Einzelnummer 15 Pfennige
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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher wit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſtattet.
Nummer 158
Sonntag, den 9. Juni 1929.
192. Jahrgang
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Gewalt, wie Krieg, Aufruhr, Streik uſw., erliſcht
ſede Verpflichtung auf Erfüllung der
Anzeigen=
aufträge und Teiſſung von Schadenerſatz. Bel
Konlurs oder gerſchtiſcher Beſtrelbung fäll ſeder
Rabat weg. Bankkonio Deutſche Bank und Darme
ſtädter und Nationalbank.
Was haben wir in Paris erreicht?
Die Vorzüge und Nachkeile des Young=Planes: Zorkſall der noch beſtehenden Konkrollen, Sicherheifen und
Pfänder. — Die Rheinland=Räumung der polikiſchen Konferenz vorbehalien. — Deukſchland zahll neuerdings
die Koſten für die Beſahung. — Schukmaßnahmen und Reviſionsmöglichkeiken.
* Der erſte Eindruck.
Der Young=Plan ein Borkſchriik gegenüber dem
Dawes=Plan.
Das Miniſterium Hilferdings hat diesmal wirklich raſche
Ar=
beit geleiſtet. Am Freitag ſpätabends, wenige Stunden nach der
Unterzeichnung in Paris, wurde eine ausführliche Inhaltsangabe
verbreitet, und am Samstag morgen war es ſchon möglich, den
deutſchen Text des Gutachtens der Preſſe zur Verfügung zu
ſtellen — allerdings ohne die Anlagen, weil hier die letzten
Kor=
rekturen noch nicht vorliegen. Die Anlagen aber ſind für eine
Reihe von wichtigen Fragen, vornehmlich für die neue Weltbank
und deren Beurteilung von ausſchlaggebender Bedeutung.
Daraus ergibt ſich auch, daß über die letzten 21 Jahre
noch keine vollſtändige Klarheit beſteht. Im Prinzip
iſt aber zweifellos die deutſche Leiſtungsverpflichtung — im
Ge=
genſatz zu den allgemeinen Erwartungen — auch für die Jahre
1966—86 anerkannt; allerdings nur ſubſidiär, da vorgeſchlagen
wird, einen Teil aus einem amerikaniſchen Schuldennachlaß und
den Gewinnen der Bank für dieſe Jahre zu theſaurieren. Wie
groß aber die Gewinne der Bank ſein können, wie ſtark alſo die
nicht rechneriſche, ſondern die tatſächliche Belaſtung Deutſchlands
aus dieſer Leiſtungspflicht iſt, darüber herrſcht im
Finanzminiſte=
rium ſelbſt vorläufig noch keine Sicherheit.
Die vereinbarten Jahreszahlungen ſind ſchematiſch feſtgeſetzt.
Sie umfaſſen nicht die Verzinſung und Amortiſierung der
An=
leihe, wodurch ſie ſich um jährlich 90 Millionen erhöhen. Sie
um=
faſſen auch nicht die belgiſchen Aufwertungsanſprüche, über deren
Erledigung ja gleichfalls ein beſonderer Vorvertrag abgeſchloſſen
worden iſt, den wir auch noch nicht kennen, da er in der Anlage
enthalten iſt. Eine peinliche Ueberraſchung bedeutet
es, daß im Gegenſatz zum Dawesplan
die laufenden Beſatzungsausgaben in der Annuikäk
nicht errechnet
ſind. Zur Begründung führt das Gutachten an, daß dieſe
Aus=
gabe nur zu einem zwiſchen den Regierungen feſtzuſetzenden
Zeit=
punkt fortdauern ſollen. Die erforderlichen Vorkehrungen für ihre
Dauer ſollen von den Regierungen im Zuſammenhang mit der
Annahme des neuen Planes getroffen werden. Wenn man will,
kann man einen unter VIII A des Gutachtens angeführten Satz,
daß der Ausſchuß den Gläubigerregierungen
empfiehlt, alle noch beſtehenden Kontrollen,
beſondere Sicherheiten, Pfänder oder
Be=
laſtungen freizugeben und anzuerkennen, daß durch die
Annahme der von der deutſchen Regierung feierlich
übernomme=
nen Verpflichtungen ſämtliche zurzeit vorhandenen Sicherheiten,
Pfänder, Belaſtungen oder Kontrollen erſetzt werden, dahin
aus=
legen, daß als Sicherheit und Pfand auch das
be=
ſetzte Gebiet und das Saargebiet angeſehen
wird, alſo die ſofortige Freigabe erwarten. Das wäre
die natürliche Auslegung. Indeſſen nach früheren Erfahrungen
kommen wir immer auf die für uns ungünſtigen Auslegungen.
Politiſch=taktiſch alſo iſt die Lage Deutſchlands zur Frage der
Beſatzungskoſten ſehr eingeengt. Man ſchätzt die Koſten jährlich
auf rund 120 Millionen Mark. Wenn dieſer Ausgaben in den
An=
nuitäten des Young=Planes enthalten wären, hätten wir einen
ſtarken Trumpf in der Hand, weil die Beſatzungsmächte dann
klüger daran täten, ihr Geld nicht für eine ſolche überflüſſige
Kriegsmaßnahme auszugeben. Jetzt dagegen unterhalten ſie ihre
Truppen in Deutſchland praktiſch auf Deutſchlands
Koſten. Wir werden ihnen alſo die Beſetzung abkaufen müſſen,
und Herrn Poincaré iſt in ſeinem Kampf um die Dauerkontrolle
ein wichtiger Trumpf in die Hand geſpielt worden.
Beſondere Aufmerkſamkeit verdienen die
Schukklauſeln.
die wohl abſichtlich etwas unklar gehalten ſind und vorläufig
auch in anderer Weiſe recht vieldeutig ſind, weil ſie hinweiſen
auf uns unbekannte Anlagen. Das Transfermoratorium
iſt unanfechtbar in dem Plan enthalten, und zwar durch
einfache Ankündigung Deutſchlands innerhalb einer 90tägigen
Friſt. Es läuft auf zwei Jahre, kann aber ſelbſtverſtändlich
wiederholt werden, und kann — falls die Einſtellung des
Trans=
fers nicht hilft — auf die gleiche Dauer auch in ein
Aufbrin=
gungsmoratorium umgewandelt werden. Dabei iſt
aller=
dings zu beachten, daß ja die künftigen Jahreszahlungen in zwei
Teile zerfallen — in eine Annuität von 660 Millionen, die wir
unter allen Umſtänden aufzubringen haben, denn ſie ſoll ja
kom=
merzialiſiert werden, und den übrigen Teil der Annuität. Sehr
viel unſicherer und umſtändlicher iſt
das Reviſionsverfahren.
e deutſche Regierung hat das Recht, zu irgendwelcher Zeit der
eltbank zu erklären, ſie ſei im guten Glauben zu dem Schluß
ommen, daß die Währungs= und Wirtſchaftslage Deutſchlands
urch den teilweiſen oder vollſtändigen Transfer des
aufſchieb=
ren Teiles ernſtlich in Gefahr gebracht werden könnte. Die
ank hat dann den für dieſen Zweck vorgeſehenen Ausſchuß
ein=
berufen, der ſich aus 7 Mitgliedern zuſammenſetzt, aber durch
twahl von 4 Mitgliedern ergänzt werden kann. In dieſem
tsſchuß iſt Deutſchland vertreten: Der Ausſchuß hat ſich davon
zu überzeugen, daß die zuſtändigen deutſchen Stellen alles zur
Erfüllung ihrer Verpflichtungen getan haben, und dann
Vor=
ſchläge zu unterbreiten, was nach ſeiner Anſicht hinſichtlich der
Anwendung des gegenwärtigen Planes geſchehen ſoll. Das iſt
ſehr verſchwommen, kann aber nicht gut etwas anderes heißen,
als daß ein neuer Sachverſtändigenausſchuß die
Leiſtungsfähig=
keit Deutſchlands zu prüfen hätte, der wieder mit einem
Gut=
achten käme, das den beteiligten Regierungen vorzulegen iſt, und
daß auf dieſe Weiſe alſo tatſächlich theoretiſch die Möglichkeit
gegeben iſt, etwa in 10 Jahren den Young=Plan ebenſo
abzu=
ändern, wie das jetzt mit dem Dawes=Plan geſchieht.
Wie wir die Bekräge känfkig aufzubringen haben,
darüber ſind uns nur inſofern Beſchränkungen auferlegt, als
660 Millionen, genau der transferungeſchützte Teil, von der
Reichsbank abgeliefert werden müſſen, jedoch nicht als Zins oder
Teil einer Belaſtung, ſondern aus einer direkten Steuer, die
erforderlichenfalls die jetzt noch laufende Beförderungsſteuer mit
umfaßt. Im übrigen kann das Reich die Mobiliſierung der
Kriegsentſchädigung ſelbſt regeln. Die Induſtriebelaſtung von
300 Millionen fällt, freilich nur inſoweit ſie international
ge=
bunden war, als Sonderſteuer der Induſtrie, aber im
Innern bleibt ſie beſtehen. Es wird eine Frage der künftigen
Finanzreform ſein, die rein theoretiſch ſchon mit der
parlamen=
tariſchen Verabſchiedung des Sachverſtändigengutachtens wegen
der Neuregelung der Geſetzgebung verbunden bleiben muß, zu
entſcheiden, ob dieſe Sonderſteuer künftig ganz oder teilweiſe
fallen ſoll.
Daß bei dem raſchen Tempo der Schlußverhandlungen auch
die unmittelbar beteiligten Stellen ein Urteil über die
Geſamt=
heit des neuen Planes noch nicht gewonnen haben, iſt
ſelbſtver=
ſtändlich. Finanzminiſterium, Wirtſchaftsminiſterium und
Außen=
miniſterium werden in den nächſten Wochen das Gutachten fehr
gründlich durchackern, um die Vorbereitungen für die kommende
politiſche Konferenz und die evtl. erforderliche geſetzliche
Um=
ſtellung zu treffen. Die Regierung lehnt es auch jetzt ab,
irgend=
welche Erklärungen über ihre Einſtellung zum Gutachten
abzu=
geben, ſchon um ſich nicht vorzeitig zu binden. Tatſächlich iſt ja
aber zwiſchen den Zeilen des Telegrammes an den
Reichsbank=
präſidenten Dr. Schacht herauszuleſen, daß die
maßgeben=
den Stellen den Young=Plan als einen
Fort=
ſchritt gegenüber dem Dawes=Plan anerkennen
und bereit ſein werden zu unterzeichnen, wenn die politiſche
Kon=
ferenz nicht nur nicht keine Verſchlechterung, ſondern darüber
hin=
aus eine Erleichterung, vor allen Dingen durch die Räumung des
beſetzten Gebietes, bringt. Sollte das nicht möglich ſein, dann
könnte es bei der Stimmung in der Volkspartei und im Zentrum
eine recht ſchwierige Aufgabe ſein, im Reichstag eine Mehrheit
zuſammen zu bringen.
Ein Rückblick auf das Berk der Sachverſtändigen.
EP. Paris, 8. Juni.
In einem Rückblick auf das Werk der
Reparationsſachver=
ſtändigen ſtellt der „Temps” feſt, daß das
Sachverſtändigen=
omitee unter dem Vorſitz von Owen Young vier Monate lang
unter einer Atmoſphäre gearbeitet habe, die nicht immer ſehr
tärbend geweſen ſei. Es habe des feſten Willens, zu einem
End=
rfolg zu kommen, und des Bewußtſeins bedurft, daß ein
Fehl=
chlag die ernſteſten Folgen für die internationale Lage und
viel=
eicht das Scheitern jeder Friedenspolitik nach ſich ziehen müſſe,
um eine Löſung zuſtande zu bringen, die zwar niemand
änzlich befriedige, aber wenigſtens eine
an=
ehmbare Baſis für die Liquidierung des
Prieges bilde. Das Blatt behauptet ſelbſtverſtändlich, daß
Deutſchland den größten Vorteil aus dem neuen Abkommen
iehe. Es erhalte zunächſt einmal Gewißheit über die Höhe ſeiner
erpflichtungen, gewinne ferner eine neue und bedeutende
Er=
näßigung ſeiner Laſten und könne ſchließlich die Frage der
vor=
zeitigen Räumung des Rheinlandes aufwerfen. Unter den
wei=
eren Vorteilen wäre noch beſonders zu erwähnen, die
Befrei=
ng der deutſchen Wirtſchaft von der fremden Kontrolle. Die
Opfer der Alliierten hätten dieſe Regelung möglich gemacht, die
als eine ſolide Grundlage für eine Verſöhnungs= und
Annähe=
ungspolitik und für eine dauerhafte Friedenspolitik gedacht iſt.
— Auf der anderen Seite muß jedoch das Blatt zugeben, daß das
Abkommen auch für Frankreich nicht ganz ohne Vorteile iſt. Der
Plan ſehe die Rückzahlung der Schulden zwiſchen den Alliierten,
ſowie einen Nettoüberſchuß für die eigentlichen Reparationen
vor, entſpreche alſo der franzöſiſchen Theſe. Schließlich rät der
„Temps” dazu, an gewiſſe Probleme, die gelöſt werden müßten,
nit größt. Vorſicht heranzugehen. Die Regierungen müßten
unächſt einmal den Youngplan en bloc annehmen oder
ab=
ehnen, da er ein unteilbares Ganzes bilde. Bevor
nan an die Rheinlandräumung denken könne, müſſe klargeſtellt
verden, unter welchen Bedingungen eine Beratungs= und
Feſt=
tellungskommiſſion eingerichtet werden könne, die für die
ent=
militariſierte Zone eine Sicherheitsgarantie darſtellen müſſe. —
der „Intranſigeant” meint, Frankreichs Pflicht ſei es, die
Feſt=
tellungskommiſſion, deren Tätigkeit die deutſche Regierung nur
is 1935 zulaſſen wolle, ſoweit als möglich über dieſen Termin
hinaus zu verlängern. Darüber wird wohl noch ein ſcharfer
Lampf zwiſchen den Diplomaten entbrennen. Soviel ſteht jedoch
hon heute feſt, — und das iſt immer ſchon in dieſer Frage der
ſeutſche Standpunkt geweſen — daß Deutſchland eine Kontrolle
ür das entmilitariſierte Rheinland über das Jahr 1935 hinaus
icht zugeſtehen kann und wird.
Die Woche.
Während man ſich am Freitag nachmittag in Paris
an=
ſchickte, das Ergebnis der Sachverſtändigenkonferenz zu
unter=
zeichnen, ging einer der Vorhänge im Sitzungsſaal in
Flam=
men auf. Auch zum Abſchluß alſo dieſer Verhandlungen, die
ein Vierteljahr lang die Welt in Atem gehalten, eine
drama=
tiſche Zuſpitzung. Und mancher Phantaſiebegabte wird verſucht
ſein, die Flamme im Sitzungsſaal des Hotels George V. zu
vergleichen mit jener berühmten Flammenſchrift im
Thron=
ſaal König Belſazars. Abermals hat ſich über einem Akt
Welt=
geſchichte der Vorhang geſenkt. Erleichtert atmen die Zuſchauer
auf, und nur ſehr ſpärlich regt ſich Beifall. In der Tat, für
ſreudige Begeiſterung liegt kein Anlaß vor. Ein weiterer
Schritt iſt getan auf dem Wege zur Liquidation des Weltkriegs,
aber man hat ihn nur zögernd, unter ſchweren Kämpfen getan,
man hat ſich nicht entſchließen können, allen erkannten
Notwen=
digkeiten auch tatſächlich Rechnung zu tragen, und nur unter
dem Druck des allmächtigen Dollars iſt ein poſitives Ergebnis
in Paris herausgekommen. Und trotzdem, ebenſowenig wie
wir Anlaß haben, Jubelhymnen anzuſtimmen, ebenſowenig
Anlaß haben wir auch zur Enttäuſchung, denn wir haben nach
Lage der Dinge von der jetzt zu Ende gegangenen
Sachver=
ſtändigenkonferenz bei nüchterner Betrachtung kein anderes
Ergebnis erwarten können.
Wo ſtehen wir in Europa und wohin führt der Weg?
Zehn Jahre iſt es her, daß der Weltkrieg abgeſchloſſen wurde
durch ein Friedensdiktat der „Sieger”, das den Kriegszuſtand
in Europa verewigte und wohl auch verewigen ſollte. „Wir
kennen”, ſo rief damals Graf Brockdorf=Rantzau in den
Ver=
ſailler Spiegelſaal, „die Wucht des Keſſes, die uns hier
ent=
gegentritt. Wir hören die leidenſchaftliche Forderung, daß die
Sieger uns als Ueberwundene zahlen laſſen und als Schuldige
beſtrafen wollen.” Aber die natürlichen Notwendigkeiten der
Völker ſind ſtärker als der Haß, und ſo iſt die Geſchichte dieſes
vergangenen Jahrzehnts beſtimmt durch das mühſelige
Beſtre=
ben, auf den Trümmerfeldern des Krieges ein neues Eutopa
aufzubauen. Faſt eine Siſyphus=Arbeit, ſolange die
Beſtim=
mungen des Verſailler Diktates, dieſer magna carta des
europäiſchen Unfriedens, die Beziehungen der Völker
beſtim=
mend beeinfluſſen. Ueber Spaa, Genua und Cannes führte
der Weg zum Ruhrkrieg, von der erſten
Sachverſtändigenkon=
ferenz über London, Locarno und Genf jetzt nach Paris. Ein
langer ſteiniger Weg, und noch immer ſind wir weit vom Ziel
entfernt. Längſt verklungen ſind jene großen Worte, daß der
Weltkrieg die letzte gewaltſame Auseinanderſetzung der Völker
geweſen ſein müſſe, und daß ſein Abſchluß den Beginn einer
neuen Aera des Friedens und der Menſchenliebe bedeute. Ein
Jahrzehnt brutalſter Gewaltpolitik liegt hinter uns, und auch
in Zukunft wird die Macht ein entſcheidender Faktor im
Le=
ben der Völker bleiben.
Ungeheuer iſt unter dieſen Umſtänden die Verantwortung
unſerer außenpolitiſchen Führung, die kein Schwert in die
Wagſchale zu werfen hat, wenn es ſich um die Wahrung der
Lebensintereſſen des deutſchen Volkes handelt. Zielbewußt
verſucht ſie ſeit Jahren eine deutſch=franzöſiſche Verſtändigung
auf breiter Grundlage anzubahnen, im Intereſſe beider
Völ=
ker und im Intereſſe des europäiſchen Friedens. Wenn man an
die Geſchichte der vergangenen Jahrhunderte denkt, ein kühnes
Unternehmen, das, man möchte faſt ſagen begreiflicherweiſe,
zu=
nächſt auf weitgehende Verſtändnisloſigkeit und ſcharfe
öffent=
liche Ablehnung auch in Deutſchland ſtieß. Das in verſchiedene
feindliche Lager geteilte Europa iſt auf dem beſten Wege, eine
angelſächſiſche Kolonie zu werden. Eine Koloniſation mit den
modernen Methoden wirtſchaftlicher „Durchdringung”, die
wirk=
ſamer iſt als die Entſendung von Polizeitruppen. Gerade die
Ereigniſſe der letzten Monate ſollten auch denen die Augen
geöffnet haben, die bisher nicht ſehen wollten. Wenn es Herrn
Sloan, dem Präſidenten der General Motors Comp., der ſoeben
erſt die deutſchen Opelwerke gekauft hatte, jetzt während der
Konferenz unter gütiger Mitwirkung des Herrn Owen Young
gelang, die Kontrolle über die Citroen= und Peugeot=Werke
zu bekommen, ſo dürfte das vielleicht auch in Paris ſeinen
Eindruck nicht verfehlt haben. Nur eine Ueberbrückung der
Ge=
genſätze unter den europäiſchen Völkern, für die eine
deutſch=
franzöſiſche Verſtändigung die Vorausſetzung iſt, kann unſeren
Erdteil wirkſam vor dem Schickſal Afrikas bewahren. Hier liegt
die innere Rechtfertigung der deutſchen Außenpolitik während
der letzten Jahre!
Die vielen Rückſchläge, die ſie während der Aera Poincaré
erfuhr, konnte die Ablehnung gewiſſer deutſcher Kreiſe
naturge=
mäß verſtärken, und es iſt ſicherlich durchaus berechtigt, wenn man
ſich die Frage vorlegt, ob wir die Lebensintereſſen des deutſchen
Volkes nicht vielleicht auf andere Weiſe wahren könnten. Man
denkt an Moskau, und neuerdings auch an Rom. Das ruſſiſche
Problem iſt im Laufe der letzten Jahre ſo oft erörtert worden,
daß ſich eine Wiederholung erübrigen dürfte. Wir glauben nicht
daran, daß uns das Heil aus dem Oſten kommen könnte,
ſo=
lange die beiſpielloſe Mißwirtſchaft des gegenwärtigen Regimes
alle Kräfte des ruſſiſchen Rieſenreiches lahmlegt. Wir glauben
aber auch nicht daran, daß eine Annäherung an Italien deutſche
Intereſſen wirkſam zu fördern vermöchte. Dabei muß immer
wieder grundſätzlich feſtgeſtellt werden, daß Sympathien oder
Autipathien für die Staatsform eines anderen Volkes bei der
Erörterung außenpolitiſcher Möglichkeit ſelbſtverſtändlich keine
Nolle ſpielen dürfen, wie das leider in Deutſchland nur allzu
oft geſchieht. Es iſt Sache jeden Volkes, ſich die ihm geeignet
erſcheinende Staatsform zu geben. Sie kann für
außenpoli=
tiſche Erwägungen nur inſoweit eine Rolle ſpielen, als ſie
un=
ter Umſtänden die außenpolitiſche Aktionsfähigkeit fördert oder
hemmt. Es kann alſo ganz gewiß nicht unſere Aufgabe ſein,
je nach unſerer innerpolitiſchen Einſtellung den italieniſchen
Fascismus in den Himmel zu heben oder in Grund und Boden
zu verdammen. Wir haben uns in dieſem Falle nur die eine
C eite 2
Sonntag, den 9. Juni 1929
Nummer 158
Frage zu ſtellen: was bietet uns eine Annäherung an Italien?
Und die Antwort auf dieſe Frage iſt nicht allzuſchwer zu finden.
Immer ſchärfer haben ſich die italieniſch=franzöſiſchen
Ge=
genſätze während des letzten Jahrzehnts zugeſpitzt. Die
natur=
bedingte Rivalität am Mittelmeer und die Rivalität in
Nord=
afrika ſind die eigentlichen Gründe, während der heftige Krieg,
den die franzöſiſche und die italieniſche Diplomatie in
Südoſt=
europa gegeneinander führen, mehr oder weniger eine
Folge=
erſcheinung darſtellt. Es muß doch ſehr ernſt ſtimmen, wenn kein
Geringerer als Muſſolini ſelbſt mit „ſchwerwiegenden
Ereig=
niſſen” ſchon in wenigen Jahren rechnet. Man darf natürlich
das deutſch=italieniſche Verhältnis nicht allein unter dem
Geſichtswinkel der Südtiroler Frage betrachten. Eine ſo ſchwere
Belaſtung ſie auch darſtellen mag, über ſie hinwegzukommen,
wird es ſicherlich Mittel und Wege geben. Aber wir müſſen uns
darüber klar ſein, daß in Anbetracht der Verhältniſſe ebenſo wie
die deutſch=franzöſiſche Annäherung unſer Verhältnis zu Italien
außerordentlich verſchärfte, jetzt eine Annäherung an Italien
eine ſcharfe Schwenkung gegen Frankreich bedeuten würde. Was
das heißt, braucht nicht weiter erörtert zu werden. So wenig
Veranlaſſung dazu vorliegt, Italien, das keine lebenswichtige
Frage von uns trennt — denn auch die Anſchlußfrage dürfte zu
löſen ſein — unnötig vor den Kopf zu ſtoßen, ſo richtig bleibt
doch der Verſuch der deutſchen Außenpolitik, durch eine
Berei=
nigung des deutſch=franzöſiſchen Verhältniſſes eine wirklich
trag=
fähige Baſis für einen europäiſchen Wiederaufbau zu ſchaffen.
Das Verhalten der Franzoſen wird entſcheidend für die
Beur=
teilung ſein, ob dieſer Verſuch ausſichtsvoll iſt. Wir wiſſen,
daß man über die Geſchichte von Jahrhunderten nicht einfach
mit einer Handbewegung zur Tagesordnung übergehen kann.
Wir kennen die Hemmungen, die in der franzöſiſchen Mentalität
begründet ſind, und wir können auch die Schwierigkeiten richtig
einſchätzen, die den regierenden Männern in Frankreich ihrem
eigenen Volke gegenüber aus den unerfüllbaren Verſprechungen
der erſten Nachkriegszeit erwachſen ſind. Alledem haben wir
wahrlich bereits weitgehendſt Rechnung getragen. Aber wir
können nicht auf die Dauer in den leeren Raum hinausbauen.
Die Pariſer Einigung hat durch ihre Regelung der
Reparations=
frage zum mindeſten ihre politiſche Schärfe genommen, jetzt
wer=
den die Beſprechungen über die Rheinlandräumung
zum Prüfſtein kommender Möglichkeiten werden. Wenn der
„Matin” erklärt, daß man über die Modalitäten zwar
disku=
tieren könne, daß aber der Grundſatz der Rheinlandräumung
nicht mehr beſtritten werden könne, ſo hat es den Anſchein, als
ob auch an den Franzoſen die Ereigniſſe der letzten Monate nicht
ſpurlos vorübergegangen wären. Die Rheinland=Räumung iſt
für das ganze deutſche Volk eine Selbſtverſtändlichkeit, aber
man muß auch in Paris Verſtändnis dafür haben, daß jeder
Verſuch der Franzoſen, neue Kontrollorgane zu ſchaffen, die
über das Jahr 1935 hinaus auf deutſchem Gebiet ihr Unweſen
treiben würden, als eine unerträgliche Belaſtung des
deutſch=
franzöſiſchen Verhältniſſes empfunden würde. Wir glauben, daß
eine deutſch=franzöſiſche Verſtändigung eine Lebensfrage für
beide Völker iſt. Sie iſt aber nur möglich, wenn nunmehr
auch endlich die franzöſiſche Politik eine entſcheidende
Schwen=
kung vornimmt. Gerade jetzt verhandelt man in Madrid über
die Minderheitenfrage, die für Frankreich nur dadurch ihre
Be=
deutung hat, daß ſie eine weſentliche Rolle bei der Behandlung
der Oſtfragen ſpielt. Auch für dieſe eine neue Grundlage zu
ſchaffen, wäre Vorausſetzung einer deutſch=franzöſiſchen
Verſtän=
digung.
Wir ſtehen an einem Wendepunkt der europäiſchen Geſchichte.
Ob zum Guten oder zum Böſen muß erſt die Zukunft
lehren.
M.
Goldmünzenausgabe und Auslandsanleihe?
* Berlin, 8. Juni. (Priv.=Tel.)
An der Berliner Börſe ſchwirrten am Samstag eine ganze
Reihe ſenſationeller Gerüchte, deren Urſprung aber wohl in der
Hauptſache in dem Gutachten der Sachverſtändigen zu ſuchen iſt.
So wurde behauptet, daß das Reich in Verhandlungen
über die Auflegung einer Auslandsanleihe
ſtehe, hauptſächlich deswegen, weil die Erwartungen der
Reichsanleihe nicht erfüllt würden. Da das
Reichsfinanzmini=
ſterium gerade in Anleihefragen ſtets ſehr zugeknöpft iſt, wird
man auch zunächſt nicht erfahren, was an dieſen Gerüchten
Wah=
res iſt. Uns aber wird an zuſtändiger Stelle verſichert, daß es
ſich um eine haltloſe Kombination handle, da für das Reich
augenblicklich kein Anlaß beſtehe, eine Auslandsanleihe
aufzu=
nehmen. Sobald der Young=Plan in Kraft trete, würde
über=
haupt der Reichshaushalt eine Entlaſtung erfahren und auf dem
Geldmarkt eine gewiſſe Flüſſigkeit bewirken, was auch für das
Reich von Vorteil ſein würde. Wir glauben aber nach dem
Ausgang der Reichsanleihe und den bisher wenig erfreulichen
Kreditverhandlungem mit den Großbanken nicht recht daran, daß
das Reich in Zukunft leichter Kredite am Inlandsmarkt erhält.
Es iſt infolgedeſſen doch wohl nicht ganz ausgeſchloſſen, daß ſich
Von Sigismund von Radecki.
Als Kind ſah ich täglich an unſerer Station eine herrliche
Lokomotive vorbeifahren. Sie hieß „Réaumur” und ſchien mir
ein gigantiſches Wunder, das jeden Augenblick fürchterlich
los=
pfeifen konnte. Dann kamen andere Jahre, andere Eindrücke; ich
hatte ſie völlig vergeſſen und auch vor Dampfpfeifen keine Angſt
mehr. Da ging ich einmal zufällig mit einem befreundeten
In=
genieur die toten Gleiſe des Hauptbahnhofs entlang, wo
aller=
lei verroſtetes Gerümpel ſtumm auf den Abbruch wartete. Und
ſah plötzlich irgendeinen unſcheinbaren, ſchäbigen Lokomotiv=
Invaliden, der mir bekannt vorkam. Richtig, das war ſie, die
alte „Réqumur”: verroſtet, komiſch, altmodiſch — aber immer
noch mit ſteif erhobenem Schornſteinhalſe. . .. Und ich muß
ſagen, daß mich dieſer eiſerne Greis damals ſo gerührt hat,
wie ſpäter ſelten ein Menſch. Ich klopfte ihm auf die verroſtete
Schulter und ging ſchweigend weiter.
Seitdem weiß ich, daß die Maſchine kein totes Ding iſt,
ſondern ein eigenes Leben hat, daß ſie nicht nur häßlich,
ſon=
dern auch ſchön ſein kann, nicht nur gebieteriſch=pathetiſch,
ſon=
dern auch rührend und ſtimmungsvoll, kurz daß ſie Ausdruck
des Lebens iſt, gleicherweiſe wie Kunſt und Natur.
Wir ſtaunen längſt nicht mehr vor der Maſchine, wie das
neunzehnte Jahrhundert: wir ſtreifen jedes der Tauſende Autos,
die an uns täglich vorüberflitzen, mit einem faſt unbewußt
kriti=
ſchen Blick — einem Blick, der es auf ſeine Schönheit prüft!
Und finden wir einen ſchönen Wagen warten, ſo bleiben wir
gerne ſtehen und ſehen uns ihn genauer an. Denn wir haben
von vornherein die feſte Ueberzeugung, daß ein ſchöner
Wagen auch ein guter Wagen ſein muß.
Ein merkwürdiger Fall! Woher nimmt ſich unſer Auge das
Recht, über höchſt komplizierte techniſche Verhältniſſe, von denen
es keine Ahnung hat, ſo ſelbſtſicher zu Gericht zu ſitzen? —
Gewiß aus einem tiefen Inſtinkt heraus, dem folgende
Ueber=
legung recht gibt: die Maſchine wird gar nicht auf
Schön=
heit, ſondern auf Leiſtung, d. h. Zweckmäßigkeit hin
gebaut. Jede Maſchine hat ihre Geſchichte, ihren Werdegang,
den ſie allemal einhält. Sie hat anfangs ihr
abenteuer=
liches Stadium bis zur Schaffung der erſten lebensfähigen
Type. In dieſem Stadium iſt die Maſchine grotesk, ein
erſchrek=
kendes Nebeneinander von Herz, Lungen, Muskeln und Knochen
Vom Tage.
Dr. Schacht iſt geſtern abend 19.50 Uhr direkt nach Marienbad
ab=
gereiſt. Außer den Mitgliedern der deutſchen Delegation waren einige
franzöſiſche Sachverſtändige zum Abſchied erſchienen. Mit den
Ameri=
kanern haben auch die Japaner die Rückreiſe in ihre Heimat angetreten.
Mit dem Inkrafttreten des Young=Planes hat die
Reparationskom=
miſſion ihre Daſeinsberechtigung und jedes Einmiſchungsrecht verloren.
Daß ſie ihr kümmerliches Daſein noch weiterfriſten wird, hat ſie nur
den Friedensverträgen mit Oeſterreich, Ungarn und Bulgarien zu
ver=
danken. Nunmehr haben die Regierungen das Wort. In
Sachverſtän=
digenkreiſen nimmt man allgemein am, daß die politiſche Konferenz recht
bald einberufen wird.
In dieſem Jahre veranſtaltet der Jungdeutſche Orden drei
Tagun=
gen, die in Dortmund, in Mitteldeutzſchland und im Grenzgebiet
ſtatt=
finden werden. Die Dortmunder Tagung, die am 16 Juni ſtattfindet,
wird, obwohl nur Kundgebung eines kleinen Teiles des Jungdeutſchen
Ordens, doch eine weſentliche politiſche Weitenentwicklung der vom
Jungdeutſchen Ouden angeregten voiksnatiomalen Aktion zeigen.
Zu dem in der Zeit vom 14. bis 18. Juni in Stutegart
ſtatt=
findenden Jahrestag des Reichsverbandes der
Nhein=
länder wird, wie wir hören, auch der Miniſter der beſetzten Gebiete,
Dr. Wirth. erſcheinen.
Der König von Italien hat zum erſten
italieni=
ſchen Botſchafter beim Heiligen Stuhl Senator
Graf Ceſare Maria de Veechiernannt., de Vecchi hat den
Fascismus im Piemont gegründet. Er gehörte auch zu den vier
Fas=
ciſtenführern, die den Marſch auf Rom leiteten, und war dann
Kom=
mandant der Miliz und ſeit 1923 Gouverneur des italieniſchen
Somali=
landes.
Der für Samstag angekündigte Empfang bes neuen Kabinetts
Mardonalds beim König in Schloß Windſor hat programmäßig
ſtatt=
gefunden. Die Vorſtellung der Miniſter beim König und die Uebergabe
der Amtsſiegel hat ſich in der hergebrachten Form abgeſpielt.
General Dawes der neue amerikaniſche
Botſchaf=
ter in London, iſt am Freitag abend an Bord der „Olympic”
nach England abgereiſt, um ſeine neuen Pflichten zu
über=
nehmen.
Herr Dr. Schacht in Paris mit Herrn Morgan über eine
ameri=
kaniſche Anleihe unterhalten hat. Gleichzeitig tauchte auch das
Gerücht auf, daß die Reichsbahn eine größere
Aus=
landsanleihe aufnehmen würde. Auch das wird von
zuſtändiger Seite in das Reich der Fabel verwieſen. Es läßt
ſich aber doch nicht leugnen, daß Herr Stegerwald erſt vor
eini=
gen Tagen vow der Notwendigkeit einer ſehr umfangreichen
An=
leihe geſprochen hat. Wenn die Vorausſetzungen dafür gegeben
werden, wird ſich die Reichsbahn ſicherlich bemühen, auf dem
Anleihewege größere Geldmittel zu bekommen.
Weſentlich intereſſanter iſt dagegen die Möglichkeit der
Aus=
gabe von Goldmünzen. Im Sachverſtändigengutachten wird
unſere Leiſtungsfähigkeit nicht mehr nach Goldmark, ſondern
ein=
fach nach Reichsmark bemeſſen. Herr Schacht ſoll aus
währungs=
politiſchen Gründen dem Konferenzvorſitzenden Owen Young
mitgeteilt haben, daß unter dieſen Umſtänden die Reichsbank den
§ 31 des Reichsbankgeſetzes in Kraft ſetzen werde, wonach
prä=
ſentierte Noten künftig in Gold oder Deviſen einzulöſen ſind.
Das kann die Ausgabe von Goldmünzen bedeuten, kann aber
auch heißen, daß für große Beträge Goldbarren zur Verfügung
geſtellt werden, für kleinere Deviſen. Des Rätſels Löſung iſt
hier auch im Sachverſtändigengutachten zu ſuchen. Es heißt da,
daß ſich die deutſche Regierung verpflichtet, daß
die Reichsmark gemäß § 31 des gegenwärtigen
Reichsbank=
geſetzes in Gold oder Deviſen einlösbar iſt und
bleibt, und daß für dieſen Zweck die Reichsmark
eine Münzparität von 1/2700 Kg. Feingold
behal=
ten ſoll. Dabei wird auf einen Brief des
Reichsbankpräſi=
denten Dr. Schacht aufmerkſom gemacht, der ſich als Anlage bei
dem Gutachten befindet, aber noch nicht zur Kenntnis der
Oeffent=
lichkeit gekommen iſt.
* Berlin, 8. Juni. (Priv.=Tel.)
Der Preußiſche Miniſterpräſident Braun hat den
Partei=
führern bei der Beſprechung des Konkordates am Freitag
er=
klärt, daß er an Verhandlungen wit der Evangeliſchen Kirche
erſt dann denbe, wenn das Konkordat abgeſchloſſen ſei. Er hat
aus der Wirkung dieſer Erklärung geſehen, daß er ſich hier doch
vergriffen hat und gibt jetzt eine offizielle Erklärung aus, die den
Nachweis verſucht, daß die Evangeliſche Kirche bisher der
Katho=
liſchen Kirche gegenüber bevorzugt war, daß er aber bereit ſei,
ſpäter die erforderlichen Konſequenzen zu ziehen, ſoweit eben die
vertragliche Neuregelung für die katholiſche Kirche eine den
Grundſätzen der Parität nicht entſprechende Bevorzugung
er=
geben würde. Allerdings auch jetzt wieder mit dem Zuſatz, daß
die Verhandlungen erſt nach Verabſchiedung des Konkordates in
die Wege geleitet werden ſollen und daß er ſie offenbar nicht in
Form eines Geſetzes, ſondern durch eine Verordnung nach
vor=
herigen Verhandlungen durchführen will. Damit wird ſich
nie=
mand zufrieden geben, zumal da die ganze Einſtellung falſch iſt.
ordnen ſich in Aufſtellung und Proportion, und der Maſchine
fängt langſam, allmählich eine „Haut” an zu wachſen, ſie wird
immer durchdachter und überſichtlicher. Und ſchließlich tritt die
Maſchine in ihr drittes, ihr Endſtadium: ſie wird kraft
gewon=
nener Erfahrung vereinfacht, normaliſiert, typiſiert — ſie hat
eine „Haut”, ſie iſt ein Körper, ſie iſt ſchön. Erſt jetzt ſind
ihre Proportionen der wahrheitsgetreue Ausdruck für die
zweck=
mäßigſte Arbeit jedes ihrer Glieder geworden: ſo etwas nennt
man „Geſtalt” — und Geſtalt iſt Schönheit! Mit anderen
Wor=
ten: unſer Auge hat recht gehabt. Es verſteht vielleicht nichts
von Boſch=Kerzen, aber es hat ſeinen Inſtinkt für alle lebendige
Form. Es iſt dasſelbe wie mit den Pferden: ein „häßliches”
Pferd kann immer noch ganz gut ſein, ein „ſchönes” aber
ſicher=
lich nicht ſchlecht: in dieſem „ſchön” iſt die Leiſtung bereits
einbezogen. Das Ehrliche an der Schönheit der Maſchink iſt
alſo, daß ſie ganz ungewollt aus der Zweckmäßigkeit der
Ma=
ſchine entſtanden iſt.
Aber dieſer Werdegang eines techniſchen Gebildes von der
Vorform bis zur erreichten Form erfährt in vielen
Fäl=
len eine Komplizierung dadurch, daß ihr ſozialer Zweck von
einem anderen techniſchen Gebilde her übernommen wird. So
übernahm der Dampfer ſeinen Zweck, nämlich die
Kommuni=
kation über das Waſſer, vom Segelſchiff, das Auto ſeinen
Zweck vom Pferdewagen uſw. Daher iſt bei den meiſten
tech=
niſchen Gebilden die Vorform zugleich auch eine
Zwiſchen=
ſtufe zwiſchen der alten Form und der noch nicht erreichten
neuen. Das Segelſchiff von 1850 — z. B. der berühmte „
Tee=
klipper” war eine vollendete, eine erreichte techniſche Form,
und ſie hat ſich bis heute in den paar modernen Seglern nicht
weſentlich ändern können. Dem Teeklipper gegenüber
er=
ſcheinen die erſten Dampfer mißgeſtaltet, unreinlich und
un=
zweckmäßig. Es waren eigentlich noch gar keine Dampfer,
ſon=
dern naive Kreuzungen zwiſchen Segelſchiff und
Dampf=
maſchine. Wie vollendet, wie endgültig wirkt daneben
wie=
derum z. B. der Dampfer „Columbus‟! Das iſt bereits eine
erreichte Form, die ſeit einem Jahrzehnt nicht weſentlich,
aber doch in allen Einzelheiten fortwährend verbeſſert wurde,
bis dieſes Schiff möglich ward.
Der alte Landauer war ebenfalls eine ſchöne, erreichte
tech=
niſche Form, die ungefähr ein Jahrhundert lang feſtſtand und
ſich nicht mehr ändern konnte. Die erſten Automobile wirkten
daneben unbeholfen, abſtoßend und komiſch. Es waren naive
Kreuzungen zwiſchen Pferdewagen und Benzinmotor, es
waren Vorformen und Zwiſchenſtufen zugleich! Wie ſinnvoll,
Genugluung in London. — Nun haben die
Diplomaken das Work.
London, 8. Juni.
Wie Reuter erfährt, herrſcht in maßgebenden Kreiſen Londons
Genugtuung über den erfolgreichen Abſchluß der
Sachverſtändigenver=
handlungen in Paris. Es wird jedoch darauf hingewieſen, daß der
Befund des Sachverſtändigenausſchuſſes für die Regierungen nicht
bin=
dend iſt, ſondern lediglich den Charakter von Vorſchlägen trägt. Man
erwartet daher, daß in abſehbarer Zeit eine weitere Konferenz
ſtatt=
finden wird, und zwar möglicherweife in London, wie auch ſeinerzeit
bei der Unterzeichnung des Dawes=Planes. Dieſe Konferenz würde ſich
mit der Frage der Zuſtimmung der verſchiedenen Regierungen zu dem
Bericht der Sachverſtändigen zu befaſſen haben und wohl auch die
Ge=
legenheit wahrnehmen, andere Fragen von Bedeutung, wie die Frage
der Räumung der Rheinlande, zu beſprechen.
Bei Beurteilung des Geſamtergebniſſes der
Reparationsverhand=
lungen in Paris kommt der „Daily Telegraph” zu dem Schluß, daß
Großbritannien letzten Endes doch gewiſſe Vorteile erreicht habe. Der
größte Vorteil ſei der, daß die Sachlieferungen nach einem Zeitraum
von zehn Jahren zu Ende gingen. Dies ſei ein ſo großer Gewinn für
England, daß er bei weitem die Verluſte aufwiege, die durch die
Auf=
gabe der ſchon bisher geleiſteten Zahlungen an Amerika und der
Ent=
ſchädigung defür entſtanden ſei.
Wie aus Waſhington gemeldet wird, beſprach das Kabinett die durch
die in Paris erzielte Einigung geſchaffene Lage. Amtliche Kreiſe
äußern ihre Genugtuung darüber, daß die
Sachverſtändigenverhand=
lungen zu einem Ergebnis geführt haben. Man weiſt weiter darauf
hin, daß die Räumung des Rheinlandes durch die Alliierten nunmehr
ſehr wüinſchenswert ſei, da dadurch das geſchäftliche Leben gehoben und
die Induſtrie gefördert werden würde. Man würde die Räumung
ebenſo begrüßen wie die nunmehr beſchloſſene Freigabe der Reichsbahn
und die Befreiung der deutſchen Induſtrie von Belaſtungen, die ſie
bisher behindert haben. Während die Preſſe die groß aufgezogenen
Meldungen mehr oder weniger kommentarlos veröffentlicht, erklären
die Finanzkreiſe aus der Walſtreet in New York, daß Deutſchland
bis=
her nur durch die Aufnahme von Auslandsanleihen ſeinen
Kriegsent=
ſchädigungsverpflichtungen nachkommen konnte. Vorläufig könne aber
der amerikaniſche Markt keine weiteren Anleihen aufbringen, da
Deutſchland die durch Anleihen einlaufenden Gelder nur zur Erfüllung
ſeiner Kriegsentſchädigungsverpflichtungen verwenden könne. Der
amerikaniſche Markt ſei zur Zeit nicht aufnahmefähig für
Reparations=
bonds. Wenn das Deutſche Reich in Zukunft ſolche Bonds hier
unter=
bringen will, ſo könne es nur zu Laſten der deutſchen Induſtrie
ge=
ſchehen. Außerdem könnten nur Bonds mit ſo hohen Zinsſätzen eine
Aufnahme finden, daß ſie eine außerordentliche Bürde für das Reich
darſtellen würden.
Ueber die Rheinlandräumung melder Reuter aus Paris: Die in
London veröffentlichten Berichte, wonach bereits Vorbereitungen für die
Näumung des Rheinlandes im Oktober eingeleitet worden ſeien, ſind
verfrüht und irreführend. Selbſtverſtändlich liegt die Räumung in
der Luft und die alliierten Regierungen denken an ſie, aber es iſt
bis=
her nicht nur keine Entſcheidung darüber getroffen worden, ſondern
es ſind auch zwiſchen der britiſchen Regierung und der franzöſiſchen
Regierung keine Verhandlungen darüber eingeleitet worden.
Anderer=
ſeits würde die Räumung, wenn ſie ausgeführt würde, eine Operation
ſein, die ſorgfältiger Vorbereitung bedürfte. Es liegt durchaus im
Bereich der Möglichkeit, daß die alliierten Armeeſtäbe bereits damit
beſchäftigt ſind, die eventuellen Mittel und Wege für eine Räumung
zu prüfen; indeſſen iſt die Räumung für den Augenblick lediglich ein
Projekt für die Regierungen und ein Crörterungsgegenſtand für die
Preſſe.
Gemiſchte Gefühle in Paris. — Der Milliardenkraum
ausgekräumk.
Von der Pariſer Preſſe iſt es namentlich das „Echo de
Paris” das ſcharfe Bedenken gegen den Youngplan äußert.
Pertinax erklärt, der Hauptfehler des Youngplanes, wie auch
des Dawesplanes beſtehe darin, mit einem Deutſchland zu
rech=
nen, das bereit ſei, loyal während 60 Jahren ſeine
Verpflichtun=
gen zu erfüllen. Von dieſem Standpunkt aus habe das
Sach=
verſtändigenkomitee die Dawesannuität um 450 Millionen
Reichsmark herabgeſetzt. Das ſei zum mindeſten abenteuerlich.
Aber gegen den Schiedsſpruch Owem Youngs habe man nichts
machen können.
„Avenir” kommt zu dem Schluß, daß die Ratifikation des
Youngplanes unweigerlich zur Ratifikation der
Schuldenabkom=
men mit England und Amerika führen müſſe, denn zwiſchen
dieſen beiden Abkommen beſtehe ein innerer Zuſammenhang.
Die „Ere Nouvelle” ſchreibt, daß der Erfolg der
Verhand=
lungen im Hotel Georg V. eine neue Etappe auf dem Wege der
europäiſchen Verſtändigung darſtelle. Der Milliardentraum ſei
ausgeträumt. An deſſen Stelle ſeien die Realitäten getreten.
