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Wöchentliche iluſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſebenen Original=Auffätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſi. Tagbl.” geſiatiet.
Nummer 346
Dienstag, den 14. Dezember 1926. 189. Jahrgang
27 mm brelte Zelle im Kreiſe Darmſſadt 25 Reichspſg.
Finanz=Anzelgen 40 Reichepfg., Rellamezeile (92 mm
breſi)l 2 Reiſchsmark. Anzelgen von auswärts 40 Reſchpfg.
Finanz=Anzelgen 60 Reichspig., 92 mm breite
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zelle 300 Reichsmart. Alle Preiſe in Reiſchsmark
(4 Dollar — 420 Marl. — Im Falle höherer
Gewalt, wie Krieg, Aufruhr Sireit uſw., erliſcht
jede Verpſichtung auf Erfüllung der
Anzeſgen=
aufträge und Teiſſung von Schadenerſatz. Bei
Konkurs oder gerichticher Beitreibung fällt jeder
Rabatt weg. Bankkonio: Deutſche Bank und
Darm=
ſtädter und Naiſonalbanf.
nge zu Genf.
Streſemanns Heienkekr.
Zurückhaltung in der Beurteilung von Genf.
Der Reichsaußenminiſter, Dr. Streſemann iſt am Montag
nachmittag von Genf abgefahren und wird am Dienstag in
Berlin eintreffen. Er wird dann ſofort dem Reichspräſidenten
und dem Kabinett Bericht erſtatten. Bis dahin iſt die
Urteils=
bildung über das Ergebnis von Genf, beſonders ſoweit die
Ab=
berufung der Militärkontrolle in Frage kommt, ſehr
zurückhal=
tend. Die Einſchaltung des Völkerbundsrats als letzte Inſtanz
befriedigt wenig, zumal nach den Erfahrungen, die wir bei
Oberſchleſien gemacht haben. Auch die Abgeordneten der
ein=
zelnen Parteien wagen ſich mit ihrem Urteil noch nicht heraus,
bevor ihre Fraktionen geſprochen haben. Immerhin, als Ganzes
geſehen, werden die Beſchlüſſe von Genf im Reichstag wohl
keine großen Schwierigkeiten machen. Inſoweit könnte die
all=
gemeine Ausſprache programmäßig am Donnerstag im
Reichstag beginnen. Ihr Schwerpunkt wird aber zum
größten Teil in der inneren Politik liegen. Deshalb
ſind von der Wilhelmſtraße her Bemühungen im Gange, die
Entſcheidung bis nach Weihnachten zu vertagen und den
Sozial=
demokraten nahezulegen, daß ſie die Abſtimmung über den
Miß=
trauensantrag in das neue Jahr verſchieben, damit der Kanzter
inzwiſchen hinreichend Zeit hat, die Möglichkeiten neuer
Kom=
binationen zu prüfen. Eine ſolche Vertagung ſtößt bei den
bürgerlichen Parteien kaum auf Widerſpruch. Dagegen iſt
ten —
nicht ſo ſehr
fraglich, wieweit die Sozialdemol
Führer, als die Maſſe der Fraktion — einer Hinausſchiebung der
Entſcheidung geneigt ſind. Für alle Fälle haben die
Kommu=
niſten bereits ein Mißtrauensvotum gegen den
Reichswehr=
miniſter eingebracht. Das will indes nicht viel ſagen, da die
Sozjaldemokraten auch diesmal die taktiſche Handhabe hätten,
ſich freie Hand bis anfangs Januar vorzubehalten.
Was in Genf erreicht wurde.
Berlin, 13. Dezember.
Der Eindruc, den das Ergebnis der Genfer Verhandlungen
und. Vereinbgrungen in hieſigen maßgebenden Regierungskreiſen
hervorgerufen hat, iſt ein im allgemeinen durchaus
befriedigen=
der, wenn man auch der Anſicht iſt, daß der Erfolg vollſtändiger
geweſen wäre, wenn es gelungen ſein würde, auch die Frage der
Rheinlandräumung jetzt ſchon zu löſen. Feſtgeſtellt werden muß,
daß 1. die bedingungsloſe Zurucziehung der interalliierten
Mili=
tärkontrollkommiſſion und —. eine Löſung des
Inveſtigationspro=
blems, die den deutſchen Forderungen vollauf gerecht wird, in
Genf erreicht worden iſt.
Die näheren Einzelheiten der beiden Genfer Vereinbarungen
ſowohl in der Inveſtigations= wie auch in der Kontrollfrage
wer=
den ſich im übrigen erſt eingehender beurteilen laſſen, wenn die
deutſche Delegation in Berlin eingetroffen iſt und ihren Bericht
erſtattet hat. Schon jetzt aber kann gegenüber irreführenden
Preſſemeldungen darauf hingewieſen werden, daß die
ſogenann=
ten techniſchen Sachverſtändigen, die den Berliner alliierten
Bot=
ſchaften zweds Erledigung der beiden Reſtpunkte beigegeben
wer=
den ſollen, kein Kontrollrecht beſitzen werden. Was die
Behaup=
tung betrifft, daß, falls es in den diplomatiſchen Verhandlungen
nicht gelingen follte, über die beiden Reſtpunkte zu einer Einigung
zu kommen, die Frage dem Völkerbund erſt vorgelegt werden
ſoll, ſo iſt man in Berliner maßgebenden politiſchen Kreiſen der
Auffaſſung, daß der Völkerbundsrat, ſelbſt keine Entſcheidung
über dieſe Frage zu treffen braucht, ſondern ſie ebenſo gut dem
Haager Schiedsgerichtshof überweiſen kann. Man hält es ſogar
für ſehr wahrſcheinlich, daß der Völkerbundsrat dieſe Form der
Löſung treffen wird, d. h. natürlich nur für den Fall, daß es bis
31. Januar nicht gelingt, die diplomatiſchen Beſprechungen zu
einem befriedigenden Erzebnis zu führen. Es iſt bezeichnend,
daß man in hieſigen maßgebenden Kreiſen durchaus die
Mög=
lichkeit für gegeben hält, daß dieſer Zuſtand des
Nichteinigwer=
dens eintritt. Dieſe diplomatiſchen Verhandlungen dürften zuerſt
wohl in Berlin geführt werden. Der deutſche
Entwaffnungskom=
miſſar, General von Pawels, wird in dieſen Tagen nach Berlin
zurücklehren.
Erklärungen zu den Genfer Verhandlungen.
EP. Paris, 13. Dezember.
Bei Briands Abreiſe von Genf ſprach ſich Paul=Boncour ſehr
befriedigt über das in Genf erreichte Werk aus. Es ſcheint ihm
unmöglich, daß das geſtern zuſtande gekommene Kompromiß nicht
in aller Kürze zu einer Verſtändigung zwiſchen der
Botſchafter=
konferenz und Deutſchland über die beiden Streitfragen führt.
Unter den zahlreichen Telegrammen, die Briand noch in
Genf zugegangen ſind, befand ſich auch eine Glückwunſch=Adreſſe
des National=Verbandes der republikaniſchen Kriegsteilnehmer
zur Verleihung des Nobel=Preiſes. Der Verband dankt darin
Briand für ſeine Friedenspolitik und erklärt, daß die
republika=
niſchen Kriegsteilnehmer bei der Fortſetzungder
deutſch=
franzöſiſchen Annäherungs=Politik hinter ihm
ſtünden.
Streſemann über Genf.
w. Paris, 13. Dezember.
Der Sonderberichterſtätter des „Petit Journal” hatte nach
Unterzeichnung des Protokolls eine Beſprechung mit Streſemann,
den er über das Ergebnis der Beſprechungen befragte.
Streſe=
mann antwortete darauf:
Dieſes Ergebnis wird mit Befriedigungin
Deutſch=
land und in ſämtlichen anderen Ländern
aufge=
nonmen werden. Der Beſchluß des Völkerbundsrates betreffend
das Funktionieren der Inveſtigationskommiſſion konnte nur
ein=
ſtimmig getroffen werden. Dieſe Einſtimmigkeit iſt ohne
wirk=
liche Schwierigkeiten erreicht worden. Schwieriger war es, zu
der gleichen einmütigen freundſchaftlichen Verſtändigung zwiſchen
den Signatarmächten des Vertrages von Locarno in der
Rege=
lung der die Ausführung des Vertrages von Verſailles
betref=
fenden Fragen zu gelangen. Ich glaube, den freundſchaftlichen
und herzlichen Charakter dieſer Regelung betonen und behaupten
zu können, daß dieſe Worte nicht nur Phraſen ſind. Wenn wir
zu einer befriedigenden und vollſtändigen Verſtändigung
ge=
langen können, ſo vor allem deshalb, weil zwiſchen uns ſeit
Locarno viel perſönliche Fühlung und die Gewohnheit des
Zu=
ſammenarbeitens beſtand. Ich für meinen Teil lege der
Ent=
wicklung dieſer Methode, die ſich erprobt hat, die
größte Bedeutung bei, und ich wage von ihr die Regelung
ſämt=
licher Schwierigkeiten zu erwarten, die zwiſchen unſeren Ländern
beſtehen oder entſtehen. Ich habe in der Tat als Programm
eine immer engere Zuſammenarbeit, der
Regie=
rungen im Auge, und ich wünſche, daß dieſe Zuſammenarbeit
ſich immer weiter ausbehnen wird. Ich vertrete ſogar die
An=
ſicht, raß, weun 1914 unſere Vorgänger ſich wie wir uns geſtern
in der zugleich ernſten und beruhigenden Atmoſphäre, wie ſie
den Verhandlungen von Genf eigen iſt, hätten treffen können,
wir wahrſcheinlich den Krieg und ſein Unheil hätten vermeiden
lönnen.
Der Berichterſtatter ſügte hinzu, daß man in deutſchen Kreiſen
in Genf erkläre, daß Streſemann beabſichtige, gegen Mitte
Dezember einen Erholungsurlaub nach Aegypten
anzutreten, wohin er ſich über Italien begeben werde.
Erklärungen Panderveldes.
F. Brüſſel, 13. Dezember.
Vandervelde, der von einem Vertreter der Belgiſchen
Teiegraphenagentur über das Genfer Abkommen befragt wurde,
erklärte u. a.: Es iſt unſer Beſtreben, bei denen Vertrauen
zu ſchaffen, die auf der anderen Seite der Grenze im Kampf mit
denſelben Schwierigkeiten wir wir, in gleicher Weiſe für den
Frieden und für die geiſtige Abrüſtung wirken, die
die Vorbedingung der materiellen Abrüſtung iſt. Und wenn ich
von Abrüſtung ſpreche, ſo meine ich jene allgemeine Abrüſtung,
die im übrigen ſchon im Vertrag von Verſailles ſelbſt vorgeſehen
ift. In dem in Geuf geſchloſſenen Uebereinkommen gibt es keinen
anderen Weg als den des Geiſtes von Locarno und des
Völker=
bundes. In der Frage der Befeſtigungen im Oſten,
er=
klärte Vandervelde, beharrt Deutſchland darauf, zur Ausführung
ſolcher für die Verteidigung beſtimmten Anlagen berechtigt zu
ſein. Wir beſtreiten ihm dieſes Recht in aller Form. Man wird
alſo die diplomatiſchen Verhandlungen fortſetzen, es ſei denn,
daß, falls die Anſchquungsgegenſätze, ſich als dauernd erweiſen
ſollten, der Völkerbund, angegangen wird, der ſeinerſeits ohne
Zweifel dann den Haager Gerichtshof um ſeine
Meinungsäuße=
rung erſuchen würde.
Abreiſe der Völkerbunds=Oelegationen.
EP. Genf, 13. Dezember.
Die deutſche Delegation iſt heute abend kurz nach 6 Uhr vom
Bahnhof Borvain nach Berlin abgereiſt, wo ſie morgen
nach=
mittag eintreffen wird. Außenminiſter Streſemann iſt mit ſeinen
Begleitern bereits um 4 Uhr nach Ouchy gefahren und wird in
Renens den Delegationszug beſteigen. Der franzöſiſche
Außenminiſter Briand hat bereits heute mittag Genf verlaſſen,
und Vandervelde reiſt als letztes der Ratsmitglieder heute abend
nach Brüſſel ab. Sir Auſten Chamberlain, der britiſche
Außenminiſter, iſt heute früh in Paris eingetroffen, wo er von
dem Vertreter Briands am Bahnhof begrüßt wurde. Nach einem
Beſuch in der engliſchen Botſchaft reiſte Chamberlain zu mittag
nach London weiter.
*General Baratier.
Wenn auch der Rat nicht gewagt hat, den Geueral Nollet
oßer deſſen Kollegen Walſh von der Berliner Kontrollkommiſſion
an die Stelle des Vorſitzenden des deutſchen
Inveſtigations=
komitees zu ſetzen, ſo hat er doch wieder auf einen franzöſiſchen
Eeneral zurückgegriffen, nämlich auf den General Baratier. Das
berührt in der Tat etwas eigenartig, wenn auch das
Inveſtiga=
tionskomitee nicht ſo ohne weiteres in Marſch geſetzt werden
kann, ſondern erſt nach vorheriger Beſchlußfaſſung des Rates.
Immerhin wird doch jetzt bekannt, daß Herr Baratier nicht dieſer
oder jener General iſt, ſondern ein Mann, der ſeit Jahr und Tag
mit beiden Füßen im Kontrollweſen ſtand und noch ſteht. Es
handelt ſich bei ihm um den Generalſtabschef des Marſchalls Foch,
durch deſſen Hände die Anweiſungen Fochs an die
Kontrollkom=
miſſion gingen und der mit dieſer in engſtem Kontakt alle
Kon=
trollmaßnahmen beſchloß und darüber hinaus auch wieder
rück=
wärts über Marſchall Foch Einfluß auf die Botſchafterkonferenz
hatte. Die Ernennung des Generals Baratier iſt
alſo mehr, als im erſten Augenblick erſcheint. Sie iſt eine
Sicherung Frankreichs für den Fall, daß eine
Inveſtigation vom Rat beſchloſſen wird. Dann
hat Marſchall Foch bereits einen Mann an leitender Stelle ſitzen,
der dafür ſorgen kann und wird, daß die Juveſtigation in ſeinem
Sinne durchgeführt wird. Daß Frankreich ſehr bald an den Rat
herantreten wird, eine Inveſtigation gegen Deutſchland zu
be=
ſchließen, darf wohl ſicher angenommen werden. Aus dieſem
Grund wird es auch Aufgabe der deutſchen Diplomatie ſein,
da=
für zu ſorgen, daß mit dem Inveſtigationsrecht kein Mißbrauch
getrieben wird und Marſchall Foch auf andere Weiſe ſchließlich
doch, wenn auch in beſtimmten Grenzen, das wieder erreicht, was
Briand jetzt aufgeben mußte.
Die Handelsvertragsberhandlungen
Prag — Verlin.
Von unſerem E=Korreſpondenten.
Prag, 12. Dezember 1926.
Die ſeit Mouaten andauernden
Handelsvertragsverhand=
lungen zwiſchen Prag uud Berlin haben eine Unterbrechung
er=
fahren, weil keine Möglichkeit einer Einigung über die von den
beiden Vertragsteilen vorgelegten umfangreichen Wunſchliſten
erzielt werden konnte. Die gegenſeitigen Zugeſtändniſſe erſcheinen
bisher nieht ausreichend genug ſür die Unterfertigung des
Han=
delsvertrages, denn in der Hauptfrage, der Aufhebung des
Ein=
unid Ausfuhrbewilligungsſyſtems von ſeiten der Tſchechoſlowakei,
konnte ein Einvernehmen nicht herbeigeführt werden, weil in
dieſer Frage die tſchechiſchen Unterhändler durch politiſche
Bin=
tungen gehemmt erſcheinen. Die Annahme, daß Prag die
Auf=
hebung der verſchiedenen Einfuhrverbote anſtrebe, hat ſich als
irrig erwieſen, denn wenn hierfür guch Anfangs des Jahres eine
gewiſſe Geneigtheit vorhanden war, ſo iſt es dennoch bei der
Veibehaltung der tſchechoſlowakiſchen
Außenhandelsbeſchränkun=
gen geblieben, weil poliriſche Erwägungen in der Erlaſſung von
Ausfuhrverboten für einige Lebensmittelziveige ein wirkſames
Mittel zur Belämpfung der Teuerung erblicken. Dieſe
Ein=
ſtellung unterſcheidet ſich ſehr wefentlich don den Anſichten der
tſchechoſlowakiſchen Wirtſchaftsdelegierten, die bei allen
Konfe=
renzen hervorheben, daß für die Wiederaufrichtulig des
euro=
päiſchen Wirtſchaftslebeus das erſte Erfordernis die Beſeitigung
aller kriegswirtſchaftlichen Methoden ſei, zu denen auch die Ein=
und Ausfuhrverbote zu rechnen ſind.
Die bei der Berliner Konferenz vorgelegte Liſte der
tſchecho=
ſlowakiſchen Wünſche betraf etwa fünfzehn Poſitionen des
deut=
ſchen Zolltarifes. Bei den Verhandlungen ſollte nicht allein über
den Tarifteil, ſondern auch über den neuen Rahmenvertrag in
teilweiſer Abänderung des proviſoriſchen Wirtſchaftsabkommens
vom Jahre 1920, das den geänderten Verhältniſſen angepaßt
wer=
den ſollte, Beſchluß gefaßt werden. Zu diefem Tertteil des
Ver=
träges ſbar voni der deutſchen Regierung ein Entwurf
ausge=
arbeitet und der zuſtändigen Stellen in Prag überreicht worden,
die jedoch zum überwiegenden Teil einen ablehnenden
Stand=
punkt einnahmen. So berichtete die Regierungspreſſe über die
im September d. J. durchgeführten Beratungen der
tſchechoſkowa=
kiſchen Jnduſtrie zu den Forderungen Deutſchlands rückſichtlich
der Zollerleichterungen auf Produkte der holzverarbeitenden
Ju=
duſtrien, Muſikinſtrumenten und Spielwaren, daß dieſe
Forde=
rungen größtenteils als unannehmbar bezeichnet wurden und
daß darauf verwieſen wurde, die Erfüllung dieſer deutſchen
Wünſche würde die tſchechoflowakiſche Induſtrie ernſtlich
bedro=
hen. In der Beratung über die Forderungen der Schuh= und
Lederinduſtrie erklärten die Vertreter der tſchechoſlowakiſchen
Schuhinduſtrie, auf einige deutſche Forderungen nur dann
ein=
gehen zu können, wenn Deutſchland in den betreffenden Poſten
Reziprozität für die Einfuhr tſchechoſlowakiſcher Waren dieſer
Art nach dem Deutſchen Reiche gewähre. Ebenſo ſprach ſich die
Lohgerbe=Induſtrie für den Standpunkt der Reziprozität aus.
Dagegen verlangten die deuiſchen Vertreter von der
tſchecho=
ſlowakiſchen Regierung weſentliche Zugeſtändniſſe hinſichtlich der
tſchechiſchen Zölle; ſie verwieſen dabei darauf, daß die deutſchen
Zölle auf beſtimmte Induſtrieerzeugniſſe niedriger ſeien als die
tſchechiſchen Gebühren, weshalb Deutſchland eine Parität der
beiderſeitigen Zollſätze anſtrebe. Darüber konnte es nun zu einer
Einigung nicht konmen, denn die tſchechoflowakiſchen
Haupt=
forderungen erfließen wieder aus der Anſicht, die deutſchen
Zoll=
ſätze ſeien bei den wichtigſten Ausfuhrprodukten bedeutend höher
als die tſchechiſchen. Da ſchließlich auch die Anzahl der deutſchen
Wünſche größer iſt als die der tſchechoflowakiſchen, will man in
Prag über die bei den bisherigen Konferenzen gemachten
Zuge=
ſtändniſſe nicht mehr hinausgehen, um ſo mehr, als einige
wich=
tige tſchechoſlowakiſche Forderungen in Berlin abgelehnt worden
ſind, ſo vor allem der Wunſch auf eine Ermäßigung der Zölle für
landwirtſchaftliche Erzeugniſſe und auf Malz und Bier. Zudenn
hat die tſchechoſlowakiſche Delegation den deutſchen Wünſchen,
keine Sympathie entgegenbringen können, ſo daß die
Vertrags=
verhandlungen aufs kommende Jahr verſchoben werden mußten.
Deutſchland beſteht, wie aus dem Verlauf der Beratungen
deutlich hervorgeht, auf der Aufhebung des bisher von der
Tſchechoſlowakei geübten Ein= und Ausfuhrbewilligungsſyſtems,
von welcher es das Zuſtandekommen eines Handelsvertrages mit
Prag abhängig macht, und aus dieſem Grunde hat es aller
Wahr=
ſcheinlichkeit nach auch dem von tſchechoſlowakiſcher Seite
ange=
regten Proviſorium ſeine Zuſtimmung verſagt. Die
tſchecho=
ſlowakiſche Induſtrie dagegen hat ſich jenes politiſchen Einfluſſes
noch nicht ganz zu entziehen vermocht, der ſie beſtimmt, in der
Errichtung hoher Zollmauern Schutz und Rettung vor der
Ver=
elendung ihrer Wirtſchaft zu ſehen. Sie vergißt dabei, daß ſie
zu ihrem größten Teil, auf die Ausfuhr ihrer Produkte ins
Deutſche Reich angewieſen iſt, deſſen Erzeugniſſe dank ihrer
beſſeren Qualität auch dann noch auf dem tſchechoſlowakiſchen
Markte vertreten ſein werden, wenn noch ſo hohe Zölle ihre
Ein=
fuhr erſchweren würden, ſie vergißt dabei aber auch die
er=
ſchreckende Steigerung der Arbeitsloſigkeit in vielen Teilen des
tſchechoſlowakiſchen Staates durch die wegen der andauernden.
Abſatzſtagnation im Inlande verurſachte Einſchränkung der
Betriebstätigkeit. Die hervorragendſten Wirtſchaftspolitiker der
Republik haben zu wiederholten Malen darauf hingewieſen, daß
die Wirtſchaftskriſe in der Tſchechoflowakei niemals den jetzigen
Umfang angenommen hätte, wenn die Handelspolitik weniger
Fehler gemacht, das heißt, wenn ſie mit den Nachbarſtaaten
recht=
zeitig Tarifverträge abgeſchloſſen hätte. An den intereſſierten
Wirtſchaftskörpern wird es nunmehr gelegen ſein, in der Frage
des Handelsvertrages jene Baſis zu ſchaffen, auf welcher auf dem
Prinzip gegenſeitiger Toleranz unter Anerkennung der
wirt=
ſchaftlichen Verbundenheit und der Wichtigkeit eines
reibungs=
loſen Handelsverkehrs bei Ermöglichung eines anſtändigen
Wett=
bewerbs die Beratungen mit einem beiderſeits befriedigenden
Ergebnis abgeſchloſſen werden können.
Seite 2
Dienstag, den 14. Dezember 1926
Nummer 346
Pariſer und Londoner Kommentare.
Unſer 2=Korreſpondent berichtet aus Paris:
Es wird immer klarer, daß das Werk der europäiſchen
Ver=
ſtändigung in Genf noch nicht einen ſcharf zu umgrenzenden
Fort=
ſchritt erfuhr. Die Auffaſſung, welche wir übrigens ſchon an
dieſer Stelle einmal andeuteten, daß noch eine Zuſammenkunſt
im Januar nötig ſein werde, um all die in Genf angeſchnittenen
Fragen zu löſen, iſt hier ſchon beinahe offiziös geworden; nicht
etwa deshalb, weil man die Genfer Zuſammenkunft, da ſie
weni=
ger ſichtbare Ergebniſſe zeitigte, als man anfangs annahm,
peſſi=
miſtiſch betrachiet hat, ſondern weil eben das Arbeitsprogramm
der Genfer Tagung ſo groß war, daß nicht alles erledigt werden
konnte. Man zeigt hier eine bemerkenswerte Ruhe in der
Beur=
teilung der zwei Hauptforderungen der Mächte betreffs der
deut=
ſchen Abrüſtung, nämlich in der Frage der Feſtungen an der
deutſchen Oſtgrenze und der Ausfuhr der angeblich zu
Kriegs=
zwecken geeigneten Halbprodukte. Die beiden Forderungen ſind
ſolcher Art, daß ſie die franzöſiſche Oeffentlichkeit wenig bewegen
können, und deshalb hatte man auch eigentlich eine leichtere
Eini=
gung in dieſen Fragen erwartet. Wie dem auch ſei, trotz der
Schwierigkeiten in der Abrüſtungsfrage bricht hier immer mehr
ein grundſätzlicher Optimismus durch. Man ſchaut zwar noch
immer mit Unruhe nach Berlin und erwartet ungeduldig die
deutſchen Kommentare. Auch das iſt den politiſch Denkenden
bekannt, daß die Politik von Locarno und Thoiry noch immer
von ernſten Gefahren bedroht iſt, aber die Peſſimiſten ſprechen
nicht mehr vom Rhein, ſondern von den Alpen.
Die italieniſch=franzöſiſche Spannung iſt
größer als je. Als die Nachrichten von dem Unterbleiben der
Zuſamanenkunft Streſemann—Muſſolini kamen, atmete man auf.
An der Börſe hat man dies ſogar mit einer verblüffenden
Auf=
richtigkeit zugegeben. Es iſt wahr, daß die Nachrichten über die
Truppenbewegungen in den franzöſiſch=italieniſchen Grenzgebieten
— ſie ſind teilweiſe beachtlich, aber man darf ihre Bedeutung
nicht überſchätzen — an den internationalen Börſen ſogar den
Kurs des Franken beeinflußt haben. Jedenfalls iſt das
fran=
zöſiſch=italieniſche Verhältnis ſo heikel geworden, daß alles, was
zwiſchen Rom und Berlin geſchehen kann, Frankreich auf das
lebhafteſte beunruhigt. Und wenn man in Frankreich ſich um
das Schickſal der Briandſchen Politik auch für den Fall nicht
beunruhigte, daß die Genfer Tagung keine ſichtbaren Erfolge
gebracht hätte, die Spannung mit Italien, die Sprache der
fas=
ciſtiſchen Preſſe — deren Bedeutung man übrigens hier
über=
ſchätzt — und der Konflikt zwiſchen Rom und Belgrad läßt die
franzöſiſchen Gemüter nicht mehr ruhig werden. „Es bleibt unſer
Los, immer ein beunruhigendes Grenzproblem zu haben”, ſagte
mir neulich ein franzöſiſcher Politiker,
Zu der gleichen Frage ſchreibt uns unſer (D=
Korre=
ſpondent aus London: Es iſt eine merhwürdige Tatſache,
daß hier in ſo manchen Kreiſen viel weniger von den zwiſchen den
Alliierten und Deutſchland ſtattfindenden „Applanierungen” die
Rede iſt — ich michte hier einſchalten, daß wan in Deutſchland
fehl geht, wenn man annimmt, daß die Frage der
Kriegsmaterial=
ausfuhr aus Deutſchland noch andere Leute außer den durch ſtete
Wettbewerbsſorgen Bedrückten intereſſiert —, als von dem
Ein=
fluß und der Bedeutung der Stellungnahme Italiens. Ein
be=
kannter Konſervativer ſagte letzthin in einem Klub:
„Ich habe nach meinem zufälligen Zuſammentreffen mit Herrn
Dr. Streſemann während ſeiner letzten Anweſenheit anläßlich
der Locarno=Unterzeichnung ſteis eine hohe Meinung von ihm
gehabt und überall vertreten. Sein Abkommen mit Rußland iſt
von ſo Vielen angegriffen worden, aber in der Hauptſache doch
in Paris und überall dort, wo es Anlaß zu ſehr intenſivem
Nach=
denken gab. Diesmal kommen ſeine Abmachungen mit Italien —
ausgerechnet mit Italien — als Konferenzüberraſchung. Und
wenn ſich ein noch ſo harmloſer, locarnomäßiger Inhalt ergeben
ſollte, es iſt doch gerade bei den jetzigen internationalen
Verhält=
niſſen, zumal infolge des neueſten Erfolges italieniſcher Politik.
für gewiſſe Ziegierungen ein Anlaß zu noch ernſterem Nachdenken
wie beim deutſch=ruſſiſchen Abkommen.”
Es iſt intereſſant, was George Fenwick dem „Daily
Chronicle” über den eigentlichen Regiſſeur der neueſten
italie=
niſchen Politik ſchreibt: „Muſſolini wird natürlich alle
Aner=
kennung für die neue italieniſche Politik für ſich in Anſpruch
nehmen und erhalten. Aber der Mann, dem ſie tatſächlich
zu=
kommt, iſt Signore Dino Grandi, Unterſtaatsſekretär im
Auswärtigen Amt, und eines der ſehr wenigen Genies, die der
Duce bei ſich feſthalten konnte. Er hat im September in Genf
4 Johann Jakob Breitinger.
(Zu ſeinem 150. Todestag am 15. Dezember.)
Der Name des Züricher Profeſſors Johann Jakob Breitinger
iſt heute faſt vergeſſen, obwohl er mit der Geſchichte der deutſchen
Literatur eng verknüpft iſt. Am 1. März 1701 in Zürich geboren,
hatte er ſich dem Studium der Theologie zugewandt, beſchäftigte
ſich aber vorzugsweiſe mit der klaſſiſchen Literatur. Im Studium
der griechiſchen Sprache fand er das ſtärkſte Gegengewicht gegen
den Verfall des Geſchmackes und wirkte in dieſem Sinne auf
ſeine Schüler. 1731 turde er Profeſſor der hebräiſchen Sprache
in Zürich. 1745 erhielt er den Lehrſtuhl für griechiſche Sprache
und das Amt eines Kanonikus. In dieſer Stellung trat er
ei=
folgreich für die Verbeſſerung des Unterrichts ein und war
be=
ſtrebt, die Bildungsanſtalten nach den bewährten Erfahrungen
der Pädagogik zu verbeſſern und umzubilden, wobei nicht nur
die wiſſenſchaftliche, ſondern auch die ſittliche Bildung
Gegen=
ſtand ſeiner Sorgfalt waren. Neben der ſchönen Literatur und
den kritiſchen Fehden beſchäftigte er ſich auch eingehend mit
anti=
quariſchen Studien.
Aber weniger wegen ſeiner Gelehrſamkeit und ſeiner
Lehr=
tätigkeit, als vielmehr wegen ſeines in Gemeinſchaft mit dem
Züricher Profeſſor Johann Jakob Bodmer geführten Kampfes
gegen die damals herrſchende undeutſche Geſchmacksrichtung in
der deutſchen Literatur iſt ſein Name der Nachwelt erhalten.
Mit Bodmer, mit dem er in mehr als 50jähriger enger
Verbin=
dung ſtand, erſtrebte er eine Umbildung und Verbeſſerung des
deutſchen Geſchmackes und bekämpfte die von dem Leipziger
Literaturpapſt Gottſched und ſeiner Schule vertretene
franzöſi=
ſierende Richtung. Für ſie war das Schwülſtige, Geſuchte und
Erkünſtelte, platte Nüchternheit, proſaiſche Scheu vor dichteriſchem
Aufſchwung, poeſieloſe Natürlichkeit und Verſtändigkeit
bezeich=
nend. Das klaſſiſche Altertum wurde gering geachtet. Dieſer
Literaturſtreit „der Leipziger und der Schweizer” der in der
Literaturgeſchichte eine ſo bedeutende Rolle geſpielt hat und an
den Klopſtock, Wieland und Leſſing zeitlich anknüpften, wurde in
der Schweizer Wochenſchrift „Die Discourſe der Mahlern” (1721)
eröffnet, der mehrere Schriften folgten. Das Hauptwerk war die
im Jahre 1740 erſchienene „Kritiſche Dichtkunſt” Breitingers, eine
nach phikoſophiſchen Grundſätzen durchgeführte Aeſthetik und
Darlegung des Weſens der Poeſie, die bis Leſſing, der neue
Bahnen wies, in Geltung blieb. Für die heutige Zeit haben
dieſe Streitſchriften nur noch einen geſchichtlichen Wert. Der Streit
nahm nach und nach ſchärfere Formen an, Flug= und
Schnäh=
ſchriften flogen herüber und hinüber. Bei dieſem Streit war die
beſſere Sache, größere Gelehrſamkeit und Einſicht auf ſeiten der
Schweizer, und Gottſched war der Unterliegende. Ihren kritiſchen
Vom Tage.
Der preußiſche Miniſterpräſident hat dem
Reichs=
außenminiſter Dr. Streſemann zur Verleihung des
Friedensnobel=
preiſes zugleich im Namen des preußiſchen Staatsminiſteriums ſeine
herzlichſten Glückwünſche ausgeſprochen.
Die kommuniſtiſche Reichstagsfraktion hat einen
Mißtrauensantrag gegen, den Reichswehrminiſter
eingebracht.
Der „Vorwärts” behauptet, der bayeriſche
Landeskom=
mandant, Freiherr von Kreſſenſtein, habe den Wittelsbacher
Prinzen Albrecht in München und in Bamberg im
Reichswehr=
infanterieregiment 19 ſyſtematiſch militäriſch ausbilden laſſen.
Wie verlautet, wird auch die Reichspoſt wie die Reichsbahn
ſich der Regelung des Reiches in der Frage der
Weihnachtsbei=
hilfe anſchließen. Reichspoſt und Reichsbahn werden die Beihilfe aus
eigenen Mitteln beſtreiten,
Nach einer Havasmelbung haben Polen und die
Tſchecho=
ſlowakei der Regelung der deutſchen
Abrüſtungs=
kontrolle völlig zugeſtimmt.
Zwiſchen der tſchechoſlowakiſchen Volkspartei iſt eine
Einigung über deren Eintritt indie Regierung erzielt worden.
Die Bildung der neuen lettiſchen Regierung iſt der
Partei der Sozialdemokraten als der ſtärkſten Partei übertragen worden.
Aus Reval wird mitgeteilt, daß die ruſſiſch=eſtniſchen
Ga=
rantiepaktverhandlungen wieder aufgenommen
worden ſind.
In politiſchen Kreiſen Belgrads verlautet, daß Paſitſch
Me=
moiren hinterlaſſen habe, deren Veröffentlichung ungeheures
Aufſehen erregen werde.
Der albaniſche Geſandte in Paris dementiert das
Gerücht über den Abſchluß eines geheimen
italieniſch=
albaniſchen Militar=Abkommens.
Zum Mitglied der Delegation für die Verhandlungen mit
Frankreich hat die Sotvjetregierung den früheren
Finanzkom=
miſſar Sokolnikow ernannt. Es verlautet jedoch, daß dieſer
die Berufung nicht annehmen wolle.
die Verhandlungen mit Dr. Streſemann aufgenommen, und ſie
ſind damals ganz unbemerkt geblieben. Sie blieben auch nicht
vereinzelt. Tatſächlich hat er ſeit einiger Zeit einen ſehr
leb=
haften Gedankenaustauſch mit dem Quai d’Orſay gehabt. Es
beſtand ja ziiſchen Frankreich und Italien eine Reihe ziemlich
ernſthafter Fragen. Da iſt die Tangerfrage! Für Italien eine
ſolche des Preſtiges, denn es ſieht im Mittelmeer ein „Mare
nostrum” Italien wünſcht als eine der kontrahierenden Mächte
eine Vertretung in der Verwaltung der internationalen Zone
und wird dafür die Rechte und die Stellungen Frankreichs und
Spaniens in Marokko anerkennen. In Tunis beſteht Frankreich
darauf, daß die italieniſchen Anſiedler nach zwei Generationen
franzöſiſche Untertanen werden. Italien wird dem
möglicher=
weiſe zuſtimmen, wenn das Inkrafttreten des Geſetzes um fünf
Jahre hinausgeſchoben wird. Bis dahin hat Italien vielleicht
einen anderen Auslaß für ſeine Uebervölkerung. Die Fasciſten=
Propaganda und die Antifasciſten=Agitation in Südfrankreich
können gegeneinander abgewogen und zum Stillſtand gebracht
werden. Die Mandatsſchiebung begegnet zurzeit noch ſchärfſter
Oppoſition in Frcnkreich. Aber das kann ſich ja ändern.
Frank=
reich mag ſchließlich einer Reviſion der Kolonialmandate
zu=
gunſten Iialiens zuſtinmnen, zu der Zeit, wenn
Deutſch=
lands Anſprüche in Erwägung gezogen werden.
Was iſt denn nun aber das eigentliche Ziel der
fieberhaften Betätigung Italiens in der
Außen=
politik? Einige Leute, die unterrichtet ſein
ſollten, ſagen, es beſteht in nichts Geringerem, wie in einer
Umfaſſung der Türkei. Italien, glaubt man, ſchließt mit
mög=
lichſt vielen Ländern Freundſchaften, damit es um ſo mehr
Aus=
ſichten erhält, das zu erlangen, was eine prachtvolle Kolonie in
bequemer Entfernung ſein würde, und zwar, ohne europäiſche
Verwickelungen hervorzurufen. Es würde ſich um einen
beträcht=
lichen Teil des weſtlichen Kleinaſiens handeln. Die Italiener
fehen es als eine geradezu ideale Kolonie an. Wird ſie aber
jemals unter türkiſcher Herrſchaft aufblühen? Haben ſie nicht
andererſeits ſelbſt die Griechen unter ottomaniſcher
Unter=
drückung in micht geringer Ausdehnung zum Aufblühen gebracht?”
