden, die einen fremden
Hund von der Straßenbrücke aus in den Rhein warf, weil er ihre
Hündin verfolgte. Das Tier konnte ſich durch Schwimmen an das
Ufer retten. Die Frau wollte noch einen zweiten Hund aus dem
ange=
gebenen Grund ins Waſſer werfen, woran ſie jedoch von Paſſanten,
die über ihre rohe Handlungsweiſe ſehr empört waren gehindert
wurde. — In einem Zigarrengeſchäft erſchien ein Unbekannter und
kaufte einige Zigaretten, wobei er ein 5 Markſtück auf den Ladentiſch
legte. Während die Geſchäftsinhaberin ſich umdrehte, um die
ge=
wünſchten Zigaretten zu holen, nahm der Unbekannte das 5 Markſtück
weg und legte an deſſen Stelle ein Dreimarkſtück. Der angewandte
Trick hatte Erfolg, da die Geſchäftsinhaberin auf 5 Mark herausgab
und den Betrug erſt entdeckte, als der Unbekannte bereits
verſchwun=
den war. — Rechnungsrat Johannes Muskewitz,
Eiſenbahninge=
nieur a. D. und Frau begehen am 22. d. M. das ſeltene Feſt der
dia=
mantenen Hochzeit. Herr Muskewitz hat den Krieg 1870/71 als
Kriegs=
freiwilliger mitgemacht.
*
— Wafferſtands=Nachrichten vom 16. Januar. Rhein: Hüningen
0,93, Kehl 2,10, Maxau 3,91, Mannheim 2,79 Mainz 0,55, Bingen
172, Caub 1,84; Köln 2,55 Meter. — Main: Schweinfurt 1,17,
Würz=
burg 1,16; Lohr 1,58; Groß=Steinheim 2,40; Frankfurt 2,47: Koſtheim
Staatspegel 0,19; ditv Waſſertiefe 2,16, dito Fahrtiefe 1,86 Meter.
— Gernsheim, 16. Jan. Waſſerſtand des Rheins am
15. Januar: —0,24 Meter; am 16. Januar: —0,16 Meter.
— Hirſchhorn, 16. Jan. Waſſerſtand des Neckars am
15. Januar: 104 Meter; am 16. Januar: 105 Meter.
Die Hilfe gegen Gicht und
Rheumatismus.
Sie wiſſen kein ſicheres Mittel gegen dieſe Plagegeiſter?
Ein=
reibungen, Packungen. Bäder, Salben uſw. lindern meiſtens nur
für einige Zeit die Schmerzen, aber ſie packen nicht immer das
Uebel an der Wurzel.
Ich empfehle Ihnen ein wirklich erprobtes Mittel, und Sie
ſollen es ſelbſt verſuchen, ohne daß es Sie etwas koſtet; aber ehe
ich Ihnen mehr ſage, leſen Sie die folgenden Briefe:
Seit mehreren Jahren habe ich mit Rheumatismus zu tun
gehabt, ſo daß mir das Laufen vor Schmerzen ſehr erſchwert wurde
Daher kann ich jetzt mit Freuden bekunden, daß mir die von
mir eingeſchlagene Kur mit Gichtoſint=Tabletten äußerſt gut getan
hat und ich von meinen heftigen Schmerzen gänzlich befreit bin.
Jedem Rheumatismuskranken kann ich dieſe Kur nur empfehlen.
Hochachtungsvoll A. R. in M.
„Ich ſpreche Ihnen heute meinen beſten Dank für Ihre
vor=
züglich wirkenden Gichtoſint=Tabletten aus. Nach 14tägigem
Ge=
brauch ſpürte ich ſchon eine Beſſerung und konnte Nachts ſchlafen.
Nach Gehrauch der erſten Sendung war ich wie von neuem
ge=
boren. Nochmals beſten Dank.
Hochachtungsvoll P. Sch. in N.
„Ich will Ihnen hiermit von dem überraſchenden Erfolg Ihrer
Gichtoſint=Tabletten berichten und dankbar ſein. Ich habe zehn
Jahre mit Rheumatismus zu tun gehabt, ſo daß ich vor
Schmer=
zen bald nicht mehr gehen konnte, hauptſächlich im Winter. Jetzt
kaun ich mit Freuden berichten, daß ich keine Schmerzen mehr
habe. Nochmals meinen beſten Dank.
Hochachtungsvoll Frau M. H. in O.
Solche Briefe beſitze ich Tauſende, und nun hören Sie weiter
Gicht und Rheumatismus können nur von innen heraus wirk
lich kuriert werden, durch Entgiftung des Blutes. Dieſes iſt ver
unreinigt durch zurückgebliebene harnſaure Salze, und dieſe müſſe
heraus, ſonſt nützt alles Einreiben und Warmhalten nichts.
Zur Beſeitigung der Harnſäure dient das Gichtoſint.
Sie können das glauben oder nicht, aber Sie ſollen keine
Pfennig dafür ausgeben, ehe Sie ſich überzeugt haben.
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Lith. carb. 126 Ka. sülf. 4%, Magn. eulf. 3%; Cal. sulf. 6%, Koh
lensaur, ca. 7%.
Nummer 17
Freitag, den 17. Januar 1930
Die Tge ver Lanbwlichafrin Monat Beieider 19343
(Nach Berichten deutſcher Landwirtſchaftskammern.)
Da die Preiſe für landwirtſchaftliche Erzeugniſſe im Monat
Dezember 1929 faſt allgemein einen Stand aufwieſen, der der
Landwirt=
ſchaft den erhofften Nutzen aus der mengenmäßig befriedigenden Ernte
nicht bringen konnte, übten die Steuerlaſten weiter einen
außer=
ordentlich ſchweren Druck aus. Beſonders geklagt wurde über die Höhe
der Gemeindelaſten. Wenn es dabei in einzelnen Fällen zur Deckung
von Steuerrückſtänden ſogar zur Pfändung des bei den
Molkerei=
genoſſenſchaften aufgelaufenen Milchgeldes gekommen iſt, ſo muß dies
beſonders bedauert werden, da die Milchgelder bekanntlich als laufende
Einnahmen zur Aufrechterhaltung der Betriebe völlig unentbehrlich
ſind. Kredite wurden von der Landwirtſchaft nur wenig
aufgenom=
men, da ſie in den meiſten Fällen keine Möglichkeit ſieht, die hohen
Zinſen zu tragen. Vielfach iſt auch die Beleihungsgrenze bereits
er=
reicht, ſo daß keine Grundkage für Realkredite mehr gegeben iſt. Der
Grundſtücksmarkt verlief weiter außerordentlich ſtill. Das hat ſeine
Urſache aber nicht in mangelndem Angebot, ſondern lediglich in dem
völligen Ausbleiben von Kaufintereſſenten. Nur zu Siedlungszwecken
konnten in Einzelfällen Notverkäufe erfolgen.
Die Feldarbeiten wurden durch das lang anhaltende milde
Wetter ſehr begünſtigt, ſo daß die notwendigen Vorarbeiten für die
Frühjahrsbeſtellung weitgehend beendet ſind. Auch die Entwickelung der
Winterſaaten war durchaus befriedigend. Stellenweiſe wird ſie
ſogar als üppig bezeichnet, ſo daß die Gefahr ſtärkerer
Auswinterungs=
ſchäden beſteht, falls noch einmal eine längere Periode ſchärferen
Winter=
wetters eintreten ſollte. Viel geklagt wird über Schäden durch
Feld=
mäuſe. Auch Drahtwürmer, Roggenälchen und Fritfliegen wurden
ſtellenweiſe beobachtet. Das Grünland hat ſich allgemein von den
Schäden des trockenen Sommers erholt und ermöglichte vielfach noch
bis weit in den Dezember hinein die Ernährung des Viehes auf der
Weide.
Im Feldgemüſe= und Gartenbau machte ſich der
aus=
läudiſche Wettbewerb beim Abſatz der Erzeugniſſe außerordentlich
ſtörend bemerkbar, ſo daß nur unzureichende Preiſe erzielt werden konn=
ten. In den Weinbergen ſind die notwendigen Arbeiten meiſt
zu Ende geführt. Die Abfiſchung der Fiſchteiche brachte
befriedi=
gende Erträge, jedoch litt auch hier der Abſatz unter der ſchlechten
Wirt=
ſchaftlage der kaufenden Bevölkerung.
In der Viehhaltung war die Nachfrage nach Pferden weiter
recht gering; beſonders gilt das für Warmblüter. Die Tendenz der
Zuchtumſtellung auf ſchwer Schläge hatte dagegen vereinzelt ſtärkeres
Intereſſe für kaltblütige Zuchtpferde zur Folge. In der
Rindvieh=
haltung machte ſich im allgemeinen eine rückgänge Tendenz der
Preiſe für Milch= und Molkereierzeugniſſe ſtörend bemerkbar. Trotzdem
war ein erfreulicher weiterer Fortſchritt in der Ausdehnung des
Kon=
trollvereinsweſens feſtzuſtellen. Auch die Beſtrebungen zur
Erzielung von Qualitätserzeugniſſen konnten ſich einer
verſtärkten Intereſſenahme erfreuen. In der Schweinehaltung
zeigte ſich als Folge des erwarteten weiteren Rückganges der
Schweine=
preiſe eine gewiſſe Zurückhaltung bei der Aufſtellung von Zuchtſauen
und beim Ankauf von Ferkeln. Die inzwiſchen veröffentlichten
Ergeb=
niſſe der Schweinezählung vom 2. Dezember zeigen, daß eine derartige
Zurückhaltung in den Vormonaten nicht ohne Erfolg geblieben iſt.
Großes Intereſſe wurde nach wie vor der Geflügelhaltung
ent=
gegengebracht, ſo daß es auch verſchiedentlich zu Neugründungen von
Eierverwertungsgenoſſenſchaften kam.
Beim Ankauf von Betriebsmitteln mußte ſich die
Land=
wirtſchaft größere Zurückhaltung auferlegen; beſonders machte ſich dies
im Futtermittelgeſchäft bemerkbar, um ſo mehr, als die
niedrigen Preiſe für landwirtſchaftliche Erzeugniſſe es vielfach
vorteil=
haft erſcheinen ließen, normalerweiſe zuzukaufende Futtermittel durch
wirtſchaftseigene Erzeugniſſe zu erſetzen. In beſonders ſtarkem Maße
wurde Roggen zu Maſtzwecken im Schweine= und Rindviehſtall
ver=
wendet. Der Bezug von Düngemitteln wurde vereinzelt nur
durch Gewährung von Krediten zu beſonders günſtigen Bedingungen
angeregt.
Seite 7
Auf dem landwirtſchaftlichen Arbeitsmarkt lagen die
Verhält=
niſſe in den einzelnen Teilen des Reiches verſchieden. Im allgemeinen
iſt jedoch feſtzuſtellen, daß aus ſaiſonmäßig bedingten Gründen das
An=
gebot etwas ſtärker war. Nur für weibliche Arbeitskräfte, beſonders
für die Erledigung von Stallarbeiten, konnte die Nachfrage nicht immer
gedeckt werden.
Die Forſtwirtſchaft berichtete im allgemeinen, daß die
not=
wendigen Forſtarbeiten durch die Witterung ſehr begünſtigt worden
ſind; dagegen liegen die Holzpreiſe, insbeſondere die Preiſe für
Nutzholz, auf ungenügender Höhe. In Privatforſten kawen häufig
Ueberhiebe vor, die durch den Zwang zur Beſchaffung von Geldmitteln
für die Deckung von Steuern und ſonſtigen Verpflichtungen verurſacht
waren.
Der Speiſewagen iſt für alle Mikreiſenden da. 4
Eine Mahnung der Reichsbahn.
RDV. Es iſt in letzter Zeit wieder vielfach zu beobachten, daß ſich
Reiſende beſonders bei kürzeren Strecken (z. B. Berlin—Hannover,
Berlin—Dresden, Berlin—Stettin uſw.) in den Speiſewagen ſetzen
und dort bei einer Taſſe Kaffee oder dergl. während der ganzen Fahrt
ſitzen bleiben. Dieſe Reiſenden weigern ſich dann häufig noch, bei ſtark
beſetztem Wagen ihre Plätze für andere Gäſte frei zu machen, ſo daß
immer wieder Beſchwerden der dadurch benachteiligten Reiſenden
ein=
laufen. Die Reichsbahn erſucht deshalb in einem Runderlaß das Zug=
und Speiſewagenperſonal, gemeinſam auf die Beſeitigung dieſes
Miß=
ſtandes hinzuwirken. Gleichzeitig wird aber auch an das reiſende
Publikum die höfliche Bitte gerichtet, dem Perſonal die Ausführung
an=
ſtrengenden Dienſtes nicht zu erſchweren, vielmehr beſonders bei ſtarkem
Verkehr von ſelbſt nach Einnahme der Speiſe oder des Getränkes den
Speiſewagen alsbald wieder zu verlaſſen, damit andere Reiſende nicht
an ihrem Anrecht auf Benutzung des Speiſewagens außerhalb des
Hauptmahlzeiten gehindert werden. Der Speiſewagen ſoll nicht
ein=
zelnen, ſondern allen Mitreiſenden des Zuges zur Verfügung ſtehen!
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Seite 8
Freitag, den 17. Januar 1930
Nummer 17
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ſo den
man
niche
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imeri
an
über d
dem C
eine le
Todes=Anzeige.
Gott dem Allmächtigen hat es gefallen, unſere liebe
Mutter, Schwiegermutter, Großmutter und
Ur=
großmutter
Frau
Leonh. Trompp Wwe.
geb. Wägner
in ihrem 93. Lebensjahre zu ſich heimzurufen.
Die trauernden Hinterbliebenen.
Darmſtadt, Mainz, Andernach, den 13. Januar 1930.
Die Beerdigung fand ihrem Wunſche gemäß in der
Stille ſtatt.
(1243
Todes=Anzeige.
Gott dem Allmächtigen hat es gefallen, meinen
lieben, treubeſorgten Gatten, unſeren lieben, guten
Vater und Großvater
Herrn
Ludwig Hildenbrandt
Kaſperltheaterbeſitzer
im Alter von 76 Jahren plötzlich und unerwartet
zu ſich zu nehmen.
In tiefer Trauer:
Familie Ludwig Hildenbrandt.
Darmſtadt, den 16. Januar 1930.
Lichtenbergſtr. 25.
(1276
Die Beerdigung findet Samstag, den 18. Januar,
nachmittags 3 Uhr, auf dem Waldfriedhof ſtatt.
Gott dem Allmächtigen hat es gefallen, meine liebe
Frau, unſere herzensgute Mutter und
Schwieger=
mutter
Anna Emma Frank
geb. Finger
nach langem ſchweren Leiden, öfters verſehen mit
den hl. Sakramenten, in ein beſſeres Jenſeits
ab=
zurufen.
Im Aamen der trauernden Hinterbliebenen:
Sebaſtian Frank, Zugführer i. R.
Darmſtadt, den 16. Januar 1930.
Die Beerdigung ffndet am Samstag, den 18. Januar,
vormittags 10 Uhr, auf dem Waldfriedhof ſtatt.
Dr. Kayſer
E.=Ludwigſtr. 1, II.
Zu ſprechen
werktäglich 8—9,
3—5 Uhr,
hat Fernſprech=Nr.
1030.
Emfg)
Mehrere faſt neue
dar. 2 erſte Marken,
hilligſt.
Neue Pianos:
För=
ſter, Müller,
Schied=
mayer. Victoria u.a.
v. 850.— ℳ an.
Hei
Piano=Berg.
idelbergerſtr. 88.
(B. 1129)
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Große
Holländer
Trink= und
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10
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das Beſte was
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Eierhandlung
Wedekind
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Teleph. 2376.
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30
Brief v. 13.
zu ſpät erh. Bitte
nochmals um frühz.
Antw. G. C. M.(
Herr Aloys Andreas Haus,
Bäckermeiſter und EhefrauMaria
Anna, Münſter bei Dieburg,
feiern am 17. Januar 1930 das
Feſt ihrer (1249
Silbernen Hochzeit.
