Darmstädter Tagblatt 1928


22. Juli 1928

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Einzelnummer 15 Pfeniige
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Nummer 202
Sonntag, den 22. Juli 1928.
191. Jahrgang

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Die deutſch=öſterreichiſche
Schickſalsgemeinſchaft.
Der Ruf nach Groß=Deutſchland. Das
deutſche Lied als Wegbereiter.
EP. Wien, 21. Juli.
In der rieſigen Feſthalle im Wiener Prater verſammelten ſich
ute mittag nach 12 Uhr die Sänger zur dritten Hauptauf=
hrung
, die unter Leivung von Prof. Wohlgemuth=Leipzig und
r.ef. Keldorfer=Wien ſowie Prof. Doſt vor ſich ging. Die Haupt=
aFührung
geſtaltete ſich zu einer überwältigenden, impoſanten
möchlußkundgebung, wie ſie Wien noch niewals geſehen hatte.
i. Sängerhalle war mit Sängern und Publikum in einer An=
h
von dindeſtens 90 000 Perſonen angefüllt, und etwa ebenſo
eve dürften ſich in dem Gelände rings um die Halle aufgehalten
ulgen. Auf den Tribünen ſah man u. a. den deutſchen Geſandten
rrfen Lerchenfeld, den Präſidenten des deutſchen Reichstages,
ö e, den Innenminiſter Severing, den Wiener Bürgermeiſter
e*z, den öſterreichiſchen Wohlfahrtsminiſter Reſch, den Landes=
ſputptmann
von Tirol, Stumpf, uſw.
Nach einleitenden Fanfarenklängen brachten 35 000 Sänger
nier Leitung des Leipziger Dirigenten Prof. Wohlgemuth den
kemnerchor Im deutſchen Geiſt und Herzen ſind wir eins in
vraus eindrucksvoller Weiſe zu Gehör. Die Menge erhob ſich
7). brach in jubelnde Heilrufe aus. Darauf ergriff der Präſident
2. Sängerbundesfeſtes, Liſt, das Wort zu einer begeiſtert auf=
nwmmenen
Rede, die dem Anſchlußgedanken galt. Er feierte
as deutſche Lied als das Symbol des deutſchen
ülkes und der deutſchen Volksverbundenheit,
ewurch den Weltkrieg zur Schickſalsverbundenheit ge=
ol
den ſei, durch eine Waffenbrüderſchaft, in deren Reihen die
urſchen Sänger kämpften und ſtarben. Der Gefallenene treuen
ameraden in nie verlöſchender Dankbarkeit zu gedenken, ſei eine
hyenpflicht. Nach den Worten des ſtillen Gedenkens ſang ein
roeckt aufgeſtellter Chor Ich hatt’ einen Kameraden‟. Dr. Liſt
hrie dann weiter aus: Daß ſich die Liedgemeinſchaft zur wahren
urksgemeinſchaft erhebe, dafür ſei der beſte Beweis die unge=
ure
Anziehungskraft dieſes Feſtes, das mehrere hunderttauſend
anger in Wien vereinige. Dieſe Liedgemeinſchaft laſſe in allen
heißen Wunſch aufſteigen, um das deutſche Volk das äußere
au id der Einheit zu ſchlingen und das geiſtige Deutſchland als
m einziges Großdeutſchland erſtehen zu laſſen. Wir wiſſen wohl,
f tauſende von Bedenken der Verwirklichung dieſes Gedankens
rigegenſtehen, aber wir deutſchen Sänger fühlen es zutiefſt, daß
zinationale Pflichten gibt, die über allen Be=
emken
ſtehen, die ein Volk nicht aufgeben darf,
hme ſich ſelbſt aufzugeben und wider den Geiſt ſeiner
ſetchichte und ſeiner Beſtimmung zu handeln. Unſere Seelen
ünfſten nach dieſem Großdeutſchland, aber unſer Selbſt
r uns, das wird es nicht erzwingen, daß wir nur vor=
eneitende
Arbeit leiſten können. Dieſer Arbeit wollen wir uns
nzerziehen mit der Kraft und Begeiſterung, die aus dem deut=
him
Liede fließt.
Der Redner ſchloß mit einem begeiſtert aufgenommenen Hoch
uſ das erſehnte und erſtrebte große Vaterland und ſeinen Weg=
eneiter
,das deutſche Lied. Nach ſeiner Rede wurden in unge=
enrer
Begeiſterung die erſten Strophen des Deutſchlandliedes
eſt ungen. Nach dem Verklingen des Liedes wollten die jauchzen=
en
Heilrufe, das Dücherſchwenken uſw. über eine Viertelſtunde
ung kein Ende nehmen, und es dauerte geraume Zeit, bis die
höre wieder einſetzen konnten.
Südtirol und Sänger=Bundesfeſi.
EP. Wien, 21. Juli.
Zu einer von der Wiener Mittagszeitung gebrachten Mel=
uu
=g, wonach an dem morgigen großen Feſtzug auch eine Gruppe
üwtiroler mit einem Wagen teilnehmen werde, der eine Tafel
agen ſollte, die den deutſchen Sangesbrüdern die Grüße der
emtſchen Südtirols entbietet, daß aber die Anbringung der
aſel und eines Trauerflors von der Leitung des Feſtes verboten
durden ſei, erfahren wir, daß der Ausſchuß von einer ſolchen
bficht überhaupt bisher keine Kenntnis hat. Da einigen
järigergruppen, die ſich aus deutſchen Auslandsminderheiten zu=
mmenſetzen
, an der öſterreichiſchen Grenze ihre Fahnen beſchlag=
ah
mt wurden, hält es der Feſtzugsausſchuß für möglich, daß
ue ſolche Beſchlagnahme auch bei den Südtirolern erfolgt ſei,
er Ausſchuß aber davon nicht verſtändigt wurde. Auch die Wie=
er
Polizei hat keinerlei Verfügung in dieſer Angelegenheit ge=
offfen
.
Reichstagspräſident Löbe über die Anſchluß
frage.
Mehrere Wiener Blätter veröffentlichen Unterredungen mit
enr Reichstagspräſidenten Löbe. Nach der Neuen Freien Preſſe‟
igice Löbe u. a.: Den Wiener Feſttagen käme eine nationalepoli=
ſchee
Bedeutung zu, dadurch daß ſie dem Anſchlußgedanken ge=
id
met ſeien. Mit Genugtuung ſtelle er feſt, daß die erdrückende
ſchrheit der Deutſchen in Oeſterreich ſich zum gemeinſamen
hnbol Schwarz=rot=gold bekannt habe. Es zeigte ſich, daß es
chttig war, auf die ſchwarz=rot=goldenen Farben in Deutſchland
mückzugreifen im Intereſſe der tatſächlichen großdeutſchen Zu=
immenfaſſung
mit Oeſterreich. Die innere Angleichung zwiſchen
ſenttſchland und Oeſterreich mache große Fortſchritte. Der ein=
inumige
Reichstagsbeſchluß, wonach die deutſch=öſterreichiſchen
ſanidelsvertragsverhandlungen mit dem Ziele einer Wirtſchafts=
nſe
Zollunion geführt werden möchten, ſei der weiteſtgehende
liſtrag, der jemals in dieſer Richtung vom Reichstag angenom=
uri
worden ſei.

In der Wiener Allgemeinen Zeitung ſagt Löbe über das
Sängerbundesfeſt, er ſei überwältigt. Bei einem ſolchen Zuſam=
menſtrömen
Hunderttauſender von Menſchen ſehe man, daß der
Anſchluß nicht eine Sache der Politik ſei, ſondern eine Sache des
ganzen Volkes. Im übrigen bewundere er das Opganiſations=
talent
, das er in Wien gefunden habe. Die gleiche Anerkennung
zollte auch Reichsinnenminiſter Severing der Organiſation des
Sängerfeſtes.
Das Echo der Wiener Kundgebungen.
Der Temps gegen den Anſchlußgedanken.
Der Temps nimmt die deutſch=öſterreichiſchen Kundgebungen
anläßlich der Wiener Schubertfeier zum Anlaß, um wieder ein=
mal
gegen den Anſchluß Stellung zu nehmen. Das Blatt ſchreibt
u. a.: Die Mächte, die in hohem Maße daran intereſſiert ſind,
daß ſich nicht wieder in Mitteleuropa eine deutſche Hegemonie
aufrichtet, haben die Pflicht, derartige Kundgebungen aufmertſam
zu verfolgen. Alle Beſtrebungen, die darauf ausgehen, eine macht=
volle
Kundgebung zugunſten des Anſchluſſes Oeſterreichs an
Deutſchland, zu ſchaffen, ſind i Wahrheit gegen den Frieden
Europas gerichtet. Selbſt abgeſehen von der Gefahr, die die
Wiederherſtellung einer deutſchen Macht für die durch den Sieg
der Alliierten geſchaffenen Lage bedeuten würde, verſteht es ſich
von ſelbſt, daß die Nachbarländer Oeſterreichs nicht zu laſſen kön=
en, daß dieſes auf ſeine Unabhängigkeit verzichtet, um mit dem
Reich einen gewaltigen deutſchen Block zu bilden. Man kennt die
Auffaſſung Italiens, das alles zu befürchten hätte, wenn Deutſch=
land
in Mitteleuropa an die Stelle des alten Oeſterreich=Ungarn
träte, und man weiß andererſeits, daß die Mächte der Kleinen
Entente ſich mit der gleichen Energie dem Anſchluß widerſetzen
wünden. Dieſe ganze pangermaniſtiſche Aktion ſteht in eigen=
artigem
Widerſpruch zu der Politik der Entſpannung und der
Verſtändigung, der Verſöhnung und der Annäherung, für die die
verantwortlichen Regierungen einſchließlich Berlin und Wien ein=
treten
."
Der Kampf
um Elſaß’ Selbſtändigkeit.
Ein Aufruf Roſſés an ſeine Wähler.
EP. Paris, 21. Juli.
Wie die Blätter aus Straßburg melden, hat der Abg. Roſſe
einen langen Aufruf an ſeine Wähler und Freunde erlaſſen, in
dem er erklärt, daß er ſeine Berufung zurückgezogen habe, weil er
kein Vertrauen in die Juſtiz hege. Er habe ſeine Begnadigung
nicht gewünſcht, denn es ſei nicht Sache eines Unſchuldigen,
Gnade zu verlangen. Er begrüße jeſdoch dieſe Maßnahme als den
Verſuch einer Ausſöhnung und einer Wiedergutmachung der
Ungerechtigkeit vom 24. Mai. Roſſe kündigt weiter an, daß er den
Kampf um die Autonomie in verſtärktem Maße weiterführen
werde, ſobald er ſich etwas von der 7½monatigen Gefängnishaft
erholt habe. Alle wahren Elſäſſer müßten zur Verteidigung ihrer
Heimat und für die Zukunft und ihre Kinder zuſammenſtehen.
Für nächſten Mittwoch iſt eine große öffentliche Verſammlung
unter dem Vorſitz des Abgeordneten Walter nach Colmar einbe=
rufen
worden, in der Roſſe über den Colmarer Prozeß und die
jüngſten Ereigniſſe im Elſaß ſprechen wird.
Reichskabinett und Reichsbahn.
* Berlin, 21. Juli. (Priv.=Tel.)
Der Reichskanzler wird in der nächſten Woche ſeinen Urlaub
antreten, ſo daß ſich dann das geſamte Kabinett in den Ferien
befinden wird. Aus dieſem Grunde iſt beabſichtigt, vielleicht am
Montag noch eine Kabinettsſitzung abzuhalten, die ſich mit eini=
gen
aktuellen Sachen beſchäftigen ſoll. Wie verlautet, iſt vor=
geſehen
, auch zu den finanziellen Wünſchen der Reichsbahn Stel=
lung
zu nehmen, doch ſteht noch nicht feſt, ob irgendwelche entgül=
tige
Entſcheidungen zu erwarten ſind. Wie erinnerlich hatte das
alte Kabinett kurz vor ſeinem Rücktritt beſchloſſen, die Wünſche
der Reichsbahn auf Tariferhöhung abzulehnen. Es hatte aber
die finanzielle Notlage dieſes Untenehmens anerkannt und ſich
bereit erklärt, nach Mitteln und Wegen zur Befriedigung der
Kapitalbedürfniſſe der Reichsbahn zu ſuchen. Die neue Regierung
hatte ſich den Beſchluß ihrer Vorgängerin zu eigen gemacht und
einen wochenlangen Gedankenaustauſch zwiſchen dem Reichsver=
kehrsminiſterium
, dem Reichswirtſchaftsminiſterium, dem Reichs=
finanzminiſterium
und der Reichsbahn herbeigeführt, der ſich ſehr
eingehend mit der wirtſchaftlichen Lage der Reichsbahn beſchäf=
tigte
, ebenſo aber auch mit der Frage der Auflegung einer An=
leihe
. Wie es ausſieht, ſtehen dieſe Verhandlungen unmittelbar
vor ihrem Abſchluß. Mit einer Tariferhöhung wird man natür=
lich
nach wie vor nicht zu rechnen brauchen, weil auch die Regie=
rung
Hermann Müller eingeſehen hat, daß die dadurch ent=
ſtehenden
wirtſchaftlichen Schäden nicht zu verantworten ſind.
Dafür werden finanzielle Zugeſtändniſſe zu erwarten ſein, deren
Umfang aber abgewartet werden muß.
Keudells Initiativ=Antrag für ein Schulgeſetz.
Der bisherige Reichsinnenminiſter v. Keudell hat jetzt als
Reichstagsabgeordneter ſein Schulgeſetz wieder hervorgeholt und
als Initiativantrag dem Reichstag zugeleitet. Namentliche nen=
neiswerte
Veränderungen weiſt es nicht auf. Der Reichstag wird
ſich alſo nun mit dieſem Antrag zu beſchäftigen haben, doch be=
ſteht
nach Lage der Dinge nicht die geringſte Ausſicht, daß er ein
anderes Schickſal erleiden wird als der Geſetzentwurf Keudells,
um den monatelang gerungen wurde, bis er ſchließlich wieder
in der Verſenkung verſchwand. Die Möglichkeit beſteht aber, daß
auf Grund dieſes Antrags die Reichsregierung veranlaßt wird,
nun ihrerſeits dem Reichstag eine Vorlage zu unterbreiten.

Die Woche.

Nachdem Engländer und Franzoſen ſich in wohlverklauſelier=
ten
Noten bereit erklärt haben, den Kellogg=Pakt in ſeiner jetzi=
gen
Form zu unterzeichnen, dürfte die diplomatiſche Auseinander=
ſetzung
über dieſe Frage abgeſchloſſen ſein. Feſtzuſtellen iſt zu=
nächſt
, daß das urſprüngliche Ziel keineswegs erreicht iſt. Daran
allerdings, daß durch einen Vertrag jede Kriegsmöglichkeit für
alle Zukunft ausgeſchaltet werden könnte, hat ſicherlich der Vater
des Paktgedankens niemals gedacht. Solche utopiſchen Hoff=
nungen
konnten nur Schwärmer hegen. Was die ſehr nüchtern
denkenden amerikaniſchen Staatsmänner mit dem Paktvorſchlag
bezweckten, war lediglich eine möglichſt weitgehende Beſchränkung
kriegeriſcher Konfliktsmöglichkeiten, die im Zuſammenhang mit
der Monroe=Doktrin ja durchaus im Intereſſe der amerikaniſchen
Politik liegt. Auch dieſes beſchränkte Ziel iſt nicht erreicht wor=
den
. Jedes Volk hat allein zu entſcheiden, ob die Umſtände
es nötigen, zu ſeiner eigenen Verteidigung zum Krieg zu ſchrei=
ten
. Mit der ſo formulierten franzöſiſchen Erklärung bleibt
ſchließlich mehr oder weniger alles beim alten, denn unſere zivi=
liſierten
Nationen führen bekanntlich niemals Angriffskriege, ſon=
dern
ergreifen die Waffe ſtets nur zu ihrer eigenen Verteidigung.
Der ruſſiſch=japaniſche Krieg war doch ſelbſtverſtändlich von bei=
den
Seiten nur ein Verteidigungskrieg, das engliſche Weltreich
mußte ſich gegen die Angriffsluſt des kleinen Burenvolkes ver=
teidigen
, und die Veröffentlichung aus den ruſſiſchen und bel=
giſchen
Archiven haben bekanntlich zur Genüge erwieſen, daß
Ruſſen, Franzoſen, Engländer und Italiener mit ihren Traban=
ten
den Weltkrieg lediglich zu ihrer eigenen Verteidigung gegen
das angriffslüſterne Deutſchland geführt haben! Daß ſich das
deutſche Volk umgekehrt durch den ſich immer mehr ſchließenden
Ring feindlich geſinnter Nationen in ſteigendem Maße bedroht
fühlte, um ſo mehr, als es ja ſelbſt keinerlei Ziele verfolgte, die
nur auf kriegeriſchem Wege zu erreichen waren, lag ſelbſtverſtänd=
lich
nur an ſeinem eigenen Unverſtand. An ſeinem Unverſtand
liegt es auch ſelbſtverſtändlich nur, wenn es die überaus fried=
lichen
Abſichten ſeiner Kriegsgegner nicht verſtehen will, die in
den Friedensverträgen des Jahres 1919 ſo unzweideutig zum
Ausdruck kommen. Alſo nur Verteidigungskriege werden in
Zukunft noch möglich ſein, und jeder hat ſelbſt darüber zu ent=
ſcheiden
, ob er ſich angegriffen fühlt. Wenn man die Dinge rein
formell anſieht, darf man in der Tat fragen, worüber man eigent=
lich
ſo lange verhandelt hat. Aber ein gewiſſer Fortſchritt iſt
trotzdem zu verzeichnen. Der Kellogg=Pakt gibt ſämtlichen Unter=
zeichnern
, insbeſondere den Vereinigten Staaten, in jedem Falle
die Möglichkeit, auf einen allzu kriegsluſtigen Staat einen ſtarken
moraliſchen Druck auszuüben. Und das iſt das Weſentliche, daß
die Amerikaner mit dem Kellogg=Pakt unſtreitig eine gewiſſe
Wiederannäherung an Europa vollziehen. Anders liegen heute
die Dinge wie damals, als man den Beitritt zum Völkerbund
ablehnte, als man ſich von Europa zurückzog, weil man zunächſt
einmal die ungeheuerlichen politiſchen und wirtſchaftlichen Kriegs=
gewinne
in Ruhe verdauen wollte. Heute iſt das amerikaniſche
Kapital ſo ſtark in allen Teilen der Welt und insbeſondere auch
in Europa engagiert, daß ſich die ſelbſtgewählte splendid isolation
nicht mehr aufrecht erhalten läßt. Das hat man in Waſhington
natürlich nicht erſt geſtern erkannt, und nur weil die Verhältniſſe
es erforderten, hat die amerikaniſche Regierung entgegen ſonſti=
gen
Gepflogenheiten noch vor der Präſidentenwahl einen erſten
formellen Schritt in dieſer Richtung getan. Aber auch nach der
Präſidentenwahl dürfte nach Lage der Dinge die amerikaniſche
Politik in dieſer Beziehung auf alle Fälle die gleiche Tendenz
behalten.
Vom deutſchen Standpunkt aus iſt das natrülich nur zu be=
grüßen
, denn eine Anteilnahme der Vereinigten Staaten an der
europäiſchen Politik kann naturgemäß nur die friedlichen Tenden=
zen
verſtärken. Der deutſchen Diplomatie aber erwächſt damit in
verſtärktem Maße die Aufgabe, dem Ausland die Dinge in ihrer
wahren Geſtalt zu zeigen. Die Vergangenheit lehrt uns, daß man
ſich gerade in den Vereinigten Staaten durchaus nicht immer ein
klares Bild von den europäiſchen Verhältniſſen macht, und es
wäre deswegen ein ſchwerer Fehler, wenn wir im Bewußtſein
unſeres guten Rechts und unſeres guten Gewiſſens die Dinge
einfach laufen laſſen wollten. Dabei handelt es ſich nicht nur um
Rheinlandräumung und Reviſion des Dawes=Abkommens, ſon=
dern
ganz beſonders auch um die Oſtfragen. Daß man für
dieſen ſchwierigen Fragenkomplex im Ausland nicht das rechte
Verſtändnis hat, iſt durchaus nicht erſtaunlich, denn ſchon hier
bei uns im deutſchen Weſten mißt man leider dieſen Fragen
durchaus nicht überall die Bedeutung bei, die ihnen zukommt.
Das iſt eine höchſt bedenkliche und bedauerliche Erſcheinung, und
anſtelle von allerhand Studienreiſen ins Ausland ſollte man lie=
ber
Fahrten in den deutſchen Oſten veranſtalten, damit auch der
an der Weſtgrenze wohnende Deutſche verſtehen lernt, daß es
Lebensfragen unſeres Volkes ſind, um die es ſich an unſeren Oſt=
grenzen
handelt. Daß der polniſche Korridor auf die Dauer eine
vollſtändige Unmöglichkeit darſtellt, fängt man allmählich auch in
England an einzuſehen. Wenn aber der ruſſiſche Emigrant Polia=
kow
, deſſen Beziehungen zur Downing=Street allgemein bekannt
ſind, und der ſich unter dem Pſeudonym Augor in der engliſchen
Preſſe einen Namen gemacht hat, zum Beiſpiel den Austauſch
Danzigs und des polniſchen Korridors gegen Königsberg und
Oſtpreußen für erwägenswert hält, ſo zeigt dies allein ſchon zur
Genüge die drohende Gefahr, die ſich daraus ergibt, daß die Eng=
länder
Polen für ihre antiruſſiſche Politik nötig zu haben glauben.
Nach wie vor üben die Schwierigkeiten des engliſch=ruſſiſchen
Verhältniſſes einen ſtarken Einfluß auf die europäiſche Politik
aus, auch wenn die Außenpolitik der Sowjets zurzeit durch
ſchwere innerpolitiſche Kriſen ziemlich lahmgelegt iſt. Der Rückfall
in die Methoden des Kriegskommunismus (dazu gehört auch der
Schachtt,=Prozeß) hat eine außerordentliche Verſchärfung der
Klaſſengegenſätze in Stadt und Land hervorgerufen, und da man
von Moskau aus die ruſſiſchen Bauern nicht zwingen konnte, ſteht
das Land heute im Zeichen einer außerordentlich ſchweren Wirt=
ſchaftskriſis
. Die Folge war das bekannte Rundſchreiben des
Handelskommiſſars Mikojan, das den Bauern den Verkauf ihres
Getreides auf den Kleinſtadtmärkten geſtattete, und Artikel in der
n Preſſe, daß es jetzt gälte, allerorts

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Sonntag, den 22. Juli 1928

Nummer 202

die außerordentlichen Maßnahmen überhaupt
abzuſchaffen womit die geſamte Partei einverſtanden ſei.
Wiederum eine Phaſe in dem nie aufhörenden Richtungskampf
der bolſchewiſtiſchen Doktrinäre, ein verzweifelter Verſuch Stalins,
ſich an der Macht zu halten. Ob er von Erfolg begleitet ſein
wird, iſt noch keineswegs zu ſagen, denn es iſt zum mindeſten
fraglich, ob der durch die ſtändigen Zwangsmaßnahmen erbitterte
ruſſiſche Bauer noch einmal auf die Moskauer Sirenengeſänge
hineinfällt. Vorläufig iſt das Land, das einſt einen gewaltigen
Getreideüberſchuß alljährlich ausführen konnte, dank der bolſche=
wiſtiſchen
Mißwirtſchaft gezwungen, große Getreideeinkäufe im
Ausland zu tätigen, um nur die dringendſten Ernährungsſchwie=
rigkeiten
zu beheben. Es wäre ſicherlich verfehlt, wenn man ſich
durch derartige Erſcheinungen dazu verleiten ließe, an einen bal=
digen
Sturz des bolſchewiſtiſchen Syſtems zu glauben. Die Paſſi=
bität
und der aſiatiſch anmutende Fatalismus des ruſſiſchen
Bauern werden es ihm vorausſichtlich noch eine Zeitlang ermög=
lichen
, ſich an der Macht zu halten. Womit wir aber ſicherlich
rechnen können und müſſen, iſt eine dauernd ſtarke Verminderung
des Gewichts, welches das ruſſiſche Reich in die Wagſchale der
Weltpolitik zu werfen hat. Das aber iſt für die deutſche Außen=
politik
von außerordentlicher Bedeutung, die nur dann von Er=
folg
ſein kann, wenn ſie die einzelnen politiſchen Faktoren ihrem
jeweiligen Wert entſprechend in ihre Rechnung einſetzt! M.
Die Tangerfrage.
Die Cinigung zwiſchen den Mittelmächten.
Von unſerem A=Korreſpondenten.
Paris, 21. Juli.
Die Tangerfrage iſt endlich geregelt. Drei Jahre hat es ge=
dauert
, bis man ſoweit gekommen iſt, daß eine Löſung herbei=
geführt
werden konnte, die das Verhältnis zwiſchen Frankreich,
Italien und Spanien erträglich macht. Hätte die engliſche Diplo=
matie
etwas weniger vermittelt, dann wäre die Tangerfrage
vielleicht erwas einfacher zu löſen geweſen. Aber jetzt erklärt man
ſich wenigſtens auch in London zufrieden, und man kann es bei=
nahe
glauben.
Die eigentliche Einigung in der Tangerfrage evfolgte nicht
in Paris während der Tangerkonferenz, ſondern in Rom, wo
die franzöſiſche Diplomatie ſtändig an der Klärung und Beſſerung
des franzöſiſch=italieniſchen Verhältniſſes arbeitet. In dem Augen=
blick
, wo die franzöſiſch=italieniſche Annäherung begann, war die
Tangerfvage ſchon gelöſt.
Aber man ſoll deshalb nicht glauben, daß die Tangerkonfe=
renz
keine Schwierigkeiten zu bewältigen hatte. Aber anfangs war
die Stimmung ſehr günſtig und auch ſpäter hat man alles getan,
um die aufgetauchten Schwierigkeiten glatt und ſtill zu löſen und
in der Oeffentlichkeit keine Polemiken entſtehen zu laſſen. Italien
hat bis zur letzten Minute viel Schwierigkeiten gemacht. Eng=
land
war nicht allzu opferwillig, und ſo mußte Frankreich das
größte Opfer bringen. Wenn aber die Tangerfrage wirklich gelöſt
iſt, dann war dies wohl großer Opfer wert.
Unter der Löſung der Tangerfrage verſtehen wir nicht etwa
die Geſundung der Situation in Tanger ſelbſt, denn die Verhält=
niſſe
in Tanger werden jetzt kopfuſer als je doch das iſt eine
lokale Angelegenheit ſondern ein Einwerſtändnis zwiſchen den
Mittelmeermächten über Danger. Wenn dies fortdauern wird und
wenn Muſſolini ſich mit dem Erreichten zufrieden gibt, dann ſteht
der franzöſiſchen Marokkopolitik nichts mehr im Wege
Die franzöſiſche Preſſe betont bei dieſer Gelegenheit, daß wicht
Frankreich für das Fernbleiben Italiens von der Tangerkonven=
tion
im Jahre 1923 verantwortlich iſt. Gleichzeitig wird darauf
hingewieſen, daß die Dangerkonventon in ihrem Weſen beine
Aenderung erfuhr.
Die Einigung ift auf Grund der Konzeſſionen, welche Frank=
reich
den übrigen Mächten machte, zuſtandegekommen. Aber man
verſichert hier beſonders machdrücklich, daß die Nachgiebigkeit
Frankreichs die Souveränität des Sultans von Marokko nicht im
geringſten beeinfluſſe.
Ernſie Streiklage bei der ſüdindiſchen
Eiſenbahn.
EP. Madras, A. Juli.
Eins ſehr ernſte Lage hat ſich in Verbindung mit dem Generalſtreik
bei den ſüdindiſchen Eiſenbahnen entwickelt. Es kam zu heftigen Zu=
ſammenſtößen
zwiſchen der Polizei und den Streikenden, wobei etwa
neun Streikende und ei europäiſcher Poliziſt getötet wurden. Die
Streikenden warfen ſich wieder auf die Schienen. Kurz vor dem Paſſie=
ren
des Expreßzuges verſuchte die Polizei, die Leute von dem Schiienen
zu entfernen. Die Menge leiſtete Widerſtand und griff die Poliziſten
mit Beilen und Eiſenſtangen an, die ſchließlich von der Schußwaffe
Gebrauch machten. Die Streikenden überfielen mehrere Stationen und
zerſtörten ſie zum Teil. Außerdem riſſen ſie die Gleiſe an verſchiedenen
Stellen auf und unterbvachen die Telegraphenverbindungen. Die Re=
gierung
hat Truppen zur Verſtärkung der Polizei entſandt. Ueber
zwanzig Streikende wurden feſtgenommen.

Vom Tage.
Der Reichspräſident hat am Samstag den Vortrag des
Reichskanzlers und ſpäter des deutſchen Geſandten
in Budapeſt, Freiherrn von Schoen, entgegengenommen.
Reichsaußenminiſter Dr. Streſemann beendete geſtern nach=
mittag
ſeinen Aufenthalt in Bühlerhöhe und reiſt über Nürnberg nach
Eger. Von Eger aus reiſt Dr. Streſemann im Auto nach Karls=
bad
weiter, wo er heute mittag eintrifft.
Die Reichsbahn hat auf Rechnung des Betriebsjahres 1929
Waggonbauaufträge im Werte von etwa 60 Millionen Mark
erteilt. Sie iſt damit weiter hinter dem für erforderlich gehaltenen
Beſchaffungsprogramm zurückgeblieben. Dieſe Zurückhaltung hat für
die Wirtſchaft große Nachteile im Gefolge. Wie verlautet, wird die
Lokomotivfabrik Henſchel zu Betriebsſtillegun=
gen
ſchreiten und im Herbſt vielleicht tauſend Arbeiter entlaſſen müſ=
ſen
, weil es an Aufträgen durch die Reichsbahn fehlt.
Reichstagspräſident Loebe iſt zur Tnalnahme an dem
Sängerbundesfeſt in Wien eingetroffen. Auf dem Bahnhof wurde
er von Botſchaftsrat Hoffmann von der deutſchen Geſandtſchaft begrüßt.
Das Schweizer Volksbegehren auf eine Verfaſſungs=
reviſion
im Sinne des allgemeinen Verbots der Annahme von
Orden und Ehrenzeichen fremder Regierungen hat
75 000 Unterſchriften. Notwendig waren 50 000 Unterſchriften. Es
erfolgt nun eine Volksabſtimmung.
In offiziellen Kreiſen Frankreichs verlautet, daß die franzö=
ſiſche
Regierung beſchloſſen habe, den autonomiſti=
ſchen
Abgeordneten Dr. Ricklin, deſſen Verurteilung
nach Ablehnung ſeiner Berufung durch den Kaſſationshof
endgültig geworden iſt, in aller Kürze zu begnadigen.
Wie aus Moskau gemeldet wird, iſt nach einer Meldung des Buka=
reſter
Umberſal Pälſudſki in Vegleitung des Oberſten Woczinſki
aus Kowno in Rumänien eingetroffen.
Aus Rom wird gemeldet, daß Nobile nach ſeiner Rück=
kehr
aus dem Norden vor ein Kriegsgericht geſtellt wer=
den
ſoll, da er als Kommandant der Italia für die Kaſtaſtrophe ver=
antwortlich
ſei. Dieſe Unterſuchung dürfte aber lediglich auf die Frage
hinauslaufen, ob die Verletzungen des Generals ſeine Rettung als erſter
begründeten.
In Badajoz ſind Mitteilungen über eine ernſte Bewegung
in Liſſabon eingetroffen, die augenſcheilich von der Zenſur ab=
geſchwächt
worden ſind. Es ſollen ſcharfe Kanonenſchüſſe gefallen ſein;
über Liſſabon ſc der Belagerungszuſtand verhängt,
die Straßen ſeien ſeit geſtern menſchenleer.
Die polniſch=litauiſchen Oifferenzen.
Ein deutſcher Schritt in Kowno.
* Berlin, 21. Juli. (Priv.=Tel.)
Durch die ausländiſche Preſſe gehen Nachrichten, wonach der
deutſche Geſandte in Kowno bei der litauiſchen Regierung vor=
ſtellig
geworden ſein und ihre geraten haben ſoll, die Wilnafrage
nicht aufzurollen. Dieſe Nachrichten treffen zu. Der Geſandte hat
in den letzten Wochen wiederholt Gelegenheit genommen, die
litauiſche Regierung in freundſchaftlicher Weiſe darauf aufmerk=
ſam
zu machen, daß überſtürzte Handlungen im Streit mit Polen
für Litauen wenig erfreuliche Erſcheinungen im Gefolge haben
könnten. Er hat infolgedeſſen zur Mäßigung und Zurückhaltung
geraten. Wenn von deutſcher Seite in dieſem Sinne verſucht wor=
den
iſt, auf die Kownoer Regierung einzuwirken, dann iſt das
nicht geſchehen, um etwa Polen einen Dienſt zu erweiſen, viel=
mehr
iſt die Lage im Oſten zurzeit ſo, daß bei einer Zuſpitzung
des Streites um Wilna mit peinlichen Ueberraſchungen gerechnet
werden muß. Die ohnehin ſchon gefährdete Lage Oſtpreußens
würde äußerſt bedenklich, wenn Polen nach Litauen vorſtoßen
und dann einen Ring um das bereits abgeſchnürte Oſtpreußen
legen ſollte. Deutſchland hat kein Intereſſe an einer derartigen
Entwicklung und hat ſich deswegen um die Aufrechterhaltung des
Friedens durch entſprechende Vorſtellungen in Kowno bemüht.
Der Fall Bauer.
Landau, den 20. Juli.
Der am Dienstag abend von den Franzoſen in Zweibrücken ver=
haftete
und nach Landau abgeführte Polizeioberinſpektor Bauer iſt in=
zwiſchen
von dem franzöſiſchen Unterſuchungsrichter vernommen wor=
den
. Den deutſchen Stellen iſt auch bis heute noch keine Mitteilung
über die gegen ihn erhobene Anſchuldigung zugegangen. Von franzö=
ſiſcher
Seite ſoll, wie uns berichtet wird, eine Beſchleunigung des Ver=
fahrens
gegen Bauer mit Rückſicht auf ſein Alter er iſt 62 Jahre
alt zugeſagt worden ſein. Man ſpricht auch davon, daß wahrſchein=
lich
kein Verfahren gegen Bauer vor dem franzöſiſchen Kriegsgericht
ſtattfindet, ſondern die Rheinlandkommiſſion den Fall entſcheidend be=
handeln
wird. Mutmaßungen, die in dieſem Zuſammenhange auf=
tauchen
und die davon wiſſen wollen, daß von franzöſiſcher Seite auf
die Ausſcheidung Bauers aus dem beſetzten Gebiet hingearbeitet wird,
ſind ſo abſurd, daß ſie kaum glaublich erſcheinen. Die Rückkehr zum
Ausweiſungsſyſtem gegen einen außerordentlich verdienten deutſchen
Beamten, dem keinerlei Pflichtverletzung nachzuweiſen iſt, würde einen
Rückfall in Methoden von 19191923 und ein unerträgliche Belaſtung
jeglicher Verſtändigungsarbeit bedeuten.

Der Landauer Beſatzungs=
Zwiſchenfall.
Wer hat den franzöſiſchen Poſien angeſchoſſen?
Landau, 21. Juli.
Wie bekant, wurde in der Nacht vom 10. auf 11. Juli ein
an der ehemaligen 12. bayeriſchen Artillerie=Kaſerne in Landau
als Wachtpoſten ſtehender franzöſiſcher Soldat durch bis jetzt un=
bekannte
Täter angeſchoſſen und ſchwer verletzt. Eine Piſtolen=
kugel
durchſchlug dem Soldaten oberhalb des Herzens die Bruſt
und mußte auf operativem Wege entfernt werden, während die
andere Kugel am Koppelſchloß abprallte, eine leichte Fleiſch=
wunde
verurſachte und in das Schilderhaus ging. Trotz einer
hochmnotpeinlichen Unterſuchung ſeitens der deutſchen und franzöſi=
ſchen
Behörden konnte bis heute noch keine Klarheit in die myſte=
riöſe
Angelegenheit gebracht werden. Es haben ſich bis heute bei
den Unterſuchungen der deutſchen Behörden keinerlei Anhalts=
punkte
dafür ergeben, daß als Täter Deutſche in Frage kämen.
wie dies aus der erſten Mitteilung der franzöſiſchem Behörd=
an
die deutſche Polizei hervorging. Im Gegenteil, das Bild ven
ſchiebt ſich nach dem Stande der jetzigen Unterſuchungsergebniſſ
und nach unſeren eigenen Erkundigungen im ein eigenartiges
Licht. In der Mitteilung der franzöſiſchen Behörde an die
deutſche Polizei in den erſten Morgenſtunden des 11. Juli wun
den zwei Radfahrer, die um die gleiche Stunde die Kaſerne paß=
ſierten
als mutmaßliche Täter bezeichnet. Bezeichnender Weiſe
iſt dies, wie wir erfahren, bis heute die erſte und auch die letzte
Mitteilung der franzöſiſchen Behörde aw die deutſchen Stellen
über dieſen Zwiſchenfall.
Auf Grund der emſigen Ermittelungen konnte die deutſche
Polizei am 12. Juni bereits ein genaues Sigmalement der beiden
Radfahrer, die von den Franzoſen als die mutmaßlichen Täter
angegeben wurden, veröffentlichen. Es erwies ſich als unrichtig,
daß die über der Bruſt des Soldaten auf operativem Wege ent=
fernte
Kugel aus einer deutſchen Piſtole geſchoſſen wurde. In
dieſem Falle iſt uns bekannt geworden, daß das Kaliber der bei
dem verletzten Soldaten gefundenen Kugel 6,35 Millimeter war,
eim Abmaß, das ſowohl im Frankreich, in der Schweiz, in Belgien
und auch in Deutſchland hergeſtellt wird. Einem Zufall iſt es
zu verdanken, daß den deutſchem Stellen die auf dem Geſchoß ge=
prägte
Fabrikmarke S. F.M. bebannt geworden iſt, eine Kenn=
zeichnung
, die von keiner deutſchen Fabrik angewendet wird. Wie
wir weiter erfahren, befand ſich der verletzte franzöſiſche Soldat
Leeure bereits ſeit langem bei der franzöſiſchen Beſatzung. Län=
gere
Zeit war er zu einer franzöſiſchen Dienftſtelle in Landau ab=
kommandiert
worden, wo ihm auch Zivilperſonen unterſtellt
waren. Schon immer beſchäftigte die franzöſiſche Beſatzungs=
behörde
an ſolchen Stellen (Cooperativen, Proviantämtern uſw.)
auch zahlreiche Zivilperſonen aus dem inneren Frankreich, ent=
laſſene
Fremdenlegionäre, mit einem Wort Leute, die keinen be=
ſonderen
Ruf genießen und die der Kontrolle der deutſchen Poli=
zei
entzogen ſind. Der verletzte Leeure war momatelang Aufſeher
einer ſolchen Arbeitergruppe. Bekannt iſt auch geworden, daß
Lecure mit ſeinen Untergebenen oft in Streitigkeiten geriet und
daß er bei dieſen verhaßt war. Es iſt alſo nicht unmöglich, daß
der wächtliche Revolverheld in dieſen Kreiſen zu ſuchen iſt.
Das geheimnisvolle Stillſchweigen der franzöſiſchen Unter=
ſuchungsbehörde
ſeit der erſten Mitteilung an die deutſche Polizei
gibt faſt eine Beſtätigung dieſer Annahme. Vielleicht iſt der
Täter den Franzoſen auch ſchon längſt bekannt. Das Stillſchwei=
gen
iſt um ſo befremdender, als gerade die franzöſiſche Behörde
es iſt, die bei derartigen Vorkommniſſen, wo Deutſche als Täter
im Frage kommen könnten, von den deutſchen Behörden eine enge
Zuſammenarbeit fordert. Dieſe Feſtſtellung iſt gerade jetzt außer=
ordentlich
intereſſant, wo wan den Polizeioberinſpektor Bauer
aus Zweibrücken im Landcuer Militärgefängnis feſthält, dem
man in dem Prozeß wegen des Flaggenzwiſchenfalls in dieſer
Beziehung Läſſigkeit vorwarf, obwohl er über den Stand der
franzöſiſchen Unterſuchung gar nicht unterrichtet wurde. Das voll=
ſtändige
Stillſchweigen der franzöſiſchen Behörde iſt für die Fort=
führung
der deutſchen Unterſuchung ungemein hemmend. Der
deutſchen Polizei bleibt nur übrig, da ſie ja gegen jene Kreiſe,
gegen die ſchwere Verdachtmomente beſtehen, nicht vorgehen kann,
mit großer Zähigkeit die Unterſuchung einſeitig weiter zu füh=
ren
, um den immer noch geheimnisvollen Fall aufzuklären, an
deſſen Klarſtellung die geſcmte Bevölkerung des beſetzten Gebiets
ein lebhaftes Intereſſe hat.

