Darmstädter Tagblatt 1929


08. August 1929

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Nummer 218 Donnerstag, den 8. Auguſt 1929. 192. Jahrgang

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9.
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ſede Verpſichtung
aufträge und Leiſtung von Schadenerſatz. B
Konkurs oder gerichtlicher Beitreibung fäl
Rabatt weg. Bankkonto Deuiſche Bank und Darm=
ſtädter
und Nationalbank.

Stteit um den Houng=Plan im Haag.
er Young=Plan ein unkeilbares Ganzes. Das geben auch Frankreich, Ikalien. Japan und Belgien zu.
urſchland bereit, auf der Grundlage des Planes zu einer Löſung des Reparakionsproblems zu gelangen.
Die Kommiſſionen gebildel. Die Räumungsdiskuſſion kann beginnen.
die Vergangenheit liquidiert und die Grundlage
eines dauerhaften guten Verhältniſſes der beteiligten Länder
Abſchlaß der Generglausſprache.
bilden kann.
ſe Auseinanderſekzung unker den Allierken. Die Honkard und Henderſon zu Präſidenken der beiden
Anſprüche der kleinen Verbandsſtaaken.
Kommiſſionen gewählk.

* Haag, 7. Aug. (Priv.=Tel.)
Die geſtern von Snowden aufgenommene Generaldis=
ſion
des Youngplanes wurde heute fortgeſetzt,
nd zwar vertrat Chéron denfranzöſiſchen Stand=
tunkt
, während Titulescu, der rumäniſche Geſandte in
bndon, für die kleinen Mächte Rumänien, Portugal und
ſiechenland ſprach, die durch die Neufeſtſetzung des Ver=
tlungsſchlüſſels
im gleichen Sinne wie England berührt wer=
dn
. Titulescu führte in einer einviertelſtündigen Rede aus, daß
ſumänien heute weniger erhalte, als es ſelbſt bezahlen müſſe.
habe große Opfer gebracht und könne zumindeſt verlangen,
es zur Erfüllung ſeiner Schuldverpflichtungen inſtand geſetzt
nide. Auch Ulricht ſtellte ſich auf dieſen Standpunkt, und beide
ſechſſen ſich im großen und ganzen dem engliſchen Standpunkt an.
Finanm
BSron, der franzöſiſche otauzeginiſter, ſehzt ſich
mil den Engländern auseinander.
Der franzäſiſche Finanzminiſter Chsron, der auf die geſtrige
de Snowdens antwortete, führte zum Beweis, daß Frankreich
unter dem Young=Regime bedeutend ſchlechter ſtelle als
Eſer unter dem Dawes=Plan, Vergleichsziffern zwiſchen den
ſiſen Verträgen an, aus denen hervorgehe, daß die geſtern von
Eiu wden genannte Summe, die Frankreich mehr erhält, ſich nach
in zöſiſcher Auffaſſung auf ungefähr 12½ Millionen Mark redu=
r
.. Chéron, der mit ſeiner fülligen Figur und ſeinem
voßen weißen Bart wie die Ruhe ſelbſt wirkt, ſetzte ſich in ſehr
rhger und ſympathiſcher Form mit den Engländern
aseinander. Er wies darauf hin, daß auch Snowden an=
leine
, daß über die Höhe der deutſchen Geſamtleiſtungen, wie
d er Young=Plan feſtſetze, wohl nicht mehr zu verhandeln ſei.
ßer ganze Plan, den die Sachverſtändigen unter großem
Prantwortungsbewußtſein aufgeſtellt haben, trage einen
usgeſprochenen Kompromißcharakter. Er unter=
ſich
nochmals, daß der Young=Plan als unteilbares
kamzes angenommen werden müſſe.

8l1
Iosconi gegen die unſprüche der kleinen Skaaken.
Etwas ſchärfer war Mosconi, der italieniſche Finanz=
mni
ſter, in ſeiner Diktion. Er beſtritt, daß die kleinen
einaten vergeſſen oder zukurz gekommen ſeien.
2e Sachverſtändigen in Paris hätten in monatelanger Arbeit
te Anſprüche ausgeglichen; ob man denn jetzt etwa die Sach=
bſtändigen
noch einmal einberufen wolle? Italien richte ſeine
Eellungnahme durchaus nach der Erklärung Muſſolinis im Par=
nent
, wo geſagt worden ſei, daß der Young=Plan nur
4 unteilbares Ganzes angenommen werden
ne.
Deukſchlands grundſählicher Standpankk:
Ne Bergangenheit muß endgüllig liguidiert werden.
In der Vormittagsſitzung gab auch Dr. Streſemann
eine Erklärung über die deutſche Haltung ab.
Ewiederholte nochmals den deutſchen Standpunkt, wie er ſchon
ider Regierungserklärung zum Ausdruck gekommen iſt, wonach
Lutſchland den Young=Plan als Baſis für die
Rgelung der noch ausſtehenden finanziellen
1dpolitiſchen Fragen annimmt. Deutſchland werde
der Finanzkommiſſion mit allen Kräften mitarbeiten und er
lbſtwerde die politiſchen Fragen in der politiſchen
ſimmiſſion zur Diskuſſion ſtellen. Dr. Streſemann,
Damit die deutſche Forderung auf Diskuſſion
*Rheinlandräumung anmeldete, betonte, daß die Ar=
tem
der Finanz= und politiſchen Kommiſſion gleichzeitig vor
gehen müßten. Im einzelnen führte Dr. Streſemann aus:
n verſchiedenen Erklärungen, die geſtern nachmittag und heute
gegeben worden ſind, ſind hinſichtlich einzelner Teile des
Aurig=Planes Anſichten zum Ausdruck gelangt, die voneinander
weichen. Es handelt ſich dabei um Punkte des Planes, die in
ſter Linie das Verhältnis der Gläubigermächte untereinander
ſg hen. Ich glaube deshalb, daß ich mich in dieſer General=
Pluſſion zur Bezeichnung der Haltung der deutſchen Delegation
Fauf beſchränken kann, auf die ſeinerzeit von der Reichsregie=
lug
veröffentlichte Erklärung zu verweiſen, die dahin geht, daß
Kutſchland bereit iſt, auf der Grundlage des
Nanes zu einer Löſung der Reparationspro=
ſerne
zu gelangen.
Was die hier aufgetretenen Meinungsverſchieden=
icen
über einzelne Teile des Young=Planes
geht, ſo möchte ich, welche Bedeutung ihnen auch zukommen
F9. doch der dringendſten Hoffnung Ausdruck geben, daß es der
fanziellen Kommiſſion gelingen werde, darüber eine Einigung
ſter den beteiligten Delegationen zu erzielen. Die deutſche
Klegation wird mit allen Kräften dahin wirken, die Konferenz
einem Abſchluß zu führen, der, wie Monſieur Chéron ſagte,

Die 14 Delegationen der Haager Konferenz vereinigten ſich
heute nachmittag nochmals zu einer Vollſitzung, in der die Ver=
treter
der Tſchechoſlowakei, Polens und der Dominions ihre Auf=
faſſungen
zum Young=Plan darlegten. Polen und die Tſchecho=
ſlowakei
brachten dabei nochmals ihre bekannten Vorbehalte ein.
Die Sitzung dauerte von 5 Uhr bis kurz nach 6 Uhr. Ihr ging
eine kurze Beſprechung der ſechs Führer der ſo=
genannten
einladenden Staaten voraus, in der die
Organiſation und das künftige techniſche Verfahren der Arbeiten
der Konferenz beſprochen wurden. Man einigte ſich dabei
über die Bildung der beiden großen Kommiſſio=
nen
, von denen die erſte für finanzielle und wirt=
ſchaftliche
Fragen von dem belgiſchen Finanz=
miniſter
Baron van Houtard, die zweite, welche die
politiſchen Fragen zu regeln haben wird, von dem engliſchen
Außenminiſter Henderſon präſidiert wird.
Die Kommiſſienen nehmen am Donnerskag
ihre Arbeit auf.
Am Mittwoch abend iſt man im Haag nun endlich ſoweit, daß
wenigſtens mit einiger Sicherheit feſtſteht, daß man Donnerstag
nachmittag um 4 Uhr die Debatte über die politiſchen
Fragen beginnt.
Nachdem in der Konferenzſitzung, die um 5 Uhr begann, der
belgiſche Außenminiſter Hymans in ziemlich energiſcher Form er=
klärt
hatte, daß Belgien den Young=Plan nur als
unteilbares Ganzes annehme und daß man Lirch ein
Eingehen auf techniſche Einzelheiten nicht nur den Young=Plan,
ſondern auch ſeine günſtigen Einwirkungen auf den Weltfrieden
in Frage ſtellen könne, und nachdem der japaniſche Ver=
treter
Baron Adatſchi ebenfalls erklärt hatte, daß
ſeine Regierung den Young=Plan als Baſis
einer definitiven Regelung der Reparations=
frage
annehme, ſchloß man die Generaldiskuſſion über den
Young=Plan. Der amerikaniſche Vertreter Wilſon, der an den
Sitzungen teilgenommen hatte, behielt ſich vor, die Bemerkungen,
die die Regierung der Vereinigten Staaten zum Yung=Plan zu
machen habe, in der finanziellen Kommiſſion vorzubringen.
Und zur langerwarteten Bildung dieſer ſogenanntem großen
Kommiſſionen wurde dann auch geſchritten. Zum Vorſitzen=
den
der finanziellen Kommiſſion wurde auf Vor=
ſchlag
Snowdens der belgiſche Finanzminiſter Baron Houtard
gewählt. Wie Jaſpar betonte, iſt das Arbeitsgebiet der
Kommiſſion durch das Wort Young=Plan ge=
geben
. Den Vorſitz in der politiſchen Kommiſ=
ſion
übertrug man auf Vorſchlag Briands dem eng=
liſchen
Außenminiſter Henderſon. Die Zuſammen=
ſetzung
dieſer Kommiſſion bringt nun auch die Entſcheidung dar=
über
, daß die eingeladenen ſechs Mächte, alſo Polen, die Tſchecho=
ſlowakei
uſw. nicht an den politiſchen Fragen beteiligt werden,
denn in der politiſchen Kommiſſion ſind nur die ſechs Haupt=
mächte
mit je zwei Delegierten vertreten. Das Thema für dieſe
Kommiſſion ſieht Jaſpar in dem Communigué von Genf, in dem
die Beſprechungen über Rheinlandräumung und Rheinlandkon=
trolle
vorgeſehen ſind.
In beiden Kommiſſionen zählt der Präſident nicht als Dele=
gierter
und hat dementſprechend auch kein Stimmrecht. Ebenſo
ſind beide Kommiſſionen gleichmäßig verpflichtet, an die Haupt=
konferenz
Bericht über ihre Arbeiten zu erſtatten. Sie haben beide
das Recht, zu ihren Beratungen Sachverſtändige für die ein=
zelnen
Fragen hinzuzuziehen.
Beide Kommiſſionen treten gleichzeitig morgen nachmittag
um 4 Uhr zu ihren erſten Sitzungen zuſammen.
* Die Haager Konferenz hat in zwei Tagen die General=
debatte
über den Young=Plan zu Ende geführt. Sie iſt aus=
gefüllt
geweſen mit Klagen der Eläubigerſtaaten, von denen jeder
einzelne nicht genug die Opfer unterſtreichen konnte, die er ge=
bracht
hat. Die deutſche Delegation hat ſich an der Unterhaltung
nur durch eine kurze Erklärung Dr. Streſemanns beteiligt, die
auf das Politiſche zugeſpitzt war. Die Franzoſen haben wenig=
ſtens
formell ſo weit nachgegeben, daß der politiſche Ausſchuß
gleichzeitig mit dem Finanzausſchuß am Donnerstag nachmittag
ſeine Arbeiten aufnimmt. Das iſt für den Augenblick das Wich=
tigſte
. Es iſt dadurch verhindert, daß dem Wunſche Briands ent=
ſprechend
zunächſt der Yung=Plan durchgearbeitet und dann erſt
das politiſche Programm beſprochen wird. In welcher Richtung
die deutſchen Forderungen gehen, hat Dr. Streſemann zweimal
deutlich betont, und es war ſehr geſchickt, daß er auch den fran=
zöſiſchen
Finanzminiſter auf die Formulierung von der völligen
Liquidierung der Vergangenheit feſtlegte. Unklar bleibt dabei
immer noch, ob die Franzoſen doch nicht den Verſuch machen wer=
den
, wenigſtens das Tempo der Ausſchußarbeiten zu differen=
zieren
und die Entſcheidung über die politiſchen Fragen möglichſt
hinauszuſchieben, um den Young=Plan vorher durchzudrücken.
Auf dieſen Punkt wird die Aufmerkſamkeit der deutſchen Dele=

gation beſonders gerichtet ſein müſſen.

* Der ſlowakiſche Hochverräker.
Von unſerem ſtändigen Berichterſtatter.
Prag, Anfang Auguſt.
Ende Juli hat vor einem Strafſenat des Kreisgerichtes in
Preßburg, der Hauptſtadt der Slowakei, der größte politiſche
Prozeß begonnen, den die tſchechoſlowakiſche Republik in den
zehn Jahren ihres Beſtehens erlebt hat.
Dr. Bela Tuka, Profeſſor des internationalen Rechtes
an der ſlowakiſchen Univerſität in Preßburg, der hellſte Kopf
unter vielen hellen Slowakenköpfen und der einflußreichſte Mann
in der ſlowakiſchen Volkspartei bis 1. Januar 1929, ſitzt auf der
Anklagebank.
Die Anklage ſagt: Hochverrat, begangen durch die Schaf=
fung
geheimer militäriſcher Organiſationen und die Vorbereitung
der gewaltſamen Loslöſung der Slowakei aus dem tſchechoſlowa=
kiſchen
Staatsverbande. An die 50 Seiten zählt die Anklage=
ſchrift
. Ein Roman könnte nicht ſpannender ſein. Keine raffi=
niertere
Anklage wurde je bei einem Gerichte eingebracht.
Sie ſtützt ſich auf das Geſetz zum Schutze der Repu=
blik
, jenem tſchechoſlowakiſchen Ausnahmegeſetze, deſſen Ter=
minologie
ſo engmaſchig iſt, daß es kaum eine Aeußerung oder
Regelung aus oppoſitionellem oder nationalem Minderheiten=
lager
geben könnte, die nicht ſtrafrechtlich zu verfolgen wäre.
Ueberdies bringt es das Ausnahmegeſetz mit ſich, daß trotz höch=
ſten
Strafſatzes lebenslänglicher Kerker nicht Geſchworene,
bei Anwendung aller Vorſichten anläßlich der Beſtellung vielleicht
doch nicht verläßlich genug oder von unnützen Hemmungen eines
zu ehrlichen Gewiſſens beſchwert, ſondern Berufsrichter das Ur=
teil
ſprechen werden. Und um ganz ſicher zu gehen, baut man auf
dem berüchtigten 8 6 auf, der den Militärs als Gutachtern des
Kriegsminiſteriums das letzte Wort zuweiſt.
Wie immer dieſer Prozeß ausgehen, nach Wochen das Urteil
gefällt werden mag, daß es Tatſache werden konnte, beweiſt allein
ſchon, wie weit es her iſt mit der politiſchen Konſolidierung der
Tſchechoſlowakiſchen Republik, die eine rührige Auslandspropa=
ganda
gerne glauben machen möchte.
Und vor allem, in dem Staat, der ſeinen Namen auch nach
dem Volk der Slowaken trägt, gibt es eine ſlowakiſche
Frage.
Ein politiſches Parodoxon! Wie manches andere auch im
Moldauſtaat. Viel dürfte der normale Mitteleuropäer von der
Slowakei nicht wiſſen. An die 400 Kilometer öſtlich von Prag
beginnt ſie, wo das Waldgebirge der Karpathen aus dem Boden
wächſt, zugleich Grenze zwiſchen den hiſtoriſchen Ländern Böh=
men
, Mähren und Schleſien und dem einſtigen Königreich Ungarn.
Zwiſchen hohen Bergen zieht der bis zum Jahre 1918 königlich=
ungariſche
Landſtrich am Innenrande der Karpathen oſtwärts,
ſchließlich verlängert durch das autonome Karpathenrußland
bis an die rumäniſche Grenze.
Das Volk der Slowaken war einmal ſehr arm. Viel hat ſich
daran auch bis heute nicht geändert. Der hauſierende ſlowa=
kiſche
Raſtelbinder mit ſeinen Mauſefallen aus Draht und die
ſlowakiſchen Schumlierer mit ihren gellenden Dudelſäcken
waren vor dem Kriege in der ganzen Donaumonarchie bekannte
Gaſſenfiguren. Viele Slowaken waren auch übers Meer ge=
fahren
, und manch einer von den ebenſo verwahrloſten wie in=
telligenten
Geſellen hat es in Amerika zu Wohlſtand, ja Reich=
tum
und Einfluß gebracht.
Seit einem Jahrzehnt nun iſt dieſes Volk von 3½ Millionen
aus ſeiner Abgeſchiedenheit in die Geſchichte eingetreten.
Die tſchechiſchen Emigranten in Paris, Moskau,
London und New York unter der Führung des landflüchtigen
Prager Univerſitätsprofeſſors Thomas G. Maſaryk hatten
früh ſchon Verbindung geſucht mit den recht gut organiſierten
Bauernſöhnen aus der Slowakei, die ihre Heimat nicht vergeſſen
hatten. Maſaryk und ſein Schüler Beneſch, der nachmalige
und noch heute amtsführende Außenminiſter der Tſchechoſlowakei,
wußten die Gründung eines Slowakiſchen Nationalrates in
Szene zu ſetzen und die ſtammberwandten Emigranten ſelbſt für
einen unabhängigen, aber gemeinſamen Staat der Tſchechen und
Slowaken zu begeiſtern. Am 30. Mai 1918 ſchloß Mafaryt mit
den Vertretern des Slowakiſchen Nationalrates zu Pittsburg in
U. S.A. einen feierlichen Vertrag. Der enthielt das gemeinſame
Programm: ſelbſtändiger Staat der Tſchechen und Slowaken;
doch volle Autonomie für die Slowaken, eigene Verwaltung,
eigenen Landtag, eigene Gerichte, in Schule, Amt und Oeffent=
lichkeit
ſoll das Slowakiſche die offizielle Sprache ſein!
Raſcher als ſelbſt Maſaryk es geahnt, kam der Zuſammen=
bruch
. Am 28. Oktober wurde in Prag der unabhängige Staat
der Tſchechen proklamiert. Drei Tage ſpäter verkündeten ſlowa=
kiſche
Politiker in St. Martin in einer feierlichen Deklaration die
Unabhängigkeit des ſlowakiſchen Siedlungsgebietes und ſeinen
Anſchluß an die hiſtoriſchen Länder. In Paris agierten die
Tſchechen, Beneſch voran. Die Pariſer Vorſtadtverträge brach=
ten
den Tſchechen die Erfüllung ihrer politiſchen Wünſche und
noch mehr: den Staat der Tſchechen, die Slowakei mit einge=
ſchloſſen
, hifort genannt Tſchechoflowakiſche Republik, und
dazu noch 3½ Millionen Deutſche, 1 Million Ungarn, 250000
Polen. In die neuen Staatsverträge ſchon hatten die tſchechiſchen
Unterhändler den Begriff der tſchechoſlowakiſchen Nation und
der tſchechoſlowakiſchen Sprache eingeſchmuggelt. Die Macht=
haber
daheim in Prag organiſierten den ſtraffſten Zentralismus.
Pater Andreas Hlinka, der Prieſter und alte Führer der
Slowaken, der ſchon im Vorkriegs=Ungarn den Regierenden
manches Kopfzerbrechen verurſacht hatte aber immer als Kava=
lier
behandelt worden war, auch wenn man ihn ab und zu ver=
zweifelt
und ratlos auf eine Feſtung ſetzte war ſein erſtes
Opfer; weil er es gewagt hatte, auf eigene Fauſt nach Paris zu
reiſen und zu verſuchen, verbriefte Rechte in den Friedensver=
trägen
verankern zu laſſen, mußte er in den Kerker.
Die ſlowakiſche Heimat ſelbſt war führerlos. Ihr fehlte die
Intelligenzſchicht, die hätte die Führung ergreifen können. Zu

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Seite 2

Donnerstag, den 8 Auguſt 1929

gründlich hatte das ungariſche Regime einſt gearbeitet, das ein=
mal
keinerlei höhere ſlowakiſche Schulen geduldet hatte.
Die wenigen zur Führung fähigen Slowaken hatten ihre
Bildung und akademiſchen Würden in Budapeſt, Wien, Prag
oder im Auslande erworben.
Einer dieſer Männer war Adalbert Tuka, deſſen Vater noch
eine ungariſch=ſlowakiſche Bibel herausgebracht hatte, nach erfolg=
reichem
Studienabſchluß Konzeptsbeamter der Budapeſter Poli=
zei
, noch in jungen Jahren an magyariſchen Hochſchulen in der
akadeniſchen Karriere, zuletzt in Preßburg. Als die Preßburger
Univerſität nach der politiſchen Neuordnung ſlowakiſiert wurde,
machte Tuka dieſe Wandlung mit. Um 1920 beginnt ſein Auf=
ſtieg
in der Partei Andreas Hlinkas, der Slowakiſchen Volks=
partei
, die die nationalbewußten Slowaken ſamelt und im
Sinne des Vertrages von Pittsburg und der Deklaration von
St. Martin die Idee des ſlowakiſchen Autonomismus verficht.
Im Kampfe gegen den Prager Zentralismus
der in der Slowakei zunächſt eine brauchbare Kolonie ſieht und an
die Stelle der geflüchteten ungariſchen Beamten Tunichtgute und
Protektionskinder letzter Garnitur ſendet, ſteht Tuka bald an
erſter Stelle. Als Generalſekretär organiſiert er die zerfahrene
Partei, lernt vom italieniſchen Fascismus und un=
terbaut
, ſie mit militäriſchen Organiſationen, den Rodo=
branci
(Heimatwehren), und legt ſich auch keinerlei Zügel auf,
als die Partei zum erſten Kompromiß mit Prag ſchreitet und
gegen eine Reihe von Konzeſſionen im Januar 1927 zwei Mini=
ſter
in die Prager Regierung entſendet.
Wir werden in die Regierung gehen, ſo wie man in eine
feindliche Burg eindringt, um ſie von innen zu erobern. So
hatte der Sprecher der Slowaken im Parlament verkündet. Die
Partei freilich, nach den Parlamentswahlen 1925 der mächtigſte
Faktor in der Slowakei, litt ſchwer unter dem Kompromiß, un=
verſtändlich
den radikaliſierten Maſſen. Tuka blieb unverſöhn=
lich
: Anläßlich des zehnjährigen Staatsjubiläums am 28. Ok=
tober
1928 verkffentlichte er einen Artikel Vacuum juris
Zehn Uebergangsjahre, in einer Geheimklauſel der Deklaration
von St. Martin verbürgt, ſind vorbei. Mit ihrem Ablauf iſt ein
rechtloſer Zuſtand eingetreten, die Slowakei, von den Tſchechen
um ihre Rechte betrogen, iſt wieder Herrin ihrer Geſchicke. Nicht
mehr und nicht weniger verkündete Tuka! Wüſt war der
Widerhall; maßlos die Angriffe von tſchechiſcher Seite und
ſeitens der zentraliſtiſch (aus kulturpolitiſchen Gründen) einge=
ſtellten
ſozialiſtiſchen Parteien.
Die Partei deckte Tuka. Als man ihn im Parlament
als Hochverräter, der im ungatiſchen Solde den Abfall der Slo=
wakei
vorbereite, bezeichnete, ſtellte ein Parteiausſchuß nach durch=
geführter
Unterſuchung das Gegenteil feſt. Aber Prag ließ
nicht mehr locker. Am 1. Januar 1929 wurde Tuka vom
Schreibtiſch weggeholt. Er verließ das Gefängnis nicht mehr.
Sechs Monate ſuchten die Schergen im ganzen Lande, am meiſten
in Klöſtern und Pfarreien. Das Ergebnis war dürftig genug.
Der Prozeß hat jetzt begonnen.
Angeklagt ſind Tuka und zwei ſeiner engeren Mitarbeiter,
verurteilt werden ſoll der ſlowakiſche Autonomismus. So ſtellt
ſich Prag die Löſung einer Frage vor, die zu den Grundfragen
des Staates gehört.
Die Prager Machthaber haben alle Vorſicht gebraucht, ſelbſt
die alte ungariſche Strafprozeßordnung, ſehr zweckdienlich und
bequem im vorliegenden Falle, wird praktiziert. Tſchechiſcher
Nationalſtaat oder Tſchecho=Slowakei, darum geht es in Wahr=
heit
in Preßburg.

Der Kampf um die Reform der Arbeiks=
loſenverſicherung
.

Die Sozialdemokraken drohen mit ihrem Auskritt
aus der Reichsregierung.

* Berlin, 7. Auguſt. (Priv.=Tel.)
Es zeigt ſich immer deutlicher, wie gefährlich es war, daß
der Reichstag die Reform der Arbeitsloſenverſicherung auf den
Herbſt verſchob. Die Vorſchläge des von der Regierung einge=
ſetzten
Sachverſtändigenausſchuſſes werden von der Arbeitgeber=
ſeite
als unannehmbar erklärt. Sie ſind zudem mit wechſelnden
Mehrheiten gefaßt, ſo daß ſie eine ſichere Grundlage für die par=
lamentariſche
Erledigung auch jetzt nicht bilden. Dabei drängt
die Zeit. Vor dem 1. Oktober muß die neue Regelung getroffen
werden, ſchon wegen der ſonſt unüberſehbaren Rückwirkungen
auf die Reichsfinanzen. Die Sozialdemokraten machen
allerdings Stimmung dafür, daß zunächſt einmal der Ausgang
der Haager Konferenz abgewartet wird, worüber doch unter Um=
ſtänden
Wochen vergehen können. Sie drohen außerdem mit
ihrem Austriat aus der Regierung, wenn die Vor=

Vom Tage.

Das Reichsverkehrsminiſterium hat namens der Reichsregierung
Dr. Eckener eingeladen, zur Feier des Verfafſungstages am 11. Auguſt
über Berlin zu erſcheinen.
Reichsbankpräſidenr Dr. Schacht iſt geſtern zur Teil=
nahme
an einer Sitzung im Rheinland aus dem Haag abgereiſt
und wird am Freitag dorthin zurückkehren.
In London finden zwiſchen dem franzöſiſchen Luftver=
ehrsminiſter
Laurent=Eynac und dem engliſchen Luftſchiffahrts=
niniſter
Verhandlungen über Luftverkehrsfragen
tatt. Man mißt dieſen Verhandlungen hier beſondere Bedeutung bei;
e betreffen, wie es heißt, Fragen des Luftverkehrs mit Afrika, dem
Fernen Oſten und Südamerika.
Premierminiſter Macdonald hat ſich bereit erklärt, eine
Vermittlungstätigkeit zur Beilegung der Aus=
perrung
im Textilgebiet von Lancaſhire zu über=
nehmen
.
König Fuad von Aegypten iſt aus London mit dem
Premierminiſter Machmud Paſcha und dem Pariſer Geſandten Moha=
med
Fakri in Paris angekommen. Er wurde von Vertretern
des Außenminiſters, des Präſidenten der Republik und des Sultans
von Marokko begrüßt.
Im rumäniſchen Kohlenrevier von Lupeni
herrſcht zurzeit Ruhe und Ordnung. Die Arbeiter der
benachbarten Gruben haben ſich den Streikenden nicht angeſchloſſen. Die
Zahl der beim Kampf zwiſchen Militär und Streikenden Getöteten hat
ſich nach den amtlichen Feſtellungen auf 19 erhöht, da mehrere Ver=
wundete
ihren Verletzungen erlegen ſind. Das Elektrizitätswerk hat den
Betrieb wieder aufgenommen.
In den Verhandlungen zwiſchen China und Ruß=
land
zur Beilegung des Streites über die Oſtchineſiſche Eiſenbahn in
Mandſchuli iſt eine Kriſe eingetreten. Die chineſiſchen Behöu=
den
ſollen ſich) nicht dazu bereit finden können, die von Nußland als
Vorbedingung für die Aufnahme endgültiger Verhandlungen geforderte
Wiedereinſetzung eines ruſſiſchen Diktators bei der Oſtchineſiſchen Eiſen=
bahn
anzuerkennen.
Infolge von Differenzen mit der Nankingregierung in der Rüſtungs=
und Heeresfrage iſt der bisherige chineſiſche Finanz=
miniſter
Soong zurückgetreten. Soong galt allgemein als
ine der beſten Stützen der Regierung von Nanking.

Eine Herabſetzung der Truppenzahl der chineſi=
ſchen
Armee von 2 Millionen auf 800 000 Mann iſt von der
Nanking=Regierung beſchloſſen worden. Wie Tſchiang=
kaiſchek
hierzu erklärte, ſei eine einſchneidende Reduzierung der Trup=
penzahl
der einzige Weg, um Ching vor einem Bankerott zu bawahren

ſchläge der Sachverſtändigen angenommen werden ſollten, die
ihnen nicht weitgehend genug ſind. Der Vorwärts winkt mit
dem Zaunpfahl, daß eine Mehrheit, die ſich in der Arbeitsloſen=
verſicherungsreform
zuſammenfindet, die Regierung übernehmen
müßte. Selbſtverſtändlich ohne, oder ſogar gegen die Sozial=
demokratie
. Dabei iſt richtig, daß die Reform der Arbeitsloſen=
verſicherung
eines der Kernprobleme unſerer nächſten parlamen=
tariſchen
Zukunft iſt. Eine ſo ernſte Frage zu löſen, während im
Haag über den Youngplan verhandelt wird, iſt natürlich außer=
ordentlich
ſchwierig. Aber das wußten die Sozialdemokraten doch
auch ſchon im Sommer. Es iſt finanziell und politiſch einfach
untragbar, aus dieſen außenpolitiſchen Schwierigkeiten jetzt neue
Vertagungswünſche geltend zu machen. Darin ſcheinen ſich auch
die übrigen Parteien einig zu ſein. Jedenfalls ſtellt die Ger=
mania
gegenüber dieſen ſozialdemokratiſchen Hoffnungen feſt,
daß die Reichsregierung mit aller Energie darauf hinwirken
muß, die Reform mit tunlichſter Beſcheunigung ihrer parlamen=
tariſchen
Erledigung näherzubringen. Es wird alſo faſt unver=
meidlich
, daß wir ſpäteſtes um die Auguſtwende in einer dop=
delten
Front kämpfen. Trotz aller techniſchen Hinderniſſe wird die
Regierung ihre Zuſage erfüllen müſſen und dem ſozialpolitiſchen
Ausſchuß des Reichstages, der in der nächſten Woche zuſammen=
tritt
, eine entſprechende Vorlage vorzulegen haben. Denn es
wäre ein Hohn auf jede praktiſche Finanzreform, wenn durch
parlamentariſche und taktiſche Manöver aus dem Sofortpro=
gramm
ein Niemalsprogramm gemacht werden ſollte.
Wir verkennen gewiß nicht die Schwierigkeiten, die darin
liegen, daß vier Miniſter, darunter der Finanzminiſter und vor
allem der Wirtſchaftsminiſter, die maßgebenn an der Geſtaltung
der Arbeitsloſenverſicherung intereſſiert ſind, auf abſehbare Zeit
im Haag feſtſitzen. Zur Not läßt ſich ja auch eine Mehrheits=
bildung
im Kabinett ſchriftlich herbeiführen. Vorderhand will
der Reicharbeitsminiſter am Ende der Woche mit den Referenten
der Länder eine Beſprechung abhalten und dann erſt ſeine wei=
teren
Entſcheidungen treffen. Von einer Kabinettsſitzung iſt je
denfalls einſtweilen noch nicht die Rede und ein Ausweg auch
ſchwer zu finden. Nachdem ſich gezeigt hat, daß ein Verſuch mit
dem Sachverſtändigenausſchuß ein Mißgriff war. Die Dinge
liegen heute ſo, daß die ſozialdemokratiſchen Gewerkſchaften ihr
Nein bereits ausgeſprochen haben, daß auch der Deutſche Ge=
werkſchaftsbund
gegen eine Reihe der Vorſchläge Bedenken er=
hebt
, daß die Arbeitgeber ſie ablehnen, und daß auch die bür=
gerlichen
Parteien unbefriedigt ſind. Aber Schwierigkeiten ſind
doch ſchließlich dazu da, daß ſie überwunden werden.

pärner Echo zur haager Konferenz.
Snowden erregt Frankreichs Mißfallen.

