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Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
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Nummer 204
Donnerstag, den 25. Juli 1929.
192. Jahrgang
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Rabatt weg. Bankkonto Deutſche Bank und Darme
ſtädter und Nationalbank.
0 mansfchart
Neue Alarmnachrichken.
Die Ruſſen in Marſch. — Die mandſchuriſche Grenze
überſchrikken?
EP. London, 24. Jüli.
Die Lage an der mandſchuriſch=ruſſiſchen Grenze iſt äußerſt
verworren. Obwohl Rußland und China wiederholt ihre
Friedensabſichten und ihre Bereitſchaft zu einer gütlichen
Bei=
legung des Konfliktes ausgedrückt haben, ſollen nach einer
Mel=
dung der Britiſh United Preß ruſſiſche Truppen in der Nähe von
Mandſchuli die mandſchuriſche Grenze überſchritten haben. Die
chineſiſchen Truppen ſollen ſich bei Annäherung der ruſſiſchen
Streitkräfte eiligſt auf die Stadt zurückgezogen haben. In
Mand=
ſchuli ſelbſt herrſche ungeheure Panik. Chineſen und
Weißruſ=
ſen verlaſſen in aller Eile in Zügen, Automobilen und Wagen
die Stadt. Die Güterzüge, die ſich nach Mandſchuli unterwegs
befanden, ſind angehalten worden, wodurch ſich großer Mangel
an Lebensmitteln in der Stadt bemerkbar macht. Da die
chineſi=
ſchen Truppen keine ſchwere Artillerie beſitzen, dürften ſie dem
weiteren Vordringen ruſſiſcher Truppenteile keinen
nennenswer=
ten Widerſtand entgegenſetzen. An der mandſchuriſchen Grenze
ſollen auf chineſiſcher Seite insgeſamt 25 Regimenter
zuſammen=
gezogen worden ſein. Heute ſind weitere 300 ruſſiſche Angeſtellte
der Oſt=Chineſiſchen Eiſenbahn wegen angeblicher Verhetzung
von ruſſiſchen Beamten der Bahn verhaftet worden. In
Pogra=
nichnaya wurden 42 Perſonen, darunter 8 Frauen, in Haft
ge=
nommen. Von der ruſſiſchen Regierung iſt nunmehr an alle
ruſ=
ſiſchen Angeſtellten der Bahn die Aufforderung ergangen, ihre
Stellung bei der Eiſenbahn aufzugeben.
Die Vermilklungsaklionen der Mächke. — Ching will
den Kellogg=Pakt reſpekkieren.
EP. Paris, 24. Juli.
Bei ſeinem geſtrigen Beſuch im Quai dOrſahy überreichte
der chineſiſche Geſandte Kao Lu, wie die Morgenblätter
berich=
ten, dem franzöſiſchen Außenminiſter Briand die Antwortnote
der Nankingregierung auf die Intervention der vier Mächte.
Die chineſiſche Regierung gibt darin erneut
die Verſicherung, daß ſie ihre Verpflichtungen
aus dem Kelloggpakt einhalten werde und daß
ſie bereit ſei, mit Moskau über die friedliche
Beilegung des Konfliktes zu verhandeln. —
Auch in der Beſprechung zwiſchen Briand und dem Präſidenten
des Völkerbundsrates, dem japaniſchen Botſchafter Adatſchi,
wurde der chineſiſch=ruſſiſche Streitfall erörtert. Der japaniſche
Botſchafter unterrichtete Briand über die Schritte, die ſeine
Re=
gierung in Nanking und Moskau unternommen habe.
Zu der Moskauer Meldung, wonach die ruſſiſche Regierung
ein Vermittlungsangebot Frankreichs abgelehnt habe, wird hier
von amtlicher Stelle erklärt, eine ſolche Vermittlungsaktion ſei
weder von Briand in ſeinen Beſprechungen mit dem ruſſiſchen
Votſchafter Dowgalowſki, noch durch den franzööſiſchen
Botſchaf=
ter in Moskau, Herbette, gemacht worden. Der franzöſiſche
Außenminiſter habe ſich darauf beſchränkt, beiden Mächten die
Dienſte Frankreichs zur freundſchaftlichen Beilegung des
Kon=
fliktes anzubieten und ihnen unter Hinweis auf ihre moraliſchen
Verpflichtungen aus dem Kelloggpakt eine ſchiedsgerichtliche
Ent=
ſcheidung angeraten.
Die aus Moskau eingelaufenen Meldungen, daß die
Sow=
fet=Regierung die Note des Staatsſekretärs Stimſon zum
ruſſiſch=
chineſiſchen Konflikt bisher nicht erhalten habe, veranlaßte das
amerikaniſche Staatsdepartement zu der Erklärung, daß eine
der=
artige Note überhaupt nicht abgeſandt worden ſei, da zwiſchen
den Vereinigten Staaten und Rußland keine diplomatiſchen
Be=
ziehungen beſtünden und deshalb ein direkter Verkehr zwiſchen
den beiden Ländern unmöglich ſei. Stimſon habe nur in einer
Beſprechung mit dem franzöſiſchen Botſchafter Claudel erklärt,
daß Briand die Aufmerkſamkeit Rußlands und Chinas auf den
Kelloggpakt lenken könne. Eine formelle Botſchaft ſei von
Stim=
ſon an Briand nicht übermittelt worden. Die gleiche Anregung
habe Stimſon in Tokio gegeben. Von einem
Schiedsgerichtsvor=
ſchlag könne überhaupt keine Rede ſein.
Vor einer Vermitklung Japans?
EP. Tokio, 24. Juli.
Ueber die Lage in dem ruſſiſch=chineſiſchen Konflikt hat geſtern
zwiſchen dem japaniſchen Außenminiſter Baron Shidehara und
dem chineſiſchen Geſandten in Tokio, Wang=Jun=pao eine
ein=
ſtündige Konferenz ſtattgefunden. Es iſt dies bereits die zweite
Unterredung des chineſiſchen diplomatiſchen Vertreters mit dem
japaniſchen Außenminiſter.
Der chineſiſche Geſandte überreichte Baron Shidehara eine
Ueberſetzung der Erklärung der Nanking=Regierung an die
Mächte und den Völkerbund und wies auf die friedlichen
Abſichten der Nationalregierung hin. China
wünſche eine offene Auseinanderſetzung mit
Rußland zu vermeiden und iſt bereit, den Disput auf
diplomatiſchem Wege beizulegen. China hätte nicht die Abſicht,
eine fremde Macht oder den Völkerbund als Vermittler
anzu=
ruifen, ſondern wolle vielmehr den Streit in direkten
Ferhandlungen mit Rußland beilegen. Da aber
die Verbindungen zwiſchen China und der Sowjetregierung
gäinzlich abgebrochen ſeien, brachte der Geſandte die Hoffnung
zum Ausdruck, daß die japaniſche Regierung die
Vermättlung zur Wiederaufnahme von
Ver=
handlungen zwiſchen China und Rußland
über=
nehmen möge.
Baron Schidehara erklärte, er hoffe, daß der Konflikt im
Intereſſe des Friedens im Fernen Oſten in direkten Verhand=
Ländern aufgefordert werden, die Rolle eines Vermittlers zu
Friedens und die Intereſſen Rußlands und Chinas tun.
Geſtern wurde offiziell erklärt, daß ſich die japaniſche
Regierung dem vom Staatsſekretär Stimſon
unternommenen Schritt zur Verhütung eines
Noten an Rußland und China in Kenntnis geſetzt worden ſei.
* Deutſchland und der fernöſtliche Konflikk.
Die Waſhingtoner Regierung hat das Deutſche Reich
ein=
geladen, dem Kreis jener Nationen beizutreten, die den Verſuch
machen wollen, einen Kriegsausbruch im Fernen Oſten zu
ver=
hindern, und eine friedliche Löſung der entſtandenen
Streitig=
keiten herbeizuführen. Es kann wohl keinem Zweifel
unterlie=
gen, daß Deutſchland dieſe Einladung annehmen wird, da es
ebenſo wie die anderen Mächte an der Erhaltung des Friedens
in Oſtaſien intereſſiert iſt, und als Unterzeichner des
Kellogg=
paktes beſonderes Gewicht darauf legt, daß kriegeriſche
Ausein=
anderſetzungen durch eine Verſtändigung der ſtreitenden
Par=
teien vermieden werden.
Es wird nun aber der Verſuch gemacht, dem Deutſchen Reich
die Rolle eines Schiedsrichters im chineſiſch=ruſſiſchen Konflikt
zuzuſchanzen. Man weiß dafür allerlei Gründe ins Feld zu
führen, und macht beſonders auf die guten Beziehungen
Deutſch=
lands zu China und Rußland aufmerkſam, die erſt dieſer Tage
Ausdruck gefunden haben. Die Reichsregierung hat aber
an=
läßlich ihrer Zuſtimmung, die Intereſſen Chinas in Rußland
und diejenigen Rußlands in China wahrzunehmen, unzweideutig
erklärt, daß es damit natürlich nicht eine Vermittlerrolle
über=
nehmen könnte. An dieſem Standpunkt hält ſie nach wie vor
feſt. Sie hat auch gute Gründe dafür, nicht das dornenreiche.
Amt eines Schiedsrichters zu übernehmen, auch wenn man ihr
noch ſo ſehr nahelegt, den mit den oſtaſiatiſchen Verhältniſſen
vertrauten früheren Botſchafter in Tokio, Dr. Solf, zum
Schieds=
richter zu machen, und ſeinen diplomatiſchen Fähigkeiten zu
ver=
trauen, die eine Garantie dafür böten, daß ſeine Arbeiten von
Erfolg gekrönt werden würden.
Wenn ſich die Reichsregierung lediglich darauf beſchränken
will, mit anderen Staaten zur Ruhe und Beſonnenheit zu
mah=
nen, dann liegen für ſie doch auch noch andere recht gewichtige
Gründe vor. Der Ferne Oſten iſt nicht nur eine rein
chineſiſch=
ruſſiſches Intereſſengebiet. Hier ſpielen auch die Intereſſen der
Amerikaner, der Japaner und ſchließlich noch der Engländer und
Franzoſen eine ausſchlaggebende Rolle. Jeder Urteilsſpruch
muß, wenn er zu einer reſtloſen Beſeitigung der Streitigkeiten
führen will, klar und eindeutig zugunſten der einen oder anderen
Partei ſich ausſprechen. Deutſchland könnte dadurch in die
un=
angenehmſte Situation verſetzt werden, den Amerikanern oder
Japanern zu nahe zu treten, ganz abgeſehen von den
unmit=
telbar am Streit beteiligten Chineſen und Ruſſen: Für uns
be=
ſteht keine Veranlaſſung, uns im Fernen Oſten Feinde zu
ſchaf=
fen oder Sympathien zu verſcherzen. Im übrigen hat ja der
amerikaniſche Staatsſekretär Stimſon ſelbſt ſich um einen
Ver=
gleich bemüht. Er hat die Franzoſen zu Hilfe gerufen, und auch
die Japaner haben ſich eingeſchaltet. Damit iſt eigentlich ſchon
eine Vermittlungsaktion auf breiter Baſis eingeleitet, ſo daß
Deutſchland aus ſeiner Reſerve und Neutralität nicht
herauszu=
treten braucht.
Die Inkraftſehung des Kellogg=Pakkes.
Feierlicher Akk im Weißen Haus.
TU. New York, 24. Juli.
Präſident Hoover proklamierte am Mittwoch im Oſtſaal des
Das Geſamtkabinett, Coolidge, Kellogg, die diplomatiſchen
Ver=
treter der ausländiſchen Staaten und die Führer des Parlaments
waren zugegen. Präſident Hoover gab, nachdem er den Pakt einmal eingeleitet werden. — Deutlicher kann nicht geſprochen
verleſen hatte, eine kurze Erklärung ab, in der er darauf hinwies,
daß der Kelloggpakt das Weltgewiſſen und den Weltidealismus
fördere. Er gab der Hoffnung Ausdruck, daß ſchließlich alle
Länder dem Kelloggpakt beitreten würden. In Waſhington ſeien
nunmehr die Ratifikationsurkunden der 15. Unterzeichnermächte
hinterlegt worden. Darüber hinaus werde der Vertrag mit dem
heutigen Tage nichts ändern gegenüber weiteren 31
Na=
tionen, die bei der amerikaniſchen Regierung bereits ihre
Bei=
trittserklärung abgegeben hätten. Auf Grund der auf
diplo=
matiſchem Wege eingegangenen Mitteilungen ſei der endgültige
Beitritt von Griechenland, Honduras, Perſien, der Schweiz und
Venezuela zu erwarten. Die entſprechenden Schriftſtücke ſeien
bereits auf dem Wege nach Waſhington.
Der Reichspräſident hat an den Präſidenten der Vereinigten
Staaten ein Glückwunſchſchreiben geſandt, ebenſo der
Reichs=
miniſter des Auswärtigen an den Staatsſekretär Stimſon. Der
Kelloggpakt iſt am 27. Juli 1928 in Paris von den
Signatar=
mächten unterzeichnet worden. Er tritt in Kraft mit der
Hinter=
legung der Ratifikationsurkunden der Signatarmächte. Japan
hatte formelle Bedenken erhoben, indem es in einer Erklärung
niedergelegt hatte, daß nach ſeinen Geſetzen der Kaiſer bei
Ab=
ſchluß von Verträgen im eigenen Namen handele. Die
japa=
niſche Ratifikationsurkunde werde heute hinterlegt. Die Zahl
der am Kelloggpakt beteiligten Mächte beläuft ſich nunmehr auf
40, darunter befindet ſich auch die Sowjetunion und China. beiden anderen Mächten überlaſſen wird.
* Der rufſiſch=chineſiſche Konflikk.
Seine Hinkergründe.
Von
E. Mukden.
Der zwiſchen China und dem Räteverband ausgebrochene
Konflikt verdient die angeſpannteſte Aufmerkſamkeit des
Politi=
lungen beigelegt werden könnte. Sollte Japan aber von beiden kers noch mehr durch die verborgenen Triebe und
Beweg=
gründe ſeiner aktiven und paſſiven Teilnehmer als durch das,
übernehmen, ſo werde es ſein Möglichſtes für die Sache des was in den diplomatiſchen Noten urbi et orbi als unmittelbarer
Grund dieſes Konflikts gezeigt wird. Wenn in den chineſiſchen
Noten ſowohl als in der jüngſten Erklärung Dſchiang
Kai=
ſcheks die kommuniſtiſche Wühlarbeit der Sowjetagenten, ja
be=
amteter ruſſiſcher Perſonen an der Oſt=Chineſiſchen Bahn ſelbſt als
Krieges nichtanſchließen könne, da ſie nicht von den Grund der von chineſiſcher Seite an den Sowjetruſſen verübten
Repreſſalien hingeſtellt wird, ſo iſt dieſe Erklärung freilich nicht
ohne weiteres als abſurd von der Hand zu weiſen. Nach der
Liquidierung der bolſchewiſtiſchen „Freundſchaft” und
Aus=
weiſung der ehemaligen „Verbündeten” aus Südchina durch
Dſchiang Kai=ſchek mußte die Sowjetpropaganda ſich eben in
Nordchina konzentrieren. Sie mußte das, weil Moskau auch
nach der Niederlage in Südchina keineswegs auf den Trumpf
China in ſeiner weltrevolutionären Agitation zu verzichten
ge=
ſonnen war; ſie mußte das ferner als Gegengewicht gegen die
weißgardiſtiſche Propaganda in der Mandſchurei ſelbſt,
die als latente Gefahr ſtets vorhanden war und die jetzt als
akute, militäriſche Gefahr für die Sowjets hervortritt; und ſie
mußte es ſchließlich — und hier liegt wohl der wichtigſte Punkt
in dieſem Zuſammenhange —, weil nach der Unterbindung
Inner=Chinas für die Sowjetpropaganda die agitatoriſche
Wirk=
ſamkeit auf dem Seewege als die wichtigſte Möglichkeit noch
übrig blieb; das heißt, eine Propaganda von Wladiwoſtok
aus durch Vermittlung befreundeter Matroſen auf Schiffen, die
die Haupthäfen Chinas anlaufen — ein bewährtes, wirkſames
Agitationsmittel. Um dieſes Mittel in Angriff zu nehmen, mußte
durch die Uebernahme der Intereſſenvertretungen einen ſichtbaren abereben die Oſt=Chineſiſche Bahn als Verbindungslinie zwiſchen
Näterußland und jenem fernöſtlichen ruſſiſchen Hafen benutzt
werden.
Und dennoch; würde ſich der ruſſiſch=chineſiſche Kouflikt in
ſolchen Streitigkeiten um die kommuniſtiſche Propaganda ſowie
allenfalls um Drangſalierung chineſiſcher Kaufleute in
Sowjet=
rußland, (was ja allerdings auf der Anti=NEP=Linie Stalins
läge), erſchöpfen, ſo würde dieſem Konflikt lange nicht jene
eminente weltpolitiſche Bedeutung zukommen, die ihm ganz
all=
gemein beigemeſſen wird.
In der Tat weiß jeder, der die Entwicklung der Dinge im
Fernen Oſten nicht erſt ſeit geſtern beobachtet, daß die
Beſitz=
lage der Oſt=Chineſiſchen Bahn bereits ſeit den Zeiten Tſchang
Tſo=lins gefährdet war. Gewiß, Tſchang Tſo=lin, der wahre
Machthaber der Mandſchurei, hatte ſich im September 1924 dem
ruſſiſch=chineſiſchen „Freundſchaftsvertrage” von Anfang desſelben
Jahres angeſchloſſen, und in Peking ſprach man damals nicht
ohne Angſt von einem Bündnis zwiſchen dem Marſchall und
Moskau. Aber der Marſchall brauchte dieſes Bündnis nur,
ſo=
lange er von konkurrierenden Generälen bedroht war. Als aber
dieſe Gefahr vorbei war, verhaftete er bekanntlich kurzerhand
den damaligen ruſſiſchen Vorſteher der Oſt=Chineſiſchen Bahn,
Iwanow, was ſchon damals zu einem Konflikt mit Tſchitſcherin
führte.
Tiefer geſehen, hatte übrigens ſchon der Pakt Tſchang
Tſo=
lins mit dem Kreml eine Breſche in den ehemals ungeteilten
ruſ=
ſiſchen Beſitz der Oſt=Chineſiſchen Bahn gelegt, indem er
näm=
lich eine paritätiſche Verwaltung dieſer Bahn durch Ruſſen und
Chineſen feſtſetzte. Gewiß, eine ſolche Parität ſieht auf dem
Papier ganz ſchön aus, was ſie aber in Wirklichkeit in einem für
Moskau ſchwer erreichbaren Gebiet bedeutete, das zeigte das
ſo=
eben erwähnte eigenmächtige Vorgehen Tſchang Tſo=lins, und
das zeigt auch der Eingriff, der zum gegenwärtigen Konflikt
geführt hat.
Welche Gründe liegen aber letzten Endes hinter dieſen
Eingriffen? Tſchang Tſo=lin wußte als Militär die ſtrategiſche,
aber auch die wirtſchaftliche Bedutung der Oſt=Chneſiſchen Bahn
zu ſchätzen. Aber wenn er zunächſt nur an die eigene Macht
dachte, enthüllt uns ſein der nationaliſtiſchen Nanking=Regierung
beträchtlich näher ſtehender Sohn die tieferen Gründe des
heu=
tigen Konfliktes. Die chineſiſche Oſtbahn — ſo hat
Tſchangſü=
liang, wie aus Peking berichtet wird, in einer Beſprechung
Weißen Hauſes feierlich die Inkraftſetzung des Kelloggpaktes, mit militäriſchen Führern erklärt — ſei chineſiſches Gut.
und müſſe daher von chineſiſchen Beamten verwaltet werden.
Die Liqudierung der ausländiſchen Konzeſſionen müſſe amtlich
werden. Es handelt ſich bei dem Eingriff in die Sowjetrechte an
der Oſt=Chineſiſchen Bahn um eine Konſequenz der allgemeinen
nationaliſtiſchen Politik des heutigen Chinas, aber wohlweislich
an der Stelle des geringſten Widerſtandes.
Denn daß das Rätereich den geringſten Widerſtand — trotz
aller Rieſendemonſtrationen in ruſſiſchen Städten — leiſten
würde, das verſtehen die Nationalchineſen ſehr wohl. Und die
Schwierigkeiten der Zarenregierung beim Transport an den
ruſ=
ſiſch=japaniſchen Kriegsſchauplatz des Jahres 1904—5 ſind auch
noch nicht vergeſſen.
Unklar dagegen bleibt noch die Haltung Japans. Daß
Japan auf den Beſitz der Süd=Mandſchuriſchen Bahn nicht ohne
heftigſten Widerſtand derzichten würde, dürfte feſtſtehen. Dieſe
Bahn aber proſperierte immer mehr gerade auf Koſten der Oſt=
Chineſiſchen Bahn. Der Beſitzwechſel würde alſo kaum im
japa=
niſchen Intereſſe liegen. Die Meldung, daß im japaniſchen
Außenminiſterium ſich eine gefühlsmäßige Sympathie für die
Ruſſen bemerkbar macht, entbehrt daher nicht der
Wahrſcheinlich=
keit. Aber von dieſem Gefühlsſtandpunkt etwa bis zu einem
Eingreifen zugunſten der Ruſſen iſt ein weiter — und kaum
glaubwürdiger Weg. Zunächſt der Schutz des eigenen
Beſitzſtan=
des in der Mandſchurei — das iſt die vorgezeichnete Linie der
japaniſchen Politik, die im übrigen die Auseinanderſetzung den
Seite 2
Donnerstag, den 25. Zuli 1929
Nummer 204
Vor der Wiederaufnahme der
engliſch=
ruſſiſchen Beziehungen.
Erklärungen Henderſons im engliſchen Unkerhaus.
EP. Moskau, 24. Juli.
Die ſowjetruſſiſche Antwortnote auf die engliſche Einladung
zur Entſendung eines bevollmächtigten Vertreters zu
Verhand=
lungen über die Wiederaufnahme der normalen diplomatiſchen
Beziehungen zwiſchen Sowjetrußland und Großbritannien iſt
geſtern abend durch Karachan dem norwegiſchen Geſchäftsträger
überreicht worden. In der Note heißt es, daß die ruſſiſche
Regie=
rung ihren Botſchafter in Paris. Dowgalewſky, beauftragt habe,
ſich zur Aufnahme von Verhandlungen mit der engliſchen
Regie=
rung nach London zu begeben.
Weiter wird in der Antwort der Sowjetregierung darauf
hin=
gewieſen, daß die Beziehungen zu England weder durch
Ver=
ſchulden noch auf Wunſch der Moskauer Regierung abgebrochen
worden ſeien. Die Sowjetregierung ſei überzeugt, daß ein
Ab=
kommen über die Wiederaufnahme der Beziehungen zwiſchen den
beiden Ländern in kürzeſter Zeit erfolgen müſſe und nur bei
gegenſeitiger völliger Gleichberechtigung und bei
Aufrechterhal=
tung der gegenſeitigen Würde und Achtung möglich ſei.
Die ruſſiſche Antwortnote auf den engliſchen Vorſchlag, einen
Vertreter zu Verhandlungen mit der britiſchen Regierung zwecks
Wiederaufnahme der diplomatiſchen Beziehungen zu ſenden, iſt,
wie Außenminiſter Henderſon in der heutigen Unterhausſitzung
erklärte, noch nicht im engliſchen Außenminiſterium eingegangen.
Ueber ihren Inhalt ſei er daher nur aus den Mitteilungen der
Preſſe unterrichtet.
Auf eine Anfrage hin antwortete Henderſon, daß die
An=
ſprüche engliſcher Finanzleute an Rußland bei den kommenden
Verhandlungen zur Wiederaufnahme der Beziehungen gebührende
Beachtung finden würden. Ueber ſeine Meinung betreffend eines
möglichen Kriegsausbruches im Fernen Oſten befragt, entgegnete
Henderſon, daß er mit einiger Berechtigung hoffe, daß die
Kriegs=
gefahr gebannt worden ſei, da die Chineſen ſich bei einem
An=
griff durch Rußland an den Völkerbund um Intervention wenden
wollen.
Rückkritt des britiſchen Oberkommiſſars für Agypken.
Macdonald über die Einſchränkung des engliſchen
Flotkenbauprogramms.
TU. London, 24. Juli.
Das Unterhaus hatte heute, zwei Tage vor Abſchluß des
gegenwärtigen Tagungsabſchnittes, noch einmal einen ſeiner
gro=
ßen Tage. Außenminiſter Henderſon verurſachte durch die
Be=
kanntgabe des britiſchen Oberkommiſſars in Aegypten, Lord
Lloyd, eine Senſation, die ſich ſteigerte, als im Verlaufe eines
Frage= und Anwortſpiels klar wurde, daß es ſich um einen mehr
oder weniger erzwungenen Rücktritt handelt. Die Hintergründe
dieſer Angelegenheit bedürfen vorläufig noch ſtarker Klärung.
Das Hauptereignis des Tages ſtellte die mit Spannung
er=
wartete Ankündigung des Miniſterpräſidenten Macdonald über
die Durchführung des Flottenbauprogramms dar. Macdonald
kündigte folgenden Kabinettsbeſchluß an: 1. Einſtellung aller
Ar=
beiten an den Kreuzern „Surrey” und „Lord Northumberland”;
2. Streichung des in den bisherigen Flottenbauprogrammen
vor=
geſehenen Unterſeebootsdepotſchiffes „Maidſtone”; 3. Streichung
von zwei Kontrakten für Unterſeeboote; 4. Verlangſamung des
Verbots in der Durchführung der Arbeiten an andereren
Flotten=
bauten.
Weiterhin teilte der Miniſterpräſident mit: Hinſichtlich des
Bauprogramms für 1930 werden keinerlei vorbereitende Arbeiten
durchgeführt werden, bis das Programm vom Kabinett genauer
geprüft iſt.
Hoover für Einſparungen im amerikaniſchen Heeres=
und Marinebudgei.
EP. Waſhington, 24. Juli.
Im Weißen Haus teilte geſtern Präſident Hoover mit, daß
er eine Kommiſſion ernennen werde, die die Frage prüfen ſolle,
welche Erſparniſſe im Heeresbudget der Vereinigten Staaten
zu erzielen ſeien. Das Budget für Armee und Marine ſei zwar
ſchon um 310 Millionen Dollar niedriger als im Vorjahre. Er
beabſichtige, die Militärausgben noch weiter zu ſenken, um
da=
durch den Beweis zu erbringen, daß die Vereinigten Staaten ihre
Rüſtungen auf das unbedingt notwendige Maß herabſetzen
wollen.
Die Lage, ſo erklärte Hoover, ſei durch den Kelloggpakt
weit=
gehend geändert worden, und er hoffe, daß die Ausgaben für die
Kriegsmarine durch ein internationales
Flottenabrüſtungs=
abkommen reduziert werden könnten.
Vom Tage.
Das Reichswehrminiſterium hat angeordnet, daß die
Reichs=
wehr ſich in dieſem Jahre ſtärker als bisher an den
Verfaſſungs=
feiern beteilige. In den Garniſonorten werden Reichswehrkapellen
Feſtonzerte veranſtalten. An den amtlichen Feiern werden Stäbe
und Abordnungen der Truppe teilnehmen. Reichswehrkapellen werden
ſich an Kundgebungen und Sportveranſtaltungen zu Ehren der
Ver=
faſſung beteiligen.
Der Landtag von Thüringen verabſchiedete in
der namentlichen Schlußabſtimmung das Geſetz über den
Staats=
haushalt mit 29 gegen 26 Stimmen. Dafür ſtimmten die
Regie=
rungsparteien, die Deutſchnationalen und die Abgeordneten Tell und
Dr. Dinter, dagegen die Sozialdemokraten und Kommuniſten.
Der jugoſlawiſche Geſandte in Sofia überreichte
eine Note ſeiner Regierung, in der Aufklärung über die
Amneſtierung des ehemaligen Miniſterpräſidenten Radoflawow und des
ehemaligen Kommandanten der bulgariſchen Armee, Sekow, verlangt
wird.
Der Präfekt von Bozen hat in einem Erlaß an den Bürgermeiſter
angeordnet, daß ab 1. Oktober d. J. die bisher in Bozen noch geſtattete
Zweiſprachigkeit auf allen Aufſchriften, Bildern uſw. entfernt werde, und
daß von dieſem Tage an im ganzen Gemeindegebiet nur noch itglieniſche
Aufſchriften zuläſſig ſeien.
2as Befinden des Reichskanzlers.
Aus Anlaß der ſchweren Erkrankung des Herrn
Reichskanz=
lers ſind ſowohl in Heidelberg wie in der Reichskanzlei zu
Ber=
lin außerordentlich zahlreiche Anfragen nach dem Befinden des
Erkrankten, Beweiſe aufrichtiger Anteilnahme und Wünſche für
eine baldige Geneſung eingegangen. Die meiſten der in Berlin
akkreditierten ausländiſchen Miſſionschefs haben ſogleich nach
Mitteilung von der plötzlichen Erkrankung ihrer Teilnahme
Aus=
druck gegeben und halten ſich und die von ihnen vertretenen
Re=
gierungen durch ſtändige Erkundigungen über das Befinden des
Reichskanzlers auf dem Laufenden. In großer Zahl ſind
An=
fragen und Telegramme von Vertretern der Politik und
Wirt=
ſchaft, aus den Reihen der Mitglieder des Reichstages und des
Reichsrates, von den Länderregierungen und deren
Bevollmäch=
tigten in Berlin ſowie auch der Beamtenſchaft und den
perſön=
lich befreundeten Kreiſen des Herrn Reichskanzlers eingegangen.
Währenß dieſer Tage hat der Reichspräſident immer wieder
Er=
kundigungen nach dem Befinden des Erkrankten einziehen und
ihm ſeine beſten Wünſche ausſprechen laſſen. Der franzöſiſche
Außenminiſter Briand hat an Reichskanzler Müller ein
Tele=
gramm gerichtet, in dem er die beſten Wünſche zur baldigen
Ge=
neſung zum Ausdruch bringt. Die den Reichskanzler
behandeln=
den Aerzte gebem folgendes Communiqué bekannt: „Nach der
heutigen Unterſuchung des Herrn Reichskanzlers kann von dem
Anhalten der fortſchreitenden Beſſerung geſprochen werden. Der
Kranke nimmt bereits leichte Nahrung zu ſich. gez.: Geheimrat
Enderlein; Geheimrat v. Krehl.” — Staatsſekretär Dr. Pünder
wird im den nächſten Tagen nach Heidelberg fahren, um dem
Herrn Reichskanzler ſeinen Beſuch abzuſtatten.
Dr. Dorpmüller 60 Jahre alf.
Am 24. Juli 1929 vollendet der Generaldirektor der
Deut=
ſchen Reichsbahn=Geſellſchaft, Dr.=Ing. e. h. Julius Dorpmüller,
ſein 60. Lebensjahr. Erſt vor kurzem erfolgte die Wiederwahl
Dorpmüllers zum Generaldirektor der Reichsbahn durch den
Verwaltungsrat der Deutſchen Reichsbahn=Geſellſchaft und die
Beſtätigung dieſer Wahl durch den Reichspräſidenten. Der
Eiſen=
bahnfachmann hat ſich an der Spitze der Verwaltung des größten
Verkehrsunternehmens der Welt bewährt. Dorpmüller hat
eben=
ſo wie ſein Vater ſeine Arbeit ganz der Verwaltung und
Ent=
wicklung des deutſchen Eiſenbahnweſens gewidmet. Am 1. Juli
1925 auf den Poſten des ſtändigen Stellvertreters des
General=
direktors der Deutſchen Reichsbahn berufen, übernahm er im
Jahre 1926 nach dem Tode Oeſers die oberſte Leitung der
Deut=
ſchen Reichsbahn.
Reichsminiſter Dr. Groener ſandte dem
General=
direktor der Deutſchen Reichsbahngeſellſchaft Dr.
Dorp=
müller zu ſeinem 60. Geburtstag in Vertretung des
er=
krankten Reichskanzlers ein Telegramm, worin er für die
hervorragenden Dienſte dankt und ihm die beſten Wünſche
über=
mittelt. Auch von Hindenburg iſt ein Glückwunſchtelegramm
eingegangen.
Die franzöſiſchen Mikglieder der Reparakionsbank.
Als franzöſiſche Mitglieder des Organiſationsausſchuſſes für
die Internationale Zahlungsbank ſind, wie verlautet, der
ſtell=
vertretende Gouverneur der Bank von Frankreich Morot, und
der Leiter des Archivs der Bank von Frankreich, der bereits an
den Sachverſtändigenarbeiten teilnahm, Quesnay, vorgeſehen.
Beig loftge Hagensointſche Tage
ie Hruntreic.
Die Regierungskonferenz in Gefahr.
Von unſerem A=Korreſpondenten.
Paris, 24. Juli.
Die Krankheit Poincarés hat die Lage in Frankreich noch
weiter kompliziert. Die Kammer muß noch zuſammenbleiben;
es gibt eine ganze Reihe von dringenden Geſetzvorlagen, die
votiert werden müſſen. Man will ſich ſelbſtverſtändlich nur mit
dem Allernotwendigſten befaſſen, dieſes Allernotwendigſte iſt aber
ziemlich viel. Solange die Kammer zuſammenbleibt, beſteht
aber die Gefahr einer Kriſe.
Die außenpolitiſche Lage iſt wenig roſig. Der Streit zwiſchen
Rußland und China, oder richtiger noch, das drohende Verſagen
des Kelloggpaktes, hat hier eine ſtarke Verſtimmung ausgelöſt.
Man macht in erſter Linie Rußland für die Verſchärfung der
Lage verantwortlich; überhaupt neigen die Sympathien
Frank=
reichs in dieſem Falle mehr nach der Seite Chinas. Es erübrigt
ſich, auf das franzöſiſch=ruſſiſche Verhältnis zurückzukommen; die
franzöſiſche Politik zeigt eine vollkommene Gleichgültigkeit und
Nichtachtung Rußland gegenüber, dieſe Politik kann aber,
haupt=
ſächlich unter dem Einfluß der von Moskau fortwährend
ge=
ſchürten kommuniſtiſchen Bewegung in Frankreich in jedem
Augenblick in eine feindſelige Stimmung umſchlagen.
Die Vorbereitung der Konferenz der Regierungen ſcheint
ſehr langſam weiter zu gehen. Brüſſel als Konferenzort ſcheint
nicht viele Anhänger zu haben. Das iſt durchaus verſtändlich,
denn die vielfach gehäſſige Haltung der Belgier nach dem Kriege
ſpricht nicht beſonders dafür, daß gerade in Brüſſel die
Konfe=
renz abgehalten werden kann. Hat man doch in Paris ſelbſt oft
genug die ungünſtige Wirkung der recht ſelten auf
Verſtändi=
gung eingehenden belgiſchen Politik zu fühlen bekommen.
Unter ſolchen Umſtänden iſt es kein Wunder, wenn man eine
Herausſchiebung der Konferenz ins Auge faßt, ein ſolches
Vor=
geben würde aber in jeder Beziehung durchaus ſchädlich ſein.
Noch keine Enkſcheidung über den Konferenzork.
Die Engländer verlieren die Geduld.
Die Engländer ſcheinen jetzt die Geduld verloren zu haben.
Sie geben andeutungsweiſe zu erkennen, daß ſie das ermüdende
Spiel um die Feſtlegung des Konferenzortes nicht mehr länger
mitmachen, und nun ſchleunigſt zu einer Einigung kommen
wol=
len. Wenn unſere Informationen richtig ſind, dann denkt
Lon=
don offenbar daran, dem Streit durch einen neuen Vorſchlag
Ziel und Richtung zu geben, gleichzeitig aber den intereſſierten
Regierungen mitzuteilen, daß dieſer Vorſchlag der letzte ſei, und
daß England nicht daran denke, noch weiter Rückſicht auf die
zahlloſen Wünſche nehmen zu wollen. Es wird wahrſcheinlich
den Haag als Konfevenzort vorſchlagen, und ſich auf keinerlei
Auseinanderſetzung mehr einlaſſen. Die Belgier müſſen ſich alſo
darauf gefaßt machen, daß England ihre Bedenken gegen einen
niederländiſchen Platz rückſichtslos beiſeite ſchiebt, und ſich mit
den Franzoſen zu einigen verſucht. Unſere Intereſſen wären
bei dieſem Vorſchlag reſtlos gewahrt, weil wir ſtets betont haben,
daß uns ein neutraler Verhandlungsort im nichtfranzöſifchen
Sprechgebiet am angenehmſten wäre. Auch die Franzoſen
kön=
nen ſich unter Umſtänden mit dem Haag zufriedengeben, da ja
die Engländer, wenn ſie wirklich auf einen holländiſchen
Konfe=
renzort ſtarten, London aufgegeben haben und der Pariſer
Re=
gierung halbwegs entgegengekommen ſind.
Neue Schwierigkeiken in der Frage der
Regierungs=
konferenz.
Die geſtrigen Beſprechungen des Außenminiſters Briand
mit dem rumäniſchen Außenminiſter Mironescu, dem polniſchen
Botſchafter Chlapowſki und dem japaniſchen Botſchafter Graf
Adatſchi, der bekanntlich amtierender Präſident des
Völkerbunds=
rates iſt, haben dem Rätſelraten über den vorausſichtlichen
Tagungsort und das Programm der Regierungskonferenz neue
Nahrung gegeben. Mironescu hat ſowohl Briand, als auch dem
Generalſekretär des Quai d’Orſay, Berthelot, die Einwände
der rumäniſchen Regierung gegen den ihr
zuge=
dachten Anteil aus den deutſchen
Reparations=
zahlungen vorgetragen. Er verlangte eine Erhöhung der
Quoten für die kleinen Staaten und die Zulaſſung von
Vertre=
tern dieſer Länder zu der internationalen Konferenz.
* der bildnismaler Liſchbein.
Zur 100. Wiederkehr ſeines Todestages am 26. Juli,
Von Frank Lyskirchen.
Zur Feier des Tages ſeiner Sommerankunft in ſeinem
Schloſſe zu Eutin hatte der Herzog Peter von Oldenburg auf
dem breiten Raſenplatze unter den Platanen eine bunte
Kaffee=
tafel aufſtellen laſſen und ſeine Eutiner Freunde geloden; unter
den anderen Gäſten, der anmutigen Gräfin Holmar, dem
Fräu=
lin von Maltzahn, dem Leibmedikus Hollwag und noch einigen
Gelehrten, bewegte ſich in ſeiner lebhaften und von langem
Ita=
lien=Aufenthalt beinflußten Weiſe, immer redend, genießend,
immer vom Kleinſten und Größſten beglückt, Meiſter Wilhelm
Tiſchbein, der kernhafte Heſſe, den eine weite Lebenswanderſchaft
über Hamburg, Holland, Rom, Neapel, Kaſſel endlich nach Eutin
geführt hatte, wo er, mit feinem Verſtändnis vom Herzog
ge=
föndert, ſeine Malerpläne in behaglicher Ruhe verwirllichen
durfte.
Seine natürliche Begabung, ein Geſpräch lebendig zu führen
und zu beherrſchen, ließ bald die andere Geſellſchaft faſt
verſtum=
men. Der Herzog lehnte ſich in ſeinen Seſſel zurück, genoß
ver=
ſonen die blauen Durchblicke auf die Holſteiner Berge zwiſchen
den Baumgruppen, ſchmunzelte in ſeiner leiſen Art und warf
hier und da ein Wort in die Unterhaltung.
Tiſchbein ließ ſich nicht ſtören; er wickelte aus einem
Seiden=
babier einen antiken geſchnittenen Stein, zeigte ihn vor,
betrach=
tete ihn und bieß ihn am Tiſche rundwandern: „Dies iſt mein
wertvollſter Kunſtbeſitz auf Erden, für dies Stück hat der ruſſiſche
Kaiſer durch Puſchkin 10 000 Taler bieten laſſen, und Napoleon
wäre noch höher gegangen, wenn ich dem Korſen nicht kurz und
bündig die Unverkäuflichkeit hätte erklären laſſen. Einer der
größten Künſtler hat dieſen Stein geſchnitten, alles iſt ſanft wie
ein Gemälde, kein pralles Weiß auf Schwarz, ſondern bildhaft
und perlfarbig. Bei größter Genauigkeit der Formen und
be=
ſtimmtem Umriß, ſind die Muskeln doch nicht ſteinern, ſondern
weich, ſie ſcheinen ſich zu bewegen. Sehen Sie, es iſt Pan, der
Große Gott, der weiſe Kenner der Welt, der Liebhaber der Erde,
mit Weinſchlauch und Leopardenfell, von zwei ſpringenden
Böck=
lein begleitet. Sehen Sie den zugleich tiefſinnigen und heiteren
Ausdruck des Kopfes, und wie er zu den Tieren zurückzwinkert!
Und erſt dieſe, man glaubt ſie meckern zu hören!“
Der Herzog hatte ſich ein Vergrößerungsglas bringen laſſen.
und betrachtete genießeriſch die Schönheiten des Stückes.
„Ich bin überzeugt,” ſchloß Tiſchbein ſeine begeiſterte Rede,
„daß dieſer Pankopf ein Porträt iſt, ein Bildnis, das der
be=
gnadete Künſtler von einem ſeiner liebſten Freunde und Zech=
genoſſen ſchuf, der ſelbſt ein großer Dichter oder Philoſoph war!“
„Ich möchte das auch glauben,” ſagte der Herzog aufſtehend,
„aber nun, mein lieber Meiſter, erzählen Sie uns einmal,
wel=
ches Bildnis Ihnen am ſchwerſten geworden iſt. Man erzählt
ſich, und ich hatte oft Gelegenheit, Ihre Geſchicklichkeik zu
bewun=
dern, daß Sie in ein paar halben Stunden Ihre
Bikdnismeiſter=
werke ſchaffen. Welches wurde Ihnen am ſchwerſten?”
Eine Weile ſchaute Tiſchbein in das zackige Laub der
Pla=
tanen und ſchwieg, er folgte mit dem Blick einem
Fliegenſchnäp=
per, der immer wieder mit einem hellen Pfiff ſich von ſeinem
Aeſtchen in die Sommerluft warf, um eine Mücke oder einen
Käfer zu fangen, dann begann er zu erzählen.
„Es ſind zwei Porträts, die mir die meiſte Sorge gemacht
haben, eins, das mir meine Künſtlerlaufbahn erſt eröffnen ſollte,
und ein zweites, das zu ſchaffen mein höchſtes Glück war, eine
heilige Aufgabe, ein Gebet. Als ich noch ein blutjunger Anfänger
war und noch nicht gewagt hätte, mich einen Porträtmaler zu
nennen, kam ich auf meiner Fahrt nach Holland in Bremen in
ein Gaſthaus. Ein junger Mann, den ich kennen lernte und
zeich=
nete, empfahl mich einem Ratsherrn, der, wohl mehr des
Scher=
zes halber, ſeine ſchöne Frau von mir malen laſſen wollte. Ich
war damals ein Bürſchlein, noch halb in den Kinderſchuhen,
und beim Anblick eines ſchlankgewachſenen Mädchens konnte ich
das Atmen vergeſſen. Hier aber geriet ich außer mir; als die
Frau des Ratsherrn mir in der Geſellſchaft entgegentrat, blieb
ich, ſie anſtarrend, ſtehen und wurde erſt durch die lachenden
Be=
merkungen der anderen Gäſte aus meiner Verzückung erweckt,
mit der ich dieſes wundervolle Menſchenweſen betrachtete. Die
Dame nahm meine ſtumme Huldigung lächelnd hin, der nächſte
Morgen wurde zur Porträtſitzung beſtimmt. Ich wartete, ſie
er=
ſchien und fetzte ſich, wie ſie es für gut hielt. Ich ſah, daß das
Licht denkbar ungünſtig falle, und daß ihre göttliche Schönheit
geradezu geſchädigt ſei, war aber ſo ergriffen und benommen,
daß ich nichts zu ſagen wagte, ſondern malte. Aber nicht, wie es
wirklich war; ſondern, wo Licht war, malte ich Schatten und
wo Schatten war, ſchuf ich Licht. Alles geſtaltete ich um, wie
im Rauſch, dieſe heilige Schönheit feſtzuhalten. Nachher kam der
Ratsherr und ſeine Freunde, und alle waren einig, daß ſie
nie=
mals ein ſo ähnliches Bildnis geſehen hätten. Ich ſchwieg, und
erſt als ein Kunſtverſtändiger kam, mußte ich meine Kühnheit
des Lichtwechſels zugeb n. Dies Bild eröffnete mir eigentlich
meine Laufbahn. Seitdem habe ich Hunderte von ſchönen und
berühmten Frauen gemalt, Königinnen und Herzoginnen, die
verführeriſche Lady Hamilton in Neapel und die zarte Angelika
Kaufmann in Rom, liebliche Mädchen und gefurchte
Greiſen=
geſichter, aber keines hat mir ſolchen bebenden Stolz und ſolche
jubelnde Hoffnung gewährt, wie das Bildnis der ſchönen
Rats=
frau in Bremen, die zum Leben ähnlich wurde, obwohl ich ſie
in meinem eigenen Lichte ſah.
