Einzelnummer 10 Pfennige
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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
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Nummer 9
Donnerstag, den 9. Januar 1930. 193. Jahrgang
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Gewalt, wie Krieg. Aufruhr, Streil ziw., erliſcht
ede Verpflichtung au Erfüllung der
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aufträge und Teiſtung von Schadenerſatz. Bel
Konkurs odei gerichtlicher Beitreibung jällt jeder
Rabatt weg. Banſkonto Deutſche Banl und
Darm=
ſtädter und Nationalbank.
Deutſchrfranzeniſcei Bolſchenfnn iin Snag
Ein Tag der Aufregung und Verſtimmung. — Energiſcher Widerſtand Moldenhauers gegen überkriebene
Forderungen Tardieus. — Nervofikäk bei der franzöſiſchen Delegalion. — Franzöſiſcher
Einſchüchkerungs=
verſuch. — Hapas=Akkacke abgewehrk. — Neue Berdächtigungen gegen Deutſchland. — Die Sankkionenformel
im Mitkelpunkt des Kampfes.
Oel ins Feuer.
Eine Erklärung Tardieus zur Einſchüchkerung
der deutſchen delegakion.
* Haag, 8. Januar. (Priv.=Tel.)
Der Haag ſtand am Mittwoch imZeichen höchſter
ner=
böſer Spannung und Ungewißheit über den Inhalt
der noch zu erwartenden franzöſiſchen Stellungnahme zu der
Sanktionenfrage. Andererſeits wirkte eine Erklärung, die
von der franzöſiſchen Delegation am Mittwoch morgen
ganz offenſichtlich zur Einſchüchterung der deutſchen
Delegation verbreitet wurde, wie Oel ins Feuer. Nach
dieſer Mitteilung hatte ſich Tardieu am Dienstag in der
Sitzung der ſechs einladenden Mächte folgenden
unqualifizier=
baren Ausfall gegen die deutſche Delegation
ge=
leiſtet und dem Reichsfinanzminiſter Moldenhauer, der den
deut=
ſchen Standpunkt verteidigt, entgegnet:
„Wir verſichern, daß Ihre feierliche Verpflichtung, den Young=Plan
ſauszuführen, allein genügt, um alle Pfänder zu erſetzen, die wir früher
in der Hand hatten. Wir alle haben das Vertrauen zu der feierlichen
Verpflichtung der hier anweſenden Reichsminiſter. Indeſſen laſſen
un=
ſere Beratungen hier fortwährend irreführende Feſtſtellungen
auf=
tauchen. Sie fordern, daß man Vertrauen zu Ihnen haben ſoll, und
(Sie ſcheinen kein Vertrauen zu ſich ſelbſt zu haben. Als geſtern die
Rede von dem endgültigen Charakter des in Kraft zu ſetzenden
Ab=
kommens war, ließ die allgemeine Ausſprache bei Ihnen beunruhigende
Reviſionsabſichten erkennen. Dasſelbe war heute. Dienstag vormittag,
der Fall in der Frage der Zahlung der Rückſtände im Falle eines
Moratoriums. Dasſelbe begint heute abend von neuem bei
Gelegen=
ſheit der vorbehaltenen Einnahmen. Sie ſagen, daß Sie den
Young=
plan annehmen, und jedesmal, wenn man ſeine genaue Anwendung
feſtlegen will, lehnen Sie ab. Eine derartige Haltung führt uns dazu,
an Ihrer allgemeinen Verhandlungsfähigkeit zu zweifeln. Die Frage
mußte ich früher oder ſpäter ſtellen. Ich ziehe es vor, ſie bereits heute
zu ſtellen, da Ihre Haltung unſere Arbeitsgrundlage völlig verändern
kann!”
Bekanntlich ſind die deutſchen Miniſter Moldenhauer und
Curtius dem franzöſiſchen Miniſterpräſidenten ihre Antwort nicht
ſchuldig geblieben. So viel kann jedenfalls verſichert werden,
daß die offene und rückhaltloſe Auseinanderſetzung keineswegs
von Herrn Tardieu einſeitig geführt worden iſt. Immerhin
ver=
dient der erſte Satz, den Tardieu laut Havas geſagt hat, ſtärkſte
Beachtung. Es iſt ein Beweis dafür, daß Frankreich ſehr wohl
in der Lage iſt, genau ſo wie die Vereinigten Staaten ſich mit der
ehrlichen deutſchen Verpflichtung auf Innehaltung des zu
ſchlie=
ßenden Vertrages zu begnügen und die lächerliche Pfänderpolitik
endlich aufzugeben. Im übrigen begannen die Franzoſen
am Mittwoch gegen die Deutſchen die gleichen
Ver=
dächtigungen auszuſprechen, die von den Polen
gegen Oeſterreich angewandt worden ſind, und
behaupten, Deutſchland ſtelle ſeine Lage im
Haag abſichtlich ſchlechter dar, als ſie in
Wirk=
lichkeit ſei. Ueber die Veröffentlichung dieſer Erklärung
war man in deutſchen Kreiſen natürlich höchſt verſtimmt, und
Tardieu beeilte ſich, am Mittwoch vormittag ſofort zu
verſichern, daß er auf das höchſte bedauere, daß
in der Veröffentlichung ſeiner Erklärung eine
Spitze gegen die deutſche Delegation erblickt
werde. Vor allem bedauere er, daß dieſe Spitze innenpolitiſch
ausgenutzt werde.
* Haager Zwiſchenbilanz: Die franzöſiſchen Angriffe
abgeſchlagen.
Es war urſprünglich beabſichtigt, am Mittwoch im Haag der
Ruhe zu pflegen, alſo von großen Sitzungen Abſtand zu nehmen,
dafür aber Einzelbeſprechungen hinter den Kuliſſen zu führen
und in der Hauptſache in den Delegationen das Material zu
ſichten zur Vorbereitung der kommenden Auseinanderſetzungen.
Aus dieſem Tag der Ruhe iſt aber ein Tag der Aufregung
und Verſtimmung geworden, was von einem Bericht der
franzöſiſchen Nachrichtenagentur, dem Havasbüro, ſeinen
Aus=
gang nahm. In dieſem Bericht wurde plötzlich mit Einzelheiten
aus jener Sitzung auſgewartet, in der Herr Tardieu zu ſeiner
nicht geringen Ueberraſchung auf den energiſchen Widerſtand des
neuen Finanzminiſters Tr. Moldenhauer ſtieß. Vielleicht wäre
es noch nicht ſo ſchlimm geweſen, wenn nicht Havas teils mit
Ver=
drehungen, teils mit unwahren Behauptungen gearbeitet hätte.
Von der deutſchen Delegation wurde feſtgeſtellt, daß in dem
Havas=Kommuniqué zwei Ausdrücke falſch wiedergegeben ſind:
Einmal iſt nicht von dem „mangelnden Vertrauen, das die
deutſche Delegation zu ſich ſelber habe”, die Rede geweſen,
ſon=
dern „von dem Vertrauen in die Leiſtungsfähigkeit
Deutſch=
lands”, und zum andern wird beſtritten, daß von Tardieu die
„allgemeine Verhandlungsfähigkeit der deutſchen Delegation”
be=
zweifelt worden ſei.
Die deutſche Delegation war dadurch gezwungen, mit den
Franzoſen ein ſehr ernſtes Wort zu ſprechen, wobei ſie keinen
Zweifel darüber aufkommen ließ, daß ſie aus der durch die
Schuld der franzöſiſchen Delegation geſchaffenen Situation die
Konſequenzen ziehen würden, wenn man ihnen nicht eine
aus=
reichende Genugtuung zuteil werden ließe. Natürlich verſuchte
Tardieu ſofort, ſeine Hände in Unſchuld zu waſchen, was ihm
aber nicht viel half. Unſere Delegierten verlangten
Wiedergut=
machung des angerichteten Schadens, und Herr Tardieu mußte
ſchließlich nach langem Hinundher in den ſauren Apfel beiße.
Dieſer Zwiſchenfall hat aber wieder einmal gezeigt, daß die
Franzoſen vor keinem Mittel zurückſchrecken, um Situationen
heraufzubeſchwören, die ihnen vielleicht die Möglichkeit geben, im
Trüben zu fiſchen.
Schließlich war es doch ſo, daß die Franzoſen in Dr.
Mol=
denhauer einen Mann erkannten, mit dem nicht gut Kirſchen
eſſen iſt. Folglich mußte ein Gewaltakt herhalten, um uns
ein=
zuſchüchtern. Dazu diente hauptſächlich der Havasbericht nach
dem Herr Tardieu die deutſchen Delegierten nach allen Regeln
der Kunſt abgekanzelt haben ſoll. Daß er ſehr heftige und ſehr
ſcharfe Ausdrücke gebraucht hat, wird man wohl annehmen
dür=
fen, nachdem er feſtſtellen mußte, daß man auf deutſcher Seite
nicht umzufallen und die neuen franzöſiſchen Forderungen zu
ſchlucken gedachte. Ohne Frage wird auch Herr Moldenhauer
recht deutlich geworden ſein, wobei er noch die Unterſtützung des
Außenminiſters fand. Daß die Franzoſen Widerſpruch oder gar
Widerſtand nicht vertragen können, haben wir ſchon auf früheren
Konferenzen mit ihnen erlebt. Sie hatten wohl gedacht, uns
wieder ſo raſch mürbe machen zu können, hatten ſich aber darin
verſpekuliert. So mußte Tardieu vor Einlegung der
Mittwoch=
pauſe eine Bilanz ziehen, die einen nennenswerten Fortſchritt
für die Franzoſen nicht aufwies, was wohl für ihn mit ein
Grund war, durch das Havas=Manöver wenigſtens in ſeiner
Heimat den Eindruck zu erwecken, als ſei er der ſtarke Mann, der
nur mit der Fauſt auf den Tiſch zu ſchlagen brauche. Für die
deutſche Delegation iſt die Zwiſchenbilanz allerdings
nicht viel beſſer. Auch ſie hat nichts erreichen können, hat aber
wenigſtens bis jetzt eine weitere Veränderung
des Youngplanes abſchlagen können. Man ſpricht
nun davon, daß ſie zur Offenſive ausholen und angeſichts der
Wünſche der Gegenſeite ihrerſeits mit Forderungen kommen
will. Das kann zu überraſchenden Situationen führen.
Schließ=
lich iſt die Haager Konferenz nicht nur da, nur Zuſatzleiſtungen
aus uns herauszupreſſen. Wir dürfen wohl auch mit Recht für
uns in Anſpruch nehmen, einen Ausgleich für die uns
zugemute=
ten Opfer zu verlangen.
Beilegung des Zwiſchenfalls. — Franzöſiſcher
Abſchwächungsverſuch.
Der Zwiſchenfall Tardieu-Curtius=Moldenhauer, der im
Haag die Geiſter erhitzte, iſt am Mittwoch abend, ſoweit er einen
perſönlichen Angriff auf die deutſchen Delegierten
bedeutete, durch ein Dementi der franzöſiſchen
Dele=
gation, das durch Havas verbreitet wird, beigelegt worden.
Das Dementi drückt ſich ſehr gewunden. aus und verſucht
aus innerpolitiſchen Gründen nach Frankreich hin das Geſicht
zu wahren. Sein Wortlaut iſt folgender: „Bezüglich gewiſſer
Aeußerungen, die Herrn André Tardien zugeſchrieben werden
und die er während der letzten Sitzung des Komitees für deutſche
Reparationen getan haben ſoll, wird von franzöſiſcher Seite
fol=
gendes feſtgeſtellt: In Wirklichkeit und wie es überreichlich das
Fehlen jeglichen Zwiſchenfalles innerhalb der Kommiſſion ſelbſt mand etwas dagegen einzuwenden — die Parteibonzen
ſelbſt=
beweiſt, hat ſich Herr Tardieu, als er die Bedingungen für das
wechſelſeitige Vertrauen, das die Haager Verhandlungen
be=
die Nachteile einer zu ausführlichen Erörterung über
Einzel=
fragen auseinanderzuſetzen. Er hat darauf hingewieſen, daß
ſolche Erörterungen die Gefahr in ſich bergen, die für einen
Er=
folg der Konferenz notwendige Atmoſphäre zu ſtören.
Die deutſchen Delegierten, deren verſöhnlicher guter Wille
und deren Verhandlungsaktivität Tardieu unterſtrich, indem er
auf die Schwierigkeiten ihrer Aufgabe hinwies, haben übrigens,
obwohl ſie ihre Stellung in der Sache aufrecht erhielten,
keiner=
lei Einwendungen gegen die von dem franzöſiſchen
Miniſterprä=
ſidenten angewandten Ausdrücke erhoben.
Die Diskuſſion hat überdies von Anfang bis zu Ende einen
Charakter voller Herzlichkeit getragen.”
Ausfälle der Pariſer Preſſe gegen die deukſchen
delegierken.
Die mehr oder weniger ſtark rechts orientierte Nachmittagspreſſe
be=
müht ſich ebenſo wie die meiſten Morgenblätter, die geſtrigen
Zwiſchen=
fälle im Haag als großen Sieg des Miniſterpräſidenten Tardien
hinzu=
ſtellen, wobei man ſich ganz offenſichtlich nicht allzu ängſtlich an den
Wortlaut der in Frage kommenden Erklärungen des Miniſterpräſidenten
klammert, ſondern aus eigener Phantaſie allerlei hinzudichtet. Neben
der „würdigen und energiſchen” Haltung des Miniſterpräſidenten lobt
man den kürzlich noch ſo verhaßten engliſchen Schatzkanzler Snowden,
weil er die franzöſiſche Delegation gegenüber den deutſchen Anſprüchen
unterſtützt habe, und hebt allgemein mit Genugtuung hervor, daß man
von neuem die völlige Einigkeit zwiſchen den Gläubigermächten habe
feſtſtellen können, deren Feſtigkeit zum Erfolg geführt habe. Meiſtens
wird gleichzeitig der Verſuch gemacht, die an den geſtrigen
Auseinander=
ſetzungen beteiligten deutſchen Delegierten als klägliche Pygmäen
gegenüber den diplomatiſchen Geiſtesrieſen der franzöſiſchen Delegation
hinzuſtellen. — Nur der „Intranſigeant” iſt ehrlich genug, zuzugeben,
daß der deutſche Finanzmin ſter Moldenhauer, der ſich ſtets
liebens=
würdig und ſehr ruhig gez igt habe, in unerbittlicher Logik Tardieu
eine Reibe ſehr guter und folgerichtiger Ideen entgegengeſtellt habe.
Die Blätter geben im übrigen alarmierende Nachr chten aus Berlin
und aus der Umgebung der deutſchen Delegation im Haag wieder, in
denen von einer ſchweren Kriſe und ſogar von einem möglichen Abbruch
der Konferenz die Rede iſt. Sie bemerken jedoch dabei, daß kein Anlaß
zur Dramatiſierung der Ereigniſſe beſtehe und daß es ſich nur um
ein=
vorübergehende Spannung handele.
* Parkeiwirrwarr
und monarchiſche Kriſe.
Von unſerem ſtänhigen Berichterſtatter.
P. Bukareſt, Anfang Januar 1930.
Rumänien befindet ſich hart am Rande einer
Staats=
kriſe, das muß mit aller Offenheit angeſichts des politiſchen
Wirrwarrs, der heute herrſcht, geſagt werden. Bis Ende 1928
haben die alten Parteien Klein=Rumäniens einen harten Kampf
führen müſſen, um den Anſturm der neuen Parteien auf die
Re=
gierungsgewalt abzuwehren. Zehn Jahre lang iſt es den alten
Parteien gelungen, ſich zu halten, dann ſtarb König Ferdinand,
der während der ganzen Zeit ihnen die Stange gehalten hatte,
und kurze Zeit darauf auch ſein führender Ratgeber Jonel
Bratianu, der tatſächliche Herrſcher Rumäniens. Von da an ging
es bergab mit den alten Parteien — bis im November 1928 die
damalige liberale Regierung ihren Rücktritt erklären mußte, um
nicht mehr, wie bisher, die künftige Regierung zu beſtimmen. Die
Nationale Bauernpartei wurde ans Ruder gerufen und Maniu
bildete die jetzige Regierung, nicht nur ohne jegliche
Rückſicht=
nahme auf die bis dahin allein im öffentlichen Leben
Herrſchen=
den, ſondern direkt als Kampfregierung gegen die
Liberale Partei.
Es iſt charakteriſtiſch, wie wenig ſich die Liberale Partei und
die Volkspartei Averescus wehren konnten. Die jetzige
national=
bauernparteiliche Regierung nahm eine Wirtſchafts= und
poli=
tiſche Baſtion der alten Parteien nach der anderen ein, und die
beiden Oppoſitionsparteien wußten ſich keinen anderen Rat, als
das Parlament zu verlaſſen. Ein guter taktiſcher Zug
zu Zeiten Ferdinands, als der Rückzug der Liberalen aus dem
Parlament gleichbedeutend mit dem baldigen Rücktritt der
je=
weiligen Regierung war. Heute aber, wo dem Rückzug aus dem
Parlament kein „morgen” folgte, wo ſich die Regierungspartei
den Luxus leiſten konnte, die Regentſchaft zu vervollſtändigen
ohne auch nur den Rat der anderen Paxteien anzuhören, wo die
Nationale Bauernpartei mächtig an ihrer Volkstümlichkeit zehrt
und der Kampf zwiſchen den Auguren der eigenen Partei immer
lebhaftere Formen annimmt — heute ſieht man, welchen
ſchweren Fehler die beiden Oppoſitionsparteien begangen
haben, als ſie den Parlamentsboden verließen. Dort beſtand
noch irgendeine Ausſicht, der Regierung einen Vernichtungskampf
zu liefern. Jetzt kann man auf die beiden Parteien nur jenes
franzöſiſche Sprichwort anwenden, das beſagt, „die
Fehlen=
den ſind immer im Unrecht”
Unter den gegebenen Verhältniſſen, mit der Oppoſition im
Parlament, wäre die Regierung Maniu ſchon im November
er=
ledigt geweſen. Das bedentet allerdings nicht, daß Bratianu
oder Averescu an ihre Stelle getreten wären, denn das heutige
Parlament, in welchem die Nationale Bauernpartei eine
impo=
ſante Mehrheit beſitzt, wäre ſicher imſtande geweſen, eine andere
Regierung derſelben Partei auf die Beine zu ſtellen, die dann
einheitlicher geführt worden wäre. Aber ſchon der Sturz
Ma=
nius und die Bildung einer anderen, wenn auch aus derſelben
Partei ſtammenden Regierung, wäre eine Erfolg für die
Oppo=
ſition geweſen.
So aber, mit der Oppoſition außerhalb des Parlaments und
ohne jegliche Kontrolle, kann ſich die Regierung alles
leiſten, ſelbſt den Kampf des einen Miniſters
gegen ſeinen Kollegen, wenngleich dies alles zur
Anar=
chiſierung des politiſchen Lebens führen muß. Man hört heute
ſchon, daß eine Löſung der ſchleichenden Kriſe außerhalb des
Rahmens der beſtehenden Parteien geſucht werden muß. Und
wenn das ein offenes Bekenntnis zur Diktatur der
Tat gegen die Diktatur des Parlamentarismus iſt, ſo hat
nie=
redend ausgeſchloſſen. Wäre nur die Perſönlichkeit da, die allein
das Staatswohl vor allem verkünden und es auch durchführen
herrſcht, präziſierte, darauf beſchränkt, ſeinen deutſchen Kollegen könnte. Nichts aber wäre verderblicher als der Verſuch, die
Kriſe mit Hilfe der Generäle zu löſen und die Armee in den
politiſchen Kampf hineinzuziehen. Griechenland und auch
Spa=
nien ſollten warnende Beiſpiele ſein. Der Weg aber, den man
jetzt geht, führt unverweigerlich zur Kataſtrophe, falls man nicht
rechtzeitig umkehrt. Wer könnte dies noch tun?. Man ſucht nach
jener Perſönlichkeit, und man findet ſie nicht. Heute mehr denn
je ſieht man, was ein Jonel= Bratianu wirklich
be=
deutet hat, war er, doch immer der ruhende Pol
in der Geſchehniſſe Flucht.
Und währe:” das politiſche Leben dieſes Landes
ſchwerwie=
gende Fragen ſtellt, deren Löſung auch nicht annähernd in
Aus=
ſicht ſteht, platzt, kurz vor Jahresſchluß noch eine
dynaſtiſche Kriſe. Durch den Thronverzicht Carols iſt an
deſſen Stelle ein Regentſchaftsrat getreten, der während der
Min=
derjährigkeit des jungen Königs Michail die Krongeſchäfte
ver=
waltet. Der Regentſchaft gehören der Patriarch der
griechiſch=
orthodoxen Kirche Miron Criſtea, ein ehemaliger hoher Richter
Conſtantin Sarateanu, wie auch der Bruder Carols, Prinz
Nikolas, an. Dieſer iſt übrigens in ſeiner Eigenſchaft als
ein=
ziger männlicher Verwandter der rumäniſchen Dynaſtie auch
Thronfolger des jungen Königs. Es war ſchon immer bekannt,
daß Nikolas nur ungern auf ſeine Freiheit verzichtet hat, um
Staatsgeſchäften nachzugehen. Trotzdem konnte man nicht
an=
nehmen, daß er ſo ſchnell auf ſein hohes Amt verzichten würde.
Dies iſt aber dieſer Tage geſchehen, als Nikolas dem
Miniſter=
präſidenten erklärte, binnen kurzer Zeit aus der Regentſchaft
aus=
ſcheiden zu wollen, um als Privatmann leben zu können. So
ſvie ſeinerzeit beim Entſchluß Carols Frau Lupescu maßgebend
eingewirkt hat, ſo iſt heute die ſchöne LuciaDumitrescu=
Tahoni, die ehemalige Frau Saveanu, an dieſem Entſchluß
beteiligt. Ob ſoaar eine morganatiſche Heirat folgen wird oder
nicht, bleibt abzuwarten. Vorläufig hat man nebſt der
ſchlei=
chenden poli iſchen Kriſe noch mit einer ſchleichenden dynaſtiſchen
rife zu rechnen.
enn wie ſchwer es auch iſt, eine Löſung der jetzigen politi=
Lriſe zu ſinden, noch ſchwieriger iſt es, die Regentſchaft zu
ſompfe tieren und gleicherzeit auch einen Thronnachfolger zu
Hen. Man hört von der Kandidatur der Königin Marie,
Seite 2
Donnerstag, den 9. Januar 1930.
Nummer 9
wie überhaupt die Königin=Witwe ſeit einiger Zeit nichts
unver=
ſucht läßt, um in die Regentſchaft zu gelangen. Man weiß aber,
daß gelegentlich der letzten Regentenwahl Miniſterpräſident
Ma=
niu die Kandidatur der Königin gerade aus Verfaſſungsgründen
abgelehnt hat, und zwar, weil die rumäniſche Verfaſſung die
Thronnachfolge der Frauen ausſchließt, folglich auch deren
Er=
nennung in die Regentſchaft. Um ſo ſchwieriger würde es ſein,
einen Thronnachfolger zu finden. Die einzige Löſung
ſcheint unter dieſen Umſtänden die Rückberufung Carols
zu ſein. Als Vater des Königs könnte er in die Regentſchaft
gewählt werden und würde auf dieſe Weiſe der Monarchie in
Rumänien ihre Exiſtenzberechtigung, die doch gerade in der
Sta=
bilität der Perſonen liegt, wiedergeben.
So beginnt das neue Jahr für Groß=Rumänien. Was für
Ueberraſchungen bringt es dieſem Lande noch?
Die deutſche delegakion ſagt Präfung der Noie zu.
In dieſem chaotiſchen Hin und Her kurſieren nun
noch die widerſprechendſten Verſionen über die
Sanktionenfrage. Franzöſiſche Kreiſe ſuchen dieſe
Frage zu bagatelliſieren, und die Italiener erklären, daß ſie
ebenſo wie die Engländer gar kein Intereſſe an Sanktionen
hätten, aber auch nicht zulaſſen könnten, daß die Franzoſen
heute ſchon verſuchten, in dieſer Frage für ſich eine
Sonderaus=
legung zu ſchaffen. — Es wird auch ein Wort von
Snow=
den kolportiert, der angeblich geſagt haben ſoll: „Warum ſolle
man denn den Franzoſen dieſes Sanktionenſpielzeug
nicht geben, wenn ihnen ſoviel daran liegt, beſonders da ſich ein
Anwendungsfall für die Sanktionen ja doch nie ergeben wird?”
Wie in franzöſiſchen Kreiſen verlautet, ſollen die Italiener und
Engländer nach gewiſſen Abmilderungen der von den
Franzo=
ſen vorgeſchlagenen Formel dem Inhalt des Expoſés
zuge=
ſtimmt haben. Danach wurde der franzöſiſche Notenentwurf der
deutſchen Abordnung übermittelt. Die Note trägt den
Charak=
ter eines Memorandums, geht ausſchließlich von franzöſiſcher
Seite aus, iſt nicht unterzeichnet und iſt von franzöſiſcher Seite
als Verhandlungsgrundlagen gedacht. Die Note ſchlägt eine
neue Faſſung für die Artikel 3 und 4 des Schlußprotokolls der
Haager Abmachungen vor und enthält eine ſieben Seiten lange
juriſtiſche Begründung allgemeiner Natur. Es iſt in dem
Noten=
entwurf vorgeſehen, daß Streitigkeiten aus dem Young=Plan
zunächſt durch das im Young=Plan vorgeſehene Schiedsgericht
behandelt werden ſollen. Den ſtreitenden Parteien ſoll es dann
offen ſtehen, den Ständigen internationalen Gerichtshof im
Haag anzurufen. Falls der Young=Plan außer Kraft tritt,
ſol=
len die Beſtimmungen der beſtehenden Verträge, alſo der
Ver=
ſailler Vertrag, wieder voll in Kraft treten. Offen ſcheint die
Frage gelaſſen zu ſein, in welcher Weiſe eine Entſcheidung des
Haager Gerichtshofes durchzuführen iſt.
Von deutſcher Seite iſt der franzöſiſchen Abordnung nach
Erhalt der Note mitgeteilt worden, daß die Note zunächſt einer
eingehenden Prüfung unterzogen werden müſſe, ehe die
Ver=
handlungen hierüber aufgenommen werden könnten.
* Die Sanktionsformel dürfte für die nächſten Toge im
Mittelpunkt des Kampfes ſtehen, die genan ſo eine
Zuſammen=
faſſung unſerer Kräfte erheiſcht, wie das ſchon bei den
Vorbe=
ſprechungen über das Sanktionsrecht und bei der Behandlung
aller übrigen ſtrittigen Streitpunkte der Fall war. Daß unſere
Delegierten keinen leichten Stand haben, iſt wohl
inzwiſchen auch unſeren unverbeſſerlichen Optimiſten klar
gewor=
den. Unſere Delegierten haben bisher den Anſturm der
Gegen=
ſeite zurückgewieſen, ſo daß ſich unſer Vertrauen zu ihnen noch
verſtärkt hat, und wir mit gutem Grund hoffen dürfen, daß auch
die Sanktionsfrage die Erledigung findet, die mit unſeren
Inter=
eſſen vereinbar iſt.
Die franzöſiſche Auffaſſung über die Sankkionen.
Die Agentur Havas berichtet u. a., daß die Stellungnahme
zur Sanktionsfrage von der franzöſiſchen Delegation am
Mitt=
woch vormittag in einer längeren Beratung unter dem Vorſitz
Tardieus feſtgelegt worden ſei. Es habe ſich darum
gehau=
delt, feſtzulegen, unter welchen Bedingungen Sanktionen gegen
das Reich angewandt werden könnten, falls dieſes ſeinen
Ver=
pfichtungen nicht nachkommen ſollte. Da die
Reparationskom=
miſſion, die bisher eine etwaige Nichterfüllung des Reiches
feſt=
zuſtellen hatte, nach Annahme des Young=Planes fortfalle,
han=
dele es ſich darum, zu wiſſen, welches das zukünftige
Feſtſtel=
lungsorgan ſein werde. Die franzöſiſche Regierung habe früher
die Bildung eines Schiedsgerichts vorgeſchlagen.
dein Jahe Handiatdent
i der Zeien Maut Banzlg.
Von Senator Dr. Dr. Ing. e. h. Strunk, Danzig.
Am 10. Januar ſind 10 Jahre verfloſſen, daß
Danzig von Deutſchland losgeriſſen und zur
Freien Stadt erklärt wurde. Wir haben den
Ver=
faſſer der folgenden Ausführungen, der während
dieſer 10 Jahre ununterbrochen die
Senatsabtei=
lung für Wiſſenſchaft, Kunſt und Volksbildung
geleitet hat, um eine Rückſchau über die
kultur=
politiſchen Leiſtungen Danzigs gebeten, in denen
ſich die geiſtige Verbundenheit mit Deutſchland
am ſinnfälligſten ausdrückt. Die Schriftltg.
Kulturpolitik und allgemeine Staatspolitik ſind eng
verbun=
den. Der moderne Staat müßte, wie Profeſſor Schreiber einmal
richtig bemerkt hat, vor anderen Forderungen des politiſchen
Lebens der ſtaatlichen Kulturpolitik einen gewiſſen Primat
zu=
erkennen, da nicht nur die Rechts= und Sozialpolitik von
kul=
turellen Grundvorſtellungen beherrſcht wird, ſondern bei der
zu=
nehmenden Verſittlichung der Staatsidee auch andere Zweige der
Staatspolitik kulturelle Arbeitsmotive in ſich bergen. Dieſe
For=
derung gilt im beſonderen für die Freie Stadt Danzig, die als
ein kleines deutſches Staatsweſen außerhalb der Geborgenheit
und Sicherheit der deutſchen Republik dafür Sorge tragen muß,
daß die Kulturpolitik, dieſer Weſensausdruck eines
Kultur=
ſtaates, dauernd im Einklang mit der allgemeinen Politik ſtehen
muß.
Ja, die Erfolge der Danziger Kulturpolitik erhalten erſt und
feſtigen die Grundkagen des Daſeins der Freien Stadt Danzig,
die nach der im Jahre 1919 abgegebenen Erklärung der alliierten
und aſſoziierten Mächte darum nicht der neuen polniſchen
Repu=
blik zugeteilt, ſondern mit ſtaatlicher Eigenexiſtenz bedacht wurde,
weil die große Mehrheit der Bevölkerung deutſch war und iſt.
Daß ſie dies auch in Zukunft ſein kann, muß die Kulturpolitik
verbürgen. Aus dieſem Zuſammenhang ergibt ſich von ſelbſt
die große einheitliche kulturpolitiſche Linie, die in den 10 Jahren
des Beſtehens des Freiſtaates innegehalten worden iſt:
Erhal=
tung und Stärkung des deutſchen Charakters dadurch, daß die
deutſchen Danziger mit allen anderen Deutſchen die große
Ein=
heit des deutſchen Geiſtes, die über die ſtaatlichen Grenzen
hinausgehende Gemeinſchaft der deutſchen Kulturnation bilden.
Geiſtige Vereinzelung, geiſtige Abtrennung würde die große Ge=
Bom Tage.
Reichsaußenminiſter Curtius beabſichtigt, falls
die Verhandlungen im Haag dies zulaſſen, am Sonntag
nach=
mittag nach Genf zu reiſen um am Montag und Dienstag
an den Sitzungen des Völkerbundes teilzunehmen.
Der Reichsſparkommiſſar iſt vom Reichsarbeitsminiſter
erſucht worden, die Reichsanſtalt für
Arbeitsver=
mittlung und Arbeitsloſenverſicherung in bezug auf
ihre Organiſation uſw. durchzuprüfen.
In der Nacht zum Mittwoch iſt im Hedwigs=Krankenhaus in
Ber=
lin der ſozialdemokratiſche Reichstagsabgeordnete
Wilhelm Schlüter an den Folgen eines ſchweren Schlaganfalles
geſtorben.
Der erſte Vorſitzende der Deutſchnationalen
Volkspartei in Leipzig, Reichsgerichtsrat Veltmann, hat
an den Parteivorſtand ein Schreiben gerichtet, in dem er ſeinen
Rück=
tritt vom Amte des Vorſitzenden erklärt, das er ſechs
Jahre lang inne hatte. Er begründete ſeinen Schritt damit, daß er
nicht mehr in der Lage ſei, die Politik Dr.
Hugen=
bergs zu vertreten.
AlsUrheber der in jüngſter Zeit an der Riviera
ver=
übten zahlreichen Bombenanſchläge hat die Polizei in
Cannet bei Cannes drei Italiener verhaftet. Bei
vor=
genommenen Hausſuchungen wurde ein umfangreiches Material zur
Herſtellung von Höllenmaſchinen entdeckt.
König Boris von Bulgarien hat Muſſolini
an=
läßlich der Prinzenhochzeit einen hohen Orden überreichen
laſſen.
Der rumäniſche Geſandte in Wien, Charles W.
Miti=
lineu, iſt in gleicher Eigenſchaft nach Angora verſetzt worden.
Zu ſeinem Nachfolger wurde der Gefandte beim Vatikan, Bradiceanu,
ernannt. — Ferner iſt der Geſandte in Berlin, Petrescu=
Comnene, zum Geſandten in Rom ernannt worden.