Paris, 7. Auguſt.
Die Pariſer Preſſe hebt allgemein hervor, daß in der geſt=
rigen
erſten Sitzung der Regierungskonferenz im Haag bereits
mit aller Schärfe die Gegenſätze und Schwierigkeiten zutage ge=
treten
ſeien, die man überwinden müſſe, wenn man zu einer
Beſſerung gelangen wolle. Insbeſondere hat die Rede des eng=
liſchen
Schatzkanzlers Snowden, der bekanntlich als ein aus=
geſprochener
Feind Frankreichs gilt, ziemliches
Mißfallen erregt. Die Blätter beſchuldigen Snowden, eine regel=
rechte
Offenſive gegen den Youngplan eröffnet zu haben und da=
mit
den ganzen Plan ſowie die damit zuſammenhängende
Liquidierung des Krieges in Frage zu ſtellen. So gibt beiſpiels=
weiſe
Sauerwein im Matin der Anſicht Ausdruck, daß durck
die Haltung der Engländer die ganze Arbeit der Sachverſtän
digen gefährdet werden könne. Der Avenir ſchreibt: Groß=
britannien
hat kein Intereſſe daran, daß
Franzoſen, Deutſche und andere Leute des Kontinents
den Kriegliquidieren, und daß wie es geſtern Streſee
mann nach Briand wünſchte ſie ſich auf wirtſchafts
lichem Gebiete verſtändigen. Die geſamte enge
liſche Politik beſteht darin, in Europa einen
Zuſtand des Nichtausgleichs zu erhalten, aug
dem England Nutzen zieht, um ſeine Beherr=
ſchung
zuverankern. Die geſamte Geſchichte des Foreign
Office erinnert daran, daß England niemals die Verſtändigung
der europäiſchen Nationen als mit der Sicherheit und der Ruhe
des engliſchen Imperialismus vereinbar, betrachtet hat.
*
Auch Reichsaußenminiſter Dr. Streſemann
hat keine beſonders gute Preſſe. Man wirft ihm
vor, daß er ſich nicht nach dem Beiſpiel Briands und Beelaerts
pan Blokland auf einen Austauſch von Höflichkeiten beſchränk
habe, ſondern daß er gleich in eine Entwicklung des deutſchen
Standpunktes und damit in die politiſche Debatte getreten ſei
Nur das Oeuvre ſchreibt: Von der Rede Streſemanns muß
man ſich merken die Erinnerung an die Enttäuſchungen und an
das lange Warten des deutſchen Volkes, das ſeine volle Souverä=
nität
wiedererlangen will, die Forderung, daß das politiſche
Problem, alſo die Rheinlandräumung, gleichzeitig mit dem
Finanzproblem vor der Konferenz aufgerollt wird und die Zu=
ſtimmung
des Reichsaußenminiſters zu dem Plane Briands, be=
treffend
die Schaffung eines Verbandes der Staaten Europas.
Das Echo de Paris ſchreibt, durch die Ausführungen des
Reichsaußenminiſters Dr. Streſemann werde Briand, der von
einem Verband der Staaten Europas ſprach, auf ſeinem eigenen
Terrain noch überboten. Man ſtelle ihm jetzt einen Verband der
Staaten der Welt entgegen. Welche Bedeutung könnter
angeſichts dieſer großen Ausſichten die elen=
den
Streitigkeiten der gegenwärtigen Stunde
haben, alſo Rheinlandräumung, Reparationen, Minderheiten,
Grenzen von 1919 uſw.? Die Friedensverträge hät=
ten
nicht mehr den Wert und die Bedeutung, die
man ihnen zulege. Das ſei im großen und ganzen der
Sinn der Rede Streſemanns.

Die Londoner Preſſe zu den Haager Verhandlungen.

EP. London, 7. Aug.

Zu den bisherigen Vorgängen im Haag enthält ſich die hieſige
Abendpreſſe ausführlicher Kommentare. Der Standpunkt Snow=
dens
und ſeine am Eröffnungstage gehaltene Rede finden, wie
nicht anders zu erwarten war, die vollſte Billigung und Unter=
ſtützung
. Der liberale Star erklärt als einzige Zeitung zu
Snowdens Ausführungen, daß der engliſche Schatzkanzler einen
Luftzug der Realität in die Haager Beſprechungen hinein=
getragen
habe. Der Pariſer Reparationsplan, der für England
einen Ausfall von 2½ Millionen Pfund mit ſich bringe, wird als
eine nicht ideale Löſung des ganzen Problems bezeichnet. Snow=
den
wollte einen anderen Weg finden, erklärt das Blatt weiter,
und nicht ein einziger Franzoſe, Amerikaner oder Italiener
könne ihn im Grunde genommen deswegen tadeln.

Ae
* Der Thronpräkendenk.

Das Königreich ohne König.
Wien, 5. Auguſt.
Aus der kleinen Hafenſtadt Lequeitio in der ſpaniſchen
Provinz Vizcaya, wo die letzte Kaiſerin von Oeſterreich und
Königin von Ungarn mit ihren Kindern ein ſtilles Aſyl gefun=
den
hat, iſt dieſer Tage gemeldet worden, daß der älteſte Sohn
des verſtorbenen Monarchen nach Beendigung ſeiner Gymnaſial=
ſtudien
jetzt an der katholiſchen Univerſität in Loewen in Belgien
weiterſtudieren wird. Es iſt ſehr wahrſcheinlich, daß die meiſten
Leſer dieſer Zeitungsnotiz beſtenfalls einen Augenblick lang über=
legt
haben, wie raſch doch die Zeit verſtreicht und daß nun ſchon
zehn Jahre verfloſſen ſind, ſeit dem Exkaiſer Karl mit ſeiner
Familie nach dem Umſturz die Heimat verlaſſen mußte. Denn
an den einſtigen Kronprinzen, den kleinen Erzherzog Otto, hat
man in Oeſterreich ebenſo wie in Ungarn kaum noch eine rechte
Erinnerung. Man kennt nur ein paar Bilder von ihm, die einen
ungewöhnlich hübſchen, blondlockigen Jungen darſtellen, und
wenn man genauer nachdenkt, ſo fällt einem vielleicht noch ein,
daß dieſer Junge auch zweimal mit dem ganzen höfiſchen
Zeremoniell des habsburgiſchen Hauſes vor der großen Oeffent=
lichkeit
zur Schau geſtellt worden iſt. Zuerſt an jenem trüben
Novembertag des dritten Kriegsjahres, als man in Wien den
toten Franz Joſeph in die Kapuzinergruft brachte und hinter
dem Sarg, zwiſchen ſeinen Eltern, ein vierjähriges Kind den
weiten Weg über die Ringſtraße gehen mußte; in einem weißen
Matroſenanzug und mit einer ſchwarzen Trauerſchärpe, die ein
bißchen gar zu groß und breit ausgefallen war. Warum er hier
zwviſchen dem unüberſehbaren Spalier von Menſchen mitgeführt
wurde, mag der kleine Prinz damals beſtimmt noch nicht ge=
wußt
haben. So wenig, wie ja irgendeiner in dieſer Zeit ſchon
ahnen konnte, daß mit dem alten Kaiſer faſt gleichzeitig auch das
alte Oeſterreich=Ungarn zu Grabe getragen wurde. Da war es
ein paar Wochen ſpäter in Budapeſt ſicherlich viel ſchöner und
luſtiger geweſen. Am 30. Dezember 1916 wurde Karl zum König
von Ungarn gekrönt und bei dem Feſt, das in dieſer prunkvollen
Art vielleicht nur magyariſche Tradition feiern konnte, durfte auch
der kleine Kronprinz mit dabei ſein. Die erſten Künſtler Ungarns
hatten für den Jungen ein Phantaſiekoſtüm entworfen, das
irgendwie an die pompöſe Magnatentracht erinnern ſollte, und
man hatte dann die koſtbarſten alten Brokate und Goldſtickereien
dazu verwendet, um den Knaben zu ſchmücken. Die ſtrahlende
Herrlichkeit, die den Krönungshügel umgab, wird ſich dem kind=
lichen
Denken ſtärker eingeprägt haben als die düftere Feierlich=

keit des Wiener Leichenzuges. Den Ernſt der Zeremonie konnte
er wohl auch diesmal nicht begreifen. Aber er ſah doch zu, wie
man ſeinem Vater die tauſendjährige Krone Ungarns aufs Haupt
jetzte, und er durfte dabei ſein, wie ſein Vater mit dem gold=
gezäumten
Roß auf den Krönungshügel ſprengte, um das Schwert
Stephans des Heiligen nach den vier Himmelsrichtungen zu
ſchwingen. Für die Größe Ungarns und für ſeine Unverletz=
lichkeit
. . .
Als Kaiſer Karl am 1. April 1922 in Funchal auf der Inſel
Madeirg in der Verbannung ſtarb, hinterließ er das Vermächt=
nis
, ſein älteſter Sohn und Erbe möge im Geiſte Ungarns, im
Geiſte des ungariſchen Nationalſtaatsgedankens erzogen werden.
Er ſelbſt hatte freilich weder als Kaiſer von Oeſterreich noch als
König von Ungarn auf ſeine Herrſcherrechte verzichtet gehabt,
wenn er auch jene Beſtimmungen der pragmatiſchen Sanktion
für hinfällig geworden erklären mußte, die ſich einmal auf den
untrennbaren und unteilbaren Zuſammenhang zwiſchen den
beiden Staaten bezogen hatten. Die Ereigniſſe waren eben ſtär=
ker
geweſen als Geſetze und Eide, und der Glaube an eine mög=
liche
Reſtauration Oeſterreichs mag wohl auch den letzten Monar=
chen
der Habsburger Monarchie kaum jemals ernſtlich beſchäftigt
haben. Da lagen die Dinge jenſeits der Leitha doch weſentlich
anders. Die zwei Verſuche, die Karl unternommen hatte, um
in Ungarn die Herrfchergewalt wieder zu übernehmen, waren
freilich mißlungen, denn der König war beide Male ſchlecht
beraten geweſen und er hatte zu ſehr an die Macht ſeiner Per=
ſönlichkeit
, vielleicht auch zu ſehr an die Treue der Nation, oder
beſſer geſagt, an die ihrer Führer geglaubt. Ai 5. November
1921 mußte das ungariſche Abgeordnetenhaus nach dem miß=
glückten
Putſchverſuch ſogar das Entthronungsgeſetz beſchließen,
das die pragmatiſche Sanktion aufhebt und das Ende der habs=
burgiſchen
Dynaſtie ausſpricht. Aber eine Hoffnung war dabei
doch noch geblieben. Die Staatsform, ſo ſagt das Geſetz, wird
nicht geändert, nur die Beſetzung des Königthrones wird auf
ſpäter verſchoben. Als der unglückliche Monarch auf einem eng=
liſchen
Kanonenboot die Donau abwärts in die Verbannung
fuhr, war Ungarn zu dem Königreich ohne König geworden,
und dieſe traurige Reiſe wurde ſo faſt zu einem Symbol.
Otto von Habsburg iſt alſo in Lequeitio zum König von Un=
garn
erzogen worden, ſo wie es ſein Vater wollte. Ungariſche
Lehrer haben den Unterricht geleitet, ungariſche Staatsmänner
ihn überwacht und an der Spitze des beſonderen Erziehungs=
rates
, den man für den Prinzen gebildet hat, ſteht der einſtige
ungariſche Unterrichtsminiſter Graf Johann Zichy. Daß ihm ſo
nebenbei auch etliche öſterreichiſche Pädagogen angehören, iſt
wohl nur eine Formſache oder, wenn man will, die Unter=
ſtreichung
einer politiſchen Vergangenheit. Die Oeſterreicher

nahmen auf die Erziehung keinen Einfluß. Sie waren ja daran
gar nicht intereſſiert und ſchließlich beſteht ja auch der ganze Hof=
ſtaat
in Lequeitio nur aus ungariſchen Magnaten. Nach dem
Hausgeſetz ſeiner Familie hat Otto von Habsburg mit dem voll=
endeten
ſechzehnten Lebensjahr ſeine Großjährigkeit erreicht,
Das war im November des Vorjahres geweſen, und es hat da=
mals
Leute gegeben, die damit rechneten, es müßte nun auch
die Entſcheidung über das künftige Schickſal Ungarns fallen,
Denn Ungarn hatte ja jetzt ſeinen König, oder es hatte zumindeſt
den Thronprätendenten, der nach dem ligitimiſtiſchen Prinzip allein
Anſpruch auf das Erbe ſeines Vaters erheben konnte und von dem
man glaubte, er werde nun auch von dieſem Recht Gebrauch
machen. Die eine Meinung iſt ja überall im Lande unbeſtritten:
Daß das Entthronungsgeſetz nur unter einem äußeren Zwang
zuſtande gekommen iſt und daß es deshalb wertlos bleibt und in
dem Augenblick wieder aufgehoben werden kann, da die Nation
nur wieder ihren freien Willen zurückerhält. Nun haben freilich
auch die Großmächte zweimal, am 4. Februar 1920 und dann
am 2. April 1921 entſchieden, daß alle Habsburger von dem
Rechte, jemals wieder den ungariſchen Thron zu beſteigen, aus=
geſchloſſen
ſein ſollen, und die Kleine Entente wiederholt ſogar
bei jeder ihrer üblichen Konferenzen den Beſchluß, daß eine
habsburgiſche Reſtauration in Ungarn für ſie den Kriegsfall be=
deuten
müßte. Aber auch das ſind doch alles nur politiſche Er=
wägungen
, und die können ſchon morgen vielleicht keine Geltung
mehr haben, wenn die Entwicklung der Dinge in Europa Wich=
tigeres
in den Vordergrund ſchiebt und ſo die Frage, wer einmal
die Krone des Heiligen Stephan tragen darf, zur Nebenſächlich=
keit
macht.
Otto von Habsburg hat als ungariſcher Thronprätendent ſeine
ſtarke und einflußreiche Partei, er hat in Ungarn vielleicht auch
etwas wie eine Volkstümlichkeit, und das Schickſal des vater=
loſen
Prinzen mag rein menſchlich genommen gewiß Mitgefühl
und Teilnahme erwecken. Aber er hat auch ebenſo ſtarke und ein=
flußreiche
Gegner. In ſeiner eigenen Familie und dann in jenem
Kreis, der den Reichsverweſer Nikolaus von Horthy zur Macht
gebracht hat. Eine tiefe Kluft trennt die unbedingten Legimiſten,
in deren Lager die katholiſche Hochariſtokratie, die Kirche und ein
jamhafter Teil der reichen jüdiſchen Bourgoiſie ſteht, von den
freien Königswählern, zu denen wieder der mittlere Adel und
das proteſtantiſche Ungarn gehören. Ihr Kandidat iſt Erzherzog
Albrecht von Habsburg, der Sohn des früheren Generaliſſimus
der öſterreichiſch=ungariſchen Armee, des Erzherzogs Friedrich
und der don einem faſt krankhaften Ehrgeiz geleiteten Erz=
herzogin
Iſabella, und ihre politiſche Stärke liegt vor allem im
der Unterſtützung aller konterrevolutionären Verbände. Den

[ ][  ][ ]

Nummer 218

Donnerstag, den 8. Auguſt 1929

Seite 3

Heitfragen für den Finanzausſchuß. Die Haupkkämpfe werden ſich in der polikiſchen Kommiſſion abſpielen.
Dordergrund die Rheinlandräumung. Frankreich verſuchk, die Konkrollkommiſſion unkerzuhringen.
Die härteſten Kämpfe werden ſich aber nicht
in der finanziellen, ſondern in der politiſchen
Nach der Generalausſprache.
Kommiſſion abſpielen, in die ſämtliche Delegationen
ja auch ihre Hauptführer entſandt haben. Der deutſche Anſpruch
Bie Engländer denken vorläufig nicht daran,
auf vorzeitige Rheinlandräumung und die ſtrikte Ablehnung einer
Kontrolle über 1935 hinaus iſt bekannt. Es ergibt ſich aus die=
Zugeſtändniſſe zu machen.
ſer Haltung auch als ſelbſtverſtändlich, daß man ſich von

eit

In den Kreiſen der engliſchen Delegation gibt man zu der
ge, die ſich nunmehr infolge der gegenſeitigen Diskuſſionen
ſeben hat, Erklärungen ab, aus denen hervorgeht, daß die Eng=
der
vorläufig nicht daran denken, ihrerſeits Zugeſtändniſſe zu
chen, aber im großen und ganzen die Lage ſehr ruhig anſehen.
Sowden erklärte, daß es zu einem Kompromiß kommen müſſe,
es aber bei den anderen Parteien läge, nunmehr Entgegen=
men
zu zeigen, vor allem in der Frage des Verteilungsſchlüſ=
Der Young=Plan werde durch dieſe Diskuſſionen nicht in
ge geſtellt. Der Kuchen, den die Reparationen darſtellen, bleibe
naut der gleiche. Es komme nur darauf an, daß nicht einer ein
mäßig großes Stück erhalte, während der andere gar nichts
Gmme. Ueber die Größe der einzelnen Stücke, die man ſchließ=
herausſchneidet
, werde man ſich, ohne den ganzen Kuchen
zerſtören, noch einigen können. Die Frage der Sachliefe=
ugen
ſei ein Problem, das in erſter Linie Deutſchland und
ſyland angehe, und er hoffe, daß es auch auf dieſem Gebiet
nglich ſein werde, eine Einigung zu finden.
mon.
Die Zuſamurr ſekung der Kommiſfionen.
Die beiden großen Koymiſſionen, in die ſich die Haager
zaferenz am Donnerstag teilt, werden wahrſcheinlich folgender=
ßen
zuſammengeſetzt ſein:
1. Politiſche Kommiſſion:
Yutſchland: Dr. Streſemann und Dr. Wirth.
higland: P. J. Baker, erſter Sekretär im engliſchen Aus=
wärtigen
Amt, und Sir Eric Phipps.
ankreich: Miniſterpräſident Briand und Berthelot, Gene=
ralſekretär
des franzöſiſchen Außenminiſteriums.
ſalien: Dino Grandi Unterſtaatsſekretär des Auswärtigen,
uind Marquis Carlo Durrazzo.
pan: Baron Adatſchi und Baron Nagai.
gien: Miniſterpräſident Jaſpar und Außenminiſter
Hymans.
2. Finanzielle Kommiſſion:
utſchland: Miniſter Hilferding und Miniſter Dr. Curtius.
daland: Schatzkanzler Snowden und Handelsminiſter
Graham.
fankreich: Finanzminiſter Chéron und Miniſter für die
Oeffentlichen Arbeiten Loucheur.
glien: Finanzmimiſter Mosconi und der Präſident der
Internationalen Handelskammer, Pirelli.
pan: Bankpräſident Hierotha und Legationsſekretär Sato.
gien: Miniſter Francqui und der Vertreter Belgiens in
der Reparationskommiſſion, Gutt.
en: Mrozowſki und Mlynarſky.
chechoſlowakei: Oſuski und Popispil.
Aumänien: Popovicy und Titulescu.
zigoſlawien: Finanzminiſter Tſcherljuga und Geſandter
Diuritſch.
bstugal: Ulricht, der Präſident der Staatsbank, und Ge=
andter
Fernandez.
Der Kampf um deukſche Lebensrechte beginnk.
Die Verhandlungen in dem Finanzausſchuß werden über=
ſiuct
recht kritiſch werden, denn ſelbſt nach einer Löſung der
Ifrenzen über den Verteilungsſchlüſſel bleiben noch genug Mei=
uie
sverſchiedenheiten zu überwinden. Man braucht nur an die
heernationale Bank, ihren Sitz, die Beſtimmung des Vorſitzen=
* uind des Verwaltungsrats, die franzöſiſchen Forderungen
0 Zuſatzſicherungen innerpolitiſcher Art uſw. zu denken. Auch
Abr die Gefahr, daß die Alliierten einen Ausweg aus ihren
Oferenzen durch eine Erhöhung der deutſchen Leiſtungen
uen und ſich auf dem Rücken Deutſchlands einigen, beſtehen.
wird die Aufgabe der deutſchen Delegation ſein, darüber zu
ochen, daß der Streit unter den Alliierten ſich innerhalb des
Nmens des Young=Planes vollzieht, den die meiſten Delegatio=
mfa
bereits als ein unteilbares Ganzes bezeichnet haben.
Aienpf zwiſchen den beiden Gruppen dauert jetzt ſchon faſt acht
ſhre lang, und er begann eigentlich damit, daß man mit einer
h zuſammen geſcharrten irregulären Armee den zweiten Putſch
hels zum Scheitern brachte. Es mag ſchwer zu entſcheiden ſein,
w tvelcher Seite heute der Erfolg ſtünde, wenn die ungariſche
huigsfrage im Augenblick gelöſt werden müßte. Vielleicht würde
* Anweſende Recht behalten, und das wäre nicht der legitime
Eronerbe, der jetzt auf der Univerſität von Loewen ſeine Studien
ninnt. Aber ſo akut iſt die Frage noch nicht. Und je länger
ü ihre Löfung hinauszieht, deſto mehr müſſen die Chancen
Io von Habsburgs ſteigen. Am Ende wird doch er der einzige
Fronprätendent ſein, der ernſt genommen werden muß. Der
je zehnjährige Student freilich noch nicht. Ein paar Jahre wird
Richard Wilh. Polifka.
ich noch gedulden müſſen.
findungen, die viel verſprachen und nichts hielten.
C. K. Es vergeht kaum ein Monat, daß nicht auf einem Ge=
bite
der Wiſſenſchaft oder des Wirtſchaftslebens eine bahn=
ſtchende
Erfindung auftaucht, die wenigſtens nach der Mei=
ig
ihres Entdeckers, oft aber auch viel weiterer Kreiſe be=
neir
iſt, unſere alten Anſchauungen umzuſtürzen und ungeahnte
Bglichkeiten zu erſchließen. Und doch ſollte uns die lange Liſte
jener Entdeckungen, die, einſt ebenſo jubelnd begrüßt, bald
Rg= und klanglos in der Verſenkung verſchwanden, zu größe=
iar
Mißtrauen und zu größerer Beſcheidenheit gegenüber ſolchen
Altumſtürzlern veranlaſſen. In einer intereſſanten Studie gibt
Le Clerc de la Herverie in der Comoedia einen lehrreichen
Verblick über dieſe Erfinder=Enttäuſchungen. Wer denkt heute
B. noch an die berühmten Spiegel des Amerikaners Shuman,
einſt ſo viel Tintenſtröme haben fließen laſſen? Glaubte doch
kühne Erfinder mit einem Syſtem von fünf Spiegeln im
kunde zu ſein, die Sonnenwärme in mechaniſche Energie um=
tndeln
zu können. Fünf Rieſenſpiegel, deren jeder eine Ober=
ſche
von 240 Quadratmeter aufwies, wurden am Suezkanal
igeſtellt, die mit langſamer Drehbewegung die Sonnenhitze
mmieln und in einem ungeheuren Dampfkeſſel reflektieren ſoll=
Begeiſterte Artikel ſprachen von einer Umwandlung unſeres
Edenballes, phantaſtiſche Rechnungen wurden aufgeſtellt, die
Ehara ſollte in ein Paradies umgewandelt werden. Dann
urde es ſtiller und ſtiller und die Sahara harrt noch heute
es Erſchließers. Aber an das Problem der Umwandlung
Energie haben ſich immer wieder die höchſten und ehr=
zigſten
Hoffnungen und Pyantaſien geknüpft. Ein typiſches
biſpiel für die Hingabe an ſolche Trugbilder ſind die Verſuche
Profeſſors Plauſon, der die Elektrizität der Atmoſphäre als
ſchaniſche Energiequelle benützen zu können glaubte. Ein Drit=

deutſcher Seite unter keinen Umſtänden darauf
einlaſſen wird, die Rheinlandräumung etwa,
wie das franzöſiſche Abſicht zu ſein ſcheint, von
dem Inkrafttreten der Mobiliſierungspläne
abhängig zu machen. Gerade heute abend verſucht
man in franzöſiſchen Kreiſen, die Angelegen=
heit
der Kontrollkommiſſion wieder als eine
ungefährliche Einrichtung hinzuſtellen, und ver=
weiſt
darauf, daß es ja durchaus im Bereich der Möglichkeit liegt,
eine Formel zu finden, dieſe Kontrolle, die bis 1935
einen Spezialcharakter trage, ſpäter in das
allgemeine Syſtem der Völkerbundskontrolle
einzufügen, das ſich bei den Abrüſtungsverhandlungen er=
geben
müſſe.
Auch die Saarfrage gehört zu den Aufgaben der politi=
ſchen
Kommiſſion. Die Engländer, die ja anfangs keine große
Neigung zeigten, an dieſe Frage heranzugehen, ſcheinen ſich in
den letzten Tagen ſo weit zurückorientiert zu haben, daß mit
der baldigen Aufnahme von Beſprechungen über die Löſung des
Saarproblems, wenigſtens zwiſchen der franzöſiſchen und deut=
ſchen
Delegation, zu rechnen iſt. Am wenigſten läßt ſich heute
abend
die Frage nach der Dauer der Konferenz
beantworten. Weite Kreiſe rechnen beſtimmt damit daß ſie bis
zum erſten Drittel des September andauert. Eine Vertagung
des Völkerbundsrats oder der Völkerbundsvollverſammlung wird
aber wohl nicht in Frage kommen, da es den Regierungen frei=
ſteht
, ſich durch andere Perſönlichkeiten an den Völberbunds=
tagungen
vertreten zu laſſen, zumal der Völkerbundspakt den
Beginn der Vollverſammlung auf den erſten Montag im Sep=
tember
feſtſetzt. Auf deutſcher Seite wird man ſich mit allen
Kräften gegen eine Teilung der Konferenz wehren,
weil man dieſe wichtigen Auseinanderſetzungen, über die künf=
tige
Geſtaltung der europäiſchen Politik in einem Zug zu Ende
bringen will und auch zu Ende bringen muß. Denn man iſt ſich
klar darüber, daß eine Unterbrechung der Konferenz nur dazu
führen könnte, daß man ſchließlich im zweiten Teil die Debatten
über die offengebliebenen Punkte wieder von vorne aufnehmen
müßte. Aus dieſem Grunde wird ſich die deutſche Delegation,
und mit ihr auch andere, die an dem beſchleunigten Fortgang der
Beratungen intereſſiert ſind, wie z. B. die belgiſche, wahrſchein=
lich
dafür einſetzen, daß die im Young=Plan vorgeſehenen Orga=
niſationskomitees
bald konſtituiert und einberufen werden.
Die Snowden=Rede und die deutſche Leiſtungs=
fähigkeit
.
In Berliner politiſchen Kreiſen wird, in bezug auf die
Aeußerung des britiſchen Schatzkanzlers Snowden im Haag, daß
der Young=Plan die deutſche Leiſtungsfühigkeit berückſichtige,
darauf hingewieſen, daß die deutſchen Sachverſtändigen über die
Leiſtungsfähigkeit Deutſchlands anderer Meinung ſeien. Zu der
Bemerkung Snowdens über die Verwendung eines Ueberſchuſſes
von 380 Millionen erinnert man in hieſigen politiſchen Kreiſen
daran, daß es ſich bei dieſem Betrag um die Summe handele, die
aus der Ueberſchneidung des Dawes=Planes und des Young=
Planes entſtehe. In Deutſchland habe man jedoch nur eine
Summe von insgeſamt 300 Millionen aus dieſer Ueberſchneidung
errechnet. Weiter weiſt man darauf hin, daß die 48 Millionen,
die England durch die neuen Verteilungsſätze weniger bekommen
ſoll, nur ca. drei rro Mille des engliſchen Haushaltes darſtellen.
Bezugnehmend auf eine weitere Aeußerung Snowdens über die
Herabſetzung der Sachlieferungen auf Grund des Young=Planes
auf 750 Millionen, von denen 28 Prozent auf den Reparations=
Recowery=Act entfallen, ſo daß für Deutſchland nur Sachliefe=
rungen
in Höhe von 540 Millionen beſtehen bleiben, betont man,
daß dieſe Herabſetzung der Sachlieferungen ſchon einen ſchweren
Schlag für die deutſche Wirtſchaft bedeutet.

tel des Ausmaßes des Deutſchen Reiches ſollte genügen, um
700 Millionen Pferdekräfte zu gewinnen. In allen wiſſenſchaft=
lichen
Zeitſchriften wurden Lobeshymnen auf dieſe Theorie ange=
ſtimmt
, bis es allmählich recht ſtill davon wurde, und man wie=
der
andere Energiequellen in den Sümpfen oder Winden gefun=
den
zu haben glaubte, die ſich dann als ebenſo trügeriſch erwie=
ſen
. Zu welchen Hoffnungen hat auch die Theorie von dem Zer=
fall
der Atome verführt! Meinte man doch durch die Atom=
zertrümmerung
von 500 Kilo Sand 1500 Millionen Tonnen
Kohle erſetzen zu können. Dieſe Wunſchträume haben ſich aber
bis heute noch nicht erfüllt, denn der ideale Atomzertrümmerer
iſt nicht erſchienen. Auch auf dem Gebiet der Chemie iſt die Liſte
dieſer getäuſchten Hoffnungen nicht gering. Es ſei hier nur an
die mit ſoviel Glauben begrüßte Umwandlung des Queckſilbers
zu Gold durch Profeſſor Miethe erinnert. Während des Welt=
krieges
war es beſonders der Mangel an wichtigen Lebens=
mitteln
, der zur Entdeckung von vollwertigen Erſatzmitteln,
zur Herſtellung von Brot aus Stroh, Heu oder Säge=
ſpänen
geführt hat, die ſich durch einen völligen Mangel an
Nährwert auszeichneten. Auch das Gebiet der Heilkunſt, auf dem
ſich die leidende Menſchheit ſo gern an jenen Hoffnungsſchimmer
klammert, iſt reich vertreten mit bahnbrechenden und wieder ver=
ſchwundenen
Heilmethoden. Wer denkt heute noch an das Sano=
eryſin
des Kopenhagener Profeſſors Mollgaard, das die Tuber=
kuloſe
heilen ſollte, an die Methode jenes italieniſchen Arztes,
der durch eine beſtimmte Diär bei der Mutter das Geſchlecht des
erwarteten Kindes je nach Wunſch zu geſtalten glaubte? Und all
jene ſchönen Bilder von der Verjüngung des Menſchengeſchlechtes
haben ſich doch noch immer als lockende Trugbilder erwieſen.
Im Reich des ſchönen Scheines, im Gebiet der Künſte, gedeihen
ſolche Traumbilder natürlich beſonders üppig. Es ſei hier nur
auf die 1925 mit ſoviel Jubel begrüßte Erfindung des
Farbenklaviers durch Alexander Laſzlo hingewieſen, an
die ſich ſchon der Plan einer Lichtakademie und gigantiſcher Licht=
feſte
knüpfte, jener Erfindung, die die Gabe des farbigen Hörens
ſtatt wenigen Auserwählten allen zugänglich machen ſollte. Aber
bald verſank dieſe epochemachende Entdeckung ebenſo in den Ab=
grund
der Vergeſſenheit, wie man heute auf einem ganz anderen
Gebiet vom Rotorſchiff, das die geſamte Schiffahrt hatte revo=
lutionieren
wollen, von der einſchienigen Eiſenbahn,
deren viel gerühmtes Modell heute vielleicht in irgend einem
Muſeum roſtet, nur noch ſehr wenig hört. Und ebenſo empfan=
gen
noch heute unſere Wohnungen das Licht durch zerbrechliche
Fenſterſcheiben, während wir doch immer und immer von der
Erfindung unzerbrechlichen Glaſes hören, ſeit jenem
Sklaven, von dem ſchon Plinius zu erzählen weiß, und der ſeine
Entdeckung mit dem Tod gebüßt haben ſoll. Auch zum Herrn