*Bayreuther Feſtſpiele 1928.
Von unſerem Sonderberichterſtatter Dr. Werner Kulz.
Bayreuth, den 19. Juli.
Unter den vielen Feſtſpielen und Muſikfeſten, die von Sommer
zu Sommer immer zahlreicher in allen deutſchen Landen gefeiert
werden, ragt nach wie vor Bayreuth um Gipfelhöhe heraus. Es
ſind eben nicht irgendwelche, es ſind die Feſtſpiele, die in der
ſchönen alten Markgrafenſtadt dem inzwiſchen längſt geſchichtlich
gewordenen Gründungsgedanken Richard Wagners entſprechend
ihre erhabene Pflegeſtätte beſitzen. Solch eine Einrichtung iſt
Volksheiligtum im höchſten Sinne. Sie muß leben und tief=
innerliche
Beglückung ſchenken, ſo lange es noch Menſchen deut=
ſcher
Art und deutſcher Zunge auf der Erde gibt!
Schien es bald nach dem großen Kriege, bei den Feſtſpielen
1924 und auch ſpäter noch manchmal, als ob die Schwierigkeiten
für das ideale, doch ganz und gar ohne Staatsunterſtützung ein=
gerichtete
und geleitete Unternehmen allzu groß ſeien, ſo ſteht
jetzt feſt, daß ſich in künſtleriſcher und finanzieller Beziehung
ganz neue Grundlagen herausgebildet haben und weiter heraus=
bilden
. Viele der alten Bayreuth=Beſucher aus dem verarmten
deutſchen Mittelſtande, dem eigentlichen Träger unſerer Kultur,
können trotz aller Sehnſucht beim beſten Willen nicht mehr zu
den Feſtſpielen kommen. An ihre Stelle treten mehr und mehr
vermögende Ausländer, erfreulicherweiſe größtenteils ſolche, die
Wagners und überhaupt deutſcher Kunſt zum wenigſten gefühls=
mäßig
nahe ſtehen und die nun in Bayreuth einen Begriff davon
bekommen, was Wagner eigentlich mit ſeinem Muſikdrama wirk=
lich
wollte und wie ungeheuer viel er allen zu ſagen hat, die die
notwendigen Vorausſetzungen zur künſtleriſch=ſeeliſchen Empfäng=
nis
mitbringen. In künſtleriſcher Beziehung iſt von Jahr zu
Jahr eine ſtarke Steigerung feſtſtellbar. So war der Unterſchied
der heutigen Triſtan=Aufführung gegen die erſte im vergan=
genen
Jahre, was die Soliſten angeht, nicht unbeträchtlich. So
ziemlich von allen großen Bühnen des deutſchen Sprachgebiets
in erſter Linie natürlich ron den Staatsopern in Berlin, Dresden
und Wien und dem Stadttheater in Hamburg ſind die durch
Stimmcharakter, Geſtalt und darſtelleriſche Befähigung für die
Feſtſpiele in Betracht kommenden erſten Sänger ihres Faches
jetzt tatſächlich nach Bayreuth verpflichtet worden. Daneben ſind
eine recht beträchtliche Anzahl ganz hervorragender Künſtler aus

Schweden, Dänemark und Jsland eine beſonders erfreuliche Er=
ſcheinung
, da abgeſehen von dem Gewinn, den wir an ihnen
haben die Mitwirkung in Bayreuth ſie befähigt, an ihren
Bühnen in Stockholm und Kopenhagen den ihnen als Nord=
ändern
ja an und für ſich ſchon gut liegenden Stil des Wagner=
ſchen
Kunſtwerks mit Bewußtſein heimiſch werden zu laſſen.
Der heutige erſte Feſtſpieltag dieſes Jahres brachte ein voll=
beſetztes
Haus mit ſtarker Beteiligung ausländiſcher Beſucher.
Schon die immer glanzvolle Auffahrt vor Beginn der Vorſtellung
iſt intereſſant zu beobachten:; viele der ſchönſten Kraftwagen
tragen die Kennzeichen fremder Staaten. Und beinahe jeder
fünfte Menſch, an dem man in den Pauſen auf dem grünen
Hügel vorbeigeht, ſpricht engliſch oder ſchwediſch.
Triſtan und Jſolde‟
Die Aufführung ſtand, wie bereits angedeutet, auf höchſter
Höhe. Schon die erſten Töne in dem akuſtiſch ſo hervorragenden
Rieſenraum überraſchen ſtets von neuem durch ihre ſelbſtver=
ſtändliche
, ſchlichte Fülle. Und jedesmal, ausnahmslos, wird die
Feſtgemeinde von der Weihe des Augenblicks gepackt, wenn in
dem weiten Amphitheater langſam die Lichter verlöſchen und ein
paar Herzſchläge lang kein Atemzug zu hören iſt, bis dann der
geheimnisvolle Abgrund ganz da unten, in dem unſichtbar die
hundertzwanzig Muſiker mit ihrem Führer ſitzen, zu klingen be=
ginnt
und die Herrlichkeit der Tonwelt den Hörer gefangen=
nimmt
.
In großer, ruhiger Erhabenheit, dynamiſch wundervoll aus=
gearbeitet
, brachte Karl Elmendorff, der wieder die Auf=
führungen
dieſes größten Liebesdramas leitet, das ſo ſehnſucht=
und weheerfüllte herrliche Vorſpiel. Das Orcheſter deſſen
Mitglieder nach einem anſtrengenden Konzert= und Theater=
winter
jedesmal einen Monat lang vor Beginn der Feſtſpiele
in unzähligen Proben zu einem hervorragend einheitlichen, ton=
ſchönen
Klangkörper zuſammengeſchweißt werden, verdient ſich
ſchon hier das höchſte Lob. Muſtergültig der Geigenſtrich, unver=
gleichlich
der Ton der dreizehn Celli, wie von einem einzigen
Inſtrument! Und dann wieder dieſes erſte, in Blau und Gelb
gehaltene, in der Form ſo edle Bühnenbild, die Stimme des
Seemanns aus der Höhe, der leidenſchaftliche Ausbruch Iſoldens!
Dieſe Jſolde der Nanny Larſén=Todſen iſt wie ihre
Brünnhilde im vergangenen Jahre eine ganz große, in ihrer
ſchlichten Anlage und tiefen Beſeelung unerreichbar dünkende
Leiſtung. Jeder Ton ſitzt nicht nur einwandfrei, er iſt in feinſtem

Sinne deutender Ausdruck für das Unausſprechliche an dieſer
außergewöhnlichen Frauengeſtalt. Wie die große ſchwediſche
Sängerin die Iſolde auf der Bühne lebt, wie von Anfang an
ihre ſchickſalhafte Liebe in Schmerz und Zorn durch jedes Won
und jede Bewegung hindurchleuchtet, das zwingt zu tiefſtem Mit=
erleben
. Unvergeßlich beſonders die Stelle:
Mir erkoren,
mir verloren.
Todgeweihtes Haupt!
Todgeweihtes Herz!
ihre eigene Erkenntnis und das unendlich zarte Geſtändnis ihrer
Liebe vor Triſtan, ehe ſie ihm den vermeintlichen Todesbecher
reicht! Nicht ganz ebenbürtig der Triſtan Gunnar Graa=
ruds
(früher Stockholm, jetzt Wiener Staatsoper), weil für
mein Gefühl etwas zu weich ſowohl im Stimmcharakter als aug
in der Haltung im erſten Aufzug, wo zunächſt der trotzige Kriegs=
mann
, der Held und Beſieger des ſtarken Morold, vor Jſolde
ſteht. Im übrigen aber Bayreuths vollkommen würdig. Eine
höchſt angenehme Ueberraſchung war Anny Helm (Städt. Opel
Berlin) als Brangäne, mit großer, warmer Stimme und hin=
gebungsvollem
Spiel. Dieſelbe erſchütternde Menſchlichkeit bei
den beiden anderen, um Triſtan und Iſolde ſtehenden Perſonen:
Kurwenal (Rudolf Bockelmann, Hamburg) und Konlg
Marke (Ludwig Hofmann, Berliner Staatsoper). Beides noch
junge Sänger mit prachtvollem, ausgezeichnet geſchultem Stimme
material, die früh genug an erſte Opernbühnen und nach Baye=
reuth
gekommen ſind, um ihre dramatiſchen Aufgaben vorbildln
zu erfüllen. Joachim Sattler (vor drei Jahren als Anfänger
in Darmſtadt, jetzt Elberfeld), Hans Beer (Steinach) und Gune
Rodin (Berlin) fügten ſich als Melot, Hirte und junger See
mann gut in das Ganze ein.
Die Spielleitung lag wieder ausſchließlich in den Handen
Siegfried Wagners, deſſen hervorragendes Können auf de
ſem Gebiete weit bekannt iſt. Seine Kunſt, jeden auf der Bühle
anweſenden Darſteller, Choriſten, Statiſten mitleben zu laſſeh=
alles
, was auf der Szene ſteht, in den Geſamtausdruck einzuglie=
dern
, erregt immer wieder Bewunderung. Bühnenbild und De
leuchtung zeigten, wie bereits 1927, die feinſten poetiſch=realiſtilche"
Wirkungen. Beſonders zu erwähnen iſt, daß in allen drei Ac
zügen das Meer den bildneriſchen Grundton abgibt.
Der Chor wurde ſeiner im Triſtan ja nicht bedeutenbe‟
Aufgabe in hervorragender Weiſe gerecht.

[ ][  ][ ]

Nummer 202

Sonntag, den 22. Juli 4928

Der Siaaofteich n Teatpien.

Englands Politik der ſtarken Hand.
Fuads Verſtändigung mit England.
* Berlin, 21. Juli. (Priv.=Tel.)
Die Auflöſung des Parlaments auf drei Jahre und die Auf=
ewung
der Preſſefreiheit durch König Fuad bedeutet einen
5 aatsſtreich, der von weittragenden Folgen für die Entwicklung
er Verhältniſſe in Aegypten ſein wird. Das bisherige liberale
binett hatte in der bisherigen Kammer keine Mehrheit und
oante auch nie auf eine ſolche hoffen. England, das allem An=
kein
nach hinter dem Staatsſtreich König Fuads ſteht, beſtreitet
mar, daß es an dieſem Schritt Fuads irgendwie beteiligt ſei.
Iy amtlicher engliſcher Stelle weiſt man alle Vorwürfe entſchie=
ſeri
zurück und erklärt, die amtliche engliſche Politik ſtehe in
emierlei Beziehungen, weder in direkten noch indirekten, zu der
Ertwicklung der innerpolitiſchen Verhältniſſe Aegyptens. Man
ſront, daß England Aegypten innerhalb der beſtehenden Ver=
rie
ge völlige Verfaſſungsfreiheit gewährt habe und daß daher der
5ſaatsſtreich als eine innere Angelegenheit Aegyptens anzuſehen
e um die ſich England nicht bekümmern werde. Nun erſcheint
s aber als ſicher, daß König Fuad den Staatsſtreich
inr im Einvernehmen mit England vorgenom=
nenhat
, denn gegen England hätte er nie die Macht noch den
Amit gehabt, das Parlament für drei Jahre aufzulöſen. England
ſt nach den beſtehenden Verträgen mit Aegypten berechtigt und
rgar auf Wunſch König Fuads verpflichtet, Unruhen im Lande
zu. unterdrücken. Wenn daher König Fuad engliſche Truppen her=
ſärufen
ſollte, um innere Aufſtände zu unterdrücken, dann muß
Enigland vertragsgemäß dieſer Aufforderung nachkommen und
zagen das aufzelöfte Parlament und ſeine Anhänger kämpfen.
Erigland legt natürlich großen Wert auf die Durchführung der
Beſtimmungen der Verträge mit Aegypten, in denen geſagt wird,
dit ß zunächſt zwar König Fuad die Ruhe und Ordnung im Lande
nrfrecht erhalten müſſe, daß aber England das Recht habe, ſelber
dan Schutz der Ausländer auch mit bewaffneter Macht in Aegyp=
ſtenn
durchzuführen. Bei innerpolitiſchen Unruhen wird England
ſogen können, die Ruhe und Ordnung ſei bedroht und es müſſe
fum Schutze der Ausländer, richtiger zum Schutze der Engländer,
einnſchreiten.
König Fuad hat mit ſeinem Schlag gegen das Parlament
din Weg einer Verſtändigung Aegyptens mit
Eingland auf Koſten des eigenen Landes weiter
fortgeſetzt. Im bisherigen Parlament verfügte die nationaliſtiſche
Rächtung, die große Partei der Wafd über eine ſehr große
M=ehrheit. Bekannt iſt ihr überragender Führer Zaghlul Paſcha,
darr die Partei lange Zeit geführt hatte und der ein unentwegter
häämpfer für die Unabhängigkeit Aegyptens war. Durch ſeinen
Twd verlor die Partei ihren alten bewährten Führer. Die Par=
tik
hat ſich entſchloſſen für eine unabhängige nationale Politik
eingeſetzt, und daher haben die Engländer dieſe ägyptiſchen
Yationaliſten von jeher bekämpft.
Der politiſche Gegner der Wafd=Partei iſt die Iffahad=
Partei, die von jeher eine Verſtändigung zwiſchen Aegypten und
Emgland befürwortet, auch wenn dieſe von Aegypten teuer erkauft
werden müßte. Der König Fuad ſtand nun dieſer Verſtändigungs=
kartei
nahe und daher ernannte er auch den neuen Miniſter=
präſidenten
nach dem Sturz des bisherigen von der Wafd=
Aartei geſtellten Miniſterrräſidenten aus der Iffahad=Partei.
Diie Verſtändigungspartei hatte aber im Lande nur geringen
Amhang, denn die Grundſtimmung der Bevölkerung iſt gegen
Emgland gerichtet, und beſonders die Schichten des Bürgertums
und der Intelligenz waren für ein ſelbſtändiges und von Eng=
lund
unabhängiges Aegyrten. Die Auflöſung des Parlaments
bedeutet eine entſchiedene Wendung zugunſten Englands, und der
König hat bei der Wahl zwiſchen dem Parlament und England
für England entſchieden. König Fuad hat jetzt an dem Parla=
mrent
keinen Rückhalt England gegenüber mehr, und die engliſche
Asolitik wird ſich das natürlich in jeder Beziehung zunutze machen.
ſu uad iſt damit völlig dem Willen der britiſchen Regierung aus=
geliefert
. Fuad erwartet größere Unruhen im Lande und hat da=
her
ſcharfe Polizeimaßnahmen angeordnet. Die Verſammlungen
deer Wafd=Partei ſind bereits verboten worden. Wie ſich in den
zuu erwartenden ſchweren innerpolitiſchen Kämpfen das ägyptiſche
ſeeer verhalten wird, iſt noch nicht ſicher. Ob die britiſche Regie=
mung
den König Fuad zu dieſem Staatsſtreich gezwungen hat
wder ob dieſer Entſchluß auf den König ſelber zurückgeht, nach=
dem
er ſich die engliſche Genehmigung hierzu vorher verſchafft
hatte, iſt noch nicht klar erſichtlich. Zweifellos hat aber die eng=
ſiſche
Regierung in letzter Zeit verſchiedentlich einen ſcharfen Druck
autf den König ausgeübt, und die letzten Flottendemonſtrationen
der britiſchen Mittelmeerflotte vor Alexandrien und die verſchie=

denen ſcharfen Drohungen Aegypten gegenüber ſind noch in guter
Erinnerung. England ſcheint die Politik der ſtarken
Hand in Aegypten weiter fortſetzen zu wollen, wozu die
Konſervative Partei im Unterhauſe bisher ihre Unterſtützung
gewährt hat. Die engliſche Arbeiterpartei und ebenſo die Libe=
ralen
haben immer ſcharfe Kritik an dieſer Politik der konſerva=
tiven
Regierung Aegyptens gegenüber geübt, und auch über den
neuen Staatsſtreich Fuads werden die Gegner der gegenwärtigen
Regierung zu Felde ziehen, da in Kreiſen der Oppoſition gleich
nach Bekanntwerden des Staatsſtreiches gegen die Regierung
Vorwürfe erhoben wurden, nach denen die Regierung die Maß=
nahmen
König Fuads gebilligt habe.
Schon anläßlich der Annahme des ägyptiſchen Vereins=
geſetzes
durch das ägyptiſche Parlament erhob England ſcharfen
Einſpruch in Form eines Ultimatums an König Fuad, und der
Miniſterpräſident Nahas Paſcha, der der Wafd=Partei ange=
hörte
, mußte ſeine Entlaſſung nehmen. Neuwahlen hätten das=
ſelbe
Ergebnis gehabt wie die früheren, und wieder hätte die
Wafd=Partei eine große Mehrheit im Parlament erlangt, zu=

Fuad I., König von Aegypten,
der das Parlament aufgelöſt, die Preſſefreiheit aufgehoben und
die parlamentariſche Verfaſſung auf drei Jahre außer Kraft
geſetzt hat.

Mohammed Mahmud Paſcha,
der Miniſterpräſident Aegyptens, der den König zu dieſen Maß=
nahmen
veranlaßt hat.

mal ſich die Stimmung gegen England im Laufe der letzten Zeit
weiter verſchlechtert hat. Die Lage für König Fuad war daher
innerpolitiſch zweifellos ſehr ſchwierig, denn entweder mußte er
England gegenüber nachgeben und ſeine Parlament nach Hauſe
ſchicken und mit den Neuwahlen ſolange warten, bis ſich viel=
leicht
ſpäter einmal die Möglichkeit eines anderen Wahlausfalls
ergeben würde, oder er mußte ſich hinter die Mehrheit des Par=
laments
ſtellen und England trotzen. Nach den letzten Flotten=
demonſtrationen
hätten aber die Engländer nicht vor ſchärfſten
Maßnahmen Aegypten gegenüber zurückgeſchreckt, und das wollte
König Fuad ſeinem Lande auch erſparen.
Eine Erklärung des ägyptiſchen Premier=
miniſters
.
London, 21. Juli.
Der ägyptiſche Premierminiſter Mohammed Paſcha Mahmud
erklärte in einer Unterredung mit dem Berichterſtatter der
Times in Alexandrien, er und ſeine Kollegen hätten eine ſehr
ſchwere Verantwortung übernommen, aber es habe geſchehen
müſſen. Die Art, in der die Geſchäfte des Landes in der letzten
Zeit geführt worden ſeien, ſei unerträglich geweſen. Die Regie=
rung
werde prſuchen, die Verwaltung zu reinigen. Sie beab=
ſichtige
nicht, ihre Vollmachten gegen die Oppoſition zu ge=
brauchen
, es ſei denn, daß die Oppoſition ſelbſt ſcharfe Maß=
nahmen
notwendig wache. Die Aufhebung der Preſſefreiheit ſei
unbedingt erfovderlich geweſen. Der Premierminiſter ſagte
ſchließlich: Ich werde nicht ein Tyrann ſein, aber, wenn not=
wendig
, ein wohlgeſinnter Diktator.
Der Kellogg=Pakt.
Unterzeichnung in Paris?
* Berlin, 21. Juli. (Priv.=Tel.)
In offiziellen Kreiſen Waſhingtons wurde geſtern mitgeteilt,
daß Staatsſekretär Kellogg, obwohl er zunächſt gewünſcht habe,
daß der Kriegsächtungspakt in Waſhington unterzeichnet werde,
nunmehr bereit ſei, ſich zu dieſem Zweck nach Paris zu begeben.
Seine Abreiſe ſei für den 22. Auguſt in Ausſicht genomen, ſo
daß die Unterzeichnung des Paktes am 28. Auguſt erfolgen könnte.
Der fpanzöſiſche Botſchafter Claudel hat ſeine Abreiſe nach Franck=
reich
verſchoben, um die offizielle Einladung der franzöſſſchen Re=
gierung
abzuwarten und ſie dem Staatsſekretär Kellogg zu über=
bringen
. Kellogg hat Präſident Coolidge von der Anregung,
Paris als Ort für die Unterzeichnung zu wählen, in Kenntnis
geſetzt. Dem Vernehmen nach hat Coolidge dieſem Vorſchlag zu=
geſtimmt
, da er eine europäiſche Hauptſtadt für geeigneter halte
als Waſhington und außerdem der Anſicht ſei, daß eine Konferenz
der Außenminiſter ſämtlicher beteiligter Staaten den Wert des
Vertrages erhöhe.
* Die Franzoſen behaupten, daß der Kellogg=Pakt am 28. Au=
guſt
in Paris unterzeichnet wird, ſämtliche europäiſchen Außen=
miniſter
würden ſich zu dieſem Zweck in der franzöſiſchen Haupt=
ſtadt
einfinden. Soweit wir unterrichtet ſind, kann vorläufig von
dieſem Termin keine Rede ſein. Solange die amerikaniſche Regie=
rung
nicht im Beſitz der Erklärung aller Regierungen iſt, an die
ſie ſich gewandt hat, iſt es unmöglich, einen feſten Tag zu nennen.
Die Möglichkeit beſteht natürlich, daß es in Paris zu einem gro=
ßen
Treffen der Außenminiſter kommt. Reichsaußenminiſter Dr.
Streſemann, der zurzeit in Karlsbad weilt, hat ſich bisher dar=
über
noch nicht ausgelaſſen, ob er zur Unterſchrift nach Paris
reiſen wird. Wenn aber die Außenminiſter aller Staaten kom=
men
, wird er ſich natürlich nicht ausſchließen.
Die japaniſche Antwort=Note zum Kellogg=
Vorſchlag
Waſhington, 21. Juli.
Die von dem japaniſchen Miniſter des Aeußern underzeichnete
Antwortnote auf den Kellogg=Vorſchlag wurde geſtern im Staats=
departement
überreicht und abends bekanntgegeben. Die japaniſche
Note drückt die vorbehaltloſe Zuſtimmung Japans zu dem Ent=
wurf
eines Kriegsächtungspaktes aus und übermittelt zugleich
die herzlichen Glückwünſche der japaniſchen Regierung zu der
roſchen und allgemeinen Annahme, die der amerikaniſche Vor=
ſchlag
gefunden habe. In der Note wird geſagt, daß die japa=
niſche
Regierung ſtolz darauf ſei, mit als erſte mit dieſer Be=
wegung
verbunden zu ſein, die in ſo klarem Eintlang mit den
überall gehegten Friedenshoffnungen ſtehe. Die Note betont die
hohe Wahrſcheinlichkeit der Annahme dieſes einfachen und groß=
herzigen
Vertrages ſeitens der geſamten ziviliſierten Welt und
enthält keinerlei Vorbehalte und keine weiteren Darlegungen der
japaniſchen Auffaſſung. Nachdem nun die japaniſche Antwort
eingegangen iſt, ſteht nur noch die Andwort der Tſchecho=
ſlowakei
aus.

*Oer 2. Internationale graphologiſche
Kongreß in Paris.
Da das Intereſſe für Graphologie in der breiten Oeffentlich=
keit
ſtark geſtiegen iſt, iſt es auch notwendig, daß man über die
98orgänge auf dem graphologiſchen Kongreß in Paris orientiert
woird.
Es iſt allgemein bekannt, daß beſonders Frankreich und
Weutſchland in der Wiſſenſchaft Fortſchritte bringen, und ſo kann
man wohl auch behaupten, ohne etwa die Vertreter der anderen
Aänder zu unterſchätzen, daß auf dieſem Kongreß ſich als Haupt=
gegenpole
die Ergebniſſe der franzöſiſchen Graphologie und die
der deutſchen Graphologie gegenüberſtanden. Die Namen der
hedeutendſten beiden Forſcher waren Chrepieux=Jamin,
75rankreich, und Ludwig Klages, Deutſchland=Schweiz.
Da das Klagesſche Formniveau in gewiſſer Beziehung ein
Grundmaß darſtellt und ſomit der ganzen Graphologie ein ge=
wiſſes
Fundament verleiht, ſo wurde beſonders dieſer Gedanke
von den franzöſiſchen Graphologen, vor allem von Chrepieux=
Famin, kritiſch unterſucht. Herr Dr. Ackermann vom
Pſychotechniſchen Inſtitut in Zürich, der als Vertreter von Ludw.
gslages einen Vortrag in franzöſiſcher Sprache vorlas, hielt dar=
auf
eine Verteidigungsrede in deutſcher Sprache, die der Grapho=
lge
Magnat, Genf, ins Franzöſiſche überſetzte. Sehr inter=
eſſant
waren auch die Zwiſchendiskuſſionen des tſchechiſchen Gra=
ſhologen
Saudek. Der Präſident der Verſammlung, Herr
Dr. Legrain, wußte zum Schluſſe dieſer wichtigen Diskuſſion
eäne Brück= zu finden, indem er jeder Nation, ſchon durch die
Berſchiedenheit der Sprache und Begriffe, ihre individuelle For=
ſchungsweiſe
zuſchrieb. Alle übrigen Vorträge kriſtalliſierten ſich
um die Themen der Hauptredner und gaben ein Bild von der
emnſten und fleißigen Spezialarbeit der einzelnen graphologiſchen
Forſcher. So z. B. das Thema E. de Rougement, Paris,
über: Den Wertbegriff in der Graphologie Stahl, Buka=
reſt
, über: Graphologie und Geſchichtswiſſenſchaft. Cuiſ=
ſinat
über: Terminologie in der Graphologie Saudek,
Prag: Graphologiſcher Lichtbildervortrag. Frau Becker,
Hamburg, über: Kinderſchrift. Dr. Menard, Paris, über:
Veränderung des Charakters und der Schrift eines jungen Mäd=
Gens vor und nach der Heirat. Chrepieux=Jamin über:
Einbildung und Erinnerung beim normalen Menſchen. Dr.
Begrain über: Einbildung und Erinnerung beim patholo=

giſchen Menſchen. Richard Glaſer, Frankfurt a. M./
Meggen=Luzern, über: Die Beziehungen zwiſchen Geſichtsform
und Schrift.
Bei dieſem letzteren Referat wurden die Köpfe bedeutender
Philoſophen und Forſcher gezeigt, ebenſo die Naturelle und Kon=
ſtitutions
=Typen nach Carl Huter mit ihren jeweiligen Schrift=
zügen
.
Außerdem ſprachen noch Dr. Houzel, M. Magnat, Mme.
Schuler, Dr. Streletſki, M. Bonnet, Mme. da Silva, Portugal.
Der Beſuch in dem Pariſer Polizei=Archiv gab den ver=
ſammelten
Kongreßteilnehmern eine große Anzahl von Schriften,
Photographien und ſonſtigem Studienmaterial. Somit kann man
dieſen Kongreß, der unter dem Schutze des franzöſiſchen Juſtiz=
miniſters
ſtand, als einen bedeutenden Fortſchritt in der Charak=
terkunde
, der Erkenntnis des menſchlichen Innenlebens, der
Erkenntnis des menſchlichen Charakters bezeichnen,
Richard Glaſer.
Ein neuer Regiſſeur des Landestheaters.
Günter Haenel von der Piscatorbühne in Berlin, der als
Gaſtregiſſeur in Darmſtadt verſchiedene Werke in der letzten Spiel=
zeit
herausbrachte, wurde als Regiſſeur des Schauſpiels an das
Heſſiſche Landestheater verpflichtet.

*Orpheum.

Großruſſiſches Nationalorcheſter.
Am. Geſtern abend abſolvierte den erſten Tag ſeines nur
auf zwei Tage berechneten Gaſtſpiels im Orpheum das Groß=
ruſſiſche
Nationalorcheſter W. H. B. unter der Leitung ſeines
bekannten Dirigenten Alexander Michailowſky. Die etwa
30 Mitglieder umfaſſende Künſtlertruppe umſchließt in ihren aus=
gezeichneten
Darbietungen alles das, was man ſonſt von verſchie=
denen
Enſembles zu ſehen und hören gewöhnt iſt, Männerchöre,
Orcheſtervorträge, Sologeſänge und Nationaltänze in einem Pro=
gramm
, das daher nie monoton, ſondern höchſt abwechſlungsreich
wirkt. Rundfunkübertragungen und Schallplattenaufnahmen
durch eine Weltfirma haben die Künſtlergeſellſchaft raſch bekannt
gemacht.
Das Orcheſter, das ſeit Sommer 1920 beſteht und faſt gleich=
mäßig
aus Balalaiken und Domren zuſammengeſetzt iſt merk=

würdigerweiſe jetzt auch von Klavierſpiel begleitet , ergänzte
ſich vor zwei Jahren durch einen Männerchor. In der erſten Ab=
teilung
der Vortragsfolge hörten wir das Orcheſter, das unter
ſeinem ſtraffen Dirigenten ganz vortrefflich ſpielte. Eine Kabi=
nettsſtück
, techniſch unendlich ſchwierig, das bekannte Scherzſtück
Die Spieluhr. In der zweiten Abteilung wechſelten Solo=
geſänge
(ein guter Bariton und ein ſehr guter Tenor) mit Vor=
trägen
der Balalaika=Soliſtin Eliſabeth Wolgina ab, die ihr
Inſtrument einfach fabelhaft beherrſcht. Von den Tänzen, die
den zweiten Teil abſchloſſen, gefiel mir der Ruſſiſche Tanz
(S. Sawin) am beſten. Im dritten Teil kam der Chor zu Ge=
hör
, der unter ſeinem vortrefflichen Leiter A. Dubatoff bei
ſchönem Zuſammenklang und beſtem Stimmaterial den Herz=
ſchlag
künſtleriſchen Schwunges überall erkennen ließ. Nach
allen Vorträgen und Darbietungen, insbeſondere auch nach den
ſichtlich gerne gegebenen Zugaben, dankte rauſchender Beifall, der
in ſeiner Begeiſterung keine Grenzen kannte und mit dem Ge=
trampel
der ebenfalls begeiſterten Füße die älteſten und ehrwün=
digſten
Balken des Orpheums zum Erzittern brachte.
Die drei geheimnisvoll klingenden Buchſtaben W. H. B. bil=
den
das Wahrzeichen des Oicheſters, das ſich durch dieſe Schutz=
marke
von anderen, ähnlichen Truppen unterſcheiden möchte.
Man wird ſich dieſe drei Buchſtaben, die in Wirklichkeit die latei=
niſchen
Anfangsbuchſtaben des ruſſiſchen Namens bedeuten, mer=
ken
müſſen. Da, wie geſagt, die intereſſante Künſtlerſchar, die
bislang in dieſer Zuſammenſetzung noch nicht in Darmſtadt auf=
getreten
iſt, anderweitiger Verpflichtungen halber nur noch am
heutigen Sonntag abend gaſtieren kann, darf ein Beſuch des
Orpheums auch mit dieſem Programm nur warm empfohlen
werden.
Eine intereſſante Filmſtatiſtik. In den Vereinigten Staa=
ten
wo denn ſonſt? wurde jetzt eine Statiſtik über die Kino=
beſucher
der ganzen Welt veröffentlicht, aus der hervorgeht, daß
täglich (eine Vorſtellung und ein halb verkauftes Haus gerechnet)
ein rund elfmillionenköpfiges Publikum die Erzeugniſſe der inter=
nationalen
Filminduſtrie über ſich ergehen läßt. Die Induſtrie
ſelbſt ſteht in Amerika an dritter Stelle: Stahl, Erdöl und Film
ſind die drei Fürſtlichkeiten im Reiche der geſamten Schwer=
induſtrie
. Filmtheater gibt es in Amerika 25 000, im alten
Europa 22 000, in Aſien 3000, Auſtralien 1200 und in Afrika 800.
Der ſchwarze Erdteil iſt demnach ſtark zurückgeblieben, denn allein
die Hauptſtadt des Deutſchen Reiches weiſt nicht weniger als
420 Kinos auf.

[ ][  ][ ]

Seite 4

Sonntag den 22 Zuli 1928

Nummer 202

Statt Karten.

Die Verlobung unſerer Tochter Mie
mit Herrn Regierungsafſeſſor Dr. jur.
Willy Wißmann beehren ſich anzu=
zeigen

Ernſt Schenck, Direktor beim heſſ. Landtag
und Frau Minna, geb. Hanſtein

Meine Verlobung mit Fräulein Mie
Schenck, Tochter des Direktors beim heſſ.
Landtag, Herrn Ernſt Schenck und ſeiner
Frau Gemahlin Minna, geb. Hanſtein,
erlaube ich mir bekanntzugeben.

BBärer Hein Honnanger Bäuer

und erwerbt mündelsichere

Dr.

1928

jur. Willy Wißmann
Regierungsaſſeſſor
Dieburg

(11888

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Stücke zu Goldmnark: 100, 200, 500, 1000
zum Emisionskurs, frei von jeder Spesenberechnung
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verarbeitet wird.

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Geſiern abend verſchied jählings mein lieber, guter
Vater
Seelg Miereneorf
an ſeinem ſchweren, mit ſo viel Tapferkeit ertragenen
TLeiden.
Im Namen der Hinterbliebenen:
Dr. Carl Mierendorff.
Darmſtadt, den 23. Juli 1928.
(11928
Die Einäkſcherung ſindet in aller Stille ſtatt.
Wir bitten von Kranzſpenden und Beileidsbezeugungen abzuſehen.

Herm. Heinmüller

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Am 20. Juli entſchlief ſanft nach langem
ſchweren, mit großer Geduld ertragenem Leiden,
welches er ſich im Felde zugezogen hatte, mein
innigſtgeliebter Mann, Vater ſeines einzigen Kindes,
unſer guter, treuer Sohn, Bruder, Schwager und
Onkel
Sing kapveit
im 36. Lebensjahre.
Die tieftrauernden Hinterbliebenen:
Käthe Ruppert, geb. Grünewald
Traudi Ruppert
Familie Robert Ruppert
Familie Hans Ruppert,
Darmſtadt, den 21. Juli 1928.
(11921
Barkhausſtraße 35
Liebfrauenſtraße 82,
Die Beerdigung findet am Dienstag; den 24. Juli,
nachmittags 4 Uhr, vom Portale des alten Friedhofes
an der Nieder=Ramſtädterſtraße aus ſtatt.

Soeben erſchienen:

Fahrräder
repar, ſanel u. bill
H. M. Hörz
Neckarſtr. 24 (11894a

Dankſagung.
Für die bewieſene herzliche
Teilnahme bei dem Hinſcheiden
unſerer innigſigeliebten Mutter
Frau
Eva Vollrath
ſagen herzlichen Dank
Die trauernden Hinterbliebenen.
Darmſtadt, den 20. Juli 1928.
/219063)

KORPULENZ
(Fettleibigkeit) wird beseitigt durch
Tonnola- Zehrkun‟
in kurzer Zeit erheb iche Gewichtsabnahme
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dem 100 jährigen Kalender. / Zum Geleit (Berg=Darmſiadt).
Ehrentafel. / Heſſiſche Burgen (Möller=Darmſtadt). / Aus
meiner Dorfheimat (Bechtolsheimer=Gießen) / Die Säuer=
linge
der Wetterau (Köbrich=Darmſtadt). / Das Plätzchen am
Herd (Wehſarg=Egelsbach). / Das Sammeln und Trocknen
von Kräutern (Eimer=Darmſiadt). / Wie der Obertörſter zu
ſeinem beſten Bock kam (Gros=Gießen). / Die Gans von
Tiefenbach (Bock=Gießen). / Die Termine des Dienſiboten=
wechſels
in Heſſen (Maurer=Gießen). / Adolf Beyer (Cade=
Büdingen). / Juſius von Liebig (Eſſelborn=Darmſiadt). / Das
Univerſitätsgut Unterer Hardthof (Pfaff=Gießen). / Das
Geſpenſt (Eſchen=Darmſtadt). / Das Genoſſenſchaftsweſen
auf der landw. Landesausſtellung (Frech=Darmſtadt). / Er=
innerunge
an die landwirtſchaftl. Landesausſtellung (Robert
Schneider=Darmſtadt). / Zukunftsaufgaben der Landwirtſchaft
(Strub=Darmſtadt). / Schaffende Milliarden (Günther) / Otto
Böckel (Karl Noack=Darmſtadt). / Humor und Poeſie der
Landſtreicherſprache. / Im Vogelsberg (von *.*). / Können
Tiere zählen? (Meher). / Taſchentücher und ihre Geſchichte
(Kleinpaul). / Räuber und Mörder (Hinrichs). / Eine Fabel.
Die Herkunft des Wortes Tingel=Tangel (Oito). / Trommler
in der Tierwelt (Hochgrebe). / Allerlei Humor. / Gedichte über
Bauern. / Lebensweisheiten. / Nützliche Winke zur erſien Hilfe
bei Unglücksfällen. / Wir berechne ich meine Zinſen. / Ueber=
ſicht
über die Nährwerte einiger Futtermittel. / Trächtigkeits=
und Brütekalender. / Wiſſenswertes über Keimfähigkeit uſw.
der wichtigſten landwirtſchaftlichen Samens. / Vergleichung
von Lebend= und Schlachtgewicht der Schlachttiere. / Saat=
bedarf
und Ernieertrag. / Das Miſchen der Kunſidünge=
mittel
. / Verzeſchnis der Meſſen und Märkte in Heſſen.

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gegen empündliche Füße und Fußschweiß, Schachtel (2 BAderI
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Palais-Drogerie P. Pohl Ecke Saalbau- und Elisabethene‟."
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Gebr. Vier!

[ ][  ][ ]

Nummer 202

Sonntag, den 22. Juli 1928

Seite 3

Aus der Landeshauptſtadt.
Karl Hofmann=Ehrung in der Hochſchule.
Darmſtadt, 22. Juli.
Gelegentlich ſeines 31. Stiftungsfeſtes nahm der Akademiſche
Urkunde zur Karl Hofmann=Stiftung

Auf nach Köln!

Um den Gedanken an das große 14. Deutſche Turnfeſt in weiteſte
Keiſe zu tragen, hatte die Turngemeinde Darmſtadt 1846 am 5. Juli
zu einem Konzert eingeladen. Nach dem glänzenden Verlauf dieſer
leranſtaltung wurde der Wunſch nach Wiederholung laut, und da das
harmonie=Orcheſter (Philharmoniſcher Verein) Darmſtadt ſich
arzeut in linbenswürdigſter Weiſe zur Verfügung ſtellte, war der gute
1-folg ſicher.
So war auch am Donnerstag, 19. Juli, abends, der große Feſtſaal
dis Turnhauſes am Woogsplatz gut gefüllt mit Freunden der Tuen=
She. Herr Kammervirtuos Kümmel, der Dirigent des Orcheſters,
ſteht es meiſterhaft, ſeine Zuhörer für ſich zu gewinnen. Bald
neerſchte die fröhlichſte Stimmung. Auch die Singmannſchaft
ſie Turngeueinde, die immer ihr reifes Können in den Dienſt der
gmeinde ſtellt, brachte wie das vorige Mal ſchöne Darbietungen, und
hovies, daß unter dem bewährten Chormeiſter Kehr der Männer=
gFang
in der Turngemeinde eine gute Pflegeſtätte hat. Zwiſchen den
mſikaliſchen Genüſſen zeigten die verſchiedenen Riegen Proben
Urer Kunſt. Beſonders die Männerriege der Aelteren verdiente ſich
ncchen Beifall, und man hatte nicht das Gefühl, daß es ſchon alte
gerren waren, die unter Leitung des Vorturners Maurer am Bar=
nr
ihre noch jugendfriſche Gewandtheit vorführten. Auch die Jugend
ſann zu ihrem Recht. Die Turnwarte Biſchoff und Haber zeigten
mat ihren Riegen eine Reihe von Uebungen aus dem großen Aufgaben=
ſeis
für Köln.
Und wem der Sinn eines ſolchen Feſtes, wie das Deutſche Turn=
ex
, noch nicht aufgegangen war, dem gab der erſte Sprecher der Turn=
guneinde
, Studienrat Becker, in feinſinniger und zündender Rede
yrzen Ueberblick über das, was die Turner wollen und können: Pflege
du Volksgemeinſchaft, Ausdruck der Zuſammengehörigkeit, Treue und
kruderſinn, das ſoll in Köln auch einmal nach außen gezeigt werden.
in mächtiger Kundgebung ſoll all das erblühen, woran die Deutſche
Frurnerſchaft in der Stille arbeitet. Die Frucht eines ſolchen Blühens
ſiugt in der Wiedergeſundung unſeres Volkes. Der Sprecher wies dau=
au
.f hin, daß gerade die Turnerſchaft es war, die der Einheit des Reichs
dm Boden bereitete, und daß gerade der deutſche Turngedanke es iſt,
drr in Oſt und Weſt, im Ausland und Ueberſee die Deutſchen zu einem
Arlk von Brüdern zuſammenſchweißt. An ſolchen Aufgaben mitzuwir=
kem
, iſt Pflicht eines jeden Einzelnen. Alle müſſen helfen.
So ſendet Darmſtadt ſeine Vertreter nach der alten Rheinſtadt
FSln in der Hoffnung, daß auch unſere Vaterſtadt dort mithelfen wird,
d.8 Turnfeſt zu dem zu geſtalten, was es ſein ſoll: Ein mächtiger Aus=
dr
uck des deutſchen Turngedankens und ein herrliches Bekenntnis zur
drutſchen Sache.
Uebertragen wurde durch die Kirchenregierung dem Pfarrver=
anlter
Paul Uſener zu Dexheim die evangeliſche Pfarrſtelle zu Dex=
be
im, Dekanat Oppenheim.
Geſchäſtsjubiläum. Die Firma Karl Jäger, Uhren= und
Cwldwaren und Elektroapparate, Rhein= und Georgenſtraße, feiert
d8 40jäyrige Geſchäftsjubiläum.
* Prämiiert mit der höchſten Auszeichnung. Herr J. Oßwald,
Ehuhmaßgeſchäft hier, Nieder=Ramſtädter Straße 71, I., erhielt auf
der Deutſchen Schuhmacher=Fachausſtellung in Hamburg die Gol=
dene
Medaille.
Sommerſpielzeit im Kleinen Haus des Heſſiſchen Landestheaters
Zarmſtadt (Leitung: Direktor Adalbert Steffter). Heute Sonntag,
au ends 8 Uhr, und täglich wird die Operetten=Neuheit Adrienne‟
van Walter W. Götze gegeben. Als nächſte Operette wird der große
E-hlager der Saiſon: Die goldene Meiſterin von Edmund Eysler,
vrbereitet, dem Komponiſten der Operette Der lachende Ehemann.
Internationaler Sonntag im Orpheum 3 Vorſtellungen!
Heute Sonntag ſind drei Vorſtellungen, und zwar nach=
miittags
4 Uhr (Volksvorſtellung): Schwarze Revue ( unge=
kurzte
Darbietung); Kinder zahlen halbe Preiſe. Abends
7445 Uhr: Zweites und letztes Gaſtſpiel des Groß=Ruſſiſchen
Mationalorcheſters W. H.B. (Leitung: Alex. Michailowſky).
ASends 10.30 Uhr Nachtvorſtellung: Die Schwarze Revue.
Es ſei beſonders darauf hingewieſen, daß dieſe Darbietungen auf hoher
hmſtleriſcher Stufe ſtehen, wobei nahezu 60 ausländiſche Künſtler mit=
girken
! Es iſt daher zu erhoffen, daß dieſe Veranſtaltungen, die mit
at=ßerordentlichen Koſten verknüpft ſind, weitgehendſtes Intereſſe und
Luuſupruch von ſeiten des Darmſtädter Publikums finden. Der Karten=
barkauf
iſt heute von 912 Uhr im Verkehrsbureau ſowie ab 3 Uhr
ax der Kaſſe des Orpheums. (Siehe heutige Anzeige.)
Gerhart Hauptmann in Heidelberg. Der Dichter Gerh. Haupt=
naann
wird mit ſeiner Frau und ſeinem Sohne den diesjährigen Hei=
dilberger
Feſtſpielen beiwohnen. Seine Ankunft wird täglich erwartet.
Milchlieferung für die Kinderſpeiſung 1928. Das Städtiſche Wohl=
fhrts
= und Jugendamt gibt bekamt: Die Lieferung der Milch für die
Krnderſpeiſung ſoll für die Zeit vom 3. September 1928 bis zu den
Cterferien 1929 auf dem Wege der Verdingung vergeben werden. Die
in dem Angebot anzuerkenmenden Lieferungsbedingungen können am
2äenstag, Mittwoch und Donerstag, den 94., B5. und 2. Juli 1928,
apf Zimmer 73 des Amtsgebäudes, Landgraf=Philipps=Anlage 13, vor=
mättags
zwiſchen 8 und 12 Uhr, eingeſehen wenden. Dort ſind auch die
Amgebotze alsbald in verſchloſſenem Umſchlag mit entſprechender Auf=
ſwwift
abzugeben. Nach dem 4. Auguſt 1928 vormittags 12 Uhr, ein=
lwufende
Angebote können nicht mehr berückſichtigt werden. Die Aus=
mahl
under den Anbietenden und die Vergebung bleibt dem Herrn Ober=
burgermeiſter
vorbehalten.
Stadtorcheſter. Die allwöchentliche Platzmuſik des Stadt=
orcheſters
wird, um dieſelben der Allgemeinheit zugänglich zu machen,
Ewonntags vormittags von 1112 Uhr im Herrngarten (Perkola)
ale gehalten. Heute konzertiert das Orcheſter unter Leitung des Kapell=
nriſters
W. Schlupp nach folgendem Programm: Hoch= und Deutſch=
nzeiſtermarſch
, Duvertüre zur Oper. Der Feenſee von Auber, Walzer
aus der Operette Die Dollarprinzeſſin von Fall, Siameſiſche Wacht=
zrrade
von Linke, Wotans Abſchied und Feuerzauber aus Walküre‟
doen Wagner, Unter dem Sternbanner, Marſch von Souſa. Ein=
tSitt
frei!
Promenadenkonzert. Am Sonntag, den 22. Juli, vormittags
vn 1112 Uhr, ſpielt das Stadtorcheſter im Herrngarten unter Lei=
tung
ſeines Kapellmeiſters W. Schlupp ſein Promenadenkonzert nach
fügendem Programm: Hoch= und Deutſchmeiſter=Marſch; Duvertüre
z. Op. Der Feenſee von Auber; Walzer a. d. Operette Die Dollavprin=
zufſin
von Fall; Siameſiſche Wachtparade von Lincke; Wotans Abſchied
und Feuerzauber aus Walküre von Wagner; Unter dem Sternenbanner,
Warſch von Souſa. Eintritt frei.
Geſperrt wird wegen Vornahme von Gleiserneuerungsarbeiten
die Dieburger Straße zwiſchen der Aeußeren Ringſtraße und
dm Roſenhöhweg vom 23. Juli bis auf weiteres für den Auto=
und Fuhrwerksverkehr in der Richtung von Oſten nach Weſten. Für
dee von Oſten kommenden Fahrzeuge erfolgt die Umleitung durch den
Rroſenhöhweg nach der Aeußeren Ringſtraße.

