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Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
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Nummer 138
Sonntag, den 19. Mai 1929.
192. Jahrgang
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Gewalt, wie Krieg, Aufruhr, Strelk uſw., erſiſcht
ſede Verpſſchtung auf Erfüllung der
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Konturs oder geriſchtiſcher Beſteſbung fall” jeder
Rabatl weg. Bankfonto Deutſche Bank und Darme
ſtädter und Nationalbank.
Nach der Landung in Cuers.
Die Paſſagiere haben die Skurmfahrk guk überſtanden . — Das Verkragen in „Graf Zeppelin” nicht
erſchit=
kerk. — Der Amerikaflug nicht aufgegeben, nur aufgeſchoben. — Dr. Eckener unkerwegs nach Friedrichshafen.
* In Cuers zu Gaff.
Die Paſſagiere erzählen ..."
Maſſenwanderungen nach Cuers, heute und ſicher auch noch
an den Pfingſttagen. Aus Toulon, aus Marſaille und noch weiter
her ſtrömen die Menſchen nach dem Luftſchiffhafen, der etwa 30
Kilometer von Toulon entfernt liegt. Die Nacht iſt für viele der
Beſatzungsangehörigen recht kurz geweſen. Galt es doch, möglichſt
raſch feſtzuſtellen, welche Schäden am dringendſten behoben
wer=
den müſſen, um das Luftſchiff wenigſtens nach Friedrichshafen zu
bringen. Jetzt liegt das Reſultat vor: Dr. Eckener reiſte
noch am Samstag nach Friedrichshafen, um für
den Transport der notwendigen Motoren und Erſatzteile Sorge zu
tragen. Der Amerikaflug iſt ja nicht aufgegeben,
nur aufgeſchoben. Dr. Eckener hat ſeine Paſſagiere zu
neuem Aufſtieg bereits eingeladen. In längſtens 6 Tagen ſoll
er vor ſich gehen.
In Cuers drängen ſich die Maſſen vor den Abſperrketten des
Militärs. Jeder will mit den Paſſagieren oder der Beſatzung
ſprechen, will ſich von ihnen beſtätigen laſſen, daß es zwar eine
Sturmfahrt war, keineswegs aber eine gefährliche Fahrt geweſen
ſei. Nur einmal ſah die Situation verteufelt aus, als das
Luft=
ſchiff in dem herrſchenden Miſtral nach dem Tal der Dröme
aus=
wich und ſich dabei einem hohen, bewaldeten Berg näherte. Wozu
hatte man aber einen ſo erfahrenen und ſicheren Führer wie Dr.
Eckener an Bord? Ein geſchicktes Steuermanöver, „Graf
Zeppe=
lin” bekam Rückenwind, der ihm ſchleunigſt wieder aus, der
ge=
fährlich werdenden Gegend verhalf.
Im Hafen von Cuers ſind heute morgen raſch die
Zollformali=
täten erledigt worden, dann ging es nach Toulon, wo ſich bereits
ein Hauptquartier der Preſſevertreter aller Länder eingerichtet
hat. Die Paſſagiere müſſen immer wieder
er=
zählen, wie die Fahrt im Sturm verlief, daß ſie am Freitag
abend nichts Warmes zu eſſen bekamen, weil die elektriſche Küche
durch den Ausfall der Motorenkraft kalt lag, daß ſie aber trotzdem
guten Mutes blieben. Auch die Amerikanerin hat die Fahrt gut
überſtanden, wenn auch einige im ſtärkſten Miſtralſturm ſeekrank
wurden. Dr. Eckener ſoll immer wieder
Erklärun=
gen abgeben, und er macht auch diesmal keinen Hehl daraus,
daß er mit dem Luftſchiff noch nicht reſtlos zufrieden iſt, wie er
das ſchon bei der erſten Amerikafahrt und ſeither immer wieder
predigte. Aber das Vertrauender Welt indas
Luft=
ſchiff iſt ſo groß, daß wir uns noch im
Anfangs=
ſtadiumder Transozeanflüge befinden. Wenn erſt
die neuen Maybachmotoren eingebaut ſind, geht es weiter.
„Im übrigen iſt es erſtaunlich, daß gerade im deutſchen Lager
die Fahrt des Luftſchiffs und die glückliche Landung nicht die
ge=
bührende Anerkennung findet, während die Zeitungen in aller
Welt dem hohen Mut und den großen moraliſchen
Führerquali=
fikationen Dr. Eckeners nicht genug Lob und Anerkennung zollen
können. Nicht nur kommuniſtiſche Blätter verſuchen die Leiſtung
Dr. Eckeners zu verkleinern, indem ſie den Vorwurf erheben, daß
er mit der Landung ſolange gezögert habe. Friedrichshafen zu
erreichen, mußte die vornehmſte Aufgabe der Schiffsleitung ſein.
Erſt als ſich der direkte Flug als unmöglich erwies, durfte die
Gaſtfreundſchaft und Hilfe der franzöſiſchen
Behörden, die uneingeſchränkte Anerkennung und
Dankbar=
keit verdienen, in Anſpruch genommen werden.
Dr. Eckeners dank.
Nach Meldungen aus Toulon ſprach Dr. Eckener, der als
erſter aus dem Luftſchiff ſtieg, dem franzöſiſchen Kommandanten,
der die Landungshilfe leitete, Kapitän Hamont, ſeinen wärmſten
Dank und ſeine Anerkennung aus. Er drückte ihm ſehr herzlich
die Hand und ſprach einige deutſche Worte, in denen er ſich
ent=
ſchuldigte, ſich nicht in franzöſiſcher Sprache ausdrücken zu
kön=
nen. Er dankte den Truppen und hob mehrfach die Wirkſamkeit
der von ihnen geleiſteten Hilfe hervor. Er gab auch ſeiner
Be=
friedigung Ausdruck über den herzlichen ihm zuteil gewordenen
Empfang. Dieſe Anſprachen wurden von einem Mitreiſenden ins
Franzöſiſche übertragen. DenUnterpräfekten von Toulon
erſuchte Dr. Eckener, der franzöſiſchen
Regie=
rung ſeinen Dank zuübermitteln. Er habe die größte
Höflichkeit und Menſchlichkeit vorgefunden und werde nicht
ver=
fehlen, dies der Berliner Regierung zu berichten. Der Attaché
der deutſchen Botſchaft, Dr. Clodius, hat ſich geſtern abend noch
in Begleitung von zwei deutſchen Journaliſten und dem Pariſer
Vertreter der Lufthanſa, Wronſki, mit einem Spezialflugzeug nach
Toulon begeben.
Dr. Eckener hat folgendes Danktelegramm an den
franzöſi=
ſchen Luſtfahrtminiſter Laurent=Eynge geſandt: „Ich möchte nicht
verfehlen, Herr Miniſter, meinen aufrichtigen und herzlichen Dank
abzuſtalten für die vielfache Unterſtützung und Förderung, die
Sie uns für die programmäßige Durchführung der Fahrt des „Graf
Zeppelin” geliehen, und für das Intereſſe, mit dem Sie dieſe
Fahrt in den einzelnen Phaſen begleitet haben. Ganz beſonders
aber bin ich Ihnen zu Dank verpflichtet für die tatkräftige und
unverzügliche Hilfe, die Sie uns, als eine Notlandung des
Luft=
ſchiffes infolge des plötzlichen Ausfalles von zwei Motoren
not=
wendig wurde, dadurch geleiſtet haben, daß Sie uns glatt Platz
und Halle von Cuers zur Verfügung ſtellten. Wenn das
Luft=
ſchiff intakt und wohl geborgen uns erhalten geblieben iſt, haben
wir Ihnen das zu danken. (gez.) Eckener.‟ Dr. Eckener hat
außerdem dem Kriegsminiſter telegraphiſch ſeinen Dank für die
Hilfeleiſtung der Truppen ausgeſprochen und ferner ein Dank=
telegramm an den Marineminiſter geſandt, in dem er beſonders
die Geſchicklichkeit anerkannte, mit der die Landungsmannſchaft
die Bergung und Einhaltung des Luftſchiffes durchführte.
In einer Unterredung mit einem Vertreter der Havasagentur,
die Dr. Eckener noch am Abend der Landung in Toulon hatte,
erklärte er u. a.: Niemals habe ich eine ſo ſchwierige Fahrt gehabt.
Sie ſehen mich außerordentlich befriedigt über die
tadelloſe Landung. Die Befehle, die ich nur in Deutſch
geben konnte, wurden auf der Erde franzöſiſch überſetzt und mit
einer geradezu bewunderungswürdigen Präziſion ausgeführt. Sie
wiſſen, daß die Landung eines Zeppelin immer eine
außerordent=
lich ſchwierige Operation iſt. Ich höre nun, daß das Perſonal,
das uns zu Hilfe gekommen iſt, in keiner Weiſe geſchult war.
Deshalb bin ich beſonders begeiſtert über die glückliche
Durchfüh=
rung der Landung. Sie beweiſt den techniſchen Wert Ihres
Kom=
mandos, dem ich beſondere Achtung zolle. Sagen Sie, daß
ich der franzöſiſchen Marine ſehr dankbar bin,
daß ſie uns zu Hilfe kam.
Der Vertreter der Havasagentur fragte alsdann nach den
Ur=
ſachen der Umkehr. Dr. Eckener ſei dieſer Frage ausgewvichen und
ſchien ſehr ermüdet zu ſein. Einer der Mechaniker habe ihm, dem
Havasvertreter, ſpäter erklärt: „Als der erſte Motor über Spanien
ausſetzte, ließ man die übrigen vier Motore ſchneller laufen. Einer
der letzteren gab jedoch bald Zeichen der Ermüdung, und in dieſem
Augenblick habe man beſchloſſen, umzukehren. Nur ein einziger
Motor iſt intakt geblieben. Heute nachmittag hat uns ein ſehr
heftiger Wind abgetrieben. Ungefähr in der Nähe des Meeres
bei Marignane haben wir unſere Ruhe wiedergefunden. Ich muß
erklären, daß wir niemals in ernſter Gefahr waren. Die Paſſagiere
und die Mannſchaften haben die Reiſe wunderbar überſtanden.”
Dank der Reichsregierung für die Hilſeleiſtung
bei der Zeppelin=Landung.
Der deutſche Botſchafter in Paris v. Hoeſch
hat am Samstag vormittag in Abweſenheit des Außenminiſters
Briand zunächſt dem Generalſekretär des Miniſteriums, Philippe
Berthelvt, und hierauf dem Luftfahrtminiſter Laurent Eynac den
Dank der deutſchen Regierung für die
tatkräf=
tige Hilfeleiſtung bei der Landung des
Zeppe=
lins in Cuers=Pierrefeu ausgeſprochen. Der
Luftfahrt=
miniſter teilte mit, daß er die notwendigen Inſtruktionen
gege=
ben habe, damit jede mögliche Hilfeleiſtung für die notwendigen
Ausbeſſerungen, wenn ſie an Ort und Stelle vorgenommen
wer=
den ſollten, gegeben werde.
Reichsverkehrsminiſter Dr. Stegerwald richtete an den
fran=
zöſiſchen Miniſter für Luftfahrt Laurent Eynac folgendes
Tele=
gramm: „Von den umſichtigen und energiſchen Maßnahmen,
welche die franzöſiſche Regierung zur Hilfeleiſtung für das
Luft=
ſchiff „Graf Zeppelin” auf deſſen Erſuchen in Frankreich in
wei=
teſtem Umfange getroffen hat, habe ich mit großer Genugtuung
Kenntnis genommen. Die glückliche Durchführung der Landung
in Toulon iſt dieſen erfolgreichen Bemühungen zuzuſchreiben.
Nehmen Sie, Herr Miniſter, meinen aufrichtigen Dank für Ihre
ſo großzügige und tatkräftige Hilfeleiſtung entgegen.”
Ein Paſſagier über die Fahrkerlebniſſe.
Nach einem Telegramm des Zeppelinpaſſagiers v. Kryha
an die Aſſociated Preß in New York haben ſich in den kritiſchen
Stunden der Fahrt die erſten Anzeichen einer Motorenſtörung
bemeribar gemacht. Ungefähr nach dem Verlaſſen der
franzö=
ſiſchen Küſte in der Nähe von Valencia erwies es ſich, daß die
Hoffnung, den Schaden mit Bordmitteln beheben zu können,
nicht in Erfüllung gehen würde, und Dr. Eckener ſah ſich
veran=
laßt, die Paſſagiere zu befragen, ob ſie für einen Verſuch, die
Fahrt fortzuſetzen, oder für die Rückkehr ſtimmten. Die Mehrzahl
entſchied ſich für dies Rückkehr. Dr. Eckener bezeichnete als
ein=
zigen Ausweg die langſame Rückkehr rhoneaufwärts. Bei dieſer
Fahrt, während der nur noch ein Motor in Betrieb war, ſah
ſich die Fahrtleitung ſchließlich gezwungen, das Luftſchiff
trei=
ben zu laſſen, bis man eine ſtillere Luftzone erreicht hatte. Dies
erfolgte, nachdem Marignane paſſiert war. Die Paſſagiere legten
keine übermäßige Beſorgnis an den Tag. Die Stimmung an
Bord war durchaus gut, zumal man in die Führung Dr. Eckeners
volles Vertrauen ſetzte. Die warmen Mahlzeiten mußten
aller=
dings infolge der Lahmlegung der Maſchinenanlage unterbleiben.
Angeſichts des ſtarken Windes und der Tatſache, daß nur noch
ein Motor dienſtfähig war, ſtellte es ſich ſchließlich heraus, daß
auch die geplante direkte Rückfahrt nach Friedrichshafen ſich
nicht als durchführbar erweiſen würde. Trotzdem herrſchte unter
den Paſſagieren kein Zweifel daran, daß Dr. Eckener auch bei
einer improviſierten Landung den Zeppelin ſicher auf den Boden
bringen würde.
Nach der Landung machten die meiſten Paſſagiere von den
Automobilen, die die Flughafenleitung in zuvorkommendſter
Weiſe zur Verfügung geſtellt hatte, Gebrauch, um ſich direkt nach
Toulon ins Hotel zu begeben, während Dr. Eckener mit den
übrigen Mitgliedern der Fahrtleitung und einem Teil der
Mann=
ſchaft zunächſt noch auf dem Flugplatz zurückblieb. Wie ganz
natürlich, ſind die Paſfagiere über die
Verzö=
gerung der Fahrt nach New York enttäuſcht,
je=
doch fiel kein Wort, das von einem Schwinden
des Vertrauens zeugte. Die Mehrheit wird
je=
denfalls, ſobald die Fahrt nach Amerika
ange=
treten wird, ihre Kabine wieder beziehen.
* Polikiſche Pfingſtbekrachkung.
Von
Staatsſekretär z. D. A. Kempkes, M. d. R.
Wie ein Wunder will es faſt ſcheinen, daß nach dieſem
end=
loſen harten Winter mit all’ ſeinen Sorgen und Nöten nun doch
der Frühling ſeinen Einzug gehalten hat. Neues Hoffen und
neuer Glaube an beſſere Zukunft geht durch die Herzen der
Menſchen. Allenthalben rüſtet man ſich zum Pfingſtfeſt, um an
dieſem Feiertag voll entfalteten Frühlings die vergangene Not
zu vergeſſen und nur den Gefühlen der Freude und feſtlichen
Erwartung Raum zu geben.
Leider iſt die allgemeine politiſche und wirtſchaftliche Lage
recht wenig auf dieſen Ton erwartungsvoller Pfingſtfreude
ab=
geſtellt. Bis auf einige Ausnahmen kämpft die deutſche
Wirt=
ſchaft den Verzweiflungskampf um ihre Exiſtenz. Die
Landwirt=
ſchaft befindet ſich in einer derartigen Notlage, daß die
Erkennt=
nis dieſer Tatſache auch in denjenigen Kreiſen allmählich ſich
durchgeſetzt hat, die bisher aus ihrer inneren übelwollenden
Ein=
ſtellung heraus nur zu gern die Troſtloſigkeit der Situation
ab=
zuſtreiten verſuchten. In weitem Umfange ſcheidet ſie daher
als Käuferin aus und läßt ſo eine Erſtarkung des inneren
Marktes auf abſehbare Zeit als ausgeſchloſſen erſcheinen. Die
Verſuche, durch weitere Steigerung des Außenhandels einen
Ausgleich zu ſchaffen, ſcheitern an der immer mehr ſich
ſteigern=
den Aktivierung der ausländiſchen Induſtrien. Trotz aller
Ver=
handlungen und Beſchlüſſe von Weltwirtſchaftskonferenzen gehen
die Staaten zu einer immer ſtärker werdenden Schutzzollpolitik
ihrer induſtriellen Erzeugniſſe über, ſo daß ſelbſt eine ohne
be=
ſondere Laſten arbeitende Induſtrie nur mit größter Mühe und
größten Schwierigkeiten auf dem Weltmarkte ſich durchſetzen
könnte. Wie viel mehr gilt das aber für eine Wirtſchaft, die
mit Steuern und Laſten bepackt iſt, wie die deutſche und deren
Konkurrenzfähigkeit von vornherein mit Rückſicht hierauf
be=
ſchränkt und behindert iſt. Auch das beſte Organiſationstalent,
die beſte Rationaliſierung, wagemutigſter Unternehmergeiſt und
ſtärkſte Arbeitsintelligenz der Arbeitnehmerſeite finden an dieſen
vorweg gegebenen Hinderniſſen ihre unüberſteigliche Grenze.
Bei aller Zähigkeit, ſich durchzuſetzen und mit
zuſammen=
gebiſſenen Zähnen den Kampf weiterzuführen, legt ein Gefühl
der Hoffnungsloſigkeit und Reſignation allmählich niederziehend
ſich auf alle diejenigen, die als Unternehmer oder als Arbeiter
im Wirtſchaftskampfe ſtehen. Gerade dort, wo in kleinen und
mittleren Betrieben der zähe Arbeitswille des Einzelnen
be=
ſonders ſtark ſich auswirkt, iſt die Not am größten. Betriebe, die
jahrzehntelang in der Familie vom Vater auf den Sohn ſich
vererbten, können ſich nicht mehr halten, die in ihnen
beſchäf=
tigten, über reichliche Erfahrungen und Kenntniſſe verfügenden
Arbeiter müſſen entlaſſen, die Betriebe ſelbſt geſchloſſen werden.
Der über Winter gewaltig angeſtiegenen Arbeitsloſigkeit
ent=
ſpricht die ſteigende Kurve der Konkursverfahren und
Vergleichs=
verfahren.
Wie bald hat ſich die Unrichtigkeit des Berichtes von Parker
Gilbert aus dem vorigen Jahre herausgeſtellt, und wie bald
haben die an ihn ſich knüpfenden Schlußfolgerungen durch die
Realität der Verhältniſſe eine volländige Korrektur erfahren.
Es iſt daher nur allzu begreiflich, daß angeſichts dieſer
Ge=
ſamtſituation jede Hoffnung illuſoriſch erſcheint. Und dennoch!
Erwartungsvoll richten ſich aller Blicke nach Paris, ob die
dor=
tigen Verhandlungen der Sachverſtändigen nicht doch eine
Situation herbeiführen werden, die eine Hoffnung auf Beſſerung
nicht als völlig töricht und verfehlt erſcheinen läßt. Trotz aller
belgiſch=franzöſiſchen Zähigkeit am Feſthalten des einmal
er=
hobenen und formal konſtruierten Anſpruchs will es ſo ſcheinen,
als ob doch ein Weg gefunden werden könnte, der einen
Aus=
gleich zwiſchen den Forderungen der Alliierten und dem, was
Deutſchland zu leiſten in der Lage iſt, bedeutet. Ob die von Owen
Young vorgeſchlagenen Zahlungen in Verbindung mit den
deut=
ſchen Vorbehalten zu einer Einigung der Vertragsparteien
führen, muß abgewartet werden. Sollte es der Fall ſein, und
ſollten unſere wirtſchaftlichen Sachverſtändigen, die wie bisher
in voller Verantwortlichkeit ihre unendlich ſchwere Entſcheidung
treffen müſſen, zu dem Ergebnis kommen, trotz aller Bedenken
den Vergleich zu akzeptieren, ſo würde damit eine endgültige
Bereinigung der Reparationsfrage eingetreten ſein. Schon die
Tatſache eines ſolchen Vergleichs würde vorausſichtlich eine
politiſche Entſpannung mit ſich bringen, die pſychologiſchen
Be=
dingheiten und Vorausſetzungen der gegenſeitigen Einſtellung
würden andere werden und mit der Liquidierung des Krieges in
dieſem Punkte würden für allgemeine wirtſchaftliche
Zuſammen=
arbeit ſtärkere Grundlagen als bisher geſchaffen werden können;
umſomehr, als die finanzielle Liquidierung logiſcherweiſe in
kurzer Friſt auch die politiſche nach ſich ziehen müßte. Ein
der=
artiger Vertrag würde unzweifelhaft Deutſchland Laſten
auf=
erlegen, wie ſie bisher kein anderes Land getragen hat, aber es
würde immerhin gegen den jetzigen Zuſtand der Zahlungen nach
dem Dawesplan eine Erleichterung eintreten, deren
wirtſchaft=
liche Rückwirkung unzweifelhaft wäre. Vor allem würde
Deutſch=
land bei erfolgreich herbeigeführter Einigung die Kapitalien
er=
halten, die es bei ſeiner vollſtändigen Verarmung nun einmal
nötig hat, um durch Befruchtung der Wirtſchaft langſam und
all=
mählich den Weg eigener Kapitalbildung wieder gehen und
damit eine Geſundung unſerer Wirtſchaft anbahnen zu können.
Die Tatſache, daß es ſich um ausländiſches Kapital handelt, das
bei uns wirtſchaftlich angelegt gewiſſe Gefahren der
Ueberfrem=
dung bedeuten mag, muß zurückſtehen hinter dem e ſten und
eiſernen Gebot: daß zunächſt einmal wieder Kapital
herbeige=
ſchafft werden muß, um den Wirtſchaftsprozeß zu einem geſunden
Funktionieren zu bringen.
Nur dann aber kann auf die Dauer mit weiterem Zufluß
von Kapitalien gerechnet werden, wenn wir dem Ausland
klar=
machen, daß wir nach der Pariſer Entſcheidung daran, gehen,
aus uns ſelbſt heraus und durch eigene Kraft an der
grund=
legenden Beſſerung unſerer Wirtſchaftslage mitzuarbeitm. Das
heißt, daß wir aus der Erkenntnis der Dinge, wie ſie wirklich
ſind, den unbeirrbaren Willen herleiten, uns dieſer Situation
anzupaſſen. Die Beträge, die der Reichshaushalt durch die neue
Vereinbarung im Vergleich zu den bisherigen Ausgaben erſpart,
müſſen daher in wirkſam fühlbarer Geſtalt der Wirtſchaft wieder
zugeleitet werden, damit ſie von einem Teil der für ſie kaum
Sonntag, den 19. Mai 1929
Nummer 138
Seite 2
noch tragbaren öffentlichen Laſten befreit wird. Ob mit dieſen
Veträgen eine Steuerſenkung herbeigeführt, ob damit
Verzin=
ſungen oder Frachten erſpart werden, ob in irgend welcher
an=
deren Weiſe die Erſparnis wirtſchaftlich zum Ausdruck kommt,
mag erſt in zweiter Linie wichtig erſcheinen. Die Hauptſache
und das Entſcheidende iſt, daß dieſe Beträge nicht zu neuen
Ausgaben verbraucht werden und hinſichtlich der bisherigen
Be=
laſtung der Wirtſchaft alles beim alten bleibt. Ganz zweifellos
werden dadurch Neigungen und Wünſche der politiſchen
Par=
teien ſtark beeinträchtigt, aber jede der Parteien, die in der
Re=
gierung an deutſcher Weiterentwicklung mitarbeiten will, muß
ſich bewußt ſein, daß auch ſie Opfer bringen muß, damit in
gemeinſchaftlicher Arbeit der notwendige Erfolg erreicht wird.
Es muß ſich der Gedanke durchſetzen, und daran müſſen alle
Parteien mitarbeiten, daß jetzt oder nie der Zeitpunkt gekommen
iſt, daß in Erkenntnis beſtehender Armut die Ausgaben ſich nach
den Einnahmen zu richten haben, und nicht umgekehrt. Einer
zielbewußt ſo handelnden Regierung muß ein
verantwortungs=
volles Parlament zur Seite ſtehen, das in ſeinen Mitgliedern
und Parteien dem Drang nach Popularität keinen Raum läßt,
ſondern den ehernen Geſetzen kommender Notjahre ſich willig
und verantwortungsbewußt beugt. Ich glaube, daß auf dieſem
Wege das ſo tief geſunkene Anſehen des Parlaments ſich ſehr
bald wieder heben kann. Dabei ſoll und darf keine Partei den
Eindruck haben, als wenn ſie zu ihrer Haltung aus äußeren
Um=
ſtänden gedrängt werde, ſei es aus Rückſicht auf eine beſtehende
Koalition, ſei es aus Rückſicht auf die Wünſche anderer Parteien.
Nur wenn eigene Erkenntnis und eigener Wille von allen
Hem=
mungen ſich frei machen, wird auf die Dauer der richtige Weg
gefunden werden. Kein Zweifel, daß ein derartiges gutes
Bei=
ſpiel vom Reiche aus ſehr bald auch ſeine erfreuliche Rückwirkung
auf Länder und Gemeinden, vielleicht ſogar auf die
Lebens=
führung des einzelnen ausüben würde. Die gleichen Parteien,
die in Notverbundenheit Ausgaben im Reich auf das
Not=
wendigſte einſchränken, würden ſehr bald dazu übergehen, auch
bei ihren Ländern und Gemeindevertretungen gleiche Grundſätze
politiſcher Arbeit zu fordern und durchzuſetzen.
Bei einem auf ſolcher innerer Notwendigkeit beruhenden
Zuſammenſchluß würde aber auch die Annäherung der bei
Er=
reichung des Ziels mitarbeitenden Parteien im übrigen eine
größere werden. Die Gegenſätze würden ſich abſchleifen, das
gegenſeitige Sichverſtehen würde ein beſſeres werden, die
poli=
tiſchen Meinungsverſchiedenheiten würden mehr auf rein
ſach=
lichem Gebiet ausgetragen werden, und der Gedanke an das
gemeinſchaftlich Verbindende würde ſeine guten Wirkungen im
Intereſſe der Geſamtheit ausüben. Die Anziehungskraft
er=
tremer, den Staat überhaupt oder in ſeiner jetzigen Form
ab=
lehnender Parteien und Gruppen würde ſchwinden, wenn jeder
im Lande zu erkennen in der Lage wäre, daß ein gemeinſamer
ſtarker Wille am Werke iſt, um langſam und allmählich das
Schickſal der Geſamtheit, und damit das Schickſal des einzelnen,
in beſſere Bahnen zu lenken. Dann würde insbeſondere auch
eine heute vielfach verdroſſen abſeits ſtehende Jugend den
freu=
digen Mut finden, ihre großen Kräfte zur Schaffung neuer
Zu=
kunftsausſichten bereitwilligſt zur Verfügung zu ſtellen.
So ſchwarz und undurchdringlich anſcheinend nach wie vor
die Wolken über Deutſchland ſich auftürmen, ſo kann doch klare
Erkenntnis und feſter Wille viel zur Beſſerung beitragen. Wie
es trotz allem auch in dieſem Jahre draußen doch wieder
Früh=
liche Feſt” der neu aufblühenden Natur feiern dürfen, ſo kann ebnen verſucht hat für kulturelle Selbſthilfe und Schutzarbeit. —
es uns auch politiſch der Beginn eines neuen deutſchen Blühens Die Auſwärtsentwicklung durch die Gründung neuer Gruppen
und Grünens werden, wenn alle guten Willens ſind.
Kulkurarbeit in Rordſchleswig.
Kiel, 18, Mai.
Der Hauptausſchuß des Vereins für das Deutſchtum im
Auslande, der hier ſeine Jahrestagung abhält, iſt heute im
Kollegienſaal des Rathauſes zuſammengetreten. Rektor
Koop=
mann aus Tingloff hielt dabei ein Referat über „Kulturarbeit in
Nordſchleswig‟. Der Redner wies zunächſt darauf hin, daß der
Verſailler Friedensvertrag etwa 4000 Quadratkilometer und faſt
170 000 Menſchen von Schleswig abgetrennt habe und ſtellte feſt,
daß in dem Gebiet, wo die beiden Nationalitäten ſich begegnen,
eine ſtarke Vermiſchung der beiden miteinander ringenden
Ele=
mente ſtattfinde. So erkläre es ſich, daß ſich im eigentlichen
Nord=
ſchleswig der Streit nicht um Raſſe und Religion, ſondern um
die Zugehörigkeit zur däniſchen oder deutſchen Kulturgemeinſchaft
drehe. Von däniſcher Seite werde der Vorteil der ſtaatlichen
Macht nicht nur auf kulturellem, ſondern auch auf politiſchem und
wirtſchaftlichem Gebiet meiſt höflich in der Form, aber zielbewußt
in der Sache in dieſem Kampfe ausgenutzt. Die Methoden ſeien
dabei ſehr viel feiner als in anderen Ländern, aber das Ziel ſei
das gleiche: Aufſaugung der deutſchen Minderheit. Von den 298
deutſchen Volksſchulen mit rund 27 000 Kindern im Jahre 1920
Von Johannes Schlaf.
1.
Der Ausgang der Kraft.
layt wohl die ewige Kraft?
Blut und Schweiß rann von ihrer Stirn,
Und ſie rang die Hände zum Vater:
„Laß dieſen Kelch an mir vorübergehen!“
Und da ſie hing am Kreuz,
War um ſie und über der Welt eine große Fahlheit,
Und ſie ſchrie auf:
„Mein Gott, mein Gott, warum haſt du mich verlaſſen!“
Und neigte das Haupt in die Nacht der Verzweiflung
und des Zweifels
Und verſchied,
Und es ſteht geſchrieben, daß ſie niedergefahren ſei
zur Hölle.
Und ſie hielt ſich verborgen fünfzig Tage lang,
Verkrochen aus Furcht vor den Menſchen
In Zittern und Zagen hinter verſchloſſenen Türen.
Ausgegangen das Werk in Zweifel, Nacht und Zagen,
Die große Fahlheit hatte alles verſchlungen
Und lag auf der Seele der Seinen fünfzig Tage.
Es ſtolkte die Achſe der Dinge,
Und alfes wäre zu Ende geweſen.
Doch zus dem Heimlichen, vom Punkt aus, aus der
(htille erhebt ſich geheimnisvolle Regung,
Ueber das Unmögliche des toten Punktes hinweg
erhebt ſich und fährt aus die Kraft.
Sieh aber ihren Eingang,
Sieh die ewige wirkende Perſon, die todloſe,
Eingehen in die Ihren,
Geanz zu werden die Ihren.
D nn als der fünfzigſte Tag gekommen,
Gehen drei Männer durch öde Gaſſen,
In toter, doch leis erwachender Zwielichtſtille,
Schleicherk durch dunkle Hofwinkel hinein zu denen,
die, kauzm harren, beifzammen ſind hinter noch
immer verſſchloſenen Tüfen, und klopfen an.
Und zag wird ihnen aufgetan.
Der Rote Frontkämpferbund einſchließlich Rote
Jung=
front und Rote Marine iſt mit allen ſeinen Einrichtungen für das
Gebiet des Freiſtaates Schaumburg=Lippe
ver=
boten und aufgelöſt worden.
Nach den bisherigen Dispoſitionen wird der äghptiſche König
Fuad am 10. Juni in Berlin eintreffen, wo er ſich etwa 4 Tage
als offizieller Gaſt der Reichsreg erung aufhalten wird. Anſchließend
beabſichtigt der König dann noch 12 bis 14 Tage inoffiziell in
Deurſch=
land zu bleiben und dabei verſchiedene deutſche Städte zu beſuchen.
Die deutſchen Delegierten zur internationalen
Konferenz der Völkerbundsvereinigungen ſind in
Madrid eingetroffen. Sie wurden geſtern abend in der deutſchen
Botſchaft empfangen. Die Delegation ſteht unter Leitung des Grafen
Bernſtorff.
Die Verhandlungen gegen den Aukonomiſten Dr.
Roos, der der Verſchwörung gegen die Staatsſicherheit angeklagt iſt,
wird am 10. Juni vor dem Schwurgericht in Beſangon beginnen.
Der japaniſche Marineminiſter hat der Preſſe nach Prüfung der
Gibſon’ſchen Vorſchläge mitgeteilt, daß Japan zur Teilnahme
an der neuen Seeabrüſtungskonfrenz vor dem
Jahre 1931 bereit ſei. Der Miniſter macht den Vorſchlag, daß
die fünf Seemächte ihre Pläne der vorbereitenden Abrüſtungskonferenz
in Genf unterbreiten ſollen. Japan erwarte in Anerkennung ſeiner
inſularen Lage eine beſondere Bevorzugung, jobald die Frage der
Herabſetzung der Kreuzer=Tonnage zur Verhandlung ſtehe.
ſeien infolge der däniſchen Schulpolitik am 31. Dezember 1924 nur
noch 28 Schulen mit 2484 Kindern vorhanden geweſen. Die
deutſche Arbeit habe in größerem Umfange erſt 1924 nach
Ueber=
windung der Inflation einſetzen können. Sie verſuche das
kom=
munale, im weſentlichen nur deutſchſprachige Schulweſen zu
unter=
ſtützen und private Schule im Sinne der Volkstumsſchule
aufzu=
bauen. Der gegenwärtige Stand ſei folgender: die kommunalen
Schulen 29 mit rund 100 Klaſſen haben ſich halten können, die
Zahl der privaten Schulen hat ſich in den Jahren 1924 bis 1929
von 7 auf 23 erhöht. Dieſe Schulen ſind zu gleicher Zeit auch der
Sammelpunkt des deutſchen Lebens, als „deutſches Haus” dienen
ſie der Geſelligkeit, dem Lebensbedürfnis, dem Turnen und dem
Sport und ſichern ſo die innere Verbindung des abgetrennten
Gebietes mit der Heimat. Wo die deutſche Bevölkerung weit
zer=
ſtreut wohnt, werden Wanderſchulen errichtet. — Am
Nachmit=
tag fand im Koloſſeum die ſtark beſuchte Hauptverſammlung des
Vereins für das Deutſchtum im Auslande ſtatt. Konteradmiral
z. D. Recke, der Ehrenvorſitzende des Landesverbandes Schleswig=
Holſtein, hielt eine Begrüßungsanſprache, die in der Mahnung
ausklang: Deutſches Volk erhalte deinen Kindern
in aller Welt Sprache, Art und Sitte! Darauf
er=
ſtattete der geſchäftsführende Vorſitzende des Vereins,
Konter=
admiral a. D. Seebohm, den Jahresbericht, in dem es u. a. heißt:
hat ſich leider auch im vergangenen Jahre nicht zweſentlich
ge=
ändert. Ueberall in den europäiſchen Auslandsgebieten ſteht das
deutſche Volk im Kampfe um ſeine Erhaltung. Der Verein iſt
erfreut, daß Dr. Streſemann durch ſein energiſches Eintreten für
ling geworden iſt und wir trotz allem Pfingſten als das „lieb= die Rechte der Minderheiten in Genf auch politiſch die Wege zu
hat auch im vergangenen Jahre angehalten. Die Zahl der
Orts=
gruppen iſt von 2489 auf 2714 geſtiegen, die der Schulgruppen
von 4078 auf 4654, insgeſamt verfügt der Verein alſo über 7368
arbeitende Gruppen. Die Pflichtbeiträge haben mit 498 684 Mark
den Voranſchlag um 22 Prozent überſchritten. Die Gewinnung
der Volksſchulen hat erfreuliche Fortſchritte gemacht dank der
Unterſtützung der deutſchen Lehrer des Vereins und der Mithilfe
des Zentralinſtituts für Erziehung und Unterricht. Der
Geſamt=
haushalt iſt mit 2 444 994 Mark um 228 000 Mark höher als der
Haushalt von 1927. Zahlreiche Reiſen ins Reich und in das
Ausland ſowie großzügige Jugendaustauſchfahrten knüpften
überall neue Verbindungen an oder feſtügten alte Beziehungen.
Sehr erfreulich iſt es, daß ſeitens der Behörden und Regierungen
die Arbeit des Vereins faſt überall gefördert wurde und die
maßgebenden Stellen im Reich und in den Ländern die
Bedeu=
tung der unpolitiſch kulturellen Volksſchutzarbeit erkannt haben.
Sie verdient, ſo ſchließt der Bericht, die Unterſtützung eines jeden
Deutſchen. — Für die Preſſevertreter fand im Feſtſaal des
In=
ſtituts für Weltwirtſchaft und Seeverkehr eine beſondere Tagung
ſtatt, auf der Univerſitätsprofeſſor Dr. Fleck über die Aufgaben
des Inſtituts und Hauptſchriftleiter Schröder=Flensburg über
die deutſch=däniſche Grenzlandfvage berichteten. An den
Reichs=
präſidenten wurde folgendes Telegramm geſandt: Der Verein
für das Deutſchtum im Auslande ſendet von ſeiner Pfingſttagung
ſeinem Ehrenvorſitzenden ehrfurchtsvolle Grüße. Taufende und
Abertauſende Deutſcher aus allen Teilen des In= und Auslandes
geloben, treu zuſammenzuſtehen und an dem Gedanken der
deut=
ſchen Volksverbundenheit überall in der Welt feſtzuhalten.
Die Wiſſenden aber, die drei Jünger, ſie, die ihm die
nächſten geweſen, Träger um ſeiner todloſen
Geiſtperſon.
Er ſelbſt ſie, er ſelbſt —
Treten vor ſie hin,
Ihnen zu künden, was der Herr, als er vordem mit
ihnen herabgeſchritten vom Berg der Verklärung,
ihnen den anderen Jüngern und der Gemeinde
an dieſem Tage nach ſeiner Auferſtehung und
Himmel=
fahrt von ihm zu künden geheißen.
Und es tritt Petrus vor ſie,
Und ſagt ihnen das Geheimnis von ihm und das der
letzten Dinge.
Und es bricht hervor aus ihren Häuptern und ihrem
Mund gleich Feuerflammen,
Und im ſelben Augenblick jeder Menſchenfurcht ledig
Treten ſie hervor aus dem Haus,
Vor alles Volk,
Und künden in Zungen die großen Taten Gottes,
Und es werden an dieſem einen Tage dem Herrn und
dem großen Gotteswerk hinzugewonnen bei
dreitauſend Seelen.
Was iſt das?
2.
Urwort.
Blauer Himmel und die ſchöne weite Frühlingswelt
im Glanz der Sonne und brauſender
Blüten=
pracht..
Bienen wie Chöre der gottfreudigen Seligen.
Spektralbunte Schwingen, tragend, webend,
voll=
bringend in Licht und Aether von Purpurkelch
zu Purpurkelch, eingeſenkt in erſchloſſen
empfan=
gende Tiefe, das zeugende Geheimnis des empor=
und immer emporſtrebenden Lebens.
Da wäre wohl einzuſtimmen und ein Loblied zu
ſingen auf das große Nährgeſtirn und ſein
un=
verbrüchlich verbürgender periodiſcher Wandel
zu preiſen.
Doch in den ſchäumenden Sonnenbraus dieſer
Pfingſt=
pracht herein ſeh’ ich ihn umwittert von einer
Kunde, die zurückreicht ſelbſt noch weit hinter
frühpalgeslithiſch dämmernde Zeitfernen,
Seh ihn, den immmer Selben und Gleichen,
hervor=
treten, jetzt nordiſch Aſathor genannr, göttlich
rieſenhaften Wuchſes, rotumflammt das Haupt
Ueber die Störung der Motoren äußerte ſich Dr. Eckener
folgendermaßen: „Dieſe Panne der Motoren dürſte auf folgendes
zurückzuführen ſein: Nach der letzten Mittelmeerfahrt ſind einige
Aenderungen an den Motoren vorgenommen worden, und zwar
inſofern, als die einzelnen Zylinder aus ihrer ſtarren Verbindung
gelöſt wurden, um damit die Leiſtungsfähigkeit der Motoren zu
erhöhen. Bei der letzten Fahrt nach Oeſterreich hatten dieſe
Ver=
beſſerungen keinerlei Anlaß zu Beanſtandungen ergeben.‟ Dr.
Eckener nimmt jedoch an, daß durch dieſe Lockerung der Zylinder
Vibrationen an der Kurbelwelle entſtanden ſind, die den
Rhyth=
mus der Motoren in Unordnung brachten.
Dr. Eckener und die Mannſchaft des „Graf Zeppelin” haben
die letzte Nacht im Luftſchiff verbracht. Die Mechaniker haben bis
ſpät in die Nach: hinein gearbeitet. Man glaubt, daß die aus
Friedrichshafen beſtellten Maybach=Motoren ſpäteſtens am
Mon=
tag in Pierrefeu ankommen werden. Der Sohn des Direktors
der Lufthanſa, Wronſki, iſt letzte Nacht im Flugzeug in Marſeille
angekommen und im Zug nach Pierrefen weiter gereiſt. Heute
vormittag hatte er mit Dr. Eckener eine Unterredung. Der
deutſche Konſul in Marſeille, Renter, der geſtern als einer der erſten
Deutſchen in Pierreſeu eingetroffen war, hatte heute eine längere
Unterredung mit Dr. Eckener. Dieſer ſtellte entſchieden in Abrede,
ſich vor der Abfahrt des Luftſchiffs in Friedrichshafen in
belei=
digender Weiſe über Frankreich geäußert zu haben, ebenſo, daß
der „Graf Zeppelin” ſich je ernſtlich in Gefahr befunden habe. Er
hoffe in einer Woche wieder aufſteigen zu können. Schließlich
drückte Eckener ſeine Bewunderung und ſeinen Dank für die
ge=
ſchickte Art aus, mit der die franzöſiſchen Marineflugmannſchaften
die Landungsmanöver ausgeführt hätten. Es ſteht noch nicht feſt,
ob das Luftſchiff nach Einſetzung der neuen Motoren nach
Fried=
richshafen zurückkehrt oder von Pierrefeu aus einen neuen
Amerikaflug antritt. Die Luftſchiffmechaniker halten
es für höchſt unwahrſcheinlich, daß die
Beſchädi=
gungder Motoren auf Sabotage zurückzuführen
ſei. Dr. Eckener ſelbſthatſichzudieſer Frage noch
nicht geäußert.
Botſchaftsrat Clodius und der Vertreter der Lufthanſa in
Paris, Wronfki, die geſtern gemeinſam nach Pierrefen geflogen
waren, ſind heute wieder auf dem Flugplatz von Le Bourget
ein=
getroffen. Mit einem anderen Flugzeug trafen vier Amerikaner
ein, die ſofort nach Cherbourg weiterreiſen, um das nächſte Schiff
nach New York zu erreichen.
Direktor Leiſter=Kiep von der Hamburg=Amerika=Linie
erklärte gegenüber Preſſevertretern, daß er mit der Reiſe des
„Graf Zeppelin” ſehr zufrieden ſei. Er habe keinen Augenblick
irgendwelche Befürchtung oder Beunruhigung gehabt. Die Reife
ſei ausgezeichnet verlaufen. Sämtliche Paſſagiere hätten
abſo=
lutes Vertrauen und das Gefühl der außerordentlichen Sicherheit
gehabt.
Der Arzt des ſpaniſchen Königs, Dr. Meycais, der Leiter des
bakteriologiſchen Inſtituts in Madrid, betonte ebenfalls, daß die
Reiſe ausgezeichnet verlaufen ſei. Er werde unter allen
Umſtän=
den an der Amerikafahrt des Zeppelins teilnehmen. Auch er
be=
ſtätigte, daß während der Fahrt kein einziger der Paſſagiere krank
geworden ſei. Im Gegenteil betonte er, wie auch alle übrigen
Paſſagiere mit aller außerordentlicher Genugtuung die Sicherheit
und Ruhe, die an Bord herrſchte, und unterſtrich die
außerordent=
liche Leiſtungsfähigkeit des Zeppelins, die ſich wieder von neuem
bewährt habe. Von verſchiedenen Teilnehmern der
Zeppelin=
fahrt wird der Verwunderung über die Beunruhigung in der
öffentlichen Meinung Ausdruck verliehen. Sie betonten immer
wieder, daß die Fahrt von neuem die Sicherheit und
Leiſtungs=
fähigkeit des Zeppelins erwieſen habe, der auch mit einem
ein=
zigen Motor eine glatte Landung auf einem fremden Terrain
vornahm. Die Stimmung bei ſämtlichen Paſſagieren ſei ſehr
zu=
verſichtlich geweſen. Alle Paſſagiere erklären, daß Kapitän
Eckener während der Fahrt fortgeſetzt mit allen Pafſagieren
Füh=
lung gehabt und ſie über den Gang der Fahrt in allen
Einzel=
heiten unterrichtet habe.
Der Nordpolfahrer Wilkins äußerte ſich gleichfalls ſehr
be=
friedigt über die Fahrt. Auch er lobte die große
Leiſtungsfähig=
keit des Zeppelins und will an der Amerikafahrt teilnehmen. Er
zeigte, wie alle übrigen Paſſagiere, die größte Zuverſicht in der
Bedeutung der Zeppelin=Luftſchiffahrt. Unter den Paſſagieren
befand ſich auch eine einzige Dame, eine junge Amerikanerin. Sie
hat ſich beſonders ausgezeichnet, da ſie keinen Augenblick ihre
gute Laune verloren hat. Sie iſt trotz des Verbots der Eltern
entſchloffen, auch die Amerikafahrt des Zeppelins mitzumachen.
von Haar= und Bartwuchs, und den Blitz ſeines
Auges, den auch Thrymir, der Rieſe, der
Ent=
wender des Hammers, nicht ertrug; ſeh’ ihn
her=
vortreten, Hand in Hand mit der ewigen Mutter,
jetzt ſeiner weizenblonden Gattin Sif, der
zyanen=
bekränzten Göttin der Aehrenfelder;
Hervortreten zwiſchen Phantomen unausdenkbar
ge=
waltiger Urzeitkataklysmen der ſich
ausformen=
den Erdkruſte, aus endlos dunkelſtürmenden
Urmeeren, den rieſenhaften, unabläſſigen
urſeis=
miſchen Erſchütterungen, Hebungen und
Senkun=
gen der Erdoberfläche, ſich emporhebenden
Hoch=
gebirgskämmen, Spuren ſeines Nahens und
ſeiner göttlich empordrängenden Gliedmaßen;
ſeh’ ihn aus palgeslithiſcher Höhle hervortreten,
umgeben von trottenden Mammutrieſen, Elchen,
Drachen und Höhlenbäven, die hinter ihn
zurück=
weichen ins Dunkel verſunkener Urzeiten; ſeh‟
ihn hervor aus der Trübnis noch dicker,
blitz=
gezuckt zerriſſener Uratmoſphäre, rot umglaſtet
von dem Ausbruch der Urvulkane, überwölbt von
Nordlichtern, von ihrem eiſig friſchen Odem
um=
ſauſt tritt er hervor zwiſchen den Gletſcherſtrömen
der Eiszeitalter und ſagt:
„Höre das Wiſſen der Erdgeonen und ſieh, woher dir
Licht kommt!
Biſt du geneigt, einen anorganiſch toten, glühenden
Gasklumpen anzubeten?
Ich bin der, der war, iſt und ſein wird im Vater und
vom Vater.
Ich bin Ich.”
3.
An Linien entlang.
An Linien ſchritt ich hin, allein;
An der Linie.
Und wär’s die der Gaſſe oder die des Buges dei
roten Päonienblätter in den kleinen Vorgärten=
und der hochgeſtempelten Lilien mit ihrer
gol=
denen Kelchmitte;
Oder draußen die des Baches zwiſchen den Wieſen
und der aneinander hingezogenen grellgrünen
Waſſerkreſſewülſte drin;
Ich fühle, ſehe: ihre Schwingung verläuft ins
Un=
endliche.
Nummer 138
Sonntag, den 19. Mai 1929
Seite 3
Seutfciative und die Mderhenen.
Eine denkſchrift der Reichsregierung.
Deukſchlands Auffaſſung von den Pflichken des
Völkerbundes gegenüber den Minderheiken.
Berlin, 18. Mai.