Und das zweite Bildnis war das eines Mannes; eines
Man=
nes, den ich von allen Menſchen am höchſten verehrte, deſſen
Freundſchaft in meinem Leben, wenn ich es recht bedenke, die
tiefſten Spuren hinterließ, obwohl man ſie auf den erſten Blick
nicht einmal ſo merkt: — Goethes. Als er Anno 1786 eines
Mor=
gens in Rom in mein Zimmer trat und mich in einer Stunde
ſo ganz mit ſeinem Weſen erfüllte, daß ich, wie ein Tautropfen
die Sonne, nur ihn widerſpiegeln mochte, da wußte ich, ihn zu
bilden, ihn als Bildnis zu ſchaffen, wird größte Freude und
größte Not ſein. Denn wie vielgeſtaltig war er, wenn er am
Fenſter ſtand und den freien Blick über die ſieben Hügel gleiten
ließ, wenn er ein Gedicht las, wenn er einer Schönen in ſeinem
halbgeſungenen Frankfurter=Italieniſch holde Worte ſagte, wenn
er zwiſchen Geſteinen mit dem Hammer umherkletterte und ſie
unterſuchte, wenn er unter dem Gewölbe der Nacht in ſtockendem
Geſpräch ewige Rätſel löſte, wenn er mit Hingebung eine
Aus=
ſicht zeichnete, wenn er Tivoliwein trank, wenn er wie eine junge
Mutter mit den Kindern meiner Freunde ſpielte und tollte,
wenn er im Frack beim Ritter Hamilton die ſchöne Lady mit
ruhigen Augen betrachtete und dazu kühl von Catull und
Pro=
perz erzählte. Oder wenn er in der römiſchen Morgenfrühe von
Thüringen redete, von den nordiſchen Fichtenbergen und dem
Nebel da unten! Dieſer Menſch hatte tauſend Geſtalten, wo ſollte
ich ihn halten! Der Dichter, der Menſch, der Miniſter, der Freund,
der Sammler, der Reiſende, der Spielgenoſſe, der Verliebte, der
Weltweiſe, der Kenner, der Naturforſcher, der Sucher, der
Welt=
mann, welche Fülle, wo ein Ende, wo ein feſter Halt? Und ſo
ſchuf ich ihn, in Freude und Not, hingelagert auf den lieblich
bebilderten Trümmern der alten Welt, den Blick auf das Mal
der Cäcilie Metelle und die geheimnisvoll in Lichtern
ſchim=
mernde Campagnelandſchaft, mit nordiſchen Augen, in den das
liegen möchte, das ſich ſonſt nicht ſagen läßt, der Dichter, der
Menſch, der Miniſter, der Verliebte, der Naturforſcher, der
Welt=
mann, alles. Im Grunde war es dasſelbe, wie bei der ſchönen
Frau des Ratsherrn, ich ſchuf nicht Wirklichkeit, ſondern meine
eigene Wahrheit, die Wahrheit meines Herzens, das Licht nicht
wirblich, ſondern wie es bei dieſem außerordentlichen Manne
ſein mußte, ich ſuchte meine innerſte Empfindung in dies Bild
zu legen, etwas von dem, was der Menſch des Altertums meinte,
wenn er vom großen Pan ſprach!“
„Und ſehen Sie,” bemerkte hier der Herzog lebhaft, „das iſt
es ja, was ich bei Ihrer ſpannenden Erzählung immer
deut=
licher fühlte, dieſer köſtliche Pan hier auf dem Kameo, dieſer
große Pan, trägt unverkennbar die Züge des alten Herrn vom
Frauenplan in Weimar, wie er ſie damals hatte, als er in der
Blüte ſeiner Jahre in Italien ſeine Wiedergeburt feierte, die
Sie, verehrter Meiſter, in Ihrem herrlichen Bilde verewigt
haben!"
Nummer 204
Donnerstag, den 25. Zuli 1929
Seite 3
Der Ulitz=Prozeß in Kattowitz.
Die Vernehmung der Belaftungszeugen.
Sie ergibt nichts Belaſtendes gegen Aliß.
Kattowitz, 24. Juli.
Im weiteren Verlauf der geſtrigen Nachmittagsverhandlung
wurden die Belaſtungszeugen Pielawfki und Wuzik vernommen,
die beide jedoch zugeben mußten, daß ſie die Ulitz zur Laſt gelegte
Beſcheinigung niemals im Volksbunde geſehen haben und auch
nicht ſagen können, daß Ulitz eine ſolche ausgeſtellt habe. In der
weiteren Verhandlung ergibt ſich ſchließlich, daß der eine Zeuge
wegen Urkundenfälſchung vorbeſtraft iſt. Er hatte ſeine Schulzeit um
zwei Gymnaſialjahre erhöht, um auf dieſe Weiſe in den
Offiziers=
dienſt eintreten zu können. Auf Grund der Verurteilung wurde
er jedoch zum Unteroffizier degradiert.
Der Angeklagte Ulitz ſtellte feſt, daß er einen Mann, der
be=
reits einmal wegen Urkundenfälſchung verurteilt ſei, nicht für
glaubwürdig halten könne. Die darauf vernommene Zeugin
Wuzik bekundete, daß ſie die Ulitz zur Laſt gelegten
Beſcheinigun=
gen niemals geſehen und derartige Beſcheinigungen nie
heraus=
gegeben habe. Sie habe nur im Büro des Volksbundes von der
Exiſtenz derartiger Beſcheinigungen gehört. Daß Ulitz ſelbſt
ſolche herausgegeben habe, könne ſie nicht behaupten. Aus der
weiteren Vernehmung ergibt ſich, daß die Zeugin über die innere
Organiſation des Volksbundes überhaupt nicht im Klaren war,
des Deutſchen Volksbundes und der Zentralleitung nicht kannte.
Pielawſki will ſie keine Briefbogen mit Aufdruck gegeben haben,
obwohl derartige Bogen ohne große Schwierigkeiten zu=erlangen
geweſen wären. — Die letzte Zeugin des erſten
Verhandlungs=
tages, Hedwig Knebel, eine frühere Angeſtellte des deutſchen
Generalkonſulats, ſagte aus, daß vielfach Perſonen ſich im
Gene=
ralkonſulat einſanden und erklärten, ſie ſeien deutſch geſinnt,
aber in Polen militärpflichtig und möchten, um der Militärpflicht
nicht genügen zu müſſen, nach Deutſchland. Man habe ihnen dann
geraten, ſich an den Deutſchen Volksbund zu wenden, wo ſie
weiter beraten werden würden. Weiter habe man ihnen vorge= liche Dokumente zur Verleſung, die bereits geſtern von
verſchie=
ſchlagen, ſich in Deutſchland Wohnung und Arbeit zu verſchaffen,
wozu ihnen, der Deutſche Volksbund, ebenfalls behilflich ſein
werde. Weiteres Weſentliche wußte die Zeugin nicht auszuſagen.
In der heutigen Verhandlung wurde zunächſt der
Be=
laſtungszeuge, Polizeikommiſſar Brodniewicz der
Woiwodſchafts=
polizei, vernommen. Der Zeuge ſagte aus, daß er von dem Akt
Bialucha keine Kenntnis habe, da er 1925 noch nicht in Kattowitz
geweſen ſei. Er habe aber im Jahre 1927 die Bekanntſchaft der
geſtern als Zeugin vernommenen Hedwig Knebel vom deutſchen
Generalkonſulat gemacht. Er habe feſtgeſtellt, daß trotz der
An=
weiſung der Zentrale des Deutſchen Volksbundes die Ausweiſe
als Päſſe angeſehen worden ſeien, worauf Ulitz erklärte, daß es
ſich bei den von dem Zeugen angeführten Ausweiſen lediglich
um die Mitgliedsausweiſe der Volksbundsmitglieder handelte.
Der Angeklagte bat ſodann den Vorſitzenden, den Zeugen zu
veranlaſſen, den von dieſem in einem anderen Prozeß verleſenen
Brief auch in dieſer Verhandlung zur Verleſung zu bringen.
Die Verteidigung des Angeklagten ſtellt darauf einen
entſprechen=
den formellen Antrag. Es handelt ſich um ein Schreiben des
Führers der Organiſation Oberland=Blücher an den Angeklag= inkriminierten Akt Bialucha. Ueber das Gutachten entſtand
ſsten, in dem die Mithilfe zur Gründung von Stoßtrupps
auge=
woten wird., Wie der Angeklagte erklärt, hat er dieſen Brief an
Die Bezirksbereinigung weitergegeben mit dem ausdrücklichen drehte, ob Ulitz die Unterſchriften in ſchneller Form vollzogen,
Sinweis, ſolche Gründungen zu verhindern, andernfalls ſei er oder ob ein Fälſcher den Namenszug des Angeklagten in
lang=
wenötigt, die Behörden davom in Kenntnis zu ſetzen. Der Zeuge
gerklärte demgegenüber, daß die Sachverſtändigen in dem erſten
SProzeß (es handelt ſich um den Prozeß gegen Fräulein Ernſt
urnd Genoſſen) der Anſicht waren, daß dieſer Brief von Ulitz an
Die Bezirksvereine mit der Abſicht weitergegeben wurde, ihnen
wadurch Kenntnis von den beſtehenden Organiſationen zu geben
und mit der Bitte, dieſen Unterſtützung angedeihen zu laſſen.
Der Staatsanwalt ſelbſt erklärte hierauf, daß er ebenfalls Wert
auf dieſen Brief lege und für ſeine Herbeiſchaffung Sorge tragen
werde.
Hierauf wurde noch der letzte Belaſtungszeuge, Hauptmann
der ausſagte, daß er Bialucha ſelbſt nicht kenne. Er wiſſe uur,
baß dieſer am 30. Juli 1924 gemuſtert worden ſei und der Ein= beim Verkehrsminiſterium in Warſchau, führt aus, daß das
vor=
berufungsbefehl am 23. Februar 1925 abgegangen ſei. Dieſer liegende Material außerordentlich ſchwer zu prüfen ſei, da es aus
batte jedoch nicht zugeſtellt werden können, da der Adreſſat nach
Reiße verzogen war. Der Zeuge erklärte weiter, daß jährlich
twa 150 Deſerteure im Bezirk Königshütte feſtzuſtellen ſeien, Stimmungen des Schreibers, die ſich in den Schriftzügen be=
*
* Zei Beig des Minelds.
Madrider Sommer.
(Nachdruck, auch mit Quellenangabe, verboten.)
Auch der Sommer iſt hier entſchieden beeinflußt von der
ſerichwörtlichen ſpaniſchen Ritterlichkeit. In liebenwürdigſter
nollenden internationalen Veranſtaltungen auf ſpaniſchem Boden
elusländer von Klang) hinter den rot=gelben Grenzpfählen
ver=
ſcwunden war. Dafür holt er jetzt alles Verſäumte nach und Sorgen für ihr und ihrer Familie weiteres Erdendaſein durch
(SAbenimmt ſich einfach rüpelhaft. Fünfunddreißig Grad den Auserwählten beſteht.
im Schatten iſt ſo der Durchſchnitt. Natürlich
ver=
ſänem Schöpfer für den leiſeſten Lufthauch, der ſich etwa aus
undiſche Pflicht iſt. Da gibt es ein ſegensreiches Inſtitut, das Vor= und Nachzüge kennt man hier nicht, wer alſo keinen Platz
haus. Dieſes in Spanien ohne Zweifel lebensnotwendige kommt — Zeit ſpielt ja in Spanien immer noch keine
über=
ſuziale Inſtitut führt hier, ſeiner hilfreichen Aufgabe entſpre= triebene Nolle!
hend, einen viel weniger brutalen Namen als in Deutſchland, es
hißt „Monte de Biedad‟ — Berg des Mitleids, Sebaſtian untreu geworden, ſeit Primo das Glücksſpiel in
Spa=
erbetten und was es ſonſt noch an entbehrlichen Dingen gibt.
B el bekommt man ja dort gerade nicht für dieſes Zeug, aber
Immerhin langt es für den obengenannten Zweck.
iſt, ſind die Zeitungsnachrichten über Liebestragödien.
Aumgekehrt in ein beſſeres Jenſeits befördert, ſei es, weil ſie ihn, aber als unerläßlich für die Zugehörigkeit zur „Geſelſchaft” hält,
icht mehr will oder er es ſich anders überlegt hat. Jedenfalls dann bleibt man ehen zu Hauſe, ſchreibt ſeinen Freundſchaften
deiht die Eiferſucht mit der zunehmenden
euoberungen auszugehen. Wenn aber gar ein Landsmann bei, ter und verſchwindet für die Oeffentlichkeit auf. Leh
es ſei aber ſchwer zu ſagen, ob es ſich um Perſonen polniſcher
oder deutſcher Nationalität handele. Auf die Frage des
Ange=
klagten an den Zeugen, ob er über die in den letzten Tagen
auf=
gedeckte Menſchenſchmuggelaffäre Angaben machen könne, erklärte
der Zeuge, daß er hiervon nur durch die Zeitungen Kenntnis
er=
langt habe. Aus eigener Erkenntnis wiſſe er nichts. Damit war
die Vernehmung der Belaſtungszeugen beendet, und es erfolgte
hierauf.
der Bericht der Schriftſachverſtändigen.
Als erſter Sachverſtändiger erſtattete Profeſſor Krol=Krakau
ein Gutachten. Ueber die Zulaſſung des mündlichen Berichts
des geſtern neu zugelaſſenen zweiten Sachverſtändigen wird erſt
im weiteren Verlauf des Prozeſſes Beſchluß gefaßt werden.
Später kam es zu einem Zuſammenſtoß zwiſchen Staatsanwelt
und Verteidigung, während der Angeklagte ſelbſt, am Tiſche des
Staatsanwalt ſitzend, noch einmal probeweiſe ſeine
Unterſchrif=
ten geben mußte. Von der Verteidigung war der Antrag geſtellt
worden, den Schriftſachverſtändigen und Leiter der
graphologi=
ſchen Abteilung des Polizei=Inſtituts in Lauſanne, Dr. Biſchof,
fenen Telegramm hervorgeht, heute abend mit dem Flugzeug in einen gegen Frankreich und die Beſatzungsmächte ſtark heraus=
Kattowitz eintreffen wird. Der Staatsanwalt lehnte dieſen
Sach=
verſtändigen ab, da es dem polniſchen Gericht und den polniſchen
Behörden nicht möglich ſei, den Sachverſtändigen, da er Auslän= kel aus Germersheim und der Kaufmann Robert Budel
der ſei, ſpäter gegebenenfalls zur Rechenſchaſt zu ziehen. Die
Verteidigung, insbeſondere Dr. Smiarowſki, legte demgegenüber
da ſie den Unterſchied zwiſchen der Bezirksvereinigung Kattowitz dar, daß der zur Verhandlung ſtehende Fall ſich zum großen Sicherheit der Beſatzung am 21. Juni vor dem Militärpolizei=
Teil außerhalb der Grenzen des Landes abgeſpielt habe. Es
müſſe dem Angeklagten deshalb auch geſtattet werden, ſich auf
ausländiſche Sachverſtändige zu berufen. Der Staatsanwalt
be=
zeichnete das als eine theatraliſche Argumentation und blieb bei
ſeiner Ablehnung. Das Gericht zog ſich zur Beſchlußfaſſung über
die Zulaſſung des von der Verteidigung beantragten
Schriftſach=
verſtändigen Dr. Biſchof zurück.
Nach einer Pauſe von 45 Minuten wurde die Beratung
wie=
der aufgenommen. Es kamen einige auf den Spitzeldienſt
bezüg=
denen Belaſtungszeugen erwährt worden waren. Darauf wurde
die Verhandlung auf 4 Uhr nachmittags vertagt.
In der Nachmittagsſitzung werden die Entlaſtungszeugen
gehört. Zur Sachverſtändigenfrage kam das Gericht noch zu dem
ſtädigen, den Lauſanner Experten Biſchof, zuzulaſſen, jedoch nur,
wenn es die Sachlage unbedingt erforderlich mache.
Auch ein Sachverſkändiger.
Nach Wiederaufnahme der Verhandlung im Ulitz=Prozeß
wurde der Gerichtsbeſchluß verkündet, den von der Verteidigung
geſtern benannten Schriftſachverſtändigen Kwiezynſki zuzulaſſen.
dagegen den vorläufig heute von der Verteidigung
angekündig=
ten Schriftſachverſtändigen aus Lauſanne, Biſchof, vorerſt zur
Verhandlung nicht hinzuzuziehen. Der von der Anklagebehörde
geſtellte Schriftſachverſtändige, Profeſſor Krol=Krakau, gab dann rührte, mit Pfuirufen und Bravos begleitet habe.
ein Gutachten dahin ab, daß die während der Verhandlung
voll=
zogenen Unterſchriften des Angeklagten alle Merkmale und
An=
zeichen aufwieſen wie auf den Beſcheinigungen ſowie auf dem L gebent und manches an den Haaren herangezogen haben. Der
zwiſchen dem Vorſitzenden, der Verteidigung und den
Sachver=
ſtändigen eine ausgedehnte Auseinanderſetzung, die ſich darum
die Verteidigung, insbeſondere wieder durch Rechtsanwalt
Smig=
rowſki=Warſchau
wird der Sachverfändige ziemlich in die Enge gegen Budel 50 und 40 Mark Geldſtrafe.
gelieken
mikrometriſchen Meſſungen der Steigungshöhe der einzelnen ſatzungsbehörde gefährden könnten. Die Umzüge hätten keinen
Buchſtaben uſw. nicht vorlegen zu können, da er Notizen dar=
Ingſinſki vom Bezirkskommando, in Königshütte vernommen, über für nicht notwendig erachtete. Der von der Verteidigung ſtortlicher Natur geweſen. Im übrigen habe der Staatsanwalt
verſchiedenen Zeiten ſtamme und die Unterſchriften mit
verſchie=
dener Tinte hergeſtellt ſeien. Auch dürſten die verſchiedenen
Dm mmnggnnnn nnnnnn
den Spanierinnen eigenen kräftigen Stimme zarte Liebeslieder
in den nächtlichen Himmel hinauszwitſchert, dann, oh Fremder,
packe deine Koffer in aller Stille und entfleuche, denn das Un= fragen, ob die Herrſchaften noch in Madrid ſeien, raſch und
deut=
heil ſchreitet ſchnell, und man hat hier zum Teil noch recht alter= lich antwortet: „Bedaure, die Herrſchaften ſind verreiſt, an der
Von unſerem ſtändigen Berichterſtatter. tümliche Anſchquungen auf Gebieten, wo du von Freiheit und See, Adreſſe haben ſie nicht hinterlaſſen, weil ſie den Sommer in
Selbſtbeſtimmung träumſt! Vor allem aber, ſoll man ſich über
die Begriffe „Aonio” und „Aoria” im klaren ſein, um
Unan=
v. Gss. Madrid, Mitte Juli. nehmlichkeiten zu vermeiden: der Nonio iſt ein männliches Weſen,
raubt iſt und ſich in die abſolute Abhängigkeit eines beſtimmten Anfang in den erſten Junitagen in der Bombilla, dem Madrider
=eiſe hat er ſich während der Dauer der heuer nicht enden= unverheirateten weiblichen Weſens begeben hat, während die Vergnügungspark, und zieht ſich von dort durch ſämtliche
Ma=
zurückgehalten, bis auch der letzte „Uxtraniero de Aistingeion” beſonders ſcharf zum Ausdruck bringt und mit kühler Berech= buden, „Haut den Lukas”, Erfriſchungshallen, Drehorgeln und
nung auf ihr Ziel losſteuert, welches in der Uebernahme der hundert andere ſchöne Dinge beglücken nicht nur den Beſucher
neidet da jeder, der kann, untertags auf die glühenden Straßen die letzten von den unzähligen feſtlichen Veranſtaltungen der ben ſie ſich vorwärts, Staubwolken aufwirbelnd, geſtikulierend
zu gehen. Man kriecht erſt am Abend aus ſeinem Bau und daukt Madrider Geſellſchaft ausgeklungen ſind beginnt der Zug und ſchreiend. Man hat das Gefühl, ſie wollten ſich alle
tot=
nach dem Norden. Die königliche Familie geht nach
Sau=
dm Gebirge mitleidig nähert. Die ſteigende Temperatur bringt tander, die Regierung nach San Sebaſtian, die Botſchaften eben= loſigleit. Das ganze ſo überaus kriegeriſch klingende Geſchrei iſt
ſlbſtverſtändlich einen zunehmenden Flüſſigkeitsverbrauch, und falls. Wer es ſich irgendwie leiſten kann, fährt auch dorthin, um
drs koſtet Geld. Wenn man das nun nicht hat, muß man es ſich dem kaſtiliſchen Sommer zu entfliehen. Die Züge nach der Nord= muß die Tatſache werden, daß man trotz all der an den Tag ge=
Ib ſchaffen, beſonders, wenn die Familien 6=, ſ= und noch mehr= küſte ſind ſo beſetzt, daß man ſich acht Tage vorher ſeine legten Begeiſterung faſt keine Betrunkenen ſieht. Wenn man ſich
Kpſig ſind, wie das hier auch in den ärmſten Kreiſen ſo vater= Fahrkarte beſorgen muß. Das ſegensreiche Inſtitut der alſo an das Kriegsgeheul gewöhnt hat und gut auſpaßt, daß man
lohne Wucherzinſen, beinahe umſonſt, aushilft: das Pfand= errungen hat, bleibt eben ſolange, hier bis er an die Reihe mutter und allen übrigen Familienmitgliedern derartigen
Feſt=
urz „Berg” genannt. Dahin wandert jetzt aller Ballaſt der käl= nien verboten hat. Sie verbringen jetzt den Sommer in Biar= gen und andere ſinnreiche Vergnügungen, wie ſie bei uns ſo
be=
eren Jahreszeit wie Mäntel, Smolings, Fracks Wolldecken, Un= ritz und laſſen ihr= Tauſender bei den Franzoſen. Schade um die liebt ſind, kennt man hier nicht. Jeder tut und läßt, was ihm
Millionen, die Spanien auf dieſe Weiſe durch die Finger gehen! gerade Spaß macht, und fordert von ſeinen Mitmenſchen nur,
Hier in der Hauptſtadt aber ſcheinen ganze Straßenzüge
ver=
laſſen und verwaiſt. Wie ausgeſtorben liegen die vornehmen
Das ſicherſte Zeichen dafür, daß der Sommer einwandfrei Viertel Madrids im Sonnenbrand. Wer aber nun etwa glaubt, Baden” hat einmal ein ganz Witziger geſagt. Natürlich hat er
es ſeien wirklich alle Inwohner an die See gefahren, der irrt ſich. Baden=Baden noch nicht einmal auf der Landkarte geſehen, aber
Benn es wärmer wird, kommt das ſpaniſche Blut in Wallung. Deun es gibt hier eine beſondere Gruppe von Leuten,
Es vergeht dann kaum eine Woche, in der nicht ein „Norio” — denen der Schein über alles geht. Wenn man alſo tum muß man ihm den Vergleich verzeihen!
Gräutigam — ſeine „Noria” — jdem, aber weiblich — oder auch nicht genügend Geld hat, um verreiſen zu können, dieſe Tätigkeit
liebenswürdige Abſchiedsbrieſe, weil man den Sommer über
brtze, und es empfiehlt ſich für jeden Nichteingeweihten, in wegfährt und erſt im Herbſt wieder das Vergnügen haben wird, voll und mit künſtleriſcher Sicherheit unſere vierbeinigen Hausfreunde
ſer Zeit lieber täglich 3mal kalte Duſchen zu nehmen, als auf ſeine Freunde bei ſich zu ſehen” und — läßt die Rolläden herun= in den verſchiedenſten ſpaßhaften und nachdenklichen Szenen. (Johaues
merkbar machen, nicht außer acht gelaſſen werden. Das
vorge=
legte photographiſche Material (Beſcheinigung Bialuchas) ſei
von einem Amateur hergeſtellt und befinde ſich in ſehr ſchlechtem
Zuſtande. Es laſſe ſich durchaus kein Urteil abgeben, ob die
Unterſchrift gefälſcht oder echt ſei. Die Photographie ſei klein
und minderwertigg, die Unterſchrift reiche zu einem
Gutachten nicht aus, dem das Gericht
beſonde=
ren Wert beimeſſen könnte. Auch eine Vergrößerung
der Unterſchrift ſei hierzu nicht ausreichend, da ſie die Merkmale
der kleinen und ſchlechten Unterſchrift nur in vergrößertem
Maß=
ſtabe wiedergebe. Die nur fünf leicht zu ſchreibenden Buchſtaben
der Unterſchrift des Angeklagten bergen keine Schwierigkeiten
für einen geſchickten Fälſcher.
Darauf wurde die Sitzung kurze Zeit unterbrochen.
der
„Deuſche Tag” in Landſtuhl vor dem fran=
Miſchen Beutuigsgeifin Maif.
* Mainz, 24. Juli.
Am 11. und 12. Mai 1929 veranſtaltete die
Nationalſoziali=
ſtiſche Arbeiterpartei der Pfalz in Landſtuhl einen „Deutſchen
Tag”, der am Samstag mit einer großen politiſchen
Verſamm=
lung begann, und am Sonntag nach einem Umzug in Landſtuhl
mit einer Feier auf Burg Sikkingen endete. Die Verſammlung
als Sachverſtändigen zuzuziehen, der, wie aus einem eingelau= am 11. Mai ſoll nach den Berichten zweier Surets=Beamten
fordernden Charakter angenommen haben.
Zwei Führer der Nationalſozialiſten, der Lehrer Joſef
Bür=
aus Landſtuhl, hatten ſich wegen Beleidigung, Durchführung
eines Umzugs mit militäriſchem Charakter und Gefährdung der
gericht Landau zu verantworten, und wurden zu 4 Tagen
Ge=
fängnis und Geldſtrafen von 275 Mark bzw. 115 Mark
ver=
urteilt.
Der Prozeß hatte damals einen politiſchen Charakter
ange=
nommen und die Tätigkeit der Beſatzungsmächte auf
Angliede=
rung des Rheinlands an Frankreich berührt. Die von dem
Verteidiger der beiden Verurteilten, Rechtsanwalt Dr. Führ=
Landau eingelegte Berufung wurde jetzt vor dem Militär=
Be=
rufungsgericht Mainz verhandelt. Die Beweisaufnahme drehte
ſich darum, ob in den politiſchen Reden tatſächlich die von den
Surets=Beamten inkriminierten Stellen vorgekommen ſind. Nach
den Berichten der Beamten ſoll ausgeführt worden ſein, daß
man ſich durch Urteile von franzöſiſchen Gerichten nicht am
Neden hindern laſſe. Bürkel ſoll ausgeführt haben, daß Frank=
Beſchluß, den von der Verteidigung geladenen zweiten Sachver= reich ſchon ſeit Jahrhunderten die Grenze am Rhein anſtrebe,
daß die Franzoſen unter Ludwig XIV. die Pfalz gebrandſchatzt
hätten, und daß auch bei der jetzigen Beſetzung die Generäle
Guerard und de Metz die alte Politik der Angliederung der
Pfalz an Frankreich fortgeſetzt hätten. Dieſe Beſtrebungen ſeien
an der Abwehrorganiſation nationaler Kreiſe geſcheitert. In
bezug auf Leo Schlageter ſoll er geäußert haben, daß Schlageter
von den Franzoſen meuchlings ermordet wurde. Der
Mitange=
klagte Budel ſoll in aufreizenden Worten bei ſeiner
Begrüßungs=
anſprache den Boden für die Erregung der Verſammlung
ge=
ſchaffen, die dann alles, was Frankreich und die Beſatzung be=
Bei der Beweisaufnahme ſtellte ſich heraus, daß die
franzö=
ſiſchen Beamten den Verlauf der Verſammlung entſtellt
wieder=
eine davon verſteht nicht genügend Deutſch, um allen Reden
einwandfrei folgen zu können. Der Angeklagte Bürkel erklärte,
Schlageter ſei ſtandrechtlich erſchoſſen worden, ihm könne es nie‟
in den Sinn gekommen ſein, dies als meuchlings zu bezeichnen.
Die Beſatzungsmächte ſeien in keiner Weiſe verhöhnt oder
be=
ſamer kalligraphiſch bedächtiger Art vorgenommen habe. Durch leidigt worden. Im Verlauf ſeiner Verteidigungsrede gerütz,ch
Bürkel ganz aufs politiſche Gebiet. Er beleuchtet die politiſche
Lage vom Standpunkt ſeiner Weltanſchauung aus.
Der Staatsanwalt beantragte gegen Bürkel 100 Mark und
Dr. Führ=Landan beantragte in allen Anklagepunkten
Frei=
ſprechung. Die Verſammlung ſei politiſchen Charakters geweſen,
und von der Rheinlandkommiſſion genehmigt worden. Es ſeien
und muß ſchließlich zugeben, einen genauen Nachweis über ſeine keine Worte gefallen, die die Würde und Sicherheit der
Be=
militäriſchen Charakter gehabt, und die Kommandos ſeien rein
geladene Sachverſtändige Kwiczynſki, Oberkontrolleur ſelbſt ausgeführt, daß er Achtung vor den Nationalſozialiſten habe.
Das Militärpolizeigericht verurteilte Bürkel wegen ſeiner
politiſchen Rede in Tateinheit mit beleidigender Haltung
gegen=
über den Surets=Beamten zu 100 Mark, Budel wegen desſelben
Delikts zu 20 Mark, und wegen der Umzüge mit militäriſchem
Charakter zu 10 Mark Geldſtrafe.
Dm mngnngnn ngnnn nnn gngngn en gnngngngnengngngnsenmnmn
Der Portier des Hauſes aber bekommt ein gutes Trinkgeld,
da=
mit er jedem, der eventuell auf die ausgefallene Idee käme, zu
aller Ruhe genießen wollen.”
Die Maſſe des Volkes aber vergnügt ſich, wie es eben geht,
und wenn der kühle Nachtwind kommt, ziehen ſie auf die „
Ver=
das ſeiner hauptſächlichſten geiſtigen Fähigkeiten meiſtens be= bena‟. Die Verbena iſt eine feine Erfindung, ſie nimmt ihren
Noris völlig Herrin ihres Willens iſt, ja ihn in dieſer Zeit ſogar drider Stadtviertel. Jahrmarktbetrieb, Luftſchaukeln,
Schieß=
der Verbena, ſondern verſchaffen auch ſämtlichen Umwohnern
eine Woch, hiudurch täglich 3 köſtliche ſchlafloſe Nachtſtunden. Zu
Madrid bekommt jetzt ein ganz anderes Geſicht. Nachdem Tauſenden wandert die Menge zur Verbena, Kopf an Kopf
ſchie=
ſchlagen, und erſt beim näheren Zuſehen merkt man die
Harm=
tatſächlich höchſter Freudenausdruck. Anerkennend hervorgehoben
keinen der Säuglinge anrempelt, die mit Vater, Mutter,
Groß=
lichkeiten ebenfalls beizuwohnen pflegen, dann paſſiert
einem ſicher nichts. Das Volk iſt hier überhaupt außer=
Ein großer Teil der Madrider Ariſtokratie iſt übrigens San ordentlich harmlos und viel weniger aggreſſiv als in der lieben
Heimat. Provozierte Raufereien, Anrempeln, blöde
Bemerkun=
daß ſie ihn in ſeiner Feſtſtimmung nicht ſtören.
„Madrid im Sommer, ohne Familie und mit Geld —
Baden=
angeſichts des Ueberfluſſes ſeiner Freude über das Strohwitwer=
Ter Gunbenarr. 41 luſtige Hundehilder von Johannes
Lehr=
mannmit Verſen von Ley Luſt ig heiſt ein ſoeben erſchienenes, höchſt
emüſantes Karikaturenhuh. Ir dieſen Hundebildern, die eine reiche
Quelle köſtlichen zeichure iſhen Humors ſind, ſchildert Lehrmann liebe=
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Nummer 204
Donnerstag, den 25. Juli 1920
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[ ← ][ ][ → ]Nummer 204
Donnerstag, den 25. Juli 1929
Seite 5
Aus der Landeshaupkſtadk.
Darmſtadt, 25 Juli.
— Erledigt ſind im Kreis Oppenheim: Eine evangeliſche Lehrerſtelle
zu Ensheim. Dienſtwohnung iſt frei. — Eine evangeliſche
Lehrer=
ſtelle zu Oppenheim. Wohnung zunächſt nicht vorhanden. — Eine
katholiſche Lehrerſtelle zu Sulzheim. Dienſtwohnung iſt frei. —
Eine katholiſche Lehrerſtell: zu Ober=Hilbersheim.
Dienſt=
wohnung iſt frei. — Eie karholiſche Lehrerinnenſtelle zu
Oppen=
heim. — Eine evangeliſche Lehrerſtelle zu Bodenheim.
— Ernannt wurden: Am 1. Juli: die prov. Handarbeits= und
Zeichenlehrerin Dinn Roth an der Studienanſtalt in Mainz zur
Zeichenlehrererin an dieſer Stelle, mit Wirkung vom 1. Juli 1929 an;
am 12. Juli: der Gendarmeriehauptwachtmeiſter auf Probe Peter
Herrſchaft zu Guntersblum zum Gendarmeriehauptwachtmsiſter,
mit Wirkung vom 1. Juli 1929 an; am 16. Juli: die Lehrer Heinrich
Dietz zu Nieder=Mörlen, Kreis Friedberg, Rudolf Eichberger zu
Flonheim, Kreis Alzey, Heinrich Hanitſch zu Kleinhaufen, Kreis
Bensheim, zu Lehrern an der Volksſchile zu Gonſenheim, Kreis Mainz,
mit Wirkung dom Tage des Dienſtantritts an; am 17. Juli: der Lehrer
Georg Walldorf zu Bauſchheim, Kreis Groß=Gerau, zum Lehrer
an der Volksſchule zu Groß=Gerau, wit Wirkung vom Tage des
Dienſt=
antritts an.
— In den Ruheſtand verſetzt wurden: Am 12. Juli: der Rektor
an der Volksſchule zu Klein=Linden, Kreis Gießen, Friedrich Mönnig,
auf ſein Nachſuchen vom 1. Auguſt 1929 an; der Lehrer an der
Volks=
ſchule zu Weiſenan, Kreis Mains, Auguſt Greb, auf ſein Nachſuchen
vom 1. Auguſt 1929 an; am 15. Juli: der Rektor an der Volksſchule zu
Dreieſchenhain, Kreis Offenbach, Hermann Bott, auf ſein Nachſuchen
vom 1. Auguſt 1929 an.
— Turner und Feuerwehr. Zur Feier des 80jährigen Beſteheus
der Freiwilligen Feuerwehr am 27. und 28. Juli iſt die
Turngeſell=
ſchaft Darmſtadt 1875 zum Feſtabend am 27. Juui im Rummelbrau zur
Mitwirkung verpflichtet worden. Neben der Turnerſingmannſchaft, die
es in ganz kurzer Zeit unter der umſichtigen Leitung ihres Dirigenten,
Herrn Meyer, zu ganz beachtlicher Leiſtung gebracht, wird die
Tur=
nerinnenabteilung (Leitung Frauenturnwart Schwarz) verſchiedene
Darbietungen aus dem Gebiete des Frauenturnens zeigen. Auch die
Turner haben ſich in den Dienſt der guten Sache geſtellt und werden
mit entſprechenden Leiſtungen aufwarten. Befindet ſich doch in der
Turnerriege der vielverſprechende jugendliche Geräteturner Heinrich
Schneider, der zweite Sieger vom Gauturnfeſt in Bensheim am
verfloſſenen Sonntag, und außerdem ſein Vater, Ph. Schneider,
der trotz ſeines Alters von 51 Jahren dritter Sieger in Bensheim
wurde. Gewiß ein ſehr ſeltener Fall, Vater und Sohn, trotz des
ge=
waltigen Altersunterſchiedes von 18 und 51 Jahren, mit gleich
her=
vorragenden Leiſtungen auf dem Gebiete der Geräteturnkunſt. Der
Feſtabend der Freiwilligen Feuerwehr wird durch die Mitwirkung der
Turngeſellſchaft 1875 ein hervorragendes Gepräge erhalten und ſich als
beſonders zugkräftig erweiſen.
— Turngemeinde Darmſtadt 1846 — Schülerabteilung. Wir machen
darauf aufmerkſam, daß während der Sommerferien die
Turnſtun=
den ausfallen. Unſere nächſte Uebungsſtunde iſt erſt wieder am
Samstag, den 10. Auguſt, 16 Uhr. Diejenigen Schüler jedoch, die bei
dem Kinderturnfeſt am 18. Auguſt in Roßdorf mitturnen wollen,
bitten wir zwecks Feſtſtellung der Teilnehmerzahl uſw., am kommenden
Samstag, 27. Juli, 15.30 Uhr, in der Turnhalle zu ſein.
— Der Zweigverein Darmſtadt des Vogelsberger Höhenelubs
unter=
nahm ſeine 8. Wanderung. Auf ausgeſuchten Wegen führte die
Wan=
derung, nachdem die Eiſenbahn die Wanderer nach Jugenheim
ver=
bracht hatte, von da über Schloß Heiligenberg, Kaiſerbuche, Kuralpe,
Gadernheim nach Lindenfels. Das Häuflein war diesmal klein, was
auf die herrſchende Hitze zurückzuführen iſt. Aber alle 51 Wanderer
kamen auf ihre Rechnung. Trotz 32 Grad in der Sonne hatte der
Him=
mel Erbarmen, er befächelie alle durch angenehme Winde, ſo daß die
Wanderung eine Freude war. Die erſte Erfriſchung wurde auf der
Kuralpe eingenommen, die Mittagsraſt erfolgte in Gadernheim im
Gaſt=
haus „Zur Neunkircherhöhe” bei Nettig, wo die Aufnahme eine ſehr
gute war und nur das Beſte geboten wurde. Während einer kurzen
Marſchpauſe im Walde zwiſchen Kolmbach und Lindenfels erfüllte
V.H. C.=Bruder Ries eine traurige Pflicht. Er gedachte beim Rauſchen
der Buchen des V. H. C.=Bruders Wolpert; der anfangs dieſes=Monats
die große Wanderung in das Jenſeits angetreten hat. Den Worten
des V.H.C.=Bruders Ries hörten die Wanderer mit entblößtem Haupte
zu und widmeten dem Verſtorbenen eine Minute ſtillen Gedenkens. Die
Schlußeinkehr erfolgte in Lindenfels im Reſtaurant „Zum Odenwald‟
bei Vogel. Hieran ſchloß ſich eine Beſichtigung der Burg, wobei die
Führer über deren geſchichtliche Entwickelung kurze Erläuterungen gaben.
Den Führern ſprach V.H.C.=Bruder Kornmann mit einem dreifachen
„Friſch auf” den Dank für die Führung aus. Ein Heag=Omnibus
ver=
brachte dann die Wanderer, die von der Tour voll befriedigt waren,
wieder nach Darmſtadt.
— Angeln. Bei dem am 21. Juli in Oppenheim ſtattgefundenen
erſten Wurfturnier des Heſſiſchen Anglerbundes gelang es den
Mit=
gliedern des Anglervereins Darmſtadt, Herrn Fritz Michel mit
:93 Metern den 1. Preis und einen Ehrenpreis, Herrn Heinr. Wieder
unit 73 Metern den 4. Preis in Gruppe, Weitwerfen” und Herrn Aug.
Deinert den 6. Preis in Gruppe „Zielwerfen” gegen ſehr ſcharfe
onkurrenz zu erringen.
— Nächſte Dampferabfahrien der Hambrrg—Amerika=Linie. Nach
Mew York (ab Hamburg bzw. Cuxhaven): „Cleveland” am 29. 7.
(30. 7), „Hamburg” am 1. 8. (2. 8.), „Albert Ballin” am 8. 8. (9. 8.),
„Reſolute” am 12. 8. (13. 8.), „Weſtphalia” am 14 8., „St. Louis” amn
L5. 8. (16. 8.), „Reliance” am 19. 8. (20. 8). — Nach Philadelphia,
Mew York (ab Hamburg): „Ammon” am 9. 8., „Hagen” am 23. 8.,
„Amaſis” am 6. 9. — Nach Boſton, Baltimore, Niorfolk
ab Hamburg): „Iſerlohn” am 2. 8., ein Dampfer am 16. 8., „
Para=
guay” am 30. 8. — Nach der Weſtküſte Nordamerikas (ab
Samburg): „Seattle” am 10. 8., „Portland” am 31. 8., „Los Angeles”
am 21. 9. — Nach Kanada (ab Hamburg): „Elmshorn” am 24i. 7.,
„Kings County” am 2. 8., „Emden” am 9. 8., „Liguria” am 9. 8.,
„Brant County” am 23. 8. — Nach Weſtindien, Weſtküſte
Bentralcmerikas (ab Hamburg): „Galicia” am 27. 7., „Mimi
Sorn” am 3. 8., „Magdalena” am 10. 8., „Phrygia” am 17. 8., „
Grune=
wiald” am 24. 8., „Ingrid Horn” am 31. 8. — Nach den
Weſtindi=
ſchen Inſeln (ab Hamburg): „Conſul Horn” am 30. 7., „Amaſſia”
am 13. 8., „Waldtraut Horn” am 27. 8. — Nach Kuba (ab
Ham=
burg): „Albingia” am 24. 8., „Eupatoria” am 25. 9., „Kiel” am 25. 10.
— Nach Mexiko (ab Hamburg): „Rio Bravo” am 3. 8., „
Nordfries=
ſrind” am 14. 8., „Weſterwald” am 27. 8., „Rio Panuco” am 7. 9.,
Seſoſtris” am 18. 9. — Nach der Oſtküſte Südamerikas (ab
Samburg): „Uruguay” am 31. 7., „Kyphiſſia” am 3. 8., „General
Mitre” am 7. 8., „Idarwald” am 10. 8., „Adalia” am 17. 8., „
Nieder=
wald” am 31. 8., „Artemiſia” am 14. 9. — Nach der Weſtküſte
Südamerikas (ab Hamburg): „Eifel” am 31. 7., „Poſeidon” am
W. 8., „Heluan” am 14. 8., „Iſis” am 24. 8., ein Dampfer am 21. 8.,
„Itauri” am 21. 9. — Nach Niederländiſch=Indien (ab
Hamburg): „Menes” am 31. 7, ein Dampfer am 14. 8., (ab Rotterdam):
„Mamſes” am 20. 8., (ab Hamburg): „Heidelberg” am 28. 8., ein
Damp=
fer am 11. 9., (ab Rotterdam): „Halle” am 17. 9. — Nach
Auſtra=
lien (ab Hamburg): „Moſel” am 3. 8., ein Dampfer am 14. 8.,
„Altona” am 24. 8. — Nach Südafrika (ab Hamburg): „
Hanno=
ter” am 24. 8., „Hanau” am 21. 9. — Nach Oſtaſien (ab Hamburg):
„Wogtland” am 3. 8., „Ludendorff” am 10. 8., „Duisburg” am 17. 8.,
„Sliva” am 27. 8., „Sauerland” am 5. 9., „Kulmerland” am 14. 9. —
Mitgeteilt durch die hieſige Vertretung: Bankgeſchäftt Friedrich Zaun,
4uiſenplatz 1. (Tel. 1308/09).