Der „diplomatiſche Korreſpondent” des „Daily
Delegraph” ſchreibt zum deutſch=italieniſchen Abkommen:
„Die Klauſeln im neuen Vertrage, die das größte Intereſſe
er=
regen werden, ſind die, welche zur „wechſelſeitigen Freundſchaft”
gehören, i. e., wenn beide Mächte verſprechen, ihre Grenzen zu
reſpektieren. Rom war ſchon lange beſorgt, ſich eine deutſche
Garantie für die Brennergrenze zu ſichern. Die
Gegenlei=
ſtung mag entweder ein hypothetiſches
Kolo=
nialmandat einſchließen oder eine Neuerwägung der
deutſchen Intereſſen an der Donau.”
Beſtrebungen ſetzten die Schweizer eine höchſt verdienſtvolle Tat
zur Seite, indem ſie das alte deutſche Schrifttum wieder zu
Ehren brachten durch Herausgabe alter deutſcher Dichtungen und
Denkmäler altdeutſcher Poeſie. Aus dieſem Streit ging ſo ein
neues Leben hervor, das ſich über die ganze deutſche, beſonders
die ſchöne Literatur verbreitete und Wirkungen hervorbrachte
deren ſich die kritiſchen Streiter gar nicht verſehen hatten. Das
Verdienſt Breitingers, der neben einer ausgebreiteten
Gelehr=
ſamkeit ein richtiges Urteil und kluge Umſicht beſaß, beſteht darin,
zunächſt den Kampf gegen den Zeitgeſchmack überhaupt
aufge=
nommen zu haben, ſowie darin, daß er der franzöſiſierenden
Gottſchedſchen Schule einen Damm entgegengeſetzt hatte und das
Deutſchtum in unſerer Literatur wieder zu Ehren brachte. In
dieſem Sinne iſt er ein Vorgänger des größeren Leſſing
gewor=
den. Breitinger, der im Leben großes Anſehen genoß, ſtarb am
15. Dezember 1776 in Zürich, wo er geboren war, gelebt und
gewirkt hatte.
O. II. K, W.
*Von der Sendung des Dramas.
Von Univerſitätsprofeſſor Robert Petſch, Hamburg.
Das Drama iſt nicht tot. Es kann nicht tot ſein, wenn es
jemals wahrhaft lebendig war. Es könnte nur ſterben, wenn es
in ſeinen Blütezeiten keine Höchſtentfaltung ewiger menſchlicher
Bedürfniſſe, ſondern eine vorübergehende Mode, eine literariſche
Angelegenheit geweſen wäre. Die unvergängliche Wirkung der
Kunſt eines Aeſchylus, eines Shakeſpeare, eines Schiller ſpricht
aber ſo vernehmlich zu uns, daß auch über ihre Lebendigkeit kein
Zweifel ſein kann. Ihre Geſtalten „ ſind ewig, denn ſie ſind‟. Sie
wurzeln tief in der Seele des Menſchen, und ſolange lebendige
Menſchen da ſind, werden ſie zu ihnen ſprechen; ſolange aber
wird auch das Drama nicht abſterben. Dem widerſpricht die
Tat=
ſache nicht, daß es Zeiten gibt, die keine große dramatiſche
Dich=
tung hervorbringen, obwohl (oder gerade weil) dieſe Zeiten ſelbſt
ſo ſtark dramatiſch bewegt ſind; ſolche Zeiten müſſen ſich mit der
Wiederaufnahme und Neuerzeugung älterer Meiſterdramen von
innen heraus begnügen und im übrigen mit den Surrogaten des
großen Dramas, mit den Vereinſeitigungen und
Uebertreibun=
gen einzelner Elemente des Dramas vorlieb nehmen: mit
Theaterſtück und Poſſe, mit Film= und Manegedramen, mit
Revue und Varieté. Tatſächlich ſtehen alle dieſe unüberſehbar
) In dem in den nächſten Tagen erſcheinenden 5. Hefte der „Vierten
2nnd” der Zeitſchrift der Deutſchen Theater=Ausſtellung Magdeburg
1127 fericht der Hamburger Univerſitätsprofeſſor Nobert Petſch über
die Sendung des Dramas. Seine Ausführungen, die die ewige Geltung
des Dramas von neuem verwenden, bedeuten einen wvertvollen Beitrag
zur heutigen Theaterkriſe.
* Die Ausführungsbeſtimmungen
zum Zenfurgeſetz.
Die Zuſtändigkeit der Prüfſiellen.
Von unſerer Berliner Redaktion.
Die parlamentariſchen Inſtanzen werden ſich vermutlich in
den nächſten Tagen mit den Ausführungsvorſchriften zu dem
Geſetz zur Bewahrung der Jugend vor Schund und Schmutz
zu beſchäftigen haben. Es iſt geplant, vor den Beratungen im
Reichsrat mit den Ländern und auch mit den Verlegern und
dem Schriſttum Fühlung zu nehmen und evtl. die Vorſchriften
in dem einen oder anderen Punkt abzuändern. Nach dem, was
bis jetzt bekannt geworden iſt, ſoll ſich die Zuſtändigkeit
der Prüfſtellen nach dem Sitz des Antragſtellers, der die
betreffende Druckſchrift auf die Zenſurliſte geſetzt haben will,
richten. Dieſer Paſſus gibt dem „Vorwärts” erwünſchte
Gele=
genheit, gegen das ganze Geſetz nochmals Sturm zu laufen. Ihm
gefällt es nicht, daß in der oben erwähnten Regelung der
Zu=
ſtändigkeit den partikulariſtiſchen Bedürfniſſen in ſo
ausge=
dehntem Maße Rechnung getragen werden ſoll. Auch das
Be=
ſchwerdeverfahren, wie es in den Ausführungsbeſtimmungen
vorgeſehen iſt, hat ſein Mißfallen erregt. Er erblickt hierin nicht
nur ſchwere Gefahren für das Verlagsweſen, ſondern auch für
die Meinungsfreiheit der Autoren. Es bleibt abzuwarten, wie
die engültigen Ausführungsbeſümmungen ausſehen werden,
be=
ſonders die vom „Vorwärts” angefochtenen. Erſt dann wird es
möglich ſein, ein abſchließendes Urteil über die Zweckmäßigkeit
oder Unzweckmäßigkeit der einzelnen Beſtimmungen fällen zu
können.
Das neue Kabinett.
Madſen=Mygdal,
der Führer der däniſchen Bauernpartei, der die Regierung
gebildet hat. Madſen=Mygdal iſt Gutsbeſitzer und bekleidete
früher den Poſten eines Landwirtſchaftsminiſters. Sein Kabiett
beſteht aus folgenden Politikern, die alle zur Linkspartei gehören:
Außenminiſter: Dr. Molteſen. Mitglied der däniſchen
Völ=
herbunds=Delegation; Finanzminiſter: Neergaard;
Juſtiz=
miniſter: Gerichtspräſident Rytter; Kriegsminiſter:
Borr=
ſen: Innenminiſter: Dr. Kragh: Miniſter für Hygiene:
Dr. Rubow; Verkehrsminiſter: Direktor Stensballe;
Handelsminiſter: Slebſager; Unterrichtsminiſter:
Bys=
kow; Verteidigungsminiſter: Probſt Bruun Rasmuſſen.
Alle, mit Ausnahme von vier Miniſtern, waren früher
Mitgkie=
der des alten Kabinetts Neergaard. Das neue Kabinett tritt
am Dienstag ſein Amt an. Am Freitag wird die
Regierungs=
erklärung im Reichstag abgegeben.
mannigfaltigen Ausſtrahlungen des „Mimus” *) mit dem
eigentlichen „Drama” in irgendeiner Beziehung. Sie alle
bedür=
fen zu ihrer Darſtellung einer „Bühne” irgendwelcher Art, ſie alle
muten dem Darſteller eine „Rolle”, ein Andersſein zu und
neh=
men ſeine ganze Leiblichkeit in Anſpruch mit der Fülle ihrer
Be=
wegungen und Geſten, unter denen die „Sprachgebärde” die
Worte nur einen unter Umſtänden ſehr wichtigen, aber keinen
inmer und unbedingt notwendigen Beſtandteil bilden. Der
Mime ſieht die Welt durchaus in ſtarken, irgendwie feſſelnden
und zumeiſt bezeichnenden, vielſogenden Bewegungen, die er
durch ſeinen Körper hindurchgehen läßt und in ſeiner eigenen
Bewegtheit widerſpiegelt. Der mimiſche Künſtler bleibt nicht bei
der bloßen verſpottenden Nachahmung ſtehen, er dringt auch über die
Darſtellung unter der Herrſchaft von Fremdzwecken hinaus,
worun=
ter die kultiſchen Vorführungen (von den Eleuſiniſchen Myſterien
bis zu unſeren Paſſions= und religiöſen Laienſpielen) die höchſte
Stelle beanſpruchen dürfen. Sehr früh fühlt er im Spiel den
hohen Reiz des „Andersſeins” bei allem Verharren im „Ich”.
Er fühlt ſich ſelbſt erweitert, fühlt neue Schichten ſeines Lebens
aufgeſchloſſen, ſchlummernde Kräfte in wirkende Energien
über=
tragen, er wird, um ein Wort Leſſings zu gebrauchen, „ſich eines
größeren Grades ſeiner Realität bewußt” — ein „Bewußtſein,
das nicht anders als angenehm ſein kann‟. Dieſer „Zuwachs”
an Menſchlichkeit iſt von beſonderer Art, wie ihn keine andere
Dichtung, keine andere Kunſt, keine andere außeräſthetiſche
Ein=
ſtellung dem Menſchen vermitteln kann. Es gibt Bezirke unſeres
Seelenlebens, die ſich nur in lebhafter Bewegung erſchließen
laſſen und die ſich am reinſten entfalten, wenn dieſe Bewegung
irgendwie künſtleriſch ſtiliſiert wird. Und dieſen Bezirken
un=
ſeres inneren Lebens ordnet ſich unſere Körperlichkeit bis zu
einem hohen Grade unter, ſo daß der echte Mime über ſeiner
Ausdrucks= und Geſtaltungsbewegung alles andere vergißt, bis
die Schwingungen ſeines Leibes nicht mehr bloß ſeinen Geſang
begleiten, ſondern die ganze Bühne, das Bühnenhaus, die
Zu=
ſchauer und anſcheinend die ganze Welt auf einen Augenblick mit
ergreifen. Die „Welt” die niemals von irgendeiner menſchlichen
Intelligenz in ihrer Ganzheit ergriffen, nie von einer
künſt=
leriſchen Kraft als Ganzes geſtaltet werden wird, die ſich immer
nur dem erfüllten Herzen oder dem bohrenden Denken von einer
beſtimmten Seite her darbietet, ſie erſcheint dem Menſchen, deſſen
Seele und deſſen Leib auf Bewegung angelegt ſind, gern als ein
bewegter, von innen nach außen belebter Kosmos: es gingen uns
weſentliche Züge unſeres Weltbildes verloren oder blieben
un=
enitwickelt, wenn wir nicht auch über die „dramatiſche Einſtellung”
verfügten.
) Das Wort gilt lier nicht einer einmaligen geſclichtlichen
Erſchei=
nung, die ſich auf dem Wege kultureller Beziehungen aus dem klaſſiſchen
Altertum bis auf die Gegenwart fortgepflanzt hätte, ſondern einer
immer wiederkehrenden, notwendigen Form artiſtiſcher Lebensgeſtaltung.
Nummer 346
Seite 3
Sie Ausgabenpoltir des Heichstags.
153 Millionen über den Etat. — Das „Nein”
des Reichsfinanzminiſters.
Von unſerer Berliner Redaktion.
Der Haushaltsausſchuß des Reichstages hat am Montag
eine kleine Senſation gehabt, die für den allerdings nicht
über=
raſchend kam, der das Wettrennen der Parteien mit ihren
An=
trägen zur Unterſtützung dieſes oder jenes Reichsgebietes und
auch mit anderen koſtſpieligen Forderungen kritiſch beobachtete.
Was kommen mußte, kam. Dr. Reinhold erklärte kühl und
ſach=
lich, die Regierung ſei nicht in der Lage, allen Bewilligungen zu
entſprechen. Käme der Ausſchuß bzw. das Plenum des
Reichs=
tages nicht zu den im Nachtragsetat bereitgeſtellten Summen
zurück, dann müſſe er die weitere Verantwortung für die
Fi=
nanzgebarung des Reiches ablehnen. Es hat im
Haushaltsaus=
ſchuß darauf einige verwunderte Geſichter gegeben, da wohl den
meiſten Ausſchußmitgliedern gar nicht klar geworden iſt, in
wel=
ches gefährliche Fahrwaſſer ſie mit ihrer Ausgabenpolitik
in den letzten Tagen geraten waren. Nicht weniger als 15 3
Millionen ſind mehr angefordert worden als
vorgeſehen war. Ernſte Folgen wird die Drohung
des Finanzminiſters zwar nicht haben, da der Reichstag
ſich ſchließlich wieder zu dem Nachtragsetat zurückfinden und die
Leiſtungsfähigkeit des Reiches berückſichtigen wird. Wohl aber
dürfte es noch allerlei Streitigkeiten über die Streichung dieſer
oder jener Poſition geben, bis man ſchließlich zu der Einſicht
ge=
langt, daß das klügſte iſt, wenn man gemeinſchaftlich den
Rück=
zug antritt und ſämtliche Forderungen auf einen ſpäteren
Zeit=
punkt vertagt.
Reichstag und Arbeitsgericht.
Präſident Löbe eröffnet die Sitzung um drei Uhr. Ein Antrag
des Abg. Seiffert (Völk.), den Rechtsausſchuß zu beauftragen, die
ihm übergebenen Aufwertungsanträge möglichſt raſch zu erledigen, wird
dem Aelteſtenrat überwieſen. Ohne Ausſprache in allen drei Leſungen
angenommen wird ei Geſetzentwurf zur Aenderung des Geſetzes über
das Verfahren in Verſorgungsſachen, der die Aufhebung der zeitlichen
Beſchränkung für die beim Reichsverſorgungsgericht eingeſetzten
Hilfs=
ſenate vorſieht. Die zweite Beratung des Arbeitsgerichtsgeſetzes wird
dann fortgeſetzt, und zwar bei der Einzelbeſprechung der §§ 11—43.
Darin wird u. a. die Prozeßvertretung geregelt und beſtimmt, daß bei
den Arbeitsgerichten Rechtsanwälte nicht zuzulaſſen ſind, dagegen
Mit=
glieder und Angeſtellte wirtſchaftlicher Vereinigungen von Arbeitgebern
und Arbeitnehmern. Nur vor den Landesarbeitsgerichten und dem
Reichsgericht müſſen ſich die Parteien durch Rechtsanwälte vertreten
laſſen. Weiter wird der Ausbau der Arbeitsgerichtsbehörden, der
Landesarbeitsgerichte und des Reichsarbeitsgerichtes geregelt. Es wird
beſtimmt, daß
die Arbeitsgerichte als ſelbſtändige Gerichte
regelmäßig für den Bezirk eines Amtsgerichtes zu errichten ſind. Der
Vorſitzende und die ſtellvertretenden Vorſitzenden ſollen in der Regel
ordentliche Richter ſein.
Abg. Dr. Lambach (Dn.) beantragt, an Stelle des Syſtems der
Vertreter der wirtſchaftlichen Verbände die Wahl der Beiſitzer, die keine
Belaſtung der Behörden mit ſich bringen würde. Zum mindeſten müſſe
die Regierung eine Liſte der Organiſctionen vorlegen, welche Beiſitzer
vorſchlagen können. Abg. Giebel (Soz.) lehnt den deutſchnationalen
Antrag, beſondere Kaufmannskammern zu bilden, ab und wendet ſich noch
einmal gegen die Zulaſſung von Rechtsanwälten, die eine erneute
Stel=
lungnahme der ſozialdemokratiſchen Fraktion zu dem ganzen Geſetz
notwendig machen würde.
Abg. Dr. Pfeffer (DVP.) lehnt die Wahl der Beiſitzer ab. Man
miſſe zu den Juſtizbehörden das Vertrauen haben, daß ſie die Auswahl
gerecht vornehmen. Abg. Höllein (Kom.) tritt für die Wahl der
Beiſitzer ein. Miniſterialdirektor Dr. Sitzler ſtellt feſt, daß 87,5 Proz.
aller Kaufmannsgerichte 1925 je höchſtens 150 Streitfälle erledigt hätten.
während man von einer vollbeſchäftigten Kammer erſt bei etwa 1000
Streitigkeiten ſprechen könne. Deshalb ſei die zwangsweiſe Bildung von
Kaufmannskammern unzweckmäßig. — Abg. Stöhr (Völk.) bekämpft
energiſch zu Zulaſſung der Rechtsanwälte. Abg. Dr. Rademacher
(Dn.) begründet nochmals einen Antrag auf Zulaſſung, den namens
einer Minderheit ſeiner Fraktion auch der Abg. Schetter (Ztr.)
unterſtützt. Abg. Dr. Wunderlich (DVP.) tritt gleichfalls für die
Zulaſſung ein. Es folgen dann
die Abſtimmungen über die erſte Hälfte des Geſetzes.
Der deutſchnationale Antrag auf Angliederung der Arbeitsgerichte an
die ordentlichen Gerichte wird in namentlicher Abſtimmung mit 227:140
Stimmen bei zwei Enthaltungen abgelehnt. § 1 der Vorlage wird
darauf in der Ausſchußfaſſung gegen Deutſchnationale, einen Teil der
Deutſchen Volkspartei, Kommuniſten und wirtſchaftliche Vereinigung
an=
genommen. Ein demokratiſcher Antrag, die Zuſtändigkeit des
Arbeits=
gerichtes zu beſchränken, auf die Höhe der Entſchädigung, ſo daß die
ſachliche Grundlage des Einſpruchs vor den ordentlichen Gerichten
ent=
ſichieden werden ſoll, wird im Hammelſprung mit 196:122 Stimmen bei
einer Enthaltung abgelehnt. Ein deutſchnationaler Antrag, wonach
Handtverkslehrlinge nicht unter das Geſetz fallen ſollen, wird abgelehnt.
Dienstag, den 14. Dezember 1926
Dagegen werden, entſprechend eimem Antuge der Regierungsparteien,
Zwiſchenmeiſter, die den überwiegenden Teil ihres Verdienſtes aus ihrer
eigenen Arbeit beziehen, ebenfalls als Arbeitnehmer im Sinne des
Geſetzes angeſehen.
Auch über eine Reihe von Anträgen über
die Zulaſſung von Rechtsanwälten bei den Arbeitsgerichten
muß die Zuſtimmung im Hammelſprung erfolgen. Ein Antrag Schulte=
Breslau (Ztr.), Dr. Wunderlich D.V.P.), Dr. Raſching (Dem.), der in
gewiſſen Fällen bei einem Streitgegenſtand von mehr als 300 Mark
Rechtsanwälte zulaſſen will, wird mit 179:169 Stimmen abgelehnt. § 11
wird darauf in der Ausſchußfaſſung angenowmen, nach der
Rechts=
anwälte grundſätzlich von den Arbeitsgerichten ausgeſchloſſen werden.
Nur bei den Landesarbeitsgerichten und bei dem Reichsarbeitsgericht
müiſſen die Beteiligten durch Rechtsanwälte vertreten ſein. Der
deutſch=
nationale Antrag auf Schaffung beſonderer Kaufmannskammern wird
abgelehnt. Der weitere deutſchnationale Antrag, die Stellung der
Bei=
ſitzer durch Wahlen der Arbeitgeber und Arbeitnehmer zu beſetzen, wird
in namentlicher Abſtimung entſchieden und mit 231:138 Stimmen
gleichfalls abgelehnt. Die Ausſchußfaſſung wird angenommen.
Im übrigen werden die 88 von 1—43 in der Ausſchußfaſſung
an=
genommen. In der Beſprechuung über die §§ 44—87, die
das Verfahren vor den Arbeitsgerichtsbehörden
betreffen, begründet Abg. Rädel (Kom.) Anträge, wonach die
Ver=
handlungen vor den Arbeitsgerichten öffentlich ſein ſollen. Weitere
Anträge betreffen das Berufungsverfahren. Die §§ 44—87 werden im
wveſentlichen in der Ausſchußfaſſung angenommen. Abg. Graßmann
(Soz.) fordert, daß die in den Innungsbetrieben beſchäftigten Arbeiter
ebenſo wie die übrigen die Vorzüge der Arbeitsgerichte genießen.
Reichs=
arbeitsminiſter Dr. Brauns betont, das Arbeitsminiſterium
be=
trachte das Lehrlingsweſen in erſter Linie als ein Erziehungs=
und Ausbildungsverhältnis. Zur Ueberwachung der Ausbildung und
Erziehung ſeien in erſter Linie die Handwerkskammern zuſtändig. Aber
die arbeitsrechtlichen Streitfragen würden am beſten einheitlich durch
die Arbeitsgerichte geregelt. Abg. Bertz (Kom.) bezeichnet die Vorlage
als unannehmbar und führt Beſchwerde über die Nichtberückſichtigung
der Kriegsbeſchädigtenwünſche. Der deutſchnationale Antrag auf
Auf=
rechterhaltung der Innungsſchiedsgerichte wird in namentlicher
Abſtim=
wung mit 212 gegen 150 Stimmen abgelehnt.
Der vom Abg. Eſſer (Ztr.) begründete Antrag auf Bildung von
Innungsſchlichtungsausſchüſſen, für
Streitigkeiten zwiſchen Meiſtern und Lehrlingen
wird mit 329:23 Stimmen angenommen. Der Reſt der Vorlage findet
im weſentlichen nach den Ausſchußbeſchlüſſen Annahme. In der dritten
Beratung werden die Beſchlüſſe der zweiten Leſung beſtätigt. Die
namentliche Schlußabſtimmung ergibt die Annahme des
Arbeits=
gerichtsgeſetzes mit 211:140 Stimmen bei 7.
Ent=
haltungen. Angenommen wird auch eine Entſchließung Müller=
Franken (Soz.), wonach geprüft werden ſoll, ob Zuwiderhandlungen
gegen Arbeiterſchutzbeſtimmngen angemeſſen beſtraft werden, und falls
dies zu verneinen iſt, ob es zweckmäßig ſei, die Zuſtändigkeit der
Ar=
beitsgerichte auf dieſe Strafſachen auszudehnen. Das Haus vertagt ſich
dann auf Dienstag, 3 Uhr: Nachtragsetat des Reichsanbeits=, Wirtſchafts=
Finanz= und Außenminiſteriums. Schluß nach 9 Uhr.
Beſprechungen beim Reichskanzler.
Anklagematerial gegen die Reichswehr.
Von unſerer Berliner Redaktion.
Der Reichstag beſchäftigte ſich am Montag bis in die ſpäten
Abendſtunden hinein mit dem Geſetzentwurf über die
Arbeits=
gerichte, der dann in zweiter und dritter Leſung, durch zahlreiche
Einzelabſtimmungen unterbrochen, im weſentlichen in der
Aus=
ſchußfaſſung über die Bühne ging. — Neben der Plenarſitzung
liefen noch ſtundenlang Beſprechungen zwiſchen dem
Reichs=
kanzler und den Führern der Regierungsparteien her, die ſich
um das von den Sozialdemokraten überreichte Material gegen
die Reichswehr drehten. Zu dieſen Beſprechungen waren
auch General Heye und Admiral Zenker hinzugezogen. Da dieſe
Verhandlungen ſtreng vertraulich geführt wurden, kann über
ihren Inhalt nichts mitgeteilt werden. Es dürfte aber feſtſtehen,
daß es unmöglich iſt, das Anklagematerial in den
weni=
gen noch zur Verfügung ſtehenden Tagen zu ſichten,
durchzu=
arbeiten und darüber Beſchluß zu faſſen, ſo wie es die
Sozial=
demokraten wünſchen. Sie werden ſich wohl damit abfinden
müſſen, daß die genze Angelegeuheit nicht in dem von ihnen
gewünſchten überſtürzten Tempo behandelt wird. Der
Aelteſten=
rat will zwar am Dienstag zuſammentreten und ſeine
endgül=
tigen Dispoſitionen vor den Feiertagen treffen, dürfte aber wohl
auch einſehen, daß eine Verlängerung der Sitzungsdauer um
einige Tage nicht ausreichen wird, die gewünſchte Klärung
herbei=
zuführen, ſo daß letzten Endes erſt nach den Ferien die
Sozial=
demokraten davon in Kenntnis geſetzt werden können, wie die
Regierungsparteien und die Reichsregierung zu dem überreichten
Material ſtehen.
Ziele der engliſchen Außenpolitik.
Das Problem Europa: Der Faktor
Oeutſch=
land. — Der Faktor Italien.
London, 13. Dezember.
In einem unzweifelhaft von den Londoner Regierungsſtellen
inſzenierten Leitartikel nimmt der „Obſerver” zu den
aktuel=
len weltpolitiſchen Problemen Stellung. In
Lon=
doner unterrichteten Kreiſen iſt man der Auffaſſung, daß dieſe
Veröffentlichung das Ergebnis zahlreicher Vorarbeiten iſt, die
bisher ſtreng geheim gehalten wurden. Nachdem weitere
Son=
dierungen von Chamberlain und Churchill in Paris mit Briand
und Poincaré und in Genf außerdem mit dem deutſchen
Reichsaußenminiſter das Ergebnis hatten, daß eine franzöſiſche
oder deutſche Abſage grundſätzlicher Natur nicht mehr zu
be=
fürchten iſt, hat ſich das Foreign Office nunmehr entſchloſſen, die
nächſtliegenden außenpolitiſchen Ziele Englands in dem
er=
wähnten Leitartikel des „Obſerver” bekannt zu geben.
Der „Obſerver” ſagt zunächſt, daß die
Reibungs=
flächen und Differenzen des „Problems
Europa” in den nächſten zehn Jahren gelöſt werden
müß=
ten, andernfalls eine Löſung durch Waffengewalt
unvermeidlich erſcheine. Die letztere Löſung würde aber
die Zerſtörung Europas bedeuten. Ein dauernder Friede in
Europa könne im jetzigen Stadium nicht durch den Völkerbund
allein gewährleiſtet werden. Die Erhaltung des Friedens hänge
von der grundſätzlichen Uebereinſtimmung von England,
Frank=
reich und Deutſchland ab. Wenn dieſe Länder zu dieſer
grund=
ſätzlichen Uebereinſtimmung außerhalb des Völkerbundes
ge=
langen und dieſe Uebereinſtimmung in den Völkerbund
hinein=
tragen würden, könne jedes andere gefährliche Moment in der
europäiſchen Lage beherrſcht werden. Die zukünftigen
Beziehungen zwiſchen London, Paris und
Ber=
lin ſeien die Schickſalsfrage.
Der „Obſerver” ſtellt dann weiterhin die Frage, auf Grund
welcher Bedingungen das Zuſammenwirken der genannten drei
Großmächte hergeſtellt werden könne. Berlin ſei ſtets verſucht,
bei jedem ihm gemachten Zugeſtändnis zuviel zu verlangen.
Für London und Paris ſei aber jetzt die Zeit gekommen, dieſe
Probleme in einem großzügigeren und kühneren Geiſt
aufzu=
faſſen. Deutſchland werde in der Abrüſtungsfrage im
weſent=
lichen Recht bekommen, weil die Tätgkeit der Interalliierten
Militärkontrollkommiſſion jeden ſinngemäßen Zweck längſt
über=
lebt habe und nur noch aufreizend wirke. Der nächſte
Schritt ſei die Löſung der Beſatzungsfrage. Die
Beſetzung des Rheinlands ſei militäriſch
nutz=
los. Die Beſetzung erfülle nur noch die unerfreuliche Aufgabe,
den aggreſſiven deutſchen Nationalismus aufzuſtacheln.
Groß=
zügige Staatskunſt erfordere die gänzliche
Räumung des deutſchen beſetzten Gebiets, und
zwar ſpäteſtens bis zum nächſtjährigen Waffenſtillſtandstage,
alſo bis zum 11. November 1927. Daß heute, acht Jahre
nach Friedensſchlaß, noch fremdes Militär im
Rheinland ſtehe, ſei genau ſo ein Barbarismus, als
wenn Gent oder die Kanalküſte durch franzöſiſche oder deutſche
Garniſonen beſetzt wären. Die Fortdauer der
Be=
ſatzung ſei eine Provokation des deutſchen
Nationalgefühls, die beſeitigt werden müſſe. Der „
Ob=
ſerver” weiſt dann darauf hin, daß Deutſchland vor die
ſchick=
ſalsſchwerſte Wahl geſtellt ſei, die im Völkerbund niemals
offen=
ſtehe. Es ſei Deutſchlands Schickſal, daß es
nie=
mals neutral ſein könne. Entweder müſſe es auf dem
europäiſchen Kontinent in einer konſtruktiven Friedenspolitik
führend ſein, oder es müſſe ſein Schickſal auf die einzige Karte
der Kriegsmentalität ſetzen. Da ein Krieg der Zukunft
vor allem im Innern der beteiligten Ländern geführt werde,
ſei ſich Deutſchland der Tragweite ſeiner Entſcheidung bewußt,
und Dr. Streſemann ſei auf dem einzigen ſicheren Wege zu
einem Uebereinkommen mit England und Fvankreich. Der „
Ob=
ſerver” hebt dann hervor, daß man Deutſchland als
Zu=
geſtändnis den Eintritt in den Dreibund in
Ausſicht ſtellen könne. Auf der bevorſtehenden
Wirt=
ſchaftskonferenz in Genf könne man ja Deutſchland die
Füh=
rung überlaſſen, in einer Bewegung, die auf die Herſtellung der
wirtſchaftlichen Vereinigten Staaten von Europa hinziele.
Deutſchlands kontinentale Anſprüche könnten
nur auf der Grundlage der engſten
Freund=
ſchaft mit Frankreich und England befriedigt
werden. Komme dieſe Freundſchaft nicht zuſtande, ſo wäre
es „Wahnſinn”, Deutſchland auf dieſem Gebiete Zugeſtändniſſe
zu machen.
Der „Obſerver” erklärt dann das italieniſche
Pro=
blem für „die Hauptarſache aller Störungen”
und zieht eine Parallele zwiſchen Muſſolini und Wilhelm II.
Wir ſehen, wie die dramatiſche Bewegung, durch den Mimus
entfeſſelt und zunächſt an einer gewiſſen Oberfläche feſtgehalten,
ganz von ſelbſt danach ſtrebt, immer weitere Schichten des
Men=
ſchen zu beleben, imer tiefere Schichten der Welt geſtaltend zu
umfaſſen. Wie der rohe Zirkuspaß gleichſam nur die Epidermis
des Menſchen berührt, ſich dann gern ſelbſtändig macht und zu
dem Publikum ſpricht, als gäbe es gar keine andere Möglichkeit,
die Welt zu betrachten; wie der Zuſchauer auf einige Zeit
gleich=
ſam einen Pakt mit dem Spaßmacher ſchließt und die Welt mit
einer gewiſſen Ausſchließlichkeit durch ſeine Augen betrachtet;
wie es endlich auf einer gewiſſen Kulturſtufe überhaupt keine
andere Möglichkeit geben mag, ſich über die Qualen und Sorgen
des Alltags zu erheben: ſo greift die hohe dramatiſche Dichtung
wie ſie der Menſchheit die Griechen zuerſt geſchenkt haben,
gleich=
ſam am andern Pol der Menſchheit in jene Tiefen hinein, die
der Menſch nur als denkendes, grübelndes Weſen im heißeſten
Ringen mit dem Schickſal oder mit der ewigen Ordnung der
Dinge zu durchleuchten und zu meiſtern ſtrebt. Aber in ihm iſt
nur eine ſymboliſche Vorwegnahme der letzten Formulierungen
der Welträtſel und ihrer möglichen Löſungen auf künſtleriſchem
Wege erlaubt. Und unter allen Künſten bietet ſich hier tatſächlich
nur eine als Führer an.
Wie die denkende Verarbeitung der Wirklichkeit auf dem
Wege des inneren Sprechens erfolgt und die Sprache ſich hier
zu ihren höchſten Leiſtungen aufraffen muß, ſo kann nur die
Wortkunſt, nur die Dichtung in die letzten, dem Denker
auf=
glühenden Tiefen der Welt und der Seele hineinleuchten. Werden
dieſe Tiefen als bewegte Untergründe des Lebens aufgefaßt, wird
die ewige Gegenſätzlichkeit alles Seienden betont und doch
zu=
gleich die gegenſeitige Beziehung aller Gegenſätze und ihr Ringen
um Ausgleich auf höherer Linie betont, ſo iſt die dramatiſche
Dichtung die dem Erlebnis einzig angemeſſene Form des
künſt=
leriſchen Ausdrucks. Sieht der Dichter in allem Streit und
Widerſpruch zuletzt nur Irrtum und Schein, und läßt er hinter
dem allen eine letzte feſte Einheit als eine jederzeit erreichbare
Wahrheit aufleuchten, dann wird ſein ganzes Werk von jenem
„großen Humor” durchflutet ſein, der auch unſere Seele zuletz
beruhigt und der uns auf dem Wege an allen jenen niederen
Formen der Komik beluſtigt Anreil nehmen läßt, die nun einmal
die Komödie als geſchichtliche, als empiriſche Form des
Dra=
mas auf ihrem Wege mit in ſich aufgenomnen hat. Führt der
Dichter ſeinen Helden durch Nacht und Qual, durch den
Zu=
ſammenbruch alles deſſen, worauf er ſein Daſein gründete,
hin=
durch zu einem höheren Standpunkt, von dem aus auf einen
Augenblick die Welt drinnen und draußen „beruhigt” und
ge=
ordnet erſcheinen mag; gelingt es ihm, ein für jetzt errungenes
oder in greifbarer Nähe aufleuchtendes Ziel zum Symbol letzter
und ewiger Zielſetzungen zu machen, ohne die Fragwürdigkeit
des Lebens überhaupt zu leugnen; dann entſteht das „Schau=
ſpiel” im höchſten Sinne, das wir wohl beſſer als „Feſtſpiel”
bezeichnen würden, das Spiel von der Art des „Prinzen vor
Homburg” und der „Meiſterſinger” Blitzt aber hinter jedem
„letzten Wort” eine neue Frage auf, öffnen ſich jenſeits aller
erreichten „Abſchlüſſe” neue gähnende Tiefen der Menſchennatur
und vermag der Dichter uns zu ermutigen, daß wir dies Leben
mit ſeiner ungeheuren Problematik und mit ſeiner dämoniſchen
Großheit und inneren Herrlichkeit „an die Bruſt nehmen”, um
es weiter zu tragen, dann erſt wird die große Tragödie
ge=
boren, die immer das auserwählte Erbteil einiger Weniger
bleiben wird.
Hier ſteigert ſich die Ausſchließlichkeit aller echten, großen
dramatiſchen Dichtung. Sie wendet ſich durchaus an den
inner=
lichen Menſchen, der ſtets in der Minderzahl bleiben wird. Wenn
ein dramatiſcher Dichter unſerer Tage es bedauert, daß ſeine
Kunſt keine Maſſen ergreift, wie die Leiſtungen eines
Boxkämp=
fers oder eines Dauerfahrers, dann ſpricht er ſich ſelbſt das
Urteil. Er arbeite, wenn er es mit der Bühne zu tun hat, auf
den „Mimus” hin. Vielleicht gewinnt er ihm neue Wirkungen
ab! Aber ſo gewiß die Bewegtheit der Welt ohne Ende iſt und
ſo gewiß es immer Menſchen von jener Innerlichkeit geben wird,
durch die der Weltprozeß hindurchgeht und in denen er bis zum
hellen Bewußtſein vordringt, ſo gewiß wird immer wieder das
echte „Drama” ſeine Zuſchauer finden und, wir dürfen es hoffen,
auch immer wieder ein neues Drama erſtehen, das der eigenen
Zeit oder der nächſten Vergangenheit ihre beſondere Bewegung
abgewinnt und ſie dramatiſch geſtaltet.
4Aus der zoologiſchen Abteilung des
Landesmuſeums.
Die Gruppe Nondoſt=Europa iſt deswegen von ganz
beſon=
derem Intereſſe, weil ſie hauptſächlich diejenigen Tierarten zeigt,
die vor tauſend Jahren in ganz Deutſchland, das damals
zuſam=
menhängende Wälder bedeckte, heimiſch waren, jetzt aber zum
gioßen Teil ausgerottet oder mit wenigen Ausnahmen ſelten
geworden ſind (Wiſent, Brauner Bär, Elch, Luchs, Wolf u. a.).
Als die Gruppe von 13 Jahren dem Publikum zugänglich
gemacht wurde, war darauf hingewieſen worden, daß der Wiſent,
die einzige noch wild in Europa vorkommende Rinderart, fehlt.
In der in dieſem Jahre neuhergerichteten und dem Publikum
wieder zugänglichen Gruppe iſt neben anderen Ergänzungen auch
ein prächtige Wiſentfamilie (Stier, Kuh und Kälbchen)
präpariert uns modelliert von Herrn Muſeumspräparator
Küſt=
hardt, aufgeſtellt.