Metallbetten
Kinderbetten

Architekten=Verein Darmſtadt eine ſinnige Ehrung ſeines
Ehrenmitgliedes Geh. Oberbaurats und Miniſterialrats Profeſſor Dr.=
Ing. e. h. Karl Hofmann in der geſchmückten Aula dee Techniſchen
Hochſchule vor. Deu Verband Alter Heruen des Akademiſchen Architek=
tenvereins
hat eine Sammlung veranſtaltet, die noch fortgeſetzt werden
ſoll und deren Ertrag (bis heute bereits über 7005 Mk.) als Stiftung
für die Architektur=Abteilung gedacht iſt. Sie ſoll den Studenten die=
ſer
Abteilung lehrreiche Exkurſionen zur Förderung und Bereicherung
ihres Wiſſens ermöglichen. Die Stiftung ſoll den Namen des Geh.
Rats Karl Hofmann tragen, der bei ſeiner Exkurſion nach Tirol auf
den Wert dieſer Fahrten hinwies. Zahlreiche Freunde und Kollegen
des Gelehrten fanden ſich in der Aula ein, wo
der Akademiſche Feſtakt
mit einer herzlichen Begrüßung des erſten Vorſitzenden des Akadem.
Architektenvereins Kand. Dipl.=Ing. K. Perlſee, eröffnet wurde.
Er begrüßte die Ehrengäſte, als Vertreter des Kultsminiſteriums Min=
Rat Dr. med. h. e. Löhlein, den Vorſitzenden der Altherrenſchaft des Akd.
Architektenvereins Studienrat Röhrich, den Vorſitzenden des Mittel=
rheiniſchen
Architekten= und Ingenieurvereins Miniſterialrat Wagner,
Profeſſor Kautzſch=Frankfurt a. M., ſowie die übrigen Anweſenden,
und ganz beſonders herzlich das Ehrenmitglied Geh. Rat Dr.=Ing. e. h.
Hofmann.
Profeſſor Kautzſch=Frankfurt hielt dann eine hochintereſſante
Feſtrede, in der er einleitend ſeiner Antrittsvorleſung vor 25 Jahren
an derſelben Stelle gedachte, und der ſegensreichen Tätigkeit, die in
dieſen langen Jahren von ſeinem Kollegen Hofmann geleiſtet vorden
wer. Er gedachte der Tätigkeit des Vereins und kam dann ſehr aus=
führlich
auf die Kriſen und Umwälzungen in Architektur und Kunſt
zu ſprechen. Er klaſſifizierte die Wandlungen, die eingetreten ſind, in
drei Gruppen, gab treffende Beiſpiele der natürlichen Entwicklung und
der Reaktionen, wobei er niederum Reaktionen erſter und zweiter Ord=
nung
unterſchied, und kam ſchließlich auf die Nevolution in Kunſt und
Architektur zu ſprechen. Heute ſtehe man wieder in einer Zeit der
Umwälzung in der Auffaſſung der Kunſt und Architektur; man ſtehe in
einer Kriſe, die ſich mit keiner der vergangenen Zeiten vergleichen laſſe.
Die rein ſachliche Form ſoll der Ausdruck des Empfindens werden. Es
gebe eine junge radikalſte Richtung, die aller alten Kunſt ſchlechthin
abſage; keine Zeit ſei aber ſo belaſtet mit Tradition wie die heutige.
Man könne das alte nicht ohne weiteres übergehen. Er ſehe für die
Zukunft eine Baukunſt voraus, die nicht mehr nach Form frage, ſon=
dern
den Bweck voranſtelle, der aber im Ausdruck neuen Gemeinſchafts=
willens
auch neue Formen verleihe. Nach ſehr feinen Ausführungen
kam der Vortragende zu dem Schluß, daß jeder Menſch mit den Pro=
blemen
ſeiner Generation geboren werde. Das müſſen alt und jung
beherzigen. Ein Stillſtand dürfe natürlich nie eintreten; aber wenn
jeder ſeine Aufgabe erfülle, wie ſie ihm von ſeiner Generation geſtellt
werde, dann werde der Stachel zwiſchen alt und jung genommen und
hervoragende und bleibend gute Arbeit geleiſtet.
Nachdem ſich der Beifall der Zuhörerſchaft, die mit lebhaftem In=
tereſſe
den Ausführungen gefolgt war, gelegt hatte, hielt Studienrat
Röhrich, der Vorſitzende der Altherrenſchaft, eine herzliche An=
ſprache
an Herren Geh. Nat Hofmann. Er beleuchtete die Tätigkeit
des Akademiſchen Architektenvereins ſeit 30 Jahren und ganz beſonders
das ſegensreiche Wirken des Ehrenmitglieds Profeſſor Hofmann, der
zum Wohle des Vereins ſeit ebenfalls 30 Jahren ſeine ganze Kraft
eingeſetzt hatte. Mit Trauer habe man den Entſchluß des hochverdien=
dienten
Mitgliedes vernommen, ſeine Lehrtätigkeit einzuſtellen, und
impulſiv habe die Verſammlung beſchloſſen, als Zeichen der Verehrung
und zur ewigen Erinnerung eine Karl Hofmann=Stiftung ins Leben
zu rufen. Man bewundere die Begeiſterungsfähigkeit und die gleich=
bleibende
Friſche des terehrten Altmeiſters, der es verſtanden habe,
die Freude am Architektenberuf in den Herzen der jungen Hörer zu
wecken. Mit der Studentenfahrt nach Tirol habe er ſeine ſegensreiche
Tätigkeit abgeſchloſſen. Keine ſchönere Ehrung habe man für ihn
finden können als die Ueberreichung einer Stiftung, die weiteren Stu=
dienfahrten
im Sinne des Geehrten ermögliche, und die man noch fort=
ſetzen
wolle. Redner dankte allen Helfern für ihre Hilfe und Unter=
ſtützung
und überreichte dem Altmeiſter der Architektur die

die folgenden Wortlaut hat:
Der Verband Alter Herren des Akademiſchen Architekten=Vereins
an der Techniſchen Hochſchule zu Darmſtadt hat anläßlich deſſen 30 jäh=
rigen
Beſtehens und zur Ehrung ſeines nach 30jähriger fruchtbringen=
der
Lehrtätigkeit an der Hochſchule in den Ruheſtand tretenden hochver=
ehrten
Ehrenmitgliedes, des Miniſterialrates Geh. Oberbaurats Prof.
Dr.=Ing. ehrenhalber Karl Hofmann, Mitglied der Akademie
des Bauweſens, die Gründung einer
Karl Hofmann=Stiftung
zugunſten der Architektur=Abteilung der Techniſchen Hochſchule zu Darm=
ſtadt
beſchloſſen.
Dank der Unterſtützung der unten namentlich aufgeführten Freunde,
Kollegen und Schüler des Altmeiſters wird mit ſeiner Zuſtimmung
am heutigen Tage die Karl Hofmann=Stiftung mit einem Grundkapital
von tauſend Reichsmark unter nachſtehender Sitzung errichtet zur dau=
ernden
Ehrung des Namens Karl Hofmann und zu Nutz und From=
men
der Architekturabteilung an der Techniſchen Hochſchule zu Darm=
ſtadt
.
Miniſterialrat Wagner ehrte als Vorſitzender des Mittelrhei=
niſchen
Architekten= und Ingenieurvereins das Ehrenmitglied ſeines
Brudervereins. Er unterſtrich die hohen bleibenden Verdienſte Geh.
Rat Hofmanns im Städtebau Darmſtadt, als Vorbild und Lehrer vieler
Beamten der Stadtverwaltung und in enger Zuſammenarbeit mit dieſer.
Durch ſeinen ſegensreichen Einfluß auf das Ingenieurweſen habe er
ſich einen Namen geſchaffen, der nie vergeſſen werde. Sein Geiſt habe
ſeinen Taten den Stempel aufgedrückt. Er habe ſich gefreut, daß er
und ſeine Kollegen zu der Ehrung das ihre beitragen konnten. Er
danke allen, insbeſondere auch Herrn Studienrat Röhrich, für die tat=
kräftige
Mithilfe, ohne die die Stiftung nicht zuſtande gekommen wäre.
Geheimrat Hofmann übernahm die Urkunde mit Worten herz=
lichen
Dankes und übergab ſie dann dem Vertreter der Hochſchule zur
Verwendung im vorgeſehenen Sinne.
Geh. Rat Dr. Walbe, der im Namen S. Magnifizenz des Herrn
Rektors der Hochſchule ſprach, ſchloß ſich den Ehrungen, die ſeinem
Kollegen dargebracht wurden, von Herzen an. Der Dank aller hätte
ihm nicht ſchöner abgeſtattet werden können als durch dieſe Stiftung.
Ein leuchtendes Geſtirn, das leuchtend untergehe, werde noch lange
nachſtrahlen. Der Name Geh. Rat Hofmanns werden im Herzen der
Schüler weiterklingen und werde, ſelbſt wenn die Schüler nicht mehr
ſind, durch die Stiftung weiter fortleben. S. Magnifizenz habe ihn
beauftragt, die Stiftung zu übernehmen, und er tue das mit aufrichti=
gem
Dank für die Abteilung Architektur, deren Studenten nunmehr
Gelegenheit gegeben ſei, vertvolle Bereicherungen ihres Wiſſens durch
die Exkurſionen, die die Stiftung ermögliche, zu erhalten.
Geheimrat Prof. Dr. Hofmann dankte nochmals in ſchlicht= ein=
fachen
Worten für die ihm gewordene Ehrung. Sein Wirken habe ſtets
den Zweck gehabt, die deutſche Baukunſt zu fördern; ſein Wunſch für
die Zukunft gehe dahin, daß ſie weiter blühe und gedeihe zum Segen
aller.
Mit einem kurzen Schlußwort des Vorſitzenden wurde der feier=
liche
Akt geſchloſſen. Nachmittags fand eine interne Sitzung der Alten
Herren des Akademiſchen Architekten=Vereins ſtatt.
Abends fand im Muſikvereinsſaal in der Steinſtraße ein Feſt=
kommers
ſtatt, an dem unter den Ehrengäſten, die geladen waren
Geheimrat Dr. Hofmann, ferner die Altherrenſchaft und Aktivitas des
Akademiſchen Architektenvereins teilnahmen. Es wurden mehrere An=
ſprachen
gehalten, u. a. von Kand. Schäfer auf die Profeſſoren der
Hochſchule, von Kand. Köthner auf die alten Herren, wobei er be=
ſonders
Herrn Geheimrat Hofmann als leuchtendes Beiſpiel der Akti=
vitas
hinſtellte und insbeſondere Herrn Studienrat Röhrich, ſowie
den anderen Helfern zur Stiftung den aufrichtigſten Dank ausſprach.
Für die Profeſſoren der Hochſchule dankte Geheimrat Prof. Walbe,
für die Altherrenſchaft Studienrat Röhrich. Geheimrat Prof. Dr.
Hofmann überreichte für die Bibliothek des Akademiſchen Architek=
tenvereins
ein wertvolles Werk. Das Präſidium des Kommerſes führte
Kand. Dipl.=Ing. Perlſee. Mit dieſem Kommers der alle in fröh=
lichſter
Stimmung beiſammenhielt, fand das 31. Stiftungsfeſt einen
würdigen und harmoniſchen Abſchluß.

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ſchönes Zeichen des guten Einvernehmens zwiſchen Mieter und Ver=
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Straßenſperre. Wegen Vornahme von Straßenbauarbeiten
wird der Alfred Meſſel=Weg zwiſchen Im Emſer und Weber=
weg
vom 23. Juli bis auf weiteres für den Auto=, Fuhrwerks= und
Radfahrverkehr geſperrt.

Die hlerunter erſchelnenden Notlzen ſind ausſchließlich als Hinwelſe auf Anzeigen zu betrachten.
in keinem Falle irgendwie als Beſprechung oder Kritiſl.
Orangeriegarten. Es wird an dieſer Stelle nochmals
auf den am Sonntag, 22. Juli, 8 Uhr abends, vom Stadtorcheſter unter
Leitung ſeines Kapellmeiſters W. Schlupp im Orangeriegarten veran=
ſtalteten
Heiteren Abend hingewieſen.
Herrngarten=Kaffee. Heute Sonntag, 22. Juli, nach=
mittags
4 Uhr und abends 8 Uhr finden wieder Künſtlerkonzerte ſtitt.
Tanzabend mit Gartenkonzert. Im Hotel Prinz
Heinrich (Bleichſtraße) findet heute Sonntag Tanzabend mit Garten=
konzert
ſtatt. Der Beſuch wird beſtens empfohlen.
Wiener=Kronenbräu=Keller. Heute findel ab 4 Uhr
großes Velksfeſt ſtatt. Die Muſik ſtellt das Stadtorcheſrer. Aben s
wird der Gurten illuminiert, und ſteht den Beſuchern ein genußreicher
Nachmittag und Abend bevor. (Vgl. Anz.)

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19,45 Uhr, Gaſtſpiel des Groß=Ruſſiſchen National Orcheſters W.H.B.;
nachts 22,30 Uhr, Nachtvorſtellung: Die ſchwarze Revue‟. Kon=
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Maxim, Waldſchlößchen, Neues Schießhaus, Perkeo., Rummelbräu,
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Prinz Heinrich, Schloßbierhalle, Reichshof. Wiener Kronen=
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20 Uhr: Heiterer Abend. Sportplatz=Reſtaurant, nach=
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16 Uhr: Konzert und Kinderfeſt. Ludwigshöhe, nach=
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16 Uhr: Konzert. Herrngartenkaffee, nachm. 16
und abends 20 Uhr: Künſtler=Konzert. Kinovorſtellungen:
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[ ][  ][ ]

Seite 6

Sonntag, den 22. Juli 1928

Nummer 202

Aus Heſſen.
Starkenburg.
J. Griesheim, 21. Juli. In der Woche vom 23. bis B. Juli finden
auf dem hieſigen Truppenübungsplatz täglich vormittags von 5 bis 12
Uhr Scharfſchießübungen ſtatt. Der am Eingang der Hintergaſſe auf=
geſtellte
Richtungspfeil iſt in der letzten Nacht von einem unbekannten
Täter umgebogen bzw. zerſtört worden. Auf die Ermittelung des =
ters
hat die hieſige Bürgermeiſterei eine Belohnung von 2 Mk. aus=
gefetzt
. Die durch dem ſtarkem Auutoverkehr in ſchlechtem Zuſtand be=
findliche
Chruſſee nach Wolfskehlen wird zurzeit ausgebeſſert und die
ganze Straße friſch eingeſteint und geteert. Der Verkehr auf dieſer
Straße iſt nicht geſperrt. Das heiße Wetter der letzten Tage hat das
Getreide ſchmell zur Reife gebracht, ſodaß wit dem Schnitt im leichten
Feld bereits begonnen wurde, während im ſchweren Boden erſt Anfang
nächſter Woche damit zu rechnen iſt. Man glaubt, daß die ſchnelle Reife
für die Körnerbildung nicht gut war; die Frucht dürfte an Güte etwas
eingebüßt haben. Kartoffeln und Rüben bedürfen bald eines ausgie=
bigen
Regens, da der Erdboden ſtark ausgetrocknet iſt. Eine Sen=
fation
bedeutet das am Sonntag, dem 22. Juli, abends 7¾ Uhr im Feſt=
ſoal
Zum grünem Laub ſtattfindende zweite Gaſtſpiel des Darmſtädter
Onpheums mit der Schwarzen Revue beſtehend aus 25 Negern und
Negerinnen.
Aa. Eberſtadt, 21. Juli. Sonntagsruhe im Friſeurge=
werbe
. Mit ſofortiger Wirkung iſt auf Grund der Gewerbeordnung
für die Gemeinde Eberſtadt völlige Sonntagsruhe für das Barbier=,
Friſeur= und Perüchenmachergewerbe in Eberſtadt kreisamtlich angeord=
net
worden. Das Verbot gilt auch für Arbeiten außerhalb der Betriebs=
ſtätten
, wie es das Aufſuchen von Kunden in deren Wohnungen dar=
ſtellt
. Ferner gilt es für die Gewerbetreibenden (Geſchäftsinhaber) ſelbſt.
Dieſe dürfen auch ohne Zuziehung von Gehilfen an Sonn= und Feſttagen
nicht arbeiten. Nur eine Ausnahme beſteht: Arbeiten vor öffentlichen
Theatervorſtellungen oder ſonſtigen Schauſtellungem ſind während der
Zeit von 69 Uhr nachmittags erlaubt. Dreſchgeſchäft. Zur
Bewältigung des ſtarken Andranges beim Dreſchen des Getreides ſind
nunmehr zwei Dreſchmaſchinen zur Aufſtellung gelangt. Die eine
Dreſchmaſchine ſteht auf einem Acker des Griesheimerweges, die andere
an der Alten Darmſtädter Straße. Bei dieſer Gelegenheit dürfte er=
wähnenswert
ſein, daß erſt während der Ernte des Jahres 1864 in der
hieſigen Gemarkung zum erſtenmal eine Dreſchmaſchine aus Nieder=
Namſtadt Aufſtellung gefunden hatte.
Aa. Pfungſtadt, 21. Juli. Fernſprechdienſt. Dem Verneh=
men
nach ſoll auf dem hieſigen Poſtamt mit Wirkung vom kommenden
Monat ab erweiterter Fernſprechdienſt ſtattfinden. Der Geſangverein
Sängerluſt beteiligt ſich am kommenden Sonntag an einem Geſangs=
wettſtreit
in Wachenbuchen.
Aa. Eberſtadt, 2. Juli. Erntezeit. Die Ernte hat in der hie=
ligen
Gemarkung ihren Anfang genommen. Auch hat die erſte Dreſch=
maſehine
in dieſen Tagen ihr Erſcheinen am Griesheimer Weg ange=
kündigt
. Aufgelegter Voranſchlag. Der vom Gemeinde=
rat
durchberatene Voranſchlag des Gemeindewaſſerwerks für das Rech=
nungsjahr
1928 liegt ſeit Freitag, den 2. Juli, eine Woche lang auf
der Bürgermeiſterei zur Einſichtnahme auf. Herabſetzung der
Vergnügungsſteuer. Der Gemeinderat von Eberſtadt hat er=
freulicherweiſe
dor kurzem eine ſchon lange von allen Korporationen
gewünſchte Herabſetzung der Vergnügungsſteuerſätze beſchloſſen. Die
neuen Beſtimmungen ſind in dieſen Tagen in Kraft getreten. Damit
iſt der wit Bekanntmachung vom 7. Juli 1924 veröffentlichte Gemeinde=
ratsbeſchluß
, wonach in Abänderung der Beſtimmungen des Reichsrates
üiber die Vergnügungsſteuer die Sätze der Vergnügungsſtener in der
Gemeinde Eberſtadt auf 50 Pfg. je zehn Quadralmeter Veranſtaltungs=
fläche
und für im Freien gelegene Teile auf die Hälfte feſtgeſetzt wor=
ten
waren, aufgehoben. Anſtelle der bisherigen Sätze wird in der
Gemeinde Eberſtadt künftig die Vergnügungsſteuer in Anwendung des
§ 2 der reichsgeſetzlichen Beſtimmungen über die Vergnügungsſteuer
erhoben. Die Steuer beträge oon jetzt ab zehn Reichspfennig für je
zehn Quadratmeter Veranſtaltungsfläche. Soweit ſie gemäß den reichs=
geſetzlichen
Beſtimmungen anzurechnen ſind, wird die Hälfte dieſer Sätze
in Anſatz gebraclit.
G. Ober=Ramſtadt, 21. Juli. Unter außerordentlich zahlreicher Be=
teiligung
aller Kreiſe der Einwohnerſchaft wurde geſtern hier Herr Bei=
geordneter
Hofmann zur ietzten Ruhe gebettet. Ueber zwei Jahr=
zehnte
gehörte der Verſtorbene der Gemeindeverwaltung an, und zwar
von 1904 bis 192 als Gemeinderat und ſeitdem als Beigeordneter. Auch
war er ſeit 37 Jahren Mitglied und zuletzt im Aufſichtsrat der Vereins=
bank
Ober=Ramſtadt. Daneben war er langjähriges Mitglied mehrerer
Vereine und Feldgeſchworener. Sein biederes Weſen, ſein lauterer
Charackter und ſein allzeit hilfsbereites Entgegenkommen machte ihn bei
jederwann beliebt und angeſehen. Dies ſprach auch aus der Grabrede
des Herrn Pfarrer Lic. Wags. Im Namen der Gemeinde legte Herr
Bürgermeiſter Rückert einen Kranz am Grabe nieder. Weitere Kranz=
niederlegungen
folgten vom Turnverein 1877 Ober=Ramſtadt und dem
Vorſtand und Aufſichtsrat der Vereinsbank. Der Militärverein gab
ihm ebenfalls das Ehrengeleit.
0- Groß=Bieberau, 21. Juli. Allerlei. Ein reicher Ernteſegen
ſteht bevor. Schon beginnt wan mit dem Schnitt von Gerſte und Rog=
gen
. Hafer und Weizen folgen bald nach. Mehrere landwirtſchaftliche
Geſellſchaften ſtatteten der hieſigen Gemarkung, beſonders den Böhmſchen
Zuchtfeldern Beſuche ab. Das Landwirtſchaftsamt Groß=Umſtadt hatte
durch Aſſeſſor Dr. Becher einen Rundgang durch die Felder veranſtalten
laſſen, der bei zahlreicher Beteiligung einen ſehr befriedigenden Verlauf
nahm. Die hieſige Station des Landesgeſtüts war mit drei Beſchälern
beſetzt und konte in dieſem Jahre einen recht guten Beſuch aufweiſen,
ein Zeichen eines wiedererwachenden Intereſſes am der Pfé.dzucht.
Herr Stationsführer Nieder, der bereits 14 Jahre hier amtiet und an
dr Erſtarkung und Entwicklung der Pferdezucht im vorderen Odenwald
ſeinen redlichen Anteil hat, konnte bei ſeinem Weggang wach Darmſtadt
ſein 40jähriges Dienſtfubiläum feiern, wozu ihm aus hieſigen Kreiſen ge=

büchrende Anerkemung gezollk wurde. Mit dem Bau der Kvieger=
gedenkſtätte
wird nun endlich Ernſt gemacht, indem man mit .... . n=
fahren
der Rohſteine begonnen hat, was die hieſigen Landwirte in un=
eigennütziger
Weiſe übernommen haben. Die allzu große Hitze läßt
in weiten Kreiſen der Eimwohner den Wunſch laut werden, nach einer
anſtändigen und beſſeren Badegelegenheit. Es darf doch wohl in der
Gemeindeverwaltung daran gedacht werden, auch hier ein Schwimmbad
nach neueſtem Forderungen zu errichten. Zu der am Dienstag nach=
mittag
von der Behörde vorgenommenen Feuerwehrprobe im Lichten=
berger
Schloſſe war auch die hieſige Feuerwehr hinzugezogen, die durch
ihre ſchneidigen Uebungen wit Schiebeleiver und Spritzen ſowie im Ret=
tungsdienſt
zeigte, daß ſelbſt die größten Gebäude mit Inſaſſen bei
Brandgefahren erfolgreich gerettet werden können. Die Lichtenberger
Waſſerleitung mit ihrem mächtigen Druck tat natürlich ihr Beſtes.
Die Volks= und Fortbildungsſchule beginnt mit den Sommerferien am
N. d. Mts.
* Fränkiſch=Crumbach, 21. Juli. Nach mühevoller Arbeit kann der
Dieſige Turnverein auf das am vorletztew Sonntag in uſeren Mauern
ſtattgefundene 44. Gauturnfeſt des Odenwald=Gaues wit Zufriedenheit
zurückblicken. Die Abſchlüſſe der verſchiedenen Ausſchüſſe, die ſich den
Dank der Allgemeinheit verdienten, ſind jetzt fertig und der Verein iſt
hiermit zum vollen Abſchluß des Feſtes gekomen. An dieſer Stelle ſei
vor allem dem Protektor des Feſtes, Herrn Ober=Regierungsrat Frhrn.
Baron von Gemmingen=Horberg, herzlich gedankt, der ſchon am Sams=
tag
abend dem Feſtkommers perſönlich beiwohnte, wobei er eine pracht=
volle
Anfprache hielt. Er ließ es ſich auch nicht nehmen, an der Preis=
verteilung
am Sonntag teilzunehmen. Der Durchgang des Feſtzuges
durch den in vollem Blütenſchmuck ſtehenden Park, woſelbſt am dritten
Feſttage ein Platzkonzert ſtattfand, wurde liebenswürdiger Weiſe ge=
nehmigt
. Beſonderer Dank gebührt auch der Gemeinde für die rege
Teilmahme und die Arbeit, die ſie leiſtete, um zur Verſchönerung des
Feſtes beizutragen. Auch der neugegründeten Frauenriege des Turnver=
eins
Fränkiſch=Crumbach, unter Leitung ihres aktvollen Führers Zör=
giebel
, ſei hiermit für ihre guten Leiſtungen der Dank ausgeſprochen.
Zum Schluß ſei auch voch allen Gründern und Freunden, die dem Feſte
beiwohnten, gedankt, und wir hoffen, daß das Feſt einen neuen Grund=
ſtein
in dem Aufbau der Deutſchen Turnerſchaft des Odemwald=Gaues
und damit des geſamten deutſchen Volkes bedeutet; in dieſem Sinne
ſchließen wir wit einem kräftigen Gut=Heil!
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A. Winterkaſten, 21. Juli. Motorradunfall. Wie man
nachträglich hört, hatten zwei Motorradfahrer von hier auf einer Rhein=
fahrt
am letzten Samstag, den 14. Juli, einen Unfall, der leicht ſchlimme
Folgen hätte haben können. Hinter Bingen kam auf der ziemlich ſchma=
len
Straße beiden Fahrern ein Auto entgegen. In demſelben Augen=
blick
kam ein Autofahrer von hinten und ſuchte zu überholen. Da aber
die Straße dazu zu ſchmal war, ſtreifte das Auto die Lenkſtange des
Movorrades, deſſen Fahrer dadurch zu Fall kam. Die auf dem Sozius
mitfahrende Frau wurde wit dem Geſicht auf die geſchotterte Straße
geſchleudert und wurde ſo im Geſicht verletzt, daß ſie ins Krankenhaus
nach Bingen gebracht werden wußte. Wenn nicht der Kamerad ſchnell
Nummer und Perſonalien des Täters feſtgeſtellt hätte, wäre dieſer ein=
fach
davongevaſt.
A. Knoden, 21. Juli. Anſteckende Blutarmut der
Pferde. Laut amtlicher Feſtſtellung des heſſ. Kreisveterinäramtes
Bensheim iſt bei einem Pferde des Johannes Steinmann der Verdacht
der anſteckenden Blutarmut feſtgeſtellt worden. Das Heſſ. Kreisamt
Bensheim hat deshalb Gehöftſperre angeordnet und die geſetzlichen Vor=
ſchriften
zur Abwehr und Unterdrückung der anſteckenden Blutarmut
in Anwendung gebracht.
A. Seidenbach, 21. Juli. Wieſenvorſtand. Landwirt Peter
Grieſer von hier wurde als Wieſenvorſtandsmitglied für die hieſige Ge=
meinde
gewählt und eidlich verpflichtet.
Saudbach (Odw.), 21. Juli. Ernteausſichten. Der Stand
der Winterfrüchte, der bis vor kurzer Zeit eine gute Ernte verſprach,
hat ſich in den letzten Tagen bedeutend verſchlechtert. Das meiſte Win=
tergetreide
, beſonders Roggen, der hier überwiegend angebaut wird,
iſt von einer Wickenplage befallen, ebenſo ſind ſehr viele Getreidefelder
durch die in letzter Zeit herrſchenden Gewitterſtürme zuſammengelegt,
ſo daß man mit Beſtimmtheit annehmen darf, daß die diesjährige Ge=
treideernte
, mit Ausnahme Hafer, unter einer normalen Mittelernte
zurückbleibt. Auch die Obſtausſichten, auf die ſich manche Landwirte Nech=
nung
machen, um ſich wieder einmal von den rückſtändigen Steuern und
ſonſtigen Laſten freizumachen, ſind in unſerer Gemarkung, mit Ausnahme
Zwetſchen, welche eigentlich einen Reinertvag gar nicht abwerfen, gleich
Null.

eINDER-kORpER=

EÜSSspupEe

41. Vielbrunn, 21. Juli. Selbſtmordverſuch. Geſtern
vormittag etwa um 11,30 Uhr, machte eine angeblich aus Oberburg am
Main gekommene männliche Perſon auf dem Bvemhof bei Vielbrunn
einen Selbſtmordverſuch. Nachdem der Betreffende in der Gaſtwirtſchaft
Stier dort zwei Fläſchchen Zitronenwaſſer getrunken hatte, legte er ſich
hinter der Scheune des Landwirts Jakob Zimmermann in einem Graben
in den Schatten eines Baumes und ſchoß ſich mit einer Piſtole, anſchei=
nend
0,65, eine Kugel durch den Kopf. Da er noch ſchwache Lebens=
zeichen
von ſich gab, wurde er, nachdem er von dem Aſſiſtenten des Herrn
Dr. Zimper=König verbunden und behandelt worden war, mittels Wagen
nach Michelſtadt ins Krankenhaus verbracht. Seine Perſönlichkeit konnte
noch nicht feſtgeſtellt werden, die in ſeinem Beſitz befindlichen Gegenſtände
hat die Polizei in Gewahrſam genommen, es waren: 1,60 Mark ohne
Geldbeutel, 1 Piſtole noch neu und etwas Mumition, 2 Schlüſſel, eine
Karte vom Odenwald und Speſſart, 1 Notizbuch, 1 Meſſer, 1 Hornbrille
und Kammzeug. Die Perſon ſtammt anſcheinend aus beſſeven Kreiſen,
trug ſpitz zulaufenden, etwas grauen Backenbart, guten braunen Anzug,
ſchvarze Schnürſchuhe, rötlichbraunen Hut und rötlichbraune Strümpfe.
H. Mörlenbach, 20. Juli. Beerdigung. Geſtern wurde der
langjährige Beigeordnete von Ober=Liebersbach, Herr Leonhard Boch,
auf dem hieſigen Friedhofe zur letzten Ruhe gebettet. Die ungemein
zahlreiche Beteiligung von Leidtragenden legte beredtes Zeugnis dafür
ab, welch großer Liebe und Wertſchätzung ſich der Verſtorbene hier und
in den Nachbrrorten erfreuen durfte. Eine Anzahl Kränze wurden am
Grabe mit entſprechender Widmung niedergelegt.
m. Vom Odenwald, 21. Juli. Amerikaniſche Höflichkeit
und Zuvorkommenheit. Eimne Taglöhnersfrau in einem Orte
des ſüdlichen Odenwaldes beklagte den Tod ihrer hochbetagten Mutter,
Sie wollte dieſe traurige Kunde ihrer Schweſter mitteilen, die in den
Vereinigten Staaten von Nordamerika lebt. Von derſelben beſaß ſie
noch eine Adreſſe; an letztere gerichtete Briefe blieben aber ſchon eine
zeitlang unbeantwortet, und ſo hielt man eine Benachrichtigung an jene
Adreſſe für unſicher und entſchloß ſich, eine Anfrage nach St. Louis zu
richten. Auf Anraten eines Bekannten ging denn am 2. Juni ein Brief
in engliſcher Sprache an den Polizeichef (Chief of Police) bzw. an das
Polizeidepartewent ab, der die Bitte enthielt um Mitteilung, ob die
Schweſter mit Familie noch in St. Louis wohne oder ob ſie verzogen ſei;
es wurde 1 Dollar beigelegt für Porto und etwaige Gebühren. Am
29. Juni traf ein Schreiben der betr. Behörde ein, unterzeichnet von dem
Polizeichef, das in höflicher Form die Antworten auf die geſtellten Fragen
enthielt, zugleich aber traf auch der Dollar wieder ein mit der Bemer=
kung
, das Polizeiamt in St. Louis macht keine Rechnung für ſolche
Arbeit, im Gegenteil, es iſt froh, den Leuten behilflich ſein zu können,
Dieſer Brief wurde geſchrieben am 17. Juni, in demſelben Tag, als die
Polizeifrau (Policeſvomen) in St. Louis die Schweſter aufgefunden
hatte. Dieſe Bedienung ſeitens der amerikaniſchen Behörde läßt an
Promptheit und Hilfsbereitſchaft nichts zu wünſchen übrig, und kann
zur Nachahmung allerorts empfohlen werden.
Bn. Hirſchhorn, 21. Juli. Jubilare. Der im vergangenen Früh=
jahr
zum Ehrenmeiſter des deutſchen Handwers erwante Zimmer=
meiſter
Herr Karl Mathes, dahier, feierte in noch bewundernswerter
körperlicher und geiſtiger Friſche ſeinen 90. Geburtstag, desgleichen Frau
Karoline Bracht Witwe ihren 88. Geburtstag. Das Ehepaar Peter
Karl Köhler und Ehefrau, geborene Enger, feierten das Feſt der Sil=
bermen
Hochzeit,
A. Aus dem Lautertal, 19. Juli. Die Wiederinſtand=
ſetzung
der Provinzialſtraße Bensheim-Lindenfels zwi=
ſchen
Wilmshauſen bis Bensheim ſchreitet rüſtig voran. Sie wird eben=
falls
nach beſonderem Verfahren noch einmal mit einer beſonderen
Aſphaltdecke verſehen, wie ſie anderwärts ſchon mit gutem Erfolg aus=
probiert
wurde. Es war auch ein dringendes Bedürfnis, die Straße
zu reparieren, in der ſich Loch an Loch befand. Die neue Straße wird
beſonders dei vielen Autos, die namentlich Sonntags Lindenfels be=
ſuchen
, und den Paſſagieren der Poſtautos Freude bereiten.
* Gernsheim, 21. Juli. Waſſerſtand des Rheins am
20. Juli 0,46 Meter; am 21. Juli: 0,41 Meter.
O. Biebesheim a. Rh., 21. Juli. 92 Jahre alt. Im Kreiſe von
fünf Generationen konnte dieſer Tage die Witwe Georg Rothermel
in der Falltorſtraße ihren 92. Geburtstag begehen. Die Witwe Noth=
ermel
iſt bereits Ur=Urgroßmutter. Ihre älteſte Tochter iſt ſchon Ur=
großmutter
; ſie iſt 71 Jahre alt. Der hochbetagten Witwe wurdene viele
Ehrungen zuteil. Seit Tagen wird ein 77 Jahre alter Landwirt
vermißt. Man befürchtet, daß er ſich ein Leid angetan haben könnte.
Rheinheſſen.
An. Oppenheim, 21. Juli. Der Bahnübergang am Sironawerk, wo=
ſelbſt
am 7. März ein Auto mit zwei jungen Menſchen von einem Zuge
vernichtet wurden, wächſt ſich allmählich infolge des geſteigerten Verkehrs
zu einer ernſten Falle aus. Vor wenigen Tagen abends wäre um
Haaresbreite, das Auto eines bekannten Wemgutsbeſitzers überfahren
worden.
N. Saulheim, 21. Juli. Im hohen Alter von 78 Jahren verſchied
am 18. d. M. der hier in Penſion lebende Eiſenbahnvorarbeiter Michgel
Schimsheiwer. Er war ſehr bekannt und allgemein beliebt wegen feines
guten und verträglichen Charakters.
Oberheſſen.
WSN. Friedberg, 21. Juli. Einbruch in einen Bahnhof.
In der letzten Nacht wurde in das Bahnhofsgebäude von Melbach (Kr.
Friodberg) an der Strecke FriedbergHungen ein dreiſter Einbruch ver=
übt
. Türen und Schlöſſer wurden mit Nachſchlüſſeln geöffnet und eine
Sicherheitsſchloß vollſtändig herausgebohrt und mitgenommen. Dem
oder den Dieben fielen aber nur 18 Mark, die in der Stationskaſſe lagen,
in die Hände. Aus dem Güterſchuppen, der gleichfalls erbrochen wurde,
ſtahlen der oder die Diebe ein neues Fahrrad und ein als Gepäck von
auswärts hierher geſandtes. Bis jetzt hat man noch keine Spur von den
Spitzbuben.

