Einzelnummer 10 Pfennige
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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuftrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit z verſebenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſi. Tagbl.” geſtattet.
Nummer 321
Freitag, den 19. November 1926.
189. Jahrgang
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ſtädtei und Nationalbank.
(inweihungder Infanterieſchule
durch v. Hindenburg.
Sachſen begrüßt den Reichspräſidenten.
Berlin, 18. November.
Reichspräſident v. Hingenburg hat ſich heute vormittag
in Begleitung des Reichswehrminiſters Dr. Geßler und des
Chefs der Heeresleitung, Geheral Heye, nach Dresden begeben,
um dort die neue Infanterieſchule zu eröffnen. An der
Eröff=
nungsfeier werden auch der Reichsfinanzminiſter Dr.
Rein=
hold ſowie Vertreter der ſächſiſchen Regierung teilnehmen.
Heute vormittag 10.44 Uhr ttaf Reichspräſident v. Hindenburg
auf dem Neuſtädter Bahnhof ein, wo die Spitzen der Staats=
und ſtädtiſchen Behörden zu ſeiner Begrüßung erſchienen waren.
An Stelle des erkrankten Miniſterpräſidenten Heldt begrüßte der
Volksbildungsminiſter Dr. Kaiſer den Reichspräſidenten namens
der ſächſiſchen Regierung. Der Reichspräſident nahm ſodann die
Meldungen des Vorgeſetzten der Infanterieſchule Generalmajor
v. Amsberg ſowie des Wehrkreiskommandeurs General
Wöll=
warth, der mit ſeinem Stabe erſchienen war, entgegen. Im
offe=
nen Auto fuhr ſodann Reichspräſident v. Hindenburg mit dem
Reichswehrminiſter Dr. Geßler, von einer zahlreichen
Menſchen=
menge ſtürmiſch begrüßt, durch die Königsbrückerſtraße, wo
Mili=
tärvereine und Jnnungen Spalier bildeten, nach der
Garniſon=
kirche. Vor der Kirche hatte eine Ehrenkompagnie des 10.
Infan=
terieregiments Aufſtellung genommen, deſſen Front der
Reichs=
präſident abſchritt. In der Garniſonkirche fand aus Anlaß der
Einweihung der neuen Infanterieſchule ein kurzer Gottesdienſt
ſtatt, an dem das Offizierkorps und die Schüler der
Infanterie=
ſchule ſowie Abordnungen der Truppenteile des Standortes
Dresden teilnahmen.
Anſprache Hindenburgs an die Infanterieſchüler.
Nach dem Gottesdienſt nahm der Reichspräſident vor der
Garniſonkirche den Vorbeimarſch der dort aufgeſtellten
Truppen=
teile entgegen und begrüßte die erſchienenen ehemaligen
Kriegs=
teilnehmer. Er begab ſich dann nach dem neuen Gebäude der
Infanterieſchule. Der Reichspräſident richtete eine kurze
An=
ſprache an die Infanterieſchüler, in der er etwa ausführte, er
wolle durch ſeine Anweſenheit zeigen, welch hohen Wert er der
Erziehung des Offiziersnachwuchſes beimeſſe. Der Waffenſchüler
müſſe vor allem gehorchen lernen, damit er ſpäter zu befehlen
verſtehe. Er dürfe nicht vergeſſen, daß ihm in ſeinen
Unter=
gebenen ein koſtbares Gut des Vaterlandes anvertraut ſei, die
er zu geraden, aufrechten deutſchen Männern erziehen ſoll. Die
Waffenſchüler ſollen eingedenk ſein, daß ſie die Tradition der
alten Armee zu bewahren und fortzuſetzen haben. Der
Reichs=
präſident ſchloß mit den Worten: „So eröffne ich denn die
Infanterieſchule in dem feſten Vertrauen, daß ſie die
Pflege=
ſtätte alter deutſcher Soldatentugenden ſein möge. Dann wird
auch dieſes Haus dem Vaterlande nützen.”
Nach der Anſprache ſchritt der Reichspräſident die Front der
Infanterieſchüler ab und nahm die Vorſtellung der am Neubau
beteiligten Heeresbeamten ſowie einer Arbeitgeber= und
Arbeit=
nehmervertretung entgegen. Im Anſchluß hieran begab er ſich
zu dem zur Erinnerung an die im Weltkriege gefallenen
ehe=
maligen ſächſiſchen Kadetten errichteten Denkmal, wo ſich auch
eine Abordnung ehemaliger ſächſiſcher Offiziere eingefunden
hatte. Am Fuße des Denkmals legte der Reichspräſident einen
Kranz nieder. Auch Reichswehrminiſter Dr. Geßler und der Chef
der Heeresleitung General Heye legten Kränze nieder, letzterer
zugleich im Namen des Generaloberſten v. Seeckt. Hierauf
be=
gab ſich der Reichspräſident in den Vortragsſaal des neuen
Ge=
bäudes. Hier ſprach der Kommandeur der Infanterieſchule
Generalmajor v. Amsberg den Dank der Infanterieſchule für
das Erſcheinen des Reichspräſidenten aus und für das von ihm
geſtiftete Porträt, das von Profeſſor Vogel gemalt iſt und den
Reichspräſidenten in Marſchallsuniform darſtellt. Sodann wurde
im Speiſeſaal ein einfaches Frühſtück eingenommen. Die Abfahrt
des Reichspräſidenten erfolgte gegen 4 Uhr.
Ein belangloſer Zwiſchenfall
ereignete ſich heute bei der Fahrt des Reichspräſidenten durch
die Königsbrücker Straße. Ein dort ſtehender, junger
Mann ſprag beim Nahen des Autos des Reichspräſidenten
auf das Trittbrett, ſprach den Reichspräſidenten an und
ver=
ſuchte, ihm ein Schreiben zu überreichen. Polizeibeamte zogen
den Mann ſofort vom Auto herunter, brachten ihn in ein
nahe=
gelegenes Haus und durchſuchten ihn nach Waffen. Es wurde
jedoch nichts Verdächtiges gefunden.
Die Arbeitsloſenverſicherung vom Reichsrat
angenommen.
Berlin, 18. November.
Der Reichsrat genehmigte in ſeiner heutigen Sitzung, außer
verſicherung erſetzt durch eine geſetzlich feſtgelegte
Arbeits=
loſenverſicherung. Darnach wird die bisherige
Erwerbsloſen=
verſicherung erſetzt durch eine geſetzlich feſtgelete
Arbeits=
loſenverſicherung nach dem Muſter der übrigen ſozialen
Verſiche=
rungsgeſetze, wobei die Krankenkaſſen Träger der Verſicherung
ſein ſollen. Die Ausſchüſſe haben eine Anzahl von Aenderungen
an der Regierungsvorlage beſchloſſen. Die Beiträge werden nach
Zem Lohnklaſſenſyſtem erhoben, wonach auch die Leiſtungen ge=
währt werden. Insgeſamt werden ſieben Lohnklaſſen errichtet,
beginnend mit einem Einheitslohn von 12 Mark in Klaſſe 1. Der
Einheitslohn der Klaſſe 7 beträgt 42 Mark. Die Unterſtützung iſt
ſozial abgeſtuft und darf in den Klaſſen 1 und 2 70 Prozent, in
den Klaſſen 3 und 5. 65 Prozent und in den Klaſſen 6 und 7
60 Prozent des Arbeitslohnes nicht überſteigen. Die Ausſchüſſe
haben neu eingefügt die Möglichkeit einer
Kurzarbeiterunter=
ſtützung. Ferner haben ſie in die Vorlage eine Kriſenfürſorge
hineingearbeitet, deren Koſten zu acht Neunteln vom Reich und
zu einem Neuntel von den Gemeinden getragen werden ſollen.
Der Vertreter des Reichsarbeitsminiſteriums beantragte im
Namen der Reichsregierung, die Beſtimmungen über die
Kurz=
arbeiterfürſorge und über die Koſtenverteilung für die
Kriſen=
unterſtützung zu ſtreichen. Der Antrag auf Streichung der
Kurz=
arbeiterfürſorge wurde vom Reichsrat mit großer Mehrheit
an=
genommen. Dagegen wurde der Antrag bezüglich der
Koſten=
regelung einſtimmig, bei einer Stimmenthaltung, abgelehnt. —
Darauf wurde die Vorlage im Ganzen mit großer Mehrheit
an=
genommen.
Um die Große Koglition.
Von unſerer Berliner Redaktion.
Was eigentlich gegenwärtig hinter den Kuliſſen auf
innen=
politiſchem Gebiete vor ſich geht, iſt ſchwer zu ſagen. Der Kreis
der Wiſſenden iſt ſehr klein, und ſie alle haben ſich eine
Schweige=
pflicht auferlegen laſſen, an der ſie auch ſtrikte feſthalten. Um
ſo mehr iſt politiſch allen Kombinationen Tür und Tor geöffnet.
Tatſächlich wird daran feſtzuhalten ſein, daß vorderhand weiter
nichts geſchieht, als daß in vertraulichen Beſprechungen zwiſchen
den Kabinettsmitgliedern und den Parteiführern Verſuche
ge=
macht werden, um herauszufinden, ob ſachlich überhaupt die
Möglichkeit beſteht, zwiſchen der gegenwärtigen
Minderheits=
regierung und den Sozialdemokraten ein Arbeitsprogramm
auf=
zuſtellen, das eine Zuſammenarbeit überhaupt lohnt. Die
Schwierigkeiten, die im Wege ſtehen, ſcheinen, von außen
ge=
ſehen, unüberwindlich. Die großen Aufgaben, die der
Reichs=
tag im Laufe des Winters zu erledigen hat, ſind — abgeſehen
vom Haushaltsplan — der Finanzausgleich, die
Arbeitszeitvor=
lage, das Arbeitsſchutzgeſetz, die Erwerbsloſenfürſorge und die
Handelsverträge, in der Hauptfache alſo Geſetze ſozialpolitiſchen
Charakters, bei denen nun einmal die Auffaſſungen der
Sozial=
demokraten und bürgerlichen Parteien ſehr weit
auseinander=
gehen. Mag ſein, daß bei den Sozialdemokraten, oder
wenig=
ſtens bei den Führern, die Abſicht zum Wiedereintritt in die
Regierung ſtark genug iſt, um ſie zu Zugeſtändniſſen zu
be=
wegen, die allen Parteien des Minderheitskabinetts ein
Zurck=
ſtellen ihrer Bedenken ermöglichen. Das wird ſich endgültig
erſt zeigen können, wenn in der kommenden Woche die
Fraktio=
nen beiſammen ſind und zu einem inzwiſchen vielleicht
ausgear=
beiteten Regierungsprogramm Stellung nehmen.
Völlig verfehlt iſt es allerdings, wie das von einigen
demo=
kratiſchen Blättern geſchieht, jetzt ſchon einen Schuldigen zu
präparieren, der die Verantwortung für das Scheitern der
Ver=
handlungen über die Große Koalition tragen ſoll. Dazu iſt
offenbar die Deutſche Volkspartei auserſehen. Sie hat ihre
grundſätzliche Bereitwilligkeit zur Großen Koalition bereits bei
früheren Gelegenheiten ausgeſprochen, und wird daran auch
jetzt feſthalten, aber ſie wird ſelbſtverſtändlich darauf beſtehen.
daß ein ſolcher Verſuch keinen Wert hat, wenn die Koalition
nach acht Tagen ſchon wieder in die Brüche gehen kann.
Aller=
dings iſt ſie durch die unglückliche Haltung der
Deutſchnatio=
nalen bereits ſtärker nach links verankert mit der Zuſage des
Kanzlers, daß er ſich von Fall zu Fall mit den
Sozialdemokra=
ten verſtändigen würde. Er hat damit die Chance des
Hin=
undherpendelns wohl bereits endgültig aus der Hand gegeben.
Das Programm, mit dem das Kabinett in den Winter
hinein=
ging, daß es mit wechſelnden Mehrheiten arbeiten und auf dieſe
Weiſe die Kriſe bis zum kommenden Sommer vertagen wollte,
iſt wahrſcheinlich heute ſchon endgültig widerlegt; denn wenn
die Sozialdemokraten merken, daß ſie bei dieſer halben
Koali=
tion nicht auf ihre Koſten kommen, werden ſie ſich nicht genieren,
bei der erſten, ihnen zweckmäßig erſcheinenden Gelegenheit
einen Streit vom Zaune zu brechen und mit Hilfe der
Deutſch=
nationalen die Regierung in die Minderheit zu ſetzen.
Dann bleibt als letzter Ausweg die Auflöſung des
Reichs=
tags und der Appell an die Wähler. Daran will aber der
Kanz=
ler vorerſt noch nicht recht heran; mit gutem Grund, er verſpricht
ſich davon keine ſo große Verſchiebung, daß im neuen Reichstag
die Schwierigkeiten, an deren Beſeitigung wir jetzt arbeiten,
endgültig verſchwinden, ganz abgeſehen davon, daß die
Wahl=
müdigkeit auch ein nicht zu unterſchätzender Faktor iſt. Alle
dieſe Gedankengänge ſind zwiſchen dem Kanzler, den
Kabinetts=
mitgliedern und den Parteiführern vermutlich bei einem Eſſen
ausgetauſcht worden, das am Mittwoch abend bei dem Kanzler
ſtattfand. Es iſt der Ausgangspunkt der widerſprechendſten
Ge=
rüchte geworden, die wir auf ihren wahren Sachinhalt
zurück=
zuführen eben verſucht haben. Wie raſch das Tempo der
Ent=
wickelung nach der poſitiven oder negativen Seite geht, werden
erſt die nächſten Tage zeigen können. Vielleicht kommt man
darauf, zunächſt einmal an einem praktiſchen Beiſpiel den
Ver=
ſuch zu machen, wie ſich mit den Sozialdemokraten arbeiten läßt,
und dazu die parlamentariſche Behandlung des
Arbeitszeit=
geſetzes zu beſchleunigen, bei dem die Sozialdemokraten
bewei=
ſen müßten, daß ſie bereit ſind, auch eine andere als lediglich
Agitationspolitik zu treiben. Die nächſten Tage werden zunächſt
im Zeichen der auswärtigen Politik ſtehen. Der Reichstag hat
ſeine Beratung vom Montag auf den Dienstag verſchoben, um
den Sozialdemokraten die Möglichkeit zu geben, an der
Inter=
nationalen Sozialiſtiſchen Konferenz in Luxemburg
teilzuneh=
men. bei der Herr Dr. Breitſcheid unentbehrlich iſt, und der
nachher als Redner der Sozialdemokratie im Reichstag ſprechen
ſoll. Der Außenminiſter wird alſo ſein Referat erſt am
Diens=
tag halten. Der Auswärtige Ausſchuß wird am Montag den
Bericht ſeines Unterausſchuſſes über die Militärkontrolle en
gegenehmen.