Für den Erfolg der bevorſtehenden Londoner
Seeab=
rüſtungskonferenz werden in den Vereinigten
Staa=
ten am 19. Januar in allen Kirchen
Bittgottes=
dienſte abgehalten. Jetzt hat auchder Erzbiſchof von
Kan=
terbury für England eine gleiche Anordnung
getroffen, indem er die Bevölkerung auffordert, am Sonntag vor
der Konferenz in allen Kirchen Englands für einen erfolgreichen
Ab=
ſchluß der Konferenz zu beten.
Der amerikaniſche Senat lehnte mit 40 gegen 32
Stim=
men einen Zuſatzantrag zur Zolltarifnovelle ab,
durch den die Einfuhrzölle auf Seidenwaren auf
60 Prozent erhöht werden ſollten.
Die Ordnung auf Samoa wo es in den letzten Wochen
des vergangenen Jahres zu ernſten Unruhen durch die Eingeborenen
gekommen war, ſcheint trotz den beruhigenden Berichten des
Gouver=
neurs von Samoa noch nicht völlig wiederhergeſtellt zu
ſein.
Die deutſche Abordnung habe das abgelehnt, da
es nicht nötig ſei, ein neues juriſtiſches Organ zu ſchaffen,
wenn das Internationale Schiedsgericht im
Haag dieſe Aufgabe übernehmen könne. Die
franzöſiſche Delegation habe ſich dieſen
Vor=
ſchlag, der Frankreich alle Sicherheiten gebe, zu eigen
ge=
macht. Wenn das Internationale
Schiedsge=
richt im Haag eine Zahlungsverweigerung
Deutſchlands feſtſtelle und Deutſchland nach
dieſer Feſtſtellung ſich dennoch weigere die
Zahlung auszuführen, ſo ſei es ,
ſelbſtver=
ſtändlich”, daß die Gläubigermächte gegenüber
dem Reich, das mit eigenen Händen den
Young=Plan zerreiße, wieder auf die Rechte
des Verſailler Vertrags, alſo auch auf die
An=
wendung von Sankti onen zurückgreifen
wür=
den. — Deutſcherſeits wird hierzu erklärt, daß die deutſche
Delegation den franzöſiſchen Notenentwurf erſt prüfen müſſe,
ehe Deutſchland eine bindende Erklärung dazu abgeben könne.
Eine Erklärung der deutſchen Delegakion
zum franzöſiſchen Sankkions=Memorandum.
Bei der deutſchen Delegation wird heute nacht von
maßge=
bendſter Stelle über das franzöſiſche Memorandum folgende
kurze Mitteilung gemacht: Es ſcheint möglich, zu einer
Eini=
gung darüber zu gelangen, daß während des Dauer des Young=
Planes nur ſeine Beſtimmungen für alle Maßnahmen gelten
ſollen und andere Maßnahmen, alſo Sanktionen, nicht in Frage
kommen. Die Franzoſen legen uns jedoch einen Plan vor, in
dem Maßnahmen für den Fall vorgeſehen ſind, daß
Deutſch=
land den Young=Plan, wie es in dem Memorandum heißt
„zerreißt‟. Es muß mit größter Sorge erfüllen, ob es möglich
ſein wird, zu einer Klärung oder Regelung in dieſem Punkt zu
gelangen.
fahr einer Abſeitsentwicklung Danzigs mit ſich bringen; dies
kann nur durch Austauſch, Verkehr, Zuſammenſchluß verhindert
werden.
Große Politik braucht als Hintergrund und Reſerve große
Kultur. Für ſie zu wirken und zu ſchaffen, iſt die Pflicht der
Danziger Kulturpolitik. Das Grenzland müßte auch kulturell
reicher gerüſtet ſein als das Binnenvolk, um ſeine ſchwierige
Aufgabe als deutſches Vorfeld erfüllen zu können. Heutzutage
beſteht hier ein bedauerliches Mißverhältnis, das bald
ausgegli=
chen werden müßte. Wie oft muß notgedrungen wichtigen
kul=
turellen Anforderungen ein Nein entgegengeſetzt werden, weil
die Finanzkraft des Freiſtaates zu ſchwach iſt, um ſie zu erfüllen.
Danzigs Kulturpolitik und Kulturleiſtung können nicht bloß
vom Danziger Standpunkt aus betrachtet werden, denn ſie wirken
über die Danziger Staatsgrenzen hinaus in den Danziger
Um=
kreis und in die Staaten des Oſtens als ein Sprachrohr der
geſamt=deutſchen Kulturſtrömung, als ein geiſtiger Fackelträger.
Die kulturellen Gegenſätze, die hier an dem Schnittpunkt
wider=
ſtreitender Intereſſen ſeit Jahrhunderten immer von neuem mehr
oder weniger heftig zuſammenſtoßen, ſind nicht Streitigkeiten
kleineren Umfangs und Weſens, durch die das deutſche
Binnen=
volk häufig ſchon in Erregung verſetzt wird, ſondern ſind Kämpfe
verſchiedener Kulturen um Macht, Geltung und Anſehen.
Für den geſamten deutſchen Tordoſten diesſeits der Grenzen
der Republik Polen, iſt das hervorſtechendſte kulturpolitiſche
Charakteriſtikum der letzten 10 Jahre ein lebhaftes und ernſtes
Bemühen, mit der großen Kulturbewegung in Uebereinſtimmung
zu bleiben. Die räumliche Trennung, die ſtaatspolitiſche
Neuord=
nung, der Verluſt mancher Verbindungen und Zuſammenhänge
ſind ſchließlich doch keine geiſtige Scheidewand, ſie haben die
Dynamik der kulturellen Einheitsbewegung nicht gemindert,
ſon=
dern eher geſtärkt. Es iſt bei allem Unglück, das über uns
ge=
kommen iſt, als ein Glück zu betrachten, daß eine ſtrenge
Not=
wendigkeit allen Deutſchen in der Freien Stadt Danzig dieſen
erhabenen kulturpolitiſchen Gedanken auferlegte, der auch dem
einfachſten Mann verſtändlich war und iſt. Es leuchtet hier jedem
ein, daß der Glaube an eine glücklichere Zukunft Danzigs die
Forderung an alle einſchließt, mit allen Kräften für Danzigs
Deutſchtum zu wirken. Und wie auch die freiſtaatlichen
Regie=
rungen zuſammengeſetzt waren, wie verſchieden auch die
Kultur=
programme der politiſchen Parteien ſind, wie unterſchiedlich auch
die praktiſchen Möglichkeiten zur Verwirklichung der
kultur=
politiſchen Ziele, waren, in der Kulturpolitik fand man eine
Ge=
legenheit der Zuſammenarbeit, ein gemeinſames Ideal: Wenn
Danzig auch nicht mehr ein Teil des Deutſchen Reiches iſt, ſo
bleibt es doch ein Glied des deutſchen Volkskörpers, es gibt zwar
eiue Danziger Staatsangehörigkeit, aber es gibt keine Dauziger
Haag, 8. Januar. (Priv.=Tel.)
Durch den Zwiſchenfall mit dem Havas=Communiqué und
durch das Rätſelraten über den Inhalt des franzöſiſchen „
Dis=
poſitionsentwurfs” wie das franzöſiſche Memorandum in der
Sanktionenfrage genannt wird, iſt das Ergebnis der ſachlichen
Verhandlungen vollkommen in den Hintergrund getreten. Die
verſchiedenen Sachverſtändigenkommiſſionen
ha=
ben getagt, ſo auch die Sachverſtändigen für die Frage der
Feſtſetzung der Zahlungstermine in Gemeinſchaft mit
Geheim=
rat Dr. Kaſtl und Dr. Melchior. Es iſt aber in keiner
weſentlichen, Frage bisher eine Einigung erzielt
worden. Reichswirtſchaftsminiſter Schmidt hatte mit dem
eng=
liſchen Handelsminiſter Graham und Reichsfinanzminiſter Dr.
Moldenhauer mit Snowden Beſprechungen,
die ſich auf Sachlieferungsfragen und auf die
Aktivierung der negativen Pfänder
erſtreck=
ten. Die Juriſten haben ihren Bericht über die verſchiedenen
Detailfragen fertiggeſtellt, doch iſt die Lage ſo, daß bei den
mor=
gen vormittag 10 Uhr beginnenden Verhandlungen der ſechs
Mächte die Hauptfragen in faſt unveränderter Form wieder
vor=
liegen. Es handelt ſich dabei: 1. um die Geſchäftsführung der
Reichsbahn und die von den Alliierten verlangte Beſchränkung
der Befugniſſe des Eiſenbahnſchiedsgerichts: 2. um die
Akti=
vierung der negativen Pfänder; 3. die Nachzahlungen
Deutſch=
lands bei Ablauf eines Moratoriums, in welchem Falle dann
Deutſchland zwei Annuitäten übertragen ſoll, und 4. um die
Frage der Zahlungstermine.
Die von den Franzoſen und Engländern verlangte
Umge=
ſtaltung der negativen Pfänder in poſitive, was gleichbedeutend
mit einer Aufrechterhaltung der Kontrolle über
die Reichsbahn ſein kann, wird in italieniſchen Kreiſen
mit der Abſicht in Verbindung gebracht, daß die Engländer
durch die Fortdauer der Aufſicht oder durch die Einſchränkung
gewiſſer Befugniſſe des Reichsbahnſchiedsgerichts ſich einen
Ein=
fluß auf die Tarifgeſtaltung der Reichsbahn ſichern wollen. An
dieſer Frage ſind die Italiener inſofern intereſſiert, als ſie ſich
auf der erſten Haager Konferenz verpflichtet haben, nur eine
Million Tonnen Kohlen als Reparationslieferungen über den
Seeweg zu beziehen, während ſämtliche anderen
Reparations=
kohlenlieferungen Deutſchlands an Italien über den Landweg
gehen müſſen. Für dieſe Lieferungen könnte ein engliſcher
Ein=
fluß auf die Tarifgeſtaltung der Reichsbahn von ſehr
bedenk=
lichen Rückwirkungen auf Italien ſein.
Zwiſchenfall auch im Oſtreparakionen-Komikee.
Ein ähnlicher Zwiſchenfall, wie er ſich in der deutſchen
Re=
parationsfrage durch die Havas=Verbreitung der Erklärung
Tar=
dieus ereignete, hat ſich auch in den Oſtreparationen abgeſpielt.
Hier hat der franzöſiſche Mimiſter Loucheur, der geſtern eine
auf=
ſehenerregende Ertlärung über die ungariſchen Reparationen an
die franzöſiſche Preſſe gab, am Mittwoch zwei Beauftragte zu
dem Grafen Bethlen entſandt, um ihm mitteilen zu laſſen, daß
ſeine Erklärung lediglich eine objektive Darſtellung der
ungari=
ſchen Frage enthalten habe, und daß er ſich in keiner Weife par4
teiiſch gegen die Ungarn habe ausſprechen wollen."
Die ungariſche Reparationsfrage wird vorausſichtlich erſt
am Freitag in Angriff genommen werden. Vorläufig bemüheit
ſich die Hauptgläubiger um eine gemeinſame Einigungsformelt
die ſie den Ungarn und ihren Gläubigern in Vorſchlag bringen
wollen, während die Gläubiger mit den Ungarn private
Ein=
zelbeſprechungen führen. Dabei ſind zum erſtenmal nach acht
Jahren in der Zuſammenkunft Walko und Beneſch der
un=
gariſche und tſchechiſche Miniſter perſönlich zuſammengetroffen.
Der heikle Punkt der ungariſchen Frage, der Ungarn abverlangte
Verzicht auf den Schiedsgerichtsartikel 250 des Trianon=
Vertra=
ges, iſt aber noch in keiner dieſer Beſprechungen ausgeräumt
worden, da die Ungarn in dieſer Hinſicht unzugänglich ſind und
mit Recht betonen, daß man den Trignon=Vertrag nicht zu ihren
Ungunſten revidieren könne.
Die Behandlung der bulgariſchen Fragen iſt am Mittwoch
fortgeſetzt worden. Bulgarien ſoll eine Annuität zahlen, die
von 10 Millionen allmählich in 37 Jahren auf 12½ Millionen
Goldfranken anſteigt. Ueber dieſe Frage dürfte man ſich
ſchließ=
lich einigen, doch bleibt der kritiſche Punkt bei dieſem Teil der
Verhandlungen die Frage der Freigabe der von Rumänien
be=
ſchlagnahmten bulgariſchen Güter.
Nationalität. Von dieſen Gedanken aus geleitet, wurde die
Kul=
turpolitik mit folgerichtiger Strenge ſtets als etwas Ganzes
auf=
gefaßt, ſo daß ſie nicht in verſchiedenartige Schul= Hochſchul=,
Kirchen= oder Kunſtpolitik auseinanderfiel. Dazu kommt die
freie Bildungsarbeit der Vereine, von denen ſich mehrere mit
Er=
folg der Pflege deutſchen Volkstums in Sitte und Brauch,
Mundart und Tracht, Kunſt und Arbeit widmeten.
Da ſich als Ergebnis einer ſolchen Kulturpolitik bis heute
ergab, daß die kulturelle Lage im allgemeinen geſund und
hoff=
nungsfreudig war, konnten Senat und Volksdag ſich auch zu einer
gerechten und lohalen Kulturpolitik gegenüber der polniſchen
Minderheit bekennen, der durch die Danziger Verfaſſung und
den Vertrag von Verſailles und ſeine Ausführungsverträge eine
freie Entfaltung ihrer volkstümlichen Kräfte verbürgt worden
war. Allmählich bauten die Polen neben dem deutſchen
Kultur=
lager ein neues polniſches Kulturlager auf, das ſich im großen
und ganzen auf die polniſche Regierung und auf die in Danzig
weilenden zahlreichen Auslandspolen ſtützte. Dieſe Tatſachen,
die für die Zukunft große Gefahren in ſich bergen, verſchlechtern
die Danziger Kulturbilanz.
Die Freie Stadt Danzig beteiligte ſich in vielfacher Hinſicht
gern an den Beſtrebungen, die eine geiſtige Zuſammenarbeit
und eine beſſere Verſtändigung aller Völker bezwecken und fügte
dadurch zu ihrer Kulturpolitik nationaler Art eine ſolche
univer=
ſaliſtiſcher Art, die belebt wurde durch den Beſuch zahlreicher
Aus=
länder und mehrere nationaler Kongreſſe in Danzig. Eine ſolche
Haltung entſpricht auch der tief verankerten Stellung
Deutſch=
lands zur Weltkultur.
Gelähmt wurde die freie Entfaltung der kulturellen
Bewe=
gung häufig dadurch, daß der Freiſtaat mehrere finanzielle Kriſen
(Hochinflation, Sturz der Zolleinnahmen, Völkerbundsanleihe)
durchmachen mußte, die ſich erklärlicherweiſe ungünſtig auf die
Kulturetats des Staates und der Gemeinden auswirkte. Mancher
Gedanke wurde durch die Not der Zeit ſchon im Keim erſtickt,
manche hoffnungsvoll begonnene Entwicklung mußte jäh
abge=
brochen werden. Die Laſt, die der Freien Stadt Danzig in
kul=
tureller Hinſicht zu tragen auferlegt worden iſt, iſt ſo ſchwer,
daß ſie auf die Dauer kaum wird getragen werden können; ich
verweiſe beiſpielsweiſe nur auf den großen Zuſchuß, den die
400 000 Einwohner des Staates zur Erhaltung und
Weiterent=
wicklung unſerer vor 25 Jahren durch den preußiſchen Staat
ge=
gründeten Techniſchen Hochſchule aufzubringen haben. Dieſer
finanzpolitiſche Vorbehalt, den ich notgedrungen bei der ſonſt
PAtimiſtiſchen Darſtellung der Danziger Kulturpolitik zu machen
habe, hängt eng mit der ſeit einigen Jahren iner ungünſtiger
werdenden wirtſchaftlichen und politiſchen Lage des Freiſtagtes
zuſammen und darf darum bei der Beurteilung der geſamten
Nummer 9
Donnerstag, den 9. Januar 1930.
DerAroep gegen die Tichelwongenfatſcher
27 Monake in Unkerſuchungshaft. — Der Verkeidiger fordert Haftenklaſſung ſeines Klienken. —
Zuſammen=
ſtoß zwiſchen Gerichk und Berkeidigung. — Hafkenklaſſung des Baſilius Sadakieraſchwili gegen Bürgſchaft.
Seite 3
Die Mikläufer.
Ein2 g.le Skellung aufgegeben. — 15 000 Mark
Losgeworden und verhaftel.
* Berlin, 8. Januar. (Priv.=Tel.)
Der Zuſtrom des Publikums zum Tſcherwonzenprozeß hielt
auch am Mittwoch unvermindert an. Die Sitzung wird mit
einem Vorſtoß des Verteidigers eingeleitet, der für ſeinen
Klien=
ten Sadatieraſchwili die Haftentlaſſung beantragt. Es iſt ja
auch kaum da geweſen, daß in Deutſchland ein
Unterſuchungs=
gefangener 27 Monate in Unterſuchungshaft ſaß. Zwiſchen dem
Verteidiger und dem Staatsanwalt kommt es zu lebhafter
Aus=
ſprache, und der Verteidiger geht ſoweit, zu unterſtellen, daß
Moslau hier in dieſem Saal Recht ſpreche, eine Unterſtellung,
die durch nichts gerechtfertigt iſt und dem Vorſitzenden
Veran=
laſſung zu einer Rüge und gar zur Wortentziehung des
Vertei=
digers gibt. In der Pauſe befaßt ſich das Gericht mit dem
An=
trag. Nach Wiederaufnahme der Verhandlung lautet die
Ent=
ſcheidung: Abgelehnt. Und nun geht es weiter in der
Verneh=
mung. Ein Dr. Becker aus München, der dann vernommen
wird, hat eine gute Stellung aufgegeben und iſt von Haus zu
Haus gerannt, um 15000 Mark zur Verfügung zu ſtellen.
Da=
für erhielt er Tſcherwonzennoten. Bei dem Verſuch, die Noten
zu lombardieren wurde aber die Polizei aufmerkſam und
ver=
haftete ihn. — Aber der Verteidiger macht einen neuen Vorſtoß,
er will verſuchen. für ſeinen Klienten 10 000 Mk. aufzubringen
und ſelbſt 1000 RM. beizuſteuern, wenn der Beſchuldigte aus
der Haft entlaſſen wird. Darauf geht der Vorſitzende ein und
befriedigt gehen alle nach Hauſe.
Der Prozeßberichk.
Zu Beginn des dritten Verhandlungstages fehlt der
An=
geklagte Schmidt, weil am Dienstag ſein Vater geſtorben iſt.
Mit Zuſtimmung aller Prozeßbeteiligten wird jedoch die
Ver=
handlung fortgeſetzt. Sofort erhebt ſich Rechtsanwalt Bär und
beantragt, die Unterſuchungshaft gegen Sadatieraſchwili
aufzu=
heben. Er weiſt darauf hin, daß die ganze Berliner Preſſe es
geſtern als die erſtaunlichſte Tatſache bezeichnet habe, daß
die=
ſer „junge Mann” bereits ſeit 27 Monaten in
Unterſuchungs=
haft ſitze.
Der Antrag auf Freilaſſung des
Sadatie=
raſchwili führte zu Zuſammenſtößen zwiſchen dem
Vor=
ſitzenden und dem Verteidiger. Dr. Menz wies auf die
Be=
ſorgnis hin, daß die Unabhängigkeit des Gerichts nicht
genü=
gend gewdahrt ſei.
Vorſitzender: Ich entziehe Ihnen in dieſer Sache
das Wort!
Rechtsanwalt Dr. Menz: Zwiſchen dem
Auswär=
tigen Amt und der Sowjetregierung haben ſogar
Verhand=
lungen über die Höhe der Strafe ſtattgefunden.
Vorſitzender: Das Gericht iſt unabhängig. Was
wol=
len Sie eigentlich?
Rechtsanwalt Menz: Ich will verhindern, daß
das Gericht ſich beeinfluſſen läßt durch Verhandlungen mit dem
Auswärtigen Amt.
Vorſitzender: Ich entziehe Ihnen in dieſer Hinſicht
das Wort.
Nach weiteren Auseinanderſetzungen zwiſchen Rechtsanwalt
Menz und dem Vorſitzenden belämpft Oberſtaatsanwalt Tetzlaff
den Antrag auf Entlaſſung des Sadatieraſchwili aus der Haft.
Die lange Haft ſei zu bedauern, aber es ſei nicht ungeſetzlich
verfahren worden. Von einem Eingriff des Miniſteriums des
Innern oder ſogar des Auswärtigen Amtes ſei nichts bekannt.
Dann beginnt die
Bernehrzung des Angeklagken Dr. Becker.
Dieſer berichtete über die Aktion im Kaukaſus, die vom
kaukaſiſchen Komitee mit Tſcherwonzen finanziert werden ſollte.
Becker war deshalb an den Kreditverhandlungen mit dem
Bankier Wurmbach beteiligt. Er hatte jedoch, wie er behauptet,
nie einen Verdacht, daß es ſich um falſche Tſcherwonzen
han=
delte. Eine Bank Unter den Linden verlangte für den Ankauf
der Tſcherwonzen eine Beſtätigung der Echtheit durch die Ga=
Lage nicht außer Acht gelaſſen werden. Aber mit Genugtuung
und Stolz haben ſich trotz allem alle deutſchen Danziger das
Wort zu eigen gemacht, das kürzlich der Präſi ent des Danziger
Volkstages bei einem Gedenktage ausſprach: „Wir dürfen
zweifelsfrei feſtſtellen, daß die deutſchen Danziger in voller
Kul=
turverbundenheit mit Deutſchland geblieben ſind.‟ Eine
Kul=
turpolitik, die dieſes Ergebnis gehabt hat, iſt es wert, über das
nun abgelaufene Dezennium hinaus kraftvoll weiter geführt zu
werden.
(Revolution auf dem Meeresboden. — Das Rätſel der Wüſte
Sahara. — Plötzliches Auftauchen von 20 Inſeln. — Ganze
Erd=
teile verſinken. — Sicherheit der Wolkenkratzer bedroht.)
Nach einer amerikaniſchen Meldung iſt in der Nähe der
Ba=
hama=Inſeln eine neue Inſel aufgetaucht, auf der ſich die
Ueber=
reſte einer alten Aztekenſtadt befinden. Das Carnegie=Inſtitut
rüſtet eine Expedition aus, um die vorhandenen Ueberreſte einer
längſt verſchwundenen Cpoche zu ſtudieren. Die Nachricht
er=
ſcheint glaubwürdig, weil auch von anderen Seiten, von
ſchwe=
diſchen und amerikaniſchen Schiffskapitänen, Mitteilungen über
eine ungeheure Revolution, die auf dem Meeresboden
ſtattgefun=
den haben müßte, gemacht werden. Die bisherigen Meſſungen
des Meeresgrundes ſollen auf weite Flächen nicht mehr
zu=
treffen. Kapitän David Bone, der ſoeben nach New York von
einer geographiſchen Forſchungsfahrt zurückgekehrt iſt, hat
er=
klärt, daß er an Stellen, die bisher nur wenige hundert Meter
tief waren, Meerestiefen von mehreren tauſend Metern
getrof=
ſen hat. Insbeſondere iſt zwiſchen Nantuket und Sable=Fsland
eine ſehr große Tiefe neu feſtgeſtellt worden. Der Meeresboden
in der Nähe von New York hat derartige Veränderungen
erfah=
ren, daß die Geologen für die Sicherheit der Wolkenkratzer
fürch=
ten. Die Urſachen für dieſe Umwälzungen auf dem Meeresboden
traren die großen Seebeben vom 18. November vorigen Jahres.
An dieſem Tage haben die ungeheuren Wolkenkratzer aus Stahl
uind Stein, die bisher noch eder Erſchütterung widerſtanden,
zum Teil ſo ſtark gebebt. daß Yilder von den Wänden fielen und
aufgeſtellte Gläſer zur Erde ſörzten. Wie weit die Si herheit
der Wol’enkratzer tatſächlich farch derartige Seebeben bedroht
werden kann, bleibe dahingeſt t. Die Oberfläche des
Meeres=
hodens aber hat jedenfalls age z gewaltige 1mänderungen
er=
fahren. Das plötzliche Entſtehnelvon Inſeln iſt ebenſowenig eine
weue Erſcheinung, wie das plörEſche Verſchwinden derartiger Ge=
rantiebank des Oſtens. Die Beamten der Garantiebank waren
der Anſicht, daß die Noten echt waren, verweigerten aber ein
ſchriftliches Zeugnis. Infolgedeſſen ging Becker mit dem
Ban=
kier zur Garantiebank, aber, obwohl ihm dort wiederum
münd=
lich die Echtheit beſtätigt wurde, wurde nichts aus dem
Ver=
kauf. Schließlich gelang es Becker durch Vermittlung
verſchie=
dener Bekannter, einen Teil der Tſcherwonzen bei dem Bankier
Alix für 50 Prozent des Wertes abzuſetzen.
Nach der Mittagspauſe verkündete der Vorſitzende den
Be=
ſchluß, daß der Haftentlaſſungsantrag für Sada ieraſchwili
abge=
lehnt ſei, da der Fluchtverdacht nicht beſeitigt ſei. Hierauf
er=
folgte die
Vernehnuung des Angeklagken Böhle,
der jetzt Buchhändler in Frankfurt a. M. iſt. Er bekundete u. a.:
Durch Dr. Raquette habe ich den angeblichen ruſſiſchen
Kauf=
mann Baſilius kennen gelernt (Baſilius iſt der Vorname des
Angeklagten Sadatieraſchwili). Der wollte den Bolſchewismus
mit einem Schlage erledigen (Heiterkeit). Ich hatte keine
Beden=
ken, Kiſten für ihn in meinem Keller aufzubewahren. Er wollte
auch bei mir drucken. Ich habe die Druckerei gemietet. Die
Ar=
beiter durften aber nicht Kommuniſten ſein. Ich kannte als
zu=
verläſſig Schmidt. Das war ein kleiner Mann. Ich habe aber
der Sache überhaupt keinen großen. Wert beigelegt.
Sadatie=
raſchwili ſagte, die Druckerei dürfe höchſtens tauſend. Mark im
Monat koſten. Ich bekam die Druckerei für 2000 Mark auf drei
Monate.
Eines Tages kam dann Baſilius mit einem Drucker, der ſich
Müller nannte, nach Frankfurt a. M.
Vorſitzender: Und Baſilius nannte ſich wohl Schwarz?
Böhle: Ja. Ich dachte mir, er hätte vielleicht einen für uns
unausſtrechlichen, georgiſchen Namen und Schwarz ſei die
Ueber=
ſetzung (Heiterkeit).
Vorſitzender: Haben Sie geſehen, daß dann Banknoten
gedruckt wurden?
Böhle: Nein, das habe ich nicht geſehen. Ich habe wohl
einmal einen Sowjetſtern geſehen. Ich dachte, es handelte ſich
um Druckſchriften gegen den Bolſchewismus.
Vorſitzender: Einmal wurde doch aber ein Paket mit
Kliſchees in Ihrer Gegenwart geöffuet?
Böhle: Ja, aber ich ſah nur, daß es ſich um ruſſiſche
Schrift handelte. Daß es Kliſchees für Banknoten waren, wußte
ich uicht.
Der Vorſitzende zeigte dem „Angeklagten einen der
Tſcherwonze ſcheine aus den Akten und fragte: Was dachten Sie
denn, was das ſei? Dachten Sie, es wäre ein Lotterielos?
(Heiterkeit.)
Vöhle: Ich habe überhaupt nichts gedacht. Ich konnte es ja
nicht leſen.
Vorſitzender: Bei Ihnen ſind auch Polizeibeamte
er=
ſchienen, und denen haben Sie nach anfänglichem Leugnen auch
die Aufbewahrung der zwanzig Kiſten mit Waſſerzeichenpapier
zugegeben.
Der Angeklagte Böhle kann darauf keine ausreichende
Antwort geben
Rechtsauwalt Dr. Sac, der Verteidiger Böhles, fragt
dieſen noch: Iſt es richtig, daß Sie in Lauſanne für eine deutſche
Stelle zur Aufklärung der dortigen Bevölkerung tätig geweſen
ſind und Schriften verbreitet haben, und daß Sie deshalb als
Spion verdächtiat wurden?
Böhle: Ja!
Farumidſe hat ſich das Waſſerzeichenpapier einmal bei
Böhle angeſehen, behauptet aber jetzt, er habe mit Böhle über
den Druck von Tſcherwonzennoten niemals geſprochen.
Ehe die Sitzung geſchloſſen wurde, kam Rechtsanwalt Bär
noch einmal auf den Haftentlaſſungsantrag
zugun=
ſten von Sadatieraſchwili zurück. Das Gericht beſchloß
ſchließlich, daß der Angeklagte Baſilins Sadatieraſchwili mit Der deutſche Arbeitervertreter Schmidt wies zur Begründung
der weiteren Unterſuchungshaft verſchont
wer=
den ſoll, wenn er 1000 Mark aus eigenen Mitteln
hinterlegt, ſowie eine Bürgſchaft von 1000 Mark, ſten Kohlenproduktionsländern ſeien im Produktionsjahr 1927/28
ſeines Verteidigers Rechtsanwalt Bär. Der
Vor=
ſitzende fragte, wann die Bürgſchaft geleiſtet werden könne
Rechtsarwalt Bär erklärte, daß das hoffentlich morgen der Fall
ſein könne.
Die Vernehmung der letzten beiden Angeklagten findet am
Donnerstag ſtatt.
Die Ziele der Chriſtlich=Sozialen
in Oeſterreich.
Allbundeskanzler Seipel fordert die Schaffeng
eines Skänderals.
Die Bundesleitung der Chriſtlich=ſozialen Partei hielt am
Mittwoch eine Sitzung ab, in der der Obmann der Partei,
Alt=
bundesvanzler Dr. Seipel, die baldmöglichſte Schaffung
eines Ständerates neben dem Nationalrat und einige
damit zuſammenhangende Verſaſſungsänderungen als die
nächſten Ziele bezeichnete, die die Chriſtlich=ſoziale
Partei anzuſtreben habe. Dr. Seipel erinnerte daran, daß die
jüngſt beſchloſſene Verfaſſungsnovelle ſchon einen „Länder= und
Standerat” in die Verfaſſung einführte, deſſen Verwirklichung
aber der Zukunft überließ. Die Regierung habe ferner auf
Ver=
langen der Heimwehren die Einſetzung einer „Stände=
Kommiſ=
ſion” zur Vorbereitung dieſes Länder= und Ständerats
beſchloſ=
ſen. Man müſſe aber einen Weg wählen, der ſofort beſchritten
werden könne. Darum unterbreite Dr. Seipel den konkreten
Vorſchlag, ſofort einen „Ständerat” ins Leben zu rufen, der
an der Schaffung einer künftigen definitiven Ständevertretung
mitzuwirken, ſelbſt aber auch ſofort als vorläufige derartige
Ver=
tretung zu funktionieren hätte. — „Wenn wir warten wollen,”
ſagte Dr. Seipel, „bis das ganze Volk in Stände gegliedert ſein
wird, dann müſſe dies zu einer Vertagung bis zum
Nimmer=
mehrstag führen. Dagegen können wir ſofort, als ſolchen
Ständerat eine „Wirtſchaftskammer” ſchafſen. Dieſe
Wirtſchaftskammer oder dſe auf Grund ihrer Vorſchläge zu
ſchaffende definitive Wirtſchaftskammer ſoll
völlige Geſetzgebungsrechte beſitzen, und zwar
ſoll ihr die erſte Behandlung der in erſter Linie die
Wirt=
ſchaft betreffenden Geſetzesvorlagen zuſtehen, während
Angelegen=
heiten politiſcher und kultureller Natur zuerſt den Nationalrat
zu paſſieren hätten. Vorausſetzung für die Geſetzwerdung iſt die
Annahme des gleichen Wortlautes in beiden Kammern”. —
Fer=
ner ſoll nach dem Vorſchlag Dr. Seipels das Kollegium
der Landeshauptleute in einen Staatsrat oder
Bundesrat verwandelt werden, dem jedes
Bundes=
geſetz vor der Kundmachung vorzulegen iſt, und der das Recht hat,
ein ſolches Geſetz zur nochmaligen Behandlung an die Kammern
zurückzuverweiſen. Für Vereinfachung des Verfahrens könnten
die Landeshauptleute gemeinſame Sitzungen mit dem
Miniſter=
rat halten. Für Budgetſachen blieb der Nationalrat auch weiter
ausſchließlich zuſtändig. — Dieſer Vorſchlag ſei, ſo ſchloß Dr.
Seipel ſeine Darlegungen, geeignet, die Unruhe in dem
öffent=
lichen Leben Oeſterreichs abzukürzen, wenn er ſelbſt auch des
neuerlichen Vorwurfes gewärtig ſei, durch ihn Unruhe erzeugt
zu haben. Ob der vorgeſchlagene Weg wirklich gangbar ſei,
hänge natürlich von dem Echo ab, das er bei den anderen
Par=
teien, bei den wirtſchaſtlichen Körperſchaften und bei den
Heim=
wehren finde.
Die Auseinanderſehung um die Arbeitszeit
auf der Kohlenkonferenz.