Arterienverkalkung
Herzleiden!
Vor 10 Jahren von den Arzten aufgegeben,
bin ich jetzt wieder vollſtändig geſund. Wie
ich geheilt wurde teile Leidenden koſtenlos
mit. Generaldirektor a. D. Vitz, Berlin,
Nikolasſee 12
(1V.1234
R
u. Mützen
Otto Titze
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(Form.)Schrank
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½ Pfund Hn‟
Ia Vogelsberger Höhenkräuter=
½ Pfund BB3
Landbutter
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über die Einreichung von Belegen über den Steuerabzug
vom Arbeitslohn für das Kalenderjahr 1929.
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Auf Grund der Verordnung des Herrn Reichsminiſters
der Finanzen über die vereinfachte Einreichung der Belege
über den Steuerabzug vom Arbeitslohn für das
Kalender=
jahr 1929 vvm 14. Dezember 1929 ſind bis ſpäteſtens 15.
Februar 1930 einzureichen:
I. von den Arbeit gebern, die den Steuerabzug im
Ueber=
weiſungsberfahren vorgenommen haben
1. Lohnſteuer=Ueberweiſungsliſten nebſt Beſcheinigungen
über die im Kalenderjahr 1929 einbehaltenen
Steuer=
abzugsbeträge derjenigen Arbeitnehmer, die im
Kalen=
derjahr 1929 während der ganzen Dauer ihrer
Beſchäf=
tigung oder während eines Teiles derſelben in einer
anderen Gemeinde als in der Beſchäftigungsgemeinde
einen Wohnſitz oder ihren, gewöhnlichen Aufenthalt
hatten.
Als Beſchäftigungsgemeinde gilt die Gemeinde
der=
jenigen Betriebsſtätte, von der aus die
Steuerabzugs=
beträge für im Kalenderjahr 1929 gezahlten
Arbeits=
lohn abgeführt worden ſind. Im Behördenverfahren
iſt der Sitz der abführenden Kaſſe maßgebend.
Für jede Wohnſitzgemeinde iſt eine beſondere
Lohn=
ſteuer=Ueberweiſungsliſte auszuſchreiben. Beſitzt der
Arbeitgeber mehrere Betriebsſtätten, von denen aus
im Kalenderjahr 1929 Steuerabzugsbeträge abgeführt
worden ſind, ſo ſind von jeder dieſer Betriebsſtätten
aus die Lohnſteuer=Ueberweiſungsliſten beſonders
aus=
zuſchreiben.
Hat ein Arbeitgeber die in mehreren
Betriebs=
ſtätten einbehaltenen Steuerbeträge durch eine Stelle
geſammelt an eine Finanzkaſſe abgeführt, ſo ſind die
Ueberweiſungsliſten grundſätzlich von dieſer Stelle aus
auszuſchreiben. In beſonders begründeten Fällen kann
der Präfident des Landesfinanzamts auf Antrag ein
vereinfachtes Verfahren zulaſſen.
Arbeitnehmer, die während der Dauer der
Beſchäf=
tigung im Deutſchen Reich weder einen Wohnſitz noch
einen gewöhnlichen Aufenthalt hatten, ſind für ſich in
einer gemeinſamen Lohnſteuer=Ueberweifungsliſte
zu=
ſammen aufzuführen.
2. Fehlanzeigen, ſofern Lohnſteuer=Ueberweiſungsliſten
nach Ziffer 1 nicht auszuſchreiben ſind.
Die Lohnſteuer=Ueberweiſungsliſten,
Beſcheinigun=
gen und Fehlanzeigen ſind an das Finanzamt
einzu=
ſenden, in deſſen Bezirk die Beſchäftigungsgemeinde
liegt.
II. Von den Arbeitnehmern, bei denen der Steuerabzug
im Kalenderjahr 1929 im Markenverfahr nbedurchgeführt
wurde, die Steuerkarte und die Einlagebogen, die im
Kalenderjahr 1929 zum Einkleben und Entwerten von
Steuermarken verwendet worden ſind. Dabei iſt die
Nummer der Steuerkarte für 1930 und die Behörde, die
dieſe Steuerkarte ausgeſtellt hat, ſowie die Wohnung am
31. Dezember, 1929 anzugeben.
Zuſtändig für die Ablieferung iſt das Finanzamt, in
deſſen Bezirk der Arbeitnehmer zur Zeit der Ablieferung
ſeinen Wohnſitz (Aufenthalt) hat.
Auf die Verpflichtung zur Einreichung der
Steuer=
karten und Einlagebogen haben alle Arbeitgeber (auch
wenn ſſie den Steuerabzug im Ueberweiſungsverfahren
durchflihren) durch Anſchlag in den Arbeits= und
Ge=
ſchäftgsräumen hinzuweiſen.
An Stelle des Arbeitnehmers kann der Arbeitgeber
die Einreichung der Steuerkarten und Einlagebogen über=
Ghmen. In dieſem Falle ſind die Steuerkarten und Ein=
Lagebogen dem für den Arbeitgeber zuſtändigen Finanzamt
zu überſenden.
Die Verſäumnis der den Arbeitgebern und
Arbeit=
c uehmern obliegenden Einlieferungspflicht iſt mit den im
§ 377 der Reichsabgabenordnung vorgeſehenen Strafen
bedroht. Außerdem kann die Einlieferung durch die im
8 202 der Reichsabgabenordnung vorgeſehenen Strafen
erzwungen werden.
Die Vordrucke für die Lohnſteuer=
Ueberweiſungs=
liſten und Beſcheinigungen (I, 1) ſowie für die
Fehlanzei=
gen (I, 2) ſind bei den unterzeichneten Finanzämtern
koſtenlos erhältlich. Auch wird von dieſen jede weitere
Auskunft erteilt.
(1228
Darmſtadt, den 14. Januar 1930.
Die Finanzämter:
Darmſtadt=Stadt; Darmſtadt=Land; Langen; Reinheim,
Nummer 17
Freitag, den 17. Januar 1930
Seite 9
Die letzten 2 Tage des Inventur-Ausverkaufes
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Hoid i Sabamerna.
Von Ulrich von Riet.
Die Vereinigten Staaten beſitzen faſt alle Rohſtoffe in Hülle
und Fülle, aber ſie haben keinen eigenen Kautſchuk, welchen
Mangel ſie umſo drückender empfanden, als die Engländer und
Holländer ein Abkommen getroffen hatten, das bezweckte, den
Gummipreis hochzuhalten. Was England an Kriegsſchuldzinſen
mit der einen Hand zahlte, das nahm es durch Hochtreiben des
Gummipreiſes mit der anderen zurück — ein unerträglicher
Zu=
ſtand für die Amerikaner.
Da tauchten im Sommer 1925 einige amerikaniſche Reiſende
in Para, der braſilianiſchen Gummizentrale, auf. Sie gaben ſich
ganz beſcheiden als „Naturforſcher” aus und fielen nur durch
ihr umfangreiches Gepäck, das alle erdenklichen Apparate und
Inſtrumente enthielt, ſowie durch ihre großen Creditbriefe, die
über hunderttauſende von Dollars lauteten, auf. Die „
Natur=
forſcher” reiſten dann bald ins Innere weiter und entſchwanden
ſo den Blicken der Hauptſtadt. Was ſie berichtet haben, weiß
man nicht, aber nach einigen Monaten mietete ſich eine
amerika=
niſche Studiengeſellſchaft im Grand Hotel in Para ein, die
eben=
falls über rieſige Mittel verfügte. Im Jahre 1927 trat dann ein
Amerikaner, der ſich als Generalbevollmächtigter Fords auswies,
an die Regierung der Staaten Para und Amazonas heran, um
über den Ankauf eines großen Landkomplexes zu verhandeln, auf
dem Gummiplantagen errichtet werden ſollten. Es ſetzte ſofort
eine lebhafte politiſche Agitation ein. Es bildeten ſich zwei
Par=
teien, die ſich lebhaft bekämpften und noch bekämpfen: Die
Ford=
freunde, die alles Heil von den Amerikanern erhoffen und auf
Panamas und Kaliforniens Entwicklung hinweiſen — und die
Fordgegner, die nur den eindringenden amerikaniſchen Feind
ſehen, den Vernichter der ſüdamerikaniſchen Freiheit, der das
Amazonasgebiet annektieren will. — Währenddeſſen verhandelten
die Geſandten Fords ſehr geſchickt unter Ausnützung des
Gegen=
ſatzes zwiſchen den braſilianiſchen Einzelſtaaten weiter. Sie
er=
zielten allerlei Vorrechte, faßten feſten Fuß in den Parlamenten,
deren Mitglieder ſich von guten Dollarſchecks überzeugen ließen,
verlangten ſogar Zollfreiheit für die Ein= und Ausfuhr ihrer
ſämtlichen Waren und kauften ſchließlich ſehr billig einen
Land=
komplex im Staate Para am Tapafoz oberhalb Santarem, der
etwa drei Millionen Hektar beſtes Gummiland umfaſſen ſoll.
Die Braſilianer dachten nun, daß Ford ſogleich mit der
Wald=
rodung und Gummipflanzung beginnen würde. Man machte
allerlei wilde Spekulationen auf Ford hin, man kaufte Waren,
die man mit unerhörtem Gewinn an Ford abzuſetzen gedachte.
Aber die Amerikaner begannen, in der Erkenntnis, daß alle
Plan=
tagen keinen Wert haben, ſolange das Fieber nicht ausgerottet
iſt, mit der Sanierung, und zwar in der großzügigſten Weiſe.
Zunächſt erſchienen Schiffe, große Ozeandampfer, die auf dem
Tapajoz vor Anker gingen. Solange ringsum alles Urwald war,
ſollten dieſe Schiffe als Hauptquartier dienen. Da war ein
Hoſpitalſchiff, ein Wohnſchiff, ein ſchwimmendes
Elektrizitäts=
werk, eine Maſchinenreparaturwerkſtätte. Von dem
ſchwimmen=
den Elektrizitätswerk aus gingen bald die blanken
Hochſpan=
nungsleitungen nach allen Seiten in die Wälder. Sie treiben
die elektriſchen Sägen und Pumpen, die Bagger und Rammen,
beſonders aber die elektriſchen Bahnen, die das Baumaterial
be=
fördern. Denn Ford baut. Er begann mit dem Bau einer großen
Tropenſtadt, die für 30 000 Einwohner berechnet iſt. Bei ihrer
Anlage wurden natürlich die neueſten Erfahrungen der
Tropen=
hygiene berückſichtigt. Es enſtand ſo außer dem prächtigen
Zen=
tralbüro ein großes Krankenhaus, dann Laboratorien, ein Hotel,
eine große Maſchinenwerkſtätte, endlich viele Bungalows für die
Beamten und Ingenieure und geſunde Arbeiterkolonien. Es
ent=
ſtand ferner eine vierzig Kilometer lange, betonierte Autoſtraße
durch den Urwald. Seen und Sümpfe wurden zugeſchüttet oder
ausgepumpt. Flußufer wurden eingedämmt. Ein eigener Hafen
wurde für die Ozeandampfer gebaut, mit den nötigen Kais und
Ladeſchuppen. Ein großes Elektrizitätswerk nützt vorhandene
eigene Waſſerkräfte aus. Alles iſt heute noch im Bau und im
Werden. Die Braſilianer haben wenig Nutzen davon gehabt.
Die erhofften Gewinne ſind ausgeblieben. Ford macht alles
ſelber. Er kauft nur an der Quelle und vermeidet peinlich jeden
Zwiſchengewinn unberufener Mittelsmänner. Das hatten Fords
„Freunde” aber gerade gehofft: Mühelos Millionen an
Zwiſchen=
gewinnen einſtecken zu können! Fords Gegner haben Zuwachs
erhalten. Die Enttäuſchten ſchreien heute am lauteſten, daß die
braſilianiſche Freiheit gefährdet ſei!
Brennend iſt die Arbeiterfrage. In den mit dem Staat
Para abgeſchloſſenen Verträgen hat Ford ſich verpflichtet, ſoweit
irgend möglich braſilianiſche Arbeiter zu beſchäftigen, ihnen aber
nicht mehr als fünf Milreis bei freier Station zu geben. Das
ſind heute 2,50 Mk., alſo wenig mehr als ein halber Dollar. Ford
wollte eigentlich an ſeiner Mindeſtlohn=Theorie feſthalten, aber
der kluge Staatspräſident Dionyſio Bentes kannte ſeine
Pappen=
heimer: Mit ſechs Dollars in der Hand hätten dieſe Leute min=
deſtens ſieben Tage gefeiert, ehe ſie wieder einen ſolchen
ertrag=
reichen Arbeitstag eingelegt hätten. Darum bedang er ſich den
niedrigen Höchſtlohn aus, um ſeine Landsleute ſo zur Arbeit zu
zwingen. Aber den braſilianiſchen Arbeitern paßt vieles nicht
bei Ford. Der ſtrenge Zwang zur regelmäßigen Arbeit, die
uner=
bittliche Entfernung aller ſchlechten Elemente, beſonders aber
die „Trockenheit”. Unnötig zu ſagen, daß es in Fords
braſi=
lianiſchem Reich ebenſo „trocken” iſt, wie in Amerika, und Cachaca
(Zuckerrohrſchnaps) das geliebte Nationalgetränk der Braſilianer
iſt dort verpönt. Ford zahlt gut. Fünf Milreis bei freier Station
iſt viel Geld für dieſe Leute, aber ſie ſind doch unzufrieden, denn
ſie werden zu einem Arbeitstempo angetrieben, das von Detroit
aus diktiert, aber der Aequatorhitze nicht angepaßt iſt. Viele
Arbeiter verlaſſen deshalb dieſe Gegend wieder, Ford braucht
aber Tauſende. Seine Agenten ſind auf allen Amazonasdampfern
zu finden. Sie fahren alle Ströme hinauf bis nach Bolivia und
Peru und engagieren dort die Leute mit ihren Verſprechungen
weg. Ich fuhr im Mai dieſes Jahres von Manaos auf einem
Schiff herunter, deſſen dritte Klaſſe ganz von einem Fordagenten
belegt war. Er ſelbſt, der Agent und Führer, fuhr natürlich
erſter. Er brachte 300 „Stück” — es war nicht viel anders, wie
bei einem Sklaventransport. In Santarem wurden die Leute
dann wie Vieh auf einen Fordſchen Dampfer umgeladen, um
weiter ins Fordſche Gebiet hineingeſchafft zu werden. Die
Trei=
ber und Aufſeher ſind alles Amerikaner — nicht gerade beſter
Qualität. Für die Arbeiter iſt es aber doch wohl ein Fortſchritt,
wenn ſie aus ihrer Urwaldwildnis zu Ford kommen.
Man ſchätzt, daß Ford rund eine Million Dollars monatlich
in das Unternehmen a fond perdu hineinſteckt . . . — Es wird
immer noch gebaut und gegraben, es werden Schienen verlegt und
Leitungen geſpannt. Immer neue Maſchinen und Motore kommen
aus Amerika. Man ſieht kein Ende — und noch iſt kein einziger
Gummibaum gepflanzt, denn das alles ſind ja nur Vorarbeiten.
Erſt nächſtes Jahr will man unter Ausnützung der neueſten
tech=
niſchen Errungenſchaften an die Waldrodung gehen. Drei
Mil=
lionen Hektar — das ſind dreißigtauſend Quadratkilometer, eine
Fläche, ſo groß wie Württemberg. Dieſe Fläche muß nun erſt
gerodet werden, muß von einem unglaublichen Urwald befreit
werden, den man geſehen haben muß, um die damit verbundenen
Schwierigkeiten ermeſſen zu können. Dann erſt kommt die
eigent=
liche Pflanzungsarbeit und dann erſt, nach zehn Jahren, der
erſte Ertrag. Selbſt wenn Ford ſchrittweiſe vorgeht und zunächſt
nur einen kleinen Teil ſeines Beſitzes in Angriff nimmt, erſcheint
die Aufgabe immer noch übermenſchlich. Aber Ford hat ſchon
andere Aufgaben gelöſt. Er, der ſelbſt noch nie dort war, der
ſein ſüdamerikaniſches Reich noch nie mit eigenen Augen geſchaut
hat, ſoll geſagt haben: „Ich will mal zeigen, was koloniſieren
heißt!“
ubmiſſion
auf
Buchen, Kiefern= u. Sichten=
Die Gemeinde Groß=Umſtadt hat
fol=
gendes Nutzholz abzugeben:
50 fm Kief.=Stammh. Kl. 1b)
IIa
220
IIb/ Bauholz
130
„IIIa
87
IIIb‟
35
„ UVa
10
20 „ Buchen=Stammholz Kl. I0
130 „ Kiefern=Grubenholz über 7 em
Zopf, 6—14 m lang,
240 rm Kiefern=Nutzknüppel 1,55 m lang,
8—14 cm Zopf,
200 fm Fichten=Stammholz Klaſſe Ib bis
1IIb, größtenteils 18—24 m lg.