Der nächſie Krieg.
Von unſerem F=Korreſpondenten.
Ein italieniſcher Abgeordneter, der zu einer längeren Reiſe
ins Ausland noch grade vor der hermetiſchen Schließung der
ita=
lieniſchen Grenze für Italiener in die Schweiz hinübergewechſelt
iſt, hat hier in der freieren Luft ſich über die internationalen
Verhältniſſe und die Stellung des offiziellen Italien in recht
prägnanten Aeußerungen ausgelaſſen. Der Abgeordnete, deſſen
Namensnennung unter den heutigen Zuſtänden in Italien
natür=
lich nicht angängig iſt, gehört zu jener Gruppe der fasciſtiſchen
Abgeordneten, die als urſprüngliche nationaliſtiſche Fasciſten zu
bezeichnen ſind. Er war ein eifriger Interventioniſt, alſo einer
jener Leute, die in der Gefolgſchaft Muſſolinis, als dieſer noch
nicht Fasciſt, ſondern nur Kriegshetzex war, im Jahre 1914 mit
allen Mitteln auf den Eintritt Italiens in den Weltkrieg gegen
Deutſchland—Oeſterreich arbeiteten, hat mit Auszeichnung an der
Front gekämpft, war dann Mitbegründer des Fascismus und
einer der Leiter beim Marſch auf Rom, bis er ſich, wie viele
andere Urfasciſten, vom Fascismus trennte, als dieſer die rein
nationaliſtiſche Linie und zugleich die konſtitutionelle monarchiſche
Baſis verließ. Der Abgeordnete kennt alſo die Sinnesart
Muſſo=
linis genau und weiß auch zweifellos mit den eigentlichen
außen=
politiſchen Strömungen der fasciſtiſchen Abſichten Beſcheid. Wenn
er, der in Italien ziemlich ſchweigſam war, grade jetzt mehr aus
ſich herausgegangen iſt, ſo braucht dies nicht aus einer gegen das
jetzige Regime eingeſtellten Meinung heraus geſchehen zu ſein,
ſondern einfach aus der Tatſache zu reſultieren, daß alle
Ita=
liener, die glücklich über die Grenze gekommen ſind, plötzlich
ge=
ſprächig werden. Die Befreiung vom Druck genügt zum Bekennen.
Da der Abgeordnete ſeinerzeit auch im halbamtlichen Auftrag in
Rußland war, Deutſchland kennt, franzöſiſch, engliſch und etwas
deutſch ſpricht, ſo hat er auch die Qualitäten, um ohne ſein
Vor=
leben etwas von den Verhältniſſen im Ausland zu verſtehen.
Was er ausführte, muß hier wiedergegeben werden, obgleich
der Chroniſt ſich darüber klar iſt, daß man in Deutſchland einen
großen Teil der Miteilungen mit Kopfſchütteln und Ablehnung
beurteilen wird. Aber — und dies iſt eine der Hauptlehren des
großen Krieges — man ſoll zum Verſtändnis der internationalen
Politik grade auf das achten, was andere glauben, auch wenn es
unwahrſcheinlich eder ſogar falſch iſt, und nicht die Politik davon
abhängig halten, was man ſelbſt als richtig oder ſelbſtverſtändlich
erkannt hat. Nicht darauf kommt es an, ob man in Deutſchland
etwas beſſer weiß, ſondern darauf, was man im Ausland und
in ausſchlaggebenden politiſchen Zirkeln als wahr unterſtellt.*
Und unter dieſem Geſichtspunkt ſind die Ausführungen des
ita=
lieniſchen Abgeordneten ſehr beichtbar.
„Der nächſte Krieg — und zwar wird er in gar nicht langer
Zeit ausbrechen — iſt der deutſche Revanchekrieg gegen
Frank=
reich. Deutſchland und Rußland gegen Frankreich. Das weiß
man in Paris, und deshalb wird trotz Thoiry das beſetzte deutſche
Gebiet nicht geräumt werden. Deutſchland muß dieſen Krieg
ſchon deshalb machen, weil es ſonſt ſeine Oſtgrenzen gegen Polen
nicht in Ordnung bekommt. Nur wenn Polen ohne Krieg
ver=
ſchwinden ſollte, ließe ſich vielleicht dieſe Auseinanderſetzung
zwiſchen Berlin und Paris vermeiden. Aber auch Frankreich
kann auf den Krieg kaum verzichten, denn es kann die
Milliar=
den, die es in Polen, der Tſchechoſlowakei und im Balkan
inve=
ſtiert hat, nicht kampflos aufgeben. Wenn Deutſchland behauptet,
keine Waffen zu haben, ſo iſt das nicht wahr. Die ſchwere
Artil=
lerie, Tanks, Flugzeuge und alles, was ſonſt notwendig iſt,
wer=
den in den Putilowwerken jetzt für Deutſchland fabriziert. Ich
war ſelbſt in den ruſſiſchen Putilowwerken und habe dort
ge=
ſehen, wie die ſchweren Mörſer und Haubitzen bis zu den ganz
großen Kalibern hergeſtellt werden. Ein großer Teil des
Inge=
nieurſtabes von Krupp arbeitet dort, und zwar mit Hochdruck.
England bleibt neutral, ſieht der Sache zu, in der Erwartung,
daß Frankreich geſchlagen wird. Denn der Sieg liegt
zweifel=
los bei Deutſchland—Rußland. Italien aber — und das klingt
im erſten Augenblick paradox — wird auf ſeiten Fronkreichs in
den Krieg eintreten und natürlich ebenfalls mitgeſchlagen
wer=
den. Aber Muſſolini kann nicht anders. Trotzdem heute die
Mei=
nung der Bevölkerung vollkommen gegen Frankreich gerichtet iſt,
wird Muſſolini ſich gegen Deutſchland wenden. Denn die
Rei=
bungsflächen mit Frankreich ſind keine kriegsgefährlichen, keine
für Italien vitalen Fragen. Dagegen iſt der Beſitz und die
Sicherung der Brennergrenze eine Notwendigkeit. Bei einem
Kriege Deutſchland—Rußland gegen Frankreich wird, aber der
öſterreichiſche Anſchluß ſofort aktuell und damit die
Brenner=
grenze in Frage gezogen. In Südtirol aber herrſcht noch immer
der Geiſt Andreas Hofers und damit für Italien der Zwang,
für Frankreich zu optieren. Man ſieht ja auch, daß trotz der
Schreierei in Frankreich und Italien die beiden Regierungen
alles tun, um dieſe aufgeregte öffentliche Meinung, die man zur
Kaſchierung der Abſichten ſehr gut brauchen kann, nicht zu
irgend=
einem Einfluß auf die Regierungsmaßnahmen kommen zu laſſen.
Poincaré will mit Italien zuſammengehen, und wenn Briand
auch vielleicht ehrlich eine Zeit lang an eine Ausſöhnung mit
Deutſchland gedacht hat, ſo iſt er ſchon lange wieder von den
Generälen und Poincaré kalt geſtellt. Der Krieg iſt
unausbleib=
lich. England bekommt dadurch wieder ohne Koſten das
Mittel=
meer in ſeine Gewalt, den Seeweg nach Oſtaſien und Aegypten
gefahrfrei, weil Frankreich und Italien im Mittelmeer
aus=
ſcheiden, während zugleich das ruſſiſche Intereſſe vom Fernen
Oſten wieder mehr nach Europa abgelenkt wird. Deutſchland
wird auf dem Weltmarkt zunächſt kein Rivale, weil ihm der
ruſſiſche Markt offen ſteht. Zugleich bietet ſich England außer
der Anſammlung neuen Reichtums durch Kriegsgeſchäfte die
Möglichkeit, in Nordafrika und Zentralafrika an Deutſchland
Teile der franzöſiſchen und italieniſchen Kolonien fallen zu laſſen
und damit die eigenen Kolonialmandate in Oſtafrika, die ihm
wichtig ſind, zu behalten. Italien geht durch dieſen Krieg
viel=
leicht zugrunde, denn die Rache Deutſchlands wird grade gegen
Rom bitter ſein. Aber es iſt das Verhängnis Muſſolinis, daß
er nicht anders kann und will. Bei irgend einem europäiſchen
Krieg kann er nicht neutral bleiben und will es auch nicht. Jedes
neutrale Verhalten würde im eigenen Lande ſchwere
Erſchütte=
rſingen auslöſen, und für ſeine Eroberungspolitik braucht er ſp
Freitag, den 19. November 1926
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Nummer 321
wie ſo einen Krieg. Wenn er ſelbſt vielleicht grade jetzt noch
keinen Krieg beginnen kann, ſo wird er doch ſich in jede andere
Auseinanderſetzung hineinmiſchen. Der Krieg kommt und
be=
deutet für uns Italiener die ſchwerſte Prüfung. Ich habe den
Fascismus begründen helfen, und ich muß mich von ihm trennen,
grade weil ich dies Unglück kommen ſehe. Deutſchland aber, das
ich bewundere, aber nicht liebe, wird der mächtigſte Staat auf
dem Kontinent. UInd diesmal werden die Deutſchen und
Eng=
länder klug genug ſein, ſich nicht wieder ſelbſt ihr Geſchäft zu
verderben.”
So ſprach ungefähr der Abgeordnete. Und es war vergebens,
ihn mit allen möglichen Gegenargumenten zu widerlegen. Er
war nicht von ſeiner Ueberzeugung abzubringen, So aber, wie
er, denkt eine große Zahl von Leuten in Italien grade in den
Kreifen, die, ſtark national und maßgebend an der Beratung über
die auswärtige Politik beteiligt, Einfluß auf Muſſolini und das
Schickſal Italiens haben.
Die oſtioberſchleſiſchen Wahlen.
Polen fälſcht das Wahlergebnis.
* Warſchau, 18. November. (Priv.=Tel.)
Das Ergebnis der Gemeindewahlen in Oſt=Oberſchleſien, das
für die Deutſchen einen nicht wegzuleugnenden Erfolg bedeutet,
hat, wie nicht anders zu erwaten war, in den amtlichen Kreiſen
gtößte Beſtürzung hervorgerufen. Der Wojwode von Kattowitz,
Dr. Garzinſki, iſt nach Warſchau berufen worden, um ſich dort
vor dem Innenminiſter wegen des polniſchen Mißerfolges zu
rechtfertigen. Die Regierung wirft ihm vor, er habe verabſäumt,
die in ſeinem Amtsgebiet herrſchende Stimmung kurz vor den
Wahlen zu prüfen und rechtzeitig eine Verſchiebung der Wahlen
zu beantragen. Seine Abberufung wird davon abhängig gemacht,
ob er in der nächſten Zeit beſondere Leiſtungen zeigt und die
in ihn geſetzten Hoffnungen erfüllt. Was das zu bedeuten hat,
iſt nicht zweifelhaft. Garzinſki, der Mitglied des polniſchen
Inſurgentenverbandes iſt, wird ſich befleißigen, durch eine
ver=
ſtärkte Bedrückung der Deutſchen das Wohlwollen der Regierung
zurückzugewinnen.
Bemerkenswert iſt auch daß der Woſwode in Warſchau
dar=
auf hingewieſen hat, daß von einer polniſchen Niederlage
über=
haupt nicht die Rede ſein könne und ſich dabei auf den amtlichen
Bericht der polniſchen amtlichen Telegraphen=Agentur über das
Endergebnis der Wahlen bezog, die es fertig gebracht hat, einen
57prozentigen Sieg der Polen herauszurechnen. Wie es mit
dieſem erechneten Sieg ſteht, darüber bringt die in
oberſchle=
ſiſchen Fragen ſehr gut unterrichtete „Rzecz poſpolita”
inter=
eſſante Aufklärungen. Sie ſchreibt, es ſei nicht wahr, daß die
Polen 57 Prozent der Stimmen erhalten hätten. Es ſei auch
nicht angebracht, die Wahrheit zu verheimlichen und die politiſche
Niederlage in einen Sieg umzuwandeln. Die amtliche
Tele=
graphen=Agentur habe die Mandate der Autonomiſten und der
Grundbeſitzer, obwohl es ſich hier um keine polniſchen, ſondern
vielfach um deutſche Stimmen handle, als polniſche Mandate
angeführt. Auch die kommuniſtiſchen Stimmen müßten
gleich=
falls von der Geſamtzahl der polniſchen Stimmen abgezogen
werden. Es wären in den Aufſtellungen der Landratsämter
weiter nicht die Stimmen, ſondern nur die Mandate angeführt,
und dadurch das wahre Ergebnis und die Bedeutung der
Ver=
teilung der Mandate verheimlicht. Die Organiſation der Wahlen
habe viel zu wünſchen übrig gelaſſen, und ſchließlich ſei von
den Verwaltungsbehörden der wirkliche Stand
gefälſcht worden. Daß die polniſche Regierung
ihrem Aerger über den Wahlausfall in weiteren
Will=
kürakten gegen Oſt=Oberſchleſien Luft machen will, das ſcheint
aus Gerüchten hervorzugehen, die von einer beabſichtigten
Auf=
teilung des Gebietes unter drei oder fünf
kongreßpolniſche Kreiſe wiſſen wollen. Denn damit
würde Oberſchleſien als beſonderes Gebilde zu
beſtehen aufhören. Dieſe Löſung wäre allerdings nur
durch einen Staatsſtreich gegen die Autonomie Oberſchleſiens
möglich, wobei freilich zu berückſichtigen wäre, daß ein Eingreifen
des Völkerbundes verlangt werden könnte.
Kritik Korfantys an der amtlichen Wahlſtatiſtik.
Warſchau, 18. November.
In der „Rzeczpoſpolita” kritiſiert Korfanty die amtliche
Statiſtik über das Wahlergebnis in Oſtoberſchleſien. Korfanty
macht darauf aufmerkſam, daß die polniſche Statiſtik den
pol=
niſchen Liſten hinzurechnet die Mieterliſte und die
Mittelſtands=
liſte, obgleich erſtere rein deutſch und die andere gemiſcht war.