Die Reichsregierung veröffentlicht nunmehr die Denkſchrift
der deutſchen Regierung in der Minderheitenfrage. Die
Denk=
ſchrift, ein Manuſkript von 28 Schreibmaſchinenſeiten, führt den
Titel „Bemerkungen der deutſchen Regierung zur Frage der
Garantie des Völkerbundes für die Beſtimmungen zum Schutze
der Minderheiten” und legt eingehend die Auffaſſung der
deut=
ſchen Regierung über die Pflichten dar, die ſich für den
Völker=
bund aus der Garantie für die Beſtimmungen zum Schutze der
Minderheiten ergeben. Bekanntlich iſt die deutſche Auffaſſung
vom deutſchen Außenminiſter Dr. Streſemann bereits in der
Märztagung des Völkerbundes dargelegt worden. Dieſe
Dar=
legungen gingen davon aus, daß in der Entwicklung der
Völker=
bundstätigkeit der Zeitpunkt gekommen iſt, um die ſchwierige
Be=
handlung des Minderheitenproblems rückblickend zu überprüfen
und an Hand der gemachten Erfahrungen zu entſcheiden, ob ſich
die berufenen Inſtanzen des Völkerbundes bei der Verfolgung
dieſer Aufgabe auf dem richtigen Weg befinden, oder ob es
ange=
bracht iſt, in der einen oder anderen Beziehung neue Beſchlüſſe
zu faſſen. In dieſem Sinne hat der deutſche Vertreter die
bis=
herige Praxis des Völkerbundes und ihre Ergebniſſe einer
kriti=
ſchen Betrachtung unterzogen und iſt dabei zu folgenden
Schluß=
folgerungen gelangt:
Es ſei einmal erforderlich, ſorgfältig die Möglichkeiten
durch=
zuprüfen, die für eine Beſſerung des formalen
Ver=
fahrens bei der Behandlung von Petitionen
der Minderheiten gegeben ſind. Dabei müſſe insbeſondere in
Ausſicht genommen werden, die bisher bei der Vorprüfung
ſolcher Petitionen geübte Ausſchaltung gewiſſer Nationen durch
ihre Heranziehung zu erſetzen. Es müſſe ferner geprüft werden,
in welcher Weiſe der Völkerbund ſeiner
Garan=
tieverpflichtung außerhalb des Gebietes der
Petitionen zu genügen hat. Endlich ſei es wichtig, eine
ausdrückliche Klärung der grundſätzlichen Frage herbeizuführen,
wie der Sinn und die Tragweite der
Garantie=
pflicht des Völkerbundes zu verſtehen ſind.
Dieſe vier Grundſätze werden in der Denkſchrift der
Reichs=
regierung eingehend begründet und erklärt. Wie die Denkſchrift
ſelbſt feſtſtellt, verfolgt die Denkſchrift den Zweck, unter
Berück=
ſichtigung der von anderer Seite in der Märztagung abgegebenen
Erklärungen dieſe Grundſätze „zu erläutern und zu ergänzen”.
Die Minderheitendenkſchrift der Reichsregierung geht von
der grundſätzlichen Frage aus,
wie Hinn und Tragweile der Garankiepflicht des
Völkerbundes zu verſtehen iſt
und ſtellt hier feſt, daß den Minderheiten die Erhaltung ihrer
völkiſchen Eigenart ſowie kulturelle, ſprachliche und religiöſe
Freiheit zu gewährleiſten iſt. Die Staaten, denen die
Minder=
heiten angehören, haben die Wahrung dieſer Rechte der
Minder=
heit als Grundgeſetz anzuerkennen, das in ſeiner Wirkſamkeit
weder durch andere Geſetze, noch durch Verordnungen, noch durch
ſonſtige amtliche Maßnahmen irgendwelcher Art beeinträchtigt
werden darf. Die Garantie des Völkerbundes iſt allgemein und
uneingeſchränkt. Das ganze Minderheitenregime bildet ein
weſentliches und dauerndes Gegenſtück zu der Tatſache, daß durch
die Friedensverträge von 1919 große Volksteile von ihrer
Volks=
gemeinſchaft abgetrennt und einem anderen Staat unterſtellt
worden ſind. Bei der Minderheitenregelung handelt es ſich
mit=
hin nicht nur um ein Uebergangsregime, das ſchließlich dazu
zu führen hätte, die Minderheiten in ihrer völkiſchen und
kultu=
rellen Eigenart verſchwinden und ſie in der Majorität der
Staats=
bevölkerung aufgehen zu laſſen. Deshalb kann und darf die
Be=
kundung des Intereſſes an der ſtrikten Beobachtung der
Schutz=
beſtimmungen nicht als unzuläſſige Einmiſchung in die inneren
Angelegenheiten eines fremden Staates oder gar als
Unter=
ſtützung ſtaatsfeindlicher Bewegungen angeſehen werden. Die
deutſche Regierung iſt der Anſicht, daß es dringend erwünſcht
wäre, wenn ſich der Völkerbundsrat noch einmal ausdrücklich
zu den vorliegenden Geſichtspunkten des Bundes äußere und ſie
zum Ausgangspunkt und zur Grundlage dieſer Beſchlüſſe machte.
Aus den im vorſtehenden entwickelten allgemeinen
Grund=
ſätzen ergibt ſich, der Denkſchrift zufolge,
in welcher Weiſe der Bölkerbund ſeiner
Berpflich=
kung zur allgemeinen Veberwachung der Lage der
Minderheiten nachzukommen hal.
Hierfür beſtehen zurzeit keinerlei Regeln, vielmehr ſind ſolche nur
für die Behandlung konkreter Einzelfälle der Verletzung von
Minderheitenſchutzbeſtimmungen aufgeſtellt worden. Dieſes
Ver=
fahren iſt jedoch für die fortlaufende Ueberwachung der Lage der
Minderheiten in den einzelnen Ländern nicht ausreichend, weil
der Völkerbund bei der Beſchränkung auf dieſes Verfahren ſtets
nur ein ſehr unvollſtändiges Bild von der praktiſchen
Auswir=
kung der Minderheitenverträge und Erklärungen erhält. Der
Völkerbund hat, wie die Denkſchrift ſeſtſtellt, bereits am 22.
Okto=
ber 1920 den Bericht des italieniſchen Vertreters genehmigt, in
dem ausgeführt wurde, daß der Völkerbund ſich die Gewißheit
verſchaffen müſſe, „daß die Beſtimmungen zum Schutz der
Min=
derheiten fortdauernd ausgeführt werden.‟ Dieſem Gedanken
enitſpricht auch die Haltung des Rates in einigen anderen
Fäl=
len, ſo anläßlich der Behandlung griechiſch=bulgariſcher
Minder=
heiten im Jahre 1925.
Des Weiteren zeigt der Vorgang anläßlich der Beſchwerde
der griechiſch=albaniſchen Minderheiten im Jahre 1928, daß das
Intereſſe des Völkerbundes an den Minderheitenfragen über die
Fälle der Petitionen weit hinausgeht. Die Denkſchrift führt dann
weitere Beiſpiele dafür an, daß ein Bedürfnis dafür beſtehe,
den Rat über die Behandlung der Minderheiten laufend zu
un=
terrichten. Dieſe Beiſpiele bewieſen, daß die Frage des Schutzes
der Minderheiten vom Völkerbund auf Grund der ihm
obliegen=
den allgemeinen Garantie außerhalb konkreter Einzelfälle von
Varletzungen behandelt worden iſt.
Die Nolwendigkeik, die Ueberwachungskäkigkeit
nach beflimmten Regeln zu organiſieren, ergebe ſich
aus der Tatſache, daß die bisherige Praxis, die es dem Zufall
überläßt, ob aus irgendeinem Anlaß die Minderheitenfrage von
grundſätzlichen Geſichtspunkten aus im Völkerbund zur
Erörte=
rung gelangte, ſich als unzureichend erwieſen hat. Für die
Durch=
führung einer ſtändigen Ueberwachung der Minderheitenfrage
durch den Völkerbund ſind nach der Anſicht der Reichsregierung
verſchiedene Wege denkbar. Abzulehnen iſt die Löſung, die
Auf=
gabe einfach dem Sekretariat zu übertragen. Abzulehnen iſt
ferner der Vorſchlag, daß der Völkerbund ſich ſelbſt durch einen
oder mehrere Berichterſtatter fortlaufend über den Stand der
Minderheitenfrage unterrichten läßt, da die Verfolgung der Lage
der Minderheiten ein fortlaufendes Studium verlangt. Endlich
erſcheint auch der Vorſchlag, das bisher mit der Prüfung
be=
auftragte Dreierkomitee durch ein anderes erweitertes Organ zu
erſetzen, nicht zweifelsfrei. Unter dieſen Umſtänden drängt ſich
nach deutſcher Anſicht von ſelbſt
der Gedanke eines beſonderen fändigen Komikees
für die Minderheiten
auf, wie es ähnlich für Wirtſchaftsfragen, Verkehrsfragen uſw.
beim Völkerbund beſteht. Dieſe Löſung hätte den Vorzug, daß
damit ein Gremium geſchaffen würde, das unbeeinflußt von
aktu=
ellen Streitfragen den Stand des Minderheitenproblems
über=
ſehen könnte. Durch die Beratung innerhalb eines ſolchen
Komi=
tes würde bereits eine gewiſſe Klärung der Meinung über
grund=
ſätzliche Fragen erfolgen, bevor ſolche an die höchſten Inſtanzen
des Völkerbundes gelangen. Die deutſche Regierung iſt ſich
be=
wußt, daß der Gedanke eines ſtändigen Minderheitenkomitees
ſorgfältiger Prüfung bedarf und regt daher zunächſt einmal die
Einſetzung eines Ausſchuſſes an, der einen Ueberblick über die
Entwicklung der Minderheitenfrage ſeit 1919 geben ſoll.
Die Minderheitendenkſchrift geht ſodann auf die Mängel ein,
die ſich aus der Praxis in den jetzt üblichen Verfahren des
Dreierkomitees herausgeſtellt haben, und ſtellt dann
Forderungen
auf, welche dieſe Mängel abſtellen ſollen. Sie laſſen ſich wie
folgt zuſammenfaſſen:
Mitteilung des Ergebniſſes der Arbeiten
des Dreierkomitees an die einzelnen Ratsmitglieder,
damit dieſe ſich darüber ſchlüſſig werden können, ob ſie die
Be=
ſchwerden der Minderheiten verfolgen wollen oder nicht.
Größere Publizität des ganzen Verfahrens
durch liſtenmäßige Nachweiſung aller eingegangenen und in den
Und elliptiſch, paraboliſch, hyperboliſch iſt es die der
Feldbänder und des Buges der weithin geſtreckt
verlaufenden Hügel;
Wie ſollten ſie nicht ins Unendliche gehen?
Und es iſt die der über mir geſtreckten Parabel des
blauen Firmamentes, und die in ſie
hineingewun=
denen weißen Lenzgewölkes mit ihrer grauen
Prallheit;
Wie ſollten ſie nicht ins Unendliche gehen?
Und es iſt die der vorgeſtellten, ſich im Unendlichen
ſchneidenden Parallelen, und die Gerade, die man
niemals endend weiterdenken kann.
In mir iſt ein Gefühl, daß ſie dahinſchreitet, wie ſie
hindurchſchneiden durch Umlaufskurven gelber
Planeten, und vorbei an den rieſigen
Ausſchleu=
derungslinien von Sonnenprotuberanzen, an den
Wirbeln und zuckend ſich hin und her ſchiebenden
Rundlöchern der großen Sonnenflecke; und weiter
hinaus an den bleichphosphoreſzierenden
Ellip=
ſen der Weltnebel, an den Schweiflinien der
Kometen vorbei, und durch den ſtillen Donner
immer ungeheurer ergoſſener Ströme von
Fix=
ſternkatarakten in die Starre des ſchwarzen
Welt=
raumes;
Bis heran an den Schnittpunkt, jenſeits deſſen ſie
diverzierend ſich herumbiegen, damit ich dahin
ge=
lange, von wo ich ausging.
Denn was ſich biegt, mag nicht bangen, daß es
zurück=
gelange zu dem, wovon es ausging und wo es
ſeine Stätte hat.
Und hier bin ich wieder, treulich trug’s mich zurück,
ich ging, wieweit es kann,
Man wäre gefoppt, wenn man ſich nicht behielte.
Von einem Pfingſtmorgenſpaziergang ins Freie
zu=
rück.
Hier ſind grüne Maien vor kleinen, bunten Häuſern,
und feſtlich der weiße Sand auf den Steintreppen
zu den Haustüren hinauf; und hier ſteht in der
Sonne die Nachbarin in der offenen Tür, neben
ihr hinten aus dem Flur der Duft des
Feſt=
kuchens auf die Gaſſe heraus,
Und vom Kirchlein her des Glockenjubels, der zum
Gottesdienſt ruft, vertraut gemütliche Feierlichkeit.
Heſſiſches Landestheaker.
Großes Haus. — Samstag, den 18. Mai.
Ein Maskenball.
Große Oper von G. Verdi.
* Die allmählich ſchon etwas abgeſpielte Oper des Verdiſchen
Zwiſchenſtils, für deren Ablöſung ſchon öfter ſein „Don Carlos”
oder „Macht des Schickſals” vorgeſchlagen wurde, ging heute in
der bekannten und bewährten Beſetzung der letzten Jahre über
die Bretter. Es erübrigt ſich, auf Einzelleiſtungen einzugehen,
wie Roſe Landwehrs Amelia — eine beſondere Leiſtung
nach ihren beiden Salomes in den letzten Tagen —, Hans
Komreggs René, Anna Jacobs Ulrika, Käte
Wal=
ters Pagen Oskar, die alle in ausgezeichneter Verfaſſung waren,
wie auch die Herren Kuhn, Overlack, Ney, Vogt in
kleine=
ren Rollen ſich gut einfügten. Wir würden gern Elſa Varena als
Amelia wiederſehen, die ſie im Vorjahre als Gaſt geſungen hat.
Neu war Graf Richard durch E. Laholm als Gaſt beſetzt.
Der Wiesbadener Heldentenor entfaltete ein prachtvolles Material,
deſſen klingende Höhe die etwas flache Tiefe und im Ganzen
wenig ausgeglichenen Lagen wettmachte, und eine glänzende,
bei=
fallbelohnte Leiſtung ergab. Vielleicht hören wir auch unſeren
Hans Grahl einmal in dieſer dankbaren Rolle.
Max Rudolf leitete die gute Aufführung mit
Tempera=
ment und Sicherheit.
v. II.
Orpheum.
Adalbert Steffters Operettengaſtſpiel.
„In der Johannisnacht”.
Direktor Adalbert Steffter eröffnete geſtern abend mit der
Premiere der Gilbert’ſchen Operette „In der Johannisnacht”, ſein
diesjähriges Gaſtſpiel im Orpheum, und zwar mit beſtem
künſt=
leriſchen Erfolg. Die ſehr anſprechende Novität fand in dem
neuen Enſemble eine ausgezeichnete Beſetzung, in erſter Linie
mit Helene Brahms und Lieſel Ponhart, in den
männ=
lichen Rollen durch Hugo Manzoni und Martin Weiß.
A. Steffters Inſzenierung ſorgt für flottes und
ausdrucks=
volles Spiel. Auch das Orcheſter unter E. Mürl leiſtete
Aus=
gezeichnetes. Es gab nach dem 2. Akt unzählige Hervorrufe, viele
Blumen und für Direktor Steffter einen goldenen Lorbeerkranz.
*.9
Wir kommen auf die Aufführung zurück.
Komittes behandelten Beſchwerden in dem jährlich der
Bundes=
verſammlung zu erſtattenden Bericht über die Tätigkeit des Rats,
um wenigſtens auf dieſem Umwege den beſchwerdeführenden
Minderheiten Kenntnis über die Behandlung ihrer Petitionen
zu geben.
Anerkennung des Rechtes der Komitees
zwecks Klärung des Tatbeſtandes ergänzende
Infor=
mationen auch von ſeiten der Minderheiten einzufordern.
Verſtärkung der Dreierkomitees nach der
jewei=
ligen Wichtigkeit des zu behandelnden Falles.
Beſeitigung der bisher geübten
Ausſchal=
tung der Vertreter gewiſſer Nationen bei der
Zuſammen=
ſetzung der Komitees.
Die deutſche Denkſchrift geht ſodann eingehend auf die
Vorſchläge des kanadiſchen Berkrekers Dandurand
ein und ſtellt feſt, daß dieſe im weſentlichen eine große Anzahl
der beſtehenden Mißſtände abzuſtellen geeignet ſind, und daß die
Reichsregierung ſie mit Befriedigung aufgenommen hat. Die
Annahme der Vorſchläge Dandurands würde einige der
wich=
tigſten Wünſche der Minderheiten erfüllen, da der von ihm
ge=
machte Vorſchlag, Petitionen und Eingaben der Minderheiten
nicht nur einem Dreierkomitee, ſondern dem als Kommiſſion
tagenden Rat als „Komitee of the Whole” vorzulegen, wie auch
ſein Vorſchlag, in das Vorverfahren die beteiligten
Minderheiten=
ſtaaten dadurch einzuſchalten, daß alle Petitionen grundſätzlich
über die Regierung des beteiligten Staates geleitet werden, und
dieſe erſt nach Erſchöpfung aller Rechtsmittel im eigenen Lande
an den Völkerbund gelangen ſollen, der deutſchen Regierung als
zweckmäßig erſcheine. Hierbei betont die Reichsregierung
aus=
drücklich, daß es jedenfalls nicht dabei bleiben darf,
daß die nichtam Dreierkomitee beteiligten
Mit=
glieder des Rates nichts vom Ergebnis der
Vor=
prüfung erfahren, daß die Minderheiten ſelbſt
keinerlei Kenntnis vom Ergebnis ihrer
Be=
ſchwerden erhalten, und daß überhaupt das
Vorverfahren jeder Publizität ermangelt.
Ebenſo ſtellt die deutſche Regierung ausdrücklich noch einmal
feſt, daß
es nichk angängig ſei, daß die am nächſten
inker=
eſſierken Mikglieder des Völkerbundes im
Minder=
heikenverfahren ausgeſchaltet werden.
Die deutſche Regierung gibt dabei ihrer Ueberzeugung Ausdruck,
daß die Befeitigung dieſer Mängel auch im Intereſſe derjenigen
Staaten liegt, denen die Minderheiten angehören. Zum Schluß
ſtellt die Denkſchrift der Reichsregierung in einer eingehenden
rechtlichen Betrachtung feſt, daß die deutſchen Anträge ſich im
Rahmen der in Kraft befindlichen vertraglichen Verpflichtungen
bewegen, daß alſo die durch die Minderheiten verpflichteten
Staa=
ten durch Annahme der deutſchen Vorſchläge keine neuen
Ver=
pflichtungen übernehmen würden. Darüber hinaus ſtellt die
deutſche Regierung feſt, daß vom Rechtsſtandpunkt aus die durch
die Minderheitenverträge und Erklärungen gebundenen Staaten
bei der Verwirklichung der deutſchen Anträge um ihre
Zuſtim=
mung erſucht werden müßten, falls den Anträgen auf
Abände=
rung der Mißſtände in der in den kanadiſchen Vorſchlägen
vor=
geſehenen Form ſtattgegeben wird.
Answeiſung des „Prawda”=Korreſpondenken.
Die Berliner Mai=Unruhen werden neben der Démarche
unſeres Botſchafters in Moskau wegen, der Woroſchilow=Rede
noch ein zweites diplomatiſches Nachſpiel haben. Dem Berliner
Vertreter des Maskauer „Prawda”, einem Herrn Großmann,
iſt vom Berliner Polizeipräſidenten eine Ausweiſungsverfügung
zugeſtellt worden. Der Polizeipräſident hat an ſeiner tendenziöſen
Berichterſtattung über die Mai=Unruhen Anſtoß genommen, hat
aber offenbar noch anderes Material gegen Herrn Großmann in
Reſerve, ſo daß für ihn Grund genug beſteht, einen
Ausweiſungs=
befehl zu begründen. Herr Großmann ſoll in einigen Tagen als
läſtiger Ausländer das Reichsgebiet verlaſſen. Er hat jedoch
gegen die Ausweiſungsverfügung Einſpruch erhoben, ſo daß ſich
nunmehr der preußiſche Innenminiſter mit der Angelegenheit
be=
ſchäftigen muß. Wahrſcheinlich werden aber die Ruſſen alle Hebel
in Bewegung ſetzen, um die Ausweiſung rückgängig zu machen,
ſo daß ſich wohl auch das Auswärtige Amt mit der Angelegenheit
wird befaſſen müſſen. Da gegen Herrn Großmann auch der
Vor=
wurf erhoben wird, daß er ſich durch ſeine Berichterſtattung und
ſeine Haltung in innerdeutſche Verhältniſſe eingemiſcht habe, wird
man abwarten müſſen, welche Einzelheiten die Behörden bei der
weiteren Verfolgung der Angelegenheit darlegen werden. Es
wird kein Zweifel darüber beſtehen können, daß die Ruſſen in
Berlin nicht nur ihren diplomatiſchen Vertreter einſetzen, ſondern
auch durch andere Mittel verſuchen werden, uns zur Zurücknahme
der Ausweiſungsverfügung zu veranlaſſen.
Von Deutſchlands Hohen Schulen.
Breslau: Der Privatdozent Dr. Joſué Valenton iſt beauftragt
worden, in der philoſophiſchen Fakultär und an der Techn. Hochſchule
im Sommerſemeſter 1929 die Mineralogie in Vorleſungen und
Uebun=
gen zu vertreten.
Berlin: Prof. Dr. Woldemar Oehlke, Literarhiſtoriker der
Tech=
niſchen Hochſchule, vollendete am 29. April in Göttingen, ſeiner alten
Studlenſtadt und Vaterſtadt ſeiner Gatrin, wohin er ſich zu
wiſſenſchaft=
licher Forſchung und Vollendung größerer Werke über die romantiſche
und klaſſiſche Zeit zurückgezogen hat, ſein 50. Lebensjahr. — In der
Abteilung für Maſchinenweſen der Techn. Hochſchule wurde zum
per=
ſönlichen Ordinarius und Fakultätsmitglied ernannt der bekannte a. o.
Profeſſor für Luftfahrzeugbau Dr.=Ing. Georg Madelung. — Dr.
Friedrich Baethgen, Honorarprofeſſor und zweiter Sekretär am
Preuß. Hiſtoriſchen Inſtitut in Rom, hat den Ruf auf den Lehrſtuhl
der mittleren Geſchichte an der Univerſität Königsberg als Nachfolger
von Erich Caſpar angenommen; ſeine Ernennung zum a. o. Profeſſor
in der philoſophiſchen Fakultät der Albertus=Univerſität iſt bereits
er=
folgt.
— Marburger Feſtſpiele 1929. Die Vorbereitungen zu den
Mar=
burger Feſtſpielen ſind, wie uns geſchrieben wird, ſo weit gediehen, daß
die Proben unmittelbar nach Pfingſten beginnen können. Außer
Fried=
rich Kahßler, der die Rolle des Tell übernehmen wird, wurde der
aus=
gezeichnete Regiſſeur und Schauſpieler Ernſt Wendt vom Kleinen
Theater Kaſſel verpflichtet. Ferner wird Staute von der Berliner
Volksbühne und Robert Forſch vom Berliner Künſtlertheater im
En=
ſemble vertreten ſein. Die Verpflichtungen von Jacob Sinn und
Marte Hein von der Berliner Volksbühne ſtehen vor dem Abſchluß. Es
ſteht zu erwarten, daß mit dieſer Beſetzung eine ungemein intereſſante
Tell=Aufführung zuſtande kommt, zumal die eigenartige Schönheit des
Marburger Feſtſpielhauſes, die zweckmäßige Bühneneinrichtung und
ſchließlich die Wahl des Enſembles unter den beſten deutſchen
Schau=
ſpielern als günſtiges Vorzeichen betrachtet werden dürfen.
Dr. Otto Peters: Das Bürgerhaus des Barocks im Rheinland.
Main=
zer Verlagsanſtalt und Druckerei A.=G., Mainz 1929, broſchiert,
25 Seiten, Preiis 1 Mark.
Der Verfaſſer zieht in ſeiner Studie einen Querſchnitt durch die
ſtilgeſchichtliche und kulturelle Entwicklung des rheiniſchen
Bürger=
hauſes von der Mitte des 17. bis zum Ausgang des 18. Jahrhunderts.
Er weiſt nach, wie die heimiſchen Architekten und Bauhandwerker im
Wohnhaus des Bürgers, das bisher keinen Eigenſtil hatte und bis zum
Beginn des 18. Jahrhunderts unter wechſelnden fremden Einflüſſen
von Süddeutſchland, Holland und Belgien ſtand, einen
rheiniſch=
barocken Wohnſtil ſchufen. Die Arbeit iſt ein Beitrag zur Kunſt=
und Kulturgeſchichte einer Zeit, in der ſich der rheiniſche Menſch mit
ſeiner ganzen Begeiſterungsfähigkeit einer ſeinem volkstümlichen
Empfinden verwandten Kunſt hingab.
Nummer 138
Seite 4
Nach Paris.
Vorbereikungen zu polikiſchen Verhandlungen.
Noch ſind die Verhandlungen der Pariſer Sachverſtändigen
bei weitem nicht abgeſchloſſen, noch kann niemand abeſtimmt
ſagen, ob überhaupt eine Verſtändigung zuſtandekommt — und
wir können weiterhin nur vor voreiligem Optimismus warnen.
Trotzdem werden von den Regierungen bereits die erſten
Vorbereitungen getroffen, um für den Fall einer Einigung
in Paris den dann folgenden zweiten Teil der politiſchen
Verhandlungen möglichſt raſch ankurbeln zu können. Ende
Mai finden in England und Belgien Wahlen ſtatt, die vielleicht zu
einer Umgeſtaltung der Regierung führen. Es wird aber
be=
ſtimmt damit gerechnet, daß, falls eine Neugruppierung
erfor=
derlich ſein ſollte, die neuen Männer in der Außenpolitik bereité
auf der Junitagung des Völkerbundsrates in Madrid erſcheinen
werden, ſo daß hier die erſte Fühlungnahme über den Fortgang
der Verhandlungen erfolgen könnte. Bis anfangs Juni ſollen
die Pariſer Verhandlungen unter allen Umſtänden entſchieden
ſein. Sollte ein gemeinſames Gutachten aufgeſtellt werden, dann
gehen die Dinge wahrſcheinlich ähnlich wie beim Dawesplan, daß
zunächſt die Juriſten zuſammentreten und ſich über die
Möglich=
keiten neuer Staatsverträge unterhalten. Dann wird wohl, genan
wie in London, eine politiſche Reparationskonferenz ſich
an=
ſchließen, die mit den Finanzminiſtern und Außenminiſtern
be=
ſchickt werden wird. Dabei ſind dann noch eine Fülle von
Schwie=
rigkeiten zu beheben. Vor allem muß die Frage geklärt werden,
wann der neue Vertrag in Kraft geſetzt werden ſoll. Deutſchland
ſtartet auf den 1. April 1930, nicht nur um eine Erleichterung auf
das laufende Halbjahr zu haben, ſondern auch um das Etatjahr
mit dem Reparationsjahr in Uebereinſtimmung zu bringen. Auch
was mit dem Dawesplan geſchehen ſoll, wie die offizielle
Ab=
löſung erfolgen und welches Schickſal die Dawesgeſetze haben
ſollen, all das muß geklärt werden. Der Schlußakt würde dann
wahrſcheinlich mit einem neuen Staatsvertrag zwiſchen
Deutſch=
land und der Reparationskommiſſion erfolgen, die ja auch in
Lon=
don es verſtanden hat, ihre Ausſchaltung zu verhindern, obwohl
ſie künftig nur noch formelle Bedeutung haben würde.
Das Schickſal der Pariſer Konferenz. — Der Streik um
den Berkeilengsſchlüſſel. — Teilweiſe Annahne der
deutſchen Borbehalke.
EP. Paris, 18. Mai.
Die Delegierten der Alliierten an der
Sachverſtändigenkon=
ferenz hielten heute im Hotel Georg V. eine Sitzung ab, die von
11—1.30 Uhr dauerte. Es hat den Anſchein, daß lediglich über
den Verteilungsſchlüſſel beraten wurde. Die engliſchen
Delegierten erklärten, daß ſie auf dem Standpunkt ſtänden, der
Verteilungsſchlüfſel von Spa beſtehe jetzt wieder zu vollem
Rechte, d. h. 20 Prozent für England und 2,8 Prozent für die
Sonntag, den 19. Mai 1929
Dominions, da das Memorandum der Alliierten aufgegeben
worden ſei. In dieſem Memorandum hatten die Engländer
be=
kanntlich einige Konzeſſionen zugunſten Italiens gemacht. Dieſe
Konzeſſionen nimmt England jetzt wieder in vollem Umfange
zurück. Es iſt leicht einzuſehen, daß die Engländer im Hinblick
auf die Unterhauswahlen ſich wieder unnachgiebig zeigen. Die
Stimmung iſt demzufolge ziemlich peſſimiſtiſch geworden. Etwas
Verbindliches konnte heute vormittag auch ſchon deshalb nicht
be=
ſchloſſen werden, weil Moreau der Sitzung nicht beiwohnen
konnte. Moreau iſt nach dem Departement Vienne abgereiſt, wo
er morgen mit großer Wahrſcheinlichkeit zum Bürgermeiſter
einer kleinen Gemeinde wiedergewählt werden wird. Der
„Temps” beſtätigt, daß die heutige Vormittagsſitzung der
Sach=
verſtändigen faſt ausſchließlich der Aufteilungsfrage gewidmet
war. Eine Einigung ſei nicht erzielt worden, doch dürften die
Youngſchen Annuitäten jetzt als endgültig angeſehen werden,
d. h. die Forderungen nach Erhöhung der Youngziffern wären
demnach endgültig verſtummt.
Die Nachmittagsſitzung der alliierten
Sach=
verſtändigen dauerte 3½ Stunden. Sie beſchäftigte
ſich vor allem mit den deutſchen Vorbehalten.
Von franzöſiſcher Seite wird verſichert, daß man beſchloſſen habe,
einige dieſer Vorbehalte anzunehmen, beſonders die auf die
Nach=
folgeſtaaten Oeſterreich und Ungarns bezüglichen. Es hat nicht
den Anſchein, daß die Beratungen ſchon ſoweit gediehen ſind, daß
Dr. Schacht das Reſultat heute ſchon mitgeteilt werden kann.
Unter dieſen Umſtänden dürfte die Montagsſitzung keine
Plenar=
ſitzung, ſondern nur wiederum eine ſolche der alliierten
Dele=
gierten ſein. — Die Alliierten ſollen beſchloſſen haben, dieſe
Sitzung bereits auf Montag vormittag 11 Uhr anzuſetzen. Es
ſoll verſucht werden, um jeden Preis in der nächſten Woche zu
einem Abſchluß zu gelangen, da die amerikaniſchen Delegierten
beſtimmt erklärt haben ſollen, ſie würden unter keinen
Umſtän=
den länger als bis Ende der nächſten Woche in Paris bleiben.
In amerikaniſchen Kreiſen hält man es für möglich, daß die
Konferenz wie folgt ihre Arbeiten abſchließen
wird:
Sie wird einen Bericht an die Regierungen
aus=
arbeiten, worin der Youngſche Plan zur Annahme
empfohlen werden wird. Es wird aber den alliierten
Regierungen überlaſſen bleiben, den
Verteilungs=
ſchlüſſel von Spa abzuändern oder nicht. Sofern
über die deutſchen Vorbehalte in der nächſten Woche keine
Eini=
gung erzielt werden könnte, würden ſowohl die deutſchen
Vorbehalte als auch die Einwände der
Alliier=
ten den Regierungen zur Kenntnis gebracht
wer=
den und es den Regierungen anheimgeſtellt
wer=
den, den einen oder anderen Vorbehalt
anzu=
nehmen.
Was Baris bedenken kggn.
* Berlin, 18. Mai. (Priv.=Tel.)
Der Reichsernährungsminiſter Dietrich=Baden veröffentlicht
im „Berliner Tageblatt” einen Artikel über die Möglichkeiten,
die ſich ergeben,wenn in Paris ein brauchbares Kompromiß
zu=
ſtandekommt. Der Miniſter geht dabei davon aus, daß die Höhe
der Jahreszahlungen nicht allein entſcheidend ſei, daß vielmehr
ebenſo wichtig die Bedingungen ſind, unter denen das Abkommen
zuſtandekommt. Vorläufig ſei noch unſere Eiſenbahn verpfändet,
ebenſo wie die Zolle; die Reichsbank ſei ein internationales
In=
ſtitut und kein deutſches Bankinſtitut; die Induſtrie hafte mit
ihrem Beſitz für einen Teil der Kriegsſchulden; zweite und dritte
Rheinlandzone ſeien noch nicht geräumt; die Saar unterſtehe einer
beſonderen Verwaltung. Daher komme es in Paris entſcheidend
darauf an, daß zum mindeſten die Sicherheiten und die von uns
gegebenen Pfander, ſowie die Kontrollen, denen wir unterſtehen,
fallen und darüber hinaus die Wege freigemacht werden zur
Lö=
ſung der Beſatzungs= und Saarfrage. Wenn wir aber in Paris
unſere Unterſchrift gäben, ſo müſſe unſere Wirtſchaft ſo geſtaltet
werden, daß wir nicht nur die Laſten aufbringen, ſondern auch ins
Ausland übertragen können. Dazu ſieht der Miniſter drei Wege:
Steigerung unſerer Ausfuhr Droſſelung der Einfuhr oder eine
Kombination von beiden. Der Plan und der Sinn der
gegen=
wärtigen landwirtſchaftlichen Maßnahmen ſei der, die
landwirt=
ſchaftliche Gütererzeugung ſo zu ſteigern, daß wir
Einfuhrerſpar=
niſſe machen können, wofür wir jetzt jahrlich 1—1½ Milliarden
Mark ins Ausland bezahlen müſſen, daß wir alſo dieſen Betrag
in unſere heimiſche Landwirtſchaft hineinleiten. Dazu müſſe auch
eine Neuorganiſierung unſerer Arbeit kommen durch Beſeitigung
der Mißſtände der Arbeitsloſenverſicherung und endlich die
Rege=
lung unſerer Finanzen zuſammen mit dem Finanzausgleich
zwi=
ſchen Reich. Ländern und Gemeinden. So ſieht Dr. Dietrich aus
einer Pariſer Verſtändigung die Möglichkeiten, einen erheblichen
Teil der deutſchen Freiheit wieder zu gewinnen.
Pfingſtpauſe in Paris.
Während der Pfingſttage wird von der deutſchen Delegation
nur Dr. Schacht in Paris bleiben. Dr. Vögler begibt ſich nach
Dortmund. Herr Melchior geht nach Hamburg und Dr. Kaſtl nach
Berlin. Alle drei Delegierte werden aber am Dienstag morgen
wieder in Paris ſein, ſo daß der Fortgang der Verhandlungen
von deutſcher Seite aus keineswegs hinausgezögert wird.
Mög=
licherweiſe findet bereits am Dienstag eine gemeinſame Sitzung
der Delegierten der Alliierten mit Dr. Schacht ſtatt.
Ankerzeichnung eines deutſch=kürkiſchen
Schiedsverkrages.
Geſtern wurde in Angora der deutſch=türkiſche Schiedsgerichts=
und Vergleichsvertrag unterzeichnet. Der Vertrag ſchließt ſich
ganz an das allgemeine Schema an, das bei den übrigen vom
Deutſchen Reich abgeſchloſſenen Schiedsgerichts= und
Vergleichs=
verträgen Anwendung gefunden hat. Die Verhandlungen, die
insgeſamt etwa zwei Monate dauerten, wurden, wie erinnerlich,
jüngſt während des Aufenthaltes des türkiſchen Außenminiſters
Tewfik Ruſchdi Bei in Berlin ſehr gefördert. Auf Grund des
neuen Vertrages werden in Zukunft auch Streitfälle mit der
Tür=
kei, die auf diplomatiſchem Wege nicht zu regeln ſind, ſofern ſie
die Souveränitätsrechte nicht berühren, einem Schiedsgerichts=
und Vergleichsverfahren unterworfen.
Anläßlich der Unterzeichnung des deutſch=türkiſchen
Schieds=
gerichts= und Vergleichsvertrages in Angora hat der türkiſche
Außenminiſter Tewfik Ruſchdi Bei an den Reichsminiſter des
Auswärtigen Dr. Streſemann ein Telegramm gerichtet, in
wel=
chem die ſehr glückliche Bedeutung der Unterzeichnung des
Ver=
trages für die Feſtigung der freundſchaftlichen Beziehungen
zwi=
ſchen den beiden Ländern hervorgehoben wird. Reichsminiſter
Dr. Streſemann hat in einem Telegramm für die Glückwünſche
in gleichem Sinne ſeinen herzlichen und aufrichtigen Dank
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Nummer 138
Sonntag, den 19. Mai 1929
Seite 3
Aus der Landeshaupkftadk.
Darmſtadt, 19. Mai.
Pfingſtlichkeit.
In der Gefängniskirche ſtand ich und ſprach zu den Gefangenen.
Manches vernünftige Wort hatt’ ich mir zurechtgelegt, und es
ſollte eine gute, ſäuberliche Rede werden. Aber wie ich da ſo
ſtand, kamen mir meine zurechtgelegten Worte allzuſehr
ver=
nünftelt und blaß vor, und ich weiß nicht, wie es kam, es fiel
das ſorgſam Vorbedachte wie ein welker Aufputz von meinem
Innerſten ab, und ich mußte etwas ganz anderes ſagen, als ich
urſprünglich wollte. Keine gewählten Worte ſtellte ich in die
Stunde. Im Tiefſten ergriffen von dieſer Menſchen Schickſal,
brach etwas in mir empor, das vielleicht das Beſte meiner Seele
war; jedenfalls fühlte ich, daß es ſtark und echt und von Gott
zuinnerſt bewegt war. Meinen ganzen Menſchen, ſein Lieben,
Glauben, Hoffen ſtrömte ich hin. Mein Weſen war in dieſem
Augenblicke heiliger Impuls. Ich durfte ganz der Dienende, der
Brudermenſch ſein, berührt von der Gnade eines
Anderswelt=
lichen.
Jetzt, da ich mich dieſer Tatſache erinnere, bewegt mein
Herz ein tiefer Dank und das Gefühl der Demut.
„Pfingſtlichkeit” raunt mein Herz. Und es war doch alles
nur ein Armſeliges, atomhaft Winziges gegen jene
Pfingſtlich=
keit. Wie groß muß das damals geweſen ſein! Es erſchauert
einem das Herz in ſeiner letzten Tiefe bei ſolchem Ahnen. Aber
ſchon das Ahnen beſeligt, daß man wieder einmal dieſem Geiſt=
Strome nahe war.
Ach, und wie brauchen wir in dieſer kalten, vernünftelnden
Zeit ſolchen innerſten Flammen=Aufbruch, ſolche Heilig=Geiſt=
Berührung, ſolche Unerhörtheit des Gefühls, ſolches ganz im
Wunderbaren=Stehen, und ſei es einen Augenblick nur. Ja, ein
Ungewöhnliches muß dann und wann das Allzugewöhnte beiſeite
ſtoßen, um uns zu zeigen, wie das wahre Leben der Seele
aus=
ſieht, wie des echten Geiſtes Urmacht uns bewegen und
be=
glücken könnte, wenn wir nur dann und wann von unſerer
Gleis=
haftigkeit und den abgenutzten Dingen und Begriffen ließen und
ins Reich des reinen Geiſtes vorſtießen.
Unſer innerſtes Leben zehrt in ſeinen trübſten Stunden
und in der Erinnerung nur von dem, was uns das
Ungewöhn=
liche war. Denn das Beſte, Schönſte, auch Hellſte und Stärkſte
iſt das für den Alltagsſinn Ungewöhnliche.
Neben dieſer Art der Pfingſtlichkeit gibt es eine andere, die
zwar auch immer wieder das Unerhörte der Heilig=Geiſt=
Be=
rührung braucht wie ein Wanderer die Quellenraſt, jene
Pfingſt=
lichkeit, die aber ſonſt ſtill und ſchlicht ihren Weg geht, die nur
dem feineren Spürſinn auffällt.
Saß da wieder mit uns in der Kirche die liebe, feine
Für=
ſorgerin, die heute als Gaſt im Gefängnis weilte, da ſie zurzeit
ein anderes Amt in der Fürſorge inne hatte.
So oft ich ihr begegnete, immer ging von ihr ein eigenes
Leuchten aus.
Sie iſt die kinderloſe Witwe eines im Kriege Gefallenen.
Ihre ganze Liebe gilt nun den Gefangenen und Gefährdeten.
Auf ſie paßt das Wort der Frida Schanz:
Der kennt den Ernſt der Arbeit, der im Stillen
an ſchwerem Werke ſeine Kräfte maß.
Der kennt der Arbeit Glück, der um der Arbeit willen
den Lohn der Arbeit ganz vergaß.
Selbſt in den verzweifeltſten Fällen war ſie von einer faſt
myſtiſchen Leuchtkraft. Ihre Stärke wuchs mit den Hemmniſſen,
ihres Weſens Lichtheit mit dem Dunkel. In dem kleinen,
überaus zarten Körper wohnte eine wunderbar ſtarke, ganz vom
Ewigen einzig auf die Tat gerichtete Scele.
Wirken war ihr Herzwort.
Ja, ich ſage nicht zu viel, wenn ich behaupte, daß es von ihr
immer wie eine ſtille Pfingſtlichkeit ausging, die gleichbedeutend
iſt mit Unverwüſtlichkeit in der uralt heiligen Dreiheit von
Liebe, Glauben, Hoffen, gleichbedeutend mit dem
Hochmenſch=
lichen und mit ſeiner klaren, herzbeſtimmten Sinnesart, ſeiner
ſchönen, edlen Sicherheit aus Erkenntnis und Intuition.
Und ich weiß, ſo wie dieſe edle Frau, gehen viele, Mann
und Weib, ihren ſtillen, froh=ernſten Weg durchs Leben, und aus
ihrem ganzen, ſchlichten Weſen ſtrahlt der Zauber ſolcher Art
von Pfingſtlichkeit. Sie ſind die Still=Mächtigen, die unſeres
Volkes reinen Geiſt wachhalten und weiterſchenken unter vielen
Opfern, viel Geduld und mit großer Hoffnung in künftige Zeit.
Heilig=Geiſt=Deutſchland, ſei gegrüßt!
Du aber, Feſt der Pfingſten, laſſe uns des Gottesgeiſtes
Urmacht wieder voll und warm empfinden! Schenke uns
Stun=
den gnadenvollen Hoch=Erlebens!
Heiliges Feſt, ſei gegrüßt!
Wogt, ihr Glocken, euern pfingſtlichen Hymnus! Brauſet,
ihr Orgeln und Menſchenchöre! Flamme, du Wort von Seele
zu Seele, und du herrliche Natur, breite dich pfingſtlich um unſer
Wandern! —
Deutſchland, Pfingſtland! Amen!
R. B,
— Ernannt wurden: An 30. April: der Pfleger Leonhard Vogel
in Gießen zuns Kanzleiaſſiſtenten bei dem Kreisamt Büdingen, mit
Wir=
kung bom 1. Mai 1329 an. Am 13. Mai: der Landgerichtsrat Dr.
Ham=
ſult in Gießen für die Dauer ſeines derzeitigen Richteramtes zum
Stellvertreter des richterlichen Mitgliedes des ärztlichen Ehrengerichts
der Provinz Oberheſſen, ſolvie zum richterlichen Mitglied des
tierärzt=
lichen Ehrengerichts in Gießen; der Landgerichtsrat Trſtmpert in
Gießen für die Dauer ſſeines derzeitigen Richteramts zum Stellvertreter
des richterlichen Mitglieds des tierärztlichen Ehrengerichts in Gießen.
Bei dem Amtsgeriht Moſinz iſt die Stelle eines geſchäftsleitenden
Juſtizinſpektors zu befetzen. Bewerbungen ſind bis zum 25. Mai d. J.
an den Juyſtizminiſter einzureſchen. — Die Stelle iſt in
Beſoldungs=
gruppe A 4 a vorgeſehen. Ein Bewerber, der noch nicht in dieſer
Be=
ſoldungsgruppe iſt, kann jedoch bei Uebertragung der Stelle zunächſt
nur in A 4 b eingeſtuft werden.
—Aerztlicher Sonntagsdienſt. Iſt wegen plötzlicher
Erkran=
kung ärztliche Hilfe erforderlich, ſo iſt ſtets zunächſt der Hausarzt
zu rufen. Wenn dieſer nicht erreichbar iſt, dann ſind am Sonntag,
den 19., und Montag, den 20. Mai, folgende Aerzte zu deſſen
Vertretung bereit: Am Pfingſtſonntag: Dr. Andres,
Rheinſtraße 33, Telephon 3016: Dr. Hein, Hermannſtraße 25,
Telephon 281; Dr. Riemenſchneider, Rodenſteinweg 25,
Telephon 2955. Am Pfingſtmontag: Dr. Degen,
Klap=
pacherſtraße 1, Telephon 366; Dr. Rahn, Dieburgerſtraße 6,
Telephon 763; Dr. Rühl, Schulſtraße 12, Telephon 4300.
Aus den Darmſtädter Lichtſpieltheakern.
Der Lohnkonflikt der Gemeinde- und Skaatsarbeiter.
Union=Theater. — „Die luſtigen Vagabunden”
Für die Gemeinde= und Staatsarbeiter im Bereiche des Rhein=Mai=
Das iſt ein entzückendes deutſches Luſtſpiel im Film. Nach
amerika=
niſchem Muyſter zwav, aber doch deutſch, und viel, viel beſſer,
unter=
haltender, flotter, liebenswürdiger, als die amerikaniſchen Milme
ähn=
licher Art. Ernſt Verebes und Truus van Alten ſind ein
vaga=
bundierendes Künſtlerpaar — im Programm ſteht allerdings
Land=
ſtreichev und Weggeneſſin — von ſo köſtlichem Humor und ſo
entzüicken=
der Drollerie, babei von artiſtiſcher Gewamdüheit, nie verſagender Laune
und quechſilbriger Beweglichkeit, ein Künſtlerpaar, das auch im
Ge=
wand und unter der Moske der Landſtreicher nicht den kultivierten
Men=
ſchen veuleugnet, daß imr Verein mit Georg Alexander, der hier
als Fürſt Adolar Gilka ebenfalls eine ſtark komiſche Rolle ſpielt, dieſer
Film zu einem wirklich guten Luſtſpiel geſtaltet wird. Sicher zu einem
grotesken Luſtſpiel, denn vieles grenzt an Unmöglichkeit. Aber es iſt
nirgends die kraſſe Unmöglichkeir, die die Amerikaner bevorzugen, und
es iſt wor allem die beſtrickende Liebenswürdigeit des Spiels, die gerade
die 3 genannten Küinſtler auszeichnet, die den Ablauf des Films ſo
herzerfriſchend macht, daß es wirklich ein Verluſt iſt, ihn nicht geſehen
zu haben. In dem großen Kreis der Darſteller wirken auch außer den
Genannten eine Reihe bekannter Künſtler mit, deren Ruf längſt
unver=
rückbar feſtſteht: Hermann Picha, Leo Peukert, Lotte Lorring
und verſchiedene andere. Verdienſt der Regie (J. und L. Fleck) iſt,
daß das Drehbuch von Ida Jenbach und B. E. Lüthge zu einer
ſehr flotten Handlung zuſammengefaßt iſt, die von einer Fülle ſchöner
Bilder umrahmt iſt.
Eine reichhaltige Wochenſchau und ein amerikaniſch=franzöſiſcher
Film „Ihr großer Flirt” in der Negie H. b’Abbadie
d’Arraſt, mſt Florence Vidor in der Hauptvolle, ergänzen das
reichhaltige und ſehr unterhaltende Programm.
Im Helia
ſteht „Der Zigeunerprimas” nach der Operette von Julius
Wilhelm und Fritz Grünbaunz auf dem Spielplan. Dank der guten
Regie Carl Wilhelms iſt die Handlung ſlott und fließend, wenn
auch nicht außergewöhnlich, ſo doch geeignet, einige unterhaltende
Stun=
den zu bereiten. Unter den mitwirkenden Perſonen ſind insbeſondere
Ernſt Verebes und Nacz Laszi, Vera Malinowskaja als Savi
und Rwimendo van Riel als Zigeunerprimas durch ſehr gutes Spiel
zu nennen. Auch die übriger Rollen ſind vorteilhaft beſetzt.
Heuvor=
ßuheben ſind das vorzügliche Heligorcheſter, das ſchneidige und
temperſ=
mentvolle Muſik von Emrich Kalman ſpielt, und die ausgezeichneten
Leſiſtungen des Sologeigers. Der Beifilm „Palais de danſe”, der
Roman eines Tanzmädchens, iſt ſchſrach.
Weiße Hähne: Ghlorodont
— Heſſiſches Landestheater. Heute Sonntag gelangen im Großen
Haus zur Vorfeier von Richard Wagners Geburtstag die „
Meiſter=
ſinger von Nürnberg” in der neuen Inſzenierung unter
muſi=
kaliſcher Leitung von Dr. Karl Böhun in der erfolgreichen
Premieren=
beſetzung zur Wiedeuholung (Miete A, Beginn: 17 Uhr); im Kleinen
Haus findet heute eine Wiederholung von Claudels „
Mittags=
wende” in der Inſzenierung Carl Eberts ſtatt. Es wirken wit
Char=
lotte Joſt=Jaek= und die Herren Jungbauer, Mietti und Valk. Die
Vorſtellung iſt denfenigen E=Mietern zugeteilt, die Zuſatzmiete V haben,
und beginnt um 19,30 Uhr.
