Einzelnummer 10 Pfennige
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Nummer 302
Donnerstag, den 31. Oktober 1929. 192. Jahrgang
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ſtädter und Nationalbank.
Die Schlacht iſt geſchlagen...
Die erſten Teilergebniſſe des
Volks=
begehrens.
Der Reichswahlleiter zähll . . . . die Häupker
ſeiner Lieben”.
Berlin, 30. Okt.
Von den erſten Teilergebniſſen des Volksbegehrens, die jetzt
irtlaufend beim Reichswahlleiter eingehen, ſind folgende
Reſul=
ite mitzuteilen:
Im Wahlkreis Düſſeldorf=Oſt haben ſich von
462 113 Stimmberechtigten 29 296 in die Liſten für das
Volks=
egehren, alſo 2 Prozent, eingetragen. Im Wahlkreis.
eſſen=Darmſtadt haben ſich, wie bereits gemeldet, von
13 867 Stimmberechtigten 27 586, alſo 3,1 Prozent, eingetragen.
n Hamburg, trugen ſich von 887 319 Stimmberechtigten
2630, alſo 4,02 Prozent, ein. Aus Oppeln liegt zunächſt nur
m Teilergebnis vor, da bis zur Stunde noch 284 Gemeinden
it 100 000 Stimmberechtigten fehlen. Hiernach haben von
22 711 Stimmberechtigten 55 937, alſo 7,74 Prozent, ſich in
die=
m Wahlkreis eingetragen. In 43 mecklenburgiſchen
ädten mit insgeſamt 241 571 Wahlberechtigten" haben ſich
2256 Perſonen (alſo etwa 16 Prozent der
Wahlberech=
igten) für das Volksbegehren eingetragen. Es fehlen noch
te Ergebniſſe von etwa 15 mecklenburgiſchen Städten und die
imtlicher Landgemeinden. Das Geſamtergebnis aus dem
Bahlkreis Magdeburg liegt noch nicht vor. Es fehlen
och die Meldungen aus 10 Bezirken mit etwa 425 000
Stimm=
erechtigten. Das bisherige Teilergebnis iſt 80 365 Eintragungen
ei 670 290 Stimmberechtigten (Reichstagswahl 1928), alſo etwa
2 Prozent.
7,66 Prozenk in Groß=Berlin.
Berlin, 30. Okt.
Die Zahl der Eintragungen für das Volksbegehren belief
ch am letzten Tage der Friſt in Groß=Berlin auf 28 139. Damit
eträgt die Geſamtzahl der Groß=Berliner Eintragungen 242 713.
s haben ſich alſo 7,66 Prozent der 3 157 626 Wahlberechtigten
ngetragen.
Einkragungsergebniſſe aus dem Rheinlande.
Köln, 30. Okt.
Hier liegen folgende vorläufige Endergebniſſe der
Eintra=
utngen zum Volksbegehren oor: Aachen=Stadt 456 (0,42 Proz.),
Tachen=Land 282 (0,24 Proz.), Landkreis Bonn 815 (1,47 Proz.),
treis Düren 169 (0,22 Proz.), Lüdenſcheid 452 (1,6 Proz.), Köln=
Stadt 3825 (0,72 Proz.), Koblenz=Land 251 (0,06 Proz.). In
em 23. Reichstagswahlkreis Düſſeldorf=Weſt
ind nach dem vorläufigen amtlichen Ergebnis 35 462
Eintragun=
en bei einer Geſamtzahl von 1110 674 Wahlberechtigten
vor=
enommen worden. Dies entſpricht einer Beteiligung von 3,15
Prozent. Im Wahlkreis 18 (Weſtfalen=Süd) haben ſich für das
Volksbegehren bei 1 597 194 Stimmberechtigten (Reichstagswahl
928) 47 493 Perſonen eingetragen. Es fehlen noch die
Ein=
ragungsziffern aus den Stadtbezirken Arnsberg, Soeſt und der
Bemeinde Rhynern.
Der Stand des Volksbegehrens am Miktwoch mittag.
Nach den bis gegen Mittag in Berlin vorliegenden
Meldun=
gen über das Ergebnis des Volksbegehrens haben ſich in Orten
und Kreiſen mit insgeſamt 18 706 000 Stimmberechtigten 1 364 593
Perſonen eingetragen. Der Durchſchnittsſatz der Eintragungen
ſt 7,3 Prozent. In dieſen Zahlen ſind die für das Begehren
jünſtigen Provinzen, wie beiſpielsweiſe Pommern, bereits
berück=
ichtigt, wo ſich etwa 31,1 Prozent eingetragen haben.
Der Skand des Bolksbegehrens: Bisher 7,33 Prozenk
Einkragungen.
Amtlich wird mitgeteilt: Beim Reichswahlleiter ſind bis
um 30. Oktober, 20 Uhr, vollſtändige Ergebniſſe
einge=
fangen aus den Stimmkreiſen 13 Schleswig=Holſtein, 18
Weſt=
alen=Süd, 20 Köln—Aachen, 21 Koblenz—Trier, 22 Düſſeldorf=
Oſt, 23 Düſſeldorf=Weſt, 29 Leipzig, 33 Heſſen=Darmſtadt, 34
Ham=
ſurg, ſowie das Geſamtergebnis für die Stadt Berlin (
Stimm=
reis 2 und Teile der Stimmkreiſe 3 und 4). Teilergebniſſe
lie=
ſen vor aus den Stimmkreiſen 5 Frankfurt (Oder), 6 Pommern,
Breslau, 9 Oppeln, 11 Merſeburg, 17 Weſtfalen=Nord, 27 Pfalz,
18 Dresden=Bautzen und 31 Württemberg. Die
Beteili=
ungsziffer, gemeſſen an der Zahl der Stimmberechtigten,
chwankt, zwiſchen 1,25 Prozent (Stimmkreis
Kob=
enz—Trier) und 31,44 Prozent (Pommern-Zeile).
Für die oben genannten Gebiete beläuft ſich die Geſamtzahl
ſer Eintragungen auf 1 315 439, die der Stimmberechtigten auf
7 950 269. Die Beteiligungsziffer für dieſes Berichtsgebiet ſtellt
ich mithin auf 7,33 Prozent. Die Geſamtzahl der
Stimmberech=
igten für das Deutſche Reich ſtellt ſich auf 41 278 897. Für 43,49
Prozent liegt ſomit das Eintragungsergebnis vor.
Obwohl das bisherige Schätzungsergebnis über die
Eintra=
gungen zum Volksbegehren noch nicht endgültig feſtſteht, ſo
glaubt man in Berliner politiſchen Kreiſen, daß das
Volks=
vegehren höchſtens 3,5 Millionen Eintragungen verzeichnen wird.
Auch in Schätzungen des Reichsausſchuſſes ſelbſt ſcheint die
Zif=
fer 3,5 Millionen eine Rolle zu ſpielen; andere Kreiſe ſind
zuver=
ſichtlicher und glauben, daß die Zahl der Eintvagungen an=
Kähernd vier Millionen erreichen wird. Dann würde die Ent=
ſcheidung auf des Meſſers Schneide ſtehen. Jedenfalls werden
in der Reichshauptſtadt ſchon Wetten abgeſchloſſen über die
vorausſichtliche Höhe der Eintragungsziffern.
Die Höhe der Wahlziffern bei den letzten Reichstagswahlen
beträgt bei den im Reichsausſchuß vertretenen Parteien 5,8
Mil=
lionen. Das eine ſteht heute ſchon feſt, daß dieſe Ziffer bei
wei=
tem nicht erreicht werden wird. Es haben alſo nicht alle
Rechts=
parteiler für das Volksbegehren geſtimmt. Ja, der
Reichsaus=
ſchuß ſelbſt hat nicht einmal die Wählerzahl der
Deutſchnatio=
nalen auf ſich vereinigen können, die bei den letzten
Reichstags=
wahlen vom Mai vorigen Jahres 4,4 Millionen betrug. Zum
Vergleich gegenüber den früheren Volksbegehren ſei zu bemerken,
daß das Volksbegehren gegen die Fürſtenabfindung mit rund
12,5 Millionen abſchloß, während das
Panzerkreuzervolks=
begehren der Kommuniſten nur 1,2 Millionen Eintragungen
brachte.
Die 2.B.P. beankragk Einſtellung der
Diſziplingr=
verfahren im Zuſaximenhang mit dem Bolksbegehren
*Berlin, 30. Okt. (Priv.=Tel.)
Der Kampf um das Vollsbegehren iſt zu Ende, und wenr.
das Geſamtergebnis auch noch nicht feſtſteht, ſo kann man doch
nicht früh genug mit den Aufräumungsarbeiten beginnen, um
die Scherben zu beſeitigen, die geſchlagen worden ſind. Das
gilt für beide Teile, gilt für die Deutſchnationalen, die vor die
Frage geſtellt ſind, ob ſie nach dieſer moraliſchen Niederlage
wirklich auf dieſem neuen Weg Erfolge reifen ſehen und ob ſie
nicht beſſer tun, in die Rolle einer wirklich ſtaatsbewußten
Oppo=
ſitionspartei zurückzukehren, ſtatt ganz dem Radikalismus zu
verfallen; das gilt aber auch für die Regierungsſtellen, vor allem
für die preußiſche Regierung, deren Vorgehen gegen die Beamten
ſonſt noch verheerende Folgen haben kann. Es iſt deshalb
ver=
dienſtlich, daß die Preußiſche Landtagsfraktion der Deutſchen
Volkspartei hier einzugreifen ſucht und durch einen
Ur=
antrag wenigſtens unter dieſes Kapitel einen Strich ziehen
will. Sie ſchlägt vor, daß
1. Alle etwa wegen der Eintragung in die Liſten zum
Volks=
begehren gegen preußiſche Beamte eingeleiteten
Diſziplinarver=
fahren einzuſtellen und allgemein an die nachgeordneten Stellen
Weiſung ergehen zu laſſen, daß inſoweit weitere
Diſziplinarver=
fahren nicht mehr eingeleitet werden.
2. Sich jeglicher Maßregelung von Beamten und
Angeſtell=
ten wegen der Eintragung in die Liſten zum Volksbegehren zu
enthalten.
3. Soweit wegen des ſonſtigen Verhaltens von preußiſchen
Beamten wegen ihrer Beteiligung am Volksbegehren
Diſziplinar=
verfahren eingeleitet ſind, die Diſziplinarverfahren nur
durch=
zuführen, wenn die Beamten durch die Art und Weiſe ihres in
der Oeffentlichkeit erfolgten Eintretens für das Volksbegehren
die auf die Pflichten ihres Amtes zu nehmende Rückſicht verletzt
haben oder wenn eine unzuläſſige Beeinfluſſung von
Untergebe=
nen durch ihre Vorgeſetzten erfolgt iſt.
Wenn die preußiſche Regierung klug iſt, tritt ſie auf dieſe
Brücke. Am beſten wartet ſie die parlamentariſche Behandlung
gar nicht ab, ſondern bekennt ſich zu den hier niedergelegten
Grundſätzen. Der Staatsgerichtshof wird zwar eine prinzipielle
Entſcheidung fällen, um für die Zukunft ähnliche Fragen
aus=
zuſchalten. Die preußiſche Regierung vergibt ſich aber nichts
von ihrer Autorität, falls ſie für die Vergangenheit, wo
Mei=
nungsverſchiedenheiten über die Auslegung der Verfaſſung
min=
deſtens möglich waren, einen Strich zieht, wenigſtens ſoweit die
Haltung der Beamten nicht offenſichtlich gegen die Treue verſtieß,
die ſie aus ihrer Beamteneigenſchaft heraus dem Staat ſchulden.
Anerfreuliche Skreikigkeiten.
* Berlin, 30. Oktober. (Priv.=Tel.)
Durch einen Vorſtoß des Reichsverbandes der Deutſchen
Induſtrie gegen die Gewerkſchaften wegen der Pariſer
Reichs=
bahnverhandlungen iſt ein Streit entfacht worden, der im
In=
tereſſe der deutſchen Sache, die in Paris zur Debatte ſteht, beſſer
unterblieben wäre. Wie erinnerlich, hatte ſich der Reichsverband
darüber beklagt, daß Gewerkſchaftler von der deutſchen Delegation
gehört worden ſind. Er hat offenbar angenommen, daß dadurch
eine einſeitige Bevorzugung der Gewerkſchaften ſtattgefunden
hätte. Davon kann aber keine Rede ſein. Die Pariſer
Dele=
gation hatte gleichlautende Telegramme an die Gewerkſchaften,
an die Reichsbahndirektion und auch an Herrn v. Siemens, der
ja nicht nur im Verwaltungsrat der Reichsbahn ſitzt, ſondern
auch als Vertrauensmann der Wirtſchaft angeſprochen werden
kann, geſchickt, in denen ſie um die Entſendung von
Sachverſtän=
digen bat. Die Empfänger ſind dieſem Wunſche nachgekommen,
und auch Herr v. Siemens iſt, wie das ſein gutes Recht und
ſeine Pflicht war, nach Paris gefahren und genau wie die
üb=
rigen Sachverſtändigen von den deutſchen Delegierten gehört
worden. Dagegen iſt nicht das Geringſte einzuwenden. Etwas
anderes wäre es allerdings, wenn man auch von deutſcher Seite
aus ausländiſche Gewerkſchaftler gehört hätte. Davon iſt
jeden=
falls geſprochen worden, und es wäre gut, wenn die amtlichen
Stellen hierüber noch Aufklärung geben würden. Eine
Hinzu=
ziehung ausländiſcher Gewerkſchaftler wäre natürlich abzulehnen.
Im übrigen wäre es aber wohl beſſer, wenn dieſer — auch ſchon
früher in Erſcheinung getretene — Streit ſein Ende fände, denn
er iſt unſeren Intereſſen in Paris nur abträglich.
*
Sowcjel-Ramanos eidige Artſe.
Von unſerem ſtändigen Berichterſtatter.
N. Moskau, Ende Oktobet
Die letzten Berichte der G.P.U. über Maſſenerſchießungen
von Gegenrevolutionären werden, möglicherweiſe im übrigen
Europa den Eindruck erwecken, als ob in Rußland nun doch eine
gegenrevolutionäre Bewegung vorhanden ſei, die unter der Decke
glimmt und eines Tages berufen iſt, den Bolſchewismus aus dem
Sattel zu heben. Dieſe Vorſtellung iſt jedoch falſch. Die zwölf
Jahre der kommuniſtiſchen Diktatur haben wohl genügt, um jede
Gegenrevolution unmöglich zu machen und den ſozialen Unterbau
des kommuniſtiſchen Staates ſo völlig zu verproletariſieren, daß
es keine Macht mehr in Rußland gibt, die imſtande wäre, die
kommuniſtiſche Herrſchaft zu ſtürzen. Die politiſche Polizei, die
ſogenannte G.P.U., die kommuniſtiſche Partei und das Heer
hal=
ten die Macht ſo feſt in Händen, daß niemand gegen ſie etwas zu
unternehmen vermag. Die Gegner des heutigen Syſtems, die
Bürger, ſind denn auch, völlig entmutigt, zu armſeligen
Prole=
tariern geworden, während das flache Land, das vielleicht
mur=
ren würde, keine Waffen beſitzt, um ſich gegen ſeine Unterdrücker
zu wehren. Woher ſoll da eine
gegenrevolutio=
näre Bewegung mit Ausſicht auf Erfolgkommen?
Wenn man nun aber die Vorſtellung hat, daß die
Kommu=
niſten doch wenigſtens einiges in Rußland erreicht haben müßten,
daß ein Staat, in dem der Arbeiter, und zwar der proletariſche
Induſtriearbeiter, ebenſo wie der Kleinbauer, das verhätſchelte
Kind der Politik iſt, wenigſtens für dieſe Bevölkerungsklaſſe einen
beſſeren Lebensſtandard erreicht haben müßte, ſo geht man von
europäiſchen und nicht von ruſſiſchen Vorſtellungen aus. Denn
man vergißt eben, daß es in Rußland ganz undemokratiſch
zu=
geht. DerArbeiter und der Kleinbauer wird nicht
etwa gefragt, was er nun möchte, und wie er ſich
ſein Leben am beſten ausgeſtaltet zu ſehen wünſcht, nein, die
Diktatur ſchreibt ihm alles vor. Die Diktatur befiehlt, wie der
Arbeiter ſich zu kleiden hat, wie er wohnt, wie lange er arbeitet,
welche Vergnügungen er ſich geſtatten darf, kurz, die Diktatur
mengt ſich ſo ſtark in ſein Leben, wie es wohl ſonſt auf der Welt
nirgends der Fall iſt. Auffallend iſt daher auch, daß die rote
Diktatur gerade unter den Leuten, für die ſie gedacht iſt, die
allergrößte Unzufriedenheit hervorruft. Wohl ſind die Bürger
und alle die ſogenannten Gegner des Syſtems verzweifelt und
empfinden ihre Niederlage ſehr ſtark. Aber die allgemeine
Ver=
droſſenheit, der Lebensüberdruß, der ſich unter den Arbeitern,
Bauern und Arbeiterſchichten Rußlands bemerkbar macht, iſt
doch dem nicht zu vergleichen: „Glück” gibt es eben im
Sowjet=Paradies nicht, ſondern nur die
prole=
tariſche Pflichterfüllung, die vorläufig in
einer Gewöhnung an das allgemeine Elend
be=
ſteht.
Denn die kommuniſtiſche Herrſchaft in Rußland hat es nicht
etwa zuwege gebracht, das Elend zu bannen, das man früher
vielfach in den breiten Maſſen finden konnte, ſondern jat im
Gegenteil das allgemeine Elend zur ungeheuerlichen Maſſe
ver=
mehrt. Eine Wohnungsnot, wie wir ſie uns ſchlimmer
kaum vorſtellen können, iſt charakteriſtiſch für alle ruſſiſchen
Städte bis auf die wenigen, die bereits im Ausſterben begriffen
ſind, wie z. B. das frühere Petersburg, jetzt Leningrad. Die
Lebensmittelnot iſt beinahe ſo groß, wie ſie in den
fin=
ſterſten Kriegsjahren geweſen iſt. Es gibt überall Brotkarten,
in einigen Städten auch Fleiſch=, Fiſch= und Butterkarten, die
aber bezeichnenderweiſe nur den ſogenannten proletariſchen
Schichten zugute kommen, alſo nur einer kleinen Minderheit der
Bevölkerung, während die übrige ſehen kann, wo ſie bleibt. Auch
in der Kleidung iſt alles von einer grenzenloſen Verkommenheit,
und ſelbſt die Leute in beſſeren Stellungen ſind in Rußland in
einem Maße verlumpt, wie man ſich das in Europa kaum
vor=
ſtellt, um von den Gegnern des Syſtems ganz zu ſchweigen, die
jämmerlichen Bourgoisgeſtalten, die ihre letzten Reſerven
auf=
gezehrt haben und als Bettler vom Abfall zu leben gezwungen
ſind.
Unter dieſen Umſtänden iſt es auch verſtändlich, daß die
augenblickliche Getreidekampagne des Staates die
allge=
meine Aufmerkſamkeit auf ſich zieht. Hängt doch von der
Lebens=
mittelverforgung durch die ſtaatlichen Stellen das Schickſal faſt
aller ab. Aber die Ausſichten für dieſen Winter ſind trübe. Das
bisherige Aufkommen an Getreide bei den ſtaatlichen
Sammel=
ſtellen iſt aber doch immerhin ſchlechter als im Jahre 1926/27,
obwohl man mit gröbſten Mitteln gegen alle vorging, die ſich den
üblichen Requiſitionen nicht fügten. Jetzt hat die kommuniſtiſche
Propaganda einen neuen Sündenbock gefunden, der daran
ſchuld ſein ſoll, daß die Dinge nicht ſo laufen, wie ſich das die
Kommuniſten träumen. Die Kulakis, von der
bolſchewiſti=
ſchen Preſſe fälſchlich als Groß=Bauern bezeichnet, in Wirklichkeit
Bauern mit Gütern, die wir in Deutſchland nur als kleine Güter
bezeichnen würden, ſollen angeblich das Getreide künſtlich
zurück=
halten. Das iſt ſicher der Fall, aber iſt es nicht auch erklärlich,
daß Schichten, denen man das Brot vom Munde wegſteuert, die
von den örtlichen Dorf=Sowjets bis aufs Blut gepeinigt werden
und die man bis zum Letzten ausſaugt, ſchließlich nicht ihr
Letz=
tes hergeben wollen, ohne die Gewißheit zu haben, daß man ſie
im Winter ernährt? Es iſt eben nicht ſo ſehr die Mißernte und
die Natur, die hier Schwierigkeiten ſchaffen, als das
bolſche=
wiſtiſche Syſtem, das es zuwege bringt, überall wirtſchaftliche
Er=
trägniſſe zum Verſchwinden zu bringen, und keinen Bauern dazu
zu verlocken vermag, mehr anzubauen, als er zu ſeinem
notwen=
digen Lebensunterhalt bedarf. Spricht doch der Rückgang des
Viehbeſtandes an Pferden, Rindern und Schweinen, der etwa
um je 20 Prozent allein im letzten Jahr geſunken iſt, deutlich
dafür, daß hier das platte Land allmählich unter den Druck der
Sowjetherrſchaft gerät.
Auch die ruſſiſche Induſtrie, die es ermöglichen ſoll, daß ſich
Rußland vom Ausland ganz unabhängig macht, leidet unter
dem allen. Daß, wie ſchon oft geſchildert worden iſt, die Fabriken
veraltet, die Maſchinen herabgekommen ſind, die Arbeitsleiſtung
unzulänglich iſt, mag dabei nicht ſo ſehr eine Rolle ſpielen, wie
das kommuniſtiſche Syſtem überhaupt. Ein Fabrikbetrieb,
Seite 2
Donnerstag, den 31. Oktober 1929
Nummer 302
in dem eskeinen verantwortlichen Leiter gibt, iſt
eben ein Weſen ohne Kopf, und alle Pläne und bürokratiſchen
Maßnahmen der ſogenannten wirtſchaftlichen Zentralſtelle
ver=
mögen eben die Initiative des Einzelnen nicht zu erſetzen. Das
hat ſogar die Sowjet=Union auf die Dauer einſehen müſſen und
hat nunmehr ſelbſtändige und verantwörtliche
Be=
triebsleiter wieder eingeführt, die beinahe ebenſo
große Vollmachten erhalten, wie früher Unterdirektoren in dieſen
Fabriken. Aber nun wird es eben eine Frage ſein, ob es
ge=
lingt, hier Perſönlichkeiten hinzuſetzen, die nicht nur den guten
Willen, ſondern auch die Fähigkeiten haben, etwas aus der ihnen
anvertrauten Fabrik zu machen. Die primitive proletariſche
Vor=
ſtellung iſt ja bekanntlich der Anſicht, daß das einzige Können
des Fabrikdirektors im Verzehren der Dividende beſteht. In
Wirklichkeit liegen die Dinge ja aber doch anders. Techniſche und
kauſmännniſche Erforderniſſe werden — auch im Sowjetſtaat —
notwendig ſein, um die Fabrikation auf einen einigermaßen
be=
friedigenden Standard zu heben. So, wie die Dinge liegen, muß
man befürchten, daß auch dieſe neue Maßregel nicht zum Segen
ausſchlagen wird, da den Leuten, die von den Kommuniſten zu
Betriebsdirektoren gemacht werden, meiſt die Kenntniſſe
fehlen, um ihren Poſten auszufüllen. Es iſt daher zu
be=
fürchten, daß das neue Geſetz nur der G.P.1. wieder neue Arbeit
geben wird. Man hört die Gewehrſalven bereits wieder
knat=
tern, die Fabrikdirektoren „wegen angeblicher Sabotage”, ein
Ende bereiten. Denn ſchließlich kann auch die ſiebentägige
Arbeitswoche in Sowjet=Rußland Kenntniſſe nicht erſetzen.
Malt ſich ſo das Bild in Sowjet=Rußland grau in grau, ſo
kann man doch nur betonen, daß das politiſche Syſtem
trotz allem feſtſteht. Solange die Armee zuverläſſig
bleibt, paſſiert eben in Sowjet=Rußland nichts, und die
Fähigkeit des ruſſiſchen Menſchen, Leiden zu
erdulden, iſt eben faſt unbegrenzt. Das Volk fügt
ſich mit einem Fatalismus, der bewunderungswürdig wäre, wenn
er nicht ein ſo ungeheures Elend bedeutete. Ein Wandel in
Sowjet=Rußland iſt eben nur zu erwarten, wenn andere Führer
kommen und wenn an die Stelle der jetzigen alten Garde junge
Kommuniſten kommen, die nicht mehr wiſſen, wie es im
nicht=
kommuniſtiſchen Rußland ausgeſehen hat, und die daher den Mut
haben, durch unvoreingenommene kommuniſtiſche Maßnahmen
wieder vernünftige Verhältniſſe zu ſchaffen. Bis dahin kann es
aber noch lange dauern.
Vom Tage.
Nach den bisherigen Schätzungen nimmt man an, daß die
amt=
lichen Koſten für das Volksbegehren ſich auf etwa eine
halbe Million belaufen, ähnlich wie beim kommuniſtiſchen
Panzerkreuzer=
begehren.
Zwecks Vereinbarung der Einzelheiten der
Zündholzmonopolwirtſchaft werden am Samstag
wei=
tere Verhandlungen zwiſchen den beteiligten Miniſterien, den
Vertretern der Kreuger=Gruppe uſw. in Berlin ſtattfinden.
Die Verhandlungen mit Polen über die Frage der
Li=
quidationen und Enteignungen deutſchen
Eigen=
tums ſtehen unmittelbar vor dem Abſchluß. Es wird damit
gerechnet, daß die Handelsvertragsverhandlungen, die zurzeit ruhen, im
Anſchluß an die Liquidationsverhandlungen wieder aufgenommen und
in abſehbarer Zeit zu einem Ergebnis führen werden.
fung der deutſchen Korridorpropaganda zu ſchulen.
Der Generalſekretär des Völkerbundes, Sir Er;
Drummond, iſt in Begleitung des Mitglieds der politiſchen Settior
de Montenach in Rom eingetroffen, wo er eine Unterredung mit den
Miniſter des Aeußern, Grandi, hatte,
Wegen Beteiligung an den kürzlichen Unruhen in Paläſtina ſinf
von dem engliſchen Unterſachungsgericht elf
Ara=
ber zu Zuchthausſtrafen von ſieben bis fünfzehn Jahren
verurteilt worden.
Der Schiedsrichter der deutſch=
amerikaniſche=
gemiſchten Entſchädigungskommiſſion, Edwin Parker,
iſt geſtorben.
Geſetzgebungsausſchuß des Heſſiſchen Landtags.
Darmſtadt, 30. Oktober.
Vor Eintritt in die geſtrige Sitzung des Ausſchuſſes fand
zu=
nächſt eine Abſchiedsfeier für den am 1. November d. J.
in den Ruheſtand tretenden Miniſterialdirektor Dr. Otto
Schwarz ſtatt. Der Vorſitzende, Abg. Schül, ſchilderte die
großen Verdienſte des Scheidenden, die er ſich um das
Juſtiz=
weſen erworben habe. Er wies darauf hin, daß er durch ſein
hilfsbereites Weſen bei allen Beamten Anerkennung gefunden
habe. Der Vorſitzende ſprach ihm im Namen des Ausſchuſſes
den aufrichtigen Dank aus und überreichte Dr. Schwarz eine
Blumenſpende. Miniſterialdirektor Dr. Schwarz dankte für dieſe
Ehrung. Er erklärte, daß ſeine Tätigkeit im Landtag zu den
ſchönſten und unvergeßlichſten Erinnerungen ſeines Lebens
ge=
höre. Landtagspräſident Delp übermittelte dem Scheidenden
fol=
gendes Dankſchreiben:
„Bei Ihrem Ausſcheiden aus dem Amt am 1. November
d. J. empfinde ich es als eine Pflicht, Ihnen einige
Abſchieds=
worte zu übermitveln. Die engen Beziehungen, die zwiſchen dem
Inhaber Ihres Amtes und dem Landtag und ſeinen Ausſchüſſen
naturgemäß beſtehen, vermochten Sie durch Ihre umfaſſenden
Kenntniſſe, Liebenswürdigkeit und ſtete Bereitſchaft zur
Mit=
grbeit erfolgreich für die Arbeit des Landtags zu geſtalten;
da=
für ſage ich Ihnen herzlichen Dank. Für Ihren Ruheſtand
wünſche ich Ihnen aufrichtig noch recht viele Jahre bei voller
geiſtiger und körperlicher Geſundheit, und außerdem, daß Sie,
ſehr verehrter Herr Miniſterialdirektor, zu den Früchten Ihres
ſo arbeitsreichen Lebens noch recht viel Freude erleben mögen.”
Der Ausſchuß erledigte dann eine Anzahl von Eingaben,
die Umwandlung von Freiheits= in Geldſtrafen betreffend, und
vertagte ſich dann auf Donnerstag.
Oaladier verzichtet - Clementel beauftragt.
Verfahrene Sikugkion in Brankreich.
Die Einigung der Linken geſcheiterk. —
Meinungs=
verſchiedenheiken Daladiers mit Briand.
Daladier verzichkek endgültig.
EP. Paris, 30. Okt.
Daladier hat ſich in der Nacht vom Dienstag zum
Mitt=
woch endgültig entſchloſſen, darauf zu
verzich=
ten, ein Kabinett zu bilden. Er hat am Mittwoch
vor=
mittag dem Präſidenten Doumergue einen Beſuch abgeſtattet und
dieſem ſeinen Auftrag zurückgegeben. Dies war der letzte Akt
des Filmdramas, der geſtern an Spannung nichts zu wünſchen
übrig ließ und manche Ueberraſchung brachte ſowie mit einem
neuen Theatercoup aufwartete, noch ehe man ſich von dem alten
erholt hatte.