In der Kohlenkenferenz ſind am Dienstag bei Fortſetzung
der allgemeinen Ausſprache über die Arbeitszeit die Meinungen
der Arbeitgeber und Arbeitnehmer ziemlich ſchwer aufeinander
geplatzt. Die Unternehmer kritiſieren einerſeits das
Waſhing=
toner=Arbeitszeit=Abkommen, aus deſſen Handhabung im
Kohlen=
bergbau nach den jetzigen Vorſchlägen und vor allem bei
Herab=
ſetzung der Arbeitszeit unter acht Stunden die Arbeitszeit eine
andere werde, als in den übrigen Induſtrien, während ſie
an=
dererſeits die Auffaſſung vertreten, daß eine einheitliche
Rege=
lung der ſozialen Probleme eine Verſtändigung der europäiſchen
Kohlenwirtſchaft zur Vorausſetzung habe.
Die Arbeitergruppe trat den Argumenten der
Unter=
nehmergruppe ſehr lebhaft entgegen und forderte mit
Nach=
druck eine Sonderregelung der Arbeitszeit der
Bergleute, die ſchon vor dem Kriege unter beſonderem
Ar=
beitsſchutz geſtanden hätten. Im Intereſſe eines praktiſchen
Er=
folges wären ſie aber zunächſt von ihrer Forderung auf
Einfüh=
rung des Sieben=Stunden=Tages im Bergbau abgekommen. —
der Arbeitskürzung auf die außerordentlich hohe Zahl der
Un=
fälle und Erkrankungen im Kohlenbergbau hin. In den wichtig=
80 Prozent der geſamten Belegſchaft erkrankt. Ferner wies die
Arbeitergruppe entſchieden die weitgehenden Reſerven Polens
und der Tſchechoflowakei zurück, die ihre Zuſtimmung zu einer
Regelung der Arbeitszeit von den Iutereſſen der nationalen
Wirt=
ſchaft und dem ungehinderten Wettbewerb auf dem
internatio=
nalen Kohlenmarkt abhängig machten.
bilde. Faſt genau vor vier Jahren, nämlich am 22. Dezember
1925, wurde die kleine Inſel Jap faſt völlig durch ein Seebeben
vernichtet, und wenige Monate ſpäter verſchwand ganz plötzlich
die ſogenannte „Seeräuberinſel”, die in den chineſiſchen
Gewäſ=
ſern, der berüchtigte Unterſchlupf tollkühner Piratenhäuptlinge
war, in den Fluten des Ozeans. Die Vernichtung dieſer Inſel
hing mit den ſtarken Seebeben zuſammen, denen das japaniſche
und chineſiſche Meer faſt ſtets ausgeſetzt ſind. In früheren
Epo=
chen der Erde müſſen derartige Seebeben noch ganz anderen
Um=
fang angenommen haben, denn wir wiſſen, daß zwiſchen den
Kontinenten ein enger Zuſammenhag beſtand. Ueberreſte von
Tieren und Pflanzen beweiſen, daß einſtmals vor vielen
Tau=
ſenden von Jahren die Erdteile viel inniger zuſammengehängt
haben als heute. Auch andere, bisher noch unerforſchte Rätſel
der Beſchaffenheit mancher Landſtriche ſind ein Beweis für die
gewaltigen Umwälzungen, die in vorgeſchichtlicher Zeit
ſtattge=
funden haben. So iſt z. B. die Frage noch nicht geklärt, welchen
Charakter in früheren Epochen der Erdgeſchichte die Wüſte
Sa=
hara hatte. Auch die Sage von dem Erdteil Atlantis, der
ver=
ſchwunden iſt, iſt ſicherlich nicht nur ein Märchen, ſondern ſie
beruht höchſtwahrſcheinlich auf einem tatſächlichen Vorgang,
ebenſo wie die Geſchichte von der Sintflut, für die man
bekannt=
lich vor wenigen Monaten ſogar wiſſenſchaftliche Beweiſe
gefun=
den hat. Derartige furchtbare Veränderungen größten
Aus=
maßes erleidet unſere Erdoberfläche heute nicht mehr, wenigſtens
ſoweit ſie trockenes Land iſt. Es ſcheint, als ob die
Bewegun=
gen hier größtenteils zur Ruhe gekommen ſind, während der
Meeresboden offenbar durch irgendwelche geheimnisvolle
Zuſam=
menhänge noch größeren Umwälzungen unterliegt. Trotzdem iſt
es auch in verhältnismäßig neueſter Zeit oft genug zu recht
be=
trächtlichen Neubildungen von Inſeln gekommen. So ſollen im
Jahre 1757 im Ozean durch irgendein Seebeben auf einmal 20
neue Inſeln entſtanden ſein. Bei dem Ausbruch des Krakatau in
der Nacht vom 26 zum 27. Auauſt 1883 ſank der größte Teil der
Inſel in das Meer. Zwei neue Inſeln ſtiegen plötzlich aus dem
Ozean empor und erhielten den Namen Callmeyer und Neers.
Ihre Lebensdauer war aber nicht groß, denn ſie verlanken bald
wieder in dem Ozean. und im Mai 1824 ſtand das Meer bereits
vier Weter hoch über ihnen. Im Jah= 1231 en ſtand ſüdlich
von Sieilien eine 200 Meter hohe Juſel Ferdinandea. Auch ſie
verſank nach kurzer Zeit wieder im Ozean. So erklären ſich
viel=
leicht auch die Wi erſprüche, die bei den Forſchungsreiſen
ver=
ſchiedener Gelehrter entſtehen, da die einen vorgeben. Inſeln
entdeckt zu baben, die die anderen ſpäter nicht mehr wiederfinden.
Es ſind Inſeln, die auftauchen und verſchwinden.
Kunſt, Wiſſenſchaft und Leben.
— Lehrgang für höhere Juſtiz= und
Verwaltungs=
beamte. Die Deutſche Vereinigung für Staatswiſſenſchaftliche
Fort=
bildung (Voxſitzender Staatsminiſter a. D. Dr. Saemiſch) veranſtaltet
unter Leitung des Profeſſors Dr. Harms=Kiel ihren diesjährigen
Frühjahrlehrgang für höhere Juſtiz= und Verwaltungsbeamte in der
Zeit vom 3. bis 22. März in Berlin NW. 7, Dorotheenſtr. 6 (
Univer=
ſitäts=Sondergebäude). Die Vorleſungen und Vorträge des Lehrganges
behandeln Gegenwartsaufgaben der deutſchen
Wirt=
ſchafts= und Sozialpolitik (erſter Teil: Agrarpolitik,
In=
duſtrie= und Handelspolitik, Verkehrspolitik, Bevölkerungs= und
Sozial=
politik, Finanzpolitik). Der zweite Teil befaßt ſich mit Vorträgen über
„Sinn und Bedeutung der öſterreichiſchen Verfaſſungsreform”, „Deutſche
Kulturpolitik im Auslande‟ „Das Haager Abkommen über die
Nepa=
rationen‟. Der dritte Teil kündigt konverſatoriſche Uebungen über „
Zoll=
politik als Mittel zur Förderung der Landwirtſchaft, „Steuerſyſtem und
Kapitalbildung” und „Die Kernpunkte des Haager Abkommens über
die Reparationszahlungen” an. Im vierten Teil ſind Beſichtigungen
induſtrieller Betriebe und öffentlicher Einrichtungen, im fünften Teil
Muſeumsbeſichtigungen unter ſachkundiger Führung vorgeſehen. Nähere
Auskünfte erteilt unter Ueberſendung des Studienplanes die
Geſchäfts=
ſtelle, Berlin W 56, Schinkelplatz 6.
Alle vierzehn Tage erſcheint jetzt die neue illuſtrierte
Frauenzeit=
ſchrift „Das Heft‟. Die Nu. 1 des neuen Jahrgangs bringt wieder
überraſchend viel Intereſſantes „Sie auf dem Ski”, eine
freund=
liche Plauderei mit luſtigen Bildern, zeigt uns Typen des
Winter=
ſports. Auch die Mode unter dem Titel „Ein Tag im Winterſporthotel”
ſteht im Zeichen des Schneeſports. Gegen die vielumſtrittene
Zipfel=
mode wendet ſich in fein humoriſtiſcher Weiſe ein luſtig bebilderter
Auf=
ſatz: „Die Frau am Zipfel‟. Ein bunter Bilderbogen. Was bringt
1930” zeigt heitere Prophezeiungen für das neue Jahr. Ein kritiſcher
Ueberblick über „Die Filme des Jahres” oxientiert in origineller Form
über die wichtigſten Ereigniſſe auf dieſem Gebiete. U. v. a. m.
So will ich ſparen 1930. Das Wirtſchaftsbuch der Hausfrau. Praktiſcher
Helfer für die Betriebstechnik des Haushalts von Frau F. Pfannes.
Dauerhaft kart. 3,50 RM. Franckhſche Verlagshandlung, Stuttgart.
Geprüft und gut gefunden und deshalb mit dem Sonnenzeichen der
Verſuchsſtelle für Hauswirtſchaft des Reichsverbandes Deutſcher
Haus=
frauenvereine verſehen, wurde das Wirtſchaftsbuch der Hausfrau „So
will ich ſparen!” Und wirklich: gleich der erſte Eindruck iſt: Nicht am
grünen Tiſch entſtanden! Alles iſt vorgedruckt, nichts vergeſſen,
Schreib=
arbeit iſt ſo gut wie gar keine vorhanden. Die Hausfrau braucht nur
die Beträge einzuſetzen. Es iſt verblüffend, wie durchdacht das Ganze
iſt und wie auf die Bedürfniſſe des Alltags eingegangen wird.
Seite 4
Sfurmlauf gegen den Reichsbankpräfidenken
Dr. Schachl.
* Berlin, 8. Januar. (Priv.=Tel.)
Der Youngplan beſtimmt, daß die ausländiſchen Vertreter
aus dem Generalrat der Reichsbank ausſcheiden. Iufolgedeſſen
muß das Reichsbankſtatut umgeändert werden. Der „Vorwärts”,
der ſeit Tagen gegen den Reichsbankpräſidenten Dr. Schacht
Sturm läuft, veröffentlicht jetzt einige Mitteilungen über die
Ar=
beiten des Organiſationskomitees für die Neuregelung des
Reichsbankſtatuts.
Im weſentlichen erſtrecken ſich dieſe Vorſchläge auf Artikel III.
des Reichsbaukgeſetzes vom 30. Anguſt 1924. Dieſer Artikel
regelt die Organiſation der Reichsbank.
8 6, Abſatz 4, des Geſetzes ſah bisher vor, daß der Präſident
vom Generalrat mit einer Mehrheit von neun Stimmen gewählt
werden muß. Seine Ernennungsurkunde bedurfte bisher der
Unterſchrift des Reichspräſidenten, jedoch ſtand dem
Reichspräſi=
denten nur ein aufſchiebendes Vetorecht zu. — Nach den
Vor=
ſchlägen des Organifatiouskomitees heißt die Vorſchrift
nun=
mehr: „Der Präſident wird vom Generalrat nach Anhörung des
Reichsbankdirektoriums in der Weiſe gewählt, daß eine Mehr=
2 kleine Zimmer im
Parterre, evtl. auch
Küche, an alleinſteh.
berufst. Perſ. z. vm.
Näh. Geſchäftsſt. (*
Donnerstag, den 9. Januar 1930.
heit von ſieben Stimmen vorhanden ſein muß. Die Wahl bedarf
der Beſtätigung des Reichspräſidenten, der die
Ernennungs=
urkunde unterzeichnet.‟ Danach iſt aus dem aufſchiebenden ein
abſolutes Vetorecht des Reichspräſidenten geworden.
Auch die Ernennung der Mitglieder des Direktoriums, die
nach Zuſtimmung des Generalrates durch den Präſidenten
er=
folgt, bedarf in Zukunft der Beſtätigung des Reichspräſidenten.
Der § 16, der die Wahl der Mitglieder des Generalrates
regelt, ſoll nach den Vorſchlägen folgende Faſſung erhalten:
„Die Mitglieder des Generalrates — mit Ausnahme des
Präſi=
denten — werden auf dem Weg der Kooptation durch die jeweilig
im Amt befindlichen Mitglieder des Generalrates gewählt,
vor=
behaltlich der Beſtätigung durch die die deutſche
Reichsangehörig=
keit beſitzenden Anteilseigner. Vor der Wahl findet durch den
Vorſitzenden des Generalrates oder ſeinen Vertreter eine
Füh=
lungnahme mit der Reichsregierung ſtatt.”
Damit iſt aber der „Vorwärts” noch immer unzufrieden. Er
verlangt einen verſtärkten Einfluß der Reichsregierung in der
Richtung, daß auch der Reichsbankpräſident abberufen werden
kann. Natürlich hat er dabei immer nur die Perſon Dr. Schachts
im Auge, der der Sozialdemokratie ein Dorn im Auge iſt. Im
Haag beſteht aber nicht die geringſte Neigung, die Stellung des
Reichsbankpräſidenten, wie ſie durch die Dawesgeſetze gegeben
iſt, zu beſchneiden.
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Die heſſiſchen Einnahmen und Ansgaben
i Aouemser 2943.
Die Einnahmen und Ausgaben des Volksſtaates Heſſen im
Monat November betragen nach den nunmehr vorliegenden
amt=
lichen Ziffern im ordentlichen Haushalt bei Ei=ahmen
insgeſamt 8,381 Millionen RM., und zwar aus Steuern 5,833
Millionen, Ueberſchüſſe der Betriebe und Unternehmungen 0,629
Million, aus der Juſtizverwaltung 0.363 Million. aus der
Schul=
denverwaltung 0,140 Mill., aus Volksbildung, Kunſt und
Wiſſen=
ſchaft 0,008 Mill. und der übrigen Landesverwaltung 1,378
Mil=
lionen. Die Geſamtausgaben beziffern ſich auf 8,574 Mill. RM.,
und zwar für Juſtizweſen auf 0,865 Mill" für Volksbildung,
Kunſt, Kultus und Wiſſenſchaft auf 2,968 Mill., für
Wohnungs=
weſen auf 0.102 Mill., für Ruhegehälter auf 1,372 Mill. und
ſon=
ſtige Ausgaben auf 3,267 Mill. RM. Im ordentlichen Haushalt
verbleibt alſo im November eine Mehrausgabe von
0.223 Millionen. — Im außerordentlichen Etat
ſtehen 4000 RM. Einnahmen 149 000 RM. Ausgaben gegenüber,
und zwar für Zuſchüſſe und Neuinveſtierungen bei den Betrieben
51000 RM. (darunter für Domänen und Forſten 37 000 RM.)
und für ſonſtige Hoheitsverwaltungen 98 000 RM., ſo daß hier
eine Mehrausgabe von 145 000 RM. verbleibt."
Im ordentlichen Etat betragen in den acht Monaten des
lau=
fenden Rechnungsjahres die Geſamteinnahmen 63,528 Millionen,
die /Ausgaben 72,224 Millionen RM., ſo daß eine Mehrausgabe
von 8,696 Millionen RM. verbleibt. Der außerordentliche Etat
ergibt für den gleichen Zeitabſchnitt eine Mehreinnahme von
1.672 Millionen RM.
Vermiekung einer Werkſtäkke.
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Nummer 8
Donnerstag, den 9. Januar 1930.
Seite 5
Aus der Landeshauptſtadk.
Darmſtadt, den 9. Januar.
Wir haben vor nicht lauger Zeit, als Bürgermeiſter Buxbaum
25 Jahre im Dienſt der Stadt Darmſtadt ſtand, (er ſelbſt hatte
jede Feſtfeier aus dieſem Anlaß abgelehnt) die Verdienſte unſeres
Stadtbaumeiſters um die Stadt Darmſtadt in dem
Vierteljahr=
hundert ſeiner Tätigkeit ganz kurz geſtreift und daran die
Hoff=
nung geknüpft, daß dieſe ganz hervorragende Arbeitskraft, dieſer
ausgezeichnete Baukünſtler und ebenſo ausgezeichnete Beamte —
der Beſten einer im Dienſte der Stadt — uns noch recht
lange erhalten bleiben möge.
Es ſcheint, daß dieſe Hoffnung, die ſicher der großen
Mehr=
heit der Bürgerſchaft Darmſtadts aus dem Herzen geſprochen
war, nicht in Erfüllung gehen ſoll. Bürgermeiſter Buxbaum
hat dem Stadtrat mitgeteilt, daß er die Abſicht habe, von
ſei=
nem Poſten zurückzutreten, bzw. er hat gebeten, von
ſeiner Wiederwahl Abſtand zu nehmen mit der Begründung, daß
ſeine Geſundheit, vor allem ſeine Nerven derart angegriffen ſind,
daß er ſich den Anforderungen ſeines Amtes nicht mehr
ge=
wachſen fühle.
Bei der Gewiſſenhaftigkeit unſeres Stadtbaumeiſters und
bei ſeiner ſtrengen Auffaſſung von den Pflichten eines
Beamten iſt es durchaus verſtändlich, daß er in dem Glauben,
ſeinem Poſten nicht mehr reſtlos gewachſen zu ſein, um
Ent=
hebung von dieſem Poſten nachſucht. Es iſt aber dabei zu
be=
denken, daß man auch in der Strenge der
Pflichtauf=
faſſung zu weit gehen kann. Bürgermeiſter Buxbaum
hat in den 25 Jahren ſeiner Tätigkeit für Darmſtadt mehr,
un=
endlich viel mehr, getan, als einfache Beamtenpflicht geweſen.
Selbſt wenn es wahr ſein ſollte, daß ſein augenblicklicher
Ge=
ſundheitszuſtand ihm nicht mehr das volle Maß ſeiner
Arbeits=
kraft beläßt, iſt damit nicht geſagt, daß er nicht ſeinen Poſten
voll und ganz ausfüllen kann. Um ſo weniger dann, wenn, was
ſſelbſtverſtändlich iſt, Bürgermeiſter Buxbaum nach ſeiner
Wieder=
wahl ein entſprechender Urlaub zur Feſtigung
ſeiner Geſundheit bewilligt wird.
Auf jeden Fall ſteht feſt, daß Bürgermeiſter Buxbaum für
uns z. Zt. nicht zu erſetzen iſt. Daß es Ehrenpflicht
des Stadtrats und der Stadtverwaltung iſt, einen Mann von ſo
hervorragenden Verdienſten um die Stadt Darmſtadt in den
letz=
ten 25 Jahren nicht ſang= und klanglos gehen zu
laſſen, in einem Alter, das normaler Weiſe zu den beſten
eines Mannes zählt.
Wir wollen vorläufig davon abſehen, in Erinnerung
zurück=
zurufen, was Bürgermeiſter Buxbaum für Darmſtadt in einem
Vierteljahrhundert emſigſten Schaffens getan hat, und wie er es
verſtanden hat, dem modernen Darmſtadt der letzten Vor= und der
Nachkriegszeit den Stempel ſeines ſtädtebaulichen
und künſtleriſchen Schaffens aufzudrücken. Wir
wollen heute uns nur darauf beſchränken, nochmals die
Hoff=
nung auszuſprechen, daß Bürgermeiſter Buxbaum ſeinen
Entſchluß unter den oben angedeuteten Vorausſetzungen
rückgängig machen möge. Wir wollen aber auch hoffen
und wünſchen, daß, wenn ſeine Wiederwahl Annahme fände,
ihm endlich die kleinlichen Verärgerungen durch
An=
griffe, die meiſt von Menſchen kamen, die auch nicht im
entfern=
teſten an eine Perſönlichkeit wie Buxbaum heranreichen, in
Zukunft erſpart bleiben möge. Es bleibt dringend zu
wünſchen, daß die Nerven eines ſo hervorragenden Beamten, daß
ſeine ungeſchmälerte Arbeitskraft ausſchließlich ſeiner großen
Aufgabe gewidmet bleiben könnte und nicht ſich aufreiben muß
in Kleinkampf mit Neid und kleinlicher Gehäſſigkeit *,*
—.
Zur Wahl der Mitglieder des Kreisausſchufſes des Kreiſes
Darmſtadt und ihrer Stellvertreter ſind die neugewählten
Kreistags=
mitglieder auf Montag, den 13. Januar 1930, nachmittags 4 Uhr, in
den Stadtrats=Sitzungsſaal im Rathaus, dahier (Marktplatz),
ein=
berufen worden.
Japan=Schablonen” im Kupferſtichkabinett wird Sonntag, Woche (10. Januar), abends um 8 Uhr, im Gemeindeſaal der
Paulus=
den 12. Januar, eröffnet. Die japaniſche Fäberſchablone, ein
Be=
helf für das Einfärben billiger Baumwoll= und Seidenſtoffe mit deko= rer Schneider, wird in einem Vortrag aus dem Leben und den
Auf=
zativen Muſtern, iſt ein außerordentlich reizvolles, aber wenig beach= gaben ſeiner Anſtalt erzählen, beſonders auch von dem jüngſten
Arbeits=
tetes Sondergebiet der oſtaſiatiſchen Kunſt. Die im Kupferſtichkabinett gebiet in Nieder=Ramſtadt, der Krüppelfürſorge. Wir ſind
über=
ausgeſtellte Kollektion iſt ein kleiner Teil der Sammlung, welche Herr
Will Rothſchild in Mannheim beſitzt, und zwar als Nach= ſachverſtändigem Munde zu hören. Nach einer Teepauſe werden einige
laß des bekannten Darmſtädter Vorkämpfers für die Ausbreitung der muſikaliſche Darbietungen von Frl. Ottken (Geſang) und Frl. T. Fiſcher
Erzeugniſſe der Wiener Werkſtätten, des im vergangenen Jahre ver= (Violine) den Abend beſchließen. Wir laden herzlich ein. Gäſte ſind
ſtorbenen Herrn Guſtav Stade. Herr Stade hatte ſeinerzeit die Japan= wvillkommen.
ſchablonen mit der Abſicht erworben, ſie als Vorbilder für das moderne
Kunſtgewerbe zu verwerten, welches er unermüdlich gefördert hat. Der die die Aufklärungsarbeit als ihr beſonderes Gebiet betrachtet,
wäh=
heutige Betrachter mag ſie als Kunſtwerke von beſonders feinen und rend die Frauenortsgruppe, durch ihre Wohltätigkeitsveranſtaltungen
geſteigerten Reizen genießen, ſich von der Vielfältigkeit und
Wandelbar=
keit der auftretenden Motive überraſchen laſſen und nebenbei über die Ende des Monats einen der Hauptvorkämpfer des Deutſchtums in Tirol,
Sicherheit und blendende Virtuoſität des japaniſchen Handwerks er= Herrn Pater Prior Dominieus Dietrich vom Stiftskloſter
ſtaunen.
— Heſſiſches Landestheater. „Der Troubadour” von Verdi
gelangt heute Donnerstag in der Inſzenierung von Arthur Maria
Rabenalt und Wilhelm Reinking unter muſikaliſcher Leitung von Karl
Maria Zwißler um 19,30 Uhr im Großen Haus zur Aufführung. In
den Hauptrollen: Hans Grahl (Manrioo), Roſe Landwehr (Leonore),
Martha Liebel (Azucena), Carl Stralendorf (Graf Luna), Ernſt
Over=
lack (Fernando). Die heutige Aufführung iſt der Miete C zugeteilt.
Grillparzers Luſtſpiel „Weh’ dem, der lügt” kommt morgen
Freitag, um 20 Uhr, im Großen Haus mit der erfolgreichen
Premieren=
beſetzung (Knott, Hinz, Baumeiſter, Gallinger, Minetti, Weſtermann)
zur Wiederholung. (Miete D und Darmſtädter Volksbühne Miete X,
Gruppe I—IV.)
„Der Raub der Sabinerinnen” der klaſſiſche Schwank
von Franz und Paul von Schönthan, wird Samstag, den 11. Januar,
um 19,30 Uhr, im Kleinen Haus mit der wirkungsvollen
Silveſter=
beſetzung (aletzki, Gallinger, Liebel, Mosbacher, Gothe Flemming,
Nürnberger, Baumeiſter Weſtermann) im Szene gehen. (Zuſatzmiete II
und Miete T, Gruppe 1)
Die nächſte Aufführung der beliebten Märchenvorſtellung „
Peter=
chens Mondfahrt” findet Sonntag, den 12. Januar, um 14 Uhr,
im Großen Haus bei herabgeſetzten Preiſen (0,50 bis 2 Mark) ſtatt.
Heute Donnerstag Beginn des Vorverkaufs.
„Ich tanze um die Welt mit Dir”, die zugkräftige Poſſe
mit Geſang und Tanz von Marcellus Schiffer (Muſik von Friebrich
Hollgender) wird Sonntag, den 12. Januar, um 20 Uhr, im Kleinen
Haus wiederholt.
Kulturfilmbühne im Kleinen Haus. Der neue
ruſ=
ſche Großfilm „Menſchenarſenal” wird heute Donnerstag, um
16 und 20 Uhr, im Kleinen Haus letztmalig vorgeführt. Der Film
gibt in pachenden Bildern Einblick in das Leben amerikaniſcher
Petro=
leumarbeiter und ſchildert Auswüchſe des amerikaniſchen
Gefängnis=
weſens.
— Geſellenprüfungen 1930. Wir bitten, unſere geſtrige Anzeige
zu beachten. Eltern, Lehrer, Meiſter und Geſellen werden gebeten, die
Lehrlinge anzuhalten, ſich pünktlich zu melden, da zu ſpät eingehende
Meldungen nicht mehr berückſichtigt werden können. Beſonders ſei
darauf aufmerkſam gemacht, daß nur in der Zeit von 12 bis 17 Uhr die
Anmeldung bei Herrn Malermeiſter Gg. Kraus, Luiſenſtraße 40, im
Hof links, ſtattfinden kann.
— Reichskurzſchrift. Auf die heute Donnerstag, den 9., und
Mon=
tag, den 13. Januar, beginnenden neuen Anfängerkurſe in
Reichskurz=
ſchrift macht der Gabelsberger Stenographen=Verein
(1861) nochmals aufmerkſam. Der Unterricht wird in großen und
be=
quemen Schulräumen der Ballonſchule von bewährten
Stenographie=
lehrern erteilt. Die ſehr niedrig bemeſſenen Teilnehmergebühren
kön=
nen in Raten beglichen werden. Gleichzeitig empfiehlt der Verein zur
Erlernung des Maſchinenſchreibens nach der Zehnfinger=Blindſchreib=
Methode ſeine Maſchinenſchreibſchule in den eigenen Räumen
Ballon=
platz 7, geöffnet von 1—21 Uhr. Gute und erfahrene Lehrkräfte ſtehen
zur Verfügung. Für gründliche und gewiſſenhafte Ausbildung wird
garantiert. Auskunft und Anmeldung in der Auskunftſtelle,
Ballon=
platz 7, und in den erſten Unterrichtsſtumden.
Lehrgang „Auslandsdeukſchkum und Schule‟.
Der vom Zentralinſtitut für Erziehung und Unterricht und dem
Heſſiſchen Miniſterium für Kultus und Bildungsweſen in Gemeinſchaft
mit der Stadtverwaltung Darmſtadt veranſtaltete Lehrgang über „
Aus=
landsdeutſchtum und Schule” wird ſämtlichen Lehrern Darmſtädts
theo=
retiſch und praktiſch die Bedeutung der Volkstumsprobleme und ihre
Darſtellung und Behandlung im Unterricht vor Augen führen. Der
Lehrgang findet in Darmſtadt am Montag, den 13., und
Diens=
tag, den 14. Jan., in der ſchmucken Otto=Berndt=Halle
ſtatt. Das Programm iſt im einzelnen wie folgt feſtgeſetzt.
Am Montag, den 13. Januar, wird der Lehrgang um 8.30 Uhr
durch das Heſſiſche Kultusminiſterium eröffnet. Es ſchließt ſich ein
Vortrag des Prof. Dr. König an, der mit dem Thema „Volk und
Staat” mitten in den der Tagung zu Grunde liegenden Gedankenkreis
hineinführen wird. Direktor Niemann vom Zentralinſtitut
für Erziehung und Unterricht (Auslandsabteilung) in Berlin wird
dann in drei je einſtündigen Lehrproben die unterrichtliche
Durch=
führbarkeit der Behandlung von Volkstumsproblemen erhärten.
Klaſ=
ſen der Ballonſchule, Berufsſchule und Eleonorenſchule werden die
Schüler für dieſe Lehrproben ſtellen. Der Nachmittag bringt ab 4 Uhr
zwei bedeutſame Vorträge von Miniſterialrat Dr. Löffler
vom Neichsminiſterium des Innern („Das
Auslandsdeutſch=
tumin aller Welt”) und Staatsminiſter a. D. Dr.
Boe=
litz („Bei deutſchen Landsleuten in Südamerika‟). — Am Abend gibt
eine öffentliche koſtenloſe Veranſtaltung in der Otto=
Berndt=Halle der Darmſtädter Bürgerſchaft Gelegenheit, von
den Aufgaben und der Bedeutung der Volkstumsarbeit Kenntnis zu
nehmen. Es werden bei dieſem „Auslandsdeutſchen Abend” ſprechen:
Prof. Dr. Cſaki, der Leiter des deutſchen Kulturamtes in Groß=
Rumänien, über „Die Völker verbindende Bedeutung des
Auslands=
deutſchtums” und Gewerrſchaftsſekretär Furtwängler=Berlin
über „Das Auslandsdeutſchtum und der deutſche Arbeiter”.
Am 14. Januar ſchließen dann zwei Nachmittagsvorträge die Tagung
ab. Es wird Legationsrat Dr. Boehme vom Auswärtigen
Amt, früher lange Jahre Direktor der deutſchen Schule in Mexiko und
Austauſchprofeſſor in der U. S.A., das Thema „Aus der Arbeit der
deutſchen Auslandsſchule” behandeln, während Direktor Dr. Gaſter=
Berlin über „Der Auslandsdeutſche als Pionier des
Deutſchtums” reden wird.
Der Lehrgang, der für die Lehrkräfte aller Schularten verbindlich
iſt, dürfte allgemeinem Intereſſe begegnen. Für den
Auslands=
deutſchen Abend iſt die Bürgerſchaft eingeladen.
— Chriſtlicher Verein Junger Männer e. V., Darmſtadt. Es wird
noch einmal auf den Vortrag hingewieſen, den Herr Kapitän v.
Sen=
den am Sonntag, dew 12. Januar, abends 8 Uhr, in der Aula des
Ludwig=Georgs=Gymnaſiums, Karlſtraße 2, hält. Der Vortrag lautet:
„Eine Wanderung durch den Rieſenſchnelldampfer „Bremen” während
einer Fahrt von Bremen nach New York‟. Der Eintritt iſt zum Beſten
des Chriſtl. Vereins Junger Männer beſtimmt.
— Evangel.=Kirchlicher Frauenverein der Petrusgemeinde. Unfere
ſo beliebten Frauenabende werden auch im neuen Jahre weitergeführt
und ſoll der erſte heute Donnerstag abend 8,.15 Uhr im Gemeindehaus
ſtattfinden. Es iſt uns gelungen, hierzu eine im evangeliſchen
Deutſch=
land und auch in den Nachbarſtaaten des proteſtantiſchen Auslandes
ſehr geſchätzte Rednerin zu gewinnen, die aus eigenen Erfahrungen und
veichem Erleben zu uns ſprechen wird. Fräulein Seeſewann, Baltin
von Geburt, will uns einen Vortrag bieten über: „Deutſch=baltiſches
Geſchehen und Erlehen in Kriegs= und Bolſchewiſtenzeit‟. Der Vortrag
wird mit Lichtbildern illuſtriert werden. Man ſieht den Darbietungen
der verehrten Rednerin mit Spannung entgegen und werden die
Mit=
glieder unſeres Frauenvereins auf den Abend beſonders aufmerkſam
gemacht und dazu freundlichſt eingeladen.
— Petrusgemeinde. Die Hauptverſammlung der Männer=
Vereini=
gung und der Sterbekaſſe findet am Donverstag, dem 16. Januar,
abends 8.15 Uhr, im Gemeindehaus ſtatt. Die Mitglieder beider
Ver=
einigungen werden herzlich und dringend um vollzähliges Erſcheinen
zu dieſer Verſammlung mit wichtiger Tagesordnung gebeten. Etwa
zu ſtellende Anträge müſſen ſatzungsgemäß drei Tage vorher ſchriftlich
bei dem Vorſitzenden, Herrn Oberreallehrer Frank, Hermannſtraße 19,
eingeréicht ſein.
Zum Schufz gegen
Grippe
Srbältungsbrank-
heiten, Mandel-u.
Halsenkzündungen
— Paulusgemeinde. Die erſte Veranſtaltung im neuen Jahr iſt ein
Landesmuſeum. Die bereits angekündigte Ausſtellung von Teeabend des Frauenvereins, der am Freitag dieſer
lirche ſtattfindet. Der Direktor der Nieder=Ramſtädter Anſtalten,
Pfar=
zeugt, daß ſich viele Gemeindeglieder freuen werden, darüber etwas aus
— Verein für das Deutſchtum im Auslanb. Die Männevortsgruppe,
die Geldmittel für die praktiſche Betreuungsarbeit aufbringt, wird am
Wilten bei Junsbruck ſprechen laſſen. Vielen, die die Pfingſttagung in
Gmunden mitmachen konnten, iſt dieſer gewaltige Redner unvergeſſen.
Viele werden es dankbar begrüßen, wenn ſie dieſen Herold des
Deutſch=
tums in Darmſtadt hören können.