* Die engliſche Arbeitslofigkeik und die
D77
EAuenr Realerang.
Von unſerem (D=Korreſpondenten.
G. P. London, 7. Aug.
Die erſten Sopimermonate haben in England keide Mil=
derung
der Arbeitsloſigkeit mit ſich gebracht. Die Zahl der Ar=
beitsloſen
iſt, im Gegenteil, in letzter Zeit faſt ohne Unten=
brechung
weiter geſtiegen. Auch in den erſten, nach Uebernahme
der Regierungsgeſchäfte durch die Labour=Party verfloſſenen
Wochen ſtieg die Arbeitsloſigkeit an. Die Arbeiterpartei iſt
natürlich noch zu kurze Zeit am Ruder, um dieſes ſchmerzbarſte
Problem der engliſchen Wirtſchaft bereits merkbar beeinfluſſen
zu können. Doch ſie hatte während der Wahlen die Heilung
Englands vom Uebel der Arbeitsloſigkeit auf ihre Parteifahne
geſchrieben und Erfüllen oder Nichterfüllen dieſes Verſprechens
wird das Endſchickſal der zweiten Labour=Regierung Englands
in nicht unweſentlichem Maße mitentſcheiden.
Das Arbeitsminiſterium hat vor einigen Tagen den Jahres=
bericht
für 1928 veröffentlicht, aus dem zu erſehen iſt, wie ſchlimm
die Arbeitsverhältniſſe in dieſem letzten Volljahre konſervativer
Herrſchaft geſtanden haben, und der inſofern von Bedeutung iſt,
als die kommenden Berichte von 1929 und 1930 an ihm ver=
gleichsweiſe
gemeſſen und die erhoffte Beſſerung unter dem
Arbeiterregiment veranſchaulichen werden. Aus dieſem Bericht
erſieht man zunächſt, daß das Jahr 1928 im Vergleich zu 1927
eine weſentliche Verſchlimmerung darſtellte. Der Prozentſatz der
Arbeitsloſen (aus der Zahl der verſicherten Arbeiterſchaft) betrug
im Jahre 1927 9,6, im Jahre 1928 aber 10,7 Prozent. Die Zahl
der ſtaatliche Unterſtützung erhaltenden Arbeitsloſen betrug im
Jahre 1928 durchſchnittlich etwa 1 Million per Woche. Jeder
Arbeitsloſe erhielt im Durchſchnitt wöchentlich einen Betrag von
etwa 18 Schillingen. Die geſamte vom Staate zur Unterſtützung
der Arbeitsloſen im Jahre 1928 ausgeworfene Summe betrug
rund 44 260 606 Pfund Sterling.
Ramſay Macdonald hat bei ſeinem Regierungsantritt be=
kanntlich
ein beſonderes Amt zur Bekämpfung der Arbeitsloſig=
beit
gegründet, an deſſen Spitze er den populären Arbeiterführer
J. H. Thomas geſtellt hat. Mr. Thomas erhofft wirkſamſte Be=
kämpfung
der Arbeitsloſigkeit durch Vornahme einer radikalen
Reorganiſation des geſamten engliſchen Eiſenbahnweſens,
worüber er kürzlich im Parlamente Bericht erſtattet hat. Auch
ſoll das private Unternehmertum in Zukunft vom Staate mehr
gefördert werden, als dieſes bisher der Fall geweſen. Aus der
Reihe der Projekte ſei der Plan einer neuen Londoner Unter=
grundbahn
ausſchließlich zur Warenbeförderung genannt, die den
Hafen mit allen Londoner Eiſenbahnſtationen und ſogar mit den
großen Warenhäuſern verbinden würde (wodurch gleichzeitig das
immer akuter werdende Problem des Londoner Straßenverkehrs
eine teilweiſe Löſung erfahren dürfte). Der Bau dieſer Bahn,
der ernſte Ausſichten auf Verwirklichung hat, würde etwa 40 Mil=
lionen
Pfund Sterling koſten und im Laufe von 4 Jahren
dauernd 60 000 Mann beſchäftigen.
Eine andere Maßnahme, von der man ſich eine gewiſſe Ab=
nahme
der großen Zahl der Arbeitsloſen verſpricht, würde die
Wiederaufnahme der Beziehungen zur Sowjetunion ſein. Es
liegt jedoch auf der Hand, daß der Einfluß eines geſteigerten
Handelsaustauſches mit der Sowjetunion ſich natürlicherweiſe,
ebenſo wie die übrigen genannten Maßnahmen, erſt nach Mona=
ten
, wenn nicht gar erſt nach Jahresfriſt wird praktiſch auuswirken
können. Während aber die Lage auf dem Arbeitsmade noch
immer eine klare Tendenz zur Verſchlechterung aufweiſt, werden
von der Regierung daher allgemein raſche und wirkſame Maß=
nahmen
erwartet. Woher dieſe kommen werden, iſt jedoch zur=
zeit
noch völlig unüberſichtlich, zumal die Ausſperrung der
Baumwollarbeiter in Lancaſhire die Lage mehr als erſchwert.
Die ägypkiſche Preſſe zum nenen Plan eines anglo=
A
ägypliſchen Abkomigens.
EP. Kairo, 7. Auguſt.
In ihren Kommentaren zu den Vorſchlägen des engliſchen
Außenminiſteriums für einen neuen engliſch=ägyptiſchen Vertrag
ſtimmen die hieſigen Zeitungen in der Feſtſtellung überein, daß
dieſer Vertrag der vorteilhafteſte ſei, der Aegypten bisher ange=
boten
wurde. Die Blätter weiſen auf ſeine große Bedeutung für
Aegypten hin und befürworten eine objektive Prüfung von ägyp=
tiſcher
Seite unter Hintanſetzung jeglicher Parteigefühle. Die Zei=
tung
El Ahram erklärt wörtlich: Aegypten erwachſen wirklich
Vorteile aus den Vorſchlägen für einen neuen Vertrag. Dieſe
Vorſchläge binden Aegypten nur politiſch: in bezug auf ſeine wirt=
ſchaftlichen
und finanziellen Pläne iſt es völlig frei. Als einzig=
ſten
ſchwachen Punkt des geplanten Abkommens bezeichnen die
Zeitungen die Regelung der Lage im Sudan. Ein Fortſchritt ſei
in dieſer Beziehung aber bereits ebenfalls zu verzeichnen.

des Wetters haben ſich ſchon viele kühne Entdecker berufen ge=
glaubt
, ſo die Amerikaner Bancroft und Warren, die mittels
elektriſchem Sande die Wolken vertreiben zu können meinten,
oder ihr Gegenſpiel, die beiden Amerikaner Haight und Davis,
die von hohen Türmen aus durch magnetiſche Ströme die Wol=
ken
anziehen und zur Entladung bringen wollten. Pläne, groß
und menſchenbeglückend, die ſich niemals verwirklicht haben.
* Erasmus von Rotterdam als javaniſcher Götze. Eine
eigenartige Entdeckung machte jüngſt ein Muſeum in Tokio. In
einem Dorf nördlich von der Hauptſtadt wird ſeit Jahrhunder=
ten
unter dem Namen Kateki ein Götzenbild verehrt. Da
dieſe Gottheit im übrigen Japan nicht bekannt iſt, wollten Theo=
logen
aus Tokio, die von dem Muſeum auf den Götzen aufmerk=
ſam
gemacht wurden, beſſen Herkunft erforſchen. Wie groß
war ihr Erſtaunen, als ſie die Feſtſtellung machten, daß als
Gottheit eine Büſte des großen Humaniſten Erasmus von
Rotterdam verehrt wurde. Den Nachforſchungen zufolge wurde
das Bildwerk im ſiebzehnten Jahrhundert durch die damals allein
handelsberechtigten Holländer nach Japan gebracht. Das Muſeum
in Rotterdam erfuhr von der Entdeckung und bat um die Ueber=
laſſung
der Büſte des großen Landsmannes. Das Muſeum in
Tokio ſetzte ſich bei der japaniſchen Regierung dafür ein und auch
der Bonze des Tempels des Kateki war mit der Hergabe des
Idols einverſtanden. Sie hatten aber eines überſehen, nämlich
den Fanatismus der Dorfleute. Dieſe weigerten ſich ſtandhaft,
den ſeit drei Jahrhunderten als Schutzgott des Dorfes ange=
beteten
Holländer herauszugeben. Da nun die Regierung den
Dorfbewohnern ihr Eigentum nicht gewaltſam entreißen kann,
wird die Büſte des Erasmus weiterhin die Rolle des japaniſchen
Götzen ſpielen müſſen.
* Wenn ein Ei auf Reiſen geht. Der Farmer Fairbank in
Monticelli (Jowa) hatte eine vierzehnjährige Tochter Miriam.
Eines Tages, als das kleine Fräulein die für den New Yorker
Wintermarkt beſtimmten Eier verpackte, zerbrach es ſein Köpfchen
über volkswirtſchaftliche Probleme und kam auf den eigenartigen
Gedanken, auf ein Ei die Bitte zu ſchreiben, der Käufer in New
York möge ihr mitteilen, was er für das Dutzend bezahlen
mußte. Bald darauf erhielt Miriam, die Wißbegierige, ein
Telegramm aus Brooklyn: Frau Beatrice Ganis
brachte ihr wunſchgemäß zur Kenntnis, daß ſie bei ihrem Stamm=
händler
60 Cents für zwölf Stück friſche Hühnereier zahlte.
Miriams Vater nahm aber nur 18 Cents; folglich wurden an
einem Dutzend über zweihundert Prozent verdient. So in Ame=
rika
. In Deutſchland dürfte es nicht viel anders ſein. Der Colum=
bus
, der dieſe Eierfrage löſen könnte, wurde noch nicht geboren.

[ ][  ][ ]

Seite 4

Donnerstag, den 8. Auguſt 1929

Nummer 218

Aenne Doll
Albert Büttner

grüßen als Verlobte
Darrnstadt
Heldelberg

STATT KARTEN
OSEPH WÜRTH
LOTTE WÜRTH
GEB. WEVGANDT

DARMSTADT. DEN 8. AUGUST 1929
HOFFMANNSTR. 19
ElCHBERGSTR. 11

Karl Volk
Elsbeth Volk
geb. Körber
Vermählte
Darmstadt, 7. August 1928.

Vermählte
Friedrich Rittervon Lama
Schriftsteller
Christine von Lama
geb. Stieler
Darmstadt-Füssen, 8. August. 1929.
Trauung: St. Ludwigskirche, 12 Uhr.

Statt Karten.
Dankſagung.
Für die uns bei dem ſo ſchweren
Verluſte in ſo reichem Maße erwieſene
Teilnahme, insbeſondere der warmen
Nachrufe und Kranzniederlegungen,
owie den vielen Kranzſpenden ſprechen
wir hiermit unſeren innigſten Dank

aus.

Margarete Stein

und Söhne.

(12638

Bei

wurden nach unſerer Methode der orthopädiſchen
Bruchbehandlung gute Erfolge erzielt.
Links veranlagt undrechts einenLeiſtenbruch, zweimal operiert,
wieder wie eine Pflaume durchgebrochen, ſeit 1½ Jahren bei
Hermes in Behandlung, jetzt geheilt, gehe ſeit ¼ Jahr ohne
Bruchband. Karl Finkernagel, Bad Homburg, Landgrafenſtr. 12.
Hatte Leiſtenbruch auf beiden Seiten. Vor drei Jahren
beiderſeits operiert, nach 2 Jahren wieder durchgebrochen wie ein
dickes Ei im H. ... Konnte keine ſchweren Arbeiten mehr ver=
richten
. Im März 29 bin ich zu Hermes gegangen und jetzt
merke ich vom Bruch nichts mehr, kann wieder ſchwer arbeiten. Bin
64 Jahre alt. Aug. Bauer, Dauborn bei Limbnrg. 25, 6. 29.
Weitere Auskunft auf Anforderg. (Doppeltes Rückporto erbeten).
Sprechſtunde unſeres Vertrauensarztes in:
Weinheim: Sonntag, 11. Auguſt, vorm. 92, Gaſthaus Karlsberg.
Darmſtadt: Montag, 12. Auguſt, vorm. 9½1, nachm. 25
Hotel Prinz Heinrich.
Fran kfurt/Main; Dienstag, 13. Auguſt, vorm. 91, nachm. 26,
Hotel Drexel, Große Friedbergſtraße.
Wiesbaden: Donnerstag, 15. Auguſt, vorm. 9 bis nachm. 4½,
Hotel Berg (beim Hauptbahnhof).
HERMES Aerztliches Inſtitut für orthopädiſche Bruch=
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Leiter: Dr. H. L. Meher)

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Bitte genau auf Firma und Straße zu achten

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Todes=Anzeige.

(Statt Karten.)
Gott der Allmächtige hat heute meine liebe, treuſorgende Frau,
unſer einziges gutes Kind

Lotte Ruppert, geb. Mattuſchka

im blühenden Alter von 25 Jahren durch einen ſanften Tod von
ihrem langen, ſchweren Leiden erlöſt.
In tiefer Trauer:
Willy Ruppert
Ewald Mattuſchka und Frau
Anna, Margarete, geb. Eimer.
Darmſtadt, den 6. Auguſt 1929.
Lautenſchlägerſtr. 21.
Die Beerdigung findet am Freitag, den 9. Auguſt 1929, nachm. 3 Uhr,
von der Kapelle des Städt, Friedhofes an der Nd.=Ramſtädterſtraße ſtatt
(12627
Beileidsbeſuche dankend verbeten.

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Ehrentafel. 4 Alte heſſiſche Rathäuſer (Feigel=Darmſtadt). /
Die Waldwirtſchaft im Odenwald (Becker=Oieburg). / Der
Eiſenerzbergbau im Vogelsberg (Hundt=Darmſtadt). / Die
drei Kirchbäume (Bechtolsheimer=Gießen). / Mei Heſſeländche
(Robert Schneider=Darmſtadt). / Volksfamilienkunde ( Schä=
fer
=Darmſtadt). 4 Napoleon in Weimar (Bräuning,Oktavio=
Darmſtadt). / Alte Hausſprüche (Noack=Darmſtadt). / Richard
Hoelſcher (Schweter=Darmſtadt). / Chriſtian Zeller ( Eſſel=
born
=Darmſtadt). / Vormund und Mündel (Scharmann=
Darmſtadt). / Vom alten zum neuen Obſtbau (Pfeiffer=
Darmſtadt). / Der Torf und ſeine Verwendung (Frech= Darm=
ſtadt
). / Der Friehling (Robert Schneider=Darmſtadt). 1 Leben
unter dem Schnee (Borm). / Der Landrat und s Löbche
Maiduft (Gros=Gießen). / Die Hochzeit der Weine (Fürſi=
Mainz). / Das Dachseſſen (Eimer=Darmſtadt). / Die Karte
des Herrn Savolta (Bock=Gießen). / Hygiene im Bienenvolk. /
Maße und Gewichte. / Tafel beweglicher Feſte (192933). 7
Kreuzworträtſel; Silbenrätſel. / Organiſation und Aufgaben
des Reichsverbands der deutſchen landwirtſchaftl. Genoſſen=
ſchaften
. / Deutſches Reich (oberſte Behörden). / Großſtädie
und Hauptſtädte der Länder. / Millionenſtädte der Erde. /
Portotarif. / Nützliche Winke zur erſten Hilfe bei Unglücks=
fällen
. / Wie berechne ich meine Zinſen? / Ueberſicht über die
Nährwerte einiger Futtermittel. / Trächtigkeits= und Brüte=
kalender
. / Wiſſenswertes über Keimfähigkeit uſw. der wich=
tigſten
landwirtſchaftlichen Samen. / Pflanzweite für Obſtbäume
und Fruchtfkräucher. / Zahnwechſel. / Vergleichung von Lebend=
und Schlachtgewicht der Schlachttiere. / Saatbedarf und
Ernteertrag. / Das Miſchen der Kunſidüngemittel. / Ver=
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Darmſtadt und den Bekanntmachungen des
Polizeiamts Darmſtadt.
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zigarrentaſche m. Zigarren, 1 Zwicker,
ſilbernes Kettchen. 1 Bund Schlüſſel,
1 Hornbrille.
Wir machen wiederholt darauf auf=
merkſam
, daß auch noch Fundgegenſtände
vorhanden ſind, die in früheren Bekannt=
machungen
verzeichnet ſind. Intereſſen=
ten
können die Fundgegenſtände wahrend
der Büroſtunden auf Zimmer 1 beſich=
tigen
.

4.

Am Freitag, den 9. Aug. 1929,
nachmittags 3 Uhr, verſteigere ich in
meinem Verſteigerungslokal, hier, Hügel=
ſtraße
27, verſchiedene Gegenſtände
öffentlich zwangsweiſe gegen Barzahlung.
Vorausſichtlich beſtimmt ver=
ſteigert
werden:
gebraucht Damenfahrrad Muenus
1 kleine Bauhütte von Holz, 1 Näh=
(12643
maſchine Singer.
Darmſtadt, den 8. Aug. 1929.
Portner
Gerichtsvollzieher in Darmſtadt.

[ ][  ][ ]

Nummer 218

Donnerstag, den 8. Auguſt 1929

Seite 5

Aus der Landeshauptfkadk.
Darmſtadt, 7 Auguſi.
Aus dem Heſſiſchen Sängerbund. Wie bereits bekannt,
wird ſich die Darmſtädter Sängerſchaft mit 2 Maſſenchören an
der Verfaſſungsfeier beteiligen. Die Sänger verſammeln ſich
um 2,30 Uhr ohne Fahnen im Sängeranzug hinter der
Feſthalle. Die Chöre beginnen pünktlich um 3 Uhr. Bei dem
zweiten Maſſenchor Niederländiſches Dankgebet, ſollen wie
gelegentlich des Sängerbundesfeſtes, die Knaben wieder mit=
wirken
. Die Eltern werden daher gebeten, ihre Knaben, die da=
mials
mitwirkten, wieder teilnehmen zu laſſen und ebenfalls
2,30 Uhr zu der Sängerſchaft hinter die Feſthalle, zu entſenden.
Jeder Darmſtädter einmal bei Bertram, das iſt die Parole für
das derzeitige Auguſtgaſtſpiel des allbeliebten Künſtlerpaares Guſtad
Bertram-Marga Peter, die ſich einer faſt beiſpielloſen Volkstümlichkeit
rfreuen. Da das Gaſtſpiel in der Tat nur wenige Wochen (eine iſt
jaſt ſchon vergangen) währt, ſollte jeder Darmſtädter Veranlaſſung neh=
uien
, einen Beſuch be: Bertram im Orpheum zu machen. Die luſtige
Poſſen=Revue gibt dem Zuſchauer reichliche Gelegenheit, einige Stunden
hindurch ſozuſagen auf Vorrat zu lachen. Es gelten die billigen Som=
merpreiſe
!! (Siehe Anzeige.)
Opernſchule der Städtiſchen Akademie für Tonkunſt. Fräulein
Marie Koch und Reinhold Bender, beide aus der Opern=
hule
der Städtiſchen Akademie für Tonkunſt (Geſangsklaſſe Prof. Carl
Beines) zur Zeit am Kurtheater Bad=Orb, haben dort, wie der Bad=
Orber Anzeiger berichtet, in der Operette(Fledermaus, Wiener Blut
ſſ.), im Schauſpiel ſowie auch im Konzertſaal große Erfolge gehabt.
Im Berufe die Tüchtigſten! Auf dem vierten Reichsjugendtag
des Bundes der Kaufmannsjugend im Deurſchnationalen Handlungs
gehilfen=Verband vom 6.8. Juli in Danzig fanden dieſe Worte ſeines
Beeknntniſſes erneut ſtarken Ausdruck. Es wurden kaufmänniſche Be=
ruifswettkämpfe
durchgeführt, an denen viele hundert Kaufmannslehr
ſinge und Junggehilfen aus allen volksdeutſchen Gebieten teilnahmen
Die beruflichen Wettkämpfe, die in Kurzſchrift, Situationsaufgaben
und Fremdſprachen ausgetragen wurden, waren nach Berufsgruppen
und Lehr= bzw Gehilfenjahren gegliedert. Aus der Ortsgruppe Darm=
ſiadt
des D.H.V. konnte der Jungkaufmann Willi Bertſch mit einem
der erſten Preiſe in der Fachgruppe Großhandel ausgezeichnet werden.
Die 50jährigen ehemaligen Schülerinnen der hieſigen Mädchen=
Mittelſchule (beider Klaſſen a und b) begehen am Samstag, 24. Aug.
eine Wiederſehensfeier ohne größere Koſten, mit Kaffee und
Kuchen, nachmittags ab 4 Uhr auf dem Heiligen Kreuzberg‟, Diebur
gerſtraße 234 (Tel. 760). Blumen zum Schmücken bitte mitbringen! Für
die Familienangehörigen und Berufstätigen, die am Nachmittag nicht
abkommen können, iſt noch der Abend vorgeſehen. Unterhaltung wird
dirrch eigene Familienkräfte geboten; diesbezügliche Anmeldungen ſind
erwünſcht. Gleichalterige Schulfreundinnen und =freunde anderer Mit=
tlſchulklaſſen
ſind ebenfalls wilkkommen. Auskunft erteilen: Frau
Minna Hemmer geb. Grunewald, Hügelſtr. 67 (Tel. 1290); Frau Anna
Stoll geb. Heinzerling, Heinheimerſtraße 4 (Tel. 2948); Frau Kätha
Schepp geb. Pullmann, Soderſtraße 21 (Tel. 737).
Aa. Kinder in Erholung. Am geſtrigen Mittwoch kamen ungefähr
35 Kinder aus verſchiedenen Orten des Kreiſes Darmſtadt an die Oftſee
zur Erholung. Die Fahrt ging über Berlin. Sie werden größtenteils
in Graal untergebracht werden. Ein weiterer Transport geht am Frei=
tag
dieſer Woche ab. Die meiſten Kinder dieſes Transports kommen
uach Sylt oder in Kinderheime in Schleswig. Wie verlautet, dauert
die Kur ſechs Wochen.
Die ſtädt. Berufsfeuerwehr wurde im Monat Juli 1929 25 mal
carmiert, und zwar zu 4 Mittelfeuern, 5 Kleinfeuern, 6 Waſſerrohr=
riichen
, 1 Autounfall, 5 Verkehrsſtörungen und 4 ſonſtigen Fällen.
2er Sanitätsdienſt erſtreckte ſich auf 157 Transporte. Die hierbei zurück=
gelegte
Fahrſtrecke betrug 1494 Kilometer. Auf der Wache, Kirchſtr. 13
(Fernſprecher 600 und 3500) wurde in 10 Fällen erſte Hilfe geleiſtet.
Poſtſtelle Kranichſtein. Zum I. September wird in Kranichſtein
Bahnhof im Hauſe Dreiſchlägerweg, Ecke Parkſtraße, eine Poſtſtelle mit
ffentlicher Sprechſtelle eingerichtet, die dem Leitvoſtamt Darmſtadt
uriterſtellt wird. Beſtimmte Dienſtſtunden werden für die Poſtſtelle nicht
fätgeſetzt. Sie wird aber vor und nach Ankunft der Poſt angemeſſene
Zeit geöffnet ſein. Die Poſtſtelle beſorgt: a) den Vertrieb von Wert=
zichen
und verkäuflichen Formblättern; b) die Annahme von Sendun=
gen
aller Art, von Zeitungsbeſtellungen, Telegrammen und die Ver=
mittlung
von Geſprächen. Wertſendungen, Poſtanweiſungen und Zahl=
krten
ſollen nach Abgang der letzten Poſt nach Darmſtadt nicht mehr
angenommen werden; c) die Zuſtellung im Ort und in dem ihr zuge=
häälten
Zuſtellbereich außerhalb des geſchloſſenen Orts; d) Briefkaſten=
leerung
; e) die Abſendung der eingelieferten Poſtſendungen; f) die Aus=
hendigung
der ankommenden Sendungen an Abholer; g) die Erhebung
eon Wechſelproteſten; h) die Auszahlung von Renten= und Militärver=
ſugungsgebührniſſen
; i) die Beförderung, Aufnahme und Zuſtellung
von Telegrammen; k) die Bedienung der öffentlichen Sprechſtelle; I) die
Verrechnung der für die Reichspoſtkaſſe erhobenen Beträge. Außer
Kanichſtein Ortszuſtellbezirk werden der Poſtſtelle noch folgende Einzel=
Ingderlaſſungen uſw. (Landzuſtellbezirk) zugeteilt: Arheilger Mühlchen,
egelei Wiemer, Bahnwärterhaus 50, die Häuſergruppe B. u. L.
Srhneider, Schleifmühle, die Waldhäuſer, Hofgut Kranichſtein, Förſterei
Karn, Schloß Kranichſtein, Ziegelei Roß, Haus Strohauer und die
Bahnwärterhäuſer 55 und 56. Im Orts= und Landzuſtellbezirk findet
erktags vormittags eine Zuſtellung bon Sendungen aller Art, Sonn=
tags
vormittags eine Briefzuſtellung ſtatt. Werktags nachmittags iſt
den Bewohnern im Anſchluß an den Zug von Darmſtadt um und
gleich nach 15 Uhr die Gelegenheit geboten, ihre Poſt abzuholen. Im
Briefverkehr gelten die Gebühren des Ortsverkehrs nur für den Zuſtell=
bereich
der Poſtſtelle; für Sendungen nach und von allen anderen Orten
des Reichspoſtgebietes gilr die Ferngebühr. Soweit die Poſtſtelle mit
anderen Poſtanſtalten in derſelben Gemeinde liegt, gilt im gegenſeitigen
Verkehr die Ortsgebühr. Es koſtet ſonach ein Brief im Orts= und Land=
zu
ſtellbezirk Kranichſtein 8 Rpf., ein Brief von Kranichſtein Orts= und
Landzuſtellbezirk nach Arheilgen und umgekehrt 8 Rpf., ein Brief von
ranichſtein Orts= und Landzuſtellbezirk, alſo auch vom Hofgut Kranich=
ſtein
, Schloß Kranichſtein und Förſterei Karn nach Darmſtadt 15 Rpf.
Warnung. Es kommt ab und zu vor, daß einzelne Freimarken
auf den mit der Poſt beförderten Briefſendungen nur geringfügige
dſer ſchwache Entwertungszeichen, oftmals nur Striche oder ſchwarze
Gecken tragen, weil ſie beim Abſtempeln in der Eile nicht voll getroffen
worden ſind. Selbſtverſtändlich iſt es verboten und auch ſtraffällig,
olche unvollſtändig entwerteten Freimarken, nachdem ſie von den Um=
chlägen
abgelöſt worden ſind, nochmals zur Freimachung anderer Poſt=
endungen
zu benutzen. Trotzdem geſchieht dies ſehr oft in der falſchen
Vorausſetzung, der Betrug würde nicht bemerkt. In den meiſten Fällen
varden dieſe Gebührenhinterziehungen aber bei den Poſtanſtalten, die
ru gewieſen ſind, hierauf beſonders zu achten, entdeckt, gegen die Abſen=
der
werden dann von der oberen Poſtbehörde die dafür in dem Poſtgeſetz
vurgeſehenen Geldſtrafen verhängt. Allem Anſchein nach werden der
urige ſchwach entwertete Freimarken auch vielfach in betrügeriſcher Ab=
icht
als Erſatz für Kleingeld in Verkehr geſetzt. Darum tur jedermann,
dee ſich Unannehmlichkeiten erſparen will, gut, Freimarken, die er nicht
elbſt am Poſtſchalter gekauft hat, vor ihrer Verwendung genan zu
beſichtigen. Bei verdächtigen Wahrnehmungen, insbeſondere auch be:
Fehlen des Klebſtoffes auf der Rückſeite empfiehlt ſich eine Anfrage
über ihre Gültigkeit am Poſtſchalter.

Blattzeit in Kranichſtein.

Von Gerhard Heſſe.