Das ſei auch beſſer ſo, denn jetzt wiſſe Frankreich genau, worauf
es zählen könne.
wie ruhig möchte ich ſagen, wirkt daneben das moderne Auto
mit ſeiner erreichten Form, die ſeit etwa 10 Jahren im
We=
ſentlichen feſtſteht.
Die erſten Aeroplane (von 1908) ſind typiſche Vorformen.
Man wußte ſozuſagen noch nicht, was Luft iſt, als man ſie
baute. Man nahm einen Stuhl, ſetzte ihn auf eine Tragfläche
und montierte auf ihr einen Motor. Und flog im
Straßen=
paletot und Kuppelhut. Wenn man damit die ſinnvolle
Fiſch=
oder Inſektenform unſerer heutigen Flugzeuge vergleicht, ſo
erſcheinen dieſe uns weit natürlicher und organiſcher als jene
Pionierformen. Aber hat die Natur nicht auch in ihrem
Ent=
wicklungsgange ſolche abenteuerliche Pionierformen, ſolche
organiſche Zwiſchenſtufen erſchaffen? Man denke an den
Echſenvogel, den abenteuerlichen Archäopterix! Auch dort
waren es organiſche Revolutionen, die den machtvollen neuen
Lebenstrieb ungeſtüm in abenteuerlichen Formen hervorbrechen
ließen, worauf dann die Wirklichkeit ſozuſagen begütigend
ein=
griff und die lebensfähigere Erfahrungsform geſchaffen wurde.
Die Pionierformen aber, die Zwiſchenſtufen ſind faſt alle
unter=
gegangen: — Erfinderſchickſal!
Die Entwicklung der Technik bringt es mit ſich, daß die
all=
gemeine Planmäßigkeit des Lebens immer mehr zunimmt. Und
wir ſehen, daß uns heute nur jene Formen wirklich gelingen,
wo — wie bei der Maſchine — der praktiſche
Lei=
ſtungsanſpruch hart und unerbittlich iſt. Daher
entſtanden in der Architektur wirklich neue Formen zuerſt
ein=
mal bei den Nutzbauten: unſere Speicher, Fabriken, Silos und
Waſſertürme tragen als erſte wahrhaft modernes Gepräge. Aber
allmählich rückte man auch an das Wohnhaus heran. Doch
dort war die Leiſtung nicht ſo eng umſchrieben, wie z. B. beim
Silo, ſondern ſie mußte jene Welt umſpannen, die in dem
Worte „Heim” beſchloſſen liegt, Aber ſo weit ſind die modernen
Architekten nicht, und ſie können es nicht ſein, weil wir in einer
notvollen Uebergangszeit leben und uns nicht den Luxus der
Perſönlichkeit leiſten dürfen. So liegt eine wertvolle
Ehrlich=
keit in ihrem Verzicht auf das individuelle Ornament: Die
Ar=
chitekten ziehen eine ehrenhafte Armut einem erlogenen
Reich=
tum in der Baukunſt vor. Daher iſt das Wort „Wohnmaſchine‟
gegenwärtig Schlagwort geworden. Auf wie lange, wird die
Zeit lehren.
Und damit kommen wir auf das wichtigſte Problem
un=
ſerer Zeit: auf das ganz veränderte Verhältnis des Einzelnen,
des Individuums, zur Gemeinſchaft. In früheren Zeiten kreiſte
Sonntag, den 9. Juni 1929
Seite 3
Nummer 158
Dr. Streſemann in Madrid.
Ueberaus herzlicher Empfang.
Die geſamke Preſſe nimmt Streſemann gegen
Auerkreibereien in Schuß.
daß das Minoritätenproblem nicht nur für Deutſchland, ſondern
für die ganze Welt von Bedeutung ſei; 3. das Wort Spanien iſt
im Zuſammenhang mit der Minoritätenfrage nicht erwähnt
wor=
den. — Dieſe Richtigſtellung iſt bereits der ſpaniſchen Preſſe
durch die Agentur Fabra zugegangen. Das betreffende Blatt
wird heute abend ſeine unrichtigen Behauptungen zurücknehmen.
Der deutſche Reichsaußenminiſter Dr. Streſemann iſt mit
ſei=
ner Begleitung um 8.35 Uhr abends auf dem Nordbahnhof von
Madrid eingetroffen. Der Bahnhof war von einem ſtarken Poli=
* Madrid, 8. Juni (Priv.=Tel.)
zeiaufgebot abgeſperrt. Auf dem
Bahnſteig wurde Dr. Streſemann
feierlich von Primo de Rivera,
Quinones de Leon und Pallacios,
ſowie dem deutſchen
Staatsſekre=
tär v Schubert, den Mitgliedern
der deutſchen Delegation und
etwa 500 Perſonen der deutſchen
Kolonie empfangen. Dr
Streſe=
mann, der auf dem Bahnſteig
zu=
ſammen mit Primo de Rivera
ſo=
fort photographiert wurde,
ver=
ließ unter den Hurrarufen der
Menge die Bahnhofshalle und
begab ſich in das Palaca=Hotel.
Der Zug Dr. Streſemanns wurde
von dem „Lokomotivführer” des
Königs, dem Herzog von
Sara=
goſſa. geführt. Die ſpaniſche
Re=
gierung hatte dem Miniſter einen
Salonwagen zur Verfügung
ge=
ſtellt. Dr. Streſemann iſt in
Ma=
drid mit ganz beſonderer
Span=
nung erwartet worden. Heute
nachmittag veröffentlichen die
Blätter Artikel über ihn und
ſei=
nen politiſchen Werdegang,
Bil=
der von ihm und ſeiner
Gemah=
lin. Die geſamte Preſſe nimmt
Dr. Streſemann gegen die
Falſch=
meldung der „La Voz” in Schutz,
die ihm Aeußerungen über
Kata=
lonier und Basken als ſpaniſche
Minderheiten unterſchoben hatte.
In einem zweiten kategoriſchen
Dementi wird feſtgeſtellt, daß
weder Dr. Streſemann noch irgend
jemand ſeiner Umgebung den
Na=
men Spaniens in
Unterhaltun=
gen über das
Minderheitenpro=
blem erwähnt habe. Dr.
Streſe=
mann habe nur darauf hingewie= Auf ſeiner Reiſe zur Völkerbundstagung nach Madrid hielt ſich Dr. Streſemann einige Stunden in
blem nicht Deutſchland allein,
ſondern die ganze Welt angehe.
Fruchkloſe Minderheiken=Berhandlungen.
In der Samstagsſitzung des Ratskomitees wurden die elf
Richtlinien, die Adatſchi und Quinones de Leon geſtern aus dem
Ankunft Dr. Streſemanns und ſeiner Gattin in Paris.
ſen, daß das Minderheitenpro= Paris auf, um mit dem deutſchen Botſchafter v. Hoeſch und dem Reichsbankpräſidenten Dr. Schacht
Rückſprache über die Pariſer Reparationsverhandlungen zu nehmen.
Auerkreibereien gegen Skreſemanns
Minderheiken=
polikik.
In Madrid hat es in der vergangenen Nacht eine kleine
Auſ=
regung gegeben. Ein Madrider Blatt, die oppoſitionelle „Voz”,
hat ihren Berichterſtatter aus San Sebaſtian melden laſſen,
Streſewann habe erklärt, daß er ſich im Zuſammenhang mit der
Minderheitenfrage beſonders für das katalaniſche und baskiſche
Problem intereſſiere. Die Meldung trug von vornherein den
Stempel der Unwahrſcheinlichkeit, iſt aber dem Madrider Zenſor
entgangen, ſo daß ſich heute nacht das Büro Prima de Riveras
genötigt ſah, mit einem Hinweis auf die ſprichwörtliche Klugheit
und politiſche Vorſicht Dr. Streſemanns in einer langen
Er=
klärung die Meldung des „Voz” zu dementieren. Man hat hier
ſtark den Eindruck, daß die Meldung der „Voz” böswillig von
minderheitenfeindlicher Seite lanciert worden iſt, um die
Madri=
der Minderheitenverhandlungen zu erſchweren. Man geht nicht
fehl in der Annahme, daß franzöſiſche oder zum mindeſten
pol=
niſche Perſönlichkeiten eifrig beſtrebt ſind, Streſemanns
Minder=
heitenpolitik in Mißkredit zu bringen.
Keine Aeußerungen Dr. Streſemanns über ſpaniſche
Minderheikenfragen.
Zu dem angeblichen Interview, in dem ſich Reichsminiſter
Dr. Streſemann gegenüber dem Vertreter eines Madrider
Abend=
blatts im Zuſammenhang mit der Minderheitenfrage auch über
Katalonien und die baskiſchen Provinzen geäußert haben ſollte,
wird von unterrichteter Seite feſtgeſtellt: 1. Der Miniſter hat kein
Interview gegeben, ebenſowenig hat irgend ein Herr ſeiner
Um=
gebung irgend eine Erklärung abgegeben: 2. in einem
zwang=
loſen Geſpräch mit Journaliſten iſt darauf hingewieſen worden,
Londoner Bericht herausgezogen haben, verleſen. Sie ſtellen
eine kurze Zuſammenfaſſung der Ideen dar, die von dem
Dreier=Komitee ausgearbeitet worden ſind, und enthalten nur
drei geringfügige Vorſchläge zur Verbeſſerung der Prozedur als
einzigen konkreten Inhalt. Die von Deutſchland verlangte
Auf=
hebung der Beſtimmung, wonach ſtammverwandte Staaten dem
Dreierkomitee nicht angehören dürfen, ſowie die Erweiterung des
Dreierkomitees wurden heute abgelehnt. Die elf Punkte
wur=
den dann nacheinander ohne Diskuſſion angenommen.
Staatsſekretär von Schubert erklärte, er müſſe ſeine
Vor=
behalte wegen der grundſätzlichen Diskuſſion der
Minderheiten=
rechte trotz ſeiner Teilnahme an den Beratungen aufrecht
erhal=
ten. — Titulescu ſprach ſich für Annahme der geringfügigen
Verbeſſerungen des Verfahrens aus, aber nur unter der
Be=
dingung, daß der Londoner Bericht als Ganzes angenommen
werde. — Adatſchi erklärte, nach den geſtrigen Beſchlüſſen ſeien
weſentliche Verbeſſerungen nicht mehr möglich.
Die Beratungen im Ratskomitee haben damit eine denkbar
ungünſtige Wendung genommen. Es beſteht nur noch die
Mög=
lichkeit, daß der Rat die Fortſetzung der Debatte auf
Septem=
ber vertagt. Der Ausgang iſt um ſo mehr zu bedauern, als
Dan=
durand und Prokope ſich takräftig für eine beſſere Löſung
ein=
geſetzt hatten.
* Man kennt das Ergebnis der Minderheitenbeſprechungen
in Madrid heute ſchon ziemlich genau. Das Fehlen
Streſe=
manns in den erſten Tagen und das Ausbleiben Chamberlains
ließen von vornherein keinen Zweifel daran, daß man in
Madrid zu keinem abſchließenden Reſultat gelangen werde,
ſon=
dern die ganze Frage auf der Septembertagung erneut werde
aufrollen müſſen. Die Vertagung iſt ſicher. Nicht ſicher ſind die
Modalitäten, unter denen ſie vor ſich geht.
Rund um Paris.
Frankreich fühll ſich benachkeiligk. — Die
Neu=
gtienkierung der engliſchen Polikik. — Die
parlamen=
kariſche Lage.
Von unſerem A=Korreſpondenten.
Paris, 8. Juni.
Man macht in Paris ſaure Mienen zum Young=Plan.
Sogar linksſtehende Blätter beklagen ſich jetzt darüber, daß man
allzuwenig erreicht hat; die wütende Preſſekampagne während
der ganzen Verhandlungen hat jetzt unter anderem zur Folge,
daß man die Reparationsregelung nolens-volens als einen
Mißerfolg für Frankreich darſtellen muß. Dieſe Lage
hat auch ihre Nachteile und die Regierungspartei bekommt ſie zu
fühlen.
Ueber die Madrider Verhandlungen bleibt man
diesmal in Paris auffallend diskret. Es iſt intereſſant,
feſtzu=
ſtellen, daß dieſe übergroße Diskretion von einigen Leuten in
dem Augenblick vorausgeſehen wurde, als es zur Gewißheit
wurde, daß die jetzige Ratstagung in Madrid abgehalten wird.
Der Regierungswechſel in England legt dem
Völkerbundsrate große Reſerve auf. Dieſe Reſerve ſoll ſich aber
viel eher in den offiziellen Verhandlungen, als in den
Be=
ſprechungen hinter den Kuliſſen äußern. Für die
deutſch=
franzöſiſchen Beziehungen wird die Madrider
Ta=
gung gewiß ſehr wichtige Folgen bringen. Aber mit Rückſicht auf
die allgemeine Lage iſt kaum zu erwarten, daß die Wichtigkeit der
erreichten Reſultate beſonders unterſtrichen wird. Die
Neu=
orientierung der engliſchen Politik ſteht hier nach
wie vor im Mittelpunkt des Intereſſes. Die Meinungen ſcheinen
ſich darüber mehr und mehr herauszukriſtalliſieren. Die
Alarm=
rufe der Preſſe wurden in den politiſchen Kreiſen nicht beſonders
ernſt genommen. „Macdonald wird vorſichtig vorgehen”, ſagen
alle Kenner der engliſchen Verhältniſſe. Die franzöſiſch=engliſche
Zuſammenarbeit wird ſo wie bisher nicht mehr fortgeſetzt
wer=
den können, das geben ſelbſt die Optimiſten — und ihre Zahl iſt
gering — zu. Man traut Macdonald und Henderſon, im
Gegen=
ſatz zu der kontinentalen Orientierung Chamberlains, eine betont
angloſächſiſche und amerikafreundliche Orientierung zu. Nicht ſo
ſehr die Neuorientierung Englands auf dem Kontinent wird alſo
in Paris befürchtet, ſondern vielmehr eine großzügige
Annähe=
rung zwiſchen England und Amerika.
Die Einigung mit der Türkei über die ſyriſche
Grenze wird viel zu wenig kommentiert. Und doch hat ſie für
das Schickſal des ſyriſchen Mandats eine ſehr große Bedeutung.
Von Einzelheiten hört man wenig. Die Türken ſollen bei den
Verhandlungen viele Schwierigkeiten gemacht haben, und dennoch
glaubt man, daß eine weitere Annäherung zwiſchen Frankreich
und der Türkei bevorſteht.
Dieparlamentariſche Lage iſt augenblicklich für die
Regierung günſtig. Die Regierung wünſcht die Vertagung
der Interpellationen über die Ratifizierung
der Schuldenabkommen, und ihr Wunſch ſtößt in der Kammer
ſcheinbar auf keine beſondere Schwierigkeiten. Es ſcheint, daß die
Würfel über die Ratifizierung ſchon gefallen ſind. Die jetzige
Vertagung bedeutet nichts. Die Reiſe Briands nach Madrid war
ihre Haupturſache. Die Oppoſition gegen die Ratifizierung ſcheint
nicht beſonders gefährlich zu ſein, was allerdings nicht bedeutet,
daß die Oppoſition gegen die Regierung ſchwächer geworden iſt.
Vorläufig merkt man noch nichts von ernſtlichen Angriffen der
Linksparteien gegen die Regierung, und ihre Attitude iſt durch
die Ereigniſſe der Außenpolitik, durch die Konferenz in Madrid
und durch die Reparationsregelung gerechtfertigt. Sie ſind aber
ſehr zuverſichtlich. „Früher oder ſpäter muß die Linksregierung
kommen”, hat mir neulich ein linksſtehender Politiker geſagt.
Vor=
läufig ſieht man allerdings noch nicht, wie die Einigung der
einſtigen Kartellparteien vor ſich gehen wird. Die Regierung hat
mehrere Vertrauensvoten erhalten, und ſie dürfte damit zufrieden
ſein. Der Meinungskampf, welcher über das Streikrecht der
Staatsangeſtellten anläßlich des Briefträgerſtreiks zwiſchen
Ra=
dikalſozialiſten und Sozialiſten ausgebrochen iſt, macht den
Re=
gierungskreiſen und der ganzen Rechten eine beſondere Freude.
Man neigt da aber etwas zu Uebertreibungen. Die ganze Sache
iſt ſchließlich nichts anderes als eine rein dogmatiſche
Ausein=
anderſetzung. Und da niemand vor der Ratifizierung der
Schul=
denabkommen Poincaré ſtürzen will, können ſich
Radikalſozia=
liſten und Sozialiſten den beſcheidenen Luxus einer ſolchen
De=
batte wohl erlauben.
zwiſchen Individuum und Gemeinſchaft ein fruchtbarer Strom:
das Individuum verdankte alles der Gemeinſchaft, und die
Ge=
meinſchaft alles dem Individuum. Demgemäß beſaß die Kunſt
die volle Sicherheit handwerklicher Tradition, ſie war
Hand=
werk! Und das Handwerk beſaß individuelle Freiheit, es war
Kunſt! Doch dann ſchob ſich die Technik iſolierend dazwiſchen:
die Kunſt verlor ihr Handwerk und wurde ſchrankenlos
indivi=
dualiſtiſch, das Handwerk aber verlor die Kunſt und wurde
induſtrielles Maſſenerzeugnis.
Das auffälligſte Symptom dieſer furchbaren Kriſe beſtand
in einem ſofortigen Schwinden der Geſtaltungskraft — und
da=
mit der Schönheit! Und alles begann nun nach Schönheit zu
rufen. Die Schönheitsdurſtigen flohen in die Natur, in
ver=
gangene Jahrhunderte, denn die Gegenwart ſchien ihnen
häß=
lich geworden; ſie wurden äſthetiſch, ſie wurden ſnobiſtiſch und
vergaßen, daß Schönheit ſich nur dem ſchenkt, der die
Ge=
ſtalt will, und gar nicht dem, der unmittelbar nach ihr
ſchmachtet. Unterdeſſen bauten die Ingenieure ihr
Teufels=
werk, ihre M.ſchinen munter und unverdroſſen weiter, ohne
ſich an die Entrüſtungsſchreie zu kehren. Und ihre Maſchinen
wurden immer beſſer. Das ging immer weiter, bis ſich
plötz=
lich eine ſpaßhafte Situation ergab: man rief nach der
Schön=
heit, wie der Profeſſor nach ſeinem Hut, den er aus einem
be=
ſtechend einfachen Grunde nicht finden konnte — weil er ihn
nämlich ſchon auf dem Kopf hatte. Alles griff ſich nach dem
Kopf — ja, richtig, wir hatten ſie ja ſchon, die Schönheit,
unſere Schönheit: unſere Autos, Dampfer, Lokomotiven,
Aeroplane, Brücken, Türme und Flugzeughallen waren, dem
Auge mit einemmal ſchön geworden; ſie konnten froh ſein:
man hatte ſie entdeckt.
Aber nur keine Uebertreibung, nicht jede Maſchine, nicht
jedes techniſche Gebilde iſt ſchön; und wenn es ſchön iſt, ſo iſt
dieſe Schönheit doch von ganz anderer Art, als die Schönheit
eines Kunſt= oder Naturwerkes.
Solch eine Maſchine iſt ſchön, weil ihre Abmeſſungen, ihre
Proportionen der wahrheitsgetreue Ausdruck für die Funktion
jedes Gliedes ſind; eine Triebkraft bringt Formen und
Pro=
portionen untrennbar hervor, ſie dient nur dem einen Zweck:
der Leiſtung, und die Einheitlichkeit wirkt auf uns als
Har=
monie. Doch dieſe Schönheit ſpricht zu uns anders, als die des
Kunſtwerkes. Im Kunſtwerk ſpricht der Menſch zu uns, im
Naturwerk der Schöpfer: ich kann mir ſchon vorſtellen, daß
einem Verzweifelten das Gedicht „Ueber allen Gipfeln iſt Ruh‟
Ruhe einflößt — aber verſuche der Arme es doch, in ſolcher
Stimmung ſagen wir, einen Elektromotor oder eine Brücke
aufzuſuchen: er wird ſich höchſtens von ihr herunterſtürzen!
Denn in der Maſchine iſt das Ich zum Schweigen gebracht, nur
die Gemeinſchaft, die Maſſe ſpricht aus ihr, und darum wirkt
ſie ihrem Stimmungsgehalt nach pathetiſch. Pathetiſch wirkt
ſie auch vor allem durch ihre Bewegung; ſo ein
Maſchinen=
ſaal am Sonntag erſcheint neben dem werktätigen Montag tot
und verdroſſen.
Die „Künſtler” dieſer neuen Schönheit, die Ingenieure und
Arbeiter, bleiben unbekannt und gehen in der Maſſe unter.
Wer weiß, wer den Dampfer „Columbus” gebaut hat? —
Keiner, ſondern nur ein paar Eingeweihte! Auf der
Maſchinen=
ausſtellung heißt es nicht: dieſen Wechſelſtrommotor entwarf
Herr Dr.=Ing. Soundſo, ſondern es ſteht einfach ein Schildchen:
P=Ypſilon A.=G. — Das iſt recht ſo, und es liegt darin eine
gewiſſe Größe. Die Technik iſt heute unſer aller Angelegenheit:
hier empfinden wir uns als Gemeinſchaft und als Maſſe. Die
Technik iſt nun einmal unſere Zukunft und unſer Schickſal.
Darum ſollen wir froh ſein, daß wir ſie zu ſehen und zu
ver=
ſtehen gelernt haben: als Aeußerung einer und derſelben
for=
menden Urkraft, wie es Kunſt und Natur ſind. Und gerade im
Vergleich mit dieſen beiden uns vor Ueberſchätzung wie vor
Verachtung der Maſchine hüten.
hos Landosihe
HeiMiozrs kangrsitralsr.
Großes Haus. — Samstag, den 8. Juni 1929.
9thello.
Oper von A. Boito, Muſik von G. Verdi.
* Wenn heute Verdi der geſchätzteſte Opernkomponiſt iſt,
deſſen zahlreiche Werke, jung wie am erſten Tag, zum Teil neu
hervorgeholt, immer häufiger erſcheinen, ſo gründet ſich dieſer
Ruhm hauptſächlich auf ſeine beiden letzten Werke „Falſtaff”
und „Othello”
Othello iſt hier ſeit 1923 nicht mehr gegeben worden und
wurde heute mit einem äußeren Erfolg von kaum je erlebtem
Ausmaß wieder aufgenommen. Monumentalität des Stoffes,
vortreffliche Textgeſtaltung durch Boito, und vor allem die auf
breiteſter Grundlage aufgebaute, von dramatiſcher Leidenſchaft
erfüllte, mit heißer Melodik geladene Muſik des Altmeiſters
Verdi ſind die Kennzeichen eines Kunſtwerkes, das neben
Wag=
ners letzten Muſikdramen wohl als das reifſte Opernwerk der
Weltliteratur angeſehen werden darf.
Dieſe über die Maßen herrliche Oper erlebte eine
Wieder=
gabe, wie ſie in gleicher künſtleriſcher Höhe nur ganz ſelten, auch
auf größten Bühnen, erreicht wird. Ihre Großzügigkeit und
Schönheit entwindet der Kritik die Feder und läßt nur
unein=
geſchränkte Bewunderung zu. Die Vorſtellung geſtaltete ſich in
einer Rollenbeſetzung von ſtärkſter Eignung, mit der überlegen
geführten Regie Carl Eberts, mit den hervorragenden
Büh=
nenbildern Schenk von Trapps, unter der genialen
Stab=
führung Dr. Böhms zu einem Triumph für alle Beteiligten.
Die Oper ſteht im weſentlichen auf drei Rollen: Othello,
Desdemona, Jago. Drei wundervolle Stimmen, drei
tempera=
mentvolle Geſtalter, drei große Könner und Schönſinger, alle
zudem von wirkſamſter äußerer Erſcheinung, waren dafür
ein=
geſetzt: Hans Grahl, Anny v. Stoſch, Hans Komregg.
Sie waren ideale Erfüller ihrer dankbaren Aufgaben. Neben
ihnen in kleinen Rollen. Anna Jacobs und die Herren
Jäger, Vogt, Herrmann, Overlack, Tibaldi
vortrefflich eingefügt. Die wichtigen Chöre — von unerhörter
muſikaliſcher Konzeption im erſten Akt — ſehr lobenswert.
(E. Kaſelitz.)
Das Publikum ſtand unter dem Eindruck einer
ungewöhn=
lichen Begebenheit. Ungezählte Hervorrufe und eine beſondere
Ovation für den Dirigenten belohnten die wohlvorbereitete,
glänzende Darbietung.
v. H.
* Orpheum.
* Die Operette „Eine einzige Nacht” von Robert Stolz, die
zum erſten Male gegeben wurde, verdient den Erfolg, den ſie
geſtern fand. Wir werden ausführlich darüber ſchreiben; für
heute nur ſoviel, daß die Aufführung ganz ausgezeichnet iſt
und die Ausſtattung ebenſo. Paula Kapper in der
Haupt=
rolle iſt auch Hauptträgerin des Erfolges; und ein Tanzduett
zwiſchen Ria Urban und dem famoſen Fritz Geiger
verlohnt allein ſchon den Beſuch des Theaters. Der gar nicht
frivole Text, die hübſche Muſik, die Regie (Direktor Steffter),
die muſikaliſche Einſtudierung (Kapellmeiſter Mürl), die
er=
ſtaunlich gelungenen Bühnenbilder (Georg Ranzow und Emil
Fink), all das zuſammen bi
em Orpheum den großen
Erfolg.
O.
Seite 4
Schluß mit dem Sgarerperimenk!
Die Tagung des Bundes der Saarvereine gegen die
Saarlüge. — Zurück zu Deutſchland!
Münſter i. W., 8. Juni.
Die Stadt Münſter ſteht unter dem Eindruck der neunten
Ta=
gung des Bundes der Saarvereine, zu der Reichskanzler a. D.
Dr. Marx das Protektorat übernommen hat.
Der Tagung ſind wieder zahlreiche ſchriftliche und
telegra=
phiſche Grüße der Reichs= und Länderregierungen, der
Parla=
mente, politiſchen Parteien, der wirtſchaftlichen, gewerkſchaftlichen
und ſozialen Organiſationen uſw. zugegangen. An der Spitze
ſtehen die Begrüßungstelegramme des Reichspräſidenten, des
Reichskanzlers im Namen der Reichsregierung, der preußiſchen
Staatsregierung uſw. Reichsaußenminiſter Dr. Streſemann hat
außerdem der aus Anlaß der Tagung herausgegebenen
Feſt=
nummer des „Saarfreund” ein Geleitwort gegeben.
Der Samstag war in erſter Linie geſchäftlichen Beratungen
gewidmet. Als wiſttigſtes Ereignis der Verhandlungen iſt
fol=
gende Entſchließung anzuſehen, die der morgen
ſtattfinden=
den Volksverſammlung als Kundgebung der neunten Tagung
des Bundes der Saarvereine vorgeſchlagen wird.
„Berufen vom Bunde der Saarvereine haben ſich in Münſter
in Weſtfalen Männer und Frauen aus dem Saargebiet und dem
übrigen Deutſchland verſammelt, um erneut die Aufmerkſamkeit
der Welt auf das fortdauernde Unrecht an der Saar zu lenken.
Das Volkander Saar hat ſeit dem Beginn der
Fremd=
herrſchaft ſeinen Willen häufig deutlich kundgetan: „in
un=
verbrüchlicher Treue erſehnt es die Rückkehr
zum deutſchen Vaterland” — heißt es wiederum in der
letzten Entſchließung der Volksvertretung des Saargebietes. Die
einmütigen und gleichbleibenden Bekenntniſſe des Volkes an der
Saar widerlegen ſchlagend die Saarlüge Clemenceaus von
150 000 Menſchen, die im Saargebiet wohnten und Franzoſen
ſeien nach Urſprung und Gefühl.
Das Volk an der Saar wehrt ſich auch gegen die unlauteren
Verſuche, die Berückſichtigung ſeines klaren Willens abhängig zu
machen von wirtſchaftlichen Bindungen im Intereſſe franzöſiſcher
Unternehmer; nicht franzöſiſche Unternehmer haben zu
unterſchei=
den, was der Wirtſchaft im Saargebiet frommt, ſondern das
Volk an der Saar;es ſieht in der Rückkehr zu Deutſchland
Sonntag, den 9. Juni 1929
auch die einzige Bürgſchaft für die Wiedergefundung ſeiner
Wirtſchaft.
Das Volk an der Saar fühlt ſich in unlöslicher
Schickſals=
gemeinſchaft verbunden mit dem deutſchen Rhein: jedes
Ent=
gegenkommen gegenüber Verſuchen, den unnatürlichen Keil
zwi=
ſchen Rhein und Saar beſtehen zu laſſen oder weiter zu treiben,
würde im Saargebiet als nationaler Verrat empfunden werden.
Das Volk an der Saar iſt ſich bewußt, mit ſeinem Willen
auch dem großen Gedanken der Völkerverſöhnung zu dienen: es
erkennt die Gefahr für die friedliche Entwicklung Europas, die
mit der fortdauernden Entrechtung an der Saar verbunden iſt.
Darum macht ein Ende mit dem
Saarexperi=
ment des Verſailler Vertrages, das ſich in neun Jahren als
völlig verfehlt erwieſen hat, durch die ungeſchmälerte Rückgabe
des Saargebietes an Deutſchland.
Severing vor dem Reichstag.
* Berlin, 8. Juni. (Priv.=Tel.)
Herr Severing hat ſich am Samstag vor dem Reichstag ſehr
tapfer mit den Kommuniſten herumgeſchlagen und die Angriffe
des ſtimmgewaltigen Herrn Pieck erfolgreich abgewehrt. In
Einzelheiten nicht immer geſchickt, weil doch vorübergehend der
Sozialdemokrat mit dem Miniſter davonging. Aber das Bild,
das er von der gemeingefährlichen Tätigkeit der Kommuniſten
zeichnete, war doch überzeugend, ſo daß der Verſuch der
Kom=
muniſten, ihn zu überbrüllen, an ſich verſtändlich war. Die
Ab=
rechnung wurde ihnen aber doch nicht erſpart. — Darüber hinaus
hat der Reichsminiſter eine Fülle von neuen Geſetzen angekündigt.
Auch das Reichsbühnegeſetz ſoll im Herbſt kommen. Die
Wahl=
reform wird allerdings wohl auf eine Aenderung der Wahlkreiſe
und der Spitzenliſten beſchränkt bleiben. Außerdem kündigte er
an, daß die Reichsregierung noch in dieſem Jahre einen
Geſetz=
entwurf vorlegen werde, der nach ihrer Auffaſſung den Weg
zum Einheitsſtaat zeigt und ebenſo, wie dieſer
Einheits=
ſtaat ausſehen ſoll. Am Montag geht die Beratung des
Innen=
etats weiter.
Ankrag auf Eiſenbahntariferhöhung.
Berlin, 8. Juni.
Der Verwaltungsrat der Deutſchen Reichsbahngeſellſchaft
hatte in ſeiner letzten Sitzung beſchloſſen, im Falle der
Verbind=
lichkeitserklärung des Lohnſchiedsſpruches eine Tariferhöhung
bei der Reichsregierung zu beantragen, die der Reichsbahngeſell=
Nummer 158
ſchaft für die ſeit dem Inkrafttreten des Schiedsſpruches neu
er=
wachſenden Perſonalausgaben von ungefähr 53 Millionen
jähr=
lich die finanzielle Deckung geben ſoll. Der Verwaltungsrat der
Reichsbahn ſah ſich zu dieſer Maßnahme gezwungen, da
ander=
weitige Deckungen der höheren Ausgaben keine Ausſicht auf
Er=
folg boten, eine weitere Droſſelung der ſachlichen Ausgaben, die
heute ſchon unterhalb der normalen Anforderungen liegen, im
Intereſſe der Aufrechterhaltung der Betriebsſicherheit ſich nicht
mehr verantworten läßt. Der Generaldirektor wird daher namens
der Reichsbahngeſellſchaft bei der Reichsregierung Antrag auf
Tariferhöhung ſtellen.
Herabſehung der Nokarialsgebühren.
Dem Heſſ. Landtag iſt folgender Antrag zugegangen:
„Wir beantragen, der Landtag wolle beſchließen, die Regierung zu
erſuchen:
Art 18 der Gebührenordnung für die heſſiſchen Notare wird wie
folgt geändert:
) In Abſatz 1 iſt „drei Zehnteile” durch „zwei Zehnteile” zu erſetzen,
0) Abſatz 3 erhält folgende Faſſung:
„In den Fällen Abſ. 1 Ziffer 1 bis 8 wird der Wert des
Gegen=
ſtande3 nach freiem Ermeſſen feſtgeſetzt. Maßgebend hierfür iſt das
Intereſſe des Antragſtellers. In den Fällen Nr. 2 und Nr. 6 darf
der Wert des Gegenſtandes nicht höher als 10 000 Goldmark, in den
Fällen Nr. 1, 3, 4, 5, 7 und 8 nicht höher als 1 Million Goldmark
angenommen werden.
Drmſtadt, 7. Juni 1929.
gez. Scholz, Dr. Niepoth, Dr. Keller und Fraktion.
Begründung.
Bei der Beurkumdung von Anmeldungen zum Handelsregiſter wurde
ſeither von Notaren und Gerichten nicht das geſamte Vermögen der
die Anmeldung bewirkenden Firma zugrunde gelegt, da man
anderen=
falls zu unmöglichen Ergebniſſen gekommen wäre. Seitdem jedoch das
Oberlandesgericht Darmſtadt in ſeinem Beſchluß vom 12. Apml 1929 —
der ſoweit bekannt, in Widerſpruch mit einer ſrüheren Entſcheidung
ſteht — feſtgelegt hat, daß die Gebührenrechnung nach dem geſamten
Wert des Gegenſtandes zu geſchehen hat, ſind die Notare gezwungen,
von der ſeitherigen Uebung abzuſehen. Die Folge iſt eine unvertreibare
und auch völlig ungerechtfertigte Belaſtung der Wirtſchaft. Es ſoll
vor=
gekommen ſein, daß einer Firma für die Anmeldung eines Prokuriſten
4000 Mark, einer anderen für die Ammeldung von 4 Prokuriſten 45 000
Mark angefordert wurden. Da in letzterem Fall die Ammeldung in
Preußen für weniger, als 100 Mark beurkundet worden wäre, kann
Heſſen die jetzigen Sätze nicht aufrecht erhalten, wenn es ſich nicht der
Gefahr ausſetzen will, daß die Induftrie abwandert oder ihren Sitz
jen=
ſeits ſeiner Grenzen verlegt.
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MITGLIED DER „RIASGRUPPIERUN6 FUANENDER PAOVMAZNERLASF:.
Nummer 158
Sonntag, den 9. Juni 1929
Seite 3
Aus der Bandeshaagiftäor.
Darmſtadt, 9. Juni.
Zweikes Heſiſches Sängerbundesfeſt Darmſtadk
vom 12. bis 15. Juli 1929.
Das Heſſiſche Sängerbundesfeſt ſoll ein Volksfeſt im wahrſten
Sinne des Wortes ſein. Deshalb ſind die Eintrittspreiſe
ſo gehalten, daß Mann, Frau und Kind ohne ſchwere Belaſtung
des hausherrlichen Geldbeutels ſich den Beſuch des Sängerfeſtes
leiſten können. Auch ſind aus demſelben Grund Vereinbarungen
mit der Gaſtwirte=Innung getroffen, die die Gewähr bieten, daß
die Gäſte in der Landeshauptſtadt für wenig Geld ein
reich=
liches. gutes Eſſen bekommen. Ebenſo hält ſich die Gebühr
für Uebernachtung in mäßigen Grenzen. Darmſtadt will
ſeinen guten Ruf als Feſtſtadt wahren und mehren. Wer ſich
allerdings nicht anmeldet, darf nicht klagen, wenn er auf
Schwierigkeiten ſtößt. Der Feſtbeitrag beträgt 2,50 Mark,
Beikarten für Frauen und Kinder koſten 50 Pfg. Die
Feſt=
teilnehmerkarte gewährt Anrecht auf ein Feſtbuch, das
alle Programme enthält, auf ein Feſtabzeichen, auf eine
Preisermaßigung von 50 Prozent für alle Konzerte, auf
freien Eintritt zum Feſtplatz zur
Vaterländi=
ſchen Kundgebung, zur Feſtaufführung der
Opern=
ſchule, ferner auf Fahrpreisermäßigung in
Straßen=
bahn und Autobus.
— Der Verfafſungstag ſoll in Heſſen ſtaatlicher Feiertag werden.
Staatspräſident Adelung hat dem Landtag den Entwurf eines Geſetzes
über den Verfaſſungstag zugeleitet, in dem verlangt wird, daß der
Verfaſſungstag am 11. Auguſt als ſtaatlich anerkannter Feiertag und
Feſttag im Sinne der Reichsverfaſſung gelten ſoll. Da mit einer
recht=
zeitigen reichsgeſetzlichen Regelung dieſer Feier bei der Geſchäftslage
des Reichstags vor dem 11. Auguſt nicht mehr zu rechnen iſt, iſt das
heſſiſche Miniſterium ſelbſtändig vorgegangen, damit aus Anlaß der
zehnjährigen Wiederkehr der Verfaſſungsgebung in dieſem Jahre dieſer
Tag durch die Feiertagserklärung eine beſondere Weihe erhalte.
— Dienſtjubiläum. Am 10. Juni 1929 begeht der Oberaſſiſtent Georg
Vögler 2. aus Pfungſtadt ſein 25jähriges Dienſtzubiläum bei dem
Heſſi=
ſchen Amtsgevicht Darmſtadt II.
— Hohes Alter. Heute feiert Frau Margarete Gehbauer Witwe,
Weinbergſtraße 23, dahier, in voller geiſtiger und körperlicher Rüſtigkeit
ihren 84. Geburtstag.
— Heſſiſches Landestheater. Heute Sonntag geht zur Feier von
Richard Srrauß” 65. Geburtstag (11. Juni) das volkstümlichſte
Opern=
werk des Komponiſten, „Der Roſenkavalier” um 18.30 Uhr, im
Großen Haus in Szene. Muſikaliſche Leitung: Max Rudolf.
Mit=
wirkende: Roſe Landwehr, Anny von Stoſch, Anna Jacobs, Marta
Liebel und die Herren Theo Herrmann, Johannes Biſchoff, Eugen
Vogt. (Gemeinde F.)
Im Kleinen Haus findet heute Sonntag, 20 Uhr, die letzte
Auf=
führung des kriminalpſychologiſchen Schauſpiels „Herr
Lamber=
thier” von Verneuil mit Beſſie Hoffart und Hans Jungbauer ſtatt.
(Zuſatzmiete IV.)
„Othello” von Verdi wird in der neuen Inſzenierung C. Eberts
unter muſikaliſcher Leitung von Dr. Karl Böhm am Dienstag, 11. Juni,
19 Uhr, im Großen Haus erſtmalig wiederholt. Othello: Hans Grahl,
Jago: Hanns Komregg, Desdemona: Anny von Stoſch, Emilia: Anna
Jacobs, Caſſio: Adolf Jaeger. (Miete L.)
„Das Kamel geht durch das Nadelöhr”. Frantiſek
Langers viel belachtes Milieuſtück wird am Dienstag, 11. Juni, 20 Uhr,
im Kleinen Haus wiederholt. (Zuſatzmiete I.)
Zum erſten Male „Broadway‟. Das amerikaniſche
Zeit=
bild „Broadway” von Dunning und Abott wird am Mittwoch, den
12. Juni, 19.30 Uhr, im Großen Haus zum erſten Male zur
Auffüh=
rung gelangen. Die Inſzenierung beſorgen Günter Haenel und Wilh.
Reinking. Die Beſetzung der Hauptrollen iſt folgende: Nick: H. Keßler,
Roy Lane: Werrer Hinz, Lil Rice: Käthe Gothe, Pearl: Beſſie
Hof=
fart, Billie Moore: Hanna Rüggold, Steve Grandall: Fritz Valk,
Dolhp: Bernhard Minetti, Porky: Paul Maletzki, Narben Edwards:
Hermann Gallinger, Dan Mc. Corn: Hans Jungbauer, Benny: Hans
Baumeiſter, Katie: Margarete Carlſen, Joe: Arthur Schettler, Maxie:
Johanna Blum, Ruby: Doris Karzau, Grace: Gretel Saggau, Ann:
Ellen Philips, Lorry: Ernſt Braſch.
Volksvorſtellung „Fatme‟ Flotows komiſche Oper
„Fatme” wird in Erfüllung vielfacher Publikumswünſche am
Mitt=
woch, 12. Juni, 20 Uhr, mit den Damen Walter und Jacobs und den
Herren Kuhn, Ebert=Beher, Vogt und Overlack im Kleinen Haus als
Volksvorſtellung in Szene gehen.
— Orpheum. Sommerſpielzeit Direktor Adalbert Steffter. Heute,
Sonntag, abends 8 Uhr, gelangt die Operettenneuheit „Eine einzige
Nacht”, von Robert Stolz zur Aufführung, mit Paula Kapper als
„Ora” und Fritz Geiger als „Wolfgang”, als Gäſte. Morgen, Montag,
und täglich abends 8,15 Uhr, finden ebenfalls Wiederholungen der
Ope=
rette „Eine einzige Nacht” ſtatt. Der Sonntagskartenverkauf iſt von
10—12 Uhr im Verkehrsbüro, von 12 bis 2 Uhr im Zeitungskiosk
gegen=
über dem Verkehrsbüro, und ab 3 Uhr ununterbrochen an der Kaſſe des
Orpheums. Die Eintrittspreiſe ſind nicht erhöht. Unnumerierte
Plätze 1 Mark, numerierte Plätze von 1,50 Mark an! (Beachte heutige
Freie Literariſch=Künſtleriſche Geſellſchaft. Fritz Valk, der
ausgezeichnete Darſteller, verläßt mit Ende dieſer Spielzeit
Darmſtadt, um einem Ruf nach Düſſeldorf zu folgen. Um den
zahlreichen Verehrern des Künſtlers Gelegenheit zu geben, ihn
nochmals am Vortragspult zu begrüßen, hat die Freie
Litera=
riſch=Künſtleriſche Geſellſchaft Herrn Valk zu einem
Rezita=
tionsabend gewonnen, der als achter und letzter
Vereins=
abend dieſes Winters am nächſten Donnerstag, den 13. Juni,
8 Uhr, im Feſtſaal der Vereinigten Geſellſchaft ſtattfindet. Der
Kartenverkauf zu dem ſicher ſtark beſuchten Abend wird am
Montag bei der Buchhandlung Bergſträßer, Wilhelminenſtraße,
eröffnet.
Jahre
Carl cchurmann & Co.
„K0
Anläßlich unseres 25jährigen
Geschäfts= Jubiläums
veranstalten wir vom 8.-20. Juni
einen
Jubiläums=Gerkauf
und gewähren unserer geschätzten
Kundschaft bei dieser Gelegenheit
einen
Jabiläums=Rabatt
— Allgemeiner Deutſcher Frauenverein (Deutſcher
Staatsbürgerin=
nen=Verband), Ortsgruppe Darmſtadt. Vom 16.—23. Juni findet in
Berlin eine Tagung des Weltbundes für ſtaatsbürgerliche Frauenarbeit
ſtatt. Wenn über 20 Teilnehmer zuſammen reiſen (3. Klaſſe Schnellzug)
kann eine Fahrpreisermäßigung von 25 Prozent erzielt werden.
Inter=
eſſenten werden gebeten, ſich bis Dienstag, den 11. d. M., mittags 12
Uhr, ſchriftlich bindend bei Frau Gertrud Erdmann, Georgenſtraße 8,
zu melden. Auch ſolche Mitreiſenden, die keinem Verein angehören und
die Tagung nicht beſuchen wollen, ſind willkommen. Es wird auf die
heutige Anzeige verwieſen.
in der
großen
Länder-
jahrt des ADAC.
Von 19 gestarteten
F abri kte am
aller Marken bewältigten
nur 2 die 4000 km lange
Strecke ohne Strafpunkte,
darunter das 600 ccm
Victoria-Beiwagen-Team
Victoria-Werke A.-G.
Nürnb.rg.
Vertreter: (9758b
Philipp Huck, Darmstadt
Telephon 4176.
Alexanderstraße 6.
— Vortrag. Am Donnerstag abend hielt Herr Felis Graetz einen
Filmvortrag über die Taylorix=Buchführung, der aus allen Kreiſen des
Handels, der Induſtrie und vor allem auch der Behörden ſehr gut
be=
ſucht war. Der Vortragende erläuterte zunächſt kurz das Verfahren,
um nachher den Film ſprechen zu laſſen. Die feſſelnden Ausführungen
und der Film fanden großen Beifall.
— Bühnenchronik. Annelies Roerig, Schülerin von Maria
Franke wurde als erſte Koloraturſängerin an das Landestheater
in Gotha zu ausgezeichneten Bedingungen verpflichtet. — Eine weitere
Schülerin, Felicia Guttmann, die in der laufenden Spielzeit am
Altmärkiſchen Landestheater in Stendal engagiert war, wurde auf
weſentlich günſtigerer Baſis für die kommende Spielzeit
wiederver=
pflichtet.
Seuctseicent für Hayrrader.
Ab 1. Juli Rückſtrahler auch in Heſſen vorgeſchrieben.
Am 1. Juli 1929 wird auch in Heſſen die Vorſchmft in Kraft treten,
daß Fahrräder, ſowie zweirädrige Kraft= und Kleinkrafträder mit
hin=
eren Leuchtzeichen zu verſehen ſind. Danach muß jedes Rad (einerlei
ob Fahrrad oder Kraftrad oder Kleinkraftvad) bei Dunkelheit oder
ſtar=
kem Nebel mit einem hinteren Leuchtzeichen von gelbroter Farbe
ver=
ſehen ſein. Dieſes Leuchtzeichen, deſſen wirbſamer Durchmeſſer nicht
größer als 5 Zentimeter ſein darf, muß an der Rückſeite des Rades
am=
gebracht und darf niemal verdeckt ſein.
Für die techniſche Beſchaffenheit dieſer hinteren Leuchtzeichen — auch
Rückſtrahler oder Katzenaugen bzw. Schlußlicht genannt — ſind genaue
Vorſchriften erlaſſen worden, damt ſie auf eine Entfernung von 150
Meter in einem gewiſſen Winkel nach beiden Seiten von der
Längs=
richtung des Rades aus auch wirklich für ein normalſichtiges Auge
er=
kennbar ſind. Andernfalls wäre keine Sicherheit für den Radfahrer bzw.
das von hinten aufholende Fahrzeug gegeben.
Die Fahrer ſind verantwortlich, daß ſich das Leuchtzeichen in
vor=
ſchriftsmäßigem Zuſtande befindet. Sie haben den Rückſtvahler dem
Polizeibeamten auf Anfordern zu Unterſuchungszwecken auszuhändigen.
Auf Zuwiderhandlungen ſind Geldſtrafen geſetzt; bei Kleinkrafträdern
bzw. Fahrrädern bis zu 150 G0M. (oder Haft).
Um eine einwandfreie techniſche Beſchaffenheit der Mückſtrahler zu
gewährleiſten, ſind nur ſolche Leuchtzeichen zugelaſſen, die mit einem
amtlichen Prüfzeichen eines der deutſchen Länder und außerdem mit dem
Namen und Wohnort des Herſtellers verſehen ſind.
