Gnzelnummer 10 Pfennige
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Hefſiſche Neueſie Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche iAuftrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſi. Tagbl.” geſtattet.
Nummer 89
Mittwoch, den 30. März 1927.
190. Jahrgang
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ſede Verpſſichlung auf Erfüllung der
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aufträge und Teiſung von Schadenerſatz. Bei
Konturs oder gerſchtlicher Belitreibung fäſt ſeder
Rabatt weg. Bankkonto: Deutſche Bank und
Darm=
ſädter und Natil
Der Streit um Albanien.
Zwiſchen Belgrad und Ron.
Kritikam Probiſorium mit Frankreich.
Gas nicht erreicht wurde, aber im endgültigen
Vertrag erreicht wird.
Es iſt verſtändlich, daß die Franzoſen die Zugeſtändniſſe, die
e uns in dem neuen Proviſorium gemacht haben, doppelt und
reifach unterſtreichen, wenn ſie darüber hinaus noch recht dick
utragen und den Anſchein zu erwecken ſuchen, als wären ſie
ent=
hieden zu kurz gekommen. So erheblich ſind die Zugeſtändniſſe
der keineswegs. Eher möchte es uns ſcheinen, als wären ſie
was zu mager. Nicht bei Gegenüberſtellung der von beiden
ſeiten über die Grenzen zu laſſenden Warenmengen, ſondern
mier Berückſichtigung der innenpolitiſchen Entlaſtung, die für die
ſarizöſiſche Regierung durch die wenn auch zeitlich begrenzte
leifnung des deutſchen Marktes über die überflüſſigen
franzö=
ſchen Weinmengen entſteht. Sie hat bis auf weiteres Ruhe vor
ſen Weinbauern, die einen nicht unerheblichen Prozentſatz der
jaizöſiſchen Bevölkerung ausmachen. Dieſe Ruhe haben ſich die
franzoſen verhältnismäßig billig erkauft. Sie haben nur für
mege Exportinduſtrien Zollerleichterungen gewährt, dieſe noch
mer beſtimmten Bedingungen und unter Beiſeiteſchiebung von
ichtigen Gruppen dieſer Induſtrien. Gänzlich übergangen wurde
e Kleineiſeninduſtrie, die Papier=, Leder= und
Metallwaren=
nduſtrie, alles Wirtſchaftszweige, die auf einen ausländiſchen
atz angewieſen ſind. Ifolgedeſſen iſt man in den am
deutſch=
janizöſiſchen Warenverkehr beteiligten Kreiſen keineswegs von
en getroffenen Vereinbarungen erbaut und übt auch ſchon
harfe Kritik, die inſofern berechtigt iſt, als ſeinerzeit von
deut=
her Seite ausdrücklich feſtgeſtellt wurde, der Abſchluß eines
ſroviſoriums ſei ſolange ausgeſchloſſen, als bis nicht die
Haupt=
ſagen gelöſt ſeien, von denen der endgültige Handelsvertrag
bhänge. Das iſt nicht geſchehen, ſo daß man ſich dieſer Kritik
aſchließen könnte, wenn nicht Grund für die Annahme
vor=
un den wäre, die deutſche Delegation habe ſich für den
kom=
terden Vertrag bereits ausreichende Sicherheiten geſchaffen. Da
as. Kabinett das Proviſorium gebilligt hat, dürfte es wohl
fmmen, daß ſich die Franzoſen ſchon auf künftige Zuſagen
feſt=
elsgt haben, zumal unſere amtlichen Stellen außerordentlich
ver=
ſhloſſen ſind, um nicht die weiteren Verhandlungen Störungen
1 zuſetzen.
Die Baſis der deutſch=franzöſiſchen
Wirtſchaftsverſtändigung.
Von zuſtändiger deutſcher Stelle wird nach wie vor betont,
aß die Berichterſtattung der franzöſiſchen Preſſe über den
In=
ult der zwiſchen der deutſchen und der franzöſiſchen
Handels=
blegation getroffenen Vereinbarungen tendenziös entſtellt iſt.
Zas z. B. das franzöſiſche Weineinfuhrkontingent betrifft, ſo
tnn von einer Herabſetzung der deutſchen Zölle auf 15 Mark
liſte Rede ſein. Dem franzöſiſchen Weineinfuhrkontingent wird
lörglich die Meiſtbegünſtigung zugebilligt, d. h., die Sätze, wie
fe im deutſch=italieniſchen und deutſch=ſpaniſchen Handelsvertrag
iſtgelegt worden ſind. Der autonome deutſche Zoll von 80 Mark
ill alſo für franzöſiſchen Weißwein auf 45 und für Rotwein auf
2 Mark in dem vorgeſehenen Kontingent ermäßigt werden. Auch
te franzöſiſchen Angaben über die Höhe des
Weineinfuhrkontin=
ents ſind nicht zuverläſſig. Die wirkliche Höhe dürfte unter
teſen Angaben ziemlich zurückbleiben. Es wurde, wie wir
er=
ihren, errechnet auf der Baſis der franzöſiſchen
Vorkriegswein=
enfuhr. Was die franzöſiſchen Zugeſtändniſſe für Deutſchland
btrifft, ſo ſoll Deutſchland ein Kontingent für Maſchinen in
ſöhe von 23 Millionen Franken, für elektrotechniſche Erzeugniſſe
Höhe von 17 Millionen Franken, für chemiſche Produkte in
öhe von 15 Millionen Franken und noch ein Kontingent für
ſier und Holz bewilligt werden, im ganzen ſomit etwa ein
Ge=
umteinfuhrkontingent in Höhe von 60 Millionen Franken. Daß
as chemiſche Kontingent auch auf dem freien Markt abſetzt
derden kann, iſt bereits geſtern betont worden. Dieſe
Verein=
grungen bedeuten jedoch noch keine endgültige Einigung. Der
führer der deutſchen Handelsdelegation, Miniſterialdirektor Poſſe,
at geſtern im Kabinett lediglich Bericht erſtattet und iſt mit
enen Inſtruktionen nach Paris abgereiſt. Das Kabinett hat ſich
ine endgültige Entſcheidung vorbehalten und dieſe von einer
(eihe von kleineren Zuſatzforderungen abhängig gemacht, über
ſie im Augenblick in Paris verhandelt wird. Kommt eine
defi=
ittve Einigung zuſtande, ſo wird zu dem gegenwärtig in Kraft
efindlichen Handelsproviſorium, das bekanntlich am 31. Mai
ab=
auft, ein Zuſatzabkommen mit Wirkung vom 11. April
abge=
hloſſen werden, durch welches das Proviſorium um einen
wei=
eren Monat, d. h. vom 31. Mai bis zum 30. Juni verlängert
bird.
Franzöſiſche Sorgen.
Von unſerem /=Korreſpondenten.
Paris, 29. März.
Die indochineſiſche Skandalaffäre erweiſt ſich
nangenehmer, als man urſprünglich dachte. Man hat ſchon
ge=
ſaubt, daß es um ſie ruhiger geworden ſei; doch ſtellt ſich jetzt
eraus, daß ſie noch weitgehende Folgen haben kann. Der
Regie=
ung iſt es allerdings gelungen, die Frage von der Tagespolitik
lisher fernzuhalten, aber es wird behauptet, daß das Mandat
es Generalgouverneurs Varenne nicht erneuert wird.
Der ſozialiſtiſche Kongreß ſcheint diesmal eine ſehr
uhige Entwicklung zu nehmen. Man bereitet ſich auf theotretiſche
debatten vor. Das iſt auch ganz natürlich, denn die
Gruppie=
ung innerhalb der Partei iſt nicht klar, man kann nämlich jetzt
ſier und nicht wie gewöhnlich zwei Lager unterſcheiden. Das
kartell der Linken wird augenblicklich wieder für tot gehalten,
und die Frage der Zuſammenarbeit mit anderen Parteien
inner=
halb einer etwaigen Koglitionsregierung iſt wirklich alles andere
als aktuell.
an, daß ihr in dieſer Beziehung auch die indochineſiſche Affäre
ſehr unangenehm gekommen iſt.
gen Anlaß. Es herrſcht hier der Eindruck, daß die Situation
ernſter iſt, als man urſprünglich angenommen hat. Auch die
Methode der engliſch=franzöſiſchen Vermittlung zwiſchen Belgrad
direkte ſerbiſch=italieniſche Verhandlungen eher zum Ziele führen
würden. Wenigſtens wäre dann die franzöſiſche Diplomatie in
tet ja ſowieſo nichts Gutes von der albaniſchen Frage.
Der Prinzipienſtreit in der Abrüſtungsfrage, welcher
in Genf zwiſchen Lord Robert Cecil und Paul Boncour
ausge=
tragen wird, wird hier mit großer Ruhe verfolgt, und dennoch
Genf ziemlich hartnäckig an dem franzöſiſchen Standpunkt
feſt=
halten wird. Auch das Gerücht, daß Frankreich keinen Beobachter
auf die Waſhingtoner Konferenz ſenden wird, ſcheint dieſe
Auf=
faſſung zu bekräftigen.
Die Beweggründe der Reiſe des Gouverneurs
der Bank von Frankreich nach London.
EP. Paris, 22. März.
Wie wir erfahren, hatte die jüngſte Reiſe des
Gou=
folgende Beweggründe: Moreau hat Sir Montagu
Norman die Rückzahlung des noch verbleibenden Reſtes der Politik eine feſte Front entgegenzuſtellen, hat ſich England zu
Anleihe der Bank von England an die Bank von Frankreich an= ſeinem Vorſtoß am Balkan entſchloſſen. Binnen kurzem gelang
geboten und im Austauſch die ſeinerzeit von dieſer letzteren
hinterlegte Goldkaution im Betrage von 1800 Millionen
Gold=
franken zurückverlangt. Die Bank von Frankreich ſchuldet der
Bank von England noch 33 Millionen Pfund Sterling gegenüber
53 Millionen im Jahre 1916 und bezahlt dafür 6 Prozent Zinſen.
Sie ſoll in der Lage ſein, dieſen Betrag von einem Tag auf den
anderen zurückzubezahlen. Nach Erlangung der ausſtehenden
1800 Millionen Goldfranken ſollte dann die legale
Frankenſtabili=
ſierung unverzüglich in Angriff genommen werden. Sir
Mon=
tagu Norman ſoll dieſer Vorſchlag ziemlich unerwartet
gekom=
men ſein und er ſoll ſich 14 Tage Bedenkzeit ausgebeten haben.
Vorausſichtlich dürfte er die Oſtertage an der franzöſiſchen Riviera
verbringen und bei der Rückkehr Moreau die endgültige Antwort
mitteilen. Die Verlegenheit Normans ſoll daher rühren, daß das
genannte franzöſiſche Gold nur noch zu einem
ge=
ringen Teil in den Kellern der Bank von
Eng=
land vorhanden iſt. Ein Teil ſoll den Weg über
den Ozean genommen haben, ein anderer Teil
ſoll eingeſchmolzen ſein. Es ſoll ſich ſogar die Frage
ſtellen, ob nicht die Parität des Pfundes durch dieſen ſtarken
Goldverluſt bedroht wäre. Wenn dieſe Gefahr beſtünde, wären
längere Verhandlungen notwendig.
* London, 29. März. (Priv.=Tel.)
Der Zweck der Beſprechung zwiſchen dem Gouverneur der
Bank von Frankreich und dem Gouverneur der Bank von England
iſt bekanntlich die Ausführung des Abkommens vom April 1923
wegen der Rückzahlung der kommerziellen Schulden Frankreichs
an die Bank von England und im Zuſammenhang damit die
Rückführung des franzöſiſchen Goldſchatzes geweſen. In City= auf dem Balkan in Albanien feſtbeißt.
kreiſen iſt man jedoch davon unterrichtet, daß während der
Lon=
doner Verhandlungen auch die Frankenſtabiliſierung in
unver=
bindlicher Form beſprochen wurde. In Kreiſen, die in der Regel
man an, daß Maßnahmen für die endgültige Stabiliſierung des
den können. Man vertritt die Auffaſſung, daß unter
Berückſich=
tigung aller Umſtände die Stabilität des franzöſiſchen Franken im Konzeption als vollkommen geſcheitert betrachtet werden.
weſentlichen als ſichergeſtellt angeſehen werden kann. Das
Amſter=
damer Bankhaus, das in der Vergangenheit in der Hauptſache
für die großen Baiſſeſpekulationen verantwortlich war, hat zurzeit
einen ſehr aktiven Anteil an der Finanzierung Frankreichs
ge=
liegt, nicht mehr weiter gegen den Franken zu ſpekulieren. Der
quelle darſtellte, ſcheint nach Anſicht der City von ſekundärer
Be=
deutung geworden zu ſein. Die Poſition des Kabinettes Poincaré=
Regierungskriſe würde nach hieſiger Auffaſſung keine weſentliche. Denn die engliſche Politik mußte Italien für die Natifizierung
einer Kriſis führen könnte, ſei die der Kriegsſchulden, da Poincaré
die Ratifikation des Londoner und Waſhingtoner Abkommens
verzögere. Offen bleibt die Frage, ob Poincaré zurzeit die
Sta=
biliſierung des Franken entſprechend ſeiner urſprünglichen Abſicht
dieſem Beiſpiel in Kürze folgen werde. Die Frage, auf welcher
Hinweis für die endgültige Stabiliſierung geſehen.
Von unſerem D=Korreſpondenten.
Belgrad, Ende März.
Die Note Muſſolinis an die Mächte wurde wiederum zu
Das Schickſal der franzöſiſchen Kolonie, in einer großen diplomatiſchen Senſation; ja man hat eine Zeitlang
Schanghai gibt zu ſtarker Beunruhigung Anlaß. Ueberhaupt einen neuen Krieg am Balkan mit unberechenbaren Konſequenzen
drängt man in Paris ſehr darauf, daß die franzöſiſche Politik in für ganz Europa befürchtet. Die Lage erſchien unverſtändlich
Ching etwas aktiver auftrete. Mit der engliſchen Politik iſt man und verwickelt, zumal diesmal von italieniſcher Seite die Klage
immer noch ſo unzufrieden wie bisher. Aber die Regierung ver= erhoben wurde, daß Jugoſlawien militäriſche Vorbereitungen an
hält ſich in bezug auf China zurückhaltend; manche nehmen ſogar, der albaniſchen Grenze durchführt. In kurzer Zeit war alſo die
albaniſche Frage zweimal eine direkte Kriegsgefahr. Das
erſte=
mal kam die Klage von jugoſlawiſcher, jetzt von italieniſcher
Die Lage in Albanien gibt zu weiteren Beunruhigun= Seite. Es ſteht außer Zweifel, daß die Bedeutung des
Kon=
fliktes diesmal undergleichlich ſchärfer war als vor dem Vertrag
von Tirana. Denn ſeitdem hat die Balkanpolitik unter engliſchem
Einfluß eine eigenartige Wendung genommen, welche zu einer
und Rom wird nicht für ſehr glücklich gehalten; man glaubt, daß völligen Einkreiſung Jugoſlawiens geführt hat.
Wir haben an dieſer Stelle ſchon öfter auf die langſame, aber
unaufhaltſame Verſchlechterung des Verhältniſſes zwiſchen
Ita=
dieſer unangenehmen Sache noch weniger exponiert. Man erwar= lien und Jugoſlawien hingewieſen. Sie hat mit dem Vertrag von
Tirana zwiſchen Italien und Albanien einen Anſtoß bekommen,
wenn auch die eigentliche Urſache der neuen Verſtimmung wegen
Albanien nach jugoſlawiſcher Auffaſſung in der Vereinbarung
zwiſchen den Botſchaftern von 1921 zu ſuchen iſt, der zufolge der
berſtimmt er die politiſchen Kreiſe. Man glaubt, daß Boncour in Völkerbund Italien mit dem Schutz Albaniens betraute. Aber
der Streit um Albanien, der Kampf der beiden Führer, des
gegenwärtigen Statthalters Muſſolinis Ahmed Zogu (früher
ſtand er in jugoſlawiſchem Dienſt) und des Biſchofs Fan Noli
(nach franzöſiſchen Behauptungen ſoll er das Meſſer geradezu
virtuos behandeln), der gegenwärtig auf jugoſlawiſchem Boden
eine Revolution vorbereiten ſoll, hätte unter anderen Umſtänden
keine, ſo welterſchütternden Konſequenzen nach ſich gezogen.
Allein ſeit dem Einſetzen der engliſchen Politik am Balkan iſt
eine beſonders geſpannte Lage entſtanden, wobei der kleinfte
Konflikt verhängnisvolle Folgen nach ſich ziehen muß.
Nicht poſitiven Zielen folgend, ſondern nur von der Abſicht
verneurs der Bank von Frankreich nach London erfüllt, den dem Kommunismus am meiſten zugänglichen Teil
Europas finanziell und politiſch zu ſtabiliſieren und der ruſſiſchen
es der engliſchen Politik dank einer äußerſt intenſiven
finan=
ziellen Durchdringung Gegenſätze aufzuheben, Regierungen zu
ſtabiliſieren und eine neue Staatengruppierung herbeizuführen.
Alles, was die engliſche Politik in den letzten Monaten
zuſtande=
gebracht hat, erſcheint mehr künſtlich als organiſch, und wenn man
näher zuſieht, ſo kann man feſtſtellen, daß es ſich eigentlich
nie=
mals um Balkanprobleme, ſondern um die große Frage Moskau
oder London handelt.
Infolge der Ratifizierung des beſſarabiſchen Vertrages durch
Italien erſcheint die italieniſch=rumäniſche Freundſchaft auf eine
feſte Grundlage geſtellt. Und zwiſchen Italien und Rumänien
gliedert ſich Ungain ein, welches ſchon unter dem Druck der
bol=
ſenen Propaganda ſich rückhaltlos der engliſchen und
ita=
lieniſchen Politik anſchließen mußte. Ferner erſcheinen im
Süd=
oſten Bulgarien und Griechenland immer offener als
Exponen=
ten der engliſchen und italieniſchen Politik.
In Beſſarabien wollen die Rumänen Muſſolini ein Denkmal
errichten und in Ungarn führt man in den Mittelſchulen das
Italieniſche obligatoriſch „als kommende Weltſprache” ein. —
Seit jeher büßen die Kinder für die Sünden der Väter. —
Bul=
garien unterläßt keine Gelegenheit, um ſeine Loyalität für
Lon=
don und Rom zu unterſtreichen und macht dabei aus ſeiner
Anti=
pathie gegen Belgrad keinen Hehl. In der letzten Zeit iſt auch
Griechenland gänzlich unter engliſchen Einfluß gekommen. Iſt es
(England und die Frankenſtabiliſierung, ein Wunder, wenn ſich Jugoflawien eingekreiſt fühlt und rüſtet?
Mit diplomatiſchen Druckverſuchen wurde Belgrad daran
ver=
hindert, Rußland anzuerkennen, um auf dieſe Weiſe Luft zu
be=
kommen. Und gerade der jetzige Konflikt beweiſt es, daß weder
von Prag noch von Paris etwas zu erwarten iſt. Die
franzöſi=
ſchen Preſſeſtimmen waren diesmal von einer erſtarrenden
Froſtigkeit für Jugoſlawien, denn für die franzöſiſche Politik iſt
es letzten Endes gleichgültig, ja ſogar günſtig, wenn Italien ſich
In Jugoſlawien täuſchte man lange Zeit italophile Gefühle
vor, wenigſtens ſolange, bis man den ſerbiſchen Zentralismus
durchführen zu können glaubte. Aber mit dem Sturze
Nin=
über franzöſiſche Angelegenheiten gut unterrichtet ſind, nimmt tſchitſchs infolge des Vertrages von Tirgna war der letzte Schritt
in der jugoſlawiſchen Politik vollzogen. Und ſeitdem die Kroaten
Franken zu einem verhältnismäßig frühen Datum erwartet wer= und neuerdings die Slowenen einen Einfluß auf die
Außen=
politik des Landes ausüben können, muß die italienfreundliche
Es iſt Belgrad unmöglich, ſich an den Ereigniſſen in
Alba=
nien zu desintereſſieren. Denn iſt erſt einmal der italieniſche
Ein=
fluß in Albanien endgültig geſichert, ſo wird die Adria ein
italie=
niſches Binnenmeer, und die Mächte machen Miene, ein
italie=
nommen, ſo daß es nunmehr im eigenen Intereſſe dieſes Hauſes, niſches Mandat für Albanien zuzulaſſen, Frankreich, um die
ita=
lieniſche Expanſion in eine Richtung zu lenken, wo ſie am
wenig=
politiſche Faktor, der in der Vergangenheit eine große Gefahren= ſten unangenehm iſt, und England, weil die engliſche Politik auf
dem Balkan und Italien gegenüber ſchon ſo feſte Bindungen ein=
Briand gilt in der Londoner City als ſicher. Aber ſelbſt eine gegangen iſt, daß ſie ihre Handlungsfreiheit nicht mehr beſitzt.
Gefahr bedeuten. Die einzige Frage, die vielleicht doch noch zu des beſſarabiſchen Vertrages entſchädigen, und ſie muß alle
die=
jenigen Staaten, welche ſie an ſich liiert, irgendwie
rekompen=
ſieren. Und ſo hat England, ohne daß es wollte, die Einkreiſung
Jugoflawiens zuſtandegebracht. In London iſt man ſich dieſes
notwendigen Uebels bewußt, und man muß der engliſchen Politik
noch etwas verſchieben oder ob er, nachdem einige andere Länder zuerkennen, daß ſie es auch gutmachen möchte. Denn nicht deshalb
bereits zur Goldbaſis zurückgekehrt ſeien, aus Preſtigegründen hatte England ſeine neue Balkanpolitik eingeleitet, um einen
neuen Balkankrieg zu entfeſſeln, ſondern gerade um die Zuſtände
Höhe der franzöſiſche Franken ſtabiliſiert werden ſolle, ſei in am Balkan zu konſolidieren und der kommuniſtiſchen
Propa=
dieſem Stadium der Angelegenheit naturgemäß noch nicht er= ganda gegenüber einen feſten Wall zu bilden. Und deshalb war
örtert worden, aber in der Tatſache, daß ſich der Franken ſeit es vom erſten Augenblick an ſicher, daß die engliſche Diplomatie
langem, von kleine Bewegungen abgeſehen, auf einem Kurs alles unternehmen wird, um zwiſchen Belgrad und Rom zu
ver=
von etwa 124 für ein Pfund gehalten hat, wird ein gewiſſer mitteln. Nur daß man für die Vermittlung eine Form ſucht,
welche das eigene Preſtige am meiſten wahrt.
Seite 2
Mittwoch, den 30. März 1927
Nummer 89
Die Genfer Abrüſiungs=Komödie.
Unüberbrückbare Gegenſätze. — Der Streit
um die ausgebildeten Reſerven. — Klare
Feſt=
ſiellung des deutſchen Standpunktes.
* Genf, 29. März. (Priv.=Tel.)
Die geſtrige Abrüſtungsdebatte lieferte einen ſchlagenden
Be=
weis dafür, daß eine Einigung wegen der grundſätzlichen
Mei=
nungsverſchiedenheiten überhaupt nicht in Frage kommt. Was
die Franzoſen und ihre Anhänger wiederum vorbrachten, war ſo
ungefähr das Gegenteil von dem, was ſich jeder normal denkende
Menſch unter einer Abrüſtung denkt. Die Franzoſen haben es
tatfächlich wieder einmal verſucht, die Logik auf den Kopf zu
ſtellen. Im Mittelpunkt der Verhandlungen ſtand die Frage der
Einrechnung der ausgebildeten Reſervemannſchaften in die
Rüſtungen eines Landes. Frankreich ſteht nah wie vor auf dem
Standpunkt, daß im modernen Krieg die Zahl der ausgebildeten
Mannſchaften nicht die Rolle ſpielt, die das Kriegsmaterial und
die Rüſtungsinduſtrie eines Landes ſpielt. Die Haltungdes
deutſchen Vertreters, des Grafen Bernſtorff, war recht
geſchickt. Er ging davon aus, daß bekanntlich der Verſailler
Ver=
trag Deutſchland die allgemeine Wehrpflicht verboten habe, um
ihm gerade die Möglichkeit der Ausbildung von Reſerven zu
nehmen. Daraus laſſe ſich die Bedeutung der ausgebildeten
Re=
ſervemannſchaften, die man beſonders in Frankreich dieſen
bei=
lege, erkennen.
Beſonders bemerkenswert war ein Zwiſchenfall, der durch
eine ſehr naive Bemerkung des belgiſchen Vertreters de
Brouc=
quére hervorgerufen wurde. Er zeigte ſich zu übereifrig und
warnte den deutſchen Vertretern davor, das diplomatiſche
Inſtru=
ment des Verſailler Vertrages in die Diskuſſion zu ziehen. Graf
Bernſtorff erteilte ihm aber eine ſehr ſcharfe Abfuhr. Die
Aus=
führungen Broucgéres beweifen deutlich, wie man in Frankreich
und ſeinen Vaſallenſtaaten die Abrüſtungsfrage auffaßt. Die
ganze Genfer Abrüſtungskomödie iſt anſcheinend nur darauf
zu=
geſchnitten, den gegenwärtigen Rüſtungsſtand der Gegner
Deutſch=
lands zu feſtigen und zu ſichern und die Beſiegten in ſtändige
Ohnmacht zu halten. Graf Bernſtorff mußte den Belgier erſt
daran erinnern, daß ja doch gerade der Verſailler Vertrag die
all=
gemeine Abrüſtung vorſehe und daß Deutſchland auf Grund
ſeiner Beſtimmungen die Abrüſtung der anderen Staaten
ver=
langen könne, nachdem es ſelber reſtlos abgerüſtet habe. Der
deutſche Delegierte mußte den Belgier erſt darüber belehren, was
eigentlich im Verſailler Vertrag drinſteht und daß man in
dieſem von unſerem Gegner ſo ſehr geſchätzten Dokument bereits
von einer allgemeinen Abrüſtung geſprochen hat, was der
bel=
giſche Vertreter anſcheinend aber nicht wiſſen will. Soweit iſt
man alſo heute ſchon wieder von dem Gedanken der allgemeinen
Abrüſtung entfernt. Mann beruft ſich bei unſeren Gegnern nur
dann auf den Verſailler Vertrag, wenn man ihn zu unſeren
Un=
gunſten auslegen kann, jedoch nicht dann, wenn Deutſchland aus
ihm irgendwelche Anſprüche oder Forderungen herleiten kann.
Erfreulich iſt, daß der deutſche Vertreter klipp und klar feſtſtellte,
daß ein internationales Abrüſtungsabkommen, in dem die
aus=
gebildeten Reſerven nicht berückſichtigt ſind, von Deutſchland nicht
anerkannt werden könne. Ein Abkommen ohne Regelung dieſer
Frage würde tatſächlich dem internationalen Abrüſtungsgedanken
völlig zuwiderlaufen, und zu einer Groteske werden.
Vom Tage.
Der Reichstag will ſpäteſtens am Freitag, den 8. April, in die
Oſterferien gehen, die bis zum 10. Mai dauern ſollen; die
Pfingſtferien ſollen vom 22. Mai bis 13. Juni währen. Ende
Juni will der Reichstag in die Sommerferien gehen.
Der Auswärtige Ausſchuß des Reichstages iſt für Freitag
einberufen.
Wie verlautet, will der Reichsinnenminiſter das
Reichsſchulge=
ſetz unmittelbar nach den Oſterferien dem Reichstag
zu=
gehen laſſen. In Kreiſen der Regierungsparteien rechnet man mit der
Verabſchiedung noch vor der Sommerpauſe des
Reichs=
tages.
Die Botſchafterkonferenz hat nach Kenntuisnahme des
Berichtes der interalliierten Kontrollkommiſſion für Ungarn im
Einver=
ſtändnis mit den alliierten Regierungen die Aufhebung der
Militärkontrolle über ungarn beſchlofſen. Die
inter=
alliierte Kontrollkommiſſion wird am 31. März zu funktionieren
auf=
hören.
Der engliſche Botſchafter Lord Crewe ſprach geſtern am Quai
diOrſay vor. Man erklärt in unterrichteten Kreiſen, daß don der
Entſendung einer Unterſuchungskommiſſion nach
Albanien nicht mehr die Nede ſei.
Die rumäniſche Regierung hat die Liquidierung
des deutſchen Eigentums auszuſetzen angeordnet.
Die Reichswehrdebatte im Reichstag
Die Linke für Einſparungen am Wehretat — Die
Ben=
forgung der ausſcheidenden Reichswehrangehör ger
Vergebliche Einigungsbemühungen.
Die vorbereitende Abrüſtungskommiſſion beſchloß heute
vor=
mittag, in der engliſch=franzöſiſchen Streitfrage über
Herab=
ſetzung der Zahl der ausgebildeten Reſerviſten zunächſt aus
Ver=
handlungsgründen den franzöſiſchen Text, der die ausgebildeten
Reſerviſten aus der Abrüſtung ausſchließt, in erſter Leſung
an=
zunehmen, jedoch ſtellte der Vorſitzende ausdrücklich feſt, daß
ſämt=
liche Delegierten nach wie vor auf ihrem Standpunkt beharren
und ihre grundſätzlichen Vorbehalte voll aufrecht erhalten. Dieſe
ſollen bei der zweiten Leſung des Konventionsentwurfes von
nieuem zur Diskuſſion geſtellt werden. Eine Einigung über die
engliſch=franzöſiſche Streitfrage iſt ſomit in der erſten Leſung
nicht erzielt und die Entſcheidung lediglich auf die zweite Leſung
verſchoben worden.
Der amerikaniſche Delegierte Gibſon verſuchte heute noch
einen Einigungsvorſchlag zu machen, indem er auf die
Unklar=
heit des Begriffes „ausgebildete Reſerviſten” hinwies. Er ſchlug
vor, bei der zweiten Leſung des Entwurfes zwei Kolonnen
hineinzunehmen: 1. Die Herabſetzung der aktiven
Truppen=
beſtände, 2. die Herabſetzung der ausgebildeten Reſerviſten,
wo=
bei die von der Unterkommiſſion A von England, Deutſchland,
Amerika, Spanien, Schweden und Holland vorgeſchlagenen
Defi=
nitionen zugrunde gelegt werden ſollen. Der amerikaniſche Vor=
ſchlag, der dem deutſch=engliſchen Standpunkt in der Frage der
Abrüſtung der Reſerviſten voll Rechnung trägt, wird ſomit in der
zweiten Leſung des Konventionsentwurfes zur Verhandlung
gelangen.
Die Abrüſtungskommiſſion wandte ſich ſodann dem nächſten
Punkt des franzöſiſchen Konventionsentwurfes zu, der eine
Unterſcheidung für die limitierbaren Streitkräfte nach vier
Kate=
gorien vorſieht:
1. Heere im Mutterlande,
2. Kolonialtruppen,
3. Militäriſch organiſierte Formationen im Mutterlande,
4. Militäriſch organiſierte Formationen in den Kolonien.
Der engliſche Entwurf ſieht demgegenüber keinerlei beſondere
Kategorien vor, ſo daß nur der franzöſiſche Vorſchlag zur
Dis=
kuſſion ſtand. Hierbei ergab ſich erneut ein tiefer Gegenſatz
zwi=
ſchen der engliſchen und der franzöſiſchen Auffaſſung. Lord Cecil
lehnte nachdrücklichſt die franzöſiſche Unterſcheidung zwiſchen
deren des Mutterlandes und Kolonialtruppen, für die ein
ver=
ſchiedener Abrüſtungsſchlüſſel gefunden werden ſoll, ab. Nach
den bisherigen Erfahrungen könne eine ſolche Unterſcheidung
nicht vorgenommen werden, da die Kolonialtruppen im Dienſte
des Mutterlandes verwandt würden. Auch der italieniſche und
der amerikaniſche Delegierte wandten ſich gegen den franzöſiſchen
Vorſchlag.
In längeren Ausführungen verteidigte Paul Boncour die
franzöſiſche Auffaſſung. Es handele ſich vorläufig nur um die
Herſtellung eines Schemas für eine Abrüſtungskonvention. Die
endgültige Weltabrüſtungskonferenz werde die Maximalſtärke der
Heere für jedes einzelne Land zu beſtimmen haben. Die
franzö=
ſiſche Delegation habe lediglich beabſichtigt, durch ihre
Unterſchei=
dung zwiſchen Heeren des Mutterlandes und Kolonialtruppen
eine Baſis für die weiteren Verhandlungen zu ſchaffen. Nach
ihrer Auffaſſung könne die Abrüſtung ohne eine eindeutige
Unter=
ſcheidung zwiſchen Kalonialarmeen und Armeen des Mutterlandes
nicht durchgeführt werden. Der Zweck der Unterſcheidung wäre,
ſich klar darüber zu werden, was man eigentlich abrüſten oder
be=
ſchränken ſolle. Auf Wunſch Lord Cecils teilte Paul Boncour
mit, daß er in der heutigen Nachmittagsſitzung einen eingehenden
Vorſchlag für die franzöſiſche Unterſcheidung zwiſchen Heeren
des Mutterlandes und für die Behandlung der Kolonialarmeen
einbringen werde.
* Berlin, 29. März. (Eig. Bericht.)
Der Reichstag erledigte heute zunächſt ohne Debatte den Notetat ifn
erſter und zweiter Leſung und ſetzte dann die Beratung des
Wehretatn=
fort. — Abg. Bredt (Wirtſch. Ver.) bezeichnete es als ziemliun
überraſchende Tatſache, daß ſo wenige von denen, die die Geſchich
Deutſchlands nach dem Kriege gelenkt haben, Kriegsteilnehmer geweſen
ſeien. Diejenigen, die den Krieg hinter der Front organiſiert hättenn,
ſeien nach dem Kriege weit beſſer vorwärts gekommen. Auch dieſer Res=,
ner war der Auffaſſung, daß das Syſtem der allgemeinen
Wehroflick=
dem gegenwärtigen deutſchen Reichswehriyſtem vorzuziehen ſei. Einen
Vergleich zwiſchen den Koſten der deutſchen und engliſchen Armee duri
man nicht ziehen. Deutſchland habe keine Ausgaben für Tanks umm
anderes koſtſpieliges Kriegsmaterial. Wenn trotzdem auch auf jeden
Mann 4000 und in England 4800 Mark kämen, ſo ſei eben die deutſore
Reichswehr zu teuer. Vor allem ſei die Verwaltung viel zu groß. De=
Nedner unterſtützte den demokratiſchen Vorſchlag, etwa 10 Prozent deu
geſamten Wehretats zu ſtreichen.
Der Bayeriſche Volksparteiler Loibl wies darauf hiuf
daß der Ausſchuß alle Streichungsmöglichkeiten am Wehretat gründliei
geprüft habe. Das Ergebnis ſei jedoch, daß das, was der Wehretat enn
hält, gerade ausreichend genannt werden könnte. Kein Menſch woll
doch die Heeresſtärke vermindern. Das Unterbringungsprogramm de
früheren Reichswehrminiſters Noske und der Munitionsbeſtand, der unu
im Verſailler Vertrag zugeſtanden worden ſei, ſei übrigens noch lanse
nicht erreicht. Der Redner erinnerte daran, daß dieſer Wehretat, voc
dem die Demokraten ein Zehntel ſtreichen wollen, von einem Kabinet;
noch aufgeſtellt worden ſei, dem die Demokraten ſelbſt angehörten und im
dem ſie ſogar den Finanzminiſter ſtellten. Was das Mißtrauen gegen
die Reichswehr betreffe, ſo ſei dieſes künſtlich geſchürt. Im Volke merl.
man nichts davon. Der Redner begrüßte es, daß der Miniſter geges
eine Zeitung Strafantrag geſtellt hat, die geſchrieben habe: „Soldat feiin
heißt Mörder ſein”. (Lebhafte Pfuirufe rechts). „Soldat ſein heißt nich,
Mörder ſein, ſondern heißt, dem Vaterland ſein Leben opfern im Faluu
der Gefahr.”
Es folgten zwei völkiſche Redner, die dem Etat zuſtimmten. Damin
wurde die allgemeine Ausſprache geſchloſſen.
In der Einzelberatung trat der Sozialdemokrat Dr. Leber noch eirm
mal für Einſparungen am Wehretat ein. Die Ausgaben für Waffery
Munition uſw., ſeien in Deutſchlnd doppelt ſo hoch wie in England, olld
wohl wir keine Tanks, keine Artillerie und keine Gaswaffen hätten. —
In einer kurzen Erklärung wies
Reichswehrminiſter Dr. Geßler
Der Papſi bekämpft die „Action Frangaiſe.
EP. Paris, 29. März.