Aus den Erklärungen, die Daladier in den frühen
Morgen=
ſtunden den Journaliſten abgegeben hatte, geht hervor, daß
plötzlich Meinungsverſchiedenheiten zwiſchen
ihm und Briand auftraten, die zuerſt durch
Mißverſtänd=
niſſe auf beiden Seiten einige Verwirrung brachten. In den
ſpäten Nachmittagsſtunden kam Daladier zu der Anſicht, daß er
kein lebensfähiges Kabinett zu bilden imſtande ſein werde. Er
zögerte zunächſt noch. Auf den dringenden Rat ſeiner politiſchen
Freunde Herriot, Caillaux und Malvy, die don der Radikalen
Fraktion zu ihm entſandt wurden, hat er ſich jedoch entſchloſſen,
ſeinen Auftrag zurückzugeben. Daher konnte um 7 Uhr abends
Malvy in der Kammer verkünden, daß Daladier auf ſeine
Miſſion verzichtet habe. Daladier ſtattete darauf
Briand einen Beſuch ab und gewann dabei den Eindruck, daß
dieſer die von ihm gedachte Kombination einer
Regie=
rung der Linken unter wohlwollender
Neutra=
lität der Sozialiſten nicht billige. In der
nachfol=
genden Unterredung mit dem Präſidenten der Republik ſcheint
auf des letzteren Bitten hin Daladier ſich eine Bedenkzeit
aus=
bedungen zu haben. Daher wurde kurz vor Mitternacht die
Nach=
richt verbreitet, Daladier werde trotzdem verſuchen, ein Kabinett
zu bilden. Als Daladier jedoch nach Hauſe kam, fand er ein
Communigug der Agentur Havas vor, in dem Briand
er=
klärte, er ſtehe auch weiter Daladier zur
Ver=
fügung, wenn er ein Miniſterium der
republi=
niſchen Union bilden wolle. Klar ausgedrückt heißt
das: ein Miniſterium der Rechten unter
Ein=
beziehung der Gruppe Marin. Ueber dieſe
Zu=
mutung Briands ſcheint Daladier, der nie einen
Zwei=
fel darüber, auch Briand gegenüber, ließ, daß für ihn nur eine
Linksregierung oder eine Regierung der republikaniſchen Mitte
in Frage komme, aufs äußerſte erbittert geweſen zu ſein.
Er redigierte ein Communiqué, das er um 1 Uhr nachts
bekannt=
gab, worin er ſeinen endgültigen Verzicht ankündigte. In
eini=
gen zuſätzlichen Erklärungen nennt Daladier das Verhalten
Briands und das von ihm ausgehende Havas=Communiqué einen
perſönlichen Angriff, da Briand genau gewußt habe, daß für ihn
die Bildung einer Rechtsregierung nicht in Frage komme.
Wie dem auch ſei und welches die Hintergründe für
das Verhalten Briands ſein mögen — einige Blätter
geben der Anſicht Ausdruck, daß er nur Daladier „
ein=
wickeln” und tabula rasa für ſich ſelbſt machen
wollte —, eins iſt gewiß, daß ſeit der Abſage des ſozialiſtiſchen
Nationalrates und trotz der wohlwollenden Haltung der Mehr=
heit der ſozialiſtiſchen Kammerfraktion eine Regierung Daladier
recht wenig Ausſicht gehabt hätte, die erſten Stürme in der
Kam=
mer zu überleben.
Die Situation iſt am achten Tage der
Regie=
rungskriſe genau ſo dunkel wie am erſten, und
kein Menſch wagt eine Vorausſage zu machen, wie die Kriſe
gelöſt werden könne. Kaum ein Blatt will Namen nennen, die
für Doumergue bei der Auswahl für die neue Regierung in
Frage kommen. Nur das „Echo de Paris” glaubt feſt an ein
Regime Briand=Tardieu, alſo an die Wiederauferſtehung des alten
Kabinetts. Nach den geſtrigen Vorgängen darf man Briand eine
ſolche Kombination ſchon zutrauen.
Elémenkel mit der Regierungsbildgag beazfkragt.
Der Präſident der Republik hatte, nachbem Daladier om
Mittwoch vormittag ſeinen Auftrag zurückgegeben hatte, eine
Unterredung mit Briand, der ihm, wie verlautet, einige
Auf=
klärungen über ſeine Differenzen mit Daladier ſowie
Erläuterungen zur politiſchen Lage gab. Darauf berief
der Präſident der Republik den der
demokrati=
ſchen Linken angehörenden Senator, Clémentel, der
ſchon unter Ribot, Briand, Painlevé und Herriot, Handels=,
Wirtſchafts= und Finanzminiſter geweſen iſt. Doumerzue
for=
derte Clémentel auf, die Neubildung der Regierung zu
über=
nehmen. Clémentel hat ſich Bedenkzeit ausbedungen.
Er will die Kriſe raſch löſen.
In der Regierungskriſe iſt bis 6 Uhr abends noch kein neues
Moment eingetreten. Clémentel gab zu verſtehen, daß er die
Kriſe raſch zu löſen gedenke. Man darf daraus ſchließen, daß
er dem Präſidenten der Republik ſeinen Auftrag in Kürze
zu=
rückgeben wird, falls er keine Möglichkeit ſieht, ein lebensfähiges
Kabinett zu bilden. — In parlamentariſchen Kreiſen verhehlt
man ſich nicht, daß der geſtrige Zwiſchenfall Daladier—Briund
nicht gerade zur Klärung der Lage beitrug und auch für die
Zu=
kunft mehr Schwierigkeiten als Erleichterungen geſchaffen hat,
Die Haltung der radikalen Kammerfrakuon einem etwaigen
Kabinett der Republikaniſchen Mitte oder einer ausgeſprochenen
Rechtsregierung gegenüber iſt danach nicht freundlicher
gewor=
den. In einer Sitzung heute morgen hat ſie ihrem Präſidenten
Daladier das volle Vertrauen und ihre Anerkennung über die
Art, wie er ſich um die Bildung einer Linksregierung bemüſl
hat, ausgeſprochen. Die Fraktion beſchloß darauf, eine abmſt
tende Haltung einzunehmen, nachdem ſich zuvor eine ſtarke Sitz
mung für eine prinzipielle Oppoſition gegen jedes Kabinett M.
republikaniſchen Konzentrauion geltend gemacht hatte.
Clémentel hat am Mittwoch abend dem Präſidenten der
Republik beſtätigt, daß er den Auftrag zur Regierungsbildung
annehme. Er macht wenig Aufhebens von ſeinen bisherigen
Be=
mühungen und ſcheint mit einer fertigen Miniſterliſte vor die
Oeffentlichkeit treten zu wollen. Ueber die Schritte, die er zu
unternehmen gedenkt, und die Grundlinien, mit denen er ſich
vorſtellen will, bewahrte er bisher ſtrengſtes Stillſchſweigen. Er
hat heute die üblichen Höflichkeitsbeſuche beim Kammer= und
Se=
natspräſidenten und bei Briand unternommen. Morgen wird
er ſich zu den Radikalen begeben, die heute abend beſchloſſen
haben, eine abwartende Haltung einzunehmen. Einige Gruppen
der Mitte haben Sitzungen abgehalten und ſich teils verſchleiert
für ein Rechtskabinert, teils für ein Lindskabinett ausgeſprochen,
allerdings unter Vorausſetzungen, die morgen ſchon wieder gauz
auders ſein können.
Techniſche Rundſchau.
Von Dr. Hellmut Thomaſius.
Wenn uns, die wir dazu verurteilt ſind, einen erheblichen
Teil unſeres Lebens im Zimmer zu verbringen, die Luft darin
zu ſchlecht, zu ſchwer, zu dick, zu heiß geworden iſt, ſo öffnen wir
die Fenſter. Wir laſſen „friſche Luft” herein. Sehen wir uns
dieſe friſche Luft etwas näher an, ſo erkennen wir, daß ſie in
den Städten ſehr weit von dem Ideal entfernt iſt, das dem
Hygieniker vorſchwebt. Sie enthält Unmengen feſter
Beſtand=
teile in Form von Staub, der von der Straſtenoberfläche
her=
ſtammt, ſowie Rauch und Ruß, die aus den Schornſteinen
zahl=
reicher Feuerungen entſtrömen. Dieſe Quelle liefert auch den
erhöhten Betrag an Kohlenſäuregas, das darin enthalten iſt.
Weitere Gaſe kommen hinzu: vor allem die ſchweflige Säuve, die
ſich bei der Verbrennung mehr oder minder ſchwefelhaltiger
Kohle bildet, ferner das Gasgemenge aus dem Auspuff der
Automobile und noch manches andere. In dem Maße wie die
Städte wachſen und wie der Verkehr zunimmt, mehren ſich dieſe
in der Luft enthaltenen ſchädlichen Beſtandteile. Die Menge
ſteigt in einzelnen Großſtädten zu einem erheblichen Betrage an.
Wenn wir nach dem Lüften unſerer Zimmer tatſächlich eine
Er=
quickung fühlen, ſo muß man in Anbetracht der Zuſammenſetzung
dieſer ſogenannten „friſchen” Luft ernſtlich die Frage aufwerfen,
ob hier nicht die Suggeſtion eine weſentliche Rolle ſpielt. Was
man wünſcht, das glaubt man gern. Außerdem wird die
Er=
quickung vielfach auch durch die niedrigere Temperatur der
Außenluft, durch ihren geringeren Gehalt an Feuchtigkeit und
eine Reihe ſonſtiger Umſtände herbeigeführt, die belebend wirken.
Die durch feſte Beſtandteile und Gaſe der verſchiedenſten
Art verunreinigte Stadtluft trägt ſicherlich nicht zur Förderung
der Geſundheit und zur Erhöhung der Arbeitsfähigkeit bei.
Des=
halb iſt neuerdings der Gedanke aufgetaucht, ob man nicht für
unſere Wohnräume, in denen wir uns doch den größten Teil
unſeres Lebens aufhalten, eine beſondere Luft ſchaffen ſoll, die
in bezug auf ihre Zuſammenſetzung tatſächlich das Ideal
dar=
ſtellt, das der Menſch zum Leben benötigt. Unſere Technik iſt
ſoweit vorgeſchritten, daß wir die über den Straßen lagernde
Luft gewiſſermaßen als einen Rohſtoff betrachten können, den
wir derart zu reinigen, zu verfeinern und zu behandeln
ver=
mögen, daß er allen zu ſtellenden hygieniſchen Anforderungen
entſpricht. In einzelnen Fällen ſind bereits beſondere
Behand=
lungsverfahren durchgeführt worden, die den Zweck hatten, der
Luft gewiſſe Eigenſchaften zu verleihen. Es iſt dies vor allem
in verſchiedenen techniſchen Betrieben der Fall. Bei der
Zigaret=
tenfabrikation z. B. gibt man ihr einen beſtimmten Gehalt an
Feuchtigkeit und eine beſtimmte Temperatur. Es hat dies den
Zweck, die Geſchmeidigkeit des Tabakblattes zu erhöhen und das
beſte Aroma zu erzielen. In Spinnereien trifft man ähnliche
Maßnahmen, um den Spinnfaden möglichſt geſchmeidig zu machen.
Auch in verſchiedenen Theatern finden ſich Einrichtungen, durch
die filtrierte Luft ins Innere eingeführt wird. In jüngſter Zeit
hat man in Kinotheatern ſogar große Kühlanlagen eingebaut, die
im Sommer in Tätigkeit treten und den Aufenthalt im
Zuſchauer=
raum angenehm machen ſollen.
Jetzt iſt in Amerika an einem großen Wolkenkratzer der
tech=
niſch bemerkenswerte und in hygieniſcher Hinſicht ſo bedeutſame
Verſuch durchgeführt worden, für Zehntauſende von Menſchen,
die darin arbeiten, eine Luft zu ſchaffen, die immer gleich rein,
gleich angenehm, gleich erfriſchend und vor allem in höchſtem
Grade hygieniſch iſt. Sie iſt beſſer als die Außenluft, die beim Oeffnen
der Fenſter hereinſtrömen würde. Sie enthält keine Spur von
Staub oder ſchädlichen Gaſen. Im Keller ſowohl wie im oberſten
Stock ſind ihre Temperatur und ihr Gehalt an Feuchtigkeit immer
nötig: Das ganze Rieſengebäude mußte ein in ſich abgeſchloſſenes
Ganzes werden. Es konnte nicht mehr ins Belieben des
Ein=
zu erwärmen oder abzukühlen. Deshalb ſind die Fenſter nicht
mehr zu Oeffnen eingerichtet. Sie dienen lediglich dazu, um
Licht einzulaſſen. Bei den Türen läßt ſich ähnliches natürlich
nicht durchführen. Von hier aus kann Luft ins Gebäude ſtrömen, eine beſondere Regelungskammer eingeſchaltet, durch die eiſe
Durch ſorgfältige Meſſungen hat man ihre Menge feſtgeſtellt.
Beſondere Maßnahmen wurden getroffen, um ihren Einfluß aus= Teil der durch Ventilatoren aus dem Gebäude wieder ins Freſe
zugleichen. Im übrigen aber iſt der Betrag, um den es ſich hier
handelt, ein ziemlich geringer.
lich von außen als Rohſtoff bezogen. Da die gewöhnliche Luft
in der Nähe des Erdbodens viel mehr Staub enthält als in
größerer Höhe, ſo wird ſie oben an der höchſten Stelle des
Ge=
bäudes eingeſaugt. Die Luftmeuge iſt ſo bemeſſen, daß ſie im Feuchtigkeit entzogen, je nachdem es die Verhältniſſe dee
Verlauf von acht Minuten das ganze Gebäude und jeden in ihm
enthaltenen Rqum durchſtrömt. Die eingeſaugte Luft wird, ehe
ſie in irgendeinen Raum eintritt, durch eine Regenvorrichtung
hindurchgedrückt. Hier wird ſie gründlich gewaſchen. Alle in
ihr enthaltenen feſten und der größte Teil der gasförmigen
Be=
ſtandteile werden dabei entfernt. Die Unterſuchungen haben
er=
geben, daß durch dieſe Beregnung tatſächlich 95 v. H. des in der
Außenluft enthaltenen Staubes herausgewaſchen werden. Die der Arbeitsfähigkeit — auch wirtſchaftlicher Hinſicht ſind
deral=
geringen noch vorhandenen gasförmigen Beſtandteile werden tige, daß man ni
zu warm. Sie muß auf die für die Geſundheit am zuträglichſten
erachtete Temperatur von 17,5 Grad Celſius abgekühlt werden.
Dies geſchieht durch entſprechende Abkühlung des zum Waſchen
verwendeten Waſſers. Dieſes ſtrömt durch ein Kühlſyſtem. das
Waſſers ändert ſich dabei ſtets nach der der Außenluft. Beſon= zum Schlechten machen.
dere, aber ſehr ſinnreich erdachte Vorrichtungen arbeiten
voll=
kommen ſelſttätig, um bei höherer Außentemperatur eine ſtärkere
Abkühlung, bei niedrigerer eine geringere herbeizuführen. Auf alle
Fälle hat die Luft im Gebäude überall, im Sommer ſowohl wie
im Winter 17,5 Grad Celſius. Im Winter wird ſie
ſelbſtverſtänd=
lich entſprechend erwärmt.
Die von den Fenſtern des Gebäudes eingenommene Fläche
iſt eine ſehr große. Iſt es nun im Winter ſehr kalt oder im
Sommer ſehr heiß, ſo tritt die Gefahr ein, daß ſich die
Innen=
luft an den rieſigen Fenſterflächen zu ſtark abkühlt oder zu ſtarl
erwärmt, ſo daß die 17,5 Grad unter= oder überſchritten
wel=
den. Um dies zu verhüten, ſind alle Fenſter als Doppelfenſter
gebaut. Eine weitere Gefahr liegt darin, daß durch das
Vorbei=
ſtreifen der Luft an den Körpern von etwa 20 000 Menſchen
ebenfalls eine Temperoturerhöhung eintritt. Die Beobachtungen
haben gelehrt, daß dies nur in verhältnismäßig geringem Grade
die gleichen. Um dieſes Ziel zu erreichen, war vor allem eins der Fall iſt. Deshalb läßt man etwa einen halben Grad
Spiel=
raum. Zeigen die in allen Räumen angebrachten Thermometek
ein Anſteigen über dieſen Betrag an, ſo tritt ſofort ſelbſttätg
zelnen geſtellt werden, die Luft irgendwie zu ändern, ſie weiter eine ſtärkere Kühlung des Regenwaſſers ein. Die Räume, 9e
zuletzt von der Luft durchſtrömt werden, würden unter beſtimſt
ten Umſtänden an manchen Tagen eine zu warme Luft erhalieſ.
Deshalb iſt in der Mitte des Weges, den die Luft zurücklegt, uoc
Zwiſchenkühlung ſtattfinden kann. Im Winter benutzt man einen.
geförderten Luft dazu, um das Regenwaſſer vorzuwärmen, ehe
es dann ſchließlich durch die beſondere Erwärmungseinrichtung
Die in dem erwähnten Gebäude befindliche Luft wird tatſäch= auf die richtige Temperatur gebracht wird. Dadurch werden
erhebliche Mengen von Brennſtoff geſpart. Weitere Einrichtungen
dienen dazu, die Luft ſtets auf dem gleichen Feuchtigkeitsgrad z"
halten. Bald wird Feuchtigkeit zugegeben, bald wird ihl
Außenluft „notwendig machen. Die Perſonen, die in
dieſem Gebäude leven, fühlen ſich außerordentlich wohl und
zeigen vor allem nur geringe Ermüdungserſcheinungen. Das iſt
aber keine Suggeſtion, denn ein großer Teil von ihnen hat
über=
haupt keine Ahnung, in welcher Weiſe hier eine Idealluft
vek=
breitet wird. Sie ſind alſo ganz unbeeinflußt.
Die Erfolge in geſundheitlicher und — wegen der Erhöhuug
da:a g=hen iwill, auch andere
Wolkei=
dann mit Hilfe von Chemikalien gebunden, ſo daß die Luft nun= kratzer mit ähnlichen Einrichtungen zu verſehen. Vielleicht AeAe
mehr vollkomimen rein iſt. Im Sommer iſt die Außenluft jedoch man ſpäter auch zu kleineren Gebäuden und Wohnungen uhe‟
Hier wird man alſo in Zukunft eine Luft genießen, die
ihres=
gleichen nirgends ſonſt in der Großſtadt hot. So merkwürdig es
klingt: wenn die in dieſen Gebäuden Arbeitenden zu ihrer
Er=
holung die Dack ärte oder die öffentlichen Parks aufſuchen,
es auf eine niedrige Temperatur bringt. Die Temperatur des ſo werden ſie, weniaſtens was die Luft anbstrifft, einen Tahl”
ammer 302
Donnerstag, den 31. Oftober 1929.
Seite 3
Skung der Skeuerlaſt. — Skeigerung
fivikät der Bolkswirtſchaft. — Erhöhung der
Bierſteuer. — Droſſelung der Ausgaben.
Berlin, 30. Oktober.
Zu Beginn der heutigen Sitzung des
Reichshaushaltsaus=
f es gab Finanzminiſter Dr. Hilferding einen Ueberblick über
Do Statlage des Reiches. Der Miniſter erklärte, dem Reichstag
Ee in dieſer Herbſttagung noch ein Nachtragshaushalt für
XI und auch der Haushalt für 1930 zugehen. Ein
Nachtrags=
eſei unbedingt notwendig geworden, trotz rückſichtsloſer Droſ=
Flig der Ausgaben. Der Nachtragsetat werde vorſchlagen, das
71 Fahre 1928 entſtandene Defizit in Höhe von 154 Millionen
„decken. In zweiter Linie ſolle das Defizit von 1929 abgedeckt
wſen. Es werde ſich um einen balancierenden Etat handeln.
* einer Verpulverung der Reichsgelder könne dabei keine
ſein. Er, der Miniſter, werde den Nachtragsetat ſofort
vor=
i. wenn die Haager Konferenz mit einem poſitiven Ergebnis
lließe. Das gleiche gelte für den Etat 1930 und für die
inzreform, welche eine Senkung der Steuerlaſt zum
e habe, die notwendig ſei zur Steigerung der
Pro=
tivität der Volkswirtſchaft. Die Finanzreform
)e an einer Senkung der Einkommenſteuer, die
beſonders auch bei den unteren Stufen durch Erhöhung
ſteuerfreien Exiſtenzminimums auswirken
de und an einer Senkung der Realſteuern nicht
ibergehen. Ziel der Reform ſei eine Entlaſtung der
Volks=
ſchaft. Diefes Ziel werde dadurch nicht verkleinert, wenn
— beiſpielsweiſe die Bierſteuer in einem Umfange erhöhe, wie
—ür den Etat 1929 geplant geweſen ſei, denn eine ſolche Er=
Aing würde durch die Erhöhung des ſteuerfreien
Exiſtenz=
m imums überkompenſiert ſein.
R Monopole werde gegenwärkig nicht gedacht,
— ſehen davon, daß die Geldmarktlage augenblicklich dazu nicht
gnet ſei. Eine Finanzreform habe die richtige Balancierung
Etats und eine Sanierung des außerordentlichen Etats zur
ausſetzung. Dieſe Sanierung habe bereits eingeſetzt mit der
erfreien Anleihe von 1929 (180 Millionen Mark) und werde
ſchreiten durch Einſtellung des Defizits für 1928 mit 154
Mil=
en Mark. Die Sanierung der Kaſſenlage, ſoweit ſie auf dem
edeckten außerordentlichen Haushalt beruhe, könne durch
An=
en erfolgen. Die bedrohliche Situation der Kaſſenlage im
hjahr könne als überwunden gelten, wenn auch im Laufe des
iters von der Arbeitsloſenverſicherung noch einmal große
An=
iche an die Reichskaſſe geſtellt werden würden. Der Miniſter
rdte ſich dann gegen den Peſſimismus in der Oeffentlichkeit
betonte, daß ein ſolcher Peſſimismus ſehr unangenehm für
jenigen ſei, der mit dem Ausland über Anleihen verhandeln
ſe. Die Lage der Wirtſchaft ſei durchaus nicht bedrohlich. Un=
Induſtrie ſei wieder wettbewerbsfähig, und der Export habe
ere Handelsbilanz wieder aktiv werden laſſen. Zum Schluß
terte der Miniſter noch kurz das Geſetz zur Aenderung der
chshaushaltsordnung. — Im weiteren Verlauf der Debatte
ärte Dr. Hilferding auf eine deutſchnationale Anfrage, eine
e ſich nicht ergeben, ſondern es ſei eine gewiſſe Entlaſtung
ein=
eten. Er werde den Nachtragsetat und die Finanzreform
rt nach dem Abſchluß der Haager Konferenz vorlegen. Bevor
Ergebnis der Konferenz vorliege, könne man gewiſſe
For=
langen gar nicht diskutieren. So ſei es z. B. bei der
Beurtei=
g des belgiſchen Mark=Abkommens, von dem man noch nicht
ſe, ob es in Kraft trete, denn ſein Inkrafttreten hänge
wie=
irm vom Schickſal des Young=Planes ab. Was das Zündholz=
*tz angehe, ſo habe er die Abſicht, es in aller Kürze dem
chswirtſchaftsrat zuzuleiten und dann auch die Oeffentlichkeit
r alle Einzelheiten aufzuklären.
Mittwoch, den 30. Oktober.
Broßes Haus
Schauſpiel von Emanuel de Marney=Baruch.
Herr Dr. Emanuel de Marney=Baruch (New York) iſt als
ter des „Deutſch=Amerikaniſchen Hilfskomitees für die notlei=
*de Bebölkerung Deutſchlands und Oeſterreichs” auch zu der
adt Darmſtadt in nähere Beziehungen getreten. Im Anſchluß
ran hat das Heſſiſche Landestheater, ein Bühnenwerk des
rrn de Marney=Baruch „Opfer” zur deutſchen Uraufführung
genommen.
Der Stoff geht auf die Judith=Legende zurück. Urſprünglich
hl hebräiſch oder aramäiſch geſchrieben, entſtammt die Legende
n Buche Judith, das zu den Apokryphen des Alten Teſtaments
hört. Sie will lehren, daß Gott die ihm treuen Gläubigen in
Zeit der Not und der Verfolgung nicht verläßt. Sie predigt
Sharren in der Not, bis durch die Ermordung des Gegners
Befreiung erreicht wird.
Herr de Marney=Baruch geſtaltet die Legende in drei
Bil=
m. Das erſt zeigt die Not der in der Stadt Betulien von
Arro=
ernes belagerten Juden. Die Stadt iſt der Uebergabe nahe,
3 die junge Judith ſich entſchließt, Arrophernes um Gnade zu
ten.
Im feindlichen Lager trifft Judith den Gegner. Er ſchlägt
e Bitte ab, empfindet aber Liebe zu dem ſchönen Mädchen.
e erwidert ſeine Liebe. Doch nach dem Liebesrauſch erinnert
ſich ihres Verſprechens und ermordet den ſchlafenden
Ge=
bten.
Unter dem Jubel des Volkes kehrt Judith in die befreite
adt zurück. Doch ſie kann — inſofern weicht de Marney=Baruch
n der früheren Faſſung ab — nicht länger in der Stadt
ver=
eilen, der ſie ihre Liebe geopfert hat
Die Handlung ſpielte ſich ohne längere Pauſe im Rahmen
ter Stunde ab und fand den Beifall der zahlreich geladenen
rſchauer. Im Hinblick auf den Charakter der Veranſtaltung
gen wir von einer kritiſchen Beurteilung an dieſer Stelle ab.
Um die Inſzenierung machten ſich Renato Mordo und
othar Schenck von Trapp verdient. Den Hohen Prieſter
rach Kurt Weſtermann mit der vollendeten Kunſt ſeines ſchönen
rCans. Lotte Mosbacher war eine junge, ausdrucksvolle
udith. Siegfried Nürnberger repräſentierte den
Arro=
gernes fern von aller Menſchlichkeit. Mela Wiegandi ſtellte
„e blinde Mutter, Kurt Schindler den unglücklichen
Bräuti=
am Judiths dar. Die begleitende Muſik von Bernhard Paum=
Z.
artner entſprach dem Stil der Legende.
Der Haushaltsausſchuß lehnte dann kommuniſtiſche und
deutſchnationale Anträge, die die Rede des Reichsfinanzminiſters
als unzulänglich bezeichneten und genauere Auskünfte,
insbeſon=
dere über die Monopolpläne und die Auswirkungen des Young=
Planes forderten, gegen die Stimmen der Deutſchnationalen, der
Wirtſchaftspartei und der Kommuniſten ab.
Die Regierungsparteien gingen bei Ablehnung der Anträge
von dem Geſichtspunkt aus, daß gegenwärtig noch ſchwer mit den
früheren Gegnern um das Young=Problem gerungen werde, und
daß es nicht angängig ſei, dadurch Schaden zu ſtiften, daß man
aus innerpolitiſchen Motiven ſchwebende außenpolitiſche
Ver=
handlungen in aller Breite verhandelt.
*
* Der Reichsfinanzminiſter hat es nicht umgehen
können, ſich vor den Haushaltungsausſchuß des
Reichstages zu ſtellen und über ſeine weiteren
Ab=
ſichten Mitteilung zu machen. Es war notwendig, daß die
allgemeine Finanzlage und die parlamentariſch=techniſche
Behand=
lung einmal durchgeſprochen wurden. Viel freilich hat Dr.
Hil=
ferding nicht zu ſagen gehabt. Er hielt daran feſt, daß der
Nachtragsetat, der in ſich balancieren ſoll, gleichzeitig
mit dem Etat 1930 und der Finanzreform dem
Reichstag vorliegen würde, ſobald die Haager
Beratungen über den Young=Plan abgeſchloſſen
ſeien. Noch in dieſer Herbſtſeſſion ſoll das geſchehen. Das iſt
ein weiter Begriff, denn die Ausſicht, daß die Haager
Schluß=
konferenz noch vor Weihnachten ihre Arbeiten beendet hat,
wer=
den immer geringer. Man braucht kein Peſſimiſt zu ſein, um
anzunehmen, daß die Unterzeichnung erſt für Mitte Januar
anzu=
nehmen iſt. Dann kommt aber der Reichstag mit ſeinen
Arbei=
ten ſchwer in die Klemme, von den Folgen auf die Wirtſchaft
und die ganze Kreditgebarung ganz abgeſehen. Wir verkennen,
was wir ſchon wiederholt ſagten, nicht, daß der
Reichsfinanz=
miniſter in einer argen Zwickmühle ſich befindet. Aber bei
eini=
ger Vorausſicht hätte ſich doch ein Weg finden laſſen, dieſen
Schwierigkeiten aus dem Wege zu gehen, um vor allem den
Nachtragsetat nicht endlos hinauszuziehen, über deſſen
Notwen=
digkeit doch ſchon ſeit Monaten kein Zweifel mehr beſteht. Aber
Dr. Hilferding klammert ſich doch zu ſehr an die
Zwangsläufig=
keit der Ausgaben.. Unſer ganzes Syſtem leidet ja darunter, daß
im Reichsfinanzminiſterium ein Staatsſekretär eingeſpart
wor=
den iſt. Wir haben jetzt nur noch einen Staatsſekretär für die
Einnahmen, aber keinen mehr für die Ausgaben, deren
Be=
treuung doch ebenſo wichtig iſt, die eben auch durch Aenderung
der Geſetze beſchnitten werden müſſen, wenn ſie die Steuerkraft
des Reiches überſteigen. Statt deſſen ſitzt im
Reichsfinanzmini=
ſterium ein Staatsſekretär, der darüber verärgert iſt, daß ihm
der Reichstag im vorigen Frühjahr die neuen Steuergeſetze
kaputt gemacht hat und der nun durch die Gruppierung der
Aus=
gaben zeigen möchte, wie unzweckmäßig dieſe Sparpolitik geweſen
iſt, weshalb er kaum ein Intereſſe daran hat, die Ausgabenſeite
des Nachtragsetats möglichſt niedrig zu halten.
Deshalb wäre es um ſo notwendiger geweſen, wenn Dr.
Hilferding jetzt mit feſten Zahlen gearbeitet hätte. Statt deſſen
iſt er beim Nachtragsetat über bekannte Dinge nicht
hinaus=
gegangen. Auch für die Reichsfinanzreform hat er ſich auf
All=
gemeinheiten beſchränkt. Er hat angedeutet, daß er an eine
Senkung der Einkommenſteuer, beſonders bei den
niedrigeren Stufen, denkt und daß man an den
Real=
ſteuern nicht vorübergehen dürfe. Damit iſt niemand
gedient, ſolange man nicht weiß, in welchem Umfang an eine
Sen=
kung der Realſteuern gedacht iſt. Neu hinzugefügt hat er die
alte Tatſache, daß in ſeinem Steuerprogramm auch die
Er=
höhung der Bierſteuer enthalten iſt, während an weitere
Monopole nicht gedacht ſei. Das Zündholzmonopol hat er mit
der Notwendigkeit einer Sanierung der Kaſſenlage durch
Ver=
wandlung der kurzfriſtigen Schulden in langfriſtige begründet,
ſich aber auch hier alles weitere für die Zukunft aufgeſpart.