Alle Beſitzer von Krafträdern, Kleinkrafträdern und Fahrrädern
werden gut daran tun, ſich ſofort in den Beſitz von Rüchſtrahlern zu
ſetzen, die dieſen Vorſchriften entſprechen, damit am 1. Juli ds. Js. ihnen
keine Schwierigkeiten mit der Polizei entſtehen. Das Prütfzeichem iſt
rechteckig und enthält die Abkürzungsbezeichnung der betreffendem
Ban=
desbehörde nebſt der Nummer der Eintvagung in das Prüſverzeichnis
nach folgendem Muſter (Preußen):
P. a. 103
Für Heſſen iſt vorläufig noch keine beſondere Prüfſtelle in Ansſicht
genommen.
dieſer auf der Städtiſchen Sparkaſſe unter amtlicher Aufſicht gezählten
Summe konnten 197 bedürftige Mütter und kinderreiche Famlien mit
Unterſtützungen bedacht werden. Die abſchließende Rechnung mit den
fachlichen Ausgaben für Saalmiete, Blumen, Poſtkarten umd dergleichen
(Vevwaltungskoſten kamen in keiner Weiſe in Betracht) wurde bon dem
Arbeitsausſchuß aufgeſtellt und nach Prüfung von dem beamteten
Ver=
treter des Städtiſchen Wohlfahrtsamtes beſtävgt und gutgeheißen. Allem
denjenigen Damen und Herren, die freundwillig ſich mit ihren Namen
und Gaben in den Dienſt der guten Sache geſtellt haben, wird, ebenſo
wie allen den fleißigen Sammlerinnen aus den verſchiedenen oberen
Schulklaſſen auch an dieſer Stelle der herzliche DDank des
Arbeitsaus=
ſchuſſes im Namen aller Empfänger ausgeſprochen.
— Gartenbauverein Darmſtadt e. V. Wir machen unſere Mitglieder
nochmals auf die am 16. d. M. ſtattfindende Beſichtigung des
Muſter=
gutes der Landwirtſchaftskammer in Groß=Umſtadt aufmerkſam. Die
Abfahrt erfolgt ab Hauptbahnhof 13,23 Uhr, ab Oſtbahnhof 13,45 Uhr
mit Sonntagskarte Groß=Umſtadt. Damit Vorſorge für die Führung
getroffen werden kann, erbitten wir Anmeldung bis Dienstag, den 11.
d. M., bei dem Vorſitzenden..
— Brieftaubenflug. (Flug Straubing in Bahern, 310 Kilometer.)
Die R.V. Südmain=Sprendlingen ſandte am 24. Mai 1300 Tauben nach
Straubing i. B. Der B.Z.V. „Klub 0380” war mit 73 Tauben an
die=
ſem Flug beteiligt. Das herrliche Wetter begünſtigte wieder einen
plan=
mäßigen Austrag. Aufgelaſſen am 26. Mai, morgen 5,45 Uhr, meldeten
die Sportskollegen E. Achen 9,41 Uhr und K. Iſenbiel 9,50 Uhr die
erſten Tauben in Darmſtadt. Erſtere erreichten der Entfernung
ent=
ſprechend eine glänzende Fluggeſchwindigkeit von 1306 Metern, letztere
von 1260 Metern in der Minute, d. i. eine Stundengeſchwindigkeit von
78 bzw. bzw. 76 Kilometer. Der B.Z.V. „Klub 0380” kann auch diesmal
ſtolz ſein, den erſten und zweiten Preis innerhalb der Reiſe=
Vereini=
gung errungen zu haben. Die Preiſe innerhalb des B.Z.V. verteilen
ſich auf die nachſtehenden Sportkollegen wie folgt: 1. Preis E. Achen,
Rheinſtraße; 2. Preis K. Iſenbiel, Grohberg; 3. Preis K. Schwebel,
Barkhausſtraße; 4. Preis W. Ehmig, Lindenhofſtr.; 5. Preis H.)
Schmidt, Weiterſtädterſtr.; 6. Preis A. Ketterle, Beſſungerſtr.; 7. Preis
A. Baumann, Marienplatz; 8. Preis W. Lehnert, Riedeſelſtr.; 9. Preis
Dr. W. Silberbach, Kaſinoſtr. Dieſes, ſowie das Reſultat von
Neu=
markt zeigt, daß der B.Z.V. keine Konkurrenz zu fürchten braucht. Der
Verein iſt beſtrebt, Darmſtadt in dem Brieftaubenſport an führende
Stelle zu bringen. Das iſt aber nur möglich durch ſtändigen
Mitglieder=
zuwachs, der erfreulicherweiſe immer weiter ſchreitet. Der nächſte Flug
findet nach 14tägiger Ruhepauſe am kommenden Sonntag, den 9. Juni,
ab Paſſau, 380 Kilometer, ſtatt, und können Intereſſenten alles Nähere
bei dem erſten Vorſitzenden, K. Schwebel, erfahren.
Millionen tragen sie
Literatur C 133 kostenlos!
Chaoaffa; Schuhges. m. b. H.
Darmstadt, Rheinstr. 6 neben dem U. K
183a)
Frankfurt/Main, Steinweg 8
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und die gbe
Daor
At
Hütkedbanzee
VI,230
sie.
ÜUIEFERuNs NuR ouRCK
ANERRANNTE HAVDLER
Seite 6
Sonntag, den 9. Juni 1929
Nummer 158
Verwalkungsgerichtshof.
Tp. 1. Klage der J. G. Farbeninduſtrie Aktiengeſellſchaft in
Frank=
furt a. M. gegen die Stadt Offenbach wegen Heranziehung zu den Koſten
der Herſtellung der Mühlheimerſtraße.
Anläßlich der Verhandlung vor dem Provinzialausſchuß, der die
Klage abwies, haben wir über den Sach= und Streitſtand ausführlich
berichtet. Die Klägerin betont, der Plan über die Herſtellungskoſten
hätte offengelegt werden müſſen, damit die Intereſſenten Gelegenheit
hätten, ihre Einwendungen an zuſtändiger Stelle vorzubringen. Dies
ſei nicht geſchehen, der Klägerin ſeien einfach die Koſten angefordert
worden. Dieſes Offenlegungsverfahren ſei in Art. 191 ff. der
Städte=
ordnung vom 8. Juli 1911 geregelt. Im vorliegenden Falle ſei die
Klägerin vorher garnicht verſtändigt worden, nach Herſtellung der
Arbeiten ſei ihr einfach die Rechnung präſentiert worden. Was den
Be=
trag der angeforderten Koſten betreffe, ſo müßte der Wert des
Alt=
materials in Anrechnung gebracht werden.
Der Vertreter der Stadt entgegnet, daß bei Ausſchlägen die
Offen=
legung des Planes nicht ſtattzufinden brauche. Dieſe Sonderregelung
ſei in Ausführung des Art. 21 der Allgemeinen Vauordnung durch
Ortsbauſtatut getroffen worden. Ueber die Zweckmäßigkeit der
Herſtel=
lung hätten die Verwaltungsgerichte nicht zu entſcheiden; über die
mate=
rielle Seite der Sache entſcheide allein nach den Grundſätzen der
Selbſt=
verwaltung der Stadtrat
Der Vertreter des Staatsintereſſes ſteht auf dem Standpunkt, daß
die Herſtellungskoſten einfach von den Anliegern angefordert werden
könnten, da hierdurch allein ſchon für den Anlieger ein Vorteil erwachſe.
Die Regelung der Anforderung ſei dem Ortsbauſtatut überlaſſen.
Da=
nach ſeien die Koſten einfach dem Anlieger anzufordern. Ein
Offenlegungsverfahren ſei nicht vorgeſchrieben. Die Berufung
möge deshalb verworfen werden.
Das Urteil erkennt zu Recht, daß das angefochtene Urteil
aufge=
hoben und der Anliegerbeitrag der Klägerin auf 3074 Mark feſtgeſetzt
werde, im übrigen wird die Klage abgewieſen, die Klägerin trägt 1½yy,
Beklagte 4u der Koſten.
2. Geſuch des Ernſt Emil Nitzſchke in Offenbach um Erlaubnis zum
Betrieb einer Schankwirtſchaft. Der Provinzialausſchuß hat das
Be=
dürfnis für eine Wirtſchaft im Hauſe Taunusſtraße 13 berneint und
deshalb das Geſuch abgewieſen. In dieſem Hauſe wurde bis zum Jahre
1922 eine Wirtſchaft betrieben. In der Berufungsbegründung wird auf
den zunehmenden Verkehr in dieſer Gegend durch die ſtarke Verbindung
mit Oberrad hingewieſen. Die Wirte=Vereinigung in Offenbach, die
ſich gegen das Geſuch ausgeſprochen habe, ſei eine
Konkurrentenvereini=
gung, wie der Vertreter des Geſuchſtellers ausführt. — Das Urteil
verwirft die Berufung des Geſuchsſtellers.
Der Lufffrachlverkehr im Darmſtädter
Sommer=
flngplan.
Kurz vor Pfingſten veröffentlichten wir an dieſer Stelle die
Flugverbindungen, die ſich von und nach Darmſtadt in dem
dies=
jährigen Sommer=Luftverkehr bieten
Die Flugſtrecken, von denen der Flughafen Darmſtadt berührt
wird gewähren außerordentlich günſtige Anſchlüſſe nach allen
wichtigen Plätzen im Reiche und im angrenzenden Ausland.
Be=
ſonders trifft dies für Abfertigungen im Luftfrachtverkehr
zu. Der Luftfrachtverkehr, in dem Flugzeug=Eiltransporte
klein=
ſten bis größten Umfanges, vom Muſterpäckchen bis zur ſchweren
Frachtkiſte befördert werden, hat in den wenigen Jahren ſeiner
Entwicklung bewieſen, daß er für die deutſche Wirtſchaft ein
un=
entbehrliches Glied im Geſamttransvortweſen Europas geworden
iſt. Beſonders erfreulich hierbei iſt, daß nicht nur das
rhein=
mainiſche Wirtſchaftsgebiet mit ſeiner vielgegliederten Wirtſchaft
die ſtärkſten Frequenz=Ausſchläge aufweiſt, ſondern, daß auch in
Darmſtadt und weitere Umgebung dieſe Transportart bereits
ziem=
lich regelmäßig bei eiligen Sendungen benutzt wird.
In Anbetracht der ſehr kurzen Laufzeit z. B. Darmſtadt—
Lon=
don 7½ Stunden, ſind die Frachtraten als niedrig anzuſprechen,
wie nachſtehender Auszug aus dem Luftfracht=Tarif der Deutſchen
Luft=Hanſa zeigt. Ein Kilo Luftfracht koſtet von Darmſtadt nach
Amſterdam
Barcelona
Baſel
Belgrad.
Berlin.
Bremen.
Breslau.
Brüſſel
Budapeſt.
Bukareſt
Dresden.
Helſingfors
RM. 0.80
0.60
2.50
6.7
0.70
1.05
0.75
1.80
3.15
0.75
3.20
Halle/Leipzig .
Hamburg.
Köln.
Konſtantinopel
London
Moskau
München
Paris”.
Prag
Rom
Saarbrücken
Wien .
RM. 0.55
0.70
0.30
„ 4.25
1.40
„ 4.75
„ 0.60
„ 1.10
„ 1.00
„ 2.80
0.35
1.30
— Jugendbünde der Johannesgemeinde. Es wird uns geſchrieben:
Zu unſerem heute nahmittag am Wilbrandsbrünnchen ſtattfindenden
Frühlingsfeſt laden wir hiermit alle unſere Eltern, die Gemeindeglieder
ſowvie unſere Freunde herzlichſt ein. Wer das Brünnchen nicht ſelbſt
findet, der trifft ſich um 15,30 Uhr am Böllenfalltor, denn von dort ah
gibt es einen gemeinſamen Abmarſch zum Feſtplatz. Dort iſt allerhand
frohes Treiben der Jugend. Es kommt ein Spiel „Die
Spitzbuben=
komödie” zur Aufführung, außerdem wirken dabei unſere Kurrende
ſowie die Tanzaruppe mit. Für genügend Sitzgelegenheit auf
aufgeſtell=
ten Bänken iſt geſorgt. Wie in früheren Jahren, ſo wollen wir auch
heuer ein recht frohes Feſt mit alt und jung verleben. Es ergeht daher
cn alle unſere Freunde dieſe Einladung.
— Fahrten ins Ausland ſind nicht jedermanns Sache. Wer die
Sprache und Verhältniſſe des Landes nicht genau kennt, kommt nie zu
einem vollen Genuß, weil er ſich unſicher fühlt. Er wird oft
übervor=
teilt und macht unnötige Ausgaben. Ganz anders verhält es ſich, wenn
eine Geſellſchaftsfahrt, deren Zahl begrenzt iſt, in Anſpruch genommen
wird. Der Preis für die ganze Reiſe iſt im Voraus feſtgelegt. Das
Programm iſt ſorgfältig zuſammengeſtellt. Der Reiſende weiß im
Voraus genau, was ihm für ſein Geld geboten wird. Nicht zu
unter=
ſchätzen iſt der Umſtand, daß ſich der Teilnehmer einer Geſellſchaftsfahrt
um nichts zu kümmern braucht. Die ganze Sache übernimmt das
Mäit=
teleuropäiſche Reiſebüro, das in dieſem Jahr eine große Zahl
vorzüg=
licher Geſellſchaftsreiſen ausführt. Englandreiſen ſcheinen wieder große
Mode zu werden. Beſonders empfehlenswert ſind die vom
Mitteleuro=
päiſchen Reiſebüro Frankfurt a. M. (Hauptbahnhof) in dieſem Sommer
veranſtalteten 3 volkstümlichen Meer=Sonderfahrten nach England.
Dieſe 3 Fahrten finden bei dem außerordentlich niedrig geſetzten Preis
von 220.— RM. allgemein großen Anklang. Dieſe Reiſen beginnen am
14. Juli, 4. Auguſt und 1. September, ſie dauern 7 Tage. In dem
Preis ſind folgende Leiſtungen eingerechnet: Fahrt von Frankfurt a. M.
und zurück (Eiſenbahn 3. Klaſſe, Schiff 1. Klaſſe), Unterkunft in
erſt=
klaſſigen Hotels, volle Verpflegung, Rundfahrten, Beförderung in Autos,
belg. Viſum, Eintrittsgelder, Führung durch den Reiſeleiter und
Lokal=
führer ſämtliche Trinkgelder uſw. Höchſtteilnehmerzahl 25 Perſonen.
Ausführliche Proſpekte ſind durch das Mitteleuropäiſche Reiſebüro G. m.
b. GH., Frankfurt a. M., im Hauptbahnhof, erhältlich.
9. Gau= und Hefſiſcher Angeſtelltentag der G. O. A.
Gaukag.
EAm. Die Veranſtaltungen des am 8. und 9. Juni in Darmſtadt
ſtattfindenden 9. Gau= und Heſſiſchen Angeſtelltentages des G.D.A.
(Gewerkſchaftsbund der Angeſtellten), Sitz Bln.=Zehlendorf, begannen am
Samstag nach der Eröffnung der Ausſtellung und einer
Gauvorſtands=
ſitzung kurz nach 4 Uhr nachmittags im Gartenſaal des Saalbaues
mit dem ſehr gut beſuchten Gautag des Gaues Heſſen.
Der Gauvorſteher, Herr Hugo Neubert=Frankfurt, begrüßte
herzlich die ſo ahlreich Erſchienenen, unter ihnen beſonders Herrn
Röſſiger=Berlin (M. d.R. W. R.) den Redner des Feſtabends, die
Ver=
treter der Nachbargaue und die Vertreter aus dem beſetzten Gebiet.
Herr Röſſiger berichtete kurz über die Tagung des
Internationa=
len Arbeitsamts in Genf, an welcher der Redner teilnimmt, und ſtreifte
die Frage der internationalen Regelung der Arbeitszeit. Für die
Darmſtädter Ortsgruppe ſprach deren Vorſitzender, Herr Ad. Jayme,
herzliche Worte der Begrüßung.
Nach der Wahl der drei Rechnungsführer wurden die anweſenden
Stimmvertreter und die ihnen zuſtehenden Stimmen feſtgeſtellt. Die
Auszählung ergab, daß bis zum Beginn der Tagung 66 Ortsgruppen
mit 98 Stimmen bertreten waren. — Hierauf erſtattete der
Gauvor=
ſteher den Jahresbericht und kennzeichnete insbeſondere die immer noch
herrſchende Stellenloſigkeit und die Notlage der älteren Angeſtellten,
Eine bemerkenswerte Entwicklung hat außer den allgemeinen
Fort=
ſchritten im Gau die Jugendarbeit genommen. Den kurzen Bericht des
Gauvorſtehers unterſtrich und ergänzte der Gaugeſchäftsführer, Herr
Armin Geßner= Frankfurt, der in der Hauptſache im Zeichen der
„Nationaliſierung” auf den gedruckt vorliegenden Geſchäftsbericht
ver=
weiſen konnte und feſtſtellte, daß der Gau Heſſen in bezug auf die
Vor=
wärtsentwicklung des Bundes führend iſt. Im übrigen berichtete der
Redner über die verſchiedenen wirtſchaftlichen und ſozialen
Einrichtun=
gen des Gaues, über die Bildungsarbeit, die Mitarbeit in den
Stadt=
verordnetenverſammlungen und das Wohnungsweſen. — Beide
Ge=
ſchäftsberichte wurden ſehr beifällig aufgenonmmen. Den dritten und
letzten Geſchäftsbericht, den Kaſſenbericht, erſtattete der Gaukaſſierer,
Herr Georg Röhre=Frankfurt. Dem natürlich intern gehaltenen
Vericht iſt nichts Weſentliches, die Oeffentlichkeit Intereſſierendes zu
entnehmen; die erbetene Entlaſtung wurde dem Gauvorſtand
einſtim=
mig erteilt. Ein Antrag des Vorſtandes ſelbſt, dieſen im Intereſſe
einer beſſeren Arbeitskonzentrierung von bisher 19 auf 13
Vorſtands=
mitglieder herabzuſetzen, wurde ebenfalls einſtimmig angenommen. Die
Neuwahl des Vorſtandes ergab in allen Fällen Einſtimmigkeit, keine
nennenswerten Verſchiebungen; vor allen Dingen erfolgte die
Wieder=
wahl des Gauvorſtehers mit beſonderer Anerkennung. — Der Punkt
„Werbekampf” wurde noch nach kurzer Ausſprache erledigt und die
Ver=
handlungen darauf auf Sonntag vormittag vertagt.
Angeſtellten=Kundgebung.
Mit einer großen Angeſtellten=Kundgebung im Feſtſaal des
Städti=
ſchen Saalbaues ſchloß der erſte Tag des 9. Gau= und Angeſtellten=Tags
in würdigſter Form ab. Von den Galerien herab grüßten in den
vollbeſetzten Saal die Banner der Jugendgruppen des G.D.A. Infolge
Verhinderung des Drummquartetts beſtritten, die Herren Konzertmeiſter
Otto Drumm und Pianiſt Guſtav Beck, den muſikaliſchen Teil des
Abends; ein „Erſatz”, den man ſich wahrlich gefallen laſſen konnte.
Nachdem die beiden Künſtler, ſchon mit lebhaftem Beifall empfangen,
die G=Dur=Sonate für Klavier und Violine von W. A. Mozart ganz
glänzend geſpielt hatten, begrüßte der Gauvorſteher, Herr Neubert,
die feſtliche Verſammlung und die Ehrengäſte, ſo den Herrn Miniſter
für Arbeit und Wirtſchaft Korell, den Herrn Oberbürgermeiſter
Muel=
ler, Herrn Direktor Jöckel vom Arbeitsamt, Vertreter des
Arbeits=
gerichts Darmſtadt, der Berufsberatungsſtelle, politiſcher Parteien, der
Nachbargaue des G. D.A., der Preſſe, des Bundesvorſtandes,
insbeſon=
dere die aus dem beſetzten Gebiet gekommenen Vertreter und ſchließlich
recht herzlich die Jugend.
Hierauf ſpielten die Herren Drumm und Beck das Andante aus
der Es=Dur=Sonate für Klavier und Violine von Richard Strauß. Der
wundervoll weiche, verlende Anſchlag des Pianiſten und die fabelhafte
Bogenführung Drumms riſſen die Zuhörer zu ſtärkſtem Beifall hin.
Der Referent des Abends, Herr Max Nöſſiger=Berlin,
Mit=
glied des Reichswirtſchaftsrats und des Bundesvorſtandes des G.D.A.)
nahm nun unter dem Thema: „Sozialpolitik — Wirtſchaftsantrieb ober
Wirtſchaftshemmung” zu etwa folgenden Ausführungen das Wort:
„Wir im G.D.A. wollen die Sozialpolitik nicht nur erhalten,
ſon=
dern aus ebaut ſehen. Sozialpolitik iſt das Spiegelbild des
Verant=
wortungsbewußtſeins der Geſellſchaft gegenüber ſozialen Schäden. Trotz
der ſchweren Kämpfe, die wir in der geſchichtlichen Entwicklung der
Sozialpolitik ſehen, hat ſich der gewerkſchaftliche Gedanke durchgeſetzt,
Auch in der Vorkriegszeit hatten wir Tarifverträge, aber es beſtand
noch kein klagbarer Anſpruch aus dieſen Verträgen, und heute iſt die
deutſche Sozialpolitik über das Maß der ſozialen Verſicherungen
hin=
ausgewachſen. Wir haben jetzt die Arbeitsgerichtsgeſetzgebung und das
Betriebsrätegeſetz, das die Mitbeſtimmung der Arbeitnehmer regelt.
Wir ſehen heute auch auf der Arbeitgeberſeite ſtraffſte Organiſation;
wir ſehen die Genoſſenſchaften, wir ſehen alſo, wie man überall aus
der Individualwirtſchaft zur Gruppenwirtſchaft ſtrebt. Wir müſſen
uns bemühen, das, was die Verfaſſung verſpricht, in die Wirklichkeit
umzuſetzen und den Maſſen zu zeigen, welche Verbindung zwiſchen
der Staatsidee und der Wirtſchaft beſteht. Wir wollen die Intenſität
der Wirtſchaft ſteigern und dabei das koſtbare Gut, das wir haben,
die Arbeitskraft, pfleglich behandeln. Heute iſt die wichtigſte Aufgabe
der Sozialpolitik nicht mehr, eingetretene Schäden zu heilen, ſondern
das Eintreten der Schäden zu verhindern. Wirtſchaftsſyſtem und
Ge=
ſellſchaftsordnung ſtreben einem großen Ziele zu, und der Grad der
Sozialpolitik eines Volkes iſt gleichzeitig das Barometer ſeines
ſozia=
len Verantwortungsbewußtſeins. Gewiß ſehen wir auch Schäden in
der Sozialpolitik; wo viel Licht iſt, iſt auch Schatten. Angriffe nennen
die Arbeitszeitregelung unſittlich und bezeichnen die
Krankenverſiche=
rung al3 Erziehung zur Faulheit und nackten Kommunismus. Wie
ſoll man in einer Wirtſchaft, die ſozial und in den Löhnen ſo gedrückt
iſt wie die deutſche auf die Vorteile der Sozialverſicherung verzichten
können. Und die Gegner, die die deutſche Sozialpolitik beſeitigen
wol=
len, ſetzen an ihre Stelle in völliger Unbekümmertheit einen Zwang
von noch ganz anderen Ausmaßen. Der Staat ſoll in ſozialer Beziehung
nur die Rahmengeſetze geben, ihr Ausbau muß dem freien
Verantwor=
tungsbewußtſein der Beteiligten überlaſſen bleiben. Aber wie ſollen
wir zu einer wahren Arbeitsgemeinſchaft zwiſchen Arbeitgebern und
Arbeitnehmern kommen, wenn z. B. die ſtarren Bindungen durch
Kar=
telle, Syndikate und Truſts ſich auswirken. Der moderne Arbeitsmenſch
in ſeiner Einſtellung zum mechaniſierten Berufsweſen will, daß in
ſei=
nem Kulturleben ein Ausgleich geſchaffen wird. Der große Gedanke
des Volksſtaates muß in die Wirklichkeit umgeſetzt, die Beziehung
zwi=
ſchen Staatsidee und Wirtſchaftsidee muß wiederhergeſtellt werden.
Gegen uns kämpft jede Sozialreaktion vergebens, gegen die größere
Erkenntnis und gegen den Auftriebswillen der Maſſe‟.
Nach dem ſehr beifällig aufgenommenen, höchſt intereſſanten
Re=
ferat folgten die Anſprachen der Ehrengäſte, unter ihnen die des Herrn
Miniſters Korell als Vertreters der heſſiſchen Staatsregierung und
des Herrn Oberbürgermeiſters. Mit dem A=Moll=Rondo von Schubert
nahm die feſtliche und überaus eindrucksvolle Veranſtaltung einen
ſchönen Ausklang.
Eine Ausſtellung
anläßlich der Gautagung des G. D.A. findet im Städtiſchen Saalbau in
den oberen Räumen ſtatt. Es haben eine ſehr große Anzahl von
Fir=
men dieſe Ausſtellung, in der Maſchenen aller Art, wie
Schreibmaſchi=
nen, Rechenmaſchinen u. dgl., ſowie Bureaueinrichtungen gezeigt werden,
beſchickt. Von Darmſtadt wurden uns genannt die Firmen H. Lautz,
Heckmann, Odoma, C. Winkel, Heſſiſche Treuhand=Geſellſchaft, Heinr.
Elbert und Müller u. Ober. An dieſe überſichtliche Ausſtellung von
Bureaumaſchinen ſchließt ſich eine umfangreiche und ſehr intereſſante
G. D. A.=Sonderſchau, in der reichhaltiges Material, z. B. ſehr
gute Bilder von den Verwaltungsgebäuden des G. D.A. uſw.,
geſam=
melt ausgeſtellt ſind. Die Jugendbewegung, ihre Uebungsarbeit durch
Scheinfirmen” wird in einer Sonderabteilung gezeigt. Der eigene
Büchervertrieb, in der lehrreiche und intereſſant geſchriebene
Fach=
literatur, daneben aber auch Unterhaltungsliteratur zu finden iſt, zeigr
die Leiſtungsfähigkeit des G. D.A. auf dem Büchermarkt. Die
Sied=
lung in Frankfurt (die 850 Wohnungen umfallen ſoll), iſt in
anſchau=
lichem Bildmaterial dem Beſchauer ausgeſtellt. Die Ausſtellung, aus
der hier nur ein kurzer Ueberblick gegeben iſt, iſt zur Beſichtigung warm
zu empfehlen. Die Schau iſt heute vormittag ab 9 Uhr geöffnet.
* Eröffnung des Theater=Reſtaurants. Geſtern vormittag wurde
das neue Theater=Reſtaurant (Ecke Alexanderſtraße Theaterplatz)
eröff=
net, das unter Leitung des Theaterreſtaurateurs Guhl ſteht. Damit
hat Darmſtadt bei den bereits beſtehenden eine weitere in ihrer
moder=
gen und geſchmackvollen Aufmachung neuartige Gaſtſtätte erhalten.
Zu=
gleich kommt das Lokal, in unmittelbarer Nähe des Großen Hauſes
— Beamtentagung in Darmſtadt. Die evangeliſchen Beamten aller
Stufen — höhere, mittlere und untere, ſowie evangeliſche Lehrer haben
ſich in den meiſten deutſchen Vändern zu ſtarken ewangeliſchen
Beamten=
bünden zuſammengeſchloſſen. Das Ziel iſt die Wahrung der
Paritäts=
anſprüche und Aufſtiegsmöglichkeiten für evangeliſche Beamten und auch
die Pflege einer evangeliſchen Berufsethik. Für Heſſen iſt im Anſchluß
an den evangeliſchen Bund ein evangeliſcher Beamtenausſchuß
entſtan=
den. Mitglieder des Bundes können ihm ohne beſonderen Beitvag
an=
gehören. Der Leitar des deutſchen evangeliſchen Beamtenbundes
Pfan=
rer von der Heydt=Koblenz, wird in Darmſtadt am Samstag, den 15.
Juni, nachmittags 4 Uhr, im Rummelbräu einen Vortrag halten über:
„Notwendigleit und Ziele der ebangeliſchen Beamtenbewegung”
Evan=
geliſche Beamten aus allen Teilen des Landes ſind zu dieſer
Verſamm=
lung willkommen, die die Grundlagen der neuen Organiſation beraten
follen.
gelegen, einem Bedürfnis der Theaterbeſucher in erfreulicher Weiſe
ent=
gegen: Es bietet ihnen während der Pauſen und nach den Vorſtellungen
Gelegenheit eines angenehmen Aufenthaltes und der Benutzung einer
guten Küche, da es eine ausgeſprochene Speiſewirtſchaft iſt. Die
Aus=
geſtaltung der Näume, die in den Händen des Architekten Wilhelm
Pfuhl lag, zeichnet ſich durch ihren ebenſo neuzeitlichen wie
kultivier=
ten Chrarakter aus.
— Darmſtädter Fahrplanbuch. In unſerer Notiz in der
Freitags=
nummer iſt zu leſen: Vlifſingen ſtatt Kiſſingen.
— Der Gabelsberger=Stenographenverein von 1861 Darmſtadt (
Bal=
lonſchule) feierte ſein 68. Stiftungsfeſt, beſtehend aus einem
Gartenkonzert der Hauskapelle mit anſchließendem Feſtball. Der
Kaiſer=
garten war feſtlich illuminiert. Das Feſt, das außerordentlich gut
be=
ſucht war, nahm einen ſchönen Verlauf. Die Vorträge der für den
Abend verſtärkten Hauskapelle fanden reichen Beifall. Im Laufe des
Abends wurde das Ergebnis des letzten Vereinswettſchreibens
mitge=
teilt und die Ehrenpreiſe ausgegeben. Das Wettſchreibergebnis zeigte
hervorragende Leiſtungen in allen Abteilungen bis 280 Silben (
Ein=
heitskurzſchriftliche Leiſtungen) und bewies erneur die Leiſtungsfähigkeit
des nunmehr 68 Jahre in der ſtenographiſchen Bewegung ſtehenden
Vereins. Raummangels wegen wird davon abgeſehen, hier die Namen
der ſehr zahlreichen Preisträger zu veröffentlichen; das Ergebnis wird
aber in der nächſten Nummer der Vereinszeitung, die jedermann zur
Verfügung ſteht, veröffentlicht. Bei dieſer Gelegenheit ſei übrigens
ſchon hierdurch darauf hingewieſen, daß die bewährten Anfängerkurſe
des Vereins in der Reichskurzſchrift für Juni am 6. und 10. Juni,
abends 8 Uhr, nur in der Ballonſchule beginnen.
Anmel=
dungen daſelbſt.
Sonntag, den 9. Juni 1929
Nummer 158
Beiriebswirkſchaftlicher Vorkragsabend.
Die Arbeitsgemeinſchaft Darmſtadt im Verband Deutſcher
Diplom=
kaufleute E. V. veranſtaltete am 5. d. M. im großen Saale des Hotels
„Traube” wieberum einen ſtark beſuchten Vortragsabend, der für die
Arbeitsgemeinſchaft als ſtarker Erfolg zu buchen iſt. Nach den
einleiten=
den herzlichen Begrüßungsworten des 2. Vorſitzenden,
Diplomkauf=
manns Klefenz, an die Vertreter der Behörden, der Techniſchen
Hochſchule und der Wirtſchaftsverbände uſw. ergriff der Referent des
Abends, Diplomkaufmann Regierungsrat Dr. Aufermann, Dozent
für die betriebswirtſchaftliche Steuerlehre an der Univerſität
Frank=
furt, das Wort und behandelte das Thema: „Steuerliche
Ab=
ſchreibungen und Subſtanzerhaltung der Betriebe‟
Der Redner verſtand es ausgezeickmet, die an ſich ſpröde Materie
in formvollendeter und klarer Weiſe ſeinen Zuhörern näher zu bringen,
fo daß am Schluſſe ſeiner Ausführungen lebhaſter Beifall geſpendet
wurde. Er betrachtete im erſten Teil ſeines Vortrags die Begriffe der
ſteuerlichen Abſchreibung und der Subſtanzerhaltung getrennt. Der
Ab=
ſchreibungsbegriff, ſo wie er vorwiegend im Einkommenſteuergeſetz
ge=
geben iſt, wurde eingehend erklärt, worauf Darlegungen über die
Fort=
entwicklunn des Geſetzes durch die Urteile des Reſchsfinanzhofs und die
Erlaßpraxis folgten. Im beſonderen gelang es dem Vortragenden, in
intereſſanter Weiſe die wichtigſten Urteile des Reichsfinanzhofs vom
12. Dezember 1923 und 29. Januar 1929 näher zu bringen, wobei eine
ſcharfe Trennung von „Reparlitions=” und „Sinzularabſchreibung”
herausgearbeitet wurde.
Die Vieldeutigkeit des Wortausdrucks einer „Subſtanzerhaltung”
wurde im zweiten Teil der Rede ſcharf hervorgehoben und beſonders
betont, daß die Kapitalerhaltung — ſie wurde mit der
Sußſtanzerhal=
hung identifiziert — ſich als eine nominelle, materielle und reale
er=
geben kann.
Die Beſprechung der Beziehung zwiſchen ſteuerlicher Abſchreibung
und der Subſtanzerhaltung des Betriebs hildete den Schlußteil des
Vortrags. Es wurde hier in erſter Linie klangelegt, daß bei
Ertrags=
ſteuerbilanzen, d. h. im beſonderen Einkommenſteuerbilanz und
Körper=
ſchaftsſteuerbilanz, die nominelle Subſtanzerhaltung allgemein
gewähr=
leiſtet wird, da keine Steuer aus der Subſtanz zu zuhlen iſt. Nur
ſo=
weit ſi.h Nachinflationseinflüſſe aus 8 107 Abſ. 2 EinkStG, noch
gel=
tend machen, kann ſelbſt die nominelle Kapitalerhaltung gefährdet
wer=
den, da die Anfangswerte im Jahre 1925 unter dem Tageswert liegen
und ſomit eigentlich inkommenſurable Größen darſtellen.
Die dem Vortrag folgende lebhafte Diskuſſion brachte noch manche
Anregung. Im beſonderen betonte Profeſſor Heber von der
Tech=
uiſchen Hochſchule, daß die Vorſchläge des Redners ſich der Förderung
einer realen Kapitalerhaltung nähern.
Der ſtarke Beſuch, den auch dieſe Veranſtaltung der äußerſt regen
Arbeitsgemeinſchaft wieder aufzuweiſen hatte, ſcheint ein Bewois dafür
zu ſein, daß die Arbeitsgemeinſchaft mit ihren Beſtrebungen, aktuelle
Probleme aus der Praris des Wirtſchaftslebens durch berufene Forſcher
zu behandeln und durch anſchließende Diskuſſion ihrer Löſung näher
zu bringen, ein beſtehendes Bedürfnis befriedigt. Es wäre deshalb
nur zu wünſchen, wenn die Bemühungen der Arbeitsgemeinſchaft auc)
weiterhin ſeitens der Induſtrie, des Handels und Gewverbes und
ſonſti=
ger Intereſſenten danch regelmäßige Teilnahme an den
Veranſtaltun=
gen Unterſtützung fänden
Rokkreuztag 1929.
Um dem Heſſiſchen Roten Kreuz die notwendigen Mittel zur
Er=
des Herrn Miniſters des Innern Straßen= und Hausſanmlungen in
die Wege geleitet; die Straßenſammlungen, die geſtern begonnen
haben, werden heute fortgeſetzt, wobei Anſteckblumen,
Rotekreuzfähn=
für 2 Pfg., ſowie Kinderluftballons, je Stück 30 Pfg., durch
jugend=
liche Sammler und Sammlerinnen aus allen Ständen der Bevölkerung
verkauft werden. Die Hausſammlungen haben begonnen und werden
bis einſchließlich 23. Juni durchgeführt. Die Sammler ſind mit
Aus=
weiſen des Roten Kreuzes verſehen.
Das Heſſiſche Rote Kreuz richtet die herzliche Bitte an die
Bevöl=
kerung, die Beſt=ebungen des Roten Kreuzes durch Spenden
freund=
lichſt zu unterſtützen; jede, auch die kleinſte Gabe iſt willkommen und
wird dankbar entgegengenommen. Die eingegangenen Spenden
wer=
den reſtlos für die Zwecke des Roten Kreuzes verwendet.
— Oeffentliches Singen im Prinz=Emils=Garten. Durch unſere
deutſche Jugend geht wie eine Bewegung ein neues Singen. Dem Lied
will die Jugend der evangeliſchen Petrusgemeinde einen ganzen Tag
widmen, wenn ſie am Sonntag, den 9. Juni, morgens 7 Uhr, hinaus
ins Landheim zieht, um wieder einen Singetag zu erleben. Gei
ſchlechtem Wetter um 2 Uhr Treffen im Gemeindehaus.) Das Singen iſt
kein Vorrecht der Jugend, es ſoll „Volkslied” werden. Darum ſoll am
Sonntag abend um 19 Uhr unter Leitung von Herrn
Landesjugend=
pfarrer L1e, von der Au für alle, die daran Intereſſe haben, ein
öffent=
liches Singen im Prinz=Emils=Garten ſtattfinden (bei ſchlechtem Wetter
im Gemeindehaus Alles, was am Singetag und früher erarbeitet
wurde, ſoll dargeboten werden.
— Turngemeinde Darmſtadt 1846. Am Sonntag unternahm die
Wanderabteilung ihre dritte planmäßige Wanderung. 34
wanderfrohe Turnerinnen und Turner hatten ſich morgens um 6.45 Uhr
am Hauptbahnhof eingefunden. Nach nicht allzu langer Fahrt, bei der
ſich ſchon die echte Wanderſtimmung entfaltete, kamen wir nach
Jugen=
heim. Von hier aus ging es unter bewährter Führung der beiden
Turner Eitemüller und Kantenwein über den Heiligenberg,
von deſſen bevorzugter Lage wir herrliche Blicke auf die bewaldeten
Höhen der Nachbarſchaft, die weite Rheinebene und das Balkhäuſertal
genießen durften. An der Kaiſerbuche vorbei zogen wir unter
munte=
rem Sang weiter das mit reizendem Buchenwald umgebene Tälchen
der Quattelbach (Balkhäuſertal) hinauf nach Balkhauſen. Im
ſchatti=
gen Garten des Gaſthauſes „Zum Odenwald” wurde der erſte Imbiß
eingenommen. Nach halbſtünd ger Raſt wanderten wir auf
pracht=
vollem Höhenweg ins Hochſtätter Tal, am Auerbacher Schloß vorbei
zur „Not Gottes”. An dieſem lauſchigen Plätzchen ließen wir uns das
Mittageſſen — trotz der kühlen Witterung — gur munden. Friſch
ge=
ſtärkt, zogen wir dann weiter, immer anſteigend, zum Melibokus, von
deſſen Gipfel die Fernſicht leider durch den bedeckten Himmel beſchränkt
war. Nach kurzem Verweil ging es ſteil abwärts, ebenfalls durch
präch=
tigen Laubwald, zum Alsbacher Schloß, und nachdem in deſſen
geräu=
migen Schloßhof unſer lieber Photograph zu ſeinem Necht gekommen
wuar, weiter nach Alsbach. Einige gemütliche Stunden im Gaſthaus
Zur Krone” beſchloſſen die ſo ſchön verlaufene und gur durchgeführte
Wanderung, die jedem Teilnehmer ſicher noch lange in angenehmer
Er=
innerung bleiben wird.
— Aerztlicher Sonntagsdienſt. Iſt wegen plötzlicher Erkrankung
ärztliche Hilfe erforderlich, ſo iſt ſtets zunächſt der Hausarzt anzurufen.
Wenn dieſer nicht erreichbar iſt, dann ſind am Sonntag, den 9. Juni,
folgende Aerzte zu deſſen Vertretung bereit: 1. Dr. med. Hammer,
Beſſunger Straße 3 (Tel. 632); 2. Dr. med. Gallus,
Bismarck=
ſtraße 23 (Tel, 3148); 3. Dr. med. Stern II., Ernſt=Ludwigſtraße 19
(Tel. 2587).
— Vorübergehende Einſtellung der Buchausleihe der Stadtbücherei.
Wegen der jährlich notwendigen Reviſion bleibt die Ausleihe der
Stadt=
bücherei vom 1. Juli bis 4. Auguſt geſchloſſen. Alle entliehenen Bücher
ſind in der Zeit vom 10. Juni bis 30. Juni zurückzugeben. Der
Leſe=
ſaal bleibt wie immer geöffnet.
— Wochenmarkt zu Darmſtadt. Kleinhandels=Tagespreiſe vom
8. Juni. (Die Preiſe verſtehen ſich für das Pfund bzw. Stück in Pfg.)
1. Gemüſe: Spargeln, 1. Sorte 90—100. 2. Sorte 50—60, Kohlrabi
10—20, Karotten 25—40, Spinat 30—40, Römiſchkohl 25—30,
Stangen=
bohnen 60—70, Erbſen 50—60. Zwiebeln 18—20, Knoblauch 100,
Rha=
barber 15—30 Tomaten 80—100, Kopfſalat 10—12, Salatgurken 50—80,
Blumenkohl 100—130, Rettich 15—20, Meerrettich 150, Radieschen 7—8.
—2. Kartoffeln: Frühkartoffeln 25—30, Spätkartoffeln 7—8. —
3. Obſt: Erdbeeren 189—200, Kirſchen 70—80, Tafeläpfel 30—60,
Wirt=
ſchaftsäpfel 2—30, Apfelſinen 5—15, Zitronen 8—10, Bananen 65—70.
— 4. Eßwaren: Süßrahmbutter: 200—210, Landbutter 180—190.
Weichkäſe 35, Handkäſe 5—15, Eier, friſche 12.—14. — 6. Wild= und
Geflügel; Hühner 140——180. Tauben 80—90, Biegenlämmer 80. —
7. Fleiſch= und Wurſtwaren: Rindfleiſch, friſch 80—110.
Kalb=
fleiſch 120. Hammelfleiſch 100. Schweinefleiſch 96—194, Dörrfleiſch 160,
Ziegenfleiſch 80, Wurſt 70—160, Wurſtfett 60, Schmalz, ausgelaſſen 110.
— Promenade=Konzert. Heute Sonntag, den 9. Juni von 11—12
Uhr, konzertiert das Stadtorcheſter unter Leitung ſeines Kapellmeiſters
V. Schlupp im Herrngarten (Pergola) nach folgendem
Pro=
gramm: 1. „An die Gewehre‟. Marſch von Lehnhardt; 2. Duvertüre
zur Oper „Das goldene Kreuz” von Brüll; 3. „Herbſtweiſen” Walzer
von Waldteufel; 4. Polongiſe 4=Dur von Chovin; 5. Fantaſie aus
der Oper „Tiefland” von Gugen dAlbert: 6. „Frei weg”, Marſch von
Latan. — Nachmitt gs 4 und abends 8 Uhr Künſtlerkonzerte.
kokale Vertanſtallungen.
Dir Wonentr urſihstmenden Notimn ſind aueſolisttich als Hinweife auf Angimenm
in leinem Jalle ingendwie ale Beſprechuns oder Kriſſ.
— Reichsbund der Zivildienſtberechtigten, Verein
Darmſtadt. Montag, den 10. d. M., 8,30 Uhr, abends,
Monatsverſamm=
lung in der „Stadt Coburg”, Beratung der Bundestagsanträge.
— Stahlhelm, Bund der Frontſoldaten,
Orts=
gruppe Darmſtadt. Donnerstag, den 13. d. M., abends 8½ Uhr,
Pflichtverſammlung im Reſtaurant Sitte, Karlſtraße. Ausſprache über
den Reichsfrontfoldatentag in München.
Seite 7
Bezitksſchäiffengerichl.
p. Wegen Betrugs hat ſich ein Kaufmann zu verantworten. Nach
der Anklage iſt er beſchuldigt, in den Jahren 1937 und 1928 ſich unter
dem Vorgeben, er befinde ſich in geſicherten Vermögensverhältniſſen,
von Geldgebern Darlehen verſchafft zu haben. Bei bewirkter
Sicherungs=
übereignung ſoll er zudem eine bereits erfolgte Sicherſtellung eines
vor=
hergehenden Darlehens bewußt verſchwiegen haben. Ueber das
Ver=
mögen des Angeklagten ſchwebt ein Konkursverfahren. Der Schaden
be=
trägt etwa 10 000 Mark.
Da das Geſchäft als Handelsvertreter für Holzfußböden und
Dach=
konſtruktionen nicht einſchlug, befaßte ſich Angeklagter mit
Darlehens=
vermittlungen für Städte. Gemeinden und den Staat. Hierfür machte
er weite Reiſen, aber auch hier reüſſierte er nicht, da ſich die
Verhand=
lungen mit den Geldbedürftigen zu lange hinzogen. Mit einem
Ber=
liner Vermittler ſtand er in Beziehungen, hinter dieſem ſtanden
ameri=
kaniſche Banken. In einem Falle verſicherte Angeklagter ausdrücklich,
daß die übereigneten Mobilien frei von Rechten Dritter ſeien. Der
ver=
nommene Sachverſtändige hält dafür, daß, wenn Angeklagter
Sachver=
ſtändiger geweſen wäre, er ſehr bald hätte merken müſſen, daß es auf
die von ihm beabſichtigte Art doch nicht gehen werde. Angeklagter dachte
dabei an einen Notar als Treuhänder, dem man die Wertpapiere, die
zur Sicherheit für ein Darlehen dienen ſollten, behändigen würde. Auf
dieſer Baſis war das Geſchäft aber nicht zu machen. Und der Erfolg hat
auch gezeigt, daß dieſe Annahme des Angeklagten irrtümlich war. Die
Offerten mit amerikaniſchen Geldern haben ſich meiſt als Windofferten
nachher herausgeſtellt.
Der Staatsanwalt evachtet, kleine Leute ſeien durch hohe Binſen,
die man als Gewinnanteile friſſert habe, zu Geldhingaben veranlaßt
worden, ſie hätten auch auf die Sicherheiten Wert gelegt. Schaden ſei
unter allen Umſtänden eingetreten, da die Fordenungen in ihrem
Be=
ſtande nicht geſichert erſchienen.
Es wird nach Anſicht des Staatsanwalts der Strafzweck durch
Ver=
hängung einer Geldſtrafe erreicht, die Gläubiger hätten dem Angeklagten
zum Teil das Geld geradezu aufgedrängt. Der Verteidiger erachtet aus
rechtlichen Gründen die Freiſprechung für geboten; es handele ſich um
wucheriſche Geſchäfte, die zivilrechtlich ſchon nichtig geweſen ſeien. Eine
Notlage des Angeklagten habe zweifellos vorgelegen, die Gläubiger
hät=
ten unbedingt gewußt, daß Angeklagter im Drucke war, und ſie hätten
ein böſes Gewiſſen gehabt. Sämtliche geſchädigten Gläubiger hätten
hier zugunſten des Angeklagten ausgeſagt mit einer Ausnahme. Die
füllung ſeiner Aufgaben zu verſchaffen, hat dasſelbe mit Genehmigung Gläubiger hätten die Kredltwürdigkeit in der früheren kaufmänniſchen
Tätigkeit des Angeklagten gefunden.