Die Frühſonne wirft gleißendes Gold in den Buchenſtangen=
ort
. Hell lodert das fahle Vorjahrslaub am Boden. Leuchtende
Silberflecken ſpielen auf den grauſchwarzen Stämmchen der
Jungbuchen, und geſpenſterhafte Kringelſchatten huſchen über das
Moos.
Ringsum herrſcht lautes Leben. Häher lärmen, Finken
ſchlagen, Fitis und Meiſen läuten, Braunelle und Grasmücke
zwwitſchern, dazwiſchen tönt das Flöten der Schwarzdroſſeln.
Auf jedes dürre Aeſtchen achtend, pürſche ich vorſichtig am
Rande des Holzes entlang. Scharf gehen die Augen hin und her.
Dort bei dem großen Moosteppich iſt ganz friſch geplätzt, und
der kleine Holunderſtrauch da drüben iſt kurz und klein gefegt.
Hinter dem dicken Stamm einer alten Kiefer bleibe ich ſtehen.
Fünfzig Gänge vor mir grenzt eine ſchmale Fichtendickung an
das Stangenholz. In den Kronen der hohen Buchen ruſchelt
der Frühwind.
Zehn Minuten lang ſtehe ich regungslos hinter meinem
Stamm. Blitzende Schwebefliegen tanzen in der ſtillen Luft.
Ich greife in die Taſche und hole den geſpaltenen Stroh=
halmen
hervor. Fiep, fiep, ſchallt es zart und fein durch den
ſonnendurchfluteten Stangenort. In dem dürren Gras halb=
links
raſchelt etwas. Vorſichtig drehe ich den Kopf. Ein Eich=
horn
ſpringt in weiten Sätzen über die kleine Lichtung. Jetzt
baumt es auf und holzt eilig weiter.
Wieder fiepe ich ein paarmal leiſe, doch nichts regt ſich. Nur
das eintönige Zilpcalp des Weidenlaubſängers dringt durch die
Stille. Eine Viertelſtunde vergeht, und nirgends zeigt ſich ein
roter Fleck vor der düſteren Dickung. Da fiepe ich noch einmal,
aber jetzt lauter, verlangender. Eben bricht es dort drüben. Den
Strohhalmen zwiſchen den Lippen, hebe ich langſam das Glas
Nun iſt wieder alles ſtill, aber dann rauſcht es näher, und gleich
darauf tritt ein Gabelbock in den Stangenort. Scharf äugt er
umher. Die Vorderläufe ſchlagen unruhig den Boden. Mi=
dem
Windfang dicht am Laub troll er an mir vorbei und ver=
ſchwindet
hinter den Brombeerſträuchern.
Ich warte noch ein paar Minuten, dann verlaſſe ich meinen
Stand und pürſche nach der Schneiſe zurück. Kaum bin ich dort,
da ſchallt vom hohen Holze her das Angſtgeſchrei des vom Bock
getriebenen Schmalrehes. Jetzt rauſcht es ganz nahe, und zwei
ſtarke Stücke kommen in voller Fahrt auf mich zu. Sofort faſſe
ich mit dem Glas den Bock. Hoch iſt das Gehörn, aber die Ender
ſind kurz. Plötzlich macht das Schmalreh eine ſcharfe Wendung,
denn der ſtürmiſche Verehrer iſt ihm hart auf den Schalen. Der
Bock ſauſt noch ein paar Fluchten weiter, wendet, und verfolgt

von neuem, laut polternd und pruſtend, das ſchlanke Ding. Wie
zwei rote Streifen verſchwinden die beiden hinter den Büſchen
und tauchen im Stangenholz unter.
Langſam gehe ich den Grasweg vor. Weit hinten gurren
die Hohltauben, und ſilberhell lachen die Spechte. Mit einem
Male ſteht mitten auf der Schneiſe ein knallroter Fleck. Ehe ich
noch das Glas an den Augen habe, iſt das Srück auch ſchon wie=
der
verſchwunden. Nur der weiße Spiegel blitzt zwiſchen den
Stämmen. Na, denn ein andermal, denke ich und gehe weiter.
Vor der kleinen Kieferſchonung mache ich halt, prüfe den
Wind, und pürſche dann vorſichtig im Graben entlang bis da=
hin
, von wo ich die Fläche überſehen kann. Hier ſetze ich mich
auf den Grabenbord und warte. Um die roſaroten Blüten der
Weidenröschen ſummen Käfer und Hummeln, buntſchillernde
Falter gaukeln in unſtetem Fluge dahin und jagen ſich in wil=
dem
Taumel.
Eine geſchlagene halbe Stunde ſitze ich ſo und ſehe dem
großen Kaiſermantel zu, der ſich vor mir auf den rotköpfigen
Diſteln ſonnt. Jetzt hebe ich den Kopf und fiepe dreimal leiſe
und zart, dann laut und verlangend. Da rauſcht es auch ſchon
dort unten in den kleinen Kiefern. Ein roter Fleck taucht auf
doch dichtes Buſchwerk verdeckt den Grint. Eben tritt das Stück
heraus. Es iſt ein guter Sechſerbock mit normalem Gehörn.
Angeſtrengt äugt er nach wir hin. Noch einmal fiepe ich leiſe.
Da kommt er in hohen Fluchten angebrauſt bis auf zehn Gänge.
Kurze Zeit ſteht er unbeweglich. Nadelſpitz ſind die langen,
weißen Enden an den hohen Stangen. Der Kopf iſt eisgrau
mit kohlrabenſchwarzer Zeichnung. Ich wage mich kaum zu regen.
Unbarmherzig zerſtechen die Schnaken Geſicht und Hände. Da
fiept plötzlich weiter drüben ein Schmalreh und augenblich iſt
der Bock verſchwunden.
Erleichtert atme ich auf und pürſche mit tief gekrümmtem
Rücken eilig auf der Grabenſohle entlang bis zu dem Hochſitz.
Noch immer fiept das Schmalreh. Katzenleiſe klettere ich die
Sproſſen der Leiter hinauf. Kaum bin ich oben, da geht es auch
ſchon los. Piuh, piuh, ſchallt es durch die Stille der Unter=
ſtände
. Wie ein Ungewitter brauſt die wilde Jahd unter mir
vorbei. Jetzt geht es im Kreis um den Hochſitz herum, dann in
das hohe Holz und von dort in die Dickung.
Zwiſchen den grauen Stämmen der hohen Buchen flimmert
die Hitze. Eine Ringeltaube klappert mit klatſchendem Flügel=
ſchlag
davon, ein Rotkelchen tickt, eine Amſel zetert.
Geräuſchlos verlaſſe ich meinen luftigen Sitz und gehe zu=
frieden
heimwärts.

Verfaſſungsfeier 1929.

Zu dem kürzlich veröffentlichten Programm für den Verlauf
der Verfaſſungsfeier am kommenden Sonntag iſt noch nachzu=
tragen
, daß Samstag abend auch der übliche Fackelzug ſtattfinden
wird. Der Zug nimmt um 8 Uhr ſeine Aufſtellung auf dem
Ebertplatz und geht durch die Liebfrauenſtraße, Heinheimerſtraße,
Dieburgerſtraße, Mühlſtraße, Landgraf=Georgs=Straße, Markt=
platz
, Rheinſtraße nach dem Feſtplatz auf dem Exerzierplatz, wo
er aufgelöſt wird. Die Bierzelte, Kaffeezelte, Karuſſells uſw. auf
dem Feſtplatz ſind bereits am Samstag nachmittag und Abend in
Betrieb.
Noch keine allgemeine Beſſerung des kaufmänniſchen
Skellenmarkkes.
Die im Juni eingetretene geringe Beſſerung des kaufmänniſchen
Stellenmarktes konnte im Vormonat nur knapp behauptet werden.
Zwar unterlag das Stellenangebot nach den Beobachtungen des Deutſch=
nationalen
Handlungsgehilfen=Verbandes keinem Rückgang. Dagegen
wwar aber der Zugang an Bewerbern größer als im Juni. Der Geſamt
bewerberſtand bei der Stellenvermittelung des D.H.V. hat ſich weiter
auf 14 839 gegenüber 14 342 im Juni erhöht. Das erneute Anſchwellen
der Bewerberzahl iſt auf Liquidationen, Betriebseinſchränkungen und
=ſtillegungen zurückzuführen, die wieder in ſtärkerem Maße zu beobachten
waren. Beſonders in der Eiſen= und Metallinduſtrie iſt eine Verſchlech=
terung
der Lage eingetreten; größere Kündigungen wurden aus Berlin,
Frankfurt a. M., München und verſchiedenen Städten Weſtdeutſchlands
gemeldet. In der württembergiſchen Uhreninduſtrie wird die Lage als
ſehr ernſt bezeichnet. Auch die Gummiinduſtrie und das Bankgewerbe
ſchritten an verſchiedenen Plätzen zu weiterem Perſonalabbau. Die
Lage in der Textilinduſtrie iſt uneinheitlich. Im allgemeinen iſt hier
eine gewiſſe Entſpannung eingetreten. Aus Sachſen und M.=Gladbach
wird von einer befriedigenden Beſchäftigung berichtet. In Elbing fehlte
es ſogar an Bewerbern in der Textilinduſtrie.
Die Nachfrage galt zum größten Teil wiederum jüngeren Kräften.
Doch auch die Geſamtlage der älteren Angeſtellten, ſcheint ſich nich=
weſentlich
verſchlechtert zu haben. Jedenfalls wurden im Berichtsmonat
in vereinzelten Fällen auch wieder ältere Kräfte angefordert. Leicht
vermittelt werden konnten junge Speditionsangeſtellte, Expedienten und
Lageriſten, desgleichen jüngere Buchhalter mit ſtenographiſchen Kennt=
niſſen
. An jüngeren Stenotypiſten mit guten Fertigkeiten in Kurz=
ſchrift
und Maſchinenſchreiben beſteht weiterhin Mangel. Vielfach wur=
den
Aushilfskräfte, beſonders Buchhalter für Abſchlußarbeiten, ver=
langt
. Auch an Buchhaltern für neuzeitliche Buchhaltungsſyſteme be=
ſteht
nach wie vor Bedarf. Eine lebhafte Nachfrage lag an verſchiedenen
Plätzen, wie Hamburg, Hannover, Düſſeldorf und Dortmund, für Ver=
ſicherungsfachleute
vor; die Nachfrage konnte nicht überall voll befrie=
digt
werden. Auch der Bedarf an Reiſenden mit Spezialkenntniſſen,
ſelbſt in älteren Jahrgängen, konnte teilweiſe nur ſchwer gedeckt wer=
den
. Für Verkäufer, beſonders aus der Manufaktur= und Möbelbranche,
beſtanden gute Vermittelungsmöglichkeiten. In Dortmund fehlten Ver=
käufer
für Teppiche, Gardinen und Herrenkonfektion. Im allgemeinen
konnte beobachtet werden, daß die Entſcheidungen der Firmen zumeiſt
wieder nur recht zögernd erfolgten.

Bücherſtube Alfreö Bobenheimer. George Groſz= Aus=
ſtellung
. Die Originalzeichnung Das goldene ſächſiſche Herz, i
als zweites Bild der Ausſtellung verkauft. Auf ausdrücklichen Wunſch
bleibt die Ausſtellung noch bis Ende der Woche zugänglich. Für die
im Anſchluß daran ſtattfindende Ausſtellung der neueſten Piper=
und Bruckmann=Drucke ſind die Vorbereitungen im Gang.
Die hieſige iſraelitiſche Religionsgeſellſchaft veranſtaltet zu Ehren
des zehnjährigen Beſtehens der Reichsverfaſſung in ihrer Synagoge
(Bleichſtraße) eine Verfaſſungsfeier, die am Samstag, den
10. Auguſt, im Anſchluß an den Sabbatgottesdienſt um 10.15 Uhr be=
ginnt
.

Die Ferien ſind aus ... der Alltag beginnk.
(Nückkehr aus der Sommerfriſche. Vor dem Wiederbeginn der Schule.)
Der Ferienrückverkehr hat in dieſen Tagen begonnen. In hellen
Scharen ſtrömen die Sommerfriſchler in die Städte, in die Mauern,
zur Pflicht zurück. In anbetracht der Maſſenſtröme, die ſich in die Züge
ergießen werden, haben viele der Reiſenden ſchon vor einigen Tagen
die Rüchkehr angetreten, um bequem und ruhig fahren zu können und
um nicht einen Teil der Erholung durch Drängen und durch die Ueber=
füllung
in den Zügen wieder einzubüßen. Zwar lacht jetzt die Sonne
allenthalben vom Himmel, aber jetzt erweckt ſie keine Freude mehr,
denn die Pflicht winkt und mit ihr der gleichmäßige Tritt des Lebens.
Warum war es nicht während der ganzen Ferien ſchön, wird ſich wohl
mancher fragen. Leicht war der Abſchied vor Wochen vom Heim, jetzt
iſt es ſchwer, ſich von der Freiheit zu trennen, und manche Kinderträne
wwird wohl geweint werden, wenn daran gedacht wird, weil es nun
heißt, wieder in die Schule zu gehen und zu lernen.. Aber braunge=
brannt
, mit blanken Augen, kehren die Kinder zurück. Die Züge brin=
gen
ſie, voll von Sonne, von Freiheit und Ungebundenheit. Sie haben
die Zeit ausgenutzt. Alle Schulkinder hatten zwar nicht den Vorzug,
in die Ferne reiſen zu können, an die See, ins Gebirge oder aufs Land.
Aber auch die Daheimgebliebenen haben die Zeit genützt. Die letzten
Wochen, in denen der Wettergott ein Einſehen hatte und durch Sonnen=
ſchein
und Wärme die erſten ſchlechten Wochen vergeſſen machte, waren
die Kinder an den Flüſſen, an den Seen, in den Anlagen, auf den
Sport= und Spielplätzen. Sie wanderten mit ihren Führern für einige
Tage in die Umgebung, wohnten in Jugendherbergen, ruderten, haben
geſchwommen, geſpielt und geturnt. Sie alle haben Sonne, Licht, Frei=
Nichtstun genoſſen. Sie haben Vorrat geſammelt für
heit und . ."
die Tage der Pflicht, der Ordnung, die jetzt folgen. Sie ſind munter
und friſch zu neuem Lernen, vielleicht auch zu neuen Streichen, wer
kann’s wiſſen? In den erſten Tagen wird es ihnen wohl ſchwer fal=
len
, ſtillzuſitzen und zu lernen, wenn die Sonne vom Himmel lacht
Aber bald werden ſie wieder im Alltag ſein, und dann werden ſie ſehn=
ſüchtig
noch lange an die Sonnentage denken, die hinter ihnen liegen.
Aber es iſt nicht ſo ſchlimm. Sie brauchen gar nicht lange warten.
Es dauert nicht mehr lange, dann ſind die Herbſtferien da. Wobei nur
manchmal bitter iſt, daß mit den Herbſtferien auch die Zenſuren
kommen.
Reichsfürſorge für Kleinrentner. Der Reichstag hat im Haushalt des
Reichsarbeitsminiſteriums für 1929 für die Beteiligung des Reiches an
der Kleinrentnerfürſorge einen Betrag von 35 Millionen Reichsmark
zur Verfügung geſtellt. Die Mittel ſind zum Ausgleich der Mehrkoſten
beſtimmt, die den Ländern und Fürſorgeverbänden durch die vom Reich
angeordneten Verbeſſerungen der Kleinrenrnerfürſorge entſtehen. Für
den gleichen Zweck waren im Haushaltsplan 1929 25 Millionen R2I.
vorgeſehen. Die Erhöhung um 10 Millionen RM. ſoll zugleich zur
Durchführung der vom Reichstag gewüinſihten weiteren Verbeſſerung
der Kleinrentnerfürſorge dienen. Die Mittel werden ſchlüſſelmäßig au
die Länder verteilt, die über die zweckmäßige Verteilung der Mitte
ihrerſeits Beſtimmung treffen. Als erſte Rate ſind in dieſen Tagen
10 Millionen RM. den Ländern überwieſen worden. Die Weiterlei=
tung
an die Fürſorgeverbände wird mit möglichſter Beſchleunigung er=
folgen
. Für allgemeine Einrichtungen der Kleinrentnerfürſorge und für
Einzelbeihilfen an Kleinrentner dürfen die Mittel beſtimmungsgemäß
nicht verwendet werden.

Tageskalender für Donnerstag, den 8. Auguſt 1929.
Konzerte1
Orpheum, 20 Uhr: Das lachende Berlin.
Schloßkaffee, Hotel Schmitz, Kaffee Oper, Sportplatz=Reſtaurand,
Kaffee Ganßmann. Städt. Saalbau, 20 Uhr: Gartenkonzert.
Rummelbräu,
Oberwaldhaus: 20 Uhr: Konzert.
20 Uhr: Konzert. Herrngartenkaffee, 16 und 20 Uhr:
Konzert. Perkeo 20½ Uhr: Oeffentl. Verſammlung der Nat.=
Soz. Deutſch. Arbeiterpartei. Konkordiaſaal, 20½ Uhr:
Lino=
Experimentalvortrag des Hellſehers Erik Jan Hanuſſen.
Marhilden=
vorſtellungen
: Helia, Palaſt=Lichtſpiele.
höhe, 10 bis 18 Uhr: Ausſtellung Der ſchöne Menſch.

Aber nicht nur zu Verbänden
kann man Leukoplast verwenden.
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kleinere Reparaturen an Hausgeräten, Schachteln.
Puppen, Schläuchen und dergl. selbst aus. Es spart
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erhalten Leukoplast in Rollen schon von 30 Pfg.
an in Apotheken, Drogerien und Bandagengeschäften.
A.

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von Verbänden
und für
technische
Zwecke

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R
Mäd

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[ ][  ][ ]

Seite 6

Vonnerstag, den 8. Auguſt 1929

Nummer 218

Wanderungen durch den Bokaniſchen Garken
im Hochſommer.

Der Garten hat ſich jetzt faſt vollſtändig von den Verluſten des
kalten Winters erholt, nur hier und da ſind noch vereinzelte Bäume,
wie z. B. die herrliche Libanon=Zeder, am Eingehen. Sehen
wir uns nun um, was neu hinzugekommen iſt. In den Käſten vor dem
Verwaltungshaus ſehen wir eine Sammlung von inſektenfreſ
ſenden Pflanzen ſtark vermehrt, darunter die Fettpflanzen
(Pinguieula) in verſchiedenen Arten aus Mexiko, violettfarbig und alle
in= und ausländiſchen Sonnentauarten, (Drosera capensis) aus Süd=
afrika
u. a.) Dazu kommen dann im Gewächshaus die Kannen=
pflanzen
(Nepenthes). Die Gruppe der Alpenpflanzen au
kleinen Felsgebirgen um den Teich angeſiedelt, bildete ſchon bisher
einen Hauptanziehungspunkt des Gartens. Ihre Blütezeit fiel aber
früher hauptſächlich in den Vormonaten. Jetzt iſt ſie aber bedeutend ver=
mehrt
, im ganzen etwa 2500 verſchiedene Arten von allen Hochgebirgen
der Erde, ſo daß es nun hier den ganzen Sommer über blüht. Wir
nennen hier nur verſchiedene Arten der Edelraute (Artemisia pede.
montana) u. a., den blauen Waldmeiſter aus Griechenland.
Weiter kommen wir zur prächtigen Schmuckpflanze Gypsophila arizoide
aus Perſien und Zentralaſien, die zierliche winzige Rosa rouletti, wahr=
ſcheinlich
ein Abkömmling der Rosa chinensis pumila; hierauf folgt eine
Sammlung ſchöner Gartenformen von allerlei Stauden, darunter viele
Neuheiten von Dahlien, Flammenblumen (Phlox), Gypso.
phila, wie Stephan Olbrich (nicht nach unſerem berühmten Künſtler,
ſondern nach einem hervorragenden Züchter benannt), Hauptmann Köhl
u. a. m. Der Botaniſche Garten will nicht nur wiſſenſchaftlichen Zwek=
ken
dienen, er will auch Gartenfreunden ſchöne neue Züchtungen vor
Augen führen. Jetzt folgt eine rein wiſſenſchaftliche Abteilung, in der
der neue Direktor des Gartens, Profeſſor Dr. Oehlkers, ein For=
ſchungsgebiet
pflegt: die Erblichkeitsforſchung nach dem Vorgange von
Hugo de Vries an Hand einer Unmenge Sämlinge von Oenothera,
Verbascum u. a., noch die niedrige, weißblühende amerikaniſche
Kaſtanie (Aesculus macrostachys) und verſchiedene Aſtilben
Helianthus u. a. neuen, wollen wir noch am Ende des Gartens
gegenüber der Roßdorfer Landſtraße, die jetzt große Früchte tragende
Lysichitum camtschatcansa aus Nordaſien erwähnen. Zum Schluß
noch einen kurzen Blick in die Gewächshäuſer, über deren Dach wieder
der Blütenſtengel einer amerikaniſchen Agave hoch hinausgewachſen iſt.
Verſchiedene Tillandſien, Abutilon Thompſoni, Jacobinia Pohlinia,
Ruſſilia u. a. blühen.
K. Noack.

11

Ein kleines Dorf am Luganer See, in dem ſich Künſtler verſchie=
dener
Länder und Stellung, verſchiedener Richtung zu einem engen
Freundeskreis zuſammenſchloſſen. Aus ihm erwuchs in kurzer Zeit eine
große Organiſation, die in ihrem Ziel erdumſpannend iſt, die ſich heute
in Weſt= und Mitteleuropa ausgedehnt hat, dabei aber auch mit den
übrigen Ländern in immer innigeren Kontakt kommt. Hart haben die
Folgen des Krieges auch die Künſtlerſchaft der verſchiedenen Länder
getroffen, vor allem, indem ſie denen, die früher ihre materiellen För=
derer
waren, die Möglichkeit nahmen, und auch die Wirtſchaft, aus der
in den letzten Jahren vor dem Kriege mehr und mehr die großen Kunſt
mäcene hervorgingen, auf den Exiſtenzkampf konzentrierten. So dient
Schaf=
Porza dem ökonomiſchen Wohl der ihr Angeſchloſſenen durch
fung würdigerer Arbeitsbedingungen und eines wertgerechten Lebens=
ſtandards
In allen Ländern ſollen Porzahäuſer errichtet werden
Heime, in denen die Künſtler wochenlang der Erholung und zugleich
ihrem geiſtigen Schaffen leben können. Heime, die dabei der materiel=
len
Lage der meiſten Rechnung tragen. Die Organiſation, die einen
Generalpräſidenten unterſteht, zerfällt in einzelne Landeszentralen, von
denen die deutſche, franzöſiſche, holländiſche und ſchweizeriſche ſchon er=
richtet
ſind, die ſchwediſche, engliſche, däniſche, amerikaniſche im Aufbau
ſich befinden. Die deutſche Gruppe unter Werneralvo von Alvensleben
hat bereits eine Mitgliederzahl von einigen Hundert. So verhältnis=
mäßig
leicht es war, die Künſtler aller Länder zur gemeinſamen ökono=
miſchen
Aktion zuſammenzubringen, ſo ſchwer wird es ſein, ſie geiſtig
auf eine einigermaßen tragende Baſis zu ſtellen. Es iſt erfreulich, daß
ſich die Veröffentlichung der Porza von dem an ſich naheliegenden
Reden über die völkerverbindende Kraft der Kunſt freihält, vielmehr
ſehr wohl die Notwendigkeit erkennt und betont, daß die Kunſt nur aus
dem geiſtig=natürlichen Humus eines beſtimmten Erdſtriches heraus=
wachſen
kann.

Aa. Verkehrsunfall. Geſtern abend, kurz nach ½8 Uhr, ſtieß ein
aus Richtung Eberſtadt kommendes Perſonenauto, das von einer Dame
geſteuert wurde, in der Heidelberger Straße, Ecke Beſſunger Straße
mit einem aus entgegengeſetzter Richtung kommenden Motorradfahrer
zuſammen. Wie verlautet, wollte die Autolenkerin einem Radfahrer
auswveichen und fuhr dabei mit dem Motorradfahrer zuſammen. Der
Motorradfahrer wurde durch den Anprall zu Boden geſchleudert und
erlitt eine ſchwere Verletzung des Unterſchenkels, die ſeine ſofortige
Ueberführung in ein Krankenhaus notwendig machte. Dagegen kamen
die Inſaſſen des Autos mit dem Schrecken davon. Das Auto war nur
leicht beſchädigt.

Wichtiges von der Weltrundfahrt des Graf Zeppelin für Brief=
markenſammler
. Das Luftſchiff Graf Zeppelin wird etwa am 15.
Auguſt von Friedrichshafen aus ſeine Fahrt um die Welt antreten und
dabei in Tokio, Los Angeles und Lakehurſt landen. Die Fahrt ſoll zur
Beförderung von gewöhnlichen Briefen und Poſtkarten benutzt werden.
An den Landungsplätzen werden geſchloſſene Briefpoſten abgegeben und
aufgenommen. Vor der Uebergabe an das Luftſchiff erhalten die Sen=
dungen
außer dem Aufgabeſtempel des Poſtamts Friedrichshafen der
Abruck eines Sonderſtempels Luftſchiff Graf Zeppelin Weltrundfahrt
1929. Weitere Einzelheiten können an jedem Poſtſchalter erfragt
werden.

Kunſtnokizen.

* Werſt, Kürſiſter oder fünffleriſche Veranſfaltungen, deren im Nachſiehenden Grwdharng
geſchieht, behält ſich die Redaktlon ihr Arteil vor.

Auf den heute, Donnerstag, den 8. Auguſt, abends 8,15 Uhr, in
Conkordiaſaal, Waldſtraße 33, ſtattfindenden Experimental=Vortrag des
Hellſehers Erik Jan Hanuſſen ſei hiermit nochmals hingewieſen
Karten bei Konzert=Arnold, Eliſabethenſtraße 28 (Telephon 2560), und
an der Abendkaſſe.

Aus den Parkeien.

Heute Donnerstag abend öffentliche Verſammlung der Nat.=
Soz. Deutſchen Arbeiterpartei im Perkeo, Alexander=
ſtraße
. Redner: Reichstagsabgeordneter Joſeph Wagner=Bochum. (Näh.
heutige Anzeige.)

kokgle Beranfteltnngen.

D HEE Umnden Aofy ſind atfdästiitch als Simaift af Dmeſm mirh
i linem Faille igendwie als Beidrrchang oder Kriit.

Heſſ’ſcher Hof. Die letzten Freitag umgefallene Veran=
ſtaltung
Ein Abend bei Matthias Weber findet nunmehr morgen,
Freitag, den 9. Auguſt, ſtatt. Dieſer Abend iſt ganz beſonders der
leichten Muſe gewidmet, obwohl auch hierbei die Qualitat des Orcheſters
in bekannter Weiſe zum Ausdruck kommen wird. (Siehe Inſerat.)

Bei Nieren-, Blasen- un
Frauenleiden,
Harnsäure, Eiweiß, Zucker
1928: 22000 Badegäste.
TV 7493

Gemüſebaukurſus im Muſter= und Verſuchsguk der
Landwirkſchaftskammer in Groß=-Umſtadt.

Vom Dienstag, den 20. Auguſt, bis Donnerstag, den 22. Auguſt
findet auf dem Muſter= und Verſuchsgut für Obſt=, Gemüſe= und Wein=
bau
in Groß=Umſtadt ein dreitägiger Gemüſebaukurſus ſtatt. Das
Honorar für Heſſen beträgt 5 Mark, für Nicht=Heſſen 10 Mark. An=
meldungen
ſind zu richten an die Landwirtſchaftskammer in Darmſtadt,
Rheinſtraße 62, bis ſpäteſtens 15. Auguſt 1929. Intereſſierte Landwirte
und Gärtner ſeien hiermit auf dieſen Kurſus hingewieſen, der Gelegen=
heit
bietet, ſich über die wichtigſten Kulturmaßnahmen im Gemüſebau
über Schädlingsbekämpfung, Sortierung und Verpackung uſw., gründ=
lichſt
zu unterrichten.

Saalbau=Konzert. Es wird an dieſer Stelle nochmals
auf das heute abend, 8 Uhr, ſtattfindende Konzert des Stadt=Orcheſters
unter Leitung ſeines Kapellmeiſters Willy Schlupp hingewieſen. Vielen
Wünſchen nachkommend, wird das Konzert in Streichmuſikbeſetzung
ausgeführt.

Wiener Kronenbräu=Keller. Wie uns mitgetellt
wird, findet morgen, Freitag, den 9. Auguſt, abends 8 Uhr, im Wiener
Kronenbräu=Keller ein großes Streichkonzert des Stadt=Orcheſters (30
Muſiker) unter Leitung ſeines Kapellmeiſters W. Schlupp ſtatt. Das
Programm iſt im Rahmen eines Strauß=Abends gehalten, und wird der
Taktſtock an dieſem Abend 4 la Strauß durch die Violine erſetzt. Herr
Kapellmeiſter W. Schlupp wird von ſeiner Tätigkeit als Geiger noch
vielen in Erinnerung ſein. (Siehe Inſerat in der Freitag=Zeitung.)

Aa. Eberſtadt, 7. Aug. Einbruch. Unbekannte Diebe brachen
in der vergangenen Nacht in die Wurſtküche eines Metzgermeiſters in
der Pfungſtädter Straße ein und ſtahlen Fleiſch= und Wurſtwaren
aller Art.
F. Eberſtadt, 7. Aug. Verfaſſungsfeier. Wie bereits kurz
berichtet, findet die Verfaſſungsfeier in hieſiger Gemeinde am Samstag
abend in Form einer Akademiſchen Feier im Schwanenſaale ſtatt. Die
Feſtrede, der Mittelpunkt des Abends, wird durch Muſik= und Geſangs
vorträge in einer der Feier entſprechenden Weiſe umrahmt werden
Der Eintritt zur Feier iſt frei. Ihr voraus geht ein Fackelzug der ört=
lichen
Vereine uſw., der ſich in der Pfungſtädterſtraße, nächſt der
Rathenauſtraße, aufſtellt. Er wird im erſten Halbzug eröffnet durch
das Pfeifer= und Trommlerkorps der Turngeſellſchaft (e. V.) und der
Kapelle Edelweiß, während dem zweiten Halbzuge das Pfeifer= und
Trommlerkorps der Freien Turnerſchaft mit der Kapelle des Turnver=
eins
1876 (e. V.) voranſchreitet.
G. Ober=Ramſtadt, 7. Aug. Verfaſſungsfeier. Der zehn=
jährige
Gedenktag der Verfaſſung von Weimar findet am 11. Auguſt
ſtatt. Vorgeſehen iſt ein reichhaltiges Programm. Der Feſtzug wird am
Sonntag nachmittag am Gaſthaus Zum Mühltal in der Nieder
Ramſtädter Straße aufgeſtellt und bewegt ſich durch verſchiedene Orts=
ſtraßen
nach dem Schwimmbad. Nach einem einleitenden Muſikſtück er=
folgt
die Abwicklung der vorgeſehenen Darbietungen. Die Feſtrede hat
Herr Oberregierungsrat van Baſſhuyſen aus Darmſtadt übernommen.
Es wechſeln Maſſen= und Einzelchöre der hieſigen Geſangvereine mit
turneriſchen Darbietungen und Muſikvorträgen in bunter Folge.
* Traiſa, 7. Aug. Am Sonntag, den 11. Auguſt, begeht die Witwe
Jakob von der Heyden 1., geb. Rheinfels, in geiſtiger Friſche ſowie
körperlicher Geſundheit ihren 80. Geburtstag.
Cp. Pfungſtadt, 8 Aug. Autozuſammenſtoß. Ecke Eber=
ſtädter
Straße und Waldſtraße ſtießen zwei Autos zuſammen. Ein
Inſaſſe des einen Autos wurde am Arm verletzt und mußte ſich in
arztliche Behandlung begeben.
O. Erzhauſen, 7. Aug. Der Geſangverein Germania beteiligte ſich
am verfloſſenen Sonntag an einem Geſangswettſtreit in Klein=Stein
heim. Er holte ſich daſelbſt den zweiten Klaſſenpreis und den höchſten
Ehrenpreis. Chormeiſter Künkel=Frankfurt a. M. iſt der bewährte
Leiter des Vereins. Hier iſt die Kornernte ſoweit eingebracht.
Der Ertrag der Körner iſt zufriedenſtellend, obwohl aus einigen Fluren
das Ergebnis zu wünſchen übrig läßt. Die Hafer=Ernte hat eingeſetzt
und es ſcheint, daß dieſe unter einer Mittelernte ausfällt. Die Ver=
faſſungsfeier
wird nächſten Sonntag unter Mitwirkung der hieſigen Ver=
eine
an der Klipſteinsruhe abgehalten.
Cp. Dieburg, 7. Aug. Der altbekannte Rochusfeiertag wird
auch in dieſem Jahre wieder, und zwar am Freitag, den 16. Auguſt,
gefeiert werden. Die Dieburger Kirchweihe findet am 18. Auguſt ſtatt.
Cp. Ober=Roden, 7. Aug. Kircheneinweihung. Die neu=
erbaute
evangeliſche Kirche wird am Sonntag, den 18. Auguſt, einge=
weiht
werden.
r. Babenhauſen, 7. Aug. Der hieſige Ortsausſchuß für Volks=
bildung
und Jugendpflege hat in einer Sitzung beſchloſſen
die Verfaſſungsfeier am Sonntag, den 11., Auguſt, abzuhalten.
Alle Vereine und auch die Schulen werden ſich an der Feier beteiligen.
Zum Feſtplatz iſt die Harreshäuſer Allee gewählt. Nach einem Feſtzug
von der Turnhalle aus ſind dort vorgeſehen: Feſtanſprache, Geſangs=
vorträge
, ſportliche Darbietungen, Spiele der Kinder, Konzert und
Tanz. Bei einbrechender Dunkelheit wird die feſtliche Veranſtaltung ihr
Ende finden. Unfall. Dem etwa 20jährigen Sohn des Sägewerks=
beſitzers
Georg Kreh 6. aus Schaafheim, der hier beim Bahnhof ein
Sägewerk betreibt, wurde bergangene Woche bei der Arbeit an der
Kreisſäge die linke Hand faſt völlig abgeſchnitten. Nach Anlegen eines
Notverbandes wurde der Verletzte ins Krankenhaus nach Dieburg ver=
bracht
, wo ihm leider die Hand vollſtändig abgenommen werden mußte.
r. Babenhauſen, 7. Aug. Vergangenen Sonntag hatte der Schre=
bergartenverein
zu einer Gartenbeſichtigung die Bewohner un=
ſeres
Städtchens eingeladen. Als Bewertungsrichter waren ein Herr
aus Hainſtadt und Gartenſachverſtändiger Ad. Baumann von hier tätig.
Das Ergebnis der Gartenbeſichtigung war, nach der Kritik zu ſchließen,
ſehr gut und ſtellt unſern wacker arbeitenden Kleingärtnern das beſte
Zeugnis aus. Die Gartenanlage wurde als muſterhaft bezeichnet. Der
bevorſtehende Einbau eines Waſſerleitungsnetzes Verhandlungen mit
der Gemeindeverwaltung darüber ſind dem Abſchluß nahe wird die
Kleingartenbaubewegung einen ſchönen Schritt vorwärts bringen. Das
Gartengelände nahe bei dem Schloſſe war während des Sonntags das
Ziel vieler Gartenfreunde, die ſich alle ſehr lobenswert über den vor=
trefflichen
Stand der Anlage ausſprachen. Die Nachfeier im Gaſthof
zum Löwen, bei der der 1. Vorſitzende Höflich herzliche Begrüßungs=
worte
ſprach, und Gartenfreund Baumann über Ziele und Bedeutung
der Kleingartenbewegung redete, war ſehr gut beſucht und endete mit
einem frohen Tänzchen.
b. Erbach i. O., 7. Aug. Ernte. Die Getreideernte iſt nunmehr
im Mümlingtal in vollem Gange. In der Sporthalle im ſtädtiſchen
Sport= und Erholungspark hat bereits eine Dreſchmaſchine Aufſtellung
gefunden, die voll beſchäftigt iſt. Mit der Ernte kann man im all=
gemeinen
zufrieden ſein. Sämtliche Körnerfrüchte liefern eine gute
Mittelernte. Der Stand der Kartoffelfelder kann ſogar durchweg als
gut bezeichnet werden. Auch die Obſternte, Aepfel und Birnen, ſcheint
wenigſtens in den meiſten Lagen zufriedenſtellend zu werden. Nur beim
zweiten Grasſchnitt, der Grummeternte, ſieht es durch die glühende
Julihitze ſchlecht aus; hier kann man faſt von einer Mißernte ſprechen.
Eulbacher Marktlotterie. Die Ziehung der Eulbacher
Marktlotterie fand geſtern unter ſtaatlicher Kontrolle im Rathausſaal
ſtatt. Der Hauptgewinn fiel auf die Nummer 1422 (1000 RM.), weitere
Hauptgewinne in Höhe von 300, 200 und 100 RM. auf die Nummern
5289, 5794, 3429, zwei Gewinne zu je 50 RM. auf die Nummern 568
und 6563. Sport= und Erholungspark. Im ſtädtiſchen
Sport= und Erholungspark ſind nun faſt ſämtliche Spuren der großen
Veranſtaltungen des Eulbacher Marktes beſeitigt. Leider macht ſich
ſchon jetzt wieder bei dem Publikum, das die herrlichen Anlagen auf=
ſucht
, eine Plage bemerkbar, über die von allem Anbeginn Klage ge=
führt
wurde: Radfahrer, Motorradfahrer und ſogar Autos benützen die
ausnahmsweiſe ſchönen Zu= und Abwege zu den Anlagen als beſonders
geeignete Strecke zur Erreichung größter Geſchwindigkeiten, oft undurch=
dringliche
Staubwolken dem erholungſuchenden Publikum als beſonderen
Genuß hinterlaſſend. Es iſt die höchſte Zeit, daß die Stadtverwaltung,
die die ganze Anlage vorbildlich hergerichtet hat, hier einſchreitet und
jeglichen Fahrverkehr obengenannter Art innerhalb des Parkgeländes
unter Strafe ſtellt.
Ae. Hammelbach, 7. Aug. Waldfeſt. Unter zahlreicher Beteili=
gung
, beſonders von auswärtigen Gäſten, fand am Sonntag das Wald=
feſt
des deutſchen Turn= und Sportvereins ſtatt. Nach dem Vereins=
abturnen
am Vormittag bewegte ſich am Nachmittag ein ſtattlicher Feſt=
zug
von Turnern und Turnerinnen durch die Ortsſtraßen. Im Feſtzug
gefiel beſonders die Damenriege in ihrer einheitlichen Turnkleidung.
Auf dem Feſtplatz begrüßte der zweite Vorſitzende des Vereins, Her=
Lehrer Sauer, die Erſchienenen. Hierauf begann das Vereins= und
Schülerturnen und Vorführungen der einzelnen Riegen. Beſonderes
Intereſſe erregten hier wieder die Uebungen und Reigen der jungen
Turnerinnen, die, mit Muſikbegleitung ausgeführt, einen ſehr guten Ein=
druck
hinterließen. Viel zur guten Stimmung auf dem Feſtplatz trugen
die Chöre des Geſangvereins Germania, ſowie die Unterhaltungsmuſik
der hieſigen und Krumbacher Kapelle bei. Ein gur beſuchter Feſtball
im Gaſthaus Zum grünen Baum beſchloß das Feſt.