Morgen (Pfingſtmontag) findet im Großen Haus die erſte
Wieder=
holung der erfolgroichen Operette „Mamſell Nitouche” in der
neuen Inſzenierung Renato Mordos ſtatt. Die Beſetzung iſt die der
Erſtaufführung Muſikaliſche Leitung: Carl Bambevger (iete B,
Be=
ginn: 19,30 Uhr).
Im Kleinen Haus findet morgen eine Wiederholung der
erfolg=
reichen Neuinſzewierung von „Figaros Hochzeit” mit den Damen
Roſe Landwehr, Käthe Walter, Reginn Harre, Anna Jacobs und den
Herren Theo Herrmann, Hans Komregg, Heinrich Kuhn, Eugen Vogt,
Hans Ney unter muſikaliſcher Leitung von Max Rudolf ſtatt (
Zuſatz=
zſiete IV Beginn: 19 Uhr).
„Napoleon” von Grabbe gelangt Dienstag, den 21. Mai, zur
Wiederaufführung (Gemeinde , Beginn: 20 Uhr).
„Minna von Barnhelm” als Volksvorſtellung.
„Minna von Barnhelm”, in der Inſzenierung Carl Eberts, eine der
erfolgreühſten Aufführungen dieſer Spielzeit, wird Mittwoch, dem 22.
Mai, einmalig als Volksvorſtellung zu Preiſen von 0,50, 1, 2, 3 Mk.
im Kleinen Haus wiederholt. In den Hauptrollen ſind die Damen
Joſt=Jaeke, Kitty Stengel und die Herren Hans Baumeiſter, Paul
Ma=
letzi, Hans Jungbauer, Bernhard Minett, Hugo Keßler, Richard
Jür=
gas beſchäftigt.
Die nächſte Wiederholung der mit ſo großem Erfolg
aufgenomme=
nen Oper „Manon Lescaut” in der vom Arthur Maria Rabenalt
und Wilhelm Reinking beſorgten Inſzenierung findet unter
muſikali=
ſcher Leitung von Carl Bamberger am Donnerstag, dem 23. Mai, im
Großen Haus ſtat: (Miete L, Beginn: 19,30 Uhr).
Im Rahmen eines heiteren muſikaliſchen Einakter=Abends gelangt
im Kleinen Haus „Die ſchöne Galarhee” von Suppé in einer im
Auftrage des Verlages von Edwin Orr Denby beſorgten Neubearbeitung
als muſikaliſche Komödie zur Aufführung. Ergänzt wird der Abend
durch die Aufführung einer Pantomims von Satie und der burlesken
Operette von Krenek „Schwergewiſcht oder die Ehre der
Nation”. Die Premiere iſt für Dienstag, den 23. Mai, vorgeſehen.
niſchen Bezirks=Arbeitgeberberbandes der Gemeinden und
Kommunal=
verbände hat am 15. b. M. der Zentralausſchuß für kommunale
Ar=
beitertarifſachen in Berlin einen Schiedsſpruch gefällt, der den
Schieds=
ſpruch der Bezirksſchiedsſtelle ſm Darmſtadt aufhob und eine
Lohn=
erhöhung von 3 Pf. zuwbilligte. Dieſer Schiedsſpruch wurde von dem
Arbeitnehmerorganiſationen als unzureichend empfunden, und in einer
am Freitag erfolgtem Urabſtimmung in den Betrieben wurde beſchloſſen,
in den Streik zu treten. Dieſer Streifbeſchluß wurde in Frankfurt und
Darmſtadt geſtern vormittag verwirklicht. Von den 12000 ſtädtiſchen
Arbeitern in Frankfurt ſtreikten rund 75 Prozent. Dagegen iſt die
Arbeit in den lebenswichtigen Betvieben auſrecht erhalten worden, da
in dieſen Betrieben erſt drei Tage nach Schiedsſpruchverkündung in den
Streik getreten werden kann. Geſtern vormittag ſtreikten die Arbeiter
in folgenden Betrieben: Arbeitszentrale, Autoweſen (mit Ausnahme
der Chauffeure), Brandirektion, Fuhrpark, Hafen, Marktverwaltung
(mit Ausnahme der Arbeiter in den Kühlanlagen), Schulkinderſpeiſung,
Stadtgeſundheitsamt (ausgenoumen das Pflegeperſoal),
Siedlungs=
amt, Druckerei, Straßenreinigung (ausgerommen Kanalbetriebe), die
Werkſtättenaubeiter bei Gas=, Waſſer= unb Elektrizitätswerken Städtiſche
Bühnen. Die Straßenbahn hält ihren Betrieb aufrecht, desgleichen wird
die Gas=, Waſſer= und Elestizitätsverſorgung keme Unterbrechung
er=
fahren. In Darmſtadt wurde u. a. vommittags im Städtiſchen
Hallen=
ſchwvimmbad, in der Straßenreinigung uſw. geſtreikt. Wie geſtern
voi=
mittag in einer Preſſebeſprechung der Perſonaldezernent, Stadtuat Dr.”
Langer=Frankfurt, mitteilte, fanden nachmittags Verhandlungen der
Parteien vor dem Schlichſer im Nathaus zu Dammſtadt ſtatt. Er ſpröch
die Auffaſſung aus, daß daben die Verbindlichkeitserklärung des
Ber=
liner Spruches erfolgen werde und aim Dienstag die Arbeit in den
ſbädtiſchen Betrieben wieder aufgenommen werden wird. (Die
Werhand=
lungen haben geſtern ſtattgefunden. Vom dieſer Beſprechung wurde
merkwürdigerweiſe entgegen der ſeitherigen Gepflogenheit unter der
Tätigkeit des früheren heſſiſchen Schlichters der Darmſtädter Preſſe keine
Mitteilung gemacht, oblvohl ein erhebliches Intereſſe für die
Oeffent=
lichkeit vorlag; die Vertrete: der Dammſtädter Preſſe wurden auch nicht
zu den Verhandlungen zugelaſſen. — Uebrigens war ein derartiger
Streik unſeres Erinnerns in den letzten zehn Jahren in Darmſtadt nichtz
zu verzöichnen. Die Red.)
Nach mehrſtündigen Verhandlungen, die vom Samstag) morgen bis
zum Abend dauerten, hat der Schlichter für den Bezirk Heſſen,
Negke=
rungsrat Dr. Kollath, in dem Konflikt des Verbandes der Gemeinde=
und Staatsarbeiter und des RheinMainiſchen Bezirksarbeitgebervei
bandes der Gemeinden und Kommunalverbände den Schiedsſpruch
des Zentralausſchuiſſes für Tarifſachen der Gemeinben und
Kommunal=
verbände, Berlin, vom 15. Mai 1929, nachdem alle Möglichkeiten einer
giitlichen Verſtändigung zwiſchen den Parteien erſchöpft waren, bon
Amts wegen auf Grund ſdes § 6 Art. 1 der Verordnung über das
änderung des Schiedsſpruchs zugeſtimmt haben.
— Orpheum. Heute Sonntag (1. Pfingſtfefertag) und folgende Tage
gelangt die Operette. In der Johannisnſocht” von Jean Gilbert zur
Aufführung. Die Aufführungen an beiden Feiertagen beginnen abends
8 Uhr, während die Wochentagsvorſtellungen ſtets um 8.15 Uhr
be=
ginnen. Der Sonntags=Kartenverkauf findet ſtatt: Verkehrsbüiro von
10—12 Uhr vormittags und anſchlließend hieran bis 1 Uhr gegenüber
im Zeitungskiosk. Die Orpheumskaſſe iſt ab 3 Uhr ununterbrochen
ge=
öffnet. Kartenbeſtellungen werden telephoniſch angenommen unter der
Rufnummer 389. (Siehe Anzeige.)
— Alt=Darmſtadt, Vereinigung für Ortsgeſchichte und Heimatkunde.
Nächſte Veranſtaltung Donne=stag abend 8½ Uhr im Eintrachtſaal,
Eli=
ſabethenſtraße 12. Vortrag von Herrn Lehrer Eidmann über: „
Um=
ſexe Pflanzen im Heimatglauben”. Jetzt, wo draußen die
Natur wieder zu neuem Leben ewvacht iſt, wird dieſer Vortrag allen
Naturfreunden einen Wegweiſe=dienſt bieten.
— Ausflugsſonderzug nach Würzburg. Am Sonntag, dem 2. Juri,
wird ein Verwaltungsſonderzug nach Würzburg gefahren und ſind
Fahrkarten zu ermäßigten P’Siſen auf dem Verkehrsbüro zu haben.
Proſpekte werden bei der Fahrt verteilt.
Zuſammenſtoß. Am 17. Mai 1929 ſtießen Ecke der Karl= und
Heinuſhſtraße zwei Autos zuſammen, von denen das eine ſehr ſchwer,
das andere leichter beſchädigt wurde. Durch den Zuſammenſtoß wurde
eine auf dem Bürgerſteig ſtehende 53jährige Theatergarderobefrau
über=
fahren. Die Verletzte trug einen Unterſchenkelbruch und ſchwere
Bein=
verletzungen davon. Lebensgefahr beſteht micht.
— Aus der zoologiſchen Abteilung des Landesmuſeums. Die
Gruppe „Südamerika”, die einige Zeit den Muſeumsbeſuchern nicht
zugänglich war, mußte verſchiedener techniſcher Gründe wegen
völl=
ſtändig umgebaut werden und bietet ſich jetzr dem Beſchauer in ganz
neuem Gewande dar. Die äußerſt mannigfaltige und reiche Tierwelt
Südamerikas iſt in der neu hergerichteten Gruppe beſonders durch
einige farbenprächtige Papageien (Aras) und ſehr eigenartige Affen
aus dem Amazonasgebiet bereichert worden.
— Ausſtellung. Es ſei darauf hingewieſen, daß die Ausſtellung
von Porträts prominenter Darmſtädter Muſiker von Bialla im
Muſik=
verein bis einſchließlich Donnerstag, den 23. d. M., bei freiem Eintriit
tagsüber allgemein zugänglich iſt. (S. Anzeige.)
— Jubiläum. Am 21. d. M. begeht Herr Heinrich Horn,
Kranich=
ſteinerſtraße 37, ſein 25jähriges Arbeitsjubiläum bei der Firmä
E. Merck in Darmſtadt.
— Hohes Alter. Alt=Veteran Konrad Hermann, Große
Kaplanei=
gaſſe 49, begeht am 22. Mai ſeinen 80. Geburtstag.
— Hohes Alter. Frau Luiſe Michel Ww., geb. Geher,
Nieder=
ſtraße 10, feiert Dienstag, 21. Mai, ihren 91. Geburtstag.
— Petrusgemeinde. Die Gemeindeglieder, die ſich an der Fahrk
nach Speher beteiligen wollen, werden gebeten, ſich bis ſpäteſtens 347
Uhr morgens im Hauptbahnhof einfinden zu wollen. Der Sonderzug,
der um 7,04 Uhr abfährt, hält am Südbahnhof nicht. Wer am
glei=
chen Tage wieder zurückfährt, hat perſönlich an einem der Schalter des
Hauptbahnhofs eine direkte Sonntags=Rückfahrkarte Darmſtadt—Speher
zu löſen. Es wäre ſchön und wünſchenswert, daß alle Glieder der
Petrusgemeinde zuſammen in einem oder zwei Wagen für ſich fahren
könnten, was aber nur bei frühzeitigem Eintreffen aller Teilnehmer
möglich iſt.
— Mitgliederverſammlung des Landesvereins der Freundinnen
junger Mädchen. Wie aus der Anzeige erſichtlich, findet am Freitag, dem
24. Mai, um 2,30 Uhr, die Mitgliederverſammlung des Landesvereins
der Freundinnen junger Mädchen ſtatt, und zwar im Saale der
Loge, Sandſtr. 10, nicht, wie in den Einladungen zuerſt vermerkt
war, im Gartenſaal des Saalbaues. Nach Erledigung der Tagesordnung
wird eine Kaffeepauſe eingeſchoben, worauf um 5 Uhr zwei Vorträge
folgen: Frau Emma Kromer, M. 6 R.W.R., wird das „künftige
Haus=
gehilfengeſetz” beſprechen, während Frau Dr. Blanck=Heidelberg ein
Re=
ferat über die „häusliche Lehre” halten wird. Beide Vorträge ſind
öffentlich und daher allen Frauen, die Intereſſe dafür haben, zugänglich.
Beſonders die Hausfrauen werden zum Beſuch derſelben dringend
ein=
geladen.
a. Vom Provinzialtag. Rechtsanwalt Eduard Dingeldey hat ſein
Amt als Mitglied des Provinzialtages der Provinz Starkenburg
nieder=
gelegt, bleibt aber Mitglied des Provinzialausſchuſſes. Auf der Liſte der
Deutſchen Volkspartei rückt für ihn als neues Provinzialtagsmitglied
Fabrikant Jakob Nohl in Darmſtadt nach. — Die Sitzung des
Provin=
zialtages zur Entſcheidung in der Ferngasverſorgung der Provinz, die
auf Donnerstag, den 23. Mai, nachmittags 2,30 Uhr, in das Rathaus
zu Darmſtadt einberufen iſt, wurde nachträglich in den Städtiſchen
Saalbau verlegt.
— Turngemeinde 1846, Schwimmabteilung. Am 2. Pfingſtfeiertag
unternimmt die Schwimmabteilung der Turngemeinde 1846 einen
Aus=
flug nach dem Altrhein (Südſpitze). Abfahrt erfolgt ab Hauptbahnhof
vormittags 8,25 Uhr. Treffpunkt am Hauptbahnhof um 8 Uhr. Am
Altrhein Zuſammentreffem mit den Turngemeinde=Padölern. Wir bitten
die Abteilungsmitglieder und deren Freumde, ſowie unſere Jugend, ſich
recht zahlreich an dieſem Ausflug zu beteiligen. Ruckſackverpflegung iſt
vorzuſehen. Die Ausgaben ſind nucht groß. Sonntagskarte nach
Stock=
ſtadt koſtet 1 Mk. Bei anhaltendem Regen fällt der Ausflug aus.
— Turngeſellſchaft 1875 Darmſtadt. Zu dem am zweiten
Pfingſt=
feiertag ſtattfindenden Familienſpaziergang durch den Park nach
Arheil=
gen (Turnhalle) laden wir unſere Mitglieder und Freunde herzlichſt ein.
Abmarſch um 2 Uhr am Turnhauſe, Dieburgerſtraße.
— Deutſchnationaler Handlungsgehilfenverband, Ortsgruppe
Darm=
ſtadt. Zwecks Beſprechung der geplanten gemeinſamen
Pfingſtwande=
rung treffen ſich die Kollegen unſerer Ortsgruppe am Pfingſtſonntag,
vormittags 10,30 Uhr, im Reichshof, Rheinſtraße 35, zum Frühſchoppen.
— Das Kaffee=Reſtaurant Orangeriehaus eröffnet an Pfingſten ſeine
Pforten. An beiden Feſttagen, bei voller Reſtauration, abends Konzert
des Stadt=Orcheſters. Siehe beſondere Anzeige.
WrRd2
GlgkENS
[ ← ][ ][ → ]Sonntag, den 19. Mai 1929
Nummer 438
Seite 6
Sui Hanttage dei eindt Sarmſtäer
Im Anſchluß an eine Beſprechung haben die Heſſiſche Induſtrie=
und Handelskammer Darmſtadt, die Heſſiſche Handwerkskammer
Darm=
ſtadt, die Darmſtädter Induſtriellenvereinigung E. V., die Vereinigungen
des Darmſtädter Großhandels, des Einzelhandels von Darmſtadt und
Umgebung und der Hausbeſitzerverein Darmſtadt E.V. an den Herrn
Oberbürgermeiſter der Stadt Darmſtadt folgende Eingabe gerichtet:
Bezugnehmend auf die Ueberſendung Ihrer Vorlage zu dem
Vor=
anſchlag der Stadt Darmſtadt für das Rechnungsjahr 1929 und der zur
Abdeckung des Defizits geplanten Steuererhöhungen, ſowie die hierbei
ausgeſprochene Bitte um Stellungnahme dürfen die unterzeichneten
ge=
ſetzlichen und freien Wirtſchaftsvertretungen folgendes erwidern:
1. In der am Freitag, den 10. d. M., mit dem Herrn
Oberbürger=
meiſter ſtattgehabten Ausſprache ſind bereits eingehend die Gründe
dar=
gelegt worden, die gegen die wirtſchaftliche Möglichkeit der geplanten
Erhöhung der Realſteuern ſprechen. Vor allen Dingen war hierbei
der Abſicht zu widerſprechen, durch einen Vergleich der in Mainz für
die Realſteuern beſtehenden Ausſchlagsſätze ſowie der in Offenbach und
Darmſtadt geplanten, die Tragbarkeit der Realſteuererhöhungen zu
be=
weiſen. Die wirtſchaftlichen Verhältniſſe in den Städten Mainz und
Offenbach unterſcheiden ſich grundlegend von denen in der Stadt
Darm=
ſtadt. Beide erſtgenannten Städte liegen an Waſſerläufen, die für
Schiff=
fahrt und Verkehr von hervorragender Bedeutung ſind. Die dortigen
Wirtſchaftskreiſe leiden zwar gleichfalls unter beſonderen äußeren und
inneren Einwirkungen. Soweit jedoch die Grundlagen der
wirtſchaft=
lichen Verhältniſſe in Betracht kommen, haben dieſe ſich im Vergleich
zu der Vorkriegszeit nicht grundlegend geändert.
In Darmſtadt dagegen ſind dieſe Grundlagen entſcheidend verändert
worden. An ſich ſchon hinſichtlich des Güter= und Warenverkehrs nicht
beſonders günſtig gelegen, bildeten die Grundlagen für die Entwicklung
der Darmſtädter Induſtrie, des Handwerks und auch des Handels, die
mit dem Charakter einer Reſidenzſtadt für Darmſtadt verbundenen
Vor=
teile. Alle die Umſtände, die auch von der Stadtverwaltung wiederholt
für die ſchwierige Lage der ſtädtiſchen Finanzen ins Feld geführt
wor=
den ſind, z. B. daß Darmſtadt durch den in der Inflationszeit
vernich=
teten Wohlſtand der Rentnerkreiſe, durch den Verluſt der hier in
Gar=
niſon liegenden Regimenter, durch den Verluſt der Hofhaltung des
frühe=
ren Herrſcherhauſes und der damit verbundenen Adelskreiſe, ſchweren
Schaden erlitten habe, wirken ſich in gleicher Weiſe für die am Platze
anſäſſigen Unternehmen aus. Unter der mangelnden Kaufkraft, die
durch den Ausfall der vorſtehend genannten Kreiſe verurſacht wird,
lei=
den die gewerblichen Kreiſe in gleichem Maße wie die Stadt in ihrer
Geſamtheit. Der ohne weiteres erkennbare Rückgang der Darmſtädter
Möbelinduſtrie, die großen Ausfälle, die der Darmſtädter Großhandel
zu verzeichnen hat, ebenfalls die Umſchichtungen, die ſich innerhalb des
Einzelhandels zeigen, beweiſen dies zweifelsfrei. Dabei ſind in
Darm=
ſtadt viele Sparten des Handels und des geſamten Gewerbes immer
noch infolge der früher einmal vorhandenen größeren Kaufkraft der
ſtädtiſchen Bevölkerung überſetzt, ſo daß ſich eine verhältnismäßig große
Zahl von Einzelunternehmen in die heute ſtark verminderte und ganz
anders geartete Kaufkraft teilen muß. Schon aus dieſen allgemeinen
Gründen können eine Erhöhung der Realſteuern und damit weitere
Be=
laſtungen von Induſtrie, Handel und Gewerbe in Darmſtadt nicht
ver=
antwortet werden.
2. In der obenerwähnten Beſprechung waren dem Herrn
Ober=
bürgermeiſter auch die Urſachen aufgezeichnet worden, die zu dem
dies=
jährigen außerordentlichen Defizit in dem ſtädtiſchen Etat geführt haben.
Wenn es auch richtig iſt, daß von ſeiten des Reichs den Gemeinden viele
neue Aufgaben überwieſen worden ſind, ohne Rückſicht darauf, ob eine
entſprechende finanzielle Deckungsmöglichkeit bei den Gemeinden
vorhan=
den war, und daß hierdurch die ſtädtiſchen Finanzen ſtark belaſtet
wer=
den, ſo läßt ſich andererſeits nicht beſtreiten, daß auch die Stadt
Darm=
ſtadt in den letzten Jahren ihren Aufgabenkreis aus eigenem Antrieb
freiwillig erweitert und ſich dadurch neue Laſten aufgebürdet hat. Es
braucht hier nur daran erinnert zu werden, welche Laſten die Errichtung
neuer ſtädtiſcher Betriebe mit ſich gebracht hat und was deren laufende
Unterhaltung heute die Stadt koſtet. Aus den Kreiſen der hieſigen
Wirt=
ſchaft, die ſich ſehr wohl in Fragen, die ihr eigenes Gebiet betreffen,
ein Urteil bilden kann, war die Stadt rechtzeitig vor ſolchen „
produk=
tiven Anlagen”, die ſich nunmehr als Zuſchußbetriebe herausſtellen,
ge=
warnt worden. Wenn nun heute in Form einer Erhöhung der
Real=
ſteuern den hieſigen Wirtſchaftskreiſen die Rechnung für eine ſolche
ſtädtiſche Finanzpolitik präſentiert wird, ſo darf es nicht verwundern,
wenn die Annahme dieſer Rechnung verweigert wird.
3. Es kann nicht Aufgabe der hieſigen Kreiſe von Induſtrie, Handel
und Gewerbe ſein, der Stadtverwaltung einen Plan zur Regelung der
ſtädtiſchen Finanzen und zur Abdeckung des etatmäßigen Defizits
vor=
zulegen. Die Tatſache jedoch, daß der ſtädtiſche Voranſchlag trotz der
hinſichtlich der Rentabilität neuer ſtädtiſcher Betriebe gemachten trüben
Erfahrungen immer noch Anſätze zur Fortſetzung einer ſolchen ſtädtiſchen
Wirtſchaftspolitik zeigt, veranlaßt ſie, auf einige beſondere Punkte des
Voranſchlags einzugehen.
In dem Voranſchlag iſt die Errichtung einer neuen ſtädtiſchen
Apo=
theke am Friedrich=Ebert=Platz mit einem Betrag von 100 000 RM.
vor=
geſehen. Dieſer Betrag kann ohne Bedenken geſtrichen werden. Selbſt
wenn die Notwendigkeit der Errichtung einer neuen Apotheke im Mar=
tinsviertel gegeben iſt, ſo ſollte es die Stadt dem durch eine
Ausſchrei=
bung zu ſchaffenden freien Wettbewerb überlaſſen, den Intereſſenten
zu finden, der mit einem ähnlichen Betrag, wie ihn die Stadt
Darm=
ſtadt zu inveſtieren beabſichtigt, bereit iſt, auf eigene Rechnung und
Ge=
fahr eine ſolche Apotheke zu errichten.
Desgleichen befindet ſich in Ziffer 2 der Nachweiſung über den
Vermögensſtand der ſtädtiſchen Fonds in Verwaltung der Stadtkaſſe ein
Elektrizitätswerkrückkaufsfonds” in Höhe von 413 385 RM. Dieſer
Fonds ſtellt bereits heute eine Kapitalanſammlung dar, deren Zweck es
iſt, im Jahre 1942 das Elektrizitätswerk, das zurzeit in der Form eines
gemiſcht=wirtſchaftlichen Betriebes geführt wird, in den alleinigen Beſitz
der Stadt Darmſtadt zurückzubringen. Für eine ſolche Politik liegt
keine Urſache vor. Die gemiſcht=wirtſchaftliche Form hat ſich bei
ſtädti=
ſchen Verſorgungsbetrieben durchaus bewährt. Im allgemeinen haben
ſich ſolche Unternehmungen ſogar rein ſtädtiſchen Betrieben gegenüber
als überlegen erwieſen. Aber ſelbſt wenn man in ſpäteren Jahren den
Rückkauf des hieſigen Elektrizitätswerk betätigen will, ſo muß die Sorge
für die Aufbringung der Mittel den nachfolgenden Generationen
über=
laſſen bleiben. Es geht nicht an, in einer ſolchen Notzeit wie der
heu=
tigen, Beträge für zukünftige Inveſtierungen zu theſaurieren. Ebenſo
kann der in der gleichen Nachweiſung unter Ziffer 7 enthaltene „
Selbſt=
verſicherungsfonds gegen Feuerſchaden uſw.” in Höhe von 621 404 RM.
aufgelöſt werden. Es dürfte für die Stadt anſtelle der Anſammlung
ſolcher Kapitalien zweckmäßiger ſein, in Zukunft den Gedanken der
Selbſtverſicherung aufzugeben und ſich wieder bei bewährten
Verſiche=
rungsgeſellſchaften im Einzelfalle zu verſichern.
Nimmt man noch hinzu, daß eine Notwendigkeit zur
Aufrechterhal=
tung eines ſtädtiſchen Weinkellers, der ebenfalls eine Kapitalanlage von
mehreren hunderttauſend Mark darſtellt, nicht beſteht, und daß dieſes
Kapital verhältnismäßig raſch flüſſig gemacht werden kann, ſo zeigen
bereits dieſe Zahlen, daß ein Ausgleich des ſtädtiſchen Defizits aus
eigenem Vermögen durchaus möglich iſt. Es kann aber noch auf die
Reſerven hingewieſen werden, die die Stadt Darmſtadt in Haus= und
Grundbeſitz, der zum Teil aus den Steuerüberſchüſſen in der Zeit nach
der Stabiliſierung erworben wurde, beſitzt, ſowie auf ſonſt mögliche
Streichungen, wie z. B. bei Anſchaffung neuer Motor=Müllwagen, bei
Ausführung neuer Haus= und Straßenbauten, ſo daß zum Ausgleich
des etatmäßigen Defizits die geplanten Erhöhungen der Realſteuern
durchaus vermeidbar ſind.
4. Zu beachten bleibt auch, daß die geplante Erhöhung der ſtädtiſchen
Realſteuern, von der rechtlichen Seite aus betrachtet, unzuläſſig iſt.
Nach 8 4a des Geſetzes über Aenderung des Finanzausgleichs zwiſchen
Reich, Ländern und Gemeinden in ſeiner Faſſung vom 9. April 1927
ſind die Mehrüberweiſungen an Reichsſteuern in erſter Linie zur
Sen=
kung der Realſteuern zu verwenden. Wenn bislang die dieſer
Vor=
ſchrift gegebene Auslegung, daß der Verzicht auf eine Erhöhung der
Realſteuern gleich einer Senkung zu werten ſei, hingenommen werden
mußte, ſo kann im Falle einer tatſächlichen Erhöhung von ſeiten der
Steuerpflichtigen einer weiteren Verletzung dieſer reichsrechtlichen
Vor=
ſchriften nicht untätig zugeſehen werden. Es iſt demnach die Rechtslage
für die Stadt im Falle der Erhöhung der Realſteuern eine durchaus
ungewiſſe. Die Stadtverwaltung wie auch der Stadtrat müſſen ſich
darüber im klaren ſein, daß zweifellos die Möglichkeit einer Anfechtung
eines Beſchluſſes auf Erhöhung der Realſteuern gegeben iſt, und daß
ein Verſtoß gegen eine zwingende reichsrechtliche Vorſchrift einen
gün=
ſtigen Ausgang eines Rechtsmittelverfahrens für die Stadt nicht
erwar=
ten läßt. Es iſt alſo ziemlich ſicher damit zu rechnen, daß der
betref=
fende Beſchluß des Stadtrats für ungültig erklärt werden wird und
daß dann nach Ablauf einiger Zeit die Stadt verpflichtet ſein wird, auf
die Erhebung des erhöhten Teils ihrer Realſteuern zu verzichten und
bereits zu Unrecht verlangte Beträge zurückzuvergüten. Die
Grund=
lage, auf der im Falle einer Erhöhung der Realſteuern der Ausgleich
des Defizits der Stadt Darmſtadt aufgebaut werden ſoll, iſt alſo
recht=
lich eine durchaus unſichere.
5. Zuſammenfaſſend kommen die unterzeichneten Organiſationen zu
dem Ergebnis, daß aus den in Ziffer 1—4 angeführten Gründen eine
Erhöhung der ſtädtiſchen Realſteuern weder wirtſchaftlich noch rechtlich
verantwortet werden kann. Der Fehlbetrag im Etat für das
Rechnungs=
jahr 1929 kann durchaus aus Vermögensmitteln abgedeckt werden.
Dar=
über hinaus iſt es aber eine nicht länger zu vernachläſſigende Pflicht der
maßgeblichen Stellen der Stadt Darmſtadt, die ſtädtiſche Verwaltung
endlich auf das ſparſamſt mögliche Maß zu beſchränken, das den
heu=
tigen allgemein ſehr ſchwierigen wirtſchaftlichen Verhältniſſen entſpricht.
Zeigt dann noch die Stadt bei der Uebernahme neuer Aufgaben, eine
weiſe Beſchränkung, reduziert ſie die im Eigentum der Stadt ſtehenden
wirtſchaftlichen Unternehmungen auf das notwendige und vertretbare
Maß, verzichtet ſie vor allen Dingen auf eine weitere Belaſtung der
ſtädtiſchen Finanzen mit ſolchen Betrieben, dann iſt ihr nicht nur die
Möglichkeit eines geſunden. Ausgleichs ihrer zukünftigen Budgets
ge=
geben, die Stadt wird dann vielmehr darüber hinaus noch in der Lage
ſein, eine geſunde Wirtſchaftspolitik zu betreiben, welche die zurzeit
er=
ſchütterten Grundlagen der ortsanſäſſigen Betriebe von Handwerk,
Han=
del und Induſtrie wieder feſtigt, was letzten Endes der Geſamtheit der
ſtädtiſchen Bevölkerung zugute kommen wird.
— Der Marineverein Darmſtadt und Umgebung, der ſich in
hie=
ſiger Stadt beſten Anſehens erfreut, ſeiert am 1. und 2. Juni das Feſt
ſeines 30jährigen Beſtehens. Im Jahre 1899 gegründet, hielt er kurz
vor Ausbruch des Weltkrieges in Verbindung mit dem 15jährigen
Stiftungsfeſt ſeine Flaggenweihe. Acht Tage ſpäter kam die
Mobil=
machung. Unter Vorantritt einer Muſikkapelle und mit wehender
Flagge brachte der Verein unter zahlreicher Teilnahme der Bevölkerung
die ſchon am 1. Mobilmachungstag einberufenen Kameraden zur
Bahn. Weitaus der größte Teil der Mitglieder nahm teils an Bord
unſever Kriegsſchiffe, teils bei den Landmarineteilen an dem
gewal=
tigen Völkerringen teil; die wenigen übrigen, die zu Hauſe blieben,
waren im Hilfsdienſt tätig. Das Vereinsleben trat während des
Krieges infolge Fehlens der Mirglieder faſt ganz in den Hintergrund,
das Vereinsſchifflein ſelbſt blieb aber dank der Hingabe und
Opfer=
freudigkeit der in der Heimat Zurückgebliebenen intakt und hielt die
Verbindungen mit den an den verſchiedenſten Fronten ſtehenden
Ka=
meraden durch regelmäßige Zuſendung von Liebespaketen aufrecht.
Nach Kriegsende und Rückkehr der Kameraden aus dem Felde lebte
die Vereinstätigkeit erneut und durch Zugang neuer Mitglieder
kräf=
tig verſtärkt wieder auf. Die Mitgliederzahl hat ſich gemeſſen am
Vorkriegsbeſtand faſt verdreifacht, ein= Tatſache, deren ſich zu freuen
der Verein alle Urſache hat. Immerhin ſtehen aber bedauerlicherweiſe
noch eine Reihe von Kameraden dem Verein, ſeinem Zwecke und ſeinen
Zielen fern. Auch ſie und bis auf den letzten Mann in ſeinen Reihen
zu ſehen, iſt der Wunſch des Dreißigjährigen. — Aus Anlaß des
Stif=
tungsfeſtes tritt der Verein mit einer Reihe von Veranſtaltungen an
die Oeffentlichkeit, auf die wir ſchon heute empfehlend hinweiſen. Die
hieſigen militäriſchen Vereine und vaterländiſchen Verbände ſowie viele
auswärtige Brudervereine haben ihr Erſcheinen bereits zugeſagt. Wir
hoffen auch ſeitens der hieſigen Bevölkerung auf recht zahlreichen
Zu=
ſpruch, zumal die Eintrittspreiſe derart niedrig gehalten ſind, daß ſie allen
Kreiſen den Beſuch ermöglichen dürften. Näheres über das Feſt ſelſt
in den Tageszeitungen und durch Plakate.
Die ſtädtiſche Berufsfeuerwehr wurde im Monat April 31mal
alarmiert, und zwar zu 2 Waldbränden, 5 Kleinfeuern, 4
Kaminbrän=
den, 2 Tierunfällen, 1 Automobilunfall, 2 Verkehrsſtörungen, 10
Waſſer=
rohrbrüchen und 5 ſonſtigen Hilfeleiſtungen. Der Sanitätsdienſt
er=
ſtreckte ſich auf 135 Transporte. Die hierbei zurückgelegte Fahrtſtrecke
betmtg 1500 Km. Auf der Wahe, Kirckſtraße 13 (Fernſprecher Nr. 3500
und 600), wurde in 9 Fällen erſte Hilfe geleiſtet.
— Hotel Poſt. Heute und morgen findet im Hotel=Reſtaurant „Zur
Poſt” am Hauptbahnhof Konzert der beliebten Hauskapelle mit Tanz
ſtatt.
— Herrngarten=Café. An den beiden Pfingſtfeiertagen finden bei
günſtiger Witterung im Herrngarten=Café nachmittags Künſtlerkonzerte
des Stadtorcheſters ſtatt.
D Straßenſperre. Wegen Vornahme von Straßenbau=Arbeiten
wird die Ireneſtraße zwiſchen Frankfurter= und Viktoriaſtraße vom 21.
Mai 1929 bis auf weiteres für Fahrzeuge aller Art geſperrt. —
Des=
gleichen wird wegen Vornahme von Straßenbau=Arbeiten die Emilſtraße
zwiſchen Moller= und Liebigſtraße vom 23. Mai 1929 bis auf weiteres
für Fahrzeuge aller Art geſperrt.
Wegen Meineids feſtgenommen wurde das Dienſtmädchen A. D.
aus Heppenheim. Das Mädchen wurde dem Amtsgericht vorgeführt.
Lokale Beranſtalkungen.
„Stahlhelm”, Bund der Fronüſoldaten, Ortsgruppe
Aa
Donnerstag, dem 23. d. M., abends, findet
im Re
Alpenzimmer, unſere
Pflichtverſamm=
lung
über München.
— Zu ber Veranſtaltung „Siegfrieb Wagner als Menſch und
Künſt=
ler”, am Freitag, 24. Mai, abends, im Muſikvereinsſaal, als Feier von
Siegfried Wagners 60. Geburtstag, wird uns vom Bayreuther=Bund
noch geſchrieben: Der Vortragende, Muſiklehrer Otto Daube aus
Leipzig, hat ſich ſchon in zwei früheren Veranſtaltungen dieſes Jahres
als ausgezeichneter Vortragsredner und Pianiſt erwieſen. Er wird zur
Ergänzung ſeines Vortrages eine Anzahl hier noch nicht aufgeführter
Orcheſterſtücke aus Werken Siegfried Wagners am Flügel zu Gehör
bringen. — Frau Horn=Stoll=Darmſtadt, und Opernſänger Wilh.
Schmitt=Mainz werden den Vortrag durch Geſangsſtücke desſelben
Meiſters einrahmen. Erſtere Künſtlerin bedarf hier keiner Empfehlung
mehr. Opernſänger Schmitt überraſchte erſt kürzlich in einer
Veranſtal=
tung des Bayreuther=Bundes die Zuhörer durch die Kraft und
Beſeeli=
heit ſeiner prachtvollen Stimme. Karten für Nichtmitglieder bei
Konzert=Arnold, Eliſabethenſtraße 28.
— Promenaden=Konzert. Am erſten und zweiten Feiertag
konzer=
tiert das Stadt=Orcheſter unter Leitung ſeines Kapellmeiſters W.
Schlupp von 11—12 Uhr im Herrngarten (Pergola) nach folgendem
Programmen: 1. Tag: „An die Gewehre”, Marſch von Lehnhardt;
Jubelouvertüre von Weber; „Roſen aus dem Süden”, Walzer von
Strauß; „Zigeunerſtändchen” von Nehl; Fantaſie aus der Oper „
Tief=
land” von E. d’Albert; „Treu deutſch” Marſch von Teike. — Am
2. Tag: „In Treue feſt”, Marſch von Teike; Ouvertüre zur Oper „
Eg=
mont” von Beethoven; „Die Hydropathen”, Walzer von Gungl; „
Tore=
ator et Andaluſe”, von Rubinſtein; Fantaſie aus der Oper „Cavalleria
ruſticana” von Mascagni; „Mit Standarten”, Marſch von Blon.
Entfettunngs=Kuren im Frühling
ſind beſonders Erfolg verſprechend. Nehmen Sie bei Korpulenz oder
Veranlagung zum Starkwerden morgens und abends 2—3 Toluba=
Kerne, die Sie in Apotheken erhalten.
(TV.224
Tageskalender für Sonntag (1. Feiertag), den 19. Mai 1929.
Heſſ. Landestheater, Großes Haus, Anfang 17 Uhr, Er
22 Uhr, A 24: „Die Meiſterſinger von Nürnberg” — Kleines Hau
Anfang 19.30 Uhr, Ende nach 22 Uhr, B 21: „Mittagswende‟.
Orpheum, abends 20 Uhr: „In der Johannisnacht”. — Kon
zerte: Schloßtaffee, Reichshof, Hotel Schmitz, Kaffee Ganßman=
Sportplatzreſtaurant. Alte Poſt, Darmſtädter Hof. Waldſchlößche
Stadt Malaga, Bismarckeck, Kaffee Jöſt, Zum Rhönring, Zu=
Schwan, Schwaneck, Reichskrone, Odeon Zur Roſenau, Orangert
haus, Hotel Prinz Karl, Hotel Prinz Geinrich, Neckartor, Rumme
bräu. — Ludwigshöhe, nachm. 16 Uhr: Konzert. — Kino
vorſtellungen: Union=Thegter, Helia, Palaſt=Lichtſpiele.
Tageskalender für Montag (2. Feiertag), den 20. Mai 1929.
Heſſ. Landestheater, Großes Haus, Anfang 19.30 Uhr, End
nach 22 Uhr, B 24: „Mamſell Nitouche” — Kleines Gaus Anfa=
19 Uhr, Ende 22.30 Uhr, Zuſatzmiete IV: „Figaros Hochzeit”.
Orpheum, abends 20 Uhr: „In der Johannisnacht”. — Ko
zerte: Schloßkaffee Reichshof, Hotel Schmitz, Kaffee Ganßman,
Sportplatzreſtaurant, Alte Poſt, Darmſtädter Hof, Waldſchlößche
Stadt Malaga, Zum Rhönring, Bismarckeck. Kaffee Jöſt, Schwane
Reichskrone, Odeon, Orangeriehaus, Hotel Prinz Karl. Hotel Pr.
Heinrich, Neckartor, Rummelbräu. — Ludwigshöhe,
nachmi=
tags 16 Uhr: Konzert. — Kinovorſtellungen: Anion=Thegte
Helig, Palaſt=Lichtſpiele.
Südweſtdeukſche Bankbeamkenkagung.
Der Gau Südweſtdeutſchland im Deutſchen Bankbeamtenverein hielt
ſeine diesjährige Vorſtandskonferenz ab. 96 Vertreter aus allen
ſüdweſt=
deutſchen Bankplätzen waren erſchienen. Aus dem Geſchäftsbericht, den
Gauvorſteher Decker=Frankfurt a. M. erſtattete, ging hervor, daß auch
im abgelaufenen Geſchäftsjahr weitere erfreuliche organiſatoriſche und
ſonſtige Fortſchritte erzielt werden konnten. Ueberzeugendes
Zahlen=
material, bunten Bildern gleich, in den Bericht zwanglos eingefügt,
ergänzte trefflich dieſe mit großer Genugtuung von den
Konferenzteil=
nehmern aufgenommenen Feſtſtellungen. 556 neue Mitglieder konnten
in der Berichtsperiode in Südweſtdeutſchland dem D.B.V. zugeführt
werden. Nachdem in den letzten Wochen wiederum rund 200
Bank=
angeſtellte dem D.B.V. beigetreten ſind, zählt der Deutſche Bankbeamten=
Verein in Südweſtdeutſchland rund 4700 Mitglieder und umfaßt damit
nahezu 85 Prozent aller kaufmänniſch tätigen Bankangeſtellten. Dieſe
iberragende organiſatoriſche Vormachtſtellung kommt auch in den
Wah=
len zu den Betriebsvertretungen zum Ausdruck. Ende 1928 zählte der
Deutſche Bankbeamtenverein in 133 ſüdweſtdeutſchen Bankbetrieben 300
Betriebsvertretungsmitglieder, während auf andere Verbände deren nur
7 entfallen. Der Rechtsſchutz, der auch im Berichtsjahre in
umfaſſend=
ſter Weiſe tätig war, erzielte an Gehaltsnachzahlungen, Abfindungen
uſw., ſei es durch direkte Verhandlungen oder Inanſpruchnahme der
Gerichte, insgeſamt 70 000 Reichsmark. Die Bildungsarbeit erforderte
wiederum große Aufwendungen. An 9 Bankplätzen wurden 32 große
bankwiſſenſchaftliche und volkswirtſchaftliche Vorträge mit insgeſamt
5848 Teilnehmern abgehalten; 30 Bankfachkurſe fanden 544
Kursteil=
nehmer.
Dem mit großem Beifall aufgenommenen Geſchäftsbericht ſchloß ſich
eine auf hohem geiſtigen Niveau ſich bewegende recht lebhafte Ausſprache
in. Die Berichte der Vertreter atmeten den Geiſt kollegialer
Ver=
bundenheit und vertrauensvoller Hingabe an die Standesarbeit.
Sei=
tens aller Vertreter wurde dem Gauvorſtand für ſeine erfolgreiche
Tätig=
keit der wärmſte Dank ausgeſprochen. Einſtimmig erhielt der
Gauvor=
ſtand Entlaſtung, und ebenſo einmütig erfolgte auch ſeine Wiederwahl.
Unter lebhafter Zuſtimmung wurden Entſchließungen angenommen, von
denen die eine die Tarifvereinbarung vom 17. April 1929 begrüßt, wenn
uch viele Wünſche offengeblieben wären, und den Tarifunterhändlern
auf D.B.V.=Seite Dank, und der Zentralleitung des Deutſchen
Bank=
beamtenvereins erneut volles Vertrauen ausgeſprochen wurde. In einer
zweiten Entſchließung wird vom Reichstag die baldige Verabſchiedung
des vom „Ständigen Beirat für Heimſtättenweſen im
Reichsarbeits=
miniſterium” fertigeſtellten Entwurfes eines „Wohnheimſtättengeſetzes”
geſordert, während die dritte Entſchließung mit Nachdruck gegen alle
Verſchlechterungsabſichten auf dem Gebiete der Sozialverſicherung
prote=
ſtiert und inſonderheit ſich gegen das Verlangen wendet, daß in der
Arbeitsloſenverſicherung die Bedürftigkeitsprüfung wieder eingeführt
werden ſolle.
Einen gehaltvollen Abſchluß fand die ſehr anregend und
ſtimmungs=
voll verlaufene Tagung durch markige Ausführungen des Vorſitzenden
des Geſamtvereins, Fürſtenberg=Berlin, der von hoher Warte aus
die gegenwärtige Situation in wirtſchaftspolitiſcher und ſozialer Hinſicht
kritiſch beleuchtete und oft von ſtürmiſchen Zuſtimmungskundgebungen
unterbrochen, in den Mittelpunkt ſeiner Betrachtungen den Kampf des
Deutſchen Bankbeamtenvereins gegen ſeine Gegner bei der Erhaltung
und Erweiterung der Errungenſchaften im Bankgewerbe ſtellte. Sein
zündender Appell zur weiteren entſchloſſenen Arbeit für die Intereſſen
der Berufsgenoſſen und für den ſozialen Fortſchritt löſte
langanhalten=
den Beifall bei den Konferenzteilnehmern aus. Mit einem kräftig
auf=
genommenen dreifachen Hoch auf den Deutſchen Bankbeamtenverein fand
die überaus eindrucksvolle Tagung, die ein erneutes kraftvolles
Bekennt=
nis zur Standesorganiſation der Bankangeſtellten, dem Deutſchen
Bank=
beamtenverein, bildete, ihr Ende.
Die Verwalkungsſonderzüge der Reichsbahn
erfreuen ſich nach wie vor allgeneiner Beliebtheit, und die
Sonderzug=
gemeinde, die ſich im Laufe der Jahre gebildet hat, weiß genau, wie
reich und ſchön ſolche Fahrten ſind und wie viele nachhaltigen
Ein=
drücke ſie hinterlaſſen. Uno doch ſtellt das Publikum ſelbſt, freilich ohne
ſich deſſen bewußt zu ſein, dieſe Sonderfahrten ſehr häufig in Frage,
weil es ſich erſt im letzten Augenblick entſchließt, die Fahrkarten zu
löſen. Dies iſt ein bedauerlicher Uebelſtand, dem im Intereſſe der
Er=
haltung dieſer der Allgemeinheit dienenden Einrichtung abgeholfen
wer=
den ſollte. So war z. B. für Sonntag, den 12. Mai d. J., ein
Ver=
waltungsſonderzug von Darmſtadt über Mginz—Wiesbaden nach
Königs=
winter vorgeſehen, alſo eine Fahrt in eine der landſchaftlich ſchönſten
Gegenden unſerer rheiniſchen Heimat, ins Siebengebirge, Aller
Voraus=
ſicht nach wäre er auch ausgiebig in Anſpruch genommen worden, weil
einmal das Ziel beſonders verlockend ſchien, zum anderen die Unkoſten
wegen der nichr allzu weiten Entfernung verhältnismäßig niedrig
waren, und zum dritten die Wetterlage nicht günſtiger gedacht werden
konnte. Und doch mußte dieſer Sonderzug ausfallen, einzig und allein
deshalb, weil bis Freitag mittag an den zuſtändigen Fahrkartenſſchaltern
und bei den Reiſebüros nur eine ganz geringe Anzahl von Karten
ge=
löſt worden waren. Es ſteht außer Zweifel, daß nachträglich, alſo am
Samstag oder Sonntag ſelbſt, noch eine ſtarke Nachfrage nach
Fahr=
karten eingeſetzt hätte, daß vielleicht ſogar alle verfügbaren Plätze
be=
ſetzt worden wören. Aber mit dieſen unbeſtimmten Ausſichten kann
und darf die Reichsbahn nicht rechnen. Sie muß vielmehr rechtzeitig,
d. h. mindeſtens zwei Tage vor dem Termin der Fahrt, einwandfrei
feſt=
ſtellen können, ob die Teilnehmerzahl ſo groß ſiſt, daß ſie mit Fug und
Recht die Fahrt unternehmen kann. Iſt dieſe Vorausſetzung nicht
er=
füllt, dann muß die Abſicht, ſo leid es der Veranſtalterin ſelbſt iſt,
auf=
gegeben werden.
Dieſe Notwendigkeit tritr jedoch nicht ein, wenn die Fahrkarten zu
dieſen Sonderzügen zeitig gelöſt werden. Dies iſt auch aus dem Grunde
notwendig, weil die Vorbereitungen für ſolche Fahrten immerhin recht
umfaſſend ſind. Es ſind Abmahungen zu treffen mit den
Stadvverwal=
tungen, mit den verſchiedenen Gaſtſtäiten, mit Verwaltungsbehörden,
Verkehrsvereinen und Privatorganiſationen aller Art. Und dieſe
bin=
denden Abmachungen müſſen ſich naturgemäß auf feſte Unterlagen
ſtützen, vor allen Dingen aber auf Zahlen. Können ſolche notwendigen
Zahlen nicht rechtzeitig genannt werden, ſo iſt es mit dem beſten Willen
nicht möglich, zu einer feſten Vereinbarung zu gelangen.