Der Wohlfahrtsſchule des Hefſiſchen Diakonievereins zu
Darm=
ſtadt iſt ſoeben, nachdem die erſte Prüfung unter Mitwirkung des
Heſſi=
ſchen Miniſteriums des Innern ſtattgefunden hat, die ſtaatliche
Aner=
kennung erteilt worden. Die Schule wurde im Jahre 1927 von dem
Heſſiſchen Diakonieverein zu Darmſtadt gegründet. In Verbindung
mit ihr beſteht ebenfalls ſeit 1927 die Pfarrgehilfinnenſchule. Aährend
die Wohlfahrtsſchule (ſoziale Frauenſchule) die Fürſorgerinnen, die in
Stadt und Land in öffentlichem Dienſt ſtehen, alſo entweder in der
Kreisfürſorge oder bei ſtädtiſchen Jugend= und Wohlfahrtsämtern tätig
ſind, ausbildet, har die Pfarrgehilfinnenſchule die Aufgabe, Kräfte für
die von der Kirchengemeinde getragene Fürſorge in geeigneter Weiſe
auszubilden. Sämtliche Pfarrgehilfinnen müſſen zugleich das Examen
in der Wohlfahrtspflege ablegen. Die Pfarrgehilfinnenſchule iſt von
der oberſten Kirchenbehörde auch nach dem erfolgten erſten Examen
an=
erkannt worden.
Mttttutftutf
Beachten Sie bitte das
Angebot der
Eirrna
auf Seite 24 und 25
— Wanderabteilung der Turngemeinde Darmſtadt 1846. Am
Sonn=
tag, den 28. Juli, findet unſere nächſte Wanderung ſtatt. Dieſe
Wande=
rung führt in den ſüdlichen Odenwald. Von Weinheim aus
marſchieren wir über die Windeck nach Buchklingen, Unter= und Ober=
Flockenbach. Der Rückweg bringt uns über den Geiersberg nach
Wein=
heim. Wir treffen uns um 6.30 Uhr am Hauptbahnhof und fahren mit
dem Zug 6.49 Uhr nach Weinheim. Die älteren Teilnehmer ſöſen
Sonn=
tagskarte bis Weinheim zum Preiſe von 1,90 RM. Für die
Jugend=
lichen unter 2 Jahren liegt beim Hausmeiſter die Einzeichnungsliſte
für den Jugendfahrſchein offen. Der Fahrpreis von 1,50 RM. iſt bei
der Einzeichnung zu entrichten. Die Mittagsraſt halten wir in Ober=
Flockenbach im Gaſthaus „Zur Roſe‟. Wer an dem gemeinſamen
Mit=
tagstiſch im Preiſe von 1,40 RM. teilnehmen will, wird gebeten, ſich
ebenfalls, in die beim Hausmeiſter offenliegende Liſte einzutragen. Die
Marſchzeit beträgt 5 Stunden. Da die Wanderung durch einen ſchönen
Teil des Odenwaldes und durch viel Wald führt, bittet der
Wander=
ausſchuß um zahlreiche Beteiligung.
Es lohnt sich!
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— Ein billiger Sonderzug geht Samstag, den 3. Auguſt, ab
Darm=
ſtadt durch den herrlichen Schwarzwald zum Rheinfall
bei Schaffhauſen und weiter in die Wunderwelt der Schweizer
Alpen. An die Beſichtigung von Zürich ſchließt ſich eine
Dampfer=
fahrt rund um den Züricher See an. Das ſchöne Luzern wird beſucht,
eine ganztägige Dampferfahrt auf dem Vierwaldſtätter See im Angeſicht
der ſchneebedeckten Alpenberge bringt die Fahrgäſte zu den vertrauten
Stätten der Tellſage. Gewaltig recken ſich Pilatus und Rigi vor uns
auf, ein herrliches Panorama bietet ſich dem überraſchten Auge bei
einem Gang über die weltberühmte Axenſtraße dar. Mit
verſchwen=
deriſcher Hand hat die Natur ihre Reize über dieſes köſtliche Fleckchen
Erde ausgegoſſen. Die geſamte Fahrt koſtet hin und zurück
einſchließ=
lich aller Dampferfahrten nur 45 Mark. Die Rückkehr wird am
Diens=
tag erfolgen. Karten müſſen ſofort beſtellt oder gelöſt werden bei dem
Verkehrsbureau Darmſtadt, Ernſt=Ludwigsplatz 6.
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— Kugelblitz. Bei dem Gewitter am Dienstag abend konnte man
am ſüdlichen Firmament einen Blitz dritter Klaſſe, und zwar einen
Kugelblitz von höchſt ſeltener Erſcheinung, beobachten. Er durchlief die
Atmoſphäre mit ſo geringer Geſchwindigkeit, daß man ihn 2—3
Sekun=
den lang am Himmel ſehen konnte. Er verſchwand ganz plötzlich ohne
jegliche Detonation.
Schulgeldmahnung. Nach der heutigen Veröffentlichung im
Inſeratenteil iſt das Schulgeld für die hieſigen höheren Schulen ſowie
der Städtiſchen Maſchinenbau=, Gewerbe=, Handels= und
Haushaltungs=
ſchulen für den Monat Juli 1929 bei Meidung der Beitreibung bis
zum 10. Augzſt 1929 an die Stadtkaſſe, Grafenſtraße 28, zu zahlen.
Wie heiß kann es bei uns werden?
Tropiſche Temperaturen in Deutſchland. — Die Hitze im „Tal des
Todes”. — Die heißeſte Stelle der Erde. — Gibt es Temperaturen
von 70 Grad?
Die ungeheure Hitze, die augenblicklich in ganz Deutſchland und
einem großen Teil Europas herrſcht und von Tag zu Tag bisher an
Intenſität zunahm, regt zu der Betrachtung an, wie heiß es bei uns
werden kann. Temperaturen von 35—38 Grad, wie ſie in den letzten
Tagen bei uns gemeſſen wurden, gehören bereits zu den tropiſchen
Erſcheinungen, und es iſt durchaus nicht unmöglich, daß Steigerungen
der augenblicklichen Hitzegrade noch Wirklichkeit werden. Im
allgemei=
nen hat Deutſchland eine oberſte Grenze für die Leiſtungen des
Thermo=
meters, denn 40 Grad Celſius ſind bei uns noch nie überſchritten
wor=
den. Hin und wieder werden Meldungen verbreitet, die von 40, 41,
ſogar bis 43 Grad Hitze in manchen Städten zu berichten wiſſen, aber
wenn es ſich nicht um ganz ungewöhnliche Ausnahmen handeln ſollte,
ſo kann man mit Sicherheit annehmen, daß Fehlmeſſungen vorgekommen
ſind. Entweder iſt die Stelle, wo dieſe hohen Wärmegrade feſtgeſtellt
wurden, nicht völlig von den Einwirkungen der Sonne frei, ſo daß
es ſich nicht um reine Schattengrade handelt, oder die Thermometer
haben irgendwie verſagt. Oft befinden ſie ſich an Mauern, deren
Rück=
ſeiten unausgeſetzt von den Sonnenſtrahlen erwärmt werden, ſo daß
leichte Echöhungen der Temperaturſkala ſich auf dieſe Weiſe erklären.
Zu den heißeſten Sommern der letzten Jahrzehnte gehören die
Juli=
monate und Auguſtmonate der Jahre 1911 und 1921. In dieſen
bei=
den Jahren wurden in verſchiedenen deutſchen Städten, wie z. B. in
Dresden, Liegnitz, Chemnitz, Temperaturen von 36—38,6 Grad Celſius
gemeſſen. Stuttgart hatte ſogar 39 Grad und Jena angeblich 40 Grad.
Darüber hinaus ſind aber tatſächlich beglaubigte Temperaturen bei
uns noch nicht beobachtet worden. Alſo auch die Hitze hat in
Deutſch=
land ihre Grenze, und wir können annehmen, daß ſie augenblicklich in
pielen Orten die Höchſtwerte erreicht hat. Der Mitteleuropäer iſt an
höhere Temperaturen nicht gewöhnt und leidet, wie jeder aus Erfahrung
weiß, ſchon unter den augenblicklichen Wärmegraden recht beträchtlich.
Anders dagegen ſind orientaliſche Völker eingeſtellt, wie z. B. die
Abeſſinier, die in vielen Orten ihres Landes im Sommer unterſte
Tem=
peraturen von 30 Grad zu ertragen haben. Das will etwas bedeuten,
denn bei uns ſind auch an tropiſch heißen Tagen die niedrigſten
Tem=
peraturen mit 17—2 Grad gemeſſen worden. Außerdem haben wir
nur einige Tage derartige tropiſche Wärme zu ertragen, während ſie
dort während des ganzen Sommers vorherrſchen und auch in der ſog.
kühlen Jahreszeit nicht viel geringer ſind. Wie hoch dort die
Tem=
veraturen anſteigen, geht daraus hervor, daß Jahresmittel von mehr
als 30 Grad Celſius gemeſſen ſind. In Anbetracht der Umſtände, daß
bei Feſtſetzung dieſer Jahresmittel die niedrigen Temperaturen eine
bedeutende Rolle ſpielen, bedeutet dieſe Zahl eine für unſere
Verhält=
niſſe unerträgliche Wärme. Von verſchiedenen Seiten wird mitgeteilt,
daß im Tal des Todes Schattentemperaturen von 68 Grad gemeſſen
worden ſind. Auch in der Oaſe (Tuareg) ſollen Schattentemperaturen
von 60—62 Grad feſtgeſtellt worden ſein. Es iſt aber anzunehmen, daß
es ſich dabei nicht um wiſſenſchaftlich begründete Tatſachen handelt,
ſon=
den um fehlerhafte Anzeichen der Wärmemeſſer, die bei ſolchen
Tem=
veraturen leicht möglich ſind. Im allgemeinen kann man ſagen, daß
das Thermometer ungefähr ſo hoch über Null Grad im Sommer
anſtei=
gen kann, wie es im Winter unter Null Grad fallen kann. Wenn man
als durchſchnittlichen Höchſtwert 35 Grad annimmt, dann kann alſo der
Menſch in Deutſchland Temperaturſchwankungen von 70 Grad ohne
Schädigung ſeiner Geſundheit aushalten. Sind es doch erſt wenige
Monate her, daß ganz Deutſchland unter einer furchtbaren Kältewelle
ächzte, bei der Minustemperaturen von 30 Grad gemeſſen wurden. Die
Natur hat es weiſe eingerichtet, daß der Menſch ſolchen gewaltigen
Schwankungen der Außentemperatur gewachſen iſt, denn er hat die
Gefäße des Körpers ſehr ſinnreich geſtaltet und ſie zur Regelung des
Säfteverkehrs fähig gemacht. Nur bei ungewöhnlicher Beanſpruchung
durch große Hitze (Sonnenſtich und Hitzſchlag), ſowie durch große Kälte
(Exfrierungstod) verſagen die körperlichen Funktionen bei der ſtändigen
Aufrechterhaltung des Gleichgewichts des Wärmehaushalts.
Gemeinde=, Kreis= und Provinzialſteuer, Straßenreinigungs=,
Müllabfuhr= und Kanalbenutzungsgebühr, Beiträge für die land= und
forſtwirtſchaftliche Berufsgenofſenſchaft für Heſſen. Das zweite Ziel
der Gemeinde=, Kreis= und Provinzialſteuer für das Rechnungsjahr
1929, das zweite Ziel der Straßenreinigungs=, Müllabfuhr= und
Kanal=
benutzungsgebühr für 1929, ſowie die Beiträge für die land= und
forſt=
wirtſchaftliche Berufsgenoſſenſchaft für 1928 ſind bis zum 5. Aug.
1929 nach der heutigen Mahnung im Inſeratenteil bei Meidung der
Beitreibung an die Stadtkaſſe, Grafenſtraße 28, zu zahlen.
Kunſtnokizen.
Ueber Werte, Künffier oder fünffleriſche Veranſtaltungen, deren im Nachſtehenden Crwähnung
geſchlebt, bebält ſich die Redaktion ihr Urtell vor.
— Ein Abend im Wiener Prater. Edi Kugler, genannt
der „feſche Edi”, mit ſeiner ſchmucken uniformierten Deutſchmneiſter=
Kapelle hat im Anſchluß an ſein ſo überaus erfolgreiches Gaſtſpiel in
München und Stuttgart eine Sommertournee angetreten, die dieſes
Wiener Orheſter auch zu uns führt. Dieſe echten Wiener Muſiker
ver=
breiten überall eine äußerſt humorvolle Stimmung und laſſen die
Stun=
den in fröhlicher Laune verfließen. Wer ſich einen vergnügten Abend
bereiten will, der verſäune dieſe Gelegenheit nicht. Dieſe Kapelle ſpielt
zugunſten des Deutſchmeiſter=Bundes in Wien. Die Konzerte finden
am Mittwoch, dem 31. Juli, und Donnerstag, dem 1. Auguſt 1929,
abends 8 Uhr, im Garten des Städtiſchen Saalbaus ſtatt. Karten bei
Konzert=Armold, Eliſabethenſtraße 28, Telephon 2560.
Lokale Veranſtaltungen.
— Der Stahlhelm”, Bund der Frontſoldaten, Ortsgruppe
Darmſtadt. Wir machen nochmals auf die heute abend im Reſtaurant
Sitte (Karlſtraße) ſtattfindende Pflichtverſammlung mit anſchließendem
Vortrag von Kam. Kleinert aufmerkſam. Verpflichtung Fahne zur
Stelle.
— Heſſiſcher Hof. Das Freitags=Konzert (26. Juli) ſteht
unter dem Motto: „Ein Abend bei Matthias Weber”. Allen wohl und
niemand treh, für jeden ebwas, iſt die Pavole des Abends. Die
ehe=
maligen Militärmuſiker erzeugen mit ihrem früheren Chef eine
wohl=
tende Harmonie, welche ſich beſonders heute in allen Konzerten
an=
genehm bemerkbar macht. Alſo, es ſteht wiederum ein ſchöner Abend
bevor. (Siehe Anzeige.)
— Saalbau. Es wind an dieſer Stelle nochmals auf das heute
abend ſtattfindende Gartenkonzert hingewieſen. Dasſelbe wird von
dem geſamten Stadtorcheſter (32 Muſiker) unter Leitung ſeines
Kapell=
meiſters W. Schlupp ausgeführt. Ein gut vorbereitetes Programm
bürgt für genußreiche Stunden. (Siehe Anzeige.)
Tageskalender für Donnerstag, den 25. Juli 1929.
Konzerte: Schloßkaffee, Hotel Schmitz, Kaffee Oper, Sportplatz=
Reſtaurant, Kaffee Ganßmann. — Städt. Saalbau, abends
20 Uhr: Gartenkonzert. — Kinovorſtellungen, Helia, Palaſt=
Lichtſpiele. — Mathildenhöhe, 10 bis 18 Uhr: Ausſtellung
„Der ſchöne Menſch”.
Aber nicht nur zu Verbänden
kann man Leukoplast verwenden..,
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Gummischläuche durch Leukoplast wieder gebrauchsfertig
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Seite 6
Donnerstag, den 25. Juli 1929
Nummer 204
Aus Heſſen.
J. Griesheim, 24. Juli. Am Donnerstag, 25. Juli d. J., abends
8.30 Uhr, findet auf dem Rathaus eine Gemeinderatsſitzung mit
folgen=
der Tagesordnung ſtatt: 1. Feier des Verfaſſungstages. 2. Antrag des
Gemeinderats Nothnagel, betr. Beſeitigung der querziehenden Schlag=
Floßrinnen. 3. Bürgſchaftsübernahme und Löſchungsbewilligungen.
4. Geſuch des Obſt= und Gartenbauvereins um Bewilligung eines
Zu=
ſchuſſes zur Prämiierung bei der Ausſtellung.” 5. Geſuch des
Wiegmei=
ſters Wilhelm Rühl um Herſtellung ſeiner Wohnung. 6. Geſuch um
Freigabe des Hauſes Pfungſtädter Straße 44 aus der Zwangswirtſchaft.
7. Mitteilungen. 8. Steuer= und Stundungsgeſuche. 9. Wohlfahrts=
und Armenſachen. — In der am Sonntag ſtattgefundenen Verſammlung
der hieſigen Sozialdemokratiſchen Partei wurde die Anſtellung eines
Berufsbürgermeiſters für die hieſige Gemeinde angeregt. Die
ſozial=
demokratiſche Gemeinderatsfraktion erhielt den Auftrag, alsbald den
Antrag auf Erlaß einer dementſprechenden Ortsſatzung einzubringen. —
Die Auszahlung der Klein= und Sozialrentner=Unterſtützungen für den
Monat Juli findet am Freitag, 26. Juli, nachmittags von 3 bis 6 Uhr,
bei der Gemeindekaſſe ſtatt.
k. Weiterſtadt, 24. Juli. Geſchäftsjubiläum. Am 25. Juli
ſind es 40 Jahre, daß Herr Schneidermeiſter Adam Bangert ſeine
Maß=
ſchneiderei erreicht hat. Während dieſer langen Zeit hat es Herr Bingert
in muſtergültiger Weiſe verſtanden, ſein Geſchäft, in dem auch zwei
Söhne tätig ſind, zu entwickeln und ſich auch weit über die Grenzen
von Weiterſtadt hinaus angeſehen und beliebt zu machen. Glück auf
zum 50jährigen!
F. Eberſtadt, 24. Juli. Gemeinderatsſitzung. Am
Don=
nerstag, den 25. Juli, abends, findet im Rathausſaale eine öffentliche
Gemeinderatsſitzung ſtatt.
— Traiſa b. Darmſtadt, 24. Juli. Die hieſige Ortsgruppe des
Odenwaldklubs unternahm ihre 7. Wanderung ins Nahetal,
Kreuz=
nach, Rheingrafenſtein und Münſter a. St. als Endziel. So mancher
Alubgenoſſe hatte ſich diesmal durch die Hitze abhalten laſſen, die
Wan=
derung mitzumachen, wodurch die Zahl der Wanderer gering war. Die
beiden Führer Fornoff und Jünemann erledigten auch bei dieſer
Wan=
derung ihre Aufgabe aufs beſte. Abwechſlung im Landſchaftsbild und
in den Fluren brachte frohe Stimmung unter die Wanderer, die dann
in Kreuznach beim Mittagstiſch im Gaſthaus „Zum Weißen Lamm”
noch geſteigert wurde. Allgemein wurde dieſe Wanderung als die
ſchönſte bezeichnet, die in dieſem Wanderjahr bis jetzt ausgeführt wurde.
( Ober=Ramſtadt, 24. Juli. Gemeinderatsſitzung.
Mor=
gen, Donnerstag, 25. Juli, abends 8 Uhr, findet auf dem Rathaus eine
Gemeinderatsſitzung ſtatt. Auf der Tagesordnung ſteht als einziger
Punkt die Vergebung der Innenarbeiten für den Rathausneubau. —
Naſcher Tod. Ein etwa 60 Jahre alter Arbeiter aus Ober=Ramſtadt
brach unweit der Gärtnerei Kayſer u. Seibert in Roßdorf tot zuſammen.
f. Roßdorf, 24. Juli. Geburtstagsfeier der
Sechzig=
jährigen. Der ſchönen Sitte, ſich nach 60 Jahren wieder einmal
zuſammenzufinden, hatten auch die hieſigen 1869 Geborenen Folge
ge=
leiſtet. Die Feier, zu der ſich 31 Perſonen dieſes Alters
zuſammen=
fanden, nahm einen ſchönen Verlauf. Vormittags fand gemeinſamer
Kirchgang ſtatt; die Kirche war ſchön ausgeſchmückt. Im Gottesdienſt
hielt Herr Pfarrer Berck eine gut angepaßte, ſich auf Matthäus 12, Vers
46—50, gründende Predigt. Der Poſaunenchor unter Leitung ſeines
bewährten Dirigenten Geiß trug weſentlich zur Verſchönerung des
Got=
tesdienſtes bei. Für die verſtorbenen Schulkameraden fand Ehrung durch
Kranzniederlegung am Grabe des vor 25 Jahren verſtorbenen Johann
Adam Diehl ſtatt, die durch Schneidermeiſter Georg Wilhelm Jäger mit
etwa folgenden Worten erfolgte: „Unvergängliche Liebe und treues
Gedenken hat uns hierher geführt, zu dieſer ſtillen Stätte, deren Boden
geweiht iſt durch die Gräber umſerer lieben Eltern und ſo vieler, die
uns nahe geſtanden. Wir gedenken in dieſer Feierſtunde unſerer Eltern,
unſerer Lehrer und insbeſondere unſerer Kameraden, die einſt jung
und froh mit uns durchs Leben gingen, uns aber im Tode
voraus=
gegangen ſind. Als Zeichen unauslöſchlicher Liebe und treuen
Geden=
kens lege ich im Auftrage aller Kameraden einen Kranz nieder.” Auch
hierbei wurden durch Pfarrer Berck zu Herzen gehende Worte gewidmet.
Der Poſaunenchor ſpielte in trefflicher Weiſe: „Wie ſie ſo ſanft ruhen”
und „Auferſtehen wirſt du‟. Nachmittags traf man ſich im Saale des
verſtorbenen Kameraden Ludwig Kaffenberger. Dort hielt
Schneider=
meiſter Georg Wilhelm Jäger eine herzliche Begrüßungsanſprache, warf
einen Rückblick auf die Erlebniſſe und gedachte ehrend der verſtorbenen
einſtigen Jugenderzieher. Ernſte und heitere Anſprachen wechſelten mit
gemeinſamem Geſang. Der Geſangverein „Sängerluſt‟ (Dirigent Rektor
i. R. Heß) und der Geſangverein „Konkordia‟ (Dirigent Lehrer Hackemer)
trugen gewohnterweiſe wundervolle, paſſende Chöre vor, welche die
Feier verſchönern halfen. Im Fluge verſtrich die Zeit in alter
Kamerad=
ſchaft nur allzuſchnell. Unter den wunderbaren Klängen der Kapelle.
Kreiſel wurden die Feiernden bei einem flotten Tänzchen noch bis zur
frühen Morgenſtunde zuſammengehalten, und mancher Schulkamerad
ſchwang das Tanzbein. Alles in allem muß geſagt werden, daß die ganze
Veranſtaltung durchweg als wohlgelungen zu bezeichnen war.
Ay. König i. O. (Stahlbad), 24. Juli. Aus dem
Gemeinde=
rat. Das Gehalt des Organiſten an der hieſigen evang. Kirche wird
dem=
ſſelben in Anlehnung an früher eingegangene Verträge aus der
Gemein=
dekaſſe wie ſeither weitergezahlt. Einheimiſchen kann zum Beſuch von
Kurkonzerten eine Dauerkarte abgegeben werden, deren Preis mit
Rück=
ſicht auf die vorgeſchrittene Jahreszeit auf 1,50 RM. feſtgeſetzt wird.
Für das nächſte Jahr iſt hierin eine grundſätzliche Regelung in Ausſicht
genommen. Unter Ablehnung des angebotenen Ankaufs behält ſich der
Gemeinderat das ihm zuſtehende Zuſtimmungsrecht über die
Weiterver=
äußerung des Wohnhauſes A. Friedrich in der Bleichſtraße vor. Die
Höchſtſtrafe für Zuwiderhandlungen gegen die Polizeiverordnung über
die für den Verkehr mit Fahrrädern und Kraftfahrzeugen geſperrten
Straßen wird auf 10 RM. feſtgeſetzt. Nach Beratung wird die
Her=
ſtellung der oberen Mainſtraße in der vorgeſchlagenen Weiſe beſchloſſen.
Der Mietpreis für eine Wohnung (3 Zimmer nebſt Küche und Zubehör)
in dem von der Gemeinde neuerſtellten Flachbau in der Mühlſtraße wird
auf 25 RM. monatlich feſtgeſetzt. An den Straßen=Ausgängen des
Städtchens ſollen neue Orientierungstafeln mit entſprechenden
Aufſchrif=
ten, die im werbenden Sinn gehalten werden, zur Aufſtellung kommen.
Eine endgültige Stellungnahme zur eingereichten Submiſſion über die
Erſtellung eines neuen Gemeindehauſes ſoll in der nächſten
Gemeiderats=
ſitzung erfolgen. Anſchließend geheime Sitzung.
Cd. Michelſtadt, 24. Juli. Verkehrsverein. Der
Verkehrs=
verein Michelſtadt plant bei genügender Beteiligung vorläufig
wöchent=
lich zwei Rundfahrten, von denen die eine an den Main, Miltenberg,
Amorbach uſſwv, die andere nach Heidelberg führen ſoll, mit
Poſtaus=
ſichtsomnibuſſen zu veranſtalten. Die Fahrten ſollen Dienstags und
Donnerstags ſtattfinden, und müſſen die Anmeldungen ſpäteſtens bis
zum Tage vorher geſchehen ſein — Die Schützengeſellſchaft,
e. V. 1883, Michelſtadt, veranſtaltet auf dem Schießſtand an der
Stock=
heimer Linde am 4., 5. und 11. Auguſt ein Geldgreisſchießen,
verbun=
den mit Mannſchaftskämpfen der Odenwälder Schützenvereinigung. Es
ſollen aufgeſtellt werden: 1. Standfeſtſcheibe Michelſtadt 175 Meter
freihand; 2. Meiſterſcheibe, 175 Meter freihand; 3. Meiſterſcheibe,
175 Meter aufgelegt; 4. Jagdmeiſterſcheibe, 60 Meter laufender Keiler;
5. Stehende Rehbockmeiſterſcheibe, 80 Meter freihand; Kleinkaliber=
Feſtfcheibe Odenwald, 50 Meter freihand; 7. Kleinkaliber=Meiſterſcheibe,
50 Meter ſtehend freihand. Die Preisverteilung erfolgt am Sonntag,
den 18. Auguſt, abends 8.30 Uhr, im „Fürſtenauer Hof”. — Jedes
Schießen, das die Schützengeſellſchaft bis jetzt noch veranſtaltete, hatte
immer ſehr lebhaften Zuſpruch, beſonders noch, ſeitdem ſie den
neuzeit=
lich eingerichteten Schießſtand an der Stockheimer Linde ihr eigen nennt.
A. Fürth i. Odw., 24. Juli. Erntebeginn. Infolge der
an=
dauernden Hitze und der damit verbundenen Trockenheit naht die Ernte
mit Rieſenſchritten. Auf ſandigem Bergrücken hat man ſchon mit
dem Getreideſchnitt begonnen. Schon früh mongens vernimmt man den
ſauſenden Klang der Senſen, denn in der tropiſchen Mittagshitze kann
man kaum noch im Freien arbeiten. Meiſt kann man gegen Abend
ſchon die am frühen Morgen geſchnittene Frucht einfahren. Unſern
Landwirten wäre eine langſame Reife lieber geweſen, da die
Schnell=
reife für die Körnerentwicklung nachteilig iſt. Auch die Ausſichten auf
eine gute Grummeternte ſchwinden bei der andauernden Trockenheit mehr
und mehr, und die Kartoffeln, beſonders auf felſigem Boden, ſtehen
vorzeitig ab. Alles ſehnt ſich deshalb nach Regen. — Gewitter.
Bei=
nahe hätte der Negen ſich geſtern eingeſtellt. Trübe Gewitterwolken
wurden vom Sturmwind über unſere Gegend hinweggejagt. Erſt um
10 Uhr ging leichter Rieſelregen nieder, währenddem um 19 Uhr
es einmal 10 Minuten lang in dicken Stränen regnete. Leider waren die
Regenwolken bald wieder verjagt, und heute haben wir wieder
Tropen=
hitze. Vom Regen iſt nichts mehr zu ſpüren.
Bl. Erlenbach bei Fürth, 22. Juli. Ehrung des
Bürger=
meiſters. In unſerem Dorfe ſollte geſtern die Bürgermeiſterwahl
ſtattfinden, die ſich jedoch erübrigte, da nur ein Wahlvorſchlag aufgeſtellt
war, der den Namen des ſeitherigen Bürgermeiſters trug. Damit war
alſo Herr Bürgerweiſter Rettig, der das Vertrauen der beiden
Gemein=
den Erlenbach und Lautenweſchnitz in hohem Maße genießt,
wieder=
gsſvählt. Um ihn zu ehren, brachten ihm die beiden Geſangvereine von
Erlenbach und Lautenweſchnitz ein Ständchen. Die beiden Vorſitzenden
der Vereine brachten darauf uach warmen Worten des Dankes und der
Aneukennung für ſeine Verdienſte um das Wohl der Gemeinden ein
Hoch auf das Ortsoberhaupt aus, worauf Herr Bürgermeiſter Rettig
leinen. Dank ausſprach.
Ein Gang zu den Reihern am Altrhein.
Von „Waldvogel”.
Es war ein ſonniger Maientag, als einige Weidgenoſſen und
Natur=
freunde und ich nach den Auwäldern des Altrheins fuhren, um den an
einem entlegenen Ort horſtenden Reihern einen Beſuch zu machen.
Heller Sonnenſchein lag auf dem Waſſer, über das uns der Kahn
des Fährmanns mit wenigen Ruderſchlägen brachte denn der
Waſſer=
ſtand war ein ſehr niedriger und das Bett des Fluſſes kaum 50 Meter
breit. Blütenſchmuck und Vogelſang, waren unſere Begleiter, Schatten
ſpendende Eichen und Ulmen unſere Weggenoſſen. Wir wanderten
einen mit blühenden Obſtbäumen umſäumten Damm entlang; Freude
und Dankbarkeit im Herzen für den Schöpfer all dieſer Pracht, die uns
umgab und begleitete.
Von der Spitze eines Apfelbaums ertönte der liebliche Schlag des
Baumpiepers, der, in die Luft ſteigend und ſein Lied fortſetzend, ſich
wieder in das Geäſt eines anderen Baumes einſchwang.
Alte, knorrige Weidenbäume, unter denen Vergißmeinnicht alles
blau ſchimmern ließ, umſäumten den Waſſerlauf, und in ihren
Zwei=
gen ſangen Fitis und Weidenlaubvogel, ſowie der prächtig gefärbte
Waldrotſchwanz, dem die hohlen Bäume überreiche Niſtgelegenheit
boten. Schwarzplättchen und Gartengrasmücken ließen überall ihre
durch Klangſchönheiten auffallenden Flötentöne erſchallen; dazwiſchen
hörten wir das melodiſche Geklingel des Rotkehlchens und das tutudlio
des gelben, ſchwarzgeflügelten Pirols. An einer aus dem 30jährigen
Krieg ſtammenden, noch gut erhaltenen Schanze vorbei führte uns unſer
Weg, und in Gedanken erſcholl das Kampfgetöſe zwiſchen den dort vor
300 Jahren über den Rhein ſetzenden Schweden nud den Verteidigern
dieſes Geländes, den ſpaniſchen Küraſſieren. In dem Schilf der
Tüm=
pel und Waſſerarme lärmte die Rohrdroſſel und ſangen Rohrſänger.
während aus dem Laubwald das wechſelvolle Lied des Gelbſpötters
erklang. Plötzlich blieben wir lauſchend ſtehen, denn die Königin unter
den Sängern, die Nachtigall, hatte ihre Mittagspauſe vollendet und
ſang ihr ergreifendes, Wohllaut und Kraft in herrlichſter Weiſe
ver=
einendes Lied. Und nun begleitete Nachtigallenſchlag uns auf unſerem
weiteren Gang, und noch in der Dämmerung lauſchten wir den
ſchluch=
zenden Tönen dieſes Sangeskünſtlers. Mit unbeſchreiblicher Anmut
wechſelten ſanft flötende Strophen mit ſchmetternden, klagende mit
jauchzenden, ſchmelzende mit wirbelnden, ſo daß es zu verſtehen iſt,
daß dieſer Geſang auf das menſchliche Gemüt teils wehmütige
Sehn=
ſucht, teils Entzücken, teils ſüßen Frieden ausübt. Wir waren bereits
über zwei Stunden gewandert, als wir einen Lärm wie vielſtimmiges,
verſtärktes Froſchquaken vernahmen. Bald hörten wir Einzellaute,
rauhes Krächzen, heiſeres Krä, Ka, Ga, und ein Durcheinander von
Mißtönen ward vernehmbar.
Da ſahen wir ſie auch ſchon hin= und herfliegen, die ſtolzen
Fiſch=
reiher, welche unſer Kommen von ihren Horſten aufgeſcheucht hatte.
Mit rückwärts gekrümmtem Hals, ſo daß der lange Schnabel des über
uns hinziehenden Vogels an der Bruſt zu ſitzen ſchien, ruderte der ſtolze
Fiſcher in der Luft. Wir waren an der Reiherkolonie angelangt, die
aus etwa 30—40 Horſten beſteht, von denen oft mehrere auf einer
breit=
äſtigen Eiche oder hohen Ulme ſich befinden.
Dieſer in unſerem engeren Vaterlande wohl einzigen Stätte
gegen=
über lagerten wir am Waldrand auf einer Wieſe und genoſſen Bilder,
die dem Naturfreund unvergeßlich bleiben werden. Nicht weit von uns
äſten ſich ein Rehbock und ſein Schmalreh, ein Faſanenhahn mit
kup=
ferſchillerndem Gefieder ſpazierte am Waldrand umher, und hinter uns
tönte Nachtigallenſchlag ohne Aufhören, während der gabelſchwänzige
rote und auch der ſchwarze Milan uns ihre Flugkünſte zeigten. Etwa
20 bis 30 Horſte dieſer ſtolzen Raubvögel befinden ſich in dem
urwüchſi=
gen Walde, und trotzdem ſehen wir dieſen Vogel= und Wildreichtum,
ein Zeichen dafür, daß die Natur in ihrer Urwüchſigkeit auch ihren
Geſchöpfen Schutz und Sicherheit bietet.
Nur ſchwer trennten wir uns von den lieblichen Bildern, die ſich
uns darboten, doch drängte der Abend zur Heimkehr. Noch manch
herrlicher Vogelſang erfreute uns dabei, und auch der Jäger hatte oft
guten Anblick, denn unſer zierliches Reh, die Gazelle des deutſchen
Waldes, iſt hier zahlreich zu finden, weil ein weidgerechter Jagdherr
und ſeine Jäger dieſem Wilde größten Schutz und Hege angedeihen
laſſen.
Wohl müde, aber doch frohen Herzens und voller Eindrücke der
herrlichen Bilder, die wir in uns aufgenommen, verließen wir dies
ſchöne Stückchen Erde, und leiſe plätſcherten die Wellen des Fluſſes
an unſeren Kahn, der uns wieder ans andere Ufer brachte. —
A. Groß=Gumpen, 24. Juli. Kirchweihe. Die diesjährige
Kirch=
weihe litt an dem mangelnden Beſuch fremder, aber auch einheimiſcher
Kirchweihgäſte. Schuld daran mag wohl zum Teil die große Hitze, vor
allem aber auch der allgemein bei der landwirtſchaftlichen Bevölkerung
herrſchende Geldmangel geweſen ſein. Der finanziell ſchlechte Abſchluß
der vorjährigen Obſternte macht ſich noch drückend bemerbbar.
— Hirſchhorn, 24. Juli. Waſſerſtand des Neckars am
23. Juli 0,57 Meter, am 24. Juli 0,60 Meter.
— Gernsheim, 24. Juli. Waſſerſtand des Rheins am
B3. Juli 0,06 Meter, am 24. Juli 0,01 Meter.
W. Heppenheim a. d. B., 23. Juli. Sitzungdes Stadtrates.
Nachdem das Miniſterium den hieſigen Voranſchlag für 1929 abgelehnt
hat, wurde derſelbe in der geſtrigen öffentlichen
Stadtverordneten=
ſitzung erneut beraten. Die Sitzung fand unter dem Vorſitze des Herrn
Bürgermeiſters in Anweſenheit ſämtlicher Beigeordneten und 19
Stadt=
räten ſtatt. Der Vorſitzende erſtattet Bericht über die der Tagung
vor=
angegangene Sitzung des Finanzausſchuſſes und erläutert die dort
vor=
genommenen Streichungen und Einſparungen. Da den Einnahmen noch
einige Beträge zugehen und einige Einnahmepoſten noch etwas mehr
einbringen werden, iſt es bei einem Steuerausſchlag von 25 Prozent
mehr als im Vorjahre und einer Erhöhung des Waſſergeldes um 3 Pfg.
und des Preiſes für den Kubikmeter Gas um 2 Pfg. für die Reſtmonate
des Rechnungsjahres 1929 (bis Ende März 1930) möglich, den
Voran=
ſchlag bei Beſtehenbleiben eines Defizits von 13 889 RM. zu bilanzieren.
Es liegt nunmehr wiederum am Miniſterium den Voranſchlag zu
ge=
nehmigen, damit er endgültig erledigt iſt. — Borromäusverein.
Die hieſige Leihbibliothek des Borromäusvereins wird nun für einige
Wochen geſchloſſen, damit die Bücher neugeordnet und gebunden werden
können. Die Bibliothek wird einen weiteren Ausbau durch Einſtellung
neuer Werke erfahren. Diejenigen, die noch den Weihnachtsbeſtelltermin
zur Anſchaffung von Büchern zu Geſchenkzwecken benutzen wollen, können
ihre Wünſche bei dem Vorſtand des Borromäusvereins vorbringen.
Neuanmeldungen werden ebenfalls jerdezeit angenommen.
* Biebe sheim, 23. Juli. Strandbad. Ein eigenartiges Bild
bietet gegenwärtig das ſtark beſuchte hieſige Rhein= und Strandbad. Viele
hundert Beſucher ſieht man täglich ſich in den warmen Fluten des
Nheines tummeln oder auf grünen Matten hingeſtreckt Licht= und
Son=
nenbäder nehmen. Zumal Samstags un) Sonntags herrſcht
Hoch=
betrieb, und ununterbrochenes Kommen und Gehen von Einheimiſchen
und Fremden, die ſich aus den benachbarten Dörfern und Städten,
be=
ſonders aus Darmſtadt und Frankfurt, mit ihren Fahr= und
Motor=
rädern oder im Auto einfinden. Die fremden Badegäſte ſind des
Lobes voll über die Schönheit und große Ausdehnung unſeres
Strand=
bades, das idhlliſch auf einer Rheinau beim „Wörth” gelegen, von
Pappelalleen und grünen Wieſen umſäumt, ſich über einen Kilometer
weit am Strande des Neurheins erſtreckt, in deſſen weite Waſſerfläche
man auf kieſigem Grunde faſt bis gur Mitte des Stromes gefahrlos
hinausſchreiten kann. Entzückend iſt das Bild der vorüberfahrenden
Dampfer, der Blick nach der Bergſtraße mit dem Melibokus und dem
rheinheſſiſchen Hügelgelände. Ein froher, ungezuungener Geiſt herrſcht
allenthalben. Die Zufahrstwege zum Strandbade, wo zwei kleine
Reſtaurationen für leibliche Erquickung ſorgen, ſind gut gehalten. Viele
Gäſte, die mit Auto oder in Paddelbooten ſich einſtellen, verbringen hier
ihr Wochenende.
H.
Ck. Groß=Gerau, 24. Juli. Der Gaſtwirteverein des
Krei=
ſes Groß=Gerau hält am Donnerstag, den 25. Juli, nachmittags
4 Uhr, im „Frankfurter Hof” (Ph. Koban) zu Mörfelden eine
Verſamm=
lung ab, um über die Verlegung der Kirchweihe Beſchluß zu faſſen. —
Neue Wohnbaracken der Stadt. Auf Beſchluß des Gemeinde=”
rats errichtet die Stadt an der Neumühle zwei neue Wohnbaracken für
Exmitierte. Die Arbeiten für den inneren Ausbau der Baracken ſoll
unter Zugrundelegung der Reichsverdingungsordnung im öffentlichen
Wettbewerb vergeben werden. In Frage kommen Glasarbeiten,
Schrei=
nerarbeiten, Schloſſerarbeiten, elektriſche Inſtallationsarbeiten ſowie die
Waſſerzu= und =ableitung. Die Vergebung der Arbeiten hat das
Hoch=
bauamt Groß=Gerau bereits ausgeſchrieben. — Beim Amtsgericht
Groß=Gerau wurde nunmehr auch die Allgemeine Automobil=
Ver=
ſicherungsgeſellſchaft mit dem Sitze in Rüſſelsheim in das
Handelsregi=
ſter eingetragen. Der Geſellſchaftsvertrag nebſt dem Prüfungsbericht des
Vorſtandes und Aufſichtsrats, befindet ſich bei den Akten des
Amts=
gerichts Groß=Gerau und kann hier eingeſehen werden.
— Gießen, 24. Juli. Großfeuer in Gießen. Dem gewaltigen
Großfeuer in den Gailſchen Tonwerken in der letzten Nacht iſt das
Hauptfabrikgebäude völlig zum Opfer gefallen. Der langgeſtreckte und
breite Bau iſt völlig ausgebrannt mitſamt ſeinem Inhalt und den
Ma=
ſchinen. Im Innern des Gebäudes liegen rieſige Schutt= und
Trümmer=
haufen, unter denen der Brand heute vormittag noch ſchwelte. Von
dem Gebäude ſtehen nur noch die Umfaſſungsmauern und die beiden
großen Schornſteine. Den angeſtrengten Bemühungen der Feuerwehren
gelang es unter Aufbietung aller Kraft, das Maſchinen= und das
Keſſel=
haus ſowie die angrenzenden Werkſchuppen vor dem verheerenden
Ele=
ment zu ſchützen. Die Feuerwehr hatte bis gegen 2 Uhr nachts mit
größter Anſtrengung zu tun, um den Brand niederzukämpfen. Sie
konnte erſt heute früh gegen 4 Uhr unter Zurücklaſſung einer ſtarken
Brandwache wieder abrücken. Ueber die Entſtehungsurſache und die
Höhe des Schadens iſt bis jetzt noch nichts näheres bekannt. Zur
Unter=
ſtützung der Feuerwehr war die geſamte Gießener Polizei, ebenſo die
geſamte Gießener Garniſon aufgeboten, die den Abſperrungsdienſt
hand=
habten und auch bei der Brandbekämpfung wirkſam mitarbeiteten. —
h. Gießen, 24. Juli. Die Zeit der Getreideernte hat in
unſerer Gegend ihren Anfang genommen, und allenthalben beginnt ſich
Kornhaufen an Kornhaufen zu reihen. Die letzten etwa zehn Tage mit
ihrer Gewitterſchwüle und einer furchtbaren Hitze haben den Roggen
raſch zur Vollreife gebracht, ſo daß ſich jetzt Tauſende von fleißigen
Bauernhänden regen, um bei ſchwerer Arbeit den Segen einzuheimſen.
Auch Gerſte und Hafer beginnen eine helle Farbe anzunehmen und
dürf=
ten bei dieſer Hitze innerhalb einer Woche ebenfalls ſchnittreif werden.
Der Weizen wird noch etwa 14 Tage bis zu ſeiner Vollreife „nötig
haben. Immer mehr bürgern ſich auch in unſerer Gegend die
Mäh=
maſchinen ein, wodurch die Erntearbeiten raſch und leichter bewältigt
werden können.
h. Aus Oberhefſen, 23. Juli. Waſſermangel macht ſich ſeit der
letzten Woche auch in unſerer Provinz bemerkbar, da infolge geringer
Niederſchläge und ſtarker Hitze der Grundwaſſerſtand ſtark geſunken iſt,
Eine Anzahl Kommunen, darunter auch die Stadt Gießen, macht ihre
Einwohner auf vorſichtigen Waſſerverbrauch aufmerbſam. manche
Ge=
meindon ſehen ſich ſchon genötigt, die Waſſerleitungen üßer Nacht oder
zu beſtimmten Stunden gänzlich abzuſtellen. Die Einwohner von
Dör=
fern, die noch ohne Waſſerleitung ſind, müſſen das Waſſer fürs Vieh
mit Fäſſern aus Bächen oder Teichen holen.