In Europa lebten zwei Wildrincer, der Ur= oder
Auer=
ochs (Bes primigeniue) und der Wiſent (Bos bonasus). Nach
dem Ausſterben des Urs war die Erinnerung an dieſen
allmäh=
lich verſchwunden, und die Schriftſteller des 15. Jahrhunderts
übertrugen den Namen des Urs auf den Wiſent, obwohl ſich der
Ur mit geradem Rücken und gleichlangem Haarkleid vom Wiſent
mit ſtark erhöhtem Widerrift und langer Mähne am Vorderkörper
gut unterſchied. Der Ur hat noch in hiſtoriſcher Zeit in Europa
gelebt, und die letzte Kuh iſt 1627 im Herzogtum Maſovien
ver=
endet. Der Ur war Steppentier und der Wiſent Waldtier. Er
belebte die nach dem Ende des Diluviums über ganz Europa
ausgedehnten Wälder. Zur Zeit der Blüte Griechenlands war er
im heutigen Bulgarien und in ganz Mitteleuropa häufig. Von
Ariſtoteles wird er beſchrieben und benannt „Bonaſos‟. Die
„Leges Alemannorum” erwähnen ihn um 600 herum, die
Nibe=
lungen jagten ihn im Odenwald. Im Jahre 1373 lebte er noch
in Pommern, im 15. Jahrhundert in Preußen, im 16. in Litauen,
im 18. zwiſchen Tilſit und Labiau in Oſtpreußen, wo das letzte
Tier 1755 von einem Wilddieb erlegt wurde.
Die Könige und Großen des Reiches Polen und Litauen
hegten und pflegten ihn in beſonderen Parks bei Oſtrolenka
u. a. O. Länger als in Preußen lebte er noch in Ungarn,
namentlich im waldreichen Siebenbürgen, wo er in den Szekler
Bergwaldungen noch gegen Ende des 18. Jahrhunderts hauſte.
Daß der Wiſent noch im 19. Jahrhundert erhalten geblieben iſt,
danken wir den Königen von Polen bzw. den Kaiſern von
Ruß=
land, die ihn im Wald von Bialowies und im Kaukaſus hegten.
In Bialowies kamen im Jahre 1862: 1261 Stück vor, 1882: 600,
1902: 700, 1914: 737, 1918: 20 und 1920: 0. Nachdem die Ruſſen
im Weltkrieg abgezogen waren, ſtellte die Militärforſtverwaltung
150 Wiſente feſt. Abſchußverbot und Abhärtung (Einſtellen der
Heufütterung) verbeſſerten den Beſtand auf 200 Stück im Jahre
1918. Aber nach der Wiederbeſetzung durch die Ruſſen iſt der
Wiſent 1920 vollſtändig ausgerottet worden.
Auch im Kaukaſus iſt der Wiſentbeſtand durch den Krieg auf
20 Stück zuſammengeſchmolzen.
Im Jahre 1865 unternahm der Fürſt von Pleß den Verſuch,
Wiſente (1 Stier und 3 Kühe) von Bialowies in einem 600
Hek=
tar großen Tiergarten der Herrſchaft Pleß in Schleſien
auszu=
ſetzen. Aus dieſem Beſtand ſtammen die meiſten der in unſeren
zoologiſchen Gärten gezeigten Wiſente. Auch die Pleßer Herde
iſt in den Nachkriegsjahren auf 3 Stück zuſammengewildert
wor=
den. Um eine Hebung der Gehegzuchten ſyſtematiſch und mit
Erfolg durchführen zu können, bildete ſich 1923 die „
Internatio=
nale Geſellſchaft zur Erhaltung des Wiſents” mit dem Sitz in
Frankfurt a. M., Zoologiſcher Garten. Alle noch vorhandenen
Wiſente ſind nach Alter, Geſchlecht, Blutführung ſtammbuchartig
aufgenommen. Am 31. Dezember 1924 betrug der Beſtand 66 Stück.
Letztes Ziel der Eeſellſchaft iſt, den Beſtand ſoweit zu heben, daß
man ſpäter die Wiſente in Parks und großen Revieren verwil=
Dr. Th. Liſt.
dern laſſen kann.
Seite 4
Dienstag, den 14. Dezember 1926
Nummer 346
Noch habe Muſſolini Zeit, die Durchführung der Parallele
abzu=
brechen. Es ſei verhängnisvoll, wenn Politik und Tonart einer
innerpolitiſchen Diktatur auf die Außenpolitik übertragen werde.
Der „Obſerver” verlangt eine unzweideutige Friedenserklärung
Muſſolinis.
Die Hauptſenſation des Artikels iſt ein Angebot, das
ſich zugleich an Paris, Berlin und Rom richtet. Der
„Obſerver” deutet an, daß England gegen den Fascismus nur
dann Stellung nehmen könne, wenn vorher ein Verſuch gemacht
fei, gleichzeitig die jetzt noch miteinander konkurrierenden
Kolo=
nialanſprüche Deutſchlands und Italiens zu befriedigen. Der
Völkerbund werde die Karte Afrikas aufrollen
müſſen und Frankreich und England würden unter
Mitwir=
kung von Belgien und Portugal verſuchen müſſen, durch ein
neues Syſtem von Mandaten und
Verpach=
tungen von Kolonien den Bedürfniſſen
Deutſchlands und Italiens
entgegenzukom=
men. Zum Schluß erklärt der „Obſerver” — dieſer Teil iſt im
Einverſtändnis mit hieſigen maßgebenden Perſönlichkeiten
ge=
ſchrieben — für Italien würde der beſte Kurs darin beſtehen,
eine Teilhaberſchaft mit Frankreich, England und Deutſchland
einzugehen, den Völkerbund nicht nur in formaler Hinſicht,
ſon=
dern auch ſeinem Geiſte nach anzuerkennen und alles auf die
Karte der neuen Friedensorganiſationen und der bevorſtehenden
wirtſchaftlichen Zuſammenarbeit, in Europa zu ſetzen.
Eine Proteſinote Südſlawiens.
Die italieniſche offiziöſe Agentur „Radio Nazionale” meldet,
daß Südſlawien beabſichtige, dem Völkerbund
eine Proteſtnote gegen den Abſchluß des
italie=
niſch=albaniſchen Vertrages zu überſenden.
Polniſche Wahlgeometrie.
Bevorſiehende Maſſenausweiſung deutſcher
Staatsbürger aus Oſi=Oberſchleſien.
EP. Warſchau, 13. Dezember.
Durch das Eingreifen des Altbundesrates Calonder wurde
die von den polniſchen Behörden in Oberſchleſien angeordnete
Ausweiſung des Generaldirektors der Henckel=Donnersmarckſchen
Güter und Werke, Schulz, vollſtändig zurückgezogen.
Zwiſchen dem Woiwoden von Kattowitz und dem Miniſter
des Innern wird über eine Maſſenausweiſung von deutſchen
Staatsbürgern aus Oſt=Oberſchleſien verhandelt, die nach
Mei=
nung der polniſchen Preſſe als Repreſſalie gegen den Ausfall
der Kommunalwahlen von Mitte November unerläßlich ſei.
Des=
gleichen wird im Miniſterium des Innern ein Projekt
ausge=
arbeitet, Oſt=Oberſchleſien durch Einbeziehung einiger
kongreß=
polniſcher Kreiſe zu erweitern, da durch dieſe Wahlgeometrie die
Gefahr beſeitigt werden ſoll, daß der ſchleſiſche Seim bei den
Neu=
wahlen eine deutſche Mehrheit erhalte.
Die deutſch=polniſchen Verhandlungen über Chorzow.
Berlin, 13. Dezember.
Nachdem die deutſch=polniſchen Verhandlungen über
Chor=
zow am 9. Dezember wieder aufgenommen waren, ſind ſie bis
heute vormittag fortgeſetzt worden. Da die Anſichten der beiden
Delegationen noch weit von einander entfernt ſind, haben ſie ſich
zunächſt getrennt, um den beiderſeitigen Regierungen zu
be=
richten.
Perſonalveränderung im Transferausſchuß.
Berlin, 13. Dezember.
Wie der Generalagent für Reparationszahlungen mitteilt,
iſt das belgiſche Mitglied des Transferausſchuſſes, Rone
Til=
mont, zurückgetreten, um ſich ganz ſeiner Tätigkeit als Direltor
der belgiſchen Nationalbank zu widmen. Die
Reparationskom=
miſſion hat den Rücktritt Tilmonts angenommen und an ſeiner
Stelle den früheren belgiſchen Finanzminiſter Albert E. Janſſen
ernannt. Janſſen hat dem Transferausſchuß ſchon früher,
näm=
lich von der Gründung des Ausſchuſſes bis zu ſeiner Ernennung
zum belgiſchen Finanzminiſter im Juni 1925, angehört. Er
ver=
tritt Belgien auch im Finanzkomitee des Völkerbundes.
Die Türkei zum italieniſch=albaniſchen Vertrag.
EP. Paris, 13. Dezember.
Wie der „Temps” aus Konſtantinopel meldet, zeigt die
offi=
ziöſe türkiſche Preſſe in den Kommentaren zu den italieniſch=
ſüd=
flawiſchen Beziehungen große Zurückhaltung, hebt aber
einſtim=
mig die Bedeutung des italieniſch=albaniſchen Vertrages ſür den
Balkan hervor und äußert die Anſicht, daß das Intereſſe der
Türkei Wachſamkeit und Beachtung aller Eventualitäten
empfehle. — Die öffentliche Meinung dagegen ſcheint ſich klar auf
die Seite Südſlawiens zu ſtellen, wie ja überhaupt die Türken
hinſichtlich der fasciſtiſchen Politik auf dem Balkan und im
Orient äußerſt mißtrauiſch ſind. Der „Ikdam” fordert eine
engere Zuſammenarbeit zwiſchen allen Balkanſtaaten.
Familiennachrichten
Heute abend wurde unſer lieber
Vater, Großvater, Schwiegervater,
Bruder und Onkel
Herr
Georg Koch II.
Schreinermeiſter und Gemeinderat
infolge eines Unglücksfalles im Alter
von 60 Jahren aus ſeinem
arbeits=
reichen Leben in die ewige Heimat
abgerufen.
Im Namen
der tieſtrauernden Hiuterbliebenen:
Georg Kirchner.
Hering, den 12. Dez. 1926, (*18439
Die Beerdigung findet am
Mitt=
woch, den 15. Dezember,
nach=
mittags 2 Uhr ſtatt.
Todes=Anzeige.
Am 11. Dezember nachts entſchlief ſanft nach
kurzem ſchweren Leiden unſere inniggeliebte, treue
Mutter
Milka pattri.
Die tieſtrauernden Hinterbliebenen:
Hertha, Ella, Erika, Tilde und Erich Pattri.
Darmſtadt, den 12. Dezember 1926. (32696
Liebigſtraße 11.
Die Beerdigung findet in aller Stille ſtatt.
Wir bitten, von Beileidsbeſuchen abſehen zu wollen.
Todes=
zeige
Sonntag, den 12. Dezember,
abends 9 Uhr, entſchlief ſanft nach
langem Leiden, wohlverſehen mit
den hl. Sterbeſakramenten, meine
liebe, gute Frau, unſere
unvergeß=
liche, treuſorgende Mutter,
Groß=
mutter, Schwiegermutter und
Schwägerin
Frau
Regina Balles
im 86. Lebensjahre. *18436
Im Namen d. trauernd. Hinterbliebenen:
Georg Peter Balles.
Darmſtadt, den 12 Dezember 1926.
Wenckſtraße 43.
Die Beerdigung findet Mittwoch
3½ Uhr auf dem Waldfriedhofe
ſtatt.
Todes=Anzeige.
Am 12. Dezember entſchlief nach kurzer ſchwerer
Krankheit unſerliebes einziges Söhnchen u. Brüderchen
Heinichen
im Alter von 4 Jahren und 5 Monaten.
(18447
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Georg Grünewald.
Darmſtadt, Blumenthalſtr 73, den 13. Dez. 1926.
Die Beerdigung findet Mittwoch, den 15. ds Mts.,
nachmittags 3 Uhr, auf dem Waldfriedhof ſtatt.
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Nummer 346
Dienstag, den 14. Dezember 1926
Seite 5
Aus der Landeshauptſiadt.
Darmſtadt, 14. Dezember.
— Verſetzungen in den Ruheſtand. Am 1. Dezember 1926 tritt der
im einſtweiligen Ruhrſtand befindliche Vermeſſungsrat Jakob
Knie=
rim zu Oppenheim in den endgültigen Rußeſtand. Auf Grund des
Artibels 98 des Geſetzes, die Ruhegehalte der Staatsbeamten betreffend,
vom 18. Dezember 1923 tritt die Gewerbeinſpektorin beim
Gewerbe=
aufſichtsamt zu Mainz Albertine d’Angelo in den Ruheſtand
mit Wirtung vom 1. Januar 1927 an.
— Heſſiſches Landestheater. Die nächſten Wiederhejungen des
Weihnachtsmärchens „Brumm der Bär” ſind morgen, Mittwoch,
den 15. Dezember, nachmittags 3 Uhr, Samstag, den 18. Dezember,
nachmittags 2 Uhr, und Sonntag, vormittags 11 Uhr.
Eduard Künneckes Operette „Der Vetter aus Dingsda”,
die morgen, Mittwoch, im Kleinen Haus zum erſten Male gegeben wird,
wurde von der deutſchen Kritik als eine der bedeutendſten neuzeitlichen
Schöpfungen auf dieſem Gebiet bezeichnet. Es finden ſich Preſſeſtimmen
wie: „ . . . Abſeits von der breiten Straße des Publikumsgeſchmacks,
der Reklame und des Tantams wandelt Eduard Künnecke ſtille Wege im
Reiche der Muſit ..
„... Die Idee der Handlung iſt ſehr nett,
beweglich und abwechſlungsreich, hat hübſche Einfälle, gelungene Typen
und einen flotten Dialog. Dazu eine Muſik mit eleganter, großzügiger
Linienführung, netten Melodien und feiner Untermalung .
„Dieſe
wundervolle, gekonnte und ſicher geführte Muſik, die auf der Greuze
von Spieloper und Operette ſteht, zeugt von in der Tat ſchöpferiſchem
Geiſt" Die Tänze der von Berthold Sander muſikaliſch und
Hein=
rich Kuhn ſzeniſch geleiteten Aufführung ſind von Manda von Kreibig
einſtudiert und tragen modernen Charakter.
Die Uraufführung der Tragödie „Der ToddesEmpedokles”
von Hölderlin in der textlichen Einrichtung von Wilhelm Michel findet
am Freitag, den 17. Dezember, im Großen Haus in der Inſzenierung
von Generalintendant Ernſt Legal ſtatt. Das Landestheater brachte vor
einer Reihe von Jahren Hölderlins Bearbeitung des ſophokleiſchen
„Oiedipus”, gleichfalls in der von Wilhelm Michel beſorgten Faſſung,
heraus.
In Anbetracht des großen Erfolges wird der Scherenſchnitt=
Märchen=
film „Die Abenteuer des Prinzen Achmed” am
Donners=
tag, den 16. Dezember, abends 8 Uhr, und Freitag, den 17. Dezember,
nachmittags 5 und abends 8 Uhr, im Kleinen Haus zum letzten Male
vorgeführt. Als Beiprogpaumm läuft der Film „Hiſtoriſche
Stät=
ten im Heſſenlande” Preiſe 0,70 und 1 Mark; nur für die
Nachmittagsvorführung werden Eintrittskarten für Kinder zum halben
Preiſe abgegeben.
— Bolkshochſchule. In ſeinem erſten Beethoven=Vortrag
am 5. Dezember ſprach Herr Studienaſſeſſor Henk über
Beet=
hovens Jugendjahre. Im 17. Jahrhundert bereits treffen wir
Beet=
hovens. Vorfahren in der Umgebung von Löwen an. Aus einer
Ant=
werpener Verzwveigung ſtammt Ludwig van Beethoven. Eine Anzahl
Lichtbilder, die der Vortragende ſelbſt im Beethovenhaus in Bonn
auf=
genomnzen hat, und die zum Teil noch unveröffentlicht ſind, zeigten
das Geburtshaus den Flur vor Beethovens Geburtszimmer, dieſes
ſelbſt, ſowie die Eintragung von Beethovens Taufe in das Taufbuch
der Pfarrei St. Remigius am 17. Dezember 1770. Eine weitere
Auf=
nahme zeigte den Glasſchrank, in dem außer den italieniſchen
Streich=
inſtrumenten, die Beethoven ſpäter in Wien von dem Fürſten
Lich=
nowſti erhielt, auch die Bratſche enthalten iſt, die der junge Beethoven
im hirfürſtl. Orcheſter ſpielte. Kurz umriſſen wurden ſodann noch des
Komppniſten Schul= und erſte muſikaliſche Bildung, die beiden Wiener
Reiſen und die Familienkataſtrophe von 1789. Der Vortrag wurde
umrahmt durch die ausgezeichnete und mit großem Beifall
aufgenom=
mene Darbietung der Klavierquartette in Es= und C=Dur aus dem
Jahre 1785. In überaus liebenswurdiger Weiſe hatten ſich hierzu Herr
Oskar Kleinberg, Herr Dr. Dexheimer und Frau Aſſeſſor
Henk zur Verfügung geſtellt. Frau Henk ſpielte außerdem in ihrer
techniſch und muſikaliſch reifen Art eine der drei ſogenannten
Kurfürſten=
ſonaten für Klavier aus dem Jahre 1783. Der nächſte Vortrag wird
am 30. Januar 1927 ſtattfinden; Beethovens äußere Erſcheinung, ſowie
ſeine politiſchen und ſozialen Anſichten ſollen Gegenſtand der
Betrach=
tung ſein.
— Verſammlung der leitenden Angeſtellten in Darmſtadt. Auf
Ver=
anlaſſung der Vereinigung der leitenden Angeſtellten
(Vera) fand hier im Reſtaurant Kaſſerſaal eine Tagung der
kauf=
mäuniſchen, techniſchen und wiſſenſchaftlichen Oberbeamten der privaten
Wirtſchaftsbetriebe ſtatt. In einem eindrucksvollen Vortrage wies der
Landesgeſchäftsführer der Vela für Weſtdeutſchland, Dr. Schäfer=
Köln, hin auf die dringende Notvendigkeit, die geiſtig ſchaffenden
Wirt=
ſchaftsſtände zuſammen zu führen in einer handlungsfähigen
Solidari=
tätsgemeinſchafr. Zwiſchen den Maſſenzuſammenballungen von Kapital
und Arbeit ſtänden auf den aufgewühlten Kampffeldern der Wirtſchaft
die geiſtig, ſchaffenden Minderheiten, die leitenden Angeſtellten oder
Oberbeamten. Keine der großen Mächtegruppen des Wirtſchaftslebens
nehme ehrlichen Anteil an ihrem Schickſal. Darum habe ſeit dem Jahre
1918 auch in den Kreiſen der leitenden Angeſtellten der privaten
Wirt=
ſchaftsbetriebe der Gedanke der Selbſthilfe durch Zuſammenſchluß
Wur=
zel geſchlagen zur Verteidigung der Perſönlichkeitsrechte der
Geiſtes=
aubeit in wirtſchaftlicher wie ſozialer Beziehung. Die Zeit des
Ueber=
gewichts der Maſſenorgauiſationen von Kapital und Arbeit ſei eine Zeit
der Entwertung der Intelligenz. Die Unterſchiede in der
Beſoldung führender und ausführender Tätigkeit ſeien immer geringer
geworden. Demgemäß trete die Vela ein für individuelle Bewertung
der perſönlichen Leiſtung, ſie bekämpfe das nivellierende und ungerechte
Schema der Angeſtelltentarife. Sie fordere mit dem allgemeinen
Ueber=
gang zu Goldgehältern. Wiederherſtellung der Spannen zwiſchen den
verſchiedenen Einkommenſtufen. Sie erſtrebe weiterhin geſicherte
Alters= und Hinterbliebenenverſorgung der
Ober=
beamton der privaten Wirtſchaftsbetriebe durch Bildung von
Umlage=
verbänden der Wirtſchaftszweige und Wirtſchaftsbezirke. Die Vela wolle
ferner jedem leitenden Angeſtellten Bahn frei machen zum
per=
ſönlichen Arbeitserfolg durch Bekämpfung aller den
Stellen=
wechſel behindernden Abmachungen und Beſtimmungen, wie die offenen
und geheimen Wettbewerbsverbote, der Zwangswirtſchaft auf dem
Woh=
nungsmarkt uſw. Eine Geſundung der deutſchen Wirtſchaft ſei nur
möglich, wenn die unumgängliche Entlaſtung vom außenpolitiſchen Druck
begleitet ſei von innerer Befreiung der vorwärtsſtrebenden Kräfte der
Wirtſchaft. Dazu gehörten aber in erſter Linie die geiſtig ſchaffenden
Angeſtellten als die Träger der intenfiven
Wirtſchafts=
führung. Die Vela wendet ſich daher gegen die Einſeitigkeit der heute
üblichen Wirtſchaftsbetrachtung von Behörden, Verbänden und
Unterneh=
mern. die nur Maſſenfragen nachgehen und die Entfaltung der geiſtig
ſelbſtändig wirkenden Perſönlichkeiten vernachläſſigen. Ein perſönliches
Verhältnis des Schaffenden zu ſeinem Aufgabenkreis, die Ausſicht auf
perſönlichen Wirtſchaftserfolg ſei der Antrieb zur ſchöpferiſchen,
anſpor=
nenden Initiatide im beruflichen Schaffen. Staatsbureaukratie
und Werkbureautratie bildeten hier große Hommungen. Die
Entwertung und Entrechtung der Intelligenz ſei nicht nur eine
Begleit=
erfcheinung der Inflation, ſondern die Folge einer Ueberſchätzung der
Rohmaterialien der Wirtſchaft: die Produktionselemente Kapital und
Arbeit. Sie ſei das Ergebnis einer zunehmenden Mißachtung
der in der Wirtſchaft eigentlich formgebenden
gei=
ſtigen Kräfte. Die Beſitzverſchiebungen und die wachſende
Aus=
dehnung unperſönlicher Unternehmungsformen haben vielfach zur
Unter=
werfung des fachmänniſchen Produktionswillens der geiſtig ſchaffenden
Oberbeamten unter produktionsfremde Geſchäftsintereſſen geführt. Nicht
nur bei der Beſoldung, ſondern auch in Wirtſchaftspolitik und
Geſetz=
gebung wirkten die Maſſeneinflüſſe von Kapital und Arbeit zum
Scha=
den der leitenden Angeſtellten. Demgegenüber gelte es die Bedeutung
der geiſtig ſchaffenden Wirtſchaftsſtände zu betonen. Sollen in einem
ſozialen Aufbau die geiſtig ſchaffenden Minderheitsgruppen, nicht gänzlich)
zur Bedeutungsloſigkeit herabſinken, ſo bedürfe es ſtarker Gegenwehr mit
geiſtigen Waffen in geſchloſſener Solidaritätsgemeinſchaft. Darum ſei
die Forderung: Anerkennung der leitenden Angeſtellten als ſelbſtändige
Gruppe zwiſchen dem Unternehmertum und den Arbeitern mit vollen
Rechten. Die Zuhörer begleiteten die Ausführungen des Redners mit
*Adventſpiele.
Die Gemeinden der Chriſtengemeinſchaft wirken ſeit wenigen
Jahren in Deutſchland; die Bewegung, die eine religiöſe
Erneue=
rung auf überkonfeſſioneller Grundlage bezweckt, ſucht das
Ge=
meinſchaftsleben in weiteſtem Sinne zu pflegen; gegründet von
jungen Geiſtlichen, an deren Spitze der Berliner Prediger Dr. Fr.
Rittelmayer ſteht, hat die Chriſtergemeinſchaft in vielen großen
Städten Deutſchlands Fuß gefaßt; neben dem Kultiſchen wird
der Gemeinſchaftsgedanke durch Belehrung, Vorträge und Pflege
der Kunſt gefördert, und die Jugendgruppe Frankfurt a. M.
führte am letzten Sonntag nachmittag und abend altdeutſche
Volksſpiele vor. Der Verfaſſer iſt unbekannt; ſie ſtammen
viel=
leicht aus dem 16. Jahrhundert und wurden in Oberufer bei
Preßburg regelmäßig, durch mündliche Ueberlieferung vor
dem Vergeſſenwerden bewahrt, in der Adventszeit aufgeführt, bis
ſie Prof. Schroer in Wien ums Jahr 1860 ſammelte. In knapp
drei Stunden ziehen fünf Spiele an uns vorüber; Paradeisſpiel,
Verkündigungsſpiel, die Chriſtgeburt, Hirtenſpiel und die heiligen
drei Könige.
Wir begrüßen die Erhaltung der Volksſpiele; das große
Ge=
ſchehen wird in primitiv=volkstümlicher Sprache, in wirkſamer
Weiſe belebt durch Umzüge und Chorgeſang, dem naiven,
ein=
fachen Empfinden nahe gebracht. Muſik dazu, und eine recht
eindrucksvolle, dabei leicht lernbare, hat der in Dornach lebende
Hans von Pals geſchrieben, von der ein Chor mit dem ſtets
wiederkehrenden „Gott loben wir ſchon” beſonders genannt
ſein ſoll.
Die Jugendgruppe Frankfurt der Chriſtengemeinſchaft hat den
Aufführungsſtil ſolcher Volksſpiele richtig erfaßt und mit vollem
Gelingen nach des Tages Arbeit die Spiele gelernt und ſtudiert.
Es kommt da nicht auf bedeutende ſchauſpieleriſche
Einzelleiſtun=
gen an; Einfühlung und Einordnen in das Ganze tut not, und
das war bei den Frankfurter Spielern der Fall. Genannt ſeien
beſonders der ſcharf charakteriſierende Darſteller der „Schlange‟
und die „innige” Maria. — Die Spiele verdienen bekannt zu
werden. Sie ſind bei Breitkopf u. Härtel erſchienen. Vielleicht
iſt dieſe Anregung für künftige Gelegenheiten bei Volksbildungs= ernannt.
kreiſen willkommen.
O.
kaufen wir unſere Beihnachts=Geſchenke?
Dieſe Frage wird beantwortet im Inſeratenteil des
„Darmſtädter Tagblatt”
Unſere Geſchäftswelt wird gut tun, dieſes zu beachten,
wenn ſie ein gutes Weihnachtsgeſchäft haben will. Der
Inſeratenteil iſt
der Ratgeber beim Weihnachtseinkauf
Zur Sitzung der Stadtverordnetenverſammlung am
Donners=
tag, 16. Dez., nachmittags 5 Uhr, im Saalbau iſt folgende
Tages=
ordnung feſtgeſetzt: 1. Zuſchuß zu den Koſten der Alice=
Eleonoren=
ſchule für 1925 (Berichterſtatter Stadtv. Dr. Nöllner); 2. Aenderung
der Verzugszuſchläge für rückſtändige Steuergefälle (Stadtv. Dr.
Ben=
der); 3. Herſtellung des Platzes vor dem Löwentor (Stadtv. Karcher);
1. Herſtellung des Frauenbades im Woog (Stadtv. Haury); 5. Erlaß
einer neuen Meldeordnung für die Stadt Darmſtadt (Stadtv.
Schnei=
der); 6. Antrag der Gaſtwirteinnung Heſſen auf Verlängerung der
Feierabendſtunde (Bürgermeiſter Mueller); 7. Kunſtausſtellungen 1927;
8 Ergänzung verſchiedener Deputationen und Ausſcküſſe: 9. Wahl der
Beiſitzer zum Mieteinigungsamt: 10. Mitteilungen.
— Herr Profefſor Dr. Richard Wilhelm vom China=Juſtitut in
Frankfurt a. M. hält auf Veranlaſſung der hieſigen chineſiſchen
Studen=
tenſchaft am 16. Dezember in der Otto=Berndt=Halle einen Vortrag über
„Geſchichte der chineſiſchen Kultur und ihre zukünftige Geſtaltung”.
Der Name des berühmten Chinaforſchers bedarf wohl keiner wortreichen
Propaganda. Profeſſor Wilhelm hat chineſiſche Kultur und chineſiſches
Weſen durch ſein 25jähriges Studium im Lande ſelbſt ſo kennen
ge=
lernt, daß man ſicher ſein kann, wertvolle, lebenswahre Schilderungen
zu erhalten. Abgeſehen von ſeinem kulturgeſchichtlichen Inhalt wird
der Vortrag auch von aktuellem Intereſſe ſein, da ja heute immer mehr
ein Zuſammenarbeiten zwiſchen China und Deutſchland angeſtrebt wird.
— Orpheum. Heute Dienstag, 14. Dezember, letzte Aufführung
von „Die Schule der Kokotten”, Komödie in drei Akten von Armont
und Gerbidon mit Leopoldine Konſtantin nebſt eigenem
En=
ſemble. Mittwoch, Donnerstag und Freitag geſchloſſen. (Siehe Anz.)
Kinder verſchweigen es gern,
daß ſie an Verdauens=Beſchwerden leiden,
aber Taxin nehmen ſie mit Vorliebe, denn
es ſchmeckt wie das feinſte Konfekt, wirkt
milde und ſchafft ihnen Wohlbefinden. Eine
Ooſe Taxin koſiet M 150 In allen
Apotheken und Drogerien zu haben.
V14875
Die Wohlfahrtsſchule für Heſſen=Naſſau
und Heſſen.
Die Wohlfahrtsſchule in Frankfurt a. M., die ſeit Herbſt 1924
Wohl=
fahrtsſchule ſür Heſſen=Naſſau und Heſſen iſt, hat einen Bericht über die
Tätigkeit des die Schule erhaltenden Vereins und die Schule ſelbſt
herausgebracht. Der Bericht gibt zunächſt Aufſchluß über die
Organi=
ſation der Schule. Mitglieder des Vereins ſind die Bezirksverbände
Wiesbaden und Kaſſel, der Volksſtaat Heſſen und die Städte
Frank=
furt a. M., Kaſſel, Wiesbaden, Hanau a. M., Darmſtadt, Mainz,
Worms Offenbach a. M., Gießen, faſt alle Landkreiſe in Kaſſel und
Wiesbaden, die Arbeitsgemeinſchaft der Sozialverſicherung und
Wohl=
fahrtspflege für Heſſen=Naſſau und Waldeck, die
Landesverſicherungs=
anſtalt Heſſen, die Zentrale für private Fürſorge e. V., Frankfurt a. M.,
Vorſitzender des V=reins iſt Oberpräſident Exz. Dr. Schwander.
Die Schule zählt gegenwärtig 109 Schülerinnen, davon ſtammen
67 Schülerinnen aus Heſſen=Naſſau und Heſſen. Den Schülerinnen,
die nicht die Reife des Lyzeums bzw. der neunklaſſigen Mittelſchule
beſitzen, iſt Gelegenheit gegeben, in einer ſchulwiſſenſchaftlichen
Vor=
prüfung die geiſtige Reife nachzuweiſen. Die Schulleitung legt Wert
auf größere Lobenserfahrung; praktiſche Arbeit (hauswirtſchaftliche,
Pflege=, Erziehungstätigkeit u. a) iſt als Vorbereitung für die Schule
unentbehrlich. Der Lehrgang iſt zweijährig und umfaßt nicht bloß
theoretiſchen Unterricht, ſondern auch praktiſche Arbeit in der ſtädtiſchen
und ländlichen Fürſorge. Die Ausbildung ſchließt mit der ſtaatlichen
Prüfung für Wohlfahrtspflegerinnen ab. Die Schule iſt mit einer
Stellenvermittlung für ausgebildete Schülerinnen verbundem. Seit
Be=
ſtehen der Schule haben 726 Schülerinnen im Schulbezirk Verwendung
in der ſozialen Arbeit gefunden, 66 arbeiten heute noch im Schulbezirk,
und zwar als Kreis= und Stadtfürſorgerinnen in der Familienfürſorge,
in der Gefährdetenfürſorge, im öffentlichen Arbeitsnachweis und
Be=
rufsberatung, in der Wohlfahrtspflege konfeſſioneller und
interkonfeſ=
ſioneller Vereine.
— Ernennung. Der frühere Dirigent, jetziger Ehren=Dirigent des
Doppel=Quartetts „Rheingold” und Hoboiſt des ehemaligen Leibgarde=
Regiments 115 Franz Damm, wurde laut Miniſterialverfüigung zum
Gymnaſial=Muſiklehrer am Staatlichen Gymnaſium in Weilburg
— Landesbibliothek. An Stelle der verſuchsweiſe eingeführten
ſeit=
herigen Oeffnungszeiten unſerer Leſeſäle und Ausleihe müſſen, da die
Finanzlage des Landes die dadurch erfonderte Vermehrung unſever
Arbeitskräfte leider nicht geſtattet, vom 16. Dezember d. J. an folgende
Stunden treten: Die Leſeſäle ſind geöffnet an allen Wochentagen
von 9—1 Uhr. Montags, Mittwochs und Donnerstags von 3—5 Uhr,
Dienstags und Freitags von 3—6 Uhr. Die Ausleihe iſt geöffner
an den Wochentagen von 11—1 Uhr und 3—4 Uhr. Am Samstag
nach=
mittag iſt die Bibliothek geſchloſſen.
— Kirchengeſangverein der Stadtkirche. Die Probe für das
Weih=
nachtsoratorium von J. S. Bach iſt in dieſer Woche von Dienstag auf
Freitag, den 18. Dezember, verlegt und findet
ausnahms=
weiſe im Saale des Pädagogiſchen Inſtituts, Ecke Alexander= und
Mühl=
ſtraße ſtatt. Vollzähliges Erſcheinen iſt dringend geboten.
— Bei dem Konzert in der Stadtkirche ſpielt Herr Lehrer
Eiden=
müller die Orgel.
— Leſeabende der Stadtbücherei. Donnerstag, den 16. Dez.,
8 Uhr, Adventleſeabend: Max Mell, Das Apoſtelſpiel. Freitag,
den 17. Dez., 8 Uhr: Mittelalter=Leſekreis. Freiwillige Beiträge für die
Koſten der Weihnachtsveranſtaltungen werden in der Bücherei
entgegen=
genommen. Ein neuer Katalog der Stadtbücherei „Für junge Menſchen”
iſt erſchienen. Er iſt nicht für Kinder, ſondern für heranwachſende
Menſchen im Alter von 14—18 Jahren beſtimmt. Er iſt am Schalter
der Bücherei zum Preis von 50 Pf. zu haben.
* Berufskundliche Vorträge. Auf die im heutigen Blatt erſcheinende
Reihenfolge der Vorträge über die akademiſchen Berufe, ebenſo wie auf
die täglich erſcheinenden Notizen wurd beſonders hingewieſen, weil in
der Reihenfolge der Vorträge kleine Aenderungen eintreten mußten.
In dem Referat über den Donnerstag=Vortrag iſt eine Verwechſlung
des Namens des Vortragenden vorgekommen. Den Vortrag über „
Mitt=
lere Beamtenlaufbahn” hat Oberzollinſpektor Lange gehalten.
— Turngemeinde Darmſtadt 1846. Am Mittwoch, den 15. Dezember,
abends 8 Uhr beginnend. findet der Weihnachtsabend der Frauen=
und Männerabteilungen im großen Saale des Vereinshauſes ſtatt.
Hier=
zu ſind die Mitglieder der beiden Abteilungen und deren Familien
herzlichſt eingeladen.
— Eine Menge Schauluſtiger bevölkert ſeit einigen Tagen die
Marktpaſſage. Was iſt geſchehen? Das Kaufhaus Gebr.
Roth=
ſchild hat an dieſem lebhaften Durchgang von der Ernſt=
Ludwig=
ſtraße zum Markt einen Ausſtellungsbau herſtellen laſſen. Undev
der Leitung des Architekten Herrn Carl Klee ſind in anſprechendem
Gebäude 8 große, nach Grundſätzen neueſter Schaufenſtertechnik errichtete
Schaufenſter entſtanden, in ihren geſchmackvollen Dekorationen eine
Zierde der Marktpaſſage, dem Kaufhaus Gebr. Rothſchild dagegen eine
neue Gelegenheit, den ſtets wachſenden Betrieb auch nach außen hin
angemeſſen zu repräſentieren.
— Weihnachtsbeihilfe für die Kriegsopfer. Wie die Gauleitung des
Reichsbundes der Kriegsbeſchädigten mitteilt, iſt auch am Samstag eine
endgültige Entſcheidung über die Gewährung einer Weihnachtsbeihilfe
für die Beamten, ſowie für die Kriegsbeſchädigten und
Kriegerhinter=
bliebenen nicht gefallen. Das Plenum des Reichstags wird
wahrſchein=
lich dem Beſchluß des Haushaltsausſchuſſes vom 10. d. Mts., der ſchon
durch die Preſſe bekannt gegeben iſt, beitreten. Es wird alſo dabei
blei=
ben, daß die Kriegsbeſchädigten und Kriegerhinterbliebenen ein Viertel
ihrer Renten und etwaigen Zuſatzrenten erhalten. Endgültig
entſchie=
den wird aber erſt in der nächſten Sitzung des Reichsrats, die erſt zum
Donnerstag, den 16. Dezember, angeſetzt iſt. Infolge der eingetretenen
Verzögerung kann leider bei der zum 15. d. Mts. fälligen Zahlung der
Zuſatzrenten die Weihnachtsbeihilfe für die Zuſatzrentenempfänger nicht
mit ausgezahlt werden. Die Fürſorgeſtellen für Kriegsbeſchädigte und
Kriegerhinterbliebenen dürften aber ermächtigt werden, die Beihilfe
ſofort nach Beſchlußfaſſung durch den Reichsrat auszuzahlen, ſodaß
immerhin noch vor Weihnachten die Zahlung erfolgt. Die Zulage zu
den allgemeinen Renten kann durch die Poſt vor Weihnachten ſeider nicht
mehr gezahlt werden. Die Weihnachtsbeihilfe wird vielmehr i dieſen
Fällen zuſammen mit der Januarrente zwiſchen Weihnachten und
Neu=
jahr zur Auszahlung gebracht.
