Darmstädter Tagblatt 1929


08. Juli 1929

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Einzelnummer 10 Pfennige
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Nummer 187
Montag, den 8. Juli 1929.
192. Jahrgang

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Konturs oder gerichticher Beltrelbung fäll ſeder
Nabatt weg. Bankonto Deutſche Bank und Darm=
ſtädter und Natſonalbank.

Die franzöſiſch=engliſchen Vorverhand=
lungen
über die Konſerenz.
EP. Paris, 7. Juli.
Ueber die geſtrige Beſprechung zwiſchen dem engliſchen Bot=
ſchafter
Tyrrell und dem franzöſiſchen Außenminiſter Briand,
der übrigens, wie man jetzt erfährt, eine Zuſammenkunft zwiſchen
dem deutſchen Botſchafter von Hoeſch und dem Generalſekretär
im Quai dOrſay, Berthelot, vorausgegangen war, iſt irgend
eine offizielle Mitteilung nicht gemacht worden. Das wichtigſte
Ergebnis der Unterredung iſt, daß man ſich auf die Einberufung
der Konferenz für die eiſte Auguſtwoche, höchſtwahrſcheinlich vom
5. bis 8. Auguſt, geeinigt hat. Die Frage des Tagungsortes iſt
immer noch unentſchieden, und es ſcheint, daß die franzöſiſche
Regierung noch einmal eine Note noch London ſchicken wird, be=
vor
ſie dem engliſchen Wunſch, die Konferenz in London abzu=
halten
, zuſtimmt. Die engliſche Regierung hat in der geſtern
von Tyrrell überreichten Verbalnote ihren Standpunkt damit be=
gründet
, daß einmal die Sachverſtändigenkonferenz ſchon in
Paris ſtattgefunden habe und daß ferner die der Löſung harren=
den
ernſten innerpolitiſchen Probleme den engliſchen Miniſtern
jede Reiſe unmöglich machten.
Auf franzöſiſcher Seite geht, wenn man dem Oeuvre Glau=
ben
ſchenken darf, der Widerſtand gegen London weniger von
Briand als von Poincaré aus, der die Abſicht bekundet haben
ſoll, ſeinen Außenminiſter auf die Konferenz zu begleiten, und
der eher noch in einen deutſchen Badeort, etwa Baden=Baden,
als nach London gehen möchte, da er den Einfluß des engliſchen
Schatzamtes und der engliſchen Preſſe fürchtet. Schließlich teile
die engliſche Regierung den deutſchen Standpunkt, daß die Kon=
ferenz
nicht, wie Frankreich es wünſche, in mehrere Teile zerlegt
werden ſoll, ſondern ſämtliche ſchwebenden Probleme einſchließ=
lich
des Rheinlandes und der Ausarbeitung der Statuten für die
internationale Zahlungsbank in einem Zuge zu erledigen hätte,
damit die allgemeine Liquidierung beſchleunigt werde.
Der Matin behauptet, daß die engliſche Regierung in ihrer
Antwort den Willen bekundet habe, eng mit Frankreich zuſam=
menzuarbeiten
, um zu einem einſtimmigen und für alle Teile be=
friedigenden
Abkommen zu gelangen. Das Echo de Paris,
will wiſſen, daß die engliſche Regierung die Einſetzung eines
Kontroll=Ausſchuſſes für die entmilitariſierte Rheinlandzone
rundweg ablehne, da dies nach Anſicht der engliſchen Juriſten
eine im Verſailler Vertrag nicht vorgeſehene Neuerung bedeuten
würde.
Ralifizierungsermächkigung oder franzöfiſche
Regierungskriſe?
TU. Paris, 7. Juli.
Der Beſchluß des franzöſiſchen Miniſterrats, ſich mit allen
Mitteln der von den Kammerausſchüſſen für Finanzen und
auswärtige Angelegenheiten angenommenen Entſchließung zu
widerſetzen, die Ratifizierungsvorbehalte dem einzigen Atikel
des Ratifizierungsgeſetzes einzufügen, wird in politiſchen Krei=
ſen
ſtark beachtet. Teilweiſe hat der ungewohnte Ton der über
den Miniſterrat vom Samstag ausgegebenen amtlichen Verlaut=
barungen
ſtark überraſcht, da man ihn mehr für ein Manifeſt
als einen einfachen Sitzungsbericht hielt. Die Anhänger der
Regierung halten mit ihrer Genugtuung darüber nicht zurück,
daß die Regierung in der Kammer eine klare Stellung einzu=
nchmen
gedenke. Andererſeits ſucht man aus den Erklärungen
über den Miniſterrat Schlüſſe auf die Haltung des Kabinetts
bei der Kammerausſprache zu ziehen. Es liegt offenbar in den
Abſichten der Negierung, angeſichts des nahen Verfalltages für
die amerikaniſche Warenſchuld ein= längere Kammerberatung
über die Ratifizierungsgeſetze zu hintertreiben. Unter dieſen
Umſtänden nimmt man an, Poincaré werde der Kammer zu=
nächſt
die nötige Zeit über die Prüfung aller Möglichkeiten
laſſen, um dann die Ratifizierung auf dem Verordnungswege
zu verlangen, die allein die Jutereſſen Frankreichs retten könnte.
Er ſoll dann, wie in parlamentariſchen Kreiſen teilweiſe ange=
nommen
wird, die Kammer auffordern, ihm entweder die Er=
mächtigung
zur Ratifizierung zu erteilen, oder aber eine Regie=
rungskriſe
zu eröffnen. Er würde der Kammer dabei frei=
ſtellen
, nachher die Vorbehaltsklauſel in der ihr genehmen Form
zu verabſ bieden
Der neue ſpaniſche Verfaſſungs=Enkwurſ.
TU. Madrid, 7. Juli.
Am Samstag abend wurde die Sitzungsperiode 1928/29 der
Nationalverſammlung mit der Verleſung des neuen Verfaſſungs=
Entwurfes geſchloſſen. Die Hauptpunkte des Entwurfes ſind fol=
gende
: Einführung des aktiven und paſſiven Wahlrechtes für die
Frauen, Schaffung eines teils gewählten, teils ernannten, teils
eigenrechtlichen Thronrates anſtelle des bisherigen Senats; der
Landtag wird ſich zur Hälfte aus Abgeordneten zuſammenſetzen,
die durch allgemeine direkte Wahl gewählt werden (ein Abgeord=
neter
auf 100 000 Einwohner), 30 Abgeordnete werden durch
den König ernannt, die übrigen ſind berufsſtändiſch. Dem Mini=
ſter
kann durch den Landtag weder ein Vertrauens= noch ein
Mißtrauensvotum erteilt werden. Die katholiſche Religion wird
zur Staatsreligion erklärt. Der Entwurf enthält ferner eine ge=
naue
Feſtlegung der Erbfolge des Thrones. Zuſammenfaſſend
kann geſagt werden, daß die neue Verfaſſung eine bedeutende
Stärkung der ausführenden Gewalt enthält.
Primo de Rivera ſchloß die Sitzung mit einer Rede, in der
er erklärte, die Diktatur benötige noch eineinhalb Jahr bis zur I

Inkraftſetzung der neuen Verfaſſung.

Vom Tage.

Der demokratiſche Reichstagsabgeordnete Schuldt=Steglitz hat in
einem Schreiben an die Reichsregierung angeregt, Beamten=
ernennungen
und Beförderungen, alljährlich zum Ver=
faſſungstage
auszuſprechen, um ſo das Beamtenſchickſal mit dem Feſt=
tage
der Republit innig zu verflechten.
In einer Rede, die Maedonald in Durham hielt, erklärte der
Premierminiſter, die Regierung ſetze micht alles muf eime Karta Sie
werde ihr ganzes Programm nicht in einer Seſſion herausbringen,
ſondern rechne vielmehr mit fünf Seſſionen und mit fünf weiteren wenn auch nur im engliſchen Format, einen unzweideutigen Sieg
danach.
Die Funkſtation des amerikaniſchen Marineminiſteriums hat eine
drahtloſe Mitteilung von dem Dampfer Evangeline erhalten, daß
der mit 350 Perſonen beſetzte Dampfer Prinze George mit
einem amerikaniſchen Patrouillenboot zuſammen=
geſtoßen
und ſchwer beſchädigt worden ſei. Der erſte Notruf ſei
frühmorgens ausgegeben worden und habe beſagt: Benötigen Hilfe,
laſſen unſere Rettungsboote herunter.
Wie aus Saſſaria (Sardinien) gemeldet wird, ſtürzte in der
Gemeinde Pattada während der Meſſe ein Teil des Gewöl= die enge Freundſchaft mit Frankreich, eine Freundſchaft, die kaum
besein. Von den 200 Andächtigen größtenteils Frauen wurden
viele unter den Trümmern begraben. Zwei Frauen wurden tot und elf
amerverletzt geborgen. Der Prieſter blieb unverletzt.
König Aman Ullah von Afghaniſtan iſt mit ſeiner Familie
und einem zahlreichen Gefolge geſtern an Bord des egnliſchen Dampfers
Moollon, vom Indien komimend, im Marſeille eimgetroffen.
Er beabſichtigt, am Montag, einer Einladung des Königs von Italien
und Muſſolinis folgend, nach Italien zu reiſen.

Randſtagkenpolikik.

* Riga, 7. Juli. (Priv.=Tel.)
Das Ereignis, das für Lettland und Eſtland der Beſuch des
Königs von Schweden bedeutete, hatte alle anderen politiſchen
Intereſſen für lange Zeit in den Hintergrund treten laſſen. So
groß war die Begeiſterung, mit der der König empfangen wurde,
und ſo ſtark die Eindrücke, die ſein Beſuch in Riga und Reval
hinterlaſſen hat, daß die Sorge, die im Mittelpunkt aller Rand=
ſtaatenpolitik
ſteht, nämlich das Verhältnis der kleinen Staaten
zu den großen Nachbarn im Oſten, vergeſſen ſcheint. Und den=
noch
iſt ſelbſt der Beſuch des Schwedenkönigs in ſeiner Bedeu=
tung
für die Randſtaaten nicht unabhängig und losgelöſt von
dieſer Frage der Beziehungen zu Moskau zu betrachten.
In der Politik ſowohl Lettlands wie Eſtlands ſtritten bis=
her
die Anhänger einer polniſchen mit denen einer ſkandinaviſchen
Orientierung miteinander um den Vorrang. Beide Orientie=
rungen
haben das eine gemeinſam, ſich Freunde zur Abwehr der
ruſſiſchen Gefahr zu werben, in der die Randſtaaten noch immer
die größte Bedrohung ihrer Selbſtändigkeit erblicken. Die pol=
niſche
Orientierung hat in Lettland ihre Freunde in Kreiſen des
Bauernbundes, zum Teil auch im lettiſchen demokratiſchen Zen=
trum
und endlich in der Armee. Beſonders dieſe letzte Spitze einer
polenfreundlichen Politik iſt in ihrer Bedeutung nicht zu unter=
ſchätzen
, da man in Polen dem einzigen großen Gegner des roten
Rußlands erblickt. Aber Polen hat in der letzten Zeit ſeine
Freundſchaft zu Lettland verſchiedenen Belaſtungsproben aus=
geſetzt
. Durch Taktloſigkeiten und Ungeſchicllichkeiten der pol=
niſchen
Diplomatie, wie etwa durch die kürzlich in Warſchau er=
folgte
Veröffentlichung des lettländiſch=polniſchen Abkommens
über die Entſchädigungsfrage ſowie durch die zunehmende pol=
niſche
Propaganda in Lettgallen, iſt die lettiſche Freundſchaft
für Polen in den letzten Monaten erheblich abgekühlt. Im glei=
chen
Maße hat die ſkandinaviſche Orientierung Freunde gewon=
nen
. Dem Beſuch des lettländiſchen Staatspräſidentem in Stock=
holm
, der dort außerordentlich gefeiert wurde, iſt nun der Ge=
genbeſuch
des ſchwediſchen Königs in Riga gefolgt. Die Feſtlich=
keiten
, die zu ſeinen Ehren veranſtaltet wurden, die freundſchaft=
lichen
Reden, die Schweden wie Letten gehalten haben, waren
von dem Geiſt wirklicher Freundſchaft getragen und habem in der
Tat zu einer Annäherung geführt. Die Sympathien, die man
Schweden entgegenbringt, ſind wirklich ehrlich gemeint; wenn
man ſich natürlich auch im Geheimen die Hoffnung macht, daß
Schweden in Notzeiten ſein Intereſſe an der Erhaltung Lett=
lands
, dieſer ſeiner ehemaligen Provinz, im weſteuropäiſchen
Kulturkreis beweiſen möge. Vom deutſchen Standpunkt aus
kann dieſe Freundſchaft nur begrüßt werden, da ſie vor allem
ein wirkſames Gegengewicht gegen die polniſchen Einflüſſe bietet.
Das gleiche gilt im weſentlichen auch für Eſtland. Der =
nigsbeſuch
iſt auch in Reval mit großen Feſtlichkeitem verbunden
worden, die ſchon deshalb ihren dauernden Eindruck hinterlaſſen
werden, weil auch die eſtniſche Hauptſtadt ſonſt ziemlich abſeits
von der großen europäiſchen Politik liegt. Der Sieg der ſkandi=
naviſchen
Orientirung in dieſen beiden Randſtaaten, der ſich
wahrſcheinlich in der Folgezeit praktiſch durchſetzen und beweiſen
wird, wird vermutlich in erheblichem Maße zur allgemeinen
Stabiliſierung und Konſolidierung der Verhältniſſe beitragen.
In dieſem Zuſammenhang darf auf das deutſch=ſchwediſche Wahl=
bündnis
in Eſtland als auf ein beſonders begrüßenswerter Er=
eignis
hingewieſen werden, das nach dem Zuſammentritt des
neuen Parlaments bekanntlich auch zur Bildung einer deutſch=
ſchwediſchen
Fraktion geführt hat.
Das lehzke Work der Nanking=Regierung an Feng.

TU. Peling, 7. Juli.

Die chineſiſche Telegraphen=Agentur beröffentlicht eine amt=
liche
Mitteilung über die Beziehungen zwiſchen Feng und der
Nanking=Regierung. Sie erklärt, nach den Vereinbarungen zwi=
ſchen
Feng und Tſchiangkaiſchek habe ſich Feng verpflichtet, ins
Ausland zu gehen. Die Nanking=Regierung habe ſich ihrerſeits
bereit erklärt, den Sold für Fengs Armee und ſogar eine Ent=
ſchädigung
in Höhe von 20 000 Pfund für Feng perſönlich aus=
zuzahlen
. Trotz dieſer Vereinbarungen habe Feng bis jetzt China
nicht verlaſſen. Die Regierung werde nunmehr zu ſcharfen Maß=
nahmen
gegen Feng greifen. Wenn Feng nicht innerhalb einer
beſtimmten Friſt China verlaſſen habe, ſo werde die Regierung
f
einen neuen Haftbefehl gegen ihn erlaſſen=

Opporkuniſtiſche Polikik.

Von unſerem =Korreſpondenten.
Rom, Anfang Juli.
Als der Sieg der engliſchen Arbeiterpartei in Italien bekannt
wurde, regten ſich wie hier vor Monatsfriſt dargeſtellt wurde
recht gemiſchte Gefühle in der Bruſt der römiſchen Machthaber.
Man war herzlich wenig erfreut, daß der Sozialismus an ſich,
erfochten hatte, und daß damit zugleich die Konſervativen des
Freundes Chamberlain für einige Zeit aus der Macht in England
ausgeſchaltet ſchienen. Dieſer Chamberlain war allerdings nicht
mehr der Roland aus dem Norden, auf den man ſich in Rom ver=
laſſen
hatte, aber er war immerhin noch ein ſtattliches Anhänge=
ſchild
für den Balkan, durch das man die Freundſchaft mit dem
meerbeherrſchenden Albion glaubhafter machen konnte. Aber
ein tiefer Schatten verdunkelte das Bild des engliſchen Gönners:
noch von einer Gefolgſchaft zu unterſcheiden war. Wenn Rom
alſo Schmerz darüber empfand, daß der antifasciſtiſche Sozialiſt
den fasciftenfreundlichen Konſervativen geſchlagen hatte, ſo war
dasſelbe Rom doch andererſeits im Grunde ſeiner Seele froh, daß
mit dem Sturze der Konſervativen Partei vermutlich eine Zeit
anbrechen würde, in der England ſich auf ſich ſelbſt beſinnen und
ſich von Frankreichs Vorherrſchaft befreien würde. Man durfte
dieſen Zwieſpalt ungefähr ſo beſingen: Die innenpolitiſche Seele
Italiens weinte Tränen der Enttäuſchung, und das außenpoli=
tiſche
Auge begann hinter den Seelenzähren bereits über die mög=
lichen
franzöſiſchen Unbequemlichkeiten ſchadenfroh zu lächeln.
Allmäßlich hat ſich die innenpolitiſche Seele wieder beruhigt.
Man vertreibt ſich die Zeit mit Unanſtändigkeiten gegen den
ſchwachen Schweizer Nachbar, um dieſer fasciſtiſchen Staatsſeele
etwas zum Wichtigtuen zu bieten, und ſtellt ſich außenpolitiſch auf
einen engliſchen Kurs ein, der für Italien nützlich zu werden ver=
ſpricht
. In dieſer Beziehung iſt man in Rom harmloſer als an=
derwärts
. Man iſt vielmehr bierbankpolitiſch eingeſtellt, als ein
geſchulter Chefredakteur wie Muſſolini das ſein ſollte. Aber es
liegt in der Natur des neuen Italieners, ſeit er zu einer weltum=
ſpannenden
Großmacht aufgeblaſen wird, weltpolitiſch umfaſſend
zu ſprechen. Wer die offiziöſen oder ſonſtwie inſpirierten Propa=
gandaartikel
verſchiedener Preſſeagenten in Rom lieſt, hat neben
der Mühe, den weitausgreifenden Phantaſien dieſer Leute ein
Verſtändnis entgegenzubringen, auch noch den Genuß, an ver=
gnügte
Bierabende am deutſchen Stammtiſch der guten alten Zeit
zu denken, als man in Deutſchland die Welt verteilte. Meiſt aber
ſieht leider die Wirklichkeit in der Politik anders aus als am
geruhſamen Stammtiſch.
So wird es auch Italiens Bierbankweiſen ergehen. Wer
garantiert, daß die engliſche Politik unter Macdonald ſich wirk=
lich
antifranzöſiſcher orientiert, wohlgemerkt antifranzöſch in dem
Sinne, daß dabei für Italien ein Nutzen herausſchaut? Man iſt
offenbar in Deutſchland weſentlich vorſichtiger in der Einſchätzung
der Labourpolitik als in Italien. In Rom vergißt man an=
ſcheinend
, daß Macdonald wie jeder Engländer erſt an ſein
Land denkt und nicht wegen irgendeiner Animoſität gegen Poin=
oaré
oder Frankreich irgendetwas für einen andern tun wird.
Immer noch wird vermutlich der Engländer ſich mehr für ein
pazifiſtiſches Deutſchland intereſſieren, das zurzeit offiziell in
guten freundſchaftlichen Locarnobeziehungen zu Frankreich ſteht,
und das eine Linksregierung beſitzt, als für das fasciſtiſche
imperialiſtiſche Italien, das in offenkundigen unfreundlichen Be=
ziehungen
zu Frankreich und zu Genf lebt. Die dauernden An=
griffe
auf Paris in der italieniſchen Preſſe und in den freigebig
ins Ausland verſandten Artikeln der italieniſchen Propaganda
machen es Macdonald obendrein doppelt ſchwer, für Italien
gegen Frankreich Stellung zu nehmen, ſelbſt wenn er es für
mützlich hielte. Frankreich iſt eine Macht und kann England an
gar vielen Orten ſchwer ſtören oder ſchädigen. Aber, Italien?
Was kann denn Italien ſchließlich gegen England unternehmen?
Im nahen Orient? Dort trifft es zunächſt auf die franzöſiſchen
Intereſſen. Wer aber bei dieſen Streitereien den Vorteil hat,
das ſah man eben erſt. Der lachende Dritte iſt England, an das
die Türbei die Beſtellung für ſeine neuen Waffenrüſtungen ver=
geben
hat. Und in Rom hatte man ſchon ſo ſicher mit dieſem
großen Auftrag gerechnet.
Das iſt ja das Unglück der italieniſchen Außenpolitik, daß
ſie mit großen Plänen umgeht, ohne im entſcheidenden Augen=
blick
die Mittel zu haben, ſich durchzuſetzen. Weder induſtriell
noch finanziell kann ſie ernſthaft konkurrieren, und die militäri=
ſchen
Machtmittel Italiens können nur eingeſetzt werden, wenn
Frankreich erſt einmal von anderer Seite ſchwer bedrängt und
der Völkerbund ſchachmatt wird. Dazu aber hat in London kein
Sozialiſt Luſt, um ſo weniger, wenn der Wandel einem Faseis=
mus
zugute kommen würde Darüber ſollte ſich Rom nicht täuſchen.
Trotzdem hat man in Italien Hoffnungen auf die Regierung
Macdonald geſetzt, die reichlich naiv ſind. Dieſe Labourregierung
iſt vielleicht gewillt vielleicht mit den deutſchen Sozialiſten
einige ermutigende Worte zu wechſeln, um Deutſchland beim Ge=
ſchäft
mit Paris etwas Stärkung zu verſchaffen. Aber dem
fasciſtiſchen Italien, das jede Ermunterung nur aggreſſiv gegen
Paris ausmünzen würde, und das obendrein ſich in Aegypten
und Abeſſynien nicht ganz zuverläſſig benimmt, wird man wenig
Vertrauen in London entgegenbringen. Wenn England daran
denkt, ſich wieder von Paris unabhängiger zu machen, ſo iſt Rom
der letzte Ort, über den man von London aus ſeine Maßnahmen
ausgehen laſſen wird. Eine Annäherung der innenpolitiſch= feind=
lichen
Brüder muß in Paris als mehr als plump empfunden wer=
den
und würde der Außenpolitik Macdonalds im eigenen Lande
raſch ſtarke Widerſacher ſchaffen. Man verbündet ſich nicht gegen
Paris mit deſſen ſchärfſtem Gegner, wenn dieſer nicht nach allen
Richtungen zuverläſſig iſt.
Es iſt alſo eigentlich nicht recht verſtändlich, warum in ita=
lieniſchen
Zeitungen und außenpolitiſchen Kreiſen Hoffnungen
auf engliſche Unterſtützung italieniſcher Beſtrebungen laut werden,
nur weil man damit rechnet, daß London Paris nicht mehr Ge=
folgſchaft
halten würde. Der Popolo d’Italia, Muſſolinis Blatt,
hat zwar erklärt, daß der Sieg der Labourpartei der britiſch=
franzöſiſchen
Solidarität ein Ende bereitet hat, aber er hat

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Montag, den 8. Juli 1929

Nummer 187

Seite 2
wohl im üblichen italieniſchen Ueberſchwang bei dieſer Feſt=
ſtellung
nur allzu ſehr an die italieniſchen Wünſche gedacht. Man
überſieht in Rom, daß die weite Welt außerhalb des Fascismus
ſich zwar mit der intereſſanten Perſon Muſſolinis beſchäftigt, aber
weniger mit der italieniſchen Politik ſelbſt. Alle ſchreibenden
Motten von Emil Ludwig bis Rumpelſtilzchen flattern zwar in
das muſſoliniſche Licht, um ſich in einer perſönlichen Unterhal=
tung
zu ſonnen, aber die große Politik, ganz gleich, ob ſie in
Paris, London oder Genf, in Waſhington oder Berlin gemacht
wird, denkt doch höchſtens daran, die fasciſtiſche Empfindlichkeit
zu ſchonen, nicht aber Italien als ausſchlaggebenden Faktor in
ihre Pläne einzuſtellen. Dieſes Nichtanerkennen der eigenen Stel=
lung
im großen Getriebe gibt der italieniſchen Außenpolitik das
Gepräge der Unſicherheit und übertriebenen Vielſeitigkeit, die ſeit
Jahrhunderten jeder Außenpolitik nur zum Schaden gereicht
haben.
Die Folge einer ſolchen Blindheit gegenüber dem eigenen
Wert iſt dann die Technik des Opportunismus in der Außen=
politik
. Man haſcht nach jedem Sonnenſtäubchen, das doch nur im
Augenblick der hellen Beleuchtung ſichtbar, im Schatten wichtigerer
Ereigniſſe aber unauffindbar wird. Unter dieſem Geſichtspunkt
läßt ſich die zweifelhafte Hoffnung Italiens auf die Folgen der
engliſchen Labour=Politik gegenüber Frankreich erklären. Und
ebenſo iſt auch daraus das immer eifrigere Streben Italiens auf
einen engeren Anſchluß an Deutſchland zu verſtehen. Man wird
aber daheim klug genug ſein, ſich nicht mit italieniſchen Hoff=
nungen
über die Tatſachen der Wirklichkeit täuſchen zu laſſen.
Opportunismus iſt nicht Optimismus.