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Nummer 202

Sonntag, den 22. Juli 1928

Seite 7

Die Italiener verlaſſen Spitzbergen.
Rätſel, die noch gelöſt werden müſſen.
Die Geretteten der Italia=Expedition haben ſich nun in
& pitzbergen eingefunden, um die Reiſe nach der Heimat anzu=
weten
. Wahrſcheinlich wird man der römiſchen Anordnung fol=
gen
und bereits heute die arktiſche Zone verlaſſen, um auf dem
kärzeſten Wege nach Italien zu gelangen. Auch die Citta di
M2ilano gibt ihren Standort auf. Es verlautete heute in Oslo,
dre Italiener wollten ihre Rettungsaktion, die allerdings nie in
den Vordergrund getreten iſt, überhaupt aufgeben, weil zurzeit
dire Nebelbildung zu ſtark ſei, im September aber bereits der
nordiſche Winter einſetze, der die Rettungsarbeiten, das Vordrin=
gien
in die Arktis, ohnehin verhindere.
Anders die Ruſſen. Sie wollen auch den Reſt des nordiſchen
Gommers benutzen, um die Suche nach der Ballongruppe fortzu=
ſttzen
, und hoffen immer noch, daß es ihnen gelingen werde, die
dort befindlichen Mannſchaften der Italia und vielleicht auch
Lmnundſen zu retten. Leider iſt der Eisbrecher Kraſſin wie ſich
et ſt jetzt bei der erſten genaueren Unterſuchung ergab, ſo ſchwer
beſchädigt, daß er vorläufig ins Dock zur Reparatur muß. Im
Cänverſtändnis mit der ruſſiſchen Regierung tritt alſo eine Unter=
brechung
der Rettungsarbeiten ein, die ſpäteſtens am 12. Auguſt
mtieder aufgenommen werden ſollen. Die ruſſiſche Malygin hat
vwm ruſſiſchen Hilfskomitee den Auftrag erhalten, nach Archan=
gelſk
zurückzukehren, da ſein ſchwächerer Bau ein Vordringen in
dus Eismeer nicht geſtatte. Der Flieger Tſchuchnowſki, der Retter
der beiden Ueberlebenden der Malmgreen=Gruppe, bleibt auf
Sxpitzbergen, um die Reparatur ſeines erfolgreichen Flugzeugs zu
üSerwachen und nach Wiederherſtellung neue Erkundungsflüge
zu unternehmen. Der ruſſiſche Flieger erzählte von ſeinem Auf=
friden
der Malmgreen=Gruxpe. Er glaubte deutlich beobachtet
zu haben, daß ſich auf der treibenden Eisſcholle drei Perſonen
hefanden, von denen eine ſtand, eine weitere in den Knien lag,
während die dritte ſich in liegender Stellung auf dem Eiſe be=
fand
. Dennoch gibt er die Möglichkeit einer Täuſchung zu. Da
awer vom Flugzeug mehrere photographiſche Aufnahmen gemacht
morden ſind, will er doch noch abwarten, was die Linſe ſeines
Awparates geſehen hat. Die Ruſſen ſind außerordentlich erſtaunt,
duß die beiden geretteten Italiener nichts über den Verbleib der
Tagebücher und ſonſtigen wiſſenſchaftlichen Materialien auszu=
ſogen
wiſſen, Dinge, die ſich zweifellos im Beſitz des toten Malm=
green
befunden haben müſſen, nicht einmal einen Abſchiedsbrief
des ſchwediſchen Forſchers hatten ſie bei ſich, und dies, obwohl
alle beide im Beſitz von Papier und Bleiſtift waren. Verwun=
derlich
ſchien es auch der Beſatzung des Eisbrechers, daß der
hanke Mariano, dem man jetzt ein Bein amputieren mußte, ſehr
ntdürftig bekleidet war, während der geſunde Zappi warme
lleidungsſtücke, zwei Paar Strümpfe, zwei Paar Stiefel und drei
Uhren bei ſich hätte. Das ſind Rätſel, die noch gelöſt werden
m üſſen. Vielleicht daß die Italiener bei ihrer Ankunft in Rom
zu reden beginnen, wenn das Schweigegebot Muſſolinis von
innen genommen worden iſt.
Schweres Güterzug=Anglück.
Düſſeldorf, 21. Juli.
In der vergangenen Nacht gegen 3 Uhr ſtießen auf der Strecke
RreußDüſſeldorf kurz vor der Eiſenbahn=Rheinbrücke zwei
Süterzüge zuſammen. Etwa 12 Wagen, die Lokomotive und Ten=
der
eines der beiden Züge wunde ſtark beſchädigt. Ein Zugführer
herbrannte und konnte nur noch als verkohlte Leiche geborgen
merden. Ein Hilfsſchaffner, der vom Zuge abſprang, erlitt ſchwere
Arm= und Beinverletzungen. Die Aufräumungsarbeiten ſind noch
in Gange.

Eine Entſchließung der bayeriſchen Eiſen=
bahner
zum Münchener Eiſenbahn=Unglück.
München, 21. Juli.
Der zu den chriſtlichen Gewerkſchaften gehörende bayeriſche
Eiſenbahnerverband hatte am Freitag eine Verſammlung und
nahm zu dem Unglück eine Entſchließung an, die den Verſuch zu=
rüchweiſt
, die Schuld an dem Unglück dem dienſthabenden Per=
ſonal
zuzuſchieben. Die fortgeſetzten Perſonaleinſchränkungen und
im Zuſammenhang damit die Dienſtdauervorſchriften bürden dem
Perſonal eine Verantwortung auf, die es unmöglich tragen könne.
Die Planſtellen ſeien trotz Verbehrsſteigerung bei der Gruppen=
verwaltung
Bayern weiter um 759 vermindert worden. Die Ent=
ſchließung
hebt hervor, daß heute noch eine wöchentliche Arbeits=
zeit
von 57 Stunden beſtehe. Weiter wird Stellung genommen
gegen die knappe Ruhezeit und dagegen, daß das Perſonal fort=
geſetzt
gezwungen wird, die vollkommen untauglichen Dienſtvor=
ſchriften
zu übertreten, damit die Abwicklung des Verkehrs mög=
lich
ſei. Angeſichts dieſer Zuſtände liege die Schuld der letzten
ſchweren Eiſenbahnkataſtrophen nicht bei dem überlaſteten Per=
ſonal
, ſondern in dem Syſtem. Das Perſonal müſſe verlangen,
daß ein Syſtem beſeitigt wird, das unmögliche Forderungen ſtellt.
Bieten elektriſche Züge eine größere Sicherheit
als Dampfzüge?
Von fachmänniſcher Seite wird uns geſchrieben:
München iſt die Zentrale des größten deutſchen elektriſch betriebenen
Vollbahnnetzes. Aber die beiden Unglücke am Oſtbahnhof im Mai
1926 und jetzt bei der Einfahrt in den Hauptbahnhof ſind bei Dampf=
zügen
geſchehen. Da drängt ſich die Frage auf, ob elektriſch gefahrene
Züge eine größere Sicherheit gegen derartige Unfälle bieten. In bei=
den
Fällen iſt ein nachfolgender Zug auf den vorausfahrenden auf=
gelaufen
. Bei allen anderen, d. h. gleisloſen Verkehrsmitteln, verläßt
man ſich zur Verhinderung des Auflaufens auf die Aufmerkſamkeit des
Führers und eine Einrichtung, welche geſtattet, einen genügenden Be=
reich
vor dem Fahrzeug zu überſehen und innerhalb dieſes Bereiches
zu bremſen. Wenn auch zugegeben werden muß, daß bei den hohen
Geſchwindigkeiten der Gleisfahrzeuge dem Signalweſen der weſentlichſte
Anteil der Zugſicherung zufällt, ſo ſcheint es doch außerordentlich wich=
tig
, zu berückſichtigen, wie die Verhältniſſe bei Verſagen des Signal=
neſens
liegen. Bei allen in Bayern laufenden elektriſchen Lokomotiven
und Triebwagen befinden ſich die Führerſtände an der Stirnwand der
Fahrzeuge, und der Lokomotivführer hat das geſamte Streckenbild bis
zu den Puffern des eigenen Fahrzeuges völlig frei vor ſich liegen.
Außerdem beſitzt der größte Teil der Triebfahrzeuge für größere Ge=
ſchwindigkeiten
Scheinwerfer, ähnlich wie die Automobile, welche
mehrere 100 Meter der Strecke erleuchten können. Da ferner der Füh=
rer
ſeine geſamten Handgriffe zur Steuerung des Fahrzeuges aus=
führen
kann, ohne den Blick von der Strecke abzuwenden, kann mit
Sicherheit angenommen werden, daß der Führer im elektriſchen Betrieb
den Schlußwagen des Vorzuges eine große Strecke vorher geſichtet und
den eigenen Zug zum Stehen gebracht hätte. Bei den Unglücksfällen
dagegen wurde der nachfolgende Zug von einer Dampflokomotive ge=
führt
, die mit ihrem langen Keſſel und neben dem Keſſel liegenden
Aufbauten dem Führer nur einen beſchränkten Ausblick auf die Strecke
geſtattet. Fährt die Lokomotive durch Kurven oder Weichen, dann be=
ſchränkt
der ſchrägliegende Keſſel noch mehr das Geſichtsfeld. Die Sig=
nale
liegen zwar in freier Sicht, doch kann bei Verſagen dieſer die
Forderung der Streckenbeobachtung an den Führer bei Dampfloko=
motiven
kaum mehr geſtellt werden.
Intereſſant iſt übrigens, daß auch die meiſten führenden Firmen
im Bau von elektriſchen Dieſel=Lokomotiven darauf Wert legen, die
Führerſtände an die Stirnwand zu legen und auch die Führer, die im
Anfang eine Abneigung gegen dieſe exponierte Lage zeigten, haben
ſich durchweg bekehrt und bevorzugen ſelbſt den vorne liegenden Stand
mit freier Sicht. Der elektriſche Betrieb bringt alſo auch hier unter
ielen anderen einen wichtigen, in ſeiner Auswirkung gar nicht über=
ſchätzbaren
Vorteil mit ſich.

Waldbrand an der franzöſiſch=ſpaniſchen
Grenze
EP. Paris, 21. Qufi.
Wie aus Perpignan gemeldet wird, iſt geſtern abend an der
franzöſiſch=ſpaniſchen Grenze bei Ecluſe ein rieſiger Waldbrand
ausgebrochen, der ſich mit großer Schnelligkeit über mehrere Ge=
meinden
ausdehnte. Das Dorf Perthus, das von den Flammen
eingeſchloſſen wunde, mußte von den Bewohnern geräumt werden.
Sowohl von der franzöſiſchen wie auch von der ſpaniſchen Seite
eilten die Einwohner zur Hilfeleiſtung bei den Rettungsarbeiten
herbei. Die ſpaniſchen Behörden entſandten ſofort mehrere Hun=
dert
Mann Militär und die Feuerwehren der Nachbarorte. Von
Pewignan trafen in eiligſt requirierten Automobilen zwei Kom=
panien
Senegaleſen ein. Nach den letzten Meldungen iſt es heute
früh gelungen, den Brand zu lokaliſieren, wenigſtens auf den
franzöſiſchen Gebirgshängen, während auf der ſpaniſchen Seite
der Brand anſcheinend mit unverminderter Stärke fortdauert.
Bisher ſteht noch nicht feſt, ob dem Feuer, das zahlreiche Gehöfte,
Meiereien und Schäfereien zerſtörte, auch Menſchenleben zum
Opfer gefallen ſind. Zwei ſpaniſche Arbeiter werden vermißt.
Die Sachſchäden werden z. Zt. auf 5 Millionen Franken geſchätzt.
Wetterbericht.
Gießen; 21. Juli.
Noch immer weiſt die Verteilung des hohen und tiefen Druckes
wenig Aenderung auf. Infolgedeſſen bleibt der herrſchende Witterungs=
charakter
noch fortbeſtehen bei mäßig warmen Temperaturen.
Ausſichten für Sonntag, den 22. Juli:
Teils wolkig, teils aufheiternd, Temperaturen wenig verändert, trockrn.
Ausſichten für Montag, 23. Juli:

Wolkiges Wetter, etwas wärmer, zunächſt noch trocken. Ort: Wetter: Temp.
in C‟ Wind: Nieder=
ſchlag

in mm Schnee=
decke

in om Gießen: bedeckt 18 I, Aachen: wolkig 14 ssW. Hamburg: wolkig 14 WNW. Berlin: wolkig 15 München: heiter 17 ſtill Königsberg: bedeckt 13 WSW. 0,4 Breslau: wolkig 17 WSW.

Witterungsverhältniſſe der deutſchen Bergſtationen:

Feldberg:
Taunus Nebel 10 NW. Waſſerkuppe wolkig Feldberg:
Schwarzw.) wolkig 11 sW Zugſpitze: heiter NW. Kahler Aſten: wolkig 12 wsw Fichtelberg: wolkig WNW. Schneekoppe: Nebel W.

Hauptſchriftleitung: Rudolf Maupe
Verantwortlich für Polliik und Wirtſchaft: Rudolf Maupe; für Feutlleten, Reich und
Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe; für Sport: Dr. Eugen Buhlmann=
für
den Handel: Dr. C. H. Quetſch; für den Schlußdienſt: Andreas Bauer; für
Die Gegenwart: Dr. Herberi Nette; für den Inſeratenteil: Willp Kuble; Druc

und Verlag: L. C. Wittich ſämtlich in Darmſtadt
Für unverlangte Manuſkripte wird Garantie der Rückſendung nicht übernommen.

Die heutige Nummer hat 20. Seiten.

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Geite 8

Sonntag, den 22. Juli 1926

Nummer 202

Ner dinſe iiit Anebtütt

Deutſche Hochſchulmeiſterſchaften
nn Schwinninen.
Darmſtadt ſchlägt Heidelberg 6:0 im Waſſer=
ball
. Kloſiermann und Becker (beide T. H.
Darmſiadt) Deutſche Hochſchul=Meiſier im
400 m Freiſiil bzw. 100 m Bruſiſchwimmen.
Ein farbenfveudiges Bild, eine wunderbare 50=Meter=Schwimmbahn
inmitten herrlicher Waldungen, im Durchſchnitt gute Leiſtungen, eine im
Gegenſatz zum vorigen Jahre gute Organiſation, das ſind die äußeren
Zeichen der diesjährigen deutſchen Hochſchulmeiſterſchaften im Schwim=
men
, die heute im Darmſtadt ihren Anfang nahmen. Das neuerbaute
Schwimmbechen auf dem Hochſchulſportplatz, eine Großtat der Herren
Profeſſor Dr.=Ing. Heidebroek und Diplom=Turn= und Sportlehrer Söl=
linger
, empfing dadurch ſeine offizielle Weihe. Die Techniſche Hochſchule
Darmſtadt kan ſtolz ſein auf dieſes Werk und ſtolz fein auf ſolche För=
derer
des ſchönen Schwimmſports. In einer kurzen Anſprache begrüßte
am Vormittag der Herr Rector der Techniſchen Hochſchule, Seine Mag=
mifizenz
Profeſſor Dr. Ing. Kammer die auswärtigen Gäſte, hieß ſie in
Darmſtadt herzlich willkommen und wünſchte der Veramſtaltung einen
guten Verlauf. Unter der Leitung des Herrn Dr. Hukermann nahmen
dann die Meiſterſchaften ihren Anfang, jedoch wurden am Vormittag
nur Vorläufe ausegtragen. Der Nachmittag brachte dann vor einer ver=
hältnismäßig
großen Zuſchauermenge die erſten Entſcheidungen. Leider
vermißte man auf der Meldeliſte ſo manchen bekannten Namen, doch auch
ohne dieſe Leute ſah man oft ſpannende Kämpfe mit guten Leiſtungen.
Die hieſige Techniſche Hochſchule konnte ſchon zwei Einzelmeiſterſchaften
verbuchen, und zwar durch Kloſtermann, mit einer ſchönen Zeit im 400=
Meter=Freiſtilſchwimen, und Becker im 100=Meter=Bruſtſchwimmen. Das
wertvollſte Rennem des Tages, die 4mal 100 Meter Lagenſtaffel, gewann
allerdings die Univerſität Heidelberg, bei der ſo bekannte Schwimmer
wie Vogt, Watrin und Frank mitwirkten. Darmſtadt, das erſt gut im
Rennen lag, kam zum Schluß hinter Göttingen nur auf den 3. Platz.
In der Lagenſtaffel 3mal 50 Meter für Studentinnen ſiegte nach hartem
Kampfe die Univenſität Hamburg, während im Damenbruſtſchwimmen
100 Meter die Univerſität Heidelberg durch Frl. Baer zu einem weiteren
Erfolg kam. Der Darmſtädterin, Frl. Merlau, langte es nur zu einem
3. Platz. Für die Niederlage in der Lagenſtaffel revanchierten ſich dann
die Darmſtädter Studentem durch einen überlegenen 6:0 Sieg im Waſſer=
ball
gegen die Univerſitär Heidelberg. Der Sieg der Einheimiſchen, die
in der Aufſtellung: Göth; Appfel, Leherzapf; Cordes; Schmuck, Orle=
mann
und Kloſtermann, ſpielten, ſtand nie außer Frage und kam haupt=
ſächlich
durch die glänzendem Leiſtungem vom Cordes, Orlemann und
Kloſtermann zuſtande. Wir verweiſen nochwals auf die Hauptkämpfe,
die heute nachmittag 4½ Uhr beginnen.
Mehrkampf für Studentinnen: Helene Raiſer, T.H. Charlottenburg, zu=
geſprochen
.
Springen für Studentinnen (Pflichtſprünge): Landfried, U. Heidelberg,
zugeſprochen.
3mal 50 Meter Lagenſtaffel für Studentinnen: 1. U. Hamburg 2:22,2;
2. U. Berlin 2:25,4; 3. T.H. Dresden 2:30,9.
400 Meter Beliebigſchwimmen für Studenten: 1. Kloſterwann, T. H.
Darmſtadt, 5:53,6; 2. Mindner, T.H. Darmſtadt, 6:07,4.
100 Meter Bruſtſchwimmen für Studenten: 1. Becker, Darmſtadt, 1:26;
2. Doerffel, Heidelbeng, 1:28,3; 3. Schäfer, Darmſtadt, 1:31,4.
100 Meter Bruſtſchwimen für Studentinnen: 1. Frl. Baer, Heidelberg,
1:43,4; 2. Frl. Brill, Gießen, 1:47,6; 3. Frl. Merlau, Darmſtadt,
1:55,1.
4mal 100 Meter Lagenſtaffel: 1. U. Heidelberg 5:15,/4; 2. U. Göttingen
5:32; 3. T.H. Darmſtadt 5:35; 4. I. Jena 5:43,2; 5. U. Halle 5:47,2.
Wafſerballſpiel: U. HeidelbergT. H. Darmſtadt, 0:6 (0:2).
Süddeutſcher Fußball=Verbandstag.
Beginn der Verhandlungen. Oppoſition
gegen den Jahresbericht. Die Fuſion Fuß=
ball
Leichtathletik genehmigt.
Bad Kifſingen, 21. Juli. (Drahtber.)
Als Ort ſeines diesjährigen Verbandstages hatte dee Süddeutſche
Fußball= und Leichtathletik=Verband das wundervoll gelegene Bad Kiſ=
ſingen
gewählt, deſſen Regentenbau einen denkbar guten Rahmen für
die Verhandlungen abgab. Als durch Regierungsvertreter und den
Oberbürgermeiſter die Begrüßung vorgenommen wurde, waren 235
Vereine des SFLV. (von beſtehenden 20 004) vertreten. Bei der Ertei=
lung
des Jahresberichts machte ſich eine ſtarke Oppoſition bemerkbar.
Schon am Vorabend hatten Vorbeſprechungen beſtimmter Intereſſen=
gruppen
ſtattgefunden, wobei eine heftige Kritik geäußert wurde, die
ſich vornehmlich auf den Zuſammenſchluß von Fußball und Leichtath=
letik
bezog. Bei der Erſtattung des Berichts ging der Verbandsvor=
ſitzende
Kartini=Nürnberg gleich auf dieſe Angriffe ein und ſtreifte da=
bei
auch ſchon die ſpäter zu erledigenden Anträge. Aus dem Bericht
iſt zu entnehmen, daß der Verband ſich für einen Verkehr mit den
Berufsſpielern der ſogenannten Oſtſtaaten einſetzen wird. Aus der
geleiſteten Arbeit des vergangenen Jahres iſt hervorzuheben die Schaf=
fung
des Jugendheims, die Fuſion zwiſchen Fußball und Leichtathletik,
deren Sanktionierung in Bad Kiſſingen erfolgen ſollte, der Amateur=
Schutzvertrag, das neue Spielſyſtem und eine ſehr ausgedehnte Lehr=
und Kursſustätigkeit. Der Verband zählt 20 004 Vereine mit 302370
Mitgliedern. Darunter ſind allein 160 000 Fußballer, 60 000 Leicht=
athleten
und 80 000 Paſſive. Bei der Kritik, die am Jahresbericht
geübr wurde, hatte Baurat Krauß=Fürth die Führung der Oppoſition.
Er wie auch andere Sprecher griffen vornehmlich die Fuſion zwiſchen
den Verbänden von Fußball und Leichtathletik an; eine Maßnahme,
die ſie in mancher Hinſicht für verfehlt anſahen. Nach einer fünfſtün=
digen
Debatte, in der alles Für und Wider eingehend beſprochen wurde,
wurde ſchließlich der Jahresbericht einſtimmig angenom=
men
. Genehmigt wurden ferner der Kaſſenbericht und der neue
Haushaltsplan. Der Punkt Anträge ſah zunächſt die Genehmigung
der Verbandsfuſion vor. Der bereits im Vorjahre durch die Vorſtände
der beiden beteiligten Verbände (Süddeutſcher Fußball=Verband und
Süddeutſcher Leichtathletik=Verband) vorgenommene Zuſammenſchluß
zu einem Süddeutſchen Fußball= und Leichtathletik=Verband wurde von
der Verſammlung einſtimmig ſanktioniert. Die vorher geübte Kritik
trat bei der Erledigung dieſes Antrags nicht mehr in Erſcheinung. Die
Aenderungen in der Zuſammenſetzung der Behörden wurden ebenfalls
genehmigt. Die Tagung, die ſich ſehr in die Länge zog, dauerte am
Samstag noch bis ſpät in die Nacht hinein an.
Der Verbandsvorſitzende Kartini hatte im Verlauf der Diskuſſion
über den Jahresbericht einen Angriff auf die Preſſe erhoben und ihr
ſenſationelle Berichterſtattung in beſtimmten Fällen (Wacker München,
Phönix Karlsruhe, Verſtöße auf den Spielplätzen) vorgeworfen. Dazu
iſt zu bemerken, daß der Verband am wenigſten Anlaß hat, ſich zu
beſchweren, wenn einmal Irrtümer vorkommen. Umgekehrt iſt der
Vorwurf zu machen, daß der Verband die Preſſe nicht genügend infor=
miert
und ſie von ſich aus nicht unterſtützt.
Fußball.
FC. Union 103 E. V.
Wir verweiſen nochmals auf das heute nachmittag ſtottfindende
Jubiläums=Eröffnungsſpiel Griesheim 02 gegen eine kombinierte Jubi=
läumsmannſchaft
. Die Mannſchaft tritt in folgender Aufſtellung an:
Bopp (Union)
Metſch (Polizei) Schäfer (Emtracht)
Beck (Union) Darmſtädter (Union) Kaiſer (Polizei)
beiſer (VfR.) Bönſel (Pol.) Mühlbach (Un.) Möſer (VfR.) Lang (Eintr.)
Allen Enzeichen nach verſpricht das Spiel einen außerordentlich in=
keveſſanten
Verlauf, ſp daß ſich ein Beſuch ſchon lohnen deirfte.

Jubiläums=Regatta des Mainzer
Rudervereins.
Der Mainzer Ruderverein, der im Jahre 1878 gegründet
wurde, begeht in dieſem Jahre ſein 50jähriges Jubiläum. Aus dieſem
Anlaß iſt die diesjährige internationale Regatta als Jubiläums=Regatta
gedacht, und die große Beteiligung nicht nur der bedeutendſten Ruder=
korporationen
von ganz Deutſchland, ſondern auch der beſtbekannten
Vereine aus der Schweiz und Oeſterreich legen Zeugnis von der Be=
liebtheit
und dem Anſehen des ſportlich weit über die Grenzen unſeres
Vaterlandes beſtbekannten Mainzer Rudervereins ab. War ſchon durch
die rieſige Beteiligung dieſer internationalen Klaſſe ein großes Sport=
feſt
geſichert, ſo muß man der Leitung des feſtgebenden Vereins Dank
zollen, daß ſie endlich einnal die Mainzer Regatta auf eine bei jeder
Witterung einwandfreie Rennſtrecke verlegte. Freilich iſt es be=
dauerlich
, daß auf dem alten Vater Rhein meiſt gerade bei Ruderwett=
kämpfen
die Windverhältniſſe für die Ruderer ungünſtig waren und
ſo einwandfreie Rennen ſelten zuſtande kamen. Die gaſtlichen Vereine
zogen es deshalb meiſt vor, ſolche Regatten aufzuſuchen, wo der Wind
die Strecke nicht beeinfluſſen konnte, und ſo dürfte der diesjährige Ver=
ſuch
gewiß zu einem dauernden werden. Da die neue Rennſtrecke nur
das Starten von fünf Booten zuläßt, mußten bereits am Samstag früh
Vorrennen ſtattfinden.
Die Leitung dee Regatta lag wie in den letzten Jahren in den
bewährten Händen der Herren Oskar Cordes, Juſtizrat Dr. Fried=
mann
und Heinz Thurn. Den Ehrenvorſitz im Wettfahr=Ausſchuß
hatten die Herren Geheimrat Dr. Uſinger, Provinzialdirektor der
Provinz Rheinheſſen, Oberbürgermeiſter Dr. Külb und Geheimer
Kommerzienrat Dr. L. Strecker übernommen. Als Schiedsrichter
walteten die Herren Kurt Hoffmann=Düſſeldorf, Medizinalrat Dr.
Hemme=Darmſtadt und W. Collrep=Mainz; Zielrichter waren
die Herren Fritz Reinhart v. Gülpen=Worms, Dr. Peter Frey=
Frankfurt, Ludwig Schmahl und A. P. Wolff=Mainz. Am Start
fungierten die Herren Joſ. Falk, Franz Minthe, Phil. Schrei=
ner
und Peter Spangenmacher=Mainz und J. Kaltenbach=
Hochheim. Regatta=Aerzte: Herren Dr. Eiſel und Dr. Lekiſch=
Mainz.
Die techniſchen Einrichtungen klappten wie immer bei der Mainzer
Regatta. Das Wetter war bei leichtem Weſtwind, der natürlich irgend
welchen Einfluß auf die Rennen nicht hatte, vorzüglich.
Erſter Tag: Samstag, 21. Juli.
Vorrennen zur Olympiade in Amſterdam.
Vierer ohne Steuermann. Erſter Lauf: 1. Dresdener Ru=
derverein
(Zſchieſche, Zänker, Goedecke, Roll) 6:37 Min., 2. Mainz=
Kaſteler Renngemeinſchaft 6:40 Min. Nach ſcharfem Bord=an= Bord=
rennen
mit ſtets wechſelnder kleiner Führung gewinnt ſchließlich Dres=
den
mit einer Länge. Zreiter Lauf: 1. Berliner Ruderklub
coff, Meher, Kulling, Hermann) 6:38 Min., 2. Waſſerſportverein
Düſſeldorf 6:52 Min. Nach anfänglichem Kampf gewinnt Berliner
Ruderklub überlegen. Dritter Lauf: 1. Renngemeinſchaft
91/77 Köln (Schwingeler, Preuß, Waſſenberg, Streck) 6:42 Min.,
2. Waſſerſport Duisburg 6:50 Min. Vom Start ab geht Köln vor
und gewinnt ſicher 2½ Längen.
1. Achter (Herausforderungspreis): 1. Frankfurter Ruder=
geſellſchaft
Germania 6:36 Min., 2. Wormſer Ruderverein
6:51 Min. Akademiſcher Ruderklub Berlin und Berliner Ruderklub
nicht geſtartet. Worms kommt am beſten ab, muß aber bei 500 Meter
die Frankfurter Germanen ſchon vorbeilaſſen, die ſchließlich ganz über=
legen
gewinnen.
2. Erſter Vierer ohne Steuermann (Wanderpreis): 1. Kölner
glubfür Waſſerſport geht in 7:46 Min. allein über die Bahn.
3. Junior=Achter (Herausforderungspreis): 1. Kölner Klub
für Waſſerſport (Körber, Opitz, Schneider, H. Schmidt, Hoff=
mann
, Piskors, E. Schmidt, Borg! Steuer: Kloth) 6:08 Min., 2, R.=
Klub Germania=Köln 6:14 Min., 3. Akadem. R.=Klub Rhenus=Bonn
6:12,2 Min., 4. Offenbacher R.=G. Undiner 6:19,6 Min. Die Boote
gehen geſchloſſen vom Start; bei 300 Meter führt Kölner Klub für
Waſſerſport mit Lichtkaſtenlänge, hart bedrängt von Germania=Köln.
Kölner Waſſerſport verbeſſert ſtets ſeinen Vorſprung und gewinnt mit
eineinhalb Längen ſicher.
4. Zweiter Vierer (Ehvenpreis): 1. Univerſivät Frankfurt
(Steupp, Günſter, Fiſcher, Weil, Steuer: Doſch) 7 Min.; 2. Mainzer
Rudergeſellſchaft 7:05,8 Min.; 3. Frankfurter RG. Germania 7:06,6
Min.; 4. Deſſauer RV. 7:11,4 Min. Under Führung von Frankfurt
gehts bis 500 Meter. Hier geht Mainzer Rudergeſellſchaft mächtig los
und reißt die Führung an ſich, die ſie bis 1500 Meter behält. Die
Frankfurter Univerſitäter ſpurten vorzüglich und gewinnen ſicher mitz
einer klaren Länge.
5. Doppelzweier ohne Steuermann (Ehrenpreis): 1. Ruderverein
Wicking=Linz (Donau) (Fleße, Loſert) 6:47 Min.; 2. Rudergeſellſchaft
Wiching=Berlin 6:52 Min.; 3. Akademiſcher Ruderklub Rhenus=Boumn
7:26 Min. Mainzer R.=V. und Grashopper=Zürich aufgegeben. Un=
ter
Führung von Grashopper gehen die fünf Boote auf die Reiſe. Bei
800 Meter müſſen dieſelben wegen Stemmbrettbruch aufgeben. Nach
Kampf gewinnt dann Wickig=Linz ſicher mit 2 Längen.
6. Dritter Vierer (Ehrenpreis): 1. Frankfurter Rudergeſellſchaft
Germamia (Tacke, Dahm, Freheiſen, Willert, Steuer: Gündher) 7:02
Min.; 2. Maing=Kaſteler Rudergeſellſchaft 7:11 Min. Nach ſchönem
Rennem mit wechſelnder Führung mit zweineinhalb Längen gewonnen.
7. Gaſt=Vierer (Wanderpreis der Stadt Mainz): 1. Kölner Club für
Waſſerſport (Heller, Reimbold, Müller, Leber, Steuer: Kloth) 7:04
Min.; 2. Offenbacher Ruderverein 7:04,2 Min.; 3. Fvankfurter RG.
Sachſenhauſem 7:09 Mi. Scharfes intereſſantes Rennen, das Köln
knapp vor den ſcharf auftwuhenden Offenbachern mit Viertellänge ge=
winnt
.
8. Erſter Jungmann=Vierer (Ehrenpreis): 1. Kölner Club für
Waſſerſport (Hoffmann, Schmidt, Schneider, Berz, Steuer: Jokiſch) 7:16
Min.; 2. Ruderverein Rüſſelsheim 7:23 Min. Germania Köln und R.=
Cl. Griesheim aufgegeben. Vom Start ab führt Köln und gewinnt
ſicher mit zweieinhalb Längen.
9. Zweiter Jungmann=Vierer (Ehrenpreis): 1. Frankfurter Ruder=
verein
(Eichenauer, Ruppel, Boos, Giar, Steuer: Schappel) 7:11,4 Min.;
2. Akad. RCl. Rhenus=Bonn 7:16 Min.; 3. Frankfurter RG. Germania
7:25 Min.; 4. Ludwigshafener Ruderverein 7:27,8 Min.; 5. Düſſeldorfer
Ruderverein nicht geſtartet. Nach ſchönem Rennen ſicher gewonnen.
10. B=Jungmann=Vierer (Ehrenpreis): 1. Waſſerſportverein Herne
(Gaydes, Heiſterland, Pahl, Siepmann, Steuer: Apel) 7:19 Min.;
2. R. Cl. Griesheim 7:23,4 Min.; 3. Flörsheimer Rudevverein 7:33
Min.; 4. Koblenzer Rudergeſellſchaft 7:46 Min.; 5. Rudevverein Eltville
7:59,8 Min. Am Start geht Herne vor und zeigt den anderen bis
ins Ziel den Weg.
11. Zweiter Achter (Ehrenpreis): 1. Ruderriege des Eſſener Turn=
und Fechtklub (Schulze, Luthgen, Schweikert, Köhler, Heurich, Jaeger,
Ahl, Terhaerſt, Steuer Paulmann) 6:19 Min.; 2. Fronkfurter RG. Ger=
mania
6:20 Min.; 3. Berliner Ruderklub 6:36,6 Min.; 4. Kölner R.=
Verein 1877 6:41,6 Min. Berliner Club kommt am beſten ab. Bei 500
Meter geht Eſſen an die Spitze, dicht gefolgt von Germania Fvankfurt.
Im Endkampf ſiegt Eſſen mit Luſtkaſten vor Germamia. Mainzer
Rudergeſellſchaft 800 Meter aufgegeben.
12. Erſter Achter (Wanderpreis): 1. Renngemeinſchaft
Mainzer Ruderverein und Mainz=Kaſteler Ruder=
geſellſchaft
(Pape, Racké, Wagner, Weſelmann, Schneider, See=
mann
, Schandria, Joſt, Steuer: Kalkhof) 6:17 Min.; 2. Kölner Klub für
Waſſerſport 6:26 Mm. Mainz=Kaſtel geht am Start mächtig los und
läßt ſich das Rennen bis im Ziel nicht mehr entreißen. Mainz=Kaſtel
ſiegt unter toſendem Beifall mit drei Längen.
Die Segelſlieger in Cherbourg.
Nehring ſiellt einen neuen Panviller=Rekordauf
Bei dem Segelflugwettbewerb in Cherbourg gelang geſtern dem
deutſchen Flieger Nehrina mit ſeinem Apparat Darmſtadt ein Flug
von 27 Kiloweter. Der Rekord wurde bisher von Kapitän Thore mit
8,5 Kilometer gehalten. Dazur iſt zu bemerben, daß Nehring in der
Rhön bereits einen Flug von 52 Kilometer ausgeführt hat. Auch die
übrigen deutſchen Flieger zeigten beachtenswerte Leiſtungen, ſo Hirt auf
Württemberg mit einem Fluge von 44:27 Min.; bei dem er ſich 250
Meter über ſeinem Ausgangspunkt erhob, Magerſuppe und Protzen mit
Flügen von je 34 Minuten. Der Flieger Kegel erlitt bei der Landung
einen Unfall, wobei das Höhenſteuer ſei;es Apparates zrbrach.

Pferdeſport.

Rennen in Grunewalb.
Die gutbeſuchte Grunewaldbahn brachte am Samstag für Fliege,
das mit 13000 Mark dotierte Fervor=Rennen über 1200 Meter. Voy
den fünf geſtarteten Vollblütern war nur der Weiler Oberwinter, Bo
ſieger von Conteſſa Maddalena, ernſthaft im Bilde. Er zog gleich ure
widerſtehlich davon, und brauchte nicht einmal feien ganzen Speed aus=
zuſpielen
, um weit überlegen mit fünf Längen nach Hauſe zu galoppie
ren. Auf ſeiner Lieblingsſtrecke war dem mächtigen Hengſt nicht einey
Augenblick beizukommen. Faro rang Dianthus im Kampf um den zwei
ten Platz noch ſicher nieder, Oberon 2 und Aſſuon hatten nichts zu be
ſtellen. Im Faula=Rennen kam das Geſtüt Weil durch Lotos zu einern
ebenfalls ſehr überlegenen Erfolg.
1. Feſtino=Rennen. Für Zweijährige. 3900 Mark. 1000 Meter
1. M. J. Oppenheimers Madonna d’Arezzo (E. Grabſch); 2. Gemma=
3. Mantegna. Ferner: Wiesbaden, Tantris, Minky. Tot.: 29, Pl. 13,
25:10. Kopf1 Lg.
2. Fauſt=Rennen. 3900 Mark. 2000 Meter. 1. D. v. Klitzings Malo
teſta (O. Schmidt); 2. Himalaya; 3. Caſanova. Ferner: Jos, Sandoval
Moloch, Lochenkopf, Himmelgeiſt, Pers, Gerber, Coſimo, Siegeszug
Burgbrohl, Kaiſertag. Tot.: 258, Pl. 53, 24, 40:10. Kopf½ Lg.
3. Fabula=Rennen. Für dreifährige Stuten. 6500 Mark. 1600 Mtr.
1. Geſt. Weils Lotos (W. Tarvas); 2. Selecta; 3. Ordensſchweſter. Fer=
ner
: Herzkönigin, Moufme, Lykaſte, Daphne, Pantomime. Tot.: 58, Pl.
25, 37, 56:10. 42 Lg.
4. Fervor=Rennen. 13 000 Mark. 1200 Meter. 1. Geſt. Weils Ober=
winter
(W. Tarras); 2. A. u. C. b. Weinbergs Furo (D. Schmidt); 3. E.
G. Butzkes Dianthus (E. Haynes). Ferner: Oberan 2, Aſſuan. Tot.
14, Pl. 11, 13:10. 5½ Lg.
5. Galtee=More=Rennen. Für Dreijährige. 200 Mk. 1600 Meter.
1. R. Nunbergs Oreſtes (O. Schmidt); 2. Minna; 3. Klimbim Ferner:
Aſtrid, Conferva, Mohrenpuppe, Gladiole. Tot.: 32, Pl. 12, 11, 16:10.
2 Längen.
6. Feſta=Rennen. Für zweijährige Stuten. 7800 Mk. 1200 Meter.
1. A. u. C. v. Weinbergs Ausnahme (O. Schmidt); 2. Alf. Teskes Ing
(M. Schmidt). Tot.: 13:10. 3 Lg. Zwei liefen.
7. Salute=Rennen. 2800 Mark. 1800 Meter. 1. Frhr. S. A. b.
Oppenheims Irländerin (H. Zehmiſch); 2. Opferſtein; 3. Kaiſertag. Fer=
ner
: Eisläufer, Streitfrage, Herzog Chriſtoph, Andovera, Gebelaune
Boruſſia, Weſel, Volksrache, Hochalp. Tot.: 36, Pl. 18, 63, 45:10. 1 bis
½ Länge.
Keine weiblichen Rennreiter. Die Oberſte Behörde für Vollblutzuchk
und Rennen hat den Antvag einer bekannten Turmierreiterin auf Be=
willigung
einer Lizenz als Hervenreiterin aus grundſätzlichen Erwägun=
gen
abgelehmt. Weiterhin hat die Oberſte Behörde beſchloſſen, dem
franzöſiſchem Jockey R. Brethes, deſſen Reiterlaubnis bis zum 20. Juli
befriſtet war, die volle Lizenz zu erteilen.

Rundfunk=Programme.
Frankfurt.
Sonntag, 22. Juli. 8: Morgenfeier veranſtaltet vom Wark=
vurgverein
. 6 11: Dr. phil. Pappert: Wichtiges aus dem Entwurf
des neuen Berufsausbildungsgeſetzes. o 11.30: Kaſſel: Virtuoſen=
und Jazz=Sinfonie=Orcheſter Georg Grohrock. o 15: Jutta Pagen=
dorf
=Bahlſen: Aus dem deutſchen Märchenborn. O 16: Funkorch.
Muſikal. Leitung: Kapellm. Merten. Mitw.: Frau Noll=Boß
(Sopran). o 17.30: Mainz: Dr. Laven: Jubiläumsregatta des
Mainzer Ruderverbandes anläßlich des 50jährigen Beſtehens. o 18:
Gerd: von Hirſchheydt: Frauengeſtalten der Romantik o 19.30:
Orgelkonzert. Ausf.: Ed. Gelbart. Werke von Liſzt und Reger.
O 20.30: Konzert des Funkorch. Leitung: Kapellm. Merten. Mitw.:
Gottfried Groß (Bariton). Nicolai: Ouv. Die luſtigen Weiber
von Windſor. Rubinſtein: Impreſſion und polniſcher Tanz;
Reve angelique. Roſſini: Cavatine aus Der Barbier von
Sevilla‟. Delibes: Ballettſuite aus Coppelia. Bennet:
Ouv. Die Najaden. Strauß: Breit über mein Haupt; Traum
durch die Dämmerung; Ständchen. Tſchaikowſky: Elegie und
Walzer. Saint=Saens: Der Karneval der Tiere‟: Einleitung und
Königsmarſch des Löwen; Hennen und Hähne; Halb=Eſel; Schild=
kröten
; Elefant; Känguruhs; Aquarium: Perſonen mit langen
Ohren: Der Kuckuck im tiefen Wald: Vogelhaus; Klavierſpieler;
Foſſilien; Der Schwan; Finale. Bizet: Kinderſpiele. O Anſchl.;
Berlin: Tanzmuſik.
Stuttgart.
Sonntag, 22. Juli. 11: Muſikaliſche Morgenfeier. Romantiker.
Ausf.: Grete Burckardt=Rohr. Am Flügel: A. Haagen. O. Anſchl.:
Schloßplatz Stuttgart: Promenadekonzert. Anſchl.: Schallplatten.
14: Berli: Funkheinzelmann. O 15: Dr. Wilezynſki, Berlin,
lieſt aus dem Roman Das verſpielte Ich. O 15.30: Dr. Berger:
Merkwürdige Schickſale von Kunſtwerken. o 16: Unterhaltungs=
konzert
. Leitung: C. Struve. Mitw.: Martha Körner, Herm. Lingor,
v. Wiſtighauſen, Funkorch. o 18.15: Dr. Brönner: Orientfahrt,
18.45: W. Zilſer, Berlin, lieſt aus Werken von Kerr, My, Sling
und Siemſen. O 19.16: A. Dreifuß: Oper und Operſorgen. O 20:
Von Jägern und Wilderern. Leitung: K. Köſtlin. Mitw.: Arth.
Anwander, Th. Brandt, K. Köſtlm, Männerſextett: Harlacher,
Maurer, Hofele, Baudiſtel, Conzelmann, Thyſſen, Funkorcheſter,
Weber: Fantaſie aus Freiſchütz, Jägerſagen und Aberglauben,
Lenau: Der Raubſchütz. Kreutzer: Es lebe, was auf Erden,
Thomas: Schneehendelpfeifen Auf und an ſpannt den Hahn.
Volksweiſe. Steyeriſche Wildſchützenlieder. Volksweiſe. Gang=
hofer
: Mei erſter Gemsbock. Lortzing: Jagdauintett aus Der
Wildſchütz. Ganghofer: Vom Auerhahn. In der Jagdhütte.
Hörſpiel. Tölzer Schützenmarſch. O Anſchl.: Nachrichten. O Anſchl.:
Unterhaltungskonzert. Leitung: Konzertm. W. Bage.
Berlin.
Deutſche Welle. Sonntag. 22. Juli. 6.30: Berlin: Frühkonzert.
Muſikkorps des 3. Batl. des 9. Inft.=Regts. Spandau. o Gegen 7:
Gymnaſtik. O 9: Morgenfeier. Anſprache des Paſtors Tönjes,
Anſchl.: Glockengeläut des Berliner Doms. o 11.30: Unterhaltungs=
Konzert. Orcheſter Otto Kermbach. o 14: Funkheinzelmanns Grob=
ſtadtmärchen
. o 15: Jens Lützen: Wie trifft man die richtigen
Belichtungszeiten. 6 15.30: Mitteilungen und praktiſche Winke für
den Landwirt. 6 15.55: Geh. Reg.=Rat Prof. Dr. Appel: Getreide=
krankheiten
. 17: Kapelle Gebr. Steiner. o 18.30: Dr. Schirokauer
mit B. K. Graef: Deutſcher Dichterſommer: Wanderungen durch die
Mark (Theodor Fontanel a 19: Dr. Kern: Ernſt Moritz Arndt.
20: Berlin: Gerh. Goldmann: Großſtadt=Jugend aufs Land!
20.30: Gartenkonzert, ausgeführt vom Neuen Tonkünſtler=Orch=
Leitung: Kapellm. Schulze=Wittenberg. o Anſchl.: Preſſenachrichten.
O 22.30: Tanzmuſik. Kapelle Hoffmann.
Sonntag, 22. Juli. 6.30: Frühkonzert, ausgef. vom Muſikkorps
des 3. Batl. 9. Preuß. Inf.=Regts., Spandau. Leitung: Obermuſik=
meiſter
Berdien. Gegen 7: Gymnaſtik. o 9: Morgenfeier. Lichten=
rader
Frauenchor. Leitung: Herm. Protze und Likurg und Bibel=
ſprecher
Joh. Schulzke. Anſprache des Paſtors Tönies, vom Evange=
liſchen
Hauptverein für deutſche Anſiedler und Auswanderer. 0 11.30:
Vormittags=Unterhaltungskonzert. Auber: Ouv. Die Stumme von
Portici Mannfred: Erinnerung an Fr. Abt. Verdi: Fant.
Rigoletto‟ Heyer: Paraphraſe über Ich hatte einſt ein ſchönes
Vaterland‟. Urbach: Muſikal. Seffenblaſen. Ausf.: Konzert=
Orcheſter Otto Kermbach. O 14: Funkheinzelmanns Großſtadtmärchen.
Brennecke fährt nach Amerika. 15.30: Mitteilungen und prattiſche
Winke für den Landwirt. 0 15.55: Geh. Reg.=Rat Prof. Dr. Appel:
Getreidekrankheiten. o 17: Unterhaltungsmuſik der Kapelle Gebr.
Steiner. O 19: Staatsſekretär z. D. Wirkl. Geh. Rat Dr. Lewald:
Die Olympiſchen Spiele. Was können wir von Amſterdam erwarten?
O 19.20: Dr. Poritzky: Austauſch literariſcher Stoffe und Formen
in der Weltliteratur. o Gerh. Goldmann: Großſtadtjugend aufs
Land! O 20.30: Gartenionzert, ausgeführt vom Neuen Tonkünſtler=
Orch. Leitung: Kapellm. Schulze=Wittenberg. Teike: Unter Waffen=
gefährten
. Nicolai: Die luſtigen Weiber von Windſor. Schme=
ling
: Ein Abend in Toledo. Blon: Grüßt mir das blonde
Kind am Rhein. Demerſſeman: Ein Feſt in Aranjuez. Bißet:
Introduction und Chor aus Carmen‟. Schmidt=Berka: Brüſſeler
Spitzen=Walzer. Fucik: Florentiner=Marſch. Anſchl.: Tages
nachrichten. O 22.30: Tanzmuſik. Kavelle Gerhard Hoffmann.