Es ergeht deshalb ein duingenber Appell an alle Intereſſenten,
ins=
beſondere aber an die Sonderzuggemeinde ſelbſt, mit der Löſung der
Fahrkarten nicht bis zum letzten Augenblick zu warten. Der vorſichtige
Reiſeteilnehmer der ſchon einige Tage vorher die Sonderzugkarte löſt,
geht keinerlei Riſiko ein, denn ſie wird bis vor Abfahrt des Zuges zum
vollen Fahrpreis an den Fahrkartenſchaltern zurückgenommen, wenn der
Karteninhaber aus irgendeinem Grunde an der Sonderfahrt nicht
teil=
nehmen kann.
Neue Kraftpoſtfahrpläne. Mit dem Beginn des Sommerdienſtes
bei der Eiſenbahn am 15. Mai ſind auch neue Fahrpläne für die
Kraft=
poſten im Oberpoſtdirektionsbezirk Darmſtadt in Kraft getreten, die bei
mehreren Linien erhebliche Verbeſſerungen gegenüber dem
Winterfahr=
plan aufweiſen. Die bisher nur auf der Strecke Darmſtadt—Obere
Ramſtadt—Brandau—Neunkirchen verkehrende Kraftpoſt, wird bei den
Fahrten ab Darmſtadt 7,55 und ab Ober=Ramſtadt 14,10 wieder bis
Lindenfels duuhgeführt; Rückfahrt ab Lindenfels 11,47 nach Ober=Ram=
Dt und 16,50 nach Darmſtadt; ferner verkehren an Sonn= und
FLiertagen noch folgende Fahrten: Ab Darmſtadt 7.40, an
Neun=
kiuchen 9,35, ab Ober=Ramſtadt 18,20, an Lindenfels 19,31, ab
Neun=
kinchen 17,20, an Ober=Ramſtadt 18,15, ab Lindenfels 19,37, an
Damm=
ſtadt 21,40. Es iſt mithin an Sonn= und Feiertagen morgens ab
Darm=
ſtadt Hbh. 7.40 und 7,55 Gelegenheit zur Fahrt nach Neunkirchen und
abends ab Neunkirchen 17,25 und 20,11 zur Rückfahrt nach Darmſtadt
geboten. Auf der Strecke Bensheim-Lindenfels ſind mehrere Fahrten
eingelegt worden, ſo daß jetzt werktäglich zehn Fahrten und an Sonn=
und Feiertagen neun Fahrten zwiſchen Bensheim und Lindenfels
ver=
kehren. Sonntags verkehrt ferner noch eine Fahrt zwiſchen Bensheim
und Gadernheim — ab Bensheim Bhf. 17.07, an Gadernheim 17,38.
ab Gadernheim 17,40, an Bensheim Bhf. 18,19 —. Samstags wird noh
eine weitere Fahrt ab Lindenfels 17,30, an Bensheim 18,15, ab
Bens=
heim Bhf. 18,26, an Lindenfels 19,14 ausgeführt.‟ Ein Teil der
Fahr=
ten auf der Strecke Bensheim—Lindenfels ſind Schnellfahrten und
hal=
ten unterwegs nicht an allen Halteſtellen. — Auf der Kraftpoſtlinie
Rei=
chelsheim (Odw.)Lindenfels, Fürth (Odw.) ſind ebenfalls eimige
Fahr=
ten eingelegt worden. — Zwiſchen Erbach (Odw.) und Höchſt (Odw.)
Bahnhof wird an Werktagen eine Fahrt ab Erbach 21,33, an Höchſt Bhf.
22,22 zum Anſchluß an den um 22,31 abgehenden Zug nach Darmſtadt
ausgeführt; Rückfahrt um 22,30 nach Ankunſt des Zuges von
Darm=
ſtadt — an Höchſt 22,26 —. — Auch auf der Strecke König (Odw.)
Viel=
brunn ſind die Fahrten erweitert worden. Es verkehren jetzt zwiſchen
den genannten Orten Montags und Samstags vier und an den übrigen
Tagen drei Fahrten in jeder Richtung. Die bisher nur Mitwwochs
aus=
geführten Fahrten zwifchhen Vielbrunn und Laudenbach Bhf. ſowie
zwi=
ſchen Vielbrunn und Michelſtadt verkehren jetzt Mittwochs und
Sonn=
tags. In den Monaten Juli und Auguſt werden die Fahrten
Viel=
brunn-Laudenbach Bhf. bis nach Miltenberg Hbf. durchgeführt. —
Auf der Strecke Groß=Bieberau—Steinau (Odſv.) werden an Sonn=
und Feiertagen zive: Fahrten und Samstags eine Fghrt bis, ud tan
Liitzelbach durchgeführt.
Sonntag, den 19. Mai 1929
Sette7
Nummer 138
Aus Heſſen.
Starkenburg.
„J. Griesheim, 18. Mai. Nachdem einem hieſigen Spargelbau
kreibenden Landwirt in der Nacht zum Montag angeblich eine größere
Menge Spargel gefrevelt wurde, machte dieſer geſtern in früher
Mor=
genſtunde die Entdeckung, daß der Spargelertrag ſeiner Anlage
wieder=
um ohne ſein Zutun abgeerntet war. Da die Spargelſtöcke nicht
form=
gerecht überdeckt waren, ſtieg in dem Landwirt die Vermutung auf,
daß es ſich wiederum um einen Frevel handle. Er verſtändigte
in=
folgedeſſen ſofort die Polizei und veranlaßte, daß der Polizeihund
des Herrn Gendarmeriemeiſters Steinmann hier in Aktion trat.
Nach=
dem die mit der Ermittelung des Täters betrauten Polizeibeamten
ſich längere Zeit um die Auffindung einer Fußſpur zum Anſetzen des
Polizeihundes vergeblich abgemüht hatten, fand die Angelegenheit
blötzlich eine überraſchende und für den anweſenden Landwirt
unange=
nehme Löſung. Die Tochter des Landwirts erſchien nämlich nun
ei=
ligſt an der vermutlichen Frevelſtelle und machte ihrem Vater, der
ſich an der Aufklärung des Falles perſönlich beteiligte, die Mitteilung,
daß ihr Bruder Fritz, alſo der Sohn des Landwirts, die Spargeln am
Abend vurher ſelbſt gerntet, aber die zur formgerechten Ueberdeckung
der Spargelſtöcke notwendige Platſche nicht bei ſich gehabt habe, auf
welch letzteren Umſtand auch die mangelhafte Ueberdeckung der Stöcke
zurückzuführen ſei. Man ſah ſich einander an und war genötigt, mit
dem nach Taten drängenden und unwillig gewordenen Polizeihund
enttäuſcht und unverrichteter Dinge den Rückzug anzutreten.
J. Griesheim, 18. Mai. Ein fremder Motorradfahrer hatte am
Dienstag vor einem Geſchäftshaus in der Friedrich=Cbert=Straße ſein
Motorrad aufgeſtellt. Als er nach Verrichtung ſeiner Geſchäfte
wie=
der weiterfahren wollte und den Motor angeſtellt hatte, englitt beim
Aufſteigen die Lenkſtange ſeinen Händen und das führerloſe Rad raſte
mit großer Geſchwindigkeit davon, überquerte die Neue
Darmſtädter=
ſtraße, riß an der Einfriedigung der neuen Anlage einen Pfoſten um
und fiel erſt vor der Friedrich=Ebert=Schule auf die Seite. Zum
Glück war die Straße nur wenig belebt, ſodaß niemand zu Schaden
kam. — Der Geſangverein „Sängerbund” begibt ſich am
2. Pfingſtfeiertag zum Geſangswettſtreit nach Nackenheim a. Rh., wo er
mit 6 Vereinen in der 2. Stadtklaſſe in Konkurrenz tritt. Hoffentlich
gelingt es dem Verein, ſeinen vielen bisherigen Erfolgen einen neuen
hinzuzufügen. Am Freitag abend findet im Saale des „Darmſtädter
Hofes” die Hauptprobe ſtatt — Die Gewerbepatente für das
Jahr 1923 ſind bei der Bürgermeiſterei (Untererhebeſtelle) alsbald
in Empfang zu nehmen. — Konzert des Muſikvereins. Der
Muſikverein veranſtaltet am 1. Pfingſtfeiertag im „Darmſtädter Hof”
wieder ein großes Konzert. Die erſtaunliche Leiſtung des Orcheſters
wurde bereits ſchon bei dem letzten Konzert im „Rebſtock” lobend
aner=
kannt und wird unter der vorzüglichen ſtraffen Leitung des Herrn
Buslau=Darmſtadt zweifellos wieder Ausgezeichnetes leiſten. Hierzu
kommt noch, daß auch Frau Konzertſängerin Langner=Jäger, die ſich
ſchon die Herzen der Zuhörer bei obenerwähntem Konzert erobert hat,
wvieder in freundlicher Weiſe ihre gütige Mitwirkung zugeſagt hät.
Ein genußreicher Konzertabend ſteht deshalb allen Muſikfreunden bevor.
Aa. Eberſtadt, 18. Mai. Verſteigerung der Grasernte.
Die Grasernte an den Bachufern, am Weinweg, auf den Mühlwieſen
und „hinterm Eichen” gelangt am Dienstag nach Pfingſten (21. Mai)
auf dem Rathaus, nachmittags 5 Uhr, zur Verſteigerung. — Die
Bade=
anſtalt in der Eleonorenſchule iſt während der Pfingſtfeiertage
ge=
ſchloſſen. Das Gemeinde=Schwimmbad im Mühltal wird bei Einſetzen
beſſeren Wetters wieder geöffnet werden. — Die Geſchäftszimmer der
Bürgermeiſterei ſind während der Pfingſtfeiertage geſchloſſen. Nur am
zweiten Feiertag iſt Zimmer 4 von 9—10 Uhr vormittags für dringende
Standesamtsangelegenheiten geöffnet. — Seitens der Neuen Gas=
Ak=
tiengeſellſchaft Eberſtadt” wird darauf hingewieſen, daß die Gebühren
für Gas= und Stromperbrauch beim Vorzeigen der Rechnungen zu
be=
gleichen ſind. Abnehmer, die mi dem zweiten Monat der Gebühr im
Rückſtand bleiben, werden vom Gas= bzw. Strombezug ausgeſchloſſen.
Aa. Eberſtadt 18. Mai. Kirchliches. In der evangeliſchen
Kirche wirkt im Vormittagsgottesdienſt am 1. Feiertag der
Kirchen=
geſangverein mit. — Die katholiſche Kirchengemeinde begeht am
Pfingſt=
ſonntag den Gedächtnistag der Einweihung ihrer Kirche. — Seitens
der Chriſtlichen Gemeinſchaft findet am zweiten Pfingſtfeiertag auf der
Marienhöhe ein Waldfeſt ſtatt. — Die Kaninchenſchau, die an
Pfingſten im Gaſthaus „Zum Schwimmbad”, in der Odenwaldſtraße,
zur Abhaltung gelangt, begegnet regem Intereſſe. Die Ausſtellung,
mit der auch eine Pelzſchau verbunden iſt, iſt gut beſchickt. Die
Jung=
tiere ſind beſonders ſehenswert. Die Ausſtellung iſt mit einer
Ver=
loſung und einem Preisſchießen verbunden. — An Pfingſten machen
mehrere Vereine Ausflüge. In vielen Lokalen werden Konzerie
abge=
halten. Am zweiten Feiertag findet vielfach Tanz ſtatt.
E.Eberſtadt, 18. Mai. Verſchönerungs= und
Verkehrs=
verein. Wer wachſamen Auges iſt, dem wird nicht entgangen ſein,
daß an verſchiedenen Plätzen unſeres Ortes und ſeiner näheren
Um=
gebung neue Ruhebänke aufgeſtellt worden ſind, die wir dem
Ver=
ſchönerungs= und Verkehrsverein verdanken. Sie alle laden an
aus=
ſichtsreichen Punkten zur Raſt ein und erfreuen den Wanderer und die
Spaziergänger, die ſich zu einer kurzen oder längeren Ruhepauſe auf
ihnen niederlaſſen und dabei ihren Blick auf die ſchöne natürliche Lage
Eberſtadts und ſeine reizende Umgebung lenken können. Am
Wald=
frieden und auf dem Verſchönerungsweg zur Main=Neckarbahn ſind
Bänke von beſter Dauerhaftigkeit erſtellt worden. Am Friedhof ſteht
ebenfalls eine neue Bank, auf der ſich folgende Aufſchrift befindet:
Geſtiftet von Guſtav W. Eyſenbach. Milwaukge‟. Es handelt ſich
bei dem hochherzigen Stifter dieſer Bank um einen Vetter des
Vor=
ſitzenden des hieſigen Verſchönerungs= und Verkehrsvereins, Herrn
Philipp Eyſenbach. Die Stiftung verdient öffentlichen Dank und
An=
erkennung und ſollte uns zur Nachahmung aneifern. Auch an der
Wartehalle der Elektriſchen werden noch zwei Bänke zur Aufſtellung
kommen. Damit wird einem gewiß dringenden Bedürfnis endlich
einmal Rechnung getragen. Der Verſchönerungs= und Verkehrsverein
ſtellt als weiteren Beweis ſeiner Wirkſamkeit und der Erfüllung ſeiner
Aufgaben die neuen Bänke in den Schutz der Oeffentlichkeit. Ihm
ſelbſt gebührt für dieſe neue Tat, die zu begrüßen iſt, herzlichen Dank.
Verband der heſſiſchen Kreiſe und Provinzen.
Ab. Bingen, 18. Mai. Der Vorſtand des Verbandes der heſſiſchen
Kreiſe und Provinzen hatte Freitag in Bingen die Vertreter zu einer
Mitgliederverſammlung eingeladen. Provinzialdirektor
Graef=Gießen hieß die Regierungsvertreter, den Präſidenten des
deut=
ſchen Landkreistages, Baron von Stempel, Miniſterialdirektor Dr. Reitz,
Vertreter der Kommunalſpitzenverbände, Bürgermeiſter Neff=Bingen uſwv.
herzlich willkommen. Miniſterial=Dir. Dr. Reitz dankte für die Begrüßung
und Einladung und bedauerte, der Verſammlung mitteilen zu müſſen,
daß der Miniſter leider im letzten Augenblick von ſeinem Erſcheinen
ab=
gehalten worden ſei. Bürgermeiſter Neff=Bingen dankte im Namen
der Stadt für die Abhaltung der diesjährigen Tagung und die große
Anteilnahme an dem beſetzten Gebiet. Provinzialdirektor Graef ging
nunmehr zur Tagesordnung über. Der Geſchäftsbericht über
das Jahr 1928 wurde nicht mehr verleſen, da derſelbe jedem
Ein=
geladenen zugegangen war. Zu Punkt 2 der Tagesordnung —
Rech=
nungsablage 1928 — wurde einſtimmig Entlaſtung des Rechners
erteilt. Der Voranſchlag für 1929, genau wie im vergangenen Jahre,
wurde einſtimmig von der Verſammlung genehmigt. Für das
ausge=
ſchiedene Vorſtandsmitglied Kreisdirektor Wolff wurde Kreisdirektor
Schön=Worms einſtimmig in den Vorſtand gewählt. Als Stellvertreter
für den Hauptvertreter im Vorſtand des Deutſchen Landkreistages wurde
Kreisdirektor von Werner und als Vertreter, für die
Mitgliederver=
ſammlung im Deutſchen Landkreistag Kreisdirektor Schön gewählt. Die
nächſte Tagung ſoll in der Provinz Starkenburg abgehalten werden und
iſt die Wahl des Ortes dem Vorſtand überlaſſen. Zu einem Bericht über
aktuelle Fragen der Kreiskommunalpolitik ergriff der
Prä=
ſident des Deutſchen Landkreistages, Dr. von Stempel, das Wort,
Er ſprach über die kommunale Selbſtverwaltung, über das kommunale
Verfaſſungsrecht. Es müſſe eine kommunale Abteilung im
Reichsmini=
ſterium eingerichtet werden, d. h. eine Stelle, die etwas von
kommu=
nalen Dingen verſtehe und mit dem Parlament in engſter Fühlung
ſtehe. Ferner ſprach der Redner vom Steuervereinheitlichungsgeſetz, der
Kriegswohlfahrtspflege, Kleinrentnerfürſorge, über
Arbeitsloſenverſiche=
rung, Wohnungsnot und =bau, Straßenbauweſen,
Reichsſtraßenbauver=
waltung, Fernverkehrsſtraßen, der Konkurrenz der Kraftfahrlinien und
Reichsbahn ſowie die Schonung der Landſtraßen durch Bereifung der
Laſtwagen. Die von dem Redner in überaus treffender Weiſe
beleuch=
teten Punkte waren von großem allgemeinen Intereſſe und wurden
von der Verſammlung mit lebhaftem Beifall quittiert. Hieran
anſchlie=
ßend hielt Bürgermeiſter Ritzert=Darmſtadt einen längeren
Vor=
trag über die Großgasverſorgung in Heſſen. Er erſchloß
die Möglichkeiten und Wege, wie die Gaspreiſe zu ſenken wären. Für
die Ferngasverſorgung ſeien verſchiedene Angebote gemacht worden, und
zwar von Frankfurt, der Saar und dem Ruhrgebiet. Der Redner, der
mit allen Einzelheiten über die Gasfernverſorgung, der Möglichkeit, der
Vorteile und Rentabilität auf das allerbeſte informiert iſt, verſtand es
meiſterhaft, die aus der Verſammlung heraus an ihn gerichteten Fragen
hinſichtlich des Verſagens, durch höhere Gewalt, Streik, Bruch der
Rohre, Abbau der Beamten und Arbeiter der Gaswerke uſw. in
treffen=
den Worten zu beantworten. Die Verſammlung dankte Bürgermeiſter
Ritzert für ſeinen Vortrag. Im Anſchluß an dieſe Sitzung fand eine
Kellerbeſichtigung einer Binger Weingroßhandlung ſtatt.
Künstliche Augen
Fertigen n. d. Natur u. passen ein
EAd.Müller Söhne Wiesbaden
Filiele Frankfurt am Main, 9—4 Uhr.
Weserstradle 41. Eeke Taunusstraße. (Stu
Sprschstunde jeden Donnerstag
en Deme elten
Kreisamts ſind als Mitglieder der Bergwacht Verwalter. Ludwig
Delp und Maurer Jean Meckel von hier auf den Feldſchutz eidlich
verpflichtet worden. — Amtstage des Hochbauamts
Darm=
ſtadt. Die Amtstage des Hochbauamts Darmſtadt ſind auf Dienstags
und Freitags vormittags feſtgeſetzt. Es werden von dieſem Amt die
Abholung der Baubeſcheide ſowie Rückſprachen nur an den
Amts=
tagen geſtattet, falls nicht beſondere ſchriftliche Beſtellungen dies an
anderen Tagen zuläßt. — Mit dem Fegen und Ausbrennen der
Ka=
mine in der Gemeinde iſt heute begonnen worden.
* Nieder=Beerbach, 15. Mai. Wer in dieſen Frühlingstagen einmal
über die Berge unſeres lieben Odenwaldes wandert, etwa zu der in
unſerer unmittelbaren Nähe liegenden Burg Frankenſtein, und von der
Höhe in unſer Tal herabſchaut auf das junge Grün und den nun
er=
ſchienenen Blütenſchnee, der einige Tage nach der abblühenden
Berg=
ſtraße ſeine Wunder zeigt, der iſt tauſendmal entſchädigt für die Mühen
des Wanderns. Freude an dem Farbenſpiel der Blumen, Sträucher und
Bäume am Wegrande und den prächtigen Ausblicken über Tal und
Höhen gibt Gelegenheit, in frohem Sinn des Wanderers Ideale
auszu=
koſten und iſt Lohn für die aufgewandte Mühe. Deshalb heraus aus
den Mauern und hinaus in Gottes herrliche Welt!. Die bevorſtehenden
Feiertage bieten Gelegenheit, einmal „auf die Berge zu fliegen”. Und
wer gar des Wanderns nicht mehr fähig, der ſollte ſich tvotzdem dieſe
Blütenpracht einmal beſehen, iſt ihm doch Gelegenheit gegeben, mit dem
Autobus, der das herrliche Mühl= und Beerbachtal durchläuft. raſch und
bequem in die ſo ſchönen Gefilde unſeres vorderen Odenwaldes zu
ge=
langen. Von hier aus iſt der Frankenſtein in 2 Minuten auf
be=
quemen Wegen zu erreichen. An den Pfingſtfeiertagen verkehren, einem
erhöhten Bedürfnis entſprechend, die Wagen faſt ſtündlich.
Insbeſon=
dere wird auf den Wagen, der ſchon um 7.30 Uhr in Darmſtadt abgeht,
aufmerkſam gemacht. t.
— Jugenheim a. b. B., 18. Mai. Hier fand die Reichs=
Ju=
gend pfarverkonferenz ſtatt, zu der 65 Teilnehmer aus
al=
len Deutſchen Gauen gekommen waren, darunter die bekannteſten
Führer ſämtlicher evangeliſcher Jugend. Das geſamte Thema der
Tagung war Jugendführung als Erziehung, und zwar Jugend, Ehe
und Familie, Volk und Staat, Arbeit und Beruf. In dem bekannten
Hotel „Zur Krone” fanden die Konferenzteilnehmer Aufnahme und
treffliche Verbflegung.
— Gernsheim, 18. Mai. Waſſerſtand des Rheins am
If. Mai 021 Meter, am 18. Mai 028 Meter.
Weries, i. Mi. Der Hafe Sit. ud Derſchratsfe.—
den ſchulentlaſſenen Kindern ihrer Mitglieder ein Sparbuch mit 10 RM.
als Geſchenk überreicht, um ſo den Sparſinn der Jugend zu pflegen.
Auch hatte dieſe Kaſſe ſchon die Aufwertung im Jahre 1927 mit 15
Pro=
zent an ihre Spareinleger ausbezahlt. Es ſind dieſes gewiß
Durch=
führungen ſeitens der Kaſſenverwaltung, welche der Kaſſe nicht zum
Schaden gereichen.
Ck. Groß=Gerau, 18. Mai. Ein ſchwerer
Verkehrsun=
fall eveignete ſich geſtern abend gegen 730 Uhr an der Schwenk in der
Frankfurter Straße. Der Nadfahrer Georg Luley aus Groß=Gerau
ſtieß mit einem Motorradfahver namens Baille aus Groß=Gerau
zu=
ſammen. Hierbei kam Luley ſo unglücklich zu Fall, daß er eine ſchwere
Gehirnerſchütterung erlitt. Mitglieder der Freiw. Sanitätskolonne
Groß=Gerau brachten ihn ins Städt. Krankenhaus.
Ck. Groß=Gerau, 18. Mai. Oeffnung des Steindammes.
Vertreter des Kreisamts Groß=Gerau, des heſſiſchen
Finanzminiſteri=
ums und des Kulturamts Darmſtadt ſowie des Waſſerbauamts
Mainz=
der Stadt Mainz und der Gemeinde Ginsheim haben eine
gemein=
ſame Altrheinbeſichtigung unternommen. Zweck der Beſichtigung war
die Frage der Steindammöffnung, die von der Gemeinde Ginsheim
vorgeſchlagen wurde. Durch die Oeffnung des Dammes bei Ginsheim
will man dem Altrhein friſches und fließendes Waſſer zuführen. Mit
der Oeffnung des Dammes ſoll in allernächſter Zeit begonnen werden.
—Ehrung eines Heimatforſchers. Die Stadt Groß=Gerau
ernannte im vergangenen Jahre ihren weit über die Grenzen ſeiner
Heimat bekannten Heimatforſcher Wilhelm Hermann Diehl zum
Ehrenbürger der Kreisſtadt. Anläßlich der Eröffnung des
Heimat=
muſeums, das unter der Leitung von Wilhelm Hermann Diehl
ge=
ſtellt wird, wird nun am 1. Juni im Zuſammenhang mit der Feier
des wiederhergeſtellten alten Rathauſes in Anweſenheit des Herrn
Staatspräſidenten Dr. Adelung die Ehrenurkunde des
Ehrenbür=
gers dem Heimatforſcher überreicht werden. Die Uebergabe der Urkunde
erfolgt in einer feierlichen Gemeinderatsſitzung, mit der die
Nathaus=
feierlichkeiten eröffnet werden.
a. Offenbach, 16. Mai Seltener Jubeltag eines
Schulmannes. Der hieſige Kreisſchulrat i. R. Heinrich Scherer,
der am 10. Mai ſein 78. Lebensjahr vollendet, feiert zu Pfingſten
einen ſeltenen Jubeltag. An dieſem Feſte beſucht er zu Dresden
zum 50. Male eine Lehrerverſammlung, auf der jährlich
Volksſchul=
lehrer aus allen Landen deutſcher Zunge zuſammenkommen. Er
ge=
hörte als eifriger Vereinsmann und führender Schulmann frühzeit:g
dem engeren und geſchäftsführenden Ausſchuſſe der „Allgemeinen
Deut=
ſchen Lehrerverſammlung” an, die ſich 1893 mit dem Deutſchen
Lehrer=
tag, vom Deutſchen Lehrerverein veranſtaltet verſchmolz. Den erſten
Vortrag auf einer „Allgemeinen Deutſchen Lehrerverſammlung” hielt
er 1891 zu Mannheim über „Anforderungen der Gegenwart an die
Or=
ganiſation der Volksſchule”.
Rheinheſſen.
Ac. Worms, 18. Mai. Wiederweihe der Pauluskirche.
Der Feſtakt am Abend verſammelte in dem ausverkauften Theaterſaale
die kath. Bevölberung der Stadt. Eingeleitet wurde der Abend durch
eine Orgelfuge durch Domorganiſt Lehr, dann ſprach ein Primaner
einen Prolog, dem Attenhofers „Abendfeier””, durch den Domchor
ge=
ſungen, folgte. Nun ergriff der Superior des hieſigen
Dominkaner=
konvents, Pater Burkhard, das Wort zu einer herzlichen
Begrüßungs=
anſprache. Nach einem weiteren Orgelvortrag hielt der Heſſ. Geſandte
Nuß, die Feſtrede, die ſich mit der Stadt und ihrer Entwicklung
be=
faßte und mit dem Wunſche, daß unſer Vaterland wieder zum Licht
der Freiheir emporſteigen möge, ſchloß. Die Reihe der
Glückwunſch=
anſprachen eröffnete Miniſter Kirnberger. Es ſprachen weiter
Oberhürgermeiſter Rahn, Dr. Göbbels=Worms, Pfarrer Ihm für die
Wormſer Geiſtlichkeit, dann der Biſchof von Speher für das beſetzte
Gebiet, der Biſchof von Mainz, der mit den bezeichnenden Worten
ſchloß: Es ſcheine, als ob in Worms wirklich Zeichen gekommen ſeien,
die einen neuen Aufſchwung kündeten und einem Frieden
entgegen=
führten, aufwärts für Gott, für das Vaterland, für die Kirche!‟ Der
Pater Probinzial des Dominikanerordens dankte zum Schluſſe allen
Rednern. Nach einem weiteren Chorgeſang des Domhors mit
Orgel=
begleitung, wurde von der Verſammlung ſtehend „Großer Gott wir
loben Dich” geſungen, womit der Feſtakt ſchloß.
Oberheſſen.
— Nidda, 18. Mai. Vom Auto überfahren und tödlich
verletzt. Der Arbeiter J. Balſen aus Ulfa, der mit ſeinem Fahrrad
auf der Heimfahrt von der Arbeitsſtelle begriffen war, ſtieß geſtern
nachmittag hier mit einem Auto zuſammen und geriet dabei unter die
Vorderräder des Wagens. Der bedauernswerte Mann trug ſo ſchwere
Verletzungen am Unterleib davon, daß er bald nach ſeiner Einlieferung
in das Krankenhaus in Schotten verſtarb. Der Verunglückte, der im
32. Lebensjahre ſtand, hatte ſich erſt kürzlich verheiratet.
*
m. Aus dem Lande, 17 Mai Gewerbliches. Auch in
der zweiten Maihälfte entfalten die
Handwerkskammernebenſtel=
len weiter eine rege Tätigkeit durch Abhalten von Sprechtagen.
Solche ſind feſtgeſetzt von der Nebenſtelle Alzey für vier Orte, in
Alzey ſelbſt ſind Sprechſtunden mit Ausnahme der auswärtigen
Sprechtage von Montags bis Samstags vormittags von 10—12
Uhr und nachmittags von 3—4 Uhr. Samstags nachmittags
aus=
geſchloſſen: Nebenſtelle Darmſtadt für fünf Orte: Nebenſtelle
Gie=
ßen für vier Orte: Nebenſtelle Mainz für Mainz Montags,
Diens=
tags, Donnerstags und Freitags von 9—12½ Uhr vormittags,
Bingen von 10—12 Uhr vormittags. Gau=Algesheim von 10—12½
Uhr vormittags: Nebenſtelle Offenbach an acht Orten, weiter iſt
das Büro in Offenbach mit Ausnahme Samstags täglich geöffnet
vormittags von 9—12 Uhr: Nebenſtelle Worms für fünf Orte.
ferner außer Mittwochs und Samstags in Worms von 9—12 Uhr
vormittags und 3—4 Uhr nachmittags: Nebenſtelle Friedberg an
acht Orten, in Laubach und Ulrichſtein nach Bedarf, in Friedberg
mit Ausnahme der auswärtigen Sprechtage Montags, Dienstags,
Donnerstags und Samstags. Die Vollverſammlung der Heſſiſchen
Handwerkskammer iſt am 4. Juni im Stadtratsſaale zu Darmſtadt.
Außer den ſatzungsgemäßen Verhandlungsgegenſtänden ſind noch
vorgeſehen die Genehmigung zur Bildung einer Altersfürſorge für
das ſelbſtändige Handwerk und die Durchführung der
Handwerks=
novelle.
I.Bln,3097
Aatd
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Die Horchwerke statten jeden ihrer Wagen mit der Dewandre-Saugluftbremse aus, einem
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Seite 2.
Sonntag, den 19. Mai 1929
Nummer 138
O
Die Geburt eines
Gohnes zeigen an
Reg.=Rat Dr. Helmreich
und Frau Thea, geb. Jonas
Schotten, Ir. Mai 1929.
Gretel Kraft
Hans Sommer
Kätha Daniel
Ludwig Krumb
Verlobte
Pfingsten 1929
Fuhrmannstr. 7
Soderstr. 40
Carl Otto Knecht
Eliſabeth Knecht
geb. Muhn
Vermählte
Pfingſien 1929
Ihre um 2. Feiertage, nachmittags
3 Uhr, in der Martinskirche
statt-
findende Trauung beehren sich
an-
zuzeigen
Paula Riemer
Theodor Ferro
Wendelstadtstr. 5
Darmstadt
beehren sich, ihre Verlobung
hierdurch bekanntzugeben.
Darmstadt, Pfingsten 1929
Holzhofallee 41
Frankensteinstraßie 58
(8600
Ton) Didzuhn
Hermann Czern)
beehren sich, ihre Verlobung
hierdurch anzuzeigen.
Darmstadt, den 20. Mai 1929.
Kranichsteinerstr. 6
Teplitz-Schönau
z. Zt. Bismarckstr. 123
Ihre Verlobung beehren
sich anzuzeigen
Lisa Liebeck
Georg Breuler
Kirchstr. 10
Darmstadt Lengfeld i. O.
Pfingsten 1929
Else Reinhardt
Georg Hirsch
Verlobte
Darmstadt, Pfingsten 1929
Mettegengweg 2i Rhönring 13
Ihre Verlobung geben bekannt
Käthe Hofferbert
Adam Plößer
Pfingsten 1929
Gardistenstr. 21 Arheilgerstr. 57
Emma Eichrodt
Wilhelm Rödling
Verlobte
Darmſiadt
Pfingſien 1929
Dem Freundes- und Bekanntenkreise zeigen
Carl und Luise Schill, geb. Olaß
Osthofen, Rheinhessen
ihre am 15. Mai in Frankfurt a. M. vollzogene Vermählung an.
Mai 1929, z. Zt. auf Reisen.
(8596
Dipl.=Ing. Ernſt Wieslander
Frau Elfriede Wieslander, geb. Schmidt
Vermählie
Darmſiadt, den 19. Mai 1929.
Bismarckſtraße 27.
Am 21. Mai feiern die
Ehe=
leute Ludwig Nungeſſer und
Frau, Ruthsſir. 6, das Feſi der
Silbernen Hochzeit.
Glückauf zur Goldenen!
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verreiſt bis 9. Juni.
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Gervinusſtr. (nach ſ.
Rückkehr). (UV.8590
Ihre Verlobung beehren ſich anzuzeigen (
Käthe Bauer
Georg Seefried
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Hedwig Nehrbaß
Rudolf Patrzinski
Verlobte
Partenheim (Rheinhessen) (*)
Darmstadt
Statt besonderer Anzeige.
Nach Gottes Ratschluß entschlief heute morgen 8 Uhr nach
langem schwerem Leiden und doch völlig unerwartet meine liebe
treue Gattin, unsere herzensgute, treusorgende Mutter,
Groß-
mutter, Schwiegermutter, Schwester, Schwägerin und Tante
Frau
Sophie Battler
geb. Siefert
kurz vor Vollendung ihres 69. Lebensjahres.
In tiefer Trauer:
Jakob Sattler, Lehrer, i. R.
Familie M. Beck, Oberpostinspektor
Familie Ph. Koch, Lehrer
Darmstadt, Bad Kreuznach, Arheilgen, 18. Mai 1929.
Barkhausstr. 47
Die Beerdigung findet Dienstag, den 21. Mai, nachmittags 2 Uhr,
aut dem Waldfriedhof statt.
8629
Karl Seibel
Aenne Hopp
grüßen als Verlobte.
Pfingsten 1929
Liesel Schropp
Walter Colmar
Verlobte
Pfingsten 1929
Barkhausstr. 16 Lagerhausstr. 30
Es grüßen als Verlobte:
Mariechen Wenzel
Hans Treuſch
Pfingſten 1929
Darmſtadt
Elfeicherweg 145 Pankratiusſtr. 65
Statt Karten.
Ihre Verlobung beehren sich anzuzeigen
Anny Kuhn
Paul Schiller
Darmstadt, Pfingsten 1929
Kiesbergstrasse 10
Lauteschlägerstrasse /,
Ihre Verlobung beehren ſich anzuzeigen
Käthe Hambach
Karl Heberer
Darmſtadt, Pfingſien 1929
Todes=Anzeige.
Geſtern abend entſchlief nach langem, ſchweren
Leiden im 76. Lebensjahre meine liebe, gute Frau,
unſere treubeſorgte, gute Mutter, Schwiegermutter,
Großmutter, Urgroßmutter, Schweſter und Tante
Frau
Clara Brenner
geb. Eckert.
Die trauernden Hinierbliebenen:
Heinrich Brenner, Gräfenhauſeu
Familie Ludwig Schaffner Wwe.,
Gräfenhauſen
Familie Georg Mager, Gräfenhauſen
Familie Richard Girſch, Unter=Schmitten.
Oberheſſen
Familie Clara Reitz Wwe., Rüſſelsheim
Familie Ferdinand Rödiger, Hanau
Familie Heinrich Poppe, Gräfenhauſen.
Die Beerdigung findet Montag mittag um 2 Uhr in
Gräfenhauſen ſtatt.
(8591
Statt Karten.
Für die zahlreichen Beweiſe beim
Heimgange unſeres lieben
Ent=
ſchlafenen
Auguſt Orth
ſagen wir innigſten Dank.
Die trauernden Hinterbliebenen.
Darmſtadt, den 18. Mai 1929.
Oretel Schrödter
Heinz Reutz
grüßen als Verlobte
Pfingsten 1929
Darmstadt
Paulitte
M. Poönnr,
denkt daran die zute
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liefert das Spezialgeschäft
Ecke Frankfurter- und
Landwehrstraße.
Für die uns anläßlich unſerer
Vermählung erwieſenen
Aufmerk=
ſamkeiten ſagen herzlichſien Dank
Friedel Schneider und Frau
Lotte, geb. Treuſch.
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Nummer 138
Conntag, den 19. Mai 1929
Nach Pfingsten
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Dankſagung.
Für die ſo zahlreich erwieſene Anteilnahme
beim Heimgang unſerer lieben Entſchlafenen
ſagen wir herzlichen Dank. Insbeſondere danken
wir Herrn Pfarrer Munk, Reichelsheim, für
die ſo troſtreichen und für die Verſtorbene ſo
ehrenden Worte am Grabe, ſowie für die
Kranzſpenden der Gemeinde Pfaffen=Beerfurth,
der Frauen von hier und des Hebammen=
Verbandes Kreis Erbach i. O.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Martin Bund.
Pfaffen=Beerfurth, den 18. Mai 1929. 8622
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Eine der häufigſten Todesurſachen nach
dem 40. Lebensjahre iſt die
Adernver=
kalkung. Wie man dieſer gefährlichen
Krankheit vorbeugen und weiteres
Fort=
ſchreiten (Schlaganfall) verhindern kann,
ſagt eine ſoeben erſchienene Broſchüre
von Geheim. Med.=Rat Dr. med. H.
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Dankjagung.
Für die überaus zahlreichen Beweiſe herzlicher
Teilnahme bei dem Heimgang meines lieben Gatten,
unſeres lieben Vaters, ſagen wir innigſten Dank.
Ganz beſonders danken wir Herrn Pfarrer Weigel
für die tröſtenden Worte am Grabe, Herrn Dr.
Müller und Schweſter Gretchen für die liebevolle
Pflege, dem Geſangverein „Harmonie” für den
er=
hebenden Grabgeſang, ſowie den Vereinen und
Verbänden für die Kranzniederlegungen.
Eliſe Rückert, geb. Pink
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Nieder=Ramſtadt, den 18. Mai 1929.
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gegenüber der Stadtkaſſe
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Wegen schneller
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unserer Ausstellung
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Dankſagung.
Für die uns erwieſene Teilnahme und die reichen
Blumenſpenden bei dem uns ſo ſchwer betroffenen
Verluſte auf dieſem Wege allen herzlichen Dank.
Be=
ſonderen Dank Herrn Pfarrer Goethe für die
tröſten=
den Worte am Grabe und der Firma Röhm & Haas
für ihre aufrichtige Teilnahme, ſowie meinen
Arbeits=
kolleginnen und =Kollegen für die Kranzniederlegung
am Grabe.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Adam Steinmann.
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Darmſtadt, den 19. Mai 1929.
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[ ← ][ ][ → ]Nummer 138
Bom füddeutſchen Produktenmarkk.
Angeregt durch die höheren Auslandsforderungen war eine
leb=
haftere Nachfrage nach Mehl zu beobachten und verſchiedentlich konnten
Abſchlüſſe getätigt werden. Das Angebot in Inlandsweizen hielt ſich
in mäßigen Grenzen, fand aber keine Beachtung. Für in Mannheim
greifbaren Auslandsweizen verlangt man 25—27 und für
Inlands=
weizen 24—25 RM. waggonfrei Mannheim. Am Roggenmarkte
drücken die billigeren Angebote von Pommern und Oſtpreußen. Der
Markt liegt ruhig. Für Inlandsroggen verlangt man 23—23,25 RM.
franko Mannheim. In Hafer iſt die Marktlage ruhig.
Inlands=
hafer ſtellt ſich auf 23—24 RM. und Auslandshafer auf 21,50—22,50
RM. waggonfrei Mannheim. Am Gerſtenmarkte liegt
Brau=
gerſte ruhig und ohne Notiz. Für Futtergerſte werden, je nach
Quali=
tät, 19,50—22 RM. waggonfrei Mannheim gefordert. In Mais iſt
das Geſchäft ruhig be: Forderungen für La Plata Mais von 21—21,12½
RM. waggonfrei Mannheim.
Futtermittel hatten ruhigen Markt. Feine Weizenkleie iſt zu 12,25
bis 1250, Biertreber zu 19—20, Malzbeime zu 19—19,50, Sohaſchrot
zu 20,50—20,75, Trockenſchnitzel zu 15—15,25 RM. per 100 Kilogramm
Frachtparität Mannheim offeriert. Mehl hatte feſteren Markt. Die
Mühlen haben den Großmühlenpreis für ſüddeutſches Weizenmehl,
Spezial Null, um 0,25 RM. auf 32,25 frei Waggon Mühle erhöht.
Für ſüddeutſches Roggenmehl werden 29,50—32 RM. per 100
Kilo=
gramm frei Waggon Mühle gefordert. Hopfen hatten bei kleinen
Zufuhren und kleinen Umſätzen ruhigen Markt. Die Preiſe für
mitt=
leren und beſſeren Halltauer Hopfen ſtellten ſich am Nürnberger Markte
auf 120—130 RM. per Zentner.
Tabak. Am pfälziſchen Tabackmarkte war eine beſſere
Nach=
frage nach 1928er Sandblätter feſtzuſtellen und verſchiedentlich wurden
einige Partien zu 90—140 RM. per Zentner umgeſetzt. 1928er
Sand=
grumpen wurden mit 65—75 RM. bewertet. In Rippen überſteigt
das Angebot die Nachfrage, Pfälzer Rippen ſind zu 3—3,50 RM. und
überſeeiſche zu 6—7 RM. per Zentner angeboten.
Vom ſüddeukſchen Eiſenmarkk.
Mannheim. Die vergangene Woche brachte am
ſüddeut=
ſchen Eiſenmarkt eine weitere leichte Abſchwächung. Nachdem ſich
der Bedarf der Bauinduſtrie in Monier= und Formeiſen bisher
recht gut anließ, iſt nunmehr wieder ein Nachlaſſen feſtzuſtellen.
Dazu kommt, daß ſich die Maſchineninduſtrie noch immer
zurück=
haltend zeigt und nur den dringendſten Bedarf an den Markt
bringt. Es fehlt durchweg an größeren Aufträgen. Die
Kon=
ſtruktionsfirmen leiden durchweg ebenfalls an Auftragsmangel
und benötigen Material nur für wenige größere Objekte, die ſtark
umworben waren und ſtets glatt untergebracht werden konnten.
Faſt vollkommen fehlen die Beſtellungen der Reichsbahn, die in
den letzten Monaten keine Aufträge von Bedeutung vergeben hat.
Einigermaßen günſtig geſtaltet ſich das Geſamtbild des
ſüddeut=
ſchen Eiſenmarktes hauptſächlich durch die regere Tätigkeit der
Provinzhändler, die verſchiedentlich zu größeren Neukäufen
ſchritten.
A4
Vom füddeutſchen Kohlenmarkk.
Die nunmehr von den Syndikaten herausgegebenen
Sommer=
rabatte haben in den letzten Tagen eine leichte Belebung des
Haus=
brandgeſchäftes mir ſich gebracht, die wohl in der nächſten Zeit noch
anhalten und ſich verſtärben dürfte. Die Rabattſätze ſind zwar
gegen=
über dem Vorjahre geringer, wenn man aber die in den letzten
Mona=
ten eingetretenen Preisänderungen berückſichtigt, ergibt ſich doch eine
mindeſtens gleiche Ermäßigung wie im Vorjahre. Die Ermäßigungen
betragen für den Monat Juni (Mai) für Brechkoks 1 3,50 (4,00),
2 40/60 und 30/50 Millimeter 4,00 (4,50), 3 2,50 (3,00), geſiebter Knabbel=
und Abfallkoks 3,00 (3,50), desgl. für geſiebt. Kleinkoks 40/60 und 30/50
Millimeter, für geſ. Kleinkoks 20/40 Millimeter 2,50 (3,00) RMM. Be:
den gew. Anthrazitnußkohlen ſtellen ſich die Rabatte für Juni (Mai)
wie folgt: 1 Gruppe 2 3,00 (4,00), Nuß 2 3,00 (4,00), Nuß 3 1,00 (1,50),
für Magerkohle weſtl. Revier gew. Anthrazitnuß 1 Gruppe 2,00 (3,00),
2 100 (2,00) RM., während für Nuß 3 hier keine Vergünſtigung
be=
ſteht. Die von den übrigen Revieren (die angezogenen gelten für das
Rhein.=Weſtf. Kohlenſyndikat) halten ſich in ähnlichem Rahwen. Der
Bedarf der Induſtrie iſt gegen das Hausbrandgeſchäft eher etwas
zurück=
gegangen, auch eine Folge der durchaus unbefriedigenden
Konjunktur=
lage. Vereinzelr wurden allerdings größere Mengen zur Auffüllung
der Lagervorräte gekauft. In der ausländiſchen Konkurrenz iſt keine
weſentliche Veränderung eingetreten. Nur engliſche Kohlen ſind in
den letzten Wochen in größeren Mengen und zu verſchiedentlich recht
günſtigen Preiſen an den Oberrhein gelangt, finden aber zumeiſt nur
zur Lagerauffüllung Verwendung. Die Lieferungen erfolgen aus allen
deutſchen Revieren zur Zufriedenheit.
Der Ausweis der Reichsbank.
Nach dem Ausweis der Reichsbank vom 15. Mai hat die
ge=
ſamte Kapitalanlage der Bank in Wechſeln und Schecks,
Reichs=
ſchatzwechſeln, Lombards und Effekten in der zweiten Maiwoche
um 305,2 Millionen auf 2981,8 Millionen RM. abgenommen. Im
einzelnen haben ſich die Beſtände an Wechſeln und Schecks um
215,0 Millionen auf 2568,5 Millionen RM. und die Beſtände an
Reichsſchatzwechſeln um 98,0 Millionen auf 103,9 Millionen RM
verringert, während die Lombardbeſtände in Zuſammenhang mit
den Mediobedürfniſſen eine Znnahme um 7,8 Millionen auf 216,5
Millionen RM. erfahren haben.
Produkkenberichke.
Maiuzer Produktenbericht vom 17. Mai. Großhandelseinſtandspreiſe
per 100 Kilo loko Mainz: Weizen 24, Roggen 22,50, Hafer 22,25—23,75.
Braugerſte — Futtergerſte 19,75—20, ſüdd. Weizenmehl, Spezial Null,
32,50, niederrhein. Weizenmehl, Spezial Null, 31,75, Roggenmehl 0
30,50, Weizenkleie, fein 12,75, grob 13,75, Noggenkleie 14,50,
Weizen=
futtermehl 13,50, Plata=Mais 21, Cina.=Mais . Malzkeime wit Sack
19,59, Biertrebr 19,50, Erdnußkuchen 20,75—21,50, Kokoskuchen 21 bis
25,50, Palmkuchen 19,75—20,5), Rapskuchen 19,25—20, Kleeheu, loſe 13
bis 14, geb. 14—14,50, Wieſenheu 12,50—13, Maſchinenſtroh 5,25,
Draht=
preßſtroh 5,50, weiße Bohnen 85,50. Tendeng: ſtill.
Vom Rohhäutemarkt. Am Rohhäutemarkt iſt das Geſchäft
nach wie vor ſehr ruhig. Auf den letzten Verſteigerungen
beweg=
ten ſich die Preiſe wie bisher abwärts, und zwar Großviehhäute
5—10 Prozent, vereinzelt auch 15 Prozent, Kalbfelle 10—12
Pro=
zent. Schaffelle teilweiſe letzte Preiſe, teils weniger. Die eben
ſtattgefundene Berliner Häuteauktion hatte einen verhältnis=
mäßig ſchwachen Beſuch und erzielte für leichte Ochſenhäute 62,
leichte Farrenhäute 66,75, leichte Kuhhäute 52, leichte Kalbfelle
m. K. 85—89, für rote 88—93.50, für ſchwere 75—78 Pfg. pro Pfd.
Biehmärkke.
Auf dem Schweinemarkt in Weinheim a. b. B. am 18. Mai wurden
280 Schveine zugefüh t. Beknuft wurden 225 Stück, und zwar
Milch=
ſchweine das Stück von 30—35 Mk., Läufer das Stück von 40—60 Mk.
Das Bild der Wirkſchaft.
(Förderung und Erzeugung.)
Die Ziffern der Kohlenförderung und der Eiſengewinnung
deuten jetzt unverkennbar auf eine Beſſerung der
Beſchäftigungs=
lage hin. Dabei muß es dahingeſtellt bleiben, ob dieſe Beſſerung
lediglich „ſaiſonbedingt” iſt, oder ob ſich nicht doch ſchließlich
wie=
der eine Löſung der Konjunkturlage anbahnt, — unzweifelhaft
weiſen die wichtigſten Kurven der Gruppe Förderung und
Erzeu=
gung wieder ein Anſteigen auf. Berückſichtigt muß dabei werden,
MAi Z
.4 Ra
A. A
* he Meué ſo A A n. 7 R Förderung und Erzeusur
Wirtſchaftliche Rundſchau.
An Reichsbanknoten und Rentenbankſcheinen zuſammen ſind
281,9 Millionen RM. in die Kaſſen der Bank zurückgefloſſen, und
zwar hat ſich der Umlauf an Reichsbanknoten um 275,1 Millionen
auf 4167,3 Millionen RM. und der Umlauf an Rentenbankſcheinen
um 6,8 Millionen auf 449,0 Millionen RM. vermindert.
Dem=
entſprechend belaufen ſich die Beſtände der Reichsbank an
Renten=
bankſcheinen auf 48,9 Millionen RM. Die fremden Gelder zeigen
eine Zunahme um 63,7 Millionen auf 648,5 Millionen RM.