Die katholiſche Zeitung „La Croix” veröffentlicht auf
Anord=
nung des Papſtes ein Dokument über das Verfahren, das gegen
ſolche Prieſter und Katholiken angewendet werden ſoll, die der
„Action Frangaiſe” treu bleiben: 1. Die Beichtväter können des
Rechtes, die Beichte zu hören, beraubt werden; 2. Seminariſten,
die ſich den päpſtlichen Anordnungen nicht unterwerfen, können
von den Anſtalten ausgeſchloſſen werden; 3. Widerſpenſtigen
Gläubigen wird die Abſolution verweigert und ſie werden nicht
mehr zu den Sakramenten zugelaſſen; außerdem werden ſie aus
allen katholiſchen Verbänden ausgeſchloſſen. — Zum erſten Male
wird die Maßregelung eines katholiſchen Prieſters bekannt, der
trotz den Anweiſungen des Papſtes nicht aus der Liga der
„Action Frangaiſe” ausgetreten iſt. Der Kardinal=Erzbiſchof
von Bordeaux hat nämlich einen ihm unterſtehenden Pfarrer,
der Offizier der Ehrenlegion iſt, ſeines Amtes enthoben.
darauf hin, daß England große Munitionsbeſtände nach dem Kriege vorn
Amerika übernommen habe. Wir dagegen hätten unſere Beſtände zer;
ſtören müſſen, ſogar Halbfabrikate im Werte von einer halben Milliardh
Mark mußten vernichtet werden. Deutſchland habe keinerlei Materiall;
und Munitionsreſerven. Bis 1926 habe es nicht einmal Munition auz
fertigen können. Dagegen wiſſe man nicht, welche gewaltigen Beſtändo
England noch habe und wieviel mit Hilfe von Keredit dazu gearbeitc
werde. Für die chineſiſche Expedition ſeien z. B. beſondere Kredite be
willigt worden. Während die Kriegsinduſtrie der anderen Länder auc)
für das Ausland arbeite und ihre Fabrikationsmöglichkeiten voll auss
nutze, dürfe unſere Induſtrie nicht exportieren. Sie arbeite alſo untes
viel ungünſtigeren Verhältniſſen und müſſe deshalb in Deutſchland teus,
rere Preiſe nehmen. Ferner verbiete man uns die Verwendung billige:;
Uebungsmunition. Was die Beſchwerde über die Zahl der Stabsoffin
ziere angehe, ſo bemerkte der Miniſter, daß dieſe nicht größer ſei als die
der Leutnants. Sie betrage 675 gegen 695 Leutnants. Man müſſe fer=v
ner bedenken, daß wir früher große Offiziersreſerven hatten, aus denern
Verluſte im Ernſtfall erſetzt werden konnten. Heute könne man wohlf
Leutnants und Oberleutnants aus dem Unteroffiziersſtand erſetzen, für
die Stabsoffiziere müſſe man aber eine Reſerve ſchon im Frieden haben.1
Abg. Schreiber (Zentrum) brachte verſchiedene Wünſche
be=
züglich der Verſorgung der ausſcheidenden Reichswehrangehörigen vor.:
Abg. Rönneburg (Dem.) wies darauf hin, daß beim Innen= ſogar 20 Prozent am Wer geſtrichen worden ſeien. Ohn die z
Schlagkraft des Heeres zu vermindern, könne man ſparen am Pferdeetat,
an der aufgeblähten Verwaltung und den Waffenpreiſen.
Abg. Schmidt=Hannover (dnatl.) betonte, die Interalliierte
Mili=
tärkontrollkommiſſion habe ſelbſt die freiwillige Mitarbeit deutſcher
Pazifiſtenkreiſe dankbar anerkannt. (Hört, hört!) Auf einer Tagungy
der deutſchen Friedensgeſellſchaft ſei der Beſchluß gefaßt worden, dien
Abſchaffung der Reichswehr zu fordern. Auch das Reichsbanner
betei=
lige ſich an dieſen Beſtrebungen der Friedensgeſellſchaft. (Andauerndes
lärmende Zwiſchenrufe links.) Im Reichsbanner und auch im Rotenn
Frontkämpferbund gäbe es viele Männer, die in ihrem Drang nachn
Führertum der Rechten durchaus naheſtehen. Hört, hört! bei den Soz.X
Ernſt ſvenn die Gegenſätze zwiſchen Theorie und Praxis auf der Linkenn
aufgeräumt ſind, könne es zu einem vertrauensvollen Zuſammenarbeiten
zwiſchen rechts und links kommen. (Lachen links) Deutſchland, zwiſchenn
den Völkern liegend, könne des Schutzes einer Wehrmacht nicht ent=, ebenſo wenig wie die Schildkrote ihres Panzers. (Beifall.) —
Abg. Neddermeyer (Kom.) ergeht ſich in heftigen Angriffen gegen.
die Reichswehr. — Abg. Künſtler (Soz.) führte Beſchwerde über dier
Arbeitsverhältniſſe in den Volksämtern.
Darauf werden die Beratungen abgebrochen und auf Mittwoch,
1 Uhr, vertagt: Notetat, ferner Haushalt des Finanzminiſteriums. —
Schluß gegen 8 Uhr.
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zu verlaſſe
* 1. Kongreß für Farbe=Ton=Forſchung
in Hamburg.
Es iſt unmöglich, auf die Fülle des Gebotenen einzugehen.
Nur in Stichworten gleichſam ſei das Wichtigſte aufgezeigt. Die
Keimzelle, wenn wir ſo ſagen dürfen, dieſes Kongreſſes iſt der
ſeit 23 Jahren blinde Hamburger Muſiker Paul Dörken. Er
hat beim Anklingen oder Denken eines Tones die Erſcheinung
einer beſtimmten Farbe (analytiſche Synopſie), bei ganzen
Kom=
poſitionen, bei Vogelſtimmen uſw. die Erſcheinung von allen
möglichen bunten Gebilden (komplere Synopſie); die Skala der
einzelnen Farbenerſcheinungen (Photismen) hat die Tendenz, ſich
nach dem Spektrum hin zu ordnen und wiederholt ſich im
Ver=
lauf einer Oktave. Die Skala beginnt beim Ton E, der als
Naturton angeſehen wird — ob das phyſikaliſch oder pſychologiſch
zu erklären iſt, ſteht nicht feſt — und von den Muſikern als
Ton=
art der Naturſtimmung verwandt wird (Beethoven:
Paſtoral=
ſymphonie, Wagner: Schluß der Götterdämmerung).
Mathe=
matiſche Unterſuchungen (H. Hein=Altona, E. Hacault=Dresden)
zeigten eindeutig, daß ſich im Foll Dörken, als einem der
typiſch=
ſten, ein kompliziertes Syſtem nachweiſen läßt, daß ſich die
Er=
ſcheinungen ſogar in ein Geſetz faſſen laſſen. Außer dieſen
Pho=
tismen gibt es bei manchen Menſchen noch ſolche, die bei der
Vorſtellung irgend eines Begriffes (Gott, Krankheit, Mann, Zahl)
ertſtehen. Unterſuchungen bei Jugendlichen von 10 bis 18 Jahren
(H. Berg=Hamburg) ergaben 1. eine größere Häufigkeit von
Synäſtheſien, als bei Erwachſenen, 2. deren Hemmung und
Zurückgehen in der Pubertät, 3. deren ſtarke Verwandtſchaft mit
Naturvölkern, ihre leichte Analyſierbarkeit — während bei
Er=
wachſenen die Analyſe des Geiſtestypus notwendig iſt. Die
Uinterſuchungen von F. Bernack=Altona über „Farbe und
wer=
dende Perſönlichkeit”, zeigten eindeutig die Bevorzugung
ge=
wiſſer Farben in beſtimmten Altern, ſowie Gelb ſcheinbar als
Lieblingsfarbe der „dummen”, manuell geſchickten, meiſt
primi=
tiven, in jedem Fall aber irgendwie aus dem Rahmen fallenden
Schüler.
Dieſem „Farbenhören” (audition colorée) verwandt ſind die
Phantasmen vor und nach dem Schlaf (hypnagoge Bilder), über
die von verſchiedenen Seiten referiert wurde (E. Trömmer=
Ham=
burg und H. Hein=Altona) und deren eigenartige Raumlage, die
z. T. normal iſt, z. T. der Lage des Kopfes entſpricht, die im
vor=
geſchrittenen Stadium des Einſchlafens ſich an Schulter, Kinn,
Hinterkopf uſw. befinden kann, die ſchließlich verſchiedene
Raum=
lagen innerhalb desſelben Bildes einnehmen kann, berichtete G
Jacoby=Greifswald.
Die Darlegung von Fällen und wiſſenſchaftlichen
Unter=
ſuchungen, das Material ſelbſt fand keinerlei Widerſpruch. Als
man aber daran ging, Deutungen, Theorien, metaphyſiſche
Ein=
bettungen zu verſuchen, unterſchieden ſich deurlich zwei
weſent=
lich verſchiedene Lager: einmal — ſagen wir die „ältere Schule‟,
die einer materialiſtiſchen Auffaſſung nahe ſtand und vertreten
wurde durch V. Goldſchmidt=Heidelberg, welcher in unerhört
lebendiger und ſprudelnder Art ſeine Theorie von „Harmonie
und Komplikation in Tönen und Farben” vortrug; durch K.
Haebroek=Hamburg mit ſeinem „Verſuch einer neuen Deutung
des Ton=Farbe=Problems als Interferenzerſcheinung” uſw.
dann eine neuere, idealiſtiſchere Richtung, die die
Uebereinſtim=
mung von phyſikaliſchen und phyſiologiſchen Vorgängen ablehnt,
was H. Stephani=Marburg in ſeinem Vortrag über den „
Cha=
rakter der Tonarten” ſehr deutlich und knapp, H. Beckh=Stuttgart
ſehr weitſchweifig von der Anthropoſophie her dartaten. U. E. iſt
das Farbe=Ton=Problem nur metaphyſiſch zu deuten, und ſeine
Erforſchung muß Hand in Hand gehen mit der
Perſönlichkeits=
forſchung, alſo, daß jene einen Teil ausmache der „kosmiſchen
Phyſiognomik”, was Metaphyſik nach Ludwig Klages iſt. Dieſe
Syntheſe zu vollziehen, worauf auch F. Mahling=Hamburg
hin=
wies, die Syntheſe zwiſchen Erfahrung und (ſogen.) Spekulation,
dazu ſcheint unſere Zeit berufen. Der Anfang iſt gemacht, und
Georg Anſchütz, der den Kongreß berief und das „Phänomen”
Dörken entdeckte, ſei herzlich dafür bedankt.
Noch ein paar Worte über die „praktiſche” Seite des
Pro=
blems, welche Kunſt heißt. Es ſteht außer Zweifel, daß Farbe
und Ton weſentliche Anreger bei künſtleriſcher Geſtaltung ſind.
Man hat in dieſer Beziehung intereſſante Verſuche in Schulen
und Seminaren gemacht, die ſtaunenswerte Reſultate zeitigten
und erkennen laſſen, welch unerhört ſinnvolles Hilfsmittel
in=
ſonderheit für den Zeichenunterricht die Muſik darſtellt. Als
wichtigſte ſeien genannt die Vorträge von Chr. Natter=Jena:
„Harmoniſierungsverſuche in Farben unter Beeinfluſſung von
Muſik” und O. Rainer=Wien: „Die muſikaliſche Graphik als
Kunſterziehungsbehelf‟. Dort dient Muſik im weſentlichen als
Stimmungsſtimulanz, hier wird vor allem das „
Gebärdenzwin=
gende” der Muſik in Betracht gezogen. Das ergibt z. B. bei der
Analyſe einer barocken Muſik — ohne daß der Schüler dies weiß
— als Graphik ein barockes Ornament. Rainer verwendet dieſe
Methode auch zur Analyſe von Gedichten (z. B. Goethe: „Ueber
allen Wipfeln”) und Dramen, wodurch ſich da vorzügliche
Stimi=
mungsbilder entwickeln, hier ausgezeichnete Bühnenbilder
ent=
werfen laſſen. Schließlich gehört hierher vor allem die
Farb=
lichtmuſik. Hiſtoriſches darüber „von Caſtel bis Laſzlo”
berich=
tete F. Mahling=Hamburg. „Theoretiſches zum Problem Muſik—
Lichtkunſt” ſetzten intereſſant und wohlfundiert H. Hein=Alrona
u. a. auseinander. Die Vorführung von A. Laſzlos (München)
„Farblichtmufik”, enttäuſchte durch das, was den „
Farblicht=
ſpielen” von L. Hirſchfeld=Mack (Wickersdorf) nicht aneignete:
durch Willkür. Indes, das Problem der Farblichtmuſik iſt nocht
ganz und gar nicht gelöſt.
Zum Schluß ſei noch erwähnt: 1. die ſehr inſtruktive Ause
ſtellung, die über die Darſtellung all dieſer „Sichtgebilde” orien
tierte; 2. daß eine „Pſychologiſch=äſthetiſche Forſchungsgeſellſchaft””
gegründet wurde, die ſich die Erforſchung dieſer Gebiete zv
Aufgabe macht; 3. daß ſich im Märzheft des „Kosmos” ein
Auß=
ſatz von H. Hein über Farbenhören befindet; 4. daß der erſma
Band „Farbe=Ton=Forſchungen” von G, Anſchütz ſoeben eid
ſchienen iſt (Ak.d. Verlagsarſtalt, Leipzig); letztlich, daß alle
die=
welche ſich für die Sache intereſſieren oder ſelbſt „Synoptiker”
ſind, gebeten werden, ſich mit Prof. Anſchätz, Univerſität Ham=, in Verbindung zu ſetzen, durch den auch der offizielle:
Kongreßbericht zu beziehen iſt.
Dr. Walthari Dietz=Hamburg.
C.K. Ein Baum, der einen anderen auffrißt. Ein
einzig=
artiges Beiſpiel für den Sieg des Starken über den Schwachen
wird aus dem Reich der Bäume von Richard E. Mc. Ardle in
der amerikaniſchen Zeitſchrift „Waldleben” angeführt. Mc. Ardle
erzählt die Geſchichte einer Douglasfichte, eines ſchwachen und
duinen Exemplars, das buchſtäblich durch das Wachstum eines
größeren Baumes verſchluckt wurde. Das Kannibalentum dieſes
Baumes kam auf merkwürdige Weife ans Licht. Als der Baum
gefällt war, erſchien die Stammbildung zunächſt normal der
Stamm hatte eine Länge von 36 Fuß und 45 Zoll im
Durch=
meſſer. Als man aber den Stamm der Länge nach durchſagte,
enadeckte man, daß ſich in dieſem Baumſtamm ein kleiner Stamie
eingeſchloſſen befand. Es gelang durch geſchicktes Sägen, dieſen
„verſchluckten” Stamm freizulegen, und ſo erwies ſich
einwand=
frei, daß der zweite Baum um den erſten herumgewachſen war
und ihn durch dieſe Umklammerung gleichſam gefreſſen hatte.
C.K. Die Lumpenſammlerin als Millionärin. Ein
zerlum=
tes altes Weib, das einen Sack mit Abfällen trug, die es auf der
Straße geſammelt hatte, wurde kürzlich in Paris angehalten
als es ein elegantes Haus betrat, um dort einer Hochzeit
beizu=
wohnen. Auf der Polizei konnte die Lumpenſammlerin beſtſes
digende Auskunft geben, ſo daß man ſie wieder entließ. De
Mitteilungen, die ſie über ihr Vermögen machte, erregten aber
große Ueberraſchung. Sie wies nämlich nach, daß ſie Beſitzerln
mehrerer Häuſer in Paris und einiger Güter im Oiſe=
Deparle=
ment iſt, und daß ihr Geſamtvermögen gegen 3 Millionen
Fles=
beträgt. Dieſe mertwürdige Lumpenſammlerin iſt 56 Jahre au.
und verdient ſich ihren Lebensunterhalt damit, daß ſie in de‟
Gegend um die Markthallen herumwandert und alle mogliche‟
Abfälle aufhebt, von denen ſie lebt. Sie iſt ſchon verſchiedenitich
verhaftet worden, wurde aber immer wieder freigelaſſen, Nu*e
dem man gefunden, daß all ihre Angaben ſtimmten.
der
ihr
Nummer 89
Mitit4 den 30 Mär. 1927
Seite 3
Fremdenfeindliche. Schickſalstage der Fremden=Niederlafſungen in Schanghai.
Chineſiſche Kulis arbeiten an der Befeſtigung der franzöſiſchen Konzeſſion.
an China aufgerufen werden. Der Auf= Die Lage in der Fremdenſtadt Schanghais hat ſich weiter verſchärft. Die ausländiſchen
Be=
ruf wendet ſich an alle unterdrückten, hörden befürchten einen Ueberfall der Revolutionäre auf die Konzeſſionsgebiete. Der fran=
Wölter der ganzen Welt, um gegen die zöſiſche Konſul teilte in einem Funkſpruch nach Paris mit, daß die geographiſche Lage der
imperigliſtiſche Profitpolitik in China, franzöſiſchen Konzeſſion eine wirkſame Verteidigung unmöglich mache. Daraufhin haben
flammenden Proteſt zu erheben. Der die Engländer zwiſchen der internationalen Siedlung und dem franzöſiſchen
Konzeſſions=
gebiet Schützengräben aufgeworfen und Maſchinengewehre in Stellung gebracht.
Kundgebungen.
Schanghai von Fremden
überfüllt.
EP. London, 29. März.
Nach einer Meldung aus Schanghai
It die Zahl der geflüchteten Ausländer
trus dem Innern Chinas in Schanghai
no groß geworden, daß alle Hotels
isberfüllt ſind. Aus Wuhu und
Sangtſchau werden neue
fremdenfeind=
ſiiche Kundgebungen gemeldet. Es
wurden Fahnen in
Demonſtra=
ionszügen herumgetragen mit
wen Aufſchriften: „Nieder mitden
Ehriſten! Nieder mit dem
weſtlichen Imperialismus!“
Ein Aufruf der Komintern.
EP. Moskau, 29. März.
Die Exekutive der Komintern hat
rus Anlaß der Beſchießung von Nan=
Ting einen Aufruf an alle Arbeiter der
WVelt erlaſſen, worin alle Unterdrückten
lunter die Fahnen des Proteſtes gegen
wen neuen Krieg des Imperialismus
Eufruf ſchließt mit der Forderung
Siner Proteſtaktion auf breiter Baſis,
wer Forderung der Abberufung
Der Truppen aus China mit allen Mitteln und der
Werhinderung der Entſendung neuer Truppen
worthin.
Die Abſichten der Kantoneſen.
EP. Mailand, 29. März.
Der Generalſtabschef des Oberkommandierenden der Kanton=
Truppen hat laut „Corriere della Sera” einem amerikaniſchen
Journaliſten erklärt: Zu Weihnachten werden wir in
SPeking ſein. Unſer Sieg wird überwältigend ſein. Im Juli
catten wir 7 Diviſionen, jetzt zählen wir deren
wierzig, und wir haben unſere Ausrüſtung durch Beute
ver=
mnehrt. Es ſtehen jetzt mehr als eine Million
Sol=
waten zuunſerer Verfügung. Den Nordiſten bleibt kein
danderer Ausweg übrig, als ſich ebenfalls den Nationaliſten
anzu=
ſſchließen. Mit Tſchang Tſo=lin werden wir aufkeinen
FFall ein Kompromiß eingehen. Die chineſiſchen Nationa=
Miſten nehmen die bolſchewiſtiſchen Theorien nicht vorbehaltlos
dan, da ſie z. B. religionsfeindlich ſind. Inbezug auf die
Sozial=
wolitik werden wir das Kapital ſchützen, aber auch den
Arbeitern gerechten Lohn ſichern, wozu ein
Schieds=
gericht für Arbeits= und Lohnfragen eingeſetzt worden iſt. Der
„Journaliſt hat auch die politiſchen Büros der Kantoneſen beſucht,
lwo große Mengen von Propagandaſchriften an das Volk
ver=
ffaßt werden, da die Propaganda den Kantoneſen bisher mehr
FErfolg gebracht habe als alle Waffenſiege.
Wie verhalten ſich die Engländer?
EP. London, 29. März.
Der engliſche Vizekonſul in Schanghai, Wallace, hat die
An=
weiſung erhalten, ſich nach Nanking zu begeben, um dort die
Schäden feſtzuſtellen, die durch die letzten Unruhen verurſacht
rworden ſind. Dem diplomatiſchen Korreſpondenten des „Daily
Telegraph” zufolge ſoll die engliſche Regierung beabſichtigen, den
Kantoneſen eine Schadenerſatzforderung vorzulegen. Es ſei auch
möglich, daß dieſer Beamte ſich durch den Augenſchein an Ort und
Stelle von den tatſächlichen Vorgängen in Nanking unterrichten will.
Ueber die Ereigniſſe, die zur Räumung Nankings durch die
engliſchen und amerikaniſchen Einwohner führten, ſchwebt noch
immer ein gewiſſes Dunkel. Nach einer Meldung des „Daily
Telegraph” ſcheint die militäriſche Wache des engliſchen Konſulats
in Nanking verſagt zu haben. Die engliſchen Staatsangehörigen
im oberen Yangtſetal haben Anweiſung erhalten, dieſes Gebiet
zu verlaſſen.
Die Rückwirkungen der Ereigniſſe in China
auf die ſirategiſche Lage Indiens.
EP. New=Delhi, 29. März.
Anläßlich der Debatte über den indiſchen Heeresetat hat der
Oberſtkommandierende der indiſchen Armee, Sir William
Bird=
wood, in der geſetzgebenden Verſammlung aufſehenerregende
Mitteilungen über die Rückwirkung der Ereigniſſe in China auf
die ſtrategiſche Lage Indiens gemacht. Sir Birdwood wies
dar=
auf hin, daß Indien durch den wachſenden Einfluß Rußlands
auf China nicht nur von der Nordweſtgrenze her über
Afghani=
ſtan, ſondern auch von der Nordoſtgrenze her bedroht ſei. Die
Verminderung der indiſchen Heeresbeſtände um vier Diviſionen
ſei daher nicht nur eine Gefahr für England, ſondern auch für
Indien ſelbſt, das jetzt der Sturmflut des Bolſchewismus von
zwei Seiten her ausgeſetzt ſei. Die Ablehnung der
Regierungs=
forderungen durch das Parlament hat für England in Indien
eine höchſt peinliche Situation geſchaffen. Die politiſchen
Ver=
hältniſſe in Indien haben zurzeit eine Form angenommen, die
England nötigen werden, das Nachgeben der indiſchen
Volks=
vertretung in der Armeefrage durch weitgehende politiſche
Kon=
zeſſionen zu erkaufen.
Oiedeutſch=tſchechiſchen Handelsvertragsverbandlungen
* Berlin, 29. März. (Priv.=Tel.)
In den nächſten Tagen werden die deutſch=tſchechiſchen
Wirt=
ſchaftsverhandlungen ihren Fortgang nehmen. Dabei ſpielen
Agrarzollfragen eine weſentliche Rolle. Die Tſchechen dringen auf
eine Herabſetzung der deutſchen Zölle für Gerſte, Hopfen und
Malz, dagegen wahrt ſich aber die deutſche Landwirtſchaft und
zwar mit Recht, weil die Tſchechen ſchon unter den gegenwärtigen
Zollſätzen ihre diesbezügliche Einfuhr ſehr zum Schaden der
deutſchen Produzenten vervielfachen konnten. Nach der letzten
Statiſtik haben die Tſchechen im vergangenen Jahr gegen früher
die dreifache Menge an Gerſte eingeführt (222000 Doppelzentner
im Werte von 4,8 Millionen früher, 1926 677 000 Doppelzentner
im Werte von 14 Millionen). Die Hopfeneinfuhr hat ſich um mehr
als 50 Prozent gehoben. Ebenſo iſt die Einfuhr von tſchechiſchem
Malz geſtiegen. Angeſichts dieſer günſtigen Handelsbilanz für
die Tſchechen erſcheint die Forderung der deutſchen Erzeuger
durchaus am Platze, den Prager Wünſchen nicht nachzugeben.
*Abende für neue Muſik.
Die zweite Veranſtaltung dieſer Neuſchöpfung der
Städti=
ſchen Akademie für Tonkunſt war ein Wilhelm
Peterſen=
bend. Wißt Ihr, wer Wilhelm Peterſen iſt? Bis vor kurzem
habe ich auch nichts weiter von ihm gewußt, als daß er ein in
Darmſtadt lebender Komponiſt ſei, und Wohlwollende ſagten
mir, er wäre der Führer der jungen muſikaliſchen Generation in
Darmſtadt. Da wurde letztes Jahr von ihm eine Sinfonie
auf=
geführt, die mich zu innerſt ergriff. Ich hatte das Gefühl, daß
das eine ganz bedeutende Perſönlichkeit ſein müſſe, ein Menſch,
der weiß was er will, kann was er will, und unbekümmert und
hne Rückſicht auf äußere Erfolge den Weg geht, den er gehen
zu müſſen glaubt, und aus deſſem Werke Geiſt und Seele und
ine ſtolze Männlichkeit zu mir ſprach. Ich freue mich, daß dieſer
damalige Eindruck, je näher ich den Künſtler Peterſen kennen
lernte, immer nachhaltiger und ſicherer wurde. Ich finde, daß
ſolche Perſönlichkeiten ſelten ſind, und finde, daß das Wirken
olcher Leute für die Bedeutung Darmſtadts als Kunſtſtadt
wich=
tiger iſt als hundert Schlunus=Konzerte. Der erſt 37jährige
Peter=
ſen, aus deſſem Schaffen reichſte und umfaſſendſte Bildung ſpricht,
hat ſich ſeine Reife in den Jahren 1908 bis 1912 in München bei
Friedrich Kloſe (dem Komponiſten der „Ilſebill”) und Rudolf
Louis (dem ausgezeichneten Theoretiker und Lehrer Rudi
Ste=
phans) geholt, hat bei Schmidt=Lindner Klavier gelernt (und hat
geſtern ſeine Lieder und ſeine Sonate klanglich ganz prachtvoll
wiedergegeben), wurde von Felix Mottl mit den Geheimniſſen
des Taktſtockes vertraut gemacht, hörte daneben philologiſche und
philoſophiſche Kollegs und trat in freundſchaftliche Berührung
mit dem Dichterkreis um Stephan George (Friedrich Gundolf,
Karl Wolfskehl u. a.), wurde Freund des Zeichners Karl
Thyl=
mann und K. J Obenauer. In dieſer geiſtigen Umgebung wurde
Peterſen Mann und Künſtler. Furtwängler rief ihn dann als
Dirigenten an die Lübecker Oper. Nachdem der Krieg ſeine
wei=
tere künſtleriſche Entfaltung lange hemmte, betätigte er ſich als
konzert= und Theaterreferent, und ſeit 1922 lebt er ſeinen
kompo=
ſitoriſchen Arbeiten in Darmſtadt. Zwei Sinfonien, drei
Streich=
zuartette, Sonaten, Klavierſtücke und viele Lieder und Chöre hat
er bisher geſchaffen. Wie er zur Kunft ſteht, was er mit ſeiner
Muſik ſagen will, das zeigen die Worte, die er mir ſchrieb und
die den ganzen Ernſt und die innere Klarheit — und Bahrheit —
Peterſens beleuchten und die ich hier wiedergeben will: „Ich ſehe
zwar in allem Techniſchen, kurz in allem Handwerklichen, die
unerläßliche, ſelbſtverſtändliche Vorbedingung zum Kunſtwerk,
aber es bedeutet für mich nicht Ziel, ſondern nur Mittel, um in
der Form den Weſensausdruck zu erreichen. Daher haben alle
Kämpfe um Stilprobleme, Materialerweiterungen und dergleichen
für mich nur ſekundäre Bedeutung. Weſentlicher erſcheint mir
die Frage nach dem Erlebniskern und Wahrheitsgehalt eines
Kunſtwerkes, und der wurzelt im Menſchlichen, in der
Geſtal=
tungskraft einer Perſönlichkeit. Als Sinn der Kunſt erſcheint mir
das Verhältnis des Menſchen zum Göttlichen in immer neuen
Abwandlungen, auf immer anderen Stufen auszudrücken und
damit auch ein ſinnvolles Verhältnis zu Natur, Menſch und
Ge=
ſchöpf mitzubegründen.”
Das iſt ein ganzes Glaubensbekenntnis, und in dieſen
Wor=
ten klingt die ganze Muſik Peterſens. Sie iſt tief und ernſt,
ſtreng und herb, nie bereit, um des Erfolges willen den geraden
Weg zu verlaſſen, nie weichlich oder ſentimental. Sie hat die
Süße der Melodie (am ſchönſten vielleicht und überzeugendſten
im Adagio der Violin=Klavierſonate, die vom Komponiſten und
Göſta Andreaſſon prachtvoll geſpielt wurde), und aus jeder
Note dieſer Muſik ſpricht die Kraft und die Ueberzeugung einer
Perſänlichkeit.
Fünf Geſänge von Hölderlin und Stephan George, voll von
dichteriſchen und muſikaliſchen Schönheiten eröffneten den Abend.
Freilich, an der Oberfläche liegt die Schönheit dieſer Geſänge
nicht. Es iſt nicht ſinnliche Schönheit, ſondern geiſtige, die aus
ihnen ſpricht. Man muß die Lieder genau kennen, muß ſich in
den Geiſt der Dichtung, in den Geiſt der Töne verſenken, um ſie
zu verſtehen. Wer aber ſie verſtehen gelernt hat, der wird ſie
lieben. „Chineſiſch=deutſche Jahres= und Tageszeiten” von Goethe
folgten. Auch hier das gleiche: auch hier zwingend muſikaliſche
Wiedergabe des dichteriſchen Ausdrucks, auch hier Einzelheiten
voll Duft und Schönheit, die ſich nicht immer willig zu erkennen
gibt, aber dem Kenner ſich offenbart. Und die drei zuletzt
ge=
ſungenen Lieder aus der Barockzeit von Chriſtian Weiſe und
Paul Fleming ſind in ihrer Zartheit und dann wieder
Fröhlich=
keit ſo wirkend, daß ihnen der Fluch der Popularität wohl nicht
erſpart bleiben wird.
Zwei junge Darmſtädter Künſtler, Fräulein Grete Nies
und Herr Joſef Hermann, haben ſich in die Gedankenwelt
dieſer Geſänge ſo eingelebt, daß der Komponiſt in herzlichen
Worten der Dankbarkeit ſich über die Leiſtungen der beiden
aus=
ſprach, eine Anerkennung, die Sänger und Sängerin mit Stolz
erfüllen kann und die wir den beiden ſtrebſamen Künſtlern von
Herzen gönnen. Das Publikum fühlte, daß geſtern abend ein
reifer und bedeutender Muſiker zu ihm ſprach, und ſtand den
ganzen Abend im Banne eines muſikaliſchen Erlebniſſes, und
dies möge Peterſen Mut machen, in frohem Bewußtſein, daß
man ihn auch in ſeiner Vaterſtadt nach ſeiner Bedeutung zu
wür=
digen verſteht, writer zu ſchaffen. Wir erwarten noch viel Schönes
O.
von ihm.
Finanzkapital und Imperialismus.
Die Vereinigten Staaten als Weltfinanzier. —
Nordamerika=
niſches Kapital in der Weltrohſtofferzeugung. — Dankeeſierung
Lateinamerikas.
Von Dr. W. Baerlccken.
Das Verhalten der Vereinigten Staaten in den jüngſten
Konflikten mit Mexiko und Nicaragua iſt in der übrigen
Welt mit jener Aufmerkſamkeit beobachtet worden, die der
Politik der mächtigſten und reichſten Nation unſeres Erdteils
nicht ohne Berechtigung zuteil wird und die dieſe Politik in
er=
höhtem Maße verdient, wenn ein derart agreſſiver
Imperialis=
mus, wie er heute für die Vereinigten Staaten leitend iſt, ihr
Richtung und Ziel gibt. Schärfſte Waffe dieſes Imperialismus
iſt eine ſchier unerſchöpfliche Finanzkraft. Als Weltbankier
um=
worben von der großen Schar jener, deren eigener Kapitalmangel
auf fremde Hilfe hinweiſt, gelingt es den Vereinigten Staaten, in
ſtändig wachſendem Ausmaß ihren wirtſchaftlichen Einflußbereich
auf neue Gebiete auszudehnen und fremde Produktionen unter
ihre beherrſchende Kontrolle zu bringen. Amerikaniſche Banken
ſchätzen den Geſamtbetrag der auswärtigen Kapitalinveſtierungen
ſür Ende 1926 auf über 13 Milliarden Dollar; in dieſem Betrag
ſind ſowohl die ſeitens der Vereinigten Staaten gewährten
An=
leihen, wie die direkten Beteiligungen nordamerikaniſcher Bürger
an Unternehmungen der verſchiedenſten Art in verſchiedenſten
Ländern einbegriffen. Der Kipatlexport im verfloſſenen Jahre
wird mit über 1,5 Milliarden Dollar angegeben. Als wichtigſte
wirtſchaftspolitiſche Aufgabe der auswärtigen
Kapitalinveſtie=
rungen betrachtet man die Erweiterung und Ergänzung der
eigenen Rohſtofſerzeugung, und zwar vor allem dort, wo
Eigen=
produktion ganz fehlt oder unzureichend iſt und der inländiſche
Verbrauch daher von ausländiſchen Lieferungen abhängig iſt.
Daß die Vereinigten Staaten den abfließenden Kapitalſtrom im
Sinne dieſer Aufgabe zu leiten wiſſen, indem ſie durch
Einfluß=
nahme auf die Erzeugung junger rohſtoffreicher Kolonialländer
jene Abhängigkeit für eine zunehmende Zahl von Rohſtoffen zu
beſeitigen ſtreben, lehrt heute bereits die Geſchichte der
nord=
amerikaniſchen Auslandsinveſtierungen.
Nordamerikaniſches Kapital iſt tätig im Kaffee= und
Kakao=
anbau Süd= und Mittelamerikas, es beſitzt maßgebenden Einfluß
in der Salpetergewinnung Chiles — die Produktionskapazität
der amerikaniſchen Guggenheim=Gruppe, die nach neueren
Mel=
dungen ein Produktionsverfahren erfunden hat, das die
Gewin=
nungskoſten für Chileſalpeter um über 50 Prozent verbilligt, ſoll
allein ausreichen, um der geſamten gegenwärtigen
Salpeter=
nachfrage zu genügen. Die Zuckerplantagen Kubas und die
Erdöl=
gewinnung des ganzen amerikaniſchen Kontinents befinden ſich
unter beherrſchender Kontrolle der U.S.A.; die außerordentlich
reichen Läger Venezuelas — innerhalb von drei Jahren erfuhr
die Förderung an Erdöl eine Steigerung um mehr als das
Acht=
fache — werden mit faſt 50 Prozent von nordamerikaniſchen
Ge=
ſellſchaften ausgebeutet. In der Kupferproduktion Nord= und
Südamerikas beſitzen die Vereinigten Staaten ein nahezu
voll=
kommenes Monopol. Das im Kupferbergbau Perus und
nament=
lich Chiles ſeitens der U. S.A. angelegte Kapital überſteigt 400
Millionen Dollar. Als die Monopölſtellung der
nordamerika=
niſchen Erzeuger in neuerer Zeit bedroht ſchien durch die
gewal=
tige Entwicklung der afrikaniſchen Kupferproduktion, der
Rho=
deſia= und insbeſondere Katanga=Minen, haben jene den Verſuch
gemacht, ihren Einfluß auch dorthin auszudehnen, dies anfangs
durch Aufkauf von Aktien des führenden belgiſchen
Unterneh=
mens, der „Union Miniére du Haut Katanga”, ſpäter durch
An=
regung zu internationalen Abmachungen über gemeinſame
Pro=
duktions= und Preispolitik, Beſtrebungen, die mit dem im
ver=
gangenen Jahre gegründeten internationalen Kupferkartell nicht
ganz ergebnislos geblieben ſind.
Unter den ſeitens der Vereinigten Staaten zu
importieren=
den Rohſtoffen ſteht dem Werte nach Gummi an erſter Stelle.
Von der geſamten Weltgummierzeugung übernahmen ſie 1926
rund 75 Prozent. Englands Bemühungen um Stützung des
Gummipreiſes durch planmäßige Regulierung des Exports, die
damit drohende Verteuerung der amerikaniſchen Gummi
ver=
brauchenden Produktion ſind Haupturſache, wenn gerade in der
Gummierzeugung das Ziel der Eigenverſorgung ſeitens der
Ver=
einigten Staaten heute mit beſonderem Eifer und unter
Aufwen=
dung erheblicher Mittel angeſtrebt wird. Neben dem Ausbau der
amerikaniſchen Gummiplantagen auf Sumatra und der
Malai=
iſchen Halbinſel konzentrieren ſich die amerikaniſchen
Verſelbſtän=
digungspläne in der Hauptſache auf Liberia, wo die Fireſtone
Plantation Co., die größte amerikaniſche Gummifabrik, über
100 Millionen Dollar in Pflanzungen angelegt hat. Man hofft
den Ertrag dieſer Pflanzungen allmählich derart zu entwickeln,
daß in abſehbarer Zeit die liberiſche Erzeugung den Bedarf des
„Nur ein beſſerer Handwerker.”