55jährige Jubiläumsfeier des Kriegervereins

Cg. Die Jubiläumsfeier des Bickenbacher Kriegervereins, die drei
Tage andauerte, war eine ſtimmungsvolle, erinnerungsreiche und durch=
aus
programmäßige Steigerung von Feſtlichkeiten, in denen Reden pro=
minenter
Perſönlichkeiten gehalten wurden, ausgeſuchteſte Volksbeluſti
gungen ſtattfanden, und auch geſangliche Vorträge und turneriſche
Uebungen reichen Beifall fanden.
Insbeſondere iſt zu erwähnen die Feſtrede des Generals von Oid
mann, wodurch der Feier eine ganz beſondere Note gegeben wurde.
Der Redner verſtand es, das Ziel und die Aufgaben des Kriegervereins
klarzulegen. Der Kriegerverein wolle die Gegenſätze der Monarchie und
der heutigen Republik überbrücken und ſomit Deutſchland aus ſeine
politiſchen Ohnmacht und wirtſchaftlichen Depreſſion retten und unſere
Vaterland zu ſeiner früheren Rangſtellung verhelfen. Jedes Mitgli
des Kriegervereins müſſe deshalb dafür ſorgen, und ſeinen perſönliche
Einfluß geltend machen, daß alle Deutſchen, ohne Unterſchied des Ste
des, ein wahrhaft einiges und brüderliches Volk würden.
Im weiteren Verlauf der Feſtlichkeit, zu der ſich 33 auswärtige Ve
eine eingefunden hatten, wurde ein humoriſtiſches Theaterſtück a
führt, das Heiterkeit entfeſſelte, und allgemeine Zuſtimmung fand.
Damen des D. T. trugen dann weſentlich zur Feſtesſtimmung bei, dur
turneriſche Uebungen und Reigen. Man war geradezu erſtaunt ül
dieſe jungen Mädels, die geſchmeidig und graziös, gewandt und fo
ſchön das Auge erfreuten, und den Sinn für Sportkultur weckten.
ſonders gefielen Frl. Jakobi und Frl. Pieler, die fein und auch
einer gewiſſen Harmonie, einen volkstümlichen Reigen aufführten,
iſt auch ein beſonderes Verdienſt von Frl. Rehfuß, daß ſie mit
ermüdlichem Fleiß eine ſolche Turnergruppe leiten und ausbilden konn
Beſonderes Lob verdient der Männergeſangverein Bickenbach, der dur
muſikaliſche Vorträge eindrucksvoll auf die Zuhörer einwirkte.
Die Jubiläumsfeier wurde fortgeſetzt durch Kinderbeluſtigunge
Am Montag abend hatten ſich noch einmal alle Mitglieder, Freun
und Gönner des Kriegervereins auf dem Sportplatze eingefunden, 1
im trauten Zuſammenſein noch einige vergnügte Stunden zu verlebe
Bei Anbruch der Dunkelheit wurde ein großzügiges Feuerwerk
Szene geſetzt.

Ch. Unter=Moſſau, 7. Aug. Turnfeſt. Am kommenden Sonnt
findet in Unter=Moſſau das diesjährige Bezirks=Jugendturnfeſt
Odenwaldgaues ſtatt. Das Programm iſt ſo reichhaltig, daß es
den verwöhnteſten Feſtbeſucher zufriedenſtellen wird. Neben turneriſch
Vorführungen werden die beiden Moſſauer Geſangvereine zur Unt
haltung der Gäſte beitragen. Das Wetturnen der Jugend beginn
fort nach dem Feſtgottesdienſt um 10 Uhr. Um halb 2 Uhr wird
dann ein Feſtzug durch den Ort bewegen. Das liebliche Odenwalddi
chen ſteht ſchon ganz im Zeichen des Feſtes. Ueberall ſchmückt man
Grün und Fahnen, um den Gäſten einen freundlichen Empfang zu
reiten. Am Sonntag abend findet dann in zwei Sälen Feſtball ſt
Getreideernte. Die Getreideernte hat am hieſigen Or
vollem Umfange eingeſetzt. Der Ertrag der Ernte iſt zufriedenſtelle
Seit Dienstag iſt eine Dreſchmaſchine aufgeſtellt, die reichlich Ar
zu leiſten hat. Auch die Kartoffel= und Obſternte wird aller Vorausſt
nach einen ergiebigen Ertrag bringen.
Cf. Birkenau, 6. Aug. Am 24. und 25. Auguſt d. J. findet I
der Landesdelegiertentag der Freiwilligen Sanitätskolonnen vom Ro
Kreuz ſtatt. Am gleichen Tage findet hier das Gau=Jugendſchw
men des Main=Rhein=Gaues der D. T. ſtatt. Auf Anregung ſeiter
der Gemeinde haben die Vertreter der zu einer Beſprechung auf d
Nathaus geladen geweſenen Ortsvereine und politiſchen Parteien d
gemeinſame Feier des 10. Verfaſſungstages vom 11. Augr
1919 beſchloſſen. Die Feier wird, durch einen Fackelzug eingeleitet,

Saal Zum Birkenauer Tal ſtattfinden. Obwohl im Laufe der le
ten Monate eine recht rege Bautätigkeit herrſchte, iſt der W=

nungsmangel immer noch ſehr fühlbar. Es fehlt hier in erſter Lin
an kleinen Zwei= und Drei=Zimmerwohnungen mit Küche, welche ein
tragbaren Mietpreis haben. Für teure Wohnungen ſind hier kei
Mieter zu finden. Durch die immer noch mißliche Lage, des allgeme
ven Arbeitsmarktes iſt die Zahl der unterſtützten Arbeitslo
in der Gemeinde immer noch groß. Sie betrug in der letzten Bericht
lvoche 90 Mann. Die Erweiterungsarbeiten an der Gemeind
waſſerleitung (Errichtung eines Pumpwerkes) gehen nunmel
ihrer Vollendung entgegen und darf damit gerechnet werden, daß
einem nochmaligen Einſetzen einer Trockenperiode das dann zur Ve
fügung ſtehende Waſſer ausreichend ſein wird. Die Anſchlußarbeite
(Verlegen der Rohre) werden von der Darmſtädter Inſtallationsfirn
Nohl ausgeführt. Auch das von der Gemeinde zu Wohnungen um
gebaute Stiefſche Anweſen iſt teilweiſe im Rohbau fertiggeſtellt und
wird vorausſichtlich bis September=Oktober bezugsfertig ſein.
Lorſch, 6. Aug. Die in der vorletzten Sitzung des Gemeinderat
beſchloſſene Anſtellung des Herrn Bürgermeiſters Huba als Berufsbür=
germeiſter
hat in einzelnen Parteien ziemlich Uneinigkeit gebracht. D
Sozialdemokratiſche Partei hat ihren Mitgliedern Wiegand, Bieber un
Volk, die Bürgerpartei ihrem Mitgliede Jäger das Vertrauen entzogen,
da die Parteien ſelbſt gegen den Antrag, die genannten Herren dafür
geſtimmt hatten. Gemeinderatsſitzung vom 2. Auguſt. An=
weſend
ſind Bürgermeiſter Huba, Beigeordneter Dewald und 16 Ge=
meinderäte
. 1. Inſtandſetzung des Amtsgerichtsgebäudes. Die Vor=
nahme
der erforderlichen Arbeiten wird beſchloſſen. Nach einem Vor=
anſchlag
des Hochbauamts werden ſie auf 1800 RM. beziffert. 2. Er
neuerung der Kleinkinderſchule. Auf die eingegangenen Pläne und Vor=
anſchläge
hieſiger Bautechniker entſchied man ſich für diejenigen des
Herrn Architekten Dexler als billigſten. Mit dem Bauen ſoll mit Rück=
ſicht
auf die vorgeſchrittene Jahreszeit ſofort begonnen werden. Die
Geſamtkoſten werden auf 45 000 RM. veranſchlagt. 3. Erneuerung der
Landgrabenbrücke an der Heppenheimer Straße. Die Erbauung de
Brücke anſtelle der wegen Baufälligkeit abgebrochenen Brücke wird be=
ſchloſſen
. Die Arbeiten ſollen ebenſo wie die unter Poſ. 1 und 2 ver
zeichneten Arbeiten im Submiſſionswege vergeben werden. 4. Die E.
wäſſerung der unteren Bahnhofſtraße. Der Gemeinderat beſchließt, di
Kanaliſierung der fraglichen Straße in zwei Abſchnitten vorzunehmen.

W. Heppenheim a. b. B., 7. Aug. Gutabgegangen. Um raſcher
vorwärts zu kommen, hatte ſich ein Radfahrer an einen Laſtwagen ge=
hängt
. Infolge eines Defekts mußte das Auto abſtoppen, und nur durch
den Umſtand, daß es dem Radfahrer gelang, raſch über ſein Rad hin=
wegzuſpringen
, wurde größeres Unglück verhütet, und er kam mit
leichten Hautabſchürfungen davon.

Rheinheſſen.

* Mainz, 7. Aug. Chronik. Nachts wurde in drei Häuſern am
Römerwall eingebrochen. Den Einbrechern, die mit Nachſchlüſ=
ſeln
oder Dietrich arbeiteten, fielen größere Geldbeträge in die Hände,
außerdem machten ſie Flaſchenwein zur Beute. Auf der Landſtrat
zwiſchen Koſtheim und Hochheim wurde der Führer eines Perſonen
kraftwagens, als er mit dem Auffüllen von Benzin beſchäſtigt war, 6oN
einem vorüberfahrenden Perſonenkraftwagen aus Frankfurt amMaiſ
erfaßt und ſchwer verletzt. Im Mainzer Krankenhaus wurde
ein doppelter Beinbruch und Verletzungen am Kopfe feſtgeſtellt. Dek
Führer des Frankfurter Autos fuhr, ohne ſich um den Verletzten
kümmern, weiter, doch gelang es, das Kennzeichen ſeines Wagens fell=
zuſtellen
. Der ſeinerzeit bei dem Exploſionsunglück in der chemiſchen
Fabrik Mainz=Mombach ſchwerverletzte Arbeiter Hippel iſt jetzt an
den erlittenen Verbrennungen im St. Rochushoſpital in Mainz= Mom=
bach
geſtorben. Die dritte Huldigungsfahrt zum
deutſchen Rhein, veranſtaltet vom Mainzer Automobilklub, fin=
det
am 31. Auguſt ſtatt. Neben der Stern= und Zielfahrt, welch letztere
zum erſten Male ſogar für Flieger und Luftfahrer offen iſt, iſt wiederum
ein Schönheitswettbewerb und ein Blumenkorſo mit anſchließendem
Huldigungsakt vorgeſehen. Eine kunſtvolle Plakette des Miniſteriums
für die beſetzten Gebiete wird auch in dieſem Jahre wieder eine beſon=
ders
wert= und ehrenvolle Erinnerung des Autoſportlers ſein, der am
deutſchen Rhein im Rahmen ſportlicher Veranſtaltungen fein National=
gefühl
bekunden will. In einer Volksverſamnlung wurde in Bretzin
heim zu den Eingemeindungsverhandlungen mit de
Stadt Mainz Stellung genommen. Die Stimmung war geteilt, wah=
rend
ein Teil der Redner ſich für die Eingemeindung ausſprach, waven
andere dagegen und verlangten eine Volksabſtimmung.

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[ ][  ][ ]

Nummer 218

Hirſchhorn, 7. Aug. Waſſerſtand des Neckars am
Auguſt 0,62 Meter, am 7. Auguſt 0,64 Meter.
* Dornberg, 7. Aug. Am Sonntag vormittag brach in der Scheune
t Frau Wilh. von Dornheim Feuer aus. Die Feuerwehr war gerade
Bahnhof zu Dornheim und wollte nach Groß=Gerau fahren, um dem
hr ufeuerwehrfeſt mit beizuwohnen. Sie wurde zurückgerufen und mußte
Scheuer zuſammenreißen, um das Feuer löſchen zu können. Die
ſache des Brandes iſt noch unbekannt.
Op. Groß=Rohrheim, 7. Aug. Ertrunken. Der hier auf Ur=
ab
befindliche Reichswehrſoldat Johann Lautenbach iſt beim Baden
Rthein ertrunken. Seine Leiche wurde von Schiffern aus

Donnerstag, den 8. Auguſt 1929

1ſſer gezogen.

Gernsheim, 7. Aug. Waſſerſtand des Rheins am
:Auguſt 0,00 Meter, am 7. Auguſt 0,06 Meter.
g. Gernsheim, 5. Aug. Gemeinderatsbericht. Ueber das
gebnis der Prüfung der Gemeinderechnung für 1927 Ri. erſtattete
Vorſitzende der Prüfungskommiſſion, Gemeinderatsmitglied Maul,
3 richt. Anſtände wurden keine erhoben. Gemeinderatsmitglied Me=
jrus
bemängelte, daß ſeitens auswärtiger Firmen Waren bezogen
u rden, die man auch bei den hieſigen Geſchäftsleuten hätte beziehen
öanen. Bürgermeiſter Hoffmann ſagte Aufklärung zu. Die Gemeinde=
legſchaft
für Zwiſchenkredite des Jakob Johann Schneider und der
ftangard Traudorf ſowie der gemeinnützigen Baugenoſſenſchaft für die
eſamten verbilligten Staatsdarlehen für 1929 wurde übernommen. Dem
Z ugeſuch des Jakob Nikolaus Maul wurde zugeſtimmt. Bezüglich des
8a ugeſuchs des Ludwig Jakob Maus konnte ſich der Gemeinderat mit
ſenr vorgelegten Bauplan nicht einverſtanden erklären. Der Bauherr
6 einen Plan vorlegen, aus dem erſichtlich iſt, daß das zu erbauende
helbäude mit den übrigen Gebäuden der Straße harmoniſch im Zu=
arimenhang
zu ſtehen kommt. Die anläßlich der Verfaſſungsfeier ent=
eHenden
Koſten werden auf die Gemeindekaſſe übernommen. Verſchie=
ſere
Stundungsgeſuche, ſowie ein Darlehensgeſuch wurden genehmigt.
da gegen konnte einer Eingabe um Koſtenvorlage nicht entſprochen wer=
er
. Die Anfrage eines Gemeinderatsmitgliedes bezüglich der Waſſer
esſorgung, beantwortete der Vorſitzende der Verſammlung dahin=
evend
, daß ſeitens des Oberbürgermeiſters der Stadt Darmſtadt die
täOtiſchen Betriebe nachdrücklichſt zur baldigen Herſtellung der Zu=
elrung
aufgefordert worden ſind. Aus der Antwort der ſtädtiſchen Be=
iebe
geht hervor, daß die Arbeit infolge Geldknappheit und infolge
ex noch nicht zum Abſchluß gekommenen Verhandlungen mit verſchie=
eren
Riedgemeinden, die an die Zuleitung angeſchloſſen werden ſollen,
ie her verzögert wurde. Es wird jedoch damit gerechnet, daß in näch=
ter
Zeit die Zuleitung hergeſtellt wird. Bevor die Arbeiten ausgeführt
b, ſollen jedoch keine Zinſen gezahlt werden. Unglücksfall.
Gn einem vollbeladenen Erntewagen wurde das 3jährige Mädchen des
FiBrikarbeiters Heinrich Gutjahr dahier überfahren, und ſo ſchwer
e=letzt, daß deſſen Ueberführung in das Stadtkrankenhaus Darmſtadt
Ewendig wurde. Leider iſt das Kind ſeinen Verletzungen erlegen. Die
rke ärztliche Hilfe leiſtete Herr Dr. med. Schmitt, dahier. Ver=
ſſungsfeier
. Die diesjährige Verfaſſungsfeier wird in unſerem
Srädtchen feſtlich begangen. Um 8.15 Uhr abends ſetzt ſich von der
Ereinallee ein Feſtzug, an dem ſich alle Vereine beteiligen, unter Vor=
Eritt der Feuerwehrkapelle durch verſchiedene Ortsſtraßen in Be=
virung
. Die offizielle Feier findet im Feſthaus Bopp ſtatt. Die Feſt=
iy
prache hält. Herr Bürgermeiſter Hoffmann. Geſangs= und Muſik=
träge
ſowie verſchiedene turneriſche Aufführungen werden pro=
ſurmmäßig
abwechſeln. In Abweſenheit der Eltern verbrannte ſich
as fünf Monate alte Kind des Arbeiters Johann Hofmann, das unter
Eufſicht ſeiner älteren Schweſter ſtand. Die Verletzungen ſind nicht
urſtlicher Natur. Der bei den 5. Pionieren in Ulm in Dienſten
ſevende Oberſchütze Laudenbacher von Groß=Rohrheim iſt am Sonntag
eimn Baden im Rhein ertrunken. Das Meiſterſchaftsſpiel der erſten
ftgendmannſchaft des Fußballklubs Konkordia dahier gegen die gleiche
gendmannſchaft des Fußballklubs Bürſtadt endete mit dem Reſultat
. Der Spielverlauf war äußerſt anregend und ſpieltechniſch auf der
dihe. Die Gernsheimer Mannſchaft war die beſſere. Nur dem nervöſen
Ziwhalten des Gernsheimer Torwächters iſt der ungünſtige Ausgang
ſe Spieles zuzuſchreiben. Bei Meiſterſchaftsſpielen gibt es eben bei
ſeden Parteien Aufregungen, die unvermeidbar ſind. Das Spiel der
Een Ligareſerve der Wormatia Worms gegen die erſte Mannſchaft
e Fußballklubs Konkordia ſtand am Schluß des Spiels 2:0. Bei der
Hiensheimer Mannſchaft muß unbedingt eine Umſtellung bzw. eine an=
ge
Beſetzung erfolgen, dies zeigte ſpeziell das Spiel am Sonntag. De=
FSiedsrichter leitete das Spiel zur Zufriedenheit der beiden Parteien.
D. Biebesheim, 6. Aug. Reger Badebetrieb am Rhein.
Am Samstag abend hielt der hieſige Waſſerſportverein in kleinerem
ſahmen ein Sommernachtfeſt ab, das einen reichlichen Zuſpruch der
i ſigen Bevölkerung hatte. Auch von der Umgegend und hauptſächlich
ur Darmſtadt waren zahlreiche Wochenendler mit allen möglichen Ver
eh rsmitteln hier eingetroffen, und ſo herrſchte reges Leben und Treiben
u. ſogenannten Kiesſande bis zum frühen Sonntag morgen. Am
Srnntag mittag war am Kieswege Strandkonzert; zwei Bierzelte
vren aufgeſchlagen, und gegen abend wurde auf einem eigens dazu er=
icteten
Podium recht lebhaft das Tanzbein geſchwungen. In den
ſſielen Fluten des Rheins tummelte ſich jung und alt, zumal hier eine
reichlichem Maße ungefährliche Bademöglichkeit durch die große
Sundbank gegeben iſt. Darmſtädter Feinſchmecker haben bereits heraus=
erunden
, daß gute und vor allem erfriſchend gekühlte Milch am Orts=
in
gange bei Milch=Zimmermanns zu haben iſt, und wiſſen dies ent=
zechend
zu ſchätzen. Erſt ſpät in der Nacht zogen die letzten Wochen=
noler
mit klingendem Spiele heimwärts.
D. Biblis, 6. Aug. Gurkenmarkt. Nachdem man noch aus=
ſarigs
voriger Woche allgemein beſtimmt mit einer Erhöhung und Sta=
ülä
ſierung für den Zentner Gurken gerechnet hatte, iſt erneut ein Rück=
ag
eingetreten, und es werden jetzt wieder nur noch 45 Mk. pre
Zeritner erſte Qualität bezahlt. Gegen Ende der vorigen Woche war
ſie Ware mehr geſucht als heute, und ſo wurden dort mitunter 66,50
Mark pro Zentner bezahlt. Nachdem aber jetzt wieder ein für das
Anchstum der Gurken günſtiger Witterungsumſchlag gekommen iſt, iſt
ſe Markt wieder etwas belebter. Immerhin kommt man jetzt noch
arge nicht an die Ausfuhr heran, die ſonſt alljährlich um dieſe Zeit
us und gäbe war. Selten gibt es zehn Waggons mit 5060 000 Stüc
o Tag; in ſonſtigen Jahren in der Hochſaiſon kamen manchmal 5060
Aaggons pro Tag zum Verſand. Es kann alſo von einer Ueberpro=
Etion diesmal nicht die Rede ſein, trotzdem bleibt der Preis für die
Hurken, wie wir ſehen, ſchon äußerſt niedrig, und wennſchon man bei
einem ſchlecht beſchickten Markte auch etwas in die Höhe geht, ſo iſt das
u*h nie ausſchlaggebend. Manche Aecker, auf denen ſchon gleich zu An=
ang
des vorigen Monats mit der Gurkenernte begonnen wurde, ſind
chon reichlich abgeerntet; die allgemeine Ernte wird aber immerhin
uch etliche Wochen dauern. Den Gurken fehlen dieſes Jahr die dämpfig=
vormen
Nächte, doch iſt dies in verſchiedener Hinſicht gut ſo, denn eine
bberproduktion beiſpielsweiſe wäre unbedingt eine Kataſtrophe ge=
eifſen
.
D. Biblis, 7. Aug. Freiwillig aus dem Leben geſchieden iſt geſtern
ormittag die in den 40er Jahren ſtehende Frau des Bahnarbeiters
Geierle von hier. Die Frau zeigte fchon längere Zeit Spuren von
rübſinn.

Zer au ues Bonld.
Von unſerem +=Korreſpondenten.
Rom, Anfang Auguſt.
Der Bollo war ein gar mächtiger Herr im Lande Italien. Er
quälte jedermann. Er war neugierig und ein rechter Kleber.
Er ſchnüffelte in jeder Rechnung und war der Freund aller
Spitzel und Angeber. Er fraß Zeit und verbrauchte Speichel.
Wenn die Sommerhitze über dem Land des ſonnigen Südens
lag, klebte er an ſeinesgleichen, untrennbar, ſo daß er unbrauch=
bar
und wertlos wurde, und der Staatsſäckel ſo froh und zu=
frieden
lachen konnte, wie es jene beſagte Sonne Tag für Tag
tat. Wollre man ſich um dieſen unangenehmen Geſellen drücken,
und ließ man ihn unbeachtet beiſeite liegen, ſo machte man ſich
ſtrafbar und mußte bittere Multa, ſchwere Buße, zahlen. Kurz
und gut: der Bollo war ebenſo unbeliebt wie unabwendbar.
Nun iſt er tot. Oder er liegt wenigſtens in der Agonie.
Denn ſofort oder binnen kürzeſter Friſt ſoll er verſchwinden.
So hat es Muſſolini verfügt. Offiziell heißt es allerdings, daß
der italieniſche Miniſterrat beſchloſſen habe, dieſen Bollo abzu=
ſchaffen
, aber der Miniſterrat iſt eben heuzutage Muſſolini. Daß
noch ein paar brave Nebenbei=Mitminiſter vorhanden ſind, merkt
man ſowieſo nicht. Es gibt da eine reizende Geſchichte, die den
Zuſtand, daß Muſſolini acht Miniſterien verwaltet, nett beleuch=
tet
. König Fuad beſuchte den Duce. In der Unterhaltung
äußerte Muſſolini nebenbei, daß er an jedem Morgen zwei Stun=
den
ſtill vor ſich hin denke und dabei alles überlege, was er im
Lauf des Tages zu tun oder vorzubereiten habe. Da hat der
witzige ägyptiſche König in feiner Höflichkeit bemerkt: Ach ſo,
Exzellenz halten Miniſterrat.
Alſo dieſer Miniſterrat Muſſolini hat die Abſchaffung des
Bollo verfügt. Der Bollo iſt tot. Sein Leben brachte dem Staat
viel Geld ein, aber es war unerfreulich. Denn der Bollo iſt der
Stempel oder die Stempelmarke, die in Italien als Steuer auf
jeder Rechnung, auf jeder Quittung, auf allem prangen mußte,
womit einem Käufer ein Verkauf beſtätigt wurde. Dazu gehörte
auch die Abgabe einer Mahlzeit oder eines Getränkes in einem
Reſtaurant oder einem Kaffee, wenn das Genoſſene einen höheren
Wert als eine Lira hatte. Nun gilt eine Lira nur rund 22 Pfg.,
es iſt alſo nicht leicht, Dinge in Kaffeehäuſern unter dieſem
Preis zu finden. Allerdings koſtet eine jener winzigen Taſſen
ausgezeichneten Kaffees, wie ſie direkt an der Eſpreſſo=Maſchine‟
abgezapft werden, oder eine Bibite eine Erfriſchung mit Sel=
terswaſſer
, meiſt noch keine Lira, ſchon deshalb, weil man bei
dieſem Preis die Unbequemlichkeit des Bollo erſparte.
Der Bollo, der ſonſt auf allem haftete, beſtand entweder
darin, daß auf dem Rechnungszettel, der bei jedem Handel aus=
geſtellt
werden mußte, der Stempel von 10 oder 20 Centeſimi
bereits aufgedruckt war, wobei man dieſe Rechnungsblocks bei
der Steuerkaſſe beziehen oder bedrucken laſſen konnte, oder darin
daß eine Stempelmarke im vorgeſchriebenen Wert aufgeklebt
wurde. Dazu hatten die Italiener eben ſo viel Mundfeuchtig=
keit
nötig, daß im Hochſommer bei drückender Hitze dieſe Pflicht=
erfüllung
gegenüber dem Steuerfiskus eine ſchwere Zungenbe=
laſtung
wurde, die wiederum einen erhöhten Verbrauch von
Frascati, dem goldenen Wein der Albaunerberge erzwang.
Was wurde in Italien alles mit Bollo beklebt? Wo fand
man ihn nicht? Auf Rechnungen und Plakaten, auf Anzeigen
an Schaufenſtern und auf Speiſekarten vor den Reſtaurants. Die
einfachſten geſchriebenen Mitteilungen irgendeiner Hoteldirektion,
daß der Vorderzahn einer Damenproteſe im Salon gefunden
worden ſei, mußte mit einer Stempelmarke verfehen werden. Auf
den Abonnementskarten der Straßenbahn durfte der Bollo nicht
fehlen, ſogar auf den Poſtanweiſungen prunkte außer den Brief=
marken
noch ein Bollo. Alles, aber auch alles war ſtempelwür=
dig
. Daß bei umſtändlicheren Quittungen oder Formularen über
Verkäufe oder bei ſonſtigen gewinnbringenden Maßnahmen der
Bollo, und zwar in vielfacher und oft ſehr hoher Form, nicht
fehlen durfte, war ſelbſtverſtändlich.
Wer aber geglaubt hätte, daß man ſich wenigſtens bei
kleinen Käufen oder Beträgen um den Bollo doch hätte drücken
können, der irrte ſich gewaltig. Nichts war ſchwerer und gefähr
licher, als beim Bollo einen Betrug zu verſuchen. Vergeßlich=
keit
war genau ſo ſtrafbar wie der wiſſentliche Verſuch einer Bollo=
hinterziehung
. Man bezahlte zum Beiſpiel beim Schneider ſeine
Rechnung ſo was kommt noch vor , und der Schneider ver=
gaß
vor lauter Freude neben ſeiner Unterſchrift den Bollo. Da=
heim
ließ man die Rechnung, ſchon um andern Leuten zu impo=
nieren
, offen herumliegen. Ein gehäſſiges Dienſtmädchen, ein
bösartiger Freund, einer der üblichen Spitzel, die zufällig zu Be=
ſuch
kommen, ſieht dieſe bollofreie Quittung, nimmt ſie gemein
und geheim weg, geht zur nächſten amtlichen Stelle und ſchon
hat der Schneider keinen Pfennig mehr am Anzug verdient. Denn
er muß viele, viele Lire Strafe zahlen. Der Angeber aber erhält
zur Belohnung einen Teil der gezahlten Strafgelder. Niemand
mit geſundem Menſchenverſtand wird ſich alſo um des Gewinns
von zwei Soldi der Gefahr ausſetzen, entweder beſpitzelt ange=
zeigt
zu werden oder durch die Nachläſſigkeit eines andern zu
hoher Buße zu kommen. Vielleicht war das einzige Geſchäft
in ganz Italien, natürlich vor der Fasciſtenzeit!! bei dem
nicht als Selbſtverſtändlichkeit beſchummelt wurde, dieſe Bollo=
geſchichte
. Es lohnte ſich nicht und war zu riskant.
Nun iſt der Bollo tot. Die 10 oder 20 Centeſimi brauchen
nicht mehr auf den Quittungen zu beweiſen, daß man ein braver
Staatsbürger iſt. Es bleiben ja dafür wohl noch genug andere
Steuern, Luxusſteuern, Gebrauchsſteuern, Hundeſteuern, Klavier=
ſteuern
, Junggeſellenſteuern und ſo fort. Die Aufhebung des
Bollo ſoll vor allem einen guten Eindruck machen, beſonders bei
den kleinen Leuten, denen es nicht gerade glänzend geht. Zwar
büßt der Staat durch den verſtorbenen Bollo ungefähr eine halbe
Milliarde Lire ein, aber er wird ſie ſchon an anderer Stelle wie=
der
hereinholen. Der eingeſcharrte Bollo ſoll den kleinen Handels=