Rieſenunkerſchlagungen bei der
Mainzer Gekreide=Kredikbank A. G.
Zwei Millionen Mark vom Direktor verunkreuk.
Drei gefälſchte Bilanzen.
Mainz, 24. Juli.
Bei der hieſigen Getreide=Kreditbank. A.=G. wurden in den letzten
Tagen rieſige Unterſchlagungen aufgedeckt, die durch verfehlte
Speku=
lationen des Direktors Hofmann von dieſem begangen worden ſind.
Nach Ausſage gut unterrichteter Perſonen ſoll es ſich um ſehr hohe
Beträge handeln, die die ſchlimmſten Erwartungen übertroffen hätten.
Sehr viele hieſige Händler und Firmen ſind durch dieſe
Unterſchla=
gungen in Mitleidenſchaft gezogen worden. Nach einer heute mittag
im Beiſein von Vertretern der Deutſchen Rentenbank in Berlin
abge=
haltenen Sitzung wurde beſchloſſen, ſofort den Konkurs zu beantragen.
Direktor Hofmann ſelbſt iſt in Haft genommen worden.
Wir erfahren noch, daß es ſich bei dem unterſchlagenen Betrag um
ca. 2 Mill. Mark handelt. Die Unterſchlagungen konnten dadurch dieſe
Höhe erreichen, daß bereits ſeit drei Jahren vom Direktor Hofmann die
Bilanzen gefälſcht wurden. Die Schalter der Bank ſind bereits ſeit
geſtern geſchloſſen.
* Mainz, 24. Juli. Chronik. Nach der im vergangenen Jahre
vorgenommenen Obſtbaumzählung betrug im Kreiſe Mainz die
Zahl der Obſtbäume überhaupt rund 560 000, der im Ertrag ſtehenden
Obſtbäume rund 400 000. Von letzteren entfällt je ein Viertel auf die
Stadt Mainz mit Vororten (110 500) und auf die Gemeinde Finthen
(rund 98 000), während die übrigen Gemeinden (an dritter Stelle
Buden=
heim mit rund 44 000 Skück) in weitem Abſtand folgen. Die auf die
Stadt Mainz entfallenden Obſtbäume ſtehen in erſter Linie auf der
Ge=
markung Mainz=Mombach, ferner in Mainz=Kaſtel und Mainz=
Koſt=
heim, die ſehr große Gemarkungen haben. Berückſichtigt man dies, ſo
ergibt ſich, daß die Gemeinde Finthen hinſichtlich des Obſtbaues eine
die anderen Gemeinden des Kreiſes weit überragende Stellung
ein=
nimmt. Die Verwertung des hochwertigen Obſtes in Finthen erfolgt
ſeit einigen Jahren durch die im Jahre 1925 gegründete
Obſtverwer=
tungsgenoſſenſchaft Finthen, die in einer geräumigen Markthalle täglich
nach holländiſchem Muſter Verſteigerungen von Obſt und Gemüſe aus
Finthen und Umgebung abhält. — Der Dienstag brachte für Mainz
einen neuen Hitzerekord. Es wurden nachmittags in der Stadt
35 Grad Celſius gemeſſen. — Nach den Mitteilungen des
landesſtati=
ſchen Amtes betrug die Zahl der Eheſchließungen im Jahre 1928
466. Die meiſten Ehen wurden geſchieden in Mainz: 100. Es folgen
Offenbach und Darmſtadt mit je 80. — Nachts fuhr auf der Landſtraße
Heidesheim-Mainz ein 26jähriger Mainzer Kellner in voller Fahrt
gegen das eiſerne Tor des Schloſſes Waldthauſen. Er ſowie ein auf
dem Sozius mitfahrendes Fräulein erlitten erhebliche Verletzungen und
wurden von einem vorüberfahrenden Privatauto ins Mainzer
Kranken=
haus verbracht. — Während des Gewitters am Dienstag abend baſtelte
in Mombach ein 23jähriger Spengler an der Antenne ſeines
Radio=
apparates. Plötzlich traf ein Blitzſchlag in die Antenne, der Baſtler
erlitt einen elektriſchen Schlag und ſtürzte von der Fenſterbank zu
Boden. Er zog ſich dabei eine Gehirnerſchütterung zu und mußte ins
Krankenhaus gebracht werden. — Vom 29. bis 31. Auguſt finden am
pädagogiſchen Inſtitut Mainz Vorleſungen über das amerikaniſche
Bil=
dungsweſen durch amerikaniſche Profeſſoren ſtatt.
Ae. Worms, 24. Juli. Selbſtmord. Geſtern früh hat ſich ein
junger Mann von etwa 20 bis 25 Jahren auf der Strecke Worms—
Mainz, gleich unterhalb des Bahnübergangs Worms=Neuhauſen, von
einem Frühzug überfahren laſſen. Dem Toten war der Kopf glatt vom
Numpfe getrennt und das Geſicht wies erhebliche Verletzungen auf. Da
die Leiche keinerlei Erkennungspapiere bei ſich führte, bereitet die
Feſt=
ſtellung der Perſonalien große Schwierigkeiten. Der Selbſtmörder wurde
einſtweilen nach dem raotiſchen Friedhof verbracht. — Ertrunken
iſt vorgeſtern nachmittag 6 Uhr beim Baden auf der Petersaue im
offenen Rhein ein 31jähriger Schreiner aus Worms, der ſich, obwohl er
nicht ſchwimmen konnte, zu weit in den Strom vorgewagt hatte. —
Lebensrettung. Im ſtädtiſchen Strandbad ſpielte ſich vorgeſtern
abend gegen 7 Uhr eine aufregende Szene ab. Ein etwa 50jähriger
Mann, der nicht ſchwimmen konnte, hatte ſich zu weit in den Strom
gewagt, um an die Steinkribbe zu gelangen. Kurz bevor er dieſe
er=
reichte, ging er lautlos unter. Der Bademeiſter Hartenbach hatte dies
beobachtet, ſprang ſofort nach und fand den bereits Lebloſen beim
Tau=
chen. Unter der Hilfe anderer Schwimmer konnte der Mann ans Ufer
gebracht werden, wo ſofort Wiederbelebungsverſuche unternommen
wurden, die der Rettungswache des Roten Kreuzes, die am Strandbad
eine ſtändige Wache unterhält, unter Anwendung des
Sauerſtoffappa=
rates auch gelangen. Der Vorfall hatte unter den Beſuchern des
Strandbades begreiflicherweiſe große Aufregung hervorgerufen.
Auswirkungen der Hitze. Im Seebach=Waſſerverſorgungsgebiet
iſt der Waſſermangel ſo groß geworden, daß die Leitungen zwiſchen
2 und 6 Uhr nachmittags geſperrt wurden, was z. B. für die Stadt
Oſthofen eine ſtarke Erſchwerung des Lebens bedeutet. — Die Stadt
Worms, in der die Hitze geſtern 36 Grad Celſius im Schatten überſtieg,
hat in den letzten drei Tagen den größten Waſſerverbrauch zu
verzeich=
nen, ſeit das Wormſer Waſſerwerk überhaupt beſteht. Es ſind täglich je
15 000 Kubikmeter Waſſer verbraucht worden, doch iſt der Waſſerturm
bisher immer noch auf einer ſtändigen Füllung von zwei Fünftel des
normalen Inhaltes gehalten worden. — Im benachbarten Frankenthal
hatte die Feuerwehr bei einem Brande am Nordring kein Waſſer und
mußte durch Ziehen von Gräben das Feuer iſolieren. Es handelte ſich
gottlob nur um einen Lagerplatz.
T. Alzeh, 23. Juli. Bei Stockſtadt fand man in den Fluten des
Altrheins die Leiche des 24jährigen verheirateten Phillipp Kehle aus
Flamersheim. Die Kleider des Ertrunkenen lagen am Ufer,
Ah. Bingen a. Rh., 23. Juli. Leichenländung. Die Leiche
des, wie bereit sgemeldet, ertrunkenen Otto Wehr aus Nieder=Ingelheim
wurde im Rhein bei Bingen geländet. Die Leiche wird im Laufe des
Tages nach Nieder=Ingelheim überführt. — Die Leiche des vorige Woche
am Mäuſeturm ertrunkenen Schülers Frech wurde bei St. Goar
ge=
ländet.
Seite 2
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Seite 10
Donnerstag, den 25. Juli 1929
Nummer 204
Die Eulbacher Markk=Rennen.
b. Erbach i. Odw., 23. Juli.
Trotz der ſiedenden Hitze hatten die Rennen ein unerwartet
zahl=
reiches Publikum gefunden, das in den heißen Stunden des Nachmittags
begeiſtert der Reſultate harrte. Wahrlich ein wunderbarer Auftakt für
die Nennen des Unionklubs am kommenden Sonntag. Programmäßig
führte ein Feld nach dem anderen über die einzigartige Bahn. Ohne
jeden Unfall wurde die großzügig aufgezogene Veranſtaltung zu Ende
geführt. Alles klappte tadellos. Die Rennleitung ließ ſich leider in
einer erforderlich werdenden Entſcheidung ſcheinbar von Herren
aus dem Publikum beeinfluſſen, was ihr in den Neihen der Zuſchauer
nicht gerade Shmpathie erwarb. Hoffentlich bildet dieſer eine Fall
eine Mahnung für den Sonntag und ſind dann die Bahnorduer beſſer
verteilt. Die Neſultate ſind die nachſtehenden:
I. Eulbacher Markt=Flachrennen für Halbblüter. 1. Preis Jean
Eder=Seckenheim, Hjähr. F=W. „Meldereiter” (73 Kilo); 2. Jean
Eder=Seckenheim, Tjähr br. W. „Feldherr” (73 Kilo); 3. Jakob
Obert=Sulzbach. 7jähr. F.=St. „Sieglinde‟ (73 Kilo).
II. Landwirtſchaftliches Trabreiten für Warmblüter, Abteilung 4
(ſchwer); 1. Preis Adam Bärs (Langen=Brombach) 11jähr. br. St.
Fanng” (Adam Bär 4.), 2. Preis Valentin Nothärmels (Unter=Moſ=
ſau. 5jähr. F.=St. „Flora” (G. Rothärmell, 3. Wilhelm Ewalds (Erbach
i. Odw.) 5jähr. R.=W. „Lux” (Ludwig Johe); 4. Richard Burgers
(Reinheim) 5jähr. br. St. „Herberte” (Karl Müller); 5. Ludwig
Hei=
lands (Nieder=Kainsbach) Zjähr. br. St. „Olga” (Beſitzer); 6. Nichard
Burgers (Reinheim) Zjähr, ſchw W. „Max” (H. Eidenmüller). —
Ab=
teilung B (leicht): 1. Preis: Jakob Oberts (Sulzbach) a. d. br. St.
„Trude‟ (Otto Obert); 2. Nichard Burgers (Reinheim) 8jähr, br. St.
„Stalante” (H. Eidenmüller; 3. Richard Burgers (Reinheim) 4jähr.
br. St. Jſolde‟
III. Landwirtſchaftliches Trabreiten für Kaltblüter. 1. Preis Joh.
Adam Sieferts II. (Airlenbach) jähr F.=St. „Olga” (Siefert), 2. Preis
Georg Brunners (Stockheim) 9jähr. br. St. „Lotte‟; 3. Preis
Hotz” (Cammelbach) Gjähr. F.=St. „Janny” (Otto Hotz); 4. Wilhelm
Engelhardts (Erbach i. Odw.) 6jähr. F.=St. Flora” (L. Johe).
IV. Galoppreiten für Warmblüter (Erſter Lauf): 1. Preis Georg
Helms (Airlenbach) 5jähr. N.=St. „Irma” (H. Helm): 2. K. Meiſingers
(Langen=Brombach) 4jähr. br. St. „Roſe” (H. Meiſinger). — Zweiter
Lauf: 1. Preis Ludwig Geilands (Nieder=Kainsbach) 9jähr br. St.
„Olga” (Beſitzer); 2. Wilh. Ewalds (Erbach i. Odw.) 5jähr. R.=W.
„Lux” (L. Johe); 3. Rich. Burgers (Reinheim) 4jähr, br. W. „Moritz”
(Karl Müller).
V. Galopp=Reiten um den Züchterpreis. 1. Preis Valentin
Noth=
ärmels (UnterMoſſau) 5üähr. F.=St. „Florg” (G. Nothärmel); 2. Ad.
Bär II. (Langen=Brombach) 4jähr. br. St. „Frida‟ (H. Arras).
UI. Erbacher Jagdrennen für Halblüter. 1. Preis Alexander
Erbgraf zu ErbachErbachs Hjähr. N.=St. Jenny Lind”: 2. Preis H.
und L. Münchs (Friedrichsdorf) br. W. „Bergfink” (71 Kilo); 3. Preis
J. Th. Gallos (Darmſtadt) 6jähr. F.=St. „Heimlich” (71 Kilo).
Schaufahren.
I. Offen für Zweiſpänner, in der Landwirtſchaft verwendet —
Warmblüter: 1, Preis Georg Kredel=Elsbach, 2. Preis derſelbe.
— Kaltblüter: 1. Preis Joh. Adam Siefert=Airlenbach, 2. Preis
H. Wehrauch=Würzberg.
II. Offen für Zweiſpänner im Gewerbe: 1 Preis Leonhard Heim=
Erbach i. Odw., 2. Preis P. Grenz=Schönnen.
III. Einſpänner im Kutſchwagen: 1. Preis Georg Kredel=Elsbach,
2. Philipp Hotz=Gammelsbach, 3. W. Kredel=Langen=Brombach, 4.
Wil=
helm Ewald=Erbach i. Odw. — Zweiſpänner im Kutſchwagen.
Warm=
blüter: 1. Preis Georg Kredel=Elsbach, 2. Preis derſelbe. —
Kalt=
blüter: 1. Preis W. Kredel=Langen=Brombach.
IIIa. Einſpänner nach Achenbach: 1. Preis Georg Kredel=Elsbach,
2. Michael Egner=Erbach, 3. W. Kredel=Langen=Brombach. —
Zwei=
fpänner nach Achenbach: 1. Preis Erbgraf zu Erbach=Erbach, 2. Ad.
Vär=Langen=Brombach, 3. V. Kredel=Langen=Brombach, 4. K.
Mei=
ſinger=Langen=Brombach.
IT. Viererzug: 1. Preis Georg Kredel=Elsbach, 1. W. Kredel=
Langen=Brombach.
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Kommen Sie und überzeugen Sie sich von dem
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Nummer 204
Donnerstag, den 25. Juli 1929
Seite 11
Anregungen zur OarmſtädterVerkehrs=Politik
Das Problem der Verkehrspolitik liegt in ihrer unvermeidlichen
Verbindung mit dem wirtſchaftlichen Konkurrenzkampf auf allen Gebieten,
den das immer weitere Ausgreifen und gegenſeitige Ueberſchneiden der
Großwirtſchaftsräume mehr und mehr verſchärft. In dieſer Lage hat
eine Stadt und eine Landſchaft nur dann Ausſicht, in den kommenden
entſcheidenden Jahren ihren kulturellen und wirtſchaftlichen Rang zu
behaupten, wenn ſie alle Vorzüge zu entfalten verſucht, die ihr. durch
Natur und Geſchichnte gegeben ſind.
Es gibt heute keine Möglichkeit mehr, eine Stadt auf ſo ſchmaler
Grundlage zu entwickeln, wie ſie etwa mit dem Typus der
Rentner=
ſtadt, der Kur= und Badeſtadt, der Univerſitäts=, der Kunſt=, der
Gar=
ten=, der Garuiſon= oder der Induſtrieſtadt in der Vorkriegszeit
um=
riſſen war. Ein jeder dieſer Typen für ſich allein wäre nicht geſund
entwicklungsfähig. Je vielgeſtaltiger die Schichtung einer Bevöllerung
iſt, um ſo eher kann der Stoß wirtſchaftlicher Kriſen aufgefangen, um
ſo leichter können kulturelle Aufgaben gelöſt werden, um ſo eher kanu
ein von gediegener Allgemeinbildung, Schaffensluſt,
Unternehnungs=
freude und Aufſtiegwillen durchblutetes geiſtiges und wirtſchaftliches
deben einen ſtarken Pulsſchlag erzeugen, der die Geſamtentwickelung
von Auſtoß zu Anſtoß in dauerndem ruhigem Fluß erhält. Deskalb
muß auch die Verkehrspolitik einer modernen Stadt die Intereſſen
aller Verufsſtände im Auge haben.
Ihre Mittel beſtehen einmal in der Einflußnahme auf eine
mög=
lichſt günſtige Geſtaltung der geſamten Verkehrsfyſteme: Eiſenbahnen,
Kraftfahrlinien, Straßen und Wege, zum anderen in einer
wiriſchaft=
lich geſunden, planmäßigen Verkehrswerbung.
Auf den Ausbau. der Verkehrsſyſteme kann eine Stadt die nicht
über eigene Verkehrsmittel verfügt, nur mittelbar Einfluß nahmen.
Sie wird ſich dabei von dem Gedanken leiten laſſen müſſen, daß ein
Bezirk, der eine Belebung ſeines wirtſchaftlichen Lebens anſtreut, ſich
nicht abſchließen und davor zurückſchrecken darf, daß auf bequemen
Wegen auch umgekehrt Verkehr leichter abfließen kann. Die Urſache
des ſtarken Emtorblühens von Stuttgart wird vielfach, und vielleicht
miecht mit Unrecht, in dea Eigenſchaften ſeiner wirtſchaftenden
Bevölke=
zung, ihrer Intelligenz, Energie, Zuverläſſigkeit und einer gewiſſen
überlieferten gewerblichen Kultur geſehen. Alle dieſe inneren
Voraus=
ſetungen ſind auch in Darmſtadt vorhanden und zum mindeſten
ent=
wichelungsfähig. Ein= Stadt wie Darmſtadt hat, wenn ſich alle Kräfte
in ihr regen und ſämtliche Verufsſtände den Willen haben,
Vorbild=
liches zu leiſten, von der Nachſarſchaft von Großſtädten nichts zu
fürch=
ten. Sie kann bei der im allgemeinen größeren Beweglichteit des
Großſtädters, wenn ſie die nötige Anziehungskraft entwickelt, von jeder
Verdichtung der Verkehrsbeziehungen weit mehr qualitativ und
quanti=
tativ geyunnen als derlieren. Verkehr iſt ſtets Austauſch auch in
Be=
ziehung zu dem ſogenannten Hinterland. Unter dieſem Geſichtpunkt
verdienen die Vorſchläge des 1. Shndikus der Induſtrie= und
Hanudels=
kammer Daxmſtadt, Dr. Roefener, auf der Hauptverſammlung des
Heſſi=
ſchen Verkehrsverbandes über Triebwageneilfahrten in den
Reichsbahn=
direktionsbezirten Mainz und Frankfurt beſondere Beachtung.
Neben einer ſolchen Förderung Les Verkehrs mit der weiteren
Um=
gebung, die den Umſatz zu beleben geeignet iſt, bedarf der innerſtädtiſche
und der Vorortsverkehr einer beſonderen Pflege. Beide dienen der
Verminderung unproduktiger, Zeitverluſte. Man denke nur an
Arbei=
ter und Angeſtellte, überhaupr an alle Berufstätigen, die nach
Beendi=
gung ihrer Hauptarbeit noch in Feld, Garten, Haus und Familie
ar=
beiten wollen oder die nötige Ausſpanuung einer genügenden Ruhezeit
brausen.
Was ein gutes innerſtädtiſches Verkehksnetz bedeutet, wird ſchon
offenbar, wenn man ſich vergegenwärtigt, wieviel Stundenlohn bei
Haudwerksarbeiten (Hausreparoturen oder dergleichen) häufig für den
Weg zwiſchen Werkſtätt= und Arbeitsplatz unproduktiv zu zahlen iſt.
Für den wciteren Ausbau eines möglichſt alle Stadtteile
Darm=
ſtadts gleichmäßig erſchließenden und gut aufeinander abzuſtimmenden
innerſtädtiſchen Verkehrsnetzes ſind kürzlüh in der Hauptverſammlung
des Darmſtädter Verkehrsvereins einige Vorſchläge uterbreitet
wor=
den. Cs iſt zu begrüßen, daß die maßgebenden Stellen eine techniſche
und wirtſchaftliche Prüfung dieſer Anregungen in Ausſicht geſtellt
haben.
Daneben wird eine playmäßige Verkehrserſhließung der Sradt
und ihrer Umgebung darauf bedache bleiben müſſen, den beiden
bedeut=
ſamen Verkehrsmitteln, Kraftwagen und Fahrr,b, möglichſt günſtige
Verwendungbedingungen zu vermitteln. Hierzu gehört die immer
dringlicher werdende Schaffung von Unterſtellräumen mit und ohne
beſondere Fahrzeugpflege (Großgaragen) und die Parkplatzfrage. Die
Herauslöſung des Radfahrverkehrs aus dem allgemeinen
Straßenver=
kehr und die Bereitſtellung beſonderer Radfahrwege liegt nicht nur
im Intereſſe der Radfahrer ſelbſt, ſondern vor allem auch in
demjeni=
gen der Fußgänger und Kraftfahrer. Rheinland und Weſtfalen wollen
22000 Kilometer neue Radfahrwege ſchaffen. Solche Nadfahrwege laſſen
ſſich vielfach ohne irgendwelche Neuanlagekoſten wenigſtens für
Teil=
ſtrecken erſchließen Gergl. z. B. das öſtliche Bankett der Nieder=
Nam=
ſtädter Straße zwiſchen Herdweg und Ohlyſtraße). Die Darmſtadt
um=
gebenden Wälder ſind beſonders reich an für Fußgänger, Reiter und
Madfahrer geeigneten reizvollen Aus lugswegen. Die große Zahl der
Hübſchen Ruheplätze, Brunnen= und Quellanlagen, Tempel,
bemerkens=
zverten Bäume iſt nur zu wenig bekannt. Hier wäre eine Veubeſſerung
der Wegweiſer im Benehuen mit der Forſtverwaltung und ein Ausbau
Dder Wegemarkierungen in Verbindung mit dem Odenwaldklub
er=
ſtrebenswert. Erfreulicherweiſe hört man, daß die Herausgabe einer
meuen guten Karte der Umgebung Darmſtodts, in die empfehlenswerte
Spaziergänge eingetragen werden ſollen, bevorſteht. In dieſer
Be=
ziehung iſt übrigens durch die Umgebungskarte 1:25 000, herausgegeben
Von Oberregierungsrat Dr. Krebs.
vom Heſſiſchen Landesvermeſſungsamt, bereits ſehr gute Vorarbeit
ge=
leiſtet.
Nebenbei ſei erwähnt, daß die Schmneiſen in den Darmſtädter
Wäl=
dern, einſchließlich des Wildparks, ganz hervorragend für Wagenfahrten
mit Pferdefuhrwerk geeignet ſind, die ſich gerade mit dem zunehmenden
Automobilsmus in Städten mit anſpruchsvollerem Fremdenverkehr
wie=
der einer großen Beliebtheit erfreuen (z. B. in Bädern wie Wiesbaben,
Bad=Nauheim, Baden=Baden oder etwa in dem Klampenborger Forſt
bei Kopenhagen).
Eine kürzlich erſchienene Werbenmmer des „Stuttgarter Neuen
Taghlatts” nennt Srrtdgart „die ſchönſt gelegene Wald= und
Garten=
ſtadt, die Stadt bedeutſamer Sehenswürdigkeiten, die Stadt
vielſeitig=
ſter, geſchmackvollſter und vorteilhafteſter Einkäufe in hevvorragenden
Spezialgeſchäften‟. Darmſtadt verdient den Namen einer Wald= und
Gartenſtadt ſicher nicht weniger, es muß nur noch für die große
Oeffent=
lichkeit in dieſer Eigenſchaft entdeckt werden. Darmſtadt iſt nicht nur
eine Stadt im Grünen, deren umgebende Wälder und Waldwieſen an
Schönheit ihresgleichen ſuchen, ſondern es iſt auch die gegebene
Ein=
gangspofrte zu dem Odenwald, deſſen Berge und Täler als ideales
Aus=
flugsgebiet für Halb= und Ganztagestonren zu Fuß, zu Rad, mit
Eiſen=
bahn oder Kraftwagen bequem erreichbar ſind. Wenn es richtig iſt, daß
erfolgreiche Verkehrswerbung vielſeitige Verkehrserſchließung zur
Vor=
ausſetzung hat, ſo ſind die Vorbedingungen bei Darmſtadt gegeben. Seine
Lage im Eiſenbahnnetz, die zahlreich ausſtrahlenden Kraftfahrlinien,
die Straßen und Wege ſind an ſich geeignet, auch weitgehenden
Be=
dürfniſſen des beruflichen und des Erholungsverkehrs zu gezügen.
Die Verkehrswerbung ſelbſt wird ihre Aufgaben in drei Richtungen
zu ſuchen haben: Auf dem Gebiete der wirtſchaftlichen
Siedlungswer=
bung, der Wohnſiedlungswerbung und der Fremdenverkehrswerbung.
Eine geſunde Verkehrswerbung darf nicht ſo ſehr einmaligen
Cha=
rakter haben, ſie muß ſich bewußt ſein, daß der Vergnügungsverkehr
mit ſeiner vorübergeheuden Steigerung des Veubrauchs
volkswirtſchaft=
lich weſentlich geringer zu bewerten iſt wie eine Verkehrswerbung, die
ſich durch Vermittlung dauernder Wintſchaftsbeziehungen, durch
Auf=
tragsvergebungen und durch Anſiedlung kulturell oder wirtſchaftlich
wertvoller Kräfte nachhaltig auswirken kann. Unter dieſem
Geſichts=
punkt dürfte der Gedanke einer Nachprüfung wert ſein, ob man in
Darmſtadt nicht dazu kommen ſollte, eine Art Wirtſchaftsbaedecker
herauszugeben, einen Almanach, ber über das geſamte wirtſchaftliche,
wiſſenſchaftliche und künſtleriſche Leben Auskunft gibt, und der, ähnlich
den Aufgaben der Auslandshandelsvertretungen, der Vermittlung neuer
Beziehungen für die Induſtrien, den Großhandel und den qualifizierten
Cinzelhandel dienſtbar ſein könnte. Daneben hätte er auch auf die
an=
ſäſſigen Künſtler und das Kunſtgewerbe aufmerkſam zu machen.
Eine Ueberſicht über die berufliche Gliederung, wie ſie ettva die
Branchen=Fernſprechbücher geben, dürfte nicht fehlen, zumal auch der
Umfang, in dem freie Berufe ihr Betätigungsfeld in einer Stadt
fin=
den, gewiſſe Rückſ hlüſſe auf das geſamte wirtſchaftliche Leben und
da=
mit auf die allgemeine Kreditwürdigkeit zuläßt. Mit einer ſolchen
Wirtſchaftswerbung wird die Siedlungswerbung und die
Siedlungs=
politik konform gehen wüſſen.
Was nun endlich den Fremdenverkehr anlangt, ſo iſt es wohl
rich=
tig, daß ſeine unmittelbare wirtſchaftliche Produktivität ſtellenweiſe
überſchitzt wird. Andererſeits kann jedoch in einer Zeit, in der
ge=
rade dieſes Gebiet der Verkehrspolitik allenthalben ſtärker in den
Vor=
dergrund geſtellt wird, auf ſeine Pflege um ſo weniger verzichtet
wer=
den, als ſie mittelbar der gefamten wirtſchaftlichen Entwicklung eines
Gebiets dient und überdies bei planmäßigem Aufbau und richtiger
Zu=
ſammenarbeit aller am Verkehr wirtſchaftlich intereſſierten Behörden,
Vereine und Perſonen mit verhältnismäßig geringem Aufwand
erfolg=
reich betrieben werden kann. Mit Recht wird immer wieder darauf
bingewieſen, daß eine Fremdenderkehrswerbung für Darnſtadt und
eine Odenwaldverkehrswerbung ſich gegenſeitig auf das wirkſamnſte
unterſtutzen. Deshalb kann auch die kürzlich im Buchhandel erſchienene
Odempald=Reliefkarte des Heſſiſchen Verkehrsverbandes als ein
glück=
diher Griff und ein wirkſames Werbemittel durchaus begrüßt werden.
Für die Reichspoſt wäre es vielleicht eine dankbare Aufgabe, den
kürz=
lich in Baden in Angriff genommenen Plan der Einrichtung von
Feunkraftpoſten durch den Schwarzwald auf den Odenwald zu
über=
tragen. Dort plant man, durch Herſtellung von Verbindungen zwiſchen
den regelmäßigen Poſtkraftlinien, den Landkraftpoſten und den ublichen
Ausflugsfahrten einen Schwauzwald=Höhenverkehr, mit Kraftpoſten zu
ſchaffen, der von Baden=Baden bis Triberg, Freiburg, Feldberg, St.
Blaſien und Waldshut führen ſoll. Aehnlich könnte vielleicht auch im
Odenwald im Anſchluß an die Linie Darmſtadt—Lindenſels eine
Vek=
bindung über Reichelsheim—Marbach-Bcerfelden-Gammelsbachtal—
Hirſchhorn und von hier über Ulfenbachtal-Waldmichelbach-Fürth—
Erhach-Michelſtadt geſchaffen werden, die aus dem reichen
Fremden=
verkehrsbecken Heidelberg geſteigerten Verkehr nach dem Odenwald und
Darmſtadt bringen könnte. Solche guten und ſchnellen Verbindungen
mit einem landſchaftlich ſo reizvollen Hinterland, wie es der geſamte
Odenwald iſt, werden auch die in Darmſtadt neuerdings recht
erfolg=
reich betriebene Werbung für Kongreſſe und Tagungen wirkſam
unter=
ſützen.
Auf welchen Gebieten der Verkehrswerbung und
Verkehrserſchlie=
ßung mai” aber auch die nächſten Aufgaben einer produktiven
Verkehrs=
politik ſuchen mag, eines iſt ſicher, weder Verwaltung nech einzelne
Be=
hörden und Verkehrsvereine können für ſich allein die Frage löſen. Der
Erfolg kann nur von dem einmütigen Zuſammenwirken einer des Wertes
ihrer engeren Heimat bewußten und darauf ſtolzen, fleißigen
Bevöl=
kerung erwartet werden.
Baden verboken!
Was man früher nicht durfte.
* Wenn heute an den heißen Tagen Millionen von Menſchen in den
kühlen Fluten der Flüſſe und Seen, des Meeres und der Badeanſtalt
Kühlung und Erfriſchung ſuchen, ſo iſt das nur die Wiederbelebung einer
uralten Eigenſchaft des Deutſchen. Schon die alten Germanen ſind ein
badefrohes und ſchwimmluſtiges Volk geweſen; Cäſar und Taeitus
be=
richten von den Schwimmkünſten dieſer ſtarken Naturſöhne und führen
als Grund dafür, daß dieſe Stämme nicht in Städten wohnen wollten,
ihre Furcht davor an, dort des Flußbades entbehren zu müſſen. Die
Kaltwaſſerbehandlung, die unter dem Volke ſtets üblich geweſen iſt,
geht auf uralte germaniſche Bräuche zurück, und die alte Freude am
Schwimmen erhielt ſich auch noch im Mittelalter lebendig, denn das
Schwimmen gehörte zu den ſieben ritterlichen Künſten, die jeder
vor=
nehme Mann erlernt haben mußte, und wird noch lange unter den
Kinderſpielen aufgezählt. Aber es kamen Zeiten, in denen eine
ängſt=
lich und deſpotiſch gewordene Kultur dem Deutſchen dieſes
Sommer=
vergnügen nahm, und die Verbote des Badens häuften ſich ein daar
Jahrhunderte lang, bis das Schwimmen eine in der Allgemeinheit faſt
ausgeſtorbene Kunſt war und man ſich nicht mehr ins kalte Waſſer
hin=
einwagte. Die erſten Bedenken gegen das kalte Baden gingen im 16.
Jahrhundert von den Aerzten aus. So erklärte der elſäſſiſche Ste
dt=
arzt Georg Pictorius in ſeinem 1560 erſchienenen „Baderbüchlein” den
Gebrauch des kalten Flußwaſſers im Sommer für unverſtändig, weil es
„die Poren verſchließe”. Beſonders eifrig waren die Schulmänner in
ſolchen Verboten für die liebe Jugend. So heißt es z. B. in der
Schul=
ordnung des Hamburger Johanneums von 1573: „Die in das Waſſer
gehen und ſich baden und ſchwimmen gleich den Gänſen oder Enten —
die werden ſchwer beſtraft werden.” Auch die Schulordnung in
Eß=
lingen von 1548 verbot das Baden im Neckar ausdrücklich, und derartige
Verbote finden ſich dann bis ins 18. Jahrhundert immer wieder in den
Schulgeſetzen, die von der Obrigkeit oder von einzelnen Anſtalten
er=
laſſen werden.
Die Behörden waren nicht minder ſtreng mit ſolchen Verboten
gegen die Erwachſenen. Schon 1502 war dem Viertelsmeiſter von
Würzburg anbefohlen, zur Sommerszeit von Haus zu Haus zu gehen
und zu verkünden, daß niemand bei Strafe im Stadtgraben baden
dürfe. Vielfach wurde beſonders das Zuſammenbaden beider
Geſchlech=
ter mit ſchwerer Ahndung bedroht. Betrachtet man alle dieſe zahlloſen
Badeverbote, ſo treten als Gründe immer wieder moraliſche und
ge=
ſundheitliche Bedenken auf. In Frankfurt a. M. wurde z. B. 1548 das
Baden im Main verboten, weil es zu vieler Unſchicklichkeit und
Un=
gebührlichkeit Anlaß gäbe. Die häufig vorkommenden Fälle des
Er=
trinkens, beſonders in den reißenden und größeren Flüſſen, führten
zum Unverſagen des Badens überhaupt. Natürlich wurde infolgedeſſen
das Schwimmen nicht mehr gelehrt und erhielt ſich höchſtens noch unter
dem „gemeinen Volk”, das die Verbote immer wieder umging. Der
Wiener Arzt Ferro, der 1781 die erſte Badeanſtalt an der Donau
grün=
dete, und ein Hauptvorkämpfer des kalten Badens war, ſchreibt 1790,
daß höchſtens noch die Bauern an heißen Sommertagen zu ihrer
Be=
luſtigung und Abkühlung herumſchwimmen; unter den verfeinerten
Menſchen iſt dieſe natürliche Geſchicklichkeit zu einer beſchwerlichen
Kunſt geworden.” So kam es, daß um die Mitte des 18. Jahrhunderts
das Baden im Freien und das Schwimmen für ebenſo gefährlich wie
ungeſund und unanſtändig galt. Erſt die von Rouſſeau entfeſſelte
Be=
wegung der „Rückkehr zur Natur” räumte wieder langſam mit dieſem
Vorurteil auf und bürgerte auch bei uns in Deutſchland, hauptſächlich
im Anſchluß an engliſche Vorbilder, den Schwimmunterxicht und das
Badevergnügen wieder ein. Die jungen Dichter des „Sturm und
Drang”, die Pädagogen, die eine neue Erziehungslehre zur Anwendung
brachten, waren die Hauptvorläufer. Goethe hat uns in „Dichtung
und Wahrheit” erzählt, welch unliebſames Aufſehen die beiden Grafen
Stollberg dadurch erregten, daß ſie in einem Teich bei Darmſtadt nackt
badeten. Goethe ſelbſt hatte dagegen Bedenken; aber als er ſeine
bei=
den Freunde in die Schweiz begleitete, da konnte auch er „beim Anblick
und Feuchtgefühl des rinnenden, laufenden, ſtürzenden, nach und nach
zum See ſich ausbreitenden Gewäſſers” der Verſuchung nicht
wider=
ſtehen. „Ich will nicht leugnen”, ſchreibt er, „daß ich mich im klaren
See zu baden mit meinen Geſellen vereinte und, wie es ſchien, weit
genug von allen menſchlichen Blicken. Nackte Körper jedoch leuchten
weit, und wer es auch geſehen haben mochte, nahm Aergernis daran.”
Die kühnen Verächter der allgemeinen Sitte wurden durch manchen
Steinwurf beläſtigt, und Lavater, bei dem die Brüder Stollberg zu
Gaſte waren, mußte ſie ſchließlich abſchieben, weil ihr wildes,
unbändi=
ges, unchriſtliches, ja heidniſches Naturell „in der geſitteten,
wohl=
geregelten Gegend” zu einem Skandal führte. Erſt allmählich gewöhnte
man ſich wieder an das fröhliche Treiben der Badenden. Es entſtanden
im letzten Viertel des 18. Jahrhunderts verſchiedene große
Badanſtal=
ten. Guts=Muths führte den Schwimmunterricht in die Erziehung ein
und empfahl die Angel und den Schwimmgürtel, während man ſich
vorher mit höchſt komplizierten Schwimmapparaten geholfen hatte. In
den Erziehungsinſtituten wurden nun die Knaben zum Kaltbaden und
Schwimmen angehalten, aber den Mädchen war es noch auf lange Zeit
verwehrt. Ihre Volkstümlichkeit haben die Flußbade= und
Schwimm=
anſtalten erſt durch das Vorbild der Soldaten erhalten, ſeitdem General
von Pfuel 1817 das Schwimmen in die preußiſche Armee eingeführt
hatte.
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Seite 12
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Nummer 204
Donnerstag, den 25. Zuli 1929
Seite 13
yDie Hgeunellamscien dei Kowaliſchen Baldel
Das Ende eines Henſalionsprozeſſes in der
Tſchecho=
ſlowakei.
Eingeſtandene Menſchenfreſſerei, die nicht zur Kenntnis
genommen wird.
Ein Prozeß ganz ſeltſamer Art hat ſein Ende gefunden:
neunzehn ſogenannte Moldauzigeuner hatten ſich vor dem
Kaſchauer Schwurgericht wegen zahlreicher Mordtaten und
Räu=
bereien zu verantworten, die ſie im Laufe der letzten Jahre in den
ausgedehnten ſlowakiſchen Wäldern begangen haben. Seit langem
waren die der Verbrechen beſchuldigten Mitglieder der Bande —
es handelt ſich um die Gruppe des Zigeunerhäuptlings Filka —
eingekerkert, und immer wieder wurde der Beginn des Prozeſſes
hinausgeſchoben, weil die Fertigſtellung der ins Rieſenhafte
an=
wachſenden Anklageſchrift ſich von Monat zu Monat verzögerte.
Immer neue Details über die Verbrechen der Bande kamen zu
Tage, immer grauenvoller waren die in langwierigen Verhören
den Zigeunern entlockten Geſtändniſſe über ihre Untaten
gewor=
den — bis ſie ihre ſchauerliche Krönung an dem Tag gefunden
hatten, da der Bandenführer, von den ſich ſtändig wiederholenden
Verhören ermüdet, eine Frage des Richters nach dem Verbleib
der Ermordeten mit dem Ausruf beantwortet hatte: „Ich ſchäme
mich, Herr Richter, aber ich muß Ihnen ſagen, daß wir die Toten
aufgefreſſen haben!“ Nach dieſem in der Preſſe begreiflicherweiſe
ſenſationell aufgemachten Geſtändnis des Zigeunerhäuptlings,
der ſchließlich eine eingehende Schilderung davon gab, wie vier
oder fünf der Opfer zerſtückelt in Säcken ins Lager gebracht und
von den Weibern gekocht und gebraten wurden, geriet der
prozeſ=
ſuale Apparat inſofern ins Stocken, als die Unterſuchung
nun=
mehr auch in der Richtung geführt werden mußte, inwieweit dem
Geſtändnis Wahrſcheinlichkeit beizumeſſen ſei; dafür ſprach die
Tatſache, daß mehrere der Opfer trotz eingehendſter
Nachfor=
ſchungen unauffindbar geblieben ſind — dagegen wiederum
ſprachen die Ausſagen einzelner Mitglieder der Bande, die
frei=
lich ſich von Woche zu Woche änderten. Immerhin gelang es den
mit den Recherchen betrauten Organen, in einem in der Nähe des
Zigeunerlagers befindlichen Müllhaufen neben Tierknochen auch
menſchliche Beinüberreſte zu finden, deren Zuſtand darauf
ſchlie=
ßen ließ, daß ſie Ueberbleibſel einer grauenhaften Mahlzeit ſein
konnten ..
Dieſerwegen und auch zahlreicher anderer Umſtände halber
erſcheint das außerordentliche Intereſſe begründet, mit dem die
geſamte Oeffentlichkeit dem Beginne, bzw. Verlaufe des „
Men=
ſchenfreſſerprozeſſes von Kaſchau” entgegenſah, wird verſtändlich,
daß die große Preſſe ihre Vertreter an den Prozeßort entſendete
— wird aber auch begreiflich, daß eine auf ihr Anſehen bedachte
Staatshoheit es lieber gehabt hätte, wenn das Wort „
Menſchen=
freſſerei” im Zuſammenhang mit einem innerhalb ihrer
Landes=
grenzen durchzuführenden Prozeſſe nicht gefallen wäre. Denn
gerade — und dies ſei weder ironiſch, noch ſchadenfroh bemerkt —
die Tſchechoflowakei erſcheint vielfach (und ſeltſamerweiſe auch in
Ländern, zu denen ſie als Mitglied der Kleinen Entente
gewiſſer=
maßen verwandtſchaftliche Beziehungen unterhält) als eine Art
dunkler, unkultivierter Erdteil. Bekannt iſt das Geſchichtchen von
den drei braven Tſchechoſlowaken, die zu Studiumzwecken nach
Amerika fahren wollten, vorher ſich aber an ein Wohnungsinſtitut
wegen Unterkunft wendeten; ſie erhielten die bedauernde
Mit=
teilung, daß ſich ihre Unterbringung Schwierigkeiten
entgegen=
ſtellen würden, weil . . . Neger nicht gern in Untermiete
genom=
men würden . . Das Geſchichtchen mag übertrieben ſein —
ge=
wiß aber iſt es Tatſache, daß heute noch, alſo im elften
Beſtands=
jahr der Tſchechoflowakei, die Tſchechen und Slowaken häufig als
Volksſtämme gewertet werden, die einigermaßen aus dem Rahmen
Kultureuropas fallen. Dieſe Einſchätzung iſt falſch, iſt unhaltbar;
indeſſen kann der Umſtand, daß in den von Zigeunern bevölkerten
Gebieten dieſes Staatsweſens Fälle von Kannibalismus
vorgekom=
men ſeien, keineswegs dazu beitragen, das oft reichlich verſchobene
Bild von den Zuſtänden innerhalb der tſchechoſlowakiſchen
Lan=
desgrenzen zu korrigieren.
Es geſchah alſo, daß in der offiziellen Berichterſtattung über
die Verbrechen der Moldauer Zigeuner die in der
Vorunter=
ſuchung aus den dunklen Geſellen herausgeholten Geſtändniſſe
mit einem Male als übertriebene Selbſtbezichtigungen hingeſtellt
wurden, und es geſchah des weiteren, daß alle jene Zeitungen,
die über die Menſchenfreſſerei der Filka=Bande berichteten,
beſchlag=
nahmt wurden, ſoweit ſie den tſchechoſlowakiſchen Zenſurbehör=
den unterlagen. Nicht vermeiden ließ ſich jedoch, daß die
aus=
ländiſchen Preſſevertreter gerade dem brennendſten Punkt des
Prozeſſes, dem Kannibalismus, beſondere Aufmerkſamkeit
zuwen=
deten und ſich in ihrer Berichterſtattung um die tſchechiſchen
Preſtigeſorgen weniger kümmerten, als dies in Prag zu
konſta=
tieren angenehm war. Allerdings wußte man dieſer ausländiſchen
Reportage, die ſo gar nicht nach tſchechoſlowakiſchem Geſchmack
war, weil ſie ein ohnehin ſchiefes Bild noch in ein wenig
gün=
ſtiges Licht ſtellte, inſoferne zu begegnen, als plötzlich im
Verlaufe der Schwurgerichtsverhandlung mit
keinem Worte mehr von Menſchenfreſſerei
ge=
ſprochen werden durfte. Es ereignete ſich, daß der
Vor=
ſitzende den Staatsanwalt unterbrach, wenn dieſer auf das
peinliche Kapitel zurückgreifen wollte, und ſo geriet der in der
ganzen Welt mit außerordentlicher Spannung verfolgte Prozeß
gegen die ſlowakiſchen Menſchenfreſſer nach und nach in ein ſo
ſeichtes Bett, daß das Intereſſe an dem Fall deſto mehr ſchwand,
je länger das Verfahren andauerte. Ein ausländiſcher
Jour=
naliſt nach dem anderen reiſte ab, und ſelbſt die auf tſchechiſchem
Boden erſcheinenden Zeitungen zogen ihre Reporter aus dem
Kaſchauer Gerichtsſaal zurück, weil der Aufwand eines
koſtſpie=
ligen Berichterſtatterdienſtes in keinem Verhältnis ſtand zur
Be=
deutung des in ſeinem Umfang ſo überraſchend
zuſammen=
geſchrumpften Prozeſſes gegen die ſlowakiſchen Zigeuner; er war
zum gewöhnlichen Verfahren gegen gewöhnliche Räuber und
Mörder geworden, oder beſſer geſagt, gemacht worden.
