Einzelnummer 10 Pfennige
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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämilicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſi. Tagbl.” geſtattet.
Nummer 38
Montag, den Z. Februar 1927.
190. Jahrgang
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(4 Dollar — 420 Markl. — Im Falle höberer
Gewalt, wie Krieg, Aufruhr Streit uſw., erliſcht
jede Verpſſichtung auf Erfüllung der
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aufträge und Teiſtung von Schadenerſatz. Bei
Konhurs oder gerichtiſcher Beltreibung fällt ſeder
Nabatt weg. Bankkonto: Deutſche Bank und
Darm=
ſtädter und Nationalbant.
Rückwirkungen der Chineſiſchen
Frage auf die engliſche Politik.
Von unſerem (D=Korreſpondenten.
London, 6. Februar.
Die Chineſiſche Frage laſtet wie ein Alp auf den
verant=
wortlichen Kreiſen. Die Regierung wird heute über den
Wort=
laut der Thronrede beraten, und man nimmt an, daß ſich eine
bedeutſame Stelle über China in ihr vorfinden wird. Es iſt
ja kein Zweifel, daß China in den Adreſſe=Debatten eine
her=
vorragende Stelle einnehmen wird. Die Arbeiterſozialiſten
werden ſogar ein China=Amendement bringen, und es iſt
merk=
würdig, wie ſich auf dem dunklen Hintergrunde der
Schwierig=
keiten im Fernen Oſten die Differenzen innerhalb der
Oppoſi=
tion nur um ſo ſchärfer markieren. Die Botſchaft, welche Tſchen
an den Nationalen Vereinigten Rat gerichtet hat, der den
Ge=
neralrat des Trade Union=Kongreſſes, den Nationalen
Exekutiv=
ausſchuß der Arbeiterpartei und den Exekutivausſchuß der
Par=
lamentariſchen Arbeiterpartei vertritt, war ein geſchicktes Stück
Arbeit, von einem gewiſſen Geſichtspunkt aus betrachtet.
Nament=
lich zwei Stellen haben eine große Wirkung ausgeübt: „Im
Verfolg dieſer Diplomatie des Friedens verlaſſen wir uns auf
die britiſche Arbeiterpartei, daß ſie dazu beiträgt, die
abenteuer=
luſtigen Elemente in der heutigen britiſchen Regierung zu
kon=
trollieren.” „Wenn jedoch das Konzentrieren britiſcher
Streit=
kräfte in der Richtung auf Schanghai ein Ausdruck des Typs
Des herrſchenden Geiſtes iſt, dann ſteht zu befürchten, daß die
„Lahmlegung des britiſchen Handelsverkehrs andauern muß, bis
Die britiſche Arbeiterpartei von England mit der Aufgabe
be=
nraut wird, dem britiſchen Niedergang im Fernen Oſten dadurch
Einhalt zu tun, daß ſie Staatskunſt, Frieden und produktive Ar=
Heit an die Stelle von Tory=Staatskunſt, Imperialismus, Krieg
uund byzantiniſcher Glorie ſetzt.”
Selbſtverſtändlich freuen ſich die hieſigen Extremen dieſer
Worte, aber die Gemäßigten ſind ſtark in Verlegenheit geſetzt.
Sie erklären, wenn Macdonald mit einer Arbeiterregierung im
Amt geweſen wäre, hätte er auch Maßnahmen zum Schutze von
britiſchem Leben und Intereſſen in China ergreifen müſſen. Man
bat das unheimliche Empfinden, daß die neuliche Reſolution des
Vereinigten Rats, in der die ſchöne Wendung vorkam, daß man
die „prunkende Demonſtration gegen die kantoneſiſche
Regie=
rung” beklage, militäriſch dem gewiegten Diplomaten Tſchen den
lauſiblen Vorwand gegeben hat, die Verhandlungen abzubre=
Gen, bis die Truppentransporte von Schanghai abdirigiert
wer=
den. Man wäre aufrichtig froh auf der Seite der Gemäßigten,
wenn es möglich wäre, die ganze an Tſchen gerichtete Reſolution
zurrückzuziehen, die jedenfalls ohne gebührende ſorgfältige
ge=
meinſchaftliche Erwägungen hinausgegangen iſt. Wie ſich die
Dinge zwiſchen den beiden Flügeln der Arbeiterpartei weiter
ge=
ſtalten werden, ob es gelingen wird, eine Mittellinie bezüglich
ter Chinafragen feſtzulegen, oder ob die Spaltung nicht
über=
krückt wird, wird Gegenſtand intereſſanter Beobachtungen ſein.
Ees iſt kaum zweifelhaft, daß die „Hände fort=von=China”=
Bewe=
eung ihre fremden Anfacher hat. „Mir ſcheint, daß Macdonald,
der nun einmal eine unglückliche Hand in der äußeren Politik
hat, wieder einmal das falſche Pferd geſattelt hat”, ſagte mir ein
Air gemäßigten Seite gehörender M. P., der ſchon eine ganze
Aeihe von Parlamenten durchgemacht hat. „Wenn er aus mir
ufaßlichen Gründen gegen die Entſendung von
Unterſtützungs=
hansporten für unſere Landsleute war, ſo durfte er ſich in dieſer
nationalen Sache nicht feſtlegen. Es iſt den Ertremen aber
ge=
lingen, ihn in dieſer Sache zu verleiten, mithin innerhalb der
Partei Partei zu ergreifen. Auch wenn eine Einigungsformel
gffunden wird, wird man ihm ſeine Stellungnahme nicht
ver=
geſſſen, und es wird der Argwohn gegen ihn bleiben. Gelingt
die Verkittung des angefangenen Riſſes nicht, wird er weiter
kleffen. Er ſieht nicht, daß es das erſte Intereſſe engliſcher
Ar=
beiter ſein muß, Englands Ausfuhr zu ſtützen. Jede Störung
ires fremden Marktes bedeutet für uns hier eine
Verringe=
rlumg der Produktion und eine nach Tauſenden zählende
Ver=
nchrung der Arbeitsloſen. Er ſieht aber offenbar auch nicht
ler, was jede Spaltung der Partei für unſeren inneren
Fort=
critt bedentet. Sollten wir uns nicht das Schickſal der
Libe=
alen zur Lehre dienen laſſen? Was wird bei einer nicht ge=
Moſſenen Front unſererſeits aus den Regierungsplänen für
eS neue Trade Union=Geſetz werden? Wie ſollen wir unſere
Zäirke gegen die kommuniſtiſche Minoritätsbewegung behaupten,
min ſich der Parteiführer ſelber auf die Seite der Extremen
iellt? Kurz, ich befürchte höchſt bedenkliche Rückwirkungen einer
iſchen Beurteilung der Chinafragen auf unſere innere Politik.”
Keine chineſiſche Völkerbundsaktion.
EP. Genf, 6. Februar.
Die Ankunft des chineſiſchen Ratsdelegierten Tſchao
Hſin=
qt, des römiſchen Botſchafters Chinas, in Genf hat zu
über=
ſieSenen Gerüchten Anlaß gegeben, die einfach darauf zurückzu=
Men ſind, daß Tſchu für die Rückreiſe von Paris nach Rom
n Weg über Genf gewählt hat. An eine Intervention des
AEerbundsrates in die chineſiſche Kriegsdrohung, zu der der
neag eines Mitgliedſtaates erforderlich wäre, iſt gar nicht zu
Men, und auch der chineſiſche Botſchafter dürfte einen ſolchen
mrrag nicht ſtellen. Da China eine ſtändige Delegation beim
Acerbund unterhält, iſt nichts natürlicher, als daß der
Nats=
mierte Chinas auf der Reiſe von Paris nach ſeinem Wohnort
oa: ſich einige Tage in Genf aufhält. Immerhin iſt es nicht
W ausgeſchloſſen, daß Tſchu auch im Generalſekretariat des
Meerbundes vorſpricht, um die Möglichkeit einer ſpäteren Be=
Gn-igung der Völkerbundsverſammlung mit dem Problem der
Dhion der Chinaverträge mit einigen maßgebenden Perſön=
Nmten durchzuſprechen. Der Völkerbundsverſammlung ſteht
Huntlich auf Grund des Artikels 19 das Recht zu, die Mit=
Eer des Völkerbundes zur Nachprüfung unanwendbar
gewor=
ſter: Verträge aufzufordern.
Vom Tage.
Der Reichstagsabgeordnete Wilhelm Kube iſt durch Beſchluß des
Ehrenhofes der Deutſch=Völkiſchen Freiheitsbewegung
aus der Partei ausgeſchloſſen worden, weil er trotz dreimaliger
Ladung durch Nichterſcheinen die Klarſtellung der gegen in erhobenen
Vorwürfe verhinderte.
Der deutſche Botſchafter in Paris, Dr. v. Hoeſch, iſt geſtern früh
in Berlin eingetroffen und hatte im Laufe des Tages eine
längere Ausſprache mit dem Reichsaußenminiſter und Staatsſekretär
des Auswärtigen Amtes.
Das deutſch=franzöſiſche Verſtändigungskomitee,
das geſtern zu Beſprechungen über die ſchwebenden Fragen in Berlin
zuſammentreten ſollte, wird ſeine Beratungen erſt am
Mon=
tag aufnehmen. Der Vorſitzende des Komitees, Präſident
Mayriſch, iſt bereits in Berlin eingetroffen.
Die landwirtſchaftliche Meſſe und Ausſtellung „Grüne Woche
Berlin 1927”, die unter Führung des Berliner Meſſeamts in den
Hallen am Kaiſerdamm ſtattgefunden hat, iſt geſtern geſchloſſen
worden. Die achttägige Ausſtellung hatte einen Geſamtbeſuch von
zirka 100 000 Intereſſenten zu verzeichnen.
Der Rat der Volkskommiſſare hat den Konzeſſionsvertrag
mit der Deutſch=Ruſſiſchen
Luftverkehrsgeſell=
ſchaft nach dem der Geſellſchaft das alleinige Recht der Ausübung des
Flugverkehrs zwiſchen Deutſchland und der Sowjetunion gewährt wird,
bis zum 31. Dezember 1931 beſtätigt.
Nach einer Meldung aus Rabat wird der Prozeß gegen den
deutſchen Klems, der von der Fremdenlegion deſertierte und als
Artillerie=Kommandant Abd el Krims tätig war, am Mittwoch vor dem
Kriegsgericht in Meknes beginnen. Klems wird von dem
bekann=
ten Rechtsanwalt de Moro=Giafferri verteidigt werden.
Die ehemaligen Soldaten der Orientarmee gaben ein Bankett zu
Ehren Briands, auf dem ſie ihn als einen großen Diener ſeines
Landes in Krieg und Frieden feierten und ihm eine Medaille zum
An=
denken an die Saloniki=Expedition überreichten.
Präſident Coolidge hat den Kongveß aufgefordert, die
Delegier=
ten der Vereinigten Staaten für die
Wirtſchafts=
konferenz des Völkerbundes, die im Mai zuſammentritt, zu
beſtimmen. Dieſe Delegierten werden jedoch keine Vollmachten erhalten,
ihr Land durch irgend ein Abkommen feſtzulegen.
Nach der Abſfimmung.
Von unſerer Berliner Redaktion.
Die geſamte Berliner Preſſe, einſchließlich der Organe der
Oppoſition, übt eine verhältnismäßig ruhige Kritik an den
letz=
ten Ereigniſſen im Reichstag, ja ſie legt ſich im großen und
gan=
zen eine recht ſtarke Zurückhaltung auf. Man will eben erſt
ein=
mal abwarten, wie das neue Kabinett arbeitet, will vor allem
aber auch ſehen, was die gegen den Innenminiſter v. Keudell
eingeleitete Unterſuchung zutage fördern wird. Der „Vorwärts”
verſucht zwar, neues Belaſtungsmaterial gegen ihn zu ſammeln,
wird ſich aber auch damit abfinden müſſen, daß die ganze
Ange=
legenheit einem beſonderen Ausſchuß übergeben worden iſt, der
vielleicht ſchon in den nächſten Tagen dem Kanzler das Ergebnis
ſeiner Unterſuchungen überreichen wird, ſo daß dieſer von ſich
aus die weiteren Schritte zu unternehmen hat.
Fällt die Unterſuchung gegen Herrn v. Keudell aus, dann
muß der Innenminiſter natürlich die Konſequenzen ziehen. Das
ſagt ihm auch die „Germania” noch einmal ganz offen, die aber
ſonſt wegen der weiteren Entwickelung der Dinge nicht allzu
peſſimiſtiſch geſtimmt iſt Intereſſant iſt, daß ſie ein feſtes
Zu=
ſammenhalten der eigenen Fraktion verlangt, um ſich innerhalb
der Koalition durchzuſetzen. Sie ſpielt hier anſcheinend auf das
Ausbrechen Dr. Wirths an, der gegen das Vertrauensvotum
ſtimmte. Sein Verhalten dürfte überhaupt noch zu einer
Aus=
einanderſetzung mit ihm führen, da das Zentrum mit Recht
ver=
langt, in ſo wichtigen Abſtimmungen, wie derjenigen über das
Ver=
trauensvotum, habe die Fraktion geſchloſſen zu marſchieren.
Die Geſchloſſenheit des Zentrums wird aber ſchon in
aller=
nächſter Zeit bei der Beratung verſchiedener ſozialpolitiſcher
Vorlagen eine nicht unerhebliche Rolle ſpielen, wie überhaupt die
Sozialpolitik eine nicht geringe Anzahl Klippen aufweiſt, die
ge=
ſchickt umſchifft ſein wollen. Die Sozialdemokratie hat auch
be=
reits eine neue Streitfrage zur Debatte geſtellt, nämlich die der
Arbeitszeit. Da es ihr angeblich zu lange dauert, bis die Frage
des Achtſtundentags von dem neuen Regierungsblock im
Reichs=
tag aufgerollt wird, hat ſie jetzt das Notgeſetz über die
achtſtün=
dige Arbeitszeit als Initiativgeſetz eingebracht. Ob ſich ihre
ſtille Hoffnung, die Regierung in neue Schwierigkeiten zu
ſtür=
zen, erfüllen wird, bleibt abzuwarten.
Die gemeinſame Arbeit der Blockparteien iſt auch auf dem
Gebiete der Sozialpolitik feſtgelegt, ſo daß es eigentlich von
vornherein ſeſtſteht, wie die Arbeitszeitfrage behandelt werden
wird. Bevor jedoch das letzte Wort von der
Regierungskoali=
tion geſprochen wird, werden noch zahlreiche Verhandlungen
hin=
ter den Kuliſſen notwendig ſein, um eine Formel zu finden, die
allen Wünſchen und Forderungen einigermaßen gerecht wird.
Im übrigen iſt anzunehmen, daß die Regierung den Vorſtoß der
Sozialdemokraten damit beantworten wird, daß ſie das
Arbeits=
ſchutzgeſetz, das auch die Arbeitszeit regeln ſoll, nun ſchleunigſt
im Reichstagsplenum zur Debate ſtellen wird, wobei jedoch zu
berückſichtigen iſt, daß die Löſung dieſes Problems nicht von
einem Monat zum andern ſich wird vornehmen laſſen. Man
wird alſo ſchließlich wieder auf das ſozialdemokratiſche Notgeſetz
abkommen, und da wird ſich dann zu zeigen haben, ob die
Koali=
tion ſtark genug iſt, dieſer Agitationsvorlage gegenüber
Ge=
ſchloſſenheit zu bewahren.
Franzöſiſche Preſſeſiimmen.
EP. Paris, 6. Februar.
Die franzöſiſche Preſſe ſchenkt dem Abſtimmungsergebnis
im Reichstag keine allzu große Aufmerkſamkeit. Die meiſten
Blätter beſchränken ſich auf die Wiedergabe der Zifſern und den
Sitzungsverlauf. Soweit ſie die Ergebniſſe kommentieren, kommt
durchweg die Verwunderung über die von der Regierung
er=
zielte Mehrheit zum Ausdruck, da man hier mit höchſtens 20 bis
30 Stimmen Majorität gerechnet hatte. Ebenſo allgemein wird
die Anſicht geäußert, daß innerhalb der im Kabinett vertretenen
Parteien völlige Einmütigkeit in der Frage der
Rheinland=
räumung herrſche,
Die Kriſenwirtſchaft in Jugoſlawien.
Von unſerem D=Korreſpondenten.
Belgrad, 6. Februar.
In Jugoſlawien gab es ſchon wieder einmal eine Kriſe, —
es iſt dies die ſechſte ſeit neun Monaten. Seit April vorigen
Jahres, ſeit dem Sturze des damaligen Kabinetts Uzunowitſch,
kann man das innenpolitiſche Gleichgewicht in Jugoſlawien nicht
mehr wiederfinden, trotzdem faſt alle Möglichkeiten der
partei=
politiſchen Kombination verſucht wurden. Es iſt charakteriſtiſch
für dieſe Kriſe, daß ſie, wie faſt alle Kriſen der letzten Jahre, von
Kroatien ausgegangen iſt. Wie andere Nachfolgeſtaaten hat
Jugo=
ſlawien von der alten öſterreichiſch=ungariſchen Monarchie mit
anderen, entſchieden wertvolleren Dingen einen unglücklichen
politiſchen Seelenzuſtand übernommen. Es iſt zu natürlich, daß
Kroatien dieſe fatale Erbſchaft übermittelt. Es iſt eine Art
poli=
tiſches Querulantentum, welches aber vor der letzten Entſcheidung
ſtets zurückſchreckt. Dabei iſt dieſer fortwährende
Regierungs=
wechſel und dieſe Labilität in Jugoſlawien durchaus nicht
un=
gefährlich, denn ſie bedingen auch eine dauernde Unſicherheit in
der Außenpolitik. Trotz aller Mäßigung, welche die Belgrader
politiſchen Kreiſe in der Außenpolitik zeigen, wird nach jeder
Kriſe die Spannung gegen Italien nur größer. Dafür iſt
eigent=
lich niemand verantwortlich, nur die unglückliche Lage.