Seite 2
treibenden die Gewinnmöglichkeit etwas vergrößern. Nämlich um
jene 10 Centeſimi, die ſie nun nicht mehr aufzukleben brauchen.
Aber werden die Leute denn nun auch um dieſe zwei Soldi bil=
liger
werden? Kaum; denn überall knackt es von Konkurſen,
grade im Kleinhandel. Der Bollo iſt tot, aber ſein Begräbnis
wird nicht ganz billig ſein. Er war eben ein übler Geſelle,

der Kavalier und die Königin.
(Nachdruck, auch mit Quellenangabe, verboten.)
(5) London.
Die Königin hat vorige Woche, Zeitungsmeldungen zufolge, eine
Straßenbekanntſchaft gemacht! So unglaublich es auch klingen mag:
Ihre Majeſtät ließ ſich ſogar von dem wildfremden Herrn in deſſen
Kleinauto nach Hauſe fahren. Man ſtelle ſich die Verwunderung der
Wache vor dem Buckingham=Palaſt vor, als plötzlich ein ſchäbiger kleiner
Zweiſitzer vorfuhr und Einlaß in das Heiligtum begehrte. An der
Steuerung ſaß ein unbekannter Gentleman in Zivil, an ſeiner Linken
eine Dame, in der der Wachkommandant ſeine Herrſcherin erkannte
Die Vorgeſchichte der Straßenbekanntſchaft iſt natürlich alles eher denn
romantiſch. Gekrönte Häupter ſind eben auch nur Menſchen, derer
Kraftwagen gleich den Autos der übrigen Sterblichen auch gelegentlich
eine Panne erleiden können. Das Unglück geſchah in der inneren Stadt;
alle Bemühungen des königlichen Fahrers, den Wagen wieder in Be=
wvegung
zu ſetzen, blieben erfolglos. Einem Herrn fiel nun die unan=
genehme
Lage auf, in der ſich die ältere Dame befand, und er beeilte ſich,
der Lady ſeine Dienſte anzubieten. Allerdings, ohne die Königin zu
erkennen. Erſt als der hilfsbereite Gentleman auf ſeine Frage, wohin
er die Gnädigſte fahren dürfe, die lakoniſche Antwort Nach dem Buk=
kinghampalaſt
erhielt, ſah er ſich die Dame mit der Panne näher an.
Was weiter nichts zur Folge hatte, als daß er noch einmal, vielleichr
ein klein wenig formvollendeter als zuvor, ſeine Kopfbedeckung lüftete
Zu Hauſe angelangt, wurde der namenloſe Retter in Not mit einem
herzlichen Dank und warmen Händedruck von der Königin verabſchiedet;
er hatte eben weniger Glück als ein gewiſſer Walter Raleigh, der
ſeine Karriere lediglich ſeiner Geiſtesgegenwart in ähnlicher Situation
verdankte. Als nämlich Königin Eliſabeth von England (15331603
an einem regneriſchen Tage ihrem Wagen entſteigen wollte, legte der
zufällig vorbeigehende Edelmann Raleigh ſeinen Samtkragen der Heur=
ſcherin
zu Füßen, auf daß die allerhöchſten Schuhwerke nicht ſchmutzig
werden. Daraufhin erhielt er ſeine erſte Einladung zum Hofe und
verſtand das Intereſſe der Königin weiteſtgehend auszunützen. Aller=
dings
währte ſeine Günſtlingszeit nicht übermäßig lange; unter Jakob I.
wurde er der Teilnahme an einer Verſchwörung bezichtigt und 1618,
alſo 15 Jahre nach dem Tode der ihm gewogenen Eliſabeth, enthauptet.
Dem Kavalier der jetzigen Königin von England möge wenn er
ſchon keine Auszeichnung erhalten hat wenigſtens die Hoffnung zur
Genugtuung gereichen, einem ähnlichen Schickſal aller Vorausſicht nach
zu entgehen . . ."

ſofl
Spltikiſtiſche Heker.

(f.) London.

Die Geiſterliteratur ſteht auch jetzt noch in England in höchſter
Blüte. Es vergeht kaum eine Woche, in der nicht ein neues Geiſter=
buch
erſcheint, in dem über die authentiſchen Mitteilungen eines von
einwandfreien Zeugen aus dem Jenſeits herbeizitierten Geiſtes eines
Verſtorbenen berichtet wird. Auffällig iſt die Vorliebe der modernen
engliſchen Geiſterbeſchwörer für die Aſtralſeelen im Weltkriege Ge=
fallener
, und auch das neueſte engliſche Werk dieſer Art, von einer
hochadligen Dame geſchrieben und im Verlag von Levis in London in
prachtvoller Aufmachung erſchienen, macht darin keine Ausnahme. Aber
es nimmt inſofern unter ſeinesgleichen eine beachtenswerte Sonderſtel=
lung
ein, als in ihm der Geiſt eines bei Verdun gefallenen deutſchen
Offiziers Erich zu Worte kommt.
Eine Oeffnung der fremdländiſchen Archive wird nunmehr nicht
mehr nötig ſein, ſeitdem der Offizier Erich aus dem Born ſeiner
irdiſchen, preußiſch=militäriſchen Erfahrung, d. h. aus der Schule ge=
plaudert
hat. Die geiſtergläubige, fromme engliſche Lady hat ihm in
den verſchiedenen Séancen aber auch, wie man ſo ſagt, mit diplomati=
ſchem
Geſchick die Wärmer aus der Naſe geholt, vorausgeſetzt, daß
auch Geiſter über dies bedeutſame Sinnesorgan verfügen. Man muß
das ganze 312 Seiten ſtarke, engbedruckte! Buch leſen, um die
ganze abſchreckende Tiefe moderner engliſcher Borniertheit erkennen
zu können; zur Charakteriſtik dieſes Machwerks jedoch, das einen bei=
ſpielloſen
Erfolg haben ſoll, genügen einige wenige Aeußerungen des
epaulettierten Geiſtes Erich!
Schon 1910 wimmelte es in Verdun und Calais von verkleideten
deutſchen Offizieren, die dort Spionage trieben. Ich ſelbſt war zwei
Jahre lang in Antwerpen unter der Maske eines Sprachlehrers in die=
ſem
Sinne tätig und ſtand in ſtändiger drahtloſer direkter Verbindung
mit dem Kabinett des Kaiſers. (!!!)
Ich habe hier im Jenſeits meine Bereitwilligkeit ſchwer zu büßen,
den Befehl über eines unſerer 800 Brunnenvergiftungskommandos über=
nommen
zu haben, deren Tätigkeit bis zum Oktober 1914 viele Tau=
ſende
unſchuldiger belgiſcher Ziviliſten zum Opfer gefallen ſind. (Hier
reichen Ausrufungszeichen ſchon gar nicht mehr aus!)
Auf dem Truppenübungsplatz Potsdam (!) haben wir 1911 ſchon
Gasangriffe geübt; die Wirkung der Kriegsgaſe wurde an dienſtuntaug=
lich
gewordenen Militärpferden erprobt. Verendeten ſie, ſo wurde ihr
Fleiſch zu billigen Preiſen an die Arbeiterbevölkerung verkauft, in der
damals unbekannte Epidemien zu graſſieren begannen ."
Höher geht’s wohl nimmer. Was ſagt die Regierung Macdonald
zu ſolcher Brunnenvergiftung?
Die krockene Beichke des naſſen Richkers.
(a) New York.
Miſter Hoober verſteht allem Anſchein nach keinen Spaß und iſt
der Meinung, daß Geſetze genau eingehalten werden müſſen. Die Be=
hörden
, die vormals häufig wit den Alkoholſchmugglern Hand in Hand
gearbeitet haben, ſehen ſich zu ihrem Leidweſen genötigt, auf die an=
ehnlichen
Nebeneinnahmen ſchweren Herzens zu verzichten und die
Uebertretung der Trockenlegung, ganz unabhängig von ihrer perſön=
lichen
Einſtellung, rückſichtslos zu beſtrafen. Der wackere Stadtrichter
von Thornton (Texas) ſah ſich infolgedeſſen genötigt, wenigſtens ſeine
perſönliche Ehre zu retten, und ließ in den Zeitungen der Stadt fol=
gende
, ganz gewiß nicht alltägliche Anzeige erſcheinen: An Alle, die
es angeht! Mein Urgroßvater trank mit Vorliebe Schnaps, während
er tapfer gegen England kämpfte. Auch mein Großvater verſchmähte den
Alkohol nicht im Kriege gegen Mexiko, und mein Vater verſtand einen
guten Tropfen ebenfalls zu ſchätzen. Mir ſelbſt hat ein Whiſki=Soda
ſchon über ſo manche ſchwere Stunde meines Lebens hinweggeholfen,
folglich werde ich auch in Zukunft unentwegt weiter trinken. Eins muß
ich euch aber ſagen: die Stadt iſt offiziell trocken! Merkt euch das und
kreuzt meinen Weg nicht, wenn ihr Alkohol ausatmet. Denn wiewohl
ihr alle meine Freunde ſeid, bin ich von Amts wegen euer Richter, und
ich werde meine geſetzliche Pflicht, ſo ſchwer es mir auch fallen ſollte,
in Zukunft genau erfüllen!!!

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[ ][  ][ ]

Seite 8

Donnerstag, den 8. Auguſt 1929

Nummer 248

Reich und Ausland.
Die Erwerbsloſigkeit als Beruf.
Im Auko zum Skempeln!
Berlin. Ein umfangreiches Betrugsverfahren
gegen den Kaufmann Chriſtian Holtz, der ſich in Un=
terſuchungshaft
befindet, beſchäftigt gegenwärtig den
Mogbiter Unterſuchungsrichter. Holtz hat in einer
ungeheuerlichen Weiſe die Erwerbsloſenfürſorge ge=
brandſchatzt
, und zwar in einem Umfange, daß er
faſt eineinhalb Jahre hindurch in Saus und Braus
leben konnte. Er war zeitweiſe bei zwölf und mehr
Bezirksarbeitsämtern gleichzeitig als arbeitslos ge=
meldet
. Er arbeitete mit falſchen Ppaieren und war
überall unter einem anderen Namen angegeben. Ob=
wohl
er unverheiratet iſt, war er ſtets als verhei=
rateter
Mann mit mehreren Kindern gemeldet und
bezog den Höchſtſatz von 32 Mark wvöchentlich. Auf
dieſe Weiſe hatte er ein recht anſehnliches Einkom=
men
, und ſeine Haupttätigkeit beſtand darin, die Gel=
der
einzukaſſieren. Bei den weit auseinanderlie=
genden
Bezirksämtern hatte er Mühe, ſtets rechtzei=
tig
zum Stempeln und Kaſſieren zu kommen und
mußte ſogar das Auto in Anſpruch nehmen. Schließ=
lich
war Holtz ſo ſorglos geworden, daß er bei den
gefälſchten Erwerbsloſenpapieren ſelbſtändig Aen=
derungen
vornahm, wenn einzelne Daten nicht genau
übereinſtimmten. Das wurde ſchließlich bemerkt und
man hielt ihn an. Bei einer Hausſuchung fand man
noch 25 vorbereitete Anmeldungen für die Erwerbs=
loſigkeit
, die alle auf die verſchiedenartigſten Perſön=
lichkeiten
lauteten. Der Unterſuchungsrichter iſt
augenblicklich damit beſchäftigt, feſtzuſtellen, ob Holtz
die Fälſchungen ſelbſt vorgenommen hat oder ob er
ſeine Papiere aus einer Fälſchungswerkſtatt bezogen
hat.
50 Jahre vrganiſierter Hausbeſitz.
Feſttagung des Zentralverbandes.
Der Zentralverband deutſcher Haus= und Grund=
beſitzervereine
, feierte anläßlich ſeines vom 2. bis
4. Auguſt in München ſtattgefundenen Verbandstages
ſein 50jähriges Beſtehen. Am 15. September 1879
wurde er als Zentralverband der ſtädtiſchen Haus=
und Grundbeſitzervereine Deutſchlands in Dresden
gegründet. Während er bereits nach 25jährigem Be=
ſtehen
219 Vereine mit 120 000 Mitgliedern als ihm
zugehörig verzeichnen konnte, ſind ihm gegenwärtig
nicht weniger als 2800 Vewbände und Vereine mit
ungefähr 750 000 Mitgliedern angeſchloſſen. Der un=
geheure
Aufſchwung, den der Zentralverband in den
letzten Jahren genommen hat, iſt nicht zuletzt auf das
raſtloſe Schaffen ſeines Präſidenten, Stadtrat Joſef
Humar=München, und ſeines Vorſtandes zurückzu=
führen
. Hand in Hand mit dem Aufbau der Orga=
niſation
ging der der wirtſchaftlichen Einrichtungen
vor ſich. Neben der Deutſchen Hauptbank für Hypo=
thekenſchutz
, A.=G., welche die aus dem Fälligkeits=
jahr
1932 für die Aufwertungs=Hypothekenſchuldner
ſich ergebenden Gefahren abzuwenden verſucht, ver=
fügt
der organiſierte Hausbeſitz über zahlreiche Haus=
beſitzerbanken
, Genoſſenſchaften und Verſicherungs=
inſtitute
. Einen ſehr guten Ueberblick über die Ent=
wichlung
und den Aufbau der Spitzenorganiſation des
deutſchen Hausbeſitzes und ihrer wirtſchaftlichen Ein=
richtungen
gibt die anläßlich des 50jährigen Beſtehens
des Zentralverbands von Generalſekretär Dr. Rönitz,
Berlin, verfaßte Chronik.
Tödlicher Motorradunfall.
Dillenburg. Der Bürogehilfe Hahn aus
Allendorf wollte mit ſeinem Motorrad an der großen
Kurve beim Feldbacher Hof ſeinen vor ihm fahren=
den
Freund überholen. Bei dem ſcharfen Tempo,
das beide fuhren, wurde Hahn aus der Kurve ge=
worfen
und rannte mit ſeinem Rad gegen einen
Baum. Er zog ſich hierbei ſchwere Schädelver=
letzungen
zu, denen er nach einigen Minuten erlag.
Zuſammenbruch zweier Berliner Kunſt=
auktionshäuſer
.
Berlin. Das bekannte Berliner Kunſtauktions=
haus
Jac. Hecht, das in den letzten Jahren eine
Neihe großer Verſteigerungen von Kunſtgegenſtän=
den
und Mobiliar veranſtaltet hat, iſt in ernſte Zah=
lungsſchwierigkeiten
geraten, ſo daß bis zur Sanie=
rung
der Firma vorläufig keine Auktionen vorgenom=
men
werden können. Daneben iſt es Leo Grümpeter,
der ebenfalls größere Kunſtverſteigerungen abhielt,
unmöglich gemacht worden, das Gewerbe nach den
geltenden geſetzlichen Beſtimmungen weiter auszu=
üben
. Augenblicklich ſind Vertreter der Hamburger
Firma Hecht in Berlin, um mit den Gläubigern der
Berliner Niederlaſſung ein Arrangement zu treffen.
Die Verbindlichkeiten ſollen mehrere hunderttauſend
Mark betragen. Der Zuſammenbruch Grümpeters
dürfte darauf zurückzuführen ſein, daß er bei der
Jagd nach hohen Garantien, mit denen man Auftrag=
geber
zu angeln ſucht, ſeine Konkurrenten ſtets zu
übertrumpfen bemüht war. Der Wert der Garan=
tien
dürfte ſich aber nachträglich als illuſoriſch her=
ausgeſtellt
haben.
Der berühnke Erfinder Auer .

Vorbeimarſch der Nationalſozialiſten vor ihrem Führer Adolf Hitler (rechts),
In Nürnberg fand unter ſtarker Beteiligung der Reichs=Parteitag der Nationalſozialiſten ſtatt. Im
Laufe des Tages ergaben ſich heftige Zuſammenſtöße zwiſchen Nationalſozialiſten und Kommu=
niſten
, wobei es auf beiden Seiten zahlreiche Verletzte gab. Ein großes Polizeiaufgebot mußte
eingreifen, um die Ruhe wieder herzuſtellen."

Schwere Zuſammenſtöße beim Reichs=Parkeikag der Nakionalſozialiſten
in Nürnberg.

Hier begann der inkernakionale Europg=Rundflug 1929.

je ne
Konſtruktion
Eine H
Die Zwiſchenlandung in Baſel.
Am geſtrigen Mittwoch vormittag erfolgte auf
dem Flughafen von Orly der Start zum Europaflug.
Es hatte in den frühen Morgenſtunden ſtark gereg=
net
, doch klärte ſich der Himmel ſpäter wieder auf.
Eine große Menſchenmenge hatte ſich eingefunden,
um dem Start beizuwohnen. Unter zahlreichen be=
kannten
Perſönlichkeiten ſah man auch den deutſchen
Botſchafter von Hoeſch. 47 Flugzeuge ſollten ſtarten.
Leider wurde jedoch im letzten Augenblick ein
Junkersflugzeug, die Maſchine von Riſtioz, vom Un=
glück
ereilt. Auf der Fahrt zum Start brachen die
Räder. Von den übrigbleibenden 46 Maſchinen ſind
18 deutſche, noch immer ein recht guter Hundertſatz,
wenn man berückſichtigt, daß meiſt nur 50 v. H. der
Anmeldungen zum Start kamen. Der erſte Start
erfolgte kurz vor 10.30 Uhr. Es waren drei deutſche
Maſchinen, darunter die der Akademiſchen Flieger=
gruppe
. In Abſtänden von drei Minuten folgten die
übrigen Flugzeuge, immer vier zu gleicher Zeit.
Um 9.30 Uhr, alſo mit einer Verſpätung von
einer halben Stunde, begann heute in Orly bei Pa=
ris
der Hauptteil des Internationalen Wettbewerbs
für Sportflugzeuge, der Europa=Rundflug. Die
47 Teilnehmer ſtarteten in 14 Gruppen von je drei
oder vier Fliegern, in Aſtänden von etwa 3 Minuten,
voran die ſchnellſten Maſchinen, um eine Stauung
auf dem erſten Etappenplatz in Baſel zu vermeiden.
In der Zeit von 11.50 bis 13.57 Uhr ſind bereits
38 Teilnehmer in Baſel eingetroffen. Auf der Strecke
Paris Baſel herrſchte leichter Rückenwind.
Als Erſter landete um 11.50 Uhr der Kanadier
Carberry auf einem Raab=Katzenſtein=Flugzeug. Er
legte die 416 Kilometer lange Strecke in 2.20 Std.
zurück, alſo mit einer mittleren Geſchwindigkeit von
180 Stundenkilometern, wahrſcheinlich der ſchnellſten
Flugzeit des Tages. Carberry fliegt in Begleitung
des Chefkonſtrukteurs der Raab=Katzenſtein=Werke in
Kaſſel, Raab. Beide Piloten wechſeln ſich an jeder
Etappe in der Führung ab. Bereits um 12.16 Uhr
ſtarteten die beiden Piloten nach Erledigung der er=
forderlichen
Zoll= und Kontvollformalitäten und nach
der Benzinauffüllung nach Genf.
Als Zweiter traf um 12.09 Uhr Nehring= Deutſch=
land
auf D 18 in Baſel ein. Um 12.25 Uhr landete
Altmeier=Deutſchland, der eine Raab=Katzenſtein= landen.

auf dem Flugplatz von Orly.
Nehring landet als Zweiter.
Maſchine fliegt, als Zwölfter. Er hatte unterwegs
eine Notlandung vornehmen müſſen. Als 14. kam
Fritſch=Tſchechoſlowakeei um 12.34 Uhr an. Als 15.
Morzik=Deutſchland um 12.45 Uhr, als 16. Offermann=
Deutſchland um 12.46 Uhr, als 17. Kleps= Tſchechoflo=
wakei
, ebenfalls um 12.46 Uhr. Als 18. traf Tho=
mas
=Deutſchland ein, als 20. Roeder=Deutſchland auf
einer Junkers=Ganzmetall=Maſchine um 12.54 Uhr.
Um 13 Uhr landete der Franzoſe Weiß mit Verſpä=
tung
; er mußte bei St. Louis an der Grenze infolge
Motorpanne notlanden.
Im Geſamtklaſſement der Vorprüfung ſtehen an
erſter Stelle der Deutſche Nehring in der erſten Ka=
tegorie
mit 32,5 Punkten, und der Schweizer Wirth
in der zweiten Kategorie mit ebenfalls 32,5 Punkten.
Die erſte Ekappe des Rundfluges.
Nachdem bis 14 Uhr die Mehrzahl der Teilneh=
mer
des Europa=Rundfluges in kurzen Abſtänden
eingetroffen waren und gelegentlich bis zu vier Appa=
raten
an der Kontrollſtelle ſtanden, langten die noch
ausſtehenden Flieger nur noch ſpärlich an oder blie=
ben
bis zur Stunde ganz aus. Auch ereigneten ſich
einige leichte Unfälle und Notlandungen.
Nach der Landung von Burkhard=Schweiz er=
folgte
nach erſt einer Stunde diejemige des Fran=
zoſen
Fauvel, und nach einer weiteren Stunde, um
16.11 Uhr, die des italieniſchen Fliegers Donati.
Burkhard und Wirth ſtarteten um 15.08 bzw. 15.37
Uhr zum Weiterflug nach Genf. Bald nach dem
Start mußte jedoch Burkhard auf dem Ruchfelde bei
Münchſtein infolge Motorpanne eine Notlandung
vornehmen. Er kehrte darauf nach Baſel zurück,
ebenſo der italieniſche Flieger Stopani, der in Lau=
fen
notlandete und darauf nach Baſel zurückkehrte.
Der Franzoſe Finant iſt ebenfalls zurückgekehrt, wäh=
rend
am Apparat des deutſchen Fliegers Hirth beim
Start nach Genf das Fahrgeſtell brach und der Pro=
peller
beſchädigt wurde. Es iſt ungewiß, ob Hirth die
Fahrt fortſetzen kann.
Von den Fliegern Barbot=Frankreich und Novak=
Tſchechoſlowakei iſt man ſeit ihrem Start in Orly
ohne Nachricht. Bajol=Frankreich mußte bereits in
Luxeuil bei Belfort infolge Benzinmangels not=

Freiherr Karl Auer von Welsbach
iſt im Alter von 72 Jahren auf ſeinem Schloß
in Kärnten geſtorben. Auer iſt der Erfinder des
Glühſtrumpfs, der für die Gasbeleuchtungstech=
nik
von epochemachender Bedeutung war. Dieſe
Erfindung verdankte er ſeiner Beſchäftigung mit
den ſeltenen Erden, mit deren Hilfe er auch die
elektriſche Glühlampe bedeutend verbeſſerte. In
letzter Zeit beſchäftigte er ſich vorwiegend mit
der Färbung von Gläſern.

Veränderungen des Meeresbodens an der
nicaraguaniſchen Küfte.
New York. Nach einer Meldung von Herald
Tribune aus Norfolk, meldete der Kreuzer Clebe=
land
, funkentelegraphiſch aus Nicaragua, daß Ver=
meſſungen
an der pazifiſchen Küſte erſtaunliche Ver=
änderungen
des Meeresbodens aufweiſen. An zwei
Stellen, wo die Meerestiefe bisher 68, bzw. 490 Me=

ter betrug, wurde jetzt eine Tiefe von acht, bzw.
15 Metern feſtgeſtellt.
Tod eines Deutſchen am Aetna.
Rom. Auf dem Aetna wurde von Carabinieri
die Leiche des Deutſchen Friedrich Wilhelm Wuhn
gefunden, der offenbar einen Ausflug auf den Berg
unternommen hatte. Die Todesurſache iſt noch nicht
bekannt.

Graf Zeppelins Flug
Rund um die Welt.

Mikkernächklicher Skark in Lakehurſt.
New York, 7. Auguſt.
Dr. Eckener wurde geſtern in der Citoy Hall vo
einem Vertreter des Mayors Walker empfangen. Dr.
Kimball vom New Yorker Wetterbüro bezeichnet die
Wetterlage für den Rückflug als durchaus günſtig:
das Luftſchiff könne mit Rückenwind rechnen, falls
es den nördlichen Kurs einſchlägt. Aufgeliefert wur=
den
bereits ſieben Poſtſäcke, 6000 Briefe, 5000 Poſt=
karten
für Deutſchland, mehrere tauſend für die
Weſtſtädte Amerikas ſowie für Japan und China.
Das Paſſagiergepäck muß bis 16 Uhr für den von
ausſichtlichen Mitternachtsſtart an Bord ſein. Die
Poſt, bei der ſtündlich noch etwa 600 Briefe ein=
laufen
, ſchließt um 14 Uhr. An dem Rückflug neb=
men
u. a. noch teil Kommandeur Roſendahl und
John Larney, der Sohn eines Brooklyner Kohlen=
händlers
. Für den Weltflug haben ſich nunmehr fünf
Paſſagiere endgültig gemeldet. Sie bezahlen einen
Fahrpreis von je 9000 Dollar. Es ſind dies der
Schriftſteller Joachim Richard, der Sohn des bekann=
ten
Stahlkönigs William B. Leeds, Otto Hillih, der
amerikaniſche Marineſachverſtändige, Kommandeur
Charles Roſendahl und ein Ungenannter. A Paſſa=
giere
wollen nach dem Ausweis der Paſſagierliſte die
Fahrt bis Friedrichshafen mitmachen.
Bei Sonnenuntergang wird Graf Zeppelin aus
der Halle gezogen und Punkt 10 Uhr wird er den
Lakehurſter Boden verlaſſen und ſeinen Flug Rund
um die Welt antreten. Dr. Eckener hofft, die erſte
Etappe Lakehurſt=Friedrichshafen in weit weniger Zeit
zurückzulegen als das letztemal. In der Tat ſcheinen
die Winde dem Luftſchiff günſtig zu werden. Die
Namen der Paſſagiere werden immer noch geheim
gehalten, aber es iſt bekannt, daß ſämtliche verfüg=
baren
18 Plätze belegt ſind. Dr. Eckener erklärte, der
ſchwierigſte und abenteuerlichſte Teil der Weltreiſe
werde die Strecke zwiſchen Moskau und Tokio ſein,
da dieſſe Gegend noch wenig erforſcht und daher die
Karten ungenau ſeien. Er werde daher gezwungen
ſein, die großen Flüſſe als Wegweiſer ſeines Fluges
zu nehmen und ihnen zu folgen.
Deutſchlandfahrt des Seddiner Kleinluftſchiffs.
Berlin. Das Seddiner Kleinluftſchiff, das in
den Beſitz der Deutſchen Luftſchiffsgeſellſchaft über=
gegangen
iſt, hat am Mittwoch früh ſeine Deutſch
land=Rundfahrt angetreten. Der Start des Klein=
luftſchiffes
erfolgte um 5.35 Uhr auf dem Tempel=
hofer
Flughafen nach Dresden, wo es gegen 10 Uhr
auf dem Flugplatz Dresden=Heller landete. Das
Kleinluftſchiff wird von Dresden aus in Fortſetzung
ſeiner Rundfahrt durch Mitteldeutſchland nach Chem=
nitz
und Leipzig fahren.
Kein Verluſt des Hapagdampfers Franken=
wald
.
Hamburg. Die bei der HamburgAmerika=
Linie vorliegenden Nachrichten beſtätigen, daß der
Hapagdampfer Frankenwald im Hafen von Guaho
quil auf Grund geraten iſt, ein Vorkommnis, wie es
ſich in den ſeichten Häfen dieſer Gegend öfters er=
eignet
. Zu irgendwelchen Beſorgniſſen um das Schiff
liegt kein Anlaß vor. Die Schiffsleitung hofft viel=
mehr
, daß der Dampfer in kurzer Zeit wieder frei=
kommen
wird.
Neuer Afrikaflug Mittelholzers.
Bern. Der durch ſeinen erſten Afrikaflug, ſeinen
Flug nach Mittelafrika uſw. bekannte Schweizer
Flieger Mittelholzer wird Mitte Dezember dieſes
Jahres zu einem neuen Reiſeflug nach Afrika ſtarten,
der über Aegypten und den Sudan nach Innerafrika
führen ſoll. Mittelholzer wird ein neues dreimoto=
riges
Fokkerflugzeug benutzen, das er auf mehrfachen
Alpenflügen erprobt hat. Die Probeflüge in ſo
großen Höhen waren notwendig, weil bei dem be=
vorſtehenden
Afrikaflug der Kenia und der Kiliman=
dſcharo
, die beiden höchſten Bergſtöcke Afrikas, über=
flogen
werden ſollen. Mittelholzer unternimmt die
Luftreiſe zuſammen mit einer engliſch=holländiſchen
Jagdgeſellſchaft, und der Hauptzweck des Unterneh=
mens
iſt die Jagd auf Löwen und Elefanten.
Wolkenbrüche im Staate Nevada.
Las Vegas (Nevada). Wolkenbrüche richteten
im Staate Nevada auf einer Strecke von 160 Kilo=
metern
großen Schaden an. Die Ernte und das Vieh
ſind verloren. Die Waſſermaſſen durchbrachen viel=
fach
den Eiſenbahndamm. Ein Eiſenbahnzug brach
durch eine unterwühlte Brücke, wobei der Lokomotiw=
führer
und der Heizer ums Leben kamen.

Ein Biſchofsſohn wird Ediſons
Nachfolger.

Wilbur Huſton.
r 82jährige Ediſon ſucht einen Nachfolger. Er
rieb zu dieſem Zweck ein Ediſon=Stipendium
s, das nach fünfſtündiger Prüfung dem 16 Wilbur Huſton, dem Sohn des Biſchofs
Seattle (Waſhington) zuerkannt wurde.
ſton wird auf Koſten Ediſons am Technolo=
ſchen
Inſtitut in Maſſachuſetts ſtudieren und
ſpäter die Leitung der Ediſonſchen Labora=
torien
übernehmen.

[ ][  ][ ]

Nummer 218

Donnerstag, den 8. Auguſf 1929

Seite 9

Sport, Spiel und Turnen.