In der Tſchechoſlowakei weiß heute, da der Prozeß zu Ende
ift, jedermann: hier ſtand der gute Ruf eines Staatsweſens,
eines ſeit kurzem ſelbſtändigen Volkes auf dem Spiel.
Seinet=
wegen durften die Zeitungen nichts veröffentlichen, das die
Mei=
nung hätte aufkommen laſſen können, als ob Angehörige dieſes
Volkes auf gleich niederer Stufe ſtünden wie Halbwilde, wie
Kanni=
balen. Trotz des Geſtändniſſes der Zigeuner, trotz der
vorgefun=
denen gekochten Knochen der Opfer, trotz der Erzählungen der
Zigeunerweiber, die das Fleiſch der Getöteten als zart und
ſchmackhaft geſchildert haben. Dieſer Bedachtnahme auf nationale
Repräſentation vor dem Auslande haben die Moldauer Zigeuner,
deren Aburteilung jetzt erfolgt iſt, es zu danken, daß ſie nicht noch
ſchlechter und verwerflicher erſcheinen als gemeine Räuber und
Mörder; ihnen wird es ſo recht ſein. Aber es bleibt für den
Chroniſten immerhin feſtzuſtellen notwendig, daß der Kaſchauer
Kannibalenprozeß mit einem dicken Aktenbuch abgeſchloſſen
er=
ſcheint, in dem eine erkleckliche Anzahl von
Blät=
ternleer geblieben iſt!
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mit ungeheuerem Preissturz!
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Allen Verwandten, Freunden
und Bekannten die traurige
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teilung, daß heute nachmittag
mein lieber Mann, unſer guter
Vater, Großvater,
Schwieger=
vater, Schwager und Onkel
Nachruf.
Joh. Wendel Leißler I.
Maurermeiſter
im Alter von 81
langem, ſchwerem
entſchlafen iſt.
ahren nach
leiden ſanft
(11964
Im Namen der trauernden
Hinterbliebenen:
Frau Chriſtina Leißler
geb. Fiſcher.
Traiſa, den 24. Juli 1929.
Die Beerdigung findet am
Frei=
tag, den 26. Juli, nachmittags
4 Uhr, ſtatt. — Von
Blumen=
ſpenden bittet man abzuſehen.
Am 24. ds. Mts. verſchied nach langem und
ſchweren Leiden
Herr Maſchiniſt
Feintic kahl
Dankſagung.
Ueber 23 Jahre hat derſelbe als Maſchiniſt
in der Zentrale unſeres Elektrizitätswerkes
in treuer Pflichterfüllung, geachtet und geehrt
von ſeinen Vorgeſetzten und Kollegen,
ge=
arbeitet. Wir werden ſeiner ſtets in Dank=
(11955
barkeit gedenken.
Für die vielen Beweiſe herzlicher
Teilnahme und Blumenſpenden,
be=
fonders, für die troſtreichen Worte
des Herrn Pfarrer Weißgerber und
die von ſeinem Meiſter Herrn Made
und Mitarbeitern erwieſene letzte
Ehrung am Grabe unſeres lieben
Entfchlafenen ſagen wir Allen auf
dieſem Wege unſeren herzlichen
Dank.
Yorothea Leißler.
Die Direktion
der Heſſ. Eiſenbahn=Aktiengeſellſchaft
Darmſiadt, den 24. Juli 1929.
Todes=Anzeige.
Nach langjährigen, ſchweren Leiden ſtarb heute
Nacht meine liebe Frau
Eliſabeth Funk
im Alter von 34 Jahren.
Die trauernden Hinterbliebenen:
Wilhelm Funk, Nieder=Modau
Elſa Funk, Nieder=Modau
Gertrud Funk, Nieder=Modau
Familie Karl Ernſt, Kirch=Brombach
Familie Leonhard Hübner, Nieder=Kinzig.
Die Beerdigung findet Freitag nachmittag 3 Uhr in
(11912
Nieder=Modau ſtatt.
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Verwandten, Freunden und Bekannten hiermit die
traurige Nachricht, daß unſer lieber Vater, Großvater,
Schwiegervater und Schwiegerſohn
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Unterfertigte erfüllt hiermit die traurige
Pflicht, ihren lieben Bundesbrüdern, Freunden
und Bekannten Kenntnis zu geben von dem
plötzlichen Ableben ihres lieben i a. B.
plötzlich und unerwariet von uns geſchieden iſt.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Johann Georg Oaab
Brensbach i. O., den 24. Juli 1929.
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Die Beerdigung findet am Donnerstag,
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des Andenken bewahren wird.
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Nummer 204
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Nummer 204
Donnerstag, den 25. Juli 1929
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25 Jahre Techniſche Hochſchule in Danzig.
Aus dem Feſtkorſo: Studenten auf blumengeſchmückter Gondel.
Anläßlich der 25=Jahr=Feier der Techniſchen Hochſchule in Danzig veranſtalteten die Studenten einen
Feſtkorſo. Auf blumengeſchmückten Barken, die hiſtoriſchen Vorbildern glichen, fuhren die Danziger
Verbindungen in feſtlichem Zuge die Weichſel entlang.
Ueberſchwemmungskakaſkrophe in Rumänien.
Zerriſſene Eiſenbahnſtrecken.
Während Mitteleuropa ſich des heiterſten Sommerwetters erfreut, haben in Rumänien gewaltige
Wolkenbrüche furchtbare Verwüſtungen angerichtet. Die Flüſſe führen Hochwaſſer und treten
kilo=
meterweit über ihre Ufer. Viele Brücken ſind weggeriſſen worden, Eiſenbahndämme ſind abgerutſcht,
und an vielen Stellen iſt die geſamte Ernte vernichtet.
Brand des Ipweger Moors.
Eine Torfſtreu=Fabrik und acht Arbeiterhäuſer
eingeäſchert. — 80 Perſonen obdachlos.
Emden, 24. Juli.
Geſtern nachmittag, gegen 14 Uhr, geriet das
Ipweger Moor nördlich von Oldenburg in Brand.
Infolge des heftigen Weſtwindes verbreitete ſich das
Feuer mit großer Schnelligkeit und hatte gegen
17 Uhr die große Torfſtreufgbrik Strückhauſen
er=
reicht. Die Fabrik wurde mit ſämtlichen Maſchinen
und ſämtlichen Torfbeſtänden ein Naub der Flammen.
Im letzten Augenblick gelang es noch, einige mit
ge=
retteten Möbeln beladene Wagen aus der Gefahrzone
zu entfernen. Inzwiſchen war das Feuer auf
einer Breite von 300 bis 400
Me=
tern vier Kilometer vorgerückt und
hatte den Eiſenbahndamm Oldenburg—
Brake erreicht. Sämtliche Feuerwehren der
Umge=
bung waren bereits nachmittags alarmiert, konnten
abex mcnig ausrichten, da faſt kein Waſſer vorhanden
war und das Feuer in dem trockenen Torf immer
neue Nahrung fand. Nachmittags gegen 17 Uhr
wur=
den alle Reſerven der Oldenburger Ordnungspolizei
eingeſetzt und um 20 Uhr zuvei Kompagnien der
Reichswehr. Erſt nachdem Gräben aufgeworfen
wor=
den waren, gewann man Gewalt über das Feuer.
Außer der Torfſtreufabrik ſind acht Arbeiterhäuſer
niedergebrannt. 70 bis 80 Leute ſind obdachlos
ge=
worden. Sie hoben die Nacht zum Teil im Freien
zugebracht. Das Feuer hielt am ſpäten Abend noch
an. Es war viele Kilometer weit zu ſehen. Mehrere
Stunden war der Bahndamm Oldenburg — Brake
von beiden Seiten von Feuer umgeben, ſo daß der
Nachtmittagszug Brake—Oldenburg umgeleitet
wer=
den mußte. Der angerichtete Schaden iſt vorläufig
noch nicht zu überſehen. Erſt gegen 10 Uhr abends
konnte der Brand zum Stehen gebracht werden.
Heute vormittag loderte das Feuer bei wieder
auffriſchenden Winden erneut auf. Die
Löſch=
mannſchaften ſind Herr der Lage. Der
Torf=
brand wird aber noch mehrere Tage andauern.
Der Geſamtſchaden wird auf 500 000 Mark
ge=
ſchätzt. Vier Häuſer ſind abgebrannt; einige
Häuſer und Gehöfte wurden beſchädigt und
muß=
ten geräumt werden. Die abgebrannte
Moor=
fläche umfaßt etwa drei Quadratkilometer. Man
vermutet fahrläſſige Brandſtiftung. Schupo und
Reichswehr bleiben an Ort und Stelle in
Alarm=
bereitſchaft. Der Zugverkehr zwiſchen
Olden=
burg und Brake iſt inzwiſchen wieder
aufge=
nommen worden.
Brandkataſtrophe in Röllfeld.
Klingenberg a. M. Die etwa 900
Ein=
wohner zählende Gemeinde Röllfeld bei Klingenberg
war am Dienstag der Schauplatz einer furchtbaren
Brandkataſtrophe. Um 334 Uhr, während faſt die
gefamte Einſvohnerſchaft mit Erntearbeiten auf dem
Felde beſchäftigt war, brach in einem eng
zuſammen=
gebauten Gebäudekomplex Feuer aus. Im Nu
ſtan=
den vier Scheunen in hellen Flammen. Mit raſender
Geſchwindigkeit griff der Brand auf die benachbarten
Anweſen über. Bald hatte ſich das Feuer auf
eine Fläche von 2500 Quadratmetern
ausgedehnt. So mußte ſich die Ortsfeuerwehr
im Verein mit den benachbarten Feuerwehren darauf
beſchränken, eine weitere Ausbreitung des Feuers,
das das ganze Dorf bedrohte, zu verhindern. Die
Mannſchaften der Feuerwehren leiſteten bei der
ungeheuren Hitze des vorgeſtrigen Nachmittags
Uebermenſchliches. Sechs Feuerwehren bekämpften
mit 15 Strahlrohren den Brandherd. Das Waſſer
mußte zum Teil auf große Entfernung vom Main
hergeleitet werden. Nach dreiſtündiger Arbeit war die
Hauptgefahr beſeitigt. Drei Wohnhäuſer, fünf
Scheunen und ſechs Stallungen wurden vernichtet.
Während das Mobiliar und das Großvieh gerettet
werden konnte, fielen die geſamten Futtervorräte und
das Federvieh dem Brand zum Opfer. Vier
Fami=
lien ſind obdachlos geworden. Für die Urſache des
Brandes hat man keine Anhaltspunkte.
Großfeuer in Niga.
Riga. Ein Großfeuer äſcherte in der letzten
Nacht eines der Gebände der großen Rigaer
Waggon=
fabrik König ein. Zahlreiche für Rußland gebaute
Kühlwagen wurden durch zwei Lokomotiven aus dem
bereits in Flammen ſtehenden Schuppen
hinausge=
führt. Der Schaden iſt ſehr groß, Sämtliche Rigaer
Löſchzüge arbeiteten bis ½3 Uhr nachts an der
Brandſtätte, die von einer rieſigen Menſchenmenge
umlagert war.
Sauerſtoffwerke in die Luft
geflogen.
Berlin, 24. Juli.
Von einer furchtbaren Exploſionskataſtrophe
wur=
den heute mittag die Vereinigten Sauerſtoffwerke in
Verlin=Borſigwalde heimgeſucht. Aus noch
unbekann=
ter Urſache flog ein großer Sauerſtoffbehälter beim
Umfüllen in die Luft. Eine über 100 Meter
hohe Stichflamme ſchoß hervor. Der ganze.
umfangreiche Gebäudekomplex war im Augenblick in
ein Rauch= und Flammenmeer gehüllt. Sekunden
ſpäter erfolgten mehrere weitere
Explo=
ſionen. Feuerwehr und Städtiſches Rettungsamt
eilten mit allen verfügbaren Wagen an die
Unglücks=
ſtelle. Aus dem Feuermeer ſchoſſen unaufhörlich
explodierende Sauerſtofflaſchen in die Höhe, Mes
tallteile wurden Hunderte von
Me=
tern weit geſchleudert. Der Bewohner der
umliegenden Wohngebäude und der Belegſchaften
der benachbarten Fabrikbetriebe bemächtigte ſich eine
furchtbare Panik. Alles eilte ins Freie. Die
Feuerwehrmannſchaften konnten zunächſt nicht an den
Exploſionsherd herangelangen. Man befürchtet, daß
ſich unter den Trümmern des Werkes viele Tote und
Verletzte befinden. Genaue Feſtſtellungen ſind bisher
nicht möglich geweſen. Das ausgebrochene Feuer
hat bereits auf die hinter dem Gelände der
Sauer=
ſtoffwerke liegenden Nota=Werke
überge=
griffen.
Ungewißheit über das Schickſal
der Belegſchaft.
Die Exploſion iſt von ſo ungeheuren
Ausmaßen, daß ſich ihre Wirkung bis zur
Stunde noch nicht überſehen läßt. In Abſtänden von
wenigen Minuten erfolgen ungeheure Exploſionen,
Gebäudeteile ſtürzen ein, rieſige Maſſen von
glühen=
den Trümmern werden gegen den Himmel
geſchleu=
dert. Die Detonationen waren ſo heftig, daß
ſämt=
liche Fenſterſcheiben in der weiten Umgebung zerſtört
ſind. Es iſt bisher nur gelungen, acht Perſonen, die
in den äußeren Gebäudeteilen beſchäftigt geweſen
waren, zu bergen. Wieviel Mann der Belegſchaft
ſich noch im Hauſe befinden, die bei der Gewalt der
Exploſion ſicherlich zu Tode gekommen ſind, läßt ſich
zur Stunde noch nicht feſtſtellen. Die durch die
Exploſion zerſtörte Fabrik in Borſigwalde iſt die
größte Sauerſtoffabrik Deutſchlands. Sie liefert
Sauerſtoff, Stickſtoff, Preßluft, Argon= und Helium=
Gas. In der angegliederten Fabrik werden
kompri=
mierte Gaſe erzeugt; es iſt das größte Acetylenwerk
Deutſchlands, in dem gelöſtes Acetylen hergeſtellt
wird
Bericht eines Augenzeugen.
Ein Arbeiter der Fabrik, der ſein nacktes Leben
retten konnte und nur nordürftig bekleidet geflüchtet
iſt, behauptet, daß das Unglück beim Verladen von
Acetylen entſtanden ſei, wobei eine
Acetylengas=
flaſche explodierte. Wunderbarerweiſe wurde der
Mann, der die Flaſche hat fallen laſſen, nur
uner=
heblich verletzt. Der Arbeiter ſchildert den Vorgang
der Exploſion wie folgt: Beim Verladen von
Acety=
len iſt eine Flaſche explodiert. Durch dieſe
Entzün=
dung ſind die übrigen Flaſchen mit zur Exploſion
ge=
bracht worden. Sofort erklang der Schreckensruf:
Brand im Spreewald.
Berlin. Das idhlliſche Spreewalddorf
Pyhle=
guhre bei Straupitz wurde vorgeſtern abend von
einem ſchweren Schadenfeuer heimgeſucht. Dns Dorf,
in dem erſt vor einigen Wochen ein großer Brand
ſvütete, iſt der Schauplatz einer zweiten Kataſtrophe
geworden. Das Feuer brach in einer Scheue aus und
verbreitete ſich mit Windeseile im Dorf. Sechs
Scheunen wurden ein Raub der Flammen.
Sechs Scheunen durch Blitz eingeäſchert.
Stuttgart. Bei einem ſchweren Gewitter,
das vorgeſtern abend über die Gegend von
Stutt=
gart niederging, ſchlug der Blitz in Münchingen
(Oberamt Leonberg) in die Scheune eines Landwlrts
ein und zündete. Bei dem herrſchenden Sturm griff
das Feuer raſch um ſich und auf vier verſchiedene
vhe m Borſtgonior.
„Gasexploſion! Räumen! Alles räumen!” In wilder
Haſt verließen die Arbeiter und die Angeſtellten,
Männer und Frauen, ſämtliche Räume des
umfang=
reichen Werkes. Es ſind dort ungefähr beſchäftigt im
ganzen 100 Perſonen. Sie rannten alle weit weg,
und kaum hatten ſie das Gelände der Fabrik
ver=
laſſen, als eine gewaltige Feuerſäule zum Himmel
emporſtieg und Exploſion auf Exploſion erfolgte.
Man hörte aus dem Trümmermeer Hilfegeſchrei und
Rufen. Es kam eine Frau mit ſchweren
Brandwun=
den heraus. DDa in der Nähe die großen Gaſometer
der Gasanſtalt ſind, beſteht zurzeit große Gefahr, daß
auch dieſe von den umherfliegenden Trümmern
getrof=
fen werden und zum Platzen kommen. Unter den
großen Lagerbeſtänden von Gas und Exploſivſtoffen
befinden ſich auch 200 Trommeln mit je zwei
Zent=
nern Karbid, die jede Minute in die Luft zu fliegen
drohen.
Um 9 Uhr wurde dem leitenden Offizier der
Schutzpolizei gemeldet, daß die Anordnung der
Räu=
mung des geſamten Nachbarviertels durchgeführt ſei.
In ſämtlichen Fabriken, die die Unglücksſtätte
um=
ſäumen — es ſind deren ſieben —, wurde der
Be=
trieb ſofort eingeſtellt und die Belegſchaften für heute
entlaſſen. Die Privatanwohner haben ihre Häuſer
geräumt und ſtehen, mit Kleidungsſtücken und
Wert=
gegenſtänden beladen, fluchtbereit vor den Türen ihrer
Häuſer.
Die Städtiſchen Gaswerke, Werk Tegel, teilen
mit, daß ſie alle Vorſichtsmaßnahmen getroffen
ha=
ben, um ein Uebergreifen der Exploſion auf die
Gas=
behälter zu verhindern. Das Werk Tegel der Städt.
Gaswerke liegt nur rund 700 Meter von dem
Explo=
ſionsherd entfernt. Das Tegeler Werk hat ſofort
Wachen auf die einzelnen Gasbehälter verteilt und
hofft, jede Gefahr von dem Werk fernhalten zu
können.
An der Brandſtätke. — Keine
Todes=
opfer zu beklagen.
Nach mühſeliger Arbeit und unter größten, zum
Teil lebensgefährlichen Anſtrengungen, iſt es der
Feuerwehr nach beinghe zweiſtündiger Arbeit
ge=
lungen, das Feuer einzudämmen und es auf ſeinen
Herd zu beſchränken. Die Exploſionen hoben
aufge=
hört, und es beſteht auch keine Gefahr mehr für den
Haupttank, der noch nicht explodiert iſt. Die
Brand=
ſtätte zeigt ein Bild beiſpielloſer Vernichtung.
Im=
mer noch ſchlagen Flammen aus den Trümmern
her=
aus, mit deren Löſchung die Feuerwehren
augenblick=
lich beſchäftigt ſind. Ein Umkreis von 300 Metern von
der Unglücksſtelle iſt überſät mit Geſtein, Geröll und
Eiſenteilen, die durch die Gewalt des Luftdrucks
weg=
geſchleudert wurden. Soviel ſich bis jetzt überſehen
läßt, ſind Todesopfer nicht zu beklagen. Die Zahl
der Verletzten, deren Verwundungen im allgemeinen
leichter Natur ſein dürften, ſteht noch nicht genau feſt.
Die Verlekken geborgen.
Bei der Exploſion in Borſigwalde ſind nach den
bisherigen Feſtſtellungen nur vier Verletzte
zu verzeichnen, die in Krankenhäuſern Aufnahme
fan=
den. Die beiden Perſonen, die zunächſt vermißt
wur=
den und von denen man befürchtete, ſie ſeien unter
den Trümmern begraben, fanden ſich mittlerweile
ein. Ueber die Urſache der Exploſion wird
voraus=
ſichtlich eine Kommiſſion von Sachverſtändigen zu
urteilen haben.
Scheunen über. Sämtliche fünf Scheunen Grannten.
ab. Den alsbald eintreffenden Feuerwehren aus der
Umgegend gelang es nur, die umliegenden
Wohn=
gebäude ſowie das Vieh zu retten. Der Schaden iſt
beträchtlich. Bei dem gleichen Gewitter ſchlug der
Blitz in die Scheune eines Landwirts in Fellbach ein,
wodurch deſſen Anweſen ebenfalls eingeäſchert wurde.
Das Opfer eines jugendlichen Schützen.
Berlin. Der zu einer Hochzeitsfeier nach
Schmeſſow (Kreis Greifenberg in Pommern) gereiſte
Polizeiſchüler Wend:, von der Staatlichen
Polizei=
ſchule in Treptow a. d. Rega, wurde im Garten,
wvo er mit mehreren Bekannten weilte, von einer
aus dem Nachbargrundſtück abirrenden Teſchingkugel
ins Ohr getroffen und auf der Stelle getötet. Der
unglückliche Schütze iſt der 15jährige Sohn des
Orts=
lehrers, der mit der Waffe nach Spatzen ſchoß.
Weitere Probeflüge der „Do. X‟.
Friedrichshafen. Dienstag vormittag hat
das Dornier=Großflugzeug „Do. K”, das ſeit
Don=
nerstag zwecks Vervollſtändigung der techniſchen
Ein=
bauten die Halle nicht mehr verlaſſen hatte, ſeine
Probeflüge über dem Bodenſeegebiet bei günſtigem
Wetter wieder aufgenommen. Die derzeitigen
Ver=
ſuche, die etwa eine Woche in Anſpruch nehmen
dürf=
ten, erſtrecken ſich in der Hauptſache darauf, die
Ge=
ſchwindigkeit, Steigfähigkeit und Zulademöglichkeit
der Rieſenmaſchine feſtzuſtellen. Nach Abſchluß dieſer
Prüfung beabſichtigen die Dornier=Werke, in der
nächſten oder übernächſten Woche mit der „Do. K‟
einige Rekordflüge zu unternehmen.
Der Weltrekord im Dauerflug wieder
gebrochen.
St. Louis. Die Piloten Dale Jackſon und
Foreſt Cerine erreichten in ihrem Flugzeug „St.
Louis Robin” am Dienstag nachmittag um 5 Uhr
den kürzlich von dem Flugzeug „Angeleno”
aufge=
ſtellten Weltrekord im Dauerflug. Die „St. Louis
Robin” ſtieg am 13. Juli auf und hatte am
Diens=
tag den Weltrekord um eine Stunde überboten. Die
Flieger beabſichtigen, weiterzufliegen, bis ſie zur
Landung gezwungen werden.
Rückehr der Islandflieger.
London. Das Flugboot der Deutſchen
Flie=
gerſchule in Sylt, das in der vorigen Woche nach
Island geflogen war, iſt am Mittwoch wieder in
Leith eingetroffen. Die Flieger gedachten, geſtern
nach Sylt zurückzukehren.
Badeunfälle infolge der Hitze.
Zürich. Die Zahl der in der Schweiz
vorge=
kommenen Todesfälle durch Ertrinken beim Baden
iſt in den letzten Tagen erſchreckend gewachſen. Allein
bei dem Kraftwerk Rheinfelden ſind nach
Blätter=
meldungen aus Zürich nicht weniger als N Perſonen
ertrunken.
In Berlin haben ſich vorgeſtern ſechs tödliche
Badeunfälle ereignet.
Waſſereinbruch in eine Grube.
Zwei Bergleute getötet.
Hamborn. Auf Schacht 4 der Bergbaugruppe
Hamborn der Vereinigten Stahlwerke ereignete ſich
in der Nacht zum Dienstag ein ſchwerer
Gruben=
unfall. Auf der 5. Sohle wurden zwei Bergarbeiter
während der Arbeit von einem Waſſereinbruch
über=
raſcht, der ſo ſtark war, daß ſich die beiden Leute
nicht mehr in Sicherheit bringen konnten. Sie
wur=
den von den mitſtürzenden Geſteinsmaſſen getötet.
Der Waſſereinbruch blieb örtlich begrenzt, ſo daß die
Verunglückten bald geborgen werden konnten. Die
beiden Verunglückten ſind verheiratet. Der Betrieb
wurde nicht geſtört. Die Bergbaubehörde hat eine
Unterſuchung eingeleitet.
Schwerer Motorradunfall.
München. Auf der Fahrt nach München
ge=
rieten ein Motorradfahrer und ſein Sozius, als ſie
dem neben der Straße Heßling—München fahrenden
Zuge zuwinkten, auf die linke Straßenſeite, wobei
das Motorrad auf ein entgegenkommendes Auto
auf=
fuhr. Der Motorradfahrer wurde bei dem
Zuſam=
menprall ſofort getötet.
Schwere Unfälle zweier franzöſiſcher Militär=
Flugzeuge.
Paris. Am Dienstag haben ſich in
Frank=
reich zwei ſchwere Unfälle mit Militärflugzeugen
er=
eignet. In Reims ſtürzte ein Apparat des 11.
Flie=
gerregiments aus noch unbekannter Urſache ab. Da
der 300 Liter Brennſtoff enthaltende Benzintank
explodierte, brannte der Apparat mitſamt den beiden
Inſaſſen, zwei Unteroffizieren, vollkommen nieder.
— Ein zweiter Apparat des gleichen Regiments iſt
bei der Landung auf dem Flugplatz von Chalons auf
einem am Boden befindlichen Apparat, den der Pilot
beim Landungsmanöver nicht bemerkt hatte,
aufge=
ſtoßen und umgeſchlagen. Die drei Inſaſſen, zwei
Unteroffiziere und ein Soldat, ſind mit ernſten
Ver=
letzungen ins Lazarett übergeführt worden.
Schwerer Automobilunfall bei Utrecht.
Utrecht. Als der Führer eines Kraftwagens
der Autvomnibuslinie Utrecht-Doorn auf dem
Bilt=
ſchen Wege bei Utrecht einem Radfahrer, der plötzlich
die Straße überquerte, ausweichen wollte, fuhr der
Omnibus gegen einen Pfeiler der Elektrizitätsleitung,
wobei er auf einer Seite vollkommen aufgeriſſen
wurde. Von den Inſaſſen wurden acht ſchwer und
drei leicht verletzt. Vier Verletzte befinden ſich in
Lebensgefahr.
Eeite 18
Donnerstag, den 25. Juli 1929
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1929 iſt bei Meidung der
Beitrei=
bung bis zum 10. Auguſt 1929 an die
Stadtkaſſe, Grafenſtraße 28, zu zahlen.
Darmſtadt, den 25. Juni 1929. (s111931
Stadtkaſſe Darmſtadt.
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Bis zum 5. Auguſt 1929 ſind bei
Meidung der Beitreibung an die
Stadt=
aſſe Darmſtadt zu zahlen:
das II. Ziel der Gemeinde= Kreis=
und Provinzialſteuer für 1929;
2. das II. Ziel der Straßenreinigungs=,
Müllabfuhr= und
Kanalbenutzungsge=
bühr für 1929;
3. die Beiträge für die land= und
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wirtſchaftliche Berufsgenoſſenſchaft für
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Darmſtadt, den 25. Juli 1929.
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hierher einzureichen. (s111954
Direktion der ſtädtiſchen Betriebe.
Die Inſtallationderelektr. Licht=
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alsbald vergeben werden.
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vordrucke ſind auf Zimmer 27 der
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27. ds. Mts., erhältlich. Die
Vergebungs=
interlagen liegen dort zur Einſicht offen.
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Nummer 204
Donnerstag, den 25. Juli 1929
Geite 19
Das „Blaue Band des Ozeans” iſt zurückgewonnen.
Der engliſche Schnelldampfer „Maure= Oben: Die „Deutſchland”, die 1900 das „Blaue Band” für
Deutſch=
tania”, der bisher das „Blaue Band”, land gewann. Unten: Die „Bremen”, Deutſchlands neues Rekordſchiff.
des Ozeans innehatte.
Die Entſtehung des „Blauen Bandes”.
Deutſchland hat in dem faſt hundertjährigen Ringen um das
„Blaue Band” des Ozeans dem Hauptwiderſacher England durch
die ſtolze Tat der „Bremen” wieder die Palme abgewonnen,
und wir empfinden es voller Stolz, daß dieſes Sinnbild der
Seetichtigkeit an die deutſche Flotte übergegangen iſt. Heute iſt
ja das Blaue Band nur noch ein Symbol, aber es hat einmal
tarſächlich über den Meeren geflattert, und der eigentliche
Wett=
kampf um das Blaue Band hat eine intereſſante Vorgeſchichte,
die erſt die Entſtehung dieſer Bezeichnung erklärt. Es war zu
Anfang des vorigen Jahrhunderts, als die Segelſchiffe nach
Auſtralien fuhren, um von dort die Wolle zur Verarbeitung
mach England zu holen. Die ſogenannten Woll=Klipper waren
Geſonders ſchnelle Segler, und die britiſchen Reedereien, denen
Nie gehörten, legten Wert darauf, den Händlern die erſten Ballen
ſcder Auſtralwolle möglichſt raſch zu liefern. So kam man auf den
Gedanken, dem Segler, der die erſte Wolle hereinbrachte, als
Auszeichnung einen blauen Wimpel zu verleihen, der dann ſtolz
vom hohen Maſt flatterte. So wurde das „Blaue Band” zum
Zeichen, daß ein Schiff, das dieſen Wimpel führte, ſich durch
be=
ſondere Schnelligkeit auszeichnete. Bald, freilich flatterte das
Blaue Band von ſehr vielen Seeglern, denn die verſchiedenen
Reedereien ſpendeten es jedes Jahr ihren beſten Schiffen, und
Ba die Auszeichnung dadurch entwertet wurde, bildete ſich eine
Kapitän Ziegenbein.
deſſen Navigationskunſt die
Rekordfahrt der „Bremen” zu
verdanken iſt.
Die „Savannah” fuhr 1819 als erſtes Dampfſchiff über
den Ozean. Sie war noch mit Segeln und
Schaufel=
rädern verſehen und brauchte 26 Tage zur Ueberquerung.
Unter Dampf fuhr ſie allerdings nur 18 Tage.
(Modell aus dem Deutſchen Muſeum in München.)
Poſitionen der „Bremen”
während ihrer erſten Reiſe zwiſchen der europäiſchen Küſte und dem Hafen von New York
beſondere Organiſation der Reeder, die allein das Recht hatte,
den blauen Wimpel dem ſchnellſten Schiff zu verleihen, das jedes
Jahr zuerſt mit Wolle aus Auſtralien anlangte. Als aber dann
die Dampfer immer mehr die Segler verdrängten und die Woll=
Klipper, dadurch ins Hintertreffen gerieten, verſchwand das
Blaue Band von den Meeren, und erſt die Nebenbuhlerſchaft der
großen Dampfſchiffahrtsgeſellſchaften ließ dieſes Symbol wieder
aufleben.
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Nummer 204
Donnerstag, den 25. Juli 1929
Geite 24
Aus dem Oſten.
in Rußland; noch heuke über 1 Milion Deutſche im Ruſſiſchen Reiche.
VII.
Bom Balkikum.
Der römiſche Schriftſteller Plinius bezeichnet mit „Baltia”,
eine Inſel des nördlichen Europa, unter der höchſtwahrſcheinlich
die preußiſche Küſte zu verſtehen iſt. Von Baltia wird der Name
„Baltiſches Meer” für die Oſtſee abgeleitet; dieſe Bezeichnung
kommt zuerſt bei Adam von Bremen vor.
Die „Balten”, d. h. die Kühnen, waren das Herrſchergeſchlecht
der Weſtgoten, das im Jahre 531 n. Chr. mit Amalarich erloſch,
der auf Anſtiften ſeines früheren Erziehers, des Oſtgoten
Theu=
des, ermordet wurde.
Seit 800 Jahren dauert nun ſchon der Kampf der Deutſchen
mit den Slawen um die Oſtküſte des Baltiſchen Meeres; er iſt
noch nicht abgeſchloſſen, es ſei denn, daß wir unſere germaniſchen
Brüder im einſtigen Lipland, Kurland und Eſtland — die
Bal=
ten — verlaſſen, alſo Verrat an ihnen üben.
Wenn bei der Rückeroberung uralten deutſchen Bodens im
deutſchen Oſten im Mittelalter ſtets „Schwert und Kreuz”
zuſam=
men genannt werden, ſo darf nicht verſäumt werden, bei der
Ge=
winnung des Baltikums zu betonen, daß hier der deutſche
Kaufmann im Verein mit Schwert und Kreuz eine ganz
her=
vorragende, glanzvolle Rolle geſpielt hat: Die „Deutſche Hanſa”
hat ſich hier ein unvergeßliches Verdienſt um das Deutſchtum
erworben, das in Worten gar nicht ausgedrückt werden kann!
Lübeck, das Haupt der Hanſa, iſt die Ausſtrahlerin großer
Kulturdwerte im Oſten und Norden Europas geweſen! Die
Lübecker haben Politik im großen Stil gemacht zu jener Zeit der
Blüte der „Deutſchen Hanſa”, und ſo hat im Mittelalter das
kleine Lübeck das große Deutſche Reich zur See vertreten. Und
wenn bei der Eroberung Kurlands, Liplands und Eſtlands der
Deutſche Ritterorden eine ſo hervorragende Rolle geſpielt hat,
ſo muß daran erinnert werden, daß die Gründer dieſes
Deutſch=
ordens Bremiſche und Lübiſche Kaufleute waren!
Die Urbevölkerung des Baltikums beſtand aus Letten, Liven,
Eſten und Kuren. Die letzten drei Stämme waren kühne
See=
fahrer und zugleich Todfeinde der Letten. Durch den deutſchen
Kaufmann wurden die Handelsbeziehungen zwiſchen Schweden
und Rußland im Jahre 1163 erſchüttert; damit war den
Deut=
ſchen der Weg nach dem Oſten freigegeben. Ein neuer
ſchnell=
fahrender Typ des Seeſchiffes, die Kogge, breit und mit hohem
Bord, das Hinterdeck kaſtelartig, erleichterte den Verkehr nach
den öſtlichen Küſten des „baltiſchen Meeres” wo nun frühzeitig
die erſten Handelsplätze, der Deutſchen Hanſa — Lübecker
Kauf=
leute landeten zuerſt in der Mündung der Düna — entſtanden,
die Stützpunkte für den Handel mit den öſtlichen Nachbarn. Auf
dem Peipusſee, den Bismarck als die Oſtgrenze Deutſchlands in
nicht zu ferner Zukunft erhoffte, ſchwimmen heute noch Schiffe,
die an den Typ der alten Koggen lebhaft erinnern.
Zur deutſchen Koloniſierung konnte auf die Dauer das
natio=
mal=handelspolitiſche Moment allein nicht genügen, die Religion
als idealer Beweggrund mußte hinzukommen: Auf einer Kogge
der Stadt Lübeck ſegelte als erſter Prediger des Wortes Chriſti
nach den Oſtgeſtaden des Baltiſchen Meeres, ein Mönch des
Auguſtinerkloſters Segeberg in Holſtein. Gelang es ihm auch,
viele Liven zu taufen und bei Uexkülk eine Kirche, die zum
Kloſter ausgebeut wurde, zu gründen, ſo konnte dieſer zum
Biſchof von Livland ernannte Prieſter Meinhard doch ohne
Unterſtützung aus der Heimat nichts Bleibendes ſchaffen; bei
ſei=
nem Tode im Jahre 1195 war in der Bekehrung der heidniſen
Liven nur wenig erreicht worden.
Ein Mönch, Berthold, hatte durch ſeine Predigten in
Nieder=
ſachſen und Weſtfälen ein Kreuzheer zuſammengebracht, das zwar
im Augenblick viele Liven der Taufe gefügig machte, nach deſſen
Abzuge lebten aber die heidniſchen Zuſtände wieder auf.
Erſt als der neue Biſchof von Livland, Albert, ein Bremer
Domherr und Neffe des Erzbiſchofs Hartwig von Bremen, mit
23 Schiffen und vielen Pilgern nach Livland ſegelte, trat eine
große Förderung des dortigen Chriſtentums ein. Dieſer Biſchof
Albert von Livland gründete im Jahre 1201 die Stadt Riga,
nach der er ſeinen Sitz von Uexküll verlegte. Er erbaute in
Riga die Domkirche, errichtete einen Markt und ſiedelte die erſten
handeltreibenden Bürger an. Ein großes Verdienſt dieſes
Biſchofs Albert iſt es auch, daß er zum Schutze dieſes erſten
Kolonialſtaates mit Genehmigung des Papſtes Innocenz III.
im Jahre 1202 den „Orden der Brüder der Ritterſchaft Chriſti”
gründete, den nachmaligen „Schwertbrüderorden”, dem er ein
Drittel des eroberten Landes abtrat. Der Orden ließ ſich vom
Deutſchen König Philipp von Schwaben mit Livland belehnen,
wodurch Livland ein Teil des Deutſchen Reiches wurde. Ganze
ritterliche Familien wanderten aus, um in Lipland eine neue
Heimat zu finden. Ein Jahrhundert nach ſeiner Gründung hatte
der Orden der Schwertbrüder — im Jahre 1237 durch Vereinigung
mit dem mächtigen Deutſchen Ritterorden erheblich geſtärkt —
ſeine höchſte Machtſtellung erreicht und konnte ſeine Herrſchaft
bis an die Narwagrenze ausdehnen. Mehr und mehr blühte
unter ſeinem Schutze der Handel der Städte des Baltikums empor,
von denen Riga und Reval beſonders erwähnt ſeien; Riga hatte
hamburgiſches, Reval lübiſches Recht; alle Städte waren und
Blieben durch die Jahrhunderte treue Glieder des Hanſabundes,
erhielten dauernden Zuzug aus dem deutſchen Mutterlande und
ſorgten für die Erhaltung des Deutſchtums in den Städten des
Valtikums.
Nach jahrelangen blutigen Kämpfen gelang von Livland aus
die Eroberung Eſtlands; Kurland kam im Jahre 1245 an
Liv=
land. Der Deutſche Ritterorden wurde im Jahre 1232
reichs=
unmittelbar und der Deutſche Kaiſer Friedrich II. gab ihm
Kur=
land und Litauen als Lehen, während der Reſt des Baltikums
dem Biſchof von Riga zufiel.
Das Jahr 1245 wirkte ſich für die Zukunft verhängnisvoll
aus: im Jahre 1245 wurde Riga zum Erzbistum erhoben; hiermit
wuchſen die Anſprüche des Rigaer Oberhirten gegenüber dem
Orden, der ſeinerſeits das ganze neue Koloniſationsland zu
be=
herrſchen ſuchte. Die ganze zweite Hälfte des 13. Jahrhunderts
iſt mit Auseinanderſetzungen und ſchweren Kämpfen des
Deut=
ſchen Ordens einerſeits und der Deutſchen Kaufleute und Bürger
andererſeits, auf deren Seite ſich der Erzbiſchof von Riga ſtellte,
angefüllt. Die Ritter fußten darauf, daß ſie als Beſitzer des
Jürgenshofes in Riga auch Bürger der Stadt ſeien und daher
befugt wären, die Landesprodukte auf eigenen Schiffen mit
Ueber=
gehung der Rigaer Kaufleute zu exportieren. Im Verlaufe des
Kampfes brach Feuer aus, das den größten Teil der Stadt Riga
zerſtörte. Als nach einem Waffenſtillſtand der Kampf von Neuem
ausbrach, gelang es der Bürgerſchaft, den Hauskomthur und 60
Ordensbrüder gefangen zu nehmen: alle wurden enthauptet.
Nun wurde der ganze Orden in Bewegung geſetzt: in offener
Feldſchlacht beſiegte er die Städter, die unter der perſönlichen
Führung des Erzbiſchofs von Riga und der Biſchöfe von Oeſel
und Dorpat fochten, und nahmen den Erzbiſchof von Riga
ge=
fangen. Der Orden ſperrte nun die Dünamündung und ſchloß
ſo Riga vom Meere ab. Die Vermittelung der „Deutſchen Hanſa”,
in Sonderheit Lübecks, ſcheiterten an der Verbiſſenheit der
Par=
teien. Da riefen die Rigaer Bürger in ihrer höchſten Not die
ſchlimmſten Landesfeinde, die Litauer, zu Hilfe. Dieſe beſiegten
die Ordensritter im Jahre 1298; erſt mit Unterſtützung
preußi=
ſcher Glieder des Deutſchen Ordens konnten die Litauer wieder
aus dem Baltikum vertrieben werden. Abermals ſuchte Lübeck
zwiſchen Orden und Bürgern zu vermitteln, aber erſt dem Papſt
Bonifacius gelang es, vom Orden die Freilaſſung des Erzbiſchofs
von Riga zu erlangen.
Trotz dieſer Streitigkeiten und Kämpfe hatten die Städte
Liv=
lands Kurlands und Eſtlands ſich mit ſtaunenswerter
Geſchwin=
digkeit zur Höhe ihrer älteren niederdeutſchen Schweſtern im
Hanſabunde entwickelt und ſich die Monopolſtellung in allen
Ge=
ſchäften Rußlands erworben: Riga beherrſchte die Dünaſtraße
bis weit hinein in das Herz Rußlands.
Die Reformation und der Verfall des Deutſchen Ritterordens
und ſeine Umwandlung in einen weltlichen Staat gingen nicht
ſpurlos am Baltikum vorüber, Kurland, Livland und Eſtland
wurden überwiegend proteſtantiſche Länder. Aber auch
wirt=
ſchaftlich trat im 16. Jahrhundert eine große Veränderung ein:
das Baltenland kam zum größten Teile unter die Fremdherrſchaft
der Schweden und Polen, und die alten hanſeatiſchen
Handels=
beziehungen zerriſſen. Auch das 17. Jahrhundert war für das
Baltikum eine Periode des Ueberganges und der Kriege zwiſchen
Polen, Schweden und Rußland; erſt das 18. Jahrhundert
be=
ſcheerte ihm eine gewiſſe Ruhe und Stetigkeit: Im Frieden zu
Nyſtad im Jahre 1721, der den Nordiſchen Krieg beendete, wurde
das Baltikum Rußland angegliedert und der Zar Peter der Große
gelobte feierlich für ewige Zeiten die provinzielle Selbſtändigkeit
des Baltikums, die Gerichte bei dem Deutſchen Recht, die Kirchen
und Schulen bei der evangeliſchen Religion zu erhalten. Wenn
auch die Nachfolger Peters des Großen auf dem Zarenthron
die Privilegien des Baltenlandes beſtätigten, ſo wirkte ſich für
das geſamte Germanentum der Friedensſchluß von Nyſtad: der
Sieg der Ruſſen über die Schweden, verhängnisvoll aus; ganz
allmählich wurden das ruſſiſche Geſetzbuch und die ruſſiſche
Sprache als Amtsſprache eingeführt, wenngleich die deutſche
Sprache nicht verboten wurde. Der Napoleoniſche Krieg richtete
nur vorübergehenden Schaden im Baltikum an; im Jahre 1819
wurde die Leibeigenſchaft aufgehoben und damit die Lage der
Bauern ſehr verbeſſert.