Ferner ſind in den polniſchen Liſten die Separatiſten und die
Kommuniſten hinzugerechnet worden. Korfanty bezeichnet die
polniſche amtliche Wahlergebnisliſte als gefälſcht.
*Berliner Premieren.
(akr.) Puccinis opus posthumum, die bis auf das letzte
Duett und das Finale noch von ihm fertiggeſtellte Oper „
Tu=
randot” erlebte nun, nach der vor einigen Monoten erfolgten
feierlichen Uraufführung in Italien, die erſte Berliner
Auffüh=
rung in einem ebenfalls feſtlichen Rahmen. Die Qualitäten des
verſtorbenen italieniſchen Maeſtro, der auf dem Gebiete der Oper
zweifelsohne der genialſte Theatraliker ſeines Jahrhunderts war,
laſſen ſich ſchwer in Abrede ſtellen, es iſt aber eine gerade durch
deutſche Muſiker längſt feſtgeſtellte Tatſache, daß dieſer Meiſter
der Harmonien und der Inſtrumentationskunſt ſeine eigenſte
Begabung, nämlich die an raffiniert=neuartigen Klangwirkungen
ungemein reiche Inſtrumentierung, leider in den Dienſt des
ſeelenloſen, in der Hauptſache grob=ſinnliche Effekte
anſtreben=
den Verismus geſtellt hat. Es ſind dies Effekte, die in erſter
Linie Nervenſpannung bezwecken, aber kaum imſtande ſind, eine
ſeeliſche Vertiefung oder gar Befriedigung aus dem über
Durch=
ſchnittsnivean ſtehenden Zuhörer herauszuholen. Die ſich durch
blendend=vollkommene Technik nicht täuſchen laſſen und hinter
der äußerlichen Form den inneren, rein geiſtigen Wert ſuchen,
werden Puccinis Art, Opern zu ſchreiben, unbedingt ablehnen,
ſie iſt ja weiter nichts als eine mit Virtuoſität durchgeführte
Transponierung des Sardouſchen Dramas auf die Opernbühne:
Efferthaſcherei und Bühnenwirkung. Mit anderen Worten:
Technik und Mache. Genial, aber — doch nur Mache! Die
Maſſe liebt ſeit jeher derartige Bühnenwerke und wie ſie
ſeiner=
zeit für die längſt aus der Mode gekommene ſogenannte „große
Oper” Meherbeer und ſeine Schule — ſchwärmte, ſo
ent=
ſpricht auch die Puccini=Art am beſten ihrem Geſchmacke. Sie
gilt für die Publikumsoper von heute. In „Turandot”
kom=
binierte Puccini mit mehr oder weniger Geſchick das
Sentimen=
tale mit dem Grotesk=Komiſchen, anſonſten dominieren in der
Partitur dieſelben zwei Elemente, wie etwa bei Tosca:
gekün=
ſteltes Scheinpathos und, wo wir warmempfundene Lyrik gern
hören würden, ſüßlich=banale, die robuſte Pathetik würdig
ergän=
zende Sentimentalität. Die Berliner Premiere war ein voller
Erfolg für den Dirigenten, Bruno Walter, den Inſzenator,
Tietjen, und den Schöpfer der Ausſtattung, Leo Paſetti.
Im Deutſchen Theater ſah man ein hiſtoriſches
Schau=
ſpiel in ſiebzehn Bildern „Neidhardt von Gneiſenau”
von Wolfgang Goetz. Kein geſchloſfenes, einheitliches Drama,
nur leckere Szenen, abwechſelnd von äußerem Geſchehen und
innerer Aktion. Immerhin iſt es dem Dichter gelungen, die
ſeeliſchen Enttäuſchungsetappen ſeines Gneiſenau, der mit
Vom Tage.
Die für den 22. November 1926 anberaumte Plenarſitzung
des Reichstages wurde auf den 23. November verſchoben.
Der frühere Chefredakteur der „Deutſchen Allgemeinen Zeitung”,
Prof. Dr. Paul Lenſch, iſt nach langem ſchweren Leiden im Alter
von 53 Jahren an den Folgen einer Herzlähmung geſtorben.
Wie wir erfahren, wird die ſozialdemokratiſche
Landtags=
fraktion den früheren Unterrichtsminiſter Hermann Fleißner für das
Amt des ſächſiſchen Miniſterpräſidenten in Vorſchlag
bringen.
Die Slowaken haben an Miniſterpräſident Swehla ein
befriſtetes Ultimatum geſtellt, ob er ſein Verſprechen, den
Slowaken das Preßburger Miniſterium zu geben, einlöſen will, ſonſt
drohen ſie mit Oppoſition.
Aus Moskau verlautet, daß dort eine von Trotzkis
An=
hängern geleitete Verſchwörung in der Roten
Armee gegen die Stalingruppe aufgedeckt worden ſei, vrotzdem Trotzki
öffentlich jede Gegenaktion verurteilt hatte.
Bei den bulgariſchen Kreisratswahlen haben, die
Regierungsparteien nur 38 Proz. erhalten. Bei den
Wahlen kam es zu blutigen Zuſammenſtößen, wobei 40 Perſonen
ge=
tötet wurden.
Der Gerichtshof von Barcelona verurteilte den Attentäter
Maſach, der einen Anſchlag auf Primo de Rivera verübt
hatte, zu zehn Jahren Zuchthaus.
Der ſpaniſche König hat ein Dekret unterzeichnet, durch
das die meuternden Artillerieoffiziere begnadigt
und wichtige Reformen des Artilleriekorps eingeleitet werden.
Wie „Oeuvre” meldet, findet die angekündigte Unterredung
Briands mit Tſchitſcherin bereits am kommenden
Mitt=
woch ſtatt.
Entgegen der allgemeinen Erwartung haben die Bergarbeiter
von Südwales die Regierungsvorſchläge abgelehnt.
Aus Santiago wird gemeldet, daß die chileniſche
Regie=
rung zurückgetreten iſt.
Der Aufruhr in Java dauert weiter an. Jedoch ſollen
die wichtigſten Führer dev Aufſtandsbewegung
ver=
haftet worden ſein.
Die Revolution in Nicaragug.
Intervention der Vereinigten Staaten.
Waſhington, 18. November.
Hier wird bekannt, daß der Präſident von Nicagragua, Diaz,
die Intervenuion der Vereinigten Staaten anläßlich des
Auf=
ſtandes in Nicaragua in Ausſicht geſtellt habe. Nicaragua ſei
allein zu ſchwach, um die von der mexikamiſchen Regierung
her=
vorgerufene Empörung zu unterdrücken. Es ſoll ſich zurzeit die
ganze Oſtküſte Nioaraguas in den Händen der Aufſtändiſchen
be=
finden. In politiſchen Kreiſen Waſhingtons wird dazu bemerkt,
daß man erſt amtlich über die Abſichten des Präſidenten Diaz
unterrichtet ſein müſſe, ehe man die Frage einer Intervention
in Erwägung ziehen könne. Staatsſekretär Kellogg bezeichnete
die Angelegenheit als fehr ernſt. Jedenfalls müſſe ein ſolches
Erſuchen um das Eingreifen einer ausländiſchen Macht alle
Freunde einer Stabilität, in Mittelamerika mit Sorge erfüllen.
Es handelt ſich von ſeiten Mexikos offenbar um die Förderung
einer vadikalen Propaganda und bolſchewiſtiſcher Philoſophie.
Wenn er auch glaube, daß emſte Auswirkungen auf
Mittel=
amerika nicht zu beſürchten ſeien, ſo erfülle doch die mexikaniſche
Einmiſchung in Anbetracht der von ihr verfolgten Ziele die
Vereinigten Staaten mit Sorge mit Rückſicht auf die
geogra=
phiſche Loge dieſer Länder zwiſchen den Vereinigten Staaten
und dem Panamakanal. Die Vereinigten Staaten würden
ge=
gebenenfalls erwägen, ob dem Erſuchen des Generals Diaz
da=
hin ſtattzugeben fei, daß amerikawiſche Seeſtreitkräfte in die
Ge=
wäſſer von Nicaragua entſandt wünden, um auf dieſe Weiſe
Waffenzufuhren aus Mexiko nach Nioavagua zu unterbinden.
Das amerikaniſch=mexikaniſche Verhältnis.
Die „Aſſociated Preß” meldet: In politiſchen Kreiſen in
Waſhington wird zu dem Interventionserſuchen des
Präſiden=
ten Diaz bezüglich des amerikaniſch=mexikawiſchen Verhältniſſes
betont, daß der zwiſchen den Vereiwigten Staaten und Mexiko
kürzlich erfolgte Notenaustauſch betreffend die
Landesgeſetz=
gebung in Mexiko das Empfinden verſtärkte, daß dem
amerika=
niſch=mexikaniſchen Gegenſatz ein grundſätzlicher Gegenſatz
theo=
retiſch=politiſcher Natur zugrunde liege. Dieſer Gegenſatz werfe
ſeine Schatten auch bereits ſchon auf die Zukunft, und es werde
dadurch den beiden Regierungen erſchwert, eine gemeinſame zu
der Verſtändigung der Vereinbarungen geeignete Formel zu
finden.
dem hiſtoriſchen nicht identiſch iſt, mit dem Ablauf der
geſchicht=
lichen Begebenheiten dramatiſch zu verknüpfen. Er läßt ſich auch
nicht allzu oft zu Aeußerlichkeiten verführen, bildnert recht
ſorg=
fältig die echt deutſch gedachte Hauptgeſtalt des Helden und bringt
ſogar einige friſche Einfälle in punkto Geſchichtsſatire. Mit
einem Wort iſt das Werk bedeutend ſympathiſcher, als die meiſten
ähnlicher Art, die wir in letzter Zeit über uns ergehen laſſen
mußten. Der Abend ſtand unter dem Zeichen eines
dar=
ſtelleriſchen Genies: Werner Krauß wurde bejubelt, wie ſeit
Jahren kein Schauſpieler. Er hat ſeine ſtücktragende Rolle
be=
herrſchend, grandios geſteigert, durchgeführt und verhalf dem
Werke zu einem Rieſenerfolg.
Die Tribüne hat Leonid Andrejews: Schauſpiel
„Der Gedanke” ausgegraben, das ſchon vor einigen Jahren
daſelbſt aufgeführt wurde und — ebenfalls nicht durchſchlug. Ein
Profeſſor ſimuliert Wahnſinn oder zwingt vielmehr ſeinen „
Ge=
danken” zum Wahnſinn und endet nach vollbrachter „Tat” —
Ermordung ſeines Jugendgenoſſen, der das Mädchen heiratete,
das ihn zurückgewieſen hat — in der Tat im Irrenhaus. Dieſes
Drama iſt konſtruiert und hängt höchſtens durch den
Beweg=
grund der Entwicklung, die verſchmähte Liebe, mit dem wirklichen
Leben zuſammen. Derartige gekünſtelte Problematik befremdet,
und das Irrenhaus auf der Bühne übt eine quälende Wirkung
aus. Wegener, der anſcheinend Spezialiſt für „dämoniſche‟
Rollen iſt, zeichnet ein bis in die kleinſten Feinheiten
ausgearbei=
tetes pſychologiſches Porträt; nicht einmal er vermochte aber die
abweiſende Haltung des Publikums zu überwinden.
Dieſe Repriſe beweiſt wiederholt, daß die Theater der
Reichs=
hauptſtadt ſtagnieren. Neue Ideen ſind nicht vorhanden, folglich
müſſen immer wieder alte Stücke aufgenommen werden. So
in=
ſzenierte Piscator in der Volksbühne Gorkis „
Nacht=
aſyl” dieſe „Szenen aus der Tiefe” wie ſie ihr Schöpfer nannte.
Der Verſuch bedeutete trotz ſtärkſter Einzelheiten und wundervoll
gelungener Teile keine Wiederbelebung der zum Teil ſchon
über=
wundenen Dichtung und auch keine neue Etappe in der
Entwick=
lung Piscators.
Das Staatliche Schauſpielhaus griff zu
Wede=
kind zurück und brachte „Lulu” die Zuſammenfaſſung von
„Erdgeiſt” und der „Büchſe der Pandora”, in der Bearbeitung
Erich Engels, die ſämtliche ſieben Akte, natürlich ſehr
konzen=
triert, mit vielen, aber nie ſtörenden Strichen, ſpielen läßt und
alles zu einer organiſchen, brauſenden Einheit verſchmelzt.
Das Theater in der Kommandantenſtraße
war=
tete mit einer netten, traditionell anzengruberiſchen Aufführung
der unverwüſtlichen Bauernkomödie „Der Gwiſſenswurme
auf, und das kleine Roſe=Thegter verſuchte zur Abwechſlung
Angora und Odeſſa.
Von unſerem (0)=Korreſpyondenten.
C. M: P., London, 18. Nov.
Vor über 14 Tagen wurde in Angora deer dritte Jahrestag der
Proklamation der kürkiſchen Republik gefeiert, und man konnte die
An=
weſenheit der Vertreter der wichtigſten aſiatiſ hen Mächte ausſchließlich
Japans feſtſtellen, Chinas, Rußlands, Perſien’s und Afghaniſtans. —
Kluge, weitſehende Politiker haben die Bedeu ſtung dieſes
Zuſammen=
treffens ſofort erfaßt und darauf hingedeutet, daß es als ein weiterer
Schritt zur Etablierung einer panaſiatiſchen Li ga als Gegengewicht zum
Völkerbunde aufzufaſſen ſei. Iſt denn dieſe Ainſicht richtig? Schon die
gleich darauf in Odeſſa erfolgte Ausſprache zwwiſchen Tſchitſcherin und
dem türkiſchen Miniſter des Auswärtigen alſo ohne Hinzuziehung
irgendeines der anderen Gratulanten in Aengora müßte Zweifel
er=
wecken. War die Türkei auf der inoffiziellen Fanaſiatiſchen Konferenz in
Nagaſaki im Auguſt vertreten? Mit nichten. Ebenſo wie Afghaniſtan
hatte ſie zuerſt zugeſagt, ſich dann aber im letzten Moment
zunück=
gezogen. Der Ghazi iſt ein kluger Mann, al er ein Orientale, der als
ſolcher die äußerſte Vorſicht walten läßt. Er kweiß ganz genau, daß die
chineſiſche Regierung in Peking nicht mehr füw ganz China ſprechen kann.