Die letzte Kriſe — ſeit ihrer Löſung gab es noch eine
par=
tielle Kriſe, welcher aber keine entſcheidende Bedeutung
zuzu=
kommen ſcheint — wurde wie gewöhnlich wieder durch Raditſch
entfeſſelt. Die Gemeindewahlen haben für die kroatiſche
Bauern=
partei eine Niederlage gebracht, ſie hat mehr als 150 000
Stim=
men im Vergleich zu den letzten Parlamentswahlen verloren.
Und Raditſch hat eingeſehen, daß ſeine Partei in dem
Augen=
bick, wo ſie auf eine radikale Oppoſition verzichtet oder gar
an einer irgendwie gearteten Regierung teilnimmt, ſofort
die Volkstümlichkeit einbüßen muß. Darauf bearbeitete er
ſeine Leute — es war keine leichte Aufgabe — bis ſie ſich
entſchloſſen, bei einer unbedeutenden ſachſichen Frage, gegen die
Regierung zu ſtimmen. Raditſch emſchloß ſich um ſo leichter, die
Regierung zu ſtürzen, da zwvar ſeine Parteigänger an der
Koa=
lition teilnahmen, er ſelbſt aber kein Miniſterporteſeuille
inne=
hatte. Man hatte ihn ſeinerzeit wegen ſeines unmöglichen
Ver=
haltens nicht in das Kabinett aufgenommen und er mußte
ziem=
lich lange zuſehen, wie ſich langſam die urſprünglich ſo
oppoſi=
tionelle kroatiſche Bauernpartei an die Macht gewöhnte. Seine
Geduld währte aber nicht zu lange. Wenigſtens das eine hat er
jetzt erreicht, daß diesmal nicht nur ſeine Perſon, ſondern auch
die ganze kroatiſche Bauernpartei von den Radikalen als
regie=
rungsunfähig erklärt wurde. Man iſt alſo auf den Ausgangspunkt
zurückgekehrt. Nach vielen und peinlichen Erfahrungen zeigte es
ſich, daß die Zuſammenarbeit zwiſchen Serben und Kroaten
un=
möglich iſt. Raditſch hat damit die Herrſchaft über ſeine Partei
zurückgewonnen, denn wenn es gilt, rückſichtsloſe Oppoſition zu
machen, dann ſind ſeine Talente für die Partei unentbehrlich.
Uzunowitſch hat den Gedanken der großen Koalition, ſo
un=
durchführbar ſie ſich auch für Jugoſlawien erwies, nicht
aufge=
geben. Statt der Krogten wurden nun die Slowenen in die
Regierung hineingezogen, und ſo verfügt man wieder über eine
erträgliche Mehrheit. Aber auch die Ausſichten dieſer neueſten
Regierung ſcheinen, wie ſich gleich bei ihrer Bildung erwies, nicht
ausgeſprochen günſtig zu ſein. Aeußerlich iſt zwar der Gegenſatz
zwiſchen Serben und Slowenen kleiner, als zwiſchen Serben und
Kroaten, und auch die ewige kroatiſche Klage, daß von Belgrad
aus die nichtſlawiſchen Minderheiten, wie die Deutſchen und
Un=
garn begünſtigt werden, wird jetzt die Einigkeit der Regierung
nicht ſtören, aber ein Kabinett, in dem die Slowenen vertreten
ſind, muß unbedingt einen mehr oder minder ſcharfen Kurs gegen
Italien einſchlagen. Durch ſeine Lage iſt nämlich das
Slowenen=
tum in Jugoſlawien dasjenige Element, das am meiſten
italien=
feindlich geſinnt iſt. Die unter italieniſcher Herrſchaft lebenden
Slowenen werden unterdrückt, und die Expanſionspläne
Muſſo=
linis werden am meiſten in Slowenien befürchtet. Der
Aus=
ſpruch des Duce, daß die kleinen Staaten bald verſchwinden
müßten, wurde in ganz Jugoſlawien — verſtändlicherweiſe —
mit ſehr gemiſchten Gefühlen kommentiert, man hat nämlich
ſelbſt im Intereſſe des Friedens und Europas durchaus keine
Luſt, zu verſchwinden.
Die ſerbiſchen Parteien und insbeſondere die Radikalen
be=
urteilen „die italicniſche Gefahr” durchaus kühler. Ja, man
nimmt es, beſonders wenn die Kroaten in Oppoſition ſind, nicht
immer übel, wenn die allzu vorlauten Stammesbrüder etwas
von Italien in Schach gehalten werden. Es iſt hier alſo ein
latenter Konfliktsſtoff gegeben, welcher in jedem Augenblick die
Regierung ſprengen kann. Und es iſt mehr als ſicher, daß die
Krogten, die wahrſcheinlich verſuchen werden, außerhalb der
Re=
gierung nach unangenehmer zu ſein als in der Regierung, jede
Gelegenheit dazu benutzen werden, um dieſen Streit zu
ent=
flammen.
Bei der Bildung der Regierung, nachdem die Miniſter den
üblichen Eid geleiſtet hatten, ſind zwei Miniſter, der Unterrichts=
und der Poſtminiſter, zurückgetreten. Sie gehörten beide der
eigentlichen regierungsbildenden Partei, den Radikalen an, was
beweiſt, daß auch dort nicht alles in Ordnung iſt. Zwiſchen den
Anhängern des jetzigen Miniſterpräſidenten Uzunowitſch und den
einſtigen Anhängern Paſitſch’ beſteht eine immer größer werdende
Kluft. Peſſimiſten rechnen ſchon mit der Möglichkeit, daß eines
Tages die Radikale Partei ſelbſt ſich in zwei Teile auflöſen
könnte. Noch iſt es aber zum Glücke der jugoflawiſchen Politik
nicht ſo weit, erſt dann würden nämlich die Zuſtände vollkommen
chaotiſch. Aber ſelbſt wenn man den beſten Fall annimmt, kann
man ſich ſchwer vorſtellen, daß die politiſche Entwicklung des
ſüd=
ſlawiſchen Staatsgebildes zu einer ſtabilen Situation führen
kann. Denn die Gegenſätze wurzeln nicht ſo ſehr in der Politik
als in der Verſchiedenheit der Raſſen und deshalb iſt auch von
den etwaigen Neuwahlen ſehr wenig zu erhoffen.
Seite 2
Montag, den T. Februar 1927
Nummer 38
Aus der Landeshauptſtadt.
Darmſtadt, 7. Februar.
— Heſſiſches Landesthester. Die morgen, Dienstag, im Großen
Haus ſtattfindende Wiederholung von Bernard Shaws Komödie
„Haus Herzenstod” beginnt mit Rickſicht auf die lange Dauer
des Werkes bereits um 7 Uhr.
Im Kleinen Haus wird am gleichen Abend bei bedeutend
herab=
geſetzten Preiſen (80 Pf. bis 4,80 Mk.) Mozarts „Entführung
aus dem Serail” gegeben. Die Aufführung fällt nur der
Schüler=
miete rot (nicht, wie verſehentlich angekündigt, auch der Schülermiete
weiß) zu; es ſtehen jedoch noch gute Plätze aller Platzarten für den
Verkauf zur Verſügung.
2. Kammermuſikabend des Schnurrbuſch=Quartetts. Zur
Erſtauf=
führung der Violinſenate von Kletzki ſei folgendes bemerkt: 1900 geboren
und ſeit 1920 in Berlin lebend, wunde Kletzki durch ſeine Sinfonietta
Opus 7 und Prolog zu einer Tragödie Opus 14 (u. a. durch
Furtwäng=
ler im Gewandhaus geſpielt) bekannt. Ferner iſt er der Schöpfer
mehre=
rer Kammermuſikwerke, Lieder und Klavierſtücke. Zur gemäßigt
modernen Richtung zählend, knüpft er etwa an Brahms und Reger an,
aber doch durchaus perſönlich und mit eigenem Stil. In der
Aus=
führung der Sonate wird Paul Schnurrbuſch durch den Leipziger
Pianiſten Hans Beltz unterſtützt. Am gleichen Abend kommt noch)
Mozarts Klavierquartett G=Moll und das herrliche A=Dur=Quintekt von
Dvorak zu Gehör. Der Vorverkauf beginnt heute, Montag, an der
Tageskaſſe des Kleinen Hauſes.
* Der Märchenfilm „Dornröschen” wurde geſtern im Kleinen Haus des
Heſſiſchen Landestheaters vielen Kindern gezeigt. Wie gerne erinnert
man ſich in ſpäteren Jahren an all die ſchönen Märchen „Es war
ein=
mal”. Wenn man bei dieſen Märchen=Vorführungen die leuchtenden
Geſichter der Kleinen beobachtet, die mit Spannung der bekannten
Handlung und den ſchönen Bildern folgen, dann ſollte man wünſchen,
daß allen Kindern von ihren Eltern eine ſolche harmloſe Freude bereitet
werde, daß allen Kindern das Anſchauen dieſer Märchenfilme ermöglicht
werde, beſonders, da eine finanzielle Schwierigkeit wohl kaum
auf=
treten dürfte. Ueber den geſtern gezeigten Dornröschenfilm waren alle
Kleinen begeiſtert, beſonders, da die geſchmackvolle
Bilderzuſammen=
ſtellung in vorzüglichen photographiſchen Aufnahmen der Phantaſie der
Kinder willkommenen Spielraum ließ, trotzdem der Film getreu dem
Inhalt des Dornröschen=Märchens entſprach. Die hervorragende
künſt=
leriſche Ausſtattung des Films kann ja nur von den Erwachſenen ganz
gewürdigt werden, aber das wertvollſte an dieſem, wie an den weiter
gedrehten Filmen, iſt, daß ſie dem Weſen des Kindes angepaßt ſind
und keine ſchwierigen Probleme zu löſen geben. Auch der zweite
Bei=
film „Peggy als Detektiv”, den man ruhig zweimal ſehen kann, mit
ſeinen luſtigen Kinder= und Tierſzenen, wurde mit jubelndem Beifall
aufgenommen.
* Der Akademiſche Bauingenieur=Verein e. V. Darmſtadt beging
am Freitag ſein 28. Stiftungsfeſt, in deſſen Mittelpunkt der
Feſtvortrag von Herrn Privatdozent Dr.=Ing. Worch ſtand, der
nach=
mittags um 4 Uhr in einem größeren Hörſaal der Techniſchen Hochſchule
vor zahlreichen Ehrengäſten und Mitgliedern ſtattfand. Der Nedner
ſprach über „Moderne Ingenieurhochbauten” Zuvor
über=
mittelte Herr Profeſſor Türnau Glückwüinſche der Hochſchule. Der
Vorſitzende, Herr Regierungsbaurat Bero, dankte ihm im Anſchluß
hieran für ſein tatkräftiges Eintreten für die Belange des
Bauingenieur=
weſens im Senat der Hochſchule. Herr Privatdozent Dr.=Ing. Worch
betonte in der Einleitung ſeines Vortrags, daß die Ingenieurhochbauten
ein ſehr weites Gebiet umfaſſen, er wolle ſich aber auf den Fabrikbau,
den Bahnhofshallenbau und den Bau von Ausſtellungshallen
beſchrän=
ken. Beim Anbruch des 19. Jahrhunderts gab es noch nicht das, was
wir heute eine Fabrik nennen, und die Werkſtätten waren vielfach mit
Wohnſtätten verbunden. Der Umfang der Anlagen konnte nicht groß
ſein, weil die hochvertigen Bauſtoffe fehlten, denn noch um die Mitte
des 19. Jahrhunderts gab es nur Holzkonſtruktionen, hochwvertiger Beton
fehlte. Reichte ein Gebäude nicht aus, ſo wurde einfach ein Anbau
er=
richtet. Vielfach waren die Gebäude niedrig und dunkel und an
Trans=
portgelegenheiten fehlte es. Im Lichtbilde wurde eine ſolche alte
Werk=
anlage vorgeführt und als Gegenbild eine moderne Fabrik, die
Bald=
win=Lokomotivfabrik in Philadelphia; hier können große Belegſchaften
untergebracht werden, und alles iſt auf Fließarbeit eingerichtet, d. h. der
Werkſtoff darf nicht ruhen. Aufnahmen von den Hirſch=Kupferwerken
und von der Deutſchen Werft in Hamburg mit ihren Rieſenhallen
ver=
mittelten eine Vorſtellung von dem, was eine moderne Fabrikanlage
bedeutet, an deren Errichtung, im Gegenſatz zu früher, viele Fachleute
beteiligt ſind, last not least der Bauingenieur. Im Folgenden zeigte
der Redner im Lichtbilde zahlreiche Hallenbauten und erläuterte deren
Konſtruktion, namentlich die der Stützen, der Binder und der Bedachung
uſw. Es kam ihm darauf an, zu zeigen, daß viele Variationen möglich
ſind und daß je nach den gegebenen Verhältniſſen, die eine oder die
andere Konſtruktion den Vorzug verdient. Auch einige Geſchäftshäufer
(größere Warenhäuſer) wurden in ihrem inneren Aufbau erläutert. Im
Bahnhofshallenbau hat man die alte übliche Form der Stützen und
Binder verlaſſen und dafür die Bogenbinder ausgebildet. Lichtbilder
zeigten Hallen in der alten Art und eine Reihe neuer Formen. Die
Hallen mit großen Spannweiten der Binder wirken zwar monumental,
verurſachen aber auch große Bau= und Underhaltungskoſten. Unter den
Lichtbildern von Hallen mit geringerer Spannweite waren auch die fünf
Hallen des Darmſtädter Hauptbahnhofs (Spannweiten 20 und 19 Meter).
Die Ausſtellungshallen haben dieſelbe Entwicklung durchgemacht; nur
noch bei feſten Hallen (z. B. Autohallen in Charlottenburg) werden die
größeren Spannweiten bevorzugt. In ſeinen Schlußworten gab der
Nedner der Forderung Ausdruck, daß Deutſchland auf dem Gebiete des
Bouingenieurweſens den Vorſprung, den die Amerikaner ſeit dem
Welt=
kriege erlangten, wieder einholen müßte. — Der Vorſitzende betonte in
ſeinen Dankesworten für den von der Verſammlung ſehr beifällig
auf=
genommenen Vortrag, daß dieſer, neben einer Fülle von vorzüglich
zu=
ſammengeſtellten Lichtbildern viel Praktiſches, Schönes und Gutes
ge=
bracht habe.
Frankfurter Muſikbrief.
Der ausgezeichnete und verdienſtvolle Oberregiſſeur der
Frankfurter Oper, Dr. Wallerſtein, wird betrüblicherweiſe im
Laufe des Jahres Frankfurt verlaſſen und an die Wiener
Staats=
oper gehen. Als ſein Nachfolger iſt Otto Krauß von dem
Karls=
ruher Landestheater in Ausſicht genommen, unter deſſen
ver=
antwortlicher Leitung geſtern „Carmen” neuinizeniert gegeben
wurde. Die Aufführung war, ſoweit die Leiſtung des
Gaſt=
regiſſeurs in Frage kommt, nicht geeignet, ſein Engagement nach
hier zu befürworten. Es mag angehen, daß man die Mädchen
der Fabrik im modernen Gewande auftreten läßt, überhaupt gab
der 1. Akt zu Beanſtandungen am wenigſten Anlaß, aber — daß
nan den 2. Akt, die Schenke bei Lillas Paſtia, zu einer modernen
Tanzdiele macht, mit der entſprechenden Beleuchtung und
ent=
ſprechender Bekleidung der Tänzerinnen, daß der 4. Akt ein
unmögliches Bühnenbild bot, das iſt auf jeden Fall abzulehnen.
Der 2. Akt iſt zur Charakteriſierung Carmens wichtig; ſie verkehrt
in einer Spelunke ſchlimmſter Sorte, zu der auch die Schmuggler
nach der Polizeiſtunde ungeſtörten Zutritt haben. Wie iſt es
zu rechtfertigen, ſtatt deſſen Berlin W. uns vorzuführen, ein
Lokal mit Divans pp. — doch nur, daß man eben nur lediglich auf
zeitgemäße Anſchauungen ſpekuliert und die Sachlichkeit dagegen
zurücktreten läßt, oder hält Herr Krauß uns weiter hier noch
für ſo dumm, daß wir es nicht merken, daß z. B. im 4. Akt
das=
ſelbe Polizeiaufgebot zweimal auftritt?! Auch die
Regiebehand=
tung der Maſſenſzenen ging über ein konventionelles Maß nicht
Mnaus. — Man verſucht auch, in der Ueberſetzung Aenderungen
vorzunehmen. Es ſoll zugegeben werden, daß die deutſche
Ueber=
ſetzung erhebliche Mängel hat, daß ſie ſogar zum Teil falſch int.
Aber auf der anderen Seite hat ſich das „Auf in den Kampſ,
Torero” ſo eingebürgert, daß man hier eine Aenderung doch
nur dann eintreten laſſen ſollte, wenn man das „Toréador, en
garde” wirklich weſentlich beſſer und wirkungsvoller wiedergeben
könnte. Das war aber nicht der Fall. Oder im zweiten Akt, wenn
Don Joſé aus der Haft kommt, und auf die Frage Carmens, ob
er ſie liebe, „moi, je tadore” ſingt, und zwar ſo, daß auf dem
„„” des adore die ganze Wärme des E=Dur=Akkords ruht, ſo
iſt die früher übliche deutſche Faſſung „Ob ich dich liebe” der
jetzt für richtig befundenen „Ich bete dich an” bei weitem
vor=
zuziehen. Denn in der früheren Faſſung liegt auf dem „i” des
„liebe” der ganze, durch die innige Tonart geſteigerte Ausdruck,
der in keiner Weiſe durch das „Ich bete dich an” erreicht wird.
Man darf doch nicht vergeſſen, daß Bizet als romaniſcher
Kom=
poniſt, und zwar als einer der typiſchſten, ein beſonderes Gefüh=
* Damen= und Herrenſitzung der Turngemeinde Darmſtadt 1846.