— Volkshochſchule. Zur Klärung volkswirtſchaftlicher Fragen wird
Referendar A. Queſſel in ſeier Vorleſungsreihe das Thema
be=
handeln: „Wie lieſt man den Handelsteil einer Zeitung‟. Die
Vor=
leſung beginnt am Donnerstag, dem 9. Januar, 20,15 Uhr, im Saal
237 der Techniſchen Hochſchule. — Herr Dr. med. B. Stern wird
das Problem der menſchlichen Vererbung vom wiſſenſchaftlich=
medizi=
niſchen Standpunkt aus in einer Vorleſungsreihe behandeln, die am
Donnerstag, dem 9. Januar, 20,15 Uhr, im Saal 236 der Techniſchen
Hochſchule beginnt. Die Anmeldungen erfolgen in der Geſchäftsſtelle
der Volkshochſchule, Mathildenplatz 17.
— Orpheum. Auf die Aufführung der beiden neuen
Lach=
ſchlager „Muß Liebe ſchön ſein” und „Der möblierte Herr”, die
geſtern abend im Orpheum erſtaufgeführt wurden und lebhaften
Beifall fanden, kommen wir morgen zurück. Die beiden Stücke
bleiben heute und die nächſten Tage auf dem Spielplan.
— Heilsarmee Darmſtabt. Am Freitag, dem 10. Januar, abends,
beſucht Oberſt Stankwweit aus Berlin unſere Stadt. Die Heidelberger
Diviſion, zirka 50 Ofiziere, unter Leitung von Majorin Gilbriche, wird
anweſend ſein und von ihrer Arbeit in den verſchiedenen Städten
ſpre=
chen. Freunde und Gönner unſerer Arbeit laden wir herzlichſt dazu ein,
— Stenographie. Die Stenographen=Vereinigung Gabelsberger,
Handwerkerſchule Ecke Karl= und Nieder=Ramſtädter Straße,
macht unter Hinweis auf die heutige Anzeige darauf aufmerkſam, daß
am Freſtag, dem 10. d. M., in ihren vorgenannten Unterrichtsräumen
neue Kurſe in Reichskurzſchrift uter Leitung ſtaatlich
ge=
prüfter Lehrer der Stenographie begimnen. Die Gewähr für eine
ge=
wiſſenhafte Ausbildung iſt gegeben. Anmeldung in der erſten Stunde.
— Leichte Verkehrsunfälle. Geſtern vormittag kam am Oberwaldhaus
ein Auto ins Schleudern und fiel in den Straßengraben. Es entſtand
nur geringer Sachſchaden. — Gegen 18 Uhr fiel an der
Infanterie=
kaſerne, anſcheinend infolge Achſenbruchs, ein Perſonenomnibus der
Reichsbahn auf die Seite. Perſonen kamen nicht zu Schaden. — Bwei
Privatautomobile ſtießen Ecke Grafen= und Rheinſtraße gegen 20 Uhr
aufeinander, als der größere Wandererwagen in die obere Rheinſtraße
einbiegen wollte. Sachſchaden entſtand hauptſächlich bei dem
auffahren=
den Auto. Da die beiden Wagen vernünftiges Tempo hatten und
ſo=
fort bremſten, wurde ein größeres Unglück vermieden.
Lokale Veranſtalkungen.
Die bierunter erſcheinenden Notizen ſind ausſchließlich als Hinweiſe auf Anzeigen zu befrachtm.
in keinem Falle irgendwie als Beſprechung oder Kriſſi.
— Sektion Starkenburg des D. u. Oeſterr.
Alpen=
vereins. Auf die heute abend 8 Uhr im Grünen Zimmer des
Fürſtenſaals ſtattfindende Hauptverſammlung ſeien die Mitglieder
hier=
mit nochmals hingewieſen.
Sängerkagung des Gaues Darmſtadi.
Im Odenwaldzimmer der Krone fand vorgeſtern die Jahreshaupt
verſammlung der Darmſtädter Sängerſchaft ſtatt. Von den 30
ange=
ſchloſſenen Geſangvereinen hatten 26 Vereine ihre Vertreter entſandt.
Um 8,30 Uhr eröffnete der Vorſitzende des Gaues, G. F. Roth, die
Tagung unter Begrüßung der Erſchienenen. Gauſchriftführer Boßler
verlas die Niederſchrift der vorjähvigen Tagug, die einſtimmig
gut=
geheißen wurde. Nunmehr erſtattete der Vorſitzende ſeinen
Jahres=
bericht mit etwa folgenden Worten:
Das Jahr 1929 war für die Darmſtädter Sängerſchaft ein Jahr
der Arbeit und des Aufſchwunges. In 5 Vorſtands= und 4
Vollverſamm=
lungen wurden die anfallenden Arbeiten bewältigt. Hierbei ſind die
zahlloſen Sitzungen für das 2. Bundesfeſt nicht mitgerechnet.
Geſang=
lich beteiligte ſich der Gau im März an der Beiſetzungsfeierlichkeit des
verſtorbenen Oberbürgermeiſters Dr. Gläſſing, der für die Darmſtädter
Sängerſchaft ſtets ein warmes Herz hatte, am 12. Mai beim Muttertag,
vom 12. bis 15. Juli an unſerem Bundesfeſt, am 11. Auguſt an der
Verfaſſungsfeier und am 24. November an der Totengedenkfeier, die in
dieſem Jahre überaus ſtark beſucht war. Hierbei darf ich gleich den
Dank unſerem vorjährigen Redner, Herrn Profeſſor Dr. Köſer vom
Mozart=Verein, ausſprechen. Am R. Oktober fuhr der Gauvorſtand
geſchloſſen nach Worms zum Bundesſängertag, um dort die Intereſſen
unſerer Sängerſchaft zu vertreten.
Ueber das 2. Bundesfeſt könnte ſehr viel geſagt werden. Die Herren
Vertreter haben aber ſicher die Ueberzeugung gewonnen, daß alle
Sangesbrüder, die ſich dem Gau zur Verfügung geſtellt hatten, reſtlos
ihre Pflicht getan haben. Der Erfolg iſt auch nicht ausgeblieben,
trotz=
dem wir ohne Garantiefonds der Stadt das große Feſt übernahmen.
Mit dem Muſikausſchuß des Gaues haben wir am 30. Dezember
nochmals eine Sitzung gehabt, um auch muſikaliſch die beſchrittene Bahn
im Gau weiter zu verfolgen. Es darf jetzt nicht mehr vorkommen, daß
unſer Liedertag keinerlei Richtlinien hat, auf daß er auch vor den
Fach=
kritikern beſtehen kann. Unſerem verehrten Gauchormeiſter Wilhelm
Etzold darf ich hierbei den Dank der Darmſtädter Sängerſchaft
aus=
ſprechen für ſeine eifrige, ſelbſtloſe Tätigkeit im Intereſſe des Gaues
im abgelaufenen Jahre.
Feſtgeſtellt darf werden, daß die Darmſtädter Sängerſchaft ſich die
Achtung und Anerkennung der geſamten Bevölkerung ſowie auch der
geſamten Sängerſchaft, die im Kreiſe Xll des Deutſchen Sängerbundes
zuſammengeſchloſſen iſt, erworben hat. Hierbei erinnere ich an unſer
machtvolles großes Eröffnungskonzert zum Bundesfeſt in der Feſthalle
und an die große Opferwilligkeit des geſamten Feſtausſchuſſes der
Darmſtädter Sängerſchaft, auf daß das große Werk gelingen konnte.
Daß das gute Einvernehmen immer ſo bleiben möge, das walte Gott.
Lebhafter Beifall bewies die Zuſtimmung der Verſammlung.
Ueber Ein= und Ausgänge in der Gaukaſſe referierte Gaurechner
Glatt. Die Prüfung der Abrechnung wurde von zwei Sangesbrüdern
aus der Verſammlung heraus vorgenommen, die nichts zu beanſtanden
hatten und für Herrn Glatt Entlaſtung der Tagung vorſchlugen.
Ein=
ſtimmige Entlaſtung wurde Herrn Glatt gewährt. Das
Jahrespro=
gramm für 1930 löſte eine lebhafte Debatte aus.
Der diesjährige Liedertag, findet am 3. Mai in der Feſthalle ſtatt.
In drei Abteilungen ſollen Volkslieder, volkstümliche Chöve und
Kunſt=
chöre der Bevölkerung, die dieſes Jahr ebenfalls Zutritt hat,
vorge=
tragen werden. Zum 1. Februar haben alle Gauvereine zwei Chöre
nach eigener Wahl dem Gauvorſitzenden einzureichen. Der
Muſikaus=
ſchuß beſtimmt alsdann umgehend den Chor, den der Verein in ſeiner
Abteilung, in die er ſich gemeldet hat, ſingt.
Ein Schreiben der Stadtverwaltung, das nunmehr zur Verleſung
kam, löſte bei allen Anweſenden größtese Befremden aus, ſo daß alle
weiteren Punkte des Jahresprogramms zurückgeſtellt werden mußten,
bis dieſe Angelegenheit mit der Stadt geregelt ſei. Der
Geſamtvon=
ſtand wurde dabei beauftragt, der Stadt nochmals die tatſächlichen
Vor=
gänge mitzuteilen und zu dem Schreiben eingehend Stellung zu nehmen.
Beſchloſſen wurde noch, daß alle Gauvereine, die ein B=, 50=, 75= und
100jähriges Jubiläum feiern, einen Chor nach eigener Wahl vom Gau
erhalten. Um 12.15 Uhr ſchloß der 1. Vorſitzende mit Worten des
Dan=
kes die für die Sängerſchaft ſo wichtige Tagung.
Aus dem Gerichksſaal.
Aw. Das Bezirksſchöffengericht, unter Vorſitz des
Land=
gerichtsdirektors Schmidt, verhandelte am Mittwoch eine Reihe
All=
tagsfälle, wie ſie ſich aus den ungünſtigen Wirtſchaftsverhältniſſen und
den geſteigerten Verkehrsbedingungen bei Gegenwart jederzeit ergeben.
Im erſten Fall iſt freilich der Grund zur Straftat nur ſchwer ausfindig
zu machen. Angeklagt iſt der Bjährige Verwalter eines Gutes, dem
zur Laſt gelegt wird, während ſeiner Tätigkeit fortgeſetzt verſchiedene
Erzeugniſſe des Gutes verkauft und den Erlös in die eigene Taſche
ge=
ſteckt zu haben. Einer Aufdeckung ſeines Tuns ſuchte er dadurch
ent=
gegenzuwirken, daß er die getätigten Verkäufe nicht buchte. Der
Ge=
ſamtwert des veruntreuten Gutes beträgt über 1000 Mk. Da der
An=
geklagte nach der Entdeckung ſeiner Straftaten alles tat, um den
an=
gerichteten Schaden wieder gut zu machen, und da er ſich in der
Ver=
handlung ſchließlich zu einem Geſtändnis bequemte, ſo läßt es das
Ge=
richt, gemäß dem Antrage des Staatsanwaltes, bei einer
Gefäng=
nisſtrafe von 3 Monaten bewenden, auf die 8 Wochen der
en=
littenen Unterſuchungshaft in Anrechnung kommen. Im übrigen iſt das
Gericht auch bereit, ein Geſuch an das Miniſterium um Erlaß des
Strafreſtes zu befürworten.
Wegen Unterſchlagung hat ſich ein Ehepaar aus Langen zu
verantworten. Die Frau hatte mit einer Firma einen Vertrag
abge=
ſchloſſen, laut dem ſich auf Rechnung dieſer Firma ein Verkaufshäuschen
führen follte. Da ihr Mann arbeitslos war, übernahm er die Geſchäfte.
Belieferung und Abrechnung erfolgte allwöchentlich. Bei einer
unver=
muteten Reviſion ſtellte ſich nun ein Fehlbetrag von etwas über 200
Mark heraus, der nachträglich von den Eheleuten erſetzt wurde. Eine
zweite Reviſion aber, die einige Monate ſpäter erfolgte, ergab ein
Manko von über 1600 Mark. Der Ehemann, von dem Reviſor zur
Rede geſtellt, gab zu, der Kaſſe allwöchentlich 30—35 Mark zum privaten
Gebrauch entnommen zu haben, da „ſeine Familie mit den übrigen
kargen Einkünften nicht hätte auskommen können”. In der
Mittwochs=
verhandlung verſuchen die Angeklagten, eine Gegenrechnung
aufzuſtel=
len, die ſich aus Speſen, Miete und Warenausfall zuſammenſetzt. Sie
ſind der Anſicht, daß dieſe Gegenrechnung die Höhe des Fehlbetrags
erreiche, ſo daß ſie der Firma überhaupt nichts mehr ſchulden würden.
Das Gericht kann ſich dieſer Auffaſſung nicht anſchließen. Es ſpricht
die Ehefrau, da ein konkretes Verſchulden nicht nachgewieſen iſt, zwar
frei, verurteilt indes den Ehemann wegen Unterſchlagung zu drei
Wochen Gefängnis, wobei in erſter Linig; auf ſein vor Zeugen
gemachtes Geſtändnis, daß er der Kaſſe Geldbeträge entnommen habe,
Bezug genommen wird.
Der Fall eines Inſtallateurs, der mit der Vereinnahmung des
Waſſergeldes beauftragt war und mit der Ablieferung der Beträge an
die Gemeinde erheblich in Rückſtand kam, hat das Gericht ſchon
wieder=
holt beſchäftigt, ohne daß es bisher, zu einem Ergebnis kam. Die
An=
klage lautet auf Unterſchlagung im Amte. Der Angeklagte führt den
Ausfall an Beträgen auf die verworvenen Zeiten des Uebergangs der
Inflation zur neuen Währung zurück. Das Gericht kann ſich von der
Schuld des Angeklagten nicht überzeugen und ſpricht ihn frei. Der
Hinweis auf die Inflation ſcheint zwar nicht ſtichhaltig, aber es beſtehen
ſo viele andere. Möglichkeiten, durch die die Summe in Verluſt
ge=
raten konnte, daß ein eindeutiger Schuldnachweis nicht vorliegt.
Wegen fahrläſſiger Tötung nimmt ein Laſtautofahrer
aus Babenhauſen auf der Anklagebank Platz. Im Sommer vergangenen
Jahres, nachts gegen ½11 Uhr, fuhr er von Babenhauſen über
Die=
burg nach Darmſtadt. In der Nähe des Oberwaldhauſes kam ihm ein
Licht entgegen, das er zuerſt für die Lampe eines Radfahrers hielt. Er
blendete ab und erkannte auf etwa 30 Meter Entfernung, daß es ſich um
einen Motorradfahrer handelte. Als er ſchon glaubte, das Motorrad
ſei vorbei, wurde er durch einen heftigen Stoß aufgerüttelt und hielt
ſofort an. Es ſtellte ſich heraus, daß er mit dem Motorradfahrer
zu=
ſammengeſtoßen war. Der Fahrer lag tot am Boden. Der Angeklagte,
der ſeit faſt 10 Jahren den Führerſchein beſitzt, ohne bisher wegen
Ver=
kehrsſtörung beſtraft worden zu ſein, iſt ſich keiner Schuld bewußt.
E=
will alle Vorſchriften ſorgfältig innegehalten haben. Obwohl ein
Sach=
verſtändiger angeſichts der ganzen geſchilderten Situation die
Verpflich=
tung des Angeklagten, abzubremſen, betont, kommt das Gericht zu
einem Freiſpruch, da dem Angeklagten eine Vernachläſſigung ſeiner
Obliegenheiten nicht nachzuweiſen ſei.
—
Tageskalender für Donnerstag, den 9. Januar 1930.
Hefſ. Landestheater, Großes Haus, 19.30 Uhr C 11: Der
Troubadour”. — Kleines Haus, 16 und 20 Uhr: Kulturfilmbühne
„Menſchenarſenal” — Orpheum, 23 Uhr: „Muß Liebe ſchön
ſein!” und „Der möblierte Herr”. — Konzerte: Schloßkeller,
Schloßkaffee Hotel Schmitz. — Städt. Saalbau, 20 Uhr:
Sechſtes Akademiekonzert. — Kinovorſtellungen; Union=
Theater, Helia, Pglaſte=Lichtſpels,
Seite 6
Donnerstag, den 9. Januar 1930.
Nummer 3
AIe Feftce Taebmſcaſmide Tode.
Präfidenk Henſel eröffnek den 25. Vorkragskurſus. — Der Miniſter für Arbeit und Wirkſchaft erwarkel die Mikhilfe der
Land=
wirkſchaft bei den kommenden Sparmaßnahmen. — Das genoſſenſchaftliche Waren= und Geldgeſchäft.
Der 25. Vortragskurſus der
Landwirtſchafts=
kammer begann geſtern vormittag 9 Uhr in Anweſenheit zahlreicher
Chrengäſte im Reſtaurant „Nummelbräu”. Außer dem Miniſter für
Arbeit und Wirtſchaft Korell bemerkte man u. a. vom Landesfinanzamt
Oberregierungsrat Lindenſtruth, Reichsbankdirektor Müller, als
Ver=
treter der Oberpoſtdirektion Oberpoſtrat Klingelhöffer, Reichstagsabg.
Exz. Dr. Becker, heſſiſche Landtagsabgeordnete, Miniſterialdirektor
Profeſſor Dr. Rößler, Landforſtmeiſter Heſſe, die Miniſterialräte Dr.
Schrod, Dr. Becker, Bauer und Dr. Gadow, Provinzialdirektor Dr.
Gebhardt, Reg=Afſeſſor Köhler, Ober=Regierungsrat Haberkorn und
die Kreisdirektoren anderer heſſiſcher Kreiſe, Präſident Merten,
Kam=
merdirektor Kurandt (L=K. Wiesbaden), Handwerkstammerpräſident
Nohl, Shndikus Reg.=Rat a. D. Roeſener. Syndikus Dr. Schüßler
(Handwerkslammer), Regierungsrat von Löw. Direktor Berg vom
Verband heſſiſcher landw. Genoſſenſchaften. Direktor, Strasburger
(Landw. Zentralgenoſſenſchaft), die Herren Vertreter der Heſſiſchen
Landesbank und Landeshypothekenbank. Direktor Ginnow
Landesgenoſ=
ſenſchaftsbank), die Herren Vertreter der Wein= und Obſtbauſchule,
ſowie Landwirtſchaftsämter, Landſtallmeiſter Hertel, Vrof, Dr. e.h.
Ihne, Vertreter der landwirtſchaftlichen Fachvereine uſw.
Präſidenk Henſel.
begrüßte zunächſt die Ehrengäſte und führte dann unter anderem aus:
Zum fünfundzwanzigſten Male findet ein Vortragskurſus,
veran=
ſtaltet von der Landwirtſchaftskammer, früher von dem Vorgänger,
dem Heſſiſchen Landwirtſchaftsrat, ſtatt. Es ſei kein ſchlechtes Zeugnis
für unſere heſſiſchen Landwirte, daß der Vortragskurſus ſeit 25
Jah=
ren abgehalten werden könne; beweiſt dies doch, wie beſtrebt unſere
Landwirte während der Zeit geweſen ſeien, ſich weiterzubilden und
ſich über den Stand der neueſten Wiſſenſchaft, Technik und
Erfahrun=
gen zu unterrichten. Auch in Zukunft hoffe er, daß das Intereſſe an
den Vortragskurſen nicht erlahme. Man höre bei der ſchlechten Lage
der Landwirtſchaft oft ſagen, Vorträge und Belehrungen ſeien
zweck=
los, wir ſeien ja doch verloren. Wer ſo ſpreche, gäbe ſich ſelbſt auf.
Die Landwirtſchaft wolle kämpfen für ihre Exiſtenz, dazu gehört aber
auch, daß man ſich mit allem Wiſſenswerten vertraut macht, um ſo
weit wie möglich ſich ſelbſt zu helfen. Natürlich könne allein durch
Selbſthilfe die Landwirtſchaft nicht hochkommen; bei dem jetzigen
Tief=
ſtand müſſe der Staat helfen.
Präſident Henſel fuhr dann u. a. fort: Bei Eröffnung des
Vortagskurſus im vorigen Jahre ſprach ich die Hoffnung aus, das
Jahr 1929 möge eine Wendung zum Beſſeren in der Lage der
Land=
wirtſchaft bringen. Zu meinem Bedauern müſſen wir feſtſtellen, daß
die Wirtſchaftslage ſich weiter verſchlechtert hat und daß
die Not der Landwirtſchaft ins Ungeheure geſtiegen
iſt. Die Erwartungen, welche ich weiter vor einem Jahr ausſprach,
daß alle, die dazu berufen ſeien, ſich auf einer gemeinſamen Linie
zu=
ſammenfinden möchten, um der Landwirtſchaft wieder zu einer
beſchei=
denen Rentabilität zu verhelfen, haben ſich nicht erfüllt. Nur zu einem
Teil iſt mein Wunſch in Erfüllung gegangen; die Führer der
verſchie=
denen landwirtſchaftlichen Organiſationen haben ſich zu
gemeinſchaft=
lichem Handeln und in gemeinſchaftlicher Kampffront, der ſogenannten
grünen, Front, zuſammengefunden. Wir ſind unſeren Führern
dankbar. — Mußte es denn erſt ſoweit kommen, daß die Not
aus allen Bauernhäuſern herausſchaut, daß Induſtrie und Gewerbe
jammern, weil die Bauern nicht mehr kaufen können, bis die
Parla=
mente und Parteien zur Ginſicht kommen?. Haben wir nicht ſchon ſeit
Jahren gewarnt und eine Aenderung der deutſchen Wirtſchaftspolitik
derlangt? Aber alle Eingaben und mündliche Vorhaltungen waren
vergebens. Regierungen und Parlamente ſchenkten uns keinen
Glau=
ben und behaupteten unſere Schilderungen ſeien übertrieben. Nun,
nachdem die Staatskaſſen leer ſind und die raſch fortgeſchrittene
Agrar=
kriſe, die Grundlage des ganzen Reiches zur Erſchütterung bringt,
mußte man, der Not gehorchend, den Forderungen der Landwirtſchaft,
der grünen Front, entgegenkommen; alle Parteien ſtellten Anträge,
bei denen aber faſt nichts herauskam. In letzter Zeit haben faſt alle
Parteien die von dem Reichsernährungsminiſter vorgelegte
Zollvor=
lage und einige abgeänderte Handelsverträge angenommen, wenn wir
auch mit dieſen Maßnahmen, welche nur teilweiſe unſeren
Forde=
rungen entſprechen und welchen noch die Reſte freihändleriſcher
An=
ſchauungen anhaften — ganz beſonders müſſen wir uns gegen die
glei=
tenden Zölle ausſprechen — nicht einverſtanden ſind, ſo wollen wir
doch anerkennen, daß unter Führung des derzeitigen
Reichsernährungs=
miniſters wenigſteus der Verſuch gemacht wird, die „Lage der
Land=
wirtſchaft zu beſſern. Betrachten wir das Erreichte als erſte
Nate der Forderungen der Landwirtſchaft und hoffen
wir, daß weitere Naten folgen.
Die Verwickelung und Verabſchiedung der Zollvorlage mit der
ſchweren Finanzkriſis des Reiches, die zur Demiſſion des
Finanzmini=
ſters Dr. Hilferding führte, und welche in einer Ueberhaſtung
durch=
geführt wurde, war für die Geſtaltung der Hilfe zugunſten dev
Land=
wirtſchaft nicht günſtig. Wichtige Erzeugniſſe der Landwirtſchaft, wie
Obſt, Gemüſe und Wein, ſind unberückſichtigt gelaſſen.
Wenn oft der deutſchen Landwirtſchaft der Vorwurf gemacht wird,
ſie ſei nicht genügend genoſſenſchaftlich organiſiert, ſo iſt dieſer
Vor=
wurf nur zum Teil gerechtfertigt. Andere Länder, wie Holland,
Dänemark und Schweden, haben Jahrzehnte gebraucht, um ihre
Orga=
niſationen zu ſchaffen; da kann man von den deutſchen Landwirten
doch wahrhaftig nicht verlangen, dies in ein oder zwei Jahren fertig
zu bringen. Die deutſchen Landwirte wiſſen, daß ſie ſich den
Zeitver=
hältniſſen anpaſſen müſſen; das werden ſie tun, wenn ſie nicht durch
verkehrte geſetzgeberiſche Maßnahmen in den Abgrund geſtürzt werden.
Immerhin, die Reichstagsbeſchlüſſe laſſen hoffen, daß man ſo
langſam in Regierungs= und Parteikreiſen zur Einſicht kommt.
Induſtrielle Kreiſe, viele gewerbliche Berufe und die Mehrzahl der
Handwerker, ſind auf die Kaufkraft der Landwirtſchaft angewieſen;
auch die Arbeiterſchaft hat das größte Intereſſe an einer kaufkräftigen
Landwirtſchaft, denn ſtocken die Fabriken, Werkſtätten uſw. welche füir
die Landwirtſchaft arbeiten, werden ſie brotlos. Die Erhaltung der
Landwirtſchaft iſt mithin eine Exiſtenzfrage für das geſamte deutſche Volk.
Auch die Verbraucher von Nahrungsmitteln könngn zur Hebung
der Landwirtſchaft beitragen, wenn ſie deutſche Erzeugniſſe
kaufen: beſonders gilt dies für Brot, Fleiſch, Gemüſe. Obſt, Milch
und Milchprodukte, Eier und Wein, „Bauernnot iſt Volksnot.
Man ſollte glauben, die letzten Tage des alten Jahres hätten dem
geſamten deutſchen Volke die Augen geöffnet über die finanzielle Lage
unſeres Vaterlandes. Bei den ganzen Verhandlungen iſt aber,
jeden=
falls hat die breite Oeffentlichkeit davon nichts gehört, viel zu wenig
einer der wichtigſten Gründe für die Notwendigkeit unſerer
Landwirt=
ſchaft betont worden: Das iſt die Stärkung des inneren Marktes
gegenüber der einſeitigen Steigerung des Exports. Wir können
letzte=
ren nicht miſſen, im Gegenteil, wir wollen ihn ſteigern ſo weit wie
möglich, aber die Maßnahmen, die hierzu dienen, dürfen nicht
gleich=
zeitig eine Schwächung des inneren Marktes bedingen. Die
Landwirt=
ſchaft hat an einer günſtigen Entwicklung der Induſtrie Intereſſe, da
hierdurch die Kaufkraft derſelben geſteigert wird. Aber noch mehr
glauben wir, hat die Induſtrie Vorteile zu erwarten von einer
Steige=
rung der Kaufkraft unſerer Landwirtſchaft. „Wie wichtig die in den
letzten Monaten immer wieder betonte Auffaſſung iſt, daß Steigerung
der Rentabilität der Landwirtſchaft eine Hebung der allgemeinen
Kauf=
kraft bedeutet, geht aus einem in den letzten Tagen erſchienenen
Be=
richt über die däniſche Wirtſchaftslage hervor. Es heißt dort, daß die
Kriſe der däniſchen Induſtrie im weſentlichen überwunden ſein dürfte
und Ausſichten auf neue Fortſchritte ſich eröffneten. Als die
Haupt=
urſache dieſer günſtigen Erſcheinung werden angeführt: Rückgang des
öffentlichen Ausgaben=Budgets, Rationaliſierung mit nachfolgender
Verminderung der Löhne und Unkoſien und ſchließlich
Verbeſ=
ſerung der Rentabilität der Landwirtſchaft und
damit Hebung der allgemeinen Kaufkraft. Was hier
für Dänemark geſagt wird, trifft genau auch für Deutſchland zu. Möge
man es an den hier in Frage kommenden Stellen beherzigen und im
kommenden Jahre zu neuen Taten ſchreiten, ohne Rückſicht auf alte
programmatiſche Richtlinien und die einſeitigen Intereſſen beſtimmter
Kreiſe; dann werden wir einer beſſeren Zukunft im neuen Jahr
ent=
gegengehen. Wohl bietet die innen= und außenpolitiſche Lage unſeres
Vaterlandes ein ſehr trühes Bild; aber wir wvollen die Hoffnung nicht
aufgeben, daß es im Jahre 1930 in wirtſchaftlicher Beziehung für
tnſere Landwirtſchaft beſſer wird.
Miniſter Korell
wünſchte namens der Staatsregierung von Herzen, das Jahr 1930
möge für die Landwirtſchaft, die deutſche Volkswirtſchaft und für die
politiſche Stellung Deutſchlands in der Welt ein glücklicheres Jahr, als
das verfloſſene werden. Er fühle ſich, das ſei allen Landwirten, auch
ſoweit ſie politiſch andere Wege gehen, wie er, ſtets wohl, wenn er in
landwirtſchaftlichen Verſammlungen weilen könne, und zwar nicht aus
äſthetiſchem Wohlbehagen, ſondern da auch er mit Fleiſch und Blut
vom Lande komme und er klar erkenne, daß die ewige Quelle der
Er=
neuerung deutſchen Volkstums auf dem Lande liege. Er wünſche daher
vor allem, daß es der Landwirtſchaft beſſer gehen möge, und um dies
zu erreichen, daß man auf dem Wege des Schutzes deutſcher Produkte,
namentlich der Spezialprodukte, weiter kommen möge. Es ſei z. B.
höchſt bedauerlich, daß in Rheinheſſen, wo der Wein unverkäuflich
liege, alle Maßnahmen, die erwogen worden ſeien, um den Abſatz zu
heben, und die ſpäter nach dem erſten Abſtich ins Auge gefaßt wurden,
dort, wo ſie, wie in den Pfalz, durchgeführt wurden, erfolglos geblieben
ſind. Unbedingt müſſe man durch zollpolitiſche Maßnahmen zum
Schutze des Weinbaues, des Obſt= und Gemüſebaues weiter kommen
und auch im Inland geeignete organiſatoriſche Maßnahmen treffen,
um dieſes Ziel zu erreichen. Der Miniſter betonte, daß er niemals
der Anſicht war, daß es in der Genoſſenſchaftsorganiſation zu langſam
gehe. Er wiſſe, daß die däniſche Landwirtſchaft, die allerdings heute
in einer Blüte ſtehe, vor der man hohe Achtung haben müſſe, von 1864
bis 1888 ſchwer gekämpft habe. Und der Aufbau in Dänemark ſei von
Bauern eines Freihandelslandes durchgeführt worden, das ſich in
Eng=
land ein Monopol in Fleiſch und Butter geſchaffen habe. Ein
Frei=
handelsland kann Deutſchland nicht werden und wolle es auch nicht, die
deutſchen Bauern müßten hinter geſchützten Mauern ihre Organiſation
ſtärken und ihre Kenntniſſe vermehren. Wenn auch die Bauern arm
geworden ſeien, ſo ſollten ſie doch in ihrer Berufsbildung nicht arm
werden. Die landwirtſchaftliche Bildung müſſe daher ſo ſtark wie
möglich vertieft werden, damit, wenn die Sonne für die Landwirtſchaft
wieder aufgehe, die Söhne bäuerliche Führer in den Genoſſenſchaften
ſein könnten und Fachleute in der Düngung und im Abſatz ſeien.
Zum Schluſſe kam der Miniſter auf die Sparmaßnahmen
zu ſprechen und fuhr fort: Bei dieſer Gelegenheit aber erbitte ich auch
Ihr Verſtändnis für folgendes: die heſſiſche Regierung hat ſchwere
Monate vor ſich infolge unumgänglicher Sparmaßnahmen. Durch die
Rede von Präſident Henſel iſt bereits einmal durchgeklungen die
Herab=
ſetzung der öffentlichen Verwaltungsausgaben. Dieſe Aufgabe wird
die heſſiſche Regierung in einem ſehr ſcharfen Kampf in den nächſten
Monaten zu leiſten haben. Wir tun es nicht aus Wolluſt ſondern
notgedrungen. Aber die Befürchtung braucht bei Ihnen nicht zu
be=
ſtehen, wie ſie kürzlich ein wirtſchaftspolitiſcher Führer der
Landwirt=
ſchaft in Oberheſſen mir gegenüber ausdrückte die ganze Sparaktion
werde doch wohl nur auf dem Rücken des Dorfes und flachen Landes
ausgetragen werden. Wenn Sie in 2—3 Wochen die von uns ins
Auge gefaßten Sparmaßnahmen leſen, werden Sie merken, daß wir an
ſehr wichtige und bedeutende ſtädtiſche
Einrich=
tungen ebenfalls die Sparhand gelegt haben. Es braucht
nicht jedem alles zu gefallen, was wir ſparen wollen, aber es braucht
auch nicht jedem alles zu mißfallen. Wo wir anfangen, heißt es:
ſpart doch da oder dort, aber geht bei uns vorüber. Meine Herren,
ſo geht das nicht. Wir haben alles gründlich überdacht, wir haben es
gewiſſermeßen kontingentiert auf Stadt und Land, für die einzelnen
Stände. Aber wir müſſen auch vom Lande Sparopfer
verlangen. Die Landwirtſchaft hat ſeit langem ſchon ſehr ſtark den
Ruf nach Sparmaßnahmen erhoben, und in dieſem Kampfe um die
Einſparungen in den öffentlichen Ausgaben erbittet jetzt die heſſiſche
Regierung Ihre Hilfe und Ihr Verſtändnis.
Der Miniſter ſchloß mit der Hoffnung auf eine Beſſerung der
all=
gemeinen volkswirtſcheftlichen und politiſchen Verhältniſſe im deutſchen
Vaterland und fand lebhaften Beifall der Anweſenden.
