Ginzelnummer 10 Pfennige
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Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit z verſehenen Original=Auffätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſiattet.
Nummer 352
Montag, den 20. Dezember 1926.
189. Jahrgang
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Gewalt, wie Krieg, Aufruhr. Streil uſw erliſcht
tede Verpſichtung auf Erfüllung der Anzeigene
aufträge und Leiſtung von Schadenerſatz. Bei
Konkurs oder gerichtlicher Beltreibung fäſli jeder
Rabatt weg. Bankkonto‟ Deutſche Bani und
Darm=
ſtädter und Natonalbanl.
Das amerikaniſche Freigabegeſetz.
Die Annahme im Repräſentantenhaus. / Die Ausſichten
im Senat. / Die Beſtimmungen der Bill.
* New York, 18. Dezember. (Priv.=Tel.)
Nachdem Präſident Coolidge in ſeiner am 7. Dezember an
den Kongreß gerichteten Botſchaft ſich grundſätzlich für die
Auf=
rechterhaltung der Unantaſtbarkeit des fremden Eigentums in
Amerika ausgeſprochen und die Einbringung der Bill im
Reprä=
ſentantenhaus angekündigt hat, war an der beſchleunigten
Er=
ledigung der deutſchen Eigentumsfrage, über die man
ſich in monatelang andauernden Verhandlungen bisher nicht
recht einigen konnte, nicht mehr zu zweifeln. Coolidge forderte
den Kongreß auf, das Geſetz noch in dieſer Seſſionsperiode
an=
zunehmen. Dementſprechend iſt am Montag dieſer Woche die
Bill im Plenum eingebracht und mit der Debatte begonnen
wor=
den. Der Verlauf der Debatte hat ſchon kaum einen Zweifel
dar=
über aufkommen laſſen, daß die Annahme der Bill im
Repräſen=
tantenhaus als ſicher angeſehen werden konnte. Die heutige
Ab=
ſtimmung über das Geſetz hat denn auch bewieſen, daß das
Kom=
promiß, denn um ein ſolches handelt es ſich, die beſtmögliche
Löſung darſtellt, die im Augenblick hat erzielt werden können.
Dieſe Löſung kann trotzdem noch nicht als ideal bezeichnet
wer=
den weil grundſätzlich nur 80 Prozent des beſchlagnahmten
deut=
ſchen Eigentums freigegeben werden ſoll; welche Beſſerung das
Kompromiß aber gegenüber den bisher in Ausſicht genommenen
Löſungen aufweiſt, zeigt die Tatſache, daß die Vertreter der
deutſchen Eigentümer und vor allem die großen deutſchen
Schiff=
fahrtsgeſellſchaften die Vorlage gebilligt haben. Die Vorlage iſt
mit 279 gegen 66 Stimmen gutgeheißen worden. Die
Abgeord=
neten, die mit Nein geſtimmt haben, haben es in der
vorher=
gehenden Debatte als in der amerikaniſchen Geſchichte einzig
da=
ſtehend und für die amerikaniſchen Moralbegriffe verhängnisvoll
bezeichnet, daß nicht das ſämtliche deutſche Eigentum freigegeben
worden iſt. Allerdings haben ſich auch ſolche Abgeordnete zum
Wort gemeldet, die ſich gegen eine bedingungsloſe Freigabe
aus=
geſprochen haben.
Nach der Annahme des Geſetzentwurfs im
Repräſentanten=
haus wird er nunmehr dem Senat zugeleitet werden, wo die
Ausſichten noch immer unklar ſind. Allerdings iſt feſtzuſtellen,
daß gegenüber der ſehr heftigen und ziemlich ſtarken Oppoſition,
die noch im Herbſt im Senat beſtanden hat, ſich in den letzten
Tagen, offenſichtlich auf die Kongreßbotſchaft Coolidges hin,
gleichfalls eine gewiſſe Beſſerung der Ausſichten geltend gemacht
hat. Es wird gehofft, daß eine definitive Regelung auch im
Senat noch vor Ende dieſer Seſſion, alſo im Januar oder
Februar, erfolgen wird. Der Wortführer der Oppoſition im
Senat, der für eine reſtloſe Freigabe des deutſchen Beſitztums
eintritt, iſt Senator Borah. Er hat bisher bei ſeiner Auffaſſung
verharrt, daß er und ſeine Freunde ſich nicht mit den immerhin
nur eine Teillöſung darſtellenden Beſtimmungen des
Geſetz=
entwurfs zufriedengeben können. Trotzdem wird gehofft, daß die
Botſchaft Coolidges auch hier ihre Wirkung nicht verſagen und
insbeſondere die zuſtimmende Haltung der eigentlichen
Inter=
eſſenten, nämlich der deutſchen Eigentümer, Borah davon
über=
zeugen wird, daß der Spatz in der Hand beſſer iſt als die Taube
auf dem Dach.
Die Beſtimmungen des Geſetzentwurfs, der nach dem
Vor=
ſitzenden der Kommiſſion, dem Abgeordneten Green, die
Green=Bill genannt wird, ſind auszugsweiſe im weſentlichen
be=
kannt. Sie enthalten gleichzeitig mit der Freigabe des deutſchen
Eigentums in einer Höhe von 80 Prozent die Regelung der
amerikaniſchen Anſprüche, die Heranziehung der aufgelaufenen
Zinſen zu dieſem Zweck und die 100 Millionen Dollar als
Höchſt=
grenze für die deutſchen Forderungen für Schiffe, Patente und
Radioſtationen. Die Geſamthöhe des deutſchen Eigentums wird
gegenwärtig mit 250 Millionen Dollar eingeſchätzt. Die deutſchen
Eigentümer würden alſo mit einer Rückgabe von 850 Millionen
Mark rechnen können. Die Entſchädigungen an die deutſchen
Schiffahrtsgeſellſchaften, Patentinhaber und Radioſtationen
wer=
den bis zur Höchſtgrenze von 100 Millionen Dollar ausgezahlt,
wovon 50 Prozent in bar gezahlt werden, ſobald der zu
ernen=
nende Schiedsrichter ſeine Tätigkeit abgeſchloſſen hat. Die
/In=
haber der amerikaniſchen Forderungen gegenüber der deutſchen
Regierung erhalten 26 Millionen Dollar an aufgelaufenen
Zin=
ſen, 14 Millionen Dollar aus den Daweszahlungen, 20 Prozent
des deutſchen Eigentums und 50 Prozent der endgültig
feſtgeſetz=
ten Entſchädigung für die Schiffe, Radioſtationen und Patente.
Für die Reſtforderungen ſämtlicher Intereſſentengruppen werden
von der amerikaniſchen Regierung auf den Anteil aus den
Daweszahlungen Zertifikate ausgegeben, deren
Begebungsmög=
lichkeit noch nicht endgültig geklärt iſt.
Zu den Vorgängen in Litauen.
EP. Warſchau, 19. Dezember.
Wie aus Kowno gemeldet wird, hat die litauiſche Militär=
Regierung nach der Gefangennahme des Links=Kabinetts und
der Schließung des Seim die Regierungsgewalt wieder in die
Hände der Klerikalen und nationaliſtiſchen Rechtsparteien gelegt.
Smetona hat die ihm von der Militär=Regierung angebotene
Kabinetts=Bildung abgelehnt. Die Gerüchte von der Ermordung
des Staatspräſidenten Grinius ſind unrichtig, hingegen ſoll
Gri=
nius nach polniſcher Quelle die neue Regierung angeblich
aner=
kannt haben und die Geſchäfte des Präſidenten vorläufig
weiter=
führen. Zwei Miniſter des alten Kabinetts ſind in die Provinz
entflohen, wo ſich die regierungstreuen Truppen zum Vormarſch
auf Kowno ſammeln. — Die Nachrichten ſtimmen darin überein,
daß mit einer längeren Dauer der Wirren zu rechnen ſei.
Voldemaras gehört der rechtsſtehenden National=Partei an,
während alle anderen Mitglieder ſeines Kabinetts Mitglieder
der Chriſtlich=demokratiſchen Rechtspartei ſind. Das Kabinett
hat im Seim keine Mehrheit, ſondern verfügt nur über 39 von
78 Mandaten.
Vom Tage.
Die Vorſchläge zu einem Flugabkommen zwiſchen
Deutſchland und der Tſchechoſlowakei wurden in dieſen
Tagen ausgetauſcht und werden von den beiden Regierungen geprüft.
Die Unterzeichnung des Vertrags dürfte nach der „Prager Preſſe” Mitte
Januar erfolgen.
Nachdem unter dem üblichen Hin= und Herpendeln zwiſchen
fran=
zöſiſcher Kammer und Senat die Budgetvorlage von
bei=
den Häuſern in einer Nachtſitzung angenommen worden war, wurde
in den fmihen Morgenſtunden das Schlußdekret verleſen. — Das
Par=
lament geht bis zum zweiten Dienstag im Januar, d. h. den 11. Jan.,
in die Weihnachtsferien.
Bei Clermont=Ferrand fuhr geſtern abend ein Automobil
von rückwärts in einen aus 33 Perſonen beſtehenden Hochzeitszug
hinein. Acht Perſonen, darunter die Braut, wurden ſchwer verletzt,
während die übrigen mit kleineren Verletzungen davonkamen.
Wie das „Journal” aus Madrid meldet, iſt in Santander ein
anarchiſtiſcher Anſchlag gegen General Primo de
Rivera aufgedeckt worden. Zahlreiche Verhaftungen wurden
vorge=
nommen. Der Führer der Verſchwörer iſt geflüchtet. Der Direktor des
Sicherheitsdienſtes hat demiſſioniert.
Der Vorſitzende der amerikaniſchen
Marinekommiſ=
ſion teilte mit, daß Präſident Coolidge das Bauprojekt von
10 neuen 10 000 To.=Kreuzern mit einem Koſtenaufwand von
100 Millionen Dollar gebilligt habe.
In einer Fabrik des amrikaniſchen Chemibers Dr. Charles Mac
Kenna, der während des Kriegs Präſident des chemiſchen Unterſuchungs=
Komitees des Nationalveretidigungsrats war, wurden 65 000
Gal=
lonen reinen Alkohols im Werte von 1,3 Millionen Dollar
beſchlagnahmt. Drei Perſonen wurden verhaftet. Die Vorräte ſollden
zur Herſtellung von Whisky dienen, um New York über die
Feiertage zu verſorgen.
Wie aus Rio de Janeiro gemeldet wird, gab geſtern die
braſi=
lianiſche Regierung einen Erlaß über die
Stabiliſie=
rung der Währung heraus. Das auf Milreis lautende Papiergeld
wird durch eine neue Währungseinheit auf Goldbaſis, den „Cruzeyros”,
erſetzt.
Die Tagung des 7. Gewerkſchaftskongreſſes der U. S.=
S. R. iſt beendet. Es wurde ein aus 168 Mitgliedern beſtehender
Zentralrat gewählt, dem Tomſki als Vorſitzender und
Dogadow als Sekretär angehören.
Der Regierungsſturz im Spiegel
der ausländiſchen Preſſe.
Allmählich liegen die Preſſeſtimmen aus den meiſten Ländern
vor. Es iſt daher die Möglichkeit gegeben, eine
zuſammen=
faſſende Ueberſicht über die Beurteilung des Rücktritts des
Kabinetts Marx im Auslande zu geben. Sowohl in London wie
in Paris und in den meiſten anderen Hauptſtädten Europas
glaubt man feſtſtellen zu können, daß der Kurs der deutſchen
Außenpolitik durch die Kabinettskriſe nicht berührt worden iſt.
Am ſicherſten glaubt die Londoner Preſſe dies behaupten zu
kön=
nen. Sie ſchreibt, daß die überwiegende Mehrheit des deutſchen
Volkes die Notwendigkeit der in Locarno eingeſchlagenen Politik
anerkennt und daß daher ſowohl jedes Rechts= wie Linkskabinett
die Streſemannſche Politik im vollen Umfange fortſetzen werde.
Auch die deutſchnationalen Einwendungen gegen die
Streſemann=
ſche Politik nimmt die Londoner Preſſe im allgemeinen nicht für
ſehr ernſt. Die von den Deutſchnationalen gewünſchten
Modi=
fikationen berührten wohl einzelne Beſtimmungen der in Genf
abgeſchloſſenen Vereinbarungen, würden jedoch nichts an der
Grundlage der Streſemann’ſchen Politik ändern. Auch in Paris
iſt man der Anſicht, daß die gegenwärtige Kabinettskriſe
ledig=
lich eine innerdeutſche Angelegenheit ſei, die für das Ausland
wenig Anlaß zu Beunruhigung biete. Man rechnet ſogar damit,
daß Streſemann im neuen Kabinett unter Umſtänden den
Kanz=
lerpoſten erhalten werde, da ſeine Außenpolitik auch noch den
Deutſchnationalen tragbar erſcheine. Eigenartig iſt, daß man
der Reichswehr keine Kampfkraft nach außen hin beimißt, ſondern
die Anſicht vertritt, daß ſie nur ein Inſtrument zur
Aufrechter=
haltung der Ordnung im Innern darſtelle. Selbſt die Preſſe der
ſkandinaviſchen Staaten vertritt den Standpunkt, daß die
Reichs=
wehr nach außen hin keine Kampfkvaft beſitze und nur bei
inner=
politiſchen Wirren als maßgebender Faktor in Frage komme. Die
Beurteilung im Auslande iſt daher im allgemeinen zuverſichtlich
und der Anſicht, daß, wie auch das neue Kabinett geſtaltet ſei, kein
Anlaß zu irgendwelchen Beſorgniſſen m Bezug auf die deutſche
Außenpolitik gegeben ſei. Eine Ausnahme bilden nur die
fran=
zöſiſchen Rechtsblätter, die die Reichstagsdebatte über die
Reichs=
wehr als willkommenen Anlaß nehmen, um gegen Deutſchland
zu hetzen. Die italieniſche Preſſe hat zu der Regierungskriſe
keine beſondere Stellung genommen, ſie betont in ihrer
über=
wiegenden Mehrheit, daß die Geſtaltung der deutſchen Reichswehr
eine innerpolitiſche Angelegenheit Deutſchlands ſei, die das
Aus=
land wenig oder gar nicht intereſſiere. Auch ſie glaubt, daß die
von Streſemann eingeleitete Politik der internationalen
Ver=
ſtändigung von jedem nachfolgenden Kabinett innegehalten werde.
Die Auffaſſung der „Iſweſtija” über Litauen.
w. Moskau, 19. Dezember.
Die „Iſweſtija” befaßt ſich mit den Ereigniſſen in Litauen und
er=
klärt, dieſe Ereigniſſe könnten die litauiſche Unabhängigkeit gefährden.
Polen, möglicherweiſe auch einige andere Staaten hätten dabei ihre
Hand im Spiele. Die polniſche Regierung habe die Vorbereitung des
Putſches in Litauen ſelbſt übernommen, um eine Möglichkeit für die
Verwirklichung der polniſchen Expanſionspläne im Oſten zu ſchaffen und
um die Bedigungen für eine Beſeitigung der Ungbhängigkeit Litaueus
vorzubereiten. Der polniſche Generalſtab habe mit gewiſſen zur
Re=
gierung Sleſhewitſchius oppoſitionell eingeſtellten Elementen Fühlung
genommen und gemeinſchaftlich mit ihnen den Plan zu einer militäriſchen
Umwälzung ausgearbeitet. Die Ereigniſſe in Litauen könnten den
Frieden in Oſteuropa gefährden. Die U. S. S. R. könnten es, wenn
ſie ſich auch nicht in die inneren Angelegenheiten des litauiſchen Volkes
einmiſchen werden, nicht teilnahmslos hinnehmen, daß die Methode
Zelikowſkis in neuer Geſtalt zur Vernichtung der Unabhängigkeit
Li=
tauens angewandt werde. Die U. S. S. R. erwarten, daß die polniſche
Regierung die Aufrichtigkeit ihrer Behauptung, daß ſie danach ſtrebe,
den Frieden in Oſteuropa zu erhalten durch Tatſachen beweiſe und ſich
jeder Einmiſchung in den Kampf der litquiſchen Paxteien enthalte.
Balkanfragen.
Rumäniſche Sorgen.
Von unſerem D=Korreſpondenten.
Bukareſt, Mitte Dezember 1926.
Der ganze Balkan ſteht im Zeichen der Unrahe und
Auf=
regung. Auch aus Rumänien, welches von den außenpolitiſchen
Komplikationen bisher weniger heimgeſucht war als ſeine
Nach=
barn komen jetzt Nachrichten, welche viel ernſter ſind, als man
allgemein anzunehmen geneigt iſt. Rumänien, der reichſte und
bisher innerpolitiſch verhältnismäßig ruhigſte der Balkanſtaaten,
ſteht vor einer Kriſe, deren Auswirkungen auch über die Grenzen
des Landes fühlbar werden können. Der Geſundheitszuſtand des
Königs gibt zu höchſter Beſorgnis Anlaß, wenn auch nicht alle
umgehenden Gerüchte darüber ernſt zu nehmen ſind. Seit der
Rückkehr der Königin aus Amrika fteht die Frage der
Thron=
folge wieder auf der Tagesordnung. Vor einigen Tagen hat der
König in einem an den Minifterpräſidenten Averescu gerichtetem
Brief den Wunſch ausgeſprochen, daß „das Schickſal der
Ver=
faſſung und der Krone nicht der wechſelnden perſönlichen Willkür
ausgeliefert werden ſoll” und daß „den Verirrungen eines
ge=
liebten Kindes ein Ende gemacht werden ſoll‟. Dies alles
be=
zieht ſich auf Prinz Carol, den abgedankten Thronfolger, und
auf den Plan eines Regentenrates, welcher nach dem Tode des
Königs die Führung des Landes übernehmen ſoll. Das bedeutet,
daß an der bisherigen Politik, welche die Abdankung Carols als
unwiderruflich anſieht, nichts geändert werden ſoll. Die
Thron=
beſteigung des Prinzen Carol könnte alſo danach nur durch einem
Staatsſtrench erfolgen.
Ueber die Abſichten und Ausſichten des Prinzen Carol gehen
die Meinungen ſehr auseinander. Die Königin Maria hat in
Paris mit ihm eine Zuſammenkunft gehabt, die verſchiedenartig
gedeutet wurde und in Bukareſt angeblich Beſorgnis erregte.
Ge=
wiſſe Kreiſe in Bukareſt befürchten im Falle des Ablebens des
Königs einen bewaffneten Putſch durch die Anhänger des
Prin=
zen Carol. Er ſoll bei der Armee, bei einem Teil der
Geiſtlich=
keit vor allem aber in der Bauernſchaft und bei der in der letzten
Zeit ſehr zahlreich gewordenen Intelligenz volkstümlich ſein. Es
gibt unter ſeinen Anhängern auch zahlreiche Abenteurer und
Phantaſten. Carol wird einerſeits als Idealiſt, Demokrat und
ſogar, was viel beſagen will, als Republikaner dargeſtellt,
ander=
ſeits behauptet man aber, daß er mit ſeinen zahlreichen Ehe= und
Liebesaffären den letzten Reſt ſeines Anſehens verloren habe.
Es gibt jedenfalls Gefühlsmomente für und gegen ihn. Was
aber das Weſentliche iſt, er ſteht dem ganzen alten Rumänien,
das heißt dem ganzen herrſchenden politiſchen Syſtem, mit
Ave=
rescu und Bratianu an der Spitze, feindlich gegenüber. Das
„alte Rumänien” iſt aber noch ſehr ſtark und auch ziemlich einig.
Ein Gegenſatz zwiſchen Averescu und Bratianu iſt ſei langem
ſchon auch dem Scheine nach nicht mehr vorhanden. Eigentlich
exiſtierte er nie. Schon als Averescu ans Ruder kam und der
größte Teil der Partei Bratianus ſich hinter ihn, den eigentlichen
Machthaber in Rumänien, ſcharte, war es offenſichtlich, daß
Averescu nur ein Statthalter Bratianus iſt. Bratianu, deſſen
Familie ſeit mehr als 60 Jahren die politiſche Führung des
Landes faſt ununterbrochen in den Händen hatte, zog ſich nur
aus politiſcher Berechnung von der Miniſterpräſidentſchaft zurück,
aber ſeine Macht und ſein Einfluß dauern fort. Und Bratianu
will die Rückkehr Carols um jeden Preis verhindern. Mit der
rumäniſchen Königin, die in der Politik des Landes ſteis eine
große Rolle ſpielte, harmoniert Bratianus Politik vollkommen.
Die grundſätzliche Oppoſition will in Butareſt jetzt einen
nadionalen Block grunden, um im Augenblick des Thronwechſels
genügend ſtark geruſtet zu ſein. Sie iſt aber im Augenblia noch,
ebenſoſehr wie die ausgeſprochen republikaniſche Partei Jorgas,
in ihrer Bewegung gehemmt, weil ihr die materiellen Mittel
fehlen. Hinaer Bratianu ſteht nämlich die ganze wirtſchaftliche
Organiſation des Landes. Und dieſe Organiſauon iſt auch in
internationaler Hinſicht nicht unbedeutend, iſt doch an den
rumä=
niſchen Naturſchätzen, und insbeſondere an den rumäniſchen
Pe=
troleumquellen das internationale Kapital indereſſiert. Das
rumäniſche Petroleum iſt ein politiſcher Faktor erſten Ranges,
und erſt vor kurzem tat der italieniſche General und
Petroleum=
politiker Badoglio in Bulareſt auf bloße Konzeſſionsausſichten
hin hochgewichtige Ausſprüche über ein italieniſch=rumäniſches
Defewſivbündnis. Die Aufregung darüber in Rußland ſpiegelte
ſich ſogar in den Berliner Aeußerungen Tſchitſcherins wieder.
Selbſt wenn die oft herbeigewünſchte italieniſche
Anerken=
nung Beßarabiens in naher Zutunft erfolgen ſollte — die
plötz=
lich überſtürzt haſtende Außenpolitik Muſſoliis, der Italien
be=
droht und eingerreiſt ſieht, läßt vielleicht darauf ſchließen —, hat
noch Rumänien keinen Grund zur Beruhigung. Die Spannung
zwiſchen Itakien und Jugoſlawien iſt groß, und in Belgrad
er=
wägt man ernſt die Vorteile, welche die Anerkennung der
Sow=
jets dem Lande in ſeiner bedrängten Lage bringen könnte. Man
möchte damit das politiſche Gleichgewicht am Ballan wieder
her=
ſtellen, und man kümmert ſich dabei wenig um die Fiktion der
Kleinen Entente und des rumäniſchen Nachbars. Der Einzug
des ruſſiſchen Einfluſſes am Balkan würde die Lage ſehr zu
Un=
grnſten Rumäniens verändern. Rumänien wäre dann ſo gut wie
eingekreiſt, ſo daß ſelbſt auf ſeine dynaſtiſchen Fragen fremde
Mächte einen Einfluß ausübten.