Liebe Närrinnen und Narren! Es war ein närriſches Feſt geſtern —
dieſe Damen= und Herrenſitzung der Turngemeinde 1846 in der närriſch
geſchmückten Turnhalle am Woogsplatz. Punkt 6.11 Uhr hält das
närriſche Komitee unter den immer wieder begeiſternden Klängen des
Narrhallamarſches ſeinen Einzug — umjubelt von Narren und Närrine
nen. Nach dem Lied des Harlekins ergriff der Obernarr Engel das
Wort zu herzlichem Willkommen mit der vielverheißenden Redewendung:
„Zum Karneval braucht mer an Hanswurſt und Leit, wo lache!” Und
gelacht wurde geſtern abend. Nach dem närriſchen Lied: „Verrückt iſt
Trumpf” lachte man ſich ſchon bei dem Protokoll des Narren Gerfelder
in den Abend hinein. Stürmiſche Heiterkeit löſten die Ergüſſe eines
Arbeitsloſen aus, in deſſen Epiſtel der troſtreiche Satz enthalten war:
„Wann mer kaa Schulde hätte, dann hätte mer gar nis‟. Die
Närrin=
nen Erill und Medicker entzückten durch einen netten Tanz. Dann ſtieg
der „Schorſch” (Narr Schwarz) in die Bütt — eine getreue Nachbildung
der Denkmalſockel auf dem Theaterplatz am „Eadde‟=Eingang. Alsdann
ließ man den Darmſtädter Heiner enei, und es gab viel zu lachen. Daran
ſchloß ſich eine amüſante Schulerinnerung: „Große Buben, voller
Tor=
heiten und Streich=” mit ihrem „Lährer” in Karikatur — verfaßt von
den Narren Langer und Sauter. Künſtler=Narr Ney vom Heſſiſchen
Landestheater erfreute mit Liedern von Wein, Glück und Liebe. Es
wetteiferten dann noch manche Narren miteinander in der närriſchen
Kunſt, die die Lachmuskeln in Bewegung hielten. Wir erwähnen noch
das vielgeplagte, vielbeſorgte Eheweib mit ihrem Erguß über die
Männer (Närrin Lamp) und deren Zwiegeſpräche mit ihrem „Alten”
(Narr Schäfer), die Champagnergirls, dargeſtellt von der
Frauen=
abteilung der Turngemeinde, und den Schlußvortrag des Narren
Schäfer, der mit ſeinen Zwerchfell erſchüitternden Witzen alle außer Atem
brachte. Wenn die närriſche Schar der Turngemeinde, deren Obernarr
Engel ſich um die geſtrige närriſche Sitzung viele Verdienſte erwarb,
mit ihrem Motto: „Mir mache als ſo weiter!” treu bleibt, dann kann
man im Karneval 1927 noch manchen vielverſprechenden Abend in der
Turnhalle erwarten. In dieſem Sinne: „Gut Heil!”
* Die karnevaliſtiſche Feſtveranſtaltung der Liedertafel in ſämtlichen
Räumen des Städtiſchen Saalbaues war ein Schlager ſüir ſich. Keinem
der luſtkgen Teilnehmer war die Melodie „Valencia” unbekannt, aber
wohl kaum einer hat ſchon einen „Karneval im Park von
Valencia” gefeiert. Man kam alſo mit ſehr hoch geſpannten
Er=
wartungen in dieſen „Park” und wurde trotzdem doch noch angenehm
überraſcht. Nicht nur das ſommerlich warme Klima Valencias, ſondern
die ganze bezaubernde Landſchaft mit ihrer faſzinierend exotiſchen
Be=
leuchtung war täuſchend nachgemacht. Für das ausgelaſſene
Tempera=
ment, ohne das man ſich Valencia nicht denken kann, ſorgten die
Be=
ſucher des Parks, die aber dabei nie vergaßen, daß gerade
harmlos=
luſtige Ausgelaſſenheit die Stimmung bis zum Ende am fröhlichſten
erhält. — Die Ausſtattung der Saalbauräume war ſo farbenprächtig,
wie ſelten. Hunderte von abgedämpften elektriſchen Lichtkörper bildeten
eine angenehme feenhafte Beleuchtung in den Parkanlagen, die von
der Fa. Schulz (Bruchwieſenſtraße) ſtilgerecht und geſchmackvoll
an=
gelegt waren. Den Bühnenhintergrund bildete ein Motiv aus Valencia,
das in hellblauem Mondlicht leuchtete. Treppen ſührten in den Park,
in deſſen Mitte eine mächtige Palme ſtand — und um dieſe tanzten eine
Menge fröhlicher Damen und Herren jeden Alters in entzückenden
Trachten aller Herren Länder. Es war ein angenehmer Aufenthalt
im Park bei den Klängen der fleißig ſpielenden Kapelle. Kein zübermäßig
ſtarkes Gedränge, zumal ſich viele Feſtteilnehmer in den originellen
Likör= und Sektgrotten, in der Kaffeeſtube oder der oberen Tanzdiele
ergötzten. Der Parkhimmel, der mit vieler Mühe die
Saalbau=
decke verbarg, war mit Tauſenden von farbigen Papierbändern
her=
geſtellt, dazwiſchen waren farbige elektriſche Beleuchtungskörper
an=
gebracht. Die geſamte, gutgelungene elektriſche Anlage wurde von der
Fa. Geil (Holzſtraße) inſtalliert, während Herr Theatermaler Franz
Langer vom Heſſ. Landestheater die in ſein Fach ſchlagenden
Arbeiten übernommen und glänzend ausgeführt hatte. Die
Aus=
arbeitung und Beaufſichtigung über die geſamte Dekoration lag in den
bewährten Händen der beiden Vorſtandsmitgliedern, Herrn Auguſt
Becker und Friedr, Hofmann. Vielen Teilnehmern dürfte
ent=
gangen ſein, daß im Laufe des Abends von dem 1. Vorſitzenden, Herrn
Mitze, den beiden letztgenannten Herren, ſowie Herrn Guſt. Geil und
Fran Hofmann für ihre Mühe und Arbeit der höchſte närriſche
Karnevalsorden der Liedertafel verliehen wurde. Bis in die frühen
Morgenſtunden vergnügte man ſich auf dieſem einmüitig anerkannt
ſchönen Maskenball.
— Die Reichsvereinigung ehemaliger Kriegsgefangener, Ortsgruppe
Darmſtadt, hielt im Vereinslokal „Stadt Koburg” ihre
General=
verſammlung ab. Der erſte Vorſitzende Kamerad Albrecht Bock
begrüßte die erſchienenen Kameraden aufs herzlichſte. Kam, Förſter
erſtattete Bericht über die Veranſtaltungen im abgelaufenen
Geſchäfts=
jahr. Kam. Zyzick bevichtete über die Reviſion der Kaſſenbücher. Er
konnte mitkeilen, daß alles in beſter Ordnung iſt. Alsdann gab der
Rechner Kam. Exner ſeinen Kaſſenbericht. Anſchließend berichtete der
erſte Vorſitzende eingehend über die Vereinstätigkeit im abgela uſenen
Geſchäftsjahr. Beſonders zu erwähnen ſei die neugegwindete
Unter=
ſtützungskafſe, Konfirmandenbeihilfe, Kranzſpende uſw. Der neue
Vor=
ſtand ſetzt ſich zuſammen wie folgt: Kamerad Albrecht Bock 1.
Vorſitzen=
der, Kam. Ludwig Förſter 2. Vorſitzender, Kam. Karl Exner und Otto
Ludwig Müller Rechner, Kam. Heinrich Aulbach und Paul Jakoby
Schriftführer, Beiſitzer: die Kam. Edmund Otto, Heinrich Schroth und
Konr, Hofmann, Kaſſenprüfer: Kam. Friedrich Günter und Wilh. Köbel,
Zu Punkt Verſchiedenes konnte der 1. Vorſitzende den Kameraden noch
am Schluſſe der Verſammlung eine freudige Mitteilung machen: Die
engliſche Regierung hat den Betrag von 20000 Pfund (4 Millionen
Reichsmark) als erſte Rate an die Reſtverwaltung Berlin zur
Auszah=
lung an die Kameraden, die in engliſcher Gefangenſchaft waren,
über=
wvieſen. Alle Kameraden, die in engliſcher Gefangenſchaft waren und die
der Reichsvereinigung ehemaliger Kriegsgefangener noch fern ſtehen,
bitten wir, ihre Adreſſe in unſerer Geſchäftsſtelle: Luiſenſtraße 38, bei
Kam. Albrecht Bock, abzugeben.
dafür hat, welche Vokale bei beſonders wichtigen Momenten dem
muſikaliſchen Ausdruck zugrunde liegen und ihn zu unterſtützen
geeignet ſind. Die doch auf die Verandwortung des Regiſſeurs
hin vorgenommenen Textänderungen laſſen aber nicht erkennen,
daß Herr Krauß ein Gefühl für das Geſagte hat. Herrn Dr.
Wallerſtein, deſſen muſikaliſche Begabung immer beſonders bei
ſeinen Regieleiſtungen mitredet, wären derartige Dinge wohl
ſchwerlich unterlaufen. Man ſoll es ſich gründlich überlegen,
ehe man in einer Zeit, in der der Regiſſeur eine dominierende
Stellung einnimmt, jemand verpflichtet, der einer derartigen
Stellung offenbar nicht gewachſen iſt, zumal kein Anlaß beſteht,
die glücklich begonnene Entwicklung der Aufführungen unſerer
Oper unnötig zu unterbrechen.
Frau Gentner=Fiſcher ſang die Titelpartie mit beruhigendem
Temperament und ſtimmlich zuverläſſig. Man wird ja nur ganz
ſelten, z. B. bei der genialen Gutheil=Schoder, durch eine
Ger=
manin eine vollendete Verkörperung dieſer typiſch romaniſchen
Partie finden. Die Micgela ſingt jetzt Eliſabeth Friedrich,
tech=
niſch ausgezeichnet und einnehmend im Ausdruck; die Wärme des
Gefühls, die Frl. Kandt für dieſe Rolle mitbringt, ſollte
eigent=
lich dazu führen, nur ihr die Micgela zu überlaſſen. Die
Wieder=
gabe der Frasquita und Mercedes durch A. Kern und E. Recka
ließ insbeſondere bei dem Kartenterzett im dritten Akt manche
Wünſche offen.
Soliſtiſch wurde im übrigen die Aufführung durch den Don
Joſé des Herrn Gläſer getragen, der nicht nur mit innerlichſtem
Ausdruck ſang, ſondern auch zeigte, daß er darſtelleriſch ergreifen
kann. Die Schlußſzene war jedenfalls ein Erlebnis, dem ſich
die Wenigſten entziehen konnten. Wer ſingt übrigens das
ſchwie=
rige Duett Don Joſé—Micgela im erſten Akt außer ihm noch mit
dieſer rein techniſchen Vollendung?!
Wie man den Escamillo geſtalten kann, hat vor ca. 15 Jahren
der große ruſſiſche Bariton gezeigt, der damals den Stierfechter
hier in einer Aufführung der Maifeſtſpiele ſeligen Angedenkens
ſang. Jean Stern fehlt für die Rolle die Urſprünglichkeit des
Temperanients, das durch das unerhört rhythmiſche
Auftritts=
lied muſikaliſch prachtvoll gekennzeichnet iſt. Er ſang die Partie
ſehr ſchön, aber das, worauf es ankommt, fehlte. Warum ſingt
Herr vom Scheidt den Escamillo nicht, dem er ſeiner ganzen
Ver=
anlagung nach gehört? — In kleineren Partien fügten ſich die
Herren Schneider, Schramm, v. Schenck und Ziegler dem
En=
ſemble mit abgerundeten Leiſtungen ein.
Die muſikaliſche Leitung der Aufführung lag in den Händen
von Klaus Nettſtraeter, der in verſtändnisvollſter Weiſe die
Schönheiten der Partitur im Großen wie im Kleinen aufleuchten
Landesbibliothek.
Neue Erwerbungen,
vom 7. Februar an auf 14 Tage im Leſeſaale zur Anſicht
auf=
geſtellt: Hamburger Univerſität, Abhandlungen aus dem
Gebiet der Auslandskunde 22: Heepe, Jaunde=Wörterbuch,
Ham=
burg 1926; Barth, Herm. v.: Geſammelte Schriften, München
1926; Bergmann, Deutſches Leben im Lichtkreis der Sprache,
Frankfurt a. M., 1926; Deutſche Dialektgeographie 17:
Mitzka, Studien zum baltiſchen Deutſch; 18: Scheiner, Die
Mund=
art der Burzenländer Sachſen; 19: Hofmann, Niederheſſiſches
Wörterbuch, Marburg 1923—26: Deutſche Forſchungen 15:
Stuckert, Das Drama Zacharias Werners; 16: Jaeger, Clemens
Brentanos Feſtlyrik, Frankfurt a. M. 1926: Erkelenz, Mod.
Sozialpolitik, Berlin=Zehlendorf 1926; Iſſerlin,
Pſycho=
therapie, Berlin 1926: Kautzſch, Romaniſche Kirchen im Elſaß,
Freiburg i. B. 1927; Kunſtſtätten, Berühmte 76:
Straß=
burg, Leipzig 1926; Lebensbilder, Frankfurter 9:
Hoff=
mann, Struwwelpeter=Hoffmann, herausgegeben von Heſſenberg,
Frankfurt a. M. 1926; Lüpkes., Oſtfrieſiſche Volkskunde 2.
Auf=
lage, Emden 1925: Macready, Der Aufgang des
Abend=
landes, Leipzig 1926; Monographs on Bookbinding 1:
Maioli, Canevari and others by Hobſon, London 1926:
Mül=
ler, Oberheſſiſches Heimatbuch, Darmſtadt 1926: Schabert,
Baltiſches Märtyrerbuch, Berlin 1926; Stubmann Ballin,
Leben und Werk eines deutſchen Reeders, Berlin=Grunewald
1926: Studien zur deutſchen Kunſtgeſchichte 238: Degenhart
von Pfeffingen; v. Gümbel; 239: Strauß: Kacheln und Oefen
der Mark Brandenburg; 240: Gollob, Die Entſtehung der
ger=
maniſchen Renaiſſance, Straßburg 1926; Svedberg, Kolloid=
Chemie, Leipzig 1925: Wiſſenſchaft und Bildung 233/234:
Medieus Peſtalozzis Leben, Leipzig 1927; Zimmermann,
Das Miniſterium Thun für die Evangeliſchen im Geſamtſtaate
Oeſterreich, Wien 1926. — Zeitſchriften.
Entſcheidun=
gen des Bundesamts für das Heimatweſen 63, Berlin 1926;
Jahrbuch der Schopenhauer=Geſellſchaft 13, Leipzig 1926x
Jahrbuch, Thüringer 26, Leipzig 1927 Jahrbücher
Zoo=
logiſche, Abteilung für Anatomie 48, Jena 1926; Luther=
Jahrbuch 8, München 1926: Mitteilungen der
Vorder=
aſiat.=Aegyptiſchen Geſellſchaft 29, 30, Leipzig 1924—25; Hoppe=
Seylers Zeitſchrift für phyſiologiſche Chemie 157, 158,
Berlin=Leipzig 1926.
Vom 21. Februar an verleihbar. — Vormerkungen werden
im Leſeſaale entgegengenommen.)
— Neues aus dem Frankfurter Zoo. Nachdem der Garten ſeit
faſt=
zwei Jahren einen prachtvoll heranwachſenden Bullen des heiligen
indi=
ſchen Buckelrindes, des ſogen. „Nellore=Rieſen=Zebus” b.ſitzt,
iſt es nunmehr gelungen, ein junges, etwa ein Jahr altes weibliches
Stück zu erwerben. Die großen Zebu=Arten ſind im Tierhandel äußerſt:
ſelten. Da die Einfuhr indiſcher Rinder nicht mehr möglich iſt, iſt man
bei der B=ſtands=Ergänzung lediglich auf die Nachzuchten der inländi= Zoölögifchen Gärten angewieſen. — Auf vielfache Anfrage wird
mitgeteilt, daß als nächſter Bildſtreifen in den Zoy Kultur=Lichtſpielen
ab 8. Februar der große Natur= und Jagdfilm „Das Weidmannsjahr‟
laufen wird.
— Kleinhandelspreife des Wocheumauktes zu Darmſtadt am 5. Febr.
(pro Pfd. bzw. Sſick in Pfg.): Erdkohlraben 8—10, Gelbe Rüben 6—8,
Rote Nüben 10—12. Weiße Rüben 8—10, Schwarzwurzeln 40—B,,
Spinat 30—35, Rotkraut 12—15, Weißkraut 10—15, Wirſing 8—10,,
Grünkohl 12—15, Roſenkohl 30—35, Zwiebeln 12—15, Knoblauch 80.,
Tomaten (ausländ.) 100—120, Feldſalat, Lattig 120—140 Endivienſalas
(ausländ.) 20—30, Gärtner=Kopfſalat 35, Blumenkohl (ahsländ.) 40—120.
Rettich 5—10, Sellerie 5—40, Lauch 3—10, Meerrettich 60—70,
Spät=
kartoffeln 6—7 Tafeläpfel 29—35, Wirtſchaftsüpfel 18—22, Tafelbirnen.
15—20, Wirtſchaftsbirnen 8—15, Mandarinen 45—50, Apfelſinen 5—15,,
Zitronen 4—10, Süßrahmbutter 200—220, Landbutter 170—190,
Weich=
käſe 30—35, Handkäſe 4—15, Eier, friſche 17—2), Hühner 140—180, Tau—
ben 80—10) Rindfleiſch. friſch 80—110, Kalbfleiſch 120, Hammelfleiſch80,
Schwveinefleifch 132—150. Dörrfleiſch 180, Schinken 220, Wurſt 80—140,
Schmalz, ausgelaffen 130..
Tageskalender für Montag, den 7. Februar 1927.
Landestheater Großes Haus, Anfang 7½ Uhr, Ende 9½
Uhr: 5. Konzert des Landestheater=Orcheſters. — Kl. Haus:
Ge=
ſchloſſen. — Orpheum abends 8 Uhr: „Die Tugendprinzeſſin” —
Darmſtädter Journaliſten= und Schriftſteller=Verein, abends 8½ Uhr
Kaiſerſaal, 4. Literariſcher Abend, Rudolf Engelmann, eigene Dichtt
tungen. — Kinovorſtellungen: Union=, Reſidenz Theater, Palaſt
Lichtſpiele. — Konzerte uſw: Schloß=Café, Maxim, Hotel Schmitz=
Perkeo, Weißer Turm, Café Rheingold, Taunusburg.
Verſteigerungskalender für Dienstag, den 8. Februar 1927.