Das Urteil erkennt unter Freiſprechung im Uebrigen wegen
Be=
trugs in drei Fällen auf Geldſtrafen von 100, 200 und 20 Mark. Der
chen und Streichholzbriefmappen, je Stück für 10 Pfg., Notizblöckchen Betrug wird in den Sicherungsüberelgnungen gefunden, die Angeklagter
vornahm, nachdem er nicht mehr Gigentümer war.
p. Schwurgericht. Als letzte Sache dieſer Tagung wurde eine
An=
klage wegen Kindestötung gegen ein Dienſtmädchen aus dem Odenwald
verhandelt, das zu einer Gefängnisſtrafe von 1 Jahre verurteilt wurde.
Aus den Parkeien.
Deutſche Volkspartei. Der Landesverband Heſſen der
Deutſchen Volkspartei veranſtaltet, wie aus dem heutigen Inſerat
er=
ſichtlich iſt, am 16. Juni ſeine traditionelle Rheinfahrt. Det große
Erfolg und die ſtarke Beteiligung, die dieſe Fahrt im Vorjahre fand,
hat die Parteileitung veranlaßt, den größten Dampfer der
Rheinflotte, den „Hindenburg” zu mieten; er faßt 2500 Perſonen, ſo
daß, wenn wie üblich 1000—1200 Perſonen mitfahren, die Gewähr gegeben
iſt, daß jeder Teilnehmer einen guten Sitzplatz bekommt. Die Fahrt geht
in dieſem Jahre von Mainz bis zur Lorelei; dort wird
ge=
wendet und die Rückfahrt nach Bingen angetreten, wo im Saal und
Garten der Feſthalle ein kleines Gartenfeſt ſtattfinden wird.
Hier=
bei wirken künſtleriſche Kräfte mit, die den Darmſtädter zum Teil ſchon
durch das Wohltätigkeitsfeſt der D.V.P. bekannt ſind, u. g. einige
Grup=
pen der ſeinerzeit vorgeführten Tanzbilder. An Bord konzertiert eine
Muſikkapelle, in Bingen zwei. Dort wird auch ein Streſemann=Bild
enthüllt, das der Wirt der Feſthalle von dem Berliner Maler Profeſſor
Marſchall hat anfertigen laſſen und im Feſtſaal zur Evinnerung an
Streſemanns vorjährigen Beſuch zum Aushana bringt.
Reichstagsabge=
ordneter Dingeldey hält die Anſprache. Der Aufenhalt in Bingen
dauert ungefähr 4, die Dampfer fahrt rund 7 Stunden; Abfahrt in
Mainz vormittags 1910 Uhr vom Rheinkai vor der Mainzer Stadthalle,
wofelbſt abends um 9 Uhr die Landung wieder erfolgt. Die Darmſtädter
Teilnehmer fahren morgens 7.53 Uhr von Darmſtadt ab mit
Sonntags=
fahrkarte (Preis 1.70 Mk.) bis Mainz=Süd: Rückfahrt abends ab Mainz=
Süd 9.41 Uhr, Ankunft in Darmſtadt 10.30 Uhr.
— Deutſche Volkspartei, Frauengruppe.
Mitt=
woch, den 12. Juni, findet nachmittags halb 5 Uhr auf dem Heiligen
Kreuz ein geſelliges Zuſammenſein ſtatt. Außer muſikaliſchen
Dar=
bietungen wird ein Bericht von Frau Hübner über die
Reichsfrauen=
tgung in Bremen unſere Freundinnen intereſſieren. Wir bitten um
zahlreichen Beſuch.
Tageskalender für Sonntag, den 9. Juni 1929.
Heſſ. Landestheater, Großes Haus, Anfang 18.30 Uhr Ende
2 Uhr, R 12: Der Roſenkabalier”. — Kleines Haus, Anfang 80 Uhr,
Ende nach 22 Uhr, Zuſatzmiete IV: „Hepr Lamberthier”. —
Or=
pheum abends 20 Uhr: „Eine einzige Nacht‟ — Konzerte:
Schloßkaffee, Reichshof., Hotel Schmitz, Sportplatz=Reſtaurant. Kaffee
Ganßmann, Alte Poſt. Darmſtädter Hof, Stadt Malaga,
Waldſcklöß=
chen, Bismarckeck. Kaffee Jöſt, Bockshaut. Neues Schießhaus, Span.
niſche Bodega, Hotel Prinz Heinrich, Rummelbräu, Neckartor. —
Städt. Saalbau, nachm. 15.30 Uhr: Gartenfeſt der G.DA. —
Orangeriehaus, abends 20 Uhr: Konzert. —
Ludwigs=
höhe nachm. 16 Uhr: Konzert. — Kinororſtellungen:
Union=Thegter, Palaſt=Lichtſpiele.
Länder- und Städtewappen aller Erdteile in Gold- und Silberdruck: Die FREUDE des KURMARK-RAUCHERS
IIle, so Such begeanen.
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Als Repräsentationspackung für Geschenke und Feste, den Rauch- und Schreibtisch fordern Sie „KUKMAKK-FRIVATEACKUNG. (ohne Freisaufschlag)
Seite 8
Gonntag, den 9. Juni 1929
Nummer 158
Aus Heſſen.
Skarkenburg.
An. Arheilgen, 8. Juni. Reit= und Fahrturnier. Die
Mel=
dungen für das Reit= und Fahrturnier des Junglandbundes am
mor=
gigen Sonntag ſind abgeſchloſſen. Der Abmarſch der Reiter und Fahrer
findet um 1 Uhr nachmittags vom Gaſthaus „Zum weißen Schwanen”
aus nach dem Sportplatz an der Viehtrift ſtatt. Daſelbſt finden die
Fahr= und Springkonkurrenzen ſowie das Gruppenreiten ſtatt. Der
Start für die Rennen iſt an der Eiſenbahnbrücke am Park, das Ziel kurz
vor dem Faſelſtalle. Den Ordnungsdienſt während der Veranſtaltung
wird die Freiwillige Feuerwehr übernehmen und wird gebeten, den
An=
ordnungen derſelben Folge zu leiſten, um etwaigen Unfällen
vorzubeu=
gen. — Wie andernorts findet auch hier dieſen Sonntag ein
Sammel=
tag, zum Beſten des Roten Kreuzes ſtatt.
F. Eberſtadt, 7. Juni. Gemeinderatsſitzung. Nach
län=
gerer Pauſe trat der Gemeinderat geſtern abend zu einer Sitzung
zu=
ſammen, zu deren Beginn der Bürgermeiſter dem Senior des Plenums,
Gemeinderat Böhme, die herzlichſten Glüchwünſche der
Gemeinde=
verwaltung und der Gemeindevertretung zu ſeinem 72. Geburtstage
ausſprach. Als endgülrige Gewerboſteuer für das Rechnungsjahr 1928
ſetzte der Gemeinderat auf Vorſchlag des Finanzausſchuſſes folgende
Anſchlagsfätze feſt: a) 43 Pf. von je 100 RM. gewerbliches Anlage= und
Betriebskapital, b) 1,88 RM. von je 100 RM. Gewerbeerkrag. Nachdem
der Gemeinderat mit Rückſicht auf den neuen Bebaunugsplan
gezwun=
gen war, die alten Baufluchtlinien der Gemarkung aufzuheben, iſt eine
völlige Neuvermeſſung der örtlichen Grundſtücksgrenzen erforderlich.
Der Gemeinderat beſchließt daher, zunächſt einen ſogen, Behelfsplan,
der dem neuen Bebauungsplan Rechnung trägt, im Maßſtab 1:2000
aufſtellen und daneben die Neuvermeſſung abſchnittsweiſe, je nach der
Dringlichkeit des Bedarfs, durchführen zu laſſen. Cine Reihe von
Bau=
geſuchen wird genehmigt. Die Errichtuag einer Tankanlage dunch die
Firma Rheuania Oſſag im Anweſen Karl Jung, Heidelberger Straße 6,
wird gutgeheißen. Nach einer von der Verwaltung vorgelegten
Ueber=
ſicht über die für 1929 gemeldeten Bauvorhaben, werden die der
Ge=
meinde zur Verfügung ſtehenden verbilligten Staatsbaudarlehen an eine
Reihe von Bauluſtigen gewährt. An die Gewährung dieſer Baudarlehen
wird die Bedingung geknüpft, daß die Bedachten nach erhaltener
mini=
ſterieller Zuſage innerhalb 4 Wochen mit dem Bauen beginnen,
andern=
falls die Darlehen für verfallen erklärt werden. Für die Maurerarbeiten
eines Geräteſchuppens der Teilfeuerwehr „Villenkolonie”, der auf dem
Anweſen des Dr. Hemme errichtet werden ſoll, wird der Zuſchlag dem
Ludwig Dächert 6., für die Schloſſerarbeiten dem Fritz Bauer erteilt.
Die Lieferung von 6 Ruhebänken, die auf dem Friedhof aufgeſtellt
wer=
den ſollen, wird dem Fritz Hofmann übertragen, die Lieferung von
Rohren und Zubehörteilen nebſt Material dem Wilhelm Bauer 1.
Die Herſtellung einer Einfriedigung des Albert Schneider und
des=
gleichen des Bruno Ehrhardt werden entſprechend den vorgelegten
Plä=
nen gutgeheißen, ebenſo ein Baugeſuch des Dr. Gaßner. Gegen die
Errichtung eines Konfiskatenraums auf dem Gelände des Waſſerwerks
richtet ſich eine B=ſchwerde der Anwohner des Weinwegs. Mit einer
Mehrheit von einer Stimme wird die Beſchwerde als unbegründet
zurückgewieſen. Die Gemeinde beabſichtigt, die Büſchlerſtraße und den
Eſcholliveg für Laſtkraftwagen zu ſperren, wogegen der Gemeinderat
nicts einzuwenden hat. Dagegen ergeben ſich
Meinungsverſchieden=
heiten über die weiter beabſichtigte Sperrung des Fußwegs, von der
Eſchollmihle bis zur Büſchlerſtraße für Fahr= und Krafträder.
Ge=
meinderäte Heißt und Gußmann plädieren dafür, das Verbot nur auf
Krafträder zu erſtrecken. Bei der Abſtimmung ergibt ſich jedoch
eine ſchwache Mehrheit für das Verbot von Fahr= und
Kraft=
rädern. Gegen die Ablehnung der Erteilung der Konzeſſion für
ein Café der Ida Schuhmacher richtet ſich eine Beſchwerde deren
Rechts=
vertreters. Eine nochmalige Abſtimung ergibt wiederholte Ablehnung
des Geſuchs. Das gleiche Schickſal erfährt eine Eingabe des Georg
Schä=
fer, der bittet, ſein Konzeſſionsgeſuch wegen Errichtung eines Cafés
mit Alkoholausſchank im Hauſe Frankenſteinerſtraße 52 nochmals zu
prüſen. Der Bürgermeiſter gibt verſchiedene Ginladungen des
Ge=
meinderats zu Feſtlichkeiten bekannt, ſo zum Feſtkommers des
Fecht=
rereins „Waiſenſchutz” anläßlich ſeines 25jährigen Beſtehens, zur
Ve=
zirksübung der Arbeiter=Samariter, die am kommenden Sonntag im
Induſtviogelände ſtattfindet, und ſchließlich zum „Feſt der Arbeit”, das
die hieſigen Gewerkſchaften am 15., 16. und 17. Juni hier veranſtalten.
Die Beratung des Gemeindevorauſchlags, die zur Tagesordnung ſtand,
wird abgeſetzt, da eine Vo=beratung im Finanzausſchuß für
erforder=
lich gehalten wird. In= geleiner Sitzung: Wohlfahrtsſachen und
Stundungsgeſuche.
F. Eberſtadt, 8. Juni. Bezirksübung der Arbeiter=
Samariter Am Sonntag, dem 9. Juni, vormittags 10,30 Uhr
begignend, findet in der Nähe des Bahnhofs (Induſtriegelände) eine
große Samariterübung ſtatt, an der ſich Kolonnen aus dem Nied, dem
vorderen Odenwald und von der Bergſtraße beteiligen. Mit der Uebung
iſt auch eine Uebung der Feuerwehr verbunden. — Provinzial=
Altersheim. Von der Provinz wird die Errichtung eines
Alters=
heims in Erwägung gezogen, in dem einzelnen Perſonen leere
Zim=
mer zur Verfügung geſtellt weiden, die ſie mit ihren eigenen Möbeln
einrichten. Die Mahlzeiten ſollen von einer gemeinſamen Küche
ent=
weder in die Zimnner oder in den gemeinſamen Speiſeſaal geliefert
wer=
den. Um feſtzuſtellen, ob Bedarf für ein derartiges Heim vorhanden
iſt, werden Intereſſenten um Meldung an die Büirgermeiſterei gebeten.
O. Pfungſtadt, 7. Juni. Hohes Alter. Dieſer Tage konnte der
Maurermeiſter Daniel Scheuermann in der Mainſtraße ſeinen 89.
Geburtstag begehen; außerdem beging Mitte dieſer Woche
Schreiner=
meiſter Philipp Kramer 5. in der Mühlbergſtraße ſeinen 88.
Ge=
burtstag.
f. Roßdorf, 7. Juni. Ausdem Gemeinderat. Die Sitzung
wurde von Bürgermeiſtev Lorenz geleitet. Zum Baugeſuch des Georg
Konrad Stork 2. erteilt der Gemeinderat nunmehr mit Rückſicht auf die
bevorſtehende Feldbereinigung ſeine Zuſtimmung; durch die
Feldbereini=
gung erſcheint die Ginhaltung der Baufluchtlinie in dem Traiſaer Weg
nicht mehr als unbebingt notwendig. Die Baukommiſſion ſchlägt vor,
den Niedsbach bis an die Schulgärten (etwa 55 Meter) zu kanaliſieren;
der Gemeinderat ſtimmt dem zu. Desgleichen wird bie Rohrlegung am
Hauſe Gunkel und Wüſtendürfer, Ober=Ramſtädter Straße, für
not=
wendig gehalten, was ebenfalls Genehmigung findet. Die Errichtung
zweier Brauſen im Schwimmbad wird zunächſt zurückgeſtellt. Gaſtwirt
Heinrich Gunkel beabſichtigt, einen Geſändeſtreifen, der an ſeinen Hof
angrenzt, von der Gemeinde käuflich zu erwerben, und hat ſich
dieſer=
kalb an den Gemeinderat gewendet. Es wird Vornahme einer
Beſich=
tigung beſchloſſen. Der von der Provinzialdirektion, Abteilung
Tief=
bau, überſandte Koſtenvoranſchlag für die Herſtellung der
Ortsdurch=
fahrt mit Kleinpflaſter bis an die Ober=Ramſtädter Straße wird mit
51600 Mark genehmigt und beſchloſſon, daß die Bauleitung durch die
Provinz ausgeführt wiud. Jakob Schubert erhält die Genehmigung
zur Erbauung eines Brut=, Kücken= und Wohnraums auf ſeinem
außer=
halb des Crtsbauplaus gelegenen Grundſtück. Der noch zur Verteilung
ſtehende Baukoſtenzuſchuß von =(0 Mark wird dem Johs. Hechler
zuge=
tellt. Eine geheime Sitzung ſhloß ſich an.
— Gernsheim, 8. Juni. Waſſerſtand des Rheins am
7. Juni: 0,82 Meter; am 8. Juni: 1,06 Meter.
Tagung der Liturgiſchen Arbeitsgemeinſchaft für Seſſen
v. Bad=Nauheim, 8. Juni.
Die Liturgiſche Arbeitsgemeinſchaft für Heſſen hielt hier ihre vierte
liturgiſche Tagung ab, die von Univerſitätsprofeſſor D. Dr. Frick=
Marburg (ſeither in Gießen) geleitet wurde und ſehr gut aus allen
Teilen Heſſens und von Vertretern anderer liturgiſcher Vereinigungen
beſucht war. Prof. Frick konnte bei der Eröffnung u. a. begrüßen:
Superintendent Oberkirchenrat Wagner=Gießen, den heſſiſchen
Denkmal=
pfleger Geheimrat Prof. Dr. Walbe=Darmſtadt, Bad= und Kurdirektor
v. Boehmer, Vertreter der Liturgiſchen Vereinigung Darmſtadt und der
heſſiſchen Vereinigung der „Dorfkirche”, ſowie der Paramentenanſtalt
Kloſter Marienburg bei Helmſtedt.
Das Hauptreferat des erſten Tages hatte Univerſitätsprofeſſor
D. Dr. Cordier=Gießen über „Die Verwendung des
Pſal=
ters im Gottesdienſt‟. Der zweite Tag fand ſeinen Höhepunkt
in dem Vortrag, den Profeſſor Haupt, Direktor des Gewerbemuſeums
in Darmſtadt, hielt über „Neue kirchliche Kunſt”, Profeſſor
Haupt beſchäftigte ſich in ſeinem tiefgründigen Referat vom Standpunkt
des Künſtlers vor allem mit dem Problem des Kirchenbaues, das
die moderne Baukunſt noch nicht zu löſen vermocht habe. Die Wirkung
des Kirchenraumes beruht, wie der Redner ausführte, auf der Art, wie
ſich der Altar im Zuſammenhang mit dem Raum auswirkt. Hier lägen
nun die Schwierigkeiten darin, daß die Bedeutung des Altars im
evan=
geliſchen Gottesdienſt nicht klar empfunden werde. Liturgie und
Abend=
mahl geben dem Altar einen grundverſchiedenen Sinn. Das Weſen der
Liturgie mache ihn zu einer Stätte, zu der man aufſchaue und ſich
er=
hebe, das des Abendmahls zu einer Stätte innerer Einkehr. Jeder
Ge=
danke laſſe ſich einzeln durch die bauliche Geſtaltung zum Ausdruck
brin=
gen, beide auf einmal jedoch nicht. Deshalb gehe der evangeliſche
Kir=
chenbau der Bedeutung des Altars aus dem Wege und ſuche zu ver=
Ak. Nieder=Ramſtadt, 8. Juni. Freiwillige Sanitätskolonne vom
„Roten Kreuz‟. Die für Sonntag, den 9. ds. Mts., angeſetzte
Haus=
ſammlung zugunſten des „Roten Kreuzes” wird auf den 16. ds. Mts.
verſchoben, weil die Mitglieder der hieſigen Kolonne durch das am
kom=
menden Sonntag dahier ſtattfindende Gaufrauenturnen
ander=
weitig in Anſpruch genommen ſind. — Die Vorarbeiten zu der am
22. und 23. ds. Mts. ſtattfindenden 25jährigen Jubiläumsfeier der
hie=
ſigen Kolonne ſchreiten rüſtig vorwärts. Nicht ein rauſchendes Feſt wie
die allgemein üblichen wird es geben, ſondern eine Feier ganz der
Würde der Sache angepaßt. Am Samstag, den 22. ds. Mts., wird eine
Vorfeier ſtattfinden. Der Feſtſonntag wird ausgefüllt ſein durch
Toten=
gedenkfeier und durch eine große allgemeine Uebung der anweſenden
Sanitätsmannſchaften und Helferinnen. Die Beteiligung von ſeiten der
auswärtigen Kolonnen wird vorausſichtlich eine recht zahlreiche. Für
auswärtige Teilnehmer werden 40 Quartiere benötigt. — Spar= und
Darlehnskaſſeverein e. G. m. u. H. Nachdem nunmehr die
Bilanz für das Geſchäftsjahr 1928 aufgeſtellt iſt und von den
Verwal=
tungsorganen der Kaſſe genehmigt wurde, findet am Samstag, den 15.
ds. Mts., abends 8.30 Uhr beginnend, im kleinen Saal des Gaſthauſes
„Zur Poſt” (Breidert) die diesjährige Hauptverſammlung ſtatt. Aus
der Bilanz iſt zu entnehmen, daß der Reingewinn des abgelaufenen
Ge=
ſchäftsjahres ein ganz ſtattlicher iſt, der größte, der bisher nach der
In=
flationszeit zu verzeichnen war. Ohne die nötige Vorſicht auf die
Stär=
kung des Reſervefonds außer acht zu laſſen, haben die
Verwaltungs=
organe der Kaſſe beſchloſſen, den größeren Teil des Reingewinns dem
Aufwertungsfonds zu überweiſen. Dieſer erreicht damit eine Höhe, die
eine Aufwertung erwarten läßt, die hinter anderen Kaſſen nicht
zurück=
zuſtehen braucht. Die diesjährige Hauptverſammlung iſt von ganz
be=
ſonderer Bedeutung für die Mitglieder.
P. Kelſterbach, 8. Juni. Schwere, aber nicht lebensgefährliche
Brandwunden im Geſicht zog ſich ein junges Mädchen von hier
zu, das Spiritus in einen noch brennenden Kocher goß. Der Apparat
barſt in Stücke und ſetzte die Kleidung des Mädchens und die
Fenſter=
vorhänge in Brand.
Wein0 AaIhe: Unlorodont:
Rheinheſſen.
Ac. Worms 8. Juni. Schachgroßmeiſter Bogoljubow
in Worms. Dem Wormſer Schachverein, der am letzten Sonntag den
Wettkampf Pfalz=Saar durchführte, iſt es gelungen, den Anwärter auf
die Weltmeiſterſchaft für ein Simultanſpiel am Montag, den 10. Juni,
zu gewinnen, das im Kaffee Convent gegen 30—35 Wormſer Spieler
ausgetragen werden wird. — Der Mühlenarbeiterſtreik
be=
endet. Bei der Verhandlung vor dem Landesſchlichter Kollat in
Frankfurt wurde durch Schiedsſpruch eine Zulage von 2 Mk.
wöchent=
lich gefällt. Dieſe Zulage gilt vom Tage der Arbeitsaufnahme ab, und
zwar bis 31. Mai kommenden Jahres. — Polizeibericht. Eine
Reihe Verkehrsunfälle, deren einer leider tödliche Folgen hatte, ſind zu
verzeichnen. In der Frauenſtraße hielt das ſtädtiſche Waſſerſprengauto,
um Waſſer aufzufüllen. Beim Wiederanfahren kam ein dreijähriger
Junge unter das eine Hinterrad, das ihm über den Leib ging und den
ſofortigen Tod des Kindes verurſachte. Die Bedienungsmannſchaft
ſoll keine Schuld treffen. — In der Kaiſer=Wilhelmſtraße haben ſich zwei
Unfälle innerhalb einer Stunde abgeſpielt. An der Ecke der
Karmeliter=
ſtraße wurde ein Radfahrer von einem Motorrad angefahren und vor
die elektriſche Bahn geworfen. Nur durch das ſofortige ſcharfe Bremſen
des Wagenführers iſt ein ſchweres Unglück vermieden worden. — An der
Ecke der Rathenauſtraße iſt ein Radfahrer gegen ein
Per=
ſonenauto gefahren und hat ſich beim Sturz einen
Blut=
erguß im Oberſchenkel zugezogen, was ſeine Ueberführung ins
Kranken=
haus notwendig machte. Das Rad wurde vollſtändig zertrümmert.
— Hofheim bei Worms, 7. Juni. Wiederſehensfeier des
1. Batls. L. 116. Die Angehörigen des 1. Batls, des früheren L. J.N.
116 begingen hier am vergangenen Sonntag, den 2. Juni, im feſtlich
ge=
ſchmückten Saale des Kameraden J. Lameli, Gaſthaus „Zum Kaiſerhof”.
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(TV. 9665
mitteln. Ein Nebeneinander der drei Teile des evangeliſchen
Gottes=
dienſtes ſei nötig: Liturgie, Predigt, Sakrament. Je klarer und
ein=
dringlicher jeder dieſer drei Teile zum Ausdruck komme, deſto ſtärker
werde man auch in dem Bau den Eindruck von Heiligkeit empfinden.
Man komme alſo zu einer Trennung des Abendmahls vom Chor und
zu einer Verdoppelung des Altars. Hierfür gebe es verſchiedene
Löſungen. Nur wenn man dem Kirchenbau aus dem Weſen des
Gottes=
dienſtes heraus beſtimmte Aufgaben ſtelle, könne man auf eine Löſung
hoffen, in der ſowohl der Sinn der Liturgie wie der des Abendmahles
zum Ausdruck komme. Das gleiche gelte auch von der
Paramen=
tik. Hier dürfe nicht der Gedanke des Schmückens im Vordergrunde
ſtehen, ſondern die kirchliche Kunſt müſſe aufgehen in den Aufgaben des
Gottesdienſtes. Sie dürfe, wie der Gottesdienſt ſelbſt, nichts anderes
ſein, als eine Zwieſprache mit Gott. — Dem mit ſtarkem Beifall
aufge=
nommenen Vortrage folgte eine tiefſchürfende Ausſprache, die Profeſſor
Rudolf Koch=Offenbach eröffnete. Dieſer gab auch eine Einführung in
die mit der Tagung verbundene Ausſtellung neuer
kirch=
licher Kunſt.
In der geſchäftlichen Sitzung am Nachmittag wurde beſchloſſen, von
Heſſen aus den Zuſammenſchluß ſämtlicher liturgiſcher
Arbeitsgemein=
ſchaften Deutſchlands anzuregen. Das Referat des Nachmittags hielt
Pfarrer, Lie. StumpfMerlau über „Bibelworte als Spruch und
Gebet”.
Der Mittwoch brachte als letzten Verhandlungsgegenſtand einen
Vor=
trag von Pfarrer Gründler=Sinn über. Welche neuen liturgiſchen
Vor=
ſchläge ſind für die „Dorfkirche” verwendbar?” — An den Abenden der
Verhandlungstage fanden in der Dankeskirche öffentliche Abendandachten
ſtatt, die ſehr gut beſucht waren. Eines guten Beſuches konnte ſich auch
die Ausſtellun g neuer kirchlicher Kunſt erfreuen.
ihre diesjährige Wiederſehensfeier, die in allen ihren Teilen einen
herz=
lich=frohen Verlauf nahm. Es mochten wohl an die 400 Kameraden zu
dieſer alljährlich ſtattfindenden zwangloſen Zuſammenkunft erſchienen
ſein. Nach einer kurzen, herzlichen Begrüßung am Bahnhof und im
Lokal marſchierten die Anweſenden zum Gefallenendenkmal, wo Kamerad
Maus=Griesheim b. D. mit herzlichen, eindrucksvollen Worten der
im Felde gebliebenen Kameraden gedachte und einen Kranz mit Widz
mung am Denkmal niederlegte. Kamerad Maus hieß bei dem anſchlies
ßenden Zuſammenſein die Erſchienenen herzlich willkommen und gab
der Freude Ausdruck, daß ſo viele Kameraden der Einladung Folge
ge=
leiſtet haben. Man verbrachte bei gemütlicher Unterhaltung und
muſi=
kaliſchen Vorträgen fröhliche Stunden.
Oberheſſen.
h. Gießen, 7. Juni. Eine theologiſche Konferenz tagte
unter dem Vorſitz von Geh. Kirchenrat Dr. Krüger im der
Johannis=
kirche. Privatdozent Licfaſcher aus Marburg hielt einen
hochinter=
eſſanten Vortrag über „das Problem der Bibelerklärung in der
Gegen=
wart‟. Er betonte, daß wir als wiſſenſchaftliche Menſchen uns
um=
ſehen müßten auf dem Gebiete der Pſychologie und der
Religions=
pſychologie. Mit den Vertretern der Weſenslehre und der Metaphyſik
ſetzte ſich der Redner auseinander. Profeſſor Dr. Becker=Darmſtadt
ſprach über „Die Seelſorge am Kranken= und Sterbebett im 17. und
18. Jahrhundert‟. Er verwandte darin die Ergebniſſe aus den
Pfarr=
archiven und aus einem oberheſſiſchen Adelsanhiv. Redner betonte, daß
gerade dieſe Anchive, z. B. aus den Familien Riedeſel und Graf
von Schlitz, wertvolle Fundgruben ſeien.
Gießen, 7. Juni. Erweiterung der heſſiſchen
Lapus=
heilſtätte in Gießen. Die von dem Heilſtättenverein für Heſſen
(Heſſiſcher Landesverband zur Bekämpfung der Tuberkuloſe) ſeit
Jah=
ren hier unterhaltene und von dem Direktor der Gießener Univerſitäts=
Hautklinik ärztlich mitgeleitete Lupusheilſtätte ward jetzt eine
groß=
zügige Erweiterung erfahren. Neben den bisherigen beiden großen
Krankenhäuſern wird noch ein drittes dreiſtöchiges Gebäude ervichtet, in
welchem die lupuskranken Kinder, die bisher in den beiden Häuſern mit
erwachſenen Kranken zuſammen untergebracht waren, geſondert
unten=
gebracht werden ſollen. Der neue Heilſtättenbau wird für etwa 50 bis
60 lupuskranke Kinder Raum enthalten, außerdem wird in ihm anter
völliger Abtrennung von der Kindevabteilung noch eine Privatſtation
für etwa 12 bis 15 lupuskranke Erwachſene geſchaffen. Der Neubau
wird einen beſonderen Zuſchnitt auf die Bedürfniſſe als Kinder=
Kranken=
haus erhalten, darunter einen Unterrichtsſaal, außerdem eine Kapelle
zu Gottesdienſten beider chriſtlicher Konfeſſionen. Im Anſchluß an das
mit allen neuzeitlichen Errungenſchaften ausgeſtattete Kurankenhaus
wird noch ein Dienſtwohnhaus für den leitenden Arzt geſchaffen. Die
Baukoſten ſind auf etwa eine halbe Million Mark veranſchlagt. Mäit
dem Bau ſoll Anfang Juli begonnen werden, damit er noch bis zum
Herbſt im Rohbau unter Dach kommt und im Sommer nächſten Jahres
vollendet wird. Bauherr iſt der Heilſtättenverein für Heſſem unter
ſeinem verdienſtvollen Voyſitzenden Dr. Neumann=Darmſtodt. Der
Bau=
entwurf ſtammt von dem Gießener Architekten Baurat Hans Meyzer,
dem auch die Bauleitung obliegt.
h. Schotten, 7. Juni. Von einem Auto erfaßt und
überfahren wurde bei Ober=Schmitten der Arbeiter Edelmann aus
Rainrod. Er mußte mit ſchweren Verletzungen dem hieſigen
Kranken=
haus zugeführt werden.
h. Großen=Linden, 7. Juni. Schwerer
Autozuſammen=
ſtoß. Am Ortsausgang nach Klein=Linden—Gießen ereignete ſich
geſtern vormittags 11 Uhr ein ſchwerer Auto=Zuſammenſtoß. Aus
Rich=
tung Gießen kam das Laſtauto der Firma Faber=Leihgeſtern und hinter
ihm fuhr das Mainzer Perſonenauto V. R. 5945, welches mit 4 Perſonen
beſetzt war. Aus Richtung Großen=Linden fuhr das Laſtauto der
Firma Wilhelm Hankel, Gemüſegeſchäft in Gießen. Beide Laſtwagen
waren mit je 2 Perſonen beſetzt. Als die Laſtwagen ſich faſt begegneten,
bog das Perſonenauto hinter dem Laſtwagen Faber hervor und ſuchte
zwiſchen beiden Wagen durchzukommen. Aber das linke Vorderrad faßte
das Vorderrad des Hankelſchen Wagens, der vollſtändig
herumgeſchleu=
dert wurde, und an die Straßenſeite flog. Das Perſonenauto brach in
ſeinem Vorderteil vollſtändig zuſammen und blieb quer auf der
Fahr=
bahn liegen. Das Auto der Firma Faber kam unbeſchädigt davon. Wie
durch ein Wunder wurde niemand ernſtlich verletzt, nur Frau Hankel
erlitt durch Glasſplitter leichte Fleiſchwunden im Geſicht. Beide Wagen
ſind im Vorderteil faſt zertrümmert und mußten abgeſchleppt werden.
h. Alsfeld, 7. Juni. Unfälle. Mit dem Motorrad geſtürzt iſt
ein Fahrer aus Burg=Gemünden. Junge Burſchen fanden ihn
bewußt=
los auf der Straße liegend vor und brachten ihn zum Arzt, der ihn in
die Klinik nach Gießen verwies. — In Ober=Ohmen tappte ein
4 Jahre alter Junge in einen Topf mit kochendem Waſſer und zog ſich
ſchwere Brandwunden an beiden Füßen zu. — Ein Burſche aus Ober=
Ohmen geriet beim Holzſägen mit der Hand in die Motorſäge und
er=
litt erhebliche Wunden. — Goldene Hochzeit kann in dieſen
Tagen Oberbahnhofs=Vorſteher i. R. Wilhelm Berk feiern. Berk iſt
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Gönnern ſetze ich hiermit in Kenntnis,
daß ich dieſes Jahr mein Eis genau ſo
herſtelle wie voriges Jahr. Es ſteht
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beſichtigen. Das Publikum mache ich
darauf aufmerkſam, auf die rot=weißen
Schilder der Wormſer=Speiſeeisherſteller
zu achten.
Joh. Bopp.
Nummer 158
Conntag, den 9. Juni 1929
Die Polizeiwoche in Darmſtadt.
Der Ausklang der Polizeiwoche. — Die Schlußreferake. — der Dank an die Veranſtalker.
Mit den geſtrigen Schlußreferaten fand die Deutſche und 1. Heſſiſche
Polizeiwoche in Darmſtadt ihr Ende. Bis zum letzten Tage war das
Intereſſe der Teilnehmer außerordentlich ſtark. Die Fülle der
An=
regungen, die in den einzelnen Vorträgen von Fachleuten gegeben
wur=
den, die es verſtanden, das umfangreiche Material jeweils klar und
ausgiebig zu behandeln, werden den Zuhörern eine wertvolle
Bereiche=
rung ihres Wiſſens gebracht haben. Die Veranſtaltung, die auf
An=
regung des Miniſters des Innern in Darmſtadt ſtattfand, war tadellos
organiſiert und konnte, dank der tatkräftigen Unterſtützung der
leiten=
den Perſönlichkeiten der Darmſtädter Polizei, insbeſondere des Herrn
Polizeidirektors Dr. Uſinger und Regierungsrats Dr. Kayſer,
ſowie ihrer zahlreichen Mitarbeiter einen bis zum letzten Tage
durch=
aus guten und imponierenden Verlauf nehmen. Einem jeden, der die
umfangreichen Vorarbeiten, für eine ſolch großzügige Veranſtaltung
kennt, wird dieſe muſtergültige Organiſation und reibungsloſe
Durch=
führung des Tagungsprogramms Anerkennung entlocken. So werden
auch die Teilnehmer, die ſich aus allen Gauen Deutſchlands in
Darm=
ſtadt einfanden, mit Befriedigung an die 1. Heſſiſche Polizeiwoche
zu=
rückdenken, durch die ihnen nicht nur reiche neue Erkenntniſſe und neues
Wiſſen, ſondern auch viele Schönheiten in Darmſtadt und ſeiner
nähe=
ren Umgebung vermittelt wurden.
Der letzte Tag wurde eingeleitet mit dem Referat des
Miniſterial=
birektors Dr. Falck=Berlin über
Ortspolizei und Filmzenſur.
Er führte über die Mitwirkung der Polizeibehörden bei der
Film=
zenſur unter anderem aus: Wenn das in der Reichsverfaſſung
aus=
drücklich vorgeſehene Lichtſpielgeſetz die von ihr eingeführte Filmzenſur
auch grundſätzlich den Reichsprüfungsſtellen überträgt, ſo verbleibt
gleichwohl den Ortspolizeibehörden ein breiter Raum für ihre
Mitwir=
kung. Sie ſind neben den Reichsprüfungsſtellen zur eigenen Zulaſſung
berufen, wenn es ſich um Bildſtreifen handelt, die lediglich Landſchaften
darſtellen oder Tagungsereigniſſe wiedergeben. Daß auch bei der
Zu=
laſſung ſolcher Bildſtreifen vielfach wichtige polizeiliche und
ſtaatspoli=
tiſche Geſichtspunkte zu berückſichtigen ſind, zeigte der Vortragende an
mehreren zur Vorführung gebrachten Filmen. Sodann beſprach er die
Mitwirkung der Polizeibehörden bei dem Widerruf von reichsſeitig
zu=
gelaſſenen Filmen; hat doch gerade dieſe Frage gelegentlich des in
Süd=
deutſchland erfolgten Einſchreitens gegen den Potemkinfilm große
Be=
achtung in der breiteſten Oeffentlichkeit gefunden. Einen großen Naum
in der Darſtellung des Vortragenden nahm dann die ortspolizeiliche
Zulaſſung der Lichtſpielreklame ein. Unterliegt doch die Reklame an
den Geſchäftsräumen des Lichtſpieltheaters und an den öffentlichen
Anſchlagſäulen, ſowie die Verteilung von Druckſchriften zur
Re=
klame des Lichtſpieltheaters der vorherigen Zulaſſung. Hier haben wir
noch eine echte Zenſurmaßnahme auf dem Gebiete der Druckſchrifren,
die am 2. April auf eine 400jährige Geſchichte in Deutſchland ſeit
dem Speherſchen Reichsabſchied zurückblicken konnte. Dieſe
Reklame=
zenſur iſt nach dem ausdrücklichen Willen des Geſetzgebers unter dem
Geſichtspunkt des Jugendſchutzes zu handhaben, weil dieſe Reklame ja
jedermann, insbeſondere auch der heranwachſenden Jugend und
Kin=
dern, täglich vor Augen kommt. Zu ſeinen einſchlägigen
Ausführun=
gen zeigte der Vortragende zahlreiche Plakate aus der Arbeit der
Prü=
fungsſtellen. Endlich beſprach der Vorträgende polizeitechniſche
Ge=
ſichrspunkte bei der Kontrolle der Lichtſpieltheater, insbeſondere die
wichtigen bau= und feuerholizeilichen Vorſchriften. Nachdrücklich wies
der Redner darauf hin, daß dem ſchwer um die Exiſtenz ringenden
Licht=
ſpielgeverhe bei der Aufnahme für Lichtſpielzwecke, ſeien es neue
Auf=
nahmen von Tagesereigniſſen oder ſonſtigen Sehenswürdigkeiten oder
ſeien es ſonſtige Aufnahmen für Spielfilme aller Art, von der Polizei
fedwede zuläſſige Unterſtützung gewährt werden müſſe. Jedenfalls
dürften Verbote nur dann ausgeſprochen werden, wenn zwingende
polizeiliche Geſichtspunkte dies unbedingt erforderten.
Die Vorführung zahlreicher Bildſtreifen und ihre Erläuterung
unter zenſurtechniſchen Geſichtspunkten beſchloß den mit reichem Beifall
aufgenommenen Vortrag.
Anſchließend ſprach Senatspräſident Profeſſor Dr. Derſch=Berlin
über:
Die Mitwirkung der Polizei bei der Ausübung des
Arbeitszeitſchutzes.
Auch auf dieſem Gebiet iſt die Mitwirkung der Polizei
außerordent=
lich wertvoll, wenn auch infolge der Geſetzgebung bei etwaigen
Anzei=
gen wegen Arbeitszeitüberſchreitung größte Vorſicht am Platze ſei.
Grundſätzlich ſei der Arbeitgeber für Arbeitszeirüberſch=eitungen ſtraf=
und haftbar, der Arbeitnehmer nicht. Es gäbe aber Ausnahmefälle, in
denen eine längere als achtſtündige, ja ſogar zehn= oder mehrſtündige
Arbeitszeit erlaubt ſei. Ueber dieſe Ausnahmefälle müſſe ſich der
Poli=
zeibeamte jeweils informieren. Redner behandelte eingehender das
Arbeitsſchutzrecht, im Zuſammenhang damit den Vertragsſchutz, die
Arbeitskarren, Arbeitsbücher und die arbeitsrechtlichen Papiere; weiter
kam er auf die Arbeitsordnung, den Maximalarbeitsrag und die damit
zuſammenhängenden nationalökonomiſchen und politiſchen Probleme zu
ſprechen. Er zeichnete die Rechtslage bei Ueberſchreitung des „
hygieni=
ſchen” und „gewöhnlichen” Arbeitstages und wies insbeſondere auf die
bei Verſtäßen in Betracht kommende Einſchreitungsmöglichkeit der
Poli=
zei hin. An Hand einer einfachen kleinen Skizze verſtand der Referent,
ſeinen Zuhörern die großen Probleme des Arbeitsſchutzgeſetzes in ſeiner
für die umfangreiche Materie vorgeſehnen verhältnismäßig kurzen Zeit
klarzumachen. Seine Ausführungen wurden ſehr beifällig
aufge=
nommen.
Als letzter Referent behandelte Profeſſor Dr. Gerhard=Jena die
Strafrechtsreform und Polizei.
Nach einleitenden Worten über die Todesſtrafen, die Strafen bei
Abtreibung, Landesverrat, kam er auf die Aufſichtsmöglichkeit der
Polizei über das „fahrende Volk” im allgemeinen zu ſprechen. Von der
Polizei verlange man, daß ſie Verbrechen verhüte; dieſe Verhütung ſei
aber in manchen Fällen recht ſchwer gemacht. Der Entwurf des
Straf=
rechts enthalte manche kurioſe Stelle: Abänderungen ſeien im
Allge=
meinintereſſe und im Intereſſe der Polizei dringend erforderlich. Man
müſſe eine international =einheitliche Strafverfolgung anſtreben.
Da=
für ſei Vorbedingung, daß die Verbindung und Zuſammenarbeit der
Kriminalpolizei zunächſt einmal noch enger werde. Redner behandelt
noch das Zuhältertum, das mit die gefährlichſten und verächtlichſten
Elemente in der Verbrecherwelt darſtelle. Zum Schluß wurde noch
kurz auf die „Umgeſtaltung der Eigentumsdelikte” in der neuen
Vor=
lage hingewieſen. Mit dem Wunſche, daß die Reform des Strafrechts
doch manche Verbeſſerungen bringen möge, ſchloß der Neferent ſeine
ſehr beifällig aufgenommenen Ausführungen.
Die Schlußanſprachen
leitete im Namen der Freien Vereinigung für Polizei=
und Kriminalwiſſenſchaft deren Geſchäftsführer,
Polizei=
oberſtleutnants Bartels, ein und führte etwa folgendes aus:
Die Polizeiwoche habe dank des ſo überaus liebenswürdigen
Ent=
gegenkommens der Heſſiſchen Lichtſpieltheatergeſellſchaft und ihres
Direk=
tors in dieſem dem Lichtſpiel gewidmeten Hauſe ſtattgefunden. Wie
hier alltäglich das Filmband laufe und ablaufe, ſo ſei in dieſer Stunde
auch der Bildſtreifen des Programms der Polizeiwoche an ſeinem
Schluß. Jetzt, da das letzte Wort des letzten Vortrags geſprochen, ſei
es der Freien Vereinigung ein herzliches Bedürfnis, und ſie wüßte
da=
mit auch im Sinne aller Teilnehmer zu ſprechen, aufrichtigſten Dank zu
ſagen. Dieſer Dank gelte in erſter Linie der heſſiſchen Staatsregierung
und inſonderheit dem Herrn Miniſter des Innern dafür, daß die
An=
regung zur Veranſtaltung der polizeiwiſſenſchaftlichen Tagung von ihm
ausgegangen ſei und in materieller und ideeller Hinſicht von ihm die
weitgehendſte Förderung und Unterſtützung erfahren habe. Der Dank
gelte weiter dem Polizeiamt Darmſtadt für ſeine nie erlahmende und
umſichtige Hilfe bei der Vorbereitung und Durchführung der Woche,
und richte ſich an den Chef, Polizeidirektor Dr. Uſinger, ſeinen Herrn
Geite 9
Vertreter und alle Beamten, welche während der Woche ſich in ſo
über=
aus liebenswürdiger Weiſe in den Dienſt unſerer Sache geſtellt hätten.
Wir danken der Stadt Darmſtadt für die anſprechende herzliche
Gaſt=
lichkeit, mit der ſie uns in ihren Mauern aufgenommen hat und unſere
Tagung vom erſten bis zum letzten Tage förderte. Dank aber nicht
zu=
letzt allen Teilnehmern für ihr zahlreiches Erſcheinen, das große
In=
tereſſe und die bewundernswerte Ausdauer, die ſie bis zum letzten
Augenblick bei den vielſeitigen Veranſtaltungen bewieſen härten. Möchte
der Beſuch der Woche, der der beſte Beweis für den großen
Wiſſens=
drang, der in weiteſten Kreiſen der Beamtenſchaft von Polizei und
Landjägerei beſtehe, ſei, reichen und bleibenden Gewinn bringen;
möchte die erfahrene Anregung vielſeitig und geeignet ſein, die
frei=
willig übernommene Arbeit der beruflichen Fortbildung neu zu beleben.
Iſt dieſer Zweck erreicht, hat die Polizeiwoche den ihrigen erfüllt,
Möchre zum Beſten jedes Einzelnen, zum Beſten von Staat und Reich,
zum Beſten aber auch unſeres deutſchen Volkes, dem zu dienen heiligſte
Pflicht eines jeden Beamten iſt, die Polizeiwoche dazu beigetragen
haben, die Leiſtungsfähigkeit des Einzelnen zu erhöhen.
Daran anſchließend ſprach Polizeidirektor Dr. uſinger herzliche
Schlußworte und erklärte unter nochmaligem Dank, vor allem an den
Herrn Miniſter des Innern. für deſſen großzügige Unterſtützung bei
der Veranſtaltung der Tagung, die 1. Heſſiſche Polizeiwoche für
ge=
ſchloſſen. Er führte u. a. aus: Im Auftrage des Herrn heſſiſchen
Mini=
ſters des Innern ſowie namens des Polizeiamts Darmſtadt als der
mit der örtlichen Organiſarion und Durchführung der 1. Heſſiſchen
Polizeiwoche beauftragten Behörde darf ich für die freundlichen und
anerkennenden Worte, die Heur Oberſtleutnant Bartels für die Freie
Vereinigung für Polizei= und Kriminalwiſſenſchaft auch an unſere
Adreſſe gerichtet hat, ganz beſonderen und herzlichen Dank ausſprechen.
Es iſt für uns heſſiſche Polizeibeamte von beſonderer Bedeutung
ge=
weſen, dem durchaus begrüßenswerten und zeitgemäßen Gedanken
gleich=
mäßiger polizeilicher Schulung von Beamten aus allen Teilen unſeres
deutſchen Vaterlands auch durch eine Veranſtaltung in Heſſen zu dienen.