Wenn Prinz Carol gegebenenfalls nach Rumänien
zurück=
kehren und dort wenn auch nur an einem Punkte, feſten Fuß
faſſen könnte, müßte das alte rumäniſche Regime, vielleicht auch
ganz Rumänien einen Kampf auf Leben und Tod ausfechten.
Die ganze Macht der Dynaſtie wäre erſchüttert. Die ſicherſte
Garantie, daß das nicht erfolgen wird, liegt aber vielleicht in
der Perſönlichkeit des Prinzen Carols ſelbſt, deſſen politiſche
Am=
bitionen begrenzt ſind, und der ziemlich willenlos ſein ſoll.
Im=
merhin ſind aber ſchlechte Einflüſſe von ſeiner Umgebung aus zu
befürchten. Schließlich bleibt ein Thronfolger immer ein Rätſel.
auch wenn er ſchon abgedankt hat.
Seite 2
Montag, den 20. Dezember 1926
Nummer 352
Der Hintergrund
der jugoſlawiſchen Kriſe.
Von unſerem Korreſpondenten.
Belgrad, Mitte Dezember 1926.
Die jugoſlawiſche Kriſe ſcheint das Intereſſe ganz Europas
auf ſich zu ziehen, nicht etwa, weil ſie eine ſchwere und
langwie=
rige Kriſe iſt, ſondern weil ſie in dem heikelſten Problem der
europäiſchen Außenpolitik wurzelt. Sie wurde durch den
In=
tereſſenkampf um das Mittelmeer und die Adria hervorgerufen,
und mit ihrer Löſung ſoll, wenigſtens proviſoriſch, ein
erträg=
licher Zuſtand in der Mittelmeerpolitik herbeigeführt werden.
Als das Kabinett Uzonowitſch zurücktreten mußte, weil
ſeine Außenpolitik — ſie war durch Nintſchitſch am
ausgepräg=
teſten vertreten — durch die Haltung Italiens, und
insbeſon=
dere durch den italieniſch=albaniſchen Vertrag von Tirana
des=
avouiert wurde, war die Lage noch nicht ſo heikel und
kompli=
ziert wie heute. Seitdem iſt Paſchitſch, der eigentliche Schöpfer
Jugoſlawiens, geſtorben, und ſeine Partei — die größte des
Landes — iſt führerlos geblieben, und die Verſuche
Uzono=
witſch’, ein feſtes Kabinett zu bilden, ſcheiterten an der
allgemei=
nen Kopfloſigkeit. Man hofft jetzt auf ein Koalitionskabinett
auf breitefter Grundlage, doch werden die alten
Parteiſtreitig=
keiten dadurch kaum gebannt.
Es gibt in Jugoſlawien drei große Parteien, deren
Zuſam=
menſpiel die Politik des Landes entſcheidet. Die größte, die
Ra=
dikale Partei, welche mit dem Tode Paſchitſch ihren Führer
ver=
loren hat, beſitzt die weitaus größte Mandatenzahl und ſchien
für die Führung im Lande wie prädeſtinierr. Die zwei anderen,
die Demokratiſche unter der Führung Dawidowitſch’ und die
kroatiſche Bauernpartei unter der Führung Raditſch’, ſpielen
nur eine weniger bedeutende Rolle.
Der Tod Paſchitſch’, der unbedingt einer der talentierteſten
und erfolgreichſten Staatsmänner Europas war, iſt nicht nur
für die Radikale Partei, ſondern die ganze jugoſlawiſche
Poli=
tik ein ſchwerer Schlag. Paſchitſch ſtand bis zuletzt im
Mittel=
punkte der Politik, und wenn es auch Jugoſlawien nicht an
Po=
litikern fehlt, niemand wird ſich finden, der das Erbe Paſchitſch
antreten kann.
In den letzten Monaten ſeiner politiſchen Laufbahn war
Paſchitſch ein erklärter Feind Italiens. Jener Teil der
Ra=
dikalen Partei, der ſich unmittelbar um ſeine Perſon gruppierte,
war im Gegenſatz zu dem von Uzunowitſch geführten Flügel
gegen die Verſtändigung mit Italien.
Die Ereigniſſe ſchienen Paſchitſch recht zu geben. Der
Ver=
trag von Tirana hat die italienfreundliche Politik Nintſchitſch
ad absurdum geführt, und wenn auch die jugoſlawiſche
Außen=
politik nicht unter dem unmittelbaren Eindruck der antiitalieni=
„Een Welle, welche ſich auf Tirana in Jugoſlawien einſetzte,
handeln wird, die Mentalität in Belgrad hat eine gründliche und
unzweideutige Wendung erfahren.
Bisher waren in Jugoſlawien nur die Kroaten wirklich
italienfeindlich, in Belgrad hat man es ſogar in manchen
Augen=
blicken gern geſehen, daß auf den kroatiſchen Politikern immer
der Alpdruck der italieniſchen Expanſion laftete. Heute iſt die
Lage weſentlich anders. Der Einfluß Englands — dem der
Gegenſatz zwiſchen Rom und Belgrad äußerſt unerwünſcht
kam — hält zwar Jugoflawien vor übereilten Schritten zurück.
aber an die Möglichkeit eines dauernden Friedens mit Italien
glaubt in Belgrad niemand mehr. Nintſchitſch ging in ſeiner
Nachgiebigkeit bis zum äußerſten. Seine Politik brachte eine
bittere Enttäuſchung, und die Reaktion auf dieſe Politik läßt ſich
in dem Schlagwort ausdrücken: zurück zu Rußland. Man
for=
dert immer lauter die diplomatiſche Anerkennung Moskauts,
nicht nur Raditſch, der von jeher mit den Kommuniſten
ſym=
päthiſierte, ſondern fogar ernſte und den kommuniſtiſchen Ideen
ſicher ſehr fernſtehende konfervative Politiker. Man will einfach
ein Gegengewicht zu dem italieniſchen Einfluß ſchaffen, ſei es
durch die Einbeziehung Rußlands in die Balkanpolitik, ſei es
durch eine Balkankonföderation — die Verhandlungen zeigen in
dieſer Richtung in Sofia — oder ſei es endlich durch eine engere
Verbindung mit Ungarn. Man betont energiſch, daß der Balkan /
den Balkanvölkern gehört, und denkt dabei an die Verdrängung
des italieniſchen Einfluſſes am Balkan, der wieder in Bulgarien
unheimlich nicht nur politiſch, ſondern auch wirtſchaftlich und
kulturell ſtark zu fühlen iſt.
Die engliſche Politik iſt durch dieſe ſchlimme Wendung der
Dinge ſtark verſtimmt. Der italieniſche Vorſtoß in Albanien
gelang angeblich mit engliſcher Unterſtützung oder wenigſtens
mit ſtillſchweigender Duldung Englands. Man möchte in
Lon=
don von dieſer ſchlimmen Sache, aus der Rußland allein Nutzen
ziehen kann, gerne loskommen. Man bemüht ſich, zu vermitteln,
und es iſt bekannt, daß auch die rumäniſche Diplomatie, teils
auf engliſche Weiſung, teils aus eigenem Intereſſe zwiſchen Rom
und Belgrad vermittelt. So kam der Gedanke der Konferenz
in Tirang zuſtande, an der ſich Italien, Jugolawien und
Al=
banien beteiligen ſollen. Es mutet dies etwas lächerlich an.
allein ſchon, wenn man die verſchiedene Machtſtellung der drei
Staaten bedenkt. Da man aus dem Vertrag von Tirana einen
einfachen Schiedsvertrag machen möchte, dem auch Jugoſlawien
beitreten könnte, würde dieſe Konferenz einen erheblichen
Pre=
ſtigeverluſt für Muſſolini bedeuten. Die engliſche Diplomatie
fteht alſo vor einer ſchweren Aufgabe.
Die Verhältniſſe am Mittelmeer werden immer heikler. Man
ſpricht wenig darüber, aber die Tatſache, daß die intereſſierten
Mächte ſich auf jede Möglichkeit vorbereiten, läßt ſich nicht
ab=
leugnen. England arbeitet mit vollen Kräften an dem Ausbau
ſeiner Poſition am Mittelmeer, in den Häfen von Cypern, in
Famaguſta und in Larnake, wo ſogar eine britiſche
Marine=
fliegerſtation entſtehen ſoll. Und in Morphou wird eine Baſis
für Unterſeeboote ausgebaut. Die Flotten werden auf dem
Mittelmeer konzentriert, und die am meiſten intereſſierten Mächte
haben ſich ohne Ausnahme zu unerwarteten
Flottenausbaumaß=
nahmen entſchloſſen. Es können vermutlich am Mittelmeer
wich=
tigere Fragen zur Entſcheidung kommen, als das
italieniſch=
jugoſlawiſche Verhältnis, aber dieſe Frage ſteht ſo ſehr im
Brennpunkt des allgemeinen Intereſſes, daß ſie über ihre
eigent=
liche Bedeutung hinaus wichtig erſcheint.
Die Germersheimer Bluttat
vor dem franzöſiſchen Gericht.
Die Vorgänge am Ludwigstor.
Landau, 19. Dezember.
In dem Germersheimer Prozeß wurde heute die
Zeugen=
vernehmung über die Vorgänge am Ludwigstor fortgeſetzt. Dabei
ſagte der franzöſiſche Underoffizier Prud’homme über die
Situ=
ation vor den Schüſſen Rouziers aus, daß er in den Vorgängen
keine Gefahr für Rouzier geſehen habe. Er ſei alſo langſam die
Straße weitergegangen, bis er plötzlich in Rouziers Hand einen
Revolver geſehen habe. Darauf habe er zu laufen angefangen
und habe Rouzier aus 15 Meter Entfernung wiederholt
zuge=
rufen: „Rege dich nicht auf, ich bin da!” In dieſem Augenblick
habe Rouzier auf den Deutſchen gefeuert, der auf ihn zugegangen
(nicht zugeſprungen) ſei und noch drei Meter von ihm entfernt
geweſen ſei, worauf der Deutſche getroffen niederſtürzte. Er,
Prud’homme, habe ſich darauf in Deckung begeben und die in
der Nähe ſtehenden Deutſchen aufgefordert, dies gleichfalls zu
tun. Die Ausſagen des Unteroffiziers wurden durch die
Aus=
ſagen zweier deutſcher Zeuginnen in jeder Weiſe beſtätigt. Die
heutige Sitzung brachte beſonders ſchlagende Beweiſe für die
Unzulänglichkeit von Zeugenvernehmungen in Gegenwart
fran=
zöſiſcher Dolmetſcher, die in der Vorunterſuchung des Falles
viel=
fach vorgenommen worden ſind. So ſoll der Angellagte Fechter
in der Vorunterſuchung ausgeſagt haben, Rouzier habe erſt
ge=
ſchoſſen, nachdem er bedroht worden ſei und hinzugefügt: „Ich
hätte in derſelben Lage auch geſchoſſen.” Fechter beſtreitet das
ganz entſchieden. Er habe wahrheitsgetreu ausgeſagt, daß
Hcatthes noch vier bis fünf Meter von Rouzier entfernt war, als
dieſer ſchoß. Der Dolmetſcher habe dies als nicht glaubwürdig
bezeichnet und ihn veranlaßt, die Szene nachzuſpielen, wobei
Fechter die Rolle des Matthes annehmen wußte. Der
Dol=
metſcher habe dabei dauernd gerufen: „Noch näher!” bis Fechter
unmittelbar ½ Meter vor ihm ſtand. Deswegen habe er (Fechter)
geſagt: „Dann hätte ich, wenn ich der Offizier geweſen wäre,
auch geſchoſſen. Das täte dir ſo paſſen, wenn das ſo geweſen
wäre.” Auch die Zeugin Ottinger beſtreitet nachdrücklich ihre
unter Mith fe desſelben Dolmetſchers zuſtande gekommene
an=
gebliche Ausſage im Protokoll der Vorunterſuchung. Die
Ver=
handlung wurde darauf auf Montag vormittag vertagt—
Wie von maßgebender Seite mitgeteilt wird, iſt man
ent=
ſchloſſen, den Prozeß unter allen Umſtänden am Dienstag, den
21. Dezember, zu Ende zu führen, wenn nötig, wird die ganze
Nacht hindurch verhandelt werden.
Forderungen für den franzöſiſchen Weinbau.
w. Paris, 19. Dezember.
Die die Weinbauintereſſen vertretende Gruppe im franzöſi= beſtanden. Daß die Ziehung bisher nicht ſtattfinden konnte, liegt einzig
ſchen Senat hat ſich mit dem deutſch=franzöſiſchen Handelsvertrag
beſchäftigt und eine Entſchließung angenommen, in der ſie
for=
dert, daß 1. das proviſoriſche Handelsabkommen nicht verlängert
werde, ohne daß der franzöſiſche Weinbau eine wenigſtens
eben=
ſo günſtige Behandlung in der Zollfrage erhält, wie ſie den an= liche Reichsſteuer wurde bereits niedergeſchlagen. Für die Ziehung ſind
deren Ländern zugebilligt iſt; 2. kein endgültiges
Handelsabkom=
men abzuſchließen, ohne daß dieſe Bedingung erfüllt wird. Es
wird gefordert, daß der deutſche Abſatzmarkt für die franzöſiſchen
Weine nicht geſchloſſen wird. Die gegenwärtige Lage dürfe keine Verhandlungen betr. Erlaſſes der Reichslotterieſteuer geführt werden
endgültige werden.
Aus der Landeshauptſtadt.
Darmſtadt, 20. Dezember.
Zur Sitzung der Stadtwerordneten=Verſcmmlung am Mittwoch,
den 22. Dezember 1926, nachmittags 5 Uhr, im Saalbau, iſt folgende
Tagesovdnung feſtgeſetzt: 1. Errichtung einer Halle auf dem
Exerzier=
platz, 2. Endgültige Entſcheidung über die Beihilfe an Beamte.
— Heſſiſches Landestheater. Verdis „Troubadour” wird
mor=
gen Dienstag zum erſten Male in dieſer Spielzeit wieder in das
Reper=
toire aufgenommen. Die tragenden Partien ſind wie folgt beſetzt: Luna=
Imre Aldori, Leonore: Gertwud Gercke, Aeuzena: Anna Baumeiſter=
Jacobs, Manrico: Joſ. Poerner, Ferrando: Alfred Karen, Ruiz: Eugen
Vogt, Bote: Rudolf Strzeletz. Muſikaliſche Leitung des Abends: Paul
Gerhard Scholz.
* Berufskundliche Vorträge. Die Vorträge in der Techniſchen
Hoch=
ſchule waren am Samstag abend ſehr verſchiedenen Berufen gewidmet.
Zunächſt ſprach Herr Rechtsanwalt Dr. jur. Knoepfel über
Juris=
prudenz; ihm folgte Direktor Dr Zeiger mit einem Vortrag über
„Wirtſchaftswiſſenſchaften und Höhere Handelslaufbahn”; den Abend
beſchloß Herr Profeſſor Dr. Rau mit einem Vortrag über „Phyſik,
ſpeziell techniſche Phyſik” — Der juriſtiſche Beruf iſt einer der älteſt.n,
die es gibt, wie Herr Dr. Knoepfel ausführte; heute noch lernen die
Juriſten das römiſche Recht, das vor 2000 Jahren aufgezeichnet wurde.
Das Recht iſt das Grundfundament des Staates und die Männer, die
es hüten, ſind mit die wichtigſten im Staate. Das Necht ſchöpft aber
nicht allein aus der Vergangenheit, ſondern auch aus dem Leben der
Gegenwart. Oberrealſchulabiturienten müſſen ein Examen im Latein
ablegen, wenn ſie Jura ſtudieren wollen. Dem Juriſten ſtehen
außer=
ordentlich viele Berufe offen: die Beamtenlaufbahn im Staat und den
Gemeinden, die wirtſchaftlichen Verbände, die freien Berufe uſw. Der
Beruf verlangt eine gewiſſe Eignung; was der Beruf eigentlich
erfor=
dert, iſt den Abiturienten, überhaupt dem großen Publikum, verſchloſſen.
Unbedingt notwendig iſt Urteilsfähigkeit, raſche Entſchlußfähigkeit, alſo
nicht nur eine rezebtive Fähigkeit. Die Sprachbegabung iſt für den
Juriſten nicht unbedingt erforderlich, ebenſo wenig eine mathematiſche
Begabung; dafür aber muß er die Kunſt der Rede beherrſchen, die bis
zu gewiſſem Grade erlernbar iſt. Weiter iſt notwendig, logiſches und
abſtraktes Denkvermögen, eine praktiſche Weltanſchauung, wirtſchaftliche
Begabung, ein gutes Gedächtnis, fowie ein unbedingter Glaube an das
Necht und die moraliſche Weltordynug. Die Land=suniverſitäten
(Gießen) geben (unentgeltlich) gedruckte Ratſchläge für das Studium.
In großen Zügen ſchilderte der Redner den Studiengang, den
juriſti=
ſchen Vorbereitungsdienſt und die ſpezielle Berufswahl (Verwaltung,
Juſtiz, Anwaltſchaft, Notariat, Handelskammern, Banken uſw.). In
den freien Berufen ſind die Ausſichten nicht ſo glänzend, wie man
ge=
meinhin glaubt. Die Beamtenlaufbahn iſt erſchwert, weil nur die
Be=
werber mit guten Examensnoten in den Staatsdienſt übernommen
wer=
den — Zu ſeinem Thema „Wirtſchaftzwiſſenſchaften und Höhere
Han=
delslaufbahn” führte Herr Direktor Dr. Zeiger aus, daß zum Beruf
des Diplom=Handelslehrers und des Diplom=Kaufmanns die
Abſolvie=
rung einer neunſtufigen höheren Schule notwendig iſt; dann folgt eine
praktiſche Ausbildung oder der Beſuch einer Höheren Handelsſchule für
ein Jahr; daran ſchließt ſich ein 6= (oder 8=) ſemeſtriges Studium an
einer Handelshochſchule. Der Diplom=Handelslehrer und der Diplom=
Kaufmann haben dieſelbe Ausbildung, nur hat der Handelslehrer noch
ein Examen in Pädagogik abzulegen. Im einzelnen zählte der Nedner
die Studienfächer auf, legte den Studiengang dar und gab ein
Geſamt=
bild von den Examensanforderungen. Die Ausſichten d.s Berufes ſind
eng mit der Konjunktur des Wirtſchaftslebens verknüpft, alſo
gegen=
wärtig nicht günſtig. — Neber Phyſik, ſpeziell techniſche Phyſik, ſprach
Herr Profeſſor Dr. Nau. Der Redner umſchrieb kurz das Arbeitsfeld
des Phyſikers. Die Induſtrie, die chemiſchen Werke uſw., jedoch nur
die ganz großen Betriebe, ſtellen Phyſiker an; die Stellen ſind alſo
ſel=
ten. Augenblicklich ſind die Berufsausſichten ſchlecht, werden ſich aber
bei einer Beſſerung der wirtſchaftlichen Lage ebenfalls beſſern. Der
Studiengang iſt ähnlich dem des Ingenieurs. Erforderlich ſüir den
Be=
ruf ſind: mathematiſche Veranlagung, ein anſchauliches Denken wie beim
Ingenieur, vor allem aber eine ausgeprägte Beobachtungsgabe und
objek=
tive Kritik. Der techniſche Phyſiker ſtudiert beſſer an einer Techniſchen
Hochſchule als an einer Univerſität.
— Evangeliſche Jugendgemeinſchaft. Am Montag, den 2.
Dezem=
ber, abends 8 Uhr, findet in der Pauluskirche eine „Geiſtliche
Abend=
muſik auf die heilige Weihnacht”, von dem Jugendchor der
Arbeits=
gemeinſchaft veranſtaltet, ſtatt, worauf wir unſere Mitglieder hiermit
befonders hinweiſen.
Wohlfahrtsmarken. Die Oberpoſtdirektion ſchreibt uns. Um
Irr=
tümern vorzubeugen, wird darauf hingewieſen, daß der Aufſchlag, der
beim Verkauf der Wohlfahrtsmarken erhoben wird, ungeſchmälert für
Wohlfahrtszwecke verwendet wird. Die Deutſche Reichspoſt und die
anderen Verkaufsſtellen erhalten für den Vertrieb der Marken keinerlei
Vergütung.
— Die Lotterie des Sportvereins. Der Sportverein Darmſtadt
1898 e. V. ſchreibt uns. Die Ziehung der Lotterie findet
be=
ſtimmt ſtatt. Hieran hat auf unſerer Seite ein Zweifel niemals
und allein an der Tatſache, daß das gegen den Lotterieunternehmer
Kreiſel ſchwebende Konkursverfahren um deswillen noch nicht beendigt
werden konnte, weil der Betrag der aus der Konkursmaſſe zu
entrichten=
den ſtaatlichen und ſtädtiſchen Gewerbeſteuer mangels bisheriger
all=
gemeiner Veramlagung dieſer Steuer noch nicht feſtſteht. Die
diesbezüg=
z. Zt. bereits vorhanden an barem Geld 3900 RM. ſowie an
Ge=
ſchäftsguthaben etwa 1200 RM., hierzu kommt der aus der
Konkurs=
maſſe auf uns entfallende, mit etwa 1200 RM. einzuſchätzende Betrag.
Sobald die Geſamtſumme der geretteten Gelder feſtſteht, werden die
und alsdann die Ziehung unverzüglich ſtattfinden.
*Berliner Premieren.
ank. Die Städtiſche Oper brachte Alexander von
Zem=
linſkys neueſtes Werk. „Der Zwerg” betitelt ſich der
Ein=
akter, ein „tragiſches Märchen für Muſik”, frei nach Oscar Wildes
grauſamer Erzählung „Der Geburtstag der Infantin‟. Das
Buch von Georg Klaren bietet theatraliſch=dramatiſch keine
Möglichkeiten für den begabten Komponiſten, und da keine
Hand=
lung vorhanden iſt, ſtockt auch in der Vertonung der dramatiſche
Fluß. Immerhin iſt die Muſik des Prager Meiſters harmoniſch,
klangſchön und virtuos ausgearbeitet. Zemlinſky gehört eben zu
den ausgezeichneten Könnern. Nach der Oper gab es eine
Phan=
taſie mit Muſik ohne Worte von C. R. Maude „Der letzte
Faun”: eine ſowohl choreographiſch wie muſikaliſch
ſchablonen=
hafte Belangloſigkeit.
Intendant Jeßner beglückte uns mit eine „originellen”
In=
ſzenierung des „Hamlet” im Staatstheater. Er hat
an=
ſcheinend die Ambition gehabt, der Zeit den Spiegel vorzuhalten.
und der Verſuch gelang ſo ausgezeichnet, daß man völlig
ver=
gaß, im Hamlet zu ſitzen. Theaterwirkung um jeden Preis war
die Parole des Abends, und ſie wurde denn auch ſo einwandfrei
erreicht, daß die Pſychologie des Stückes förmlich ertrank. Die
ſzeniſch und dekorativ nicht unintereſſante Hamlet=Revue hatte
ſelbſtverſtändlich die Herzen im Parkett und noch mehr die auf
der Galerie im Sturme erobert: der Applaus galt jedoch den
Zu=
taten und nicht etwa der ſtark zuſammengeſtrichenen Dichtung.