Auf der Tagung der Preußiſchen Denkmalpfleger in
Frank=
furt ſoll der Konſervator für Naſſau und Direktor der
Kunſt=
gewerbeſchule in Frankfurt, Herr Profeſſor Dr. Wichert, im
Hin=
blick auf die Ausſtellung „Schrift und Handwerk” geäußert haben:
Rudolf Koch ſei doch nur ein beſſerer Handwerker.
Obgleich Herr Dr. Wichert unſeres Wiſſens die Darmſtädter
Aus=
ſtellung nicht geſehen hat, alſo auch die entſcheidenden Arbeiten
von Rudolf Koch gar nicht kennt, hat er doch mit prophetiſchem
Blick ihr Weſen erkannt. Und wir wollen ihm danken, daß er
da=
für einen ſo treffenden Ausdruck gefunden hat. Ganz beſcheiden
verſucht ja auch der Titel der Ausſtellung anzudeuten, worum es
ſich handelt. Aber eine ſo kühne Formulierung hätte ſich die
Aus=
ſtellungsleitung ſelbſt nicht getraut. Nurder beſſere
Hand=
werker iſt es ja, auf den wir ſeit Jahrzehnten warten. In
wie vielen Hoffnungen hat man ihn herbeigeſehnt, als den
Er=
löſer von akademiſcher und kunſtgewerblicher Verbildung. Wie
haben ſich auch die Kollegen von Dr. Wichert, die Leiter der
kunſt=
gewerblichen Lehrauſtalten, bemüht, ſolchem beſſeren
Hand=
werker den Weg zu bereiten. Rudolf Koch hat ſeit Jahren in
aller Stille gearbeitet und an ſich erzogen, um ſich in dieſem
Sinn zu einem rechten Handwerker, auszubilden. Nach dem
Namen eines Künſtlers hat er nie gegeizt. Daß ihn andere
dafür halten, kümmert ihn wenig. Aber von dem Ernſt
hand=
werklicher Arbeit wollte er lernen. Die Mühe handwerklicher
Arbeit wollte er ſelbſt ſpüren, und es war ſein Wunſch, daß ſie
auch in ſeinem Schaffen ſpürbar ſei. Nichts anderes wollte er ſein
als ein tüchtiger Handwerker, der ſeine Arbeit verſteht und das
Beſte aus ihr herausholt. Auch der Führer durch unſere
Ausſtel=
lung hat verſucht, dieſe Grundlage ſeines Schaffens für die
Be=
ſucher verſtändlich zu machen. So gab es für ihn wohl keine
größere Anerkennung, als die ihm Herr Dr. Wichert gezollt hat.
Nur freilich, als Anerkennung waren dieſe Worte nicht
ge=
meint: nur ein beſſerer Handwerker. Und vielleicht haben ſie
auch erreicht, daß der eine oder der andere von den in Frankfurt
verſammelten Denkmalpflegern auf den Beſuch unſerer
Ausſtel=
lung verzichtet hat. Das iſt ſchade, aber für Herrn Dr. Wichert
iſt es vielleicht ſchlimmer als für uns. Mit dieſem „nur” ſcheidet
er ſich eigentlich von allem, was ſich um die Geſundung
hand=
werklicher Arbeit ernſtlich bemüht. Hat er mit dieſem „nur ein
beſſerer Handwerker” etwa die Grenzlinie ziehen wollen, was die
Kunſtgewerbeſchule in Frankfurt erſtrebt und was in Offenbach
geleiſtet wird, ſo ſchneidet Heſſen dabei nicht ſchlecht ab. Nehmen
wir den Handſchuh ruhig auf! Wären in der Ausſtellung „Schrift
und Handwerk” nicht bereits alle guten Plätze vergeben, ſo möchte
man der Kritik des Herrn Dr. Wichert in ihr einen Ehrenplatz
wünſchen.
Haupt.
Seite 4
Hauptgummiverbrauchers, der amerikaniſchen Automobilinduſtrie,
zum weitaus größten Teil zu decken vermag. Aehnlich optimiſtiſch
lauten Meldungen über Nationaliſierung der Manganerz=
Ver=
ſorgung, die zu 75 bis 80 Prozent auf ausländiſche Importe
an=
gewieſen iſt. Zur Beteiligung amerikaniſchen Kapitals an der
ruſſiſchen Manganförderung traten vor einiger Zeit ſtarke
Inter=
eſſen an den hochwertigen Lägern Südafrikas, die amerikaniſche
Kapitaliſten teilweiſe durch Aufkauf unter der Hand an ſich
ge=
bracht haben. Daß neuerdings nordamerikaniſche Firmen zur
Errichtung eigener Förderungsanlagen in der Zinnproduktion
Boliviens übergegangen ſind, ſei kurz erwähnt.
Hauptbetätigungsfeld dieſes nordamerikaniſchen
Imperialis=
mus ift Lateinamerika. Der Geſamtbetrag der dort inveſtierten
Kapitalien wird für Ende 1926 auf über 4,5 Milliarden Dollar
geſchätzt. Für die betroffenen Länder vollzieht ſich das
Vordrin=
gen der I. S.A. als ein Prozeß der Ueberfremdung und
Yankee=
ſierung. Dieſes Ergebnis beginnt namentlich in Lateinamerika
mehr und mehr als ernſte Exiſtenzbedrohung der eigenen
natio=
nalen Wirtſchaft empfunden zu werden. Man erwägt, ob der
Vorteil der nordamerikaniſchen Finanzhilfe nicht wettgemacht
wird durch das bednkliche Ueberhandnehmen fremder
Wirtſchafts=
macht. Es iſt bezeichnend, wenn künzlich in einer Kundgebung
führender Wirtſchafter und Politiker Kolumbiens im Intereſſe
der wirtſchaftlichen Unabhängigkeit Kolumbiens die Forderung
geſtellt wurde, auf jede weitere Anleiheaufnahme in New York zu
verzichten und bereits gewährte Anleihen baldigſt zurückzuzahlen;
oder wenn als Maßnahme gegen die offenkundig imperialiſtiſchen
Ziele der Vereinigten Staaten ein Boykott aller
nordamerika=
niſchen Waren in Lateinamerika propagiert wird. Doch wird
man ſich hüten müſſen, die Bedeutung derartiger Symptome eines
erwachenden Widerſtandes gegen die Kapitalexpanſion der U. S.A.
zu überſchätzen. Die Regierungen der meiſten Staaten
Latein=
amerikas dürften Beſtrebungen der gekennzeichneten Art nur ſehr
zögernd unterſtützen, trotz teilweiſe unverkennbarer
wirtſchafts=
nationaliſtiſcher Neigungen Macht doch die vielfach geplante
Begründung eigener nationaler Erzeugungen die
Inanſpruch=
nahme des New Yorker Kapitalmarktes in der Mehrzahl der
Fälle zu einer faſt unabweisbaren Notwendigkeit. Im Jahre
1926 wurden ſeitens der Regierungen Lateinamerikas Anleihen
im Geſamtbetrage von nicht weniger als 203 Millionen Dollar in
den Vereinigten Staaten untergebracht. Sondermaßnahmen
gegen ausländiſche Kapitalanlagen, Widerſtand gegen das Vor=
Mittwoch, den 30. März 1927
dringen der Vereinigten Staaten würde deren Bereitſchaft zu
weiteren Regierungsanleihen ſehr bald in Ablehnung umkehren.
Der Kapitalbedarf zur Finanzierung der großen
Wirtſchafts=
programme bliebe ungedeckt, die Durchführbarkeit dieſer
Pro=
gramme wäre in Frage geſtellt. Erwägungen dieſer Art laſſen
jede entſchiedenere und aktivere Abwehr des nordamerikaniſchen
Imperialismus in Lateinamerika heute vermeiden. Unterdes
er=
faßt die Abneigung gegen den nördlichen Eindringling immer
weitere Kreiſe. Pläne, die engeren wirtſchaftlichen und
politi=
ſchen Zuſammenſchluß aller Staaten des amerikaniſchen
Konti=
nents ſich zum Ziel ſetzen, alſo ein Panamerika erſtreben, geraten
in den Verdacht, nur geeignet zu ſein, das Uebergewicht der
Ver=
einigten Staaten weiter zu verſtärken, nur erſonnen zu ſein, um
der wirtſchaftlichen Kontrolle Lateinamerikas durch
nordameri=
kaniſches Kapital in anerkannter politiſcher Vorherrſchaft der
U. S. A. Sicherungen zu ſchaffen.
Heſſiſcher Landtag.
Präſident Adelung eröffnet die Sitzung um 10 Uhr 30 Min.
und ſpricht die Hoffnung aus, daß es gelingt, in drei Sitzungen die
Tagesordnung zu erledigen. Der Finanzausſchuß werde ſeine Arbeiten
ſo fördern, daß das Plenum des Landtags vorausſichtlich am 3. Mai
zur Budgetberatung zuſammentreten könne. — Abg. Külb hat ſein
Landtagsmandat niedergelegt. Sein Nachfolger iſt nach Mitteilung des
Präſidenten Landwirt Roos aus Flonheim.
Das Haus nimmt hierauf eine Reihe von Regierungsvorlagen zur
Kenntnis: Die Vorlagen ſür einſtweilige Zurverfügungſtellung der
Bau=
kredite für 1927, für Milderung der Arbeitsloſigkeit, die
Krediterweite=
rung für das Landestheater, die einſtweilige Zurverfügungſtellung der
perſönlichen Koſten zur Durchführung des Geſetzes über die ſtaatlichen
Bauämter und ſür den Schutz der Gemeinde Dietesheim gegen
Hoch=
waſſer und Eisgang.
Die Regierungsvorlagen über den Entwurf eines Geſetzes, die
Er=
ſtreckung des Finanzgeſetzes für das Rechnungsjahr 1926 auf die erſten
drei Monate des Rechnungsjahres 1927, werden in beiden Leſungen
debattelos gegen die Rechte genehmigt. Die Regierungsvorlage über
die Errichtung eines Braunkohlenſchwelkraftwerkes wird zurückgeſtellt,
weil der Ausſchuß ſeine Beratung darüber noch nicht beendet hat.
Bei der Regierungsvorlage über den Entwurf eines
Steuervoraus=
zahlungsgeſetzes für das Rechnungsjahr 1927 entſpinnt ſich eine längere
Unſer Bub
Heinz Gerhard Ludwig
iſi am Sonntag angekommen.
Ludwig Lange und Frau
Elifabeth, geb. Keller.
(*85241
Oſterwunſch.
Nettes Fräulein, 20
Jahre alt, vermör",
Geſchäftstochter ſucht
Herrn (mittlerer
Be=
amter od.
Geſchäfts=
mann) kenn. z. lernen
zwecks ſpät. Heirat
Gefl. Zuſchrift mit
Bild. welches
zurück=
geſandt wird, unter
Darlegung der
Ver=
hältniſſe erbeten unt.
Z 26an d Gechäftsſt.
Verſchwiegenheit
zu=
geſichert u. verlangt,
8550)
Todes-Anzeige.
Heute nacht entschlief sanft infolge
Schlag-
anfalls unsere liebe, gute Mutter und
Gross-
mutter
Frau Johanna Brenner
im 15. Lebensjabr.
Die trauernden Hinterbliebenen:
Frau Toni Berger, geb. Brenner
Oberstleutnant Karl Brenner,
9. (Pr.) Int-Regt. Potsdam
Frau Dr. Bertha Weiß, geb. Brenner
und 5 Enkelkinder, zugleich im
Namen der übrigen Verwandten.
Todes=Anzeige.
Allen Verwandten, Freunden
und Bekannten die traurige
Nach=
richt, daß mein innigſtgeliebter
Mann und treubeſorgter Vater,
unſer Schwiegervater und
Groß=
vater
Abraham Keller
Straßenwärter i. R.
nach langem Leiden im Alter von
69 Jahren ſanft entſchlafen iſt.
Die trauernken Hinterbliebenen:
Eliſabethe Keller, geb. Paſtre
und Kinder.
Rohrbach, den 27. März 1927.
Die Beerdigung findet
Donners=
tag, den 31. März, nachmittags
2 Uhr ſtatt. (5381
Dr. B. Asal
Nummer 59
Ausſprache über die Wechſelwirkung von Mietzpreiserhöhung md Vorz.
nungsnot, ſowie über die Verteilung des Steuerertrags. Die
Abgeoris=
neten der verſchiedenen Parteien vertreten deren Anträge, die bekannn
und bereits im Finanzausſchuß ausführlich behandelt worden ſind. Do=
Ausſchußanträge werden angenommen. Die
Regierung’svorlago=
wird gegen die Stimmen der Rechtsparteien und den
Kommuniſten angenommen. Im Anſchluß an die Abſtiwp,
mung werden verſchiedene Erklärungen abgegeben.
Hierauf wird eine Regierungsvorlage über die einſtweilige
Zurles=
ſügungſtellung der im Staatsvoranſchlag für 1927 vorgeſehenen
Barn=
kredite beraten. Ein Antrag Dr. Leuchtgens und Glaſer will einn
10prozentige Kürzung der angeforderten Kredite.
Abg. Haury bittet als Berichterſtatter, die geforderte Summe duu=
Regierungsvorlage zu bewilligen, damit möglichſt bald gebaut werde,
kann.
Abg. Dr. Leuchtgens begründet ſeinen Abſtrich an der
Fordo=
rung mit der Abſicht, auf dieſe Weiſe die Bauverwaltung zum ſparſame
Bauen zu zwingen.
Es ſprechen zu dieſer Angelegenheit noch die Abgeordneten Galra.
Engelmann, Rechtien, Heinſtadt und Mann, die in di
Mehrzahl der Bauverwaltung bezeugen, daß ſie ſparſam baur.
Die Regierungsvorlage wird angenommen und demn
Antrag Dr. Leuchtgens und Glaſer abgelehnt.
Die Regierungsvorlage über die Entwäſſerung des Kornſands urn!
der anliegenden Auen wird angenommen; ein Antrag Galm, der Arbst,
terfragen geregelt haben will, wird der Regierung als Material übes
wieſen.
Das Haus ſtimmt ferner den Regierungsvorlagen über den Beitriz.
Heſſens zur Kreditgemeinſchaft gemeinnütziger Selbſthilfeorganiſationcn
Deutſchlands in Berlin zu, dem Arbeitsbeſchaffungsprogramm 1926/2g
den Steuererleichterungen für Winzer (Ermäßigung der Landesgrunz
ſteuer für 1926), ſowie der Staatsbeihilfe für den notleidenden Eiſem,
erzbergbau in Oberheſſen. — Anträge auf Aufhebung der Immunitäz
der Landtagsabgeordneten Sturmfels und Mann werden abgelehnt. Du
Regierungsvorlagen über die Kunſtausſtellungen im Sommer 1927 ün
Darmſtadt, über die Beiträge der Gemeinden und Privaten zu deu
Koſten der Forſtverwaltung für das Jahr 1924 und 1925, ſowie für de
Regulierung der Selz werden angenommen. Ein Antrag der Abge
Roth und Genoſſen über eine Schulentlaſſungsbeihilfe wird abgelehrn,
und ein Antrag der Abgg. Angermeier und Genoſſen wegen Ei
ſatzes der Koſten für Lernmittel wird für erledigt erklärt.
Um 1 Uhr ſchließt der Präſident die Sitzung und beraumt die nächirſt
Sitzung auf Mittwoch, 10 Uhr vorm., an.
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Aus der Landeshauptſtadt.
Darmſtadt, 30. März.
— Die geſetzliche Miete wird bis auf weiteres auf 110 Pro=
„eut der Friedensmiete feſtgeſetzt. Hierin befindet ſich ein
Zu=
bichlag für laufende Inſtandſetzungskoſten von 17 Prozent der
Friedensmiete.
T.U. Von der Landesuniverſität Gießen. Der Privatdozent und
WProſektor am anatomiſchen Inſtitut der Univerſität Münſter Dr.
Hell=
nnuth Becher hat den an ihn ergangenen Ruf als Nachfolger des
raach Bonn gehenden planmäßigen Extraordinarius und Proſektors
Dr. Stöhr angenommen.
— Die Städtiſche Gewerbeſchule gibt bekannt, daß die im laufenden
Winterhalbjahr angefertigten Schülerarbeiten aus den Fachklaſſen für
Dckorationsmaler und Hochbauhandwerker im Schulgebäude Landgraf
Whilipp=Anlage 6 ausgeſtellt ſind. Alle Freunde der Schule und des
ſHandwerks ſind zur Beſichtigung freundlichſt eingeladen. Die Aus=
Ftellung iſt geöffnet von Freitag, den 1., bis Sonntag, den 3. April,
rn den Wochentagen von 10—5 Uhr, am Sonntag von 10—1 Uhr.
— Heffiſches Landestheater. Das nächſte, 7. Sinfoniekonzert
ſes Landestheaters findet am Montag, den 4. April, im Großen Haus
Ftatt. Es wird eingeleitet mit zwei Choralvorſpielen „Schmücke dich,
* liebe Seele” und „Herr, Gott, Schöpfer, heilger Geiſt” von Bach, die
Son einem unſrer bekannteſten neuzeitlichen Komponiſten. Arnold Schön=
Serg, für großes Orcheſter inſtrumentiert wurden, und bringt weiter die
Sekanntlich Richard Wagner gewidmete 3. Sinfonie von Bruckner. —
Ells Soliſt des Abends ſpielt der junge, in Darmſtadt geborene und hier
Sereits vorteilhaft bekannte Geiger Otto Klinge das Violinkonzert
won Tſchaikowsky. — Der Vorverkauf beginnt morgen, Donnerstag, an
Der Tageskaſſe des Großen Hauſes. — Die morgen im Großen Haus
Iſtattfindende Aufführung von Shaws „Haus Herzenstod” iſt der
EMiete I. und zugleich der Miete P (Darmſtädter Volksbühne) zugeteilt.
DDie Rolle der Heſione ſpielt zum erſten Male Käthe Meißner.
— Vereinigung Darmſtädter Soliſtinnen. Auf den heute im Kleinen
Haus ſtattfindenden Uraufführungsabend der „Vereinigung
Parmſtädter Soliſtinnen” wird nochmals hingewieſen. Karten
zzu 1, 2 und 3 Mark bei Konzertarnold und an der Abendkaſſe. (Näh.
Wiehe Anzeige).
— Abſchiedsabend Profeſſor Adolf Buſch. Füir das 9. Akademie=
Monzert (Buſch=Quartett und Abſchiedsabend von Profeſſor Adolf Buſch)
ſtehen nur noch wenige Karten im Sekretariat der Städt. Akademie,
Wliſabethenſtraße 36, Telephon Stadtamt, zur Verfügung. Es iſt dies
in Beweis, welcher Beliebtheit ſich Profeſſor Buſch bei der Darmſtädter
Wevölkerung erfreut und wie groß das allſeitige Bedauern über ſeinen
Wegzug von hier iſt. Wie ſchon bekannt gegeben, ſpielen die Künſtler
ſdie Quartette von Beethoven op. 130, Mozart G=Dur, Mendelsſohn=
Wartholdy D=Dur.
— Schlußfeier. Die abgehenden Schüler und Schülerinnen der
Handels=Lehrauſtalt des Herrn Dr. Siedersleben veranſtalteten
ſim Fürſtenſaal eine Schlußfeier. Nach einem Prolog, geſprochen von
FFrl. E. Becker, ermahute Herr Dr. Siedersleben ſeine Schüler, nun nicht
idie Bücher in die Ecke zu werfen, da ſie das eine oder andere, was ſie in
Ider Schule gelernt hätten, nicht gleich brauchten, ſondern ſich weiter
fort=
szubilden und aufzubauen, damit ſie dereinſt auch nützliche Glieder des
ädeutſchen Kaufmannſtondes würden. Von den Damen Becker, Frldmann,
Gaubatz, Koch, Riſch und Weimer wurde ein Reigen „Frühliugs
Er=
twachen”, flott getanzt und geſungen. Herr Julius Schmitt verlas die in
letzter Stunde verfaßte Kommerszeitung. Als Dank für die Lehrer
ſang Frl. Körner das Abſchiedslied der Champagnergirl und erfreute
ſpäter die Feſtteilnehmer noch durch ein Lied aus dem Vogelhändleu.
Bei Chorgeſang und ſtimmungsvoller Tanzmuſik blieben die S hüler
noch lange beiſammen, bis das Dampfroß ſie bei Morgengrazen in
alle Winde zerſtreute.
— Die Ohlyſchule veranſtaltet am Donnerstag, den 31. März,
nach=
mittags 3 Uhr, in der Turnhalle der Schule ihre
Entlaſſungs=
feier. Alle inſtrumentalen und geſanglichen Darbietungen ſind den
Werken Beethoveus entnommen. Zu dieſer Schluß= und Gedenkfeier ſind
die Angehörigen der Schüler und Freunde der Schule herzlichſt
ein=
geladen,
— Die Ludwigs=Oberrealſchule veranſtaltet am Donnerstag, den 31.
(März, abends 8 Uhr, in dem Feſtſaale der Schule eine
Wieder=
lholung der Beethöven=Gedächtnisfeier für die
Elternſchaft ihrer Schüler. Herr Studienrat Wurm ſpricht über
Beethoven. Das muſikaliſche Programm wird von den Schüler
aus=
geführt und enthält ausſchließlich Werke Beethovens. Eintrittskarten,
die man ſich rechtzeitig ſichern wolle, werden unentgeltlich abgegeben in
der Schule, Kapellſtr. 5, bei Hausmeiſter Kurz. Eltern, ſowie Freunde
unſerer Anſtalt ſind herzlich willkommen.
* Die deutſche Arzneitaxe 1927. Bei der Abgabe von Arzneien auf
Koſten der reichlsgeſetzlichen Verſicherungsträger, der Krankenkaſſen der
ſelbſtändigen Handwerker und Gewerbetreibenden ſowie der Erſatzkaſſen
(88 503 ff. der Reichsverſicherungsordnung) darf keine Umſatzſteuer
angerechnet werden. Dasſelbe gilt auch für Heilanſtalten und
Kranken=
häuſer, ſoweit ſie das Heilverfahren im Auftrage von reichsgeſetzlichen
Verſicherungsträgern durchführen (8 2, 3. 9 des Umſatzſteuergeſetzes in
der Neufaſſung vom 8. Mai 1926.).
Mittwoch den 30 März 1927
Seite 5
* Die Ehrenkette der Liederiafel.
Die „Liedertafel” hat kürzlich eine Reihe verdienter Mitglieder
ausgezeichnet. Bei dieſer Gelegenheit wurde dem derzeitigen erſten
Vorſitzenden, Herrn Wilhelm Mitze, eine Ehrenkette
über=
reicht, die der jeweilige Vorſitzende des Vereins bei feierlichem Anlaß
tragen ſoll. Die Kette, die wir im Bilde wiedergeben, iſt ein Erzeugnis
Darmſtädter Handwerkskunſt. Sie iſt das Meiſterſtück des Herrn
Gold=
ſchmieds Julius Bümler jun, des Sohnes des Vereinsmitglieds des
Altmeiſters Julius Bümler, Goldſchwied in Darmſtadt (Atelier „Kunſt
im Handwerk”, Ecke Schul= und Schützenſtraße). Die Kette iſt in Silber
gearbeitet und vergoldet. Der Stil (gotiſch) entſpricht den angebrachten
Wappen. Die verwendeten Steine (Purpur=Saphire) heben die Arbeit
neben dem ſchwierig zu arbeitenden plaſtiſchen Emaille beſonders
her=
vor. Die Ehrenkette hat bereits bei Ueberreichung durch die gediegen feine
Arbeit — der Entwurf ſtammt ebenfalls von dem Künſtler —
berechtig=
tes Aufſehen erregt. Auch bei der Ausſtellung im Aushängekaſten der
Firma Bümler in der Schulſtraße fand ſie viele Bewunderer.
— 25 Jahre im Dienſte der Genoſſenſchaft. Am 1. April vollendet
Herr Georg Sadtler, Landgraf Georg=Straße 32, ſein 25.
Dienſt=
jahr als Angeſtellter des Bezirks=Konſum=Vereins. Da die
Genoſſen=
ſchaft nur wenig älter iſt, verkörpert er die Geſchichte des B.K V.D. All
die ſchweren Zeiten, die die Genoſſenſchaft in der erſten Zeit ihres
Beſtehens durchkämpfen mußte hat er miterlebt. Er konnte ſich aber
auch des Aufſtiegs des B.KV.D. mit erfreuen, zu dem er nach Kräften
ſein Teil beigetragen hat. Durch ſeine Arbeitsfreudigkeit, ſein ſtets
hilfsbereites Weſen, ſeinen nie verſagenden Humor erfreut er ſich
ſo=
wohl bei ſeinen Mitarbeitern als auch bei den Mitgliedern allgemeiner
Beliebtheit.
— Jubiläen. Die Lokomotivführer der Deutſchen Reichsbahn Mich.
Baumann= Darmſtadt, Johann Heiſer=Kranichſtein und Peter
Hördt= Weinheim begehen am 1. April ihr 25jähriges
Beamten=
jubiläum.
— Arbeitsjubiläum. Der Zimmergeſelle Jac. Schuchmann aus
Weiterſtadt konnte am 28. ds. Mts. auf eine 40jährige Tätigkeit bei
Herrn Zimmermeiſter Adam Wöhrn zurückblicken. Aus dieſem Anlaß
ehrte den Jubilar die Handwerkskammer und der Bund deutſcher
Zimmermeiſter durch je ein Diplom, der Arbeitgeber durch Geſchenk
und Geldgabe. Außerdem beglückwünſchte die Reichs= und
Landes=
regierung den treuen Arbeitnehmer.
— Die evangeliſche Volksgemeinſchaft hat für heute abend 8 Uhr zu
einer öffentlichen Kundgebung im Feierabendſaal eingeladen. Herr
Pfarrer Ide aus Höchſt am Main ſpricht über: „Die Ziele der
Evange=
liſchen Volksgemeinſchaft im Kampfe gegen ein Reichskonkordat.”
ab Freitag im
MIeLIETIHAAA Union-Theater
*Bau= und Kulturgeſchichte am Mittelrhein.
Vierter Vortrag.
Der vierte und letzte Vortrag des Herrn Profeſſors Dr. Ing. A.
Zeller ließ die Hörer einen Blick tun in die Kulturgeſchichte des 17.
und 18. Jahrhunderts, ausgehend von kirchen= und weltpolitiſchen
Be=
trachtungen. Das Auftreten Luthers, der auf dem Reichstage zu Worms
das Rocht der freien Perſönlichkeit uahrte, und der Druck der erſten
deut=
ſchen Bibel in Mainz ſtellten Rheinheſfen wieder in den Mittelpunkt der
Zeitgeſchichte. Und neben den Religionskämpfen gefährdeten andere
Strömungen das deutſche Mainz, gegen die es ſich bis auf den heutigen
Tag wehren mußte, die Konſolidierung Frankreichs ließ Mainz in ſeinem
Abwehrkampf gegen das franzöſiſche Machtbeſtreben nicht zur Ruhe
kommen. Damals gingen die Bistümer Toul und Verdun dem deutſchen
Reiche verloren, während Mainz den Anſturm abwehrte. Frankreich
hatte den Einheitsſtaat erreicht, einen Vorſprung, den es jetzt noch vor
uns hat; in den deutſchen Landen wüteten außerdem die
Bauernauf=
ſtände, bei denen freilich nicht vergeſſen werden darf, daß die ſteuerliche
Belaſtung — der ſogenannte Zehnte mit allen ſeinen Folgen — in jenen
Zeiten im Weſentlichen auf dem Bauernſtand laſtete. Ein
Erinnerungs=
denkmal an dieſe Zeit hat ſich Mainz bewahrt, den ſchönen Marktbrunnen.
Intereſſaut iſt der erſte Stadtplan von Mainz aus der damaligen Zeit,
der gleichſam aus der Vogelſchau gezeichnet eine Vorſtadt aufweiſt, die
ſpäter den Feſtungsanlagen in der Nähe des heutigen Südbahnhofs hat
weichen müſſen. Gleich zu Beginn des 30jährigen Krieges wurde Mainz
ſtark befeſtigt, die nach 17 Entwürfen endgültig ausgeführten Feſtungse
anlagen lehnten ſich an die von Antwerpen und Jülich an. Im harten
Frondienſt ſchafften Bürger, Studenten und Geiſtliche in zwei Jahren
das ſchwere Werk, das 1639 Guſtav Adolf noch verbeſſerte. An ſeinen
Uebergang über den Altrhein bei Stockſtadt erinnert uns heute die mit
Ausnahme der Bekrönung gut erhaltene Schwedenſäule. Die Entwicklung
der Mainzer Baugeſchichte in den folgenden Jahrzehnten ſteht
naturge=
mäß unter franzöſiſchem Einfluß. Die Profanbauten der Kurfürſten, ihre
und der Domherren Familienhöfe, der Neuban des kurfürſtlichen Schloſſes
und zahlreiche Bürgerhäuſer mit ſchön geformten Innenhöfen bieten
dem Geſchlecht von heute ein lebendiges Anſchauungsmaterial jener
Epoche. Nicht zu vergeſſen das Deutſch=Ordenshaus, das durch die
Be=
ſatzung der Beſichtigung noch entzogen iſt und mit ſeinem wundervollen
Empire=Saal eutzückt. Auch herrliche, nur zu wenig bekannte
Kirchen=
bauten beſitzt Mainz aus jener Zeit wie die Petrikirche, deren
Seiten=
kapellen eiförmige Bedachungen (Einfluß des römiſchen Barocks)
auf=
weiſen. Ferner die St. Jgnazkirche, deren Alter in Anlehnnug an St.
Peter in Rom von einem rioſigen Tabernakel=Baldachin überſchattet wird,
und die Auguſtinerkirche, die kaum gernde Linien kenut, ſondern ein
krauſes Gewirr von gewundenen und gekrümmten Profilen, wie
über=
haupt für dieſe Zeit die zerſchnittenen Bedachungen über den Türen und
die mit Figuren ausgeſtatteten Niſchen auch in den Außenwänden
charakteriſtiſch ſind. — Von Mainz führte der Vortragende dann nach
Frankfurt in das Goethehaus am Hirſchgraben, deſſen Inneres wie auch
die vorgenannten Bauten durch viele, inſtruktive Lichtbilder erläutert
wurde.
Die vier Vorträge des Herrn Profeſſor Dr. Zeller haben der willig
mitgehenden Zuhörerſchar eine Welt des Schönen eröffnet und einte Fülle
von Auregungen gegeben. Zu bebauern iſt nur, daß die Uebermeuge des
Stoffes und die Knappheit der Zeit die Behandlung von Grenz=Themen
— ich denke z. B. an den Einfluß des romaniſchen Kirchenbaues im Elſaß
auf die Baugeſchichte des Wormſer Domes — nicht ermöglichten. II. W.W.
— Gau 70 „Heſſen=Darmſtadt” B.D.R: Am Sonntag hielt der
Gau 70 „Heſſen=Darmſtadt” B.D.R. im Klubheim des Velociped=Klub
1899 ſeinen alljährlichen Gau=Jugendkaffee ab, der von den Gauvereinen
aus Darmſtadt und der näheren Umgebung ſehr gut beſchickt war. Die
Leitung lag in den Händen des neuen Gau=Jugendfahrwarts Herrn
Kemmerzehl vom Bichcle=Klub Darmſtadt, der ſich mit dieſer
Veranſtal=
tung wohl ſchon das Vertrauen und die Freundſchaft ſeiner Jugend
geſichert haben dürfte, was hoffentlich auch ſür die kommenden Gau=
Jugendwanderfahrten gute Früchte zeitigen wird. Das Programm des
Tages wurde ganz aus den Reihen der verſchiedenen Vereins=
Jugendab=
teilungen geſtellt, die miteinander in Vorträgen verſch. Arten,
Dekla=
mationen und Theaterſzenen wetteiferten. Befonders zu erwähnen iſt
hierbei die Jugend des Radfahrer=Vereins Groß=Gerau, die den Vogel
mit einem luſtigen, mit ganzer Hingabe geſpielten Theaterſtück, abſchoß.
— Konzert Annie Steiger=Betzak — Willy Renner. Am
Donners=
tag, den 31. März, geben die berühmten und beliebten Künſtler, die
Geigerin Annie Steiger=Betzak und der Pianiſt und Klavierpädagone
Willy Renner aus Frankfurt im Muſikvereins=Saal, Steinſtraße 24, ein
Konzert, das wieder ein großes muſikaliſches Ereignis zu werden
beu=
ſpricht. Die junge Geigerin, die durch ihr fabelhaftes Spiel einen
gro=
ßen Namen weit über Deutſchlands Grenzen hinaus ſich errungen hat,
ſpielt u. a. auch eine Sonate von Max Reger für Violine allein, die ſehr
ſelten in Darmſtadt zu Gehör gekommen iſt. Herrn Renner wird man
zum erſten Male hier auch als Komponiſten kennen und ſchätzen lernen
können; er ſpielt ſeine Präludien über Bach, die überall von der Kritik
der größten Zeitungen ganz glänzend aufgenommen und beurteilt
wor=
den ſind. Der Kartenvorverkauf bei Thies Nachf., Schutter,
Eliſabethen=
ſtraße 12, hat ſehr rege eingeſetzt und empfiehlt es ſich deshalb,
früh=
zeitig Karten zu beſorgen, damit der Andrang an der Abendkaſſe nicht
allzu groß wird.
OM
Lazsef5
evuen — Flodeschau —
Charleston — Bubikonf” und .. ..
Kigaretten mit buntem SKundstück.
Die SAASSAR2-Riter
mit=
dem rotseidenen. Sundstück.
paßt vortreffüch zum Abendanzug.
Das tiebliche Jürkismundstück
der OdSSAKD Deif niedhenum nickt
entzückend im Frauenmunde.
Nicht nur äußerlich,, auch im
Charaktet treffen die SRASSAR2-
„Parken den Geschmack der Zeit:
feicht: — Müchtig — dlegant —
süß-
dromatisch, sind sie die gegebenen
Sgaretten für gesellige iind
fest-
liche Stunden—
MassarsDalft Aassans Ritter Piplomod.
GOLD-u. TÜRKIS MUNDST. GOLD- u. SEIDENMUNDA. GOLDA USEIDERMURDST.
Urteilen Sie selbst!
O
Berlin 842. Generalvertreler: Erieh Köppler, Frank turt a. M., Sapdueg 44a. Vernspr.: Carolus 47672.
Hassary-Aigau
Seite 6
Mittwoch den 30 März 1927
Nummer 89
Berufsberatung und Lehrſitellenvermitttung.
Seit dem letzten Bericht, Anfangs Februar dieſes Jahres, hat die
aufklärende Tätigkeit des Berufsamtes, insbeſondere durch die im
Dezember letzten Jahres veranſtalteten „Berufskundlichen Vorträge‟
weitere Frichte gezeitigt. Seit dem 1. Oktober 1926 bis heute haben
524 (365) Knaben und 83 (61) Mädchen das Berufsamt zur
Berufs=
beratung aufgeſucht.
Ferner wurden 64 (47) Knaben und 23 (21) Mädchen für ein
Stu=
dium beraten.
Es ſind alſo zuſammen 694 (494) Einzelfälle bearbeitet worden. —
Seit dem 1. Oktober 1926 wurden verfügbar gemacht: für Knaben 418
(252), für Mädchen 32 (25) Lehrſtellen. Davon wurden bereits beſetzt
für Knaben 327 (113), für Mädchen 26 (5). Ueber die reſtlichen
vor=
hand nen Lehrſtellen ſchweben noch Verhandlungen bzw, ſtehen die
Er=
gebniſſe der Eignungsprüfungen noch aus. Vor Oſtern dürften auch
dieſe Stellen ſämtlich beſetzt werden.
Ferner wurden durch das Berufsamt auch jugendliche Arbeiter (
un=
gelernte bis zu 17 Jahren) vermittelt, und zwar ſeit 1. Oktober 1926
103 (73) Arbeitsſtellen. Zur Beſetzung nach Oſtern ſtehen dem
Berufs=
amt bereits jetzt zirka 25 Stellen für jugendliche Arbeiter in der
Land=
wirtſchaft und zirka 20 in der Induſtrie zur Verfügung. Dieſe
Arbeits=
ſtellen ſollen lediglich den Jungen dienen, denen es die pekunjären
Verhältniſſe der Eltern nicht geſtatten, einen Beruf zu erlernen.
Faſt alle Arbeitgeber haben außerordentliches Verſtändnis für die
Unterbringung der Lehrlinge und jugendlichen Arbeiter gezeigt.
In einem Gewerbezweig, das muß leider geſagt werden, haben die
Arbeitgeber faſt überhaupt nicht oder nur in äußerſt beſcheidenem Maße
mitgewirkt. Es iſt dies das Baugewerbe.
Gerade in dieſem Gewerbezweig dürfte man annehmen, daß die
Unterſtützung des Berufsamtes für die betreffenden Arbeitgeber etwas
Selbſtverſtändliches ſein ſollte. Das Intereſſe der Geſamtwirtſchaft
er=
fordert unbedingt, daß mit der bisherigen Gepflogenheit,
Bauhand=
werker nur vom Lande zu beziehen, gebrochen wird.