Die Beſtände an Gold und deckungsfähigen Deviſen insgeſamt
haben ſich um 1,7 Millionen auf 1820,9 Millionen RM. erhöht.
Im einzelnen zeigen die Goldbeſtände eine Abnahme um 834000
RM. auf 1764,8 Millionen RM., während die Beſtände an
deckungsfähigen Deviſen um 2.5 Millionen auf 56,1 Millionen
RM. angewachſen ſind. Die Deckung der umlaufenden Noten
durch Gold allein beſſerte ſich von 39,7 Prozent in der Vorwoche
auf 42,3 Prozent, diejenige durch Gold und deckungsfähige Deviſen
von 41,0 auf 43,7 Prozent.
Eonntag, den 19. Mal
Verein deutſcher Oelfabriken Mannheim. In der G.=V., in der ein
A.=K. von 3,55 Mill. RM. vertreten war, trat eine Oppoſitionsgruppe
auf, deren Sprecher Rechtsanwalt Dr. Marx=Karlsruhe war. Er ging
bet ſeiner Bilanzbemängelung von der Tatſache aus, daß ſich 80 Prozent
des A.=K. der Geſellſchaft im Beſitz des Margarine=Konzerns van den
Bergh=Jurgens befinden. Auf die Frage, weshalb das Konto
Fabrik=
anlagen, das 1912 noch mit 12 Mill. RM. zu Buche ſtand, jetzt nur
noch mit 5,4 Mill. RM. ausgewieſen wird, antwortete die Verwaltung,
daß zwei Fabriken verkauft und nur die geſetzlich zuläſſigen
Abſchrei=
bungen vorgenommen wurden. Am ſchärfſten kritiſierte der Opponent
den Verkauf der Fabrik Spyck, deren Erlös mit 1,208 Mill. RM. unter
den Effekten verbucht iſt. Die Verwaltung erklärte, daß der Erlös 2,350
Mill. RM. Aktien betragen habe, die mit 77 Prozent gebucht wurden.
Nach Vornahme von 135 000 RM. Abſchreibungen habe ſich der Kurs
auf 71 Prozent herabgemindert. Die Verwaltung wandte ſich ſchließlich
gegen die Meinung der Oppoſition, daß die Geſellſchaft nur für den
Margarine=Konzern arbeite. Sie ſei in dem Bezug ihrer
Rohmate=
rialien und in dem Abſatz ihrer eigenen Fabrikate unabhängig. Die
von der Oppoſition beantragte Erhöhung der Dividende um 2 Prozent
wurde mit allen gegen 193 Stimmen abgelehnt und die Ausſchüttung
von 5 Prozent Dividende beſchloſſen. Dr. Marx gab gegen die Bilanz
und die Verteilung des Reingewinns Proteſt zu Protokoll und enthielt
ſich bei der Entlaſtung der Verwaltungsorgane und der Wiederwahl von
Aufſichtsratsmitgliedern der Stimme.
Motorenwerke Mannheim A. G., vorm. Benz, Abteilung ſtationärer
Motorenbau, Mannheim. Der der G.V. am 17. Jumi vorbiegende
Ab=
ſchluß 1928 weiſt einen Reingewinn von 60 000 RM. (i. V. 546 253 RM.
Verluſt) aus, um den ſich der Verluſtvortrag von 955 633 RM.
vermin=
dert. Der Unſatz konnte bedeutend geſteigert werden. In das neue
Jahr 1929 konnte man einen doppelt ſo hohen Auftragsbeſtand, als im
Vorjahre herübernehmen. Die Steigerung des Auftragsbeſtandes
be=
zieht ſich auf alle Arten von Motoren, auch habe ſich das Exportgeſchäft
gebeſſert.
Amerikaniſche Kabelnachrichken.
daß der April eine geringere Zahl von Arbeitstagen gehabt hat
als der März, daß alſo ein gewiſſes Zurückbleiben der Leiſtungen
natürlich iſt.
In der Bewegung einiger Kurven macht ſich der Einfluß des
ſtrengen Froſtes im Winter immer noch ſtark bemerkbar. Die
Zahl der fertiggeſtellten Wohnungen, die im Januar und im
Februar immer ſtark abfällt, iſt in dieſem Jahre ganz beſonders
zurückgeblieben. Zahlen für den März liegen noch nicht vor. Der
Zementabſatz, der unter der Beſchränkung der Baumöglichkeiten
ebenfalls ſtark gelitten hatte, hat zwar im April einen beſonders
hohen Wert angenommen, doch iſt dadurch der Ausfall in den
Wintermonaten noch nicht ausgeglichen. Der Kaliabſatz war im
Winter ebenfalls geringer als ſonſt, er hat im März eine hohe
Spitze gehabt, fällt aber naturgemäß jetzt bereits wieder ſtark ab.
* New York, 18. Mai. (Prib,Tek.)
Baumwolle: Lebhafte Deckungen der Spekulation veranlaßten am
Baumwollmarkt im Verein mit Käufen der Naw Orleanſer Firmen eine
leichte Befeſtigung der Preiſe, zunal, da ſich im allgemeinen größere
Kaufluſt bemerkbar machte. Anregung bot vor allem das Niedergehen
ſtarker Regenfälle im weſtlichen und mittleren Anbaugebiet. Außerbem
ſind Ausſichten dafür vorhanden, daß im Laufe des Sonntags weitere
Niederſchläge erſolgen werden. Von günſtigem Cinfluß waren ferner
die feſteren Meldungen von den Lokomärkten. Der Handel wandte ſeine
Aufmerkſamkeit im Verlaufe beſonders den neuen Terminen zu.
Spä=
terhin erfolgten teilweiſe Realiſationen.
* Chieago, 18. Mai. (Priv.=Tel.)
Weizen: Der Weizenmarkt eröffnete mit niedrigeren Preiſen, da
aus=
gedehnte Liquſdationen vorgenommen wurden und auch vom Ausland
her Verkaufsaufträge eintrafen. Ungünſtigen Einfluß hatten ferner die
Meldungen, daß im gegenwärtigen Erntejahr vorausſichtlich Millionen
Acres mehr abgeerntet würden als in der vergangenen Ernteſaiſoft.
Exportnachfrage war ſe gut wie nicht vorhanden. Ein anderes
Schſväche=
moment bildete der langſame Fortſchritt der Verhandlungen über die
Farmevbill in dem Kongreßausſchuß. Im Verlaufe trat dann eine
Beſſerung der Stimmung ein, als bekannt wurde, daß für den
Mai=
termin feſte Kauforders bei einem Preiſe von 176 Cents erteilt
wor=
den ſind.
Roggen: Am Reggenmarkt überwogen zunächſt Hie Preisverluſte,
da ein ungünſtiger offizieller Beriehr über den Staat Nebraſſa bekannt
wurde und ſich nur geringe Anteilnahme für Exvortware bemerkbar
machte. Die nordweſtlichen Häüuſer führten Verkäufe durch. Die
ſchließ=
liche Erholung anderer Getreidemärkte hatte im Verein mit den feſteren
Meldungen aus Winnipeg gegen Schluß ein teilweiſes Anziehen der
No=
tierungen zur Folge.
Hafer: Am Hafermarkt war die Stimmung überwiegend feſt, da die
Wetterſarte das Eintreten von Froſt für den Norden des
Anbau=
gebietes in Ausſicht ſtellt und die ſtetigen Meldungen von den
nordweſt=
lichen Märkten einige Anregung gewährten.
Fette: Der Fettwarenmarkt ſtand zunächſt unter dem Einfluß
mäßi=
ger Abgaben der Packerfiumen, beſonders per Juli, doch wurden die
anfänglichen Verluſte ſpäter wieder eingeholt, da der ſeſte Schluß der
Getreidemärkte günſtigen Einfluß ausübte.
Die Schweizer Anleihe der Heſſiſchen Eiſenbahn A. G.
Darm=
ſtadt abgeſchloſſen. Nach Informationen ſind die ſeit langem
ſchwebenden Verhandlungen über Aufnahme einer Anleihe zum
Abſchluß gekommen. Die Geſellſchaft hat mit einem ſchweizeriſchen
Konſortium eine Anleihe von 5 Millionen Schweizer Franken mit
einer Option auf weitere 5 Millionen Franken zu offenbar
gün=
ſtigen Bedingungen hereingenommen. Zweck der neuen Mittel
ſind ſowohl die Erweiterung und der Ausbau der beſtehenden
Elektrizitätswerke ſowie die Ausführungen verſchiedener
Bahn=
linien an der Bergſtraße und im Odenwald.
Die amtliche Großhandelsindexziffer vom 15. Maf 1929. Die auf
den Stichtag des 15. Mai berechnete Großhandelsinderziffer des
Stati=
ſtiſchen Reichsamts iſt mit 135,8 gegenüber der Vorwoche (136,0) leicht
zurüickgegangen. Von den Hauptgruppen hat die Indexziffer für
Agrau=
ſtoffe um 0,4 v. H. auf 126,7 (127,2) und die Indexziffer für
Kolonial=
waren um 0,5 v. H. auf 125,4 (1260) nachgegeben. Die Indexziffer für
induſtrielle Rohſtoffe und Halbwaren ſtellte ſich auf 131,3 (131,4) und
diejenige für induſtrielle Fertigwaren auf 157,4 (157,3).
Kohlenförderung im Ruhrgebiet. Nach vorläufigen Berechnungen
wurden in der Zeit vom 5. bis 11. Mai im Ruhrgebiet in 5
Arbeits=
tagen 2927 098 To. Kohle gefördert gegen 2231 747 To. in der
vorher=
gehenden Woche bei 6 Aubeitstagen. Die Kokserzeugung ſtellte ſich in
den 7 Tagen der Bericſtswoche (in den Kobereien wird auch Sonntags
gearbeitet) auf 588074 To. gegen 606 948 To. in der vorhergehenden
Woche, die Preßkohlenherſtellung auf 55 944 To gegen 67 863 To. in der
vorhergehenden Woche bei 6 Arbeitstagen. Die arbeitstägliche
Kohlen=
förderung betrug in der Zeit vom 5. bis 11. Mai 405 420 To. gegen
361 958 To. in der vorhergehenden Woche, die tägliche Kokserzeugug
ſtellte ſich auf 84 011 (86 707) To., die arbeitstägliche
Preßkohlenherſtel=
lung auf 11189 (11 311) To.
Frankfurter Maſchinen A.=G vorm. Pokorny u. Wittekind,
Frankfurt a. M. Nach dem Bericht wurde im Geſchäftsjahr 1928 ein
Umſatz erzielt, der für ein befriedigendes Ergebnis genügt hätte.
An=
fang 1928 trat jedoch eine Lohn= und Gehaltserhöhung ein, die ſich nicht
hätte ausgleichen laſſen. Eine geringe Preisſteigerung habe ſich erſt
gegen Jahresende ausgewirkt. Den größten Nachteil habe aber der
Streik bei den Werften und der nordweſtlichen Eiſengruppe gebracht,
weil dieſe beiden Gebiete zu den beſten Abſatzgebieten gehören. Die
Aufträge gingen in dieſem Zeitraum außerordentlich zurück. Ein
wei=
teres ungünſtiges Moment ſeien die erhöhten Steuern. Eine
Auswir=
kung der vorgenommenen baulichen und maſchinellen
Moderniſierungs=
maßnahmen laſſe ſich erſt in der Zukunft erwarten. — Es wurde ein
Betriebsüberſchuß von (in Mill. RM.) 2.801 (2,819) erzielt. Unkoſten
verminderten ſich auf 1,664 (1,871); dagegen ſtiegen Steuern auf 0,483
(0,244), ſoziale Abgaben erforderten 0,141 (—), Abſchreibungen 0,225
(0,208), ſo daß ein ermäßigter Reingewinn von 0,288 (0,285) verbleibt,
woraus 4 (6) Prozent Dividende auf 6,6 Stammaktien und wieder
6 Prozent auf 0,318 Vorzugsaktien vorgeſchlagen werden. Die reſtlichen
5292 (3699) RM. werden vorgetragen. — In der Bilanz ſtiegen bei
un=
verändert 6,92 A.=K., 0,83 Reſerbe und 0,05 Hypotheken Kreditoren auf
0,78 (0,75), Bankſchulden auf 0,99 (0,56), während Anzahlungen auf
0,13 (0,30) und Akzepte auf 0,25 (0,28) zurückgingen. Die
Obligations=
anleihe erſcheint mit 0,05 (0,06). Auf der Aktivſeite ſind Debitoren mit
2.48 (2,44), Bankguthaben mit 0,01 (0,01), Kaſſe und Poſtſcheck mit 0,01
(0,03) ausgewieſen. Die geſamten Anlagen ſtehen mit 3,76 (3.68) zu
Buch nach 0.30 (0,15) Zugängen. Avale betragen 0,14 (0,19). — Im
lau=
fenden Geſchäftsjahr habe ſich die Konjunktur zunehmend gebeſſert, und
es ſeien Anzeichen vorhanden, daß der Auftragseingang in der nächſten
Zeit günſtig bleiben wird. Wenn auch die ungünſtigen Faktoren des
deutſchen Wirtſchaftslebens nicht oder nur langſam beſeitigt werden,
ſo erhoffe man für das Unternehmen doch eine Beſſerung. (G.=V. 28.
Mai.)
Es notierten nach Meldungen aus Chicago am 18. Mai:
Getreide. Weizen: Mai 10134, Juli 105½, Sept. 109½, Dez.
113½: Mais: Mai 85½, Juli 87½4, Sept. 89, Dez. 83½; Hafer:
Mai 46½, Juli 4438, Sept. 4278; Roggen: Mai 85, Juli 85½,
Sept. 88½.
Schmalz: Mai 11,47½, Juli 11,67½, Sept. 12,00, Okt. 12,12½,
Fleiſch. Rippen: Mai 12,25, Juli 12,55, Sept. 13,25; Speck,
loko 12,50; leichte Schweine 10,10—11,10, ſchwere Schweine 10,25
bis 10,80; Schweinezufuhren: Chicago 6000, im Weſten 25 000.
Baumwolle: Juli 18,89.
Es notierten nach Meldungen aus NewYork am 18. Mai:
Getreide. Weizen: Rotwinter 124¾, Hartwinter 115½
Mai, neu angek. Ernte 97½: Mehl, ſpring wheat clears 5,10
bis 5,60; Getreidefracht: nach England 1,9—2,6 Schilling, nach
dem Kontinent 11—13 Cents.
Schmalz: Prima Weſtern, loko 12,20; Talg, extra, loſe 778.
Kleine Wirtſchaftsnachrichken.
Die diesjährige ordentliche Mitgliederverſammlung des Vereins
Deutſcher Maſchinenbau=Anſtalt findet am Donnerstag, den 6. Juni
1929 im Großen Feſtſaal von Kroll zu Berlin ſtatt. Auf die
Begrü=
ßungsanſprache des Vorſitzenden, Generaldirektor Dr.=Ing. e. h. W.
Reuter, wird Reichswirtſchaftsminiſter Dr. Curtius antworten.
Der Reichsverband der deutſchen Aluminiumwaren=Induſtrie e. V.,
Berlin, hält am 11. Juni 1929 ſeine diesjährige ordentliche
Hauptver=
ſammlung in Königswinter unter Leitung ſeines Vorſitzenden,
Fabrik=
beſitzer Emil Schuppener, Siegen, ab.
Die Bismarckhütte hat auch in dieſem Jahre wieder einen größeren
Auftrag aus Rußland hereinnehmen können. Wie wir erfahren,
han=
delt es ſich in der Hauptſache um Stabeiſen, daneben um einen Poſten
Grobbleche (Keſſelbleche), alles zuſammen rund 20000 To. Der
Auf=
trag ſoll bis zum Winter geliefert werden.
Der erſte Hochofen des neuen Kruppſchen Hüttenwerkes in Eſſen=
Borbeck am Rhein=Herne=Kanal wurde am 15. Mai angeblaſen und
gab am 16. Mai das erſte Eiſen. Der zweite Hochofen wird in kurzem
Abſtand ebenfalls in Betrieb genommen.
Die Knorr=Bremſe=A.=G., Berlin, hat einen Auftrag von rund 10
Millionen RM. über Reparationskonto von der belgiſchen Eiſenbahn=
Geſellſchaft erhalten.
An der Leipziger Bürobedarfsmeſſe, die in dieſem Herbſt vom
25 bis 31. Auguſt dauert, werdei wiederum große und namhafte
Fir=
men der Branche beteiligt ſein.
Die Portland=Cementwerke Heidelberg=Mannheim=Stuttgart, A.=G.,
beruft die in Ausſicht geſtellte a. o. G. V. zur Erhöhung des
Aktien=
kapitals auf den 12. Juni ein. Auf der Tagesordnung ſteht die
Er=
höhung des Grundkapitals um bis zu 5,1 Mill. RM. durch Ausgabe
von bis zu 17000 neuen Stammaktien im Nennwert von je 300 RM.
Der Gründer und Mitinhaber der bekannten Feinkoſtfabrik Türk
und Pabſt, Fabrikant Gotthard Pabſt, iſt im Alter von 74 Jahren
geſtorben.
Infolge Abzahlung auf die Staatsanleihe von 1880 ging im
ver=
gangenen Monat die Nationalſchuld Schwedens um 5,1 Mill. Kr.
zurück.
Die Shell Transport Co. erklärt eine Schlußdividende von 15
Prozent, womit die Geſamtjahresdividende ſich auf 25 Prozent wie
i. V. beläuft. — Die Rohal Dutch erklärt eine Schlußdividende von
14 Prozent, die Geſamtdividende beträgt ebenfalls 25 Prozent wie i. V.
Wie aus Moskau gemeldet wird, haben nach der Entdeckung der
Naphtavorkommen im Uralgebiet die Sachverſtändigen die dortigen
Naphtaquellen genau unterſucht. Dazu berichtet der ruſſiſche
Naphtha=
ſpezialiſt Prof. Preobraſhenfki, daß die genannten Naphthavorkommen
unter allen Umſtänden ausgebeutet werden müſſen und ohne Riſiko
10 Mill. Rbl. dafür verwandt werden können.
Nummer 138
Sonntag, den 19. Mai 1929
Ein ſchwaches Leuchten verriet ſich in den Augen des
Dok=
tors.
„Ah.” murmelte er, „um den geiſtigen Zuſtand!”
„Jawohl!”
Er rieb langſam ſeine blutloſen Hände: „Sagen Sie mir die
Symptome”, ſagte er. Seine Stimme war plötzlich ſcharf und
Gn gann
Er rieb ſich nachdenklich die linke Schulter und ſah dabei, wie
die Mundwinkel des Mädchens leiſe bebten. Dies diente dazu,
ſein Sehvermögen zu klären und zu ſchärfen. Er konnte
feſt=
ſtellen, daß dieſe Lippen im Begriffe waren zu lächeln. Das
Ge=
ſicht des Herrn Doktors hellte ſich auf.
„Sie ſollen mein eigenes Pferd reiten”, ſagte das Mädchen.
„Es iſt das ſanfteſte Tier der Welt und hat einen angenehmen
leichten Schritt. Ich kann Ihnen verſprechen, daß Sie mit ihm
nicht die geringſten Zwiſchenfälle zu befürchten haben.”
„Und Sie?"
„Ich werde hier im Neſt ſchon etwas für mich ausfindig
machen, darauf kommt es nicht beſonders an.”
„Dies”, ſagte der Doktor, „iſt ein höchſt bemerkenswerter
Um=
ſtand. Sie pflegen alſo Ihre Reittiere auf gut Glück zu wählen?”
„Aber Sie werden mitkommen?” beharrte ſie.
„Ach ſo, ja. Der Ritt da hinaus”, ſtöhnte der Doktor. „
Laſ=
ſen Sie mich überlegen. Die phyſiſchen Hinderwiſſe, die ſich einem
ſolchen Unternehmen entgegenſtellen, ſind zwar vielfältig, aber
man braucht ſie nicht als unüberwindlich zu betrachten, wie ich
wohl ſagen darf. Auf der anderen Seite ſcheint mir moraliſch
eine bindende Verpflichtung vorzuliegen, die allererſten Ranges
iſt und mich zwingt, mich nach der Ranch hinaus zu begeben.”
Er ſeufzte. „Iſt es nicht ſonderbar, Miß Cumberland, daß der
Menſch, obtvohl gegenüber den wiedrigeren Gattungen von
Lebe=
weſen durch den Beſitz des Denkvermögens ausgezeichnet, bei
ſei=
nen Handlungen ſo oft unter dem Einfluß ethiſcher Impulſe
ſteht, von denen die Erwägungen kühler Vernunft über den
Haufen geworfen werden. Eine Bemerkung, die uns zu der
Schlußfolgerung zu führen geeignet iſt, daß das leidenſchaftliche
Begehren, gut zu ſein, ein bewegendes Prinzip iſt, das an
Be=
deutung dem leidenſchaftlichen Begehren nach abſoluter Wahrheit
kaum untergeordnet ſein dürfte. Sie müſſen ſich allerdings
dar=
über klar ſein, daß ich dieſe Hypotheſe zunächſt nur verſuchsweiſe
aufſtelle und dabei vielfache Vorbehalte zu machen habe, zu
wel=
chen unter anderen .. ."
Er brach kurz ab, das Lächeln auf ihren Lippen war ſtärker
geworden.
„Ich werde ein paar Kleinigkeiten zuſammenpacken”, ſagte
der Doktor, „und ſofort wieder hier unten bei Ihnen ſein.”
„Gut,” ſagte das Mädchen, „ich werde hier mit zwei Pferden
auf Sie warten, noch ehe Sie fertig geworden ſind.”
Er wandte ſich dem Haus zu, hatte jedoch kaum einen Schritt
getan, als er ſachwieder umandte, um zu fragen: „Aber wieſo
ſind Sie ſo ſicher, daß Sie bereit ſein werden, ehe ich ..."
Aber ſie war bereits die Verandaſtufen hinuntergeeilt und
marſchierte flott die Straße hinunter.
„Der Frau als ſolcher iſt doch immer ein Zug des
Unerklär=
lichen zu eigen”, meinte der Doktor und machte ſich wieder auf
den Weg nach ſeinem Zimmer. Irgend etwas veranlaßte ihn,
ſich dort nach Leibeskräften zu beeilen. Er warf ein paar
Toi=
lettenſachen und ein bißchen Wäſche in eine kleine Handtaſche aus
weichem Leder und ſtürmte die Treppe wieder hinunter. Als er
ſchnaufend auf der Veranda ankam, war das Mädchen noch nicht
in Sicht. Ein Lächeln des Triumphes erſchien auf den ernſten,
farbloſen Lippen des Herrn Doktor. „Immerhin iſt der weibliche
Inſtinkt doch nicht unfehlbar”, bemerkte er zu ſich ſelbſt und ſetzte
dann ſeinen Gedankengang laut fort, wobei er ſich an einen der
Cowboys wandte, der ſich in ſeiner Nachbarſchaft in einem
Stuhle räkelte. „Obwohl man ſagen muß, daß bereits des
öfte=
ren eine ganze Reihe von Denkerm die Wahrheit der Fabel von
der weiblichen Divinationsgabe anzuzweifeln gewagt haben, wie
Sie wohl auch zugeben werden.”
Fortſetzung folgt.
Roman von Max Brand.
Deutſche Rechte bei Th. Knaur Nachf., Berlin W. 50.
2)
(Nachdruck verboten.)
Die Straßen indeſſen ſollten in dieſer Seſſion nicht die Ehre
haben, von Randalls Byrnes Hand geſchildert zu werden, denn in
dieſem Augenblick klopfte es nachdrücklich an die Tür, ſie flog auf
und es erſchien Hank Dwight, der Beſitzer des Elkhead=Salon, ein
ungemein vielſeitiger Mann, der ſich hinter dem Schanktiſch ſo gut
auskannte wie hinter dem Amboß.
„Doc,” ſagte Hank Dwight, „man braucht Sie.”
Randall Byrne ſchob ſeine Brille feſter auf die Naſe, um Hank
Dwight genauer in Augenſchein zu nehmen.
„Was .. ., fing er an. Aber Hank Dwight hatte ſchon auſ
dem Abſatz kehrt gemacht.
„Kate Cumberland heißt ſie. Bißchen fix, Doc, das Mädel
hat’s eilig.”
„Wenn kein anderer Arzt erreichbar iſt,” erklärte Byrne
pro=
teſtierend, als er hinter ihm die Treppe hinunterſtieg, „ſo werde
ich ſie mir wohl anſehen müſſen.”
„Wenn ein anderer Doktor zu haben wär’, in inem Umkreis
von zehn Meilen, meinen Sie, ich würde Sie rufen?” fragte Hank
Dwight.
Mit dieſem Ausſpruch geleitete er ſeinen Gaſt auf die Veranda
hinaus, und der Doktor erblickte ein Mädel in einem kurzen
Reit=
rock, die ihre Hand im Stulphandſchuh in die Hüfte ſtützte und
mit der Gerte in der anderen ungeduldig gegen ihre Reitſtiefel
ſchlug.
2. Kapitel.
Worte und Revolverkugeln.
„Hier iſt einer, der ſich Doktor tſchimpft,” ſagte Hank Dwight,
um ſeinen Gaſt gebührend vorzuſtellen. „Wenn Sie ihn brauchen
können, Miß Cumberland, dann greifen Sie ruhig zu.
Und damit zog er ab.
Der Zufall wollte es, daß die Sonne gerade hinter Kate
Cumberland ſtand. Um ſie genauer zu betrachten, mußte der
Doktor die Hand ſchützend über ſeine ſchwachen Augen legen und
die Brauen zuſammenziehen, denn unter Miß Cumberlands
breitrandigem Sombrero, rollte eine ſchwere Wolke goldenen
Haares heraus, das glänzte wie der Sonnenſchein ſelbſt — es
war wirklich eine bedenkliche Beanſpruchung für Doktor
Ran=
dalls empfindlichen Sehnerv. Er wiederholte ihren Namen,
ver=
beugte ſich, richtete ſich auf und mußte wieder blinzeln. Als wiſſe
ſie um die übermäßige Beanſpruchung ſeiner armen Augen, trat
ſie einen Schritt näher und ſtand nun im Schatten.
„Doktor Hardin iſt nicht zu Hauſe,” ſagte ſie, „und ich muß
ſo ſchnell wie möglich einen Arzt haben. Meim Vater iſt krank,
es ſteht kritiſch mit ihm.”
Randall Byrne rieb ſich ſein hageres Kinn.
„Ich übe zurzeit keine Prapis aus,” ſagte er widerſtrebend.
Dann ſah er, daß ſie ihn genau muſterte. Es war ihm zumute,
als werde er gewogen, und es kam ihm zum Bewußtſein, daß er
äußerlich kein Manm von beſonderem Format war. Die Gefahr
war groß, daß er zu leicht befunden wurde.
„Ich habe kaum die nötigen Inſtrumente,” hub er an.
„Sie brauchen keine Inſtrumente,” unterbrach ſie ihn. „Es
handelt ſich bei meinem Vater um die Nerven und den ganzen
geiſtigen Zuſtand.”
wach und gänzlich unperſönlich.
„Könnten wir das nicht underwegs beſprechen? Selbſt wem
wir jetzt gleich losreiten, wird es dunkel ſein, bis wir auf unſerer
Ranch ankommeen.”
„Aber”, bemerkte der Doktor proteſtierend, „ich habe mich
noch nicht enſchloſſen — dieſe Ueberſtürzung . .
„Oh”, ſogte ſie. Ihre Wangen röteten ſich. Sie war drau
und dran, ihn ſtehen zu laſſen; er merkte es deutlich. Aber
irgend etwas hielt ſie noch feſt. „Es iſt kein anderer Arzt
er=
reichbar, und meinem Vater geht es furchtbar ſchlecht. Ich
ver=
lange von Ihnen ja nur, Herr Doktor, daß Sie eine Diagmoſe
ſtellen.”
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„Aber nach der Ranch hinausreiten”, ſagte er hilflos. „Ich
nehme an, daß ich auf einem Pferd reiten ſoll."
„Natürlich.”
„Ich bin gänzlich unvertraut wit dieſem
Fortbewegungs=
mittel”, erklärte der Doktor ernſten Blickes. „Ja, ich muß ſagen,
ich habe meine Bebanntſchaft mit dem „Genus epuus” niemals
über das Stadium des rein Experimentellen hinaus entwickeln
können. In anatomiſcher Beziehung beſitze ich allerdings einige
oberflächliche Kenntniſſe, aber bei der einzigen Gelegenheit, wo
ich je im Sattel ſaß, habe ich bemerken müſſen, daß die viel
ge=
rühmte Gefügigkeit des Pferdes doch wohl nur eine ſchöne
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[ ← ][ ][ → ]Seite 12
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Nummer 138
Conntag, den 19. Mai 1929
Seite 13
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Blick über die Elbe auf den Meißener Schloßberg.
Meißen, die maleriſche Stadt an der Elbe, feiert demnächſt ihr 1000jähriges Beſtehen. Sie wurde
929 von König Heinrich I. gegründet und war bald ein Vorpoſten der vordringenden deutſchen
Kultur gegen den ſlawiſchen Oſten. 1708 wurde hier die erſte europäiſche Porzellanmanufaktur
gegründet, deren erſter Direktor der berühmte Alchimiſt J. F. Böttger war. Auf dem Schloßberg
erhebt ſich neben dem Dom die Albrechtsburg, eine der bedeutendſten Burganlagen ihrer Zeit.
(Mit Genehmigung der Staatlichen Bildſtelle Berlin.)
Tagung des Bereins für das Deutſchkum im Ausland in Kiel.
Das Rathaus von Kiel
ſieht zu Pfingſten die Führer und Vertreter des Vereins für das Deutſchtum im Ausland zu Gaſt.
Dort geben ſich die Kämpfer um deutſchen Geiſt und deutſche Kultur in fremdem Land unter dem
Vorſitz des Geſandten a. D. Freiherrn v. d. Busſche ddenhauſen eine von gleichem Geiſt getragene
Zuſamme kunft.
Bundestag der Deutſchen Sängerſchaft
(Weim. C. C.).
Die farbentragenden akademiſchen Sängerſchaften
Deutſchlands, die in der Deutſchen Sängerſchaft
(Weim. C. C.) zuſammengeſchloſſen ſind, halten in
der Zeit vom 23. bis 24. Mai 1929 in Weimar ihren
Bundestag ab. Die Veranſtaltung wird eingeleitet
durch eine Feier im Muſeumsſaale des Weimarer
Schloſſes, derem Mittelpunkt die Feſtrede des
Stu=
dentenpfarrers G. Kunze=Leipzig bilden wird. Dem
Bundestage geht am 22. Mai der 10. Verbandstag
des Verbandes Alter Sängerſchafter in Weimar
voraus.
Das Opfer eine Kinderunſitte.
Geſtern vormittag hat ſich ein 5½ Jahre alter
Knabe in Neckarau auf die Verbindungsſtange
zwi=
ſchen einem Laſtkraftwagen, der zum Tiertransport
diente, und dem Anhänger gehängt und iſt dabei
abgeſtürzt. Er wurde von dem Anhänger überfahren
und auf der Stelle getötet. Eine Schuld des
Wagen=
führers dürfte nicht vorliegen.
Der ſchrankenloſe Bahnübergang.
Die Reichsbahn muß 80 000 RM. Schadenerſatz
zahlen.
Kaſſel. Ende November 1925 ſpurde ein mit
acht Perſonen beſetztes Auto, das von dem Hotelier
B. geſteuert wurde, beim Paſſieren des ſchrankenloſen
Bahnübergangs in Mittel=Schmalkalden von einer
Lokomotive erfaßt und zertrümmert. Hierbei
wur=
den zwei Perſonen getötet und vier ſchwer verletzt.
Unter den Verletzten befand ſich auch der Hotelier B.,
der gezwungen war, ſeinen Beruf aufzugeben. Er
ſtellte Schadenerſatzanſprüche in Höhe von 80000
Mark an die Reichsbahn und drang damit vor dem
Landes= und Oberlandesgericht Jena durch. Eine
gegen dieſe Entſcheidung von der Reichsbahn
einge=
legte Reviſion wurde jetzt vom Zivilſenat des
Reichs=
gerichts koſtenpflichtig verworfen.
Mit dem Poſtauto gegen eine Mauer.
Nafſau (Lahn). Als das auf der Strecke
Naſtätten-Naſſau verkehrende Poſtauto am Freitag
morgen kurz vor einer ſteil abfallenden Stelle der
Straße Singhofen-Naſſau ankam, ſetzte plötzlich der
Motor des Wagens aus. Da der Wagenführer das
Auto mit der Handbremſe nicht mehr rechtzeitig zum
Halten bringen konnte, lenkte er es gegen eine
Mauer. Immerhin war der Anprall noch ſo ſtark,
daß ein Inſaſſe längere Zeit bewußtlos blieb.
Ern=
ſtere Verletzungen zog er ſich nicht zu. Einige
wei=
tere Inſaſſen erlitten durch die Splitter der
zer=
trümmerten Scheiben Verletzungen.
Wohnhaus und Scheune niedergebrannt.
Wallau (Kr. Biedenkopf). In der Nacht zum
Freitag entſtand im Anweſen des Poſtinhabers K.
Balzer Feuer, das trotz ſofortigen Eingreifens der
Feuerwehr in kurzer Zeit Wohnhaus und Scheune
in Aſche legte. Mit großer Mühe konnte man in
letzter Minute einen Knecht vom Feuertode retten,
der im Schlafe von dem Brand überraſcht wurde und
bereits bewußtlos war. Das anſchließende
Poſtge=
bäude, deſſen Dachſtuhl ſchon vom Feuer ergriffen
war, konnte gerettet werden. Vermutlich iſt das
Feuer durch Kurzſchluß entſtanden.
Beim Paddelbootfahren ertrunken.
Lohr. Der 17 Jahre alte Schloſſerlehrling
Eugen Siedler aus Hettenſtadt vergnügte ſich auf
dem Main mit einem Paddelboot. Plötzlich ſchlug
dieſes um, Siedler kam unter das Boot zu liegen
und ertrank.
Ein Verbrecher flieht durch den Tunnel
der Untergrundbahn.
Vorgeſtern abend kam es kurz vor ½11 Uhr auf
dem Berliner Untergrundbahnhof Moritzplatz zu
einer aufregenden Szene. Ein Mann, der von zwei
Polizeibeamten zur Wache gebracht werden ſollte,
riß ſich plötzlich auf der Straße los und floh in die
Halle des Untergrundbahnhofs hinein. Er hielt die
Beamten, die ihn verfolgten, durch einen ſcharfen
Schuß in Schach, rannte dann in den
Untergrund=
bahnhof und entfloh durch den Tunnel, durch den die
Untergrundbahngleiſe zum Bahnhof Neanderſtraße
führen. Die Beamten nahmen mit einigen Paſſanten
die Verfolgung auf, ſo daß der Verkehr auf dieſer
Strecke völlig unterbunden war. — Der Mann war
auf der Straße vor dem Bahnhof zunächſt ruhig
zwi=
ſchen den beiden Polizeibeamten gegangen. Plötzlich
verſetzte er dem Beamten zu ſeiner Rechten einen
Hieb auf die Kinnſpitze und trat dann dem anderen
Beamten vor den Leib. Im ſelben Augenblick war
er auch ſchon entflohen, rannte eine Frau mit einem
Kind, die ihm in den Weg kamen, über den Haufen,
ſtürzte hin, ſprang wieder auf. Da ſich aber dann
plötzlich ihm mehrere Paſſanten in den Weg ſtellten,
die ihn feſthalten wollten, riß er den Revolver
her=
aus, bei deſſen Anblick alle zurückwichen. Er lief
nun in die Bahnhofshalle am Moritzplatz hinein und
feuerte auf die Beamten, die jetzt dicht hinter ihm
her waren, einen Schuß ab, der aber ſein Ziel
ver=
fehlte. Verfolgt von Polizei und Paſſanten, gelangte
er auf den Untergrundbahnhof, wo die Bahnbeamten
Mine machten, ihn zu ergreifen. Ohne ſich zu
be=
ſinnen, ſprang er auf die Gleiſe und rannte in die
Dunkelheit hinein in der Richtung auf den
Bahn=
hof Neanderſtraße zu. Die Beamten ſtürzten ihm
nach. Der Vorſteher des Bahnhofs ließ ſofort die
Strecke ſtromlos machen, um ein Unglück zu verhüten.
Um Mitternacht war der Flüchtling noch nicht gefaßt.
Der Revolverſchütze, der vor den ihn verfolgenden
Polizeibeamten in den Untergrndbahnſchacht flüchtete,
iſt durch einen Luftſchacht, anſcheinend in
der Nähe der Ritterſtraße, entkommen. Vier
Polizeibeamte, die nach Stromlosmachung der Strecke
das Gelände abgeſucht hatten, konnten den
Flücht=
ling nicht auffinden. Der Verkehr der
Untergrund=
bahn war auf eine halbe Stunde unterbrochen.
Mutige Tat eines Gymnaſiaſten.
Bromberg. Vor einigen Tagen waren
Ghm=
naſiaſten unter Aufſicht eines Lehrers am Alten
Kanal mit Zeichnen beſchäftigt. Am anderen Ufer,
in der Nähe der Bromberger Mühlen, ſtand eine
Frau mit zwei kleinen Kindern, von denen das eine
plötzlich ins Waſſer ſtürzte. Als der Gymnaſiaſt
Witold Raciſzewſki den Vorfall bemerkte, ſprang er,
ohne ſich zu entkleiden, ins Waſſer, durchſchwamm
den Kanal und brachte den untergegangenen Jungen
ans Land. Hervorzuheben iſt, daß der junge
Lebens=
geiter ſelbſt lahm iſt.
Dujardin freigeſprochen.
Inſterburg. Das Schwurgericht verkündete
um 1½ Uhr mittags folgendes Urteil: Der
Ange=
klagte Dujardin wird auf Koſten der Staatskaſſe
frei=
geſprochen.
* Furcht.
Sofia. Während in vergangenen Jahren die
reichen Kaufleute Sofias ſtets der Gefahr ausgeſetzt
waren, mit ihrem Reichtum unfreiwilligerweiſe
politiſchen Zielen dienen zu müſſen, hat das politiſche
Erpreſſertum, an dem die revolutionären Mazedonier
am ſtärkſten und erfolgreichſten beteiligt waren,
all=
mählich ein Ende genommen. Wie tief aber die Furcht
vor ſolchen Bedrohungen noch bei der reichen
Kauf=
mannſchaft ſitzt, zeigt ein Beiſpiel der jüngſten Zeit.
Vor dem Kontor des reichen, jüdiſchen
Getreide=
händlers Rafael T., inmitten des belebteſten
Ge=
ſchäftsviertel Sofias, hielt am hellen Tage ein
Taxa=
meter, dem ein gut gekleideter junger Mann
ent=
ſtieg, während ein anderer Herr Zeitung leſend im
Wagen verblieb. Dem Kaufmann wurde ein
Droh=
brief überreicht, obwohl ſich im Laden ſein
Ver=
wandter und ein Bürodiener befanden. Zwei
an=
weſende Geſchäftsfreunde zogen ſich zurück, da ſie
einen geſchäftlichen Beſuch vermuteten und nicht
ſtören wollten. Der Kaufmann, nach dem Leſen des
Briefes zu Tode erſchrocken, flüſterte dem Erpreſſer
zu, er habe leider nicht die geforderte Summe —
50 000 Lewa — in der Kaſſe, er werde aber ſogleich
eine Anzahlung leiſten, mit der ſich der Unbekannte
ohne weiteres einverſtanden erklärte. Der
Getreide=
händler entſandte den Diener in die umliegenden
Ge=
ſchäfte, um ſich 12000 Lewa eilig zu leihen; während
dieſer Zeit unterhielt ſich der Unbekannte ruhig und
höflich mit dem Kaufmann, eben ſo ruhig ſtudierte
im wartenden Auto der Komplize ſeine Zeitung.
Endlich war das Geld beiſammen, in Empfang
ge=
nommen, und das Auto entführte die beiden
Er=
preſſer, die die Polizei bis heute nicht ausfindig
machen konnte. Das Bezeichnende an der Geſchichte
iſt, daß dem Händler, nach ſeiner Ausſage, nicht der
Gedanke gekommen iſt, es könne ſich um ein gemeines
Gaunerſtück handeln: er war der feſten Ueberzeugung,
das Opfer einer politiſchen Erpreſſung zu ſein,
gegen die ein Auflehnen üble Folgen haben könnte.
Der Waffenhändler, der ſeine Leute kennt.
Paris. Die Pariſer Schauſpielerin Adolfine
Lamettrie hatte ihren Scheidungsprozeß verloren und
beſchloß, aus dem Leben zu ſcheiden. Die Künſtlerin
kaufte in einem Waffengeſchäft einen Browning,
ſchrieb Abſchiedsbriefe, drückte die Waffe gegen ihre
Schläfe und feuerte. Wie groß aber war ihr
Er=
ſtaunen, als ſie ganz heil blieb. Sie dachte zuerſt an
ein Verſagen der Waffe und ſchoß den Browning
noch mehrere Male ab, bis der Patronenvorrat zu
Ende war. Bis auf eine kleine Brandwunde am
Kopf war die Selbſtmordkandidatin unverſehrt. In
ihrem Innerſten erfreut, daß ſie noch unter den
Le=
benden weilte, begab ſich Madame Lamettrie zu dem
Waffenhändler Martin und dankte ihm dafür, daß er
ihr irrtümlicherweiſe Platzpatronen verkauft habe.
„Gnädige Frau, es liegt kein Verſehen meinerſeits
vor, ſondern Ueberlegung. Auf Grund langjähriger
Erfahrung habe ich ein feines Gefühl für
Selbſtmord=
kandidaten, und ich beſitze nicht nur Spezialpatronen,
ſondern auch beſonders konſtruierte Waffen für dieſen
Zweck zum Verkauf.” Herr Martin ſcheint aber nicht
allein Verſtändnis für den Freitod Suchende zu
be=
ſitzen, ſondern kann auch beſonders eiferſüchtige
Frauen von den anderen weiblichen Kunden
unter=
ſcheiden. In einer Familie in Paſſy kam es zu
Ehe=
zerwürfniſſen, und der Herr des Hauſes erklärte,
,das Domizil verlaſſen und eine frühere Freundin
aufſuchen zu wollen. Als die Frau des Hauſes ihn
ſchließlich nicht daran hindern konnte, zog ſie einen
Revolver hervor und gab drei Schüſſe auf ihren
Mann ab. Merkwürdigerweiſe fiel das Opfer nicht
zu Boden, ſondern bekam es lediglich mit der Angſt
zu tun. Die Gattin rief verzweifelt aus: „Was habe
ich getan?”, öffnete die Kleider des Manne, um die
Schußwunde zu finden, und telephonierte nach dem
Hausarzt. Auch hier hatte der kluge Waffenhändler
eine Bluttat verhindert.
Beobachtung eines Meteoriten.
London. In Stoke on Trent wurde ein
Meteorit beobachtet, der ungefähr 30 Meter über der
Erde mit einem ſcharfen Knall zerſprang. Kleine
Stücke, hart wie Stein, flogen durch die Luft, und
die Dächer waren im Anſchluß an dieſe
Naturerſchei=
nung von einem ſchneeweißen Pulver bedeckt.
Schreckensſzenen im Krankenhaus
von Cleveland.
Die Zahl der Todesopfer der
Exploſionskata=
ſtrophe im Krankenhaus von Cleveland iſt weiter
ge=
ſtiegen. Unter den Opfern befinden ſich ſechs
Mit=
glieder der Rettungsmannſchaft. Bei mehr als
20 im Krankenhaus befindlichen Perſonen beſteht nur
geringe Hoffnung, ſie am Leben zu erhalten. Die
Rettung der Schwerverletzten hängt entſcheidend von
der ſchnellen Verſorgung mit größeren Mengen von
Oxygen ab, das in Cleveland ſelbſt nicht in
aus=
reichender Menge vorhanden iſt. Die Zahl der
Blut=
transfuſionen, ein weiteres wirkſames Mittel für die
Rettung der Gefährdeten, iſt bereits ziemlich hoch.
Der Leiter der Feuerwehr verſucht feſtzuſtellen, ob
das feuerſichere Tor, mit dem der
Aufbewahrungs=
raum für die Röntgenfilme abgeſchloſſen iſt,
regel=
widrig offen gelaſſen oder durch die Exploſion
ge=
ſprengt wurde. Durch das Oeffnen dieſer Tür
er=
kläre ſich das Entweichen der tödlichen Gaſe, die ſich
mit großer Schnelligkeit über das ganze Gebäude
ver=
breiteten. An ſchneller Hilfe hat es, entgegen den
erſten Meldungen, nicht gefehlt, da von den anderen
Krankenhäuſern der Stadt Aerzte und Schweſtern in
großer Zahl ſofort zur Verfügung ſtanden. Die
Mehrzahl der Todesfälle iſt, wie man glaubt, auf
Gasvergiftung zurückzuführen, da die Wirkung des
Gaſes die Patienten verhinderte, ſich rechtzeitig vor
dem Feuer zu retten. Der ganze Vorgang ſtellt eine
furchtbare Wiederholung der Gasangriffe im Kriege
dar. Die größte Zahl der Toten iſt in den oberen
Stockwerken des Krankenhauſes zu verzeichnen, wo
etwa 50 Patienten von dem Feuer eingeſchloſſen
wur=
den und verbrannten, bevor ihnen Hilfe gebracht
werden konnte. In der Krankenhausklinik nimmt die
Arbeit ihren normalen Fortgang, während das
Krankenhaus ſelbſt einen Trümmerhaufen bildet. Die
Zahl der nach der letzten Exploſion in dem Gebäude
befindlichen Perſonen ſteht deshalb immer noch nicht
feſt, weil nach der erſten Exploſion eine größere
An=
zahl von Perſonen in panikartiger Flucht aus dem
Gebäude lief.
Noch weitere 20 Todesopfer in Cleveland
zu erwarten.
London. Zwanzig Opfer des Brand= und
Exploſionsunglücks ſchweben gegenwärtig noch in
Lebensgefahr, ſo daß die vorläufige Todeszahl von
127 eine noch nicht endgültige ſein dürfte. Neben dem
Gebäude= und Einrichtungsſchaden ſind durch den
Brand eine Anzahl mediziniſche Arbeiten von
un=
ſchätzbarem Wert zerſtört worden. Der Plan zum
Wiederaufbau des Krankenhauſes iſt bereits im
Gange, und ein Ausſchuß von 35 Bürgern von
Cleve=
land hat die finanzielle Unterſtützung und
Zuſam=
menarbeit mit dem Begründer des Krankenhauſes
zugeſagt.
Eine ſonderbare Luxusſteuer.
Budapeſt. Die Behörden tragen ſich mit der
eigenartigen Abſicht, für Regenſchirme eine
Luxus=
ſteuer einzuführen. Dabei gehen ſie von der Anſicht
aus, daß das Tragen eines Regenſchirmes nicht zu
dem Temperament des Magyaren paſſe, und daß es
eine rein weſteuropäiſche Sitte ſei, die einen Luxus
darſtelle, der durchaus beſteuert werden könne.
* Ein königliches Almoſen.
Amſterdam. Ein betrübliches Erlebnis hat
nach dem „Soerabaja=Handelsblad” die Frau eines
höheren niederländiſchen Kolonialbeamten gehabt.
Sie gab der europäiſchen Kolonie eine ſolenne Soiree
und war gerade miten in dem aufregenden Geſchäft,
ihre in den ſchönſten Toiletten heranſtrömenden
Gäſte zu empfangen, als ſich ihr ihr fünfjähriges
Söhnchen näherte, ſie am Rock zupfte und ihr
flü=
ſternd mitteilte, auf der Hintertreppe hocke ein
arm=
ſeliger, mitleiderregender Bettler, der um einen Cent
bitte. Die Dame, die ſich von ihren Pflichten im
Augenblick nicht losmachen konnte, raunte dem
Kna=
ben zu: „In meinem Schlafzimmer, auf dem
Toilet=
tentiſch, liegt mein Portemonngie, gib dem Bettler
das Geld!” — Man ſoll ſich immer klar und
be=
ſtimmt ausdrücken, ſonſt wird man falſch verſtanden.
Das ſollte dieſe Dame erfahren. Denn ſie wußte
wenig ſpäter, als ſie in einer Tanzpauſe ihr
Bou=
doir aufkuchte, um Atem zu holen, die ſchreckliche
Entdeckung machen, daß ihr fünfjähriger Bub dem
natürlich ſchon längſt über alle Berge
verſchwun=
denen eingeborenen Bettler den geſamten Inhalt der
Börſe, 18 Hundertguldenſcheine, als
„Almoſen” verabreicht hatte. —
Der Glücksgewinn des engliſchen Derbys.