Das Theater in der Kloſterſtraße zeigte Heinrich
Leopold Wagners „Kindesmörderin” unter dem Tite! „
Ev=
chen Humbrecht‟. Der Zeitgenoſſe Goethes hat ſein
Trauer=
ſpiel bekanntlich ſelbſt umgearbeitet (1779), umgetauft und dem
Publikum zuliebe mit einem glücklichen Ausgang ausgeſtottet.
Vor einigen Jahren ſah man in Berlin das Stück in einer reolt
unglücklichen Aufmachung mit der Dorſch, diesmal hielt man ſich
wenigſtens an die Urfaſſung. Nur war die „Zeitloſigkeit” der
Koſtüme in dieſem Falle ganz beſonders unangebracht: das
Werk ſpiegelt getreulich die Atmoſphäre der Zeit ſeiner
Ent=
ſtehung. Darſtelleriſch war die Aufführung ſehr beachtenswert.
Eine ſogenannte „Gemeinſchaft für neue Theaterkultur”, die
„Junge Generation von 1923” (alſo von vorgeſtern! hat
das Drama Iwan Golls „Der Stall Augias” aufgeführt.
Der Autor proteſtierte gegen die Aufführung ſeines unmöglichen
Bühnenwerkes und das Publikum veranſtaltete ein Pfeifkonzert.
Der Stall des Augias iſt die Lebensgemeinſchaft von vier
Per=
ſonen, die nach ihren gegenſeitigen ſexuellen Verirrungen
ſchnüf=
feln. Es gelingt nicht, hinter den Sinn der Sache zu kommen,
und man muß ſich mit der Feſtſtellung begnügen, daß der Autor
ein weltfremder, vielleicht nicht einmal gänzlich unbegabter
Lyriker, aber keineswegs ein Dramatiker iſt. Es wäre unſagbar
traurig, wenn dieſe Gemeinſchaft in der Tat die „neue‟
Gene=
ration verkörperte.
Das Schauſpiel „Onkel Wranja” von Anton
Tſche=
chow (Theater in der Kommandantenſtraße) gehört zu
den wertvollen Arbciten des ruſſiſchen Dichters, in dem er Sinn=
und Zweckloſigkeit des Daſeins in konzentrierter Form
be=
handelt. Wenngleich uns ſeine Figuren fremd ſind und auch
immer bleiben, fühlen wir es doch im Unterbewußtſein, daß ſie
Menſchen darſtellen, leidende Menſchen aus Fleiſch und Blut.
Bühnenwirkſam künnte dieſes ergreifende Lebensbild aus dem
Vorkriegsrußland, ein par excellenes Kammerſpiel mit langen
Monologen, freilich nur im entſprechenden, intimen Rahmen und
nur durch ſtärkſte ſchauſpieleriſche Intuition werden, da beides
fehlte, wurde es zu einer einzigen Unerträglichkeit.
Im immer „mondänen” Theater am
Kurfürſten=
damm erlebte wieder ein franzöſiſches Luſtſpielprodukt die
Erſt=
aufführung: „Die Frauander Kette” von Jacques Deval.
Eine junge Frau engagiert ſich einen netten Jüngling, um von
ihrem Geliebten loszukommen. Der Scheinliebhaber hält ſie
dann ſo feſt an der Kette, daß ſie ihm ſchließlich in die Arme
ſinkt. Die braven Mimen retteten den Schmachtfetzen — ſchade
um ihre und des Spielleiters Mühe.
In den Kammerſpielen wurde Verneuils „
Ka=
ruſſell” aufgewärmt. Das zweifelsohne zu den bühnenfeſteſten
Stücken des erſchreckend fruchtbaren franzöſiſchen Schauſpieler=
Autors gehört. Das Spiel der Orska mit dem offiziellen Freund
und dem „amaut du soeur” iſt ergötzlich.
Im Komödienhauſe ſervierte man einen harmloſen
franzöſiſchen Schwank „Früchtchen”, wobei die beiden Autoren
eine weſentlich unwichtigere Rolle ſpielen, als Erika von
Thel=
mann, die einen 12jährigen Backfiſch verkörpert, und ihr Partner,
der immer köſtliche R. A. Roberts. Anſcheinend gibt es nur noch
gute Schauſpieler und keine guten Luſtſpiele mehr, daß man
ſolche Nieten aufführt.
Guſtav v. Moſers biedere Poſſe „Das
Stiftungs=
fe)t”, die im Wallnertheater zur Neuaufführung gelangte,
bewies abermals, daß in der vielverpönten „guten alten Zeit”
beſſere Stücke geſchrieben worden ſind. Dieſes liebenswürdige
Luſtſpielhen machte dem Publikum des vorigen Jahrhunderts
ungeheueres Vergnügen, und auch die ſkeptiſche Generation von
heute nahm es ſehr beifallsfreudig an.
Im Neuen Theater am Zoo kam Leo Aſchers
neueſte Operettz „Ninon am Scheideweg” zur
Urauffüh=
rung. Das Libzetto hätte bei ſorgfältigerer Ausarbeitung der
netten Grundidee ein weit beſſeres Operettenbuch abgeben kön=
nen, die Muſik iſt ſympathiſch, aber weder anſprechend, noch
be=
ſonders originell.
Ein Gaſtſpiel des „Teatro dei Piccoli” im Theater des
Weſtens verdient noch anerkennende Erwähnung. Dr. Podreccas
„Theater künſtlicher Menſchen” iſt nicht etwa ein anſpruchsloſes
Puppentheater für Kinder, ſondern ein ernſtzunehmendes, nach
höchſten künſtleriſchen Zielen ſtrebendes Unternehmen. Die
Marionetten „arbeiten” tadellos, einige Darbietungen — ſo die
Oper Reſpighis „Die ſchlafende Prinzeſſin”, ſind ganz
wunder=
voll und das Vollendetſte, was auf dieſem Gebiete jemals
ge=
zeigt wurde.
Die „künſtlichen” Menſchen boten wahrhaftig größeren
Kunſt=
genuß, als die „gekünſtelten” Experimente der „wirklichen”, denen
jegliche ſchöpferiſche Kraft fehlt.
* Weihnachtsmorgenfeier im Kleinen Haus.
Für große Kinder (und wo wäre um die Weihnachtszeit kein
Kind?) war dieſe Feier beſtimmt, und das Kleine Haus war
gefüllt bis zum letzten Platz. Für die Welt des Zarten, Zierlichen,
Kindlichen, Schalkhaften iſt Fräulein Albrecht wie geſchaffen;
ihre kriſtallklare, wenn auch nicht große Stimme iſt ihr ein
vor=
züglich geſchultes Inſtrument, und Kultur der Stimme und
Kul=
tur des Vortrags machen ihre Leiſtungen auf der Bühne und im
Konzertſaal zum Genuß. Sie ſang geſtern früh fünf Lieder von
Reger aus Opus 76, und brachte dann neben zwei einfach=innigen
Humperdinckliedern ſechs ganz entzückende Kinderlieder von Karl
Reinecke, die weit mehr zu Herzen ſprechen als die ſehr geſchickt
gemachten, aber doch erheblich gefühlsärmeren Kinderlieder von
Leo Blech, mit denen die Sängerin ſchloß. Voran ging noch ein
kleines, durch intereſſante Klavierbegleitung angenehm
auffallen=
des Weihnachtslied des jungen Kapellmeiſters Riede.
Geſun=
gen wurden alle Lieder in muſterhafter Deutlichkeit der
Aus=
ſprache, und es ſpricht für die Vortragskunſt der Sängerin, daß,
trotzdem die Lieder naturgemäß faſt alle auf den gleichen Ton
ge=
ſtimmt ſein mußten, niemals Eintönigkeit aufkommen konnte.
Die Sängerin und ihr Begleiter, Fritz Bohne, der ſehr hübſch,
aber noch ein wenig unruhig begleitete, fanden warmen Beifall.
Muſik war aber auch eine kleine Weihnachtsgeſchichte von
Peter Roſegger, die Robert Klupp außerordentlich wirkſam
zum Klingen brachte, und wofür ihm ebenſo gedankt wurde wie
für auf Märchen= und Weihnachtston geſtimmte Gedichte und
Erzählungen von Theg o: ip Nich. Dehmel und Guſtav Falke.
Die Morgenfeie: a ,3 gegen ½2 Uhr; es war aber
keinem zu lang.
O.
Nummer 352
Montag, den 20. Dezember 1926
Geite 3
Naturwiſſenſchaftlicher Verein zu Darmſiadt.
335. Sitzung am 14. Dezember 1926.
Dr. Paul Bommersheim ſprach über „Kant und die
moderne Biologie‟. Bei dem heute wieder ſtärkeren Intereſſe
dieſer Wiſſenſchaft für ihre grundſätzlichen Probleme gewinnt Kauts
Philvſophie des Organifchen erneute Bedeutung. Kant beſtimmt den
Organisuus zunächſt durch den Begriff der „inneren Zweckmäßigkeit”,
der Zweckmäßigkeit in ſich ſelbſt im Gegenſatz zur Zweckmäßigkeit für
ein Anderes. Genauer beſehen, entfaltet ſich dieſer Begriff bei Kant in
vier Bedeutungen:
1. Die innere Zweckmäßigkeit iſt Prinzip der Beurteilung. Wird
der Organismus als zwecknäßig nun beurteilt, ſo wird noch nichts über
Die Entſtehung dieſer Zweckmäßigkeit ausgeſagt. Solche Beurteilung
gründet ſich darauf, daß der Organismus ein „Ganzes aus eigener
Kau=
ſalität” iſt. Wenn man heute gerne den Organismus als „Ganzes”
be=
trachtet, ſo ſoll man von Kant lernen, daß das allein noch nicht genügt.
Ein Ganzes iſt im Sinne Kants ein Gebilde aus Teilen, in dem jeder
dieſer Teile ſeinem Daſein, ſeiner Form und, wo eine ſolche beſteht, auch
ſeiner Wirkung nach nur durch ſeine Beziehuug auf alle anderen Teile
möglich und verſtändlich iſt. Zur Unterſcheidung der Ganzheit des
Organismus von anderen Ganzheiten dient der Zuſatz „aus eigener
Kaufaklität” („erzeugt ſich ſelbſt”), d. h. die Beziehung des Teile auf das
orgaufſche Ganze kennzeichnet, ſich genquer durch die kinetiſche
Selbſt=
erhaltung und Selhſtvermehrung.
2. Die innere Zweckmäßigkeit iſt Prinzip der Einheit des
Beſon=
deren. Sie beſtimmt eine Einheit beſonderer Geſetze, indem ſie die
ſpezi=
fiſch biologiſchen Geſetze zum Syſtem zuſammenfaßt und gliedert. Sie
beſtimmt weiter die Einheit eines beſonderen Dings, des Organismus,
indem ſie die geſetzmäßigen Beſtimmtheiten dieſes Dings zu einem
Gefüge zuſammenſchließt.
3. Die innere Zweckmäßigkeit iſt heuriſtiſches Prinzip. Wie der
Vortragende an Stahls Unterſuchungen über Pflanzen und Schn=cken
zeigte, kann ſie dazu leiten, jeweils eine Kauſalkette und die
Bedeutungs=
beziehung dieſer Kauſalkette für das Ganze zu finden. Der Zweckbegriff
in dieſen drei Bedeutungen iſt grundſätzlich nicht aus d— Biologie zu
entfernen. Er iſt auch nicht durch den Kauſalbegriff zu erſetzen, da er
ſich auif Kauſalgeſetze aufbaut, ſie aber in einer neuen logiſchen Form
zur Einheit zuſammenfaßt, ſo alſo einer ganz anderen logiſchen Schicht
angehört.
4. liegt die innere Zweckmäßigkeit der Kritik vor als Prinzip der
Kauſalität. Kaut fordert zunächſt eine mechaniſche Erklärung des
Orga=
uismus ohne Annahme eines zwecktätigen Prinzips, hält aber unſere
Fähigkeit dazu ſür begrenzt. Deshalb müſſen wir für die
urſprüng=
liehe Organiſation der erſten Lebeweſen einen „höchſten Architekten”
vor=
ansſetzen, über den ſich objektiv freilich gar nichts ausſagen laſſe. Ueber
dieſe ungewiſſe Schicht hinaus kommt aber Kunt zur Anerkemung eines
letzten Einheitsgrundes für das Zuſammenſtimmen organiſcher
Zweck=
mäßigkeit und mechaniſcher Kauſalität, der von jenem höchſten
Architek=
ten ſtreng unterſchieden iſt, und den er das „Ueberſinnliche” nennt. Dies
letzte Problem eines Einheitsgrundes iſt notwendig zu ſtellen, ob man
den Organismus ohne Annahme zwecktätiger Urſachen oder mit ſolcher
Annahme erklärt. (Für das Gennuere verweiſt der Vortragende auf
ſeine beiden Aufſätze in den „Kantſtudien” 1918 und im nächſten Heft
und auf Brund Bauch: „Immanuel Kant”).
* Einen Elternabend, verbunden mit einer Weihnachtsfeier, wie ihn
wohl, bisher ſelten eine Schulklaſſe in Darmſtadt erlebte, beging am
Freitag abend die Klaſſe IIIb3 der Eleonorenſchule. Er nahm einen
Verlauf, wie er wohl ſchöner nicht zu denken war. Lag es daran, daß
der rührige und allſeits beliebte Klaſſenführer Dr. Grebert ſich ganz in
das Gemüt ſeiner ihm anvertrauten Pfleglinge vertieft hatte, oder an
der gemeinſamen Vorbereitung des Abends nicht nur ſeitens des
Klaſſen=
lehrers und der Schülerinnen, ſondern auch der Mitwirkung der an der
gleichen Anſtalt tätigen Lehrkräfte und vor allem der Eltern. Das
Be=
grüßungsgedicht ſchon verriet den Anweſenden den Zweck des Abends und
ſenkte in die Herzen das Empfinden und den Geiſt, unter dem er nach
dem Willen des Veranſtalters erlebt werden ſollte, in fröhlicher
Ge=
meinſchaft einige frohe Stunden nach langer ernſter Arbeit des
Schul=
jahres im Vorgefühl des Chriſtfeſtes „ohne Studium, ohne Lektüre und
ohne Vokabeln” zu verbringen. In reicher Abwechſlung folgten dem
Begrüßungsgedicht Klavier= und Geſangsvorträge, Weihnachtslieder und
ein Krippenſpiel und am Schluß des erſten Teils gut ausgeführte
Keulen=
üibungen. Eine Kaffeepauſe, zu der die lieben Mütter das edle Getränk
ſowie Kuchen und Torten in großer. Menge geſtiftet hatten, vereinte alle
Teilnehmer in fröhlicher Nunde. Bei dieſer Gelegenheit ſprach in
loben=
den und anerkennenden Worten Herr Oberſtudiendirektor Kiſſinger dem
Peranſtalter des Abends, Herrn Dr. Grebert, den Dank Aller aus. —
Der zweite Teil des Abends, der insbeſondere dem Humor und dem
ehythmiſchen Tanz gewidmet war, brachte den großen Beifall findenden
Scherz „Die böſen Buben”, der von den beſonders dafür geeigneten
Bubiköpfen” in draſtiſcher Weiſe zur Vorführung gelangte. Eine
rei=
zende Unterhaltung zwiſchen Mutter, Lehrer und der kleinen
Schul=
kandidatin, die trotz ihrer Kindheit viele Bedenken gegen den erſten
Schulbeſuch äußerte, da aller Anfang ſchwer iſt, erinnerte an die erſten
Tage unſeres Schulbeſuchs, an dem wohl auch manch anderem ähnliche
Gedanken auftauchten. Dann gelangte das Anderſen’ſche Märchen „Der
Schweinehirt” zur Aufführung, das ebenfalls ganz reizend von den auch
ſchauſpieleriſch begabten Schülerinnen durchgeführt wurde. Nun noch
ein Gedickt in Berliner Mundart und dann ein „Blumenwalzer”,
ent=
zückend getanzt von 4 Schülerinnen, und die beiden Walzer „
Frühlings=
ſtimmen” und „Geſchichten aus dem Wiener Wald”, ebenfalls von
Schülerinnen getanzt, deren Körperdurchbildung auf eine fleißige Arbeit
der an der gleichen Anſtalt als Turnlehrerin tätigen Frl. Darmſtädter
ſchließen ließen. Eins muß der Chroniſt noch erwähnen. Im allgemeinen
zeugt der ſpäte Schluß einer Veranſtaltung von ihrem beſonders guten
Verlauf. Hier war es „ſchon reichlich ſpät!”
— Alt=Darmſtadf. Vereinigung für Ortsgeſchichte
und Heimatkunde, Hotel Prinz Karl. Bei dem
Vortrags=
abend am 16. ds. Mts. gab Herr Profeſſor Dr. Eſſelborn ein Bild aus
dem Darmſtädter „Wirtſchaftsleben” des vorigen Jahrhunderts. Der
Redner führte ein in die Verhältniſſe des alten Darmſtadt, gab ein
feines Bild von dem Bürgertum der Vergangenheit, wie es hier in
ſeiner Gemütlichkeit lebte, wie es eine eigne Welt beſaß und wie der
Darmſtädter in ſeinen Stammlokalen verkehrt. Daß an ſolchen hier kein
Mangel war, geht daraus hervor, daß laut Adreßbuch von 1819 hier im
ganzen 12 Gaſthäuſer, 6 Kaffeehäuſer, 8 Weinhäuſer und 46 Bier= und
Branntweinwirtſchaften waren. Allerlei fröhliche Szenen aus dieſen
Lokalen wurden aufgerollt und manches Lokal, wie z. B. der ehemalige
„Goldene Engel” und der „Schwanen” in der Kirchſtraße der „Wilde
Mann” in der Großen Ochſengaſſe, der alte Schützenhof, mit ſeinem
Treiben wurden vor den Zuhörern lebendig Die Entſtehung der
Darmſtädter Felſenkeller, die im Leben des alten Darmſtadt eine große
Rolle geſpielt haben, und das frohe Treiben auf denſelben wurde
be=
leuchtet. Der originelle Gaſthofbeſitzer Wiesner vom „Darmſtädter Hof”
in ſeinem Verkehr mit ſeinen Stammgäſten, der als der Erfinder der
beliebten Halbportionen eine bedeutende Rolle hier ſpielte, und ſein
guter Stammgaſt Häuptmann Schrauth erregten viel Heiterkeit. Einen
breiten Naum nahm der weithin berühmt gewordene Darmſtädter
Halb=
portionen=Streit, der in die Zeit zwiſchen Niebergalls „Burſchen
Heim=
kehr” und den „Datterich” fällt, ein. Es war im September 1837, als die
Darmſtädter Wirte beſchloſſen, wegen erhöhter Fleiſchpreiſe die halbe
Portion von 6 Kreuzer auf acht zu erhöhen; dieſes führto zu einem
Streik bei den Gaſthausbeſuchern. Dieſer Halbportionenſtreit gab Anlaß
zu allerlei Literatur, er wurde dramatiſch behandelt von dem an der
Hofbibliothek tätigen Hauptmann Georg Maurer, ebenſo in einem
Ge=
dicht mit 16 Strophen von Johann Daniel Anton ſehr treffend
geſchil=
dert. Ebenſo ein Streik der Hausfrauen mit den Bäckern wurde
geſchil=
dert. Die Bäcker wollten aus Bequemlichkeit keine 1 Kreuzewwecken mehr
backen, ſondern nur zu 2 Kreuzer, worüber die Hausfrauen geſchloſſen
in den Streit traten, der auch mit dem Sieg der Hausfrauen endete.
Der Redner gab ein eingehendes Bild über die Literatur, die mit dieſer
Wirtſchaftsepoche des alten Darmſtadt verknüpft iſt. Der Vortrag war
ein feines Zeitgemälde mit allerſei Ernſt und Scherz aus der guten alten
Zeit und wurde mit reichem Beifall aufgenommen. Im Anſchluß
ge=
dachte der Vorſitzende des 25jährigen Dienſtjubiläuns des
Oberbürger=
meiſters und des 25jährigen Jubiläums des Heſſ. Geſchichtsvereins.
Herr Louis Geiſt brachte noch zwei gute Zeitgedichte, die auch das
Darm=
ſtädter Wirtſchaftsleben der alten Zeit beleuchteten und mit 2 Gedühten
„zum Philipp”, die das neue Darmſtadt kennzeichneten, ſchloß der ſehr
ſtimmungsvolle Abend. Die übliche Weihnachtsfeier im engeren
Fami=
lienkreiſe findet am 22. Dezember ſtatt und der nächſte Vereinsabend
am 6. Januar mit dem Thema „Rückblick und Ausblick”.
* Orpheum. Heute Montag bis einſchließlich Freitag, 24. Dezember,
geſchloſſen.
— Leſeabende der Stadtbücherei. Mittwoch den 22. Dezember,
8 Uhr: Weihnachtsleſeabend, Das Jeſuskind in Flandern von Felis
Timmans. — Dienstag und Donnerstag von 4—5 Uhr
Weih=
nachtskeſeabend für Kinder. — Montag 7½ und Dienstag
6" Uhr Aufführung eines Weihnachtsſpiels nur für Kinder.
Unentgelt=
liche Eintrittskarten jeweils am Vormittag der Aufführung (im 1. Stock
der Stadtbücherei). Auf den Verkauf guter, billiger Jugendſchriften
(Preis unter 2 Mark) auf der Weihnachtsmeſſe wird nochmals
hi=
gewieſen.
Dun menheittiche Keisiätment 1324
und die große Landwirtſchafts=Ausſtellung der O. L.G.
Die Erbauung der großen Feſthalle.
Die Stadtverwaltung richtet an die auf nächſten Mittwoch
ein=
geladene Stadtverordneten=Verſammlung die nachſtehende Vorlage:
Wie ben Mitgliedern der Stadtverordneten=Verſammlung durch
die wiederholten Verhandlungen b=reits bekannt iſt, beabſichtigt der
Mittelrheinkreis der Deutſchen Turnerſchaft ſein 33. Kreisturnfeſt im
Jahre 1927, und zwar gegen Ende Juli, in Daruſtadt abzuhalten. Im
Anſchluß daran ſoll eine große landwirtſchaftliche Ausſtellung der
Deutſchen Landwirtſchafts=Geſellſchaft ebenfalls in Darmſtadt ſtattfinden.
Beide Drganiſationen haben dafür den Exerzierplatz gewählt und
haben die Stadt Darmſtadt gebeten, die beiden Feſte zu unterſtützen im
Hinblick darauf, daß eine ſtarke Beteiligung an den beiden Feſten den
geſamten Bürgerſchaft namhaften Nutzen bringt.
Die Stadtverordneten=Verſammlung hat ſich in einer erſten
Ver=
handlung ſchon bereit erklärt, zu den Koſten der zu den Feſten
notwendigen großen Halle einen namhaften Betrag zu geben
in der Vorausſetzung, daß die Halle nach Beendigung der Feſte ſtehen
bleiben kann, daß ſie in den Beſitz der Stadt übergeht und dauernd
für ähnliche Veranſtaltungen gebraucht werden kann.