Vom volkswirtſchaftlichen Geſichtspumkt iſt es wohl unbeſtritten, daß
man die Landflucht und damit den Zug nach der Stadt — ſei es auch
nur für die Erwerbsmöglichkeit — keinesfalls fördern darf, ſondern
ein=
ſchränken muß. Seit Jahren klagt die Landwirtſchaft über Mangel an
geeigneten Arbeitskräften und wiederholt ſind nutzlos Verſuche an
völ=
lig untauglichen Objekten gemacht worden, indem man Menſchen, die in
den Städten aufgewachſen ſind, in die Landwirtſchaft verpflanzen wollte.
Trotz Erkenntnis dieſer nutzloſen Verſuche verlangen faſt alle
Arbeitgeber im Baugewerbe nach Nachwuchs vom Lande bzw. laſſen ſich
die Jungen, durch die Aelteren mitgebracht, einfach aufoktroieren.
Selbſt nach jeder Richtung hin geeigneten
Jun=
gen aus der Stadt iſt kaum eine Lehrſtalle im
Bau=
gewerbe zu beſchaffen.
Dutzende von Anfragen blieben ergebnislos, ja unbeantwortet Es
kann doch weder im Intereſſe der Arbeitgeber noch der Arbeitnehmer
liegen, wenn zur normalen Arbeitszeit — im Baugewerbe unter
Be=
wertung der verhältnismäßig ſehr hohen körperlichen Anſtrengungen —
noch eine mehrſtündige An= und Abfahrtszeit vom Wohnort zur
Arbeits=
ſtelle hinzukommt und dadurch die betreffenden Menſchen oft 14 bis 15
Stunden und länger von ihrem Heim entfernt ſind. Rationell iſt ſolches
Verfahren keinesfalls.
Nicht nur mit den Produktionsmitteln ſoll ökonomiſch umgegangen,
ſondern auch Menſchenökonomie muß getrieben werden, wenn der
in=
zwiſchen angefangene Wiederaufſtieg der Wirtſchaft nicht gehemmt
wer=
den ſoll.
Wenn man Menſchenökonomie im Intereſſe der Volksgeſamtheit
treiben will, d. h. allen Gliedern der menſchlichen Geſellſchaft zu dienen
beabſichtigt, dann muß man mit dem Eintritt in das
Be=
rufsleben, alſomit der Einreihung in den
Produk=
tionsprozeß eines Menſchen beginnen.
Dieſe Zeilen ſollen in keiner Weiſe verletzende Kritik darſtellen,
ſondern bezwecken, daß alle Kreiſe, die dazu berufen ſind, am
Wieder=
aufbau mitzuarbeiten, nicht zurückſtehen, ſei es auch nur ungewollt.
Wpr.
Anmerkung: Die in Klammern angegebenen Zahlen geben den
Stand des Berichts vom Monat Februar 1977 an.
— Genoſſenſchaftliche Feierſtunde des Bezirks=Konſumvereins
Darm=
ſtadt. Um den Mitgliedern Gelegenheit zu geben, mit ihrer
Genoſſen=
ſchaft wieder in engere Fühlung zu kommen, hat der Bezirks=Konſum=
Verein Darmſtadt ſchon im vergangenen Geſchäftsjahr die Mitglieder
der einzelnen Landverteilungsſtellen zu genoſſenſchaftlichen Feierſtunden
eingeladen. Um auch unter den ſtädtiſchen Mitgliedern das
Zuſammen=
gehörigkeitsgefühl zu fördern, hatte der Bezirkskonſumverein Darmſtadt
die Mitglieder der Waldkolonie und des Feldbergviertels am Samstag,
den 26. März, zu einem Kaffeekränzchen im „Rummelbräu” eingeladen.
Die Veranſtaltung nahm einen ſehr harmoniſchen Verlauf. Nach den
Oſtertagen werden Zug um Zug die Mitglieder der übrigen ſtädtiſchen
Verteilungsſtellen zu ähnlichen Veranſtaltungen eingeladen werden. —
Nähere Auskunft erteilt das Perſonal der Verteilungsſtellen.
— Wanderklub „Falke” 1916. Falken! 40jährige Wandeverfahrung
wird euch auf der Wanderung Heppenheim-Lindenfels—Auerbach
füh=
ven. Herr Oberreallehrer Schäfer hat im Verein mit den beiden
Fiihrern eine Wanderung zuſammengeſtellt, die vorbildlich und für jeden
befriedigend ſein wird. Und wenn noch verraten wird, daß die
Berg=
ſtraße in voller Blüte ſteht und daß Hecken, Sträucher, Wieſen und
Fel=
der in friſchem jungen Grün locken, ſo hoffen wir, recht zahlreicher
Be=
teiligung ſicher zu ſein. (Näheres ſ. Anz.)
* Train=Vereinigung 18. Einer Einladung der Kameraden von
Bensheim folgend zwecks Grüindung einer dortigen Ortsgruppe bitten
wir die Mitglieder, welche ſich daran beteiligen wollen, uns bis ſpäteſtens
Donnerstag abend die Perſonenzahl mitzuteilen wegen Beſtellung eines
Sonderwagens bei der Bahn. Der Vorſtand bittet um recht rege
Be=
teiligung. (Siehe Inſerat).
Aus den Parteien.
— Frauengruppe der Deutſchen Volkspartei. Wir
erinnern nochmals daran, daß der muſikaliſche Kreis heute
nach=
mittag 5 Uhr im Hauſe Heinrichſtraße 33 ſtattfindet.
— Landes=Frauenausſchuß der Deutſchen Volks=
Partei. Am 26. März hielt der Landes=Frauenausſchuß eine ſehr gut
beſuchte Sitzung ab. Die Vorſitzende, Frau Bierau, berichtete aus der
Arbeit des Reichsfrauenausſchuſſes und der Ortsausſchüſſe. Die
An=
vegungen, die von dort ausgegangen ſind, haben fördernd auf die
Tätig=
keit der einzelnen Ortsausſchüſſe eingewirkt, ſo daß ſich auch hier von
erſprießlicher Arbeit ſprechen läßt. Beſonders beifällig wird die
Nach=
richt aufgenommen, daß unter der Leitung von Frl. Dr. Meher in der
zweiten Hälfte des Monats Mai in Mitteldeutſchland (der Ort wird
loch beſtimmt) eine Schulungswoche (Freizeit) für volksparteiliche Frauen
abgehalten werden ſoll. Nach einer längeren Beſprechung über die
Neu=
zuſammenſetzung des Landes=Frauenausſchuſſes folgte ein Referat der
Landtagsabgeordneten, Frau Birnbaum, in dem ſie ausführlich über die
parlamentariſche Arbeit in Heſſen berichtete. Die Anweſenden folgten
mit regem Intereſſe den Ausführungen, an die ſich eine äußerſt lebhafte
Ausſprache anſchloß.
JiN0 FLEUDENBRINGEA
EIMOLEUR
DEA IDEALE FUSSBODENBELAG
SIF RAÜFEN AM VOLTEILHAFTESTENBEI
W.EHRHAAPT
AM WElSSFWTURM TEUFF.486
Führertagung des Deutſchen Gewerkſchaftsbundes.
Provinzialtag der Provinz Rheinbeſſen.
— Der Landesverband des Deutſchen Gewerkſchaftsbundes für Heſſen,
Heſſen=Naſſau und Waldeck hatte zum letzten Sonntag eine
Führer=
tagung nach Frankfurt a. M. einberufen. In faſt zweiſtündigem
Vortrag ſprach Herr Studienrat Dr. König=Gießen über „Neich,
Volk und Grenzen”.
Folgende Entſchließung wurde angenommen: „Die am 27.
März 1927 im Karlshaus zu Frankfurt a. M. zu einer Führertagung
verſammelten Vertreter des chriſtlich=nationalen Deutſchen
Gewerkſchafts=
bundes von Heſſen, Heſſen=Naſſau und Waldeck bejahen grundſätzlich die
Notwendigkeit der Rationaliſierung der Wirtſchaft und des Beſtehens
privatwirtſchaftlicher Unternehmungen. Starke Bedenken beſtehen
gegen=
über der Konzern= und Monopolbildung. Es wird gefordert, daß die
ſich daraus ergebenden Gefahren für die Arbeitnehmerſchaft mit
geſetz=
lichen Mitteln bekämpft werden, inſonderheit, ſoweit die Kartelle,
Syn=
dikate uſw. zur hünſtlichen Hochhaltung der Preiſe benutzt wurden.
Die Vorteile der Rationaliſierung, Konzernierung und Vertruſtung
unſerer Wirtſchaft müſſen dem Volksganzen zugute kommen und dürfen
nicht allein dem eigennützigen Intereſſe des Einzeluntern hmers dienen,
ſonſt hätte die Wirtſchaft ihren Sinn verloren und die großen Opfer
der Arbeitnehmer wären umſonſt gebracht. Beſonders muß eine
Stei=
gerung der Kaufkraft durch Erhöhung der Löhne und Gehälter und
Senkung der Preiſe eintreten. Nur durch die Hebung des Verbrauchs
wird die durch die Nationaliſierung geſteigerte Produktion Abſatz finden
können und die Wiedereingliederung der Arbeitsloſen in die produktive
Wirtſchaft möglich ſein. Die ſonſtigen, mit der Rationaliſierung
ver=
bundenen Gefahren müſſen durch verſtärkte Sozialpolitik, inſonderheit
durch Arbeitszeitverkürzung, Arbeitsloſenverſicherung, Ausbau der Alters=
und Invalidenverſicherung gebannt werden.
Die Vertreterverſammlung fordert alle deutſch und chriſtlich
denken=
den Arbeitnehmer auf, die Macht ihrer Gewerkſchaft nach Kräften zu
ſtärken, damit ſie das notwendige ſtarke Gegengewicht gegen unſoziale
Geldkapitalsmächte bilden können.”
VERKEHRS-
AARIEN
Die bestellten Karten komman am
Freitag, den 1. April, zur
Versen-
dung- Inzwischen werden weitere
Bestellungen entgegengenommen.
DER UERLAS
* Oſtdeutſcher Abend. Geſtern veranſtaltete der Deutſche Oſtbund
(Ortsgruppe Darmſtadt) einen Oſtdeutſchen Abend. Der erſte Vorſitzende
des Deutſchen Oſtbundes, Herr Moll, begrüßte die Anweſenden,
insbe=
ſondere die Vertreter befreundeter Vereine. Leider iſt, ſo bemerkte der
Redner, die Anteilnahme an dem Schickſal des Oſtens hier im Weſten
nicht groß, weil man eben den Oſten nicht kennt. Dieſer Abend ſoll nun
dazu dienen, den Oſten bekannt zu machen. Die Oſtdeutſchen, die ihre
Heimat verlaſſen mußten, leben in dem Glauben, daß ihnen wieder ihre
Heimat wird, getreu dem Grundſatz des Oſtbundes: Was verloren iſt,
darf nicht verloren bleiben! (Lebh. Beifall). Es folgte ein Vorſpruch in
gebundener Rede „Deutſche Volksgemeinſchaft” von Franz Lüdtke, den
Herr Walter Lehmann=Darmſtadt ſehr eindrucksvoll ſprach. Daran
ſchloſ=
ſen ſich Gedichte, die Bilder aus dem Oſten brachten, und zwar wie es
im Titel hieß, „Von Oſtpreußen bis Oberſchleſien” Auch die anderen
Dichtungen, die Herr Lehmann den Anweſenden im Verlaufe des Abends
bot, feierten den Oſten, deutſches Weſen, deutſche Sprache und die
Heimatliebe; ſie wurden ebenfalls ſehr beifällig aufgenommen. Herr
Geheimrak Dr. Otto=Darmſtadt hielt hierauf einen Vortrag über „Die
Beſiedelung des Oſtens, eine deutſche Großtat”. Ueber dem Verluſt der
Oſtmark, ſo führte der Redner aus, dürſen wir auch die Oſtmark nicht
vergeſſen. Die Oſtlandſiedlungen waren vorwiegend friedlicher Natur;
handelt es ſich doch hier um deutſchen Volksboden, Boden, der durch
Arbeit und Pflege deutſch geworden iſt. Schon vor Chriſti Geburt war
der Oſten durch Germanen beſiedelt: die Slawen ſind erſt zur
Völker=
wanderungzeit, als die Germanen dieſe Gebiete verlaſſen, dorthin
ge=
kommen. Sie haben ſich erſt im 6. Jahrhundert nach Chriſtus dort
an=
geſiedelt. Von einem alten Heimatrecht der Slawen kann nicht die Rede
ſein. Die Slaweneinwanderung ſchwoll bald ſehr an, und die Germanen
mußten ſich ihrer notgedrungen erwehren. Karl der Große hat ſie dann
wieder ſtark zurückgedrängt. Heinrich der Erſte hat Schutzbauten gegen
die Wenden errichtet. Die zunehmende Bevölkerung im Reich drängte
nach den dünner beſiedelten Gebieten, nach dem Oſten. Vom 11.
Jahr=
hundert ab kamen Niederdeutſche aus dem Nordweſten nach dem Oſten;
ſie verſtanden ſich hauptſächlich auf Dammbauten. Auch aus anderen
Gebieten kamen Siedler. Weitſchauende Reichsfürſten (Heinrich der
Löwe) haben häufig die Oſtlandfahrten veranlaßt. Die Reichsregierung,
die Kaiſer, ſchenkten faſt nur Italien Beachtung, nicht aber dem Oſten;
die Geſchichtsſcheriber wiſſen nur wenig von deſſen Beſiedlung zu
berich=
ten, obwohl es eine deutſche Großtat im Mittelalter war. Eingehend
ſchilderte nun der Redner die friedliche Anſiedelung deutſcher Bauern im
Oſten. Alles, was im Oſten an Städten erwachſen iſt, läßt ſich zumeiſt
auf deutſche Gründungen, auf deutſche bürgerliche Zuwanderung,
zurück=
führen. Der Redner beſprach auch verſchiedene Oſtfragen und ſchloß
ſeinen beifällig aufgenommenen Vortrag mit einer warmherzigen
Auf=
forderung, für das Deutſchtum einzutreten. Herr Univerſitätsprofeſſor
Gieſe=Frankfurt ſprach über „Unſer Recht auf die deutſche Oſtmark‟. Der
Redner nahm bezug auf perſönliche Erinnerungen an den Oſten; nie
darf vergeſſen werden, was der Oſten, das Preußentum, für Deutſchland
war. Die Befreiungskriege und ſo mancher friſche Zug ſind aus dem
Oſten gekommen. Der Redner erinnerte auch an die Städte und
Land=
ſchaften, die wir verloren haben; niemand habe ein Recht darauf als nur
der Deutſche. Wenn man ein Recht auf ein Land feſtſtellen will, ſo
kommt es nicht allein auf die Bevölkerung an; unſere Rechtstitel ſind
deutſcher Fleiß, deutſche Tatkraft und deutſches Blut, kurz geſagt, die
deutſche Kultur. Was bleibt uns zu tun, um das Unrecht wieder gut
zu machen? Wir haben die Hoffnung, daß das Land wieder deutſch wird.
Wir können jedoch mehr tun als nur hoffen; wir ſollen unſere Brüder
nicht vergeſſen, ſie nicht allein laſſen, daß ſie ſich nicht abgeſchnitten und
verloren fühlen. Wir müſſen ſie ſtärken in ihrem Kampf um das
Deutſch=
tum. Seien wir einig, dann werden wir wieder einmal zu unſerem
Necht kommen, das bedeutet für den Oſten die Freiheit. Wir alle haben
ja ein Vaterland, und dieſes Vaterland heißt Deutſchland. (Lebhafter
Beifall.) — Herr Mittelſchullehrer Prager=Frankfurt, erſter
Vor=
ſitzender des Landesverbandes Heſſen=Naſſau des „Deutſchen Oſtbundes”
erörterte hierauf Zweck und Ziel des „Deutſchen Oſtbundes. Er
bezeich=
nete als Ziel die Befreiung des Oſtens. Wenn auch der Locarnovertrag
lutenden Herzens unterſchrieben worden iſt und wohl nicht zu
vermei=
den war, ſo darf es aber ein Oſt=Locarno nicht geben, denn ohne den
Oſten kann Deutſchland nicht leben. Das Reich kann den
Bevölkerungs=
zuwachs nicht aufnehmen, es bedarf dazu der Oſtgebiete. Deutſchlands
Verarmung iſt hauptſächlich auf den Gebietsraub zurückzuführen. Der
„Oſtbund” ſucht in den gefährdeten Gebietsteilen das Deutſchtum ſtark
zu machen; er iſt überparteilich und umfaßt heute ſchon über 1 Million
Mitglieder in nahezu 500 Ortsgruppen. Mit dieſen und ſeinen weiteren
Ausführungen fand auch dieſer Redner die Zuſtimmung der
Verſamm=
lung.
Lokale Veranſtaltungen.
Die bierunſer erſcheinenden Notizen ſind ansſchließlich als Hinwelſe auf Anzeigen zu beirachten.
in leinem Faſle irgendwie als Beſprechung oder Kritik.
— Café Rheingold. Am Donnerstag, den 31. März, findet
dortſelbſt der Abſchieds= und Ehrenabend der beliebten Hauskapelle
Natzel ſtatt, zu welcher Veranſtaltung erſte Künſtler ihr Mitwirken
zu=
geſagt haben.
Unter dem Vorſitz des Herrn Geh. Rat Dr. Uſinger trat i.
Anweſenheit von 37 Mitgliedern der Provinzialtag in Mainn
zuſammen. Da alle Punkte der Tagesordnung ohne Debatte einſtinn
mig angenommen wurden, dauerte die Tagung nur etwus über ein=
Stunde.
Herr Geh. Rat Dr. IIſinger eröffnete die Tagung mit
Begrſ=
ßungsworten. Seit unſerer letzten Tagung iſt auf außenpolitiſchenn
Gebiet eine bedeutſame Wendung eingetreten. Das Deutſche Reich
ho=
als vollberechtigtes Mitglied neben den anderen Großmächten eine
ſtändigen Sitz im Völkerbundsrat. Wenn wir auch als Deutſche dieſ n
Fortſchritt begrüßen, ſo müſſen wir uns doch als Rheinländer immon
wieder fragen, wie ſich die weitere Beſetzung unſerer Heimat mit der
Wunſche nach endgültiger Befriedung verträgt, der von den für do
Leitung der hohen Politik aller beteiligten Völker verantwortlichen Ve= ſtets als Ziel jeglichen Strebens geprieſen wird. Wir eis
leben es täglich, wie wenig ſelbſt die beſten Abſichten auf alliierter
Sefin=
uns den Zuſtand bewaffneter Befetzung vergeſſen laſſen können, deſſen
Folgen unſere Bevölkerung nun ſeit über acht Jahren mit einer Würh.
und einer Beſonnenheit über ſich ergehen läßt, die bei allen Keynerm
der Verhältniſſe Achtung und Anerkennung auslöſen müſſen. Fremä)
Gerichtsbarkeit, Einquartierungen, mancherlei Beſchränkungen des Ve= und der Meinungsäußerung, ſie laſſen uns immer wieder fühlenn
daß wir noch heute an den kriegeriſchen Ereigniſſen zu tragen habenu
die uns im Jahre 1918 die Beſetzung auferlegten. Ich rufe Ihnen
hierfür nur ein einziges Beiſpiel ins Gedächtnis: Noch heute müſſez
bei uns die Zugtiere, die Fuhrwerke und die Kraftfahrzeuge in Liſten
aufgenommen werden und haben eine Muſterung zu gewärtigen, unn
unter Umſtänden fremden Zwecken dienſtbar gemacht zu werden. Dam
uns in dieſer unnatürlichen Lage nur ein einziger Gedanke, ein einzs
ger Wunſch beſeelt, das weiß die Welt. Redner bittet den
Provinziag=
tag, ſich einer Reſolution, die der Provinzialausſchuß vorbereiten
hat, anzuſchließen. Dieſe hat folgenden Wortlaut:
„Der Provinzialtag der Provinz Rheinheſſen begrüßt die Erfolg,g
die bis jetzt auf außenpolitiſchem Gebiet zu verzeichnen ſind, als Vorn
bedeutung für Deutſchlands beſſere Zukunft. Er hofft
zuverſichtlich=
daß es der Reichsregierung gelingt, der Beſetzung rheiniſchen Bodens!.
die der wahren Verſtändigung zwiſchen den weſtlichen Mächten und unm
Deutſchen ein ſtetes Hindernis ſein muß, ein friedliches Ende zu beu
reiten."
Der Provinzialtag nahm dieſe Entſchließung unter Beifallsäußoe
rungen einſtimmig an. Nur der einzige Kommuniſt fühlte ſiad
bewogen, dagegen zu ſtimmen!
Aus dem Voranſchlag des Provinzialtags für 1929
ſeien folgende Punkte hervorgehoben: Die Geſamteinnahmen und =aust
gaben balaneieren im Jahre 1926 mit 1343674 Mau, für 1927 ſinn
2 595 565 Mk. eingeſtellt. An Provinzialſteuern wurden 1926 430 000
Mark erhoben, für 1927 ſind 816 000 Mark vorgeſehen. Beſondere Er
höhung erfuhr natärlich das Kapitel Straßenbau, da die Kreisſtraße:
bekanntlich an die Propinz übergegangen ſind. Gegen 1926, wo 634255
Mark eingeſetzt waren, werden jetzt 1840 000 Mk. gefordert. Für 1998
ergaben die Einnahmen eine Mehrſumme von 400 000 Mk. gegen dern
Voranſchlag, während die Ausgaben dieſen um 12000 Mk. überſchrittenn
Es verbleibt alſo aus dieſem Jahre ein Rechnungsüberſchuß vorn
400 852 Mark.
Die Prüfung der Rechnung iſt durch Herrn Reuter erfolgt unfu
haben ſich Anſtände nicht ergeben. Namens des Provinzialausſchuſſe=”
ſtellt Herr Stefan=Oppenheim den Antrag, den Voranſchlag
ohn=
weitere Debatte zu genehmgen. Der Provinzialtag ſtimmt dem zuu
was Herr Geh. Nat Dr. Uſinger mit Freude als ein Zeichen des Vern
trauens zum Provinzialausſchuß, in dem verſtändnisvoll zuſammeny
gearbeitet werde, begwißt.
Auch Punkt 4 der Tagesordnung: „Bildung eines Verbandes
der=
drei Provinzen Heſſens zum Zwecke der gemeinſamen Durchführung der
Bauunfallverſicherung” findet ohne Debatte einſtimmig Annahme,
Der Vorſitzende bittet und erhält für den Provinzialausſchuß dies
Genehmigung, die Satzungen für die Provinzialbeamten vom 12. 4. 1914,I
die jetzt veraltet ſind, den neuzeitlichen Anforderungen anzupaſſen.
Dieſe generelle Genehwigung iſt notwendig, um die Einberufung eines
beſonderen Provinzialtages zu erſparen.
Mit Worten des Dankes für die ſchnelle Erledigung der
Tages=
ordnung wurde hierauf der erſte diesjährige Provinzigltag, geſchloſſen,,
Kunſtnotizen.
leber Derte, Künfier oder künftlteriſche Vrranfaltungen, deren im Nachſiebenden Erwbäinung
geſchieht, behätt ſich die Rebaftion ihr Urteit vor
* Reſidenz=Theater. Heute iſt der letzte Tag des intereſſau=
terherz” zur Vorführung.
Union=Theater: „Die Franen zweier Jung=?
geſellen”, ein Spiel in ſechs Akten von Alfred Schirokauer. Charless
W. Kayfer, Maria Minzenti, Margarete Schlegel, Jahn Stuart in?
einem neuen Film der Münchener Lichtſpielkunſt, der infolge der
ſorg=
fältigen Infzenierung durch Franz Seitz einen vollen Erfolg verkürgt.
Mit all den Mitteln ihrer ſtillen, unaufdringlichen Kunſt bringt Maria—
Minzenti die Herzensnöte einer getäuſchten, aber nicht wankelmütigenn
Mädchenſeele zum Ausdruck, während Margarete Schlegel die Hingaben
eines Naturkindes glaubhaft verkörpert. Charles Willy Kayſer und
J. Stuart, dieſer von herzhaft unbekümmerter Jugendhaftigkeit, jener
überlegen, in den Spuren des Schnitzlerſchen „Anatol” wandelnd, ſindn
die beiden Junggeſellen, die ſchließlich doch daran glauben müſſen — an
die ſieghafte Macht echter Frauenliebe. — Der zweite Film bildet einen
ſehr unterhaltenden Stoff, in dem das Schickſal eines Gefallenen
ge=
ſchildert wird. Das Programm iſt nur kurze Zeit auf dem Spielplau,
da wegen anderweitiger Dispoſitionen der Film „Klettermaxe” in den
Spielfilm aufgenommen werden muß.
— Palaſt=Lichtſpiele. „Das Fafſadengeſpenſt”.
7 Akte! Klettergeſchichten ſcheinen große Mode zu werden. Nun, wenn 1
ſie immer ſo flott und ſpringlebendig ſind wie dieſe, ſo wollen wir uns 5
gegen dieſe neue Art des Senſationsfilmes nicht wehren. Die älteren
Luciano=Albertini=Filme, in denen es Verfolgungsſzenen und Jagden 1
über Straßen und Dächer en masse gab, finden hier ein würdiges
Pell=
dant. Um die Senſationen der Handlung nicht zwangsmäßig einfügen
zu müſſen, hat man eine auf das kriminelle Moment eingeſtellte
Dieb=
ſtahlsaffäre zum Hauptmoment des Films gemacht. Eine Geſchichte der
Verwechſlungen und Hinderniſſe. Der ganze Film iſt vorwiegend aul
Alfred Torge eingeſtellt, einen ungewöhnlich gewandten Artiſten, der
Gelegenheit hat, die tollkühnſten Kletterkunſtſtückchen zu zeigen. — „Der
Mann mit der falſchen Banknote‟. Ein Film von Liebe,
Spiel und Bankbetrug in 7 Akten. In den Hauptrollen Nils Aſther,
Siegfried Arno, Marg. Lanner, Vivian Gibſon, Karl Platen. Ein hödiſt
amüſanter Film, ſtarkes Manuſkript, gut in der Darſtellung,
ausgezeich=
net in der Photographie. — Dieſes ſehenswerte, abwechſlungsreichſe
Doppelprogramm gelangt nur noch heute, Mittwoch, zur Aufführung.
Tageskalender für Mittwoch, den 30. März 1927.
Landestheater Großes Haus, E 17, Anfang 7 Uhr, Ende
gegen 10 Uhr: „Macbeth” — Kleines Haus, abends 8 Uhr:
Konzert der Vereinigung Darmſtädter Soliſtinnen. — Orpheum
abends 8 Uhr: „... die an der Liebe ſterben”, —
Kinovorſtel=
lungen: Union= Reſidenz=Thegter, Palaſt=Lichtſpiele. —
Kon=
zerte uſw.: Schloß=Café; Ludwigshöhe; Perkeo; Beſſunger Turn
halle: Café Rheingold. — Städt. Saalbau nachm. 3 Uh*=
Hausfr.=Nachmittag d. Verb. d. Heſſ. Hausfrau. — Eugl. Volk2, abends 8 Uhr, Feierabend: Gr. öff. Kundgebung=
— Bürgerverein, abends 8½ Uhr, Saalbauſtr. 67: General
verſammlung. — Bund Königin Luiſe, abends 8 Uhr, Pl.
toriaſchule; Verſammlung. — Aula des Realgymnaſiums=
8 Uhr abends: 14. Elektromophon=Konzert.
Verſteigerungskalender für Donnerstag, den 31. März 192
Heſf. Bürgermeiſterei Eberſtadt, vorm. 91 Uhr,
Bäckel=
weg, Waldeingang: Nutzholzverſteigerung. — Heſf. Bürger”
meiſterei Ob.=Ramſtadt vorm. 9 Uhr, Finſterhöllenberh.
Gräf
gegenüber der Waldmühle: Brennholzverſteigerung
Operförſterei Schöllenbach, nachm. 2 Uhr, „Zür Krone
Brennholzverſteigerung.
Nummer 89
Aus Heſſen.
* Arheilgen, 28. März. Gemeinderatsbericht. In der
Fetzten Gemeinderatsſitzung wurde zum Punkte: Erbauung weiterer
Motwohnungen beſchloſſen, auf dem Gelände am Dieburgerwege einige
lachbauten zu errichten. — Das Taglohnfuhrwerk für das Jahr
a927 wurde dem Fuhrunternehmer Lein übertragen. Das Leichen=
Fahren wurde, wie ſeither, dem Hans Gruber überlaſſen. Der Antrag
ſoer Ortsgruppe Arheilgen der Deutſchen Bau= und Siedlungsgemein=
Schaft auf Gewährung von zinsloſen Darlehen an minderbemittelte
MMitglieder wurde vertagt. — Das Geſuch des Ziegenzuchtvereins
ſauf Bewilligung eines Zuſchuſſes zu den Koſten der Bockhaltung für
—926 wurde nicht genehmigt. — Die Vergütung für die Ausforſtung
eu Abteilung 15 der Leonhardtstanne in Höhe von 57,50 Mk. wurde
inutgeheißen. — Die Anſchaffung einiger Schränke für Schulzwecke
band Genehmigung. — Die Mieten in den Notwohnungen wurden
ntſprechend dem Vorſchlag der Wohnungskommiſſion feſtgeſetzt.
Die Anfuhr von Kies für die Neueindeckung der Schulhöfe wurde der
Birma Kaus=Darmſtadt übertragen. Es folgte eine geheime Sitzung.
Ck. Wixhauſen, 28. März. Entlaſſungsfeier. Am
Sonn=
b ag nachmittag wurde hier im Saale des Gaſthauſes „Zur Traube‟
ine Entlaſſungsfeier der diesjährigen Konfirmanden veranſtaltet.
Ein=
neleitet wurde die Feier, durch eine kurze Anſprache des Herrn Lehrer
Wolk. Hierauf wurden von den Schülern und Schülerinnen
verſchie=
ene Lieder und Gedichte vorgetragen. Es folgte ſodann eine längere
UUnſprache des Herrn Lehrers Volk über Peſtalozzi als Menſchenfreund
uund deſſen Bedeutung im Volksſchulweſen. Ein darauffolgender
Licht=
ſeildervortrag über Peſtalozzi und ein Feſtſpiel „Lienhardt und
Sertrud” ergänzten dieſe Anſprache.
* Griesheim, 29. März. Schon ſeit Wochen rüſtet ſich die
Turn=
emeinde für den Frauen=Turnabend am 2. April. Einfache
Vorübun=
en der Kleinen bis zu den vollendetſten Ausführungen der Turnerinnen
„erden die Entwickelungslinien des neuzeitlichen Frauenturnens klar
her=
nortreten laſſen. Nicht auf eine mit vieler Mühe herausgearbeitete
Ein=
gelleiſtung, ſondern auf Darbietungen einer von turneriſchem Geiſt
er=
äillten Mädchenſchar, die ſich gern in die Gemeinſchaft einordnet, iſt der
Ilbend abgeſtellt. — Dem Monteur Guſtav Noßmann von hier, der bei
em Bau einer Ueberlandzentrale in der Pfalz beſchäftigt iſt, wurden
morige Woche durch einen umfallenden Ständer beide Beine ſo arg
ge=
rruetſcht, daß er wohl für längere Zeit ans Bett gefeſſelt iſt. Nachdem er
rwei Tage zu Kaiſerslautern im Krankenhaus gelegen, wurde der
Ver=
unglückte am Freitag nach ſeiner hieſigen Wohnung verbracht. Den
Sransport vom Bahnhof zur Wohnung beſorgte die Arbeiter=
Sama=
liter=Kolonne.
* Eberſtadt, 29. März. Verſammlung. Der Obſt= und
Garten=
wauverein hält am Mittwoch abend im Saale des Gaſthauſes „Zur
Siſenbahn” eine Verſammlung ab, bei der ein Vortrag über
Düngungs=
methoden gehalten wird. — Beethovenfeiern. Am vergangegen
Samstag wurden auch in den hieſigen Schulen klaſſenweiſe kleinere
Seethoven=Gedenkfeiern abgehalten.
* Eberſtadt, 28. März. Der Verkehr am letzten Sonntag wer
tiederum ſehr ſtark. Beſonders hat der Auto= und Motorradverkehr
migenommen. Alle Ausflugsorte auf den Anhöhen und im Mühl= und
Modautal waren ſehr gut beſucht. Mittags ſetzte ein ſtarker Regenguß
ſin. Am Samstag nachmittag hat es übrigens weiter ſüdlich an der
Berg=
frraße während des Gewitterregens ſtark gehagelt.
* Nieder=Ramſtadt, 28. März. Der am Sonntag abend im Saale
es Gaſthauſes „Zur Poſt” durch den Geſangverein „Eintracht”
ver=
inſtaltete Operetten=Abend erfreute ſich eines zahlreichen Beſuches. Die
eiden Einakter „Unterm Lindenbaum” und „Frühling am Rhein”
randen guten Anklang. Die Mitwirkenden, insbeſondere aber die
FFamilie Maurer aus Darmſtadt, die ſich in uneigennütziger Weiſe in
ſie Dienſte des Vereins geſtellt hatte, taten ihr Mögliches. Ein flottes
Spiel, flüſſige anheimelnde Muſik und ein geſunder, friſcher Humor
ichneten die Aufführungen ganz beſonders aus. Die eingelegten
Solo=
geſänge, Terzetts und Duetts der Damen Maurer und der Herren W.
Caſtritius jun. und Guſt. Dohn hatten einen rieſigen Erfolg. Faſt
Ulles mußte da capo gegeben werden. Daß die einzelnen Muſikſtücke
nurch Herrn Fritz Thöt’s meiſterliche Begleitung, die dadurch eine
be=
rondere künſtliche Prägung erhielten, den Genuß vollkommen machten,
ſwll nicht unerwähnt bleiben.
* Ober=Ramſtadt, 28. März. Freiſ. Sanitätskolonne
om Roten Kreuz. Die im Vorjahre hier gegründete Freiw.
Sanitätskolonne vom Roten Kreuz, vereinigt mit der Sanitätskolonne
der Freiw. Feuerwehr Ober=Ramſtadt, hielt am letzten Sonntag im
SSchulhaus auf dem Schießberg ihre erſte öffentliche Prüfung ab. Als
8orſtandsmitglied der Kolonne begrüßte Herr Rektor i. R. Hofmann,
1ober=Ramſtadt, die zahlreich erſchienenen Intereſſenten und auswärtigen
Lolonnen. Sein beſonderer Gruß galt Herrn Geheimerat Dr. Happel,
Darmſtadt, als Vertreter des Landesverbandes der Freiw
Sanitäts=
olonnen vom Roten Kreuz. Zunächſt nahm Herr Dr. Moldenhauer,
1ober=Ramſtadt, die theoretiſche Prüfung der Kolonne vor daran
ſchloſ=
ſan ſich die praktiſchen Vorführungen unter Leitung des Herrn Dr.
Eck=
dardt an. In der ſich hieran anſchließenden Kritik ſprach Herr
Geheime=
mat Dr. Happel ſein uneingeſchränktes Lob ſowohl über die theoretiſchen,
als auch die praktiſchen Leiſtungen der Kolonne aus und hob beſonders
vervor, daß ſie angeſichts der kurzen Zeit ihres Beſtehens, wirklich
Her=
norragendes geleiſtet habe. Herr Rektor Hofmann dankte im Namen
der Kolonne Herrn Geheimerat Dr. Happel herzlichſt für die Abnahme
der Prüfung, ebenſo den Herren Aerzten Dr. Eckhardt und Dr.
Molden=
hauer für ihre außerordentlichen Müheleiſtungen bei der Ausbildung.
wiermit war die Veranſtaltung an ſich beendet. Die Teilnehmer
be=
gaben ſich alsdann unter Vorantritt der Spieler der Freiw. Feuerwehr
und des Vorſtandes dieſer in das Gaſthaus „Zum Adler” (Diehl), wo
man noch längere Zeit gemütlich beiſammenblieb.
* Roßdorf, 28. März. Gemeinderatsbericht. 1.
Sub=
nriſſionsgenehmigungen. Hinter den Gemeindehäuſern Ecke Müller=
End Holzſtraße ſoll eine Stützmauer hergeſtellt werden. Zum
Sub=
mniſſionstermin waren 2 Angebote eingegangen; Mindeſtfordernder
war Maurermeiſter Heinrich Felger im Betrage von 317,85 Mark, dem
die Ausführung der Arbeit übertragen wird. Weiter waren im
Sub=
rriſſionswege ausgeſchrieben: a) Herſtellen von Kehrichtgruben bei den
Gemeindeneubauten in der Erbacher= und Wingertſtr. ſowie der
Straßen=
zänfriedigungsmauer bei dem Neubau in der Wingertſtraße und
Her=
nichtung von Torpfeilern bei dem Neubau in der Erbacherſtraße. Dieſe
Arbeiten werden den Maurermeiſtern Wilhelm Georg und Konrad
Münk=
er zum Preiſe von 591,42 Mark als Wenigſtfordernde zugeſchlagen. b)
Tieferung der hölzernen Einfahrts= und Eingangstore ſowie des
Holz=
munes der Straßeneinfriedigung an der Erbacher= und Wingertſtraße.