London. „Daily Expreß” berichtet über den
großen Gewinn, den ein Knabe anläßlich des
eng=
liſchen Derbys machte. Bei dem berühmten engliſchen
Derby gibt es bekanntlich eine Einrichtung der
eng=
liſchen Börſe, die eine Million Pfund als Preiſe
aus=
ſetzt. Die Eintrittskarten zum Rennen werden
da=
durch gleichzeitig eine Art von Lotterieloſen, deren
Nummern mit dem ſiegenden Pferd in Verbindung
gebracht werden. Die beiden erſten Preiſe betrugen
je 125 000 Pfund, die beiden zweiten Preiſe 65000
Pfund, zwei dritte Preiſe 32000 Pfund uſw. Die
Eintrittskarte auf das ſiegende Pferd „Cracadour”
lautete auf D 12338 und wurde von Mr. Gibb,
einem ſtädtiſchen Angeſtellten, für Frau und Sohn
gekauft. Das Los entſchied für den Sohn. Der erſte
Wunſch des Glücklichen war, ſich ein Motorboot
kau=
fen zu wollen.
Eintreffen des hiſtoriſchen Transozeanflugzeugs
„Bremen” in New York.
NewYork. An Bord des Lloyddampfers „
Co=
lumbus” iſt der Eindecker „Bremen”, mit dem vor
etwa einem Jahr v. Hünefeld, Köhl und
Fitzmau=
rice ihren Oſt—Weſt=Flug von Europa nach dem
amerikaniſchen Kontinent ausgeführt haben, hier
ein=
getroffen. Wie erinnerlich, wurde er der Stadt New
York zum Geſchenk gemacht und ſoll nun in der
Grand Central Station, dem an der 42. Straße und
der Vanderbilt=Avenue gelegenen Rieſenbahnhof der
New Yorker Central Railway, über der dort in der
Galerie aufgeſtellten erſten Lokomotive Amerikas
einen Ehrenplatz finden, und zwar wird es unter der
als Himmel ausgemalten Decke ſchwebend aufgehängt
werden. Das Flugzeug, das bekanntlich ſeinerzeit von
Andenkenjägern bedenklich zugerichtet worden iſt, iſt
gründlich wiederhergeſtellt worden. Bis zum 21. Mai,
dem Tag der feierlichen Uebergabe an die Stadt New
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Nummer 138
Sonntag, den 19. Mai 1929
Seite 15
2
RT Dt iiite Aaſiſtt
9us Scuutärnen der A. 2.B. Hiemannin
anjaßlich des 35. Skifkungsfeſtes.
Trotzdem geſtern nachmittag der Regen ſein graues Tuch über das
Hochſchulſtadion legte, ließ ſich die A. T.V. Alemannia nicht abſchrecken,
das von ihr angeſagte Schauturnen, wenn auch den veränderten
Umſtän=
den entſprechend gekürzt, abzuhalten.
So traten die als Rahmenkämpfe gedachten Staffelläufe mehr in
den Vordergrund, deren Leitung in freundlicher Weiſe Herr Dipl.=
Turn= und Sportlehrer Söllinger übernommen hatte. — Nach kurzen
Begrüßungsworten des Turnwarts der Verbindung an die Ehrengäſte
und die eingeladenen Vereine nahm die Veranſtaltung vor den Augen
der trotz des Regens zahlreich erſchienenen Gäſte und Alten Herren mit
der 4X100=Meter=Staffel ihren Anfang. Nach ſicherem Start konnte
erſt der dritte Mann der A. T. V. Tuiskonia=Frankfurt einen
entſcheiden=
den Vorſprung gewinnen, der ihr vor der A. T.V. Alemannia und dem
Sportverein 98 den Sieg ſicherte.
Die anſchließende 4400=Meter=Staffel brachte bis zum 2.
Stab=
wechſel ein geſchloſſenes Feld, worauf aber Alemannia abfiel und auch
durch ihren Schlußmann den großen Vorſprung der übrigen nicht mehr
aufholen konnte. 1. Sieger wurde Akadem. Sportklub (A. S.C.) mit
3:45,0 vor Sportverein 98 und Alemannia.
Es erfolgte nun der Aufmarſch der Aktiven, die eine wechſelvolle
und ſchwierige Körperſchule zeigten. Dieſelben Uebungen ſind
auch für das Akadem. Turnbunds=Feſt, im Juli d. J. in Klagenfurt
(Kärnten) geplant. Die rhythmiſch gut durchgearbeiteten Vorführungen
erforderten von den Teilnehmern eine erhebliche Körperdurchbildung. —
Den Schluß der Staffelläufe bildete die 3X1000=Meter=Staffel, die nur
von den Gäſten beſtritten wurde und die gute Zeit von 8,/44.8 (
Sport=
verein 98) erbrachte. Der Sieg der erſten Mannſchaft ſtand niemals
außer Frage, und nur das Können eines Schilgen ermöglichte dem
Akadem. Sportklub (A. S. C.) den 2. Sieg vor Polizeiſportverein und der
2. Mannſchaft von 98.
Als Letztes ſtanden ſich in einem Handballſviel die Mannſchaft des
A. S. C. und der A. T. V. Alemannia gegenüber. Trotzdem die Glätte des
regennaſſen Bodens techniſche Feinheiten nicht zuließ und oft
humo=
riſtiſche Situationen hervorrief, verlief das Spiel von Anfang bis Ende
äußerſt intereſſant und offen. Das Endreſultat von 5:3 verdankte
Ale=
mannia hauptfächlich ihrem ſchußfreudigen und ſchnelſen Sturm.
Die geſamte Veranſtaltung hinterließ bei den Gäſten, die bis zum
Schluſſe ausharrten, einen äußerſt guten Eindruck.
„Jung=dealfchland” ſchlägk den S.G. Wiesbaden 11
im Damenklubkgmpf mit 6:0 Punkken.
Mit einem eindrucksvollen Sieg gegen die Damen des S.C.
Wies=
baden 1911 beſchloſſen „Jung=Deutſchlands‟ Damen am letzten Freitag
die diesjährige Hallenſchwimmzeit. Unerwartet konnten ſie nach
mei=
ſtens hartem Widerſtand der Kurſtädter Damen ſämtliche drei Staffeln
gewinnen und damit beweiſen, daß ſie trotz Erſatz für die Damen Oſann,
Wallhäuſer, Enders=Bopf und Stepp noch genügen Kräfte beſitzen, um
einen Klubkampf ſiegreich durchzuführen. Die drei Staffeln brachten
harte Kämpfe, die mit einigen guten Einzelleiſtungen auf beiden Seiten
ſpannend von Anfang bis zum Ende verliefen.
Die Ergebniſſe: 25=Meter=Bahn, Drehwende.
1. Lagenſtaffel 3X100 Meter: 1. Jung=Deutſchland 4,53 (V.
Merlau, H. Müller, G. Mörſchel); 2. S. C. Wiesbaden 4,58.
Wiesbaden geht durch ſeine erſte Schwimmerin 5 Meter in
Füh=
rung, doch Frl. H. Müller kann ſchon etwas gut machen, ſo daß Frl.
Mörſchel ihre Gegnerin bald einholen kann, um zum Schluß ſicher zu
ſiegen.
2. Freiſtilſtaffel 6X50 Meter: 1. Jung=Deutſchland 3,58,8 (H. Heeb,
L. Keller, E. Nagel, H. Weicker, A. Müller, G. Mörſchel); 2. Wiesbaden
15 Meter zurück.
Frl. Heeb kann ſchon am Anfang einen großen Vorſprung holen,
den die anderen Damen mit guter Durchſchnittsleiſrung noch vergrößern.
3. Bruſtſtaffel 50, 100, 50, 100, 50, 100 Meter: 1. Jung=Deutſchland
7,42 (H. Heeb, J. Weicker, H. Weicker, V. Merlau, A. Müller, A.
Ge=
bauer); 2. Wiesbaden 5 Meter zurück.
Ein ſpannendes Rennen. Wiesbaden lief zunächſt vor, dann kommt
Jung=Deutſchland heran und geht mit einigen Metern in Führung.
Alle Verſuche der Wiesbadener Damen, herauszukommen, ſcheitern an
dem guten Schwimmen der letzten Darmſtädter Damen.
Umrahmt wurden die Kämpfe durch interne Einlagen, die recht
in=
tereſſante Rennen brachten und deren Abſchluß ein Waſſerballſpiel zweier
Klubmannſchaften bildete.
Kraftſpork.
Kreisfeſt des 2. Kreiſes 2. A.5. 5. 1891 in Dieburg.
Am 18., 19. und 20. Mai, alſo an den drei Pfingſtfeiertagen, feiert
der zweite Kreis des deutſchen Athletik=Sportverbandes 1891 in
Die=
burgs Mauern ſein 27. Kreisfeſt. Der Veranſtalter, die Turngemeinde
Dieburg, verbindet mit dieſem Kreisfeſt ihr 40jähriges Vereinsjubiläum,
hat alſo Anlaß genug, ſeinen Geburtstag feſtlich zu begehen. Die
Kreis=
meiſterſchaften, welche jedes Jahr im Gewichtheben, Ringen, ſchwere
Wurf= u. Stoßübungen, Muſterriegen und Tauziehen ausgetragen
wer=
den, ſind das begehrenswerte Ziel eines jeden Sportsmannes. Wie die
Meldeliſte beſagt, trifft ſich in dieſen vorgenannten Diſziplinen alles,
was im mittelrheiniſchen Kraftſport Namen und Klang hat. Im
Ge=
wichtheben (wechſelſeitiger Fünfkampf) wird es in den ſieben aktiven
und vier Altersklaſſen ſowie einer Aelteſtenklaſſe harte Kämpfe um den
Titel geben. Da alle namhaften Gewichtheber des Kreiſes am Starte
erſcheinen, darf man wirklich auf den Ausgang dieſer Kämpfe geſpannt
ſein. Das gleiche gilt vom Ringen, wo ebenfalls in obengenannten
Klaſſem die Kreismeiſterſchaft im wahrſten Sinne des Wortes erkämpft
muß werden. Nicht weniger wie drei vorjährige deutſche Meiſter haben
ſich in die Startliſte eingetragen. Ueber zweihundert Ringer werden in
vielen Ausſcheidungen um den heiß begehrten Titel kämpfen. Im
Ge=
wichtheben und Ringen auf Sieger zu tippen, iſt meiſt eine ſehr
un=
dankbare Sache, zumal in mehreren Klaſſen ziemlich gleich gute
Ver=
treter am Kampfe beteiligt ſind. Die Zeiten, wo Meiſterſchaften im
Vorübergehen errungen wurden, ſind ein= und für allemal vorbei. In
den ſchweren Wurf= und Stoßübungen, Steinſtoßen, Hammer= und
Ge=
wichtwerfen ſowie dem leichtathletiſchen Dreikampf, ſind ebenfalls ſchon
weit über die hundert Meldungen abgegeben worden. In all dieſen
vor=
genannten Diſziplinen werden Leiſtungen erreicht werden, die nicht ſehr
weit von den augenblicklich beſtehenden Rekorden entfernt liegen. Ja
es iſt ſogar möglich, daß im Hammer= und Gewichtwerfen, dem
augen=
blicklich beſtehenden Rekorden, welche von Mang=Regensburg und
Wen=
ninger=Stuttgart gehalten werden, das Lebenslicht ausgeblaſen wird.
Beſtimmt werden Beſetzung und Leiſtungen im ſchweren
Raſenkraft=
ſport die Ergebniſſe der Vorjahre um ein Bedeutendes überbieten. Im
Muſterriegenwettbewerb, dem ſogenannten Kunſtjonglieren mit
Rund=
gewichten, wird es ebenfalls ſchöne Kämpfe geben. Die Maſſenübungen
dieſer Riegen gehörten ſchon bei all derartigen Feſten zum Glanzpunkt
dieſer Veranſtaltungen. Und auch in Dieburg werden die Muſterriegen
des zweiten Kreiſes zeigen, daß zu ſolchen Leiſtungen nicht nur Kraft,
ſondern auch Geſchick und Kunſt gehört. Das Tauziehen war ſchon
im=
mer eine ſchwere Zerreißprobe männlichen Könnens, und in keiner
Sportart wird der Körper auch nur annähernd ſo mitgenommen, wie
beim Tauziehen. Siegen wird immer die Mannſchaft, welche neben der
Beherrſchung der Technik über die größte Ausdauer verfügt. Daß die
Durchführung des Feſtes in beſten Händen liegt, braucht kaum erwähnt
zu werden. Dieburg, als Feſtſtadt weit und breit bekannt, wird alles
aufbieten, um ſeinen Gäſten den Aufenthalt ſo angenehm wie möglich
zu machen. Als Feſtplatz dient der ſtädtiſche Schloßgarten mit der
Feſt=
halle und den angrenzenden Sportplätzen. Das Protektorat des Feſtes
hat Herr Miniſterialpräſident Uebel, welcher Mitglied des feſtgehenden
Vereins iſt, übernommen. Stadt und Kreis Dieburg nehmen an dem
Feſte regen Anteil, und falls der Wetiergott ein Einſehen hat, wird das
27. Kreisfeſt des zweiten Kreiſes, verbunden mit dem 40jährigen
Jubi=
läum des feſtgebenden Vereins, ein Mazkſtein in der Geſchichte des
mit=
telrheiniſchen Kraftſportes werden.
Sporkkalender.
Fußball.
1. Feiertag.
3.00 Uhr: Sportverein 98 — Urberach (Stadion).
Polizeiſportverein — F.=C. Union (Polizeiſportpl.).
3.30 Uhr: Spog. Arheilgen — Mannheim 08 (Arh. Mühlchen).
Handball.
1. Feiertag.
2.30 Uhr: Sppg. Arheilgen (Damen) — 1. F.=C. Nürnberg
(Damen).
Handball.
1. FC. Rürnberg — Sporkvereinigung 04 Arheilgen.
Vor einigen Jahren weilte der Deutſche Meiſter ſchon einmal mit
ſeiner Liga=Erſatzmannſchaft, verſtärkt durch einige Spieler aus der
1. Mannſchaft in Arheilgen. Diesmal ſind es die Damenhandballer
des 1. F.C. Nürnberg, die bereits geſtern nachmittag bei der
Sport=
vereinigung angekommen ſind. Die Damen ſind nordbayer. Meiſter. Ihr
ſchärfſter Konkurrent waren die Damen der Sp.Vgg. Fürth, die im
Entſcheidungsſpiel mit 4:3 Toren knapp unterlagen. Arheiligen wird
ſich ſchwer ſtrecken müſſen, um gegen dieſen Gegner ehrenvoll
abzu=
ſchneiden. Das Spiel findet vor dem um 3,30 Uhr beginnenden
Fuß=
ballkampf gegen 08 Mannheim ſtatt. Beide Spiele, das Fußball= ſowohl
wie Handballſpiel verſprechen intereſſante Kämpfe und werden
hoffent=
lich den Beſſeren als Sieger ſehen.
Tgſ. 1875 Darmſtadk 2. — Turnp. Habitzheim 1.
Am 2. Feiertag, nachmittags 2 Uhr, ſtehen ſich obige Mannſchaften
auf dem Exerzierplatz gegenüber. Habitzheim, eine eifrige, flinke
Mann=
ſchaft, die ſchou gegen ſpielſtärkere Mannſchaften manche Ueberraſchung
brachte, wird auch morgen ihr Beſtes hergeben, um den Sieg an ſich zu
reißen. — Um 3 Uhr ſpielt die Jugendmannſchaft gegen Jugend
Wein=
heim. Die Weinheimer Jugend iſt Gruppenboſter und ſteht hier ein
ſehr intereſſante: Kampf bevor. Die Darmſtädter Jugend zeigte in
ihren letzten Spielen bedeutende Forwverbeſſerungen und wird, im
Sturm noch mehr abgeſpielt, den Badenſern eine harte Nuß zu knacken
geben.
Polizeiſporkverein — 5. C. Union Darmſtadk.
Die Begegnungen dieſer beiden Ortsrivalen hatten in Darmſtadt
immer ihre Anziehungskraft ausgeübt, und es ſteht zu erwarten, daß es
das am morgigen 1. Feiertage, nachmittags 3 Uhr, auf dem
Polizei=
ſportplatz ſtattfindende Spiel wieder tut. Dies iſt für die beiden
Mann=
ſchaften verpflichtend, denn nur ein ſchönes und ſchnelles Spiel wird
die Billigung der objektiven Zuſchauer finden. Bei der Beurteilung der
beiden Gegner kann nicht geleugnet werden, daß P. Sp.V. zurzeit in
ſeiner Spielſtärke zurückgegangen iſt, während man von „Union” das
Gegenteil behaupten kann. Man beachte nur, wie ſich letztgenannte
Mannſchaft vom Tabellenende nach einem guten Mittelplatz
emporge=
arbeitet hat. Es wird deshalb dieſes Spiel für den Platzinhaber eine
harte Aufgabe werden, die aber bei gutem Verſtändnis und dem
erfor=
derlichen Eifer zu löſen iſt. — Bemerkt wird noch, daß das Spiel auf
dem direkt neben dem Hauptfeld gelegenen Uebungsfeld ausgetragen
wird, um das neu eingeſäte Hauptfeld zu ſchonen. Aber auch dieſer
Platz befindet ſich in einem Zuſtand, daß er ein einwandfreies Spiel
ermöglicht.
Kreisliga. — Südheſſen.
Uober Pfingſten herrſcht reger Spielbetrieb im Kreis. Die
Ver=
bandsſpiele ſcheinen ihre Auswirkung auf die Privatſpiele verloren zu
haben, denn wir ſehen über die Feiertage ſämtliche Vereine in Front.
Soweit uns bekannt, ſind folgende Spiele abgeſchloſſen: Am erſten
Feiertag: Olympia Worms—Sportverein Zellhauſen. Dudweiler
(Saar)—Oſympia Lampertheim, V.f. R. Bürſtadt—F. V.
FrankfurdEcken=
heim, F.V. Biblis—F.V. Rumpenheim, Sportverein Horchheim-V.f. B.
Fricdberg, Starkenburgia Heppenheim—Fortung Edingen, Sportverein
Heihheim—F.C. Obertshauſen, Sportverein Pfeddersheim—F.V.
Raun=
heim, F. V. Hofhein—,Rheingold” Hamm.
Am zweiten Feiertag ſpielen: Olympia Lampertheim ſpielt im
Saargebiet, V.f.L. Lampertheim—F.V. Okriftel, F.V. Biblis—A=Meiſter
Niederwald, F.C. Wallſtadt—Sportverein Pfeddersheim, F.V.
Hof=
heim-V.f. R. Bürſtadt.
Nun haben die Vereine ausgiebige Gelegenheit, ihr Können under
Beweis zu ſtellen. Der Tabellenerſte har gegen Zellhauſen wohl einen
harten Stand, und auch die Lampertheimer Olympen werden im
Saau=
gebiet auf harten Widerſrand ſtoßen. Bürſtadt und Biblis komnen
durch die Freundfchaftsſpiele wieder in Fluß, und auch die übrigen
Ver=
treter unſeres Kreiſes werden ſo in freundſchaftlichem Wettkampf ihre
derzeitige Stärke erproben können.
Radfahren.
Einweihang der Stadion=Rennbahn Michelſtadt i. 9.
Ein ſportliches Ereignis erſten Ranges verſpricht die Einweihung
der neu erbauten Radrennbahn im Stadion Michelſtadt zu werden.
Nachdem für die anderen Sportarten, wie Ballſport und
Schwimm=
ſport, ſowie Leichtathletik die techniſchen Vorausſetzungen im Stadion
Michelſtadt in vorbildlicher Weiſe geſchaffen wurden, findet das
Sta=
dion in ſportlicher Hinſicht nunmehr eine wertvolle Ergänzung durch
den Ausbau der bereits zur Verfüzung geſtandenen Aſchenbahn für
radſportliche Zwecke. Die 400 Meter Bahn iſt durch entſprechende
Herrichtung und Kurvenüberhöhung in Zement zu einer erſtklaſſigen
Radrennbahn ausgebaut worden, deren feierliche Eröffnung am erſten
Pfingſtfeiertag in Anweſenheit und unter Mitwirkung hervorragender
Vertreter des Radrennſportes und anderer Radſportarten ſtattfinden
wird. Es ſind vorgeſehen: Eröffnungsrennen, Erſtfahren
Ausſchei=
dungsrennen, Vorgaberennen und Rennen nach Sechstageart. Am
Start ſind namhafte uhrer aus Darmſtadr, Frankfurt a. M., Gießen,
Stuttgart, Kaſſel und Köln, und zwar Sportsleute, die ſchon bei großen
nationalen Wettkämpfen im Frankfurter Stadion und anderen
Sport=
ſtätten hervorragend mitgewirkt haben, und als Sieger qualifiziert
werden konnten. Hervorzuheben iſt, daß u. a. auch Franke=Darmſtadt,
Gaumeiſter im 1 und 25 Kilometer Bahnrennen ſich am Start
be=
findet. Da außerdem zwiſchen dem württembergiſchen Meiſter (1.
Stutt=
garter Radfahrer=Verein 1886 e. V.) und dem Meiſter des Gaues 70
Heſſen=Darmſtadt (Radfahrerverein 1902 Michelſtadt) ein
Raſenrad=
ballſpiel ſtattfinden wird, bei dem ſich 2 etwa gleich=vertige Gegner
gegenüberſtehen, verſpricht der erſte Pfingſtfeiertag im Stadion
Michel=
ſtadt ein ſportliches Ereignis erſten Nanges zu werden. Die Heag läßt
einige ihrer neuen Autobuſſe in billiger Sonderfahrt von Darmſtadt
nach Michelſtadt und zurück gehen. Mit der Michelſtädter
Radrenn=
bahn iſt die 3. Radrennbahn im Volksſtaate Heſſen erſtanden.
SSK. Zu Beginn der Fifa=Tagung in Barcelona kam es um die
Vergebung der 1. Fußball=Weltmeiſterſchaft zu ſtürmiſchen. Debatten,
die dazu führten, daß die Entſcheidung vertagt wurde. Die Bewerber
ſind Uruguay und Italien.
In Karlsruhe fand vor 7000 Zuſchauern ein Länderſpiel der
Ar=
beiterſportler Deutſchlands und der Schweiz ſtatt, das die Deutſchen
knapp 5:4 (1:2) gewinnen konnten.
Eintracht Frankfurt geſtaltete ihr erſtes Gaſtſpiel in der Schweiz
gegen eine St. Gallener Städtemannſchaft ſiegreich. Sie gewann nach
überlegenem Spiel 4:2 (1:0).
Die J.B.U. hielt in Brüſſel eine Tagung ab, in der beſtimmt
wurde, daß in Zukunft „Offizielle” nur noch anerkannt werden, wenn
ſie weder Berufsboxer ſind, noch geweſen ſind.
Das Davispokalſpiel zwiſchen Holland und Aegypten ſteht nach dem
erſten Tage überraſchenderweiſe 1:1.
33. Preußiſch=Süddeniſche Klafſen=Lotkerie.
1. Tag der 2. Klaffe. In der Vormittags=Ziehung vom
17. Mai fielen: 2 Gewinne zu je 10000 RMN. auf Nr. 167 439;
2 Gewinne zu je 3000 RM. auf Nr. B2886; 6 Gewinne zu je
1000 RM. auf Nr. 3313, 9 352, 162 269; 8 Gewinne zu 800 RM. auf
Nr. 83 6B, 170 582, 308 300, 395 518; 30 Gewinne zu je 500 RM.
auf Nr. 14 615, 37 181, 41614, 61274, 63 743, 87 952, 98 855, 104 888,
135 890, 147 063, 217 678, 220 194, 308 779, 381 491, 386 334! ferner
wurden gezogen: 98 Gewinne zu je 300 RM. und 232 Gewinne zu je
180 RM. — In der Nachmittags=Ziehung fielen: 2 Gewinne
zu je 5000 RM. auf Nr. 392 782; 2 Gewinne zu je 2000 MM. auf Nr.
131 899; 4 Gewinne zu je 1000 RM. auf Nr. 194 542, 20 997; 8
Ge=
winne zu je 800 MMM. auf Nr. 31 222, 176 368, 187 87, 306 564; 14
Ge=
winne zu je 500 GM. auf Nr. 87 850, 116 767, 160 499, 278 062, 286 839,
313 509, 384 988; ferner wurden gezogen 90 Gewinne zu je 300 RM.
und 220 Gewinne zu je 180 RM. — (Ohne Gewähr.)
Geſchäftliches.
Das weithin bekannte Spezialgeſchäft für Schreinereibedarf die
Firma L. Meinhold u. Co. Frankfurt a. M., hat ihr Hauptlager
nach Eytelweinſtr. 5 (Oſtbahnhof) verlegt und wird in den
ſeit=
herigen Räumen, Falkengaſſe 5, eine Stadtverkaufsſtelle in erweitertem
Umfange betreiben. Das Lager Markt 37 fällt damit weg. Die
Neu=
anlage in der Ehtelweinſtraße enthält mehrere ſehr große Lagerhallen,
ſämtlich mit Gleisanſchluß, die ſpeziell für die Artikel
Sperrholz=
platten, Furniere, ausländiſche Hölzer und ſonſtige
Schreinerei=
bedarfsartikel hergerichtet wurden.
Rundfunk=Programme.
Frankfurt.
Sonntag, 19. Mai. 8: Deutſche Evang.=Ref.=Kirche: „
Morgen=
feier. Anſpr. Kirchenrat D. Wilh. Lueken. Mitw.:Adele Metz
(Sopran), F. Becker (Orgel), F. Engert (Violoncell).:O 11:
Bezirks=
jugendpfleger Grebenſtein: Jugend und Lebensreform. O 11.30:
Elternſtunde: E. Augenreich: Gemeinſchaftsarbeit zwiſchen Schule
und Elternhaus. e 12.30: Orgel=Konzert. Ausf.: Kirchenmuſikdir.
Peterſen. O 15.30: Jugendſtunde: Märchen: Hanna Lüngen:
Hilf=
teiche Heinzelmännchen. O 16.30: Stuttgart: Konzert des Funkorch.
0 18: Rektor Ullius: Maifeier und Pfingſtzeit im Heimatdorf.
— Dr. Horny: Ein Beſuch in der ſchwediſchen Saatzuchtanſtalt
Swalöf. 6 19: Alfred Bock, Vorleſung aus eigenen Werken. O 20:
Sport. O 20.30: Muſikaliſch=Lierariſche Pfingſtveranſtaltung. Haydn:
Sinfonte in Edur (Le midi, der Mittag) — Jammes: Franziskus
und die Tiere a. d. „Haſenroman” — Mozart: Bald muß ich dich
verlaſſen, Arie für Baß und Orch. — „Pfingſten” aus dem
Heliand”. — Bruckner: Tedeum für Soloquartett, Chor und Orgel.
Ausf.: Ria Ginſter (Sopran), Luiſe Richartz (Alt), Johann Willy
(Baß), Rezitationen, Reinhold Merten (Orgel), Funkorch.
Montag, 20. Met. 8: Katholiſche Morgenfeier. Anſprache:
Pfarrer Eckert. Mitw.: E. Lehr =(Sopran), Sanct=Bernardus=
Kirchenchor, Frankfurt, Eberhard Knödgen (Orgel). e 11.30:
H. Grüger: Muſik im Kindergarten. O 12: Konzert der=Spielleute
der Freien Turnerſchaft Eberſtadt. S 13: Landwirtſchaftskammer
Wiesbaden. O 13.15: Kaſſel: Ein Gang durch die Staatl. Gemälde=
Galerie: Franz Hals vor dem Mikrophon. Leitung: Prof. Dr.
Luthmer. o 16: Jugendſtunde. Rektor Schiller: Wie werden die
Leibesübungen durch die Gemeinden gefördert? 16.30: Konzert
des Funkorch.: Operetten. Mitw.: Eliſabeth Friedrich (Sopran).
O 18: Literariſche Veranſtaltung. Hölderlin: Aus Hyperion” —
Kaiſer: „Friedrich und Anna”, Einakter. — Schlegel: Aus „Lucinde‟.
Ausf.: Mitglieder Frankfurter Bühnen. 19: Zither=Konzert.
Ausf.: Martin, Hofler. 19.45: Sportnachrichten. 20.15:
Ferdinand Raimund und ſeine Märchenwelt. Hofmannsthal:
Rai=
munds Zauberſpiegel. — Raimund: Theaterrede. — Aus der
Zauberpoſſe. Der Barometermacher auf der Zauberinſel”. —
Rai=
mund: Selbſtbiographie. — Aus dem Zauberſpiel „Der Diamant
des Geiſterkönigs”. — Reiberſtorffer: Raimund als
Zuckerbäcker=
lehrling. — Aus dem romantiſchen Zaubermärchen „Der Bauer als
Millionär”. — Hochzeit ohne Bräutigam. — Aus dem Zauberſpiel
„Die gefeſſelte Phantaſie‟ — Grillparzer: Der Dichter auf dem
Baum. — Aus „Der Alpenkönig und der Menſchenfeind‟. — Holtei:
Namund und Grillparzer in der Menagerie. — Aus dem
Zauber=
ſpiel „Die unheilbringende Krone‟. — Coſtenoble: Raimunds Tod.
— Aus dem Zaubermärchen. Der Verſchwender”, Ausf.: Anita
Franz (Sopran), Dr. Fortner (Vortrag und Rezitation). A. Resni
(Tenor). Funkorch. O Anſchl.: Schallplatten: Koloraturſängerinnen.
Darauf: Tanzmuſik der Kapelle Pinkus=Langer.
Königswuſterhauſen.
Deutſche Welle. Sonntag, 19. Mai. 7: Zoologiſcher Garten:
Frühkonzert. O 8.55: Stundenglockenſpiel der Potsdamer
Garniſon=
kirche. O 9: Morgenfeier. Anſpr. Pfarrer Pfeiffer, Tempelhof.
Anſchl.: Glockengeläut des Berliner Doms. 11.30: Großes
Schauſpielhaus: Mandolinenorcheſter=Konzert. Berliner Mandolinen=
und Lauten=Orch. und Mandolinenklub „Sonate 1907‟. 0 13.05:
Mittagskonzert der Kapelle Ernſt Rooſz. O 15.30: Märchen. 16:
W. Scholz: Lehrerſchaft und Leibesübungen (Zum Deutſchen Lehrer=
Sportfeſt in Dresden). O 16.30: Unterhaltungsmuſik: Kapelle Otto
Kermbach. O 19: Prof. Dr. Saitſchick: Auferſtehung und
Aus=
gießung des Geiſtes. 19.30: W. C. Gomoll: Das Lawra=
Kloſter zu Kiew, dem ukrainiſchen Moskau. O 20: Orcheſterkonzert.
Funkorch. Mitw.: Vera Schwarz (Sopran). O Während einer
Pauſe: Bildfunk. O Danach: Tanzmuſik. Kapelle Gerh. Hoffmann.
Geſangs=Einl.: Rob. Koppel (Bariton). O Während der Pauſe:
Bildfunk.
Deutſche Welle. Montag, 20. Mai. 6.30: Frühkonzert.
Ueber=
tragung. 8.55: Glockenſpiel der Potsdamer Garniſonkirche. o 9:
Morgenfeier. Anſpr.: Erzprieſter Pfarrer Dr. Pelz (St. Auguſtinus).
6 Anſchl.: Glockenſpiel des Berliner Doms. O 12: Konzert. Orcheſter
Schmidt=Gentner. O 14: Schach. O 14.30: Viertelſtunde für den
Landwirt. O 14.45: Marktlage und Wetter. o 15: Geh. Reg.=Rat
Löhr: Die diesjährige Tagung des Comité Conſultatif in Genf
und die deutſche Landwirtſchaft. o 16: Dr. Albrecht:
Gegen=
wartsprobleme internationaler Tierſchutz=Beſtrebungen. o 16.30:
Schallplatten: Opern=Arien. o 17: Uebertragung von der
Rem=
bahn Hoppegarten. Jubiläums=Preis. Am Mikrophon: Chefredakteur
Lüdecke. o Anſchl.: Teemuſik. Kapelle Geza Komor. o 18: Prof.
Dr. Saitſchick: Michelango und Rafael. 0 19.25: Einführung zu
der nachfolg. Opern=Uebertragung. o 19.30: Staatsoper: „
Hoff=
manns Erzählungen”. Phantaſtiſche Oper i drei Akten von J.
Offenbach. — Während der Pauſe: Bildfunk. Danach:
Tanz=
muſik. Fred=Bird=Tanzorch. — Während der Pauſen: Bildfunk.
Wekkerbericht.
Die Beſſerung der Wetterlage wurde durch den Einfluß der
Rand=
ſtörung des öſtlichen Tiefdruckgebietes unterbunden. Mit Ausnahme
des Küſtengebietes regnete es heute morgen in faſt ganz Deutſchland,
und die Morgentemperaturen lagen vielfach unter 10 Grad Celſius.
Das ausgedehnte Hochdruckgebiet, das ſich von Skandinavien in
ſüd=
weſtlicher Richtung hin, nach Frankreich hin, erſtreckt, hat in ſeinem
Kerngebiet ſich weiter gekräftigt und weiſt im Norden Barometerſtände
von nahezu 780 Millimeter auf. Mit Beendigung des
Störungsein=
fluſſes wird ſich mehr die Herrſchaft des hohen Drucks durchſetzen, ſo daß
ſich die Pfingſttage das Wetter freundlicher geſtalten wird. Jedoch
bleibt es noch kühl, und die ſpäter einſetzende Erwärmung geht nun
langſam vonſtatten.
Ausſichten für Sonntag, den 19. Mai 1929: Kühl, anfänglich wolkig,
ſpäter aufheiternd, meiſt trocken.
Ausſichten für Montag, den 20. Mai 1929: Leichte Erwärmung,
teils wolkiges, teils aufheiterndes Wetter.
Hauptſchriftleltung: Rudolf Mauve
Verantworflich für Pollik und Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feuiſſeton, Reich und
Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe; für Sport: Dr. Eugen Buhlmann;
ſür den Handel: Dr. C. H. Queiſch; für den Schlußdienſt: Andreas Bauer; für
„Die Gegenwart”: Dr. Herbert Neite; für den Inſeralentell: Willp Kuhle; Druc
und Verlag: C. C. Wittich — ſämtlich in Darmſfadt
Für unverlangte Manuſtripte wird Garantie der Rückſendung nicht übernommen.
Die heutige Nummer hat 24 Seiten.
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Iſt es nicht ſonderbar, daß man mit wenigen Stunden
Schnellzugfahrt eine ganze Jahreszeit gewinnt? Hier wird
es eben grün, blühen zögernd die erſten heimiſchen Bäume,
und nur die üppigen Magnolien, die aus den Cropen
ge=
kommen ſind, ſtrotzen in ihrer bunten Fülle — aber an der
Bergſtraße blühen weit und breit die weißen
Obſt=
bäume, ja oft ſind die ſtillen ſchmalen Graswege, die ſich an
den Hängen durch die Obſtgärten ziehen, ſchon mit
herab=
gefallenen weißen Blütenblättern überſtreut, denn die
früheſten Sorten ſind hier bereits am Verblühen. Aber es
bleibt auch in der nächſten Seit genug zu ſehen — ſtehen
doch die Apfelbäume noch ganz in grünen Knoſpen und die
blühenden Kirſch= und Birnbäume in allen Stadien der
Blüte.
Von der Bahn hat man die blühenden Hänge geſehen,
aber in den kleinen freundlichen Städtchen ſieht der
Früh=
ling wieder ganz anders aus: hier zwiſchen dem altersgrauen
Mauerwerk ſteht ſo ein weißer Blütenbaum wie ein
un=
wahrſcheinlicher, ſchöner Craum. Was ſind das für
ent=
zückende ſtille Gärten, die an den alten Stadtmauern liegen!
Ernſt, faſt ſtreng, ſind ſie von den hohen Mauern
um=
ſchloſſen, aber in dem umfriedeten Naum atmet das Leben;
aus dem ſaftigen Grün des alten Bodens blühen die
merk=
würdigen Kaiſerkronen, zittern die roſablaſſen fliegenden
Herzen, ſteigt der wunderlich gewundene dunkle Stamm eines
Kirſchbaumes auf, und oberhalb der Mauer, als ſprenge er
dieſe geſchloſſene Enge, breitet er ſeine Aeſte weit aus, an
deren ſchwarzem knorrigen Holz die ſtrahlendweißen,
leuch-
tend=reinen Blüten armdick ſitzen. Manchmal blüht das zarte
Weiß aus einem trolſtoſen Gewirr armſeliger kleiner Höfe
auf, dann wieder aus großen reichen Gärten, auf deren weite
gepflegte Naſenflächen ſie ihre Sweige tief niederhängen,
faſt bis auf die hochmütigen gelben Culpenbeete. Oft ſieht
man auch das Noſa der blühenden Aprikoſenſtämmchen, aber
es wirkt eigentlich zu ſüß, um neben dem edlen einfachen
Weiß beſtehen zu konnen.
Der Friedhof war der letzte Garten der Stadt, nun
gehen wir über die grünen Hänge und nun iſt das ganze Land
ein großer Garten. Der Sonne und dem Süden hingegeben,
wartet hier der ſchwere Boden auf den Samen, um ihn
tauſendfältiger Frucht wiederzugeben. Keine Säune trennen
die Gartenſtücke, als ob hier, wo jeder hat, keiner dem
andern etwas nehmen wolle. Schmale grüne Naine ſind die
Grenzen und kleine Graswege, oft zierliche Creppchen mit
vielen Stufen aus Erde. Die Feldwege für die Wagen
führen durch tiefe Böſchungen, deren ſattes Grün von dem
blaſſen Lila der Caubneſſeln und den köſtlich blauen Blüten
des Immergrüns durchwirkt ſind. Schlüſſelblumen ſtehen am
Nande — bräunliche Erde, grünes Gras, zart=bunte
Blumen, weiße Blütenbäume ſoweit man ſehen kann, und die
Luft voll von ſüßem Duft, das iſt der Frühling an der
Bergſtraße — man vergißt hier, daß wir doch eigentlich
acht Monate Winter und dann vier Monate keinen
Som=
mer haben.
Die Bäume ſind von allen Altersſtufen — von den
kleinen dünnen Stämmchen, die, noch ohne Sweige, an
ihrem ſchwanken Ende die erſten Blüten tragen, bis zu den
großen mächtigen mit ihren hochanſteigenden Stämmen mit
den gewaltigen Aeſten und den vielen Sweigen, die ſich
wie=
der der mütterlichen Erde zuneigen, von denen jeder Baum
in ſich ruht wie eine Welt. Jetzt bricht die Sonne durch,
die Wolken ziehen zum Odenwald hinüber, und wie nun die
Pracht der weißen Kronen gegen den tiefblauen Himmel
ſteht, wie jeder Baum, jede Blume, jeder Grashalm von
einem ſtrahlenden Licht umfloſſen iſt, das aus unendlichen
Weiten auf die Erde ſtrömt, das den roſa Blütenblättern
der Aprikoſenbäume die Süße nimmt, indem es ſie auflichtet
und ſo ein Bäumchen daſteht, als trüge es ebenſoviel zarte
klare Flämmchen wie Blütenblätter — da wird die
Er=
innerung wach an den erſten Menſchengarten.
Aber wir ſind aus dem Paradies vertrieben. Das iſt das
Beſondere an dieſen Wanderungen über die Nandwege der
Bergſtraße: nie verliert man ſich ins Odulliſche. Von den
köſtlichen Frühlingsfreuden der Schlüſſelblume, der
Kirſch=
blüte fällt der Blick immer wieder auf die mächtige Weite
der Rheinebene und damit auf ein umſtrittenes Stück
Europa, und am Horizont erinnern die rauchenden Schlote
von Mannheim und Ludwigshafen daran, wieviel Menſchen
bei uns leben müſſen, ohne einen Garten, ohne auch nur ein
Stück Boden unter den Füßen zu haben.
Blumen aus aller Welt
in unſern Garten.
„Bis auf dieſen Cag hat die Erde nichts Schöneres
her=
vorgebracht als die Blumen.” — An dieſes Wort
Maeter=
lincks werden wir jetzt erinnert, da uns endlich nach langem
Harren die bunte Wunderfülle der lieblichſten Kinder der
Natur in den Gärten und auf den Wieſen, in Feld und
Wald und als reicher Strauß in glücklicher Menſchenhand
entgegenſtrahlt. Ein=unendlicher Reichtum von Blumen
er=
freut uns heute, eine ſchier unerſchöpfliche Mannigfaltigkeit
von Arten und Formen, die uns wie kaum etwas anderes
den fruchtbaren Schöpfergeiſt der Natur offenbart. Erſt
ſeit etwa einem Jahrhundert ſtrömt uns unaufhörlich eine
Fülle von Blumen zu, während ſich frühere Jahrhunderte
mit einer viel beſchränkteren Auswahl begnügen mußten.
Bei dieſer ſteten Bereicherung unſerer Gärten müſſen wir
zwei Wege unterſcheiden: den der Einführung von
Wild=
formen aus der Heimat und den der Süchtung von
Kultur=
formen in unſeren Gärtnereien. Die letztere Art der
Gar=
tenbereicherung iſt die wichtigere, aber ſie hat zur
Vorbe=
dingung, daß erſt wilde Arten aus allen Weltteilen
ge=
ſammelt werden, die ſich zur Süchtung neuer Kulturformen
eignen. So iſt denn die Entdeckung neuer „Pflanzen, die Suche
nach neuen Formen die uralte Grundlage für die Gewinnung
unſeres Blumenflors geweſen. Die erſten Neiſenden, die in
fremde Länder vordrangen, brachten auch die erſten Blumen
in die Gärten unſerer Heimat. Die Wanderungen ganzer
Völker führten zum Bekanntwerden der Pflanzen. Aber
die Hahl der Blumen, die in den Gärten des Altertums
blühten, war doch verſchwindend klein gegenüber der, die
heute zur Verfügung ſteht, und von den reicheren Wundern,
die im ſernen Oſten, beſonders bei den Chineſen, gediehen,
wußte man lange Seit nichts. Als die Nömer und die
Mönche die erſien Gartenblumen in Deutſchland heimiſch
machten, da waren es nur die, die heute der einfachſte
Bauerngarten birgt: Noſe und Lilie, Veilchen und Päonie,
Ningelblume und Narziſſe. Aus den Kreuzzügen brachte
man wohl manche Blume von den Arabern und den Mauren
mit, aber vielgeſtaltiger wurde die Pflanzenwelt unſerer
Gärten erſt im Seitalter der Nenaiſſance, als man die Natur
von neuem entdeckte.
Damals widmeten die ſogenannten „Pflanzenväter” der
heimiſchen Botanik größere Aufmerkſamkeit und brachten
manch beſcheidenes Pflänzchen aus Wieſe und Wald zu
vollerem Blühen und ſchönerer Färbung im Garten. In
den botaniſchen Gärten aber zog man die ſeltſamen
Ge=
wächſe aus fernen Landen, die ſeit dem Seitalter der
Ent=
deckungen erſchloſſen waren. Da gab es Jonquillen und
Ca=
zetten, Cuberoſe und Jasmin, Sonnenblume und Amaryllis,
Aloe und Flieder. Schon der erſte Meiſter der
wiſſenſchaft=
lichen Botanik, Caſpar Bauhin, beſchrieb 6000 verſchiedene
Arten, und dieſe Sahl war zu Anfang des 19. Jahrhunderts
auf 27 000 Pflanzen geſteigert, die in den engliſchen Gärten
heimiſch waren. Heute iſt auch dieſe Siffer weit überholt,
und ſchier unzählbar iſt die Menge der Blumenarten und
Formen, die uns zur Verfügung ſteht. Das 17.
Jahr=
hundert brachte den erſten „Blumenrauſch” über die
Menſch=
heit. Der holländiſche „Tulpenwahn” war das erſte
Bei=
ſpiel einer im großen betriebenen Pflanzenzüchtung, der ſich
dann mit Beginn des 19. Jahrhunderts die Durchzüchtung
anderer Blumen, wie der Noſe und der Dahlie, anſchloß.
Nun erſt begann das ſuſtematiſche Sammeln ausländiſcher
Pflanzen, und zwar gingen hier die Engländer voran, die
mit der gewaltigen Entfaltung ihres Weltreiches immer
neue Blumen auffanden und den Grund zu der Blütenfülle
im heutigen Garten legten. Mit ihnen arbeiten jetzt auch
Vertreter anderer Völker Hand in Hand, und auch viele
Deutſche ſind im Auftrag engliſcher Eirmen ausgezogen.
Die größten Schätze hat uns China geboten, und von den
fruchtbaren Cälern und Gebirgen des Reichs der Mitte
dürfen wir noch ſo manche Ueberraſchung für unſern Garten
erwarten. Von dieſen neuen Pflanzen kann faſt jede eine
romantiſche Geſchichte erzählen von gefahrvollen und
müh-
ſeligen Wanderungen des Entdeckers, von jahrelanger,
ziel=
bewußter Mühe des Süchters. Auch um unſere Blumen hat
man kämpfen müſſen, mögen es nun Orchideen ſein, die dem
fieberſchwangern, von Naubtieren und Giftſchlangen
bevöl=
kerten Cropenwald abgerungen wurden, oder die leuchtenden
Kinder der Hochalpenwelt, zu denen Eis und Schnee,
La=
winen und Felsgrate den Weg verſperrten. Altbekannte
Pflanzen haben durch die Entdeckungen in Weſtchina eine
ganz neue Schönheit gewonnen. Man denke an unſere
Him=
melsſchlüſſel, an die Aurikel der Alpen, die durch
artver=
wandte Cypen Chinas eine ſeltſame Steigerung ihres
Wertes erfuhren. Wie bei den Primeln, ſo ſind bei den
Alpenroſen, beim Flieder, beim Enzian überraſchende
Süch=
tungen durch die Kreuzung mit dieſen Kindern aus dem
Himmliſchen Neich gelungen. Keine Gegend der gemäßigten
Sone hat unſern Gärten ſoviel Blumen zugeführt wie China.
Dies gilt auch für die immergrünen Hölzer und für die
Stauden. Solche Einwanderer ſind z. B. die Nodgerſien,
die majeſtätiſchen Wieſenrauten, die Kräuter Senecio und
Veitchianus. Die Sahl dieſer Beiſpiele ließe ſich ins
Un=
endliche vermehren, denn der Schatz an Blumen, den die
Natur über die ganze Erde verſtreut hat, iſt ungeheuer groß,
und überall warten noch Blumenwunder auf die Entdeckung
und Einbürgerung bei uns.
ek.
HAAHAEHAANHÄIEEAHIR
HEEHAnA
Der Pfingſtochſe.
Von Friedrich Arenhövel.
Der beſte Maſtochſe des Bauern Hinrich Quengel trug den
wohlklingenden Namen Ambroſius, den der Bauer ſeinem
Kalen=
der entlehnt hatte. An dieſem Cage fand alljährlich der größte
Viehmarkt der Provinz ſtatt. Daraus mag man erkennen, daß
der Sataliſt Quengel bezüglich ſeines Ochſen eine optimiſtiſche
Ader hatte. Optimismus behält faſt immer recht. So auch hier;
Ambroſius legte aus wie kein anderer Maſtochſe weit und breit.
Vorn fraß er in geſitteter Gleichmäßigkeit und Beharrlichkeit,
um die Mitte herum ſchlug alles gut an und weiter rückwärts
vollendete ſich ein pflichterfülltes Daſein in folgerichtiger
Ordnung.
Wenn man zugeben will, daß die Sucht von Maſtochſen ein
ſoziales Beginnen iſt, ſo muß man es als menſchliche
Vervoll=
kommnung betrachten, daß Quengel das Wohl des AAmbroſius
höher ſtellte als die Ernährung ſeiner Samilie. Er umhegte den
Ochſen mit allen Mitteln, die ſein Inſtinkt und der Cierarzt ihm
empfahlen. Wie ein Alchemiſt hockte der dickſchädelige Bauer
in der ſpinnenverwobenen Ecke des Stalles am Fenſter und
prüfte mit Säuren und Laugen die wichtigen Dinge, die
Am=
broſius phlegmatiſch fallen ließ.
Hinrich Quengel war als Bräutigam eine Cranlampe, als
Ehemann und Kindsvater eine nörgelnde Oelfunzel geweſen; als
Ochſenzüchter aber flammte ſein Temperament in fanatiſchen
Sanalen zum Himmel des Ruhmes empor. Er riß ſich in
begreif=
licher Leidenſchaft von dem ehelichen Alkoven los, quartierte ſich
in den Stall des Ambroſius um und durchwachte glückhaft
ge=
ſchwollene Nächte, in denen er dem ambroſiſchen Schlampen und
Rülpſen des Wiederkäuens andächtig lauſchte. Eine alte
Weis=
heit lehrt, daß kein Mann glücklicher ſei als der, der in einem
erhabenen Vorbild aufzugehen vermag. Das tat der Bauer
Quengel in ſeinem Ochſen Ambroſius. Keine größere Seligkeit
hätte er ſich auszudenken vermocht, als, dem Ambroſius gleich,
einen Panſen zu haben, einen Labmagen und die übrigen
be=
wundernswerten Einrichtungen des zukünftigen Preisgekrönten.