In der Stadtverordnetenverſammlung iſt der Wunſch ausgeſprochen
worden, die Halle nicht auf dem Exerzierplatz zu errichten, ſondern
dafür einen Platz in der Nähe des Sportplatzgeländes an der Nieder=
Namſtüdterſtraße zu wählen. Dieſer Abſicht ſtehen aber folgende
Er=
wägungen gegenüber: Die beiden Organiſationen ſind einmütig
darin, daß nur der Exerzierplatz in Frage kommen kann, weil
dort in den Kaſernen die für die große Viehausſtellung notwendigen
Flächen und Stallräume vorhanden und die beſten Vorbedingungen
füir An= und Abtransport der ſchweren Maſchinen gegeben ſind. Die
Turnerſchaft hat Bedenken gegen die Benutzung des Wieſengeländes aus
Gruinden der Erfahrung bei anderen Vexanſtaltungen. Die Koſten der
Trockenlegung der Beſſunger Wieſen ſind bedeutende die Zeit dafür
überhaupt zu knapp. Kurzum, es beſtehen gewichtige Gründe, die gegen
die Benutzung des Flugplatzes ſprechen.
Die Stadtverwaltung hat ſich auch davon überzeugt und hat ſich
deshalb damit abgefunden, daß zunächſt der Exerzierplatz
be=
nutzt werden muß. Sie trägt ſich mit dem Gedanken, die Halle zunächſt
auf dem Exerzierplatz in proviſoriſcher Weiſe zu errichten, aber ſo zu
geſtalten, daß ſpäter eine Umſtellung möglich erſcheint.
Nachdem die Dinge ſo weit gediehen waren, kam die
Stadtverwal=
tung zu der Erwägung, daß man das Hauptgerippe der Halle ſchon ſo
einrichten ſollte, daß durch ſpäteren etappenweiſen Ausbau der Halle
ein Inſtrument geſchaffen wird, das nicht nur für derartige große
Feſte, ſondern auch für jede Art von Ausſtellungen für
große Veranſtaltungen mit Maſſenverkehr, für die Einrichtung
der Verkaufs=Meſſe für ſportliche Feſte während des
Winters und im Sommer dienen kann.
Die Exiſtenz einer derart großen Halle ohne Stüitzen und mit allem
notwendigen Ausbau ſchafft zweifellos die Gelegenheit zu
Maſſen=
veranſtaltungen jeder Art, und dieſe Gelegenheit wird der Stadt in
ſpäteren Jahren großen Nutzen bringen. Nur mit
Maſſenveranſtaltungen wird nach Darmſtadt ein Fremdenverkehr gelockt,
der ſich ſonſt nicht nach einer Stadt zieht, die ſo wenig, wie Darmſtadt,
Veranlaſſung zum Fremdenverkehr bietet. Die Stadtverwaltung war
ſich deshalb bewußt, daß bier eine Möglichkeit vorliegt, in großzügiger
Weiſe die Bedingungen zu ſchaffen, die nun einmal für einen derartigen
Fremdenverkehr notwendig ſind.
In Ausſicht ſteht bereits die Veranſtaltung eines großen
Muſik=
feſtes im Zahre 1828 und die Veranſtaltung einer großen
Gewerbe=
ausſtellung im Jahre 1930 bei Gelegenheit der 600=Jahrfeier der Stadt
Darmſtadt.
Alle dieſe Erwägungen zwingen aber zu dem Entſchluß, nicht an
ein Proviſorium zu denken, ſondern an ein Gerippe, das ausbaufähig
nach jeder Richtung iſt und und die Grundlage für jedes noch ſo große
Programm bieten kann.
Nach dieſen Ueberlegungen hat die Stadtverwaltung beſchloſſen,
eine große Halle zu errichten, wie ſie von der Turnerſchaft
und der Landwirtſchaft gebraucht wird. Die Größe der Halle iſt dadurch
gegeben, daß eine Beteiligung von mindeſtens 20 000 Turnern zu
er=
warten iſt. Dadurch ergab ſich eine Halle von etwa 100 Meter Länge
und 50 Meter Breite.
Um nun einen Ueberblick über die Koſten einer ſolchen Halle zu
be=
kommen, hat die Stadtverwaltung eine Reihe von Angeboten eingezogen,
und zwar in Holzkonſtruktion und in Eiſenkonſtruktion. Unter
Berück=
ſichtigung der Bedimgung, daß die Halle ohne Zwiſchenſtützen konſtruiert
werden müßte beivegen ſich die Koſten der Holzkonſtruktion zwiſchen
25 000 und 300 000 Mk. während die Koſten der Eiſenkonſtruktivn
346 000 bis 480 000 Mk. betragen. Nach Prüfung der Angebote, ihrer
ſtatiſchen Nachwveiſe und ihrer äußeren Erſcheinung iſt die
Stadtverwal=
tung zu dem Entſchluß gekommen, das Hallengerippe in Eiſen
kon=
ſtruieren, im übrigen aber die Umbauten und die Bedachung uſw.
in Holz, und zwar in proviſoriſchem Charakter ausführen zu laſſen.
Das günſtigſte Angebot hat die Firma „Eiſenbau Donges
Darm=
ſtadt” abgegeben. Konſtruktion und äußere Erſcheinung halten ſich in
der von der Stadtverwaltung gewünſchten Form und Maße. Der Preis
des Eiſengerippes für die Halle beträgt 116 662,50 Mk. bei 305 Tonnen
Gewicht. Die Firma garantiert für ein Gewicht der Konſtruktion mit
plus und minus 5 Prozent. Dazu kommt für die Dachhaut einſchließlich
der Oberlichte etwr 64 000 Mk., für die Hallenfenſter etwa 7000 Mk.,
für die Fundamente, Außenwände der Halle und die Anbauten 60 000
Mark, ſir Rinnen und Abfallrohre, ſowie Kanalanſchlüſſe etwa 7550
Mk., für Abortanlage einſchließlich Kanalanſchluß etwa 18 000 Mk., für
Beleuchtungsanlage etiua 13 000 Mk., für Bühne und Muſikpodium
etwa 10 000 Mk., für die Fußböden in den Anbauten etwa 18000 Mk.,
für unvorhergeſehene Fäl= etwa 32000 Mk., ſo daß die
Geſamt=
koſten der fertigen Halle etwa 352 000 Mk. betragen.
Dazu kommt aber noch die Herſtellung der Zugangsſtraßen und des
Vorplatzes, die Herſtellung der Fußſteige und die Herſtellung der
Kanalanſchlüſſe für die Zugangsſtraßen mit rund 95 000 Mk., die
ſich folgendermaßen gliedern:
10 000 Quadratmeter Chauſſierung je 4 Mk. 40 000 Mk., 9000
Qua=
dratmeter Fußſteige je 1,50 Mk. 13 500 Mk., 1600 Meter Randſteine und
Rinnen je 10 Mk. 16 000 Mk. 600 Meter Kanal je 30 Mk. 18000 Mk.,
5000 Quadratmeter Hallenfußboden zu bekieſen und zu befeſtigen je
1,50 Mk. 7500 Mk., zuſammen 95 000 Mk.
Die Geſamtkoſten dieſer ganzen Halle einſchl.
Straßen uſw. betragen demnach 447 000 Mk. Die beiden
feſtgebenden Vereine haben beſchloſſen, als Miete für die F.ſte je 30000
Mk. zu geben, ſo daß insgeſamt 387 00 Mk. von der Stadt Darmſtadt
aufgewendet werden mniſſen.
Da nun einerſeits die beiden Organiſationen in ihren ganzen
Ent=
ſchließungen gehemmt ſind, wenn ſie nicht über die Halle nud deren
Ausmaße und Konſtruktion Beſcheid wiſſen, und da ferner als Bauzeit
eine Friſt von mindeſtens 6 Monaten gefordert werden muß, iſt eine
Entſcheidung der Stadtverordneten=Verſammlung unumgänglich
not=
wendig. Die Stadtverwaltung iſt ſich ihrer Verantwortung wohl
be=
wußt und beantragt die Herſtellung der Halle in Eiſen nach dem
Pro=
jekt des ſtädtiſchen Hochbauamtes und dem Angebot der Eiſenbauanſtalt.
Donges. Sie beantragt den Ausbau der Halle in dem oben geſchilderten
Sinne bei einer Bewilligung von rund 400 000 Mk. zu Laſten von
Anlehensmitteln.
Es fällt der Stadtverwaltung nicht leicht, dieſen Antrag zu ſtellen.
Sie iſt aber der beſtimmten Erwartutg, daß dieſe großzügige
Maß=
nahme zum Segen der geſamten Bürgerſchaft ausfallen wird.
— Von der Feuerwehr. Im Monat November 1926 wurde die
ſtädtiſche Berufsfeuerwehr 16mal alarmiert, und zwar bei 3 Mittelfeucrn,
2. Kleinfeuern, 2 Schornſteinbränden und 9 ſonſtigen Hilfeleiſtungen.
Der Sanitätsdienſt erſtreckte ſich auf 87 Transporte. In 3 Fällen wurden
Notverbände auf der Wache (Kirchſtraße 13. Fernſprecher Stadtamt)
angelegt.
* Erwerbsloſenunterſtützung gilt nicht als Arbeitsverdienſt. Das
Reichsverſicherungsamt hat eine für die Sozialverſicherten intereſſante
Entſcheidung gefällt. Der Ehemann der Klägerin gehört ols
unter=
ſtützter Erwerbsloſer der beklagten Krankenkaſſe als Mitglied an. Nach)
der Satzung gewährt die Kaſſe den mit dem Pflichtmitgliede im häuslicher
Gemeinſchaft lebenden nicht verſicherten Ehegatten, ſoweit ſie
nachweis=
lich ganz oder überwiegend aus dem Arbeitsverdienſt erhalten werden.
Kraukenpflege für die Dauer von längſtens 12 Wochen innerhalb eines
Jahres. Die Klägerin hat für ſich und ihr minderjähriges Kind
Kaſſen=
leiſtungen gefordert. Die beklagte Kaſſe lehnte jedoch dieſe Forderung
ab, da die Satzung Familienhilfe für Kinder überhaupt nicht, für die
Ehefrau nur dann vorſieht, wenn die Erkrankte aus dem
Arbeitsver=
dienſt des Pflichtmitgliedes unterhalten wird. Der Chemann der
Kläge=
rin habe aber kein Arbeitsverdienſt, ſondern nur die Unterſtützung als
Erwerbsloſer. Der Vorſitzende des Verſicherungsamtes wies die
Kläge=
rin ab und das Reichsverſicherungsamt hat dieſe Eutſcheidung beſtätigt.
Ohne Umſchlag verſandte gedruckte Weihnachts= und
Neujahrs=
karten, die den Beſtimmungen für Poſtkarten entſprecken müſſen,
koſten im Ortsbereich des Aufgabeorts, auch wenn ſie mit beliebigen
handſchriftlichen Zuſätzen verſehen ſind, 3 Pf. Sollen ſie im
Fernver=
kehr gegen die Gebühr für Volldruckſachen (3 Pf.) befördert werden, ſo
dürfen außer den ſogenannten Abſenderangaben (Abſendungstag, Name,
Stand und Wohnort nebſt Wohnung des Abſenders uſw.) noch weitere
fünf Worte, die aber mit dem gedruckten Wortlaut in leicht erkennbarem
ſachlichen Zuſammenhang ſtehen müſſen, haudſchriftlich hinzugefügt
wer=
den. Die im offenen Umſchlag verſandten Weihnachts= und
Neu=
jahrskarten koſten ſowohl im Ortsbereich des Aufgabeorts wie nach
außerhalb nur dann 3 Pf., wenn auf der Karte außer den
Abſender=
angaben (ſiehe oben) nichts weiter geſchrieben iſt. Iſt jedoch ein
vor=
handener Wortaufdruck, wie „Herzlichen Glückwunſch zum neuen Jahre‟
und dal. handſchriftlich durch geſtattete Nachtragungen bis zu 5 Worten
— z. B. durch den Zuſatz „ſendet mit beſten Grüßen Ihre” ergänzt, ſo
iſt die Gebühr für Teildruckſachen, alſo 5 Pf. zu entrichten. Weitere
außerhalb 10. Pf.). Auf Karten, die lediglich ein gedrucktes Bild, aber
keinen Aufdruck von Worten tragen, dürfen handſchriftlich nur die
Ab=
ſenderabgaben hinzugefügt werden. Andernfalls unterliegt die
Seu=
dung bei Verſendung als offene Karte der Poſtkartengebühr, bei
Ver=
ſendung unter Umſchlag der Briefgebühr. Unzureichend freigemachte
ſendern nur dringend geraten werden, die Beſtimmungen zu beachten.
— Wochenmarkt in Darmſtadt. Kleinhandels=Tagespreiſe ſvom
18. Dezember. Erdkohlraben 8, G. lbe Rüben 8—10, Rote Rüben 8—10,
Weiße Rüben 10, Schwarzwurzeln 40—50, Spinat 20—25. Rotkraut
12—15, Weißkraut 3—6, Wirſing 5—8, Grünkohl 15, Roſenkohl 30—35,
Zwiebeln 8—10, Knoblauch 50, Tomaten 70—100, Kaſtanien 25—35,
Feldſalat, Lattig 100 Pf., alles per Pfd.. Endivienſalat 10—15, Gärtner=
Kopfſalat 5—15, Blumenkohl, ausl., 30—120, Rettich 5—10, Sellerie 10
bis 40 Pf., alles pro Süick, Meerrettich Pfd. 70, Spätkartoffeln 6—7,
Tafeläpfel 20—35, Wirtſchaftsäpfel 15—20, Tafelbirnen 12—20,
Wirt=
ſchaftsbirnen 8—12, Nüſſe 60—80, Apf. lſinen 8—12, Zitronen 4—10 Pf.,
alles per Pfd.. Süßrahmbutter 230, Landbutter 200—210, Weichkäſe 30
bis 35 Pf., alles per Pfd. Handkäſe 6—15, Eier, friſche, 16—20 Pf.
pro Stück. Schellfiſche 30 Pf. per Pfd. Gänſe 140—160, Hühner 120
bis 160, Tauben 80, Haſen ganz 110—120 Pf. alles per Pfd.
Rind=
fleiſch, friſch 80—110, Kalbfleiſch 120, Hammelfleiſch 80, Schweinefleiſch
132—150, Dörrfleiſch 180, Schinken 220, Wurſt 80—140, Schmalz,
aus=
gelaſſen 130 Pf., alles per Pfd.
— Dampfer=Expeditionen des Norddeutſchen Lloyd Bremen.
1. Nach New York ab Bremen=Bremerhaven: D. Bremen 19. Dezember,
D. Republic (USL.) 27. Dez., D. Preſident Hardina (USL.) 29. Dez.,
D. Stuttgart 4. Januar, D. München 12. Januar, D. Preſident
Rooſe=
velt (USL.) 12. Januar. — 2. Nach New York ab Southampton: D.
Preſident Harding (USL.) 30. Dez., D. Stuttgart 5. Januar, D.
Pre=
ſident Rooſevelt (USL.) 13. Januar. — 3. Nach Canada (Haliſax) ab
Bremen=Bremerhaven: D. Bremen 19. Dez. — Nach Philadelphig=
Bal=
timore=Norfolk ab Bremeu=Bremerhaven: D. Weſtfalen 31. Dezember,
D. Hannover 22. Januar. — 5. Nach Braſilien=Argentinien ab Bremen=
Bremerhaven: D. Sierra Morena 18. Dezember, D. Köln 8. Januar,
D. Sierra Veutana 22. Januar. — 6. Nach Nordbraſilien ab Bremen:
D. Anatolia 12. Janual. — 77. Nach Mittelbraſilien ab Bremen: D.
Porta 15. Januar. — 8. Nach Cuba=New Orleans ab Bremen: D.
Nai=
mund 1. Januar. — 9. Nach Oſtaſien ab Bremen: D. Oldenburg 18.
Dezember, D. City of Madrid 25. Dezember, D. Anhalt 29. Dezember,
D. Trier 1. Januar, ein Dampfer 8. Januar. — 10. Nach Auſtralien
ab Bremen: D. Harburg 21. Dez., D. Aſphalion 4. Januar, D. Juſtin
15. Januar. — 11. Nach Südamerika Weſtküſte ab Bremen: 2) durch den
Panamakanal: D. Amaſis 24. Dez., D. Kellerwald 4. Januar; b) durch
die Magellan=Straße: D. Sebara 20. Dez., D. Alrich 4. Januar. —
12. Nach Zentral Amerika und Mexiko ab Hamburg: D. Atto 18. Dez.,
D. Seſoſtris 15. Januar. — 13. Nach Nord=Amerika Weſtküſte ab Häm=
Nachtragungen bedingen die Briefgebühr (im Ortsverkehr 5 Pf., nach kurg: D. Witell 18. Dez., MS. Oſiris 8. Januar. — 14. Fruchtfahrt
Cquariſche Inſeln nach Bremen=Hamburg: wöchentlicher Dienſt. — 15.
Nach der Levante ab Bremen: 14tägige Abfahrten. — 16. Nach Finnland
ab Bremen: 14tägiger Dienſt nach allen Haupthäſen. — 17. Nach Neval
ab Bremen: Abfahrten alle 10 Tage. — 18. Nach Leningrad ab Bremen:
Abfahrten alle 8 bis 14 Tage. — 19. Nach Englaud ab Bremen: 2 bzw.
Sendungen werden mit Nachgebihr belaſtet. Es kann daher den Ver= 4 Abfahrten in der Woche. — 20. Nach Afrika ab Hamburg: 2) Weſt=
Afrika: D. Wakama 17. Dez., D. Jonia 20. Dez.. D. Immo 28. Dez.;
b) Süd= und Oſt=Afrika: D. Halle 18. Dez., D. Wangoni 28. Dez. —
Anton Fiſcher, Darmſtadt, Vertreter des Norddeutſchen Lloyd.
Winterſport=Sonderzüge. Am 22. Dezember 1926 und 4. Februaz
1927 wird je ein Winterſport=Sonderzug 3. Klaſſe von
Dortmund ibeu Koblenz—Mainz—Darmſtadt—Karlsruhe nach
Villin=
gen bzw. Zell (Wieſental) gefahren. Zu dieſen Zügen ſtehen
dem Reichsbahndirektionsbezirk Mainz je 100 Plätze zur Verfügung, für
welche Sonderzugrückfahrkarten mit 33½/ Prozent Ermäßigung bei
den Fahrkartenausgabeſtellen in Mainz Hbf. und Darmſtadt Hbf.
verkauft werden nach den Stationen Freiburg (Breisgau) oder,
Tri=
berg, Neuſtadt (Schwarzwald) oder Titiſee, St. Georgen,
Villingen und Zell (Wieſental). Hinfahrt im Sonderzug ohne
Fahrtunterbrechung. Rückfahrt mit den ſonſtigen fahrplanmäßigen
Zügen binnen 2 Monaten mit Möglichkeit zu dreimaliger
Fahrtunter=
brechung; bei Schnellzugbenutzung gegen tarifmäßigen Zuſchlag Bei der
beſchränkten Zahl der Karten iſt frühzeitige Beſtellung bei den
Fahr=
kartenausgabeſtellen in Mainz Hbf. und Darmſtadt Hbf., wo auch
nähere Auskunft erteilt wird, angebracht. Abfahrt der Zuge in Mainz
12.03 nachm., in Darmſtadt 12,41 nachm.; Ankunft in Villingen 6,39
nachmittags, in Zell (W.) 9,00 nachm.
Tageskalender für Montag, den 20. Dezember 1926.
Landestheater, Großes Haus: Keine Vorſtellung. Kleines
Haus: Keine Vorſtellung. — Berufskundliche Vorträge
abends 7.30 Uhr, Techniſche Hochſchule, Hörſaal 326. — Schloß
Café: Konzert. — Weinhaus Weißer Turm: Konzert.
Hotel Schmitz: Unterhaltungsmuſik. — Perkeo:
Singſpiel=
konzerte. — Span. Bodega: Konzert. — Café Rheingold:
Konzert. — Kiyovorſtellungen: Union, Reſidenz=Theater=
Palaſt=Lichtſpiele
Seite 4
Nummer 352
Aus Heſſen.
* Nieder=Ramſtadt, 18. Dez. Gemeinderatsbericht. Der
Antrag der Holzhauer auf Erhöhung des Tariflohnes um 20 Prozent
wird an die F.ld= und Waldkommiſſion zur Vorberatung verwieſen. —
Die Gemeind verwaltung gibt Kennlnis von dem Stand der
Angelegen=
heit betr. Ankaufs des Anweſens der Zündholzfabrik. Der von ſeiten
der Gemeindeverwaltung mit dem Vertreter der Deutſchen
Dindholz=
fabriken abgeſchloſſene Vorkaufvertrag wird genehmigt, und iſt damit
nunmehr der Ankauf endgültig. Die Verwaltung wird ermächtigt, das
erford rliche Darlehen aufzunehmen und die Beurkundung des
Kaufver=
trags vorzunehmen. Ueber die ſpätere Verwendung des Anw=ſens,
ins=
beſondere über die Aufteilung der an der Kilianſtraße gewonnenen
Bauplätze, wird in einer ſpäteren Sitzung beſchloſſen. — Die von ſeiten
der Gemeindekaſſe vorgelegten Verzeichniſſe über die uneinbringlichen
und zu liquidierenden Ausſtände, ſowie über die notwendig gewordemen
Krediuberſchreitungen, die übrigens durch entſprechende
Mehreinnah=
men vollſtändig aufgewogen werden, aus dem Rf. 1925, finden die
Ge=
nehmigung d’s Gemeinderats. — Der Gemeinderat nimmt Kenntnis von
dem ablehnenden Beſcheid der Reichsbahndirektion und bedauert, daß
dieſe Behörde den berechtigten Intereſſen der Gemeinde ſo außerord
nt=
lich wenig Entgegenkommen erweiſt. Es wird mit Genugtuung davon
Kenntnis g nommen, daß wegen des Ausbaues der elektriſchen
Straßen=
bahn von Darmſtadt nach hier und weiter das Modautal entlang bis
etwa nach Fürth i. Odw., die Verhandlungen im Gange ſind und aller
Vovausſicht nach bald zu einem günſtigen Abſchluß gebracht werden
können. — Der Bericht der Fa. J. Nohl=Darmſtadt über die
Waſſer=
leitungsverhältniſſe hieſiger Gemeinde wird zur Kenntnis genommen
und der Elektrizitäts= und Waſſerwerkskommiſſion als Material
über=
wieſen. — Ueber die Einwände der Gemeinde hinſichtlich der Feſtſetzung
der Mieten in den Diemſtwohnungen der Lehrer iſt eine Entſcheidung
des Kreisſchulamtes eingegangen, mit der ſich der Gemeinderat nicht
ein=
verſtanden erklärt. Die Verwaltung wird beauftragt, die Entſcheidung
des Mieteinigungsamts herbeizuführen, ſelbſt auf die Tatſache hin, daß
die Zuſtändigkeit dieſes Amtes beſtritten wird. — Das Geſuch des
Leh=
re:s Ott um Beſeitigung der Mißſtände bezüglich des Abortgeruches in
ſein r Wohnung wird dahingehend erledigt, daß die Verwaltung
beauf=
tragt wird, für Abhilfe Sorge zu tragen. Einem Geſuch des
Gaſt=
wirts Breidert um Herſtellung ſeines Fußſteiganteils in der oberen
Bahnhofſtraße in eigener Regie kann der Konſ quenz halber nicht
ſtatt=
gegeben werden. Soweit Plattenbelag in Frage kommt, wird die
Ge=
nehmigung erteilt. Dem Geſuchſteller wird jedoch anheimgeſt It, ſich
wegen des Materialbezugs mit dem Unternehmer Fleckenſtein ins
Be=
nehmen zu ſetzen. — Die Beſchwerden über die Unzulänglichkeit des
Kanals in der oberen Bahnhofſtraße werden zur Kenntnis genommen
und beſchloſſen, die Bauleitung hiervon zu verſtändigen. — Das in der
letzten Sitzung zurückgeſtellte G ſuch des Schulvorſtandes um Benutzung
der Turnhalle zum Schulturnen wird an den Schulvorſtand
zurückver=
wieſen, da dieſer in ſeiner Geſamtheit noch nicht hierzu Stellung
ge=
nommen hat. — Bezüglich der Streitfrage Lichtanſchlußkoſten H. Wiehe
gibt die Verwaltung Kenntnis von dem Stand der Sache. Es wird
beſchloſſen, den Streitgegenſtand zum Austrag bringen zu laſſen. — Zum
Schluß fand noch eine geheime Sitzung ſtatt.