Das Holz iſt mit Rinde gemeſſen.
Das Fichten=Stammholz iſt Abtrieb
und iſt im Durchſchnittspreis einzulegen.
Für das übrige Holz wüſſen die
Ange=
bote in Klaſſen abgegeben werden. Das
Holz iſt größtenteils aufgearbeitet.
Dreisangebote ſind bis zum
30. Januar 1930, mittags 12 Uhr,
bei der Bürgermeiſterei Groß=
Um=
ſtadt abzugeben.
Nähere Auskunft erteilt Herr Förſter
Zimmer Groß=Umſtadt (Teleph. Groß=
Umſtadt Nr. 20) u. Herr Förſter Rauch,
Heubach (Tel. Groß=Umſtadt Nr. 149).
Groß=Umſtadt, den 12. Jan. 1930.
Heſſiſche Bürgermeiſterei.
(1256
Lampe.
Horderſteigerang.
Dienstag, den 21. Januar d. J.,
vor=
mittags 9 Uhr, wird in Griesheim,
Gaſthaus zum Darmſtädter Hof, aus
Harras Abteilung 5 (Nr. 600—668)
Abt. 9 (Nr. 313—336), Abt. 16 (337
bis 398), Abt. 19 und 20 (669—745),
Abt. 24 (Nr. 321—325 Eiche
Nutzknüp=
pel und von Nr. 445—593) verſchiedene
Abt. (Nr. 746—802), Hardt (
Briefge=
wann Nr. 920—972) nachſtehendes Holz
verſteigert:
Nutzknüppel (Pfoſten): 11,8 rm. Eiche,
2.50 m. lang.
Scheiter: rm.: 8,8 Buche, 310 Eiche,
77 Kiefer.
Knüppel: rm.: 79 Buche, 170 Eiche,
86 Kiefer, 7 Fichte.
Knüppelreiſig: rm.: 29 Buche, 119 Eiche,
51 Kiefer, 3 Fichte.
Reiſig=Wellen: 1375 Buche, 5325 Kiefer.
Stöcke: rm.: 76 Eiche, 64 Kiefer.
Die Kiefern=Wellen ſitzen in Diſtrikt
Hardt (Briefgewann, Gemarkung
Büt=
telborn, unweit der Provinzialſtraße
Darmſtadt-Büttelborn, in der Nähe
des Diſtrikt Trieſch.
Das Holz iſt vor der Verſteigerung zu
beſichtigen. Auskunft durch Herrn
För=
ſter Ahlheim, Forſthaus Harras. (1231
Groß=Gerau, 15. Januar 1930.
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Nr. 5.
Donnerstag, den 23. Januar 1930,
vormittags 9,30 Uhr, werden in der
Keller’ſchen Gaſtwirtſchaft zu Wembach
aus den Domanialwalddiſtrikten
Secken=
hain 3b und 4, Kanzlerwald b,
Langer=
berg 3e und Flachsgrund 5b der
För=
ſterei Koloniewald verſteigert:
Scheiter, rm. 211 Buche, 25 Eſche,
45 Eiche, 6 Birke, 37 Kiefer, 12 Lärche.
56 Fichte. Knüppel, rm.: 80 Buche,
15 Eſche, 17 Eiche, 13 Kiefer, 17 Lärche,
17 Fichte. Reiſerholz 3. Kl. (Aſtreiſig,
100 Well.: 25,70 Buche 2,85 Eſche, 4,0
Eiche, 3,0,Kiefer, 1,25 Lärche.
Zum Aasgebot kommen die
Brenn=
ſolznummern 178—275 und 481—684,
ausgenommen unterſtrichene Nummern.
Nähere Auskunft durch das
unterzeich=
nete Forſtamt ſowie durch Herrn
För=
ſter Schneider zu Rohrbach. (1232
Ober=Ramſtadt, den 14. Januar 1930.
Heſſ. Forſtamt Ober=Ramſtadt.
Brennholzverſteigerung
Montag, den 20. Januar 1930, vorm.
10 Uhr beginnend, werden aus dem
Eberſtädter Gemeindewald. Diſtrikt
Klingsackertanne (Abt. 6. 7. 8. 9. 17.
25, 26, 27 28 und 29) die
nachverzeich=
neten Holzſortimente öffentlich
meiſt=
bietend verſteigert:
rm. Buchen=Scheitholz.
456,7 rm. Kiefern=Scheitholz.
4,8 rm. Buchen=Knüppelholz.
10 rm. Kiefern=Knüppelholz.
155 Stück Kiefern=Wellen,
27,6 rm. Kiefern=Stockholz.
Zuſammenkunft der Steigerer in der
Harmonie (Frau Kunz)
Pfungſtädter=
ſtraße. Nähere Auskunft erteilt Herr
Forſtgehilfe Mohr, Neue Darmſtädter=
(1230
ſtraße.
Eberſtadt, den 15. Januar 1930.
Heſſ. Bürgermeiſterei Eberſtadt/Bergſtr.
Der Bürgermeiſter: Dr. Aecker.
Seite 10
Nummer 17
Freitag, den 17. Januar 1930
Der großzügige Ausbau des Hamburger Flughafens.
Blick von den Terraſſen des neuen Flughafen=Verwaltungsgebäudes auf das Rollfeld
und eine der großen Hallen.
Der Ausbau des Hamburger Flughafens Fuhlsbüttel iſt bis zu einem gewiſſen Abſchluß gelangt.
Schon jetzt laſſen die großzügigen, bautechniſch hervorragenden Anlagen die künftige Bedeutung
des neuen Flughafens erkennen.
Erſtes Originalbild von der Eiſenbahnkakaftrophe in Tunis.
Aufräumungsarbeiten an der Unglücksſtätte.
In Tunis ereignete ſich kürzlich auf der Strecke Bone—Conſtantine ein grauenhaftes
Eiſenbahn=
unglück, das nicht weniger als 20 Tote und 25 Schwerverletzte forderte.
Reich und Ausland.
81 Bewerbungen um den Wiesbadener
Oberbürgermeiſterpoſten.
Wiesbaden. Auf die Ausſchreibung der
Stelle des Oberbürgermeiſters ſind 81 Bewerbungen
eingegangen.
Ein Hundertjähriger.
Ziegenhain. Der frühere Gutsbeſitzer Simon
Gerlach in dem Kreisort Michelsberg feierte
Don=
nerstag ſeinen 100. Geburtstag. Gevlach, der immer
ein leidenſchaftlicher Jäger war, begleitete noch vor
wenigen Tagen ſeinen Sohn auf einem Pirſchgang.
Der Jubilar ſcheint überhaupt einem geſunden
Ge=
ſchlecht zu entſtammen, denn es leben noch zwei
Ge=
ſchwiſter, und zwar ein 98 Jahre alter Bruder in
Marburg und eine 95 Jahre alte Schweſter in
Allendorf.
Vom eigenen Fuhrwerk überfahren
und getötet.
Bad Kreuznach. In der Nähe von Bad
Kreuznach ſchlug plötzlich das Pferd eines
Fuhr=
werksbeſitzers aus und ging durch. Bei dem Verſuch,
das Pferd zurückzuhalten, fiel der Fuhrwerksbeſitzer
vom Wagen und wurde überfahren. Mit ſchweren
inneren Verletzungen wurde er in ein Krankenhaus
eingeliefert, wo er kurz darauf ſtarb.
Hochwaſſer in Hamburg.
Eine vollſtändig überſchwemmte Hamburger Hafenſtraße.
Einſtellung des Baues der Kerntalſperre.
Weimar. Wie die ſtaatliche Preſſeſtelle
mitteilt, iſt den außerordentlich ſchwierigen
Finanzverhältniſſen nunmehr auch der Ausbau
der Kerntalwaſſerſperre zum Opfer gefallen.
Dieſe Sperre, die im Kerntalgrund bei Oberhof
angelegt werden ſollte, war dazu beſtimmt, die
größeren Städte der Thüringer Ebene, wie
Er=
furt, Arnſtadt, Gotha, Weimar ſowie die
Reichs=
bahndirektion Erfurt mit Waſſer zu verſorgen.
Die Koſten der Anlage ſind ſo hoch, daß die
Auf=
bringung der Mittel unüberwindbare
Schwierig=
keiten bietet.
Ein Todesurteil.
Bautzen. Das Schivurgericht verurteilte am
Mittwoch nachmittag den Gelegenheitsarbeiter
Ger=
lach wegen Mordes zum Tode und zum dauernden
Verluſt der bürgerlichen Ehrenrechte. Gerlach hatte
am 22. September 1929 in Jeßnitz den Luſvmord an
der 8jährigen Magdalena Plaſchke verübt.
Geheimnisvoller Aktendiebſtahl.
Berlin. Dem Verteidiger der Gebrüder Saß
wurde in der Nacht zum Donnerstag aus ſeinem in
der Dorotheenſtraße Ecke Neue Wilhelmſtraße
ſtehen=
den Auto eine Aktentaſche mit Handakten geſtohlen.
Der Anwalt vermutet, daß der Dieb, der das
Ca=
brioletverdeck des Wagens aufgeſchnitten hatte, Akten
in der Angelegenheit Saß erlangen wollte. Es
han=
delt ſich jedoch bei den geſtohlenen Akten um andere
Akten. — In der Angelegenheit der Gebrüder Saß
beabſichtigt der Anwalt, für ſeine Mandanten einen
einwandfreien Alibibeweis zu führen, wonach die
beiden Brüder auf keinen Fall mit den von der
Kriminalpolizei kürzlich auf dem Friedhof
beobachte=
ten Männern identiſch ſein können.
Die bolivianiſchen Flieger nach Berlin
geſtartet.
Deſſau. Das Junkers=Flugzeug mit den
boli=
vianiſchen Fliegern Luizaga und Vagquez iſt
Don=
nerstag vormittag um 10,40 Uhr zum Fluge nach
Berlin geſtartet. Wann der Ueberſeeflug angetreten
wird ,ſteht noch nicht feſt.
Derfrühere Generalinkendank der
ſäch=
ſiſchen Staakstheater Graf Seebach †.
Der orkanartige Sturm, der tagelang über der Nordſee wütete, ſetzte den Hamburger Hafen unter
Hochwaſſer. Die Fluten drangen ſogar in die nächſtgelegenen Straßen und lähmen gegenwärtig
jeden Verkehr.
Schaumburg= Lippe will zu Preußen.
Das Regierungsgebäude Schaumburg=Lippes in Bückeburg.
Nach dem Vorbild Waldecks will jetzt auch Schaumburg=Lippe, der 340 Quadratkilometer große
Freiſtaat mit der Hauptſtadt Bückeburg, zu Preußen übergehen. Die ſchlechte wirtſchaftliche Lage
macht dem kleinen Staat die Selbſtändigkeit immer ſchwerer.
Revolte im Erziehungsheim.
Der „L.=A.” meldet aus Neu=Stettin: In der
hie=
ſigen Provinzialerziehungsanſtalt brach Mittwoch
mittag unter den Zöglingen, als der größte Teil des
Wachtperſonals abweſend war, eine Revolte aus.
Die Zöglinge zerſchlugen Fenſterſcheiben, brachen die
Fenſterkreuze heraus, zertrümmerten Möbelſtücke und
warfen die Gegenſtände aus dem Gebäude. Dann
ſtimmten die Inſaſſen die Internationale an und
lärmten laut. Den beiden in der Anſtalt anweſenden
Beamten gelang es nicht, die Burſchen zu beruhigen.
Erſt als die übrigen Anſtaltsbeamten von der
Mit=
tagspauſe zurückgekehrt und ſämtliche Neu=Stettiner
Polizeibeamten akarmiert worden waren, konnte die
Ruhe wiederhergeſtellt werden. Ueber den Grund der
nichts bekannt.
A
blat
9
Graf Nikolaus v. Seebach.
Heitenbahutesce bei Nermaunfe.
Die Reichsbahndirektion Altona teil!
anuar, abends gegen 22 Uhr 15
Mi=
er Oberlandjäger Brand aus Wittorf
Hleiſen der Strecke Altona—Neumünſter
an der Stadtgrenze Neumünſter mehrere fauſtgroße
Steine. In der Nähe befindliche verdächtige
Per=
ſonen liefen ſofort weg und konnten nicht mehr
feſt=
genommen werden. Alles zur Sicherung der Züge
er=
forderliche wurde ſofort veranlaßt, die Unterſuchung
iſt eingeleitet worden.
Zwei Einbrecher durch eine Legbüchſe ſchwer
verletzt.
Augsburg. Am Mittvoch nachmittag
ver=
ſuchten zwei jugendliche Hilfsarbeiter in einen
hoch=
umzäunten Garten einzudringen, um eine
verſchloſ=
ſene Holzhütte zu erbrechen. Dabei entzündete ſich
die mit behördlicher Genehmigung aufgeſtellte
Leg=
büchſe. Die Legbüchſe hatte eine furchtbare
Wir=
kung, trotzdem ſie den Vorſchriften entſprechend nur
blind geladen war. Der eine Arbeiter, dem die
La=
dung mitten ins Geſicht ging, erlitt ſehr ſchwere
Ver=
letzungen und erblindete völlig. Ob er mit dem
Leben davon kommen wird, iſt fraglich. Der andere
wurde ebenfalls erheblich verletzt. Auch ſein
Augen=
licht iſt in Gefahr. Die beiden Schwerverletzten
wurden ins Krankenhaus gebracht.
Ein Haus in London, deſſen Giebelwand durch
den Sturm einſtürzte. Zwei Perſonen wurden
durch die niederfallenden Trümmer getötet.
Der Sturm, der die Nordſeeküſten heimſuchte, hat
beſonders Südengland ſchwer betroffen und
neben großen Verheerungen zahlreiche
Menſchen=
leben gefordert.
Der Rakeienabſchuß
aus Geldſchwierigkeiten verzögerk.
Budapeſt. „Magyar Orfzag” veröffentlicht aus
dem Orte Mediaſch, dem ſiebenbürgiſchen Heimatort
des bekannten Profeſſor Oberth, eine Erblärung
Oberths, in der dieſer die Nachrichten dementiert, er
ſei deswegen nach Siebenbürgen gekommem, weil er
einen völligen Zuſammenbruch erlitten habe. Der
Abſchuß der erſten Verſuchsrakete ſei deshalb
ver=
ſchoben worden, weil der Filmkonzern die nötigen
Gelder nicht zur Verfügung geſtellt habe. Profeſſor
Oberth wolle ſich jetzt in Mediaſch noch ausruhen, und
dann nach anderen Geldquellen Ausſchau halten, um
ſeine Verſuche fortſetzen zu können.
Flug über die Sahara mit Frau und Kind.
Paris. Der Kommandant der franz.ſiſchen
Flugzeugabteilung in Algier iſt Mitvwoch mit ſeiner
Frau und ſeinem vierjährigen Sohn in einem
Leicht=
flugzeug aufgeſtiegen, um die Wüſte Sahara in der
Luft zu überqueren. Das Flugzeug hat einen Motor
von 60 Pferdeſtärken.
Zyklon über Portugal.