— Wenn Quengel in dieſen unruhevollen Nächten geahnt hätte,
daß kein anderer als er, Quengel ſelbſt, vom Schickſal auserſehen
war, den Ochſen um ſeine Krone zu bringen, er hätte ſich an dem
ambroſiſchen Schwanze mit der fein gekämmten Quaſte erhängt.
Wenige Wochen vor Pfingſten machte ſich nun Otto Fehrs,
der Ortsvorſteher, auf den Weg zum Himmel. Hätte der biedere
alte Sehrs gewußt, wer ſein Nachfolger werden würde, ſo wäre
er wohl noch ein Jährchen geblieben.
Als Hinrich Quengel von dem Code erfuhr, erhob die
Schlange des Swieſpaltes ihr züngelndes Haupt in ſeiner Bruſt:
„Wer ſoll nun wohl Ortsvorſteher werden?!“ — In dem
breit=
ſchlächtigen Quengelkopf begann es zu gären. Wie ei köpfender
Moſt hub ein neuer Ehrgeiz zu ſchäumen an. Um Mitternacht lag
er wie immer neben ſeinem Ochſen, aber die Schſucht hatte ihn
völlig in ihre Klauen genommen. Er glaubte mit einem Male
nicht mehr an den Sötzen Ambroſius! — Daß nämlich etwa ſie
alle beide, er und Ambroſius zugleich, die höchſte Stufe ihrer
irdiſchen Vollkommenheit erklimmen könnten, das glaubte der
Sataliſt Quengel nicht einen Augenblick. Nun kam es ihm ſo
vor, als ob ein Rivale ſich da in breiter Behaglichkeit auf
Quengels Stroh wälzte, in ſeinem Stall, von ſeinem teuren
Sütter bis zum Platzen gefüllt. Als dann der brave Ambroſius
den Speiſebrei mit wohlgefälligem Gurgeln zum Wiederkäuen
auforgeln ließ, da ſchmähte der Bauer den anderen Prätendenten
plötzlich: „Igitt: — Du Swienegel!”
Dieſe ſchweren ſeeliſchen Konflikte fanden eine Klärung, als
Quengel bei dem Cotenſchmaus über dem Grabe des guten alten
Sehrs hörte, daß die Kleinbauern einen der ihren, den derzeitigen
ſtellvertretenden Ortsvorſteher, nämlich Konrad Dümmel, als
Kandidaten für die höchſte Dorfwürde aufſtellen wollten. So war
die pfiffige Ueberlegung des vom Leichenbier betrunkenen
Quen=
gel: Mancher hatte ſchon das große Los gezogen; niemals aber
hatte jemand bei einer Siehung die beiden Haupttreffer
ge=
wonnen. Wenn alſo Quengel den Ambroſius an Dümmel
ver=
kaufte, dann konnte Dümmel unmöglich Ortsvorſteher werden.
Denn daß Ambroſius als Ochſe nicht ſeinesgleichen finden würde,
daran hielt der Optimismus Quengels feſt.
Konrad Dümmel grinſte noch blöder, als ihn iHnrich Quengel
dünkte. Er beguckte den prächtigen Ambroſius von vorn und
hinten, von beiden Seiten, kroch unter ihm im Miſt umher,
be=
fühlte ſeinen Bauch, trat ihn ein paarmal in die Weichen, daß
es böllerte, hob den Schwanz des Ochſen und ſagte ſchließlich
mit dummdreiſtem Cenor: „Dat heff ick mi woll dacht —
„Wat heſt du Döskopp di dacht?!” begehrte Quengel auf.
Er erfuhr es nicht, denn die Crümpfe, die ein Segner nicht in
der Hand hat, läßt er höchſtens ahnen. — Der Handel endete
damit, daß Dümmel ſich högte, für den Maſtochſen weniger
be=
zahlt zu haben als für eine ausgemilchte Kuh. Quengel aber
lachte mit ſchadenfroh raſchelnden Händen hinter den beiden
ehemaligen Nivalen her. So weit war nun alles in ſchönſter
Ordnung.
Am Pfingſtſonntag ſaßen die beiden Kandidaten Quengel und
Dümmel an zwei verſchiedenen Ciſchen in der Wirtsſtube.
Nebenan, in dem biermodrigen Saal, nöſelte die Stimme des
Lehrers die Stimmzettel vor. Erſt kamen die Ochſen dran, und
der gehäſſige Lehrer, der ſelber gern Ortsvorſteher geworden
wäre, machte ſich und der pfingſtfrohen Mehrheit im Saale die
Freude, ſtatt der Namen der Ciere auszurufen: „Ochſe Maier!
— Ochſe Dümmel alias Quengell — Ochſe Sehrs! — Ochſe
Dümmel alias Quengel!” — Die Grundfeſten der Wirtſchaft
bebten von dem Saalgelächter.
„Dat geiht mi garnix an —”, ſtichelte Quengel nach ſeinem
Gegner.
„Hö?” grinſte Dümmel tückiſch, „is Ochſe ſlechter als Alias?”
Das fand Quengel im Grunde auch fraglich. — (Dann aber
kam für beide die ſchlimmſte Viertelſtunde. Der Ausruf der
Stimmzettel für die Gemeindevorſteherwahl hatte begonnen:
„Dümmel — Dümmel —‟. Es war Quengel, als ob ihm jemand
zweimal mit einem Holzhammer auf den Schädel geſchlagen hätte.
— „Quengel! — Dümmel! — Quengel! — Quengel! —‟ Jetzt
wurde Dümmel krumm und klein. Das quengelte und dümmelte
hließlich ſo durcheinander, daß keiner von beiden mehr wußte,
ob er Quengel oder Dümmel war. Endlich tat ſich die Cür auf,
der Gemeindediener erſchien und rief: „Der Kleinbauer Dümmel
wird vom Wahlvorſtand gebeten!‟ Dümmel erhob ſich auf ſeine
zitternden Krummbeine. „Nix för ungod —”, höhnte er zu
Quengel hinüber.
„Setzen Sie ſich!” ſchnauzte der Lehrer den Bauern an. „Als
ſtellvertretender Gemeindevorſtand obliegt es Ihnen, das
Prä=
miierungsprotokoll ſowie die Wahlurkunde an erſter Stelle zu
unterzeichnen.‟ Er ſchob Dümmel die Dokumente unter die
Nechte: „Schreiben Siel. Hier iſt die Feder. — Eintauchenl —
Da oben: Maſtochſe Ambroſius. — So. — Hier Unterſchrift:
Konrad Dümmel. — So. Fertig. — Hier Großbauer Hinrich
Quengel — Hin — rich — Quen — gel. Unterſchrift — So.
Fertig! — Jetzt bitte der Wahlausſchuß und die Herren
Bei=
ſitzer!" —
Sweimal zwanzigmal kratzte die malträtierte Feder über das
Papier. Dann war’s geſchehen. — Als der Lehrer die
Doku=
mente zurückbekam, kriegte er einen kleinen Schreck. Dann aber
lächelte er ſchadenfroh; eine merkwürdige VVerwechſlung war
geſchehen.
Eine Viertelſtunde ſpäter, nach feierlichem Aufmarſch und
Crompetentuſch entfaltete der Herr Landrat auf dem Feſtplatz
während der einleitenden Worte die beiden Dokumente über den
gekrönten Häuptern des Ambroſius und des Bauern Hinrich
Quengel und ſprach feierlich:
—— und ſo, liebe Freunde, verleſe ich Euch das Neſultat
Eurer Wahl. Volkes Stimme iſt Gottes Stimmel — Und wenn
auch Ambroſius nur ein Ochſe iſt, ſo iſt ſein herrliches Gedeihen
doch ein Seichen der Gnade, die über Eurer Gemeinde waltet.
— Der Obrigkeit aber, Euch von Euch ſelber geſetzt, ſeid Ihr
gehalten zu folgen und nachzueifern, wohin ſie auch des Weges
gehe! — Ich verleſe die Urkunden: Am heutigen Cage,
Pfingſt=
ſonntag, den 27. Mai, anno 1928 wurde laut geheimer
Gemeinde=
wahl, vom Wahlvorſtand geprüft und gezeichnet, von den Herren
Beiſitzern genehmigt und ebenfalls gezeichnet, der Maſtochſe
Am=
broſius, Süchter Kleinbauer Konrad Dümmel, zum — zum —
zum
Der Landrat ſtockte. Entgeiſtert ſtarrte er auf das Papier,
blickte auf den Amtsſtempel der Gemeinde, raffte ſich an der
Erſcheinung dieſes geſetzlichen Wahrzeichens zu dem Mut der
Wahrheit auf und las weiter: „— der Maſtochſe Ambroſius
zum Ortsvorſteher von Sengſtaken gewählt.”
Dieſe Mitteilung löſte keinen Beifall aus. Die ganze
Feſt=
wieſe ſchien eine Koppel voller Ochſen geworden zu ſein. Nur
der Lehrer hatte ſich verdrückt. Und die Geſichter wurden nicht
ein bißchen klüger, als der Herr Landrat verlas, daß dem
Groß=
bauer Hinrich Quengel laut Urxeil der Prämiierungskommiſſion
der Citel eines Pfingſtochſen des Jahres 1928 zuerteilt
wor=
den wäre.
Quengel faßte das Ereignis nicht. Ihm war irgendwie, als
wären nun doch die beiden Haupttreffer in eine geſpenſterhafte
Hand geraten.
Bei Dümmel begann es zu dämmern. Er kratzte ſich ſeine
Kopfſchwarte.
Und wer den Verlauf der ganzen Geſchichte kennt, muß wohl
zugeben, daß der ſtellvertretende Ortsvorſteher ganz im Sinne
des neugewählten ſeine letzte Amtshandlung ausgeführt hatte.
VonHimmelfahrt bis Pfingſten.
Eine heitere Novellette von Carry Brachvogel.
„Herrlicher Pfingſtaufenhalt. Hiſtoriſch hochintereſſantes
Städtchen, von Wäldern umgeben, reine ozonreiche Luft,
präch=
tige Spaziergänge, Fernſicht auf die Gebirgskette, beſte
Ver=
pflegung bei mäßigen Preiſen. Für Pfingſten beſonders günſtige
Sugverbindung mit allen Knotenpunkten des Neiches. Erholungs=
und Nuhebedürftigen beſonders zu empfehlen.”
So konnte man kurz vor dem Himmelfahrtstag in vielen
großſtädtiſchen Blättern leſen, denn die Gemeindeverwaltung
beſagten „hiſtoriſch hochintereſſanten Städtchens” hatte
be=
ſchloſſen, nicht länger hinter der Konkurrenz anderer „herrlicher
Pfingſtaufenthalte” zurückzuſtehen und harrte nun der Gäſte, die
nach ihrer Anſicht doch in Scharen herbeiſtrömen mußten. Nur
Peter Beringer, der Kirchenmaler, lächelte ironiſch in ſich hinein,
wenn er dieſe gemeindlichen Pfingſtträume vernahm. Er ſaß in
ſeiner Werkſtatt und legte ſachverſtändig ſchönes, leuchtendes
Kobaltblau auf den verblaßten Mantel einer holzgeſchnitzten
Gottesmutter, die, alſo verſchönt am Pfingſtſonntag wiederum
Nir dem Dorfkirchlein prangen ſollte, aus dem ſie vor kurzem in
die 2s Sanatorium für Heiligenbilder und Siguren, in die
Werk=
ſte tt. Peter Beringers gekommen war.
Peter zuckte zwar ſtets ein wenig ärgerlich mit den Brauen,
Fwenn ſie im Städtchen ſich durchaus nicht daran gewöhnen
konn=
ten, ſeinen Arbeitsraum „Atelier” zu nennen, wie er ihnen
un=
ermüdlich vorſagte, aber dieſe kleine Stadt war für Neuerungen
nur ſchwer zuganglich und ſeit Jahrzehnten gewohnt, von der
Werkſtatt” des Kirchenmalers zu ſprechen. Für ſie alle, deren
Leben ruhig und immer im gleichen Gleis dahinfloß, war es
ſchon Sumutung genug, daß ſie ſich daran gewöhnen mußten, in
beſagter Werkſtatt nicht mehr den weißbärtigen alten
Kirchen=
maler zu ſehen, der vor etlichen Jahren geſtorben war, ſondern
ſeinen Nachfolger, den ſie freilich auch ſchon gut kannten, denn
„eior war jahrelang die rechte Hand des alten Herrn geweſen.
ganz buchſtäblich die rechte Hand, denn als der alte Kirchenmaler
nicht mehr auf Gerüſte ſteigen, ſondern nur noch Heiligengeſtalten
über Haustüren oder in der Werkſtatt ausbeſſern konnte, da war
Peter Beringer hilfreich an ſeine Stelle getreten. So war es
ganz ſelbſtverſtändlich, daß er nach dem Cod des alten
Kirchen=
malers das Geſchäft übernahm, und nicht minder ſelbſwerſtändlich
ſchien es, daß er die Enkelin des Verſtorbenen, die blonde
Els=
beth, heiraten würde, die mit ihrer verwitweten Mutter in dem
Hauſe wohnen geblieben war, in dem ſich die Werkſtatt befand.
Peter hatte grundſätzlich nichts gegen dieſe Heirat
einzu=
wenden. Elsbeth war jung, tüchtig im Hausweſen, und mit jener
beſcheidenen, aber feſt umriſſenen Bildung ausgeſtattet, die in
ländlichen Kloſterinternaten erworben wird. Sie war noch ein
wenig Mädchen alten Stils: ſaß lieber über einer Handarbeit,
als auf dem Nodelſchlitten, zog ein ſchönes Buch dem Kino vor,
ſann nicht über Probleme der Willensfreiheit oder indiſcher
Magie, ſondern nahm das Leben dankbar und fröhlich hin.
Peter aber nahm es nicht fröhlich hin, denn er hatte etliche
Jahre die Kunſtakademie beſucht, hielt ſich darum für ein großes
Calent und haderte mit dem Schickſal, daß es ihm nicht geſtattete,
jahraus, jahrein unverkäufliche Bilder zu malen, ſondern ihm
als Kirchenmaler eine auskömmliche Exiſtenz geſchaffen hatte.
Um ſeinem mißhandelten Calent (oder was er dafür hielt!)
wenig=
ſtens einigermaßen gerecht zu werden, hatte er ſich neben der
Werkſtatt einen abgeſonderten Naum als „Atelier” eingerichtet,
in dem er, wenn die Brotarbeit ihm Seit ließ, Kitſchbilder malte,
ſich in den wonnigen Schmerz der verkannten Genies
hinein=
wühlte und von der Welt, der großen Welt träumte, nach der
ſeine ganze Sehnſucht ging. Hinaus wollte er, nicht nur höher,
ſondern überhaupt hinaus aus dieſer kleinen Stadt, in der das
Leben ruhig, klar und gleichmäßig dahinfloß, wie der Bach, der
ihre Mühlenräder drehte. Peter aber wollte kein Leben im
Bachſtil. Er wollte die Wogen des großen Lebens brauſen
hören, mitſchwimmen in der Welle, die über kühne Schwimmer
tauſend Lichtfunken hinſprüht, daß ſie trunken werden vor Licht
und Glanz und ſeligem Kraftgefühl. „Die bunte Welle” — ſeit
er dieſen Film mit Sva Svetti geſehen hatte —, ließ ihn die
Vor=
ſtellung ſolchen Lebens nicht mehr los. Im Gegenſatz zur blonden
Elsbeth war er ein eifriger Kinobeſucher, und die „bunte Welle‟,
hatte er mindeſtens fünf= oder ſechsmal an ſich vorübergleiten
laſſen. Vor Sva Svettis pikantem Bubikopf verblich der
Blond=
ſchopf Elsbeths, wie der maleriſche Sauber der kleinen alten
Stadt mit ihrem roſenverhängten Wall, ihren mittelalterlichen
Cürmen und Coren vor den Bildern großſtädtiſchen Lebens ver=.
blichen, die auf der Leinwand an Peters begeiſterten und
gläu=
bigen Augen vorbeizogen.
Und ſiehe dal Knapp vor Himmelfahrt kam die bunte Welle
wirklich in das Städtchen gerauſcht! Oder nein, nicht gerauſcht,
ſondern verkündet durch die Hupe eines Autos, das vor der
„Goldenen Krone” hielt, und dem eine Dame entſtieg, wie man
in dieſem Bezirk noch keine geſehen. Sunächſt war ſie freilich
ganz in Leder eingemummt, als wäre ſie nur ein eleganter Koffer;
als ſie aber die Autovermummung abgelegt hatte, ſtand eine
Ge=
ſtalt da, wie aus dem letzten Modejournal geſtiegen. Ein
lachen=
des Geſicht unter einer Bubifriſur. Ihr hochgetürmtes Gepäck
war nicht minder elegant wie ſie, und der Wirt zur „Goldenen
Krone” kam ſich zu gleicher Seit wie ein Begnadeter und wie ein
Schächer vor. Wie ein Begnadeter, weil ſo viel Holdſeligkeit
und Sahlungsfähigkeit bei ihm abſteigen wollten, und wie ein
Schächer, weil er den Anſprüchen der Dame nur unvollkommen
genügen konnte, denn ſie begehrte ein Appartement mit Bad und
Salon. Als er verlegen und ſtammelnd erklärte, daß ſein
be=
ſcheidenes Haus ſolchen Luxus nicht beſäße, wurde ſie nicht
un=
gnädig, ſondern begnügte ſich mit zwei Simmern, von denen eines
eilig und ſo gut wie möglich in einen Salon umgewandelt wurde.
Jedermann in der „Goldenen Krone” war neugierig, wie ſich die
Fremde auf dem Meldezettel einſchreiben würde, und als man
ihren Namen las, wuchs das Staunen ins Ungemeſſene. Von der
„Goldenen Krone” aus verbreitete es ſich im Städtchen, und das
flüſternde Naunen und Staunen drang auch durch Peters Tür,
der eben ſeinen Lehrjungen ausſchalt, weil er mit dem Goldſtaub
ſo leichtfertig umging, als könnte man ihn auf der Straße
auf=
leſen.
Peter vernahm die ſeltſame Mär, wollte ungläubig den Kopf
ſchütteln, ſtrich aber doch an dieſem Cag eifrig um die „Goldene
Krone” herum. Und wahrhaftig! Das Gerücht hatte nicht
ge=
logen. Die Dame im Bubikopf war ſie, die bunte Welle, Spg
Spettil
Das Herz ſtand ihm beinahe ſtill vor Schreck und Glück. Und
Sva, die ſah, welchen Eindruck ſie machte, lächelte ihm zu und
gab dem Lächeln einen Blick mit, daß eter meinte, ſchon in dau
Nächtliches Brügge.
VVon Nudolf Gläſer.
Wenn man zum erſtenmal nach Brügge kommt und ſich
abends ohne Siel und Kenntnis ſeinen Gäßchen überläßt, dann
kann einem dieſe Stadt mit Szenerien umgeben, die dem Bereich
des Erhabenen, des Furchtbaren und des Lieblichen angehören,
die aber auf jeden Fall wunderbar ſind. Wunderbar berührt es
ſchon, daß man, von den Schienen der Straßenbahn hinweg oder
aus einer Schar von Autos heraus in eine Gaſſe eingetaucht, mit
drei gemächlichen Schritten fünf oder ſieben Jahrhunderte
zurückeilt.
Als ich abends nach Brügge kam, kannte ich nichts vom
Bild der Stadt und ging aus, mich von ihr überraſchen zu laſſen.
DDie Nacht ſenkt ſich hier tief in die Straßen hinein, und mur
wenige eiſerne Laternen mühen ſich, ſie wenigſtens vom Suße der
Gebäude hochzuſcheuchen. Das Dunkel miſcht ſich überall mit
einem Schweigen, welches nicht das Schweigen iſt, das die Seit
ehrfurchtsvoll vor den Neſten der Vergangenheit bewahrt,
ſon=
dern es iſt einfach das Element, in dem dieſe Stadt lebt. Man
läßt ſich in dieſes Schweigen hineinziehen und verirrt ſich
darinnen ohne die Beſorgnis, einem ſteinernen Labyrinth
anheim-
gefallen zu ſein, das unermeßlich iſt.
Ich ſchritt unter grauen, gezackten Giebeln, über holpriges
PPflaſter, auf dem fern der klappernde Critt von Holzſchuhen
hallte. Ich ging zwiſchen Mauern, welche die Sinſternis eng
ein=
preßten. Es iſt auf einmal etwas zwiſchen den zwängenden
Wänden, das einen bewegt, hochzuſchauen, und man ſteht vor
einem Kirchturm, der wie ein gegoſſener Block in die Nacht
ge=
pflanzt iſt. Eine Laterne nimmt etwas von dem Dunkel am
Portal weg, und man beſtaunt Schnitzereien, die in Stein
pran=
gen. Nach oben ſteigt die drohende Maſſe des Curms ſchwer auf
gegen die Sterne, um in der Höhe eins zu werden mit der Nacht.
Aus grau ſchimmernder Fläche ſchneiden ſich ſchwarze
Spitz=
bogenfenſter, über die eine Seichnung von ſteigenden und
ſchwin=
genden Linien hingehaucht iſt, die unendlich fein und in
Wahr=
heit Stein iſt.
Wenn die Stille zwiſchen dem Grau der alten Mauern
un=
heimlich werden wollte, dann floß es hell aus einer Laterne über
ein verſchnörkeltes Wappen an einem Patrizierhaus, oder es
trat ein zierliches Madonnenfigürchen aus der Wand heraus.
Seitwärts ſchwangen ſich Straßen ins Dunkel, die Biegung in
Glanz, das übrige finſter bedeckt. An der Ecke, unter gotiſchem
Baldachin, ein kleiner Heiliger.
Nechts und links reißt bisweilen die gezackte Welle von
Giebeln ab, und man ſteht auf einer Brücke. Vollkommen
laut=
los fließt das Waſſer, das man nur ahnt. Negelmäßig fallende
Cropfen ſingen aus dieſer Höhle von Nacht heraus, deren Ende
nicht abzuſehen iſt, und ganz hinten liegt die Spiegelung eines
erleuchteten Senſters wie ein goldener Fleck ruhig ſchwebend in
der ſchwarzen Stille. In leichtem Dunſt ſchickt der Kanal ſeinen
kühlen Atem herauf, der nach Waſſer riecht.
Ich folgte den Launen dieſes Gewirres von Straßen und
Kanälen, irrte Waſſerläufe entlang, an denen breite Alleen
großer Bäume entlangzogen. Auf dem anderen Ufer drängten
ſich geduckte Häuſer ans Waſſer, da und dort ein Cürmchen,
ſchmale Gärten hielten ſich mühſam zwiſchen der Wand und
Kanal. Von grauen Mauern troff Efeu. Ich irrte über Brücken,
deren Schatten von unbeweglichem Laternenlicht auf die
Waſſer=
fläche gezeichnet wurde, überſchnitten von Baumſilhouetten. Auf
einer Brücke ſtand ein Heiliger, zwei Lampen zur Seite. Sein
Haupt lag in Dunkel gehüllt, nur die laſtenden Falten der
ſteinernen Kutte ſchlugen ſich hell um ſeine Füße. Es kamen
Kanäle von einer ungeheuren Verlaſſenheit, auf denen breite
Kähne gleich toten Cieren ſchwammen.
Ich ſtand auf einem Platz vor einem gotiſchen Haus, das
ſicherlich das Nathaus war. Nur unten lag eine ſchwache
Hellig=
keit, aber man ahnte, daß irgendeine entzückende ſteinerne
Spielerei die Faſſade hinaufging. An dem kleinen Gebäude
daneben, das durch einen Corbogen angebunden war, blinkten
bunten Welle zu ſchwimmen. Selbſtverſtändlich führte ihn ſein
Weg nun zwei bis dreimal täglich an der „Goldenen Krone‟
vorüber, und weil ihm Sva jedesmal gütiger zulächelte, faßte er
ſich eines Cages zu ſeinem eigenen Staunen ein Herz, trat mit
Verbeugungen und hochrotem Geſicht auf ſie zu und ſtammelte
Unzuſammenhängendes von Bewunderung und Verehrung.
Sva ſah ihn nachdenklich an und ſprach freundliche Worte.
Da ſie merkte, wie glücklich er daſtand, lud ſie ihn ſogar in
ihren improviſierten Salon, ließ Cee bringen, bot dem ſich im
Paradies Wähnenden Zigaretten an, rauchte ſelbſt mit jener
Grazie, die Peter ſchon in der „bunten Welle” hingeriſſen hatte.
Dazwiſchen plauderte ſie von der großen Welt, die er immer nur
von ferne brauſen hörte, das heißt, ſie ſprach nur von ſich und
ihrem Leben. Von den Anſtrengungen ihres GBerufes . . .. von
den Reiſen, die ſie durch alle Weltteile führten. von den
Criumphen, die ſie überall feierte von ihrem Palais in
Ber=
lin . . . Peter war berauſcht. Kaum, daß er nachts ein Auge
zutun konnte, ſo tanzten all die Bilder vor ihm, die Sva ihm
entrollt hatte. Und — o Glück! Der Nauſch erneuerte ſich
Cag für Cag, denn Iva ſchien großes Gefallen an Peter zu
finden, lud ihn immer wieder in ihren Salon, erkundigte ſich nun
auch nach ſeinem Leben, beſuchte ſeine Werkſtatt, war entzück:
von ſeinen braven Bildern, ſagte, daß er nicht am richtigen
„Platze ſtünde und gewährte ihm ſchließlich, was er nie zu hoffen
gewagt hätte: ſie ſaß ihm für ein Porträt. Eine einzige
Be=
dingung knüpfte ſie daran: „Es darf nicht ausgeſtellt werden!
Ich will es ganz ſtill für mich behalten.‟ Da er ſie fragend anſah,
ſagte ſie ſeufzend in düſterem Con: „Fragen Sie nicht, Sie großes
Kind! Es gibt im Leben Verhältniſſe und Abgründe, von denen
Sie nichts ahnen! Meine Sicherheit gebietet mir, für einige
Seit aus der Oeffentlichkeit zu verſchwinden .. . im Privatleben
meine ich. Man iſt ja umſtellt von Neidern und Verbrechern.
Darum habe ich mich hierher geflüchtet in die Stille, zu guten
Menſchen, die von den Intrigen der Großſtadt und der Kollegen
nichts wiſſen.”
Wie von Schmerz überſchauert bedeckte ſie die Augen mit
der Hand. Peter war erſchüttert. Am liebſten wäre er vor ihr
niedergeſtürzt, hätte ihr die Hände geküßt und geſchworen, daß
er ſie wie ein Nitter gegen jedermann verteidigen wolle. Aber
ebenmäßige, golden kannelierte Säulen um bleigefaßte Scheiben.
Auf dem Marktplatz war noch das Leben des Cags, auf zwei
Seiten glänzte eine Kette heller Ladenfenſter. Ueber die düſtere
Halle ſtieg eckig grauſchimmernd der Belfried, oben ſich rundend,
von ſchwarzen Fenſtern der Länge nach aufgeſchnitten, und
gegen-
über ſchwieg ein Haus unter einer Krone von hochfahrenden
zackigen Cürmchen.
Später ſtand ich am Minnewater vor dem Beginenhof. Es
ging über eine lange Brücke, an einem düſteren Curm vorbei mit
den Umriſſen einer Fauſt, die mit einem ausgeſtreckten Singer
gen Himmel weiſt. Links ſtanden Lichtpunkte auf einem
Hafen=
becken, rechts breitete ſich der unbewegliche See, und drüben
ruhten unkenntlich einige Häuſer. Swiſchen der weißen Mauer
des Beginenhofs, über welche ſpitze Siebel hell herausſchauten.
und dem Waſſer wölbte ſich ein wahrhafter Säulengang von
Bäumen. Aus dem trüben Waſſer griffen ein paar kahle Aeſte
in die Luft und ein ſtarkes Nauſchen vertrieb die Stille. Es
kam von einem Wehrhaus, deſſen Pfeiler und Kreuzblumen eine
Laterne ſcharf aus dem Dunkel herauszeichnete. Unter der
Brücke floß das Waſſer unheimlich raſch, bedeckt von
geſpen=
ſtiſch flatternden Spiegelungen. Aus den Gewölben des
Wehr=
hauſes donnerte es, und davor kochte die ſchwarze Flut
furcht=
bare Wirbel bleichen Schaumes aus.
Als ich dann langſam nach den Haſſen zurückſchritt, immer
von dem Coſen des Waſſers verfolgt, da ging hoch oben von
den Cürmen der Stadt eine metallene Muſik los. Zuerſt warf
eine kleines Slöckchen helle Nufe über die Dächer, dann fielen
von einem anderen Kirchturm dunkel geballt ſchwere Glockentöne
raſch hernieder, denen ſich ein ernſter, tief hallender Dreiklang
zugeſellte. Plötzlich lief hurtig ein melodiöſes Gehämmer in das
Gewoge hinein, das vom Belfried kommen mußte. Es ſchallte
aus der Höhe, aus dem Boden und von den Wänden, die
Kanäle klangen. Die Glocken Brügges ſchienen eine eherne
Hexerei über die Stadt losgeläſſen zu haben, denn die Nacht, das
Waſſer und die Mauern hatten ſich unſichtbar in dröhnendes
Metall verwandelt. Dann zog ſich wieder ein Hall nach dem
anderen zurück, und nur noch der tiefe (Dreiklang kämpfte noch
mit dem Nauſchen des Waſſers.
Die Dame
und der kleine Wagen.
Was koſtet der Betrieb eines Kleinautos?
„Alſo, gnädige Frau, Sie möchten auch ſehr, ſehr gern ein
Automobil haben, denn Sie denken es ſich herrlich, ſo nach
Wunſch und Laune eine eigene Straßenbahn=, Untergrund= und
Autobuslinie in eins zu ſein, aber —
Dieſes „Aber” wollen wir uns heute einmal ein wenig
vor=
nehmen und nachſehen, ob ſich wirklich ſo viele entſcheidende
Gründe dahinter verſtecken, wie es den Anſchein hat.
Da wäre zunächſt die finanzielle Seite: der
Anſchaffungs=
preis. Damit iſt es nun nicht ganz ſo ſchlimm. Automobile ſind
billig geworden. Im vorigen Jahre waren ſie erheblich
koſt=
ſpieliger; aber inzwiſchen ſind bedeutende Preisabſchläge erfolgt.
Erſt in den letzten (Wochen wurden die Durchſchnittspreiſe
wie=
der ermäßigt. Heute kann man ſchon für 2000 NM. einen
Wagen kaufen, die gängigſten kleinen Serienwagen koſten
wi=
ſchen drei= und viertauſend RM., und wer noch ein paar tauſend
RM. zulegt, kann ſich bereits ein luxuriöſes Gefährt mit allen
modernen „Schikanen” leiſten.
Sie möchten einen Wagen für die Stadt haben, mit dem Sie
aus Ausflüge in die Umgebung machen können. — Jeder kleine,
leichte Wagen erfüllt Ihnen dieſen Wunſch. Er iſt wohlfeil, und
außerdem ſind die Abzahlungsbedingungen ſo langfriſtig, daß Sie
die Kaufſumme erſt innerhalb eines Jahres zu tilgen brauchen.
In den beiden letzten Jahren hat ſich endlich realiſiert, wovon
ſeit langer Seit ſchon geredet wurde: Die Dame als
Selbſt=
fahrerin iſt nicht mehr vereinzelt, ſondern eine
Selbſwerſtändlich=
keit in Deutſchland.
Das nächſte Aber: Der Wagen muß doch eine PPflege haben,
und: „Wenn ich nun eine Panne habe?”
Wenn Sie wirklich einmal eine Panne haben, dann kömen
Sie ihrer entweder ſelbſt Meiſter werden, oder, wenn etwas
gebrochen iſt, dann könnte Ihr Chauffeur auch nichts weiter tun,
als zur nächſten Reparaturwerkſtatt telephonieren, daß man den
Wagen abſchleppen ſoll. Aber tröſten Sie ſich: Das kommt recht
ſelten vor, denn der moderne Wagen iſt ſehr zuverläſſig. Und
ſollte Ihnen wider Erwarten trotzdem das Unglück paſſieren, daß
Sie beim Einfahren in die Garage etwas zu ſcharf rechts ſteuern
Ke
V
es gebrach ihm dann doch an Mut zu ſolch heldiſcher Poſe, und
ſo machte er ſich an das PPorträt, deſſen Umriſſe ſich bald auf
der Leinwand zeigten.
In der Werkſtatt ging indeſſen alles drunter und drüber, und
der Lehrjunge hielt es für angezeigt und ungefährlich, einen alten
Küchenſchemel ſeiner Mutter mit Goldverzierungen zu verſehen.
Peter plätſcherte in Seligkeit über die bunte (Welle. Sva
Svetti hatte ihm erklärt, daß ſie es für ihre künſtleriſche Pflicht
halte, ihn der Kleinſtadt zu entreißen und ihn an den Platz zu
führen, der einem jungen Meiſter (wahrhaftig ſie ſagte „junger
Meiſter”) gebühre. Sie würde ihn mitnehmen in die Hauptſtadt
alles weitere ſollten ihre vornehmen und einflußreichen
Freunde beſorgen.
Die Stadt ſprach nur noch von Sva Ivetti und von dem
un=
geheuren Reichtum, der um ſie her war. Jede Woche brachte
der Briefträger ihr einen Wertbrief und das Simmermädchen
der „Goldenen Krone” erzählte von Spitzen, Seidenwäſche und
Eſſenzen, daß allen Damen ringsum die Haut ſchauderte vor
Entzücken und Entrüſtung. Peter aber ging einher, ſchon ganz
„junger Meiſter”, ganz Günſtling von Fürſten, Filmſternen und
verwandten Geſeltſchaftsklaſſen. Und weil Sva Spetti eben von
der Großzügigkeit der Weltdame war, für die Geld keine Nolle
ſpielt, fragte ſie Peter bei einer der Sitzungen mit charmantem
Lächeln, ob er ihr für ein oder zwei Cage mit etwa tauſend
Mark aushelfen wollte, ihr Wertbrief habe ſich dieſe Woche
verſpätet, und — hier zögerte ſie ein wenig.
„Und ich hatte mir’s ſo hübſch gedacht, wenn wir beide über
Pfingſten von hier wegflögen, irgendwohin, wo es ſtill iſt, ſtiller,
als es hier zu Pfingſten ſein wird. Ich bin überzeugt, daß das
Inſerat eine Menge anderer Leute anlocken wird, wie es auch
mich angelockt hat! Beſonders Kollegen und Kolleginnen von
mir werden nicht widerſtehen. Wir Geiſtesarbeiter ſind ja am
ruhe= und erholungsbedürftigſten! Und darum meinte ich, Sie
und ich könnten dem Schwarm aus dem Weg gehen, das heißt
wenn Sie wollen! (Ein Blick traf ihn bei dieſen Worten, ein
Blick, der ſich nicht ſchlidern läßt.) Aber ohne Geld kann ich
natürlich weder abreiſen noch ausfliegen. (Ein Lächeln, ſo
kind=
lich=vertrauend und auch ſo verheißend, daß es ſich ebenfalls nicht
ſchildern läßt.) Und darmm .. ., wenn Sie ſo freundlich ſein
wollen.”
Ob erzwollte! Er war beglückt von ihrem Vertrauen und
zentzückt’von der Unbefangenheit, mit der ſie ihn bat! Wenn er
dagegen an das kleinſtädtiſche Getue dachte, das die Frauen
rundum bei allen Geldangelegenheiten zutage förderten! Er hatte
juſt vor kurzem eine kleine Erbſchaft gemacht, beſchämt, daß es
nur neunhundertzwanzig MMark waren, händigte er ſie Sva ein.
Sie hauchte: „Ich danke Ihnen, mein Freund, die Bitte iſt
mir doch ſchwerer geworden, als Sie denken! Aber nun wollen
wir auch ein ſchönes, ſtilles Pfingſtfeſt haben — ganz für uns!
Samstag vor Pfingſten wollen wir abreiſen! Denken Sie ſich
aus wohin! Sie ſind ja hier in der Gegend beſſer bekannt
als ich!"
Er hatte gar nicht nötig, ſich etwas in dieſer Hinſicht
aus=
zudenken, denn dank der beſonders günſtigen
Pfingſtzugverbin=
dung, langte an beſagtem Samstag neben einem kleinen Häuflein
Gäſte auch die Polizei an, und nun kam ſich der Wirt zur „
Gol=
denn Krone” nicht nur wie ein Schächer, ſondern auch wie ein
bekanntes Grautier vor. Die Polizei verhaftete nämlich eine
bei ihm wohnende Hochſtaplerin, die unter Mißbrauch des
Namens Sva Svetti ſchon zahlreiche Betrügereien verübt hatte.
Ehedem Sofe bei der echten Filmpida, hatte ſie, während die
Diva auf Neiſen war, ſich aus deren Garderobe reich
ausge=
ſtattet und trat überall unter dem Namen der ehemaligen Herrin
auf. Die große Sicherheit ihres Benehmens und eine
oberfläch-
liche Aehnlichkeit mit der Filmdiva kamen ihr bei den
Betrü=
gereien zu ſtatten und die einlaufenden Wertbriefe” erhöhten
ihren Kredit. Man fand ſie uneröffnet im Beſitze der falſchen
Opetti — ſie enthielten nur zuſammengefaltetes Zeitungspapier,
das ihr eine Freundin nachgeſandt hatte. Peter Beringer hatte
ſeitdem ſeine Sehnſucht nach der bunten Welle, ſeine Vorliebe
für das Kino und auch den Glauben an ſeine große Begabung
eingebüßt. Ueber den Lehrjungen entlud ſich ein gewaltiges
Don=
nerwetter und anſchließlich daran kratzte Peter wütend ein
an=
gefangenes Frauenporträt von der Leinwand. Sing dann in die
Werkſtatt und ſchaffte wie nie zuvor.
Die blonde Elsbeth aber ſitzt jetzt von früh bis ſpät an der
Nähmaſchine, denn in ein paar Monaten ſoll Hochzeit ſein. —
und ein „Ohr” zerknittern (Kotflügel rammen), oder den Kühler
einbeulen, dann melden Sie einfach Ihrer Verſicherung die
Ge=
ſchichte, und Sie erhalten die Neparatur koſtenlos gemacht.
Die normalen Pannen beſchränken ſich anfangs darauf, daß
man vergißt, die Handbremſe loszumachen, und ſich dann wundert,
wenn der Wagen nicht vorwärts will; — daß man glaubt, der
Magnet ſei entzwei, und in Wirklichkeit bloß vergeſſen hat, den
Kontaktſchlüſſel einzuſchalten; — und daß man annimmt, der
Motor ſei gänzlich verrotet, weil er ſelbſt auf noch ſo liebevolles
Ue nelch etiche eite Setelitele
Im allgemeinen hat man os nur nötig, gelegentlich einmal ein
mit dem Benzin eingeſchmuggeltes Fädchen aus dom Vergaſer zu
entfernen — das dauert zwei Minuten — eine Zündkerze
aus=
zuwechſeln — das erfordert eine Minute — oder, ſehr ſelten
beim leichten Wagen, einen Neifen auszutauſchen. Das letztere
iſt ſchon eine größere Angelegenheit, die kaum vorkommt, weil
die kleinen Wagen auf Aſphalt ihre Reifen wenig beanſpruchen.
Für die Pflege des kleinen Wagens braucht man ebenfalls
keinen Chauffeur. Gewaſchen wird er in der Garage — das
koſtet 2 RM. —, Oel und Benzin bekommt er vom
Garagen=
meiſter, man braucht nur von den Oel= und Benzin=Standmeſſern
abzuleſen, wieviel ergänzt werden muß — und die Schmierung —ja,
das Differentialgetriebe wird ebenſo wie das Wechſelgetriebe
und die Kuppelung nur alle paar Monate einmal kontrolliert und
nachgeſehen, das macht jeder Monteur — die kleinen
Stauffer=
büchſen bekommen etwa alle 14 Cage neues Fett —, das iſt ſchon
faſt alles. Für ein paar Mark halten die meiſten Garagen
über=
dies auf Wunſch automatiſch den Wagen in Ordnung.
Gerade der kleine Wagen iſt am wenigſten ſchwierig zu
be=
handeln. Die Betriebsſtofförderung iſt die einfachſte von der
Welt; der Cank liegt nämlich meiſtens nicht hinter dem Wagen,
ſondern vorn, zwiſchen Kühlerhaube und Schaltbrett. Er braucht
keine beſondere Sörderanlage, denn das Benzin fließt lediglich
aus dem erhöht liegenden Cank zum Vergaſer hinab. Es kann
alſo keine Störung entſtehen.
Die Koſten der Unterhaltung ſind geringer, als man glaubt.
An direkten Koſten hat man: Die Garagemiete, die 30—70 RM.
beträgt im Monat, den Benziwerbrauch (auf 100 Klm. 6—7
Liter) mit 25 RM. monatlich, wenn man die anſehnliche Strecke
von 1000 Klm. abfährt, die Koſten für Oel und Fett, die höchſtens
10 RM. ausmachen. Dazu kommt für Waſchen und Putzen
zirka 12 RM. Das ſind zuſammen rund 100 RM. im Aonat.
Die Steuer koſtet im Jahr 106 bis 120 RM., monatlich alſo
zirka 10 RM.
Der Neifenverſchleiß beim kleinen Wagen iſt mit 300 RM.
jährlich reichlich hoch beziffert. Wenn man als Geſamtziffer für
die Koſten des Wagens, einſchließlich Abnutzung, ungefähr 150
bis 180 RM. einſetzt, wird man auf ſeine Nechnung kommen.
Gewiß iſt das immer noch gutes Geld; — aber nun muß man auch
die Gegenrechnung aufmachen: Man ſpart ſehr viel Seit mit
einem Auto, man braucht nicht im überfüllten Abteil zu ſitzen, man
kann viele Dinge in kürzeſter Friſt erledigen, man braucht nicht
zu warten und nicht zu haſten. Mit 2 Stunden Freizeit ohne
Auto kann man nicht viel anfangen, ſie ſind für eine wirkliche
Erholung zu kurz —, aber mit dem Auto werden ſie zu einer
köſtlichen Vielfalt des Erlebniſſes.
Der Maikäfer.
Von Coney.
Da hättet ihr alle dabei ſein ſollen, als ich den braunen
Herrn, den Maikäfer, in unſerer Corhalle fand. So ganz
ſchwer=
fällig kroch er auf dem farbloſen, ſteinernen Boden einher.
Ihr hättet ihn ſehen ſollen!
Als ich mir ihn eine Weile angeſehen hatte, bekam ich großes
Mitleid mit ihm. Je mehr ich ihn anſchaute, um ſo näher kam
er an mich heran. Dam ſchauten ſeine tiefſchwarzen Augen zu
mir empor, und ich mußte meine Hand für ihn vorſichtig auf den
Boden auflegen.
Und richtig, er beſtieg ſie mit ſeinen dünnen
Ariſtokraten-
beinchen. Sobald er in der Handmitte angelangt war und
ahnungslos dahinkroch, erhoben ſich meine für ihn wie Nieſen
erſcheinende Finger und überdeckten ihn wie ein Dach.
Dieſes bewegliche Dach breitete eine Dunkelheit über ihn aus.
Naſch erhob ich mich, behielt den Käfer in der Hand und eilte die
Creppen hinauf. Oeffnete mit aller Haſt die Vorplatztüre und
begab mich zur Küche, in der meine Eltern und Geſchwiſter
her=
umſaßen. Am liebſten hätte ich die Alltagsſtimmung dieſer
Men=
ſchen durch den Schrei: din Maikäferl verſcheucht, aber es kam
anders, wie ich dachte.
Ich holte einen Stuhl herbei, rückte ihn an den Ciſch heran
und ſetzte mich drauf. Dann breitete ich meine Hand auf dem
Ciſche aus, und kurz darauf erhob lich das Dach, und der
Mai=
käfer kroch auf die Ciſchplatte. Meine Augen träumten ſich in
das Cierchen hinein, hatten ihre kindliche Freude an dem
farben=
ſchönen Körper, an den ganz dünnen Beinchen und endlich an dem
ſchönen lchwarzen Augenpaar. Wie ein fernes Wunder kam
mir die Geſtalt dieſes Cierchens vor, das ſich hier auf der alten
Ciſchplatte einherbewegte.
War’s nur für mich da und für andere nicht? Durfte ich nur
Freude an dieſem Cierchen haben, das mir durch Sufall in die
Hände gegeben wurde?
Alle ſollen ihre Freude an dieſem Cierchen haben!
Dieſe Worte hätte ich in dieſe hier herumſitzenden Menſchen
hineinſtampfen mögen, daß ſie trotz ihrer altäglichen Dumpfheit
erſchrocken aufgefahren wären. Wirklich, erſchrocken wären ſiel
Ich behielt dieſe Freude für mich. Ich mußte ſie für mich
be=
halten, weil kein Herz für ihr melodiſches Echo empfänglich war.
Unterdes ich ſo weiter das Cierchen betrachtete kam mein
jüng-
ſter Bruder in die Küche und ſah plötzlich den Maikäfer.
Er kam an den Ciſch heran, ſtaunte das Cierchen begeiſtert
an und rief ohne Unterlaß: ein Maikäfer, Mama, ſchau doch,
ein Maikäfer!! Mama, ein Maikäfer, den erſten, den ich dieſes
Jahr ſehellt.
Aber die Mama ließ ſeine Begeiſterung über das Cierchen
unbeantwortet. Sonſt liebt lie Ciere ſehr, beſonders Vögel. Im
Winter fütterte ſie dieſe in aller Frühe, auch jetzt noch ſtreut ſie
Brolgmen für ſie aus.
Diesmal herrſchte ein harter Sug in ihrem Geſicht, der öfter
in ihrem Weſen furchtbare Entſtellungen hervorbringt. Und ſie
leidet unter dieſen wie der hier auf der Ciſchplatte und dann wies
der auf meiner Hand herumlaufende Käfer, der trotz meiner
Be=
ſorgtheit hinaus ins Grüne zu den Gräſern, den großen Bäumen,
den ſchönen Blumen möchte. Denn nur unter ihrem Schutz iſt
er daheim.
Meine Schweſter kam nun auch an den Ciſch heran und beugte
ihren Kopf ganz auf das Cierchen herab und bowunderte mit.
Auch ſie rief: ein Maikäfer! der iſt ſchönl!! Endlich kamen
die Katzen heran, ſchnupperten an mir herum, knurrten,
ver=
ſuchten auf den Siſch zu kommen, und es war Seit, den Käfay
hinwegzunehmen; denn ehe ich’s gewahr wurde, wollten ſie nach
ihm ſchnappen.
Ein kleines Käſtchen, mit etwas Grünem ausgefüllt, ſollte ihm
vorläufig Wohnſtätte werden. Mühelos war’s nicht, ihn in
dieſes zierliche Gefangnis hineinzubringen. Suletzt mußte ich ihn
förmlich hineinzwingen und vorſichtig mit ihm umgehen, beſonders
auf ſeine dünnen Beinchen achtgeben. Als er endlich drinnen
war, durchlöcherte ich den oberen Käſtchendeckel mit einem
Blei=
ſtift: Luft lollte er doch auch habenl!
Aber mein Bruder fand dieſes Käſtchen zu eng für das
Cier=
chen, holte ein größeres herbei. Dann ſchob ich den Deckel des
kleinen Käſtchens zurück und bettete ihn in das andere. Auch
dieſes mußte mit Luftlöchern verſehen werden.
Wohin mit ihm? Ihn aufheben und andern zur Schau ſtellen?
Nein, dafür iſt er mir zu gut. Ich überlegte — —. Nun weiß
ich, wohin mit ihm. Ich kenne einen Menſchen, der lich über
dieſes Cierchen kindlich freuen wird. Zu dem gehe ich!!!
Nach Abendtiſch brachte ich das Käſtchen mit dem zierlichen
Inhalt zu dieſem Menſchen.
Nun hört kurz das Ende dieſer Erzählung: ich übergab ihm
mit ſehr viel Freude das Käſtchen. Er nahm’s freudeſtrahlend
zu ſich, hob ſogleich den durchlöcherten Deckel ab.
Jetzt erſt fühlte ich, warum ich ihn aufheben mußte.
Warum ihn aber jetzt noch aufheben, nachdem er dieſen be=
Ja, ihn für ſeine Freiheit aufheben, das wußte ich nun.
Wollen wir ihn fortfliegen laſſen? frug ich dieſen Menſchen.
Ja, ja — —l ſagte dieſer.
Wir ſtanden am Fenſter. Der ſchöne Abend war wie ein Kind
ſo zart und fein. Seine weichen Schatten liebkoſten die von
Blütenſchaum überſchütteten Bäume, Sträucher und die Menſchen
Dieſe reine Schönheit ſagte uns beiden viel.