* Birkenau, 16. Dez. Viehzählung. Die letzthin ſtattgefundene
Viehzählung in hieſiger Gemeinde hatte folgendes Ergebnis: 59 Pferde,
286. Stüick Rindvieh und 252 Stück Ziegen
Montag, den 20. Dezember 1926
* Stockſtadt, 18. Dez. Die hieſige Turngemeinde (D. T.) veranſtaltet
ihre Weihnachtsfeier am Samstag, den 1. Januar. Die
Vorbe=
reitungen hierzu ſind bereits in vollem Gange, der hieſige Geſangverein
Sängeubund 1864 und der Männergeſangverein haben ihre Mitwirkung
zugeſagt, um die Feier durch Vortrag einiger Chöre verſchönern zu
hel=
fen. Gaujugendwart Hotz wird an dicſem Abend einen kurzen Vortrag
über Weihnachten in der Deutſchen Turnerſchaft halten.
* Groß=Gerau, 18. Dez. Gutes Treibjagdergebnis. Bei
einer Treibſagd in der Gemarkung Trebur konnten annähernd
drei=
hundert Haſen erlegt werden. — Unfall. Der Poſtautochauffeur der
Linie Nauheim—Trebur quetſchte ſich beim Anhängen des Beiwagens
einen Finger ab. Er kam in ein Mainzer Krankenhaus.
M. Bingen, 16. Dez. Binger Chronik. Ds Binger
Blinden=
heim, das vor etwa 20 Jahren von dem Rittergutsbeſitzer Karl
Puri=
celli geſtiftet wurde, dient jetzt wieder ganz ſeinem eigenklichen Zwecke.
Der Hauptflügel des Hauſs war während des Krieges als Lazarett
eingerichtet; nach Kriegsende wurde es zum gleichen Zweck von der
franzöſiſchen Beſatzung benutzt. Die fetzt ſich in Bingen befindende
eng=
liſche Beſatzung hat das Haus freigegeben. — Die hieſige Polizei
ver=
haftete einen aus der Kirner Gegend ſtammenden Mann, der ſich des
Zechbetruges ſchuldig gemacht hat. Ohne im Beſitz von feglichen
Bar=
mitteln zu ſein, hatte er ſich mit ſeiner Geliebten in einem hieſigen
Hotel einlogiert. Der feine Herr iſt bereits m hrfach vorbeſtraft.
* Butzbach, 18. Dez. Eine Bürgermeiſterverſammlung
aus der Umgegend tagte dieſer Tage hier, an der auch die Abgg. Fenchel=
Oberhörgern und Weckler=Rockenberg teilnahmen. Die Aufhebung
der Landwirtſchaftsſchule Butzbech, die zuletzt 60 Schüler
auf=
wies, wurde ſcharf verurteilt und eine Entſchließung an den Heſſiſchen
Landtag gerichtet, worin die Wiedereinrichtung der Schule
als dringendes Bedürfnis gefordert wird. — Die Verſammlung
ver=
handelte über die Märkte in Butzbach, es wurde der allſeitige Wunſch
ausggſprochen, neben den Viehmärkten auch zwei Pferdemärkte
alljähr=
lich abzuhalten. Hinſichtlich der Verkehrsfragen für Butzbach und
Um=
gegend wurde beſchloſſen, vonläuſig drei Linien einzurichten: Butzbach—
Uſatal, Butzbach-Holzheim und Butzbach-Niederweiſel.
Generalvertreiung für Darmſtadt und Umgebung: Wilhelm Deſch,
Biergroßhandlung, Darmſtadt, Ernſt=Ludwigſtraße 1 - Fernruf 1410.
Stimmen aus dem Leſerkreiſe.
Der die Dersffenflickhengen unter dieſer Ueberſchrift übernimmt die Redaktlen feinertel Der
Ditwertung; für ſie bleibt asf Orund des 5 21 Abſ. 2 des Preſſegeſctzets in vollem Umffangs
der Utender verantwortlich.) — Einſentungen, die nicht verwendet werden, fönnen nict
zurdckseienbt. die Ablehnung nicht bearündet werden
Weihnachtsbeihilfe an die Beamken.
Der Heſſiſche Finanzminiſter hat bezüglich der Gewährung der
Weih=
nachtsbeihilfe an die Beamten Heſſens dem Heſſiſchen Finanzausſchuß
eine Regierungsvorlage zur Genehmigung unterbreitet, wonach n u r
den Beamten der Gruppen 1—6 dieſe Zulage gewährt werden ſoll. Es
iſt unverſtändlich, daß die Regierung überſieht, daß die Beamten der
Beſoldungsgruppe 7 in den erſten Stufen nachweisbar geringer beſoldet
werden, als die Beamten der Gruppe 6 in den letzten Dienſtaltersſtufen.
Ein Beamter, der nach 5jähriger Anwärterdienſtzeit die Bezüge der
Gruppe 7 Stufe 1 erhält, bezieht einen
2 310,— RM.
Grundgehalt.
Wohnungsgeldzuſchuß
612.— RM.
4 Prox örtlichen Sonderzuſchlag . 116,88 RM.
3 038,88 RM.
zuſammen: .
monatlich:
253,24 NM.
in Gruppe 6 Stufe 9 erhält:
Grundgehalt.
2 676.— RM.
612.— RM.
Wohnungsgeldzuſchuß".
4 Proz. örtlichen Sonderzuſchlag . 131,52 RM.
3419,52 RM.
zuſammen:
B84,96 RM.
monatlich:
Mithin für Gruppe 7 weniger . . . .
31,72 RM.
monatlich.
Gruppe 7 Stufe 2 erhält:
2442.— RM.
Grundgehalt
Wohnungsgeldzuſchuß.
612.— RM.
4 Proz, örtlichen Sonderzuſchlag . 122,16 NM.
3 176,16 RM.
zuſammen: .
264,68 RM.
monatlich:
gegewiher der Gruppe 6 Stufe 9 mit 284,96 RM. Mithin erhält
Gruppe 7 ein Weniger von 2028 RM. monatlich. Ein Beamter der
Gruppe 7 Stufe 3 nach inkl. 11 Dienſtjahren, durchſchnittliches
Lebens=
alter 30 Jahre, hat ein
Grundgehalt
2 574.— RM.
Wohnungsgeldzuſchuß
612.— RM.
4 Proz. örtlichen Sonderzuſchlag . 197/44 RM.
3 31344 RM.
zuſammen: .
monatlich:
276,12 RM.
Mithin Gruppe 7 884 RM. weniger wie Gruppe 6. In Anbetracht
deſſen, daß auch in der Beſoldungsgruppe 7 Stufen 1—3 eine große
Anzahl verheirateter Beamten mit Kindern beſoldet werden, müßte eine
Nichtbeachtung dieſ r nachweisbar finanziell ſchlechter geſtellten Beamten
bi der Gewährung der Weihnochlsbeihilfe als eine beſonders große
Härte empfunden werden. Daß dieſe Bamten bei der vorfährigen
Aus=
zahlung der einmaligen Zulage ebenfalls unberückſich=igt blieben, dürfte
die Regierung dieſes Jahr veranlaſſ.n, den berechtigten Wünfchen dieſer
Beamten Rechnung zu tragen.
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Nummer 352
Montag, den 20. Dezember 1926
Seite 5
„Auchſportler”
Polizeiſportverein— Sportverein 1898 3:4
Die Verbandsſpiele im Rheinbezirk.
„Ein Schlachten war’s, nicht eine Schlacht zu nennen!“.
Ein ſchwarzer Tag in der Geſchichte des Darmſtädter Handball=
Sports! Weun unſere Polizei mir Aufrührern und Einorechern
ſo umzugehen verſteht, wie es geſtern die aus erſüytl chen
Grün=
den deſonders zuſammengeſtellte Mannſchaf, des Pol
zeiſporl=
vereins im Verrandsſpiel mit der des Sporwereins 1898 gelan
hat, dann brqucht der Darmſtudter Bürger um ſeine Ruhe und
Sicherheit wahruch keine Bange zu haben. Wehe abe dem
friedlichen Burger, der es mit ſolchen „Spielern” zu tun bekommt,
die ſich geſtern produzierten. Beim Spiel ze ge ſih im au
e=
meinen der wahre ehcratter und die Polizei ſollte allen Anlaß
neymen, nah der geſtrigen „Vorfuhrung” ſich dieſe Art
„Sporiler” cht nur euwas beſſer anzuſehen, ſondern ſie in der
gebührenden Weiſe gradzuſtellen. Es iſt eine öffentliche Gefahr,
ſolche Menſchen auf die Augemeinheir loszulaſſen. Derar ige
Ere gwiſſe, wie ſie ſich geſtern auf dem Schupoplatz zutrugen,
ge=
hören ins rechte Licht gerückt, an den Pranger geſtellt, zumal
d.e Leirung des Plaxvereins es nicht feregorachre, Nohheiten,
wie ſie wohl nie ein Sporplatz in dieſem Ausmaße zu ſehen
be=
kam, rechtzeilig zu verhindern. Die gewünſcten Opfer
wurden zur Strecke (d. h. ins Lazarett) gebracht,
darunzer leider der ſo beliebte und ſympathiſche Hqupimann
Jans, den der in Darmſtädter Sportkreiſen berüchtigte
Polizei=
ſpieler Bauer (genannt „Wurzel”), ein Rohling, der ſchon
längſt von jeglicher ſportlichen Betärigung ausgeſch oſſen gehört,
in bewußt böswilliger Abſicht durch einen Sprung mit beiden
Beinen unſchädlich machte. Mit dieſem Spiele hat ſich der
Polizeiſportverein jegliche Gunſt der Darmſtädter Sportwelt
verſcherzt. Das ſehr ileinlaute Benehmen der maßgebenden
Polizeiſportler „nach der Schlacht” zeugte denn auch von großem
Schuldbewußrſein.
Mit die Haup ſchuld an dieſem „Ereignis” trägt ohne
Zwei=
fel der Frankfurter Landesverband, der nicht imſtande war, für iſt, wird man dies — weu auch micht in vollem Umſang —
ein=
dieſes Lokaltreffen einen tüchligen Schiedsrichter auf die Beine
zu bringen. Zitternd und zagend betrat das „Männchen” ein
Herr Nitſchfa aus Worms, das Spielfeld; ſchon nach wenigen
Minuten war es klar erſichtlich, daß er teineswegs Herr der Loge
war. Die rohe Gewalt diktierte ihm die Entſcheidungen. Den
Höhepunkt ſeiner Energieloſigkeit erreichte er, als Sportverein
1898 gegen Schluß des Spieles durch ein einwandfreies viertes
Tor (4:3) ſich den Sieg ſicherte. Der Schiedsrichter hatte Tor
entſchieden; er hatte ſich bereits wieder auf der Mittellinie
auf=
geſtellt, die Mannſchaften waren zum Anſpiel in der Mitte
an=
getreten, als ei ſich durch zwei herausgeſtellte Spieler, die ihn
unter den unflätigſten Bemerkungen — der Ausdruck „Schieber”
war einer von den vielen — bedrohten und durch den Torwächter ſyſtema iſche Auftau der Angriffe von der hinterſten Reihe
her=
des Polizeiſpor vereins nachträglich zu einer Reviſion ſeiner
An=
ſicht bringen ließ
Leider beſteht bei der Oeffentlichkeit immer die Gefahr der
Verallgemeinerung. So wird auch der mit dem Sport nicht
Vertraute nach dieſen für das ſchöne Handballſpiel wahrlich
nicht werbenden Vorkommniſſen wieder einmal Gelegenheit
haben, die Naſe zu rümpſen über den Sport im allgemeinen.
Das, was auf dem „Sportplatz” der Schupo die Zuſchauer zu
ſehen bekamen, war aber eben kein Sport. Solche Auswwüchſe
liegen durchaus wicht in dem Spiel oder deſſen Regeln
begrün=
det, ſondern ſind der Ausdruck unſportlicher Geſinnung. Die
Erregung der Zeugen dieſes „Kampfes” — auch der nicht
ver=
einsmäßig abgeſtempelten — war denn auch ſo groß, daß es
ſchwer halten dürfte, ſie in Worte zu kleiden.
Bereits nach 10 Minuten gelang es dem Polizeiſportverein
durch wohlplacierten Schuß in Führung zu gehen; einige
Minu=
ten ſpäter konnte er ein zweifelloſes Abſeitstor anfügen. Die dern einzig und allein aus dem Grnde um zu erllären, wie
Sportvereinswannſchaft hatte ſich noch nicht an den Sandboden
und an die überaus harte Spielweiſe des Gegners gewöhnt. Das weun man kein Illuſioniſt iſt, damit rechnen, daß der Sportver=
Spiel iſt offen, wogt auf und ab. Henemann wird angeſprun= ein nur aus dieſem Grunde in dieſer Spielzeit keine ſtabillen
gen und muß das Spielfeld verlaſſen, bald darnach Schnell, dem
ein Gegner gegen den Unterleib trat. Polizeiſporwerein kann
ein drittes Tor erzielen. Nun kommt die Kombinationsmaſchine
des ſüddeutſchen Meiſters in Schwung. Ein Tor von Jans iſt
die erſte Ausbeute. Darauf Halbzeit.
In der 2. Hälfte hat der Platzverein nichts mehr zu beſtellen.
Zwei Spieler vom Polizeiſportverein und einer vom Sportverein
werden herausgeſtellt. Angriff auf Angriff rollt gegen das Tor
des Polizeiſportvereins; ſelbſt die Sportvereinsverteidigung geht
zeichnet. Hans muß, in roher Weiſe verletzt, ausſcheiden. Werner vorlegen konnte, hatte Darmſtadts Sturm, in welchem beſonders
übernimmt an ſeiner Stelle die Führung. Seine 3 weiteren Wenner 1. gefallen konnte, mit ſeinen Schüſſen ſtarkes Pech.
Tore hätten dem Sportverein 1898 den wohlverdienten Sieg ge= In der zweiten Hälfte wirkte ſich die Ueberlegenheit der
Mann=
ſichert, wenn der Schiedsrichter in ſeiner Ohnmacht, wie oben
er=
wähnt, nicht anders beſtimmt worden wäre. Eine endgültige
Klarſtellung wird die nächſte Zukunft bringen.
Kegeln.
Die 6. Deutſchen Bundesmeiſterſchaften des D. K. B.
kommen im Auguſt 1927 in Mainz zum Austrag. Auf je drei erkennen. Sandhofen kam ſchon bald nach Beginn, durch ein
Bahnarten (Aſphalt, Bohle und Schere) werden ausgetragen.
a) die Einzel= und Bundesmeiſterſchaft mit 4mal 50 Kugeln,
b) die Verbands=Bundesmeiſterſchaft für Zehnermannſchaften
mit 1000 Kugeln und
c) die Senioren=Bundesmeiſterſchaft mit 50 Kugeln.
Die Verbands=Bezirks= und Gau=Schlußkämpfe haben mit
denſelben Kugelzahlen ſtattzufinden wie die
Bundesmeiſterſchaf=
ten und ſind baldigſt in Angriff zu nehmen.
Die Verbandskämpfe müſſen bis 30. April, die Gaukämpfe
bis 30. Juli erledigt ſein.
Zur Seniorenmeiſterſchaft iſt von jedem Gau nur ein Senior
für jede Bahnart, der das 60. Lebensjahr erfüllt hat, zugelaſſen.
Unſere Prognoſe des Vorſonntags über die Neckarquer
be=
ſtätigr ſich heute, denn heute gelang es der Mannſchaft, nur mit
Mühe und Not den Tabellenletzten Sandhoſen wit 3:2 zur
Strecke zu bringen. V.f.R. Mannheim landete einen hohen 7:1= SB. Mannheim=Waldhof—Phönis Mannheim 8:1 (6:0).
Sieg über Darmſtadt und Waldhof legte ſorar den Mannheimer
Negiſter ſeines Könnens aufziehen um ſich der Pirmaſenſer mit
einem 3 2=Sieg zu evwehren. 03 Ludwigshafen beſtärigt mit
einem 5:2=Sieg über Speyer ſeine auſſteigende Form. Die
Tabelle:
V. f. L. Neckarau . . . .
Phönix Ludwigshafen . .
S. V. Mannheim Waldhof
V. f. R. Mannheim . . .
S. V. Darmſtadt 98 . . .
03 Ludwigshafen".
F. C. Pirmaſens
F. V. Speyer ....
Phönix Mannheim .
Sp. Vg. Sandlofen ..."
Sporiverein Darmſiadt 98 — V. f. N.
Mannheim 1:2 (0:2).
Dieſes Spiel war für die Darmſtadder eine bittere Lehre.
Denn die hohe Niedertage war teineswegs die Folge eines
ve=
ſonders ſchlechhen Spedes, das die Sportvereinber gelieſert
hat=
ten; ſie ſoielten vielmehr ſo, wie man es von ihnen Sewohnt iſt.
Uno troodem die hohe Niederbage! Atſo muß doch die
Naſen=
ſpielermännſchaft ein Spiel geliefert haben, das gegenüber dem
der Darmſtdler eine Klaſſe beſſer war. Und wenn man ehrlich
geſtehen. Neicht daß die einzelnen Leute techniſch beſſer
durch=
gebildet wären wie die Darmſtadter; in dieſer Beziehung war
taum ein Un erſchied zu tonſtaieren, abgeſehen von dem Puntt,
daß die Leute des Bezirksmeiſters es meiſterhaft verſtanden,
in durchaus erlaubtem Umſange ihre Körpertrafte einzuſetzen.
Jeder Einzelne der Naſenſpielermannſchaft beſaß eine derartige
törperliche Ausbildung uno Erfahrung, in richtiger Auffaſſung
von ſeinen phyſiſchen Kräften Gebrauch zu machen, daß
ſchlechter=
dings Beſſeres nicht geleiſtet werden konnte. Allevoings hätte
dieſer Unterſchied niemas ausgereicht, um ihnen weit über die
Hälfte des Spieles hinaus die tatſächlich vorhandene
Feldüber=
legenheit herauszuſpielen. Die Urfahe hierzu war vielmehr der
aus, der einzig allein möglich und gewährleiſtet iſt durch ein
tadelloſes Stellungsſpiel der geſamten Läuferreihe. Es war ein
Genuß, zu beobachen, wie aus dieſem überlegten und
vernünf=
tigen Splelaufbau heraus die Tore als ſichever und kaum
ver=
meidbarer Abſchluß fallen mußten. Stürmer wie Grünauer,
Blaß und Fleiſchmann werden bei ſolch guten Torchancen, wie
ſie bei dieſem Spiel ihnen dargeboten wurden, nicht verſäumen,
ſich in außergewöhnlich hohem Maße dem Gegner unangenehm
in Geſtalt von Tortreffern bemerlbar zu machen.
Daß dieſer Aufbau der gegneriſchen Angriffe in dieſer Art
überhaupt möglich iſt, muß narurno wendig in einem Verſagen
der Läuſerreihe ſeine Urfachen haben. Und wenn tar ſächlich die
Darmſtäoter Außenläufer für die Höhe der Niederlage — nicht
jedoch für die Niederlage an ſich — verantwortlich ſind, ſo mag
Ueber den Verlauf der „Begegnung” kurz das Folgende: dies wieder einmal konſtatiert werden. Nicht deswvegen, weil wir
hoffen, dem Uebel abhelſen zu können — das wird bei dem zur
Verfügung ſtehenden Splelerreſervoir laum möglich ſein —
ſon=
ſolche Nieverlogen zuſtande kommen. Man muß in Darmſtadt,
Leiſtungen zeigen kann. Hat die Läuferreihe ihren guten Tag,
dann ktappt es; ſpielt ſie aber nur etwas unter normaler Form,
dann ſind Niederlagen kaum vermeidbar. Wenn noch bemerkt
wird, daß der Darmſtädter Torwächter eine ſehr gute Leiſtung
vollbrachte und eine Reihe ſchwerſter Bälle mit großer
Sicher=
heit hielt, dann wird der hier wiedergegebenen Auffaſſung wohl
wwiderſpruchslos zugeſtimmt werden müſſen.
Zum Spielverlauf ſelbſt nur ſo viel, daß der Sportverein
in der erſten halben Stunde dem V. f. R. ein gleichwertiges Spiel
zum Angriff nach vorne. Der Polizeitorhüter arbeitet ausge= lieferte. Während jedoch in dieſer Zeit Mannheim zwei Tore
heimer in oben geſchilderter Weiſe aus. Trotzdem war das
Spiel nie einſeitg. Herr Huſſel aus Nürnberg als
Schieds=
richter hatte bei dem fairen Spiel beider Mannſchaften eine
leichte Aufgabe.
Sp.=Vg. Sandhofen—V. f. L. Neckarau 2:3 (1:1).
Die Kampfkraft der Neckarauer ſcheint bereits erſchöpft zu
ſein, ſie waren geſtern gegen die früheren Spiele nicht wieder zu
Eigentor der Neckarauer zu einem billigen Erfolg. Zeilfelder
holte im Alleingang bei völlig ausgeglichenem Spiel bis zur
Pauſe den Ausgleich. Nach Seitenwechſel vermochte dann der
Tabellenführer durch Zeilfelder und den Linksaußen Keck zwei
Tore vorzulegen. Doch nunmehr übernahmen die Platzbeſitzer
das Kommando und ſchnürten die Neckarauer vollkommen ein.
doch die Ausbeute dieſer Ueberlegenheit war nur ein Tor, das
der Mittelſtürmer im Anſchluß an einen Strafſtoß erzielte.