Der Miniſter iſt klug genug geweſen, ſich vorher mit den
Finanzrefexenten der Regierungsparteien ins Benehmen zu
ſetzen und ſich bei ihnen Rückendeckung zu ſichern, ſo daß ein
deutſchnationaler Antrag, der weitere Unterlagen vom Miniſter
verlangte, gegen Deutſchnationale, Volkspartei und Kommuniſten
abgelehnt wurde. Der taktiſche Erfolg liegt alſo zunächſt bei
ihm, fragt ſich nur, wie lange er ſeinen jetzigen Standpunkt
auf=
recht erhalten kann, und das wird von dem Tempo abhängen, in
dem die Verhandlungen über den Young=Plan zu Ende gehen.
Staakspreis für Likerakur
Erwin Kolbenheyer,
der berühmte Dichter des Paracelſus=Zyklus und vieler an
das Mittelalter anklingender Erzählungen, erhielt für ſeinen
Gedichtband Alpenſinfonie” den Staatspreis für Literatur
des Jahres 1929. Kolbenheyer iſt 51 Jahre alt und lebt in
Tübingen.
Unter dem zuſammenfaſſenden Titel „Das Wohnhaus als
Einheit” bringt das ſoeben erſchienene Novemberheft der
führen=
den, von Dr h. c. Alexander Koch herausgegebenen Kunſtzeitſchrift
für neuzeitliches Wohnen; der „Innen=Dekoration” eine
bemerkenswerte Sonder=Veröffentlichung heraus, die einen
maß=
gebenden Ueberblick über die beſten Einzelhäuſer und ſchlichten
Wohnräume der „Verſuchsſiedlung Breslau 1929” in 48 großen
vorzüglichen Abbildungen (Einzelheft 2.50 ℳ. Verlagsanſtalt
Alexander Koch, G. m. b. H., Darmſtadt) bietet. Eine ganze Reihe
energiſcher Verſuche zur Verkörperung modernſter Wohngedanken
treten da hervor, ins Werk geſetzt von jungen, elaſtiſchen Bau=
*) „Innen=Dekoration‟. Die geſamte Wohnungskunſt
in Bild und Wort. Novemberheft 1929 mit 48 Abbildungen und
Kunſtbeilagen. RM. 2.50. Verlagsanſtalt Alexander Koch
G. m. b. H.. Darmſtadt.
Der Borſihende als Angeklagter.
Der Sklarek=Ausſchuß des Preußiſchen Landtages hat am
Mittwoch vom frühen Morgen bis in die Abendſtunden hinein
getagt und eine ganze Reihe von Vernehmungen durchgeführt die
recht tief in die Verhältniſſe beim Berliner Anſchaffungsamt
hin=
einleuchten. Es hat ſich auch herausgeſtellt, daß in einem ſehr
ſchweren Fall der Oberbürgermeiſter Böß vorher informiert
wor=
den iſt, dann aber die Arbeit der Staatsanwalt ſo erſchwerte, daß
ſchließlich ein eingeleitetes Gerichtsverfahren niedergeſchlagen
wer=
den mußte Auch über das Beſtechungsweſen wurde manches
zutage gefördert, das nur zu ſehr geeignet iſt Stimmung für eine
ſchleunige Beſeitigung aller
Wirtſchafts=
betriebe der öffentlichen Hand im ganzen Reich zu
machen. Bis zu 45 Prozent Proviſionen boten die Lieferfirmen,
konnten natürlich aber einen ſolchen Preisnachlaß nur gewähren,
weil ſie vorher ihre Preiſe entſprechend erhöht hatten. Der
Aus=
ſchuß wäre aber hinter all dieſe Einzelheiten nicht gekommen,
wenn nicht von rechts her aus dem Ausſchuß heraus ſelbſt
ener=
giſch vorgeſtoßen und das nötige Material beigebracht worden
wäre, zum Aerger der Linken, die darin nichts beſſeres als ein
„Wahlmanöver” erblicken wollte.
Wie am Dienstag, ſo kam es auch am Mittwoch
zwiſchen Sozialdemokraten und Kommuniſten erneut zu
Zu=
ſammenſtößen. Der kommuniſtiſche Vorſitzende Schwenk der im
Kreditausſchuß ſaß, wurde von den Sozialdemokraten heute erneut
angegriffen, daß er der Erhöhung der Sklarek=Kredite von 6 auf 7
und von 7 auf 10 Millionen zugeſtimmt hatte. Schwenk. der ſonſt
durch ſeinen großen Mund bekannt iſt, wußte darauf nichts zu
erwidern, was wirken konnte. Er iſt plötzlich vom Ankläger zum
Angeklagten geworden, hat es aber nicht für konſequent erachtet,
von ſeinem Poſten abzutreten und einem „Unbelaſteten” Platz zu
machen. Die beiden Parteien. Kommuniſten und Sozialdemo=
Berlin erwarkei Böß.
Der Berliner Oberbürgermeiſter trifft am Donnerstag
wie=
der in Berlin ein. Die knappen und verſpäteten Nachrichten,
die zu ihm nach Amerika drangen, müſſen ihm zu denken gegeben
haben. Noch gründlicher wird freilich die Aufklärung ſein, die
ihm Bürgermeiſter Scholz geben wird, der ihm nach
Bremer=
haven entgegengefahren iſt, um das Oberhaupt der
Reichshaupt=
ſtadt zu begrüßen und ihn über den Sklarek=Skandal zu
infor=
mieren. Das Material über die Sklareks, Enthüllungen gegen
ſtädtiſche Beamte, Skandal bei der Stadtbanck, das alles muß der
Oberbürgermeiſter in Extraktform zu ſich nehmen, und dann
noch die Geſchichte wit dem Pelz für Frau Böß, die
unzuläng=
liche Auf jrung durch das Amerika=Telegramm, was gerade zu
Mißdeutungen Anlaß gab. Herr Böß wird viel zu erläutern
haben. Ob es ihm gelingen wird, alle Vorwürfe als
unbegrün=
det zu beweiſen, bleibt noch dahingeſtellt.
Lehmann als Ankläger.
Inzwiſchen iſt auch der Sklarek=Geheimbuchhalter
Leh=
mann wieder auf dem Plan erſchienen. Jetzt will er als
An=
kläger auftreten. Einem Vertreter eines Berliner
Abend=
blattes erklärte er, der Fall Sklarek ſtehe erſt in ſeinen Anfängen,
er könne noch ſehr viel belaſtendes Material geben, wenn ihm
die Geſchäftsbücher vorgelegt würden. — Das kann ja nett
wer=
den. Herr Lehwann hält es auch für möglich, daß ſich Herr Böß
einen Frack für das Preſſefeſt machen ließ, doch könne er ſich nicht
entſinnen, ob dieſe Beſtellung bezahlt worden iſt. Eine ganze
Anzahl Herren habe bei Sklareks Beſtellungen gemacht und zu
regulären Preiſen bezahlt, andere aber hätten unzuläſſige
Ver=
günſtigungen erhalten. Wenn Herr Lehmann nicht übertreibt,
was immerhin möglich iſt, kann uns noch allerlei bevorſtehen.
Die deutſchen Lignidakionserlöſe in England.
Zu der Debatte im engliſchen Oberhaus über die
Verwen=
dung der deutſchen Liquidationserlöſe erfahren wir von
unter=
richteter Seite, daß der Ueberſchuß des engliſchen Mutterlandes
allein auf 300 Millionen Mark beziffert werden muß.
Deutſch=
land erhebt einen normalen Anſpruch auf die Rückzahlung in
erſter Linie auf Grund der Tatſache, daß England uns
ſeiner=
ſeits veranlaßt hat, jahrelang die monatlichen Debetſalden bar
zu begleichen, während urſprünglich die Anrechnung dieſer
Debet=
ſalden auf die Liquidationsſumme vorgeſehen war. — Der
Aus=
gang der Liquidationsfrage im engliſchen Oberhaus war
bis=
her noch nicht zu überſehen.
begabungen, die ihre Ueberzeugungen, ihre neue Formenwelt mit
hinreißender Friſche in die Welt ſtellen. Wie vieles blitzt da an
guten Ideen auf, wie vieles nimmt ſofort durch ſeine praktiſche,
heitere, unbeſchwerte Form gefangen! Das der Sonne
zugewen=
dete und geöffnete Haus, die hellen, luftigen Wohnräume, die
leichten Möbel und ihre zweckmäßige Anordnung: — aus allem
blickt derſelbe blankäugige Geiſt der Gegenwart. Die neue
Bau=
weiſe — das ſieht man an den ſchönen Abbildungen ganz klar —
hat das rein experimentelle Stadium hinter ſich. Es ſind
Löſun=
gen, haltbare Leiſtungen, die hier vorliegen, voll von Natur=
ſundem Leben. Die Angſt vor der Leere und Kahlheit iſt
über=
wunden”, ſo ſtellt ein Architekt feſt, „der jungen, an Sport
ge=
wöhnten Generation iſt der freie, unverſtellte Raum in der
Woh=
nung Bedürfnis. Man ſucht die Behälter für Bücher Kleider,
Wäſche in die Wand zu verlegen; die großen, bisher üblichen frei=
Es bleiben in ihm die eigentlichen Mobilien”, Tiſche, Stühle
Bänke, Betten. Man macht ſie ſo leicht wie möglich. Das Möbel
muß ſtets da ſein, wo man es braucht: unaufdringlich
Bequemlich=
keit bietend, ohne Poſe.” — Die Grundlage für den Wohnbau der
nächſten Zukunft — wer ſie kennen lernen will, durchblättere dieſe
ſchöne Kundgebung neuer Baugeſinnung und freue ſich an ihr!
p. Segantinis Witwe. Das Komitee für das Engadiner
Muſeum in St. Moritz hat beſchloſſen, der in Maloja lebenden
Witwe Giovanni Segantinis aus den Ueberſchüſſen der
Ein=
nahmen des Muſeums auf Lebzeiten eine jährliche Rente von
2000 Franken zukommen zu laſſen.
Franz Liſzt. Himmliſche und irdiſche Liebe. Roman von
Jo=
ſeph Aug. Lux. Mit 15 zeitgenöſſiſchen Abbildungen uſw. Verlag
von Rich. Bong, Berlin W. 57. Preis Ganzleinen 6,50 Mark. Das
Leben Franz Liſzts, das wie kaum ein anderes von Ruhm umſtrahlt
und von Frauenliebe umhegt war, lebt in dieſem ungewöhnlichen
Ro=
man mit künſtleriſcher Friſche und Anſchauung auf. In Paris, dem
Boden der franzöſiſchen Romantik, vollzieht ſich der Aufſtieg des „petit
Litz”, den die Freundſchaft mit Chopin, Berlioz, der George Sand und
dem Demokraten Lamenais verbindet. Es folgt die glückliche, dennoch
unbefriedigende Zeit der Liebe zur Gräfin d’Agoult, die dem Kunſtler
drei Kinder, darunter Coſima, ſchenkt. Einſam durchzieht Liſzt wieder
auf Konzertreiſen, die dauernde Triumphe ſind, als Virtuoſe die Welt,
während er den tiefſten Sinn ſeines Lebens nur noch in eigenen
Ton=
ſchöpfungen ſieht. Weimar bietet ihm eine Stätte; die Liebe der
Für=
ſtin Sayn=Wittgenſtein ſoll ihn zu höchſtem Schaffen beflügeln. Da
er=
ſchlittert ihn die Tannhäuſer=Partitur des noch unbekannten Richard
Wagner aufs tiefſte, denn was hier Ausdruck erholten, das hat er ſelbis
geſtalten wollen — den Kampf des göttlichen Elementes in uns rmik
irdiſcher Begier und Liebe. Dennoch wird er der Förderer, Prophet
und Freund Nichard Wagners, deſſen Dämon ihn immer wieder anziehr
und abſtößt. Wie ſich zugleich Liſzts Scele mehr und mehr der himme
liſchen Liebe, ſeine Muſik religiöſen Klängen zuwendet, bis er als Abbe
die Weihen empfängt. Alle dieſe Lebensfchickſale des großen ungariſchen
Virtuoſen und Komponiſten ſind in dieſem von ſtarker Handlung
durch=
pulſten Roman mit reifer Kunſt ergreifend dargeſtellt. Dem Inhult des
Buches entſprechend hat der Verlag von Rih. Bong ihm auch die
wur=
digſte Ausſtattung gegeben.
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Nammer 302
Donnerstag den 31. Okiober 1929
Seite 5
Ans der Lunvesgaugrftast.
Darmſtadt, 31. Oktober.
Miniſterialdirekkor Dr. Okto Schwarz
krikt in den Ruheftand.
Am 1. November d. J. tritt wegen Erreichung der Altersgrenze
der Miniſterialdirektor im Miniſterium der Juſtiz Dr. Otto Schwarz
in den Ruheſtand.
Dr. Karl Ludwig Otto Schwarz wurde 1864 als Sohn des
Rechts=
anwalts Dr. Georg Schwarz in Gießen geboren. Nach Ablegung der
Staatsprüfungen wurde er Gerichtsaſſeſſor. Er war viele Jahre im
beſſiſchen Juſtizdienſt bei verſchiedenen Behörden beſchäftigt,
vorüber=
gehend auch im Miniſterium der Juſtiz. 1894 wurde er Amtsrichter in
Darmſtadt, 1900 Landesrichter und 1903 Landesgerichtsrat beim
Land=
gericht der Provinz Starkenburg, 1910 Oberſtaatsanwalt in Mainz.
1912 ging er in der gleichen Eigenſchaft nach Darmſtadt. Im Jahre
1915 wurde er als Miniſterialrat in das Miniſterium der Juſtiz
be=
rufen, wo er 1920 zum Staatsrat befördert wurde. Seit dem Jahre
1924 leitete er als Miniſterialdirektor die Geſchäfte des
Juſtizmini=
ſteriums und gehörte dem Geſamtminiſterium als beratendes Mitglied
an. Nach dem Geſetz über die Altersgrenze der Beamten hätte Dr.
Schwarz ſchon im Mai aus dem Staatsdienſt ausſcheiden müſſen. Da
dringende Rückſichten der heſſiſchen Staatsverwaltung es erforderten,
wurde ſeine Verſetzung in den Ruheſtand bis jetzt hinausgeſchoben. Die
Verlängerung ſeiner Dienſtzeit iſt eine beſondere Anerkennung der
wertvollen Dienſte, die Miniſterialdirektor Dr. Schwarz dem heſſiſchen
Staat geleiſtet hat. Insgeſamt war er nahezu vier Jahrzehnte im
heſſiſchen Staatsdienſt tätig. Sein ſcharfer Verſtand, ſeine umfaſſende
furiſtiſche Bildung, ſeine vielſeitige Kenntnis, insbeſondere auch auf
dem Gebiet des ſozialen und wirtſchaftlichen Lebens und vor allem ſeine
reiche Erfahrung ſicherten ihm einen maßgebenden Einfluß auf das
heſſiſche Juſtizweſen und die übrige Landesverwaltung. Auch in
Reichs=
juſtizangelegenheiten fand ſeine Mitwirkung hohe Anerkennung. Durch
ſein hilfsbereites, freundliches Weſen ſicherte er ſich bei allen Beamten
uneingeſchränkte Anerkennung.
— Fruannt wurden: Am 18. Oktober: der Lehrer Friedrich
Lang=
ner zu Rainrod, Kreis Schotten, zum Lehrer an der Volksſchule zu
Rodheim v. d. H., Kreis Friedberg, mit Wirkung vom Tage des
Dienſtantritts an; am 22. Oktober: die Lehrer Friedrich Becker
zu Hahn, Kreis Darmſtadt, Peter Funk zu Lengfeld, Kreis Dieburg,
Leonhard Daum zu Billings, Kreis Dieburg, Philipp Göttmann
zu Lindenfels, Kreis Bensheim, Leonhard Grünewald zu
Fauer=
bach v. d. H., Kreis Friedberg, Otto Jakobi zu Friedberg, Karl
Klee zu Deckenbach, Kreis Alsfeld. Wilhelm Pilger zu Rendel,
Kreis Friedberg, Heinrich Sang zu Heuchelheim, Kreis Gießen,
Wil=
helm Schachmann zu Gräfenhauſen, Kreis Darmſtadt, Friedrich
Strößinger zu Ober=Lais, Kreis Schotten, zu Lehrern an der
Volksſchule zu Darmſtadt mit Wirkung vom Tage des Dienſtantritts
an; die Schulamtsanwärter Heinrich Blitz aus Klein=Umſtadt,
Kreis Dieburg, Franz Hardt aus Weißkirchen i. T., Heinrich
Matthes aus Darmſtadt, Hans Schütz aus Darmſtadt, Heinrich
Uhrig aus Nieder=Klingen, Kreis Dieburg, Otto
Wettlaufe=
aus Darmſtadt, zu Lehrern an der Volksſchule zu Darmſtadt, mit
Wir=
kung vom 1. November 1929 anz die Schulamtsanwärterinnen Eliſabeth
Follenius abs Hamburg, Anna Langner aus Darmſtadt, Käthe
Leeder aus Königsberg, Bertha Mangold aus Worms, Gertrud
Matthäi aus Darmſtadt, Käthe Sprenger aus Verden zu
Leh=
rerinnen an der Volksſchule zur Darmſtadt, mit Wirkung vom 1.
No=
vember 1929 an.
— In den Nuheſtand verſetzt wurde: Am 23. Oktober: der Lehrer
an der Volksſchule zu Guſtavsburg, Kreis Groß=Gerau, Eugen Grim
auf ſein Nachſuchen vom 1. November 1929 an.
— Techniſche Hochſchule. Profeſſor Dr. Friedrich Noack lieſt
in dieſem Winterſemeſter an der Techniſchen Hochſchule zweiſtündig „
Ge=
ſchichte der Oper” und einſtündig „Richard Wagner”. Intereſſierten
Muſikfreunden iſt es möglich, nach Einſchreibung im Sekretariat der
Hochſchule als Hörer an dieſen Vorleſungen teilzunehmen. Sie finden
Freitags von 3—5 Uhr und Donnerstags von 4—5 Uhr ſtatt und
be=
ginnen in dieſer Woche. Die Einſchreibung muß ſpäteſtens in der
kom=
menden Woche erfolgen.
— Heſſiſches Landestheater. „Intermegzo von Richard Strauß
gelangt heute Donnerstag, unn 20 Uhr, im Größen Haus unter
muſi=
kaliſcher Leitung von Carl. Bamberger zur Aufführung. In den
Hauptrollen: Landwehr, Komregg, Bunſel, Harre, Vogt, Herrmann,
Ney, Tibaldi, Wünzer. (Miete C.)
„Der Troubadonr” Verdis volkstümlichſtes Opernwerk, wird
inorgen Freitag in der begeiſtert aufgenommenen Neuinſzenierung und
Einſtudierung unter miſikaliſeler Leitung don Karl Maria Zwißler
uim 19,30 Uhr im Großen Haus wiederholt. Die Titelpartie wird von
Joachim Sattler vom Stadttheater Barmen=Elberfeld, die Leonore von
Luiſe Löffler=Scheyer vom Stadttheates Nürnberg als Gäſte gefungen
lwerden. In den ubrigen Hauptrollen: Anna Jacobs (Azucena), Carl
Stralendorf (Luna), Ernſt Overlack (Ferrando). Die morgige
Auffüh=
rung iſt der Miete E zugeteilt.
„Der Herr ſeines Herzen3” Schauſpiel in drei Akten von
Paul Raynal, wird am Freitag, dem 1. November, mit der erfolgreichen
Premierenbeſetzung (Nürnberger, Hinz, Flemming, Mosbacher) im
Klei=
dien Haus in Szene gehen: (Zuſatzmiete TV.)
Beethovens „Fidelio” wird zum erſten Male in dieſer Spielzeit
am Samstag, dem 2. NovenEer, um 19,30 Uhr, im Großen Haus unter
anuſikaliſcher Leitung von Dr. Karl Böhm zur Darſtellung kommen.
Die Titelpartie ſingt Elſe Varena. Zu dieſer Aufführung, der erſten
Vorſtellung der neugegründeten Jugendgemeinden der Darmſtädter
Volksbühnen, ſind Tauſch= und Wahlgutſcheine ungültig.
Zur erſten diesjährigen Aufführung von Verdis „Aüda”, am
Sonntag, dem 3. November, werden Tauſchgutſcheine eingelöſt, die als
Erſatz für eine nicht beſuchte Sonntags=Opernaufführung ausgeſtellt
zvorden ſind.
Gaſtſpiel Agnes Straub am 2. November. Die
be=
rühmte Berliner Darſtellerin Agnes Straub wird am Samstag, dem
2. November, einmalig mit ihrem Berliner Enſemble in Georg
Kai=
ſers Schauſpiel „Die Flucht nach Venedig” gaſtieren. Heldin
dieſes vieraktigen Schauſpiels iſt George Sand, die Freundin Alfred
de Muſſets; die Flucht nach Venedig, die den Titel abgab, iſt ſeine
Flucht vor ihr, vor einer Liebe, die zugleich literariſches Material der
Schriftſtellerin wird. Georg Kaiſers Schauſpiel hat bei der Berliner
Erſtaufführung auf Grund der einzigartigen Geſtaltung der Hauptrolle
durch Agnes Straub einen ungewöhnlichen Erfolg erringen können und
wurde ſeitdem in die engliſche, franzöſiſche, holländiſche, italieniſche,
tſchechiſche, griechiſche und polniſche Sprache überfetzt. Das erſte
Auf=
treten von Agnes Straub in Darmſtadt dürſte das lebhafteſte Intereſſe
aller Theaterfreunde finden. Der Vorverkauf an der Tageskaſſe des
Klei=
nen Hauſes iſt im Gange.
Erſtaufführung „Die andere Seite”, R. C. Sheriffs
Schauſpiel „Die andere Seite”, das weſentlichſte Theaterereignis
der diesjährigen Berliner Spielzeit, konmnt am Sonntag, dem 3.
No=
vember, im Kleinen Haus in der Inſzenierung von Günter Haenel
erſt=
znals zur Aufführung. Heute Donnerstag Beginn des Vorverkaufs.
Roſe Landwehr ſang in dieſen Tagen an den
Städti=
ſchen Bühnen in Düſſeldorf aushilfsweiſe die Aida mit
der=
art ſenſationellem Erfolge, daß ſie von Generalintendant Iltz
vom Herbſt 1930 an unter glänzenden Bedingungen verpflichtet
ſpurde. Die Düſſeldorfer Preſſe hebt einmütig die
außergewöhn=
liche Schönheit der Stimme und das große künſtleriſche Format
der Sängerin hervor.
Die G. 2.B.A. gegen Rakionaliſierung und Abbau am Theaker.
Theatern etwaige Sdarmaßnahmen vornehmen; das ginge ſehr wohl,
ohne daß dadurch eine Kraft abgebaut oder das Theater irgendwie in
der Auslang der Tugang.
Gefahr käme, von ſeiner künſtleriſchen Bedeutung einzubüßen. Etwaige
Am geſtrigen Vormittag wurde in der Tagesordnung des
Bezirks=
verbandes Heſſen=Naſſau des G. D.B.A. unter Leitung von Herrn
Ner=
king=Frankfurt a. M. fortgefahrem und zunächſt die Ausſprache über
die Lage der einzelnen Theater beendet. Es wurden lediglich interne
Fragen der Ortsgrupen Heidelberg, Kaiſerslautern, Kaſſel, Mainz und
Saarbrücken behandelt. In Heidelberg gehe der Kampf um Erhaltung
des Theaters; wenn man hier eng zuſammenhalte, brauche man nicht
allzu ſchwarz in die Zukunft zu ſehen. Es wurde gebeten, die
Paten=
ſchaft des Theaters Heidelberg für das Sebaldſtift von einer anderen
Ortsgruppe ausüben zu laſſen, da Heidelberg durch Unterſtützung
eige=
ner Kollegen nicht mehr in der Lage ſei. Der Obmann der Ortsgruppe
Mannheim verſprach, den Mitgliedern ſeiner Ortsgruppe die
Ueber=
nahme zu empfehlen. Von dem Obmann des Theaters Kaiſerslautern
wurden Gegenfragen zur Sprache gebracht. — Von dem Vorſitzenden
wurde des Jubiläums des Herrn Springer (am Mainzer Stadttheater)
in ehrenden Worten gedaht. Herr Nerting betonte, daß er zum erſten
Male mit einem Afavertreter nicht einverſtanden ſei, da der Mainzer
Afavorſitzende unbegreiflicherweiſe für rückſichtsloſen Abbau eintrete,
auch im p=rſönlichen Verkehr mit ihm als Vorſitzenden der
Bezirks=
gruppe Heſſen=Naſfau z. B. durch Nichtbeantworten von Schreiben die
nötige Rückſicht vermiſſen laſſe. — Der Obmann des Theaters
Saarbrücken klagt über allzuoften Enſemblewechſel und bedauert die
Ueberfremdung des Stadttheaters Saaubrücken mit ausländiſchen
Kräf=
ten. Der Vorſtand wird die vorgetragenen Anſtände nachprüfen.
Damit war die Debatte über dieſen Punkt in der Hauptſache
er=
ledigt. Das Präſidialmitglied Profeſſor Wallauer=Berlin nahm
nunmehr nochmals in ſehr intereſſanten, prägnanten Ausführungen zu
den angeſchnittenen Fragen Stellung, wobei er die Hauptarbeitz der
Genoſſenſchaft beſonders hervorhob und gleichzeitig Auskünfte erteilte.
Die beſtehenden Rationaliſierungsbeſtrebungen bei den einzelnen
Thea=
tern bezeichnete er als abwegig. Gegenüber den verſchiedenen
Abbau=
plänen in den Stadtparlamenten und Landtagen müſſe man ſehr auf
der Hur ſein, da dieſe Pläne meiſt ſtreng geheim beraten würden.
Aller=
dings ſei es ja mit derartigen „wilden” Abbauplänen zurzeit etwas
ſtiller geworden, denn man habe erkannt, daß nicht viel dabei zu
ſpa=
ven ſei. Merkwürdig ſei, daß gelegentlich einer Sitzung in
Frank=
furt a. M. auch Generalintendant Ebert für eine eventuelle
Zuſammen=
legung von Theatern eingetreten ſei. Eine wirkliche
Erſparnisaufſtel=
lung habe man nicht vorlegen können. Eine Zuſammenlegung von
Darmſtadt—Mainz zum Beiſpiel könne gar nicht in Frage kommen. Auch
dem Theater in Mannheim könne eine eventuelle Zuſammenlegung
keine Erſparniſſe bringen. Allerdings ſei anzuerkennen, daß, wenn in
Eſſen von der Stadt ein Zuſchuß von 2,2 Millionen für das Theater
geleiſtet werden müſſe, dieſe Ausgaben viel zu hoch ſeien. Hier wäre
aber nicht durch Ausfall des Schauſpiels (womit gar nichts geſpart
wäre) und Anſchluß der Oper an Düſſeldorf zu helfen, ſondern nur
durch Sparmaßnahyren eines tüchtigen Verwaltungsbeamten, der zeige,
vo geſpart werden könne. Das habe man auch in Eſſen in letzter
Mi=
nute eingeſehen. Sachberſtändige Berater müßten alſo vor allem an den
* Einweihung des Erweiterungsbaues
Schuhhaus Jacob.
Wiederum iſt von der Neueröffnung eines modernen
Geſchäfts=
hauſes in Darmſtadt, und zwar wiederum in der Darmſtädter Altſtadt,
zu berichten: Das älteſte Schuhhaus Darmſtadts, J. G. Jacob,
In=
haber A. Piſtorius, Schillerplatz 8, hat durch den Archirekten Peter
Müller das alte Haus, insbeſondere die unteren Geſchäftslokalitäten,
einer durchgreifenden baulichen Umgeſtaltung unterziehen laſſen, einem
Umbau, der eigentlich einem Neubau gleich kommt, und durch den
Ge=
ſchäftslokalitäten geſchaffen wurden, die mit zu den größten und
modern=
ſten der Schuhbranche in Darmſtadt zählen und einen durchaus
groß=
ſtädtiſchen Eindruck machen.
Als erſtes Darmſtädter Geſchäft hat die Fa. Jacob in der
Erkennt=
nis, daß, wer die Jugend hat, die Zukunft hat, einen beſonderen Raum
für den Aufenthalt von kleineren und größeren Kindern, alſo ein
Kin=
derzimmer dem Verkaufslokal angegliedert. Hier können die
Müt=
ter reſp. Väter beim Erſtehen von Schuhen, oft bekanntlich
recht lang dauernden Einkäufen, ihre Kinder in Verwahr geben. Unter
der Aufſicht einer beſonderen Pflegerin ſtehen den Kleinen alle
mög=
lichen Bewegungsſpiele zur Verfügung, darunter ein richtiggehendes
Karuſſell mit Fahrrad und Auto und eine Rutſchbahn, nach der neueſten
techniſchen Errungenſchaft auf Eiſenrollen laufend, von der Fa. Carl
Schenck hergeſtellt. Wenngleich das wohl das Nebenſächlichſte iſt und
die Hauptſache nach wie vor die großen, hellen, überſichtlichen
Ver=
kaufsräume bleiben, iſt es doch wichtig und angebracht, das
Kinderzim=
mer an die Spitze zu ſtellen, denn in den Reden, die bei dem geſtrigen
Einweihungsakt gehalten wurden, trat dieſe Fürſorge für die jüngſte
Jugend immer wieder in den Vordergrund. Sie gab ein dankbares
Thema für die Glückwunſchanſprachen.
Den Reigen dieſer Anſprachen eröffnete Herr Architekt Peter
Müller, der einen kurzen Rückblick auf die bauliche Umgeſtaltung
des alten Hauſes gab, bei der ſehr erhebliche Schwierigkeiten zu
über=
winden waren. Wer ſich des Geſchäftes von früher erinnert, wird
er=
ſtaunt ſein, heute ſo große, helle und überſichtlich angeordnete, in Farbe
und Form freundlich und großzügig geſtaltete Verkaufsräume zu ſehen.