Heſſ. Bürgermeiſterei Kl.=Bieberau vorm. 10 Uhrz
Wirtſchaft Roßmann: Stamm= und Brennholzverſteigerung. —
Bahnmeiſterei 58, vorm. 9 Uhr, Bahnhof Griesheim
Schwellenverſteigerung. — Heſſ. Bürgermeiſterei Gun
dernhauſen vorm. 9 Uhr, Herrenwieſenſtraße: Nutzholzverſteih
gerung. — Heſſ. Forſtamt Gr.=Gerau vorm. 310 Uhr
Zum Kaiferſaal in Griesheim b. D.: Holzverſteigerung Nr. 15. —
Defſ. Bürgermeiſterei Ob.=Ramſtadt, vorm. 9 Uhr;
Nutzholzverſteigerung.
ließ. Der Beifall, der ihn mehrfach vor den Aktanfängen rieſſt
zeigt, daß man ſich ſeiner Bedeutung hier in Frankfurt bewußö
geworden zu ſein ſcheint.
Dr. W. Kn.
4Fünfte Morgenfeier.
Freuen wir uns der Morgenfeiern, die das Landestheate:”
veranſtaltet; ſie ſind verdienſtlich und füllen eine Lücke im Muſicr
leben einer Stadt. Sie leiſten auf ihre Art ein Stück muſikaliſche=
Erziehungsarbeit, die dankenswert iſt, zumal die Darbietunger
durch den Ernſt und die Hingabe der Landestheatermitgliedes
auf hoher Stufe ſich bewegen. Freuen wir uns, daß die geſtrige
Feier Rubert Schumann gewidmet war. Was echt und groß iſt
überdauert die Mode; und echt und groß iſt Schumann al=)
Lyriker, als Muſitpoet. Der Weg des deutſchen Liedes führn
von Schuhert über Schumann zu Brahms und Wolf, und heut?
noch ſind viele ſeiner Lieder Blumen voll köſtlicher Friſche un
füßem Duft.
Herr Oscar Grauert hat eine vielverſprechende lyriſche
Baritonſtimme, die Zukunft hat, wenn die vorhandenen Mänges
zielbewußt abgeſtellt werden. Dazu rechnen wir Fehlen de2
Deklamation und der Ausſprache (Latosblume ſtatt Lotos); mß=
hoffen auf Entwicklung des ſchönen Materials. Das gleiche giu
von dem Tenor Rudolf Strzeletz, den Stimmaterial, Deni.
lichkeit der Ausſprache und Wärme des Vortrags empfehlen un 9
den ernſte Arbeit ſicher ans Ziel bringt, ein jugendlicher Heldem.
tenor zu werden. Die Herrenſtimmen klangen gut mit deiß
zarten Sopran Frl. Albrechts und dem klug gebändigle?
Alt von Anna Baumeiſter=Jacobs zuſammen im Vos
trag der Spaniſchen Liebesli=der; das ſind Perlen muſikaliſche*
Lyrik in Ernſt und Scherz, in Solo und Quartettgeſang; oll
vierhändige Klavierbegleitung beſorgten klanglich, ſchön Erie
Riede und Fritz Bohne; in ſolcher Wiedergabe konnten O0‟
Liebeslieder ihre volle Wirkung tun, und dankbarer Beifau ”4
zwang eine Zugabe.
Wer Technik hören will, der kann das bei Frl. Albrecht bes
ſorgen; die kleine, in der Mittellage beſtechend ſüße Stimme a
virtuoſes Inſtrument in der Kehle ihrer Beſitzerin; Frl. Albreche
ſang den „Nußbaum” „Röſelein” „Schneeglöckchen” und 79414
träge” techniſch ſo vollendet, ſo beherrſcht, ſo wirkungsſicher, 9a9
Nangel innerer Anteilnahme faſt nie ſich bemerkbar mace‟
lonnte.
Reicher Beifall dankte Allen, beſonders der Sängerin Neid
„Nußbaum” und der „Aufträge‟. Das Haus war gefült Dieſ
G
oben; in der Zeit der Maskenbälle doppelt erfreulich.
Nummer 38
Montag, den 7. Februar 1922
Seite 3
Aus Heſſen.
Griesheim, 5. Febr. In der kommenden Woche finden auf dem
hieſigen Truppenübungsplatz täglich vormittags von 7—11 Uhr und
nach=
mittags von 1—5 Uhr Scharfſchießübungen ſtatt.
nk. Büttelborn, 5. Februar, Gemeinderatsſitzung. Der
Kontrolleur ſoll bis zum Schluß des Rechnungsjahres am 1. April
ver=
bleiben. — Die Gemeindewieſen ſollen zur Hälfte mit Miſchdünger, die
andere Hälfte mit Kali=Salpeter gedüngt werden. — Die Uebernahme
der abgelöſten Akkidenzien auf die Gemeinde ſoll bis zur nächſten Sitzung
vertagt werden und der Pfarrer ſoll erſucht werden, Abſchriften von
„den vorhandenen Verträgen vorzulegen. — Die Losholzverteilung wird
„wie folgt geregelt: Jeder Holzempfänger bekommt 2 Meter Holz und
—5 Wellen. Das übrige Holz kommt zur Verſteigerung. Der
Holz=
mnacherlohn beträgt für jedes Los 7,75 Mk. Allmendengeld, welches
ur Verrechnung kommt, beträgt 90 Pfg. — Die Gemeinde=Kupferkeſſel
Follen verkauft werden. Händler ſind dabei ausgeſchloſſen. — Auf das
SSchreiben vom Kreisamt betr. Baugeſuch des Wilhelm Reiß 7. wird
Bemerkt, daß gegen die Errichtung des Nebengebäudes, wie im Plan
worgeſehen, nichts einzuwenden iſt. — Die Aufteilung des Baugeländes
an der Ludwigsſtraße ſoll dem Bauamt übertragen werden. — Bei dem
Cetzten Brande ſollen den Wachtleuten pro Stunde 1 Mk. und den
Waſſerfahrern für jedes Faß Waſſer 2 Mk. vergütet werden. — Dem
Schäfer wird geſtattet, wegen der naſſen Witterung auf Privatäckern zu
Iferchen, die Nacht für 3 Mk. Für evtl. entſtehenden Schaden hat der
Schäfer aufzukommen. — Von einem Schreiben des Pfarrers wird
Kenntnis genommen; der Orgelbauer wird erſucht, einen Vertrag
vor=
ulegen. — Dem freien Turnverein werden 1200 laufende Meter
Stangenholz aus dem Wald für Einfriedigung des Feſtplatzes
zuge=
wrochen. — Das Geſuch der Baugenoſſenſchaft wegen Pachterlaß wird
ris zur nächſten Sitzung vertagt. — Der Peter Senßfelder 6. Witwe
wird anheimgeſtellt, nach Erwerbung eines Bauplatzes ihr Geſuch zu
neuern, da hiernach wegen Geldbeſchaffung nähergetreten werden
ſann. — Der Dornheimer Fußpfad längs des Grundſtückes von
Johan=
es Senßfelder 4. ſoll mit Schlacken ausgefahren werden. — Im
Pfarr=
aus ſollen 3 neue elektriſche Brennſtellen errichtet werden.
* Erzhauſen, 5. Febr. Daß unſere Kleinkinderſchule zum Segen für
triſere Gemeinde werden wird, daran iſt nicht zu zweifeln. Man braucht
tächt hinzugehen, um ſich zu überzeugen, was die Kleinen gelehrt
wer=
ten, oder wie ihnen Lebensfreude eingepflanzt wird, ſondern man
kraucht nur zu Hauſe das anzuhören, was ſie vortragen und die Ta=
Umte zu beobachten, welche ſie ſich angeeignet haben. Es iſt lobend
an=
zuerkennen, was Herr Pfarrer Schilling und ganz beſonders Schweſter
Swhanng in dieſer Beziehung leiſten. Zurzeit befindet ſich die
Klein=
hriderſchule noch im Sagle des Herrn Deibert, aber in abſehbarer Zeit
nard bald ein eigenes Heim zur Verfügung ſtehen. Das Anweſen des
terrn Ph. Vollrat, ging käuflich an die heſſiſche Landeskirche über, die
goße geräumige Scheuer wird für die Kleinkinderſchule umgebaut
terden.
* Michelſtadt, 4. Febr. „Alt Heidelberg, du feine‟. E3 war wirklich
hin leichtes Unternehmen, zu dem der evang. Poſaunenchor ſeine Kräfte
gFammelt hatte, aber wenn man heute zurückſchauend den Erfolg
be=
tinchtet, den die jungen Spieler zweifellos für ſich buchen dürfen, dann
kurin man wünſchen, daß ſich alle Vereine, die zu einem Familienabend
afrufen, ſowohl an der Auswahl des Stückes, als auch an den wirklich
ur züglichen Leiſtungen ein Beiſpiel nehmen möchten. Die Einübung
des Stückes und die Spielloitung lag in den Händen des
Vereinsvor=
itenden, Herrn Eiſenbahn=Oberſekretär Schmidt. Er hat es verſtanden,
or vohl in der Auswahl der Mitwirkenden als auch in der Szenerie das
ſtirhte zu treffen. Von den Mitwirkenden einen beſonders hervorzuheben.
ſußze die anderen herabwürdigen. An beiden Abenden war der Saal
ſa „Schmerkers Garten” bis auf den letzten Platz beſetzt. Unſer
Po=
an nenchor darf mit Vefriedigung auf ſeinen diesjährigen
Familien=
ſhnd zurückblicken.
n. Beerfelben, 5. Febr. Herr Nektor Göbel trat mit dem 1. Februar
aick Geſetz in den Ruheſtand. Sein Abſchied von der Schule geſchah
tucch einen feſtlichen Akt in Gegenwart von Herrn Schulrat
Gerbig=
fwach, des hieſigen Lehrerkollegiums, des Herrn Bürgermeiſters Löb und
derrn Oberpfarrers Colin, der Mitglieder des Schulvorſtandes und der
Mhrilklaſſe. Herr Schulrat Gerbig bedauerte das Scheiden des
verdienſt=
olen Lehrer aus dem Amt und betonte, daß derſelbe während der
nigen Zeit ſeines Hierſeins ſeit 1883 ſtets zur höchſſten Zufriedenheit
ſiner Vorgeſetzten arbeitete. Herr Bürgermeiſter Löb brachte den Dank
n) die Anerkennung als Vertreter der Gemeinde zum Ausdruck, Herr
ehrer Lang feierte den treuen Kollegen, der auch als Schulleiter ſtets
* Einigkeit der Lehrer diente, Herr Oberpfarrer Colin hob deſſen
Ver=
ſeiſte um die Pflege der Kirchenmuſik und um die Einrichtung eines
ſchrlerchores hervor. Zwei Mädchen überreichten namens der beiden
ſcheilklaſſen Blumenſträuße mit den Wünſchen für das fernere
Wohl=
gihen des beliebten Lehrers. Darauf dankte Herr Göbel allen aufs
irſichſte und nahm Abſchied von ſeinen Schülerinnen. — Herr Göbel
iſte 44 Jahre in hieſiger Gemeinde, führte die Mädchenoberklaſſe 15
ahre und war ſeit einigen Jahren Schulleiter. Abends brachte ihm ſein
eſngverein „Sängerkranz” ein Ständchen. Nach einem einleitenden
hir hob der Vorſitzende des Vereins, Herr Bürgermeiſter Löb, die
Ver=
ennte des Geehrten um den Männergeſang hervor, ſeit 1885 leitet
rſlbe den Verein, und dieſe lange Zeit ſpricht für den hohen
Idealis=
ſit des Chorleiters. Anſchließend dankte Herr Göbel und durchlief
ch lickend noch einmal die Jahrzehnte ſeiner Dirigententätigkeit. Ein
ur ſchloß dieſe Feier würdig ab. Bemerkt ſei noch, daß Herr Göbel
etxalls ſeit 1885 den hieſigen Kirchenchor leitet.
Er.B. Jugenheim, 4. Febr. Wer ein Konzert eines eollegium
uPum einer Techn. Hoſchule beſucht, der weiß, daß er nicht dem
Ge=
mbhaus=Orcheſter lauſcht. Wer aber am Sonntag abend glaubte,
el antiſche Schülerleiſtungen hören zu müſſen, der war erſt recht auf
n-Holzweg: Ein kleiner Kreis, zumeiſt Dilettanten, arbeitet mit
ein=
yſen Mitteln und ſchafft trotzdem einen Klangkörper von feiner
Ge=
loßſenheit; rein und ſauber, rhythmiſch peinlichſſt exakt, ſo vertieft man
m Werke alter Meiſter, alle vom Glorienſchein umgeben: Händel,
lemann, Dittersdorf, Beethoven. Mit einem Concerto grosso (Hän=
Hegann die Vortragsfolge, bei dem ſich die Damen Frl. L. Hickleu
eik treuer Freund unſeres Konzertverbandes —, Frl. E. v. Hahn
Serr W. Pfeil brav gegen die „Maſſe” des Orcheſters behaupteten.
zn wir vielleicht manchmal die Händelſche Wucht etwas vermißten,
ar das nicht an den Spielern, ſondern an der nicht allzu ſtarken
Stuing des Orcheſters. Der Ernſt und die Weihe des Werkes wurden
*Son allen ganz erfaßt. Als etwas „Apartes” ſprach das Konzert
19er Violinen (Telemann) an. Die Innigkeit der langſamen und
eriſche der Allegro Sätze wurde ſtark mitempfunden. Die Sinfonie
Ztiu=sdorf) ſchloß alle Darbietungen mit ſtrahlender
Muſizierfreudig=
ie dankbaren Beifall auslöſten. — Zwei Arien (Beethoven) und
Santate (Rolle) ſang Herr Schäfer mit trefflicher Tongebung
Aleichter Atemführung. Die fauberen Koloraturen und die
wohl=
uie Deutlichkeit ſowie die Fülle und Klangſchönheit ſeiner Stimme
Imn beredtes Zeugnis ab für ſeine beachtenswerten Fortſchritte, die
Aerh Bedeutenderem Hoffnung erwecken. Bei allen drei Werken,
Enlich beim „Verliebten Nachtwächter” (Rolle), verriet er ſeine
be=
ere dramatiſche Veranlagung. Soliſt und Orcheſter fühlten ſich fein
Hander. Auch Frl. Hickler (Geige) ſowie die Dame am Flügel
M ihre Aufgaben, beſonders bei der Kantate, mit feinem Empfinden.
2(sſagt: Das collegium musicum bot uns ſchöne Proben ſeines
ſchrn 3. Wir geben dem Leiter, Herrn Dr. Noack vollkommen recht,
*r uns eingangs ſagte, daß das collegium neben techniſchem und
Anchaftlichem Intereſſe auch Sinn für edlere Genüſſe habe. Wir
men, uns davon überzeugen, daß es Frau Muſika nicht im verlaſſenen
Sel ſitzen läßt, ſondern ihr ritterlich zu huldigen verſteht. Was
Wer, wenn man einem ſolchen Führer folgt, der die Pſyche dieſer
DM Frau ſo genau kennt wie er!
*Zweiter oberheſſiſcher Turnerſchaftertag
in Gießen.
Vor einigen Tagen trafen ſich die Turnerſchaften Marburgs:
Schaumburgia, Saxonia und Philippina, Haſſo=Naſſovia, Gießen, und
Merovingia, Darmſtadt, zum zweiten oberheſſiſchen Turnerſchaftertag
in Gießen. Die Tagung verlief in erhebender und würdiger Weiſe.
Veim gemeinſamen Mittagsmahle im Saale des Geſellſchaftsvereins
begrüßte mit Worten herzlichen Dankes im Namen des V. A.T. Heſſen=
Lahn der Vorſitzende, Prof. Völzing, A.H. Haſſo=Naſſoviae, die in
großer Zahl erſchienenen auswärtigen alten und jungen Turnerſchafter
mit ihren Damen. Er betonte dabei die ideelle Bedeutung dieſer
ge=
meinſamen Feiern für die Ziele und Beſtrebungen unſeres machtvollen
Verbandes, des VC., und wünſchte aufrichtig, die innere Einheit und
Geſchloſſenheit möge reiche Förderung unſerer idealen Tätigkeit für
un=
ſer ganzes Volk erfahren.
Der Nachmittag war einer gefelligen Veranſtaltung auf der
Liebigs=
höhe gewidmet. Einer der jüngſten Vertreter einer verehrlichen
Schaum=
burgia feierte in begeiſterten Worten unſere Damen. Um 6 Uhr
be=
wegte ſich von dort aus ein impoſanter Fackelzug, eröffnet von
berit=
tenen Chargierten der beteiligten Turnerſchaften, durch die
Hauptſtra=
ßen der Stadt nach Oswalds Garten, überall mit ſtarkem Intereſſe
be=
gchtet. Nach dem Zuſammenwerfen der Fackeln hielt Studienrat Dr.
Blank, A.H. Haſſo=Naſſoviae, die Feuerrede. In packender Weiſe
kennzeichnete er die von idcaler Begeiſterung getragene Stimmung
ſol=
cher ſtudentiſchen Feiern für die Beſtrebungen der jungen Akademiker,
für ihren Dienſt am ganzen deutſchen Volke. Seine Worte klangen aus
in dem alten, aber immer wieder begeiſternden Liede: Burſchen
her=
aus”, in weibevoller Stimmung von der Menge der Zuſchauer
ver=
nommen.
Den Höhepunkt des Turnerſchaftertages bildete der Feſtkommers des
Abends, an dem über 200 alte und junge Turnerſchafter teilnahmen.
Unter den Ehrengäſten begrüßte der erſte Chargierte der Turnerſchaft
Haſſo Naſſoviae, ſtud. math. Matezky, et Merovingige, den Rektor der
Univerſität Gießen, Prof. Dr. Zwick, den Provinzialdirektor Gräf, A.H.
Ghibellinige=München, den Vertreter des Oberbürgermeiſters,
Beigeord=
neten Dr. Seib, des Offizierkorps, Hauptmann Offenbächer, von der
Vereinigung alter Landsmannſchafter den Vorſitzenden. Profeſſor Dr.
Breck, ſowie Vertreter der aktiven Landsmannſchaften und des
Verban=
des alter Turnerſchaften. Ein Angehöriger der zurzeit im Lokal=V. C.