In den ſechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts begann
die Ruſſifizierung des Baltenlandes, die nach dem Tode des
Kaiſers Alexanders II. im Jahre 1881 mit voller Wucht
ein=
ſetzte: auf Drängen der Panſlawiſten wurden alle Sonderrechte
der Oſtſeeprovinzen — ſo wurde das Baltikum vielfach genannt —
nicht mehr anerkannt, die ruſſiſche Sprache wurde zur alleinigen
Amtsſprache erklärt, in allen Schulen — auch in den
Privat=
ſchulen — wurde die ruſſiſche Sprache als Unkerrichtsſprache
ein=
geführt, die deutſche Univerſität Dorpat wurde ruſſifiziert und
das ganze Land mit ruſſiſchen Beamten überſchwemmt;
Ruß=
land ſcheute ſogar nicht davor zurück, das geſamte Vermögen der
lutheriſchen Landeskirche unter die Verwaltung des ruſſiſchen
Synods zu ſtellen und durch ruſſiſche Popen das Landvolk zu
Maſſenübertritten zur griechiſch=katholiſchen Kirche zu
ver=
leiten, ſowie die lettiſche und eſtniſche Bevölkerung gegen die
Balten aufzuhetzen!
Muſterhaft war in dem Kampfe zur Erhaltung des
Deutſch=
tums in den Oſtſeeprovinzen das Zuſammenarbeiten des bal=
tiſchen Adels und der baltiſchen Kaufmannſchaft; die
Nach=
fahren des Schwertbrüder=Ordens, die baltiſchen Barone, zogen
jetzt friedlich an demſelben Strang mit den Nachkommen der
ſtol=
zen Kaufmannſchaft der Deutſchen Hanſa in der Abwehr gegen
ruſſiſche Unterdrückung und Vergewaltigung. Die Ruſſen
erkann=
ten die wirtſchaftliche Ueberlegenheit der Balten, deshalb haßten
ſie alles Deutſche! Mit Gewalt wurde im Baltikum von den
Ruſſen eine Induſtrie geſchaffen, Riga wurde Welthafen, der
an Tonnengehalt ſeines Schiffsverkehrs zeitweiſe New York
überſtieg.
Der Weltkrieg brach aus: mit der Deutſchen Okkupation ſchien
die traurigernſte Lage des Baltikums ſich in eine deutſche
Zu=
kunft zu verwandeln; aber der Zuſammenbruch Deutſchlands
zer=
ſtörte auch die Hoffnungen der Balten, und anſtatt dem Deutſchen
Reiche in irgendeiner Form angegliedert zu werden, errichtete
die Entente, um Deutſchland und Rußland zu trennen, aus dem
Baltikum, den Oſtſeeprovinzen, das Gebilde der beiden
Rand=
ſtaaten Lettland und Eſtland.
Der Wert des Baltentums wird vielfach unterſchätzt: es
bildete nicht nur die Oberſchicht in den ruſſiſchen Oſtſeeprovinzen
Kurland, Lipland und Eſtland, ſondern wanderte, da ihm
die=
ſes ganze Land zu klein war, fortgeſetzt aus und bildete dadurch
eine große deutſche kulturelle Stoßkraft im ganzen ruſſiſchen Oſten
bis nach China hinein. Nach Beendigung des Weltkrieges ſind
die Balten zum größten Teile aus den ehemaligen Oſtſeeprovinzen
ausgewandert bzw. ausgewieſen worden und haben ſich in der
Hauptſache in Deutſchland niedergelaſſen. In blinder fanatiſcher
Wut wurde der geſamte Landbeſitz des baltiſchen Adels ohne die
geringſte Entſchädigung enteignet! Beſonders hart muß uns
Deutſchen dieſe unſagbar ungerechte Behandlung erſcheinen,
wenn wir in unſer Gedächtnis zurückrufen, daß der geſamte
bak=
tiſche Adel in hochherziger Weiſe ½½ ſeines geſamten Landbeſitzes
im Kriege der Deutſchen Regierung zur Beſiedelung angeboten hat!
Wer die Geſchichte des Baltentums überdenkt, muß
tief=
bewegt, ſein über das Schickſal dieſer deutſchen Pioniere des
Oſtens, deren Los ganz verzweifelt iſt. Aber die in den heutigen
Randſtaaten Lettland und Eſtland zurückgebliebenen Balten
geben in bewunderungswerter Weiſe den Kampf für das
Deutſch=
tum nicht auf, laſſen ſich auch durch Niederträchtigkeiten wie die
Sprengung des Gefallenen=Gedenkſteins der baltiſchen
Landes=
wehr in Riga, die im Jahre 1919 Riga von der
Bolſchewiſten=
herrſchaft befreite, nicht beirren. Der letzte General, der —
aller=
dings leider ergebnislos — gegen die Uebermacht der Sowjets
kämpfte, war der baltiſche General Baron Peter Wrangel. Die
baltiſche Kaufmannſchaft hat bereits wieder Verbindung mit
Lübeck und anderen Städten der einſtigen Deutſchen Hanſa
auf=
genommen; in Eſtland hat die Regierung an Stelle der engliſchen
Sprache Deutſch als die erſte Fremdſprache eingeführt. Einen
Lichtblick in das Dunkel der deutſchen Zukunft der Balten hat
jüngſt der Beſuch des Königs von Schweden in Riga und Reval
geworfen, durch den das Zurückdrängen des polniſchen
Ein=
fluſſes in den einſtigen Oſtſeeprovinzen und die Annäherung des
alten Baltenlandes an das germaniſche Schweden geſichert
erſcheint.
Was die Zukunft auch dem Baltenlande — Deutſchlands
älteſter Kolonie — bringt: ob weiter tiefſchwarze Nacht oder
Sternenhimmel oder gar Sonnenſchein, in dem Buche der deutſchen
Geſchichte wird der Abſchnitt, der die Balten — Adel,
Kauf=
mannſchaft, Handwerker, Arbeiter — behandelt, mit großen
gol=
denen Lettern eingemeißelt ſtehen! Die Auffaſſung treueſter
Pflichterfüllung aller Balten im Laufe ihres achthundertjährigen
gemeinſamen Kampfes für das Deutſchtum, und auch fürderhin
für die deutſche Zukunft in den Ländern öſtlich der Oſtſee drückt
ein baltiſcher Baron in den ſchönen Worten aus:
„Das, was ich liebe an Ritterſchaft,
das iſt die Innenkraft,
die Kraft zur Pflicht,
die, wo die Liebe ſelbſt zerbricht
und Arbeit keinen Nutzen ſchafft,
und keine Lorbeern flicht,
treu, feſt und ehrenhaft
Für Andere ficht.”
Verhängnisvolle Vergeßlichkeik.
Vater Delannoy lebte in einem Vorort von Lille in nicht
gerade beneidenswerten Verhältniſſen. Die ſtädtiſche Fürſorge
bewilligte dem ganzlich unbemittelten Mann eine kleine
Alters=
rente, auf daß er ſchlecht und recht ſein Leben friſten könne. An
einem Samstag, da Vater Delannoy ſeine Unterſtützung für die
kommende Woche in Empfang nahm und dann mit der
Straßen=
bahn vom Stadtinnern nach Hauſe fuhr, ließ er, in Gedanken
ver=
ſunken, beim Ausſteigen die Brieftaſche im Wagen liegen.
Glück=
licher= (vielmehr unglücklicher=)weiſe merkte es der Schaffner
ſo=
fort daß Delannoy (den natürlich die meiſten Leute im Bezirk
perſönlich kannten) ſein Portemonnaie verlor, ließ den Wagen
ſchnell noch einmal halten und eilte dem alten Herrn nach.
Gluck=
ſtrahlend zählte der Alte die paar Sous an Ort und Stelle nach,
und ſiehe da: der arme, unterſtützungsbedürftige Mann trug nicht
weniger als 90 000 Franken Bargeld bei ſich. Der Schaffner wurde
ſtutzig. Delannoy ſelbſt nicht weniger; er ahnte, die Sache würde
nicht gut enden. So wollte er den Beamten mit einem „kleinen”
Trinkgeld in Höhe von hundert Franken beſtechen, auf daß dieſer
reinen Mund halte. Der Schaffner tat dies aber nicht, wie konnte
er einen Hunderter von dem Unbemittelten annehmen, deſſen
Wochenrente nur — achtzig Franken betrug?! Die Anzeige hatte
eine Unterſuchung zur Folge, die den Beweis erbrachte, daß
Vater Delannoy ein begüterter Mann war, der die Unterſtützung
lediglich aus Habſucht nicht der „Stadt ſchenken wollte‟. Nun hat
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Donnerstag, den 25. Juli1929
Angewöhnliches Naturereignis an der Küſte Norwegens
Eisberge an der nördliche Grenze Europds.
In den wärmſten Tagen des Jahres treiben 20 Eisberge zwiſchen
Tanafjord und Vardö. — Noch niemals iſt arktiſches Eis in
Küſten=
nähe gekommen.
Eine alarmierende Nachricht kommt aus Norwegen. Was
bis=
her niemals beobachtet wurde und was auch in den Kreiſen der
draktiſchen Seefahrer wie der wiſſenſchaftlichen Ozeanographen
für unmöglich galt, iſt Tatfache geworden. An der norwegiſchen
Küſte ſind zwiſchen dem Tanafjord und Vardö etwa 20 Eisberge
geſehen worden. Es handelt ſich nicht etwa um das durch
Ge=
frieren des Meerwaſſers entſtehende Scholleneis, welches ſich
durch Uebereinanderſchieben der einzelnen Schollen infolge der
Eisſprengungen mehrere Meter hoch auftürmen kann, ſondern
um richtige Eisberge. Es iſt vielmehr auf dem Lande
entſtan=
denes Eis von Gletſchern, welche bei den meiſten Inſeln des
Nordpolargebietes bis in das Meer hinabreichen und von deren
Enden große Stücke abbrechen. Sie ſchwimmen, dem Winde und
noch mehr den Meeresſtrömungen folgend, nach Süden. Jene
Eisberge hatten eine Länge von 60 bis 80 Metern, waren 30 bis
40 Meter breit und 7 bis 10 Meter hoch. Allerdings wird nur
etwa ein Achtel der geſamten Maſſe des Berges über der
Waſſer=
fläche ſichtbar, weil das Eis nur ein wenig leichter iſt als Waſſer
und ſeine weitaus größere Hälfte daher untergetaucht bleibt. Die
Geſamtdicke eines anſcheinend 10 Meter hohen Eisberges müſſen
wir daher zu etwa 80 Metern anſetzen. Es ſind alſo immerhin
recht beträchtliche Eisklötze, deren Rauminhalt demjenigen eines
großen Ozeandampfers nicht nachſteht. Freilich laſſen ſie ſich
nicht mit jenen Eisbergen vergleichen, welche aus Grönland
ſtammen und bis in die Gegend von Neufundland ſchwimmen.
Deren Reſte gelangen ſüdwärts ſogar bis in geographiſche
Brei=
ten und entſprechen derjenigen von Liſſabon und Neapel. Dieſe
Eisberge ſind ganz erheblich größer. Sie gleichen mitunter
ſchwimmenden Inſeln, haben urſprüngliche Höhen bis zu 100
Metern und müſſen dann 700 Meter weit in die Tiefe
hinab=
reichen. Ein Eisberg, den ich ſelbſt an der Weſtküſte Grönlands
meſſen konnte, hatte etwa die 7000fache Größe des Berliner
Rat=
hauſes.
Aber alles aus Grönland ſtammende Eis bleibt auf die
Weſt=
hälfte des Nordatlantiſchen Ozeans beſchränkt und kann nicht
nach Europa gelangen, weil die warme, aus dem Golf von Mexiko
kommende Meeresſtrömung den ganzen öſtlichen Teil des
Nord=
atlantiſchen Ozeans beherrſcht und einen maßgebenden Einfluß
auf das Klima Weſteuropas ausübt. Dieſer Einfluß des
Golf=
ſtroms iſt ſo groß, daß man geradezu von einer
Warmwaſſer=
heizung der norwegiſchen Küſte ſprechen darf, denn auch im
ſtrengſten Winter friert das offene Meer niemals zu. Während
in der Oſt= und Nordſee die Schiffahrt häufig durch Packeis
be=
hindert iſt, bleibt die norwegiſche Küſte bis über das Nordkap
hinaus ſtets eisfrei, und niemals hatte man bisher ein Stück Eis
im Meer treiben ſehen.
Weder in alten Chroniken, noch in den mündlichen
Ueber=
lieferungen der Bevölkerung finden ſich irgendwelche Angaben
dafür, daß arktiſches Eis jemals bis in die Küſtennähe gelangt
iſt, und wir ſtehen daher der neuen Tatſache zunächſt ratlos
gegen=
über. Daß die jetzt geſehenen Eisberge nicht aus Grönland
ſtam=
men können, ſcheint ziemlich ſicher zu ſein. Man muß daher
ver=
muten, daß es ſich um Bruckſtücke der Gletſcher von Spitzbergen,
Franz=Joſef=Land oder Nowaja=Semlja handelt. Weshalb aber
die verhältnismäßig kleinen Eisberge, welche dort jahraus,
jahr=
ein entſtehen, nur dieſes eine Mal bis zur europäiſchen Küſte
vordrangen, iſt eines jener Geheimniſſe der Arktis, deſſen
Ent=
ſchleierung bisher noch nicht gelungen iſt. Möglicherweiſe ſind
die Nordwinde im Barents=Meer während des Frühlings
be=
ſonders ſtarl geweſen. Vielleicht haben auch Aenderungen in der
Richtung oder Stärke der Meeresſtrömungen ſtattgefunden.
Schließlich läßt ſich auch der Gedanke nicht von der Hand weiſen,
daß Zuſammenhänge irgendivelcher Art mit dem verfloſſenen
ſtrengen Winter beſtehen.
Ueber alle ſolche Fragen werden hoffentlich die
Unterſuchun=
gen Licht verbreiten, die in Norwegen bereits in die Wege
ge=
leitet wurden.
Derartige, im Norden einzig daſtehende Vorſtöße von
Eis=
bergen ſind im Süden unſerer Erde nicht ungewöhnlich. Erſt
1927 wurden in der Gegend der Falklandinſeln, und im Februar
1928 ſüdlich vom Kap der Guten Hoffnung viele große
antark=
tiſche Eisberge geſehen, was ſeit der Eisdrift des Jahres 1878
nicht der Fall geweſen war. Die ſüdpolaren Berge weiſen
mit=
unter geradezu gigantiſche Dimenſionen auf, und manche
über=
treffen den Kubikinhalt der Inſel Helgoland um das
Vielhun=
dertfache. Die engliſche Forſchungsexpedition auf dem Dampfer
„Discovery” traf am 22. Februar 1927 ſüdlich von Amerika einen
Eisberg, deſſen Breite 65 Kilometer betrug, während die Länge
nicht abzufehen war, da er ſich bis zum Horizont erſtreckte.
Viel=
leicht handelt es ſich um ein und denſelben Koloß, welchen der
norwegiſche Waldampfer „Odd. I” am 7. Januar in der gleichen
Gegend paſſiert hatte, wobei er deſſen Länge zu 167 Kilometern
beſtimmen konnte.
Man muß annehmen, daß im Südpolarmeer Eisanhäufungen
von geradezu rieſenhaftem Ausmaß ſtattfinden, die dann von
Zeit zu Zeit aus irgendeiner uns unbekannten Veranlaſſung ein
Ausſchwärmen der Eisberge in das offene Meer zur Folge
haben.
Dieſe Eiskoloſſe rücken in unſer Geſichtsfeld durch Kräfte
tief im Inneren der Polargebiete. Sie können vielleicht, wenn
wir erſt einmal Einblick in die Zuſammenhänge gewonnen haben,
als ſichtbare Anzeichen für Vorgänge dienen, welche ſich
unſicht=
bar abſpielen, aber zweifellos von großer Bedeutung für die
Er=
forſchung des Zuſammenhanges der Witterungserſcheinungen
auf der ganzen Erde ſind.
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(Sopran). E. Lichtenſtein, Tenor). Ouv. „Ein Walzertraum”. — „Ich
weiß ſchon, was ich möchte”, aus „Rund um die Liebe‟. — „Es
gibt Zinge, die man nicht vergeſſen kann”. Duett aus „Rund um
die Liebe‟. — Bulgaren=Marſch, aus „Der tapfere Soldat”. —
„iderlieder tönet weiter‟. Duett aus „Das Tal der Liebe‟. —
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[ ← ][ ][ → ]Am 25. Juli beginnt unser
Nummer 204
Donnerstag, den 25. Juli 1929
Seite 27
10.
Spott epiet und Tat nen.
Von unſerem A. K.=Berichterſtatter.
Fliegerlager Wafferkuppe, 23. Juli.
Zu den am 22. Juli durchgeführten Flügen iſt noch zu bemerken,
daß die Auswertung von Hirths großem Fluge durch den Meßtrupp
ergeben hat, daß dieſer nicht nur über der Milſeburg war, ſondern über
dem etwa 12 Kilometer entfernten Schweinskopf geſegelt war. Obwohl
er hier noch 170 Meter Höhe über Start hatte, verlor er dieſe ſehr
ſchnell und verſuchte deshalb, auf dem Rückflug an der Milſeburg
Auf=
wind zu bekommen. Mit nahezu Starthöhe ſegelte er von dort weg
und erreichte die Weſthangſtufe der Waſſerkuppe, von wo aus er,
lang=
ſam an Höhe gewinnend, bald wieder den Kuppengipfel erreichte und
die Landung durchführte. Durch dieſe nunmehr feſtgeſtellte Entfernung
gewinnt der Flug Hirths inſofern an Bedeutung, als er damit den in
der Ausſchreibung verlangten Bedingungen des Fernzielflugpreiſes
Ge=
nüge geleiſtet hat, der einen Flug nach einem mindeſtens 10 Kilometer
entfernten, vor dem Start anzugebenden Ziele fordert. Hirth hat mit
dieſem Fluge den für dieſen Preis ausgeſetzten Betrag von 1000 Mark
gewonnen. Ein zweiter Preis für einen ähnlichen Flug in anderer
Rich=
tung unter ſonſt gleichen Bedingungen ſteht noch offen.
Der Dienstag brachte wieder bei ſtürmiſchem Wind ſehr lebhaften
Flugbetrieb. Wiederum wurde eine ganze Anzahl von Stundenflügen
durchgeführt, ſo von Hurttig auf dem Zweiſitzer „Herkules” des
Nieder=
heſſiſchen Vereins für Luftfahrt in Kaſſel, der auf drei Flügen jedesmal
über eine Stunde in der Luft blieb. Maher flog auf M 1 des
Luftfahrt=
vereins Aachen 1 Stunde 28 Minuten, Bleſſing auf „Wangen” 2
Stun=
den. Die größte Dauer des Tages erreichte Neininger auf „Darmſtadt”
der mit der Abſicht geſtartet war, den Rhöndauerrekord, den Kronfeld
mit 7 Stunden 57 Minuten hält, an ſich zu bringen. Leider zwang ihn
eine gegen mittag einſetzende Windflaute zur Landung nach einer
Flug=
dauer von 5 Stunden 5 Minuten. Am Nachmittag ſetzte der
Flug=
betrieb bei auffriſchendem, kräftigen Weſtwind mit erneuter Heftigkeit
ein. Einen ſehr beachtlichen Flug führte die erſte deutſche Segelfliegerin.
Marga von Etzdorf, auf dem „Hugo aus. Nach 20 Minuten Dauer
beendete ſie ihren fliegeriſch äußerſt intereſſanten Flug. Später flog ſie
mochmals 15 Minuten. Bei der Landung erlitt das Flugzeug eine leichte
Beſchädigung, die indeſſen bald behoben ſein dürfte. Trotz des ſchönen,
warmen Sommerwetters herrſchte ein bei dieſem Wetter ſonſt ſehr
ſel=
tener Weſtwind, der Cumulus=Wolken in großer Zahl mit ſich brachte.
So ſtand denn auch der Nachmittag im Zeichen der Cumulus=
Höhen=
flüge. Mayer auf M 1 erreichte eine Höhe von über 500 Meter, „
Luf=
tikus” unter dem jungen Segelflieger Bedau führte in 700 Meter einen
prächtigen Segelflug durch. Groenhoff, der auf dem der
Segelflieger=
ſchule gehörigen „Rhöngeiſt” außer Konkurrenz flog, erreichte 800 Meter
1iber der Waſſerkuppe und begab ſich dann auf Strecke. Seine Landung
erfolgte nach 1½ſtündigem Fluge bei Römhild, ſüdlich von Meiningen,
in einer Entfernung von rund 45 Kilometer von der Startſtelle. —
Nei=
ringer, dem es in der Hauptſache um den Geſamtflugdauerpreis zu tun
ſiſt, nutzte den überaus günſtigen Wind aus und ſegelte nochmals über
2 Stunden am Weſthange. Ihm iſt es alſo heute gelungen, ſich mit
Oen heute durchgeführten Flügen mit einer Geſamflugdauer von zirka
11 Stunden an die Spitze der um dieſen Preis konkurrierenden
Ma=
ſchinen zu ſetzen. — Bei Abſchluß dieſes Berichtes ſtehen noch 8
Ma=
ehinen in großer Höhe am Himmel, und Kegel ſtartet gerade zum Fluge
nach der Geba. Ueber die weiteren Ergebniſſe des noch folgenden
Flug=
ſverlaufes kann erſt ſpäter berichtet werden.
Reichspräſident Hindenburg hat anläßlich des 10.
Rhönſegelflug=
wwettbewerbs einen Ehrenpreis geſtiftet, den Hindenburg=Segelflugbecher,
rnit dem er vor allem eine ſportlich und wiſſenſchaftlich wertvolle, für
die Weiterentwicklung des Segelflugs grundlegende Flugleiſtung belohnt
wiſſen will. Ferner wird der Prinz Heinrich=Rhönpreis im Intereſſe
Her Förderung der Segelflugforſchung als Höhenpreis neu ausgeſchrie=
Hen. Dieſer Preis war im Jahre 1924 zum erſten Male im Intereſſe
Her Entwicklung des Leichtflugzeuges ausgeſchrieben worden. Die Stadt
Bad Kiſſingen hat einen Preis für einen Flug Waſſerkuppe-Bad Kiſ=
Fingen ausgeſetzt.
Kraftſpork.
Heſſ. Polizei=Sportverein e. V.
Ein Teil der 1. Ringermannſchaft beteiligte ſich am Sonntag, den
21. d. M., an dem Ringerwettſtreit des Kraftſportklubs 1899 in
Aſchaffenburg, anläßlich des 30jährigen Stiftungsfeſtes dieſes Vereins.
Sämtliche teilnehmenden 5 Mitglieder haben Preiſe errungen. Die
Konkurrenz war trotz des heißen Tages ſehr ſtark vertreten. — Auch
Hier konnte man wieder ſehen, daß die 1. Ringermannſchaft des Heſſ.
Pol.=Sportvereins auf der gewohnten Höhe ſich befinden.
Bezügl. Schiedsrichtergeſtellung und einwandfreies Amtieren
der=
elben dürfte vom Kreis noch viel Arbeit zu leiſten ſein. Ein
ent=
prechender Antrag diesbezüglich wird in der nächſten Zeit von der
Fachgruppe für Ringen des Heſſ. Pol.=Sportvereins beim Kreis geſtellt
werden.
Es errangen Preiſe: Im Fliegengewicht: W. Hahl, 3. Preis. Im
Federgewicht: G. Schanz, 3. Preis. Im Leichtmittelgewicht: K. Knapp,
G. Preis (infolge Verletzung ausgeſchieden; hätte beim Weiterkämpfen
einen weit beſſeren Platz erreichen können). Im Schwermittelgewicht:
J. Kraus, 3. Preis. (Hier hat der Schiedsrichter nach unſexen Begriffen
weit gefehlt.) Im Schwergewicht: J. Lißfeld, 1. Preis.
Sunoan.
Kreisliga Sudheſſen.
Tropenglut und Aufſtiegſpiel. Verträgt ſich ungefähr wie Hund
und Katze. Es war aber nicht mehr zu umgehen, daß ſich die beiden
Kreismeiſter von Starkenburg und der unſerige am letzten Sonntag
im Darmſtädter Stadion bei 36 Grad im Schatten (in der Sonne waren
es Zahlen, die man anno 1911 öfters leſen konnte), ſich
gegenüber=
ſtanden. Dabe: wurden die Darmſtädter dank ihrer Taktik Sieger; unſer
Meiſter ſpielte zwar ſehr ſchön, verausgabte ſich aber in der erſten
Hälfte zu ſehr. Immerhin die 3:1=Niederlage iſt uns Südheſſen ohne
weiteres ein „Ende gut, alles gut”; jedenfalls hätte kaum ein anderer
Vertreter unſeres Kreiſes ſo gut abgeſchnitten, wie dies Olympia
Worms in den Aufſtiegſvielen bei ſolch ſtarker Konkurrenz fertig brachte,
Die Tabelle ſieht nach dem letzten Spiele nun ſo aus:
Spiele gew. un. verl. Pkt.
2 0
Sportverein 98 Darmſtadt .
Olympia Worms . . .
2
Germania Wiesbaden . . .
2
0
2
Bezüglich der Privatſpiele wäre zu melden, daß VfR. Bürſtadt als
zweiter Vertreter unſeres Kreiſes in Darmſtadt am Sonntag ebenfalls
eine Niederlage einſtecken mußten, und zwar verloren die Bürſtädter
nach ſchönem Spiel gegen Rot=Weiß Darmſtadt 2:1. Unſere Vertreter
konnten alſo diesmal im Nachbarkreis keine Siegeslorbeeren ernten,
hinterließen aber den denkbar beſten Eindruck. Eine weitere Begegnung
mit Darmſtädter Fußballern wäre vom Samstag abend zu melden,
wo am Heppenheimer „Galgen” Starkenburgia Heppenheim gegen den
Akademiſchen Sportklub Darmſtadt ſpielte und dabei ein Unentſchieden
1:1 herausholen konnte. Danach hat die ſüdheſſiſche Kreisliga bei drei
Spielen mit Darmſtädter Vereinen, nach Punkten gerechnet, 5:1
ver=
loren. Ein weiteres Spiel von Starkenburgia Heppenheim gegen
Normania Pfiffligheim, ebenfalls am „Galgen”, und zwar am Sonntag
unter der Gluthitze, ging genau wie das Spiel am Samstag unentſchieden
aus, jedoch ſchoß man diesmal, hier wie dort, 4 Tore. Olympia
Lam=
pertheim ſpielte anläßlich der Wimpelweihe des Sportvereins
Weins=
heim gegen deren erſte Elf und konnte dabei trotz zahlreichem Ecſatz bei
der Gluthitze am Mittag letzten Endes 5:4 gewinnen. Zahlreiche Spiele
wurden vernünftigerweiſe in letzter Stunde abgeblaſen.
Endſpiele der Helia=Pokalrunde.
F. C. Union 1913— Polizeiſportverein 5:3 (2:0).
F. C. Eintracht — Rot=Weiß, V. f. R., 3:1 (1:0).
Meiſterkurnier in Duisburg.
Der Abſchluß.
Am Montag fand das Duisburger Schach=Turnier das in drei
Klaſſen, und zwar der Meiſter=Runde ſowie A= und B=Gruppe
durchge=
führt wurde, ſein Ende. Den Sieg im Meiſter=Turnier errang Ahues
mit neun Punkten, während in der Gruppe A. des Hauptturniers
Rell=
ſtab mit ſieben Punkten den Sieg an ſich brachte. In der Gruppe B
mußten ſich Dr. van Nüß, Engels und Rödel mit je ſechs Punkten in
den Sieg teilen. In der letzten Runde des Meiſter=
Tur=
niers verlor Mieſes gegen Leonhardt durch ein Verſehen zwei Bauern
und unterlag im Endkampf. Helling überſah Qualitätsgewinn und
ver=
lor die Dame, wodurch Dr. Seitz ſiegte. Babel wurde von van
Holt=
hauſen überſpielt und gab auf, als er eine Figur verlor. Die Partien
Ahues—Förder, Dr. Antze—Wagner wurden remis. Leonhardt gewann
ſeine Hängepartie gegen Babel. Sämiſch ſchlug durch ein feines
Ma=
növer Orbach. Richter beſiegte Blümiſch. Schlußſtand:
Mei=
ſterrunde 1. Ahues 9 Punkte; 2. Leonhardt 8½ Punkte; 3.
Sä=
miſch 8 Punkte; 4. Helling, Wagner, Richter und Dr. Seitz je 7½
Punkte, Dr. Antze und Mieſes je 7 Punkte, Blümiſch 6½ Punkte,
Or=
bach 6 Punkte, van Holthaufen 41 Punkte, Förder 4 Punkte, Babel
½ Punkt. — Hauptturnier: Gruppe 4: 1. Rellſtab 7 Punkte;
2. Rippke 6½ Punkte, Weißgerber 6 Punkte, Gebhardt und Platz je
3½ Punkte, Kapfer 3 Punkte, Rodatz 2½ Punkte, Kroll und Huſſong
je 2 Punkte. Gruppe B: 1. van Nüß, Engels und Rödel je 6 Punkte,
van Hennig 5½ Punkte, Kramer 4 Punkte, Koch 3½ Punkte, Reinhardt
und Eppers 2 Punkte, Siorſki 1 Punkt.
Turnen.
Turn= und Sp.V. Mefſel e. V.
Bei den Geräteausſcheidungskämpfen des Main=Rodgaues der A. D.T.
qualifizierten ſich vier Damen unſeres Vereins für die
Bundesmeiſter=
ſchaften am 1. September in Rüſſelsheim. Es ſind dies: Anna
Lau=
mann, Gretel Engel, Paula Laumann, Gretel Jung.
Am vergangenen Sonntag hatten ſich Meſſels Fußballer, die 3. und
5. Elf, der Sportgemeinde Eintracht Frankfurt a. M. verpflichtet. Leider
kamen die Spiele nicht zum Austrag, da der Gegner am Sonntag früh
abſagte.
Saarlandreiſe der Jugend des Roi=Weiß, V. ſ. R.
Rot=Weiß — S. C. „Heſſen” Worms 3:3.
Wie bereits bekannt, iſt es der Schwimmleitung des Rot=Weiß,
V. f. R., gelungen, für die 1. Jugend=Waſſerballmannſchaft eine
fünf=
tägige Waſſerballreiſe in die Pfalz und in das Saargebiet
auszuarbei=
ten. Die Jugend fährt unter der Führung ihres Obmann. W. Hergt,
und wird gegen fünf Mannſchaften des Saargebiets und der Pfalz
Freundſchaftsſpiele austragen. Ihre Feuerprobe beſtand ſie gleich bei
dem erſten Spiel gegen „Heſſen” Worms, deſſen Jugend wohl eine der
beſten Süddeutſchlands und ſeit zwei Jahren ungeſchlagener Gaumeiſter
iſt. Während die Darmſtädter noch vor 14 Tagen hier im Woog gegen
die Wormſer Jugend 4:1 verlor, konnte ſie am Dienstag gegen die
gleiche Mannſchaft in Worms 3:3 ſpielen und ſomit ihre Reiſe mit
einem ehrenvollen Refultat beginnen. — Die Waſſerballreiſe hat in
erſter Linie den Zweck, der Jugend Spielgelegenheit zu verſchaffen und
Freundſchaftsbande mit anderen Vereinen anzuknüpfen. Hoffen wir,
daß dieſer Zweck erreicht wird.
Belgien ſchlägt Deutſchland im Waſſerball 3:2.
Das Hauptereignis des Jubiläumswettſchwimmens in Hannover
bildete der Waſſerball=Länderkampf Deutſchland-Belgien, den die
Bel=
gier mit 3:2 (1:0) zu ihren Gunſten entſcheiden konnten. Die deutſche
Mannſchaft fand ſich bon Beginn an nur ſchwer zuſammen. In der
erſten Halbzeit legten die Belgier durch Depauw ein Tor vor und
er=
höhten nach dem Wechſel ihren Vorſprung durch Coppieters auf 2:0.
Bei dieſem Stande rückte die deutſche Mannſchaft zuſammen, und das
Spiel nahm in der Folge einen ſpannenden Verlauf. Im Sturm hatte
K. Bähre des öfteren Zuſammenſtöße mit dem Belgier Mathieu, bis
dieſer Spieler von dem Schiedsrichter Wakler=Wien aus dem Waſſer
gewieſen wurde. Bald darauf fiel das erſte Tor durch K. Bähre für
Deutſchland, der von Gunſt ſehr geſchickt bedient worden war. Die
deutſche Kombination wurde dann immer beſſer. Indes kamen die
Bel=
gier durch Coppieters zu ihrem dritten Treffer. Das zweite Tor der
Deutſchen fiel dann durch Gunſt, der ſich freigeſchwommen hatte, nach
prächtigem Alleingang. Bis zum Schluß konnten die Deutſchen aber
nicht mehr aufholen und mußten ſich daher knapp geſchlagen bekennen.
Aus den Rahmenkonkurrenzen iſt der Ausgang des 100 Meter=
Frei=
ſtilſchwimmens bemerkenswert. Der deutſche Meiſter Schubert=Breslau
kam hier über den vierten Platz nicht hinaus. Ahrendt=Magdeburg, der
vorher ſchon das zweite Schwimmen in 1:02.7 an ſich gebracht hatte,
ſiegte auch hier mit 1:03.3 gegen Schrader, Gebert und Schubert. Aus
dem Duell im Damen=Bruſtſchwimmen über 200 Meter ging Lotte
Mühe=Hildesheim über die Olympiaſiegerin Hilde Schrader=Magdeburg
als Siegerin hervor.— — Die Ergebniſſe:
Damen=Bruſtſchwimmen, 200 Meter: 1. Lotte Mühe=Hildesheim 3:13.93
2. Hilde Schrader=Magdeburg, 5 Meter zurück.
Rückenſchwimmen, 100 Meter: 1. Deutſch=Breslau 1:17.4; 2. Schebel=
Hannover 1:19 2.
Freiſtilſchwimmen, 100 Meter: 1. Ahrendt=Magdeburg 1:02.7: 2.
Schwei=
zer=Magdeburg 1:04.2.
Bruftſchwimmen, 200 Meter: 1. Budig=Köln 3:04.4 (Alleingang).
Turmſpringen: 1. Plumans=Köln, Platz 5, 96,34 Punkte; 2. Billig=
Ber=
lin, Platz 16, 88,23 Punkte.
100 Meter Freiſtil: 1. Ahrendt=Magdeburg 1:03.5; 2. Schrader=
Hildes=
heim 1:03.9.
Rückenſchwimmen, 100 Meter: 1. Schumberg=Magdeburg 1:14,9; 2.
Deutſch=Breslau 1:17.2.
200 Meter Bruſtſchwimmen: 1. Rückevoldt=Magdeburg 3:03.8; 9. Heins=
Magdeburg 3:04.0.
Seniorenſchwimmen, 100 Meter: 1. Lehmann=Halle 1:05.93 2. Rolß=
Hannover 1:07.2.
Dr. Bauwens=Köln leitet Hertha BSC. — Sp.Vg. Fürth. Für
das am kommenden Sonntag in Nürnberg ſtattfindende Endſpiel um
die Deutſche Fußballmeiſterſchaft Hertha BSC.=Berlin gegen die
Spiel=
vereinigung Fürth iſt der bekannte Kölner Schiedsrichter Dr. Bauwens
beſtellt worden.
Ein neuer deutſcher Rekord im Stoßen: Beim Kreisfeſt in
Kirſch=
linde ſtellte der bekannte weſtdeutſche Athlet, Bierwirth=Eſſen im
links=
armigen Stoßen einen neuen deutſchen Rekord mit 175 Pfund auf und
verbeſſerte damit den von Lurbke=Ludwigshafen gehaltenen Rekord um
5 Pfund.
Wetkerbericht.
Das Höchdruckgebiet hat ſich erheblich abgeſchwächt, während die
ſkandinaviſche Störung ſich vertieft hat und ſomit Einfluß auf unſere
Wetterlage gewinnt. Auf ihrer Rückſeite werden kühle ozeaniſche
Luft=
maſſen bis in unſeren Bezirk vorgeſchoben, die unbeſtändiges, wechſelnd
wolkiges Wetter verurſachen. Die vorgelagerten kontinentalen
Warm=
luftmaſſen werden etwas verdrängt, wobei noch vereinzelte Regenſchauer,
teils gewitterhafter Art, auftreten. Die Temperaturen erfahren einen
geringen Rückgang.
Ausſichten für Donnerstag, 25. Juli: Meiſt wolkiges Wetter, ſpäter
zeitweiſe wieder aufheiternd, etwas kühler, vereinzelte Regenfälle.
Ausſichten für Freitag, 26. Juli: Teils wolkig, teils aufheiternd, noch
vereinzelte Regenſchauer.
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Dort trinkt man gute Schoppen vom Bergſträßer und Rhein.
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Man ſieht der Bergſtraß’ Städtlein, Berg’, Türm in weiter Rund.
(s iſt der mannigfaltigſt und ſchönſte Ausſichtspunkt!.
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Der Bericht der Disconto=Geſellſchaft.
In ihrem Monatsbericht beſchäftigt ſich die Disconto=Geſellſchaft
diesmal mit konjunkturellen Fragen. Sie ſtellt zunächſt feſt, daß ſich die
deutſihe Wirtſchaft gegenwärtig in einem Uebergangsſtadium zwiſchen
dem im Verlaufe des zweiten Quartals immer ſtärker gewordenen
Ab=
klingen der Depreſſion und einem neuen Zuſtand befindet, von dem
zunächſt nur ſchwer zu entſcheiden iſt, ob er wirklich ſchon den Begiun
einer allmählichen Beſſerung darſtellt. Jedenfalls ge vinnt es nach
An=
ſicht des Inſtituts immer mehr den Anſchein, daß zwar keinesfalls eine
lebhafte Aufwärtsbewegung der Konjunktur in Ausſicht ſteht, daß
an=
dererſeits aber auch nicht mit einer Zunahme der Schwierigkeiten zu
rechnen iſt. Die Anſpannung des Geldmarktes iſt, zumindeſt als die
Dauererſcheinung, die ſie im Abril und Mai geweſen war,
einiger=
maßen behoben. Auf manchen Gebieten der Börſe konnten ſich
Auf=
wärtsbewegungen durchſetzen, auch auf den Warenmärkten iſt die
rück=
läufige Vewegung zum Stillſtand gekommen. Mit ſaiſonmäßigen
Ein=
wirkungen hat die zu verzeichnende leichte Beſſerung in Induſtrie und
Gewerbe in der jüngſten Zeit nur noch ſehr wenig zu tun. Die
Saiſon=
belebung iſt vielmehr zum Abſchluß gelangt, wie auch mit ziemicher
Deutlichkeit aus der Entwicklung des Arbeitsmarktes zu erſehen iſt.
Der ſommerliche Abbau der Arbeitsloſigkeit iſt im weſentlichen
zum Stillſtand gekommen, und die Arbeitsloſigkeit hält ſich auf dem
Stande, der imnerhin nach der Zahl der Unterſtützten um 200 000
Per=
ſonen über demjenigen der Jahresmitte 1928 liegt. Bei der
Beurtei=
lung dieſer Ziffer wird man ſich der Tatſache zu erinnern haben, daß
ſeither aus der Bevölkerung3Gewvegung dem deutſchen Anbeitsmarkt das
Doppelte dieſer Zahl an neuen Arbeitskräften zugeſvachſen iſt. Ihre
wenn uch nur teilweiſe, erfolgte Einführung in den Produktionspoozeß
wäre ehne eine gewiſſ= Erſtarkung der wirtſchaftlichen Geſamtkräſte
nicht möglich geweſen. Ueberhaupt darf man bei einem Vergleich der
deutſchen Wirtſchaftszahlen von Jah= zu Jahr nicht überſehen, daß
der Bevölkerungszuwahs, wenn der durchſchnittliche Lebensſtandard
unſeres Volkes nicht abſinken ſoll, von einer Steigerung der
Produk=
tionsergiebigkeit und der Umſätze begleitet ſein muß. Natürlich iſr die
Vorausſetzung hierfür auch eine forrlaufende zuſätzliche Inveſtierung
neuer Kapitalien, was den reibungsloſen Ablauf dieſes
Wachstums=
prozeſſes zu einer für das heutige Deutſchland beſonders ſchwierigen
Aufgabe macht.
Wirkſchaftliche Rundſchau.
Die Arbeitsmarktlage im Reich. Der Umfang der Arbeitsloſigkeit
blieb auch in der Berihtswoche vom 15. bis 20. Juli nahezu
unverän=
dert. So ſtieg die Zahl der Hanytunterſtützungsempfänger in der
ver=
ſiherungsmäßigen Arbeitsloſenunterſtützung ſeit der letzten Juniwoche auf
ctva 720 000. Nach dem 1. Juli hat ſich der Abſtand zwiſchen der
dies=
jährigen und der vorjährigen Belaſtung des Arbeitsmarktes allnrählich
wieder vergrößert. Während an dieſem Stichtage die Zahl der
Haupt=
unterſtützungsempfänger in der verſicherungsäßigen
Arbeitsloſenunter=
ſtützung, die bekanntlich nicht die Geſamtlaſt der Arbeitsloſigkeit
wieder=
gibt, um 110 000 über der des Vorjahyes lag, dürfte jetzt allein dieſe
Mehrbelaſtung etwa 140 000 betragen.
Was koſtet ein Jahr Konkurſe? Das Statiſtiſche Reichsamt hat
zum erſten Male ſeit 1921 für d2s Jahr 1928 wieder eine Erhebung
darüßer veranſtaltet, weſche Sümmen bei den in einem Jahre beendeten
Konkurſen verloren werden. Danach betrugen bei 6621 Konkurſen die
angemeldeten Verbindlichkeiten 380,6 Millionen Mark. Nach Abzug
der Konkurskoſten blieb eine Schildmaſſe von 340,4 Mill. Mk. Nur
22,2 Mill. Mk. Forderungen waren als bevorrechtigt anerkannt. Von
dieſen 22,2 Mill. konnten 53,3 Prozent aus der Teilungsmaſſe von
insgeſamt 82,1 Mill. Mk. gedeckt werden, von den nicht bevorrechtigten
dagegen nur 10,8 Prozent. Bei 291 zu Ende geführten
Vergleichs=
verfahren führten 254 zum Konkuus. Bei den durchgeführten 2012
Ver=
gleichsverfahren, bei denen Schulden und erlaſſene Beträge feſtzuſtellen
waren, betrug die Schuldſumme 168,2 Mill. Mk.; davon wurden 66,4
Millionen, alſo mehr als ein Dritkel, erlaſſen, während der Reſt
ge=
deckt wurde.
Ludwig Ganz A.G., Mainz. Die Ludwig Ganz A.G. in Mainz hat
die Orientteppich=Abceilung der Firma David u. Co. in Berlin
über=
nommen, da ſich dieſe Firma in Zukunft ausſchließlich ihren
Fabrika=
tionsbetrieben widmen will. Die Firma David u. Co. unterhält zu
der Ludwig Ganz A.G., die in dem Geſchäftshaus Daviß u. Co. eine
Zweigniederlaſſung errichten wird, beſondere freundſchaftliche
Be=
ziehungen.
Feſte Stimmung auf der Frankfurter Häuteauktion. Die
Frank=
furter Häuteauktion begann in feſter Stimmung. Schaffelle, Volllvolle,
brachten die gleichen Preiſe wie im Vormonat, Kurzwolle und Blöſen
5—10 Prozent höhere Notierungen. Kalbſelle zeigten gegen den
Vor=
mongte leichte Ruchgänge bis zu 5 Prozent. Von den kleinen Poſten
leichte Häute bis 29 Pfund erzielten 32 Stück 81 Pf., den Preis des
Vormonats, und 9 Stüick 77,5 Pf., eine kleine Beſſerung gegen die
vor=
monatige Auktion. Mittelſchwere Häute halten die Preiſe des
Vor=
monats. Stimmung: feſt.