Die Durchführung der Woche in einem unſere Erwartungen weit
über=
ſteigenden Maße wäre indeſſen nicht möglich geweſen, wenn der Herr
Miniſter des Innern nicht von Anfang an unſere Abſicht in
großzügi=
ger Weiſe gefördert hätte. Auf die einzelnen Vorträge und ihren
Zweck, dem Polizeibeamten für ſeine Berufsausübung Nötiges zu
ver=
mitteln und ihn dadurch zum Nachdenken und zur Weiterbildung
an=
zuregen, näher einzugehen, iſt nicht meine Aufgabe. Jeder Beamte
wird ſelbſt am beſten beurteilen können, wie das hier Gehörte und
Ge=
ſehene an ihn herangebracht wurde und wie er es nutzbar zu machen
hat, damit er auch etwas wirklich Bleibendes und dadurch erſt
Wert=
volles in Leben und Beruf mitnimmt. Ich kann jedenfalls für die
Beamten des Polizeiamts Darmſtadt verſichern, daß die Tagung für ſie
von allergrößtem Wert geweſen iſt; das gleiche werden wohl auch die
aus den anderen heſſiſchen Orten hierher gekommenen Polizei= und
Gendarmeriebeamten empfinden. Und deshalb darf ich mich wohl auch
für berechtigt halten, im Namen der Polizeidirektoren und Vorſtände
der Heſſiſchen Polizeiämter ſowie der übrigen durch Entſendung von
Beamten an der Tagung beteiligten heſſiſchen Behörden der Freien
Vereinigung für Polizei= und Kriminalwiſſenſchaft ſämtlichen Heuren
Vortragenden, der Preſſe, ſowie allen, welche zu dem Gelingen
bei=
getragen haben, von dieſer Stelle aus meinen wärmſten Dank zum
Ausdruck zu bringen.
*
Ein Vertreter des Verbandes der deutſchen Polizeioffiziere hat am
Grabe des verſtorbenen Reichspräſidenten Friedrich Ebert in Heidelberg
einen Kranz in den Reichsfarben niedergelegt.
Geſchäftliches.
Preisſturz im Kauſe Heß.
Der Umbau des ſehr bekannten und älteſten Herrenbekleidungshauſes
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Wie ſchon evwähnt, ſoll ein modernes Spezialhaus erſtehen; große
Verkaufsräume und überſichtliche Lager werden durch dieſe Aenderung
geſchaffen. Um daran nicht gehindert zu ſein, muß in allen Abteilungen
geräumt werden. Der aus dieſem Anlaß veranſtaltete große
Am=
bau=Ausverkauf hat ſeiner beſonders niedrigen Preiſe wegen
für alle Artikel koloſſalen Zuſpruch.
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empfohlen werden.
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diesen Wagen emptchlen, der die größte
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denn aus dem Verdienst Ihres Wagens
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Nummer 158
Sonntag, den 9. Juni 1929
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Sporlwerbewoche des Rok=Weiß, V. ſ.R.
Das Programm am Sonnkag.
2,30 Uhr: Handball: Rot=Weiß gegen Mannheim 07.
4 Uhr: Fußball: Rot=Weiß gegen Polizei Darmſtadt.
Rot=Weiß beſchließt am Sonntag, den 9. Juni, ſeine achttägige
Sportwerbewoche wieder mit einer Doppelveranſtaltung. Die
Hand=
baller haben ſich den Sportverein Mannheim 07 verpflichtet und die
Fußballer tragen ihr letztes Verbandsſpiel gegen den Polizeiſportverein
Darmſtadt aus. Da der zweite Sonntag der Sportwoche nicht unter
ſtarker Lokalkonkurrenz zu leiden hat, dürfte ihm ein beſſerer Beſuch
ge=
ſichert ſein. Beim
Handballſpiel: Rot=Weiß — Mannheim 07
haben die Darmſtädter zu beweiſen, daß ihr gutes Abſchneiden am
ver=
gangenen Sonntag gegen die Polizei Darmſtadt kein Zufallserfolg war,
ſondern, daß ihr Können nunmehr beſtändig iſt. Mannheim nimmt
in ſeinem Bezirk den dritten Tabellenplatz ein; Rot=Weiß im
Main=
bezirk den fünften. Es dürfte ſich alſo hier um zwei gleichwertige
Gegner handeln. — Das
Fußballſpiel: Rot=Weiß — Polizei Darmſtadt
hat nur noch lokale Bedeutung, obwohl es das letzte Verbandsſpiel der
Ligaklaſſe im Kreiſe Starkenburg iſt. Die Abſtiegsfrage iſt jedoch
ent=
ſchieden. Union Wishauſen und Germania Pfungſtadt müſſen den
Ab=
ſtieg antreten. Mit drei Punkten Vorſprung vor Wirhauſen hat ſich
Rot=Weiß vor dem Abſtieg gerettet. Gerade die lokale Bedeutung macht
aber das Spiel intereſſanter. Rot=Weiß hat noch nie gegen die
Polizei=
mannſchaft gewonnen. Immer lag der Sieg im nächſten Bereiche der
Möglichkeit, aber immer haben ſich die Nerven der Poliziſten im
ent=
ſcheidenden Augenblick als ſtärker erwieſen. Am Sonntag könnte auf
dem eigenen Platze die Revanche gelingen. Dann müßten die Rot=
Weißen allerdings weit beſſere Leiſtungen aufweiſen, als am
vergange=
nen Sonntag, oder gar am Mittwoch. Mögen ſie ſich bewußt ſein, daß
ſie gerade bei dieſem Spiele eine beſondere Verpflichtung haben.
Er=
ſtens müſſen ſie den Verbandsſpielen und zweitens der Sportwoche einen
würdigen Abſchluß geben. Die Erfahrung hat ja oft gezeigt, daß auf
eine Reihe ſchlechter Leiſtungen wieder beſſere Tage folgen. Hoffen wir,
daß dies auch hier eintritt.
Vormittags 10 Uhr ſpielt die 1. Fußballjugend gegen die gleiche
von Mainz 05. Anſchließend, 11,15 Uhr, treffen die Junioren des Rot=
Weiß=V.f.R. auf die Junioren des Sp.Cl. Mainz 05.
Tennis.
Die dritte Davis=Pokalrunde.
Deutſchland — Italien 2::1.
Die Hoffnungen, daß ſich Deutſchland beim Davispokalkampf gegen
Italien ſchon am zweiten Tage durch den Gewinn des Doppels den
Endſieg ſichern würde, haben ſich nicht erfüllt. Ja, man kann ſagen,
daß der Kampf heute ausſichtslos geworden wäre, hätte Moldenhauer
nicht den prächtigen Sieg im Einzel gegen de Morpurgo erzielt. Das
am Samstag bei ſehr ſtarkem Publikumsandrang geſpielte. Doppel
wurde von den Italienern de Morpurgo del Bono gegen die deutſche
Kombination Moldenhauer / Prenn verhältnismäßig glatt in drei
Sätzen 8:6 6:3 6:3 gewonnen. Auf deutſcher Seite war Moldenhauer
wieder ſehr gut, Prenn dagegen ſpielte unter Form; er war ſehr
un=
ſicher und zu langſam. Der Bund hätte doch beſſer daran getan, für
das Doppel Moldenhauer/Kleinſchroth zu ſtellen. Es hätte vor dem
Spiel ſchon feſtgeſtellt werden können, daß Prenn noch immer
indispo=
niert iſt. Die Italiener lieferten ein ſehr gutes Spiel, ſie waren mit
voller Hingabe bei der Sache. Die Entſcheidung fällt nun in den
bei=
den letzten Einzelſvielen am Sonntag. Hier muß es den beiden
deut=
ſchen Vertretern Dr. Landmann und Moldenhauer gelingen,
wenig=
ſtens noch einen Punkt und damit den Endſieg zu retten. Alle
Hoff=
nungen konzentrieren ſich auf Moldenhauer, der mit dem am Freitag
von Dr. Landmann geſchlagenen de Stefani zuſammentrifft. Dr.
Land=
mann ſteht vor der wohl ſehr ſchwer zu löſenden Aufgabe eines Spiels
mit de Morpurgo.
Tſchechoſlowakei—Dänemark 5:1.
Am Samstag wurden in Kopenbagen die beiden letzten Einzelſpiele
des Davispokalkampfes Dänemark—Tſchechoſlowakei abgewickelt. Schon
im erſten Treffen konnten die Tſchechen ſich mit 3: 1 Puntten den
End=
ſieg ſichern, da der Deutſchböhme Menzel durch einen 75 7:5 6:2=
Er=
folg über den Dänen Ullrich den noch fehlenden dritten Punkt holte.
Die Tſchechen kommen nun in der Vorſchlußrunde mit England
zu=
ſammen.
England—Südafrika 5:0.
Beim Davispokalkampf in Bourneouth gewannen die Engländer
gegen Südafrika auch noch die beiden letzten Einzelſpiele. Auſtin ſchlug
Hoopkins 6:0 6:4 6:1, Gregory fertigte Raymind 6:4 6:1 6:2 ab.
Eng=
land hat ſich ſomit mit einem 5:0 für die Vorſchlußrunde gegen die
Tſchechen qualifiziert.
und Turnen.
* Fußball im Kreis Skarkenburg.
Meiſterſchafts=Ausklang in allen Klaſſen.
Am heutigen Sonntag finden die beiden letzten Meiſterſchaftskämpfe
der Starkenburger Kreisliga ſtatt. — Es treffen ſich:
Rot=Weiß=VfR. Darmſtadt — Polizei Darmſtadt.
Germania Oberroden — Viktoria Urberach.
Beide Treffen ſind ohne ſonderliche Bedeutung, höchſtens, daß die
Sieger noch ihre Tabellenplätze etwas verbeſſern können. In
Darm=
ſtadt darf man wohl die Polizei als Favoriten bezeichnen, während das
Oberrodener Treffen offen im Ausgang iſt.
Auch die Bergſträßer A=Klaſſe verzeichnet noch zwei nachzutragende
Spiele, die nunmehr angeſetzt worden ſind. Und zwar finden ſtatt, am
9. 6. Sportverein Lengfeld — Eintracht Darmſtadt,
16.6. VfL. Michelſtadt — Eintracht Darmſtadt.
Wir werden zur gegebenen Zeit noch die Schlußtabelle der 4=Klaſſe
veröffentlichen.
In der B=Klaffe iſt die Meiſterſchaft innerhalb des Gaues entſchieden.
Sieger wurde Chattia Wolfskehlen, doch ſteigt auch der Vf. Erbach
mit auf. Ueberhaupt dürfte dieſes Jahr noch einer ganzen Reihe von
B=Vereinen der Aufſtieg zur 4=Klaſſe glücken, da bei der Kreisleitung
die Abſicht beſteht, in dieſem Jahre innerhalb des Kreiſes die 4=Klaſſe
in drei Gruppen ſpielen zu laſſen, wozu eine Auffüllung durch einige
B=Vereine geplant iſt.
Kreisliga — Südheſſen.
Der Meiſter des Südkreiſes greift nun zum erſtenmal in die
Auf=
ſtiegsſpiele ein und man iſt allſeits ſehr geſpannt, wie ſich der
Süd=
heſſenmeiſter anläßt. In Wiesbaden wird er wohl kaum Punkte holen.
Im Folgenden die Spiele des Sonntags im Kreiſe Südheſſen:
Ger=
mania Wiesbaden — Olympia Worms: VfR. Bürſtadt — VfR.
Mann=
heim (Erſatzliga); Sportv. Pfeddersheim — Rheindürkheim; VfR.
Dagersheim — VfL. Lampertheim; FV. Hofheim — Germania
Pfung=
ſtadt. — Sportverein Herrnsheim hat 10jähriges Stiftungsfeſt.
Süddeutſchlands neue Elf gegen Weſtdeutſchland.
Auf Grund verſchiedener Abſagen ſah ſich der Spielausſchuß des
Süddeutſchen Fußball= und Leichtathletikverbandes genötigt, ſeine
Mann=
ſchaft für das Spiel gegen Weſtdeutſchland am 9. Juni in Duisburg
völlig umzuſtellen. Die Mannſchaft hat nun folgendes Ausſehen:
Kreß
(Rot=Weiß=Frankfurt)
Hagen
Popp
(Sp.Vg. Fürth)
(1. FC. Nürnberg)
Knöpfle
Lindner
Heidkamp
(1.FC. Nürnberg) (Bahern München) (FSV. Frankfurt)
Wieder Weiß
Brettville
Reinmann Hornauer
(beide 1. FC. Nürnberg) (FSV. Frankfurt) (beide 1. FC. Nürnberg)
Handball.
Sp.=V. Darmſtadt 98 — Stadt Saarlouis 7:2.
Die Handball=Liga des Sp.=V. Darmſtadt konnte auf ihrer
Saar=Reiſe am Samstag die Stadt=Mannſchaft von Saarlouis
glatt mit 7:2 ſchlagen. Da das Spiel als Werbeſpiel galt, gab
ſich die Mannſchaft nicht voll aus.
Polizeiſportverein Frankfurt (Sonderklaffe) — Tgde. Beffſungen 1865
(M. Klaſſe).
Am heutigen Sonntag, nachmittags 3,30 Uhr, findet auf dem
Sport=
platz an der Heidelbergerſtraße das Handballſpiel obenſtehender
Ver=
eine ſtatt. Beſſungen hat es ſich zur Aufgabe gemacht, nur
Mannſchaf=
ten zu verpflichten, denen ein erſtklaſſiger Ruf vorausgeht. So iſt es
bei der Polizei Frankfurt, die ſicher in ihrem heutigen Spiel nur das
Beſte bieten wird. Vor wenigen Tagen gelang es der Mannſchaft, den
wohlbekannten Kreismeiſter, Tv. Malſtatt, zu ſchlagen. — Die
Beſſun=
ger Mannſchaft ſcheint ſich ebenfalls gefunden zu haben, ſo daß es den
Poliziſten doch nicht leicht gelingen wird, einen Sieg mit nach Hauſe
zu nehmen. Denn gerade gegen ſchwere Gegner wurde mit einer
Hin=
gabe geſpielt, wie man es nicht immer ſieht. Dieſe Hingabe und der
Eifer dürfen auch heute nicht fehlen.
Da in Darmſtadt kein größeres Spiel ſtattfindet, hoffen wir, daß
ſich zahlreiche Anhänger des Handballſportes einfinden werden. —
Beſ=
ſungen hat folgende Mannſchaft zur Stelle:
Kumpf
Jäger
Ge
Bauer Holletſchek Müller
Seifert Geher Hofmann Kaltenbach Cloos
Vor dieſem Spiel ſpielt die 1. Jugend gegen Wolfskehlen, nach dem
Spiel der 1. Mannſchaft die 2. gegen Tv. Alsbach.
Darmſtädter A. T. B. — Tgde. 1846 Darmſtadt 4:11 (3:6).
Dem Schiedsrichter ſtellten ſich beide Mannſchaften mit je 2 Mann
Erſatz. Gleich zu Beginn ziehen die 46er vor das gegneriſche Tor,
je=
doch wird der Ball eine ſichere Beute des guten Torwächters des Aka=
Geite 11
demiſchen Turnbundes, welcher auch während des ganzen Spieles ein
gutes Talent verriet. Aber ſchon nach 15 Minuten ſteht das Spiel 5:0
für die Turngemeinde. Nun wird die Hintermannſchaft der 46er etwas
leichtſinnig, 5:3. Bis zur Pauſe ſind dann die Woogsplatzleute noch
einmal erfolgreich.
Nach der Pauſe wird von beiden Seiten verſucht, ein günſtigeres
Reſultat zu erzielen. Das Spiel wird ſchnell und ſcharf, jedoch muß
die jederzeit faire Spielweiſe beider Mannſchaften beſonders betont
wer=
den. Der Mittelläufer der Turngemeinde ſchafft unermüdlich, und ſchickt
ſeinen ſchußfreudigen Sturm immer wieder mit präziſen Vorlagen nach
vorne. Zahlreiche Latten= und Aus=Bälle noch auf ſeiten der
Turn=
gemeinde. Die 46er können noch 5 Tore erzielen, denen der A. T.B. ein
Tor durch Strafwurf entgegenſetzen kann. Gleich darauf nahm das
Freundſchaftsſpiel ſein Ende.
Kritik: Die Mannſchaft des A. T. B. konnte in allen Teilen
ge=
fallen, beſonders verfügt der Halbrechte im Sturm über einen geſunden
Schuß. Die Läuferreihe ſowie die übrige Hintermannſchaft ſpielte einen
verſtändlichen Handball. Die 46er ſcheinen ihre alte Stärke wieder
er=
reichen zu wollen, denn ihr Spiel geſtern konnte befriedigen. Der
Sturm ſchußfreudig, die Läuferreihe aufbauend. Die Verteidigung
ſo=
wie der Torwächter gut wie immer, jedoch hätten bei etwas mehr
Auf=
merkſamkeit des linken Verteidigers ſowie des Torwächters 2 Tore
ver=
mieden werden können. Das Spiel ſtand unter der korrekten Leitung
von Turner Steinmetz=Pfungſtadt.
Rundfunk=Programme.
Frankfurt.
Sonntag, 9. Juni. 8: Kath. Morgenfeier. Ausf.: Chor des
Oberlyzeums der Urſulinen. Soliſten: S. Beil, L. Dippel (Harfe),
K. Engert Cello), E. Dotter (Orgell. 0 Anſchl.: Glockengeläut von
der St. Peterskrche. 0 11.30: Elternſtunde. o 12:
Promenaden=
konzert auf Schallplatten. 0 13: Landwirtſchaftskammer Wiesbaden:
Ein kurzer Beitrag zur Grünfütterung der Rinder. — Die
Laub=
arbeiten an den Reben. — Einige Krankheiten des Beerenobſtes.
14: Jugendſtunde. o 15: Stunde des Landes. 16: Nennbahn
in Niederrad: „Juni=Pferderennen des Frankfurter, Rennklubs.
Sprecher: Dr. Laven. 8 16.30: Konzert. Funkorch. Mitw.: Paula
Ley (Alt; Roſe Stein Harfe), Anne Lönholdt (Sopran), U. a.: Alte
Tanzmuſik. o 18: Stunde des Rhein=Mainiſchen Verbandes für
Volksbildung: o 1930: Frankfurter Opernhaus: Das Mädchen
aus dem goldenen Weſten. Oper in drei Aufzügen. Muſik von
Pucini, Perſ. Minnie: Viorica Urſulege: Jack Rance. Sheriff=
Jean Stern: Dick Johnſon (Ramerrez): John Gläſer; Nick,
Kell=
ner der Schenke zur „Polka”: Hans Brandt; Ashby, Agent der
Transportgeſellſchaft Wells Fargo; Billy Jackrabbit, Rothaut;
Wowkle, Billis Indianerweib: Jake Wallace, Bänkelſänger, Minſtrel;
Joſe Caſtro, Meſtize, aus Ramerrez Räuberbande: Ein Poſtillon;
Goldgräber: Männer aus dem Lager. Ort: Am Fuß der
Wolken=
berge Cloudy Mountains) in Kalifornien. Ein Goldgräber=Lager,
in der Zei. des Goldfiebers. Zeit: 1849—1850. 0 Anſchl.: Berlin:
Lanzmuſik.
Königswuſterhaute:!
Deutſche Welle. Sonntag, 9. Juni. 6.30: Frühkonzerk des
Groß=Berl. Konzertorch. o 8.55: Glockenſpiel der Potsdamer
Gar=
niſonkirche. O 9: Morgenfeier. Anſpr.: Pater Schulte, Köln. o
An=
ſchl.: Geläut des Berliner Doms. o 12: Mittagskonzert des
Kosleckſchen Bläſerbundes. o 14: Schach. 6 14.30: Mitteilungen
und praktiſche Winke für den Landwrrt. o 14 45: Marktlage und
Wetter. o 15: Prof. Dr. Armbruſter: Krankheiten der Flugbienen.
O 15.30: Märchen. 8 16.25: Jubiläums=Sportfeſt des V. B A. V.
Uebertragung eines Ausſchnitts der Veranſtaltung aus dem Stadion
zu Berlin=Grunewald. o Anſchl.: Teemuſik. Kapelle Geza Komor.
O 18.30: Maoir a. D. Oehler: Die Einheitlichkeit der Gedankenwelt
Friedrich Nietzſches. o 19.25: Dr. Simon: Das Symboliſche im
der Muſik. o 20: Orcheſterkonzert. Funkorch. Mitw.: H. Reinmar
Bariton). O Danach: Deutſche Tanzmuſik. Geſangseinlagen: Luigi
Bernauer (Tenor). O Während der Pauſe: Bildfunk.
Wekkerbericht.
Der geſtern über Dänemark gelegene Wirbel zieht unter Abflachung
nordoſtwärts ab, und ſein Einfluß auf unſere Wetterlage geht dem
Ende zu. Hoher Druck von Süden her führt auch bei uns zu
Baro=
meteranſtieg, ſo daß unter ſeinem Einfluß vorübergehend die
Bewöl=
kung etwas zurückgehen wird, und ſtellenweiſe leichte Aufheiterung
ein=
tritt. Ein neues Druckfallgebiet gewinnt jedoch im Nordweſten im
Raume von Island an Ausdehnung, ſo daß für ſpäter auch bei uns
wieder eine Wetterverſchlechterung zu erwarten iſt.
Ausſichten für Sonntag, den 9. Juni: Wolkiges Wetter, ſtellenweiſe
auch aufheiternd, leichter Temperaturanſtieg, vereinzelte
Nieder=
ſchläge.
Ausſichten für Montag, den 10. Juni: Zeitweiſe ſtärker bewölkt,
feucht=
warm, vielfach Regen.
Hauptſchriftleltung: Rudolf Maupe
Veranwwortlich für Pollik und Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feullleton Reich und
Ausland und Heſſche Nachrichten: Max Streeſei für Sport: Dr. Eugen Buhlmann:
für den Handel: Dr. C. H. Que tſch: für den Schlußdienſt: Andreas Bauer: für
„Die Gegenwart”: Dr. Herbert Nette; für den Inſeratentell: Willv Kuble: Druc
und Verſag: C.C. Wiitich — ſämtlich imn Darmſtadt.
Für unverlangte Manuſtipte wird Garantie der Rückſendung nicht Übernommen.
Die heutige Nummer hat 24 Geiten.
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[ ← ][ ][ → ]Seite 12
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[ ← ][ ][ → ]Nummer 158
Seite 13
Reich und Ausland.
Der Skraſvollzug in Skufen.
Berlin. Unter dem Vorſitz des Juſtizminiſters
Dr. Schmidt fand im preußiſchen Juſtizminiſterium
eine Beſprechung der Präſidenten der preußiſchen
Strafvollzugsämter ſtatt. Wie der Amtliche
Preu=
ßiſche Preſſedienſt mitteilt, befaßten ſich die
Bera=
tungen vor allem mit dem im Miniſterium
ausgear=
beiteten Entwurf zur Regelung des Strafvollzugs in
Stufen. Der Leitgedanke des Entwurfes, der
allge=
meine Zuſtimmung fand, iſt der Erziehungsgedanke.
Um ihm gerecht zu werden, nimmt der Entwurf aus
dem eigentlichen Stufewvollzug alle diejenigen
Ge=
fangenen heraus, die ſich erzieheriſcher Einwirkung
mit gewöhnlichen Mitteln unzugänglich zeigen:
Pſhchopathen, Berufsverbrecher, Kranke uſw. Sie
ſollen ebenſo wie die zu ganz kurzen Strafen
verur=
teilten Perſonen in beſonderen Anſtalten, die mit dem
Stufenvollzuge nichts zu tun haben, untergebracht
werden. Der Entwurf ſieht ferner beſondere
Anſtal=
ten für Gefangene jüngeren Lebensalters vor. Im
Stufenvollzuge ſcheidet er die ſozial noch
verhältnis=
mäßig unverdorbenen von den ſchwerer vorbeſtraften
Perſonen. Außerdem legt er die Gefangenen je nach
den Fortſchritten, die ſie in der Erziehung machen, in
beſonderen Anſtalten für die einzelnen Stufen
zu=
ſammen. Ferner will der Entwurf das
Verantwor=
tungsgefühl der Gefangenen durch ein weitgehendes
Selbſtverwaltungsrecht in den höheren Stufen ſtärken.
Sprengunglück.
Lohr a. M. Beim Sprengen in einer
Sand=
grube in Schneeberg ging ein Schuß nicht rechtzeitig
los. Der Schießmeiſter Friedrich Kuhn von
Schnee=
berg wollte nach der Urſache des Verſagens ſchauen;
plötzlich entlud ſich unverſehens die Ladung. Der
be=
dauernswerte Mann erlitt ſchwere Verletzungen an
der Bruſt und im Geſicht; außerdem büßte er ein
Auge ein.
Das Bootsunglück auf der Iller.
UIm. Ueber das Bootsunglück auf der Iller
er=
fahren wir noch folgende Einzelheiten: Bei einer
Flußinſpektion auf der Iller, die gemeinſam von
Be=
amten der württembergiſchen und der bayeviſchen
Miniſterialabteilung für Straßen= und Waſſerbau
ab=
gehalten wurde, ſtieß der Kahn an einen
Brücken=
pfeiler der Brücke von Senden nach Unter=Kirchberg
und ſchlug voll. Die Inſaſſen wurden durcheinander
geworfen. In der Aufregung ſprangen fünf Perſonen
über Bord. Zwei davon erreichten ſchwimmend das
Ufer, darunter der Vorſtand des Ulmer Straßen= und
Waſſerbauamtes, Oberbaurat Köhler, der zwar lebend
an Land kam, aber fünf Minuten ſpäter einem
Herz=
ſchlag erlag. Von den übrigen drei Perſonen wurden
500 Meter unterhalb der Unglücksſtelle durch
Bagger=
arbeiter der Regierungsrat Egger=Stuttgart und der
Miniſterialrat Kellerer=München tot aus dem Fluß
gezogen. Der Flußbauarbeiter Hägele=Unter=
Kirch=
berg wurde weitere 500 Meter unterhalb ohne
Le=
benszeichen in der Iller treibend geſehen; die Leiche
konnte bisher nicht geborgen werden. Die im Kahn
verbliebenen Perſonen wurden durch ein Schiff der
Baggerarbeiter einzeln gerettet.
Der Knabenmord im Harz.
Wernigerode. Die Leiche des von dem
Maurer Rein aus Magdeburg ermordeten Knaben
wurde an der von Rein bezeichneten Stelle bei den
Zeter=Klippen im Brockengebiet gefunden. Wie
er=
innerlich, hatte Rein vor einigen Tagen auf zwei
Berliner Damen einen Raubüberfall verübt und bei
ſeiner Verhaftung geſtanden, ſeinen zehnjährigen
Sohn erſchoſſen zu haben.
Der Prozeß gegen den Mörder der ägyptiſchen
Prinzeſſin.
Wien. Der Mordprozeß Gartner nähert ſich
ſeinem Ende. Am Freitag wurde die
Beweisauf=
nahme nach Vernehmung einer letzten Zeugin und
Verleſung einiger Zeugenprotokolle geſchloſſen.
So=
dann erſtatteten die Gerichtsärzte und
Schießſachver=
ſtändigen ihr Gutachten. Von einſchneidender
Be=
deutung für den Ausgang des Senſationsprozeſſes
dürfte das pſychiatriſche Gutachten des
Gerichtspſychi=
aters, Hofrat Dr. Höwel, werden, das
außerordent=
lich ungünſtig für den Angeklagten lautet. Das
Gut=
achten kommt zu dem Schluß, daß Gartner ein
Ero=
tiker und Frauenjäger ſei, ein Menſch von innerer
Unausgeglichenheit, und deshalb pſychopatiſch
min=
derwertig. Von einer Geiſteskvankheit könne keine
Rede ſein, ebenſowenig von einer Hörigkeit der
Er=
mordeten gegenüber, wie Gartner es behauptet. Das
Gutachten ſpricht von der „bodenloſen Schamloſigkeit”
des Angeklagten und bezeichnet Gartner als einen
de=
generierten Menſchen mit ethiſchen Defekten und von
ſittlicher Haltloſigkeit, der jedoch keineswegs an
hyſte=
viſchen oder epileptiſchen Anfällen leide. Der
Ange=
klagte iſt nicht geiſtesbrank, und war auch zur Zeit
der Tat weder ſinnesverwirrt, noch hat er ſich in
einem Zuſtande der Bewußtſeinsſtörung befunden. —
Das Urteil im Mordprozeß Gartner. — 12 Jahre
ſchwerer Kerker.
Wien. Am Samstag nachmittag fällte das
Schwurgericht das Urteil im Mordprozeß gegen
den ehemaligen Rittmeiſter Felix Gartner, den
Mörder im Konzerthausſaal. Die Geſchworenen
bejahten die Hauptſchuldfrage auf Mord mit 12
Stimmen und verneinten die Zuſatzfrage auf
Sinnesverwirrung bei Begehung der Tat mit 12
Stimmen. Auf Grund dieſes Verdiktes wurde
der Angeklagte zu 12 Jahren ſchwerem Kerker
veruurteilt, verſchärft durch Faſttage und
Dun=
kelhaft. Der verurteilte Gartner nahm zunächſt
das Urteil ruhig entgegen, ſpäter ſchrie er und
ſagte: „Als ich Dſchidſchi erſchoſſen habe, habe ich
geweint; heute fühle ich mich ruhig und
unſchul=
dig. Ich leide eben aus Liebe zu meiner
Dſchi=
dſchi.” Im Publikum wurden Pfuirufe laut.
Der Vorſitzende ordnete die Räumung des
Saa=
les an.
Attentatsverſuch auf den Zug Athen-Paris.
Belgrad. Gegen den durchgehenden Schnellzug
Athen-Paris wurde in Südſerbien in der
vergan=
genen Nacht ein Attentatsverſuch unternommen. Als
der Schnellzug auf der Strecke Uesküb—Niſch die
Sta=
tion Pranska Ban verlaſſen hatte, fuhr die
Loko=
motive auf eine auf das Gleis gelegte Höllenmaſchine
nuf. Die Höllenmaſchine explodierte unter der
Loko=
motive, richtete jedoch keinen nennenswerten Schaden
an. In der Nähe der Exploſionsſtelle wurden Spuren
von Bundſchuhen gefunden, wie ſie bulgariſche
Komi=
tatſchis zu tragen pflegen. Eine Frau will zwei
Män=
ner bemerkt haben, die kurz vor der Exploſion der
Höllenmaſchine in der Richtung nach der bulgariſchen
Grenze flüchteten. Weitere Einzelheiten werden im
Intereſſe der Unterſuchung geheim gehalten.
Sonntag, den 9. Juni 1929
Blick über das Ausſtellungsgebäude in München.
Die erſten Bilder von dem neueſten Ausbruch des Beſuvs.
Oben: Die Bevölkerung flieht vor der glühenden Lava. Unten: Der Lavaſtrom erreicht Terzigno.
Rechts: Der Veſuv in Tätigkeit.
Der furchtbare Ausbruch des Veſuvs hat außerordentliche Zerſtörungen angerichtet. Das Dorf
Terzigno wurde zum Teil zerſtört und mußte vollſtändig geräumt werden. Der Bewohner
bemäch=
tigte ſich eine große Panik. Militär mußte zur Hilfeleiſtung herangezogen werden.
Die allberühmte „Landshuker Hochzeit 1475‟.
Die Erinnerungsfeier an die „Landshuter Hochzeit”
dird auch dieſes Jahr feſtlich begangen. Seit mehr als 50 Jahren feiert Landshut in jedem Jahr die
innerung an die große Prunkhochzeit des bayeriſchen Herzogs Georg des Reichen mit der polniſchen
önigstochter Hedwiga im Jahre 1475. Unſer Bild ſtellt das Herzogspaar und die
Hochzeitsgeſell=
ſchaft aus dem hiſtoriſchen Feſtzug dar.
Schreckenstat einer Mutter.
Sprottau. Die Ehefrau des Kreisoberſekretärs
Kau, die ſeit längerer Zeit nervenleidend iſt,
erdroſ=
ſelte am Samstag, nachdem ihr Mann zum Dienſt
gegangen war, ihr ſechs Jahre altes Töchterchen. Sie
legte ſich dann entkleidet zu Bett und ſteckte dieſes in
Brand, nachdem ſie vorher auch noch die Gashähne
geöffnet hatte. Nachbarn, die die Rauchentwicklung
bemerkten, erbrachen die Tür zur Wohnung und
fan=
den das Kind tot und die Mutter mit
lebensgefähr=
lichen Brandwunden auf. An dem Aufkommen der
Frau wird gezweifelt.
Abſchluß eines franzöſiſchen
Senſakionsprozeſſes.
Lebenslängliches Zuchthaus für
Barakaud.
EP. Paris, 8. Juni.
Das Schwurgericht von Limoges verurteilte geſtern
den Fabrikantenſohn Charles Barataud zu
lebens=
länglichem Zuchthaus. Der Staatsanwalt hatte die
Todesſtrafe beantragt.
Damit geht ein Prozeß zu Ende, der acht
Ver=
handlungstage in Anſpruch genommen hat und wegen
ſeiner Begleitumſtände in ganz Frankreich größtes
Aufſehen erregte. Barataud war angeklagt, den
Chauffeur Fauré ermordet zu haben, um ſich in den
Beſitz ſeines Autos zu ſetzen, das er benutzten wollte,
um zwei Holzhändler in einen Hinterhalt zu locken,
zu ermorden und einer Summe von 600 000 Franken
zu berauben. Der Anſchlag gegen die Holzhändler
ſcheiterte aus Gründen, die nicht reſtlos aufgeklärt
werden konnten. Als ſich der Verdacht auf Barataud
lenkte, erſchoß dieſer ſeinen Freund Peynet, zu dem
er in homoſexuellen Beziehungen ſtand, in einer Willa.
Angeblich wollte Barataud dann Selbſtmord begehen,
wurde aber daran durch das Verſagen der Waffe
ver=
hindert.
Die Geſchworenen hatten in zweiſtündiger
Bera=
tung ſämtliche Schuldfragen bejaht, dem Angeklagtem
aber mildernde Umſtände für die Tötung ſeines
Freundes zuerkannt, ſo daß der Spruch mit 11 gegen
1 Stimme auf Todesurteil lautet. Durch ein
Ver=
ſehen, das ſich die Verteidiger zunutze machten,
wurden dann die mildernden Umſtände auf beide
Ver=
brechen bezogen, ſo daß das Urteil auf
lebensläng=
liches Zuchthaus lauten mußte.
Nach der Verkündigung des Urteils beteuerte
Barataud, er habe an der Ermondung Faurés nicht
teilgenommen und bei der Erſchießung Peynets habe
es ſich um ein Selbſtabkommen gehandelt. Der Witwe
und den beiden Kindern des ermordeten Chaufeurs
Fauré erkannte das Gericht eine Entſchädigung von
insgeſamt 250 000 Franken zu. DDie vor dem
Gerichts=
gebäude verſammelte Menge, die ſchon wiederholt im
Laufe des Prozeſſes eine drohende Haltung gegen den
Angeklagten eingenommen hatte, zeigte ſich von dem
Urteil ſehr unbefriedigt und mußte von der Polizei
auseinandergetrieben werden, bevor der Verurteilte
ins Gefängnis zurückgebracht werden konnte.
Die Bevölkerung von Limoges proteſtiert gegen
das Urteil.
Anläßlich der Urteilsfällung in dem
Senſations=
prozeß Barataud kam es in Limoges zu ſchweren
Bu=
ſammenſtößen zwiſchen der Polizei und der Menge,
die das gegen den Angeklagten ergangene Urteil als
zu milde empfand. Es handelte ſich um einen
Doppel=
mörder. Die Geſchworenen hatten jedoch infolge eines
Irrtums ihm mildernde Umſtände zugebilligt, ſo daß
nur noch die Verurteilung zu lebenslänglichem
Zucht=
haus in Frage kam. Vor dem Gefängnis entwickelte
ſich darauf ein regelrechter Kampf zwiſchen der
Poli=
zei und der Menge, die ſich mit herausgeriſſenen
Gitterſtangen bewaffnet hatte. Drei höhere
Polizei=
beamte, 14 Poliziſten und zahlreiche an den Tumulten
beteiligte Zivilperſonen haben Verletzungen
davon=
getragen. Es wurde daraufhin Militär zur
Aufrecht=
erhaltung der Ordnung mit hevangezogen und ein
Patrouillendienſt in den Straßen eingerichtet. Der
Prozeß, der das Intereſſe der Oeffentlichkeit in
un=
gewohntem Maße in Anſpruch genommen hat, war
von kommuniſtiſcher Seite zu einer Hetze gegen die
bürgerlichen Kreiſe der Stadt, denen der Angeklagte
angehörte, ausgenutzt worden. Man führt den
Aus=
bruch der Tumulte auf dieſe Propaganda zurück.
Straßenſchlacht in Limoges. — Anrufung
von Militär.
Die Unruhen, die, wie bereits kurz gemeldet,
geſtern in Limoges nach der Urteilsverkündung
im Barataud=Prozeß ausgebrochen ſind, haben
die ganze Nacht über fortgedauert und ſo blutige
Formen angenommen, daß die Blätter von der
Schlacht in Limoges ſprechen. Die Zahl der
Ver=
letzten überſteigt 100, darunter befinden ſich etwa
50 zum großen Teil ſchwerverletzte Polizeibeamte
und Gendarmen ſowie mehrere Frauen, die Arm=
und Beinbrüche davontrugen. Mehrere
Verwun=
dete ſchweben in Lebensgefahr. 40 Perſonen ſind
verhaftet worden. Die über das angeblich zu
milde Urteil erregte Bevölkerung, die zumeiſt
aus Induſtriearbeitern beſteht und ſchon von
früheren ähnlichen Vorfällen her als ſehr
ſtreit=
luſtig bekannt iſt, griff die zum Schutze des
Ge=
fängniſſes aufgebotene Polizei und
Gendarme=
rie wiederholt an. Dabei dienten die Stangen
aufgeriſſener Eiſengitter als Waffe, und
Pflaſter=
ſteine, Ziegelſteine und Flaſchen als Wurfgeſchoſſe.
Vor dem Gegenangriff der berittenen
Gendarme=
rie ſuchte ſich die Menge zu ſchützen, indem ſie
an den Eingängen der auf den Gefängnisplatz
mündenden Straßen Barrikaden errichtete. Da
der Verſuch des Bürgermeiſters und des
Präfek=
ten, die erhitzten Gemüter durch gütliches
Zu=
reden zu beſänftigen, erfolglos blieb, forderte
die Polizei nach Mitternacht beim
Platzkomman=
danten militäriſche Hilfe an. In den frühen
Morgenſtunden haben daher Infanterie= und
Kavallerieabteilungen auf dem
Gefängnisvor=
platz, der noch mit Steinen und ſonſtigen
Wurf=
geſchoſſen überſät iſt, ein Feldlager bezogen.
Seit=
de mherrſcht Ruhe, doch befürchtet man für den
Nachmittag und den Abend neue
Ausſchreitun=
gen. Eine von den Kommuniſten auf den
Nach=
mittag einberufene Maſſenverſammlung unter
freiem Himmel iſt verboten worden.
Schwerer Kraftwagenunfall bei Danzig.
Danzig. In der Nähe von Danzig ſtieß am
Freitag nachmittag ein polniſcher Kraftwagen mit
einem Motorrad zuſammen. Da der Wagenführer zu
ſtark bremſte, überſchlug ſich der Kraftwagen, und die
elf Inſaſſen gerieten unter den Wagen. Fünf
Per=
ſonen wurden ſchwer, die übrigen ſechs leichter
ver=
letzt. Der Chauffeur, der betrunken war, wurde in
Haft genommen.
Unglück oder Selbſtmord?
NewYork. Die New Yorker Geſellſchaftskreiſe
wurden durch den plötzlichen Tod des Prof. Ruſſel
Gordon Smith der Columbia=Univerſität in große
Aufregung verſetzt, der ſich unter bis jetzt
unaufge=
klärten Gründen aus dem Fenſter der Wohnung des
Prof. Clydes durch einen Sturz ums Leben brachte.
Der polizeiliche Bericht ſagt aus, daß der Profeſſor
bei ſeinen Berufskollegen ſehr verhaßt war und ihm
nur übrig blieb: „Zu ſpringen oder zu fallen”. Zur
Zeit des Unglücks befand er ſich allein im Zimmer,
da Frau Clydes wenige Minuten vorher das Zimmer
verlaſſen hatte, um ihm einen Trunk Waſſer zu holen.
Jedoch verweigert ſie jede Ausſage, ſo daß man auf
Selbſtmord ſchließen kann.
2. OM
Gonntag, den 9. Juni 1929
Nummer 158
Ihre Verlobung beehren ſich anzuzeigen
Phia Materte
Willt Dorr
Rechtsanwalt und Notar
Fürth i. Odw.
Darmſtadt
9. Juni 1929.
Willi A. Schenck
Maria Schenck
geb. Draudt
Vermählte
Darmstadt 8.Juni 1929
Alze
Für die vielen freundlichen Glückwünſche,
Geſchenke und Blumenſpenden anläßlich unſerer
Vermählung ſagen wir hiermit unſeren herzlichen
Dank.
Herm. Rittweger jun.
und Frau Elſe.
Darmſiadt, Beſſungerſtr. 91.
9719
Dankſagung.
Für die vielen wohltuenden Beweiſe
herz=
licher Anteilnahme beim Heimgang unſeres
lieben Vaters ſagen wir unſeren tiefempfundenen
Dank.
Anna Petri
Georg Robert Petri.
Statt Karten.
Für die uns anläßlich unſerer
Vermählung zuteil gewordenen
Aufmerkſamkeiten und Geſchenke
ſagen hiermit herzlichen Dank
Friedrich Becker und Frau
Dora, geb. Schmidt.
Statt Karten
Dankſagung.
Todes=Anzeige.
Nach langem ſchweren Leiden
verſchied mein lieber Sohn
Peter Herzig
im Alter von 25 Jahren
Die trauernden Hinterbliebenen:
Vater Albert Herzig.
Darmſtadt, Langgaſſe 14.
Die Beerdigung findet Montag,
den 10. Juni 1929, nachm. ½3 Uhr,
auf dem Waldfriedhof ſtatt
Für die vielen Beweiſe herzlicher Teilnahme und die
zahl=
reichen Blumenſpenden bei dem unerwarteten Ableben meines
lieben Mannes und unſeres guten Vaters
eiln Nür. MAuldenhauer
hiermit unſeren innigſten Dank.
Beſonders troſtſtärkend waren uns die Worte von Herrn
Pfarrer Rückert und die treuen Nachrufe von dem Reichsbund
der Zivildienſtberechtigten mit ſeiner Geſangsabteilung und
die der Vereinigung ehem. J.,R 97.
Die trauernden Hinterbliebenen.
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herzlicher Teilnahme, die vielen
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ſpenden und ganz beſonders Herrn
Pfar=
rer Müller für die troſtreichen Worte am
Grabe, dem Kriegerverein 1874 für die
letzte Ehrung, und allen denſenigen, die W
unſerem lieben Entſchlatenen die letzte
Ehre erwieſen haben, ſagen auf dieſem
Wege innigſten Dank.
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Familie Steiger.
Darmſtadt, den 9. Juni 1929.
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Für die vielen Beweiſe herzlicher Teilnahme
und die zahlreichen Kranzſpenden bei dem
Heimgang unſerer lieben Entſchlafenen
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ſagen wir Herrn Pfarrer Vogel, dem
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verein der Markusgemeinde, den ehem.
Schul=
kameradinnen von Tangen und allen, die uns
troſtreich zur Seite ſianden, unſeren herzlichſten
Dank.
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Vom füddeutſchen Produkkenmarkk.
Während am Schluß der vorigen Woche die Lage am
Welt=
getreidemarkt unverändert flau war, ſetzte zu Anfang dieſer Woche
eine recht kräftige Hauſſebewegung ein, die ſich im weiteren
Ver=
lauf noch weiter fortſetzen konnte. Trotzdem die
Witterungs=
berichte und Ernteſchätzungen aus aller Welt ſehr günſtig lauteten,
bewirkten Nachrichten von einem baldigen Inkrafttreten der
Be=
ſtimmungen für die Hilfsmaßnahmen für den amerikaniſchen
Far=
mer an den maßgebenden amerikaniſchen und kanadiſchen Börſen
ſprunghafte Kursſteigerungen, ſo daß das Kursniveau ſich gegen
unſeren letzten Bericht um ca. 12 Prozent gehoben hat. Die
argen=
einiſchen Märkte verliefen ebenfalls feſter, folgten jedoch der
Hauſſebewegung nur zögernd. Bei der geſchaffenen
Neukonſtella=
tion nahmen die kontinentalen und engliſchen Märkte größere
Par=
tien an Brotgetreide aus dem Markte. Auch Mais und Hafer
lagen international feſter. An den ſüddeutſchen Produktenmärkten
ſtellte ſich bei Eintreten des Tendenzumſchwunges lebhafteres
Brotgetreidegeſchäft ein. Die Mühlen nahmen Partien aller
Pro=
venienzen aus dem Markte, jedoch dürften die billigen Plataweizen,
die auch in den Folgetagen nur geringere Erhöhung erfahren
haben, am meiſten von dem lebhaften Geſchäftsgang profitieren.
Inlandsweizen zeigte ebenfalls feſteres Ausſehen blieb jedoch von
den Mühlen ziemlich unbeachtet. Sehr feſten Markt hatte auch
Roggen. Die Forderungen ſowohl für polniſche wie auch für
nord=
deutſche Provenienzen ſind bedeutend höher wie in der Vorwoche,
und auch die Eigner von ſüddeutſcher Ware ſetzten, ihre Preiſe
hinauf. Sie konnten jedoch nennenswerte Verkäufe im
allgemei=
nen nicht tätigen, da die erzielbaren Roggenmehlpreiſe den
Ein=
kauf ſüddeutſcher Ware kaum geſtatteten.
Die Mühlen konnten zu Anfang der Woche gute Umſätze erzielen,
bei Preiſen, die bei ca. 32—32.25 lagen. Im Laufe der Woche
er=
höhten die Mühlen ihre Preiſe um ½ Mark, woraufhin das
Ge=
ſchäft wieder weſentlich nachließ. Auch in Roggenmehl konnte ſich
zu Anfang der Woche beſſeres Geſchäft entwickeln, bei ebenfalls
erhöhten Notierungen. Weizen inl. 23.50—23.75. ausl. 24—26.50
je nach Herkunft, Roggen inl. 22—22.50 ausl. 22—22.50,
Weizen=
mehl Spez. 0 32.75 (32.50), Roggenmehl je nach Ausm. 30.50—31.50
ſüdd., 28—29 nordd. Futtergerſte hatte dieſe Woche feſten
Mark=
bei erhöhten Forderungen. Braugerſte blieb geſchäftslos. Hafer
liegt ebenfalls etwas feſter wie in der Vorwoche, hatte jedoch nur
kleines Geſchäft zu verzeichnen. Die Forderungen für
Inlands=
wie auch Auslandshafer ſind gegen die Vorwochen nur leicht
er=
höht. Mais ſchloß ſich den übrigen Marktgebieten an und
ten=
dierte gleichfalls nach oben. Da die Angebote für nahe Ware
groß ſind, konnten ſich die Preiſe nur unweſentlich über das Niveau
der Vorwoche erheben. Für Ware auf Abladung zeigten ſich die
Käufer zurückhaltend Futtergerſte 19.50—21 Hafer inl 22.50—23,
ausl. 20.50—21.50. Mais mit Sack 20.50 RM. Obwohl die Brot=
und Futtergetreidemärkte ſowohl im In= wie im Auslande ſehr
feſt lagen, konnte ſich auf dem ſüddeutſchen Futtermittelmarkt
nen=
nenswertes Geſchäft nicht entwickeln. Die Tendenz blieb
weiter=
hin flau und nur ganz wenige Artikel zogen im Preiſe um ein
Geringes an. Die lebhafte Geſchäftstätigkeit auf den anderen
Marktgebieten veranlaßte wohl auch manchen Käufer zu
Unter=
nehmungen in Futterartikeln, jedoch blieb die Umſatztätigkeit im
ganzen unbefriedigend. Weizennachmehl 14.50—16,
Spezialfabri=
kate höher, Weizenfuttermehle 12—12.25. Weizenkleie fein 11—11.10.
grob 12 Roggenkleie 12.50—13, Erdnußkuchen 19.50—20,
Raps=
kuchen 18.50—19, Soyaſchrot 19—19.25, Biertreber 17.25—19,
Malz=
keime 16.50—17 RM.