Völkerbundskommiſſionen.
6000 Mark Monaksgehalt. Ein Ausſchuß, der mehr koſtet,
als das Streitobjekt beträgt.
* Athen, 7. Juli. (Priv.=Tel.)
Recht bezeichnende Einblicke in das Weſen jener unzähligen
Kommiſſionen, die in der Nachkriegszeit unter den verſchie=
denſten
Bezeichnungen und hochtrabendſten Titeln aus dem Bo=
den
geſchoſſen ſind, geſtattet eine Interpellation in der griechi=
ſchen
Kammer, die ſich mit den Gehältern der Gemiſchten grie=
chiſch
=bulgariſchen Schadenfeſtſetzungs=Kommiſſion befaßt. Die=
ſes
Monſtrum tagt oder richtiger ſchläft ſeit Jahren
über einigen Zehntauſenden von Schadenerſatzakten und hat,
wie alle derartigen Ausſchüſſe naturgemäß das größte Intereſſe
daran, durch künſtliche Verlängerung und Verzögerung der Ar=
beiten
den Nachweis ſeiner Exiſtenzberechtigung zu führen.
Die Koſten, die dieſer Ausſchuß bisher verurſacht hat, belau=
fen
ſich zurzeit auf 500 000 Pfund Sterling, ein Betrag, der bereits
die Höhe des ganzen Streitobjekts erreicht, wenn nicht ſogar
überſchritten hat. Jedes einzelne Mitglied dieſer Geſellſchaft
erhält ein Mindeſt=Monatsgehalt von 100 000 Drachmen, etwa
6000 Mark, eine Summe, die für Balkanverhältniſſe derartig
ungeheuer iſt, daß einige griechiſche Mitglieder freiwillig auf
einen Teil dieſes Gehaltes zugunſten des Staates verzichtet
haben. Unter dieſen Umſtänden hat die Zeitung Proia ganz
recht, wenn ſie die Forderung erhebt: Ehe der Völkerbund der=
artige
Kommiſſionen ins Leben ruft und vor allem ihren Mit=
gliedern
derartige phantiſtiſche Gehälter bewilligt, ſei es Pflicht
des Völkerbundes, zunächſt einmal die Meinung und die Anſicht
derer zu hören, die dieſe Gehälter aufzubringen haben.
Eiſenbahnunglück in Regensburg.
27 Leichtverletzte.
Regensburg, 7. Juli.
Bei der Ausfahrt aus dem Bahnhof Regensburg ſtieß am
Samstag, 22,50 Uhr der Perſonenzug 1029 nach Weiden unweit
des Stellwerks 1 auf die für den Schnellzug D 25 bereitſtehende
Lokomotive. Durch den Anprall entgleiſte der Tender der Loko=
motive
des Perſonenzuges und der Packwagen. Die Stirnwand
des vorderſten Abteils beim erſten Perſonenwagen wurde zum
Teil eingedrückt. Durch den Aufſtoß wurden die Fahrgäſte von
den Sitzen geſchleudert, wobei 27 Reiſende leicht verletzt wur=
den
, die jedoch ſämtlich die Reiſe fortſetzen konnten. Die Nacht=
ſchnellzuge
nach Berlin erlitten Verſpätungen. Die Aufräu=
mungsarbeiten
waren nach dreieinhalb Stunden beendet. Eine
Unterſuchung iſt eingeleitet.

Ans der Lundeshauptfiaer.
Darmſiadt, 8 Juli.

Das Heſſiſche Landestheaker in der Spielzeit 192829
Das Heſſiſche Landestheater hat in der ſoeben abgeſchloſſenen Spiel=
zeit
1928/29 folgende Werke zur Aufführung gebracht: In der Oper
als Uraufführung Die ſchwarze Kammer von Roters; als Erſt=
aufführungen
: Der treue Soldat und Die Weiberverſchwörung
von Schubert; Fatme von Flotow; Manon Lescaut von Puccini;
Intermezzo von Strauß; Sly von Wolf=Ferrari; Judith von
Honegger; Schwergewicht von Krenek; als Neuinſzenierun=
gen
: Figaros Hochzeit von Mozart; Der Freiſchütz von Weber;
Der Waffenſchmied von Lortzing; Die luſtigen Weiber von Wind=
ſor
von Nicolai; Martha von Flotow; Lohengrin, Die Meiſter=
ſinger
von Nürnberg von Wagner; La Traviata, Othello von
Verdi; als Wiederaufnahmen: Die Entführung aus dem Se=
rail
von Mozart; Fidelio von Beethoven; Der Barbier von Se=
villa
von Roſſini; Zar und Zimmermann von Lortzing; Die Wal=
küre
, Parſifal von Wagner; Rigoletto, Aida‟ Ein Maskenball
von Verdi; Hoffmanns Erzählungen von Offenbach; Carmen von
Bizet: Der Bajazzo und Leoncavallo; Tosca‟ Die Boheme von
Puccini; Cavalleria ruſticana von Mascagni; Salome‟, Der Roſen=
kavalier
von Strauß; Jonny ſpielt auf von Krenek.
In der Operette: als Neuinſzenierungen: Die ſchöne
Galathee von Suppee; Die Fledermaus von Strauß; Mamſell
Nitouche von Herve; als Wiederaufnahmen: Der Zigeuner=
baron
von Strauß; Der Bettelſtudent von Millöcker.
Im Tanz: als Uraufführung: Der arme Guerino von Maſſa=
rani
, als Erſtaufführungen: Der Leierkaſten von Jaap Kool,
Le boeuf ſur le toit von Milhaud; Parade von Satie.
Im Schauſpiel: als Uraufführung: Die Ogarows von
Wellenkamp; als Erſtaufführungen: Dame Kobold von Cal=
deron
: Napoleon von Grabbe; Androklus und der Löwe von
Shaw; Mittagswende von Claudel; Die Verbrecher von Bruckner;
Toboggan von Menzel; Die Schieber des Ruhms von Pagnol und
Nivoix; Dr. Knock von Romains; Broadway von Dunning und
Abott; Aufgang nur für Herrſchaften von Geyer; Die tote Tante‟
von Goetz; Das Kamel geht durch das Nadelöhr von Langer; Theo
macht alles von Nanceh und Armont; Der Prozeß Mary Dugan
von Veiller; Herr Lamberthier von Verneuil; Die Himmelsreiſe‟
von Bunzel=Siedel; als Neuinſzenierungen: Minna von
Barnhelm von Leſſing; Don Carlos von Schiller; Der Feldherrn=
hügel
von Rößler und Roda=koda; als Wiederaufnahmen:
Wie es euch gefällt von Shakeſpeare: Egmont von Goethe; Ein
Traumſpiel von Strindberg; Candida von Shaw; Oktobertag von
Kaiſer; Wer gewinnt Liſette von Heynicke.

poſten und Kraftſonderpoſten.
Es iſt noch wenig bekannt, in welcher Weiſe für Reiſende, die
die Kraftpoſten und Kraftſonderpoſten benutzen, bei Unfällen geſorgr
iſt. Nach dem Geſetz über das Poſtweſen des Deutſchen Reiches von
1871 haben die Reiſenden der ordentlichen Poſten bei körperlichen Be=
ſchädigungen
Anſpruch auf Erſatz der erforderlichen Kur= und Verpfle=
gungskoſten
, außerdem wird ihnen für Schaden durch Verluſt oder Be=
ſchädigung
des ordnungsmäßig eingelieferten Reiſegepäcks Erſatz wie
im Paketverkehr geleiſtet. Die Anſprüche der Reiſenden ſind hierdurch
im Gegenſatz zu dem bei anderen Verkehrsmitteln geltenden bürger=
lichen
Recht inſofern günſtiger, als die Poſt für die erwähnten Beträge
ſchlechthin bis zur höheren Gewalt, alſo ohne ein Verſchulden.
haftet. Um die Reiſenden gegenüber dieſer geſetzlichen Regelung noch
beſſer zu ſtellen, iſt zugunſten aller Kraftpoſt=Reiſenden auch bei
Sonder= und Geſellſchaftsfahrten mit einer leiſtungsfähigen Privat=
geſellſchaft
eine Unfallverſicherung abgeſchloſſen, die für Unfallfolgen
zeitgemäße Entſchädigungen vorſieht und weit über die geſetzlichen
Leiſtungen hinausgeht. Jeder Reiſende iſt verſichert: mit 10 000 RM.
für den Todesfall, mit 20000 RM. für den Invaliditätsfall bei Kapi=
talzahlung
und mit 1000 RM. für entſtehende Koſten des Heilverfahrens.
Wenn in dem letzteren Falle die Durchführung des Heilverfahrens über
1000 RM. Koſten verurſacht, ſo haftet die Deutſche Reichspoſt bei den
regelmäßigen Fahrten für die weiter erforderlichen Mittel nach den Be=
ſtimmungen
des Poſtgeſetzes, ohne Beſchränkung auf eine Höchſtſumme.

donn Gufe käft such.
nichk verhehlen.
Ahnt ! E wirkt schr milde..

(üer es uensücht hatz,
(V.267
it im Bilde!

Bücherkürme.
Was ſoll aus den Bibliotheken werden, wenn die Flut der
alljährlich neu erſcheinenden Bücher anhält? Deutſchland hat
jährlich etwa 30 000 Neuerſcheinungen, England 12 000, Frank=
reich
11000, Amerika 10 000, Italien 6000 uſw. Ein erheblicher
Teil davon fließt alljährlich den großen Büchereien zu. So be=
trägt
der Zuwachs der Berliner Staatsbibliothek etwa 90000
Bände im Jahr, der der Münchener Staatsbibliothek 50 000, der
der Univerſitätsbibliotheken zwiſchen 10 und 15 000. Die deutſche
Bücherei in Leipzig wächſt jährlich um etwa 50 bis 60 000 Bände.
Man kann ſich danach leicht berechnen, wie viele Millionen Bände
eine große Bibliothek in einem Jahrhundert haben muß. Wie
ſoll man dieſe beſtändige Büchervermehrung mit den Bücher=
räumlichkeiten
in Einklang bringen? Im Buchhändler= Börſen=
blatt
weiſt Dr. Richard Oehler auf einen Verſuch hin, der jetzt in
Frankfurt a. M. unternommen wird, durch den man für die näch=
ſten
100 Jahre Platz für die neuen Bücher ſchaffen will. Es
wird nämlich ein Bücherturm dort errichtet; die Bücher ſollen
auf enger Grundfläche in einem Hochhaus=Magazin unter=
gebracht
werden, an das ſich die Benutzungs= und Verwaltungs=
räume
in mehreren Stockwerken unmittelbar anſchließen. Der
Bücherturm der etwa 4050 Meter hoch wird, ſoll rund 2 Mil=
lionen
Bände faſſen können. Wenn man annimmt, daß die Frank=
furter
Zentral=Bibliothek, die hier ihren Platz finden ſoll, etwa
1 Million Bände enthält, ſo würde der Turm bei einem Zu=
wachs
von rund 15 000 Bänden jährlich gegen 60 Jahre aus=
reichen
, und er kann dann noch verbreitert werden, ſodaß für
noch weitere 23 Jahrzehnte Raum gewonnen wird; außerdem
können an andern Stellen des Gebäudes neue Büchertürme er=
richtet
werden, die wiederum Platz für mehrere Millionen Bände
bieten. Durch die Einführung ſolcher Büchertürme würde al=
ſo
die Raumnot, die ſich jetzt bei den meiſten Büchereien immer
dringlicher bemerkbar macht, für abſehbare Zeit behoben werden.
Aber Oehler glaubt, daß man dieſem Problem auch von der
inneren Seite her zu Leibe gehen könne. Der Prozentſatz des
Ueberflüſſigen, des Vielzuvielen unter dem Gedruckten iſt in un=
ſerer
Zeit auf allen Gebieten erſchreckend hoch, ſchreibt er. Es
unterliegt keinem Zweiſel, daß es in der großen Maſſe der alten
Beſtände unſerer Bibliotheken eine Fülle von Material gibt, das
gar nicht oder faſt gar nicht mehr benutzt wird oder benutzt wer=
den
wird. Derartiges Material ſollte irgendwie ausgeſondert,
beiſeitegeſchafft werden. Kein geringerer als Harnack hat einmal
den Plan unter uns geworfen, irgendwo in einſamer Gegend
einen rieſigen Schuppen oder dergleichen zu errichten, in den zu=

nächſt aus den preußiſchen ſtaatlichen Bibliotheken das veraltete
Büchermaterial entleert wird; damit braucht es der Benutzung
nicht ganz entzogen zu werden, aber die Belaſtung der großen
Bücherzentren durch Nutzloſes wäre damit beſeitigt. Man könnte
ſogar für möglich halten, daß man in Zukunft einmal direkt zur
Vernichtung von überflüſſigem Material ſchreiten wird. Jeden=
falls
wird jetzt des Sammelns von Druckſchriften bei unſeren
Bibliotheken zu viel getan; hat man doch ſogar Brockenſamm=
lungen
angelegt, in denen einzelne Fetzen und Stücke von =
chern
, die ſich etwa bei Käufen von Bibliotheken fanden, auf=
gehoben
und womöglich katalogiſiert werden. Die Bibliotheken
ſollten ſich von Büchern, die vollkommen veraltet ſind, entlaſten,
um mehr Raum zu bekommen.
B.

Im Kampfo gegen den Krebs
bildet ſich zur Zeit ein Ring der internationalen Wiſſenſchaftler, ins=
beſondere
der modernen Radiumtherapeuten. Mit aller Wucht ſollen
jetzt nichſt von Behörden, ſondern von Spezialiſten im Krebsfach
die Vorſtöße gegen den Krebs, und zwar nach den neucſten Ergebniſſen
der Forſchung und Technik unternommen werden. Die Forſchungen der
großen, von bedeutenden Kennern der experimentellen Krebsforſchung
geleiteten neuzeitlichen Forſchungsinſtitute in Liſſabon (Dr. Gentil) und
Buenos=Aires (Prof. Roffo) ſind richtunggebend. Bis jetzt ſind ca. 50
internationale Autoyen zuſammengetreten, um die praktiſchen und
wiſſenſchaftlichen Linien in der Krebsbekämpfung zu ſichten und zu pro=
pagieren
. Es werden bald 200 Autoren ſein, die von Zeit zu Zeit in
verſchiedenen Städten der Welt ſich wiſſenſchaftliche Rendez=vous zum
Austauſch der Ideen geben wollen. Die wichtige Aufklärung der Laien=
welt
durch erfahrene und wortſähige Krebskenner iſt als Erſtes erkannt.
Es kommt neuerdings hinzu die Möglichkeit des Blutſtudiums,
um die unſicheren Fälle, Dispoſition und Frühſtadium des evtl. Krebs=
kranken
zu erkennen, und das iſt von hohem Wert; es wird jede der
neuen bedeutungsvollen, bereits bewährten, aber nur für gewiſſe In=
ſtitute
freigegebene Methoden der Blutunterſuchung unendlich viel Segen
ſchaffen, und für Viele im Frühſtadium, wenn ſonſtige Zeichen des Krebſes
noch nicht erkennbar ſind, die notwendige Sicherheit bringen. Manchen,
die ſich für krebskrank hielten, die Nervenruhe geben. Die Blutunter=
ſuchung
auf Krebs reſp. Krebsdispoſition wird das Pendant zum Waſſer=
mann
ſein. Sie muß ſchon jetzt häufig zur Verwendung gelangen.
Der erſte Kongreß kleinen Ausmaßes ſoll auf Betreiben des Herrn
Dr. Wetterer (Mannheim) in Deutſchland, und zwar in Baden=Baden,
Mannheim oder Heidelberg ſtattſinden; allerdings fragt es ſich noch, ob
Deutſ.hland für den erſten Kongreß gewählt werden kann. Da der Prä=

*) Um Verbreitung dieſer im öffentlichen Imtereſſe gelegenen Aus=
führungen
, die zur Führung dienem ſollen, bittet das Komitce der inter=
nationalen
Autoren ſämtliche Redaktionen der Blätter des In= und
Auslandes=
Der Generalſekretär.

Ausflug=Sonderzug nach Milkenberg. Amorbach
und Walldürn.
Am Sonntag, den 14. Juli d. J., wird nach den hier genannten
Orten ein Ausflugſonderzug gefahren, zu dem beſondere Karten nach
Amorbach und Walldürn aufgelegt werden. Eingebetter an die im rech=
ten
Winkel das Maintal umſchließenden Kämme birgt Miltcnberg ein
Stück Mittelalter, das ſich mit Rothenburg, mit Bacharach und Ober=
weſel
wohl vergleichen läßt. Stadtmauern und Stadttürme ſchmiegen
ſich in die Odenwald= und Speſſartlandſchaft ein, reizvolle Winkel,
lauſchige Durchblicke, plärſchernde Brunnen atmen den Geiſt beſter
Vergangenheit. In der Fürſtenherberge Zum Rieſen, dem älteſten
erhaltenen deutſchen Gaſthaus, übernachtete einſt Martin Luther. Hoch
oben auf der Höhe der Stadt zeigt der Atingwall älteſtes Germanentum,
das den Römern Platz machen mußte, die unter der Benutzung ber den
Main entlang ziehenden reichen Sandſteinlager ihren Grenzwall bau=
ten
. Der Vormittag dient der Beſichtigung der Stadt. Um 14,41 Uhr
fährt der Sonderzug das Mudbachtal aufwärts nach Amorbach und
Walldürn. In Amorbach kommt Balthaſar Neumann zu Wort. Deutſches
Rokoko, deutſches Barock in ungehemmter Entfaltung ſprechen aus der
Abteikirche, in deren weiten Hallen die berühmteſte deutſche Orgel ihre
Klänge wird ertönen laſſen. Hinauf geht ein kurzer Weg zu den aus=
gedehnten
Ruinen Miltenberg, hinüber zur alten Benediktinerabtei
mit dem Amorsbrunnen. Ein reizendes Fleckchen Erde. Um 17 Uhr
wird in der Wallfahrtskirche zu Walldürn Predigt gehalten und ſakra=
mental
. Segen erteilt.
Bieten ſo Landſchaft und Kultur den Mitgliedern der Sonderzugs=
gemeinde
ungetrübten Genuß, ſo kommt der Körper voll zu ſeinem
Recht. Der Naturfreund kann ſchon in Klein=Heubach ausſteigen, in
einer ſehr bequemen halben Stunde Schloß und Schloßpark des Fürſten
zu Löwenſtein=Wertheim durchwandern, um nach Miltenberg zu kom=
men
, oder wer einen weiteren Marſch zu machen geneigt iſt, geht hinun=
ter
zur Mainfähre, ſetzt nach Groß=Heubach über und ſteigt euf faſt
300 Stufen hinauf zum Kloſter Engelberg, wo der Bruder Pförtner
gern bereit ſein wird, in der Gaſtſtube einen friſchen Trunk aus der
eloſterbrauerei zu kredenzen. Zurück gehts über die Brücke nach Mil=
tenberg
. Das ganze nimmt 3 Stunden in Anſpruch, einſchließlich des
Aufenthaltes. Wer nicht mit dem Zug am Nachmittag nach Amorbach
und dem ſehr bekannten Wallfahrtsort Walldürn fahren will, benutzt
gern die Zeit zu einer Fußwanderung das Madbachtal aufwärts in
prächtigem Wald, knappe 1½ Stunden. Mittageſſen wird in Miltenberg
eingenommen. Der Liebhaber eines guten Trunks vergißt nicht, daß
Miltenberg in ſeiner Umgebung guten Wein baut, aber auch ein aus=
gezeichnetes
Bier braut. So kann der der Ausſpannung bedürftige
Großſtadtmenſch jeder Geſchmacksrichtung einen genußreichen Tag ver=
leben
, ohne daß ſein Geldbeutel weſentlich in Anſpruch genommen wird.
Alles Nähere iſt aus der amtlichen Mitteilung und den beſonderen
Aushängen zu erſehen

Gabelsberger=Stenographenverein (gegr. 1861) Darmſtadt ( Ballon=
ſchule
). Mit einem ganz außergewöhnlichen Erfolge beteiligte ſich der
Verein an dem geſtrigen Verbandstag und hauptſächlich an dem damit
verbundenen Verbandswettſchreiben des Heſſ.=Naſſ. Kurzſchriftverbandes
in Wiesbaden. Zu letzterem waren von ca. 130 Verbandsvereinen 1168
Wettſchreiber insgeſamt anweſend, davon ſtellte der oben bezeichnete
Verein allein 110, alſo ein Zehntel aller Wettſchreiber. Mit dieſen
wurden dem Verein bei der am Abend ſtattfindenden Preisverteilung
zuerkannt: 9 Ehrenpreiſe, 82 erſte Preiſe, 14 zweite Preiſe und 5 dritte
Preiſe. Die Ehrenpreisträger ſind: Marie Vetter, Alex Bernhard,
Hans Griesheimer, Hans Fiſcher, Lucie Langlitz, Hannele Lortz, Ria
Weber, Erna Gorr, Hertha Reitz. Das Ergebnis iſt, wie ſchon oben er=
wähnt
, außergewöhnlich und ſtellt, ſoweit es bisher überblickt werden
konnte, das beſte Vereinsergebnis des aus dem ganzen Heſſ.=Naſſ. Ver=
bandsgebiet
beſchickten Verbandswettſchreibens dar. Beſonders zu be=
rüickſichtigen
iſt dabei noch, daß von den Wettſchreibern des Vereins
vor allem auch in den für die Praxis in Frage kommenden Abteilungen
Preiſe errungen wurden. Der führend in der deutſchen ſtenographiſchen
Bewegung ſtehende Darmſtädter Verein hat damit aufs neue bewieſen,
daß er ſeinen Hauptzweck, der öffentlichen und privaten Wirtſchaft ſteno=
graphiſch
tüchtige und leiſtungsfähige Kräfte zuzuführen, in vollſtem
Maße erfüllt und hat wie bei allen übrigen Gelegenheiten, ſo auch hier,
den Ruf Darmſtadts als einer Stadt, in der in beſonderem
Maße die Kurzſchrift gepflegt wird, in hervorragender Wciſe wieder
begründet. Bei dieſer Gelegenheit macht der Verein auf ſeine am 9.
und 12. Juli, abends 8 Uhr, in der Ballonſchule beginnenden
Anfängerkurſe aufmerkſam und verweiſt wegen des Näheren auf die in
dieſem Blatte erſchienenen und noch erſcheinenden Anzeigen.
Orpheum. Der Geiſterzug. Dieſe fabelhafte, ſpannende
engliſche Kriminalkomödie von A. Ridley mit Eliſabeth Horn=Harprecht
und Bruno Harprecht als Gäſten bleibt nur wenige Tage, bis einſchl.*
Freitag, den 12. Juli, auf dem Spielplan. Eine Verlängerung iſt in=
folge
anderweitiger Verpflichtungen der Gäſte nicht möglich. (S. Anz.)
Feſtnahmen. Der Bauarbeiter E. Schn., geb. am 1. 8. 99., zu
Velten (Rheinland), wurde auf Grund eines Ausſchreibens im deutſchen
Steckbriefregiſter vom Amtsgericht Spandau wegen Körperverletzung
geſucht. Er konnte hier feſtgenommen werden. In Nauheim bei
Groß=Gerau wurde der G. K., geboren am 15. 3. 1906 in Darmſtadt,
auf Grund eines Ausſchreibens wegen Unterſchlagung feſtgenommen.
Diebſtahl. Am Samstag nachmittag wurde einem Jagdaufſeher
im Gaſthaus Zur Stadt Coburg eine Jagdflinte und ein Ruckſack
geſtohlen. Der Täter iſt etwa 35 Jahre alt, trägt dunkle Kleidung. Sach=
dienliche
Mitteilungen werden an die Kriminalpolizei, Zimmer 3, er=
beten
.
Gefundenes Auto. Polizeibeamte des 6. Polizeibezirks in der
Nieder=Ramſtädter Straße fanden am Sonntag früh Ecke Goetheſtraße
und Martinspfad ein herrenloſes Perſonenauto. V S. 9009. Die Er=
mittlungen
über den Eigentümer des Wagens und das Abſtellen des
Autos ſind noch im Gange.