Liſſabon. Das ganze Zentrum des
Lan=
des wurde von einem ſchweren Zyklon
heim=
geſucht, der großen Schaden, beſonders auf den
Feldern, anrichtete. Ganze Waldungen wurden
umgelegt. Die Telephonverbindungen ſind zum
Teil unterbrochen.
Hochwaſſer in den Vereinigten Staaten.
NewYork. Weite Gebiete von Indiana,
Illi=
nois und Ohio ſind infolge des Hochwaſſers der
größeren Flüſſe überflutet, das auf die ſtarken
Re=
genfälle und Schneefälle der letzten Zeit
zurückzu=
führen iſt. Die Ueberſchwemmung hat großen
Sach=
ſchaden verurſacht. Die Einwohner der Ortſchaften
längs der Waſſerläufe räumten bereits vielfach ihre
Wohnungen. In der Nähe von Ottawa in Ohio ſind
etwa 300 Familien in ihren Häuſern eingeſchloſſen,
es iſt jedoch gelungen, ihnen Lebensmittel zuzuführen.
Furchtbarer Racheakt einer Lehrerin.
NewYork. Wegen Giftmordverſuchs an den
ihr anvertrauten Schulkindern wurde in Montwale in
New Jerſey die 27jährige Lehrerin Pearl Topper
verhaftet. Die Lehrerin war in einen Streit mit der
Köchin geraten und entlaſſen worden. Sie wird nun
beſchuldigt, den Kindern Arſenik ins Eſſen getan zu
haben, um damit die Köchin in den Verdacht zu
brin=
gen, dieſe Tat begangen zu haben. 18 Kinder
erkrank=
ten lebensgefährlich und konnten nur durch ſchnelles
ärztliches Eingreifen gerettet werden.
Orkan über England.
Nummer 17
Freitag, den 17. Januar 1930
Seite 11.
Bergwerksunglück.
Beuthen. Am Mittwoch nachmittag gegen
5,30 Uhr machte ſich im Stadtgebiet von Beuthen
eine ſtarke Erderſchütterung bemerkbar, die ſich bis
nach Königshütte und weit weſtlich von Beuthen
er=
ſtreckte. Als Folgeerſcheinung gingen auf der Heinitz=
Grube einige Strecken und Pfeiler zu Bruch. Mit
den Bergungsarbeiten wurde ſofort begonnen. Es
wurde feſtgeſtellt, daß etwa 22 Mann an dieſer Stelle
gefährdet waren; davon konnten zehn unverletzt
zu=
tage gefördert werden und ſechs mit leichten
Ver=
letzungen. Ueber das Schickſal der übrigen ſechs
Perſonen iſt bisher noch nichts bekannt, jedoch
be=
fürchtet wan das Schlimmſte.
Zu dem ſchweren Unglück auf der Heinitzgrbe
erhalten wir noch folgende Einzelheiten: Infolge des
Einſturzes eines Pfeilers ging gegen 17,30 Uhr eine
Strecke zu Bruch, in der ſich etwa 20 Bergleute
be=
fanden. Ein zweiter Pfeiler blieb ſtehen. Durch den
eingeſtürzten Pfeiler wurden zwei Bergleute
erſchla=
gen. Ein dritter, ein Schlepper, wurde verſchüttet.
Offenbar hat er aber keine ernſtlichen Verletzungen
erlitten, da er ſeine Hilferufe mit einer Stimme
er=
tönen läßt, die keine Schmerzen ausdrückt. Man weiß
nicht, ob man ihn lebend wird bergen können, da der
Zugang vollkommen verſchüttet iſt. Bei den
räum=
lichen Verhältniſſen können die Rettungsmannſchaften
nur äußerſt langſam vordringen. Auch ein Teil der
Strecke, an der die Förderung abtransportiert wird,
iſt zu Bruch gegangen. Dabei wurde ein Mann
er=
ſchlagen. Zwei Bergleute erlitten hier Verletzungen.
In der Abteilung, in der die Betonfirma Walter
ar=
beitet, iſt gleichfalls ein Arbeiter erſchlagen; ein
an=
derer wurde durch die Betonpfeiler eingeklemmt. An
ſeiner Bergung wird am ſpäten Abend mit allen
Kräften gearbeitet. Augenblichlich iſt die Lage an der
Unglücksſtelle ſo, daß vier Tote geborgen und zwei
Verletzte feſtgeſtellt ſind. Die übrigen
Belegſchafts=
mitglieder haben ſich ohne fremde Hilfe retten
kön=
nen, ihre Verletzungen ſind durchweg leichter Natur.
Von der Bergwerksbehörde iſt, wie bereits gemeldet,
unter anderem Bergrat Koch eingefahren, um ſich an
Ort und Stelle von der Sachlage zu überzeugen.
Morgen wird die Grubenſicherheitskommiſſion das
Unglücksfeld befahren.
Links: Wilhelm Dieterle als Ludwig II. Rechts: Paul Günther als Richard Wagner.
Mitte unten: Rina Marſa als Kaiſerin Eliſabeth von Oeſterreich.
Ein neuer Film: „Ludwig II.” ſchildert den tragiſchen Ausklang des Lebens Ludwigs II., des
legendenumwobenen Bayernkönigs, der, zwiſchen Genie und Wahnſinn ſchwankend, ſchließlich in
den Fluten des Starnberger Sees endete, verſtoßen vom Königsthron, vertrieben von ſeinen
pom=
pöſen Lieblingsſchöpfungen Neuſchwanſtein, Herrenchiemſee, Linderhof.
Ein modernes Märchen aus Tauſend
und einer Nacht:
Skaalspräſident und Hirkenknabe.
Kemal Paſcha und der von ihm aufgeleſene
Hirtenjunge.
Der Diktator und Reformator der modernen
Türkei, Kemal Paſcha, der in ſeiner Jugend als
Hirtenjunge ein kümmerliches Leben geführt hat,
traf kürzlich auf einem Ausflug ins Gebirge
einen kleinen Schafhirten, der ihm durch ſeine
außergewöhnlich kluge Redeweiſe auffiel. Er
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Freitag, den 17. Januar 1930
Nummer 17
Sport, Spiel
Ain die füddeutſche Handball=
Meiſterſchaft.
Die Endſpiele beginnen.
Die Verbandsſpiele der Gruppen ſind bis auf wenige
Nachhutge=
fechte von untergeordneter Bedeutung abgeſchloſſen. Wie geht es nun
weiter um die ſüddeutſche Meiſterſchaft?
Zunächſt ſind die vier Bezirksmeiſter feſtzuſtellen. Es geſchieht durch
Vor= und Rückſpiele der Gruppenmeiſter. In den Bezirken Bahern
und Main=Heſſen, wo nur in zwei Gruppen gekämpft wird, iſt dies
ein=
fach. Hier ſpielen SV. 98 Darmſtadt (Main) und FSV. Mainz 05
(Heſſen) gegeneinander, dort Sp.Vg. Fürth (Nordbahern) und SV.
München 1860 (Südbayern). Wo aber die Gruppen noch einmal
unter=
geteilt ſind, wie am Rhein, an der Saar und in Baden, ſind zuvor noch
die Gruppenmeiſter (ebenfalls in Vor= und Rückſpiel) zu ermitteln. Am
Nhein treffen ſich zu dieſem Zweck V. f. R. Mannheim und FK.
Mann=
heim 08, an der Saar V. f. R. Kaiſerslautern und SV. 05 Trier. Die
Sieger aus dieſen Kämpfen tragen die Bezirksmeiſterſchaft von Rhein=
Saar aus. Der Gruppenmeiſter von Baden wird von FV. 04 Raſtatt
und Polizei=SV. Freiburg ausgeſpielt. Der Sieger tritt gegen die
Stutt=
garter Kickers um die Bezirksmeiſterſchaft von Württemberg/Baden an.
Es kann mit ziemlicher Sicherheit angenommen werden, daß ſich als
Bezirksmeiſter SV. 98 Darmſtadt (Main=Heſſen), Sp. Vg. Fürth (Bayern)
und Stuttgarter Kickers (Württemberg=Baden) durchſetzen. Offen iſt
da=
gegen der Ausgang des Kampfes im Rhein=Saar=Bezirk, wo ſich
gleich=
wertige Gegner um den Titel bewerben.
Die Bezirksmeiſter von Main=Heſſen und Rhein=Saar fechten dann
die Meiſterſchaft der Abteilung Nord=Weſt aus, die von Bahern und
Württemberg=Baden die der Abteilung Süd=Oſt. Man wird kaum
fehl=
gehen, wenn man ſchließlich wieder die Vertreter der beiden
Handball=
hochburgen. Darmſtadt und Fürth, Sportverein 1898 und
Spielvereini=
gung, im Endſpiele um die ſüddeutſche Meiſterſchaft und als
Süddeutſch=
lands Vertreter im Kampf um die deutſche Meiſterſchaft erwartet.
Die ſüddeukſchen Handball=Pokalſpiele.
Beginn der Spiele am 9. Februar.
Vom Süddeutſchen Fußball= und Leichtathletik=Verband wird jetzt
die Ausſchreibung für die Spiele um den ſüddeutſchen Handballpokal
er=
laſſen. Teilnahmeberechtigt iſt von jedem Verbandsverein eine
Mann=
ſchaft gleich welcher Klaſſe. Meldeſchluß iſt der 28. Januar. Bei
dieſen Spielen iſt nun innerhalb der einzelnen Kreiſe zuerſt der
Kreis=
pokalmeiſter zu ermitteln, und zwar ſind dieſe Meiſter bis ſpäteſtens
den 9. März zu melden. Unter geographiſcher Berückſichtigung ſpielen
dann die Kreispokalmeiſter den Bezirkspokalmeiſter aus. Im weiteren
Verlauf dieſer Spiele iſt dann die Begegnung zwiſchen den
Bezirksmei=
ſtern von Bahern und von Baden/Württemberg ſowie zwiſchen Rhein
Saar und Main/Heſſen vorgeſehen. Die beiden Sieger aus dieſen
Tref=
fen beſtreiten das Finale um die Süddeutſche Pokalmeiſterſchaft. Die
einzelnen Bezirksmeiſter aus den Verbandsſpielen beteiligen ſich nicht
an dieſen Pokalſpielen. Die erſte Nunde beginnt am 9. Februar.
Sporkverein Darmſtadk 1898 — B.f.R. Schwanheim.
Am kommenden Sonntag trägt die Handball=Ligamannſchaft ihr
letztes Verbandsſpiel der Gruppe 4 des Bezirkes Main=Heſſen aus.
Gegner iſt der Tabellendritte, VfR. Schwanheim. Man weiß zur
Ge=
nüge, warum dem Spiel hohe Bedeutung zukommt. Faſt erſcheint es
überflüſſig, die Situation nochmals näher zu beleuchten. Für die
Meiſterſchaft der Gruppe kommen ſeit Wochen ſchon nur die 98er und
die Darmſtädter Poliziſten in Frage. Die Lilienträger haben den ſchon
in der Vorrunde erkämpften Vorſprung von 2 Punkten bis zum heutigen
Tag halten können, da der Sieg des Polizeiſportvereins gegen die ger
im Rückſpiel ſich durch die Niederlage der Ordnungshüter in
Schwan=
heim nicht voll auswirken konnte. Wenn daher die Sportvereinself im
letzten Spiel zu einem Punktgewinn durch Sieg oder ein Unentſchieden
kommt, ſind ſie endgültig Gruppenmeiſter, während eine Niederlage
wohl ein Entſcheidungsſpiel notwendig machen würde, weil mit Siegen
des Polizeiſportvereins in ſeinen beiden noch ausſtehenden Spielen zu
rechnen iſt.
Die Sportvereinself wird ſich ſicherlich gewaltig anſtrengen, um nicht
Gefahr zu laufen, ſo kurz vor dem Spiel die Meiſterwürde zu
verſcher=
zen. Und da das Spiel in Darmſtadt ſtattfindet, gelten die 98er als
Favorit und damit heute ſchon faſt als Meiſter, zumal ſie auch in
Schwanheim zum Sieg gekommen ſind. Und doch erſcheint uns der
Ausgang des Spieles durchaus offen. Zu bedenken iſt, daß die
ehr=
geizige Schwanheimer Elf in der Rückrunde ganz Vorzügliches geleiſtet
hat. Mit Ausnahme einer Niederlage in Frankfurt gingen ſämtliche
Spiele des ehemaligen Turnermeiſters in der Rückrunde gewonnen.
Daß insbeſondere der 3:2 Sieg gegen die Polizeielf die Tüchtigkeit der
Schwanheimer Raſenſpieler beweiſt, bedarf keiner Hervorhebung. Wie
durchſchlagskräftig dieſe Mannſchaft iſt, hat ſie ja auch in dem wegen
eines Wolkenbruches frühzeitig abgebrochenen Spiel gegen die 98er
demonſtriert, hatten doch die Schwanheimer bis zum Abbruch einen
Spielſtand von 3:2 zu ihren Gunſten erreicht. Von einem derartigen
Gegner haben die Einheimiſchen den ſtärkſten Widerſtand zu erwarten.
Die Schwanheimer werden ſicherlich mit höchſtem Ehrgeiz auf Sieg
ſpielen, laufen ſie doch bei einer Niederlage Gefahr, den 3. Tabellenplatz
an Fußballſportverein Frankfurt abgeben zu müſſen. Was für die
Darmſtädter auf dem Spiele ſteht, iſt ſchon hervorgehoben. Der
An=
hang der Sportvereinself erwartet, daß die 98er, die ſchon 4fach ſich die
Meiſterwürde bei den Verbandsſpielen geſichert haben, nach einjähriger
Unterbrechung die 5. Meiſterſchaft unter Dach und Fach bringen. Dazu
ſollte die Mannſchaft, die in der Beſetzung der letzten Wochen antritt,
befähigt ſein. Das Spiel beginnt um 3 Uhr.
und Turnen.
Turnen.
Main=Rhein=Gau der Deulſchen Turnerſchaft.
Das Frauenturen in der Deutſchen Turnerſchaft in ſeiner
gegen=
wärtigen Geſtalt hat ſich ergeben aus mühſamer Aufbauarbeit kleiner
und kleinſter Verbände und wurde auch nach ſeiner amtlichen Einreihung
unter die vornehmſten Aufgabengebiete der D. T. vorwärts getragen
durch die ſelbſtloſe Arbeit einzelner verdienter Führer, die ihm zum
Werden und Wachſen Wege bahnten. Jedem tatkräftigen Führer
blie=
ben gerade im Frauenturnen Irr= und Umwege nicht erſpart.
Beſon=
ders aus der wandlungsreichen Entwicklung des letzten Jahrzehnts
er=
wuchſen ſtarke äußere Widrigkeiten und innere Hemmungen für jede
Führerperſönlichkeit, die aus der Menge hervorragte und für die neuen
Forderungen eigene Wege zu finden ſuchte. Wie dies allenthalben in
der D. T. faſt der Fall war, ſo trifft dies im Main=Rhein=Gau auf die
Führerſchaft im Frauenturnen ganz beſonders zu. Vor allem war es
Gaufachwart L. Klenk=Bensheim, der hier als Wegbereiter und
Füh=
rer zu einer modernen Auffaſſung des Frauenturnens gekommen iſt, und
der viel wertvolle Anregung gegeben und Uebungen geſchaffen hat, die
gerade der weiblichen Eigenheit beſonders zuſagen. Die Lehrarbeit, die
bisher in Lehrgängen und Gauübungsſtunden übermittelt wurde, hat
innerhalb des Gaugebietes allſeits Anerkennung heute gefunden und
welche Turnerin oder Leiter und Leiterin einer Abteilung war nicht mit
ganzem Herzen bei der turneriſchen Arbeit, die nicht ängſtliches
Sich=
beſcheiden oder Engherzigkeit in der Auswahl des Uebungsſtoffes,
ſon=
dern weiteſte Bewegungsfreiheit auf den unerſchöpflichen Gebieten der
Uebungen brachte. So wird auch im Jahre 1930 innerhalb des Gaues,
unter Beachtung der bisher verfolgten Nichtlinien, das Turnen der
Tur=
nerinnen in Gauübungsſtunden und Lehrgängen gefördert werden. Die
erſte Gauübungsſtunde wird bereits kommenden Sonntag, den 19.