Wirtſchaftliche Rundſchau.
Die amtliche Großhandelsinderziffer vom 5. Junf. Die auf den
Stichtag des 5. Juni berechnete Großhandelsindexziffer des Statiſtiſihen
Reichsamtes hat mit 134,5 gegenüber der Vorſvoche (134,2) leicht
ange=
zogen. Von den Hauptgruppen lag die Indexziffer für Agrarſtoffe mit
122,9 (122,3) um 0,5 v. H. höher als in der Vorwoche. Die Indexziffer
für Kolonialwaren, ſtellte ſich auf 123,2 (123,6). Die Indexziffer für
induſtrielle Rohſtoffe und Halbwaren hat ſich mit 131,4 (131,2) leicht
er=
biht, während diejenige für induſtrielle Fertigwaren mit 157,6 keine
Veränderung aufweiſt.
Kohlenförderung im Ruhrgebiet. Nach vorläufigen Berechnungen
wurden in der Zeit vom 26. 5. bis 1. 6. im Ruhrgebiet in 5¾/
Arbeits=
tagen 2 285 173 Tonnen Koks gefördert gegen 1986 957 Tonnen in der
vorhergehenden Wohe bei 5 Arbeitstagen. Die Kokserzeugung ſtellte
ſich in den 7 Tagen der Berichtswoche auf 606 207 Tonnen gegen 604 246
Tonnen in der vorhergehenden Woche, die Preßkohlenherſtellung auf
58 713 Toyen gegen 52 227 Tonnen in 5 Arbeitstagen.
A. G. für Schriftgießerei und Maſchinenbau A.G. Offenbach a. Mi.
Die GV. genehmigte den bekunten Verluſtabſchluß und beſchioß zur
Beſeitigung des Verluſte3, das AK. von 800 000 RM. auf 500 000
zu=
fammenzulegen und die reſtlühen 12000 RM. aus der bisherigen
Re=
ſerde von 36000 RM. abzudecken. Neu in den AR. wurde das bisherige
Vorſtandsmitglied Karl Grau gewählt, ausgeſchieden ſind Direktor
Götz und Bankier Weiß=Frankfurt a. M. Die Abteilung
Schrift=
gießerei iſt mit den Leipziger und Berliner Betrieben der Berthold A. G.
Berlin, die 93 Pvozent des AK. beſitzt, vereinigt, während in Offenbach
am Main die Abteilung Buckdruckſchnellpreſſen verbleibt. Ueber die
Ausſichten 1929 ſei keine Vorausſage möglich.
Georg A. Jasmatzi A.G. In der G.V. wurde beſchloſſen, wieder
6 Prozent Dividende zu verteilen. Genehmigt wurde der Antrag der
Verwaltung, das Geſchäftsvermögen, auf die zu errichtende Reemtsma
Zigarettenfabriken G. m. b. H. zu Altona=Bahrenfelo gegen Gewährung
eines Geſchäftsanteiles dieſer Geſellſchaft von nom. 13 332000 RM. zu
übertragen und die Georg Jasmatzi A. G. zu liquidieren. Der
Produk=
tionsapparat der Jasmatzi A. G. werde in vollem Umfange weitergeführt,
auch die jetzt exiſtierenden Marken würden weiter beſtehen bleiben. Im
Zuſammenſchluß handele es ſich nur darum, daß ein einheitli her
inriſti=
ſcher Name hergeſtellt würde, nachdem eine wirtſchaftliche Einheit und
eine einheitliche Leitung ſchon lange beſtanden habe.
Reemſtma A. G., Altona. Die G.V. ſetzte die Dividende auf wieder
10 Prozent feſt und genehmigte den Antrag der Verwaltung auf
Auf=
löſung der Geſellſchaft zum Zwecke der Umwandlung in eine
Geſell=
ſchaft mit beſchränkter Haftung mit einem Stammkapital von 30 Mill.
Neichsmark. Angenommen wurde ferner die Beteiligungsbilanz für
die Umwandlung der Geſellſchaft.
Weſtdeutſche Mühlenkonvention. Nach längeren Verhandlungen iſt
uunmehr eine Einigung unter den maßgebenden Mühlen Rheinlands
und Weſtfalens erzielt worden. Bereits Anfang Mai hatte man
anläß=
lich der Verhandlung in Baden=Baden proviſoriſche Verträge
unterzeich=
net. Mit der Inkraftſetzung der geſamten Verträge hat man aber
an=
ſ heinend ſo lange gewartet, bis die Verhandlungen wit der
oberrheini=
ſihen Mühlenvereinigung, den Bremer Mühlen und einigen Mühlen in
Mitteldeutſchland nun zu einer Einigung geführt haben. Als
geſchäfts=
führendes Organ haben nunmehr die rheiniſch=ſpeſtfäliſchen Mühlen eine
Geſellſchaft mit beſchränkter Haftung gegründet, die ihren Sitz in Köln
haben wird. Die neue Geſellſchaft dürfte auch die Verträge mit den
oberrheiniſchen und anderen Mühlengruppen abzuſchließen haben.
Schnelle Induſtrialiſierung Japans. In knapp einem halben
Jahr=
hundert iſt Japan in die Reihe der führenden Induſtrievölker eingerückt.
Nach dem von der New York Truſt Company herausgegebenen Inder
hat die induſtrielle Produktion Japans innerhalb der letzten 19 Jahre
um 83 Prozent, das Außenhandelsvolumen um 31 Prozent zugenommen.
Innerhalb der japaniſchen Induſtrie ſteht die Fabrikation von Textilien
weit im Vordergrund. Die Textilinduſtrie beſchäftigt mehr als die Hälfte
der geſamten japaniſchen Fabrikarbeiter. Sie erzeugte zuletzt einen
Jahreswert von 488 Mill. Doll., darunter 320 Mill. Doll. Baumwollſpin.
uereierzeugniſſe. Japan iſt der größte Rohſeidenproduzent der Welt.
Nohſeide iſt der wertvollſte Exportartikel: 1928 wurden für 340 Mill.
Dollar Rohſeide ausgeführt. In der Kunſtſeideninduſtrie nimmt Japan
bereits den ſiebenten Platz unter den Produktionsländern der Erde ein,
indem es 1328 ſeine Produktion um 586 Prozent ſteigerte.
Produkkenberichte.
Frankfurter Eierpreiſe vom 8. Juni: Entſprechend der Jahreszeit
war das Angebot von Eiern wieder kleiner und die Preiſe konnten an
allen Plätzen ziemlich anziehen. Das Geſchäft entwickelte ſich ſehr rege.
Es notierten: Bulgariſche 9—9,25, Holländiſche 10—12,50, Jugoſlawiſche
9—9,50, Polniſche 7,25—7,50, Ruſſiſche 8—9, Däniſche 10—12,50,
Bel=
giſche 10—10,40, Franzöſiſche 10—11 Schleſiſche 9,75—10,50, Bayeriſche
10 norddeutſche 9,/6—10,50, rumäniſche 8,50—8,75,
Berliner Produktenberichte vom 8. Juni. Nach den heftigen
Preis=
ſchwankungen der letzten Tage machte ſich zum Wochenſchluß bei ſehr
geringen Umſätzen eine Beruhigung geltend. Die Cif=Offerten für
nordamerikaniſchen Weizen waren erhöht. Plataweizen wurde dagegen
billiger angeboten. Vom Inlande liegt nur ſehr ſpärliches
Offerten=
material von Weizen und Roggen vor, aber auch die Nachfrage hält ſich
in engen Grenzen. Die Lieferungspreiſe für Weizen ſtellten ſich etwas
höher, für Roggen dagegen um 0,5—0,75 Mark niedriger. Das
Mehl=
geſchäft iſt weiter ſehr ſtill. Hafer liegt bei geringem Angebot ſtetig
Gerſte ſtill.
Frankfurker und Berliner Effekkenbörſe.
Berlin, 8. Jun:.
Die Börſe zeigte zum Wochenſchluß wieder eine freundliche
Stim=
mung. Schon im heutigen Vormittagsverkehr konnte man eine
weſent=
lich beruhigtere Auffaſſung feſtſtellen, die größtenteils durch die
end=
gültige Unterzeichnung des Sachverſtändigenberichts in Paris
hervor=
gerufen wurde. Men hofft jetzt, daß die Räumungsfrage bald erledigt
werden wird. Das Geſchäft iſt zwar, wie gewöhnlich am Samstag,
gering, doch haben die Realiſationen aufgehört und die Spekulation
ſchritt zu Deckungen, vereinzelt auch zu kleinen Meinungskäufen, da
man wieder an einigen Märkten Auslandsintereſſe beobachtete. Einen
güinſtigen Eindruck machte der Wochenbericht der Allgemeinen Deutſchen
Kreditanſtalt in Leipzig, der auf Grund des in Paris erzielten
Ergeb=
niſſes von beſſeren Konjunktur=Ausſichten ſpricht. Wenig befriedigt
war man aber weiter über die Schätzungsziffern der neuen
Reichsan=
leihe, da es ſehr wohl möglich iſt, daß die erſte Tranche von 300
Mil=
lionen Mark längſt nicht erreicht wird. Die Anfangskurſe boten kein
einheitliches Bild, meiſt ergaben ſich aber 1—2prozentige Beſſerungen
gegen geſtern Mittagsſchluß. Nach den erſten Kurſen wurde es unter
häufigeren Schwankungen weiter feſter.
Frankfurt a. M., 8. Juni.
Zum Wochenſchluß zeigte die Börſe wieder ein freundliches
Aus=
ſehen. Hinſichtlich der Unterzeichnung des Pariſer Abkommens war
man zuverſichtlicher geſtimmt. Das Geſchäft nahm jedoch kein
beſon=
deres Ausmaß an, nur für Spezialwerte beſtand lebhaftere Nachfrage,
da vereinzelte Auslandsorders doch wieder über die letzttägigen
Ent=
täuſchungen hinweghalfen. Das Hauptintereſſe konzentrierte ſich auf
Neichsbankanteile, die für Auslandsrechnungen geſucht waren und 8½
Prozent höher eröffneten. Die übrigen Werte lagen hier von 1—3
Prozent höher. Montanwerte und Elektroaktien waren vernachläſſigt,
doch durchſchnittlich etwas gebeſſert. A. E.G. und Bergmann wurden
jedoch zeitweiſe etwas lebhafter gehandelt und konnten 2,5 Prozent
ge=
winnen. J.G. Farben blieben unverändert. Adlerwerke leicht gedrückt.
Zellſtoffwerte bis 2 Prozent erhöht. Renten ſtill und eher etwas
nach=
gebend. Im Verlaufe war die Stimmung weiter freundlich, vereinzelt
ſchritt die Spekulation zu Deckungen, und es ergaben ſich gegen Anfang
weitere kleine Gewinne. Beruhigend wirkte vor allem das Aufhören
jeglicher Realiſationen, doch fehlten auch ſpäterhin die Kaufaufträge,
ſo daß ſich keine Geſchäftsbelebung bemerkbar machen konnte. Nur
Reichsbankanteile ſtanden weiter im Vordergrunde und konnten erneut
3 Prozent gewinnen. Gegen Schluß der Börſe wurde das Geſchäft
etwas lebhafter; ſtärkere Nachfrage beſtand für Montan= Elektro= und
Farbenaktien. Auch Zellſtoffwerte traten ſtärker in Erſcheinung. Es
ergaben ſich weitere Gewinne bis zu 2 Prozent. Am Geldmarkt war
Tagesgeld mit 7 Prozent unverändert. Am Deviſenmarkt nannte man
Mk. gegen Dollar 4.1930, gegen Pfunde 20.334, London-Kabel 4.8487½,
—Paris 124.04, —Mailand 92.68, —Madrid mit 34,25 weiter etwas
anziehend und Holland 1207/g.
A. E. G...
Baſalt ..
Bergmann.
Berl. Karlsruhe It
Berl. Hand.=Geſ.
Braunkohl. Briketts/ 159.— (157.—
Bremer=Wolle.
Danatbank. .
Deutſche Bank.
Dresdner Bank...
Orenſtein ..
Deutſche Erdöl .... !114.— 1114.—
Polyphon
eutſche Petroleum./ 64.— 63. —
Lynamit Nobel. . . . . / 119‟/, 120.— Rütgerswer
Elektr. Lieferung. . . ./ 162.— 162.— Sachſenwerke
Siemens Gla
258.— 1259.—
. G. Farben. .
136.— 1135.75 Ver. Glanzſtoff
Gelſenk. Berg..
Beſ. f. elektr. Untern. 227. — 1228.75 Ver. Stahlwerke
49.— Volkſtedter Porzell
49.—
ſan. Maſch.=E
154.50 Wanderer Werke.
Hanſa Dampfſchk
Wiſſner Metall
12211, 1122.—
Hapag ..
144.25 1144.— Wittener Gußſtah
Harpener
286.75
emvor Zement.
) Tie 3 Kalinr erte verſtehen ſich exkl. Bezugsrecht.
Devifenmarkk.
Kelſingſeis.. /1c.525
Wien .....
Prag .....
Budapeſt ...
Soſia ..."
Holland.
Sslo ......"
Kopenhagen.
Stockholm. . .
London...
Buenos Aires
New Yorf..
Belgien..
Brief
1.95
6.415
60.79
18.48
81.35
1.849
1.4985
7.375
18.77
5.445
2. 017
1. 165
4.054
Die ſteuerliche Behandlung der Reichsanleihe
von 1929.
F. Auf wiederholte Anfragen wird aus dem
Reichsfinanz=
miniſterium mitgeteilt:
In der Einkommenſteuererklärung wird lediglich nach dem
ſteuer=
pflicht’gen Einkommen, nicht dagegen nach den ſteuerfreien Beträgen
gefragt. Infolgedeſſen brauchen die Zinſen der ſteuerfreien
Reichs=
anleihe von 1929 in der Einkommenſteuererklärung als Kapitalerträge
auch nicht angegeben zu werden. Ebenſo braucht in der
Vermögens=
erklärung die ſteuerfreie Reichsanleihe wegen ihrer
Vermögensſteuer=
freiheit als Kapitalvermögen nicht angegeben zu werden.
Unberechtigt ſind auch die Befürchtungen, daß die Zeichnungsliſten
von den Finanzämtern eingefordert werden können; dieſe Liſten
ge=
hören zu den Geſchäftspapieren der Banken und kommen nicht zur
Kenntnis der Steuerbehörden.
Vom ſüddeukſchen Eiſenmarkk.
Die Lage am ſüddeutſchen Eiſenmarkt machte in der vergangenen
Woche einen rechr freundlichen Eindruck. Die Belebung, von der in den
letzten Wochen berichtet werden konnte, hat ſich verſtärkt. In Stab= und
Formeiſen ſind die Speziſikationseingänge zahlreicher geworden, wobei
beſonders die eiſenverarbeitende Induſtrie durch erheblichen Bedarf
auf=
fiel. Die Bautätigkeit hat ſich weiter geſteigert und es kamen zahlreiche
Abrufe in Trägern und Moniereiſen an den Markt. Auch die
Beſchäf=
tigung der Konſtruktionswerkſtätten iſt weſentlich beſſer geworden. Der
raſceren Lieferungsmöglichkeit wegen entnahm man Moniereiſen
viel=
fach den gutſortierten Großhändlerlägern, während Formeiſen bei
einigermaßen normaler Einteilung meiſt i wenigen Tagen, von den
ſveſtlichen Werken geliefert werden konnten. Die Händlerkundſchaft,
deren Läger vielfach ſtark gelichtet ſind, erteilte größere Abrufe. Die
Abſchlußtätigkeit war befriedigend. Das Feinblechgeſchäft hat ſich
ge=
halten, während Grob= und Mitkelbleche wenig gefragt waren. Auch in
Bandeiſen blieb das Geſchäft luſtlos. Der Lagerverſand in Ladungen
wie auch in SCZ=Material konnte durchweg befriedigen. Die Werke ſind
ſehr gur beſetzt, die Lieferzeiten benegen ſich zwiſchen zwei und ſechs
Wochen für Formeiſen und 4—10 Wochen für Stabeiſen. Die Verbands=
Preiſe wie auch die Weiterverkaufspreiſe blieben durchweg unverändert.
Nach wie vor wirkt ſich außerordentlich hemmend bei den Geſchäften die
ſchleeſte Zahlungsweiſe der Kundſchaft aus. Darin dürfte ſich auch),
ſolange der Geldmarkt angeſpannt iſt, nichts ändern.
Viehmärkke.
* Auf dem Schweinemarkt in Weinheim a. d. B. am Samstag, den
8. Juni, waren 268 Schweine zugeführt. Verkauft wurden 204 Stück,
und zwar Milchſchweine das Stück von 32—38 Mk., Läufer das Stück
von 40—60 Mark.
Kleine Wietſchaftsnachrichken.
An Stelle der bisherigen Direktoren Dr. Heinrich Fuchs und Emil
Böhme wurde Diplomingenieur Hermann Katz zum Vorſtand der H.
Fuchs Waggon A.G. Heidelberg beſtellt.
Die Preußiſche Staatsbank (Seehandlung) in Berlin und die
Säch=
ſiſche Staatsbank in Dresden haben eine am 15. Juni 1929 in Kraft
tretende Vereinbarung getrofſen, auf Grund deren den ſächſiſchen
Ban=
ken und Bankgeſchäften für ihren Geſchäftsverkehr mit der Preußiſchen
Staatsbank und mit dem Berliner Platz überhaupt ähnliche Vorteiie
gewährt werden können, wie ſie bereits ſeit längerer Zeit für den
Geld=
verkehr der Preußiſchen Staatsbank mit Frankfurt am Main, Hamburg,
Köln, Düſſeldorf und München beſtehen.
Die in Dresden tagende Verſammlung der deutſchen Fahrradfabriken
hat den Beſchluß gefaßt, angeſichts der dauernd geſtiegenen
Geſtehungs=
koſten die Preiſe für Fahrräder mit ſofortiger Wirkung um drei Mark
zu erhöhen.
Am Rohhäutemaekt war die Kaufſtimmung weiter ſehr vorſichtig;
die Preiſe brachten keine Ueberraſchungen. Auf der Berliner
Häutever=
ſteigerung wurden für Ocſſen, Farren und Kuhhäute um 5 bis 10
Pro=
zent höhere Preiſe erzielt. Leichte Ochſenhäute m. K. ergaben 62.25,
ſchwere 51; leichte Farrenhäute 66,50 ſchwere 40,50 bis 41,25; leichte
Kuh=
häute 58,50, ſchwere 54 bis 75.25 Pfg. pro Pfund.
Die Preisindexziffer der „Metallwirtſchaft” iſt in der Zeit vom
29. Mai bis 5. Junk von 125.9 auf 125,5 (Durchſchnitt 1909/13 — 100),
alſo um 0,4 Prozent geſtiegen. Für die einzelnen Metalle wurden nach
Lem Preisſtande vom 5. 6. 1929 folgende Einzelindexziffern errechnet:
Kupfer 127,9, Blei 147,7, Zink 107,8, Zinn 107,0, Aluminium 132,0, Nickel
107,7, Anzimon 111,4.
Nach der üblichen, in „Stahl und Eiſen” veröffentlichten Ueberſicht
über die Entwicklung der deutſſchen Eiſenausfuhr (Walzerzeugniſſe und
Eiſenwaren) hat der Monat April 1929 ſowohl hinſichtlich der Ausfuhr
als auch bezüglich des Handelsbilanzſaldos in Stahl und Eiſen ein
Re=
kordergebnis gebracht.
Das bisherige Kohlenaustauſchabkommen der Tſchechoſlowakei mit
Deutſchland läuft am 20. Juni ab. Die Verlängerungsverhandlungen
wverden am 13. Juni im Prag beginnen. Der tſchechiſche Untevhändler
iſt Sektionschef Dr. Sicher, Arbeitsminiſterium. Deutſchland wird durch
dim Reichskohlenkommiſſar Schutz und durch Bonikowſki vertreten
wverden.
Der Wochenausweis der Bank von Frankreich per 31. Mai 1929
zeigt ein Anwachſen des Goldbeſtandes um 6 auf 36 596 Mill. Fr. Der
Wechſelbeſtand iſt um 1086 auf 5762 Mill. Fr. zurückgegangen, der
Noten=
umlauf hat ſich um 166 auf 64 318 Mill. Fr. erhöht. Die
Sichtverbind=
lichkeiten in Höhe von 82924 (82 162) Mill. Fr. ſind mit 44,13 (44,53)
Prozent in Gold gedeckt.
Frankfurter Kursbericht vom 8. Juni 1929.
Aae ee
anl. v. 27......
6 Baden
Frei=
ſtaat v. 27...."
% Bayern Frei
ſtaat v. 27
Heſſen
Volks=
gat v. 28...
/ Preuß.
Staats=
inl. v. 28......
Sachſen
Frei=
taat v. 27..."
6 Thüringer
Frei=
taat v. 27....
Auslo=
+ 1/.
eref ete
ungsſch. (Neub.)
Diſche.
Schurge=
bietsanleihe. . .
8% Bad.=Bad. v. 26
10 Berlin v. 24.
v. 28
720 Frli. a.M. b.24
8% Mainz v. 26..
8% Mannh. v. 26
8½ Nürnber / 1.26
Di. Komm.
Sam=
mel=Ablö ſ.-Anl.
* Ausl. Ser. 1
* „ Ser,II
8% Ber Hyp.=Bk.
8% Frkf. Hhp. Bk.
½%. Lig. Pfbr.
4% „ PfbrBk.
2½X.- Lig.Pfbr.
87.3
76
88
80
51.05
11.1
5.05
88
*8
82.5
89.75
50
21
97.5
97.5
75.4
98
78
8½ Heſſ. Landesbk
4½% Geſt.Sd3. Hp.
Bk.=Ligid. Pfbr.
8% Kom.
Landes=
bank Darmſtadt.
8% Mein. Hyp.Bt
4½% „ Lig. Pfbr
8½ Pfätz. Hyp.Bk
8% Preuß. Ztr.=
Stadtſchaft. .
% Rhein.Hyp.=B
4½% „ Lig. Pfbr.
8% Rhein.=Weſtf.
Bd.=Cred 1....".
/ Südd. Bod.-
Cred.=Ban!....
8% Württ. Hyp.=B
3% Daim ier Benz
von 27........"
½⁄ Klöckner=Werle
Berlin v. 26....
7% Mainkrw. v. 26
7% Ver. Stahlwkel
mit Opt. v. 26..
8% VoigtckHäffner
von 26 ......."
J. G. Farben Bonds
28..........
5 % Bosn. L. E. B.
v. 1914 ......."
41/.% Oſt.
Schatz=
anw. v. 1914 ..
4½ Oſt. Goldrente
41/,% Rum. Gold
von 1913 ...
4% Türk. Admin. .
4½ „ 1.Badgad
Zollanl.
49
4:), Xüngarn 1911
97.25
84.5
741.
94
82.5
97.5
76
97.5
97.5
97.75
78I-
97.5
98.5
97.75
73
89
81
82.25
90.5
138
34
35
21-I.
4ſ,% Ungarn 1914
Goldr..
Oio
Allg. Dt. Creditanſt.
Bk. f. Brauinduſtr.
Berl. Handelsgeſ. .
Comm. u. Privatb.
Darmſt. u. Nt.=Bk. /277. 75
Deutſche Bank .."
„ Eff.=u.
Wechſel=
bank .. .. . . . . . 127
„ Vereinsbank
Diskonto=Geſellich
Dresdener Ban!".
Frankf. Bank. . . ."
Hyp.=Bk. .. . . . 138.5
Pfdbr.=Bk. . . . . /138
Gotha. Grundkr. B.
Mein. Hyp.=Bank.
Mitteld. Creditbk.
Nürnb. Vereinzbk;
Oſt. Creditanſtalt.
Pfälz. Hyp.=Ban1.
Reichsbank=Ant. . .
Rhein. Creditbr. ..
„ Hyp.=Bank ...
Südd. Bod.=Cr. Bk.
Wiener Banwerein
A.-G. . Verkehrsw
Dt. Eiſenb.=Geſ...
7% Dt. Reichsbahn
Vorzge
Hapag ......"
Nordd, Llohzd 1113/,
Schantung=Eiſenb.
Südd. Eiſenb.=Geſ.
Aecum. Berlin. ..
Adlerw. (v. Kleher)
5% AEG. Borzug
2.
23
123
176.75
188
169.5
99
156.5
163
104.5
132
129.5
186
15)
30.75
38.5
37.5
23
152
170
153.25
160
121.75
190
123
53.25
23
93.75
HAEG. Stamm. . . .
Baſt Nürnberg ..."
Bergm. E. Werke
BrownBroverickCie
Brüning & Sohn..
Buderus Eiſen ...
Eement Heibelbergl
Karlſtadt
Chem. WerkeAlbert.
Chade .........."
Daimler=Benz..
Dt. Atl.=Telegr.. . .).
„ Eiſenh. Berlin.
Erdöl
Gold= u. Silb.
„ ſcheide=Anſtalt.
„ Linoleumwerk. /354.2.5
Eichbaum, Brauer./300
Elektr. Lich u. Kraftl221.5
„ Liefer.=Geſ.
Eſchw. Bergwer! „/196
Eßlinger Maſchinen
Ettlinger Spinnereil215
J. G. Farbenindſtr. /257.75
Feinmech. (Jetter)
Fel t. & Guilleaum
Frkft. Gas ... .. . . 1127
Hof „....... / 75
Beiling & Cte ..
Gelſen 1. Bergwer!
Geſ. elektr.
Un=
ternehmungen. 122
Goldſchmidt Th. . ./ 82.1
Gritzner Maſchinen
Grün & Bifinger /169
dafenmühle Frlf1. 1130
Hammerſen (Hsn.)
Harpener Bergbau/143
Henninger, Kempf./170
Hilpert Armaturfb. / 94.5
Hindrichs=Aufferm.
Sirfch Kupfer ... 1131
192.5
138
138
4425
23
167.5
4u
85.5
48
73
Hochtief Eſſen ... .! 93
Holzmann, Phil. .
Holzverk.=Induſtriel 90½,
Flſe Bergb. Stamm
Genüſſe
Junghans Stamm
Kali Aſchers leben.
„ Salzdetfurth /408
„ Weſteregeln
Kammgarnſpinn ./188
Karſtadt, R.. . .
Klein, Schanzl. . . .
Klöcknerwerke ....
Kraftw. Alt=Württ.
Lahmeyer & Co...
Lech, Augsburg ..
Löwenbr. Münch. 1296
Lüdenſcheid Metall
Lutz Gebr. Darmſt.
Mainkr.=W. Höchſt.
Mainz. Akt.=Br.. . .
Mannesm. Röhren
Mansfeld. Bergb..
Mars=Werte .....
Metallgeſ. Frankft.
Miag. Mühlenbau.
MontecatiniMaild.
Motoren fb. Darmſt.
Neckar). Fahrzeug..
Nicolay, Hofbr....
Oberbedar; .. . . ..
Oſterr. Alpine Mo.
Otavi Minen ..... 71
112
220
73.8
247
251.5
95
106
85
170
88
107.5
35
120.5
134.75
84
130
59
145
Peters Union Fr.=
Phönix Bergbau.
Reiniger, Gebb.. ..
Rh. Braunkohlen".
Elektr. Stamm
Stahlwerke. ..
Riebeck Montan ..
Roeder Bb. Darmſt
128
92.5
104
165
128
116
Rütgerswerke ...."
Sachtleben A. G.
Schöfferhof=Bind.. 1361
Schramm Lackfabr.
Schriftg. Stempe I.
Schuckert Elektr..
Schwarz Storchen.
Siem. Glasinduſtr.
Siemens & Halske.
Strohſtof f. Ver.. ..
Südd. Immobilien
Zucker=AG
Svenska Tändſticks
Tellu =Bergbau...
Thür. Lie ſ.=Geſ..
Tucher=Brauerei.
Anterſr. Krs.=
Elei=
tr.=Ver .......
Beithwerke.
Ver. . Chem. Ind
Gummifabri
Berlin=Fran 1
„ Laurahütte
„ Stahlwerte /106
„ Ultramarin . . /149
„ Zellſt. Berlin. /115
Vogtländ. Maſchin
Voigt & Haeffner. 1213
Wahß & Fretztag..
Wegelin Rußfabrikl120
Werger Brauerei. 1203
Zellſtoff. Aſcha ffbg.
„ Memel. . . . . .
Waldho ...
Gö
191
106.5
123.5
246.25
16.
218
84
149.5
425.5
118.5
102.5
Allianz u. Stutt,
Verſicherung ..
Frkft Allg. Verſ.=
Frankona Nück=
Mitv. .. . . .
Mannh. Berſich.
1oz
87.75
68
195
255
erprobte Ver=
Ihre Wäsche.
Durch
Einweichen
Durch
weiches Wasser
Mit
Ri
K
E
Ne
R
u
R u
E
E
Ru
n
Ne
K
Durch
einmaligeskurzes
Kochen
Nehmen Sie aber immer Persil
in der vorgeschriebenen Menge!
1 Paket reicht für 2‟/z bis 3 Eimer
Wasser. Lösen Sie Persilkalt auf!
Marart
A
Jun”
1929
Gte
den
Sſtaß
16
Nur in Originalpackung — niemals lose.
V.1448
Hersteller auch von Henko — Henkels Wasch- und Bleichsoda.
[ ← ][ ][ → ]Nummer 23
mOM! U
D OA
An. .
Seit im Jahre 1845 die Krankenheiler Jodquellen
ent=
deckt wurden, iſt Cölz in raſcher Entwicklung von einer
klei=
nen Oſarſtadt mit Flößerei, Kleingewerbe und Viehzucht zu
einem Heilbad von Weltruf geworden.
„Das alte, in ſeinen Anfängen weit ins Mittelalter
zu=
rückreichende bürgerlich=gewerbfleißige Cölz und das neue,
nach dem Mondänen ſtrebende, knapp ein halbes
Jahrhun=
dert alte Cölz ſind durch das reißende, ſmaragdgrüne Waſſer
der Iſar wie durch einen Gedankenſtrich voneinander
ge=
trennt und durch eine architektoniſch unmögliche Brücke in
äußere Beziehung geſetzt. Hier die heiter=heilige Anmut des
ins Nokoko hinüberſpielenden Bürgerbarocks, die
behäbig=
wohlhabenden, vielfenſtrigen Häuſer der Oswald, Schaftler.
Manhardt und Sporrer, der Schretzenſtaller und
Schwaig=
hofer mit ihren bekenneriſch=frommen, luſtig=bunten
Schil=
derein, zopfigen Sierarten und launigen Spruchlein. Drüben
der Badteil” mit dem modernen Kurhaus Gabriel von
Seidls dem Cölz Wahlheimat wurde, das Badehaus, in
dem täglich bis zu 1500 Jodbäder verabfolgt werden, die
großen Hotels aller Gattungen, die Wandelhalle mit ihrer
morgendlichen Muſik und der Parade der ihr Crinkglas
haltenden „Kurfremden”, die ſchön gepflegten Anlagen, die
ſauberen Wege, die Seitungsverkäufer, die
Straßenphoto=
graphen und Andenkenhändler. Nechts der Oſar die
hei=
meligen alten Crinkſtuben mit den niederen Decken, wo man
an ſchweren Holztiſchen ſeine Weißwurſt verzehrt und ſeinen
kleinen Wein dazu trinkt, und wo die einheimiſchen Burſchen
nackte Knie aus fettigglänzenden Lederhoſen ſtrecken und
ihren Diskurs miteinander haben und die drallen Deandln
in keckhumorigen ſchwarzen Stupshüten die beſtickten
Schür=
zen überm Schoß ſtreichen und kichern.
Will man Jugend ſehen, ſo muß man ſchon über die
Brücke gehen, im „Badteil” begegnet man in erſter Linie
alten Leuten, an denen die Jodquellen freilich das Wunder
der Verjüngung vollziehen.
Man geht nicht nur „auf Befehl des Arztes” nach Bad
Cölz, wenn man an Arterienverkalkung leidet. Man wird
auch von dieſem Cölz ſelbſt angezogen, von dem, was es
un=
abhängig von ſeinen heilenden Wäſſern iſt. Die Stadt, die
Landſchaft und die wundervoll milde Luft, die ſo
unbeſchreib=
lich leicht in die Lungen weht, ziehen in gleicher Weiſe. Wild
und ſtörriſch kommt die Oſar aus den noch lange in den Juni
hinein mit Schnee bedeckten Bergen, hier geht ihre Jugend
zu Ende, die Ebene voll geheimnisreicher Cannenwälder
nimmt ſie auf, in der Ferne lockt München. Eine leichte
Me=
lancholie liegt über ihren breit hinlagernden Kiesbänken und
den immer ſanfter werden Schwüngen dieſer in der Sonne
glitzernden Schlange. Dazu das träumeriſche Läuten der
Glocken des wohligfaulen Viehs in fetten Weiden. Der
Kalvarienberg mit ſeiner Wallfahrtskirche, die weiß aus
der grünen Höhe funkelt, ſchützt gegen Nordwinde. Die
Ebene hat man dort oben hinter ſich, ſchaut auf die Stadt
und das Gewirre der Dächer hinab, über die die
Swiebel=
türme der drei Kirchen ragen, dahinter breitet ſich ein
Ge=
birgspanorama von ſeltener Eindruckskraft. Immer höher
türmen ſich die Berge über den Blomberg, Sulzkopf,
Rechel=
kopf, Forſterhöhe, über die unheimliche Benediktenwand bis
zum Karwandelgebirge und dem Großvenediger.
Bad Cölz iſt ein Schlüſſelpunkt für Wanderungen im
Ober=
land. Wenn die Mönche von Benediktsbeuern zu ihren
Brüdern am Cegernſee wanderten, hielten ſie in Cölz Naſt.
„Wenn dir bei dieſem Anblick das Herz nicht höher zu
ſchlagen anfängt, dann haſt du keins in deinem öden Leibe‟,
ſagt Karl Stieler, der Hochlandſänger.
Und dann die Seen!
Die Poſt= und Privatunternehmen organiſieren täglich
um einige Markln Fahrten nach den Seen. Man fährt bis
zu 20, Perſonen in ruhig gleitenden Ausſichtswagen auf
glatten Landſtraßen oder in kleineren Wagen zu fünfen. Eine
der beliebteſten Fahrten geht nach Bayriſchzell am Suß des
gigantiſchen Wetterſteins, zu dem jetzt eine Sahnradbahn
hinaufklettert. In Waakirchen hat der „Schmied von
Kochel”, der perſonifizierte bagriſch=bäuriſche Crotz, jüngſt
erſt ein Denkmal bekommen, einen hockenden Löwen, denn
Waakirchen ſtreitet ſich neuerdings mit Kochel um die Ehre
ſeines Geburtsortes. Von Pfingſten her ſteht noch der
Mai=
baum daneben, die blau=weiße Flagge flattert noch an der
gelben Kletterſtange, und aus dem Gaſthaus, von der
Holz=
galerie herab, klingt die Sither. Plötzlich glitzert der
Cegern=
ſee durch die Bäume: weiße Segel in der Bläue, braune
Kähne mit braunen Leibern der Nudernden und blendendes
Silberblinken der Sonne überm Waſſer. Im Bräuſtüberl
von Cegernſee ſitzen die Durſtigen vor den großen
Maß=
krügen, die die Kellnerinnen unabläſſig herbeiſchleppen. Das
weiße Schloß ſpiegelt ſich im Waſſer. Drüben liegt Egern.
Auf dem Friedhof beſuchen wir die Gräber Ganghofers und
Chomas, die hier unter üppigen Maßliebchenbeeten friedlich
nebeneinander ſchlummern, und beneiden ſie um das Glück,
daß ſie ihren eignen Nuhm nicht zu überleben brauchten. Als
wir wieder im Auto ſitzen, ſagt die Berlinerin neben mir:
„Es war ſehr intereſſant, aber ſie ſind heute passé, nich?"
Cölz braucht dieſe Konkurrenz nicht zu fürchten, wie
Wiesbaden nicht Bad Nauheim zu fürchten braucht. Denn
man braucht Cölz, und die Sahl der Kranken, die es
brau-
chen, iſt ſehr groß. Aber vielleicht drückt dieſe Konkurrenz
ein wenig auf die Preiſe.
Der Schlierſee muß die Konkurrenz fürchten und wird
bald nur noch eine „Sommerfriſche” ſein, wenn die
BBoh=
rungen ohne Erfolg bleiben. Crotz Raver Cerofal, an deſſen
Bauerntheater wir eben vorbeifahren. Und ſetzt ſind wir in
Bayriſchzell angekommen, und der Guſtl Müller empfängt
uns, der doppelte Weltſkimeiſter, der den „goldenen Ski”
hat, und bringt uns den Kaffee und Königskuchen.
Welch ein ſchlichtſchönes Kriegsehrenmal hat
Bayriſch=
zelll „Von meinen Bergen muß ich ſcheiden!” Und
grad geſtern iſt der Martin Staudacher geſtorben, der
ein=
fache Pfarrmesner und Vater der Crachtenbewegung, der
dieſen Calwinkel hart an der Ciroler Grenze berühmt
ge=
macht hat durch ſein Volkslied gewordenes Gedicht „Kennſt
du das Cal im Alpenglühen?” Und am Samstag wird das
Kreuz vom Wetterſtein in ſein offenes Grab ſehen.
In der milden Abendſonne fahren wir durch die
ſtrotzen-
den Maiwieſen wieder nach Cölz zurück.
Cags darauf rollen wir nach Weſten zum Kochel= und
Walchenſee über Benediktbeuren. Die weißen Apfelblüten
mit ihrem roſa Haupt neigen ſich üppig über die Wagen. Es
iſt wie an unſerer guten Bergſtraße. Links die Berge, rechts
die Ebene mit dem weiten ſeidenblauen Himmel und den
lanften Wölkchen. Doch „unſere” Bergſtraße verhält ſich
zu dieſer wie eine Geßnerſche Idulle zu einer Klopſtockſchen
Ode. Alle dieſe Seen ſind Ausflußbecken der Alpen. Fährt
man auf ihnen dem Gebirge zu, ſo iſt man verzaubert, fährt
man der Ebene zu, ſo hat man Mühe, ſeine Enttäuſchung zu
meiſtern; aber niemand kann ſich ſo ſchnell vom Drama zur
Lyrik umſtellen. Es iſt wie ein Ueberfall. Schon ſind wir in
Kochel. Da ſteht nun der Schmied leibhaftig in Erz und
ſchwingt die Fahne und den erſchröcklichen Morgenſtern. Der
See wirkt ein wenig dürftig, gemeſſen an ſeinen größeren
Brüdern, er iſt ein mehrfach multiplizierter Großer Woog.
Aber da liegt das gigantiſche Kraftwerk, ein techniſcher
Criumpf des Menſchen über die Natur. Seine acht gewal-.
tigen Dynamos ſurren in dieſer Einſamkeit das hobe Lied
unſerer Seit. Die 6 Prallelröhren, die ſteil vom Walchenſee
die Waſſermaſſen herunterlaſſen, umfaſſen den Berg wie eine
rieſige Klammer. Sie ſtören die Natur nicht, wie
ſentimen=
tale Schwärmer behaupten, ſie ſtören ſie ſo wenig wie Le
Notres Gartenſchere den Park von Verſailles. Auf den
wundervollen Steilſchwüngen einer jungen Landſtraße
ar=
beitet ſich jetzt der Wagen hinauf zum Walchenſee. Und
plötzlich leuchtet ſein grüner Spiegel durch die Bäume.
Hier liegt die ſchönſte deutſche Jugendherberge. Ich gehe
den Berg hinan und finde die Herbergsmutter allein, ſie hat
am Herd zu ſchaffen. Sie zeigt mir das Holzhäusle. Eben
ſind Berliner Jungen oben mit einem Studienrat. Sie ſind
ausgeflogen und werden erſt gegen Abend zurück ſein.
Die Studienrät,” meint ſie, „habens halt nit leicht.”
Sch ſitze noch ein Weilchen bei ihr, dann verabſchiede ich
mich von der Guten und gehe langſam zu See hinab. Er iſt
ſo klar und ruhig, daß ich mein Bild darin ohne Verzerrung
ſehe. Wenn man über den See hinſchaut, ſieht man die
Natur, deren Ceil er iſt. Schaut man in ſeine Ciefe, ſo lieht
man nur ſich ſelber.
Dr. Philipp Krämer.
Innnnnnnn
A
A annge
A.
uß
Rings um die
Landſtraße.
Von Willibald Kupfer.
Sie iſt plötzlich entdeckt worden — — die liebe, gute, alte
Landſtraße mit ihren Licht= und Schattenſeiten, ihrer Nomantik
und ihren mannigfaltigen Lebensäußerungen. Die Brüder der
Landſtraße, denen ſie Welt, Wohnung und Erwerb — alles iſt,
ſind nach Stuttgart getippelt, immer den Landſtraßen entlang,
aus allen Gegenden Deutſchlands, und haben dort einen Kongreß
abgehalten und viele ſchöne und ſchwungvolle Neden gehört. Und
es wurde da das „Necht der Landſtraße” proklamiert und
man=
ches andere mehr, was auf die Landſtraße Bezug hat. Und der
ſeßhafte Bürger hörte und las davon mit vielem Staunen, denn
er wußte nicht, daß die Landſtraße mehr iſt als ein von Staat
und Behörde unterhaltener Verkehrsweg.
Ja, das haben wir eben vergeſſen. Unſere Ahnen haben noch
das kräftige Nütteln der Poſtkutſche verſpürt, und das gab
ihnen eine gewiſſe Beziehung zur Landſtraße, ſie haben auch die
Schönheit der Welt aus dieſer Perſpektive geſehen. Aber die
Eiſenbahn hat ſie dann in den Hintergrund gedrängt, und ſelbſt
der Automobiliſt weiß kaum mehr davon zu berichten, als einiges
über ihren Zuſtand, ob ſie gut oder ſchlecht iſt. In alten Seiten
aber hat ſich das Leben ganzer Völker auf der Landſtraße
ab=
geſpielt, da war ſie das einzige Bindeglied von Siedlung zu
Siedlung, da zogen die reiſenden Handwerksburſchen und
fahren-
den Schüler auf ihr dahin und jeder, der eine Reiſe tat. Sie
ver=
einte all das auf ſich, was wir heute Verkehr nennen — den nie
verſiegenden Pulsſchlag des Lebens. Ueberall, ob ſie nun in
ſchnurgerader Linie durch die Ebene lief oder in ſteilen
Windun=
gen den Berg hinan, wurde ſie zum wichtigen Beſtandteil der
Landſchaft, überall ging ſie in der natürlichen Umgebung auf,
aus den Steinen der Landſchaft ward ſie gebaut und die ſchönſten
Bäume der Landſchaft ſtanden ihr zur Seite, Linden im Norden
Deutſchlands, Obſtbäume im Süden, und in Italien haben
Kaſtanien und Maulbeerbäume den Wanderer begleitet und auf
den Hochebenen Boliviens werden es Nöhrenkakteen ſein.
Nie=
mals iſt es jemanden eingefallen, zu ſagen, daß die Landſtraße ein
Fremdkörper im Angeſicht der Landſchaft ſei wie Eiſenbahnen
und eiſerne Brücken. Die beiden gehörten untrennbar zuſammen,
für immer und ewig.
In jedem Frühjahr klopft ein Bruder der Landſtraße, ein
Vagabund, an meine Cüre, bleibt zwei, drei Cage, verrichtet
dringliche Arbeit im Garten und zieht dann weiter, immer der
Landſtraße entlang, unfähig, ſeßhaft zu bleiben, von unerhörter
Liebe zur Landſtraße erfüllt. Aus Stuttgart, wohin ihn die
Loſung rief, hat er mir einen Brief geſchrieben.
„.. es iſt jammervoll, wie die Not meiner Brüder hier in
Berichten und Erzählungen zum Ausdruck kommt. Neid und
Paſtorale.
Von Oſſip Kalenter.
Als Eliſabeth, ſchön und blaß wie nur je eine Schloßherrin
in einer gefühlvollen Erzählung, an der ſtillen, kerzenbeſteckten
Abendtafel äußerte, ſie wolle den Kindern am Oſtermorgen zwei
Lämmer ſchenken, zarte, kaum der Mutter entwöhnte
Oſter=
lämmer: bildete ſie, wie immer, wenn ſie etwas ſagte, das
Ent=
zücken des Hauslehrers, der mit Hölderlin nicht nur die Art der
geſellſchaftlichen Stellung und den Vornamen gemeinſam hatte,
jondern auch die ſublime Gepflogenheit, Verſe zu ſchreiben.
(Wenngleich nicht ſo hohe und heilige, wie die unſterblichen jenes,
ſondern mehr irdiſche, von Luſt und Schwermut des äußeren Lebens
trunkene, die ihm auf Veröffentlichung in einer Cageszeitung
hin einmal die Suſchrift „Friedrich, du übertreibſt!” eintrugen.)
An dieſem Abend, an dem unabläſſig das ſüdliche Meer rauſchte
und der tiefe Garten mit Sypreſſen, Magnolien und
goldpuder=
ſtäubenden Mimoſen, mondbeſchienen, in den offenen Saaltüren
ſtand, war wieder zu bemerken, daß der Hausherr, der, da er
ſolch herrliches Schloß bewohnte, nicht umhin konnte, ein Graf zu
ſein, auch vor dieſem ſchönen Ausſpruch ſeiner ſchönen Gemahlin
nichts als gräfli chindifferent blieb.
„Wenn es dir Freude macht . . ."” ſagte er in einem höflichen
Dekreſzendo und traf keinerlei Anſtalt, dieſe
Konditionalkon=
ſtruktion in einem Hauptſatz zu krönen.
Man hat ihn ſich übrigens als einen ſtattlichen, ſehr eleganten
Mann von etwa vierzig Jahren vorzuſtellen, der vorwiegend
graue und zuweilen hellbraune Anzüge trägt, ſich in ſeine
Vor=
nehmheit wie Seus in eine Wolke zu hüllen beliebt und in unſerer
Geſchichte keine ſehr große Volle ſpielt .."
Mißgunſt lauert auf allen Straßen. Die Großſtädte haben
arbeitſuchende, aber auch arbeitſcheuende Elemente auf die
Land=
ſtraße geſchickt, ſie bringen die Brüder um ihre Arbeit, ſie
be-
ſetzen die Aſyle und — was das ſchlimmſte iſt — ſie diskreditieren
das ehrſame Handwerk des Vagabunden. Aber niemals wird
man unſere Forderungen erhören und unſeren Bitten willfahren.
