Einzelnummer 10 Pfennige
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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſtantei.
Nummer 59
Montag, den 28. Februar 1927. 190. Jahrgang
Anzeigenpreis:”
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(4 Dollar — 420 Markl. — Im Falle höherer
Gewal, wie Krieg. Aufruhr, Sireit uſw. erliſcht
ſede Verpſlichtung auf Erfüllung der
Anzeigen=
aufträge und Lelſtung von Schadenerſatz. Bei
Konkurs oder gerichtlicher Beltreſbung fällt ſeder
Rabatt weg. Bankkonto: Deutſche Bank und
Darm=
ſtädter und Nationalbant.
Se innerpolitiſche Lage in Frankreich
Von unſerem A=Korreſpondenten.
Paris, 27. Februar.
ie Lage der franzöſiſchen Regierung erſcheint jetzt etwas
„Aiak. Die erſte Offenſive des Sozialiſten Vincent Auriol iſt
ur abgeſchlagen, aber wenn nicht alle Anzeichen trügen, wird
ie ſozialiſtiſche Partei, und Vincent Auriol im Speziellen,
hyerſchärfte Oppoſition fortſetzen. Der allzu mäßige und
theo=
ſice Léon Blum ſcheint von der Führung der ſozialiſtiſchen
tfi zurückgedrängt worden zu ſein — ſein Skeptizismus war
artei etwas unangenehm —, während ganz unbemerkt der
nktivere Vincent Auriol einen entſcheidenden Einfluß auf
R Partei gewann.
er
ie Sozialiſten, und vielleicht nicht nur ſie in der Kammer,
zweifellos Grund genug, mit dem neueſten taktiſchen Kunſt=
Poincarés unzufrieden zu ſein. Dadurch, daß die Zahlun=
mder Schulden an Amerika proviſoriſch begonnen werden, iſt
Dtmur die einfache und offene Zurückweiſung jeder Regelung
MSchuldenfrage — ein der äußerſten Linken ſympathiſcher
An — für die Zukunft unmöglich gemacht, ſondern auch die
ſig—ltige Löſung der Schuldenfrage der nächſten Regierung
Yrimſſen. Es iſt der Kammer vielleicht angenehm, daß ſie jetzt
hrDie Ratifizierung nicht entſcheiden muß, aber die Frage der
„Aiäzierung iſt damit keineswegs aus der Welt geſchafft. Jede
Pyrung, welche der jetzigen folgen wird, muß ſich mit der
ſu. denfrage — ſolange ſie nur proviſoriſch, d. h. ohne
Zu=
ſi=ung der Kammer geregelt, iſt — auseinanderſetzen, und
swas ſchlimmſte iſt: es iſt wahrſcheinlich, daß auch noch die
Ichuen Wahlen im Frühjahr 1928 unter dem Alpdruck der
üün = u denfrage geführt werden müſſen. Für die Sozialiſten,
zlume wei Alficht aber auch für die nationaliſtiſche Gruppe Louis Marins,
über eine 2r” es vielleicht erwünſcht, bei einem etwaigen
Regierungs=
gwlſt vor einem „fait accompli”, an dem man nichts ändern
zu ſtehen, aber davon kann nicht die Rede ſein. Trotz
all=
nſhat dieſe Löſung beziehungsweiſe Vertagung der
Schwierig=
ſtax auch manche guten Seiten. Die Parteien müſſen ſich
vor=
tmicht mit der Schuldenfrage abquälen, und die Regierung
ho —½ ihre Einigkeit auch weiter bewahren.
—9 Man hofft jetzt wieder, daß ſich die Lage der Regierung
form, eine bien wird. Bei aller Regſamkeit der Oppoſition, welche jetzt
einen loſet Mu, nachlaſſen wird, dürfte es doch gelingen, in einem ſorgfältig
z Satelz u lhlten günſtigen Augenblick ein ſtarkes Vertrauensvotum zu
gen wir ſterhen, vielleicht ſogar noch vor den Verhandlungen über die
ſtaſſillreform. Die „ungefährlichen” adminiſtrativen Fragen ſind
ſſder Kammer ſchon beinahe alle erledigt. Was übrig bleibt,
ſſöAguter heikle und unangenehme Angelegenheiten.
Geerſchau des Oeutſchtums
in Kongreßpolen.
Me polniſche Unterdrückungs= und
Brandſchatzungs=
politik. — Kulturelle Autonomie gefordert.
* Lodz, 27. Februar. (Priv.=Tel.)
die Müh Die dritte Tagung des deutſchen Voltsverbandes in Polen,
hortonur le ſdieſer Tage in Lodz ſtattſand, geſtaltete ſich zu einer ein=
Nachthenze ſi svollen Kundgebung des deutſchen Voltsbewußtſeins. Von
ne ſich! und fern waren die Delegierten von zahlreichen
Ortsgrup=
ſth” aus den ehemaligen ruſſiſchen Teilgebieten in Lodz einge=
Me. EI loßt en, um zu bekunden, daß ſie dem Gedanken eines engen
Zu=
infe wo hnenſchluſſes aller Deutſchen im ehemaligen Kongreßpolen
ecEl geblieben ſind, und um den berechtigten Wünſchen und
Kla=
riu
uu der deutſchen Minderheit in Polen einen ſtarten Nachdruck
verreid ein st werleihen.
die Arſtbl. Die Tagung wurde vom Verbandsvorſitzenden, Seimabge=
Muneten Utta mit Begrüßungsworten eröffnet. Er wies auf
1er
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M ſchnelle Wachstum des Verbandes hin. Die Zahl der
Orts=
e g-ce uoben iſt im verfloſſenen Jahre um 53 geſtiegen, die Zahl der
geſieh /e glieder hat ſich faſt verdoppelt, ſo daß am 1. Januar 1927
: Verbande 256 Ortsgruppen mit 16 430 Mitgliedern
ange=
vil 2r lohren. Von den großen Leiſtungen des Verbandes erwähnte
HS ler Redner in erſter Linie die Aufklärungsarbeit in Aufwer=
Ws= und Steuerfragen, ferner die Schulfrage, die dem
Ver=
lan de beſonders viel Arbeit und Sorge mache. Leider ſei es
Ing nicht gelungen, in der Kirchenfrage ein poſitives Ergebnis
Nverzelen. Tauſende von evangeliſchen Kindern bleiben ohne
Meil iconsunterricht, da in den meiſten Schulen noch immer keine
hrtreter ernannt worden ſind. In der Ausſprache ergriff auch
Na Een mabgeordneter Spickermann das Wort und betonte, daß die
Laltiſchen in Polen den Verluſt von über 400 deutſchen Schulen
amnehmlich der Deutſchfeindlichkeit des Warſchauer
General=
eeuntendenten Julius Burſche zu verdanken haben.
Abg. Daczko=Tuchel ſchilderte die Not der Deutſchen in
Le Wlammerellen, die ſich in der Zahl der deutſchen Schulen, in der
ygnahme der evangeliſchen Kirche in Krojanke, und in der
Sahngen Durchführung des Liquidationsverfahrens gegenüber
Nautſchen Auſiedlern äußere. Man, verhindere es unter allen
Sſlanden, daß in Pommerellen deutſche Schulen beſtehen, und
u Den Deutſchen entriſſene Schulen wiedergegeben werden muß=
DA brannten die Schulgebäude über Nacht aus unerklärlicher
Miche uieder. Trotzdem wollen die dortigen Deutſchen
ver=
en, Zu ihrem Recht zu gelangen. Zum Schluß richtete Abg.
Suickermann an die Deutſchen den Appell, auszuharren, da ihre
L-Sche Sache doch den Sieg davontragen müſſe.
Selegiertentagung des Volksverbandes nahm dann eine
Sannaliebung an, in der es zur innerpolitiſchen Lage u. a. heißt:
e Zeutſchen werden noch immer als Bürger zweiten Grades
Ieeyen und behandelt. Sollte in der nächſten Zeit in dieſer
ueMlus nichts unternommen werden, ſo wird der
Hauptvor=
ud Aufgefordert, nach Verſtändigung mit der deutſchen Paſto=
Sutwhferenz eine Verſammlung der Paſtoren= und Gemeinde=
utsſcer Einzuberufen, um einen Ausweg aus der jetzigen un=
Tnquicklichen Lage zu ſuchen.”
Vom Tage.
Nach einer Mitteilung des franzöſiſchen Handelsminiſteriums
wei=
den bereits am 1. März die deutſch=franzöſiſchen
Han=
delsvertrags=Verhandlungen beginnen, und zwar, wie es
in der Auslaſſung heißt, ſowohl um gewiſſe Abänderungen in den
be=
ſtehenden deutſch=franzöſiſchen Handelsabmachungen vorzunehmen, als
auch um die Grundlage des endgültigen Handelsvertrags feſtzulegen.
In der Nähe von Chambery wurde geſtern ein Trupp von ſieben
Militärſkifahrern von einer Lawine überraſcht.
Vier Fahrer konnten ſich aus den Schneemaſſen wieder freimachen, von
den drei anderen wurde einer nur noch als Leiche geborgen, während
die zwei übrigen ſchwer verletzt ſind.
Der Militärausſchuß des Seims hat den Vorſchlag des
ſozialiſti=
ſchen Abgeordneten Liebmann, die Militärdienſtzeit zu
ver=
kürzen, mit großer Mehrheit abgelehnt.
Die engliſche Regierung veröffentlicht den Text einer Vorlage für
die Schaffung einer indiſchen Marine, die von der
indi=
ſchen Regierung abhängig wäre, aber in außerordentlichen Fällen auch
England zur Verfügung geſtellt werden müßte.
Der griechiſche Dampfer „Stenies” iſt in der Höhe von
Land’s End in der Nacht vom Freitag auf Samstag infolge des im
Aermelkanal herrſchenden Sturmes untergegangen. Von den
21 Mann der Befatzung konnte ſich nur einer retten.
Von einem nordamerikaniſchen Flugzeuggeſchwader, das ſich auf
einem Flug um den amerikaniſchen Kontinent befindet, ſtießen zwei
Flugzeuge, nämlich „Newv York” und Detroit” zuſammen
und ſtürzten brennend auf dem Flugplatz von Palmor bei Buenos Aires
ab. Drei Fliegeroffiziere fanden den Tod, während ſich der vierte mit
einem Fallſchirm retten konnte.
In Völkerbundkreiſen wird erklärt, daß der Nachfolger des
Kanadiers Stephens als Präſident der
Regie=
rungskommiſſion des Saargebiets der Kanadier
Sir Herbert Ames ſein werde, der Finanzdirektor des
Völker=
bundes bis Ende Juni war.
Etwa hundert Journaliſten verſchiedener Länder berieten in Paris
über die Schaffung eines Sonderausſchuſſes der
Preſſe für die europäiſche Verſtändigung, der mit der
gleichen bereits beſtehenden Organiſation in Berlin Fühlung nehmen
foll.
Gegen die Kriegsſchuldlüge.
Reichspräſident, Reichskanzler und
Reichs=
außenminiſier zur Kriegsſchuldfrage.
Berlin, 27. Februar.
In einer Schrift im Dienſte der Wahrheit, die der
Arbeits=
ausſchuß deutſcher Verbände zum Abſchluß der Aktenpublikation
des Auswärtigen Amtes demnächſt herausgibt, befinden ſich
fol=
gende Aeußerungen der Reichsleitung über die Bedeutung des
abgeſchloſſenen Werkes:
Reichspräſident von Hindenburg: Wir haben die
poli=
tiſchen Geheimakten unſerer Vergangenheit enthüllt, um der
Wahrheit über die Entſtehung des Weltkrieges zum Siege zu
verhelfen. Unſere Aktenpublikation iſt ein
offe=
nes Bekenntnis an die Welt. Wir erwarten heute
eine ebenſooffene Antwort der Welt auf dieſes
Bekenntnis.
Reichskanzler Dr. Marx: Der hohe Gedanke der
Völker=
verſöhnung kann auf geiſtigem Gebiete durch nichts ſo ſtark und
nachhaltig gefördert werden, als durch unbedingte Aufrichtigkeit
über jene Vergangenheit, die Europa in zwei feindliche Lager
zerriſſen hat. Wir ſind durch unſere
Aktenpublika=
tionen auf dem Wege zur geiſtigen Annäherung
der Nationen vorangegangen.
Reichsaußenminiſter Dr. Streſemann: Wie ich ſchon
erklärt habe, ſind wir Deutſchen bereit, uns jedem
unparteiiſchen Gerichtshof zu ſtellen, der die
Urſachen des Weltkrieges unterſucht. Die
Akten=
publikation des Auswärtigen Amtes enthält das deutſche
Mate=
rial für einen ſolchen Gerichtshof. Jeder, der ſich in ihren
In=
halt vertieft, wird die Ueberzeugung gewinnen, daß
Deutſch=
land keineswegs den Krieg böswillig betrieben
oder abſichtlich entfeſſelt hat.
Beendigung der Miſſion des Generals von Pawelſz.
Berlin, 27. Februar.
Nach Auflöſung der Interalliierten Kontrollkommiſſion und
der für den Verkehr mit dieſer Kommiſſion beſonders
eingerich=
teten Organiſationen des Reichswehrminiſteriums iſt auch die
Tätigkeit des Reichskommiſſars und Vertreters der deutſchen
Reichsregierung gegenüber der Interalliierten
Militärkontroll=
kommiſſion beendet. Der Herr Reichskanzler hat daher Herrn
Generalleutnant v. Pawelſz von ſeiner Tätigkeit als
Reichs=
kommiſſar entbunden und die ihm beigegebene
Miniſterialkom=
miſſion aufgelöſt. Der Herr Reichskanzler hat Herrn
General=
leutnant v. Pawelſz ſeinen und der Reichsregierung wärmſten
Dank für die von ihm in den vergangenen 2½ Jahren geleiſtete
Arbeit, die für Deutſchland von allergrößtem Wert war,
ausge=
ſprochen und der Hoffnung Ausdruck gegeben, daß der
Reichs=
regierung die Arbeitskraft und Sachkenntnis des Herrn
General=
leutnants v. Pawelſz noch weiter zur Verfügung ſtehen möchte.
Keine Haftentlafſung der pfälziſchen Gendarmen.
Landau, 27. Februar.
Ein Antrag auf Haftentlaſſung der beiden verhafteten
Gen=
darmen von Winden und Steinfeld iſt abgelehnt worden, obwohl
für den Gendarm Ullrich aus Steinfeld ein ärztliches Atteſt über
ein ſchweres Herzleiden vorgelegt worden war. Den Frauen der
beiden Gendarmen wurde der Zutritt verweigert, trotz der
ur=
ſprünglichen Zuſage, daß den Verhafteten alle Erleichterung
ge=
währt werden würde.
Spaniſche Wirtſchaftspolitik.
Von unſerem ſtändigen Berichterſtatter.
v.U. St. Madrid, im Februar 1927.
Die wirtſchaftliche Entwicklung in Spanien ſteht im Zeichen
einer Interventionspolitik des Staates, die, wenngleich ſie ſchon
ſeit Jahren in verſchiedenen Zweigen des Wirtſchaftslebens
an=
gewandt wurde, doch in der letzten Zeit einen Umfang erreicht
hat, der alles Bisherige weit hinter ſich läßt. Das
Hauptinſtru=
ment der Wirtſchaftspolitik der ſpaniſchen Diktatur iſt der „
Con=
ſejode la Economia Nacional”, trotz des
gleichlauten=
den Namens nicht wie der Reichswirtſchaftsrat ein Parlament
der Wirtſchaft, ſondern ein — allerdings recht umfangreiches und
mit einem großen Beamtenſtab arbeitendes — Selretariat des
Miniſterpräſidenten, das den Abſchluß von Handelsverträgen, den
„Schutz der Produktion und des nationalen Reichtums” und die
Wirtſchaftsſtatiſtik zur Aufgabe hat. Im Rahmen dieſes
Wirt=
ſchaftsrates iſt nun durch Dekrete ein „Komitee für die
Regulie=
rung der induſtriellen Produktion”, geſchaffen worden, deſſen
Zweck und Befugniſſe den Gipfel diktatoriſcher Bevormundung
und Einmiſchung in die Wirtſchaft bedeuten und deſſen Tätigkeit
mit ſozialiſierter Wirtſchaftspolitik in vieler
Hin=
ſicht verzweifelte Aehnlichkeit hat.