ſident der franzöſiſchen Zone, Dr. de Courmelles, mit gewiſſem Necht
auf das Entgegenkommen der franzöſiſchen Regierung, der franzöſiſchen
Preſſe und der Hoſpitäle= hinweiſt, kommt vielleicht Deutſchland erſt im
2. Johre als Kongreßplatz in Betracht. Doch, wie ihm auch ſei, ein
großer Schritt iſt getan. Als wiſſenſchaftliche Protektorin wird von Dr.
Wetterer Madame Curie, als politiſche Protektoren werden von
de Courmelles (Pgris), Deelairfayt (Brüſſel), Wetterer (Mannheim)
und Spinelli (Neap=l) die Herren: Briand, Coolidge, Hindenburg und
Muſſolini in Vorſchlag gebracht werden. Vorerſt ſind 6 Auskunfts= und
Bekämpfungszentren zu ſchaffen reſp. auszubauen. Paris (D. Foveau
de Courmelles, Rue Trochet 9 (VIII); Brüſſel (Dr. Cosman, Rue d’Eg=
mont
7½ Neapel (Prof. Dr. Spinelli, Parco Margherita 104); Liſſabon
(Dr. Guedes, Hoſpital Escolar); Mannheim (Dr. Wetterer 0. 2. 1.);
Now York (Dr. Snow, Dr. Vinton, Brooklyn Inſtitute für Phyſical
Therapy. Dieſe bis jetzt 6 internationalen Zentralinſtitute führen den
Beititel Krebsbontrollſtätten, weil ſie zugleich die Kontrolle über die
Handhabung einer modernen wiſſenſchaftlichen Behandlung der Krebs=
fälle
führen und ſo die Degradierung der jungen Strahlentherapie ver=
hüten
ſollen. Nur in dieſem Zentren kann vorerſt für Blutunterſuchun=
gen
und Ratſchläge für Hoch und Nieder genäß den Xrierten Richt=
linien
der Auvoren und je nach dem einzelnen Falle Sorge getragen
werden. Die Zahl der Zentren wird ſelbſtverſtändlich nach Bedarf er=
höht
. Die Sprachen für die Zentren bezüglich der Auskunft ſind:
deutſch, engliſch, franzöſiſch, italieniſch, norwegiſch, ſpaniſch.

Mehers Lexikon in 12 Bänden. Siebente, völlig neu bearbeitete
Auflage. Ein neuer Band von Meyers Lexikon liegt vor: der zehnte
des auf zwölf Bände berechneten Geſamtwerkes. Die gewaltige wiſſen=
ſchaftliche
und organiſatoriſche Leiſtung, die dieſes erſte große Nach=
kriegslexikon
darſtellt, tritt nun immer deutlicher in Erſcheinung.
Mehers Lexikon bedarf keines Lobes mehr; haben doch bereits die erſten
Bände auch den kritiſchſten Benutzer von der Vollſtändigkeit, Klarheit
und Sachlichkeit der erteilten Auskunft hinreichend überzeugt. Und der
Beſitzer der vorliegenden Bände wird an der bekannten ausgezeichneten
Ausſtattung man denke nur an die zahlreichen Bildbeigaben und
an die vielen farbigen Tafeln immer wieder ſeine helle Freude ge=
funden
haben. Wir können uns daher bei dieſem neuen Band des ge=
lungenen
Nachſchlagewerkes mit den Stichwörtern Rechnung bis See=
federn
darauf beſchränken, auf die wiederum ausgezeichneten, in inhalt=
licher
wie kartographiſcher Hinſicht vollendeten Kartenbeigaben ( Rhein=
lande
, Römiſches Reich, Rußland, Schleſien, Schweden, Schweiz und
viele andere) hinzuweiſen und aus der reichhaltigen Zuſammenſtellung
farbiger und ſchwarzer Bildbeilagen einige ihrem Thema nach beſon=
ders
intereſſante Tafeln hervorzuheben: Reklamekunſt, Schädlinge,
Schlange, Schmetterlinge, vier durchaus zeitgemäße Sportbeilagen
(Reitkunſt, Rekord, Ruderſport, Rhythmiſche Gymnaſtik), zahlreiche Ta=
feln
aus dem Gebiet der Kunſt, der Technik (Rundfunk, Schreibmaſchine,
Röntgentechnik) uſw. uſw. Allein ſchon die Beilagen des Großen
Meyer bilden den orbis pictus unſerer Zeit. Der Text dieſes zehnten
Bandes, ebenſo aktuell wie wiſſenſchaftlich einwandfrei, lehrt wieder, wie
ſehr der Wiſſensſtoff der Gegenwart angewachſen iſt, und wie unerläß=
lich
darum für jeden der Beſitz eines ſo ausgezeichneten Werkes wie
Meyers Lexikon iſt.

[ ][  ][ ]

Nummer 187

Montag, den 8. Zuli 1929

Seite 3

Der Darmſtädter Automobil= und Motorrad=Club hatte die
Mitglieder des A. D.A. C., vornehmlich die des Gaues IIIa und
alle Motorſportfreunde, für geſtern zur zweiten Odenwaldfahrt
eingeladen. Dieſer Ruf war, wohl auch im Hinblick auf das
gute Gelingen der vorjährigen Fahrt, nicht ungehört verhallt,
und ſo ſtanden in der Hindenbur allee in Darmſtadt am Sonn=
tag
vormittag 8 Uhr etwa 160 Fahrzeuge fahrbereit, als von
dem Vorſitzenden des D.A.C., Herrn Gg. Hch. Hartmann, das
Startzeichen zur Wanderfahrt gegeben wurde.
Das Wandern mit dem Auto iſt ſo eine eigene Sache. Die
wenigſten Motorſportfreunde verſtehen es. Darum iſt es ſeit
langem ein Verdienſt des A. D.A.C., daß er ſeinen Mitgliedern
die Möglichkeit gibt, es zu lernen. Auch die geſtrige Fahrt bot
dazu die beſte Gelegenheit. Durch genaueſte Einteilung der
165 Km. langen Strecke war es möglich, pünktlich das vorge=
ſehene
Programm zu erledigen und abzuwickeln. Die Organi=
ſation
durch den D.A.C. war muſtergültig. Es war für alles
geſorgt und nichts vergeſſen worden. Und doch ließe ſich nach
unſerer Meinung durch eine ſtrengere Marſchordnung und eine
nech ſtraffere Fahrdiſziplin erreichen, daß jedes Ueberholen, ſo=
weit
nicht eine Panne des Vorausfahrenden es notwendig macht,
unter Umſtänden bei Strafe, unterbliebe. Die Strecke war ſo
vorbildlich eingeteilt, daß alle Fahrzeuge bequem die Zeit ein=
halten
konnten trotz der zweifellos großen Anforderungen, die
an die Wagen und Fahrer infolge der erheblichen Steigungen,
Gefälle, dauernden Kurven und des nicht immer vorbildlichen
Zuſtandes der Straßen geſtellt wurden.
Die geſtrige Fahrt führte durch die landſchaftlich ſchönſten
Teile des Odenwaldes und erſchloß ſo viele, herrliche Pano=
ramen
daß das Auge nicht fatt werden und all das Geſehen=
verarbeiten
und f=ſthalten konnte. Die Mitfahrer hatten zweifel=
los
einen ungetrübten Genuß, während die Fahrer nur einen
ganz geringen Bruchteil erfaßten. Das ſtete Beobachten des
Vordermanns, der eigenen Maſchine, das Rückſichtnehmen anf
den Zuſtand der Straße, die Anwendung der notwendigen Fahr=
teihnit
raubten ihm trotz der geringen Marſchgeſchwindigkeit die
Möglichkeit, das Wandern ganz auszukoſten. Die ſportlichen
Anforderungen waren überaus groß und rechtfertigten zweifel=
los
die Ausgabe der künſtleriſch wertvollen Odenwaldplakette.
In den zahlreich durchfahrenen Dörfern und Städten ſtan=
den
die Einwohner Spalier. Je nach ihrem Temperament
winkten ſie freundlich zu oder ließen den nicht endenden Zug
ſtaunend vorüberziehen
Hätten ſie gewußt, daß es den Teilnehmern an dieſer Fahrt
nicht daranſ ankam, Kilonieter zu freſſen und um einiger Minu=
ten
willen ſich ſelbſt und ihre Mitmenſchen in Gefahr zu brin=
gen
, ſondern die Schöaheiten ihrer engeren Heimat kennen zu
lernen, dann wären ſie zweifellos noch freundlicher geweſen .
Bei der Mittagsraſt in Erbach, das zu Ehren der Gäſte
Feiertagsſchmuck angelegt hatte, wurden die üblichen Begrü=

ßungsanſprachen gehalten. Herr Hartmann überreichte bei die=
ſer
Gelegenheit dem Burgermeiſter der Stadt, dem Vertreter
des Verkehrsvereins und des Heſſiſchen Automobil=Clubs eine
Plakette.
Pünktlich um 5 Uhr nachmittags trafen der Führungswagen
und daran anſchließend ſämtliche Fahrtteilnehmer an dem als
Ziel und Parkplatz gewählten Ort, dem Orangeriegarten, ein.
Die Gäſte verſammelten ſich zu gemütlichem Beiſammenſein und
in Erwartung der Preis= ſowie Plakettverteilung in dem feſtlich
mit den Stadt= und A. D.A.C.=Fahnen geſchmückten Orangerie=
haus
. Nach herzlichen Begrüßungsworten durch den 1. Vorſitzen=
den
des Darmſtädter Automobil= und Motorrad=Clubs ſowie
Herrn Oberbürgermeiſter Mueller als Protektor der Veranſtal=
tung
, welchem gleichzeitig in Dankbarkeit die ſilberne Odenwald=
Plakette 1929 überreicht wurde, übernahm der in Darmſtadt nicht
unbekannte Herr Heinz Heberer in Begleitung eines vorzüg=
lichen
, von dem Stadt=Orcheſter geſtellten Quartetts durch
ſehr nette Lieder= und Muſikvorträge den gemütlichen Teil, um
den Teilnehmern, die alle in geſpannter Erwartung auf die
Preisverteilung waren, welche nicht unweſentliche Rechenauf=
gaben
ſtellt, die Wartezeit zu verkürzen. Und ſo verflogen die
wenigen Stunden bis zur Preis= und Plakettenverteilung in
fröhlichſter Stimmung. Der im vorigen Jahre bei der erſten
Odenwaldfahrt des Darmſtädter Automobil= und Motorrad=
Clubs vom Verkehrsverein Erbach i. O. geſtiftete wundervolle
und damals von dem Mainzer Automobil=Club erworbene Wan=
derpreis
(eine herrliche Elfenbeinfigur aus Erbacher Werkſtätten)
wurde bei der diesjährigen Fahrt, deren Verlauf trotz der zu
überwältigenden und glänzend gelöſten Schwierigkeiten, ein ganz
ausgezeichneter zu nennen iſt, zumal auch bedeutende Teilnahme
zu verzeichnen war, zum zweiten Male und damit endgültig von
dem Mainzer Automobil=Club erworben, welcher in größter
Freude das mit ſchwerem Herzen wieder abgelieferte Kleinod
in Empfang nahm unter herzlichſter Anſprache durch den Vor=
ſitzenden
des Verkehrsvereins Erbach.
Ferner gingen als Preisträger hervor: der Frankfurter Auto=
mobil
= und Motorrad=Club mit dem 1. Clubpreis, von der Stadt
Darmſtadt geſtiftet, der Motorſport=Club Bingen mit dem
2. Clubpreis und ſchließlich der Motorfahrer=Club Aſchaffenburg
mit dem 3. Clubpreis. Nun begann die Verteilung der Oden=
wald
=Plaketten, deren Ausführung von der bekannten Präge=
anſtalt
F. Wiedemann (Frankfurt) lobend zu erwähnen iſt und
die von den Beteiligten mit Freude in Empfang genommen
wurden. Dem Darmſtädter Automobil=Club wurde volle Aner=
kennung
für ſeine Veranſtaltung ſeitens der anweſenden Gau=
vorſtandsmitglieder
des A. D.A. C. gezollt, der ſich ſämtliche Teil=
nehmer
anſchließen dürften. Er kann ſtolz und zufrieden auf
dieſe herrliche Fahrt ſein.

Der Rückgang der allgemeinen Arbeitsloſigkeit beginnt endlich, ſich
auch auf dem kaufmänniſchen Stellenmarkt auszuwirken, wenn auch nur
in ſehr geringem Umfange. Die Kündigungen und Entlaſſungen gingen,
nach den Beobachtungen der Stellenvermittlung des Deutſchnationalen
Handlungsgehilfenverbandes, im Juni zurück. Das Stellenangebot er=
fuhr
zwar keine Steigerung, aber trotzdem konnten mehr Vermittlungen
erzielt werden. Das bisher vielfach zu beobachtende Zögern bei der Neu=
beſetzung
freigewordener Poſten zeigte ſich ſeltener. In Stuttgart fehlte
es ſogar an jungen, tüchtigen Bewerbern für ſofort zu beſetzende
Stellen. An Stenotypiſten, jungen Buchhaltern für neuzeitliche Buch=
haltungsmethoden
, Verkäufern für Eiſenwaren, Speditionskräften man=
gelte
es in einigen größeren Städten. Der Geſamtbewerberbeſtand be=
trug
bei der Stellenvermittlung des D.H.V. am Ende des Monats Juni
noch 14 342 gegenüber 14 594 Ende Mai, die Zahl der zu bearbeitenden
offenen Stellen 2795 gegen 2807.
Recht uneinheitlich iſt der Stellenmarkt noch immer in der Metall=
induſtrie
. Beſonders in Süddeutſchland war die Beſchäftigungslage un=
befriedigend
. In anderen Bezirken wird die Lage als gut bezeichnet,
obwohl in Weſtdeutſchland, im Zuſammenhang mit neuerlichen Natio=
naliſierungsmaßnahmen
, Entlaſſungen kaufmänniſcher Angeſtellter ſtatt=
fanden
. Aus der Textilinduſtrie lauten die Berichte noch immer recht
ungünſtig, ebenſo aus der Schuhinduſtrie. In Crimmitſchau ſind die
Tuchfabriken gut beſchäftigt. Die chemiſche Induſtrie zeigte ſtärkere Nach=
frage
. Im Groß= und Einzelhandel iſt eine Aenderung der Lage nicht
eingetreten.

Vermißt. Der 15jährige Engelhardt Arnſtädt, Sandbergſtraße 29,
wird ſeit 6. 7. 29 vermißt. Er trug hellgrau geſtreiften Anzug, braune,
abgetragene Schuhe und hellblauen Hut. Das Dienſtmädchen Auguſte
Hofmann, geb. 9. 3. 1913 zu Eppſtein (Pfalz) hat ſich am 5. 7. 29 gegen
23 Uhr aus ſeiner Dienſtſtelle, einer hieſigen Wirtſchaft, entfernt und
wird ſeitdem vermißt. Es iſt nicht ausgeſchloſſen, daß ſich das Mädchen
ein Leid angetan hat. Sachdienliche Mitteilungen werden von der
Kriminalpolizei, Zimmer 3, erbeten.
Autodiebſtahl. Einem Kaufmann aus der Frankfurter Straße
wurde ſein 4=Zylinder=Opelwagen V. S. 6113, der vor einer Kleider=
fabrik
im Schloßgraben aufgeſtellt war, am Freitag abend zwiſchen 21,30
und 22,30 Uhr geſtohlen. Der Wagen hat blaugrauen Anſtrich und
Linksſteuerung. Sachdienliche Mitteilungen werden an die Kriminal=
polizei
, Zimmer 3, erbeten.
Aus den Parkeien.
Oeffentliche Verſammlung morgen Dienstag, den
9. Juli, abends 8.30 Uhr, im Perkeo (Alexanderſtraße). Redner: Gott=
fried
Feder, M.d.R. (Näheres ſiehe heutige Anzeige.)

(Nachdruck verboten.)
js. Im Betriebe des Fleiſchermeiſters B. in H. wurde am
3. November 1927 durch einen beamteten Tierarzt und einen
Polizeibeamten eine Reviſion vorgenommen, bei der im Laden=
raum
34 Pfund verdorbenes Mettfleiſch und 3 Pfund Oberfilet
gefunden wurden. Der Meiſter, der mit ſämtlichem Perſonal an
dieſem Tage eine große Fleiſchlieferung an die Militärbehörde
ausführte, hatte den Laden unter der Obhut ſeiner Tochter zurück=
gelaſſen
, die das verdorbene Fleiſch nicht bemerkt und zuſammen
mit geſunden Fleiſchſtücken liegen gelaſſen hatte. Das Land=
gericht
Hannover verurteilte am 10. September 1928 den
Fleiſchermeiſter B. wegen Vergehens gegen 3 und 12 des Nah=
rungsmittelgeſetzes
zu 300 Mark Geldſtrafe. Dieſes Urteil iſt jetzt
vom 3. Strafſenat des Reichsgerichts beſtätigt wor=
den
. Das Landgericht habe feſtgeſtellt, daß die verdorbenen, mit
Bakterien durchſetzten Fleiſchſtücke im Geſchäftsraum des Ange=
klagten
ſo aufbewahrt worden ſind, daß das kaufende Publikum
annehmen konnte, ſie ſeien zum Verkauf geſtellt. Wenn ſich der
Angeklagte demgegenüber darauf beruft, daß er das Ladengeſchäft
dringender anderer Geſchäfte wegen unter der Obhut ſeiner ſach=
unkundigen
Tochter zurücklaſſen mußte, ſo kann er damit nicht
gehört werden. Wenn ein Geſchäftsherr ſeinen Laden zu ver=
laſſen
gezwungen iſt, muß er einen ſachkundigen Vertre=
ter
beſtellen. Es wird dem Angeklagten nicht zur Laſt gelegt,
daß er ſeinen Laden nicht aufgeräumt hat, ſondern es iſt mit Recht
darin eine Fahrläſſigkeit erblickt, daß er den Laden zum Verkauf
öffnen ließ, ohne ſich darum zu kümmern, daß eine fachkundige
Perſon nach dem Rechten ſah. Reichsgerichtsbriefe‟ (3 D 346/28.
Urt. d. Reichsgerichts vom 30. Mai 1929.)

Tageskalender für Montag, den 8. Juli 1929.
Landestheater, Großes Haus: Geſchloſſen. Kleſines Haus: Ge=
ſchloſſen
. Orpheum, abends 8 Uhr: Der Geiſterzug. Kon=
zerte
: Schloßkaffee, Hotel Schmitz, Kaffee Ganßmann, Sportplatz=
Reſtaurant. Kinovorſtellungen: Union=Theater, Pallaſt=
Lichtſpiele.

Der Tod des Schwimmers im Abflußrohr
des Schwimmbeckens.
Iſt die Stadtgemeinde als Inhaberin der Schwimmanſtalt
ſchadenerſatzpflichtig?
(Nachdruck verboten.)
1s. Am 3. Juli 1926. gegen 10 Uhr abends, verunglückte der
Sohn der Klägerin in der ſchonen Schwimmhalle der Stadt Eſſen
dadurch, daß er beim Ablaſſen des Waſſers durch die ſtarke Saug=
wirkung
in das in der Mitte des Schwimmbeckens faſt ſenkrecht
unter den beiden Sprungbrettern liegende Abflußrohr gedrückt
wurde. Der Verſuch, den Abflußhahn zu ſchließen, mißlang, weil
der Verunglückte mit den Beinen ſo tief im Abflußrohr ſteckte, daß
es nicht mehr möglich war, die Verſchlußklappe zu bewegen. Da
auch jeder andere Verſuch, den Sohn der Klägerin herauszuziehen,
infolge der ſtarken Saugwirkung des Waſſers erfolglos blieb,
mußte man warten, bis das Waſſer abgefloſſen war. Der Ver=

Verdienſt des Sohnes zum Teil beſtritten wurde, nimmt die
Stadtgemeinde Eſſen auf Schadenerſatz in Anſpruch. Land=
gericht
Eſſen und Oberlandesgericht Hamm erkannten auf Ab=
weiſung
der Klage. Das Oberlandesgericht entnimmt aus der
Tatſache, daß der Schwimmeiſter um 9.45 Uhr das Ablaſſen des
Waſſers angekündigt und daß zu der Zeit, als er ſich nach dem
Maſchinenraum begab, um die Verſchlußklappe zu öffnen, niemand
mehr im Schwimmbecken geweſen (der Verunglückte befand ſich zu
dieſer Zeit unter der Brauſe), die Beklagte und ihre Angeſtellten
kein Verſchulden treffe. Auf die Reviſion der Klägerin hat jetzt
das Reichsgericht das Urteil des Oberlandesgerichts auf=
gehoben
und die Sache zur anderweiten Verhandlung und Ent=
ſcheidung
an einen anderen Senat des Oberlandesgerichts zurück=
verwieſen
. Aus den reichsgerichtlichen Entſcheidungsgrün=
den
geht folgendes hervor: Die Beklagte hatte von der Gefähr=
lichkeit
des Waſſerablaſſens aus dem Schwimmbecken bereits durch
einen früheren Unglücksfall Kenntnis erlangt. Das Oberlandes=
gericht
hätte deshalb auch unterſuchen müſſen, ob die Anbringung
des Roſtes nicht in der Weiſe möglich geweſen wäre, daß er ſich
nicht verſchieben konnte. Denn es iſt nicht ausgeſchloſſen, daß die
Rettung des Verunglückten möglich geweſen wäre, wenn man ihn
nach Schließen der Verſchlußklappe und Wegfall der Saugwirkung
hätte herausholen können. Die Lebenserfahrung ergibt, daß
Wiederbelebungsverſuche oft von Erfolg ſind, wenn Menſchen
längere Zeit unter Waſſer gelegen haben. Ein Verſchulden trifft
die Beklagte auch in der Hinſicht, daß ſie die Anſtalt nicht vor dem
Ablaſſen des Waſſers hat räumen laſſen. Wenn eine Anſtalt
einem Schwimmverein von 8 bis 10 Uhr zur Verfügung geſtellt=
wird
, ſo wird gewöhnlich angenommen, daß bis um 10 Uhr ge=
ſchwommen
werden kann, nicht daß man um 10 Uhr die Anſtalt
verlaſſen müſſe. (Reichsgerichtsbriefe, VT 522/28. 18. Febr. 1929.)