Die Inhaberin der alten Firma, Frau Piſtorius, die ſeit
Jahres=
friſt, ſeit dem Tode ihres Gatten, die ganzen Laſten der
Geſchäftslei=
tung und des damals ſchon beſchloſſenen Umbaus auf ſich nahm, hat
außergewöhnliche Umſicht und Tatkraft bewieſen in der Durchführung
dieſes neuen großen Werkes, das ihr altes Geſchäft auf eine ganz neue
Grundlage ſtellt. Beſonderen Dank ſprach der Architekt Herrn
Ober=
baurat Steinberger, Amtmann Werner und Inſpektor Krug
aus, die in jeder Beziehung in der Auslegung beengender
Geſetzesvor=
ſchriften Verſtändnis bewieſen haben, und den Umbau dadurch
weſent=
lich unterſtützten. Dank aber gebühre auch Herrn, Hartmuth Pfeil
für die Schaffung des hübſchen Kinderzimmers und den
Handwerks=
meiſtern, die am Bau mitgeholfen, in erſter Linie dem Bauführer Herrn
Gaubatz. Mit einem herzlichen Glückauf für das weitere Blühen
des Geſchäfts ſchloß der Redner.
Herr J. Simon ſprach als Freund der Familie der Frau
Piſto=
rius, deren Sohn und Tochter herzlichſte Glückwünſche aus. Auch er
be=
tonte, daß der Um= und Erweiterungsbau unter den ſchwierigſten
Um=
ſtänden möglich war, und daß neben dem Architekten, beſonders der
Frau Piſtorius höchſte Anerkennung auszuſprechen ſei. Die Schaffung
des Spielzimmers für Kinder ſei ein Blick in die Zukunft, der ſich ſicher
lohnen werde, denn, wer die Jugend hat, hat die Zukunft.
Rechtsanwalt Oppenheimer wies in ſeiner Anſprache darauf
hin, daß heute beinahe jeder Geſchäftsumbau auch eine
Rechtsange=
legenheit ſei, denn es muß auf alle möglichen Vorſchriften und Geſetze
Rückſicht genommen werden, abgeſehen von den materiellen
Schwierig=
keiten. Der Tatkraft der Frau Piſtorius aber ſei es im Verein mit
dem Architekten gelungen, aller Schwierigkeiten Herr zu werden. Mit
dem Dank für die Einladung im Namen der Gäſte verband der Redner
den Wunſch, daß der Geſchäftsinhaberin alle Wünſche und Hoffnungen,
die an die Neuerrichtung geknüpft ſind, in Erfüllung gehen mögen.
Beteiligte Firmen am Umbau: Peter Müller, Architekt; Heinrich
Gaubatz, Bauführer; H. W. Dittmann, Maurer und Beton=
Amerikaniſierungspläne, wie ſie z. B. Intendant Hartung ſich gedacht
hätte, ſeien für Deutſchland nicht zu verwirklichen. Durch
Auswärts=
ſpiel hohſtehender Berliner Enſembles könnte nur die Geſamtleiſtung
dieſer Enſembles gedrückr werden und dieſe an künſtleriſchem Wert
verlieren. Die Umwälzungsgedanken und Reformationspläne Hartungs
ſeien alſo nicht zu fürchten. Bedauerlicherweiſe würden die Abbaupläne
oft am meiſten von denen gefordert, die für ihre Kollegen eintreten
ſollten. Das Volontärunweſen hält der Redner für eine große
Gefahr, gegen die man ſcharf vorgehen müſſe. Man könne manchmal
wirklich nicht verſtehen, woher folche Leute den Mut nähmen, ſich von
einer Kommiſſion prüfen zu laſſen, ohne die nötigen Kenntniſſe zu
be=
ſitzen und da ſie doch von der Lage der Bühnenkünſtler unterrichtet ſein
müßten. Zur Luſtbarkeitsſteuer ſei zu bewerken, daß jedes künſtleriſch
hochſtehende Theater von dieſer befreit ſein müſſe, alſo auch das
Privat=
theater; allerdings müßten die Beſitzer der Privatheater auch dieſelben
ſozialen Verpflichtungen übernehmen wie die ſtädtiſchen und
ſtaat=
lichen Theater. Weiter ſtreifte der Reoner das in Bearbeitung
befind=
liehe Reichsbühnengeſetz, gegen das noch in mancher Hinſicht
Unklar=
heiten und Vedenken beſtehen. Das Geſetz ſieht nur einen
öffentlich=
rechtlichen Teil vor, man ſähe es gerne, wenn es auch arbeitsrechtliche
Fragen regele. — Unbedingt nötig ſei, wie ſchon des öfteren betont
worden ſei, engſte Zuſammenarbeit mit der Afa. Den Tonfilm könne
er nicht als Erſatz für Theateraufführungen anſehen und glaube, daß
er auch in Zukunft ebenſowenig wie der Film voller Erſatz für das
Thcater werde. Man brauche alſo nach dieſer Richtung keine
Befürch=
tungen zu hegen. — Die Wanderbühnen dürften natürlich nicht in
den Bereich beſtehender Theater zu deren Shaden eindringen, im
übri=
gen erſtrebe man auch bei dieſen ganzjährigen Spielbetrieb. Die
Be=
ſchäftigung von Anfäugern halte er für dieſe für ſehr nachteilig; das
Präſidium bitte um Nachweis über die Zahl der beſchäftigten
Anfän=
ger. Zur Frage der „jungen Bühne” in Mannheim müſſe er erklären,
daß die dortigen Beſtrebungen große Gefahren bergen, namentlich wegen
eventueller Folgen, und er empfehle dringende Beachtung und Klärung
dieſer Frage. — Dem Unfug der Dilettantenaufführungen müſſe
unbe=
dingt geſteuert werden. Zum Schluſſe erklärte Profeſſor Wallauer, die
Verhältniſſe in Saarbrücken prüfen zu wollen.
Seine Ausführungen wurden mit lebhaftem Beifall aufgenommen.
Nach Erledigung der Punkte 5 und 6 der Tagesordnung, die ja ſchon
im Verlaufe der Verhandlungen erörtert wurden, wurden zwei
Kaſſen=
prüfer gewählt, die die Rechnungslegung und Prüfung der Bezirkskaſſe
vornehmen werden. Bei der Neuwahl des Bezirksausſchuſſes wurden
einſtimmig gewählt: der ſeitherige Vorſitzende Nerking als Vorſitzender
des Bezirksverbandes, die Herren Intendanzrat Baumeiſter und Pfeil
zu Veiſitzern. Aus der Verſammlung wurde ſpontan dem Vorſitzenden
für ſeine ausgezeichnete Geſchäftsführung der Dank ausgeſprochen.
Nach=
dem der Vorſitzende den Delegierten der Ortsgruppen für ihre
Mit=
arbeit gedankt hatte, wurde die ſehr eingehende und umfaſſende
Bezirks=
delegiertentagung geſchloſſen. — Nachmittags unternahmen die
Dele=
gierten einen Ausflug in den Odenwald.
arbeiten; Konrad Haury, Zimmerarbeiten; Eiſenbau Donges,
Eiſenkonſtruktion; Lamback u. Brauner, Heizungsanlagen;
Her=
mann Schulz, Glaſerarbeiten; Philipp Kunz, Schreinerarbeiten;
A. Wilk, elektr. Anlagen; Weber, Schloſſerarbeiten; J. Jakobi,
Markiſen= und Scherengitter; Heinrich Maurer, Inſtallation; Adolf
Kling, Spengler; Franz Schneider, Weißbinder; Phil.
Schell=
has, Anſtreicherarbeiten; Ludwig Bergſträßer, Stuckarbeiten;
Ludwig Weicker, Steinmetzarbeiten; Chriſtian Schepp, Linoleum;
Teppich=Meyer, Gardinen; H. Ehrhardt, Läufer. Die
Aus=
malung des Kinderſpielplatzes wurde von Herrn Graphiker Pfeil
ausgeführt. Techel, elektr. Uhrenanlage; Carl Schenck,
Eiſen=
gießerei, Rollenbahn.
Der 31. 9kkober
iſt für das evangeliſche Deutſchland ein Erinnerungstag von beſonderer
Bedeutung, der Tag, an dem Luther ſeine Theſen in Wittenberg
an=
ſchlug. In mehreren deutſchen Landeskirchen wird der Tag ſelbſt als
kirchlicher und geſetzlicher Feiertag begangen. In Preußen iſt an ihm
für evangeliſche Schüler ſhulfrei. Auch in Heſſen ſoll künftig der Tag
eine beſondere Weihe haben. Es wird hier eine ähnliche Regelung wie
in Preußen erſtrebt. Das Reformationsfeſt wird nach wie vor am
Sonn=
tag nach dem 31. Oktober gefeiert werden. Darüber hinaus aber
er=
ſcheint es angebracht, den Tag, an dem eine gewaltige, das ganze
deutſche Kulturleben umgeſtaltende Tat geſchah, auch im öffentlichen
Bewußtſein hervorzuheben. Darum haben die Darmſtädter
evangeli=
ſchen Gemeinden — und mit ihnen viele andere im Lande — beſchloſſen,
inskünftig am 31. Oktober die Kirchen mit den Kirchenfahnen zu
flag=
gen, mittags von 12 bis 12,15 Uhr ein Feſtgeläute zu geben und vor
allem einen Abendgottesdienſt abzuhalten. Heute abend — wohl überall
um 8 Uhr — wird alſo in allen Kirchen Darmſtadts Gottesdienſt ſein,
zu dem alle Evangeliſchen herzlich und dringend eingeladen ſind. Das
Nähere iſt aus den Ankündigungen der Einzelgemeinden zu erſehen.
Langgeſuchter Betrüger feſtgenommen. Im Auguſt dieſes
Jah=
res lernte eine hieſige Dame einen jungen Mann kennen, der ſich als
Student Hans Tonrſten ihr gegenüber ausgab und bei einem
Stell=
dichein ſich ihre goldene Uhr aushändigen ließ, damit ſie am nöchſten
Abend wieder erſcheine. Es handelte ſich aber um einen abgefeimten
Betrüger, der ſich nicht wieder ſehen ließ. Durch umfangreiche
Ermit=
telungen der Kriminalpolizei Darmſtadt wurde feſtgeſtellt, daß es ſich
in dieſem Falle um einen Betrüger handelt, der von einer ganzen
An=
zahl auswärtiger Behörden ſtrafrechtlich verfolgt wird und deſſen
rich=
tiger Name Emil Friedrich Heinz Mielke iſt. Mielke konnte
nun=
mehr am 30. Oktober d. J. von der Kriminalpolizei in Hamburg
feſt=
genommen werden.
Meſſerheld. Am 30. Oktober 1929 wurde der Taglöhner L. G.
aus Darmſtadt feſtgenommen, weil er in der verfloſſenen Nacht
ge=
legentlich eines Streites dem Fuhrmann Ernſt Sonnewald von hier
drei erhebliche Meſſerſtiche in den Rücken beibrachte. Während der
Unterſuchung dieſes Falles hat ſich noch herausgeſtellt, daß er vor
einf=
gen Tagen ebenfalls während eines Streites dem 22 Jahre alten Auguſt
Arnold von hier einen Stich unterhalb des linken Schulterblattes
bei=
braclite. Sonnewald befindet ſich erheblich verletzt im Städtiſchen
Kran=
kenhaus. Arnold konnte, nachdem er von einem Arzt verbunden war,
ſeine Wohnung aufſuchen.
Feſtnahme. Am 30. Oktober 1929 wurde durch die
Kriminal=
polizei Darmſtadt der Muſiser Daniel Babelotzki, geb. am 11. April 1901
zm Mundenheim, hier feſtgenommen. B. wurde wegen Unterſchlagung
von der Gerichtsbehörde in Offenbach a. M. ſteclbrieflich verfolgt und
dem Amtsgericht I hier zugeführt.
Einbruchsderſuch. In der Nacht vom 29 zum 30. Oktober 1929
wurde verſucht, in ein Haus in der Nieder=Ramſtädter Straße
einzu=
brechen. Der Einbrecher wurde durch einen in dieſem Anweſen
befind=
lichen Hund an ſeinem Vorhaben geſtört. Die Ermittelungen an Hand
von zurückgelaſſenen Fußſpuren, die erkennungsdienſtlich geſichert
wur=
den, ſind eingeleitet.
Rie
Ai
gegen
Husten,
Heiserkeit
VI15589
Das
Gekeimnis der Telefunken-Lautsprecher
ist die
FALZMEMBRAN.
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AROOPHON
[ ← ][ ][ → ]Seite 6
Fräulein! Pardon
1
Mit einem ſenſationellen Programm wird morgen, Freitag, den
1. November, das „Orpheum” aufwarten. Neben einem erſtklaſſigen
internationalen Varieté=Programm kommt in Darmſtadt zum erſten
Male die neue Schlager=Operette „Fräulein! Pardon . . . ich glaub”,
wir kennen uns ſchon”, Muſik von Will Meiſel, zur Aufführung. „
Fräu=
lein! Pardon . .." hat bereits in Berlin über 200, in Hannober über
50 Aufführungen erlebt. Die Weltſchlager „Wenn du einmal dein
Herz verſchenkſt”, „Die deutſchen Mädchen ſind die ſchönſten”, „Fräulein,
Pardon . . .„ ich glaub', wir kennen uns ſchon”, „Du lieber Herrgott,
ſchenk mir doch ein kleines Mädel” uſw., dazu ein glänzendes
Zuſam=
menſpiel, intereſſante Darſteller, raſſige Tänze und eine Handlung,
ge=
würzt mit einer ſtarken Doſis ungariſchem Paprika, gemiſcht mit
Ber=
liner Vaſtehſte=Philoſophie und dem nötigen Schuß Sentimentalität,
werden der Schlager=Operette: „Fräulein! Pardon. auch in
Darm=
ſtadt zu einem Erfolg verhelfen, der ihr auf allen bisherigen Gaſtſpielen
in reichem Maße zuteil wurde.
Nachfolgend einige kurze Preſſeauszüge: „Berliner Morgenpoſt”
Den Komponiſten der Schlager=Operette „Fräulein! Pardon” Will
Meiſel kann man beneiden. Es wurden ſeine Schlager bejubelt und die
Handlung gebührend belacht. Man müßte ein Unmenſch ſein, würde
man ſo etwas nicht loben .. . uſw. — Zur 25. Aufführung ſchrieb
der „Hannoverſche Anzeiger”, 16. Auguſt: Die luſtige Operette, die
dem Deutſchen Theater 25 ausberkaufte Häuſer
ge=
bracht hat, erlebte am Mittwoch abend ihre Jubiläumsaufführung.
Wieder ſang man die ſchmiſſigen Lieder „Fräulein! Pardon, ich glaub,
wir kennen uns ſchon”. Wenn du einmal dein Herz verſchenkſt” und
„Das deutſche Mädel” luſtig mit. Es iſt ein Vergnügen, die
Künſtler=
ſchar dieſes Berliner Operetten=Enſembles zu ſehen und zu hören. Alles
intereſſante Perſonen, gut ausſehend, mit vorzüglichen Stimmen, ein
glänzendes Zuſammenſpiel, nie aus dem Rahmen fallend,
in ihrem Spiel ſtets dem Hauſe und dem Theater würdig, keine
Zirkus=
figur und nirgends eine Uebertreihung. Sehr fein iſt die Inſzenierung
des Stückes und ebenſo die Darbietung der einſtudierten Tänze. Man
muß die muſikaliſche Leitung bewundern; und wie liebenswürdig ſind
all die Perſonen auf der Bühne. Alles heimelt uns an, alles macht uns
Freude, nie ſehen wir etwas Abſtoßendes etwas Häßliches. Gute
Kräfte, viel Luſt und Liebe zur Sache und eine entzückende Muſik. So
etwas ſchafft immer Erfolg und dieſer war „Fräulein! Pardon”
bis=
her in reichem Maße beſchieden.
Aus den Darmftädker Lichtfſpiel Thegkern.
Union=Theater.
„Eddie Polo im Weſpenneſt” bietet 7 Senſationsakte, die von
Richard Hutter, gemeinſam mit der Regie von Leo Lasko, ſehr
wirkungsvoll geſtaltet wurden. Der elegante Eddie Polo, der
vortreff=
liche Boxer, Schwimmer und alles mögliche andere, wird mit ganzen
Nudeln Schwerverbrechern fertig, die er durchweg in Frack und
geſtärk=
tem Hemd erledigt. Er gewinnt mit der Perlenkette, die er den
Ver=
brechern entreißt, auch das Herz der hübſchen Ellinor (Grit Haid).
In Albert Krafft=Lortzing und Heddy Wardow finden die
beiden auf harmloſen Humor eingeſtellte Mitſpieler. Die Inſaſſen des
Weſpenneſtes, einer Verbrecherkaſchemme, ſind zum Teil prachtvolle
Tyven. Der Film iſt gut und unterhaltend, darum, weil er nichts
an=
deres ſein will und ſein kann wie Film. Techniſch bietet der
umfang=
reiche Streifen ſogar Ausgezeichnetes in den Bildern aus Induſtrie und
Technik, aber auch aus dem Milieu der Verbrecher. — „Eheſkandal
im Hauſe Fromont ir. und Risler ſen.” iſt im Grunde
ge=
nommen das Gegenteil. A. W. Sandberg, der Regiſſeur, hat es
nicht verſtanden, der Verfilmung des Romans unglaublich ermüdende
Längen. Wiederholungen kitſchig=ſentimentaler Szenen zu nehmen. Die
Darſtellung iſt mit Lueh Doraine, Karina Bell, Nora Gregor,
*
Iwan Hedauiſt, Fred L. Lerch, Peter Leska recht gut.
Ortsgewerbeverein und Handwerkervereinigung Darmſtadt. Heute
abend um 8 Uhr veranſtalten wir im „Fürſtenſaal”, bei Chriſt,
Grafen=
ſtraße, unſeren erſten Wintervortrag von der Vortragsreihe 1929/30.
Es handelt ſich bekanntlich um einen Lichtbilder=Vortrag von
Herrn Syndikus Dr. Kolldach über das Thema: „Kohle und Eiſen, ihre
Gewinmung und Weiterverarbeitung”. — Es dürſte breitere Kreiſe
in=
tereſſieren, daß für dieſen Vortrag von den namhafteſten induſtriellen
Werken Demtfchlands prachtvolle Lichtbilder zur Verfügung geſtellt
wur=
den, die ſonſt der Oeffentlichkeit nicht zugängig ſind. Für die
Teil=
nehmer unſerer Sonderfahrt in das Sieger Land und zum Ruhrgebiet
wird es dazu noch beſonders intereſſant ſein, die zahlreichen Bilder,
die ein anſchauliches Bild unſerer Beſichtigungsfahrt vermitteln, kennen
zu lernenz auch werden am heutigen Abend im Anſchluß an den
Vor=
trag Beſtellungen für die einzelnen Bilder der Sonderfahrt zum
Selbſt=
koſtenpreis entgegengenommen. Den Mitgliedern und deren
Ange=
hörigen wird empfohlen, pünktlich zur Stelle zu ſein; ſelbſtverſtändlich
ſind auch ſonſtige Freunde von Handwerk und Gewerbe bei freiem
Ein=
tritt herzlichſt willlommen!
— Obermuſikmeiſter Matthias Weber konzertiert heute abend von
19,30 bis 20,15 Uhr mit dem geſanten preisgekrönten Muſikkorps der
Freiwilligen Feuerwehr Neu=Iſenburg im Frankfurter Sender nach
fol=
gendem Profrumm: G. Verdi: Triumphmarſch aus der Oper „Aida”,
A. Adam: Duvertüre zur Oper „Die Nürnberger Puppe”, C. Zeller:
Fragmente aus der Operette „Der Oberſteiger”, zwei Tangos: 1. W.
Roſen: „Wenn du einmal dein Herz verſchenkſt”, 2. Fr. Naymond: „Für
einen Fliederſtrauß darfſt du mich küſſen”, Matthias Weber: „
Freund=
ſchaft, Mut und Treu”, Feſtmarſch des 33. Mittelrheiniſchen
Kreis=
turnfeſtes.
— Schwurgericht. Vor dem Schwurgericht hatte ſich am Mittwoch
der Sattler und Tapezier Gg. Hch. Knecht aus Lampertheim zu
verant=
worten, der unter der Anklage ſteht, am 15. März die ſeiner Mutter
und drei Kindern aus einer Erbauseinanderſetzung gehörige Scheune
in Brand geſteckt zu haben. Der Schwager des Angeklagten, ein
Poli=
zeibeamter, der wegen Schulden aus dem Polizeidienſt entlaſſen worden
iſt, kam nach Lampertheim und wurde dort von ſeinen Gläubigern
ge=
drängt, ſo daß es ſchließlich zur Zwangsvollſtreckung deſſen Möbel
kommen ſollte. Der Angeklagte Knecht hat aus Familienſtolz für ſeinen
Schwager eine Bürgſchaft übernommen, wußte aber, nicht, was er damit
tat. Er wurde für den Bürgſchaftsbetrag in Anſpruch genommen und
es ſollte zur Zwangsvollſtreckung des Anweſens der Erben kommen,
die Zwangsvollſtreckung war bereits ausgeſchrieben. Der
Bürgſchafts=
betrag betrug etwa 2000 Mark, das Anweſen hatte einen Wert von etwa
20 000 Mark. Aus Sorgen über die Angelegenheit fing Knecht an zu
trinken und äußerte Selbſtmordgedanken. Auch am fraglichen Tage
hatte der Angeklagte wieder ziemlich getrunken. Er ging zur Polizei,
um gegen ſeinen Schwager Anzeige wegen unerlaubten Waffenbeſitzes
zu machen. Dort äußerte er wiederum, ſich aufhängen zu wollen, ging
weg, kam nach 15 Minuten wieder und erklärte, er habe eben die Scheune
in Brand geſteckt. Als er feſtgehalten wurde, ſagte er, man möge ihn
noch einmal fortlaſſen, er wolle auch das Wohnhaus anſtecken. Die
Scheune iſt vollſtändig abgebrannt. In der erſten Verhandlung vor
dem Bezirksſchöffengericht konnte der Angeklagte nicht folgen, es mußte
ihm ein Verteidiger beſtellt werden. In einer erneuten Verhandlung
kam das Bezirksſchöffengericht zu der Annahme, daß die Angelegenheit
wegen ſchwerer Brandſtiftung an das Schwurgericht verwieſen werden
müßte. Der Angeklagte ſchützt Erinnerungsloſigkeit vor, die der
Gut=
achter für möglich hält. Der pſychiatriſche Gutachter hält den
Angeklag=
ten für verantwortlich, 8 51 komme nicht in Betracht. Der
Staats=
anwalt zweifelt an der Möglichkeit der Erinnerungslüicke und beantragt
8Monate Gefängnis, doch ſollten von den 7½ Monaten
Unterſuchungs=
haft nur 4 Monate in Anrechnung gebracht werden. Die Verteidigung
hält ſchweren Brandſtiftungsverſuch nicht für richtig und zweifelt an
der Zurechnungsfähigkeit des Angeklagten. Er bringt in dieſem
Zu=
ſammenhang das Moment der Fahrläſſigkeit. Der Angeklagte könne ſich
als Eigentümer geglaubt haben. Das Gericht verurteilt den
Angeklag=
ten nach 8 308 zu einer Gefängnisſtrafe von 9 Monaten und rechnet
7 Monate Unterſuchungshaft an. Die Koſten werden dem Angeklagten
zur Laſt gelegt, der Haftbefehl wird aufgehoben.
Donnerstag, den 31 Of.ober 1929
Heſſiſche Landesverkrekerkagung der
Kriegs=
beſſäilcfen in der Hafft.
Der Verband der Kriegsbeſchädigten und Kriegerhinterbliebenen der
Kriegerkameradſchaft Haſſia hat uns gebeten, in Ergänzung unſeres
Be=
richtes über obige Landestagung in Nummer 299 vom 28. 10. 29 des
„Darmſtädter Tagblatts” nachſtehendes bekannt zu geben:
Als Vertreter des Herrn Staatspräſidenten ſowie des Herrn
Mi=
niſters für Arbeit und Wirtſchaft war Herr Regierungsrat Dr. Heßler,
der zugleich Vertreter der heſſ. Hauptfürſorgeſtelle war, erſchienen.
Derſelbe überbrachte die Wünſche und Grüße des Staatsminiſteriums
und betonte, daß von ſeiten der Heſſiſchen Miniſterien den berechtigten
Forderungen der Kriegsbeſchädigten uſw. nach Möglichkeit weitgehendſt
entgegengekommen werde. Die Kriegsbeſchädigtenorganiſationen
dürf=
ten in ihren Beſtrebungen ſtets der Unterſtützung der Heſſiſchen
Regie=
rung verſichert ſein. Vom Heſſiſchen Oberverſicherungsamt bzu.
Ver=
ſorgungsgericht hatte Oberregierungsrat Bohn teilgenommen, der zum
Ausdruck brachte, daß das Verſorgungsgericht ſtets beſtrebt ſei, den
be=
rechtigten Anſprüchen Rechnung zu tragen, aber auch das Gericht ſei
an geſetzliche Beſtimmungen, reichsgerichtliche Entſcheidungen gebunden,
ſowie auf die ärztliche Begutachtung in ſeiner Rechtſprechung
angewie=
ſen. Von ſeiten der Provinzialdirektion Mainz hatten am Samstag in
Verhinderung des Herrn Miniſterialdirektors Dr. Uſinger, Mainz,
Regie=
rungsrat Falk ſowie Herr Regierungsrat Dr. Walther teilgenommen.
Direktor Werkmann, Leiter des Hauptverſorgungsamtes Heſſen=
Kaſſel, wohnte unſeren Tagungen bei und erklärte, daß das
Hauptver=
ſorgungsamt ſowie die Verſorgungsbehörden ſtets bemüht ſein werden,
bei ihren Entſcheidungen an Hand der geſetzlichen Beſtimmungen
menſchliche Beurteilung nicht zu vergeſſen.
Vom Verſorgungsamt Darmſtadt hatte Oberregierungsrat Lancelle,
von Verſorgungsamt Mainz Regierungsrat Benkendorff teilgenommen.
Von ſeiten der Stadtverwaltung Mainz war Herr Beigeordneter Dr.
Kraus erſchienen, von der Reichsbahngeſellſchaft Mainz
Oberregierungs=
rat Kreck, vom Städtiſchen Wohlfahrtsamt Darmſtadt
Verwaltungsober=
inſpektor Schwörer.
Im Namen des Verbandes dankte der Vorſitzende, Lehrer Ihrig,
mit herzlichſten Worten für das Erſcheinen und verſicherte, daß auf
Grund des gegenſeitigen Vertrauens die Haſſia nachhaltig dazu
beitra=
gen werde, das Los der Kriegsbeſchädigten und Kriegerhinterbliebenen
zu lindern. Am Schluß der Verſammlung wurde nachſtehende
Ent=
ſchließung angenommen:
Kundgebung:
Die am 26. und 27. Oktober im Rheingoldſaale der Mainzer
Stadt=
halle zahlreich verſammelten Vertreter der Landestagung des
Verban=
des der Kriegsbeſchädigten und Kriegerhinterbliebenen der
Kriegerkame=
radſchaft „Haſſia” hat mit Beſorgnis davon Kenntnis genommen, daß
die anerkannte Finanznot des Reiches dazu geführt hat, nicht nur die
auch von der Reichsregierung als berechtigt anerkannten Wünſche der
Kriegsbeſchädigten und Kriegerhinterbliebenen auf weiteren Ausbau der
Verſorgung vorderhand unerfüllt zu laſſen, ſondern daß ſtellenweiſe
ſogar der Vollbezug der ihnen auf Grund der Verſorgungsgeſetze in
ihrer jetzigen Faſſung zuſtehenden Gebührniſſe gefährdet erſcheint.
Kei=
nesfalls darf die Finanznot des Reiches dazu führen, diefenigzr vor
an=
deren unter Sparmaßnahmen leiden zu laſſen, die die größten Opfer
für die Verteidigung des Vaterlandes gebracht haben.
Nummer 302
„Amisgericht I.
v. 1. Wegen eines Diebſtahls aus einem umzäunten Garten am
Steinberg in der Nacht vom 28,/29. Auguſt 1929 ſtehen drei junge
hie=
ſige Leute unter Anklage. Zwei derſelben fuhren am Nachmittag des
28. Auguſt mit dem Fahrrad vorbei und ſahen da verlockende Birnen
hängen; ſie beſchloſſen, dieſen in der Nacht einen Beſuch abzuſtatten,
ſtiegen über den Drahtzaun und hießen anderthalb Zentner (Wert
ungefähr 100 Mark) mitgehen. Der dritte Angeklagte beſtreitet jede
Beteiligung. Der Garten iſt mit bohem Draht eingezäunt, der wohl
hie und da Lücken aufweiſt. Das Obſt wurde in Säcken weggebracht.
Die Angeklagten H. und K. erhalten je drei Monate, der
Ange=
klagte Sch. 1 Jahr Gefängnis; den Angeklagten H. und Sch.
werden je acht Wochen Unterſuchungshaft angerechnet.
2. Kälber dürfen, bevor ſie zum Viehmarkt gebracht werden, nicht
getränkt werden. Gegen dieſe Beſtimmung haben zwei von Gryß=
Um=
ſtadt kommende Perſonen verſtoßen, die am 11. Juli d. J. am Einſiedel
beim Tränken betroffen wurden. Auf dem Markt wurde dies gemeldet
und ein Polizeibeamter fuhr mit dem Motorrad nach dem Einſiedel,
wo er den Tatbeſtand feſtſtellte. Die Kälber mußten auf dem
Schlacht=
hof billiger verkauft werden. Das Urteil erkennt auf je 30 Mk.
Geld=
ſtrafe; von der Anklage der Tierquälerei ergeht Freiſprechung. Das
Tränken geſchah, um die Tiere ſchwergewichtiger zu machen.
3. Ein Milchausträger ſoll dem Arbeitgeber vereinnahmte
Milch=
gelder in Höhe von 82 Mark unterſchlagen und für ſich verbraucht
haben. Als es nicht mehr ſo fort ging, wurde der Reſt auf der
Gries=
heimer Kerb verjubelt; dann meldete ſich der Angeklagte in Mainz zur
Fremdenlegion. Aber deutſche Gendarmen nahmen ihn feſt. Urteil;
drei Wochen Gefängnis.
4 Ein Bewohner des Hauſes Stiftſtraße 58 ſoll durch
Spielen=
laſſen ſeines Nadioapparates mit vier Röhren in der Nacht des 18. 6.
d. Js. (11—1 Uhr) die Ruhe geſtört haben; er beſtreitet, daß dies bei
offenem Fenſter geſchehen ſei. Eine Zeugin bekundet, es werde den
ganzen Sommer über geſpielt, und zwar bei offenem oder doch
gekläff=
tem Fenſter und geſchloſſenen Läden. Im Umkreiſe von drei bis vier
Häuſern ſollen dort mehrere Nadivapparate ſpielen. Der
Staatsan=
walt vertritt die Anſchauung, beim Radio müſſe auf den Nachbar
Rück=
ſicht genommen werden. Der Angeklagte beantragt Ortsbeſichtigung.