Die erwähnten Maßnahmen haben im letzten Jahre
verſchie=
dentlich Vorläufer gehabt, z. B. Verbote der Gründung von
Fa=
brilen zur Herſtellung von Alkohol für induſtrielle Zwecke, von
Webwaren, Mehl uſw. oder Beſchränkungen im Weinbau; das
Entſcheidende eines neuen Geſetzes iſt jedoch die Tatſache, daß,
was früher nur eine vereinzelte (und vielleicht verfehlte)
Maß=
nahme war, jetzt zum Grundprinzip der Wirtſchaftspolitik
er=
hoben wird. Die genannten Dekrete enthalten nichts Geringeres
als das uneingeſchränkte Verbot der Gründung neuer
Induſtrien und der Erweiterung oder Verpflanzung ſchon
beſtehender ohne Genehmigung des Regulierungskomitees. Es
handelt ſich mehr oder weniger um die ganze Induſtrie. Handel
und Transportweſen werden zwar nicht davon betroffen, doch iſt die
Ausdehnung der Befugniſſe des Komitees auf die Landwirtſchaft
vorgeſehen. Ferner können bisher dem Geſetze noch nicht
unter=
worfene Induſtrien auf Verlangen von Intereſſenten und auf
Vorſchläge des Wirtſchaftsrates mit eingeſchloſſen werden.
Das Regulierungskomitee beſteht ohne Ausnahme aus hohen
Beamten des Wirtſchaftsrates und verſchiedener Miniſterien. Ein
Umſtand, der von vornherein nicht für ſeine wirtſchaftliche
Kom=
petenz ſpricht. Seine Entſcheidungen werden auf Grund einer
Verbrauchs= und Produktionsſtatiſtik gefällt, deren Bearbeitung
gleichfalls dem Komitee zufällt und deren rechtzeitige
Fertigſtel=
lung für die Wirtſchaft ſehr ſegensreich ſein würde, aber
vor=
läufig noch ein frommer Wunſch iſt.
Die fraglichen Dekrete ſind die Fortſetzung der bisherigen
nationaliſtiſchen Wirtſchaftspolitik Spaniens nach dem Kriege,
gekennzeichnet vor allem durch eine Hochſchutzzollpolitik, ferner
durch Maßnahmen zur Förderung des Ausfuhrhandels (u. a.
durch langfriſtige Kredite), eine Handelsvertragspolitik, deren
Durchführung im Auslande genügend bekannt iſt, weiter vor
allem durch Induſtrieſubventionen und ſonſtige
Förderungs=
maßnahmen, wie z. B. der auf eine Reihe von Untervehmungen
ausgeübte Zwang zur Abnahme der einheimiſchen Kohle (die
wegen ihrer Minderwertigkeit und wegen ihres hohen Preiſes
wenig geſchätzt wird), um die mißliche Lage der Kohleninduſtrie
zu beſſern; Steuererleichterungen für neue Induſtrien uſw. Es
iſt verſtändlich, daß gewiſſe Induſtriekreiſe Maßnahmen wie das
Regulierungsdekret begrüßen und an deren Ausbau lebhaft
in=
tereſſiert ſind, denn auf dieſe Weiſe wird eine läſtige
Konkur=
renz ausgeſchaltet, die vielleicht mit modernen
Produktionsmetho=
den billiger liefern und ſo die unter dem Schutz der
Prohibitiv=
zölle und dem Protektionismus des Staates mühelos erzielten
Gewinne illuſoriſch machen könnte. Andere Kreiſe ſetzen jedoch
den neuen Geſetzen den größten Widerſtand entgegen, indem ſie
mit Recht anführen, daß dieſes Bevormundungsfyſtem der
indu=
ſtriellen Endwicklung Spaniens viel mehr Schaden als Vorteile
bringen würde. Unter den zu befürchtenden ſchädlichen Folgen
iſt z. B. die Möglichkeit, daß Schmarotzerinduſtrien groß gezogem
werden; daß ferner durch das Verbot der Gründung neuer
Unter=
nehmungen die beſtehenden geradezu ein Monopol erhalten und
dieſes auf Koſten der Allgemeinheit und zum Schaden des
indu=
ſtriellen Fortſchrittes nach Kräften ausnützen.
Die Diktatur ſcheint jedenfalls entſchloſſen, trotz verſchiedener
Proteſte ihre Politik mit Energie fortzuſetzen. Von
Regierungs=
ſeite wurde neulich das Regulierungsdekret damit begründet,
daß die ſpaniſche Induſtrie im Verhältnis zu den großen
Indu=
ſtrien des Auslandes noch ſo jung und ſo ſchwach entwickelt ſei,
daß ſelbſt der ſtarke Zollſchutz für ihre erfolgreiche
Weiterentwick=
lung nicht genüge und daher auch im Innern entſprechende
Maß=
regeln zur Verhinderung von Störungen und Kriſen notwendig
ſeien. So ſei vor allem eine übermäßige Ausdehnung einzelner
Induſtrien zu verhüten, eine Aufgabe, die eben das Komitee für
die Regulierung der induſtriellen Produktion leiſten ſolle.
Folge=
richtig iſt jedenfalls die Politik der Regierung inſoweit, als ſie
ſich unter den augenblicklichen Verhältniſſen, unter welchen die
Induſtrie ſich nach Kräften von dem Staate unter die Arme
greifen läßt und deſſen Bereitwilligkeit in jeder Weiſe
auszu=
nutzen ſucht, gegen verfehlte Unternehmungen ſchützen will. Wie
geſagt, ſtehen jedoch weite Kreiſe dem eingeſchlagenen Wege eines
kraſſen Interventionismus mit einem ausgedehnten
bürokrati=
ſchen Apparat mit dem größten Mißtrauen gegenüber. Es iſt
auch zu befürchten, daß die Bürokratiſierung immer weiter
ge=
trieben wird und ſchließlich in eine unerträgliche
Bexrwun=
dung der geſamten Produktionstätigkeit ausartet. Priwo de
Rivera hat neulich behauptet, eine übertrislene
Futerventions=
politik ſei gewiß kein Ideal ſozialer und politiſcher Organiſation,
aber es ſei Tatſache, daß alle Nationen infolge des herrſchenden
wirtſchaftlichen Protektionismus zur Anwendung dieſer Politik
übergegangen ſeien, weshalb Spanien nichts anderes übrig
bleibe, als ein gleiches zu tun, wenn es nicht hinter den anderen
zurückbleiben und überflügelt werden wolle. Jedenfalls ſcheint
ſicher, daß mit einer weſentlichen Aenderung in der ſpaniſchen
Wirtſchaftspolitik vorläufig nicht gerechnet werden kann, auch
nicht bei einem etwaigen Wechſel der Regierungsform, da ſich
der Einfluß mächtiger Intereſſentengruppen zweifellos ſtärker
Seite 2
erweiſen wird als die Auffaſſungen der jeweils am Ruder
be=
findlichen Perſönlichkeiten. Die Wirtſchaftspolitik der Diktatur
iſt eine konſequente Fortſetzung der Politik der vorangehenden
parlamentariſchen Regierungen. Immerhin iſt es möglich, daß
die zurzeit in Kraft befindlichen, außerordentlich einſchneidenden
interventioniſtiſchen Maßnahmen unter dem Druck eines Teiles
der davon betroffenen Induſtriekreiſe eine erhebliche
Ab=
ſchwächung erhalten.
Es verſteht ſich von ſelbſt, daß das Ausland, ſich auf die
be=
ſtehenden Handelsverträge ſtützend, ſich gegen
Aus=
wüchſe der Protektionspolitik auflehnt und namentlich gegen
Zu=
ſchlagszölle oder offenbare Zollſchikanen Proteſt einlegt. Aber
die Proteſte Englands, Frankreichs, Deutſchlands uſw. haben
bisher wenig praktiſchen Erfolg gehabt. Spanien beharrt auf
ſeinem Standpunkt und iſt nur unter ſchwerem Druck zu mehr
oder weniger geringfügigen Zugeſtändniſſen bereit.
Die franzöſiſch=ſpaniſchen Tangerverhandlungen.
Mcbrid, D7. Februar.
Nach Schluß des geſtern abend abgehaltenen Kainettsrates erklärte
Primo de Rivera: Die franzöſiſche Antwort auf das ſpaniſche
Memo=
randum über Tanger ſtellt eine ſehr herzliche und ſehr verbindliche
Widerlegung dar, die mit den Worten ſchließt, daß Frankreich im
Ge=
danken an die Zuſammenarbeit mit Spanien die ſpaniſche Forderung
mit dem größten Wohlwollen geprüft habe. Primo de Rivera fügte
hinzu: Wir werden für unſere Antwort zwei Tage Zeit nötig haben
Die Verhandlungen werden ihren normalen Fortgang nehmen, der
in=
deſſen, wie wir es vermuteten, langſam ſein wird.
Die innere und auswärtige Lage Griechenlands.
EP. Athen, 27. Februar.
Miniſterpräſident Zaimis gab dem Athener Korreſpondenten
ber Europapreß Aufſchluß über die innere und auswärtige
Poli=
tik Griechenlands, wobei er erklärte: Mir iſt die Frage vorgelegt
worden, welche Reſultate bisher die augenblickliche griechiſche
Regierung zu verzeichnen hat. Meiner Meinung nach genügen
zur Beantwortung zwei ſpezielle Hinweiſe: die Wellen politiſcher
Leidenſchaften in Griechenland haben ſich beruhigt und die
natio=
nale Einheit iſt wieder hergeſtellt. Dieſe beiden Punkte ſind
Richtpunkte der gegenwärtigen Regierung, die ihre geſamten
politiſchen Handlungen auf dieſe beiden Ziele eingeſtellt hat. Die
Parteien tragen dazu bei, dieſes Reſultat auch weiterhin zur
Baſis der griechiſchen Politik werden zu laſſen und helfen damit
die Wunden heilen, an denen Griechenland leidet. Der
deut=
lichſte Beweis iſt das kürzlich gegebene Vertrauensvotum der
Kammer, die hiermit ſich völlig hinter die Regierung ſtellt. Die
Unſtimmigkeiten, die in gewiſſen höheren Stellen des Landheeres
und der Streitkräfte vorhanden ſind, werden in Kürze durch
Maßnahmen der Regierung verſchwinden. — Im Augenblick
be=
ſchäftigt ſich die griechiſche Regierung mit der Finanzlage des
Landes und daran anſchließend mit dem Budget. Die
Ver=
ſchwendungsſucht und das Vergeuden der Staatsgelder ſeitens
revolutionärer Kabinette haben ein derartiges Defizit im
Bud=
get 1926/27 ergeben, daß die augenblickliche Regierung die
aller=
größten Anſtrengungen aufbieten muß, um neue
Einnahme=
quellen zu ſchaffen, die die Fehlbeträge decken. In der
Erledi=
gung dieſer Frage hat der Miniſterrat Herrn Cafandaris
weiteſt=
gehenden Spielraum gelaſſen. Ich bin ſicher, daß wir dieſe
Schwierigkeiten beheben, da der griechiſche Staat ſeine
wirtſchaft=
lichen Quellen noch nicht ausgebaut hat und da ſein Volk tätig
und arbeitsfreudig iſt. Ich glaube beſtimmt, daß es uns
mög=
lich ſein wird, nicht nur für die Flüichtlingsanleihe die
notwen=
digen finanziellen Mittel zu finden, ſondern auch die
Staats=
defizite und die Flottenſchuld zu decken. Vor allem hoffen wir
von Amerika wie von England entſprechende Beihilfen zu
er=
langen. In beiden Ländern gibt es zahlreiche Griechenfreunde,
denen ich mein perſönliches Wort vert fändet habe, daß
Griechen=
land die ihm gewährten Anleihen bis zum letzten Lepta
pünkt=
lich zurückzahlen wird. — Was die auswärtige Politik der
Re=
gierung betrifft, ſo bewegt ſie ſich ſtreng in den Bahnen
auf=
richtigſten Pazifismus, da Griechenland nur unter der Sonne
des Friedens ſeine friedfertige Entwicklung fortſetzen kann.
Dieſer Grund veranlaßte uns, die Ausgaben für das griechiſche
Heer auf ein Mindeſtmaß zu bringen. — Wie Sie ſehen, bin ich
Optimiſt. Aber ich bin ſicher, daß die Richtigkeit meines
Opti=
mismus Taten beweiſen werden.
* Die geplante Ausgrabung
von Herkulaneum.
Die italieniſche Regierung will das ſeit zwei
Jahrtauſen=
den verſchüttete Herkulaneum wieder erſchließen. Dieſe Nachricht
hat in der ganzen Welt großes Aufſehen erregt und ruft bei
Gelehrten, Künſtlern und Freunden der Antike große
Erwar=
tungen hervor. — Aber werden die tatſächlichen Ergebniſſe der
großzügig geplanten Ausgrabungen ſchließlich nicht doch weit
hinter allen Erwartungen zurückbleiben, wie wir es ſchon bei
ähnlichen Unternehmungen erlebt haben?
Auf dieſe Frage iſt nach der zweihundertjährigen
Vorge=
ſchichte des von Pfarrer Majuri der italieniſchen Regierung
gemachten Plans eine ganz beſtimmte Antwort zu geben. Wer
ſich der geringen Bedeutung, die Herkulaneum im Altertum
hatte, bewußt iſt, wird dennoch von dem, was die nächſten
Jahrzehnte — denn jahrzehntelange Arbeit ſetzt die Durchführung
von Ma uris Projekt voraus — von dieſer Stadt wieder zutage
fördern werden, eher überraſcht als enttäuſcht ſein können.
Her=
kulaneum war eine beſcheidene Provinzſtadt, von Oskern, dem
Stammvolke jener Gegenden, Etruskern und Samniten bewohnt,
und konnte ſich an Größe und Bedeutung mit ſeinen
Nachbar=
ſtädten Cumae, Neapolis, Stabige und ſelbſt nicht mit Pompeji
vergleichen, geſchweige denn mit Rom, Athen, Pergamon,
Alerandria und Milet oder den großen Kultſtätten Olympia und
Delphi. Die großzügigen Anlagen, die uns durch die
archäolo=
giſche Forſchung von dieſen Stätten bekannt ſind, dürfen wir
deshalb in Herkulaneum nicht erwarten, dafür aber eine
Voll=
ſtändigkeit und Unverſehrtheit wie bei keiner
an=
deren antiken Stadt. Von allen Städten des Altertums iſt
Her=
kukaneum von der Natur ſelbſt am beſten konſerviert worden.
Die Verhältniſſe liegen hier noch um vieles günſtiger als
bei dem nahen Pompeji, das im 1. nachchriſtlichen
Jahr=
hundert das gleche Schickſal ereilte. Im Jahre 63 n. Chr.
wurden beide Städte durch ein Erdbeben teilweiſe zerſtört und
ſechszehn Jahre darauf verſchüttet.
Die Kataſtrophe des Jahres 79 n. Chr. kennen wir genau
durch die Schilderung eines Augenzeugen, des jüngeren Plinius.
Eine gewaltige Wolke vulkaniſcher Aſche wurde vom
Nordweſt=
wind gegen Pompeji getrieben und legte ſich mit den als ſtarke
Regengüſſe niederſtürzenden eruptiven Waſſerdämpfen vermiſcht
als dickflüſſiger Tuffſchlamm über die nach dem erſten Erdbeben
kaum erſt wieder erſtandene Stadt, ſie bis zur Höhe des erſten
Montag, den 28. Februar 1927
Nummer 59
Das deutſche Poſiweſen.
Die Finanzlage der Reichspoff geſpannt aber geſund.
Berlin, 27. Februar.
Am 25. und 26. Februar hat der Verwaltungsrat der
Deutſchen Reichspoſt den Voranſchlag der Deutſchen Reichspoſt
für das Rechnungsjahr 1927 beraten. Reichspoſtminiſter Dr.
Schätzl führte u. a. aus: Das letzte Jahr war für die Reichspoſt
ſchwer. Erſt etwa von Oktober ab machte ſich als Auswirkung
der allgemeinen Wirtſchaftsbeſſerung eine langſame, aber doch
anhaltende Aufwärtsbewegung der Poſtwirtſchaft bemerkbar. Die
Reichspoſt iſt auch im vorigen Jahr ein gutes Stück vorwärts
gekommen. Beinahe auf allen Gebieten ſind Fortſchritte zu
ver=
zeichnen. Durch Verabſchiedung der neuen Fernſprechordnung
wurde eine Grundlage dafür geſchaffen, daß die Deutſche
Reichs=
poſt auf einem der wichtigſten Gebiete ihrer Einnahmepolitik
wieder feſteren Boden gewonnen hat. Durch Begrenzung der
Rücklage war es möglich, noch nachträglich für 1925 einen
Ueber=
ſchuß an das Reich abzuliefern. Die gegenwärtige Finanzlage
der Deutſchen Reichspoſt kann als geſpannt, aber als geſund
be=
zeichnet werden. Beim Voranſchlag der Einnahmen für 1927
ſind die Betriebsausgaben bis zur unterſten Grenze der
Ver=
tretbarkeit geſenkt worden. Die Betriebseinnahmen decken die
Betriebsausgaben, einſchließlich der vorgeſehenen Ablieferung an
das Reich von 70 Millionen. Aus dem Betriebe werden nur
rund 17 Millionen RM. für Anlagezwecke geſchöpft. Der
Reichs=
poſtminiſter hält es ebenſo wie ſein Vorgänger für ſeine Pflicht,
dem Reich ſo viel wie möglich an Ueberſchuß zu geben.