„Bleibt an einem Ort!” ſagt man uns. Werdet ſeßhaft,
ſpeziali=
ſiert Euch auf eine Arbeit! Dann habt Ihr es nicht notig, um
das Necht der Landſtraße zu kämpfen!” Sie wiſſen es ſelbſt, daß
ich an hundert verſchiedenen Stellen den Sommer hindurch
Ar=
beit verrichte, mehr Arbeit als manch ein Seßhafter, daß ich
Gärtner, Maurer, Ciſchler, Klempner und Klavierſtimmer in
einer Perſon bin. Es würde mir ſicher nicht ſchwer fallen,
irgend=
wo dauernde Arbeit zu finden. Aber es geht nicht! Die Liebe
zur Landſtraße iſt in mir, iſt in allen meinen Brüdern zu groß.
Hier ſind wir der Natur am nächſten, hier iſt die einzige
Mög=
lichkeit, als freier, ehrlicher Menſch zu leben..."
Die Not der Landſtraße ſpricht aus dieſen Worten, Not,
die zwingend iſt, weil ſie von Liebe diktiert iſt. Hut ab, vor
dei=
nem Menſchentum, Vagabund! Ich grüße dich
Irgendwo, in einem verborgenen Winkel unſeres Herzens
ſind wir doch alle — faſt alle — dem Vagabund innerlich
ver=
wandt. Und es gibt Anzeichen, die darauf deuten, daß dieſe
Ver=
wandtſchaft gerade dem Menſchen des 20. Jahrhunderts wieder
Cechnik vorſorglich genug, um Fahr= und Motorrrad und
Auto=
mobil zu erfinden, Maſchinen, die den abgearbeiteten Städter
hinaus auf die Landſtraße, in die noch unbezwungene Natur
des freien Landes bringen. Es gibt noch viele unter dieſen
Fah=
rern, die die Natur mit dem Kilometerzähler meſſen. Aber früher
oder ſpäter wird ſich der eine oder der andere doch beſinnen. Oft
genug ſchenkt ihm der Motor Seit und Muße, ſich die Landſchaft
zu betrachten, ihre Schönheit zu entdecken. Dann, wenn er eine
Panne hat.
Vagabunden, Brüder der Landſtraße, ihr braucht keine
Sorge um eure Welt zu haben! Man wird ſie wieder finden,
ſchätzen und lieben lernen. Und dann wird man euch verſtehen
und euch das Necht geben, das ihr noch vergeblich ſucht ..."
Sie hat zwei Geſichter, die Landſtraße, ein inneres und ein
äußeres, eine Seele und einen Körper. Die Seele allein liebt der
Vagabund; der Körper iſt ihm gleichgültig, ſo lange er nicht in
knietiefem „Matſch” verſinkt. Aber wir anderen, die
dilettieren-
den Wochenend=Vagabunden und gar die Nadler und
Kraft=
fahrer und die Bauern und Handelsmänner, die auf ihr
dahin=
ziehen, müſſen ſich den Körper ſchon etwas näher beſehen. Den
„Straßenkorper” wie der Fachmann ſagt. Was nützt es, wenn
in Mazedonien etwa die Landſtraßen durch wundervolles Land
ziehen, ihr Körper aber ſo ſchlecht iſt, daß ſie nur dem
Ein=
geborenen benutzbar erſcheinen? Wir müſſen uns alſo, wenn wir
das große Chema Landſtraße mit einiger Vollkommenheit
er=
faſſen wollen, wohl oder übel einigen techniſchen Details
zu=
wenden.
Die erſte Form der urzeitlichen Landſtraße war das, was
wir heute Karawanenſtraße nennen würden. Die kulturelle
Ent=
wicklung des erſten Menſchen führte vom ungebundenen Jäger=
Daſein zur Viehzucht. Er trieb ſeine Herden von einer Weide
auf die andere, durchzog Jahr für Jahr weite Landſtriche, das
Vieh bahnte ſich ſelber ſeinen Weg durch Wald und Buſch und
Sumpf und es war klar, daß jede Herde, die der erſten folgte,
den gleichen Weg nahm, der nun ſchon von tauſend Hufen
ge=
bahnt, geſtampft war. So wurde die erſte Landſtraße geboren..."
Und die nächſte Stappe begann, als der Menſch auf dem
Rücken ſeiner Cragtiere Waren beförderte, Handelsmann wurde.
Da folgte er zunächſt dem Viehtrieb, bahnte ſich aber auch neue,
eigene Handelswege, die freilich nicht viel anders ausſahen, baute
wohl auch die erſten primitiven Brücken, verſenkte Nundholz in
unwegſamen Sümpfen, um einen feſten Untergrund zu ſchaffen.
So lange das Cragtier allein Cransportmittel blieb, konnte er
ſich damit behelfen. Dem Kamel genügt der Wüſtenſand als
„Straßenkörper”, dem Lama der ſteile Felſenpfad, dem Nenntier
die Cundra. Als aber die menſchliche Cransporttechnik mit der
bewußt werden ſoll. Die Liebe zur freien Natur iſt mit dem
Sportgeiſt erwacht und Liebe zur freien Natur iſt Liebe zur
Land=
ſtraße.
Es ſind zaghafte, täppiſche Verſuche, die der Kulturmenſch
unternimmt, um ſein „Zurück zur Natur!” in Wirklichkeit
um=
zuſetzen, Verſuche, die nicht immer geſchickt ſind, aber immerhin
— Verſuche . .."
Die Jugend hat ſich die Landſtraße wieder erobert,
Wander=
vögel ziehen auf ihr dahin . . . was tut es, wenn die Bewegung
Auswüchſe zeigt, wenn der Wandervogel zum ruppigen Geſellen
wird, wenn der das Lied der Lerche mit ſeinem eigenen Geſchrei
zu übertönen ſucht! Man kann ſich darüber ſtreiten, ab das der
richtige Weg iſt, der zur Geſundung des Großſtadtmenſchen führt.
Ein guter Kern ſteckt ſicherlich darin, ein vielleicht unbewußter
Crieb, der aus dem Herzen kommt.
Mir iſt der Wandervogel mit betont
läſſi=
ger Gewandung, mit Klampfen und buntem
Wimpel und endloſem Singſang jedenfalls
lieber als der „Naturfreund”, der ſich
Sonn=
tags mit einem großen Sonnenſchirm bewaffnet
unter einen Chauſſeebaum legt, um dort in
durchaus mißverſtandener Weiſe „am Buſen
der Natur zu ruhen”, Lieber auch, als der
elegante Kavalier, der den Mangel an eigenen
Gefühlen durch das Geplärr ſeines
Grammo=
phons verdecken läßt. .
Die Landſtraße geht einer neuen Blütezeit
entgegen. Und wenn es noch nicht das Herz
iſt, das in Liebe zu ihr entbrennt, dann war die
Sie wurden alſo angeſchafft, die Schäfchen.
Der Hauslehrer erblickte ſie von ſeinem Simmer aus und
eilte ſogleich zu Eliſabeth, die ſie mit je einem roſa und blauen
Bande ſchmückte: eine Szene in Nokoko.
Dann wurden Heinrich und Georg gerufen, die, kaum daß ſie
die Schäfchen erblickt, mit lautem Gebrüll die Wieſe ſtürmten.
Heinz, der blonde, nachdenkliche, träumeriſche, umarmte das
milchſchokoladenbraune, Georg, brünett und problematiſchen
Er=
ſcheinungen abhold, das einfach mollig unſchuldig weiße.
„Wir nennen ſie Bruno und Bianca”, ſagte Eliſabeth, die
eine reiche Erfindungsgabe und für dergleichen ein feines Gefühl
hatte, noch ehe dem Hauslehrer, der auch an eine ſymboliſche
Ver=
wendung der Farben dachte, etwas Paſſenderes eingefallen war,
als Kümmel und Num.
Der Cag war lauteres Entzücken. Dazu leuchtete heiter die
tyrrheniſche Sonne, und das Meer kräuſelte ein verwegener
Schirokko, der allen die Köpfe verdrehte.
Heinz und Georg ließe nicht von Bruno und Bianca und
hörten nicht auf, ſie zu bewundern, die, zärtlich wie Liebende,
Wange an Wange gelehnt, über die Wieſen tappten, Schulter
an Schulter im Schatten eines Seigenbaumes ruhten und käuten
und träumten, und die nicht einen Schritt voneinander wichen.
Sie waren in der Cat bewundernswert.
Alles wäre Harmonie und Frieden geweſen, und all die
Un=
ruhen, Irrungen und Betrübniſſe, die nun folgen, wären nicht
heraufbeſchworen worden, hätte Cranquillo, der Gärtner, nicht
ſeine Weisheit zum Schlechten gegeben und nicht den Fortgang
der Sdulle geſtört:
Cranguillo ſagte:
„Ihr müßt euren Schafen Salz und Brot geben! Dann
fol=
gen ſie euch auf Schritt und Critt ..
Dies war zu verlockend, um es ungetan zu laſſen. Zumal es
ſich bis nun ſo verhielt, daß nicht die Ciere den Knaben, ſondern
dieſe den Cieren nachgingen.
Heinz und Georg gaben ihnen Salz und Brot, Hände voll
Salz und ganze Laibe friſchen, duftenden Weißbrotes, und Bruno
und Bianca folgten ihnen, wie Cranquillo verheißen, auf Schritt
und Critt: und weiß und milchſchokoladenbraun, käuend und
läutend, friedlich, zart zogen ſie noch durch ihre Cräume.
Der Hauslehrer aber machte an jenem Abend ein Gedicht,
das anfing: „Sanfte Dulder mit den Cherubaugen . . ." und erſt
nach Mitternacht fertig war ..
Das Glück währte zwei Cage. Am Morgen des dritten
fand man Bianca tot.
Die Magd lief, obwohl es noch ſehr früh war, in gerechter
Erkenntnis der Cragweite dieſes zarten Codes, ins Schlafgemach
Eliſabeths. Die Schreikensnachricht alarmierte das ganze Schloß.
In Schals und Mäntel gehüllt, die Knaben in ihren
Pyjamas, umſtand man die kleine Cote, die die Magd ſchon
ins Freie getragen hatte. Heinz und Georg hatten ſich
verzweifelt über ſie geworfen und weinten und ſchrien. Sie
ver=
ſtanden die Welt nicht mehr. Eliſabeth war blaſſer denn
je. Swiſchen ihren Brauen, die ſie ſchmal raſiert trug, über der
Naſenwurzel ſtand, wie das Seichen Kains, eine harte, ſenkrechte
Falte. Dem Hauslehrer kamen allerlei Gedanken, Vergleiche,
Parabeln, wie ſie einem Dichter ziemen, und ſtatt des
Nächſt=
liegenden, nämlich zuzugreifen, meiſt einfallen. Der Graf aber
trat aus ſeiner Wolke und befühlte mit vollendet geheuchelter
Sachkenntnis Biancas Leib. Es gelang ihm, feſtzuſtellen, daß
dieſer gedunſen war.
Dem ſchrecklichen Morgen folgte ein jammervoller
Vor=
mittag.
Erfindung des Wagenrades einen ungeheuren Schritt nach vor
wärts tat, mußte nuc wohl oder übel zur Anlage richtiger
Land=
ſtraßen ſchreilen. Und hierin haben es
zunächſt die alten Kulturvölker Aſiens,
dann aber vor allem die Nömer zu
einer Vollkommenheit gebracht, die
auch in unſerer Seit nicht mehr
über=
boten worden iſt.
Die Neichsſtraßen der Nömer
dien=
ten nicht nur dem Handel und
Ver=
kehr, ſie hatten auch ſtrategiſche
Be=
deutung und ermöglichten
Cruppen=
verſchiebungen nach allen Ecken und
Enden des Nieſenreiches. Den
Bau=
herren ſtanden Arbeitsſklaven in
un=
begrenzten Mengen zur Verfügung,
und nur ſo iſt es zu erklären, daß die
römiſchen Landſtraßen mit einem
Auf=
wand gebaut werden konnten, der
ihren Beſtand auf Jahrtauſende
ſicherte: auch heute noch ſind zahlreiche
Nömerſtraßen, auch in Deutſchland, in
regelmäßiger Benutzung! Der römiſche
Straßenbauer erfand als erſter das
„Profil” der Landſtraße — er legte ſie als „Damm” an.
von dem alles Waſſer nach beiden Seiten in Gräben floß.
Er gab ihnen einen Untergrund aus großen Quaderſteinen und
legte darüber mehrere Schichten kleinerer Steine, verkittete alles
mit Lehm und ſchuf ſchließlich eine Straßendecke aus einer Ar=
Kleinpflaſter, die jeder Beanſpruchung gewachſen war. Auch die
Bepflanzung der Straßen mit Bäumen hat der Nömer erſtmalig
angewendet, um dadurch eine Sicherung des Erdreichs
herbei=
zuführen.
Die Straßenbautechnik der Nömer iſt erſt in unſerer Seit
wieder erreicht worden, als der ſteigende Automobilverkehr
rie=
ſige Anforderungen an den Straßenkörper ſtellte. Man verſuchte
es mit geteerten Makadamſtraßen, mit Aſphal= und
Sement=
ſtraßen. Aber neuerdings neigt man wieder der Anſicht zu, daß
die mit Kleinpflaſter belegte Straße allen Anforderungen am
beſten entſpricht.
Der einſt ſo beliebte Aſphalt wird
heute ſchon wieder heftig umkämpft.
Er iſt nicht ſehr widerſtandsfähig, muß
ſorgſam gepflegt werden und — wird
bei naſſem Wetter glitſchig. Dieſer
unangenehmen Eigenſchaft ſind ſchon
viele Kraftfahrer zum Opfer gefallen,
ſie iſt es, die ihn geradezu verhaßt
macht. Betonſtraßen ſind beſonders in
Amerika hergeſtellt worden. Sie haben
ſich für den Verkehr bewährt, ſind
aber koſtſpielig und wenig
wider-
ſtandsfähig. Beliebt ſind die
Maka=
damſtraßen, die mit einem dicken
Brei aus feinkörnigem Schotter und
Ceer oder Bitumen überzogen werden.
Für ihre Anlage ſind aber umfangreiche
maſchinelle Vorkehrungen nötig. Die
Kleinpflaſterung mußte daher wieder
zu Ehren kommen. Der Automobiliſt liebt ſie, weil ſie ſtoßfreies
Fahren mit Sicherheit verbinden und auch von guter Haltbarkeit ſind.
Ja z z.
Eine kurze Betrachtung.
Hat es einen Wert, über Jazz zu diskutieren? Nun, das iſt
eine Frage, die nicht reſtlos zu beantworten iſt. Wie die
Selbſt=
beſinnung etwas iſt, das man pflegt oder verwirft, ſo iſt auch der
Wert einer Kulturbeſinnung letzlich in ſich ſelbſt begründet; man
erkennt ihn an oder lehnt ihn ab. Wir tun das Erſtere und reden
im Folgenden ein wenig über den Jazz als einem Kennzeichen
unſeres heutigen geſellſchaftlichen Lebens, nicht in großen
Su=
ſammenhängen und keineswegs erſchöpfend; nur einige Gedanken
über dieſen Gegenſtand ſollen hier züſammengeſtellt werden. Jazz
iſt zweifellos etwas, das die modernen Menſchen intereſſiert. Er
iſt plötzlich unter uns aufgetaucht, hat ſich in kurzer Seit eine
ge-
waltige Herrſchaft erobert und iſt doch irgendwie ein Sonderling
geblieben, über deſſen Weſen man oft nachgrübelt. Von Bielen
geliebt, von Einigen gehaßt und verabſcheut, weiß er doch alle in
den Bannkreis ſeiner Rhythmen einzubeziehen; er iſt ein Stück
des Seitgeiſtes, dem man auch nicht zu entfliehen vermag,
ſelbſt wenn man ſich gegen ihn wehrt. Von dieſer Seite des
Seit=
geiſtes her ſoll auch dieſe Betrachtung angeſtellt werden, unter
Surückſtellung der muſiktheoretiſchen Probleme. Denn die Frage,
wie beit der Jazz die Gegenwartslage der Muſik beleuchten
kann, iſt ſehr viel ſchwieriger und umſtrittener. Jazz iſt vor allem
Canzmuſik, durch dieſe Eigenſchaft ein Beſtandteil unſeres
geſellſchaftlichen Lebens und von dieſer Seite aus allererſt zu
verſtehen.
Bruno betrat wohl die Weide und nahm ein wenig Gras;
aber er war matt, traurig und hatte Cränen in den Augen.
(„Wiſſen Sie, daß Schafe weinen können?” ſchrieb der
Haus=
lehrer ſpäter an einen Freund in Paris.) Solange Bruno die
tote Bianra noch bei ſich hatte, mochte ſein Jammer angehen.
Er legte ſich ſtill zu der Stillen, ſein Haupt auf ihres. Er mochte
annehmen, ſie ſchliefe. Denn wie ſollte ein einfältiger, ſanfter,
milchſchokoladenbrauner Schafskopf den Cod begreifen, deſſen
Erkenntnis unſer Leben ſo ſehr kompliziert? . . . Arg wurde
es erſt, als man in ſeiner Abweſenheit Bianca fortgetragen
hatte und er ihren Platz leer fand.
Der Hauslehrer ſtand dabei, als Bruno dieſe ſchmerzliche
Ent=
deckung machte. Den Hauslehrer blickte Bruno an, ſtumm, fragend,
traurig und ſo ſehr vorwurfsvoll, daß er ſich abwenden mußte.
Und nun lief Bruno ruhelos, verſtört durch den weiten Garten,
ſuchte, blökte und rief. Als man bei Ciſch jaß — Eliſabeth und
die Kinder aßen kaum einen Biſſen, der Graf wie ſonſt und der
Hauslehrer von Nervoſität doppelt ſo viel —, kam Bruno,
ſuchend und blökend, Cränen in den guten, großen Cieraugen,
herein in den Saal, ging mit hohen, ſtakelnden Schritten auf
Heinz, ſeinen kleinen Beſitzer, zu und legte todtraurig den Kopf
auf Heinzens Knie. Der Cränen und Wehmut war an dieſem
Cage kein Ende
„Ihr hättet Bianca nicht ſo viel Salz und Brot geben
ſollen”, ſagte Cranguillo, der Gärtner. „Auf das Salz hat ſie
Durſt bekommen und Waſſer getrunken, und von dem Waſſer iſt
das Brot in ihrem Leib gequollen"
Cranquillo war ein weiſer Mann und hatte für alles
Gründe.
„Setzt müßt ihr aber Erſatz ſchaffen! Sonſt geht auch
Bruno noch ein”, meinte Cranguillo.
In dieſer Verbindung des Jazz mit dem Seitgeiſt iſt vor
allem eine Beziehung wirhtig, die auch immer wieder
hervor=
gehoben wird: das Maſchinenhafte. Der Nhythmus der
Cechnik iſt es ja in erſter Linie, der für das moderne Weſen
kenn=
zeichnend iſt, die Cechnik iſt vielleicht die lebendigſte Kraft, die
wir aufzuweiſen und anzuwenden haben, und die Maſchine mit
ihrer geſpenſtigen, proteus=artigen Vielfalt kommt immer ſtärker
in der geiſtigen und geſellſchaftlichen Struktur von heute zum
Ausdruck. Ueber die offenkundigen Verknüpfungen des Jazz mit
dem beſtechenden, aufreizenden und doch gleichförmigen und
ruhi=
gen Cakt einer Maſchine braucht man nicht zu diskutieren; das
iſt jedem klar, der ſich von dieſen Dingen angeſprochen fühlt.
Eine andere Sache iſt es mit der Ausdeutung dieſer Beziehungen.
Es gibt viele Menſchen, die im Jazz eine einfache Fortſetzung des
entnervenden und doch mitreißenden Arbeitstaktes des heutigen
Werktages ſpüren, die auch beim Canz nicht aus der treibenden
Haſt, aus der wirbelnden Cretmühle der Großſtadt
herauszukom=
men meinen. Dieſe Menſchen haſſen den Jazz, weil er ſie nicht zu
befreien vermag von dem Druck des Gewöhnlichen, weil er ſie im
Segenteil noch einmal hineinreißt in den quälenden Cakt der
Maſchine, von der ſie fliehend ſich im Vergnügen zu erholen
wünſchten. Sie ſehnen ſich nach einer Muſik, in der eine „Seele‟
iſt, in der weiche Rhythmen vom Alltag „erlöſen”, in der ſie die
verhaßte Maſchine „vergeſſen” können. Dieſen Schwachen der
modernen Seit müſſen die anderen Menſchen ſtets unverſtändlich
bleiben, die den Jazz als den Ausdruck eines
gehobe=
nen Lebensgefühls betrachten, die in den jagenden und
tanzenden Melodien ihre eigene Lebensfreude dargeſtellt finden.
Erſatz für Bianca? Konnte ein anderes Lamm unter
Got=
tes Sonne, ſo ſanft, ſo zart, ſo unſchuldweiß ſein?
Ueber die nächſten Cage tröſtete Heinz ſeinen Bruno mit
trübſeligen Scherzen, Umarmungen, hilfloſen, kleinen
Hirten=
liedern, die er ſich ſelber mächte. Georg, um nicht von neuem
weinen zu müſſen, beſchäftigte ſich abſeits. Vergebens ſuchte der
Hauslehrer die Knaben für etwas ſo Nützliches wie deutſche
Necht=
ſchreibung oder das Einmaleins mit der Sieben zu intereſſieren.
Indeſſen kam „Erſatz” aus den großen Herden vom Berge.
Cranquillo brachte ihn. Es war ein kerniges und robuſtes Cier,
weiß, doch nicht ſo ſchneeweiß wie Bianca, ehre cremefarben, und
auf Nücken und Naſe mit braunen Flecken.
Kaum daß Cranquillo es abgeſetzt hatte, ſchoß es wild
um=
her, fraß, was ihm vor das Maul kam, Kletterroſen und
Efeu=
ranken, ſoff aus einem zufällig herumſtehenden Eimer
Seifen=
waſſer . . . Der Eindruck, den es damit auf alle Umſtehenden
machte, war der denkbar ungünſtigſte.
Was würde Bruno zu Luigia ſagen?
Man führte ſie an den Hügel, auf dem der Einſiedler Bruno
gräſte. Luigia ſtürmte mit frohem Geblök auf ihn zu. Nicht ſo
Bruno. Bruno rührte ſich nicht. Außerdem hüllte er ſich in
eiſiges Schweigen. Unüberbrückbares lag zwiſchen ihnen
In der Cat wirkte Luigia, verglichen mit der engelreinen Bianca,
abſtoßend. Sie war doſig, rammelig und rabiat. Sie hatte die
Manieren einer Kokotte. Cief enttäuſcht wandte ſich Bruno ab
und trabte traurig zu Heinz. Alle waren gerührt von ſo viel
Haltung.
Der Graf enthielt ſich aus Rückſicht auf Eliſabeth jedweder
Meinung. Selbſt wenn er eine gehabt hätte, hätte er ſie nicht
geäußert.
Auch dieſe Menſchen empfinden die Verwandtſchaft mit dem
techniſchen Seitelement, mit Maſchine und Arbeitstakt, aber ſie
erleben im Jazz eine Verwandlung des Alltags. Es
iſt hier nicht mehr derſelbe Maſchinenrhythmus, wie er in den
Kraftwerken und Fabriken, in den rieſigen Bahnhöfen und
pul=
ſenden Verkehrsadern der Großſtädte herrſcht. Hier hat der
Rhythmus nicht den abſoluten Ernſt des gewöhnlichen Lebens;
hier wird mit dieſem Ernſt ein lächerliches Spiel getrieben. Und
dieſe Ueberlegenheit erweitert ſich zu einer Selbſtbetrachtung,
welche wiederum in einem Spiel mit ſich ſelber gipfelt — der Jazz
iſt klug genug, das eigene Weſen als ein Ding unter anderen
Dingen zu ſehen und ſich ſelbſt nicht allzu ernſt zu nehmen.
Jazz — Maſchine —, die ſich von ſelber aufdrängende
Aſſo=
ziation dieſer Verbindung iſt — Amerikal Es iſt müßig,
darüber zu diskutieren, ob Primitive, Neger oder Aankees den
Jazz „erfanden”. Geſchenkt hat ihn uns jedenfalls Amerika, und
Amerika iſt es auch, das dem Jazz einen typiſchen Stempel
auf=
gedrückt hat, die fröhliche, ſpielende Leichtigkeit des
Sports. Sportlicher Geiſt kommt in den raſchen und
ſchlagen=
den Pulſen des Nhythmus zum Ausdruck, ſportlicher Geiſt zeigt
ſich in der faſt artiſtiſchen Kunſt der Handhabung mancher
Inſtru=
mente. Ein ſpielender, ganz unernſthafter Sug liegt in der
Un=
bekümmertheit der Melodieführung; die Freiheit der Variation
und Omproviſation in Cakt und Melodie iſt faſt unbegrenzt. Und
doch bleibt bei noch ſo großer Ungebundenheit der einzelnen
In=
ſtrumente und ihrer Spieler ein geheimnisvolles Band erhalten,
der Vhythmus, der mit einer ungeheuren Energie die
Ein=
zelheiten zu einer gleichgeſinnten und gleichſchwingenden Maſſe
zuſammenreißt. Nicht der Einzelne tanzt mit ſeinem Partner,
ſondern die Maſſe als eine Geſamtheit, die von dem einen,
ſtür=
menden Schwung belebt wird. Nicht Erotik ſchwebt zwiſchen zwei
Menſchen, ſondern ein ſportliches Freudegefühl — eine Freude
am Rhythmus, Freude an der Schönheit, Freude am Leben
über=
haupt.
Eine dritte Weiſe des Suſammenhangs von Jazz und
Seit=
geiſt iſt eine überraſchend große innere
Gegenſätzlich=
keit. Daß unſere Seit zerriſſen und uneinheitlich bis in Letzte
iſt, ſpüren wir alle in der eigenen Seele; daß auch der Jazz tiefe
Gegenſätze birgt und gleichfalls nicht vereint, läßt ſich erweiſen.
Und zwar iſt dieſe innere Polarität recht eigentlich in einem
ein=
zigen Inſtrument lokaliſiert, dem Saxophon, welches deshalb
auch die Hauptrolle im Enſemble ſpielt. Das Weſen des Jazz
zeigt vor allem in Cakt und Rhythmus, weniger in der Melodie,
einen recht ſachlichen, unromantiſchen, faſt nüchternen Charakter.
(der durchaus nicht im Gegenſatz ſteht zu der erwähnten
Sport=
fröhlichkeit; Sachlichkeit und Fröhlichkeit der Jugend ſchließen
ſich nicht aus!); das Saxophon dagegen iſt aller Ekſtaſen der
Sentimentalität fähig. Es vermag zu ſchluchzen und zu weinen,
wie ein Menſch, und man glaubt oft jene amerikaniſchen Neger
zu hören, wie ſie in die Schatten des ſinkenden Abends hinein
ihre Heimatlieder ſingen. Und dann wieder der Umſchlag ins
Gegenteil, die bis zum Grotesken geſteigerte Ironie: Das
Saxophon unterſtreicht und übertreibt plötzlich die
Sentimentali=
tät ſo ſtark, daß man aus der ſtillen Wehmut, die einen beſchlichen
hatte, in eine plötzliche Heiterkeit hinübergeſchleudert wird; die
melancholiſche Nomantik des Heimwehs erſcheint nur noch als
ungeheuer komiſche Situation, und der ſingende und ſchluchzende
Neger als groteske Geſtalt, der man wie einem guten
Schau=
ſpieler Beifall ſpendet. Eine andere Sroniſierung, die des
Ma=
ſchinenmäßigen im Jazz, erwähnten wir ſchon. Auch hier ſpielt
das Saxophon eine weſentliche Nolle; auch hier wird die bloße
Ironie des Ueber=ſich=ſelbſt=Lächelns zu der ſtärkeren und
gröbe-
ren Wirkung des Grotesken vergrößert.
Es wäre reizvoll, genauer zu verfolgen, wie der Jazz von den
einzelnen Ländern und Völkern aufgenommen und weitergebildet
worden iſt, doch das wäre nur an Hand eines reichen muſikaliſchen
Materials möglich; hier nur einige kurze Bemerkungen. Es iſt
ein Problem, dem die Sprachforſcher einmal nachgehen könnten,
warum das Engliſche die dem Jazz allein gemäße Sprache iſt.
Die farbigen und regiemäßig ſehr geſchickt aufgebauten Leiſtungen
der „Nevellers” zum Beiſpiel wären im Deutſchen oder
Fran=
zöſiſchen unmöglich. Ein Beiſpiel anderer Art: Haben Sie
ein=
mal eine deutſche Nachahmung des berühmten „Flüſterbariton”
Jack Smith gehört? Einfach ſchauderhaft, nicht zum Anhören,
ſelbſt wenn der Mann einigermaßen ſingt. Der größte Ceil des
Reizes, den Smith ausübt, liegt in der Art, wie er das Engliſch
auf eine wunderbar wohllautende Weiſe in das Mikrophon hinein
flüſtert, ein Neiz, der in einer anderen Sprache verſchwindet. Und
es ſind nicht nur die Geſangſtücke des Jazz, die allein im
Eng=
liſchen gut wirken, auch in der Produktion der reinen Canzmuſik
iſt England wirkungsvoller und „jazzmäßiger”; die entzückenden
Stücke aus der Nevue „Show Boat” z. B. beſitzen einen
unnach-
ahmlichen Charme. Deutſchland vermag wohl oft zugkräftigere
Schlager zu liefern, namentlich wenn der Berliner für den Cext
ſorgt, aber dann erreicht auch das Groteske die Grenze des
Ge=
ſchmackvollen. (Amerika iſt hier nicht erwähnt, weil die
echt=
amerikaniſche Canzmuſik faktiſch in Europa recht unbekannt iſt;
was z. B. an Jazzplatten zu uns kommt, iſt irgendwie europäiſch
friſiert.)
L... d.
Eliſabeth, von edler Ausdauer in ihren Unternehmungen,
beauftragte von neuem Cranquillo, und Cranguiilo brachte ſchon
um Mittag Erſatz für den Erſatz; von kleinen Bauern das jüngſte
Lamm, zierlich, weiß.
Hwar war es nicht ganz Bianca, die man ſuchte, ein wenig
größer, älter, erwachſener ſchon, doch war es auch Bianca, ſtill,
gut und rein; neben dem Wechſelbalg Luigia ein Engel".
Bruno begrüßte Bianca die Sweite mit frohem Geblök und rieb
freundlich ſeine Naſe an ihrer, welche weit hygieniſchere
Proze=
dur etwa dem menſchlichen Küſſen gleichkommt. Särtlich wie
Liebende, Wange an Wange gelehnt, tappten ſie über die Wieſen,
Schulter an Schulter ruhten ſie im Schatten eines Feigenbaumes
und käuten und träumten, und alles wäre geweſen wie zuvor,
wenn nicht hinten an der Gartenmauer, wo das Gelände ſteil zum
Meer abfiel, in einem ſchmalen Graben unter Noſen und
Flieder=
zweigen, die kleine tote Bianca gelegen hätte.
Niemand dachte mehr an ſie, weder Heinz noch Georg, die
nun ſelig mit ihren Lämmern ſpielten und in der Swiſchenzeit ſich
wieder für deutſche Rechtſchreibung und das Einmaleins mit der
Sieben relativ intereſſierten, noch Friedrich, der in ſeinen
Muße=
ſtunden ſinnende und dichtende Hauslehrer. Nur Eliſabeth kam
manchmal an das kleine Grab. Zwiſchen ihren Brauen, über der
Naſenwurzel, ſtand, wie das Seichen Kains, die harte, ſenkrechte
Falte; und wenn ſie dann gerade Bruno erblickte, der friedlich
neben der neuen Bianca graſte oder Seite an Seite mit ihr im
Schatten lag und ſanft ſeinen milchſchokaladenbraunen
Schafts=
kopf auf ihren drückte, ſeufzte ſie, wie nur je eine Schloßherrin
in einer gefühlvollen Erzählung, und dachte:
„So ſind ſie alle.”
Die Süchſin.
Schon länger als zwei Monate verſchwanden die Bewohner
unſeres Hühnerhofes auf geheimnisvolle, unerklärliche Weiſe,
und ich hielt es für meine Pflicht und Schuldigkeit, als ich in den
Sommerferien nach Hauſe kam, die Urſache ausfindig zu machen.
Sch ſtreifte alſo mehr als gewöhnlich im Walde herum und
entdeckte dann auch endlich einen Wechſel, auf dem man hin und
wieder Gedern finden konnte. Federn, es waren die geſtreiften,
wie ſie nur unſere Wyandottes=Hühner hatten. Ich unterſuchte
den Wechſel genau und ſtellte feſt, daß er von einem Fuchs
her=
rührte; alſo der alte Gauner war es, der unſeren Hühnern ſo
zufetzte. Ich ging nach Hauſe, holte meine Hund und ſetzte ihn
auf die Fährte. Aufgeregt folgte er dem Wechſel, und jo ſchnell,
daß ich Mühe hatte, ihm zu folgen. Plötzlich ſtanden wir vor
einem mächtigen Fuchsbau. Jetzt wurde mir alles klar. Die
regelmäßige Cributentziehung von Nahrungsmitteln und die
Cat=
ſache, daß der Suchs ſie unzerſtückelt davontrug, wies darauf hin,
daß er einen Wurf zu Hauſe hatte, und wir ſtanden vor ſeinem
Bau. Es war inzwiſchen ſtichdunkle Nacht geworden, und wir
wendeten uns heimwärts, mit der Gewißheit, daß das Nätſel
nahezu gelöſt ſei.
Am nächſten Morgen vor Cagesanbruch begab ich mich in
den Wald, um das Geheimnis der Fuchsangelegenheit völlig zu
klären. Ich gelangte mit Hilfe des günſtigen Windes geräuſchlos
in die Nähe des Baues, wo ich mich hinter dichtem
Brombeer=
geſtrüpp unſichtbar machte. Durch einen kleinen Auslug, den ich
freigelaſſen hatte, konnte ich die vor mir liegende kleine Blöße
gut überſehen. Links, etwas verſteckt durch herabhängende
Sweige, lag eine Einfahrt des Baues. Endlich wurde es Cag.
Die Sonne kam hervor und überflutete alles mit einem reichen
Gold, und neben mir zeterte ein Saunkönig. Plötzlich wurde es
lebondig, und nacheinander kamen drei junge Füchſe aus der
Höhle gewechſelt. Sie ſahen aus wie mißglückte kleine Schafe
mit ihrem wolligen Balg und ihren langen, dicken Läufen und
ihrem unſchuldigen Geſichtsausdruck. Sie balgten ſich und
ſonn=
ten ſich, um plötzlich in dem Bau zu verſchwinden. Jedoch die
Aufregung war unnötig geweſen, denn nur die Mutter näherte
ſich leiſe und trug im Fang Nummer zehn, ſo viel ich mich
erin=
nern konnte. Ein leiſes Schnurren, und die Kleinen kamen
her=
vorgepurzelt, und nun begann eine Szene, die ich reizend fand, über
die jedoch ein Hühnerzüchter in helle Wut geraten wäre. Die
Jungen ſtürzten ſich auf die Henne, riſſen und balgten ſich darum
und knurrten vor Behagen, während die Alte Wache hielt. Oft
war ich draußen, um die Erziehung der Jungfüchſe mitanzuſehen,
während zu Hauſe meine jägeriſchen Fähigkeiten angezweifelt
wurden. Meinem Onkel, der das Gut leitete, wurde die Sache
mit dem Hühnerſtehlen ſchließlich zu dumm, und mit Hilfe der
beiden Jagdhunde hatte er bald den Bau ausfindig gemacht. Am
nächſten Morgen alſo ſollten ſie gegraben werden, die niedlichen
kleinen Jungfüchſe. Meine verzweifelten Widerſprüche
fruch=
teten nicht, denn die Wut meines Onkels, die ich ja allerdings
be=
greifen konnte, war aufs äußerſte geſtiegen, als in der folgenden
Nacht wieder zwei Hennen geriſſen wurden.
Um acht Uhr morgens begann die mühevolle Arbeit des
Grabens. Mein Onkel und ich ſtanden mit ſchußbereiten Büchſen
da, während die Hunde, die zu ahnen ſchienen, was los ſei, mit
weit heraushängender Sunge neben uns lagen. Da hörten wir
plötzlich das leiſe „Jap=jur”, und mein Onkel, der ſofort im
An=
ſchlag war, ſchoß unbarmherzig den in einiger Entfernung
um=
herſtreifenden Rüden nieder. Auf der anderen Seite hatte die
Betze mit Erfolg die beiden Hunde abgelenkt, die jetzt in wilder
Jagd hinter ihr her waren. Bald kamen ſie an den friſchen
Waldbach, und die Füchſin wechſelte einige hundert Gänge im
Bachbett bergauf. Nolf, der eine der beiden Hunde, war ihr am
ſchnellſten gefolgt, aber am laufenden Waſſer verlor er die Spur
und ſuchte ratlos hin und her.
Während die Füchſin die Hunde ablenkte, ſchritt bei uns das
Graben ſchnel fort. Der Bau war bloßgelegt, und in einer Ecke
zuſammengedrängt laßen die drei Jungfüchſe.
Aufgabe 453.
Nummer 314.
Franz Buchty in Mainz.
(Urdruck)
Weiß zieht und ſetzt in dier Zügen mat.
Prüfſtellung: Weiß: Kau Dot Tf2 Le5 8d3 e3 Be3 62 g3 h2 (10);
Schwarz: Ke4 Dh7 Th8 Leß ei Sa2 f6 Ba5 g2 (9) 44.
Ehe ich noch Einſpruch erheben konnte, hatte ein
mör=
deriſcher Schlag der Schaufel zweien der niedlichen Ciere ein
ſchnelles Ende bereitet. Den dritten konnte ich dann mit Mühe
in Sicherheit bringen. Wir nahmen ihn mit, niemand wußte
eigentlich, warum man ihn am Leben gelaſſen, aber bei allen
machte ſich eine Gefühlsänderung bemerkbar, und niemand von
uns Mördern kam auf den Gedanken, auch ihn zu töten.
Er bekam eine Kiſte mit Decken darin und wurde an einer
langen Kette angebunden. Er verſuchte, wenn ihm eines der ihm
ſo gut bekannten Hühner zu nahe kam, es zu packen, aber immer
wieder riß ihn die grauſame Kette zu Boden. Am folgenden
Cage fand ich bei meinem Waldgang an der zerſtörten Höhle
neue Seichen der treuen Mutter. Die arme Unglückliche hatte die
Leichen ihrer erſchlagenen Kinder ausgegraben. Da lagen neben
den glattgeleckten Jungfüchſen zwei friſch geriſſene Hühnerz und
daneben Spuren, die erkennen ließen, daß ſie bei den kleineit
Leichen treu gewacht hatte. Vergeblich hatte ſie verſucht, ſie zu
läugen und zu wärmen wie einſt. Aber nur kleine, ſteife
Leich=
name hatte ſie unter ihren weichen Balg gehüllt, und kleine, kalte
Naſen, ſtill und unbeweglich. Hier hatte ſie gewacht und
ge=
trauert — eine Mutter um ihre Kinder.
Pipp, der einzige Ueberlebende der Jungfüchſe, war der
Erbe ihrer ganzen Liebe. Die Hunde wurden nachts zum Schutze
der Hühner losgemacht, und die Leute des Gutes hatten
Anwei=
lung, ſofort zu ſchießen. Auch ich ſollte ſchießen, war aber
ent=
ſchloſſen, keinen Singer krumm zu machen. Ich wachte, in der
Hoffnung, die treue Mutter heute nacht wieder zu ſehen, und ſie
kam auch. Aber da ertönte ein Schuß in der Ferne, und ſie
flüch=
tete über den Holzblock, der links in der Ecke des Hofes ſtand.
Beim zweiten Verſuch witterte ſie ein Hund und zwang ſie,
wie=
der flüchtig zu werden. Jedoch bewies am Morgen das Glänzen
der Kette, daß ſie zum dritten Mal dageweſen war und verſucht
hatte, die Kette zu zerreißen. Eine ſolche Capferkeit mußte
An=
erkennung gewinnen, wenn nicht gar Mitleid. Schon oft war ſie
durch die Hunde fortgeſcheucht worden, aber ſie war doch immer
wieder gekommen. Als ſie dann wieder einmal mit knapper Not
dem einen Hund entgangen war, ſtürzte ſich der Hund plotzlich auf
Pipp, packte ihn im Genick, ſchüttelte ihn, bis er verendet war,
und warf ihn zu Boden. Scheinbar hatte der Hund eine ſehr
ſtarke Witterung von der Füchſin bekommen und dieſelbe bei
Pipp wiedergefunden und in zu großem Jagdeifer den armen
kleinen Suchs erwürgt. So hatte auch den letzten der
unglück=
lichen Jungen das Schickſal ereilt. Craurig ſchlich die Mutter
noch einige Nächte um den Hof, aber als ſie ihr Junges nicht
mehr ſah, blieb ſie eines, Cages ganz fort und ward nicht mehr
geſehen.
Eine „treue” Mutter war die Füchſin, und ich werde immer
mit leiſem Mitleid ihrer gedenken.
Vom Sonnenbrand.
Die Wetterkundigen ſind nicht unfehlbar. Vielleicht ſchlägt
die Natur all ihrer Schwarzſeherei in bezug auf Maikühle,
Schaf=
kälte, Juliregen und ähnliche erfreuliche Ausſichten, ein
Schnipp=
chen und entſchädigt uns für den überſtandenen, mit keinem
par=
lamentariſchen Ausdruck zu kennzeichnenden Eiswinter durch
einen anſtändigen, richtig warmen und ſonnigen Sommpr. Einen
Sommer, der der Freiluft=Bewegung Scharen von neuen
An=
hängern zuführt.
Neubekehrte ſind nun einmal ſtets von gewaltigem
Ueber=
eifer beſeelt, der ſie zu nicht immer harmloſen Uebertreibungen
beflügelt. Dann fehlt ihnen auch die Erfahrung und Gewöhnung
derer, die im Neuland ihrer plötzlichen Energieentfaltung
ſchon länger zu Hauſe ſind.
Und das führt zu allerlei Schädlichkeiten.
Das Gebiet der mit Necht ſo beliebten Sonnenbäder nimmt
hierin keine Sonderſtellung ein. Auch hier ſind es immer die
Neulinge, die ſich dieſer geruhſamen Cätigkeit mit ſolcher
Be=
fliſſenheit und Ausdauer hingeben, daß der erwartete Nutzen in
Schaden umſchlägt.
Man nahm bisher immer an, daß der natürliche Schutzſtoff
gegen zu intenſive Sonnenwirkung der Farbſtoffder Haut
wäre, der die wirkſamen Beſtandteile des Sonnenlichtes, die
Ultraviolett=Strahlen, an einem zu tiefen Eindringen in Haut
und Körper hinderte. Es kann auch heute keiner Frage unter=
Aufgabe 454.
Traugott von Burſtin in Darmſtadt..
(Urdruck.)
d
b
Weß zieht und ſetzt in zwei Bigen matt.
Prüfſtelung: Weiß: Kes Det Te5 Igt 18 Sbs (e):
Schwarz: Ke5 Ta8 La8 Se6 41 Bes g5 (1072c
liegen, daß das Gautpigment deim natürlichen Strahlenſchutz eine
gewiſſe Nolle ſpielt.
Die immer wieder zu beobachtende größere Empfindlichkeit
von Leuten mit ſehr heller Haut gegenüber Brünetten ſpricht eine
deutliche Sprache. Vollkommen erſchüttert iſt aber durch die
ſoeben veröffentlichten Beobachtungen von Dr. Mieſcher der
Glaube, daß es nur das Pigment wäre, dem dieſe Aufgabe
zu=
fällt.
In der Hauptſache iſt dies nämlich die dankenswerte
Lei=
ſtung der auf der Haut befindlichen Hornſchicht. Dieſe hat
ſchon in außerordentlich geringer Dicke die Eigenſchaft,
Ultra=
violettſtrahlen aufzuhalten. Schon in einer Stärke von nur 0,63
Milimeter bietet ſie der Strahlung ein ſchweres, in einer ſolchen
von 0,1 Millimeter ein ſchier unüberwindliches Hindernis.
Die ſchützende Horndecke iſt nun an der Hautoberfläche recht
unregelmäßig verteilt. Am dünnſten iſt ſie auf dem Bauch, der
Vorderſeite der Oberſchenkel und der Beugeſeite der Arme.
Hier beträgt ſie nur 6,007 bis 0,02 Milimeter, ſetzt alſo den
Strahlen keinen nennenswerten Widerſtand entgegen. An
Hand=
flächen und Fußſohlen hingegen ſtellt ſie in einer Stärke von 0,1
bis 0,5 Millimeter eine vollkommen ſtrahlenſichere Panzerung
dar. Vollkommen übereinſtimmend mit dieſen meßbaren
Dicke=
unterſchieden der Hornſchicht geht auch der Empfindlichkeits=
und Gefährdungsgrad der verſchiedenen Hautpartien gegen
Strahlenwirkung. Somit ſind dem Lehrling der Sonnenbadekunſt
gewiſſe Nichtlinien gegeben, welche Ceile ſeines lichtentwöhnten
Körpers er ſtraflos der Sonne entgegenrecken darf, bei welchen
Vorſicht und zeitliche Beſchränkung vonnöten.
Catſächlich iſt der Neuling etwaigen Strahlenſchäden am
ſtärkſten ausgeſetzt. Auch das ſteht wieder im direkten
Suſam=
menhang mit der Hornſchicht. Deren Ausdehnung iſt nämlich kein
ein= für allemal vorhandenes feſtſtehendes Etwas, ſondern ein
veränderlicher Faktor. So antwortet die Haut beiſpielsweiſe auf
ſtarke Druckreizung mit einer außerordentlich vorſtärkten
Vor=
hornung. Schwielenbildung an den Händen und
Hornhautent=
wicklung an den Füßen ſind deutliche Beweiſe.
Die Strahlenwirkung iſt nun ebenfalls ein recht kräftiger
Hautreiz und regt als ſolcher die Hornbildung in deutlich
wahrnehmbarer Weiſe ein. Damit erklärt ſich aufs einfachſte,
warum die Haut zunächſt am ſtärkſten auf den Strahlenreiz
reagiert und wie ſich als Folge der rch die Strahlung
hervor=
gerufenen fortſchreitenden Verhornung nach und nach eine
ver=
minderte Empfindlichkeit, eine Gewöhnung einſtellt. Wobei es
natürlich Vorbedingung ſein muß, daß die erſtmaligen Beſtrah= mit genügender Vorſicht geſchahen, um der Haut nur
An=
regung zur Ausbildung ihres hörnernen Selbſtſchutzes zu geben,
nicht aber ihr gleich ſo gewalttäig zu Leibe zu rücken, daß ſie, an
Stelle dieſer weckdienlichen und wohltätigen Neaktion, die höchſt
wenig erwünſchte Ueberreizung in Sorm von Entzündung und
Verbrennung zeigt.
Was alſo der unbekleidete Körper bei einer
über=
triebenen Anwendung der Sonnenbäder zuviel an Ultraviolett
empfängt, bekommt der bekleidete unter allen Umſtänden zu
wenig. Und zwar dann ganz beſonders, wenn er, wie das bei
uns üblich, in mehr oder minder dunkle Wollſtoffe gehüllt wird.