Phönix Ludwigshafen—F. C. Pirmaſens 3:2 (2:1).
Beide Mannſchaften lieferten ſich einen außerordentlich
hart=
näckigen Kampf, der dem Platzbeſitzer durch zwei Tore von
Guß=
ner und Weber 1. nach 20 Minuten die Führung brachte Pir=
maſens griff aber unentwegt an und konnte bis zur Pauſe durch
Kolb ein Tor aufholen. Nach Seitenwechſel ſtellt Hörnle durch
überraſchendem Vorſtoß auf dem linken Flügel das Reſultat auf
3:1. Pirmaſens wirft nun die geſamte Mannſchaft nach vorne
und bereitet der Phönix=Hintermannſchaft bange Minuten, doch
bis zum Schluß vermögen die ſehr ſympathiſchen Gäſte nur noch
ein Tor aufzuholen.
Das Spiel ſtand im Zeichen völliger Ueberlegenheit der
Phönix mit 8:1 Toren herein. Phöwix Ludwigshafen mußte alle Waldhöfer, die bis zur Pauſe durch Decker, Kohl, Zimmermann
und Hörner ſechs Tore erzielten. Nach der Pauſe kann Phönir
ein Tor aufholen, doch die Waldhöfer erhöhen ohne ſichtliche
An=
ſtrengungen das Reſultat bis zum Schluß auf 8:1 Tore.
F. V. Speyer—F.=Geſ. 03 Ludwigshafen 2:5 (2:1).
Den Ludwigshafenern wurde heute der Sieg inſofern leicht
gemacht, als der vorzügliche Speyerer Mittelftürmer Bös ſchon
bald nach Beginn empfindlich verletzt wurde und ſpäter nur noch
als Statiſt mitwirken konnte. 03 ging durch Feſer in Führung,
doch der Einheim’ſche Kalbrechte Heck ſchafſte alsbald den
Aus=
gleich, und in der 35. Minute erzielte er durch placierten Schuß
die Führung. Nach der Pauſe verlor der einheimiſche Sturm
durch den Ausfall von Bös den Zuſammenhang vollſtändig,
ſodaß es nicht allzu großer Kunſt des Ludwigshafener
Innen=
ſturms bedurfte, um bis zum Schluß vier weitere Tore zu
er=
zielen, womit der Sieg geſichert war.
Union Darmſtadt — Olympia Lampertheim 3: 4.
Dem Schiedsrichter Goldbach aus Frankfurt ſtellten ſich die
beiden Mannſchaften zum Rückſpiele. Mit dem Anſtoß entwicklelte
ſich ſofort ein flottes Spiel, das Union leicht im Vorteil ſah.
Ob=
wohl Union nicht komplett war, zeigte die Mannſchaft doch ein
ſchönes Zuſammenſpiel. In der erſten Halbzeit hätte Union in
Führung liegen können, aber das Spiel ſtand 1:1. — In der
zweiten Halbzeit waren ſich in den erſten 20 Minuten die
Mann=
ſchaften ebenbürtig, bis Union ſich wieder vergaß. Lamperiheim
erkannte die Schwächeperiode und es dauerte auch nicht lange,
ſo hatte der Eaſt das Spiel auf 4:2 zu ſeinen Gunſten
entſchie=
den. Erſt jetzt erkannte Darmſtadt den Ernſt der Lage und ging
mit Macht ans Werk. Es langte jedoch nur noch zu 4:3, obwohl
ziemlich auf des Gegners Heiligtum geſchoſſen wurde. —
Darm=
ſtadt war ohne ſeinen Mittelläufer und Halblinken angetreten
und hatte noch den groben Fehler begangen, daß der ſeitherige
Torwächter Bopp als Stürmer tätig war. Dieſe Umſtellung
brachte die Niederlage. Unions Mittelläufer ließ in der zweiten
Halbzeit ſehr nach, dadurch konnte Lampertheim Fuß faſſen. Die
Gäſte ſtellten eine ſehr flinke Mannſchaft ins Feld, die die
rich=
tige Spielweiſe für Verbandsſpiele den Zuſchauern bot. Ein
Spiel auf Sieg zeigte Lampertheim, während Union durch
tech=
niſche Feinheiten das Spiel für ſich entſcheiden zu können glaubte.
Liga=Erſatz Union gegen Liga=Erſatz Griesheim 6:1
(Ecken 7: 2).
F. C. Eintracht—F. V. Michelſtadt 3:0 (0:0).
Auch das letzte Treffen der Vorrunde konnte Eintracht
ſieg=
reich geſtalten und damit iſt die vorgenommene Revanche
ge=
lungen. Mit wenigen Ausnahmen gab Eintracht während des
ganzen Spiels den Ton an und nur ſeinem rechten Verteidiger
kann es Michelſtadt verdanken, daß die Niederlage keine höhere
wurde. Auch der Mittelſtürmer zeigte Talent, brachte aber durch
vieles Trippeln und eigennütziges Spiel ſeine Mannſchaft um
den Erfolg. Der Reſt verſuchte fehlendes Können durch Eifer
zu erſetzen. Bei Eintracht war es wieder das alte Uebel.
Hinter=
mannſchaft ſehr gut, während der Sturm im Auswutzen der
ge=
ſchaffenen Torgelegenheiten viel zu wünſchen übrig ließ.
Mit=
unter zeigte man ſehr verſtändnisvolles Zuſp.el, um dann wieder
die ausſichtsreichſten Sachen zu vermaſſeln. Wenn es trotzdem
zu einem Sieg langte, ſo iſt das dem beſſeren techniſchen Können
und dem unbeugſamen Siegeswillen, den die Eintrachtelf an den
Tag legte, zu verdanken. Auich in dieſem Spiel wurde ein
Hand=
elfmeter verſchoſſen. Der Schiedsrichter war in den Regeln nicht
ganz ſattelfeſt, aber ſonſt zufriedenſtellend. Ein von zwei
Stür=
mern eingedrücktes Tor wurde von ihm wegen Abſeits nicht
gewertet,
Sportvgg. 04 Arheilgen—Fußb. C. Biblis 5:1 (1:0).
Im Anſtoß erzielen die Arheilger eine ergebnisloſe Ecke. Im
Gegenangriff erzwingen die Bibliſer einen Strafſtoß, der von
Völger ſchlecht und mit Glück abgewehrt wird. Biblis legt ſich
mächtig ins Zeug und wird durch die ſehr leichtſinnig ſpielenden
Arheilger erheblich unterſtützt. Bauer ſteht im Alleingang allein
vorm Bibliſer Tor und ſchießt daneben. Einen Prachtſchuß von
Mükrich lenkt der Bibliſer Torwart ſchön über die Latte. In der
26. Minute verwandelt Arheilgen einen Straſſtoß durch
Pracht=
ſchuß von Becker. Arheilgen liegt nun fortwährend im Angriff
und verpaßt viele Gelegenheiten im Uebereifer. Halbzeit 1:0 für
Arheilgen. Nach der Pauſe beſinnen ſich die Mühlchenleute auf
ihr wirkliches Können und erzielen innerhalb 10 Minuten 3 Tore
durch Krug. Biblis läßt jedoch nicht locker und erzielt im
Durch=
bruch das längſt verdiente Ehrentor. Kurze Zeit ſpäter wird der
Arheilger Halbrechte unfair behindert. Elfmeter für Arheilgen,
den Krug verwandelt. Die reſtlichen Minuten ſehen die Gegner
abwechſelnd im Angriff. Die Bibliſer haben am Mühlchen
an=
genehm enttäuſcht. Wenn man in Betracht zieht, daß Biblis um
den Verbleib in der Liga kämpft, iſt das muſtergültige Verhalten
der Spieler nicht genug zu loben. Auch ſpieleriſch macht die
Mannſchaft einen ſehr guten Eindruck, obwohl ſie techniſch noch
viel zu lernen hat. Die beſten Leute waren Tormann, linker
Ver=
teidiger und Mittelläuſer. Die Vereinigung war gegen vorigen
Sonntag nicht wieder zu erkennen. Im Sturm macht ſich das
Fehlen Murmanns doch bemerſkar, den Krug nicht ganz erſetzen
kann. Darüber täuſchen auch deſſen vier Tore nicht hinweg. Sehr
gut waren Mittel= um) lin er Läufer. Schie srichter Müller=
Mutterſtadt äußerſt kor, it und peinlich genan in ſeinen
Ent=
ſcheidungen.
Seite 6
Montag, den 20. Dezember 1926
Nummer 352
Viktoria Griesheim—Germania Pfungſtadt 2:2 (1:2).
Pünktlich halb 3 Uhr gibt der Schiedsrichter den Ball frei;
es entwickelt ſich ſofort ein flottes Spiel: Pfungſtadt hat ſich
beſſer gefunden und erzielt auch in der 18. Minute ſein erſtes Tor.
Jetzt lommt auch Griesheim mehr auf, aber der Sturm weiß
mit den gegebenen guten Bällen nichts anzufangen, beſonders
der Hälbrech,e zeichnet ſich in dieſer Hinſicht beſonders aus, in
der 30. Minute ein ſchönes Durchſpiel Pfungſtadts und die
Par=
tie heißt 2:0.. Jetzt ſtrengt ſich Griesheim mächtig an und in der
35. Minute gelingt es dem Mittelſtürmer, ein Tor zu erzielen,
bei Pfungſtndt macht ſich der Ausfall von Eſſers beſonders
be=
merkbar, der nicht bei der Partie iſt. Halbzeit 2:1 für
Pfung=
ſtadt. — Nach der Pauſe drängt Griesheim auf Ausgleich, aber
Pfungſtadts Hintermannſchaft iſt nicht zu ſchlagen, in einem
Gedränge in der 65. Minute vor Pfungſtadts Tor heißts ſchon
Tor, aber der Pfeifenmann achtet dasſelbe nicht. Er ſtand in der
Mitte und konnte den Ball nicht ſehen, Pfungſtadt ſtrengt ſich
mächtig an, das Reſultat zu halten, ſeine Stürmer machen nur
noch vereinzelte Durchbrüche; endlich, in der 80. Minute kann der
Linksaußen von Griesheim den wohlverdienten Ausgleich
erzie=
len. In den letzten Minuten ſtrengen ſich beide Parteien noch
mächtig an, aber es gelingt nichts mehr; das Reſultat entſpricht
dem Spielverlauf. Der Schiedsrichter konnte gefallen; die
Her=
ausſtellung des linken Läufers von Pfungſtadt war am Platze in
den letzten Minuten.
Die Verbandsſpiele im Bezirk Rheinheſſen =Saar.
Die Lage iſt immer noch ungeklärt, keiner der beiden
füh=
renden Mannſchaften gelingt ein entſcheidender Vorſprung. Mit
5:1 Toren iſt der Sieg des FSV. Mainz 05 gegen Boruſſia
Neunkirchen ausgefallen. Wormatia mußte mit 1:1 einen Punkt
in Bingen laſſen. Saar 05 kommt ſtark auf, diesmal mußte der
1. FC. Idar mit 4:1 Toren ſich geſchlagen bekennen. Der 4:0=
Sieg der Wormſer Alemannen über Eintracht Trier iſt als
nor=
mal zu betrachten. Die Tabelle lautet:
Wormatia Worms .
Sp. V. Mainz 05 . .
S V.Wiesbaden . . .
F. V. Saarbrücken . .
Haſſia Bingen . .."
Alemannia Worms.
Bornſſia Neunkirchen
1. F. C. Idar ....
Saar 05 Saarbrücken
Eintracht Trier ..."
Der Sieg der Mainzer iſt dem Spielverlauf nach entſchieden
zu hoch ausgefallen, beſonders in der erſten Halbzeit vermochte
Boruſſia zeiweiſe ſtark zu drängen und konnte durch ein in der
30. Minute durch den Halblinken erzieltes Tor die Führung bis
zur Pauſe beibehalten. Nach dem Seitenwechſel kommt dann
Mainz ſtark auf und kann i der 10. Minute durch Verwandlung
eines Elfers den Ausgleich erzielen. In der Folgezeit iſt es
dann Zimmermann, der heute glänzend disponierte Halbrechte,
der durch ſeine außerordentlich gefährlichen Durchbrüche vom
Glück begünſtigt zunächſt drei Tore vorzulegen mag. Doch die
Boruſſen geben ſich nicht endgültig geſchlagen und leiten
vorüber=
gehend gefährliche Angriffe ein. Die Mainzer Hintermannſchaft
iſt aber auf dem Plan und kann die Angriffe erfolgreich
ab=
wehren. Zum Schluß hat dann Mainz wieder das Heft in der
Hand und vermag durch zwei weitere Tore von Zimmermann das
Reſultat auf 5:1 zu ſtellen.
Haſſia Bingen—Wormatia Worms 1:1 (1:0).
Bingen hat ſchon in früheren Spielen den Beweis ſeiner
Schlagkraft erbracht, und ſo erſcheint das Reſultat, zumal auf
dem Bingener Platz aufgeſtellt, durchaus erklärlich. Der Bingener
Sturm zeigte ſich beſonders in der erſten Halbzeit ſehr
angriffs=
freudig und machte in raumgreifenden Flügelangriffen der
Wormſer Hintermanſchaft ſehr zu ſchaffen. Bereits in der
fünf=
ten Minute verwandelt der einheimiſche Rechtsaußen Jagel eine
Flanke des Linksaußen direkt aus der Luft. Bingen vermag bis
zur Pauſe ſtets leicht im Angriff zu liegen ohne allerdings das
Skore zu erhöhen. Nach Seitenwechſel macht ſich aber doch
zu=
nächſt bei den Einheimiſchen eine gewiſſe Schwächeperiode
be=
merkbar und Winkler kann in der 1. Minute ſogleich den
Aus=
gleich erzielen. Doch die Wormſer verſuchen vergebens in der
Folgezeit die ſtabile Bingener Hintermannſchaft zu überwinden,
in der ſich beſonders Grundel auszeichnet, und dem das
Haupt=
verdienſt an dem Unentſchieden zukommt.
Saar 05 Saarbrücken—1. F. C. Idar 4:1 (2:1).
Die Saar=Mannſchaft zeigte ſich heute in einer bisher noch
nicht erreichten Form, ſo daß der Sieg in dieſer Höhe verdient iſt.
Trotzdem Idar den Zuſammenhang in allen Mannſchaftsteilen
ſtark vermiſſen ließ, erzielte es in der 12. Minute durch den
Rechtsaußen Meng das erſte Tor. Saarbrücken kommt nunmehr
ſtark auf und kann nach einer viertelſtündigen Drangperiode den
Ausgleichstreffer durch Wieſe I erzielen. Zehn Minuten ſpäter
verſchafft der Mittelläufer Bretzing (früher Waldhof) durch einen
Bombenſchuß den Einheimiſchen die Führung. Idar gibt ſich
ſchon jetzt geſchlagen und die Saarmannſchaft beherrſcht das
Spiel vollkommen. Fünf Minuten nach der Pauſe verwandelt
der Mittelſtürmer Schäfer einen Strafſtoß durch Kopfball zum
dritten Tor und kurz vor Schluß kann der Linksaußen Thewald
den vierten Treffer anbringen.
Alemannia Worms—Eintracht Trier 4:0 (2:0).
Das Spiel war eine durchaus einſeitige Angelegenheit der
Einheimiſchen, die freilich bei ihrer beſſeren techniſchen und
tak=
tiſchen Durchbildung das Spiel jederzeit in der Hand hatten.
Bereits in der 5. Minute ſchoß Becker das erſte Tor, dem Kühnel
durch Kopfball 6 Minuten ſpäter das zweite folgen ließ. Nach
der Pauſe beſchränkte ſich Alemannia mehr oder weniger auf
De=
monſtration von Muſterkombinationen, und dies war umſo
leich=
ter, als drei Spieler der Trierer ihre Mannſchaft ohne Grund im
Stiche ließen, in dem ſie freiwillig das Feld räumten. Euler und
Ender konnten ohne Mühe das Reſultat auf 4:0 ſtellen, wobei
noch ein Elfer großzügig verſchoſſen wurde.
Mainbezirk.
Die Favoriten haben im Mainbezirk am Sonntag wit einer
Ausnahme nicht nur geſiegt, ſondern ſogar recht hohe Reſultate
zu Wege gebracht. So ſchlug der Meiſter FSV. Frankfurt die
Frankfurter Germanen, in überlegener Faſſon mit 7:1 Toren,
Noch beſſer machte der Tabellenzweite Eintracht Frankfurt ſeine
Sache, der Hanau 94 gar mit 7:0 nach Hauſe entließ. Klar
er=
fochten iſt auch der 6:3=Sieg von Union Niederrad gegen
Vik=
toria Aſchaffenburg, die damit hinter die Jonier zurückfällt. Nicht
unerwartet kommt der 1:0=Erfolg von Rot=Weiß in Iſenburg
gegen den V.f.L. Lediglich die klare 3:1=Niederlage der
Offen=
bacher Kickers in Hanau gegen 93 kommt unerwartet und koſtet
die Offenbacher wohl definitiv den dritten Platz in der Tabelle,
15 Tore
52:14 Pur
26 Eintracht Frankfurt . . . 15 36:16 24 Rot Weiß Frankfurt. 15 27:16 19 Offenbacher Kickers 15 26:22 Germania Frankfurt 15 23:28 1 Hanau 93
... 15 22:26 V. f. L. Neu=Iſenburg . . 15 22:30 12 Union Niederrad . . . . 15 39:41 10 Viktoria Aſchaffenburg . . 15 24:49 Hanau 94 . ... . 15 10:40 7
Bezirk Württemberg/Baden.
Die Verbandsſpiele im Bezirk Württemberg=Baden brachten
mit der unerwarteten Niederlage des Meiſters und
Tabellen=
führers Karlsruher FV. gegen die Stuttgarter Kickers 5:2 eine
große Ueberraſchung. Da der V.f.B. Stuttgart einen knappen
3:2=Sieg gegen den SC. Freiburg herausholte, ſo hat er ſich
da=
mit an die Spitze der Tabelle geſetzt, die er wohl zu halten
verſtehen wird. Phönix Karlsruhe hat durch einen 5:2=Sieg
gegen den SC.=Stuttgart erneut ſeine Spielſtärke unter Beweis
geſtellt. Mit einem Unentſchieden von 1:1 gegen Heilbronn hat
Bezirk Bayern.
Die erſte Niederlage des 1. F. C. Nürnberg.
Als Senſation iſt die Niederlage des 1. FC. Nürnberg gegen
München 1860 anzuſehen, eine Niederlage, die zwar ſeine
Meiſter=
ſchaft in keiner Weiſe gefährdet, aber doch bewinkt, daß es in
Süddeutſchland jetzt keine ungeſchlagene Mannſchaft mehr. gibt.
1860 ſchiebt ſich durch ſeinen Sieg auf den dritten Platz, da
Sp. Vg. Fürth und Bayern München ſich mit 1:1 unentſchieden
trennten. Die Bayern ſtehen aber immer noch um einen Punkt
rekativ günſtiger als 1860. Der ASV. Nürnberg gewann gegen
1.F. C. Nürnberg.
Sp. Vg. Fürth
1860 München
Bayern München
A. S. V. Nürnberg
Wacker Aüichen
V. f. R. Fürth .
1. F. C. Bayreuth.
Schwaben Augsburg
F. C. Fürth
SV. München 1860 ſchlägt den 1. FC. Nürnberg 1:0 (0:0).
Bisher der einzige noch ungeſchlagene Verein in
Süddeutſch=
land, mußte der 1. FC. Nürnberg am Sonntag doch zum erſten
Male zwei Punkte abgeben, eine Niederlage, die zwar nicht
ver=
dient iſt, dennoch aber bei dem läſſigen Angriffsſpiel der
Nürn=
berger erwartet werden mußte. Beide Mannſchaſten ſtützten ſich
vornehmlich auf die Abwehr, die ganz hervorragendes leiſtete.
Während dagegen die Münchener ziemlich ſorſch angriffen,
ſpielie der Clubſturm viel zu weich und vor allem auch zu
lang=
ſam. So war es kein Wunder, daß bei einer ſo vorzüglichen
Hintermannſchaft nicht durchzukommen war. Das Spiel verlief
in der erſten Halbzeit ausgeglichen, ohne beſondere Mowente zu
bringen. Nachdem die Seiten torlos gewechſelt wurden, ging
der Club in der zweiten Spielhälfte euvas mehr, aus ſich heraus
und drängte, konnte ſich aber nicht durchſetzen, da die Münchener
Verteidiger immer wieder rettend dazwiſchenfuhren und die
nicht genügend kräftig angeſetzten Vorſtöße unterbanden. Zudem
verſuchten die Münchener, das Ergebnis möglichſt ſo zu halten,
um wenigſtens einen Punkt ſicher zu halten. Somit wurde die
Mannſchaft nach Möglichkeit zurückgezogen und nur drei
Stür=
mer vorn in Lauerſtellung gelaſſen, um hier gegebenenfalls eine
ſich bietende Gelegenheit auszunutzen. Eine ſolche Gelegenheit
bot ſich dann auch, zumal die Nürnberger Verteidigung viel zu
weit aufrückte. In der 24. Minute kamen die 60er gut vor, die
Verteidigung war überſpielt, der Halbrechte erhielt eine Vorlage
von links und ſandte an dem hevauslauſenden Spuhlfaut vorbei
zum einzigen und ſiegbringenden Tor des Tages ein. Der jetzt
einſetzende Endſpurt der Nürnberger reichte nicht mehr aus, um
wenigſtens das unbedingt verdiente Unentſchieden zu erlangen.
Trotz mancher ſich bietenden Gelegenheit wußten die Münchener
ihr Tor rein zu halten. Der Schiedsrichter Morheimer=
Mann=
heim leitete zufriedenſtellend.
Fußballergebniſſe.
Brandenburg.
Abteilung 4: Hertha=BSC. Berlin — Tasmania
Neu=
kölln 6:1. Tennis=Boruſſia Berlin — Minerva Berlin 0:1.
Vorwärts Berlin — Union 92 Berlin 2:0. Alemannia Berlin
— Wedding 6:1. Meteor Berlin — Preußen Berlin 2:2.
Abtei=
lung B: Schöneberger Kickers — Polizei=SV. Berlin 2:2.
Span=
dauer SV. — Union Potsdam 1:2. SC. Charlottenburg —
Vik=
toria Berlin 1:1. Berliner SV. 92 — Norden=Nordweſt Berlin
1:2. 1. FC. Neukölln — Union Oberſchöneweide 1:1.
Nordoſtdeutſchland.
Preußen Stettin — Blücher Stettin 2:1.
Norddeutſchland.
Bezirk Hamburg: Hamburger SV. — FC. Altona 93 9:2.
Teutonia Hamburg — FC. Blankeneſe 2:5. FC. Ottenſen —
FC. Nienſtedten 5:3. Rothenburgsort — Sperber Hamburg 1:3.
Bezirk Haarburg: Raſenſport Harburg — Boruſſia Harburg 5:3.