Marburg vorſitzenden Turnerſchaft Schaumburgia dankte in heizlichen
Worten für die freundliche Aufnahme im Namen der Gäſte. Die Neden
des Nektors, der für die Ehrengäſte ſprach und des Provinzialdirektors
hoben in anerkennenden Worten die hohe Bedeutung der zielſicheren
Beſtrebungen unſeres ſtolzen Verbandes, der nahezu 90 Turnerſchaften
umfaßt, rühmend hervor. In der Feſtrede gedachte Profeſſor Dr.
Brei=
denbach. Darmſtadt (A.H. Haſſo=Naſſovige) in klaren, von warmer
Ueberzeugung getragenen Ausführungen der Verdienſte des V.C. um
die Förderung des Sports und des Turnens, insbeſondere um die
Aus=
bildung des jungen akademiſchen Nachwuchſes zu ſittlichen, neiſtig und
körperlich geſunden, charakterfeſten Menſchen. Seine Worte klangen aus
in einem donnernden Salamander auf das Vaterland und den V. C. Der
Kommers nahm einen erhebenden Verlauf. Mit berechtigtem Stolze
können wir Turnerſchafter auf dieſe Kundgebung zurückblicken, die
innerlich getragen war von dem Tatwillen, von der jugendfriſchen
Be=
geiſterung für unſere idealen Beſtrebungen.
E. Auerbach, 5. Febr. Unfälle. Bei der Rohrlegung der
Waſſer=
leitung von der neu errichteten Pumpſtation nach der Darmſtädter
Straße wurde am Brückweg durch Einſtürzen einer Wand eines nahezu
zwei Meter tiefen Grabens der 18jährige Sohn Oswald des
Spengler=
meiſters Heling verſchüttet. Derſelbe erlitt hierdurch eine ſtarke
Quet=
ſchung beider Beine, Kaum eine Stunde ſpäter wurde in einem zweiten,
ungefähr ebenſo tiefen Graben, auch der Bruder des Genannten, der
23jährige Spengler Chriſtian Heling, durch herabſtürzende Erdmaſſen
verſcküittet, wodurch derſelbe ſtarke Quetſchungen des Oberkörpers und
einen Schlüſſelbeinbruch davontrug. Beide Verletzte befinden ſich in der
Behandlung des Herrn Dr. Guntrum.
E. Auerbach, 5. Febr. Holzverſteigerung. Bei der heute
vormittag im Hotel Weigold ſtattgefundenen Holzverſteigerung aus dem
Burgwald hierſelbſt hatten ſich zahlreiche hieſige und auswärtige
Steigerer eingefunden. Während bei der vor etwa 14 Tagen
ſtatt=
gefundenen Holzverſteigerung aus dem Malchener Forſt, wohl infolge
der Entfernung, weſentlich niebrigere Preiſe erzielt worden, gingen
die=
ſelben bei der heutigen Verſteigerung, dank der güinſtigeren Lage des
Burgwaldes und der bequemeren Abfuhr aus demſelben, um 8—10 Mk.
pro Doppelmeter darüber hinaus. Erzielt wurden für den Doppelmeter
Buchen=Scheitholz 40—43 Mk., Buchenknütppel 94—27 Mk. Auch für
Stockholz und Wellen ergaben ſich weſentlich höhere Gebote als bei den
ſeitherigen Verſteigerungen.
* Heppenheim a. b. V., 5. Febr. Kriegerverein
Heppen=
heim. Das Wintervergnügen des hieſigen Kriegervereins war recht
gut beſucht und nahm einen ſehr, ſchönen Verlauf Herr
Landwirt=
ſchaftsrat Dr. Schül begann als 1. Vorſitzender mit der
Begrüßungs=
anſprache, in welcher er ausführte, daß der Kriegerverein ſich die
Auf=
gabe geſtellt habe, ſüir Kriegshinterbliebene und Kriegsbeſchädigte zu
ſorgen und die vom Krieg heimgekommenen Kameraden bei ihrem
Ableben mit militäriſchen Ehren zu beſtatten. Aber auch
Kameradſchaft=
lichkeit und Geſelligkeit ſeien auf ſeine Fahne geſchrieben, weshalb dieſer
Abend veranſtaltet werden ſollte. Es folgte darauf eine Ehrung der
Jubi=
lare. Al3 älteſtes Glied wurde zunächſt Herr Rittersberger für 53jährige
Tätigkeit mit einem Diplom bedacht. Darauf erhielten noch einige das
Abzeichen für 50, 40 und 25 Jahre Mitgliedſchaft. Den Dank dafür
ſprach Herr Eiſenbahnoberinſpektor Schül aus. Durch die darauf
fol=
genden, unter der Leitung von Frau Haak ſtehenden Aufführungen, war
auch für eine gemütliche Unterhaltung geſorgt. Beſonderen Beifall
fand das Theaterſtück, welches Erlebtes von Heppenheim vorführte, und
das Luſtſpiel „Der Eſel”, Gemeinſchaftliche Lieder ſowie mehrere
Märſche der Kapelle Straub trugen ebenfalls viel zur Gemütlichkeit bei.
— Fünfzigerfeier An der Feſtfeier der Fünfzigjährigen im
benachbarten Hambach nahmen über 40 Jubilare und Jubilarinnen teil.
Morgens fand ein Gottesdienſt für die verſtorbenen Alterskameraden
ſtatt, wobei ſämtliche Feſtteilnehmer kommunizierten. Nachmittags fand
dann ein Kaffeekränzchen ſtatt, wobei Herr Pfarrer Blum eine
herz=
liche Anſprache hielt. Abends war dann im großen Saale „Zum
Reb=
ſtock” die allgemeine Feſtverſammlung mit über 400 Teilnehmern.
Theateraufſührungen und gemeinſame Lieder ſowie eine Muſikkapelle
trugen viel zur Verſchönerung des Abends bei.
a. Nackenheim, 4. Febr. Die Schiffsunfälle im jonſeitigen Fahrwaſſer
mehren ſich ſeit Einſtellung des Warnungsdienſtes derart, daß man in
Schifferkreiſen die Paſſage des Nackenheimer Loches mehr fürchtet, als
die des Binger Loches. So wurden vorgeſtern durch das in der
Fahr=
rinne liegende harte Geſtein zwei Kähne leck, von denen der eine mit
Zucker, der andere mit Kohlen beladen war. Letzterer ſank bis auf
Handbreite in die Flut und wird heute gelichtet, während die
Zucker=
ladung bis nach Nierſtein geſchleppt werden konnte, wo ſie, da das Schiff
ſich inzwiſchen mit Waſſer gefüllt harte, dem Vernehmen nach in den
Rhein gebumpt wurde.
bg. Gau=Bickelheim, Febr. Die hieſige Winzergenoſſenſchaft
er=
zielte im abgelaufenen Geſchäftsjahr einen Reingewinn von 59 Mark.
Die Bilanz verzeichnet an Weinvorräten 12000 Mark, Ausſtänden bei
Kunden und Miete 18 968 Mark, ausſtehende Geſchäftsguthaben 3000
Mark und Schuld an Traubenlieferanten 32000 Mark. Die Zahl der
Mitglieder betrug 70.
* Alzey, 5. Febr. Ein hieſiges 13jähriges Mädchen wurde von einer
Dogge angefallen und ihm dabei ein Stück Ohr abgebiſſen. — Eine
An=
zahl Füchſe und eine ca. 180 Pfund wiegende Wildſau waren das
Er=
gebnis der im Vorholz abgehaltenen Schlußjagd.
Zwei Studienreiſen nach den Vereinigten
Siaaten und zurück.
Das Meßamt Frankfurt a. M. veranſtaltet in Gemeinſchaft mit der
Hamburg=Amerika=Linie eine am 8. April dieſes Jahres beginnende, für
Induſtrielle, Kaufleute, Volkswirtſchaftler und Studierende beſonders
lohnende 38tägige Studienreiſe nach den Vereinigten
Staaten; ferner gelangt ab 11. März, veranſtaltet durch die Textil=
Zeitung, eine 45tägige Studienreiſe für deutſche Textil=
Kauf=
leute und Induſtrielle nach den Vereinigten Staaten zur Auführung.
Die beiden ſorgfältig zuſammengeſtellten Veranſtaltungen umfaſſen
die geſamten Rundreiſekoſten einſchließlich Verpflegung, alſo
Dampfer=
fahrt mit erſtklaſſiſchen Dampfer der Hamburg=Amerika=Linie,
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bahnfahrt 1. Klaſſe in Amerika, Hotelverpflegung, Freigepäck uſw.
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rührt werden in Amerika die hervorragendſten Städte — New York,
Philadelphia, Waſhington u. a. — und Sehenzwürdigkeiten —
Niagara=
fälle uſw. — unter Führung erprobter, deutſchſprechender Reiſeführer.
Auskunft und Proſpekte erhältlich im Reiſeküro der Hamburg=Amerika=
Linie, Adolph Rady, Darmſtadt Zimmerſtraße 1.
Briefkaſien.
Jeder Anfrage iſt die letzte Bezugsquittung beizufügen. Anonpmen Afragen werden
nicht beantworiet.
N. V. Es wind das Einfachſte ſein, wenn Sie ſich mit einer
be=
züglichen Anfrage, die die Verhältniſſe im Einzelnen
aus=
führlich ſchildert, an das zuſtändige
Verſorgungs=
amt wenden.
M. F. 42. Daß Sie ein eigenes Geſchäft betreiben, iſt nicht
maß=
gebend dafür, ob Ihnen Unterſtützung gewährt wird.
Die Erwerbsloſenunterſtützung iſt abhängig von der Prüfung der
Bedürftigkeit, die auch berückſichtigt, ob Familienmitglieder (wie
Ehe=
frau und Kinder) Verdienſt haben. Beſchweren können Sie ſich beim
„Beſcherdeausſchuß des Arbeitsnachtvciſes”,
„Recht‟. Die Anfrage iſt zu allgemein gehalten, um beantwortet
werden zu können. Nur ſoviel ſteht nach der Rechtsſprechung feſt:
Gehaltsnachzahlungen. Dienſt= und Verſorgungsbezüge, Penſionen der
Beamten, auch der Privatbeamten, ſind der Entwertung des Geldes
ent=
ſprechend aufzuwerten. Jedenfalls kann Aufwertung verſpätet
ge=
zahlter Bezüge verlangt werden, ſelbſt wenn der Beamte keinen
Vor=
behalt gemacht. Der angezogene § kommt nicht in Frage.
Rund=Funk=Programme.
Frankfurt.
Montag, 7. Februar. 3.30: Stunde der Jugend. Denkſport.
Irma Dresdner: Preisverkündigung für die beſten Charaben. Luſtiges
aus der Rechenkunſt. Neue Denkaufgabe (für große und kleine
Kin=
der). O 4.30: Frankf. Harmonieorch. O 5.45: Leſeſtunde: „Der
Prozeß der Marquiſe von Brinrillier” aus dem alten Pitaval.
O 6.30: „Die beiden letzten Kaiſerkrönungen in Frankfurt a. M.”
von Prof. Schwemer. O 7: Schach. O 7.30: aus dem Saalbau
Achtes Sinfoniekonzert des Frankf. Orcheſtervereis. Honegger:
Chant de joie‟ — Hindemith: Violinkonzert. — Ravel: „Tzigane‟
Rhapſodie f. Viol. u. Orch. — Strawinsky: Suite für kleines
Orch. — Prokofieff: Marſch a. „Die Liebe zu den drei Orangen”
— Beethoven: Sinf. Nr. 7 in A=dur. — Soliſt: G. Kuhlenkampff.
Stattgart.
Montag, 7. Feb:. 4.15: Konzert. Frantzen: Unſere
Armee=
muſik. — Waldteufel: Mein Traum. — Cherubini: Ouv. Der
Waſſerträger. — Blech: Fant. Rappelkopf. — Eluihen: Rhapſodie.
— Haydn: Lerchenquartett. — Strauß: Wiener Bonbons.
Brahms: Zwei ung. Tänze. — Einlagen: Soſie Eiſenbraun. O 6.15:
Schach. O 6.45: Dr. Löwenberg: Das neu entſtandene Weltbild.
O 7.15: Baſtelſtunde. O 8: Philharm. Orcheſter. Leit.: Kapellm.
Kurtz. Haydn: Jagd=Sinfonie. — Mozart: Jupiter=Sinfonie. —
Anſchl.: Schwäbiſcher Luſtſpiel=Abend. „Spuk om Mitternacht en
de Obere Allaga en Schtuagert” von A. Auerbach. — „Dr Vetter
von Blaufelda” von Raban Sylvius. Perſ.: Konrad Krumrein,
Bauer: G. Ott: Menele, deſſen Ehefrau: Sofie Tſchorn; Amale,
beider Tochter: Marlieſe Fiechtner; Baltes, Knecht bei Krumrein: L.
Puſchacher: Witwe Mornhimweg: Frida Heller; Fritz, deren Sohn:
F. Höger; Galgenbauer: E. Stockinger. Ort: Krumreins Wohnſtube.
Berlin.
kleine Schweſter. Eine Minute in Maſſachuſetts. O 5: Ette= Kamnmer=
Orch. Lincke: O Frühling. — Roſſini: Duv. Diebiſche Elſter. —
Gonnod: Fant. Der Tribut von Zamora. — Morena: Pudding,
Potp. — Meyer=Helmund: Rofoko=Liebeslied. — Millöcker: Potp.
Gaſparone. — Evans: Barcelona, Step. O 6.15: Einf. zu dem
Senideſpiel am 8. Febr. O 6.40: Ing. Buehmer: Techn.
Wochen=
plauderei. O 7.05: Dr. Rothe: Angſt und Zwangsvorſtellungen.
O 7.30: Karl Adam: Der Metallarbeiter am laufenden Band.
O 7.55: Dr. Kuhn: Bildende Hünſtler (Pechſtein, Meidner und
Barlach). O 8.30: Pyrik unſerer Zeit. Chriſtian Morgenſtern —
Arno Holz. Einl. Worte: Dr. Georg. Morgenſtern: Der Rock.
Das Geſpenſt. Die beiden Eſel. Die Mauſefalle (1 und 2). Worte.
Schauder. Durch manchen Herbſt. — Holz: Ji Volkston. Een
Boot is noch buten. Er hört mit ihr den Gukgut ſchreyn. Es
bleibt ſich gleich. Leider. Frühling (1—3). (Paul Bildt, Rez.).
O 9.20: Die Sonate. Nardini: Sonate D=dur. — Tartini: Sonate
G=moll (Teufelstriller). Konzertm. Wolfsthal (Violine), und Seidler=
Winkler (Flügel). O 10.30: Tanzuxulik (Kapelle Kermbach).
Königswuſterhauſen. Montag, 7. Februar. 2.30: Fr. E. Boehm:
Was haben die Landfrauen von der „Grünen Woche” nach Hauſe
mitgenommen? — 3.30: Dr. Würzburger, Frl. Aſſ. Haendel: Paul
Natorp, ſoziale Erziehung. O 4: B. K. Graef: Die Kunſt des
Sprechens. O 4.30: Dr. Klopfer: Erziehungsberatung. O 5: Prof.
Dr. Schmidt: Die Seele der Tiere. O 6: Ob.=Reg.=Rat Dr.
Schwartz: Die Pflanzenſchutzbeſtimmungen f. d. Ein= und Ausfuhr
von Kartoffeln. O 6.30: Stud.=Nat Friebel, Lektor Mann: Engl.
für Anfänger. O 6.55: Generaiſekretär H. K. Roſe: Weſen u.
Bedeutung. 1. Reklame. O 7.20: Prof. Dr. Binz: Chemie, Technik
und Weltgeſchichte. O 8.39: Uebertr aus Leivzia.
Wetterbericht.
Wettervorausſage für Dienstag, den 8. Februar
(nach der Wetterlage vom 6. Februar).
Wolkig, in den Temperaturen noch keine weſentliche Aenderung,
durchweg trocken.
Heſſiſche Wetterdienſtſtelle.
Hauptſchriftlettung: Rudoli Maupe
Verantwortlich für Politit und Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feuilleton, Reich und
Ausland und Heiſiſche Nachrichten: Max Strceſe: für Sport: Dr. Eugen Buhlmann;
ür den Handel: Dr. C. H. Queiſch; für den Schlußdſenſt: Andreas Bauer; für ten
Inſeraientell: Willy Kuble: Druck und Verlag: L. C. Wittich — ſämtlich in Darmſiadt
Für unverlangte Mannſtripte wird Garantte der Rückfendung n ich: übernommen.
Die heutige Nummer hat 6 Seiten
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Nummer 38
Montag, den 7. Februar 1927
Union-Tgeater
Residenz-Theater
am welßen Turm
Palast-Lichtspiele
Große Festvorstellung!
Der Film des großen Erfolges
TOM MIA
mit seinem Wunderpferd
Räuber der
Aohigsschtuchk
(2=
3 Akte
sowie das lustige Beiprogramm
zu äußerst
billigen
Preisen
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günstigen
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bedingungen
den größten Siegeszug erlebte, so wird jetzt
OAPNLOT.
das größte Interesse bei dem Publikum erwecken.
Berliner Lokal-Anzeiger schreibt. Wenn die
Oester-
reicher als Sieger einziehen, bricht der Jubel los.
Im Städtchen und im Parkett. Man möchte Fahnen
herausstecken und mit Tüchern winken. Also: Ein
guter, mitreißender Film.
B. Z. am Mittag. Es gab lauten, wohlverdienten
ehr-
lichen Beifall am Schluß wie auch bei offener Szene.