Ueber
„Neuere Fragen im Pflanzenbau”
ſprach als erſter Redner des Lehrkurſus Profeſſor Dr. Sefſons,
Direktor des Inſtituts für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung an der
Landesuniverſität Gießen. — Der Vortragende berichtete über die von
ſeinem Inſtitut ausgeführten Verſuche. Sie erſtrecken ſich auf
Boden=
bearbeitung und ihren Einfluß auf die phyſikaliſchen, chemiſchen und
biologiſchen Verhältniſſe des Bodens, den Einfluß des Klimas auf
Ausbildung der Kulturpflanzen, die Ermittelung zweckmäßigſter
Saat=
weiten bzw. mengen, je nach der Saatzeit, auf Grünlandsfragen und
Sortenprüfungen u. a. Profeſſor Seſſous wies auf den engen
Zu=
ſammenhang hin zwiſchen Witterung und Pflanzenwachstum, deſſen
Unkenntnis oft erhebliche Fehler in der Auswahl der Kulturart, der
Pflanzen Art und Sorte, ja der Düngung bedingten.
Die Ausſaatmengenverſuche deuten bei ſpäterer Ausſaat vor allem
darauf hin, das dann wahrſcheinlich mehr, als bisher ausgeſät
wer=
den müßte, um verlorene Wochen einzuholen. Sehr beachtlich waren
ſeine Hinweiſe auf den Nachteil, welchen die Unſitte des Schneidens
der Saatkartoffeln zur Folge hat, insbeſondere hinſichtlich der
Mög=
lichkeit, mit dem Meſſer Krankheiten zu übertragen. Auch der bis
zum achten Jahre durchgeführte Abbauverſuch zeigte mehr, als viel
Worte es vermögen, die Notwendigkeit, häufig mit dem Saatgut zu
wechſeln. Die oft beklagten Mindererträge bei Zuckerrüben, ſo führte
der Vortragende weiter aus, ſcheinen nach ſeinen Verſuchen, zum Teil
wenigſtens, auf zu geringen Ausſaatmengen zu beruhen. Es läßt ſich
nicht bezweifeln, daß die Qualität der Arbeit ſeit dem Kriege ſchlechter
geworden iſt, und damit im engen Zuſammenhange eine Vermehrung
der Fehlſtellen zu beobachten iſt. Ausſaatmengen von 9 Kilo je Viertel=
Hektar haben gegenüber 8, und 8 gegenüber 7 uſw. bis 6 Kilo in der
Neihenfolge abfallend, Mehrerträge geliefert, ſo daß ſich die geringen
Koſten für die Mehrausſaat reichlich verlohnen. Selbſtverſtändlich iſt
dabei, ſo betonte der Redner, daß man den Arbeitnehmer an der
Mehr=
ernte intereſſieren müſſe, und zwar geſchieht dies wohl am
zweckmäßig=
ſten im Prämienlohn. Mit der Beſchreibung der umfangreichen
Grün=
landverſuche und der Ergebniſſe der Luzerne= und
Maisſortenprüfun=
gen, bei denen ſich die deutſchen Sorten als hervorragend überlegen
gegenüber den ausländiſchen erwieſen haben, ſchloß der Vortragende
ſeine intereſſanten Ausführungen.
Anſchließend ſprach Oberlandwirtſchaftsrat Oekonomerat Reiſer
von der preußiſchen Hauptlandwirtſchaftskammer in Berlin über das
Thema:
Wie kann eine Gefſundung unſerer geſanten mich.
Miſaf berelgeiif nerdelt.
Das Thema ſei eines der ſchwierigſten der neueſten
landwirtſchaft=
lichen Betriebswirtſchaftslehre. Die Preisfrage ſei inſofern
inter=
eſſant, als z. B. 1 Pf. Erhöhung für das Liter Milch 20 Millionen
Mark Mehrausgaben in Deutſchland betragen würde.
Bei Eörterung der zu behandelnden Fragen beleuchtete der Redner
zunächſt zollpol tiſche Fragen. Die Erhöhung des Butterzolls auf 50
Mark ſei zweifellos eine parlamentariſche Tat, aber man müſſe ſich klar
ſein, daß der deutſchen Miſchwirtſchaft mit der Erfaſſung eines
Neben=
produktes der Milch noch nicht geholfen ſei, da nunmehr
ein=
fach mehr Milch oder Käſe ſtatt Butter eingeführt werde. Nicht außer
acht gelaſſen werden könne die Abhängigkeit der Preisbildung vom
Ausland, der man entgegentreten müſſe. Charakteriſtiſch für die Lage
der Milchwirtſchaft ſei die Futterwirtſchaft der Länder. Man bedenke.
wenn in ganz Deutſchland jede Kuh einen Liter Milch mehr gebe als
heute, brauche man keine Einfuhr mehr für Milch und deren
Neben=
produkte. Sehr wichtig ſei das Qualitätsproblem. Dieſes richtig zu
löſen, ſei eine Rieſenarbeit, die aber geſchafft werden müſſe. Das vierte
Problem ſei das Problem der Leiſtung und die Beziehung von Leiſtung
zur Fütterung. In Oſtpreußen Oldenburg und Schleswig=Holſtein
habe man ohne Vermehrung des Futteraufwandes eine erhebliche
Mehr=
leiſtung von Milch und zweitens hervorragende Zuchtlinien (
Zucht=
ſtützen) erreicht. Das ſei eine Arbeit von mindeſtens 10 Jahren
ge=
weſen. In Süddeutſchland ſei es leider noch nicht ſo gut beſtellt. Erſter
Grundſatz müſſe die relative Leiſtung ſein, d. h., mit möglichſt
ratio=
neller Fütterung möglichſt hohe Leiſtung zu erzielen. Planmäßige
Düngung, Ent= und Bewäſſerung der Wieſen müßte in ganz
Deutſch=
land durchgeführt werden, dann würde auch der Milchgewinn ganz
unge=
heuer ſein. (Auf dem Gebiete der Heugewinnung leiſte man ſich z. B.
den großen Luxus, daß man das Heu nicht auf Reuter (Heuhütten)
ſtellt, wodurch enorme Werte verloren gingen.) Wie und wann kann
die deutſche Milchwirtſchaft geſunden?. Hier müſſe man einſetzen
bei der Frage der Gewinnung der Milch, deren Behandlung,
Beförde=
rung und endlich Verteilung. Der Redner ſtreifte nun kurz das neue
Reichsmilchgeſetz und kam dann auf die heſſiſchen Milchverhältniſſe zu
ſprechen. Er kritiſierte zunächſt die Milchpreisbildung (die Spanne vom
Erzeuger zum Verbraucher ſei zu hoch). Organiſatoriſch komme man
nur dann zum Ziele, wenn Landwirtſchaft und Handel Hand in Hand
arbeiten bei der Verſorgung der Bevölkerung. Die Milchverſorgung
werde behördlich organiſiert, wenn ſich die Landwirtſchaft nicht vorher
ſcharf organiſiert. Ueber den Milchkonſum gab der Redner u. a. zur
Ueberraſchung der Zuhörer bekannt, daß in Darmſtadt 30 000 Liter Milich
pro Tag verbraucht werden pro Kopf 0,33 Liter), ebenſo verbraucht
Mannheim pro Kopf 033 Heidelberg 036 Liter. Darmſtadt ſteht
im Verbrauch von Milch mit an der Spitze in Deutſchland. Intereſſant
iſt, daß von dem Tagesverbrauch von 15 000 Litern in Frankfurt a. M.
nur 20 Prozent von den Landwirten geliefert werden, 80 Prozent
da=
gegen durch den Handel. Aehnlich ſtehe es in anderen Städten (außer
in Heidelberg). Zur Regelung der Milchverſorgung müſſe die
Milchliefe=
rung unbehingt kontengiert werden, ferner müſſe die Preisgeſtaltung
ge=
vegelt werden. Der Unterſchied zwiſchen kontingentierter und
Friſch=
milch müſſe ausgeglichen werden. Vorausſetzung für die gleichartige
Milchverwertung iſt, daß Werkmilch gleichbezahlt wird wie andere Milch.
Für geregelte, durchgreifende Milchkontrolle müſſe geſorgt
wer=
den. Zur Erreichung von Qualitätsmilch komme man etwa durch
je=
weilige Prämierung beſonders guter und reiner Milch. Auch die „
For=
men” der genießbaren Milch müßten vermehrt werden, Schulſpeiſungen
mit Milch ſeien vorzunehmen, der Milchkonſum in den Arbeitsbetrieben
uſw. ſei zu probagieren.
An die Vorträge, die lebhaften Beifall fanden, ſchloß ſich eine
leb=
haſte Ausſprache.
Tagung des Berbandes der hefſiſchen
landwirtſchaff-
icen Genoſenſchafen und Gener.
Zenfaleſchäifsenfalfen.
Im Rahmen der heſſiſchen landwirtſchaftlichen Woche fand im
Gar=
tenſaal des Städt. Saalbaues eine Tagung der
Genoſſenſchaftsorgani=
ſation ſtatt, die außerordentlich ſtark beſucht war. Den Vorſitz führte
Verbandsdirekor Berg, der in ſeinen einleitenden Worten einen
Rück=
blick gab auf
die wirtſchaftliche Entwicklung
des abgelaufenen Jahres. Kennzeichnend für die Lage ſind die
außer=
gewöhnlich zahlreichen Zuſammenbrüche von Geldinſtituten und
wirt=
ſchaftlichen Unternehmungen, was zu einer bedrohlichen
Vertrauens=
kriſis geführt hat. Die Zahl der Arbeitsloſen hat 1 Million
über=
ſchritten, die Verſchuldung der Landwirtſchaft iſt in ſtändigem
An=
wachſen begriffen und bezüglich des Abſatzes der Erzeugniſſe haben ſich
die Verhältniſſe bisher kaum gebeſſert. Es beſteht darüber kein
Zwei=
fel, daß infolge dieſes wirtſchaftlichen Niedergangs die Kaufkraft in
ſtändigem Sinken begriffen iſt und man deshalb der Zukunft mit
ſchwe=
ren Sorgen entgegenſieht. Ein Lichtblick aibt die nunmehr vollzogene
Vereinheitlichung des landwirtſchaftlichen Genoſſenſchaftsweſens, welche
nach langwvierigen Verhandlungen, wenigſtens in der Spitzenorganiſation
ihren Abſchluß gefunden hat. Es kommt jetzt darauf an, auch in den
einzelnen Ländern und Probvinzen, wie ſchließlich in den Gemeinden,
die notwendige Bereinigung durchzuführen, ſo daß in jedem Gebiet
nur ein Verband, eine Zentralgeld= und eine Zentralwarenanſtalt
be=
ſteht, während auch für die Gemeinden der Grundſatz gelten ſoll, daß
nur eine Genoſſenſchaft gleicher Art die ſämtlichen Intereſſenten
zu=
ſammenfaſſen ſoll. Im rhein=mainiſchen Wirtſchaftsgebiet, d. h. Heſſen,
Regierungsbezirk Wiesbaden und Kreis Wetzlar, wird zunächſt eine
Teilrationaliſierung durchgeführt in der Weiſe, daß in Naſſau die beiden
Organiſationen Frankfurt und Wiesbaden zuſammengeſchloſſen werden
zu dem Landwirtſchaftlichen Genoſſenſchaftsverband mit der
Landwirt=
ſchaftlichen Hauptgenoſſenſchaft als Zentrale für das Warengeſchäft und
mit der Landwirtſchaftlichen Genoſſenſchaftsbank für das Geldgeſchäft.
Die Organiſation wird ihren Sitz in Frankfurt a. M. haben. In Heſſen
bleibt der Genoſſenſchaftsverband mit ſeinen beiden
Zentralgeſchäfts=
anſtalten in Darmſtadt beſtehen. Die oberheſſiſchen
Raiffeiſengenoſſen=
ſchaften werden dieſer Organiſation angegliedert werden, während die
Vereinheitlichung in Rheinheſſen und Starkenburg, wo noch etwa 80
Raiffeiſengenoſſenſchaften verſtreut liegen, in abſehbarer Zeit, ſpäteſtens
in zwei Jahren, durchgeführt werden ſoll. Die beiden ſo entſtehenden
Einheitsverbände Frankfurt und Darmſtadt werden durch
Perſonal=
union in der Perſon von Verbandsdirektor Berg verbunden werden
ſo daß für die Folge eine einheitliche Zuſammenarbeit dieſer durch das
Wirtſchaftsgebiet verbundenen Organiſationen gewährleiſtet iſt, zumal
man nach wie vor die endgültige und einheitliche Zuſammenfaſſung des
rhein=mainiſchen Gebietes als letztes Ziel betrachtet.
Der Vorſitzende begrüßt daraufhin die inzwiſchen erſchienenen Gäſte,
ſo Herrn Miniſterialrat Becker, als Vertreter des Miniſteriums für
Arbeit und Wirtſchaft, die Herren Oekonomieräte Dettweiler und Korell
als Vertreter der Landwirtſchaftskammer, Herrn Bezirksdirektor
Schnei=
der der Schweizeriſchen Lebensverſicherungs= und Rentenanſtalt
Frank=
furt, ſowie Herrn Dr. Sauer=Friedberg vom Milcherzeugerverband.
Ueber grundſätzliche genoſſenſchaftliche Fragen ſpricht daraufhin
Generalſekretär Dr. Strub, der über
die allgemeine Entwicklung der Genofſenſchaftsorganiſation
in 1929
Bericht erſtattet. Die Zahl der angeſchloſſenen Verbandsgenoſſenſchaften
hat ſich auf 1071 erhöht, was in erſter Linie auf den Zugang an
Abſatz=
genoſſenſchaften für Milch ſowie Obſt und Gemüſe zurückzuführen iſt.
Die letztgenannte Genoſſenſchaftsgruppe dürfte damit einen gewiſſen
Höchſtſtand erreicht haben, da in ſämtlichen Hauptanbaugemeinden
ge=
noſſenſchaftliche Organiſationen zum Abſatz von Obſt und Gemüſe
be=
ſtehen. Es wird jedoch für den Erfolg dieſer Bewegung darauf
an=
kommen, daß der Geſchäftsbetrieb unter den bekannten Grundſätzen
durchgeführt wird, daß vor allem die Lieferpflicht ſeitens der
Mit=
glieder eingehalten wird und darüber hinaus die Produktion ſich der
heutigen Marktlage anpaßt. Vor allem wird die Auslandskonkurrenz
nur dadurch wirkſam bekämpft werden können, daß ausreichende
Men=
gen einheitlich ſortierter Ware von einwandfreier Qualität auf den
Markt kommen. In dieſer Hinſicht iſt auf allen Gebieten
genoſſen=
ſchaftlicher Abſatztätigkeit noch außerordentlich viel zu tun. Auch die
Milchabſatzorganiſation wurde im abgelaufenen Jahre weiter
aus=
gebaut und hat in Rheinheſſen bereits gute Erfolge aufzuweiſen.
Erſchwert wird die Zuſammenfaſſung der Kräfte durch die Vielheit der
Abſatzgebiete einerſeits und die unregelmäßige Produktion auf der
anderen Seite. Trotzdem wird das Ziel erreicht werden, wenn die
Landwirte ſich über die Bedeutung einer wirtſchaftlichen
Zuſammen=
arbeit zur gemeinſamen Verwertung ihrer Erzeugniſſe klar werden und
ſich geſchloſſen hinter die Organiſation ſtellen. Die wichtige Gruppe
der Kreditgenoſſenſchaften hat im abgelaufenen Jahre erfreuliche
Fort=
ſchritte erzielt durch den weiteren ſtarken Zugang an Spareinlagen. Die
Forderung einer ausreichenden Liquidität muß erwogen werden, zumal
gerade in letzter Zeit beſondere Anforderungen in dieſer Richtung
ge=
ſtellt werden. In den Warengenoſſenſchaften hat ſich das Geſchäft auf
gleicher Höhe wie im Vorjahre gehalten jedoch ſind die
Außen=
ſtände angewachſen. In dieſer Hinſicht wird aktive
Tätig=
keit des Vorſtandes bzw. Rechners erforderlich werden, um eine zu
weitgehende Feſtlegung der Betriebsmittel zu vermeiden.
Gegebenen=
falls wird das Mahn= und Inkaſſobüro des Verbandes hier helfend
mitwirken können. Die Lockerung der Außenſtände wird ſich dann
nicht ſchwierig geſtalten, wenn das Abſatzgeſchäft mit Erfolg betrieben
wird. Hierin liegt die Zukunftsaufgabe des Genoſſenſchaftsweſens
überhaupt, ebenſo wie es in der Eierverwertung geſchehen iſt, eine
reſt=
los geſchloſſene Front der Anbieter aufzuſtellen und damit einen
Ein=
fluß auf die Preisbildung zu gewinnen.
olsr1St Ten Seide.
keine Zigarette, deren Oualität sinkt, sobald sie
einmal eingeführt ist.
169000 Ballen Tabak sind ausschließlich für die
„Kolibri= Herstellung zurückgelegt, damit deren
Güte unverändert bleibt.
169000 Ballen! Wissen Sie, wie viele Zigaretten
das bedeutet? Rund 4,3 Milliarden Stück!
Sie können sich also ganz unbesorgt an die neue
„Kolibri, gewöhnen, die übrigens /ecm länger ist
als andere 5-Pfg.-Zigaretten, Ehe 4,3 Milliarden
Stück aufgeraucht sind -das dauert eine Weile...
Direktor Strasburger referierte über
Fragen des genoſſenſchaftlichen Warengeſchäfts.
Er führte etwa folgendes aus: Die Beſchaffung von Bedarfsſtoffen
macht heute keine Schwierigkeiten mehr. Bei Stickſtoff nimmt die
Welterzeugung dauernd zu. Eine Senkung der Preiſe ſteht mit Beginn
des neuen Düngungswirtſchaftsjahres (Ende Juni) zu erwarten.
Kalk=
ſtickſtoff wird dieſes Jahr in ausreichender Menge zur Verfügung ſtehen,
ſofern nicht durch ſcharfe Kälte eine Produktionsſtockung eintritt. Auch
bei Thomasmehl iſt die Verſorgung geregelt; der Preis wird ſich
wahr=
ſcheinlich in den nächſten zwei Monaten nicht verändern. Bei
Super=
phosphat und Miſchdüngung hat die Konkurrenz des Auslandes ſtark
nachgelaſſen. Eine demnächſtige Preiserhöhung iſt nicht ausgeſchloſſen.
Die Brennſtoffverſorgung vollzieht ſich in geregelter Weiſe. Die
Um=
ſätze darin und in Futtermitteln ſind ſtark geſtiegen; weniger zufolge
einer Bedarfsſteigerung der Mitglieder, als vielmehr durch die
Ge=
ſchloſſenheit der Organiſation. Größter Wert wird ſtets auf die Güte
der Ware bei der Vermittlung der Bedarfsſtoffe gelegt. Der Preis für
Runkelrübenſamen iſt dieſes Jahr hoch, Notklee iſt dagegen ſtark
abge=
ſchlagen. Auch in der Erfaſſung der landwirtſchaftlichen Erzeugniſſe
wurden beträchtliche Fortſchritte gemacht. Ablieferung einheitlicher
Ware in größter Menge, ſorgſame Aufmachug und unbedingte Zuver
läſſigkeit der Liefergenoſſenſchaften ſind hierbei Grundbedingung. Noch
ſind die genoſſenſchaftlich erfaßbaren Mengen im Verhältnis zur Ernte
ſteigerungsfähig. Der Ausbau dieſer Betätigung wird planmäßig
be=
trieben. Die Mitarbeit der Genoſſenſchaften iſt dabei dringend
not=
wendig. Beſonders im Getreidegeſchäft 1928/29 iſt die Umſatzſteigerung
weſentlich. Qualitativ haben ſich die Ablieferungen gehoben. Die
Marktlage in Getreide läßt für den Erzeuger ſehr zu wünſchen übrig.
Ueber
das genoffenſchaftliche Geldgeſchäft
ſprach der Direktor der Landesgenoſſenſchaftsbank. Dr. Winckler=
Krämer. Er wies zunächſt darauf hin, daß nach wie vor ausreichende
Liquidität und genügende Sicherheiten die wichtigſten Erforderniſſe des
genoſſenſchaftlichen Geldverkehrs ſein müſſen. Dieſe Notwendigkeiten
beſtanden zwar bereits früher, jedoch zwingen die jüngſten Ereigniſſe zu
einer rückſichtsloſen Durchführung der hierfür gegebenen Maßnahmen.
Andernfalls wird die Landesgenoſſenſchaftsbank ihre Aufgabe als
Geld=
ausgleichsſtelle nicht in dem Maße erfüllen können, wie es im Intereſſe
gerade der Landwirtſchaft notwendig iſt. Das ſtarke Anwachſen der
Spareinlagen bei den örtlichen Organiſationen iſt zwar ſehr erfreulich,
jedoch ſind dieſe Betriebsmittel faſt reſtlos wieder als Kredite in
An=
ſpruch genommen worden und haben ſo zu einer immer weiteren
Verſchul=
dung mit beigetragen. Das Ziel muß ſein: das genoſſenſchafliche
Kredit=
geſchäft aus eigenen Mitteln zu finanzieren. Erſchwerend hat bisher
die ſtarke Verknappung am Geldmarkt gewirkt. Wenn auch ſeit Januar
dieſes Jahres eine gewiſſe Erleichterung eingetreten iſt, ſo hat dieſe ſich
bisher auf das ländliche Geſchäft noch nicht ausgewirkt. Eine Senkung
der Zinsſätze, die heute noch außerordentlich auf der Wirtſchaft laſten,
wird erſt dann möglich ſein, wenn die innere Kapitalbildung weit genug
vorgeſchritten iſt.
Hierauf wurde in die Ausſprache eingetreten, an der ſich Rechner
Angermayer=Groß=Zimmern, Oekonomierat Korell=
Angen=
rod, Oekonomierat Dettweiler, Rechmner Kohl Unter=
Flocken=
bach und Geſchäftsführer Jakobi=Königſtädten beteiligten. Der
Vorſitzende dankt in ſeinen Schlußworten für die rege Teilnahme und
bittet auch für die Folge um gleich intereſſierte Mitarbeit unter der
genoſſenſchaftlichen Parole: „Einigkeit macht ſtark”,
*
Auf die ordentliche Hauptverſammlung des Vereins
zur Förderung der Grünlandwirtſchaft in Heſſen und
Nachbargebieten und die Verſammlung der
Silointereſſen=
ten, die geſtern nachmittag im Rummelbräu ſtattfanden, werden wir
morgen zurückkommen.
— Wiederholung der Hengſtparade. Der größte Teil des
Pro=
gramms der am letzten Tage der Landwirtſchaftlichen Woche am Freitag
ſtattfindenden Hengſtparade nebſt Schaunummern wird am Sonntag,
dem 12. Januar, nachmittags 2,30 Uhr, in der Reitbahn, Annaſtr. 21,
zviederholt. Es wird hierauf beſonders hingewieſen, insbeſondere für die
Darmſtädter Bevölkerung und diejenigen, die am Freitag verhindert
ſind. Außerdem kommen durch den „Darmſtädter Reiterverein” voch
ein Muſikreiten, einige Jagdſpringen mit zum Austrag. Muſik unter
Leitung von Herrn Obermuſikmeiſter a. D. Rühlemann.
Aus Heſſen.
Aa. Eberſtadt, 8. Jan. Zuſammenſtoß. Auf der Landſtraße
zwiſchen Darmſtadt und Eberſtadt ſtießen in der Nähe der „Renubahn”
beim Verſuch, einander zu überholen, drei Kraftwagen zuſammen.
In=
folge dichten Nebels war die Sicht ſehr ſchlecht. Der Zuſammenſtoß
ging noch ziemlich gut ab, da Perſonen nicht zu Schaden kamen.
Cp. Pfungſtadt, 8. Jan. Iubiläen in der
Gemeindever=
waltung. Beigeordneter Paul Weigel kann in dieſem Jahre auf
eine 25jährige Zugehörigkeit zum Gemeindekollegium zurückblicken. 1904
in den Gemeinderat gewählt, trat er im Januar 1905 in das
Gemeinde=
kollegium ein. 1919 wurde er zum Beigeordneten gewählt. Er iſt ſomit
zehn Jahre Beigeordneter. In der erſten Sitzung des neuen
Gemeinde=
rates war der Platz des Beigeordneten mit Blumen und Girlanden
ge=
ſchmückt. Bürgermeiſter Schwinn nahm Gelegenheit, dem Jubilar
namens der Gemeinde herzlichen Dank für ſeine Tätigkeit auszuſprechen.
Beigeordneter Weigel dankte in bewegten Worten. Gleichzeitig ſoll nicht
unerwähnt bleiben, daß Bürgermeiſter Schwinn bereits im Herbſt
des vergangenen Jahres auf eine 25jährige Tätigkeit im Dienſte der
Pfungſtädter Gemeinde zurückblicken konnte. Während des Krieges
wurde er mit der Leitung der Gemeindeverwaltung betraut und 1919
zum Bürgermeiſter gewählt. Schwinn war vor ſeiner Wahl zum
Bür=
germeiſter auf dem Bürgermeiſtereibüro tätig. — Beginn der
neuen Gemeinderatsperiode. Der neue Gemeinderat trat
zu Beginn der Woche zum erſten Male zuſammen. Bürgermeiſter
Schwinn nahm die Einführung und Verpflichtung der neuen
Gemeinde=
ratsmitglieder vor. Neu in den Gemeinderat eingetreten ſind Marie
Reiß, Jakob Haſſenzahl 6., Peter Leichtweiß 6., Ludwig Crößmann 26.
Georg Riehl 13., Adam Büttel 5., Jakob Brauer, Wilhelm Friedrich
Gräff und Heinrich Crößmann 13. Es wurde beſchloſſen, die
Gemeinde=
ratsſitzungen wie üblich Montags und im Bedarfsfalle Donnerstags
ab=
zuhalten. — Im abgelaufenen Jahre fanden 22 Sitzungen des
Gemeinde=
rats ſtatt. Die Bildung der einzelnen Ausſchüſſe (wie z. B.
Bau=
ausſchuß, Elektrizitäts=, Waſſerwerks= und Badeanſtaltsausſchuß,
Faſel=
viehausſchuß, Feldausſchuß, Finanzausſchuß, Friedhofsausſchuß,
Kleinkin=
derſchulausſchuß, Waldausſchuß, Wohlfahrtsausſchuß und
Wohnungsdepu=
tation und Schulvorſtand) ergab derartig große Schwierigkeiten
beſon=
ders hinſichtlich der Zahl der Mitglieder, daß die Plenarſitzung
unter=
brochen werden mußte, ſo daß Fraktionsſitzungen ſtattfinden konnten.
Bei der Bildung der Wohnungsdeputation wurde unter anderem die
Einführung der Mietberechtigungskarte erwogen, ein Beſchluß darüber
wurde jedoch nicht gefaßt. Ueber einen Antrag, den Schulvorſtand
durch Elternbeiräte abzulöſen, konnte ebenfalls noch keine Abſtimmung
erfolgen. — Bei der Wahl des Gemeindekontrolleurs ſtanden
ſich die Gemeinderäte Hechler und Steinmetz gegenüber. Schließlich
wurde Hechler mit 11 gegen 8 Stimmen gewählt.
G. Ober=Ramſtadt, 7. Jan. Die Einführung und Verpflichtung des
neugewählten Gemeinderats fand in der am 6. d. M. ſtattgefundenen
Sitzung ſtatt. Im Anſchluß daran wurden die einzelnen Kommiſſionen
gebildet und Gemeinderat Fornoff als Kontrolleur, als deſſen
Stell=
vertreter Gemeinderat Fiſcher gewählt. — Ein, die Erbauung der
elektri=
ſchen Straßenbahn Darmſtadt—Ober=Ramſtadt betreffendes Schreiben
der „Heag” nimmt der Gemeinderat zur Kenntnis. Für die weiter
erforderlichen Verhandlungen in dieſer Sache wurde ebenfalls eine
Kommiſſion gebildet.
Cp. Dieburg, 8. Jan. Raffinierter Dieb. In einem Hauſe
in der Bahnhofſtraße brach abends ein Dieb ein, der wohl mit den
Verhältniſſen im Hauſe gut Beſcheid wußte. Als eine im oberen Stock
wohnende junge Frau auf das Geräuſch hin herbeieilte, fand ſie die
Türe zu einem Zimmer verſchloſſen. Plötzlich öffnete der Täter die
Tür und verſetzte der Frau einen Schlag auf den Kopf. Bis ſich die
Frau von dem Schlag erholen konnte, war der Dieb unerkannt
ver=
ſchwunden.
— Brensbach, 8. Jan. Am Samstag, den 11., und Sonntag, den
12. d. M., hält der hieſige Geflügelzuchtverein ſeine
Lokalausſtel=
lung in den Räumen des Gaſthauſes „Zum Ochſen” (Beſitzer Leonhard
Hofmann) ab. Die Veranſtaltung verſpricht vielſeitig zu werden, denn
es liegen ſchon über 120 Nummern Anmeldungen von Hühnern und
Tauben vor, ſo daß die Ausſtellung ſehr reichhaltig iſt.
W. Heppenheim a. d. B., 8. Jan. Tödlicher Unfall.
Vor=
geſtern abend gegen 7 Uhr fand man unweit des hieſigen Bahnhofs,
dem Turn= und Sportplatz gegenüber, den Bahnwärter Nack tot auf.
Der Verunglückte, der als Kriegsbeſchädigter nur noch ein Bein hatte,
iſt anſcheinend von einem vorüberfahrenden Zug erfaßt und zur Seite
geſchleudert worden, was ſeinen Tod zur Folge hatte. — Amtstage
des Kreisamts. Die nächſten auswärtigen Amtstage des hieſigen
Kreisamts finden am Montag, den 13. Januar, nachmittags 2 Uhr, im
Rathaus zu Waldmichelbach und am Donnerstag, den 16. Januar,
nach=
mittags 2 Uhr, in Hirſchhorn ſtatt. — Standesamt. Beim
Stan=
desamt Heppenheim wurden im Jahre 1929 173 Geburten, 107
Sterbe=
fälle und 70 Eheſchließungen beurkundet, während im Jahre 1928
162 Geburten, 101 Sterbefälle und 79 Eheſchließungen verzeichnet
wor=
den ſind. — Katholiſcher Männerverein. Die alljährlichen
Familienabende des Katholiſchen Männervereins finden am 12. und
19. Januar ſtatt. — Frau Eva Rohs Wwve., geb. Wohlfarth, dahier,
konnte vorgeſtern ihren 80. Geburtstag begehen. Die Jubilarin
er=
freut ſich einer guten geiſtigen und körperlichen Friſche.
Reinheim, 8. Jan. Der Artillerie=Verein des
vor=
deren Odenwaldes hält am kommenden Samstag, den 11. Jan.,
ſeinen diesjährigen Theaterabend mit anſchließendem Tanz ab. Die
Ver=
anſtaltung findet im Saale des Gaſthauſes „Zum Schwanen” in
Rein=
heim ſtatt. Beginn des Abends püinktlich 8½ Uhr. Erwähnt ſei noch,
daß diesmal ein ſchöner und gemütlicher Abend zu erwarten iſt. Die
Kameraden werden gebeten, ſich zu dieſem Abend mit ihren
Familien=
angehörigen recht zahlreich einzufinden. Auch Nichtmitglieder haben zu
dieſer Veranſtaltung Zutritt.
Aa. Neu=Iſenburg, 8. Jan. Erhöhung der Gas= und
Licht=
preiſe. Seit Beginn des neuen Jahres ſind hier die Preiſe für
Gas und elektriſches Licht um einen Pfennig für den Kubikmeter bzw.
das Kilowatt erhöht worden. — In Abweſenheit der Bewohner brachen
unbekannte Diebe in ein Haus der Bahnhofſtraße ein und ſtahlen Wert=
und Schmuckgegenſtände aller Art. — Im Alter von 78 Jahren iſt
Michael Freitag und im Alter von 76 Jahren iſt Auguſt Schaller
ge=
ſtorben. Beide waren eifrige Sänger.
— Offenbach a. M., 8. Jan. Mord. Am Dienstag abend hat der
Werkmeiſter Jul. Schäfer den Kaufmann Senjon Slotſchewſky, der in
Offenbach ein kleines Raſierapparategeſchäft betrieb, erſchoſſen. Schäfer,
der von Slotſchewſky noch Geld zu bekommen hatte, verlangte dieſes
am Dienstag abend; hierbei kam es zu einer Auseinanderſetzung.
Slotſchewſky ſoll einen Totſchläger ergriffen haben, worauf Schäfer aus
einer Selbſtladepiſtole zwei Schüſſe auf Slotſchewſky abgab, wovon einer
tödlich war. Slotſchewſky erhielt einen Herzſchuß und war auf der
Stelle tot.