Januar, vormittags 9 Uhr, in der Turnhalle der Turngemeinde Neu=
Iſenhurg ſtattfinden. Die Lehrarbeit, die der Ausbildung von Leitern
und Leiterinnen von Abteilungen in erſter Linie dienen ſoll, wird
eben=
falls auch den Uebungsſtoff für das im Juni in Sprendlingen
ſtatt=
findende Gau=Frauenturnen umfaſſen.
Leichkakhlekik.
Die ſüddeutſchen Vereins=Jugendmannſchafts=
Megrlämpfe 1929.
Der Verbandsjugendausſchuß hat nunmehr auch die Ergebniſſe der
im letzten Jahre erſtmalig in größerem Umfange ausgetragenen
Süd=
deutſchen Vereins=Jugendmannſchafts=Mehrkämpfe veröffentlicht. Dieſe
leichtathletiſchen Jugendmehrkämpfe ſind bekanntlich in der Form von
ſieben Pflichtübungen in zwei Hauptkategorien 4 und B ausgetragen
worden, wobei in „4” gemiſchte Altersklaſſen, in „B” nur Jugendliche
gleicher Altersklaſſen zugelaſſen waren. In jeder der beiden
Haupt=
kategorien wurden die Vereine nach dem fußballeriſchen Können ihrer
1. aktiven Mannſchaft in Bezirksliga, Kreisliga, 4=Klaſſe, B=Klaſſe
ein=
geteilt, wobei zu beachten iſt — auch bei der kritiſchen Betrachtung der
nun vorliegenden Ergebniſſe —, daß Bezirksliga=Vereine in jeder
Uebung fünf Jugendliche, Kreisligavereine drei und 4= und B=Vereine
zwei Jugendliche ſtellen mußten, und daß überdies jeder Jugendliche
nur in zwei Einzelkämpfen eingeſetzt werden durfte!
Ueberblicken wir die Ergebnisliſte, ſo müſſen wir einmal feſtſtellen,
daß insgeſamt 169 Vereinsjugendmannſchaften Süddeutzſchlands im
die=
ſen Kämpfen über 100 Punkte erreicht haben, daß die Kategorie 4 (
ge=
miſchte Altersklaſſen) ſtark bevorzugt wurde, daß aber auch einige Vereine
in beiden Kategovien erfolgreich vertreten ſind. Wir müſſen aber auch
feſtſtellen, daß drei Darmſtädter Vereine ſehr erfolgreich abgeſchnitten
haben!
Mit beſonderer Genugtuung ſtellen wir feſt, daß in Kategorie
4=Bezirksliga der Sportverein Darmſtardt 1898 mit 247
Punkten die ſechſte Stelle hinter ſo prominenten Vereinen wie
1. F.C. Nürnberg, Stuttgarter Kickers, Spielvereinigung Fürth,
Nürn=
berger S.C. und Freiburger F.C. einnimmt!. Dieſe Tatſache iſt gerade
in Anbetracht der oben genannten Wettkampfbeſtimmungen um ſo mehr
ein Beweis dafür, daß der Sportverein Darmſtadt 1898 auch auf dem
Gebiete ſportlicher Jugendpflege ausgezeichnete Pionierarbeit leiſtet!
Mit Freude ſtellen wir des weiteren feſt, daß ebenfalls in Kategorie 4,
jedoch „Kreisliga”, Rot=Weiß, VfR. Darmſtadt mit 219
Punkten den neunten Platz und der Hefſiſche
Polizei=
ſportverein mit 200 Punkten den fünfzehnten Platz einnehmen!
Wir gratulieren den Vereinen zu dieſen Erfolgen ihrer Jugend und
wünſchen, daß ſie auch in dieſem Jahre weiterhin die bisher getätigte
Arbeit zum Wohle unſerer Jugend erfolgreich fortſetzen!
Fußball.
Sporlvgg. Arheilgen — Sporkverein Münſter.
Am kommenden Sonntag tritt Sportverein Münſter zum fälligen
Verbandsſpiel am Arheilger Mühlchen an. — Münſter iſt durch den
Punktverluſt in Griesheim als Meiſterſchaftsanwärter etwas ins
Hinter=
treffen geraten, wenn nicht endgültig ausgeſchaltet. Immerhin können
bei den noch acht ausſtehenden Spielen allerhand unvorhergeſehene Fälle
eintreten, die noch manche Aenderung in der Placierung der Tabelle
bringen können. Und damit iſt ja jeden Sonntag zu rechnen. Deshalb
wird Münſter am Sonntag ſchon alles daranſetzen, um die 2 Punkte
mit nach Hauſe zu nehmen, und wird es auch aller Vorausſicht nach
bei der jetzigen ſchlechten Form der Arheilger. Der Münſterer Sturm
iſt der beſte Teil der Mannſchaft. — Die Leute vom „Mühlchen”
befin=
den ſich zurzeit in äußerſt ſchlechter Verfaſſung, die ſchon über fünf
Spiele anhält. Wird es nicht beſſer, und geht auch das Spiel am
näch=
ſten Sonntag verloren, dann rückt der Abſtieg in immer greifbarere
Nähe. Am Sonntag wird Bauer wieder frei, der ſchon immer den
Sraum migeriſen Fat. Mit Im. drsere.3
liche Verſtärkung. Allerdings dürfte eine Umſtellung der Mannſchaft
nur von Vorteil ſein. Heib als Läufer hat ausgedient, ihm gehört der
Poſten als Rechtsaußen anvertraut, neben ihn Bauer, Murmann,
Rücke=
rich, nur ſchade, daß Bohl nicht mit von der Partie ſein kann. Krug
auf ſeinem Poſten als rechter Läufer, im übrigen die Mannſchaft ſo
be=
laſſen. Vielleicot könnte der Torwächter noch ausgewechſelt werden.
Mit kompletter Mannſchaft müßte am Sonntag bewieſen werden, daß
die ſeitherige ſchlechte Form nur eine vorübergehende Erſcheinung, eine
Kriſis, wie ſie mitunter bei den beſten Mannſchaften vorkommt, war.
Beherzigen die Spieler das, und betreten ſie mit dem nötigen
Selbſt=
vertrauen den Platz, ſpielen ſie mit dem früheren Eifer, dann wird das
bei dieſem Spiel jedenfalls, zahlreich erſcheinende Publikum auf alle
Fälle zufrieden den Platz verlaſſen. — Das Spiel beginnt um 2 Uhr;
vorher ſpielen die Liga=Erſatzmannſchaften.
Im Anſchluß an das Spiel der Fußball=Liga, ſpielen die Damen
gegen Polizei Darmſtadt (Handball).
Kraftſpork.
Kr. Sp. V. Deutſche Eiche Roßdorf — Kr. Sp.V. Bensheim 11:8.
Mit ſeinem 11:8 Siege am letzten Sonntag in Bensheim konnte
Roßdorf ſeine Tabellenführung weiter beibehalten und liegt nun mit
4 Punkten gegen den Zweiten in Front. Eine Niederlage lag im
Be=
reich der Möglichkeit, da Bensheim mit zur Spitzengruppe zählt und ein
ſehr gefährlicher Gegner iſt. — Der Kampfverlauf:
Bantamgewicht: Schumann=R. ſiegt nach 6 Minuten. —
Feder=
gewicht: Breitwießer=R. ſiegt nach 2 Min. — Leichtgewicht: Ahl=R.
wurde hier nach 20 Min. Punktſieger. Mittelgewicht: K. Schumann=R.
ſiegt nach 1 Min. — Im Welter=, Halbſchwer= und Schwergewicht konnte
Bensheim ſiegen. — Endreſultat: 11:8 für Roßdorf.
Bei den Deutſchen Winterkampfſpielen herrſchten auch am
Donners=
tag ungünſtige Witterungsverhältniſſe, die eine weitere Verlegung der
Wettkämpfe bedingten.
Geſchäfliches.
Gicht und Rheumatismus ſind ein quälendes Leiden. Zur
Linde=
rung und Hülfe wende man ſich an das Oeneraldepot dev Viktoria=
Abotheke, Berlin 219, Friedrichſtr. 19. Man erhält dann koſtenlos und
franlo eine ausreichende Probe der Gichtoſint, das ſeit vielen Jahren
bei der Behandlung von Gicht umd Rheumatismus mit beſtem Erfolg
Anwendung findet.
Rundfunk=Programme.
Frankfurt a. M.
Freitag, 17. Jan. 12.15: Schallplatten. O 14.30: Breslau:
Eisſchnellaufen am kleinen Teich. o 15.15: Kaſſel: Jugendſtunde:
Die Berufe der techniſchen Aſiſtentin und der Bibliothekarin. o 16:
Stuttgart: Konzert des Funkorch. o 1805: Buch und Film.
o 1:35: Stuttgart: Prof. Beutel: Der Lebenslauf eines Sterns.
O 19: Stuttgart: Eſperanto. O 19.05: Stuttgart: Dir. H. Oetinger:
Bedeu ing der Reichspoſt für die Wirtſchaft 19.30: Konzert
des Collegium muſicum der ſtaatl. pädagog. Akademie. Einl.
Vor=
trag: Dir Prof Dr. Weiner. Gluck: Ouv. zu „Jphigenie‟. —
Mozart: Violin=Konzert A=dur. 1. Satz. — Schubert: Lieder. —
Mendelsſohn: Marſch aus „Athalia”. o 20.15: Kurhaus Bad
Homburg: Liederabend von Ria Ginſter. 0 21.45: Familienſzenen.
Vortrag.: Lotte Baer, o 22,35: Unterhaltungskonzert. Kapelle
Bernd Buchbinder.
Königswuſterbauſen.
Deutſche Welle. Freitag, 17. Jan. 9: Landwirtſchaftslehrer
Voigt: Zuckerrüben und Futterrunkeln. O 9.30: Baſtelſtunde. Urſula
Scherz und W. Wauer: Zeppelinfahrt nach dem Nordpol. o 10:
Dr. Knottnerus=Meyer: Affen untereinander. O 14.30: Kmderſtunde.
Kunterbunt. o 15: Jungmädchenſtunde Clara Bohm=Schuch: Aus
der Enge m die Welt. 15.40: Alice Berend: Die Familie
Schopenhauer. O 18: Schulrat Krauledat: Die Laſt der Abteilungen
in ländlichen Schulen. O 16.30: Leipzig: Konzert. Kapelle Plietzſch=
Marko o 17.30: Prof. Dr. Mersmann: Geſpräche über Muſik.
18: Min.=Rat Weil: Bäuerliche Produkttonsleiſtung und
Berufs=
ausbildung. O 18.30: Engliſch für Fortgeſchrittene. 2 18,55: Ob=
Stud=Dir Worm: Wirkerei und Strickerei, O 19.20: Wiſſchenſchaftl.
Vortrag für Aerzte. O 20: Parergon zur Symphonia domeſtica von
Rich Strauß. Ausf.: P. Wittgenſtein (Flügel). Berliner Funkorch.
20.30: Breslau: „Herr Peter Sauenz‟. Ein Schimpfpiel von
Andreas Gryphrus. O Anſchl: Zeit Wetter. O Danach: Dr. Pfeil=
Trocken=Ske=Uebungen. O 22.30: Abendunterhaltung. Mozart: Eme
kleme Nachtmuſik. — Reinecke: Vorſpiel zu „König Manfred”. —
Henze: Ruſſiſche Rhapſodte. — Widezky: Frühling. —
Koſaken=
marſch. Volkslied. — Swerkoff: Wanika wſtanika. — Schubert:
Leiſe flehen meme Lieder. — Schumann: Träumerei. — Bach=
Gounod: Ave Maria. — Heins: Liebesgeflüſter, Gavotte. — Henze:
Andalouſiſches Tanzlied. — Schickſalslied „Ach ti dolia‟. — Der
rote Sarafan. — Swerkoff: Reigenlied. — Macciocki: Florentiniſche
Nächte, Walzer. — Popy: Suite orientale Ausf.: Berliner
Mandolinen= und Lauten=Orcheſter. C. Henze (Geſang).
Weilerberichl.
Ausſichten für Freitag, den 17. Januar: Vielfach neblig, tagsüber
Auf=
heiterung, vorwiegend trocken, Temperaturückgang mit leichtem
Nachtfroſt.
Ausſichten für Samstag, den 18. Januar: Wieder Uebergang zu
milde=
rem und ſchlechterem Wetter wahrſcheinlich.
Dhn
Veranwornich für poliſt und Wirſchaſt: Rndolf Maupe: für Feulleton, Reich und
Ausland und Heſſche Nachrichten: Max Streeſe; für Sport: Dr. Eugen Buhlmann:
für den Handel: Dr. C. H. Quetſch: für den Schlußdienſt: Andreas Bauer; für
„Die Gegenwart”. Tagesſpiegel in Bild und Wort. Dr. Herbert Nette;
ſör den Inſergientel und geſchäftlſche Mittellungen: Wiliy Kuhle:
Druck und Verſag: C. C. Wittich — ſchmtlich in Darmſtadt
Für unverlangte Manuſtripte wird Garantie der Rücſendung nicht übernommen.
Die heutige Nummer hat 16 Seiten
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lichst bekanntes Steigvermögen, H
hohe Endgeschwindigkeit und—
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Rammer 12
Freitag, den 17. Januar
Nachrichten
Wirkſchaftliche Rundſchau.
Weltproduktion an Blei, Kupfer und Zink im November 1929. Nach
den Berechnungen der Statiſtiſchen Abteilung der Metallgeſellſchaft
A.=G., Frankfurt, betrug die Blei=Hüttenproduktion der Welt im
No=
vember 1929 147 644 Tonnen gegen 154 629 Tonnen. Dieſe Produktion
verteilt ſich auf die einzelnen Kontinente wie folgt: Amerika 87 059
(92258) Tonnen, Europa 35847 (36 213) Tonnen, Auſtralien 15077
(16 598) Tonnen, Aſien 7861 (7760) Tonnen, Afrika 1800 (1800) Tonnen.
— Die Kupfer=Hüttenproduktion der Welt ſtellte ſich im Nopember 1929
auf 158 752 (164 544) Tonnen, wovon 121590 (127 742) Tonnen auf
Amerika, 15 393 (15 241) Tonnen auf Europa, 13000 (13 942) Tonnen
auf Afrika, 7491 (7295) Tonnen auf Aſien und 1278 (324) Tonnen auf
Auſtralien entfallen. — Die Zink=Hüttenproduktion betrug insgeſamt
119 582 (125 386) Tonnen, woran Europa mit 61055 (62 118) Tonnen,
Amerika mit 50 886 (55 552) Tonnen, Auſtralien mit 4556 (4641)
Ton=
nen, Aſien mit 1800 (1800) Tonnen und Afrika mit 1285 (1275) Tonnen
teilnahmen. Die meiſtproduzierenden Staaten waren die U. S.A. mit
44 128 (48 541) Tonnen, Belgien mit 17 240 (17 080) Tonnen, Polen mit
13 500 (14 600) Tonnen, Frankreich mit 8410 (7850) Tonnen und
Deutſch=
land mit 8088 (8776) Tonnen.
Konkursnachrichten aus dem Oberlandesgerichtsbezirk Darmſtadt.
Neue Verfahren: Offenbach a. M.: Georg Möller, Kurz= und
Weißwarenhandlung, Hauſen. Anmeldefriſt 10. 2.,
Gläubigerverſamm=
lung 29. 1., Prüfungstermin 26. 2. Uhrmacher Adolf Gleizer in Neu=
Iſenburg. Anmeldefriſt 10. 2., Gläubigerverſammlung 29. 1.,
Prüfungs=
termin 26. 2. — Darmſtadt: Kaufmann Heinrich Peter. Anmeldefriſt
3. 2., Gläubigerverſammlung 3. 2., Prüfungstermin 3. 3. —
Aufge=
hobene Vergleichsverfahren: Gießen: Firma Baſaltwerke
Gießen, G. m. b. H. — Offenbach a. M.: Firma Meier und Wildhirt
in Heuſenſtamm, Inhaber Leo Dalsheim, Julius Roſenbaum, Karl
Frieſen.