7 ergreifende
Akte
Nur noch wenige Aufführungen
abends 8 Uhr
Zigeuner im Frack
Die Liebe von Zigeunern stammt
2418
7 spannende Akte
Wilhelminen-
straße 9
(2234a
Tagendprinzessin
Anfang 31, Uhr. Letzte Abendvorstellung 8 Uhr
Operetten-Revue von C. Zohlig
Unter Mitwirkung der beliebten (2434
Heſſiſches Landestheater,
Großes Haus
Montag, den 7. Februar 1927
abends 7½ Uhr
5. Sinfonie=Konzert
des Heſſiſchen Landestheater=Orcheſters
Leitung: Generalmuſikdirehtor Joſeph Roſenſtoch
Soliſt: Otto Drumm
Vortragsfolge:
1. E. W. Korngold: „Viel Lärmenum nicht
Suite für Kammerorcheſter, Op. 11.
a) Ouventüre. b) Mädchen im
Braz=
gemach. c) Holzapfel und Schlehwen
(Marſch der Wiche). d) Intermezzo (Ga.), e) Mummenſchanz (Hornpip /
2. Rudi Stephan: Muſik für Geige urd
Orcheſter
— 10 Minuten Pauſe —
3 W. A. Mozart: Violinkonzert Nr. 6 Es=du=
Köchelverzeichnis Nr. 268)
Allegro moderato
Un poco Adagio
Bondo Allegretto
4, Richard Strauß: Till Eulenſpiegelsluſtig
Streiche, Op. 28. Nach alter Schelmen
Frauen und Töchter!
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Mittwoch, 9. Februar, 3—6 Uhr
Dienstag, 8 Februar, 7½—10½ Uhr
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Samstag, den 12. Februar 1927 8½/,—1 Uhr
Aufnahmeprüfung:
Montag, den 25. April 1927, 7½½, Uhr
Beginn des Unterrichts:
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Saalbauſtr. 16, I.
Ecke Waldſtr. (*3303
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raße 8 III 1901=
Dienstag, den 26 April 1927, 71/, Uhr.
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N 146 Geſchſt
Familiennachrichten
Todes=Anzeige.
Gott dem Allmächtigen hat es ge
fallen, unſer einziges, heißgeliebtes
Friedelchen
am 6 Februar nach ſchwerem
Leiden zu ſich in die Ewigkeit
abzurufen.
(2459
In tiefer Trauer:
Karl Klotzſch u. Frau.
Darmſtadt, 7. Jebr. 1927.
Feldber, ſtr. 92
Die Beerdigung findet am
Diens=
tag vormitta: 10 Uhr auf dein
alten Friedhof ſtatt
Todes=Anzeige.
Gott dem Allmächtigen hat es gefallen, meine liebe
Frau, die Mutter ihres einzigen Kindes, unſere
innigſt=
geliebte herzensgute Tochter, Schweſter, Schwägerin
und Tante
(2456
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Sie bekommen heute schon 4410
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Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
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Leonh. Hönig u. Frau Barbara, geb. Schäfer
Familie Leonhard Hönig III., Gaſtwirt.
Reichelsheim, Pfaffenbeerfurth, den 6. Febr. 1927.
Die Beerdigung findet Dienstag, den 8. Februar,
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mittags 2 Uhr, vom Elternhaus aus in Pfaffen=Beerturth
ſtatt
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Nummer 38
Montag, den 7. Februar 1922
Seite 3
Handball=Meiſterſchaft.
Die Endſpiele um die ſüddeutſche Handballmeiſterſchaft
Grachten auch am 6. Februar glatte Siege der favoriſierten
MMannſchaften. In der
Oſtgruppe,
vo nach dem Rücktritt des württembergiſchen Meiſters S.C.
Stuttgart nur noch die Sp.Vg. Fürth und München 1880 im
Kampfe ſtehen, brachten die Münchener den Fürthern nur einen
chwachen Widerſtand entgegen; ſie unterlagen 1:5. Die Ta=
Selle hat hier folgendes Ausſehen:
Sp. Vg. Fürth
1 Spiel 5:1 Tore 2:0 Punkte
München 1880
1:5
0:2
In der
Weſtgruppe
fertigte der S. V. Darmſtadt 98 den V.f.R. Kaiſerslautern auf
deſſen Platz mit der hohen Torziffer von 8:0 ab. Hier zeigt die
Tabelle folgenden Stand an:
S. V. Darmſtadt 2 Spiele 10:1 Tore 4:0 Punkte
V.f. R. Mannheim
0:2
1:
V.f. R. Kaiſerslautern 1
0:8
0:2
P. f. R. Kaiſerslautern — Sportverein 1898
Darmſiadt 0:8 (0:5)
Trotz Schnee war der neue V.f.R.=Platz in Kaiſerslautern
in ganz annehmbarer Verfaſſung, ſo daß der ſüddeutſche
Mei=
ſter, der heute auf der ganzen Linie ſeine alte Form erreichte,
ſäne verdienten Erfolge unter Dach und Fach bringen konnte.
läes tat er denn auch mit einer Eleganz, die ihresgleichen ſucht:
4 Tore innerhalb 4 Minuten zeugen von großer
Durchſchlags=
haft und Schußfreudigkeit. Die Umſtellung der Sturmreihe
Fredler—Werner—Allwohn—Hennemann-Jans bewährte ſich
wllauf, dahinter die gewandte Läuferreihe Delp—Götz—Müller,
die mit dem weiteren Verteidigerpaar Reuter—Schnell
wett=
eiferte. Ebenſo hatte der Schußmann Trautwein, der reinfte
„Schlammakrobat”, einen ſehr guten Tag. Nach anfänglichem
Geplänkel gab bald das raumgreifende Flügelſpiel mit ſeinen
weiten Bällen dem Sportverein eine klare Ueberlegenheit. Die
efften Tore fielen in der 9., 16., 18., 19., 20. Minute durch
All=
vohn (2), Werner (2) und Hennemann. Die glänzend
arbei=
tende Läuferreihe, in der Götz hervortrat, fütterte den raſchen
5 urm mit weiten Vorlagen. In der zweiten Halbzeit kommt
VF.R. Kaiſerslautern mehr auf, kann aber dank der blendenden
Anwehr Trautweins keine zählbaren Erfolge erzielen.
Dem=
ge enüber befördert Werner den Ball über den zu weit heraus=
„aufenen Torwächter hinweg ins feindliche Gehäuſe. Jans
eiböht die Torzahl durch 2 ſeiner bekannten Dodpelhänder auf 8.
Mit dieſem Spiel hat Sportverein die erſten Stufen auf dem
Aege zur ſüddeutſchen Meiſterſchaft erklommen
Sp. Vg. Fürth—München 1880 5:1.
Die Spielvereinigung Fürth dürfte die Handballmeiſterſchaft
ſe!. Oſtgruppe leicht an ſich bringen, denn ihren einzigen Gegner
nrch dem Rücktritt des Stuttgarter SC.) ſchlug ſie heute
eicht 5:1. Im Rückſpiel in München brauchen die Fürther alſo
ur unentſchieden zu ſpielen, um ſich für das entſcheidende Spiel
eſen den Weſtgruppenmeiſter zu qualifizieren. Fürth war
be=
uiders in der erſten Halbzeit ſtark überlegen und kam in dieſer
MEelphaſe auch zu vier Toren. Nach dem Wechſel hielten ſich
Ve Fürther etwas mehr zurück; andererſeits kam München jetzt
ſich ſtärker auf. Beide Parteien erzielten noch je einen Treffer.
Turnverein Groß=Umſtadt — Turngeſellſchaft Darmſtadt.
Am Sonntag weilten die beiden erſten Mannſchaften der
urngeſellſchaft 1875 bei erſtgenanntem Verein zu Gaſt. Das
bel der 2 Mannſchaften gewann Darmſtadt nach etwas über=
Nmem Spiel und tapferer Gegenwehr der jungen
Platzmann=
haft mit 4:1 Toren. — In dem Spiel der erſten Mannſchaften
ſieklag Groß=Umſtadt nach meiſt ausgeglichenem Spiel mit
2 Toren. Bei Darmſtadt ſtach vor allem die Stürmerreihe
lich ſchönes Zu= und Stellungsſpiel und der Torwächter durch
Kre Abwehr in die Augen. Läuferreihe und Verteidigung
er=
den ihre Pflicht. Groß=Umſtadt war mit Eifer bei der Sache,
in te ſich aber nicht immer durchſetzen. Zu= und
Stellungs=
ee befriedigten. Die Spiele hatten ſehr unter den ſchlechten
asberhältniſſen zu leiden. Nach den Spielen war man noch
iwe Zeit recht gemütlich beiſammen.
„Rot=Weiß 22” — T. u. Spp. Braunshardt (A. D. T.) 6:1.
Mit obigem Ergebnis ſchickten am geſtrichen Sonntag die
ihre Gäſte aus Braunshardt nach einem überzeugenden
ſene nach Hauſe. Wer auch am Anfang an einem Siege der
Sen zweifelte, wurde doch bald eines anderen belehrt. Ich
5 ſagen, wenn es zu den Meiſterſchaftsſpielen im A. D. T. geht,
iſt „Rot=Weiß” immer auf der Höhe, auch mit zwei Erſatz=
Hie. Die Gäſte hielten das, was man ſich von Ihnen
ver=
ſoogen hat.
Emrſtadt 2:1. 3. Mannſch., Rot=Weiß
(Meannſch. Sportvgg 04 Arheilgen 0:6.
Weitere Reſultate:
Sp. V. 98 2.—1. Raunheim 5:0.
SSp. V. 98 3.—1. Eberſtadt 2:1.
SSp. V. 95 1. Jgd.—Trebur 1:1.
SSp. V. 98 2. Jgd.—Braunshardt 3:1.
SSp.V. 98 3. Jgd.—2. Rot=Weißz 0:2.
FAV. 98 4. Jgd.—1. Eberſtadt 0:5.
Um die ſüddeutſche
Fußball=Meiſterſchaft.
Der Auftakt zur ſüddeutſchen Fußball=Meiſterſchaft 1926/27
hat in der Runde der Meiſter die erwarteten Favoritenſiege
ge=
bracht. Allerdings kamen die Tordifferenzen zum Teil etwas
ſehr überraſchend. So unterlag der F. S. V. Frankfurt der Sp.Vg.
Fürth unerwartet hoch mit 0:7 (0:3) Toren. V.f.B. Stuttgart
bezog trotz härteſter Gegenwehr vom 1. F.C. Nürnberg eine
0:3=Niederlage, und in Mainz behielt der V.f.L. Neckarau im
Kampfe gegen F. S.V. 05 Mainz knapp mit 2:3 Treffern die
Oberhand. Es ſind alſo die Vorausſagen beſtätigt worden, die
von einer klaren Ueberlegenheit der Nürnberg=Fürther
Mann=
ſchaften gegenüber den übrigen Titelanwärtern ſprachen.
Zwi=
ſchen Nürnberg und Fürth dürfte der Titel ausgetragen werden
Von den vier anderen Meiſterſchaftsanwärtern haben ſcheinbar
V.f.B. Stuttgart und V.f.L. Neckarau die beſte Form.
Sp. Vg. Fürth
1. F. C. Nürnberg
V.f. L. Neckarau
F. S. V. Mainz 05
V.f. B. Stuttgart
F. S. V. Frankfurt
1 Spiel
7:0 Tore
3:0
3:2
2:3
0:3
0:7
2.0 Punkte
2:0
2:0
0:2
0:2
0:2
1. Mainzer Fußball= und Sportverein 05
Vf. L. Mannheim=Neckarau 2:3 (1:1)
Wenn zwei gleichwertige Gegner im Fußballkampf um die
Siegespalme ſtreiten, emtſcheidet ſehr oft Göttin Forruna. So
war es auch bei dem erſten Spiel des F. S.V. Mainz 05 gegen
Neckarau. Nicht der Beſſere, ſondern der Glücklichere
ge=
wann, 3:2 lautet das Reſultat für die Mannen um Zeilfelder,
es hätte aber mit demſelben Recht auch umgekehrt heißen können.
Eine Vorſchau bleibt mehr oder weniger immer
Wahrſcheinlich=
keitsrechnung. Zuviel,der Imponderabilien, die ſich nicht in
Rechnung ſtellen laſſen, gibt es beim Fußball. Eine miſerable
Bodenbeſchaffenheit, die für einen einwandfreien Verlauf des
Spieles nicht Gewähr leiſten konnte! Weiter ein Schiedsrichter, der
in ſeiner Leitung durchaus uneinheitlich und wetterwendiſch war.
Erreichte Herr Braumüller 1860 München in der erſten Halbzeit
noch ein reſpektables Maß von ſchiedsrichterlicher Leiſtung, ſo
verſchlechterte er ſich nach der Pauſe zuſehends und traf eine
Reihe von Entſcheidungen, die Mainz 05 auf das ſchwerſte
ſchä=
digten. Direkt merkwürdig waren da ſeine
Strafſtoßentſcheidun=
gen. Glaubte man nach der ganzen Sachlage einen Strafſtoß für
die Platzbeſitzer erwarten zu dürfen, ſo konnte man ſicher ſein,
daß er zu Gunſten Neckaraus entſchied. Es darf allerdings nicht
verſchwiegen werden, daß der Spielleiter durch unſchöne Zurufe
aus der trotz des ſchlechten Wetters recht zahlreich erſchienenen
Zuſchauermenge (es mögen 6000—7000 Unentwegte am Fort
Bin=
gen geweſen ſein(!), irritiert und nervös gemacht wurde. Die
Lehre daraus: nicht dem Parteifanatismus Zügel ſchießen zu
laſſen; das kann leicht zum Nachteil des eigenen Vereins
aus=
ſchlagen. Um das Unglück voll zu machen, erzielten die
Rhein=
bezirkler ihren erſten Erfolg durch ein Selbſttor des Mainzer
Verteidigers O. Freitag, der einen Schuß des Neckarauer
Halblinken aus der Richtung ablenkte und ſo für Lautner
un=
erreichbar machte. Ein unglückliches Mißverſtändnis führte zum
zweiten Tor der Gäſte. Die Mainzer Verteidigung glaubte einen
Ball im Aus, griff nicht mehr an, ſo daß der Halblinke Zellner
der Gäſte mühelos einſenden konnte. Schließlich hatte die
Main=
zer Fünferreihe mit ihren Schüſſen großes Pech. Als des
Main=
zer Linksaußen Kaiſer ſaftiger Schuß in der zweiten Halbzeit
von der Querlatte ins Feld zurückſprang, gab es viele
ver=
kngutſchte Seelen im Fußballager der goldenen Rheinſtadt. Die
Einheimiſchen hatten die größere Zahl der herausgearbeiteten
Torchancen, die Leute aus dem Rheinbezirk konnten die
wenige=
ren Chancen, die ſich ihnen boten, beſſer ausnutzen. Wie es auch
ſei! Es gibt der Entſchuldigungsgründe gar viele für die
Main=
zer Elf. Die erſten beiden Punkte, auf die man ſo ſicher gehofft
hatte, ſind flöten. Das Schickſal, nicht das beſſere Können, hat
gegen den Rheinheſſen=Saarmeifter entſchieden. Die Mannſchaft
aber iſt unſchuldig an der Niederlage, ſie gab ihr beſtes und
letz=
tes. Und nachſten Sonntag wird ſie ſchon mit 4 Minustoren
be=
haftet ſein, denn es gibt ſich niemand der Hoffnung hin, daß im
alten Nürnberg für den F. S. V. Mainz Lorbeeren erwachſen
dürf=
ten. Schade, daß die Gelegenheit verſäumt wurde, einen guten,
erfolgreichen Start zu haben. Zwei errungene Punkte hätten der
Mannſchaft auch gegen die gefürchteten Nürnberger einen
mora=
liſchen und ſeeliſchen Rückhalt gegeben. Aber nur nicht den Mut
ſinken laſſen! Die Mannſchaft hat ein gutes Spiel vorgeführt,
und ſchließlich hängen auch die Nürnberger keinen, ſo ſie ihn nicht
haben.
Der Spielverlauf der erſten Halbzeit zeigt verteiltes
Feld=
ſpiel, mit ſchnell wechſelnden Angriffen der beiden Fünferreihen,
die ſich bei dem naſſen ſchlechten Boden eines halbhohen und
hohen Zuſpieles befleißigten. Vom Anſtoß weg ſind die
Neckar=
auer im Angriff und erzielen gegen die nervöſe, unſichere
Ver=
teidigung ſchon in den erſten drei Minuten zwei Ecken, die
je=
doch nichts einbringen. Mainzer Gegenangriffe ſetzen ein.
Lip=
poner, Zimmermann, Seck haben mit ihren Aktionen kein Glück.
Auf der Gegenſeite wird Zeilfelder ſcharf bewacht. Ein von
dieſem Spieler wuchtig getretener Strafſtoß wird von dem heute
ganz glänzenden Mainzerläufer Koch abgewehrt. Brucker hält
einen unverhofften Seckſchuß. In der 21. Minute erringen die
Neckarauer ihre dritte und letzte Ecke. Dieſe Gefahr geht
vor=
über. Gleich darauf nimmt Lautner dem Neckarauer Halblinken
den Ball vom Fuße, läßt das Leder aber fallen, kann aber auch
den Nachſchuß halten. Seinen erſten Erfolg erringt Neckarau
in der 29. Minute. Zellner hatte aus der Läuferreihe heraus
den Ball ſchußgerecht vorgelegt bekommen, der Torſchuß wird
durch Kopfſtoß von Otto Freitag aus der Richtung gelenkt, ſo
daß Lautner, der den Ball in einer anderen Richtung erwartet
hatte, ihn paſſieren laſſen muß. 1:0 für Neckarau. Den Ausgleich
erzielt Mainz in der 35. Minute. Bei einem gefährlichen Angriff
des Mainzer Innentrios hatte der rechte Verteidiger der Gäſte
Hand im Strafraum gemacht. Der von Lipponer placiert
geſchoſſene Ball wird von dem ganz glänzenden Brucker zwar
ge=
halten, doch den Nachſchuß muß er paſſieren laſſen. Bei dem
folgenden Gegenangriff wird Lautner durch einen Tritt ins
Ge=
nick verletzt. Mainz erzielt in der 42. Minute ſeine erſte Ecke,
es entſteht dabei ein Gedränge vor Neckaraus Drahtliſte, doch
ſchließlich wird die Gefahr abgewehrt. Heſſer und Wilbs
rennen mit den Köpfen zuſammen, was ſie für einige Zeit
ſpiel=
unfähig macht. Dann iſt Halbzeit. Zwei Minuten nach
Wieder=
anſtoß kommt der Rheinbezirksmeiſter überraſchend zum
Füh=
rungstor. Die Mainzer Verteidigung glaubte einen Ball im Aus,
zögerte mit dem Angriff, ſo daß Zellner ungehindert aus
nächſter Nähe verwandeln kann. 2:1 für Neckarau. Die
Platzbeſitzer ſetzen nun Dampf auf und beginnen zu drängen.