Theſau=
rierungspolitik will die Deutſche Reichspoſt nicht treiben. Im
Jahre 1926 wurden etwa 138 Millionen RM. Betriebseinnahmen
für Anlageausgaben vorgeſehen. Tatſächlich wird infolge des
Einnahmeausfalls dafür erheblich weniger übrig bleiben. Da
1927 die Betriebseinnahmen nur zu einem ganz kleinen Teil als
Anlageausgaben Verwendung finden, muß zur Schaffung der
erforderlichen Anlagen eine Anleihe größeren Stils für das
Jahr 1927 aufgenommen werden. Sie ſoll ſich auf 300 Millionen
Reichsmark belaufen. Die Einzelheiten werden ſeinerzeit mit
dem Verwaltungsrat erörtert werden. Nach eingehender
Prü=
fung aller Einnahme= und Ausgabepoſten wurde der Vorſchlag
für 1927 angenommen.
Das neue Strafgeſetzbuch.
* Berlin, 27. Februar. (Priv.=Tel.)
Dem Reichsrat iſt vor einiger Zeit der Entwurf des neuen
Strafgeſetzbuches zugegangen, das nicht nur für das Deutſche
Reich, ſondern auch für den öſterreich’ſchen Bruderſtaat gelten
ſoll. Intereſſant iſt vor allem die Abweichung vom geltenden
Strafrecht in vier Hauptpunkten: Es ſoll 1. die Perſönlichkeit
des Täters in den Vordergrund rücken; 2. wird das freie
richter=
liche Ermeſſen ganz bedeutend erweitert; 3. werden ſtärkere
Sicherheiten der Geſellſchaft gegen die Gewohnheitsverbrecher
geſchaffen und 4. ſieht das neue Strafgeſetzbuch neben der Strafe
Maßnahmen zur Beſſerung und Sicherung vor. Während das
gegenwärtige Strafrecht für eine Straftat verſchiedene Arten
vorſieht (z. B. ſieben verſchiedene Arten der Brandſtiftung),
be=
ſtimmt das neue Strafgeſetzbuch in einem einzigen Paragraphen
Zuchthaus als Strafe für Brandſtiftung und läßt alle einzelnen
Strafmaße fort. Ebenſo fehlt die Feſtſetzung der
Geldſtrafen=
höhe. Allgemein zugelaſſen ſind mildernde Umſtände. Bei jedem
Vergehen kann der Richter bis zu 3 Mark Geldſtrafe
herunter=
gehen, bei jedem Verbrechen, auch bei Mord, bis zu drei
Mo=
naten Gefängnis. Außerdem enthält der Entwurf eine
Beſtim=
mung, daß bei leichten Fällen der Richter von Strafe ganz
ab=
ſehen kann. In der Behandlung der Gewohnheitsverbrecher
wird beſtimmt, daß nach zwei erheblichen Vorſtrafen beim dritten
Male Straferhöhung und beſondere Sicherungsmaßnahmen
platzgreifen. Das Strafenſyſtem weicht von dem geltenden Recht
wenig ab. Beſonders berückſichtigt ſind auch Wahldelikte.
Wirt=
ſchaftlicher Verruf vor und nach der Wahl ſoll unter Strafe
ge=
ſtellt werden. Für Femeorganiſationen iſt ebenfalls eine
Straf=
beſtimmung eingefügt. Am 4. März werden die Chefs der
Juſtizverwaltungen der Länder zuſammentreten, um noch einmal
alle ſtrittigen Punkte durchzuſprechen. Namentlich will man mit
einer ganzen Reihe von Anträgen aufwarten. Auch die übrigen
Länder werden hier und da Abänderungen verlangen.
Um die Reform des Preſſerechts.
* Berlin, 27. Februar. (Priv.=Tel.)
Reichskanzler Marx äußerte ſich vor Preſſefachleuten über die
Reform des Preſſerechts, das ja bekantlich von jeher zu den
um=
ſtrittenſten Rechtsfragen gehört. Der Kanzler betonte die Pflicht
der Preſſe zur unerſchrockenen Kritik im öffentlichen Intereſſe.
Hierzu iſt die Preſſe natürlich nur in der Lage, wenn ein
moder=
nes Preſſerecht die Erfüllung dieſer Aufgabe möglich macht. Das
bisherige Preſſerecht genügt keineswegs und iſt daher ſtändiger
Kritik unterworfen. Der neue Strafgeſetzbuchentwurf, der ger
wärtig dem Reichsrat vorliegt, enthält verſchiedene
Beſtimrr=
gen, die für das Preſſerecht von größter Bedeutung ſind. S
gehört, wie der Kauzler feſtſtellte, die Verbeſſerung des
ER=
ſchutzes und damit die Regelung der für die Preſſe ſo arin
ordentlich wichtigen Frage der Wahrnehmung berechtigter
tereſſen. Gerade dieſes Problem iſt ſeit Jahrzehnten a.
ordentlich heftig umſtritten worden. Im allgemeinen hat
der Preſſe aber nicht zuerkannt, daß ſie in Wahrnehmung
bru=
tigter Intereſſen handele. Der Kanzler erklärte hierzu, daßß
Recht, öffentliche Intereſſen wahrzunehmen, unſerer Tages.”
nicht länger vorenthalten werden könne. Die eigentliche W
rechtsreform hat, wie der Kanzler feſtſtellte, noch keineswegs
Formen angenommien, ſondern befinde ſich noch im Stadium=
Vorbereitung. Das Inſtitut für Internationales Oeffenmi
Recht an der Berliner Univerſität wird ſich mit der Zuſanrn
ſtellung des Preſſerechts ſämtlicher Kulturſtaaten beſchäffu
und die in anderen Ländern geſammelten Erfahrungen au=
Gebiet des Preſſerechts ſeinen Unterſuchungen nutzbar mo
* Zentrum und Bayeriſche Volkspartei:
Zwiſchen dem Zentrum und der Bayeriſchen Volkssd
ſchweben neuerdings wieder Verhandlungen, um zunächſ
Arbeitsgemeinſchaft herzuſtellen. Die beiden Parteien bi.d
ja früher eine Einheit. Erſt in Weimar haben ſich die Bu
ſelbſtändig gemacht und als beſondere Fraktion vom Zem
ſich abgetrennt, hauptſächlich weil ihnen die enge Verbin
des Zentrums mit den Sozialdemokraten untragbar wan
beiden Parteien haben ſich dann immer weiter ausein a,
geeinigt. Die Gegenſätze waren zuletzt ſo ſcharf gewiu
daß bei den letzten Wahlen das Zentrum in der Pfalz und
bayeriſchen Wahlkreiſen eigene Kandidatenliſten aufſtellte. 2,
dem iſt immer wieder eine Verbindung verſucht worderlß
jetzt Ausſicht auf Erfolg hat, nachdem das Zentrum dei
ziehungen zu den Sozialdemokraten abgebrochen hat u nn
Reich eine Koalition eingegangen iſt, die den bayeriſchen
B=
ſchen entſpricht. Auf der letzten Landesvorſtandsverſamang
der Bayeriſchen Volkspartei hat denn auch der Vorſitzende, Leicht, Vollmacht bekommen, Verhandlungen mim
Ziel einer Arbeitsgemeinſchaft zu beginnen und auch di=en
trumsfraktion hat neuerdings ihre Zuſtimmung zu ſolchenn
handlungen gegeben. Sachlich würden gegenwärtig wehiſt
ſehr geringen Gegenſätze leicht ausgeglichen ſein. Größan
die perſönlichen Schwierigkeiten, die es zu überwinden gil ti
wird aber doch damit rechnen können, daß in abſehbarer Zeiſe
Arbeitsgemeinſchaft zuſtandekommt, die der erſte Schritt ariſen
Wege zum vollſtändigen Zuſammenſchluß der beiden Paxy
wäre.
Die ruſſiſche Antwortnote an England
w. Moskau, 27. FeEr,
In der Antwortnote der Sowjetregierung wird u. L.u9
geführt, die Sowjetregierung habe wiederholt auf engliſ 95e
ſchwerden einen Hinweis auf etwaige konkrete Fälle pmaſt,
Dem ſei die britiſche Regierung jedoch nicht nachgekommanva/s
eine Verletzung der 1923 eingegangenen Verpflichtunge onſſd
Curzons ſei. Die jüngſte britiſche Note zähle lediglich ein Wiühlſe
von Aeußerungen ſowjetruſſiſcher Staatsmänner auf. E
eine willkür’che Erweiterung der beſtehenden Vereinba:ℳ ſilie
auch auf münd iche oder in der Preſſe veröffentlichte Aeuß rzelin
der Sowjetunion ausdehnen zu wollen. Weder in der 2pſtt
preſſe noch in ſonſtigen ruſſiſchen Aeußerungen ſei etwas zu
den, was etwa den ſcharfen Ausfällen der konſervativen
rung gegen die Sowjetregierung gleiche. Als antibritiſche 7
ganda könne nicht aufgefaßt werden die Analyſe urdsüſnt
ſchätzung der Außenpolitik der britiſchen Regierung ſoweriſm
zipielle Ausführungen von ruſſiſchen Parteiführern über Aun
abwendbarkeit der Weltrevolution und über die Bedeutu dſte
national=revolutionären Bewegung im Oſten. Die wiſoſch
Regierung weiche bewußt von den allgemein üblichen innniſſo
nalen Normen und Gepflogenheiten und ſelbſt den elemerſtſen
Anſtandsregeln ab; ſie erlaube ſich, mit der Sowjetrig uſſg
den Ton einer Drohung in einem Ultimatum zu reden w Mie
Verfaſſung der Sowjetunion zu ignorieren, indem ſie inhiſen
Noten hartnäckige Verſuche mache, Parteiorganiſationenvdſer
ſelbſt internationale Inſtitutionen an die Stelle der fmellſſen
Regierung der Sowjetunion zu ſetzen. Sie habe ſich fern üngen 70Conf
unerhörten und präzedensloſen Ton gegenüber Tſchiterfin /
erlaubt. — Die Sowjetregierung bekräftigt zum Schluß /eEr
klärung Kraſſins über die Erwünſchtheit der
Behebunzännt=
licher Differenzen und der Herſtellung vollkommen roalllek
Beziehungen und erklärt, ſie werde ein Entgegenkomrre ſyer 1
britiſchen Regierung auf dem Wege zum Frieden aufrig,
be=
grüßen.
Stockwerks eindeckend. Nach dem Unglück kehrten die wenigen,
die ſich retten konnten — man hat die Zahl der Todesopfer auf
2000 berechnet — und mit ihnen allerlei Raubgeſindel in die
Stadt zurück. Alle Koſtbarkeiten, deren man bei einigem
Gra=
ben im Tuff leicht habhaft werden konnte, wurden forvgeſchleppt.
So kennen wir in Pompeji kaum ein Haus, das nicht nach der
Verſchüttung beſucht und beraubt wurde. Daraus erklärt ſich
auch, daß bei den ſeit 1860 ſyſtematiſch betriebenen
Ausgrabun=
gen nur ſehr ſelten Bildwerke gefunden wurden.
Ganz weſentlich günſtiger liegen die Umſtände in
Herku=
laneum. An den Hängen des Veſuv gegen den Golf gelegen,
wurde es unter einem rieſigen, den Berg ſich hinabwälzenden
Strom dickflüſſigen Tuffſchlamms langſam und ſanft begraben.
Bei ſpäteren Ausbrüchen legten ſich neue Tuffſchichten darüber,
ſo daß Herkulaneum faſt unverſehrt, jedenfalls unberaubt in der
Tiefe ruht — ſo, wie es von den ohne Hab und Gut flüchtenden
Bewohnern verlaſſen wurde. Neue Siedlungen, wie das heutige
Portici und Reſina erſtanden; unbekümmert darum, daß da
unten in einer Tiefe von 12—30 Metern eine ganze Stadt
be=
graben liegt, leben ſeit Jahrhunderten die Menſchen an dieſem
von der Natur ebenſo geſegneten wie ſchwer geprüften
Küſten=
ſtrich ihrem Geſchäft und ihrer Luſt.
Bei Anlage eines Brunnens (zwiſchen 1706 und 1713) ſtieß
man in einer Tiefe von 27 Metern auf den Grund des
herku=
laneiſchen Theaters und barg jene ſchönen Frauenſtatuen
die (als die große und kleine Herkulanerin bekannt) jetzt in der
Dresdner Skulpturenſammlung verwahrt werden. Die ſpäteren,
von der neapolitaniſchen Regierung veranlaßten Ausgrabungen
(1738—1766) erregten in der damaligen gelehrten Welt Europas
größtes Aufſehen. Kein geringerer als Winckelmann hat
über ſie begeiſtert berichtet. Das wichtigſte Ereignis war die
Auf=
deckung der ſogenannten Villa dei Papiri, in der die
Bibliothek ihres für die epikuräiſche Philoſophie intereſſierten
Beſitzers und an die hundert Statuen und Büſten in Marmor
und Bronze zum Vorſchein kamen. Die nach wohlerhaltenen
Wandmalereien, die Formſchönheit des Hausgeräts überſtiegen
bei weitem alle Erwartungen. Aber ſo ſehr auch die Funde zu
weiteren und umfaſſenderen Ausgrabungen verlocken mochten:
die Schuttdecke war zu dicht, die Schätze lagen zu tief. Die
Aus=
grabungen wurden 1766 eingeſtellt. In der napoleoniſchen Zeit
erwachte das Intereſſe an den verſchütteten Veſuvſtädten von
neuem, aber an Herkuleanums Stelle war jetzt Pompeji getreten,
auf deſſen Trümmer man 1748 durch einen Zufall geſtoßen war.
So liegt Herkulaneum noch heute in der Tiefe verborgen.
Wer je die herrlichen Marmorſtatuen in Dresden, di mku
laniſchen Bronzen mit ihrer zarten Patina im Neapler. Nedam
geſehen, der wird die Bedeutung der jetzt geplanten Auszpuſng
und die daran ſich knüpfenden Erwartungen begreifen. i
ſolcher Vollkommenheit ſind noch kaum an andern
Ortensiſad=
werke in Erz oder Stein ihren Gräbern wiederentſtiegerAlber
nicht nur Statuen dürfen wir in ſolch guter Erhaltung e AuEm
ſondern auch Gemälde, Möbel, Hausgerät, ja eine ganz 40lol.
Winckelmann erkannte erſt vor den herkulaniſchen BMſte
nachbildungen, wie unvollkommen römiſche Kopiſten gwiſſiche
Erzſtatuen in Marmor überſetzten. Wir empfinden auuhſeſüne
noch vor ihnen die Nähe des griechiſchen Originals ſtän
ſal=
vor den Marmorkopien, obwohl uns doch die Kluft naſen
griechiſchem Original und römiſcher Nachbildung ſo veoßme
licher vor Augen ſteht. Wir bilden heute unſere Anſchauu Voon
griechiſcher Kunſt vor Originalen, die zu Winkelmannseſiſen
noch unter der Erde wuhten: vor dem delphiſchen Wagetwſen
dem teneatiſchen Apoll der Münchner Glyptothek oder elpme
nenden Göttin im Berliner Muſeum.
Mit dem Entſchluß zur Freilegung Herkulaneums / die
italieniſche Regierung ein Verſprechen eingelöſt, das ſ Ncd
dem amerikaniſchen Archäologen Charles Waldſte hiad
der mit unermüdlichem Eifer jahrelang an dem Zuſtand ſamſe”
einer internationalen Organiſation zur Ausgrabung Eln ac
neums gearbeitet hat. Sie erklärte damals, ſie wolle, 9Mad
ungenügenden Verſuchen — die letzten noch unter Kön F/chad=
Emmanuel II. — 1875 vollkommen aufgegebenen Ausg cſlbe
arbeiten aus eigner Kraft vollenden. — Kann auch irM79e
meinen die Welt den römiſchen Diktator nicht für ein eur.00 we=
Glück anſehen, die Archäologen und Kunſtfreunde werd nie cie
dagegen einzuwenden haben, wenn Muſſolini auch A. bN”
Felde der Altertumsforſchung Lorbeerkränze zu gewinrn Ace
Bei dem Plan Maiuris handelt es ſich nicht 1.