— Gießen, 8. Jan. Ein merkwürdiger
Eiſenbahn=
unfall. Am Montag nachmittag löſte ſich in einem Güterzug
Geln=
hauſen—Gießen an einem Keſſelwagen, der auf der Grube Treis=
Hor=
loff mit flüſſigem Braunkohlenteer beladen war, das Ablaßventil,
wo=
durch ſich während der Fahrt ein ſtarker Strahl des flüſſigen
Braun=
kohlenteers nach außen ergoß. Beim Paſſieren von Bahnübergängen
im Gießener Stadtbereich wurden durch den umherſpritzenden Teer
zahl=
reichen Paſſanten die Kleider ruiniert; außerdem wurden die Leute auch
im Geſicht erheblich beſchmutzt. Es ſind bereits eine ganze Anzahl
Scha=
denserſatzanſprüche deswegen geltend gemacht worden. Ueber die
Ver=
antwortlichkeit und damit die Haftung wird zurzeit zwiſchen der
Reichs=
bahnverwaltung und der Leitung der Grube Treis=Horloff geſtritten,
denn die Schadenerſatzanſprüche ſind von recht anſehnlichem Umfang.
— Waſſerſtandsnachrichten vom 8. Januar. Rhein: Hüningen
0,90, Kehl 2,18, Maxau 4,03, Mannheim 3,02, Mainz 0,93, Bingen 2,02,
Kaub 2,25, Köln 2,93 Meter. Main: Schweinfurt 1,44, Würzburg
1,54, Lohr 1,90, Groß=Steinheim 2,49., Frankfurt 2,40, Koſtheim
Staats=
pegel 0,61, do. Waſſertiefe 2,62, do. Fahrtiefe 2,30 Meter.
— Gernsheim, 8. Jan. Waſſerſtand des Rheins am
7. Januar 0,32 Meter, am 8. Januar 0,17 Meter, morgens 6 Uhr.
— Hirſchhorn, 8. Jan. Waſſerſtand des Neckars am
7. Januar 1,20 Meter, am 8. Januar 1,08 Meter, morgens 6 Uhr.
Seite 8
Donnerstag, den 9. Januar 1930.
Nummer 9
Deutſche Technik verſorgt Irland mit Skrom.
Deutſcher Rieſen=Generator für das Shannonwerk (Irland).
Unſer Bild zeigt das Einlegen der Bleche in den Stator des Drehſtrom=Vertikal=Generators, den
die Siemens=Schuckert=Werke für das Shannonwerk erbauten. Das Shannonwerk in Irland iſt
eines der impoſanteſten Kraftwerke Europas.
Reich und Ausland.
Ein jugendlicher Räuber.
Hanau. Von einem abenteuerlichen Drang
ſcheint der kaum 18 Jahre alte Schloſſerlehrling
Walter Brill aus Hanau befallen zu ſein, der ſich
wegen erſchwerten Raubes vor dem Erweiterten
Schöffengericht Hanau zu verantworten hatte. Im
März 1928 hatte er in Hanau einen
Kaufmanns=
lehrling mit einem Kartoffelſtampfer niedergeſchlagen,
ihm eine Aktentaſche mit 1200 Mark Lohngelder
ent=
riſſen und war flüchtig gegangen. Damals in Kiel
feſtgenommen, war er vom Jugendgericht in Hanau
zu einem Jahr Gefängnis verurteilt worden. Für
fünf Monate erhielt er Bewährungsfriſt. Am
13. Juni v. J. verübte er abermals einen
Raub=
überfall. Am Tage der Tat begab er ſich nach
Ge=
ſchäftsſchluß mit einem Holzhammer bewaffnet zu
einem Metzgermeiſter und verlangte Wurſt. Als der
Metzgermeiſter im Begriff war, den Laden zu
be=
treten, erhielt er von Brill von hinten mit dem
Holz=
hammer einen Schlag auf den Kopf, worauf der
jugendliche Räuber aus der Ladenkaſſe 41 Mark
raubte. Nach mehreren Wochen konnte er in
Frank=
furt a. M. verhaftet werden. Vor dem
Schöffen=
gericht Hanau erzählte der Angeklagte, er ſei
Mit=
glied der internationalen Verbrecherbande „Die
brennende Fackel”, und habe unter deren Einfluß
ge=
ſtanden. So gab er an, in Dresden an einem
ſchweren Diebſtahl beteiligt geweſen zu ſein, in
Hamburg in einer Kneipe einen Matroſen
angeſchoſ=
ſen zu haben. Dahingehende umfangreiche und auch
koſtſpielige Ermittlungen durch die
Staatsanwalt=
ſchaft führten zu keinem Ergebnis. In Anbetracht
des jugendlichen Alters des Angeklagten wurden
ihm mildernde Umſtände zugebilligt und auf eine
Gefängnisſtrafe von 3 Jahren erkannt. Weiterhin
beſchloß das Gericht, die ihm erlaſſene Reſtſtrafe von
5 Monaten Gefängnis, für welche dem Angeklagten
Bewährungsfriſt erteilt worden way, zu widerrufen.
Schwerer Brand in einer Braunkohlengrube
bei Kafſel.
Kaffel. Wie erſt jetzt bekannt wird, iſt über
Neujahr in der Braunkohlenzeche „Roter Stollen”
in Kaſſel=Wilhelmshöhe ein Grubenbrand
ausge=
brochen, der jetzt erſt eingedämmt werden könnte. Als
nach Neujahr auf der Zeche wieder eingefahren
wer=
den ſollte, ſtellte ſich heraus, daß ein Teil des
Gru=
benfeldes auf der etwa 60 Meter unter Tage
liegen=
den Bauſohle in Brand geraten und durch ſtarke
Rauchentwicklung unbefahrbar geworden war. Das
Feuer, deſſen Entſtehungsurſache auf Fahrläſſigkeit,
wahrſcheinlich Wegwerfen eines Zigarrenſtummels,
zurückzuführen iſt, hat einen Teil der
Grubenzim=
merung erfaßt und war auf die Braunkohlen
über=
geſprungen. Infolge der ſtarken Verqualmung mußte
auf der in Mitleidenſchaft gezogenen Strecke die
Ar=
beit eingeſtellt werden. Von 190 Arbeitern der Zeche
wurden 72 entlaſſen, mit deren Wiedereinſtellung
nach Eidämmung des Brandes wieder gerechnet
werden kann. Die Bekämpfung des Brandes war
ungemein ſchwierig, da die vom Feuer betroffenen
Stellen luftdicht abgeſchloſſen= bzw. vermauert
wer=
den mußten, um ein Erſticken des Feuers
hevbeizu=
führen. Die in Mitleidenſchaft, gezogene Strecke
wurde aus bergpolizeilichen Gründen geſperrt.
Der Wiederaufnahmeantrag im Prozeß Richter.
Bonn. Die Angehörigen des zum Tode
ver=
urteilten Dr. Richter betreiben eine Wiederaufnahme.
Der Antrag iſt nunmehr von Rechtsanwalt Mayer 2.
der zuſtändigen Beſchlußkammer, der Strafkammer
des Landgerichts in Bonn, eingereicht worden. In
der Begründung des Antrages heißt es u. a., daß
die Verurteilung Dr. Richters hauptſächlich auf
Grund des Gutachtens von Profeſſor Fühner=Bonn
erfolgt ſei. Dieſer habe in dem Gutachten nicht
er=
wähnt, daß es in der Literatur zwei ſehr
verſchie=
dene Anſchauungen über die Wirkung von
Strophan=
tin gebe. Das Gericht hätte, wäre ihm bekannt
ge=
weſen, daß andere Autoritäten anderer Meinung
ſind als Prof. Fühner, deſſen Gutachten vielleicht
nicht eine ſo ausſchlaggebende Bedeutung beigemeſſen,
wie es geſchehen iſt.
Eine Verhaftung in der Düfſeldorfer Mordſache
Düſſeldorf. Die Polizei von Kierſpe (
Weſt=
falen) hatte ſeit einigen Wochen einen jungen Mann
beobachten laſſen, der wiederholt Aeußerungen
da=
hingehend gemacht haben ſoll, daß er den
Düſſeldor=
fer Aörder kenne. Auch ſei er vor längerer Zeit als
Frau verkleidet mit einem Freunde nach
Düſſel=
dorf gefahren, um den Mörder zu ſtellen. Tatſache
iſt, daß der junge Mann zurzeit der Morde ſich in
Düſſeldorf aufgehalten hat. Er iſt i Kierſpe
feſt=
genommen worden. Inzwiſchen konnte aber
feſtge=
ſtellt werden, daß der Verhaftete ſelbſt als Täter
nicht im Frage kommt. Die Ermittlungen werden
fortgeſetzt.
Leipzigs Oberbürgermeiſter legt ſein
Amk nieder.
Beim Abſpringen vom Wagen tödlich
verunglückt.
Brannfels. Auf der Fahrt zwiſchen Leuner
Brücke und Lahnbahnhof Braunfels verunglückte der
Kutſcher Albert Memſinger tödlich. Als Begleiter
auf einem Langholzwagen ſitzend, ſprang er ab, als
die Pferde vor einem von hinten kommenden Zug
ſcheuten. Er kam ſo unglücklich zu Fall, daß der
Tod infolge Halswirbelbruches ſofort eintrat.
Schwerer Grubenunfall auf Zollern 2.
Dortmund. Auf der Schachtanlage Zollern 2
in Bövinghauſen wurden vier am Streb beſchäftigte
Bergleute durch hereinbrechende Geſteinsmaſſen
über=
raſcht. Ein Bergmann wurde getötet, die übrigen
erlitten zum Teil ſchwere Verletzungen.
Aufklärung eines Mordes nach zehn Jahren.
Erfurt. Die Ehefrau des Kaſtellans des
da=
maligen Oberlyzeums in der Schillerſtraße, Kanl
Flemming, hat der Polizei Anzeige erſtattet, daß ihr
Mann im Juni 1920 die 57jährige Frau Albine
Lenzner, die bei der Familie Flemming wohnte, im
Keller der Schule mit einer Kohlenſchaufel erſchlagen
und die Leiche verbrannt habe. Flemming wurde
feſtgenommen und hat die Tat eingeſtanden.
Geſtändnis eines Raubmörders.
Stade. Der kürzlich in Hamburg verhaftete
Arbeiter Wilhelm Müller hat jetzt den Beamten der
Landeskriminalpolizei Weſermünde eingeſtanden, am
19. Dezember vorigen Jahres den
Kreistagsabgeord=
neten und Eierhändler Steffens aus Moisburg,
un=
weit Buxtehude, überfallen zu haben. Steffens, der
mit einem eiſernen Rohr niedergeſchlagen wurde, iſt
ſpäter ſeinen Verletzungen erlegen. Müller gibt an,
den Raubüberfall ausgeführt zu haben, um ſich Geld
für das Weihnachtsfeſt zu verſchaffen.
Tetzners Opfer ermittelt?
Regensburg. Die Polizei gibt bekannt,
daß der in der Straubinger Straße hier
wohn=
hafte Schriftſetzer Georg Bleier, der zuletzt als
Reiſender für Nähmaſchinen arbeitete, ſeit dem
26. November 1929 vermißt wird. An dieſem
Tage hat Bleier an ſeine Wirtin von Kelheim
aus geſchrieben, daß er am 30. November in
Regensburg eintreffen werde. Nach Anſicht der
Polizei iſt die Annahme berechtigt, daß das
auf=
fällige Verſchwinden des Bleier mit der
Mord=
ſache Tetzner im Zuſammenhang ſteht; u. a.
ſpricht dafür, daß der Mord von Tetzner in der
Nacht vom 26. auf 27. November verübt wurde
und der Tatort ſich in nächſter Nähe von
Regens=
burg befindet.
Mißglückte Feſtnahme eines Schwerverbrechers.
Saarbrücken. Drei Kriminalbeamte
er=
blickten abends unweit des Kaffees Hartung
zwiſchen Merſchweiler und Bildſtock den Freund
des kürzlich verhafteten Schwerverbrechers
Ham=
merſchmidt. Der Mann war in Begleitung eines
jungen Mädchens, das er unter allerlei
Vor=
ſpiegelungen (Autofahrt, Tanzmuſik) mit ſich
ge=
lockt hatte. Das Mädchen wußte natürlich nicht,
mit wem ſie es zu tun hatte. Auf Anruf der
Kriminalbeamten ergriff der Mann die Flucht.
Es entwickelte ſich ein Feuergefecht zwiſchen den
Kriminalbeamten und dem Flüchtenden der
ſchließlich im Merſchweiler Wald verſchwand.
Einen Geldbriefträger um 20 000 M. beſtohlen.
Kiel. Die Kriminalpolizei verhaftete den 18 Bürogehilfen eines hieſigen
Rechtsan=
walts, der am Montag dem Briefträger auf
deſſen Beſtellgängen Geldbriefe entwendet hatte,
die Goldpfandbriefe im Werte von 8= bis 10000
RM. und Sichtwechſel von über 10 000 RM.
enthielten. Der junge Mann wurde in dem
Augenblick verhaftet, als er bei einer hieſigen
Bank die Zinsſcheine einlöſen wollte. Die
Wert=
papiere wurden noch vollzählig bei ihm
vorge=
funden.
Vorbeugungsmaßnahmen in Polen gegen die
Papageienkrankheit.
Warſchau. Die Geſundheitsbehörden der
Stadt Warſchau haben, um einer Ausbreitung der
Papageienkrankheit in Polen vorzubeugen, eine
all=
gemeine tierärztliche Unterſuchung ſämtlicher
Papa=
geien angeordnet. Mit der Unterfuchung der
Papa=
geien des Warſchauer Zoo wurde bereits begonnen.
Flugzeugunglück in Lublin (Polen).
Warſchau. Auf dem Flugplatz von Lublin
ereignete ſich ein ſchweres Flugzeugunglück. Als der
Direktor der General Motors in Polen, Ingenieur
Pavlovſki, auf ſeinem eigenen Leichtflugzeug ſtarten
wollte, ſtürzte der Apparat um. Direktor Paplooſky
erlitt einen Beinbruch, der Mechaniker wurde
ge=
tötet.
Eine Pekroleumfabrik in Flammen.
Berlin. Nach einer Meldug Berliner Blätter
aus Mähriſch=Oſtrau brach am Dienstag abend aus
bisher unbekannter Urſache in der
Paraphinabtei=
lung der Oderfurther Mineralölfabrik ein Brand aus.
Das Feuer griff raſch um ſich und hatte bis 10 Uhr
abends fünf Gebäude der drei Fabriken ergriffen. In
den zum größten Teil unterirdiſch angelegten
Behäl=
tern iſt eine große Menge Paraphin eingelagert, das
durch das Feuer zum Schmelzen kam und in den
brennenden Gebäuden einen Feuerſee bildete.
Zahl=
reiche Exploſionen erfolgten. Aus dem erſten in
Flammen ſtehenden Gebäude wurden zwei Arbeiter
mit ſchweren Brandwunden geborgen. Es verlautet,
daß ein Arbeiter vermißt wird. — Zu dem
Groß=
feuer, das am Dienstag abend in der
Paraffinabtei=
lung der Oderfurther Mineralölfabriken wütete, ſind
noch folgende Einzelheiten zu melden: Der Brand
wurde durch die Unvorſichtigkeit eines Arbeikers
her=
vorgerufen, der ſich eine Zigarette anzündete, wobei
Benzindämpfe in Brand gerieten. Dieſer Arbeiter
liegt mit ſchweren Brandwunden im Oſtrauer
Kran=
kenhaus. Das Feuer wurde von einem
Lokomotiv=
führer bemerkt, der mit ſeiner Maſchine auf einem
neben den Fabrikgebäuden liegenden Gleis fuhr. Er
gab ſofort mit gellendem Pfeifen allgemeinen Alavm.
Das Feuer fand in den mit Teer getränkten Dächern
und Mauern ſo reiche Nahrung, daß ſofort drei
Gebäude der Abteilung in hellen Flammen ſtanden.
Den Feuerwehren, die ſofort auf dem Brandplatz
erſchienen, gelang es nicht, ſämtliche Nebengebäude
zu retten, da große Mengen Halbfertigfabrikate und
Benzin ſich entzündeten. Zwei weitere Gebäude
wurden daher von den Flawmen vernichtet. Der
Feuerwehr iſt es geſtern vormittag gelungen, das
Großfeuer in den Oderfurther Mineralölwerken
ein=
zudämmen. Das Maſchinenhaus konnte gerettet
wer=
den. Füinf Fabrikgebäude ſind völlig zerſtört
wor=
den. Die Feuerwehr mußte ſich darauf beſchränken,
den Brand der innerhalb der Mauern befindlichen
Paraffinmaſſen zu überwachen und mit Sand
lang=
ſam einzudämmen. Die Oderfurther Werke
beſchäf=
tigen gegen 400 Arbeiter.
Fünf Todesopfer einer Petroleumexploſion.
Indianapolis. Durch eine
Petroleumexplo=
ſion wurden hier fünf Mitglieder einer Familie
ge=
tötet. Das Unglück iſt darauf zurückzuführen, daß
ein Mann Petroleum in den Ofen goß, um das
Feuer anzufachen. Die Petroleumkanne explodierte,
wobei der Mann, ſeine Frau und drei kleine
Kin=
der tödliche Brandwunden erlitten. Nur zwei
Kin=
der, ſechs Monate alte Zwillinge, kamen mit dem
Leben davon.
Das Eiſenbahnunglück in Algerien.
Bis jetzt 21 Tote.
Paris. Ueber das Eiſenbahnunglück in
Alge=
rien, in der Nähe von Guelma, gelangen allmählich
Einzelheiten in die Oeffentlichkeit. Danach iſt die
Kataſtrophe weit größer, als man bisher
angenom=
men hat. Zehn Tote konnten bereits aus den
Trüm=
mern der zwei Perſonenwagen geborgen werden.
Weitere elf Leichen liegen noch zwiſchen den in die
Tiefe geſtürzten Wagen eingeklemmt, ſo daß ſich die
Zahl der Todesopfer auf mindeſtens 21 beläuft.
Da=
neben wurden etwa 2 Perſonen zum Teil
lebens=
gefährlich verletzt. Der Zug, unter deſſen Laſt der
Viadukt zuſammengeſtürzt iſt, hatte zwei
Lokomo=
tiven, die beide ebenfalls mit in die Tiefe geriſſen
wurden. Wie durch ein Wunder wurden die
Lokomo=
tivführer und Heizer nur leicht verletzt. Die Zahl der
getöteten Paſſagiere iſt deshalb ſo groß, weil ſich die
beiden Perſonenwagen vollſtändig ineinander
geſcho=
ben hatten. Der Schauplatz der Karaſtrophe bietet
ein Bild grauenhafter Zerſtörung. Nach Ausſage von
Ueberlebenden hatte der Zug im Augenblick des
Zuſammenſturzes des Viadukts eine normale
Ge=
ſchwindigkeit von evwa 60 Kilometern.
Das Rettungswerk um den Kreuzer
„Edgar Quinet”.
Paris. Nach Meldungen (aus Oran wurden
ſeit vorgeſtern die Pumpen, die das Waſſer aus den
Räumen des auf einen Felſen aufgelaufenen
Pan=
zerkreuzers „Edgar Quinet” herausſchaffen wollten,
ſtillgelegt, da das Wetter inzwiſchen ſo ſchlecht
gewor=
den iſt, daß dieſe Arbeiten ſich als nutzlos erwieſen.
Die unteren Schiffsräume ſind wieder vollſtändig mit
Waſſer angefüllt, und der vordere Schiffsteil ragt
nur noch 1,20 Meter über dem Meeresſpiegel
her=
aus. Gleichzeitig wurde das Wrack infolge der
Strö=
mungen gegen Norden gedreht. Unter dieſen
Um=
ſtänden erſcheint es mehr als fraglich, ob es gelingen
wird, das eigentliche Rettungswerk erfolgreich
durch=
zuführen. Mit dem Auspumpen allein, das geſtern
mit Hilfe dreier Schiffe erneut aufgenommen
wer=
den ſollte, wäre es nicht getan. Die ſchwierigſte
Ar=
beit, nämlich den Kreuzer aus ſeiner gefährlichen
Lage zu befreien, bleibt noch zu tun.
Die Hochzeit des ikalieniſchen
Kronprinzen.
Rom. Schon am frühen Morgen des geſtrigen
Tages verſammelte ſich eine ufüüberſehbare
Men=
ſchenmenge in der Umgebung des Quirinals, um
der Ankunft der fürſtlichen Hochzeitsgäſte
beizu=
wohnen und um die Neuvermählten nach der
Ehe=
ſchließung zu begrüßen. Das Wetter war prächtig,
die Stadt geſchmückt und in feſtlicher Stimmung. Der
Brautzug, in dem der König von Belgien mit ſeinen
Tochter, der italieniſche Kronprinz mit ſeiner
Mut=
ter, der König von Italien mit der belgiſchen
Kö=
nigin ſchritten, begab ſich nach der Pauliniſchen
Kapelle, wo der Erzbiſchof von Piſa, Kardinal Mafft,
die Eheſchließung vollzog. Nach den Vorſchriften des
Protokolls antworteten Prinz und Prinzeſſin auf
die Frage des Kardinals nicht ſogleich mit Ja,
ſon=
dern ſie mußten ſich vorher an die anweſenden
Gl=
tern wenden, um die königliche Zuſtimmung zu
er=
langen. Kardinal Maffi verlas dann die Artikel des
italieniſchen Ehegeſetzes.
Nach Beendigung der Trauungszeremonie
nah=
men die Neuvermählten Arm in Arm die
Hul=
digungen der Gäſte entgegen und zeigten ſich vom
Balkon des Quirinals dem römiſchen Volk, das
hauptſächlich aus den auf dem Quirinalsplatz
zu=
ſammenberufenen Mitgliedern der fasciſtiſchen
Verei=
nigungen und Syndikate beſtand. Nach dieſer
Kund=
gebung begab ſich das Paar zur päpſtlichen Audienz
in den Vatikan, wo Prinz Humbert dem Papſt ſeine
junge Frau in offizieller Audienz vorſtellte. Das
Kronprinzenpaar war von den ſieben höchſten
Wür=
denträgern ihres neuen Hofes begleitet. Dem
Ge=
folge hatte ſich das italieniſche Botzſchafterpaar beim
päpſtlichen Stuhl angeſchloſſen. Die Krafwagen des
Kronprinzen und ſeines Gefolges fuhren über den
geräumten Petersplatz gleich bis zum Damaſus=Hof
durch, wo die Gäſte von den päpſtlichen
Würdenträ=
gern begrüßt wurden. Die Privataudienz beim Papſt
fand nach dem gleichen Zeremoniell ſtatt, wie der
kürzlich erfolgte Beſuch des Kronprinzen und ſeiner
Schweſter. An die Audienz ſchloß ſich der Beſuch des
jungen Paares beim Kardinalſtaatsſ kretär in der
Peters=Baſilika an. Kardinal Gaſparri ſtattete in
Begleitung des apoſtoliſchen Nuntius Borgoneini
Duca den Gegenbeſuch im Quirinal ab, wohin auch
der Kronprinz aus der Villa Savoya umgezogen iſt.
In Rom herrſchte geſtern Feiertagsbetrieb.
Selbſt die vatikaniſchen Paläſte ſind mit der
ita=
lieniſchen, belgiſchen und vatikaniſchen Flagge
ge=
ſchmückt und wurden am Abend ebenſo feſtlich
be=
leuchtet, wie die übrigen öffentlichen Gebäude der
Hauptſtadt.
Schweres Autvunglück in Rumänien.
Bukareſt. Am Montag ereignete ſich in der
Nähe von Jaſſy ein ſchweres Automobilunglück. Zwei
Kraftwagen ſtießen auf der Landſtraße gegen
einan=
der, wobei zwei Perſonen getötet und zwölf ſchwer
verletzt wurden. Die Schuld an dem Unfall trägt
einer der Chauffeure, der betrunken war.
Schwierige Rettung der Beſatzung des
geſtrandeten Dampfers „Limpopo”.
London. In Kapſtadt eingegangene Berichte
aus der Lüderitzbucht im ehemaligen Drutſch=
Süd=
weſtafrika beſagen, daß der portugieſiſche Dampfer
„Limpopo”, der ſich auf ſeiner erſten Fahrt von
Schottland nach der Delagog=Bucht befand, nördlich
von der Lüderitzbucht auf ein Felſenriff aufgelaufen
und vollkommen verloren iſt. Zwei Mann der
Be=
ſatzung ſchwammen an Land und feuerten von dort
mit Hilfe von Raketen eine Rettungsleine zu dem
Schiffswrack ab, durch die alle Mitglieder der
Be=
ſatzung, mit Ausnahme des Kapitäns, der ſich
wei=
gerte, das Schiff zu verlaſſen, gerettet wurden. Drei
Mitglieder der Beſatzung erboten ſich, die Wüſſte bis
zu der Lüderitzbucht durchzumarſchieren, wo ſie nach
fünf Tagen ohne Waſſer und Nahrung in
vollkom=
men erſchöpftem Zuſtande eintrafen. Zur Rettung
der übrigen zwölf Mann der Beſatzung iſt eine
Hilfs=
aktion ausgeſandt worden.
Flugzeug=Unglück in Aegypten.
Vier Piloten getötet.
London. Ein ſchweres Flugzeug=Unglück
er=
eignete ſich heute in der Nähe des Ortes Abu.
Sueir in Aegypten, wo zwei Schulflugzeuge der,
engliſchen Luftſtreitkräfte zuſammenſtießen und
abſtürzten. Der vom Luftfahrtsminiſterium über
den Unfall veröffentlichte Bericht beſagt, daß die
beiden Flugzeuge mit je zwei Piloten beſetzt
waren, die bei dem Unfall getötet wurden. Es
iſt dies der erſte Unglücksfall der engliſchen
Luft=
ſtreitkräfte in Aegypten in dieſem Jahre.
Große Ueberſchwemmungen im früheren
Deutſch=Oſtafrika.
Daresſalam. Ausgedehnte
Ueberſchwem=
mungen in der Umgebung des Ortes Kiloſſa haben
großen Schaden an Eigentum und Verluſte an
Men=
ſchenleben heworgerufen. Der geſamte
Eiſembahnver=
kehr zwiſchen Daresſalam und der Stadt Dodom
mußte eingeſtellt werden, da die Gegend infolge der
ſchweren Regenfälle der letzten Woche etwa 2 Meten
unter Waſſer ſteht. Die wichtige Giſenbahnbrücke in
der Nähe von Kiloſſa iſt vollſtändig zerſtört worden.
Wieviel Menſchen der Ueberſchwemmung zum Opfen
gefallen ſind, ſteht zurzeit noch nicht feſt.
Wildweſt in China.
Futſchau. Vorgeſtern drangen Räuber in ein
Gebäude, in dem ein offizielles Feſteſſen ſtattfand.
Sie bedrohten die Gäſte mit Piſtolen, feſſelten ſie
mit Stricken und ſchleppten ſie mit ſich fort. Unter
den Opfern dieſes Ueberfalles befinden ſich der
Ober=
befehlshaber der chineſiſchen Marine,
Jangſchutſchu=
ang, der Zivilgouverneur der Provinz Fukien und
fünf andere Mitglieder der Provinzialregierung.
Jangſchutſchuang wird in einem unbekannten
Ver=
ſteck in Futſchau ſelbſt gefangen gehalten, während
die anderen nach einem Ort am oberen Lauf des
Fluſſes Minkiang gebracht wurrden,
Nummer 9
Donnerstag, den 9. Januar 1930.
Seite 9
Bugat lens Mauvelbiage.
Von unſerem ſtändigen Berichterſtatter.
(Nachdruck, auch mit Ouellenangabe, verboten.)
W. E. B. Sofia, Anfang Januar 1930.
Bulgariens öffentliche Meinung macht mobil gegen das
Räuberunweſen. Bei den beneidenswerten Nerven, die man
hier hat, wenn es ſich um Mord und Totſchlag handelt, mußten
allerdings erſt drei hohe Staatsbeamte von Räubern erſchoſſen
werden, mußte ein Zug ausgeraubt und mußte der Nachweis
erbracht werden, daß Polizeibeamte unter einer Decke mit den
Banditen ſtecken, ehe der Preſſeſturm recht losbrach. Jetzt hat
allerdings die Preſſe ſchon zu viel geſchrieben, und die Regierung
trägt ſich mit dem Gedanken, durch ein Sondergeſetz den
Zeitungen in Zukunft jegliche Berichterſtattung
über das Räuberunweſen zu verbieten. Das würde
eine empfindliche Beſchneidung des Materials für die bulgariſchen
Blätter bedeuten.
Zwei Arten von Banditen machen Bulgarien ſeit Jahren
unſicher. Die einen ſind die gewöhnlichen Räuber, die
man auch in anderen Ländern, allerdings mehr als
Einzelerſchei=
nungen kennt. Die anderen ſind Banditen mitpolitiſcher
Färbung. Gar keine Banditen gibt es lediglich in
Bulga=
riſch=Mazedonien, weil da die gefürchtete Amtsgewalt nicht ſo
ſehr von der bulgariſchen Polizei, als von den Mazedoniern ſelbſt
gehandhabt wird. Letztere ſind ſtreng und ihre Büttel
unerbitt=
lich. Darum ſind Diebſtahl, Raubmord oder Straßenraub in
Bulgariſch=Mazedonien unbekannte Dinge, während ſie im
übri=
gen Bulgarien an der Tagesordnung ſind. Es gibt in der
bul=
gariſchen Kriminalität nur ein Gebiet, auf dem die Polizei mit
einigem Erfolg arbeitet: das iſt die Bekämpfung kommuniſtiſcher
Konſpiratoren Und es ſcheint, als ob der Kampf gegen die
Komſomolzi die Kräfte der Polizei völlig in Anſpruch nimmt und
für die übrige Arbeit nicht mehr viel übrig bleibt.
Als die gefährlichſte politiſche Bande gilt die des Dotſcho
Uſunoff, deren Mitglieder mit ihrem Führer im Jahre 1923
als Anhänger der agrar=kommuniſtiſchen Bewegung flüchten
mußten und in Jugoſlawien Unterſchlupf fanden. Sie fanden
dort, als geſchworene Feinde des heutigen bürgerlichen
Bul=
gariens gute Aufnahme, mußten für die erwieſene
Gaſtfreund=
ſchaft aber auch etwas leiſten. Sie taten dies, indem ſie von Zeit
zu Zeit bewaffnete Einfälle nach Bulgarien unternahmen, um
Nuhe und Ordnung zu ſtören. Bisher iſt in der Unterdrückung
der Uſunoff=Bande und anderer derartiger Unternehmungen
wenig erreicht worden. Die bulgariſche Polizei iſt zwar in der
Provinz auch in neue, blaue Uniformen geſteckt worden, ſie
ar=
beitet aber vielfach noch als richtige „Dorfpolizei‟. Das Militär
das in zahlloſe, kleine Garniſonen aufgeteilt iſt, kann nur wenig
Unterſtützung gewähren, und die Bürgermiliz hat als Waffen oft
nur Säbel und alte Gewehre aus dem türkiſch=ruſſiſchen Krieg.
Die Räuber ſind dagegen mit ſerbiſchen Militärwaffen,
Hand=
granaten und Revolvern tadellos ausgerüſtet. Ihre wichtigſte
Hilfe aber iſt der „Jatak‟. Damit ſind die Helfershelfer
gemeint, die in den Dörfern als harmloſe Bauern ſitzen und die
den Räubern, deren Aktionsradius ſehr weit iſt, überall jede
Unterſtützung gewähren. Teils ſind es politiſche
Geſinnungs=
genoſſen der Räuber, teils ſind es Frauen, die durch zarte Bande
an die Banditen gebunden ſind. Niemand kann mit Sicherheit
ſagen, wer von den Dorfbewohnern, von den Hofbauern ein
„Jatak” iſt.
Das vorjährige Debut Uſunoffs war geradezu „glänzend”
Mit nur fünf Mann hielt er einen ganzen Tag lang eine
Land=
ſtraße beſetzt, entwaffnete die zur Wegſicherung poſtierten
Bür=
germilizen und pferchte die Reiſenden von 38 Fuhrwerken und
vier Automobilien in einer Straßenkneipe ein, nachdem jeder
Einzelne die Taſchen leeren mußte. Wer ſich wehrte, wurde
ver=
prügelt, wer neue Kleider trug, mußte ſie ausziehen. Frauen
und Mädchen waren hiervon ausgenommen und wurden auch
nicht mißhandelt. Am beſten erging es den Reiſenden, die ſich
mit Ergebung in ihr Schickſal fügten. Ihnen wurde Rauchen
erlaubt, und ſie durften ſich gratis mit Bier und Brot verſorgen,
das der Schenkwirt herbeiſchaffen mußte. Einem Bauernburſchen,
der ſein ganzes Geld bis auf 35 Lewa auf dem Jahrmarkt
ver=
tan hatte, wurde dieſer Reſt belaſſen, mit dem Rat, nicht ſo viel
Geld fürs Vergnügen auszugeben. Mit einem Kaufmann, der
einen Teil ſeines Geldes verſtecken wollte, ging Dotſcho Ufunoff
ſcharf ins Gericht und wollte ihn erſchießen. Schließlich beſann
der Bandit ſich aber eines Beſſeren, zumal der Kaufmann auch
Uſunoff hieß, gebot ihm, den Revolver zu küſſen und ſchenkte
ihm das Leben.