Mißbräuche im Kreditweſen. Zwiſchen den Spitzenverbänden
von Induſtrie und Bankgewerbe haben in den letzten Monaten
Be=
ſprechungen über geeignete Wege zur Bekämpfung mißbräuchlicher
Kre=
ditinanſpruchnahme ſtattgefunden. Man ging bei dieſen Beratungen
davon aus, daß Mißſtände der abzuſtellenden Art keineswegs bloß zu
einer Schädigung der Kredirgeber führen, ſondern auch die Intereſſen
der redlichen Kreditnehmer und der ganzen Volkswirtſchaft
beeinträch=
tigen. Den Spitzenverbänden erſcheint es vor allem weſentlich, in
kauf=
männiſchen Kreiſen einem allgemeinen Verſtändnis dafür die Wege zu
ebnen, daß es nicht der Ausdruck eines kränkenden Mißtrauens iſt,
ſondern einem Erfordernis verkehrsüblicher kaufmänniſcher Sorgfalt
entſpricht, wenn ein Kreditgeber bei Gewährung oder Verlängerung
ungedeckter Kredite von erheblichem Ausmaß die Vorlegung einer durch
einen vereidigten Bücherreviſor oder einer Treuhandgeſellſchaft
beſtä=
tigten Bilanz verlangt. Die Spitzenverbände waren darüber einig, daß
das heutige Strafgeſetzbuch zum mindeſten in ſeiner Anwendung durch
die Rechtſprechung nicht genügt, um alle Tatbeſtände zu erfaſſen, die
nach kaufmänniſcher Auffaſſung als betrügeriſche Krediterſchleichung
anzuſehen ſind. Die Verbände haben aus Anlaß der Beratungen über
die Reform des Strafgeſetzbuches die Aufnahme einer beſonderen
Be=
ſtimmung angeregt, welche die Möglichkeit einer ſtrafrechtlichen
Erfaſ=
ſung ſolcher Tatbeſtände außer Zweifel ſtellt. Als eine
Krediterſchlei=
chung in dieſem Sinne kann ſich nach Anſicht der Verbände insbeſondere
auch eine den Geboten von Treu und Glauben widerſprechende falſche
Auskunft über die Aufnahme von Bankkrediten an mehreren Stellen
darſtellen. Die Prüfung von Kreditunterlagen und insbeſondere die
Beſtätigung von Bilanzen vermag den berechtigten Anſprüchen der
Beteiligten und den Intereſſen der geſamten Kreditwirtſchaft nur dann
erfolgreich zu dienen, wenn ſie in den Händen erſtklaſſiger
unabhängi=
ger Sachverſtändiger liegt. Die Spitzenverbände haben mit
Befriedi=
gung davon Kenntnis genommen, daß ſich der Deutſche Induſtrie= und
Handelstag als Spitzenverband der amtlichen Induſtrie= und
Handels=
vertretungen eingehend mit dieſen Fragen befaßt und insbeſondere
über einheitliche Vorausſetzungen der Zulaſſung von Bücherreviſoren
bereits weitgehende Vorarbeiten geleiſtet hat.
Die Maſchinenbaugefellſchaft in Karlsruhe ſtellt ihre Zahlungen ein.
Die Maſchinenbaugeſellſchaft Karlsruhe hat ſich nach bald
hundertjäh=
rigem Beſtehen gezwungen geſehen, dieſer Tage ihre
Zahlun=
gen einzuſtellen und ein außergerichtliches Arrangement mit
ihren Gläubigern anzuſtreben. Die Geſellſchaft erklärt, daß die
Be=
mühungen, das Unternehmen durch Arbeitsbeſchaffung und finanzielle
Sciierung zu erhalten, keinen Erfolg gehabt hätten. Die
Zahlungs=
einſtellung ſei daher unumgänglich, damit die Intereſſen aller
Gläubi=
ger gleichmäßig beſtens gewahrt werden können. Die
Maſchinenbau=
geſellſchaft ſtellt ihren Gläubigern ihr geſamtes Vermögen zur
Ver=
fügung. Aus dem von der Geſellſchaft aufgeſtellten Status iſt zu
ent=
nehmen, daß bei vorſichtiger Bewertung der Aktiven mit einer
hundert=
prozentigen Befriedigung der vom Verfahren betroffenen Gläubiger
ge=
wechnet werden kann. Die Verwertung der Maſſe ſoll unter Mitwirkung
und Kontrolle eines Gläubigerausſchuſſes erfolgen. Auf Mittwoch, den
22. Januar, iſt eine Gläubigerverſammlung einberufen, in der über die
Lage und Ausſichten berichtet und ein Gläubigerausſchuß gewählt
wer=
den ſoll.
Steinkohlenvorkommen im Jeſchken=Gebirge. Wie die „Z. M.=3.*
aus Gablonz berichtet, wurden Steinkohlenvorbommen am Südhange
des Jeſchken=Gebirges durch Bohrungen, die der Gablonzer
Großin=
duſtrielle Redlhammer vornehmen ließ, bei Liebenau und Jilowe (
Bahn=
linie Reichenberg-—Turau) feſtgeſtellt. Bis zu einer Tief von 300 Metern
wurden 12 überlagerte, ausgedehnte Steinkohlenflöze feſtgeſtellt, deren
ſtärkſtes 4,5 Meter mächtig iſt. Der größte Teil der Flöze iſt
abbau=
fähig. Eine in Bildung begriffene Aktiengeſellſchaft wird das
Kohlen=
vorkommen, das bis vor kurzem von biologiſcher Seite noch beſtritten
wurde, ausbeuten.
Bau eines elſäſſiſchen Kalikanals. Zwecks weiterer Verbilligung
der elſäſſiſchen Kalifrachten beabſichtigen die elſäſſiſchen Kaligruben
durch einen Transportkanal direkt mit dem Rhein=Rhone=Kanal in
Ver=
bindung zu treten, ſo daß das elſäſſiſche Kali direkt ab Grube zu Schiff
nach Antwerpen befördert werden kann. Die Vorarbeiten hierzu ſind
bereits beendigt. Es ſollen Maßnahmen getroffen werden, daß der
Kalikanal nach Eröffnung des Rheinſeitenkanals bzw. Durchführung
der Oberrheinregulierung ſofort für den Verkehr größerer Schiffe
aus=
gebaut werden kann. Die Errichtung des Kanals ſoll eine Verbilligung
der Transportkoſten um 10 Fr. je Tonne Sylvinit und um 12 Fr. je
Tonne Chlorokalium bewirken.
Die Schweizer Konjunkturſtagnation. Die Schweizer
Konjunktur=
ſtagnation, die das Jahr 1929 gebracht hat, tritt in den ſoeben bekannt
gewordenen Ziffern des Außenhandels deutlich in die Erſcheinung. Der
Geſamtwert des ſchweizeriſchen Außenhandels ohne Berückſichtigung des
Goldverkehrs, iſt von 4795 auf 4 737 Millionen Franken oder um
58 Millionen zurückgegangen. Davon weiſt die Einfuhr eine Abnahme
von 2 679 auf 2 659, alſo um rund 20 Millionen, die Ausfuhr eine ſolche
von 2 116 auf 2 078 oder um 38 Millionen auf.
Diehmärkte.
Darmſtädter Viehmarkt vom 16. Januar. Aufgetrieben waren: 185
Kälber, 11 Schafe, 7 Ochſen. Die Preiſe ſtellten ſich für Kälber: a) 62
bis 68, b) 55—61, c) 48—54 Pfg. pro Pfund. — Marktverlauf:
ſchlep=
pend, Ueberſtand.
Frankfurter Viehmakt vom 16. Januar. Aufgetrieben waren: Seit
dem letzten Markt 151 Rinder, 1125 Kälber, 292 Schafe, und 422
Schweine. Marktverlauf: Mit Kälbern ſchleppend, Schafe ruhig,
aus=
verkauft, Schweine ſchleppend, Ueberſtand. Preiſe pro Zentner
Lebend=
gewicht: Kälber b) 70—76, c) 64—69, d) 55—63, Schafe al) 48—52, b1) 40
bis 47 Schweine b) 81—84, c) 82—85, d) 81—84, e) 80—82.
Fleiſchgroß=
handelspreiſe: Ochſenfleiſch 1 Qual. 88—95, 2. Qual. 75—86,
Bullen=
fleiſch 85—90, Kuhfleiſch 2. Qual. 60—73, 3. Qual. 45—60, Kalbfleiſch
2. Qual. 95—106, Hammelfleiſch 90—100, Schweinefleiſch 1. Qual. 106
bis 112. Ausländer 103—108. Gefrierfleiſch Vorderviertel 56,
Hinter=
wiertel 65, Geſchäftsgang ſchleppend.
Berliner Produktenbericht vom 16. Januar. Auf Grund des
weiter=
hin unbefriedigenden Mehlgeſchäftes hält ſich die Unternehmungsluſt
an der Produktenbörſe nach wie vor in engen Grenzen, zumal vom
Weltmarkte keine Anregungen geboten werden. Infolge der
Zurück=
haltung der Mühlen genügt ſchon das an ſich mäßige Inlandsangebot
von Brotgetreide, um einen weiteren Druck auf das Preisniveau
aus=
zuüben. Weizen war zwar angeſichts der Zollerhöhung beſſer gehalten
als Roggen, jedoch waren geſtrige Preiſe auch nicht immer durchzuholen.
Für Roggen lauteten die Gebote etwa zwei Mark niedriger. Am Liefe=
rungsmarkt ſetzte Weizen in beiden Sichten anderthalb Mark ſchwächer
ein, Märzroggen verlor zweieinhalb Mark. Bei ſehr geringem Geſchäft
waren die Mühlenforderungen für Weizenmehl bis fünfundzwanzig
Pfennig, für Roggem bis um fünfzig Pfennig pro Sack ermäßigt. Hafer
und Gerſte liegen bei reichlichem Angebot weiter matt, namentlich
ge=
ringe Sorten ſind faſt unverkäuflich.
Frankfurt a. M., 16. Januar.
Im Vormittagsverkehr war die Tendenz wieder feſt, nachdem an
der geſtrigen Abendbörſe auf verſchiedene vage Gerüchte eine
Ab=
ſchwächung eingetreten war. Das Geſchäft war aber nur in
Spezial=
werten lebhafter; Elektro= und Chemieaktien waren hauſſierend. Zu
Beginn des offiziellen Marktes trat aber wieder ein Tendenzumſchwung
ein. Es machte ſich verſchiedentlich Abgabeneigung geltend, ſo daß die
hohen vorbörslichen Kurſe nicht gehalten werden konnten. Das Geſchäft
hat erheblich an Umfang eingebüßt, obwohl niemand einen ſtichhaltigen
Grund für den neuen Kursrückgang anführen kann. Die Mitteilungen
aus der geſtrigen Gläubigerverſammlung der Favag wurden viel
be=
ſprochen und hinterließen nicht gerade einen guten Eindruck. Dies
dürf=
ten im weſentlichen die Gründe für die heutige Zurückhaltung geweſen
ſein. Im Grundton der Börſe war aber eine unvermindert ſtarke
Widerſtandsfähigkeit zu erkennen; denn, obwohl die Kurſe nachgaben,
waren gegenüber der geſtrigen Abendbörſe zumeiſt immer noch
Beſſe=
rungen zu verzeichnen. Am Elektromarkt eröffneten Licht und Kraft
und Geffürel je 1 Prozent, Schuckert 0,5 Prozent, und Siemens 1,5
Prozent feſter. Deutſche Linoleum gewannen 3 Prozent. Am
Chemie=
markt waren J. G. Farben zur Erſtnotiz behauptet, Deutſche Erdöl
zogen 1,5 Prozent an, während Rütgerswerke, Goldſchmidt und Verein
für chemiſche Induſtrie bis 1,5 Prozent verloren. Der Montanmarkt
lag uneinheitlich. Gelſenkirchen, Mannesmann und Stahlverein
konn=
ten bis 1,5 Prozent gewinnen. Rheinſtahl etwas niedriger. Kaliaktien
bis 2,5 Prozent abgeſchwächt. Banken und Schiffahrtsaktien bis 1
Pro=
zent ſchwächer. Aku 1 Prozent feſter. Am Bauunternehmungsmarkt
verloren Wayß und Freytag 2 Prozent. Am Rentenmarkt konnten
Altbeſitzanleihe weiter anziehen.
Im Verlaufe war die Tendenz unſicher, perſchiedentlich kam noch
Material heraus. Die Aufnahmeluſt war gering, ſo daß gegen Anfang
erneute Abſchwächungen die Folge waren. Deutſche Linoleum gaben
4 Prozent, Licht und Kraft 2 Prozent, Siemens 3 Prozent und J. G.
Farben 1 Prozent nach. Am Geldmarkt war Tagesgeld mit 7,5 Prozent
geſuchter. Am Deviſenmarkt nannte man Mark gegen Dollar 4,1860,
gegen Pfunde 20,386, London-Kabel 4,8690, Paris 123,92, Mailand
93,00, Madrid 36,625, Schweiz 25,15, Holland 12,1034.
An der Abendbörſe herrſchte weiter Unſicherheit. Der
Rück=
gang der Kunſtſeideaktien verſtimmte, und die Spekulation ſchritt
wie=
der zu Abgaben. Aufträge fehlten faſt vollkommen, ſo daß das
Ge=
ſchäft gering blieb. Gegenüber den Berliner Schlußkurſen büßten
Bem=
berg 4 Prozent, Aku 3,5 Prozent ein. Schuckert eröffneten 1,5 Prozent
ſchwächer. Im übrigen gingen die Abſchläge nicht über 1 Prozent
hin=
aus. Im Gegenſatz hierzu ſtanden J.G. Farben und Mannesmann,
die etwas gefragt waren und bis 0,75 Prozent anziehen konnten.
Neu=
beſitzanleihe etwas gefragt. Zum Schluß der Börſe hörte man leicht
erhöhte Kurſe.
Berlin, 16. Januar.
Die Tendenz im heutigen Vormittagsverkehr und an der Vorbörſe
war trotz der im Gegenſatz zu den ſchwächeren Frankfurter Abendkurſen
ſtärker heraufgeſprochenen Kurſe, als recht unſicher anzuſprechen. Die
Spekulation hielt ſich auffallend zurück und es kam nur ganz vereinzelt
zu Umſätzen. Wenn auch beſondere Hauſſemomente fehlten, hätte doch
die Amſterdamer Diskontſenkung und der befriedigende Verlauf der
Haager Konferenz zu einer Fortſetzung der Aufwärtsbewegung
aus=
reichen müſſen, wenn das Publikum und das Ausland auch heute
Kauf=
orders hierhergelegt hätte. Dieſe Aufträge fehlten aber faſt vollkommen
und die Großbanken ſchienen eher zu kleinen Abgaben zu neigen, was
bei der Spekulation Glattſtellungen auslöſte. Der weitere Verlauf
führte zu neuerlichen Abſchwächungen, da man beſonders bei
Kunſtſeide=
werten Amſterdamer Abgaben bemerken wollte, was zu Rückgängen bis
5 Prozent bei dieſen Werten führte. Das Ausbleiben der Londoner
Diskontermäßigung, mit der man allerdings ſchon nicht mehr gerechnet
hatte, fand kaum Beachtung. Die aus vielen Teilen des Reiches
ge=
meldeten Arbeitsloſen=Unruhen verſtimmten dagegen etwas mehr. Am
Montanmarkt war es etwas lebhafter und einige Hauptwerte konnten
von dieſer Bewegung profitieren, ſo daß die niedrigſten Tageskurſe nicht
beſtehen blieben.
Mekallnokierungen.
Die Berliner Metallnotierungen vom 16. Januar ſtellten ſich für
Elektrolytkupfer 170,25 RM., Original Hüttenaluminium 190 MM.,
des=
gleichen 194 RM., Reinnickek 350 RM., Antimon Regulus 59—60 RM.,
Feinſilber 63,25—65,25 MM.