Poſtwertzeichengeber. Die ſ. Z. aus dem Verkehr zurückgezogenen
Poſtwertzeichengeber ſind nach erfolgter Aenderung nunmehr vor der
öſtl. Schalterhalle des Poſtamts 1 wieder aufgeſtellt worden, ſodaß
dem Publikum Gelegenheit gegeben iſt, nach Schalterſchluß
Poſtwert=
zeichen zu erlangen. Ein Poſtkartengeber wird demnächſt noch
auf=
geſtellt werden. Die Münzprüfer der neuaufgeſtellten Geber arbeiten
zwar ſehr zuverläſſig. Das ſchließt aber nicht aus, daß Störungen
vorkommen. Die letzteren ſind jedoch in der Regel nicht auf
mangel=
haftes Arbeiten der Münzprüfer, ſondern in den meiſten Fällen auf
ungleich gearbeitete Münzen zurückzuführen. Die Münzprüfer ſcheiden
jedes Falſchſtück aus das ſoo mm von der normalen Reichsmünze
ab=
weicht. Die neuen Münzen fallen in der Maſſenherſtellung nicht immer
gleich aus. Einzelne Stücke weichen über ½ mm voneinander ab. Um
aber eine Norm für das Ausſcheiden der wertlos gewordenen
Vorkriegs=
miinzen zu ſchaffen, mußten die Münzprüfer ſo juſtiert werden, daß
ſie außer jenen alten Zink= und Nickelſtücken auch beſonders ſtarke oder
beſonders ſchwache Reichs=Zehnpfennigſtücke ausſcheiden. Hierdurch
kom=
men erfahrungsgemäß bei der Benutzung der Geber nur
ausnahms=
weiſe Beanſtandungen vor. Durch die Aufſtellung der Geber iſt einem
langentbehrten Bedürfnis Rechnung getragen worde. Einerſeits wird
durch ihre Benutzung eine ſchnellere Abfertigung des Pblikums erzielt,
andererſeits werden die Schalterbeamten entlaſtet. „Außerdem ſind d m
Publikum, ohne an die Schalterſtunden gebunden zu ſein, Wertzeichen
erreichbar. Es iſt überaus wünſchenswert, daß von dieſer Einrichtung,
die ſich vorm Kriege vortrefflich bewährt hat, reger Gebrauch gemacht wird.
lebhaftem Beifall. Eine rege Ausſprache ſchloß ſich an.
EILTI
Besonders workeilhaft
ElLTI
ZoltelIe
MMaLo der Tasella
Ziehung 15. und 16. Bezember
I.1843
[ ← ][ ][ → ]Seite 6
* Kreisausſchuß. Geſuch der Firma Schloßmühle G. m. b. H.
zu Ober=Ramſtadt um Konzeſſionierung einer Turbinenanlage. Es
wird richtig geſtellt, daß die Geſuchſtellerin die Firma H. Matthes und
Söhne in Ober=Ramſtadt iſt, die ſich im Beſitze der Waſſerkraft befindet.
Erſchienen ſind eine Anzahl unterliegender Müller, weiter L. Anton in
Ober=Namſtadt, der Vorſtand des Ausſchuſſes der Triebwerkbeſitzer des
Modautales Dörner, vom Kulturbauamt Darmſtadt Baurat Krauſe.
Die Vorgeſchichte des Geſuchs geht auf den 1. September 1924 zurück,
an welchem Tage die Firma H. Matthes u. Söhne beim Kreisamt um
die vorläufige Genehmigung zum Bau einer Turbinenanlage nachſuchte.
Auf Veranlaſſung der Behörde wurden die Pläne eingereicht. Geplant
iſt eine moderne Turbinenanlage (mit Francisturbinen). Verſchiedene
Unterlieger machten bas Kreisamt auf die Anlage aufmerkſam und
fragten wegen der Stauhöhe an. Die Pläne wurden in der Folge
offen=
gelegt und aufgefordert, Einwendungen binnen beſtimmter Friſt
vor=
zubringen. Am 1. Oktober 1924 legten verſchiedene Perſonen Einſpruch
gegen das Unternehmen ein, beſonders Müller, die wegen des
An=
ſtauens des Waſſers, der Vertiefung und Verbreiterung des Mühlgrabens
Beſchwerde erhoben. Auch Gg. Bauer in Nieder=Modau als Oberlieger
erhob am 6. Oktober 1924 beim Kreisamt Einſpruch, weil er beſürchtete,
daß eine Erhöhung der Wehr geplant ſei und er dadurch Schaden haben
könnte. Am 9. Oktober 1924 machte das Kreisamt die Firma H. Matthes
u. Söhne darauf aufmerkſam, daß ſie ſich durch Fortſetzung des Baucs
ſtrafbar mache und ein Verwaltungsſtreitverfahren verurſachen könne,
wie dies das Bachgeſetz vorſehe. Eine Beſichtigung des Triebwerkes
fand am 24. Oktober 1924 ſtatt, während der ein Vergleich geſchloſſen
wurde und eine Vereinbarung mit der Firma Matthes zuſtande kam.
Die Einzelheiten ſind techniſcher Natur und ſollten den ungehinderten
Waſſerablauf ermglichen. Am 3. April 1925 ließ das Kreisamt an die
Firma Matthes einen Polizeibefehl, der Eirichtung der proviſoriſchen
Einbauten bis 50. April 1925 bei Meidung einer Geidſtrafe gebot.
Dieſer Polizeibefehl wurde rechtskräftig. Den Auflagen entſprach dann
die Firma. Wiederum kamen im Auguſt 1925 Beſchwerden über
An=
ſtauen des Waſſers durch die Firma an das Kulturbauamt. Das
Kreis=
amt war bemühr, das Konzeſſionierungsverfahren zur endlichen
Durch=
führung vor dem Kreisausſchuſſe zu bringen. Das Kreisamt veantragte
Genehmigung der Anlage unter Auflage der vom Kulturbauamt
vor=
ſchlagsweiſe gemachten Bedingungen. Die Geſuchſtellerin läßt betonen,
daß alle vom Kulturbauamt verlangten Auflagen durchgeführt wurden.
Von ſeiten der Intereſſenten wird die Anbringung von Höhenmarken
gefordert. Es müſſe verhütet werden, daß das Waſſer immer noch
ſtoßweiſe ankomme. Baurat Krauſe erläutert das Gutachten d’s
Kultur=
bauamtes. Tatſache iſt, daß der Waſſerſpiegel ſehr ſtarken
Schwankun=
gen ausgeſetzt iſt, daran ſind aber die Obermüiller nicht ganz unſchuldig.
Mit den jetzigen Turbinen könne ſachgemäß gearbeitet werden, wenn der
Wille dazu da ſei. Durch eine Polizeiverordnung für die Modau iſt
Nötiges vorgekehrt. Das Eichpfahlprotokoll vom Jahre 1870 beſteht
noch zu Recht. Einen automatiſchen Waſſerſtandsregler hat das
Kultur=
bauamt nicht vorgeſehen. Die Firma Matthes legt auf eine
Verbreite=
rung und Vertiefung des Zulaufkanals keinen Wert mehr. Der
Kreis=
ausſchuß beſchließt die Erteilung der Konzeſſion
zur Turbinenanlage ungr den vom Kulturbauamt gemachten
Auflagen.
Dienstag, den 14. Dezember 1926
Bezirksſchöffengericht. 1. Eine Familienſtreitigkeit, die ſich in
Biſchofsheim zutrug, bringt verſchiedene Glieder einer Familie
M. vor Gericht, denen widerrechtliche Einſperrung, Bedrohung mit
einem Revolver, Hausfriedensbruch und Körperverletzung zur Laſt
ge=
legt werden. Der Vorfall hat ſich am Tage nach der Beerdigung des
Großvatens am 15. Oktober 1926 ereignet. Aus der Beweisaufnahme
geht hervor, daß die Ehefrau des Hauseigentümers, weil ſie Streit
be=
fürchtete, drei der Angeklagten das Betreten des Hauſes ausdrücklich
ver=
boten hatte. Im übrigen bietet die Verhandlung das Bild abſtoßender
Gegenſätze in einer Familie, die ſich in dem zur Anklage verſtellten Falle
ſchließlich entluden. Der Staatsanwalt erachtet, daß die Angeklagten
planmäßig in der inſzenierten Schlägerei vorgegangen ſeien, ihrer aller
Schuld auch erwieſen ſei. Da bei den zugeſſiigten Verletzungen mit
Stock und Gummiknüppel gearbeitet wurde, werden mit einer Ausnahme
(wo nur Beihilfe in Frage kommt) Freiheitsſtrafen in Antrag gebracht.
Der Verteidiger ſtellt feſt, daß ſolche, Unſtimmigkeiten in der
Verwandt=
ſchaft ſelten zu finden ſind, die gereizte Stimmung laſſe die Ausſagen
der Verwandten nicht als voll beweiskräftig erſcheinen. Die
Haus=
eigentümerin habe nur das Hausrecht ihrer eigenen Wohnung wahren
wollen. Die äußeren Verletzungen müßten nach dem Heilverlauf zu
ſchließen, doch geringfügiger Art geweſen ſein. Die einer Beihilfe
An=
geklagte möge freigeſprochen werden. Der Verteidiger vermißt ſchließlich
das öffentliche Intereſſe zur Erhebung der Anklage. Eine
Freiheits=
ſtrafe zu verhängen erſcheine nicht angemeſſen. Das Urteil
er=
kennt in Würdigung der zu Tage getretenen Verhältniſſe unter
An=
nahme mildernder Umſtände auf Geldſtrafen von 150, 130 100
und 30 Mark unter Freiſprechung im Uebrigen. — 2. In der weiter
verhandelten Anklage gegen den Taglöhner Jakob Sauer von
Unterſchönmattenwag handelt es ſich um ſchwere
Urkunden=
fälſchung und Betrugsverſuch. Er hat im Dezember 1925 in einer
Arbeitsnachweisbeſcheinigung das Datum geändert und dieſe verfälſchte
Urkunde durch Vermittlung ſeiner Birgermeiſterei dem
Kreisarbeits=
nachweis Heppenheim vorgelegt. Die fragliche Beſcheinigung war von
Baugeſchäft Hch. Winkes in Weinheim (Baden) ausgeſtellt. Dem
Beam=
ten des Kreisarbeitsnachweiſes fiel nach der Handſchrift die Abänderung
auf. Behufs Erlangung der Erwerbsloſenfürſorge hatten noch 17 Tage
gefehlt, in denen der Arbeiter ein verſich=ungspflichtiges
Arbeitsverhält=
nis nachzuweiſen hatte. Der Statsanwalt beantragt die Mindeſtſtrafe
von einer Woche. Die Verteidigung ſtellt darauf ab, daß Angeklagter
der Meinung ſein konnte, die Arbeit ſei erſt mit 30. November 1925
endgiltig erledigt, eine rechtswidrige Abſicht habe dem Angeklagten
nicht vorgeſchwebt. Das Geldſtrafengeſetz möge im Falle des
Schuldig=
ſpruchs angewendet werden. Das Urteil verneint die Abſicht, einen
rechtswidrigen Vermögensvorteil zu erlangen und erkennt wegen
einfacher Urkundenfälſchung auf 40 Mk. Geldſtrafe.
— Zu dem Artikel Gemeinnützige Bäuwirtſchaft wird mitgeteilt,
daß noch die Heſſenbau als vierte gem. Baugenoſſenſchaft e. G.
m. b. H., Sitz Darmſtadt, gegründet worden iſt. Dieſe Genoſſenſchaft
iſt, wie man uns ſchreibt, von gut bewährten bekannten Darmſtädter
Hanbwerksbetri ben, zu dem Zweck gegründet, Bauvorhaben für
Woh=
nungsbauten aller Art auszuführen und zu finanzieren, ſoweit Stadt
und Staat die üblichen Baudarlehen geben, und das weitere vom Bau=
Nummer 346
herrn aufzubringende Eigenkapital nicht ausreicht. Die bei der
Heſſen=
bau angeſchloſſenen Firmen ſind gerne bereit, Auskunft und gute
Be=
ratung koſtenlos zu erteilen, und den Bauheran an Hand bereits
aus=
geführter Bauten von der Eüte und Qualität des Gebotenen zu
über=
zeugen. Näheres im Anzeigenteil.)
— Darmſtädter Adreßbuch. Die Korrekturbogen von Kirſt, Karl,
bis Münch, Johannes, liegen in den bekannten Stellen zur
Einſicht=
nahme offen.
Fahrplanangelegenheiten. Wegen geringer Benutzung werden
die Perſonenzüge 970 Darmſtadt ab 11.18, Heppenheim an 12.01, 977
Heppenheim ab 12.08, Darmſtadt an 12.51 ab 15. Dezember ds. Js., an
Werktagen als Triebwagenfahrt 3.—4. Klaſſe befördert. Sonn= und
Feiertags dagegen verkehren ſie weiter als Dampfzüge.
Kunſinotizen.
Ueber Werke, Künſtler oder künſtleriſche V.rauſtaltungen, deren im Nachſiehenden Erwähnung
geſchieht behält ſich die Nebaltion ihr Arteil vor.
— Palaſt=Lichtfpiele. „Wieeinſt im Mai‟. Die Preſſe
ſchreibt: „Lokal=Anzeiger”. „ . . . Der neue Film hat ſicher vielen
außer=
ordentlich gur gefallen. Ellen Richter ſieht charmant aus. Ganz zuletzt
allerdings — als modernes Mädel, das den ſchüchternen Bewerber
ſich ſelber freit — am beſten. Paul Heibemann — guch in Doppelrollen
— ſpielt ſehr gut, ebenſo und vortrefflich Camilla Spira, Frieda
Richard, Fiſcher=Köpp= und Hermann Picha in Epiſoden.” „8=Uhr=
Abendblatt‟ „.. . Denn dies Berliner Volksſtück iſt wirklich eine
ſehr reizvolle, ſehr amüſante und ſehr volkslkimliche Angelegenheit.
Ellen Richter aber am beſten, ich kann mir nicht helfen, als Jahrgang
1926 kapriziös, raſſig, wundervoll. Heidemann ſpielt wit großer
Bravour und nicht geringerer G=ſtaltungskraft zwiſchendurch einen
uralten Großpaxa, aber am netteſten und bezwingendſten iſt auch er
— 19
Tageskalender für Dienstag, den 14. Dezember 1926.
Landestheater, Großes Haus, abends 8 Uhr: Konzert des
Muſik=
vereins. — Kleines Haus, Zufatzmiete V (6), Anfang 7½ Uhr,
Ende 10 Uhr: „Ein undankbarer Menſch.” — Orpheum 8 Uhr
abends: „Die Schule der Kokotten.” — Techn. Hochſchule,
Hör=
ſaal 326, abends 7½ Uhr: Berufskundliche Vorträge. —
Grafen=
ſtraße 24 abends 8 Uhr: Vortrag „Die bedeutungsvolle Zahl 7‟
— Schloß=Café: Konzert. — Hotel Schmitz;
Unterhal=
tungsmuſik. — Perkeo: Singſpielkonzerte. — Café
Rhein=
gold: Konzert. — Weinhans Weißer Turm: Konzert. —
Kinovorſtellungen: Union= Reſidenz=Theater, Palaſt=
Licht=
ſpiele. — Frankfurt a. M., Feſthalbe, abends 7.30 Uhr:
Sarra=
ſanis Zirkusfeſtſpiele.
Verſteigerungskalender für Mittwoch, den 15. Dezember 1926.
Heſſ. Forſtamt Kranichſtein, vormittags 9 Uhr, im „Heiligen
Kreuz”: Eichenſtammholzoeyſteigerung. — Heſſ.
Bürgermei=
ſterei Eberſtadt nachm. 3½ Uhr, Faſelhofreite:
Ziegenbock=
verſteigerung. — Luiſenſtraße 32, nachmittags 2 Uhr:
Ver=
ſteigerung.
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verſteht, zu 2
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(19443
Laden.
Erſtmädchen
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llen vorkommenden
Hausarbeiten, ſofort
oder zum 1. Jan geſ.
Es komnmen nur
Be=
wer verinn mlückenl.,
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Näheres Tagblatt (*32799
Einträge in das Handelsregiſter:
Ab=
teilung 4: Am 8. Dezember 1926
hin=
ſichtlich der Firmen: 1. Stempel=Schulz
Gravieranſtalt Bruno Schulz, Darm=
32379 ſtadt: Geſchäft ſamt Firma iſt auf
Jo=
hannes Schulz, Graveur in Darmſtadt,
übergegangen und wird von dieſem
fort=
geführt. Die Prokura des Graveurs
Jo=
hannes Schulz in Darmſtadt iſt
er=
loſchen. 2. Nutozentrale Wilhelm
278 Lebe, Darmſtadt: Geſchäft ſamt Firma
—iſt auf Anna Margareta, geborene
Seh=
nert, Ehefrau des Autodroſchkenbeſitzers
eue Regelbahn Wilhelm Lehe in Darmſtadt,
Uherge=
gangen und wird von dieſer fortgeführt.
bis 7½ Uhr abends Der Uebergang der in dem Bettiebe des
zu vergeben. (*3276; Geſchäfts begründeten Forderungen und
Verbindlichkeiten iſt bei dem Erwerbe
Werkſtättergeildes Geſchäftt durch die Wilhelm Lehe
EEhefrau Anna Margareta, geborene Seh=
Inert, ausgeſchloſſen. 3. Gebr.
Crumme=
nauer, Darmſtadt: Die Prokura des
Kaufmanns Julius Crummenauer iſt er=
Gigs, Waſſer, elektr loſchen. Kaufmann Otto Grummenquer
Licht, pro Monat Mr. in Saarbrücken iſt infolge Ablebens aus
der Geſellſchaft ausgeſchieden.
Gleich=
zeitig iſt Kaufmann Julius Crummen=
Beſitzer L. Stritzinger, auer in Traiſa bei Darmſtadt als per=
Heinrchſtr. 67 (18144a ſönlich haftender Geſellſchafter in die
Ge=
ſellſchaft eingetreten, mit dem ſie
fortge=
ſetzt iſt. 4. Adam Karn & Co.,
Darm=
ſtadt: Die Firma iſt geändert in:
Möbel=
haus Adam Karn & Co. —
Abtei=
lung B: Am 8. Dezember 1926 hinſichtlich
der Firma: Heſſiſche
Handelsgeſell=
ſchaft, Geſellſchaft mit beſchränkter
Haftung, Darmſtadt: Die
Vertretungs=
befugnis des Liquidators iſt beendet.
Die Firma iſt erloſchen. Am 10.
De=
zember 1926 hinſichtlich der Firma:
Süddeutſche Eiſenbahn=Geſellſchaft,
Darmſtadt: Dr. Karl Chriſtoffel in
Darm=
ſtadt iſt zum Prokuriſten beſtellt in der
Weiſe, daß er berechtigt iſt, die Firma
entweder mit eiuem Vorſtandsmitgliede
oder mit einem Prokuriſten zu zeichnen.
2—3 junge Damen/Die dem Baudirektor Arnold Holzer in
Darmſtadt erteilte Prökura iſt dahin
um=
gewandelt, daß er berechtigt iſt, die Firma
entweder mit einem Vorſtandsmi gliede
der mit einem Prokuriſten, zu zeichnen.
Die Vertretungsbefugnis des
Vorſtands=
mitgliedes Direktor Otto Karl Hubrich
in Eſſen iſt dahin geändert, daß er
be=
rechtigt iſt, die Firma entweder mit einem
Vorſtandsmitgliede oder mit einem
Pro=
ruriſten zu zeichnen.
(18406
Darmſtadt, den 10. Dez. 1926.
Amtsgericht I.
Eeifteigerangs Anheige.
Am Mittwoch, den 15. Dezember,
nachmittags 2 Uhr, verſteigere ich
in meinem Verſteigerungslokale
Luiſen=
ſtraße 32 zwangsweiſe meiſtbietend
ge=
gen Barzahlung:
(18441
Einen gr. Poſten Figuren
Volkſtedt. Nymphenburg,
Schwarzburg, Hutſchenreuter,
Meißent
und mehrere Tonnengarnituren.
Verſteigeiung findet beſtimmt ſtatt.
Darmſtadt, den 14. Dez. 1926.
Weinheimer,
Gerichtsvollzieher in Daimſtadt.
Mehl, 30 g Hete, 1sLiter Milch, 125 g Zucker, 200 g
„Blauband, frisch gekirnt”, je 125g Sultanien und
Ko-
rinthen, je 50 g Zitronat, kandierte Orangenschalen und
süsse gehackte Mandeln, 2 Eler, Saft und abgeriebene
Schale emer Zitrone, 1Prise Salz. Von dem vierten Tell
des Mehles setzt man mit der warmen Milch und emem
Löfel Zucker ein Hefestück an und stellt es an einen
warmen Ort. Dle abrigen Zutaten werden nach dem
Aufgehen nach und nach beigemischt, bis ein tester Teig
entsteht, der nun tüchtig durchgearbeltet und
aufge-
mangelt wird. Die Teigplate wird bis zur Hältte mi
etwas Blauband bestrichen und bis zwei Drittel
überge-
schlagen. Die Stolle soll noch eintge Zelt gehen und wird
dann im heissen Ofen gebacken. Nach dem Backen
be-
streicht man sle reichlich mit zerlassener,,Blauband, frisch
geklrnt”, und bestreut sie danach dick mit Pnderzucker.
Kringel zum Baumbehang:125g,,
Blan-
band, frisch gekimt‟, 125 g Zucker, 1 El, 250 g Mehl.
1 Teelsftel Backpulver, geriebene Mandeln, erwas Zitrone
und Rum. Blauband schaumig rühren, Zucker, El, Mehl,
Mandeln, Rum und Zitrone hinzufügen. Von dem testen
Teig kleine Kringel formen und bel mittlerer Hlitze bucken.
Glasur: 125 g Puderzucker mit wenig Läuterzucker
zu dickem Brei rühren, etwas Rum und Spelsenfarbe
hinzufügen.
Honigkuchen: 500gMehl, 500g Honig,125g
„Blauband, frisch gekirnt”, 100g Mandeln mit Schale,eine
halbe Zitronenschale, 2g Nelken, 2 g Kerdamom, 15 g
gereinigte, in etwas Wasser autgelöste Pottasche. Honig
und Blauband werden aufgekocht, der Topf dann vom
Feuer genommen, Mehl, Gewürz, dlie grob gestossenen
Mandeln hinzugefügt. Die Pottasche wird mit dem erwas
abgekühlten Teig gut durchgeknetet. Noch einigen Stunden
rollt man den Teig ingerdlck ans und stcht bellebige
Formen drrans, Bel mittlerer Hlitze backen.
Spekulatlus (echter rheinlscher): 500gMchl,
250g „Blauband, frisch geklmt‟ 100 g Zucker, 2 Eier,
etwas Salz, / Teelöſfel Zimt, a Teelsftel Nelkenpteſfer,
1I. Pfmd süsse Mandeh, die man auch fortlassen kann,
werden gut gemengt. Der Teig wird ausgerollt und
aus-
gestochen, auf ein gebuttertes Backblech gesetzt md
schön gelbbram gebacken.
Butterzeug (beverisches Welhnachtgebick):
1½=Pfmd,Blanband, frisch gekimt‟, 1½-Pfund Mchl
SEier, 1 Pfund Zucker, dle Schale einer Zitrone,
le Glas Arrak. Blanband schanmig rühren, Zucker,
Eler, Mehl und Gewürze hizufügen. Den Tetg gut.
verkneten, einige Zeit kakt stellen, ansrollen und
be-
lieblge Formen darans stechen. Bei mittlerer Hiitze
goldgelb backen.
Pfeferniisser225g Zucker, 175g,„Blanbend,
frisch geklmt”, ud 500gHlonigwerden gekocht und nach
dem Abkühlen 500 g Welzen- und 500 g
Roggev-
mehl, 5 g gestossene Nelken, 30 gm Rum aufgelöste
Pottasche und 3gKardamom hinzngefügt. Der Teig
tüchtig durchkneten und 8 Tage stehen lassen.
So-
dann üngerdick ausrollen, mit einen Likörglas
auns-
stechen u. dle kleien Nasse bei Mittelhizze backen.
Mapfkuchenz 500 g geslebtes Mchl, 30g
Hefe, erwa //,Litter Milch, 3 Eler, 200g „
Blau-
band, frisch geklmt‟, 200 g Zucker, dle
ab-
gerlebene Schale einer Zitrone, / 65
gSults-
ninen md Kortthen, 50 g Zitrona, 1 Prse
Salz, emige Mandeln. Von dem Mehl nchme
man // Pfd. und serze mit der Milch und
einem Löffel Zucker ein Hetestuck an.
Nachdem dleses gut gegangen in, mische
man nach und nach das übrige Mehl und
die weiteren Zutaten hinzv und rühre
tüchtig durch. Der Teig soll weich,
aber nicht Hüssig sein, und muss zuerst
) im Napf, dann in der Form einige Zeit
gehen. Backzek ?/, bis 1 Stunde.
BIn 12240
BrRt
QUBEſe
Nummer 346
Dienstag, den 14. Dezemket 1926
Seite 7
[ ← ][ ][ → ]Seite8
Dienstag, den 14. Dezember 1926
Nummer 346
Aus Heſſen.
Die Weiterführung der elektriſchen Bahn in
die Bergſiraße.
H. Im Hotel Hufnagel in Seeheim fand am Samstag unter dem
Byrſitze des Bürgermeiſters Burkhardt=Jugenheim im Anſchluß an
Weiterführung der Elektriſchen in die Bergſtraße
ſtatt, an der teilnahmen: als Vertreter der heſſiſchen Regierung Geh.
Oberbaurat Geibel, ſeitens der „Heag‟ Direktor Bohnenberger,
der Vorſitzende des Verkehrsvereins, Theodor Stemmer ſen., die
Kreisdirektoren der Kreiſe Bensheim Reinhardt, und Heppenheim, furt a. M., der als geborener Hüitteuberger den Lichtbildervortrag hielt
Weinheim, die Bürgermeiſter und Gemeindevertreter der unmittelbar
iutereſſierten Landgemeinden ſowie eine größere Zahl geladener Gäſte,
Damen und Herren.
Nach einer kurzen Begrüßung durch den Vorſitzenden nahm zunächſt
Geh. Oberbaurat Geibel das Wort, um in eingehenden Ausführungen
an Hand geſetzlicher Vorſchriften, beſonders des 8 10 des
Reichseiſenbahn=
geſetzes, die Rechtsverhältniſſe zwiſchen „Heag” und Reichsbahn
klarzu=
ſtellen und auf die Schwierigkeiten hinzuweiſen, die vorausſichtlich
er=
wachſen würden, venn man, wie dies im Vorjahre beſchloſſen worden
ſei, auf der Vorlage des Geſamt=Bergſtraßenbahnprofekts über
Bens=
heim bis Weinheim beſtehe. Im Intereſſe eines Fortgangs der Sache
empfahl er, die Bahn zunächſt nur bis Alsbach fortzuführen.
Bezüg=
lich der Konzeſſionierung dieſer Strecke, ſo führte der Redner aus, ſeien
Zuſagen gemacht worden, auf deren Grund der Teilſtreckenbau
Darm=
ſtadt—Eberſtadt erfolgt wäre, ſo daß mit einer Konzeſſionserteilung des
Weiterbaues bis Alsbach wohl beſtimmt zu rechnen ſei. Gehe man
zur=
zeit auch nur einen Schritt weiter, daun würde die Frage des nicht
ab=
gegtenzten Begriffs des allgemeinen Verkehrs aufgerollt werden. Damit
Hand in Hand ginge, wenn eine Konzeſſionierung daun überhaupt
er=
wartet werden dürfe, die Frage der Reparationen an dieſe
Reichs=
bahn, die letzten Endes die Gemeinden wieder aufzubringen hätten, und
ſchließlich auch das Schickſal der Nebenſtuecke der Reichsbahn Bichkenbach—
Seeheim—Jugenheim.
Direktor Bohnenberger unterſtrich die Ausführungen des
Vor=
redners und wies darauf hin, daß die Fortführung der Bahn bis
Als=
bach das Hinterland aufſchließe und ſo zur Zubringerin für die
Staats=
bahn werde. Bei einer Fortführung darüber hinaus könne dies nicht
mehr ohne weiteres geſagt werden. Sie laufe von Alsbach bis
Bens=
heim und darüber hinaus bis Heppenheim und Weinheim parallell mit
der Staatsbahn. Die Befürchtung liege nahe, daß ſich durch dieſe
Tat=
ſache der Verkehr der Elektriſchen vielleicht nicht nentabel geſtalte oder
die Staatsbahn an Verkehr einbüße, und es daher Schwierigkeiten
hin=
ſichtlich der Konzeſſion dieſer Strecke geben werde. Dieſen Eindruck habe
er auch bei den in Berlin bereits gepflogenen Verhandlungen gehabt,
Nach dieſen Erfahrungen und Erwägungen neige er dazu, anſtelle des
bereits ausgearbeiten Projekts bis Weinheim zunächſt das urſprüngliche
Projekt Eberſtadt —Alsbach zu forcieren. Halte man an der
Weiterfüh=
rung der Bahn bis Bensheim und darüber hinaus feſt, würde man
jedenfalls weitere Zeit verlieren, und ob man einen Erfolg haben werde,
ſei ungewiß. Im anderen Falle dagegen könne vorausſichtlich im nächſten
Jahre mit dem Bau der Bahn bis Alsbach begonnen werden. Zweck der
Beſprechung ſei, ſich heute bierüber ſchlüfſig zu werden.
Der Vorſitzende des Verkehrsvereins, Stemmer, trat den
Aus=
führungen im weſentlichen bei und entſchied ſich ebenfalls für die
ſchritt=
weiſe Erreichung des Zieles der Bergſtraßenbahn. In dem gleichen
Sinne äußerten ſich auch die Vertreter der unteren
Bergſtraßengemein=
den. Nur die Vertreter der Gemeinde Eberſtadt und der oberen
Berg=
ſtraßengemeinden, an der Spitze Kreisdireltor Reinhardt und
Bür=
germeiſter Angermeier=Bensheim, traten eifrig für die Vorlage
des Geſamtprojektes ein, letztere unter allen Umſtänden für die
Fort=
führung der Bahn wenigſtens bis Bensheim. Die Befürchtungen, daß
die Reichsbahn die Weiterführung inſoweit wegen etwa ihr entſtehender
Einnahmeausfälle nicht geſtatten würde, teilten ſie nicht unter Hinweis
auf den beabſichtigten Bahnbau Bensheim-Lindenfels, wodurch mehr
als 20 Odenwaldgemeinden an den öffentlichen Bahnverkehr angeſchloſſen
würden, und der Reichsbahn zum Vorteil gereiche ſowie mehr als
aus=
reichendes Aeguivalent für ihr evtl. Entgegenkommen dienen müſſe. Da
weder über die von Herrn Stemmer, noch die von Herrn Bürgermeiſter
Angermeier in Vorſchlag gebrachte Reſolution Einſtimmigkeit erzielt
werden konnte, ſtellte nach längerer Ausſprache hierüber Kreisdirekter
Reinhardt=Bensheim den Antrag, zu beſchließen:
Die Bahn bon Eberſtadt bis Alsbach
fortzufüh=
ren, mit allen Mitteln, aber ihre Weiterführung
zu betreiben und nichts unverſucht zulaſſen, bis das
wichtige Ziel der Bergſtraßenbahn ganz erreicht iſt.
Der Antrag wurde einſtimmig angenommen. In eine engere
Kom=
miſſion, die auf dieſer Grundlage die Verhandlungen in Berlin führen
wird, wurde Kreisdirektor Reinhardt=Bensheim, Kreisdirektor
Pfeifer=Heppenheim. Bürgermeiſter Angermeier=Bensheim,
Bürgermeiſter Burkhardt=Jugenheim und Bürgermeiſter
Roß=
mann Seeheim gewählt.
Bürgermeiſter Burkhardt ſchloß hierauf mit Worten des Dankes die
Verſammlung.
Eberſtadt, 13. Dez. Todesſturz vom Baum. Der im 45.
Lebensjahre ſtehende Landwirt Friedrich Mennel von hier ſtürzte am
Samstag nachmittag von einem Baum und zog ſich ſo ſchwere
Ver=
letzungen zu, daß er ins Krankenhaus überführt werden mußte. Ohne
das Bewußtſein wieder erlangt zu haben, iſt er dort geſtorben. Mennel
hinterläßt eine Frau mit zwei unmündigen Kindern.
* Ober=Ramſtadt, 13. Dez. Mittwoch, den 15. Dezember, vormittags,
werden bei der Gemeindekaſſe die Klein= und
Sozialrentnerunter=
ſtützungen für Monat Dezember ausgezahlt. Dabei wird gleichzeitig die
1. Rate Winterbeihilfe an die Klein= und Sozialrentner in Form von
Gutſcheinen ausgegeben.
* Groß=Umſtadt, 11. Dez. Dem Volksbildungsverein in Verbindung
mit der Ortsgruppe des hiſtoriſchen Vereins iſt es gelungen, den in
weiten Kreiſen bekannten Mundartsdichter, Herrn Robert Schneider
aus Darmſtadt, zu einem Vortrag zu gewinnen, der am 16. Dezember,
abends 8½ Uhr, im Gaſthaus „Zur Krone” gehalten werden ſoll. Herr
Schneider ſpricht zuerſt über „Mundart und Mundartdichtung”.
Daran anſchließend kommen ſelbſtverfaßte Gedichte des „Bienchen
Bimm=
bernell” zum Vortrag. Die Eintrittskarten ſind bei Herrn Karl
Zi=
bulski und bei Friſeur Kurz zu haben und koſten 50 Pfg.
— Lindenfels, 13. Dez. Beigeordnetenwahl. Bei der
geſt=
rigen Beigeordnetenwahl haben ſich von 879 ſtimmberechtigten Wählern
nur 497 an der Wahl beteiligt, und zwar B6 Männer und 211 Frauen.
Der frühere Gemeinderat Friedrich wurde mit 292 Stimmen gewählt.
Der Gegenkandidat Kuhl erhielt 196 Stimmen.
* Fürth, 12. Dez. Schöffengericht. Gelegentlich eines
Bran=
des in Klein=Breitenbach erhielt ein Wagnerlehrling von Mörlenbach
den Auftrag, die Schlüſſel zu dem Waſſerbehälter zu holen, damit bei
dem Brande mehr Waſſer zugeführt werden konnte. In Mörlenbach
ſtieß der Junge mit ſeinem Fahrrad auf eine Frauensperſon, dieſe
ſtürzte zu Boden und mußte ärzliche Hilfe in Anſpruch nehmen. Der
Lehrling wurde deswegen am Amtsgericht Fürth angeklagt und ihm
zur Laſt gelegt, aus Fahrläſſigkeit die Körperverletzung der Frau
ver=
urſacht zu haben. Da dem Angeklagten aber nachgewieſen werden
konnte, daß er in erlaubtem Tempo fuhr, auch das nötige Glockenſignal
gab, die Frau aber gerade nach der entgegengeſetzten Seite auswich,
erfolgte vom Schöffengericht Freiſpruch, den auch der Staatsanwalt
ge=
ſtellt hatte. — Weiter war ein Schreiner aus Seidenbuch angeklagt,
gelegentlich der Kirchweihe in Schlierbach einem Küfer daſelbſt mit
einer Eiſenſtange derart auf den Kopf geſchlagen zu haben, daß er
zu=
ſammenbrach und acht Tage lang in ärztlichev Behandlung ſtand. Er
erhielt zwei Wochen Gefängnis. Dabei betonte der Richter, daß
der=
artige Straftaten auf den Kirchweihen ſich öfters wiederholten und
meiſtens von jungen Leuten trotz der Arbeitsloſigkeit und nur mit den
ſtrengſten Strafen geahndet werden müßten.
*25jähriges Beſiehen der Heſſiſchen
Vereinigung für Volkskunde.
Gießen, 12. Dez. Die Heſſiſche Vereinigung für Volkskunde,
die ſich über beide Heſſen und Naſſau ausdehnt, konnte mit ihrer
dies=
jährigen Hauptverſammlung zugleich ihr 25jähriges
Beſtehen feſtlich begehen.
Der Begrüßungsabend im „Andres” war ſehr ſtark beſucht und bot
den Gäſten eine echt volkskundliche Unterhaltung. Mit herzlichen
Wor=
die vorjährige Zuſammenkunft eine weitere Beſprechung wegen der ten eröffnete der derzeitige Vorſitzende, Oberſtudiendirettor Dr. Faber=
Friedberg, die Tagung. Alte Volkslieder aus dem 15. und 16.