Vorläufig iſt aber nur eine zweite Ecke und ein pſundiger
Lat=
tenſchuß von Kaiſer die kümmerliche Ausbeute. Erſt in der
20. Minute gelingt Lipponer der Ausgleich. Lipponer hatte von
dem Erſatzrechtsaußen Bikerle, der auch ſchon das Spiel der
Er=
ſatzmannſchaften mitgemacht hatte, den Ball zugeſpielt erhalten,
überſpurtete in ſeiner typiſchen Art die Neckarauer Verteidigung
und ſendet unhaltbar in die untere Torecke ein. Die Freude
ſollte jedoch nicht lange dauern. Trotz leichten Drängens von
Mainz erzielt das Gäſteinnentrio nach feinem Zuſammenſpiel
durch Zellner den fiegbringenden dritten Trefſer. 3:2 für
Neckarau. Mainz gibt die Partie noch nicht verloren, ſondern
leitet immer wieder gefährliche Angriffe ein. Pech und die
er=
wähnten merkwürdigen Entſcheidungen des Schiedsrichters
ver=
hindern jedoch einen Erfolg. Zwar erzielt Lipponer im
An=
ſchluß an die dritte Ecke für Mainz in der 41. Minute ein drittes
Tor, das aber vom Unparteiiſchen nicht gegeben wurde, da die
Mainzer „Schießlanone” mit den Händen nachgeholfen hatte.
Mainz iſt im Angriff, als der Schlußpfiff ertönt und hat
unver=
dient verloren. Ein Unentſchieden hätte den beiderſeitigem
Leiſtungen entſprochen.
Neckarau war in ſeinen Spielaktionen einheitlicher und
ſchneller. Wenn ſein Strm in Tornähe kam, dann wurde nicht
lange gefackelt, ſondern geſchoſſen. Neben dem bekannten
Mittel=
ſtürmer Zeilfelder, der einen unheimlichen Schuß, guten
Spielüberblick und Ballverteilung ſein eigen nennt, gefiel
be=
ſonders ſein Nebenmann zur Linken Zellner, der für ſämtliche
Tore verantwortlich zeichnete. Die Mainzer Abwehr beging den
Fehler, über die Abdeckung Zeilfelders ſeinen nicht minder
ge=
fährlichen Nebenmann zu vergeſſen. Gaſt, der Gäſtemittelläufer,
überragte ſeinen Mainzer Antipoden Heſſer, der in der
Ab=
wehr ziemlich ſchwach war, dagegen ſchöne Vorlagen an ſeinen
Sturm herausbrachte. Ganz glänzend in Abwehr und Angriff
war der rechte Mainzer Läufer Koch. Die beiderſeitigen
Schluß=
trios hielten ſich ſo ziemlich die Wage. Meiſterhaft in Form
waren beſonders die beiden Torhüter Lautner und Brucker.
Otto Freitag ſchien am Anfang reichlich nervös und lief erſt
ſpäter zu ſeiner vollen Form auf. Diemer zeigte ſich wieder
ein=
mal als der gewiegte Taktiker, der durch ſein in Stellunglaufen,
manche Chance des Gegners zunichte machte,
C.S.
Der „Club” ſiegt in Stuitgart 3:0.
V. f. B. Stuttgart unterliegt dem 1. F.=C. Nürnberg
vor 17 000 Zuſchauern 0:3 (0:1).
Dem erſten Endſpiel um die ſüddeutſche Meiſterſchaft wohnten
in Stuttgart 17000 Zuſchauer bei. Der Kampf, auf den man
hohe Erwartungen geſetzt hatte, hielt was er verſprach.
Stutt=
gart ſetzte dem deutſchen Altmeiſter in einem ſpannenden, aber
ſtets fairen Kampfe energiſchen Widerſtand entgegen, mußte ſich
aber ſchließlich doch der beſſeren Geſamtleiſtung der Nürnberger
beugen. Alle drei Tore für den Club ſchoß der unermüdliche
Heiner v. Träg. Das erſte erzielte er nach einer halben Stunde
und die beiden weiteren in der 30. und 35. Minute der zweiten
Halbzeit. Stuttgart hatte zwar auch eine Menge von Torchancen,
wußte dieſe aber nicht entſprechend auszuwerten.
Der Oeutſche Meiſter ſiegt 7:0.
Im Spiele zwiſchen der Sp.Vg. Fürth und dem F. S.V.
Frankfurt hatte man zwar mit einem Siege des deutſchen
Mei=
ſters gerechnet, aber daß dieſer mit einer derartigen Ziffer
er=
kämpft werden würde, ahnte man nicht. Doch der Fürther Sieg,
den 10000 Zuſchauer erlebten, war auch in dieſer Höhe
ver=
dient. Während die Fürther Elf in allen Teilen ausgeglichen
war und ein ſehr ſchönes Spiel lieferte, hatte Frankfurt eine
Menge Verſager. Beſonders die Verteidigung war recht ſchwach.
Fürth ging ſchon in der erſten Halbzeit (Seiderer, Franz und
Aſcherl) mit drei Toren in Führung. Nach dem Wechſel erhöhten
Aſcherl, Auer, Franz und Seiderer auf 7:0.
Die fehlenden Teilnehmer der „Runde der
Zweiten” ermittelt.
München 1860 vertritt Bayern. — V. f. R. Mannheim „Zweiter”
im Rheinbezirk.
Der geſtrige Sonntag hat in den Bezirken Bayern und Rhein
die Entſcheidung darüber gebracht, wer die beiden Bezirke in der
„Runde der Zweiten” vertreten wird. München 1860 und V. f. R.
Mannheim ſind in ihren entſcheidenden Treffen gegen Wacker=
München bzw. Phönix=Ludwigshafen ſiegreich geblieben und
ſtoßen, ſomit zu den bereits ermittelten Vertretern: Eintracht
Frankfurt (Mainbezirk), Karlsruher F.=V. (Württemberg/Baden)
und Fußballverein Saarbrücken (Rheinheſſen/Saar).
Punkiekampf im Bezirk Rheinheſſen/Gaar.
Das einzige Verbandsſpiel zwiſchen Alemannia=Worms und
S.=C. „Saar”, Saarbrücken, trug in gewiſſem Sinne einen
ent=
ſcheidenden Charakter, da Saarbrücken um den Verbleib in der
Bezirksliga kämpfte. Saarbrücken konnte ſich nicht durchſetzen
und mußte mit 2:3 Toren den Wormſern den Sieg überlaſſen,
die jetzt mit 16 Punkten den drittletzten Tabellenplatz inne haben,
während Saarbrücken, trotzdem es noch ein Spiel auszutragen
hat, mit ſeinen 12 Punkten nicht mehr vom zweitletzten Platz
wegkommen kanm.
Seite 6
Montag, den 7. Februar 1927
Nummer 38
Die „Runde der Zweiten.
Karlsruher F.V. fertigt den F.V. Saarbrücken 3:1 ab.
Die „Runde der Zweiten” wurde am Sonntag in
Karls=
ruhe mit dem Spiele der Zweiten aus den Bezirken
Württem=
berg/Baden und Rheinheſſen/Saar eröffnet. Der Kampf brachte
das erwartete Ergebnis, nämlich den glatten Sieg des
Karlé=
ruher F. V., der dreimal durch Kaſtner (2) und Quaſten
erfolg=
reich blieb, während Saarbrücken nur einmal — durch Welter —
zu einem Tore kam. Das vor etwa 6000 Zuſchauern ausgetragene
Spiel brachte aber inſofern eine Ueberraſchung, als ſich die
Saarländer mit einer außerordentlichen Zähigkeit zur Wehr
ſetz=
ten und nur nach hartem Kampf geſchlagen werden konnten.
Nord= ſchlägt Weſideutſchland 4:3
Eine Ehrung Adolf Jägers.
Bei guter Witterung trugen am Sonntag Nord= und
Weſt=
deutſchland in Hamburg ein Fußball=Freundſchaftsſpiel aus.
Verbunden damit war eine Ehrung Adolf Jägers, der in
die=
ſem Spiele zum 50. Male für den Norddeutſchen Fußball=Bund
repräſentativ wirkte. 12000 Zuſchauer wurden Zeuge dieſes
Aktes. Durch ſeinen Vorſitzenden, Barelet=Hamburg, überreichte
der N.F.V. zunächſt dem alten Kämpen eine goldene Uhr;
Stadt=
rat Blaſchke übergab für den Deutſchen Fußball=Bund eine
Ehrenſtandarte, an der für die 18 Länderſpiele, die Adolf Jäger
mitmachte, je eine ſilberne Ehrenplakette angebracht war. — Das
Spiel ſelbſt endete mit einem knappen 4:3=Siege der
Nord=
deutſchen. Weſt fand ſich nach Spielbeginn ſchneller zuſammen
und ging bereits in der 6. Minute durch ein Selbſttor
Nommen=
ſens in Führung. Wenig ſpäter reihte Sackhenheim=Duisburg
einen 2. Treffer an. Dann wurde die norddeutſche Läuferreihe
beſſer und damit funktionierte es auch im norddeutſchen Angriff
beſſer. Aber erſt kurz vor der Pauſe konnte Adolf Jäger unter
großem Beifall ein Tor aufholen. — Nach der Pauſe war die
norddeutſche Elf im allgemeinen beſſer. Warnecke erzielte den
Ausgleich und bald darauf ein 3. Tor. Weſt glich noch einmal
durch Conrads aus, mußte aber fünf Minuten vor Schluß den
Norddeutſchen, die durch Jäger zu einem 4. Tor kamen, den Sieg
überlaſſen.
Sportverein Darmſtadt 98— Sportverein Wiesbaden 3:6 (2:2).
und dadurch zu einem überlegenen Sieg.
Kegeln.
Darmſtädter Keglerverband.
Der Sportausſchuß hatte am vergangenen Sonntag die aus
dem Ausſcheidungsiegeln hervorgegangenen drei Kampfriegen
auf die Bahn im Burgerverein eingeladen. Mit wenig
Aus=
nahmen waren ſie erſchienen. Der Sportwart Schönefeld
be=
grüßte die Riegen mit der Bitte, ſtets zur Stelle zu ſein, wenn
es gilt, das Kegeln zu üben und für den Verband zu kämpfen.
Dem neuen Verbandsmeiſter Grün widmete er warme Worte
für ſeine gute Leiſtung. In das ausgebrachte „Gut Holz”
ſtimm=
ten alle Kesler begeiſtert ein. Der erſte Vorſitzende gedachte noch
in aneifernden Worten der Kegelbrüder, die ſich dem
Ausſchei=
dungs=Kegeln widmeten und ſprach dem Sportausſchuß und
ſei=
nem rührigen Sportwarte Anerkennung für die geleiſtete
ſelbſt=
loſe Arbeit für den edlen Kegelſport aus. Er gedachte auch des
ſeitherigen Verbandsmeiſters, Kegelbruder Schüßler, dem es
ge=
lungen war, zwei Jahre hintereinander die
Verbandsmeiſter=
ſchaft zu erringen und in dieſem Jahre durch einen unglücklichen
Start zurückgefallen iſt. Ein kräftiges „Gut Holz” erſchallte zu
ſeiner Ehrung.
Nun ſetzte ein Kegeln der drei Riegen ein. Mit ganz
be=
ſonderem Intereſſe widmeten ſich ihm die Kegelbrüder. Das
Spiel geſtaltete ſich ſehr intereſſont. Bald zeigte es ſich, daß die
zweite Riege recht gute Kräfte in ihrer Mitte hat. Sie erzielte
ſogar einen Vorſprung gegenüber der erſten und hielt dieſen bis
zum letzten Eange aufrecht. In der letzten Runde gelang es der
erſten Niege, Inapp aufzuholen. Nur zwei Holz mehr erreichte
ſie gegenüber dem Reſultate der zweiten Riege. Die dritte Riege
ab auch ihr Beſtes her, konnte aber das Ergebnis der erſten und
zweiten Niege nicht gefährden. — Die Geſamtergebniſſe der
Riegenkämpfe ſind folgende:
1. Riege 2514 Holz; 2. Riege 2512 Holz: 3. Riege 2309 Holz.
Jede Riege hat insgeſamt 500 Kugeln abgeworfen. Höchſtleiſtung
bei der erſten Riege: Kegelbrüder Reichert und Hübner mit je
272 Holz.
Bei der zweiten Riege erreichte Kegelbruder Phil. Harres
mit 269 Holz den beſten Wurf, während von der dritten Riege
Kegelbruder Mitſchdörfer mit 246 die beſte Leiſtung bot.
Am 13. Februar begibt ſich die erſte Riege nach Mainz, um
dort den Vorkampf um die Bezirksmeiſterſchaft auszutragen.
Möge ſie mit gutem Erfolg zurückkehren.
Dr. Peltzer wurde beim Breslauer Hallenſportfeſt über 1000
Meter von dem Breslauer Schoemann glatt geſchlagen; der
Welt=
rekordmann, bei dem der Hallenlauf immer ein Schmerzenskind
war, litt allerdings unter Grippe.
Schießſport.
*Gründung eines Vereinigten Heſſiſchen
Schützenbundes.
Die Niederlage gegen Sportverein Wiesbaden war für die
Darmſtädter nicht zu vermeiden. Sie traten mit einer
Mann=
ſchaft an, die insbeſondere im Sturm derartig verjüngt war,
daß der Widerſtand gegen die faſt auf allen Poſten gut beſetzten
Wiesbadener hauptſächlich in der zweiten Halbzeit mit
ungleich=
wertigen Kräften geleiſtet werden mußte.
Die Kurſtädter beſitzen in jeder einzelnen Reihe einen Mann,
der über ein überdurchſchnittliches Können verfügt, ſo daß
da=
durch den anderen Spielern der betreffenden Reihe ein derartig
innerer Halt beigebracht wird, daß man von der
Geſamtmann=
ſchaft den Eindruck eines einheitlichen Spielgefüges erhält. Dieſe
die Mannſchaft treibenden Kräfte ſind in der Verteidigung der
alte unverwüſtliche Rauch, gegen den die jungen Darmſtädter
Stürmer faſt immer den Kürzeren zogen: in der Läuferreihe
lieferte der frühere Höchſter Mittelläufer Otto Beſt ein Spiel,
das im Aufbau der Angriffe und in der Taktik der Verteidigung
gleich gut war, und vorbildlich wirkte. Der beſte Mann im
Angriffsquintett war der Halbrechte Rühl, ein gefährlicher
Durch=
reißer, dem allerdings ein geſunder Torſchuß fehlt. Da ſich, wie
geſagt, die anderen Leute gut in das Geſamtbild einpaßten, mit
Ausnahme des Torwächters, der einen unbeholfenen Eindruck
machte, konnten die Gäſte dauernd leicht überlegen ſpielen, bis
ſie ſogar gegen Spielende drückend überlegen wurden und den
vorher nur knappen Sieg mit Leichtigkeit ſicherſtellten.
Wie ſchon hervorgehoben, waren die Darmſtädter in dieſem
Spiel ein ungleichwertiger Gegner. Es fehlten bei Darmſtadt
die überragenden Spieler, die die jüngeren Spieler, die ohne
Routine das Gelernte verwerten wollen, mit ſich reißen. Letzten
Endes konnte Laumann, der lange in der Darmſtädter
Hinter=
mannſchaft mit beſtem Erfolg mit den Wiesbadener Angriffen
fertig wurde, das Verhängnis nicht aufhalten. Es beſteht
viel=
leicht die Möglichkeit, daß ein tüchtiger Trainer aus den jungen
Spielern eine widerſtandsfähige Mannſchaft herausbringt, wenn
er das fehlende Zuſammenſpiel in die Leute hineinbringt.
Vor=
erſt wird die Mannſchaft auf das Mitwirken der älteren Spieler,
insbeſondere auf Müllmerſtadt, nicht verzichten können.
Vom Spielverlauf ſei nur ſoviel geſagt, daß das Spiel in
der erſten Halbzeit noch halbwegs ausgeglichen war. Darmſtadt
ging zweimal in der erſten Halbzeit in Führung, jedoch glich
Wiesbaden jedesmal poſtwendend aus. Auch in der zweiten
Halbzeit ham Darmſtadt durch Schäfer nochmals zu einem
Tor=
vorſprung, den Wiesbaden durch Elfmeter wieder aufholte.
Hier=
auf kam Wiesbaden in gleichen Abſchnitten noch zu drei Toren
Einer Anregung Folge leiſtend, verſammelte ſich am geſtrigen
Sonntag im „Perkeo” zu Darmſtadt eine große Anzahl
Ver=
treter heſſiſcher Schützenvereine zwecks Gründung eines
Ver=
einigten heſſiſchen Schützenbundes Es galt, die bisher den
Schießſport treibenden Vereine, ohne Rückſicht auf die
Zuge=
hörigkeit zum Deutſchen Schützenbund, Kartell für
Kleinkaliber=
ſport u. a., im Vereinigten heſſiſchen Schützenbund zu
gemein=
ſamer Arbeit zuſammenzuführen. Ein Vorhaben, das in beſter
Weiſe zu gelingen ſcheint, da in ausgiebiger Ausſprache ſich die
Erkenntnis durchſetzte, daß reſtlos das Intereſſe für den edlen
Schießſport ſich in Heſſen nur in einem Zuſammenſchluß
vorteil=
haft fördern läßt. Der Vertreter des Deutſchen Sportkartells für
Kleinkaliber= und Jagdſchießen, Oſtreich=Berlin, und auch der
Vertreter des Deutſchen Schützenbundes, Hartz=Auerbach i. H.,
be=
bannten ebenfalls in treffenden Ausführungen, wie notwendig
ſchon ſo oft es ſich bemerkbar gemacht hätte, wenn beſonders im
Heſſenlande ſich ſchon früher alle Schützenvereine in einem
Verbande zuſammengeſunden hätten. Einſtimmig ſchritt man
alsdann zur Gründung des Vereinigten heſſiſchen
Schützenbun=
des. Bei der Wahl des Vorſtandes wurde Knapp=Darmſtadt
(Polizeiſportverein) zum 1. Bundes=Vorſitzenden gewählt.