[ ][  ][ ]

Nummer 202

Sonntag, den 22. Juſi 1928

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Parterre. (*19086
Junge
an in und außer
dem Hauſe. Näh.
Lautenſchlägerſtr. 46,
Stb., part. (*19052
Saubere, tücht. Frau
vom Lande ſucht
tagsüber Beſchäft. z.
putzen, ſpülen uſw.
Zu erfragen in der
Geſchäftsſt. (*13994

Junghennen
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Entlaufen
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Kätzchen. Wiederbr.
erh. Bel. Landskron,
Moosbergſt. 90. (190851

1M 2s.liksreedarVGssarKe
unserer bekannten SL.EIPNER‟-Cigarette setzen wir den
deutschen Rauchern und Raucherinnen 15000 RM. als Preise aus.
Warum?
Wenn es auch allgemein bekannt ist, dass unsere Sleipner‟
aus den edelsten Orienttabaken hergestellt wird und dass unsere
Fabrikationsmethoden in technischer und hygienischer Hinsicht
unübertroffen sind, so sollen doch
Sie und jeder deutsche Raucher
ein Urteil über die Sleipner‟- Cigarette aussprechen.
Ihre Meinung ist uns wichtig, und darum bitten wir Sie, Ihre Aeus-
serungen
in Form von launigen Schlagworten, kurzen Texten, kleinen
Gedichten, Zeichnungen oder Photographien usw. einzusenden, s0
wie es Ihnen am besten liegt.
Die 15000 RM. SLEIPNER: Bar-Preise
sind also für all und jeden! Senden Sie Ihr Urteil recht bald eiv.
Es winken Ihnen

1. Preis vri .. . WVV
2. Preis".
zwei 3. Preise zu je 250 RM.
10 Preise zu je 100 RM.
50 Preise zu je 50 RM.
100 Preise zu je 30 RM.
200 Preise zu je 20 RM.
250 Preise zu je 10 RM.

7000 RM.
500 RM.
500 RM.
1000 RM.
2500 RM.
3000 RM.
4000 RM.
2500 RM.

614 Preise im Betrage von 15000 RM.
Wettbewerbs-Bedingungen:
Die Beteiligung steht jedem offen, der unsere Sleipner‟-Cigarette
geraucht hat und als Beleg seiner Urteilsgrundlage den Kontroll-
zettel
, der sich in jeder 25-Stückpackung findet, einsendet. Er
trägt eine einperforierte fortlaufende Nummer.
Bewerber können mit mehreren Einsendungen am Preisausschreiben
teilnehmen, sofern sie jeder einen besonderen Kontrollzettel bei-
fügen
. Einsendungen sind unter der Aufschrift Sleipner-Preis
an die Propaganda-Abteilung der A Batschari Cigarettenfabrik A.-G.
Baden-Baden zu richten. Sie müssen bis späteste s 30. September
1928 bei der Post aufgegeben sein.
Sämtliche Einsendungen gehen in den Besitz der A. Batschari-
Cigarettenfabrik A.-G. über. Angestellte der Firma Batschari und
Mitglieder des Preisgerichts sind von der Teilnahme am Wett-
bewerb
ausgeschlossen.

Baden-Baden, den 20.Juli 1928.

Die Verteilung der Preise:
erfolgt Ende Oktober 1928 durch ein Preisge-
richt
unter dem Vorsitz des Herrn NotarJustizrat
Falk, Baden-Baden. Die Preise werden den ori-
ginellsten
Einsendungen zuerkannt. Stilistische
Vollkommenheit alsd ist nicht massgebend. Die
Veröffentlichung der Preisträgernamen erfolgt
in dieser Zeitung.

A. BAISCHARI
ClGARETTENEABRIK A.-G.

(T V.16035

[ ][  ][ ]

Geite 10

Sonntag den 22 Juli 1928

Nummer 202

Wir haben die Vertretung unseres

der Eirma Arneld Haas, Barmstadt, Wilhelminenstr. 8
übertragen. Wir bitten, sich unseren Wagen durch diese Firma vortühren zu lassen.
Horchwerke A. G. Berlin-Zwickau.

(11908

Einstweilige
gerichtliche Verfügung

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mit Zubehör.
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in gleicher Lage.
Näheres Tauſchbüro
Wolf & Co. Nachf.
Rheinſtr. 51. (19050

Die Firma Fritz Blatt, Worms, hat unter der Bezeichnung Beka-Kaffee einen
Kaffee mit normalem Coffeingehalt unter unrichtigen Angaben in den Bandel
gebracht. Crotz Verwarnung hat sie die Behauptungen nicht unterlassen. Die
Kaffee Hag hat sich deshalb gezwungen gesehen, Klage wegen unlauteren
Wettbewerbs einzureichen und Antrag auf einstweilige Verfügung zu stellen.
Das Gericht hat folgende einstweilige Verfügung erlassen:
I. Auf Antrag der Antragstellerin (Kaffee Bag) wird der Antragsgegnerin
(Firma Fritz Blatt, Worms) bei Meidung einer Geldstrafe bis zu 1000. RI.
für jeden Fall der Zuwiderhandlung verboten, in Zukunft, das ist vom
Cage der Zustellung dieser Verfügung an:
1. Bei dem Vertrieb des Beka-Kaffee die nachfolgenden Behauptungen
aufzustellen oder durch Vertreter aufstellen zu lassen:
a) Der Beka=Kaffee sei ein Medizinal-Gesundheitskaffee und
habe heilende Wirkung,
b) der Beka=Kaffee stärke und beruhige die Herpen, er helfe
Hervösen,
c) der Beka=Kaffee greife das Gerz nicht an,
d) in dem Beka=Kaffee sei das Eoffein abgetötet bezwo.
unschädlich gemacht. Der Beka=Kaffee habe die gleiche
Sigenschaft wie der Kaffee Hag.
2. Eine Reklame zu benutzen und zu verbreiten sowie Verpackungsmaterial
neu herzusfellen oder in Verkehr zu bringen, das die unter Ziffer 1)
ad erwähnten Angaben enthält.
II. Die Hntragsgegnerin (Firma Fritz Blatt, Worms) hat die Kosten dieses
Verfahrens zu tragen.

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[ ][  ][ ]

Nummer 202

Reich und Auslant

Frankfurter Chronik.
E ine hochherzige Stiftung. Henry und
eyra Budge in Hamburg hoben zum Ausbau der
g rankfurt beſtehenden, gegenwärtig 80 000 RM.
y=genden Henry und Emma Budge=Stiftung die
b weiſung von weiteren 170 000 RM. in Ausſicht
zellt zu dem ausdrücklichen Zwecke, den Geſamt=
ry
=g von 250 000 RM. als Grundſtock für das von
Stadt geplante Altersheim, das den Namen
inny und Emma Budge=Heim tragen ſoll, zu ver=
en. Dieſes ſoll durch Hinzunahme ſtädtiſcher
wiethekengelder nach dem Muſter anderer Alters=
me
von etwa 100 Angehörigen des Mittelſtandes
hmiung und Verpflegung gewähren. Da beab=
tigt
iſt, zunächſt nur ſolche Inſaſſen zu nehmen,
eurch Aufnahme in das Altersheim Wohnungen
mnachen, wird außer dem rein ſozialen Zweck zu=
noo
durch dieſe Stiftung eine beachtliche Milde=
für
Wohnungsnot mit erreicht werden. An=
ufder
Sigmaringer Sammlung. Das
äbelſche Kunſtinſtitut in Frankfurt a. M. hat die
uiaringer Sammlung nunmehr käuflich erworben.
ebernahme der Beſtände erfolgt in den nächſten
grn. Die Sammlung wird vorausſichtlich Ende
gt iſt geſchloſſen in Frankfurt gezeigt werden. Die
ſdrrngungen, die die Frankfurter ſtädtiſchen Körper=
ahsen
an die Beteiligung am Kauf geknüpft hatte
5ämlich Sicherſtellung des geſamten Kaufpreiſes
SSammlung durch Heranziehung weiterer Käufe
di Garanten ſind reſtlos erfüllt. Insbeſondere
bini in hervorragendem Maße ſich Frankfurter
tyger aus innerer Anteilnahme bereit gefunden,
pan dem Erwerb und der Sicherſtellung des
usses zu beteiligen. Eine eingehende Darſtellung
Wedeutung des Kaufes der Sigmaringer Samm=
n"
für das Frankfurter und das Deutſche Kunſt=
ſan
folgt demnächſt.
Raubmordverſuch in einem Frankfurter
Kaufhaus.
zrrankfurt a. M. In den Mittagsſtunden
Bygeſtrigen Samstags wurde auf die Kaſſiererin
8 Kaufhaufes Ehape in der Kaiſerſtraße, Ecke
eſterſtraße, ein Raubmordverſuch unternommen.
ir2 28jährige Wilhelm Heuſel aus Dietzenbach drang
t einem Totſchläger bewaffnet in das Geſchäfts=
(a,hieb auf die Kaſſiererin ein, raffte das in der
iſe befindliche Geld an ſich und verſuchte zu
latten. Es gelang jedoch, den Räuber feſtzunehmen.
e? Polizeibeamten ſind noch mit den Feſtſtellungen
TTatort beſchäftigt.
Asochenend=Ausſtellung in Ludwigshafen.
ieſe erſtmalig in Süddeutſchland zur Veran=
Umung kommende Ausſtellung rückt eines der wich=
iſen
ſozialen und kulturellen Probleme in den
kennpunkt allgemeiner Betrachtung. So wenig neu
dee des Wochenendes iſt, ſo entbehrt ſie noch
ilfnach jenes organiſchen Aufbeues, dem durch die
der Wochenend=Arbeits=Gemeinſchaft Baden=
ſaj
z. Mannheim, zur Veranſtaltung kommenden
ſtsſftellung der entſcheidende Anſtoß gegeben werden
I. Umfaſſende Organiſationen und ſtoffliche Reich=
Ctgkeit, ſowie die Belegung von großen Plätzen
but Bürgſchaft für das Gelingen dieſer Aus=
Aung.
Grober Unfug.
t=udwigshafen. In einer der letzten Nächte
aroen aus einer verſchloſſenen Bahnwärterbude
trr Poſten 2408 auf der Strecke Kaiſerslqutern
örrth Emailkapſeln entwendet und dieſe beim
bs en auf die Schienen gelegt. Ein die Streche
ſserender Güterzug wurde dadurch zum Halten
bn acht. Die Polizei hat die Ermittlungen nach dem
iier aufgenommen.
Tödlicher Motorradunfall.
euwied. Einem ſchweren Movorradunfall
nüchen Steinebach und Dreifelden fiel ein blühen=
s
Menſchenleben zum Opfer. Ein Ajähriges
ſchochen fuhr mit einem Motorrad nach Dreifellden.
nrerwgs überſchlug ſich das Rad plötzlich durch
latzen des Reifens. Der Fahrer erlitt durch den
tumz Hautabſchürfungen, während ſeine Mit=
hyerin
einen ſchweren Schädelbruch davontrug.
ros der ſofortigen Ueberführung in ein Kranken=
zus
war eine Rettung nicht mehr möglich.
Straßenbahnunglück im Süden Berlins.
Berlin. Am Freitag abend ereignete ſich im
ühen Berlins ein Straßenbahnunglück. Ein Stra=
mreahnwagen
fuhr in voller Fahrt mit einem Laſt=
af
wagen zuſammen. Beide Wagen wurden dabei
zwer beſchädigt und ſieben Perſonen verletzt. Nach
hlegung von Notverbänden konnten ſechs Perſonen
je er entlaſſen werden.
Bur Gründung des deutſchen
Tonſimſyndikats.

Generalkonſul Heinrich Brückmann
wiede zum Vorſitzenden des neugegründeten deut=
tait
Tonfilwſyndikats gewählt. Das Syndikat um=
ih
: alle Untrnehmungen, die ſich mit der Aufnahme
Tonbildfilmen oder von Apparaten zur Her=
elluung
von Tonbildfilmen beſchäftigen. Das Pro=
euat
des ſprechenden Films wurde von mehreren
rſändern gelöſt. Demgemäß ſind auch mehrere Ge=
ellu
chaften zur Ausbeutung der Erfindung ge=
gründet
worden.

Sonntag den 22. Zuli 1928

Geite 11

* Der Giftgürtel.
(k) London. Es iſt bekannt, daß in ſtärkerem
Maße als irgendwo anders auf der Welt die Natur
in Auſtralien von den Menſchen eingeführte
Reformen und Neuerungen umgebildet und ver=
meintliche
Wohltaten in Plage, Vernunft in Unſinn
verkehrt hat. Es ſei erinnert an die in Auſtralien
eingeführten Kakteen, die ſich in eine wahre Peſt
verwandelt haben, an die importierten Kaninchen,
die das ganze Land unterwühlt haben, und anderes
mehr. Andere in dieſen merbwürdigen Erdteil ge=
brachte
Tiere, wie das Rindvieh, haben hier in der
Natur Feinde vorgefunden, die ſonſt nirgendwo vor=
kommen
. Gerade jetzt iſt es der Wiſſenſchaft wieder
gelungen, einige von dieſen Rindergegnern, wenn
auch nicht zu vernichten, ſo doch zu wenigſtens un=
ſchädlich
zu machen. Auf einer der bedeutendſten
Transportſtraßen für Vieh in Nord=Auſtralien gin=
gen
innerhalb eines beſtimmten, abgegrenzten Ge=
bietes
regelmäßig von 100 Stück Rindvieh, die dort
paſſierten, 2 ein, ohne daß tierärztliche Kunſt es
hätte abwenden können. Man nannte dies Gebiet
den Giftgürtel, ohne aber zu wiſſen, wo eigent=
lich
ſich dieſes tödliche Gift befand. Einem Bo=
taniker
aus Sidney, der die Flora dieſes Landteils
durchforſchte, ſeine verhängnisvolle Bedeutung für
die hier durchgetriebenen Tiere erfuhr, ewweckten
zwei Pflanzen Argwohn, die hier in Hülle und
Fülle wuchſen, eine Art Beifuß (Artemeſia, deſſen
Abart Eſtragon bei uns in Deutſchland bekanntlich
für den Küchengebrauch angebaut wird. Anm. d.
Schriftltg.) und eine unſcheinbare tropiſche Indigo=
pflanze
. Unterſuchungen, die daraufhin im Auftvag
der auſtraliſchen Regierung Profeſſor Gwarl von der
Univerſität Melbourne anſtellte, ergaben, daß beide
Pflanzen äußerſt giftig ſind und ſich ungewöhnlich
ſtark vermehren. Die Regierung verfügte ſofort, daß
innerhalb des Giftgürtels dieſe beiden Schädlinge
in einer Wegbreite von 100 Metern ausgerottet
wurden, und Schilder an der Straße drohen nun
jodem Viehtreiber mit ſchweren Strafen, der nicht
dafür ſorgt, daß die ihm anvertrauten Vierfüßler
dieſen geſäuberten Wegſtreifen nicht übertreten. Seit
Inkrafttreten dieſer Maßnahmen haben ſchon Tau=
ſende
von Rindern ungefährdet den Gſiftgürtel
paſſiert, deſſen Pflanzenwuchs nunmehr von einigen
hauptamtlich angeſtellten Gift=Aufſehern ſtändig
beaufſichtigt wird.
Ein Autobus mit Touriſten verunglückt.
Trieſt. Am Freitag abend ſtieß ein Autobus,
der von Görz nach Poſtumia bei Seſana fuhr und
Touriſten, zum größten Teil Deutſche, beförderte,
gegen einen Telegraphenpfahl. Die Touriſten wur=
den
aus dem Wagen geſchleudert und faſt alle ver=
letzt
, jedoch nicht ſchwer. Fasciſtiſche Miliz eilte zur
Hilfe herbei und brachte die Verletzten in ein Trieſter
Krankenhaus.
Zur Auffindung der Leiche Löwenſteins.
Paris= Wie aus Calais berichtet wird, hat der
Schwager Löwenſteins erklärt, daß eine zweite Ob=
duktion
der Leiche Löwenſteins auf Wunſch der Fa=
milie
vorgenommen werden wird. Wir halten, ſo
erklärte der Schwager Löwenſteins nach der Mel=
dung
, die Möglichkeit eines Verbrechens nicht für
ausgeſchloffen. Wir verdächtigen niemand, wir wol=
len
aber nicht, daß in 14 Tagen oder einem Monat
oder noch ſpäter, wenn die Leiche Löwenſteins bei=
geſetzt
ſein wird, irgendeine Vermutung andeutet,
daß Löwenſtein, bevor er an Bord des Flugzeuges
ging, vergiftet worden ſein könnte oder daß er im
Flugzeug geſtorben ſei oder daß er aus dem Flug=
zeug
geſtoßen worden ſein könnte. Doher haben wir
die Analyſe des Inhalts der Eingeweide auf Ver=
giftungserſcheinungen
veranlaßt.
Der engliſche 1000 Meilenflug.
London. Von den 36 Flugzeugen, die am Frei=
tag
zu dem 1000 Meilenflug um den Königspreis
ſtarteten, wurden elf durch die ſtarken Winde zum
Niedergehen gezwungen. Einem Flugzeug flog in
der Luft der Propeller ab. Es gelang dem Führer
jedoch, glatt zu landen.
Ueberfall auf eine Reiſegeſellſchaft
im Innern Korſikas.
Paris. Wie dem Petit Pariſien aus Ajaccio
(Korſika) gemeldet wird, iſt auf ein Auto, das mit
vier Holländerinnen und einem Franzoſen beſetzt
war, auf einem Gebirgspaß bei Zicave ein Ueberfall
ausgeführt worden. Ein mit einem Gewehr bewaff=
neter
Mann trat aus dem Dickicht, zwang den
Chauffeur unter Bedrohung mit der Waffe, den Wa=
gen
anzuhalten, und ließ ſich von den Inſaſſen Geld
und Wertſachen übergeben. Aldann erſchienen zwei
weitere Perſonen, ſchleppten mit dem Räuber eine
der Holländerinnen ins Dickicht und ließen ſie erſt
eine Stunde ſpäter wieder frei.
Was Hänschen nicht lernt..
Nach Unterſuchungen, die der Profeſſor der
Pädagogik an der Columbia=Univevſität in New
York, E. L. Thorndike, angeſtellt hat, lernen Er=
wachſene
leichter als Kinder. Thorndike hat zwei
Gruppen von Perſonen unterſucht, die einen im
Alter von rund 40 Jahren, die andern im Alter von
rund 20 Jahren. Beide lernten Eſparanto, und zwar
erlernten es die Vierzigjährigen um fünf Sechſtel
leichter als die Zwanzigjährigen, was man daraus
ſchloß, daß ſie ſo viel Zeit weniger brauchten, um
zu einem beſtimmten Ziel zu kommen. Auch andere
Experimente beſtätigen, daß Erwachſene zum min=
deſten
nicht zurückſtehen gegenüber Jugendlichen und
Aeltere nicht gegenüber Jüngeren, wo es auf die
Fähigkeit des Erlernens ankommt. Es ſind Experi=
mente
mit der Aneignung ſchwieriger wiſſenſchaft=
licher
Stoffe gemacht worden, z. B. mit fremden
Sprachen, mit Algebra uſw., auch mit Stenographie
und Maſchinenſchreiben. Thorndike hat ſich über die
Fähigkeit zu lernen etwa ſo ausgeſprochen: Die
Fähigkeit zu lernen ſteigt bis zum zwanzigſten Jahre;
hierauf tritt ein Stillſtand ein und dann erſt ganz
allmählich ein langſames Abſinken, das man etwa
mit einem Prozent jährlich beziffern kann. Eine
andere Frage iſt freilich die, wieviele unter den
älteren Perſonen noch die Energie und den Eifer
aufbringen, ſich auf Neues einzuſtellen. Das iſt es
wohl auch, was das Sprichwort der Jugend zuruft,
damit ſie die beſte Zeit der körperlichen Friſche und
Elaſtizität wie der geiſtigen Lern= und Forſchungs=
freudigkeit
nicht verſäume, nämlich nicht das Lernen
zu verſchieben auf ſpäter. Aber die Aelteren will
das Sprichwort keineswegs entmutigen. Gerade die
Gegenwart iſt reich an Beiſpielen dafür, daß eigent=
lich
im Leben das erfolgreiche Lernen wie aufhört.

Ein Gleitboot mit 200 Kilometer Stundengeſchwindigkeit.
Halb Motorboot halb Waſſerflugzeug.

Bahnhof Camfranc im Feſtſchmuck. Links: Präſident Doumergue mit König Alfons XIII.
Der große Pyrenäen=Tunnel, der bei Camfranc Spanien mit Frankreich verbindet, wurde in
Gegenwart des Präſidenten der franzöſiſchen Republik Gaſton Doumergue und des Königs
Alfons von Spanien feierlich eröffnet. Unſer Bild zeigt den erſten Zug der neuen transpyrenä=
iſchen
Linie nach Verlaſſen des Tunnels auf dem Bahnhof von Camfranc. Links ſind die beiden
Staatsoberhäupter zu ſehen.

Mißglückter Betrugsverſuch.
Koblenz. Ein raffinierter Schwindler treibt
in Koblenz und Umgebung ſein Unweſen, der mit
gefälſchten Rechnungen und Awweiſungen Kirchen=
rechner
aufſucht und Auszahlung der Rechnungs=
beträge
fordert. Noch vor einigen Tagen war ihm
dies in Ehrenbreitſtein gelungen. Denſelben Schwin=
del
verſuchte er jetzt bei dem Kirchenrechner der
Koblenzer Pfarrei Herz Jeſu und zeigte dort eine
Rechnung in Höhe von 77,3 0MMark für Kirchenbe=
leuchtungsreparatur
vor, die gleichaflls die Zah=
lungsanweiſung
eines Geiſtlichen trug. Der Name
des Geiſtlichen war ober falſch geſchrieben, ſo daß
man ſofort einen Betrug vermutete. Man erklärte
ihm, er möge ſich das Geld in zwei Stunden abholen.
An ein Wiederkommen hat der Schwindler nach dem
mißglückten Verſuch natürlich nicht mehr gedacht.
Der Waldbrand bei Triberg gelöſcht.
Triberg. Der Waldbrand an der Schwarz=
waldbahn
bei Triberg konnte am Freitag abend in
ſpäter Stunde gelöſcht werden. Es ſind ſechs Hektar
niedrigen Waldbeſtandes vernichtet worden. Ein
Uebergreifen des Feuers auf den Hochwald konnte
verhindert werden. Der Eiſenbahnverkehr erlitt keine
Unterbrechung, da der Wind das Feuer raſch von
der Bahn abtrieb.
Grubeneinſturz in einem Untergrundbahnbau.
Berlin. Am Freitag abend 11 Uhr platzte in
einer mehrere Meter tiefen Baugrube der im Bau
befindlichen Untergrundbahnſtrecke Alexanderplatz
Lichtenberg ein über einen Meter Durchmeſſer ſtarkes
Abwäſſerungsrohr dadurch, daß ſich ein aus zehn
Loren beſtehender Zug ſelbſttätig in Bewegung ge=
ſetzt
hatte und mit aller Gewalt gegen das Waſſer=
rohr
fuhr. Infolge der einflutenden Waſſermengen
ſtürzte das Erdreich zu beiden Seiten der Grube und
ſchließlich ein Teil des Fahrdammes ein. Ein Ar=
beiter
, der auf einer Leiter ſtand, die von den Waſ=
ſermaſſen
umgeriſſen wurde, erlitt einen Beinbruch
und trug außerdem erhebliche Kopfverletzungen da=
von
. Die übrigen konnten ſich retten. Der Schaden
iſt ſehr erheblich, da die Baugrube auf einer Strecke
von etwa 250 Metern unter Waſſer geſetzt worden iſt.

Schiffsbrand im Hamburger Hafen.
Hamburg. Im Hamburger Hafen geriet auf
dem engliſchen Motorſchiff Raby Caſtle am Frei=
tag
nachmittag die aus Baumwolle, Terpentin und
Harz beſtehende Lodung plötzlich in Brand. Die
Feuerwehr, die auf Fährdampfern mit ſechs Zügen
und einem Löſchboot bald zur Stelle war, war es
nicht möglich, dem Brande Einhalt zu tun. Das
Feuer wütete die ganze Nacht hindurch und das
Schiff brannte völlig aus. Das Motorſchiff, das in
Liverpool beheimatet iſt, iſt über 8000 Tonnen groß
und hat eine Beſatzung von 30 Mann. Es war am
Donnerstag von Bremerhaven hier eingetroffen. Der
Brand ſoll durch ein ſchadhaftes Kabel hervorge=
rufen
worden ſein.
Zu dem Brand des engliſchen Dampfers Raby
Caſtle im Hamburger Hafen wird noch berichtet,
daß als Entſtehungsurſache des Feuers wahrſchein=
lich
Kurzſchluß in einem Kabel in Frage kommt. Die
Flammen fanden in dem Lager von Hartbaumwollen
und Terpentin reiche Nahrung. Die Feuerwehr griff
den Brand mit mehreren Löſchzügen vom Land aus
ſowie mit Löſchbooten auch vom Waſſer aus ener=
giſch
an. Es wurden große Waſſermaſſen in das
Schiff geſchleudert, ſo daß ſich dasſelbe bedenklich
auf die Seite legte. Dadurch wurde die erfolgreiche
Bekämpfung des Brandes erheblich erſchwert. Auch
der Qualm, der aus allen Oeffnungen und Luken
in dicken Schwaden herausquoll, machte die Löſch=
arbeiten
äußerſt ſchwierig. Schließlich wurde das
ganze Schiff unter Waſſer gſetzt. Um 3 Uhr nachts
war die Gefahr endgültig beſeitigt. Das Schiff, iſt
ausgebrannt. In den Samstagmorgenſtunden iſt die
Feuerwehr, nachdem die Flut eingeſetzt hatte, mit
dem Auspumpen des Löſchwaſſers beſchäftigt, womit
die Gefahr des Umſchlagens des Schiffes beſeitigt
wird. Das Schiff iſt ein 1925 gebautes, etwa 8000
Tonnen großes Motorſchiff der Lancaſhire Shipping
Co. und in Liverpool beheimatet.
Zugzuſammenſtoß in Paris.
Paris. In der Nacht zum Samstag iſt im
Lyoner Bahnhof in Paris ein Vorortzug mit einem
Rangierzug zuſammengeſtoßen. Drei Wagen ſtürzten
um. Fünf Reiſende wurden verletzt. Der Verkehr
konnte aufrecht erhalten werden.

Der Ozeanoplan Puce de Mer (Seefloh) im Potsdamer Hafen.
Die neue Erfindung des in Frankreich lebenden ukrainiſchen Ingenieurs Gaſenko iſt ein Zwiſchen=
typ
zwiſchen Motorboot und Waſſerflugzeug. Der Seefloh hat einen Tiefgang von nur 20 Zenti=
metern
, beſteht aus einem Motorbootskörper, über dem zwei Flügel angebracht ſind und ſoll eine
Stundengeſchwindigkeit von 200 Kilometern erzielen. Zunächſt werden mit ihm Verſuchsfahrten
auf der Hapel in der Nähe des Potsdamer Luftſchiffhafens unternommen.

Eröffnung des ſpaniſch=franzöſiſchen Pyrenden=Tunnels
in Camfranc.

[ ][  ][ ]

Nummer 202

Sonntag, den 22. Jus

Der deutſche Außenhandel im Zuni 1928.
Einfuhrüberſchuß von 214 Millionen Mark. Geringe Zunahme der Einfuhr gegen den
Vormonat. Die Ausfuhr im Juni nahezu unverändert.
Der deutſche Außenhandel zeigt im Juni 1928 im reinen Warenverkehr einen Einfuhrüberſchuß von 214 Millionen Reichsmark

Warengruppen

1. Lebende Tiere ..............."
2. Lebensmittel und Getränke .....
3. Rohſtoffe und halbfertige Waren.
4. Fertige Waren ...............

Reiner Warenverkehr ..
5. Gold und Silber!)...."

Zuſammen

t. Einfuhr 1928 Ausfuhr 1928*) Juni Mai Jan.=Juni Juni Mai Jan.=Juni in 1000 RM. nach Gegenwartswerten 8 633 10952 11 285 71 802 1577 2 709 328 947 303 947 2075 217 41 770 50 228 268 401 579723 566 870 3 753 524 166 457 165 112 1135 438 188 762 204 066 1302 147 685 053 677 371 4 127 501 1108 384 1086 168 7202 690 894 857 895 420 5539 973 48 462 6814 257 101 1 716 1822 12259 1156 846 1092 982 7459 791 896 573 Mrefe 5552 232

Der Rückgang der Einfuhr, der ſeit Januar von Monat zu Monat
mu verzeichnen war, iſt in dieſem Monad erſtmalig umterbrochen. Die
Einfuhr hat gegenüber dem Vormonat etwas, wenn auch nur um 222
Mill. RM., zugenommen. Die Ausfuhv ohne Reparationsſachlieferun=
gen
iſt gegenüber dem Vormongt faſt unverändert.
Die Zunahme der Einfuhr entfällt in der Hauptſache auf die Lebens=

mittel, im geringevem Umfange auch auf die Rohſtoffe. Die Einfuhr
vom Fertigwaren hat dagegen abgenommen.
Die Ausfuhr von Fentägwanem und von Rohſtoffen iſt geſtiegen. Da
die Ausfuhr von Lebensmitteln aber in ſtarkem Maße geſuken iſt, ſo
ergibt ſich für die Geſamtausfuhr eine geringe Abnahme (um 0,6 Mill.
Reichsmark).

Zeitraum insgeſamt
reiner
Waren=
verkehr
Lebens=
mittel
Es betrug in Mill. RM.:
die Einfuhr
darunter:
Fertigwaren
Rohſtoffe insgeſamt
reiner
Waren=
verkehr
Lebens=
mittel
die Ausfuhr*)
darunter:
Rohſtoffe. Fertigwaren Januar1928 ::7777.77777 1357,0 4507
317,8
335,2
338,7
303,9
328,9 661,3
694,7
641,1 230,6
223,3 861,9 373 191,9
209,2 631,9 Februar .............." 1247,0 942,2
1021,6
924,0
895,4
894,9 41,9 690,1 März ........." 1229/4 609,8
566,9
579N 240,. April Doooooao 1174,7 Mai ooooacaa- 1086,2
Juni 11084 Juni 1927 .............
Juni 1926 .......nanaa 1193,7
79371
369,6
292,0 601,5
388,0. W6
104,4 747,1
758,4 267
27,0 160,6
179/4 559,2
550,8 Monatsdurchſchnitt 1927 ...."
1926 ... 1185,7
833,5
360,5
297,6 6094
412,3 211,6
113,6 352.0
815,3 34,9
39,7 187,2
194,3 6780
580,4

Im einzelnen iſt hierzu folgendes zu bemerkem:
An der Zunahme der Lebensmitteleinfuhr in Höhe von 20 Mill.
RM. ſiund Saſſonwaren wie Kartoffeln (5,5 Mill. RM.), Obſt (5,1 Mill.
RM.) und Gemüſe (3,4 Mill. RM.) beteiligt, außerdem Eier (5,1 Mill.
RM.), Gerſte (5,4 Mill. RM.), Mais (4,4 Mill. RM.) und Zucker (3,4
Mill. RM.). Die Eimfuhr von Südfrüchten zeigt einen ſaiſonmäßigen
Rückgang (6,7 Mill. RM.), desgleichen die Einfuhr von Butter (5,1
Mill. RM.).
Die Zunahme der Rohſtoffeinfuhr um 12,9 Mill. RM. verteilt ſich
auf eine gvoße Anzahl von Waven. Am ſtärkſten iſt die Zunahme hei
Bau= und Nutzholz mit 7,0 Mill. RM. Hervorzuheben iſt, daß die Ein=
fuchr
von Wolle erheblich (um 11 Mill. RM.), in geringerem Umfang
auch die Einfuhr von Baumwolle abgenommen hat.
An der Abnahme der Fertigwareneinfuhr um 15,3 Mill. R. ſind

wiederum, wie im den beidem Vormomaten, die Textilfertigwaren ſtark be=
teiligt
(6,9 Mill. RM.).
Der Rückgang der Ausfuhr von Lebensmitteln und Getränken um
8,5 Mäll. RM. entfällt faſt zur Hälfte auf Roggen (3,7 Mill. RMM.).
Bei der Ausfuhr von Rohſtoffen, die im ganzen um 1,3 Mill. RM.
zugenommen hat, wird der Rückgang bei Rohtextilien (4,6 Mill. RM.),
Steinkohlen (2,0 Mill. RM.) ausgeglichem durch die Zunahme bei Koks
34 Müll. RM.) und geringe Zunahmen bei einer größeven Anzahl von
Waen.
An der Zunahme der Fertigwavenausfuhr mit 7,7 Mill. RM. ſind
zahlveiche Waren beteiligt, imsbeſondere Walzwerkserzeugniſſe und Eiſen=
waren
(9,9 Mill. RM.) und Maſchinen (ohne elektriſche) mit 4,0 Mill.
RM. Erheblich zurückgegangen iſt die Ausfuhr von Textilfertigwaren
(10,6 Mill. RM.).

Wert= und Mengenergebniſſe der Reparations=Sachlieferungen.
Ausfuhr 1928

Warengruppen Juni Mai Jan.=Juni Juni Mai Jan.=Juni in 1000 RM. nach Gegenwartswerten Mengen i d: 1. Lebenbe Tiere .................." 57 59 968 3140 (* 154 2 2 296 2. Lebensmittel und Getränke .. . . . .. 4 730 2114 19922 138 741 55 350 534 499 3. Rohſtoffe und halbfertige Waren .. 24 698 32 377 203 698 9007 191 11 315 673 74610 190 2. Fertige Waren ............. 11552 13510 83 440 2)157 593 ( 216345 (* 1242 689 Zuſammen ...... . .. ...... .. 41037 Nfff 308 028 9303 625 11587 522 76 389 674 Außerdem Pferde (Stück)..... . . . .. 32 26 332 Waſſerfahrzeuge (Stück)......... 8 39

Die wichtigſtem Aepavationsſachlieferungem im Junf 1928 ſind aus
dev Gruppe Lebensmittel Zucker mit 4,7 Mill. RM.; aus der Gruppe
Rochſtoffe und halbfertige Waren Steinkohlen mit 12,7 Mill. RM., Koks

mit 5,6 Mill. RM., Steinkohlenteer und =öle mit 3,3 Mill. RM.; aus
der Gruppe Fertigwaven Maſchinen (ohne elektriſche) mit 3 Mill. RM.,
chemiſche Erzeugniſſe mit 2,5 Mäill. RMM.