Allerdings iſt Dr. Alfred Szé warm aufgenommen worden. Dahinter
ſteckt jedoch Chinas Stellung im Völkerbunde. Der Hauptfeſtgaſt war
bezeichnenderweiſe der Vertreter des Könfigs Riza, Mirza Abdul
Huſſein Khan Timurtaſh. Man hat ihn mit geradezu fürſtlichen Ehren
empfangen; man gab ihm ein Feſtbankett; (Kemal Paſcha empfing ihn
in langer Audienz, der auch der türkiſche MMiniſter des Auswärtigen,
Tewfik Ruchdi Bey, und der türkiſche Botſchafter in Teheran, Memdub
Schevket Bey, beiwohnten, und die ſich um zwei Stunden über die
ver=
anſchlagte Zeit ausdehnte. Gewiß hat auck) der Vertreter des jungen
Herrſchers von Afghaniſtan ein freundſchaftl iches Schreiben in beſonders
warmem Tone dem Ghazi überreicht, aber zu einer ausgeſprochenen
politiſchen Unterredung iſt er ebenſowenig tvie eimer der anderen
Gratu=
lanten gelangt.
Nicht hat aber auch ſür die Türkei die gleiche doppelte politiſche
Bedeutung wie Perſien. Perſien iſt das Hauptglied der Dreiländer=
Kette, die ſich vom Mittel= und Schwarzen Meere bis China und Indien
ſpannt. Perſien iſt jetzt die Vormacht dieſer mohammedaniſchen Gruppe,
die eine gemeinſame Frontlinie nach Norden bildet. Wie verſchieden
auch die Politik der drei Herrſcher gegerüber dem nördlichen Nachbarn
ſein mag, in einem iſt ſie gleich: darin, daß ſie eine entſchiedene,
energi=
ſche Stellung allen Verſuchen der Sowjet=Propaganda gegenüber
ein=
nehmen. Auch der Ghazi, der ſonſt gern auf die liſtigen Ratſchläge der
Sowjet=Diplomatie lauſcht — iſt doch der Sowjetvertreter Suritſch in
Angora ein gern geſehener Gaſt in der Villa des Diktators auf der
Höhe über Angora — bat es von Be/zinn nicht an abſoluter
Klar=
legung fehlen laſſen, daß ſeine politiſche Landesgrenze gegen das
Sow=
jerreich mit einer ſcharfen Sperre gegen akle Moskauer Agitatoren gleich
zu erachten iſt. Das iſt ja im Sinne der 3. Internationale und der
allmächtigen Zentrale der Kommuniſtiſchen Vereinigung ſehr
bedauer=
lich. Aber die Türkei iſt für Tſchitſcherin ſo wichtig, daß er ſeine
Ge=
noſſen zur ſtrikten Vorſicht mahnt. Die Türkei läßt das Gewicht, welches
Moskau dem Völkerbund und deſſen Mitgliedern gegenüber in die
Wagſchale zu werfen hat, dieſe zu deſſen Gunſten ganz anders ſinken.
Umgekehrt verblaßt für Angora das große Schreckensgeſpenſt Italien.
etwas, wenn es ſich von Moskau aus der Hand nehmen laſſen kann.
Kann es ſich mit der anderen Hand an Perſien feſthalten, um ſo beſſer.
Die Haltung von Perſien und Afghaniſtan iſt für Weſteuropa
durch=
aus nicht gleichgültig. Afghaniſtans Herrſcher folgt König Riza, mit dem
ihm Anſichten und Charaktereigenheiten verbinden. Der ſogenannte
pan=aſiatiſche Bund erſcheint hieſigen politiſchen Kreiſen als ohne
prak=
tiſche politiſche Bedeutung. Anders liegt die Sache mit dem
perſiſch=
afghaniſchen Block, zumal mit Bezug auf die Nordweſtgrenze Indiens.
Bliebe er ganz unabhängig für ſich beſtehen, könnte man die Sache mit
voller Ruhe behandeln. Käme er zu weitergehenden politiſchen
Ab=
machungen mit der Türkei, ſo könnte das bei ſpäteren Aktionen in
Kleinaſien ſorgfältigſter Beobachtung bedürfen. Käme der Block unter
Sowjet=Einfluß, ſo wäre das natürlich hier höchſt unwillkommen.
Aus dieſen Erwägungen heraus erhellt, warum der perſiſche
Ver=
treter, wie geſchehen, vom Kemal Paſcha empfangen worden iſt.
Herr Suritſch aber wird ſich im Stillen während der Angoratage
die Hände gerieben haben. Den Sowjets könnte nichts willkommener ſein,
als wenn in den vertraulichen Beſprechungen in der Villa des Ghazi
von dieſem für ſie plädiert worden wäre, denn bisher iſt Riza
unan=
genehm ſpröde und eigenſinnig geweſen, und hat es z. B. durchaus nicht
einſehen wollen, daß ein ruſſiſches Embargo auf den
Hauptausfuhr=
artikel der perſiſchen Küſtenprovinzen am Kaſpiſchen Meere für dieſe
eine Wohltat iſt. Auch iſt er ſo unhöflich geweſen, die inſpirierten
Un=
ruhen in Nordperſien mit eiſerner Fauſt zu unterdrücken. Vielleicht, daß
türkiſches Zureden hilft. Aber die Frage iſt eben, wie ſich Kemal und
der vertraute Miniſter Königs Riza über alle Eventualitäten geeinigt
haben. Soviel iſt gewiß, nach Konſtantinopel ſind Perſer und Türken
freundſchaftlich zuſammengereiſt. Als Ruchdi Bey an Bord ſeines
Kreuzers ging, um Tſchitſcherin in Odeſſa zu treffen, hat ihn Mirza
Abdul Huſſein Khan Tinurtaſch nicht begleitet. Wo iſt er geblieben?
Die „Weſtminſter” nennt Moskau, die „Times” Paris, der „Telegraph”
Teheran via Verlin.
Die amerikaniſche Note an Mexiko.
Die letzte Note der Vereinigten Staaten klärt den
Präſiden=
ten Calles darüber auf, daß die Geduld der Vereinigten Staaten
gegenüber der mexikaniſchen Petroleumgeſetzgebung zu Ende ſei,
und daß, wenn die amerikaniſchen Forderungen nicht erfüllt
würden, eine einſchneidende Aktion eingeleitet würde, die zwar
keine Gewaltaktion ſei; aber die Vereinigten Staaten könnten
Maßnahmen ergreifen, die geeignet wären, die Stellung des
Präſidenten Calles unhaltbar zu machen
mit modernſter Shakeſpeare=Interpretation die Kaſſe zu füllen:
nach wochenlanger Arbeit wurde als Auftakt zu einem
Shake=
ſpeare=Zyklus „Was Ihr wollt!” herausgebracht.
Das Trianon=Theater iſt ſeinen Traditionen untreu
geworden und zeigte einen Dreiakter „Der Kavalier vom
Sing=Sing” von Mr. Alfred Murray, in dem weder Bett
noch ausgezogene Frauen eine Nolle ſpielen. Dagegen wird ein
langgeſuchder Gentleman=Einbrecher zur Strecke gebracht, weil
er aus Edelmut ein in einen Geldſchrank eingeſchloſſenes Kind
rettet. Dieſe edelmütige Tat ſichert ihm — in Amerika ſcheint
ſo etwas möglich zu ſein — die Freiheit und überdies das Herz
einer Bankdirektorstochter. Das an Unwahrſcheinlichkeiten
über=
reiche Stück bringt immerhin überraſchende und luſtige Momente
und wurde, ſehr flott geſpielt, überaus beifällig aufgenomen.
Die neueſte Operette von Oscar Straus heißt „Die
Königin” wurde im Deutſchen Künſtlertheater aus
der Taufe gehoben und verdankt ihren Erfolg dem Künſtlerpaar
Maſſary—Pallenberg. Die Tertautoren, Mariſchka
undGranichſtaedten, bringen es fertig, die entthronte Königin
und den Präſidenten der Republik, dem ſie ihre Dethroniſierung
verdankt, zuſammenzubringen, und ſelbſtredend iſt der
Schluß=
effekt eine glückliche Ehe! So etwas war noch beſtimmt nicht
da=
geweſen — es geht doch nichts über die „Weaner”
Operetten=
gemütlichkeit. Das Libretto iſt ſonſt geſchickt und bühnenſicher
zurechtgezimmert, leider enttäuſchte aber die Muſik aufs Aergſte.
Der Komponiſt des „Walzertraum” hat früher einmal empfunden
und erfunden, heute kann er nur noch — nachempfinden.
Robert Gilbert, der junge Titan, hat aus dem anmutigen
Luſtſpiel „Die Fahrt ins Blaue” unter dem vielverſprechenden
Titel „Inder Johannisnacht” eine geſchmackloſe
Geſangs=
poſſe fabriziert, die im Theater am Kurfürſtendamm
uraufgeführt und mit der belangloſen Muſik ſeines Herrn Vaters,
Jean Gilbert, ausgeſtattet, ein böſer Verſager wurde. Mam
ziſchte bei der Premiere — was gewiß keine alltägliche
Erſchei=
tung am anſpruchsloſen Kurfürſtendamm iſt. Robertchen beſitzt
eben — wie wir längft feſtgeſtellt haben — die einzige
Quali=
tät, daß er verſtand, ſeinen „Papi” gut auszuſuchen! Der
Ver=
ſuch der Operettenprominenten, ihre Sprößlinge ebenfalls zu
„Stars” zu ſtempeln, ſcheint doch nicht ſo ohne weiteres zu
gelingen.
Wer nun kein ausgeſprochener Freund von rührenden
Fami=
lienfeſtlichkeiten iſt, mußte auch im Kleinen Theater den
Kopf ſchütteln. Hier beglückt der Sohn Victor
Hollaen=
ders, Friedrich, die Berliner mit ſeiner mehr als
harm=
loſen Re ue „Hetärengeſpräche‟. Von dieſem hochbegab=
Nummer 321
Freitag, den 19. November 1926
Geite 3
Amdie Ratinzierungdes-saſhingtoner
Schuldenabrommens.
Engliſche Warnungen. — Poincarés ſchwierige Lage.
* Paris, 18. November. (Priv.=Tel.)
Die Haltung der franzöſiſchen Regierung in der Frage der
Batifizierung des Waſhingtoner Schuldenabkommens und der
PStabiliſierung des Franken iſt immer noch nicht geklärt.
Poin=
pcaré hat es verſtanden, ſeine diesbezüglichen Pläne geheimzu=
Thalten, ſo kommt es, daß weder die Kammer noch das franzöſiſche
PPublikum heute wiſſen, welche Schritte die Regierung zu tun
Abeabſichtigt. An eine Stabiliſierung des franzöſiſchen Franken
miſt ohne Ratifizierung des Waſhingtoner Abkommens und ohne
PAuslandsanleihe nicht zu denken. Darüber iſt man ſich in allen
maßgebenden, finanzpolitiſchen Kreiſen des In= und Auslandes
einig. Auch Poincaré und die Mehrheit des Kabinetts ſcheinen
ſeit längerer Zeit dieſe Ueberzeugung zu teilen, doch halten ſie es
für richtig, mit ihrer Auffaſſung ſolange vor der breiten
Oef=
fentlichkeit zurückzuhalten, bis ſich in weiten Kreiſen der
Bevöl=
kerung die Ueberzeugung durchgeſetzt hat, daß ohne
ameri=
kaniſche Hilfe an eine dauernde
Stabiliſie=
rung nicht zu denken ſei, da der europäiſche Markt für
größere, franzöſiſche Anleihen zurzeit geſperrt iſt. England
wäre der einzige Staat, der Frankreich eine Anleihe gewähren
könnte, es hat aber in unzweideutiger Weiſe ſeine
Hilfe abgelehnt, nicht zuletzt aus dem Gefühl der
Solida=
rität mit den Amerikanern, die der engliſchen Regierung und
Hochfinanz einen derartigen Schritt nicht verzeihen würden.
Von engliſcher Seite iſt vielmehr mehrfach geraten worden, die
Entſcheidung, die doch einmal fallen, muß, zwecks Vermeidung
eines wirtſchaftlichen und finanziellen Zuſammenbruchs nicht
allzulange hinauszuſchieben. Montague und Mac Kenna haben
am 13. November in aller Schärfe und Präziſion Poincaré die
Anſchauung vorgetragen und vor allem auf die von der
inter=
nationalen Spekulation drohenden Gefahren hingewieſen. Gold=
und Deviſenſchätze würden daran nichts ändern können.
Auf das franzöſiſche Publikum hat dieſe Warnung, die ihm
erſt durch die Veröffentlichungen der engliſchen Preſſe vermittelt
wurde, keinen allzu großen Eindruck gemacht. Die franzöſiſche
Preſſe verhält ſich den engliſchen Warnungen gegenüber
ab=
lehnend. So erklärt Gouvain im „Journal des Debats”, daß die
gegenwärtige Frankenhauſſe keineswegs auf Spekulationen
zu=
rückzuführen ſei, ſondern auf die Finanzreform des Kabinetts
Poincaré, die Zunahme der Steuereinzahlungen, die
Verbeſſe=
rung der Handelsbilanz, das Gleichgewicht des Budgets und die
Schaffung des Amortiſationsfonds. Für den Augenblick müſſe
jede Stabiliſierung und jede neue Auslandsanleihe abgelehnt
werden. Frankreich müſſe eine langſame Revaloriſierung des
Franken verfolgen, damit der einheimiſche Handel und die
In=
duſtrie ſo wenig als möglich zu leiden hätten. Zuſtimmende
franzöſiſche Stimmen zu der engliſchen Anſchauung werden nur
vereinzelt laut. Als eine ſolche iſt auch die heutige Rede
Lou=
cheurs in Lille zu werten. Auf Poincaré dürften aber die
eng=
liſchen Warnungen ihren Eindruck nicht verfehlt haben.