ſd=
völlige Freilegung Herkulaneums, wie ſie früher ſchon 90h
der ungeheuren Koſten wegen aber immer wieder auweerh.
wurde, ſondern um eine Erſchließung durch Schächte 1 TND
dieſen aus getriebenen Stollen. Man hofft, ſo das Wiwſct.
führen zu können, ohne die modernen Anſiedlungen zu g.ſ
Die Feſtigkeit der Tuffe wird wohl koſtſpielige Stützung seEſ.
nicht erforderlich machen, andererſeits aber der moderrus.
grabungstechnik auch nicht ein unüberwindliches Hindc‟
reiten wie noch vor fünfzig Jahren. Wenn alles nach
gelingt, werden wir in abſehbarer Zeit in nächſter Nähc?.
eine unterirdiſche Stadt bei elektriſcher Beleuch”
ſichtigen können!
Uafch
[ ← ][ ][ → ]ſtummer 59
Montag, den 28. Februar 1927
Seite 3
Bedeutung und Umfang des Verſorgungsweſens.
Aus der Landeshauptſiadt.
uns wird geſchrieben: Die breite Oeffentlichkeit iſt noch vielfach
Darmſtadt, 28. Februar.
Heffiſches Lanbestheater. Die beiden letzten Neueinſtudierungen
wper; Hindemiths „Cardillac” und Adams „König für
un Tag”, können ſowohl aus ſpielplantechniſchen Gründen, da die
nie durch die notwendigen Anſtellungsgaſtſpiele belegt ſind, und
„em das Landestheater demnächſt ein Gaſtſpiel mit Beethovens
ffo” im Stadttheater in Gießen abſolviert, wie auch mit Rückſicht
ze Karnevalstage, in den nächſten Tagen nicht im Spielplan
er=
n=m. Die nächſte Aufführung des „Cardillac” iſt ſür 10. März, die
König für emen Tag” für den 9. März vorgeſehen.
ean Großen Haus wird heute abend als Vorſtellung zu ermäßigten
z—n (1—4 Mk.) die Operette „Der Vetter aus Dingsda‟
n.
„Moana, der Sohn der Südſee”, der neue Kulturfilm
ira, der ab Mittwoch, 2. März, in täglich zwei Vorführungen, um
„. 8 Uhr, im Kleinen Haus läuft, bringt zum erſten Male die
bisher nur aus Beſchreibungen gekannte Südſeewelt mit der
„teſiſch ſchönen Natur im Film und bietet eine Fülle anregender
ſam aus dem Kultleben einer uns ganz freunden Raſſe, die uns an
talfigenz, Mut, Kraft und Geſchicklichkeit durchaus nicht nachſteht.
ueber die Aufgaben des Gewerbemuſeums ſprach geſtern abend
fſſor Dr. Haupt vor den Mitgliedern der Frauenortsgruppe der
ſt—hen Volkspartei. Was das Landesmuſeum iſt, weiß jeder, ſo führte
Fedner in ſeinem Vortrage aus; aber über die Aufgaben des
Ge=
hmnuſeums herrſcht in weiten Kreiſen Unklarheit. Man weiß nicht,
ſe, ein öffentliches Muſeum oder nur für einen kleinen Kreis
be=
ink iſt. Die Unklarheit rührt zum Teil daher, weil es ſeine
Auf=
er gewechſelt hat. Das Muſeum iſt von dem Landesgewerbeverein
Teben gerufen worden, der in den 30er Jahren des vergangenen
ri underts gegründet wurde, in einer Zeit der Entwickelung des
werks zur Induſtrie, ſeiner Umgeſtaltung durch die Wiſſenſchaft
ſemie und Phyſik) und der Aufhebung des Zunftzwanges. Die Biblio=
/war vor dem Muſeum da. Der Landesgewerbeverein beſteht heute
o aber in ſeinen Anfängen waren die Induſtriellen, nicht die
Hand=
ie—, die treibenden Kräfte. Das iſt abzuleſen aus den Beſtänden der
ilpthek, in der zuerſt beſonders wiſſenſchaftliche Bücher für den
Ge=
ſum der Induſtriellen vertreten waren. Nach der Londoner
Weltaus=
uurg im Jahre 1851 ſah man in allen Ländern ein, daß man wohl
mſche Fortſchritte gemacht, künſtleriſch aber abgewirtſchaftet habe.
Y wurden daher allenthalben Mufeen und Kunſtgewerbeſchulen
ge=
innet und die großen Vorlagenwerke angeſchafft. Die Bibliothek des
ſvrbemuſeums ſpiegelt dieſe Entwickelung wieder, die bis zum An=
„ia dieſes Jahrhunderts gedauert hat. Die Vorlagen haben jedoch
nü genützt. Ganz ähnlich iſt es mit dem Muſeum; die erſten
Samm=
tyri ſind wiſſenſchaftlich (Materialkunde uſw.), dann drängten ſich
it riſche Fragen vor und es wurde u. a. die ausgezeichnete
Textilien=
henglung angeſchafft. Eine neue Entwickelung ſetzte hierauf ein; man
Uft Dinge, die dem Handwerker Vorbilder, namentlich in bezug auf
Seſchmack, geben ſollten. Es wurden Gegenſtände erworben, die
ylochſt Effekt machen ſollten; die Enttäuſchung blieb natürlich nicht
Im Jahre 1908 wurde eine Neuorganiſation des Muſeums durch
Kienzle muſtergültig durchgeführt. Auf die Frage, was das Muſeum
läſten hat, gab der Redner die Antwort in ſehr lehrreichen
Ausfüh=
uſen über unſer modernes Bildungsweſen, die in den Forderungen
fSten, daß vom Muſeum aus den Mängeln der vorwiegend
intellek=
ſllem Bildung unſerer Zeit entgegen gearbeitet, unſere durch
Kultur=
bil ſſe ſtumpf gewordenen Sinne geſchärft und dafür der Bildungs=
5 kunſtgewerblicher und ſelbſt einfacher handwerklicher Erzeugniſſe
att werden müſſe. In dieſem Zuſammenhang wurde gefordert, daß
12// Beichenunterricht an den Schulen in Verbindung mit dem
Gewerbe=
uwum tritt, das die Modelle liefert; aber dieſe Sache müſſe ſich von
Fälle ſM4 b” entwickeln. Trotz alles Wettbewerbs der Maſchinenarbeit blieben
mBandwerk noch dauernd Gebiete, auf denen es ſich behaupten werde;
3=Muſeum ſei dazu berufen, den Blick zu ſchärfen, für das Erkennen
3 lUnterſchiedes zwiſchen den Leiſtungen des Handwverks und der
ſakhinenarbeit. Am Schluſſe ſeines Vortrages machte Profeſſor Haupt
rruf aufmerkſam, daß Bibliothek und Leſeſaal des Muſeums viel
lasrial für Frauen enthielten, das noch ganz anders ausgenutzt werden
nite. Es wären dies Schriften aus den weiten Gebieten der
Textil=
hiten, der Handarbeiten, der Beſchäftigungsarbeiten für Kinder, der
olernen Bekleidung, der Blumenpflege, des Gartenbaues uſw. Die
uützende der Frauenortsgruppe der Deutſchen Volkspartei, Fräulein
yr, ſprach Profeſſor Haupt den Dank der Anweſenden für ſeine
feſ=
ungen Ausführungen aus.
— Orpheum. Heute Roſenmontags= Feſtvorſtellung
! Ball. Das heutige Programm weiſt eine Ausleſe beſter
kabarett=
hicher Darbietungen auf, geſtellt vom geſamten Enſemble des
Ham=
reer Operetten=Theaters, das zu dieſem Zweck von einem Gaſtſpiel
aner Nachbarſtadt hierher zurückkommt. Aus dem Programm ſind
ſſorders zu erwähnen: Bertl Fabrizi, ein Stöpſel als Humo=
At. Ch. Klee/Gretl Pirkow, Verbiegungsk
z mit den 8 Bienche Bimmbernell=Girls; Grete
hallus, die hier ſo beliebte Berliner Humoriſtin, wird mit ihren
ſtm Couplets, u. a. als Wurſt=Jule, die beliebten
Liliputa=
ei Friedl Ray, Lilli Schreiber, W. Bäſelſöder werden mit
innden Soli und Duetten das Entzücken der Beſucher erregen. Heinz
liwgenkrampf und Gretl Pirkow bringen Duette, uſw.
Ih. Als Confereneier fungiert H. Wilhelm.
Sereniſ=
ſin=ns Heinrich XXl. iſt von Wilh. Bendiner glänzend dar=
Veſchellt, desgleichen der Ordenskanzler von Charlo Klee. Mit dem
al encia=Finale (Motto: Alles is meſchugge) ſchließt die
Feſt=
vomrellug (zugleich Abſchied des Hamburger Operetten=Enſembles).
ü den um 11 Uhr beginnenden Ball ſind eine Anzahl beſonderer
riſſer Iſtigungen vorgeſehen, z. B. das Preistanzen, Krönung
„Roſenmontagskönigin und der „Ballontanz”, eine
as beſonders luſtige Angelegenheit, die wohl in Darmſtadt „och neu
heu dürfte. Ferner ſind noch für beſte Unterhaltung im Venedig=
Saſeillon (Bühne) und in der Lagunenſchenke geſorgt. Dieſe
eurderveranſtaltungen werden alle von den Künſtlern des Operetten=
Glsembles arrangiert. Alles in allem verſpricht der heutige Abend ein
ſter Stunden luſtigſter Faſchingsunterhaltung. (Siehe Anzeige.)
Statt ſeder beſonderen Miiteilung.
Unſere inniggeliebte
Ottilie Heumann
iſt heute nacht nach kurzem, ſchwerem Leiden
entſchlafen.
Darmſiadt, 27. Februar 1927.
Im Namen aller Hinterbliebenen:
Emilie Springer
geb: Königer.
Dlumenſpenden ſind nicht im Sinne der Verſtorbenen.
De Tauerfeier findet am Dienstag 411, Uhr im
Krematorlum (Waldfrledhof) ſtatt. (3048
im Unklaren über die Bedeutung und Aufgaben der
Verſorgungsdienſt=
ſtellen.
Unter „Verſorgung” wird in der Geſetzesſprache die geldliche
Ver=
ſorgung der früheren Angehörigen der deutſchen Wehrmacht und ihrer
Hinterbliebenen und die Heilfürſorge für erſtere verſtanden; dieſe
ein=
fachſte Formel bezeichnet den Umfang des Verſorgungsweſens,
aller=
dings nicht erſchöpfend. Zur Durchführung der Verſorgung hat das
Reich ſich eigene Verſorgungsdienſtſtallen geſchaffen, die im
Buſammen=
wirken mit den Verſorgungsgerichten, von den Ländern eingerichteren
Furſorgeverbänden und Trägern der Sozialverſicherung (namentlich der
Krankenkaſſen) ihre Aufgaben erfüllen. Die oberſte Leitung des
Ver=
ſorgungsweſens hat der Reichsarbeitsminiſter. Die
Verſorgungsdienſt=
ſtellen gliedern ſich in die Verwaltungsbehörden der Reichsverſorgung
(Hauptverſorgungsämter und Verſorgungsämter) und gewiſſe ſonſtige
Stellen, die, wie die Verſorgungskrankenhäuſer, Verſorgungskuranſtalten
und orthopädiſchen Verſorgugsſtellen im weſentlichen der Heilb
hand=
lung dienen. Mit den Verwaltungsbehörden der Reichsverſorgung
ver=
einigen ſich die Spruchbehörden (Verſorgungsgerichte ud
Reicks=
verſorgungsgericht zur gemeinſamen Bezeichnung „
Verſorgungsbehor=
den”; ſie ſind mit Ausnahme der Verſorgungsgerichte Reichsbehörden.
Den Verſorgungsbehörden obliegt die Durchführung des
Reichs=
verſorgungsgeſetzes vom 12. 5. 1920, des Altrentnergeſetzes vom 18. 7. 21
(das die Verſorgung der vor Beginn des Weltkrieges aus der Wehrmacht
ausgeſchiedenen Militärperſonen und ihrer Hinterbliebenen regelt) und
der früher ergangenen Militärverſorgungsgeſetze, ſie berſorgen ferner
die Empfänger von Ruhegehalt oder Uebergangsgebührniſſen der neuen
Wehrmacht, die früheren Kolonialbeamten, frühere Angehörige der
Schutzpolizei und gewiſſe andere Perſonenkreiſe. Neuerdings wirken
Beamte der Verſorgungsbehörden auch als Mitglieder in den Ausſchüſſen
und Oberausſchüſſen für Vorzugsrenten. Den weitaus größten Kreis
bilden die Kriegsbeſchädigten und Kriegshinterbliebenen, ſodann die
früheren aktiven Offiziere, Sanitätsoffiziere, Heeresbeamten uſw. mit
ihren Hinterbliebenen. Den Verwaltungsbehörden der Reichsverſorgung
kommt die Prüfung, Feſtſtellung und Befriedigung der erhobenen
An=
ſprüche zu, während die Spruchbehörden über die Rechtsmittel der
Be=
rufung ud der Rekurſe zu entſcheiden haben.
Welche Bedeutung die Hauptverſorgungsämter und
Verſorgungs=
ämter innerhalb der Reichsbehörden beſitzen, zeigt am beſten die
Tat=
ſache, daß ſie rund 1,15 Milliarden Reichsmark, d. i. ungefähr 30 v. H.
der Ausgaben des ordentlichen Reichshaushaltes für ihre Aufgaben
be=
nötigen: hierbei ſind die Verwaltungskoſten, d. i. der Aufwand für die
perſönlichen und ſächlichen Bedürfniſſe der Behörden ſelbſt mit 4,36
v. H. beſonders niedrig.
Zurzeit beſtehen im Deutſchen Reich, einſchließlich Saargebiet, 15
Hauptverſorgungsämter und 104 Verſorgungsämter. Die
Verſorgungs=
ämter ſind als ausführende Behörden grundſätzlich zuſtändig für die
Bearbeitung und Entſcheidung aller Verſorgungsangelegenheiten ſowie
zur Auskunfterteilung; ſie unterſtehen den Hauptverſorgungsämtern.
Dieſe ſind als Reichsprovinzialbehörden in der Hauptſache
Aufſichts=
behörden, die das Verſorgungsweſen für ihren Bezirk leiten und die
Gleichmäßigkeit der Geſetzesanwendung überwachen; ihnen obliegt
ferner die Eutſcheidung über Kapitalabfindung für Siedlungszwecke, die
Bewilligung von Kuren und die Vertretung des Reichsfiskus im
Spruch=
verfahren. Sie ſind dem Reichsarbeitsminiſter unmittelbar unterſtellt.
Der Bereich des Hauptverſorgungsamtes Kaſſel umfaßt die Prov.
Heſſen=Naſſau, ſowie die Länder Thüringen, Heſſen und Waldeck. Ihm
unterſtehen die Verſorgungsämter Kaſſel, Gießen, Frankfurt a. M.,
Wiesbaden, Darmſtadt, Mainz, Meiningen, Gotha, Weimar, Gera=R.,
die Verſorgungskuranſtalten Bad=Nauheim, Bad=Homburg v. d. H. und
Helſa, das Verſorgungskrankenhaus Hanau, die verſorgungsärztliche
Unterſuchungsſtelle in Kaſſel ſowie die orthopädiſchen Verſorgungsſtellen
in Kaſſel und Frankfurt a. M. und das Invalidenhaus in Karlshafen.
Nach der Zählung vom 5. Oktober 1924 beträgt die Zahl der
renten=
berechtigten Kriegsbeſchädigten 720 908, ihrer verſorgungsberechtigten
Hinterbliebenen 1 597 125; hiervon betreut das Hauptverſorgungsamt
Kaſſel 67 425 Beſchädigte und 144 111 Hinterbliebene. Dieſe Zahlen
zeigen deutlich die furchtbaren Folgen des Weltkrieges, ſie mahnen die
Allgemeinheit an die Sorge für ſeine Opfer.