SV. Harburg — SC. Uelzen 4:2. Bezirk Kiel: Boruſſia
Gaar=
den — Union=Teutonia Kiel 4:4. Holſtein Kiel — BV. Gaarden
9:1. Hohenzollern=Hertha Kiel — Nordmark Flensburg 6:1.
Bez. Hannover=Braunſchweig: Werder Hannover — Leu
Braun=
ſchweig 6:3. Arminia Hannover — Boruſſia 1911 Hannover 4:1.
V.f.B. Braunſchweig — Sp. Vg. Hildesheim 2:3. Eintracht
Han=
nover — V.f.L. Helmſtedt 4:0.
Weſtdeutſchland.
Bergiſch=Märkiſcher Bezirk: Fortuna Düſſeldorf — V.f.B.
Remſcheid 7:0. BV. Solingen=Gräfrath — Sp. Vg. Ratingen 1:4.
SC. Sonnborn — FC. Solingen 95 9:1. V.f.L. Benrath — Turu
Düſſeldorf 1:3. Eller 04 — SS. Elberfeld 3:2. SC. Kronenberg
— Germania Elberfeld 5:1. Rheinbezirk: Sp.Vg. Köln=Sülz 07
— Mülheimer SV. 10:2. V.f.R. Köln — Dürener SC. 03 2:1.
Rhenania Köln — Kölner SC. 99 2:2. Godesberg — Tura Bonn
0:0. Jugend Düren — Bonner FV. 0:2. Viktoria Köln —
Köl=
ner BC. 2:2. C.f.R. Köln — Vingſt 05 3:1. Dürener Sp.V. —
FV. Lindenthal 4:0. Alemannia Aachen — SV. Lürrip 1:2.
Boruſſia M.=Gladbach — Sp.Vg. Rheydt 3:4. SC. Odenkirchen
07 — SC. M.=Gladbach 4:3. Ruhrbezirk: BV. Alteneſſen —
Ger=
mania Bochum 5:1. T.u. S. 48 Bochum — Preußen Bochum 1:0.
Eſſener SV. 99 — Sportfreunde Eſſen 3:1. MBV. Linden —
Schwarz=Weiß Eſſen 3:0. V.f.B.=Alemannia Dortmund —
Bo=
ruſſia Dortmund 4:1. Sp.Vg. Langendreer 04 — FC. Schalke
04 1:3. SC. Gelſenkirchen 07 — Erle 08 2:0. Union
Gelſen=
kirchen — SC. Dortmund 95 1:2. Weſtfalenbezirk: Union
Reck=
linghauſen — SC. 08 Münſter 1:9. Weſtfalia Scherlebeck —
Bo=
ruſſia Rheine 1:3. FV. 06 Osnabrück — SV. 09 Greven 5:3.
V.f.K. Hamm — Hammer Sp. Vg. 2:10. V.f.B. Bielefeld — V.f. L.
Osnabrück 5:0. Union Herford — Arminia Bielefeld 0:1.
Nieder=
rheinbezirk: Preußen Duisburg — Duisburger Sp.V. 1:6.
V.fb.B. Ruhrort:— Sp. Vg. Oberhaufen=Sthrum 1:3. FV. 08
Duisburg — Union Hamborn 5:1. Sp.V. Meiderich — BV.
Beek 0:4. Preußen Krefeld — Sp.C. Sterkrade 3:1.
Südweſt=
falenbezirk: SC. Hagen 05 — Jahn Werdohl 5:1. Hagen 72 —
Neheim 08 8:3. V.f.B. Weidenau — SV. Plettenberg 4:1. Bezirk
Heſſen=Hannover: Hermannia Kaſſel — Kurheſſen Kaſſel 0:7.
V.f.B. Gießen — Heſſen 09 Kaſſel 2:2. Sp. V. Göttingen — Tura
Kaſſel 1:5. Sport Kaſſel — Sp.Vg. Hellas Münden 12:2.
Ein=
beck 05 — SC. 03 Kaſſel 2:5.
Mitteldeutſchland.
Gau Oſtthüringen: SC. Weimar — SV. Richthofen
Wei=
mar 1:1. Sp.Vg. Jena — 1. SV. Jena 1:1. SC. Apolda —
V.f.B. Apolda 2:4. V.f.B. Rudolſtadt — Vimaria Weimar 6:4.
Gau Nordthüringen: Sp.Vg. Erfurt — V.f.B. Erfurt 2:1.
Ger=
mania Ilmenau — SC. Stadtilm 1:6. SV. Arnſtadt — SC.
Erfurt 0:1. Gau Weſtſachſen: Planitzer SC. — V.f.L. Zwickau
3:1. Meerane 07 — Ring Croſſen 17:1. V.f.L. Schneeberg —
Zwickauer SC. (Pokalſpiel) 7:2. Gau Mittelſachſen: National
Chemnitz — Chemnitzer BC. 3:8. Preußen Chemnitz —
Teuto=
nia Chemnitz 2:2. Sturm Chemnitz — Wacker Chemnitz 2:3.
V.f.B. Chemnitz — V.f.L. Harthau 2:5. Hellas=Germania
Chem=
nitz — Polizei=SV. Chemnitz 3:1. Gau Dſtſachſen: V.f.B.
Dres=
den — Brandenburg Dresden 9:2. Dresdenſia Dresden — BC.
Radebeul 4:0. Sp.Vg. Dresden — Dresdener=SC. 0:3. Ring
Dresden — Guts Muts Dresden 2:1. FV. 06 Dresden — FG.
1893 Dresden 4:3. Gau Nordweſtſachſen: V.f.B. Leipzig —
For=
tuna Leipzig 4:1. Arminia Leipzig — Eintracht Leipzig 2:0.
Viktoria Leipzig Wacker Leipzig 2:2. Olympia=Germania
Leipzig — Sp.Vg. Leipzig 3:2. Mittelelbgau: Fortuna
Magde=
burg V.f.L. Neuhaldensleben 4:2. Germania Magdeburg
— 98 Deſſau (Geſ.=Spiel) 2:4.
Fußball im Ausland.
Länderſpiele. In Vigo: Spanien — Ungarn 4:2. In
Leiceſter; England — Schottland (Amateure) 1:4 (1:1).
England. 1. Liga: Aſton Villa — Huddersfield Town 3:0.
Bolton Wanderers — Sunderland 2:2. Burnley — Everton 5:1.
Cardiff City — Blackburn Rovers 0:1. Derby County — Bury
2:0. Leeds United — Sheffield Wednesday 4:1. Liverpool ——
Weſtham United 0:0. Mancheſter United — Weſtbromwich Albion
2:0. Newcaſtle United — Leiceſter City 1:1. Sheffield United
Birmingham 4:3. Arſenal — Tottenham Hotſpurs 2:4.
2. Liga: Bradford City — Mancheſter City 4:3. Chelſea —
Dar=
lington 2:2. Clapton Orient — Reading 5:1. Hull City —
Ful=
ham 2:0. Middlesbrough — Swanſea Town 7:1. Notts County
— Blackpool 2:3. Port Vale — Nottingham Foreſt 0:2. Preſton
Northend Portsmouth 1:2. Southampton — Barnslay 3:1.
South Shields — Oldham Athletic 4:1. Wolverhampton
Wan=
derers — Grimsby Tovn 3:4.
Schottland. Airdreonians — Johnſtone 6:1. Clyde —
Mor=
ton 6:0. Dundee United — St. Mirren 2:1. Dunfermline —
Hearts 7:2. Falkirk — Hamilton Academicals 8:2. Hibernians
— Cowdenbeath 2:0. Kilmarnock — Rangers 0:0. Motherwell
— Aberdeen 1:0. Partick Thiſtle — Celtic 0:3.
Oeſterreich. SC. Wien — Admira Wien 0:3. Brigittenauer
AC. — Hakoah Wien 1:1. Wiener AC. — Slovan Wien 2:3.
Tſchechoſlowakei. Sparta Prag — Teplitzer FK. 3:1. Slavia
Prag — Cechoſlovan Koſiro 7:2. DFC. Prag — Union
Zis=
kow 10:0.
Schweiz. Meiſterſchaftsſpiele. Grashoppers Zürich
— FC. Winterthur 9:1. Blue Stats Zürich — FC. Lugano 3:8.
Nordſtern Baſel — Concordia Baſel 5:2. FC. Aarau — Young
Boys Bern 0:4. Urania Genf — FC. Chaux de fonds 3:3. FC.
Biel — Lauſanne Sports 3:2.
Italien. Brescia — Genova 1:0. Internationale Mailand
— Napoli 9:2. Hellas — Juventus Turin 1:0. Alba Rom —
Caſale 0:1. Pro Vercelli — Modena 0:0. Torino — Liyenv
8:0. Andrea Doria — Aleſſandria 2:1. Padova — FC. Bologna
3:2. Sampierdareneſe — Milanclub Mailand 3:1. Cremoneſe
— Fortitude Rom 7:0.
Frankreich. US. Suiſſe — CA. Paris 0:6. Stade
Fran=
caiſe — Red Star=Olympique Paris 1:3. SC. Eſt — Club
Frangais Paris 1:3. CAS. Genéraux — CA. Vitry 1:2.
Jugoſlawien. Privatſpiel: Gradjanſki Agram — Vienna
Wien 5:1.
Holland. Abteilung 1: Sparta Rotterdam — t Gooi
Hilver=
ſum 5:3. FC. Dordrecht — Stormvogels Ymuiden 2:7. RC.
Haarlem — Blau=wit Amſterdam 2:2. VV. den Haag — VC. 1:3.
Aſax Amſterdam — Excelſior Rotterdam 3:0. Abteilung 2:
Feijenoord Rotterdam — FC. Haarlem 6:2. ASC. Leiden —
FC. Zaandam 10:2. VV. Utrecht —VOC. Rotterdam 2:1. FC.
Hilverſum — EDO. Haarlem 1:1. Abteilung 3: Enſchede Boys
DOTO. 4:1. Go Ahend Deventer — VV. Hengelo 0:2.
Wage=
ningen — Kobur et Velocitas 5:2. Abteilung 4: Willem II
Will=
burg — NOAD. Tilburg 1:1. NAC. Breda — VV. Breda 9:0.
FC. Roermond — PSV. 1:3. Abteilung 5: VV. Groningen —
Velocitas Groningen 0:9. Leuwaarden — VAV. Groningen 4:2.
Handball.
F. C. Union I.—Rotweiß II. 4:1 (1:1).
Auf dem Sportplatz an der Heidelberger Straße ſtanden ſich
am geſtrigen Sonntag obige Mannſchaften zu einem
Freund=
ſchaftsſpiele gegenüber. Beide Mannſchaften hatten ſich wit je
2 Mann Erſatz dem Unparteiiſchen Werner aus Langen
gegen=
übergeſtellt, welcher — außer einigen geringen Fehlentſcheidungen
— ſehr gut leitete. Zu dem Spielverlauf folgendes: Nach dem
Anwurf von Rotweiß entwickelte ſich ſofort ein flottes Spiel, daß
ſich in den erſten 15 Minuten ſchon beide Torwächter erheblich
anſtrengen müſſen, um ihrer Sache gerecht zu werden. Ein ſehr
gut gelungener Durchbruch in der 16. Minute konnte den
Rot=
weißen die Führung übergeben. Lange ſollte die Freude nicht
danern und ſchon hattene die Beſſunger gleichgezogen. Bis zur
Pauſe konnten die Unioniſten zu keinem Erfolg mehr kommen,
da die beſtgemeinten Angriffe in den Händen des Torwächters
landeten. Nach der Pauſe wurden in gleichen Abſtänden 3
wei=
tere Tore erzielt und ſomit das gleiche Ergebnis wie im Vorſpiel
errungen. Vor Rotweiß dürften Mittelläufer und Torwächter
die Stützen der Mannſchaft ſein. Auch der Rechtsaußen konnte
ſehr gut gefallen. Den anderen Spielern gehörte ein Geſamtlob.
Bei Union waren die 3 Mittelſtürmer der Kern ſowie Torwächter
und linker Läufer. Die Verteidigung dürfte etwas entſchloſſener
ſein. Die übrigen Spieler kommen über Durchſchnittsleiſtungen
nicht hinaus.
Schießſport.
„Windmühle” hatte geſtern zum Abſchlußſchießen (Wild und
Geflügel) eingeladen. Während des ganzen Tages herrſchte reges
Leben und Treiben, und zahlreich waren die Schießſportler
er=
ſchienen. Hart war der Kampf, wollte doch jeder ſeinen
Weih=
nachtsbraten hier holen. Zieht man in Betracht, daß ſich einige
der beſten heſſiſchen Schützen gegenüberſtanden, ſo kann man den
Kampf in ſeiner einzelnen Form ermeſſen. Geſchoſſen wurde auf
50 Meter, 2 Schuß liegend, 2 kniend, 1 ſtehend freihändig, 10er
Scheibe (deutſche Sportbehörde). Die Reſultate waren folgende:
1. Schneider 48 Ringe, 2. Grimm 46 Ringe, 3. Schnatz 45 Ringe,
4. Preſtel 45 Ringe, 5. Sixt. Schmitt 45 Ringe, 6. Gräf 44 Ringe.
7. Echrich 44 Ringe, 8. Bender 43 Ringe, 9. Max Schmitt 43
Ringe, 10. Rohde 43 Ringe. Vorſtehende Ergebniſſe ſind als recht
gut zu bezeichnen. Wir dürfen bereits ſchon heute auf einen
Wett=
ſtreit im Einzel= und Mannſchaftsſchießen aufmerkſam machen,
der anfangs Januar ausgetragen wird. Auch hier wird ſich
zei=
gen, daß die „Blinden Heſſen” zu ſchießen verſtehen. Gut Schuß!
Nummer 352
Seite 7
Hygieniſche Forderungen
beim Turnunterricht.
Von
P. Luley, Oberreallehrer und Vorſitzender des Heſſ. T.=L.=Vereins.
Von allen Perſönlichkeiten, die ſich mit dem Werden und
Wachſen unſerer Jugend eingehend und umfaſſend beſchäftigen,
wird die körperliche Erziehung als eine unbedingt notwendige
Ergänzung der geiſtigen Erziehung und damit als ein
weſent=
licher Beſtandteil der Geſamterziehung angeſehen. Aufgabe der
mit der körperlichen Erziehung beauftragten Behörden und
Lehr=
kräfte iſt es nun, die von den beſten Phyſiologen, Hygienikern
und Pſychologen gemachten Forſchungen und Vorſchlage und
auch die ſchon vielerorts in dieſer Beziehung gemachten guten
Erfahrungen in die Tat umzuſetzen. Neben einem
weitblicken=
den, einſichtigen allgemeinen Lehrerſtand muß dieſe Aufgabe
größtenteils in den Händen von dazu aufs beſte ausgebildeten
Fachlehrern liegen, wie ſie Bayern und einige außerdeutſche
Län=
der aufzuweiſen haben. An anderer Stelle iſt dieſe Frage ſchon
eingehend behandelt worden. Ein voller Erfolg hängt aber nicht
allein von dem Erzieherperſonal ab, ſondern auch von einer
Reihe beſonderer Umſtände, die meines Erachtens wichtig genug
ſind, einmal in größerem Umfange zuſamengeſtellt und näher
behandelt zu werden. Darum ſoll dieſe Abhandlung ſich nicht
mit der körperlichen Erziehung im allgemeinen, ſondern nur mit
einem Teilziel, einer neuzeitlichen Schulhygiene
be=
faſſen.
Durch die Ungunſt der Witterung und des Klimas in unſerer
Heimat werden wir doch ſehr oft dazu genötigt, die
Leibes=
übungen in geſchloſſenen Räumen vorzunehmen. Darum hat
man auch in den Städten und größeren Landorten in nächſter
Nähe der Schulhäuſer Turnhallen erbaut. Dieſen
Uebungs=
räumen iſt in vielfacher Hinſicht größte Beachtung zu ſchenken.
Die wichtigſte Frage iſt wohl die Reinhaltung derſelben.
In vielen Fällen iſt ſie durchaus unzulänglich. Die kommt
be=
ſonders daher, daß die Turnhallen mit Straßenſchuhen betreten
werden und daß oft mit ſolchen geübt wird. Ein derartiges
Ver=
fahren muß vom hygieniſchen Standpunkt aus unbedingt
ver=
boten werden. Wieviel Schmutz wird hierdurch in die Halle
ge=
tragen, ſelbſt bei einer gewiſſenhaft gehandhabten Reinigung der
Schuhe uf den vor den Türen liegenden Fußmatten. Darum iſt
es nötig, daß man, wo dies noch nicht der Fall ſein ſollte,
be=
ſondere Umkleideräume ſchafft, in denen Schuhe und Kleider
ge=
wechſelt werden können, ohne daß man dabei ſeinen Weg durch
die Uebungshalle nehmen muß. Und trotz Beſeitigung des eben
bezeichneten Uebels gibt es immer noch allzuviel Staub, der für
Lehrer und Schüler, die gerade durch die neuzeitliche
Turn=
ſchule zu größtmöglichſter Bewegung und Tätigkeit gebracht
wer=
den ſollen und dadurch ein ſtarkes Atmungsbedürfnis entwickeln,
von größtem geſundheitlichen Nachteil werden muß. Der zu
behandelnde Stoff ſchreibt neben den Uebungen im Stehen auch
ſolche im Sitzen, Knien und Liegen vor und erfordert dadurch
größte Reinlichkeit des Bodens. Darum iſt nicht bloß eine
täg=
lich einmalige, ſondern mindeſtens zweimalige gründliche
Reini=
gung des Bodens vorzunehmen. Eine ſolche nach jeder
Uebungs=
ſtunde, wie ſie Hannover ſchon ſeit mehreren Jahrzehnten hat, iſt
die beſte und emtfehlenswerteſte.
Die tägliche Reinigung ſollte mit feuchtem, grobem oder mit
Oel getränktem Sägemehl geſchehen, beſſer aber und noch
wirk=
ſamer iſt das Aufwaſchen mit einem feuchten Tuch.
Der Holzboden iſt jährlich mindeſtens einmal nach
vorausge=
gangener gründlicher Reinigung mit gutem, heißem Oel zu
durch=
tränken. Linoleumbelag muiß leicht gewachſt, doch nicht zu glatt
gemacht werden.
Kokosmatten, die leicht zur Staubbildung neigen, ſollten
durch Matten aus ſtarkem Segeltuch hergeſtellt und mit Leder
beſetzt; Erſatz finden. Wenn auch der Anſchaffungspreis höher
iſt, ſo muß doch die größere Reinlichkeit und Haltbarkeit
aus=
ſchlaggebend ſein.
Neben der Bodenreinigung iſt eine gute Durchlüftung
der Turnhalle notwendig. Bei den Uebungen in der neuen
Kör=
perſchule können auch in der Winterszeit einige Fenſter geöffnet
bleiben, um den Lufthunger der Uebenden gut zu ſtillen. In den
Pauſen muß aber für eine kräftige Durchlüftung geſorgt werden.
Auch ſollte es möglich gemacht werden, daß das Sonnenlicht
täg=
lich mehrere Stunden Einlaß in die Uebungsſtätten erhalten
kann.
Während der kalten Jahreszeit muß die Temperatur
unter der für ſitzende Beſchäftigung notwendigen zurückbleiben.
Doch kann die Heizung keineswegs ganz entbehrt werden.
Die künſtliche Beleuchtung erfolgt am beſten durch
elektriſches Licht. Gasglühlicht iſt zu verwerfen, weil es,
beſon=
ders bei älteren Leitungen, ſchlechte Luft erzeugt.
Durch die Uebungen der neuen Turnſchule iſt es notwendig,
daß man den Turnſchülern am Schluſſe der Uebungsſtunde
Ge=
legenheit gibt, ſich waſchen zu können. Eine
Uebungs=
ſtätte ohne Waſcgelegenheit iſt eine
geſund=
heitliche Verſündigung an der Jugend. Mehrere
Waſchbecken, Fußbadewannen und, wenn möglich, einige
Brau=
ſen entſprechen den geſundheitlichen Forderungen. Dieſe
Waſch=
gelegenheiten ſind mit den Umkleideräumen baulich ſo
anzuord=
nen, daß ſich beide Räume in unmittelbarer Nähe von einander
befinden und ein Betreten der Turnhalle nach Anlegen der
Stra=
ßenkleidung nicht mehr nötig machen.
Wie aus obigem hervorgeht, iſt alſo auf peinlichſte
Reinlich=
keit der Turnhallen zu achten. Darum dürfen dieſe
Räume niemals anderen Zwecken als der der
Leibeskultur dienſtbar gemacht werden.
Kaninchen=
oder Geflügelausſtellungen, Wahlen oder Aufenthalt in der Pauſe
bei Regen und andere mißbräuchliche Benutzung ſind unbedingt
in den Turnhallen zu unterlaſſen und verraten geringes
geſund=
heitliches Verſtändnis. Das Offenlegen von Wahlliſten gar
ent=
zieht dieſe Räume öfter und für längere Zeit ihren wahren
Zwecken. Einem ſolchen Verfahren gegenüber ſollte die
Schul=
leitung unerbittlich ſein.
Auch der Turnplatz muß eine genügende Größe haben
und als erſte Bedingung Staubarmut beſitzen. Die
Spiel=
plätze ſollten ſich in ſtaub= und rußfreier Lage befinden, damit
durch die Laufübungen, die jedes Spiel in ausgiebigem Maße
bringen ſoll, die Lungen gut ausgelüftet und gereinigt werden
können. Auch Turn= und Spielplatz müſſen ſchon der einfachſten
hygieniſchen Forderung halber ie die Turnhallen mit
Umkleide=
räumen und Waſchgelegenheiten verſehen werden.
Ueber die Art, wie man Schulturnhallen baut und ausſtattet,
Turn= und Spielplätze anlegt und einrichtet, geben uns die
außerordentlich klaren „Richtlinien für den Bau und die
Aus=
ſtattung von Schulturnhallen und die Anlage und Einrichtung
von Freiturn= und Spielplätzen” im Auftrag der Bayeriſchen
Landesturnanſtalt ausgearbeitet von W. Hacker, Stud.=Prof. an
der Bayeriſchen Landesturnanſtalt und von der oberſten
Bau=
behörde genehmigt und in München 1926 im Druck erſchienen,
genaue Angaben. Dieſe „Richtlinien” ſeien allen Behörden und
Lehrern, die mit der körperlichen Erziehung der Jugend in
Be=
ziehung ſtehen, warm empfohlen.
Eine weitere wichtige Frage iſt die der Turnkleidung.
Der Lehrer muß auch hierin ſeinen Schülern ein Muſter ſein.
Turnſchuhe und eine beſondere Turnkleidung ſind unerläßlich für
Turnlehrer und =ſchüler, damit für beide Teile keine
geſundheit=
lichen Schädigungen eintreten. Die neue Turnſchule iſt eine
leb=
hafte Bewegungsſchule. Eine Schweißbildung auf dem
Höhe=
punkt der Uebungsſtunde iſt oft kaum zu vermeiden, ja ſogar oft
beabſichtigt. Vielfach üben die Schüler in Oberkleidern und
Montag, den 20. Dezember 1926
Tageshemd. Geſchieht dies, ſo tritt zunächſt eine erhöhte
Schweiß=
bildung ein, während in der darauffolgenden anderen
Unter=
richtsſtunde eine ſtarke Abkühlung des Oberkörpers ſtattfindet.