Wuferbatt.
Waſſerball=Turnier des Rol=Weiß. V. f. R.
Wie bereits an dieſer Stelle erwähnt, iſt es dem Rot=Weiß, V.f. R.,
slungen, für ſein am Sonntag, den 11. Auguſt, vormittags 10.30 Uhr,
im Woog ſtattfindenden Waſſerball=Turnier im Rahmen der Wettkämpfe
arn Verfaſſungstag die Liga=Mannſchaft des 1. F. C. Nürnberg zu ver=
Flichten. Dieſe Mannſchaft, die im erſten Spiel des Turniers der
4nga=Mannſchaft des Veranſtalters gegenüberſteht, beſitzt gleich der Fuß=
hall
= und Handball=Ligamannſchaft ihres Klubs, eine außerordentliche
6 pielſtärke. Sie nimmt in der nordbayeriſchen Liga hinter dem Schwim=
merbund
Bayern 07 Nürnberg, der vom letztjährigen Endſpiel um die
ſäddeutſche Meiſterſchaft gegen Jungdeutſchland hier im Woog noch
len Darmſtädtern in beſter Erinnerung ſteht, den zweiten Platz ein.
So verlor der Klub gegen Bayern 07 nur 5:3 und ſchlug in der
Xunde der Zweiten den Schwimmverein 99 München, der von Du.
Xußbaum, dem Betreuer der deutſchen Weltmeiſter=Mannſchaft trainiert
wird, einwandfrei 4:3. Durch dieſen Sieg kam er in das Endſpiel der
Runde der Zweiten gegen den 1. Frankfurter Schwimmklub und konnte
arn letzten Sonntag im Frankfurter Stadion, nachdem das Spiel bis
Schluß 3:3 geſtanden hatte, in der Verlängerung durch beſſeres Steh=
vermögen
ſicher 5:3 gewinnen und ſich ſo die Teilnahmeberechtigung nn
den Endſpielen um die ſüddeutſche Meiſterſchaft ſichern. Rot=Weiß,
P.f.R., wird ſich daher mächtig anſtrengen müſſen, um gegen dieſen
Gegner zu beſtehen.
Im zweiten Spiel des Turniers ſtehen ſich der ſüddeutſche Meiſter,
Jungdeutſchland Darmſtadt, und der Gaumeiſter des Rhein=Saar=Gaues,
Schwimmſportverein Heſſen Worms, gegenüber. Dieſes Spiel iſt in=
ſofern
von ganz beſonderer Bedeutung, als es gleichzeitig das Vorrun=
denſpiel
um die Bezirksmeiſterſchaft darſtellt und der Sieger aus Vor=
und Rückſpiel als Bezirksmeiſter an den Spielen um die ſüddeutſche
Meiſterſchaft teilnimmt. Jungdeutſchland hat ſich auch dieſes Jahr
wieder in überlegenem Stil die Gaumeiſterſchaft geholt und dürfte für
lreſes Spiel als Favorit gelten.
Die Sieger aus dem erſten und zweiten Spiel des Turniers ſtehen
ſch dann im Entſcheidungsfpiel um die große Bronzeplakette des Amtes
fär Leibesübung, Darmſtadt, gegenüber. Auf die Aufſtellung der am
Turnier teilnehmenden Mannſchaften kommen wir noch zurück. Vor dem
Entſcheidungsſpiel wird ſich die ſüddeutſche Meiſterin im 200=Meter=
Fruſtſchwimmen, Frl. Käte Schellhaas, Rot=Weiß, V.f.R., in einem Vor=
gabeſchwimmen
über 200 Meter Bruſt erſtmals dem Darmſtädter Pu=
Mikum vorſtellen.
Das Turnier beginnt pünktlich 10.30 Uhr vormittags im Woog und
wird ſich in ſportlicher Hinſicht würdig den bisherigen Waſſerball= Groß=
kämpfen
anreihen. Trotz der drei Spiele hat der Veranſtalter die Preiſe
volkstümlich gehalten, und es dürfte ſich empfehlen, mit Rückſicht auf
den zu erwartenden Andrang den Vorverkauf im Schirmhaus Reſi,
Ernſt=Ludwigſtraße, zu benutzen.
Zußball.
Sporkverein Darmſtadt 1898 Spielvereinigung
Mannheim-Handhofen.
Kaum ſind die ſchweren Spiele um den Aufſtieg zur Bezirksliga zu
Ende, beginnen ſchon wieder die Verbandsſpiele in der neuen Spiel=
klaſſe
. Die Zeit für die Vorbereitung für dieſe Spiele iſt mithin äußerſt
tnapp bemeſſen. Es gilt daher, die letzte Möglichkeit zur Rüſtung der
Mannſchaft auszunutzen. Der Sportverein Darmſtadt 1898 hat daher
einen alten ſtarken Kampfgenoſſen aus dem früheren Rheinbezirk zu
einem letzten Freundſchaftsſpiele verpflichtet, das gleichzeitig die Haupt=
trobe
vor den kommenden Verbandsſpielen darſtellen ſoll. Der Gegner
ſc die Spielvereinigung Mannheim=Sandhofen. Die Mannſchaft dieſes
Gegners, die am kommenden Sonntag im Anſchluß an die leichtathleti=
ſchen
Jugendwettkämpfe auf dem Sportplatz am Böllenfalltor den 98ern
egenübertritt, iſt den Darmſtädtern nicht unbekannt. Die Sandhofener,
leeſonders bekannt aus dem hartnäckigen Ringen mit ihrem nächſtſonn=
Sgigen Gegner um den Aufſtieg in die Bezirksliga im Jahre 1924,
haben ſich in der Zwiſchenzeit nicht nur, im Gegenſatz zu dem da=
maligen
Nivalen und Sieger, in der erſten Spielklaſſe des Verbands
ehalten, ſondern ſich auch zu einer der führenden Mannſchaften des
Theinbezirks entwickelt und beſonders in den letztjährigen Verbands=
Sielen eine ganz bedeutende Rolle geſpielt. Dieſes Treffen am kommen=
en
Sonntag iſt daher ſchon deshalb beſonders reizvoll, weil es gelegent=
ſech
des abermaligen Aufſtiegs des Sportvereins 98 in die Bezirksliga
attfindet, und weil die Mannheimer in ihrer ſtärkſten Aufſtellung und
läe 98eu in der Aufſtellung antreten werden, mit der vorausſichtlich die
erbandsſpiele beſtritten werden. Bei den freundſchaftlichen Beziehungen
er beiden Vereine wird es zu einem ſchönen, ſpannenden Treffen
lommen.
Viktoria GriesheimStarkenburgia Heppenheim 4:2 (4:2).
Am Sonntag weilte Viktoria Griesheim in Heppenheim, um einer
(lten Rückſpielverpflichtung nachzukommen. Beide Mannſchaften hatten
rſatz eingeſtellt, bei Griesheim ſpielten außerdem linker Verteidiger
und Torwart ſchon im vorhergehenden Spiel der 2. Mannſchaft. Glaubte
ian zuerſt an ein glattes Ergebnis für Heppenheim, ſo wurde man
hald eines anderen belehrt. Nachdem Heppenheim in der 8. Minute
anen unhaltbaren Flachſchuß anbringen kann, winkt ihnen 3 Minuten
ſwäter durch einen Elfmeter der zweite Erfolg. Nun wird die Gries=
eimer
Mannſchaft zuſehends beſſer und bei ſtändig leichter Ueberlegen=
eit
verſteht ſie es, bis zur Halbzeit vier Tore zu erzielen. Mit 4:2
uir Griesheim geht es in die Pauſe. Nach Wiederbeginn verſuchen
eide Mannſchaften das Torreſultat zu verbeſſern, doch iſt bei Gries=
eim
die gut ſpielende Hintermannſchaft nicht zu ſchlagen, während
ei Heppenheim der rechte Verteidiger wiederholt durch grobe Unſport=
lichkeit
weitere Griesheimer Erfolge zu verhindern weiß. Griesheim
Dar die beſſere Mannſchaft und ſiegte verdient, das Reſultat hätte leicht
öher lauten können. In der Griesheimer Mannſchaft ſah man end=
läch
wieder, daß man kann, wenn man will. Der Sturm ſpielte ſehr
anſprechend, nur der Rechtsaußen iſt zurzeit ſchlecht disponiert. Auch
die Läuferreihe gefiel diesmal wieder beſſer. Verteidigung, einſchl.
Torwart, zeigten ſich von ihrer beſten Seite.
Weitere Reſultate von Viktoria: 2. MannſchaftStarkenburgia
Seppenheim, dort, 1:3; 1. HandballmannſchaftEintracht Darmſtadt,
Mort, 3:1.
Der 1. F. C. Nürnberg ſchlug am Dienstag abend mit erſatz=
g
.eſchwächter Mannſchaft in Erlangen die dortige Sp.Vg. 3:2 (2:1).
Das Goldene Rad von Frankfurt wird am 21. Auguſt von
Krewer, Snoek, Sawall, Möller und Bauer beſtritten.
974 Einzelmeldungen wurden für die am 10. und 11. Auguſt
m Villingen ſtattfindenden Deutſchen Kraftſport=Meiſterſchaften
bgegeben.
Die Nad=Weltmeiſterſchaften 1934 ſollen anläßlich des 50 jäh=
igen
Beſtehens des Bundes Deutſcher Radfahrer wieder in
Deutſchland zur Durchführung kommen.

Tennis.
Tennis- und Eisklub Darmftadt-Frankfurker Tennis=
klub
1914 Palmgarken 10:8.
Vergangenen Sonntag zeigten zum zweiten Male in dieſer Saiſon
die Plätze am Böllenfalltor das belebte Bild eines großen Tenniskampfes.
Der Tennis= und Eisklub hatte dieſes Mal den ſpielſtarken Frankfurter
Tennisklub 1914 Palmgarten zu Gaſt. Das, wenn auch knappe Ergeb=
nis
des Wettſtreits bedeutet einen ſchönen Erfolg für die hieſige Mann=
ſchaft
. Dem Frankfurter Klub, der zwar nicht in ſtärkſter Beſetzung an=
trat
, aber doch ſeine bekannten Spieler, Erwen, Halberſtadt und Fr.
Hoeſch ſtarten ließ, ſtellten ſich die Herren Blecher, Claß, Kleinlogel,
Brandenberger, Sennewald, Samesreuter, Steffan, Teichmann und die
Damen Frl. Fiſcher, Frl. Seuffert, Frl. Noellner, Frl. von Löw, Fr.
Ulenberg und Frl. Dornbuſch.
Den aufregendſten Kampf lieferten ſich Blecher und Erwen. Dieſes
Treffen, aus dem Erwen nach 3½ſtündigem Ringen als Siegev 9:11, 7:5,
12:10 hervorging, hätte genau ſo gut das umgekehrte Ergebnis erbringen
können. Ein kleines Plus hatte der von Turnier zu Turnier eilende
Frankfurter in ſeiner großen Sicherheit, von der ſein zermürbendes
Grundlinienſpiel beherrſcht iſt und auf die es zurückzuführen iſt, daß
Blecher mehrere Matchbälle nicht verwerten konnte. Claß zeigte gegen
Halberſtadt nicht ſein ganzes Können, und ſo kam es zu ſeiner uner=
wvarteten
Niederlage, 1:6, 4:6. Ein eigenartiges Reſultat ſtellte der gut
eingeſpielte Kleinlogel auf, indem er den erſten Satz 0:6 hergab, die
beiden anderen aber 6:0, 6:3 ſicher für ſich buchte. Sehr überraſchte
die Niederlage des ſonſt ſo ſpieltüchtigen Brandenberger, der gegen das
geſchnittene Spiel des alten Fuchs Schwarzſchild ſeine gewohnte Form
nicht erreichen konnte. Sennewald gewann 2:6, 6:0, 6:4 gegen Popper,
während Samesreuter als einziger nur zwei Sätze zu dem Sieg für den
Tennis= und Eisklub brauchte.
In den Dameneinzelſpielen machte es ſich bemerkbar, daß der
Frankfurter Klub nicht in ſtärkſter Aufſtellung antrat. Nur ſo iſt es
zu verſtehen, daß Frl. Seuffert und Frl. Noellner, letztere mit dem
glatten Reſultat von 6:1, 6:1, die Punkte für die Hieſigen einheimſen
konnten. Von den Beſten der in Süddeutſchland dominierenden Frank=
furter
Damenmannſchaft war nur Frau Hoeſch zur Stelle, und gegen ſie
hatte denn auch das ſonſt ſieggewohnte Frl. Fiſcher nichts zu beſtellen.
Bei den Herrendoppels ſah man kein einziges gutes Spiel. Das
erſte Darmſtädter Doppelpaar zeigte nicht, was man erwartet hatte
und enttäuſchte die Zuſchauer mit ſeiner glatten Niederlage ſehr. Bleche=
hatte
ſich offenbar ſichtlich bei dem harten in der Mittagshitze ausge=
tragenen
Kampf gegen Erwen verausgabt und Claß vermochte ſeine im
Single bereits gezeigte Indispoſition noch nicht zu überwinden. Bran=
denberger/Kleinlogel
brauchten unverhältnismäßig lang, ihre Gegner,
die zwar glänzend lobten, aber doch kein wirklich gutes Doppelſpiel
zeigten, zu ſchlagen, und nutzten ihre Ueberlegenheit erſt im dritten
Satz voll aus 5:7, 6:2, 6:0. Geradezu langweilig war das letzte Herren=
doppel
, das Samesreuter/Sennewald als Sieger ſah.
Im gemiſchten Doppel lieferten ſich Frl. Fiſcher/Claß auf der einen
und Fr. Horſch/Erwen auf der anderen Seite ein außerordentlich
feſſelndes Spiel. Claß, der ſeine ganze Spielſtärke endlich gefunden
hatte, war am Netz nicht zu überwinden und tötete ſicher aus jeder Lage.
Frl. Fiſcher ſtand ihm nicht nach, zeigte gut durchdachtes Netzſpiel und
überraſchte vor allem durch mehrere ſelten ſchöne, weiche, vom Gegner
nicht zu erlangende Großreturns. Der Ausgang dieſer Begegnung
6:3, 6:2 iſt ein großer Erfolg für die Darmſtädter Spieler. Von den
übrigen 5 gemiſchten Doppelſpielen wurden zwei für den Tennis= und
Eisklub, und zwar von Frl. von Löw/Brandenberger und Frl. Dorn=
buſch/Sennewald
gewonnen.
Das Geſamtergebnis des Klubkampfes lautet 10:8 Punkte, 23:22
Sätze und 216:194 Spiele für den Tennis= und Eisklub Darmſtadt.
Deutſche Tennis=Meifterſchaften.

Die Spiele am Dienskag.

Am dritten Tage fanden ſich in Hamburg bei ſchönem Wetter zirka
5000 Zuſchauer zu den Deutſchen Tennismeiſterſchaften ein, die meiſtens
Favoritenſiege zu ſehen bekamen.
Die Ergebniſſe:
Herren=Einzel: de BuzeletFerrier 6:4 7:5, 1:6, 6:0, Malacek
Meffert 4:6, 6:2, 6:1, 6:4, MarſalekAsmuſſen 6:2, 6:3, 7:5, Bouſſus-
Bergmann 6:2, 6:4, 6:1. Dr. Deſſart-Klein 6:2, 6:1, zurückgezogen.
Spencev. Cramm 3:6, 7:5, 6:3, 9:7, OhtaBonte 6:0, 6:3, 6:2, Wer=
ner
Hartz 2:6, 9:7, 6:8, 6:4, 6:3, Menzel-Lorenz 6:4, 6:0, 6:0, Kuhl=
mann
Rahe 6:2, 6:4, 6:8, 2:6, 6:1, de BuzeletHeydenreich 8:6, 6:4,
6:4, LandryDr. Zander 6:4, 8:6, 3:6, 4:6, 6:3.
Damen=Einzel: Neppach-Vohrmann 6:1, 6:2, Schomburgk Schre=
der
7:5, 7:5, ChamberlainHammer 6:2, 6:3, FritzStrauch 6:1, 6:1,
Paillot-Kallmeyer 6:2, 6:2, v. ReznicekMenges 6:0, 6:3, Colyer
Buß 6:4, 1:6, 6:3, HahlockDubianska 6:1, 6:3.
Herren=Doppel: Kuhlmann/NourneyKnüppel/Schwenker 6:4, 6:3,
G:4, Menzel/KleinFerrier/Luchſinger 9:7, 6:1, 6:1, Marſalek/Malazek
Barnow/Kelemen 6:4, 6:4, 4:6, 2:6, 9:7, Ohta/RogersStoralow/Du
Plaix 6:2, 6:4, 6:4, Lorenz/Heydenreich-Meffert/Windhof 6:4, 6:4, 6:2.
Mixed: Neppach/KleinSweane/Winter 6:1, 6:1, Hammer/Frenz
Peitz/(Fuchs 4:6, 6:4, 6:4, Stöckel/AsmuſſenRau/Bonte w. o.
Damen=Doppel: Adomoff/HolzſchuhStrauch/Buß 11:6, 6:3, Strauch!
BußLoewenthal/Sander 7:5, 6:3. Haylock/ChamberlainStitzel/
Rau w. o.
4341
äim
die kaapfe am Mikwoch.
Moldenhauer ſchlägt Kuhlmann. Spannende Spiele.
Auch am Mittwoch herrſchte bei den Tennismeiſterſchaften in Ham=
burg
wieder ein lebhafter Spielbetrieb. Im Vordergrund des Inter=
eſſes
ſtand der Kampf zwiſchen Moldenhauer (Berlin) und Kuhlmann
(Leverkuſen). Der Rheinländer befand ſich in glänzender Form und
konnte den Kampf vollkommen offenhalten. Im entſcheidenden fünften
Satz führte er bereits 3:1, als Moldenhauer eine momentane Schwäche
ſeines Gegners ausnützte und ſchließlich 3:6, 6:2, 10:8, 5:7, 6:3 ge=
wann
. Scharf war auch der Kampf zwiſchen Frenz (Hamburg) und
de Buzeket. Die größere Routine des Franzoſen gab ſchließlich den
Ausſchlag, Altmeiſter Froitzheim beſiegte den Tſchechen Marſalek ohne
größere Anſtrengung. Bei den Damen kam Frau von Reznicek zu einem
glatten Sieg über die ſpielſtarke Engländerin Hahlock. Die Junioren=
neiſterin
Sander (Hannover) fertigte in einem ſehr gefälligen Stil
Frau Uhl ab, unterlag dann aber nach heftiger Gegenwehr Frl. Roſt
Köln), die jetzt auf Frau von Reznicek trifft. Bis zu den Viertel=
finals
ſind bei den Damen bereits Frau Neppach, Fol. Roſt, ſowie die
Engländerinnen Fry und Golyer gekommen. Bei den Herren erreichten
Froitzheim, Moldenhauer und de Buzelet die Viertelfinals.
Die Ergebniſſe des Mittwochs:
Herren=Einzel: Landry (Frankreich)Lindenſtädt (Berlin) 7:5, 6:3,
6:4: Dr. Fuchs (Karlsruhe)Mikhailoff (München) 8:6, 6:4, 6:3;

Maleek (Prag)Lund (Kiel) 6:4, 6:1, 6:3: Du Plair (Paris)Chieſa
(Schweiz)6:2, 6:1, 6:1; Froitzheim (Wiesbaden)Marſalek (Prag)
6:1, 6:1, 6:4: De Buzelet (Frankreich)Frenz (Hamburg) 4:6, 6:2, 6:4,
9:7; Moldenhauer (Berlin)Kuhlmann (Leverkuſen) 3:6, 6:2, 10:8,
5:7, 6:3.
Damen=Einzel: Sander (Hannover)Uhl (Berlin) 6:2, 6:4, Roſt
(Köln)Deutſch (Prag) 6:2, 6:4: Schomburgk (Leipzig)Holzſchub
(Paris) 4:6, 6:2, 6:3; Neppach (Berlin)Neufeldt (Frankreich) 6:0,
9:11, 6:2; von Neenizek-Haylock (England) 6:3, 7:5; RoſtSander
6:3, 7:5.
Herren=Doppel: Dr. Deſſart/Frenz Bergmann/Rahe 6:4, 6:3,
4:6, 6:4.
Gemiſchtes Doppel: Colyer/LeeSpitzel/Zander 6:2, 6:4, Frl. Kall=
meher/Hartz
-Lorenz/Mackenthum 6:3, 6:3, Frau Plümacher/Ohta
Frau, Fritſch/Lorenz 7:5, 2:6, 6:2, Thomas/LandryEhepaar Uhl
6:2, 6:2.
Damen=Doppel: Fry/ColyerPlümacher/Vormann 6:1, 6:2, Kall=
meher/Hoffmann
Swane/Eſche 6:1, 6:2, Peitz/KrahwinkelDam/Stöckel
6:1, 4:6, 6:0.
mi
ſmm
Schinuigen.
Darmſtädter Turnerſchaft.
Wegen des am kommenden Sonntag in Erfelden im Rahmen des
Verfaſſungstages ſtattfindenden 9. Gauſchwimmens des Main=Rhein=
Gaues der D. T. führen die Turnerſchwimmer der Darmſtädter Turner=
ſchaft
ihre Verfaſſungstag=Schwimmwettkämpfe bereits am Donnerstag.
den 8. Auguſt, abends 7 Uhr, auf der Kampfbahn im Woog durch. Die
Wettkämpfe ſind offen für Turner, Turnerinnen, Jugendliche und
Aeltere und gehen über 100 Meter. Den Beſchluß der Kämpfe wird ein
Waſſerballſpiel bilden.
Handball in der Deutſchen Turnerſchaft.
Vielen Vereinen kam das zweimalige Kreisſpielverbot ſehr gelegen,
und ſo wurden die ſpielfreien Sonntage für die Beſchickung von tur=
neriſchen
Veranſtaltungen reichlich ausgenutzt. In der Zwiſchenzeit
wurden die Meldungen zu den neuen Pflichtſpielen abgegeben, die
Schiedsrichterprüfung ſteht vor der Tür und man raunt ſich die voraus=
ſichtlichen
Gegner zu, um jetzt ſchon die Ausſichten abzuwägen. Soweit
es ſich überblicken läßt, werden die Pflichtſpiele durch die neue Gruppie=
rung
weit ſpannender werden, und man kann es deshalb verſtehen, wenn
in allen Lagern erheblich gerüſtet wird. Da nur noch wenige Sonn=
tage
zur Verfügung ſtehen, iſt das Programm für den nächſten recht
reichhaltig, und verſchiedene Spiele verdienen beſonders hervorgehoben
zu werden. So hat Büttelborn einen großen Tag. Die Arheilger
Erſte kommt. Sprendlingen erwartet Hähnlein mit zwei Mannſchaften
und wird für das Unentſchieden des Vorſpieles reichlich Vergeltung
üben. Langen hat Egelsbach zu einem Samstagſpiel verpflichtet, und
auch hier wird die Ortsnähe ihre Anziehungskraft nicht verfehlen. Eber=
ſtadt
ſpielt mit drei Mannſchaften gegen Tgſ. Sachſenhauſen und hat
daher repräſentative Pflichten zu erfüllen. Für den Samstag nach=
mittag
hat Eberſtadt die Ober=Ramſtädter eingeladen, und es wird das
Inrereſſe am günſtigen Ausgang mehr bei den Eäſten liegen. Die
Gernsheimer fahren nach Wolfskehlen und dürfen mit einem knappen
Verluſte zufrieden ſein. Die Reichsbahn tritt am Dornheimes Weg gegen
Zwingenberg an. Beide, als Kampfmannſchaften bekanni, werden die
Zuſchauer beſtimmt nicht enttäuſchen. Roßdort erwartet die Pfungſtädter
Zweite und Jugend. Auch Beſſungens untere Mannſchaften ſind voll
in Tätigkeit. Die Zweite ſpielt ſogar Samstag und Sonntag. Eine
zweite Jugend Pfungſtadts fährt nach Seeheim. Auch unſere Neulinge
ſind nicht untätig. Sie bringen folgende Spiele zum Austrag: Zell
Stockſtadt; Lorſch-Heppenheim 2., und Büttelborn 2.Crumſtadt.

Frankfurt.
Donnerstag, 8. Aug. 12.30: Schallplatten. O 15.15: Jugend=
ſtunde
: Redakteur H. Roſen: Die Briefmarke und wie man ſie
ſammelt. O 16.15: Konzert des Funkorch. Mitw.: Gottfried Groß
Bariton, S 18.10: Leſeſtunde: Aus Die andere Seite von
Alfred Kubin. Sprecher: Studtmann. o 18.30: Kaſſel: Gartening.
Hinze: Ratſchläge für den Gartenfreund. O 19.05: Stenograph.
Fortbildungskurſus. O 19.25: Schach. O 20.15: Wiesbaden: Kon=
zerl
. Ausf.: Wiesbadener Kurorch.: Soliſten: Konzertmſtr. Bergmann
(Violine),Konzertmſtr. Mieſch (Bratſche). O 21.45: Kenzert von
John Ward.
Königswuſterhauſen.
Deutſche Welle. Donnerstag, 8. Aug. 10: Fr. Blau: Die
Vogelſcheuche als wirkſamer Schutz von Hof und Garten. O 10.35:
Mitteil, des Verb. der Preuß, Landgemeinden. 12: Schall=
platten
. O
5: Prof. Paulſen: Stilwende der Zeit der Schnle.
v 15.40: Rektor Winter: Wie man mit Kleinkindern Feſte feiert.
o 16: Erziehungsber

Ruech 2 Ztlſit 2e Sact eleie eite eain ih
Sächſiſche Schweiz. o 18.55: Dr. Lauerbach: Buchführung in der
Landwirtſchaft der nordiſchen Länder. 19.20: Dr. Boenheim=
Was verſteht man unter Drüſen mit innerer Sekretion? o 2
Sendeſpiel: Die Banditen. Buffo=Oper in drei Teilen. Muſik
von J. Offenbach. Dirig.: M. Roth. Perſ.: Falſacappa, Räuber=
hauptmann
: Fiorella, ſeine Tochter; Fragoletto, ein junger Pächter;
Bramarbaſſo, Hauptmann; Fürſt von Braganza; Antonio, Schatz=
meiſter
; Pietro, Falſacappas Vertrauter; Pipo, Gaſtwirt; Bäue=
rinnen
; ei Kurier; ein Diener; Räuber; Kavaliere; Hofdamen;
Pagen beider Höfe uſw. O Anſchl.: Tanzmuſik. Kapelle Gerhard
Hoffmann.

Wekkerbericht.

Die Nordmeerſtörung füllt ſich nach und nach auf, ſo daß die Luft=
druckgegenſätze
ſich immer mehr ausgleichen. Von Weſten her erfolgt
wieder kräftiger Druckanſtieg, der ſich auch weiter oſtwärts bemerkbar
machen wird. Bei der herrſchenden Druckverteilung werden wir erneut
ozeaniſche Luftzufuhr erhalten, die aber den herrſchenden Witterungs=
charakter
nur durch zeitweiſe aufkommende Bewölkung und gewitter=
drohende
Störungen beeinfluſſen wird. Im allgemeinen bleibt das
gegenwärtige Wetter erhalten.
Ausſichten für Donnerstag, den 8. Auguſt: Teils heiter, teils wolkig,
Temperaturen ſchwankend, meiſt trocken.
Ausſichten für Freitag, den 9. Auguſt: Meiſt heiteres und trockenes
Wetter.
Sauptſchriftleltung: Rudolf Maupe
Verantwornich für Poittiſk und Wirtſchaft: Rudolf Maupe; für Fenilſleton, Reich und
lusland und Heſſiſche Nachrichten: Mar Streeſe; für
ort: Dr. Eugen Buhlmann;
ſauer:
für den Handel: Dr. C.
Quetſch; für den Schlußdiem
drea
Die Gegenwart‟: Dr. 6
Bilib Kuble; Dind
en Inſeratenie
ert Meitei ſae Tſmſt
Rge
0 Vertag: L. C. Wiitic
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Die heutige Nummer hat 12 Geiten.