Der Zuſchlag wurde den Gebr. Amann als Wenigſtfordernde zum
Be=
rage von 395 Mk. erteilt. 3. Schloſſerarbeiten für die Einfriedigungen
zu den Neubauten in der Erbacher= und Wingertſtraße. Dieſe Arbeiten
Surden den vereinigten Schloſſermeiſtern zu Roßdorf im Betrage von
70,80 Mk. übertragen. 4. Anſtreicherarbeiten an den Hoftoren und
Ein=
ſiedigungen der Gemeindehäuſer in Erbacher= und Wingertſtraße.
Wenigſtfordernder war Weißbindermeiſter Georg Büttner, der den
Zu=
ihlag erhielt. Die Bauleitung ſämtlicher Arbeiten liegt in Händen des
Urchitekten Herdt, Ober=Ramſtadt. — 2. Anſtellungsverhältniſſe der
Semeindebamten. Dieſer Punk= war in einer früheren Sitzung mit
Rück=
ſicht auf das zu erwartende Gemeindebeamtengeſetz zurückgeſtellt worden.
Das Kreisamt hat jedoch mitgeteilt, daß eine Zurückſtellung aus dem
ngegebenen Grunde nicht notwendig erſcheine, da nach der rechtsgültigen
Ortsſatzung vom 7. Februar 1914 zu verfahren ſei. Nach dieſer
Orts=
batzuug hat der Gemeindebeamte Anſpruch auf unwiderrufliche Anſtellung,
weun er ſich nach Vollendung des 20. Lebensjahres 5 Jahre tadellos ge=
Führt hat. Der Gemeinderat beſchließt im Sinne der Ortsſatzung. —
. Kanaliſation der Dieburger Straße. Eine Reihe der Bewohner der
Dieburger Straße, bitten dringend um Durchführung der Kanaliſation,
ſea die Häuſer unter den derzeitigen Zuſtänden ſehr not litten. Der
Ge=
meinderat erkennt die Notwendigkeit an und beauftragt den
Bürger=
mieiſter, zunächſt einen Koſtenvoranſchlag vorzulegen.
* Roßdorf, 29. März. Die Maul= und Klauenſeuche iſt erloſchen;
elle Sperrmaßnahmen wurden aufgehoben. — Die letzte Nutz= und
Srennholzverſteigerung wurde genehmigt. Die Abfuhrſcheine ſtehen auf
er Gemeindekaſſe zur Verfügung.
Groß=Umſtadt, 28. März. Am Sonntag, den 27. März, hielt Herr
Dandwirtſchaftsrat Strack vom Landwirtſchaftsamt Groß=Umſtadt im
SHaſthaus „Zur Krone” in Groß=Umſtadt einen Vortrag über „Die
Moſemaſeuche der Honigbiene‟. Ausgehend von der Tatſache der
Ent=
beckung des Erregers der Seuche durch Prof. Sander in Erlangen
childerte der Vortragende den Lebensgang des Paraſiten, ſeine Ver=
Greitung, Erkennung und Bekämpfung. Nach Anſicht mancher Forſcher
ſt dieſe Seuche ſo ſtark unter den Bienenvölkern verbreitet, daß es kaum
Wienenſtände gibt, die von der Seuche frei ſind. Leider gibt es heute
Noch kein therapeutiſches Mittel, um der Krankheit leicht Heur zu werden.
Die Bekämpfung muß ſich in erſter Linie auf die Befolgung hygieniſcher
Maßnahmen erſtrecken. Außerdem ſoll man die befallenen Stöcke in den
Schwarmzuſtand verſetzen und die gefallenen Schwärme ſtark zum Bauen
anregen. Dedurch werden die alten Bienen, die als Paraſitenträger
en Frage kommen, ſchnell verbraucht, und an ihre Stelle treten junge
Mittwoch, den 30. März 1927
nicht infizierte Bienen. Zwecks Ausbilbung von Sachverſtändigen für
Bienensrankheiten wird demnächſt von der Biologiſchen Reichsanſtalt
Berlin im Starkenburger Bienenzüchterverein in Darmſtadt ein ent;
ſprechender Kurſus abgehalten werden. Der Vorſitzende des Groß=
Umſtädter Bienenzuchtvereins, Herr Prof. Dr. Bernius dankte dem
Vor=
tragenden für ſeine Ausführungen und regte an, jenen
Ausbildungs=
kurſus durch mehrere Imker beſuchen zu laſſen.
r Babenhauſen, 28. März. Der Elternnachmittag, den
der Turnverein 1891 am Sonntag im Saalbau „Deutſcher Hof”
ver=
anſtaltete, erfreute ſich eines ſehr guten Beſuches. Die von der
Lei=
tung des Vereins und den Riegenführern, den Turnern Bergſträßer,
Büchler, Beck, Fuchs, Dörr und Schmitt mit unermüdlicher Energie
durchgeführte Arbeit des Kinderturnens hatte einen ſchönen ſichtbaren
Erfolg. Man ſah mit freudigem Stolz, daß die Worte des 1.
Vor=
ſitzenden, Herrn Studienrats Weiß, in ſeiner herzlich gehaltenen
Be=
grüßungsanſprache auch in friſche Tat umgeſetzt werden. „Mithelfen
will der Turnverein 1891 an der Entwicklung eines geſunden
Ge=
ſchlechts. Iſt auch von den Turnleitern ſchwere Erziehungsarbeit zu
leiſten, ſie tun es uneigennützig und freudig in der berechtigten
Hoff=
nung, die ihr anvertrauten Buben und Mädels zu friſchen,
lebens=
frohen Gliedern der Menſchheit heranzubilden. Nicht der körperliche
Menſch iſt das Ziel der Menſchenbildung, ſondern der geiſtige Menſch,
Der Menſch der hohen ſeeliſchen Kräfte. Meus sanz in sorpore Sano.”
Nach einem begeiſtert aufgenommenen „Gut Heil” und dem Geſang
„Turner auf zum Streite” wickelte ſich flott die Ordnungsfolge in
ihrer reichen Vielgeſtaltigkeit ab. Leben pulſierte auf der Bühne.
Mit welcher natürlichen, ungezwungenen Keckheit bewegten ſich ſchon
die Kleinſten aller Kleinen (4—6jährige) bei den Einſtimmungs= und
Bodenübungen, dieſen neuzeitlichen Turnübungen! Alle Achtung vor
der Frucht dieſer erſt halbjährigen Erziehungsaubeit und vor der
Geduld des tüchtigen Riegenführers. Muſtergültig verliefen die
Ubungen aller Riegen an den Geräten und die Freiübungen der
1. Riege. Ehrlicher Beifall belohnte die wackeren kleinen Turner, die
mit Feuereifer bei der Sache waren. Die Mädchenabteilung zeigte mit
ihren rhythmiſch fein durchgeführten Darbietungen beſonders bei den
Volkstänzen größte Natürlichkeit in Bewegung und Ausdruck. Mit
dem Gefühl größter Befriedigung verließen Eltern und Freunde der
Jugend die Veranſtaltung des Turnvereins, der edelſten Dienſt an
unſerem Volke leiſtet.
Richen, 28. März. Am Sonntag fand auf Veranlaſſung des
Land=
wirtſchaftsamtes Groß=Umſtadt im Saalbau Gunkel eine Verſammlung
ſtatt, in der Herr Direktor Haug einen Vortrag über „Die Vorteile des
Weideganges für die Viehzucht” hielt. Er wies zunächſt auf die
un=
günſtige Lage der Mittel= und Kleinbauernbetriebe hin und zeigte unter
Hinweis auf die politiſche Lage Deutſchlands und auf die
Handels=
verträge, daß es ſich hierbei nicht um eine vorübergehende Erſcheinung,
ſondern um einen dauernden Zuſtand handle. Dies erfordere auch ganz
beſondere Maßnahmen in der Betriebseinſtellung. An Hand weniger
Zahlen bewies er, daß die meiſten Bauernbetriebe aus Mangel an einer
Buchſtihrung nicht in der Lage ſeien, auch nur annähernd zu ſagen, ob
der Nohertrag nicht nur die baren Unkoſten, ſondern auch die Zinſen
der Kapitalien und die Abſchreibungen der Maſchinen, Geräto uſw.
decke. Die mangelhafte Rentabilität ſei faſt immer auf die Viehhaltung
zurückzufühven. An einem Beiſpiel eines praktiſchen Betriebes, der von
der gewöhnlichen Wirtſchaftsweiſe vor mehreren Jahren für
Weidewirt=
ſchaft eingeſtellt worden iſt und deſſen genauen Buchführungsergebniſſe
in vielen großen Wandtafeln gezeigt wurden, bewies der Redner, wie
die Umſtellung auf Weide nicht nur auf der Weidefläche ſelbſt, ſondern
im Geſamtbetrieb eine Erhöhung des Reinertrages hervorbringen kann.
Anſchließend ſprach Herr Dr. Friedrich vom Verband der Heſſiſchen
landwirtſchaftlichen Genoſſenſchaften über „Die Vorteile
genoſſenſchaft=
lichen Vorgehens bei Einrichtung von Viehweiden”, wodurch nicht nur
eine weſentliche Verbilligung der Einrichtungs= und Betriebskoſte
er=
reicht, ſondern auch die Sicherheit eines rationellen Weidebetriebes auf
Grund einer Betriebsordnung gewährleiſtet werde. Die Ausführungen
beider Redner wurden ſehr beifällig aufgenommen, und es ſoll ſich in
den nächſten Tagen eine Verſammlung der engeren Intereſſen
an=
ſchließen.
— Dorndiel, 29. März. Letzte Woche fand hier im Rathausſaale
die erſte ordentliche Generalverſammlung der neugegründeten Spar=
und Darlehnskaſſe ſtatt. Der Direktor der Genoſſenſchaft, Bürgermeiſter
Oſtheimer, leitete die Verſammlung. Nach Bekanntgabe der Bilanz
für das Geſchäftsjahr 1926 wurde dieſelbe genehmigt und dem Vorſtand
und Aufſichtsrat einſtimmig Entlaſtung erteilt. Der Reingewinn wurde
je zur Hälfte dem Reſervefond und der Betriebsrücklage überwieſen.
Auch der Ausbau des Warengeſchäftes, nicht nur der Bezug von
Be=
darfsartikeln, ſondem auch der Abſatz eigener Erzeugniſſe, wurde
ein=
gehend beſprochen. Ein Verbandsbeamter hielt einen äußerſt intereſſanten
Vortrag über genoſſenſchaftliche Tagesfragen, die mit großem Beifall
aufgenommen wurden. Erſt in ſpäter Abendſtunde ſchloß der Vorſitzende
die ſo anregend verlaufene Verſammlung mit Worten des Dankes an die
Erſchienenen und an den Nedner. Die Genoſſenſchaft wurde erſt im
April 1926 gegründet und hat heute ſchon ihre Daſeinsberechtigung
bewieſen. Hoffentlich macht ſie im neuen Jahre dieſelben Fortſchritte
wie im alten zum Wohle der einzelnen Mitglieder und unſerer
Ge=
meinde.
* Frankenhauſen, 29. März. In der Gaſtwirtſchaft Schuchmann
fand ein evanggliſcher Familienabend ſtatt. In recht
herzlichen Worten hieß der Herr Beigeordnete Krämer die Verſammelten
willkommen und wies auf die Bedeutung dieſer Abende hin. Den
Mittelpunkt des Abends bildete der Vortrag von Pfarrer Hofmann,
Nieder=Beerbach, „Was Zahlen erzählen können‟. Der Vor=
Seite 7
trag war ein recht eindrucksvoller Gang durch das deutſche Volls= und
Kirchenleben. Die Zahlen, die nach Schneiders ſtatiſtiſchen Jahrbüchern
gegeben wurden, vedeten zum Teil in einer geradezu erſchütternden
Weiſe. Der Abend wurde dann noch, wie das in echt Frankenhauſener
Einmütigkeit üüblich iſt, durch Geſangsvorträge von Herrn und Frau
Lehrer Hofmann, durch Geſänge des Männerchors unter Leitung des
Dirigenten Herrn Hofmann, durch Gedichte, die Schulkinder vortrugen,
ſowie durch zwei Vorträge uſeres alten, lieben Lokaldichters, Herrn
Schuhmachermeiſters Kraft, recht wirkſam verſchönt. Eine Sammlung
für die neuangeſchaffte ſchwarze Altardecke, die von der
Paramenten=
anſtalt des Eliſabethenſtiftes geliefert worden und ein recht ſchönes
Bei=
ſpiel für die Leiſtungsfähigkeit dieſer Anſtalt iſt, fand allgemein
bereit=
willigſte Zuſtimmung. Das Schlußwort ſprach dann noch Herr
Bei=
geordneter Krämer, der all denen, die zum guten Gelingen des Abends
beitrugen, den freundlichen Dank ausſprach.
Reinheim, 28. März. In der Generalverſammlung des Klein=
Garten=Siedlungsvereins e. V. hielt Herr Landwirtſchaftsaſſeſſor Dr.
Roth vom Landwirtſchaſtsamt Groß=Umſtadt unter Verwendung von
Lichtbildern einen Vortrag über „Die Ernährung der Pflanze‟. Es
wurden die naturgeſetzlichen Grundlagen über Aufnahme und
Ver=
aubeitung der Nährſtoffe in der Pflanze gezeigt und die praktiſche
Nutz=
anwendung in Form der derſchiedenartigen Düngemittel ſpeziell, im
Gartenbau erklärt. Die Ergebniſſe von zahlreichen Düngungsverſuchen
dienten als Beweismaterial. Der Vortrag wurde ſehr beifällia
auf=
genoumen, und der Vorſitzende, Herr Otto Heeren, daukte dem Reduer
für ſeine ſchönen Ausführungen.
— Reichelsheim i. O., 29. März. Erſter Ferkelmarkt. Deß
nach jahrelanger Unterbrechung erſtmals geſtern wieder hier abgehaltew
Ferkelmarkt zeigte, daß allſeits, ſowohl bei Verkäufern, wie auch b&
Kaufluſtigen das größte Intereſſe für dieſe Märkte vorhanden iſt. Ex
war der Auftrieb von Tieren für den Anfang ein guter zu nennen; vew
kauft wurde das Paar zu 40 bis 45 Mark. Am Montag, den 11. April,
wird mit dieſem Markt eine Prämiierung von Tieren verbunden.
— Reinheim, 29. März. Nächſtem Donnerstag, den 31., abends
8 Uhr, wird in der hieſigen Kiuche der Oberlinfilm „Sprechende
Hände” laufen. Gezeigt werden Bilder aus dem Leben der
Taub=
ſtummblinden, die in Nowawes bei Potsdam, der einzigen
deut=
ſchen Anſtalt dieſer Art, ausgebildet werden.
* Kirchbrombach, 29. März. Die Generalverſammlung der Freiw.
Feuerwehr wählte letzten Samstag ihr Banner aus. Auf der einen
Seite zeigt es die allgemeinen Symbole der Wehr, die Gegenſeite weiſt
ein heimatliches Motiv aus: Den Aufgang mit Teilen unſerer Kirche.
Es iſt zu bgrüßen, daß der Heimatgedanke ſoweit durchgedrungen iſt,
und man von farbloſen und wenigſagenden Symbolen abrückt.
* Erbach i. O., 28. März. Vor wenigen Tagen trafen der
Groß=
fürſt Kyrill von Rußland mit Gemahlin von Amorbach kommend zum
Beſuche des Grafen Konrad im hieſigen Schloſſe ein, und beſichtigten
unter Führung des Herrn Archivrat Morneweg die Sammlungen des
Schloſſes eingehend.
g. Beerfelden, 28. März. Beethoven=Feier. Die Leitung
des hieſigen Kirchenchors hatte auf den Abend des Tages die Mitglieder
zu einer Beethoven=Feier in den Saal „Zum Ochſen” eingeladen, und
dem Ruf wurde zahlreich gefolgt. Der Dirigent. Herr Nektor Göbel,
begrüßtg die Erſchienenen, darauf ſang der Chor Beethovens „Die Ehre
Gottes”. Jetzt folgte ein Prolog durch Frl. König „Die Hymne an die
edle Muſika”. Mehrere Kompoſitionen Beethovens für Violine und
Klavier durch Herrn Oberpfarrer Colin und Frau Oberamtsrichter
Specht, ſowie ein Satz aus dem Beethovenſchen Sextett ſür Klavier zu
vier Händen durch Frau Oberamtsrichter Specht und Frau Oberpfaruer
Colin führten durch künſtleriſche Darbietungen in den Geiſt der Muſie
Beethovens ein. Herr Oberpfarrer Colin verſtand es, in tiefgründigen
Ausführungen ein treffendes Lebensbild des großen Meiſters der Töng
zu zeichmen und in ſein Lebenswerk einzuführen. Man erlebte das
Ringen des Meiſters mit, den Kampf im Reich und um das Reich der
Töne, den Kampf mit dem Geſchick beim Schwinden des Gehörs; man
lernte Beethoven und ſein Lebenswerk bewundern und lieben und kam
zu der Erkenntnis von ſeiner Größe, in der ihn kaum einer überragt,
An die Feier ſchloß ſich noch gemitliches Beiſammenſein an, bei dem der
Kirchenchor noch mehrere ſchöne Lieder darbot. So verlief dieſer Abend
in durchaus würdiger Weiſe, und der Beifall der Anweſenden war den
Darbietenden Zeugnis dafür, wie dankbar alles Gebotene
engegen=
genommen wurde.
Hirſchhorn, 29. März. Waſſerſtand des Neckars: am
28. März: 1,24 Meter; am 29. März: 1,49 Meter.
Von der Bergſtraße, 28. März. Von Sonnenſchein begünſtigt
wurde geſtern nachmittag durch den Gemeinnützigen Verein Weinheim
unter Beteiligung aus allen Teilen des Odenwaldes und der
Berg=
ſtraße der Sommertagszug der Weinheimer Jugend abgehalten. Es
war zum 25. Male, daß dieſer alte Heimatbrauch daſelbſt durchgeführt
wurde. Unter den zahlreichen Feſtgruppen des Jubiläumszuges
be=
merkte man auch u. a. einen Erntewagen aus Steinklingen i. D. Ferner
ſah man Feſtgruppen, darſtellend die Vertreibung des Winters, das
Erwachen des Frühlings, die erſten Blüten, Einzug der Flora,
Liebes=
leute, Schnitter und Schnitterinnen, Sommer= und Wintermänner,
Träger mit Rieſenbretzeln, Fanfarenbläſer und Muſikkapellen. Als
der Feſtzug, den eine Reitergruppe in altdeutſcher Tracht eröffnete,
auf dem Marktplatze Weinheims angekommen war, hielt
Oberbürger=
meiſter Huegel vom Balkon des Rathauſes herab eine Anſprache, die
in ein Hoch auf die Bergſtraße ausklang. Den Abſchluß bildete die
Prämiierung der ſchönſten Gruppen und Pferde.
*/ Crtk
Wyin Olympia, aus Gold und Elfenbein, won e
/ Phidias' geſchaffen, dem bedeutendſten—
e Bildhauer der alten Griechen, gehörte gleich,
falls zu den ſieben Weltwundern. Ramen-e
nun die Prieſter, um ihm zu opfeen, grollte
er nicht ſelten Oenn er das Näucherwerk
ſchnupperte, mit dem ſie ihn ehrten), gewitter,
te es in ſeinen Locken, und tief hingen ihm-e
O
die Brauen uber die Augen
Da drang plötzlich ein wahrhaft olumpt)
ſches Aroma zu ihm empor, ein
Götterduft-
verbreitete ſich, Zeus ſpannte die Nüſtern—
und himmliſche HZeiterkeit erklärte ſein e
Antlitz, rohbewegt und freundlich ſah
er-
auf den Athener hinuntee, der ein enkzik,,
kendes Pauchgekräuſel zu ihm hinaufblies.
Cs war Alcibiades, der keck eine
greiling
Ae
Lai
angezundet hatte, um Zeus ein wurdiges Brandopfer darzubringen, das
dann-
auch höchſte Begeiſterung bei dem alten Herrn auslöſte. Beglückt, ob der Mir),
kung, rief Alcibiades aus: Geprieſen ſeien die ſieben Weltwunder aber
das-
achte, Nater Zeus, i/t Greiling-Zuwel."
Generaluertreter für Mainz und Darmstadt:
Paul Hille, Fabriklager: Frankfurt/Main, Niddastr. 64, Mittelbau, Tel, Hansa 6963.
Seite 8
Mittwoch, den 30. März 1927
Nummer 89
Aus dem Weſchnitztal, 28. März. Endlich einmal ein
Preisabſchlag. Nachdem der Preis für 1 Pfund Schweinefleiſch
vor einigen Wochen von 1,30 Mark auf 1,20 Mark ermäßigt wurde, iſt
der Preis in den letzten Tagen auf 1,10 Mark geſunken. —
Beigeord=
ſietenwahl. In Ober=Mumbach wurde der Beigeordnete Joh. Gg.
Röhmer erneut zum Beigeordneten gewählt.
Neckarſteinach, 28. März. Kind geſtorben. Das Kind des
Matroſen Windhopf dahier, das in einen Topf heißen Waſſers gefallen
war, iſt nun doch ſeinen ſchweren Brandwunden erlegen. —
Unglſicks=
fall. Nik. Gärtner von Schönau fuhr mit ſeinem Motorrad auf der
Sttaße von Schönau nach hier ſo unglücklich gegen einen Baum, daß er
beſoniſttlos auf dem Platze liegen blieb. Mit dem Sanitätsauto wurde
der Verunglückte ins Krankenhaus gebracht.
* Bensheim, 28. März. Der Jungdeutſche Orden e. V., Bruderſchaft
Beusheim, veranſtaltete im hieſigen Bahnhofshotel einen Vortrag, zu
juelchem Herr Dr. Muth=Bensheim gewonnen war. Eine Abteilung
aus=
wärtiger Ordensbrüder mit dem Ballei=Spielmannszug kamen zu Fuß
nach hier, um den Ausführungen des Redners zu folgen. Der Beſuch
von nicht Ordensangehörigen ließ, trotz der öffentlichen Bekanntmgchung,
leider zu wünſchen übrig. Nach der Begrüßung und einem packenden
Gedichtvortrag ergriff Herr Dr. Muth das Wort zu ſeinem Vortrag
Goldwährung oder Arbeitsſährung”. Im Mittelpunkt der
Ausfüh=
rungen Dr. Muths ſtand der Gedanke, daß der Reichtum unſeres
Vol=
kes nicht in Waren, Gütern, Geld und dgl. beſteht, ſondern daß unſeren
ertvollſten Beſitz die arbeitsfähigen und arbeitsfreudigen Bürger und
ihre Nachkommen ausmachen. Deren Fähigkeiten und Kräfte zur vollen
Entfaltung zu bringen, ſie dem Dienſt am Ganzen nutzbar zu machen und
ihnen dafür ein erträgliches Daſein zu ſichern, ift oberſtes Geſetz einer
dernünftigen Wirtſchaft, und alles, was dem Eintrag tur, iſt
unvernünf=
tig. Angeſichts einer ſolchen Einſtellung erſcheint es natürlich, daß als
Grundforderung die gerechte Wertung und Würdigung jeder
Arbeits=
leiſtung aufgeſtellt wurde. Solange aber die wertſchaffenden Stände durch
den ſich von Jahr zu Jahr ſteigernden Zinſendienſt, der untrennbar mit
den herrſchenden Wirtſchaftsmethoden verbunden iſt und der ſchließlich
zu gänzlicher Erſchlaffung unſerer Wirtſchaft führen muß, um einen Teil
des Preiſes ihrer Arbeit gebracht werden, kann die gerechte Wertung der
Arbeitsleiſtungen nicht erreicht werden. Dieſe Grundaufgabe der
Volks=
wirtſchaft iſt nur unter Ausſchaltung der Spekulation zu löfen, durch
freie, aber feſte Vereinbraungen zwiſchen den verſchiedenen Berufsſchichten.
Dieſe Vereinbarungen können nur geſichert werden, Ordnung und
Gleich=
gewicht des Wirtſchaftslebens kann nur derbürgt werden, durch eine
„Buchführung der Volkswirtſchaft”, die durchaus nichts gänzlich Neues
iſt, ſondern die folgerichtige Weiterbildung der im bargeldloſen
Wirt=
ſchaftsverkehr beſtätigten Formen bildet. Der Redner betonte, daß das
geforderte Wirtſchaftsſyſtem weder mit Sozialismus noch mit
Kommu=
nismus gleichzuſetzen ſei; ausdrücklich hob er hervor, daß dem deutſchen
Volke Rettung nicht durch Kampf und Zerfleiſchung, ſondern nur durch
Herſtellung des inneren Friedens auf dem Wege gegenſeitiger
Verſtän=
digung käme. Der Redner verſtand es, in der nun ſtattfindenden
Aus=
ſprache, in jeder Beziehung Aufklärung zu geben. „Einigkeit und Recht
und Freiheit”, das ſind die Grundlagen, die in Deutſchland wieder zur
Geltung kommen müſſen.
* Biblis, 29. März. Schwerer Motorradunfall. Geſtern
abend gegen 6 Uhr ereignete ſich auf der Landſtraße Biblis—Wattenheim
in der Nähe der Nebenbahn=Brücke ein ſchwerer Unfall. Der 27 Jahre
alte Händler Heinrich Müller von hier fuhr mit feinem Motorrad durch
ein Hinterraddefekt gegen eine Telegraphenſtange und wurde ſamt ſeinem
Begleiter, dem 20 Jahre alten Friſeur Joh. Drakert, vom Rade
geſchleu=
dert. Beide erlitten dermaßen ſchwere Verletzungen, daß ſie per Auto
von einem Bibliſer Arzt von der Unfallſtelle weggebracht werden
muß=
ten. Das Motorrad iſt ſtark demoliert.
Gernsheim, 29. März. Waſſerſtand des Rheins am 29. 3.:
63 Zentimeter.
*
s. Aus dem Lande, 26. März. Zahlreiche Vorträge, die ſämtliche
Ziveige und Gebiete der Landwirtſchaft berückſichtigen, läßt die
Land=
wirtſchaftskammer auch Ende März und Anfang April in den
verſchie=
denſten Teilen des Landes halten. In Oberheſſen ſind Vorträge an vier
Orten, in Rheinheſſen an vier Orten, in Starkenburg an zwölf Orten.
Unter den Vorträgen ſind auch Themen allgemein wirtſchaftlicher Natur,
z. B. „Die Bedeutung des Zollſchutzes” und „Volkswirtſchaft und
Wirt=
ſchaftspolitik”.
Erziehungsheim Burg Nordeck.
Auf Burg Nordeck bei Gießen haben idealgeſinnte Menſchen mir
materieller Hilfe von Geſinnungsfreunden ein Erziehungsheim geſchaffen:
das ſeiner Lage, ſeiner Einrichtung und ſeinen Entwicklungsmöglick
keiten nach in Deutſchland kaum ſeinesgleichen finden dürfte. Untgt
pädagogiſcher und ärztlicher Leitung finden hier bis zu dreißig Mädcher
und Knaben, die aus irgend welchen Gründen einer beſonders
ſoror=
ſamen und individuellen Erziehung bedürfen, Aufnahme. Dieſe Byz.
grenzung der Kinderzahl ermöglicht auch bei der wiſſenſchaftlichen Aus=, die, ohne ein beſtimmtes Ziel in beſtimmter Zeit durchſetzen zs.
wollen, im allgemeinen den Zielen der deutſchen höheren Schule folgg
ein liebevolles und zweckentſprchendes Eingehen auf die
Perſönlichkei=
des einzelnen Kindes. Die alte, am Berghang gelegene Burganlage mn
ihrem hochragenden Wart=Turm, von dem aus der Blick über die
Weit=
der oberheſſiſchen Berge ſchweift und dem ſchönen, altertümlichen Innen;
hof iſt im Innern modern ausgebaut. Die mit elektriſchem Licht um
Dampfheizung verſehenen lichten, weiten Gemeinſchaftsräume und in
harmoniſch abgeſtimmten Farben gehaltenen Schlafzimmer ſind in ihren
ganzen Einrichtung, von den Möbeln und dem Tiſchgerät an bis zu de
die tiefen, gemütlichen Fenſterniſchen abſchließenden bunten
Vorhänge=
aus ſchöpferiſcher Künſtlerhand hervorgegangen, Burggarten und
Fre=
lichttheater, Sport= und Schwimmplatz, Wald= und Felspartien bieten zs.
jeden Jahreszeit Gelegenheit zu körperlicher und ſportlicher Betätiqum,
in der freien Natur, in der auch die auf den aufnahmefähigen Vorn
mittag zuſammengedrängten Unterrichtsſtunden möglichſt oft abgehaltes
werden. Fern von der großen Welt — die nächſte Bahnſtation London,
— iſt hier ein Werk entſtanden, das alte Kindheitsträume in Erfüllunn
gehen läßt.
* Gießen, 29. März. Der letzte Düppeler Schanzen:
ſtürmer aus dem Lahntal, der Ortsgerichtsvorſteher Heinrich Ferbes
aus Blasbach iſt im hohen Alter von 86 Jahren geſtorben. Er nahm
als preußiſcher Gardiſt an dem Sturm auf die todſpeienden Höhen vorn
Düppel teil, außerdem war er Mitkämpfer der Feldzüge 1866, 1870/un
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Links: der Sieger van Hevel=Belgien (Opel), Mitte: Fritz v. Opel, rechts: Debgets=Belgien (Opel).
Am Sonntag veranſtaltete der Gau Berlin des Bundes Deutſcher Radfahrer eine internationale
Radfernfahrt Berlin— Kottbus-Berlin, an der mehr als 400 Fahrer teilnahmen. Ueberall an der
249,8 Kilometer langen Strecke war ein großer Andrang der Zuſchauer feſtzuſtellen. Das
Haupt=
intereſſe konzentrierte ſich auf das Rennen der Berufsfahrer, das der Belgier van Hedel gewann.
Bluttat in einer Fabrik.
M.=Gladbach. Am Montag nachmittag
er=
ſchien in der Maſchinenfabrik Gebr. Meer der
Tech=
niker Paul Viereck, der früher dort beſchäftigt war,
und verlangte von dem Oberingenieur Genthe, ihm
Entlaſſungspapiere dahingehend auszuſtellen, daß er
abgebaut worden ſei, obwohl er auf eigenen Wunſch
entlaſſen worden war. Als ihm dies verweigert
wurde, zög er einen Revolver und ſtreckte den
Ober=
ingenieur durch mehrere Schüſſe nieder. Auch den
Schwiegerfohn Genthes, den Ingenieur Walter
Schmidt, verletzte Vierecke durch mehrere Schüſſe
ſchwer. Der Täter wurde von den Angeſtellten
über=
wältigt und der Polizei übergeben.
Reich und Ausland.
Die umſtrittene Wagner=Partitur.
München. Zu der Meldung aus New York,
daß am 26. April die lang geſuchte Original=Partitur
zu Wagners „Rheingold” verſteigert werden ſollte,
er=
fahren die „Münchener Neueſten Nachrichten” auf
Anfrage vom Haus Wahnfried in Bahreuth, daß die
Original=Partitur zum Ring Wagner ſeinerzeit König
Ludwig II. geſchenkt habe und daß die Werke ſich
ſeitdem im Beſitz des bayeriſchen Königshauſes
be=
finden. Da es von dieſen Original=Partituren keine
Abſchrift gibt, ſei es ſehr unwahrſcheinlich, daß irgend
ein Original in New York verſteigert werden ſollte,
daß das Haus Wittelsbach einen derartigen Schritt
unternommen habe, ſei jedenfalls nicht glaubhaft.
Auf weitere Anfrage beim Generaldirektor des
Wittelsbacher Ausgleichsfonds, Herrn von Rauſcher,
erfährt das genannte Blatt, daß in einem Safe im
Leuchtenberg=Palais die Original=Partituren der
Werke Richard Wagners liegen. Er wiſſe jedoch
nicht auswendig, ob ſich auch die Original=Partitur
von „Rheingold” darunter befinde und es ſei des
Sonntags wegen unmöglich geweſen, dies
feſtzu=
ſtellen. Heute werden die notwendigen
Nachforſchun=
gen angeſtellt und Aufklärungen gegeben werden.
Herr von Rauſcher fügte noch hinzu, es ſei ihm
be=
kannt, daß ſchon vor dem Kriege eine der Original=
Partituren Richard Wagners nach Amerika gelangt
ſei, jedoch wiſſe er nicht, welches Werk dies geweſen
ſei und aus welchem Beſitz ſie ſtamme.
Konflikt zwiſchen Kirche und Polizei.
c. Berlin. Ende Januar lief bei der Berliner
Kriminalpolizei ein Schreiben aus dem
oſthavel=
ländiſchen Dorf Königshorſt ein, worin der Verdacht
ausgeſprochen wurde, daß der dortige Ortspfarrer
Schnoor im Dezember 1918 ſeinen Schwager, den
damals 23 Jahre alten Leutnant Wirth, vorſätzlich
erſchoſſen habe. Die Kriminalpolizei übergab die
An=
zeige der Staatsanwaltſchaft, und dieſe erſuchte
nun=
mehr die Polizei, Ermittlungen anzuſtellen. Ein
Kriminalkommiſſar und ein anderer Polizeibeamter
fuhren nach Königshorſt, um den Pfarrer Sch. nach
Berlin zur Vernehmung zu holen. Nach zwei Tagen
durfte der Pfarrer wieder nach Königshorſt zurück.
kehren. Zu dem Vorfall, der in dem kleinen Ort
größtes Aufſehen erregte, nahm im letzten
Gottes=
dienſt der Gemeinde Königshorſt der
Generalſuper=
intendent der Kurmark, D. Dibelius, das Wort und
richtete ſcharfe Angriffe gegen die Polizei. Die
Poli=
zei müßte ſich, ſo erklärte er, ihrer Verantwortung
bewußt ſein, daß es einer genauen Nachprüfung
be=
darf, ehe man einen evangeliſchen Geiſtlichen des
Mordes bezichtigt. Es handelt ſich um eine Anzeige
anonymer Quelle, bei der in der Bewertung doppelte
Vorſicht geboten war. War der Polizei ein Mißgriff
paſſiert, dann mußte ſie ihr Unrecht bekennen. — Die
„Montagspoſt” veröffentlicht folgende Gegenerklärung
des Berliner Polizeipräſidenten Dr. Weiß: Die gegen
die Berliner Polizei vom Generalſuperintendenten
D. Dibelius erhobenen Vorwürfe entbehren jeder
Grundlage. Der Polizeipräſident wird Veranlaſſung
nehmen, die Angriffe mit dem erforderlichen
Nach=
druck zurückzuweiſen. Zu dieſem Zweck wird es
not=
wendig ſein, Mitteilungen über den Grund und über
den Stand des wegen Mordverdachts eingeleiteten
ſtrafrechtlichen Ermittlungsverfahrens zu machen, das
auf eine Entſchließung der zuſtändigen
Staatsanwalt=
ſchaft Neuruppin zurückgeht. Der Polizeipräſident
muß ſich daher, bevor er die Oeffentlichkeit im
ein=
zelnen unterrichtet, mit dieſer Behörde in
Verbin=
dung ſetzen.
60 000 Mark erbeutet.
Berlin. Geldſchrankeinbrecher drangen in der
Nacht zum Dienstag durch ein offenſtehendes Fenſter
im erſten Stock in das Büro einer Butterfabrik im
Zentrum der Stadt, blendeten das Fenſter ab, ſo daß
der Wächter, der den Hof kontrollierte, keinen
Licht=
ſchein wahrnehmen konnte, und ſchweißten einen
Geld=
ſchrank auf, aus dem ſie 60 000 Mark erbeuteten.
Bei der Verfolgung von Einbrechern
ſchwer verletzt.
Berlin. In der Nacht zum Dienstag haben
Einbrecher in einer Villa in Köpenick einen Einbruch
verübt, wobei ſie ſogar in das Schlafzimmer
ein=
drangen und u. a. einen großen Teppich ſowie
Pelz=
waren und Wäſche ſtahlen, die ſie in einen Reiſekorb
packten. Bei der Verfolgung des Diebes, der den
Koffer wegtransportierte, wurde in der Nähe des
Bahnhofs Hirſchgarten der Oberwachtmeiſter Ruſch
von dem im Walde verſteckt liegenden Komplizen des
Verfolgten überfallen und, obwohl er ſich mit ſeinem
Dienſtrevolber zur Wehr ſetzte, durch verſchiedene
Meſſerſtiche erheblich verletzt. Die Verbrecher, von
denen einer am Kopf verletzt wurde, ſind entkommen.
Ein mongoliſcher Fürſt
als Filmſchauſpieler.
Nummer 89
Neue Stiftung für das Deutſche Muſeum
in München.