Da=
mit wurde ihm die bisherige unermüdliche Arbeit um die
Bil=
dung des Vereinigten heſſiſchen Schützenbundes in ſchönſter
Weiſe belohnt; 2. Vorſitzender: Lorſch, Priv.
Schützengeſell=
ſchaft, Darmſtadt; 1. Schriftführer: Kleber, Weidmannsheil,
Darmſtadt; 2. Schriftführer: Wagner, Weidmannsheil,
Darm=
ſtadt; 1. Kaſſier: Sattig, Polizeiſportverein Darmſtadt: 2. Kaſſier;
Hartz, Schützengeſellſchaft Auerbach. Als Sportleiter für die
ein=
zelnen Schießarten wurde Ehrig, Wildſchütz Darmſtadt, für
Klein=
kaliberſchießen; Raſt, Priv. Schützengeſellſchaft Darmſtadt, für
Großkaliberſchießen gewählt. Der Sportleiter für
Zimmerſtutzen=
ſchießen wurde vorläufig zurückgeſtellt. Zu Kaſſenkontrolleuren
wurden die Herren Franz und Wiedemann beſtimmt. Mit der
Ausarbeitung der Satzungen wurde der Vorſtand beauftragt. Im
Schlußwort erwähnte der Vorſitzende, daß mit dem heute
er=
folgten Zuſammenſchluß aller heſſiſchen Schützenvereine gewiß
eine ſportliche Tat zum Wohle des Schießſports vollbracht ſei,
die mit Sicherheit ihre Früchte tragen wird. Ein Wort, dem man
allerſeits frendig zuſtimmte.
Kraftſport.
Verlauf. Der gute Ruf, der der Rimbacher Mannſchaſt
voraus=
ging, hat ſich vollauf bewährt. Sie war vor allem in körperlicher
Hinſicht den Darmſtädter Kraftſportvereinlern ziemlich überlegen,
während ſie, was Technik anbetrifft, dieſe nicht erreichte.
Her=
vorzuheben iſt auch noch das gute ſportliche Verhalten der
Mannſchaft und ihre faire Ringweiſe. Angeblich hatte Rimbach
zwei Mann Erſatz, was ja auch bei den Darmſtädtern der Fall
war. Letztere waren bei dieſem Kampf wieder voll auf der Höhe
und zeigten prächtige Leiſtungen. Leider brachte Heß im
Feder=
gewicht etwas zuviel mit auf die Wage, ſo daß eine Umſtellung
vorgenommen werden mußte. Der Fliegengewichtsmeiſter
Schwarz, welcher dieſe Klaſſe dann vertrat, hat uns eine
Glanz=
leiſtung mit ſeinem Siege beſchert. Uebrigens hat jeder Mann
ſeine Schuldigkeit getan, und die Mannſchaft hat mit dieſem
Siege wieder eine Probe ihres hohen techniſchen Könnens
ab=
gelegt. Die einzelnen Kämpfe verliefen folgendermaßen:
Fliegengewicht: Schütz=Rimbach gegen Doſch=Darmſtadt. Im
flotten Angriff führte Doſch den Kampf, während ſich Schütz auf
die Verteidigung verlegte. Der Darmſtädter erzielte die erſten
Punkte, ließ ſich jedoch in der 9. Minute durch Schütz überraſchen
und mußt eine Niederlage einſtecken.
Bantamgewicht: In dieſer Klaſſe ſiegte Borovski=Darmſtadt
bereits in einer Minute durch prächtig ausgeführten
Schleuder=
griff, über ſeinen bedeutend ſchwereren Gegner.
Federgewicht: Getroſt=Rimbach gegen Schſvarz=Darmſtadt.
Dieſer Kampf wurde ſehr lebhaft von beiden Seiten geführt.
Dem bedeutend ſchwereren Getroſt gelang es auch einmal,
Schwarz durch brillant ausgeführten verkehrten Hüftſchwung
direkt in die Brücke zu werfen, während der Darmſtädter
ſeiner=
ſeits ſeinen Gegner durch Schulterſchwung auf beide Schultern
warf, jedoch geſchah der Fall außerhalb der Matte. Von jetzt ab
hatte Schwarz das Heft vollſtändig in der Hand, und er erledigte
ſeinen Gegner in „ruhiger, ſanfter” Weiſe, indem er denſelben
die Brücke eindrückte. Zeit: 6 Minuten.
Leichtgewicht: Schmidt=Rimbach gegen Siegriſt=Darmſtadt.
Der Rimbacher ſtand hier auf verlorenem Boden, Siegrift war
ſtets überlegen und ſiegte in drei Minuten.
Mittelgewicht: Weber=Rimbach gegen Keitel=Darmſtadt.
Weber ging gleich zu Beginn des Kampfes zu Boden, wurde dort
von Keitel durch Hamerlok und Ueberſtürzen in die Brücke
ge=
zwungen, aus welcher er ſich wieder befreite, ein nachgezogener
Armzug warf ihn jedoch direkt auf beide Schultern. Sieger;
Keitel in 1 Minute.
Halbſchwergewicht: Hallſtein=Rimbach gegen Fröba=
Darm=
ſtadt. Dieſer Kampf hatte einen etwas humoriſtiſchen Einſchlag
und wurde Hallſtein in zwei Minuten Sieger. Fröba als
Er=
ſatzmann, ringt erſt ſeit ein paar Wochen, hat jedoch ganz gute
Anlagen, ſo daß man auf eine günſtige Entwicklung rechnen darf.
Schwergewicht: Allert=Rimbach gegen Veith=Darmſtadt. Der
Veith um Haupteslänge überragende Allert konnte ſich nur auf
die Verteidigung beſchränken, was er auch reichlich tat, in zwei
Minuten aber wurde er von dem Darmſtädter auf beide
Schul=
tern gelegt.
Reſultat des Kampfes: 10—4 für Kraftſportverein
Darm=
ſtadt 1910.
Winterſport.
Langfſtreckenlauf „Rund um den Feldberg.”
Dreißig Teilnehmer hatten ſich am Start zu dem über dreißig
Kilometer langen Lauf eingefunden, der unter den durch
Neu=
ſchnee erſchwerten Gleitverhältniſſen vom Feldberg über
Sand=
placken, Stockborn, Fuchstanz, Kleinen Feldberg, Rotes Kreuz,
Schneiſe Schmitten und über Dillenberg zurück zum Sandplacken
führte. Die Strecke mußte zweimal durchlaufen werden. Die
Zeitei der erſten Sieger ſind zum Teil recht gut. Ergebniſſe:
1. Eg. Kahl, Winterſport Kaſſel, 2:35,24 Std.; 2. O.
Bert=
ſchucer, S.=Cl. Taunus Frankfurt, 2:43,05 St.; 3. A. Müller,
S.=Cl. Taunus Frankfurt, 2:48,55 Std.; 4. K. Peterſen,
Akad. S.=Cl. Darmſtadt, 2:51,09 St.; 5. Neuhof, S.=Cl.
Feld=
berg, 3:G2,34 Std.; 6. K. Zimmermann, S.=Cl. Feldberg
3:02,51 Stunden.
Die deutſche Eishockeymeiſterſchaft, die in Füßen (Allaäu)
zum Austrag kam, fiel an den SC. Rieſſerſee, der den SC.
Char=
lottenburg im Endſpiel knapp 2:1 ſchlug. — Der bisherige
deutſche Meiſter, Berliner Schlittſchuhklub, der zweifelsohne
auch den Titel wieder an ſich gebracht hätte, verteidigte die
Meiſterſchaft nicht, da einige ſeiner Spieler erkrankt waren und
andere wieder keinen Urlaub bekommen konnten.
Die Weltmeiſterſchaft im Eiskunſtlaufen für Herren fiel
er=
wartungsgemäß an den Titelverteidiger Böckl=Wien.
Schwimmen.
Rot=Weiß 1922 gewinnt den Clubwettkampf
gegen S. C. Wiesbaden 1911.
Kraftſportverein Rimbach-Kraftſportverein Darmſtadt 1910.
Dieſer Kampf im Mannſchaftsringen, welcher am Samstag
abend ausgetragen wurde, nahm unter der guten Leitung des
Niebel=Werſau, einen in allen Teilen ſchönen
Bei gut beſetztem Hauſe eröffnete der 1. Vorſitzende, Herr
Dr. Brüning, die Veranſtaltung mit einer kurzen Anſprache,
worauf ſich Rot=Weiß und Wiesbaden 1911 dem Starter zunr
Eröffnungslagenſtaffel 4X100 Meter ſtellten. Als erſter Mann
der Rot=Weißen ſchwamm Späth, der wieder zu ſeinem alten
Verein zurückgekehrt iſt und eine weſentliche Verſtärkung
be=
deutet, einen Vorſprung heraus, den Petry noch vergrößerte und
den Dahmer glatt halten konnte, ſo daß Meyer mit beinahe
zehn Meter Vorſprung einlief.
Die nachfolgende Knabenbeliebigſtaffel, 3 X50 Meter, ſah
Rot=Weiß mit Handſchlag als Zweiten hinter den Wiesbadenern,
während Wiesbaden die Mädchenbruſtſtaffel 3 X50 Meter
über=
legen an ſich brachte. Die Jugendbeliebigſtaffel 3X100 Meter
zeigte mit einem Durchſchnitt von 1,19 Min. wieder ihre der
zeitige Stärke, Wiesbaden mit 8 Metern das Nachſehen gebend.
Die Knabenbruſtſtaffel hingegen gewann Wiesbaden knapp. Die
mit Erſatz ſchwimmende 10X50 Meter Bruſtſtaffel der Ro=
Weißen erreichte mit 43 Sekunden immerhin noch einen
anſtäu=
digen Durchſchnitt, während die durch Grippe erſatzgeſchwächten
Wiesbadener weit zurückfielen. In der Pauſe führte
Wies=
baden, das mit ſeiner geſamten Wettkampfmannſchaft gekommen
war, ein wirkungsvolles Schauſpringen vor. Die
Jugendlagen=
ſtaffel 4X100 Meter zeigte wiederum die Ueberlegenheit da
Rot=Weiß=Jugend, die in jeder Lage Vorſprung holte und
un=
angefochten ſiegte. Die Ueberraſchung des Tages bildete die von
Frl. Müller neu herausgebrachte Damenjugend=Bruſtſtaffel 3 4
100 Meter, die die kampferprobten Kurſtädterinnen überlegen
ſchlagen konnten.
Wohl das ſchönſte Rennen des Tages war die Herrenbruſtſtaff!
3X100 Meter, in der Späth in aufregendem Endſpurt den Wies
badener Schlußmann auf der letzten Bahn abfangen konnte und
mit etwa einem Meter Vorſprung ins Ziel ging. Seine Zei
von 1.23 Minuten iſt eine feine Leiſtung, die er hoffentlich noh
recht oft wiederholen wird. Die Knabenlagenſtaffel ging eben
falls nach Wiesbaden, auch in der Herrenbeliebigſtaffel 3X10
Meter konnte Schellenberg nach anfänglichem Kampf den Si
herausſchinden. Dahmer holte im Streckentauchen ſeine ge
wohnte 50=Leiſtung, weitere Punkte für Rot=Weiß ſammeln)
Die Bruſtſtaffel 3 X100 Meter war der Rot=Weiß=Jugend nio
zu nehmen; Wiesbaden weit zurück. Scharf war auch Oe
10X50=Meter=Freiſtilſtaffel; bis zum neunten Mann führte Rw=
Weiß, dann kam Schellenberg für Wiesbaden auf, und mit
Hanſ=
ſchlag hatte der Elückliche geſiegt.
Das Jugend=Waſſerballſpiel endete 2:2. Wiesbaden ſtelle
die robuſtere Mannſchaft, der Rot=Weiß zum Schluß nichts nachga),
Rottmann in der Deckung bot eine ſchwache Leiſtung; die
a=
deren konnten befriedigen.
Das Herrenwaſſerballſpiel ſah die körperlich überlege
Mannſchaft der Kurſtädter anfangs mit 3:0 im Vorteil, dan
kam Rot=Weiß auf, daß es noch zum Ausgleich reichte. Ein
loben hieße den anderen zurückſetzen. Herr Cordes, Hella
Magdeburg, leitete beide Spiele in großzügiger Weiſe.
Nachſtehend die Ergebniſſe:
1. Eröffnungslagenſtaffel 4 X100 Meter: Sieger Rot=We
Zeit: 5:30zo. — 2. Knabenbeliebigſtaffel 3X50 Meter: Sieg
S.=C. Wiesbaden, 1:5‟/zo. — 3. Mädchenbruſtſtaffel 3 X 50 Mete.l
Sieger S.=C. Wiesbaden, 2:30. — 4. Jugendbeliebigſtaffel 3 X1.0
Meter: Sieger Rot=Weiß, Zeit 3:57. — 5. Knabenbruſtſtaft
3X50 Meter: Sieger S.=C. Wiesbaden, 2:15‟to. — 6. Großt
Bruſtſtaffel 10 X50 Meter: Sieger Rot=Weiß, 7:10. — 7. Jugeru
lagenſtaffel 4X100 Meter: Sieger Rot=Weiß, 5:50,9.
8. Damenjugendbruftſtaffel 3X100 Meter: Sieger Rot=We
5:22,9. — 9. Herrenbruftſtaffel 3 X 100 Meter: Sieger Rot=Wei
Zeit 4:34. — 10. Knabenlagenſtaffel 3 X50 Meter: Sieger S.=
Wiesbaden, 2:07 vo. — 11 Herrenbeliebigſtaffel 3X100 Mets:
Sieger S.=C. Wiesbaden, 3:51¾/uo. — 12. Streckentauchen 50 Mer:
Sieger: Rot=Weiß, 42‟/o. — 13. Jugendbruſtſtaffel 3 X 100 Meta:
Sieger Rot=Weiß, 4:47. — 14. Große Freiſtilſtaffel 10X50 Mete‟
Sieger S.=C. Wiesbaden, 5:45. — 15. Jugendwaſſerballſpis
Sieger unentſchieden, 2:2 Tore. — 16. Herrenwaſſerballſpie
Sieger unentſchieden, 3:3 Tore.
Rademacher ſchwimmt Weltrekordzeiten.
Die Unzulänglichkeit der Berliner Hallenbäder trat bei der
vom Berliner Schwimm=Klub im Hallenbad an der
Schillinc=
brücke veranſtalteten verbandsoffenen Schwimmfeſt wieder dem
lich zutage. Bei der ausgezeichneten Beſetzung war die klein
enge Halle voll beſetzt. Beſonderes Intereſſe beanſpruchte di
Zuſammentreffen zwiſchen dem Kölner Budig, von dem m
ſehr viel Gutes gehört hatte, und dem deutſchen Meiſter u.
Weltrekordmann Erich Rademacher=Magdeburg. Es erwies ſᛋ
aber, daß Budig noch lange nicht ſo weit iſt, um ernſthaft m!
einem Rademacher konkurrieren zu können. Bei den erſten brie
Bahnen lagen die beiden noch auf gleicher Höhe, dann aber lm3
Budig nach und wurde von dem Magdeburger mit 8 Mete=!
ſicher gehalten. Daß Rademacher wieder im Vollbeſitz ſeinn?
Könnens iſt, bewieſen die Zeiten von 2:27,4 Min. für 200 Yar:2
und 2:47,4 für 200 Meter, die die beſtehenden Weltrekorde b.
2:35,6 bzw. 2:50,4 erheblich verbeſſern. Da das Baſſin aber nu
eine Länge von 20 Metern hat, werden Rademachers Zeiten a.2
Weltrekorde keine Anerkennung finden. Die Magdeburger Hel!
nen waren auch in den übrigen Konkurrenzen wieder in vorzu.)
licher Verfaſſung. Die 3 mal 100 Meter=Staffel wurde allo‟
dings erſt durch den blendend ſchwimmenden Schweden Wern!
entſchieden. Die Ergebniſſe:
3 mal 100 Meter=Freiſtil=Staffel: 1. Hellas Magdeburg 3:15‟
Minuten, 2. M. S.V. Breslau 6 Meter.
Jugend=Lagenſtaffel 4 mal 100 Meter: 1. Hellas 5:177,
2. Berlin 89.
Senior=Freiſtil 100 Meter: 1. Gleich=Neukölln und
Steis=
hauf=Berlin je 1:06,8.
Senior=Rücken 100 Meter: 1. Schumburg=Hellas 1:156
2. Schumann=Leipzig.
Senior=Bruſt 200 Meter: 1. R. Rademacher=Hellas 2:470,
2. Budig=Köln 2:56, 3. Dornheim=Berlin 2:57,2.
Große Berliner Freiſtilſtaffel 10 mal 60 Meter: 1. Helle
6:09,6, 2. Berlin 89 10 Meter zurini.
Senjor=Bruſt 100 Meter: 1. Dornheim=Berlin 1:19,8, 2. P
kel=Spandau 1:21,1.
Junior=Lagenſtaffel 3 mal 100 Meter: 1. San. S. V. Eimt
büttel 3:50,5, 2. Berlin 89 4:01,3 Min.
Am zweiten Tage des Berliner Schwimmfeſtes gab es eimt!
Ueberraſchungen. Im 100=Meter=Freiftilſchwimmen zeigte iI
der Kölner Derichs in hervorragender Form; er konnte ſowoe
den Schweden Werner wie auch den Leipziger Heinrich in 1:0*
Minuten hinter ſich laſſen. Der Magdeburger Frölich wurde ih
Rückenſchwimmen von dem Berliner Blochwitz in 1:14,6 Min.?
ten und Dahlem=Breslau geſchlagen. Die Große Bruſtſtalſſe
(10 mal 100 Meter) fiel an Weißenſee 96 in 14:13,8 Minute2
vor Berliner S.V. 78. Einen intereſſanten Kampf gab es
der 4 mal 100 Meter=Lagenſtaffel, wo Derichs wieder herboe
ragend ſchwamm, aber dennoch die knappe Niederlage hee
Sparta Köln gegen die in 4:50 Minuten ſiegenden Magdeht"
ger (Hellenen nicht verhindern konnte. Das Waſſerbalipii
Hellas Magdeburg gegen N. S. V. Breslau war eine leichte Be.
der Magdeburger, die mit 18:3 Toren gewannen.