Rheiniſch=Weſtfüliſches Kohlenſyndikat. In der
Mitgliederverſamm=
lung wurde der Vorſtand ermichtigt, den Vertrieb nach Glſaß=
Lothrin=
gen und Hinterland in der bereits früher beſprochenen Art zu regeln.
Eine Mitgliedszeche behielt ſich ihre Stellungnahme noch vor. Ueber
die Marktlage wurde nachſtehender Bericht erſtattet: Der
arbeilstäg=
liche Geſointabſatz des Syndikats hat im laufenden Monat bisher keine
weſentlichen Aenderungen gegenüber dem Monat Juni aufzuweifen.
Der Verſand hat ſich faſt auf derſelben Höhe gehalten. Er betrug in
der Zeit vom 1. bis 20. Juli arbeitstäglich rund 265 000 To. gegen
rund 267 000 To. in der entprechenden Zeit des Vormonats. Während
der Abſatz in das unbeſtrittene Gebieb leicht zunahm, iſt der Verſand
in das beſtrittene Gebie” etwas zurückgegangen. Es wurden in der
Zeit vom 1. bis 20. Juli arbeitstäglich in das unbeſtrittene Gebiet rund
136 000 To. verfandt gegen rund 135 000 To. in der entſprechenden Zeit
des Vormonats, und in das beſtrittene 129 000 To. gegen 132000 To.
Die Lage am Ruhrkohlenmaukt hat ſich ſeit dem letzten Bericht wenig
verändert. Teilweiſe iſt allerdings eine leichte Abſchwächung des
Ge=
ſchifts feſtzuſtellen, vor allen Dingen nach dem beſtrittenen Gebiet. Dies
drückt ſich in der Förderung aus, die in den letzten Monaten einen
leihten Rückgang aufweiſt. In Fettkohlen iſt die Lage ſeit Wochen
unverändert, dagegen iſt das Geſchäft in Gas= und Gasflammkohlen
teilwveiſe ſchwächer geworden. Vor allem in Stückkohlen und Nußkohlen
ſind wieder Veſtände zu verzeichnen. In Eß= und Anthrazitkohlen iſt
der Abſatz im allgemeinen noch befriedigend. In Preßkoks iſt der zu
erwartende geringe Nückgang eingetreten. In Briketts hat der Abſatz
in Eiform=Briketts eine kleine Beſſerung erfahren, Voll=Briketts ſind
underändert. Fur den Monat Juni wird ein Umlageſatz von 2,10 RM.
erhoben.
Sanierung Stock Motorpflug A.G., Berlin. Die Geſellſchaft, die
früher dem Richard=Kahn=Konzern zugehörte und jetzt der Rentenbank=
Kreditanſtalt naheſteht, ſchließt 1928 mit einem Geſamtverluſt von 2,17
Millionen Reichsmark bei 2,43 Mäill. RM. A.K. Nach langen, heftigen
Auseinanderſetzungen mit der Oppoſition wurde der Abſchluß
geneh=
migt und gleichfalls die Sanierung durch Zuſammenlegung des Kapitals
im Verhältnis 10:1 und Wiedererhöhung auf 1,6 Mill. RM. beſchloſſen.
Die Verwaltung begrüindste den Verkuſt hauptſächlich mit der
Umſtel=
lung auf neue Maſchinen und koſtſpielige Verſuche, ſowie wit der
Zwangslage, die alten Beſtände voll abzuſchreiben.
Rückläufiger Abſatz in der Fahrradinduſtrie. Der Verein Deutſcher
Fahrradinduſtrieller teilt mit, daß die geringe Beſſerung, die der Mai
hebracht hatte, im Juni im allgemeinen nicht angehalten hat. Der
ſtark verringerte Saiſonbedarf an Fahrrädern in den
Früh=
jahrsmonaten bereits im großen und ganzen befriedigt werden konnte.
Zweifellos ſei an ſich ein ſtarker Bedarf an Fahrrädern vorhanden, doch
wvirke ſich dieſer infolge der allgemeinen wirtſchaftlichen Depreſſion nicht
praktiſch aus. Die Mitiel ſeien gerade in den Kreiſen, die für den
Kauf von Fahrrädern in Vetracht kommen, durchweg äußerſt knapp.
Deutſch=ſchweizeriſch=amerikaniſche Uhrenallianz. Die bereits im
vorigen Jahre eingeleitete und praktiſch durchgeführte Zuſammenarbeit
zſuiſchen den in der Alpina Deutſche Uhrmachergenoſſenſchaft e. G.m.b. H.,
Berlin, zuſammengeſchloſſenen Uhreneinzelhändlern und den
amevika=
niſch=ſchweizeriſchen Uhrenfabriken Grün=Gilde, welche eigene Werk= und
Gehäuſefabriken, in welchen ſie Qualitätstaſchen= und Armbanduhren
herſtellen, in Eineinnaty (11.S.A.) und an verſchiedenen Orten der
Schweiz unterhalten, hat jetzt in der Umwandlung der bisherigen
Schweizer Uhrenhandelsgeſellſchaft Union Horlogere Biel in die Albinn
Grün=Gilde Uhrenaktiengeſellſchaft Biel ihren Abſchluß gefunden.
Frankfurt a. M., 24. Juli.
Gegen Schluß der geſtrigen Abendbörſe konnte man ſchon eine kleine
Beſſerung verzeichnen, die zu Beginn des heutigen offiziellen Marktes
eher noch Fortſchritte machen konnte. Es beſtand bei der Spekulation
trotz des bevorſtehenden Ultimos Deckungsneigung, die ſich nur auf
einige Spezialwerte erſtreckte. Ueber die Beſſerung im Befinden des
Reichskanzlers war man befriedigt und hiervon ging ſchon eine gewiſſe
Beruhigung aus. Aber auch die feſtere geſtrige New Yorker Börſe blieb
nicht ohne Einfluß. Die Diskonterhöhungsbefürchtungen der Bank von
England, die mit den ſtärkeren Goldabflüſſen in Zuſammenhang gebracht
werden, traten ziemlich in den Hintergrund. Das Ausland ſoll ſich auch
wieder verſchiedentlich am Geſchäft beteiligt haben, ſo daß die
Umſatz=
tätigkeit in einigen bevorzugten Werten etwas größeres Ausmaß
an=
nehmen konnte. Bei freundlicherer Stimmung ergaben ſich gegenüber
der geſtrigen Abendbörſe überwiegend Erholungen von 1 bis 2 Prozent.
Die in letzter Zeit vernachläſſigten Elektrowerte traten etwas mehr in
den Vordergrund. Führend waren hier Bergmann mit plus 2 Prozent.
Schuckert mit plus 2½ Prozent. A. E. G. gewannen ½ Prozent, Licht
und Kraft 1 Prozent. Siemens blieben vernachläſſigt; eine Erſtnotiz
kam nicht zuſtande. Auch J. G. Farben konnten ſich der zuverſichtlicheren
Stimmung anſchließen, doch trat hier nur ein ganz geringer Gewinn
ein. Scheideanſtalt gaben dagegen 3/ Prozent nach. Montanwerte lagen
vernachläſſigt. Mannesmann und Phönix eröffneten bis zu 1 Prozent
feſter. Rheiniſche Braunkohlen lagen dagegen im Angebot und 1½
Pro=
zeut ſchwächer. Banken und Schiffahrtswerte waren zumeiſt leicht
ge=
drückt. Glanzſtoffaktien konnten ſich auf dem erhöhten Niveau von geſtern
uicht ganz behaupten und gaben 1 Prozent nach. Einiges Intereſſe
be=
ſtand noch für Deutſche Linoleum, Metallgeſellſchaft und Zellſtoff
Aſchaf=
fenburg. — Renten geſchäftslos.
Im Verlaufe konnte ſich der Geſchäftsumfang weiter ausdehnen.
Am Geldmarkt war Tagesgeld mit 7 Prozent unverändert. Am
De=
viſenmarkt nannte man Mark gegen Dollar 4,1940, gegen Pfunde 20,352,
Lendon=Kabel 4,8538, Paris 123,84½, Mailand 92,76, Madrid 33,30,
Holland 12,105/s.
An der Abendbörſe neigte die Tendenz unter dem Druck der
anhaltenden Orderloſigkeit eher etwas zur Schwäche, und die Kurſe
bröckelten gegen den Berliner Schluß meiſt etwa bis 1 Prozent ab. So
lagen J. G. Farben, Elektrowerte, Schiſfahrtsaktien und am
Banken=
markt Dresdener Bank etwas niedriger. Am Rentenmarkt waren
Zoll=
türken etwas gefragt, im Kurſe jedoch unverändert.
Berlin, 24. Juli.
Wie geſtern war der Grundton der heutigen Börſe freundlich, da
man aus vörliegenden Momenten einige Anregungen ſchöpfen zu dürfen
glaubte, und der offizielle Beginn war dann enttäuſchend. Bei der
herrſchenden Orderloſigkeit genügte ſchon ein kleines Angebot, um eine
uneinheitliche Kursentwicklung hervorzurufen. Die Möglichkeit einer
Londoner Diskonterhöhung wurde eindringlich diskutiert, in gut
infor=
mierten Bankkreiſen rechnet man aber damit, daß auch morgen eine
Aenderung des Satzes nicht eintreten wird. Ein weiterer
Unſicherheits=
faktor war die Uneinigkeit Englands und Frankreichs hinſichtlich der
Neparationskonferenz, hinſichtlich ihres Beginnes und Tagungsorts.
Der G. Auguſt dürfte als Anfangstermin der Konferenz kaum noch
ein=
zuhalten ſein. Die erſten Kurſe hingen viel von Zufallsorders ab,
ſo=
ſveit ſie nicht infolge der Geſchäftsloſigkeit überhaupt ausgeſetzt wurden.
Nur wenige Papiere hatten etwas größere Kursveränderungen. Am
Geldmarkt ließen die anſcheinend rechtzeitig erfolgten
Ultimovorberei=
tungen den Satz für Tagesgeld auf 6½—8½ Proz. zurückgehen,
Monats=
geld 9½—10½ Prozent geſucht, Warenwechſel 77/—8 Prozent.
Mekallnotierungen.
Die Berliner Metallnotierungen vom 24. Juli 1929 ſtellten ſich für
Originalhüttenaluminium auf 190 RM., desgl. in Walzen oder
Draht=
barren 194. RM., Meinnickel 350.RM., Antimon Regulus. 64—68. MM.,
Feinſilben 72.50—74.25 RM.
Die Berliner Metall=Termine vom 24. Juli 1929 ſtellten ſich für
Kupfer: Januar bis März 143.00 (143.25), April und Mai 143.2
(143.25), Jun 143.25 (143.50), Juli 140.00 (142.00), Auguſt 139.25
(141.00), September 140.25 (142.50), Oktober 142.50 (142.50), November
142.50 (143.00), Dezember 142.75 (143.00). Tendenz: ruhig. — Für
Blei: Januar bis Mai 45.25 (45.50), Juni 45.50 (45.50), Juli 44.50
(45.50), Auguſt 44,75 (45.25), September 45.00 (45.00), Oktober und Mob.
45.00 (45.25), Dezember 45.00 (45.50). Tendenz: ſtetig. — Für Zink:
Januar 49.50 (50.00), Februar 49.50 (50.50), März bis Juni 49.25 (50.25),
Juli 48.00 (51.00), Auguſt 49.00 (49.50), September 49.00 (50.00),
Okto=
ber 49.25 (50.50) November 49.00 (50.50), Dezember 49.50 (50.25).
Tendenz: kaum ſtetig. — Die erſten Zahlen bedeuten Geld, die in
Klammern Brief.
Frankfurter Produktenbericht vom 24. Juli. Das Geſchäft war
heute ſehr klein. Auslandsnotierung verſtimmten das Angebot, und
nahm aber auch keinen Umfang an, auf dem mäßigen Niveau konnten
ſpäter Umfätze erzielt werden. Roggen 22.50, Hafer 22.75—23.00, Mais
22.75, Weizenmehl, füdd. Spezial 0, 38.75—41.50, Weizenmehl,
nieder=
rhein 0, 38.75—41.50, Roggenmehl 30.60—32.00, Weizenkleie 11.25 bis
11.50, Roggenkleie 12.75.
Berliner Produktenbericht vom 24. Juli 1929. Das Geſchäft an
der Produktenbörſe bewegte ſich heute in ſehr ruhigen Bahnen. Die
ſchwächeren Meldungen von den überſeeiſchen Terminmärkten
vermoch=
ten lediglich im Vermittlungsverkehr einigen Eindruck zu machen,
wäh=
rend ſich zu Börſenbeginn für Weizen erneut eine Befeſtigung
durch=
ſetzte. Maßgebend hierfür waren in erſter Linie die im Verlaufe
feſte=
ven Liverpooler Notierungen. Auf Baſis von Nordamerika und von
Argentinien ſtärker ermäßigten Cifofferten kamen Abſchlüſſe kaum
zu=
ſtande. In Inlandsweizen alter Ernte entwickelt ſich infolge des nur
vereinzelten Angebotes kaum Geſchäft. Für Neuweizen gingen
Forde=
rungen und Gebote etwa 3 Mark auseinander, ſo daß auch hier
Ab=
ſchlüſſe nennenswerten Ausmaßes nicht zuſtande kamen. In
Inlands=
roggen alter Ernte wird weniger dringlich offeriert als in den letzten
Tagen. Das Preisniveau war kaum verändert. Roggen neuer Ernte
wird angeſichts der großen Preisſpanne zwiſchen Weizen und Roggen
von der Provinz nur vorſichtig angebeten. Am Lieferungsmarkt war
das Geſchäft ſtill. Weizen ſetzte in den Herbſtſichten etwa 2 Mark feſter
ein, Roggen war kaum verändert. Am Mehlmarkt beſchränkten ſich
die Abſchlüſſe bei unveränderten Preiſen auf Deckung des notwendigen
Bedarfes. Hafer und Gerſte reichlich offeriert und ſchwer verkäuflich.
Amerikaniſche Kabelnachrichken.
Es notierten nach Meldungen aus Chicago am 24. Juli:
Getreide. Weizen: Juli 137½, Sept. 142, Dez. 149½: Mais:
Juli 101½, Sept. 103½, Dez. 96½; Hafer: Juli 45½, Sept. 48½,
Dez. 51½; Roggen: Juli 104½, Sept. 108½, Dez. 113½.
Schmalz: Juli 12,05, Sept. 12,25, Okt. 12,40, Dez. 12,47½.
Fleiſch. Rippen: Juli 13,25, Sept. 13,62½: Speck, loko 13,25;
leichte Schweine 11,60 bis 12,25, ſchwere Schweine 10,75 bis
11,70; Schweinezufuhren: Chicago 17000, im Weſten 70000.
Baumwolle: Juli 18,45, Oktober 18,75.
Es notierten nach Meldungen aus NewYork am 24. Juli:
Getreide. Weizen: Rotwinter 151½, Hartwinter 152½; Mais,
neu angek. Ernte 1155; Mehl, ſpring wheat clears 7,00—7,60;
Fracht: nach England 1,6 bis 2,0 Schilling, nach dem Kontinent
8 bis 9 Cents.
Schmalz: Prima Weſtern, loko 12,85; Talg, extra, loſe 7½.
Kakav. Tendenz: kaum ſtetig; Umſätze in Lots: 249; Loko:
10¾; Juli und Auguſt 10,60, September 10,76, Oktober 10,83,
November — Dezember 7.52; Januar 1930: 10,52, Februar
10,56, März 10,63.
Kleine Wirtſchaftsnachrichken.
Unter der Firma „Philektra A.=G.”, Frankfurt a. M., wurde das
bereits angekündigte Gemeinſchaftsunternehmen der Philipps A.=G.,
Frankfurt a. M., und der holländiſchen Philipps=Geſellſchaft mit einem
Aktienkapital von 200 000 RM. gegründet. Zweck des Unternehmens.
iſt die Fabrikation und der Vertrieb von Gegenſtänden der
feinmecha=
niſchen und elektrotechniſchen Induſtrie.
Die Bauſtoffirma Max Schönhof, Berlin=Lichterfelde geriet in
Zah=
kungsſchwierigkeiten, angeblich in Zuſammenhang mit der gleichfalls
er=
folgten= Zahlungseinſtellung der=Deutſchen Bauſtoffgroßhandels G. m.
b. H. Es iſt anzunehmen, daß ſich die Gläubigerverſammlung mit der
vorgeſchlagenen Quote von 36.5 Prozent einverſtanden erklärt.
Nach Erhebungen des eidgenöſſiſchen Arbeitsmarktes betrug die
Zahl der Stellungſuchenden in der Schweiz Ende Juni 4 399 Perſonen
gegenüber 5049 Ende Mai. Dieſer Zahl der Stellungſuchenden ſtehen
5 516 offene Stellen gegenüber (Ende Juni) und 12 605 Ende Mai. Die
Zahl der Stellungſuchenden von Ende Juni 1929 iſt die niedrigſte ſeit
1921. Ganz beſonders ſtarker Mangel an Arbeitskräften herrſcht in
der Landwirtſchaft und im Baugewerbe.
Von dem von der Bank von England verkauften 1 404 904 Pfund
Sterling Gold ſind 550 000 Pfund nach Deutſchland, und der Reſt nach
Frankreich gegangen.
Berliner Kursbericht
vom 24. Juli 1929
Seutſche Sunt, Umdte Turmnftäer
Deviſenmarkt
vom 24. Juli 1929
Me
Danatbank
Deutſche Bank
Disconto=Geſ.
Dresdner Bank
Hapag
Hanſa Dampfſch.
Nordd. Lloyd
A. E. G.
Bayr. Motorenw.
JF. P. Bemberg.
Bergmann Elektr.
Berl. Maſch.=Bau
ContiCaoutſchoue
Deutſhe Cont. Gas
Deutſche Erdöl
R
278.—
170.—
154.25
160.—
123.25
117.
198.—
104.50
309.
225.—
82.75
160.25
196.
116.—
Mieie e R
F. G. Farben
Gelſenk. Bergw.
Geſ. f.elektr. Untern. /209. —
Harpener Bergbau /147. —
boeſch Eiſen
Phil. Holzmann .
Kali Aſchersleben
Klöcknerwerke
Köln=Neueſſ. Bgw. /130.—
Ludw. Loewe
Mannesm. Röhr. 1121.875
Maſch.=Bau=Untn.
Nordd. Wolle
Oberſchleſ. Koksw.
Orenſtein & Koppel
Rütgerswerke Mee
85.50 Buenos=Aires Währung
1 Pap. Peſo Gelt
1.759 iit
1.763) Helſingfors Währung!
100 finn. Mk. 138.25 Salzdetfurth Kali 396. Canada 1 canad. Doll 4.174 4. 18 ftalien 100 Lire Leonh. Tietz 216.— Japan 1 Yen 1.936/ 1.94 Jugoſlawien 100 Dinar 7.36 Verein. Glanzſtoff 391.— Cairo 1ägypt. 2 20.85 20.89 Kopenhagen 100 Kronen H111.6s 132.875 Verein. Stahlwerke 113.75 Konſtantinopel 1 türk. g 2.015 2.01 Liſſabon 100 Escudos 108.25 Weſteregeln Alkali 241.50 London 1 2=Stg. 20.336 20.37 Oslo 100 Kronen 237.— 1Agsb.=Nrnb. Maſch 88. New York 1 Dollar 4.190 4.199 Paris 100 Franes 111. 25 Baſalt Linz 44.50 Rio de Janeir= 1 Milreis 0.49 0.49 Prag 100 Tſch. Kr. Berl. Karlsr. Ind. 66.50 Uruguah 1 Goldpeſo a.116 4.12 Riga 100 Lats /80.60 197.75 Hirſch Kupfer 137.50 Amſterdam 100 Gulden 168.10 168.4 Schweiz 100 Franken It Hohenlohe=Werke 92.75 Athen 100 Drachn 5.42 5.43 Sofia 100 Leva 54.75 Lindes Eismaſch. 162. Brüſſel 100 Belga 58.23 58.35 Spanien 100 Peſetas /61.05 136. Herm. Poege 55.75 Bukareſt 100 Lei 2.483 2.48 Stockholm 100 Kronen 108. — Vogel Telegr. Draht 75.75 Budapeſt 100 Pengö 73.0- 73.17 Tallinn (Eſtl.) 100 eſtl. Kr. 1 91. — Wanderer=Werke 67.50 Danzig
100 Gulden 81.32 81.48
Wien 100 Schillinel
Beld
0.524
21.92
18.78
111.68
6.41!
2.399
30.62
3.02.
112.29
11.59
59.01
Brief
10.548
21.96
7.374
111s1
18.*2
111.80
16.415
12.419
80.76
80.78
3.039
61.17
112.51
111.s1
59.13
Unarbant, Kommanontgefeafchaf
Frankfurter Kursbericht vom 24. Juli 1929.
Diſche. Neichs,
anl. v. 27......
6‟ Baden
Frei=
ſtaat v. 27.....
6% Bayern
Frei=
ſtaat v. 27 .....
%6 Heſſen
Volks=
ſtaat v. 28.....
6% Preuß.
Staats=
anl. v. 28.... ..
6% Sachſen
Frei=
ſtaat v. 27..
7% Thüringer
Frei=
ſtaat v. 27.....
—
Dtſche. Anl.
Auslo=
ſungsſch. + /,
Ablöſungsanl.
Dtſche. Anl.
Ablö=
ungsſch. (Neub.)
—
Dtſche.
Schutzge=
bietsanleihe. . . .
—
2% Bad.=Bad. v. 26
KO Berlin v. 24..
8% Darmſtadt v. 2/
v. 28
72 Frkf. a. M. v. 26
8% Mainz v. 26...
8% Mannh. v. 26.
8% Nürnberg v. 26
Dt. Komm.
Sam=
mel=Ablöſ.-Anl.
* Ausl. Ser.
* „ Ser, I.
8% Berl. Spp.=B!.
8% Frkf. Hhp. Bk.
4½ %- Lia. Pfbr.
8½ BfbrBk..
½ %- Lia.Pfhr
87.25
74
77
87.5
91.4
80
51.10
9.5
4.95
88.5
87.5
84
89.3
49‟
64.75
97
97
74.75
97
78
3½ Heſſ. Landesbk.
4½½ Heſi. 2d8. Hp.
Bk.=Ligid. Pfbr..
8½ Lom.
Landes=
bank Darmſtadt.
8% Mein. Hyp. Bk
4½% Lig. Pfb
Pfälz. Hyp. Bk.
% Preuß. Ztr.,
Stadtſchaft. .
8% Rhein. Hyp.=B
4½% „ Lig.Pfbr.
8% Rhein.=Weſtf.=
Bd.=Credit ...."
8% Südd. Bod.
Cred.=Bank ..."
8½ Württ. Hyp.=B.
67 Daimler Benz
von 27......."
3% Klöckner=Werke
Berlin v. 26....
70 Mainkrw. v. 26.
7% Ver. Stahlwvke
mit Opt. v. 26.
8% VoigtcHäffner
von 26 ...
F. G. Farben Bonds
28..... . . ..
% Bosn. L. E. B.
v. 1914 ...
41/.% Oſt.
Schatz=
anw. v. 1914 ...
4½ Oſt. Goldrente
4,%o Rum. Gold
von 1913 ..
4½ Türk. Admin.
48 „ 1.Badgad
4½ „ Zollanl.
El. 7 üngarn 1913
96.9
84.5
77
93.5
82.5
97
747/.
91
95.5
97
77.75
98.5
97.5
97.25
73.5
91.
83.5
93
An 3
33
34.1
PI.
4½/,2 Ungarn 1914,
Goldr.,/ 23.05
42
Aktien.
Allg. Dt. Creditanſt.
Bk. f. Brauinduſtr.
Berl. Handelsgeſ.
Comm. u. Privath
Darmſt. u. Nt.=Br
Deutſche Bank ...
Eff.=u.
Wechſel=
bank .. .. .....
Vereinsbank .
Diskonto=Geſellſch.
Dresdener Bank ..
Frankf. Bank. . .
„ Hhp.=Br. .
„ Pfobr.=Bk...
Gotha. Grundkr. B
Mein. Hyp.=Bank.
Mitteld. Creditbk..
Nürnb. Vereinsok
Oſt. Creditanſtalt. .
Pfälz. Hyp.=Bank.
Reichsbank=Ant. . .
Rhein. Creditbk. . .
„ Hyp.=Bank ...
Südd. Bod.=Tr. B
Wiener Banlverein
A.=G. f. Verkehrsn
Dt. Eiſenb.=Geſ..
7%0 Dt. Reichsbagn
Vorzge. .......
Hapag .........
Nordd. Lloyd ....
Schantung=Eiſenb.
Südd. Eiſenb.=Gei
—
Accum= Berlin. ..
Adlerw. (v. Kleyer)
6% AES. Beriug
R
126
154.5
183. 25
217
170½.
125
154.75
160.25
104
14).5
139.5
132,5
123
150
30.85
135.75
314
121.5
143.5
154
13
141
143
83‟
123.75
115.75
3.50
122
49.5
97.75
97.75
AEG. Stamm. . . . 1197.5
Baſt Nürnberg .. . 1/204
Bergm. El. Werke/225.75
Brown Boveri & Cie 136.5
Brüning & Sohn.
Buderus Eiſen .../ 74
Eement Heidelberg/134.5
Karlſtadt/185
Chem. WerkeAlbert. 65
Chade ... . . . . . . . . /423
Daimler=Benz ....! 52.5
Dt. Atl.=Zelegr.. . . 1114
Eiſenh. Berlin
Erdöl ..."
Gold= u. Silb.-Anſtalt. /157.25
„ Linoleumwerk. /394
Eichbaum, Brauer.
Elektr. Licht u. Kraftl210
Liefer.-Ge
Eſchv. Bergwerk „/201
Eßlinger Maſchinen! 37
Ettlinger Spinnereil215
F. G. Furbenindſtr. 225.6
Feinme h. (Fetter).
Felt. E Guilleaum.
Frkft. Gas .. . . . . . 1125
. Hof .....
Beiling & Cie ....) 40.75
Gelſenk. Bergwer!
Gei.f . elektr.
Un=
ternehmungen ..
Goldſchmidt Th. . .! 75
Gritzner Maſchinen/ 67
Brün & Bulfinger /173
dafenmühle Frift. 11.30
Hammerſen (O3n.)
Harpener Bergbau
Genninger, Rempf. /470
Hilpert Armaturfb. 40)
Hindrich=Aufferm.
Hirſch Kupfer .. . . 137
Hochtief Eſſen ..."
Holzmann, Phil. . .
Holzverk.=Induſtrie
Zlſe Bergb. Stamm
Genüſſe
Funghans Stamm
Kali Aſchers eben .
Salzdetfurth.
„ Weſteregeln
Kammgarnſpinn
Karſtadt, R. . . . . . .
Klein, Schanzl.
Klöcknerwerke ...
Kraftw. Alt=Württ.
Lahmeyer & Co...
Lech, Augsburg
Löwenbr. Münch.
Büdenſcheid Metal
Bus Gebr Darmſt.
Mainkr.=W. Höchſt.
Mainz. Akt.=Br.. . .
Mannesm. Röhren
Mansfeld. Bergb.
Mars=Werke ...."
Metallgeſ. Frantft. /126.25
Miag. Mühlenbau.
Monte catiniMailo.
Motoren fb. Darmſt
Reckarſ. Fahrzeug.,
Nicolag, Hofbr. .. .
Oberbedari .. . . .."
Oſterr. Alpine Mo.
Otavi Minen ....."
Beters Unton Frlf.
Phönix Bergbau..
Reiniger, Gebb.. . . /105
R).Braunkohlen".
Elektr. Stamm
Stahlwerfe.
Rießeck Montan ..
Roeder 9b.Darnt.
100.*
108.5
86
12
20
64.1
236
184.5
97
84
167.5
105‟.
E85
105:1,
220
21.75
134.25
123.5
54.5
58
145
120.75
105.5
143
112
Rütgerswerke ....
Sachtleben A. G...
Schöfferhof=Bind..
Schramm Lackfabr.
Schriftg. Stempel".
Schuckert Elettr.. .
Schwarz Storchen.
Siem. Glasinduſtr.
Siemens & Halste.
Stroyſtoff. Ver.. ..
Südd. Immobilien
Zucker=AG
Svenska Tändſticks
Telius Bergbau...
Thür. Lief.=Geſ..
Tucher=Brauerei..
Unterfr. Krs.=
Elef=
tr.=Verſ. ......
Beithwerke ..
Ver. f. Chem. Ind.
Gummifabrik
Berlin=Frankf
Laurahütte. .
Stahlwerfe ..
„ Ultramarin ..
Zellſt. Berlin.
Vogtländ. Maſchin.
Voigt & Haeffner.
Wayß & Freytag.
Wege lin Rußfabril
Werger Brauerei.
Zellſtoff. Aſchaffbg.
Memel. . . . . .
Waldhof ..
—
Allianz n. Stuttg.
Berſicherung ..
Frkft Allg. Berſ.-0
Frankona Rück= u.
Mitv. . .. . . ..
mann h. Ber ſich..
85
201
299
103
122.5
29.25
163
193
143.6
407
115
155
103
76.25
114
151
108
79.5
220
101.25
116.5
193
155.75
146
230
899
210
125
Nummer 204
Seite 31
Donnerstag, den 25. Zuli 1929
AMU Me!
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Heute
Donnerstag, den 25. Juli
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5. Jalä 1929
Braunkohlen-Tagebau.
Von
Regierungsbaumeister a. D. Dr.-Ing. Th. Krauth.
Die deutſche Braunkohle hat ihre heutige Bedeutung erſt mit
dem Weltkrieg erlangt, wo infolge Arbeitermangels die
Stein=
kohlenförderung zurückging, wo die Großchemie ihre wichtigſten
Produktionsſtätten fern vom Zugriff durch Feindeshand in das
Gebiet der mitteldeutſchen Braunkohle verlegte, wo ein großer
Teil der Elektrizitätsverſorgung Deutſchlands ſich ebenfalls auf
der Braunkohlenbaſis aufzubauen anfing, ſo daß die Förderung
der Braunkohle in immer höherem Maße geſteigert werden
konnte, allerdings nur infolge der immer größeren
Vervollkomm=
nung der Maſchine für die Beſeitigung des Abraumes und die
Gewinnung der Braunkohle. Die Geſamtförderung an Stein=
ſitzen. Das Dienſtgewicht eines ſolchen Baggers beträgt 450 000
Kilogramm. Je nach der Beſchaffenheit und Stärke des
Deck=
gebirges werden kleinere oder größere Bagger angeſetzt. Bild 1
gibt die ſchematiſche Querſchnittsſkizze eines ſolchen großen
Doppelportalbaggers, der das Durchfahren zweier Züge geſtattet,
ſo daß ſofort nach Beladen des einen Zuges der andere gefüllt
wwerden kann, alſo keine Aufenthalte durch Ein= und Ausfahren
der Züge, wie ſie bei Einportalbaggern unvermeidlich ſind,
ent=
ſtehen. Aehnliche Gründe wie für die Abraumbeſeitigung werden
ſür die Kohlengewinnung ſelbſt verwendet, nur daß dieſe Geräte
Bild 1: Doppelportalbagger
für ununterbrochenen Baggerbetrieb.
Bild 2: Lageplan eines Braunkohlentagebaues.
ohle betrug im Jahre 1913 190 Millionen Tonnen, umgerechnet
auf den jetzigen Gebietsumfang des Deutſchen Reiches 141
Mil=
ionen Tonnen, im Jahre 1928 150,9 Millionen Tonnen, die
ge=
ſamte Braunkohlenförderung Deutſchlands 1913 88 Millionen
Tonnen, 1928 166,5 Millionen Tonnen.
Die Steigerung der Braunkohlenförderung iſt eine ſo
ge=
waltige, daß ſie jetzt die Steinkohle überflügelt hat. Die
Braun=
lohle wird entweder wie die Steinkohle rein bergmänniſch im
Tiefbau gewonnen, wo die Flöze unter einer ſehr ſtarken Decke,
alſo tief liegen, oder im offenen Tagebau, der heute vorherrſcht,
wobei zuerſt das über der Kohle ſitzende Deckgebirge mit Baggern
infolge der geringeren Beanſpruchung bei der Baggerung der
Kohle meiſt kleiner und ſchwächer gehalten werden können.
Bild 2 zeigt ſchematiſch den Aufſchluß eines Tagebau=
Kohlen=
feldes. Der Bagger räumt das Deckgebirge auf der Front A0
ab und ſchreitet in der Pfeilrichtung vorwärts, indem der
Gleis=
drehpnnkt bei A liegen bleibt. Die Auskohlung folgt der
Ab=
räumung. Die Beförderung der Kohle erfolgt mit Drahtſeil= oder
Kettenbahn oder mit Lokomotivbetrieb in Großraumwagen. Der
Boden wird auf den Gleiſen a bedekin den ausgekohlten Teil
des Tagebaus gefahren und dieſer damit in Längen von 4—6
Metern allmählich wieder zugefüllt.
Bild 3: Schnitt durch den Betrieb eines Braunkohlenlagebaues.
Kohle
5
entfernt und dann die Kohle ſelbſt ebenfalls mit Baggern
ans dem Tagebau herausgefördert wird. Der Tagebaubetrieb iſt
ſert 20 Jahren im ſtetigen Wachſen begriffen. Wo er früher nur
bei einem Verhältnis Decke zu Kohle wie 1:1 als lohnend
ange=
ſehen wurde, können heute Betriebe mit Verhältniſſen 4:1 noch
wrtſchaftlich ſein.
Die Kohlenfelder mit geringer Decke gingen ihrem Ende zu,
die Decke wurde mächtiger und konnte mit deu bisherigen
Eimer=
ſei tenbaggern nicht mehr erſaßt werden. Die/ Anlage von
mehre=
reii übereinander liegenden Baggerſchnitten mit Baggern der
normalen Greiftiefe von 10—12 Meter wurde zu teuer, zumal mit
Kriegsende der Wettbewerb der Steinkohle wieder fühlbarer
varde und die Braunkohle alles dran ſetzen mußte, ihren
Vor=
prung beizubehalten.
Dies war nur möglich durch den Bau tiefgreifender und
eßtungsfähigerer Eimerkettenbagger, deren größte Typen heute
4 Meter tief greifen und Eimerinhalte von 800 Liter, alſo eine
roretiſche Stundenleiſtung bis zu 900 Kubikmeter be=
Bild 3 zeigt den Querſchnitt durch ſolch einen Tagebaubetrieb.
Das Verhältnis von Decke zu Kohle iſt hier mit 1:1 angenommen,
ſo daß ein großer Bagger den Abraum mit einem Schnitt
er=
faſſen kann. Da angenommen, daß die Kohle unregelmäßig
ab=
gelagert iſt, wird dieſelbe in 2 Schnitten gewonnen, mit einem
Raupenlöffelbagger als Hochbagger, der gleichzeitig das Planum
für die Gleislage des Kohleneimerbaggers darſtellt, und durch
einen letzteren als Tiefbagger, der die Kohle bis auf das Liegende
lvegnimmt. Wenn der Abraumboden in Lagen von Hand in den
ausgekohlten Tagebau eingebracht werden ſoll, dann muß die
Entfernung D zwiſchen Arbeitsſtelle des Baggers und altem
Kohlenſtoß ſchon ſehr groß ſein, denn die unterſte Lage iſt ſchnell
geſchüttet und für die höheren Lagen ſind immer wieder neue
Gleisverlegungsarbeiten notwendig, die nach Möglichkeit auf ein
Minimum beſchränkt bleiben ſollen. Um dieſe Arbeiten ſoweit als
miöglich zu erſparen, wurden die Abſetzapparate gebaut, die von
großer Höle aus den Boden verſtürzen. Der gebaggerte Boden
wird dem Abſetzapparat je nach deſſen Konſtruktion, die ſehr viel=
geſtaltig ſein kann, zugeführt und gekippt, in Bild 3 auf der
Rückſeite des Apparates. Der Boden wird von Eimern wie bei
der Baggerung gefaßt und auf ein Transportband gebracht, das
den Boden in einer Entfernung von etwa 40—60 Metern von der
Kippſtelle im Tagebau verſtürzt. Je nach der Bodenart werden
die Sturzhöhen im Hinblick auf Rutſchgefahr höher oder niedriger
angenommen.
Der Bagger= und Abſetzerbetrieb iſt heute faſt durchweg
elek=
triſch, Dampfbetrieb nur noch ſelten. Bagger und Abſetzapparate
laufen in der Regel auf 3 Schienen, die auf 4—6 Meter langen
und 30 Zentimeter ſtarken Schwellen ruhen, auf denen außerdem
noch 1 Fahrgleis liegt. (Bild 1.) Die Baggergleiſe, 500—1000
Meter lang, müſſen häufig, je nach den Betriebsverhältniſſen,
alle 2—5 Tage gerückt werden, was früher durch Kolonnen von
50—80 Mann erfolgte und die Zeit einer Schicht in Anſpruch
nahm. Heute erfolgt das Rücken der Bagger= und Abſetzergleiſe
durch Gleisrückmaſchinen ohne Störung des Betriebes.
Ein Baggergleis von 500 Meter Länge wird auf dieſe Weiſe in
einer halben Stunde um etwa 3—4 Meter zurückgerückt. Die
Beförderung des Abraumbodens ſowie der Kohle, ſoweit dieſe
nicht durch Seil= oder Kettenbahnen befördert wird, erfolgt auf
Gleiſen 90 Zentimeter Spur mit Staatsbahnſchienen. Der
För=
derwagen iſt heute noch der eiſerne oder hölzerne 4—5½
Kubik=
meter faſſende, von 1—2 Mann zu kippende Selbſtentlader. In
großen Betrieben wird derſelbe bald durch den Großraumwagen
auf Drehgeſtellen verdrängt ſein, der für Abraum mit 16
Kubik=
meter Inhalt — 32 Tonnen Nutzlaſt, für Kohle mit 32
Kubik=
meter Inhalt, alſo ebenfalls 32 Tonnen Nutzlaſt gebaut und
ſchon in großer Anzahl verwendet wird. Die Zugkraft iſt auf
vielen Betrieben noch die Dampflokomotive mit 200—250
Pferde=
ſtärken, leiſtungsfähiger und bei Großraumbetrieben
wirtſchaft=
lich allein die elektriſche Lokomotive mit rund 450 Pferdeſtärken.
Die Entwicklung des Eimerkettenbaggers ſowie der
Abſetz=
apparate iſt in den letzten 5 Jahren eine beiſpielloſe gaweſen.
Um die ſchweren Gleiſe in Wegfall bringen zu können, alſo um
die hohen Koſten dafür und für die Unterhaltung zu ſparen,
werden die Bagger neuerdings mit Raupenbändern laufend
kon=
ſtruiert; bis jetzt allerdings noch nicht in den Abmeſſungen der
größten Schienenbagger.
Allein im mitteldeutſchen Braunkohlenrevier werden jährlich
über 200 Millionen Kubikmeter Abraumboden zur Freilegung
der Kohle bewegt, eine Zahl, die für den Umfang und die
Be=
deutung der Braunkohlentagebaubetriebe ſpricht, deren
grundſätz=
liche Anlage mit Obigem nur in flüchtigen Strichen gezeichnet
werden konnte.
Werkzeugmaschinen.
Erhöhung der Leistungsfählgkeit bedingt
verwickelte Bauart.
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Die Entwicklung, welche jene Induſtrien genommen haben,
die bei der maſchinellen Bearbeitung der rohen Maſchinenteile auf
die Verwendung von Werkzeugmaſchinen angewieſen ſind, hat
es mit ſich gebracht, daß deren Bauarten immer verwickelter
wurden und es iſt verſtändlich — wenn auch nicht immer
gerecht=
fertigt — wenn dies vielfach getadelt und der Ruf nach größerer
Einfachheit laut wird.
Der nicht fachmänniſch geſchulte Käufer iſt, beim Beſichtigen
der Maſchine oft entſetzt über die große Anzahl von Getrieben,
Hebeln und vielſeitigen Mechanismen; er fragt ſich, ob die gleiche
Wirkung nicht mit viel einfacheren Mitteln hätte erzielt werden
können. In einzelnen, allerdings ſehr wenigen Fällen mag dies
wohl zutreffen, in der Mehrzahl derſelben aber hat die
Kompli=
kation ihre gewichtigen Gründe, da ſie aus den vorhandenen
Bedürfniſſen und Anforderungen ſich ergab, die an die Maſchine
geſtellt werden mußten.
Vergleicht man beiſpielsweiſe den alten (engliſchen)
Spindel=
ſtock einer gewöhnlichen Drehbank mit ſeinem einfachen, aus einer
Stufenſcheibe und vier Rädern beſtehendem Antrieb mit dem
heutigen Hochleiſtungs=Einſcheibenſpindelſtock mit ſeiner
verhält=
nismäßig großen Anzahl von Nädern, Kupplungen und Hebeln,
ſo muß ohne weiteres zugegeben werden, daß die frühere
Ein=
fachheit verloren gegangen iſt. Was wurde aber dagegen erreicht?
Das Wechſeln der Geſchwindigkeit durch Umlegen der Riemen,
das beſonders bei größeren Bänken mit breiten Riemen
zeit=
raubend und auch nicht ungefährlich war, erfolgt beim
Ein=
ſcheibenantrieb durch einfache, nur wenige Sekunden erfordernde
Hebeltätigung; ferner läßt der Stufenſcheibenantrieb nur eine
begrenzte Durchzugskraft zu, beſonders, wenn der Riemen auf
den kleinen Stufen läuft, während die Einſcheibe eine viel größere
Kraftäußerung hervorzubringen vermag und daher das Abtrennen
viel ſtärkerer Späne ermöglicht. In ſolchen Fällen alſo, wo es auf
große Leiſtungen ankommt und raſches Arbeiten durch
Vermin=
derung der toten Zeiten gefordert wird, kann man bedenkenlos
zum Einſcheibenantrieb greifen und deſſen verwickeltere Bauart
gerne mit in den Kauf nehmen. Iſt aber für eine Drehbank nicht
genügend Beſchäftigung geſichert und kommt es dabei nicht ſo
ſehr auf ſchnelles Arbeiten an, (Reparaturwerkſtätten und dgl.)
ſo iſt die gewöhnliche Stufenſcheibenbank wegen ihres billigeren
Preiſes mehr zu empfehlen.
Ein ſprechendes Beiſpiel komplizierter Konſtruktion iſt die
neuzeitliche horizontale Bohr= und Fräsmaſchine
Donn erstag, 52. Juli 1929
techmik der Gegenwart
Nummer 7.
mit verſchiebbarem Ständer. In früherer Zeit wurden an dieſe
Typen bei weiten nicht ſo hohe Anſprüche geſtellt, wie heute, wo
ſie ſo zu ſagen als Univerſalmaſchinen Verwendung
finden, da ſie nicht nur zum Bohren und Gewindeſchneiden kleiner
Löcher, ſondern auch zum Ausbohren von Zylindern geeignet
ſein, ſowie Fräsarbeiten aller Art ausführen müſſen, alſo
wirt=
ſchaftlich ſowohl mit kleineren Fräſern wie auch mit großen
Meſſerköpfen arbeiten ſollen, und nach beiden Richtungen zwar,
ſowohl in der Längs= als auch in der Vertikalrichtung. Dieſe
Bedingungen erſordern eine große Anzahl gut abgeſtufter
Ge=
ſchwindigkeiten, nicht nur der Hauptſpindel, ſondern auch der
einzelnen von einander getrennten Bohr= und Fräsſchaltungen.
Komplizierend auf die Konſtruktion wirkt noch der Umſtand, daß
von einer derartigen Maſchine verlangt werden muß, daß die
Mechanismen leicht vom Stand des Arbeiters aus
be=
dient werden können, was dadurch erreicht wird, daß alle
Betäti=
gungshebel und Handräder am Spindelſtock vereinigt ſind.