Aus den Unterſuchungen amerikaniſcher Hygieniker
ergibt ſich nämlich, daß Wollſtoffe für Ultraviolett-Strahlen
nur halb ſo durchläffig ſind, wie gleichſtarke Gewebe aus
Leinen, Baumwolle oder Naturſeide. Außer dem
Material iſt aber auch die Färbung von Bedeutung; je dunkler
ein Stoff, um ſo weniger heilkräftige Strahlen läßt er durch.
Dieſer Einfluß der Farbe iſt ſo ſtark, daß alte, etwas vergilbte
Stoffe weſentlich undurchläſſiger ſind als neue rein weiße. Daß
ein porös gewebter Stoff, bei dem ſich zwiſchen den Fäden leere
Stellen befinden, weſentlich lichtdurchläſſiger als ein dichtgeweb=
Dr. 4.
ter, iſt ſelbſtverſtändlich.
Schachnachrichten. Der Darmſtädter Schachklub 1875 veranſtaltet
heute nachmittag um 3 Uhr in ſeinem Klublokal. Grafenſtraße 18
(Reſtaurant Chriſt) ein Wettſpiel mit einer Städtemannſchaft von
Aſchaffenburg. Es iſt zu hoffen, daß die Darmſtädter Mannſchaft
in=
zwiſchen ihre gute alte Form wiedererlangt hat, ſo daß die 6:2
Nieder=
lage des Wettkampfes gegen Mainz ausgeglichen wird.
Die Auflöſung ergbt einen Sbruch.
Carldeuber
Streichholz=Rätſel.
III.
Auflöſung der Rätſel aus Nr. 22.
Reiſenden=Witz.
„Nichts, er war mit ſeiner Frau.” — 1 28456 Schwan,
7 83 Mut, 10 11 19 13 Ref.
Druck, Verlag u. Kliſchees: L. C. Wittich ſche Hofbuchdruckerei, Nheinſtr. 23. — Verantwortl., für die Redaktion: Dr. H Nette, Darmſtadt, Fernſpr. 1, 2389— 2392. — Alle Rechte vorbehalten. Nachdr. verboten.
[ ← ][ ][ → ] Im Grund genumme kennt s Läwe eichentlich recht
gemied=
lich un fidel ſei, wann’s net allerhand Erfindunge gebt, die wo
cam es Konnzäbbt verdärwe. Ich hab jo ſunſt im allgemeine
nix gääche Erſindunge; im Gäächedaal, ich bin defor, daß mer
weechlichſt viel Sache erfinne dhut. Awwer wann ſchun emol
erfunne ſei muß, dann maan ich, mer ſollt bloß a genehme
Sache erfinne, zum Beiſpiel, e Erfindung, wo jegliche Arweid
unneedich macht; odder e Erfindung, wo jeder ſoviel Geld hott,
als er brauch; odder e Erfindung, wie daß mer kaa Steier mehr
bezahle muß. Awwer ſtatt däſſe erfinne ſe lauder ſo Erfindunge,
bloß damit’s im Läwe ſchneller geht. Die Erfindunge jage ſich
bloß ſo, un es is ſchun die reinſt Kalobbſchuſterei, s Läwe äwe.
Die Gemiedlichkeid is futſch, s Wort hott bloß de Modohr. —
Die Wäld wärd immer klenner, die Endfärnunge ſpiele kaa Roll
mehr, un demnechſt kann mer zum Woche=End mitm Zäbbelin
nooch Ameriga flieje, falls aam net ſo en Ooſe=Korwelwällebruch
en Boſſe ſpielt, un zwingt aam uff freier See zu=ere Nodlandung,
ſo daß aus dem Woche=End in Ameriga e Woche=End in de
Ewichkeid wärd . ."
Wie geſagt, die Menſchheit is grad doll druff, lauder
Abbe=
rode zu krieje, die wo anſtatts s Läwe verlengern, s Läwe
ver=
kärze. In jedem Eck ſieht mer en Erfinder ſitze, der wo ſo lang
in aa Loch guckt, un ſchwazze Kaffee dezu drinkt, bis er widder
ſoen Deiwelsabberad erfunne hott, mit dem ’s noch ſchneller
geht.
Statts daß ſich awwer die Menſche damit begnieche dhete,
daß ſich die Erfinder ihrndwääche abploge, um dem verrickte
Ge=
luſte noochzukumme, un dem Schnellichkeidsfimmel Rächnung zu
drage; naa de ganze Witz vun däre Erfinnerei is ſchließlich de
Rekord. De Rekord gibt heit des Tembo a' for unſer Zeit.
Un net bloß for die Zeit, ſundern aach for die Menſche, weil däß
de Maßſtab is, wodenooch die Bedeidung vun=eme Zeitgenoſſe
gemäſſe wärd, indem daß es haaßt: Wer niemals den Rekord
gebrochen, das iſt bein großer Mann.
Frieher, in dene gemächtliche Zeite, do hott’s geniecht, wann
ganer e großer Gelehrter, odder e bedeidender Forſcher, odder
e goddvoller Dichter, e wunnervoller Muſiker, odder ſunſt e
Kinſtler gewäſe is, wo ſeine Mitenſche was ſei un was gäwwe
konnt. — Heit?! — Ach du liewer Schiewer, wann heit aaner
gefeiert un umjuwelt wärrn will, do muß er ganz annern
Tade vollbringe, als wie ſo en Kant, wo bloß in heechere
Re=
ſchione rumfilleſofiert hott, odder ſo en Goethe, wo bloß gedicht
hott, zum Beiſpiel de Fauſt un ſo, odder ſo en Beedhofen, wo
ſounſoviel Simmfonie kommboniert hott, — wann die heit noch
äwe dhete, kaa Menſch dheed vun=en ſchwätze. Wie geſagt, wann
heit ganer als bedeidender Menſch gefeiert un umjuwelt wärrn
will, dann muß er mindeſtens ärchendwo un ärchendwann en
Rekord verbroche hawwe, däß bringt Ruhm un Loorbiern un
owedrei noch Geld wie Hei! .."
Naa, bloß de Rekord macht heit de große Mann. Rekord is
alles, nooch Rekord kreiſcht alles, un ſträbt alles, dann nemlich:
Das Läben iſt der Gieder heechſtes niſcht, ſundern härngääche
de Rekord. Manche ſage aach: der Ibel greeßtes is de Rekord.
Awwer die wo däß ſage, die hawwe kaa blaß Ahnung vun=ere
Idee, däß ſin rickſtendiche Rickſtenndler, die wo net mit de Zeit
Der zeitgemäße Haushalt.
Selbſtgefertigter Wäſchepuff. Wenn die früher
in Schokoladengeſchäften erhältlichen, leichten Keksverſandfäſſer
von Span, als Grundform zu dieſem Wäſchepuff nicht zu
be=
ſchaffen ſind, dann tut auch ein hoher Pappkarton mit Deckel die
gleichen Dienſte. Von den ſchmalen Rändern befreit, werden
Boden und Deckel desſelben an den Schmalſeiten
aufeinander=
genäht, um die erforderliche Rundung des Wäſchepuffs bei 40
Zentimeter Durchmeſſer und 50 Zentimeter Höhe zu erhalten,
nun umlegt man das ſo erhaltene Rohr oben und unten mit
einem breiten Weidenſtreif (beim Böttcher erhältlich) fügt auch
innen dem Wäſchepuff einen dagegen genagelten, aber zum
Schutz für die Hände mit einem Schrägſtreifen umwickelten Reif,
etwas vom Rande entfernt, ein und befeſtigt mit kleinen Stiften
von unten her den runden Boden auf dem Innenreifen. Der
Deckel aus Pappe erhält zum Steifen, wie jener zum Halt auf
dem Puff, einen umwickelten Reifen drei Zentimeter von Rande
entfernt, aufgenagelt, der in geſchloſſenem Zuſtand auf dem
oberen Innenreifen zu liegen kommt. Als Griff wird ein
Meſ=
ſingportierenring mit einer Klammer befeſtigt und zum beſſeren
Halt ein Holzklötzchen untergenagelt. Die Bekleidung der Form
geſchieht nach Belieben mit eingereihtem, einfarbigem,
gemuſter=
tem oder gebatiktem Waſchſtoff, der Deckel erhält rings um den
Ring ein aufrechtſtehendes, eingekrauſtes Köpfen als beſonderen
Schmuck, von dem aus der Stoff ſtrahlenartig in gleichmäßigen
Falten um den Deckel geſpannt wird, wo man ihn mit
ver=
ſtohlenen Stichen feſtnäht.
Wovon die längere Gebrauchsdauer des
Schirmes abhängt. „Sage mir, wie du mit deinem Schirm
umgehſt und ich ſage dir dann, wie lange er hält!” So könnte
man ein bekanntes Zitat variieren. Denn gleichviel, ob es ſich
um einen teuren oder billigeren Schirm handelt, beide rächen
unpflegliche Behandlung durch kürzere Lebensdauer.
Was ſeine Haltbarkeit aber am meiſten beeinträchtigt, iſt das
unſachgemäße Trocknen. So darf der Schirm niemals im naſſen
Zuſtande ſich ſelbſt überlaſſen bleiben, ſondern er muß daheim
ſofort aufgeſpannt, mit der Krücke nach unten, zum
Trocknen geſtellt werden, im anderen Falle würde ſich das Waſſer
an der Stockſpitze anſammeln und die hier zuſammenlaufenden
Stäbe zum Roſten und ſchließlich den davon „angefreſſenen”
Be=
zug zum Reißen bringen. Beim Aufſtreifen des Futterals lege
man die Stoffbahnen nach vorherigem Zuſammenfaſſen der
Stäbe mit dem oberen Gummiband, immer glatt nach einer
Rich=
tung aufeinander. Damit bie Scharniere roſtſicher werden,
öle man ſie öfter mit einem Haarpinſel und Maſchinenöl ein, ohne
jedoch den Bezug mit zu treffen. Auch vermeide man die
viel=
fach geübte Unſitte des Bergens kleiner Paketchen im Schirm,
da durch die Belaſtung nicht nur das Schirmgeſtell verbogen,
ſondern auch der Stoff unnötig ausgedehnt und abgenutzt wird.
läwe, un die richdiche Rekordler gucke verächtlich uff ſe runner
un ſage: „Wer niemals den Rekord gebrochen, der ſtähle weinend
ſich aus unſerm Bund!‟ ..."
Zum Beiſpiel unſer Darmſtädter Filleſof, de Graf
Kaiſer=
ling, der mag meintswääche die ſchwerſte filleſofiſche Broblehme
wälze, die Rekordler halte drotzdem nix vun=em, un wann=er
nooch Ameriga macht, dann dhet däß die Katz hinnerm Owe
net weiß wärrn, wann er net ſälbſt als e bische die
Reklame=
drummel viehrn dhet. Dohärngääche ſo en richdiche Rekordler,
aanerlaa, ob er per Zufall iwwer’n Ozean gefloge is, odder beim
Audorenne beinoh ’s Gnick gebroche; odder ob er aan beim Boxe
out geknockt un s Naſebaa kabudd geſchlage hott, däß is en Kerl,
un ſo ganer wärd gefeiert un umjuwelt in de alde un in de
neie Wäld, un wärd wie e großer Held uff ’s Schild gehowe. — —
Wie geſagt, es goldene Zeidalder des Rekords is a gebroche
un alles annere is en iwwerwundene Standpunkt. — Freilich
manchmal freecht mer ſich doch, was hott die Menſchheit dovo
for=en Vordaal, un was nitzt däß, wann mir rekordmeßich die
ganze Wäld gewinne, un nemme doch Schade an unſere Seel ..
Ja, däß is e anner Kabbidel, un dodevo redd mer net gärn.
Die Seel baßt net in unſer Zeit, dann ſunſt hett mer lengſt ſchun
emol was geheert iwwer Rekorde an Abriſtung, Wohldädichkeit
un Nechſtelieb. Awwer dodriwwer ſchweicht des Sengers
Heef=
lichkeid un die Stadiſtick ..."
Halt, mach emol de Schimmel net ſchei, nemlich in
Bezug=
nahme bedräffs vun de Abriſtung, do hawwe mir Deitſche
bis jetzt ſpielend jeden Rekord geſchlage, un wir ſin aach bis
dado vun unſere Freund un Vedder in dem edle Wettſtreit, wer
am ſchnellſte abriſte kann, noch net iwwerholt worrn. Den
Erfolch, un den Ruhm gunne ſe uns, die Verbendler, wann ſe
aach ſunſt hinner uns her ſin, wie de Deiwel, un mechte uns
jeden Rang ſtreidich mache. Awwer in bezug uff die Abriſtung,
do kenne ſe doch net mit, do ſin mir Deitſche ſo zimmlich de ganze
Wäld iwwer; Kunſtſtick ..."
Allerdings, in bedräffs vun de Wohldädichkeid un de
Nechfte=
lieb, do habert’s noch aſch; bei uns, wie bei de annern. Awwer
däß ſoll uns weiders net abhalde, drotzalledem, un im Stille zu
wirke, um aach do, wann aach net gleich en Wäld=Rekord
uffzu=
ſtelle, ſo doch en Vorſprung zu gewinne, der wo=eme Rekord
ehn=
lich ſieht. Un wo kennte mer do unſer Kraft un unſer Könne
beſſer a’bringe, als wie beim „Rote Kreiz‟? — Gibt’s e’
ſchen=
ner Simmbohl for die wärkdädiche Lieb vun Menſch zu Menſch,
die wo alle Grenze iwwerſchreide dhut, un wo kaa
Standesunner=
ſchiede kennt, un net fragt nach religeeſe odder baddeiliche
Unner=
ſchiede, un wo weiders nix will, als Gudes dhu, ohne Aſpruch
uff Dank —
Ich maan, dem Bitte vum „Rote Kreiz” därft ſich niemand
verſchließe. Wieviel miſſe heit noch dankbar ſei, for däß, was es
„Rote Kreiz” im Krieg an=en gedha hott; wieviel kenne bei de
heidiche „Friedens”verhältniſſe ſage, ob ſe net morje die Hilf vum
„Rote Kreiz” brauche! — Un es ſoll kaaner die Gedder
ver=
ſuche, un ſoll in ſeim Hochmut ſage: ich bin mei! „Rot Kreiz”
ſäl=
wer! — Im Ernſtfall macht=er ſich ſchließlich ſchwere
Gewiſſens=
biſſe, wann er die Hilf brauch, un muß ſich ſage: du biſt aach
ganer vun dene, die wo im Läwe bloß an ſich gedenkt hawwe.
Un ſchließlich: es gibt uff de Wäld nix ſchäwicheres, als wie ſo=en
auskluwierte Geizkrage; un die nemme aach all emol kaa gud
End; ſagt, ich hatt’s geſagt.
Däßhalb mecht ich’s noch emol jedem an’s Härz leeche, wann
ſe noch kaa Mitglied ſin, ſolle ſe’s wärrn; jedenfalls awwer ſolle
ſe heit am „Rote=Kreiz=Dag” emol die recht Hand net wiſſe loſſe,
was die link dhut. Du liewer Gott, es wärd aam äwe
haam=
dickicherweis ſoviel Geld abgeluxt, vun dem mer net waaß, was
demit geſchieht, daß mer aach emol was laafe loſſe kann for die
menſchefreundliche Beſträwunge vum „Rote Kreiz” dann do waaß
mer doch, daß es for=en wärklich gude Zweck is. — In dem
Sinn bidd ich härzlichſt, zeicht Eich heit emol vun Eiere
gäbb=
ſchnitzichſte Seit! — „Helft helfe!‟ Dann wann aaner dem
annern hilft, is uns allmitnanner geholfe!
Un wann ich heit emol ausnahmsweis vun Erfindunge un
Sport un Rekord un ſo gebabbelt hab, do mecht ich doch mei
Be=
drachdung zum Schluß ſchließe un mecht ſage: Alſo die ſchennſt
Erfindung, däß is es „Rote Kreiz”; de ſchennſte Sport,
däß is die Wohldädichkeit, un de ſchennſte Rekord wärd in de
Nechſtelieb geſchlage. Däß is e Bedädichungsfeld, do kenne mer
allmitnanner „Schwergewichtsmaaſter” un „
Wäldſchammbin=
jongs” wärrn. . . .
Bienche Bimmbernell.
Poſtſchkribbdumm: Ich bin mer noch im Zweifel, ob
unſer „Miniſter for’s Innerliche” bloß ſeine ſäßhaffde
Geſchlächts=
genoſſe zulieb die Bollezeiſtund kaddegoriſch uff aa Uhr
feſtge=
ſetzt hott, odder ob däß ſo e Art vun Ufftackt hott vorſtelle ſolle,
vun wääche däre „Bollezeiwoch”, die wo in de letzte acht Dag
hier graſſiert hott. Jedenfalls ich for mei Daal mecht einſtweile
bloß bemärge, alſo vun mir aus, awwer ich dhu do net mit. Net
um e Million Saubohne. Ich geh haam un mach ins Bett wann
mir’s baßt, un ich loß mer do vun kaam Miniſter des
Inner=
lichen was vorſchreiwe, in däre Beziehung bin ich ſällwer mei‟”
eichener Miniſter „for’s Innerliche”, jawohl, do bin ich ſällwer
mei eichene zuſtendiche Behörde un Obrichkeid, un do beißt kag
Maus en Faddem ab. —
Un iwwerhaabt ſäh ich de Grund gor net ei, warum unſer
„Einheits=Willäm” die Bollezeiſtund vun ſich aus
fraſche=
maa uff punkt aa Uhr feſtgeſetzt hott, indem doch e ſogenannter
Kenner vun de hieſiſche Nachtverhältniſſe behaubt hott, „der”
Darmſtädter gingt um neu Uhr ins Bett. Alſo, wann nooch dem
fachmenniſche Urdaal „der‟ Darmſtädter um neu Uhr ins Bett
geht, warum zwingt merm dann do e Bollezeiſtund uff, bis um
aa Uhr?! — Däß ſoll mir emol aa vernimfdicher Menſch — alſo
kaa Miniſter — ſage. —
Jedenfalls, un wie geſagt, do dhu ich net mit, un do loß ich.
mich net druff ei”, ſundern härngääche ich geh haam, wann’s
mir’s baßt. Un wann mir’s in de Kobb kimmt, dann mach
ich jetzt grad ſchun um neu Uhr ins Bett, dene zum Drutz, un
do kenne ſe wir meintswääche e Steier wääche mangelhafter
Ausnitzung vun de Bollezeiſtund uffmotze, däß is mir ganz egal.
In dem Punkt ſteh ich uff meim brinzibinelle Standpunkt un loß
mir nix vorſchreiwe. Un domit baſta!
Iwwerhaubt muß ich ſage, die Bollezei, däß is mer e ſchee! —
Die leßt ſich Vordräg halde un leßt ſich großordich vun de Stadt
begrieße, un bedeidende Leit miſſe ſich ihrndwääche Franze an’s
Maul babbele, un noch net emol for=e aſtendich Wädder kann ſe
ſorje. Dann däß kann mer ſage, ſo e Wädder, wie mer’s die
Woch hadde, däß war jo noch ſchlimmer wie die Bollezei erlaabt.
Un dodebei war däß erſt die erſt Bollezeiwoch; wie ſoll däß erſt
bei de zwadde un dridde wärrn. Do kimmt mer uns
jeden=
falls mit Wolkebrich, Sinnflude, un e paar Unnergeng des
Awendlandes. Un ſoſvas haaßt mer dann „e Bollezeiwoch”. —
Geht mer haam!
Uffm Rodhaus hawwe ſe die Woch aach widder „getagt”
bis in die ſinkend Nacht enei, un zwar abwäxelnd bald effentlich,
bald geheim. Unſer neier Owwerowwer hott ſe aafach ſolang
„tage” loſſe, bis ſe niedergeknibbelt warn, un märb, wien
Bläch=
weck, un hawwe ſchließlich winzelnd zu allem Ja und Amen
geſagt. Un däß alles wääche zwaa, drei Amtmennercher, du
lie=
wer Schiewer, als wann die de Brei noch fädd mache kennte . . . .
Do is mer ſchun ehnder e Reedſel, daß, wo de Radskeller
ſo kolloſiefe Iwwerſchiß abwärfe dhut, daß do noch net emol
fimfdauſend Märkelcher do ſei ſolle, for=en Kohlehärd ....
Un wääſche dem Ooſe=Balleegadde, der wo immer noch
aus=
ſieht wie e Reiwerhehl, obgleich mir unſer verblichener
Owwer=
owwer noch beim letzte Grenzgang in die Hand enei verſproche
hott, er dhet „jetzt” in die Reih’ gemacht wärrn — alſo wääche
dem Ooſe=Balleegadde, do hott ſich widder mol 1s Hüddſche
Säb=
bel ’s Maul verbrennt, un hott ſich dodruffhie vum Bux abkanzle
loſſe miſſe, un hott dodruffhie, in verzeihlichem Eifer, die ganz
„Rechte” in=en beeſe Verglich gebracht, weil ſe gelacht hott,
die „Rechte‟. — No, offe geſtanne, mer lacht jo manchmol iwwer
ſei eiche Dummheid, däß is ſogar mir ſchun baſſiert; awwer
iwwer den Balleegadde, do gibt’s nix zu lache, wärklich net, däß
is ehnder zum greine. Un wann mer emol ſoweit ſin, daß a fach
e Borjemaaſter, wo 2s öffentliche Indräſſe uffw Spiel ſteht, eme
Stadtrat ſage kann: „Ich verweigere die Antwort!”
— dann ſoll ſich in Goddes Nome der ganze Stadtrat begrawe
loſſe, mehr is er net wärt.
Das vielfach geübte Feſtbinden des Schirms am Fahrrad oder
Kinderwagen trägt auch dazu bei, den Schirmbezug ſchneller
ſchadhaft werden zu laſſen. Aus gleichem Grunde verbietet ſich
auch das Tragen des Schirms mit der umſpannten Hand, da der
V.
Hautſchweiß die Schirmſeide angreift.
Haltet zum Trocknen der Strümpfe eine
ſoge=
nannte „Strumpfleine” bereit. Namentlich noch junge,
unerfahrene Hausfrauen begehen den Fehler, die Strümpfe auch
auf der einmal ausgeſpannten Wäſcheleine zu trocknen und
wun=
dern ſich dann, daß bei einer ſpäteren Wäſche ſich in einzelnen
Stücken dunkle Streifen zeigen, obwohl die Wäſcheleine ſauber
iſt und auch ſtaubfrei aufbewahrt wurde. Um dieſem Uebel
vor=
zubeugen, ſollte jede Hausfrau, eine beſondere Leine zum
Strümpfetrocknen bereithalten, die ſie nur für dieſen Zweck be=
M. I.
nutzt.
Harzflecken zu entfernen. Da ſich namentlich die
Kinder im Sommer durch Herumſpringen zwiſchen den Bäumen
im Walde oder Garten ſehr leicht Harzflecken zuziehen, ſei ein
gutes Mittel dafür genannt: Gleiche Teile Aether und
Chloro=
form bringe man mit Watte auf den Fleck in Woll= oder
Baum=
wollſtoffen, ſtreue dick pulveriſierten weißen Ton darauf, bedecke
mit grauem Löſchpapier und überbügle die Stelle mit heißem
Eiſen, wodurch das Härz gelöſt und vom Papier aufgeſogen wird.
Nachreiben mit Terpentin oder Spiritus beſeitigt die letzten Spu=
L.
ren der Flecken.
Schnellbereitete, ungebackene Käſekekſe. Dazu
verwende man die in Feinkoſtgeſchäften erhältlichen Salzkekſe,
die man mit folgender Maſſe beſtreicht: 50 Gramm geriebenen
Schweizer= oder Kräuterkäſe verrühre man mit 1 Eigelb, 30
Gramm Butter, ſowie Salz und Pfeffer nach Geſchmack. In
bleiſtiftſtarker Schicht aufgeſtrichen, drücke man dann den zweiten
Keks darauf und gruppiere dieſe gefällig mit Radieschen und
H.
Peterſilie garniert, auf einer Glasplatte.
Ungekochte Erdbeerereme auf ſüddeutſche
Art. ½ Pfund reife Erdbeeren zerdrücke man mit einem Löffel
breiartig, verdünne ſie mit 2—3 Taſſen kaltem Waſſer, füge 1
Päckchen Vanillezucker und 1 Eßlöffel Süßſtofflöſung bei, ſowie
8 Blatt rote aufgelöſte Gelatine, worauf man zuletzt den ſteifen
Schnee von 3—4 Eiweißen darunter zieht. Mit Schlagſahne
beſpritzt garniert, reicht man die Creme mit Eiswaffeln.
Speiſe=Zettel.
Sonntag: Rhabarberſuppe, Kapernſchlegel, Gurken=
Stau=
denſalat. — Montag: Spargel=Peterſiliengemüſe. —
Diens=
tag: Spinat mit Setzeiern. — Mittwoch: Gurkengemüſe mit
Bratwurſt. — Donnerstag: Fleiſch=Eierkuchen. —
Frei=
tag: Geb. Seelachs mit Sardellenſoße. — Samstag:
Pichel=
ſteiner=Topf.
Strohwitwer (mit ſeiner Frau telephonierend): „Ja. Ilſe, jetzt
bin ich gerade dabei, das Geſchirr abzutrocknen . . ."
(„Kaſper”.)
Wer hat Recht? „Der Religionslehrer ſagt, wenn ich brao bin
komme ich in den Himmel”, erzählt der kleine Junge. — „Nun, und?‟
fragt Papa. — „Du haſt wir doch aber geſagt, wenn ich brav wäre,
dürfte ich in den Zirkus. Wer hat nun Recht?”
Wie die Alten ſungen . . . „Ich möchte bloß wiſſen, warum du dich
mit deinem Schweſterchen immerfort zankſt”, ſagt Papa entrüſtet.
Weißt du,” erklärt der Kleine, „wir ſpielen doch immer, daß ich du
bin und ſie Mama.”
Immer konſequent. „Es ſind Zwillinge, Herr”, meldete die
Heb=
amme dem harrenden Gatten. — „Das wundert mich gar nicht”
er=
widerte dieſer. „Meine Frau hat mich ja ſchon nach ihrer Theorie
ge=
heiratet, daß zwei ebenſo billig leben können wie einer.”
Relativ. „Ich liebe dich mehr als mein Leben!” ruft der mühende
Liebhaber aus. — „Nun, wenn man das Leben betrachtet, das du
führſt, dann kann mich das nicht überraſchen”, erwidert die ſpröde Schöne.
Auf deiner Bruſt ſind deines Schickſals Sterne. Der wackere
See=
mann zeigte ein höchſt trauriges Geſicht. „Was haſt du denn?” ſagte
ſein Freund. „Erzähl’, was dich bedrückt. Schaff dir’s von der Bruſt!“
— „Das kann ich ja eben nicht”, ſtöhnte der andere. „Ich hab' doch
Marie auf der Bruſt eintätowiert, und meine Braut heißt Helene!
Auch ein Grund. Hausangeſtellte verlaſſen ja heute ihre Stelle
bisweilen mit ſonderbaren Begründungen. Den Vogel dürfte aber doch
ein Grund abſchießen, den kürzlich die newe Köchin in einem engliſchen
Haushalt anführte. Wie ein Londoner Blatt erzählt, packte dieſe
Küchenfee ſchon nach einer halben Stunde wieder ihren Koffer, und auf
die verwunderte Frage der Hausfrau nach dem Grunde, erhielt ſie die
empörte Antwort: „Sie können mir nicht zumuten hierzubleiben,
Ma=
dame! Aus Ihrem Briefe konnte ich ja nicht wiſſen, daß Ihre Küche
nicht einmal — eine Ausſicht hat.”
Sein Grund. Der kleine Hans nimmt mit ſeinen Eltern an einer
Hochzeit teil und wird gefragt, wie er denn ſeine Hochzeit feiern werde,
„Ich heirate nie” erklärte er beſtimmt. — „Warum denn nicht?
„Ich habe ſchon zu lange mit verheirateten Leuten zuſammengelebt!“
Durchſichtige
Die Mode iſt bekanntlich immer
auf der Suche nach neuen,
inter=
eſſanten Effekten, und gerade weil
die gegenwärtige Linie ſchlicht und
ungewollt erſcheint, iſt es nicht
immer leicht, Abwechſelung in die
Mode zu bringen.
Trotzdem wünſcht die elegante
Frau immer wieder etwas
Feſ=
ſelndes, etwas, was ein wenig
aus der Art des Hergebrachten
fällt.
Die Schwierigkeit lag für die
großen Modeſalons nun darin,
das Richtige zu treffen, und
zwar etwas, was nicht banal,
da=
bei aber trotzdem ſozuſagen „
all=
gemeingültig” ſei, alſo eine Mode
zu bringen, die nicht nur in
Aus=
nahmefällen Geltung hat, ſondern
für jede Frau von Geſchmack in
Frage kommt.
Eine weitere Komplikation iſt
darin zu ſuchen, daß die bunten
Kleider, die eigentlich den
In=
begriff der frühſommerlichen Mode
darſtellen, nur ſehr geringe
Wand=
lungsfähigkeit bieten und es darum
doppelt ſchwer wird, damit in
Verbindung eine Neuheit zu
brin=
gen, die ſich von den vielfarbigen
Sachen in entſprechender Weiſe
ab=
hebt und gleichzeitig eine originelle
Folie für ſie abzugeben vermag.
Nun ſcheint in den
durchſich=
tigen Umhüllen eine ganz neue
Mode entſtanden zu ſein, die alle
Erwartungen, die man in ſie ſetzt,
zu erfüllen verſpricht und
außer=
dem den bunten Modellen eine
un=
geahnte Wandlungsfähigkeit zu
geben vermag.
Dieſe durchſichtigen Umhüllen
haben nicht nur den Vorteil, zu
jedem bunten Kleide getragen
wer=
den zu können, das durch ihr
transparentes Material fein
hin=
durchſchimmert, ſondern ſind auch
inſofern empfehlenswert, als man
ſie gebenenfalls auch zu jedem
an=
deren Kleide verwenden kann,
falls ſie in einer neutralen Farbe gehalten ſind, alſo etwa in
Schwarz, Dunkelblau oder in einem mittleren Beige.
Man ſindet ſolche Schaffungen ſowohl in Form von kurzen
Jäckchen wie auch von geraden, langen Paletots, manche
Mo=
delle aber haben einen jehr aparten Cape=Schnitt.
Sie werden ſowohl für die Promenade als auch in
Ver=
bindung mit einem Beſuchskleide verwendet, ſehr oft auch für
abendlicke Gelegenheiten herangezogen, für die ein Jäcklchen
(in Verbindung mit einem ärmelloſen Kleide) geradezu
ge=
ſchaffen zu ſein ſcheint.
Solche Umhüllen müſſen in ihrer Form keineswegs
kompli=
ziert ſein, denn je ungeſuchter ſie geſchnitten ſind, deſto vor=
Die Halskette aus Korallen.
Korallen waren lange Zeit ganz aus der Mode gekommen
und durch die vielen imitierten Steine und farbigen Kriſtalle
ſowie durch den Imitationsſchmuck durchaus verdrängt worden.
Auch heute wird die Koralle in ihrer ehemaligen Form,
alſo in Geſtalt der langen Kette runder Perlen, abgelehnt, und
nur die ſogenannten „gehackten Naturkorallen” erſcheinen
plötz=
lich im Vordergrunde der Mode und finden außerordentlichen
Beifall.
Es ſind vornehmlich die brandroten Arten der Koralle, und
zwar nur die ſtäbchenförmigen, ganz ungleichmäßigen Stücke,
die zu einer den Hals eng umſchließenden Kette
aneinander=
gereiht werden.
Wir zeigen dieſe aparte Neuheit in unſerem Bilde; eine
ſolche Kette ſieht beſonders zu einem einfachen, dunklen
Seiden=
kleide vortrefflich aus. Dieſe Skizze bringt auch den
enganliegen=
den Filzhut mit dem Geſichtsſchleier, der für kleine,
ſommer=
abendliche Gelegenheiten äußerſt reizvoll wirkt.
W. U.
Die aparten Sonnenſchirme.
Obwohl unſere Mode, die in ihrer Verſportlichung von Tag
zu Tag charakteriſtiſcher wird, ſicherlich alles eher begünſtigt, als
den Sonnenſchirm, iſt es diesmal die Frau ſelbſt, die ihn als
Ver=
vollſtändigung ihrer Aufmachung wünſcht und in den meiſten
Fäl=
len mit einem beſtimmten Kleide, zu dem ſie ihn zu tragen beab=
nehmer wirken ſie, und daß in der Mode oft mit den
primitiv=
ſten Mitteln die beſten Effekte erreicht werden, iſt eine bekannte
Tatſache.
Wir wollen nun an Hand einiger Skizen auf die neue
„Transparent=Mode” näher eingehen, um ſo mehr, als ſie die
großen Modeſalons ſehr intenſiv beſchäftigt und im Publikum
—— ſoweit man nach den erſten Verſuchen ſchließen darf — einen
ſtarken Widerhall findet.
Wie das durchſcheinende Jäckchen für die
Promenade=
aufmachung ausſehen ſoll, entnimmt man aus dem erſten
Bilde=
es ſtellt ein aus zweierlei Material kombiniertes Kleid dar,
deſſen in Hohlfalten gelegter Rock aus ſchwarzem Georgette ge=
ſichtigt, in Einklang bringt. Ganz entzückend ſind jene Modelle,
die in ihrer Seide matt wirken und nur durch den Glanz der
bunten Streifen, die ſich von dem mittelfarbenen Grunde
effekt=
voll abheben, zur Geltung kommen. Meiſt ſind dieſe Streifen
auch zu einander abſchattiert, ſo zwar, daß die Mittelbahn
dunk=
ler, die äußeren heller ſind (Mittelbild).
Strr deer.
dacht iſt, während der
bunt=
deſſinierte Oberteil aus
China=
krepp gearbeitet wird. Das
durch=
ſcheinende Jäckchen iſt — wie der
Rock — aus ſchwarzem Georgette
verfertigt und — um einen
ſchwe=
ren Fall dieſes leichten Materials
zu ſichern — mit ſchwarzen
Blen=
den aus Mongol abgekantet, der
im übrigen auch noch als Gürtel
und für den Schalkragen des
Klei=
des Verwendung findet.
Ungemein elegant nimmt ſich auch
ein langer, ungefütterter Georgette=
Paletot (n Schwarz oder
Marine=
blau) aus. Man kann ihn nicht nur
über einem bunten Kleide tragen
(wir zeigen in unſerem
Mittel=
bilde ein ganz entzückendes Modeil
mit loſem Oberteil, feſt
gebunde=
ner, ziemlich breiter Gürtelpaſſe
und einer in zwei
Hohlfalten=
volants gelegten Rockpartie),
ſon=
dern auch über jedem anderen
ele=
ganten, einfarbigen
Nachmittags=
modell. Ein dunkelblauer Mantel
z. B. kann ebenſogut zu dem in
der Skizze ſeſtgehaltenen Imprimé=
Modell wie auch zu einem
dunkel=
blauen Kleide aus dem gleichen
Material oder aber zu einem
ein=
farbigen Beſuchskleide in Beige,
Grün, Sand uſw. herangezogen
werden.
Der Mantel ſelbſt ſtellt ſich als
eine Kombination von Georgette
und Taft dar, ſo zwar, daß der
Paletot aus Georgette gearbeitet
iſt und aparte Applikationen aus
Taft am unteren Rande und an
den Aermeln bringt, wie überdies
auch alle Kanten mit Taft beſetzt
ſind.
Eine ſehr beachtenswerte
Neu=
heit iſt das „Transparent=
Abend=
jäckchen”, das man zu jedem
ele=
ganten Modelle tragen kann, ob es
nun mit Aermeln gearbeitet oder
ärmellos ſei.
Die letzte Gruppe macht mit dieſer neuen Idee vertraut und
führt ein apartes, glockig gehaltenes Imprimé=Kleid vor
Augen, das mit einem einfarbigen Jäckchen aus Georgette
(in der Grundſchattierung des betreffenden bunten Muſters)
kombiniert wird. Das Jäckchen zeigt als oberen Abſchluß
einen Schal, der graziös und apart wirkt, während es am
unteren Rande mit einer breiten Bahn aus Phantaſiefell
ver=
brämt wird. Der Kontraſt zwiſchen dem leichten Georgette und
dem Fellbeſatz ergibt eine nicht alltägliche, ſehr intereſſante
Wirkung.
illy Ungar.
Auch beſtickte und verſchiedene handgearbeitete Modelle
kom=
men für die elegante Sommertoilette in Frage. Als Beiſpiel
haben wir links einen vornehmen Schirm in Madeira=Technik
ſkizziert.
Auch einfarbige Seidenſchirme mit lebhaften
Appli=
kationen gefallen ausgezeichnet. (Rechts).
W. U.
Eine Umhülle für den Sommerabend
die ſehr dekorativ wirkt und mit geringen Mitteln hergeſtellt
werden kann, iſt der einfache Paletot aus ſchwarzem Georgette;
er iſt ganz gerade, bringt eine Kragendartie in Form eines
ſchalartigen Streifens und etwas erweiterte Aermel, die ſehr
gut zur Geltung kommen. Ein ſolcher Paletot, der in leichter
Raffung ſehr ſchick getragen werden kann, ſieht zu jedem
abendlichen Kleide ausgezeichnet aus, und beſonders die Wirkung
der bunten Modelle, deren Muſter durch das dünne Materiai
des Paletots fein hindurchſchimmern, wird durch dieſe Zuſammen=
Vtellung außerordentlich geſteigert.
W. U.
Strandumhüllen.
Heute iſt es kaum mehr denkbar, den Badeort ohne eine
ent=
ſprechende Strandumhülle aufzuſuchen, was um ſo leichter wird.
als doch dieſe Sachen nur aus Frottierſtoff oder einem ähnlichen
Gewebe hergeſtellt und darum keineswegs koſtſpielig ſind.
Im allgemeinen iſt es der Farbſinn und Geſchmack der
Trä=
gerin, der hier den Ausſchlag gibt.
Man iſt jetzt von den langen, unkleidſamen Bademänteln
vollſtändig abgekommen und gibt den kurzen
Strand=
jacken den Vorzug, die man über den Badeanzug nimmt und
die, ſowohl zum Abtrocknen als auch als Umhülle verwendet,
vollſtändig ihren Dienſt tun (Fig. 1). Neben den kurzen Jacken
werden auch viele Badetücher zu ſehen ſein, die beſonders
an großen, ſchlanken Geſtalten gut wirken (Mittelbild).
Der gerade, halblange Badepaletot, der mit und
ohne Aermel gearbeitet wird und die Farbe des
Schwimm=
anzugs oder des Strandpyjamas hat, gefällt ausnehmend gut
(letztes Modell).
Unſer ſchon früher beſprochenes erſtes Bild iſt auch inſofern
intereſſant, als hier über dem Schwimmanzug das erwähnte
Jäckchen und dazu die Strandhoſe, eine Art kurzer
Pyjamabein=
kleider, getragen wird, eine Kombination, die ſehr nett ausſieht
und den Körper nicht zu ſehr vor der Sonne abſchließt. W. IS
Nummer 158
Sonntag, den 9. Juni 1929
Seite 23
Din srman der Nagt
20)
Roman von Max Brand.
Deutſche Rechte bei Th. Knaur Nachf., Berlin W. 50.
(Nachdruck verboten.)
„Ich weiß gar nicht, ob Jerry noch lebt”, meinte er.
Aber Mac Strann war bereits im Begriff, die Hütte zu
verlaſſen.
Der Schweiß troff in dicken, weißen Flocken von ihren
Pferden, als ſie nach einem langen, raſenden Ritt am Ziel
an=
langten. Haw=Haw verſteckte ſich hinter Mac Stranns breiten
Schultern, als ſie die Stufen zum Eingang des Hotels
hinauf=
gingen, und dann machten ſie ſich auf die Suche nach dem
Zim=
mer, wo, wie ihnen geſagt wurde, Jerry liegen ſollte.
„Da muß es ſein”, flüſterte Haw=Haw, als ſie die Treppe
heraufgeſtiegen waren. „Die Tür iſt offen. Wenn er ſchon tot
wäre, denke ich, hätten ſie ſie zugemacht.”
Sie ſtanden auf dem Vorplatz und blickten ins Zimmer. Sie
ſahen etwas Seltſames, denn im Bett lag Jerry Strann,
merk=
würdig hager und verfallen und über ihn beugte ſich der Mann,
der ihn niedergeſchoſſen hatte.
Sie hörten, wie Barrys weiche Stimme fragte:
„Wie geht’s jetzt, Nachbar?”
Seine Finger lagen zuf Jerrys Puls.
„Ein ganzes Ende beſſer” murmelte Jerry Strann. „Scheint,
ich habe juſt noch ine Chance durchzukommen.”
„Es braucht juſt nichts anderes, als daß Ihr hübſch ſtill liegt
und keinen Unfug treibt in Eurem Bett. Braucht Euch keine
grauen Haare wachſen zu laſſen. Wenn Ihr kein Blut weiter
ver=
liert, werdet Ihr am Leben bleiben, und ſorgt, daß auch im
Hirn=
kaſten bei Euch Ruhe iſt. Habt juſt nichts anderes zu tun, als
die Augen zuzumachen und zu atmen, und wenn Ihr denken
müßt, nun ſo denkt, wie gelb die Sonne iſt und ſolche Sachen,
denkt an grünes Gras im Frühling und wie die weißen
Som=
merwolken ſich im blauen Himmel breit machen. Das iſt alles,
woran Ihr jetzt denken müßt, Nachbar, nur ruhig zu bleiben gilts.”
„Denke, es wird mir leicht fallen, ſolang Ihr hier ſeid,”
murmelte Jerry, „man könnt’ meinen, Ihr habt eine beſondere
Kraft in Euren Fingerſpitzen, Freund, und . . . in mächtiger
Narr war ich, mit Euch Streit anzufangen, Barry.”
„Das ſchlagt Euch aus dem Sinn, das laßt vergeſſen ſein.
Und redet nicht ſo laut, es ſchadet Euch. Ich hab' längſt alles
vergeſſen, Mann, dann könnt Ihr’s auch vergeſſen. Es iſt gut,
wie wenn’s nicht geweſen wär”.”
Mac Strann zog die Braunen zuſammen: „Was iſt da los?”
wisperte er Haw=Haw ins Ohr.
„Das iſt er!” Haw=Haws Augen glitzerten wie metallene
Knöpfe. „Das iſt der, wo auf Jerry geſchoſſen hat.”
„Kreuzelement!” knirſchte Mac Strann und trat über die
Schwelle.
Barry hörte den ſchweren Schritt. Sein Kopf fuhr herum.
Im ſelben Augenblick ſtand er auf ſeinen Füßen. Noch eben
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war ſein Geſicht ſanft und tröſtend geweſen, wie das einer
Mutter, die ihr Kind betreut, aber ein Blick auf Mac Stranns
unheilverkündende Stirn genügte, um ſein Ausſehen völlig zu
verändern. In ſeinen Zügen wetterleuchtete es. Es war eine
Antwort, die ſo deutlich war, wie wenn Stahl dem Stahl
be=
gegnet. Kein Wort war gefallen. Und doch mußte Jerry, der
mit geſchloſſenen Augen dalag, wahrgenommen haben, daß die
Stimmung verflogen war, die ihn eben noch tröſtend eingelullt
hatte. Er riß die Augen auf. Vor ihm ſtand ſein Bruder,
Aber für Mac Strann ſchien im Augenblick niemand zu
exiſtieren als Dan Barry.
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„Heraus mit der Sprache, Mann, ſeid Ihr der elende,
drek=
kige, heimtückiſche Giftwurm, der das auf dem Gewiſſen hat?”
„Denke, Ihr habt’s erfaßt”, war Dans kühle Antwort.
„So wahr ein Herrgott im Himmel lebt . . ." brüllte Mac
Strann.
Aber Jerry kämpfte ſich verzweifelt aus ſeinen Kiſſen hoch.
„Mac!” rief er, „Mac!” Plötzlich erſtickte ſeine Stimme. Ein
gurgelndes, gräßliches Geräuſch. „Um’s Himmels willen, Mac!”
Er hatte ſich hochgearbeitet, auf einem Arm geſtützt, ſtreckte
er den anderen beſchwörend nach ſeinem Bruder hin. Auf
ſei=
nen Lippen bildete ſich ein dicker, purpurner Schaum.
„Mac! Laß deine Piſtole, wo ſie iſt. Ich war an allem
ſchuld.”
Kraftlos fiel er aufs Bett zurück. Mac fing ihn in den Armen
auf.
„Kopf hoch, Jerry!” ächzte er. „Sprich doch, Junge, was iſt
mit dir?"
Ein heiſeres Flüſtern antwortete: „Mac, du haſt dem Ding
den Reſt gegeben!“
Mac hob den Kopf. Seine fürchterlichen Augen richteten ſich
auf Dan Barry. Sie ſahen ein Geſicht, aus dem alles Mitleid
gewichen war. Die erſte Drohung hatte genügt, um ihn völlig zu
verändern. Ein wilder, höhniſcher Zug verzerrte die Lippen,
das gelbe Flackern glimmte in ſeinen Augen, aus denen alle zarte
Beſorgnis wie weggewiſcht war. Geräuſchlos wie eine Katze
glitt er zur Tür und war verſchwunden.
Zwölftes Kapitel.
Diplomatiſche Feinheiten.
„Was ein Mann iſt, der ſchwatzt, weil er beſoffen iſt oder
ſich einſam fühlt, — was ein Weib iſt, die tut’s, damit ſie nicht
aus der Uebung kommt.‟ Dies war eine Weisheit, die Buck
Daniels geprägt hatte, und Buck Daniels wußte über die Frauen
Beſcheid. Das konnte ihm ſo manche junge Schullehrerin in den
Bergdörfern, ſo manche Tochter von den Höfen ringsherum
be=
ſtätigen.
Buck Daniels ſaß in OBriens „Speiſeſaal”. Es war in der
faulen und müßigen Zeit zwiſchen drei und vier Uhr nachmittags,
und da die Gebirgler mit großer Pünktlichkeit um ſechs, zwölf und
wieder um ſechs Uhr ihre Mahlzeiten verzehren, war nicht eine
Menſchenſeele in dem Raum, als er ihn betrat. Auf den leeren
Tiſchen war nicht einmal ein Beſteck zu ſehen. Trotzalledem
ver=
lor Buck Daniels die Hoffnung nicht. Er ſuchte ſich einen ihm
zuſagenden Tiſch in einem Winkel und ſchlug mit der flachen
Hand auf die Tiſchplatte. Es gab einen Knall wie ein
Revolver=
ſchuß. Schwere Schritte ſchlürften draußen über den Gang. Eine
Tür flog auf und eine ſchieläugige und ſchlampige Magd ſtand vor
ihm. Als ſie Daniels erblickte, der freundlich grinſend in ſeiner
Ecke ſaß, die Hände in die Hüften geſtützt und den Sombrero
jovial ins Genick geſchoben, kollerte ſie vor Wut.
„Mann!” brüllte ſie, daß es von den vier Wänden
wider=
hallte. „Wo denkt Ihr eigentlich, daß Ihr ſeid? Ihr ſeid drei
Stunden hinter der Zeit. Hier gibt’s nichts zu futtern! Und
nun trollt Euch!”
(Fortſetzung folgt.)
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