Die Abteilung „Entwicklung des mechaniſchen
Klaviers” wurde vor kurzem durch einen Bechſtein=
Welte=Reproduktionsflügel bereichert, der
gemein=
ſchaftlich von den Firmen C. Bechſtein, Berlin, und
M. Welte u. Söhne, Freiburg i. Br., geſtiftet wurde
Der Flügel iſt ein Wunderwerk der deutſchen Technir
und ſtellt das Vollendetſte dar, was auf dem Gebiete
der Neproduktion des Künſtlerſpiels je erreicht wurde
Ein größeres Repertoir von Muſikrollen ermöglicht
dem Beſucher des Muſeums, das Spiel der großen
Meiſter, wie d’Albert, Backhaus, Buſoni, Carreno,
Edwin Fiſcher, Gieſeking, Paderewſki, Pugnd.
Rei=
ſenauer uſw. zu hören. Damit iſt auch für die
Nach=
welt ein Dokument geſchaffen, das den ſpäteren
Ge=
ſchlechtern die Interpretation der Klavierliteratur
durch Meiſter unſerer Zeit überliefert.
Loskauf von Gefüngnisſtrafen in Griechenländ,
EP. Das Athener Juſtizminiſterium hat ſoeben
ein Geſetzesprojekt ausgearbeitet, das das Loskaufen
von Gefängnisſtrafen für kurze Freiheitsſtrafen durch
entſprechende Geldbußen vorſieht. Der Entwurf
baſiert auf den Beſchlüſſen, die auf dem 9. Straf,
rechtskongreß in London gefällt wurden. Dieſer
Kongreß hat bekanntlich eine diesbezügliche Norm
geprägt, daß es im Intereſſe der Strafrechtspflege
liegt, zu kurzen Gefängnisſtrafen verurteilten
Per=
ſonen, die keine Gefahr für die öffentliche Sicherheit
des betreffenden Staates bilden, anheimzuſtellen, für
die abzubüßende Einkerkerung eine Geldſtrafe zu
zahlen. Die ſo einfließenden Gelder ſollen zu Zwecken.
die der Strafrechtspflege dienen, wie
Gefängnis=
ſtrafen uſw. verwendet werden.
Grubenunglück in Japan.
EP. London. Aus Tokio wird gemeldet, daß
infolge eines Brandes in einer Grube 136
Berg=
arbeiter verſchüttet wurden. Bis jetzt konnten 6o
Leichen geborgen werden.
Eine ſchwierige Lebensrettung.
EP. Ein Akt außerordentlicher Ausdauer wird aug
Kapſtadt gemeldet. Zwei Bergſteiger, John Byng
und Frank Cook, verſuchten, den Tafelberg auf einem
bisher noch nicht begangenen Wege zu erſteigen.
Unterwegs glitt Cook aus und ſtürzte in eine
Schlucht. Die beiden Bergſteiger waren angeſeilt,
und um zu verhindern, daß das Seil, an dem Cook
hing, von der ſcharfen Felskante durchgeſcheuert
werde, ſchob Byng eine Hand zwiſchen Seil und
Fels. Trotzdem ſeine Hand unter dem Gewicht des
in der Luft ſchwebenden Cook zerquetſcht und von
der Felskante zerſchnitten wurde, hielt Byng in
dieſer Stellung mehrere Stunden lang aus, bis er die
Aufmerkſamkeit anderer Bergſteiger auf ſich lenken
konnte, die dann die beiden Helden mehr tot als
lebendig zu Tal brachten.
Die Geſchichte eines Juſtizirrtums.
EP. Amerikaniſche Blätter berichten über die
Auf=
klärung eines merkwürdigen Juſtizirrtums. Im
Jahre 1926 wurde in Harlan im Staate Kentucky
der Bergarbeiter Conley Dabney wegen Ermordung
eines jungen Mädchens, Mary Vickery, zu
lebens=
länglichem Zuchthaus verurteilt. Die Verurteilung
erfolgte auf Grund von Zeugenausſagen, durch die
Dabney überführt ſchien. Ein Kutſcher hatte
aus=
geſagt, daß er den Angeklagten und das Mädchen am
Tage ihres Verſchwindens zum Bahnhof gefahren
habe. Wenige Wochen ſpäter wurden im Schacht
einer verlaſſenen Kohlengrube in der Nähe der Stadt
Ueberreſte einer weiblichen Leiche gefunden, die
Marys Vater unter Tränen als die ſeiner Tochter
identifizierte. Und dann tauchte als
Hauptbe=
taſtungszeugin die 25jährige Marie Jackſon auf, die
geſehen haben wollte, wie Dabney die vermißte
Mary mit einer Keule erſchlagen und die Leiche in
den Schacht geworfen habe. Dabney entging nur um
Haaresbreite dem elektriſchen Stuhl. Man kann ſich
die allgemeine Ueberraſchung ausmalen, als jetzt,
nachdem Dabney ſchon ein Jahr im Zuchthaus
ver=
bracht hat, die angeblich ermordete Mary geſund und
wohlbehalten in ihrem Heimatſtädtchen eintraf. Sie
erklärte, daß ſie im Jahre 1925 vor ihrer Stiefmutter
davongelaufen ſei. Dabney habe ſie zum Bahnhof
gebracht, von wo ſie allein nach Cineinnati gefahren
ſei, um eine Stellung anzutreten. Vor einigen
Monaten habe ſie davon gehört, daß jemand uuter
der Beſchuldigung, ſie ermordet zu haben, ins
Ge=
fängnis gekommen ſei. Sie habe ſich aber vor der
Rückkehr nach Hauſe gefürchtet und ſich dazu erſt
entſchloſſen, als Leute, denen ſie die Geſchichte
ander=
traut habe, ihr dazu geraten hätten. Es ſtellte ſich
heraus, daß die angebliche Augenzeugin des Mordes,
Marie Jackſon, den Angeklagten belaſtet hatte, um
ſich dafür zu rächen, daß er ſie verſchmäht hatte.
Dabney iſt mittlerweile aus dem Zuchthaus
ent=
laſſen worden und zu ſeiner Frau zurückgekehrt, die
trotz ſeiner Verurteilung niemals an ſeiner Unſchitd
gezweifelt hatte. Marie Jackſon aber harrt im
Ge=
fängnis ihrer Aburteilung wegen Meineids.
Der erſie Schultag.
Mittwoch, den 30. März 1927
Stapellauf des Kreuzers „Königsberg”
Am Samstag, dem 26. März, lief auf der Marinewerft in Wilhelmshaven der neueſte Kreuzer der
deutſchen Marine „Königsberg”, ein Schweſterſchiff der / „Emden” glücklich vom Stapel. Vgl. den
Originalbericht unſeres Sonderberichterſtatters in der Sonntags=Nummer.
Die ſchwimmende Univerſität.
Amerikaniſcher Studentenbeſuch in Deutſchland.
Die Ankunft in Hamburg.
Am 26. März traf in Hamburg die „Schwimmende Univerſität” Amerikas ein. Es handelt ſich
um den Dampfer „Ryndam” der Holland=Amerika=Linie, auf dem ſich 491 amerikaniſche Studenten
und Studentinnen, begleitet von 70 Profeſſoren, auf einer Reiſe um die Welt befinden. Auf dem
Schiff werden regelmäßig Vorleſungen abgehalten, an die ſich kürzere oder längere Ausflüge in
die Länder, wo das Schiff ſich gerade befindet, anknüpfen.
Um den Großen Dürkopp=Preis.
Internationale Radrennfahrt Berlin-Kottbus—Berlin.
Nummer 89
Hedanken zur Wohnungskultur.
Geſchichten aus aller Welt.
Von Heinz Krauße d’Avis.
Häuſer ſind zum Bewohnen da. Endlich ſcheinen wir die
hie Zeit des vorigen Jahrhunderts überwunden zu haben, die
zn Hauptwert auf prunkvolle Faſſaden legte, auf eckige Erker
ud zierliche Türmchen, die ſchön ſein ſollten. Betrat man dann
9 Wohnung, ſo fand man überall Einrichtungen nach dem
glei=
an Schema. Rieſige Flügeltüren, die jede Wand verſchluckten;
u Eßzimmer ein Büfett, gewaltig wie eine Feſtung, und auch
uden anderen Zimmern in der Mitte ein großer Tiſch mit
Stüh=
le umſtellt, und an der Wand im „Salon” ein ſchön geſchweiftes
efa. Viel Kulturempfinden hat ein ſolches Heim nicht verraten.
Wie heute ein Heim behaglich zu geſtalten iſt, weiſt unſer
Arſtand und Erfahrung ſowie Beiſpiele in der hochentwickelten
Phnungstultur Englands. Da wir die Bedeutung des Lichtes
ſt unſer Leben eruannt haben, ſei dieſem auch der weiteſte
Zu=
gng zu unſerer Wohnung gegeben. Fenſter ſind nicht da um der
Fſſade willen, ſondern des Raumes wegen. Ein großes Fenſter,
nglichſt unverhängt, gibt weit beſſeres Licht als zwei Fenſter,
dien Zwiſchenwand einen großen Schatten wirft. Sind
Vor=
huge angebracht, ſo ſeien dieſe ſo gewählt und befeſtigt, daß das
Acht nicht nur auf den Boden fällt und den oberen Raum
halb=
dnkel läßt, ſondern, daß eine gleichmäßige Erleuchtung des
Zim=
urs zuſtande kommt.
Ein Zimmer ſtellt eine Abgeſchloſſenheit dar. Je zählreicher
ud größer die Flügeltüren, um ſo aufgelöſter wird der Raum;
igrößer die Wände, um ſo intimer und geſchloſſener die
Raum=
mrkung. Viel zu wenig wird noch die Tapetentür daher
ver=
mundt: mit oder ohne Bildſchmuck verſehen, ſtört ſie nicht im
ge=
rugſten das Gleichgewicht der Wand und ſtellt jede gewünſchte
Arbindung her.
Die von der Mitte der Decke herabhängende Zuglampe für
Atroleum oder Gas war früher die Veranlaſſung, einen großen
Tſch darunter zu ſtellen, um den man ſich in Familie oder mit
Neunden gruppierte. Nichts iſt ungemütlicher als im Sitzen die
Klfte des Naumes hinter ſich zu wiſſen, ohne zu ſehen, was da
ur ſich geht. Mit Ausnahme des Speiſezimmers verlangt heute
tn Raum mehr jenen Tiſch der Mitte. Mit zahlreichen kleinen
Tſchen laſſen ſich aber längs der Wand und in den Ecken
gemüt=
liye Gruppen bilden, die ſich bei größerem Kreis zwanglos
zu=
ſimnmenziehen und auflöſen laſſen. Damit wird auch der ſteife
Kuhl entbehrlich und an ſeine Stelle treten Seſſel. Die Monſtra
vn Klubſeſſeln, in denen der Körper verſchwindet, wie in einer
Adewanne, paſſen natürlich nicht in kleine Wohnzimmer, wo ſie
ſch wie ein Elefant breitmachen, ſondern in weite Hallen, deren
Nummaße auch ihrer Größe entſpricht. Bequeme Seſſel,
mög=
licſt verſchieden in ihrer Form, geben dem Zimmer etwas
außer=
odentlich Behagliches. In einer ſolchen Einrichtung hat das
Yöbel auch nicht ſeinen vorgeſchriebenen dauernden Platz, und
drch zeitweiliges Umſtellen erfährt die Wohnung eine wirkliche
der vermeintliche Verbeſſerung, was jedenfalls ſtets etwas
Be=
bendes hineinbringt. Solche Gruppen, die ſich an die Wand
clehnen, geben den Blick frei in den Raum und erzeugen das
Ffühl ſicherer Behaglichkeit.
Je weniger Wandſchmuck vorhanden, um ſo wirkungsvoller
er; denn jedes Bild beinflußt ſeine Umgebung. Alſo; nur
Ate Bilder hängen. Keine falſche Pietät darf hier leiten und
Ladition alter Gewohnheit, denn das Wohnzimmer gehört nicht
z Ahnen, ſondern es ſoll unſerer Freude dienen. Die meiſte
Neude macht ja ſtets ein Bild, das wir nach unſerem eigenen
ſeſchmack gewählt und ſelbſt erworben haben. Daraum heißt es
ſch vorſichtig ſein mit derart Geſchenken, wenn man nicht im
braus ſicher iſt, daß das Bild, das der andere jahrelang täglich
ihen ſoll, ihm auch gefalle. Große Wandſpiegel vergrößern und
ehellen den Raum; kleine Spiegel, z. B. der ovale Sofaſpiegel,
titken wie tote Löcher in der Wand.
Es iſt etwas Schönes um das Sammeln alter Möbel. Meiſt
ſid alte Seſſel und Stühle recht bequem und einer läſſigen
Kör=
ſrhaltung angepaßt; dazu kommt, daß ſie in ihrer Form den
Etil einer Zeit verkörpern, die ſchon weit der Vergangenheit an=
4hört. Hierin, im Hiſtoriſchen, liegt für uns aber auch eine
Ge=
ihr. Denn wir dürfen nicht vergeſſen, daß der zierliche
Rokoko=
ſel für eine Dame mit Schnürleib, gepudertem Haar und
hell=
ſrbigem Seidenkleid gefertigt war, ſowie der hochlehnige,
über=
lich geſchnitzte Barockſtuhl für einen Prälaten oder einen
Für=
ſn, aber nicht für uns heutige Menſchen der Arbeit und des
ſports.
Neben dem geſchloſſenen Zimmer bildete ſich in den letzten
Jahrzehnten immer mehr die Wohndiele aus und wurde ſchnell
im beliebteſten Aufenthaltsraum der Familie. Was für das
limmer geſagt iſt, gilt auch hier, nur iſt durch die größeren
Aus=
naße noch mehr Spielraum gegeben zu perſönlicher Geſtaltung.
leider noch zu wenig eingeführt ſind geräumige Veranden und
derraſſen, die im Sommer als Hauptwohnraum dienen könnten.
inſer Klima würde einen ſolchen Wechſel von der winterlichen
Abgeſchloſſenheit ſchon erlauben, und wer erſt einmal den Reiz
innen gelernt hat, vom Frühſtück bis zur Dunkelheit im Freien
t leben, ohne ſeine Wohnung verlaſſen zu müſſen, mag davon
ſie mehr abgehen.
„Mein Heim meine Welt.‟ Djeſes Wort ſollte viel mehr ſich
ſeltung verſchaffen. Denn an der Art, wie ein Menſch ſein
ſeim geſtaltet, erkennt man ihn ſelbſt. Unwillkürlich drückt ſich
er Stil des Menſchen zu Hauſe am reinſten aus, wo er ſich ſelbſt
lbt und wo Rückſichten auf andere wegfallen oder doch
weg=
hillen ſollten. Indem wir an uns ſelbſt dauernd arbeiten ſollen,
ſt auch unſer Heim der gleichen Sorgfalt wert, denn aus ihm
frahlt zurück, was wir hineinlegen. Pflege am Heim iſt Pflege
m uns ſelbſt.
Des Mädchens Geheimnis.
(h), Rom.
Es handelt ſich um ein Mädchen, das man von Rom nach Stockholm
brachte und ſein Alter. Es keſtete bare 18000 ſchwediſche Kronen,
trotz=
dem ſein Kopf ſchon abgeſchlagen war; aber es ſollte dafür auch
archäi=
ſchen Urſprungs ſein, wie die Patina auf dem weißen griechiſchen
Mar=
mor der nicht ganz lebensgroßen Statue bewies.
Das Mädchen ſoll ſchon vor dem Kriege im römiſchen
Antiquitäten=
handel bekannt geweſen ſein, wo übrigens ein bekannter deutſcher
Archäologe zu keinem Reſultat ſeiner Echtheit oder Unechtheit kam. Vor
zwei Jahren kaufte nun der ſchwediſche Bildhauer Johnſon die Statue
und zeigte ſie dem ſachverſtändigen Profeſſor Amelung, der nach
ein=
gehender Unterſuchung die Echtheit konſtatierte, obwohl die Patina an
Kopf und Körper Verſchiedenheiten aufwies, die allerdings durch
ver=
ſchiedene Lagerung der Bruchſtück= erklärt werden konnten. Da
John=
ſon die Figur dem Nationalmuſeum in Stockholm verkaufen wollte, bat
er Amelung um ſchriftliche Niederlegung dieſes ſeines Gutachtens, was
der Profeſſor auch tat, da er von jenem reſultatloſen Verſuch einer
Begutachtung nichts wußte.
In ſeiner neuen Heimat wurde das Mädchen nicht ſehr begeiſtert
aufgenommen, da ein ſchwediſcher Kunſthiſtoriker Dr. Frederik Martin
auf Grund der Verſchiedenheit der Patina die Statue als Fälſchung
bezeichnete, wobei er ſich im Ton der ihm gewiß nicht zu verwehrenden
Polemik derart vergriff, daß Amelung ihm nichts zu antworten
hatte, ſondern mit ſchwediſcher Aſſtenz Nachforſchungen auf eigene
Fauſt betrieb.
Da ſtellte ſich nun heraus, daß der römiſche Reſtaurateur Picconi
die kunſtvollen Bodenſchätze ſeines Vaterlandes höchſt unerlaubt
berei=
chert hatte, indem er das Mädchen im Spezialauftrag eines großen
römiſchen Antiquars aus dem Stück einer wirklich antiken griechiſchen
Säule neu verfertigte. Der Mann empfand nicht die geringſte Reue,
meinte höchſt lakoniſch, er verdiene mit ſeinen Fälſchungen mehr als
mit Originalarbeiten und zeigte ſogar eine ganz fatale Schadenfreude
darüber, daß wieder einmal ein Gelehrter und ein Muſeum auf ſeine
Arbeiten hereingefallen ſeien. Höckſt naiv gab der Mann das
Geheim=
nis des — wirklichl — jungen Mädchens preis: Eine Füütſſigkeit, die
über Holzfeuer in den Marmor einzog, ſchuf die Patina. Nur weil die
Beſtellung eilig war, hatte er den Kopf abgeſchlagen und geſondert
präpariert.
Man ſieht, es iſt ſchwer, nicht nur das Alter des Mädchens mit
dem heißen Herzen feſtzuſtellen, ſondern auch, das der marmorkalten
Schönheit zu ergründen.
Eine Art Rückverſicherung gegen Fälſchungen durch Austauſch der
eigenen, manchmal recht koſtſpielig erworbenen „Kenntniſſe” bilden die
ſogenannten „Fälſcherkongreſſe” auf denen Gelehrte und
Muſeums=
direktoren mit einem naſſen und einem trockenen Auge ihre
Erfahrun=
gen austauſchen. Aber auch hier ſind Ueberraſchungen nicht
ausgeſchloſ=
ſen, wie die tragikomiſche Szene beweiſt, bei der einer der gründlichſten
Kenner von Kunſtgegenſtänden, Furtwengler, auf dem Fälſcherkongreß
in Kopenhagen mitſpielte. Er, der Entdecher der berüchtigten Odeſſaer
Fälſchung der Pariſer goldenen Tiara des Saitaphernes, wies haarſcharf
nach, daß eine bekannte Statue der Glyptothek in Kopenhagen „
unfehl=
bar” eime Fälſchung ſei.
Kurz nach dem Vortrag, der urſprünglich für einen ſpäteren Tag
angeſetzt war, traf vom Kultusminiſterium aus München ein Telegramm
ein, mit der Weiſung, den Vortrag nicht zu halten, da ſoeben die
Be=
weiſe eingetroffen ſeien, daß die betreffende Statue aus altem
Familien=
beſitz der Barberini ſtamme.
Der unmoraliſche Fauſt=Film.
(a), New York.
Der „Fauſt”=Film der Ufa macht zur Zeit die Runde in den
Ver=
einigten Staaten. Vor einer Woche war er für einen der erſten
Film=
paläſte der Stadt Cineinnati im Staate Ohio angekündigt. Unter den
Plakaten, mit denen die Metro=Goldwyn Filmgeſellſchaft auf das
Licht=
ſpiel aufmerkſam macht, befindet ſich auch eines, das Margaretes
Be=
freiung aus irdiſchen Banden und ihre Himmelfahrt darſtellt. Daß man
zu dieſer Fahrt keine beſondere Toilette zu machen braucht, iſt
männig=
lich bekannt. Aber Margarete — wenigſtens die auf dem Plakat —
hat noch erheblich mehr an, als manches Chorusgirl mancher New Yorker
Rebug.
Als der Bürgermeiſter der Stadt Cineinnati eines Morgens auf
dem Wege nach dem Rathaus das Plakat erblickte, errötete eu erſt
züch=
tig, wie es einem chockierten Stadtoberhaupt zukommt, dann erblaßte
er. In ſeiner Amtsſtube angelangt, ließ er ſofort den Cineinnatier
Polizeichef antanzen und befahl ihm. dem Kinobeſitzer mitzuteilen, daß
„Slicke, in denen nackte Weiber auf die Bühne kommen”, in Cincinnati
nicht geduldet würden”. Von dem Manager des Kinos darauf
aufmerk=
fam gemacht, daß der Film ein Werk Goethes darſtelle, erklärte der
Dorfſchulze von Porkopolis — die Schweineſtadt, wie Cineinnati im
amerikaniſchen Volksmund genannt wird —, das ſei ihm ganz wurſcht,
er habe den Film nicht geſehen, wünſche ihn nicht zu ſehen, dulde nun
mal keine Schweinereien in Cineinnati (Sia!) und geſtatte die Aufführung
auf keinen Fall. Das Plakat verrate ihm zur Genüge, um was für
eine unmoraliſche Choſe es ſich handele.
— Der Fauſt=Film iſt dennoch in Cineinnati gezeigt worden.
„Dicke nicht gewünſcht .. ."
(a), New York.
In Toledo im nordamerikaniſchen Staate Ohio wurde dieſer Tage
dem Nachlaßgericht das Teſtament eines Herrn David Boudette Burgert
eingereicht, laut welchem Burgert 50 000 Dollar ſtiftet, die ſamt Zins
und Binſesdienſt nach Ablauf von 50 Jahren zur Errichtung eines Heims
verwendet werden ſollen, und zwar „eines mit allem zeitgemäßen Luxus
ausgeſtatteten Heims für Mädchen im Alter von 16—28 Jahren von
niedlicher Figur (Dicke werden nicht aufgennommen), intelligent,
ſtreb=
ſam, modiſch und von anziehndem Aeußeren” — ſo ſteht wörtlich in
dem Teſtament, das alſo fortfährt: „Gerade innerhalb dieſer
Alters=
grenzen hegt die Jugend Verlangen nach den beſſeren Dingen, die das
Leben zu bieten hat, und die will ich ihnen vorſchaffen. Die Natur
hat Frauen dieſes Typs mit Liebe für das Schönen begabt, das manche
Eltern ihnen leider nicht bieten können. Ich will es ihnen geben.”
Das Teſtament des begüterten Junggeſellen, der einer der älteſten
Familien Toledos angehörte, verfügt ferner, daß nach ſeiner beigelegten
Photographie ein Oelgemälde hergeſtellt werden und in dem Heim einen
Platz finden ſoll, „damit ich auf mein gutes Werk niederblicken kann”,
und es ſchließt mit dem Wunſche: „Möge die Welt ſich dieſen Mädchen
ſo froh und heiter darbieten, wie ſie ſich mir dargeboten hat.”
H. Ch. in E. Fettflecken aus Papier entfernt man mit
kohlen=
ſaurer Magneſia, die mit Waſſer angerührt und auf den Flecken
auf=
getragen wird. Nach dem Eintrocknen wiſcht man die Magneſia weg.
Gründonnerstag. Nach der uns vorliegenden Tabelle war der 26.
März 1891 ein Donnerstag.
H. K. Darmſtadt. Wenn es ſich um eine Entnahme bei dem Amt
handelt, ſo iſt der gutomatiſche Abzug vom Lohn vereinbart.
Han=
delt es ſich dagegen um eine private Schuld an das Amt, ſo muß
ſelbſtverſtändlich eine Vereinbaruug oder die Pfändung vorausgegaugen
ſein.
„Invalidenrente‟. Die Frage iſt zu verneinen. Wer
Invaliden=
rente bereits vor dem 65. Lebensjahr bezieht, kann nicht daneben noch
Altersindalidenrente für ſich in Anſpruch nehmen.
Rund=Funk=Programme.
Frankfurt.
Mittwoch. 30 März. 3.30: Stunde der Jugend. Rektor
Wehrhan: „Die Kreuzfahrer kommen!” — Für Kinder vom 10.
Jahre ab. G 4.30: Operetten. O. 5.45: Dr. Heinemann: „Georg
Euckem”, O 6.15: Südweſtdeutſcher Radio=Club. O 6.45: Dr. Neut=: „Probleme des Genoſſenſchaftsweſens”. O 7.15:
Senckenberg=
vortrag: Rückblick und Nachleſe von Einzelheiten verſchiedener
Sinnesgebiete‟, O 7.45: Italieniſch. O 8.15: „Der Störenfried”,
Luſtſpiel von Benedix.
Siutigart.
Mittwoch, 30. März. 1.10: Konzert. O 3:
gendſtunde.
O 3.50: Landwirtſchaftsfunk. O 4.15: Konzert. Möllnitz:
Rund=
funkklänge. — Ohlſen: Mia bella Napoli.
Döring: Auf der
Wacht (Trompete=Solo). — Marſchner: Qup. Hans Heiling.
Maſſenet: Fant. Robert der Teufel. — Mozart: A. d. Sinf.
Es=dur. — Moßzkowſty: Span. Tänze. — Einl.: Alice Corona
Blank. O. 6.15: Prof. Verweyen: Natürlichkeit. O. 6.45: Roff
Formis: Empfangsſchaltungen. O 7.15: Engl. Humor: Win Hörth.
S 8: Philh. Orcheſter. Leit.: Kapellm. Kahn. Mendelsſohn:
Märchen von der ſchönen Meluſine. — Winternitz: Ouv. Die
Nachtigall. — Humperdinck: Qup. Hänſel und Gretel — Anſchl.:
Chineſiſche Stunde. Mitw.: Hildegard von Zedtwitz, P. Enderling,
C. Elwenſpoek E. Stockinger. Einf.: Von chineſiſcher Schrift und
Poeſie. — Chin. Muſik. — Das Märchen vom Tung=tingſee.
Aus der Sammlung Liao=chai. — Kriegslieder von Listai=pe,
Thu=fu, Schi=king u. a.
Berlin.
Mittwoch, 30 März. 1 30: Glockenſpiel von der
Parochial=
kirche. O 3.30: Margarete Weinberg: Die Frau in der
Vereins=
tätigkeit. O 4: Ferd. Krogmann: Aus der geiſtigen Werkſtatt
des bildenden Künſtlers. ( 4.30: Jugendbühne. „Die Geſchwiſter”,
Schauſpiel von Goethe. O. 5.15: Konzert. Buſoni: Zwei
Tanz=
ſtücke (Theophil Demetriescu, Klavier). — Brahms: Liebestreu.
Der Schmied Erna Hochdorf=Olſen, Sopran). — Roſelius: Sonate
Hemoll, op. 12. (Demetriescu). — Buſoni: Es pocht mein Herz,
aus Turandot (Hochdorf). O 6.30: Dr. Pinoff: Der Arzt in der
Rechtspflege O. 705: Dr. Schütz: Staat und Leibesübungen.
( 7.35: Kappſtein: Friedrich Nietzſches Zarathuſtra=Dichtung. O 8:
Dr. Singer: Die muſikaliſche Bildung des Arbeiters O. 9:
Heitere Stunde Mitw.: De Buſſe (Piano=Accordion=Virtuoſe),
Robert Steid!. Grete Sedlitz (Sopran). 20 Darbietungen. S 10.30:
Tauzkapelle Gaden.
Stettin. 8.30: Bunte Stunde. Lincke: Singſpiel=Ouv. —
Strauß: Wein, Weib und Geſang (Salonorch.). — Hirſch:
Auftritts=
lied der Dolly aus Dolly. — Wolf: Vom Sekt ſind die Geigen
berauſcht. — Kapelier: Ich hab” amal a Räuſcherl ghabt (Eliſe
Duvont, Sopran). — Rogar; The gray Waltz. — Melle:
Roſentraum (Salonorch.) — Strauß: Auftrittslied des Bariniay
aus Zigeunerbaron. — Kalman: Grüß mir die ſüßen, die reizenden
Frauen, aus Gräfin Mariza. — Strauß: Gondellied aus Nacht in
Venedig (Leopold Bartonek Tenor) — Lehar= Potp. Paganini
(Salonorcheſter). — Förſter: Die Räuber Parodie in ſächſ
Mund=
art. — Richter: Der König von Ka=ulu (Hans Behm. Rez.). —
Ziehrer: Wiener Bürger (Salonors.). — Zeller: Duett aus. Der
Vogelhändler (Dupont. Bartonek). — Scheibenhofer: Blau=Rot,
Stettiner Flaggenmarſch (Salonorch.)
Königswuſterhauſen. Mittmoch, 30. März. 12: Lektor Grander,
G. van Eyſeren:=Franzöliſch für Schüler. O 12.30: Mitt. des
Reichsſtädtebundes. 6 2.30: Frau Bube: Mode und Kultur.
O 3.30: Prof. Dr. Amſel. Oberſchull. Weſtermann: Einheitskurz=
Heidelberg: Die Grundlagen der franzöſiſchen Kultur. 9. 6. Stud=
Rat Tbiel: Techniſcher Lehrgang für Facharbeiter. O 6.30: Stud.=
Rat Friebel, Lektor Mann: Engliſch für Anfänger. O 6.55: Dr. von
Borſig: Unternehmer und Arbeiter. O 7 20: Dr. Rohrbach:
Er=
ziehung zu weltpolitiſchem Denken: „Die Neubildung weltpolitiſcher
Linien ſeit dem Verſailer Diktat.”
Wetterbericht.
Wettervorausſage für Donnerstag, den 31. März 1927,
(nach der Wetterlage vom 29. März 1927).
Wechſelnd bewölkt, Temperaturen wenig verändert, vielfach trocken,
jedoch mit ſtellenweiſen Niederſchlägen iſt zu rechnen.
Die Heſſiſche Wetterdienſtſtelle.
Hauptſchriftlettung • Rudolf Mauve
Verantworilich für Polit und Wiriſchaſt: Rudolf Maupei ſüir Feutlleion. Reich und
Ausland und Heſiſche Nachrichten: Mar Streeſe; ſür Sport: Dr. Eugen Buhlmann
für den Handel: Dr. C. H. Queiſch: für den Schlußdſenſt: Andreas Bauer; für den
Juſeratentel:. Wilily Kuble: Druck und Verlag: L. C. Wl ſtich — ſämiſch in Dormſſadt
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Mittwoch, den 30. März
Der Verlauf der Frankfurter Meſſe.
Der Dritte Tag der Frankfurter Frühjahrsmeſſe verlief ähnlich wie
der Vortag in abflauendem Geſchäft. In den einzelnen Branchen war
man zwar nicht ganz unzufrieden, konnte jedoch auch nicht über ein
An=
ziehen des Geſchäftes berichten. Das Haus der Moden ſah immer noch
befriedigende Abſchlüſſe in Textilien, Strumpf= und Wirkwaren,
Triko=
tagen und Modeartikeln. Die Herrenkonfektion lag teilweiſe noch
ruhi=
ger, wie geſtern. Auch die Möbelmeſſe bezeichnete heute ihr Geſchäft als
nicht befriedigend, doch ſeien bei einigen Abſchlüſſen wenigſtens neue
Gſchäftsverbindungen anzuknüpfen geweſen. Die der Ausſtellung das
„Moderne Wohnhaus und ſein Innenausbau” angegliederten Bauartikel
und Haushaltungsgeräte fanden nur mittelmäßigen Abſatz. Die
Offen=
bacher Lederwareninduſtrie war auch heute nicht allgemein und nur
wenig zufrieden. Bei Schuh und Leder wurden bereits die erſten
Aus=
ſtellungsräume geräumt, doch wurden die von vornherein nur geringen
Hoffnungen auf ein Geſchäft nicht allgemein enttäuſcht. Bekanntlich
ſchädigt dieſe Abteilung der bekannte Beſchluß des Verbandes Deutſcher
Schuh= und Schäftefabrikanten, die Frankfurter Meſſe vorläufig nicht zu
beſchicken. In der Spielwarenabteilung waren die Umſätze ſehr
beſchei=
den, faſt nicht nennenswvert. Weiteren Anklang fand dagegen wiederum
die bürotechniſche Ausſtellung, die wiederum relativ gute Abſchlüſſe und
zahlreiche ernſte Intereſſenten, alſo noch mögliche künftige Geſchäfte
ver=
zeichnete. Das Geſamtergebnis des dritten Tages kann man nur als
mittelmäßig anſprechen.
Vom ſüddeutſchen Ledermarkt.
Am ſüddeutſchen Ledermarkt kann der Geſchäftsgang in Bodenleder
mit befriedigend bezeichnet werden. Die Nachfrage nach
Schuhfabrika=
tionsmaterial war annehmbar, in derſchiedenen Gattungen zeigt ſich eine
zunehmende Knappheit. Vageleder wurden auch in größeren Abſchlüſſen
gekauft, und zwar waren Hälften geſuchter. Da die Fabrikanten
be=
friedigende Beſchäftigung haben, rechnet man mit einer anhaltenden
Be=
lebung und weiteren Einkäufen. Abfälle waren weiter geſucht und
recht knapp, ſo daß teilweiſe der Bedarf nicht einmal gedeckt werden
konnte. Die Preiſe zeigen hierin eine durchaus feſte Tendenz, während
bei anderen Abſchlüſſen Preiszugeſtändniſſe erforderlich waren.
Be=
ſonders leichte Abfallſorten waren im Angebot außerordentlich gering
Die Eigner ſolcher Sorten halten mit den Angeboten ſehr zurück in der
Hoffnung, ſpäter höhere Preiſe als im Augenblick erhältlich zu erzielen.
In Bodenleder macht ſich die ausländiſche Konkurrenz ſehr bemerkbar.
Wildvachleder in Hälften erforderte ungefähr 3,75 Mark, Kernſtücke 4,80
bis 6,50 Mark, Hälſe zirka 2,45—3,70, Seiten 1,90—3,00 Mark das Kilo.
Zahmpacheleder in Hälften notierten 3,80—4,60, Kernſtücke 5,60—650,
Hälſe 3,00—380, Seiten 2,25—3,10 das Kilo. Feinfarbige Chebreaux in
greifbaren Mengen waren geſucht ohne aher auf befriedigendes
An=
gebot zu ſtoßen. Farbige Boxcalf und Lackleder waren ebenfalls ſtark
derlangt, während die Nachfrage für ſchwarzes Chepreauxleder und
Samthalbleder weiterhin anhielt. Farbige Rindboxleder koſtete pro
Quadratmeter 1,63—1.77 RM., farbiges Boxcalfleder 2,10—2,85, farbiges
Noßchepreaugleder 0,88—0,98 Mark.
Frankfurier Effektenbörſe.
Frankfurt a. M., 29. März.
In Anbetracht des bevorſtohenden Ultimos und der
Prämienerklä=
rung verkehrte heute die Börſe in ſehr zurückhaltenden Stimmung. Auch
lagen nur ſehr wewig Kaufaufträge vor. Einzig auf dem Montanmarkt
war etwas Geſchäft, aber auch nur für die reinen Giſenwverte auf die
ſchon geſtern anregende Schienenpreiserhöhung und die gute
Beſchäfti=
gung der Eiſeninduſtrie überhaupt. So gewannen Mannesmann
be=
reits zum erſten Kurs 3 Prozent, Harpener 1 Prozent, Gelſeukirchen
½ und Phönix ½ Prozent, während die Braunkohlen= und Kalitverte
1 bis 2 Prozent nachgaben. Die Banken waren durchweg bis 1 Prozett
ſchwächer, ebenſo die Schiffahrtswerte, namentlich Norddeutſcher Lloyd,
für den weder der Generalverſammlungsbericht noch der Ankauf der
beiden nach Südamerika verkehrenden Dampfer Teno und Aconeagua
eine Anregung brachte. Chemiewerte, beſonders Scheideanſtalt, waren 1
bis 3 Prozent ſchwächer und auch alle Elektrowerte gaben zirka 1½
Proz=
nach. Auf dem Anleihemarkt war die Tendenz ebenfalls ſchwächer und
außerordentlich ſtill. Nach der Feſtſetzung der erſten Kurſe nahm die
Umſatztätigkeit für die Eiſenwerte außerordentlich lebhafte Formen an.
Wie es heißt, waren im Lufe der Börſe noch zahlreiche rheiniſche
Kauf=
aufträge eingelaufen. Beſonders Harpener und Mannesmann waren
ſtürmiſch verlangt. Harpener gewannen bis gegen 1 Uhr weitere 4
Prozeut und Mannesmann 2 Prozent. Auch Gelſenkiuchen und Deutſch=
Luxemburger zogen weiter an. Auf allen übrigen Märkten blieb das
Geſchäft klein bei nuveränderter Tendenz. Nur Scheideanſtalt konnten
ſich etwas erholen, da aber keine Kaufaufträge vorlagen, iſt dieſe
Be=
wvegung auf Manipulationen zurückzuführen, wie überhaupt die
Bewe=
gung in dieſem Papier in den letzten Wochen. Später kam auch noch
eine Notierung für Mitteldeutſche Kreditbank mit 261½ zuſtande, das
ſind wieder 5½ Prozent mehr als geſtern abend. Bei dem
Material=
mangel in dieſem Papier ſind derartige Kursſprünge nicht zu
verwun=
dern. Tägliches Geld 5 Prozent.