Das Urteil erkennt auf 10 Mark Geldſtrafe.
— Martinsgemeinde. Es wird darauf hingewieſen, daß bei dem
heutigen Neformationsgottesdienſt abends 8 Uhr in der Martinskirche
Fräulein Gutrun Stener (Sopran) mitwirkt. Sie wird Lieder von
Beethoven, P. E. Bach und Händel ſingen. Es wird erwartet, daß die
Gemeinde von der neuen Einrichtung des Neformationsgottesdienſtes
den Gebrauch macht, der der Bebeutung des Tages entſpricht.
— Die Kondtorei Leynhard Jöſt, Rheinſtraße 17 (Ecke
Grafen=
ſtraße), wird heute eröffnet. (Vergl. beſ. Anzeige.)
Lokale Beranſtalkungen
— Deutſcher Offizierbund. An das kameradſchaftliche
Zuſammenſein und Vortrag von Herrn Major Krauſe dAvis für
Damen und Herren Donnerstag, den 7. November, wird erinnert,
— Turngeſellſchaft 1875. Unſere Mitglieder machen wir
auf die am Samstag, den 2. November, ſtattfindende
Wochenverſamm=
lung aufmerkſam. Wir erſuchen unſere Mitglieder, ſich recht zahlreich
einzufinden, bietet doch die Tagesordnung an dieſem Abend viel Neues
aus dem Vereinsleben.
Inſerer Gelundbeilt. die
ins Innere unſeres Körpers eindringen. Nach den neueſten Forſchungen
werden Hämorrhoidalbeſchwerden durch die Darmbakterien verurſacht.
Entzündnn en, Schmerzen und Blutungen werden durch dieſe
hervor=
gerufen. Alle dieſe Leiden laſſen ſich heute leicht beſeitigen, wenn
man das Poſteriſan anwendet, welches Heil= und Schu=ſtoffe gegen die
Darmbakterien enthält und dieſe unſchädlich macht. Poſteriſan kann
man in allen Apotheken erhalten, auch wird dort koſtenlos au klärende
Broſchüre über das Poſteriſan abgegeben. — Originalpackung Poſteriſan=
FV.16550
Salbe: RM. 1.75: — Poſteriſan=Zäpchen: RM. 2,65.
Tageskalender für Donnerstag, den 31. Oltober 1929.
Heſſ. Landestheater, Großes Haus, 20 Uhr, C. 6: „
Inter=
mezzo‟. — Kleines Haus: Keine Vorſtellung. — Orpheum:
Ge=
ſchloſſen. — Konzerte: Schloßkaffee, Rheingauer, Weinſtube,
Konkordiaſaal. — Städt, Saalbau, 17 und 20 Uhr: Orittes
Akademie=Konzert. — Feſtſaal des Realgymnaſiums,
20 Uhr: Vortrag „Schlafloſigkeit und Nervoſität.” —
Kinovor=
ſtellungen: Union=Thegter, Helig.
Aus Heſſen.
Abhaltung von Sprengkurſen mit Sicherheits-Spren
foffen durch die Landwwiriſchaftskammer.
Die Landwirtſchaftskammer beabſichtigt, an drei günſtig gelege,
Plätzen, je einem in jeder Provinz, demnächſt Romperit=Sprengku
abzuhalten. Es ſoll damit den Intereſſenten die Möglichkeit gege
werden, ſich im Sprengen mit Sicherheits=Sprengſtoffen auszubild
andererſeits das Verfahren ſelbſt in ſeiner Bedeutung für die Bod
lockerung beim Pflanzen von Obſtbäumen und die Wachstumsförderu
bei älteren Obſtbäumen kennen zu lernen.
Ueber die Teilnahme an einem Kurſus wird eine Beſcheinigu
durch den ausbildenden Sprengtechniker ausgeſtellt, die nötig iſt.
bei den Kreisämtern die Erlaubnis zum Sprengen und zum Ank
von Sprengſtoffen zu erhalten.
Die Kurſe finden nur bei genügender Teilnehmerzahl ſtatt u
bleibt eine Zuſammenlegung der drei vorgeſehenen Kurſe vorbehalt /
Anmeldungen haben bis ſpäteſtens 10. November 1929 bei der Lau
wirtſchaftskammer in Darmſtadt, Rheinſtraße 62, zu erfolgen.
Infolge der neuerdings zur Anforderung kommenden beträchttig
Unkoſten für Sprengtechniker, Materialbeſchaffung uſw. muß die Lar
wirtſchaftskammer eine Teilnehmergebühr von 3 Mark pro Perſon
heben und wird dieſelbe noch angefordert, ſoweit die Kurſe zuſtan
kommen.
Börderung der Obſt= und Beinräckfkändeverwerkun
Das Branntweinmonopolamt hat auf Antrag des Reichsverband
der Deutſchen Klein= und Obſtbrenner die Uebernahmepreiſe für d.
vom 1. Oktober d. J. ab in Abfindungsbrennereien und Verſchlußbrenn
reien mit einer Jahreserzeugung bis zu 4 Hektoliter zur Ablieferu
hergeſtellten Kernobſt=, Weintreſter= und Weinhefe=Branntwein auf 2,
Mark per Liter Weingeiſt, für Obſttreſter=Branntwein auf 1,78 Ma
erhöht. Die Erhöhung bezieht ſich jedoch nur jeweils auf den erſte
erzeugten Hektoliter. Für die übrigen Hektoliter und Kornöranntwvei
erhöhen ſich die ſeitherigen Uebernahmepreiſe jeweils um 6 Mark p.
Liter Weingeiſt. Der Obſtweinhefe=Branntwein wird zu demſelbe
Uebernahmepreis wie der Weinhefe=Branntwein abgenommen,
Ou kassft lahr Uchasdt und Lauch ausuee Fralgo=
Ge
A
Oauftſies maig Oaftad Galsikltsätt
An. Arheilgen, 29. Okt. Reformationsfeſt. Im Feſtgottei
dienſt am Reformationsſonntag wirkte der Kirchengeſangberein mit zu
kamen hierbei folgende Lutherchoräle zum Vortrag: 1. Crhalt uns Her
bei deinem Wort; 2. Nun freut Euch liebe Chriſtengemeind”, und
Vater unſer im Himmelreich. Alle drei Choräle wurden in neuen Sätze
von Arnold Mendelsſohn zu Gehör gebracht. Im Nachmittagsgottes
dienſt predigte Herr Pfarrer Erkmann=Wixhauſen. Die am Abend zu
Gemeindehauſe veranſtaltete Reformationsfeier bedeutete zugleich ein
wichtige Unterſtützung für den Poſaunenchor, da der Reinertrag dieſen
zugute kam und ihm helfen wird, ſeine Aufgaben im Dienſte der lich
lichen Vereine und Kirchengemeinde zu erfüllen. Die Ausgeſtaltung des
Abends hatte darum auch der Poſaunenchor übernommen und durc
Aufführung eines dramatiſchen Spiels aus der Bauernkrieg „Die
Vauernführer” von Walter Flex verherrlicht. Der Dirigent des
Bläſerchors, Herr Breitrück, trug einige Solis vor und ein Vortag
beleuchtete die Bedeutung des Jahres 1529 für die Gegenwart. — Au
Sonntag nachmittag fand die Beerdigung des mit ſeinem Motornad
verunglückten Fahrradhändlers Karl Weſp unter außerordentlicher
Be=
teiligung aus allen Teilen der Bevölkerung ſtatt. Allgemein war die
Anteilnahme bei dem ſo frühen Dahinſcheiden des im beſten
Mannes=
alter ſtehenden 35jährigen Mannes. Kranzſpenden von ſeiten des
Motorradklubs, Ortsgewerbevereins, Arbeiter=Rad= und
Kraftfahrer=
vereins „Friſch=Auf”, des Jahrgangs 1894 und des Geſangbereuns
„Liederzweig”, der auch am Grabe ſang, wurden am Grabe unter
Nac=
rufen niedergelegt. — Das 4. Ziel der ſtaatlichen Sonder=, Grund= u0
Gewerbeſteuer 1929 iſt bis zum 2. November, das Holz= und Graßz0
bis zum 11. Nobember d. J. bei Meidung der Mahnung und 9i
treibung an die Untererhebſtelle zu entrichten —
Feuerweſt=
ſchkußübung. Am Sonntag fand hier die Inſpektion unſerer 8”
willigen Feuerwehr durch den Kreisfeuerwehrinſpektor Karpfinger .0.
Zuerſt nahm man eine Exerzier= und Geräteübung vor, der ein
Bran=
angriff an der Schenckſchen Maſchinenfabrik folgte. Beide Uebungn
nahmen einen vorzüglichen Verlauf. Im Anſchluß fand im Gaſthau
„Zur Sonne” ein gemütliches Beiſammenſein ſtatt, wobei die Kapell
der Wehr ihre Weiſen erklingen ließ.
Ck. Büttelborn, 29. Okt. Schulhaus=Grundſteinlegung.
Am Sonntag nachmittag wurde in Büttelborn der Grundſtein zu dem
neuen Schulhaus gelegt. Aus dieſem Anlaß fand ein kleiner Feſtalt
ſtatt, der von Schülerchören umrahmt war und bei dem Bürgermeiſtſe
Barthel und Lehrer Hebermehl das Wort zu kurzen Anſprachen
nſ=
men. Anſchließend wurde das Deutſchlandlied geſungen. In den
Grund=
ſtein wurde ein Dokument eingelegt, in dem es u. a. heißt: „Nachden
wir im Sommer dieſes Jahres 1929 unſere Waſſerleitung als Teil des
Gruppenwaſſerwerkes „Gerauer Land” in Betrieb nehmen konntel,
ſind wir nunmehr dabei, unſerer Gemeinde durch die Errichtung eins
Schulhauſes mit Schüler= und Volksbad die Möglichkeit zu geben, noch
beſſer als ſeither für die körperliche und geiſtige Entwicklung der
Jugend zu ſorgen, in der wir koſtbares Gut ſehen. Nach langen
Ver=
handlungen mit den Forſtbehörden wurde uns geſtattet, in unſerem
Ge=
meindewald einen außerordentlichen Holzhieb vorzunehmen. Indes
kön=
nen wir auf dieſe Art nur einen Teil der Baukoſten decken, ſo daß das
Werk nur unter ſchwerer Belaſtung des Gemeindehaushaltes
durch=
geführt werden kann. Am 7. Juni 1929 beſchloß der Gemeinderat
ein=
ſtimmig, den Neubau nach dem Plan des Architekten Renker aus
Crum=
ſtadt zu errichten. Allerdings bedurfte es noch langer Verhandlungn
mit verſchiedenen Staatsbehörden, bis die Bauarbeiten endlich am 10.
Oktober 1929 beginnen konnten. Heute am Sonntag, den 27. Oktober
1929, ſind die Vertreter der Gemeinde Büttelborn, die Schulkinder mit
ihren Lehrern, viele Gemeindeglieder ſowie geladene Gäſte auf demn
Bauplatz in der Martinſtraße verſammelt, um nach alter Sitte den
Grundſtein zu legen, der mit ſeinem Urkundeninhalt ferneren Zeiten
von unſerem Vorhaben und den näheren Umſtänden Kunde ſichern ſol.
Möge dieſes Haus ohne Unfall, in Rechtſchaffenheit und Eintracht
er=
baut werden. Mögen in dieſer Schule allzeit treue Lehrer geſunde
Kinder zu kernhaften Männern und Frauen heranbilden. Mögen i
dieſem Bad recht viele Menſchen immer wieder Erquickung finden.
Möge dieſes Haus, geſchützt gegen alle Gefahren, jederzeit die rechte
Pflege und zweckentiprechenden Ausbau erfahren, damit es den
Auſ=
gaben, für die es beſtimmt iſt, auch wirklich dienen kann. Möge dieſs
Haus viele Jahrhunderte wahrhaften Friedens erleben und ein
gick=
liches Geſchlecht am Werke ſehen, das in Einigkeit und Recht und
Frei=
heit Ererbtes verwaltet und ausgeſtaltet und mit ſelbſtloſer Hingabe
alles tut, um einer beſſeren Zukunft den Weg zu bereiten. Heil u0
Segen dieſem kommenden Geſchlecht!”
4a. Eberſtadt, 29. Okt. Den Pächtern ſtaatlicher Grundſticke,
die zwiſchen der Alten und der Neuen Darmſtädter Straße in der hi”
ſigen Gemarkung liegen, wird ſeitens des Forſtamts Eberſtadt bekann”
gegeben, daß ihre Pachtgrundſtücke in die bon der Gemeinde Eberſiadt
beſchloſſene Baulandumlegung fallen, und daß der Staat dieſe
Gruud=
ſtücke gemäß Artikel 16 der Verpachtungsbedingungen aus der Pacht
zieht, und zwar vom Tage der Vollziehbarkeitserklärung der Umlegung
ab. Anſprüche gegen den Verpächter aus dieſer Pachtentziehung ſtehen
den Pächtern nicht zu. — Kraftſporttag. Der neugegründeie
Kraftſportverein Eberſtadt hält am Samstag abend im Sagle d2
„Vergſträßer Hofes” einen Boxkampfabend ab, bei dem auch Ning”
kämpfe vorgeführt werden. Auswärtige Kräfte wirken mit. — D08
Herbſtkonzert des Geſangvereins „Frohſinn” findet am Sonntag
abend im Bergſträßer Hof”, ſtatt. Außer dem Vereinschor wirkt ein
Darmſtädter Quintett mit.
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Nummer 302
Donnerstag, den 31. Oftober 1929
Seite 7
* Großes Schadenſeuer in Seeheim a. d. B.
Ce. In der Nacht zum Dienstag weckte Feuerruf die Ein=
Tvohner aus mitternächtlichem Schlafe. Gegen 1 Uhr ſchlugen
haushohe Flammen empor, und bald ſtanden die Scheuer des Peter
Roßmann und das neugefüllte Holzlager des Zimmermeiſters
(hr. Bohn völlig in Flammen. Ein ſtarker Südwind fachte das
Feuer an, und die Funken gefährdeten bald das ganze Dorf;
rnußte man doch dicht an der Häuſerreihe der Darmſtädter
Straß= entlang laufen, um nicht getroffen zu werden. Wohl.
ging während der ganzen Nacht ein anhaltender Regen nieder,
Hoch bot das reiche Holzlager, gefördert durch den ſtarken Wind,
Den Flammen immer neue Nahrung. Unermüdlich ſuchte die
Freiwillige Feuerwehr Herr des Feuers zu werden; die
Jugen=
heimer Wehr kam hilfsbereit herbei, doch fehlte es am nötigen
Waſſer. Da öffneten die Nachbarn ihre Hausleitungen, und
Männer und Frauen trugen eifrigſt in Eimern Waſſer herbei.
Bald kam die Darmſtädter Feuerwehr mit einer Motorſpritze,
Heren Hilfe beſonders erfolgreich war. Das geſamte Hilfswerk
leitete der aus Bensheim herbeigeeilte Kreisfeuerwehrinſpektor,
Herr Bräunig. Noch größer als die Schar der Helfer war die
der Zuſchauer: tief aus dem Odenwald und vom Ried her hatte
der Feuerſchein ſie angelockt. Gegen ½4 Uhr konnte man
an=
tiehmen, daß das Feuer auf ſeinen Herd beſchränkt war,
wenn=
gleich die Flammen immer noch haushoch emporſchlugen.
Un=
glücksfälle ſind gottlob keine zu beklagen. Dem Peter Roßmann
follen 2 fette Schweine verbrannt und der Materialſchaden muß
ganz erheblich ſein. — Es waren ſchauerliche Stunden: aus
tief=
ſchwarzer Nacht eine lohende Flammenglut! Ein verzweifelter
Kampf der Menſchenhand mit der übermächtigen Gewalt der
Elemente! „Vor Feuersgefahr und Waſſersnot behüt” uns,
lieber Herre Gott!”
4a. Eberſtadt, 29. Okt. Kommunalfilm. Der Ende der
ver=
gangenen Woche hier in einem Saale zur Aufführung gelangte
Kom=
munalfilm „Vom Willen zur Tat” zeigte diel Intereſſantes aus dem
modernen Kommunalleben der Landorte unter beſonderer
Berückſichti=
gung der heſſiſchen Verhältniſſe. In dem Film wpurden moderne
Wohn=
bauten, Schwimmbäder, Sportplätze uſw. vorgeführt. Der Beſuch war
nicht allzu ſtark.
Cp. Pfungſtadt, 29. Okt. Der Krieger= und
Militär=
berein Pfungſtadt konnte in dieſen Tagen auf ein 40jähriges
Beſtehen zurückblicken. Der Verein beſchloß daher vor kurzem mit
gro=
ßer Mehrheit, das Jubiläum nicht klanglos vorübergehen zu laſſen.
Von einer großen Feſtlichkeit wurde jedoch abgeſehen, vielmehr hielt
znan das Stiftungsfeſt im Rahmen einer gediegenen Saalfeier ab. Der
Saal des „Rheiniſchen Hofes” war gut beſetzt. Die Muſik wurde vom
Muſikverein unter perſönlicher Leitung des Muſikdirigenten Lutz
ge=
ſtellt. Fräulein Gretel Gandenberger ſprach einen paſſenden Prolog.
Die Begrüßungsanſprache hielt der ſtellv. Vorſitzende Peter Seeger 3.
Bei der Gefallenenehrung wurde ein äußerſt ſinnreiches „Lebendes
Bild” geſtellt. In Verhinderung des Haſſia=Präſidenten hielt der Be=
Zirksvorſitzende Eidenmüller=Darmſtadt die Feſtanſprache, dabei auf die
Bedeutung treuer Kameradſchaft eingehend und den Verein zu ſeinem
Jubiläum herzlich beglückwünſchend. Bezirksvorſitzender Eidenmüller
niahm auch die Dekorierung der noch lebenden 15 Gründer und die
Aus=
zeichnung der Altveteranen vor. Im zweiten Teil des Programms
luurden Soloſtücke und ein ſoldatiſcher Schwank „Soldatenliebe im
Schilderhaus” aufgeführt. Dann wurde dem Tanze zugeſprochen.
Zwei 85jährige. Am Dienstag beging die Witwe Eliſabeth
Kra=
mer, Hillegaſſe, ihren 85. Geburtstag. Am kommenden Donnerstag wird
die Witwe Eliſabeth Ade, Seilerſtraßeneck, ebenfalls 85 Jahre alt.
(k) Roßdorf, 30. Okt. Neue Hebamme. Frau Eliſabethe
Hein, die über 50 Jahre ihren Dienſt als Hebamme verſieht,
beabſich=
tigt demnächſt in den Ruheſtand zu treten. Die Stelle ſoll daher wieder
beſetzt werden. Es kommen nur ortsanſäſſige Damen als
Bewerberin=
nen in Betracht., Schriftliche Bewerbungsgeſuche, denen ein Lebenslauf
beizufügen iſt, ſind bei der Bürgermeiſterei einzureichen.
Pflugvorführungen des Landwirkſchaftsamks
Heppenheim a. d. B.
Die in der vorigen Woche vom Landwirtſchaftsamt
Heppen=
heim in Mörlenbach und Reichenbach veranſtalteten
Vor=
führungen von neuzeitlichen Bodenbearbeitungsgeräten waren gut
be=
ſucht; ein Beweis dafür, daß mit dieſen Veranſtaltungen einem Wunſch
unſerer Landwirte Rechnung getragen worden war. Die Vorführung
in Mörlenbach ſtand unter Leitung von Oberlandwirtſchaftsrat Dr.
Schül, die in Reichenbach unter der von Landwirtſchaftsrat
Ra=
benau. In einleitenden Worten wurde auf den Wert der
Boden=
bearbeitung hingewieſen, wie gerade ſie gegenüber der Verwendung
guten Saatgutes und rationeller Düngung noch ſehr zurückſtehe, im
Verein mit dieſen Maßnahmen aber erſt eine volle Ernte verbürge.
Gerade der ebenſo unſichere wie meiſt wichtige Wachstumsfator „
Waſ=
ſer” ſei durch wohldurchdachte, ſorgfältige Bodenbearbeitung
ausſchlag=
gebend zu beeinfluſſen, ſei es nun durch rechtzeitiges Pflügen, Eggen,
Abſchleifen und Walzen des Bodens oder durch Tiefkultur vor Winter.
Das Schaupflüge habe den Zweck, daß ſich der Bauer mit eigenen
Augen von der Arbeitsweiſe der verſchiedenen Pflüge überzeuge, ſie
miteinander vergleiche und das für ſeine Verhältniſſe Brauchbare
her=
ausfinde.
Die Pflüge, die von der Pflugfabrik Eberhardt=Ulm in
lie=
benswürdiger Weiſe zur Verfügung geſtellt worden waren, wurden von
Herrn Diplomlandwirt Kilian=Ulm zunächſt in allen Einzelheiten
erklärt und dann von ihm ſelbſt vorgeführt. Von den Beetpflügen
leiſtete ganz hervorragende Arbeit Utilus. Viel Intereſſe beſtand auch
für den beſonders den Odenwälder Verhältniſſen zuſagenden
Wechſel=
pflug „Reform=Janus IK‟. Als Neuheit erſchien ein Wechſel=
Bra=
banterpflug „Dobra !”. Von ihm meinte Herr Kilian, daß er die
Zu=
kunft habe und mit der Zeit wohl alle anderen Wechſelpflugſyſteme
verdränge. Er paſſe für alle Verhältniſſe, ſei leichtzügig und das
Arbeiten mit ihm einfach. Den Anweſenden erſchien er zunächſt zu
ſchwer und unbeholfen. Erſt als er lief, erkannte man, daß man ſich
in ſeiner Beurteilung geirrt hatte. Es wäre erwünſcht, daß nun auch
ein Odenwaldbauer einmal in ſeinem Betrieb einen ſolchen Pflug
an=
ſchafft, um zu ſehen, ob er für alle ſeine Verhältniſſe (Hang,
flach=
gründiger, ſteiniger Boden uſw.) geeignet iſt. Auch ein
Untergrund=
lockerer wurde gezeigt, fand aber bedauerlicherweiſe weniger Anklang.
Man glaubt immer, im Odenwald keine Tiefkultur betreiben zu können.
Wenn ſie auch ſchwieriger iſt als beiſpielsweiſe im Ried, ſo iſt ſie aber
immerhin vielfach möglich, und gerade wegen ihrer Schwierigkeit auch
beſonders lohnend. Wer nicht genug Arbeitstage für ſeine Pferde hat,
kann ſie durch Tiefpflügen vermehren und ſo ſeine Pferdehaltung
rentabler geſtalten. Nach Verſuchen die das Landwirtſchaftsamt
Hep=
penheim vor einigen Jahren mit Tiefpflügen durchführte hatte ſich
dieſe Maßnahme zu Hackfrüchten ausgezeichnet bewährt. Ein Wechſel=
Zweiſcharpflug erregte ebenfalls viel Intereſſe. In der Sammlung
befanden ſich endlich auch verſchiedene Hack= und Häufelpflüge, ſowie
ein Kartoffelroder. Muß doch immer wieder feſtgeſtellt werden, daß
im Odenwald noch viel zu viel mit der Hand gehackt und gehäufelt
wird, anſtatt der Hack= und Häufelpflüge ſich zu bedienen, mit denen
die Arbeit billiger, ſchneller und damit rechtzeitiger ausgeführt wird
als von Hand. Gerade dieſe letzte Vorausſetzung, der richtige
Zeit=
punkt, iſt ausſchlaggebend für den Erfolg.
Herr Diplomlandwirt Kilian entledigte ſich ſeiner Aufgabe in
glänzender Weiſe, und der Dank, der ihm von den leitenden Herren
des Landwirtſchaftsamtes ausgeſprochen wurde, war wohlverdient,
ebenſo auch der Dank den Landwirten, welche die Geſpanne geſtellt
und den Transport der Geräte übernommen hatten. Bei den
anweſen=
den Landwirten ſelbſt war die Veranſtaltung auf fruchtbaren Boden
gefallen, ſonſt hätten ſie zum Schluß nicht gewünſcht, im kommenden
Frühjahr ein Schaueggen vorgeführt zu erhalten.
„dt. Traiſa, 29. Okt. Zu einem Volksliederabend hatte für
den Sonntagabend der hieſige Geſangverein „Sängerluſt” in den
„Kronenſaal” eingeladen. Unterſtützt wurde er hierbei von der
Ge=
ſangsabteilung des Odenwaldklubs Lichtenberg=Niedernhauſen‟. Beide
Chöre waren zu einem klangſchönen Geſamtchor von etwa 70 Sängern
vereinigt. Die Stabführung wurde von den Herren Chorleitern, Lehrer
A. Born=Darmſtadt (Sängerluſt Traiſa) und Lehrer W. Kuſchke=
Niedernhaufen (Odenwaldklub Lichtenberg), abwechſelnd ausgeübt. Leiter
wie Sänger gaben erneut einen Beweis, auf welch hoher Stufe auch
die Volksliedkunſt innerhalb des Heſſiſchen Sängerbundes ſteht, dem
beide Vereine angehören. Die Wiedergabe ſämtlicher Chöre war für
die außerordentlich zahlreichen Zuhörer ein nicht gewöhnliches Erlebnis.
Schwer hält es, von den gebotenen Perlen deutſcher Volkslieder einige
beſonders hervorzuheben, doch dürfte der tiefſte Eindruck mit dem
herr=
lichen „Im ſchönſten Wieſengrunde” von C. Böhm erzielt worden ſein.
Mit Freuden darf feſtgeſtellt werden, daß außer Mitgliedern
benach=
barter Vereine auch viele Mitglieder des Arbeitergeſangvereins
an=
weſend waren, ein Beweis, daß wir im Liede eine verbindende Brücke
haben. Die „Sängerluſt” aber darf dem reichen Kranz ſchöner
Er=
folge in ihrem langjährigen Vereinsleben ein weiteres Lorbeerblatt
hinzufügen. Zwiſchen den einzelnen Liedabteilungen bot ein hübſch
zuſammengeſetztes Muſikquintett köſtliche Proben ſeiner Kunſt. — Am
10. November wird die gleiche Veranſtaltung im „Kaiſerſaal” zu
Lich=
tenberg eine Wiederholung finden.
Rheinheſſen.
WSN. Mainz, 30. Okt. Beiſetzung von Direktor
Joſeph Will., Geſtern nachmittag 2 Uhr fand die Beiſetzung des
verſtorbenen Direktors der Mainzer Verlagsanſtalt und Druckerei=A.=G.,
Joſeph Will, ſtatt. Eine unabſehbare Menge Leidtragender hatte ſich
vor der Friedhofskapelle verſammelt, wo der Sarg inmitten einer Fülle
von Blumen und Kränzen aufgebahrt war. Nach der kirchlichen
Ein=
ſegnung ergriff der Vorſitzende des Aufſichtsrates der Mainzer
Ver=
langsanſtalt und Druckerei A.=G., Dr. F. Rothe, das Wort und rief
dem Toten den Dank der Geſellſchaft nach. Der Verſtorbene ſei kein
Mann des Wortes, ſondern ein Mann der Tat, der unermüdlichen
tatkräftigen Arbeit geweſen. Namens der Stadt Mainz gedachte
Bür=
germeiſter Ehrhard des Dahingeſchiedenen, der ſtets mit lebhaftem
In=
tereſſe für das Gemeinwohl ſeiner engeren Heimat tätig war. Für die
Handelskammer legte deren Präſident, Chr. Scholz, an der Bahre einen
Kranz nieder, und betonte, daß Direktor Will während der kurzen Zeit
ſeiner Mitgliedſchaft ein wertvoller Mitarbeiter und lieber Kollege
ge=
weſen ſei. Nachdem Oberregierungsrat Kreck namens der
Reichsbahn=
direktion Mainz mit herzlichen Abſchiedsworten einen Kranz gewidmet
hatte, ſprach für den Verein Deutſcher Zeitungsverleger
Kommerzien=
rat Dr. h. c. Neven=Dumont dem langjährigen Vorſtandsmitglied Dank
für ſeine nimmer raſtende Tätigkeit aus, deſſen Sachkenntnis und
ziel=
ſicherem Blick die Berufsgenoſſen viel zu verdanken haben. Er feierte
auch den treudeutſchen Mann, der unentwegt für die Befreiung ſeiner
engeren Heimat ſich eingeſetzt habe, die ein tragiſches Geſchick ihn nicht
mehr habe erleben laſſen. Für den Deutſchen Buchdruckerverein legte
Dr. Reichel eine Kranzſpende nieder. Namens der Redaktion des
„Mainzer Anzeigers” und des Reichsverbandes der Deutſchen Preſſe
widmete Redakteur Schneider dem Toten tief empfundene
Abſchieds=
worte und gab das Verſprechen, das Werk des Verſtorbenen in ſeinem
Sinne weiterführen zu wollen. Weiter ſprachen noch Vertreter der
Angeſtellten und der Belegſchaft der Mainzer Verlagsanſtalt und
Druk=
kerei A.=G., der Druckerei=Berufsgenoſſenſchaft, der Demokratiſchen
Par=
tei, der Gutenberg=Geſellſchaft, des Verkehrsvereins u. a. m. Dann
be=
gab ſich die Trauerverſammlung zum Grabe, in dem die ſterblichen
Ueberreſte zur letzten Ruhe gebettet wurden. Als der Sarg unter einer
Fülle von Blumen verſchwunden war, brach ein Sonnenſtrahl durch die
grauen Wolken und Flugzeuge des Mittelrheiniſchen Vereins für
Luft=
fahrt kreuzten über dem Grabe, dem Verſtorbenen den letzten Gruß
entbietend.
— Wafferſtanbs=Nachrichten vom 30. Oktober Rhein: Hüningen
0,80, Kehl 76, Maxau 3,48 Mannheim 2,02, Mainz — 0,17, Bingen
1,02, Kaub. 1,90, Köln 0,56 Meter. — Main: Schweinfurt 0,67,
Würz=
burg 0,69, Lohr 0,98 Gr.=Steinheim 2,18, Frankfurt 2,45, Koſtheim
— 0,56, Waſſertiefe 1,38, Koſtheim Fahrtiefe 1,08 Meter.