Alles wäre noch glimpflich abgelaufen, wenn ſich nicht unter
den 64 Gefangenen auch drei Richter und ein Staatsanwalt
be=
funden hätten. Sie gaben ſich zu erkennen und zogen nun die
ganze Wut der Räuber auf ſich, die in den Richtern Vertreter des
von ihnen ſo gehaßten bulgariſchen Staates ſahen. Sie wurden
ins Freie geſchleppt und dort kurzerhand erſchoſſen. Nur einer
entging dieſem Schickſal, weil er vor Jahren einmal den
dama=
ligen Bauer Uſunoff in einem Forſtprozeß freigeſprochen hatte.
Um den politiſchen „Sinn” des dreifachen Richtermordes zu
unterſtreichen, hefteten die Räuber den Opfern Zettel auf den
Rücken, in denen der Regierung Liaptſcheff der Kampf bis aufs
Meſſer angekündigt wird.
Wen dieſe grauſame Tat nicht erfolgt wäre, hätte man ſich
in Bulgarien über das Räuberſtück wohl nicht mehr aufgeregt,
als über Dutzende ähnlicher Vorkommniſſe. Die Regierung
be=
kam nun aber ſchwere Vorwürfe zu hören. Sie lobte eine
Beloh=
nung von 300 000 Lewa aus — etwa 9 000 Mark — eine in der
bulgariſchen Kriminalgeſchichte noch nicht degeweſene Summe,
und der Sofioter Polizeichef kletterte 14 Tage mit 1000 Mann in
den Balkanbergen herum, drehte jeden Stein um und
fand die Räuber doch nicht. Schließlich, als alle Mühe
vergebens war, machte die Polizeibehörde den Ausgeraubten
Vorwürfe, es ſei doch eine Schande, daß ſich 64 Reiſende von
fünf bewaffneten Räuberlein in Schach hätten halten laſſen ...
Kaum waren ein paar Tage vergangen, da zeigten dieſe fünf
Räuber, daß ſie ſogar imſtande ſind, einen ganzen
Eiſen=
bahnzug auszurauben. Unweit der Stadt Berkowitza drangen
ein paar Bewaffnete in ein kleines Stationsgebäude ein, nahmen
den einzigen Beamten, der dort Schalterbeamter, Fahrdienſtleiter
und Weichenwärter in einer Perſon iſt, gefangen und ſprangen
auf die Lokomotive des bald darauf langſam einfahrenden
Zuges. Dem Lokomotivführer wurde ein Karabiner auf die
Bruſt geſetzt, die Reiſenden eingeladen, mit Geld und Wertſachen
den Zug zu verlaſſen und alles im Warteſaal abzuliefern. Der
Aufforderung wurde ohne Widerſpruch entſprochen, die Räuber
ſammelten ab, verſchwanden, und der Zug konnte weiterfahren.
Der ganze Aufenthalt hatte ein paar Stunden gedauert. Die
bulgariſche Preſſe begann zu toben, nicht nur gegen die Räuber
und die unfähige Polizei, ſondern auch gegen die
Bahnverwal=
tung, der es ganz gleichgültig iſt, ob der um eine beſtimmte Zeit
in einer Station fällige Zug ankommt oder nicht und die auch bei
einer vierſtündigen Verſpätung keine ſofortige Streckenkontrolle
einſetzt!
Heute ſitzt Dotſcho Uſunoff mit ſeinen Leuten wahrſcheinlich
ſchon im Sicheren auf jugoſlawiſchem Boden.
Wenig=
ſtens ſchließt man aus dem Ueberfall auf den Orientexpreß, von
dem die Bulgaren behaupten, er ſei ein Werk der Bande Uſunoff.
Tatſächlich war dieſer Ueberfall auf den Orientexpreß bei
Zari=
brod kein Räuberſtück, ſondern eine politiſche Demonſtration
zu dem Zweck, die bulgariſch=jugoſlawiſchen Grenz=
verhandlungen in Sofia zu ſtören. Ob es Dotſcho
Uſunoff war, der mit ein paar harmloſen Böllerſchlägen und
Luftſchüſſen die Reiſenden des internationalen Luxuszuges in
paniſchen Schrecken verſetzte, wird ſich nie genau feſtſtellen
laſſen.
Dagegen iſt der bulgariſchen Verwaltungsbehörde eine
an=
dere Feſtſtellung gelungen, die für Bulgariens Anſehen höchſt
be=
trüblich iſt. In dem Gebiet von Svilengrad, der bulgariſchen
Grenzſtation gegen Griechenland und die Türkei, hat ein tüchtiger
Kreispräfekt herausbekommen, daß die ihm unterſtellten
Polizei=
beamten mit den Räubern gemeinſame Sache
machen. In dieſer berüchtigten Dreiländerecke wimmelt es von
Räuberbanden, deren einträglichſtes Geſchäft der Viehdiebſtahl
im Großen iſt. Hier iſt ausſchließlich Gewinnſucht und nicht
Politik die Triebfeder des räuberiſchen Tuns, und dieſe
Gewinn=
ſucht war es auch, die die Polizeibeamten zu Helfershelfern der
Räuber werden ließ. Niemals gelang es, eines Banditen hab=
haft zu werden, immer wieder verloren ſich die Spuren, und doch
wurden täglich auf den Straßen jener wilden, verlaſſenen Gegend
Reiſende ausgeraubt, ja ſogar erſchlagen. Die Schuld lag an den
Poliziſten, die, gegen entſprechende Beteiligung am geraubten
Gut, ihren Verfolgungsmanövern eine Richtung gaben, daß die
verbündeten Räuber ja nicht beläſtigt wurden. Da die Räuber
großenteils ſeßhaft ſind und unter Tage als ehrbare Bauern in
irgendeinem Dorfe leben, ſo gaben die Poliziſten des Kreiſes den
Vertrauensleuten der Banditen auch immer nützliche Winke, ob
die Luft rein ſei — für einen neuen Schlag. Als der
Schrei=
ber dieſer Zeilen im Frühjahr 1929 dieſe Strecke im Auto
trotz mannigfacher Warnungen bereiſte, da wurde ihm zur
Sicher=
heit ein Polizeiſergeant mitgegeben, der mit geladenem Karabiner
neben dem Führer ſitzend, die ganze Reiſe mitmachte. Der
Ser=
geant, ein baumlanger Bulgare, war ſchon ſeit Jahren in dieſem
Bezirk tätig und konnte auf der Landſtraße, die einem Sturzacker
glich, genau jeden Punkt aufzeigen, an dem Ueberfälle und
Raub=
morde auf Fuhrwerke, Automobile und Fußgänger vorgekommen
waren. Die Aufzählung war um ſo eindrucksvoller, als auf 70
Kilometern Wegſtrecke das Auto auch nicht einem Menſchen
be=
gegnete. Und heute ſitzt der Sergeant Tabakoff aus Ortakoei,
der mir damals von Staatswegen mitgegebene
polizeiliche Schutzengel, mit vielen anderen
Kameraden im Gefängnis — auch er gehörte zu
den Verbündeten der Räuber jener Gegend.
Sport, Spiel und Turnen.
Hansonk.
Sporkverein Darmſtadt 1898 — Turn= und
Spork=
verein Langen.
Durch die Punkteinbuße des Sportvereins 1898 am
vergan=
genen Sonntag iſt die Lage nun ſo, daß die Darmſtädter aus ihren
beiden noch ausſtehenden Spielen gegen Langen und Schwanheim
dreier Punkte bedürfen, um Gruppenmeiſter zu werden. Die Frage
nach der Meiſterſchaft wird ſich alſo erſt im letzten Verbandsſpiel
entſcheiden. Die beiden letzten Verbandsſpiele der Gruppe finden
am 12. und 19. Januar ſtatt. Am kommenden Sonntag treten die
Lilienträger gegen Turn= und Sportverein Langen an. Da über
den gegneriſchen Verein zurzeit Platzſperre verhängt iſt, wird das
Spiel auf dem Platze am Böllenfalltor ausgetragen.
Daß die 98er alles aufbieten werden, um ſich die Punkte zu ſichern,
iſt nach der Tabellenlage klar. Durch das Vorſpiel weiß man aber
auch, daß die Mannſchaft des Liga=Neulings mit großem Ehrgeiz
und Eifer zu kämpfen verſteht, ſo daß der Platz in der
Tabellen=
mitte durchaus verdient errungen erſcheint. So darf zumindeſt ein
ausgeglichenes Spiel erwartet werden, wenn auch bei normalem
Ablauf der Geſchehniſſe der Sieg der Einheimiſchen wohl kaum
gefährdet erſcheinen dürfte.
Die Ligareſerven treten zum Verbandsſpiel der A=Runde in
Pfungſtadt gegen die erſte Mannſchaft von Germania Pfungſtadt
an. Immer noch führen die Ligareſerven der 98er ungeſchlagen die
Tabelle der A=Klaſſe an; es wird gegen die zähe und ſchnelle
Mannſchaft des Platzvereins nicht leicht ſein, eine Punkteinbuße,
die allerdings die erſte wäre, zu vermeiden. Dem Ehrgeiz der
jun=
gen Mannſchaft wird man jedoch zutrauen dürfen, daß auch dieſe
Klippe überwunden wird.
Die Liggerſatz des Sportvereins iſt ungeſchlagen in der A=Klaſſe und
führt in 13 Spielen mit 26 Punkten (145:26 Toren).
Handball in der Deukſchen Turnerſchaft.
Ldenwald-Gau.
Die zwei letzten Spieltage brachten folgende Ergebniſſe:
Freundſchaftsſpiele.
Kirch=Brombach — Groß=Umſtadt 1. 6:2.
Momart 1. — König 1. 0:1.
Momart 2. — König 2. 1:0.
Altheim 1. — Richen 1. 6:2.
Wald=Amorbach — Heubach 6:4.
Habitzheim — Sickenhofen 1:3.
Kirch=Brombach erkämpft ſeinen Sieg mit großem Eifer, das
Ergebnis iſt gerecht. Das glitſchige Spielfeld in Momart ließ ein
volles Entfalten der Kräfte nicht zu. In Altheim litt das Spiel
ſehr unter den ungünſtigen kleinen Platzverhältniſſen, ſo daß der
Platzverein, beſſer mit den Tücken des Spielfeldes vertraut, Richen
glatt ſchlägt. Wald=Amorbach übernimmt alsbald die Führung,
durch Eckball eingeleitet, gleicht Heubach bald aus. Nach dem
Wechſel herrſcht verteiltes Feldſpiel, deſſen Stand bis kurz vor
Schluß 4:4 iſt. Durch Strafwürfe kann Amorbach auf 6:4 erhöhen.
Die erſte Halbzeit bei Habitzheim — Sickenhofen wird gut
durch=
geführt, die zweite hätte von ſeiten Habitzheims ruhiger ſein
dürfen.
Fußball.
Sporkv. Weiterſtadt — Sporkv. Groß=Gerau 1:1 (0:0)
Bei herrlichem Fußballwetter trafen ſich die obigen Vereine zum
fälligen Verbandsrückſpiel in Weiterſtadt. Weiterſtadt war es leider
durch Krankheit und Unwillen einiger Spieler nicht vergönnt, mit
kom=
pletter Mannſchaft anzutreten. Wirklich eine Freude für das Auge,
wie beiderſeitig vitterlich gekämpft wurde. Der ſonſt übliche Charakter
eines Verbandsſpieles war hier vollſtändig verſchwunden, der
Nicht=
eingeweihte hätte glauben können, es würde ein ſchönes
Freundſchafts=
ſpiel ausgetragen. Die 2. Mannſchaften trennten ſich trotz
Ueberlegen=
heit Weiterſtadts, mit 3:0 für Groß=Gerau. Hoffen wir, daß der
Kampf am kommenden Sonntag gegen Eintracht Davmſtadt ebenſo
ſchön und fair verläuft.
Sportklub 28 9.-Ramſtadt — Olympia Hahn 7:1 (1:1)
Mit dieſem Bombenreſultat beendete Ober=Ramſtadt ſeine
Ver=
bandsſpiele und hat gerade in dieſem Spiel alle Hoffnungen erfüllt,
die die Ober=Ramſtädter Sportgemeinde in die junge Mannſchaft ſetzte.
Mit dieſem ſchönen Sieg errang ſie ſich vor etwa 1000 Zuſchauern (für
Ober=Ramſtädter Verhältniſſe wirklich ein Rekord) endgültig die B=
Mei=
ſterſchaft des Gaues Bergſtraße.
V. I. R. Beerſelden-5.5p. R. Gr.-Zimmern 4:9 (2:4)
Im fälligen Verbandsſpiel ſtanden ſich obige Mannſchaften
am vergangenen Sonntag in Beerfelden gegenüber. Bei den Gäſten
überragte der Halblinke ſeine Mitſpieler um ein Beträchtliches;
er war der Beſte der 22. Der Erſatztormann enttäuſchte angenehm.
Die ſonſt ſehr gute Verteidigung konnte nicht beſonders
über=
zeugen, desgleichen der rechte Läufer, während der linke Läufer
vollkommen ausfiel. Die Einheimiſchen hatten in ihrem ſehr guten
Mittelläufer ihre Hauptſtütze. Auch der äußerſt junge Sturm zeigte
ſehr gutes Können. Die Verteidigung ſpielte aufopfernd und
zer=
ſtörte, was eben zu zerſtören war. Der Schiedsrichter, ein Herr
aus Edingen, war ſehr gut.
Fechken.
Turngemeinde Darmſtadt 1846.
Alljährlich wiederholen ſich zu Beginn des neuen Jahres in
der Fechterſchaft der Turngemeinde Darmſtadt 1846 die internen
Wanderpreis=Wettkämpfe. — Die erſten Sieger des verfloſſenen
Jahres der Fechterinnen und Fechter (Jung= und Altmannen) in
Florett und leichtem Säbel haben gegen die übrigen Fechter ihren
Titel zu verteidigen. — Der Beginn der Wettkämpfe iſt auf
kom=
menden Samstag, den 11. Januar, abends 8½ Uhr, in der
Woogs=
platz=Turnhalle (kleiner Saal) feſtgeſetzt. Fortſetzung am
darauf=
folgenden Sonntag, den 12. Januar, vormittags 10 Uhr. —
Be=
ſucher der Veranſtaltung, auch ſolche, denen dieſe Leibesübung noch
fremd iſt, ſind bei freiem Eintritt willkommen.
Kraftſpork.
Siegfried Kl.-Oſtheim — Darmſtadt 1910 10:8.
Bantam: Brenneis (O.) — Borowſki (D.) Nach Ablauf der regulären
Ringzeit wird der Darmſtädter hoher Punktſieger. Zeit: 20
Minu=
ten. 0:2.
Feder: Fecher, Aug. (O.) — Schwarz (D.) Der Oſtheimer verläßt als
Punktſieger die Matte. Zeit: 20 Minuten. 2:2.
Leicht: Rachor, Wilh. (O.) — Heß (D.). Heß ſetzt „Ueberwurf nach
Hinten” an, und um Rachor iſt’s geſchehen. Zeit: 10.30 Min. 2:5.
Welter: Rachor, Hch. (O.) — Keitel (D.). Beide ſind ſofort bei
Be=
ginn hitzig ineinander verwickelt, die Aktion verpufft im Aus.
Nun greift K. an, R. will pavieren, und beide landen auf ihren
Schultern, der Darmſtädter mit dem Bruchteil einer Sekunde
ſchnel=
ler, damit ſeine Niederlage beſiegelnd. Ringer und Zuſchauer
ſchauen ſich verblüfft an, denn dieſer Vorgang ſpielte ſich blitzſchnell.
ab; keiner konnte enträtſeln, wie das vor ſich ging. Zeit: 0,45
Mi=
nuten. 5:5.
Mittel: Fecher, Balth. (D.) — Siegriſt (D.). Hier rächte ſich ein
„Schreibfehler”! Da der Darmſtädter zwei Gewichtsklaſſen zu leicht
war, fielen die Punkte kampflos an ſeinen Gegner. 8:5.
Halbſchwer: Rachor, Fr. (O.) — Zapf (D.). Dieſen Kampf kann man
mit Recht als den Schönſten des Tages bezeichnen. Das
Kampf=
ende ſieht Rachor mit minimalem Punktplus als Sieger. Hiermit
war Klein=Oſtheims Mannſchaftsſieg geſichert Zeit: 20 Min. 10:5.
Schwer: Eiſert (O.) — Veith (D.). Veith in Hochform verbeſſert mit
einem Blitzſieg das Reſultat in 25 Sek. auf 10:8.
Am kommenden Samstag, den 11. Januar, abends 8 Uhr, ſteigt in
der Turnhalle Soderſtraße 30 der fällige Rückkampf gegen Athl.=
Sport=
vereinigung 1866 Frankfurt a. M.
Winkerſpork.
Damen=Skikurs.
Es ſei auch nochmals an dieſer Stelle auf den vom 2 bis 9.
Februar 1930 auf der Darmſtädter Hütte im Schwarzwald
ſtatt=
findenden Damen=Skikurs hingewieſen. Leiterin: Frau Geh. Rat
Hoeflmayr, München. Begeiſterte Sportlerinnen können ſich noch
in die Liſte eintragen, die im Sportgeſchäft L. Adelmann aufliegt;
hier ſowie bei Frau L. Stahl, Mathildenſtraße 43, pt. wird gerne
jederzeit nähere Auskunft erteilt. Meldeſchluß: 20. Januar 1930.
Die Akademiſchen Welk=Winkerſpiele in Davos.
Erfolge der deutſchen Bob=Mannſchaft.
Am Mittwoch vormittag wurde auf der Schatzalpbahn die dritte
und vierte Fahrt der Zweier=Bob=Konkurrenz, an der ſich acht
Mann=
ſchaften beteiligten, ausgetragen. Dabei konnte die deutſche Mannſchaft
v. Umm und v. Schrattenberg auf dem Schlitten „Dondeli” die beſten
Zeiten herausfahren. Sie brauchte für die dritte Fahrt 2 Miuten 51,7
Sekunden und für die vierte Fahrt 3 Minuten 02,12 Sekunden. Die
Mannſchaft ſteht mit einer Totalzeit für alle vier Fahrten von 12
Minu=
ten 08,7 Sekunden an erſter Stelle.
Am Mittwoch ereigneten ſich zwei kleinere Unfälle, denen die Bobs
Savoia” und „Flying Squirrel” (Schweiz) zum Opfer fielen, ſo daß
ſie das Wennen nicht beenden konnten. Die Mannſchaften kamen mit
dem Schrecken davon.
Rundfunk=Programme.
Frankfurt a. M.
Donnerstag, 9. Jan. 12: In der Volksküche.
Mikrophon=
reportage von H. Ramm. o 12.30: Schallplatten. o 15.15:
Jugendſtunde, 16: Kurhaus Wiesbaden: Konzert des Städt.
Kurorcheſters. O 18.05: Dr. med. Meng: Pubertät, Klimax und
Greiſenalter, o 18.35: Dr. de Man: Menſch und Maſchine,
Ge=
ſpräche mit Werktätigen. o 19.05: Franzöſiſch. o 19.30: Prof.
Holle: Das Weſen des Madrigals. O 19.45: Alte und neue Chor=
Muſik. Ausf.: Holles Madrigalvereinigung, Stuttgart.
Konzert=
ſängeri: Hedwig Cantz, Gertrud Dreher, Maria Geiger (Sopran),
Margarete Kramer, Eliſa Keller, Elſe Sihler (Alt). Konzertſänger:
A. Knoll, A. Blank (Tenor), H. Hager, A. König (Baß). O 20.45:
Eins Zwei Drei. Ein Spiel in einem Aufzug von Fr. Molnar.
O 22.15: Italieniſche Opern. Funkorch. Mitw.: Thea Böhm=Linhard
(Sopran), Fr. Tibaldi (Bariton), Theo Herrmann (Baß).
Königswuſterhauſen.
Deutſche Welle. Donnerstag, 9. Jan. 9: H. Baluſchek: Wie ich
Maler wurde. o 10: E. Kloß: Löffelmann, der Feldhaſe. O 10.35:
Mitteilungen des Verbandes der Preuß. Landgemeinden. o 14.30:
Kinderſtunde. W. Frobart: Reiſen und Abenteuer: In der Kalahari=
Wüſte. 15: Orcheſterſpielſtunde im Kindergarten. o 15.45: Dr.
Marg. Jacobſohn: Wandlungen in der ſozialen Geſinnung der Frau.
O 16: Stud.=Dir. Dr. Gaede und Stud.=Rat Teuchert: Wahlfach
beim „Abiturientenexamen. 16.30; Berlin: Konzert. o 17.30:
Otto Buchmann lieſt aus eigenen Werken. O 18: Max. Müller=
Jabuſch: Weltpolitiſche Stunde. 18.30: Spaniſch für Fortgeſchr.
O 18.55: Schäfereidir. Larras: Schafzucht. O 19.20: Ober=Reg.=Rar
Dr. Lach: Keramiſche Erzeugniſſe im täglichen Leben. O 20: Wovon
man ſpricht. 20.30: Leipzig: Hans von Bülow=Gedächtnisfeier.
D 21: Sinfoniekonzert. Die Dresdner Philharmonie. O Anſchl.:
Zeit, Wetter. 22.30: Tanz=Unterricht. O Danach: Tanzmuſik.
Fred Bird=Tanz=Orcheſter.
Wekterbericht.
Ausſichten für Donnerstag, den 9. Januar: Zunächſt milder,
neblig=wolkig mit vereinzelt leichten Niederſchlägen, dann
wech=
ſelnde Bewölkung, wieder Temperaturrückgang.
Ausſichten für Freitag, den 10. Januar: Wolkig, auch zeitweiſe
aufklarend, Temperaturen nachts um den Gefrierpunkt, meiſt
trocken.
Hauptſchriftlettung: Rudolf Maupe
Verantwortlich für Pollilk und Wirtſchaft: Rudolf Manpe; für Feuilleton, Neich und
Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe; für Sport: Dr. Eugen Buhlmann;
ür den Handel: Dr. C. H. Quetſch; für den Schlußdienſt: Andreas Bauer; für
„Die Gegenwart”, Tagesſplegel in Bild und Wort. Dr. Herbert Nette;
für den Inſeratenten und geſchäftliche Mitteilungen: Willy Kuble=
Druck und Verlag: L. C. Wittich — ſämtlich in Darmſtadt
Für unverlangte Manuſkripte wird Garantie der Rückſendung nicht übernommen.
Die heutige Nummer hat 14 Seiten.
[ ← ][ ][ → ]Seite 10
Nummer 9
Donnerstag, den 3. Januar 1930.
Bekanntmachung.
betreffend Baulandumlegung „Im
Hoder” der Gemarkung Darmſtadt
Nachdem die Vorarbeiten für die
Bau=
landumlegung über die Grundſtücke Flur
9, Nr. 19, 20, 21 bis 27, 274/,o, 274.
27"„o 28, 30, 31, 312or 32, 32zo 3 (teilw.) 32M2 „oon 32P„vor 32P
324½ „vor 32 zooe 32P ugor 32P ugor 32 .
33, 33½/„of 33” vor 33 /„or 34:/zor 35, 35/,o
39 /. 40, 40:/,or 40or 344, 345 (teilw.),
346 (teilw.), 39/ (teilw.), 398, 406 (teilw.),
409 (teilw.), 410 (teilw.), (420 teilw), 421
(teilw.), 422 (teilw.), 423, 424, 425 (teilw)
426 (teilw.), 427 (teilw.), 428 und 429
der Gemarkung Darmſtadt offengelegen
haben, bringe ich hiermit zur allgemeinen
Kenntnis, daß am Freitag, 24. Januar
1930, vorm. 9.30 Uhr, in dem
Stadt=
haus, Zimmer 31, zu Darmſtadt,
über die vorgebrachten Wünſche und
Ein=
wendungen verhandelt wird.
In der Tagfahrt wird auch die Wahl
der von den Grundeigentümern zu
wählenden Mitglieder des
Umlegungs=
ausſchuſſes — ein Vertreter der beteiligten
Grundeigentümer und ein
Sachver=
ſtändiger für die Bewertung der
Grund=
ſtücke — und deren Stellvertreter
vor=
genommen. Die Wahl erfolgt mit
Stimmenmehrheit der
anweſendenGrund=
eigentümer und bei Stimmengleichheit
durch das Los. Wenn in der Tagfahrt
Grundeigentümer der Umlegung
wider=
ſprechen, ſo hat dem
Umlegungsaus=
ſchuß außerdem ein von dieſen
Grund=
eigentümern zu wählender Vertreter
an=
zugehören. Die der Umlegung
zuſtim=
menden und widerſprechenden
Grund=
eigentümer wählen ihre Vertreter und
deren Erſatzmänner dann in getrennten
Wahlgängen.
Ich lade alle Beteiligten ein, ſich
hier=
zu einzufinden.
Darmſtadt, den 6. Januar 1930. (st. 829
Der Oberbürgermeiſter.
für das Kalenderjahr 1930.
Auf Beſchluß des Stadtrats vom
28. November p. Js. und mit
Geneh=
migung des Kreisamts Darmſtadts vom
31. v. Mts. werden in 1930 die gleichen
Hundeſteuerſätze wie im Vorjahre erhoben
und zwar:
1. wenn der Hundebeſitz fällt
in die Zeit vor dem 1.Juli — 30 RM.
2. wenn der Hundebeſitz fällt
in die Zeit nach dem 1. Juli — 15 RM
(Zuſchläge bei mehrfachem
Hunde=
beſitz: für den zweiten Hund 20 RM,
ſür jeden weiteren Hund je weitere
20 RM., d. h. 40 RM. für den 3. Hund,
d. h. 60 RM. für den 4. Hund).
Die ſtaatliche Hundeſteuer beträgt, wenn
der Beginn des Hundebeſitzes fällt in die
Zeit vor dem 1. Juli 12 RM.. vom
1. Juli ab 6 RM.
(st 823
Darmſtadt, den 4. Janar 1930.
Der Oberbürgermeiſter.
Hefſiſche
Landes=Hypothekenbank.
Laut Bekanntmachung vom 30.
De=
zember 1929 (in vollem Wortlaut
ver=
öffentlicht in Nr. 305 der Darmſtädter
Zeitung vom 31. Dezember 1929) haben
wir zum 1. April 1930 aus unſerer
Tei=
lungsmaſſe für die
Kommunal=
ſchuldverſchreibungen eine
Teilaus=
ſchüttung in Höhe von 10%, des
Gold=
markbetrages unſerer noch umlaufenden
Papiermark=
Kommunalſchuldverſchrei=
bungen der Vorkriegsſerien 1—16 und
der Nachkriegsſerien 17—24 durch
Aus=
händigung von 4¾/igen Liquidations=
Kommunalſchuldverſchreibungen an die
aufwertungsberechtigten Gläubiger
an=
gekündigt und die Inhaber von
Kom=
munalſchuldverſchreibungen der
Serien 1—16 und 17—24 aufgefordert,
vom 1. März 1930 ab ihre Anſprüche
bei uns anzumelden und die Papiermark=
Schuldverſchreibungen zum Umtauſch in
Reichsmark=Schuldverſchreibungen
einzu=
reichen. Vor dem 1. März 1930
ein=
gehende Anmeldungen können
nicht bearbeitet werden. Den
In=
habern von
Kommunalſchuldverſchrei=
bungen der Nachkriegsſerien 26—50 haben
wir eine Barabfindung ihrer
Aufwer=
tungsanſprüche angeboten.
Schuldver=
ſchreibungen dieſer Serien ſind
alſo vorerſt nicht einzureichen.
Die Anmeldung und Einreichung der
an der Ausſchüttung
teilnahmeberechtig=
ten Schuldverſchreibungen muß unter
Benutzung der von uns ausgegebenen
Formulare erfolgen, die wir nebſt einer
Anleitung zur Ausfüllung auf Anfordern
koſtenlos an unſerer Kaſſe verabfolgen
pder durch die Poſt zuſenden. (794
Darmſtadt, den 7. Jan. 1930.
Heſſ. Landes=Hypothekenbank.
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vormittags 10 Uhr beginnend, wer
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12, 16a und 17 die nachverzeichneter
Holzſortimente öffentlich meiſtbietend
verſteigert:
1St. Kief.=St. Kl. 1a unt. 15cmg- 0,14fm
2b 25-29
3a 30-34
3b 35-39
4a 40-44
4b 45-49
5 50-59
—A.
—L,
—25,93
„—17,56
— 6,98
— 1,80
43rm Kiefern=Zaunpfoſten — 2,20 m lg.
36 Stück Fichten=Derbſtangen
115
=Reisſtangen.
Zuſammenkunft der Steigerer im
Waſſerlochweg an der Anſtalt.
Nähere Auskunft erteilt Herr Förſter
Pfänder, Forſthaus Sommersgrund.
Eberſtadt, den 7. Jan. 1930. (793
Heſſ. Bürgermeiſterei Eberſtadt (Bergſtr.).
Der Bürgermeiſter: Dr. Uecker.
Ladengeſchäft,
ſaub. Branche, beſt.
eingef., ſamt mod.
Einrichtung u.
Wa=
ren für 3000 ℳ zu
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fm, 3. Kl. 6 St. — 4,41 fm. Buche
3. Kl. 13 St. — 9,75 fm, 4. Kl. 13 St.
— 11,01 fm, 5. Kl. 3 St. — 3.24 fm,
Eſche 1. Kl. 3 St. — 0.26 fm. 2. Kl.
1 St. — 0,38 fm, Lärche 1a Kl. 15 St.
— 1,61 fm, Fichte 1a Kl. 20 St. —
1,98 fm, 1b Kl. 42 St. — 14,62 fm,
2a Kl. 30 St. — 18,40 fm, 2b Kl. 21
St. — 21,34 fm, 3a Kl. 13 St. — 20,62
fm. 3b 2 St. — 3,12 fm;
Derbſtangen, rm: 1,2 — 6 Buche und
3 Eſche (Langwieden);
Derbſtangen: Buche 3. Kl. 3 St. —
0,09 fm, Lärche I. Kl. 31 St. — 2,79
fm, II. Kl. 27 St. — 1,62 fm, III. Kl.
21 St. — 0,63 fm, IV. Kl. 10 St. —
0,17 fm. Fichte I. Kl. 20 St. — 1.80
fm. II. Kl. 62 St. — 3,72 fm, III. Kl.
215 St. — 6,45 fm;
Reisſtangen: Fichte 1V.—VIII. gl
445 St. — 4,92 fm, Weißtanne IV. bis
Vll. Kl. 178 St. — 1,77 fm;
Nutzholz=Scheiter: 19,3 rm Buche
(Knüppel, Fichte — 1,4 rm, 4 m lang,
Lattenholz);
Brennholz, Scheiter, rm: 55 Buch,
6 Eiche, 4 Kiefer, 9 Fichte: Knüppel,
rm: 14 Eiche, 6 Erle, 2 Eſche, 11
Kie=
fer, 6 Fichte; Reisknüppel, rm: 11
Eiche, 43 rm Ficht=Schichthaufen. 4 rm
Fichte=Aſtreiſig; Stammwelle875Buche.
Bemerkt wird: Man bittet, das Holz
vorher anzuſehen. Die Nrn. mit blauem
Kreuz kommen nicht zum Ausgebot.
Alle Buchen und Eichen, ein Teil Fichten
ſind auf die Wege gerückt. Im Anſchluß
an dieſe Verſteigerung läßt die Joh. Gg.
Schmidt Ww. zu Steinau
nachſtehen=
des Stamm= u. Brennholz verſteigern:
Stämme:
Eiche 1 Stück 2. Kl. — 0,35 fm
Buche 1
5. „ — 0,95
Fichte 20 „ 1a—22 „ — 3,80
Kiefer 1 „ 3b „ — 0,91
Lärche 35 „ 1a—2b „ — 9,15
Brennholz, Scheiter, rm: 8 Buche,
2 Kiefer (rund), 4 Lärche (rund), 4
Lärche; Knüppel, rm: 4 Buche, 2 Eiche,
2 Kirſchbaum, 4 Lärche. 2 Kiefer, 3
Fichte; 150 Buche=, 75 Lärche=, 25
Kiefer=Wellen.
Ferner läßt Gg. Heinrich Schmidt
in Steinau 7 Eiche von ca. 7 im und
noch 6 Lärche von ca. 5 fm u. 1 Kiefer
von 1½ Im mit verſteigern.
(805b
Steinau, den 6. Jan. 1930.
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Ahorn 2b—4a Klaſſe 14 St. — 6,64fm
1 . — 0.40 „
Eiche
2.
33 „ —31,23,
Lärche 1b—3b
39 „ —34,39
Kiefer 2b—6a
Fichte 1a—2b
79 „ —29,93 ,
Derbſtangen:
Lärche II. u. III. Klaſſe 4 Stück
Fichte I.—III. „ 141
Reisſtangen:
Fichte 1V.— VII. Klaſſe 237.
B) Brennholz:
Scheiter, rm: Buche 11, Ahorn 21,
Kiefer 61, Lärche (rund) 1,4;
Knüppel, rm: Buche 13, Eiche 1, Ahorn
17, Kirſchbaum 2, Kiefer 62,5;
Reiſig, 100 Wellen: Buche 725, Eiche
300, Ahorn 783, Kiefer 1100, Lärche 100;
Stöcke, rm: Buche 2, Ahorn 9, Kiefer
35, Lärche 7, Fichte 11.
Zuſammenkunft vorm. 9 Uhr 30 Min.
im Diſtrikt Streithecke (Provinzialſtraße
Hummetroth—Höllerbach).
(809
Haſſenroth, den 7. Jan. 1930.