)nicht bearbeitet, Gold= und Silbermünzen. ) Ohne Pferde. ) Ohne Waſſerfahrzeuge. *)ohne Reparationsſachlieferungen

Wirtſchaftliche Rundſchau.
Heſſiſche Landesbank Staatsbank Darmſtadt. Dem Ge=
ſchäftsbericht
für das Jahr 1927 entnehmen wir über die Tätig=
keit
des Inſtituts das folgende: Die Bank hat ſich im Berichts=
jahre
, ebenſo wie im Vorjahre, hauptſächlich mit dem Realkredit=
geſchäft
befaßt. Die aus Pfandbrieferlöſen gewährten Hypotheken=
darlehen
haben ſich um 13,6 Millionen RM. erhöht auf 25,8 Mil=
lionen
RM. Der Pfandbriefumlauf betrug am Jahresſchluſſe
27,4 Millionen RM. Für den Wohnungsbau hatte die Bank er=
hebliche
Mittel bereitzuſtellen. An vom Staate garantierten und
durch ſtaatliche Zinszuſchüſſe verbilligten Baudarlehen hat die
Bank im Berichtsjahre rund 12 Millionen RM. zugeſagt. Mit
Hilfe der verbilligten Baudarlehen wurden rund 5500 Wohnun=
gen
erſtellt. Der Landwirtſchaft konnten zu günſtigen Bedingun=
gen
aus der 3. Amerika=Anleihe der Rentenbank=Kreditanſtalt
langfriſtige Hypothekardarlehen und aus anderen Mitteln Vor=
ſchüſſe
für Feldbereinigungen und Entwäſſerungen zur Verfügung
geſtellt werden. Durch Beteiligung an einer Auslandsanleihe der
Deutſchen Landesbankenzentrale hatte die Bank die Möglichkeit,
auch die mittlere und kleinere Induſtrie mit langfriſtigem Hypo=
thekarkredit
zu verſehen. Die Bilanzſumme ſtellt ſich auf 76,2 Mil=
lionen
RM.
Die amtliche Großhandelsindexziffer vom 18. Juli 1928. Die auf
den Stichtag des 18. Juli berechnete Großhandelsindexziffer des Statiſti=
ſchen
Reichsamtes iſt gegenüber der Vorwoche von 141,5 auf 141,0 oder
um 0,4 geſunken. Von den Hauptgruppen iſt die Indewziffer für Agvau=
ſtoffe
um 05 v. H. auf 135,3 (136,0), die Indexziffer für Kolonialwanen
um 0,6 b. H. auf 137,4 (138,2) und die Indexziffer für induſtrielle Roh=
ſtoffe
und Halbwarem um 04 v. H. auf 134,8 (135,4) zurückgegangen.
Die Indexziffer für induſtrielle Fertigwaren weiſt mit 159,6 gegenüber
der Vorwoche keine Vevänderung auf.
Kohlenförderung im Ruhrgebiet. Nach vorläufigen Berechnungen
wurden in der Zeit vom 8. bis 14. Juli im Ruhrgebiet in ſechs Arbeits=
tagen
2 189 656 Tonnen Kohle gefördert gegen 2 161 979 Tonnen in der
vorhergeherden Woche bei ebenfalls ſechs Arbeitstagen. Die Kolserzeu=
gung
ſtellte ſich in den ſiebem Tagen der Berichtswoche (in den Kokereien
wird auch Sonntags gearbeitet), auf 562 679 Tonnen gegen 535 675 Ton=
nen
in der vorhergehenden Woche, die Preßkohlenherſtellung auf 59 794
Tonnen gegen 63 371 Tonnen in ſechs Arbeitstagen. Die arbeitstägliche
Kohlenförderung betrug in der Zeit vom 8. bis 14. April 364 943 Tonnen
gegen 360 330 Tonmen in der vorhergehenden Woche, die tägliche Koks=
erzeugung
ſtellte ſich auf 80 388 Tonnen (76 52); die arbeitstägliche
Preßkohlenherſtellumg auf 9 966 Tonmen (10 562). Wegen Abſatzmangels
wurden in der Berichtswoche 50 222 (arbeitstäglich 8370) Feierſchichten
eingelegt, gegen 36 758 (6126) in der Vorwoche.
Maſchinenfabrik Hartmann A.=G., Offenbach a. M. Die Geſellſchaft
hat die Fabrikationsanlagen der Dampfkeſſel= und Maſchinenfabrik G.
Rochow Kom=Geſ., Offenbach a. M., angekauft, um dorthin ihre Ab=
teiſtung
Apparatebau zu ver

Kleine Wirtſchaftsnachrichten.
Am geſtrigen Börſenruhetag waren die Maklerbureaus geſchloſſen
und ein Handel zwiſchen den Bureaus der Banken fand nicht ſtatt.
Die Kriſe in der Pirmaſenſer Schuhinduſtrie zeigt noch immer
keine Wendung zum Beſſeren. Durch Einſchränkung in Dahner und
Hauenſteiner Betrieben iſt vielmehr eine Steigerung der Erwerbsloſen=
ziffer
eingetreten. Während eine beſchränkte Zahl von Betrieben die
Arbeit wieder aufgenommen hat, haben andere umfangreiche Einſchrän=
kungen
vornehmen müſſen.
Entſprechend der wenig günſtigen Entwicklung der Bautätigkeit der
der Verſand an Zement im Juni gegenüber dem Vormonat nur un=
erheblich
zugenommen; er ſtellte ſich auf 763 000 To. gegenüber 757 000
Tonnen im Mai 1928.
Zur ſofortigen Hilfe für die durch die diesjährigen Fröſte ſchwer
geſchädigten rheiniſchen Winzer hat der Provinzialausſchuß ſoeben
100 000 RM. bereitgeſtellt. Der preußiſche Staat beteiligt ſich an die=
ſer
Notſtandsaktion mit der gleichen Summe. Eine Beihilfe in gleicher
Höhe erwartet man von den in Frage kommenden Kreiſen.
Mit einem Nominalkapital von 100 000 RM, wurde ſoeben zum
Zwecke der Forſchung auf dem Gebiete der Herſtellung von Kunſtſeiden
und auf verwandten Gebieten eine neue Deutſche Kunſtſeiden=Studien=
Geſellſchaft m.b. H., Berlin, gegründet, die ſich außerdem mit der Ver=
wertung
der Ergebniſſe ihrer Forſchungen beſchäftigen wird.
Im Monat Mai prrduzierten die Saargruben 1052 232 To. Kohle
gegen 994 220 To. im Monat April. Davon entfallen 1017303 To.
auf die franzöſiſchen Gruben. Die durchſchnittliche Tagesleiſtung nahm
ab von 44 478 To. im April auf 43843 To. im Mai. Die Halden=
beſtände
gingen um 77942 To. auf 475 925 To. zurück.
Nach der ſoeben erfolgten Veröffentlichung des Danziger Landes=
zollamtes
hatte die Danziger Einfuhr im Mai einen Wert von 610
Mill. Gulden gegen 54,6 Mill. Gulden im April, die Ausfuhr einen
ſolchen von 22,3 gegen 94,9 Mill. Gulden im April.
Die Paſſivität der polniſchen Handelsbilanz iſt im Monat Juni
auf 97,55 Mill. Zl. geſtiegen und beträgt ſomit im erſten Halbjahr 1928
bisher 562,38 Mill. Bl. Die Ausfuhr ſtellte ſich im Juni auf 191,96
Mill. Bl., die Einfuhr auf 289,51 Mill. Zl.
Die ruſſiſche Handelsvertretung in Prag hat in der Tſchechoflowa=
kei
im abgelaufenen Monat Juni Aufträge im Werte von 21 Mill. Ke.
vergeben. Hiervon entfallen rund 60 Prozent auf die Eiſen= und
Stahlinduſtrie und etwa 30 Prozent auf die Maſchinenbauinduſtrie.
Die in Vudapeſt neugegründete Gemeindeſparkaſſe wird eine der
größten Geldanſtalten Ungarns werden und ſich weder dem Banken=
verband
, noch dem Bankenkartell anſchließm. Die Gerüchte über eine
Fuſion der Budapeſter Kreditbank und der Budapeſter Eskomptebank
werden dementiert.
Der Weltſtickſtoffverbrauch belief ſich nach einer franzöſiſchen Statiſtik
im Dingejahr 1927/88 auf 1640 000 Tonnen gegenüber 1 316 000 Ton.
im Vorjahre und 700 90 Tonnen im Jahre 1913. Der Anteil des ſyn=
thetiſchen
Stickſtoffs betrug 400 000 Tonnen (735 000 Tonnen), des
Chileſalteters 390 000 (B71 000) Tonnen und des zurückgewonnenen
Stickſtoffs 350 000 (310 000) Tonnen.

Vom ſüddeutſchen Produktenmarkt.
Beeinflußt durch die günſtigen Nachrichten über die wachſen de
Ernten war der Brotgetreidemarkt auch in dieſer Woche weiter abn
ſchwächt. Die amerikaniſchen Angebote gingen im Wochenverlauf u
30 bis zu 60 Guldencents für die 100 Kilo Weizen zurück, ſo daß u
letzt Hardwinter II, Golf, zu 13,20, Manitoba II, III und IV n
13,.40, 12,60 und 12,12½ hfl. (1 holl. Gulden gleich 1,6863 RM.) au
Auguſt=Abladung angeboten waren. Da Plata=Weizen den Rückgen
nicht in gleichem Ausmaße mitmachte, ſind darin Abſchlüſſe vo)
nennenswertem Umfange nicht erfolgt. Rheiniſcher Weizen, Auguf=
erſte
Hälfte September=Lieferung, wurde mit 26,20 RM. eif (fracht= zmſ
verſicherungsfrei) Mannheim angeboten. Das Roggengeſchäft breu
klein. Rheiniſcher Roggen zur Lieferung Julierſte Hälfte Auen
wurde mit 24,75 RM. eif Mannheim, pfälziſcher und heſſiſcher Rogen
aus neuer Ernte per AuguſtSeptember=Lieferung mit 24,50 RM. F.
Mühle angeboten. Am Mehlmarkt blieb es ruhig. Süddeutſches V
zenmehl Spezial Null koſteten die 100 Kilo mit Sack ab Mühle 35
bis 36 RM., ſüddeutſches Roggenmehl 3738 RM., norddeutſches Ry
genmehl 65proz. Auguſt September=Lieferung 34,2534,50 RM., me
derrheiniſches Roggenmehl, prompt, 36,50 RM., AuguſtSeptemE.
34,25 RM. Die Gerſtenernte in der Pfalz, Baden und Hefinl
läßt nach den bisher vorgelegten Muſtern Qualitätsware erwartm
Für die 100 Kilo wurden in ſchöner hellfarbiger Ware 23,7524,50 2
franko Mannheim verlangt, doch ſind Abſchlüſſe weder in neuer Wu
ter= noch Sommergerſte auch von letzterer wurden Muſter vorgelet
noch nicht zuſtande gekommen. Auslandsgerſte zu Brauzwecken 315
RM., greifbare Futtergerſte 2424,50 MM. je 100 Kilo. Hafer =o.
ſchäftslos bei 27,2528,25 RM. die 100 Kilo. In Mannheim grei
bare Ware befeſtigt auf 25 RM. je 100 Kilo, mit Sack, gegen Bezuo
ſchein. Vor Futterartikeln konnten ölhaltige Futtermik=
bis
um 0,50 RM. je Dz. anziehen auf die an die trockene Witterun
ſich knüpfenden Befürchtungen. Es koſteten die 100 Kilo BiertreEn
mit Sack 17,5018,50 RM., Nachmehl je nach Qualität 19,7522 RTI),
Futtermehl 16,5017 RM., mittelgrobe Kleie prompt 14 RM., afl
Lieferung nicht angeboten.
Vom ſübdeutſchen Tabakmarkt. Ein größerer Poſten BühlertaJe
Ried=Tabake für Schneidezwecke ging an eine norddeutſche Fabrik, der
Vernehmen nach zu 77 RM. der Zentner, verpackt, über. In anderg
älteren Jahrgängen, jedoch auch in 1927er Tabaken, vollzogen ſich nr
wenig Umſätze. Nippen unverändert. Im Felde ſchreitet die Entwä=
lung
der Pflanzen voran, wenngleich ſie mehr Waſſen haben müßter
Vom Rohhäutemarkt in Süddeutſchland. Am Rohhäutemarkt I=
wegten
ſich die Preiſe für alle Häute und Fellgattungen wieder no)
oben. Die letzten Verſteigerungen waren durchweg gut beſucht und Ei
reger Kaufluſt zogen die Preiſe um 5 Prozent herum an, beſonds3)
begehrte Loſe wurden 10 Prozent teurer bezahlt. Auf der Mannh=
mer
Häuteauktion wurden Kalb= und Schaffelle bis 5 Prozent, Farne=
häute
bis 6 Prozent, Ochſenhäute bis 10 Prozent, Rind= und Kuhhäuu
vereinzelt ſogar bis 15 Prozent höher bezahlt als auf der Jun=
auktion
.
Berliner Produktenbericht vom 21. Juli. Der Beſuch am der Pr=
duktenbörſe
war, wie ſchon in den letzten vierzehn Tagem wieder auße,
ordentlich ſpärlich. Von einem regulären Geſchäft kann wieder kau=
geſprochen
werden. Nach den letzten Rückgängen zeigten die amerikaro
ſchen Märkte geſtern eine Reaktion ud im Einklang damit wanen O=
Offerten für Auslandsgetreide weſentlich erhöht. Vom Inland wurd=
für
Brotgetreide gleichfalls höhere Forderungen genamt. In Getrei=
neuer
Ernte ſind die Verkäufer mit Angebotem ſehr zurückhaltend G
worden. Das Mehlgeſchäft iſt nach wie vor luſtlos. Hafer ſteng. Alz
Lieferungsmaukt im Juli=Weizen trotz der feſtem Auslandstermine wer.:
oder mr umweſentlich erhöht. Die Herbſtſichten warem dagegen um ei.
einhalb Mauk geſtiegen, Dezembevweizen 2,5 Mark höher. Roggen wut
in dev Juli=Sicht zu Deckung weiter gefragt. Gbenſo waren die Herbty
Sichtem im Preiſe erhöht.
Vom Bau= und Bauſioffmarkt.
Die Bautätigkeit hat in den letzten Wochen kaum eine Veränderun
erfahren. Die Zahl der Neubauten iſt leicht im Rückgang begriffe=
Immerhin iſt in der Arbeitsloſigkeit des Baugewerbes eine Uleine Bo
ſerung eingetreten. Sie betrug bei dem Baugewerksbund Ende Juni nm
noch 7,7 Prozent, gegen noch 13,3 Prozent im Monat April 1938.
Am Bauſtoffmarkt nannte man zuletzt etwa folgende Preiſe: Pow
landzement in Papierſäcken pro Tonne in Freiburg i. Brsg. 5940
Karlsruhe 91,90, in Pforzheim 54,40, in Ludwigshafen 50,40, in Kaiſer=
lautern
49,90 RM. Für 1000 Stück Hintermauerſteine mußten angu
legt werden in Freiburg: 4042, in Karlsruhe 45 RM., frei Bauſtell
in Pforzheim 48 RM. ab Werk, in Mannheim 4849 RM., in Au9
wigshafen 44 und in Kaiſerslautern 4450 RM. ab Werk. Dachzieg!
koſteten in ortsüblichem Format in Freiburg 70 MM. in Karlsruhe 7
bis 140 (Doppelfalzziegel), in Pforzheim 88135 in Mannheim 79, Lud
wigshafen 67 und in Kaiſerslautern 70120 RM., alles pro 1000 Stü-
Viehmärkte.
Auf dem Schweinemarkt in Weinheim a. b. B. am Samstag, de
21. bs. Mts. wurden 359 Schweine zugeführt. Verkauft wurden 29
Stüick. Milchſchweine wundem verkauft das Stück von 9 bis 14 ME.
Läufer das Stück von 20 bis 35 Mark.
Amerikaniſche Kabelnachrichten.
New York, 21. Juli. (Prib.=Tel.)
Am Baumwollmarkt machte ſich zum Wochenſchluß durch die niedrä
gerem Liverpooler Notierungen erneuter Abgabedruck geltend. Privat=
Berichte aus Weſttegas ſprechen davon, daß das Regenwetter dort wahrd
ſchemlich noch anhalten dürfte. Im großen und ganzen iſt der Sitan
der Felder befriedigend. Gegen Schluß zeigte ſich einiger Deckungs
begehr.
* Chicago, 21. Juli. (Priv.=Tel.)
Weizen: Die erhebliche Abkühlung im Nordweſten, große Ankünſt
von Winverweigen im Südweſten und der ſtarke Rückgang des Umfang=
der
Exportnachfvage wirkte ſich am Weizenmankte in einer ſtärkeren Ab
ſchwächung aus, um ſo mehr, als Berichte vorlagen, nach denen di=
auſtraliſchen
Ernteausſichten ausgezeichnet ſeien. Die Klagen übe
Schwarzroſtſchädem haben gänzlich aufgehört.
Mais: Unter dem Eindwuck umfangreicher kontvaktlicher Kuliandie=
mugen
, ſowie infolge der bgiſſegünſtigen Wettervopausſage nahm de
Maismarkt gleichfalls einen ſchwachen Verlauf. Umfangreichere Bahm
ankünfte und Nachrichten über wohltuende Regenfälle im ſüdöſtlichen
Europa verfehlten ihre verſtimmende Wirkung ebenfalls nicht.
Roggen: Am Roggemmarkte übten Abgaben für nordweſtliche Reck.
mug einen Druck auf das Preismibeau aus. In dem ausgezeichneten
Erntewetter, das im Zentrum und Süidweſten herrſcht, lag ebenſo wi=
im
den rüchgängigen Winnipeger Notierungen und der ſchleppender
Expormachfrage ein Anreiz zu Verkäufen.
Hafer: Private Nachrichten aus Cayada, daß dort der Hafer gu.
ſtünde, ließen den Hafermarkt ſchwächer tendieren.
Fettwaren: Der Schmalzwarkt verkehrte heute im Einklang mit der
niedrigenen Schweinepreiſen, ſowie der rückläufigen Tendenz an den Ge
treidemärkten in ſchwacher Haltung, um ſo mehr als ma mit verſtärk
ten Ankünften rechnet.
Es notierten nach Meldungen aus Chicago am 21. Julk
Getreide: Weizen, Juli 124½, Sept. 126½, Dez. 130½4; Mals
Juli 106½, Sept. 96½, Dez. 80½: Hafer, Juli 48½, Sept. 4=S
Dez. 43: Roggen, Juli 101½, Sept. 103½, 105½.
Schmalz, Juli 12.30, Sept. 12,40, Okt. 12,57½, Dez. 12,65.
Fleiſch: Rippen, Juli 14.20, Sept. 14,30, Okt. 14,10: Speck loe
14,50; leichte Schweine 9,7511,10, ſchwere Schweine 1011
Schweinezufuhr Chicago 5000, im Weſten 30000.
Chicagoer Baumwolle: Juli 20,48, Okt. 20,34.
Es notierten nach Meldungen aus NewYork am A. Füte
Getreide: Weizen, Rowinter 156½, Harwwinter 136½; Dich.
neu ank. Ernte 117½; Mehl ſpr. wheat clears 6,106,60; Frach
nach England 2,33, nach dem Kontinent 8 C.
Schmalz: Prima Weſtern loco 13: Talg extra loſe 8/4.
Kakav: Geſchloſſen.

[ ][  ][ ]

Ag4.
ſpiegel u Bild ind Wort

22. Zuli 1928

Aummer 30

DA

Von dem großen Strom der Neiſenden, die ſich alljährlich vom März bis in den Oktober
hinein über Bayern und ſeine Grenzen ergießen, gibt es wenige, die nicht in Nürnberg
oder Rothenburg Station gemacht haben. Und wenn ſie auch dem hiſtoriſchen, architek=
toniſchen
oder künſtleriſchen Wert jener ſo beredten Seugen einer mächtigen Vergangen=
heit
keinen Geſchmack abzugewinnen vermögen man müßte ſich ja ſchämen, an ſo
viel anerkannter Schönheit vorübergefahren zu ſein, ohne ſeine Anweſenheit und ſein Kunſt=
verſtändnis
durch Anſichtskarten nach nah und fern dokumentiert zu haben.
Da gilt denn für all jene Oſt= und Norddeutſchen, die nicht nachempfinden, ſondern die
ſich auf der Reiſe des Schönen aus eigenem Gefühl heraus zu erfreuen vermögen, mehr als
ſonſt das Wort: Sieh’, das Gute liegt ſo nah! Denn nicht zu viele ſind es, die Danzig
kenne: oder es mehr als auf flüchtiger Durchreiſe gewürdigt haben. Und doch birgt dieſe
altehrwürdige Handels= und Patrizierſtadt ſo viel ſeltene Schönheit, daß ein Beſuch in
ihr zu immer größerem Genuſſe wird, je mehr man ſich in ihr Weſen einlebt und vertieft.
Nachdem die Feſtungswälle niedergelegt, und ein großer Sentralbahnhof entſtanden, macht
die Einfahrt in die Stadt den Eindruck aller modernen Großſtädte, mit neuen großen
Bauten, breiten Plätzen voll gärtneriſcher Anlagen und Cafés. Aber kaum geht man
ein paar Straßen weit, ſo ſtößt man bereits auf Bauwerke, die aus irgend einer Straßen=
perſpektive
wie Ausſchnitte aus alten Bildern herüberwinken. Man folgt dem Winke und
ſieht ſich unverſehens in ein Leben vor einigen Jahrhunderten mitten hinein verſetzt. Ein ganz
eigenartiges Gefühl umfängt uns beim Weiterſchreiten durch dieſe engen Gaſſen, deren
Stimmung durch keine modernen, glänzenden Schauauslagen, deren Nuhe durch keinen
Straßenlärm geſtört wird. Denn die Verwaltung der Stadt Danzig ſieht ſtreng darauf, daß
dieſe ſtummen Überbleibſel einer ruhmreichen, fernen Seit durch keine Errungenſchaft neuzeit=
lichen
lärmenden Lebens an Neiz einbüßen. Da ſtehen ſie, die alten, vornehmen Patrizier=,
die ſchmalen Bürger= und Gewerkshäuschen mit ihren Vorbauten, auf denen einſt ſtolze
Handelsherren oder brave Handwerksmeiſter nach des Cages Mühen ausruhten, mit ihren
meſſingnen Cürklopfern, den fratzenhaften Waſſerſpeiern, und erzählen uns lang entſchwundene
Märchen. Die meiſten jener Gaſſen werden durch ein altertümliches Cor abgeſchloſſen, das
auf den Kai der Motlau eines Armes der prächtigen Weichſel hinausführt. Und das
iſt erklärlich: kam den Danzigern doch aller Glanz und aller Neichtum auf dem Waſſerwege zu,
durch die faſt unmittelbare Nähe des Meeres!
Ich ſah dort Häuſer, die noch allen Hausrat jener ruhmreichen Seit der mächtigen Han=
delsherrſchaft
aufbewahrt haben Häuſer, in denen man den Unterſchied gewahr wird,

zwiſchen der haſtenden Jetztzeit, der Seit des Automobils, des Luft=
ſchiffes
, des Nadio und jenen entſchwundenen Jahrhunderten breiten,
behaglichen Genießens in Nuhe! Die weiten Empfangshallen Dielen
mit ihren prächtigen, ſchweren Holzſchnitzereien, die Creppenauf=
gänge
, die Möbel, faſt alle bilden ſie eine deutliche Erläuterung für den
Danziger Stil-Reichtum und Wohlleben.
Intereſſant iſt es auch, den kleinen unbekannten Straßen nachzu=
gehen
, die noch ihre anheimelnd altertümlichen Namen bewahrt haben.
Da ſieht man als Bezeichnung der Gaſſen: die Heiligegeiſtgaſſe, den Blei=
hof
mit Kämpe, den Abbau Leipzig, die Adebargaſſe, die alte Sorge, das
alte Noß, Am brauſenden Waſſer, die Ankerſchmiedegaſſe, die Bartho=
lomäi
=Kirchenſtraße, die Baſtion Bär, die Baſtion Braunroß, den Gans=
krug
, den Heiligen Leichnamswall, den Käfergang, die Kibitz=Gaſſe, die
kleine Nonnengaſſe, die Pferde=Cränke, die Swirn=, die Cöpfergaſſe und
eine lange Neihe ähnlicher Benennungen.
Die berühmteſten ſchönen Beiſchläge und Giebel befinden ſich an den
Häuſern der Frauen=, der Jopen=, der Heiligengeiſtgaſſe und in der
Hauptverkehrsſtraße: der Langgaſſe und dem Langenmarkt mit dem be=
rühmten
Artushof und der Danziger Diele. Die Fronten, welche dem
Verkehr zum Opfer fallen mußten, und auch viele andere alte Bauwerke
Danzigs, hat die Stadt angekauft. Sie werden in dem intereſſanten
Stadtmuſeum, einem früheren Franziskanerkloſter, aufbewahrt, als
Seugnis großer Vergangenheit eines Handelsplatzes, der einſt zu den
mächtigſten der Welt gehörte und deſſen Bewohner die Sucht nach Geld
nicht über künſtleriſche Neigungen und Schönheitskult ſtellten.
Geſchichtsforſcher, Architekten, Maler und Nichter kömen in Danzig
Monate zubringen, und fänden doch immer neuen Stoff zu intereſſanten
Studien.
Aus der Seit des erſten Katholizismus ſtammen die prächtigen, reichen
Kathedralen der Stadt, deren berühmteſte die St. Marien= und die
Katharinenkirche ſind. Unermeßliche Neichtümer an alten Kirchengewän=
dern
, Gemälden und Schnitzereien liegen da aufbewahrt.
Das Glockenſpiel der Katharinenkirche ſoll eines der ſchönſten und
älteſten ſein, das Deutſchland aufzuweiſen hat. Viele ſtört es, daß ſein
Klang ſchon verſtimmt iſt. Mir ſcheinen die feierlich langſamen Glocken=
töne
darum nicht minder ſchön. Gibt es etwas Nührenderes, als eine ſo
ewig=urrur=alte Kirchenſtimme, die ſich heiſer geläutet hat, Jahrhunderte
lang, um die Menſchen daran zu mahnen, daß es Höheres, Unvergäng=
licheres
auf Erden gibt, als ſie und ihr ſchnellebiges Cun?

Hüinnnnnnnnrnngnnnrnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnngg-a

[ ][  ][ ]

Reiſelektüre.
Von Urſula v. Wedel.
Die meiſten Leute denken, zum Leſen im Eiſenbahnzug ſei
das Dümmſte eigentlich noch zu gut. Ihr Beſtreben iſt darauf
gerichtet, als Reiſelektüre etwas zu erwiſchen, das nur eben die
Seit totſchlägt. Nun iſt das Seit=totſchlagen=wollen, an ſich
ſchon eine betrübende Sitte, wenn wir bedenken, wie wenig Zeit
in einem normalen Menſchenleben zum Genießen eigentlich übrig
bleibt, nachdem Arbeit, Nahrungsaufnahme und Schlaf abge=
zögen
ſind. Um einen Genuß zu haben, ſelbſt von der längſten
und langweiligſten Eiſenbahnfahrt, ſollte uns der Gedanke leiten,
daß wir während der erzwungenen Fahrtmuße einmal ſo recht im
Leſen ſchwelgen dürfen, ohne böſes Gewiſſen verſäumter
(Pflichten, ſo wie etwa in den großen Ferien unſerer Heran=
wachsjahre
.
Eine ſo köſtliche Neihe von Stunden zum beſchaulichen, unge=
hetzten
Leſen, mit Nachdenkpauſen im läſſigen Anſchauen der
vorübergleitenden Landſchaft durchſetzt, bietet uns Erwachſenen
ſonſt das Leben nicht oft. Anfänglich ſtören allerdings die Mit=
reiſenden
häufig das Behagen durch die wohlbekannten Eiſen=
bahngeſpräche
über die Fehler der Negierung, die Not der Seit,
und wie ſo teuer der Kaffee und wie ſo rar
das Geld Und wir ſtören uns ſelbſt, in=
dem
wir zuhören und womöglich mitreden.
Aber nur deshalb, weil die im letzten Augen=
blick
erwiſchte Neiſelektüre uns noch weni=
ger
intereſſiert, als die hundertmal gehörten
Gemeinplätze. Und unſeren Fahrtgenoſſen
geht es wahrſcheinlich genau wie uns. Und,
gleich uns, verſtummen ſie allmählich. Dann
ſind wir alle nur noch leidendes, je nach
Cemperament mehr oder minder ungedul=
diges
Harren auf das Ende der Fahrt. Nun
möchten wir alle die Stunden vor uns tot=
ſchlagen
, und könnten ſie doch ſo ſehr ge=
nießen
. Denn nun herrſcht die abſolute
Nuhe, deren wir zum Leſen bedürfen. Und
mit wehmütiger Sehnſucht erinnern wir uns
all der lesbaren Dinge, die wir daheim in
dem Getriebe des Alltages verſäumen muß=
ten
und die wir hätten beiſeite tun ſollen
für Stunden wie dieſe, Dinge, die wir viel=
leicht
ſogar aufgehoben haben, aber nun
nicht erreichen können.
Für kürzere Neiſen, Geſchäfts=, Ver=
wandten
= und andere derartige Fahrten, die
uns weiter nichts Neues, Unbekanntes bie-
ten
und nur eine Fahrtpauſe im Alltag,
ohne Unterbrechung unſerer geiſtigen Ein=
ſtellung
ſind, ſollten wir uns daheim eine
Leſeecke zuſammenhamſtern. Dahin können
die längeren Artikel der Cageszeitung wan=
dern
, die uns beſonders intereſſieren, die wir
aber ſeufzend beiſeite laſſen, weil uns zum
Leſen die Seit oder die Sammlung fehlt:
Aufſätze über politiſche, okkulte, wiſſen=
ſchaftliche
, literariſche Dinge, über Völker=

kunde, Zeit= und Streitfragen; Novellen oder Jubiläumsnummern.
Da ſind Hefte von Fachzeitſchriften, Broſchüren, Bücher unſerer
Sehnſucht, die wir noch einmal oder endlich einmal leſen
möchten. Wenn wir uns all das irgendwo aufſtapelten, dam
hätten wir Auswahl genug beim Antritt einer Reiſe und
brauchten nicht unſere Hände im letzten Augenblick mit Lektüre
zum Wiederfortwerfen zu füllen. Die Neiſe, die wir jetzt mit der
langen, tatenloſen Bahnfahrt ſo fürchten, würde uns im Auf=
friſchen
von allerlei Gedanken, zu denen uns das Hetzen des All=
tages
keine Seit läßt, in jeder ihrer ratternden Minuten zum
Genuß werden, auch wo der Sug uns durch altbekannte oder
öde Gegenden führt.
Mannigfaltiger, reicher und ſchöner noch kann ſich die Frage
der Reiſelektüre für größere Neiſen, überhaupt für Ferienreiſen
in fremde Umgebungen, neue Gedankenwelt, geiſtige Serien vom
Alltag geſtalten. Hier kann und ſollte ſie eigentlich ſchon wochen-
lang
vor Beginn der Reiſe einſetzen und das mit mehr als nur
dem Studium von Reiſehandbüchern, Fremdenverkehrsproſpekten
und Fahrplänen. Ob wir nun ins Ausland gehen wollen, nach
Norden, der Mitternachtsſonne entgegen, nach Süden, um im
dunklen Laub die Goldorangen glühn zu ſehen, ob’s uns in’s
Gebirge zieht oder ob wir uns ein paar alte deutſche Städte mit
ihren Schätzen an Architektur und Kunſt und hiſtoriſchen Aſſo=
ciationen
zum Neiſeziel auserkoren haben, immer können wir
uns den Genuß durch eine vorbereitende Lektüre vertiefen. Den
trockenen Reiſeführer, der eigentlich erſt an Ort und Stelle und
ganz beſonders nach der Reiſe, durch Ideenverbindungen ſeine
poetiſchen Wirkungen ausübt, können Reiſebeſchreibungen, No=
vellen
und Nomane, Biographien, die unſer Reiſeziel zur
Szenerie haben, wundervoll beleben. Bei Auslandsreiſen in
fremdſprachige Länder ſchafft ein noch ſo flüchtiges Studium der
Sprache oder, wenn wir ſie ſchon kennen, ihre Auffriſchung durch
ein paar Bücher in dem Idiom, gleich Neiſeatmoſphäre. Ver=
tiefen
wir uns dann erſt einmal in die Auswahl aller der au
unſere Neiſe anwendbaren Bücher, je nach unſerem Privat=
geſchmack
, in die empfohlenen und erſehnten, angeprieſenen und
erwünſchten Werke wiſſenſchaftlichen und belletriſtiſchen, hiſto=
riſchen
und kunſthiſtoriſchen, phantaſtiſchen und trockenen, ſeich=
ten
und tiefen Inhalts, dann wird die Maſſe des Leſenswerten
ſchier allzu hoch. Um alles zu leſen, was uns Genuß ſchaffen
könnte, würde ein Jahr nicht ausreichen und ein Geldbeutel erſt
recht nicht.
Wir tun deshalb vielleicht gut, erſt einmal den eigenen
Büchervorrat auf das durchzuſehen, was ſich darin, immer auf
eine paſſende Gelegenheit verſchoben, findet, aus dem uns Vor=
bereitungsſtimmung
für unſere Reiſe quellen könnte; und das,
mit einem oder dem anderen Werk ergänzt, zu dem gute Freunde,
die ſchon da waren uns raten, oder das ſonſt auf irgend eine
Weiſe uns reizt, wird ſicherlich genügen, um uns in den zu Ge=
bote
ſtehenden abendlichen Leſeſtunden der Wochen vor der
Abreiſe ſo ganz allmählich in die richtige Stimmung für unſer
Neiſeziel zu verſetzen. Was nicht fertig geleſen werden konnte,
wandert dann noch in den Handkoffer, und die Frage der Neiſe=

lektüre iſt gelöſt. Für die Heimfahrt iſt ſie es ſo wie ſo, da
unſer Intereſſe an den beſuchten Neiſeſtätten mit jedem Cag
Aufenthalt ſich zu vertiefen pflegt und wir gewöhnlich ſchon
unterwegs irgend ein Buch erwerben, mit deſſen Lektüre win
uns die Ferienilluſion noch auf die Bahnfahrt in die Heiman
hinüberretten und verlängern. Eine Verlängerung, die ſich, wenm
wir erſt einmal die zauberiſche Vertiefung des Neiſegenuſſes
durch ſolche Reiſelektüre kennen gelernt haben, noch im Weiter-
leſen
und Studieren des Ferienerlebniſſes und ſeiner Nachklänge
durch Wochen fortſetzt, um dann langſam zu verklingen und viel
leicht dem vorbereitenden Leſen für einen neuen nächſtjährigem
Reiſeplan Platz zu machen; denn wenn wir erſt einmal auf dem
Geſchmack gekommen ſind, merken wir bald, wie ſehr ſolches
Ausbauen der Neiſelektüre den Genuß jeder Neiſe verſtärkt und=
das
Erleben deſſen für uns vertieft, an dem wir ſonſt, ſo weit=
und ſo koſtſpielig wir auch in der Welt herumgereiſt ſein mögen,
achtlos vorbeigelaufen waren, ohne daß es uns einen dauernden
Eindruck und Lebensgewinn hinterließ.
Die Sertenreiſe.
Von Walter Weilshaeuſer.
Die kleine Weinkneipe in Kirchberg lag verſteckt in einem
Gewinkel von Gaſſen der Altſtadt. Dort waren die Häuſer
winzig und ganz unmodern. Hohe Mauern mit Moosmützen
ſchloſſen behütend Gärtchen ab, und nur hier und da fing der
Blick das anmutige Bild eines altväteriſchen Blumenparadieſes
ein: roſenbeſtandene, kiesbeſtreute Engwege, luſtigbunte Beete
mit der Blütenpracht aus Großmutters
Cagen, knorrige Naturbänke im Schatten
mächtiger Bäume.
Vor dem Eingang des in der Stille
ſpießbürgerlicher Langweile wartenden, nur
von den Kennern gefundenen und aufgeſuch=
ten
Wirtshauſes baumelte ein Schild, das in
verſchoſſenem, regentrübem Gold die beiden
Worte trug Sum Becher‟. Die ſchwere
geſchnitzte Haustür ſtand ſtets einladend
offen, und in dem blitzſauberen Vorflur, in
dem eine alte Standuhr gemächlich und laut
tickte, ließ ein feiner Duft von Wein und
Gebratenem ahnen, daß hier gut hauſen war.
Auch der Geheimrat Liebeſang und
Dr. Voller, der längſt ohne Praxis war,
pflegten dort ihren Schoppen zu trinken:
Liebeſang Moſel= und Noller Rheinwein.
Dazu langte es gerade noch. Denn auch ſie
waren durch die niederträchtigen Ereigniſſe
der letzten Vergangenheit um ihr bißchen
Vermögen gekommen, dem ſie zwar nach=
trauerten
, ohne ſich aber ihre Betrübnis
nach außen merken zu laſſen. Das tat man
nicht. Was hülfe es auch?
Mit leicht geröteten Bäckchen, mit
blitzenden Auglein, aus denen dann die
Schelme von der Moſel und vom Rhein
lachten, in einer unter allen Umſtänden
reſervierten Haltung und mit wohltempe=
rierten
Bewegungen friſchten ſie vergan=
genes
Schöne auf und redeten von der Su=
kunft
mit jener kavaliermäßigen Präten=
ſion
, die zwar nicht ihren Kaſſenverhältniſſen
entſprach, ihnen aber doch wieder, immer
wieder, und ſei es auch nur für kurie

O 1e Oahl.
Von Kurt Heynicke.
Jene Seit, in welcher Geld nur den Wert hatte, welchen ihm
der Augenblick beſtimmte, iſt bereits Geſchichte. Druckmaſchinen
warfen damals Sahlen auf Papierſcheine, und ſchon im Augen=
blick
ſeiner Ausgabe wandelte ſolcher Schein den Wert, und die
protzige Sahl wurde ein Schemen, ſie ſchien flüchtig wie die
hetzenden Stunden, von denen wir heute nicht mehr begreifen, daß
ſie einſt unſer Leben beſtimmten.
In dieſen Jahren lebte in einer deutſchen Mittelſtadt der pen=
ſionierte
Beamte Friedrich Lauſch, ein Mann in der Mitte der
Siebzig. Sein Leben war in ſeinem Stande ruhig und eben ver=
floſſen
, doch hatte er die Bitternis des Erdenwandels früh ge=
koſtet
, Krankheit hatte ſeinen Leib geduckt und geſchüttelt, und
hernach ſuchte ein langes Siechtum ſeine Frau heim, bis ſie ſtarb
So beugte ſich endlich das Alter in keinem friedlichen, erlöſenden
Sinne über ihn, die Schickſalsſchläge hatten ihn zermürbt, und ſein
Geiſt war matt und ſchon ein wenig verwirrt.
Sriedrich Lauſch beſaß zwei Cöchter, die Lehrerinnen waren
und alſo ein erträgliches Auskommen hatten, die füngſte, Frida
blieb in derſelben Stadt und wohnte bei dem Vater.
Der Krieg war verloren, Werte ſchwanden hin. Aber das
tolle Geſchehen erreichte nicht den alten Mam. Schon lange ver=
mochte
er keine Seitung mehr zu leſen, und wenn er auch die
Worte erkannte, ſein geſchwächter Geiſt drang nicht bis zum
Sinn des Geleſenen vor.
Da er kaum ausgehen konnte und an die Stube gefeſſelt blieb,
ſo machten ſich ſeine Gedanken Bewegung durch Träume, und es

hob ein ungleiches wirres Spiel in ihm an: Erinnerung miſchte ſich
mit unerfüllten Wünſchen, die ihm noch geblieben waren.
In ſeiner Jugend hatte er mit beſtimmtem Geſchick allerlei
zu baſteln begonnen, in der immer wieder erneuten Hoffnung, eine
Erfindung zu machen, aber ſeine Krankheit zerſtörte ſeine Kraft.
Und hernach legte ſich die Frau hin, und er pflegte ſie während
ihres langen Siechtums und es kam, daß im reifen Mannesalter
durch Müdigkeit und Entſagung alle Hoffnung der Jugend ein=
geſargt
wurden.
Als Frau Anna ſtarb, war nichts von Friedrich Lauſch übrig
als ein pflichttreuer Beamter, der ſeinen Crott machte zu den
Dienſtſtunden und wieder heim und der ſich nur noch ſeiner Cöch=
ter
freute. Er glaubte nicht mehr an das Glück, an keine Er=
findung
, die ihn reich machen würde er baſtelte nicht mehr, er
träumte nicht mehr, alles war vorbei, er war müde. Nun aber,
in den grauen Cagen des Greiſentums, als ihn keine Amts=
ſtunden
ablenkten, kehrten die Hoffnungen ſeiner Jugend wieder,
aber in einer wirren, unklaren Weiſe, und die abgeriſſenen -
den
, die im Novemberwind eines abſterbenden Lebens flatterten,
konnte ein ſchwacher Verſtand nicht mehr mit den Gedanken, die
jetzt auftauchten, verknüpfen.
Aber Friedrich Lauſch erkannte das nicht. Sein Craum war
jenſeit aller Krankheit, und die Verwirrung bedeckte das Wirk=
liche
mit einem für den Alten glücklichen Schleier: er glaubte, daß
alles, was er einſt wollte, ſchon getan ſei, die Erfindung jener
durch die Geſetze der Schwerkraft unaufhörlich beweglichen Ma=
ſchine
ſei geſchehen, und nun ſtünde der Neichtum vor der Cür,
ihm zum ſpäten Segen und den Cöchtern zum Glück. Anfänglich
achtete Srida nicht auf ſeine Neden, dann aber erſchrak ſie, weil
ſie empfand, daß ein beharrlicher Ernſt hinter dem Geſchwätz
ſtand, und ſie verſuchte, ihm zu entgegnen.