80 Millionen Sparkaſſeneinlagen in Heſſen. In der Tagespreſſe
Mſtüchon wiederholt auf die günſtige Entwicklung der Spareinlagen bei
A deutſchen öffentlichen Sparkaſſen hingewieſen worden. Auch bei den
eſſ iſchen Sparkaſſen weiſen die Spareinlagen eine ſtete Zunahme auf.
elha ren am Ende des erſten Jahres nach der Inflation (1924) 13,7 Mill.
lrrk grreicht, ſo brachte das Jahr 1925 ungefähr den doppelten
Zu=
mcrhs, nämlich eine Steigerung von 26 auf 39 Millionen. Das Jahr
dé hat auch dieſe Zugangsziffer wieder übertroffen. Der Zuwachs
Herug nämlich nicht weniger als 35 Mill. Mark. Damit ſtiegen die
eingreinlagen Ende 1926 auf 74 Mill. Mark. Der erſte Monat des
Möhres 1927 ſtellt aber geradezu einen Nekord dar. Er brachte nämlich
eſchen Zuwachs von rund 5½ Mill, Mark, ſodaß Ende Januar 1927
N Summe von rd. 80 Mill. Mark erreicht wurde. Hiervon entfallen
die 4 großen ſtädtiſchen Sparkaſſen (Darmſtadt, Offenbach, Mainz,
Gams) rd. 28 Mill., auf die übrigen Sparkaſſen rd. 52 Mill. Mark.
* Narhalla=Maskenbälle.
Die große Narrhalla=Karnevals=Kampagne wurde am Samstag im
Saalbau ausgiebig ausgetragen. Zunächſt hatte ſich mittags eine ſehr
große Zahl Kleiner und Kleinſter zu dem Kindermaskenball
eingefun=
den. Hier herrſchte luſtiges, ausgelaſſenes Kindertreiben, froher
Ueber=
mut der Kleinen, die in zum Teil allerliebſten Koſtümen ſchon recht
geſchickt und graziös nach den Klängen einer fleißigen Kapelle zu tanzen
verſuchten. Auch die Eltern und Angehörigen, die ihre Kinder
beglei=
teten, hatten ihre helle Freude, als ſie ihre Kleinen bei fröhlichen
Kin=
derliedern ſich im Kreiſe drehen ſahen. Für Abwechſlung und
Unter=
haltung war beſtens geſorgt. Da war ein richtiges Kaſperle=Theater,
die Märchentante und „Brumm der Bär‟. Das Faſtnachtsfreudenfeſt
für Alt und Jung wird beſonders letzteren unauslösſchlich in
Erinne=
rung bleiben.
Abends fand der bekannte Geſellſchafts=Maskenball ſtatt.
Sämt=
liche Narren und Närrinnen kamen mit dem ernſt.n Vorfatz: „Mir freie
uns” zu dem Ball und gaben ſich auch, jedes nach ſeiner Art, die
red=
lichſte Mſihe, danach zu handeln. Die meiſten Faſtnachtsfreudigen
er=
gaben ſich der Göttin Terpſichore, andere warfen ſich anderen Göttinnen
in die Arme und ſollen ſich dabei ſehr gut amiſiert haben. Die bunte
Koſtümierung gab in dem feſtlich närriſch geſchmückten Saalbau dem
Ganzen ein farbenfrohes Gepräge. Die teils ſehr modernen Koſtüme
wichen nicht viel von denen der bereits beſprochenen Maskenbälle ab.
Im ganzen wurde es angenehm empfunden, daß der Andrang nicht
alzu groß war. Der Elferrat hatte ſich auf der farbenprächtig
deko=
rierten Hochburg der „Narrhalla” niedergelaſſen und beteiligte ſich aktiv
an allen Luſtbarkeiten des großen Maskenballes. Man vergnügte ſich
bis in die frühen Morgenſtunden; es ſollen ſogar einige ganz
unent=
wegte Karnedalsſäinger den ganzen geſtrigen Vormittag in den diverſen
Kaffees ausgiebige Nachfeiern veranſtaltet haben,
— Die engliſche Techniſche Nothilfe. Die von der Techniſchen
Not=
bilfe, Ortsgruppe Darmſtadt, veranſtaltete Februar=
Mitgliederverſamm=
lung, die der Gruppenbezirksleiter, Herr Oberinſpektor Becher,
leitete, brachte einen lehrreichen Vortrag über das Thema: „Der
Ein=
ſatz der engliſchen Techniſchen Nothilfe beim
eng=
liſchen Generalſtreik 1926‟ Der Redner, Herr Reg.=Baum.
Hilsdorf Frankfurt a. M., ſchilderte zunächſt die Urſachen des
engliſchen Generalſtreiks, um dann eingehend die ſeitens der Regierung
ergriffenen Abwehrmaßnahmen zu behandeln. Dieſe mußten ſehr
um=
faſſend ſein, da über 4½ Millionen Arbeiter ſtreikten und 700 000
frei=
willige Helfer erforderlich wurden. Die Aufgabe der Aufrechterhaltung
vor allem der lebenswichtigen Betriebe oblag der „Organisation for
the Maintenaece of Supplies” (Organiſation zur Aufrechterhaltung der
Lebensnotwendigkeiten), der engliſchen Techniſchen Nothilfe. Die
eng=
liſche Nothilfe mußte eine Rieſenzahl von gemeinnötigen Betrieben
aufrechterhalten: Nicht nur Gas=, Waſſer= Elektrizitätswerke, auch
Eiſen=
bahnen, Poſt, Automobilverkehr uſw. Ein großer Teil Helfer mußte
ſich auch als freiwillige Hilfspolizei zur Unterſtützung der öffentlichen
Gewalt betätigen. Redner erläuterte an einer hochintereſſanten
Licht=
bildſerie die Fälle der Betätigungen der Helfer Zweifellos wäre die
engliſche Wirtſchaft zuſammengebrochen ohne dieſe grandioſe
Hilfe=
leiſtung der engliſchen Nothilfe. Herr Hilsdorf zog auch intereſſante
Vergleiche zwiſchen deutſcher und engliſcher Nothilfe. In England kennt
man zum Beiſpiel nicht den der deutſchen Nothilfe gezogenen engen
Nahmen ihrer Betätigung: Nur Notſtandsarbeiten in lebenswichtigen
Betrieben. In England galt der Grundſatz, daß jedweder Betrieb ſo
umfaſſend aufrechtzuerhalten ſei, wie nur irgend angängig. Die engliſche
Nothilfe hat dagegen nur die Aufgabe der Rekrutierung der Helfer, die
Einſätze führt die Regierung durch, während die deutſche Organiſation
beides vollführen muß: Werbung der Helfer und Einſatz der
Frei=
willigen in die Betriebe. Zum Schluß ſeiner Ausführungen ſtreifte der
Redner auch die fürdere Notwendigkeit der deutſchen Techniſchen
Not=
hilfe, die er bejahte. Was in England vor Jahresfriſt geſchehen iſt,
kann morgen auch in Deutſchland Tatſache werden. Es gilt alſo, die
deutſche Organiſation auch in Zukunft einſatzbereit zu halten. In
Zu=
kunft ſollen periodiſch Mitgliederverſammlungen der Ortsgruppe
ſtatt=
finden, um das Intereſſe für das heute noch unentbehrliche Werk zu
er=
halten und zu fördern.
Ab 1. April Bebienungsgelder in den beutſchen Speiſewagen.
Nach=
dem zwiſchen der Direktion der Mitropa und den Verbänden der
Gaſtwirtsangeſtellten längere Zeit Verhandlungen über die Einführung
eines 10prozentigen Bedienungszuſchlages in den deutſchen Speiſewagen
geſchwebt hatten, hat ſich nunmehr der Schlichtungsausſchuß für Groß=
Berlin mit dieſem Fall beſchäftigt und entſchieden, daß vom 1. April
ab ein 10prozentiger Bedienungszuſchlag von den Speiſen und
Ge=
tränken erhoben wird. Der bisherige Zuſtand, daß dem Perſonal der
deutſchen Speiſewagen verboten war, Bedienungsgelder anzunehmen,
wird damit hinfällig.
Nieder=Ramſtadt, 26. Febr. Die heſſiſche Regierung hak der
„Heag” auf die Dauer eines Jahres die Erlaubnis erteilt, Vermeſſungen
und Vorarbeiten für eine elektriſche Straßenbahn von Darmſtadt
(Böllenfalltor) — N.=Ramſtadt — O.=Ramſtadt — N.=Modau — O.=Modau
— Ernſthofen — Brandau — Gadernheim — Lindenfels nach Fürth i. O.
ausführen zu laſſen. Auf Grund der Beſtimmungen des Art. 3 des
Heſſ. Geſetzes vom 26. Juli 1884 in der Faſſung der Bekanntmachung
vom 30. September 1899 dürfen der „Heag” bei Ausführung der
Ver=
meſſungen keine Schwierigkeiten bereitet werden, insbeſondere iſt das
Betreten von Privatgelände geſtattet, auch müſſen die Abſteckungen
ge=
ſchützt werden. Damit ſind wir einen Schritt näher zur Errichtung der
notwendigen Verkehrsverbeſſerung gekommen. An den einzelnen
Gemeindeverwaltungen liegt es nun, alles daran zu ſetzen, daß das
jetzt in Ausarbeitung ſich befindliche Projekt bald zur Ausführung
kommt.
* Michelſtadt, 26. Febr. Kriegerverein. Der Vorſtand des
Kriegervereins macht ſeine Kameraden auf die am Sonntag, 6. März,
im Vereinslokal Schmerkersgarten” ſtattfindende Hauptverſammlung
aufmerkſam. Die Verſammlung beginnt pünktlich um 5 Uhr nachmittags.
Sonntag, 13. März, dem Volkstrauertag zum Gedenken an unſere
Ge=
fallenen, iſt es Ehrenpflicht eines jeden Kameraden, ſich an der Feier zu
beteiligen. Sammlung pünktlich um 10 Uhr vormittags im
Vereins=
lokal „Schmerkers Garten‟ Der Verein marſchiert geſchloſſen zu
einer kurzen Gedenkfeier auch für die gefallenen Helden von 1866 und
70/71 an das Kriegerdenkmal auf dem Lindenplatz. Daran anſchließend
Kirchgang und Teilnahme an der allgemeinen Gedenkfeier auf dem
Ehrenfriedhof.
E. Auerbach, 26. Febr. Die vom Gemeinderat zu Auerbach im
letzten November auf Wunſch bewilligte Straßenbeleuchtung
nach dem Fürſtenlager, die ſeit Mitte Dezember Bürgerſteig und
Fahr=
bahn ausreichend mit Licht beſtrahlt, iſt in der Tat eine große Wohltat.
In erſter Linie wiſſen dies die Bewohner des Fürſtenlagers zu ſchätzen
und ſind dankbar für dies ſeitens der Gemeinde bewieſene
Entgegen=
kommen in Sachen der Beleuchtung. — Auch die Reichspoſt als
Ver=
kehrsanſtalt hat ſich ſehr entgegenkommend gezeigt. Bisher hatte das
ganz beſiedelte Fürſtenlager, obſchon es dicht am Weichbild von Auerbach
gelegen iſt, nur Landbeſtellung, alſo an Wochentagen nur
vor=
mittags und Sonntags gar keine Beſtellung. Von heute an findet
Sonntagsbeſtellung ſtatt und an Wochentagen wird das Fürſtenlager
auch nachmittags vom Briefträger begangen.
M. Oppenheim a. Rh., 25. Febr. Volksbank Oppenheim.
Die Volksbank Oppenheim erzielte im abgelaufenen Geſchäftsjahr einen
Reingewinn von rund 38000 Mk. Die Generalverſammlung am 6. 3.
wird die Ausſchüittung einer Dividende von 10 Prozent vorſchlagen. Der
Geſamtumſatz betrug 29 Millionen Mk. gegenüber 26 Millionen Mk. im
vorhergehenden Jahre. Das Genoſſenſchaftsvermögen iſt auf 342000
Mark angewachſen. Die Einlagen haben im Jahre 1926 eine Zunahme
von 425 000 Mk. erfahren. Für Aufwertung alter Einlagen ſteht bereits
ein Betrag von rund 85000 Mk. zur Verfügung.
M. Nieder=Saulheim, 25. Febr. Neugründung. Der fwüüher
ſchon hier beſtandene Ziegenzuchtverein, einer der älteſten in
ganz Heſſen, wurde jetzt wieder neu ins Leben gerufen,
m. Aus Oberheſſen, 26. Febr. Unter dem Geſichtspunkt „Die
Zu=
kunft der Landwirtſchaft im Vogelsberg und deſſen Bedeutung als
land=
wirtſchaftliches Kulturland” läßt die Landwirtſchaftskammer eine Reihe
von Vorträgen halten, und zwar am 2. März in Grebenhain, am 3. März
in Ulrichſtein, am 4. März in Schotten. An die Vorträge ſchließt ſich
jedesmal eine allgemeine Ausſprache an. Folgende Redner werden in
dieſen Vortragskurſen ſprechen: Herr Dr. Hamann=Darmſtadt über
„Die zukünftige Geſtaltung der landwirtſchaftlichen Verhältniſſe im
Vogelsberg”, Herr Generalſekretär Dr. Wagner=Gießen über „Der
Aufbau der Viehzucht im Vogelsberg”, Herr Kulturbauinſpektor Kunz=
Lauterbach über „Die Feldbereinigung als Grundlage der im
Vogels=
berg nodwendigen Meliorationen”, Herr Abteilungsvorſteher Dr.
Fin=
ger=Darmſtadt über „Die Technik der Weidewirtſchaft im Vogelsberg”,
Herr Baurat Thaler, Landwirtſchaftskammer Darmſtadt, über „
Stall=
bauten”.
Tageskalender für Montag, den 28. Februar 1927.
Heſſ. Landestheater Großes Haus, Außer Miete, abends
7½ Uhr, Ende 10¼ Uhr: „Kyritz=Pyritz.” — Kleines Haus: Keine
Vorſtellung. — Orpheum, abends 8.11 Uhr: Gala=Feſtvorſtellung.
— Evgl. Stadtmiſſion, abends 8½ Uhr, Mühlſtraße 24:
Generalverſammlung. — Muſikverein nachm. 3½ Uhr:
Krep=
pelkaffee. — Konzerte uſw.: Schloßkaffee Perkeo,
Taunus=
burg, Haferkaſten, Rheingauer Weinſtube Frankfurter Hof, Münch.
Hofbräu, Oberwaldhaus, Reſt. Bender, Span. Bodega, Reſt. Sitte,
Café Ernſt=Ludwig, Maxim, Rheingold, Weißer Turm Sportcafé,
Reichshof, Hotel Schmitz, Bockshaut, Alte Poſt, Hotel Prinz Heinrich.
— Roſenmontagsball der Bühnenkünſtler, abends
9 Uhr, im Städt. Saalbau. — Kinovorſtellungen, Union=,
Reſidenz=Theater, Palaſt=Lichtſpiele.
Verſteigerungskalender für Dienstag, den 1. März 1927.
Heſſ. Bürgermeiſterei Ober=Ramſtadt vorm. 9 Uhr,
Finſterhöllenberg—Waldmühle: „Nutzholzverſteigerung. — Heſſ.
Bürgermeiſterei Roßdorf, vorm. 9 Uhr, Rathaus:
Holz=
verſteigerung. — Heſſ. Forſtamt Lengfeld vorm. 10 Uhr,
Wirtſchaft Becker, Zipfen: Nutz= und Brennholzverſteigerung.
Dankſagung.
Für die uns bei dem
Heim=
gang unſerer lieben
Bertha
von allen Seiten erwieſene
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ſind bis Samstag, den 5. März d8. Js.,
vormittags 10 Uhr, einzureichen. (St. 3639
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Lage, Ihre Uhren
billig und doch gut
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Während des Balls:
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Ballon-Tanz — Nacht in Venedig
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heitskeime 4
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(Anmerkg.: Die nummer, Karten
für die Festvorstell. haben auch
für den Bali Gültigkeit). (3646
Karten: Verkehrsbüro u. de Waal.
Die Betonarbeiten bei der Errichtung
einer Feſthalle auf Exerzierplatz ſollen
vergeben werden.
Die Bedingungen liegen bei dem
unterzeichneten Amte, Grafenſtr. Nr. 30,
Zimmer Nr. 9, offen.
Angebote ſind bis Samstag, den
5. März 1927, vorm. 10 Uhr, ein=
(st3620
zureichen.
Darmſtadt, den 26. Febr. 1927.
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Uhr=Tee
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drmmer
Montag, den 28. Februar 1927
Geite 5
ſiſenitet.
acen drei Kämpfen der Meiſterrunde brachte der
Faſchings=
muu eine Ueberraſchung. Der 1. FC. Nürnberg büßte im
bfurter Stadion ſeinen Punktvorſprung dadurch ein, daß er
wden unberechenbaren Mainbezirksmeiſter FSV. Frankfurt
w3 (2:3) ſpielen konnte. Dagegen bewies die SpVg. Fürth,
u ſchwaches Spiel gegen V.f.B. Stuttgart am Vorſonntag
Aye Ausnahme war. Diesmal wurde Mainz 05, das allen
n Mannſchaften nur knapp unterlag und gegen Franifurt
Laswann, 8:0 geſchlagen. Fürth und Nürnberg ſtehen jetzt
N; Punktgleich. Sie allein kommen auch nur noch für den
Air Frage, da alle anderen Mannſchaften ſchon eine ſtatt=
WZrhl von Verluſtpunkten haben. Die dritte Ueberraſchung
MSonntags war der 6:0Sieg des V.f.B. Stuttgart über
MBeckarau. Die Frage nach dem Tabellendritten wird
im=
punplizierter. Scheinbar hat Frankfurt, das jetzt ſeine Ver=
Amg weſentlich verſtärken kann, die beſten Chancen.