Auch dem Käfer!. Er darf fortfliegen, er wird bald wieder
in dieſem großen All ſeinen Weg weitergehen.
So war’s auch!. Ein Schmerz für uns war, daß er ſeine
Flügel nicht erheben konnte. Wir halfen ihm dennoch: der andere
trug ihn in den Garten, ſetzte ihn auf einen blühenden Aſt.
Surückgekommen ſagte er: denke dir, er iſt den Aſt weiter
hinaufgekrochen.
Nummer 311.
Aufgabe 449.
J. Hartong in Rotterdam.
(2. Preit im intern. Dreizüger=Turnier. Keeskemet 1927.)
Weiß zieht und ſetzt in drei Zügen matt.
Prüfſtellung: Weiß Kg6 Ld7 18 8a5 17 Be3 43 66 13 G):
Schwarz: K45 Th4 Lg8 8h1h8 Ba5 t6 g5h6 (:34.
Aufgabe 450.
A M. Sparke in Lincoln.
(2. Preis, Good Companion, 1919.)
Beiß: Kt2 De1 Te1 d6 L18 Se4 e2 Bb6 a6 ():
Schwarz: Ke5 Db5 Lg8 8a6 Ba4 b8 e6 (7.
Matt in zwei Zügen.
Löſungen der Aufgaben 438—441.
438. S. Hertmann. 1. Preis, Sahovsky Glasnik 1925/27. (Ka8 Dk2 Tb4 07
Le2 g7 844 14 Ba8 b5; Ke3 Dg1 Teß La7 64 8d6 Bb2 42 18 g6; 23.)
1. Los—d3it droht durch die Batterieſtellung 2. Se2 Frr. Die Hauptſpiele ſind:
1.... Te5 C:d3) 2. Tb3 (Sd5)4F, Feßlungsſpiele: 1. .. 105+ 2. Sc6cr,
Linienverſtellung; 1.... B418 (D, T, T) 2. Des (:b2/, Umwandlungsſpiele.
Ein Prachtſtück!.
439. Ph. glett. Schachproblem 1878, (Ke8 Dk5 Se6 Bbte5 d2; Ka8 La6
BbH e7; 34) 1. Df5—h31 2. Da3 (t) 3. D:a6—1 34. Eine leichte
Zugzwang=
aufgabe.
440. Dr. A. Kraemer. Urdruck. (Ke1 Tg4 Lh5 Sc4 Ba4 c6 d5; Ka6 Lf6
Ba7b8 07 4) L. Tg4441 2. Kel—bl, um dem immer drohenden Schach
aus dem Wege zu gehen, 3. Uh5—g4 4. Lo8F. Nicht 1. Te4 uſp. wegen I....
La1 nebſt b3—b2+ 3. Kbl, und Schw. iſt patt. Das gleiche Thema hat der
Verfaſſer in der Schwabe” 1929 gefällig dargeſtelt: Kel Tr8 Lg7 Bd4; Ka1
Th7 Ba2 e3 d5: 4F. 1. mtsl
441. J. de Villeneuve. Eelaireur du Soir 1924. (K a4 De5 8b5: Ke5 8a5
Bb6 d5: 24) 1. Deß—45! Eine glänzende Darſtellung der Zugwechſelhäufung in
Miniaturform; 4 geänderte Matts.
Löſerliſte: K. Knöß in Eberſtadt /438, 439, 441); G. Seeh in
Eberſtadt (438, 439), v. Rettberg (439, 441); Franz Buchty in Mainz
(440, 441): Georg Peter (438, 441).
Re
Ree
Die Wörter bedeuten von oben nach unten: 1 Waffenrock, 2
Euro=
väer, 3 Hohe Gigenſchaft 4 Gleichwort für „Ader”, 5 Wettſtelle auf
Rennplätzen, 8 Linker Nebenfluß des Rheins, 9 Guropäiſche Hauptſtadt,
11 Lateiniſches Wort für „ich’, 13 Wagerechtes Rundholz am Maſt,
14 Hilferuf gefährdeter Schiffe, 16 Aelteſte Behervſcher von Peru
17 Römiſcher Kaiſer, 18 Monat, 19 Pronomen, 2 Linker Nebenfluß des
Rheins, 22 Tonſtufe.
Von links nach rechts: 2 Fluß in Thüringen, 4 Verlobte 6
Lang=
ſamer Satz in Kompoſitionen, 7 Papſtkrone, 10 Art Harz, 12 Kurort in
der Schweiz, 15 Jahreszeit für gewiſſe Moden, 18 König der griechiſchen
Mythologie, A1 Ausruf des Erſtaunens, B Teil des Dramas, B
The=
aterunternehmer.
Silbenrätſel.
Aus den Silben: gar bert da dam dank di di e e ei en
eb er eſ fun gau ge gum hi i il ka kai li mam mi mi
mi mut nat ne ne ne non nor nu nur pich ral re ſe ſig
ſon ſpi, ſto ta tai tiſ to u un — ſind 91 Wörter zu bilden, deren
Anfangs= und Endbuchſtaben, von oben nach unten geleſen, einen Spruch
ergeben ſch — ein Buchſtabe).
Die Wörter bedeuten: 1 Sonntag, 2 Europäiſcher Staat, 3
Kloſter=
fran, 4 Verwandter, 5 Ausgeſtorbener Elefant, 6 Ungariſcher Wein,
7 Wohlriechendes Kraut, 8 Schweizer Kanton, 9 Oper von Lortzing,
10 Amerikaniſcher Erfinder, 11 Berühmter Läufev, 19 Kleines Raubtier,
13 Gemüſe, 14 Wivbelwind, 15 Aus Pflanzenſaft gewonnene zähe Waſſe,
16 Bierſtrauch, 17 Männlicher Vorname, 18 Im Sprichwort der Welt
Lohn, 19 Hoher Militär. 20 Boot, 21 Speiſewürze.
Eine Maifahrt.
Im Mai fahre ich nach Tirol. Den Ort des Reiſezieles erfährt man
durch Umlegung der numerierten Teile.
Carl Deubel.
Auflöſung der Rätſel aus Nummer 19.
Kreuzworträtfel.
Zerlege=Aufgabe.
Druck, Verlag u. Kliſchees: L. C. Wittich ſche Hofbuchdruckerei, Rheinſtr. 23. — Verantwortl. für die Redaktion: Dr. H. Nette, Darmſtadt, Fernſpr. 1, 2389—2392. — Alle Rechte vorbehalten. Nachdr. verboten.
[ ← ][ ][ → ] Alſo diß Johr ſin mer emol mit=eme blaue Aag devo kumme,
anſtatts wie gewehnlich mit blaue Finger un Naſe, indem die
drei Geſtrenge, die ſogenannte Herrn Eisheiliche, an uns
vabei=
gange ſin, ohne ihrm Name groß Ehr zu mache. Aach die
naß=
kald Sofie hotts halbwähks gemacht, un hott uns bloß e bische
die kald Schulder gezeigt. Däß haaßt, vorausgeſetzt, daß die
u=
agenehm Geſellſchaft net edwa ärchendwie de Aſchluß verbaßt
hawe ſollt, un kemt ſchließlich mit einicher Verſpeedung, awwer
däßdo grindlicher hinnenooch; un weechlicherweis grad uff
die Pingſte. — Drau ganer ſo Heiliche! — Däß ſin meiſtens
komiſche Kriſte, un mer waaß nie wie mer mit=en dra is .
Dann was die drei wädderhadde Brieder mit ihrm naßkalde
weibliche Ahang dißmal verallaßt hawwe ſoll, unſere geſäjende
Darmſtädter Flurn färn zu bleiwe, däß is mer net ganz klar.
Meechlich un net ganz ausgeſchloſſe weer’s, daß ſe valleicht vun
unſerm ſtädtiſche Deffeſidd was leide heern hawwe, deſſen Ruf
ſchun weit iwwer des Waaſchbild vun unſerm Städtche
enaus=
gedrunge is. Un ſie hawwe ſich valleicht geſogt, wann uns dene
Darmſtädter ihr neie Owwerowwer verwiſcht, dann kumme mer
net ungerobbt devo. Dann ſälbſt Heiliche, un wanns bloß
gewehn=
liche Eisheiliche ſin, loſſe ſich net gärn des Fäll iwwer die Ohrn
ziehe, un mache liewer drei Kreiz un en erhebliche Umähk, eh
daß ſe ſich uff ſo e gefehrlich Gebied begäwpe, wo mer’s ſogar
färdich bringt, dem ahnungsloſe Fleehheiner un Schlammbeißer
ſei bische Summererholung draus am große Woog zu verſalze,
indem mer die Badegebiehru erheehe dhut . . ."
8 is wärllich awwer aach net an Himmel zu mole, uff was for
ausgefallene Ideje die kumme, um ſich vollichſter um ihr bische
Bobbelaridhät zu bringe. Ausgerächent s Bade verdeiern ſe!
— Warum verlange ſe damn net aach gleich äbbes fors
Luft=
ſchnabbe?! — Un warum gäwwe ſe net Abbonnemakadde aus,
odder Eidriddskadde, wann mer emol uff e Stindche odder zwaa
in unſerm Stadtwald ſich luſtwandelnd ergeh will? — Dann
an=
ſtatts, daß ſich die Bärjerſchaft an unſerm ſcheene Woog geſund
mache kann, will ſich die Stadt an de Bärjerſchaft „geſund”
wache, uff ihr Ort nadierlich ..
Naa, däß kann ich=en net verzeihe! — Dann net wohr?
Dem Gunder hott mer des Läwe ſauer gemacht, un hott=em die
paar Pennich, odder meintswääche Mack, Verdienſt net gegunnt.
Domols war cwwer de ganze Woog ſozuſage ringsdicherum a
aanzich Freibad; wärklich bezahlt hawſe bloß ganz weniche.
Un ’s is aach gange; un de Gunder hott drotzdem e ganz ſchee
Simmche Pacht bezahlt. Un was die Haubtſach war: am Woog
war Ruh un Friede un Ordnung, un alles g Härz un a Seel! —
Jetzt kumme ſe mit allerhand Neierunge, mit Schwimmbahn,
Triebiene, Sprungtorm, die wo kaum gebraucht wärrn; baue e
Damebad, wo mer ſich Gicht un Reißwadiß drinn hole kann;
alles Boſſe, wo en Haufe Geld koſte un mx eibringe. Un die
gude alde Stammkunne, die wo zeitläwens ihr Abonnema hadde,
die krieje’s langſam verekelt. s End vum Lied wärd ſei, daß ſo
un ſo viel, die wo wenichſtens noch aus Draditzion bade gange
ſin, ſich ſage: aach gut, weſche kann ich mich ſchließlich dehaam;
ſolle, die ſich an=eme annern „geſund” mache
Die Preiſe hawwe ſe jo bis jetzt noch ſchamhaft
ver=
ſchwieche (e bische Schamgefiehl hawwe ſe alſo doch noch!),
awwer wie mer ſe kennt, waaß mer, daß ſe in däre Bezugnahm
dorchaus net ſchinnand ſin. Sie erheeche, un erheeche — däß is
ihr ganzich Kunſt. Un jemehr ſe erheeche, däßdo mehr ſteicht
8 Deffeſidd. Do muß doch en Fehler in de Rächnung ſei!
Aw=
wer däß wolle ſe net eiſſähe. Un wieviel mol hab ich’s=ſen
doch ſchun geſagt; wieviel mol hab ich=ſen ſchun ausenanner
boſſamendiert. Un daß däß die afachſt Rechnung vun de Wäld
is, nemlich: wann ’s Deffeſidd ſteicht, jemehr mer die Gebiehrn
in die Heeh ſetzt, dann muß cam doch de klare Menſcheverſtand
ſage: wann mer do die Gebiehrn erunner ſetzt, muß gach s
Deffeſidd eruner geh. — — Awwer däß kabbiern ſe net, däß
henktin zu hoch; un mer mecht grad greine iwwer ſo=en
dickkeb=
biche Unverſtand. —
No, ſie wärrn jo ſchun ſähe, was ſe ſich eibrocke. — Awwer
es ſoll mer dann ſpeeder nor kanner kumme un ſoll ſage:;
ſo=
unſo, ſunſt jag ich en, daß=er die Baa verliert.
No 8 haaßt jo aach net vergäwens: „der Wahn is korz,
die Reih is lang” — An das Wort vun unſerm unſtärbliche
Wolfgang von Schiller hab ich denke miſſe, wie ich die Woch gach
den rei miediche Brief krickt hab, vun meim Schorſch. Ich will
in doher ſetze; alſo er ſchreibt:
„Mei lieb Bienche!
Ald Lieb dhut bekanntlich net roſte. Däß hab ich am eichene
Leib erfahrn miſſe. Dann obwohl mer uns ſchun ſo lang net
mehr geſähe hawwe, un obwohl mer zu ſäller Zeit, wo mer
ausenanner gange ſin, alle zwaa gemaant hawwe, mit unſerne
Lieb weers aus, ſo hab ich Dich doch nie ganz vergäſſe kenne.
Wann ich an Dich denk, un däß baſſiert mer äwe zimmlich oft,
bobbert mer mei Härz wie einſt im Mai, als ich noch als
ſchnei=
dicher Lands Dir ſo manchen Awend e Fenſterbrummenad
ge=
macht hab. Un wie ich neilich, nooch langer, langer
Abweſent=
heit widder mol dorch die alde Gaſſe vun unſere liewe
Reſſi=
denz geſtiwwelt bin, do ſin die alde Erinnerunge widder in
mer uffgeſtieche . . . Daß aach Du mich net ganz vergäſſe hoſt,
däß hab ich an Deine wunnerſcheene Addiggelcher gemärkt, die
woſte als Sunndags ins Dagbladd ricke dhuſt. Ach Gottche
naa, wer hett domals, als mer noch zuſamme gange ſin, gedacht,
was for Talende in Dir ſchlummern. Frieher hotts doch
eichentlich gornet de Aſchei gehadd, als ob=de ſo poediſch
ver=
alagt weerſt! ... (Däß kimmt vum gebrochene Härz, liewer
Schorſch, do bringt mer ſich entwädder um, odder ſengt a zu
dichte . . .)
Ach ja, lieb Bienche, däß war doch frieher e ſchee Zeit
ge=
wäſe, wie mer awends dohinne am Juddedeich erumſpaziert
ſin un hawwe geſunge:
„Und ich gings mal bei der, und du weißt ja wohl,
Und ich gings mal bei der Nacht,
Und die Nacht die war ſo finſter,
Zum Bumsvallerie, jucheiraſa,
Daß man kein Stern, und du weißt ja wohl,
Daß man kein Stern mehr ſah.”
Ach un awens uff de Mäß! — Was ſin mer ſo gern
Schiff=
ſchaukel gefahrn, mei Freund Adam un ich, un Du un es
Schulze ihr Liesche. Un was hab=derr als gejuhxt, wann mer
ſo hoch gefloge ſin. Un wie hoſte die griene Zuggerſtange ſo
ſchee ſpitz lutſche kenne — grad wie in Dolch ...
Ach, un wie ich neilich widder mal an die alde Zeide
ge=
denkt hab, do is mer gach däß goldern Härzche widder
eige=
falle, däß wo ich=derr ſeiner Zeit beim Silwerling uffm
Mack=
blatz gebaaft hab: echt Dubbleh for drei Mack; ’s laaft net a,
wann mer druffhaucht. — Ich wollt=derr’s domals am
Judde=
deich um de Hals henke, un wollt der debei e Kißche rauwe;
awwer ſchlagfärdich wieſte ſchun imer warſt, is die Sach
de=
näſve gerade, un ich war dann zu ſchichdern, Dir’s nooihher
noch emal azubiede. Mir denkt der Awend noch genau, ich
hab ſogar Zabbe geſtriche, un drei Dag Loch krickt. Aach
ſpee=
der als ich ſchun lang verheirat war, un mir mei Ald es
Läwe härzlich ſauer gemacht hodd, hab ich däß Härzie oft
weh=
laadich bedracht, un gedenkt: mit dem Bienche werſte doch beſſer
gefahrm. No un wie ich mer däß ſo iwwerleggt hab, is mer
der Gedanke kume, ich kennt derr däß goldern Härzche aach
heit noch verehrn. Wannſte’s gach heit netmehr drage willſt,
heb derr’s uff, odder leg der’s ins Geſangbuch, mitſamſt dem
Mimoſeſtraißche, wo ich drogebunne hab, zum ewiche Agedenke
an die gude, alde Zeite. — Ich hett Dich ja gärn emal
verſeen=
lich geſproche, awwer zu was die alde Wunde uffreiße. — So
hab ich alſo wehmiedich druff verzicht und hab gedenkt: „In
Deinen Augen hab ichs einſt geläſen, es blitzte drinn vun Lieb
und Glück ein Schein! Behied Dich Gott, es wär ſo ſchön
ge=
weſen, behied Dich Gott, es hatts nicht ſollen ſein!“ — Waaßte
noch, wie ſchee däß als de Adam uff ſeine Ziehharmoniga
ge=
ſpielt hott, wann mer an ſo=eme verräjende Sunndag midda,
ins Schulze ihre Hinnerſtubb geſeſſe hawwe. Eich Mädcher
ſin dann allemol die Threne kume. Ja, däß warn ſcheene
Zeide. — Awwer jetzt, leb wohl! — Es grießt Dich Dein treier
Freund
Schorſch
einſticher Kabbedendarm vun de Fäddſtiwwel.”
Ja, ja, — mein Schorſch!!! — Uns zwaa is es aach gange,
wie dene zwaa in de „Verborchene Ahnlichkeid” — bloß der
Engel hott gefehlt, der wo uns die Wärrſchingsbebb
widder=
nanner geſtumbt hott — — odder gach däß „Juddeſtrickelche‟ —
. E Glick, daß mein Schorſch net geſähe hott, wie ich ſo aſch
ſchnibbſe mußt, beim Läſe vun ſeim laadmiediche Brief . No:
Behiet Dich Gott — Schorſch!
Odder ſoll däß am Friehjohr liefe, daß es aam manchnal
ſowaaſch zumut is? — Ach ja, mer nimmt ſich jo mit jedem Johr
vor, nooch dem filleſofiſche Grundſatz vum „nil admirarie‟
iwwer den Friehling ewäck zu gucke; 8 is jo doch alle Johr
des=
ſällwe in blaßblau. — Awwer mer bringts a fach net färdich, 8
packt am allemol vun neiem; un jeden nooch ſeiner Art. Der
gane hellt ſith am Grohe ſeim Maibock, der anner an die
Mai=
bohl; de dritte dhut Gedichte dichte; der vierde dhut ſich verlowe,
der ſimfte macht baades zuſchme; der ſexte begniechd ſich
dohärn=
gääche beſcheide mit=eme Schnubbe; korzum jeder Biedermann
un jed Biederfraa nimmt „ärchendwie” Stellung zum
Frieh=
ling. — Un ſogar mein lahme Peggſuß, den hott die Woch de
Hawwer geſtoche un er wollt mich abſelud zu=eme
Friehlings=
ridd verleide. — Awwer ich hab=m korzer Hand de Hawwer end=
odder Pflingſtgedicht verzichte, 18 gibt jo jetzt einheimiſche Spinat
un Salad, un friſche Rabarwer; un iwwer=e Weil: Gummern,
Radiescher! — Un ſälbſt die Sparchel, die wo ſchun ſeit e paar
Woche Gemeingut vun de Kabbidaliſte geweſe ſin, die fange
lang=
ſam a' aach mit uns Agehöriche vun de unnere Steiergrubbe
zarde Beziehunge a zuknibble — — was brauchs do noch e
Frieh=
lingsreimerei?
Drotzdem, ich will ehrlich ſei: nemlich es gibt nix, was ich ſo
zum Fräſſe gärn hett, als ſon zarde Sparchel; un dem zulieb
dhet ich ſogar uff unſern ganze Ruf als „Kunſtſtadt” peife, un
dhet den Sparchel dichteriſch verkleern, awwer es fellt mer ums
Verblatze kaan baſſende Reim druff ei”
No ſchließlich, s is aach beſſer ſo, un mer redd meechlichſt
wenich vun dem, wo mer gärn hott; denn die Brieder gunne aann
jo nix mehr, un weern fchließlich im Stand un dhete gam
rick=
ſichtsloſerweis ſpeziäll noch ärdra mit=ere Sparchel=Steier
beleeche; dene drau ich alles zu ....
Un in dieſem Sinne:
Freehliche Pingſte allerſeiz!
Bienche Bimmbernell
Poſtſchkribbdumm: Wedde mecht ich grad net, awwer
ich ſchveer jeden Eid, wann’s verlangt wärd ſogar mit zehe
Finger, daß de zehnte net waaß, was däß eichentlich haaßt;
„Hekoga” un „Süwegw”. Un wann mer aan freecht, dann
ſeecht=er valleicht, er kennt ſich momentan net endſinne, gäſſe
hett ers jedenfalls awwer noh net. Un wer däß ſeecht, der hott
inſofärn recht, als es nehmlich aach nix zum äſſe is, ſundern
ganz im Gäcrhebaal, s is was zum riche. Un es vicht ſogar
heechſt penedrant. Un zwar richts widdermol nooch Sonder=
Indräſſe, wie gewehnlich immer, wann ſichs unn die
All=
gemeinheit dreht . ."
Alſo ohne Umſchweif, ’8 hannelt ſich um zwaa
Färngas=
verſorgungsgeſellſchafte, vun dene mer meechlicherweis kimfdich
mit Gas verſorcht wärrn ſolle. Un wann mer dene zwaa
Geſell=
ſchafte ihrn Schrieb lieſt, kennt mer glaawe, iwwer korz odder
lang kreechte mer 18 Gas zum Heize un Koche umſunſt
ge=
litwert. Araver dem Sirehnegezwitſcher glaab, wer will, ich
jedenfalls net, un wann ſe mers uff de hunnerdſtel un daſendſtel
Fennich ausrächne. Beſunners awwer dene net, die wo aam
ſage, ’s weer ei facher, wann mer s Gas diräckt vun de Ruhr
be=
ziehe dhete, als erſt in Form vun Kohle. Däß kenne ſe aam
weiß wache, der wo noch ſei Hoſe mit de Beißzang a zieht. Dann
wann erſt emal unſer ſemtliche Gaswerke ſtillgeleecht, un mir uff.
„die Ruhr” agewieſe ſin, dann ſeecht die uns ſchun, was die Ell
koſt; dann Verdräg wärrn doch bekanntlich bloß zwiſche=eme
Dumme un=eme Geſcheide abgeſchloſſe; un es mißt mitm
Deiwel zugeh, wann mir dißmol de Geſcheide weern .. . ."
Un wie wars eichendlich mit däre Ferngasverſorcherei. Alſo
im Herbſt 1925 hott „in aller Stille” de Gas=Nuß die Idee
aus=
geheckt, in Gernsheim e groß Goxerei uffzuſtelle, un vun do aus
ganz Stackenbonch um die umliechende Erddaale mit Gas zu
ver=
ſorche. Die Sach war ganz ſauwer ei gefädelt un die Heſſe hette
die Großkobbfede vun Frankfort un Mannem hinners Licht
ge=
fiehrt, wann . . . ja, wann dicht gehalte weer worrn. Awwer
ſchun hawwe allerhand „Indräſſe” mitgeſpielt, un heit is die
Sach derart verfahrn un ausenanner konnzendriert, daß uns bloß
noch iwwrich bleibt, vun zwaa Iwwel es Uennere zu wehle.
Jedenfalls, wann mer noch e paar ſo Schennieſtraach mache,
dann verliert Heſſe ſei bische Sälbſtſtendichkeid um mir gehe in
Preiße uff, ohne daß ſich Miniſter un ſo Art Leit weider
Kobb=
weh zu mache brauche. Nor weider ſo, däßto ſchneller gehts ...
„Bügelt” eure Schuhel ... „Welcher Unſinn” werden
viele Frauen beim Leſen dieſer Aufforderung denken. Und doch
bedeuten Schuhſtrecker für Gebrauchs=, wie Geſellſchaftsſchuhe
ebenſoviel, wie das Bügeleiſen für die Garderobe. Beide,
recht=
zeitig angewandt, laſſen uns jederzeit „wie aus dem Ei gepellt” in
Erſcheinung treten. Und wer möchte dieſen Eindruck nicht
hervor=
rufen? Namentlich bei der heutigen Mode mit ihrer
kurzgeſchürz=
ten Kleidung vermag ungepflegtes Schuhwerk ſofort „in die
Au=
gen zu ſpringen” ſelbſt wenn es ſich um modernſte Fußbekleidung
handelt. Dieſes tadelloſe Ausſehen erzielt man, wenn man ſofort
beim Nachhauſekommen und Ausziehen der Schuhe dieſe auf
Schuhleiſten zieht, die man evtl. bei deren Nichtvorhandenſein,
durch Einſchieben von Papierknäueln erſetzt. Werden die auf dieſe
Weiſe noch fußwarmen Schuhe ſofort geſtreckt, dann glätten
ſich die beim Gehen entſtandenen Falten ſofort wieder und das
Schuhwerk behält außerdem ſeine urſprüngliche gute Form längere
I.
Zeit.
Radieschen, Rettich und Meerrettich als
an=
regende Beigabe zu Frühlings= und
Sommerge=
richten. Es gibt wohl heute keine Hausfrau mehr, die nicht
dar=
über unterrichtet wäre, wie wichtig der Kalorien= und
Vitamin=
gehalt der von ihr zu bereitenden Nahrung iſt. Sie ſucht deshalb
auch, ſoviel es ihre Wirtſchaftskaſſe erlaubt, beim Einkauf der
Nah=
rungsmittel dieſen Umſtand zu berückſichtigen. Im allgemeinen
wird ſie aber in dieſer Hinſicht das größte Gewicht auf die
Haupt=
beſtandteile der Mahlzeit, wie Gemüſe, Kartoffeln, Fleiſch uſw.
legen, ob und wieviel dieſe in ihrer Zuſammenſetzung die
erforder=
lichen Nährſtoffe enthalten und die Beigaben nur als
geſchmacks=
verbeſſernde oder reizende Mittel betrachten. Doch können dieſe
Dieſes trifft z. B. auf RAdieschen, Rettich und Meerrettich zu, die
namentlich von Nervöſen und Geiſtesarbeitern mehr als bisher Humor K
den Organismus wertvollen Nährſalzen, den ſo wichtigen
Phos=
phor, die Schwefel= und Kieſelſäure. So beſitzen Radieschen
10,869 Phosphor, 6,47½ Schwefelſäure und 0,91½ Kieſelſäure,
während Rettich davon 41,120 7,719 und 81,70 und
Meer=
rettich 7,75% 30,80% und 12,729 in gleicher Reihenfolge wie
oben genannt aufweiſen. Wie wichtig der zuerſt genannte Stoff
für jeden Kopf= und Geiſtesarbeiter iſt, dürfte genügend bekannt
ſein, weniger aber die Bedeutung der beiden letzten als
vorzüg=
liche Nervenberuhigungsmittel. Nervöſe — und wer zählte heute
nicht zu ihnen — ſollten ſich dieſen Hinweis dienen laſſen und
Gerichte mit den genannten Beigaben öfter genießen. Es folgen
einige Rezepte, in denen die drei wenig geachteten Wurzelgewächſe
auch als gaumenreizende Beilagen eine wichtige Rolle ſpielen.
Radieschen=Salat. Dazu hobele man 3—4 Bündchen
weiße oder rote Radieschen, zuvor abgewaſchen, auf dem
Gurken=
eiſen in Scheibchen, beſtreue ſie mit Salz und menge ſie gut mit
1 Eßlöffel Oel, Zitronenſaft oder Eſſig nach Geſchmack, ſowie 1
Priſe Pfeffer und 1 Meſſerſpitze Zucker und richte ſie mit etwas
Schnittlauch überſtreut an.
Speiſe=Zettel.
Sonntag: Rumfordſuppe, Sahne=Kalbsſchnitzel mit
Miſch=
gemüſe. — Montag: Raps, ſauerſüß mit Setzeiern und
Brat=
kartoffeln. — Dienstag: Kohlrollen mit Salzkartoffeln. —
Mittwoch: Schwarzwurzeln mit Butterſoße, gebratene Leber.
— Donnerstag: Ruſſiſche Eier mit Radieschen und
Peter=
ſilien=Röſtkartoffeln. — Freitag: Fiſchauflauf mit
Sardellen=
ſoße. — Samst ag: Kartoffelialgt mit Schnittlauch und
Speck=
eiern.
„Nun, Herr Muninger, wie iſt Ihr Prozeß ausgelaufen?”
„Die gerechte Sache hat geſiegt!“
„Könen Sie denn nicht Berufung einlegen?? CPikingen”.)
* Schmelinn, der Meiſterboxer, läßt ſich in einem Berliner Reſtaurant
eine Zitrone naturell geben. Schiebt die Zitronenpreſſe zurück, drückt
beide GHälften mit der Fauſt aus. Bietet ſeinen Boxerfreunden am Tiſch
100 Mark wenn einer auch nur noch einen Tropfen herauspreßt. Keiner
kanns. Meldet ſich vom Nebentiſch ein klein verhutzelt Männchen, der
die Wette anhörte, drütckt, und — aus feder Zitronenhälfte rinnt noch
ein Tropfen ins Glas. Grhält die 100 Mark. Schmeling frag
auf meimen borjährigen Hut, vielleicht wird mein Mann denn doch
ein=
ſehen, daß ich eiwen neuen brauche!
Beruf und Mode.
Die Frau, die heute ſehr oft genau ſo im
öffentlichen Leben ſteht wie der Mann (ſofern ſie
nicht nur Hausfrau und Mutter zu ſein hat),
braucht für ihre Tätigkeit eine entſprechende
Gar=
derobe, die in jeder Hinſicht praktiſch iſt und dabei
gut ausſieht.
Die Zeit, da man im Bureau nur das Aelteſte
und Abgebrauchteſte trug und das noch mit
Bureauſchürzen und Halbärmeln aus Cloth
ſchützte, iſt lange vorbei, denn die Frau iſt ſich
darüber klar geworden, daß ſie ſchließlich und
end=
lich eine ſehr beträchtliche Zeit ihres Lebens im
Amte verbringe und gewiſſermaßen verpflichtet ſei,
gut auszuſehen.
Prantice Mulford hat in einem ſeiner Werke
bekanntlich auch die Mode behandelt und kommt
zu dem Schluſſe, daß in den Kleidern vielfach gute
oder böſe Laune liege, was derart zu verſtehen iſt,
daß zum Beiſpiel eine Arbeitskraft, die während
ihrer Tätigkeit ein unſchönes, abgebrauchtes
Klei=
dungsſtück trage, nicht jenen Arbeitseifer, jene
Spannkraft, jene Freude an der Tätigkeit
aufzu=
bringen imſtande ſei, wie eine Frau, die ſich ihrer
netten Aufmachung bewußt und ſomit ſchon rein
äußerlich ihrer Wirkung ſicher iſt und damit die
Laune fördert und ihre Arbeitsintenſität ſteigert.
Solche und ähnliche Theorien wurden auch nach
Mulford noch oft aufgeſtellt, ſind in den
amerika=
niſchen Mammut=Betrieben bekannt wie das kleine
Einmaleins und ſollen darum auch bei uns nicht
von der Hand gewieſen werden.
Für die Berufskleidung hat man vor allen
Dingen darauf zu ſehen, daß die betreffenden
Stücke gut ſtrapazfähig ſeien. Stoffe zum Beiſpiel,
die nur für das Auge berechnet ſind, und nach
kur=
zer Zeit ihre Minderwertigkeit verraten, kommen
überhaupt nicht in Frage, ſondern immer nur
jene Gewebe, die eine lange, unveränderte
Halt=
barkeit ſichern.
Ferner iſt es ein Fehler, komplizierte Schnitte
für das Kleidungsſtück zu wählen, das man im
Amte trägt, denn gerade das Einfachſte wirkt hier
immer am beſten.
Im Zuſammenhang damit ſtehen auch die Farben, die
nie=
mals aufdringlich ſein dürfen, ſondern immer jene
allgemein=
gültigen Mitteltöne haben müſſen, die auch der Mode nicht in
dem Maße unterworfen erſcheinen, wie parante Schattierungen,
die in der Regel als Eintagsmoden zu bezeichnen ſind.
Das Bureaukleid ſoll etwa den Charakter eines ſchlichten
Promenadenmodells haben, da man doch auch außerhalb des
Betriebes möglichſt vorteilhaft ausſehen will. Ein oder das
andere Kleid ſoll ſogar ganz beſonders nett ausgearbeitet ſein,
weil es dann für jene Fälle in Frage kommt, die einen
Theater=
eſuch oder eine ähnliche Gelegenheit nach Bureauſchluß
vor=
ſehen, da es ja oft an Zeit gebricht, ſich vorher noch umzukleiden.
Für ſolche Gelegenheiten nehmen ſich die geſtickten Sachen
ganz entzückend aus und bieten die Möglichkeit zu Handarbeiten
an denen man immer Freude haben wird, weil
man ſeine Mühe wirtlich belohnt und ſeine
Tätig=
keit richtig ausgewertet findet, beſonders die vielen
Jäckchen, die man in ſolchen Fällen heranzuziehen
pflegt, haben ſich den Beifall raſch zu erringen
ver=
mocht und Tatſache iſt, daß dieſe Kleidungsſtücke
ebenſo praktiſch wie gut verwendbar und elegant
ſind, ohne von der einfachen Note abzuweichen.
Wir verweiſen in unſerer erſten Skizze auf ein
derartiges Completkleid, das aus einem dünnen
Modeſtoff (Krepella, Wollgeorgette oder Panama)
herzuſtellen wäre. Das Kleid hat die einfache
Jumpertype, rund ausgeſchnittener Oberteil mit
einem ſchmalen Gürtel, gerader Rock. In dieſer
Form wird es ſich — in einer ſchönen Mittelfarbe
— ſicherlich für die Arbeitsſtunden im Amte ſehr
gut ausnchmen. Für die freie Zeit am Abend
aber ergänzt man dieſes Kleid durch ein aus dem
gleichen Material verfertigtes ärmelloſes
Weſten=
jäckchen (deſſen Kante und unterer Rand mit der
bunten Wollſtickerei geziert ſind, die nicht viel
Arbeit erfordert und ungemein dekorativ iſt).
Mitunter wählt man für ſolche Gelegenheiten
auch ein dunkles Seidenkleid, das ſich oft im
Be=
rufe als viel verwendbarer erweiſt als ein
Stoff=
modell, wenn man zu ſeiner Herſtellung ein
halt=
bares Material (etwa Mongol oder Marrocain)
wählt. Ein dunkelblaues oder ſchwarzes Kleid
dieſer Art wird mit einer hellen Georgette= oder
Spitzengarnitur (für Kragen und Manſchetten)
ſehr gut ausſehen. Unſer vorletztes Bild bringt
ein derartiges Modell mit leicht bluſigem Obterteil,
glockiger Rockpartie und einer blaßroſa Garnitur.
Für beſonders heiße Tage iſt ein Kleid aus
geſtreiftem Rohſeidenmaterial oder Shantung ſehr
zu empfehlen, und zwar pflegt man den Jumper
quer, den in breite Hohlfalten gelegten Rock aber
in Längsrichtung zu verarbeiten (letzte Skizze).
Als für den Beruf ganz beſonders geeignet iſt
die Strickmode anzuſehen, denn ihre Schaffungen
ſind nicht nur apart und kleidſam,
ſondernauchaußer=
ordentlich haltbar; auch findet man hier ſeit
R
einigen Saiſons unſtreitig die reizvollſten
Farben=
zuſammenſtellungen. Einer der letzten Entwürfe
iſt im zweiten Bilde zu ſehen: er ſetzt ſich aus
einem ſtrickpliſſierten, einfarbigen Rocke und einem
ſogenannten „grob=geſtrickten” Jumper zuſammen, der eine ganz
neuartige Stricktechnik bringt, die von einer Hand=Häkelarbeit
kaum zu unterſcheiden iſt. Der untere Rand des Jumpers, die
Aermel und der Pullover=Ausſchnitt werden in bunter Patent=
Strickerei abgekantet, die eine vorzügliche Paßform ſichert. Ein
Ledergürtel in der Farbe dieſer Kanten gibt dem Modelle die
flotte Note, die für die neue Mode bezeichnend iſt.
R. H.
Sur Mottenplage.
Anfang Mai und in manchen Jahren auch etwas früher
be=
ginnt die Flugzeit der Motten, und wenn die kleinen,
ſilber=
glänzenden Schmetterlinge durch die Luft ſchwirren, dann bangt
die Hausfrau bei ihrem Anblick voll Sorge um ihre Kleider=
beſtände, Pelze, Decken, Teppiche, Polſtermöbel u. ä. m., an
denen ſich die Mottenbrut gütlich zu tun pflegt, wenn ſie nicht
in ihren Schlupfwinkeln zur rechten Zeit aufgeſtöbert wird.
Aber auch dann kann ſchon mancher Schaden angerichtet ſein,
denn aus den Eiern, die die weiblichen Mottenſchmetterlinge im
Auguſt mit Vorliebe an den oben genannten Beſtänden des
Hausrates ablegen, entſchlüpfen kleine Räupchen, die ſofort ihr
Nagewerk beginnen und im ſtetigen Weiterfreſſen jene bekannten
Gänge im Gewebe bilden. Wenn ſich dann die erwachſenen
Raupen Ende April verpuppen, um einige Wochen ſpäter als
Schmetterlinge Auferſtehung zu feiern, dann ſind die
Bedin=
gungen zur neuen Erzeugung freßgieriger Mottenbrut gegeben.
Weekend im Freien.
Die Wochenendbewegung konnte eigentlich erſt
während der letzten Jahre zur Geltung kommen,
denn wiewohl die Weekend=Ferien beiſpielsweiſe
in England ſeit langer Zeit als
Selbſtverſtändlich=
keit betrachtet werden, hat man bei uns ganz
er=
ſtaunlich lange dazu gebraucht, die Vorteile eines
gänzlichen Ausſpannens im Freien zu erkennen.
Wie jeder Sport, ſo bedarf natürlich auch die
Wochenendtour ihrer ganz beſonderen Aufmachung,
die ſelbſtverſtändlich in erſter Linie von der Art
des Ausflugs und dem Charakter des Sports, den
man betreibt, abhängig zu machen iſt.
Abgeſehen von der ſpeziellen ſportlichen Dreß
braucht man aber für Weekend=Fahrten eine
ge=
wiſſe Standard=Kleidung.
Trotzdem dieſe Aufmachung die denkbar
ein=
fachſte ſein ſoll, würde man ſtaunen, wie viele
Miß=
griffe modiſcher Natur hier gemacht werden, denn
gerade in der bewußten Schlichtheit ſcheint oft die
große Schwierigkeit des ſicheren Geſchmacks zu
liegen.
Darum kommt es ja ſo oft vor, daß eine Frau,
die es etwa für Promenadezwecke ganz
ausge=
zeichnet verſteht, das Richtige zu wählen, bei der
ſportlichen Aufmachung gänzlich verſagt.
Wenn man alſo an die Anſchaffung einer
Week=
end=Garderobe denkt, ſo ſoll man ſich ſagen, daß
alle in Betracht kommenden Stücke in jeder Hinſicht
reſtlos praktiſch ſein müſſen; ſo darf zum Beiſpiel
der Stoff weder zu ſchwer noch zu leicht ſein, denn
man kann gerade bei größeren Touren oft von
einem Wetterumſchlage überraſcht werden und muß
natürlich auch für ſolche Fälle gerüſtet ſein.
Daß bei der Anſchaffung des Materials nicht
mit falſchen Sparmaßnahmen vorgegangen werden
darf, iſt leicht erklärlich, denn nichts iſt ſo
undank=
bar, wie ein Kleidungsſtück, das aus einem
minder=
wertigen Stoffe verfertigt iſt, da es dann niemals
ordentlich wirken kann, ſondern immer zerknüllt
ausſieht, ganz abgeſehen davon, daß es gerade bei
Weekend=Touren ganz beſonderen Anforderungen
ſtandhalten muß.
Gepaart mit edlem Materiale ergibt die abſichtliche
Schlicht=
heit der Aufmachung in der Regel eine Note vollendeter Eleganz
und reſtlos guter Verwendbarkeit.
Ein Kapitel für ſich bilden die Farben. Hier ſoll wirklich
darauf geſehen werden, nur unauffällige Mittelſchattierungen zu
wählen, da gerade für die Sportdreß eine grelle Farbe ebenſo
unelegant wie fehlangebracht wäre, da man doch ein ſolches
Stück verhältnismäßig ſeltener auszunützen vermag als jedes
andere Modell und ſeiner nicht bald überdrüſſig werden darf.
Bei der Verſorgung einer Weekend=Garderobe muß man im=
mer durchaus ſyſtematiſch vorgehen, alſo nicht etwa ein oder
die andere Kleinigkeit anſchaffen (einen Schal, einen Jumper,
einen ſportlichen Hut, eine Taſche und dergleichen mehr), durch
die man dann in Art und Farbe gebunden wäre, ſondern vor
allen Dingen den hauptſächlichen Bedarf erfaſſen und das
ſport=
liche Kleid verſorgen.
Da gibt es nun ſehr verſchiedene Möglichkeiten; viele
wün=
ſchen ein Koſtüm mit dem dazu paſſenden Mantel und bringen
auf dieſe Weiſe eine neue Variante des Complet=Gedankens.
Andere wieder ziehen ein einfaches Koſtüm und einen davon
vollkommen abſtechenden Mantel vor, ſo daß alſo
Koſtüm und Umhülle ganz getrennte Begriffe
bleiben.
Das Koſtüm ſoll möglichſt einfach ſein: am
beſten ſehen immer die geraden Jacken mit den
üblichen Faltenröcken aus, die die freie Bewegung
nicht behindern und darum den geraden, ſackartigen
Nöcken für den Ausflug ganz entſchieden
vorzu=
ziehen ſind.
Wir zeigen in unſerer erſten Figur ein
ſolches Koſtüm, das mit ſeinem Gürtelverſchluß
und den aufgeſetzten Taſchen von typiſchen
Trot=
teurcharakter wahrt. Jeder glatte oder
kleinge=
muſterte engliſche Stoff eignet ſich für dieſe Art
der Verarbeitung ſehr gut.
Ganz anders aber ſoll das Material für den
Mantel ſein, denn für die weiten Raglantypen,
die man über ſolchen Koſtümen zu tragen pflegk,
kommt in erſter Linie ein flauſchiger Stoff in Frage,
der dann auch ganz ausgezeichnet wirkt. (Skizze.)
Daß die Strickmode auf dieſem Gebiete mit
ganz beſonders vorteilhaften Schaffungen in den
Vordergrund tritt, iſt ſelbſtverſtändlich, denn der
Sport war bekanntlich das primäre
Betätigungs=
feld dieſer Induſtrie. Die Erzeugniſſe der
Woll=
mode ſtellen ſich denn auch als ebenſo praktiſche
wie dekorative Modelle dar und beſonders die
allerneueſten Maſchinen vermögen Strickarten
her=
zuſtellen, die von Handarbeit kaum zu unterſcheiden
ſind. Für den Sport gelten die „grobgeſtrickten”
Jumper als letzte Neuheit, aber auch die dünnen,
ſommerlichen „Intarſien=Jumper” gefallen ſehr
gut. Ebenſo finden die einfach gehaltenen Muſter
der „Strickſpitzen=Technik”, die bekanntlich aparte
Afoureffekte wiederzugeben vermögen, in
ein=
farbiger Ausführung den ungeteilten Beifall der
eleganten Frau.
In der Regel werden die verſchiedenen Jumper
und Pullovers mit einem ſtrickpliſſierten Rocke in
Verbindung gebracht, deſſen Vorteile, die in der
Hauptſache darin beſtehen, daß die Fältelung nicht
„aufgehen” kann, allgemein bekannt ſind. In
unſerem letzten Bilde zeigen wir ein derartiges
Modell, bei dem das „Blitz=Muſter” des Jumpers
in Intarſien=Manier gearbeitet iſt.
Die halblange, paletotartige Windjacke bietet immer den
beſten Schutz gegen übles Wetter.
Als Morgengewand (das man für die Weekend=Fahrt an
Stelle des Pyjamas oder Schlafrockes eorwendet, um es
gelegent=
lich auch auf der Terraſſe oder im Liegeſtuhl tragen zu können)
wählt man gerne die letzte Neuheit auf dieſem Gebiete, das
„Rock=Pyfama”, das ein Pyjama=Oberteil mit einem
Falten=
röckchen in Verbindung bringt, und aus Waſchſeide oder aus
einem leichten poröſen, ganz ſommerlichen Wollſtoff in einer
ſchönen Paſtellſchattierung gearbeitet iſt.
Willy Ungar.
Nummer 138
Sonntag, den 19. Mai 1929
Seite 23
Tel. 4348. Jnh. Hans Tod, Dieburgerſtr. 97
Schönſter u. größter Garten Darmſtadts
2090 Sitzplätze
1. und 2. Feiertag von 4 Uhr ab
Tanz
Eintritt und Tanz frei
Der ganze Garten wird bei eintretender
Dunkelheſt prächtig illuminiert
Gut bürgerlicher Mittagstiſch (8581
Reichhaltige Abendkarte
Im Ausſchank Wiener Pfingſigold
Bei ungünſtiger Witterung ſinden
die Konzerte in den Räumen ſtatt.
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I.und II. Peiertas im 85gs
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Marienplatz Verstärkt. Blasorchester
Herrngarten-Café
1- und 2. Feiertag
von nachm. 4 Uhr ab
Künstler-Konzert
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Darmſtadt, Schloßgraben 15, neben Stegmüller
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mit Spargelg. und Kartoffeln, mit Spargelg. und Kartoffeln
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von Kommandeurin Mary B. Booth
(Enkelin des Gründers der Heilsarmee)
am Dlenstag, den 2s. Mal, abends 8 Uhr
Im „Stäctlschen Saalbau”, Darmstadt, Rledeselstr. 40
250 farbige Lichtbilder
Vorführung mit muslkallscher Begleitung
Der Vortrag wird zum Tell in Englisch gehalten und durch einen
Dolmetscher ins Deutsche übertragen.
Programme, die zum Eintritt berechtigen für 50 Pfg. und 1.— Mk.
zu haben.
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Die Kurſe finden Mittwoch und Freitag ſtatt.
Leiter: M. Hermersdorf, Offenbach. —
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24. Mai, 20 Uhr im Muſikvereinsſaal
Bortrag von Otto Daube, Leipzig
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als Menſch und Künſtler
Mitwirkende: Suſanne Horn=Stoll,
Sopran, Opernſänger Schmidt,
Mainz, Bariton.
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Am 1. und 2. Pfingſtfeiertag
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perſönliche Leitung Kapellmeiſter Willy Schlupp
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Wagen gefahren hat, der mehr auf der
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straßs steht, als fährt, wird das Lob, das Herr
Dr. H. seinem / Tatraß singt, begreifen.
„Heute hat der Wagen genau g000o km
ge-
jahren, das ist einmal um die Erde herum. Tch
kann zu meiner Freude sagen zpannenlöse!!”
Das Wort „Panne” kennt der MTatrag nicht,
und kehlt ihm wirklich einmal etwas, 80
ge-
nügt ein Blick in die genigl übersichtliche
Kon-
struktion, um die Kleinigkeit zu finden und zu
beheben,
3 Dinge sind es, die für „Tatrag sprechen: Ihr
gesunder Menschenverstand, Ihr Geldbeutel,
so Sie nicht nur das Heute, sondern auch das
Morgen in Rechnung ziehen, sowie Ihr Herz,
das diesen treuen Weggefährten bald lieb ge-
DeryTatrar Winnen wird.
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in der vorzüglichen Debut-Besetzung des Steffter-Ensembles
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Seite 24
Freuen Sie sich über das unangenehme Wetter; Sie haben dadurch eher Gelegenheit
unser Pfingstprogramm zu sehen. — dies zu versäumen, wäre wirklich schade.
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Ein Film in 6 Akten aus der englischen Gesellschaft und dem
Leben eines kleinen Tanzmädchens.
Beginn heute und morgen 3 Uhr.
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Grafenstraße
Der Hiegende Bräutigam
Entlargt
Allein die Besetzung: Georg Alexander, Ernst Verebes, Hermann Picha, Truns van
Alten, Hilde Maroff, Leo Peukert usw.
sagt genug.
Ausgezeichnet ist auch der Film
Ihr großer Flirk mit Florence Udor
Beginn heute und morgen 3 Uhr.
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Ein Sohn der Grenze
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Pfingstsonntag, abends 8 Uhr
L.großeskonzert (Operelten-Ahend)
Leitung: Kappelmeister Schlupp
Pfingstmontag, abends 8 Uhr
Vollslümliches Honzert mit Tanz-Einlagen
Eintritt 50 Pfg.
Eintritt 50 Pfg.
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