Jahrhun=
dert ſang ein gemiſihter Chor unter Leitung des Profeſſors Dr. Karl
Schmidt aus Friedberg, die lebhaften Beifall ernteten. Von größtem
Intereſſe war der Lichthildervortrag von Dr. Wilhlm Lich aus Frant=
Pfeifer, die Bürgermeiſter der Städte Bensheim, Heppenheim und „Die Hüttenberger Volkstracht‟. Er bedauert, daß es keine Geſchichte
des Hüttenberges gibt, was wohl darauf zurückzuführen ſei, daß der
Hüttenberg zwuiſchen Heſſen und Preußen aufgeteilt worden ſei. Das
Trachtengebiet des Hüttenberges hat einſt bis Weilburg und bis jenſeits
der Lahn gereicht. Die Verbindungs= und Entwicklungsſtufen der Tracht
fehlen. Nur für die letzten 100 Jahre hat man die Tracht ziemlich
ge=
nau feſtſtellen können. Durch den Wegfall der eigenen Stoffproduktion
zur ſleidung und die Verarbeitung neue Stoffe haben ſich faſt
un=
merklich Aenderungen in der Kleidung eingeſchlichen. Die großen
Hau=
ben, die urſprünglich den ganzen Kopf bedeckten, wurden zu koketten
Stülpchen, es machte ſich ueben dem Einfluß der Mode auch der
Ein=
fluß der Marburger Tracht bemerkbar, und dazu kam die bäuerlihe
Prunkſucht. Die Beziehung zur Scholle gibt dem ganzen bäuerlichen
Leben ſeinen Stempel, ſo auch der Volkstracht. Auf dem Gebiete der
Kleidung war der Landwirt lange Zeit ſenn eigener Handwerker, er
bereits in der Vorkriegszeit von dem Reichsverlehrsminiſterium gewiſſe liebte bunte Bänder und Flitter, und eine Art lniformierung für die
verſchiedenen Lebensabſchnitte der Frauen, ſowie für. Familienereigniſſe
freudiger oder trauriger Art. Um 1900 macht ſich in Lützellinden der
rirchliche Einfluß der Kriſchoua bemerlbar, die Buntheit verſchwindet
im Vergleich zu anderen Orten, wie Hochelheim, Lang=Göns uſw. Die
Sprache begleitet die Wandlungen der Kultur, und die Kleidung
er=
fordert zuhlreiche Wörter. Die Herausgabe eines Trachtenwörterbuches
erſcheint uicht unberechtigt. Erläutert und ergänzt wurden die
Aus=
führungen des Redners duuch zahlreiche vorzügliche Bilder, Aufnahmen
aus Lützellinden, Lang=Göns, Hochelheim, Niederkleen, Hörnsheim und
anderen Orten des Hüttenberges. Er zeigte einzelne Kleidungsſtücke,
fertige Trachten, Brautpn re in ihrem farbenfreudigen Aufputz und
größere Gruppen, Trauerzüge, Hochzeitszüge, Kirchgang, Kleidung des
Täuflings, Abendmahlstracht und Trauerkleidung. Man konute in den
einzelnen Dörfern kleine Unterſchiede in den Trachten feſtſtellen. Leider
ſchwindet die Hüttenberger Tracht meh= und mehr dahin, die Schranken
zwſſchen Stadt und Land haben aufgehört, die Romantik des
Bauern=
tum iſt dahin, wir können den Zug der Zeit nicht aufhalten.
Nach lebhaftem Beifall dankte der Vorſitzende dem Redner. Der
geuiſchte Chor ſchließt einige ſchöne altdeutſche Volkslieder an, und dann
gibt der Heimat= und Mundartdichter des Hüttenberges, Georg Heß
aus Leihgeſtern, in ſeinen Dichtungen und Vorträgen einen Einblick in
Leben und Treiben, Sitten und Gebräuche der Landbevölkerung. Seine
Gedichte werden mit lebhaftem Beifall belohnt.
Die Feſtſitzung begann am heutzigen Sonntag, 11 Uhr, im
gro=
ßen Hörſaal der Univerſität. Es hatten ſich dazu die Vertreter der
heſ=
ſiſchen Regierung und der Abteilung für Volkslildung, der Univerſität,
der Stadt Gießen, der Altertums= und Geſchichtsvereine, des
Landes=
kirchenamts, ferner Prof, Horſt=Butzbach, Prof. Dr. Blacher=Friedberg,
Anchivrat Dr. Hermann=Darmſtadt und andere Herren eingefunden. Der
Vorſitzende dankt beſonders der heſſiſchen Regierung für Förderung und
Unterſtützung der Vereinigung. Miniſterialdirekter Prof.
Dr. Urſtadt überbrachte die Glüchwünſche der heſſiſchen Regierung
und des Landesamts für Bildungsweſen. Für die Heimatſchule ſei die
Beſtrebung und Mitarbeit der Vereinigung für Voltskunde unerläßlich.
Namens der Univerſität ſprach Rektor Prof. Dr. Zwick, der auf
die engen Beziehungen der Univerſität zur Vereinigung hinwies, zumal
namhaſte Profeſſoren zu ihren erſten Mitarbeitern gehören. Leiber liche und 32 weibliche Erwerbsloſe zuſammen 775, vorhanden. Alſo
war es noch nicht möglich, einen Lehrſtuhl für Volkskunde an der
Lan=
desuniverſität zu errichten, dafüir hat die Vereinigung ihre Sammlun= men. Notſtandsarbeiter waren es am Anfange des Monats in der
gen zur Verfügung geſtellt. Prof. Helm=Marburg übermittelt
die Glückwünſche der Univerſität Marburg und bittet die Vereinigung, November um 143 zugenommen. Die
Erwerbsloſenunterſtützungs=
ihr Arbeſtögebiet auch auf Marburg ausdehnen zu wollen. Profeſſor
Aubin ſpricht für die Heſſiſchen Altertums= und Geſchichtsvereine,
Bei=
geordneter Dr. Freyfür die Stadt Gießen, Oberkirchenrat
Superinten=
dent Wagner für das Heſſiſche Kirchenamt und deſſen Leiter, Prälat geſamten Kreiſes betrugen im Anfange dieſes Monats 444, ſo daß ſich
D. Dr. Diehl.
Der Vorſitzende der Vereinigung gibt einen Rückblick auf das 25
jäh=
rige Beſtehen und die Tätigkeit der Vereinigung. Obwohl faſt die Lage in der Steininduſtrie zurückzuführen. — Weihnachtsver=
Hälfte des Beſtehens in die Kriegs= und Inflationszeit fällt, iſt doch
eine rieſige Arbeit geleiſtet worden. 16 Männer waren es, die die Ver= Männergefangverein 1903 ſeine Weihnachtsfeier auf den 1.
Weihnächte=
einigung im Jahre 1901 gründeten; von ihnen ſind mehrere heute noch
äußerſt tätige Mitglieder. Heute zählt die Vereinigung gegen 1000 kommen noch ein Kinderreigen von Knaben und Mädchen, ſowie einige.
Mitglieder in beiden Heſſen und Naſſau; ſie hat in der Erſorſchung des
heſſiſchen Volkslebens Vorbildliches geleiſtet. In den „Heſſiſchen
Blät=
tern für Volkskunde” iſt eine Fülle von grundlegenden Arbeiten ver= Bewertung und ſchlechter Ernten haben viele Landwirte die
Anpflan=
öffentlicht, außerdem hat man in Gießen ein volkskundliches Archiv von
größtem Werte geſchaffen und auf dem Gebiete der Flurnamenſammlung
Erſprießliches geleiſtet. Vorſitzende waren im Laufe der Jahre: Adolf
Strack, der auch den Deutſchen Verein für Volkskunde ins Leben rief,
Provinzialdirektor Bechthold, Pfarrer Schulte=Großen=Linden und ſeir
1921 Oberſtudiendirettor Dr. Faber=Friedberg: Unter Schulte wurden
Volkslieder, Sagen, Flurnamen geſammelt; letztere ſind dem
Staats=
archiv übergeben worden. Pfarrer Schulte hat außerdem ſämtliche
heſſi=
ſchen Glockeninſchriften geſammelt und viel getan auf dem Gebiete der
volkskundlichen Forſchung. Finanzielle Unterſtützungen erhielt die
Ver=
einigung in den letzten Jahren vom heſſiſchen Staat der Notgemein= Gerau macht darauf aufmerkſam, daß für alle Kreisgemeinden die
ſchaft der deutſchen Wiſſenſchaſt und zwei amerikaniſchen Profeſſoren.
Der Jubiläumsband wird 1927 herausgegeben werden. Außerdem
wer=
den neue Fragebogen ins Land gehen und beſonders Lehrer und
Geiſt=
liche zur weiteren Mitarbeit auffordern. Der Vorſitzende teilt noch mit,
daß zahlreiche Glückwunſchſchreiben eingelaufen ſiund; von den Regie= Rothenburg genannt, gründeten dieſer Tage im kleinen Saale des
rungsſtellen Kaſſel und Wiesbaden, von der Zentrale für Jugendpflege
in Heſſen, Provinzialdirektor Graef, Altertumsverein Mainz, Verein
für deutſche Volkskunde, Staatsrat Block u. a. m.
Anſchließend folgte der Feſtwvortrag von Dr. Alfred Götze=Gießen
über Märchenforſchung. Den Abſchluß des Feſtes bildete ein
gemein=
ſames Mittageſſen im „Andres”.
„Andres” abgehalten. Der Vorſitzende Dr. Faber gab einen Rückblick
auf Entſtehung und Entwicklung der Vereinigung, welche heute rund
800 Mitglieder zählt. Im Frühjahr wurde eine Denkſchrift an den
Heſ=
ſiſchen Landtag geſandt und um Beibehaltung des Staatsarchios
ge=
beten; die Eingabe hatte Erfolg, das Archiv bleibt. Am 2. und 27.
Juni nahm die Vereinigung an der Mainzer Tagung der Heſſiſchen Ge= Beträge ſelbſt erſt von 1932 ab fällig werden, hat die Bezirksſparkaſſe
ſchichtsvereine im Auguſt an der Hauptverſammlung de3 Verbandes
deutſcher Volkskunde teil. Dieſem Verband gehören jetzt 92 Vereine in
allen Teilen Deutſchlands und aus den Gebieten der Auslandsdeutſchen
an. In Arbeit iſt die Herausgabe eines großen vollskundlichen
Hand=
buches in 12 Bänden, geplant ſind eine Geſchichte deutſcher Volkstrachten
und ein Glockenbuch, das alle Sagen über Glocken enthalten ſoll.
Unter=
ſtützt wurde die Vereinigung im letzten Jahre vom Staat mit 1300 Mk.,
von der Notgemeinſchaft deutſcher Wiſſenſchaft mit 60 Mk. für den
Bogen, und durch Vermittlung von Prof. Boas aus New York durch
eine amerikaniſche Geſellſchaft. Dieſe ſandte vor wenigen Tagen wiederum
60 Dollar. Der Jubiläumsband ſoll Anfang 1927 erſcheinen.
Gegen=
wärtig iſt wieder ein Band der Flurnamenſammlung begonnen. — Die
Jahresrechnung für 1925 erſtattete Studienrat Oswald; die Einnahmen
betrugen 5973 Mk., die Ausgaben 3212 Mk., der Ueberſchuß 2761 Mk.
In 1826 wurden bis 1. Dezember 9186 Mk. eingenommen, 4405 Mk.
ausgegeben, das Barvermögen beträgt rund 5500 Mk. Bibliotheksdirektor
Ebel regt die Schaffung eines Vermögensbeſtandes an. In den
erwei=
terten Ausſchuß werden, als weitere Mitglieder beſtimmt: Staatsrat
Block=Darmſtadt, Oberlirchenrat Wagner=Gießen, Kreisdirektor Dauth=
Alzey, Kirchenrat Strack=Leihgeſtern, Prof. Kollin und Luzius in Gießen.
Anſtelle des bisherigen Schriſtführers Dr. Krämer wurde Prof. Dr.
Keller aus Friedberg gewählt. Die überaus reichhaltige
Jubiläums=
tagung wurde gegen 6 Uhr mit Dankesworten an die Gäſte und
Mit=
glieder vom Vorſitzenden Dr. Jaber geſchloſſen.
Verſammlung desVerbandes Heſſiſcher Warmblutzüchter
am 12. Dezember in Friedberg.
Am Sonntag, den 12. Dezember, fand in Friedberg (Oberh.) eine
ſtark beſuchte Verſammlung des Verbandes Heſſiſcher Warmblutzüchter
ſtatt, die einen ſehr anregenden Verlauf nahm. Nachdem über das
ab=
gelaufene Geſchäftsjahr Bericht erſtattet wurde und den Anweſenden
mitgeteilt werden konnte, daß der Verband im abgelaufenen Jahre
ins=
geſamt an 8 heſſiſchen Plätzen zur Prämiierung von Warmblutpferden
Oldenburger Schlages 4 ſilberne Becher und 20 goldene Züchterplaketten
zur Verteilung brachte, wurde die Frage der drohenden Auflöſung bzw.
Einſchränkung des Heſſiſchen Landgeſtüts Darmſtadt (1) auf das
leb=
hafteſte beſprochen. Sämtliche Verſammlungsteilnehmer waren ſich darin
einig, daß dieſe Maßnahme zum völligen Ruin der heſſiſchen
Landes=
pferdezucht führen müſſe, da auch eine genoſſenſchaftliche Hengſthaltung
für die heſſiſchen Verhältniſſe in keiner Weiſe geeignet ſei. Die
Ver=
ſammlung faßte einſtimmig den Beſchluß, bei den maßgebenden Behörden
gegen die beabſichtigte Auflöſung des Hefſiſchen Landgeſtüts porſtellig zu
zverden und die Regierung zu beſtimmen verſuchen, dieſes für alle
land=
wirtſchaftlichen Kreiſe kataſtrophale Vorhaben nicht zur Ausführung zu
bringen. Der Vorſitzende des Verbandes. Erbgraf Alexander zu Erbach=
Erbach, wies auf die im Herbſte 1927 in Darmſtadt geblante Heſſiſche
Landwürtſchaftliche Landesausſtellung hin und forderte die Züchter auf,
dieſe Veranſtaltung möglichſt reichhaltig zu beſchicken, um dort darzutun,
welcken Aufſchwung und welchen Beſtand an gutem Zuchtmaterial die
beſſiſche Warmblutzucht erreicht hat. Neben den verſchiedenen örtlichen
Schauen wird es Hauptaufgabe des Verbandes ſein, die Prämiierung
der Oldenburger auf der Landesausſtellung in großzügiger Weiſe
durch=
zuführen. Als erfreuliches Merkmal für den beginnenden Aufſchwung
in der heſſiſchen Warmblutzucht darf feſtgeſtellt werden, daß man
be=
ſchloß, wenn irgend möglich, ſchon anfangs kommenden Jahres mehrere
gute Zuchtſtuten aus dem Oldenburger Hochzuchtgebiet nach Heſſen
ein=
zuführen, und es iſt zu hoffen, daß ſich recht viele Züchter an dem
ge=
meinſamen Bezug dieſes Zuchtmaterials beteiligen werden. Der
Ver=
band iſt in der Lage, durch ſeine hervorragenden Beziehungen zur
Olden=
burger Züchtervereinigung den ſachgemäßen und vor allem preiswerten
Ankauf von Zuchtſtuten bezw. 2= bis Zjährigen Stuten in jeder Weiſe
zu fördern.
— Hirſchhorn, 13. Dez. Waſſerſtand des Neckars am
11. Dezember 0,78 Meter, am 12. Dezember 0,89 Meter.
* Heppenheim a. b. B., 13. Dez. Arbeitsmarktlage. In
der Stadt Heppenheim waren am Anfange dieſes Monats 43
männ=
hat die Zahl der Erwerbsloſen im Monat November um 75 abgenom=
Stadt Heppenheim 255, alſo haben die Notſtandsarbeiter im Monat
empfänger im Kreiſe betrugen am Anfange des Monats 666 männliche
und 55 weibliche, zuſammen 721. Dies bedeutet für den Monat
No=
vember eine Zunahme von 19 Perſonen. Die Notſtandsarbeiter des
ihre Zahl im Monat November um 104 vermehrt hat. Die Zunahme
in der Stadt Heppenheim, ſowie auch des Kreiſes, iſt auf die ſchlechte
anügen. Wie in jedem Jahre, ſo hat auch in dieſem Jahre der
feiertag feſtgeſetzt. Neben zwei der Zeit angevaßten Theaterſtücken
gut gewählte Chöre durch den Verein zur Darbietung.
z. Lampertheim, 13. Dez. Vom Tabakbau. Infolge geringer
zung des Tabaks aufgegeben und ihre hierzu geeigneten Aecker mit
Spargeln beſtellt. Durch Anwendung des Kaliſalzes als Dünger hat
nun aber gerade in dieſem Jahre die Tabakpflanze ein zartes Blatt
mit ſchön gelber Farbe erhalten. Ferner ſind auch, veranlaßt durch
das trockene Septemberwetter, die Blätter am Dache gut getrocknet.
Zuſammen Urſachen, die eine hervorragende Qualität des 1926er
Wachs=
tums bewirkten und eine Preisbildung von 80—85 Mk. für den
Zent=
ner hervorriefen. Leider kommt ſie nur den Pflanzern zugute, die
eine Umſtellung vom Tabak zum Spargel nicht vornahmen.
* Groß=Gerau, 13. Dez. Polizeiſtunde. Das Kreisamt Groß=
Polizeiſtunde in Gaſt= und Schantwirtſchaften auf 12 Uhr nachts für
die Sonn= und Feiertage und für die Vorabende von Sonn= und
Feier=
tagen auf 1 Uhr nachts feſtgeſetzt wurde.
* Alsfelb, 13. Dez. Die Bürger unſerer Stadt, Oberheſſiſches
„Deutſchen Hauſes” einen Verkehrs= und Verſchönerungsverein, deſſen
Hauptaufgabe die Förderung der Verkehrsintereſſen ſein ſoll. Es ſollen
alle Schritte unternommen werden, um die hochintereſſanten Altertümer
und Sehenswürdigkeiten unſerer Stadt dem Fremdenverkehr zu
er=
ſchließen.
* Grünberg, 13. Dez. Da nach dem Aufwertungsgeſetz auch die
Die Hauptverſammlung wurde am Sonntag nachmittag im Sparkaſſen aufzuwerten haben, hat die hieſige Bezirksſparkaſſe
dement=
ſprechend beſchloſſen, die früheren Guthaben mit 12½ Prozent
aufzu=
werten. In Betracht kommen etwa 4000 Einlagekonten mit einem
Goldwert von rund 3½ Millionen Mark, welche einen
Aufwertungs=
betrag von 440 000 RM. ausmachen. Dieſe aufgeverteten Einlagen
ſind vom 1. Januar 1927 ab mit 3 Prozent zu verzinſen. Da aber dieſe
beſchloſſen, bedürftige Einleger über 65 Jahre im Rahmen der
vor=
handenen Mittel Vorauszahlungen zu gewähren, welche jedoch im
Einzelfall den Betrag von 50 RM. nicht überſteigen dürfen.
Asthma sofort gelindert!
Ein bekannter Arzt will dles allen Leidenden in Darmstadt beweisen.
Morgen während des ganzen Tages, oder solange die Proben
ausreichen — so kündigt Dr. Rndolf Schiffmann an —, werden Gratis-
Proben seiner berühmten Asthmador-Zigaretten in Alnminium-Taschen-
Etui) von allen Apothekern hierorts sowohl, als auch in allen anderen
Städten ganz Deutschlands an alle Asthma-Leidenden abgegeben
werden, die in den Apotheken danach vorsprechen; nicht eine Apotheke
ist übersehen worden. Diese Gratis-Probensind mithin an6139 Apotheken
gelietert worden, allein zu dem Zweck, allen ihren Asthma-Kunden
die Möglichkeit zu geben, die ausgezeichnete, prompte Wirkung und
die Vorzüge dieses wundervollen Mittels auszuprobieren, sofern sie
bisher noch nicht Gelegenheit dazu hatten. Dr. Schittmann wünscht,
daß jeder Asthma-Leidende bei seinem Apotheker (wo dieser auch
immer wohne) vorspreche, um die Probe zu erhalten, ganz besonders
diejenigen Asthmatiker,die bisher mit anderen Mitteln oder Behandlungen
vergeblich Linderung ihres Leidens suchten. Wie beftig auch immer
die Anfälle seien oder wie hartnäckig ein Fall von Asthma, Asthmador-
Zigaretten werden stets mit Sicherheit fast augenblicklich Linderung
gewähren, gewöhnlich innerhalb 10 bis 15 Sekunden, stets jedoch
in ebensoviel Minnten, wie ein Versuch mit den Proben beweisen
wird. Ein solcher persönlicher Versuch ist nach Dr. Schiffmanns
Ansicht der einzig sichere Weg, den betreffenden Asthmatikern in
Wahrheit die tatsächliche Wirkung des Mittels zu beweisen und ein
etwa vorhandenes Vorurteil zu beseitigen, Je ernster, schwerer oder
hartnäckiger der Fall ist, desto mehr wird das Mittel nach dem
ersten Versuch von den Leidenden geschätzt und gelobt werden.
Sollte jemand aus irgendeinem Grunde von seinem Apotheker eine
Probe nicht eihalten können, so wird ihm eine solche umgehend per
Post zugesandt bei Einsendung seines Namens und voller Adresse (nebst
10 Pfg in Brietmarken für Porto) an Dr. R Schiffmanns Niederlage.
die Viktoria-Apotheke, Berlin SW48, Friedrichstraße 19. (II Bln.18325
A
Praktisches Weihnachtsgeschenk:
HAGGI Suppen in Würfeln, MAGGI‟ Flolschbrühwürfel,
MAGGIS Würze.
Rummer 346
Dienstag, den 14. Dezember 1926
Seite 9
Das „Mordauto” der Berliner Kriminalpolizei.
Schnelles Arbeiten am Tatort.
Neuerungen der Reichsbahn.
Die Berliner Kriminalpolizei hat vor kurzem einen beſonders konſtruierten Tatort=Wagen
in den Dienſt der Mordkommiſſion geſtellt. Der Wagen dient zur Beſchleunigung der
polizei=
lichen Aufklärungsarbeit bei Mordfällen und iſtmit allen Apparaten und Utenſilien ausgeſtattet,
die zur Arbeit am Tatort erforderlich ſind. — Unſer Bild zeigt das „Mordauto” der Berliner
Kriminalpolizei mit allem Zubehör. Ein Scheinwerfer dient zur Tatbeſtandsaufnahme bei
Dunkelheit, Tiſche und Stühle ermöglichen ein bequemes Arbeiten, Arzttaſche und
Spuren=
ſicherungskoffer ergänzen die Ausrüſtung. Im Wagen ſelbſt iſt eine Schreibmaſchine angebracht,
auf der der dienſttuende Beamte ſogleich am Tatort ſeinen Bericht abfaſſen kann.
Der neue Schlafwagen 2. Klaſſe. Links für den Tag, rechts für die Nacht vorbereitet.
Die Deutſche Reichsbahn=Geſellſchaft unterzieht ſich mit vieler Mühe und großen Koſten der
Pflicht, für die Bequemlichkeit des reiſenden Publikums zu ſorgen. Sie ſtellt jetzt eine
Reihe von neuen Wagen in Dienſt, die in allen Klaſſen weſentliche Verbeſſerungen aufweiſen.
Die Schulſtreikbewegung in Weſtfalen.
Die Schulſtreikbewegung hat ſich weiter ausgedehnt. Außer den
bekannten Gebieten ſtreiken neuerdings Unna und zwar bereits am
erſten Tag mit 50 und 70 Prozent und mehr. Kamen am erſten Tag
be=
peits 30 Proz,, in Südkamen 80 Proz., in Oberaden 67 Proz., in
Rhy=
nern, Pelkum, Mark, Afferde, Keſſelbüren (Kreis Hamm) 100 Prozent,
ſo daß in dieſen Orten die Schulen geſchloſſen ſind, Frömern 90 Proz.,
Maſſen 50 Proz. Auch in Niedermaſſen, Bönen, Altenbögge und
Nord=
bögge hat der Streik begonnen, während geſtern die Orte des
Land=
kreiſes Bielefeld und die Stadt Bielefeld in den Streik eintraten, bzw.
heute eintreten werden. Gleichzeitig hat Herford ſich der Streikbewegung
angeſchloſſen. In Barop betrug die Streikziffer bereits am erſten Tag
30 Prozent, trotzdem an dieſem Ort die Agitation der generiſchen Lehrer
außerordentlich ſtark eingeſetzt hatte. Ab Montag traten in den Streik:
Hagen, Witten, Wattenſcheid, Gelſenkirchen, Jierlohn. In Bochum,
Schwerte, Recklinghauſen, Herne iſt eine ſtarke Zunahme der
Streik=
ziffer zu verzeichnen. Es ſtreiken in Bottrop 80 bis 100 Prozent der
Kinder. An einzelnen Orten, wie Langendveer, Barop, Eichlinghofen,
haben von ſeiten der Behörden und der Lehrerſchaft Gegenmaßnahmen
eingeſetzt. Man hat Strafbefehle erlaſſen, gegen die von der
Eltern=
ſchaft bei den Amtsgerichten gerichtliche Entſcheidung beantragt wird.
Den Kindern wird beiſpielsweiſe mit ſchlechten Zenſuren,
Nichtver=
ſetzung zu Oſtern, ſogar mit Prügelſtrafen gedroht, falls ſie nicht zum
Schulunterricht erſcheinen. Trotz dieſer Maßnahmen haben ſich die
Eltern, namentlich auch in den Bezirken der Bergbau treibenden
Be=
völkerung, von ihrer Sache nicht abbringen laſſen, ſo daß von einem
Abbröckeln des Streiks nirgends die Rede iſt, fondern vielmehr damit
gerechnet werden kann, daß die Streikbewegung, ſich weiter ausdehnt.
Nach den Erklärungen der Elternbünde und Schulgemeinden des
Rheinlandes, Barmen Eſſen uſw. iſt unter Umſtänden auch das
Rhein=
land bereit, in die Bewegung einzutreten. Aus Schleſien, Sachſen und
anderen Teilen des Reiches liegen Sympathie=Entſchließungen vor, die
beſagen, daß auch hier die evangeliſche Elternſchaft bereit iſt, gege
benenfalls mit der Tat den Weſtfalen zu Hilfe zu kommen.
Der Schulſtreik.
Bochum. Eine von etwa 1000 Perſonen beſuchte Verſammlung
der evangeliſchen Elternſchaft in Bochum erklärte ſich für weiteres
Aus=
harren im Streik. Die evangeliſchen Pfarrer haben die Lehrer in einem
offenen Brief aufgefordert, im Schulſtreik neutral zu bleiben. In dem
benachbarten Gerthe=Harpen wurde der Schulſtreik für morgen
be=
ſchloſſen. In den drei Schulen in Alten=Bochum ſtreiken 35, bzw. 50,
bzw. 70 Prozent.
Autounfall.
Bei einem Zuſammenſtoß zwiſchen einer Straßenbahn und einer
Kraftdroſchke erlitt in Berlin am Sonntag nachmittag der frühere Chef
der Nachrichtenabteilung des Großen Hauptquartiers. Oberſt a. D.
Nicolai, der ſich in der Droſchke befand, Verletzungen. Auch ſeine
Tochter und der Chauffeur wurden verletzt.
Geſunkener Dampfer.
EP London. Nach einer Meldung aus Schanghai iſt der Dampfer
„Lienſching” der Indo=Chineſiſchen Schiffahrtsgeſellſchaft am
Sonntag=
morgen etwa 100 Kilometer von Schanghai entfernt auf Felſen
gelaufen und geſunken. Nach den bisher vorliegenden
Nach=
richten ſind alle europäiſchen Offiziere und Paſſagiere des Schiffes
ge=
rettet worden. Von den 150 an Bord befindlichen Chineſen werden
jedoch ſchätzungsweiſe 40 vermißt.
Die Buſchbrände in Auſtralien.
EP. London. Neu=Südwales wird zurzeit von großen
Buſch=
bränden heimgeſucht, die ſich mit der Schnelligkeit eines Automobils
ausdehnen. Insgeſamt wurden bisher 252 Quadratmeilen Land
ver=
wüſtet. Der Schaden wird auf etwa 300 000 Pfund berechnet. Viele
Weizen= und Viehfarmen haben ſchweren Schaden gelitten, indeſſen iſt
nur ein Menſchenleben dem Feuer zum Opfer gefallen.
Theaterbrand.
Bordeaux. Während einer Vorſtellung in dem Varietétheater
„Scala” brach auf der Bühne ein Brand aus. Es entſtand eine
Pa=
nik. Elf Perſonen wurden verletzt, davon vier ſchwer. Die
Feuer=
wehr wurde nach drei Stunden des Brandes Herr. Die
Entſtehungs=
urſache iſt unbekannt.
Zum Schiffbruch des „Lienſching”.
Schanghai. Das in der Nähe von Schanghai verunglückte Schiff
„Lienſching”, hatte 237 Perſonen, darunter 26 Europäer und fünf
Kinder, an Bord. Der finanzielle Verluſt beträgt, die Ladung
unge=
rechnet, 90 000 Pfund Sterling. Soweit bis jetzt bekannt, ſind 25
Chi=
neſen ertrunken.
67 Opfer einer Schiffskataſtrophe.
Buenos Aires. Wie die Zeitung „Nacion” aus Santiago de
Chile meldet, ſind 67 Mann der Beſatzung des chileniſchen Schiffes
„Arauco”, das während eines furchtbaren Sturmes bei Lota geſunken
iſt, ertrunken. 29 Perſonen konnten gerettet werden.
* Frankfurter Chronik.
WSN. Schwerer Unfall. Beim Aufrichten eines 18 Meter
hohen Maſtes für eine elektriſche Hochſpannleitung ereignete ſich am
Samstag mittag bei der Niddabrücke in Nied ein ſchwerer Unfall. Als
zwei Arbeiter mit dem Anbringen von Querſtangen beſchäftigt waren,
geriet der Maſt plötzlich ins Schwanken und ſtürzte mit gewaltigem
Ge=
töſe zur Erde. Die beiden Arbeiter ſtürzten mit im die Tiefe und mußten
mit erheblichen Verletzungen im Krankenhaus eingelieſert werden.
Lebensgefahr beſteht jedoch nicht. Die Urſache des Unfalles ſteht noch
nicht feſt, dürſte aber i dem weichen Untergrund liegen. — Ein
Liebhaber des Autofahrens. Der Schloſſer Guſtav
Steg=
mann kurbelte nach einem Zechgelage im Sommer d8. Js. einen
Opel=
wagen, der vor der Wirtſchaft ſtand, an und fuhr damit mit ſeinen
Zechgenoſſen nach Hanau. Unterwegs verkaufte er Werkzeuge, die in
dem Auto lagen und mit dem Erlös wurde in Hanau die Zecherei
fort=
geſetzt. Das Auto ließ er dann in Hanau auf offener Straße ſtehen.
Zwei Tage ſpäter wurde Stegmann, der vor Gericht ſein Verhalten
damit entſchuldigen wollte, daß er gar zu ſehr das Autofahren liebe,
wiederum in ſeiner Leidenſchaft gepackt. Er kutſchierte mit dem Auto
einer Zigarettenfabrik, das im Poſthof ſtand, wiederum in der Richtung
Hanau ab. Mit den Bigaretten, die in dem Wagen lagen, war er ſehr
freigiebig. Bei Wachenbuchen hatte er das Malheur, daß Auto mit
ein m andeven Fahrzeug zuſammenſtieß, im Dreck ſtecken blieb und ſpäter
wieder herausgezogen werden mußte. Er wude dann in Hanau
feſtge=
nommen. Das Gericht verurteilte ihn zu 14 Monaten Gefängnis. —
Allerkei Unfälle. Am Donnerstag wurde der 5ljährige
Fuhr=
mann Fridolin Ebert im Konſumperein beim Abladen von Mehl dupch
den Anhängewagen an die Entladerampe gedrückt und von einem
Bal=
ken ſo ſchwer verletzt, daß ſeine Ueberführug ins Krankenhaus
erfor=
derlich wurde, wo er ſpäter an den erlittenen Verletzungen geſtorben iſt.
— In der Gr. Bockenheimer Straße wurde nachmittags eine Frau von
einem Auto angefahren und leicht verletzt. — Geſtern nachmittag wurde
am Blücherplatz der Lehrling Horn beim Aufſpringen auf einen
fahren=
den Straßenbahnzug, den er nicht mehr erreichte, ungefähr 10 Meter
mitgeſchleift und kam ſchließlich zwiſchen Motor= und Anhängewagen zu
liegen. Er mußte ſofort ins Krankenhaus überführt werden, weil er
einen Armbruch und anſcheinend auch innere Verletzungen erlitten hatte.
Ein ſeltenes Jubiläum.
Der Schnee von fünfzig Wintern iſt gefallen, ſeit Black Corn, der
Häuptling der Sioux=Indianer, an der Spitze ſeines Stammes ſteht.”
— So heißt es in der Zeitberechnung der Indianer. Wir ziviliſierten die Berliner Oelbergkirche am Kottbuſer Ufer ein und ſtahlen ein großes
melden hiermit, daß am Donnerstag, den 16. ds. Mts., Black Corn ſein
wefen ſein, und Herr Direktor Stoſch=Sarvaſani, als deſſen Gaſt Black Sammelbüchſen und raubten deren Inhalt. Von den Tätern, die mit
Corn mit einigen Getreuen ſeines Stammes zur Zeit in Frankfurt
weilt, wird es ſich nicht nehmen laſſen, dem greiſen roten Helden, der
noch an den Unabhängikeitskämpfen ſeines Stammes teilgenommen
hat an dieſem ſeltenen Tage gebührend zu ehren. Gegen Mittag des
Feſttages findet eine Feier nach indigniſchem Ritus ſtatt, zu der Black Schlafzimmer des Botſchafters, der noch bis 3 Uhr im Bett geleſen
Corn zahlreiche Einladungen hat ergehen laſſen. Die Vorſtellung am
Abend wird dem Jubilar beſondere Ehrungen und Ueberraſchungen
bringen und den Charakter ganz großen, feſtlichen Gepräges tragen.
Die ganze farbenfreudige Pracht und Poeſie, der tiefergreifende Ritus
jeden, der daran teilnimmt, ein unvergeßliches Erlebnis bleiben.
und Bars unter dem Spitznamen „der Zar” bekannte Perſönlichkeit hat
ſich dazu dingen laſſen, das unſinnige Gerücht zu verbreiten, daß bei den
exotiſchen Völkern der Sarraſani=Schau die Schwvarzen Pocken
ausge=
brochen ſeien und dieſe Tatſache von der Direktion verheimlicht werde.
Das Gerücht ſoll, wie die von Herrn Direktor Stoſch=Sarraſani
haupt=
ſächlich zum Schutze ſeines Publikums vor Taſchendiebſtählen
organi=
fierte Detektivabteilung ermittelt hat, kurz vor den Weihnachtsfeiertagen
durch Klebezettel verbreitet werden. — Es iſt natürlich klar zu
durch=
ſchauen, daß der „Zar” nur die Marionette neidiſcher Konkurrenten
iſt, die es ſich vorgenommen haben, das erfolgreiche Zirkusunternehmen
geſchäftlich zu ſchädigen. Direktor Stoſch=Sarraſani hat die
Angelegen=
heit der Kriminalpolizei übergeben. — Wie auch das Geſundheitsamt
beſtätigt, entbehrt das unſinnige Gerücht natürlich jeglicher
Be=
gründung.
Der Binzer Juwelenraub vor Gericht.
e Berlin. Vor dem Schöffengericht Berlin Mitte begann am
Montag die Verhandlung wegen des Binzer Juwelenraubs, bei dem am
10. 7. in einem Hotel in Binz der Frau des Schriftſtellers Erdmann
Schmuckſachen im Werte von 40 000 Mark geſtohlen wurden. Angeklagt
iſt der ſchon mehrfach vorbeſtrafte Arbeiter Floethe als Haupttäter
und wegen Hehlerei der Schneider Klein, der Artiſt Fritſch, der
Eiſen=
händler, Brandt, der Transportarbeiter Kirſchner. Der Angeklagte Auf der Suche nach Einbrechern die eigene Frau erſchoſſen.
Floethe behauptet, bei dem Verkauf der Juwelen ſehr ſtark
übervor=
teilt worden zu ſein und nur wenige tauſend Mark erhalten zu haben.
Man habe ihm geſagt, die Juwelen ſeien nur Imitationen.
Der Präſident des Reichs=Landbundes.
Reichstagsabgeordneter Karl Hepp,
der in der Vertreterverſammlung des Reichs=Landbundes auf die
Dauer von drei Jahren zum Präſidenten wiedergewählt wurde.
Schwerer Kirchendiebſtahl.
c. Berlin. In der Nacht zum Sonntag drangen Einbrecher in
Mitteleuropäer pflegen uns etwas nüchterner auszudrücken und ver= verſilbertes Abendmahlgerät. Von einem Kruzifix auf dem Altar und
einem anderen in der Sakriſtei brachen ſie Heilandsfiguren ab. Aus
fünfzigzähriges Regierungs=Jubiläum feiert. — Ben Akiba hat doch der Sakriſtei entwendeten ſie ferner zwei kleine Abendmahlgeräte, eine
nicht immer recht, demn dieſer Fall dürfte doch wohl noch nicht dage= Taufſchale und eine Taufdecke. Außerdem erbrachen ſie etwa dreißig
der Dertlichkeit ſehr vertraut ſein müſſen, fehlt jede Spur.