Die Berliner Metall=Termine vom 16. Januar ſtellten ſich für
Kupfer: Januar 134 (137), Februar 133 (134,50), März 133 (134),
April, Mai 133 (133,75), Juni, Juli, Auguſt, September, Oktober,
No=
vember, Dezember 133 (133,50). Tendenz: ſchwächer. Für Blei:
Januar 41,50 (42,50), Februar 41,75 (42), März, April 41,75 (42,50),
Mai 42,25 (42,75), Juni, Juli 42,50 (42,75), Auguſt, September 42,75
(43), Oktober, Nobember, Dezember 42,75 (43). Tendenz: ſtetig. Für
Zink; Januar 36,50 (38), Februar 38 (38,25), März 38 (39), April
38,25 (39), Mai 38,50 (39,50), Juni 39,50 (40), Juli 39,75 (40,25), Auguſt
39,50 (40,50), September, Oktober 40 (40,75), November 40 (41),
De=
zember 40,50 (40,50). Tendenz: ſtetig. — Die erſten Zahlen bedeuten
Geld, die in Klammern beigefügten Brief.
Amerikaniſche Kabelnachrichken.
Es notierten nach Meldungen aus Chicago am 16. Jan.:
Getreide: Weizen, März 122½, Mai 126½, Juli 128; Mais,
März 89½, Mai 9234, Juli 94½: Hafer, März 46½, Mai 4734,
Juli 46½; Roggen, März 96½, Mai 94½, Juli 94.
Schmalz: Jan. 10,325, März 10,/475, Mai 10,70.
Fleiſch: Speck loco 12; leichte Schweine 9,60—9,90, ſchwere
Schweine 9,10—9,60; Schweinezufuhren in Chicago 50000, im
Weſten 144 000.
Chicagoer Baumwolle: Januar 16,95, März 17,21
Es notierten nach Meldungen aus NewYork am 16. Jan.:
Schmalz: Prima Weſtern 11,10; Talg, extra loſe 778.
Getreide: Weizen, Rotwinter n. Ernte 137½, Hartwinter n.
Ernte 129½; Mais 96½: Mehl 5,60—6.—; Getreidefracht nach
England 1,6—2 sh, nach dem Kontinent 8—10 C.
Kakav: Tendenz ſtetig. Umſätze 43, loco 9½, Januar 9.04,
Februar 9.16, März 9.39, Mai 9.78, Juni 9.80, Juli 9.99,
Sep=
tember 10.27.
Kleine Wirtſchaftsnachrichten.
Aus Verwaltungskreiſen wird beſtätigt, daß man ſich in
Aufſichts=
ratskreiſen der Norddeutſchen Hochſeefiſcherei A.G Weſermünde=
Geeſtemünde, und der Hochſeefiſcherei Nordſtern A. G., Weſermünde=
Geeſtemünde, mit Fuſionsplänen beſchäftigt. Ein greifbares Reſultat
liegt aber noch keineswegs vor.
Wie wir erfahren, ſchlug die Direktion der Reichskredit=Geſellſchaft
der Bilanzſitzung des Aufſichtsrats, die für den 25. Januar einberufen
iſt, die Verteilung von 8 Prozent Dividende vor.
Für das Geſchäftsjahr 1929 der Continentalen Gummiwerke
Han=
nober iſt mit der Verteilung von mindeſtens wieder 7 Prozent
Divi=
dende zu rechnen, wobei eine leichte Dividendenſteigerung durchaus
möglich ſcheint.
Mit Wirkung vom Dienstag an iſt die Einfuhr von getrocknetem
Fleiſch aus dem Auslande nach Heſſen verboten. Zuwiderhandlungen
werden beſtraft.
Die Maklerkammer der Frankfurter Börſe, Abteilung Getreide, hat
zu ihrem Vorſitzenden Herrn Karl Engerſch (Firma Heinrich Engerſch),
zum ſtellvertretenden Vorſitzenden Herrn Willi Leinen (Emanuel u.
Wallach) und zum Schriftführer Herrn Heinrich Kohlmann (Firma
Kohlmann) gewählt.
Die G.V. der Liga=Gummiwerke A. G., Frankfurt a. M., beſchloß,
den nach 89857 (91260) RM. Abſchreibungen ſich ergebenden
Rein=
gewinn von 4 581 (2592) RM. vorzutragen. Das Aktienkapital von
60 000 RM. bleibt wieder ohne Dividende. Nach dem Bericht konnten
im Geſchäftsjahr 1928/29 die Umſätze erhöht worden, doch waren die
Preiſe unbefriedigend.
Die Generalverſammlung der Piano= und Orgelwerke Philipps
A. G., Aſchaffenburg, in der neun Aktionäre 1,38 Mill. RM. vertraten,
genehmigte den dividendenloſen Abſchluß. Juſtizrat Brucker und
Fi=
nanzrat Prahl ſind aus dem Aufſichtsrat ausgeſchieden; eine
Erſatz=
wahl fand nicht ſtatt. Wie vom Vorſtand mitgeteilt wurde, hat ſich der
Geſchäftsgang im laufenden Jahre der Konjunktur entſprechend wenig
geändert.
Berliner Kursbericht
vom 16. Januar 1930
Deviſenmarkt
vom 16. Januar 1930
Verl. Kandels=Geſ.
Danatbank
Deutſche Bank u.
Disconto=Geſ.
Dresdner Bank
Hapag
Sanſa Dampfſch.
Nordd. Lloyd
A. E. G.
Gahr. Motorenw.
J. P. Bemberg 1176.75
Bergmann Elektr.
Berl. Waſch.=Bau
Conti Gummi
Deutſche Cont. Gas
Deutſche Erdöl
Vee
240.50
153.—
151.75
107.875
155.50
107.75
172.—
82.—
211.50
69.—
153.25
169.50
108.75
Meie ee
J. G. Farben
Gelſenk. Bergw.
Geſ. f.elektr. Untern
Harpener Bergbau
Soeſch Eifen
Phil. Holzmann
Kali Aſchersleben
Klöcknerwerke
Köln=Neueſſ. Bgw.
Ludw. Loewe
Mannesm. Röhr.
Maſch.=Bau=Untn.
Nordd. Wolle
Oberſchleſ. Kofsw.
Orenſtein & Koppel
168.—
183. —
140.—
167.75
142.50
118.75
100.—
207.—
106.—
116.75
168.75
109.75
47.25
96.50
104.75
77.75
Meee
Rütgerswerke
Salzdetfurth Kali
Leonh. Tietz
Verein. Glanzſtoff
Verein. Stahlwerke
Weſteregeln Alkali
Agsb.=Nrnb. Maſch.
Baſalt Linz
Berl. Karlsr. Int
Hirſch Kupfer
Hohenlohe=Werke
(Lindes Eismaſch.
Herm. Poege
Vogel Telegr. Drah=
Wanderer=Werke
RRre
77.
144.—
168. —
188.—
106.—
211.62:
83.50
35.—
70.25
120.25
79.—
168.50
26.25
74.75
59.50
Helſingfors
Wien
Prag
Budapeit
Sofia
Holland
Oslo
Kopenhagen
Stockholm
London
Buenos=Aires
New York
Belgien
Italien
Paris
Bährung
100 finn.M
100 Schillinel
100 Tſch. Kr.
100 Pengo
100 Leva
00 Gulden
100 Kronen
00 Kronen
00 Kronen
1 2=Stg.
1 Pap. Peſo
Dollar
100 Belgo
100 Lire
00 Francs
10.506
58.83
12.36
73.15
3.037
168.11
111.7
111.9
112.28
20.35‟
1.66
4.1820
21.88
z.43
Ane
10.526
58.95
12.388
73.20
2.04
168.45
111.9c
112.12
112.5
20.394
1.665
58.24 58.36 Fsland
16-47 U
Schweiz
Spanien 1100 Peſetas
Danzig
Japan
Rio de Janetroll Milreie
Jugoſlawten 1100 Dinar
Portugal
Athen
Konſtantinopelſt türk.
Kairo
Kanado
4.1900/Uruguay
21.92 Tallinn (Eſtl.) 1100 eſtl. Kr.
Bährung
1100 Franten
1100 Gulden
1 Yen
11e0 Escubos
1100 Drachm.
1ägypt. *
11 canad. Doll.
1 Goldpeſo
1100 eſtl. Kr.
100 Lats
Geldf
80.89
55.69
81.32
2.058
1.458
7.384
18.79
5.435
1.977
20.88
4. 136
3.856
92.06
11.89
M.6
Brie
81.05
55.81
61.48
2.062
0.460
7.398
17.23
5.443
1.981
20.92
4. 144
3.864
92.24
171.81
80.72
Frankfurter Kursbericht vom 16. Januar 1930
o Dtſche.
Reichs=
anl. v. 27 .... ..
o Baden
Frei=
ſtaat v. 27 .....
Bahern
Frei=
ſtaat v. 27 ....."
Heſſen
Volks=
ſtaat v. 28 ...."
v. 29
Preuß. Staats
anl. v. 28.....
Sachſen
Frei=
ſtaat v. 27.. ..."
Thüringer
Frei=
ſaat v. 27
Dtſche. Anl.
Auslo=
ſungsſch. +:/.
Ab=
löſungsanl. . . ..
Dtſche. Anl.
Ablö=
ungsſch. (Neub.)
Ltſche.
Schutzge=
bietsanleihe ...
80 Bad.=Bad. v. 26
6% Berlin v. 24.
8% Darmſtadt v. 26
v. 28
O. Frtf. a. M. v:26.
8% Mainz v. 26
8 % Mannh. v. 26.
8% Nürnbergv. 26.
8% Heſſ. Landesbl.
Goldpfbr.
8%Heſſ. Landesbk
Goldoblig
4½% Heſſ. Lds.
Hyp.=Bk.=Liquid
uß. 2ds.
nſt. Gold=
z. Lds.,
nſt. Gold=
87.5
76.25
82
87.5
91.4
74
51.6
8.5
3.4
87
83
81
82.5
85.25
91.5
A 6
80.82
97
94.5
8% Darmſt. Komm.
Landesbk. Goldobl.
3
½KaſſelerLandes=
kredit Goldpfbr.
8½ Naſſ. Landesbk.
Goldpfbr.
Dt. Komm.
Sam=
mel=Ablöſ.=Anl.
+ Ausl. Ser. I
*Ausl. Ser, III
Dt. Komm. Samm.=
Abl. (Neubeſitz)
8% Berl. Hyp.=B1
4½% „Liqu.=Pfbr.
8% Frkf. Hyp.Bk.
4:/,% „ Lig. Pfbr.
8% Pfbr.Bk...
4:/,% — Lig. Pfrb.
8% Mein. Hyp.Bt..
4:/, %n Lig. Pfbr.
8% Pfälz. Hyp. Bk.
4½ „ Lig. Pfbr
8% Preuß.
Boden=
cred.=Bank.
4½0 „ Lia. Pfk
8% Preuß. Centrl.
Bodencr.=Bk.
4½% „ Lig. Pfb
8% Rhein. Hyp. Bk.
4:/,% „ Lig. Pfbr.
8% Nhein.=Weſtf.=
Bd.=Credit ... ..
8% Südd. Bod.=
Cred.=Bank. . . . .
8% Württ. Hyp.=B
6% Daimler Benz
von 27 .......
8% Dt. Linol. Werke
v. 26.
8% Klöckner=Werkel
Berlin v. 26 ...!
7% Mainkrw. v. 26.
7% Mitteld.
Stahl=
werke v. 27 ....
94
95
95
48.75
65.5
18
96.5
80
96
n9.75
96
81.75
96
81.2
96.5
80.5
95
81.55
96.5
79.0:
96.5
82
94.5
97.5
96
11
83.5
32/, Salzmann u. Co.
v. 26 .........
7% Ver. Stahlwerke
mit Opt. v. 26 ..
8% VoigtckHäffner
von 26
5.25
J. G. Farben Bonds
v. 28.
5%0 Bosn. L. E.B.
v. 1914
4½% Sſt. Schatz
anw. v. 1914.../ 36.25
4% Oſt. Goldrente
5‟lovereinh. Rumän. / 10".
4½½
4%
4%0 Türk. Admin.
1. Bagdadl 7.9
420
4% „ Bollanl. 7:97‟
4:/,% Ungarn 1914
41/,%
42
„ Goldr.
Aktien
Accum=Berlin
Adlerw. (v. Kleyer)
6.
AEG. Stamm
AndregeNoris Zahn/112
Baſt Nürnberg ...
Bergm. Cl. Werke /210.5
Brown Boverick Cie
Brüning & Sohn../ 86
Buderus Eiſen .../ 71
Cement Seidelberg/120
Karlſtadt
Chem. Werke Albert
Chade ......."
Contin. Gummiw./151
Daimler=Benz..
Dt. Atl. Telegr. . . . 1410
Eiſenh. Berlin./ 75
Erdöl ..... . . . /107.5
Gold= u. Silb.
ſcheide=Anſtalt ./152.5
Linoleumwerk
Dyckerhoff u.
Wid=
mann .. . ..
83
92.5
1105”,
26
15‟,
8.4
1914/ 25.25
114
„Elektr. Licht u. Kraft
Liefer=Geſ.
Eſchw. Bergwert..
Eßlinger Maſchinen
Ettlinger Spinnerei
J. G. Farbeninduſt
Feinmech. (Jetter
Felt. & Guilleaum.
Frrft. Gas.
„ Hof
Geiling & Cie..
Gelſenk. Bergwerk
Gef. elektr. Unter
nehmungen".
Goldſchmidt Th.
Gritzner Maſchiner
Grün & Bilfingerl
Hafenmühle Frkft.
Hammerſen (Osn.)
Harpener Bergbau
Henninger, Kemp
Hilpert Armaturfbr
Hinderichs=Auffern
Hirſch Kupfer
Hochtief Eſſen
Holzmann, Phil..
Holzverk.= Induſtrie
Jlie Bergb. Stamml234
Genüfſ
Junghans. Stamm
Kali Aſchersleben.
Salzdetfurth
„ Weſteregeln . .!"
Kammgarnſpinn.
Karſtadt, R. ..
Klein, Sckanz! .../123
Klöcknerwerke . .. . /105
Lahmeher & Co...
Lech. Augsburg.
Löwenbr. Aünch.:/260
Lüdenſcheib Meta
Lutz Gebr. Darmſt.
Mainkr. W. Höchſt.1107.1
Mainz. Akt.-Br. . . .! 190
Vee
206
36
—
182.25
82
125
120
63
26
140
169.9
69.1
55.57
167
130
170
118.5
85
120
92.5
99
87
136
Mt. 5
209.5
171
1.
Mansfeld Bergb..
MarswerkeNürnbg.
Metallgeſ. Frankf.
Miag. Mühlenbau
Montecatini Maild.
Motorenfb. Darmſt
Neckarwerke Eßling.”
Nicolay, Hofbr.. ..
Oberbedarf.. .. . .
Otavi Minen ..
Phönix Bergbau
Reiniger, Gebb.
Rh. Braunkohlen.
Elektr. Stamm.
Stahlwerke
Riebed Montan
Roeder Gb. Darmſt
Rütgerswerke
Sachtleben 2.0.
Schöfferhoſ=Bind.
Schramm Lackfabr
Schriftg. Stempe
Schuckert Elettr. . .
Schwarz=Storchen
Siem. Glasinduſtr.
Siemens & Halsl
Strohſto fi. Ver...
Südd. Immobilier
Zucker=A. G..
Svenska Tändſticks
Tellus Bergbau .
Thür. Liefer.=Geſ..
Tucher=Brauerei.
Unterfr. Ars.-
Elei=
tr.=Verſ.
Beithwerke
Ver ſ. Chem. Ind.
Frankf.
Laurakütte. . . ./ 56
Stahlwerle ...!
Ultramarin.
Zellſt. Berlin".
Vogtländ. Maſchin.
86.5 M annesm Röhren 109.5 P Bvigt & Saeffner. 219
29.5
118
132
51
58.5
104.25
110
146
118.75
111
77
170
270
93.5
115
193
307.5
198
46
154
345
113
106
103.5
14
106
74.5
Bayß & Freytag
Wegelin Rußfabr.