Dieſer Vorgang kann ſehr leicht die Urſache von ſchlimmen
Er=
krankungen werden.
Schüler und Eltern ſollten durch Belehrung überzeugt
wer=
den, daß das eben geſchilderte Verfahren hygieniſch zu verwerfen
iſt und daß das Ueben, der Schüler mit nacktem Oberkörper oder
mit leichter Turnkleidung keine Erkältung herbeiführt, ſondern,
in der günſtigen Jahreszeit begonnen, eine Abhärtung bewirkt
und damit eine geringere Empfindlichkeit und zugleich eine
größere Widerſtandsfähigkeit gegen Erkrankungen erzielen hilft.
Der Zeitverluſt, der durch die Umkleidung entſteht, kann durch
eine intenſivere und nicht beeinträchtigte Arbeitsweiſe eingeholt
werden.
Für die Schülerinnen empfiehlt es ſich, auch beſondere
Turn=
kleidung anzulegen. Ein nicht zu eng anliegendes Trikot und
eine kurze Hoſe ſind praktiſcher und wirken äſthetiſcher als weite
Bluſen und Röckchen oder Pumphoſen.
Die finanzielle Seite darf bei der Turnkleidungsfrage kein
Hinderungsgrund ſein. Die Erſtellungskoſten der Turnkleider
ſind weit geringer als der Schaden, der durch die Abnutzung der
Tageskleider in den Uebungsſtunden entſteht. Für die ganz
un=
bemittelten Kinder müſſen Staat und Gemeinden unterſtützend
eintreten, wie ſie es auch bei der Beſchaffung von ſonſtigen Lehr=
und Lernmitteln bereits ſeit vielen Jahren tun.
Wie die obige Darſtellung zur Genüge beweiſt, ſind die
Turn=
hallen, Turn= und Spielplätze mit ihren notwendigen
Neben=
räumen ſo zu geſtalten und zu erhalten, daß ſie den
Anforde=
rungen einer neuzeitlichen Schulhygiene entſprechen. Schüler
und Eltern ſind über die Unentbehrlichkeit einer beſonderen
Turnkleidung zu belehren und zu überzeugen.
Wird dann die körperliche Erziehung allerorts von
wohl=
ausgebildeten Fachleuten geleitet, ſo wird ein Geſchlecht
heran=
wachſen, das geſund, kräftig und willensſtark iſt.
Wenn auch durch die Anlage und Erhaltung hygieniſch
ein=
wandfreier Uebungsſtätten dem Staat oder den Gemeinden
Koſten entſtehen, ſo werden ihnen doch andererſeits durch eine
geſunde und kräftige Jugend wirtſchaftliche Kräfte erwachſen, die
dem aufgewendeten Kapital die beſte Verzinſung gewähren.
Außerdem werden noch bedeutende Mittel frei werden, die jetzt
zu Wohlfahrtszwecken in Geneſungsheimen, Kranken= und
Siechenhäuſern in hohem Maße angelegt werden müſſen.
Schach.
Internationales Schachturnier in Meran.
Die 11. Runde des Meraner Schachturniers brachte einige
Ueberraſchungen. Grünfeld zeigte gegen den anziehenden Canal
einmal ſeine wahre Form und führte die Partie ſehr ſchön und
kombinationsreich durch, ſo daß er einen ſchönen Sieg
davon=
tragen konnte. Colle ſpielte mit Dr. Tartakower remis, und da
überraſchenderweiſe der italieniſche Meiſter Roſelli gegen
Prze=
piosda gewinnen konnte, liegen Canal und Colle jetzt punktgleich
an der Spitze. Spielmann vermochte dem ſich ſehr energiſch zur
Wehr ſetzenden Yates doch den Sieg zu entreißen und Patay
ge=
wann gegen den anziehenden Grob. Unentſchieden endete die
Partie Sacchoni—Calapſo, die Partie Koſtiſch—Alimonda hängt
noch. Der Stand des Turniers: Canal und Colle je 8,
Spiel=
mann und Przepiorka je 7½, Dr. Dartakower 6½, Koſtiſch 6
(+ 1), Yates 6, Grünfeld 5½, Sacchoni 4½, Patay und Grob je
4, Alimonda 3 (+ 1), Roſelli 3 und Calapſo 2½ Zähler.
Mannſchaftsboxen um die Gaumeiſterſchaft des Odenwaldgaues.
Am Samstag abend fand in Pfungſtadt bei ausverkauftem
Hauſe der Entſcheidungskampf im Mannſchaftsboxen um die
Gaumeifterſchaft des Odenwaldgaues zwiſchen A. Sp.V. 95 und
Siegfried Pfungſtadt ſtatt. Zu dieſem Kampfe ſtellte A. Sp.V. 95
eine komplette Mannſchaft vom Fliegen= bis Schwergewicht,
während Siegfried Pfungſtadt „nur mit 6 Kämpfern antrat.
Dadurch im voraus ſchon etwas benachteiligt, hat die
Mann=
ſchaft aber auch bei kompletter Aufſtellung in ihrer jetzigen
Ver=
faſſung keine Ausſichten auf Sieg, da ſämtliche Kämpfer bis auf
zwei noch zu ſehr im Anfangsſtadium ſtehen. Die Mannſchaft
des A. S. V. befand ſich in großer Form und ſiegte auch
dem=
entſprechend leicht mit 12:4 Punkten. Der Verlauf der einzelnen
Kämpfe unter Leitung von Herrn Kaltwaſſer=Darmſtadt als
Ringrichter vollzog ſich einwandfrei.
Fliegengewicht. Da in dieſer Klaſſe Pfungſtadt keinen
Geg=
ner ſtellte, fiel der Sieg kampflos an Schmerker A.S.V.
Bantamgewicht. Reneis A. S.V. 103 Pfund gegen
Hillgärt=
ner=Pſungſtadt 106 Pfd. Der Kampf ging über 3 Runden à drei
Minuten und wurde von dem techniſch beſſeren Hillgärtner nach
Punkten gewonnen.
Federgewicht. H. Bock A. S. V. 113 Pfd. gegen Größmann Pf.
112 Pfd. Hier gelang es dem technſich und taktiſch bedeutend
beſſe=
ren H. Bock Größmann Pf. in der erſten Runde ſchon zur
Auf=
gabe zu zwingen.
Leichtgewicht. Debus A. S.V. 114 Pfd. gegen Reichel Pf. 121
Pfund. Dieſer Kampf ging ebenfalls über 3 Runden à 3 Min.
Reichel hatte während des ganzen Kampfes nichts zu beſtellen
und Debus wurde überlegener Punktſieger.
Weltergewicht. Ludwig A. S. V. 131 Pfd. gegen Dornbach Pf.
130 Pfd. In dieſem Kampfe war Ludwig gegen" früher nichr
wiederzuerkennen. Er kämpfte mit einem wunderbaren Elan,
der ſeinen Gegner zwang, ſchon in der erſten Runde aufzugeben.
Mittelgewicht. Boeckh A.S.V. gegen Quirin Pfungſtadt.
Bei dieſem Kampfe mußte der vollſtändig unfair und unrein
kämpfende Quirin ſchon in der erſten Runde disqualifiziert
wer=
den. Sieger Boeckh.
Halbſchwergewicht. W. Weckbach A. S.V. gegen Drott
Pfung=
ſtadt. Dieſer Kampf endete mit einer großen Ueberraſchung,
indem der ſonſt ſehr gute Weckbach gegen Drott nichts zu beſtellen
hatte und in der erſten Runde ſchon aufgab. Sieger Drott.
Schwergetvicht. H. Weckbach A.S.V. kampflos Sieger, da
Pfungſtadt keinen Gegner ſtellte.
Hockeh=Ergebniſſe.
Süddeutſchland. T. V. 1860 Frankfurt—F. C.
Kaiſers=
lautern 3:1. S. C. 80 Frankfurt 1b—Eintracht Frankfurt 1 1:4.
S. C. Frankfurt Damen—Eintracht Frankfurt Damen 0:0. Weiß=
Blau Aſchaffenburg—Griesheim Elektron 2:1. Weiß=Blau
Aſchaf=
fenburg Damen-Griesheim Elektron Damen 5:0. Eintracht
Frankfurt 1b—Limburger H. C. 1 2:4. Germania=Süd Frankfurt
Damen—T. V. 60 Frankfurt 1b Damen 1:2. B. C. Oberrad—
T. V. 60 Frankfurt Reſerve 1:0. S. V. Homburg 05—Poſt S. V.
Frankfurt 5:1. V. f. R. Aſchaffenburg 1 Damen—Griesheim
Elektron 2 0:0. Heidelberger H. V. 2—Heidelberger T. V. 1 4:1.
1. F. C. Nürnberg Damen—T. V. 60 Frankfurt Damen 2:2.
Nürn=
berger H. T. C. Damen—T. V. 60 Frankfurt Damen 2:2.
Berlin. Berliner S. V. 92—Zehlendorf 88 6:1.
Pots=
damer Sportfreunde-Berliner T. H. C. 99 6:1. S. C.
Char=
lottenburg—V. f. L. Charlottenburg (Verb. Sp.) 4:3.
Weſtdeutſchland. Eſſener S. V. 99—Uhlenhorſt Mülheim
4:1. Eſſener S. V. 2. Mannſchaft—Uhlenhorſt Mülheim 2.
Mannſchaft 2:1. Eſſener S. V. Damen—Uhlenhorſt Mülheim
Damen 2:1. Eſſener S. V.—Uhlenhorſt Mülheim 10:0 Punkte.
Raffelberg—Duisburg 99 0:4. Duisburg Sp. V. komb.—Blau=
Weiß Eſſen 13:1. H. C. Rheine-Preußen Münſter 3:1. R. C.
Ems—F. V. Neuwied 1:2. Bonner F. V.—H. T. C. Koblenz 3:1.
Kölner H. T. C.—Bonner H. T. V. 0:4. Kölner H. T. C. Damen
—Bonner H. T. V. Damen 0:3. H. C. Düſſeldorf—D. S. C.
Düſſeldorf 1:2. Athen Düſſeldorf-Duru Düſſeldorf 1:1. Athen
Düſſeldorf Damen-Turu Düſſeldorf Damen 0:1. B. C. 05
Düſſeldorf—T. V. Kreſeld 55 5:1.
Reich und Ausland.
Schwerer Autounfall.
Unmittelbar hinter der Ortſchaft Waltersdorf im Kreiſe Teltow, auf
der Chauſſee nach Königswuſterhauſen, geriet der Wagen des Berliner
Kaufmanns Waldemar Richter ins Schleudern und fuhr ſo heftig gegen
einen Baum, daß er umſtürzte und in den Chauſſeegraben fiel. Richter
zog ſich zwei ſchwere innere und äußere Verletzungen zu, ſo daß er
be=
reits während des Transports zum Krankenhaus ſtarb. Sein Begleiter,
ein Ingenieur Franz Stolze aus Berlin, wurde bewußtlos ins
Kranken=
kaus eingeliefert. Auch er hat ſo ſchwere innere Verletzungen erlitten,
daß ſein Zuſtand als bedenklich gilt.
Das ſchweizeriſche Poſtauto im Winter.
Die im Laufe des letzten Winters durchgeführten Verſuche mit
Auto=
mobilen, die durch Raupenbänder fortbewegt werden, haben im
allen Teilen befriedigt. Gegenwärtig werden zwei Kurſe mit ſolchen
Raupenwagen, wobei Pflugwagen und Perſonenwagen verwendet
wer=
den, betrieben: Lenzerheide und Malofa. Die Pflugwagen dienen
aus=
ſchließlich dazu, den Weg zu bahnen; es handelt ſich dabei um beſonders
beſchwerte Laſtagen mit Raupenantrieb. Auch für die Straße Reichenau=
Flims, auf der für den Winter erſtmals der durchgehende
Poſtautover=
kehr vorgeſehen iſt, iſt ein derartiger Raupenpflugwagen bereit. Die
Kurſe werden dagegen mit den gewöhnlichen Wagen ohne Raupenband
durchgeführt. Im Ganzen ſtehen im Kanton Graubünden 13
Raupen=
wagen im Betrieb.
Zum Wirbelſturm über Madeira.
EP. Liſſabon. Nach einem aus Madeira Freitag abend
einge=
gegangenen Radiotelegramm wurden durch den über einen Teil der
Inſel niedergegangenen Wirbelſturm etwa zehn Perſonen
ge=
tötet. Die Sachſchäden werden auf mehrere Millionen Peſos geſchätzt.
Ein Papſtring für 1020 Dollar verkauft.
EP. Ein großer Brillantring, beſtehend aus großen gelben
Brillanten in der Mitte und einer Einfaſſung von weißen Brillanten,
wurde in London bei Chriſtie für 1020 Dollar verkauft. Er war aus
dem Beſitz des verſtorbenen Papſtes Pius X. in denjenigen des
Erz=
biſchofs von Prag, Dr. Theodore Kohn, übergegangen, ehe er hier zur
Verſteigerung kam.
Strahlenfunktelegraphie zwiſchen Auſtralien und England?
London. Der Sonderkorreſpondent des „Daily Telegraph” in
Rockbank (Victoria=Auſtralien) meldet, daß während 50 Stunden ſehr
erfolgreiche Verſuche durch Strahlenfunkentelegraphie zwiſchen der
Sta=
tion Rockbank in Auſtralien und der Station Grimsby in England
aus=
geführt werden. Dies ſei die größte bisher bei ſolchen Verſuchen
er=
reichte Entfernung. Es ſei etwa eine Geſchwindigkeit bis zu 1125
Buch=
ſtaben in der Minute nach jeder Richtung erreicht worden, alſo insgeſamt
2250 Buchſtaben pro Minute. Die Signale aus Grimsby ſeien
erſtaun=
lich klar und ſtark geweſen. Weitere Verſuche während der nächſten
Wochen ſeien noch notwendig, aber an dem endgültigen Gelingen ſei
nicht mehr zu zweifeln.
200 000 Buſhels Weizen durch Feuer vernichtet.
Fort William (Ontario). Durch einen Brand, der in einer
an einen Getreide=Glevator angrenzenden Werkſtatt ausbrach, wurden
20 000 Bufhels Weizen zerſtört. Der Geſamtſchaden beträgt
500 000 Dollar.
Die „feurige” Liebe einer zärtlichen Gattin.
EP. Ein ſchauriges Drama hat ſich in der beſcheidenen Häuslichkeit
des Ehepaares Houzeau in Ramelard bei Yvetot zugetragen. Als die
Ehefrau Houzeau ihrer Gewohnheit gemäß betrunken nachts nach Hauſe
kam, ſteckte ſie — ob mit Willen oder in der Trunkenheit iſt nicht
ſeſt=
geſtellt — das Haus in Brand. Als die Flammen das Bett ihres
63jährigen kranken Mannes erfaßten, ſtieg ſie auf einen Tiſch und
be=
gann einen ſchaurigen Tanz aufzuführen, wobei ſie ſinnloſe Worte vor
ſich hinmurmelte. Als die Nachbarn, durch die ausbrechenden Flammen
herbeigelockt, erſchienen und es ihnen gelang, das Feuer zu erſticken, war
der Unglückliche vollſtändig verkohlt. Seine angſtvollen Hilferufe
ent=
lockten ſeiner entmenſchten Ehehälfte nur ein gräßliches Lachen. Man
hat ſie in Polizeigewahrſam genommen.
Rund=Funk=Programme.
Frankfurt.
Montag, 20. Dez. 3.30: Stunde der Jugend. Vom
Struwwel=
peter und anderen Kinderfreuden in der Weihnachtszeit. O 4.30:
Hausorch. O 5.45: Leſeſtunde: Aus „Der Hungerkünſtler”, von
F. Kafka. O 6.30: „Die Werberäume und
Wohnungszwangswirt=
ſchaft” von Dr. Schmalz. O 7: Die deutſche Währung in
Gegenwart und Zukunft” von Dr. Neumark. O 7.30: Engliſch.
O 8: Engliſche Literatur. O 8.15: Sinfonie=Konzert. Händel:
Con=
certo groſſo. — Hindemith: Kammermuſik für Solovioline und
Orch. — Caſella: Pupazzetti, fünf Stücke für Marionetten. Soliſt:
Licco Amar.
Siutigart.
Montag, 20. Dez. 3.50: Filmfunk. O 4.51: Blankenburg:
Weſtfalengruß. — Eysler: Junge Mädchen tanzen gern Walzer.
— Auber: Ouv. „Der Feenſee‟ — Schmalſtich: Romanze. —
Bendix: Tanz der Derwiſche. — Einlagen: Frida Mauch. — Bellini.
Fant. „Norma‟ — Adam: Zwei Ballett=Stücke. — Amadei:
Suite Goliardica. O 6.15: Helene von Senff: Fahrten der
ameri=
kaniſchen Flibuſtier im 17. Jahrh. O 6.45: Dr. Löwenberg:
Hoch=
ſtaplertypen. O 7.15: Rich.
IIt), H. Moſtert (Tenor), H. Conzelmann, Baß). Bach:
Kantate „Selig iſt der Mann” — Corelli: Paſtorale a. d.
Weth=
nachtskonzert. — Paleſtrina: Weihnachtsmotette: — Bach: Uns
iſt ein Kind geboren, Kantate. — Anſchl.: Skier heraus! Zunftabend
des Gaues Stuttgart des Schwäbiſchen Skilaufbundes. Mitw.:
Gerda Hanſi, Maria Fiechtl, Carl Struve, Die Ski=Zunft
Feuer=
bach, Bundesvater Dinkelacker, Gauvorſitzender Köryer, Erwin
Kling=
ler, Rundfunkorch.
Berlin.
Montag, 20. Dez. 3.30: Marg. Caemmerer: Wie ſoll man
Feſte feiern? O 4: Novellen: „Unſere Weihnachten” von Helene
Hoerſchelmann. Gel. von Paula Knüpffer. O 4.30: Waldemar
von Baußnern (geb. 29. 11. 1866). Thema in ungariſcher Weiſe
mit Variationen. O belliſſima Italia, G=dur. Der Komponiſt
(Klavier). O 5.30: Kapelle Gebr. Steiner. Lehnhardt: Schneidige
Truppe. — Lortzing: Ouv. Undine. — Waldteufel:
Frühlings=
kinder. — Czibulka: Liebestraum. — Delibes: Fant. Sylvia. —
v. Blon: Sizilietta. — Großmann: Czardas aus Geiſt des
Woywoden. — Ganne: Extaſe. — Mozart: Ouv. Figaro. —
Strauß: An der ſchönen blauen Donau. O 7.05: Major Hausmann:
Deutſcher Reitſport und Turniere. O 7.30: Techniſche
Wochen=
blauderei. O 8: 5. V.: Beim Surren der Nähmaſchine (Gedanken
der Heimarbeiterin Marg. Zeidler). O 8.30: Weihnachtliches. Mitw.:
Arthur Kraußneck (Rez.), Ben Geyſel (Orgel), Cornelis Bronsgeeſt
(Bariton). 1. Wort. 2. Lied. O 10.30: Tanzorch. Ette.
Königswuſterhauſen. Montag, 20. Dez. 2.30: Hilde Weigel:
Der ländlich=hauswirtſchaftliche Lehrling und ſeine Berufsausſichten.”
O 3: Prof. Dr. Amſel und Oberſchull. Weſtermann:
Einheitskurz=
ſchrift für Fortgeſchrittene. O 3.30: Oberreg.=Rat Dr. Mallwitz:
Sportarzt und Volksgeſundheit. O 4: B. K. Graef: Die Kunſt des
Sprechens. O 4.30: Dr. Klopfer: Erziehungsberatung. O 5: Stud.=
Rat Müller, Pirna: Steigerung unſerer Gedächtnisleiſtungen in
Schule, Beruf und Leben. O 6: Reichsminiſter a. D. Schiele:
Die Aufgabe des landwirtſchaftl. Enqueteausſchuſſes. O 6.30: Stud.=
Rat Friebel, Lektor Mann: Engliſch für Anfänger. O 7: Dr. Ing.
Hamburger: Die Kunſt des Verkaufens. O 7.30: Leg.=Rat Dr.
Soehring: Völkerbund und internationale wiſſenſchaftl. Beziehungen.
Wetterbericht.
Wettervorherſage für Dienstag, 21. Dezember
(nach der Wetterlage vom 19. Dezember):
Nachttemperaturen um den Gefrierpunkt, im übrigen wenig
Aende=
rung des verhältnismäßig milden, vorwiegend trüben Wetters mit
Nie=
derſchlagsneigung.
Die Heſſiſche öffentliche Wetterdienſtſtelle Gießen.
Haupiſchriftleitung . Rudolf Maupe
Berantwortlich für Politik und Wirtſchaft: Rudelf Maupe; für Feuilleten, Reich und
lusland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe; für Sport: Dr. Eugen Buhlmann;
für den Schlußdienſt: Andreas Bauer; für den Juſeratenteil: Willy Kuble:"
Oruck und Verlag: C. C. Witt ch — ämilich in Darmſtadt.
Die heutige Nummer hat 8 Seiten.
[ ← ][ ]Seite 8
Montag, den 20. Dezember 1926
Nummer 352
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Das lustige Doppelprogramm!
Der Reldherrnhigel
Eine heitere Militärgeschichte aus dem alten Wien
in S hnmorvollen Akten, mit Harry Liadtke
und Olga Tschechewa. (18740
Das rollende Haus
Amerikanische Groteske in 7 Akten, mit
Charles Murray und Sally O:Menl
Berufskundliche Vorträge
Hörſaal 326
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Montag, den 20. Dezember 1926, abds. 7.30 Uhr
Neuſprachliche Philologie
einſchl. Grenzgebiete
Herr Studienrat Dr. Krämer
Altſprachliche Philologie
einſchl. Grenzgebiete
Herr Dr. Liſimann
Theologie
Herr Profeſſor D. Dr. Frick
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Theater-Saal Perkeo
Inh. J. Schnauber — Alexanderſtr. 121
Monat Dezember (18043a
täglich
J. Lamers große
Singspiel Konzerte
Waiſenſchutz Kinderbeſcherung.
Wir erinnern nochmals an die
heute Montag abendpünktlich 7 Uhr
ſtattfindende Kinderbeſcherung im
Saalbau
wobet 150 Halbwaiſen=Kindern der Stadt
Darmſtadt ein reicher Tiſch gedeckt wird
Bei dieſer Feier, die ca 1 Stunde
auern wird haben güitigſt ihre Mitwirkung
zugeſagt: Quartettverein Darmſtadt, Dir
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Kinde zu bedienen, genügt dazu. Kaufen Sie
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Telephon 1703. (1869680
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Anmeldung bei der Handwerkskammer Darmstadt,
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