Einbruch in die japaniſche Botſchaft zu Berlin.
Berlin. In der Nacht zum Sonntag drangen in die japaniſche
Botſchaft am Platz der Republik Diebe ein. Sie gelangten bis in das
hatte. Der Botſchafter hatte wohl ein leichtes Geräuſch gehört, ihm
aber keine Beachtung geſchenkt. Nachdem er das Licht gelöſcht hatte,
ſchlichen ſich die Diebe ein und entwendeten u. a. ein goldenes
Ziga=
rettenetui, ein Portemonnaie mit 1600 Mark Vargeld, ferner von der
einer Indianerfeier, wird an dieſem Abend entfaltet werden und ſür Flurgarderobe einen wertvollen Herrennerzpelz, einen Sportpelz und
einen Ulſter. An wichtigen Papieren iſt ihnen der Diplomatenpaß des
— Der „Zar” verbreitet Gerüchte. Ein in Dielen Botſchafters in die Hände gefallen. Die Diebe ſind anſcheinend ſehr
ortskundig geweſen.
Selbſtmordverſuch eines Hamburger Defraudanten in einem
Berliner Hotel.
Berlin. Bei einer zufälligen Prüfung der Perſonalien neu
an=
gekommener Gäſte in einem Hotel der Berliner Innenſtadt durch die
Kriminalpolizei, hat ſich Montag morgen ein Kaufmann Heidmann,
als man ihn aufforderte, ſeine Tür zu öffnen, zwei Kugeln in den Kopf
geſchoſſen. Er hatte einer Hamburger Firma, bei der er beſchäftigt
war, 10 000 Mark unterſchlagen, die bis auf 300 Mark
be=
reits ausgegeben ſind. Er wurde ſchwer verletzt nach dem
Staats=
krankenhaus geſchafft.
Das Urteil im Prozeß gegen die Rinteler Mörder.
Hannover. Nach dreitägiger Verhandlung verurteilte das
Schwurgericht in Hannover den 28 Jahre alten Mechaniker und
Klempner Willi Bettray aus Wilhelmshaven, der angeklagt war,
die Hamburger Proſtituierte Frau Reißer in einem Walde bei Rinteln
ermordet zu haben, wegen Körperverletzung mit tödlichem Ausgang zu
zehn Jahren Zuchthaus und zehn Jahren Ehrverluſt unter Verſagung
mildernder Umſtände.
Zweibrücken. In der Nacht zum Montag tötete ein
Bezirksamtsoberſekretär in der Annahme, Einbrecher drängen in ſeine
Wohnung ein, durch einen Schuß ſeine Frau.
Seite 10
Dienstag, den 14. Dezember 1926
Nummer 346
Das Schieß=Kino.
(Zu den Abbildungen in der letzten Nummer der „Gegenwart”.)
Auf der Internationalen Polizei=Ausſtellung in Berlin
wurde erſtmalig ein Schieß=Kino gezeigt. Um die Herſtellung
eines ſolchen Schieß=Kinos haben ſich in den letzten Jahren
mehrere Erfinder bemüht und, wie man uns mitteilt, iſt im
Jahre 1914 auf der „Kölner Werkbund=Ausſtellung” ein ähnlicher
Apparat gezeigt worden.
Bei dem Schieß=Kino, von dem hier die Rede iſt, handelt es
ſich allerdings um etwas anderes, zum mindeſten um viel
Vollen=
deteres, vor allem nicht etwa um einen Apparat zur
Volksbeluſti=
gung, ſondern um eine Erfindung, die es ermöglicht, Truppen,
Polizei, Jäger uſw. für alle wirklich vorkommenden Fälle zu
guten und ſchnellen Schützen auszubilden. Das neue Schieß=Kino
iſt eine Erfindung der Darmſtädter Herren Polizeioberleutnant
Nöder und Langgeſſer, das von den Firmen Krupp=
Ernemann gebaut und vertrieben wird. Mehrere
Polizei=
ſchulen haben dieſem neuen Schieß=Ausbildungsfilm bereits
er=
höhte Aufmerkſamkeit zugewandt.
Was liegt wohl näher, als das lebende Lichtbild als
Schieß=
ziel auszuwerten? Im Schießen nach Scheiben, nach
feſtſtehen=
den oder ſich gleichmäßig bewegenden Gegenſtänden wird zwar
die Zielſicherheit gefördert, nicht aber Geiſtesgegenwart und
Ruhe, Energie und Entſchlußkraft, die doch der Schuß nach
be=
weglichen Objekten vorausſetzt. Der Weidmann allein ſchießt
nach unberechenbar beweglichen Zielen, und er iſt dadurch
er=
wieſenermaßen auch ein vortrefflicher Schütze. Doch auch die
anderen, denen das Schießen berufliche Aufgabe iſt oder die es
als Sport betreiben, erſtreben letzten Endes gleichfalls Vollendung
ihrer Schießtechnik.
Es war bisher ſelten möglich, nach lebenden Zielen zu
ſchießen. Da zeigt ſich das lebende Lichtbild als das beſte
ſcheinbar lebende Ziel, die kinematographiſche
Ziel=
ſcheibe als die beſte Schule, die zu treffſicheren Schützen
wie kein anderes Behelfsmittel erzieht. Die moderne Ausbildung
und Feſtigung erworbener Kenntniſſe baut ſich auf
pſychotech=
niſcher Grundlage auf. Aus dieſem Grunde wird das Schieß=
Kino zur zwingenden Notwendigkeit. Es iſt die neuartige
Schießſchule für Angehörige der Reichswehr und Marine,
für Sicherheits= und Polizeibeamte, für Schützengilden, Schieß=
und Jagdvereine.
Wie geſagt, iſt der Gedanke, das Kinobild als ſelbſt
anzei=
gende Schießſcheibe zu verwenden, nicht neu. Frühere
Einrich=
tungen waren aber zu kompliziert, zu ungenau in ihren
Funk=
tionen und zu teuer, als daß ſie ſich allgemein einführen und im
ſjändigen Gebrauch bewähren konnten.
Der neuartige Krupp=Ernemann=Schieß=Kino
erfüllt reſtlos die Forderungen der Praxis. Doch darüber hinaus
iſt das Kinoprinzip noch denkbar vielſeitig auszuwerten; als
Vorführungsmaſchine für Lehr= und
Unter=
haltungsfilme und als Projektionsapparat für
Glas=Diapoſitive.
Der Kino=Projektor projiziert auf der Zielfläche alſo nicht
allein lebende Bilder, ſondern auch mittels Glasdias ſtehende,
z B. Ringſcheiben, Jagdſzenen uſw., die nach Belieben ſtehen
bleiben oder ſofort nach erfolgtem Schuß ausgewechſelt werden
können. In dieſer Vielſeitigkeit liegt auch die faſt grenzenloſe
Auswertungsmöglichkeit der geſamten Anlage begründet.
Die Wirkungsweiſe des Krupp=Ernemann=Schieß=Kinos iſt
kurz folgende: Der Krupp=Ernemann=Projektor wirft ſein
Lauf=
bild auf die Leinwand, und der Schütze ſchießt nach dem ſich
dar=
auf naturgetreu bewegenden Ziele. In demſelben Augenblick,
in dem das Geſchoß die Projektionsfläche durchſchlägt und auf
die Plattenwand trifft, wird das Laufbild in ein Stehbild mit
unbedingter Sicherheit umgewandelt, der Projektor ſteht im
Moment des Einſchlags ſtill und gleichzeitig wird die
Einſchlag=
ſtelle durchleuchtend ſichtbar.
Das Schieß=Kino beſteht aus dem Kino=Projektor und der
Projektionsfläche mit dahinter liegender Plattenwand, die durch
einen hochempfindlichen Kontakt mit dem Kino=Projektor
ver=
bunden iſt. Der Antrieb des Projektors erfolgt motoriſch, und
der Anſchluß des elektriſchen Geſamtanlage kann an jede bis
6 Amp. geſicherte Zimmerleitung erfolgen. Der geſamte Projektor
entſpricht im Aufbau und Material allerhöchſten Anforderungen.
Alles iſt auf Zweckmäßigkeit, Zuverläſſigkeit und einfachſte
Be=
dienung abgeſtimmt. Das Kinowerk iſt durch eine Einrichtung
zur Projektion von Diapoſitiven von 8½ X 10 beziehungsweiſe
8½ X 8½ Zentimeter ergänzt. Der elektriſche Anſchluß für
Motorantrieb und Beleuchtung entſpricht den allgemein üblichen
Stromverhältniſſen. Es iſt auch Univerſaleinrichtung für Gleich/
Wechſelſtrom 110—110 Volt Netzſpannung möglich, die beſonders
bei wechſelndem Standort des Projektors zu empfehlen iſt.
Die Projektions= und Auffangfläche iſt in eine
ſtabile Eiſenkonſtruktion eingebaut. Die Projektion erfolgt auf
eine doppelte weiße Papierfläche, mit einer gut reflektierenden
Farbe imprägniert, deren Einzelflächen unmittelbar
nebenein=
ander als endloſes Band über Rollen laufen. Sie rahmt ein
dunkel geheizter Holzrahmen rückprallſicher gegen Geſchoſſe ein,
ſo daß alſo das hellere Projektionsbild wirkungsvoll aus einer
dunklen Umgebung heraustritt.
Die Wirkungsweiſe des neuen Apparates iſt folgende:
Auf der Projektionsfläche rollt als lebendes Lichtbild in 3 Meter
Bildbreite z. B. eine Jagdſzene ab. Der Schütze trifft den
Reh=
bock ins Platt, die Kugel ſchlägt durch den Papierſtreiſen auf die
Plattenwand. Der Kugelaufſchlag bewirkt die Auslöſung eines
geſpannten elektriſchen Schalters. Der Stillſtand des laufenden
Filmbildes reſp. des Projektors erfolgt im Gegenſatz zu anderen
Konſtruktionen ſo raſch, daß tatſächlich der Moment auf der
Plattenfläche erfaßt wird, den der Schütze erfaßt hat.
Gleich=
zeitig werden Lampen eingeſchaltet, durch die ſich der
Kugeldurch=
ſchlag in der Projektionsfläche einwandfrei als Leuchtpunkt zeigt.
Die Dauer des Stillſtandes iſt beliebig. Der Projektor iſt
mit einer praktiſch erprobten StiUlſtand=Einrichtung ausgerüſtet,
durch die der Film beliebig lange ohne irgendwelche Gefahr
ſtehen bleibt. Entſlammung des Films iſt alſo ausgeſchloſſen.
Das Mittel hierzu iſt eine die Wärme abſorbierende Scheibe, die
zudem zwangsläufig mit der elektriſchen Bremſung verbunden iſt.
Die Bremſung ſelbſt erfolgt durch eine ingeniöſe Erfindung
ledig=
lich durch die Antriebsſcheibe in einem Moment, der dem
Mecha=
nismus nicht im mindeſten ſchadet, ſo daß alſo eine
Beanſpru=
chung empfindlicher Teile nie eintritt. Die
Stillſtandseinrich=
tung iſt ſo präzis durchkonſtruiert, daß beim Stillſtand nie zwei
Teilbilder auf der Projektionsfläche erſcheinen und infolge der
Faltblende nie der vom Objektiv kommende Lichtkegel verdeckt
wird.
Die Pauſe zwiſchen zwei Schüſſen iſt willkürlich, kann aber
auf wenige Sekunden beſchränkt werden. Nur drei Handgriffe
ſind für den neuen Schuß nötig.
Entſprechend der Stärke der Plattenwand und der allgemein
in Frage kommenden kleinkalibrigen Gewehre und Piſtolen liegt
die Erenze beim 6=Millimeter=Rundkugel=Geſchoß, dem die
Plattenwand unter allen Umſtärden gewachſen iſt. Sie gibt
un=
bedingte Sicherheit, die weitere Maßnahmen erübrigen. Ein
ſeitliches Abprallen der Geſchoſſe iſt dadurch ausgeſchloſſen, daß
ſie ſich beim Aufſchlagen breitſchlagen. So kann beiſpielsweiſe
mit 98er Gewehren oder 2er Piſtolen mit Einſtecklauf für 6=
Milli=
meter=Kugeln geſchoſſen werden.
Wie bereits erwähnt, laſſen ſich durch die univerſale
Aus=
wertung des Projektors natürlich auch Lehr= und
Unterhaltungs=
filme ebenſo durchführen wie mit der Dia=Einrichtung Diapoſitive
zu Lichtbildervorträgen uſw. Der Krupp=Ernemann=Schieß=Kino
läßt ſich alſo nicht allein für ernſte Arbeit als Schießſchule
ver=
wenden, ſondern ebenſo für unterhaltſame Veranſtaltungen.
Rund=Funk=Programme.
Frankfurt.
Dienstag, 14. Dez. 8.30: Stunde der Jugend. Held Achilles”
(für Kinder vom 10. Jahre ab). O 4.30: Soliſten=Nachmittag des
Hausorch. O 5.45: Leſeſtunde. Aus „Die Budenbrooks”, von
Thomas Mann. O 6.15: von Caſſel: Dr. Keding: „Die
geſund=
heitliche Not des Kindes”. O 6.45: „Krankheitsdämonen und
Dä=
monenvertreibung” von Dr. Götz. O 7.45: Schach. O 8.15: Klavier=
Abend Michael Zadora=Berlin. O 9.15: von Caſſel: Flötenkonzert.
Alfred Lichtenſtein. Händel: Sonate in G=Dur. — Langer:
An=
dante. — Clauberg: Menuett. — Catherine: Arabeske. — Mouquet:
Pan und die Schäfer. — Widor: Romanze. — Lovreglio: Fant.
über „Rigoletto‟ O 10.30: Weihnachtswoche des armen Kindes:
Chorabend des Caecilienvereins.
Stuttgart.
Dienstag, 14. Dez. 4.15: Konzert. Marſchner: Fant. „Hans
Heiling”. — Bach: Grave, Violin=Solo. — Marſchner: Ouv. Der
Vampyr. — Weber: Rondo brillante. — Kreutzer: Fant. Das
Nachtlager von Granada. — Einl.: Dora Breiting. — Marſchner:
Ouv. Hans Heiling. — Tſchaikowsky: Aus der 1. Sinfonie.
— Kreutzer: Ouv. Das Nachtlager von Granada. O 6.15: Dr.
Elwenſpoek: Von großen Epen der Weltliteratur. O 6.45: Morſekurs.
O 7.15: Frau Dr. Rupp=Gerdts: Aus argentiniſchen Erlebniſſen.
O 8: Philharm. Orch. Soliſtin: Maria Fiechtl. Mendelsſohn:
Ouv. Die Hebriden. — Lortzing: Arie der Undine. — Beethoven:
Szene am Bach aus der 6. Sinfonie. — Mahler: Der heiligen
Antonius Fiſchpredigt. — Pfitzner: Verrat. — Smetana: Die
Moldau, ſinf. Dichtung aus „Das Vaterland‟ Die Quelle der
Moldau, Waidiagd, Bauernhochzeit, Mondſchein. Nymphenreigen,
Burgruinen im Waſſerſpiegel, St. Johanns Stro ſchnellen, die
Moldau ſtrömt breit dahin. — Anſchl.: Wunſchabeno. Leit.: M.
Heye. Die Mitw. werden erſt nach Eing, der Wünſche bekanntgegeben.
Berlin.
Dienstag, 14. Dez. 12.30: Vierteiſtunde für den Landwirt.
O 4: Stunde mit Büchern. O 4.30: Ette=Kammer=Orch. Blon:
Mit Eichenlaub und Schwertern. — Fall: Walzer aus Der fidele
Bauer. — Flotow: Ouv. Martha. — Gounod: Fant. Der Tribut
von Zamora. — Haydn: Andante aus der Sinf. mit dem
Pauken=
ſchlag. — Wagner: Steuermannslied und Matroſenchor aus Flieg.
Holländer. — Straus: Die Muſik kommt. — Bayer: Potp.
Puppenfee. — Lehar: Gern hab ich die Frau’n geküßt, Lied aus
Paganini. — Verdi: Fant. Aida. — Millöcker: Die ſchöne Polin,
aus Bettelſtudent. — Waldteufel: Ich liebe dich. — Robrecht:
Eſplendor. — Katſcher: Schwarz iſt dein Auge, Lied. — Zeller:
Potp. „Vogelhändler” O 7.05: Oberſtl. a. D. Bleyhoeffer:
Deutſchlands wirtſchaf liche und kulturelle Beziehungen zu China.
O 7.30: Dr. Mahrholz: Strömungen der modernen Literatur.
O 7.55: Dr. Grabowsky. Die Kriſe des britiſchen Weltreiches.
O 8.30: Ein Beſuch in der Werkſtatt des Weihnachtsmannes, unter
Benutzung bekannter Dichtungen verfaßt von Julius Witte. Mitw.:
Funkkapelle.: — Anſchl.: Luſtige Weien.
Stettin. 7.05: Direktor Conſtantin: Die Stettiner
Elektri=
zitätswerke.
Königswuſterhaufen. Dienstag, 14. Dez. 3: G. v. Eyſeren
und C. M. Alfieri: Spaniich f. Fortgeſchrittene. O 3.30:
Miniſterial=
rat Dr. Koenig: Die Hygiene des Schulhaufes. O 4.30: Aus der
pädagogiſchen Welt. O 5: Prof. Dr. Reche, Wien: Die
Raſſen=
elemente in den deutſchen Volksſtämmen. O 6: Min.=Rat Geh.
Reg.=Rat Dr. Feig: Arbeitsſchutzrecht. O 6.30: Reg.=Rat Dr.
Krammer: Deutſche Kulturgeſchichte des 19. Jahrh. O 7: C. M.
Alfieri und G. v. Eyſeren: Spaniſch für Anfänger. O 7.30: Dr.
Mersmann: Entwickiungsſtrömungen der gegenwärtigen Oper.
Wetterbericht.
Wettervorherſage für Mittwock, den 15. Dezember 1926.
(Nach der Wetterlage vom 13. Dezember 1926.)
Die Lage unſeres Bezirkes am Nordende eines kontinentalen Hochs
bedingt das Zuſtrömen von milder und feuchter pzeaniſcher Luft, die zu
ausgedehnter Nebelbildung Veranlaſſung gibt. Zunächſr iſt keine
weſent=
liche Aenderung zu erwarten, da ſich jedoch über Nordeuropa ein
Kalt=
luftgebiet ausbildet, das ſeinen Einfluß ſüdlich erweitert, ſo tritt
all=
mählich ſtärkerer Temperaturfall ein und Abſchwächung der
Nebel=
bildung.
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Nummer 346
Dienstag, den 14. Dezember 1926
Geite 11
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Handball.
Deutſche Turnerſchaft, Main—Rhein=Gau.
Eberſtadt — Griesheim 1:3. Nauheim — Pfungſtadt 5:3!
Aſchaffenburg — Sprendlingen 8:1!
Griesheim hat ſich in Gberſtadt doch zuſammengenommen und
ver=
dient gewonnen. Von Anfang an zog Eberſtadt mächtig los und hatte
auch mehr vom Spiel, bis Griesheim ſein erſtes Tor ſchoß und der
Bann gebrochen war. Dann ſpielte Eberſtadt zerfahren und ſein
Sturm wollte ſich mit Gewalt durchſetzen, was bei einer Verteidigung,
wie ſie Griesheim hat, nicht gelingen kann. Griesheim kam mehr und
mehr auf und führte in der Halbzeit 3:0. Die zweite Hälfte ſtand ganz
im Zeichen Griesheims und wurde gegen Schluß drückend. Wenn hier
kein Tor mehr fiel, ſo verdankt dies Eberſtadt ſeinem Hüter. Beim
Meiſter gefiel ganz beſonders der Sturm, ſicher im Fangen und im
Zuſpiel. Und dieſes vermißte man bei Eberſtadt. — Wie vorausgeſagt,
verlor Pfungſtadt durch groben taktiſchen Fehler. Man ſpielte noch
keine zehn Minuten, und Nauheim führte 2:0. Das hätte Pfungſtadt
wiſſen müſſen: kommt Ackermann frei zum Schuß, dann ſitzt der Ball!
Ueberhaupt war Nauheim im Vergleich zu ſeinem Spiel in Langen
kaum wiederzuerkennen und diesmal Pfungſtadt ebenbürtig. Seinem
beſſeren Schußvermögen verdankt es den Sieg. Wie notwendig aber
geſchloſſene Tore ſind, zeigt eine zweifelhafte Entſcheidung des
Schieds=
richters, der ein gegebenes Tor für Pfungſtadt zurücknahm. —
Aſchaf=
fenburg errang ſeinen erſten Sieg gegen Sprendlingen, welches am
Vorſonntag Griesheim geſchlagen hatte. Das kam auch überraſchend.
In der erſten Hälfte hatte Aſchaffenburg mehr vom Spiel, war flinker
und ſtets eher am Ball und nahm bis Halbzeit durch zwei verwandelte
16,50 Meter die Führung. Dann waren ſich die Gegner gleichwertig,
und den Sieg verdankt Aſchaffenburg ſeinem Torhüfter, der ſehr an
Irion=Langen erinnerte. Er wehrte fünf 16,50 Meter, die ſcharf auf
die Ecken geſchoſſen, blendend ab, und das war Sprendlingens Verlierer.
Vom Angriff aufs Tor ſchoß Aſchaffenburg ungenau und alle Bälle
dem Torwächter in die Finger. Nach den gebotenen Leiſtungen zu
ur=
teilen, iſt der Sieg verdient. — B=Klaſſe: Tgd. Griesheim—
Erfel=
den 2:1. Erfelden hatte anfangs mehr vom Spiel und führte 1:0 durch
Stöhr: Dann behielt Griesheim bis Schluß die Oberhand. Eberſtadt—
Ober=Ramſtadt, Tv., 2:2 und gerecht. Arheilgen-Bensheim 5:0, warum
nichts näheres? Nieder=Roden-Babenhauſen 3:1, N.=R. erſter Sieg.
Zwei Tore haltbar, ausgeglichenes Spiel. — C=Klaſſe: Egelsbach—
Tgd. Darmſtadt 2:2, und entſpricht dem gleichwertigen Spiel. Langen
—Walldorf 2:3, W. techniſch beſſer und verdienter Sieger. —
Ju=
gend: Jugenheim-Bickenbach 0:2, Eberſtadt—Tgſ. Darmſtadt 5:1,
Sprendlingen—Tgd. Griesheim 4:1, Niederlage auf Konto des
Gries=
heimer Hüters.
F. Vgg. Kaſiel—Pol. Sp. V. Babenhauſen 1:2
Der Polizeiſportverein Babenhauſen konnte dieſes Spiel, wenn auch
mit dieſem knappen Ergebnis, für ſich entſcheiden. Ein ausführlicher
Bericht über dieſes Spiel war verſehentlich unter der Rubrik Fußball,
dazu mit einer das Ergebnis umkehrenden falſchen Ueberſchrift in
un=
ſever Montagsnummer veröffentlicht.
Fußball.
Sp.=Vgg. Arheilgen ſchlägt V. f. R. Bürſtadt 6:3 (2:2).
Beide Mannſchaften waren ſich im Feldſpiel ebenbürtig, jedoch
ent=
ſchied der in der zweiten Halbzeit ſehr ſchnelle und ſchußfreudige
Arheilger Sturm das Spiel für ſich. In der erſten Halbzeit machte ſich
das Fehlen Murmanns ſtark bemerkbar und der Sturm wußte mit den
ſchönſten Vorlagen des Mittelläufers nichts anzufangen. Der
Bür=
ſtädter Sturm hatte anfänglich, trotz der guten Abwehrleiſtung der
Arheilger Verteidigung, mit ſeinen Aktionen mehr Glück und ging durch
zwei Bombenſchüſſe überraſchend in Führung. Als ſich aber die Arheilger
Angriffsreihe findet, iſt die Bürſtädter Hintermannſchaft der Sache nicht
mehr gewachſen. In regelmäßigen Abſtänden erzielt Arheilgen 5 Tore,
davon bis zur Halbzeit 2. Bürſtadt kann dann noch, durch einen
Schnitzer des Arheilger Torwächters, ein Tor aufholen. Jedoch ſtellt
Barnewald kurz vor Schluß die alte Tordifferenz wieder her. Der
Schiedsrichter traf ſeine Entſcheidungen ſchnell und ſicher in jeder
Situation. Er hat auch das Hauptvendienſt, daß der Kampf ſehr fair
durchgeführt wurde.
„Haſſia”, Dieburg — Polizei=Sportverein Darmſtadt 3:6 (1:4).
Zum letzten Verbandsſpiel in der Vorrunde trafen ſich am Sonntag
obige Mannſchaften in Dieburg. Es war gewiß kein leichter Gang für
die Poliziſten. Aber dieſes Spiel mußte man, im Gegenſatz zum
erſteren, als fair bezeichnen. Vielleicht hat das Erſcheinen eines
Be=
hördemitgliedes ſehr viel dazu beigetragen. — Dieburg ſpielte ſehr
ſchnell und aufopferungsvoll, mußte ſich aber vor der beſſeren Glf, den
Poliziſten, beugen. Hintertrio und Lauf der Polizei gut, der Sturm
dagegen konnte ſich nicht recht finden.
Boxen.
Die badiſch=württembergiſchen Boxmeiſterſchaften.
Nachdem am 5. Dezember in Mannheim die vierte Vorrunde der
badiſch=württembergiſchen Boxmeiſterſchaften ſtattgefunden hatte, trafen
ſich am Samstag abend im Apollotheater in Karlsruhe die Sieger der
vierten Vorrunde in den Endkämpfen, die einen ſehr intereſſanten
Ver=
lauf nahmen. Die Sieger aus dieſen Kämpfen, die alle über 3 Nunden
führten, nehmen nunmehr an den ſüdweſtdeutſchen
Boxmeiſter=
ſchaften teil. Im Fliegengewicht gewann der kleine Heuberger
(Phönix Mannheim) nach Punkten gegen den körperlich überlegenen
Wißler (VfR. Mannheim) durch gute Deckung und wirkſame Schläge,
beſondes in den beiden letzten Runden. Der Bantamgewichtler
Krämer (Heros Karlsruhe) war ſeinem Gegner Bachinger vom gleichen
Verein haushoch überlegen, ſo daß Bachinger m der zweiten Runde
aufgab. Einen harten Kampf gab es zwiſchen den
Federgewicht=
lern Ramminger (RC. Pforzheim) und Menſel (VfR. Mannheim).
Ramminger war techniſch beſſer und landete einen überlegenen Punktſieg.
Im Leichtgewicht unterlag Klöpfer I (VfR.) Mannheim) dank
ſeiner ſchlechten Deckung rach Punkten gegen Barth (Phönix Mannheim).
Klöpfer I mußte ſogar zweimal zu Boden und kam nur mit Mühe über
die Diſtanz. Der Weltergewichtler Stumpf (VfN. Heilbronn)
hatte gegen Krieger (VfR. Mannheim) nichts zu beſtellen. Stumpf
tech=
niſch noch ſehr unreif, wurde in der zweiten Runde niedergeſchlagen,
konnte ſich aber im letzten Augenblick noch retten. Krieger blieb
über=
legener Punktſieger. Eine ähnliche Situation ergab ſich im
Mittel=
gewicht, wo Kolb (RC. Pforzheim) in der zweiten Runde dicht vor
dem k. o. ſtand. Sein Gegner Schulz (VfR. Heilbronn) war glatt
über=
legen und ſiegte nach Punkten. Auch im Halbſchwergewicht
mußte Schmierer (RC. Pforzheim) in der dritten Runde dreimal zu
Boden, hielt ſich aber tapfer gegen Frank (VfR. Mannheim), dem ein
glatter Punktſieg zugeſprochen wurde. Einen mäßigen Kampf gab es
im Schwergewicht zwiſchen Knoch I (Heros Karlsruhe) und Höhl
(TG. 78 Heidelberg). Knoch I, ſchneller und techniſch durchgebildeter,
gewann üüberlegen nach Punkten.
Schwimmen.
Die Europa=Meiſterſchaften im Schwimmen 1927.
Beim letzten Kongreß des Internationalen Schwimmverbandes
wurde beſchloſſen, Italien mit der Durchführung der
Europameiſter=
ſchaften 1997 zu betrauen, vorausgeſetzt, daß ſich eine gewüigende
An=
zahl Nationen beteiligt. Der italieniſche Schwimmverband, der für die
Veranſtaltung eine namhafte Staatsſubvention erhielt, hat daraufhin
bereits jetzt mit den Vorarbeiten für dieſes Zuſammentreffen der beſten
europäiſchen Schwimmer begonnen. Die Meiſterſchaften ſollen in der
zweite. Hälfte Auguſt oder in der erſten Hälfte September in Bologna
zum Austrag gelangen, und inſofern eine Neuerung bringen, als auch
die Schwimmerinnen zum Kampf um die Europameiſtertitel in
die Schranken treten können. Das Programm für die einzelnen
Wett=
bewerbe, die in dem 50 Meter langen Baſſin des neuen Bologneſer
Stadions durchgeführt werden ſollen, wurde in großen Zügen wie folgt
aufgeſtellt: 1. Tag: 10 Uhr vormittags Waſſerball. 3 Uhr nachmittags:
Ausſcheibung 1500 Meter Herren=Freiſtik, Waſſerball. 2. Tag: 10.-Ahr
vormittags: Ausſcheidungen 200 Meter Herren=Bruſt. 400 Meter
Herren=Freiſtil, Herren=Turmſpringen, Waſſerball. 3. Tag: 10 Uhr
vor=
mittags: Ausſcheidungen 400 Meter Damen=Freiſtil, 4mal 220 Meter
Herren=Freiſtilſtaffel, Damen=Turmſpringen, Waſſerball. 3 Uhr
nach=
mittags: Entſcheidungen 200 Meter Herren=Bruſt, 1500 Meter Herren=
Freiſtil und Herren=Turmſpringen, Ausſcheidungen 100 Meter Damen=
Nücken, 200 Meter Damen=Bruſt und 4mal 100 Meter Damen=Freiſtil=
ſtaffel, Waſſerball. 4. Tag: 10 Uhr vormittags: Ausſcheidungen 100
Meter Herren=Freiſtil, Damen=Kunſtſpringen, 100 Meter Damen=
Frei=
ſtil, Waſſerball. 3 Uhr nachnittags Ausſcheidungen 100 Meter Horren=
Rücken und Herren=Kunſtſpringen, Entſcheidungen 400 Meter Herren=
Freiſtil, 400 Meter Damen=Freiſtil, Damen=Turmſpringen und 4mal
190 Meter Damen=Freiſtilftaffel, Waſſerball. 5. Tag: 10 Uhr vormittags
Waſſerball. 3 Uhr nachmittags: Entſcheidungen 100 Meter Damen=
Freiſtil, 100 Meter Herren=Freiſtil, Damen=Kunſtſpringen, 100 Meter
Herren=Rücken, 20 Meter Damen=Bruſt, Herven=Kunſtſpringen, 100
Meter Damen=Nücken, 4mal 200 Meter Herren=Freiſtilſtaffel, Waſſerball,
Geſchäftliches.
Die Ziehung der Eiſenacher Geldlotterie zum
Beſten des Thüringer Muſeums zu Eifenach findet am 15. und
16. Dezember ſtatt. Die Lotterie bietet eine ausſichtsreiche Gelegenheit,
für eine kleine Ausgabe bei der jetzigen Geldknappheit einen
hochwill=
kommenen Weihnachts=Geldgewinn zu erreichen. Das Los koſtet nur
1 Mark und ſind ſolche in den Verkaufsſtellen zu haben, die in der
Anzeige angegeben ſind. Die Hauptgewinne ſind 10 000.— und 3000.—
Mark. Alle Gewinne werden bar ohne jeden Abzug ausgezahlt.
Gleichzeitig unterſtützt jeder Losabnehmer mit der Ausſicht auf einen
Gewinn das Thüringer Muſeum.
TW/18 428
Die Heimeligkeit langer Winterabende hat ihren
beſonderen, Reiz, wenn die Frau des Hauſes der Familie oder den
Gäſten einen ihrer ſelbſt gemachten Liköre oder gar einen ſelbſt
ge=
brauten Punſch oder Grog vorſetzt. Obwohl die allgemeine
Geldknapp=
heit und die geringen Verdienſtmöglichkeiten heute jeder Familie gewiſſe
Einſchränkungen auferlegen, braucht man ſich den Genuß eines guten
Tropfens doch nicht zu verſagen, wenn man ſich nach alter erprobter
Sitte ſeine Schnäpſe mit Reichel=Eſſenzen ſelbſt herſtellt. Man
ſpart dann mehr als das Doppelte und weiß, was man trinkt.
Sämt=
liche Sorten Liköre, Branntweine und Punſchextrakte ſind herſtellbar.
Wohlgemerkt, aber nur Reichel=Eſſenzen wit dem
Licht=
herz, die allein Erfolg für ſicheres Gelingen und ſtets gleichbleibende
Büte verbürgen. Zu haben in Drogerien und Apotheken. Daſelbſt auch
Dr. Reichel’s Rezeptbüchlein mit erprobten Rezepten umſonſt oder, wenn
vergriffen, koſtenfrei durch Otto Reichel, Berlin 80 33,
Eiſen=
bahnſtraße 4.
Preußiſch=Süddeutſche Klaſſenlotterie.
Zweiter Tag der 3. Klafſe. In der Vormittags=Ziehung
vom 1 1. Dezember fielen: 2 Gewinne zu 5000 Mark auf Nr. 65 509;
4 Gewinne zu 2000 Mk. auf. Nr. 61 747, 151235; 10 Gewinne zu
800 Mk. auf Nr. 99 477 108828, 174 509, 242700, 316 261; 28
Ge=
winne zu 500 Mk. auf Nr. 61 760, 101 018, 120 390, 126 360, 151 850,
52 088, 216 R3, 229 669, 239 333, 241 083, 257 911, 292 595, 321 880,
327 432; ferner wurden gezogen: 120 Gewinne zu 400 Mark und
296 Gewinne zu 240 Mark. — In der Nachmittags=Ziehung
des gleichen Tages fielen: 2 Gewinne zu 10000 Mk. auf Nr. 266 538;
2 Gewinne zu 3000 Mk. auf Nr. 63 499; 2 Gewinne zu 2000 Mk. auf
Nr. 37 971; 8 Gewinne zu 1000 Mk. auf Nr. 181 239, 260 245, 296 553,
324 623; 14 Gewinne zu 800 Mk. auf Nr. 85777, 155 356, 223 080,
N9 408 281 334, 287 640, 289 826; 26 Gewinne zu 500 Mk. auf
Nr. 4925, 33 457, 94 795, 100 990, 162 181, 187 292, 198 081, 198 920,
335 74, 244 977, 300 304, 308 224, 308 895; ferner wurden gezogen:
98 Gewinne zu 400 Mark und 280 Gewinne zu 240 Mark. — Die
Ziehung der 4. Klafſe findet am 11. und 12. Januar 1927 ſtatt.
Hauptichtiftlettung • Rudolf Mauve
Verantwortlich für Politit und Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feuilleion, Reich und
Aueland und Seſſiſche Nachrichten: Max Streeſe; für Sport: Dr. Eugen Buhlmannz
für den Schlußdienſt: Andreas Bauer; für den Inſeratenteil: Willp Kuble;
Druck und Verlag: C. C. Wittich — ämtilich in Darmſtadt.
Die heutige Nummer hat 16 Seiten
Dergfgtageice Torſägelor !.
veranſtaltet vom
Akademiſchen Berufsberatungsausſchuß an der Techniſchen Hochſchule Darmſtadt
und dem Berufsamt des öffentlichen Arbeitsnachweiſes für Stadt und Kreis Darmſtadt
für Schüler und Schülerinnen der hieſigen Schulen mit ihren Angehörigen.
Dienstag, den 14. Dezember 1926:
Warum Beruf beratung?
„Herr Schuldireitor a. D. Münch,
Vorſtand des Berufsamts Nürnberg
* Die Bedeutung der Eignungsprüfung
bei der Berufsberatung
Herr Prſbatdozent Dr. ing E. Bramesfeld.
Mittwoch, den 15. Dezember 1926:
Volksſchullehrer
Herr Dr. P. Vogel, Tir, des päd. Inſtituts.
Mathematik und Naturwiſſenſchaften,
Studienratslaufbahn und Verwandtes
„Herr Oberſtudiendirektor Dr. Kammer. Herr Rechtsanwalt Dr jur. Knoepfel
Donnerstag, den 16. Dezember 1926:
Das mediziniſche Studium und
der Arztberuf
Herr Amtsarzt Dr. Vigs
Freitag, den 17. Dezember 1926:
Maſchinenbau,
inkl. Schiffbau, Bergbau uſw.
Herr Prof. Dr. ing Heidebroek.
Elektrotechnik
Herr Dr. ing Hueter.
Bauingenieur=Weſen
Herr Prof. Dr. ing Thürnau
Arch tektur
Herr Privatdoz. Dr. ing Kleeberg. .