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(I. 12620)

[ ][  ][ ]

Nene Ergebriſſe der Handels=Enguefe.
Im zweiten Bande ihrer Veröffentlichungen gibt die Handels=
gruppe
des Enquete=Ausſchuſſes einen weitgehenden Einblick in
die neuen Wirtſchaftsformen Maſſenfilialbetrieb und Werkskon=
ſumanſtalt
. Wenn auch die privatkapitaliſtiſchen Maſſenfilial=
betriebe
in Deutſchland noch nicht entfernt die Bedeutung erlangt
haben wie in den Vereinigten Staaten, Frankreich und England,
ſo iſt ſeit der Stabiliſierung der Währung ihr Anwachſen doch ſehr
deutlich ſpürbar. Die Enquete hat ſowol,l die Filialunternehmun=
gen
, die allgemeine Lebensmittel, vorwiegend Kolonialwaren, ver=

gemeinen Lebensmittelfilialbetrieben ſind in einem Verbande zur=
eit
55 zuſammengeſchloſſen, deren Umſatz auf 250 bis 300 Mill.
RM. im Jahre geſchätzt werden kann. Das Anwachſen dieſer Be=
triebe
erhellt am deutlichſten aus den Umſatzziffern, die bei den
allgemeinen Filialunternehmen in einem Falle von 4,73 im Jahre
913 auf 8,5 Mill. RM. im Jahre 1926, in einem anderen von
6.55 auf 11,73 Mill. RM. angeſtiegen waren, alſo nahezu eine
Verdoppelung aufwieſen. Bei einer Butterfilialunternehmung hat
ſich der Umſatz ſogar verdreifacht. Die Umſätze je beſchäftigte Per=
ſon
erſcheinen etwas höher als im allgemeinen Durchſchnitt. Auch
die Umſätze je Verkaufskraft haben ſich gegenüber der Vorkriegs=
zeit
erhöht, namentlich bei den Butkerfilialunternehmungen.
Die Unkoſtengeſtaltung zeigt prozentual eine nicht unweſent=
liche
Steigerung gegenüber der Vorkriegszeit; eine ſolche dürfte
aber wahrſcheinlich in noch höherem Ausmaße im ganzen Handel
vorliegen. Namentlich die allgemeinen Maſſenfilialunternehmun=
gen
zeigen eine erhebliche Unkoſtenſteigerung, die vor allem auf
eine Erhöhung der Gehälter gerade bei dieſen Unternehmungen
zurückzuführen iſt. Bei den Kaffee=, Milch= und Butter= Filial=
unternehmungen
ſind die Gehaltskoſten ebenfalls angeſtiegen. Die
Mietbelaſtung iſt gegenüber dem Jahre 1913 im Durchſchnitt eben=
falls
gewachſen, in einem Falle ſogar um 100 Prozent. Die viel
erörterte Frage der Lagerumſchlagsgeſchwindigleit wird in den
Filialbetrieben zweifelsohne günſtiger beantwortet als in den
zelgeſchäften. Die feſtgeſtellten Daten zeigen die folgenden
Ergebniſſe:
Die Umſchlagshäufigkeit iſt bei den Milch= Filialunternehmun=
emäß
am höchſten, ſie ſchwankt hier in einem Falle
gen natt
zwiſchen 22 bis 25 mal liegt im anderen ſogar zwiſchen 84 und
112: bei den Kaffee=Filialunternehmungen iſt ſie am niedrigſten
(4 bis 5 mal), während die allgemeine Maſſen= Filialunterneh=
mung
und die Butter=Filialunternehmung mit 1624maligem
Umſchlag die Mitte halten. Die Umſchlagsgeſchwindigkeit des Be=
triebskapitals
iſt bei dieſen Unternehmungen gegenüber der Vor=
kriegszeit
ſtark geſtiegen. Damit ſtehen ſie im Gegenſatz zu den
neiſten ſonſtigen Handelsbetrieben, wie eine Ermittelung der
Deutſchen Bank vor kurzem gezeigt hat. In einem Falle hat ſich
die Umſchlagsgeſchwindigkeit beinahe verdoppelt, im anderen ſo=
gar
verdreifacht. Sie erhöhte ſich in einem Betrieb von 6.8 im
Jahre 1913 auf 11.6 im Jahre 1925/26, während in einem anderen
Betrieb die Umſchlagsgeſchwindigkeit innerhalb des gleichen Zeit=
raums
ſogar von 28,9 auf 79,6 anſtieg.
Die Rentabilität des Betriebskapitals iſt mit Rückſicht auf
die große Beſchleunigung des Umſchlages relativ günſtig. Auck
wenn man berückſichtigt, daß ſicher als Reingewinn ſo manches
erſcheint, was eigentlich nur Bezahlung der Unternehmerarbeit iſt
ſo ergibt ſich immerhin, daß die Rentabilität des Betriebskapitals
zwiſchen 30 und 45 Prozent liegt; gegenüber der Vorkriegszeit iſt
ſie geſtiegen. So erhöhte ſie ſich bei den Milch= Filialunternehmun=
en
z. B. von 13 bis 20 Prozent im Jahre 1913 auf 30 bis 35
Prozent im Jahre 1925.
Die Werkskonſumanſtalten, über deren Wirken in der Vor=
und Nachkriegszeit viel diskutiert wurde, werden im dritten Band
der Handels=Enquete eingehend unterſucht. Insgeſamt ließ ſich
feſtſtellen, daß 64 Anſtalten, von denen ein großer Teil von den
gemiſchten Werken der Montaninduſtrie und des Bergbaues be=
trieben
wird, ungefähr 7275 Mill. RM. Umſatz erzielen. Dem=
nach
iſt, ſelbſt wenn man annimmt, daß noch ein erheblicher Teil
ſolcher Anſtalten nicht miterfaßt worden wäre, der Umſatz ver=
hältnismäßig
kleiner, als man wohl allgemein vermutet. Ins=
beſondere
bleibt er weit hinter demjenigen der deutſchen Konſum=
vereine
zurück, der im Jahre 1927 eine Milliarde RM. beträcht=
lich
überſchritt.
Der Ausſchuß hat die Vergrößerungen der Betriebe feſtzu=
ſtellen
verſucht. Bei einigen Betrieben ſieht das Bild wie folgt
aus: Im Jahre 1926 hatte ſich das Perſonal eines Betriebes
gegenüber der Vorkriegszeit von 1421 auf 1851 erhöht. Zwei wei=
tere
Betriebe wieſen ſogar eine Verdoppelung des Perſonalbeſtan=
des
auf. Auch die Zahl der Filialen iſt vermehrt worden, und
zwar iſt ſie in einem Falle von 95 im Jahre 1913 auf 118 im
Jahre 1926 angewachſen, in zwei weiteren Fällen im gleichen Zeit=
raum
einmal von 4 auf 8 und einmal von 3 auf 7 geſtiegen. Eben=
ſo
ſind die Umſätze gewachſen, und zwar meiſt in höherem Grade,
als es der Preisſteigerung entſpricht. Sie ſtiegen in dem genann=
ten
Zeitraum einmal von 30,5 auf 39,3 Mill. RM., ferner von
1,2 auf 2,5 und von 1,9 auf 4,3 Mill. RM.
Die Unterſuchung enthüllt auch in ſehr aufſchlußreicher Weiſe
die Beweggründe, aus denen heraus die Werke die Anſtalten ge=
gründet
und zum Teil erweitert haben. Ein wichtiger Grund war
die ungünſtige Verſorgung an den betreffenden Plätzen überhaupt.
In den meiſten anderen Fällen wollte man eine Preispolitik zu=
gunſten
der Arbeitnehmer durchführen. 54 Fabrikationswerke mit
insgeſamt 64 Anſtalten haben ſich zu einer Bezugsvereinigung der
Vereinigten Werkskonſumanſtalten G. m. b. H. (Verwerko) zu=
ſammengeſchloſſen
. Durch die Unterſuchungen der Enquete konnte
einwandfrei feſtgeſtellt werden, daß den Werkskonſumanſtalten die
direkten Unkoſten voll zu Laſten geſchrieben werden, ſo daß die
frühere Zugehörigkeit zu den Wohlfahrtsabteilungen der Fabriken
heute einer vollkommenen wirtſchaftlichen Verſelbſtändigung Platz
gemacht hat. Das Koſtenbild ſieht folgendermaßen aus: Die Un=
koſten
haben ſich bei 3 Unternehmungen weſentlich erhöht, und
zwar ſtiegen ſie in einem Falle von 2,5 im Jahre 1913 auf 13,4
im Jahre 1926, in zwei anderen Fällen von 11,6 auf 15,8 und von
5,2 auf 8,5 Prozent vom Umſatz. Nur in einem Falle wurde dem=
gegenüber
ein geringer Rückgang der Unkoſten feſtgeſtellt. Kenn=
zeichnend
iſt, daß die Leiter der Werkskonſumanſtalten durchweg
erklären konnten, ihr Verhältnis, insbeſondere zu den Konſum=
vereinen

im ſelben Ort, ſei durchweg gut. An einigen Stellen
beſtehen ſogar Perſonalverbindungen. Im ganzen iſt das An=
wachſen
dieſer Bewegung weniger groß, als man es anzunehmen
geneigt war. Immerhin dehnten ſich dieſe Betriebe, obzwar die
vernommenen Leiter ein Intereſſe an der weiteren Ausdehnung
der Werkskonſumanſtalten in Abrede ſtellten, tatſächlich noch
weiter aus.
Auch durch dieſe Unterſuchung iſt ein Einblick in eine viel
diskutierte Vertriebsform gegeben worden, wie er bisher weder
in der deutſchen noch in einer ausländiſchen Wirtſchaft bisher
erſchloſſen werden konnte.

Die Berliner Metallnotierungen vom 7. Auguſt 1929 ſtellen ſich für
Elektrolytkupfer auf 170.75, Originalhüttenaluminium 190.00, desgl
194.00, Reinnickel 350.00, Antimon Regulus 66.0070.00, Feinſilber
72.0073.75 RM.
Die Verliner Metalltermine vom 7. Auguſt 1929 ſtellten ſich für
K
dfer: Januar 148.50 (149.25), Februar 149.00 (149.25), März
49.25 (149.50), April bis Juni 149.75 (150.00), Juli 150.00 (150.25),
uguſt 145.50 (146.50), September 145.50 (147.00), Oktober 147.75 (148.50),
November 148.00 (149.00), Dezember 148.50 (149.00). Tendenz: feſt.
Für Ble
Januar bis Mai 46.75 (47.50), Juni 47.00 (47.00), Juli
4700 (47.25), Auguſt 46.00 (47.00), Septemßer 46.75 (47.00), Oktober
46.59 (47.
25), November und Dezember 46.75 (47.25). Tendenz: ruhig.
Für Zink: Januar bis Juli 49.50 (51.50), Auguſt 49.50 (52.00),
September bis Dezember 49.50 (51.50). Tendenz: luſtlos. Die erſten
Bahlen bedeuten Geld, die in Klammern Brief.

Frankfurt a. M., 7. Auguſt.
Die heutige Börſe war überwiegend von günſtigeren Momenten
beherrſcht, trotzdem konnte ſich keine Geſchäftsbelebung entwickeln. Die
Grundſtimmung war wieder zuverſichtlicher. Das Geſchäft war aber
klein, da Orders faſt vollkommen fehlten, ſo daß die Spekulation auf ſich
ſelbſt angewieſen war. Nur einige Spezialwerte waren etwas lebhafter
geſucht. Vor allem waren es Glanzſtoffaktien, die auf die in Ausſicht
ſtehende Einigung mit dem Farbenunternehmen 5 Prozent eröffnen
konnten. J. G. Farben aber ſelbſt waren angeboten und ca. 1 Prozenr
chwächer. Am Elektromarkt gaben ACG., Bergmann, Licht u. Kraft
Gesfürel und Schuckert von ¼1½ Prozent nach. Etwas ſtärker der=
nachläſſigt
lagen Chadcaktien mit minus 2½ Mark und Siemens mit
minns 1½ Prozent. Sonſt war die Umfatztätigkeit minimal. Montan=
werte
bis 1 Prozent ſchwächer, nur Harpener konten leicht anziehen
Renten ſtill. Am Geldmarkt machte die Gelderleichterung weitere Fort=
ſihritte
. Tagesgeld wurde auf 7½ Prozent ermäßigt. Am Deviſen=
markt
konnte ſich das Pfund mit 20,3675 weiter etwas erholen. Sonft
nannte man Mark gegen Dollar 4,1967, London=Kabel 4,8521, Mailand
92,80, Madrid 33,16, Holland 12,11¾, Paris 123,97.
An der Abendbörſe blieb die Haltung auf dem erhöhten
Schlußniveau der Mittagsbörſe im allgemeinen gut behauptet.
Einige Kaufneigung machte ſich weiter nach J. G Farben, die 1½
Frozent gewannen, und nach Elektrowerten bemerkbar, die um
Bruchteile eines Prozentes anziehen konnten. Etwas feſter lagen
ferner Kali Aſchersleben, Otavi und Südd. Zucker. Im übrigen
herrſchte Geſchäftsſtille bei wenig veränderten Kurſen. Im Ver=
laufe
gaben J. G. Farben auf Realiſationen der Kuliſſe leicht
nach. Die Rentenmärkte lagen umſatzlos.
Berlin, 7. Auguſt.
Heute gaben die Unſtimmigkeiten, die zwviſchen Frankreich und Eng=
land
vorhanden waren, zur Zurückhaltung Anlaß, und ſchon vormittags
nannte man, beſonders im Vergleich zu den höheren Notierungen der
geſtrigen Frankfurter Abendbörſe, ſchwächere Kurſe. Der Tagesgeld=
markr
in New Yerk hatte zwa= eine leichte Entſpannung erfahren, und
hinſichtlich des Londoner Diskontſatzes war bei der Feſtigkeit des Pfun=
des
in Paris eine merkliche Beruhigung eingetreten, zumal die Gold=
verkäufe
im Moment ihr Ende erreicht zu haben ſcheinen, die anhal=
tende
Geſchäftsloſigkeit machte ſich aber auch zum heutigen Börſenbe=
ginn
fühlbar und drückte auf das Kursniveau. Das Ausland hielt eben=
falls
mit Aufträgen ſtark zurück, und es iſt auch nicht anzunehmen, daß,
ſolange die Konferenz tagt, d. h., ſolange nicht wenigſtens einige greif=
bare
Reſultate erzielt ſind, ſich an dieſem Zuſtande etwas weſentliches
ändern wird. Die erſten Kurſe wieſen meiſt Rückgänge von 1 bis 2
Prozent auf. Am Pfandbriefmarkt beſtand eher Angebot. Die Ten=
denz
war äußerſt ſtill, die Kurſe lagen aber eher leichter. Deviſen ge=
fragt
. Tagesgeld nannte man, nachdem es vormittags vereinzelt bis
7 Prozent heruntergegangen war, mit 7½9½ Prozent, Monatsgeld
mit 910½ Prozent, und Warentvechſel mit ca. 4¾ Prozent. Gegen
1 Uhr ließ das Geſchäft etwas nach. Spezialwerte zeigten aber weiter
feſte Veranlagung, und der Grundton blieb durchaus freundlich.

Chicago, 7. Auguſt.
Kaffee. Am Kaffeemarkt gaben die Preiſe im allgemeinen
etwas nach, da Glattſtellungen vorgenommen wurden und das
Alusland Verkäufe durchführte.
Zucker. Das Nachgeben der Zuckerpreiſe ſetzte ſich auch heute
fort, da Firmen mit Beziehungen zu Produzentenkreiſen Verkäufe
in neuen Ernten durchführten.
Es notierten nach Meldungen aus Chicago am 7. Auguſt:
Getreide. Weizen: Sept. 134½, Dez. 143½, März 148, Mai
151½: Mais: Sept. 100½, Dez. 96½, März 99½: Hafer: Sept.
48½, Dez. 53, März 55½; Roggen: Sept. 109½, Dez. 116½,
März 118½.
Schmalz: Sept. 1202½, Okt. 12,20, Dez. 12,27½, Jan.
12,57½.
Fleiſch. Rippen: Sept. 13,00; Speck, loko 13,00; leichte
Schweine 11,3512,10: ſchwere Schweine 10,4011,50; Schweine=
zufuhren
: Chicago 17 000, im Weſten 85000
Es notierten nach Meldungen aus NewYork am 7. Auguſt:
Getreide. Weizen: Rotwinter 140½, Hartwinter 1367;
Mais: 112½: Mehl 6,306,90; Getreide=Fracht: nach England
1,620 Schilling, nach dem Kontinent 89 Cents.
Schmalz: Prima Weſtern, loko 12,65; Talg, extra, loſe 8.

Die amtliche Großhandelsindexziffer im Monatsdurchſchnitt Juſi
1929. Die für den Monatsdurchſchnitt Juli berechnete Großhandelsinder=
ziffer
des Statiſtiſchen Reichsamts hat ſich geenüber dem Vormonat um
2,0 vom Hundert auf 137,8 (135,1) erhöht. Die Indexziffer der Haupt=
gruppen
ſtellte ſich für Agrarſtoffe auf 132,4 (124,7), für Kolonialwaren
auf 128,2 (123,5), für induſtrielle Rohſtoffe und Halbwaren auf 131,3
(131,5) und für induſtrielle Fertigwaren auf 157,3 (157,5).
Oeffentliche Banſparkafſe in Heſſen. Auf Grund der Richtlinien des
Deutſchen Sparkaſſen= und Giroverbandes haben die provinziellen und
einzelſtaatlichen Sparkaſſen= und Giroverhände und ihre Bankanſtalten
die Vorbereitungen zur Schaffung öffentlicher Bauſparkaſſen in Angriff
genommen. U a. ſind öffentliche Bauſparkaſſen bereits gegründet bzw.
unmittelbar vor dem Entſtehen. In der Provinz Heſſen=Naſſau;
Oeffentliche Vauſparkaſſe für den Regierungsbezirk Wiesbaden,
als Abteilung der Naſſauiſchen Landesbank in Wiesbaden. Oeffentliche
Bauſparkaſſe für den Regierungsbezirk Kaſſel, als Abteilung der
Landeskreditkaſſe in Kaſſel. In Heſſen: Oeffentliche Bauſparkaſſe
für den Volksſtaat Heſſen, als Abteilung der Heſſiſchen Giro=
zntrale
in Darmſtadt. Die beiden Bauſparkaſſen in Heſſen=Naſſau
und die Bauſparkaſſe für den Volksſtaat Heſſen unterhalten eine gemein=
ſame
Geſchäftsſtelle in Frankfurt a. M. In anderen Bezirken, ſo ju
Mitteldeutſchland, Soclſſen, Baden und Württemberg ſind die Vor=
arbeiten
gleichfalls weit gediehen. Eine Zuſammenarbeit zwiſchen Bau=
ſparkaſſen
und Wohnungsfürſorgegeſellſchaften und Baugenoſſenſchaften
ſt in Ausſicht genommen. In dieſem Zuſammenhang iſt von Intereſſe,
daß die Bauſparkaſſe der Städtiſchen Sparkaſſe Stuttgart, die erſte
öffentliche Bauſparkaſſe in Deutſchland, die längere Zeit vor den
Nichtlinien der Sparkaſſenorganiſation am 1. April 1928 ins Leben
trat, bereits über 1000 Bauſparvertcäge mit einer Geſamtvertrags=
ſumne
von etwa 11 Mill. R=0. abgeſchloſſen hat; an Baugeldern ſind
bis jetzt ca. 1 Mill. RM. zugeteilt
Gebr. Lutz A.=G., Darmſtadt. In der geſtrigen GV. der Geſ., in
der 1280 Stimmen vertreten waren, wurden der Bericht des Vorſtandes
über das abgelaufene Geſchäftsjahr 1928/29 (das mit einem Verluſt vor
38 672,19 RM. abſchließt) die Bilanz ſowie Gewinn= und Verlriſtrech=
nung
genehyigt und Vorſtand und Aufſichtsrat einſtimmig Entlaſtung
erteilt. Da ſih der Geſchäftsgang gegenüber dem Vorjahre nicht weſſent=
lich
gebeſſert hat, wird eine demnächſt einzuberufende Generalverſamm
lung über die Liquidierung der AG. zu beſchließen haben.

Frankfurter Produktenbericht vom 7. Auguſt. Die Frankfurter Ge
treidebörſe lag flau. Die Preiſe ſind um 2530 Pfg. zurückgegangen.
Es notierten je 100 Kg.: Roggen 21,5021,75, Hafer 22, Mais 21,5
bis 21,75, Weizenmehl ſüdd. und niederrhein. 38,5041,25, Roggenmehl
30,5031,25, Weizenkleie 10,50, Roggenkleie 12.
Kleine Wirkſchaftsnachrichken.
Nach dem Bericht der Reichsanſtalt für die Zeit vom 29. Juli bis
3. Auguſt 1929 ſetzte ſich in der Berichtswoche auf dem Arbeitsmarkt
nach wochenlangem Stillſtand eine geringe Belebung durch. Da es ſich
aber anſcheinend nur um eine ſchwache, ſaiſonmäßige Erhöhung der
Beſchäftigung handelt, blieb die konjunkturelle Richtung auch weiter
unentſchieden.
Die deutſche Großeiſeninduſtrie hat kürzlich ſehr große ſowjetruſſiſche
Walzwarenaufträge erhalten, mit deren Lieferung ſowohl weſtdeutſche
als auch oberſchleſiſche Werke betraut wurden.
Die Preiſe für deutſche Reparationskohlen wurden für gewiſſe Sur=
ten
Feinkohlen ab 1. Auguſt um 5 RM. je Tonne erhöht. Die Preiſe
für andere Kohlenſorten blieben unverändert.
das geſamte Vermögen der Uhrenfabrik Lenzkirch iſt an die Ge=
brüder
Junghans A.=G. in Schramberg veräußert worden. Die Fabri=
kation
von Uhren ſoll eingeſtellt und nur die Uhrenkaſtenſchreinerei auf=
reiht
erhalten werden.
er ſchwediſche Außenhandel war im Juni mit 23,6 Mill. Kr. aktiv.
Die Ergebniſſe der erſten ſechs Monate des Jahres 1929 zeigen einen
Geſamtexport von 762,6 Mill. Kr., dem eine Einfuhr von 817,6 Mill.
Kr. gegenüberſtehen.
Die Beſprechnugen zwecks Verſchmelzung einer Anzahl von Zechen
im Kohlengebiet von Wales ſind zu einem Abſchluß gelangt. Der Plan
umfaßt die Verſchmelzungen von acht Unternehmen der Gruppen Se
Llewellyn, Gueſt Keen und Guert Olewelly u. Merrett. Die Geſamt=
produktion
wird 8 Mill. To. und ſomit ein Fünftel der Produktion von
Wales umfaſſen. Die verſchiedenen Zechen werden rationaliſiert.

Berliner Kursbericht
vom T. Auguſt 1929

Deviſenmarkt
vom T. Auguſt 1929

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Danatbank
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Kali 390. Canada canad. Dol 4.17 4.1 100 Lire Se.
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Bergbau 8 rein. Glanzſtoff .5C tiro ypt. * 0.86 305 Kopenhagen 10 Krone weſch Eiſt Verein. Stahlwer Konſtantinopel irk. 2 007 Liſſabon 100 Escudos 66.25 ſil. Holzmann 75 Weſteregeln Alka 35.2 undo 1 2=C 20.38, Slo 100 Kronen ali Aſchersleben gsb.=Nrnb. Maſch. 87. iv York Dollar 19t 4.20 Paris 100 Fran= Klöcknerwerke iſalt Linz 45. Kio de
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1 Ge g. 4.1. Rige 8. 304. bw, Loet Hirſch Kupf. 1.36. rdam 100 Gulde 167. Schweiz 00 7 3. annesm. Röhr. ohenlohe=Werke 90. 100 2
in. 5.4 Sofia 2 Jau=Untn.
Caf, 53.75 Lindes Eismaſch. ſſer Zelga 9.4 Span 90 Peſeta 16 Nordd. Wol Herm. Poege 25 Bukareſt 100 488 Stockhol 0 Krone 192 berſchleſ. Koksw 168,5 VogelTelegr. Draht 19.25 judapeſt 100 Pen 17 3.31 Tallinn (Eſtl.) 100 eſtl. Kr. Orenſtein & Koppel 89.
m Wanderer=Werke 67. Danzig 100 Gulden B1.32 81.48 Wien 100 Schilling

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Frankfurter Kursbericht vom T. Auguſt 1929.

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ſtaat
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ſtaat v. 27 .....

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Dtſche. Anl. Ablö=
ſungsſch
. (Neub.)
Dtſche. Schutzge
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13.
48.

30.8
135
307.5
5
121.

148
6
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[ ][  ][ ]

Nummer 218

Donnerstag, den 8. Auguſt 1929

Seite 11

Maten ann Lindn.
Roman von Bruno Winkler.
Copyright: Greiner u. Co., Berlin, Luiſenſtr. 19.
Nachdruck verboten
Man ging in die Verſuchsräume. Stamer drang bis ins
firizelne. Er prüfte ſelbſt das unglaublich geringe Gewicht des
ßtahles nach, ließ Biegungs= und Zugproben vornehmen und be=
ſthl
, das Verhalten des Stahls bei der Bearbeitung zu unter=
chen
.
Einer der Ingenieure äußerte Bedenken hinſichtlich der Ver=
neidungsmöglichkeit
. Ein Wagen aus dieſem Stahl wird zu
icht. Er wird nicht gut auf der Straße liegen.
Unſinn! lachte Stamer. Sie ſind kein Autofachmann. Es
rimt nur auf den Schwerpunkt an. Man wird ein neues Modell
uſtruieren.
Er ließ ſich ſämtliche Berechnungen und Werte geben und
ſyen bleiſtiftgroßen Stab des Wunderſtahls. Teves ſollte mor=
t
beginnen. Teves!
Eine Stunde ſpäter ſaß er wieder im Zug. Er nahm ſich
ſicht die Zeit, den neuen Elektroſtahlofen des Werkes zu beſich
gen. Die Sorge um den Sohn trieb ihn nach Berlin zurück.
In Magdeburg hatte er unerwarteten Aufenthalt. Zwei
üge waren auf der Elbbrücke ineinandergefahren, die Strecke
ar verſperrt. Der Reiſenden bemächtigte ſich ungheure Auf=
grrng
. Niemand wußte, wie lange man hier liegen bleiben
eide. Ein Beamter ſprach von Stunden.
Da verließ Stamer den Wagen, lief mit ſeinem leichten Ge=
ſick
neben den Gleiſen bis zum Bahnhof, drang durch Abſper=
ug
und Menſchengewühl und begab ſich in das nächſte Hotel
Hier verlangte er eine Limouſine, die ihn nach Berlin brin=
en
ſollte. In wenigen Minuten war das Auto zur Stelle.
Den kürzeſten Weg, befahl er, haben Sie eine Karte?
Ich bin die Strecke erſt am Sonntag gefahren entgegnete
ir Lenker. In knapp drei Stunden.
Der Wagen wand ſich durch enge Straßen. Stamer zog die
ſorhänge an den Fenſtern zurück. Seltſam! dachte er, einmal
ſieher hier zu fahren.
Alte Giebelhäuſer glitten vorüber, vertraute Plätze grüßten.
Augenblicke tauchte der Dom auf.
Jetzt bogen ſie in eine ſchmale Gaſſe. Welchen Weg nahm
Fahrer denn? Den kürzeſten? Der kürzeſte war hier nicht
er ſchnellſte!
Das war ja! . . ." Hier kannte er ſich doch aus? Hier war er
ſt gegangen. Hier hatte ſie gewohnt.

Das Haus ihres Vaters! Stamer beugte ſich vor, um beſſer
zu ſehen. Unten wurde noch die Schloſſerei betrieben. Wie da=
mals
das prächtige altertümliche Schild! Aber er las einen an=
deren
Namen.
Da drückte er auf den kleinen Gummiball neben dem Vorder=
fenſter
und hieß den Chauffeur durch das Sprachrohr nach dem
Nordfriedhof fahren.
Gleich darauf bereute er, daß er es getan hatte. Was hatte
es für einen Sinn, ihr Grab zu beſuchen? Was ſollte er dort?
Aber er ſcheute ſich, ſeinen Befehl zu widerrufen.
Seine Gedanken glitten rückwärts. Vor dreißig Jahren war
er hier geweſen, viele Monate. Es war die ſchönſte Zeit ſeines
Lebens geweſen durch ſie.
Er ſaß in das Polſter zurückgelehnt. Margret! Seine
Augen glänzten. Etwas ihm Fremdes, etwas Weiches, Träume=
riſches
kam über ihn.
Er lächelte über ſich ſelbſt. Aber er wehrte der Stimmung
nicht. Es war gut, auch einmal zu ruhen und zu träumen.
Vielleicht hatte es doch einen Sinn, daß er heute in dieſer
Stadt gelandet war und nun zur Ruheſtätte ſeiner einſtigen
Liebe fuhr?
Darüber nachdenken konnte man nicht, aber man konnte es
halb unbewußt empfinden.
An einem Blumengeſchäft ließ er halten. Er erſtand einen
wundervollen Kranz. Der Wagen eilte durch die Straßen, fuhr
im den Hohenſtaufenring ein und hielt vor dem Portal des
Friedhofes.
Hier erkundigte ſich Stamer im Verwalterhaus nach der Lage
der Grabſtätte. Der Aufſeher wußte ſofort Beſcheid. Stamer
wunderte ſich darüber.
Der Sohn ſchickt oft Blumen, erklärte der Mann. Er
führte den Induſtriellen weit hinein. An einem Gräberfeld blieb
er ſtehen. Dort hinunter, das zehnte Grab. Dann kehrte er um.
Stamer ſchritt langſam durch die Reihe. Er war noch nie=
mals
hier geweſen. Endlich ihr Name! Ein Kreuz aus weißem
Marmor. Das Beet war reich mit Frühlingsblumen bepflanzt,
in einer ſteinernen Vaſe ſteckten Palmenzweige. Die Inſchrift
war friſch vergoldet. Margarete Teves ſtand auf dem Sockel.
VI.
Juan Colombo hatte ſofort nach dem Zuſammenprall der
Stamerwagen das Rennen verlaſſen und war mit einer Auto=
taxe
in die Stadt gefahren. Am Alexanderplatz hatte er den
Chauffeur entlohnt und war zu Fuß nach der Münzſtraße ge=
gangen
, wo er wohnte. Man mußte vorſichtig ſein!
Langſam ſtieg er die Treppe des düſteren Mietshauſes hin=
auf
. Die Stufen waren ausgetreten, die Tapeten an den Wän=

den waren verſchoſſen, an vielen Stellen ſchaute die nackte
Mauer hervor.
Im dritten Stock öffnete er die eine der beiden Wohnungs=
türen
, an der der Name Eliſa Gieſecke, Hebamme, ſtand. Er
ging in ſein Zimmer, warf einen Blick auf die bereitſtehenden
Gepäckſtücke und klopfte dann an der Küche. Niemand antwortete.
Die Tür war verſchloſſen. Auch die Wohnräume waren abge=
ſchloſſen
.
Nun könnte ich mich ja ohne Bezahlung davonmachen
knurrte er. Nachdem ich wieder zwei Menſchen auf dem Ge=
wiſſen
habe, kommt es darauf wohl auch nicht an.
In ſein Zimmer zurückgekehrt, muſterte er das Gepäck. Es
beſtand aus einem Handkoffer, einer Reiſetaſche und einem leder=
überzogenen
Kaſten, der wie ein Schreibmaſchinenköfferchen
ausſah.
Mißmutig ſchaute er darauf nieder. Er ſtellte ihn auf den
Tiſch und öffnete ihn. Ein ſeltſamer Apparat, der aus Glas=
röhren
, Metallkugeln und Drahtgewinde beſtand, glänzte ihm
entgegen. Was ſollte er mit dem Ding anfangen? Der Mann,
der es ihm gebracht hatte und der es nach Jennys Angabe auch
wieder hatte holen ſollen, war nicht gekommen. Sollte er es
mitnehmen? Er hatte keine Verwendung dafür. Oder hier laſe
ſen? Es würde ihm die Polizei auf die Fährte locken. Wenn
er es zerſtörte? Aber auch die Trümmer mußten irgendwo
bleiben.
Ich werde es verlieren, ſagte er. Hier in Berlin.
Er verließ mit dem Kaſten die Wohnung und ſtieg in den
erſten Straßenbahnwagen, der ihm entgegenkam.
Stettiner Bahnhof! verlangte er.
Da müſſen Sie an der Invalidenſtraße umſteigen, ſagte
der Schaffner.
Gut, erwiderte er.
Er hatte ſich in eine Ecke geſetzt und den Kaſten ſo neben ſich
geſtellt, daß er ihn mit ſeinem Körper verdeckte. Es war ſicher
ganz leicht, ihn hier los zu werden. Er ließ ihn einfach ſtehen.
Der Wagen hielt ein paarmal. An der nächſten Halteſtelle
müſſen Sie ausſteigen, bemerkte der Schaffner im Vorbeigehen.
Ja, ſagte Juan.
Er ſtand erſt im letzten Augenblick auf, trat auf die Platt=
form
und wollte eben ſchnell vom Wagen herunter, als es laut
hinter ihm herſcholl: He! Sie haben Ihren Koffer vergeſſen.
Der Herr hat ſeine Schreibmaſchine ſtehen laſſen, Schaffner!
Da is kene Schreibmaſchine drin. Det is’n Muſterkoffer. Ich
hab erſt geſtern n Reiſenden mit ſon Koffer rausjeſchmiſſen.
Man lachte. Jemand hielt Juan Colombo am Arm. Der
Schaffner reichte ihm den Kaſten. Den hätten Sie nie wieder=
geſehen
.
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Der erste Kuß!

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Der Hafenbaron Jugendliebe
Das Schicksal eines armen Mädchens in 6 Akten mit Colette
Brettl, Hans Brausewetter, Sophie Pagay und
Der weiße Scheik
(Marokkanische Abenteuer) 7 Akte nach dem Roman
Kings Mate‟ mit Lilian Hall-Davis, Warwick Ward.
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Beginn 3½ Uhr.

Rummelbräu-
Garten
Heute Donnerstag, abends 8 Uhr
Volkstümliches Honzert
Orchester ehemal. Militärmusiker
Leitung:
Matthies Weber
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Kurhaus Nonrod
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Vornehme Gaststätte für Familien u. Passanten
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Sonntag, den 11. und Hontag, den 12. August
Tanz ab 4 Uhr

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Oeffentliche Verſammlung.
Heute Donnerstag, abends 8½ Uhr, ſpricht im Perkeo, Alexanderſtraße
Reichstagsabgeordneter
Zeiepy Bagnel, Socham
über das Thema:
Der Kampf um die Macht im Staate‟

Saalöffnung
½ Stunde vor Beginn.

Nat.=Soz. Deutſche Arbeiterpartei.
(Hitlerbewegung) Ortsgruppe Darmſtadt.

Städtischer Saalbau
Heute
Donnerstag, den 8. August 1929
Großes
Garten-Konzert
Stadt-Orchester (St. 12608
Leitung: Kapellmeister W. Schlupp
Anfang 8 Uhr.
Eintritt 50 Pfg.
Zehnerkarten haben Gültigkeit.

Gratig
lernen Sie ſchreiben
bei Kauf
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auf Raten v. 3.75 .
Ang. u. E. 50 Gſch.

Hernnganten-Café
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nachmittags 4 Uhr abends 8 Uhr
Kiinstler-Koneert.

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