Unter=
deſſen ſteigt der Franken langſam weiter und täuſcht die
franzöſiſche Bevölkerung über den Ernſt der
finanziellen Lage hinweg. Die Stellung der
Negierung Poincaré, die dieſe Entwicklung mit geteilten
Gefühlen verfolgt, wird hierdurch nicht erleichtert. Die
Aufwärtsbewvegung des Franken hat zwar das Anſehen der
Re=
gierung geſtärkt und ihr Sympathie auch in den Kreiſen der
Be=
völkerung eingetragen, wo ſie ſie bisher nicht beſaß. Dadurch
wird ihr aber die Beſchreitung des nach ihrer Anſicht richtigen
Weges der Ratifizierung des Waſhingtoner Abkommens
er=
ſchwert. Bei einer Abſtimmung in der Kammer würde ſie die
notwendige Mehrheit für die Ratifikation kaum erhalten. Die
Regierung hofft daher, daß es ihr doch noch gelingen wird, in
dem Abkommen Mellon-Berenger diejenigen Abänderungen
durchzuſetzen, die auf die Kammer einen günſtigen Eindruck nicht
verfehlen würden. So rechnet man denn in Frankreich mit der
Ratifizierung des Waſhingtoner Abkommens durch die Kammer
nicht vor dem Frühjahr 1927.
Der Parteikampf in Frankreich.
Der Vollzugsausſchuß der Radikalen Partei hielt geſtern
abend die angekündigte Verſammlung ab. Er hörte zunächſt eine
Rede ſeines Präſidenten, Maurice Sarraut, an, die eine
Ant=
wort auf die Rede des Penſionenminiſters Louis Marin
darſtel=
len ſollte. Sarvaut beſtand darin auf den Verdienſten, die ſich
die Kartellregierung um Frankreich erworben hätte. Er wies
die Anſchuldigungen von Lvuis Marin energiſch zurück.
Immer=
hin war die Rede im großen und ganzen auf einen verſöhnlichen
Ton geſtimt, welcher Umſtand von zahlreichen anderen
Red=
nern ſtark gerügt wurde. Ein Redner ging ſo weit, zu erklären,
die Erwiderung von Sarraut ſei keine genügende Sanktion. Ent=
Für den Volksentſcheid
Vom Heſſiſchen Wirtſchafts= und Ordnungsblock wird uns
geſchrieben:
Die Koſten der Zentralverwaltung in Heſſen:
betrugen:
1914
Mk. 980 009
1926
Mk. 2 191 765
Eine Steigerung von über 1000/0!
Alle rechtzeitigen Warnungen wurden vom
heſſiſchen Finanzminiſter in den Wind
ge=
ſchlagen.
Mit Unwahrheiten bekämpft man den Heſſiſchen
Wirtſchafts= und Ordnungsblock, der für
geord=
nete Finanzverhältniſſe eintritt.
Es iſt eine
üble Wahlmache,
wenn behauptet wird, daß der im Januar 1927 auf Grund des
Volksentſcheids vom 5. Dezember 1926 neu zu wählende
Landtag bereits im Herbſt 1927 wieder ſein Ende
finde.
Wahrheit
iſt vielmehr, daß die geſetzliche Dauer des im Januar
1927 nen zu wählenden Landtags gemäß Artikel 24 der
heſſiſchen Verfaſſung vom erſten Sonntag im
Novem=
ber des Jahres, in dem die Auflöſung erfolgt, rechnet.
Der neue Landtag datiert daher vom 7.
No=
vember 1926 bis 7. November 1929.
Wähler und Wählerinnen, ſtimmt am S. Oezember
mit „Ja” und ſchickt den Landtag heim!
weder müſſe Louis Marin als Miniſter zurücktreten, oder die
vier vadikalen Miniſter müßten die Zuſammenarbeit mit
Poin=
caré aufgeben. Ein anderer Delegierter forderte Sarraut auf,
im Senat ein Interpellationsgeſuch mit Bezug auf die Rede von
Louis Marin einzubringen. Sarrqut weigerte ſich aber
entſchie=
den, indem er erklärte, die Sache der finanziellen Reſtaurierung
laſſe nicht zu, daß politiſche Polemiken eröffnet werden.
Der Vollzugsausſchuß nahm dann eine Entſchlließung
an, worin erklärt wird, daß die Rede Sarrauts eine
ge=
nügende Antwort auf die Rede Louis Marins
dar=
ſtelle, und worin die Angriffe der reaktiowären Parteien mit
Vergchtung zurückgewieſen werden. Die Entſchließung ſchließt
mit einem Appell an alle Linksparteien, ſich
zu=
ſammenzuſchließen. Der Vollzugsausſchuß nahm darauf
noch eine weitere Entſchließung an, in der der Vorſchlag
der Republikaniſchen Allianz, d. h. eines Bündniſſes des
Nationalen Blockes mit den Radikalen bei den
Senatswahlen abgelehnt wurde. Sämtliche
Departe=
mentsfrakuionen, die gegen dieſen Befehl handeln ſollten,
wer=
den mit Sanktionen bedroht. Der Abg. Franklim Bouillon hatte
ſich in der vorausgegangenen Beſprechung für eine ſolche Allianz
mit dem Nationalen Block gegen die Sozialiſten ausgeſprochen.
Der engliſche Gruben=Konfliki. — Ablebnung
des Regierungs=Memorandums?
Der Vollzugsausſchuß der Arbeiter=Föderation hat ſich heute
nachmittag verſammelt, um das Ergebnis der Abſtimmung der
Grubenarbeiter über das Memorandum der Regierung zur
Schlichtung des Konflikts entgegenzunehmen. Man teilt mit,
daß dieſe Reſultate noch nicht vollzählig eingetroffen ſeien, und
daß beſonders die aus Nord=Wales noch fehlen. Cook erklärte,
daß mit Ausnahme des Bezirks Yorkſhire in allen Revieren ſich
eine Mehrheit für die Ablehnung gefunden habe. Auch wenn
man die 250 00 Arbeitenden, die von der Abſtimmung
ausge=
ſchloſſen wurden, mitzählen würde, ſo würde ſich gleichwohl eine
Mehrheit von 100 000 Stimmen für die Ablehnung ergeben. Da
aber eine Abſtimmung mindeſtens eine Mehrheit von zwei
Drit=
teln ergeben müſſe, um rechtskräftig zu ſein, jedoch dieſe
Zwei=
drittelmehrheit nicht erreicht worden ſei, ſtelle ſich nun die Frage,
was zu geſchehen habe. — Der Vollzugsausſchuß wird ſich morgen
verſammeln. Er hofft, bis dahin im Beſitz aller Abſtimmungs=
Reſultate zu ſein und gleichzeitig auch über die weiteren Schritte
beraten zu können.
Ein unmögliches Kompromiß.
Keine Aenderung des deutſchen Standpunktes
in der Kontrollfrage.
Man hat in Paris, diesmal im „Petit Pariſien”, einen
Ver=
ſuchsballon losgelaſſen, in dem angedeutet wird, daß
Deutſch=
land in Sachen der Militärkontrolle des Völkerbundes
einen Kompromißvorſchlag gemecht und eine ſtändige Kontrolle
im Rheinland und in der entmilitariſierten Zone zulaſſen wolle,
während es im übrigen bei den Beſtimmungen des Artikels 213
des Verſailler Vertrages bleibe. Nach unſerer Information
denkt die Reichsregierung nicht an ein ſolches Kompromiß. Sie
ſtützt ſich darauf, daß die Beſtimmungen des Verſailler
Ver=
trages ganz einſeitig ſind und wird auch der franzöſiſch=belgiſchen
Taktik nicht nachgeben, über den Verſailler Vertrag hinaus um
den Preis einer ſofortigen Aufhebung der Militärkontrolle
Zu=
geſtändniſſe für eine dauernde Kontrolle durch den Völkerbund
aus uns herauspreſſen zu laſſen. Dagegen ſteht England, wie
auch Lord Cecil unmißverſtändlich zu erkennen gegeben hat, auf
deutſcher Seite und verficht die deutſche Theſe, daß Deutſchland
den bei weitem größten Teil ſeiner Verpflichtungen erfüllt habe
und daß außerdem der Artikel 213 nur eine Kontrolle von Fall
zu Fall geſtattet. Die franzöſiſch=belgiſche Diplomatie irrt ſich
jedenfalls, wenn ſie glaubt, daß ſie in dieſem Punkt uns zu
irgendwelchen Zugeſtändniſſen zwingen kann. Für Deutſchland
liegt die Problemſtellung ſehr klar, daß unſere ganze Haltung
dem Völkerbund gegenüber davon beeinflußt wird, ob jetzt
end=
lich die Militärkontrolle abgerufen wird und an deren Stelle die
Kontrolle durch den Völkerbund nur in den von dem Verſailler
Vertrag vorgeſehenen Formen tritt.
Militärkontrolle und Artikel 213.
Die außerordentlich geſchickte und deshalb um ſo
gefähr=
lichere Preſſekampagne, die jetzt von franzöſiſcher Seite wieder
in Szene geſetzt wird, um die ehrliche und praktiſch völlig
reſt=
loſe Abrüſtung Deutſchlands weiterhin zu verdächtigen, geht
diesmal von der Erkennntis aus, daß ſelbſt beim übelſten Willen
die weitere Ausübung einer Kontrolle durch die Interalliierte
Militärkontrollkommiſſion ſich äußerſtenfalls nur noch über eine
ganz kurze Friſt aufrecht erhalten läßt. Die Bemühungen jener
Scharfmacherkreiſe, von denen man ja genau weiß, in. welchen
Lagern ſie zu ſuchen ſind, gehen deshalb zurzeit dahin, die
der=
zeitigen Kontrolleinrichtungen in einer Form abzulöſen, daß ſie
mit Hilfe einer beſonderen Auslegungskunſt des Artikels 213
des Verſailler Vertrages in anderer Form wieder hergeſtellt
und in dieſer Form verewigt werden. Der Artikel 213 des
Ver=
ſailler Vertrages hat folgenden Wortlaut: „Solange der
gegen=
wärtige Vertrag in Kraft bleibt, verpflichtet ſich Deutſchland,
jede Unterſuchung zu dulden, die der Rat des Völkerbundes
mit Mehrheitsbeſchluß für notwendig erachtet.” Man iſt auf
deutſcher Seite feſt entſchloſſen, weder an dem Wortlaut, noch
an dem Geiſte des Artikels 213 des Verſailler Vertrages rürteln
zu laſſen. Deshalb lehnt man in maßgebenden deutſchen
Krei=
ſen ſelbſtverſtändlich durchaus den im September 1924
eingelei=
teten Verſuch ab, den bedauerlicherweiſe der Völkerbundsrat
durch Aufſtellung des ſogenannten Inveſtigationsprogramms
machte, die klare Beſtimmung des Artikels 213 zu umgehen.
Der damalige Beſchluß des Völkerbundsrats, der ja zu
einer Zeit erfolgte, als nicht ſo ganz zu Unrecht und nicht nur
etwa von deutſcher Seite der Völkerbund als eine Einrichtung
der Interalliierten zur Aufrechterhaltung der Siegerintereſſen
bezeichnet wurde, iſt von deutſcher Seite auf das entſchiedenſte
abgelehnt worden und im übrigen bisher auch ohne jede
Aus=
wirkung geblieben, weil er die Beſtätigung durch die
Völker=
bundsverſammlung bisher noch nicht gefunden hat. Der
Be=
ſchluß des Völkerbundsrats geht dahin, daf für die Kontrollen
über die deutſche Entwaffnung eine beſondere Kommiſſion unter
dem franzöſiſchen General Deſticker ernannt werden ſollte,
welche nach der Zurückziehung der Interalliierten
Militärkon=
trollkommiſſion ohne beſonderen Beſchluß des Völkerbundsrats
jederzeit die für notwendig erachteten Unterſuchungen über den
deutſchen Rüſtungsſtand vorzunehmen berechtigt ſein ſollte. Auf
deutſcher Seite dertritt man weiter auch den Standpunkt, daß
die zukünftige Kontrolle durch den Völkerbund in einem
gege=
benen Falle in durchaus objektiver Weiſe erfolgen muß, und
daß deshalb die betreffende Kommiſſion nicht wieder unter dem
Einfluß Frankreichs ſtehen darf. Von deutſcher Seite lehnt
man es daher auch ab, daß die vom Völkerbund eingeſetzte
Kom=
miſſion wieder unter der Leitung eines franzöſiſchen
Generals=
teht, ſei es nun der General Deſticker oder der General Nollet,
der nach den neueſten Nachrichten anſtatt Deftickers genannt
wird.
ten Komponiſtenjüngling wird die Nachwelt im beſten Falle ſo
viel erfahren, daß es ihm trotz eines geradezu ſenſationellen
Durchfalls — ſeine Operette mußte nach einmaliger Auf
führung abgeſetzt werden! — gelungen iſt, in zwei Jahren mit
drei weiteren „Werken” herauszukommen. Und dies in einer Zeit,
wo die Direktoren von unbekannten Anfängern, ſeien ſie noch ſo
begabt, prinzipiell nichts annehmen, da eben das Riſiko zu groß
iſt..
Es wäre wirklich Zeit, daß ein wackerer Herakles erſcheint
und das ſo notwendige Großreinemachen im Augiasſtall des
Ber=
liner Operettendſchungels beſorgt!
*Pereinigung der Freunde
des humaniſtiſchen Gomnaſiums.
Der Tuerſchmann=Abend, den die Vereinigung der
Freunde des humaniſtiſchen Gymnaſiums am Mittwoch abend im
Feſtſaale des Gymnaſiums veranſtaltete, reihte ſich den früheren
Veranſtaltungen der um die humaniſtiſche Arbeit in unſerer Stadt
ſo verdienten Vereinigung gleichwertig an. Von dem regen
In=
tereſſe, das ihnen in erfreulicher Weiſe hier entgegengebracht wird,
legte die vollbeſetzte Halle Zeugnis ab. Ein von zwei Kräften
der Akademie für Tonkunſt ſchön geſpielter weihevoller Satz aus
einer Händelſchen Sonate für Violine und Klavier leitete den
Abend Stimmung erweckend ein. Sodann betrat Herr Profeſſor
Tuerſchmann in griechiſchem Gewand die Bühne, auf der dunkle
Lorbeerbäume ſich von dem erhellten Hintergrunde wirkungsvoll
abhoben, während der Zuhörerraum verdunkelt war. Er trug
zunächſt den 5. Geſang der Odyſſee, und zwar in zwei Teilen, je
erſt in deutſcher Ueberſetzung und dann in griechiſchem Urtext vor.