4 Tore
23:6 Punkte
7:1 FC. Nürnberg * 8:3 7:1 SV. Frankfurt * 9:16 3:5 „f.B. Stuttgart ... * 12:10 3:5 f.L. Neckarau 6:14 2:6 FSV. 05 Mainz = 5:14 2:6 v. Tore Punkte
Die Runde der Zweiten.
ſufh in der Runde der Zweiten gab es eine Ueberraſchung.
ſarlsruher FV. konnte im Spiele gegen die Frankfurter
bapt auf eigenem Platze ſtatt des erwarteten Sieges nur
mAventſchieden (2:2) herausholen und büßte dadurch einen
wn Punkt ein. Dagegen ſiegte München 1860 in
Saar=
eu ſehr ſicher 4:0 (2:0). Die Bayern ſind allem Anſchein
nöuch die Favoriten dieſer Runde. Unter allen Umſtänden
n, ſie dem Karlsruher FV. zumindeſt ein ganz gefährlicher
br ſein.
10:7
arlsruher FV.
5:1
4:0
7:1
München 1860
S.f.R. Mannheim
8:7
2:2
4:6
intracht Frankfurt
2:4
4:12 1:7
V. Saarbrücken
Die Endſpiele des nächſten Sonntags:
klnde der Meiſter: V.f.L. Neckarau—1. FC. Nürn=
HSV. Frankfurt—FSV. 05 Mginz.
kande der Zweiten: München 1860—V.f.R. Mann=
SV. Saarbrücken—Karlsruher FV.
W. Frankfurt — 1. FC. Nürnberg 3:3 (3:2)
Weuszeichnete Leiſtungen des Mainmeiſters. — Die Club=
Stürmerreihe ſchwach. — 15 000 Zuſchauer.
ztlaiſtil Weu nahe das Gepräge eines großen Tages. Nicht nur die
onie n ilncer des FSV. Frankfurt hatten ſich bis zum letzten Mann
Aunden, um zunächſt vielleicht zaghaften Herzens Zeuge
ANN R chebanche kampfes zu ſein. 15 000 Zuſchauer waren trotz
I lon niſchen Wetters ins Stadion geeilt. Die Verkehrspolizei
Eſtz wie immer. Ahnungsvoll winkelten die Poſten richtig
Wacben unbeirrt den Weg nach dem Stadion an. Daß man
ENdnrch entſprechende Schilder den Weg weiſen kann und
ſcheint bisher Frankfurt entgangen zu ſein.
us unvermeidliche Panne und die nicht geahnten Umlei=
Nu. nahmen uns koſtbare Zeit, ſo daß wir nicht mehr Zeuge
eMolge des FSV. waren. Nur den Jubel darüber durften
uth über uns ergehen laſſen, als wir an dem recht anſehn=
WVagenpark ankamen. Es gab dort nurmehr Stehplätze
em Haupteingang ſoll es auch noch Tribünenplätze gegeben
h die Nachprüfung dieſer Behauptung war allerdings dank
WMlens jeder telephoniſchen Verbindung der Kaſſen
unmög=
die uns dank des freundlichen Entgegenkommens des
BFrankfurt auf der Terraſſe eingeräumt wurden.
Der Spielverlauf.
R Uhankfurt hat den Anſtoß und hält das Spiel offen. Seine
ſteh Merreihe iſt gut disponiert und macht vor dem Tor den ge=
Wehitzeren Eindruck. In der 5. Minute iſt Stuhlfaut einen
Liant nicht ganz auf der Höhe, und ſchon hat A. Strehlke den
W Treffer erzielt. Wenige Augenblicke ſpäter unterläuft dem
cuter Verteidiger Furch ein leichter Schnitzer. Er verfehlt
Nntage Wieder, und Hochgeſang erzielt den Ausgleich. Dann
Tchein ſich herrliche Kampffzenen vor dem Nürnberger Tor,
Luuhlfaut kärt. Klumpp legt ſich einen Strafſtoß Furch zu
Are Nor, ſo daß der Ball im Aus endet. Auch eine Kombination
Dans-Wieder mit Bombenſchuß des letzteren bringt nichts
An der 18. Minute verſchuldet Winter einen Straſſtoß, den
2 in bekannter Manier tritt. Stuhlfaut kann nur fauſten,
ARod hretbille köpft ein 2:1 für Frankfurt. — Träg geht nun
WAndurch, muß ſich aber im letzten Moment den Ball
abneh=
il ſclen. In der 23. Minute verſchuldet Nürnberg abermals
M BStraſtoß. Pache ſetzt das Leder vols Tor. Der Ball man=
Ein Ran uind her und kommt zu dem im Hinterhalt ſtehenden Völ=
PShr aus großer Entfernung ſcharf einſendet, 3:1 für Frank=
Sie Eiuheimiſchen ſpielen nun einen ausgezeichnet ſchönen
is Rtil, hihreid die Gäſte etwas durcheinanderfallen. Die
eiep lshauter Angriffe ind zußerſt geſährlich. Zumal Wik im
Hin i kaum zu halten. Dagegen iſt Strehlte ſtark vom Pech
Hng, und ſetzt oft daneben. Nicht beſſer ergeht es Kalb und
Dr Ai der Gegenſeite. Klumpp wird nun in die Läuferreihe
zurückgenommen und Völler ſpielt als 3. Verteidiger. Nürnberg
kommt wieder auf, und in der 40. Minute kämpft ſich Träg
wie=
der einmal allein durch und holt mit ſchönem Schuß aus
ungün=
ſtiger Poſition ein Tor auf. Nachdem Völler in höchſter Not
noch=
mals vor Reinmann gerettet hat, iſt Halbzeit. — Nach dem
Wech=
ſel bleibt der Kampf zunächſt verteilt. Dann kommt Nürnberg
langſam auf, doch muß Stuhlfaut zweimal hintereinander
be=
weiſen, daß noch immer die alte Klaſſe in ihm ſteckt. Nach
vor=
übergehendem Aufflackern der Kampfkraft der Einheimiſchen
kommt deren Schwächeperiode, die übermäßig lange anhält.
Nürnberg drückt ſtark und kann im Anſchluß an die 4. Ecke über
Reinmann—Hochgeſang durch Schmitt II den Ausgleich
erzwin=
gen. In dieſer Spielphaſe hätte der Nürnberger Sturm den Sieg
erzwingen müſſen, wenn er nicht immer und immer wieder
ver=
ſucht hätte, bis ins Tor zu kombinieren. Frankfurt findet ſich
langſam wieder und kann das Reſultat bis zum Schluß halten,
da Nürnberg eine letzte Chance, als Schmidt allein vor dem Tore
ſteht, ungenutzt vorübergehen läßt.
Kritik: Frankfurt lieferte geſtern dem Club einen
eben=
bürtigen Kampf, wenn dieſer auch den reiferen Fußball ſpielt.
Nürnberg hätte gewinnen müſſen, wenn — ja wenn ſeine ganz
vorzügliche Kombination nicht in Ueberkombination namentlich
vor dem Tore ausartete. Der Sturm verſagte bis auf Träg, da
Hochgeſang am Arm verletzt wurde und auf Rechtsaußen gehen
mußte. Kalb lieferte zuverläſſige Arbeit, wie überhaupt die
Läuferreihe. Bei der Verteidigung vermißte man oft den
be=
freienden Schlag. Frankfurt hatte ſeine beſten Leute in Pache,
Wifk und Furch. Wifk leiſtete am rechten Flügel ganze Arbeit.
Seine körperliche Gewandtheit iſt geradezu erſtaunlich. Furch
überraſchte durch ſeine gute Abwehr. Schiedsrichter Werner war
nicht immer ſicher in ſeinen Entſcheidungen.
P.f. B. Stuttgart-P. f. L. Neckarau6:0
Senſationeller Sieg der Schwaben. — Die Mannheimer
Läufer=
reihe verſagt. — Stuttgart in Hochform.
Man hatte bei dieſem Spiele im beſten Falle einen knappen
Sieg des V. f. B. Stuttgart für möglich gehalten, denn nach
den bisherigen Ergebniſſen zu urteilen, mußte der
Rhein=
bezirksmeiſter ein völlig ebenbürtiger Gegner ſein. Aber im
Fußball iſt ja bekanntlich alles möglich. Während Stuttgarts
Mannſchaft in dieſem Kampf eine ſehr ſchöne Form erreichte und
mit außerordentlichem Elan kämpfte, verſagten bei Neckarau
ein=
zelne Mannſchaftsteile. Vor allem war das Ausfallen der
Läufer=
reihe von ausſchlaggebender Bedeutung. Stuttgart erreichte ſchon
bis zur Pauſe durch Heß und Vallendohr zwei Tore und
er=
höhte nach dem Wechſel durch Heß und Vallendohr (je zwei
Treffer) auf 6:0.
dieſer Höhe. Die Mannſchaft war diesmal von einem guten Geiſt
beſeelt. Sie zeigte ein Spiel, das nicht nur techniſch befriedigte,
ſondern auch von einem lobenswerten Kampfgeiſt durchdrungen
war. Alle Spieler bemühten ſich nach Kräften, ihre Pflicht zu
tun. Schwache Punkte gab es kaum. Beſondere Erwähnung
verdient eigentlich nur der ſchnelle, ſehr gefährliche Angriff.
Neckarau enttäuſchte. Sein ſonſt ſo gefährlicher Angriff war
diesmal nur zeitweilig gut. Sehr ſchwach war die Läuferreihe,
die in erſter Linie für die Höhe der Niederlage verantwortlich
zu machen iſt. Sie war gegenüber dem ſchnellen Angriff der
Stuttgarter ziemlich ohnmächtig und konnte auch in der
Unter=
ſtützung des eigenen Angriffs nicht gefallen. Die Verteidigung dauer SV. — Polizei=SV. Berlin 2:3. SC. Charlottenburg —
genügte, ſpielte aber zu defenſiv. Der Torwart war, abgeſehen
von einem Fall, an den ſechs Treffern unſchuldig.
Als Schiedsrichter verdiente ſich Sackenreuther=Nürnberg eine
guten Zenſur.
Sp. Vg. Fürth ſchlägt FSV. 05 Mainz 8:0 (4:0)
Ein einſeitiges Spiel vor 10 000 Zuſchauern. — Hochform
des Fürther Sturms.
Der Fürther Sturm war diesmal wieder in Hochform und
ſchoß die höchſte Torzahl, die bisher in den ſüddeutſchen
End=
ſpielen erzielt wurde, jedenfalls ein Beweis für ſeine große Klaſſe.
Das Spiel gegen Mainz war eine wenig feſſelnde Sache, denn
die Mainzer hatten gar nichts zu beſtellen. Bis Halbzeit ſchoſſen
Franz 2, Seiderer und Aſcherl je ein Tor. Die 2. Halbzeit
brachte dasſelbe Ergebnis, nur daß diesmal Aſcherl für drei
Treffer ſorgte und Frank einen auf ſein Konto brachte. Ueber
Mängel an Torſchüſſen konnten ſich die 10 000 Zuſchauer alſo
nicht gerade beklagen und tatſächlich wurde von ſeiten des
deut=
ſchen Meiſters jede erdenkliche Chance ausgenützt, im
wohl=
tuenden Gegenſatz zu den zwar intereſſanten, aber meiſt
erfolg=
loſen Verſuchen des 1. F.C. Nürnberg, den Ball bis ins Tor
hinein zu kombinieren. Dabei ſpielten die Mainzer nicht
ein=
mal ſo ſchlecht, jedenfalls nicht ſchlechter als ſonſt auch. Aber die
gute Verteidigung war machtlos gegen die fineſſenreichen
An=
griffe und Vorſtöße der Seiderer, Aſcherl und Franz, die die
Funktionen eines Stürmers richtig erkannt haben und zu
ver=
werten wiſſen.
Das Eckenverhältnis von 9:0 ſpricht auch deutlich genug von
der Uieberlegenheit des deutſchen Meiſters, der das ganze Spiel
klar beherrſchte und gewiſſermaßen von ſich aus diktierte. In
der erſten Halbzeit war der Widerſtand noch zu merken, nach der
Pauſe aber ſpielten die Fürther allein. Die Hintermannſchaft
des deutſchen Meiſters konnte diesmal befriedigen, nur
Lein=
berger war nicht ganz auf der Höhe, beſonders als er nach dem
Wechſel ſehr leichtfertig ſpielte. Hinten wurde ſchon einmal ein
Schnitzer gemacht — Müller ſchien ſich ſonſt nicht ganz wohl zu
fühlen — aber Neger im Tor war immer auf der Hut. Der
Sturm der Fürther aber verdient ein Geſamtlob, wie man es
nicht oft ausſprechen kann. Jeder einzelne Mann repräſentierte
eine Klaſſe für ſich und hinzu kam das überragende
Zuſammen=
ſpiel, dieſes gegenſeitige Verſtändnis und Eingehen auf die
Ak=
tionen des Mitſpielers, daß auch ein ſtärkerer Gegner als die
Heſſen hier machtlos geweſen wäre. Bei Mainz war der
Tor=
wart Lautner der Held des Tages, denn er bewahrte ſeine
Mannſchaft vor einer zweiſtelligen Abfuhr, die ohne ihn
durch=
aus möglich war. Die Verteidigung tat, was ſie konnte, ihr
Können nutzte nur eben nicht viel. Eine Enttäuſchung war
wieder Lipponer, der ſich zuviel in Einzelaktionen verſuchte, die
bei Müller und Hagen natürlich nicht verfingen.
Franz legte in der 4. Minute nach einer Flanke von Aſcherl
das erſte Tor vor und ließ 20 Minuten ſpäter nach einer
Vor=
lage von Kleinlein das zweite folgen. Gleich darauf führte eine
Vorlage von Franz durch Seiderer zum 3. und nach weiteren
drei Minuten ein geſchicktes Zuſpiel von Seiderer durch Aſchen
zum 4. Tor. Einige Ecken blieben erfolglos, obwohl ſie meiſt gur
getreten wurden. Die 2. Halbzeit ſtand im Zeichen einer
drücken=
den Ueberlegenheit der Fürther. In der 5. Minute ging Frank
mit einer Vorlage von Seiderer durch und ſchoß Nr. 5. In der
10. und 11. Minute konnte Aſcherl nach gutem Zuſammenſpiel
mit Seiderer und Franz zweimal ſkoren und 5 Minuten sor
Schluß durch einen Nachſchuß das Endergebnis herſtellen. Mainz
kam während der 2. Halbzeit nur vorübergehend vor, wurde
aber von der Fürther Abwehr immer mühelos gehalten. Eine
Chance, die ſich durch einen Strafſtoß bot, ließen die Heſſen
un=
ausgenützt. Der Schiedsrichter Moßmann=Kaiſerslautern hatte
kein ſehr ſchweres Amt. Der Boden war zwar glatt, aber doch
einwandfrei.
Fußball=Ergebniſſe.
Süddeutſchland.
Endſpiele um die ſüddeutſche Meiſterſchaft.
Runde der Meiſter: In Frankfurt: FSV. Frankfurt — 1. FC.
Nürnberg 3:3 (3:2). In Stuttgart: VfB. Stuttgart — VfL.
Neckarau 6:0 (2:0. In Fürth: Sp.Vg. Fürth — FSV. Mainz 05
8:0 (4:0). Runde der Zweiten: In Saarbrücken: FV.
Saar=
brücken — München 1860 0:4 (0:2). In Karlsruhe: Karlsruher
FV. — Eintracht Frankfurt 2:2 (1:2).
Verbandspokal=Wiederholungsſpiel.
Phönix Ludwigshafen — FC. Pirmaſens 3:4.
Aufſtiegſpiele.
Bezirk Bayern: Schwaben Ulm — FSV. Nürnberg 0:4.
Bezirk Württemberg=Baden: FC. Birkenfeld — VfR. Gaisburg
3:0. Sp.Vg. Freiburg — FV. Zuffenhauſen 2:1.
Privatſpiele.
Wacker München — SC. Stuttgart (Samstag) 5:2.