Die Abendbörſe war nur knapp auf die feſten
Mittagsſchluß=
kurſe gehalten. Erholt war die Farbenaktie um 1. Holzverkohlung um
2,5, Mitteldeutſche Kreditbank um 3, Pokorny um 1 Prozent. Bei
ſtil=
lem Geſchäfte war faſt nur Rheinſtahl, Mannesmann und Harpener
be=
achtet. Anleihen ſtill, Ablöſungsrente 235/g, Farbeninduſtrie 3162/g,
Holz=
verkohlung 75,75, Scheideanſtalt B9,5, Deutſche Erdöl 195,75. Rütgers=
werke 142,25 Harpener 243,75. Phönix 141,5. Rheinſtahl 231
Rhein=
braun 311, Mannesmann 221, Niebeck 190,25, Schuckert 182,75, Siemens
u. Halske 25. A. E. G. 163, Dresdener Bank 188½, Mitteldeutſche
Kredit=
bank 263,5, Metallbanf 1605, Commerzbank 207, Aſchaffenburger
Zell=
ſtoff 181.25, Zellſtoff Waldhof 275, Daimler 121,5, Adler Kleyer 138/e,
Hapag 153,5. Zement Heidelberg 170. — Im
Abenddeviſenver=
kehu nannte man: London gegen Paris 12404 gegen Mailand 106,5,
gegen Holland 12,14½, gegen Madrid 26,88, gegen Zürich 25 243z, gegen
Oslo 18,64 gegen Newv York 4,8575, Pfunde gegen Mark 20,48½,
Dol=
lar gegen Mark 4,2180.
Berliner Effektenbörſe.
Berlin, 29. März.
An den Aktienmärtten war heute eher eine leichte
Realiſations=
ueigung zu beobachten. Zu den erſten Kurſen kam jedenfalls Ware
heraus, durch die das Kursbild eine Beeinträchtigung erfuhr und die
Tendenz uneinheitlich, vorwiegend aber ſchwächer wurde. Die
Ein=
bußen ſtellten ſich auf 1—2,5 Prozent, teilweiſe aber auf 3—4,5 Prozent
(Hackethal Draht, Kontinental Coutſch.). Später heruſchte bei
mehr=
fachen Schwankungen eine ziemliche Unſicherheit. Ginzelne
Spezial=
papiere blieben von dieſer Geſamtlage aber unbeeinflußt und fanden bei
anziehenden Kurſen lebhafte Beachtung. Schultheiß=Oſtwerke und
Mit=
teldeutſche gewannen wiederum 4—5 Prozent. In Harpener, Ilſe und
Mannesmann war größeres Geſchäft. Außerdem ſtellten ſich Rhein=
Elbe=Union=Werte höher. (Bochumer plus 3 Prozent), da von der
be=
vorſtehenden Erklärung einer Hprozentigen Halbjahresdividende bei
Gelſenkirchen verlautete. Beſtätigt iſt dieſe Verſion bisher nicht. Am
Geldmarkt war eine kleine Anſpannung feſtzuſtellen, die ſich namentlich
für Tagesgeld auswirkte. Der Satz zog auf 4—6 Prozeut an. Gelder
auf einige Tage über den Ultimo wurden mit 7—8,5 und Monatsgelder
mit ſ—6 Prozent genannt. Für die Prolongation wurden die
Report=
ſätze auf 7,25—7,75 Prozent feſtgeſetzt. Das iſt über ½ Prozent unter
dem Satz der letzten Liquidation. Im Deviſenverkehn lagen Bukareſt
und Madrid feſter, und zwar notierten Zürich gegen Bukareſt 3,60 und
London gegen Madrid 25,86. Der Dollar gab in Berlin mit 4 2167 leicht
nach, konnte aber gegenüber dem Pfundkurs, der international feſt
bleibt, ſeinen Stand nur knapp behaupten. London—New York 4,8572,
London—Mailand 105,75.
Privatdiskonte kurze 434, lange Sicht 4,5. Bei der Feſtſetzung der
amtlichen Schlußkurſe erfolgten Gewinnmitnahmen, die am
Montan=
aktienmarkt zu etwa 2prozentigen Rückgängen gegenüber dem höchſten
Stand führten. Dieſer Verluſt wurde aber am Montanaktienmarkt
während der Nachbörſe ſchnell wieder aufgehoben. Sämtliche
Montau=
werte wurden nachbörslich rege umgeſetzt. Auch Elektroaktien zogen
nachbörslich an, während J. G. Farbeninduſtrie ſtark vernachläſſigt
waren. Gerüchtweiſe verlautete von einer näheren Verbindung der
Harpener und der Rheiniſchen Braunkohlen A. G. mit der J. G.
Farbeninduſtrie. Man hörte gegen 230 Uhr u a.: Rheinſtahl 213,5,
Harpener 244.5—245, Rheiniſche Braunkohlen 312, Vereinigte
Stahl=
werke 153,5, Gelſenkirchen 196,5, per Medio Abril 197.25 Geld, Phönig
142,25, Köln=Neueſſen, die einen beſonders guten Geſchäftsgang haben
follen, 222, Mannesmann 221,25, Mansfelder 157., Klöcknerwerke 189,5,
Höſch 215,5, Siemens Vi5,5, Schucker: 182,5, A(ßG. 162,25, 7. G.
Farben=
induſtrie 315,75, Schubert und Salzer 318, Hapag 153, Nordd. Lloyd
146,5, Hamburg Süd 218, Schultheiß 440, Oſtwerke, abbröckelnd, 399,
Darmſtädter National B0,5, Mitteldeutſche 251, Ablöſungsſchuld
Neu=
beſitz 23,40.
Aſchaffb. Zellſtoff.
Augsb.=Nürnb. Maſt
Bamag=Meguin.
Bank el W..
Berlin. Karlsruhes
Braunkohl.=Briket
Bremer Vulkan
Bremer Wolle.
Teutſch= Atlant
Teutſche M.
Teutſch. Re
Deutſche E
Teutſche Petroleu
Dt. Kaliwerſe.
Donnersmarckhüte
Lynamit Nobel.
Eleltr. Lieferung=
6. Farben.
N. Friſſer.
Gaggenau V.
Gelſenk Gußſtahl,
C. f. eſerr. Untern.
Halle Maſchinen.
Han Maſch.Egeſt.
Hanſa Tampfſchf.
Amſterdam=R.
Buenos=Aires.
Prüſſel=Antw.
Cälo
Kopenhagen
Stoaholm.
Felſingſors
Italien ...
London.
Nen=York.
Taris
Eckneiz
Sponien
182.5 29. 3.
181.5 Hemoor Zement. 144,87511 148.55 ſcirſch Lupfer 64. 665 Höſch Eiſen 243.55 247 3751: 5ohenlohe 2 105.25 108.5 14 Kahla Borzell 229.— 230. eindes Eis 138.5 139. Lingel Schul 197.25 195,5 I Linke u. Hofman 12775 129. 12. Loewe u. Co. 126.- I: 124 875/” 2. Lorenz 13.5 Riederlaufitzer Kohle * 193.— 192,625 MNordd. Gummi. 77. 78. Orenſtein. 156 75 155.87515 Rathgeber Waggo 136.— 1 138.— RRombacher Hütten.: 154.375 /153. Roſitzer Zucker. 206.25 20775 Unütgerswerke 317,5 316,5 Sachſenwert. 105.125 5/407. lSächſ. Gußſtahl :. 53.75 53.875 Siemens Glas. . 19.* 17.25 Ber. Lauſitzer Glas 253.875 lasc.— I. Volkſtedter Vorzell. 191.** 193.— Beſtf. E. Langendreer 131. 132.— Wittener Gußſtahl. 229.6e5l 227.— Banderer=Werke..
115.— 1115.—
208. 212.—
132.875/133,5
89.875/ 96.—
336.
144.875/145.
28. 3. 1 29. 3.
1944.—
30.1 35.—
184.5 188—
90.— 90.—
1342.5
224.75 223,5
138.5 136.5
112. 113.—
11.25 11.25
107.125
142.
143.
133.625/129 75
163.— 162.75
187.—
156.
62. 25 62.25
55.—
56.
59.5 59.75
231.5 236.*
Deviſenmarkt.
28. 3 z. 29. 3. geld Att ceid 9. Brief 166.48168.30 168.50l1 169. 321 .780 1.7841 1.7921 .uge 5a.59 58.66 53.52 1o9.78 1 1a.9= 109.7311 110.0r 72 2511 112.63 u2gs 12-63 f112,781 13.04 112.791 118.07 1io. 5991 io 8s9 10.60 19.S4 19.39 19.42 19.37 19.41 o.4534 1a.5os 20.453 360. 5os 4.21154 4.3215 4.219 ſ.222 is 495 16.535 15.495 Slis.535 51.00 2:.20 81.os ſe1. 23 75.311 76.09 76.15 Wien D.=Oſt abg.
Prag.
s5. 88 Budapeſti Bengö
Kapan.
Rio de Janeiro.
MSofia.
JZugoſlavien. . 7.399
Konſtantinopel. 2.723
WLiſſabon.
Panzig
Athen
Kanada.
28.35lruguay.
Franzöſiſcher Wirtſchaftsbrief.
Von unferem A=Korreſpondenten.
Paris, 28. März.
Die Wittſchaftslage iſt etwas beſſer geworden als im vorigenn
Morat. Die Zahl der Arbeitsloſen ſteigt nicht mehr, und in mehrerenn
Induſtriezweigen, wie zum Beiſpiel den Textil= und Glasinduſtrien ſtsch
der Abſatz beſſer geworden. Man ſagt ſogar, daß der Großhandel ſchonn
ein normales Bild zeigt, wie dies auch aus den wachſenden
Steuers=
einkünften feſtzuſtellen iſt. Der Detailhandel ſtockt aber noch immer
en=
hat ſich nicht zu einem radikalen Preisabbau entſchließen können. Groß==
und Detailpreiſe ſtehen im Mißverhältnis, das Publikum hält ſich des
halb mit den Käufen zurück. Aber trotzdem kann behauptet werden,
daß Handel und Induſtrie ſich zum größeren Teile dem gegenwärtigenn
Frankekurs angepaßt haben. Die Negierung beabſichtigt, die jetzigen
Lage noch ziemlich lange beizubehalten, und dieſe Tatſache wirkt überallu
konſolidierend. Die Situation der Banque de France iſt ſehr
vorteil=
haft, beſonders was Gold= und Deviſenvorräte betrifft. Die Stimmungg
an der Effektenbörſe war zwar größtenteils ſehr deprimiert. Dies wirdo
teils auf die chineſiſchen und albaniſchen Ereigniſſe, und teils auf denn
ungünſtigen Einfluß auswärtiger Plätze zurückgeführt. Man klagt über
eine allgemeine Geſchäftsloſigkeit, es ſcheint aber zurzeit eine leichtes
Beſſerung einzutreten.
Uebei die an ganz Europa im Gange befindlichen Konzentrations= der Induſtrie ſpricht man hier ſehr viel. Hier iſt aberu
bisher außer einigen Fuſionen in der Elettrizitätsinduſtrie noch wenigy
geſchehen. Die Lage des Kohlenmarktes iſt ſeit ungefähr zwei Monatenn
weniger günſtig. Die ausländiſche Konkurrenz iſt ſehr ſtark. Dies
Kohlenpreiſe, welche eine zeitlang ſo außerordentlich hoch waren, mußtenn
ſtufenweiſe herabgeſetzt werden. Zuletzt am 13. März mit 10 Frankeny
per Tonne. Es gelang auch gleichzeitig, die Löhne um 7 Prozent herab=, ſo daß die Sckwierigkeiten des franzöſiſchen Kohlenbergbauess
in dieſer Hinſicht noch nicht ſo groß ſind, wie man annehmen könnte.,
Eine zeitlang glaubt man, daß jede Lohnreduktion undurchführbar ſei.,
Eine größere Schwierigkeit beſteht aber darin, daß gewiſſe
Induſtries=
zweige nur wvenig beſckäftigt ſind und daher viel weniger Kohle ver=, als früher. Die Kohlenvorräte ſollen heute ſchon groß ſein.,
und eiure Beſſerung der Lage erwartet man augenblicklich wur von denn
übrigens noch nicht befonders großen Aufſchwung der Schwerinduſtrie.
Man hält es für wahrſcheinlich, daß die Schwierigkeiten des
nord=
amerikaniſchen Kohlenbergbaues früher oder ſpäter zu einer großeny .
Streikbelvegung ſüihren werden, was natürlich große Perſtzektiven
für=
den Kohlenmarkt eröffnen würde. Die Kohlenwerte ſind nach wie voru
ſehr geſucht und haben die allgemeine Baiſſebewegung verhältnismäßig!
wenig zu fühlen bekommen.
Die Lage am Eiſen= und Stahlmarkt iſt beſſer geworden. Daß die=
Reduktion des Kontingents für das zueite Drittel von 1997 nicht er=, iſt nur der deutſchen Initjative zu verdanken. Die franzöſiſchen:
Produzenten haben nämlich die Marktlage ziemlich peſſimiſtiſch heurteili.
In den letzten Wochen iſt aber der Verbrauch infolge, der großen
Be=
ſtellungen der in= und ausländiſchen Waggoninduſtrie ſtark gewachſen.
Außerdem haben ſchon die eiſenbearbeitenden Induſtrien ihre Vorräte
größtenteils aufgebraucht. Das Roheiſen iſt wieder geſucht, ebenfals
der Rohſtahl und verſchiedene Halbprodukte. Die jetzigen Stahlbreiſe,
die man anfangs füir übertrieben hoch hielt, behaupten ſich gut auf dem
Weltmarkte. Die Schwverinduſtrielverte, ausgenommen die der
Waggon=
induſtrie, lagen im allgemeinen ſchwach.
Der Kupfermarkt wird nach wie vor von einer Unſicherheit
be=
herrſcht. Obwohl die europäiſche Kabelinduſtrie kürzlich einen ſtarkei
Aufſchwung erfahren hat, und auch andere Induſtrien bedeutende
Mengen gekauft haben, iſt die allgemein erwartete Hauſſe nicht
en=
getreten. Man behauptete hier, daß gerade das amerikaniſche
Küpfer=
kartell durch ſeine Machenſchaften einer jeden Aufwärtsbewegung der
Preiſe im Wege ſtehe, andererſeits beſteht in Amerika eine wirkliche=
Ueberproduktion. Es wird aber dort ſicher bald eine
Produktions=
beſchränkung erfolgen wüſſen, wie es auch die Geſellſchaften Ananeonda
und Uta Copper bereits gemeldet haben. Anderſeits ſollen die
euro=
päiſchen Vorräte gering ſein. An der Effektenbörſe lagen die
Kupfel=
werte ſchwach. Der Preis des Zinns iſt kürzlich wieder geſtiegen. Der
Preis des Blei hat ſich dagegen kaum verändert. Dict Ausſichten des
Marktes werden aber für günſtig gehalten und nicht ohne Grund, denn
gerade in Frankreich werden neulich große Mengen gekauft. Infolge
der Betriebseinſtellung mehrerer großen amerikaniſchen Silberminen,
wo auch Blei produziert wurde, wird die Bleiproduktion erheblich
zu=
rückgehen.
Die Ziukpreiſe ſind im Steigen begriffen. Der Verbrauch in dieſem
Jahre ſcheint ſehr hoch zu ſein, auch ſind große Käufe von ruſſcher
Seite erfolgt.
Die Ausſichten am Petroleummarkte werden für nicht beſonders
günſtig gehalten, insbeſondere was das amerikaniſche Petroleum
be=
trifft. Der Preis des ameritaniſchen Rohöls ſinkt infolge der
Ueber=
produktion fortwährend. Das bleibt naurlich auch auf die europäiſche
Petroleumproduktion nicht ganz ohne Wirkung. Anderſeits hat aber
die rumäniſche Petroleuminduſtrie, die auf dem Wege der Konſolidierung
iſt, gute Fortſchritte gemacht. Die angloſächſiſchen Petroleumwerte
waren vernachläſſigt, die rumäniſchen dagegen ſtark geſucht. Der Prels
des Kautſchuks iſt noch immer niedrig. Den neuerlichen Preisrückgang
hält man nur für vorübergehond, man rechnet allgemein mit baldigen
Preisſteigerungen. Die franzöſiſchen Kautſchukwerte ſind meiſtens
unter=
beivuertet. Sie haben den derzeitigen, allerdings unbegründeten, Sturz
der Kolonialwerte, ſowie die allgemeine Baiſſebewegung zu fühlen
bekommen.
Darmſtädter u. Nationalbank. Kommanditgeſellſchaft auf Aktien. Darmſtadt. Frankfurter Aursbericht vom 29.März 191.
Staatgpaviere
Deutſche
D Reichsanl. Ablöſ
Schuld einſchl.
Ausloſ.=Sch. l. Teil 319
1 Teil 319.,5
D.Reſchsanl. Ablöſ=
Schuld ohne
Aus=
ſoſungsſcheine 23,55/4
(„25 Reichsp. Sch.
p. 1. 10. 30 95.5
72 Bayer. Staats=
Sch. p. 1. 4. 29
GI,% H. V. Sch.
p. 1. 4. 29
98
6lſ,% Pr. St.=Sch.
„b. 1. 3. 29
611,%0 Pr. St.=Sch.
p. 1. 10. 30
727 Sächſ. Freiſtaat
Schatz, p. 1. 7. 291 99.75
22 Sächſ. Freiſtaat
Schatz p. 1. 7. 30 99.75
61 Württ. Freiſt.
Schatz, p. 1. 8. 291 98.5
b) Ausländiſche
62,Bos.E.B 1914
52 „ L.Inp. 1914
413%. 1898
412% „ 1902 .
47
5%0 Bulg. Taba 102
4 1.% Oſt. Staatst.
1913. Kob. 1918
4 1,%Lſt. Schatz. 14
41% Oſt Silberr.
4% „ Goldr.
47. „einh. R. (kon)
5% Port.,/Spz.) In
4 2 Rum.am. R.03.
43% Gold 19.
47 „ amkonp,
42 am. 05.1
35
u1
75Türk. Adm.)030
(Bagd.) I
(Bagd.) II
4e5 Türk. unf. 19931
4%. „ 1911 Zoll)
415% Ung. St. 1913/
41s% „ St. 1914
„ Goldr.
42. „ St. 10 „
Kronr.
Eiſ.Tor.:
Außereuro=
päiſche.
52, Mer amin abg
5%o äuß. 99
42 „ Goldo4ſti.n
329 „ konſ inn. n
41% Frrigat.,
57Tamaulipas 1n
Sachwert=
Schuld=
verſchreibungen
Mi.
Zinsberech=
nung
10SBerl. H.=Bi. 6./108
828 Berl. St.=Gold
880 Darmſt. St.=G.
821 D. Ghp.=Bank!
Meining. Goldpf./;
82 Frl.=Hhp.=B.
Goldpfdbr.
70Frf. H. B.gld. 1
820 Frkil. Pfbr.=Bk.
Goldpfdbr.
7%0 Pfbr. =Vr. Gld
SScFrki. Pfdbr.=Bl.
Goldpfdbr.
82 6.Obs.Bi. Gld.
10% K. Gettr. Märk”.
(Hagen) Goldobl.
38 K. Landesbank
Daruſt. Reihe. 7
Reihe 111
7%M.=Krft. Höchſt
24.25
27.75
95.5
101‟
104
105
103
102.75
103‟
1o15
161,5
96‟
1886 Maunh. St.=G.,/101.5
826 Naſſ. Lob. Gold 104.5
896 Nbg. St.=Gldal.!
82 Pfälz. Hyp.=Bk.)
Gold=Pfdobr.
8%0 Pforzh. St.=G./101
89e Pr. Gentr.=Bd.=!
Cr.=Bk. Gldpfbr. 403,5
8% Pr. Centr.=St.=).
ſchaft=Goldpfbr. 1105
193
8% Rh. Hhp.=Bankl.
Gold=Pfdhr. /103
%Nh. St.=W. 25 /166.5
108 Rh.=Beſtf.=B.
Er.=Bk. Golbpf./106.25
103
8% Südd.B. Cr.=B.
Goldpfdbr.
1102.5
72s B.Stahlw.Düſe!
ſeldorfbhp.=Gld=I.
obl. mit Option/110
7 % V. Stahlw.
Düſ=
ſeldorſchp.=Gld., ohne Option
82 Boigt gHäffner 103,5
V Rdtoch"
82 Württbg. Hhp.=/101.5
Bank Goldpfbr.
98.25
Ohne
Zins=
berechnung
5%5 Bdw. Kohl 23
8SaGroßkr. Mannh.
Kohl 23
K% beſ. Brl. Ra.23
2 Roggen 23
520 Pr. Kaliw.
520 Pr. Roggenw.
Seg Südd Feſt.c 8
Borkriens=dyp.=B.)
Pfandbriefe.
Bayr Vereinsb.
Bayr. Handelsb..
15.75
6i!
8.92
6.36
8.85
2.23
22,5
Bahr. Hhp.u. Wechſſ
B. rliner Hhp.=B?!
Friſ.4 yp.=Bk.
Frlf. P andbr.=Bk.
Hamd, Hyp.=Bk.
Mecklb Hym. zu Wb.)
Meining. Eyp.Dl.
Nordd. Gr.=Fr.=3
Pfälz. Hhp.=Br.
Preuß.Bob. Gr.=B.
VrGent.=B.Gr.=B
Preuß. Pfdbr.=Bl.
Rhein, Hyp.=B.
Rh. Wſti.=B.=Gr.=B.
Südd, Bodenkr.
Württ. Hyp.=Bk.
Staatl. od. prov.
garantiert.
Heſſ. L.=Gyp.=B.
Landesrr. Caſſel ..
Naſſau. Odsb.
Sbligationen v.
Transportanſt.)
4% Elil.=Bahn ſtfr.)
42 Galiz. Carl.
Lud.B.
abg.
58 O. Sb. Sb. )ſtſr.
2,6% Alte „
2,69 Neue.
520 Oſt.=Ung. 7374
42Oſt. Staatsb.88
3%Oſt. 1.b.S.E.
3% Oſt. 9. E.
8%0Oſt. 1885
826 Oſt. ,, Erg. Netz
320 Raab Oedbg.83
911
92
42 Rud Silber
4. Rud. Salzig.)
4½% Angt. S.I.
4½%Angt SII
4½=%Angt S. III
32 Salon. Monaſt.
590 Tehuantepee.
4½%
14.5
144
147.
13.4
16.5
14.5
14.5
13
37
32,5
13.1
6.25
28‟
26.75
23.75
Bank=Aktien
Alg. D.=Kredit.
Bab. Br.
...""
Br.ſ. Brauind.
Barmer Banko. ſ.
Bay Hyp.=Wchſ.
Berl.Handelsgeſ.
Comm.u. Privatb. s
Darmſt. u. Nat.=Bl. /2
Deutſche Ban!
D. Effu.Wchſ.=Bi.
D Hyp.=Bk. Mein.
D. Vereins=Bk.
Disk.=Geſellſch.
Dresdener Bk.
Frankſ. Bk.
Frki Hyp.=Bk.
Friſ. Pfdbr.=Bi. 1
Gotha. Grundtr.Bk.
Lur Intern Bankl.
Melallbank.
Mitteld Creditb.
Pfälz Hyp.=Bk. 2
Pr. Bd.=Creditbank!
Hyp Akt.=Bank!
Reichsbank=Ant
Rhein. Creditbl. .
Rhein=Hyp.=Bk. 212
Südd B.= Creditbl.!
Südd Disc.Geſ.
Oſterr. Creditanſt.
Wiener Bankverein
Bergwerké=Akt.
Bochum. Bergb. 191.5
Buderus.
Dt Luxemburg
Sſchw Veraw..
Gelſenkirch. Bgw 196
Harp Bergb.
Flſe Bergb St. 331.5
Genußſchein
Kali=Aſchersleb os.5
Kali. Salzoetfurt.
Kali Beſteregln
Klöchnerwerke.
Mannesm.=Rühr. 220
Mansfelder .....1156.75
172
164
175.75
20o5
277
190
159
124
184
187.75
153
209.5
190
12
166
258
253
r164
150.75
168
9os
6.75
124.5
193
152
243.25
271‟
208
188
Oberbedarf......
OtaviMin=Ant. ..
Phönix=Bergb. ...y
Rhein=Braunk.
Rhein, Stahlw.. .!
A. Riebeck Montan
Rombach. Hütte.
Salzwerl Heilbr.=
Tellus Bgb.
Ver. Laurahütte
Ver. Stahlwerke.
Indnſtrie=Akt.
Brauereien
Eichbaum (Mannh.) /
Henninger
Hereules Heſſiſche 1
Löwenbr. München !3
Mainz Aktienbr. 9
Schöfferhoffchind. )5
SchwarzStorchen= 1
Tucher. Nürmberg 1
Werger.
Aktum. Berlin
Adler & Oppenh.
Adlerw (v Klener)
8SA.E.G.Pzg.9.
5%A. E. G. Vza.B
A.E. G. Stamm.
Anglo=Cont Guanol”
Bad. Maſch Dur./41
Bad. Uhren Furtw.
Bamag=Meguin
Baſt Nürnberg ſs
Bahr: Spiegel
Beck e Henkel
Bergmann El.
Bing Metall.
Brem =Beſigh=Ol.
Bürſtenfor Erlang.
Cement=Heidelb.
Cemen: Karlſtad 1
Cement, Lothr.
Chem Albert . . /4
Chem Broch
Chem Milch .....!
120.5
39.5
141.5
235
198
196.5
3a2
254.5 5
359
174,5
195 7
180
179.5
149
138
9425)
84.8 9
188
9115.5
136
34
85
212
2S.s
92
80
58
usg es
190
45
170
79
Daimler=Benz A. 6.
Dt. Eiſenhandel.
Deutſche Erdöl.
9.6 u. Silb Scheid.
Dingler, Zweibrück.
Dresd Schnellpr
Dürkopp.
Dürr Nattingen
Dyckerhoff S V.
Eiſenw. Kaiſersl.
Et Licht, u. Kraft
Gl. Lieferung. —
Ei Bad Volle.
Email Ulrich.
Enzinger Werte.
Eßlinger. Maſch.
Ettlinger Spinn.
Faber Bleiſtift.
Faber E Schleicher
Fahr Pirmaſens
Farbenind 3. G
Felten & Guilleau.
Feinmech (Jetter)
Feiſt Selt.
Frankfurter Gas
Frankfurter Hof
Frif.=M Polzu,gs 1
Geiling & Cie
Germanig Linol.
Gelſen! Gußſt.
Goldſchmidt Th.
Gotha Waggon.
Gritzner Maſch.
Grün & Bilfinger
Hafenmühle Frift.
Hammerſen
Hanfw. Füſſen.
Hania=Bond. Br.
Hartm. E Braun
Heyligenſtgedt.
Hilvert Armatur
Hindrichs=Aufferm.
Hirſch Kupfer.
Hoch=Tieſ Eſen 1
Holzmann.
1
Holzverk Ind.
bydrom Breslau
3nag
121
113
194.
240
194
150
1 Junghans St.
gammg. Kaſersl. /.
4.9 Karlsruher Maſch.
Karſtadt. R.
Klein Sch. & Becker!!
8.75 gnorr, Heilbronn
75 Konſerv. Braun.
grw. Alt= Württbg. /4
R1 Krauß Lolom.
Lahmener .. 1
Lech Augsburg.
3.25 Sederw Nothe
Spicharz.
Linge Schuhw.
Löhnberg Mühle
Ludwigsh. Walzm
Lüdenſcheid Metall
2.9 Lux Induſtrie.
15
Maintraft Höchſt
Fu Mars=V. Nürnberg!;
Metalge) Friſl. 1
Miag Mühlenb. 1
Moenus. Stamm
Motoren! Deutz
5 Motorenf Oberurſ.
Nünch Lichtſpielk.
Reckar) Fahrz.
5 Neckarw Eßlingen
Betere Union
3 Pfülz Näh Kayſer
Bhilipps ..
Vorzellan Weſſel 6s
Rein Gebb. sSchalt130
Rhein. Elektr
Rhenania, Kunheim
Rütgerswerke.
Schneid & Hanau=
Schnellpr Fran!
Schramm Lackf. 1
Schrift Stemp. 1
Schuckert Elelt: 1
Schuhf Weſſe!
5 Schuhl Herz
.5 Schultz Grünlack
Seilind Volff.
Siemens Glgs
Siemens & Halsle /4
os
137
180
9
174
58
141.5
135
143.5
192.5
164.
741.
18
133,9
125.25
62
685
178
69
141.1
110.75
117
133
128.75
72 25
77.5
60.5
88
251
Südd. Immob.
Südd. Zuckereol.=G.
Shür eleftr Liet
ſ=
nhren Furtwäng
Unterfr. Kr.=El.=V.
Beithwerke.
Ver. ſ. Chem Ind.
Ver. d. Olfbr. Manu.
Ver Faßl Caſſel.
Gummi Bim=Frlf.
Binſel.Nürnberg
Utramarin. „. 1
Zellſtoff Berl.
Bogtl Maſch.
Boigt & Hgeffuer 1
Bolthom. Eei.
Wanß. & Frentag 1
Begelin Rußſbr. 1
Zellſt. Aſchaffendo
Zellſt. Waldloſ.
Zuckerf Rheingau.
Transport= unt
Berſicherungs=Akt.
Dt. Reichsb.=Vorzo.
A. Di.Eiſenbahn.
A. Sokalb.u. Kraftw.
Dt Eiſenb.=Gel
Schantung E.B.
Südd. Eiſenb.=Geſ.!4
Hapag
Nordd. Aoyd.
Frrft. Allg. Ver
Frankong Rückb
Darmſt Verie
Bahnbedar,
Dampft Rodberg
belvetig Konſ.
Gebr Lutz
Motorf. Darmſt
Bebr. Roeder
Benuleth & Ellenb.”
ſ110
„N
134
36.5
115
os
95
158
4151,
162
115
149.75
69
194
144
15225
110
2o0
12,4s
163
155.
127,35
160
193
18
63.5
9
Nummer 89
Wirtſchaftliche Rundſchau.
nrag von 1 508 185 RM. (762 221 RM.) ſtehen zur Verfügung 26 444 084
anM. (18 230 896 RM.), die wie folgt Verwendung finden ſollen: 10
Pro=
geut Dividende auf 150 Mill. RM. A.=K., 15 Mill. RM. (wie i. V.)
Ujeberweiſung an die Reſerve zwecks Erhöhung auf 75 Mill. RM.
683 096 RM. (—), Auffüllung des Dr. Georg von Siemens=
Wohlfahrts=
wonds auf 6 Mill. RM., 1144 538 RM. (1045 292 RM.),
Sonderab=
hreibung auf den Grundbeſitz zur Herabminderung des Buchwertes auf
96 Mill. RM. 3 Mill. RM. (—), Gewinnanteil des A.=R. 677 419 RM.
ſvie i. V.) und Vortrag 1 939 031 RM. — Zu dem Ergebnis wird
aus=
eführt, daß das reguläre Geſchäft ſich nicht verbeſſert habe. Von einer
4eſundung des Bankgewerbes könne man nur mit Einſchränkung
ſpre=
aen. Wie auch die anderen Banken, ſo betont die Deutſche Bank, daß
ie Beurteilung des Ergebniſſes nur das reguläre Geſchäft ins Auge
raſſen dürfe. Gewinne aus Effekten und Gemeinſchaftsgeſchäften
könn=
eu als reguläre Geſchäftsergebniſſe nicht bezeichnet werden. Auch in
pen Gebühren ſeien in ſtarkem Maße Proviſionen aus dem
Effekten=
eſchäft enthalten, mit deſſen Andauer nicht gerechnet werden könne. Die
Dividende von 10 Prozent entſpreche daher lediglich dem regulären Ge=
Ehäftsergebnis. Die ſonſtigen Gewinne ſeien für innere und äußere
Meſerveſtellungen verwandt worden. Bei der Aufſtellung ſei alle
irgend=
wie denkbare Entwicklung bei der Ufa in Rechnung geſtellt worden. Es
i aber feſtzuſtellen, daß auch ohne die Verluſte bei der Ufa, die die
Bank im einzelnen noch zu veröffentlichen beabſichtigt, weder ein anderes
4Zewinnergebnis erzielt, noch auch eine höhere Dividende verteilt worden
wäre. Die Unkoſten konnten noch nicht in dem gewünſchten Maße
herab=
veſetzt werden, obwohl ſich die Zahl der Angeſtellten von 16 000 im
Vor=
rahre auf 14800 ermäßigt hat. Der Abbau könne jetzt als beendet
be=
eichnet werden, wenn auch der Perſonalbeſtand immer noch 31 Prozent
5öher iſt als im Vorjahr. Immerhin kommt auch bei der Deutſchen
Bank, wenn man die Entwicklung des Geſchäftsverkehrs berückſichtigt, in
der Ermäßigung der Unkoſten die durchgeführte Rationaliſierung zum
Musdruck. Bei den Einzelpoſten beſtehen die Noſtroguthaben zum
über=
wiegenden Teil aus Auslandsguthaben. Die Vorſchüſſe auf Waren und
WVarenverſchiffungen ſind lediglich Kredite, die mit dem
Außenhandels=
peſchäft in Verbindung ſtehen. Reports und Lombards umfaſſen
die=
iEnigen Gelder, die an der Börſe gegeben werden, ferner die Gelder, die
der Kundſchaft im Termingeſchäft gegeben werden und diejenigen Gelder,
ſie auf nahe feſte Termine ausgeliehen ſind. Sie ſind noch im Steigen
begriffen, die Höhe der Vorkriegszeit haben ſie noch nicht erlangt. Die
Sicherheit der Reports und Lombardsgelder wird als beſſer bezeichnet,
IIs in der Vorkriegszeit. Die eigenen Wertpapiere haben ſich verdoppelt.
Die Vermehrung iſt dadurch entſtanden, daß ein Teil der verfügbaren
Gelder in feſtverzinslichem Wert angelegt worden iſt. Die Schuldner in
mufender Rechnung ſind zu 31,5 Prozent ungedeckt. Der Reſt iſt unge=
Fihr zur Hälfte durch börſengängige Wertpapiere gedeckt. Es wird
dar=
auf hingewieſen, daß bei den Debitoren eine Umſchichtung ſtattgefunden
bat, inſofern, als die ungedeckten Debitoren gegenüber der Vorkriegszeit
„äne weſentlich größere Rolle ſpielen. Die Tendenz der Deutſchen Bank
geht aber auch dahin, die ungedeckten Debitoren zu gunſten der gedeckten
zutrückzudrängen. Zu den Gläubigern wird bemerkt, daß es ſich nur um
ifffektive Saldi handelt, die nach der Kompenſation der einzelnen Konten
aufgenommen worden ſind. Von den Einlagen auf gebührenfreier
Rech=
nung ſind 463 bis zu 7 Tagen, 322 bis drei Monate und 40 Mill. nach
rrei Monaten fällig. Von den ſonſtigen Gläubigern 312 bis zu 7 Tagen,
448 bis 3 Monate und 15 Mill. nach drei Monaten. Der Geſamtumſatz
betrug 165 Milliarden gegen 133 Milliarden im Vorjahre. Das Liqui=
Ritätsverhältnis beträgt 58 Prozent gegen 56,84 Prozent im Vorjahre.
Der Heſſiſche Sparkaſſen= und Giroverband und ſeine
Bank=
anſtalt, die Heſſiſche Girozentrale haben für das ver=
Toſſene Kalenderjahr einen ausführlichen Bericht erſtattet. Mit=
(lieder des Verbandes ſind bekanntlich in erſter Linie die
heſſi=
ſehen öffentichen Sparkaſſen. Daneben gehören dem
Ver=
and aber auch heſſiſche Gemeinden und
Gemeindever=
ände an. Die Verbandsmitglieder umfaſſen etwa 95 Prozent
der heſſiſchen Geſamtbevölkerung. Der Verbandsvorſitzende und
ſin Verbandsreviſor, dem die geſetzlich vorgeſchriebene Prüfung
der Sparkaſſen obliegt, ſind im Hauptamt tätig. Die
Girover=
ſände der einzelnen Landesteile ſind in dem Deutſchen
Spar=
lſſen= und Giroverband zuſammengeſchloſſen, dem auch der
Heſ=
ſtſche Sparkaſſen= und Giroverband als Mitglied angehört. Den
beſſiſchen Sparkaſſen hat das Jahr 1926 einen recht anſehnlichen
„äuwachs an Spareinlagen gebracht; ſie ſtiegen von 39 auf
/44 Millionen Mark. Die Vermehrung um 35 Millionen Marl
mtſpricht ungefähr dem Zuwachs in dem Jahrfünft 1890/95. Auch
nei der Heſſiſchen Girozentrale war eine recht befriedigende
Vor=
wärtsentwicklung feſtzuſtellen. Die Bilanzſumme ſtieg von 17 auf
71 Millionen Mark, der Umſatz von 560 auf 887 Millionen Mark.
Von den der Bank neu zugefloſſenen Mitteln wurde der größte
Teil zur Befriedigung des öffentlichen Kredits verwendet. Ende
9926 waren 13 Millionen Mark in kurzfriſtigen und 12 Millionen
Mark in langfriſtigen Darlehen an öffentliche Verbände
aus=
gezahlt. Auf das Privatkreditgeſchäft entfielen dagegen nur
82 000 Mark. Der Bericht bemerkt, daß Verluſte an
Privat=
mediten bis jetzt nicht entſtanden ſeien. Aus dem Gewinn der
Zank ſollen der Sicherheitsrücklage 265 000 Mark zufließen, welche
ſeamit auf 600 000 Mark anwächſt.