Skimmen aus dem Leſerkreiſe.
(Für die Veröffentlichungen unter dieſer Ueberſchrift übernimmt die Nedakilon keineriel Den=
antwortung
; für ſie bleibt auf Grund des § 21 Abſ. 2 des Preſſegeſetzes in vollem Umfange
der Einſender verantwortlich.) Einſendungen, die nicht verwendet werden, fönnen nicht
zurückgeſandt, die Ablebnung nicht begründet werden.
Bei meinen häufigen Spaziergängen in den Anlagen öſtlich des
Exerzierplatzes habe ich in dem ſüdlichen Teil oft wildernde, im Gebüſch
herumſtreifende Katzen angetroffen. Am Donnerstag abend wurde ich
durch die anhaltenden aufgeregten Warnungstöne eines Grasmücke
darauf aufmerkſam gemacht, daß Gefahr in der Nähe ſei. Als ich näher
kam, lief eine Katze aus dem Gebüſch und verſchwand in dem gegenüber=
liegenden
Buſchwerk. Das verängſtigte Vögelchen konnte ſich aber gar
nicht wieder beruhigen, entweder war noch eine zweite Katze dort, oder
die Katze hatte ihr Junges geraubt. Wir haben keinen Ueberfluß an
Singvögeln (nur an Sperlingen), und freuen uns über jede Vogel=
ſtimme
, die wir in den Anlagen hören; aus dem Herrngarten ſind
die Buſchbrüter, unſere lieblichſten Sänger, durch die ſinnloſe Ent=
fernung
des Unterholzes vertrieben, um ſo mehr ſollte man ſie dort
pflegen, wo ſie noch niſten können. Berufene Leute ſollten beauftragt
werden, die größten Feinde unſerer lieben Singvögeln, die wildernden
Katzen, abzuſchießen.
W.

Wer iſt Radfahrer?.
Zweifellos iſt ein Menſch, der auf einem Rad fährt, ein Radfahrer.
Aber iſt er es auch, wenn er ein Rad treu und brav ſchiebt?
Es gibt manche Wege, auf denen Radfahren mit Recht verboten iſt.
Wenn man nun etwa um einem Fußgänger ein Stück das Geleite
zu geben oder um eine ſtille Bank zu erreichen auf einem Fußgänger=
weg
ſein Rad ſchiebt, iſt man dann ſchon ein Geſetzesübertreter und
ſtrafbar?
Da ein hieſiger Förſter (den Amtstitel weiß ich nicht) behauptet,
man ſei Radfahrer auch als Naddrücker oder Radſchieber und ſtraf=
bar
auf ſolchen Fußgängerwegen, ſo wäre die Bevölkerung ſicher dank=
bar
für Aufklärung. Ja, eine ſolche Aufklärung müßte eigentlich
erfolgen, denn aller Gepflogenheit nach war bisher Raddrücken auch
auf Fußgängerwegen nicht ſtrafbar zumindeſt nicht im Glauben des
Volkes.
Es macht auch ſicher für einfache Menſchen, die die Radfahrer doch
meiſtens ſind, keinen Unterſchied, ob ſie leſen Radfahren verboten
oder Für Radfahrer verboten‟. Das, behauptet der Förſter, ſei der
feine Unterſchied, den man zur Verſchärfung gefunden habe, daß ein
Weg eben für Radfahrer verboten ſei. Dann dürfe auch nicht das
Rad geſchoben werden.
Arme Radfahrer! Nun müßt ihr alle Rechtswiſſenſchaft ſtudieren.
Ein gewöhnlicher Sterblicher, vom nichtjuriſtiſchen Dr. abwärts, ver=
ſteht
den Unterſchied nicht ſo im Vorüberfahren. Daher die Bitte
oder die Notwendigkeit? einer großzügigen Aufklärung, es ſei denn,
man wolle Rechtsübertreter abfaſſen.
Uebrigens eine Doktorfrage , was ſchadet es einem Fußweg,
wenn ein Rad darüber geſchoben wird, und wer kann dabei zu
Schaden kommen?
Sollte die Doktorfrage im Sinne des oben erwähnten Förſters er=
ledigt
werden, könnte man da keinen klareren (für einfache Menſchen!)
Unterſchied finden als Radfahren orboten und Für Radfahrer ver=
boten
? Für Fahrräder verboten wäre vielleicht ſchon klarer, Frei=
lich
ſagen am Ende die Rechtskundigen , dann würde im Ueber=
tretungsfalle
das Fahrrad ſtrafbar und der Menſch ginge frei aus. Ja,
das Recht iſt ſchwer und ſeine Sprache gar!
T.

urteilt auf Grund seiner Erfahrungen, welche er in der Praxis mit den
verschiedenen Reifenfabrikaten gemacht hat.
Die uneingeschränkte Anerkennung durch die Fachwelt ist kennzeichnend
für CONTINENTAL-Fahrrad- und Kraftradreifen. Ihre lange Lebensdauer
ist sprichwörtlich geworden.
Der Fachmann weiß: Das größereAbnutzungsmoment einer reich gegliederten,
griffigen und gleitsicheren Lauffläche, wie sie der CONTINENTAL- Kraftrad-
reifen
besitzt, kann nur durch Zähigkeit derGummigualität ausgeglichen werden.
CONTINENTAL-Fahrrad- und Kraftradreifen vereinigen in sich die Eigen-
schaften
des Qualitätsreifens:
Lange Lebensdauer Unbedingte Zuverlässigkeit.

Belieferung nur dureh Händler,

[ ][  ][ ]

Geite 4

Montag den 8. Zuli 1929

Nummer 187

Pom großen Beerfelder Pferde, Fohlen=
und Zuchtviehmarkt

am 2., 8. und 9. Zuli 1929.

m. Beerfelden, 7. Juli 1929.
Früher als ſonſt ſammelte ſich heuer das Drum und Dran des
Marktes. Schon Mitte der abgeſchloſſenen Woche füllte ſich der Markt=
platz
faſt lückenlos mit Wagen, deren Inhalt rund um die Kirche und
in der Marktſtraße ein Meſſedorf erſtehen ließ von all den lockenden
Gegenſtänden, Unterhaltungen und Beluſtigungen, die ſo ein Jahr=
markts
= und Meſſetreiben ausmachen. Von dieſem Zentralpunkt ſtrahlte
es aus, die Marktſtraße hinunter, Stand an Stand; auf dem Metzkeil
dann wieder eine Erweiterung zu einem zweiten Mittelpunkt, weiter
die Viehgaſſe hinaus in das Gebiet, das im Zuſammenhang mit dem
morgigen Hauptmarkttag gebracht werden ſoll.
Das ſprichwörtlich gewordene Marktwetter ſchien geſtern und heute
früh nicht gehörig Notiz genommen zu haben von dem Umſtand, daß
unſer Markt des Darmſtädter Sängerfeſtes des Heſſ. Sängerbundes
wegen 8 Tage früher gelegt wurde, und zeigte darum ſeine Launen,
behinderte aber trotzdem die Veranſtaltungen des heutigen Tages nicht.
Vollſtändig unbehelligt von einzelnen Zwiſchenſpritzern ging heute von=
ſtatten
das
Reit= und Fahr=Turnier.
Die Oberleitung darüber hat der Vorſtand des Reit= und Fahr=
vereins
für die Oberzent, Herr Rittmeiſter a. D. C. Loeſch, Baben=
hauſen
, Herr A. Willenbücher und Herr W. Breimer, ſowie das Pferde=
marktkomitee
, Vorſitzender Herr Bürgermeiſter Löb, hier. Klugerweiſe
hat die Leitung das Turnier getrennt in eine Vor= und eine Nach=
mittagsveranſtaltung
, und ſo geſchah von heute morgen 10 Uhr ab
die Eignungsprüfung der Geſpanne. Als Richter fun=
gierten
die Herren: Ober=Landesſtallmeiſter Hertel=Darmſtadt, Bürger=
meiſter
Kredel=Elsbach und W. H. Breimer 2., Beerfelden. Und dieſe
Herren hatten keine leichte Arbeit, da fahren auf die ſchönſten und beſten
Wagen und Geſpanne, fein herausgeputzt wie ſonſt nie im Lauf des
Jahres, die Lenker ſind meiſt auch nicht ſchlecht. Die Prüfung der
Arbeitsgeſpanne zerfiel in eine für landwirtſchaftlich und eine
ſolche für gewerblich benützte Geſpanne. Selbſt dieſe meiſt maſſigen
Tiere zeigen oft viel Temperament, es fält dem Lenker ſchwer, ſie in
Nuhe zu halten, und der Trab möchte gern in Galopp ausarten. Noch
mehr trat dies in Erſcheinung bei der Eignungsprüfung für Wagen=
geſpanne
; hier leichte Stuhlwägelchen und Breaks, ein= oder zwei=
ſpännig
, die Geſchirre meiſt herrſchaftlich, die Tiere lebendig, queckſilbern
beweglich, das Tänzeln und Hüpfen verhindert oft nur des Fahrers
züigelnde Hand. So war auch dieſe Morgendarbietung zunächſt ernſte
Arbeit, dann aber auch für den Kenner intereſſantes Erleben, für den
Nichtkenner fremdes, und deshalb anregendes und feſſelndes Schauen.
Mittags folgte das
Trab=, Galopp= und Geländereiten.
Die Bahn war diesmal überſichtlicher als in den früheren Jahren
angelegt, für die Reiter etwas heikler, da ſie Ellipſenform hatte; und
überaus zahlreich von nah und fern hatten ſich Schauluſtige eingefunden,
die mit äußerſter Anteilnahme dem ganzen Vorgang folgten. Ruhig,
aber für temperamentvolle Pferde und ihre Reiter ſchwieriger war das
Trabreiten der Kalt= und Warmblüter; ſpannend und mitreißend das
Galoppreiten, hei, wie flogen die flinken, ſehnigen, oft unanſehnlichen
Nenner, geſchickt gelenkt von den gewandten Reitern. Nicht verſchwiegen
ſei, daß einige derſelben auch auf den grünen Raſen kollerten, glücklicher=
ſveiſe
ohne Schaden zu nehmen.
Außer den eingangs ſchon genannten Herren waren erſchienen die
Herren: Kreisdirektor von Werner, Kreisamtmann Eibach, Se. Erl.
Graf Konrad und Erbgraf Alexander zu Erbach=Erbach und Graf Joſeph
zu Erbach=Fürſtenau, Gutsbeſitzer Nahm=Heubach. Den Reiterverein
Oberzent hatte bei den Vorübungen unterſtützt Herr Müller=Lengfeld.
Die Preisverteilung leitete Herr Bürgermeiſter Löb, hier, ein, indem
er ſeiner Befriedigung Ausdruck gab über den ſchönen Verlauf und zu
weiterer Beteiligung durch Beitritt zum Reiterverein aufforderte, ſein
Hoch galt dem letzteren. Herr Landesſtallmeiſter Hertel ſprach in ähn=
lichem
Sinn, freute ſich über das ſchöne Feſtwetter, betonte die Bedeu=

tung des Reitens für den Landwirt und im allgemeinen, gab ſeiner
Genugtuung Ausdruck über die Blüte der Pferdezucht in unſerer
Gegend, beſonders in Airlenbach, und forderte auf zu einem Hoch auf
die Feſtſtadt Beerfelden und ihren wackeren Bürgermeiſter, Herrn Löb.
Herr Willenbücher zollte Dank hauptſächlich Herrn Landesſtallmeiſter
Hertel und Herrn Rittmeiſter Loeſch und ſchloß, nachdem er die Preis=
verteilung
vollzogen hatte, mit einem Hoch auf die Sieger. Die Preiſe
beſtanden in zahlreichen ſchönen und wertvollen Gegenſtänden und Geld.
Sieger=Liſte beim Reit= und Fahr=Turnier.
Eignungsprüfung für Arbeitsgeſpanne: a) landwirtſchaftlich
beutzte: 1. Ehrenpreis, 1. Preis und Züchterpreis, Fahrerpreis
Joh. Ad. Siefert, Airlenbach, Fahrer: G. Siefert. 2. Ehrenpreis,
2. Preis und Pflegerpreis: Ludwig Siefert, Airlenbach Fahrer; Fr.
Holſchuh. 3. Ehrenpreis, 3. Preis und Pflegerpreis: Ludwig Kredel,
Airlenbach, Fahrer: P. Holſchuh. 4. Ehrenpreis und 4. Preis: Gg.
Kaiſer, Airlenbach, Fahrer: W. Kaiſer. b) gewerblichbenutzte:
1. Ehrenpreis, 1. Preis und Pflegerpreis: W. H. Breimer 2. Beer=
felden
, Fahrer: Leonh. Holſchuh. 1. Ehrenpreis, 2. Preis und Pfleger=
preis
: Gebrüder Weber, Beerfelden, Fahrer: L. Berger.
Eignungsprüfung für Wagengeſpanne: a) Zweiſpänner: 2.
Preis: Wilh. Breimer, Beerfelden, Fahrer: Fr. Lenz. 2. Preis:
Gg. Kredel, Elsbach, Fahrer: Gg. Kredel. 3. Preis: Ad. Siefert,
Airlenbach, Fahrer: G. Siefert. 3. Preis: Gg. Helm, Airlenbach,
Fahrer: Gg. Helm. b) Einſpänner: 1. Preis: Gg. Kredel,
Elsbach, Fahrer Gg. Kredel. 1. Preis: Ph. Hotz, Gammelsbach,
Fahrer: Otto Hotz. 2. Preis und Fahrerpreis: K. Löb, Beerfelden,
Fahrer: Erich Beck. 3. Preis und Züchterpreis: Ad. Siefert, Airlen=
bach
, Fahrer: Gg. Siefert. 4. Preis: Ad. Altendorf 6., Nimbach,
Fahrer: Gg. Altendorf.
Trabreiten (Kaltblüter): 1. und Ehrenpreis: Joh. Ab. Siefert,
Airlenbach, 6 J., F. St., Olga, Reiter: Gg. Siefert. 2. und Ehren=
preis
: Gg. Trautmann, Hetzbach, 6. J., br. W., Fritz, Reiter: Beſitzer.
3. Preis: Ph. Hotz, Gammelsbach, 5 J., br. St., Fanny, Reiter:
Otto Hotz
Trabreiten (Warmblüter): 1. und Ehrenpreis: Ad. Bär 2., Langen=
Brombach, 11. J., br. St., Fanny, Reiter: Ad. Bär 4. 1. u. Ehren=
preis
: O. H. Kumpf, Beerfelden, 10 J., R. St., Reiter: R. Beck. 2. Pr.
Ad. Bär 2., Langen=Brombach, 4 J., br. St., Frieda, Reiter: H. Arras.
2. Preis: V. Rothermel, Unter=Moſſau, 7 J., F. St., Flora, Reiter:
Gg. Rothermel. 3. Preis: H. Eidenmüller, Lengfeld, 6 J., R. St.,
Hilde, Reiter: H. Eidenmüller. 3. Preis: Ad. Altendorf 6., Rimbach,
8 J., br. St., Reiter: Gg. Altendorf. 4. Preis: G. Ad. Schütz, Rim=
bach
, 4 J., F. W., Reiter: P. Schütz. 4. Preis: Ph. Hotz, Gammels=
bach
, 6 J., F. St., Fuchs, Reiter: Otto Hotz. 5. Preis: A. Wilhelm,
Beerfelden, 5 J., R. St., Reiter: Gg. Wilhelm.
Galopp=Reiten. 1. und Ehrenpreis: Altendorf 6. Rimbach, 8 J.,
br. St., Reiter: Gg. Altendorf. 1. Sonderpreis: H. Münch, Fried=
richsdorf
, 11 J., Ir. W., Bergfink., Reiter: H. Schmidt 2. Preis:
Gg. Helm, Airlenbach, 5 J., br. W., Irma, Reiter: Gg. Helm. 3.
Preis: Löb, Bürgermeiſter, Beerfelden, 7 J., br. St., Bella, Reiter:
Gg. Holler.
Gelände=Reiten (Kaltblüter): 1. und Ehrenpreis: K. Müller, Leng=
feld
, 5 J., F. W., Prinz, Reiter: K. Müller. 2. Preis: J. Ad. Siefert,
Airlenbach, 6 J., F. St., Lilly, Reiter: Gg. Siefert. 3. Preis: Gg.
Trautmann, Hetzbach, 6 J., F. W., Hermann, Reiter: Gg. Trautmann.
Gelände=Reiten (Warmblüter): 1. Preis umd Ehrenpreis: Wol.
Rothermel, Under=Moſſaz, 7 J., F. St., Flora, Reiter: Gg. Nothenmel.
2. Preis: K. Müller, Lengfeld, 5 J., br St., Lieſel, Reſiter K.
Müller. 3. Preis: Ad. Bär 2., Langen=Brombach, 4 J., br. St.,
Frieda, Weiter: Gg. Arras. 4. Preis: Aug. Willhelim, Beerfelden, 5 J.,
R. St. Bella, Reiter: Gg. Wilhelm. 5. Priis: H. Gidenmmüiller,
Lengfeld 6. J., R. St., Hillde, Reiter: H. Ebenmüüller. 6. Preis:
Löb, Bürgermeiſter, Beerfelden, 7. J., br. St., Bella, Reiſter: Gg.
Holler.

Ck. Groß=Gerau, 6. Juli. Neue Verkehrsumleitung. In
der Mainzer Straße ſind die Kanaliſationsarbeiten nunmehr beendet.
Dafür wird jetzt die Schützenſtraße in Angriff genommen. Aus dieſem
Anlaß wird der Durchgangsverkehr von und nach Mainz, der bisher
über die Schützenſtraße umgeleitet wurde, ab Montag, den 8. Juli,
wieder durch die Mainzer Straße geleitet. Die Schützen= und Stein=
ſtraße
bleibt von dieſem Tage ab für jeden Fuhrwerksverkehr geſperrt.
Am Samstag wird einer der ſchwierigſten Abſchnitte des Kanaliſations=
programms
in Angriff genommen: die Unterführung der Kanaliſation
am Bahnübergang in der Frankfurter Straße. Der Bahnübergang
iſt von Samstag bis Montag für den Verkehr geſperrt.
a. Offenbach, 6. Juli. Schluß mit der Ausgabenwirt=
ſchaft
! Man ſchreibt uns: Die Stadtverwaltung, unterzeichnet der
Oberbürgermeiſter, hat am 28. Februar unſeren Stadthaushalt mit der
Anmerkung vorgelegt, die Ausgaben ſeien auf das unumgänglich not=
wendige
Maß beſchränkt worden. Inzwiſchen iſt die Stadtverwaltung,
durch die Not der Zeit und die Schwierigkeiten bei der Verabſchiedung
des Haushaltsplans veranlaßt, dazu übergegangen, doch noch weitere
Abſtriche zu empfehlen. Sie betragen nach ihrem neueſten Vorſchlage
rund 417 000 Mark, wovon 265 000 Mark auf das Wohlfahrtsamt ent=
fallen
. Am 16. Mai war vorgeſchlagen, das Wohlfahrtsamt um 415000
Mark zu kürzen. Das Zurückgehen der Verwaltung auf 265 000 Mark
iſt zweifellos ein Vermittlungsvorſchlag und ein Entgegenkommen an
die Sozialdemokratie. Im ganzen ſollen neuerdings 417 000 Mk. abge=
ſetzt
und 1 577 000 Mk. durch Erhöhung und Einführung von Steuern
und Abgaben gewonnen werden. Bei unſerem darniederliegenden
Wirtſchaftsleben muß immer wieder verlangt werden, daß der Fehl=
betrag
durch weitere Abſtriche beſeitigt und mit der Ausgabenwirtſchaft
endlich Schluß gemacht wird. Zur Erreichung dieſes Zieles wäre es
nur nötig, die Ausgaben um durchſchnittlich 6,5 v. H. zu droſſeln. Die
Bürgerfraktion war bis jetzt die einzige, die ſchüchtern auf dieſen Weg
wies und Abſtriche im Geſamtbetrage von rund 450 000 Mk. verlangte.
Die Stadtverwaltung möge dieſen Weg weiter verfolgen! Es iſt ja
anzuerkennen, daß die Stadtverwaltung auch den Abſtrich kleiner und
kleinſter Beträge empfohlen hat (100 Mk. Reinigungsmittel, 780 Mk.
Fortbildungsſchule, 1000 Mk. Schulgeräte, 2000 Mk. Ledermuſeum, 3000