— Tuerſchmann iſt ein Meiſter der Sprachtechnik, der die
home=
riſchen Verſe mit undergleichlicher Sprachtechnik, wunderbarer
Plaſtik und Beſeelung des Wortes zu Gehör bringt und eine
hin=
reißende Wirkung auf die Zuhörer ausübt. Mit fein
unterſchied=
licher Abtönung des Organs und des Vortrags charakteriſierte
er die verſchiedenen Perſonen, den erhabenen Wolkenſammler
Kronion, den rüſtigen Argosbeſieger Hermes, die herrliche Göttin
Kalypſo und den edlen Dulder Odyſſeus in einer die Schönheit
der homeriſchen Verſe zu ungeahntem Eindruck verhelfenden
Weiſe. Den Höhepunkt bildete die mit hinreißender dramatiſcher
Wucht vorgetragene Sturmfahrt des Odyſſeus im 2. Teil. Bei
der darauf folgenden Wiederholung des Gefanges im griechiſchen
Urtext wußte man nicht, was man mehr bewundern ſollte, die
phänomenale Gedächtnisleiſtung oder den wunderbaren Fluß
der mit Meiſterſchaft behandelten griechiſchen Verſe. Tuerſchmann
bediente ſich bei ſeinem Vortrag der ſchauſpieleriſchen
Hilfs=
mittel, des Mienen= und Händeſpiels, in maßvoller, die durch den
klaſſiſchen Gehalt der Dichtung geſteckten Grenzen niemals
über=
ſchreitender und deshalb um ſo wirkungsvollerer Weiſe. Eine
hohe Geſtalt und ein ſchöner, ausdrucksvoller Kopf unterſtützten
ihn bei der Verwendung dieſer äußeren Mittel.
In dem auf den homeriſchen Geſang folgenden Vortrag aus
Sonhokles” „Odipus auf Kolonos” (Eingangsſzene und Verfluchung
des Polyneikes durch Oedipus) ſteigerte er, dem dramatiſchen
Ge=
halt der Dichtung entſprechend, den Vortrag und deſſen Wirkung
nach dieſer Richtung hin; es iſt auch undenkbar, daß jemand, der
ſich ſo in den Geiſt der Dichtung hinein vertieft und ſie mit
in=
verſter Seele erfaßt, ſich in dem Gebrauch dieſer Hilfsmittel noch
mehr Beſchränkung auferlegen könnte, andererſeits möchte man
auch nicht auf ſie verzichten, wenn ſie in ſo wundervoller
künſt=
leriſcher Uebereinſtimmung mit dem geſprochenen Worte ſtehen.
Die furchtbare Tragik des ſeeliſch gemarterten Oedipus kam mit
wahrhaft erſchütternder Gewalt zum Ausdruck, und wie Schauer
überlief es die Zuhörer bei der Verfluchung des entarteten
Sohnes. Wer den Sophokles nur von der Lektüre auf der Schule
her kennt, dem erſchloß ſich hier in der Tat eine neue Welt
grie=
chiſcher Antike. Gern hätte man den Meiſter auch noch die
herr=
lichen Sophokleiſchen Verſe ſprechen hören, aber das verbot ſchon
allein die vorgerückte Zeit. In allen aber, die dieſem erhebenden
Abend beigewohnt haben, wird er bleibende Eindrücke hinter.
laſſen.
W.
*Tiederabend.
Freundliche Eindrücke hinterließ ein Lieder=Abend der
Sopraniſtin Frl. W. E. Schick die im Muſikvereinsſaal geſtern
abend Schumann= Schubert=, Brahms= und Reger=Lieder ſang
und dazwiſchen die „Tauben”=Arie aus Haydns Schöpfung.
Nach=
dem anfängliche Befangenheit ſich gelegt hatte, Fühlung mit dem
recht zahlreich erſchienenen Publikum genommen war, zeigten ſich
anſprechende Stimmittel, die mit Erfolg durch die Schule der
berühmten Orgeni gegangen ſind, und hübſches muſikaliſches
Ausdrucksvermögen. Die Stimme iſt wohl nicht beſonders
um=
fangreich; die Höhe wird ſehr vorſichtig angeſetzt; aber die
Kopf=
töne ſitzen und klingen. In kluger Erkenntnis der ihr gezogenen
Crenzen bevorzugte die Sängerin das Kleine, Graziöſe, Innige,
dem zweiten Lied der Mignon, Lachen und Weinen, dem
ver=
geblichen Ständchen, der Regerſchen „Glocke des Glückes” (ein
klanglich prachtvolles Lied) zu beſonders gewinnender Wirkung
verhelfend. Aber auch überall ſonſt war muſikaliſches
Empfin=
den, Fleiß und Ernſt, ſo daß die Zuhörer aufrichtig gemeinten
Beifall ſpendeten, der auch mit Recht Herrn Hermann Heiß
für ſeine techniſch tadelloſe, weich ſich anſchmiegende Begleitung
galt.
O.
— Das Trinkgeld. Wenn es gilt, die „deutſche Erbſünde‟
zu geißeln, pflegt man darauf hinzuweiſen, daß man ſeit den
älteſten Zeiten ein kleines Geldgeſchenk für Dienſtleiſtungen ein
Trinkgeld nenne, wie denn auch das Geſchenk von ſchenken
abge=
leitet ſei, das zunächſt, wie heute einſchenken, zu trinken geben.
bedeute. Das Wort Trinkgeld iſt tatſächlich ſeit dem 14.
Jahr=
hundert belegt, es hat eine jüngere Nebenform Trank= oder
Tränkgeld wohl ganz aus dem Felde geſchlagen, die man als
Geld für das Tränken von Pferden verſtehen könnte, wie in
einem franzöſiſch=deutſchen Geſprächbüchlein vom Jahre 1588, wo
zum Hausknecht geſagt wird: Da nemme Tränkgeld, aber gerade
hier lautet die franzöſiſche Formel: voy-lä pour ton vin. Ergibt
ſich nebenbei hieraus, daß auch die Franzoſen das Trinkgeld
kennen, ſo muß für unſere Vorfahren das Botenbrot geltend
gemacht werden; dies ſpielt im Mittelalter, beſonders im
Nibe=
lungenlied, eine ſo große Rolle, daß ſchon dadurch die Meinung
widerlegt wird, die Deutſchen ſeien von jeher nur auf das
Trin=
ken bedacht geweſen. Botenbrot wurde hauptſächlich dem
Ueber=
bringer von Nachrichten zuteil, man hielt an ihm auch dann noch
feſt, als das Wort Trinkgeld aufgekommen war. Nicht nur in
den Romanen und Komödien Jörg Wickrams, z. B. 1566 im
Oktavian, wird Botenbrot erbeten und geſpendet, ſondern auch
bei Hans Sachs, und im 17. Jahrhundert bei Harsdörfer fragt
ein Bote: Was gibſtn Botenbrod?. Noch in Chr. F. Weißes
Politiſchem Redner v. J. 1777 heißt es: Wir wollen gern die
erſten ſein, welche die Zeitung mündlich überbringen, ehe jemand
in ſeinem Briefe das erſte Botenbrod verdienen möchte. Es
mag ja fein, daß man den Botenlohn nicht gerade in Brot
an=
legte, wie man auch mit dem Trinkgeld nicht immer dem Trinken
frönt; aber der andauernde Gebrauch des Wortes Botenbrot läßt
doch erkennen, daß auch in neuerer Zeit des Deutſchen Sinnen
und Trachten nicht bloß auf Stillung des Durſtes gerichtet iſt.
1713 wird das Wort ſogar bildlich verwendet: Carlowitz (
An=
weiſung zur Baumzucht S. 309) möchte der erſten Frucht im
Frühling, der Kirſche, „ſozureden” das Botenbrot ſpenden. „weil
ſie fröliche Zeitung bringet” von der wieder einziehenden
Frucht=
barkeit. Bei Anzengruber aber erwartet ein Burſch „als
Boten=
lohn” einen Schmatz.
Seite 4
Freitag, den 19. November 1926
Nummer 321
Ontet dnt dolel un bblemibmttäg
u6890
Ihre am 20. November 1926, nachmittags um
3½½ Uhr, in der Schloßkirche ſiattfindende Trauung
beehren ſich anzuzeigen
Helene Reuſchling
Willi Hickſtein
Mainz
( 30487)
Darmſiadt
Grafenſiraße 22.,
Nach längerem, ſchweren Leiden iſt heute früh
meine liebe Frau, unſre treubeſorgte Mutter, unſre
herzensgute Schweſter, Schwägerin und Tante.
Frau
Anna Grimm
geb. Henrich
(*30470
ſanft entſchlummert.
Für die trauernden Hinterbliebenen:
Ernſt Grimm, Uhrmacher.
Groß=Amſtadt, Darmſtadt, Eberſtadt, Dornheim,
Biebes=
heim, Gernsheim, den 18. November 1926.
Die Beerdigung findet Sonntag, den 21. November,
nachmittags 3 Uhr ſtatt.
Todes=Anzeige.
Verwandten, Freunden und Bekannten
hier=
mit die traurige Nachricht, daß mein innigſigeliebter,
unvergeßlicher Gatte, unſer Vater, Sohn und
Bruder
Hert Karl Kehl
im Alter von 49 Jahren nach kurzem, ſchwerem
Leiden im Eliſabethenſiift ſanft entſchlafen iſi.
Die trauernden Hinterbliebenen.
Darmſiadt, den 18. November 1926. (16926
Dankſagung.
Karlsſtraße 6.
Die Beerdigung findet am Montag, den 22. November,
nachmittags 3 Uhr, von dem Portale des alten Friedhofs
aus ſiatt.
Dankſagung.
Für die überaus zahlreichen Beweiſe
wohl=
tuender Teilnahme bei dem Hinſcheiden unſres
lieben Entſchlafenen unſern herzlichſten Dank.
Insbeſondere danken wir den Schweſtern des
Stadtkrankenhauſes für die liebevolle Pflege
und Herrn Pfarrer Vogel für die troſireichen
Worte am Grabe.
Im Namen aller Angehörigen:
Schmidt, Wwe.
18891)
Stiftſir. 97.
Berein ellemaliger 13er Huſaren.
Zum Gefallenen=Gedenktag am
Totenſonn=
tag findet der Gottesdienſt in der
Stadtkirche
um 8 Uhr vorm. ſtatt. Zuſammenkunft 7.40
am Marktbrunnen. (16 08) Der Borſtand.
Verein ehemaliger 2Ber
Sonntag, den 21. Nov., 8 Uhr vormittags
Gefallenen=Gedenkgottesdienſt
in der Stadtkirche. (16937
Die Kameraden werden gebeten, ſich
zahlreich und pünktlich bis 7.40 vorm. Ecke
Schul= und Kirchſtraße einzufinden.
I
ePavier=Eifler,Woogs=
16547a
Metzger=Pablet platz s.
Ne
dger Jahren, m. ſpä
terem Vermög, ſucht
die Bekanntſch eines
Mädchens (Witwe n.
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Ludwig Müller
Farlſtr. 47—49.
Kraut w. eingeſchn.
Frau Fink.
Kies=
ſtr. 12, Stb. (148622
Anläßlich unſerer goldenen Hochzeit
ſind uns von Nah und Fern, ſo viele
Geſchenke und Glückwunſchſchreiben
zu=
gegangen, ſodaß es uns nur auf dieſem
Wege möglich iſt, unſeren Dank zu
übermitteln.
Wir ſagen herzlichen Dank dem
Mi=
niſterium des Innern für das uns
über=
ſandte Geſchenk nebſt
Glückwunſchſchrei=
ben ſowie für die Segenswünſche dem
Kreisamt Darmſtadt herzlichen Dank.
Unſerem Herrn Pfarrer Hofmann
für die ſchöne, herzliche Anſprache und
Feier in der Lirche, dem
Kirchenvor=
ſtand für die Ueberreichung des ſchönen
Geſchenkes.
Den Krieger= und Militär=Verein
bitten wir, unſeren herzlichſten Dank für
dieſchöne Widmung entgegenzunehmen.
Unſerer Muſikkapelle Fertig ſei für
die ſo wundervoll geſpielten Muſikſtücke
herzlicher Dank geſagt.
und all Ihr Lieben, Verwandten,
Nachbarn, Freunden, Geſchäftsfirmen
und Vekannten, nehmt unſeren
aller=
herzlichſten Dank entgegen für all Eure
Geſchenke und Glückwünſche mit einem
16ge9
herzlichen
Vergelts Gott!
Nieder=Beerbach, 29, Okt, 1928.
Georg Plößer I. und Frau.
nich eine
Lebertran troffen
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A
R
sollte Veranlassung seln,
sieh mit kräftigem
Strassen-
sohuhwerk zu versorgen
Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herzlichſter
Teilnahme bei dem Hinſcheiden
un=
ſerer lieben Mutter
Frau Marie Kraft
ſagen wir auf dieſem Wege unſeren
innigſten Dank.
Familie Zakob Kraft.
Darmſtadt, im November 1926. (16943
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Nummer 321
Freitag, den 19. November 1926
Seite 5
Aus der Landeshauptſiadt.
Darmſtadt, 19. November.
— Heſſiſches Landestheater. Als erſtes der geplanten Austauſchgaſt=
Tſpiele mit den Nachbarbühnen wird das Enſemble des Frankfurter
Schauſpielhauſes am kommenden Mittwoch, den 24. November, unter
* der Leitung ſeines Intendanten Richard Weichert mit Paul Kornfelds
neueſtem Werk, der Komödie „Kilian oder die gelbe Roſe‟
im Großen Haus gaſtieren, während am gleichen Abend das
Landes=
theater in Frankfurt Bertoldt Brechts Luſtſpiel „Mann iſt Mann” zur
Aufführung bringt. Paul Kornfeld, deſſen Sakuntala=Bearbeitung in
der vergangenen Spielzeit im Kleinen Haus gegeben wurde, ſteht mit
in der vorderſten Reike der heutigen deutſchen Dichtergeneration und
iſt zu weſentlicherer Bedeutung durch ſeine beiden Tragödien „Himmel
und Hölle” und „Verſthrung”, ſowie durch ſein ſpäteres Schauſpiel
„Der ewige Traum” gelangt. In der Komödie „Kilian” ſetzt ſich der
Dichter mit dem Problem der großen Menſchenverwandlung
ausein=
ander, wie es, tariert, Brecht in „Mann iſt Mann” und faſt zur
gleichen Zeit ungbhängig von ihm Georg Kaiſer in ſeinem Schauſpiel
„Zweimal Oliver” geſtaltet haben, und tut es, indem er zugleich eine
er=
barmungsloſe Satire auf den Snobismus der menſchlichen Geſellſchaft
ſchreibt. Das Werk, deſſen einfache poeſivolle Sprache eines ſeiner
leuchtendſten Merkmale iſt, hatte bei ſeiner Urafuführung im
Frank=
furter Schauſpielhaus Anfana November einen unbeſtrittenen ſtarken
Erfolg. — Dieſes einmalige Gaſtſpiel der Frankfurter Schauſpielbühne
iſt der Miete B zugeteilt, doch wird den übrigen Mietern des
Landes=
theaters morgen, Samstag den 20. und Sonntag, den 21. November,
ein Vorverkaufsrecht zu Borzugspreiſen eingeräumt; der allgemeine
Vorverkauf zu Tagespreiſen beginnt am Montag, den 22. November.