Wilhelm Wolff. A.=G. in Pforzheim. Die Generalverſammlung
enehmigt den bekannten Abſchluß für 1926 mit wiederum 10 Prozent
Dividende und nahm die Erklärung von Verwaltungsſeite entgegen, daß
ie Ausſichten im laufenden Jahre günſtig ſeien. Die Aktien wurden
ekanntlich vor einiger Zeit an der Frankfurter und Mannheimer Börſe
mtlich eingeführt.
Mittwoch, den 30. März 1927
Geite 13
Die deutſche Kohlenproduktion im Februar 1927. Die
Kohlenproduk=
tion des Deutſchen Reichs im Monat Februar 1927 zeigt gegenüber dem
Vormonat einen nicht unerheblichen Rückgang: Die
Steinkohlenförde=
rung hat ſich von 13 355 360 Tonnen auf 12 742 699 Tonnen, die
Braun=
kohlenförderung von 12 461 733 Tonnen auf 12035 754 Tonnen
ver=
mindert. Die Kokserzeugung im Februar 1927 ſtellte ſich auf 2 529 570
Tonnen gegen 2675 01 Tonnen im Vormonat. An Steinkohlenbriketts
wurden im Berichtsmonat 467 217 Tonnen (479829 Tonnen), an
Braun=
kohlenbriketts 2947 519 Tonnen (3 044972 Tonnen) erzeugt.
Diskontogeſellſchaft. Die G.V. der Direktion der Diskontogeſellſchaft,
in der 83 477 310 Stimmen vertreten waren, erledigte die Regularien.
Die von einem amerikaniſchen Aktionär angeregte Schaffung eines
be=
ſonderen Dividenden=Ergänzungsfonds nach amerikaniſchem Muſter
wurde mit dem Hinweis abgelehnt, daß ſtatutengemäß der beſondere
Reſervefonds zur Ergänzung der Dividende herangezogen werden könne.
Ueber die Vertretung der Aktionäre durch Banken in der G.V. entſpann
ſich eine ſcharfe Auseinanderſetzung zwiſchen Aktionär Dr. Tenhaeff und
der Verwaltung, die ſeine zum Teil perſönlichen Angriffe mit aller
Energie zurückwies. Auf dem Vertrauensverhältnis des Publikums zu
den Banken beruhe der Aufſchwung unſerer Induſtrie. Ohne ihn hätte
ſich die Wirtſchaft niemals zu der Höhe vor dem Kriege entwickeln
können. Ein Antrag Dr. Tenhaeffs, der die Spezifikation der Gehälter
und Tantiemen verlangte wurde gegen 2800 Scimmen abgelehnt. An
Stelle der aus dem Aufſichtsrat aus Geſundheitsrückſichten
ausſcheiden=
den Mitglieder Bankier Auguſt Ladenburg und Geh. Baurat H. Mathies
wurden Max Ladenburg und Cl. Lammers, M.d.R., gewählt. Hermann
Mrinchmeher und Ernſt Ruß=Hamburg treten neu in den Aufſichtsrat
ein. Zur Geſchäftslage wurde mitgeteilt, daß ſich die günſtigen
Verhält=
niſſe des Vorjahrs in den erſten beiden Monaten fortgeſetzt, und ſogar
geſteigert hätten, während der letzte Monat einen kleinen Rückſchlag
gebracht habe. Die Verwaltung blickt aber wir Zuverſicht in die
Zu=
kunft und hofft, auch das laufende Geſchäftsjahr günſtig abſchließen
zu können.
Deutſche Schiffspfandbriefbank A.=G., Berlin. Die o. H.=V.
geneh=
migte die Abſchlüſſe für 1924, 1925 und 1926 und beſchloß, den ſich in
1926 ergebenden Reingewinn von 526 RM. vorzutragen. Sodann wurde
die Kapitalerhöhung von 50 000 um 950 RM. auf 1 Mill. RM.
geneh=
migt. Die neuen Aktien ſind vom 1. April ab dividendenberechtigt. Sie
werden von einem Konſortium unter Führung der Deutſchen Aufbau=
A.=G. für Grundbeſitz, Induſtrie und Schiffahrt zu Berlin übernommen
und von dieſem den Aktionären zum Kurſe von 105 Prozent zum
Be=
zuge angeboten. Neu in den A.=R. gewählt wurden: Philipp Becker,
Frankfurt a. M., Kaufmann Bernhard Catz=Haag, Konſul Dr. E.
Dett=
mann=Berlin, Generaldirektor Adolf Mädje=Berlin. Juſtizrat Georg
Mankiewitz=Berlin und Genevaldirektor R. Wiener=Berlin.
Frankfurter Getreidebank, A.=G., Frankfurt a. M. Die G.=V. der
Geſellſchaft, in der 107 600 RM. Aktienbapital vertreten waren,
geneh=
migte den Jahresabſchluß mit 8 (i. V. 7) Prozent Dividende. Sodann
wurde die vorgeſchlagene Kapitalserhöhung um 800 000 RM. auf 1 Mill,
RM. beſchloſſen. Die neuen 800 Stammaktien zu je 1000 RM. werden
von einem Konſortium unter Führung der Firma F. u. K. Neumond,
Frankfurt a. M., zum Kurſe von 107,5 Prozent übernommen, das ſie
den alten Aktionären im Verhältnis 1:4 zu 110 Prozent anbieten wird.
Neu in den Aufſichtsrat gewählt wurden: Adolf Neumond und Jakob
Dreyfuß.
Deutſche Effekten= und Wechſel=Bank, Frankfurt a. M. Bekanntlich
wurde Direktor Albert Hahn der Deutſchen Effekten= und Wechſelbank.
Frankfurt a. M., in der H.=V. am Samstag in den A.=R. der
Braun=
ſchweig=Hannoverſchen Hypothekenbank gewählt. Dazu verlautet aus
Verwaltungskreiſen, daß das Frankfurter Inſtitut ſich durch den Erwerb
eines Aktienpaketes an der Braunſchweig=Hannoverſchen Hypothekenbank
intereſſiert hat.
Heidelberger Stadtanleihe von 1926. Die 7prozentige Anleihe der
Stadt Heidelberg von 1926 wurde am Dienstag an der Frankfurter
Börſe zum erſten Male mit 98¾ Prozent notiert.
Von der belgiſchen Nationalbank. Die Nationalbank veröffentlicht
eine Note, worin ſie feſtſtellt, daß die Währungsreform nun ſeit fünf
Monaten beſtehe. In dieſer Zeit habe der Belgakurs weniger geſchwankt
als irgendeine der kontinentalen Währungen. Die Bank habe keinen
einzigen Dollar ausgeben müſſen, um den Kurs zu ſtützen. Vor fünf
Jahren habe ſie eine ſchwebende äußere Schuld von 57 Millkonen Dollar.
gehabt, dieſe aber ſeither zurückbezahlt. Außerdem habe ſie für neun
Milliarden belgiſche Franken innere ſchwebende Schuld bezahlt.
Gegen=
wärtig beſitze ſie mehr Gold als jemals vor dem Kriege.
Die türkiſchen Vorkriegsſchulden. Wie verlautet, hat die türkiſche
Re=
gierung ihren Pariſer Botſchafter, Fethi Bey, nach Angora berufen, um
ſich über den Stand der Verhandlungen über die türkiſchen
Vorkriegs=
ſchulden Bericht erſtatten zu laſſen. Außerdem wird die Regierung in
Kürze einen beſonderen Sachverſtändigen in dieſer Angelegenheit nach
Paris entſenden. Dieſe Maßnahmen berechtigen zu der Annahme, daß
die Frage der Regelung der Rückzahlung der türkiſchen Vorkriegs
anleihen nunmehr in ein entſcheidendes Stadium getreten iſt.
Zur amerikaniſchen Wirtſchaftslage. Die Guarantee=Truſt Co.
ſchreibt in ihrer Wirtſchaftsüberſicht, daß ſich der Konjunkturanſtieg,
wenn auch in etwas langſamerem Tempo, fortſetze. Am ſtärkſten komme
dieſe Entwicklung in mehreren Schlüſſelinduſtrien des Landes zum
Aus=
druck. Die Entwicklung berechtigt das Vertrauen, daß auch die nächſten
Monate im Zeichen einer Belebung ſtehen würden. Immerhin müſſe
konſtatiert werden, daß der gegenwärtige Geſamtumſatz im Handel
etwas hinter dem des Vorjahres zurückbleibt. Der Geldmarkt zeige keine
Anzeichen von Verſteifung. Die Ausſichten in der Autoinduſtrie ſeien
ermutigend trotz der vorgenommenen Preisermäßigungen. Die
Bau=
tätigkeit zeige ebenfalls wieder eine Zunahme. Im Baumwollgewerbe
herrſche Hochbetrieb ohne Anzeichen von Ueberproduktion.
Viehmärkte.
Mainzer Viehmarkt vom 29. März. Aufgetrieben waren 32 Ochſen,
14 Bullen, 530 Kühe und Färſen, M3 Kälber und 1118 Schweine. Die
Preiſe: Ochſen 50—54, Bullen 34—43, Färſen und Kühe 50—60, 32—43,
20—32, 15—22; Kälber 48—66, Schweine 60—64, 63—65, 59—63; Sauen
58—59. Marktverlauf: ruhig, Ueberſtand.
Produkienberichte.
Frankfurter Produktenbericht vom 29. März. Die Stimmung am
hieſigen Markt war heute weiter freundlich, da ſich die Nachfrage nach
Brotgetreide einigermaßen erhält. Die Preiſe lauten unverändert:
Weizen B8,50, Roggen 2,75, Sommergerſte 25,50—27,50, Hafer (inl.)
22—22,50, Mais 18, Weizenmehl 39,75—40,B, Roggenmehl 36,50—36,73,
Weizenkleie 14, Roggenkleie 14,50—14,75.
Berliner Produktenbericht vom 29. März. Im Berliner
Produkten=
geſchäft iſt es ruhiger geworden. Die Preiſe haben faſt allgemein ihren”
geſtrigen Schlußkurs nicht behaupten können. Die Umſätze waren, trotz
niedriger Preiſe, minimal. In Gerſte hat die Nachfrage beſonders ſtart
nachgelaſſen. Mais zu billigeren Preiſen. Roggenmehl wird begehrt,
doch ſcheitern die Geſchäfte an unnachgiebigen Forderungen. Für ſonſtige
Artikel hat ſich das Kursniveau nicht geändert.
Amerikaniſche Kabelnachrichten.
* New York, 29. März. (Priv.Tel.)
Weizen: Nach ſchwächerem Anfangsverkehr auf unbefriedigende
Exportnachfrage trat eine Befeſtigung ein im Einklang mit der
Feſtig=
keit im Winniveger Terminmarkt und der ſüdweſtlichen Kaſſamärkte,
Die Termine ſchließen ¼ C. höher.
Mais: Abgaben angeſichts der ſchwachen Gröffnung am Maismarkt
hatten einen ſchwachen Marktbeginn zur Folge. Dann trat eine
Befeſti=
gung ein auf feſte Kaſſamärkte, kleinere Anhünfte und ungünſtige
Wit=
terungsberichte. Die Termine gewannen bis 1 C.
Hafer: Der Markt nahm ebenfall3 einen feſten Verlauf bei
Kurs=
ſteigerungen bis zun 1 C.
Baumwolle: Große Lokoverkäufe in Liverpool, Meldungen, wonach
die Ernte im Rückſtande ſei und Kaufluſt der ausländiſchen Spinnereien
bewirkten einen ziemlich feſten Marktverlauf.
Kaffee: Die feſte Tendenz des Marktes machte weitere Fortſchritte
auf höhere ausländiſche Notierungen, europäiſche Käufe und weniger
günſtige braſilianiſche Wetterberichte.
Zucker: Der Markt eröffnete in ſchwacher Haltung auf billigeres
kubaniſches Angebot und größere Liefernotizen gegen Termin. Dann
trat eine Erholung ein auf Käufe Europas und der Spekulation.
Kakao: Der Markt nahm einen ſchwächeren Verlauf auf ermäßigte
ausländiſche Notierungen, Verkäufe des hieſigen Handels und Schwäche
des Lokomarktes.
Kleine Wirtſchaftsnachrichten.
Geſtern iſt anläßlich eines Vortrages, den Profeſſor Dr. Prell=
Tharandt über einen Beſuch nordamerikaniſcher Pelztierdiſtrikte hielt,
die Mitteilung gemacht worden, daß in Leipzig, als der Zentrale des
Rauchwarenhandels, demnächſt die Gründung einer höheren deutſchen
Rauchwarenfachſchule erfolgen werde.
Die Verkaufsſtelle des Kupferblechſyndikates in Kaſſel hat den
Ver=
kaufspreis für Kupferblechfabrikate mit Wirkung vom 28. März 1927 auf
173 RM. für 100 Kilo feſtgeſetzt.
Eine Verſammlung der im Mitteldeutſchen Metallarbeiterverband
organiſierten Gold= und Silberarbeiter in Hanau hat den Schiedsſpruch
für die Edelmetallinduſtrie abgelehnt und die Ortsverwaltung mit den
weiter zu ergreifenden Maßnahmen betraut."
Die Frankfurter Abendbörſe fällt am Gründonnerstag, den 14. April,
aus. Es iſt alſo von der Donnerstagmittagsbörſe bis zum Oſterdienstag
Börſenruhe.
Wie verlautet, wird infolge der in den letzten Monaten in der
bel=
giſchen Elektroinduſtrie vollzogenen Umgruppierung die in Zürich
ge=
gründete ſüdamerikaniſche Elektrogeſellſchaft die Initiative zu einer
Arbeitsgemeinſchaft der internationalen Elektroinduſtrien zur
gemein=
ſamen Ausführung und Finanzierung der großen internationalen
Elek=
tro=Produkte ergreifen.
Die im Februar verzeichnete Steigerung der engliſchen
Steinkohlen=
förderung hat ſich im März nicht fortgeſetzt. Während das
Förder=
ergebnis in der letzten Februarwoche noch 5 371000 Tonnen betrug,
ver=
ringerte es ſich, wie berichtet wird, in der erſten März=Woche auf
5 318 600 Tonnen, um in der zweiten Woche des März auf 5 276 500
Tonnen zurückzugehen.
Um eine Preisſenkung zu vermeiden, haben die Baumwollſpinnereien
von Mancheſter beſchloſſen, vom 11. bis 18. April 75 Prozent der
Spinnereien zu ſchließen.
Die Inſtandſetzung der ruſſiſchen Dampfer iſt beendet. Bei günſtiger
Witterung verlaſſen die erſten Schiffe am 15. April den Leningrader
Hafen. In dieſem Frühling werden reguläre Schiffahrtslinien zwiſchen
Leningrad und den Häfen Südrußlands, ferner von Leningrad nach
Hamburg, London, Kopenhagen und Stockholm eröffnet werden.
Das Ergebnis der am Sonntag geſchloſſenen Prager Frühjahrsmeſſe
kann nicht einheitlich beurteilt werden. Der Geſchäftsgang der Meſſe
war ein getreues Spiegelbild der wirtſchaftlichen Lage der
Tſchecho=
ſlowakei. Kalkulationsmöglichkeiten des endgültigen Preiſes der hier
ge=
kauften Waren ſind kaum möglich.
Die Banca Commerciale Italiana, die im Jahre 1926 einen
Rein=
gewinn von 107,4 Mill. Lire erzielte, beſchloß in ihrer
Hauptverſamm=
lung die Ausſchüttung einer Dividende von 63 Lire auf die Aktie von
500 Lire.
Die Hanfmarktlage in Italien iſt unverändert. Die Knappheit in
guten Rohmaterialien, ſowohl in Hänfen wie in Wergen, tritt immer
ſtärker zutage. Infolge der Steigerung der Flachspreiſe wird von ſeiten
vieler Spinnereien Hanf gekauft. Auch in Jugoſlawien iſt die
Stim=
mung überaus feſt. Für Bauernhänfe wurden 9½ Dinar gezahlt.
Eine amerikaniſche Finanzgruppe erwarb die Lizenrechte für die
Vereinigten Staaten auf das ungariſche Dornerverfahren zur
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wertung von Maisſtengeln in Breiform zur Erzeugung von Kunſtſeide,
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in der Stadt Darmſtadt.
Indem ich nachſtehende Anordnung veröffentliche, gebe
ich zugleich bekaunt, daß das Formular gemäß § 3 in
Stadthaus, Zimmer Nr. 40, erhältlich iſt und daß die
An=
träge bis zum 1. Mai d. J. bei mir eingereicht ſein müſſen.
Darmſtadt, den 30. März 1927.
Der Oberbürgermeiſter.
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J. V.: Mueller.
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Darmſtadt, den 30. März 1927.
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während Gegenſtände aller Art zum
Verkauf und zur Verſteigerung
ange=
nommen
Geſchäfts=Anzeige.
Nach dem Ableben meines Vaters Martin Schäfer habe ich als deſſen
Rechtsnachfolger im Einverſtändnis mit den anderen Erben das Plakatinſtitut
Martin Schäter, Mauerſiraße 23, übernommen, und bitte die verehrliche
Kundſchaft, das meinem Vater entgegengebrachte Vertrauen auf mich
über=
tragen zu wollen. Für ſachgemäße und pünktliche Erledigung der Aufträge
werde ich beſorgt ſein.
Gleichzeitig mache ich darauf aufmerkſam, daß Herr Georg Schäfer
Darmſiadt, (Eliſabethenſtraße, nicht berechtigt iſt, für das Geſchäft zu handeln,
da die Leitung des Geſchäfts allein in meinen Händen liegt.
Peter Schäfer, Plakat=Inſtitut
Darmſtadt, Mauerſtraße 23.
Anordnung über die Regelung des
Milchhandels in der Stadt Darmſtadt.
Auf Grund des § 1 des Geſetzes zur Regelung des
Verkehrs mit Milch vom 23. Dezember 1926 und der
Heſſi=
ſchen Ausführungsverordnung hierzu vom 5. Januar 1927
ordne ich hiermit an:
In der Stadt Darmſtadt iſt zur Ausübung des
Han=
dels mit Vollmilch, Magermilch und Sahne eine
beſon=
dere Erlaubnis erforderlich. Als Handel im Sinne des
Abfatz 1 gilt nicht die Veräußerung der im eigenen Vetrieb
gewonnenen Milch, es fei denn, daß die Veräußerunig
durch eine Vereinigung der Erzeuger erfolgt.
8 2.
Die Beſtimmungen des § 1 finden auch Anwendung
auf die Milchhändler, die gegenwärtig den Handel mit
Milch und Sahne in der Stadt Darmſtadt betreiben.
8 3.
Der Antrag auf Erteilung der Erlaubnis iſt beim
Oberbürgermeiſter zu ſtellen. Dabei iſt ein
vorgeſchriebe=
nes Formular, das bei der genannten Stelle erhältlich
iſt, zu benutzen. Dem Antrag iſt eine Skizze über die
Räumlichkeiten, die zur Aufbewahrung und Bearbeitung
der Milch und Sahne benutzt werden, beizufügen.
8 4.
Die Erlaubnis kann verfagt werden:
1. wenn der Antragſteller die für den Handel mit
Mild=
erforderliche Sachkenntnis oder Zuverläſſigkeit nicht
beſitzt;
2. wenn die zum Milchhandel beſtimmten Räumlichkeiten
und Einrichtungen polizeilichen Vorſchriften nicht
ent=
ſprechen;
3. wenn der Antragſteller nicht glaubhaft nach eiſen
kann, daß er eine tägliche Mindeſtmenge von 200 Liter
in den Verkehr zu bringen imſtande iſt, es ſei denn,
daß die Milch in einer feſten Verkaufsſtelle zum
Aus=
ſchank gelangt. Der Nachweis über die abſetzbare
Mindeſtmenge iſt durch eine einzureichende Kundenliſte
zu führen. Bei Milchhändlern, die bereits vor dem
1. Auguſt 1914 den Milchhandel in der Stadt
Darm=
ſtadt ausgeübt haben, kann die geforderte
Mindeſt=
menge bis auf 150 Liter herabgeſetzt werden.
Als unzuverläſſig gemäß Ziffer 1 gilt u. a., wer ſich
nicht verpflichtet, den zu erlaſſenden Beftimmungen der
Stadt über die Erfaſſung, Beſchaffenheit und Verteilung
der Milch Folge zu leiſten, weiter jeder, bei dem die
An=
nahme gerechtfertigt iſt, daß er die für den Verkehr mit
Milch erforderliche Gewiſſenhaftigkeit nicht beſitzt oder die
erforderliche Sorgfalt und Reinlichkeit nicht beachten wird,
insbeſondere
a) wer durch rechtskräftige gerichtliche Eutſcheidung
wegen eines Verbrechens oder Vergehens beſtraft iſt,
b) wer einen ſchlechten Leumund hat,
c) wer im Verkehr mit Milch den Vorſchriften des Reichs,
des Landes oder der Stadt über Nahrungsmittel,
ins=
beſondere über die Gewinnung, Erfaſſung,
Beförde=
rung, Behandlung, Beſchaffenheit der Milch und die
Einrichtung der zur Aufbewahrung und zum Verkauf
der Milch dienenden Räume zuwidergehandelt hat.
8 5.
In Fällen, in denen gemäß § 4 Perſonen, die ſeither
den Milchhandel betrieben haben, die endgültige
Zulaſ=
ſung verſagt werden muß, kann eine befriſtete Zulaſſung
auf die Dauer von längſtens 6 Monaten zu dem Zweck
erfolgen, den Betroffenen die Umſtellung auf einen
ande=
ren Beruf zu ermöglichen. Eine Verlängerung dieſer
Friſt über den genannten Zeitraum hinaus iſt nicht
mög=
lich, ebenſo nicht eine ſpätere dauernde Zulaſſung für den
Fall, daß inzwiſchen ein Ausbau des betreffenden
Milch=
handels erfolgt ſein ſollte.
8 6.
Die zugelaſſenen Milchhändler haben den erteilten
Erlaubnisſchein bei Ausübung ihres Gewerbes ſtets bei
ſich zu führen und den Kontrollorganen auf Verlangen
vorzuzeigen. Perſonen, einſchließlich Familienangehörige,
die im Auftrage eines zugelaſſenen Milchhändlers Milck
zu Kunden verbringen, haben ſich durch die von dem
Ober=
bürgermeiſter ausgeftellte beſondere Beſcheinigung
auszu=
tveiſen.
8 7.
Die Erlaubnis kann zurückgenommen werden, wenn
ſich nachträglich Umſtände ergeben, die die Verſagung der
Erlaubnis rechtfertigen würden.
Wer wegen Unzuverläſſigkeit zum Milchhandel nicht
zugelaſſen wurde oder aus dieſem Grunde die Erlaubnis
nachträglich entzogen bekam, kann auch nicht als
Angeſtell=
ter im Auftrag eines zugelaſſenen Milchhändlers tätig
ſein.
8 8.
Zur Entſcheidung über die Erteilung oder
Zurück=
nahme der Erlaubnis iſt der Oberbürgermeiſter oder eine
von ihm beauftragte Stelle zuſtändig.
8 9.
Für die Erteilung der Erlaubnis iſt eine Gebühr von
20 Mark an die Stadtkaſſe zu zahlen.
8 10.
Gegen die Verſagung und Zurücknahme der
Erlaub=
nis fteht dem Betroffenen binnen einer Ausſchlußfriſt von
2 Wochen die ſchriftliche Beſchwerde an das Miniſterium
für Arbeit und Wirtſchaft, Abteilung für Ernährung und
Landwirtſchaft, in Darmſtadt zu.
8 11.
Dieſe Verordnung tritt am 1. April 1927 in Kraft.
Darmſtadt, den 30. März 1927.
Der Oberbürgermeiſter.
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Nummer 89
Mittwoch, den 30 März 1927
Seite 15
Der Ritt in die Sonne.
Roman von Paul Roſenhayn.
(Nachdruck verboten.)
Drei Tage ſpäter fand der Lokaltermin ſtatt. Nur die
bei=
deen Angeklagten, der Präfekt und die Sekretäre des
Polizei=
täenſtes waren anweſend. Vor dem Hotel ſtand eine
Menſchen=
menge, die von Minute zu Minute wuchs.
Der Termin hatte die Aufgabe, die Rätſel, die dieſen
ſelt=
ſmmen Fall zweifellos umgaben, zu klären. Wenn auch das
Motiv geſichert ſchien, ſo war das Drum und Dran in allen
rinen Einzelheiten unbegreiflich.
Fritz Jacobſen ſelbſt hatte um das Erſcheinen der Frau
Holivia Vandergult gebeten — warum er das getan hatte, das
hrar eine neue Unbegreiflichkeit. Aber da die Ladung der Mutter
tes Vermißten in der Linie der Prozeßintereſſenten lag, ging
ran auf ſeinen Vorſchlag ein.
Alle Einzelheiten des Hotelxaums wurden ſo hergerichtet,
ie ſie vor dem Verſchwinden Vandergults geweſen waren.
Um vier Uhr fünfundzwanzig traf Frau Olivia Vandergult
„rit dem Expreßzug aus Rom ein. Der Präfekt erwartete ſie am
Fahnſteig. Hinter ihm ſtand ein Zuſchauerkreis, der genügt
lEitte, ſämtliche Theater Venedigs zu füllen.
Als Frau Vandergult die in tiefer Trauer war, gebrochenen
Schrittes durch das Spalier ging, ſchwirrten Beileidsworte zu
ipr herüber. Sie dankte mit traurigem Lächeln. Die Hüte
flo=
ſen von den Köpfen, die Frauen verneigten ſich.
„Geben Sie den Mord zu?”
Fritz Jacokſen ſah den Präfekten erſtaunt an. „Was für
ienen Mord?”
„Wollen Sie etwa den Schwachſinnigen ſpielen?”
„Soviel ich weiß, gehört zu einem Mord ein Ermordeter.
Bo iſt er?"
Der Präfekt mußte zugeben, daß man ihn bisher nicht
ge=
junden hatte.
„Das Motiv,” ſagte er grimmig, „liegt auf der Hand:
Eifer=
jucht gegen den glücklicheren Nebenbuhler, deſſen Verlobung mit
Fräulein d’Orſay bevorſtand.”
„Was ſollen dieſe Worte, Herr Präfekt? Da ich einen Mord
kreſtreite, ſo ſcheint es mir müßig, ſich über ſeine Motive zu
tmterhalten.”
Ungeduldig und ein wenig aus der Faſſung gebracht, befahl
der Präfekt, Frau Vandergult hereinzuführen.
Aller Augen richteten ſich auf die Tür, die ſich langſam
öffnete. Leicht auf ihren Stock geſtützt, trat Frau Vandergult
ein. Alle erhoben ſich. Ihre klugen Frauenaugen, die klar und
ſicher aus einem vornehm beherrſchten Geſicht blickten, ſchweiften
in der Runde: ſie hafteten auf jedem einzelnen, als ob ſie ſich
jedes Detail ſorgfältig einprägen wollten. Sie blickte ernſt und
aufmerkſam auf das zertrümmerte Fenſter, auf die Skulptur
am Fußboden — es ſchien, als ob ihr raſcher Geiſt eine
über=
zeugende Kombination ſuche.
„Frau Vandergult . . . ." begann der Präfekt mit leiſer
Stimme.
Sie wandte ſich zu dem Fragenden herum, mit einem
un=
willigen Ausdruck, faſt als ob der Präfekt ſie in ihren
Gedanken=
gängen jäh geſtört habe. Ihr Blick, der ihn einen Moment lang
durchbohrt hatte, glitt forſchend hinüber in die Ecke, wo ein
heller Lederkoffer ihres Sohnes ſtand. Er mochte Erinnerungen
in ihr erwecken, denen ſie unter dem Eindruck dieſer ſchweren
Situation melancholiſch nachhing.
„Frau Vandergult.
Fritz Facobſen räuſperte ſich unwillig. Erſt jetzt wurde die
Greiſin ſeiner anſichtig. Sie wandte ſich mit einem betroffenen
Ruck zu ihm herum; in ihre Augen, die groß und weit und
glänzend wurden, trat ein ſtaunendes Lächeln. Sie tat einen
halben Schritt auf Jacobſen zu; aber ihr Fuß ſtockte, und
in=
dem ſie ihre Augen auf den Präfekten richtete, fragte ſie atemlos
mit leiſer, mühſamer Stimme:
„Wo haben Sie meinen Sohn gefunden, Herr Präfekt?”
Der Präfekt ſah ſie verſtändnislos an. Alle in dieſem Raum
blickten bedauernd auf die Arme, die ſcheinbar nicht mehr
im=
ſtande war, die Lage zu begreifen.
Der Präfekt zuckte die Achſeln. „Wir haben Ihren Sohn
leider überhaupt nicht gefunden, gnädige Frau.. Das iſt es ja
eben. Wir vermuten, daß er ermordet iſt, und daß dieſer Mann
hier ſein Mörder iſt.”
Frau Vandergult ging mit immer ſchneller werdenden
Schritten an dem Präfekten vorüber, auf Fritz zu, und indem
ſie ſich halb zurückwandte, ſagte ſie mit glücklichem Lachen:
„Ich verſtehe kein Wort von allem, was Sie da ſagen, Herr
Präfelt. Dies iſt doch mein Sohn.”
„Was iſt das?‟ Der Präfekt faßte ſich an den Kopf. „Was
fagen Sie da, gnädige Frau? Dies iſt Ihr Sohn? Und wie
heißt er?"
„Mein Gott!” Frau Vandergult zuckte unmutig und
ver=
ſtändnislos die Achſeln. „Ich denke, Sie dürften wiſſen, wie
mein Sohn heißt. Cornelius Vandergult! Was ſoll alſo dieſer
ganze Termin, mit dem Sie einer Mutter eine Nacht der
Ver=
zweiflung bereitet haben?”
Der Präfekt wandte ſich Fritz Jacobſen zu. „Dies iſt Ihre
Mutter?”
„Sie hören es.”
„Wiederholen Sie mir ihren Namen.”
„Frau Olivia Vandergult aus New York. Sie ſelbſt haben
ſie doch geladen.”
„Und Sie ſind wirklich und wahrhaftig ihr Sohn?
Corne=
lius Vandergult?”
„Soviel ich weiß, hat ſie es Ihnen bereits beſtätigt.”
„Ja, zum Teufel —” der Präfekt rang verzweiflungsvoll die
Hände; „ich habe doch Cornelius Vandergult auf der Konferenz
ſelbſt geſehen! Und der ſah doch anders aus!”
„Ja, Herr Präfekt,” nickte Fritz, „der ſah anders aus. Und
ich will Ihnen auch erklären, warum: das war nämlich der
falſche. Und ich bin der echte. Und wenn Sie es nicht glauben
wollen, ſo fragen Sie meine Mutter zum drittenmal.”
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Städt. Akademie für Tonkunſt
Großes Haus des Heſſ. Landestheaters
Freitag, den 1. April 1927, abends 8 Uhr
9. Akademie=Konzert
zum Beſien des Adolf Buſch=Fonds
der Städt. Akademie für Tonkunſt
Duſcretdr ker
Abſchiedsabend von Profeſſor Adolf Buſch
Werke von Beethoven, Mozart, Mendelsſohn=Bartholdy
Karten zu 2.—, 4.— und 6.— Mk. im Sekretarſat der Akademie,
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(Ceiter: Bernd Zeh)
Uraufführung von Frauenchorwerken
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genöſſiſcher Tonſetzer (Fr. Noack, R. v. Moiſiſovics,
R. Wetz, J. Senfter, R. Hernried, E. Wenzel).
Karten zu 1, 2 und 3 Mk. an der Abendkaſſe.
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Donnerstag, den 31. März 1927
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der bisherigen Hauskapelle Ratzel unter Mitwirkung erster Künstler.
Voranzeige: Am 1. April 1927 Debut der bekannten Kapelle Wesp.
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Sonntag, den 3. April 1927
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Samstag, d. 2. Hpril,
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Mittwoch, den 30. März 1927
abends 7 Uhr
Macbeth
Trauerſpiel in 5 Aufzügen von Shakeſpeare
Eingerichtet und in Szene geſetzt vonE. Klitſch
Bühnenarchitektur und Koſtüme: ArturPohl
Perſonen:
Duncan, König von
Schottland
KurtWeſtermann
Malcolm 1
JoachimBüttner
ſeine Söhne
Donalbain /
W. Mahenknecht
Macbeth, Anführer des
königlichen Heeres . . . Rudolf WPittgen
Robert Klupp
Banguo
Macduff ſchottiſche — Mas Nemetz
„ Ernſt Nottluff
Lenox
Edle
HansBaumeiſter
Roſſe
Karl Ebert
Angus
Fleance, Banquos Sohn Kaete Foerder
Sivard, Graf von Northumberland, Führer
der engliſchen Truppen. Johs. Biſchoff
Der junge Siward, ſein Sohn . . W. Scharff
Sehton, ein Offizier in
Macbeths Gefolge . . . Otto Wenke
Macduffs kleiner Sohn. Hellmut Fritz
Richard Jürgas
Ein Arzt
Ein verwundeter Krieger Hans Epskamp
Hans Epskamp
Ein Pförtner
M. Vincent
Lady Macbeth
Lady Macduff.
Beſſie Hoffart
Kammerfrau der Lady
Käthe Meißner
Macbeth
Erſte
Alice Treff
Martha John
Zweite Hexe
GerdaWPeißmann
Dritte
Hugo Keßler
Erſter
Edgar Klitſch
Zweiter Mörder.
Paul Maletzki
Dritter
Diener der Lady Macbeth. Otto Panning
„.. . . . . Hugo Keßler
Bote
Lords, Edelleute, Anführer, Krieger,
Erſcheinungen. — Szene: Schottland
Die zur Handlung gehörende Muſik (mit
Ausnahme der Schlachtſzenen) iſt von
Wilhelm Peterſen komponiert
Spielwart: Adolf Schmidt
Preiſe der Plätze: 0.80 bis 8 Mk.
Eintritt der Mieter in den Zuſchauerraum
nur geg. Vorzeigung der Mietkarte zuläſſig
Pauſe nach dem 9. Bild (Pförtnerſzene)
Anfang 7 Uhr Ende gegen 10 Uhr
Donnerstag, 31. März. 1. 16, dazu P8
(Darmſtädter Volksbühne).
Hausberzens=
tod. Anfang 7½ Uhr. Preiſe 1—10 Mk.
Freitag, 1. April. 9. Konzert der Etädt.
Akademie für Tonkunſt.
Kammermuſit=
abend des Buch=Quartetts. Anf. 8 Uhr.
Preiſe 2, 4, 6 Mk.
Samstag, 2. April. G 12 (Darmſt.
Volks=
bühne) Hänſel undGretel —
DiePuppen=
fee. Anfang 7½ Uhr. Preiſe 0.80—8 Mk,
Kleines Haus
Mittwoch, den 30. März 1927
abends 8 Uhr
Konzert der Vereinigung
Darmſtädter Holiſtinnen
Uraufführung von
unbegleiteten Frauenchören von Fr. Noack=
Darm (adt. N. v. Mojſiſovies=Graz, M.
Wetz=Erfurt und F. Senfter=Oppenheim,
Frauenchören mit Soloſtimmen von .
Hernried=Berlin,
Frauenchören mit obl. Violine und Gratſche
(Solo) von E. Wenzel=Neubrandenburg=
Preiſe der Plätze: 1, 2, 3 Mk.
Donnerstag, 31. März. Filmvorführung: Beg”
zu Kraft und Schönheit. Anfang 6 und
8 Uhr. Preiſe 0 70 und 1 Mk.
Freitag, 1. April. K 11 (Bühnenvolksbund!
(für diejenigen K=Mieter, die Zuſatzmiele
Xl haben) König für einen Tag. Anfang
7½ Uhr Preiſe 1—6 Mk.
Samstag’ 2. April. Letzte Filmvorführung:
Wege zu Kraft und Schönheit. Anfang
6 und 8 Uhr. Preiſe 070 und 1 Mk.