Schwa=
ben Augsburg — SC. Stuttgart 1:4. Bayern München —
Stuttgarter Kickers 1:3. SC. Rot=Weiß Frankfurt — SV.
Wald=
hof 3:2. SV. Wiesbaden — Union Niederrad 7:5. VfL. Neu=
Iſenburg SC. Bürgel 07 1:0. VfR. Offenbach — Viktoria
Hanau 94 2:2. SV. Darmſtadt 98 — Sp.Vg. Marburg 4:0.
Mannheim 08 — Ludwigshafen 03 3:1. Sp.Vg. Sandhofen —
Stuttgarts Sieg war verdient, wenn auch vielleicht nicht in Union Böckingen 4:4. ASV. Nürnberg — Pfeil Nürnberg 4:0.
Süddeutſche Vereine im Ausland.
CA. Metz — Saar 05 Saarbrücken 2:1.
Brandenburg.
Meiſterſchaftsſpiele.
Abteilung A: Hertha=BSC. Berlin — Union 92 Berlin 6:1.
Tennis=Boruſſia Berlin — Wacker 04 Tegel 12:0. Wedding
Ber=
lin — Preußen Berlin 3:6. Vorwärts Berlin — Tasmania
Neu=
kölln 5:1. Abteilung B: Viktoria Berlin — Union
Oberſchöne=
weide 7:2. Berliner SV. 92 — Kickers Schöneberg 5:1. Span=
Norden=Nordweſt Berlin 2:7.
Südoſtdeutſchland.
1. Meiſterſchaftsrunde.
Breslau 08 — STG. Görlitz 4:1. Brandenburg Cottbus —
Sportfreunde Breslau 4:4. Vorwärts=Raſenſport Gleiwitz —
Preußen Glatz 8:0.
Weſtdeutſchland.
Um die WSV.=Meiſterſchaft.
Runde der Erſten: In Elberfeld: CfR. Köln — Arminia
Bielefeld 1:7 (0:3). In Gießen: Kurheſſen Kaſſel — Hagen 05
3:1. Nunde der Zweiten: In Düſſeldorf: Tutu Düſſeldorf —
Duisburg 08 4:2 (1:1). In Düren: Odenkirchen 07 —
Sport=
freunde Siegen 2:2 (0:0). In Hagen: Sp.V. Kaſſel — Boruſſia
Rheine 3:5 (1:2).
Meiſterſchaftsſpiele.
Bergiſch=Märkiſcher Bezirk: SC. 99 Düſſeldorf — SC.
Sonn=
born 07 8:1. Nuhrbezirk: Schalke 04 — BV. Alteneſſen (
End=
ſpiel) 2:2. Eſſen 99 — Preußen Bochum 1:1. Boruſſia
Dort=
mund — Buer 07 0:0, abgebr. Bezirk Heſſen=Hannover: Turg
Kaſſel — Göttingen 05, kampflos für Tura.
Nerddeutſchland.
Pokalſpiele.
Bezirk Hamburg: Holſatia Hamburg — FC. Nienſtedten 0:6.
FC. Dockenhuden — Teutonia Hamburg 1:3. Hamburger SV.
— Altonaer SV. 19:1. St. Pauli — Union Hamburg 3:1. FC.
Bergedorf — Sperber Hamburg 3:1. FC. Rothenburgsort —
Hamburger FC. 6:5. Hanſa Hamburg — FC. Ottenſen 0:7.
Wacker Hamburg — Altona 93 1:12. Polizei Hamburg — Helios=
Lloyd Hamburg 9:0. Blankeneſe — Schwerin 03 (Geſ.=Spiel)
2:1. Bezirk Harburg: Sp.V. Harburg — Viktoria
Wilhelms=
burg 1:1. Raſenſport Harburg — Boruſſia Harburg 1:2. FC.
Vilstorf — Concordia Harburg 6:4. Bezirk Lübeck=Mecklenburg:
KfL. Schwerin — SV. Lübeck 2:0. Bezirk Hannover=
Braun=
ſchweig: Eintracht Braunſchweig — Armin Hannover 1:4. Bezirk
Kiel: Kilia Kiel — Holſtein Kiel 3:3. Gaardener BV. —
Ein=
tracht Kiel 1:2. Bezirk Bremen: Komet Bremen — FC.
Heme=
lingen 4:4. ABTS. Bremen — Wilhelmshafener SV. 4:3,
Bremer Sp. V. — Viktoria Hamburg 2:1½
Seite 6
Geſamtvorſiandsſitzung des D. 5. B.
Berlin tritt zum Bundespokalendſpiel nicht an.
Der Geſamtvorſtand des Deutſchen Fußballbundes hielt am
Samstag und Sonntag in Berlin eine Sitzung ab, in der er ſich
mit einer Reihe wichtiger Fragen befaßte. Man nahm zunächſt
zu den bekannten, von der Fifa=Studienkommiſſion in Zürich
formulierten Vorſchlägen bezüglich der Austragung eines Welt=
Cups für Profeſſionals und Amateure bezw. einer
Weltmeiſter=
ſchaft getrennt für Profeſſionals und Amateure Stellung. Im
Zuſammenhang mit dem Thema Olympia=Vorbereitungen machte
Notar Keyl intereſſante Ausführungen und wies auf die durch
die Teilnahme an den Olympiſchen Spielen notwendig werdende
Umſtellung des geſamten Spielbetriebes hin. Dieſe
Angelegen=
heit wird in der nächſten Vollſitzung des DFB. in Berlin am
19. und 20. März eingehend beraten werden.
Ein Antrag des =Brandenburgiſchen Verbandes auf ein
Spiel gegen eine Profeſſional=Auswahlmannſchaft von
Buda=
peſt wurde abgelehnt, weil keine Rückſpielverpflichtung vorliegt
An der vom Badiſchen Landesausſchuß für Jugendpflege
geplanten Ausſtellung in Karlsruhe beteiligt ſich der DFB. nach
Maßgabe der ihm zur Verfügung ſtehenden Mittel, dagegen
wird er auf der Ausſtellung Junges Deutſchland” nicht
ver=
treten ſein, da die erforderlichen Vorbereitungen und auch
Mittel fehlen.
Für die Leitung der Geſchäftsſtelle und der Durchführung
der geplanten großzügigen Werbepropaganda wurde ein eigener
Geſchäftsführer berufen. Man gkaubt, in dem im Sportleben
bekannten Herrn von Hülſen den geeigneten Mann für dieſen
Poſten gefunden zu haben.
Die Differenz zwiſchen DFB., VBB. und NSV. wegen der
Ortswahl des Pokalendſpiels zwiſchen Berlin und
Norddeutſch=
land ergab neue Komplikationen. Zuerſt faßte der DFB. in der
Abendſitzung eine Entſchließung, in der es hieß: „Der Vorſtand
des DFB. ſtellt feſt, daß die Differenzen zwiſchen VBB. und
NSV. auf eine Reihe von Mißverſtändniſſen zurückgeführt
wer=
den müſſen, die durch die Handhabung der
Abſtimmungs=
geſchäfte entſtehen konnten, jetzt aber aufgeklärt ſind. Es wird
feſtgeſtellt, daß der in der Proſſe aufgeſtellten Behauptung einer
Unſportlichkeit im Verhalten des VBB. die Grundlagen fehlen.”
Am Sonntagvormittag wurde aber doch eine neue
Verhand=
lung in dieſer Angelegenheit notwendig, weil der VBB. dieſe
Entſchließung ablehnte und ſeine Vertreter beauftragte, zu
ver=
langen, daß das Pokalendſpiel weder in Altona noch in Berlin
ſtattfindet. „Wird dem nicht ſtattgegeben, ſo ſpricht der VBB.
hiermit aus, daß er am 6. März in Altona nicht antritt.‟ Dieſen
Antrag lehnte der DFB. ab, und tatſächlich erklärte damit der
VBB., in Altona nicht anzutreten. Der Bundesvorſtand beſchloß
daraufhin: „Nach den allgemeinen ſportlichen Grundſätzen iſt
der Norddeutſche Sport=Verband ſomit für 1927 Pokalſieger.”
Der NSV. verzichtete ſeinerſeits auf den Sieg am grünen Tiſch
und bat, ihm einen anderen Gegner anzuſetzen. Der VBB.
wurde wegen Verſtoß gegen § 123 in Verbindung mit § 10 der
Bundesſatzungen mit einem Verweis beſtraft. Der
Südoſt=
deutſche Fußball=Verband — der Unterlegene gegen Berlin in
der Zwiſchenrunde — beantragte, den Gegner für
Norddeutſch=
land am 6. März ſtellen zu dürfen, aber die Mehrheit der
Ver=
ſammlung entſchloß ſich für eine Ausloſung zwiſchen den beiden
Unterlegenen der Zwiſchenrunde, Mittel= und Südoſtdeutſchland.
Der Ehrenvorſitzende Gottfried Hintze=Duisburg zog das Los
zugunſten von Mitteldeutſchland, das ſomit am 6. März das
Pokalendſpiel in Altona gegen Norddeutſchland beſtreitet.
Tagung der Bezirksligavertreter in Stuttgart.
Am kommenden Sonntag findet in Stuttgart eine Tagung
der ſüddeutſchen Bezirksligavertreter ſtatt, die unter dem Vorſitz
des Verbandsvorſtandes zu den Fragen des Spielſyſtems und
der Sp’eleinteilung der Bezirksligavereine ausführliche Stellung
nehmen werden. Bekanntlich ſind dieſe Fragen bereits
ver=
ſchiedentlich ohne rechtes Ergebnis beſprochen worden. Sehr
wichtig, iſt hier vor allem auch die Behandlung der Kreisliga=,
A= und B=Kommiſſionen, die ebenfalls zur Beſprechung kommen
wird.
V. f. R. Mannheim — Sportverein 1898
2:8 (0:4).
Mit dieſem Reſultat kehrte der Süddeutſche Meiſter von
ſeinem letzten Spiele um die Weſtgruppenmeiſterſchaft von
Mannheim zurück . Er hat ſich damit dieſe bei 4 Spielen mit
8 Punkten und einem Torverhältnis von 23:4 Toren errungen.
Das Spiel zeigte einen kleinen Klaſſenunterſchied zwiſchen
beiden Mannſchaften. V. f. R. Mannheim konnte gegen das
weitmaſchige Spiel Darmſtadts kaum etwas ausrichten. So
konnte er nicht verhindern, daß Darmſtadt kurz nach Spielbeginn
durch ſeinen Halblinken innerhalb von 1½ Minuten 3mal
er=
folgreich ſein konnte. Die Mannheimer Verteidigung wurde
ein=
fach überlaufen. Erſt als Mannheim zu unfairen Mitteln (
Feſt=
halten uſw.) griff, ſtockte der Siegeslauf. Das Spiel wurde
maſſiger; es hagelte Strafſtöße zugunſten Sportvereins, zumal
der Schiedsrichter, ein Herr Beck aus Frankenthal, unnachſichtlick
jedes Faulſpiel ahndete und unterband.
In der zweiten Halbzeit war das Spiel offener, trotzdem
konnte V. f. R. Mannheim nicht hindern, daß Sportverein nach
ſchönen Kombinationen noch weitere 4 Tore ſchoß. Alleingänge
ſeines Halbrechten brachten ihm 2 Erfolge ein, die von der
Darmſtädter Verteidigung verhindert werden mußten.
Traut=
wein hatte kaum einen ſchweren Ball zu halten.
Es iſt zu wünſchen, daß der ſüddeutſche Meiſter die kurze
Ruhepauſe weidlich nutzt, um ſeiner überangeſtrengten Mannſchaft
Erholung zu gönnen, aber auch, um einzelne Unebenheiten noch
auszugleichen, damit der Endkampf gegen Fürth ein fehlerloſes
Mannſchaftsganzes ſieht. Nach neueſten Mitteilungen iſt Zeit
und Ort des Endſpiels noch unbeſtimmt.
Endſpiele um die Meiſterſchaft des Mittelrheinkreiſes der D. T.
In der Oſtgruppe des Mittelrheinkreiſes der D. T., wo ja
der T. V. Seckbach=Frankfurt den Titel bereits ſo gut wie ſicher
hat, ſchlug am Sonntag der T. V. Schwanheim die Turgemeinde
Briesheim (bei Darmſtadt) 4:1 (2:0). — In der Weſtgruppe
ſetzte der T. V. Malſtatt ſeinen Siegeszug mit einem 6:2 (
Halb=
zeit 4:2) Erfolg über den T. V. Koblenz=Metternich fort. Es iſt
jetzt nicht mehr daran zu zweifeln, daß Seckbach und Malſtatt im
Endſpiel um die Kreismeiſterſchaft zuſammentreffen werden.
Darmſtädter Keglerverband. — Verbandsklubmeiſterſchaf
Am 6. März d. Js. nehmen die Kämpfe um die Verbe
klubmeiſterſchaft ihren Anfang. Mit wenigen Ausnahmen,
durch beſondere Verhältniſſe bedingt ſind, haben alle
Verba=
klubs Meldungen abgegeben. — Jeder Klub ſtellt eine Riege
7 Mann, die je 4mal 50 Kugeln abzuwerfen haben. — Gefe
wird auf den Bahnen im Bürgerverein, Konkordiaſaal, bei K
baum und Sitte. — Es werden ſich intereſſante Kämpfe um
Meiſterſchaft abſpielen. Erfreulich wäre, wenn denſelben
die übrigen Kegler, auch Nichtverbandsmitglieder als
ſchauer, Intereſſe entgegenbrächten.
Montag, den 28. Februar 1927
Internationales Schwimmfeſt in Leipzig.
Heinrich und Lotte Lehmann ſchwimmen neue Rekorde.
Eine ausgezeichnete Beſetzung hatte das am Sanstag und
Sonntag im Leipziger Carolabad vom SV. Bar Kochba Leipzig
veranſtaltete Schwimmfeſt gefunden, das einen intereſſanten
Ver=
lauf nahm und auch einige Rekordverbeſſerungen erlebte. So
war der deutſche Freiſtilmeiſter Herbert Heinrich in großer Form.
Nachdem er am Samstag ſchon in der Stafſel unter Rekord
ge=
ſchwommen war, konnte er am Sonntag im 100 Meter
Freiſtil=
ſchwimmen mit 1:00,2 Min. einen neuen deutſchen Rekord
auf=
ſtellen. Damit iſt Heinrich nur noch um den Bruchteil einer
Sekunde von dem Ziel der 60 Sekunden=Grenze entfernt.
Ueber=
boten wurde Heinrichs Leiſtung noch von Lotte Lehmann=
Dres=
den, die gleich zwei deutſche Höchſtleiſtungen verbeſſerte. Frl.
Lehmann ſchlug ihre alte Widerſacherin, die öſterreichiſche
Meiſte=
rin Frl. Löwy überlegen im 190 und 200 Meter
Freiſtilſchwim=
men und verbeſſerte die beſtehenden deutſchen Höchſtleiſtungen
mit 1:14,2 bzw. 2:54,4 Min. nicht unweſentlich. Den ſchärfſten
Kampf des Meetings brachte die 3mal 100 Meter Freiſtilſtaffel
zwiſchen Hellas Magdeburg mit Werner und den Gebr.
Rade=
macher und Poſeidon Leipzig mit Heinrich, Eckſtein und
Pretz=
ner. Das Ergebnis war ein totes Rennen. Da aber Hellas mit
einer Wiederholung des Rennens nicht einverſtanden war,
wur=
den die Leipziger zum Sieger erklärt. Hakoah Wien,
öſterreichi=
ſcher Meiſter in dieſer Staffel, ſpielte gegen die beiden
deut=
ſchen Vereine nur eine Statiſtenrolle. Die Ergebniſſe:
3mal 100 Meter Freiſtilſtaffel: 1. Poſeidon Leipzig 3:14,9 Min.;
2. Hellas Magdeburg 3:14,9 Min.; 3. Hakoah Wien.
2. Lagenſtaffel 3mal 100 Meter: 1. Stern Leipzig 3:51,8 Min.;
2. Waſſerfreunde Spandau 3:52,4 Min.
100 Meter Bruſtſchwimmen: 1. Pöckel Spandau 2:57,4 Min.;
2. Dornheim Berlin 3:02,4 Min.
100 Meter Damen=Freiſtilſchwimmen: 1. Lotte Lehmann Dresden
1:14,2 Min. (Rekord); 2. Frl. Löwy Wien 1:22,4 Min.
100 Meter Damen=Bruſtſchwimmen: 1. Frl. Bienenfeld Wien
1:34,9 Min.; 2. Frl. Schraube Halberſtadt 1:37,2 Min.
3mal 100 Meter Damen=Lagenſtaffel: Hagibor Prag zugeſprochen.