— Hirſchhorn, 30. Okt. Waſſerſtand des Neckars am
29. Oktober 0,55 Meter, am 30. Oktober 0,57 Meter, morgens 5.30 Uhr.
Oberheſſen.
— Gießen, 30. Okt. Diamantene Hochzeit. Am 31.
Okto=
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mit ſeiner Frau das ſeltene Feſt der Diamantenen Hochzeit in beſter
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Seite 8
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bekannt durch ſeine Erforſchung der wahren Erkrankungsgrundurſache,
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Haarausfall u. Ergrauen
ſind nur, aber auch immer ſicher heilbar durch Wiedergeſundung der erkrankten
Haarorgane. Wodurch dieſe erkranken und wie einfach ſie wieder zu heilen ſind
und wie dann auch bei voller Kahlheit wieder gute Behaarung entſteht, wird
ausführlich vorgetragen und durch viele Originalheilberichte bewieſen.
Da der Beſuch der Kirchhoffiſchen Vorträge meiſtens ſehr ſtark
iſt, wird den Heilbedürftigen ſehr baldiges Kommen empfohlen.
Nammer 302
Donnerstag, den 31. Oktober 1929
Seite 9
Flintenweiber.
Von Graf Alexander Stenbock=Fermpr.
Das erſte Ziel unſeres Vormarſches iſt erreicht: die
Front=
linie Schlock-Mitau-Bauske! Wir haben die Baſis für neue
Operationen mit dem Ziel: Befreiung Rigas!
Es gelingt uns, drei „Flintenweiber” zu faſſen. Das ſind
heruntergekommene Frauenzimmer, zum großen Teil Proſtituierte
aus Riga. Von den Bolſchewiken zu Henkersdienſten verwendet.
Ihre Grauſamkeit und Blutſucht iſt im ganzen Lande
ſprich=
twörtlich. Maſſenerſchießungen in Riga ſind vielfach von „
Flin=
tenweibern” ausgeführt. Es ſind Fälle vorgekommen, wo dieſe
Weiber einſprangen, wenn ſich Männer weigerten, die
Hinrich=
tung zu vollziehen. In auffallender Kleidung gingen die
„Flintenweiber” durch die Straßen. Federhüte, Lackſchuhe,
Ka=
rabiner auf dem Rücken.
Die drei gefangenen Weiber werden aus der Stadt geführt,
fofort abgeurteilt. Sie ſtellen ſich breitbeinig hin, ſpucken aus,
brüllen ſchweiniſche Schimpfworte. Ein hageres, geſchminktes
Weib hebt die Fäuſte und prahlt etwas von dreißig „Bourgeois”
die ſie eigenhändig getötet hat. Als die Gewehre in Anſchlag
liegen, fährt ſie herum bückt ſich, hebt ihren Rock und zeigt das
Hinterteil. Die Schüſſe zerfetzen die Weiber.
Schwere Geſchütze feuern. Die Roten holen zum Gegenſtoß
aus. Die erſte Kompagnie läuft im Eilmarſch zum Meer, einige
Kilometer von Schlock, in das Fiſcherdorf Kaugern.
Ausge=
ſchwärmt gehen wir durch den Dünenwald.
Vor unſerer Naſe hämmern Maſchinengewehre. Wir nehmen
Deckung. Ich liege in einem Erdloch hinter dichtem Gebüſch.
Sehe vor mir, dreißig Meter vielleicht, einen Menſchenkopf
auf=
tauchen. Unter der Pelzkappe, mit kleinem roten Stern in der
Mitte, Geſicht mit dünnem, ſchwarzem Schnurrbart. „Du
ent=
kommſt mir nicht, Bürſchlein!” Ich ziele auf die Naſenſpitze.
Drücke ab. Der Mann verſchwindet im Boden Fehlſchuß?
Wir rücken wieder vor. Ich ſpringe die dreißig Meter
vor=
wärts. In einem Erdloch hockt die zuſammengefallene Geſtalt.
Ich werfe den Toten herum: zwiſchen den Augenbrauen ſitzt
meine Kugel.
Der erſte Menſch, den ich getötet habe. Der erſte Menſch!
Ich fühle nichts dabei, ſeltſam. Ein Gefühl wie beim Abſchuß
des erſten Haſen. Ich ſchäme mich — ich habe doch einen
Men=
ſchen getötet!
Bis kurz vor Aſſern kommen wir vor. Hier haben die Roten
feſte Stellung. Das Gefecht wird abgebrochen. Wir gehen auf
Kaugern zurück. Schlock iſt feſt in unferer Hand.
*) Wir entnehmen dieſen Abſchnitt mit Erlaubnis des Verlages
dem Buche „Freiwilliger Stenbock”. Bericht aus dem
bal=
tiſchen Befreiungskampf, das demnächſt in der von Frank Thieß
her=
ausgegebenen Sammlung „Lebendige Welt” bei J. Engelhorns Nachf.
in Stuttgart erſcheint.
In den kleinen Fiſcherhäuſern um den Holzſteg, am
Meeres=
ufer, nehmen wir Quartier. Unſere Gruppe kommt in ein
größe=
res Haus, das einem alten Fiſcherehepaar gehört. Im
Neben=
raum bezieht Sadkoff ſeine Wohnung.
Es kommen harte Tage. Schweres Geſchützfeuer Tag und
Nacht. Schwere Angriffe Tag und Nacht. Die Bolſchewiken
können den Verluſt von Schlock nicht verſchmerzen. Ihre
erbit=
terten Stöße werden ſtets abgewieſen. Mit großen Verluſten.
Auch wir haben manchen Toten zu beklagen. Das Geſchützfeuer
richtet Schaden an.
Wir richten uns auf Stellungskrieg ein. Graben
Schützen=
gräben mit feſten Maſchinengewehrſtellungen und Erdlöcher, in
die wir uns verkriechen, wenn die ſchweren Granaten kommen.
Oft müſſen wir tagelang in den Löchern ſitzen.
Mit den Fiſchern freunden wir uns raſch an. Alte
freund=
liche Männer, Kinder und Frauen. Drei ſchöne Fiſchermädchen,
die für die „Liebe” in Frage kommen. Die Mädchen ſind nicht
hartherzig. Wir ſtreiten uns häufig, voller Eiferſucht. Doch
das iſt überflüſſig: jeder einzelne kommt dran. Kornett v. Parem
hat die Anuſchka erkoren, eine kleine, dicke, hellblonde
Perſönlich=
keit. Er iſt ſchwer aus ihren Armen herauszukriegen, auch bei
Alarm muß man lange an ſeine Türe klopfen.
Der März vergeht und faſt der ganze April. Wir lernen
eine neue Not gründlich kennen: Läuſe! Beim Ueberfall in
Rage=
zeem am 17. März hatten wir ſämtliche Torniſter verloren. Seit
ſechs Wochen trage ich dasſelbe Hemd am Leibe. Erſatzwäſche
hat es nicht gegeben.
Wir ſind fürchterlich verlauſt. Da gibt es keine Hilfe, kein
Gegenmittel. Wir iſolieren uns voneinander, bauen uns Betten,
erneuern jeden Tag das Stroh — vergeblich! Vom Rittmeiſter
Sadkoff bis zum Zwillingspaar Nagel . . . alles verlauſt.
Am Tage, wenn man im Gefecht liegt und Poſten ſteht, geht
es noch; aber in der Nacht, beim Schlafen! Wenn ich mich
hin=
ſtrecke und einſchlafen will, beginnen die Läuſe aus ihrem
Däm=
merdaſein zu erwachen und tummeln ſich munter auf dem
Kör=
per herum. In ohnmächtiger Wut liege ich auf meinem Bett.
Wegen der ſteten Alarmbereitſchaft dürfen wir uns nicht
aus=
kleiden und haben ſo nicht mal die Möglichkeit, uns kratzen zu
können. Je wärmer der Körper wird, um ſo lebendiger werden
die Läuſe. Ich fühle, wie die Bieſter hin= und herrennen, jede
Stelle des Körpers ausprobierend. Stöhne, ächze. Ueberall
kratzt, beißt, zwickt und krabbelt es.
An einem ruhigen Tag beſchließe ich, Vernichtungsfeldzug
gegen meine Läuſe zu führen. Ich ſetze mich an den
Meeres=
ſtrand, ziehe mein einziges Hemd aus und zerknackſe ſyſtematiſch
die gefangenen Läuſe zwiſchen den Daumennägeln. Die Leichen
werden den Fiſchen zum Fraß vorgeworfen. Dazu pfeife ich
ein munteres Lied. Nach dem Mord der ſiebzigſten Laus gebe
ich die Arbeit auf. Ich habe das feſte Bewußtſein: wenn ich bis
zum Ende meiner Tage hier ſitzen werde, bin ich noch lange nicht
fertig.
Einmal ich ſitze allein im Zimmer auf meinem Bett, kommt
Schmidt herein. Er gibt mir ein Zeitungsblatt. Ein Blatt der
Bauarbeiten.
Die Erd=, Maurer=, Beton=,
Eiſen=
beton= und Kunſteinarbeiten bei der
Er=
richtung von Wohnhausneubauten und
einer Kleinlinderſchule an der
Ludwigs=
höhſtraße ſollen auf Grund der
Reichsver=
dingungsordnung vergeben werden.
Die Bedingungen liegen bei dem
unterzeichneten Amte, Grafenſtr. Nr. 30,
I., Zimmer Nr. 9, offen.
Angebote ſind bis Mittwoch, den
8. November 1929, 10 Uhr, bei dem
Städt. Hochbauamt, Grafenſtraße 30, I.,
Zimmer 9, einzureichen.
(st17052
Darmſtadt, den 29. Okt. 1929.
Städt. Hochbauamt.
Montag, den 4. November ds.
Js., nachm. von 3½ Uhr ab, wird
in der Turnhalle am Woogsplatz hier
das Laub von den Wegen u. Schneiſen
der ſtädt. Förſtereien Heiligkreuz
und Beſſunger Laubwald verſteigert.
Darmſtadt, den 30. Okt. 1929. (st17051
Städt, Güterverwaltung.
Am Freitag, den 1. Nov. 1929,
nachmittags 3 Uhr, verſteigere ich in
meinem Verſteigerungslokal, hier,
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Peddigrohr=
garnitur, 1 Ladentheke, 2
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ſchränke, 1 Büfett, 1 Auſtro=Fiat, eine
Schreibmaſchine (Kappel & Stöwer),
1 Tiſch, 6 Stühle (gepolſtert).
Hieran an Ort und Stelle verſteigere
ich nachm. 4 Uhr Holzhofallee 27:
1 Kreisſchere.
Hieran an Ort u. Stelle verſteigere ich:
2 Kaſſenſchränke, verſchiedene
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tiſche, 1 Rollſchrank, 1 Schreibmaſch.,
Elektromotore, 1 Bandſäge, 1
Hobel=
maſchine
(17061
öffentlich zwangsweiſe gegen
Bar=
zah ung.
Darmſtadt, den 31. Okt. 1929.
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Gerichtsvollzieher in Darmſtadt.
Vork Beurkaf!
Am Samstag, den 2. November d. J.,
vormittags 11½ Uhr, wird auf der
Bürgermeiſterei Roßdorf im Wege der
öffentlichen Submiſſion ein zur Zucht
untauglicher, gut gehaltener
Taseleben
verkauft. Die Angebote müſſen auf das
Pfund Lebendgewicht erfolgen und ſind
bis zum vorgenannten Termin bei der
unterzeichneten Stelle einzureichen,
wo=
ſelbſt auch die Verkaufsbedingungen
ein=
geſehen werden können.
(17024
Roßdorf, den 30. Oktober 1929.
Heſſiſcher Bürgermeiſterei.
(gez.) Loxenz.
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Mettwurst
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1. Pfund 30 g9 Maronen
Pfund 32 g Erdnülsse
geröstet . . . . . Ptund 00 9
„Roten Fahne” Ueberläufern abgenommen. Die Zeitung iſt
fünf Tage alt. Schmidt deutet auf die letzte Seite. Die Namen
der Hingerichteten in Riga! Ich finde viele bekannte Namen.
Und einer: „Jokſch, Karl Friedrich, Dr., und Frau . erſchoſſen
wegen antirevolutionärer Geſinnung . . ." Die Eltern von Jokſch!
Schmidt brummt: „Wir müſſen’s ihm ſagen! Schonend.”
Jokſch nimmt die Nachricht totenbleich auf. Er ſagt kein
Wort, ſtarrt uns mit weiten Augen an. Viele Tage ſpricht er
kaum ein Wort. Er iſt nur furchtbar bleich und die Lippen
zucken. Manchmal, in der Nacht, iſt es mir ſo, als ob ich weinen
höre.
Ueberläufer melden, daß ein neugebildetes Weiberbataillon,
aus Riga, kommandiert, unſere Stellungen überrennen ſoll.
Flintenweiber haben ſich zu einem Sturmtrupp zuſammengetan.
Da die Männer verſagen, müſſen die Weiber die Front der
„Weißen” durchbrechen. Wir beſchließen, die Weiber aufs
Herz=
lichſte zu empfangen.
Um drei Uhr morgens liegen wir in Stellung.
Maſchinen=
gewehre, Geſchütze bereit. Erſt beim Aufblitzen einer
Leucht=
rakete darf gefeuert werden. Gegen halb vier dämmert es.
Ueber das Meer fliegt ein grauer Schein. Wir liegen ungeduldig
hinter den entſicherten Gewehren.
Gegen vier Uhr großer Lärm, Geſchrei. Aha, die Weiber!
Sie künden ſich von weitem an. Schrille Stimmen, Gekreiſch,
Kommandos, Knacken von Zweigen. Zwiſchen den Bäumen am
Strande erkennen wir Geſtalten.
Sie rücken in dichten, regelloſen Kolonnen vor. Unbekümmert.
Aus vierhundert Schritt Entfernung werfen ſie Handgranaten.
Durch dieſe Geräuſche machen ſie ſich Mut.
Sie kommen näher, näher. Die rote Leuchtrakete ſteigt im
hohen Bogen. Unſere ganze Front ſpeit Kugeln aus. Es
häm=
mert und knallt zum Verrücktwerden.
In zehn Minuten iſt die Geſchichte entſchieden. Kreiſchend
löſt ſich das Weiberbataillon auf, flutet zurück. Wir gehen vor.
Haufenweiſe liegen Tote und Verwundete. Seltſam ſehen ſie
in ihrer Männerkleidung aus. Hohe Stiefel, braune
Soldaten=
mäntel, Haare abgeſchoren. Wie halbwüchſige Burſchen.
Da=
neben Gewehre, Mützen, Brotbeutel. Muhlmann findet ein
ſeidenes Taſchentuch.
Spätere Ueberläufer melden, daß die Reſte des
Weiber=
bataillons nach Dubeln zurückgegangen ſind. Dort werden ſie
aufgelöſt, die Weiber nach Riga zurückgeſchickt. Das
Front=
ſoldatenleben hat vielen nicht behagt. Henkerdienſt iſt leichter . . .
Hauptſchriftleltung: Rudolf Maupe
Verantworfich für Poſiikk und Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feuſlleton, Reich und
Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe; für Sport: Dr. Eugen Buhlmang;
für den Handel: Dr. C. H. Quetſch; für den Schlußdienf: Andreas Bauer; für
„Die Gegenwart”: Dr. Herbert Nette; für den Inſeratenteil: Willp Kuhle; Drnd
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ſtänden.
Berunnmnachang.
Wir bringen hiermit zur Kenntnis,
daß die im Bereiche des Betriebes der
elektriſchen Straßenbahn in den Jahren
1925/27 gefundenen Gegenſtände —
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beſondere Schirme und
Stöcke=
am Freitag, den 1. November 1929,
vormittags 10 Uhr, im Hauſe
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Barzahlung verſteigert werden. (16878b
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Am Freitag, den 1. Nov. 1929,
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im Lokal Sensfelderweg 1 beſtimmt:
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Schreibtiſch (Diplomat), 1 kl. Waren=
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ſchrank, 1 Stehpult.
Darmſtadt, den 30. Oktober 1929.
Jungermann
richtsvollzieher in Darmſtadt.
Seite 10
Donnerstag, den 31. Oktober 1929
Nummer 30
Profeſſor Adolf Erman,
der berühmte Aegyptologe, feiert am 31. Oktober
ſeinen (5. Geburtstag. Erman wurde 1854 in
Berlin geboren; er ſtammt aus alter
Gelehrten=
familie, ſein Vater und Großvater waren
be=
deutende Phyſiker. 1885 wurde er Direktor des
Berliner Aegyptiſchen Muſeums, das er bis 1923
leitete. Seine zahlreichen Werke zur Erforſchung
der agyptiſchen Sprache und Kultur genießen
einen hervorragenden Ruf. Profeſſor Erman gibt
die „Zeitſchrift für ägyptiſche Sprache und
Alter=
tumskunde” beraus.
Straßenüberfall.
Koblenz. In der letztene Nacht wurde an der
Polizeidirektion auf dem Kaiſer=Wilhelm=Ring ein
junger Mann mit einer ſchweren Stichwunde am
Kopf aufgefunden. Nach ſeinen Angaben iſt er in der
Nähe des Rings plötzlich von einem Mann
über=
fallen worden, ohne irgendwie einem Grund gegeben
zu haben. Er hatte ſich bis dicht vor die
Polizei=
direktion geſchleppt, um dort Meldung zu erſtatten.
Hier iſt er beſinnungslos zuſammengebrochen.
Zwiſchenfälle während einer Opernvorſtellung.
Düſſeldorf. Zu einem höchſt bedauerlichen
Zwiſchenfall kam es vorgeſtern abend während der
Vorſtellung der luſtigen Weiber von Windſor im
Opernhaus. Während des zweiten Aktes wurde eine
Anzahl Patronen in das Parkett hinuntergeworfen.
In der dann folgenden Pauſe wurden Rufe im
Par=
kett laut: „Hier wird geſchoſſen!‟ Darauf drängte
alles zu den Ausgängen. Nur mit vieler Mühe
ge=
lang es, das Publikum zu beruhigen und eine Panik
zu verhindern. Die Vorſtellung mahm dann bei
ei=
leuchtetem Hauſe ihren Fortgang. Später wurden
abermals einige Wurfgeſchoſſe ins Publikum
geſchleu=
dert. Kriminalpolizei erſchien und nahm einige
Ver=
dächtige feſt. Eine Aufklärung der Angelegenheit iſt
jedoch noch nicht erfolgt. Die Vorſtellung als ſolche
war eine der künſtleriſch beſten der diesjährigen
Win=
terſpielzeit.
Unfall beim Untergrundbahnbau.
Berlin. Beim Bau der Untergrundbohn
Alexander=Platz-Lichtenberg ſtürzte geſtern nacht
eine ſchwere Feldbahnlokomotive infolge
ungenügen=
der Abſteifung der über dem offenen Bauſchacht
lie=
genden Gleiſe in die drei Meter tiefe Baugrube
hinunter. Sie zerſtörte dabei ein Hauptleitungsrohr
der Waſſerleitung. Das Waſſer orgoß ſich in rieſigen
Mengen in die bereits fertiggeſtellte
Untergrund=
bahnſtrecke. Der geſamte Verkehr in der Frankfurter
Allee mußte auf mehrere Stunden geſperrt werden,
bis die Feuerwehr, die mit drei Zügen erſchienen
war, die Aufräumungsarbeiten beendet hatte. Dei
Führer und der Heizer der abgeſtürzten Lokomotil
wurden leicht verletzt. Die Verſteifungen waren
be=
geſtellten Tunneldecke zu erleichtern.
Ein Flugzeug in ein Haus geſtürzt.
Hermannſtadt (Siebenbürgen) ſtürzte in
Turnu=
reſt unterwegs befand, bei einem Notlandungsverſuch
aus 300 Meter Höhe mitten über der Stadt ab und
fiel auf ein Wohnhaus, deſſen Dach es durchſchlug.
Dabei fing der Apparat Feuer. Der= Pilot und ein
Paſſagier kamen in den Flammen um. Das Flugzeug / Heide, unweit des Nordfriedhofes, an der Stelle, wvo
wurde völlig zerſtört.
Der Schweizer Chemiker E. Kleiber
I ein Verfahren zur Herſtellung von
ſynthe=
ſchem Kautſchuk erfunden haben, das einen
oſtenaufwand von nur 50 Rappen pro
Kilo=
ramm erfordert. Hingegen behauptet die deutſche
. G. für Farbeninduſtrie, daß Kleiber bei
ſei=
en Verſuchen vor Intereſſenten natürlichen
lautſchuk eingeſchmuggelt habe. Kleiber hat ſich
un durch ſeinen Rechtsanwalt bereit erklärt,
in Verfahren jedem vereidigten Chemiker
vor=
zuführen.
Der neue Kreuzer „Karlsruhe” auf der Fahrt nach Wilhelmshaven im Kaiſer=Wilhelm=Kanal.
Am 6. November wird die feierliche Indienſtſtellung des Kreuzers „Karlsruhe” erfolgen, der in
Kiel erbaut wurde und bereits die Fahrt nach dem Kriegshafen Wilhelmshaven antrat.
Vorbereikungen in Oberammergau.
Die alten Koſtüme werden ausgebeſſert.
Zur Errichtung eines Schlageter=Denkmals.
Der Ausſchuß für die Errichtung eines
Schla=
geter=Denkmals, dem Männer der verſchiedenſten
ſeitigt worden, um die Teerung der bereits fertig= Nichtungen und Parteien angehören, hat ſeine
Ar=
beiten ſoweit gefördert, daß er nunmehr in der Lage
iſt, den Plan für ein Schlageter=Denkmal vorzulegen.
Der nach der Prüfung derſchiedenarbigſter Vorſchläge
Nach einer Wiener Meldung des „L.=A.” aus= von dem Ausſchuß nunmehr angenommene Entwurf
ſtammt von dem Profeſſor an der Kunſt=Mkademie zu
Severin ein Paſſagierflugzeug, das ſich nach Buka= Düſſeldorf, Clemens Holzmeiſter. Der Vorſitzende
des Ausſchuſſes, Dr. Schlenker, und der ausführende
Künſtler, Prof. Holzmeiſter, geben einen Ueberblick
über die Grundelemente des Planes und den
künſt=
leriſchen Ideengang. In der Grube der Golzheimer
Albert Leo Schlageter in den Morgenſtunden des
26. Mai 1923 durch franzöſiſche Kugeln den Heldentod
erlitt, ſoll das Schlageter=Ehrenmal erſtehen. Das
Ehrenmal ſoll eine Gedenkſtätte werden für Albert
Leo Schlageter und ſeinen Heldentod. Die
Gedenk=
anlage mit breitausgreifender Platzgeſtaltung ſoll
nach oben ein rieſenhaftes Kreuz tragen, aus einem
Sarkophag herauswuchtend, 27 Meter hoch und aus
Niroſtaſtahl errichtet. Schlicht und einfach ſoll dieſes
Kreuz ſein. Aber gerade in der Schlichtheit und
Ein=
fachheit wird es um ſo wirkungsvoller den
Denkmals=
gedanken zur Darſtellung bringen. So wird dieſes
Kreuzmal mächtig und eindrucksvoll über der
Todes=
ſtätte Schlageters emporragen und für alle Deutſchen
zum Symbol unverbrüchlicher Treue zum Vaterland
werden. Daß dieſes Ehrenmal entſtehe und errichtet
werde, dazu ſollen alle deutſchen Brüder beitragen,
und jeder ſoll ſein Scherflein opfern, weil der Held,
deſſen Gedächtnis den kommenden Geſchlechtern
er=
halten werden ſoll, dem ganzen Volke gehört. Dem
Andemken Albert Leo Schlageters geweiht, ſoll das
Denkmal uns Anſporn ſein, ſein Heldentum in
ge=
meinſamem Zuſammenſtehen aller täglich von veuem
lebendig zu machen und zu erfüllen.
Mißglückter Rekordverſuch eines deutſchen
Fliegers.
Paris. Der deutſche Flieger Siebel, der am
Dienstag vormittag 7.43 Uhr in Begleitung ſeines
Landsmannes Schultz vom Flugplatz in Le Bourget
aufgeſtiegen war, um einen neuen Rekord im
Lang=
ſtreckenflug in gerader Linie ohne Zwiſchenlandung
für zweiſitzige Leichtflugzeuge aufzuſtellen, mußte
in=
folge Motorpanne bei Giet in den Ardennen
lan=
den. Die beiden Flieger erklärten, nach Köln reiſen
zu wollen, von ſoo ſie ihren Verſuch wiederholen
wollen.
Die deutſche Kanchanjanga=Expedition.
London. „Times” melden aus Kalkutta: Die
Gruppe deutſcher Forſcher, die verſucht hat, den zum
Himalaja gehörigen Kanchanjanga (8580 Meter) zu
beſteigen, iſt nach heldenhaften, wwenn auch
vergeb=
lichen Bemühungen, bei denen ſie eine Höhe von
7450 Metern erreichte, nach Darjeeling zurückgekehrt.
Alle litten beim Abſtieg an Erfrierungen, einer von
ähnen, Dr. Seipel, ſo ſchwer, daß er getragen
wer=
den mußte. Er befindet ſich jetzt im Krankenhaus in
Kalkutta.
Aus Kalkutta kommen Meldungen, die
nähere Einzelheiten über die Erlebniſſe der
deutſchen Himalaya=Expedition enthalten.
Da=
nach begrub eine Lawine auf dem höchſten
Punkt, der bei der Erſteigung des Kanchanjanga
erreicht wurde, das Lager und trennte drei
Männer von den übrigen
Expeditionsteilneh=
mern. Sie waren deshalb gezwungen, eine Nacht
ohne Decken und Schlafſäcke in einer
Gletſcher=
ſpälte zu verbringen. Ein Mann wurde
ſchnee=
blind, und alle hatten unter dem ſtarken Froſt
zu leiden. Um die Expedition wieder zu
errei=
ſchen, mußten die drei Bergſteiger ſchließlich acht
Stunden lang Eisſtufen einſchlagen, um die
Gletſcher paſſieren zu können.
Ein Feldzug gegen den Krebs.
London. Die Britiſche Aerzte=Vereinigung hat
einen größangelegten Feldzug zur Bekämpfung der
Krebskrankheit eingeleitet. Zunächſt werden alle
Mit=
glieder der Vereinigung — etwa 28 000 an der Zahl
— aufgefordert, einen ausführlichen Fragebogen über
ihre Erfahrungen bei der Behandlung Krebskranker
auszufüllen. Die Beobachtungen ſollen ſich auf die
Dauer eines Jahres erſtrecken und auch ältere in
Behandlung befindliche Fälle umfaſſen. Man erwartet,
daß etwa 20 000 Aerzte ſich an der Zuſammentragung
eines umfaſſenden Materials, das alle Symptome
und Behandlungsmöglichkeiten der Krankheit umfaßt,
beteiligen werden. Das „Britiſh Medical Journal”
verweiſt auf die günſtigen Ergebniſſe eines ähnlichen,
vor zwei Jahren in Amerika veränſtalteten Feldzugs,
der in erſter Linie der Schaffung einer Anzahl
Krebs=Inſtitute diente, die eine genügende Zahl von
Spezialiſten und die nötigen Mengen von Radium
zur Verfügung haben. — In England fordert
ge=
genſvärtig die Krebsfrankheit etwa 50 000 Opfer, und
die Erkenntnis wächſt, daß eine Heilung der
Krank=
heit möglich iſt, wenn die Behandlung in einem
frühzeitigen Stadium der Krankheit einſetzt. Es wird
daher angeſtrebt, daß in jedem Bezirk eine beſtimmte
Anzahl von Spezialärzten und Spezialiſten für die
Behandlung wit X=Strahlen vorhanden ſein ſoll.
Nach den letzten Meldungen aus Fri
hat es den Anſchein, als ob die Schwierig
vor einigen Wochen entſtanden waren, als die
tion in einem Rundſchreiben die Frage an die
ſatzung richtete, wer an der Expdition teilne
wolle, ſich in der nächſten Zeit beheben
laſſe=
den. Die Zeppelin=Geſellſchaft hat ſich entſch
die Verſicherungen und auch die Gehälter der
ſatzung zu erhöhen, ſowie Sicherungen in hygien
Beziehung zu ſchaffen, ſo daß die Bedenken
Fahrtteilnehmer zum größten Teil zerſtreut w
konnten.
„Graf Zeppelin” wird vorausſichtlich Ende
vember eine ausgedehnte Probefahrt machen, di
auch, ſoweit ſich bisher überſehen läßt, über
wegen und Schweden führen wird, um eine
Einrichtung auszuprobieren. Da das Luftſchi
der Arktis bei der Wetterbeſtimmung vor allem
die Arbeit der an Bord befindlichen Meteorol,
angewieſen iſt, hat man einen Apparat gebaut
die Möglichkeit gibt, am Tage vier= bis ſechs
Windrichtungen, Temperaturen uſw. bis in die H
von 10 000 Metern abzuleſen. An einem kI
Pilot=Ballon wird das Inſtrument angebracht,
ſelbſttätig von 100 zu 100 Meter den Feuchtigke
grad der Luft, die Temperatur, die Windricht
und die Stärke der Luftſtrömung aufzeichnet.
10 000 Meter Höhe wird durch eine beſondere
richtung der Pilot=Ballon zerſtört und das
Beob=
tungsgerät gleitet, von einem Fallſchirm gehalt
zur Erde nieder. Vermittels einer dünnen Lei
deren Gewicht ganz gering gehalten iſt, wird
der automatiſche Beobachter in das Luftſchiff zuri
geholt. Die Aufzeichnungen werden in die Wett
karte eingetragen, ſo daß die Meteorologen und
Füihrer des „Graf Zeppelin” ſich ein ziemlich genau
Bild machen können, ob ſie mit plötzlichen Win
änderungen, mit Schneefall uſw. zu rechnen habe
„Graf Zeppelin” wird während der Dauer der Exp
dition ſogar durch eine eigene Funkanlage den am
rikaniſchen und den norwegiſchen Funkſtationen tä
lich zuverläſſige Wetterberichte aus der Arktis übe
mitteln können. Um den meteorologiſchen Autome
ten auszuprobieren, wird auf dem Rücken des Schi
fes eine beſondere Plattform angebracht, von de
aus das Aufſteigen und Einholen des Inſtrumente.
Gewerkſtelligt werden kann.
Ein neues ſchweres Flugzeugunglück in den
Vereinigten Staaten?