Mk. Reiſekoſten, 5000 Mk. Künſtlerunterſtützung uſw.). Es iſt erklärlich
und bedauerlich zugleich, daß die Stadt die 20 000 Mark nicht aufbringen
kann, die noch im vergangenen Jahre für die Betreuung von wohl 2500
Kindern auf Spielplätzen, im Wald, in Licht, Luft und Sonne verwen=
det
wurden. Nicht verſtanden aber wird in der Bürgerſchaft, daß
dann nicht auch die 7000 Mk. für Wanderungen von etwa 250 Kindern
an den Bodenſee, den Thüringer Wald uſw. und ein Teil der 15 000
Mk. für Unterſtützung befähigter Schüler geſtrichen werden. Hier könn=
ten
ganz gut weitere 17 000 Mark gewonnen werden. Mindeſtens aber
müßten die 7000 Mk. für weite Wanderungen weniger Kinder für
die Betreuung der großen Maſſe kleinerer Kinder verwendet werden.
Bei genauer Durchſicht des Haushaltsplanes findet man weiter, daß die
Fortbildungsſchule dieſes Jahr für Schülerausflüge und Beſichtigungen
2200 Mk. vorſieht, während ſie noch 1927 mit 181 Mk. auskam. Die
Handelslehranſtalt kannte die Wanderungen vor zwei Jahren noch gar
nicht. Diesmal glaubte ſie 350 Mk. fordern zu können. Die Studien=
anſtalt
kam 1927 mit 66 Mk. aus. Nun werden 360 Mk. verlangt. Sehr
bezeichnend iſt, daß, wie verſichert wird, ſämtliche Anſtalten die Er=
höhung
oder Einſtellung der Koſten für Wanderungen unter Berufung
auf die Volksſchule verlangen! Die Notwendigkeit und Zweckmäßigkeit
wird daneben natürlich auch ins Fels geführt. Wer konſequent ſein
will, kann da in keinem Falle verſagen. So treibt hier eins das andere,
und gerade das Kapitel der Wanderungen auf öffentliche Koſten iſt in
dieſer Beziehung ein Muſterbeiſpiel. In Zeiten der Not, in der alles
nach Abbau und Einfachheit ſchreit, muß einmal gezeigt werden, wie
von gewiſſer Seite planmäßig an der Erhöhung der Ausgabenſeite
gearbeitet wird. In Zeiten der Not laſſen ſich aber auch Abſtriche ver=
treten
, an denen man lieber nicht gerührt hätte. Aehnliche Abſtriche
laſſen ſich in allen Abſchnitten des Voranſchlages finden. Das Maß,
das unumgänglich notwendige Maß, auf das alle Ausgaben beſchränkt
werden müſſen, iſt alſo zweifellos noch nicht erreicht, und es iſt möglich,
in den Abſtrichen noch weiter zu gehen, wenn man den Entſchluß dazu
auf= und den guten Willen dazu mitbringt.
P. Rüffelsheim, 8. Juli. Die Opelwerke haben einer Reihe von
Werkmeiſtern und Vorarbeitern ihrer Automobilbauabteilung den Auf=
trag
gegeben, auf ihre Koſten eine längere Reiſe nach den Vereiwigten

Staaten von Nordamerikr zu untemehmen, um dort in Detroit die
Automobilwerke der General Moſors Cooveration zu beſichtigen, die
dortigen Arbeitsmethoden zu ſtudieren und ihre Einführung in den
Opelweuken durchzuführen.
Ah. Oppenheim (Rheir), 8. Juli. Auf dem Felde tödlich
verunglückt. Der Landwirt G=ong Leib aus Mommenheim war
mit Pferd und Mähmaſchine wit Heumähen beſchäftigt, als ſein Pferd
fcheute. Dabei wurde der Unglückliche von der Maſchine erfaßt und
trug am Hals und Kopf ſo ſchwere Verletzungen davon, daß er alshald
ſeinen Verletzungen erlag.
Mommenheim (Kr. Worms), 5. Juli. Durch ſcheuende
Pferde tödlich verunglückt. Der Landwirt Leib arbeitete mit
Pferd und Rechen im Heu. Plötzlich ſcheute das Tier und ſprang über
einen Graben. Landwirt Leib wurde von der Maſchine erfaßt. Er
erlitt dabei an Hals und Kopf derartig ſchwere Verletzungen, daß er
nach einer Stunde verſtarb.
Ah. Bingerbrück, 8. Juli. Den Arm verloren. Ein Opfer
ſeines Berufes wurde der im Vingerbrücker Bahnhof als Wagenputzer
beſchäftigte Bahnbedienſtete Hch. May aus Weiler bei Bingerbrück, ein
56jähriger Familienvater. Er wurde, als er ſich in einem ſogen. toten
Gleis an die Reinigung eines Perſonenwagens begeben wollte, von
einem abgeſtoßenen Packwagen erfaßt und umgeworfen. Dabei kam er
unter die Räder des Packwagens. Der eine Arm wurde ihm ſo ſchlimm
zugerichtet, daß er im Binger Heilig=Geiſt=Hoſpital abgenommen weuden
mußte.
WSN. Ulrichſtein, 5. Juli. Fuchs und Schwan. Ein nächt=
licher
Kampf zwiſchen Fuchs und Schwan ſpielte ſich dieſer Tage auf
dem benachbarten Gut Selgenhof, das der Heſſiſchen Landwirtſchafts=
kammer
gehört, ab. Dort war ein Fuchs in den Uebernachtungsraum
der beiden zu dem Gute gehörigen Schwäne eingedrungen, um ſich einen
leckeren Braten zu holen. Nach längerem Kampfe zwiſchen den Tieren
unterlag einer der Schwäne den Angriffen des räuberiſchen Rotrockes,
der denn auch ungehindert mit ſeinem erbeuteten Schwan nach dem be=
nachbarten
Wald entwiſchen konnte.
Tommerkur tur
Merwenkranke
und Nervös-Erschöpfte. Spezialkuranstalt Hofheim
im Taunus bei Frankfurt am Main. Prosp, dureh T.586
San.-Rat Dr. M. Schulze-Hahleyss, Nervenarzt.
Rundfunk=Programme.
Frankfurt.
Montag, 8. Juli. 12.30: Schallplatten: Wieneriſch. S 15.05:
Dreigeſpräch zwiſchen Dr. Henry Hock, Redakteur Sitterding und
Dr. Laven über Kampfſport. 16.15: Stuttgart: Konzert
des Funkorch. Werke von Verdi. Mitw.: Anne Weegmann=Schmitt.
Flügel: Artur Haagen. 8 18.10: Aus dem Roman Old Bob. der
Hund von Kennymoor von Olivant. O 18.40: P. du Bois= Rey=
mond
: Oſtpreußen. o 19: Studienrat Lic. Dr. Reuning: Im
Lande der Pharaonen. 19.20: R. Sehnert: Vom Urlaub des
Angeſtellten. S 19.40: Engliſche Literaturproben. O 19.50: Engl.
Sprachunterricht. 20.15: Stuttgart: Konzert des Oberſchleſ.
Funkquartetts. Moldenhauer: Jütländiſches Tanzlied (Gutn Abend).
Sompek: Theorie und Praxis; Die Reklametafel. Löti:
Haſe und Häslein. Sompek: Zehn luſtige Morſterln. Kel=
dorfer
: Der zerſtreute Profeſſor; Die muſikaliſche Speiſekarte.
May: Zu Bremen im Ratskeller. Müller: Komiſche Serenade
aus der Poſſe Die falſche Pepita‟. Erwin: Leb wohl, ſchwarz=
braunes
Mägdelein. Ausf.: Willy Arlt (1. Tenor), Roman Bem=
ben
(2. Tenor), Dr. Walther Schön (Bariton), A. Karmainski
(Baß), G. Kluß (Klavier). O 22.15: Deutſche Proſa. Dreigeſpräch
zwiſchen R. K. Binding, B. von Brentano und E. Glaeſer. 0 22 45:
Konzert des Funkorch. Leitung: Kapellmeiſter Merten. Soliſtin:
Elena Seran;, Mailand (Sopran).
Königswuſterhauſen.
Montag, 8. Juli: 9 Uhr: Uebertragung aus Aachen, Eröffnungs=
anſprache
des Vorſitzenden des Verbandes deutſcher Elektrotechniker,
Miniſterialdirektor a. D. Dr.=Ing. Craemer: Der Weltfernſprechverkehr.
12 Uhr: Engliſch für Schüler. 12.30 Uhr: Schallplattenkonzert.
15 Uhr: Spaniſch. 15.40 Uhr: Lisbet Dill: Was mir an England
gefällt und nicht gefällt. 16 Uhr: Franzöſiſch, literariſche Stunde.
17 Uhr: Nachmittagskonzert. 18 Uhr: Dr. Langheinrich=Anthos:
Deutſche Meiſterkomödie. 18.30 Uhr: Profeſſor Dr. Deegener: Zoo=
logiſche
Beobachtungen in der Umgebung von Berlin. 18,55 Uhr: W.
Barnbeck: Deckung des Saiſonarbeiterbedarfs in der Landwirrſchaft.
19.20 Uhr: Meißner: Reiſe durch Finnland. 20 Uhr: Sonderveran=
ſtaltung
: Unterhaltungsmuſik, ausgeführt von dem Orcheſter Schmidt=
Genthner. 20.45 Uhr: Vom Wandsbeker Boten, Arthur Krausneck,
Rezitationen. 21.15 Uhr: Sonaten von Bach und Brahms, geſpielt
von Profeſſor Guſtav Havemann und Paul Höffer (Klavier). Danach
Tanzmuſit, Kapelle Robert Garden. Bildfunk.

Weikerberichl.
Mit dem 2bzug der Tiefdruckſtörung gelangt der Kaltluftſtrom ſüd=
wäris
na=0 Mitteleuropa. Er wird Barometeranſtieg verurſachen und
dürfte den weſtlichen hohen Druck auch über Deutſchland zur Ausbrei=
tung
bringen. Zun.chſt macht ſich jedoch der Rückſeiteneinfluß der
Störungen bemerkbar, ſo daß noch immer etwas unbeſtändiges Wetter
herrſcht und einzelne Schauer auftreten. Die bereits eingeſetzte Abküh=
lung
hält vorerſt an, und die Temperaturen werden noch etwas weiter
zurüickgehen. Erſt für Dienstag dürfte ruhigeres, mehr aufheiterndes
Wetter bei tagsüber langſam anſteigenden Temperaturen zu erwarten
ſein.
Ausſichten für Montag, den 8. Juli 1929. Zunächſt noch abwechſelnd
wolkiges Wetter mit Aufheiterung, weitere Abkühlung, einzelne leichte
Schauer, dann mehr ruhigeres Wetter.
Ausſichten für Dienstag, den 9. Jali 1929: Teils wolkig, teils heiter,
tagsüber leichte Erwärmung, meiſt trocken.

Hauptſchriftleitung: Rudolf Mauve
Verantwortlich für Polltik und Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feullleion, Reſch und
Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe; für Sport: Dr. Eugen Buhlmann;
für den Handel: Dr. C. H. Que iſch; für den Schlußdienſf: J. V.: Dr. Eugen Buhlmann;
für Die Gegenwart: Dr. Herbert Nette; für den Inſeratenteil: Willp Kuhle;
Druck und Verlag: L. C. Wittich ſämtich in Darmſtadt.
Für unverlangie Manuſſripte wird Garantie der Rückſendung nicht übernommen,

Die heutige Nummer hat 8 Seiten.

Eine Sonderklaſſe
T. A. S.=Motorräder,
1000f. bew. neueſte
Modelle eingetroff.
Zahlungserleichtrg.
Carl Lorſch, Fahr=
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Montag, den 8. Juli 1929

Seite 5

Nummer 182

Die Frage, zwiſchen welchen Vereinen das Entſcheidungs=
ſpiel
um die Deutſchie Fußballmeiſterſchaft zum Austrag kom=
men
wird, kann nech nieht beantwortet werden. Zwar hat ſich
die Sp.Vg. Fürth durch einen ganz überlegen erfochtenen 6.1
(2:1)=Zieg über den Preslauer SC. 08 vor 22 000 Zuſchauern im
Fraukfurter Stadion für das Endſpiel qualifiziert, aber der an=
dere
Endſpielteilnehmer ſehlt noch, denn beim zweiten Spiel des
Tages blieb die Eutſcheidung aus. Vor 40 000 Zuſchauern
kämeften die Meiſter von Berlin und Süddeutſchland, Herthal
BSC. und 1. FC. Nurnberg, im Berliner Poſtſtadion trotz zwei=
maliger
Verlängerung ohne einen Treffer; nach 150 Minuten
Spieldauer hieß das Ergebnis immer noch 0:0. Nürnberg war
durch den Erſatz im Sturm ſichtbar geſchwächt, außerdem iſt
aber aich die Mannſchaft unzweifelhaft ſtark überſpielt. Die
Berliner Elf hatte mehr Torchancen und hätte gewinnen kön=
nen
, wieder einmal rettete aber Heiner Stuhlfauth die Nurn=
berger
vor einer Niederlage. Ein Wiederholungsſpiel iſt not=
wendig
geworden, wer in ihm Sieger bleiben wird, iſt höchſt
fraglich. Man iſt nach den Erfahrungen dieſes Sonntags noch
weniger geneigt und noch weniger befähigt, eine beſtimmte Mei=
nung
abzugeben. Bei dem augenblicklichen Stärkeverhältnis
liegt ein Sieg der Hertha durchaus im Bereich der Möglichkeit,
aber auch der Club kann ſich noch für den Endkampf qualifi=
zieren
.

folle am nächſten Sonntag ausgetragen werden. Das Endſpiel
verſchiebt ſich dadurch um acht Tage. Für beide Spiele ſtehen
die Austragungsorte zur Stunde noch nicht feſt. Das Wieder=
holungsſpiel
zwiſchen Hertha und Club wird weder in Berlin
noch in Nürnberg ſtattfinden. Es kommt nur ein neutraler Ort
in Frage. Am Sonntag abend ſtanden Frankfurt a. M., ein
weſtdeutſcher oder ein mitteldeutſcher Ort zur Wahl. Die Ent=
ſcheidung
war aber um Mitternacht noch nicht gefallen. In=
zwiſchen
warten die Fürther Kleeblättler auf das Endſpiel.
Wer auch ihr Gegner ſein wird, er wird es gegen die Fürther
licht leicht haben. Die Kleeblättler ſind augenblicklich in beſter
Form und man muß ihnen die beſten Chancen auf den Meiſter=
titel
gebe

Die Bayern ſchlagen den Breslauer 5.-C. 08
6:1 (2:1).
22 000 Zuſchauer im Frankfurter Stadion.
Die Frankfurter Sportgemeinde ſchenkte dem Vorſchlußſpiel
um die Deutſche Fußball=Meiſterſchaft doch mehr Beachtung, als
man erwartet hatte. Trotzdem die Fürther in der letzten Zeit
wiederholt in Frankfurt geſpielt hatten und obwohl im letzten
Jahr das Spiel einer ſüdoſtdeutſchen Repräſentativen in Frank=
furt
eine ſtarke Enttäuſchung geweſen war, kamen doch 22000
Sportbegeiſterte in das prächtige Waldſtadion. Es war eben ein
Meiſterſchaftskampf. Ein Kampf, bei dem die Frage nach dem
Ausgang allein die ganze Spannung gibt, und bei dem man auf
Feinheiten der Spielkultur weniger Gewicht legt. Das Wetter
war dem Spiel denkbar günſtig, ein wenig kühl, trocken und zeit=
weiſe
ſogar etwas ſonnig.
Das Spiel war natürlich keineswegs eine Offenbarung. Wie
man allgemein erwartet hatte, blieben die Fürther klar in
Front. Sie ſiegten ſogar höher, als man erwartet hatte. Bis
zur Halbzeit blieb der Torvorſprung zwar mit 2:1 nur gering,
aber nach der Pauſe hatten die Kleeblättler ihren Gegner ſoweit
zermürbt, daß ein Tor nach dem anderen notgedrungen fallen
mußte. Man hatte in dieſer Spielphaſe das Gefühl, daß die
Fürther ſogar zweiſtellig hätten gewinnen können, wenn ſie nicht
gegen Schluß mit ihren Kräften ſehr haushälteriſch umgegangen
wären. Breslau konnte in keiner Weiſe glaubhaft machen, daß
es ſeinen Platz in der Vorſchlußrunde um die Deutſche Meiſter=
ſchaft
verdient hat. Man fragte ſich, wie es nur möglich ſein
konnte, daß die Münchener Bayern gegen eine ſo mittelmäßige
Mannſchaft nun ſchon ein zweitesmal im Meiſterſchaftskampf
unterlegen ſind.
Kritiſches.
Es iſt unnötig, zu ſagen, daß Fürth den Kampf verdient ge=
wonnen
hat. Das Ergebnis von 6:1 bei 8:2 Ecken und ſechs Lat=
tenſchüſſen
ſpricht genug. Die Fürther ſpielten eine vollkommen
überlegene Partie. Nicht nur in techniſcher Beziehung, auch in
der taktiſchen und geiſtigen Einſtellung zum Kampf hatten die
Bayern ein ganz deutliches Plus. Ihre Elf war in allen
Reihen gut ausgeglichen. Die Verteidigung und der Tormann
wurden wenig in Anſpruch genommen. Neger machte einmal
einen Schnitzer, eine ſchlechte Abwehr, und die verhalf den
Schleſiern gleich zum Ehrentor. In der Läuferreihe überragte
Leinberger, der ſich auch hier wieder als ein Taktiker und ein
Schaffer von großem Format zeigte. Der Sturm hatte in Frank
und nach der Pauſe auch in Kießling ſeine produktivſten Leute
und in Franz einen Sturmführer, der zwar langſam geworden
iſt, aber immer noch ſehr gut gebraucht werden kann. Bei den
Breslauern war die Hintermannſchaft ſehr fleißig, da ſie aber
zu ſehr überlaſtet wurde, konnte ſie das Verhängnis allein nicht
aufhalten. Die Läuferreihe war den feinen Schachzügen der
Fürther nicht gewachſen, ſie wurde immer wieder überlaufen.
Der Sturm beſaß nur im Mittelſtürmer Igla und im Halb=
linken
Blascke zwei Leute, die das allgemeine Mittelmaß der

Mannſchaft etwas überragten. Als Schiedsrichter war Guyenz=
Eſſen wieder ſo gut, wie man es von ihm aus zahlreichen großen
Spielen her gewohnt iſt. Allerdings hatte er es auch nicht allzu
ſchwer, denn es wurde im allgemeinen ſehr anſtändig und ruhig
geſpielt.
Die erſte Halbzeit.
Schon bald nach Spielbeginn zeigte ſich eine klare Ueber=
legenheit
der Kleeblättler, die ihren Gäſten in der Ballführung
und Ballbehandlung, im genauen Zuſpiel und in der Wendigkeit
ein gut Stück voraus waren. Bereits nach drei Minuten ging
Fürth unter dem Beifall der 22000 in Führung. Nach ſchöner
Kombination kam der Ball zu Frank, der an den Mittelſtürmer
Franz weiterleitete, und aus 25 Meter Entfernung ging ein
Spitzenkick wuchtig in die linke Torecke der Breslauer. Fürth
blieb tonangebend. In der zehnten Minute legte Röſchke ſchön an
Franz vor, dieſer leitete ſchräg an Kießling weiter, und ſchon
hieß das Ergebnis 2:0. Weitere Tore lagen in der Luft, denn
Fürth beherrſchte das Feld ſicher und bedrängte die ſchleſiſche
Hintermannſchaft ſtark, hatte aber auch reichlich viel Pech. Nicht
weniger als vier ſcharf geſchoſſene Bälle gingen an die Tor=
latten
, andere wurden von dem recht guten Tormann der Bres=
lauer
unſchädlich gemacht. Breslau kam dann in der letzten
Viertelſtunde der erſten Halbzeit allmählich etwas mehr zur Gel=
tung
. Man ſah jetzt einige ganz gute Aktionen, im allgemeinen
blieb aber Fürth dominierend. Immerhin glückte den Schleſiern
ein Gegentor. Nach einer ſchlechten Fußabwehr des Fürther
Torhüters Neger erhielt der Rechtsaußen Strzoda den Ball, gab
zum Halblinken Blaſchke, und dieſer ſchoß das Leder unhalt=
bar
ein.
Vier weitere Tore nach der Pauſe.
Wenn man erwartet hatte, daß ſich die Schleſier in der zwei=
ten
Halbzeit etwas mehr zur Geltung bringen würden, ſo ſah
man ſich enttäuſcht. Breslau konnte in nichts glaubhaft machen,
daß es eine ſo gute Mannſchaft wie Bayern München vegulär
beſiegt hat, die einſeitige Ueberlegenheit der Fürther hielt wäh=
rend
der ganzen Spieldauer an, und hätte Fürth zum Schluß
nicht etwas reſervierter geſpielt, dann wäre zweifelsohne das
Ergebnis noch höher ausgefallen. Schon in der erſten Minute
nach dem Wiederbeginn fiel der dritte Treffer für die Bayern.
Kießling ſchoß im vollen Lauf aus 20 Meter Entfernung auf das
Tor, der Ball wurde abgewehrt, aber ein Nachſchuß von Franz
aus 5 Meter Entfernung fand dann den Weg zwiſchen die
Maſchen. In der achten Minute umſpielte Auer den linken
Verteidiger der Schleſier und erhöhte auf 4:1. Wenig ſpäter
flankte der auf Linksaußen gegangene Frank in aller Ruhe zu
Franz, der alte Fürther Kämpe bekam den Ball genau auf den
Kopf und köpfte prachtvoll ein; 5:1. In der 21. Minute legte
Leinberger an Kießling vor, der gab, eine Flanke zu Rupprecht
und deſſen Volleyſchuß ging unhaltbar ins Tor. Mit dieſem 6:1
begnügten ſich die Fürther, ſie ſpielten jetzt reſervierter und ſchon=
ten
ihre Kräfte für eine ſchwerere Aufgabe, die am übernächſten
Sonntag auf ſie wartet.