Das für den Totenſonntag im Großen Haus vorgeſehene
Orcheſter=
konzert, zu dem der Vorverkauf begonnen hat, ſteht außerhalb der
Reihe der acht großen Sinfoniekonzerte des Landestheaters. Auf dem
Programm ſtehen zwei der ſchönſten Sinfonien, die 5. Sinfonie C=Moll
von Beethoven und die 1. Sinfonie C=Moll von Brahms.
Im Kleinen Haus wird am Sonntag, den 21. November. Goethes
„Iphigenie” als 5. Vorſtellung für diejenigen C=Mieter, die
Zuſatz=
miete IIl haben gegeben.
Der Hapagfilm „Amerika, das Land der unbegrenzten
Möglichkeiten” läuft nur noch heute Freitag in zwei
Vor=
führungen, um 5½ und 8 Uhr.
* Der Verein der Freunde des Heſſiſchen Landestheaters hielt
geſtern abend im Sitzungszimmer der Induſtrie= und Handelskammer
eine außerordentliche Mitgliederverſammlung ab. Auf der
Tages=
ordnung ſtand die Neuwahl und Neukonſtituierung des Vorſtandes.
Der Vorſitzende, Herr Dr. Büchner, erſtattete kurz Bericht über den
Verlauf der Oktober=Sitzung. Die Neuwahl hatte das Ergebnis, daß
die Vorſtandsmitglieder, ſoweit ſie ſich zur Wiederwahl bereit erkärten,
wiedergewählt wurden. Neu traten in den Vorſtand ein die Herren:
Staatsrat Balſer, Rechtsanwalt Buß, Bankdirektor Gredel,
Handels=
kammerſyndikus Dr. Roeſener. Es wurde hierauf beſchloſſen. Mittel
des Vereius für Neuinſzenierungen bereit zu ſtellen, zunächſt für
Schreckers Oper „Die Gezeichneten”, Ferner wurde beſchloſſen, im
Kleinen Hauſe mit einer eigenen künſtleriſchen Veranſtaltung für den
Verein und ſeine Ziele zu werben.
* Juhiläum im Darmſtädter Tagblatt. Die L. C. Wittich’ſche
Hof=
buchdruckerei und beſonders die Druckerei des „Darmſtädter Tagblatts”
hatten geſtern, wie ſo oft ſchon, Gelegenheit, das Arbeitsjubiläum eines
treuen Mitarbeiters feſtlich zu begehen. Herr Ernſt Seip, der vor
nunmehr 25 Jahren als Anzeigenſetzer in die Druckerei des „
Davm=
ſtädter Tagblatt” eintrat, iſt ſeit Jahren erſter Metteur des Tagblatts
und hat ſich gerade als ſolcher außerordenliche Verdienſte erworben.
weil er, wie in den Glückwunſchanſprachen wiederholt zum Ausdruck
kam, in treuer Pflichterfüllung ſtets auch mit dem Herzen bei ſeiner
Arbeit war, und ſeine reichen techniſchen Kenntniſſe dem Tagblatt
zu=
gute kommen ließ. Der Seniorchef der Firma, Herr R. L. Wittich,
ſprach in einer herzlichen Anſprache die Glückwünſche der Firmeninhaber
aus und überwies dem Jubilar ein Ehrengeſchenk. Die Redaktion
mit der der Metteur bekanntlich ſtets in engſter Fühlung zu apbeiten
hat, überreichte ihm ebenfalls eine Jubiläumsgabe. Für die
Mit=
glieder der Redaktion ſprach Herr Chefredakteur Mauve die
herz=
lichſten Glückwünſche aus, und gab der Hoffnung Ausdruck, daß die
gleiche treue Zuſammenarbeit, die eine Arbeitsgemeinſchaft im
ſchönſten Sinne darſtelle, noch viele weitere Jubiläen ausdauern
möge. Im Namen der Belegſchaft ſprach der Vertrauensmann
der Firma, Herr Ludwig Nuths, herzliche Glückwünſche aus und
über=
reichte ebenfalls ein Jubiläumsgeſchenk. Der Arbeitsplatz des Jubilars
war reich mit Blumen und Pflanzen geſchmückt. Herr Seip ſprach den
Reönern und vor allem den Kollegen, Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen
ſeinen herzlichſten Dank aus, und verſicherte der Firma ein
unverbrüch=
liches „Treue um Treue” mit dem Wunſch, daß alle Angeſtellten der
Firma dieſes Gelöbnis ſtets halten mögen, dann wird die Firma auch
ueiterhin wachſen, blühen und gedeihen.
— Gewerbemuſeum. Wir machen noch einmal auf den
Licht=
bildervortrag aufmerkſam, den Profeſſor Hugo Eberhardt
heute Freitag, den 19. November, abends 8.15 Uhr, im Gewerbemuſeum
über „Das Ledermuſeum in Offenbach” halten wird. Der
Reichtum der dortigen Sammlungen iſt bekannt, und die gegenwärtige
Ausſtellung im Gewerbemuſeum gibt eine Vorſtellung von dem
mannig=
faltigen Intereſſe, das eine Sammlung von Lederarbeiten bieten kann.
Der Beſuch des Vortrags iſt unentgeltlich.
g. Die Totengedächtnisfeier der Reichsvereinigung ehemaliger
Kriegsgefangener wird dieſes Jahr am Totenſonntag mit dem
Haupt=
gottesdienſt in der Johanneskirche vereinigt, bei welcher Gelegenheit
Herr Pfarrer Marx (Ehrenmitglied der N.e. K.) den Hauptgottesdienſt
übernommen hat. Weiter beteiligen ſich der „Volksbund. Deutſcher
Kriegsgräberfürſorge” und die „Heſſiſche Krankenpflegervereinigung,
Sitz Darmſtadt‟. Der Kirchengeſangverein der Johannesgemeinde wirkt
zu Ehren unſerer Heimgegangenen mit. Nach Schluß des Gottesdienſtes
werden die unter der Gedächtnistafel in der Kirche aufgelegten Kränze
durch Deputationen nach dem Ehrenfriedhof gebracht und dort in aller
Stille niedergelegt. Bei der nachmittags 3 Uhr auf dem Waldfriedhof
ſtattfindenden allgemeinen Totenfeier, bei welcher Herr Pfarrer Göthe
die Gedächtnisrede hält, wird der muſikaliſche Teil durch das in weiten
Kreiſen bekannte Lutzſche Bläſerquartett beſtritten.
— Ortsgewerbeverein und Handwerkervereinigung Darmſtadt. Wir
machen unſere Mitglieder nochmals auf den heute abend 8 Uhr im
Feſt=
ſaale des Reſtaurants „Perkeo” Alexanderſtraße, ſtattfindenden
Licht=
bildervortrag des Herrn Kapitän a. D. von Senden, Darmſtadt, über
„Reiſe mit einem modernen Paſſagierdampfer des Norddeutſchen Lloyd
von Bremen über Auſtralien und die Südſee=Inſeln nach China und
Japan”, aufmerkſam. (Näheres ſiehe Anzeige.)
* Das Problem des Mieterſchutzes in Heſſen.
Die bekannten, letzthin an den Landtag gerichteten Anträge auf
Lockerung bzw. Aufhebung der Mieterſchutzgeſetzgobung in Heſſen, die
in der Hauptſache dahin gehen, daß die gewerblichen Räume, die Läden
und die ſogenannten teueren Wohnungen, wie auch die möblierten
Wohnräume aus den Mieterſchutzgeſetzen herausgenommen und der
freien Bewirtſchaftung zugeführt werden ſollen, gaben dem
Landesver=
band der Mieterſchutzvereine Vevanlaſſung, eine Tagung der Vertreter
der Mieterſchutzvereine nach Darmſtadt einzuberuſen, zu der die
Frak=
tionen des heſſiſchen Landtags eingeladen waven. Der Vorſitzende des
Landesverbandes der heſſiſchen Mieterſchutzvereine Wolff, ſowie der
Geſchäftsführer Fuchs erſtatteten Refergte, in denen ſie auf die
Schwie=
rigkeiten hinwieſen, die für die Laden= und Gewerberaummieter bei
einer Aufhebung oder Lockerung des Mietſchutzes für dieſe Mieträume
entſtehen könnten. Heute ſeien auch ſchon die Mieter gewerblicher
Räume vielfach der Willkür ausgeſetzt. An Hand zahlreicher Beiſpiele
wurde dies belegt. Die Referenten befürchteten, daß eine Reihe
Exiſten=
zen vernichtet würden, wenn die dem Landtaa vorliegenden Anträge
Annahme finden ſollten. Bedenken wurden auch geäußert bezüglich der
Herausnahme der ſogenannten „teueren Wohnungen” aus der
Mieter=
ſchutzgefetzgebung. Dieſe beantragte Lockerung der Geſetze ſtelle nur die
Einleitung, den erſten Schritt der freien Wirtſchaft auf dem
Wohnungs=
markt dar. Die Referenten vertraten die Auffaſſung, die
Mieterſchutz=
geſetzgebung hebe ſich dann von ſelbſt auf, wenn genügend Wohn= und
gewerblicher Raum vorhanden ſei und Nachfrage und Angebot ſich die
Wage halte. Früher als dieſer Fall gegeben ſei, dürfe der Schutz für
keinen Mieter fallen.
Die anweſenden Vertreter verſchiedener Landtagsfraktionen folgten
den Ausführungen der Referenten mit Intereſſe und erbaten ſich von
dem Landesverbande der heſſiſchen Mieter Material, um dieſes
gelegent=
lich der Beratung im Landtag verwenden zu können.
Im weiteren Verlauf der Tagung wurde auch über die
Sonder=
ſteuer (Mietzinsſteuer) geſprochen. Eingehend wurde über die Art der
Erhebung und über die vollſtändig unzulänglichen Mittel, die auf
Grund des Artikels 10 des Geſetzes den Mietern als Mietzuſchuß zu
ge=
währen ſind, verhandelt. Der Landesverband heſiſcher
Mieterſchutz=
vereine hat durch ſeinen Geſchäftsführer eine Denkſchrift ausarbeiten
laſſen, die in den nächſten Tagen der Regierung überreicht werden foll.
Scheiden und Meiden.
Das tut immer weh — doch es iſt am bitterſten und grauſamſten,
wenn der Tod es fügt! Nach Jahren noch ſchmerzen die Wunden.
Aber die Jahre ſelbſt, die kommen und gehen darum doch in
glei=
cher Weiſe, wie ehedem auch, und bringen ihre Aufgaben und Pflichten
für einen jeden, der noch mitten im Leben ſteht — bringen ihm auch
neue Freuden und Hoffnungen — und ſo wird das Scheiden überwunden
und das Meiden ertragen.
Es iſt gut und recht ſo, aber wir dürfen uns darum doch auch
äußerlich nicht ganz loslöſen und losſagen von unſeren Toten.
So wie wir in unſeren Gedanken noch immer alle Liebe feſthalten,
die uns einſt mit ihnen verbunden hat, ſo können wir dieſe Liebe auch
jetzt noch in kleinen Taten ausüben. Der „Totenſonntag” will es uns
lehren. Seit langer, langer Zeit ſchon iſt er als eine Widmung aller
Lebenden für alle Toten gedacht und gehalten, — iſt ein Geſchenk. das
wir ihnen mit einem kleinen Teilchen unſeres Daſeins machen. Denn
wir heben dieſen Sonntag ja heraus aus dem Lärm unſeres üblichen
Tun und Treiben, und weihen ihn unſeren Erinnerungen; zu einem
hohen Feſt der Stille laſſen wir ihn werden, in der wir unſeren
Ent=
ſchlafenen wieder zu begegnen ſuchen. —
Aber nicht mit leeren Händen kömen wir zu ihrer Ruheſtätte
kommen.
Die Grabhügel alle harren unſerer Liebesdienſte und der einzigen
Gaben, die wir hier darbringen können: Blumenſchmuck, der den
Frie=
den des Todes nicht ſtört, wenn er auch die immer neu erblühende
Valerie Kutſcher.
Hoffnung kündet.
— Viertes Akademie=Konzert. Es ſei hiermit nochmals auf das
am Montag, den 22. d. M., abends 8 Uhr, ſtattfindende 4. Akademie=
Konzert beſonders aufmerkſam gemacht. Das Konzert, das im Kleinen
Haus ſtattfindet, bringt einen Klavier=Abend des Hermn Johannes
Hobohm aus München, der ſich ja vor zwei Jahven bereits mit ganz
be=
ſonderer Anerkennung hier eingeführt hat. Daß der Künſtler dabei
Beethovens Hammerklavier=Sonate op. 106 hier zum Vortrag bringen
wird, wird ſicher allgemein begrüßt. Da das Kleine Haus durch die
Mieter faſt voll beſetzt iſt, ſtehen zum Einzelverkauf nur ganz wenig
Karten bei Konzert=Arnold, Wilhelminenſtraße 9. zur Verfügung.