New York. Man befürchtet hier ein neues
Flugzeugunglück in der gleichen Gegend im Staate
Neumexiko, in der vor zwei Monaten die „City of
San Francisco” verloren ging, wobei alle acht Mom
der Beſatzung ihr Leben einbüßten. — Ein
dreimoto=
riges Fokkerflugzeug der Weſtern Air Expreß ſtartete
am Montag morgen um ½6 Uhr in Alhambra in
Kalifornien. Das Flugzeug nahm in Kingham (
Arf=
zona) eine Zwiſchenlandung =vor und wurde dam
zum letzten Male über Adamana (Arizona) gefehen
Seitdem iſt das Flugzeug, das darauf ainſame 0
genden überfliegen mußte, verfchwbundens
N M.4.
London. An einem für Mitte Novembe
geplanten Flug des neuen engliſchen Lüftſchiffs
„R. 101” werden nach einer Bekanntgabe des
Luſt=
fahrtminiſteriums ungefähr 75 Mitglieder des
Umter=
hauſes teilnehmen.
Die Opfer des Sturmes auf dem Michiganse,
Kenoſha. Einige Mitglieder der Beſatzun
des im Sturm auf dem Michigan=See
unter=
gegangenen Dampfers „Wisconſin”, die ſich an ein
Floß angeklammert hatten, wurden gerettet. Es iſt
nunmehr feſtgeſtellt, daß mindeſtens neun Perſonen
umgekommen ſind, vier werden vermißt, 19, wurden in
Krankenhäuſer eingeliefert. Von dieſen ſchweben
mehrere in Lebensgefahr infolge der Erſchöpfung.
Der Kapitän iſt mit dem Schiff untergegangen.
Rettung Schiffbrüchiger.
Die Rettungsſtation Horumerſiel der Deutſche
Geſellſchaft zur Rettung Schiffbrüchiger meldet: Am
8. Oktober von dem Kutter „Satur”, Kapitän
Jo=
kuſzies, geſtrandet auf der Mellum von
Wilhelms=
haben, 4 Perſonen durch das Motorrettungsboot
„Meta Hartmann” der Station gerettet.
Neue Südpolfahet des berühmten
Polarſchiffes „Discovern”.
Mit vollen Segeln nach Süden.
berühmte Expeditionsſchiff „Discovery”
dem Kapitän Scott ſeine tragiſche
Südpolar=
unternahm, iſt zu einer neuen
Antarktis=
dition aufgebrochen. Es ſollen diesmal
meteorologiſchen Beobachtungen die
nde der auffälligen Verminderung der
Wal=
fiſche unterſucht werden.
Nammer 302
Donnerstag, den 31. Oftober 1929
Geite 11
Sport. Spiel
Handball in der Deutſchen Turnerſchaft.
Sonntag, der 27, Oktober, brachte folgende Ergebniſſe:
1. Pflichtſpiele.
Kreisklaſſe: Erbach-Damm 1:3.
Groß=Umſtadt—Klein=Wallſtadt 7 :0.
Meiſterklaſſe: Michelſtadt—Groß=Zimmern 4:9.
z=Klaſſe: Wald=Amorbach-Kirch=Brombach 0:1.
Höchſt-Lützel=Wiebelsbach 1:3.
Hergershauſen—Erbach II 0:3.
B=Nord: Langſtadt—Richen 4:1.
Groß=Bieberau—Sickenhofen 3: 3.
B=Süd: König II—Zell 1:5.
Momart—Mümling=Grumbach.
Steinbuch—Hainſtadt 14: 1.
C=Klaſſe: Hergershauſen II—Altheim I 0:2.
Die Rückrunde hat eingeſetzt. Beſondere Ueberraſchungen brachte
ex erſte Spielſonntag nicht. Groß=Zimmern gewinnt durch ſeinen
Kußfreudigen Sturm. Michelſtadt findet ſich erſt in der zweiten
Halb=
it, bedrängt ſtark das gegneriſche Tor, kann aber gegen die verſtärkte
erteidigung Groß=Zimmerns nur noch drei Tore erzielen.
Kirch=
rombach geht durch einen Strafwurf in Führung; es kann trotz
über=
genem Spiel gegen die aufopfernde Verteidigung Wald=Amorbachs
t keinem Erfolg mehr kommen. Erbach II ſtellt in der erſten
Halb=
iit ſeinen Sieg ſicher, die zweite verläuft torlos. Die Höchſter Elf iſt
nfangs etwas überlegen, fällt jedoch bald ab, um Lützel=Wiebelsbach
ihren zu laſſen, das verdient gewinnt. König II zeigt ein ſehr
zer=
ihrenes Spiel und muß infolgedeſſen eine gerechte Niederlage
ein=
ecken. Hainſtadt tritt mit neun Mann an und hat gegen Steinbuch
ſenig zu fagen. Langſtadt zeigt eine ſtärkere Widerſtandskraft als
ither und holt ſich ſicher die zwei Punkte. Groß=Bieberau bringt es
uf eigenem Platze nur zu einem Unentſchieden. Altheim iſt der
über=
gene Teil. Kirch=Brombach II gewinnt glatt.
Am Sonntag, den 3. November, ſpielen:
Kreisklaſſe; Groß=Umſtadt—Erbach.
Meiſterklaſſe: Groß=Zimmern—Umſtadt II: Niederklingen
gegen König.
A=Klaſſe: Erbach II—Höchſt; Kirch=Brombach-
Hergershau=
ſen; Lützel=Wiebelsbach-Wald=Amorbach,
B=Nord: Klein=Umſtadt—Gr.=Bieberau, Sickenhofen-Langſtadt.
B=Süd: Mümling=Grumbach-König II; Hainſtadt—Momart;
Zell—Steinbuch.
O=Klaſſe: Langſtadt II—Groß=Zimmern II; Altheim I—
Momart II.
„Zeſt der Sporkpreſſe‟
Helene Mayer erhält das „Goldene Band”
Die beiden Berliner Sportpreſſe=Verbände hatten mit ihrem
erſt=
alig gemeinſam veranſtalteten, traditionellen „Feſt der Sportpreſſe‟
nen großen Erfolg. Die weite Arena des Sportpalaſtes war bis auf
en letzten Platz gefüllt und die bunte Fülle des intereſſanten
Pro=
camms ſorgte dafür, daß ſich die Zuſchauer nicht langweilten. Einen
gdenreichen Verlauf nahm das 100 Runden=Punktefahren auf der
Rad=
nnbahn, das von dem jungen Wiſſel mit 23 Punkten vor dem Belgier
eenef, 20 Punkte, und Oskar Tietz, 17 Punkte, gewonnen wurde. Eine
unde zurück folgten auf den nächſten Plätzen Lewanow und Bauer.
en Wettlauf der Prominenten gewann, der Jockey Narr gegen
Sal=
ow und den Berufstennisſpieler Richter, nachdem Franz Diener und
aul Samſon=Körner geſtürzt waren. Die Sportler zeigten ſich im
und" Tarnen.
Handballſpiel überlegen, ſie ſchlugen die Turnerſchaft überlegen mit
13:6 (5:2) Treffern. In den Fliegerwettbewerben ſiegte Paul Oszmella
mit 10 Punkten vor Ehmer (8), Hahn und Hürtgen (je 5). Die
Welt=
meiſterin im Eiskunſtlaufen, Sonja Henie, und die Olympiaſiegerin im
Fechten, Helene Mayer (Offenbach) fanden mit Schauvorführungen
ſtar=
ken Beifall. Helene Mayer erhielt auch zuſammen mit Morzik und
Max Schmeling das „Goldene Band” der Sportpreſſe.
Dr. Barany ſchwimmk Europa-Rekord.
Der ungariſche Meiſterſchwimmer Dr. Barany, der ſich zurzeit
auf einer Deutſchlandreiſe befindet und bereits am Sonntag in
Nürnberg Proben ſeines ausgezeichneten Könnens gab, ſtartete
am Dienstag abend in München. Namens des Veranſtalters, des
Schwimmvereins München 1899, begrüßte Dr. Nußbaum den Gaſt,
der ſofort bei der erſten Konkurrenz in einem 100=Meter=Vorgabe=
Schwimmen wiederum bewies, daß er derzeit zur erſten
inter=
nationalen Klaſſe gehört. In 58,8 Sekunden legte Dr. Barany
die 100=Meter=Strecke, trotz der dreimaligen Wende, die bei der
25=Meter=Bahn notwendig war, in neuer europäiſcher Beſtzeit
zurück. Er erreichte damit die beſte Zeit, die bisher über dieſe
Strecke überhaupt geſchwommen wurde. Seine Gegner. Schwimmer
des veranſtaltenden Vereins, waren mit 5, 6 und 8 Sekunden
Vorgabe bedacht worden. Die nächſtbeſte Zeit hatte dabei Haag
in 1:09 Es kamen dann einige intereſſante
Schwimmvorführun=
gen. Hierauf trat Dr. Barany über 200 Meter an, wobei er gegen
drei Zweier=Staffeln ins Waſſer mußte, von denen der zweite
Mann jeweils aus der Schwimmlage ſtartete. Dr. Barany war
von Beginn an auch dieſen Leuten überlegen und gewann mit
drei Längen Vorſprung ſicher in 2:21,5 Min. Gleich darauf
be=
wies der Budapeſter in einem Waſſerballſpiel, wobei er in der
zweiten Mannſchaft gegen die erſte Mannſchaft des S.V. 99
an=
trat, daß er auch in dieſem Wettbewerb ſeinen Mann zu ſtellen
verſteht.
Bekkerbericht.
Ausſichten für Donnerstag, den 31. Oktober: Wechſelnd wolkig,
vorüber=
gehend auch aufheiternd, ſpäterhin kälter, vereinzelt noch leichte
Schauer, weſtliche bis nordweſtliche Winde.
Ausſichten für Freitag, den 1. November: Wetterlage unſicher.
Geſchäftliches.
Mit der Natur — nicht gegen ſie!
Moderne Menſchen ſind überlaſtet: Beruf und Geſelligkeit, Sport
und Wergnügen werden durch ihr Tempo zu ſtändiger
Nervenbean=
ſpruchung. Selbſterhaltung fordert unerbittlichs Steigerung der
Lei=
ſtungsfähigkeit. Doch dieſe darf nicht auf Koſten der Geſundheit erreicht
werden: nur der naturgemäße Ausgleich zwiſchen Verbrauch und
Ge=
winn an Kraft bringt bleibenden Erfolg. Ausnutzung der anregenden
Stärke der echten „4711” wird damit zur Notwendigkeit, weil „4711‟
den Nerven die Spannkraft erhält und ſie vor Ermüdung ſchützt.
Kör=
verpflege mit jenen Mitteln, die auf dem Duft und der Kraft der
„4711” aufgebaut ſind, bedeutet ſtändige Erfriſchung des Organismus
und Erhöhung ſeiner Widerſtandskraft. Die wachſende Bevorzugung
aller „4711‟=Erzcagmiſſe iſt Ausdruck der immer weitere Kreiſe
erfaſ=
ſenden Erkenntnis, daß durch ſie Kraft und Anmut auf einfache und
natürliche Weiſe geſichert werden,
Der heutigen Nummer unſerer Zeitung liegt ein Proſpekt über
Sanatogen bei, der unſeren Leſern Gelegenheit bietet, ſich mit dieſem
wertvollen Stärkungsmittel für die Geſundheit näher vertraut zu
machen. Weiteren Aufſchluß unter Anführung zahlreicher Stichproben
aus den mehr als 24 000 ärztlichen Gutachten bietet die Broſchüre „Der
Weg zur Geſundheit und Lebensfreude‟. Sie wird jedem Leſer unſerer
Zeitung mit einer Probe Sanatogen koſtenlos zugeſtellt, wenn er die
dem Proſpekt anhängende Poſtkarte ausfüllt und abſendet. (TV16395
Rundfunk=Programme.
Frankfurt
Donnerstag, 31. Okt. 12.15: Schallplatten: Aus neuen
Operei=
ten Revuen und Tonfilmen. 15.15: Fabeln und Paräbeln der
Weltliteratur. Vorgetragen von Evelyn Auerbach. o 16: Konzert
des Funkorch. o 18: Leſeſtunde. o 18.20: Wanderratſchläge des
Taunus=Clubs. O 18.30: Kaſſel: Dr. Koch=Wawra: Ein
Journa=
liſt ſtartet durch drei Erdteile. o 19.30: Unterhaltungskonzert.
S 20.15: Stuttgart: „Die Strohwitwe‟. Operette in drei Akten
von Auguſt Neidhardt. Muſik von Leo Blech. Perſ.: Herzog
Amadeus XXV.: Prinzeſſin Ilſe, ſeine Tochter: Erbprinz Heinz,
Gatte: von Zirpwitz, Hofmarſchall; von Helbing, Adiutant
des Erbprinzen: Der Vogt; Lorchen, ſein Mündel; Hannes,
Gärtner=
burſch im Schloß; Schreiner Schaubudenbeſitzer; Ein Profoß;
Hofherren, Hofdamen, Volk, Zirkusleute, Budenvolk. Jäger,
Gar=
diſten, Lakaien. Die Handlung ſpielt in einem Biedermeierſtaat
von anno Dazumal. 22.30: Mannheim:
Unterhaltungskon=
zert der Kapelle Manfred Hervée.
Königswuſterhaufen
Deutſcze Welle. Donnerstag, 31. Okt. 9: Stadtbaurat Wagner:
Warum wird in Berlin gebuddelt? o 9.30: Alfred Tſchentſcher:
Verwendung von Baukäſten in Raumlehrunterricht. S 10: Dr.
„Noelle: Einrichtung und Pflege des Terrariums. O 19.35: Mitteil.
der Preuß, Landgemeinden. o 12: Schallplatten. 14.30:
Ju=
gendſtunde: Frhr. von Autenried: Kannibalen in Indien. o 15:
Schulrar Wolff und Stephan Konetzky: Erwerb der Lerntechniken
in der Schule. 6 15.45: Elſe Croner: Zur Pſyche der reifen
Frau. 6 16: Ober=Stud.=Dir. Behrend: Die Geſtaltung der
Reifeprüſung. e 16.30: Berlin: Neue Lieder. Gerti Oſt (
So=
pran). O Anſchl.: Teemuſik der Kapelle Geza Komor. o 17.30:
Ober=Stud.=Dir Prof. Werner: Anſelm Feuerbach und J. Viktor
Scheffel in Kaſtell Toblino. o 18: Muſikverſtehen. Prof. Dr.
Mersmann: Kleine Formen der Klaviermuſik. o 18.30: Spaniſch
für Fortgeſchrittene. O 18.55: Prof. Dr. Honcamp: Nacherzeugniſſe
der Zuckerfabriken als Futtermittel. O 19.20: Dr. Moosberg:
Werbemittel des Einzelhändlers. O 20: Reformationsfeſt. Bruhns:
Präludium G=dur. — Buxtehude: Orgelchoral „Erhalt” uns Herr
bei deinem Wort” — Brunckhorſt: Präludium und Fuge E=moll.
— Bach: Präludium G=dur. Prof. Heitmann (Orgel).
Uebertra=
gung au= der Kaiſer Wilhelm=Gedächtniskirche. — Aus Luthers
Briefen. Sprecher: A. Kraußneck. — Heinr. Schütz: Pſalm 29;
Aus dem 73. Pſalm; Pſalm 95. Ausf.: Berliner Funkchor.
Leitung: M. Albrecht. — Bach: Grave und Fuge aus der A=moll=
Sonate für Violine. (Konzertmſtr. H. Holſt). — Martin Luther:
Mit Fried und Freud ich fahr dahin; Non moriar, ſed vivam!. —
— Gallus: O Herre Gott, in meiner Not. — Geſius: Verleih
uns Frieden gnädiglich. (Berliner Funkchor). — Bach: Sonate
für Flöte und Violine G=dur (Albert Harzer und Henry Holſt).
— Aus Luthers Reden. Sprecher: A. Kraußneck. — Bach:
Toc=
cata E=dur (vierteilig); Orgelchoral: „Nun freut euch, lieben
Chriſten g’mein: Zwei geiſtliche Lieder. — Toccata und Fuge
D=
moll (Orgel der Kaiſer Wilhelm=Gedächtniskirche). O 22.30: Funk=
Tanz=Unterricht. O Danach: Kapelle Otto Kermbach. — Pauſe:
UOlORSKAA
acnd Gamach
Bestimmt! Er wird gemacht! Ob er will oder nicht. Ein
großartiger Regisseur steht hinter ihm, unsichtbar,
un-
faßbar für ihn. Und schiebt ihn vorwärts, immer weiter,
in einem Tempo, das Sie, wenn Sie diesen neuen großen
Sportroman von Wolfgang Schade lesen, mitreißen wird.
Freitag, den 1. November, beginnt der Abdruck in der
Im Straßenhandel überall für 20 Pfennig zu haben.
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Donnerstag, den 31. Oktober 1929
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ſorgender Vater, Großvater, Urgroßvater, und
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Johann Philipp Vogel
Kriegsteilnehmer von 1866 und 1870/71
im Alter von 85 Jahren.
Die trauernden Hinterbliebenen:
Familie Vogel, Ueberau
Familie Vogel, Ober=Ramſtadt
Familie Poſt, Ober=Roden
Familie Meyer, Reinheim.
Ueberau, den 29. Oktober 1929.
(17082
Die Beerdigung findet Freitag, den 1. November,
nachmittags um 3 Uhr, in Ueberau ſtatt,
Dankſagung.
Für die herzliche Anteilnahme, ſowie für die
zahlreichen Kranzſpenden beim Heimgang unſrer
lieben Verſtorbenen
Frau Eliſabeth Werner
geb. Görich
danken wir herzlich. Beſonderen Dank Herrn
Pfarrer Rückert für die tröſienden Worte bei
der Trauerfeier.
Heinrich Werner, Bauamimann
und Kinder.
GeſternMorgen ſtarb nach ſchwerem,
mit großer Geduld ertragenem
Leiden inein lieber Mann, unſer
guter Vater
Georg Heinzinger
im Alter von 44 Jahren.
Die traue nden Hinterbliebenen:
Frau Bina Heinzinger
geb. Eberhardt
nebſi Kindern.
Darmſtadt, den 30. Oktober 1929.
Die Beerdigung findet am
Donners=
tag Nachmittag um 2½ Uhr vom
Portal des Waldfriedhofs aus ſiatt.
Dankſagung.
(Statt Karten.)
Für die Beweiſe herzlicher Teilnahme
während der Kraniheit und beim
Heimgang unſeres lieben Entſchlafenen
Otto Kronauer
Friſeur
ſage ich herzlichen Dank. Ganz
be=
ſonders danke ich für die zahlreichen
Blumenſpenden, den lieben Freunden
und Nachbarn, die mir hilfreich zur
Seite ſtanden, den ehrwürdigen
Schweſtern für die liebevolle Pflege,
den Brüdern des Herz=Jeſu=
Kranken=
hauſes, dem Herrn Kaplan für die
tröſtenden Worte an Grabe, der
Turn=
gemeinde Beſſungen, der Friſeur=
Innung, der Berufsgenoſſenſchaft der
Friſeure, dem Geſangverein Einigkeit
für die Kranzniederlegung, der Kapelle
Schmidt für die ergreifende
Trauer=
muſik, ſowie Herrn, Dr. Bernet für
ſeine Bemühungen.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Eliſabethe Kronauer Wwe.
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dieſem Wege unſeren herzlichſiten Dank.
Insbeſondere danken wir Herrn Ptarrer
Kleberger für die troſtreichen Worte am
Grabe, ſowie für die vielen Kranz= und
Blumenſpenden.
Im Namen
der trauernden Hinterbliebenen:
Joh. Finſer.
Darmſtadt, den 30. Oktober 1929.
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Donnerstag, den 31
Der Kursſturz an der New Yorker Börſe
und ſeine Folgen.
Eine neue Kataſtrophe, die gleich einer Sindflut von Tag zu Tag
anzächſt, iſt über die New Yorker Börſe hereingebrochen. Der vorgeſtrige
Tag übertraf alle ſeitherigen Rekorde. Innerhalb der erſten 3½
Stun=
den ſeit Vörſenbeginn wechſelren 12,5 Millionen Aktien ihren Beſitzer,
und am Ende war es die ungeheure Zahl von 16,419 Millionen Aktien,
die verkauft worden waren. Die dadurch entſtandenen Verluſte gingen
auch vorgeſtern wieder in die Milliarben. Sie betragen ſeit Beginn
der Börſenkriſe ſchon annähernd 50 Milliarden Dollar. Trotz der
über=
menſchlichen Anſtrengungen, die auch vorgeſtern wieder die Großbanken
gegen die Maſſenſuggeſtion der Hunterttauſende von Menſchen, die an
den Börſen des ganzen Laudes ſpielen und zu unterliegen ſcheinen,
machten, laufen die Verkaufsorders in nie dageweſener Höhe ein. Die
Induſtriepapiere gaben bis zu 50 Punkten nach. Das Mittel der
Kurs=
rückhänge liegt bei 30 Punkten. Die großen Induſtriefirmen werden
ſchiver von dieſer Kataſtrophe getroffen. Die United Steel Corporation
zum Beiſpiel, die mit 1858‟ Dollar eröffneten, ſchloſſen mit 174,12
Dollar, nachdem ſie im Verlaufe bis 167 gefallen waren. Beſonders
die Petroleumwerte ſanken rapib. Die Anſtrengungen der Großbanken
ſind bisher erfolglos geblieben. Sie wurden dadurch noch erſchwvert,
daß die Gerüchte, verſchiedene Wechſelbanken würden ihre Zahlungen
einſtellen, inrer lauter und dringlicher wurden. In der Tat hat als
erſte Wechſelbank das Haus 9. Beli u. Cy., Mitglied des Curb
Ex=
change, ſeine Zahlungen eingeſtellt und den Bankerott angemeldet.
Die leitenden Perſönlichleiten der Börſe hielten vorgeſiern eine
Sitzung ab, die noch in der Nacht andauerte. Die Möglichkeit, am
Samstag die Börſe zu ſchließen, wurde in Erwägung gezogen. Das
Federal Reſerve Board hatte vorgeſtern nachmittag gleichfalls eine
Sitzung, der auch Schatzamtsſekretär Mellon beiwvohnte, eine Tatſache,
die lebhaft kommentiert wurde und den Ernſt der Lage illuſtrierr; denn
es iſt ſenſt ſehr ſelten, daß der Schatzſekretär dieſen Sitzungen folgt, In
offiziellen Kreiſen von Waſhington glaubt man, daß der Baiſſe bald
geſteuert werden kann und mißt ihr keine beſondere Bedeutung bei.
Trotz der dauernden Veruhigungserklärungen der Großbanken hält
man weitere Kursſtürze für möglich. Die Spekulanten des ganzen
Landes ſind wie von einem Fieber ergriffen. Die Vorgänge ſind ohne
Zweifel auf die Ueberſpekulation zurückzuführen, die eine gegenteilige
Wirkung auslöſe, die nun keine Grenze zu kennen ſcheint. Die
Groß=
banken betonen, die gegentzärtige Geſchäftslage gebe keinen Anlaß zu
derartigen Kursſtürzen. New Yorker Großbankiers beſprochen mit der
Waſhingtoner Federal Reſerve Bank in ſtundenlangen Sitzungen die
Börſenlage, die Federal Reſerde Bank konnte aber keine Erklärungen
an die Preſſe abgeben. Wilde Gerüchte über den Zuſammenbruch vieler
Maklerfirmen ſchwirren umher. Ihre Richtigkeit wird vorläufig
be=
zweifelt, da in dieſen Fällen beſtimmte Hilfe der Banken erwartet wird.
Nach einer längeren Konferenz mit Präſident Hoover und
Handels=
ſekretär Lamont hielt Unterſtaatsſekretär Dr. Klein eine Anſprache im
Rundfunk, die im ganzen Lande verbreitet wurde. Die gegenwärtige
Börſenlage erläuternd, erklärte er, dieſe ſei das Ergebnis der „Boom=
Stimmung”, während welcher viele Leute Aktienkäufe, oft mit wenig
Sachkenntnis und geborgtem Gelde, vorgenommen hätten. Die
Haupt=
ſache bleibe jedoch, daß die Kaufkraft der breiten Maſſe von den
Börſenrückſchlägen nur wenig berührt worden ſei.
In den Zeitungen des ganzen Landes werden gleichfalls auf
Be=
ruhigung des Volkes geſtimmte Artikel veröffentlicht. Nur einige
Blätter bemerken, der Optimismus ſei im letzten Jahre während der
Wahlen zu ſtark gefördert worden.
*
Auch an der Londoner Börſe führten die Nachrichten aus. Neſv
York von einer neuen Börſenpanik zu weiteren erheblichen
Kursver=
luſten. — Dgs gleichee Bild zeigte ſich an der Amſterdamer Börſe, wo
ebenfalls wieder ſtarke Karsrückgänge eintraten. Die Großbanken
ver=
hielten ſich zunächſt noch abwartend. Für Induſtriepapiere war zum
Schluß der Börſe Zie Stimmung etwas freundlicher.
Vom Holzmarkt
ſchreibt uns unſer Mitarbeiter: In letzter Zeit iſt die Lage am
Bau=
markt kritiſch geworden. Einige Baunternehmungen ſind inſolvent
geworden, teilweiſe infolge zu billiger Uebernahme von Aufträgen. An
dieſen Zuſammenbrüchen ſind auch verſchiedene Holzhandlungen
betei=
ligt, und es entſtanden daher größere Verluſte. Einige Firmen des
Holzhandels ſind ſo in Mitleidenſchaft gezogen worden, daß ſie ſelbſt
ihre Zahlung einſtellen mußten. Dazu kommen die Auswirkungen der
allgemeinen wirtſchaftlichen Kriſis, und es iſt nur verſtändlich, daß die
Umſätze am Holzmarkt infolgedeſſen zurückgegangen ſind. Auch die
Preiſe waren unbefriedigend. In einer ſolchen Situation muß die
Sägewerksinduſtrie zu neuen Einkäufen in Rohholz in den jetzt
begin=
nenden Verkäufen der privaten und ſtaatlichen Forſtverwaltung
Stel=
lung nehmen. Die Tendenz geht dahin, daß man untergeordnete
Noh=
ſtoffe nur dann kaufen ſoll, wenn ſie weſentlich billiger ſind als im
vori=
gen Jahr. Dagegen dürfte das Intereſſe am Ankauf von wertvollem
Roholz etwas größer ſein, weil in wertvoller Tiſchlerware die Vorräte
an Tiſchlerholz auf den Sägewerken und den Plätzen der
Wiederver=
käufer nicht groß ſind. Der Bauholzmarkt lag flau, und es fehlte an
nennenswerten Aufträgen zur Lieferung von Balken, beſäumten
Boh=
len und Kanthölzern. In dieſen Verhältniſſen wird auch während
der nächſten Wochen kein Umſchwung eintreten. Denn der Beginn neuer
Bauten hat nachgelaſſen. Am Eichenmarkt iſt die Lage infolge des
geringen Bedarfs in der Möbelinduſtrie ebenfalls ungünſtig.
Wirkſchaftliche Rundſchau.
Weitere Zunahme der Arbeitsloſigkeit. Nach dem Bericht der
Reichsänſtalt in Berlin für die Zeit vom 21.—26. Oktober haben ſich die
ungünſtigen Anzeichen für ein baldiges Saiſonende in der Berichtswoche
leicht verſtärkt. Die Kurve der Arbeitsloſigkeit ſtieg etwas ſchneller an,
und der Kreis der Berufe, der von der jahreszeitlichen Verſchlechterung
erfaßt wurde, hat ſich vergrößert. Die Landwirtſchaft entließ
Ernte=
hilfsarbeiter; die Ziegeleien beendigten teilweiſe ihre Brennkampagne;
der Baumarkt glitt langſam weiter ab: im Verkehrsgewerbe
über=
wogen die Entlaſſungen; Metallwirtſchaft und Volksgewerbe ſind in
Mitleidenſchaft gezogen; Gaſt= und Schankwirtſchaft haben ihre ſtillſte
Zeit. Die ſaiſonübliche Aufnahmefähigkeit einiger Zweige der
Kon=
ſumgüterinduſtrie fiel dagegen kaum ins Gewicht.— Nur der Bedarf
für die Hauptbetriebszeit der Zuckerinduſtrie entlaſtete ſtellenweiſe
ſpür=
bar den Markt. Die Arbeitsloſenverſicherung dürfte mit rund 830000
Hauptunterſtützungsempfüngern am Wochenende nahezu die
Höchſtbe=
laſtung erreicht haben. Im Vorjahr wurde dieſe Grenze Mitte
Novem=
ber und im Jahre 1927 erſt Anfang Dezember überſchritten.
Fleſch=Werke A.=G. für Gerbſtoff=Fabrikation und chem. Produkte,
Frankfurt a. M. Das Geſchäftsjahr 1928/29 ſchließt nach 74 709 (79 711)
RM. Abſchreibungen mit einem Verluſt von 8 230 4 322) RM. bei 1 Mill.
RM. Aktienkapital. Die ſchlechte Lage in der Leder= und Textilinduſtrie
habe das Geſchäftsergebnis ungünſtig beeinflußt. Im laufenden Jahre
habe ſich der Geſchäftsgang nicht gebeſſert. In der Bilanz verminderten
ſich Kreditoren auf 115 533 (298 416) RM., andererſeits Außenſtände und
Bankguthaben auf 496 460 (539 703) RM. und Waren auf 200 677
(256 075) RM.
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Es notierten nach Meldungen aus Chicago am 30. Okt.:
Getreide. Weizen: Dez. 129, März 1353, Mai 139½: Mais:
Dez. 92½, März 98½, Mai 100½; Hafer: Dez. 49½, März 52½,
Mai 54½: Roggen: Dez. 108½, März 115, Mai 116½:
Schmalz: Okt. und Nov. 10,37½, Dez. 10,55, Jan. 10,87½.
Fleiſch. Rippen: Okt. 11: Speck, loko 11,00; leichte Schweine
9,25—9,60, ſchwere Schweine 8,65—9,65; Schweinezufuhren:
Chicago 20000, im Weſten 80000.
Baumwolle: Dez. 18,17, Jan. 18,30.
Es notierten nach Meldungen aus New York am 30. Okt.:
Getreide: Weizen: Rotwinter 141½, Hartwinter 138½; Mais:
t: nach England 1,6—2,3 Schilling,
105½: Mehl 5,0
Cen
nach dem Koxtinent
Schmalz: Prima Weſtern, loko 11,15; Talg, extra, loſe 8½.