Berück=
ſichtigt man ferner, daß zur Sicherung eines ſtörungsfreien
Be=
triebes eine eigene Zentralſchmierung mit einer großen Anzahl,
die einzelnen Schmierſtellen mit Schmiermaterial verſorgenden
Schmierrohren anzuordnen iſt, ſo leuchtet es ein, daß die frühere
Einfachheit dieſer Maſchine verloren gehen mußte. Dadurch
wurde aber erreicht, daß z. B. Fräsſchaltungen bis 500 Millimeter
in der Minute möglich ſind (gegen 50 Millimeter früher), daß
mit jedem Werkzeug die richtige wirtſchaftlichſte Geſchwindigkeit
erhältlich iſt und beſonders die Bedienung viel raſcher und
ein=
facher erfolgen kann, als bei den alten Bauarten. Oeffnet man
den das Triebwerk verkapſelnden Deckel eines ſolchen
Bohrfräs=
werks, ſo wirken die zahlreichen Getriebe, Hebel, Kupplungen,
ineinander geſchachtelte Büchſen und Hülſen zunächſt verwirrend
und auch der Fachmann kann nicht umhin, die ſinnvoll ineinander
greifenden Mechanismen als Wunderwerke der Technik
anzuſtau=
nen. Jede Verminderung der Zahl der Getriebe oder ſonſtiger
Mechanismen wäre nur auf Koſten verringerter Leiſtung, die
ſich bei Ausführung gewiſſer Arbeiten geltend machen würde,
zu erreichen. Stellt man an ſolche Bohrfräswerke nun gar noch
die Anforderung, auch ſchräge Löcher zu bohren, was die
Not=
wendigkeit bedeutet, den Spindelkaſten und eine horizontale Achſe
drehbar anzuordnen, ſo tritt eine weitere Komplikation ein;
denn dann muß der Antrieb durch den Drehpunkt des
Spindel=
kaſtens geleitet werden, was eine weitere Vermehrung der
An=
triebsräder zur Folge hat. Um dies zu vermeiden, wird in
Ein=
zelfällen der Motor direkt auf den Spindelkaſten geſetzt, ein
Be=
weis für die Beſtrebungen der Konſtrukteure, keine unnötigen
Komplikationen zu ſchaffen. Allerdings könnte man die
Schwenk=
barkeit des Spindelkaſtens auch dadurch umgehen, daß man das
Werkſtück entſprechend ſchräg aufgeſpannt; aber dort, wo das
Schrägbohren öfters vorkommt, iſt es immer wirtſchaftlicher, die
Komplikation des drehbaren Spindelkaſtens mit in den Kauf zu
nehmen, als zu viel Zeit durch das jedesmalige Schrägſpannen
des Werkſtücks zu verlieren.
Die Notwendigkeit, die Konſtruktionen ſo durchzubilden, daß
ſie eine möglichſt hohe Betriebsſicherheit gewährleiſten,
hat verſchiedene weitere konſtruktive Verwicklungen zur Folge.
Damit ſind die Sicherheitsvorrichtungen gemeint, die getroffen
werden müſſen, um das Anrennen oder Zuſammenrennen
von Supporten oder Ständern zu verhüten. Das ſind die
mecha=
niſchen oder elektriſchen Vorrichtungen, welche den Zweck haben,
die Bewegungen der Supporte ſelbſttätig abzuſtellen, ſobald
die=
ſelben in die Gefahrenzone eintreten. Auch die neuzeitlichen
Blockierungen, welche verhindern, daß der Arbeiter gegenläufige
Bewegungen einrückt, die einen Bruch der Getriebe — oder
ande=
rer Teile zur Folge haben würden, beeinträchtigen die
Einfach=
heit der Bauarten, ſind aber im Intereſſe der Verhütung von
Unfällen nach den neueren Grundſätzen des
Werkzeugmaſchinen=
baues unerläßlich.
Im Großbau treten mitunter dadurch konſtruktive
Kompli=
kationen ein, daß die Betätigung eines Handrades oder eines
Hebels nicht mehr direkt erfolgen kann, ſondern erſt durch
Zwi=
ſchenſchaltung geeigneter Mechanismen, ſei es, um die
aufzu=
wendende Kraft zu vermindern, ſei es, um den Angriffspunkt
die=
ſer Kraft mehr in Reichweite des Arbeiters zu bringen, was
beſonders dann der Fall iſt, wenn es ſich um die Betätigung von
Supporten handelt, die eine Ausdehnung von mehreren Metern
beſitzen. (Große Fräswerke, Karuſſelldrehbänke).
Um große Hobelmaſchinen oder Karuſſelldrehbänke, für die
nicht immer genügend Arbeit vorhanden iſt, beſſer ausnützen zu
können, werden dieſe Maſchinen mitunter auch zum Fräſen
ein=
gerichtet, wodurch die frühere Einfachheit verloren geht; denn es
müſſen die Fräsſupporte am Querbalken mit eigenen
Vorſchub=
mechanismen ausgeſtattet werden und bei den kombinierten
Hobel= und Fräsmaſchinen muß auch der Tiſch in der
Längsrich=
tung außer dem ſchnellen Hobelgang noch eine langſame
Fräs=
ſchaltung erhalten, was die Anordnung verwickelter
Schalträder=
kaſten und Blockierungen zwiſchen Hobel= und Fräsgang
not=
wendig macht. Die dadurch entſtehenden konſtruktiven
Kompli=
kationen haben aber nicht allein den Vorteil der beſſeren
Aus=
nutzungsmöglichkeit dieſer teuren Großmaſchinen, ſondern ſie
er=
möglichen auch vielfach, das Werkſtück ohne Umſpannen, alſo in
einer Aufſpannung fertigſtellen zu können, wodurch der ſonſt
nicht zu umgehende zeitraubende und koſtſpielige Transport von
der Hobel= zur Fräsmaſchine entfallen kann. Rieſenkaruſſells für
15 und mehr Meter Drehdurchmeſſer erhalten eine kleinere innere
und eine größere, dieſelbe umſchließende Außen=Planſcheibe. Jede
der beiden Planſcheiben kann mit der wirtſchaftlichſten
Geſchwindig=
keit unabhängig von der anderen angetrieben werden, ſo daß auf
ſolchen gigantiſchen Maſchinen ſich auch kleinere Gegenſtände
rationell bearbeiten laſſen. Die Anordnung der zwei Planſcheiben
ſtellt wohl gegenüber den üblichen Konſtruktionen eine gewiſſe
Komplikation dar, bietet aber Vorteile, welche die Mehrkoſten
dieſer Anordnung reichlich aufwiegen.
Konſtruktive Verwicklungen können auch auf Grund
kauf=
männiſcher Erwägungen entſtehen, wie dies beſonders im
Serien=
bau der Fall iſt. Serienbau verlangt Maſſenabſatz der
hergeſtell=
ten Fabrikate, und dieſer wird dadurch ganz weſentlich erleichtert,
daß die in Maſſen erzeugten Werkzeugmaſchinen vielſeitigen
Anſprüchen gerecht werden. Um nur ein Beiſpiel hervorzuheben,
ſei auf die in Serien hergeſtellten Radialbohrmaſchinen
verwieſen, die mit einer Reihe von Einrichtungen ausgeſtattet
ſind, welche nur in Einzelfällen benützt werden, im Allgemeinen
aber entbehrlich ſein würden. So beſitzen dieſe Modelle durchweg
ſtellbare, ſelbſttätige Auslöſung des Vorſchubs nach erreichter
Lochtiefe, die nur für Bohren von Löchern in großen Mengen
not=
wendig iſt; ſie beſitzen ferner Umſteuerung der Bohrſpindel durch
mechaniſche Wendegetriebe zum Gewindeſchneiden, das auch nur
in einer beſchränkten Zahl von Fällen Anwendung findet.
Auch bei den kleinen Einſtänderkaruſſellbänken, die von
ver=
ſchiedenen Firmen in Reihen angefertigt werden, liegen die
Ver=
hältniſſe ähnlich. Um dieſe Modelle den zahlreichen, von
ein=
auder abweichenden Anſprüchen der verſchiedenen Abnehmer
an=
zupaſſen, müſſen ſie mit einer großen Anzahl von
Geſchwindig=
keiten arbeiten können, von denen in jedem Einzelfall nur ein
Teil gebraucht wird, ſie ſind mit Gewinbeſchneideinrichtung,
Drehen mit Schablone uſw. ausgeſtattet, Einrichtungen, welche
immerhin die Einfachheit der Konſtruktion ſtören.
Nicht außer Acht zu laſſen iſt aber, daß ſelbſt die
weitge=
hendſte Komplikation einer Werkzeugmaſchine auf deren
Bewähr=
ung keinen nachteiligen Einfluß übt, ſo lange ſie tadellos arbeitet;
gefordert muß nur werden, daß bei eintretenden Störungen, — die
auch bei ganz einfachen Bauarten auftreten können —, die
Demon=
tage der Maſchine leicht möglich und konſtruktiv darauf Rückſicht
genommen iſt, daß die Wellen ſich leicht aus den Lagern
aus=
bauen laſſen (geteilte Lager) und es nicht ſtunden=, oder bei
ſchweren Modellen tagelanger Arbeit bedarf, um den Ausbau
irgend eines defekten Maſchinenteils zu ermöglichen.
Schließlich ſollte man nicht überſehen, daß durch das immer
weitere Eindringen der elektriſchen Antriebe und der elektriſchen
Betätigungen in die Konſtruktionen des Werkzeugmaſchinenbaues
auch gewiſſe Vereinfachungen geſchaffen wurden, die mitunter
ganz erheblich ſind. In erſter Linie wären hier die Anwendung
der regulierbaren Gleichſtrommotoren zu nennen, welche den
Ein=
bau der verwickelten Räderkaſten umgehen und die beſonders
beim Antrieb von Hobelmaſchinen, als Reverſiermotoren
aus=
gebildet, jedes mechaniſche Wendegetriebe überflüſſig machen. Eine
große Hobel= und Fräsmaſchine erhielt ihre Betätigung durch
10 einzelne Motoren! Wenn dagegen auch eingewendet werden
mag, daß die weitgehende Einführung der Elektromotoren eine
Komplikation des elektriſchen Teils bedingt — und in der Tat
geben die oft ſehr verwickelten Schaltungsſchemas dieſen
Ein=
wendungen Recht — ſo iſt doch zu bemerken, daß durch die auch
äußerlich ſichtbare ſtrenge Scheidung der mechaniſchen von den
elektriſchen Teilen die Ueberſichtlichkeit der Bewegungen ganz
weſentlich erhöht wird. Unerläßlich iſt hierbei aber, daß die
mechaniſchen Werkſtätten über tüchtige Elektriker verfügen, die
bei vorkommenden Störungen an Hand der Schaltungſchemas
ſofort Abhilfe zu treffen in der Lage ſind.
Aus Vorſtehendem iſt erſichtlich, daß unſere Werzeugmaſchinen
durch die vielſeitigen und hohen Anforderungen, die heute an
ſie geſtellt werden, im Allgemeinen, wohl recht kompliziert
gewor=
den ſind, daß ſie aber keine überflüſſigen Beſtandteile
enthalten und jede, auf größere Einfachheit hinzielende
Verein=
fachung nur auf Koſten ihrer Hochleiſtung erreicht werden könnte.
In Einzelfällen können wohl einfachere Bauarten am Platze
ſein; doch wäre eine vorherige eingehende Beſprechung des
Kon=
ſtrukteurs mit dem Beſteller notwendig, um einen feſt umriſſenen
Arbeitsplan der anzufertigenden Maſchine aufzuſtellen und
dar=
nach die Konſtruktion durchzubilden, bzw. nach Möglichkeit zu
vereinfachen.
Blitzableiter
einst und heute,
Von
Ing. Chr. Carlowitz, Leipzig.
Wenn alljährlich in den heißen Sommermonaten die
zahl=
reichen Wärme= und Frontgewitter auftreten, ſo häufen ſich
natürlich auch die Meldungen über Blitzſchäden, die Gebäuden,
Menſchen und Vieh zugefügt wurden. Auf Grund dieſer ſehr oft
bedenklich anſchwellenden Meldungen wird dann meiſt die
Häu=
figkeit der Blitzeinſchläge ſtark überſchätzt. Befragt man jedoch
die Statiſtik, ſo ſtellt ſich heraus, daß in Deutſchland im
Jahres=
durchſchnitt von einer Million Menſchen nur etwa 4 vom Blitz
getötet werden. Innerhalb der Gebäude kommt ſogar von einer
Million Menſchen nur einer durch Blitzſchlag ums Leben.
Dar=
aus geht zunächſt hervor, daß man in Gebäuden beſſer gegen den
Blitz geſchützt iſt als im Freien. Von 10 000 Gebäuden wird
nämlich im Jahresdurchſchnitt nur eines vom Blitz getroffen.
Allerdings ſteigt dieſe Zahl in einzelnen Gegenden bis auf 5 an,
und die Blitzgefahr erhöht ſich bei Kirchen um das zwanzigfache.
Da dieſe Angaben von den Feuerverſicherungen ſtammen, die
natürlich nur jene Fälle, regiſtrieren, bei denen ſie erſatzpflichtig
werden, alle Blitze jedoch nicht Schaden anrichten, ſo iſt die
Häu=
figkeit der Blitzeinſchläge etwas höher anzunehmen, als es die
Statiſtik angibt. Befragt man die Statiſtik weiter, ſo ergibt ſich
die ſehr intereſſante Tatſache, daß die einzeln ſtehenden Gebäude
auf dem Lande weit mehr gefährdet ſind als die ggeſchloſſenen
Häuſerfronten der Stadt. Von den 12 Millionen Mark Schaden,
die der Blitz bei uns vor dem Kriege jährlich anrichtete, entfielen
nämlich 11,2 Millionen Mark, alſo 93 v. H., auf ländliche und
der kleine Reſt von 0,8 Millionen Mark auf ſtädtiſche Gebäude.
Es iſt alſo leicht erklärlich, daß man Blitzſchutzanlagen
vor=
wiegend auf einzeln ſtehenden Gebäuden vorfindet. Dein
auf=
merkſamen Beobachter wird auch nicht entgangen ſein, daß bei
neueren Blitzableiteranlagen die früher üblichen hohen
Auffang=
ſtangen fehlen, und daß dafür mehrere ziemlich kurze Spitzen
an=
geordnet und mehrere dicke Eiſen= oder Kupferdrähte das ganze
Dach der Gebäude überziehen. Derartige Anlagen ſind nach den
neuen Erkenntniſſen der Blitzſchutztechnik gebaut worden. Sie
haben zunächſt den großen Vorzug, daß die mit ihnen
ausgerüſte=
ten Gebäude beſſer geſchützt ſind als Häuſer mit alten
Blitzſchutz=
anlagen, und gewähren den weiteren Vorteil, daß ſie bedeutend
wohlfeiler herzuſtellen ſind. Mit 100—150 RM. Unkoſten kann
heute ein alleinſtehendes zweigeſchoſſiges Einfamilienhaus mit
einer ausgezeichneten Blitzſchutzanlage verſehen werden. Wenn
das Haus an eine Waſſerleitung angeſchloſſen iſt, ſo läßt ſich
ſo=
gar die Erdung ſparen, was die Unkoſten noch weiter vermindert.
Während die älteren Blitzſchutzanlagen nach den Angaben
von Gay=Luſſac mit wenigen, aber ſehr hohen Auffangſtangen,
ſtarken Leitungen und großflächigen Erdplatten ausgerüſtet
wur=
den, legt man ſeit etwa einem Vierteljahrhundert nach den
An=
gaben von Findeiſen die neueren Anlagen in der Weiſe an, daß
alle Metallteile des Daches, wie Regenrinnen, Firſtbleche,
Metall=
ſpitzen auf Türmchen uſw., in die Dachleitung eingeſchloſſen wers
den. Die Erdleitung wird als ein dickes Drahtſeil in etwa 1—2
Meter Entfernung von den Mauern und nur etwa 30 bis 40
Zentimeter tief verlegt. Dieſe einfache Anordnung der
Erd=
leitung iſt nicht nur mit bedeutend geringeren Koſten als die
Erdung mit großflächiger Erdplatte, die bis zum Grundwaſſer
verſenkt werden muß, herſtellbar, ſondern ſie bietet auch der
Blitzenergie beſſere Möglichkeit zur Ausſtrömung in die Erde.
Da die Drahtleitungen älterer Blitzableiteranlagen häufig
mit ſehr ſcharfen Bogen vom Dach zur Hauswand geführt
wur=
den, ſo konnte es nicht ausbleiben, daß der Blitz an ſolchen
Stel=
len hin und wieder abſprang. Da man für dieſes eigenartige
Verhalten keine hinreichende Erklärung fand, ſo ſchufen dieſe
angeblichen Launen des Blitzes viel Beunruhigung und
Miß=
trauen. Heute weiß man, daß derartige ſcharfe Krümmungen in
der Blitzableiterleitung einen ſehr großen Widerſtand bedeuten,
weshalb der Blitz dieſen Weg unter Umſtänden verſchmäht und
es vorzieht, eine meterlange Luftſtrecke zu überſpringen. Früher
führte man die Gebäudeleitung, die die Auffangleitung mit der
Erdleitung verbindet, in ſcharf gekrümmten Bögen um die
Dach=
vorſprünge und Dachrinnen herum; heute führt man die
Leitun=
gen durch derartige Vorſprünge gerade hindurch und verbindet
die Dachrinnen mit den Leitungen. Je vollkommener alle auf
dem Dach eines Gebäudes vorhandenen Metallmaſſen an die
Blitzableiterleitung angeſchloſſen werden, um ſo vollkommener
wird der Schutz der Anlage. Entſteht doch auf dieſe Weiſe
ge=
wiſſermaßen ein Faradayſcher Käfig, der den zu ſchützenden
Kör=
per mit einem Netz von Metalldrähten überſpannt.
In gleicher Weiſe wie die Metallmaſſen am Dache werden
heute auch alle ausgedehnten Metallmaſſen im Innern der
Ge=
bäude in die Blitzableitung eingezogen. In erſter Linie iſt es
hier die Waſſerleitung, die eine vorzügliche Ableitung für den Blitz
darſtellt. Schließt man ſie nicht in die Leitung ein, ſo kann es
ſtehender Widerſtände, ſelbſt durch Mauern hindurch, ſelbſt aufge= verliehen.
ſucht wird. Es iſt deshalb nowendig, die Waſſerleitung von
Anfang an in die Blitzableitung einzuſchließen, um dem Blitz
dieſen günſtigen Weg für den ſchnellen Uebergang in die Erde
zur Verfügung zu ſtellen. In gleicher Weiſe ſind auch die
Gas=
leitungen die Rohre der Zeutralheizungen eiſerne Treppen,
Fahrſtuhlſchächte und ſonſtige Eiſenkonſtruktinen in Gebäuden,
in die Blitzableitung einzubeziehen.
Iſt ein Gebäude nach dieſen Geſichtspunkten durch einen
Blitzableiter geſchützt, und wird die Blitzſchutzanlage in
ange=
meſſenen Zeiträumen (etwa alle zwei Jahre) eleitriſch und durch
den Augenſchein geprüft, dann können die Bewohner des
geſchütz=
ten Hauſes auch die ſchwerſten örtlichen Gewitter voll Zuverſicht
über ſich ergehen laſſen.
KURZEMITTEILUNGEN
(Hekühlte Frühkartoffeln. Dem im Vorjahre in Müncheberg
er=
öffneten Inſtitut für Vererbungsforſchung, einer Abteilung der
Biolo=
giſchen Reichsanſtalt, dat das Reichskuratorium für
Tech=
nik in der Landwirtfchaft eine kleine Kühlanlage zur
Ver=
fügung geſtellt, die es ermöglichte, Verſuche mit der Kartoffelkühlung
vorzunehnten. Dieſe Verſuche haben feſtgeſtellt, daß es möglich iſt,
jung geerntete Kartoffeln bei geeigneter Temperatur und geeigneter
Luftfeuchtigkeit 6 bis 7 Monate ſo zu konſervieren, daß
ſie von friſch geernteten jungen Kartoffeln nicht
unterſcheidbar ſind; ſie haben weiter ergeben, daß zweckmäßig
eine weſentliche tiefere Kühlung gewählt wird, als urſprünglich für
richtig gehalten wurde. Die beſten Temperaturen liegen bei 0 Grad
und zum Teil ſgar unter 0 Grad. Die Kartoffeln bekommen bei
dieſer Lazerung zwar einen etwas ſüßlichen Geſchmack, der aber
voll=
kommen verloren geht, wenn ſie nachher einige Tage bei höheren
Tem=
peraturen gehalten werden. Die Technik der Einlagerung, der
Regu=
lierung der Temperatur und der Verpackung iſt durch die
vorgenomme=
nen Verſuche ſo ausgeprobt worden, daß nunmehr Einlagerungen in
größerem Maßſtabe erfolgen können.
Im Laufe des vergangenen Sommers waren bereits von dem
ge=
nannten Inſtitut Verſuche darüber gemacht worden, in welcher Weiſe
am zweckmäßigſten das geeignete Material von jungen Kartoffeln für
die Einlagerung im Herbſt erzeugt wird, wobei man zu dem Reſultat
gekommen war, für dieſe Einlagerung nicht Frühkartoffeln, ſondern
Spätkartoffeln u verwenden, die jung, alſo noch mit ganz dünner
Schale geerntet werden. Darüber, welche Sorten von Spätkartoffeln
für dieſe Einlagerung beſonders geeignet ſind, laufen zurzeit noch
wei=
tere Verſuche.
Zuſammenfaſſend bleibt ſomit zu ſagen, daß es möglich iſt, im
Herbſt junge Frülkartoffeln zu ernten, ſie in Kühlkellern bei einer
Temperatur von etwa 0 Grad zu konſervieren und ſie dann in den
Monaten Januar bis März an Stelle der heute aus dem Ausland
eingeführten Frühkartoffeln (Maltakartoffeln uſw.) zu verkaufen. Die
Koſten der Kühlhaltung betragen nur etwa 3 RM., höchſtens 4 RM.,
je Zentner. Da die heute aus dem Ausland importierten
Frühkar=
toffeln in den Monaten Januar bis März etwa 20 bis 25 RM. je
Zentner im Großhandel koſten und mit etwa 35 RM. im Kleinhandel
verkauft werden, muß dieſe Inlandsproduktion von durchaus
gleich=
wertigen jungen Kartoffeln und ihr Abſatz unter allen Umſtänden
rentabel ſein. Im übrigen wäre hierdurch die Möglichkeit geboten,
den im Intereſſe unſerer Handelsbilanz im höchſten Grade
unerwünſch=
ten Import von Auslandkartoffeln im Werte von über 5(2 Mill. RM.
je Jahr zu unterbinden oder zum mindeſten ſtark einzuſchränken.
* Die Normung der Gewächshäuſer und Frühbeetfenſter hat das
Reichskuratorium für Technik in der Landwirtſchaft mit Erfolg in die
Hand geuommen. Der Reichsverband des deutſchen Gartenbaus hat
für Gewächshäuſer 3 verſchiedene Typen geſchaffen, die von allen
deut=
ſchen Baupolizeibehörden anerkannt worden ſind. Hierbei iſt erreicht
worden, daß die Sicherheitskoeffizienten weſentlich herabgeſetzt werden
konnten. Wiederum wurde hierdurch erreicht, daß die Preiſe für
Ge=
wächshäuſer mit und ohne Heizung und für Frühbeetfenſter auf etwa
die Hälfte erniedrigt wurden. Nach Schätzung von Fachmännern
kann angenommen werden, daß zum Anbau von Frühgemüſen in
Deutſchland noch etwa 1000 Hektar unter Glas geſetzt werden müſſen,
um vom Ausland unabhängig zu werden. Die Normung ſetzte alſo im
rechten Augenblick ein, um der deutſchen Volkswirtſchaft erhebliche
Koſten zu erſparen.
* Einen neuartigen Schiffsantrieb hat die Firma J. M. Voith, St.
Pölten, in Gemeinſchaft mit dem Erfinder Ernſt Schneider, einem
Wiener Ingenieur, ausgearbeitet. Der Voith=Schneider Propeller
vereinigt den Vortrieb, der ſonſt von der Schiffsſchraube geleiſtet wird,
die Steuerung, die ſonſt das Schiffsruder bewirkte und die allgemeine
Manövriermöglichkeit bei ſtändig durchlaufendem Antriebsmotor in ſich.
Er beſteht aus einem vertikal geſtellten Rotor an der Unterſeite des
Schiffskörpers. Auf dem Rotor ſind fliegend gelagerte Schaufelg
auf=
gebaut, deren Achſen parallel zur Rotorachſen liegen. Die Schaufeln
kreiſen um die Haubtachſe und ſchwingen gleichzeitig um den eigenen
Drehzapfen. Erſtaunlich iſt, daß das Boot aus voller Fahrt auf
eine Boots=Länge geſtotpt werden kann.
* Der Laſtkraftwagen erobert ſich durch ſeine hohe
Wirtſchaftlich=
keit immer weitere Arbeitsgebiete. Er dient ſogar ſchon zur
Beför=
derung von Eiſenbahnlokomotiven und von Straßenwalzen. In
Eng=
land wurde kürzlich ein Laſtkraftwagen hergeſtellt, der ermöglicht,
Loko=
motiven im Gewicht von 70—100 Tonnen zu befördern. Eine deutſche
Firma baut einen Tiefladewagen, der zur Beförderung von
Straßen=
walzen dienen ſoll. Durch Abkröpfung der Hinterachſe wurde die
Ladeplattform beſonders tief geſenkt, ſodaß die Walze auf einer
Auf=
fahrtvorrichtung mit eigenem Dampf auf den Wagen fahren kann.
Bei Einbau einer Winde kann die Walze auch auf den Ladewagen
hoch=
gezogen werden.
* Was aus alten Automobilen noch alles herausgeholt werden kann,
hat eine Firma in Milwaukee erfahren, die es ſich zur Aufgabe gemacht
hat, alte Kraſtwagen zu kaufen und zu verwerten. Sie hat im erſten
Be=
triebsjahr 2400 alte Kraftwagen zum Preiſe von 18 bis 22 Dollars
ge=
kauft. Die Wagen ſtammten aus der Zeit von 1920 bis 1925, waren alfo
drei bis acht Jahre alt. Die Firma erzielte Einnahmen in Höhe von
65 000 Dollars und konnte hierdurch ihre Unkoſten decken, was ſie
ur=
ſprünglich nicht erwartet hatte. Die Geſellſchaft wurde nämlich
gegrün=
det, um alte unbrauchbare Kraftwagen aus dem Verkehr zu ziehen und
damit Straßenhinderniſſe beim Verſagen des Fahrzeuges zu vermeiden.
Aus dem erſchmolzenen Gußeiſen werden einfache Gußteile, wie
beiſpiels=
weiſe Gewichte, hergeſtellt. Im folgenden Jahre hofft die Geſellſchaft
noch 1000 Wagen mehr an ſich ziehen zu können. Trotzdem wird immer
noch ein großer Ueberſchuß an Altwagen vorhanden ſein, da die
Er=
zeugung an neuen Wagen in Amerika jährlich in die Millionen geht.
* Der Beſuch der deutſchen Hochſchulen hat ſich ſeit der Vorkriegs=
Feit ganz erheblich erhöht. 1913/14 beſuchten 72 800 Studierende die
45ochſchulen, 1923 waren es 112000, im Sommer 1925 nur 81000, im
Siommer 1928 wieder 103 000. Die hohe Zahl im Jahre 1923 iſt
da=
durrch zu erklären, daß viele Tauſende in der Inflationszeit verſuchten,
neben dem Broterwerb zu ſtudieren. An den Univerſitäten iſt die Zahl
vort 1913 bis 1928 von 60 000 auf 88 000 geſtiegen, im Sommer 1923
waren es 85 400. An den techniſchen Hochſchulen wuchs die Zahl der
Studierenden von 12 800 in der Vorkriegszeit bis auf 26 600 im
Som=
mer 1923 und ſank dann allmählich bis auf 20 000 im Sommer 1928.
Die Zlahlen an den Univerſitäten haben ſich beſonders dadurch ſtark
ge=
hoben, daß viele Frauen ſich dem Studium zugewandt haben. 3650
weiblichen Studierenden in der Vorkriegszeit ſtehen 12000 weibliche
Studierende im Sommerſemeſter 1928 gegenüber.
NEUE BÜCHER UND ZEITSCHRIFTRN
Südweſt=Deutſchland, ſeine Waſſerſtraßen und Waſſerkraft.
Heraus=
gegeben vum Südweſtdeutſchen Kanalverein für Rhein, Donau und
Neckar e V. Verlag F. Krais, Stuttgart, 5. Jahrgang. Jährl. 12
Hefte. Preis 6.— RM.
Die in Kanalf=agen für ihr Arbeitsgebiet führende Zeitſchrift bringt
im vorliegenden ſechſten Heft einen Aufſatz, der für unſeren Leſerkreis
beſonderes Interaſſe hat. Regierungsbaurat Vetter, Heidelberg,
berich=
tet über die im Bau befindlichen Stauſtufen bei Neckargemünd und
Neckarſteinach. Neben der Schiffahrtsſchleuſe werden Walzenwehre zu
ſtehen kommen und Kraftanlagen, mit Kaplanturbinen ausgerüſtet, die
in Neckargemünd 10,5, in Neckarſteinach 21 Mill. Kilowattſtunden
er=
zeugen werden. Dre Anlagen ſollen Ende 1930 betriebsbereit ſein.
DERBÖNLICHES AU8 DER TECHNIK
Dem Staatsſekretär Dr.=Ing. e. h. Hans Bredow wurde die
vorkommen, daß ſie vom Blitz unter Ueberwindung entgegen= goldene Leibniz=Medaille von der preuß. Akademie der Wiſſenſchaften
Der V.D.J. verlieh dam Prof. Dr. phil. Dr.=Ing. e. h. Ludwig
Prandtl die Grashof=Dentmünze.
Prof. Dr.=Ing. Emil Probſt, Karisruhe, wurde von der
Ameri=
can Academy of Science and Arts in Boſton zum auswärtigen
Ehren=
mitglied ernannt.
Nummer 204
Din deniin der Nagt.
Roman von Max Brand.
Deutſche Rechte bei Th. Knaur Nachf., Berlin W. 50.
61)
(Nachdruck verboten.)
Da war es wieder! Unvermutet wie vorher, ſcharf und
ſchneigig wie ein Lichtſtrahl in pechſchwarzer Nacht, und Mac
Strann beugte ſich mit einem Stöhnen im Sattel vor und trieb
dem Pferd die Sporen bis zu den Abſätzen in die Weichen. Im
ſelben Augenblick ſchloß ſich wieder der Regenvorhang über den
Bergen. Ein friſcherer Wind ſprang auf und trieb ihm die
Tropfen hageldicht ins Geſicht. Wieder wurde das Brüllen und
Rauſchen um ihn herum ſo ſtark, daß kein Ton von rückwärts ihn
erreichen konnte.
Das war nur ſchlimmer. Solange er das Pfeifen hören
konnte, wußte er auch, wieviel Zwiſchenraum noch zwiſchen ihm
und dem Verfolger lag, aber jetzt, wo der Lärm ſeine Ohren
betäubte, konnte er überall ſein, vielleicht ſogar ſchon ihm
un=
mittelbar im Nacken ſitzen. Wieder und wieder ſah er ſich um,
verſuchte mit herausquellenden Augen die Nebelſchwaden zu
wurchdringen. Noch war er in Sicherheit. Noch war der Henker
micht in Sicht, und dennoch konnte er dicht hinter der
nieder=
ſtrömenden Regenmauer reiten.
Sein Pferd kam plötzlich zum Stillſtand. Es ſtemmte
alle vier Hufe nach vorne, um zu bremſen, und trieb, über den
ſchlüpſrigen Boden rutſchend, eine Wolke ſchmutzigen Waſſers
auf. Es hatte gerade noch im letzten Augenblick haltgemacht.
Schon ſtand es bis über die Knie im Waſſer. Vor Mac Strann
kag ein weiter Arroyo, einer der heimtückiſchen Waſſerläufe, die
Sei gewähnlichem Wetter trocken daliegen, wie die Einöde rings
eum ſie her, jetzt aber war das Waſſer aus einem meilenweiten
Umkreis in ſein ſteiniges Bett zuſammengefloſſen und ein
Srauſender Strom ſchoß zwiſchen den Ufern dahin. Der Regen
Erachte und praſſelte auf dem Waſſerſpiegel mit dem Geräuſch
von Aexten, die in ſplitterndes Glas fallen, und es goß jetzt ſo
Furchtbar, daß Mac Strann, er mochte ſtarren, ſoviel er wollte,
Das andere Ufer nicht erblicken konnte.
Er betrachtete prüfend die Strömung, um zu ſehen, ob
ein Pferd ihrer Herr werden konnte, und während er noch
ſtarrte, wirbelte der Stumpf einer Pappel den Strom herunter,
raf irgendwo auf dem Flußgrund auf einen Felſen, fuhr unter
wer Wucht des Stoßes wie eine Rakete aus dem Waſſer, fiel
klatſchend zurück und verſchwand gleich darauf wirbelnd im
Regendampf.
Kein Pferd gab es, das lebendig einer ſolchen Strömung
ntrinnen konnte, aber es war möglich, daß der Arroyo eine
Biegung machte, die Mac Strann den Weg in die Berge freigab.
Er warf ſein Pferd herum und jagte verzweifelt am Ufer
rntlang. Vergebens. Der Strom bog plötzlich in einem ſcharfen
WVinkel zurück und trieb ihn ſo weiter und weiter dahin
zu=
rück, wo ſein Verfolger erſcheinen mußte. Er zügelte ſein Pferd
End ritt in der entgegengeſetzten Richtung. Gewiß mußte es auf
ieſer Seite einen Ausweg geben. Er ritt wie ein Verzweifelter,
benn der vergebliche Weg hatte ihn koſtbare Zeit vergeuden
ſaſſen. Vielleicht ließ ſie ſich noch einholen. Ah, jawohl, hier
og der Strom ſcharf in der Richtung um, in der er zu reiten
wünſchte. Er ritt, wie lange, wußte er nicht, denn Sekunden
Saren jetzt für Mae Strann länger als Minuten.
Und dann änderte das Flußufer noch einmal die
Rich=
wung. Er dachte, es könne nur eine klein= Biegung ſein, aber
AI8 er noch eine Weile länger das Ufer entlang geritten war,
mtdeckte er die Wahrheit. Der Arroyo beſchrieb einen weit aus=
Donnerstag, den 25. Juli 1929
Seite 33
Hainden. Gerf genfgen Duoser. Wurchralf un faiker Sit.
er das Ufer umritt, es bedeutete immer nur, daß er ſich freiwillig
Dan Barry in die Arme warf.
Er ſchlug ſich mit der Hand gegen die Stirn, warf
zähne=
knirſchend ſein Pferd herum und galoprierte zu der Stelle
zu=
rück, an der er zuerſt das Waſſer erreicht hatte. Sein fiebriges
Hirn redete ihm ein, daß vielleicht in der Zwiſchenzeit die
Ge=
walt der Strömung an dieſer Stelle nachgelaſſen haben könne —
daß er vielleicht fähig war, ſie zu durchſchwimmen. Er trabte
am Ufer hin und her und beobachtete in wilder Erregung die
Strömung. Auf den erſten Blick ſchien ſie ſo friedlich zu ſein,
daß er bereits im Begriff war, das Pferd in den breiten, braunen
Strom hineinzutreiben. Aber als er eben die Zügel lockern
wollte öffnete ſich mitten im Waſſer mit häßlichem Schmatzen ein
Loch, erweiterte ſich mit wirbelnden Rändern und wuchs ſich
raſch zu einem tiefen, gurgelnden Trichter aus. Mge Strann
zog die Zügel wieder ſtraff und wartete.
Der Regenvorhang hob ſich, es wurde verhältnismäßig heller
und endlich konnte er wieder weit über die Ebene hinaus ſehen.
Er erblickte nichts als graue, regengepeitſchte Einöde, aber
gleich=
zeitig drang wieder das Pſeifen an ſeine Ohren, das in
wirbeln=
den, aufpeitſchenden Läufen dicht neben ihm aus den Nebeln zu
kommen ſchien. Und dann tauchte in der Ferne geſpenſtiſch und
verſchwommen die Geſtalt eines Reiters, der dem Winde Trotz
bietend, ihm gerade entgegenſtürmte. Das Pfeifen zitterte und
brach ab. und ſtatt deſſen zerſchnitt das langgezogene Heulen
eines Wolfes die Luft. Mae Strann ſchüttelte halb von Sinnen
drohend die Fauſt hinüber. Mann oder Tier hätten ihn niemals
in die Flucht getrieben — aber ein Wolfsmenſch! —, er warf ſein
Pferd wieder herum und der Gefahr nicht mehr achtend, trieb
er es ins Waſſer.
Der ſchmatzende Trichter des Wirbels war verſchwunden.
Er war tiefer den Fluß hinuntergeglitten und hatte etwas
ruhi=
geres Waſſer hinterlaſſen. Infolgedeſſen kam das Pferd zunächſt
gut vorwärts, bis Mac Strann deutlich das andere Ufer vor ſich
ſehen konnte. In überſtrömender Freude brüllte er ſeinem Gaul
einen ermunternden Ruf zu und hob ſich in den Bügeln, um
ihm die Laſt zu erleichtern. Faſt in ſelben Augenblick gerieten
ſie in ſtärkeren Strom und der Anprall traf ſie wie ein Schlag.
Das Waſſer ſchloß ſich über ihren Köpfen.
Allerdings nur für einen Augenblick, dann tauchten ſie beide
wieder auf. Das Pferd behauptete ſich mit mutig aufgeſtellten
Ohren und ſchnaubenden Nüſtern gerade mit dem Kopf über dem
Waſſerſpiegel. Mac Strann glitt aus dem Sattel, hielt ſich mit
einer Hand am Satteltnopf feſt und riß ſich mit der anderen
alles, was ihn übermäßig belaſten konnte, vom Körper. Der
Regenmantel kam zuerſt. Mit einem Ruck hatte er ihn von Hals
und Schultern weggeriſſen, die Strömung packte ihn und wirbelte
ihn hinweg. Dann hantierte er fieberhaft an der Schnalle ſeines
Gürtels und ließ ihn ſamt den Revolvern ins Waſſer ſinken.
Jetzt war er frei und holte mit der freien Hand und den Beinen in
mächtigen Stößen aus, um dem Pferd beim Schwimmen zu
helfen. Sie kamen jetzt bemerkenswert raſch von der Stelle.
Die Strömung trug ſie natürlich weiter und weiter
fluß=
abwärts, aber ſie hatten jetzt die Mitte des Flußbetts erreicht,
und obwohl das Waſſer wütend über den Rücken des Pferdes
hinweg kochte und ſchäumte, näherten ſie ſich immer mehr dem
rettenden Ufer.
Ein Zufall wollte, daß Mac Strann trotzdem das Spiel
ver=
lor. Ein Gegenſtand ſchoß den Fluß herunter — Mac Strann
erblickte ihn einen Augenblick zu ſpät —, ein rieſiger Klotz, der,
wie von einer lebendigen Kraft getrieben, über die Oberfläche
des Waſſers dahinſchoß. Wie ein Pfeil jagte er gerade auf die
beiden zu. Mac Strann kämpfte ſich hoch — er ſchrie das Pſerd
en As 0 die arme Trealur ſchilg wire, ſinen Warnungsrul
zu verſtehen, da war der Baumſtamm ſchon bei ihnen angelangt,
und wie abgezirkelt traf er das Pferd auf den Kopf, mit einem
dumpfen Krach, der ſelbſt im Lärm des Waſſers hörbar war.
Das Tier verſank, als wäre es aus Blei, und zog Mac Strann
mit ſich unter Waſſer.
Er tauchte noch einmal auf, grimmig und hoffnungslos um
ſein Leben kämpfend. Denn er war wieder in die Mitte des
Stroms hinausgewirbelt worden und wurde ohne Erbarmen
flußabwärts gefegt. Es war, als ob im Flußbett unſichtbare
Hände verborgen wären, die jedesmal, wenn er verſuchte, ſich
einen Weg nach dem Ufer hin zu erkämpfen, ſeine Beine pakten
und ihn zurückzerrten. Seine Arme fingen an abzuſterben. Nockz
einmal hob er den Kopf, um einen Punkt zu erſpähen, wo das
Ufer am weiteſten in die Strömung hineinragte und ſeinen
letz=
ten Kampf zu kämpfen.
Da ſah er gleich neben ſich einen ſchwarzen Kopf das Waſſer
durchſchneiden, und neben dem Pferd, mit einer Hand ſich an
der Mähne feſthaltend, ſchwamm ein Mann. Im ſelben
Augen=
blick faßte ein feſter Griff Mac Stranns Kragen, und er fühlte,
wie er langſam gegen den Strom gezogen wurde.
In der betäubenden Ueberraſchung des erſten Augenblicks
war er unfähig, ſelbſt für ſeine Rettung zu kämpfen, und
in=
folgedeſſen wurden ſie alle drei hoffnungslos ſtromabwärts
ge=
ſpült, aber ein ſchriller Warnungsruf ſeines Retters brachte Mae
Strann raſch genug dazu, mit aller Kraft ſeiner rieſigen Glieder
den Kampf wieder aufzunehmen. Von da an kämpften ſie ſich
ſtetig dem Ufer entgegen. Der ſchwarze Gaul ſchwamm mit
wunderbarer Ausdauer, und da er den beiden Männern half,
die Gewalt der Strömung zu brechen, hatten ſie in kurzer Zeit
eine flache Stelle erreicht, wo das Waſſer mit geringerer
Ge=
walt dahinſchoß, Und gleich darauf ſtand Mac Strann auf feſtem
Boden und richtete aus ſeinen trüben Augen einen Blick der
Ver=
wpunderung auf Dan Barry, der vor ihm ſtand, ſein ſchnaufendes
Pferd am Zügel haltend. Dan hatte noch nicht einmal ſeinen
Mantel abgeworfen, ehe er ſich in den Fluß wagte — wein er
Mac Strann retten wollte, konnte er ſich dazu nicht die Zeit
nehmen. Und jetzt warf er die Falten des triefenden
Kleidungs=
ſtücks zurüick, um die Arme frei zu bekommen. Er atmete ſchiver,
der Kampf mit dem Fluß war wild geweſen, aber er trug den
Kopf hoch, ein ſeltſames Lächeln irrte um ſeine Mundwinkel
und in ſeinen Augen ſah Mac Strann ein gelbes Licht
auf=
glihen, ein Zeichen dee Gefahr.
Barry zog ſeine beiden Revolver aus den Halftern, den
einen behielt er ſelbſt. Den anderen warf er Mae Strann zu,
der automatiſch die Hände uusſtreckte und ihn auffing.
„Nun”, ſagte Bacrhys ſanfte Stimme, ſind wir beide
gleich=
bewaffnet — Bart, kuſch . ..” denn der Wolfshund kroch in
einer unmißverſtändlichen Haltung auf Mac Strann zu — „und
da iſt der Hund, auf den Ihr geſchoſſen habt. Wenn Ihr mich
auf den Rucken legt, könnt Ihr mit dem nächſten Schuß Bart
umbringen, wenn ich Euch auf den Rücken leg, werden Euch im
nächſten Augenblick Barts Zähne in der Kehle ſitzen. Stellt
Eure Bedingungen, Mann, kämpft wie Ihr wollt, mit dem
Meſſer, wenn Euch das mehr zuſagt, oder —” und hier flackerte
die gelbe Flamme in ſeinen Augen furchtbar auf, „uit den
bloßen Händen.”
Mac Stranns dumpfes Hirn begriff langſam die furchtbare
Wahrheit: Der Mann hatte ihn vom Ertrinken gerettet, um ihn
auf dem trockenen Land ums Leben zu bringen.
„Barry,” ſagte er langſam „8 war deine Kugel, die Jerry
niedergeſtreckt hat, aber du haſt heute deine Schuld bezahlt. 13
iſt weiß Gott kein Grund mehr zum Kämpfen. Da iſt dein
Nevolver.”
(Fortſetzung folgt.)
Ue
Taiten=
O
Daß ganzn Lauur auter unn
Jounsertigen
21—R
daman m. Margenkaufstien
M dnm Taitewansverkaut
A
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V
A 2
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