Samstag, den 18. Dezember 1926:
Jurisprudenz
Wirtſchaftswiſſenſchaften und
Höhere Handelslaufbahn
Herr Dir. Dr. Zeiger.
Phyſik, ſpez. Techn. Phyſik
Herr Profeſor Dr. Rau.
Der Zahnarzt
Montag, den 20. Dezember 1926:
Herr Zahnarzt Dr. Repp jun.
Neuſprachliche Philologie
enſchl. Grenz ebtete
Veterinärmedizin und tierärztlicher Beruf
Herr Studienrat Dr. Arämer.
Herr Veterinärrat Dr. Gadow.
Altſprachliche Philologie
Chemie, beſ. Techn. Chemie
einſchl. Grenzgebiete
Herr Profeſſor Dr. Stiasny.
Herr Dr. Liſtmann,
Theologie
Pharmazie, Nahrungsmittelchemie
Herr Profeſſor Dr. A. Everhard.
Herr Profeſſor D. Dr. Frick.
Die Vorträge ſind in erſter Linie dazu beſtimmt, den Eltern, Vormündern
und Erziehern von fachmänniſcher Seite Auskunft über die Vorbedingungen, die
Ausſichten und die Ausbildungsweiſe der verſchiedenen Berufe zu erteilen. Sie
ſollen ferner Schüler und Schülerinnen in die einzelnen Berufe einführen und
ihnen die Berufswahl erleichtern. Gäſte aus allen Berufszweigen ſind willkommen.
Sämtliche Vorträge finden ſtatt im Hörſaal Nr. 326 der Techniſchen
Hochſchule, Eingang Hochſchulſtraße, gegenüber dem Theatergarten und
beginnen jeweils pünktlich 7.30 Uhr abends.
(St 18435
Der Eintritt iſt frei!
Berufsberatungsausſchuß an der
Techn. Hochſchule Darmſiadt
Oeffentlicher Arbeitsnachweis
für Stadt und Kreis Darmſtadt
Der Vorſitzende: Prof. Dr. L. Wöhler
Geſchäftsführer: Dr. ing E. Bramesfeld.
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gebackenes aus f. Süßrahmbutter,
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[ ← ][ ][ → ]Nummer 346
Sitzung des Reichsverbandes der Deutſchen
Induſirie und der Vereinigung der Deutſchen
Arbeitgeber=Verbände.
Der Reichsberband der Deutſchen Induſtrie und die Vereinigung
der deutſchen Arbeitgeber=Verbände hielten am Samstag eine ge=
meinſame Sitzung unter Vorſitz des Geheimrats Dr.=Ing. Ernſt
von Borſig ab. Baurat Riepert berichtete im Anſchluß an die kürzlich
veröffentlichte Entſchließung der Spitzenverbände der Wirtſchaft und
die vorliegende Zuſammenſtellung der Arbeiten des
Wohnungsaus=
ſchuſſes beim Reichsverband über die zukünftige Wohnungspolitik.
Rechts=
anwalt Vielhaber=Eſſen, der Vorſitzende des Sozialpolitiſchen
Aus=
ſchuſſes der Vereinigung deutſcher Arbeitgeberverbände, gab in großen
Zügen einen Ueberblick über die deutſche Sozialpolitik, beginnend mit der
kaiſerlichen Botſchaft vom Jahre 1881 bis zur Gegenwart.
Insbe=
ſondere ſchilderte er die ſozialpolitiſche Entwicklung wahrend der letzten
Jahre. Hierbei wurden die zurzeit ſchwebenden ſozialpolitiſchen
Pro=
bleme, darunter namentlich das Arbeitsſchutzgeſetz und das
Arbeits=
gerichtsgeſetz, erörtert. In der Frage der Arbeitsgemeinſchaft ſtellte
ſich der Redner auf den Standpunkt, daß es erwünſcht ſei, daß trotz aller
entgegenſtehenden politiſchen und ſonſtigen Hinderniſſe eine
Zuſammen=
arbeit der Unternehmer und der Arbeiterſchaft erſtrebt worden wäre.
Ob das auf der Grundlage wie im November 1918 geſchehen könne,
müſſe noch geklärt werden, auch müſſe geprüft werden, ob und
inwie=
weit der Gedanke der „Werksgemeinſchaft” lebensfähig ſei. Hierzu ſei
aber erforderlich eine innere Bereitſchaft aller Beteiligten zu dieſer
Zuſammenarbeit, verbunden mit dem ehrlichen Willen, ſich zu ihr zu
bekennen und an ihr feſtzuhalten, und eine ernſte Weiterarbeit in der
Richtung auf dieſes Ziel. Nur ſo könnten wir zu einer geſunden
Wei=
terentwicklung der deutſchen Wirtſchaft kommen. Das geſchäftsführende
Präſidialmitglied des Reichsverbands, Geheimrat Kaſtl, ſprach über
Finanzausgleich und Verwaltungsreform und die Tätigkeit der
Spitzen=
verbände auf dieſem Gebiet. Rechtsanwalt Lammers berichtete über
die Ergebniſſe der Tagung des vorbereitenden Komitees für die
inter=
nationale Wirtſchaftskonferenz. Schließlich ſprach Rechtsanwalt Plugge,
der ſtändige Beauftragte der Deutſchen Filminduſtvie, über das Thema
„Induſtrie und Film”. Er legte die mannigfachen Beziehungen dar,
unter Betonung der Tatſache, daß jährlich etwa 300 Mill. Goldmark
aus dem Lichtſpiel geworben in die deutſche Wirtſchaft fließen. Nach
aufklärenden Mitteilungen über die praktiſche Anwendung des
Indu=
ſtrie= und Werbefilms, erörterte er die politiſche, kulturelle und
wirt=
ſchaftliche Propagandawirkung des deutſchen Spielfilms in der Welt.
Die Eiſen= und Stahlwaren=Induſtrie im November.
Die Lage der deutſchen Eifen= und Stahlwaren=Induſtrie hat auch
im Monat November keine weſentliche Beſſerung erfahren. Im
ein=
zelnen wird wie folgt berichtet: Bei vereinzelten Betrieben der
Eiſen=
fertigwareninduſtrie des märkiſch=weſtfäliſchen Landes iſt
eine geringe Belebung des Auftragseinganges feſtzuſtellen, in anderen
Zweigen wieder ſind Betriebseinſchränkungen vorgenommen worden, ſo
insbeſondere bei den auf Saiſonartikel eingeſtellten Werken. Angeſichts
der ſcharfen Konkurrenz iſt jedoch die Preislage außerordentlich gedrückt.
Die Aufträge mußten meiſt zu Preiſen hereingenommen werden, die
kaum die Selbſtkoſten decken. In der Remſcheider
Werkzeug=
induſtrie iſt inſofern eine gewiſſe Veränderung eingetreten, als eine
Zunahme der Beſchäftigung in geringem Umfange nicht zu verkennen
iſt. Eine Reihe von Anzeichen ſpricht dafür, daß dieſer Zuſtand eine=
Zeitlang anhalten wird. Aehnlich liegen die Verhältniſſe in der
Sägenfabrikation. Durchweg etwas beſſer iſt der
Beſchäftigungs=
grad in den Betrieben, die Präziſions= und
Maſchinen=
werkzeuge herſtellen, da hier ſowohl aus dem Inlande als auch
aus dem Auslande gleichmäßig eine Steigerung des Auftragseingangs
feſtzuſtellen iſt. Im allgemeinen aber iſt das Auslandsgeſchäft nach wie
vor unbefriedigend.
Während auf der einen Seite die Preiſe für die Fertigerzeugniſſe
unter dem Einfluß des großen Ueberangebots außerordentlich gedrückt
ſind, zeigen die Preiſe der Vorerzeugniſſe ununterbrochen ſteigende
Tendenz, namentlich die nicht ſyndizierten Halbfabrikate ziehen weiter
an. Mit dem lebhaften Geſchäftsgang in der Eiſen ſchaffenden Induſtrie
werden die Lieferfriſten für die Vorprodukte immer länger, im
Stab=
eiſengeſchäft z. B. werden von einzelnen Werken ſchon Lieferzeiten von
8—10 Wochen gefordert. Das erſchwert gerade für die Remſcheider
In=
duſtrie die Produktion außerordentlich. Die Schraubeninduſtrie
meldet ebenfalls beſſere Ausſichten für die nächſte Zeit. In der
Vel=
berter und Radevormwalder Schloß= und
Beſchlag=
induſtrie hat das offene Wetter, das noch eine gewiſſe Bautätigkeit
erlaubte, die Beſchäftigung gümſtig beeinflußt. Man erwartet jedoch
einen Rückſchlag mit Einſetzen ſchlechter Witterung. Die
Gevels=
berger Baubeſchlagfabriken melden auch eine nicht
weſent=
liche Verbeſſerung gegen den Vormonat. Die Nachfrage iſt anhaltend
rege. In der Herdinduſtrie iſt eine weſentliche Aenderung gegen
den Vormonat nicht feſtzuſtellen. Die im vergangenen Berichtsmonat
erwähnte leichte Beſſerung der Beſchäftigung innerhalb des Solinger
Induſtriegebiets hat auch im Monat November
erfreulicher=
weiſe angehalten. Die Belebung des Geſchäftes liegt im weſentlichen
auf dem Inlandsmarkte, da das immer näherrückende Weihnachtsfeſt in
gewiſſer Zwangsläufigkeit einen Mehrbedarf an Solinger Stahlwaren
aufweiſt. Die Geſchäftslage in der Schmalkaldener Eiſen=
und Stahlwareninduſtrie hat im verfloſſenen Monar keine
bemerkenswerten Aenderungen erfahren. Die meiſten Werke berichten
von einer befriedigenden Beſchäftigung ſowohl für das Inland als auch
für das Ausland. Auch die Heiminduſtrie hat im großen und ganzen
zu tun. Der Auftragseingang in der ſüddeutſchen Eiſen= und
Stahlwareninduſtrie im Monat November entſprach im
all=
gemeinen demjenigen des Vormonats. Als Käufer trat hauptſächlich
das Inland auf, hingegen iſt das Exportgeſchäft nach wie vor ruhig.
Dienstag, 14. Dezember
Frankfurter Effektenbörſe.
Wiriſchaftliche Rundſchau.
Frankfurt a. M., 13. Dezember.
Die durch den verhältnismäßig günſtigen Ausgang der Genfer
Ver=
handlungen namentlich gebeſſerte politiſche Lage war nicht im Stande,
die Tendenz der Börſe beſonders zu beeinfluſſen. Vorbörslich war die
Haltung ſogar recht unſicher und erſt zur erſten Notiz konnten ſich einige
Kursbeſſerungen durchſetzen, aber nur unter Berückſichtigung der
ſchwa=
chen Nachbörſennotierungen vom vergangenen Samstag. Von privater
Seite lagen wieder abſolut keine Aufträge vor, ſo daß die
Kursbeſſe=
rungen in der Hauptſache auf Aufnahmen der Banken zurückzuführen
ſein dürften. Namentlich wurden Daimler=Aktien, die mit 73 eröffnet
hatten, etwas geſtützt, ſo daß der Kurs im Verlaufe bis auf 78 anziehen
konnte. Auch Schiffahrtsaftien waren etwas gefragt. Die Aktien des
Metallbankkonzerns blieben von der höheren Dividende und der
Kapi=
talserhöhung vollkommen unberührt.
Auf dem Anleihemarkte waren die Verhältniſſe die gleichen.
Aus=
ländiſche Renten waren durchweg ſchwächer, namentlich die Türken.
Im weiteren Verlaufe wurde die Stimmung auf dem Effektenmaukt
allerdings noch etwas feſter, angeregt durch Deckungskäufe der Kuliſſe
in J. G. Farbeninduſtrie auf die morgige Aufſichtsratsſitzung dieſes
Unternehmens. Auch Rheinſtahl wurden etwas mitgezogen. Sonſt blieb
aber die Haltung auf allen anderen Gebieten nur wenig verändert und
Renten angeboten. Tägliches Geld 6½ Prozent. London-Paris 121.
Berliner Effektenbörſe.
Berlin, 13. Dezember.
Zu der freundlicheren Veranlagung der Börſe hat neben der in
Genf erzielten Einigung hinſichtlich der Aufhebung der Militärkontrolle
vor allem beigetragen, daß dieſe Umlegung, die in der vorigen Woche
durch Verſionen über vereinzelte Kündigung bzw. Einſchränkung von
Reportgeldern eingetreten war, inſofern einer zuverſichtlicheren
Stim=
mung gewichen iſt, als aus dem heutigen Verhalten der Geldgeber
ge=
ſihloſſen werden kann, daß der Abwickelung der Medio= und damit au.5
der Ultimoliquidation nennenswerte Schwierigkeiten nicht mehr
ent=
gegenſtehen. Reportgeld war heute durchſchnittlich zu 8 Prozent mit
Ab=
weichungen von ¼—½ Prozent nach oben und unten zumeiſt im
bis=
herigen Umfange zu haben. Die Börſenſpekulation iſt damit ihrer
Hauptſorge ledig geworden, zumal auch der Satz am offenen Geldmarkt
mit 4½—6½ Prozent etwas leichter war. Mangels auswärtiger
Be=
teiligung zeigte ſich Unternehmungsluſt aber auf keinem Gebiete, nur
die Spekulation deckte die am Samstag vorgegebene Ware. Die Kur= war anfangs nicht einheitlich, bot Veränderungen von 1 bis
2 Prozent nach oben und unten, wobei aber Beſſerungen überwogen.
Dies gilt namentlich von Freigabewerten, wie Schiffahrtsaktien,
Ber=
liner Handel, Stoehr Kammgarn, die infolge Hoffnungen auf
nun=
mehrige baldige endgültige Erledigung der Freigabeangelegenheit, wvozu
nach den aus Amerika vorliegenden Nachwichten jetzt begründeter Anlaß
vorliegt, 1—3 Prozent in die Höhe geſetzt wurden. Schwache Haltung
zeigten aber bei Einbußen bis 3 Prozent von Nebenwerten Deutſche
Kabel, Junghanns und Sarotti=Aktien. Baſal=Aktien erfuhren auf die
entgegen den bisherigen Hoffnungen nunmehr offiziell mitgeteilte
Divi=
dendenloſigkeit des Unternehmens einen Kursſturz von 14 Prozent. Sonſt
aber machte die freundlichere Veranlagung in weiteren leichten
Kurs=
beſſerungen Fortſchritte. Daimler und Augsburg=Nürnberg ſtiegen um
4 Prozent. Am Rentenmarkt traten bei ſtillem Goſ käft beſondere
Ver=
änderungen in den Kurſen der in= und ausländiſchen Papiere nicht ein.
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Sächſ. Gußſtahl 108.25
155.— (aggenau Vorz.. 51.—
18. 52.— Siemens Glas.. Eelſenk. Guß ſtahl. 16.— Ber. Lauſitzer Glas G. f. elektr. Untern.. 168 25 1685 Volkſtedter Porzell. 50.— Salle Maſchinen.. 160.25 160.25 Weſtf. E. Langendreer K6 25 Han. Maſch. Egeſt.. . 102.— 100.— Wittener Gußſtahl.. 60.5 Sanſa Tampfſchf.. . 231.— janderer=Werke. 185.25
13 12.
204 25
109 —
154.—
23.75
96.
155. 75
75.5
78.25
215 75
107.—
150.—
130.375
69.5
13.25
80.125
126.—
107.—
150.—
1165.—
122.—
0.5
63.—
59.25
183.175
Deviſenmarkt.
Amſterdam=R.
Buenos=Aires.
Brüſſel= Antw.
Lslo
Kopenhagen
Stockholm
Helſingſors.
Italien ..."
London ..
New=York.
Paris.
Schweiz
Spanien
Abſchluß der internationalen Rohſtahlgemeinſchaft. Die
Verhand=
lungen, die ſeit drei Tagen zwiſchen der internationalen
Rohſtahlgemein=
ſchlaft und den Vertretern der Stahlinduſtrien Oeſterreichs, Ungarns
und der Tſchechoflowakei geführt wurden, ſind geſtern am ſpäten Abend
zum Abſchluß gelangt. Die Induſtrien der drei genannten Länder
tre=
ten der Rohſtahlgemeinſchaft bei und werden auch in das europäiſche
Schienenkartell aufgenommen. Uober die Bedingungen, unter denen
der Anſchluß erfolgt, iſt bis jetzt nichts bekannt geworden.
Umfatzſteuerumrechnungsfätze für November. Die
Umſatzſteuer=
umrechnungsſätze auf Reichsmark für die nicht an der Berliner Börſe
notierten ausländiſchen Zahlungsmittel werden für den Monat
No=
vember 1962 wie folgt feſtgeſetzt: Eſtland (100 cſtn. Mark) 1,12, Lettland
(100 Lat bzw. 100 lett. Rubel) 80,97 bzw. 1,62, Litauen (100 Litas) 41,76,
Luxemburg (500 Frs.) 58,59, Polen (10) Zloty) 46,68, Rußland (ein
Tſcherwonez) 21,69, Brit. Oſtindien (100 Rupien) 151,75, Brit. Straits
Settlements (100 Dollar) 236,97, Brit. Honkong (100 Dollar) W0,66,
China=Schanghai (100 Silber=Tael) 251,14, Argentinien (100 Gold=Peſos)
388,87, Chinle (100 Peſo) 51,60, Mexiko (100 Peſo) 200,70, Peru (ein
peran. Pfund) 15,28, Uruguay (1 Peſo) 4,18 RM.
Vierbrauerei Durlacher Hof A. G. vorm. Hagen in Mannheim. Die
Hauptverſammlung genehmigte ſämtliche Vorſchläge der Verwaltung,
wonach aus 235 623 RM. Reingewinn eine Dividende von 10 Prozent
auf die Stammaktien und 8 Proyent auf die Vorzugsaktien zur
Aus=
ſchüittung kommt und 15 223 RM. auf neue Rechnung vorgetragen
werden.
J.=G. Farbeninduſtrie, A.=G., Frankfurt a. M. Ueber die
Ver=
handlungen der J.=G. Farbeninduſtrie, A.=G., mit der Standard
Oik Co. und der Kgl. Holländiſchen Petroleumgeſellſchaft macht deu
„Nieuwe Rotterdamſche Courant” folgende Mitteilungen: Die erſtem
Verhandlungen der Farbeninduſtrie=A.=G. mit den Amerikanern
führ=
ten dazu, daß die Farbeninduſtrie=A.=G, ſich zuſammen mit der
Stan=
dard Oil Co. an der Deutſchen Gaſolin=A.=G. beteiligte, welchem
Kon=
zern ſich ſchließlich auch die Kgl. Holländiſche Petroleum=Geſellſchaft
an=
ſchloß. Die bedeutende Aktienentwertung der Gaſolingeſellſchaft die
nach dieſer Transaktion eintrat, ſei dadurch zu erklären, daß die Aktien
der Gaſolin=A.=G. von der Farbeninduſtrie=A.=G. zu einem äußerſt
niedrigen Kurſe aus dem Stinnes=Konzern übernommen wurden. Die
Annahme, daß die Aktienentwertung durch große Verluſte nach der
Uebernahme durch den obigen Konzern zu erklären ſei, wäre daher nicht
gerechtfertigt. Die letzten Verhandlungen zwiſchen der Farbenindnſtrie=
A.=G. und der Standard Dil Co., bei denen es ſich um die praktiſche
Ausnutzung der Bergiuspatente handelte, haben zu keinem greifbaren
Reſultat geführt, da die Amerikaner eine abwartende Haltung
ein=
nahmen, während die Farbeninduſtrie=A=G., im Vertrauen auf die von
ihr bereits erprobten Patente, recht hohe Forderungen ſtellte. In
Kreiſen der Farbeninduſtrie=A.=G. iſt man auch über das negative
Re=
ſultat keineswegs enttäuſcht. Man glaubt vielmehr, daß die Stellung
des deutſchen Konzerns gegenüber den ausländiſchen Firmen durch die
Fertigſtellung der neuen großen Fabrik im deutſchen Braunkohlengebiet,
deren Betrieb in kurzer Zeit eröffnet werden ſoll, in hohem Maße
ver=
ſtärkt werden wird, ſo daß die Verhandlungen zu einem ſpäteren
Zeit=
punkt weit beſſere Ergebniſſe liefern würden. Von holländiſcher Seite iſt
hauptſächlich die Kgl. Holländiſche Petroleumgeſellſchaft an dieſen
Ver=
handlungen intereſſiert, die eine Beteiligung an dem erſten
Bergius=
patent erlangt habe. Der „N. R. C.” tritt zum Schluß der Meinung
ent=
gegen, daß die zahlreichen Gerüchte über neue Erfindungen der
Farben=
induſtrie=A.=G. nichts weiter, als eine Agitation für die Steigerung der
Aktien wären, und weiſt auf die belangreiche Erfindung eines neuen
Stahlverfahrens ſowie die Fabrikation des neuen Kunſtdüngers hin, die
auch in Holland beſonders großes Aufſehen gemacht hat.
Verein für chemiſche Induſtrie A.G., Frankfurt a. M. Die
Geſell=
ſchaft kündigte zum 31. Dezember die durch H.V.=Beſchluß vom 28. 12.
1920 gratis ausgegebenen 10 000 Genußſcheine und will die Inhaber
durch Barabfindung, und zwar 8,5 RM. pro Stück, durch
Hauptver=
ſammlungsbeſchluß entſchädigen laſſen. Wie ſie mitteilt, iſt der
Ge=
ſchäftsgang 1926 bis jetzt zufriedenſtellend geweſen, ſodaß mit einer
an=
gemeſſenen Dividende gerechnet werden kann. Jür das Geſchäftsjahr
1925 wurde bekanntlich eine Dividende von 5 Prozent verteilt
Breslauer Frühjahrsmeſſe vom 13. bis 15. März 1927. Der
Auf=
ſichtsrat der Breslauer Meſſe=A.=G., dem u. a. die Vertreter des
Magiſtrats, der Induſtrie= und Handelskammer, der
Landwirtſchafts=
kammer, der Handwerkskammer, des Großhandels und der Induſtrie
angehören, hat einſtimmig beſchloſſen, im Vertrauen auf die ſich
an=
bahnende Beſſerung der wirtſchaftlichen Verhältwiſſe und in der
Hoff=
nung, daß die ſchwebenden deurſch=polniſchen Verhandlungen endlich zu
einem Abſchluß gelangen werden, die Breslauer Frühjahrsmeſſe in der
Zeit vom 13. bis 15. März 1927 in der bisherigen Ausdehnung wieder
abzuhalten. Die Herbſtmeſſe iſt bekanntlich ausgefallen.
Erweiterung der Einfluß=Sphäre der deutſchen Handelskammern in
der Tſchechoflowakei. Gegenwärtig verſchickt das tſchechiſche
Handels=
miniſterium die Dekrete an die neu ernannten Mitglieder der erwei
terten Verwaltungsſtellen der Handelskammern in Brünn, Olmütz,
Eger und Budweis. Bei der ſehr weſentlichen Erweiterung der
Ver=
waltungskommiſſionen wurde auch auf die neue politiſche
Zuſammen=
ſetzung der letzten Wahlen Rückſicht genommen. Die Neubegrenzung der
Kammerbezirke ſieht eine Verkleinerung des Reichenberger Bezirks
zu=
gunſten der neu zu errichtenden Kammer in Königgrätz vor. Auch
die Forderung der Induſtrie= und Geſerbevertretung in Mähriſch=
Oſtrau wurde bei der Behandlung des Handelskammergeſetzes in
Er=
wägung gezogen, eine ſelbſtändige Handelskammer mit dem Sitz in
Mähriſch=Oſtrau zu errichten.
Folgen der Frankenhaufſe. Aus Maxſeille wird eine zunehmende
Arbeitsloſigkeit infolge der ſchnellen Frankenhauſſe gemeldet. 15
Oel=
fabriken, zahlreiche Seifen= und Schuhfabriten hätten wegen der
Zu=
bückhaltung der Käufer den Betrieb eingeſtellt. Außerdem hat eine
bedeutende Lebensmittelfabrik ihr Perſonal entlaſſen. Mit einer
wei=
teren Ausdehnung der Krife ſei zu rechnen.
auf Aktten, Darmſtadt. Frankfurter Kurzbericht vom 13. Dezenber 1926.
Staatspapiere
a) Deutſche
6‟,%Reichsp.=Sch.
p. 1. 10. 30
7% Baher. Staats=
Sch. p. 1.
6‟/,% H. V.= Sch.
p. 1. 4. 29
6‟=%0 Pr. St.=Sch
p. 1. 3. 29
6‟=% Pr. St.=Sch
p. 1. 10. 30
72 Sächſ. Fr.=Sch.
p. 1 7 29
720 Säch). Fr.=Sch
p. 1. 7. 30
6‟.%Württ. F. Sch.
v 1 * 29
Dr. Ablöſungs=Anl.
einſchließlich
Ausloſungsſcheinen
Vorkriegsanleihen
6% D. Reichsan!
42 D. Reichsanl
4% D. Schutzgb. v.
08—11 u. 13
42 D. Schutzg. v. 14
4%0 Preuß. Konſ.
4½ Baden.....
4%Bayern ..."
42 Heſſen
420 Württemberger!
b) Ausländiſche
6%Bos. E.B 1914
5%,, L.Inv. 1914
4½½ 1898
4½% 1902 ...
4%
6% Bulg. Taba102
4½% Oſt. Staatsr.
4v. 1913. Kdb. 1918
4½ZOſ. Schatz. 14
16.5
97.25
96.25
97
324
0.725
0.65
14.975)
14.9,5
6.25
7.5
33
24
GOſt. Silber.
Golbr
4% „einh. R. (kon)
3% Port./(Spz. II
5% Num am. R.03.
1½% „Gold. 13.
„ am. konv.
am. 05.
1.7
4% Türk. (Adm.)03
4% Türk. Bagd. I
(Bagd.)III
49
„ 1911 Zoll.
4½% Ung. St. 1913
St. 1914
Goldr.
St. 10
Kronr. .
Eiſ. Tor. G.
21
7.85
9.75
20
15.25
Außereuro.
päiſche
5% Mex.am.inn.
2 äuß 99
4% Gold 04,ſtf.
kon). inn. . .
41
Irrigat.
5% Tamaulivas
Sachwert=
Schuld=
verſchreibungen
Mit
Zinsberech=
nung
10% Berl. H.=Bk. G.
n
„ „
6% Berl. St.=Gold.
8% Darmſt. St..G.
8% D. Hyp.=Bank
Meining., Goldpf.
3% Frif.=Hyp.=B.=
Goldpfdbr. .
3 %0 Frrſ. Pfbr.=Bt.
Goldpfdbr.. . .
5% Frkf. Pfbr.=Bk.
Goldpfdbr. . . . . .
24
26.25
23
28
22.5
102.5
98
102
103.5
104
8o
z Komm. Ldb. D.
Goldſchuldver
88 Heſſ. Ldb. Gold.
108 Komm Elektr.
Mark (Hag./ Gold
Mannh. St.6
%0 Mainz St.=G.
88 Naſſ. Ldb. Gold.
8%0 Pfälzer H. B.
Goldpfandbr. ...
8 Pforzh. St.=G.
8% Pr. C.=B. =Cr.=B.
Goſdpfandbr..
%0 Rh.Hyp.=B. G.
71,%Rh. St.=W. 25
10% Rh.=Weſtf. B.=
Cr.=Bk.. Goldpf.
32 Südd. B.=Cr.=B.
Goldpfandbr. . ..
101.5
97
101.5
101.5
130.5
Ohne
Zins=
berechnung
50 Bdw. Kohl. 2
6% Großkr. Mannh.
Kohl. 23
6% Heſſ. Brk. Rog.
5% „Roggen 23
5% Pr. Kaliw.
5% Pr. Roggenw.
5 % Südd. Feſt=B. G
Borkriegs=Hyp.=B.
Pfandbriefe
Bay Vereinsu.
Bayr. Handelsb.
Bahr. Hyp. u. Wech
Berliner Hyp Bk.
Frrf. Hyp.=Bk.
Frkf. Pfandbr.=B
Hamb Hyp.=B..
Mecklb Hyp.=u. Wb.
Meining. Hyp. B1.
Nordd Gr.=Cr.=Bk.
Pfalz. Hyp.-Bt. .
Preuß. Bod.=Cr.=B
Pr. Cent.=B. =Cr.=B
102‟,
98.5
103.5
101.5
8.75
5.7
8.8
2.35
21.2
21.6
18.,5
15.05
15.95
12
12.4
15¾,
13.3
Preuß. Pſdbr.=Bk.
Rhein. Hyp.=B.
Rh.=Wſtf. B.=Cr.=B.
Südd. Bodenkr.
Württ Hyp.=Bk.
Staatl. ob. prov.
garantiert
Geſſ. L.=Hyp=B.
Landeskr. Caſſel
Naſſau. Ldsb.
Obligationen b.
Transportanſt.
4½Dux. Bdb Em.91
„ 93
42 Eliſ.=Bahn ſtifr.
42 Galiz. Carl=
Lud.=B.
PA
abg.
4½ Kaſchau=Oderb.
Plo
abg.
2 Oſt. Nwſtb. 74
5% Oſt. Südb (2).
2,6% Alte".
2,6% Neue,
5%0 Oſt.=Ung. 13/74
4%, Oſt. Staatsb. 83
3%Oſt. 1.b.8.E.
8%Oſt. . 9. E.
3%Oſt. 1885
3%0Oſt. „ Erg. Netz
3 Raab Oedbg. 83
91
97
42 Rud. Silber
4. Rud. Salzig.)
4½% Anat. S.1
4½% Anat., S. II
4½% Anat. S. III
3%0 Salon. Monaſt.
5% Tebuantepee.
4½%0
120.
15.15
11.7
7.9
8.25
15.8
15.75
14.8
20.9
19.25
32.1
27
241,
10.3
7.2
Bank=Aktien
Allg. D.=Kredit: . . 140
Bad Bk. ......."
Bk. f. Brauind. . . 1164
Barmer Bantv.
Bay. Hyp.=Wch).
Berl. Handelsgeſ.
Comm. u. Privatb.
Darmſt. u. Nat.=B!
Deutſche Ban=
D. Eff.u. Wch).
D. Hyp.=Bk.
d. Vereins=T
Disk.=Geſellſch.
Dresdener Bk. ...
Frankf. Bi.
Frrf. Hyp.=Bk.
Frtf. Pfdbr.=Bk. ..
Gotha. Grundkr. Bk.
Lux. Intern. Bank
Metallbank.
Mitteld. Creditb.
Pfälz. Hyp.=Bk.
Reichsbank=Ant.
Rhein.Creditbl. .
Rhein=Syp.=Bk.
Südd Disc.=Geſ.
Oſterr. Creditanſt.
Wiener Bankverein
137
170
2
184.5
225
3
136
106
166
154.5
121.5
154
48
Bergwerls=Akt.
Bochum. Bergb.
Buderus... . . . . . ."
Dt. Luxemburg . ..
Eſchw. Bergw.... .
Gelſenkirch. Bgw.
Harp. Bergb....."
Ilſe Bergb. St..
Genußſchein.
Kali=Aſchersieb.
Kalt. Salzdetfurt.
Kali. Weſterregln.
Klöcknerwerie .... !
Mannesm.=Röhr.
Mansfelder
Oberbedarf.."
Ltavi=Min.=Ant.. .
Phöntr=Bergb.
Rhein. Braunk.
Rhein. Stahlw..
A. Riebeck Montan/;
Rombach, Hütte ,
12
166
au
64.5
135.5
163
Salzwerk Heilbr
Tellus Bgb.. . . . . . 101
Ver. Laurahütte
Ver Stahlwerke. 137
Induſtrie=Akt.
Prauereien
152
Eichbaum(Mannh.)
Henninger ..
Hereules, Heſſiſche/110
Löwenbr.=Münch. 258
Mainz. Aktienbr. .
Schöfferhof(Bind. //272
Schwarz=Storchen 142
Tucher, Nürnberg
Verger
139.5
5.55
162
104
168
181.5
1668
177.5
138
175
144.5
14
185.25
127.75
105
36.75
120.5
188
171.75
13.8
Aktum. Berlin.
Adler & Oppenh.
Adlerw. (v. Kleher)
6%E. A. G. Vzg. A.
5% A. E. G. Vzg. B.
A. E. G. Stamr
Anglo=Con=
Aſchaff. 3e
Badenia
Bad. Maſch.
Bad. Uhren, Fu
Bamag=Meguin
Baſt Nürnberg
Bayr. Spiegel
Beck & Henkel
Bergmann El.
Bing. Metall.
Brem.=Beſigh=
Bürſtenfbr Er
Tement=Heidelb.
Cement, Karlſtadt
Cement, Lothr.
Chem. Albert.
Chem. Brockh.
Chem. Milch
Daimler=Benz A. G.
Dt. Eiſenhandel
Deutſche Erdöl ...
D. G. u. Silb. Scheid.
Dingler, Bweibrück.
140
96‟
86
1.3
140
1111.5
32.6
50
140.5
25.5
75
149
44.75
68
85
139
14
76.25
80
81
165
165
Dresd. Schnellpr.
Dürrkopp... ..
Dürr. Ratingen ..
Lyckerhoff & W.
Eiſenw. Kaiſersl..
El Licht= u. Kraft
El. Lieferung ....
Eli. Bad. Wolle
Email. u rich ....
Enzinger Werſe.
Eßlinger. Maſch.
Ettlinger Spinn..
Faber Bleiſtift ...
Faber & Schleicher
Fahr, Birmaſens
Farbenind. J. G.
Felten & Guilleau
Feinmech. (Zetter)
Feiſt, Sekt. Frkf.
Frankfurter Gas
Frankfurter Hof
Frkf.=M. Pok. u. W.
Fuch Waggon St.
Geiling & Cie.
Germania Linol.
Gelſenk. Gußſt.
Goldſchmidt, Th. .
Gotha Waggon.
Gritzner, Maſch.. ..
Grün & Bilfinger.
Hafenmühle Frkft.
Hammerſen
Hanſw Füſſen.
Hanſa Lloyd, Br.
Hartm. E Braun..
Heyligenſtaedt...
Hilpert, Armatur.
Hindrichs=Aufferm.
Hirſch, Kupfer
Hoch=Tief Eſſen
Holzmann
Holzverk. Ind.....
Hydrom. Breslau
Fuag ..."
Junghan St..
Kammg. 4aiſersl.
Karlsruher Mach.
125
a6
58
1.0.5
144
53.2.
53
90
20
207
96
95.5
43
399.75
149.75
87
61.5
132
82
20.5
0.548
91.25
190
133
119.5
134
125
108.5
11
37.5
60
99
103‟
15 25
68.2.
50
65.1
103.-
150
43
Karſtadt, R.
Klein Sch. & Becker
Knorr, Heilbronn.
gonſerv. Braun.
Krauß, Lokom. .
Lahmeyer
Lech. Augsburg..
Lederw. Rothe ..
Spicharz.
Lingel Schuhwv.
Vöhnberg. Mühle.
Ludwigsh. Walzm.
Lüdenſcheid Metall
Lux, Induſtrie.
Mainkraft Höchſt
Mars=W. Nürnberg
Metallge). Frlf.
Miag. Mühlenb.
Moenus. Stamm
Motoren! Deutz
Motorenf. Oberurſ.
Münch. Lichtſpielk.
Reckar). Fahrz.
Neckarw. Eßlingen
Beters Union
Pfälz. Näh Kayſer
Pyilipps.
Porzellan Weſſel
Lrometh. Frkf. . ..
Rein. Gebb. & Schal=
Rhein. Elettr. ..."
Ryenanig, Aacher
Rütgerswerke ...
Schleußner ..
Schueio. & Hanau.
Schnellpr Frank.
Schramm Lackf.
Schrift, Stemp.
Schuckert, Elektr.
Schuhf. Weſſel
Schuhf Herz..
Schultz. Grünlack
Seilind. Wolff
Siemens Glas ..
Siemens & Halste
Südd. Immob. . .
Thüring. Lief.-Geſ.
157
96
148
55
123.5
113
42.75
35
107
113
38
112
138
165.5
119
46.25
61
1nhrenFurtwäng!
Beithwerke
Ver. f. Chem. Ind.
Ver. d. Olfbr. Mann
Ver. Faßf. Caſſel.
Gummi. Bln.=Frkf.
Pinſel=Nürnberg.
Ultramarin ..."
Zellſtoff Berl. .....
Vogtl. Maſch.
Voig! & Haeffner
Volthom Seil
Bahßz. & Frehta/.
Wegelin Rußfbr.
Zellſt. Waldhof ..."
Zuckerf. Waghäuſel
Zuckerf, Frankenth.
Zuckerf. Heilbronn
Zucker. Offſtein
Zuckerf Rheingau
Zuckerf. Stuttgar:
117
61
45.5
108
146
66
125.25
61
82.75
116
153.5
64.7.
So
52
69.75
185.25
74.5
86.75
92
154
114.75
114.5
138
Transpori= und
Berlicherungs=Akt.
A. Dt. Eiſenbahn
Dt Eiſenb.=Geſ
El. Hochbahn=Ber!.
Schantung E. B.
Südd. Eiſenb.=Geſ.
Hapag.
Norod Lloyd.