Trotz zweimaliger Verlängerung bleibt das Spiel
zwiſchen 1. BC. Nürnberg und Hertha-BSC. forlos.
Ein neues Spiel wird nolwendig.
Berlin, 7. Juli. (Eig. Drahtber.).
Die ganze deutſche Fußballgemeinde hatte das Berliner Vor=
ſchlußſpiel
um die Deutſche Meiſterſchaft mit wirklich fieberhafter
Spannung erwartet. Man wußte, daß der Klub in den letzten
Wochen an Kampfkraft eingebüßt hatte, und daß er durchaus
nicht mehr der haushohe Favorit für den Titel war. Auf der
anderen Seite hatte Hertha/BSC. in ſeinen letzten Spielen eine
ſehr nette Form gezeigt und man mußte es für durchaus mög=
lich
halten, daß der Berliner Meiſter dem ſüddeuſchen Meiſter
ebenbürtig war und vielleicht ſogar eine Ueberraſchung herbei=
führen
konnte. Aber daß der Kampf nach 150 Minuten Spiel=
dauer
abgebrochen werden müßte, weil es keiner Mannſchaft ge=
lungen
war, ein Tor zu erzielen, an eine ſolche Möglichkeit hatten
wahrſcheinlich nur die Wenigſten gedacht. Das Spiel erfüllte im
übrigen alle Vermutungen: der Klub war wirklich ſchwächer,
weſentlich ſchwächer ſogar, als vor zwei Monaten, als die Nürn=
berger
auf dem gleichen Platz den gleichen Gegner 6:1 ſchlugen.
Nur dank ſeiner hervorragenden Hintermannſchaft, in der vor
allem wieder Stuhlfauth ganz überragend war, kam der Klub
in dieſem Meiſterſchaftskampf an einer Niederlage vorbei. Der
Sturm war viel zu nervös und nicht einheitlich genug, um die
Entſcheidung erzwingen zu können. Auf der anderen Seite zeigte
der Berliner Angriff eine ausgezeichnete Verfaſſung. Die regu=
läre
Spielzeit verſtrich torlos; man ſetzte eine Verlängerung von
zweimal 15 Minuten an und auch ſie brachte kein Ergebnis. Es
kam die zweite Verlängerung, aber immer noch blieben beide
Torhüter ungeſchlagen. Schließlich brach Spranger=Zwickau, der
ſtark in Anſpruch genommene Schiedsrichter des Spieles, nach
150 Minuten Kampſdauer das Treffen ab. Der Kampf muß
noch einmal ausgetragen werden und dadurch verſchiebt ſich
natürlich auch die Ermittlung des Deutſchen Meiſters.
40 000 Zuſchauer
waren wieder im Poſtſtadion verſammelt. Sie begrüßten den
Berliner Meiſter äußerſt herzlich, aber auch Nürnberg konnte ſich
über die Begrüßung nicht beklagen, die es erhielt. Das Publi=
kum
der Reichshauptſtadt iſt als ſehr objektiv bekannt, daß es in
dieſem Spiel mit ſeinem Meiſter, der ihm eine angenehme Ent=
täuſchung
bot, fühlte und aus ſeinen Gefühlen kein Hehl machte,
kann man ihm nicht einmal verdenken. Ziemlich mäßig waren
die Bodenverhältniſſe. Zehn Minuten vor Spielbeginn ging ein

Platzregen nieder, der das Spielfeld ziemlich mitnahm. Der
Boden war ſehr glatt und das wirkte ſich beim Spiel oft un=
angenehm
aus.
Der Kampf . . .
Während Hertha mit ſeiner kompletten, ſtärkſten Mannſchaft
erſchien, mußte der Klub Erſatz für den erkrankten Wieder ein=
ſtellen
. Kund ſpielte als Erſatz Linksaußen und Weiß nahm da=
fär
den Poſten Wieders auf halblinks ein. Nürnberg hatte An=
ſtoß
. Schon die erſten Aktionen ließen erkennen, daß die Bayern
nicht ihre gewohnte Sicherheit hatten. Die Südſdeutſchen ließen
den erſten Torſchuß los, aber ihr Mittelſtürmer Schmidt hob den
Ball über die Latte. Im Gegenſtoß der der Berliner ſchoß Ruch=
placiert
und wuchtig aufs Tor, Stuhlfauth fing das Leder glän=
zend
. Der glatte Boden machte ſich bemerkbar, ein Spieler nach
dem anderen machte mit ihm Bekanntſchaft. Allmählich arbeitete
ſich Hertha eine kleine, aber klare Ueberlegenheit heraus, die auch
zu zwei Ecbällen führte, die jedoch nicht verwertet werden konn=
ten
. Kirſey nahm einen Strafſtoß auf und köpfte wuchtig, wieder
hielt Stuhlfauth. Eine erſte große Chance hatte Berlin, als ſich
Stuhlfauth im Felde aufhielt und das Nürnberger Tor unbe=
wacht
war, aber in der Aufregung verſchoß der Berliner Stür=
mer
knapp.
Die Pauſe kommt. In der zweiten Halbzeit ſetzt ein ſcharfes
Ringen ein. Nürnberg ſpielt jetzt mit Sonne und Wind, trotz=
dem
bleibt, aber Hertha weiter leicht überlegen. Kalb ſetzt einen
Strafſtoß neben das Tor. Als Kugler: bei der Abwehr einen
Fehler macht, entſteht eine gefährliche Situation, aber die viel=
beinige
Verteidigung kann das Leder noch wegſchaffen. Der linke
Flügel des Berliner Meiſters erweiſt ſich als ſehr agreſſiv, er
greift immer wieder an. Stuhlfauth hält einen Bombenſchuß
des Linksaußen und macht wenig ſpäter einen Handſtrafſtoß, von
der Grenze des Strafraumes aus getreten, unſchädlich. Den fünf
Ecken der Hertha kann dann der Klub zwei entgegenſetzen. Un=
ſicherheiten
von Geelhaar laſſen es zu kritiſchen Situationen vor
dem Berliner Tor kommen. Es ſieht jetzt aus, als ſollte der
Klub die Entſcheidung erzwingen, aber die Gefahr für Hertha
geht vorüber. Weiß vergibt eine wunderbare Chance, als Geel=
haar
aus dem Tor iſt. Völker, der linke Läufer Herthas, ſcheidet
für eine Weile verletzt aus. Hertha kommt zu ſeiner ſechſten Ecke,
der Ball wird wunderbar hereingegeben, Sobeck köpft, aber im
letzten Moment kann Stuhlfauth noch den Ball in ſeinen Beſitz
bringen. Die reguläre Spielzeit iſt zu Ende. Es ſetzt eine Ver=
längerung
von zweimal fünfzehn Minuten ein. Nürnberg hat
beim Wählen Glück und kann mit Sonne und Wind ſpielen. Der
Kampf bleibt aber trotzdem offen. Beide Sturmreihen laſſen
mehr und mehr nach, die Hintermannſchaften ſind ihnen über=
legen
. So vergehen dieſe 30 Minuten und eine zweite Verlänge=
rung
, die bis zur Entſcheidung führen ſoll, wird notwendig.
Wieder hat Nürnbeng bei der Platzwahl Glück. Was jetzt folgt,
iſt jedoch kein Spiel mehr. Beide Mannſchaften ſind völlig aus=
gepumpt
und abgekämpft. Die Stürmer haben kaum noch die
Kraft, einen geſunden Torſchuß abzulaſſen. Die Hintermann=
ſchaften
dagegen ſind noch einigermaßen friſch, und ihnen gelingt
es immer wieder, die zahmen Angriffe der Sturmreihen: abzu=
ſchlagen
. Nach 150 Minuten Gefamtſpieldauer wird der Kampf
ſchließlich abgepfiffen. Spieler und Zuſchauer atmen erlöſt auf.
Zur Kritik.
Aus der Schilderung des Spielverlaufs geht ſchon hervor,
daß die Hintermannſchaften auf beiden Seiten die beſten Mann=
ſchaftsteile
waren. Hervorragend war beſonders die Nürnberger.
Stuhlfauth fügte ſeinem alten Ruhme, neuen hinzu, er hielt
manchmal Bälle, die man bereits ſicher im Tor wähnte. In der
Läuferreihe ſah man während des erſten Spielteiles annehmbare
Leiſtungen, ſpäter war aber auch ſie abgekämpft. Kalb iſt immer
noch ein großer Stratege, er ließ den gefährlichſten Mann der
Berliner, den eigentlichen Sturmſührer Sobeck, ſo abdecken, daß
r ſo gut wie kaltgeſtellt war. Aber um der alte Kalb zu ſein,
dafür fehlt dem Nürnberger doch ein gutes Stück Beweglichkeit.
Der Sturm der Nürnberger hatte in der rechten Seite Rein=
mann
Hornauer ſeine beſten Leute. Da es aber dem ganzen
Angriff an Zuſammenhang fehlte, kamen auch dieſe beiden Stür=
mer
nicht zur Geltung. Hertha hat ein gutes Spiel geliefert.
Die ganze Mannſchaft kämpfte mit Aufopferung und zeigte Lei=
ſtungen
, wie man ſie beſſer nicht von ihr erwarten konnte. Eigent=
liche
Schwächen zeigten ſich nicht. Ruch, Lehmann und Völker
wurden durch Verletzungen gehandicapt, dem linken Flügel man=
gelte
es an Entſchloſſenheit und der rechte wurde zu ſtark ab=
gedeckt
.
Der Schiedsrichter Spranger=Glauchau wir in ſeinen Ent=
ſcheidungen
manchmal nicht zu verſtehen. Vor allem duldete er
auch das reguläre Angreifen des Tormannes ſeltſamerweiſe nicht.

Die Auffkiegstampſe zur Bezutlsllga.

Nur noch in wenigen Bezirken iſt die Entſcheidung darüber,
wer ſich für die kommende Spielſaiſon den Platz an der Sonne
von den Aufſtiegskandidaten geſichert hat, noch nicht gefallen.
So in der Gruppe Heſſen, wo nach dem geſtrigen Treffen
Germania Wiesbaden S.V. 98 Darmſtadt 1:1
(1:0) Olympia Worms mit Darmſtadt punktgleich ſteht. S. V. 98
hat die beſſere Ausſicht, den Aufſtieg zu erkämpfen, da das Rück=
ſpiel
mit den Wormſern auf ihrem Gelände ſtattfindet. Auch
in der Gruppe Saar iſt das große Rätſelraten noch nicht
beendet, zumal der S.V. Völklingen am geſtrigen Tage die
bittere Pille einer noch dazu auf eigenem Gelände völlig uner=
warteten
2:3=Niederlage durch den Tabellen=Letzten, den V. f. B.
Dillingen, ſchlucken mußte und dadurch aus dem Rennen
fiel. Die Entſcheidung liegt jetzt bei dem V. f. R. Kaiſers=
lautern
mit 4 und der Sp. Vg. Oberſtein mit 6 Verluſt=
punkten
. Das in der Gruppe Rhein angeſetzte Treffen Phönix
Mannheim F. Geſ. Rohrbach fiel aus, wodurch die
Entſcheidung weiter hinausgeſchoben wurde. In der Gruppe
Vaden fand ein Nachhutgefecht zwiſchen Sportfr. Frei=
burg
und dem Tabellen=Erſten Sp. Vg. Schramberg ſtatt.
Wider Erwarten ſiegten die Freiburger mit 3:1 Toren. In der
Gruppe Nordbayern fertigte der F.C. Fürth Schwein=
furth
05 erwartungsgemäß mit 6:2 ab, der Aufſtiegsberech=
igte
ſteht aber auch hier in der Sp. Vg. Hof bereits feſt.

[ ][  ][ ]

Seite 6

5.V. Germania Wiesbaden Sporkverein Darm=
ſtadk
1898 1:1 11:0).
Wenn man vom Vorſpiel der beiden Gegner, das die Darm=
ſtädter
bekanntlich mit dem Ergebnis von 3:1 für ſich entſchieden,
ſagen konnte, es war das fairſte Spiel ſeit langer Zeit, ſo bewies
das geſtrige Rückſpiel in Wiesbaden, daß es nur eine gewiſſe
Zurückhaltung, jedoch keine gründliche Hochanſtändigkeit war, die
ſich Wiesbaden in Darmſtadt auferlegte. Das geſtrige Spiel war
hart, ſehr hart, ſo daß man zeitweiſe glauben konnte, es handelt
ſich um die Entſcheidung um den Aufſtieg. Rechnet man dazu
noch die wirklich ſchlechten Platzverhältniſſe Tennenboden
und eine große Nervoſität der Darmſtädter Mannſchaft, ſo hat
man die Hauptgründe dafür, daß die beiden Punkte nicht nach
Darmſtadt kamen. Dem Spielverlauf nach wäre ein Sieg der
98er mit des: Ergebzis des Vorſpiels mehr als gerecht geweſen.
Aber die beſten Tormöglichkeiten wurden ausgelaſſen, und es
hielt ſogar ſchwer, den Ausgleich zu erzielen.
Das Spiel wurde von Wiesbaden mit der gleichen Ueber=
rumpelungstaktik
wie das Vorſpiel begonnen. Aber während
dieſe Taktik im Vorſpiel zum Mißerfolg verurteilt war, gelang
Wiesbaden auf einen Fehler des im geſtrigen Spiel etwas ſchwa=
chen
Darmſtädter Mittelläufers hin überraſchend der Führungs=
treffer
aus einem Gedränge. Der Ball, ſcharf geſchoſſen, ging
unter dem ſich zu langſam werfenden Bärenz ins Tor. Ein ver=
meidbares
und haltbares Tor. Dann nahmen die 98er zwar das
Heft in die Hand, aber erſt kurz nach der Halbzeitpauſe glückte
der Ausgleich, indem Frey in Verfolg eines Strafſtoßes den ihm
von Laumann vorgelegten Ball mit Prachtſchuß einſandte. Die
98er ſetzten Volldampf auf, um den Siegestreffer zu erzielen.
Aber alle Aktionen ſcheiterten infolge Uebereifers, zerriſſenen, un=
entſchloſſenen
und weichen Stürmerſpiels und infolge außer=
ordentlichen
Schußpechs. So endete das unter Leitung von
Schneider, Niederrad, ſtehende Spiel unentſchieden, und es heißt
nun, am 21. Juli im Spiel gegen Olympia Worms alle Kräſte
zuſammengerafft, um Sieger zu bleiben und den Aufſtieg zu
ſichern.
FC. Union-Rol=Weiß, PfR. 5:2 (2:0).
Zu dem Pokalſpiel um den Helia=Wanderpokal trafen ſich
beide Maunſchaſten am Samstag abend auf der Rennbahn und
lieſerien ſich einen harten Kampf. Rot=Weiß, VfR. beſtritt aus=
ſichtslos
das Spiel gegen die in ſtärkſter Aufſtellung antretende
Union, da man Erſaß einſtellen mußte für Römer, Günther,
Werkmann, Finger und Klein. Trotzdem lieferte die Mann=
ſchaft
bis Halbzeit den Beſſungern ein offenes Spiel, während
in der zſveiten Halbzeit die Mannſchaft durch das Ausſcheiden
des verletzten Gauß cine weitere gute Kraſt verlor und Union
keinen allzu grohen Widerſtand mehr entgegenſetzen konnte.
Kritik: Union konnie in allen Reihen gefallen.

Bei Rot=Weiß, VfR. kann man ſchwerlich unter dieſen Umſtän=
den
eine Kritik abgeben, denn wäre die Mannſchaft kompleti
angetreien, wäre das Reſultat zweifellos ein anderes geworden.

1. 5. C. Nürnberg B. f. B. Skuftgart 6:2 (2:1).

Sp. V. 98 und 1. F.C. Nürnberg Gegner im Endſpiel.
Mit dieſem Siege ſicherte ſich der 1. F.C. Nürnberg die Teil=
nahmeberechtigung
an dem Endſpiel um die ſüddeutſche Hand=
ballpokal
=Meiſterſchaft, in dem er auf den Sp. V. 98 Darmſtadt
trifft. Die Mannſchaft des Clubs war Wurfgewaltiger und zeich=
nete
ſich auch durch das beſſere Zuſammenſpiel aus. Die Stutt=
garter
boten überraſchend gute Leiſtungen, nur war der Sturm
zu unbeholfen, ſonſt wäre der Sieg den Nürnbergern recht ſchwer
geworden. Gut war bei den Schwaben die Hintermannſchaft,
die beſſere Leiſtungen bot als die der Nürnberger und auch weit
mehr Arbeit hatte. In der Läuferreihe ragte der rechte Läufer
hervor. Der Club hatte eine ſchwache erſte Halbzeit, in der er
auch gegen den Wind ſchwer ankämpfen mußte. Schwach waren
die Außenläufer, die ſchlecht abſpielten. Der Mittelſtürmer Holz=
warth
wurde ſtark abgedeckt, ſo daß er nur wenig ausrichten
konnte. Die zweite Halbzeit wurde für den Club beſſer, die Mann=
ſchaft
gewann wieder mehr Zutrauen und übernahm immer
mehr und mehr das Kommando, um ſchließlich die Bewegungs=
ſpieler
vollkommen in ihre Hälfte zurückzudrängen. Dieſe kamen
nur noch ganz vereinzelt vor und vergaben auch dieſe wenig
ausſichtsreichen Chancen durch die Hilfloſigkeit ihres Sturmes.
Bei der andauernden Ueberlegenheit der Nürnberger mußten die
Erfolge reifen. In regelmäßigen Abſtänden fielen 4 Tore, und
damit war der Sieg ſichergeſtellt. Ein Kapitel für ſich bildete der
Schiedsrichter Weiß=Ulm. Er ahndete oft grobe Regelwidrig=
keiten
gar nicht, war aber dann wiederum bei kleinen Verſtößen
zu kleinlich und unterband häufig die Partei, die im Vorteil war.
Polizei Darmſtadt-Offenbacher Kickers 8:5 (4:2).
Wie ſchon in der Vorſchau geſagt wurde, ſtellt Offenbach
eine gute Mannſchaft ins Feld. Vor allen Dingen der Tor=
mann
von Offenbach war der beſte Mann auf dem Platz. Auch
die geſamte Hintermannſchaft verſteht zu ſpielen. Im Sturm
fehlt noch das Verſtändnis zueinander und das Abſpielen im
richtigen Moment. Die Polizei ſpielte unter Form. Vielleicht
waren es die Folgen vom Sommerfeſt. Es kann aber auch mög=
lich
ſein, daß man ſich auf den in letzter Zeit errungenen Siegen
ausrühen will. Auf jeden Fall muß für die Zukunft der Sturm
wieder beſſer ſpielen, ſonſt wird man Ueberraſchungen erleben.
Bordt im Tor hat wieder Kriſis. Er muß unbedingt beſtändi=
ger
werden. Mit der Hintermannſchaft konnte man zufrieden
ſein. Die Läufer müſſen produktiver ſpielen, ſonſt bleiben im
Sturm die Tore aus. Der Sturm ſpielte ſehr unſicher und zer=
fahren
. Es ſehlte in jeder Hinſicht an den ſchönen kurzen Kom=
binationen
vor dem Tor. Wiederholt wurden ja ſchon Beweiſe
erbracht für die Spielfähigkeit des Sturms. Andererſeits hat
Offenbach auch großes Elück gehabt, denn ſehr viele Würfe
gingen gegen die Latte oder ins Aus. Derartige Fehler dürf=
ten
eigentlich nicht vorkommen. Man hat hoffentlich etwas ge=
lernt
und wird in Zukunft wieder forſcher und produktiver ſpie=
len
. Die Tore ſchoſſen für die Polizei: Schliffer, Jans, Koch
und Huber je 2.
Der Schiedsrichter, Herr Bauer von Arheilgen, leitete das
faire Spiel einwandirei.
3. Mannſchaft gegen Eintracht Darmſtadt 17:2.
Handball=-Ergebniſſe.
Vorſchlußrunde um den ſüddeutſchen Pokal.
In Nürnberg: 1. F.C. Nürnberg V. f. B. Stuttgart . . 6:2
Geſellſchaftsſpiele der D. S. B.
Pol. S. V. Darmſtadt Offenbacher Kickers . . . . . 8:5
F. S. V. Frankfurt V. f. B. Friedberg .. . . . . . 3:
Rot=Weiß Frankfurt Pol. S. V. Butzbach .. . . .. 4:3
Pol. S. V. Wiesbaden S.C. Hakoah Wiesbaden . . . 9:5
F. SV. Frankfurt Rot=Weiß Frankfurt (Damen) . . . 2:1

Montag den 8. Juli 1929

Handonn i der Beutſchen Lärnerſchäft.
An der Bergſtraße herrſchte ſehr reger Spielbetrieb und
durchweg wurden gute Ergebniſſe erzielt, als Zeichen eines er=
freulichen
Aufſtieges.
Heppenheim 1. Herrnsheim 1. 5:4.
Heppenheim 2. Herrnsheim 2. 9:1.
Die Gäſte aus Rheinheſſen brachten den Ruf eines Meiſters
mit und enttäuſchten in keiner Weiſe. Wohl war der Boden in=
folge
vorangegangenen Regens etwas ſchlüpfrig, doch das beein=
trächtigte
ſchließlich beide Parteien. Mit überlegener Miene be=
gannen
die Gäſte das Spiel, mußten aber bald erfahren, daß
ſelbſt die unteren Klaſſen unſeres Gaues über eine anſehnliche
Spielſtärke verfügen. Heppenheim war mit vorbildlichem Eifer
bei der Sache, und durch die gute Leiſtung des Schiedsrichters
Flick=Griesheim konnte den zahlreichen Zuſchauern ein flottes
und ſchönes Handballſpiel vorgeführt werden, das mit einem
verdienten Siege der Einheimiſchen endete. Ganz ſo ſchlecht, wie
das Ergebnis beſagt, war die Zweite der Gäſte doch nicht. Im
Tore ſtand ein Spieler, der dieſem Poſten keinesfalls gewachſen
war.
Hähnlein Sprendlingen 7:7 (2:3).
Mit dieſem ſehr ſchmeichelhaften Ergebnis für Hähnlein
endete ein großes Spiel, und beſonders war der Platzverein über
ſeine eigenen Leiſtungen erſtaunt. Durch den Klaſſenunterſchied
nahmen die Hähnleiner das Spiel ſehr ernſt und gingen mächtig
ins Zeug. Sprendlingen war nicht ganz bei der Sache und ſo
endete ein überaus flottes Spiel, wo Technik auf der einen Seite
und Eiſer auf der anderen gezeigt wurden, mit einem unent=
ſchiedenen
Ergebnis, und das mit Recht. Hähnlein ging ſofort
energiſch an den Ball und ein blitzſchneller Durchbruch endete
im Aus. Sprendlingen merkte natürlich ſofort, wo der Wind
herpfiff, und hatte bald 2 Tore vorgelegt. Doch die Läuferreihe
Hähnleins erkannte Sprendlingens Stärke im Sturm und deckte
dieſen ſo gut ab, daß der Platzverein bald zwei Tore aufholen
konnte. Wenn im weiteren Verlauf die Sprendlinger das Heft
immer wieder an ſich riſſen, ſo ſpielen ſie eben Meiſterklaſſe.
Doch Hähnlein ließ nicht locker und wartete mit Leiſtungen auf,
wie man ſie noch nicht geſehen, ſo daß die Partie kurz vor Schluß
7:6 für Hähnlein ſtand. Doch Sprendlingen holte noch auf zum
Unentſchieden. Für ein Freundſchaftsſpiel war das Treffen
etwas zu hart.
Zwingenberg Erfelden 2:5 (1:2).
Als die Gäſte das Spielfeld betraten und den Zwingenber=
gern
zuſahen, wie ſie vor dem Tore übten, rutſchte ihnen das Herz
doch etwas in die Schuhe. Da wurden Bälle aufs Tor geſchoſſen,
daß es nur ſo eine Art hatte. Als aber dann das Spiel kam und
der Zwingenberger Sturm aus bedrängten Lagen ſchießen ſollte,
war es aus mit der Kunſt. Beſonders hatte ſich der Linksaußen
hervorgetan, doch im Spiele brachte er nur einen einzigen Ball
aufs Tor. Eine dem Ergenbis entſprechende Ueberlegenheit der
Gäſte war nicht hervorgetreten. Bei verteiltem Spiele waren
öfters beide Tore in Gefahr. Erfelden nützte kurz entſchloſſen
die ſich bietenden Gelegenheiten aus, ſo daß ſich Zwingenberg
jedesmal ganz verdutzt umſah, als wieder ein Tor ſaß. In die=
ſem
Punkte mangelte es noch etwas bei Zwingenberg, was noch
klarer dadurch hervortrat, daß es einen 13=Meter verſchoß. In
der Abwehr traten einige Härten zutage, die vom Schiedsrichter
deshalb nicht mit Herausſtellen geahndet wurden, weil es weniger
Abſicht als Unerfahrenheit war. Erfeldens Mittelſtürmer war
ein Durchbrenner. Man ging ihn hart an, hätte aber ſicherlich
klüger getan, ihn beſſer zu bewachen, und es wären die Härten
vermieden worden. Die ſchönen Erfolge Zwingenbergs in der
letzten Zeit liegen nicht zuletzt, in der Eigenart des Platzes.
Reichlich groß und eine Wieſe, worauf ſich mancher Verein nicht
zurecht fand. Doch Erfeldens Verhältniſſe zu Hauſe liegen ähn=
lich
und ſo begann das Spiel ohne Ueberrumpelung. Lange Zeit
fiel kein Tor, bis Erfelden ſchließlich einen Strafſtoß verwan=
delte
. Doch bald glich Zwingenberg aus und im weiteren Ver=
lauf
waren ſich die Gegner ebenbürtig. Im Uebereifer verdarb
ſich Erfelden manche ſchöne Sache durch Abſeits und Zwingen=
berg
verſuchte es mit Fernſchüſſen. Hervorgehoben zu werden
verdienen der Gäſte=Mittelläufer und der Torwart des Platz=
vereins
, der verſchiedene ſehr gefährliche Bälle gut abwehrte. Im
übrigen war er gegen die unverhofften Schüſſe machtlos, da es
bei der Zwingenberger Deckung noch mangelte. Um einen ord=
nungsmäßigen
Gutheil=Gruß dem Schiedsrichter auszubringen,
wurden beide Parteien nochmals zur Gaſſe aufgeſtellt.
Auerbach 1. Egelsbach 1. 6:2 (1:1).
Auerbach Jgd. Egelsbach Jgd. 10:3 (6:2).
Wenn die Gäſte auch mit reichlichem Erſatz antraten, beſon=
ders
ohne den bekannten Hüter, ſo ſpielten ſie immer noch gute
A=Klaſſe. Auerbach hatte ſeine Mannſchaft vorteilhaft umgeſtellt
und der glatte Sieg beweiſt der Spielleitung, wie richtig ſie da=
mit
gehandelt hat. Nun muß der Poſten des Berichterſtatters
noch ebenſo vorteilhaft beſetzt werden und Auerbach kann den
kommenden Dingen ruhig entgegenſehen.
Spielleitertag in Beſſungen.
Durch rege Beteiligung aller Vereine konnte Gauſpielwart
Lehr ſein ſehr umfangreiches Programm glatt erledigen und ſo
der Gauſpielleitung die zeitraubende und umſtändliche Erledi=
gung
nichtiger Angelegenheiten erſparen. Beſonders wurde der
ſchöne Verlauf der Fauſtballſpiele und der Schlußtag in Birkenau
hervorgehoben.