Der Arzt aber riet ihr, alles, was der Vater ſprach, hinzu=
nehmen
ohne Widerſpruch, denn Lauſch ſei ja glücklich in ſeinen
Wortgeſpinſten, und die Geſtörtheit ſeines Geiſtes ſei ja unge=
fährlich
. Frida gehorchte, um ſo mehr, als um dieſe Seit ihre
Aufmerkſamkeit durch die Entwertung des bisher feſteſten aller
Werte, des Geldes, abgelenkt wurde und auch ſie ungewollt in
dieſen Caumel geriſſen wurde. Auch ihr Einkommen war erhohl,
als der alte Wert ſchwand, aber der neue Wert war flüchtig
und ſchon geringer als der frühere, und ſo ging es bergab mit ihr,
mit allen, und das wirkliche Bergab wurde verſchleiert von neuen
protzigen, bauſchigen Sahlen, denen keiner mehr glaubte. Als
Frida dem Vater die Penſion, welche ſie für ihn geholt hatte,
auf den Ciſch legte, glitten die zitternden Finger des Alten über
die ſchönen neuen Scheine. Sie ſtutzte, denn jetzt ſah ſie, wie er
die Scheine an die kurzſichtigen Augen führte und wie ſeine Lip‟
pen Sahlen murmelten mit hellem, fiebrigen Criumph.
Und da begriff ſie, auch die Penſionen waren ja erhöht, und
die Sahlen, welche auf den Scheinen ſtanden, täuſchten Neichtum
vor, dieſe Sahlen mußten die trüben und haltloſen Cräume 9e2
alten Lauſch beſtätigen!
Er zählte und zählte. Anfänglich waren die welken Süge noc
gierig, aber dann verflog die Gier wie ein davonziehender Schdt
ten, und es trat eine ſanfte Glückſeligkeit in das Antlikz 9e2
Greiſes und beſtimmte den Ausdruck: Wir ſind reich, Srida.
Die Cochter erkannte in dieſem Augenblick, daß man dem
alten Mann die Täuſchung nicht nehmen konnte, denn er ſi
glücklich in ihr. Denn nicht für alle Menſchen beſteht das Gllck
in der Wahrheit, ſondern für viele weit eher im Glauben. Un
deshalb antwortete Frida Lauſch bebend und mit einem Lace
welches ſie ſich abzwang: Ja, Vater, wir ſind reich. Sie ſtaun.
darüber, daß ein Geſchehen, welches Millionen Aenſchen Mt

[ ][  ][ ]

Stunden, vortäuſchte, daß alles deim Alten und ganz m Ord=
rung
wäre.
Freilich, die Armel des Gehrockes, den Dr. Noller ſtets mit
SWürde und Vorſicht trug, glänzten ſchon längſt am Ellenbogen
und den Aufſchlägen bedenklich, der Kragen und die Manſchetten
ſes Geheimrats Liebeſang zeigten an den Nändern nicht die
Fradelloſe Glätte friſchen Leinens, das er einſtmals zu tragen ge=
wohnt
war. Doch darüber ſahen ſie gegenſeitig hinweg, wie man
da auch die Narben eines alten Kriegers nur mit Neſpekt be=
merkt
, ohne darüber zu ſprechen.
Der Himmel blaute, die Vögel gaben ihr Freikonzert, im
Saub rauſchte der warme, weiche Sommerwind, kurzum, es war
Sie Seit, zu verreiſen. Auch die beiden Alten ſprachen von ihren
Wlänen.
So denke ich, ſagte Dr. Noller und ſetzte den Pokal
woorſichtig nieder, diesmal an’s Waſſer zu gehen, das mir gut
fun wird. Vielleicht iſt’s die See.
Und ich, erwiderte Liebeſang gemeſſen und ſah nachdenk=
ſich
in die glimmende Glut ſeiner Sigarre, ziehe das Ländliche
wor. Friſche Luft, viel Sonne vielleicht die Schweiz.
So werden wir jetzt alſo bald getrennt ſein, und ich trinke
für längere Seit das letzte Mal auf Ihr Wohl, Wertgeſchätzter!
Das Ihre voran, verehrter Freund!
Das Dörfchen Marienſtadt lag eine Stunde von Kirchberg
gentfernt. Es war bekannt als eine Sommerfriſche, in der man
für 3.50 Mark Cagespenſion ſich ſchon allerhand Gutes leiſten
Tonnte. Sein ſchärfſter Konkurrent war der Flecken Klingen=
eim
, in anderthalb Stunden von Kirchberg aus zu erreichen,
wenn man gemächlich ging. Dort konnte man ſogar ſchon für
6 Mark bekömmlich leben. Die Kirchberger beſuchten nur ſelten
Marienſtadt, und noch ſeltener Klingenheim, wie ja immer das
Sute, das nahe liegt, nicht geſchätzt wird. Die Gäſte dieſer
Sommerfriſche waren natürlich nicht Multimillionäre, ſondern
Deutchen, die nicht gerade ein beſonderes Bankkonto ihr eigen
männten, die nur einmal hinauswollten aus der quälenden Enge
Uhres Alltagskreiſes.
Swiſchen dieſen beiden Orten lag neutral eine weitläufige
Siedelung, die in ihrem ſchattigen Bauerngarten eine Kaffee=
wirtſchaft
eingerichtet hatte. Sie wurde aus den beiden Sommer=
Friſchen nachmittags gern aufgeſucht, als angenehme Unter=
forechung
der geſundheitfördernden Langeweile der Dörfer.
Eines Nachmittags, als wieder der Kaffeeduft verlockend
ſanter den Kaſtanienbäumen dahinſtrich und die Holzbänke mit
Sremden dicht beſetzt waren, Fiedel, Brummbaß und Klarinette
dogar etwas Konzertähnliches vortäuſchten, ſchritt ein alter Herr
mit ſehr korrektem weißem Scheitel durch das von Weinlaub
oekränzte Pförtchen der Wirtſchaft, und als er um die Laube
ſoog, die zunächſt den Ausblick nach dem Kaffeegarten verſperrte,
bah er an einem der ungedeckten Ciſche einen ebenſo korrekt ge-
zcheitelten
alten Herren ſitzen, der, bei ſeinem Anblick überraſcht,
baſt ein wenig erſchrocken, die Caſſe, die er eben zum Munde
führen wollte, niederſetzte.
Dr. Noller?
Liebeſang!
Sie hier?
Sie hier?
Schon gut, hier war nichts mehr zu verbergen. Der eine
wohnte in Marienſtadt, der andere in Klingenheim. Und die
eiden alten, tapferen Lebensſtreiter ſahen ſich in die Augen,
werſtanden raſch bisher unausgeſprochenes und verziehen ſich
beshalb ebenſo ſchnell.
Denn ſie fühlten beide, daß ihre kleinen Großſprechereien
a nichts anderes waren, als eine Bewegung des Armes mit dem
wehrenden Schild, der ihre Dürftigkeit ſchützen ſollte vor dem
ſallzu ſcharfen Blick der anderen, eine behütende Hand, die ſich
breitete über die Armlichkeit der Gegenwart, die Geſte eines
parten Gefühls, die mit ihrem Schwung die Schwäche verbergen
wollte, mit der ſie geführt war.
Und ſie ſchämten ſich zwar ein wenig ihrer Untreue, der
Beſorgnis, ſich das Letzte trotz ihrer alten Freundſchaft ver=
worgen
zu haben aber gerade deshalb achteten ſie ſich nicht
wweniger.
Und der Händedruck, mit dem man ſich würdig begrüßte,
war herzlicher als ſonſt, warm und feſt.
Empfindet die Brünette leiden=
ſchaftlicher
als die Blonde?
In den mehr oder weniger romantiſchen Köpfen, bzw. Herzen
eer amerikaniſchen männlichen Jugend herrſchte bis vor kurzem
mnbeſtritten die Blonde, bis ein hervorragender Pſychologe
Ceſts anſtellte d. h. mittels aufs Feinſte konſtruierter
Llpparate wiſſenſchaftlich bewies, daß die Brünette viel tiefer
und leidenſchaftlicher empfindet, als die Frau mit den ſo viel be=
uungenen
goldenen Haaren. Die Wertſchätzung der Blonden

hatte einen ſolchen Höhepunkt erreicht, daß die Novelle von
Anita Loos Gentlemen prefer Blondes Gentlemen bevor-
zugen
Blonde einfach auf Grund des Citels eine der höchſten
Auflageziffern der Saiſon erreichte.
Doktor William M. Marſton von der Columbia=Univerſität
indeſſen konnte nicht einſehen, warum die Brünette zum mindeſten
nicht ebenſo populär ſein ſollte. Er gab dieſer ſeiner Meinung
Ausdruck, indem er ſeinen vorerwähnten Apparat und eine An=
zahl
Choriſtinnen beider Couleur ins Embaſſy=Cheater am
Broadway brachte und verſuchte, auch den Beweis für ſeine
Überzeugung zu erbringen.
Den jungen Damen wurden zwei der erfolgreichſten Filme
mit Love-Interest das ſind Filme, die eine leidenſchaftliche
Liebesgeſchichte zum Inhalt haben, vorgeführt; und während
Greta Garbos und John Silberts Silmſchickſal abrollte, zeigte
der Apparat jede, auch die leiſeſte Veränderung des Blutdrucks
und der Atmung an.
Das Cheater war überfüllt; eine imponierende Verſamm=
lung
von Pſychologen, Seitungsleuten und anderen intereſſierten
und kritiſchen Zuſchauern umgab die Mädchen. Metro=Goldwyn=
Mayer lieferte die beiden Silme Lore (Liebe nach Col=
ſtois
Anna Karenina) und The Flesh and the Devil (Das
Fleiſch und der Ceufel nach Sudermanns Novelle Es
war . . .").
Die ſtärkſten und verſchiedenſten Neaktionen auf die ſich ab=
ſpielenden
Liebesſzenen zeigte Miß Claudia Dell, eine Brünette,
während bei Miß Jean Ackermann, der empfindlichſten der
Blonden, nur eine Blutdruckveränderung von 44 Punkten feſt=
zuſtellen
war.
Mit größter Geſpanntheit beobachteten die, welche den
Mädchen am nächſten waren, die Nadel, welche das Steigen oder
Fallen des Blutdruckes auf der Karte anzeigte: ſie ſahen, wie
dieſe Nadel bei den leidenſchaftlichſten Momenten des Films bis

zur Maximumhöhe emporſchnellte, um ſie bei Szenen mehr nor=
maler
Natur wieder fallen zu ſehen.
Nach Miß Ackerman und Miß Dell nahmen zwei andere
junge Damen deren Platz ein, und nach ihnen noch einmal ein
anderes Paar. Die Suſchauer wurden mit der Seit ebenſo auf=
geregt
wie die Mädchen, doch intereſſierten ſich erſtere vielmehr
für die Karten mit der die Punkte regiſtrierenden Nadel, als
für den Film. Faſt jeder erwartete den Sieg der Blonden; doch
erreichte keine der Blonden noch nicht einmal die Anzahl der
Punkte des niedrigſten Nekordes der Brünetten.

Einen Croſt jedoch konnten die Parteigänger der Blonden
mit nach Hauſe nehmen: Nach einem ſorgfältigen Studium der
Endreſultate ergab ſich nämlich, daß dieſe am lebhafteſten auf
Kuß=, Umarmungs= und andere mehr körperlich=ſinnliche Szenen
reagierten, während auf die Brünetten entſchieden mehr der
Gemütsinhalt der Filme wirkte. Natürlich blieben auch die erſt=
erwähnten
Szenen nicht ohne Eindruck auf die Brünetten, doch
ſchienen ſie viel ſtärker die tieferen, die ſeeliſchen Motive bei Miß
Garbos Darſtellung der einzelnen Liebesphaſen zu empfinden.
Die amerikaniſchen Zeitungen haben viel Aufhebens von
dieſem Fall gemacht und Doktor Marſton wird allgemein ge=
drängt
, ſeine Verſuche fortzuſetzen, weil auf dieſem Gebiete
der Neaktion beider Geſchlechter auf Liebes=Impulſe rein
wiſſenſchaftlich noch zu wenig bekannt iſt. Er hat ſich auch ein=
verſtanden
erklärt, dieſe Experimente im Laufe dieſes Jahres
fortzuſetzen, in der Hoffnung, die praktiſche Pſychologie um
ein ſehr wichtiges und aufſchlußreiches Kapitel bereichern zu
können.
Einige reiche Philantropen haben ſich bereit erklärt, ein
ſolches Unternehmen zu finanzieren, in der Überzeugung, daß
Profeſſor Marſtons Werk dazu beitragen wird, eine moraliſche
und geſellſchaftliche Beſſerung der Suſtände auf der Welt her=
beizuführen
.
Heimliche Sommerfriſche.
Von Siegfriedvon Vegeſack.
Jede Sommerfriſche hat drei Vorzüge: erſtens, daß man den
Koffer packen kann, zweitens, daß man kein Celephon hat und
keine Poſt bekommt, und drittens, daß man keinen Beſuch zu
empfangen braucht.
Und drei Nachteile: erſtens, die lange Fahrt im vollgeſtopften
Eiſenbahnwagen, zweitens, daß man ein ſchlechtes Bett hat und
drittens, daß man bei Ciſch dem Geſchwätz unangenehmer Men=
ſchen
zuhören muß.
Wie kann man die drei Vorzüge der Sommerfriſche genießen,
ohne unter ihren Nachteilen zu leiden? Auf die einfachſte Weiſe.
Man packe ſeinen Koffer, beſtelle Poſt und Celephon ab, er=
zähle
allen Freunden und Bekannten, daß man für ſechs Wochen
nach Paris oder nach Spitzbergen reiſe, nagele ein großes
Plakat an die Cür: Verreiſt! und bleibe zu Hauſe!
Sehr wichtig iſt es, den Koffer zu packen: man kommt erſt
dadurch in die richtige Ferienſtimmung! Wer ganz raffiniert iſt,
fährt mit Koffer, Handtaſche und Reiſedecke zum Bahnhof, ſetzt
ſich für ein Stündchen in den Warteſaal und genießt das Gehetz
und Getriebe der wild erregten Sommerfriſchler. Dann wandert
er mit ſeinen ſieben Sachen verſtohlen wieder dem Ausgang zu,
ſchlüpft irgendwo heimlich in eine Droſchke und läßt ſich ſeelen=
vergnügt
nach Hauſe kutſchieren.
Und hier zu Hauſe genießt du alle Annehmlichkeiten der
Sommerfriſche: kein Celephon ſchrillt, keine Poſt beunruhigt dich
mit unangenehmen Nechmungen, kein Beſuch ſtört dich, und
dabei brauchſt du nicht mit der vollgeſtopften Bahn zu fahren, du
haſt dein bequemes Bett, und kein Geſchwätz unſympatiſcher
Ciſchnachbarn verleidet dir das Eſſen.
Sechs Wochen heimliche Sommerfriſche zu Hauſe und du
fühlſt dich wie neugeboren! Ganz abgeſehen davon, daß dieſe
Reiſe zu dir ſelbſt immer noch die billigſte iſt.

K

UAnraſt und Unheil bedachte, einen einzigen Menſchen mit Glück
Eberſchüttete, weil dieſer die Lüge hinter der Sahl nicht ſah.
Langſam ſchoben ſich in die Gedanken des alten Lauſch neue
Wünſche, manchmal lächerliche, die der Verwirrung ſeiner Sinne
nntſprachen, manchmal ſolche, die Frida in Verlegenheit brachten,
weil es nicht möglich war, ſie zu erfüllen.
Die Sahl war mächtiger als der Augenblick: ſie veränderte
um Ende doch den kindiſch geduldigen Kranken, er begehrte auf,
nechthaberiſch und eigenſinnig, ſein feſter Begriff von Neichtum
ieß ihn nun fordern und verwerfen nach der Laune eines kran=
men
Hirns, und alles war ſprunghaft und widerſinnig.
Srida ſchrieb der Schweſter und bat um Nat, aber auch Gerda
2auſch empfand wie ſie: Des Vaters Cäuſchung war das Glück
seiner letzten Cage, man mußte dem Greis den Glauben an ſeinen
Reichtum laſſen.
Lauſch behielt immer einen Ceil der Geldſcheine bei ſich, ehe
ſ te ausgegeben wurden, er ſpielte mit ihnen, das Papier bildete
eeine Befriedigung, es bezauberte ihn und hob ſeine Stimmung.
Wenn der Barbier ins Haus kam, belohnte er ihn mit
N0 Mark. Frida mußte den Mann einweihen in die Verſtiegen=
eiten
des Vaters: denn Naſieren koſtete bereits das Sehnfache
uer geſpendeten Summe.
Er erinnerte ſich eines Bildes, das er irgendwo geſehen hatte,
ar drängte die Cochter, daß ſie es kaufe, freilich war es nicht
mehr vorhanden, und ſie brachte ein anderes, um den Vater zu
weruhigen, und als er das Bild hatte, ſchenkte er es der Nach=
ſearin
. Er war ja reich und konnte es.
Die Luft war angefüllt mit Sahlen, mit Crug aus Sahl und
(Süge aus Sahl. Wenn Frida heimkam, fand ſie den Vater
nechnend. Er ſchrieb und ſchrieb und verwechſelte die Nummern
doer Scheine mit der Wertziffer.

Langſam entwickelte ſich in ihr ein Unwille gegen die kran=
cen
Manieren des Vaters; der Umgang mit ſchmierigem Geld
machte den Alten ſchmierig, ſie ſah es. Er war krank, er war
nicht zur Verantwortung zu ziehen, aber bei Gott! Vorher war
er ſchöner geweſen, früher hatte er ſtill geträumt, einſt war es
leicht geweſen, ihm Hilfe zu ſpenden, heute aber war Hilfe Opfer,
und die Cäuſchung, welche man um ſeines ſpäten vermeintlichen
Glückes ihm ließ, gab keinen Segen.
Und jetzt ſtieg ſein Wahn zum letzten Verlangen: er wollte
ausziehen und ein neues Haus bauen, jetzt gelte es, den Leuten zu
zeigen, wie weit er es gebracht hatte. Srida beruhigte ihn.
Und die Seit tanzte immer wilder an dieſem trügeriſch träu=
menden
Alten vorbei, die Hahlen wurden immer toller, immer
verwirrender die Summen, und immer ſchneller wandelte ein
Wert ſich von dem Nenner zum Nichts.
Wieder beſtand er auf ſeinem Verlangen: ein neues Haus
Wieder beruhigte ihn ſeine Cochter, aber er gab, kindiſch und
hartnäckig um die Erfüllung ſeines Wunſches ſtreitend, nicht nach.
Frida war ratlos. Ihre Kraft war zertreten, ihre Nerven er=
ſchlafft
. Sie konnte nicht mehr. Sie haßte den alten Mann, der
doch ihr Vater war, der ſchuldlos war, ſie ſagte es ſich ſelbſt,
aber ſie mußte einen Ausweg finden, ſie konnte nicht mehr.
Nicht wegen des Crugs, den ſie ihm vormachte, nein, aber
ſie fühlte, wie die aufrechterhaltene Lüge mächtiger war als ihre
Liebe und ihr Gefühl verdarb. Ein Dämon hatte ſie gepackt und
ließ nicht los. Sie mußte ſich befreien.
Und plötzlich ſchrie ſie den Alten an: Weißt du, daß alles
nichts iſt? kein Geld, kein Wert nur Papier, nichts wie Luft
wie Schatten! Verſtehſt du de Und ſie zeigte ihm die Scheine
Die Sahl, die hier ſteht, iſt nicht das, was ſie dir ſagt, verſtehſt du?
Nein, der Alte verſtand nicht. Und ſie redete auf ihn ein, er=

klärend, flehend, bittend. Laß uns leben wie früherl ſchrie ſie und
vergaß, daß ſie zu einem Verblödeten redete.
Die zerknitterten Scheine, welche die Cochter ihrem Vater
gezeigt hatte, lagen auf dem Ciſch, wie bösartige Ciere kamen
ſie Frida vor.
Friedrich Lauſch betrachtete das Papiergeld und dann ſein
Kind, und es war ein Neſt Klarheit in ihm, er ſchaute auf ein=
mal
tiefer, er erkannte, daß ſein Kind litt, weil dieſes Geld da
war. Er ſchüttelte den Kopf, es war, als ob ein Faden im Gehege
ſeiner Gedanken nach einem Knoten ſuchte, um ſich mit etwas
Neuem zu verbinden.
Sein Blick ſenkte ſich nun ganz über Fridas tränenüber=
ſtrömtes
Antlitz, und es kam eine überirdiſche Güte in ſein Ge=
ſicht
. Geld machte Frida unglücklich: ſoviel begriff er. Sie ſoll aber
glücklich ſein dieſe Folgerung brachte ſein Verſtand noch auf.
Mehr faßte er nicht, aber das genügte. Sittrig griff er in ſeine
Caſche und holte das von Frida gehaßte Papier heraus. Es
waren neue und alte Geldſcheine, manche ſchon verfallen. Dann
wankte er zum Ofen, den Blick nicht von ſeiner Cochter laſſend,
und warf die Fetzen hinein.
Frida ſah ihn an. Sie folgte ſeinem Cun mit ungläubigem er=
ſchrecktem
Staunen. Lauſch aber lächelte immer noch. Sein Ge=
ſicht
behielt dieſen friedſamen Ausdruck, es entſpannte ſich ganz,
und während er ſich von dem Ofen abwandte und ſeiner Cochter
zunickte, ſchien er entrückt und verklärt.
Von dem Cage an wurde kein Wort über Geld mehr ge=
ſprochen
, aber nicht lange Seit danach legte er ſich aufs Kranken=
bett
, und bald wurde der Schleier, der zwiſchen ſeinem Verſtand
und den Dingen der Welt lag, ganz dicht. Eines Morgens machte
ſich Friedrich Lauſch davon, in ein Land, in welchem weder Sahl
noch Sinn verwirrt iſt.

[ ][  ][ ]

Ein Interview mit Götz von
Berlichingen.

Von Billie Wilder.

Dieſes Geſpräch, in einem erſtklaſſigen Wiener Hotel ge=
führt
, iſt weder ein Aprilſcherz, noch die Ausgeburt der Phan=
taſie
eines Neporters, der verſehentlich Schnaps gefrühſtückt hat,
ſtatt Blümchenkaffee.
Nach dieſen Seſtſtellungen, die ſämtlich unter Eid geſtellt
werden können, beeile ich mich noch zu bemerken:
Jene Leſer, die durch den Namen dieſes Nitters im Citel
ſtutzig wurden und äſthetiſche Konflikte befürchten, ſeien a priori
beruhigt.
Ebenſo ſeien auch jene Leſer, die hinter dieſem Interview
Gott weiß was erwarten und auf Gott weiß was lauern, vor
dem Leſen vorzeitig gewarnt.
Ich erwachte, es war gerade drei Uhr nachmittags. Eine
Seitungsnotiz, die mir im Morgenblatt auffiel, kreuzte das
Dilemma, das mich eifrig beſchäftigte: ſoll ich ins Kino oder zur
Billardpartie ins Café?
Was die Seitungsnotiz anbelangt, ſo lqutete die ſo:
Perſonalnachricht. Wien, 7. April. Hier iſt eingetroffen:
Götz, Freiherr von Berlichingen, Sideikommißherr auf Jagſt=
hauſen
. Hotel Sſterreichiſcher Hof.
Ich rieb mir die Augen, lachte dünn auf, dachte an einen
vergeßlichen Setzer, der irrtümlicherweiſe die Witzecke unter
Cagesneuigkeiten placiert hatte, und wollte mich ſchon fürs Kino
fertigmachen.
Aber die Sache mit Götz von Berlichingen ließ mir keine
Nuhe. Ich telephonierte an die Redaktion der Seitung.

Ich möchte gerne wiſſen, od das mit Götz von Berſichigen
auf Wahrheit beruht?
Wie bitte? piepſte die Celephoniſtin.
. . ob das mit Götz von Berlichingen auf Wahrheit be=
ruht
?
... mit wem , mit ...
Götz von Berlichingen!!! ſchrie ich, genau buchſtabierend,
in die Muſchel, hörte aber nur noch ein Pfui, Sie unver=
ſchämter
Menſch!, dann wurde die Verbindung unterbrochen.
Hm, dachte ich, während ich mir beim Naſieren dreimal in
die Wange ſchnitt, die Angelegenheit wird immer komplizierter.
Als ich dann das Hotel Oeſterreichiſcher Hof telephoniſch zu be=
fragen
verſuchte, ob, wieſo, wielange und wozu ein Herr von
Berlichingen ſich hierorts aufhalte, bekam ich vom Portier zu
hören: Ja, ſagen Sie mal, wofür halten Sie denn eigentlich
ein anſtändiges Hotel? Dieſe ordinären Gäſte können Sie viel=
leicht
in der Vorſtadt ſuchen, aber nicht bei uns, verſtanden?
Für mich gab es kein Halten mehr. Ich machte mich auf den
Weg, die Sache mit Berlichingen gründlich zu recherchieren. Ich
ging zur Seitung. Man ſagte mir, alles beruhe auf Wahrheit.
Ich berief mich auf das Geſpräch mit dem Fräulein und mit dem
Hotelportier. Man hieß den Portier einen dummgeborenen Irren
und die Celephoniſtin eine ſchwerhörige Gans.
Dieſe Eröffnungen genügten mir vorderhand.
Ich lief in das Hotel Oeſterreichiſcher Hof. Es war vier
Uhr nachmittags. Der Cagportier mußte, ſolches erfuhr ich,
plötzlich nach Hauſe, ſeine Frau hatte Swillinge in die Welt ge=
ſetzt
. Der Nachtportier machte alſo zum zweitenmal Dienſt. Als
ich ankam, döſte er gerade in ſeiner Loge.
Ich möchte den Freiherrn Götz von Berlichingen ſprechen!
Wen?
Götz von Berlichingen!
Der Nachtportier ſah mich wie ein Naubtier durch die
ſchlaffeuchten Lider an. Er knurrte: Wenn Sie das noch einmal
ſagen, hau ich Ihnen eine runter, daß Sie vergeſſen, wann Sie
geboren ſind!
Derlei Gedächtnisſtörungen können wohl recht peinlich ſein.
Ich verſuchte indes, dem Mann zu erklären, mein Geburtsjahr
ſei eine abſolut gerade, mnemotechniſch ſpielend zu behaltende
Siffer, der ein Klaps auf die Schädeldecke wenig anhaben kann.
Er hingegen meinte
Wir einigten uns ſchließlich auf ein gutes Crinkgeld. Er Jah
im Fremdenbuch nach. Und .. . es wohnte tatſächlich Götz von
Berlichingen in dieſem Hotel. Ich gab dem Pagen die Viſiten=
karte
und ſtand wartend in der Halle, indes der Boy oben, in
Berlichingens Simmer, für meine Audienz plädierte.
Der Page kam. Wenn es den Herrn nicht ſtört, daß Frei=
her
noch im Bett liegen, dann läßt er bitten!

Der Aufzug trug mich empor. In wenigen Sekunden ſoll ich
dem Nitter mit der Eiſernen Fauſt gegenübertreten! Oſt das ein
Irrſinniger? Oder hat Götz von Berlichingen das Geheimnn
der ewigen Jugend erfahren und lebt, wie ein Siſch ſo froh?
Oh, ich bekam ſogar ein bißchen Angſt, als wir uns ſo Stoct
um Stock, Schritt um Schritt dem Simmer 156 näherten, wo der
Freiherr wohnte. Ich ſah mächtige mittelalterliche Gemächen,
mit Speeren und Helmen an den getäfelten Wänden, zottig /
Bärenfelle lagen auf der Erde, in den Ecken glitzernde Nüſtungen
übergoſſen von einer Sonne, die ſchräg durch meterhohe gotiſch=
Senſter in den Naum fiel. Und auf einem breiten Lager ſah ich
einen Necken, daß es mir naßkalt den Nücken entlang lief. Seinn
Rechte ſteckte in einem ſtählernen Handſchuh und machte meinn
Knie erzittern..
Herrein! ſang eine dünne Stimme von innen.
Ich trat ein.
Es war ein Hotelzimmer, und noch dazu ein höchſt ſchema-
tiſches
Hentralheizung, Kalt= und Warmwaſſer.
Im Bett lag ein Mann, deſſen roſafarbenes Pyjama ſeim
Geſicht noch ſchmäler und noch blaſſer erſcheinen ließ. Er trug
ſchwarze Hornbrille und ſah eher wie Harold Lloyd, denn wie
Götz von Berlichingen aus.
Ich ſtellte mich vor. Drückte mein Erſtaunen aus.
Nehmen Sie ruhig Platz. Entſchuldigen Sie mich, daß ich=
im
Bett liege, ich ſchlafe aber ſehr gerne. Sie ſind ganz rechtl
hier. Ich bin der, für den Sie mich halten! Götz von Berlichingen-
Nämlich: ein Nachkomme des großen Götz von Berlichingen.
Wir leben auf Jagſthauſen, auf unſerer alten, hiſtoriſchen Burg.
Crinken Sie Martini Coctail, oder ziehen Sie franzöſiſchen
Kognak vor? Darf ich einſchenken? So, hier ſind Sigaretten.
Ach, das iſt unangenehm, dieſer Name. Wiſſen Sie,
daß ich achtundvierzig Stunden auf der Polizei verbringen mußte.
Die Herren dachten, ich wollte ſie verulken, als ich mich in den
Meldeſchein einſchrieb. Ich ſaß, bis der Geſandte intervenierte.
Peinlich wird erſt die Sache in Damengeſellſchaft werden.
Und ich weiß nicht, wie wir eigentlich dazu kommen, uns dieſe
Verleumdung gefallen zu laſſen. Ganz recht, wir ſind
mehrere, drei Brüder. Der Vater iſt im Krieg gefallen. Ich bin
Landwirt und fahre im Moment kreuz und quer durch Europa
ſpazieren. Bin jetzt genau vierundzwanzig Jahre alt.
Ja, ſo lernte ich Götz von Berlichingen kennen. Wir ſchloſſen
ſogar Sreundſchaft, ſprachen indes wenig von Geſchichte. Götz
erklärte mir vielmehr die Farbenkombinationen der neuen Pariſer
Frühjahrskrawatten. Dann pfiff er mir das neue Chanſon der
Joſephine Baker vor. Und wir tranken Martini Coctail dazu=
Ja, ſo iſt der junge Götz von Berlichingen.
Um 5 Uhr geht er tagtäglich ins Briſtol zum Cee.
Wenn das der Alte wüßte!

iin
Partie Nr. 52.
Geſpielt am 23. Mai 1928 in der 9. Runde des internationalen
Meiſterturniers in Trentſchin=Teplitz.
Abgelehntes Damengambit.
Beiß:
Schwarz:
Weiß:
Schwarz:
Réti
Spielmann
18.
Le7t8.
8g8t8.
1. d2d4
um den 8 abzutauſchen und ſo ſein Ein=
2. 6994
e76
dringen nach 17 zu verhindem. Auf 18.

8. 8b1o8
4. Lo1gb
5. 623
6. a9a3
7. 8g118

4745
8b8d7
(f8
Li8e7
60

8. Dd1c2 die hier gewählte Auf=
ſtellung
Da2 nebſt Td1, welche dadurch
ermöglicht iſt, daß Schwarz frühzeitig (in
der Hoffnung auf die Cambridge=Springs=
Bariante) o7e6 zog, iſt ſtärker als die
ſonſt übliche Te1 nebſt Des, da der Turm
auf 41 der Befreiung des ſchwarzen Spiels
durch a6 oder e5 ſtärker ent=
gegenwirkt
.
8...."
27a 6
9. Ta1-ä1
Ti8e8
10. 17148
h7h8
11. Lg6h4
d5ke4

g8 folgt 19. 5 g: 15 20 D: 15 g k5 21.
D:15 und gewinnt.
19. 1415
Lf6Xe5
20. L.g3 Xe5 Bon allem Angriff ab=
geſehen
, droht Weiß nun mit 21. Ld6
nebſt eventuellem Le5 auch poſitionelle
Uberlegenheit zu erlangen.
20.".
Da5d8
21. 158e6
k78e8
Auf 21. 8: folgt 22. N: k7 K: f7
23. Df5 +Kg8 24. L: 66 +Kh8 25. Dg6.
22. Dk18184!
Ta8xt8
Auf 22. K: k8 entſcheidet 23. Dh7 Dd7
24. L: g741
23. La 2Xe6 *
Kg8h8
24. Le6a21 Der feinſte Zug des
Angriffs. Auf ſofortiges 24. Dg6 würde
Schwarz ſich mit 24. .. Tk6 notdürf=
12. Ld38o4 In der berühmten Par= tig verteidigen, da das Endſpiel nach 25.
tie Grünfeld Alſechin (Karlsbad 1923) L: k8 D: 16 26. D: k6 g: k8 trotz des

war die gleiche Stellung erreicht mit dem Bauernplus ſehr ſchwierig iſt, einerſeits
unſcheinbaren, aber weſentlichen Unter= wegen des ſchwarzen übergewichtes am
ſchied, daß der weiße Damenturm nicht Damenflügel, andererſeits, weil es keine
auf 41. ſondern auf a1 ſtand. Aljechin, offene Turmlinie gibt. Mit dem Textzuge
ſetzte darnach mit 12. b5 13. La2 droht 25, Lb1. Deckt Schwarz nun mit
Lb7 12 00 o5 vorteilhaft fort. Da a5 Le8, um T.75 zu ſpielen, ſo entſcheidet
bei der Stellung des Turmes auf 41 aber jetzt 26. Dg6, da nach T: 16 27. I: 16
nicht angeht, iſt hier dieſes ganze Gegen= Di k6 28. De8+r zum Matt führt:
ſpiel unmöglich. Spielmann ſucht daher 24.
Dd8g5
ein anderes Gegenſpiel zu erlangen, wel= Um nach 25. Lb1 Kg8 den Bg7 gebeckt
ches wieder auf der durch T41 ſtatt Tek, zu halten. Länger konnte Schwarz ſich mit
ſchwächer gedeckten Stellung des Sas be= Rückgabe der Qualität 24. .. . Tk6 hal=
ruht
. es zeigt ſich jedoch bald, daß der ten. Weiß hat jedoch auch dann mit 25.

Aus Franz Schuberts Werken.
1. S. o...
2. A . S . . 3. Bo.
. 5D.. F. . . . . . . . . . . . . 6. A
L ... 8. D . . E. .o . . . . . . 9. R..
W
.. 11. H......."

15. W

13. D.

W

O..
20. M.

18. 4

25 D

23. D.
8..

O
N.

M

.. O
16. N.
19. S
21. N..
....O
O..

14. D

... 4.
Mo...
.
12. B
. B
n. 5

7. D
10. D
O.

..
.. O..
24. 0.
26. W..

k.
22. S
.. 4.
O.

W

go.
27. 1.

weiße Angriff am Königsflügel überwie=
gend
wird.
Sf6d5
12....
13. Lh4g3!
Da8a5
14. 00!
8d58o3
15. b9803
b7b5
Ba3 iſt offenbar wegen 16. Ta1 auf kei=
ne
Art zu nehmen.
8d7f8
16. L04a2
Der 8 iſt zum Schutze der Königsſtellung
auf 18 nbtig.

Lb1 Dg8 26. L.: 16 g: 16 27aTk1 eine
leicht gewonnene Partie, da er nicht nur
einen B mehr, ſonder auch noch ſtarken
Angriff behält.
25. La 2b1
Eh8g8
26. Dc2h7+
Kg8f7
27. Le5Xg 7! Nun geſt es zu Ende.
g7.
Dg5Ke3+
28. Kg1h1
De3e2
29, L.81654
Kk7e6
30. bh7g6+ Keß-e7
Ba3 iſt noch immer wegen 17. Ta1 nicht Auf andere Königszüge folgt ebenfalls 31.

zu ſchlagen, z. B. 16. .. . D:a3 17. Ta1 Dd6F.
Lt6 18. Lb1 D:a1 19. Dh74Kf8 20. z1. Dg8d64 Aufgegeben, denn auf
Ld8 4 nebſt folgendem Matt.
31. . . . Ko8 folgt 32. L.g6+Tf7 33. L:
17. 8138
Lo807
17+ K: f7 34. D16+FKe8 33. De6-
18. 12f41 Beginn des entſcheiden= nebſt Damengewinn.
den Angriffs.

An Stelle der Punkte ſind Buchſtaben zu ſetzen, ſo daß die Titel
von 27 Tonſchöpfungen Franz Schuberts entſtehen, die aus den unten=
ſtehenden
Silben gebildet werden können. Zur Erleichterung der Auf=
löſung
ſind die Anfangsbuchſtaben der Wörter oben bereits angegeben.
Die auf die fettgedruckten Punkte fallenden Buchſtaben nennen dann
wieder ein Lied von Schubert.
aaa all am am be be bend ber chen das das de de de der der der
des die die die die die ent er erl fe fern fers fi fo ge ge geiſt grüßt
hei hel har, kla , la laf lau le le le le lein len lie lied, ma macht
mäd mee mee mir mül mun nacht nacht nacht ne nen nig o re rei rel
rer res ri rin ro rös rus ſa ſchä ſcher ſchön ſe ſee ſehn ſei ſen ſtil
ſtrom ſucht ten ter ter ve vi wal wan wei win win za za zau.
Au!
1. oa. e. 2. oa. e. 3. o a. e. 4. oa. e. 5. . a. e
6 oa. e. 1 o a. e. 8 ea. e. 9. oa.e.
10. o a.e 11. .a. e 12. oa. e.
An Stelle der Punkte ſind Buchſtaben zu ſetzen, ſo daß die wage=
rechten
Reihen Wörter von folgender Bedeutung enthalten:
1. Elektrizitätsleiter,
2. alte deutſche Krönungsſtadt,
3. Schulgerät,
4. Retationskörper,
5. Nahrungsmittel,
6. Befeſtigungsmittel,
7. Vergnügen,
8. Stadt in Württemberg,
9. Organ im menſchlichen Körper,
10. Teil der Gebäude,
11. Stein,
12. bewachſene Fläche.
Die auf die ſtarken Punkte fallenden Buchſtaben nennen einen un=
erfreulichen
Zuſtand.
zwei a, ein b, ein ch, zwei e, ein f, ein ff, drei g, ein j, drei k,
vier I, drei m, ſieben n, ein pf, zwei r, ein s, ein t, ein u, ein z.

Mtuch

3a, 1d, 6e, 2g, 1i, 1m, In, 1p, 2r. 28.
Obige 20 Buchſtaben ſchreibe man auf die 20 Punkte, ſo daß die
5 Balken folgende Fragen beantworten: 12 Welche Stadt liegt an
der Save? 23 Wer verhalf dem Jaſon zum Goldenen Plies?
34 Wie heißt meine Schwägerin? 45 Welche Waffe iſt heute nicht
mehr gebräuchlich? 51 Welche Stadt liegt an der Elbe?
Die Mittelbuchſtaben, richtig abgeleſen, ſagen, was Silber iſt.
Carl Deubel.

Auflöſung der Rätſel aus Nr. 29:
Magiſche Quadrate.

(Anmerkungen vom Sieger in der Münchener Zeitung.)
Druck u. Verlan: L. C. Wittich ſche Hofbuchdruckersi., Rheinſtr. B. Verant wortlich f. d. Redaktion: Dr. 6. Nette. Fernſpr. 1. B89.B94. Alle Recht=

B O A14 R A N I I. 0 H R R U M I N 0 2 B Dn A I. T L O T E I S R 4 A U F I D A. 4. S T U T S A N A T EI F E E M. * A. S A A. G A E E. M. T A G E

bundstage.
Figuren=Rätſel.
Auflöſung: 1. Million, 2. Utrecht, 3. Ludwig, 4. Ton, 5. Jno=
6. Pille, 7. Lilie, 8. Ida, 9. Zar, 10. Jſegrim, 11. Eisbahn, 12. Mie=
13. Eva, 14. Nebel multiplizieren.

vorkbshalten. Nachdruck derb. Kliſchees: F. Herußmamn, alle in Dernt 44.

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[ ][  ][ ]

Der Kampf um die künftige

Arbeitszeit der Hausgehilfen.
Smm Referentenentwurf eines Geſetzes über die Beſchäftigung
in der Hauswirtſchaft.
Von Prof. Dr. Karl Koehne.
Schon Hans Sachs, der berühmte Schuhmacher und Poet,
bs zeichnet 1555 in einem Gedicht Klag dreier Frauen über die
Husmägd es als allgemeinen Brauch, daß wenn eine Frau
ſamſt nichts weiß zu ſagen, ſie von den Fehlern ihrer Dienſt=
di
ten erzählt, und daß die Dienſtboten ebenſo über ihre Haus=
ruen
klagen. Jetzt ſollte aber das bei allen Herren ſonſt ſo
urbeliebte Dienſtbotenthema auch bei den männlichen Mitgliedern
des Bürgerſtandes lebhaftes Intereſſe erwecken, ſind doch die
nreiſten durch ihren Beruf zu ſehr in Anſpruch genommen, um
rre Simmer ſelbſt reinigen und ihr Eſſen ſelbſt zubereiten oder
zu. jeder Mahlzeit ein Gaſthaus aufſuchen zu können! Daher iſt
ei auch für ſie perſönlich von Belang, daß nicht verkehrte Maß=
nlrhmen
der Geſetzgebung das Necht der Hausgehilfen ſo regeln,
Nu-ß künftig nur noch die Neichſten ſich dienende Kräfte zu häus=
ſichen
Arbeiten zu halten vermögen.
Eine der ſchwierigſten Fragen bei der geſetzlichen Regelung
da s Nechts der Hausgehilfen bildet das Problem, inwieweit ſie
ſn die Freiheit der Parteien bezüglich der Sahl und der Vertei=
ſung
der Stunden eingreifen ſoll, in denen Arbeitnehmer jener
2mrt täglich beſchäftigt werden dürfen. Denn bezüglich dieſer
Seite des hauswirtſchaftlichen Arbeitsvertrages werden außer=
oi
dentlich verſchiedene Vorſchläge in Initiativanträgen von
Reichstagsmitgliedern, in Entwürfen des Neichsarbeitsmini=
ſtu
riums ſowie von den Vereinen der Hausfrauen und ſolchen der
Hrausangeſtellten mit großem Eifer vertreten.
Im Neichstage wurde 1920 von ſozialdemokratiſchen Abge=
oßdneten
für die Hausgehilfen der Achtſtundentag gefor=
dart
. Dagegen verlangen die Geſellſchaft für Sozialreform, der
dar Sozialdemokratie nahe ſtehende freigewerkſchaftliche Sen=
imalverband
der Hausangeſtellten und auch der den chriſtlichen
Sewerkſchaften angehörende Neichsverband weiblicher Haus=
an
=geſtellten nur den zehnſtündigen Arbeitstag. So will
mrm hier ſchematiſch die Arbeitszeit wie bei den gewerblichen
Arbeitern begrenzen, die grundſätzlich den Achrſrundentag, zur
S eit aber, infolge der vielen Ausnahmen, tatſächlich meiſt einen
ſeonſtündigen Arbeitstag haben. In Vorſchlägen ſolcher Art
wrd aber auf die Verſchiedenheit der Beſchäftigung der Arbeit=
uchmer
in der Hauswirtſchaft von der im Gewerbe kei=
uarlei
Nückſicht genommen. Abgeſehen davon, daß bei den Haus=
z
=hilfen die Seitverſäumniſſe fortfallen, die bei den Arbeitern
ußd Handlungsgehilfen durch den Weg zu und von der Arbeits=
tit
tte entſtehen, ſind auch viele Arbeiten, wie z. B. das Einholen
der Lebensmittel durch die Köchin, das Spazierengehen mit einem
zut erzogenen Kinde durchaus nicht ſo anſtrengend wie die
Lätigkeit in der Fabrik oder im Büro.
Deshalb wird vielfach verlangt, daß man nur eine Mindeſt=
nbhezeit
geſetzlich feſtlegen ſolle, z. B. beſchloß der Sozialpoli=
juhe
Ausſchuß des Vorläufigen Neichswirtſchaftsrats folgende
Vorſchrift: Dem Hausgehilfen iſt eine ununterbrochene
gliche Nuhezeit von 11 Stunden zu gewähren. Wohl
vrärde durch ſolche Beſtimmungen das vielfach von den Vertre=
ern
der Hausbedienſteten verlangte Necht auf ungeſtörte Nacht=
rucbe
, ſowie auf die zur Inſtandhaltung der eigenen Kleidung, zum
Eriefſrhreiben und dergleichen nötige Seit geſichert ſein. Indeſſen
würde auf jene Welſe auch eine geſundheitswidrige Ausbeutung
ſer Hausgehilfen gewiſſermaßen ggetzlich zugelaſſen werden, wenn
hmen in der Arbeitszeit nicht genügend Pauſen, ja, wie es
faregentlich vorkommt, nicht einmal ſolche zum ruhigen Verzehren
ſer Hauptmahlzeit gelaſſen werden. Soll aber außerdem durch
= ununterbrochene tägliche Nuhezeit von 11 Stunden die
Ruroline, welche die Betreuung eines einjährigen Kindes über=
tannmen
hat, 11 Stunden lang jede Dienſtleiſtung ablehnen können
inſd ein anderes Mädchen ſich für nicht verpflichtet erklären dür=
en
, telephoniſche Anfragen zu beantworten oder beim Klingeln
u: Entreetür zu öffnen?
Dieſelben Schwierigkeiten würden entſtehen, wenn, einem
urzeit noch dem Reichsrate vorliegenden Entwurfe des Reichs=
eneitsminiſteriums
von 1921 entſprechend, den Hausgehilfen das
Recht verliehen würde, ſich regelmäßig täglich höchſtens drei=
eſen
zuſammenhängende Stunden zur Arbeit bereit zu halten.
Deerſelbe Entwurf könnte aber noch größere Mängel hervor=
uFen
; denn er will auch den Landesbehörden die Befugnis ver=
ewen
, bezüglich der dreizehn zuſammenhängenden Stunden der
A4 beitsbereitſchaft die Seit des früheſten oder ſpäteſten Be=
iurns
feſtzuſtellen.