Frankfurker und Berliner Efſekkenbörſe.
Frankfurt a. M., 80. Oktober.
Trotz der weiteren Kurseinbrüche in New York eröffnete die heutige
Börſe in etwas freundlicherer Haltung. Das Geſchäft war aber äußerſt
beſcheiden, da beſondere Anregungen nicht vorlagen. Von einer
Be=
ſteiligung des Auslandes und der Privatkundſchaft war kaum etwas zu
bemerken, ſo daß die Spekulation auf ſich ſelbſt angewieſen war. Es
ergaben ſich daher bei größter Zurückhaltung der Kuliſſe wur
unweſent=
liche Beſſerungen gegenüber der geſtrigen Abendbörſe. Etwas mehr
hervortreten konnten Schuckert mit plus 234 Prozent und am
Chemie=
markt J. G. Farben mit plus 2 Prozent. Siemens gewannen 1½
Pro=
zent, während A. E.G. vernachläſſigt eröffneten. Auch am
Montan=
markt kamen zur Erſtnotiz nur wenig Abſchlüſſe zuſtande; hier konnten
Phönix mit plus 2 Prozent etwas in dem Vordergrund treten. Banken
uneinheitlich. Am variablen Markte waren Junghans im Gegenſatz
zu geſtern angeboten und 1 Prozent ſchwächer. Auch Zellſtoff
Wald=
hof büßten 1¾ Prozent ein. Später machte ſich am Kalimarkte für
Salzdetfurth mit plus 7 Prozent und von Glanzſtoffwerten für Aku
mit plus 5 Prozent etwas mehr Intereſſe geltend. Renten ſtill.
Schutz=
gebiete und Ablöſungsſchuld ohne Optionsſcheine konnten leicht
an=
ziehen. Im Verlaufe beſtand weiter große Zurückhaltung, veranlaßt
durch den morgigen Zahltag. Die Kursentwickelung war nicht
einheit=
lich, doch ergaben ſich ſpäter einige erneute Beſſerungen, da der
Situationsbericht der J. G. Farben für das dritte Geſchäftsquartal
etwas anregte. Am Geldmarkt war Tagesgeld mit 7½ Prozent
unver=
ändert. Am Deviſenmarkt lag der Dollar etwas gebeſſert. Man
nannte Mark gegen Dollar 4,1792, gegen Pfunde 20,386, London—
Kabel 4,8790, Paris 123,85, Mailand 94,14, Madrid 33,10 ſchwächer,
und Holland 12.09¾.
Die Abendbörſe verlief außerordentlich ruhig und gut
gehal=
ten. Der etwas freundlichere und teils erhöhte Beginn der New
Yor=
ker Börſe brachte eine gewiſſe Beruhigung, obwohl andererſeits der
flaue Pariſer Schluß zur Zurückhaltung veranlaßte. Auch im Verlaufe
blieb das Geſchäft außerordentlich ſtill. Es konnten keinerlei
Sonder=
bewegungen feſtgeſtellt werden.
Berlin, 30. Oktober,
In der heutigen Morgenpreſſe wimmelte es wieder einmal von
un=
günſtigen Momenten aus der Wirtſchaft. Aber trotz der Kursſtürze
an den Auslandsbörſen, der anſteigenden Arbeitsloſenziffer, neuer
Goldverkäufe der Bank von England, Zahlungseinſkellungen,
Bank=
inſolvenzen uſ. konnte man in den Effektenburos doch ſchon
vor=
mittags eine beruhigtere Auffaſſung der Lage feſtſtellen. Die Märkte
ſind anſcheinend poſitionstechniſch bereinigt, die Engagewents nur noch
unkedeutend, vor allem blieben aber die befürchteten Verkäufe für
Rech=
nung des amerikaniſchen Inveſtment Truſts aus. Der
Situations=
bericht der J. G. Farheninduſtrie für bas dritte Quartal 1929, der zu
Beginn der Börſe zur Veröffentlichung kam, regte etwas an, da nach
ihm die einzelnen Geſchäftszweige der Geſellſchaft eine befriedigende
und teilweiſe gute Entwickelung nahmen. Feſteren Meldungen von
der Amſterdamer Frühbörſe ſtanden ſchwächere Londoner Anfangskurſe
gegenüber. Vereinzelt herauskommende Ware begegnete einem
Deckungs=
bedürfnis der Baiſſiers, ſo daß das Kursniveau an der Berliner Börſe
ſich recht widerſtandsfähig zeigte. Das Geſchäft wurde nach den erſten
Kurſen weſentlich ruhiger, und die Spekulation nahm abwartende
Hal=
tung, wobei man als Begründung hören konnte, daß man dem
morgi=
gen Zahltag noch mit einer gewiſſen Beſorgnis entgegenſehe und auch
die Auswirkungen des New Yorker Börſentags noch nicht vollkommen
zu erkennen ſeien. Die Kursentwickelung wurde im Verlaufe
unregel=
mäßig.
Mekgllnokierungen.
Die Berliner Metallnotierungen vom 30. Oktober ſtellten ſich für
Elektrolytkupfer auf 170, Originalhürtenaluminium 190, desgk. 194,
Reinnickel 350, Ancimon Regulus 62—86. Feinſilber 68—69,75 RM.
Die Berliner Metalltermine vom 31—Oktober ſtellten ſich für
Kupfer; Januar 135.00 (135.50), Februar 135.75 (135.75), Mär=
136.00 (136.50), Abril 136.25 (136.75), Mai 136.50 (137.00), Juni und
Juli 137.00 (137.00), Auguſt 137.00 (137.25), September 137.00 (137.50),
Oktober 134.50 (137.00) November 135.00 (135.50), Dezember 135.25
(135.25). Tendenz: flau. — Für Blei: Januar 45.00 (45.50), Febr.
45.00 (45.75). März bis September 45.2 (45.75), Oktober 44.00 (46.50),
November 44.50 (45.50), Dezember 45.00 (45.50). Tendenz: ruhig. —
Für Zink: Januar 41.50 (43.00), Februar 43.50 (45.00), März und
April 44.00 (45.00), Mai bis September 44.50 (46.00), Oktober 41.00
(43.00), November 41.00 (42.50), Dezember 41.00 (43.00). Tendenz: ruhig.
— Die erſten Zahlen bedeuten Geld, die in Klammern Brief.
Produkkenberichte.
Frankfurter Produktenbericht vom 30. Okt. Das Geſchäft am
Pr=
duktenmarkt war zwar klein, doch konnten ſich die Preiſe vereinzelt leich
befeſtigen. Nur Gerſte und Weizenkleie waren weiter vernachläſſigt un
etwas niedriger. Weizen 25,4—25,60, Roggen 18,60—18,75, Sommer
gerſte 20—20,50, Hafer 18,75, Mais 19,25—19,50, Weizenmehl ſüdd. un
niederrhein. 37,75—38,25, Roggenmehl 27,25—28, Weizenkleie 10
Roggenkleie 10—10,25. Tendenz ſtetig.
Berliner Produktenbericht vom 30. Oktober. Die ſtarke Unſicherhei
am Weltweizenmarkte läßt im Produktenverkehr nur geringe Unter
nehmungsluſt aufkommen. Ebenſo wie geſtern vermochten auch
heut=
die Ueberſeemeldungen, die beträchtliche Preisrückgänge erkennen ließen
nur im Vormittagsverkehr einigen Eindruck zu machen, während be
Börſenbeginn im Anſchluß an die Eröffnungsnotierungen Liverpoolz
eine ſtetige Grundſtimmung vorherrſchte. Die Auslandsofferten für
Weizen war zwar beträchtlich ermäßigt; begegneten jedoch nur geringem
Intereſſe. Das Inlandsangebot von Weizen bleibt weiterhin mäßig,
und Untergebote führen nur ſelten zum Geſchäft. In Roggen kam es
geſtern nachmittag für eif= und fob=Ware auf etwa 2 Mk. niedrigerem
Niveau als an der Börſe noch zu größeren Umſätzen, heute vormittag
wurden die Preiſe noch eine Mark niedriger geſprochen, während an
der Börſe das geſtrige Nachmittagsniveau erreicht wurde.
Waggon=
material macht ſich weiter ziemlich knapp und wird von der mit der
Stützung betrauten Firma zu wenig veränderten Preiſen aufgenommen.
Am Lieferungsmarkt kam das Geſchäft nur ſchleppend in Gang, Weizen
war wenig verändert, Roggen per Dezember auf Realiſationen 1¾
Mark ſchwächer. Weizen= und Noggenmehle ſind 25 Pfennig billiger
angeboten, ohne daß größere Umſätze zuſtande kommen. Hafer
aus=
reichend offeriert, aber im Preiſe gehalten, Gerſte ruhig.
Kleine Wirkſchaftsnachrichten.
Die G. V. der Vaterländiſche und Rhenania Vereinigte
Verſiche=
rungsgeſellſchaften A. G., Elberfeld, genehmigte den Fuſionsvertrag mit
der Nordſtern Allgemeine Verſicherungs A. G., Berlin, mit 194810
gegen 155 Stimmen einiger Aktionäre, die Proteſt zu Protokoll gaben.
Zu Preſſemeldungen, daß Antrag auf Erlaß des Zahlungsverbotes
bei der Frankfurter Allgemeinen Verſicherungs A.=G. erhoben werde,
erfahren wir, daß zu einem ſolchen Antrag zurzeit noch kein Anlaß
vorliegt.
Anläßlich der Verſchmelzung der Deutſchen Bank mit der Disconto=
Geſellſchaft veranſtaltete der Allgemeine Verband der deutſchen
Bank=
angeſtellien geſtern abend in den Germania=Sälen eine Kundgebung,
die ſehr ſtark beſucht war und in der Marx und Emonts über die
Ge=
fahren des Abbaus und deren Begegnung ſprachen.
Die Frankfurter Stadtverordnetenverſammlung genehmigte in ihrer
geſtrigen Sitzung die bereits in der Oeffentlichkeit bekannten Verträge
des Frankfurter Magiſtrats mit der Preußenelektra über
Strombe=
lieferung und Untermainkanaliſierung.
Im Zuſammenhang mit den Schwierigkeiten, in denen ſich die
Elite Diamantwerke, Aktiengeſellſchaft, Siegmar, befindet, beruft
nun=
mehr die Verwaltung auf den 18. November eine außerordentliche
Hauptverſammlung, der Mitteilung gemäß § 240 HGB. über den
Verluſt von mehr als der Hälfte des Aktienkapitals gemacht werden
wird.
Die G. V. der Süddeutſchen Drahtinduſtrie, A.=G., Mannheim=
Waldhof, genehmigte debattelos den dividendenloſen Abſchluß für
1928/29. Ausführungen zur derzeitigen Geſchäftslage wurden nicht
ge=
macht.
Die ſeit langem beſtehende Bankfirma André u. Herzog in Kaſſel
iſt in Zahlungsſchwierigkeiten geraten. Die Firma war bei der geſtrie
gen Reichsbankabrechnung nicht vertreten. Später wurde dann der
eine Inhaber, der Firma, Julius Zinn, in Wilhelmshöhe erſchoſſen
aufgefunden; er hat Selbſtmord verübt.
Wie aus Sydney gemeldet wird, har die Commonwealth Bank
be=
ſchloſſen, 4 Millionen Pfund Sterling in Gold an die Bank von
Eng=
land zu ſenden. Das Gold wird Ende dieſes Jahres verſchiffbar ſein.
In den letzten Monaten ſind bereits zwei Millionen Pfund Sterling
in Gold nach London geſchickt worden.
Die griechiſche Regierung berief geſtern die Direktoren der größten
Athener Banken zuſammen, um über Maßnahmen gegen die auf dem
griechiſchen Finanzmarkt plötzlich aufgetretene Depreſſion zu beraten.
Es wurden zahlreiche Vorſchläge geprüft, darunter die Ausgabe neuer
Banknoten, da die Goldreſerve der griechiſchen Staatsbank um etwa
10 Prozent die im Genfer Protokoll vorgeſehene Banknotendeckung
überſteigt.
Berliner Kursbericht
vom 30. Oktober 1929
Deviſenmarkt
vom 30. Oktober 1929
Re
Danatbank
Deutſche Bank
Disconto=Geſ.
Dresdner Bank
Hapag
Hanſa Dampfſch
Nordd. Lloyd
A. E. G.
Bahr. Motorenw.
J. P. Bemberg
Bergmann Elektr.
Berl Maſch.=Bau
Conti Gummi
Deutſche Cont. Ga=
Deutſche Erdöl
Ve
245.25
157.—
157.—
149.—
106.75
143.75
101.75
166.50
83.25
209.—
192.—
55
138.25
166.50
96.25
Miee Hee
F. G. Farben
Gelſenk. Bergw.
Geſ. f.elektr. Untern
Harpener Bergbau
Hoeſch Eiſen
Phil. Holzmann.
Kali Aſchersleben
Klöcknerwerke
Köln=Neueſſ. Baw.
Ludw. Loewe
Mannesm. Röhr.
Maſch.=Bau=Untn
Nordd. Wolle
Oberſchleſ. Kofsw.
Orenſtein & Koppel
Vffe
175.50
125.25
169.—
135.—
114.—
82.—
196.—
94.50
110.75
166.50
95.75
46.875
102.50
90.125
70.—
Meee
Rütgerswerke
Salzdetfurth Kali
Leonh. Tietz
Verein. Glanzſtoff
Verein. Stahlwerke
Weſteregeln Alkali
Agsb.=Nrnb. Maſch.
Baſalt Linz
Berl. Karlsr. Ind
Hirſch Kupfer
Hohenlohe=Werke
Lindes Eismaſch
Herm. Poege
Vogel Telegr. Drah=
Wanderer=Werke
Vf
70.—
313.—
160.—
212.—
105.50
202.—
34.—
57.125
82.50
151.75
22.25
65.75
40.—
Helſingfors
Wien
Prag
Budapeſt
Sofia
Holland
Lslo
Kopenhagen
Stockholm
London
Buenos-Aires
New York
Belgien
Italien
Paris
Schweiz 100 Franien 80.91 81.07 100 Schillin= 58.69 58.81
Spanien 100 Peſetas 59.58 9.70 100 Tſch. Kr. 12.369 12.389 Danzig 100 Gulden 81.47 81.63 100 Pengo 72.99 73. 13 Japan 1 Yen 2.008 2.012 100 Leva 3.015 2.C21 Rio de Janerrol 1 Milrei 0.492 0.494 100 Gulden 168.45 168.7. Jugoſlawten 100 Dinar 7.386 7.400 100 Kronen 111.86 112.00 Portugal 100 Escudos 18.81 18.25 100 Kronen 111.88 112.10 Athen 100 Drachm 5.425 5.435 100 Kronen 112.14 112.3elKonſtantinopt 11 türk. 2 1.973 1.977 1 E.Stg. 20.368 20.408 ei
airo 1ägypt. * 20.88 20.92 1 Pap. Pe o 1.694 1.704
Kanado 1 canad. Doll 4.096 4. 104 1 Dollat. 4.175 4.183 Uruguay 1 Goldpeſo 3.936 3.944 100 Belgo 58.40. 58.525
Island 100 eſtl. Kr. 92.171 92.35 100 Lire 21.86 21.90 Tallinn (Eſtl.) 100 eſtl. Kr 111.92 112.14 100 Francs 16.445 16.485 Riga
100 Lats 80.54 80.70
Frankfurter Kursbericht vom 30. Oktober 1929.
6% Dtſche. Reichs=)
anl. v. 27......
6% Baden
Frei=
ſtaat v. 27.....!
490= Bahern
Frei=
ſtaat v. 27
89 Heſſen
Volks=
ſtaat. . . . v. 28
v. 29
8e.
6% Preuß.
Staats=
anl. v. 28 .... .."
6% Sachſen
Frei=
ſtaat v. 27 .....
7½Thüringer
Frei=
ſtaat v. 27
Dtſche. Anl.
Auslo=
ſungsſch. + ½.
Ablöſungsanl. . .
Dtſche. Anl.
Ablö=
ſungsſch. (Neub.
Dtſche.
Schutzge=
bietsanleihe ....!
8% Bad.=Bad. v.26
6% Berlin v. 24 ..
8% Darmſtadt v. 2/
(Sfo
v. 28
%o Frkf.a. M. b. 26
8% Mainz v. 26
6% Mannh. v. 26.
8%.Nürnbergv. 26.
B‟), Heſſ. Landesbk.
Goldpfbr.
1, Heſſ. Landesbk.
Goldoblig.
41.%, Heſſ. Lds.
Hyp.=Bk.=Liquid
Pfbr.
I. Preuß. Lds.,
Pfbr.=Anſt.
Gold=
pfbr.
. Preuß. Lds.=
Pfbr.=Anſt. Gold=
„H.....
87.2
69.5
76.5
85.5
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75
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4.50
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81.5
84.45
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93.5
20.5
98
95
/o Darmſt. Komm.
Landesbk. Goldobl.
8‟/,
KaſſelerLandes=
kredit Goldpfbr.
82/, Naſſ. Landesbk.
Goldpfbr..
Dt. Komm.
Sam=
mel=Ablöſ.=Anl.
* Ausl. Ser. 1
* Ausl. Ser. II
Dt. Komm. Samm.=
Abl. (Neubeſitz)
8% Berl. Hyp.=Bk.
4½/=% „Liqu.=Pfbr.
8% Frkf. Hyp. Bk..
4:/,2 „ Lia. Pfbr.
8% „ Pfbr. Bk...
4½,%0 „ Lig. Pfrb..
8% Mein. Hyp. Bk.
4:/,% „ Lig. Pfbr.
8% Pfälz. Hyp.Bk.
4:,). „ Lig. Pfbr.
8eI. Preuß.
Boden=
cred.-Bk..
Lig. Pfb
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82). Preuß. Centrl.=
Bodencr.=Bk.
Lig. Pfbr.
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82/,Rhein. Hyp.=Bk.
4½, „Lig. Pfbr.
8% Rhein.=Weſtf.
Bd.=Credit .. . . .
8% Südd. Bob.=
Cred.=Bauk.. . .
8% Württ. Hhp.=B.
6% Daimler Benz
von 27
8I,Dt. Linol Werke
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8% Klöchner=Werkel
Berlin v. 26.
7% Mainkrw. v. 26.
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7%0 Ver. Stahlwerke
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3. 6. Farben Bonds
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Accum.=Berlin.
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Bergm. El. Aerke. /193
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Brüning & Sohn..
Buderus Eifen
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Karlſtadt
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Contin. Gummiw.
Daimler=Benz.
Dt. Atl. Telegr.
Eiſenh Berlin.
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Gold- u. Silb.,
ſcheide=Anſtalt .
Linoleumwer: 1240
Dyckerhoff u. Wid=
Mann
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m.775
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.... B.5
Eleltr. Licht u. Kraft
Liefer=Geſ
Cſchw. Bergweri
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J. G. Farbeninduſtr
Feinmech. (Jetter).
Felt. & Guilleaum.
Frkſt. Gas .. .. . . . /112
„ Ho / ......
Geiling & Cie..
Gelſenk. Bergwerk
Geſ. eleftr.
Unter=
nehmungen ....
Goldſchmidt Th. ..
Gritzner Maſchinen
Grün & Bilfinger
Hafenmühle Frkſt../145
Hammerſen (Osn.)
Karpener Bergbau
Henninger. Kempf.
Hilpert Armaturfbrl132
Hinderichs=Aufſern
Hirſch Kupfer..
Hochtief Eſſen ...
Holzmann, Phil..
Holzverk.=Induſtrie
Jlie Bergb. Stamm
Genüſſe
Junghaus Stamm
Kali Aſc ersleben
Salzdetfurth .
„Aeſteregeln
Kammgarn ſpinn..
Karſtadt, R.
Klein, Schanzl
Hlödnerwerie
Lahmeher & Co
Lech. Augsburg.. .
Löwenhr. Münc 1275
Lüdenſcheid Wetall
Lutz Gebr. Tarmſt
Mainkr.=W. Söchſt,
Mainz. Akt.=Br. . .
167
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31.2
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135
78
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195
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130
169
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Menntiw. Röhren —
Mansfeld Bergb.. .
MarswerleNürnbg.
Metallgef. Frankf.
Miag. Mühlenbau.).
Montecatin:Maild.
Motorenfb. Darmſt.
Reckarwerke Eßling.
Nicolay, Hofbr „
berbedarf..
Otavi Minen
Phönix Bergbau
Reiniger. Gebb.
Rh. Braunkohlen..
Elektr. Stamm.
Stahlwerke. „
Riebeck Montan
Roeder Gb. Darmſt.
Rütgerswerle
Sachtleben A. G.
Schöfferhof=Bind..
Schramm Ladfabr.
Schriftg. Stempel.
Schuckeit Clettr. ..
Schwarz=Storchen.
Siem.Elasinduſtriel
iemens & Halsfel295
Strohſtoff. Ver.. ..
Südd. Immobilien
Zucker=A. G...
Sbensta Tänt ſticks
Tellus Bergbau
Thür. Liefer.=Geſ..
Tucher=Brauere ..!
Unterfr. Krs.=
Elek=
tr.=Verſ.
Veithwerke.
Ver f. Chem. Ind.
Frankf.
Laurahütte
Stahlwerke
Ultramarin.
Kellſt. Berlin 1114
Bogtländ. Maſchin. / 68
Bolat & Saeffagr.
50
114
119
54.5
150
103
101
246
42.5
102.5
106
69
174
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5
178
186
70
145
338
113
102
151
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8.50
Käs
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Wayß & Freytag/ 82:1
Wegelin Rußfabr.
Werger=Eichbaum
Brauereien ... . . . 184.75
Zellſtoff. Aſchaffbg..
Memel ..
Waldho
Allg. Dt. Creditanſ.
Bk. f. Brauinduſtr. .
Berl. Handelsgeſ..
Comm. u. Privatl!
Darmſt. u. Nt.=Bk 1245
Deutſche Ban1....
Eff.-u.
Wechſel=
bank
Diskonto=Geſellſd
Dresdener Bau,
Frankf Ban: 1100
Hyp. Ban?
Pfdbr.=Bk.
Götha. Grundkr. B.
Mem. Hyp.=Bant
Nürnb. Vereinsbt 1150
Oſt. Creditanſtolt
Pfälz. Syp.=Ban!
Reichsbank=Ant.
Rhein.”reditbi. /117.75
Hyp.=Bank..
Südd. Bod.=Cr. B!
Wiener Baniverei
A.-G. ſ. Veriemen
Allg. Lokalb. Kraft
7% Dt. Reichsbahn
Vorzge
Hapag.
Rordd. Lloyd
Schantung=Eilenk
Südd Eiſenb.=Geſ.)
Aitanz Stung.
Verſicherung
Frift. Allg. Verſ.=G
Frankona Rück= u.
Mitv. . . . . . . . /455
Rennt. Bgrith.
95
132
1192
118
138
164,75
157.5
1118
157.5
148.75
126
131
120
115
30.5
130
142.75
137
12i.
118
141
86.5
1107.10
102
108
208
79
Nummer 302
Donnerstag, den 31. Oktober 1929
Seite 15
*
von
WolFcAn6 MARKEN
eirüufl!
heber=Rechtsſchutz durch Verlag Oskar Meiſter, Werdau i. Sa.
Nachdruck verboten
Mr. Woodland, der Gouverneur, war zu einer Intervention
reit.
Er verſprach, mit George Rückſprache zu nehmen.
Inzwiſchen fuhr Mr. Towler mit ſeinem Auto zu Robert
sorge und machte ihm Vorwürfe über ſein übereiltes Handeln.
Zum erſten Male dourde Mr. Towler erregt und gab ſeine
ahe auf.
Die Auseinanderſetzungen zwiſchen den Männern nahmen
ärfere Formen an. George blieb ruhig, aber in ihm war doch
Staunen, da ſich Mr. Towler ſo ganz anders zeigte.
„Er iſt dein Feind!” das ſagte die wachſame Stimme in
n. „Hüte dich vor ihm. Er iſt dein Feind, weil du ihm in
rtſchaftlicher Hinſicht Gegner biſt.”
Die Unterredung zwiſchen den beiden Männern verlief ohne
eſultat.
Robert George fuhr zu Mr. Woodland. Als ſein Auto, das
n dem Poliziſten Meyers geſteuert wurde, in die 11. Avenue
ibog, wurde plötzlich eine Bombe gegen das Auto geſchleudert.
Inſtinktiv hatte Meyers, der es ſah, Vollgas gegeben. Die
ombe fiel dicht hinter dem Wagen nieder. Als ſie kurz nach
m Fall explodierte, war der Wagen durch Meyers Gegenwart
die zehn Meter entfernt, und der Luftdruck gab dem Wagen
te Schnelligkeit, daß er gegen eine Hauswand krachte und
zer=
mnetterte.
Splitter hatten das Auto getroffen.
George war unverletzt, das fühlte er, aber er ſah zu ſeinem
atſetzen, daß Meyers nicht ſo glimpflich wie er
davongekom=
en war.
Er würgte ſich unter dem Wagen vor.
Eine Maſſe Paſſanten ſtürmten heran und halfen den
Jauffeur zu befreien.
Anſcheinend hatte auch er Glück gehabt und war mit einigen
ebrochenen Rippen davongekommen.
Das Krankenauto rollte an und trug Meyers davon.
Während Verkehrspoliziſten mit der Aufräumung der
Trüm=
mer beſchäftigt waren, nahm George, der noch etwas blaß, aber
ſehr ruhig war, den Bericht des Kommiſſars Moriſſen entgegen.
Der Verbrecher war geſehen worden, man hatte ihn auch
verfolgt, aber er war in dem Verkehrsleben der City
unter=
getraucht.
George übertrug dem Kommiſſar die Leitung der
Unter=
ſuchung, nahm ein anderes Auto und fuhr zum Gouverneur.
Mr. Woodland ſtarrte auf George, der nicht ganz ſalonfähig
vor ihm ſtand.
„Mr. George”, ſtieß er dann grenzenlos erſtaunt hervor,
„haben Sie wieder mit Cookwin geboxt?”
„Nein, Herr Gouverneur! Diesmal war es eine, hölliſche
Bombe, die auf mich zuſprang.”
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Woddland wurde blaß, als er alles erfahren hatte.
„Teufel nochmal! Ihre letzte Aktion iſt den Herren doch
unbequemer geworden, als wir uns alle träumen ließen. George,
George, Sie machen ſich den Weg unter die Erde leicht!”
„Was hilft es?” ſagte George knapp. „Ich habe zu tun,
was meine Aufgabe verlangt.”
Der alte Herr ſah ihn erſtaunt an und trat dann dicht zu
ihm, der ihn um Haupteslänge überragte.
„Ich werde wohl noch einmal einem gewiſſen Robert George
das letzte Geleit geben müſſen.”
„Vielleicht, Mr. Woodland”, war die Antwort. „Aber ich
fühle, daß mein Kampf nicht ganz umſonſt ſein wird. Ich werde
den Weg finden, der es mir ermöglicht, die Verbrecherwelt
Chicagos auszurotten. Freilich ... wenn es an dem iſt, daß
der Gott über uns ein gütiger iſt.”
„Glauben Sie an Gott, Mr. George?”
„Das muß ich wohl, Herr Gouverneur, ſonft müßte ich ja
verzweifeln bei meiner Aufgabe.”
„Sie ſagen die Wahrheit! Doch kommen wir jetzt zu der
Sache, um deretwillen ich Sie zu mir bat. Sie haben
drei=
hundert Poliziſten entlaſſen?”
Ral
„Erzählen Sie mir die Zuſammenhänge.”
Robert George berichtete, wie er es angeſtellt hatte, daß er
als alter Poliziſt Smith aus Neuyork unter den Poliziſten
ge=
weilt und überall Erkundigungen eingezogen habe, daß er nach
Wochen mühſeliger Arbeit endlich klar ſah, wer ein ehrlicher
Beamter und wer platt war.
Er zeigte Mr Woodland die Bogen, die ſeine Ermittlungen
enthielten.
Des Gouverneurs Reſpekt vor George ſtieg bei jedem Worte.
Er ſah die Bogen an. Alle dreihundert las er durch.
Dann ſagte er entſchloſſen:
„Wir wollen nicht viel Worte machen, Robert George. Der
alte Woodland geht mit Ihnen durch dick und dünn!“
Der Diener trat ein.
Unwillig wandte Mr. Woodland den Kopf und ſagte: „Was
gibt es?”
Mr. Mac Lenard bittet, ihn zu empfangen.”
Der Gouverneur nickte befriedigt. „Ah, der Oberrichter von
Chicago, mein alter Freund Mac, der kommt mir gelegen. Ich
laſſe bitten.”
Nach wenigen Augenblicken trat der Oberrichter von Chicago
ein. Er glich dem Gouverneur, als ob es ſein Bruder wäre.
Die beiden Freunde begrüßten ſich, dann ſtellte Mr.
Wood=
land vor: „Lieber Mac, du kennſt ihn ſchon: Chicagos tüchtigſter
Mann, Mr. Robert George. Eben mit Mühe und Not einem
Bombenattentat entronnen. Du mußt entſchuldigen, wenn er
nicht ganz ſalonfähig gekleidet iſt.”
„Ich habe davon gehört, Mr. George”, ſagte der Oberrichter
bewegt, als er dem jungen Präſidenten die Hand ſchüttelte. „Ich
beglückwwünſche Sie, daß Sie ſo gut davongekommen ſind.”
„Es iſt nicht der letzte Verſuch”, ſagte George ruhig. „
Hof=
fentlich komme ich aber zum Erfolg, ehe man mich ausgelöſcht
hat. Früher oder ſpäter wird es doch geſchehen.”
„Es iſt gut, daß du kommſt, Mac. Biſt ein alter
Gerichts=
fuchs. Komm, lies durch, was Mr. George als Gründe für die
Entlaſſung von dreihundert Poliziſten angibt. Eine intereſſante
Aufſtellung.”
Nur zehn Bogen las Mr. Lenard durch, dann ſchlug er auf
den Tiſch und ſagte: „Mr. George, übergeben Sie das Material
dem Gericht!”
Doch der Präſident ſchüttelte den Kopf.
„Das würde Sie nur belaſten, und die meiſten Prozeſſe
wür=
den im Sande verlaufen. Ein Grund zur Entlaſſung liegt in
jedem Falle, aber nicht immer ein Grund zur Verurteilung vor.
Es iſt das beſte, wenn der Herr Guverneur erklärt, daß er meine
Maßregelung gutheißt.”
(Fortſetzung folgt.)
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