2. Springen: 1. Steps Leipzig 77,18 Punkte; 2. Jezierski Wolfen
76,58.
Waſſerball: Poſeidon Leipzig—Hogibor Prag 7:0 (5:0); Hakoah
Wien—Stern Leipzig 9:3 (6:1).
Die Ergebniſſe des 2. Tages:
2. Freiſtilſtaffel 3mal 100 Meter: 1. Berlin 89 3:25,8 Min.; 2.
Waſſerfreunde Spandau 3:26 Min.; 3. Poſeidon Leipzig
3:38 Min.
100 Meter Rückenſchwimmen: 1. Schumann Leipzig 1:17,2 Min.;
2. Niedel Leipzig.
1. Springen: 1. Baumann Dresden 173,56 Punkte; 2. Riedſchläger
Zeitz 164,64 Punkte.
100 Meter Freiſtilſchwimmen: 1. Heinrich Leipzig 1:00,2 Min.
(Rekord); 2. Goldberger Wien 1:07,2 Min.; 3. Getreuer Prag.
200 Meter Damen=Freiſtilſchwimmen: 1. Lotte Lehmann
Dres=
den 2:54,4 Min. (Rekord); 2. Frl. Löwy Wien 3:08 Min.
100 Meter Damen=Rückenſchwimmen: 1. Frl. Behring
Magde=
burg 1:33,2 Min.; 2. Frl. Bienenfeld Wien 1:37,8 Min.
2. Freiſtilſchwimmen 100 Meter: 1. Otto Berlin 1:06 Min.: 2.
Sack Leipzig 1:07 Min.; 3. Lichtenſtein Wien.
200 Meter Bruſtſchwimmen: 1. Dornheim Berlin 2:29 Min.;
2. Pröckel Spandau 2:59,3 Min.
Waſſerball: Poſeidon Leipzig—Hakoah Wien 6:2; Stern
Leip=
zig —Hagibor Prag 11:4.
Die franzöſiſchen Schwimmer in Magdeburg geſchlagen.
Mit dem Pariſer S. C.U.F. (Sporting=Club Univerſitaire de
France) kam zum erſten Male ſeit dem Kriege eine franzöſiſche
Schwimm=Mannſchaft nach Deutſchland. Die Franzoſen
ſtarte=
ten am Sonntag im Magdeburger Wilhelmsbad und trafen hier
in Hellas=Magdeburg den ſchwerſten deutſchen Gegner, ſo daß
ihre Niederlage in allen Konkurrenzen kaum überraſcht.
Aller=
dings übertrafen ſich die Magdeburger diesmal auch ſelbſt. Die
Franzoſen ſind keineswegs ſo ſchlecht, wie aus den
Magdebur=
ger Ergebniſſen hervorgeht und es iſt noch fraglich, ob ſie noch
einmal in Deutſchland geſchlagen werden. Die Hellenen
brach=
ten die 3mal 50 Meter=Lagenſtaffel in 1:41,2 Min. an ſich, die
Franzoſen benötigten 1:44,2 Min. Im 100 Meter
Freiſtilſchwim=
men ſiegte Hilmar=Magdeburg in 1:13 tnapp vor Martin=Paris
1:13,8 Min. Das 100 Meter Bruſtſchwimmen war Erich
Rade=
macher natürlich nicht zu nehmen. Bei 50 Meter lag er noch mit
dem franzöſiſchen Meiſter Bouvier zuſammen, dann aber
ent=
ſchied er das Rennen im Endſpurt klar mit 1:17,8 vor 1:20,1 des
Franzoſen für ſich. Der Retordverſuch der Hellenen in der 3mal
100 Meter Bruſtſtaffel mißglückte, da ſie mit 4:01,2 Min. eine
Zehntel Sekunde hinter dem Relord von Sparta Köln
zurück=
blieben. Das 100 Meter Rückenſchwimmen brachte Frölich in
1:16,8 Min. vor Aman 1:22,3 Min. an ſich. Der franzöſiſche
Meiſter Guigne kam nie in Frage. Das
Jugendfreiſtilſchwim=
men über 100 Meter holte ſich Ahrendt in 1:09,8 Min. vor dem
franzöſiſchen Schülermeiſter Smits, der 1:11,1 benötigte. Die
5mal 50 Meter Freiſtilſtaffel gewann Hellas in 2:27,8 Min.
vor Paris mit 2:33,7. Den ſchönſten Sport ſah man beim
Waſſerballſpiel, in dem die Magdeburger Hellenen ſich tatſächlich
ſelbſt übertrafen. Der 11:1=Sieg von Magdeburg gibt den
Spiel=
verlauf nicht ganz wieder, da die Franzoſen gar nicht ſo ſchlecht
waren, wie es aus dem Reſultat hervorgeht. Ein Rekordverſuch
des Schweden G. Werner mißlang, da er eine Zehntel Sekunde
hinter dem von Heinrich mit 1:02,1 gehaltenen 100 Meter
Frei=
ſtilrekord zurückblieb. (Heinrich hat inzwiſchen ſeinen eigenen
Rekord in Leipzig erheblich verbeſſert.) — Der gleichzeitig
abge=
haltene Klubkampf zwiſchen Sport 1922 Halberſtadt und der
Reſervemannſchaft von Hellas Magdeburg endete mit 30:30
Punkten unentſchieden. Da aber Hellas den erſten Teil des
Klubkampfes gewonnen hatte, ſtellte ſich das Geſamtreſultat
ſo=
hin auf 65:55 Punkte für Hellas.
Schach.
Internationales Großmeiſterſchachturnier in New York. — Die
6. Runde.
Im Verlauf der 6. Runde des New Yorker Schachturniers
konnte Capablanca ſeine führende Stellung behaupten, indem
er als Nachziehender gegen Marfhall ſiegreich blieb. Die ſehr
fein geſpielte Partie Spielmann-Prof. Vidmar endete remis.
Die Partie Aljechin-Niemzowitſch wurde nach äußerſt
hart=
näckigem Angriffsſpiel ergebnislos abgebrochen. Niemzowitſch
konnte durch gute Kombination bei Abbruch eine Stellung
er=
reichen, die auf Gewinn ſteht. Der Stand des Turniers nach
der 6. Runde: 1. Capablanca 5 Punkte: 2. Niemzowitſch 3½
(+ H.): 3. Aljechin 2½ (— H.); 4. Prof. Vidmar 2½; 5.
Spiel=
mann 1½; 6. Marſhall 1 Punkt.
Die Meiſterſchaft in der ſüddeutſchen Rugby=Oberliga iſt
noch immer nicht entſchieden, da der Heidelberger R. C. am
Sonntag gegen die R.Geſ. Heidelberg nur 0:0 ſpielen konnte.
Dr. Peltzer ſchlug den Breslauer Schoemann im
Revanche=
kampf über 1000 Meter beim Stettiner Hallenſportfeſt in der
blendenden Zeit von 2:31,7 Min.
Das Endſpiel um die deutſche Rugby=Meiſterſchaft ſoll in
dieſem Jahre wieder in Hannover ſtattfinden; gegen die
Ent=
ſcheidung hat aber der ſüddeutſche Verband Einſpruch erhoben.
Nummer S!
Pferdeſport.
Internationales Berliner Reitturnier.
Erſt der Samstagnachmittag mit ſeinen in Ausſicht ſtelk
großen Ereigniſſen konnte die gewaltige Zugkraft des Tu
ins rechte Licht ſtellen. Der große Publikumserfolg — die
war ausverkauft — iſt nicht zuletzt auf das Erſcheine-
Reichspräſidenten von Hindenburg zurückzuführen, der
Uniform eines Generalfeldmarſchalls pünktlich um 4 Uhr
Arena eintraf und in der Loge der Oberleitung Platz
Von dort aus verfolgten auch Reichswehrminiſter Geßl
Chef der Heeresleitung General Heye und der
Preußiſche=
wirtſchaftsminiſter Steiger mit ſichtlichem Intereſſe den
bietungen. — In der Offizierspferde=Prüfung waren die
vorn, die in dem Jagdſpringen am beſten abgeſchnitten
Der ſchwediſche Oberleutnant Graf von Roſen trug mi=
Trakehner Preußenſtolz einen vielbejubelten Erfolg davo=
Sankt Georg=Sieger=Preis, eine Materialprüfung für Rei.n
fand das allround=Pferd Paradiesvogel der Frau A.
Bremen abermals in Front und im Zweiſpänner=Siege
trug das Geſpann der Baronin v. d. Decken den Prei=
Damit gewann Baronin v. d. Decken den Wanderpre i
gültig. Das Championat der Reitpferde brachte Frhrn. v.
auf Herold einen neuen großen Erfolg ein.
Der Abend
wurde mit dem unter dem Namen „Preis vom Erlenhof”
den Hauptjagdſpringen ausgefüllt, das aber an die Vei
tungen gleicher Art der früheren Jahre nicht heranreichſes
Hinderniſſe, 18 an der Zahl, waren zu einfach und born
wenig Abwechſlung. Die Geduld der Zuſchauer wurde /
dem auf eine harte Probe geſtellt, da die Veranſtaltunm
reichlicher Verſpätung ſich abwickelte. Major Lotz auf m
ſprang die beſte Zeit des Abends.
Winterfport.
Evenſen Weltmeiſter im Eisſchnellaufen.
Die Frage nach dem Weltmeiſter im Eisſchnellauſ
nach der Untätigkeit des Titelverteidigers Ballangrud
uuz=
ſchen dem Norweger Evenſen und dem Weltmeiſter Ho)
Thunberg=Finnland, liegen konnte, hat der junge Norw/
wandfrei zu ſeinen Gunſten geklärt. Der ſchnelle und ſtanng
fer holte ſich bei 2 erſten und 2 zweiten Plätzen den Tren
Weltmeiſters im Eisſchnellaufen 1927 mit 378,4 Punz=
Thunberg, der es auf 375,5 Punkte brachte. Die nächſtens
im Geſamtklaſſement belegten: 3. Carlſen=Norwegen!
4. Larſen=Norwegen 369,8, 5. Skutnabb=Finnland 366,6, (5
rud=Norwvegen 264,2, 7. Korpela=Finnland 362,8 und 3. Hu
Lettland 362,7 Punkte. — Die beiden Wettbewerbe des Sat
1500 und 10 000 Meter, wurden bei kaltem, windſtiliemscht
ausgelaufen und brachten folgende Ergebniſſe: 1506 bet
1. Thunberg 2:24,1 Min. (finn. Rekord); 2. Evenſen 7,3
Larſen 2:28,7; 4. Skutnabb 2:29,8; 5. Korpela 2:30 !
10000 Meter: 1. Evenſen 18:05,8 Min.; 2. Carlſen 1831
Staxrud 18:34; 4. Thunberg 18:36,4; 5. Larſen 18:56,8 Ei.
Rund=Funk=Programme.
Frankfurk.
Montag, 28. Februar. 3.30: Stunde der Jugend. A
Leben und Weben in der Natur, von K. Stricker: „Dos)
Wunder” (Löns). — Für Kinder vom 10. Jahre ab.
Operettenmuſik. O 5.45: Leſeſtunde: Der Prozeß der
von Brinvillier”. O 6.30: Georg Büchner”, von Dr.
O 7: Schach. O 7.30: Engliſch. O 8: Engliſche Literatur. E8.
Werke von Joh. Seb. Bach. Ausf.: Theophil. Demeies
O 9.15: von Kaſſel: Moderner Liederabend Trunk=Strau ſ.A
Dela E. Gotthelft (Alt), A. Bader (Bariton). Trunk: Die
In ſtiller Dämmerung; In meiner Heimat; Vor Akkon; Abuza
Sommerfaden; Schlafen, ſchlafen; Ecce homo. — R. (rad
Breit über mein Haupt; Freundliche Viſion; Morgen; Emnd
Aufforderung; Ruhe, meine Seele; Alllmein Gedanken
eignung. — Trunk: Stilles Lied I; Stilles Lied II; Im
Weib: Getroſt; Schifferlied; Flackre, ew’ges Licht; Sch ſerlMt
Anſchl.: Jazz=Konzert.
Stuttgart.
Montag, 28. Febr. 1.10: Konzert. O 4.15: Konzert. (6.15
Techn. Antworten. O 6.45: Anna Blos: Marie und JodKru=
O 7.15: Baſtelſtunde. O 7.40: Obering. Büggeln: Ue-
Einrichtung der Sternwarte Stuttgart=Uhlandshöhe. O 8.1on
montags=Zauber. Mitw.: Hilde Binder, Käte Mann, Thea Iru
Kitty, Rolfen, H. Hanus, Fred. Höger, C. Struve, G. T. II
Heye, Funkorch. Rupprecht: Don Quichote=Marſch. — Lrfals
Prinz Karneval=Ulk. — Thiele: Makkaroni und Parmaſu ikal,
Opernparodie. — Werau: Wo ſind deine Haare, Aum
Schwäbiſcher Humor (G. Ott) u. weitere 21 Darbietunge 1. 4a.
„Der Bräutigam”, eine Tollität in einem Akt von P. Cil
Perſ.: Ernſt, Kellner: C. Struve; Herr Volz, Kaufmann: 29
Elieſe, ſeine Tochter: Thea Struve; Theodor, ihr Bräutg/.
Höger; Meyer, Schieber: M. Heye; Tante Guſtel aus Lerſlta,
Käte Mann. Handlung: Ein Reſtaurationszimmer
Berlin.
Montag, 28. Febr. 3.30: Annie Juliane Richr
Früchten und Gewürzen fremder Zonen. O 4.30: Novele
Zwillingsbrüder” von Anton Mayer. O. 5: Konzert Re
Mariä Wiegenlied. — Strauß: Ständchen (Hedwig Zndſille
Kauffmann, Sopran). — Schumann: Papillons (Joſef hwpaf
Klavier). — Brahms=Joachim: Zwei ungariſche Tänz Heurm
Solloway, Violine). — Chopin: Polonaiſe Es=dur. — Tſcongsih:
Romanze. — Saraſate: Jota navarra. — Alabieff: uſſiſche
Nachtigall. Am Flügel: Seidler=Winkler. O. 6.25: Der tewinene
himmel im Monat März. O 6.55: Dr. Ernſt Cohzſieinel:
Germaniſche Kunſt auf fremdem Boden (Die Kunſt dersurmge
barden in Norditalien). O 7.25: G. Hochſtetter: Dor der
Faſching kam. O 7.55: Prof. Sombart: Entwicklungs in / 0e=
Wirtſchaftslebens. O 8.30: Faſching in der Muſik. Dü. Gſeolg
Szell von der Staatsoper. Berlioz: Ouv. Carneval r/Eſ
Kaun: Ein Karnevalsfeſt, Suite. — Kowalski: Aus de r ſiehrrol
liedern von Giraud, Deutſch von O. E. Hartleben. (an nanſt.
Schen (Bariton). — Glazounow: Carneval, Ouv. — Ccaſeſticgh=
Faſching, Suite für Orch. in fünf Sätzen. Berliner Fuurcheeſlee,
O 10.30: Kapelle Kermbach.
Königswuſterhauſen. Montag, 28. Februar. 2.30 ff. E
Boehm: Landfrauenaufgaben in der Geflügelzucht. O. 87* O=
O 4: B. K. Graef: Die Kunſt des Sprechens. 8 430: Drlopiet.
Erziehungsberatung. O 5: E. Nebermann: Schach. O 6- Meſchlt
Blum: Die Ausbildung der Bauernſöhne in Fach= und Meß neite
bildung. O 6.30: Stud.=Rat Friebel, Lektor Mann: Eiſh.I"
Anfänger. O 6.55: Generalſekretär Roſe: Weſen u. Bed 409. Le
Reklame. O 7.20: Prof. Dr. Binz: Chemie, Technik u. Veige
ſchichte.
Wetterbericht.
Wettervorherſage für Dienstag, 1. März
(nach der Wetterlage vom 27. Februar 1927)
Noch Fortdauer des unbeſtändigen, in der Bewölkun, GNe.
milden, zu vereinzelten Niederſchlagsſchauern neigenden 20*
Die Heſſiſche Wetterdienſtſtel Sießen
Hauptſchriftlettung • Rudoll Mauve
Verantwortlich für Politil und Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Ferſt, 90c
Ausland und Heſche Nachrichten: Mar Streeſei für Sport: Dr. Eu /2 1eh0
für den Handel: Dr. C. H. Quetſch; für den Schlußdienſt: Andreas?” . L
Inſeraeniel. Willy Kuble: Druck und Verlag, T. C. Wi. 1ſch Füärle wenh.
Für unverlangte Mannſtripte wird Garantie der Rückſendung r ich 100 N
Die heutige Nummer hat 6 Seiten