Der zeitgemäße Haushalt.

Bade= Schwimm= und Turnanzüge ſach=
eimäß
zu waſchen. Alle dieſe Sportanzüge bedürfen zeit=
välig
einer gründlichen Reinigung, um Schweiß und Staub aus
en zu entfernen, die durch Ausſchwenken in kaltem Waſſer
Uein ſich keineswegs daraus gründlich beſeitigen laſſen. Zum
Zuſchen derſelben bereite man ſich ein handwarmes fettes Seifen=
aſe
von Perſil, zu dem man auf einen Eimer Waſſer fünf =
öſFel
voll, kalt verquirlt, verwendet. Darin gut Stück für Stück
urchgewaſchen, werden die Anzüge mehrmals in heißem und
übetzt in kaltem Waſſer Waſſer geſpült, um auch die geringſten
Zesfenſpuren zu entfernen. Farbige und weiße Sportanzüge
tſſen je nach Art für ſich behandelt werden, damit bei unech=
en
Farben durch Auslaufen derſelben nicht das eine oder
noere Stück im Ausſehen verdorben wird. Ein Plätten der
Insüge iſt nicht nötig, da dieſe beim Tragen auf dem Körper
ch von ſelbſt glätten. Sonnen= und Luftbadeanzüge ſollte man
ach jedem Gebrauch auf obige Weiſe reinigen, da ſie bekanntlich
wieſen Bädern beſonders viel Schweiß auffaugen und manch=
tal
ſehr raſch einen üblen Geruch erhalten, wenn ſie nicht
ewaſchen werden.
Wie konſerviert man Wald= und Garten=
robeeren
, daß ihr Aroma erhalten bleibt? Da
ie zarten Wald= und Gartenerdbeeren durch Steriliſieren im
ſa ſſerbad ihre Farbe einbüßen und auch das Aroma leicht einen
itteren Geſchmack erhält, der ſich durch die den Beeren anhaf=
enden
kleinen Samenkerne entwickelt, ſo möchte ich folgendes
derfahren zum Konſervieren von Erdbeeren empfehlen, das ſeit
jahren erprobt wurde: Es iſt das ſogen. Sonnen=Verfahren
ſaru werden die reifen, gut verleſenen und durch leichtes Ueber=
rauſen
mit kaltem Waſſer gereinigten Walderdbeeren nach dem
lberopfen auf einem Durchſchlag mit Einmachzucker (auch
vuſt= und Lompenzucker genannt) vermiſcht. Und zwar rechnet
tan auf 1 Pfund Früchte 200 Gramm Zucker, mit dem man ſie
ut verdeckt 12 Stunden ſtehen läßt. Inzwiſchen ſchwefelt man
zbergewaſchene Gläſer, die man mit der Oeffnung nach unten
uſ ein feuchtes, ſauberes Tuch oder noch beſſer ſterile, keimfreie
Battte ſtellt und füllt nun Glas für Glas mit den eingezuckerten

Auch gegen dieſe Art der Negelung ſind viele wohlbegründete
Einwände erhoben worden. Fehlt doch vielen Haushaltsvorſtän=
den
, z. B. Arzten, Journaliſten, beſchäftigten Nechtsanwälten
häufig die Möglichkeit, die Stunde ihrer Mahlzeiten, auch des
Abendeſſens, im Voraus zu beſtimmen. Wenn zu ſolchem Haus=
ſtande
ſchulpflichtige Kinder gehören, muß die Arbeitsbereit=
ſchaft
ſchon um 6½ Uhr morgens beginnen. Soll ſie dann ſchon
um 7½ Uhr abends unter allen Umſtänden aufhören?
Nur ein neuerdings vom Neichsarbeitsminiſter veröffent=
lichter
Neferentenentwurf hat den richtigen Weg zur
Löſung aller Schwierigkeiten gefunden. Er ſchlägt weder eine
ſtundenmäßig begrenzte Arbeitszeit, noch eine ſtundenmäßig be=
grenzte
Arbeitsbereitſchaftszeit vor, ſondern gewährt den Haus=
gehilfen
neunſtündige Nachtruhe, aber unter Sulaſſung
von Ausnahmen; auch für dieſe Ausnahmen wird jedoch
durch eine beſondere Beſtimmung Überarbeitung ver=
hütet
. Jener Entwurf ſagt nämlich in 8 16:
Dem Arbeitnehmer iſt eine mindeſtens neunſtündige unun=
terbrochene
Nachtruhe zu gewähren, deren Beginn von vorn=
herein
feſtſtehen muß. Die Nachtruhe darf nur in beſonderen
Ausnahmefällen gekürzt werden. In dieſen Fallen iſt die Kür=
zung
, ſofern ſie nicht ganz geringfügig iſt, durch Verlängerung
der Nachtruhe oder durch Gewährung ſonſtiger Nuhezeit in den
nächſten Cagen auszugleichen. Kann die ununterbrochene Nacht=
ruhe
nach der Art der übernommenen Obliegenheiten, insbeſon=
dere
bei Kinder= oder Krankenpflege nicht gewährt werden, ſo iſt
eine entſprechende Nuhezeit am Cage zu gewähren.
So ſehr dieſe Löſung der erwähnten ſchwierigen Frage auch
allgemeine Anerkennung verdient, ſo werden doch im Reichstag
Sozialiſten und Kommuniſten wieder den achtſtündigen Arbeits=
tag
auch für die Hausgehilfen beantragen. Wie es ſchon im
Vorläufigen Reichswirtſchaftsrat geſchah, wird denjenigen, die
auf die üblen Folgen ſolcher Vorſchläge hinwieſen, entgegnet
werden, daß ja die Hausfrau das Abendeſſen ſelbſt bereiten
könne. Als ob es nicht auch hausfrauenloſe Hausſtände von
Junggeſellen und Witwern gäbe und heute auch zahlreiche Haus=
frauen
außerhalb des Hauſes beruflich beſchäftigt ſind. Noch
unberechtigter iſt der Einwand gegen derartige Vorſchläge, daß
der Hausherr oder die Hausfrau, ehe ſie aus der Berufsarbeit
in ihre Wohnung zurückkehren, die Möglichkeit haben, ihr
Abendeſſen in einem Gaſthauſe zu verzehren. Denn dann
würde eine geſetzliche Vorſchrift ſtörend auf die Erhaltung des
Samilienlebens wirken und zugleich zahlreiche Hausangeſtellten
dem Heere der Arbeitsloſen zuführen. Wird doch, wenn die
Arbeitszeit durch die Geſetzgebung in falſcher Weiſe eingeſchränkt
wird, ſo manche Familie auf fremde Hilfe im Haushalt ganz
verzichten müſſen oder höchſtens Haushaltsarbeiter beſchäf=
tigen
, nämlich Perſonen, die regelmäßig bei mehreren Arbeit=
gebern
häusliche Dienſte verrichten, wie Neinemache- und Auf=
wartefrauen
!
Ganz beſonders würden aber viele Familien, wie es in
Amerika üblich iſt, ihre Mahlzeiten, ſelbſt das Frühſtück, mit
fremden Perſonen in Speiſehäuſern oder in Familienhotels ein=
nehmen
, ſo daß ihr Heim zur bloßen Schlafſtelle herabgewürdigt
wird. In dieſer Hinſicht kommt auch als beſonders ſchädlich in
Betracht, daß ſowohl Speiſehäuſer wie Samilienhotels ſehr un=
gern
Familien mit Kindern aufnehmen, da die meiſten Beſucher
den Lärm fremder Kinder ſcheuen. Sicher hat der Staat die
Pflicht, eine derartige Entwicklung zu bekämpfen und ſie
vor allem nicht durch geſetzliche Maßnahmen zu fördern.
Allerdings werden ſolche Erwägungen die Parteien nicht
von törichten Anträgen abhalten, welche von dem Schlagwort
des Achtſtundentages und der Irrlehre verblendet, daß alle
Arbeitnehmer als Proletarier gleiche Intereſſen haben, auch den
Hausgehilfen nur eine beſtimmte Arbeitszeit geſtatten wollen.
Gegen ſolche ſchädlichen Geſetzesvorſchläge ſowie einige andere
dem Neferentenentwurfe, der die praktiſchen Verhältniſſe vor=
züglich
berückſichtigt, widerſprechende Anträge, ſollten alle Par=
teien
gemeinſam Widerſtand leiſten, die, ungehemmt durch falſche
Cheorien, einen gerechten Ausgleich zwiſchen den am hauswirt=
ſchaftlichen
Arbeitsvertrage beteiligten Perſonen herbeiführen
wollen.

Ueber Eheberatungsſtellen
ſchreibt uns Dr. Iſa Koch=Nichter die Leiterin der Ham=
burger
Vertrauensſtelle für Verlobte und Verheiratete:
Wir ſollen davon ausgehen, daß die Ehe ein Geſamt=
begriff
iſt, und daß etwaige drohende oder ſchon vorhandene
Schäden nur in Erkenntnis der Geſamtſtruktur der Ehe zu be=
heben
ſind. Daher zeigen die Berichte der ärztlichen Eheberater

durchweg, daß dieſe weit mehr zu leiſten hatten, als lediglich
mediziniſche Aufklärung. Vielmehr ſtellte ihre Cätigkeit in jeder
Beziehung Anforderungen allgemeiner ſozialer Art.
Nord=Amerika iſt uns mit einem Beiſpiel vorangegangen:
Es hat ſeit einigen Jahren Büros für häusliche Angelegen=
heiten
, die ſich regen Suſpruchs erfreuen. Die Arbeit, die dort
geleiſtet wird, hat auch ſchon eine wiſſenſchaftliche Grundlage be=
kommen
durch die Errichtung eines Lehrſtuhls für Ehekunde an
der Univerſität Boſton. Natürlich iſt das, was das merkantile
Amerika ſelbſt in Fragen der Ehe unternimmt, nicht durchaus
geeignet, auch die deutſche Gemütsart zu befriedigen; doch war
die Meldung der neuen Einrichtung gewiß ein guter Anſtoß
dafür, daß auch wir einen ähnlichen Verſuch machten, und das
geſchah in Hamburg, organiſch aus der Arbeit der öffentlichen
Nechtsauskunft= und Güteſtelle heraus. Es hatte ſich da ganz
von ſelbſt eine Art Sonderabteilung für Ehe= und familienrecht-
liche
Dinge gebildet. Oft trat das Juriſtiſche faſt ganz in den
Hintergrund. Die Beratung war vertrauliche Ausſprache, das
Begehren war Bitte um Gehör, Erſuchen um ſchlichtendes Klar=
ſtellen
. Die Menſchen kamen aus allen Kreiſen, obwohl die
Nechtsauskunftſtelle nur dem Minderbemittelten offen ſtehen
ſollte. Es mußte eine Form gefunden werden, die das offenſicht=
liche
Bedürfnis erfüllen konnte. Das Moment des Vertrauens
mußte die zu leiſtende Arbeit richtunggebend betonen. Es ſchien
am beſten im privaten Nahmen geſichert. Und ſo fanden ſich
Männer und Frauen jeder Berufsart in dieſem Arbeitsziel zu=
ſammen
, deſſen Inhalt in Nichtlinien feſtgelegt wurde in folgen=
dem
Wortlaut:
1. Die Vertrauensſtelle iſt eine private, gemeinnützige Ein=
richtung
ohne politiſche oder religiöſe Einſtellung.
2. Sie macht es ſich zur Aufgabe: Vor der Eheſchließung
auf die rechtlichen, geſundheitlichen und ſozial=ethiſchen
Probleme der Ehe aufmerkſam zu machen.
Bei Beſtehen der Ehe durch die Möglichkeit
vertraulicher Ausſprache auftretende Schwierigkeiten zu
klären und gegebenenfalls zu ſchlichten, bei Serwürfniſſen
auf eine Verſöhnung oder in würdiger Weiſe herbeigeführte
Crennung der Eheleute hinzuwirken, eine angemeſſene Ne=
gelung
der Unterhaltsfrage zu erſtreben, eine beſtmögliche
Fürſorge für die Kinder zu erreichen.
5. Die Vertrauensſtelle wird von einem Ausſchuß des Ham-
burgiſchen
Vereins der Freunde des Nechtsauskunftsweſens
und Güteverfahrens geleitet.
Sur Erfüllung ihrer Aufgaben werden Natgeber und
Schlichter beſtellt, die in feſtgeſetzten Sprechſtunden oder zu
beſonders vereinbarter Seit den Natſuchenden zur Ver=
fügung
ſtehen.
Die Natgeber und Schlichter arbeiten in enger Füh=
lungnahme
mit der Arzte= und Anwaltſchaft, mit der Geiſt=
lichkeit
und der öffentlichen und privaten Wohlfahrts=
einrichtung
. Eine ſachliche Beratung bemittelter Perſön=
lichkeiten
wird in allen denjenigen Fällen unterlaſſen, in
denen die betreffende Perſönlichkeit an einen Arzt oder
Anwalt gewieſen werden kann.
Die Beratung iſt vollkommen vertraulich und wird von
keinerlei Sahlung abhängig gemacht; auf Wunſch werden
keine Akten angelegt.
Im Laufe des erſten Arbeitsjahres konnten die ſpeziellen
örtlichen Erfahrungen in Hamburg durch den Beſuch einer
gleichen Einrichtung in London erweitert und bereichert werden.
Es klingt faſt romantiſch: In der City, der börſentüchtigſten
Nation, waltet ein alter, feiner Gentleman ſeit 35 Jahren des
verantwortungsvollen Amtes als Mittler ehelicher Parteien.
Er könne das Werk nicht allein vollbringen, ſagte er, er brauche
die Hilfe aller, denen Ehe und Samilie und vor allem das Kind
heilig wären. Er wäre glücklich, die Hilfe aller Art von Menſchen
zu haben. Er brachte vieles faſt wörtlich in ſeiner Sprache aus
dem oben wiedergegebenen Programm. Aber er hatte ein Großes
voraus: die Praxis und die Güte eines Menſchenalters.
Mehrere deutſche Städte machen Anfangsverſuche; hoffen
wir, daß die Arbeit durchgeführt werden kann im Sinne Hans
von Hattingbergs, der bedeutſam aufmuntert: ... darüber
hinaus kann einer dem andern durch die menſchliche Nähe hel=
fen
. . . . Dieſe Haltung des Verſtehens verlangt freilich vor
allem, daß man ſich ſelbſt verſteht, und das iſt manchem auch beim
beſten Willen nicht ohne die Weiſung möglich, die nur einer
geben kann, der genügenden Abſtand hat, ein rechter Freund
alſo, aber auch oft ein Dritter, den beſondere Lebenserfahrung
der beſondere Begabung und methodiſche Kenntniſſe urteils=
fähig
machen.

Erdbeeren (zum Einfüllen nur ſilberne Löffel verwenden), und
zwar fingerbreit vom Rande entfernt. Legt oben auf den Glas=
inhalt
ein in Rum getränktes Pergamentpapierblättchen und
verſchließt die Gläſer entweder mit Gummiring und Klammer
in gewohnter Weiſe oder verbindet ſie mit doppeltem Pergament=
papier
und ſetzt die Gläſer 23 Tage intenſiver Sonnen=
beſtrahlung
aus. Dieſe Art Konſerven halten ſich, kühl und
trocken ſowie froſtfrei aufbewahrt, bis zu einem Jahr tadellos,
und beim ſpäteren Genuß ſchmecken ſie wie friſche Früchte.
Wenn Gurkenſalat leichtverdaulich ſein ſoll.
Die vielfach übliche Manier, die Gurkenſcheiben mit Salz beſtreut
zum Durchziehen einige Zeit ſtehen zu laſſen und dann, vom
Saft ausgedrückt, mit den üblichen Ingredienzien zu Salat zu
bereiten, iſt nach neueſten Forſchungen der Ernährungshygieniker
grundfalſch. Der ausgepreßte Gurkenſaft trägt gerade zur Leicht=
verdaulichkeit
des Gurkenſalates weſentlich bei. Erſt mit Pfeffer
und Oel gemiſcht, wird der Eſſig und zuletzt das Salz darunter
gemiſcht.
Feine Kirſchſuppe. Dazu ſetzt man 1 Pfund ſchwarze
Süßkirſchen mit 341 Liter Waſſer, etwas Zitronenſchale und
wenig Zimt zum Kochen auf, bis die Kirſchen platzen. Die Hälfte
davon ſtellt man zu Kompott zurück und die andere verwendet
man als Suppeneinlage. Dann bindet man die Suppe mit wenig
Kartoffelmehl, ſüßt mit 2 Eßlöffeln Süßſtofflöſung, ſchmeckt mit
1 Meſſerſpitze Salz, 1 Eßlöffel friſcher Butter und 1 Likörglas
Rotwein ab und trägt die Suppe mit kleinen ausgeſetzten und
Vanillezucker gewürzten Schneeklößchen auf.
Speiſezettel.
Sonntag: Feine Kirſchſuppe, Miſchgemüſe mit Kalbs=
nierenbraten
, Erdbeeren. Montag: Kirſchpfanne.
Dienstag: Hefenklöße mit Heidelbeeren. Mittwoch:
Gurkengemüſe mit Bratwurſt. Donnerstag: Reis mit
Pfifferlinggemüſe. Freitag: Fiſch=Hoppel=Poppel, Gurken=
ſalat
. Samstag: Gefüllte Tomaten.

Konzertgeſpräch. Sie hat aber ein großes Repertoire, ſagt Herr
Meier bewundernd von der Sängerin. Ja, erwidert Frau Meier
überlegen, und bei dem Kleid, das ſie trägt, wirkt es noch viel ſchlechter.

Probates Mittel. War es nicht ſchrecklich, daß dieſes Baby während
der ganzen Trauung ſchrie? fragt der junge Mann auf der Hochzeit
ſeine noch jugendlichere Tiſchdame. Ja, es war furchtbar, fällt ſie
eifrig ein, wenn ich einmal heirate, dann laſſe ich auf die Einladungs=
karten
in die Ecke ſetzen: Babys nicht erwümnſcht.
Hnndstage.

A n
A

[ ][  ][ ]

Hoch ſomme r.
Man kann dies Wort nicht ausſprechen, ohne an ſtrahlende Sonne,
kühlenden Waldesſchatten, rauſchende Meereswogen zu denken mit
einem Wort an all das, was uns als Bild des Sommers erſcheint. Wenn
die Wirklichkeit ja leider durch die ewig wechſelnden Launen des Wetter=
gottes
auch nicht ganz dieſem idealen Bild entſpricht und die Zahl der
wirklichen Sommerſonnentage recht gering im Verhältnis zu denen iſt,
von denen wir ſagen: Sie gefallen uns nicht!, was tut’s? Ein Sonnen=
tag
wiegt zehn trübe auf, wenn wir uns an ihm recht zu erfreuen wiſſen!
Wie wir Menſchen nun einmal ſind, gehört zu jeder Freude auch ein
bißchen äußere Aufmachung: das Kleid iſt ein wichtiger Faktor unſerer
Stimmung. Alſo müſſen wir an ſolchen wunderſchönen Tagen ein ganz
beſonderes, luftiges, luſtiges Hochſommerkleid an=
ziehen
können, das wie ein eingefangenes Stückchen
Sommer ſelbſt wirkt. Wenn wir das aus dem Schrank
hervorholen, in dem es gerade auf dieſen Tag ge=
wartet
zu haben ſcheint, dann wiſſen wir ſchon beim
Anziehen: Nun iſt’s wirklich richtiger, köſtlicher
Sommer geworden!
Ein richtiger Hochſommertag beginnt natürlich
ſchon frühmorgens man muß ihn ja ausnutzen!
Frau Mode aber befiehlt uns für die Stunden des
Vormittags noch immer die aus dem ſportlichen Stil
erwachſene Schlichtheit, die ſich ſeit langem im
Jumperkleid ausprägt. Zu all den leuchtenden Far=
ben
um uns wählen wir da am beſten das ſchneeige
Weiß und als Material leichteſte Wolle, gutes Leinen
oder eine der neueſten Kunſtſeiden, die bei wirklicher
Billigkeit haltbar, und waſchbar ſind. Der gerade
Rock bekommt ringsherum die Weite durch Tollfalten,
der Jumper ſelbſt wird ſweaterartig mit ſpitzem Aus=
ſchnitt
und kurzen Aermelchen gearbeitet. Aber in=
mitten
all der ſattbunten Farben der Natur muß auch
unſer Kleid farblich froh wirken! So greifen wir denn
zum bunten Seidenband, beſetzen damit den Rock ober=
halb
des Saumes, laſſen esbreit in der gleichen und einer
fein abſchattierten verwandten Farbe als Blende in

Sommerkleider.
Der Sommer bringt uns eine farbenfrohe Mode; ob ge=
muſtert
oder glatt, alle die Stoffe, die ſeidenen und die waſch=
baren
baumwollenen, leuchten in den ſchönſten Farben. Von
einer ausgeſprochenen Modefarbe kann im Augenblick kaum die
Rede ſein. Vielleicht, daß die roten Schattierungen, von der hell=
ſten
bis zur dunkelſten, ein wenig bevorzugt werden. Natürlich
bringt der Hochſommer auch weiße Kleider, aber ſelbſt dieſe
Rleider wird man durch irgend etwas Farbiges beleben, durch
eine leuchtende Seidenbandſchleife, durch ſchönfarbige Blenden,
Ruſchen und Stickereien, mindeſtens aber durch eine große far=

Höhe der natürlichen Taille den Jumper umziehen und ſchmal ebenſo die
Aermelchen umranden, während die Nuance des Rockbeſatzes am Aus=
ſchnitt
als Einfaſſung wieder auftaucht. Ergänzen wir nun noch dieſes
Kleid durch die heute faſt uneläßliche Weſte im Ton des dunklerem
Seidenbandes, aber mit dem Weiß des Kleides abgefüttert, dann ſind
wir würdig für den Hochſommervormittag gerüſtet (B). Aber Fram
Sonne hat einen weiten Weg und eilt ſich, ihn zu beenden! Eher als
wir wünſchen, ſchlägt die Stunde, da wir die ſportliche Linie des Vor=
mittags
mit der graziös belebten, weicheren des Nachmittags vertauſchem
müſſen. Auch jetzt darf es Weiß ſein, das die Grundfarbe unſeres Nach-
mittagskleides
bildet es ſchützt uns ja am beſten bei Tee und Tanz im
Freien vor allzu ſtarken Liebkoſungen der Sonne. Das Material mußß
natürlich ganz beſonders luftig und duftig wirken, alſo etwa Voile! Dass
leicht bluſende, ärmelloſe Leibchen mit viereckigem Ausſchnitt bekommtt
feine Stickereieinſätze und darüber noch reizvolle Loch=
ſtickerei
. Da darf natürlich auch das dreiſtufige Röck=
chen
nicht zurückſtehen: die einzelnen Volant umran=
det
die gleiche Spitze, die wiederum Lochſtickerei be=
gleitet
. Und wieder iſt es Seidenband, das den farben=
frohen
Akzent in dies ſommerliche Weiß bringt, indem=
es
als breite blaue Schärpe die ſchlanke Taille um= und an der linken Hüfte eine große Schleife mit;
langen Enden bildet (A). Wenn dann ſchließlich die
Sonne im Weſten zur Ruhe gegangen iſt, dann haben
wir noch lange nicht genug an Sommerfreuden: der
laue Abend ladet zum frohen Tanz auf der Terraſſe
oder im Garten ein! Zartfarbiger Taft wird zum
Stilkleid geformt, deſſen ſpitz nach unten laufendes
Leibchen wirklich alte Stilvorbilder wieder aufnimmt
in ſeiner nur auf Linie geſtellten Einfachheit. Und
das rokokomäßig weite Röckchen umziehen farbige
Samtblenden, nach unten zu immer breiter werdend,
wie wir ſie aus alten Bildern kennen lernten
neue Formen, die doch eigentlich altererbt ſind und
in ihrem poetiſchen Reiz ſo recht zum Stimmung der
Hochſommerabende paſſen (C).
Zu allen dieſen Modellen ſind Lyon=Schnitte
erhältlich.

bige Blüte. Sehr beliebt iſt heute die Bandgarnitur; es gibt
wundervolle Seiden= und Crépe de Chine=Bänder in erleſenen
Farben und reizenden Muſterungen, die ſich zur Garnierung der
leichten Sommerkleider ganz beſonders gut eignen. Man kann
ſolch zartes, feines Band pliſſiert oder glatt verwenden, man
kann es blendenförmig aufarbeiten natürlich nur in geraden
oder annähernd geraden Linien , man kann irgendwo, am
Ausſchnitt oder als Abſchluß des Kragens ein Seidenbandſchleif=
chen
mit langen Flatterenden befeſtigen, und letzten Endes kann
man Band als Garnierung des Hutes verwenden. Beſonders
ſchick und modiſch wirkt es natürlich, wenn man Kleid und Hut
übereinſtimmend mit dem gleichen Band ſthmückt. Ein vor=
bildlich
reizendes, ſehr ſommerliches Kleid iſt unſer Modell d, aus
zarteſtem weißen Crépe de Chine gearbeitet und mit ſchönem,
rot=weiß gemuſtertem Crepe de Chine=Band geſchmückt, und das
gleiche Band bildet die Garnierung des kleidſamen weißen Stroh=
hutes
, der mit ſeiner breitkrempigen, leichten Form ſo recht hoch=
ſommerlich
wirkt. Die Schnittformen der Sommerkleider ſind im
allgemeinen einfach; die Farben der Stoffe und die geſchickt an=
gebrachten
Garnierungen geben den Modellen den Charme, die
Eleganz. Ein leichtes Sommerkleid mit einem engen Rock gibt
es in dieſem Jahre überhaupt nicht; Falten, Pliſſees letztere
ſind für Waſchkleider natürlich nicht zu verwenden, da ſie hierfür
gar zu unpraktiſch ſind und Reihziehungen halten die Weite
der Röcke zuſammen, und trotz dieſer größeren Stoffülle betonen
die Kleider doch die Schlankheit unſerer Frauen, denn die
modernen Gewebe ſind alle ſo feinfädig, ſo zart, daß ſie wie ein
Nichts in ſich zuſammenfallen. Beſonderer Beliebtheit erfreuen
ſich in dieſem Sommer die bedruckten Stoffe; die Muſter ſind in
ihrer ganzen Anordnung fabelhaft geſchmackvoll erdacht und
prangen in unwahrſcheinlich ſchönen Farben. Ein Kleid aus
ſolch einem gemuſterten Material iſt denkbar leicht zu arbeiten,
denn der Lebhaftigkeit des Stoffes zu Liebe muß alles, Schnitt
und Garnierung, außerordentlich einfach ſein und gerade dieſe
betonte Einfachheit iſt der große Reiz dieſer Kleider. Zu allen
Modellen ſind Lyon=Schnitte erhältlich.
A. K.
Der große Sommerhut.
Von Margret Halm.
Diesmal hat er ſich tatſächlich durchgeſetzt, und die elegante
Frau, die ſich in den erſten ſchönen Sommertagen ſo recht nach
einem Strohhut ſehnt, greift mit beiden Händen begeiſtert nach
der großen Form. Wie waren wir töricht, uns ſo lange ſelber
zu betrügen. Denn kaum mag es wohl etwas geben, das dem
Geſicht mehr ſchmeichelt ihm ein vorteilhafterer Rahmen wird
als der große Hut. Gewiß, er iſt nicht für jede Stunde des Tages,
und eine gewiſſe Feſtlichkeit, die durchaus angezogene Note ſpielt
um den großen Rand. Vielleicht macht ihn gerade dieſe feine
Nuancierung ſo beſonders reizvoll?

Ob rund oder länglich, weich, wippend oder ſteif, richtet ſich
vollkommen nach dem Geſichtchen der Trägerin. Auch eingeſchnit=
tene
Rände bringt man noch zuweilen. Doch hat ſich dieſer uns
ſchon vom letzten Jahr bekannte Gedanke weniger durchgeſetzt,
Eher ſchlägt man vorne oder ſeitlich den Rand ein wenig zurück,
ſo daß der Hut eine kleidſame Ecke bildet.
Durchweg werden exotiſche Geflechte getragen. Sowohl in
echt als auch in täuſchender Imitation. Die feinſten handgefloch=
tenen
Stumpen verarbeiten ſich natürlich feiner und gefälliger
als gröberes Geflecht.
Vielleicht noch weniger bekannt iſt die Verarbeitung aus
Strohſtoff, den man am Meter kauft. Das verbilligt den Hut
doch werden zumal an größeren Formen einige Nähte nicht
zu vermeiden ſein.
Man iſt beim großen Strohhut nicht ſo ſehr darauf erpicht,
die Farbe des Kleides genau zu treffen. Man möchte ihn gerne
zu allen dünnen Sommerkleidchen tragen, und wer gerade nicht
ſeine ganze Sommergarderobe auf einen oder zwei Töne geſtellt,
wählt am praktiſchſten Naturfarbe. Auch hier nuancieren ver=
ſchiedene
Schatten, die man dann dem Teint entſprechend aus=
ſucht
. Sehr ſchmeichelhaft zumal für Blondinen wirkt ein dunkler
Unterrand in Schwarz oder Dunkelblau. Braun wird dazu in
dieſem Jahr weniger gern genommen. Dann und wann wird
auch durch Einarbeitung von ſchwarzem Tülle im Rande und
leicht verlaufend in den Kopf ein beſonderer Effekt erzielt.
Die Garnitur tritt hinter der Verarbeitung der Form faſl
ganz zurück. Ein paar geſtickte Stiche über dem Kopf, eine kleine
Strohverarbeitung, ſanft auf dem Rand gelagert über dem linken
Auge oder eine kleine abgebundene Schleife mehr nicht. Das
Material ſoll wirken vor allem jedoch die Form.
Gerade die Frauen, die beim Einkauf eines neuen Hutes
oft recht verzweiflungsvoll geſeufzt, wenn zehn und fünfzehn
Formen ihr ſo gar nicht ſtehen wollten und ſie nur unter größter
Auswahl oder natürlich den geſchickten Händen einer inde=
viduell
arbeitenden Modiſtin das paſſende Hütchen fand, ſind
überraſcht, daß von den großen Formen faſt jede einzelne ſie
kleidet. Selbſtverſtändlich wird jedoch hier die kundige Hand ſein.
zwiſchen den höheren und flachen Formen abzuſtufen wiſſen=
haarſcharf
die Größe nach allen Seiten bemeſſen, denn ſelbſt.
durch einen halben Zentimeter nach einer Richtung hin wird die
Wirkung eines Hutes heute ſtark beeinflußt. Wir ſtülpen uns
nicht mehr eine Form auf den Kopf, ſondern ein wirklich tadel=
loſer
Hut iſt eine reiflich überlegte Angelegenheit. Und die
Modiſtin, die es am beſten verſteht, das Letzte aus einer Forn=
herauszuholen
und für jedes Geſicht den Hut zu ſchaffen, De‟
wie kein anderer zu ihm gehört, verdient es, daß man ſie hot
anderen, weniger ſorgfältig Arbeitenden heraushebt. Denn ſle
wird nicht allein ihre Kundinnen in erhöhtem Maße befriedigen=
ſondern
ſie trägt tatſächlich dazu bei, das Straßenbild zu hebei=
Je mehr ſich die Modiſtinnen bemühen je mehr ſchons
Frauen wird es geben!

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[ ][  ][ ]

Nummer 202

Sonntag, den 22. Juli 1928

Seite 19

Das Spiel mit dem Tode.
Roman von Hans Schulze.
B)
Nachdruck verboten.
Walter Ralff hatte im Laufe des Nachmittags faſt drei
SStunden lang ununterbrochen an Sibylles Porträt gemalt.
Wie immer, wenn dem Gegenſtand ſeines Schaffens ſein
wolles Intereſſe gehörte, hatte er mit einem leidenſchaftlichen
Geifer und jener ſelbſtſicheren Leichtigkeit gearbeitet, die ihm einſt
s das vornehmſte Geſchenk ſeiner ſtarken Künſtlerſchaft in die
Wiege gelegt worden war.
In wenigen markigen Strichen war das Gerüſt der Zeich=
wung
auf der Leinwand erſtanden und faſt mit der gleichen
Göchnelligkeit die erſte Farbenſkizze unter ſeinem raſtloſen Pinſel
ervorgewachſen.
Walter hatte Sibylle in einem altledernen Wappenſtuhl an
s niſchenartige Erkerfenſter, des Ateliers gerückt, ſo daß die
hrmrahmung des Fenſters einen natürlichen Ausſchnitt gab und
der Blick in die Tiefe des Bildes damt ins Unermeßliche er=
weitert
ſchien.
Gleich einer ſchmetternden Farbenfanfare grüßte das wun=
dervolle
Blent des Himmels herein, in einem großem Leuchten,
ix einer Fülle von Licht, die wie in Schwaden aus dem Hinter=
g
=und zu ſchlagen ſchien und ſich in den Perlenſchnüren der dunk=
Inn Haarwellen wie in einem glitzernden Netze fing.
Der Kopf Sibylles war erſt in einigen zarten Tönen ange=
logt
, nur die Augen lebten ſchon in einem ſtillverträumten Aus=
druck
keuſcher Liebesſehnſucht, den Walter nie zuvor in ihnen
wahrgenommen, und der ihm das Rätſel dieſes wandelbaren
(harakters heute von einer ganz neuen, wunderſamen Seite ge=
zi
igt hatte.
Imer wieder vertiefte er ſich in das unergründliche Geſicht
direſer Frau, die in manchen Augenblicken ſo weich und lieb, faſt
wrie ein Kind, zu lächeln vermochte, deren Mund die ſüßeſten und
rſeinſten aller Gaben verhieß, um dann in der nächſten Minute
arf einmal wieder in der abweiſenden Fremdheit und kühlen
Unnnahbarkeit der Dame der großen Welt zu erſtarren.
Erſt in der ſechften Nachmittagsſtunde hatte er die Sitzung
gSgebrochen und ſich für den Abend entſchuldigt.
Auf einmal war in der unruhig=geſpannten Stimmung des
Gchloſſes eine große Sehnſucht nach der friſchen Jugend und ge=
ſunnden
Reinheit der Knauffſchen Mädchen in ihm aufgeſtanden.
Dann aber war er mitten auf ſeinem Wege wieder umge=

kehrt und nach einem kurzen Verweilen beim Hegemeiſter
Schwarzer, wie von einem geheimen Zwange getrieben, wieder
nach Neudietersdorf zurückgekommen.
Er ſuchte ſich in einem einſamen Parkwinkel eine Bank und
überſann hier lange mit der ihm eigenen, vorſichtig wägenden
und logiſch aufbauenden Art immer wieder den Zuſammenhang
der ganzen verworrenen Rätſelfragen.
Walter wußte aus gelegentlichen Bemerkungen des Amts=
rats
Knauff ſehr wohl, daß der Klatſch der Gegend die Beziehun=
gen
Sibylles zu dem Vetter des Gatten ſchon von jeher mit allen
Verdächtigungen umſchlichen hatte, trotzdem widerſtrebte es ihm
jedoch, gerade dieſen Mann mit dem Tode des Schloßherrn von
Neudietersdorf in Verbindung zu bringen.

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Wie aber war Kurt von Rhaden in den Beſitz der Brief=
taſche
gelangt, und was konte ihn veranlaßt haben, ſich ihrer im
einem ſo ſeltſamen Verſteck zu entledigen? Denn ſeitdem die
Uebereinſtimmung des Zigarettenreſtes, wit der Lieblingsmarke
des Fliegers feſtgeſtellt worden war, ſchien ihm jeder Zweifel
daran ausgeſchloſſen, daß dieſer die Taſche des Barons in die
Abtei niedergelegt hatte.
Walter hatte gegen Schluß der Porträtſitzung mehrfach ver=
ſucht
, das Geſpräch in unauffälliger Weiſe auf Kurt zu bringen,
doch die Baronin war ihm immer wieder ausgewichen oder hatte
von dem Vetter ſo kühl und gleichgültig wie von einem völlig
Fremden geſprochen, daß er für ſeine Verdachtsrichtung in der
perſönlichen Beobachtung ſeines ſchönen Modells auch nicht den
geriwgſten Anhalt gefunden hatte.
So ſaß er Stunde um Stunde zeitentrückt in tieſen Ge=
danken
.
Ueber die dämmernden Wieſen wehte der Schlaf von tauſend
müden Blumenköpfem.
Alles Leben ſchien gleichſam zuſamenzufließen wie zwiſchen
Wachen und Traum.
Da klang auf einmal ein leiſer Schritt.
Walter ſchreckte empor.
Durch eine Seitenallee nahte eine weibliche Geſtalt; ſie trug
einen hellen Tuchmantel, eim bunſter Seidenſchal verhüllte den
ſchmalen Kopf.
Sibylle!
Jetzt war ſie ihm ſo nahe, daß der duftzarte Hauch ihres

wohlbekannten Parfüms durch die Labengebüſche zu ihm her=
überwehte
.
Doch ohne nach rechts und links zu blicken, eilte ſie achtlos
an ſeinem Verſteck vorüber.
Im nächſten Augenblick ſtand er auf den Füßen.
Wohin ging ſie?
In der Richtung ihres Weges lag nur die Orangerie.
Sollte dieſer ſpäte Beſuch noch dem Vetter gelten?
Mit vorſichtigen Schritten ſchlich Walter, jede Baumdeckung
nützend, durch das Dunkel der Allee gleichfalls zum See hinab.
Eine Maus ſprang ihm über den Fuß und verraſchelte im
dürren Unterholz.
Danm funkelte das weiche, ſternenbeſtickte Blau des Him=
mels
wieder zwiſchen den hohen Baumkronen hindurch.
Der Parkweg öffnete ſich.
Und wie ein ſchattenhaftes Gefilde von Finſternis wuchs der
langgedehnte Bau der Orangerie in dem blühenden Wieſenlande
vor ihm auf.
Das große Eckfenſter im Arbeitszimmer Kurt von Rhadens
ſtand weit geöffnet.
Ein fahlgelber Lichtkegel floß auf die nebligen Kieswege des
holländiſchen Gartens hinaus und beleuchtete das ſcharfe Profil
des Fliegers, der, dem Fenſter halb abgekehrt, an ſeinem Zei=
chentiſche
ſaß.
Und dann auf einmal klang ein wohlbekannter, metalliſcher
Alt durch die ſchwebende Stille, daß Walter in ſeinem Laubver=
ſteck
zwiſchen den Laubkugeln zweier Oleanderbäume auch nicht
ein einziges Wort der nächtlichen Unterredung verloren ging.
Ich bin heute noch einmal zu dir gekommen, begann Si=
bylle
, weil ich dich ſprechen muß. Ich kann den Zuſtand, in dem
ich lebe, bald nicht länger mehr ertragen!
Kurt war aufgeſtanden und ging wit großen, Uingenden
Schritten mehrmals durch den kleinen Raum.
Dann trat er wieder an den Tiſch und ſtützte ſich mit beiden
Fäuſten ſchwer auf die Platte.
Sibylle, ſagte er, auch ich finde keine Ruhe! Aber aus
einem anderen Grunde wie du! Was mich vor allem quält, iſt
der Gedanke an Fräulein Lore: wie unrecht wir an dem armen
Mädel handeln, wenn wir ihr hier die Heimat rauben!
Sibylle bewegte abwehrend die Hand.
Ein jeder iſt ſich ſelbſt der Nächſte, und ich konn die Beſtim=
mungen
, die ein Mann in einer Aufwallung eiferſüchtigen Wahn=
ſinns
getroffen hat, nicht für mich bindend halten. Lore weiß
nicht, was ſie verliert. Ich aber ſoll mit ſehenden Augen auf all
das verzichten, was ich mir durch dieſe Ehe erkauft habe!
(Fortſetzung folgt.)

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[ ][  ]

Geite 20

Sonntag, den 22 Juli 1928

Nummer 202

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des Heſſ. Landestheaters Darmſiadt
Leitung Direktor Adalbert Steffter
Heute Sonntag und täglich
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abends 8 Uhr
AarleIie
Operette in 3 Akten von Walter W. Goetze

Internationaler bonntag
im Orpheum
Nachm. 4 Uhr: Volks-Vorstellung:
Die schwarze Revue
(u ngekürztes Abendprogr am m)
HI. und letztes
Abends 7/,8 Uhr:
Gastspiel des
Groß-Russischen National-
Orchesters W. H. B.
Balalaika Männerchöre Solo- und National-Tänze
Abenas 10½, Uhr: Nachtvorstellung.
Die schwarze Revue
(ungekürzte Darbietung)
Preise für sämtl. Vorstellungen: Mk. 1.00 bis 3.00 (11942
Kinder zahlen für die Nachmittags-Vorstellung halbe Preise !
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vorm. 8.30, 1200 Uhr,
nachm. 2.30, 3.45, 500, 700, 8.30 Uhr,
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Sonntag, den 22. Jull
Heiterer Abend
des Stadt-Orchesters
Leitung: Kapellmeister W. Schlupp.
Anfang 8 Uhr.
Eintritt 50 Pfg.
Zehnerkarten haben Gültigkeit.
Bestauration den ganzen Tag geöffnet. Mittagstisch
von 1.30 an if. Kaffee und Kuchen Div. Er-
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Sonntag den 22. Juli 1928
Hanner Konner!

4 Uhr nachm. (St.11949) 8 Uhr abends

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Telephon 591
derNat=Soz. Deutſchen Arbeiter=Partei
Heute nachmittag 4 Uhr
Dienstag, 24. Juli, abends 8½ Uhr,
ſpricht
Herr Claus Selzner, Worms
Großes Konzeriſim Bürgerhof, Etſabethenſtr. 2, über
Stadtorcheſier
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Leitung: Kapellmeiſter Willy Schlupp. Die Politik der neuen Reichoregierung
Eintritt 50 H. Zehnerkarten haben Gültig=
und das arbeitende Volk
keit. Für NichtkonzerlbeſucherNebengarten. Die Parteigenoſſen werden gebeten, ihre
Bei ungünſtiger Witterung S alkonzert Freunde und Bekannten mitzubringen.
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