Die neuen Meiſter der 9. T.

Aufdem Platze des Mannheimer T. V. 46 wurden am Sonntag
vor einer nur geringen Zuſchauerzahl die Endſpiele um die Fuß=
ball
= und Handball=Meiſterſchaft der Deutſchen Turnerſchaft aus=
getragen
. Im Fußball kam der Mannheimer T. V. 46 durch einen
hohen 5:0 (3:0)=Sieg über den A. T. V. Gera verhältnismäßig
leicht zur Meiſterſchaft. Hartnäckiger wurden die Handball=
kämpfe
geführt, hier waren auch die Ergebniſſe knapper. Bei den
Herren holte ſich der T.V. Frieſenheim durch einen knappen 3:2
(2:2)=Sieg über den Turnklub Hannover=Limmer zum erſten
Male den Titel eines Handballmeiſters der D. T., bei den Damen
ſiegte Vorwärts Breslau über die Mannſchaft des T.V. 1817
Mainz mit dem gleichen Ergebnis von 3:2 (3:0) Toren. Die
Spiele brachten durchweg gute Leiſtungen, die ſchönſten ſah man
aber beim Handballſpiel der Männer.
Der Endkampf im Fußball.
T.V. 46 Mannheim A. T. V. Gera 5:0 (3:0).
Gera kam für den Sieg nie in Frage. 5:0, das iſt ein Reſultat,
das eigentlich alles, hier aber doch nicht genug beſagt. Die Süd=
deutſchen
waren nämlich noch ſtärker überlegen, als das Ergebnis
beſagt. Lediglich der Mangel an Schußvermögen im Mann=
heimer
Sturm bewahrte die Mitteldeutſchen vor einer höheren
Niederlage. Der beſte Mannſchaftsteil der Sieger war die Läu=
ferreihe
. Die Verteidigung brauchte nicht allzu oft einzugreifen.
Es iſt bezeichnend für die Schwäche der Mannſchaft aus Gera,
daß der Torwart des Siegers erſt nach einer halben Stunde
Spieldauer den erſten Ball, dazu noch einen ſehr ſchwach ge=

Nummer 18x

ſchoſſenen, zu halten bekam. Das erſte Tor für Mannheim fiel
bereits nach zehn Minuten nach einem Fehler der mitteldeutſchen
Verteidigung. Ein mehrfach abgewehrter Ball wurde in der 25.
Minute vom Mannheimer Mittelſtürmer zum 2:0 verwandelt.
Ein Fehler des Gera=Torhüters brachte Mannheim in der 42.
Minute den dritten Erfolg ein. In der zweiten Halbzeit konnte
ſich Gera ab und zu etwas mehr bemerkbar machen, aber Mann=
heim
beherrſchte doch weiter das Feld. Durch Kleebach fiel ſchon
ſehr bald ein viertes Tor, und in der 14. Minute konnte Diegel
durch Verwandlung einer ſchönen Flanke das Endreſultat her=
ſtellen
.
Die Handball=Entſcheidungen.
Bei den Männern: T.V. Frieſenheim-Turnkl. Limmer 3:2 (2:2).
Man hat in Mannheim ſelten ein ſo ſchönes Handballſpiel
geſehen. Die beiden Mannſchaften waren ſich durchaus eben=
bürtig
, und der Sieg hätte ebenſo gut an Limmer wie an Frie=
ſenheim
fallen können. Die Süddeutſchen gingen in der erſten
Halbzeit mit zwei ſchönen Treffern in Führung, Limmer konnte
aber bis zur Pauſe den Ausgleich erzwingen. Nach dem Wechſel
verſchaffte ſich Frieſenheim durch einen Strafwurf erneut die
Führung. Limmer drängte erneut ſtark auf den Ausgleich und
blieb auch bis zum Schluß überlegen, konnte aber Frieſenheim
das Führungstor und damit die Meiſterſchaft nicht mehr ent=
reißen
.
Bei den Frauen: T.V. Vorwärts Breslau T.V 1817 Mainz
3: 2 (3:0).
Die Breslauer Damen waren in der erſten Halbzeit ſtark
überlegen und kamen in dieſer Spielphaſe auch zu drei Treffern.
Nach der Pauſe kam dann aber Mainz überraſchend gut auf und
ſtellte das Reſultat auf 3:2. Breslau hatte alle Hände voll zu
tun, um den Ausgleich zu verhindern, der oft genug ſehr nahe
lag. Trotzdem war aber der Sieg der ſchleſiſchen Damen ver=
dient
, denn ſie hatten die beſſere Geſamtleiſtung gezeigt.

Die internen Hochſchul=Meiſterſchaften 1929 der Techniſchen
Hochſchule Darmſtadt, die am 3. und 6. Juli ausgetragen wur=
den
, zeitigten die nachſtehenden Ergebniſſe:
100=Meter=Lauf: 1. Botzong, Hans, A. S. C., 11,7 Sek.; 2. Stein=
hardt
, Otto, 11,8 Sek.; 3. Mohr, Karl, A. S. C., 12,1 Sek.
400=Meter=Lauf: 1. Schilgen, A.S. C., 53,8 Sek.: 2. Gaß, A. S. C.,
55 Sek.; 3. Burkert 59,2 Sek.
3000=Meter=Lauf: 1. Armbrüſter, P.J. Mainz, 10:18,7 Min.;
2. Martinaglia 10:18,9 Min.; 3. Baath, A. S.C., 10:24,9 Min.
Hochſprung mit Anlauf: 1. Oberdorf, A. T. V. Alemannia, 1,70
Meter: 2. Bolland, A.S.C., 1,65 Meter: 3. Gebers, A. T. V.
Ghibellinia, 1,65 Meter; 4. Allwohn, Karl, 1,65 Meter (durch
Stechen entſchieden).
Weitſprung mit Anlauf: 1. Steinhardt 6,41 Meter (neue Hoch=
ſchul
=Beſtleiſtung); 2. Oberdorf, Alemannia, 6,36 Meter;
3. Allwohn 5,92 Meter.
Diskuswerfen (beſth.): 1. Schneider, A. T.V. Alemannia, 31,36
Meter; 2. Bywall 31,30 Meter; 3. Göbel, Merovingia, 31,16
Meter. Außer Konkurrenz: Allwohn, Karl, 38,39 Meter.
Kugelſtoßen (beſth.): 1. Allwohn 11,13 Meter; 2. Schneider, Ale=
mannia
, 11,06 Meter; 3. Oberdorf, Alemannia, 10,72 Meter.
Speerwerſen (beſth.): 1. Steinhardt 48,40 Meter; 2. Neff, A. S. C.,
47,56 Meter; 3. Allwohn 43,22 Meter.
Olympiſcher Fünfkampf (100 Meter, Hochſprung, Weitſprung,
Diskuswerfen, Speerwerfen): 1. Allwohn 278 P.; 2. Stein=
hardt
270 P.; 3. Schneider, Alemannia, 185 P.
Deutſch=Akad. Mehrkampf (gemiſchter Neunkampf) um den
Alkoda=Wanderpreis. Geräteturnen: Reck, Barren, Pferd;
Leichtathletik: 100 Meter, 1500 Meter, Kugelſtoßen, Weit=
ſprung
; Schwimmen: 100 Meter bel., Kopfſprung vom 3=Mtr.=
Brett. 1. Haux, A. S. C., 24 P.; 2. Geſang, Alemannia, 25 P.;
3. Piller, Alemannia, 32 P.; 4. Roth, Alemannia, 33 P.
4 mal 100 Meter=Staffel (Wanderpreis des Lehrkörpers). Ge=
winner
: 1927, 1928 A.S.C. 1. Akad. Sport=Club 47,9 Sek.;
2. A. T. V. Alemannia 48 Sek.
Schwedenſtaffel für Korp. (Wanderpreis der Stadt Darmſtadt).
Gewinner: 1926, 1927, 1928 Alemannia. 1. A. T. V. Alemannia
2:15,1 Min, (damit endgültig. Gewinner des Wanderpreiſes);
2. D.B. Markomannia 2:16,8 Min.; 3. D.B. Friſia.
20 mal ½ Runden=Staffel für Verbände (Wanderpreis des
Heſſ. Kultusminiſteriums). Gewinner: 1927, 1928 A. S. C.
1. Akad. Sport=Club 8:13 Min.; 2. Akad. Turnbund 8:28,9
Minuten.

Kraftſporkverein Darmſtadt 1910.
Bei den in Roßdorf am Sonntag, dem 7. Juli, aus Anlaß
des 25jährigen Jubiläums, verbunden mit Bannerweihe des
dortigen Kraftſportvereins Deutſche Eiche 1904 ſtattgefunde=
nen
Jugendmeiſterſchaften des Odenwaldgaues im Deutſchen
Athletik=Sportderband von 1891 konnte ſich auch die Jugend=
abteilung
obengenannten Vereins mit hervorragendem Erfolg
beteiligen. Nachſtehende konnten ſich folgendermaßen placieren:
Leichte Schülerklaſſe: Ernſt Schuchmann 2. Preis.
Mittlere Schülerklaſſe: Wilh. Kiöß 4. Preis, Georg Ranzow
8. Preis.
Schwere Schülerklaſſe: Fritz Fleiſchmann 1. Preis, Karl
Krenz 3. Preis.
Jugend=Fliegengewicht: Adam Schnauber 4. Preis.
Jugend=Bantauggewicht: Alfons Perini 1. Preis, Hans
Rampe 3 Preis.
Mit dieſem ſchönen Erfolg haben die Jüngſten bewieſen, daß
ſie in nielts ihren großen Kollegen nachſtehen wollen. Der
Kraftſportverein kann mit ſolchem Nachwuchs zufrieden ſein.
Akhlekik=Sporkverein Darmſtadt 1891.
Bei dem am Sonntag, dem 7. Juli, in Dieburg ſtattgefun=
denen
Kreisfeſt war der Athletik=Sportverein Darmſtadt 1891
mit 8 Mann vertreten. Es gelang ihnen, folgende Preiſe zu
erringen:
Jugendklaſſe bis 110 Pfund: L. Schiedlowſky den 6. Preis
im Ringen.
Jugendklaſſe bis 120 Pfund: L. Eichrodt den 3. Preis im
Ringen.
Jugendklaſſe bis 140 Pfund: Karl Roch den 1. Preis im
Ringen.
Reguläre Klaſſe.
Fliegengewicht: Georg Schnauber den 2. Preis im Ningen.
Bantamgewicht: Jakob Bauer den 4. Preis im Ringen.
Federgewicht: Karl Scharf den 1. Preis im Ringen, den
2. Preis im Stemmen.
Schwermittelgewicht: Joſef Zulauf den 3. Preis im Ringen.
Da in ſämtlichen Klaſſen ſtarke Konkurrenz don dem 14.
Kreis des Arbeiter=Athletenbundes vertreten war, ſo iſt es für
den Athletik=Sportverein Darmſtadt 1891 eine Ehre, wieder
ſoſche Siege errungen zu haben.

[ ][  ][ ]

Nummer 182

Montag, den 8. Juli 1929

Seite 7

(

9. Gaufnomſaſliinien
des Main=Rhein=Gaues in Gernsheim.

Das diesjährige 5. Gauſtromſchwimmen des Main=Rhein=
Gaues nahm, wie immer, einen recht intereſſanten Verlauf.
Allerdings war der allgemeine Beſuch infolge der überaus kühlen
Witterung am Rhein nicht ſo ſtark wie in den Vorjahren. Das Springen: 1. Schmidt, FSC. 51,76 Punkte; 2. Engel=Wetzlar
alles hinderte jedoch die Teilnehmer nicht, ſich in den einzelnen
Gruppen einen mitunter recht ſcharfen Kampf auf der Strecke zu
liefern. Insbeſondere auf der langen Strecke über 7500 Meter,
wo es Weiß, Tgſ. Darmſtadt, erſt auf den letzten 1000 Metern
gelang, ſeinen Gegner Repp=Arheilgen abzuſchütteln. Infolge des
ſtark bewegten Waſſers gaben auch manche Neulinge unterwegs
auf. Von den gemeldeten 140 Teilnehmern traten etwa 120 an.
Der Tv. Gernsheim hatte, wie immer, die Vorbereitungen in
lobenswerter Weiſe getroffen. Beſonderer Dank gebührt den
Herren Andres und Scholl, Gernsheim, ſowie dem Schifferverein,
die in opferwilliger Weiſe ihre ganze Kraft und ihr Bootsmate= fel, die Franzoſen einmal mehr das Waſſerballſpiel. Zur
rial in den Dienſt der Sache ſtellten. Ebenſo war auch die
Freiw. Sanitäts=Kolonne vom Roten Kreuz hilfsbereit zur
Stelle. Das Schwimmen iſt ohne beſonderen Unfall verlaufen.
Es iſt für alle Teilnehmer ſtets ein beſonderes Ereignis, ihre
Nachſtehend ein Auszug aus der Siegerliſte:
2000 Meter für Jugendturnerinnen (12 angetreten, 7 Sieger):
1. Frieda Jung, Tv. Arheilgen; 2. Berta Langjahr, Tgſ. 75
Darmſtadt; 3. Anna Klös, Tgd. 46 Darmſtadt; 4. Gretel
Walter, Tgd. 46 Darmſtadt; 5. Sofie Schimsheimer, Tv. Taris mit einer Zeit von 10,16 Min. faſt um ½ Minute zurück.
Arheilgen; 6. Lina Weitzel, Tv. Arheilgen; 7. Joh. Dreßler,
Tgd. 46 Darmſtadt.
ger): 1. Elſe Horſt, Tv. Goddelau; 2. Berta Biſchoff, Tgd.
46 Darmſtadt; 3. Dina Schäffer, Tgd. 46 Darmſtadt;
4. Irmg. Wagenführ, Tv. Pfungſtadt: 5. Charl. Schönach,
Tv. Birkenau i. O.; 6. Minna Crößmann, Tv. Pfungſtadt.
2500 Meter für Turnerinnen, Mittelſtufe, 2 angetreten, 2 Sieger:
1. Käte Kaſten, 2. Guſtel Klaaſen, beide Tgd. 46 Darmſtadt.
1. Eliſ. Gerhard, 2. Gret. Dintelmann, 3. Elsb. Aßmus,
6. Gret. Schanz, Tv. Ober=Ramſtadt.
Altersturner, über 35 Jahre, 3000 Meter (2 angetreten, 2 Sieger):
1. Ludw. Penk, 2. Franz Hedtler, beide Tgd. 46 Darmſtadt.
3000 Meter für Jugendturner (34 angetreten, 22 Sieger): 1. Otto
ſtadt; 3. Herm. Filler, Tgſ. 75 Darmſt. 4. Walt. Jöckel, pers=Vierſen die 100 Meter Rücken überlegen in 1,13 Min. gegen
Tgd. 46 Darmſt.; 5. Fritz Roß, Tv. Arheilgen; 6. Adolf
Schmitt, Tgd. 46 Darmſt.; 7. Friedr. Jakob, Tgd. 46 Darmſt.;
8. Willi Noll, Tgd. 46 Da nſt.; 9. Peter Harniſchfeger, Tv. meiſter Riebſchläger ankündigte. Der Deutſche, der ſich großer
Erfelden; 10. Gg. Engel, Tv. Arheilgen: 11. Jak. Schmitt,
Betz, Tv. Arheilgen; 14. Jak. Hartmann, Tv. Bensheim;
15. Willi Aurin, Tv. Gernsheim; 16. Gg. Feh, Tv. Pfung=
ſtadt
; 17. Fr. Kredel, To. Eberſtadt, 18. Wilh. Wüſt, Tv.
Eberſtadt; 19. Gg. Hedtler, Tgd. 46 Darmſtadt: 20. Hch.
Vögler, Tv. Arheilgen; 21. Gg. Schulz, Tgſ. 75 Darmſtadt;
22. Joſ. Niel, Tv. Gernsheim.
3000 Meter für Turner, Unterſtufe, (24 angetreten, 16 Sieger):
1. Hugo Braun, Tgd. 46 Darmſtadt; 2. Ernſt Weber, A.=Tv.
Alemannia Darmſtadt; 3. Reinh. Weitzel, Tv. Arheilgen;
4. Ernſt Schäfer, Tgſ. 75 Darmſtadt; 5. Wilh. Riehl, Tv.
Pfungſtadt; 6. Adam Florig, Tv. Birkenau; 7. Ludw.
Dintelmann, Tgd. 46 Darmſt.; 8. Willi Volkner, Tgd. 46
Darmſt.; 9. Hans Schneider, A. Tv. Alem. Darmſt.; 10. Hans
Braun, Tv. Arheilgen; 11. Fritz Ranis und Kurt Roſe,
Tv. Babenhauſen, ſowie Louis Nieder, Tv. Ober=Ramſtadt;
12. Franz Strohmenger, Tv. Lindenfels; 13. Ludw. Schunk,
Fieſer, Tgſ. Ober=Ramſtadt.
5000 Meter für Turner, Mittelſtufe, (9 angetreten, 5 Sieger):
1. Hch. Reis, Tgd. 46 Darmſtadt: 2. Alex Hartmann, Tgſ. 75
Darmſtadt; 3. Otto Schmunk, Tad. 46 Darmſtadt; 4. Hch.
Schneider, Tgd. 46 Darmſtadt; 5. Gottl. Göhringer, Tv. Eber=
ſtadt
.
7500 Meter für Turner, Oberſtufe, (11 angetreten, 7 Sieger):
gen; 3. Jak. Lohrer, Tgſ. 75, Darmſtadt; 4. Hch. Habicht,
Geis, Tv. Ober=Ramſtadt; 7. Mart. Schaad, Tv. Erfelden.
Mannſchaftsſiege:
Turnerinnen=Jugend: 1. Tv. Arheilgen, 2. Tgd. Darmſt. 46.
Turnerinnen=Unterſtufe: 1. Tgd. 46 Darmſtadt. Tur= ſelbſiverſtändlich ihre 10mal 50 Meter Freiſtilſtaffel haushoch
1. Tgd. 46 Darmſt.: 2. Tgſ. 75: 3. Tv. Arheilgen.
Turner=Unterſtufe: 1. Tgd. 46 Darmſt, 2. Tv. Arheilgen, ehrendrl.
3. Akad. Tv. Alemannia Darmſtadt: Turner=Mittelſtufe:
1.Tgd. 46 Darmſtadt: 2. Tv. Ober=Ramſtadt.

Die Heſſiſchen Schwimm=Gaumeiſterſchaften.

Die Meiſterſchaften des Gaues 1 im Frankfurter Stadion
ſollten einen Verſuch darſtellen, ob bei einer vorgeſchriebenen pro=
zentualen
Beteiligung aller Schwimmer des Gaues ſich die
Durchſchnittsleiſtungen verbeſſern würden. Dieſes Experiment iſt
im vollen Umfang gelungen. Dabei wurde verſucht, durch Punkt=
wertung
die beſten Vereine zu ermitteln, was jedoch kein klares
Bild ergab. Die Ergebniſſe:
400 Meter Freiſtil, 1. Klaſſe: 1. Cäſar, 1. Frankf. SC., 5:55,3;
2. Jäckel, Offenbach 96, 5:57,6. 2. Klaſſe: 1. Budecker,
FSV., 5:58: 2. Hahn, Niederrad 04, 6:10,2. 3. Klaſſe
(offen für alle): 1. Henrich, FSV., 7:11,3; 2. Zermick, FSC.,

7:25,4.
200 Meter Bruſt für Vereine ohne Winterbad: 1. Dorfmüller=
Marburg 3:12,4: 2. Heppert, Poſtſportv. Frankf. 3:19,8.
100 Meter Rücken für Damen: 1. Lindemann, Offenbach 96,
1:41,8.
100 Meter Rücken für Herren, 1. Klaſſe: 1. W. Engelhardt,
Offenbach 96, 1:24: 2. Richter, Jungdeutſchland Darmſtadt,
1:24,1. 2. Klaſſe: 1. Dahmer, Rot=Weiß Darmſtadt,
und Stutz=Gießen 1:33. 3. Klaſſe: 1. H. Emgelhardt=
Offenbach 96, 1: 28,3.
200 Meter Freiſtil f. V. o. W.: E. Reinhardt, Poſeidon Aſchaf=
fenburg
2:59,3.
200 Meter Damenbruſt: 1. Schellhas, Rot=Weiß Darmſt., 3:35.
3 X 100 Meter Lagenſtaffel f. V. o. W.: 1. Poſeidon Aſchaffen=
burg
4:26/4. 2. Marburger SV. 4:32,5.
100 Meter Freiſtil, 1. Klaſſe: 1. Maus, Moenus Offenbach 96,
1:05,2: 2. Miller, FSC., 1:07,7. 2. Klaſſe: 1. Budecker,
FSV. 1:10/4; 2. Herbert=Gießen 1:13,2. 3. Klaſſe: 1. Wei=
ker
, Jung=Deutſchland, 1:15,5.
3 X 100 Meter Lagenſtaffel für Damen: 1. Jung=Deutſchland
Darmſtadt 5:13,5: 2. Offenbach 96 5:14.
200 Meter Herren=Bruſt, 1. Klaſſe: 1. Endreß, FSC., 3:06,3;
2. Schwarz, FSC., 3:06,4. 2. Klaſſe: 1. Hegemer, FSV.,
3:24,4; 2. Schneider, Delphin Frankfurt, 3:26,8. 3. Klaſſe:
1. Ziegler, FSC., 3:17: 2. Kaiſer, FSV., 3:26.
100 Meter Rücken f. V. v. W.: 1. Röſer, Poſeidon Aſchaffenburg,
1:31: 2. Spangenberg, Hellas Hanau, 1:35,3.
100 Meter Freiſtil für Damen: 1. Lindemann, Offenbach 96,
1:26,5; 2. Oſan, Jung=Deutſchl. Darmſt., 1:34,6.
100 Meter Freiſtil f. V. v. W.: 1. Reinhardt, Poſeidon Aſchaffen=
burg
, 1:15,1.