Förſterei Haſſenroth.
Am Freitag, den 10. Jan. 1930,
vormittags 10 Uhr, ſollen in meinem
Verſteigerungslokale Luiſenſtr. 32/34
fol=
gende Pfänder zwangsweiſe gegen
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zahlung verſteigert werden, insbeſondere:
1 Liefer=Klein=Auto, 100 Bücher,
1 Korbgarnitur (1 ov. Tiſch, 1 Bank,
2 Seſſel), 1 Bücherſchrank, 1
Ver=
tikow, 1 Nähtiſchchen. 1Warenſchrank, ein
Grammophon mit 20 Platt., 1
Plüſch=
garnitur (2 Seſſel), 1 Spiegel m. Konſole,
1 Bücherſchrank, 1 Klavier, 1
Kaſſen=
ſchrank, 1 Büfett, 1 Aktenrollſchrank,
1 Schraubſtock, 48 Karton Schokolade,
1 Schaukaſten, 1 Schreibtiſch, 14 Karton
Keks, 10 Karton Perſibanſpangen, zehn
Doſen Bonbons, 11 Fl. Dienbeimer,
4 Flaſchen Oppenheimer, 6 Fl.
Rieß=
ling, 2 Fl. Söhnlein, 2 Fl. Kupferberg,
2 Fl Hochheimer Sekt, 1 Fl. Karthauſer,
2 Fl. Eier=Creme, 2 Fl. Kontorowicz,
1 Grammophon, 1 Friſeur=Toilette
mit Marmor.
(831
Darmſtadt, den 8. Januar 1930.
Jungermann
Gerichtsvollzieher in Darmſtadt.
Donnerstag, den 9. Januar
Nummer 9
Die
Geſtern fand in Berlin eine Aufſichtsratsſitzung ſtatt. In
Uebereinſtimmung mit Rechtsanwalt Dr. Fiſcher, dem
Vorſitzen=
den der Reviſions=Kommiſſion, wurde beſchloſſen, gegen das Urteil
des Lande
dung des Regiſter=Gerichtes, durch welche die Einberufung einer
G. G. zwecks Mitteilung gemäß § 240 H.G.B. angeordnet worden
iſt, Beſchwerde eingelegt werden. Für den Entſchluß, gegen das
Urteil des Landgerichts Berufung einzulegen, iſt die Erwägung
maßgebend geweſen, daß kein Anlaß beſteht, den Wünſchen des
klagenden Aktionärvertreters, welcher überdies nur einen relativ
geringen Bruchteil der Favag=Aktien vertritt, gegenüber dem
weit=
aus überwiegenden Intereſſe der ſonſtigen Aktionäre, insbeſondere
den von dem Verwaltungskreis unabhängigen Gruppen, die ſich
Sicherheit im Augenblick nicht abgegeben werden. Dagegen wird
eine G.V. einberufen werden, ſobald die Arbeiten der Reviſions=
Kommiſſion zu einem gewiſſen Abſchluß gelangt ſind.
In der Aufſichtsratsſitzung wurden ferner die Verhältniſſe bei
den Tochtergeſellſchaften beſprochen. Es beſteht der Wunſch, daß
die Arbeiten bei den Tochtergeſellſchaften ſo gefördert werden, daß
alsbald den Gläubigern dieſer Geſellſchaften endgültige Vorſchläge
unterbreitet werden können.
Bezüglich der Favag ſelbſt würde es verfrüht ſein. bereits jetzt
beſtimmte Vorſchläge zu erwarten. Endgültige Vorſchläge können
den Favag=Gläubigern erſt unterbreitet werden, wenn ein
zuver=
läſſiger Status vorliegt und die heute bei den einzelnen
Poſi=
tionen noch beſtehenden Unklarheiten beſeitigt ſind.
Für einen etwa zwiſchen der Favag und ihren Gläubigern zu
treffenden Vergleich wird ferner die Höhe des von der Allianz zu
zahlenden Kaufpreiſes von entſcheidender Bedeutung ſein.
Infolge=
deſſen werden zurzeit von der Verwaltung die Vorarbeiten für die
Feſtſetzung des Kaufpreiſes der Allianz mit allem Nachdruck
be=
trieben. Es iſt die Abſicht der Abwicklungsleitung, ſo raſch wie
möglich die Entſcheidung über dieſe noch offene Frage
herbei=
zuführen.
Das vorläufige Gläubiger=Komitee, dem ca. 25 Vertreter der
verſchiedenen bei der Favag beteiligten Gläubiger=Gruppen
ange=
hören, tritt heute in der Favag zuſammen. Dem Komitee wird
eingehend über den augenblicklichen Stand der Abwicklung und die
Ergebniſſe der von den Treuhandgeſellſchaften vorgenommenen
Prüfungen Bericht erſtattet werden. Für die Arbeiten des
Komi=
tees iſt die ganze Woche bis zur Gläubigerverſammlung (am 15.
Januar) vorgeſehen. Die Leitung der Verhandlungen liegt bei
dem mit der Abwicklung betrauten neu ernannten Vorſtand.
In der Preſſe ſind über die am 6. Januar in Brüſſel
geführ=
ten Gläubiger=Beſprechungen teilweiſe irreführende Nachrichten
verbreitet worden. Es iſt feſtzuſtellen, daß an dieſen Beſprechungen
nicht ſämtliche Auslandsgläubiger, ſondern nur eine kleine
An=
zahl von Kreditoren der Favag teilgenommen haben. Die in
die=
ſen Beſprechungen vertretenen Firmen haben ihre Auffaſſung über
den Zuſammenbruch der Favag und den derzeitigen Stand der
Angelegenheit dem Aufſichtsrat geſtern durch einen
Bevollmächtig=
ten übermitteln laſſen. Die Stellungnahme dieſer Gläubiger war
im übrigen der Abwicklungsleitung der Favag bekannt. Neue
Ge=
ſichtspunkte, die etwa dazu führen könnten, daß eine weſentliche
Verſchärfung der Situation eintreten könnte, ſind nicht vorhanden.
Die Heſſiſche Landes=Hypothekenbank hat laut
Bekannt=
machung vom 30. Dezember 1929 zum 1. April 1930 aus ihrer
Teilungsmaſſe für die Kommunalſchuldverſchreibungen eine
Teil=
ausſchüttung in Höhe von 10 Prozent des Goldmarkbetrages
ihrer noch umlaufenden Papiermark=
Kommunalſchuldver=
ſchreibungen der Vorkriegsſerien 1—16 und der Nachkriegsſerien
17—24 durch Aushändigung von 4¾prozentigen Liquidations=
Kommunalſchuldverſchreibungen an die aufwertungsberechtigten
Gläubiger angekündigt und die Inhaber von
Kommunalſchuld=
verſchreibungen der Serien 1—16 und 17—24 aufgefordert, vom
1. März 1930 ab ihre Anſprüche anzumelden und die
Papier=
mark=Schuldverſchreibungen zum Umtauſch in Reichsmark=
Schuldverſchreibungen einzureichen. Hierzu wird nochmals auf
die heutige ausführliche Anzeige verwieſen.
Eine rumäniſche Tochtergeſellſchaft der Bleiſtiftfabrik Johann Faber,
A.=G. Infolge der hohen rumäniſchen Einfuhrzölle auf Bleiſtifte, hat
ſich die Bleiſtiftfabrik Johann Faber, A.=G., Nürnberg, zwecks Förde
rung ihres Abſatzes in Rumänien maßgebenden Einfluß bei der bisher
unter dem Namen „Grazioſa” in Herrmannſtadt beſtehenden
Bleiſtift=
fabrik verſchafft, in der Weiſe, daß dieſe Firma liquidiert wurde und
eine neue Firma unter Faberſcher Führung und dem Namen
Rumä=
niſche Bleiſtiftfabrik, A.=G.” gegründet ſurde. Die ehemaligen Inhaber
der alten Fabrik ſind an dem neuen Unternehmen mitbeteiligt.
Die Berliner Metalltermine vom 8. Januar 1930 ſtellten ſich für
„Kupfer: Januar 135.00 (137.00), Fcbruar 135.50 (135.50), März
135.25 (135.50), April 135.25 (135.75), Mai 135.25 (135.50), Juni 135.25
(135.75), Juli 135.25 (135.75), Auguſt 135.50 (135.75), September 135.50
(135,75), Oftober 135.50 (135.75), November 135.,75 (135.75), Dezember
135.75 (135.75). Tendenz: kaum behauptet. — Für Blai: Januau
41.00 (42.50), Februar 41.75 (42.25), März 42.25 (42.50), April 42.25
(42.75). Mai 42.50 (43.00), Juni 42.50 (43.00), Juli 42.75 (43.00)
Auguſt 42.75 (43.00), September 42.75 (43.25), Oktober 43.00 (43.50),
Noveuber 43.00 (43.50), Dezember 43.00 (43.50). Tendenz: ſtetig.
Für Zink: Januar 38.50 (40.50), Februar 38,75 (39.50), März 39.00
(40.00), April 39.25 (40.75), Mai 39.50 (41.00), Juni 39.50 (41.00)
Juli 39.75 (41.50), Auguſt 40.00 (41.50), September 40.75 (41.75),
Of=
tober 41.00 (42.00), November 41.25 (42.00), Dezember 41.50 (4200).
Tendenz: luſtlos. — Die erſten Zahlen bedeuten Geud, die in
Klam=
mern Brief.
Es notierten nach Meldungen aus Chicago am 8. Jan.:
Getreide. Weizen: März 128½, Mai 1323, Juli 123: Mais:
März 91½, Mai 94½, Juli 96½; Hafer: März 4758, Mai 48½,
Juli 47½; Roggen: März 103½, Mai 101½, Juli 99.
Schmalz: Januar 10.30, Febr. —, März 10.50, Mai 10.70.
Fleiſch. Rippen —: Speck, lolo 11.50; leichte Schweine
960—995, ſchwere Schweine 9,25—9,75: Schweinezufuhren:
Chicago 26000, im Weſten 107000.
Baumwolle: Januar 16.90, März 17,13.
Es notierten nach Meldungen aus NewYork am 8. Jan.:
Schmalz: Prima Weſtern 11,05; Talg, extra, loſe 77
Getreide. Weizen: Rotwinter n. Ernte 141¾4, Hartwinter
n. Ernte 135½; Mais 98½ Mehl 5,75—6,25; Getreidefracht:
nach England 1,6—2,0 Schilling, nach dem Kontinent 8—10
Cents.
Franfurter Produktenbericht vom 6. Januar. Die Tendenz an der
Frankfurter Getreidebörſe iſt flau, beſonders für Futtermittel. Durch
die verhältnismäßig hohe Temperatur für dieſe Jahreszeit iſt kaum
eine Beſſerung der ſchlechten Lage in der Landwirtſchaft zu erwarten.
Es notierten je 100 Kilo: Weizen 26,50—26,75, Roggen 18,50—18,65,
Sommergerſte 20—2),25, Hafer 17,75—18, Mais 17,75, Weizenmehl
ſüdd. 39,75—40,25, niederrh. (Spezial 0) 39,75—40,25, Roggenmehl 26,7
bis 27,75, Weizenkleie 9,15, Roggenkleie 9,50,
Berliner Produktenbericht vom 8. Januar. Der deutſche Weizen
ſtand geſtern abend und heute vormittag noch unter dem Druck der
wei=
teren ſchwächeren überſeeiſchen Börſennotierungen, machte ſich mittags
aber von jeder Einwirkung frei, nachdem das Inland ſeine Angebote
reduziert und gleichzeitig in den Forderungen höher geſetzt hatte. Die
Hoffnungen bezüglich der kommenden Zollſätze für Weizen ſcheinen heute
viel an Optimismus eingebüßt zu haben, ohne daß ſich aus dem
bisheri=
gen Verhandlungen irgendwelche zuverläſſigen Schlüſſe ziehen ließen. Im
Abſatz ſofort greifbarer Poſten hat ſich nicht diel geändert, Lieferung,
beſonders Mai, eröffnete kräftig geſteigert. Noggen ſchloß ſich für nahe
Sichten der Weizenſteigerung an, und dies aber auch nur in geringem
Umfange. Hafer iſt von der Küſte reichlich angeboten. Die Preislage
kann ſich nur ſchiver behaupten.
Frankfurker und Berliner Effekkenbörſe.
Frankfurt a. M., 8. Januar.
Auch heute wdar die Stimmung an der Görſe unvermindert
freund=
lich. Das Geſchäft bewegte ſich zunächſt aber in kleinerem Rahmen, da,
obwohl die Lage im Haag immer noch günſtig beurteilt wird, jetzt die
Verhandlungen in ein kritiſcheres Stadium zu treten ſcheinen und
ſo=
mit eine geſviſſe Zurückhaltung auslöſten. Aufträge waren nur in
ganz geringem Umfange vorhanden. Die günſtigen
Geldmarktverhält=
niſſe fanden weitere Beachtung. Am Montanmarkt war die
Umſatz=
tätigkeit weiter etwas lebhafter auf Dividendeerhöhungshoffnungen bei
Rheinſtahl. Das Ausland ſchritt hier vercinzelt zu neuen Deckungen.
Führend waren Klöcknerwerke, die 2½ Prozent höher eröffneten.
Man=
nesmann, Rheinſtahl, Gelſenkirchen und Phönix lagen bis zu 1½ Proz.
feſter. Am Elektromarkt waren A.E.G. und Siemens vernachläſſigt
und leicht gedrückt, dagegen konnten Licht u. Kraft und Lahmeyer bis
zu 1 Proz. gewinnen. Stärker hervortreten konnten noch von
inter=
nationalen Werten Svenſka mit plus 9 Mark, auf angeblich engliſche
Arbitragekäufe. Von Kunſtſeidenaktien waren A.K.U. auf
Rück=
deckungen wieder etwas geſucht und 2 Proz. gebeſſert. Bemberg
ge=
wannen zirka 6 Proz. Chemicwerte waren nur wenig geändert. Eine
Ausnahme machten Daimler, Frankfurter Maſchinen, Metallgeſellſchaft,
Zement Heidelberg und Wayß u. Frehtag, die bis zu 11 Proz.
ein=
büßten. Auch Bankaktien lagen durchweg etwas ſchwächer. Renten
ſtill, Neubeſitzanleihe leicht gebeſſert. Von Ausländern Türken und
Ungarn fiſter. Im Verlaufe war das Geſchäft ſtill, nur Montanaktien
und Deutſche Erdöl waren geſucht und bis zu 1 Proz. gegen Anfang
feſter. Hiervon ausgehend konnte ſich gegen Schluß der Börſe eine
feſtere Tendenz durchſetzen, und das Geſchäft wurde im allgemeinen
lebhafter. Die ſchon anfangs bevorzugten Werte traten weiter ſtärker
in Erſcheinung, bei erneuten Beſſerungen bis zu 3 Prozent gegen
An=
fang. Die Ermäßigung des Berliner Privatdiskontſatzes um ¼ Proz.
ſtimulierte ſtark, ſo daß die Börſe bei anhaltend größeren Umſätzen
zuverſichtlich ſchließen konnte. Am Geldmaukt war Tagesgeld mit
5½ Prozent weiter ermäßigt. Am Deviſenmarkt lag das Pfund etwas
ſchwächer. Man nannte Mark gegen Dollar 4.1898, gegen Pfunde
20.39; London-Kabel 4 8703, —Paris 123.90, —Mailand 93.12,
—Madrid 37.95, —Schweiz 25.12¾, —Holland 12.08½
An der Abendbörſe ſetzte ſich die freundlichere Stimmung des
Mittagsſchlußverkehrs fort, und auf den meiſten Märkten traten neue
kleine Kursbeſſerungen ein. Die Umſatztätigkeit war jedoch nicht groß.
Etwas reger gefragt waren wieder Montanwerte, namentlich
Rhein=
ſtahl auf die Beſtätigung der Ausſichten auf eine Dividendenerhöhung,
wenn auch nicht um 2 Prozent. Bis ca. 1 Prozent anziehen konnten
ferner Deutſche Erdöl und Rütgerswerke. J. G. Farben waren
ver=
nachläſſigt und nur knapp gehalten, Goldſchmidt etwas niedriger.
An=
leihen ſtill. Schutzgebietsanleihe 3.10, Adca 117½, Berliner
Handels=
geſellſchaft 180¾, Commerzbank 151. Danatbank 230½, Dresdner
Bank 146, Reichsbank 280.
Berlin, 8. Januar.
Nach einem geſchäftsloſen Vormittagsverkehr ſchien es vorbörslich
eher etwas ſchwächer werden zu wollen, wobei von den Baiſſiers die
Geſchäftsloſigkeit und einige weniger günſtige Momente ſtärker in den
Vordergrund gerückt wurden. Zu den erſten Kurſen machte ſich dann
aber eine ſtarke Widerſtandsfähigkeit bemerkbar und das Kursniveau
lag überraſchend gut behauptet. Hierfür war wohl in erſter Linie der
international recht flüſſige Geldmarkt und die faſt allgemein für morgen
erwartete Diskontſenkung in London ausſchlaggebend. Im Verlaufe
wurde es, ausgehend vom Montanmarkt, wo die
Dividendenerhöhungs=
gerüchte bei Rheinſtahl anregten, lebhafter und feſter. Die Beſſerungen
betrugen eins bis zwei Prozent gegen Anfang, und man ſprach davon,
daß der bevorſtehende Bericht des Reparationsagenten zuverſichtlich
lauten ſolle.
Die Arbeitsmarktlage im Reich.
In der Woche vom 30. Dezember 1929 bis 4. Januar 1930 hat der
Arbeitsmarkt eine weitere ſtarke Belaſtung erfahren. Eine
Entſpan=
nung, die man von der wiedereinſetzenden linden Witterung für die
Außenarbeiten hätte erwarten können, trat kaum ein. Auch ſonſt haben
wichtige Betriebe, die dor den Feſtwochen ausſetzten, ihre entlaſſene
Belegſchaft noch nicht wieder zurückberufen. Ueberhaupt blieben die
Vermittlungsmöglichkeiten, die auch in ungünſtigen Zeiten ſtändig eine
ſchwache Erleichterung ſchaffen, in den Wochen mit gehäuften
Feier=
tagen faſt aus. Sie beſchränkten ſich auf ſolche Berufszweige, deren
Hauptarbeit auf Feiertage entfällt.
Infolge dieſer vorübergehenden Einflüſſe, die ſich in der
Berichts=
woche auswiekten, iſt es ſchwierig, aus der Zunahme der
Arbeitsloſig=
keit auf den Grad der jahreszeitlichen Verſchlechterung zu ſchließen und
erſt recht nicht möglich, den Anteil der konjunkturellen Arbeitsloſigkeit
zu erkennen.
Die Zahl der Hauptunterſtützungsempfänger in der
verſicherungs=
mäßigen Arbeitsloſenunterſtützung betrug nach den Vormeldungen der
Landesarbeitsämter am Jahresende rund 1 770000. Das ſind noch
immer faſt 70000 mehr als zur gleichen Zeit des Vorjahres und
570000 mehr als zur Jahreswende 1927/28. Dieſe Ueberlagerung iſt
aber nicht erſt eine Folge der winterlichen Verſchlechterung, denn in den
Monaten November und Dezember betrug die Zunahme der
Haupt=
unterſtützungsempfänger im Jahre 1927: 850 000, im Jahre 1928:
1030 000, im Jahre 1929 hingegen 880 000 (alſo wenig mehr als in den
entſprechenden Monaten des Jahres 1927).
Die Annäherung der diesjährigen Kurve der Arbeitsloſigkeit an
die Entwicklungslinie des Vorjahres, wie ſie bisher beobachtet werden
konnte, wird aber nur von leinigen Landesarbeitsbezirken getragen: in
erſter Linie von Weſtfalen, dann folgen Rheinland, Oſtpreußen,
Nieder=
ſachſen und Pommern, in denen die Zahlen der
Hauptunterſtützungs=
empfänger des Vorjahres unterſchritten ſind.
Kleine Wirtſchaftsnachrichken.
Nachdem in der letzten Woche zweimal eine Herabſetzung des
Ber=
liner Privatdiskonts um 1g v. H. erfolgt war, wurde an der Berliner
Mittwochs=Börſe neuerlich eine Senkung des Satzes um ½s v. H. von
6¾ auf 6Els v. H. feſtgeſetzt.
In einer Sitzung in Düſſeldorf haben die Erzeuger baumwollener
Decken und Tücher aus den Bezirken Gladbach=Rheydt, Bocholt und
Sachen eine freiwillige Produktionseinſchränkung beſchloſſen. Es iſt
vorgeſehen, die Geſamterzeugung um 25 Prozent einzuſchränken, und
zwar mit ſofortiger Wirkung.
Wie das Bankgeſchäft Willms u. Co., Aachen, mitteilt, iſt der
außer=
gerichtliche Vergleich mit 75 Prozent von den Gläubigern einſtimmig
angenommen worden.
Der Inhaber der Bankfirma Bachmann u. Schäfer, Bankier
Wil=
helm Bachmann in Gießen, wurde auf Anordnung des
Unterſuchungs=
richters des Oberheſſiſchen Landgerichts geſtern verhaftet.
2. Die allgemeine Kriſis auf dem Diamantenmarkt hat dazu geführt,
daß in Hanau, dem Hauptſitze der deutſchen Diamantſchleiferei, nur
etwa 4 Prozent der Geſamt=Diamantarbeiterſchaft noch in Beſchäftigung
ſtehen.
In der G‟Ausſchuß=Sitzung in Frankfurt a. M. der
Ge=
werkſchaft „Graf Schwerin” wurde nach Informationen eine
grundſätz=
liche Einigung über den bei Gericht einzureichenden endgültigen
Ver=
gleichsvorſchlag zur Regelung der Valuta=Schuldſcheine erzielt.
Auf Grund des § 40 des Börſengeſetzes ſind von Donnerstag, den
9. Januar 1930, ab 10 Mill. GM. 8=Prozent=Goldpfandbriefe Reihe 18
der Preußiſchen Landespfandbriefanſtalt Berlin zum Handel und zur
Notierung an der Frankfurter Börſe zugelaſſen.
Um weitere Entlaſſungen in den Wintermonaten zu vermeiden,
hat die J. G. Farbeninduſtrie, Werk Höchſt, ſich entſchloſſen,
vorüber=
gehend von der mit dem 12. Januar beginnenden Woche ab in den
Höchſter Betrieben Teile der Belegſchaft abwechſelnd je eine Schicht
pro Woche zu beurlauben.
Die Zahl der engliſchen Arbeitsloſen hat in den letzten zwei Wochen
des vergangenen Jahres eine außerordentliche Steigerung erfahren.
Die Zahl der Erwerbsloſen in England erfuhr in der Zeit vom 16.
bis 30. Dezember 1929 eine Zunahme um 206 643 Perſonen. Die
Ge=
ſamtzahl der Unbeſchäftigten ſtellt ſich nach den letzten Angaben auf
1 510 200 Perſonen.
Berliner Kursbericht
vom 8. Januar 1930
Deviſenmarkt
vom 8. Januar 1930
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Frankfurter Kursbericht vom 8. Januar 1930.
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v. 29
80
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(nl. v. 28. ...
(% Sachſen Frei
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—
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Ab=
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79.3
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208
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220
173.25
120
63
26
133
65.4
165
132
163
100
117
80.5
2 3.25
86
221
127
02
127.5
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227
144.25
112.5
142
100
29
130.75
118
125.5
29.75
131.5
278.5
108
147
12:½
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Allg. Lokalb. Kraftw
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98
96.5
2.05
110
Allianz u. Stuttg.
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Mitv. .. . . .
Mannh. Berſich. .
52
148
Seite 12
Donnerstag, den 9. Januar 1930.
Die glückliche Geburt eines Töchierchens
Zeigen hocherfreut an
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im Alter von 62 Jahren.
Im Namen aller trauernden Hinterbliebenen:
Chriſine Hunn, geb. Kiel.
Ober=Gerſprenz i. Odw., den 2. Jan. 1930.
Die Beerdigung findet Freitag, den 10. Januar,
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Dankſagung.
Allen Verwandten und Freunden,
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Pfarrer Heß für ſeine lieben Worte,
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ſowie für die Kranz= und
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Nummer 9
Donnerstag, den 9. Januar 1930.
Seite 13
din Waan lan
Oalsmeiſten Baumnr.
Roman von P. Wild.
Copyright by Marie Brügmann, München 19.
Nachdruck verboten.
Zwei Uhr nachts. Das Feſt in der Villa Bäumer hatte ſeinen
Höhepunkt erreicht. Es war glänzend gelungen. Auserwählte
Speiſen, vorzüglich gepflegte Weine, amüjante Trinkſpruche,
har=
moniſche limgebung, anregende Unterhaltung, ſchöne Frauen
und Tanz=
Friedrich Auguſt Bäumer, der Hausherr, hatte ſich mit
einigen älteren Herren ins Rauchzimmer zurückgezogen. Politik,
Wirrſchaft, Jasd und pikante Ane doten bildeten den
Geſprächs=
ſtoff. Vom Nebenzimmer her klang das klappernde Geräuſch
rollender Spielmarken. An mit grünem Tuch überzogenen Tiſchen
ſaßen Damen und Herren; aus allen Geſichtern ſprach
Spiel=
leidenſchaft.
Die Kapelle ſaß verſteckt hinter grünbuſchigen Bäumen.
Paare wiegten ſich im Rhythmus der Jazmuſik. Schön
beklei=
dete, ſchmiegſame Frauentörper lehnten eng im Arm
ſchwarz=
befrgäter Tänzer, geheimnisvolles Locken und Werben in den
Augen.
Frau Luiſe Bäumer, eine gute Fünfzigerin, groß, ſtattlich,
ſtark geſchminkt, wirkte in ihrer Gepflegtheit jung, graziös, friſch.
Eine unermüdliche Tänzerin; ſie zeigte ſtets dasſelbe Lächeln
um ihre vollen Lippen, wiederholte nach allen Seiten dieſelben
nichtsſagenden Verbindlichkeiten.
Unleugbar hatte ſie geſellſchaftliches Geſchick, wenn ihr auch
das große Format der geborenen Geſellſchaftsdame die
über=
kegene Beherrſchung jeder Situation fehlte. So ſehr ſie die große
Geſelligkeit liebte, konnte ſie hin und wieder den Anklang an
ihre kleinbürgerliche Herkunft doch nicht überwinden. Es war
ihr ſtets peinlich, wenn die Unterhaltung über gewohnte
Ver=
flachung zu Themen übergriff, die der großen Welt, dank ihrer
Bildung und Erziehung, ſelbſtverſtändlich erſcheinen, für Luiſe
Bäumer aber ein verſchloſſenes Geheimnis bedeuteten. Doch war
ſie klug genug, zu ſchweigen, ſobald Dinge berührt wurden, die
ihr fremd waren. Das Geplätſcher leichter Oberflächlichkeit
be=
herrſchte ſie virtuos.
Ihre große Schwäche war ihr einziger Sohn Erich,
wäh=
rend ſie mit der Tochter mehr nebeneinander lebte. Erichs Er=
ſcheinung war übermäßig gebflegt, in der Wirkung gewollt
dekg=
dent, weltſchmerzlich und blaſiert zugleich, ſichtlich energielos.
Für ſeine Wünſche fand er bei der Mutter ſtets ein offenes
Ohr und hilfreiche Unterſtützung. Entgegen dem väterlichen
Willen, hatte er keinen Beruf, ſondern ertlärte lächelnd, daß er
Arbeit haſſe. Er hielt ſich für modern und war ein Prediger
und Jünger des Rechts auf ein Sichausleben.
„Ich habe es nicht nötig, zu arbeiten; das beſorgt mein alter
Herr für mich mit. Der Zweck des modernen Menſchen iſt; ſich
ſelbſt genügen; das tue ich. Wir bejahen das Leben, indem wir
es ſpielen, nicht, indem wir es als Tagelöhner abarbeiten.”
So kokettierte er mit Worten, wie Frauen mit ihrer
Schön=
heit. Salopp war ſeine Haltung bei der Unterhaltung mit
Frauen. Welchen Beruf er ergreifen wollte, derriet er nicht; er
ſtudierte eben. Was und ſeit wann, ließ ſitch nicht ergründen,
ging auch niemand etwas an.
Auf Befragen ſchürzte er verſtändlich die Lippen, zupfte ſeine
wirklich ſchön geformten Hände kokett präſentierend, au ſeiner
Krawatte:
„Um Geld arbeiten, wie gemein! Ich erlerne die
Lebens=
kunſt; alles andere iſt Unſinn!“
Die Jugend fand ſolche Ausſprüche und Anſichten
begei=
ſternd, groß, unmateriell, ideal.
Frauen umwarben Erich, nicht nur um ſeiner Perſönlichkeit
willen, ſondern hauptſächlich, weil er der einzige Sohn und Erbe
der Firma Friedrich Auguſt Bäumer war.
Er ließ ſich die Huldigungen gefallen, fand ſie ſogar
ſelbſt=
verſtändlich. Dabei hielt er ſein wirkliches Gefühlsleben
ver=
ſchloſſen. Wer nach ſeinen Erlebniſſen mit Frauen fragte, den
lächelte er rätſelhaft, nichts= und vielſagend zugleich, an.
Das machte ihn der Frauenwelt beſonders intereſſant.
Sportlichen Ehrgeiz beſaß er ebenſowenig wie den zur Arbeit.
Es genügte ihm, allen geſellſchaftlich eingeſtellten Vereinen
an=
zugehören; das verlangte ſein Geltungsbedürfnis. Praktiſche
Sportausübung betrieb er ſelten und gab ſich mit mittelmäßiger
Leiſtung zufrieden. Die ſeltſame Vereinigung von
Gleichgültig=
keit und unleugbar ſtark ausgeſprochenem Selbſtbewußtſein im
Zuſammenhang mit dem Rätſel ſeines Ichs gab ihm den Ruf
einer intereſſanten Perſönlichkeit.
Ella Wolling, stud. phil., Tochter des reichen Bankiers,
wirbelte ſoeben mit ihm durch den Saal. Sie war
augenſchein=
lich ärgerlich wegen ſeiner Läſſigkeit und verſuchte, wie ſo oft,
ſein Temperament zu wecken.
„Eri.” flüſterte ſie beim Tanz, „du weißt gar nicht, wie lieb
ich dich habe.‟ Dabei ſtrich ſie unauffällig zärtlich über den
un=
tadeligen Frackärmel.
„Ja,” nickte er gelangweilt, als gehe ihn das Geſtändnis
überhaupt nichts an, „das haſt du ſchon oft geſagt.”
Sie bleb jäh ſehel, fanpſie nit den Fufe auf den Boder.
auf; in ihren Augen ſtand Zorn.
„Eri!” klang es ſcharf verweiſend.
Verwundert ſah er auf.
„Was iſt dir?”
Langſam hob ſich ſein Blick, traf den ihren, heftete ſich an
ihn, bis ſie verwirrt die Augen uiederſchlug.
Ein leiſes, triumphierendes Lächeln lag auf ſeinem Geſicht.
„Kommſt du morgen zum Hockey?” fragte ſie ihn.
„Hockehivielen iſt ſo auſtrengend.”
„Faulpelz!”
„Wenn ich dir nicht gefalle, wie ich bin ...
Aergerlich preßte ſie ſeinen Arm heftiger und ſagte:
„Du biſt — ein Ungeheuer, Eri, ein Schenſal! Nun weißt du
es. Noch eins: Wann gehſt du endlich zu meinen Vater?”
„Wozu den alten Herrn in ſeiner Beſchaulichkeit ſtören!”“
erwiderte er lächelnd. „Er wird ſich verpflichtet fühlen, hundert
Fragen zu ſtellen; das iſt ihm ebenſo läſtig wie mir. Wozu uur?
Daß wir uns liebhaben, geht keinen Menſchen etwas an, als nur
uns beide. Wir ſtehen doch turmhoch über der Antike, dem
Triumph der alten oder jungen Jungfer von geſtern, die darauf
brannte, in der Zeitung ihre Verlobungsanzeige zu leſen. Nee,
ſo geſchmacklos ſind wir doch beide nicht. Wir wollen unſer Glück
für uns haben, nicht in den Mäulern aller Klatſchbaſen
herum=
tragen laſſen, nicht wahr?. Oder denkſt du auders? Dann habe
ich mich in dir getäuſcht.”
„Ach, Eri, du biſt oft ſo ſonderbar. Frauen denken in dieſen
Dingen ganz anders.”
„Was hat das mit deinem alten Herrn zu tun?”
„Eri, ich habe dich ſchrecklich lieb.”
„Ich dich auch”, kam es unbewegt zurück.
Sie lachte glückſelig.
„Wirklich? Sag es noch einmal, Eri!”
„Du biſt ſo kindiſch. Wiederholungen ſind ſo furchtbar
laſg=
weilig.”
„Findeſt du das wirklich?"
„Na ja, wofür hälſt du mich eigentlich?”
Etwas beſchämt wußte ſie nicht gleich die paſſende Antwort.
„Wenn ich das nur wüßte!”
Er lächelte ſein Mephiſtolächeln und ermahnte dann ruhig:
Du haſt den falſchen Tritt — hier rechts herum!”
Feſter preßte er ſie an ſich.
„Herrlich, das Tanzen!”
„Findeſt du das?”
„Aber Eri!” klang ein ſanfter Vorwurf ihrerſeits.
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