Werger Brauerei.
Zellſtoff. Aſchaffbg.,
„ Memel .. . . . ..
Waldhof
Allg. Dt. Creditan
Br. f. Brauinduſtr.
Berl. Handelsgeſ.
Comm. u. Privatb. .
Darmſt. u. Nt.=Bk. .
Deutſche Bank und
Diskonto=Geſellſch.
Deutſche Effelten=
und Wechſelbank
Dresdener Bank .
Frankf. Bank
„ Hyp. Bank
Pfdbr.=Bk.
Gotha. Grundlr. B.
Mein. Hyp.=Bank.
Nürnb. Vereinsbk.
Oſt. Creditanſtalt
Pfälz. Hyp.=Bank.
Reichsbank=Ant.
Rhein. Creditbk.
„ Hhp.=Bank...
Südd. Bod.=Cr. Bk.
Wiener Bankverein
A.-G. f. Verkehrsw
Allg. Lokalb. Kraftn
7% Dt. Reichsbahn
Vorzge.
Hapag. . . . .
Nordd. Llond ....!"
Schantung=Eiſenl
Südd Eiſenb.=Geſ.)=
Allianz. u. Emuttg
Verſicherung .. .
Frkft. Allg. Verſ.=G
Frankona Rück= u.
Mitv. ... . . . . ..
Mannh. Berſich...
51
151.25
11.
203
121.5
156.25
242
152.75
112.75
151.5
101
132.5
137.5
123
129.5
30
134.5
296
113
149.5
156
12‟),
119.5
158
07
108
2.30
111.5
204
57
435
72
Seite 14
Freitag, den 17. Januar 1930
Nummer 117
R
Reſtaurant „Zwölf Apoſtel”
Oskar Gebhart
Ecke Nieder=Ramſtädter= und Teichhausſtraße (Halteſtelle Roßdörferſtr.)
Wce
Heute
Heute
und folgende Tag
und folgende Tage
Ein volkstümliches Lustspiel in
6 Akten.
Regie: Karl Froehlich.
In weiteren Hauptrollen:
Fritz Kampers, Paul
Hörbiger, Otto Wallburg
Im Beiprogramm:
Buster in der Bar
2 Grotesk-lustige-Akte.
Jugendliche haben Zutritt.
Beginn 3½ Uhr.
Wiklielm Dieterle in:
Bas Barweigen
Iad Wälde
Ein Film aus den Bergen
in 7Akten nach dem
gleich-
namigen Roman von
L. Ganghofer.
Regie: Wilhelm Dieterle.
Mittenwald und seine Umgebung
bildet den Hintergrund der Hand-
Jung für den unerschöpflichen
Stoff dieses Meisterwerkes.
Im Beiprogramm:
Sonny der
Unschuldsengel
Lustspiel in 2 Akten.
Jugendliche haben Zutritt.
Beginn 3½ Uhr
und folgende Tage
Ein Film voll Tempo u. Spannung
Harf, Ter
in seinem neuen, großen
Sensationsfilm:
Heute Metzelsuppe
Morgen Samstag: Als Auftakt zum Karneval 1930:
Rheinischer Abend
Boobooeooeooeoeoeboeoooet
17. Januar 1930 II 7 Krese 3..3. 300 Keine Vorstellung. Kleines Haus
Seltsame Abenteuer eines
Hunde-
züchters, der mit seinen 15
Schäfer-
hunden eine Bande internationaler
Hochstapler erfolgreich bekämpft.
Regie: HARRF PIEL
In weiteren Hauptrollen:
Vera Schmitterlöw, Grit
Haid, Otto Wallburg und
der Polizeihund Greif.
19. Januar 1930,
pünktlich 8½ Uhr.
abends:
Gedichtdarbief.
Walk. Lehmann
Gemeindeſaal
d. Paulusgemeinde.
Eintritt frei.
Jugendliche haben Zutritt.
Beginn 3½ Uhr. (TV.1281
2. Sperrſitz E
(Eckplatze) Großes
Haus, f. d. Reſt d.
Spielzt. abzugeben.
Angeb. unter L. 90
Geſchſt. erb. (1255
Der Parade-Schlager
a
Ensembles
Hermann, wat
Bis de gemein 5
E
schlägt alle Lach-Rekorde!
(1287
Aa
Maagek
und Dorfschänke
Seeheim, Bergſtr. Tel. 4.
Sebaſtiansmarkt am Dienstag, 21 Jan.
Tanz ab 4 Uhr. z5ta
Fremdenzimmer
von Mk. 2.— an.
Gaſthaus Schwanen
Georgenſtr. 1½. Tel. 4565. (367a
Großer
Sier= Butter=rhäſe=Abſchlaa!
(337a)
Feinſte Landbutter, 1/. Pfd. 95 9
Trinkeier von 17—20 ₰
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bezug v. 26 ℳ an.
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Matratzen m. gar.
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Verarbeitung 42ℳ,
desgl. m. 1a Java=
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Deckbeit
ca. 130X180 cm, mit
6 Pfd. Halbdaunen
gefüllt
45 M
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Rob. Heerwagen,
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Uberall bekannt
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Von heute ab im Ausschank das weltberühmte
Pfungstädter „Bock-Ale‟
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ein Gesundheitsbier ersten Ranges,
herge-
stellt nach jahrzehntelangem, bewährtem
Brauver-
fahren, aus feinstem Gerstenmalz, edelstem
Hopfen, u. Wasser aus eig. Gebirgsquellen
3/10 nur 35 Pfg-
Fei
reitag und Samstag
„Schul”
Metzelsuppe
ff. Spezialbier
14
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A
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Erbsen, m fein, mit Karotten. 1.15
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..709
Junge Brechbohnen I..
..909
Delikateß-Brechbohnen .. . . . 1.15
2
Prinzeßbohnen ..
. .1.25
Schnitthohnen.
709
Schnittbohnen I. .
„.908
Spinat ......
629
Karotten..
.488
Lieferung frei Haus.
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gebote unter L. 101 an die Geſchäftsſt. (*
Nummer 17
Ddin Waan dnn
Aalfmeitter Taumer.
Roman von P. Wild.
Copyright by Marie Brügmann, München 19.
Nachdruck verboten.
„Es iſt ja alles überlegt. Euer lieber Kremers macht alles.
Ich habe nichts zu ſagen. Kremers beſorgt alles am beſten.”
„Und ich habe ſo ſicher auf deine Hilfe gerechnet, Erich. Wir
müſſen doch erſt in der Geldfrage klar ſehen, dann können wir
weiteres planen. Das Haus müſſen wir natürlich aufgeben, der
Unterhalt verſchlingt ſchon Unſummen. Ein Teil Mobilar kann
ver=
kauft werden; wir müſſen uns nach einer kleinen Wohnung
um=
ſehen.”
„Tut das nur, doch bitte ohne mich. Mutter, vergiß nicht,
ihr habt mich aus eurer Zukunft ausgeſchaltet. Eure
Angelegen=
heiten ſind eben bei Kremers in den beſten Händen.”
„Du biſt ſchrecklich gereizt. Vaters Tod iſt ſo traurig. Der
Schmerz ſollte uns einen, nun bringt er uns auseinander."
„Mutter, du haſt recht, wir müſſen zuſammenhalten,
gegen=
ſeitig aneinander Stütze finden, uns helfen, wo wir können”
ſtimmte Erich zu. „Was ich noch ſagen wollte — ich bin etwas
knapp bei Kaſſe, gib mir doch bitte hundert Mark!“
„Hundert Mark?” Frau Bäumer ging unſchlüſſig ins
Nebenzimmer. Es ſchien ihr auf einmal eine große Summe, doch
konnte ſie nicht nein ſagen, wenn Erich bat.
Mit betretenem Ausdruck kehrte ſie ins Zimmer zurück.
„Hier haſt du fünfzig Mark, ich habe nicht mehr im Hauſe.”
Er zuckte die Achſeln, maulte ein wenig über „die Povertät”,
ſteckte den Schein nachläſſig in die Weſtentaſche, zündete ſich eine
Zigarette an und erhob ſich.
„Ich habe eine dringende Verabredung.”
Wieder ſtand er vor dem Spiegel, zupfte an der Krawatte
herum.
„Warte bis Kremers kommt, er wird gleich da ſein.”
„Danke, für einſeitige Unterhaltung bin ich nicht, und zum
Jaſagen bin ich mir auch zu ſchade. Du wirſt begreifen, daß ich
Kremers vorerſt aus dem Wege gehe.”
„Lieblos biſt du gegen Mutter.”
Mit funkelnden Augen ſah er die Schweſter an.
„Warum ſollte ich anders ſein? Haſt du vielleicht die Liebe
zu Mutter gepachtet? Wenn man dich hört, ſollte man es faſt
glauben. Du aber haſt zuletzt das Recht, ein Wort darüber zu
reden.”
„Wieſo?”
„Wenn du nicht lieblos geweſen wäreſt, lebte Vater noch.”
Freitag, den 17. Januar 1930
„Was ſagſt du . . ." Irma wurde totenbleich, Schrecken
verdunkelte ihre Augen.
„Du”, fuhr er fort, „du haſt Vater in den Tod getrieben,
nur du."
„Ich!”
„Du. — Ich wurde zufällig Zeuge eurer Unterhaltung am
Ballabend; vielleicht entſinnſt du dich ihrer noch, im kleinen
Kabinett. Es handelte ſich .."
„Still!” brauſte Irma auf.
„Ich hörte ſein Flehen: Unſere Zukunft, unſer Schickſal
liegt in deiner Hand. Rette uns, du kannſt es!” — Kennſt du
die Antwort? Ich hörte dein ſchroffes Nein. Entſinnſt du dich?
— Mutter”, er wies auf Irma, die ſehr bleich geworden war,
„ſo ſieht das Schuldbewußtſein aus. Natürlich dachteſt du, das
Geheimnis gehöre dir allein. Da, trink ein Glas Waſſer, die
Erinnerung ſcheint dich etwas mitzunehmen. Kein Wunder. Im
übrigen will ich dir nicht zu nahe treten. Jeder ſoll nach ſeiner
Faſſon ſelig werden. Auf Wiederſehen.”
Luiſe Bäumer trat zu Irma.
„Was iſt geſchehen?”
Das ganze Leid jener Stunde ſtrömte von Irmas Lippen.
„Und Herwart Elmar, haſt du von ihm gehört?”
„Nichts, Mutter, vielleicht iſt es das beſte. Aufklären konnte
ich ſeinen Irrtum nicht mehr. Jetzt wäre ich für ihn eine Laſt;
wir würden uns aneinander zerquälen, denn auch er iſt ohne
Vermögen.”
Wortlos ſaßen die beiden Frauen in unſagbarem Jammer da,
ein neues Leben ahnend, das ſie fürchteten. Tröſtend empfand
jede die ſtumme Gegenwart der anderen. — Es klopfte.
„Herr Kremers” meldete das Mädchen.
Die leicht vornüber gebeugte Geſtalt des getreuen Eckart der
Firma trat ein.
Goldener Herbſt lag über der Ebene. Saaten reiften zur
Ernte. Hoffnung ſtrebte zum Leben.
Ermattet kehrte Frau Bäumer nach Hauſe zurück. Sie war
den ganzen Vormittag unterwegs geweſen, unermüdlich treppauf,
treppab geſtiegen, und hatte überall verſchloſſene Türen gefunden.
Sie hatte nur zwei Pfund Kaffee verkauft.
Nie waren ihr die Stufen ſteiler, die Treppen zu ihrer
Woh=
nung höher erſchienen als heute. Das vergebliche Herumirren
zermürbte. Vierundachtzig Stufen führten zu der
Dreiizmmer=
wohnung, die ſie mit Irma teilte.
Nach Deckung der Geſchäftsſchulden war ihr noch ein
Not=
pfennig übriggeblieben. Sie hatte kurz entſchloſſen ein paar
Ver=
tretungen übernommen, um vom eigenen Verdienſt zu leben. Die
Erlangung der erſten Aufträge war ſchwierig, und doch erfüllte
ſie das Bewußtſein, Geld zu verdienen, mit leiſem Stolz.
In der Küche waren die Speiſen in der Kochkiſte eßbereit,
die Kartoffeln ſtanden auf der Gasherdplatte. Sie zündete ein
Streichholz an; in einer halben Stunde war das Eſſen fertig.
Seite 15
Schon ein Uhr. Irmas kurzer energiſcher Schritt klang vonr
Flur her. Lachend trat ſie zur Mutter.
„Heute machen wir blau. Wir gehen ins Freie, trinken
draußen Kaffee.”
„Das geht nicht. Verſchiedene Kunden waren heute
vormit=
tag nicht zur erreichen, ich muß es am Nachmittag nochmals
ver=
ſuchen.”
„Laß ſie bis morgen warten, Mutter; ſie ſelber haben ja
doch keine Eile. Ich ertrage heute die Stadt nicht, ich muß
hinaus.”
„Was iſt denn nur?” wunderte ſich Luiſe Bäumer. Irma
war ſonſt ſtets von gleichbleibender Selbſtbeherrſchung.
„Ich bin ja ſo glücklich, Mutter. Meine erſte Arbeit iſt
an=
genommen. Das Tagblatt hat die Sportplauderei gekauft und
mich ſogar aufgefordert, noch mehr Artikel zu ſchreiben.”
„Verkauft, Irma, wirklich verkauft?”
„Für fünfunddreißig Mark, Mutter. Mein erſtes
ſelbſtver=
dientes Geld. Wie ein Geſchenk iſt das, oder nein, viel, viel
ſchöner, du weißt es ja auch. Wer mir vor wenigen Monaten
geſagt haben würde, daß ich mich über fünfunddreißig Mark
aufrichtig freuen würde, ich hätte ihn ausgelacht. Ich finde, das
Leben iſt ſo reich, wenn man arbeitet; mir iſt, als ſtehe ich auf dem
Wege zum Glück. Mutter, welch ein Zauber liegt in
Selbſterwor=
benem; das habe ich nie geahnt. Du wirſt ſehen, jetzt geht es
mit uns wieder bergauf.”
Sie war außer ſich vor Freude.
Auch Luiſe Bäumer empfand Stolz auf dieſen erſten Erfolg.
Sie freute ſich, weil Irma, die in den letzten Monaten ſo fleißig
geweſen war, ſich freute. Bei ihrem Verkauf hatte ſie durch
allerlei Nebenarbeiten der Mutter getreulich geholfen, dabei
im=
merfort ſtudiert, kleine Feuilletons geſchrieben, die alle
zurück=
kamen. Dieſe erſte Annahme war wirklich etwas Beſonderes;
dazu die Aufforderung, Weiteres einzureichen.
„Du ſiehſt doch ein, das Ereignis muß gebührend gefeiert
werden; es kann ſich niemals wiederholen, die erſte angenommene
Arbeit! Den Augenblick werde ich nie vergeſſen. Der ganze
Sommer iſt hingegangen, wir haben ſeine Schönheit vom Fenſter
aus oder im Haſten der Straße geſehen. Draußen aber lacht
bunte Herbſtpracht. Wir wollen ſie bewundern. Ich lade dich
feierlich zum Kaffee ein, Mutter.”
Sie lachte ſo froh und hell wie ſchon lange nicht mehr.
„Du biſt leichtſinnig, Kind.”
„Mit Bewußtſein ſogar. Man ſoll die Feſte feiern, wie ſie
fallen. Endlich: Du kannſt auch einen Atemzug friſcher Luft
ge=
brauchen, Mutter.”
Luiſe Bäumer ſeufzte.
„Mir iſt, als habe ich gar nicht mehr die rechte Kraft zur
Freude.”
„Die kommt, wenn wir erſt draußen ſind. Wirklich, du ſiehſt
müde und enttäuſcht aus. Fühlſt du dich nicht wohl oder haſt vu
(Fortſetzung folgt.)
Aerger gehabt?”
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auch habe ich erfrenlicherweise an
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Ihr „Kruschen” in meinen
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(Original-Brief kann eingesehen werden.)
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