3 X 200 Meter Freiſtilſtaffel: 1. Klaſſe: 1. Moenus= Offen=
bach
8:12,8: 2. Offenbach 96 8:13,2. 2. Klaſſe: 1. FSV.
8:42,6: 2. Rot=Weiß Dramſtadt 8:52.
45,04 Punkte.
Deufſchland Frankreich abermals 1:1.
Die deutſche Staffel ſchwimmt Europa=Rekord.
Mehr als 10 000 Zuſchauer hatten ſich trotz des trüben Wet=
ters
im Schwimmſtadion von Tourelles zum dritten Länderkampf
DeutſchlandFrankreich eingefunden. Wie ſchon die Begeg=
nungen
des Vorjahres, endete auch dieſes dritte Treffen wie=
derum
1:1 unentſchieden. Unſere Vertreter gewannen die Staf=
4X200=Meter=Freiſtilſtaffel
trat Deutſchland in der Beſetzung Schubert=Breslau, Heinrich=
Leipzig, Schrader=Hildesheim und Gebert=Magdeburg an. Die
Kräfte mit den Fluten des Waſſers ſpielen laſſen zu können. Wechſel klappten glänzend, und ſo ſiegten unſere Schwimmer mit
einer Zeit von 9,47,2 Min., die einen neuen europäiſchen Rekord
darſtellt. Die Zeiten der einzelnen Schwimmer waren: Schubert
2,25,6 Min., Heinrich 2,25,4 Min., Schrader 2,29,8 Min., Gebert
2,27,8 Min. Die Franzoſen blieben trotz ihres Rekordmannes
Der Waſſerballkampf,
2000 Meter für Turnerinnen, Unterſtufe, (10 angetreten, 6 Sie= den Deutſchland mit der Mannſchaft W. Baere, Gunſt, Cordes,
Bennecke, Atmer, K. Baere, Amann beſtritt, ſah die Franzoſen
knapp mit 3:2 (2:0) Treffern ſiegreich. Von Beginn an griffen
die Franzoſen ſtürmiſch an und eröffneten ein wahres Bombar=
dement
auf das deutſche Tor. Die Ausbeute waren zwei Treffer,
die Bomdrel, ein neuer Mann, nach Vorlage des bekannten In=
ternationalen
Padou erzielte. Kurz nach der Pauſe holte Deutſch=
3000 Meter für Turnerinnen, Oberſtufe, (6 angetreten, 6 Sieger); land ein Tor durch Amann auf. Dann mußte Cordes einen
Augenblick das Waſſer verlaſſen, und Frankreich kam durch Van=
4. Marie Zirkel, 5. Bettie Pickel, alle Tgd. 46 Darmſtadt; derplancke zum dritten Erfolg. Später wurde einer der Fran=
zoſen
herausgeſtellt, und als auch noch der Torhüter das Waſſer
verlaſſen mußte, fiel durch Atmer der zweite Treffer für Deutſch=
land
. Auch in den
Rahmenkämpfen
Langjahr, Tgſ. 75 Darmſtadt; 2. Hans Fink, Tgd. 46 Darm= gab es einen deutſchen Sieg, und zwar holte ſich Meiſter Küp=
den
Straßburger Zeibig, der 1,19 Min. benötigte. Stürmiſcher
Beifall erklang, als der Sprecher das Auftreten von Europa=
Beliebtheit in Paris erfreut, gab wieder einige Proben ſeines
Tv. Eberſtadt: 12. Karl Eiſenhauer, Tv. Bensheim; 13. Fritz vielſeitigen Könnens vom Sprungbrett zum Beſten. Im klaſſi=
ſchen
100 Meter Freiſtil um den Großen Preis von Paris betei=
ligten
ſich die Deutſchen nicht. Der vorjährige Sieger Barany=
Ungarn gewann das Rennen in der neuen europäiſchen Rekord=
zeit
von 59/4 Sek. überlegen vor dem Franzoſen Taris, der 103,2
Minuten gebrauchte.
Waſſerball.
Jugendwaſſerballkurnier des Rol=Weiß, V.ſ.R.
Glänzende Leiſtuggen der Magdeburger Jugend=
ſchwimmer
.
Rot=Weiß, Vf.R. hatte mit der Einladung der Magdebur=
ger
und Wormſer Schwimmerjugend zu einem Waſſerballtur=
Tv. Arheilgen; 14. Fr. Hartmann, Tv. Bensheim; 15. Alb. nier keinen ſchlechten Griff getan. Die Leiſtungen, die am
Samstag abend von dieſen Jugendſchwimmern geboten wurden,
übertrafen manche Leiſtungen aktiver Herrenmannſchaften. So
kam es auch, daß die zahlreichen Zuſchauer ſich nicht abhalten
ließen, über zwei Stunden lang den intereſſanten Jugendwert=
kämpfen
zu folgen.
Die Jugend des Magdeburger Schwimmklubs 96, die 19
Mann ſtark unter der Führung ihres Betreuers, Herrn Huge=
1. Fritz Weiß, Tgſ. 75 Darmſtadt; 2. Ph. Repp, Tv. Arheil= maun, in Darmſtadt ankam, entſprach den Erwartungen, die
man in ſie geſeit hatte. Ihre Leiſtungen werden am beſten da=
Tgd. 46 Darmſt.; 5. Hch. Spengler, Tv. Arheilgen; 6. Gg. durch veranſchulicht, wenn man ſich klar macht, daß ſie eine
10mal 100 Meter Freiſtilſtaffel, die ſie mit einem Durchſchnitt
von 1,10 Min. ſchwimmt, glatt gegen eine Darmſtädter Städte=
mannfchaft
, zuſammengeſetzt aus den 10 beſten Darmſtädter
Schwimmern, geivinnen würde. Die Rot=Weiß=Jugend verlor
nerinnen=Oberſtufe: 1. Tgd. 46 Darmſt. Jugendturner: gegen dieſe Leute aus der Schwimmerhochburg; dagegen ſchlu=
gen
ſih die Darmſtädter im Waſſerballſpiel mit 3:0 ſehr
Rot=Weiß, deſſen ſeitherige Jugend in die Herrenklaſſe auf=
gerückt
iſt, mußte ſeine Mannſchaft ſtark verjüngen. Die jetzige
Rot=Weiß=Jugend iſt im Durchſchnitt erſt 15 Jahre alt und des=
halb
ſehr entwickelungsfähig. Sie zeigte ſowohl bei dem Spiel
gegen Magdeburg 96 als auch bei einem Spiel am Tage vorher
gegen Offenbach 96 (4:0 für Rot=Weiß gewonnen) ſehr ſchöne
Anfänge.
Eine äußerſt ſtarke Jugendmannſchaft, ſtellte am Samstag
Heſſen Worms. Dieſe verlor gegen Magdeburg 3:1 nach
einem ſehr offenen und harten Spiel und konnte die Rot=Weiß=
Jugend, die allerdings kurz vorher gegen Magdeburg zu ſpielen
hatte, 4:1 beſiegen. Die Wormſer bewieſen damit, daß ſie zur=
zeit
eine der beſten ſüddeutſchen Jugendmannſchaften beſitzen.
Den Schwimmern aus Magdeburg, die nun ſchon 8 Tage
untexwegs ſind, hat es hier in Darmſtadt außerordentlich gut
gefallen. Ihr ſportlicher Leiter, Herr Hugemann, hat die Rot=
Weiß=Jugend nach Magdeburg eingeladen. Da die Darm=
ſtädter
Jugend in 14 Tagen eine 5tägige Reiſe in das Saar=
gebiet
unternimmt, mußte ſie für dieſes Jahr ablehnen, wird
aber im nächſten Sommer beſtimmt die Einladung annehmen
und ſo die angeknüpften Beziehungen weiter ausbauen.
Im übrigen ſei bemerkt, daß die Stadt Magdeburg zui
Durkſührung dieſer Jugendreiſe 200 Mark an Zuſchuß leiſtete.
Unſeren Stadtvätern zur Nachahmung empfohlen!
Tgde. 1846-Frankſ. Tu. 1860 2:4.
Das ſällige Rückſpiel in der Kreisſonderklaſſe des 9. Krei=
ſes
(DT.) zuiſchen der Tgde. 1845 und dem Frankfurter Tv.
1860 fand am vergangenen Donnerstag, abends 8 Uhr, im Woog
ſtatt. Leider mußie die vorherige Bekanntmachung in den
Tageszeitungen unterbleiben, da der Frankf. Tv. 1260 zuerſt ab=
ſagte
und die nactfolgende Mitteilung von ſeinem Antreten zu
ſpät eintraf. Die Mannſchaft der Tgde. 1846 mußte ſich in die=
ſem
Spiel eine Niederlage gefallen laſſen. Sie war gegenüber
dem Vorſpiel nicht wiederzuerkennen und wies manche Schwä=
chen
auf. Auch fehlte es an genauem Zuſpiel uſw. Die Mann=
ſchaft
des Frankf. Tv. 1860 dagegen ſetzte alles daran, die im
Vorſpiel erlittene Niederlage auszugleichen, was ihr denn auch
durch die Unvollkommenheit der Darmſtädter gelang. Während
in der erſten Halbzcit das Spiel gleichmäßig verteilt blieb und
beide Parteien zu 2 Torerfolgen kamen, fiel in der zweiten
Halbzeit die Mannſchaft der Tgde. 1846 ab, ſo daß Frankfurt
2 weitere Tore einſchießen konnte. Die Darmſtädter Mann=
ſchaft
muß ſich noch mächtig anſtrengen, wenn es ihr gelingen
ſoll, dem Frankfurter Tv. die Kreismeiſterſchaft im Waſſerball
ſtreitig zu machen.

Zeuntg.
Wimbledon=Ausklang.
Cochet ſchlägt Borotra.
Vierzehn Tage lang hatten die inoffiziellen Tennis= Welt=
meiſterſchaften
auf den Grasplätzen in Wimbledon durchweg das
herrlichſte Wetter, ausgerechnet am letzten Tage, dem Tage der
Entſcheidungen, mußte das Wetter trüb ſein und eine Reihe von
Negenſchauern bringen. Trotzdem waren aber 25 000 Zu=
ſchauer
anweſend, darunter natürlich viele prominente Per=
ſönlichkeiten
. Der Endkampf im Herren=Einzel zwiſchen den bei=
den
Franzoſen Cochet und Borotra brachte inſofern eine Ueber=
raſchung
, als Cochet verhältnismäßig leicht 6:4, 6:3, 6:4 in drei
Sätzen ſiegte. Cochet hat ſich damit zum zweiten Male, den
Titel eines Wimbledon=Meiſters geſichert. Sein Landsmann
Lacoſte, der im vergangenen Jahre Meiſter war, verteidigte den
Titel nicht, wohnte aber dem Endſpiel als Zuſchauer bei. Im
Herren=Doppel=Endkampf ſiegte das junge amerikaniſche Davis=
pokal
=Paar Alliſſon dan Rin über das engliſche Davispokal=
Paar Dr. Gregory/Collins nach hartem, kraftvollen Spiel in
fünf Sätzen 6:4, 6:7, 6:2, 10:12, 6:4, ohne damit aber den Be=
weis
einer klaren Ueberlegenheit erbracht zu haben. Das Damen=
Doppel war eine rein engliſche Angelegenheit: Watſon/Michel
beſiegten Covell/Sheppard=Barron 6:4, 8:6. Im Gemiſchten
Doppel kam Helen Wills zuſammen mit ihrem Landsmann
Hunter zu ihrem zweiten Sieg, die Amerikaner fertigten die
Engländer Fry/Collins ziemlich mühelos 6:1, 6:4 ab. Collins
war von dem voraufgegangenen ſchweren Kampf im Herren=
Doppel noch zu ſehr angegriffen. Die neuen Meiſter ſind
ſomit; Henry Cochet (Frankreich) im Herren=Einzel; Helen
Wills (USA.) im Damen=Einzel; Alliſſonſvan Rin (uSA.) im
Herren=Doppel; Watſon/Michel (England) im Damen=Doppel
und Helen Wills/Hunter (USA.) im Gemiſchten Doppel.
Abſchluß des Frankfurker Tennis=Turniers.
Bei günſtigem Wetter und befriedigendem Beſuch ging das Inter=
nationale
Frankfurter Tonnis=Turnies am Sonntag zu Ende. In den
Einzelſpielen placierten ſich Froitzheim und Frau Friedleben an die
erſte Stelle. Der deutſche Altmeiſter Froitzheim lief in Frankfurt zu
einer verblüffenden Form auf und konnte den Mannheimer Dr. Buß,
der etwas deprimiert ſpielte, er hatte kurz vorher einen Autounfall
erlitten 6:2, 6:1, 6:4 abfertigen. Dr. Buß konnte nur im drirten
Satz mit 3:0 in Führung gehen, mußte ihn dann jedoch mit 6:4 an
Froitzheim abgeben. Frau Friedleben fertigte im Endſpiel Frau Schom=
burgk
mit großer Härte und Schnelligkeit 6:2, 6:3 ab. Im Mittel=
punkt
des Intereſſes ſtand die Schlußrunde im Herren=Doppel um die
Meiſterſchaft von Süddeutſchland. Hier konnten Remmert=Schomburgk
mit 7:5, 1:5, 6:0, 6:2 ſich den Titel gegen die vorjährigen Titelver=
teidiger
Latur=Buß, die unter ihrer Form ſpielten, ſichern. Das
Gemiſchte Doppel endete mit einem Sieg des Ehepaars Schomburgk,
die in der Vorſchlußrunde Frau Friedleben=Dr. Buß 6:0, 6:3 abfertigten
und auch das Finale gegen Neppach=Worm verdient mit 6:3, 7:5 gewin=
nen
konnten. Neppach=Worm hatten vorher das Paar von Gramm=
Gräfin Wedel mit 6:2, 6:0 geſchlagen. Das Damen=Doppel ſah im
Endſpiel Frau Friedleben=Schomburgk, die das Frankfurter Paar
Menges=Gräfin Wedel 6:3, 6:3 ſchlagen konnten, und Frau Neppach=
Richter, die Davidſon=Hoffmann 6:1, 6:0 abfertigten. Das Finale endete
mit einem Sieg von Frau Friedleben=Schomburgk von 6:1, 6:4.
Mokorſpork.
Rund um die Solikude‟.
Stelzer=München auf B. M. W. fährk die ſchnellſte Zeik.
Trotz der umgünſtigen Witterung es regnete faſt während
des ganzen Tages umſäumten etwa 80 000 Menſchen die Soli=
tude
=Rennſtrecke. Sportlich wurde das Rennen dadurch ziemlich
beeinflußt, da in den verſchiedenen Klaſſen zahlreiche Ausfälle zu
verzeichnen waren. Andererſeits aber gab es in den Meiſter=
ſchaftsläufen
, beſonders im der Halbliterklaſſe, überaus ſpan=
nende
und erbitterte Kämpfe.
Meiſterſchaftsläufe:
Bis 1000 ccm, 10 Runden 223 Km.: 1. Joſef Stelzer=München
auf B.M.W. 2:15,14 Stunden 98,8 Km. Durchſchnitt (beſte
Zeit des Tages. Gewinner des Staatspreiſes); 2. Franz
Heck=Berlin auf O.D. 2:26,/4 Std.
Bis 500 cc, 10 Runden 223 Km.: 1. Hans Soenius=Köln auf
B.M.W. 2:15,51,1 Stunden 98,5 Km.: 2. Paul Rüttchen=
Erkelenz auf Standard 2:17,38 Stunden 97,15 Km.; 3. Joſef
Klein=Waldkirchen auf D.K.W. 2:17,57,2 Stunden; 4. Bruno
Martinelli=Ludwigsburg auf Standard 2:19,52,3 Stunden
95,6 Hm.; 5. Emil Frey=Zürich auf Raleigh 2:22,25,2 Stun=
den
94,9 Km.
Bis 350 ccm, 10 Runden 223 Km.: 1. Max Kiemel=Waldſee
auf U. T./Jap 2:23,25,2 Stunden 93,2 Km.; 2. Karl Frentzen=
Köln auf U. T./Jap 2:29,45,2 Stunden 89,35 Stunden; 3.
Herbert, Kirchberg=Chemmitz auf D.K.W. 2:36,46,3 Stunden.
Bis 250 ccm, 8 Runden 178,4 Km.: 1. Kurt Friedrich=Chemnitz
auf D.K.W. 2:02,55 Stunden 84,0 Stunden=Km.; 2. Otto
Kohfink=Bietigheim auf U. T./Jap 2:06,11 Stunden; 3. Wald=
fried
Winkler=Chemnitz auf D.K.W. 2:11,28,3 Stunden.
Ausweisfahrer:
Kategorie A bis 250 scm, 4 Runden 89,2 Km.: 1. Alfred
Gramm=Botnang auf P.u.P. 1:02/44 Std. 85 Std.=Km.;
2. Willy Laicher=Heilbronn auf N. S.u. 1:03,17 Std.; 3. Hein=
rich
Frion=Karlsruhe auf D. K.W. 1:06,09 Std.; 4. W. Saurer=
Singen auf Oberle 1:19,30,4 Std.
Kategorie B bis 350 cc, 4 Runden 89,2 Km.: 1. Ernſt Künſt=
ner
=Aſperg auf Montgomery/Fap 55,58,1 Min.: 2. Artur Eſſig=
Pforzheim auf Velocette 1:09 Stunden; 3. Alfred Stahl= Stutt=
gart
auf Norton 1:10 Std.
Kategorie C bis 500 ccm, 4 Runden 89,2 Km.: 1. Seisnick=
Feuerbach auf A.J. S. 57,50,1 Min. 92,5 Km.: 2. Ernſt Hei=
nicken
=Schwenningen auf B. M. W. 59,09,1 Min.; 3. Otto Breu=
ning
=Stuttgart auf Horex 1:00,30 Std.
Kategorie D/E bis 1000 cc, 4 Runden 89,2 Km.: 1. Erwim
Groner=Stuttgart auf B.M. W. 59/03,4 Std.: 2. Wilhelm Her=
mann
=Riedenberg auf B.M.W. 1:01,13,1 Std.
Int. Lizenzfahrer:
Motorräder mit Seitenwagen bis 600 ccm: 1. Hermann Lang=
Cannſtatt auf Standard 47,32,0 Min. 84,4 Km.: 2. Möritz=
München auf Viktoria 49,11,2 Min.; 3. Eugen Steinemann=
Stuttgart auf B. M.W. 49.20,2 Min.; 4. Hans Kahrmann=
Fulda auf Horex 50,09,2 Min.
Mit Seitenwagen bis 1000 ccm: 1. Sitzberger=München auf
B.M. W. 45,23,3 Min. (66,9 Km.); 2. Theobald=München auf
B.M.W. 46/25,4 Min,; 3. Dobler=Stuttgart auf Ardie/Jap
48,50 Min.
Radfahren.
Darmſtädter Radſport=Club 1919.
Geſtern konnte der DRC. 1919, Mitglied des Bundes Deut=
ſcher
Nadfahrer, mit ſeiner Korſomannſchaft in Bad Vilbel mit
dem 1. Preis in der A=Rlaſſe, nach Hauſe zurückkehren. Ein
ſchöner Beweis dafür, daß Darmſtädter Radfahrer auch außer=
halb
voll zur Celtung kommen.

Hirſchfeld ſtellte im Kugelſtoßen mit 16,11 Metern einen
neuen Weltrekord auf; der bisherige ſtand bei 16/045 Meter.
Um die deutſche Waſſerballmeiſterſchaft trafen ſich in der
Vorrunde Weißenſee 96 und Halle 02. Die Weißenſeer zeigten
ſich überlegen und gewannen leicht 6:2 (8:0).

[ ][  ]

Seite 8

Montag, den 8. Juli 1929

Nummer 187

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Juli 1922.
Kirchl. Trauung: Dienstag, den 9. Juli, 14 Uhr, in der Stadtkapelle.

Morgen Dienstag, abds. 8½ Uhr, spricht im PERKEO‟ Alexanderstr.
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Darmſtadt Hbf. an 21.55 Uhr.
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Rückfahrt nach Amorbach 4.60 RM., nach
Walldürn 5.40 RM.
Näheres iſt aus den Aushängen auf den
Bahnhöfen zu erſehen oder durch die Fahr=
kartenausgaben
und Reiſebüros zu erfragen,
Siehe auch Abhandlung im allgemeinen
Teil dieſer Nummer.
(11203

Statt beſonderer Anzeige.
Gott dem Allmächtigen hat es gefallen, unſere
gute Mutter, Schwiegermutter, Schwägerin und
Tante

Dekorations-
Oelfarben in Tuben
(sehr ausgiebig im Gebrauch)
(8965a) Drogen-
Lusenst. 1 Ferur. 62 Liebig

Prauergarbeisveil
werden in einigen Stunden ſchwarz gefärbt
Zeiene Safafel

geb. Engelter
heute früh zu ſich zu nehmen.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Guſtav Schäfer.
Darmſtadt, den 6, Juli 1929.
(11182
Gutenbergſtr. 41.
Die Beerdigung findet Dienstag, den 9. Juli, vor=
mittags
11 Uhr, auf dem Friedhof an der Nieder=
Ramſtädterſtraße ſtatt.
Das Seelenamt iſt Donnerstag, den 11. Juli, morgens
½7 Uhr, in St. Eliſabeth.
Von Beileidsbeſuchen bitten ir abzuſehen

Todes=Anzeige.
Heute verſchied ſanft und unerwartet unſere liebe
Mutter, Schwiegermutter, Großmutter, Urgroß=
mutter
, Schweſter und Tante
Frau Oberlandesgerichtsrat
Otld Pintot, Alla, geb. Helmreich
im Alter von 87 Jahren.
Darmſtadt. Rio de Janeiro, den 6. Juli 1929.
Heidelbergerſtr. 3.
In tiefer Trauer:
Geſandtſchaftsrat Carl Piſtor und Frau
Mietze, geb. Erich.
Dr. Arnold Langen und Frau
Annemarie, geb. Andreae.
Robert Helmreich und Frau
Tutta, geb. Langen.
Udo Colsman und Frau
Anita, geb. Langen.
Frau Anna Dyckerhoff, geb. Helmreich.
Frau Luiſe Dyckerhoff, geb. Helmreich.
Agnes Francke.
Die Einſegnung findet am Dienstag, den 9. Juli,
12 Uhr, in der Friedhofskapelle des Alten Fried=
hofes
, ſtatt.
(11201

Nach jahrelanger Krankheit verloren wir heute
unſere liebe, treue Mutter und Schwiegermutter
Frau Geheimrat Profeſſor Dr.
Uhſes Sieserk
geb. Möllinger
im 80. Lebensjahre.
Otti Rothenbücher, geb. Biedert
Edith Biedert
M. Rothenbücher, Oberſt a. D.
Darmſtadt, Landskronſtr. 79, den 6. Juli 1929.
Die Einäſcherung findet am 9. Juli 1929, vormittags
11 Uhr, auf dem Waldfriedhof, ſtatt (11202

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