73.25
70
104.5
216.75
125 25
992)
1e3.75
159
125
126
103
14.5
135
165.5
160
Frrſt. Allg. Vert 109
Frankona Rückv 125
Darmſt. Berte
Bahnbedarf
Dampfk. Rodber”.
Helvet ia Kon)...
Gebr. Lutz .....
Notor /. Darmſt
Gebr. Roeder ..."
Venulety & Ellenb.
36
55.75
123
Nummer 346
Dienstag, den 14. Dezember 1926
Geite 13
Die Erwerbsloſigkeit in der zweiten Novemberhälfte. Die Zahl der
Hauptunterſtützungsempfänger hat in der zweiten Novemberhälfte
zu=
genommen, wie das in dieſer Jahreszeit regelmäßig geſchieht. In der
Zeit vom 15. Nov. bis 1. Dez. iſt die Zahl der männlichen
Hauptunter=
ſtützungsempfänger von 1079000 auf 1124000 geſtiegen, die der
weib=
lichen von 237000 auf 245000, die Geſamtzahl von 1316 000 auf
1 369 000. Die Geſamtzunahme beträgt rund 53 000 oder 4 Prozent.
Die Zahl der Zuſchlagsempfänger (unterſtützungsberechtigten
Familien=
angehörigen) iſt im gleichen Zeitraum von 1 391000 auf 1461000
ge=
ſtiegen, während des ganzen November beträgt die Zunahme in der
Zahl der Hauptunterſtützungsempfänger rund 61000, d. h. 4,7 Proz.
Ein Auftrag des Norddeutſchen Lloyd für die Hamburger
Vulkanwerke. Wie das „Hamburger Fremdenblatt” erfährt, wurde in
der Verwaltung des Norddeutſchen Lloyd ein Beſchluß gefaßt, den
Hamburger Vulkanwerken einen Bauauftrag auf zwei Frachtſchiffe mit
Paſſagiereinrichtungen zu 12000 Bruttoregiſtertonnen und 14 Knoten
Geſchwindigkeit zu erteilen.
Produktenberichte.
Fraukfurter Produktenbericht vom 13. Dezember. Auf ſtark er
mäßigte Auslandsorders ſchwächte ſich auch die Haltung am hieſigen
Produktenmarkt erneut ab. Die Geſchäftstätigkeit blieb aber wiederum
beſchränkt. Für Weizen und Roggen wurden die Forderungen um je
25 Pfennig ermäßigt, aber auch auf dem Mehlmarkt gab es
Preisrück=
gänge von ebenfalls 25 Pfennig. Futtermittel blieben gut behauptet
Es notierten: Weizen 29,25—29,50, Roggen 24,50, Sommergerſte 23,75
bis 26,50, Hafer inl 19—19,50, Mais 19,50—19,75, Weizenmehl 40,75
bis 41,50, Roggenmehl 35,25—36.00, Weizenkleie 11,75—12,00,
Roggen=
kleie 12,00—12,25 Erbſen 40—70, Linſen 50—90, Heu 8,75—10,00,
Wei=
zen= und Roggenſtroh 4,50—5.00, gebündelt 4—4,25, Treber 16,75—17,00.
Berliner Produktenbericht vom 13. Dezember. Das Angebot in
deutſchem Weizen in geringen Qualitäten iſt beſonders von der
vommer=
ſchen Küſte etwas reichlicher. Außerdem iſt das Geſchäft durch das
Eis=
riſiko erſchwert. Die ſtarke Ermäßigung der Cifforderungen — der Pool
offerierte Manitoba III. Tough zu einem Preiſe der ungefähr in
Pari=
tär zu der hieſigen Märznotierung ſteht — kam in den Preiſen der
Früh=
jahrsſichten in einem Abſchlage um 1 Mk. zum Ausdruck. Noggen iſt
vom Inlande abſolut, nicht reichlicher offeriert, aber das Geſchäft iſt
in=
folge des ſchlechten und unrentablen Roggenmehlgeſchäftes nur gering.
Weizenmehl iſt trotz einer Ermäßigung um 25 Pfg. ohne Umſatz. Hafer
iſt beſonders in mittleren und geringen Qualitäten ſchwächer gehalten,
während Gerſte ziemlich unverändert lag.
Viehmärkte.
Mannheimer Viehmarkt vom 13. Dezember. Angetrieben waren 218
Ochſen, 83 Bullen, 799 Kühe und Färſen, 674 Kälber, 170 Schafe, 3081
Schweine, 218 Arbeitspferde und 66 Schlachtpferde. Preiſe: Ochſen a)
58—60, b) 52—56, c) 48—51, d) 44—48, e) 34—38, k) 27—30; Bullen
a) 48—52, b) 43—47, c) 34—38, d) 30—32: Kühe a) 47—50, b) 40—44,
() 28—38, d) 14—2; Freſſer a) 59—61, b) 38—48: Kälber b) 72—78,
C) 68—72, d) 60—66, e) 50—58: Schafe b) 33—46; Schweine a) 76—77,
b) 76—77, c) 75—76, d) 74—75, e) 73—74, 5) 72—73: k) Sauen 60—68.
Marktverlauf: Mit Großvieh mittelmäßig, geräumt, mit Kälbern
mit=
telmäßig, ausverkauft, mit Schweinen ruhig, Ueberſtand, mit Arbeits=
und Schlachtpferden mittelmäßig, Arbeitspferde 500—1300,
Schlacht=
pferde 50—150.
Frankfurter Viehmarkt vom 13. Dezember. Am Rindermarkt beſtand
das Angebot vorwiegend in Tieren mittlerer Qualität. Der Verſand
nach auswärts war ziemlich ſtark. Infolge des etwas zu reichlichen
An=
triebes in Nindern verlief der Markt ruhig; trotzdem konnten ſich die
Preiſe des Vormarktes behaupten, in beſſeren Tieren zogen ſie ſogar
etwas an. In Kälbern und Schafen war das Geſchäft lebhaft bei ſtark
anziehenden Preiſen; der Markt wurde geräumt. Am Schweinemarkt
herrſchte infolge des ſchwachen Antriebes ſtarke Nachfrage, ſo daß die
Preiſe hier ebenfalls ſtark anziehen konnten. Der Handel war mäßig
rege und es wurde nahezu ausverkauft. Der Auftrieb beſtand aus 315
Ochſen, 64 Bullen, 851 Kühen, 333 Färſen, 392 Kälbern, 308 Schafen und
4077 Schweinen. Bezahlt wurde pro Zentner Lebendgewicht: Ochſen a1.
8—61, a2) 54—58, b1) und b2) 48—53, c) 40—47; Bullen a) 50—56
b) 45—49; Kühe a) 48—52, b) 40—47, c) 31—39, d) 20—30; Färſen
7) 55—60, b) 48—54, c) 38—47; Kälber b) 76—81, c) 68—75, d) 57—67;
Schafe a) 40—44, b) 34—39, c) 2—33: Schweine von über 3 Zentnern
Lebendgewicht 77—79, von 240 bis 300 Pfund 77—79, von 200 bis 240
Pfund 78—80, von 160 bis 200 Pfund 78—80, von 120 bis 160 Pfund
75—78, Sauen 65—70. Marktverlauf: Rinder werden bei ruhigem,
Käl=
ber und Schafe bei lebhaftem Handel ausverkauft. Schweine werden bei
mäßig regem Geſchäft nahezu ausverkauft. Die Fleiſchgroßhandelspreiſe
wurden wie folgt feſtgeſetzt: Ochſen= und Rindfleiſch 1 90—100, II 85—90,
Bullenfleiſch 85—92, Kuhfleiſch I 60—70, II 50—60, III 35—45,
Kalb=
fleiſch II 85—95, Hammelfleiſch 65—75, Schweinefleiſch 92—96.
Gefrier=
fleiſch, Rindfleiſch, Vorderviertel 52 und Hinterviertel 58.
Amerikaniſche Kabelnachrichten.
* New York, 13. Dez. (Priv.=Tel.)
Weizen: Anfangs lag der Markt ſchwächer auf niedrigere Kabel
und nur ſchleppende Exportnachfrage. Dann konnte eine Befeſtigung
eintreten, da die Wochenſtatiſtik hauſſegünſtig lautete. Die Termine
konnten bis 1½ C. anziehen.
Mais: Der Markt verlief in vorwiegend ſchwächerer Haltung auf
die Schwäche der Kaſſamärkte, die ſchleppende Lokonachfrage und die
Wochenſtatiſtik. Der Schluß war befeſtigt. Die Termine mußten bis
½ C. nachgeben.
Hafer: Der Markk verlief in vorwiegend ſtetiger Haltung bei
Kurs=
gewinnen bis zu 34 C.
Baumwolle: Auf ſchlechtere Erntewettermeldungen und private
Schätzungen des Verbrauches, da auch die Exportnachfrage befriedigte
konnte der heutige Markt in ziemlich ſtetiger Haltung verlaufen. Die
Termine konnten bis 10 Pkt. anziehen.
Kaffee: Niedrigere braſil. Forderungen und der Rückgang der
Braſildeviſe hatten einen ſchwächeren Anfangsverkehr zur Folge. Später
konnte eine Befeſtigung eintreten auf Deckungskäufe. Die Termine
zeigen Rückgänge bis zu 15 Pkt.
Kleine Wirtſchaftsnachrichten.
Heute vormittag 11 Uhr findet im Europäiſchen Hof i Heidelberg
eine Auffichſtsratsſitzung der J. G. Farbeninduſtrie ſtatt, um den lango
erwarteten Bericht der nach Amerika entſandten
Verwaltungsrats=
mitglieder über die Verhandlungen mit der Standard Oil zu hören.
Die dritte Viertelfahrsſtatiſtik des Zentralverbandes deutſcher
Kon=
ſumbereine, zu der 659 Konſumgenoſſenſchaften berichteten, läßt eine
Umſatzſteigerung auf 195,3 Millionen RM. (im Vorjahre 175 Mill. RM.)
erkennen.
Ueber Firmen in Trazegnies, Reykjavik, Mailand, Catania,
Ljubl=
jana, Memel, Heydekrug, Bukareſt und Beirut ſind der Induſtrie= und
Handelskammer zu Berlin vertrauliche Nachrichten zugegangen,
Handels=
gerichtlich eingetragene Firmen des Kammerbezirts erhalten auf
ſchrift=
liche Anfrage ſchriftliche Auskunft vom Verkehrsbüro der Induſtrie= und
Handelskammer, Berlin C. 2.
Wie wir hören, iſt der Waggonverband gegründet worden. Die
Sitzung des Verbandes dauert an.
Nach Beendigung des engliſchen Bergarbeiterſtreiks iſt am Samstag.
der erſte Dampfer mit engliſcher Kohle wieder im Hamburger Hafen
ein=
getroffen.
Die Wiener Börſenkammer hat neuerdings die Herabſetzung der
Schlußeinheiten einiger Papiere ab 11. Dezember beſchloſſen, und zwar
Oeſterr, Eiſenbahnverkehr von 50 auf 25 Stüick, Fleſch von 100 auf 50,
Kabel und Draht von 100 auf 50, Hutter u. Schrantz von 50 auf 25,
Auſtria Email von 100 auf *0, Hauſer u. Sobotka von 100 auf 50,
Handels=A.=G. von 100 auf 50 Stück.
Nach einer Mitteilung der Pommerſchen Generallandſchaftsdirektion
iſt mit miniſterieller Gehnemigung der Ablöſungswert für Pommerſche,
auf Taler lautende Gutspfandbriefe auf 25 Prozent und für Pommerſche
Nummerpfandbriefe auf 23,50 Prozent des Goldwertes feſtgeſetzt worden.
Am Montag wurde die Arbeit in der belgiſchen Diamanteninduſtrie
in allen Betrieben wieder aufgenommen.
Das Londoner Wollmakler=Komitee hat folgende Termine für die
Kolonialwollauktionen des kommenden Jahres foſtgeſetzt: 18. Januar,
15. März, 3. Mai, 5. Juli, 13. September und 22. November.
Aus Hölland nach Amerika eingeführtes Roheiſen wird jetzt um
50 Cents per Tonne wiedriger angeboten als bisher, nämlich zu 23
Dollar per Tonne.
Infolge der gebeſſerten Wagengeſtellung hat ſich die
Steinkohlen=
förderung im November in Polen erheblich erhöht. Sie betrug in
ſämt=
lichen drei Revieren 3 500000 Tonnen. Zur Ausfuhr gelangten 1500000
Tonnen.
Der italieniſche Senat nahm das Geſetz über die inländiſche
An=
leihe an, deren Auflegung nunmehr in die Wege geleitet wird.
Dillon, Read and Co. in New York emittieren im Laufe dieſer
Woche 20 Millionen 6proz. Bonds der Berliner Elektrowerke. Der
Aus=
gabekurs iſt noch nicht bekannt.
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Better aus Dingéda. Anfang 7½ Uhr.
Preiſe 1.20—7.20 Mk.
Seite 14
Dienstag, den 14. Dezember 1926
Nummer 346
Das ewige Wunder
Roman von Guido Kreutzer.
(Nachdruck verboten)
45)
XIV.
Dies Eingeſtändnis traf den hohen Herrn ziemlich
uner=
wwartet.
Allerdings — geſtern abend im Geſpräch mit Hedda Yellin,
heute während der Vormittagsſtunden und ſelbſt noch auf der
Fahrt hierher hatte er mancherlei Möglichkeiten erwogen. Doch
gerade dieſe wäre ihm niemals in den Sinn gekommen.
Immerhin beſaß er Takt genug, ſeine Ueberraſchung zu
meiſtern.
Nur den goldgeränderten Scherben, klemmte er
unwillkür=
lich ein.
„Ihr Vetter alſo!” .. . konſtatierte er ſachlich . . . „Demnach
das bekannte Skelett im Hauſe, das ſchwarze Schaf in der
Fa=
milie, der dürre Aſt am blühenden Baum — oder wie man
der=
artige unerfreuliche Erſcheinungen ſonſt zu nennen pflegt.
Schließlich treten ſie ja in der Sphäre des Hochadels genau ſo
häufig auf wie in der des Proletariats. Alſo an ſich nichts
Be=
merkenswertes.”
Damit gab er ihr ſoviel Sicherheit zurück, daß ſie — wenn
auch die Augen noch immer niedergeſchlagen — zögernd zu
ſpre=
chen anhub:
„Er iſt der einzige Sohn der längſt nicht mehr am Leben
be=
findlichen Schweſter meines Vaters, der vor zwei Jahren
gleich=
falls verſtarb. Leichtſinnig war er ſchon während ſeiner
Schul=
zeit und ſeiner Studentenjahre, ſchaffte jedoch trotzdem noch den
Doctor juris. Dann aber verlor er mehr und mehr den Boden
unter den Füßen. Sein an ſich nicht bedeutendes Vermögen hatte
er bald verſpielt und begann Schulden zu machen, die mein
Vater anfangs regelmäßig deckte, bis er es eines Tages
entſchie=
den verweigerte, da er allmählich auch den letzten Glauben daran
verloren hatte, daß aus ſeinem Neffen jemals wieder ein
ehren=
hafter Menſch werden würde. Wenige Wochen ſpäter
präſen=
tierte man meinem Vater einen hohen Wechſel, der ſeine
Unter=
ſchrift trug. James Trawonn hatte ſie gefälſcht! Aus Rückſicht
auf ſich ſelbſt wie auf mich löſte mein Vater, der damals ſchon
ſchwerkrank war, dies Papier wortlos ein. Mein Vetter jedoch
war verſchwunden und blieb es auch bis nach dem Tode meines
Vaters. Dann aber brachte er ſich mir wieder in Erinnerung.
Seine Briefe kamen aus London, aus Wien, aus Paris, ſelbſt
aus New York. Er mußte danach das Leben eines
vagabundie=
renden Abenteurers führen. Stets war er in Not, ſtets ſollte ich
ihn aus verzweifelten Situationen retten. Anfänglich tat ich es
aus falſchem Mitleid und in Erinnerung daran, daß wir einmal
Jugendgeſpielen geweſen waren. Doch ſeine Forderungen
ſteiger=
ten ſich in gleichem Maße, wie der Ton ſeiner Briefe herriſcher
wurde. Und als er es obendrein eines Tages wagte, mir zu
drohen, falls ich ihm nicht ſofort einen bedeutenden Betrag
tele=
graphiſch nach Paris ſende — da war er auch für mich völlig
ab=
getan. Um ſo mehr, als ich mich inzwiſchen verlobt hatte. So
meinte ich, es nicht länger vor mir ſelbſt verantworten zu
kön=
nen, daß nun noch weiterhin zwiſchen einem James Trawonn
und mir Beziehungen beſtänden.”
„Herr von Reeg wußte demnach gar michts von der Exiſtenz
Ihres Vetters?”
Stumm ſchüttelte ſie den Kopf.
„Vielleicht, gnädiges Fräulein, wäre es aber doch richtiger
geweſen, Sie hätten ihm von dieſem Manne geſprochen?” taſtete
er behutſam.
Nun endlich hob ſie ſcheu die dunkel umſchatteten Augen.
„Wie oft wollte ich es tun, Durchlaucht! Und ſchwieg doch
jedesmal. So ſchämte ich mich bis in die innerſte Seele hinein,
daß ſolch ein Menſch mir verwandtſchaftlich nahe ſtand. Und als
ich dann endlich dennoch ſprechen wollte — da war es zu ſpät.”
„Zu ſpät? Was meinen Sie denn damit, gnädiges
Fräu=
lein?”
Die vornehm=ſchmalen Hände ineinander verflochten, ſaß
Lonny Lars zuſammengeſunken.
„Ich darf ja davon nicht ſprechen” .. murmelte ſie
verzwei=
felt . . . „weil es ein Todgeheimmis iſt und ich Malte ſonſt
viel=
leicht dem Staatsgerichtshof ausliefere.”
„Was ſagen Sie da?"
Ihre flüſternde Stimme war angſtgefoltertes Stöhnen.
„Aber ich kann das nicht länger allein tragen! Ich muß
endlich einen Menſchen haben, der mir rät und hilft! Sie werden
ſchweigen, Durchlaucht. Ich weiß, daß Sie niemals etwas tun
könnten, was Malte ans Meſſer lieferte. Ich fühle es ganz
un=
beirrbar. Vielleicht war es ſogar der Wille der Vorſehung, daß
Sie gerade heute kamen. Denn ſonſt — mein Gott. ..
„hre Worte erſtickten in wehem Aufſchluchzen.
„Mein liebes, gnädiges Fräulein” ... . ſagte der Fürſt mit
tiefem Ernſt ... „wenn Sie und Ihr Malte einen Menſchen
brauchen, der Ihnen beiden von Herzen freundſchaftlich
zuge=
tan iſt, dann nehmen Sie mich und vertrauen Sie mir
blind=
lings. Denn ich werde ſtets alles tun, um Ihnen zu nützen.
Deshalb müſſen Sie mir jetzt auch ſagen, was Sie mit dem
Staatsgerichtshof meinen und wieſo es ſchon zu ſpät war, als
Sie ſich doch endlich zu dem Entſchluß durchgerungen hatten,
Ihrem Verlobten von dem Doktor Trawonn zu ſprechen!“
„Weil der vor zwei Monaten unvermutet in Berlin
auf=
tauchte‟ .... nun plötzlich haſteten ihr die Worte über die
Lip=
pen: als dürfe ſie keine Sekunde länger Zeit verlieren; als
raffe ſie das letzte an Kraft zuſammen, um alle Laſten von
ihrer Seele zu wälzen . . „Irgendwie mußte er meine
Lebens=
gewohnheiten erforſcht haben; oder vielleicht auch war er mir
unbemerkt gefolgt. Den eines Tages, als ich unſern
Tennis=
platz verließ, ſtand er vor mir. Ich war namenlos erſchrocken
und wollte ihn abweiſen. Doch da erklärte er mir höhniſch,
daß es ſich diesmal weder um ihn, noch um mich, ſondern um
Malte handele. Und ſofern ich mich etwa noch länger weigere,
ihn anzuhören, werde er dafür ſorgen, daß mein Verlobter
noch heute nacht verhaftet werde. So zwang er mich, zu
dul=
den, daß er in meinem Auto neben mir Platz nahm und mit
mir in mein Haus kam. Hier zog er aus einer Aktentaſche, die
er bei ſich trug, einen Privatbrief ſowie eine Anzahl von Akten
und Dokumenten und ließ ſich von mir beſtätigen, daß ſie
eigenhändig von Malte abgefaßt ſeien.”
„Das war der Fall?‟ ... fragte der hohe Herr ſkeptiſch.
„Ja — es war der Fall. Denn aus zahlreichen Briefen
wie auch aus den Manuſkripten meines Verlobten kenne ich jede
Einzelheit ſeiner Handſchrift ſo genau, als ſei es meine eigene."
„Hm. Sie haben dieſe Dokumente geſehen?”
„Ja.”
„Welcher Art war denn nun ihr Inhalt?”
„Hochverräteriſcher Natur” .. flüſterte ſie bang.
Der hohe Herr ließ betroffen ſein Einglas fallen.
„Hochver .. . — Deuwel nochmal, gnädiges Fräulein
hochverräteriſcher Natur?!“
„Ja.” . .. beſtätigte ſie mit ſchwerem Aufatmen . . . „So
nennt man es wohl juriſtiſch und ſtaatsrechtlich, wenn jemand
ſo etwas tut wie Malte. An jenem Tage war ich vor Entſetzen
halb von Sinnen und habe ſpäter vergebens verſucht, mich all
der Einzelheiten zu entſinnen, die ich las. Und dann verſtehe
ich als Frau ja auch zu wenig von dieſen Dingen, ur alle
in=
neren Zuſammenhänge zu begreifen. Nur ſoviel weiß ich noch:
„Malte ſteht leit langem in ganz enger Verbindung mit
Vertretern der ruſſiſchen Sowjet=Regierung. Man arbeitet am
Abſchluß eines deutſch=ruſſiſchen Militärvertrages, der zu einem
noch geheimgehaltenen Termin in Kraft treten ſoll. Seine
Ten=
denz beſagt: nach Abſchluß aller Vorbereitungen und heimlichen
Rüſtungen unverſehens mitten im tiefſten Frieden über Polen
und die Tſchechoſlowakei herzufallen, ſie zu zertrümmern und
die einzelnen eroberten Landesteile Deutſchland und der Sowjet=
Union wieder einzuverleiben, ehe Frankreich die Möglichkeit
findet, im Intereſſe ſeiner öſtlichen Verbündeten einzugreifen.
Maltes Aufgabe dabei iſt eine doppelte: ſeine Beziehungen zur
ehemaligen und jetzigen Armee einzuſetzen, um das Offizierkorps
der Reichswehr wie damit die Truppe ſelbſt und ferner die
geſamten nationaliſtiſchen Frontkämpfer=Vereinigungen auf die
Seite der Sowjets hinüber zu ziehen. Außerdem ſoll er alle
Verbindungen, die ihm als politiſchen Schriftſteller und früheren
Mitgliede des Auswärtigen Amtes zahlreich zur Verfügung
ſtehen, ausnutzen, um in ſtrengſter Verſchwiegenheit unter den
deutſchen Diplomaten, Staatsmännern und einflußreichen
Poli=
tikern ſoviele Anhänger als irgend möglich für die
deutſch=
ruſſiſchen geheimen Kriegspläne zu gewinnen. Iſt der Tag
der Entſcheidung da, dann ſieht ſich unſere Regierung einer
ge=
ſchloſſenen Phalanr von nationaliſtiſchen Verbänden,
Reichs=
wehr, Diplomaten und Parlamentariern gegenüber. Jeder
Ab=
wehrverſuch kommt zu ſpät. Sie muß ſich mit der vollendeten
Tatſache abfinden. Die Sowjet=Armee wie die Reichswehr aber
treten zur ſelben Stunde den Vormarſch gegen Polen wie die
Tſchechoſlowakei an. Und man rechnet damit: ſobald an den
Grenzen die erſten Kanonenſchüſſe dröhnen, bricht jeder etwaige
Widerſtand der Volksmaſſen unter der aufflammenden
Kriegs=
begeiſterung in ſich zuſammen. In einem nach dem Frieden
neu zu ordnenden Deutſchland aber ſoll Malte als Dank dann
ein Miniſterportefeuille erhalten.”
(Fortſetzung folgt.)
ickel
Uhrlftodamrerzen
Miteſſer
in Wachs. Stearin u. Paraffin, p Kt v. 60 J an
Ehriſtbaumhalter, Wachs=Tafelkerzen
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[ ← ][ ][ → ]Nummer 346
Dienstag, den 14. Dezember 1926
Seite 15
Die tolle Herzogin.
Roman von E. Klein.
16)
(Nachdruck verboten.)
Las Valdas mochte einſehen, daß er den Bogen überſpannte.
Gerade bei ſo oberflächlichen und eitlen Frauen iſt es gefährlich.
ihrem Stolze zu nahe zu kommen. Einen unverſchämten Kuß
verzeihen Sie, aber nicht ein unüberlegtes Wort.
Er ließ ſich vor ihr auf ein Knie nieder und küßte demütig
den Saum ihres Rockes. So theatraliſch dieſe Gebärde war, ſo
gefiel ſie ihr doch ungemein. Nicht einmal Harry Ruthewall,
dem ſie doch wahrlich den Kopf ausgiebig genug verdreht hatte,
war je auf lolch entzückenden Einfall gekommen.
Sie ließ ihn ruhig einige Augenblicke in dieſer Stellung
Koſtete ihren eingebildeten Triumph voll aus. Aber ſie geſtattete,
daß er ihre Hand ergriff und einen ſeiner feurigſten Küſſe darauf
preßte.
Dann zog ſie ihn gnädig empor.
„Und nun wollen wir als brave, vernünftige Leute nach
Hauſe reiten."
„Brav? Vernünftig? An Ihrer Seite? Allein mit Ihnen
auf dieſem herrlichen Fleck Erde — —! Grace, was verlangen
Sie nicht alles von einem Las Valdas?”
„Ich verlange vor allem von ihm, daß er mir jetzt in den
Sattel hilft!” gebot ſie.
Im Schloſſe angekommen, hörte ſie vom Butler, daß ihr
Vater mit dem Auto nach Dover gefahren war, um den Oſtender
Bootstrain nach London zu nehmen. Seine Lordſchaft werde
am Abend telephonieren, denn es ſei möglich, daß er auch noch
am folgenden Tage in der Stadt zurückgehalten werde.
Las Valdas ſtand neben ihr, als ihr die Meldung erſtattet
wurde.
„Das erinnert mich”, ſagte er, „an meine eignen Pflichten.
Ich bin geſtern eigentlich ohne Erlaubnis meines Chefs aus
London durchgebrannt. Ich muß ihn wenigſtens jetzt fragen,
ob er mir die Erlaubnis nachträglich erteilt. Darf ich einen
Augenblick das Telephon benützen?”
„Unter der Bedingung, daß Sie ſich nicht abkommandieren
laſſen”, geruhte Grace zu ſcherzen.
Er bohrte einen tiefen Blick in ihre Augen. Stumm, aber
doch ſo unendlich beredt. Sie errötete unter dieſem Blick.
Nach wenigen Minuten kam er zurück. Aergerlich, mit
ge=
runzelter Stirn.
„Ich habe es ja geahnt”, rief er. „Ah — daß man nicht frei,
nicht Herr ſeines Willens ſein kann! Ich muß ſofort zurück. Es
ſind wichtige Depeſchen angekommen, die noch heute erledigt
werden müſſen. Grace, darf ich wiederkommen?”
„Sie müſſen!” lachte ſie und lief die Treppe emper.
Eine Viertelſtunde ſpäter jagte ein Wagen durch das alte
Gittertor auf die Chauſſee hinaus.
Am Abend telephonierte Lord Burnham, er werde
minde=
ſtens noch zwei Tage in London bleiben.
Und am Morgen kam ein Brief des Grafen:
„Mylady!
Ich kann noch nicht zurückkommen. Immer habe ich die
Politik gehaßt, aber nie ſo wie jetzt, da ſie mich von Ihnen
fern=
hält. Denn jetzt, da ich nicht bei Ihnen ſein kann, ſühle ich erſt
mit voller und ſchmerzhafter Deutlichkeit, wie ſehr Sie Beſitz
von mir, meinem ganzen Weſen genommen haben. Bei Ihnen
zu ſein, iſt gefährlich; nicht bei Ihnen zu ſein, unerträglich.
„Ich fühle nichts, ich denke nichts als Sie! Dieſe Stunde
im chineſiſchen Kabinet, als ich Sie im Arm halten durfte, in
einem wahnſinnigen Kuſſe die Süße Ihrer Lippen trank, brennt
und brennt in mir.
Grace, ich bin ein Wahnſinniger! Ich liebe Sie, ich liebe
Sie!
Ich weiß, es iſt ein unerhörtes Verlangen, kühner noch als
meine Worte dort auf der Klippe — aber ich flehe Sie an,
ſchrei=
ben Sie mir ein paar Zeilen! Schreiben Sie mir, daß Sie mir
nicht zürnen! Daß Sie an mich denken! Gehen Sie heute abend
in jenes Kabinet — bleiben Sie eine Minute dort allein! Ich
werde bei Ihnen ſein!
Ihr
Fernando Graf Las Valdas.”
Sie las den Brief, las ihn und las ihn. Mein Gott, war
es möglich? War das wirkliche Leidenſchaft? Am Ende Liebe?
Sie meinte, ihn die Worte ſprechen zu hören, die er ſchrieb! So
kühn, ſo wild, ſo rückſichtslos heiſchend —! Nein — nein — ſie
durfte ihm nicht ſchreiben. Sie durfte nicht —
In der Nacht ſetzte ſie ſich in ihrem Zimmer hin und ſchrieb.
„Mein lieber Graf!
Ich weiß nicht, welche Schwäche mich dazu treibt, Ihnen
zu antworten. Aber Ihr Brief läßt mich nicht los! Er hat
mich ſo wie Sie es verlangt haben, in jenes Kabinett getrieben.
Dort bin ich geſeſſen, allein — während nebenan die anderen
tanzten und lachten. Waren Sie wirklich bei mir in dieſer
Minute?
Aber bitte — bitte, ſchreiben Sie mir nicht mehr! Kommen
Sie lieber ſelbſt ſo bald wie möglich — ſchon mit Rückſicht auf
das allabendliche Tanzvergnügen.
Grace Neville.”
Doch die Politik hielt ihn feſt. Er konnte nicht kommen,
aber er mußte doch dieſe Frage beantworten, mit der ſie ihren
Brief geſchloſſen hatte. Alſo ſchrieb er ihr, noch wilder, noch
leidenſchaftlicher als das erſte Mal. Wieder lagte ſie ſich: Ich
darf nicht antworten. Und wieder antwortete ſie.
Am vierten Tage kam ein Brief, der ein einziger heißer
Auf=
ſchrei war.
„Grace! Geliebte!
Ich bin mit meiner Arbeit fertig. Ich könnte zu Ihnen
kommen, nach der mein Herz, meine Sinne lechzen. Aber ich
komme nicht, wenn Sie mir nicht verſprechen, mir zu geſtatten,
daß ich ſie lieben darf. So lieben, wie man in meiner Heimat
liebt.”
Ihre Antwort beſtand aus zwei Worten:
Grace.”
„Kommen Sie!
Nach Erhalt dieſer Botſchaft begab ſich Graf Las Valdas
ins Hotel Ritz, wo Herr St. Aubian aus Paris wohnte.
„Ich glaube, unſere Sache iſt auf dem beſten Wege,”
berich=
tete er dieſem Herrn. „Die Briefe der Lady ſind unſchätzbar.
Zum Glück iſt ſie außerdem ſehr hübſch, ſo daß man bei der
Ar=
beit auch noch auf andere Weiſe auf die Koſten kommt. Ich hoffe
Ihnen bald Definitives berichten zu können."
Dann reichte er Herrn St. Aubian die Hand und ging.
Herr St. Aubian aber ſtürzte in lein Badezimmei und wuſch
ſich die Hand, die der Graf für eine Minute in der ſeinigen
ge=
habt batte.
Eines Tages erſchien im „Matin” unter dem Titel „Die
Reiſen des Herrn Karaſchin” der folgende Artikel:
Herr Karaſchin, der Leiter des Volkskommiſſariats für
wirt=
ſchaftliche Angelegenheiten in Moskau befindet ſich wieder
ein=
mal auf Reiſen. Zunächſt beehrte er England mit ſeinem
Be=
ſuche, wo er mit Lord Burnham auf deſſen Landſitze Burnham
Tower eine Beſprechung hatte. Lord Burnham gilt als der
Be=
ſitzer der vollſtändigſten Gainsborough= und Neynolds=Samm=
lung in den Vereinigten Königreichen, aber es iſt wohl kaum
anzunehmen, daß Herr Sergei Karaſchin, ehedem Abraham
Sauexſtein mit Namen, ſich beſonders für dieſe berühmten
eng=
liſchen Maler intereſſierte. Lord Burnham iſt neben ſeiner
Eigenſchaft als Kunſtſammler Präſident der Imperial
Anglo=
dutch Oil Company! Man hat daher Grund zur Annahme, daß
der Gaſt aus Sowjetrußland ſich mit ihm weniger über Kunſt
als über Petroleum unterhalten hat. Rußland will ſeine
Oel=
felder in Sachalin, Kaukaſien und am Kaſpiſchen Meere
der=
kaufen, und der angelſächſiſche Truſt meldet ſich natürlich ſofort
als Käufer,
„Das wäre nicht weiter auffallend,” fuhr der Artikel ſort.
„Es iſt ein öffentliches Geheimnis, daß England ſchon längſt
ſeinen Petroleumfrieden mit Amerika geſchloſſen hat und daß
die beiden angelſäſiſchen Weltmächte jetzt vereint auf das große
Ziel losgehen, die geſamte Erdölproduktion der Welt in ihre
Gewalt zu bringen. Auffallend aber iſt, daß Herr Karaſchin
ſich von London nicht, wie man hätte erwarten dürfen — nach
Paris, ſondern nach Berlin begeben hat, wo er unmittelbar
nach ſeiner Ankunft Konferenzen mit Walter Grolmans, dem
deutſchen Stahlkönig, und Dr. Fritz Röder, dem Chef des
Bank=
hauſes Röder, Darfeldt und Compagnie hatte. Walter
Grol=
mans hat erſt im Vorjahre die geſamte Eiſenerzproduktion im
Ural an ſich gebracht und greift auch ſonft mit ſeinem
Rieſen=
unternehmen tief in das ruſſiſche Wirtſchaftsleben ein. Das
Bankhaus Röder, Darfeldt u. Compagnie war vor dem Kriege
die Vertrauensſtelle der zariſtiſchen Regierung bei ihren
inter=
nationalen Geldgeſchäften und ſcheint auch von den neuen
Her=
ren Rußlands mit demſelben Vertrauen beehrt zu werden. Wenn
alſo Herr Karaſchin von ſeinem Beſuch bei Lord Burnham
ſporn=
ſtreichs zu Walter Grolmans und Dr. Fritz Röder fährt, gibt
das zu denken. Es iſt nur die Frage, wie die franzöſiſche
Regie=
rung über dieſe Reiſen des Herrn Karaſchin denkt! Oder ſollte
ſie bis heute keine Ahnung davon gehabt haben?”
Die franzöſiſche Regierung hatte ſchon eine Ahnung von den
Reiſen und Beſprechungen des Herrn Sergei Karaſchin. Und
ſie machte ſich auch ihre Gedanken darüber, ſehr ernſte, ſehr
be=
ſorgte Gedanken ſogar.
Das bewies die Anweſenheit des Herrn St. Aubian in
London.
IX.
Wenn Las Valdas geglaubt hatte, Grace werde ihm bei
ſeiner Rückkehr opferbereit in die Arme fallen, ſo hatte ſich dieſer
erfahrene Stratege auf dem Gebiete der Liebeskunſt gründlich
geirrt.
Er war am Abend in Burnham Tower eingetroffen, einige
Stunden, nachdem Lord Burnham ſelbſt zurückgekehrt war. Das
Diner war bereits voruber und der Tanz im kleinen Salon in
vollem Gange, als das Auto des Portugieſen an der Rampe des
Schloſſes vorfuhr. Der Butler nahm in in Empfang, geleitete
ihn mit der engliſchen Butlern angeborenen Feierlichkeit zu
ſei=
nem Apartement und meldete ihm, ſeine Lordſchaft befinde ſich
in der Bibliothek, wo bereits das Spiel, begonnen; Lady Grace
wünſche dem Herrn Grafen einen recht guten Appetit und
er=
warte ihn nachher im Tanzlalon.
Las Valdas biß ſich auf die Lippen.
Doch noch größer war ſeine Enttäuſchung, als er, nachdem
er einen haſtigen Imbiß zu ſich genommen und ſich umgekleidet
hatte, in den Salon kam. Lady Grace ſchwebte gerade am Arm
eines Tänzers an ihm vorüber, als er eintrat. Sie winkte ihm
kurz, beinahe herablaſſend, zu — das war alles. Ließ ihn an
der Türe ſtehen und, innerlich kochend vor Wut, mußte er
war=
ten, bis Miß Elliot die Finger von den Taſten ſinken ließ und
der Tanz zu Ende war. Dann erſt durfte er Ihrer Ladyſhip die
Hand küſſen.
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