Oeffentlicher Lichtbildervortrag des Volksbundes für
Kriegs=
gräberfürſorge. Es ſei an dieſer Stelle noch mitgeteilt, daß anläßlich
der heute abend im „Feierabendſaale”, Stiftſtraße, bei freiem Eintritte
ſtattfindenden öffentlichen Veranſtaltung des Volksbundes für
Kriegs=
gräberſürſorge die Herren Frey. Nicbergall, Tuchocki und Wilk zur
Umrahmung des Lichtbildervortrages von Johann Sebaſtian Bach
(1685—1750) Adagio aus dem Konzert für Klavier,
Flöte und Violine und von Georg Philipp Telemann (1681
bis 1760) Andante und Allegro aus dem Trio C=Moll
ſpielen werden. Den Vortrag ſelbſt hält bekanntlich Herr.
Landes=
jugendpfarrer Lie, von der Au „Jedermann iſt herzlich willkommen.
Tageskalender für Freitag, den 19. November 1926.
Landestheater, Großes Haus, Anfang 7½ Uhr, Ende 10 Uhr,
D 5: „Der Ning des Nibelungen”, Vorabend: „Das Rheingold.”
Kleines Haus, abends 5½ und 8 Uhr: Filmportrag „Amerika, das
Land der unbegrenzten Möglichkeiten.” — Orpheum, abends
8 Uhr: „Das Journal der Liebe.” — Schloß=Café: Konzert.
— Café Rheingold: Konzert und Tanz. — Weinhaus
Weißer Turm: Konzert u. Tanz. — Spaniſche Bodega:
Künſtlerkonzert. — Hotel Schmitz; Unterhaltungsmuſik.
Konzertſaal „Perkeo”: Humoriſtiſches Konzert. — Café
und Weinſtube „Taunusburg”: Tanz. — Deutſch=
Oeſterr. Alpenverein, Sekt. Darmſtadt, abends 8 Uhr, in
der Aula des Ludwig=Geora=Gymnaſiums, Eingang: Karlsſtraße 2:
Monatsverſammlung. — Ortsgewerbeverein u.
Hand=
werkervereinigung, Darmſtadt, abends 8 Uhr, im Feſtſaale
des Reſtaurants „Perkeo”, Alexanderſtraße: 3. Winter=Verſammlung,
Lichtbilder=Vortrag. — Bund angeſt. Akademiker, Ortsar.
Darmſtadt, abends 8 Uhr, bei Heß Kirchſtraße: Bierabend. —
Gewerbemuſeum, abends 8½ Uhr, im Hörſaal:
Lichtbilder=
vortrag. — Kinovorſtellungen: Union=, Reſidenz=Theater,
Palaſt=Lichtſpiele.
* Das Journal der Liebe.
Revue im Orpheum.
Das Tagebuch einer Liebe kamn langweilig ſein, es kann intereſſ.int
ſein, es kann auf= und anregend ſein, es kann aber auch rein
unter=
haltend ſein. Das letztere wird vermutlich der Fall ſein, wenn ein
ſol=
ches Tagebuch der Liebe, das bis zum Abſchluß eines gewiſſen
Lebeus=
abſchnittes im Geheimfach des Schreibtiſches allen profanen Blicken
eut=
zogen blieb, aus irgend einem Grunde der Oeffentlichkeit preisgegeken
wird. Das kann ſelbſtverſtändlich nur eine Tagebuchführerin tun, die
auch aus ihrer Liebe ein Geſchäft macht, wenn ſie dieſes Geſchäft auch
in den buntſchillernden Mantel des neueſten Zweiges — es iſt ein
Tau=
berſprößling — der Kunſt kleidet. Ein ſolches Tagebuch aber von einem
Filmſtar geſchrieben und der Oeffentlichkeit übergeben, bringt dann von
allem Vorhergeſagten etwas: Langeweile, Intereſſantes, Auf= und
Au=
regendes und Unterhaltendes.
Ein ſolches Journal der Liebe, geführt von einer
Filmſchauſpiele=
rin und abgeſchloſſen am Vorabend ihrer Che (oder einer ihrer Ehen),
iſt die Original Wiener Revue, die Karl Farkas und Fritz
Grüu=
baum in 17 Bildern erfunden und zuſammengeſtellt haben, und zu
denen Dr. Egon Neumann eine ſehr prickelnde, ſehr temperament:
volle, ſehr einprägſame, an Schlagern reiche Muſik „zuſammengeliehen”
hat. Dieſe Original Wiener Revue geht zurzeit im Orpheum in
ſeh=
flotter Bilderfolge in Szene und gefällt derart gut, daß die
Beſucher=
zahl von Abend zu Abend ſteigt. So harmlos an und für ſich die
Hand=
lung iſt, die dieſe 17 Rebuebilder loſe miteinander verbindet, eigentlich
nur in der Wiederkehr der hauptſächlich handelnden Perſonen —
han=
deln iſt hier Tanzen, Singen und Sprechen —, ſo farbenreich, rauſchend
und voll prickelndem Temperament, ausgelaſſener Laune, werden dieſe
Bilder vorgeführt, und ſie werden vor allem, und das iſt bei einer
Revue ja die Hauptſache, in einer ganz ausgezeichneten Aufmachung
und Bühnenausſtattung (Gg. Ranzow) gegeben.
Die große Filmkünſtlerin, die einſtmals ihre Laufbahn als
Ver=
käuferin in einem Parfümeriekiosk begann, und dieſe abſchnittsweiſe
mit der Heirat eines Maharadſchas abſchloß, ſtellt ihr Tagebuch dem
ge=
ſchickten Filmregiſſeur Rubinſtein zur Verfügung, der die einzelnen
Lie=
besepiſoden zu luſtigen und hübſchen Einzelſzenen bearbeitet, als ganzes
genommen die Rebue bilden. Nach großem Muſter erſcheint der
Con=
fereneier als Bajazzo und ſingt den umgedichteten Prolog „Das Spiel
kann beginnen”. Der Zuſchauer wird dann Zeuge, der mißlungenen
Maharadſcha=Hochzeit, und darf dann die Lebens= und Liebesepiſoden
des Tagebuches miterleben. Aus dem Ladenmädel der Parfümerie
ent=
wickelt ſich die angehende Lebedame beim Heurigen in Wien, dann tritt
ſie ihren Theaterplänen näher, wir begleiten ſie zum Daneing im Hotel
Briſtol, werden Zeuge einer berückenden Viſion, ſehr hübſchen Szenen
im Wiener Stadtpark, dann eines Erntefeſtes in Czarda, einer luſtigen
Rundfunkepiſode Wien-Budapeſt, einer gleichen am Badeſtrand von
Florida, und über verſchiedene Intermezzos hinweg bis zum letzten Blatt
des Journals der Liebe erleben wir auch noch den Hochzeitsmorgen, der
allerdings anders ausfällt, als der Abend begann.
Die Revuen ſind alſo nicht totzukriegen, ſie werden vorausſichtlich,
wenn auch in anderer Form, noch lange Zeit die Bühnen beherrſchen,
auf denen die leichtgeſchürzte Muſe befiehlt. Selbſtverſtändlich fehlen
auch in dieſer Revue die Girls nicht, ſie erſcheinen faſt in allen Bildern,
dieſe, zwar nicht tauſend, aber doch mindeſtens 30—40 Beinchen, zu
denen, natürlich ebenſo unerläßliche mindeſtens die Hälfte mehr oder
weniger ſchöne Bubiköpfe und Koſtüme, die im Stoffverbrauch bei
allem Prunk ungemein ſparſam ſind, gehören. Sie erſcheinen als
Par=
fümerieverkäuferinnen, als exotiſche Tänzerinnen, als Filmmäderln, in
der Viſion mit noch ſparſamerer Kleidung, als Vienna=Girls, als
weib=
liche Schupo= und als Hoch= und Deutſchmeiſter=Girls, als
Bode=
nigen uſw. uſw.
Sollen wir noch die durchweg guten Leiſtungen der Solokünſtler
hervorheben? Grete Breté. Ludwig Herold, Robert
Gaibin=
ger, Rob. Dorſay, vor allem Helia Macori, Guſtav Kotanyi.
Nudolf Ander uſw. uſwp. ſind treffliche Stützen der Revue, die ſie mit
ihrem Temperament und ſprudelndem Humor beleben.
Aus den Parteien.
* Frauengruppe der Deutſchen Volkspartei. Bei
dem Zuſammenſein der Frauen der D.V.P. auf dem „Heiligen Kreuz”
am Samstag, den 2. Nov., werden den Teilnehmerinnen
Violinvor=
träge und ein kurzer Bericht über die Reichsfrauentagung in Jena
ge=
boten werden. Alle Parteifreundinnen ſind herzlich eingeladen und
werden gebeten, recht zahlreich zu erſcheinen.
* Deutſchnationaler Arbeiterbund. Heute Freitag,
20. November, findet abends 8 Uhr im gelben Saal bei Sitte eine
Mitgliederverſammlung der Partei ſtatt. Wir bitten unſere Mitglieder,
zahlreich zu erſcheinen. Mitgliedskarten ſind wegen Saalkontrolle
mit=
zubringen. Vortrag über die bevorſtehende Landtagsauflöſung.
Stimmen aus dem Leſerkreiſe.
Gär die Dersffentlſchungen unter dieſer Ueberſchrift Übernlmmt die Redalflen keinerte
Den=
mtwentung: für ſie blaibt anf Grund des 5 21 Abl. 2 bes Preſſegeſetzes in vollem Umfonge
der Chender verantwortich.) — Cinſeneungen, die nicht verwendet werden. Unnen nicht
zurückaeſandt, die Ablebmung nſcht beaslndat werden.
Rückſtände bei der Reichsbahn.
Um auch dem Ausland, und insbeſondere den in Deutſchland
reiſen=
den Ausländern vor Augen zu führen, daß wir tatſächlich ein armes
Volk geworden ſind, ſollte die erſte Klaſſe bei uns längſt völlig
ver=
ſchwunden ſein; wer — außer den hierzu befugten Freiſcheinanhabern —
kann und darf ſich denn ſonſt noch dieſen Luxus leiſten, ohne in den
Geruch eines Inflationsgewinnlers oder Schiebers zu kommen!
Ein anderer großer Mißſtand iſt insbeſondere der Umſtand, daß
heute noch die Perſonenzüge und teilweiſe auch die Schnellzüge
während der Durchfahrt aines Tunnels nicht
be=
leuchtet ſind! Es iſt geradezu unglaublich, daß die Eiſenbahn im
Zeitalter der Elektrizität noch nicht ſoweit gekommen iſt,
größere Tunnels ſtändig zu beleuchten. Nicht nur mit Rückſicht auf
ängſtliche Gemüſter, ſondern im Intereſſe der allgemeinen Sicherheit,
insbeſondere bei einem eintretenden Eiſenbahnunglick innerhalb eines
Tunnels, ſollte man längſt zur elektriſchen Beleuchtung übergegangen
ſein! Bei uns in Deutſchland, wo man jedem Automobil eine gute
Beleuchtung vorſchreibt, muß man ſtaunen, daß die Reichsbahn nicht
längſtens wenigſtens die wichtigſten und gefährlichen ſchienengleichen
Uebergänge mit gutem elektriſchen Licht bzws Scheinwerfern und Nacht
und Nebel beleuchten läßt!
Das große Unglück im Rickentunnel wäre von noch
verhängnisvol=
leren Folgen begleitet geweſen, wenn der Unfallzug nicht ein Güterzug,
ſondern ein Perſonenzug geweſen wäre.
Dr
Te Tartte
Dant
Heran! Aus den Gauen, Provinzen und Städten,
Paläſien, Dörfern, Höfen und Hütten: Heraus!
Gehts doch um 8 Große: Es gilt die Wette.
Ein jeder eile, reiſe und wähle ſich aus,
Alle Wünſche nach eigner Idee,
Ob mit dick oder dünn Portemonnaie,
An die Quelle: Der niedrigen preiſe!
Viel Tauſend ſchlagend, klare Beweiſe.
Das Beſſe — vom Guten: Elegant!
Nie geſehen! In Reihen ſo lang.
Auswahl! Scheint wie Sterne. Anzählig!
Preiſe ſo niedrig! Jedem iſts möglich,
Seinen Wunſch zu er üllen,
Nach höchſt eig nem Willen.
Heran! An die wahrhaft, richtige Quelle:
Ob groß oder klein, ſtark oder ſchmal,
Heran! Ihr Damen mit dem Gemahl.
Flott iſt es hier: Gemütlich zu wählen.
Ihr ſtrammen, mutigen Herrn der Natur,
Keine Großſtadt iſt mehr über uns nun,
Kleinſtadt=Wahn — iſt gebrochen.
Der Großſtadt=Wahn — überflogen
Heran! Geld iſt leicht verdienen.
Mit großem, reinſten Vergnügen,
Im Laufſchritt: Stürmend gezogen,
Wie raſend Wellen und Wogen?
Frohe luſfige Käuferſcharen.
Glück auf! Die günſtigen Serientage!
Enorm günſtige Einkäufe und ebenſo günſtige Fabrikations=Bedingungen verſetzen uns in die angenehme Tage, große Mengen unſeres gewaltigen
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Set
Auf Knaben=Mäntel und „Anzüge 20%=
Serie VI
(16914
Größtes hellſies Verkaufslokal
der Herren=Kieider=Branche.
Seite 6
Freitag, den 19. November 1926
Nummer 321
Stadiverordnetenberſammlung.
Darmſtadt, 18. November.
Die Sitzung wird um 5 Uhr 15 Min. von Herrn Oberbürgermeiſter
eröffnet.
1. Ueberſichten über Einnahme und Ausaabe der 4 höheren
Knaben=
ſchulen für 1925.
Es ergibt ſich eine Mehrausgabe gegen den Voranſchlag von 6471
Mark beim Ludwigs Georg=Gymnaſium, von 29 693 Mark beim
Real=
gymnaſium, von 9404 Mark bei der Ludwigs=Oberrealſchule, von 13 986
Mark bei der Liebigs=Oberrealſchule. Die erforderlichen Mehrausgaben
werden bewilligt.
2. Erhebung der Hundeſteuer für 1927.
Für das Steuer (Kalender=)Jahr 1927 ſollen an Gemeindeſteuer die
gleichen Sätze wie 1926 erhoben werden. Für den erſten Hund 24 Mark,
für den zweiten 44 Mark, für den dritten 64 Mark, für jeden weiteren
Hund je weitere 20 Mark. Fällt der Beginn des Hundebeſitzes in die
Zeit nach 30. Juni 1927, ſo gelangt jeweils nur die Hälfte des
vor=
ſtehenden Satzes zur Erhebung. Die Vorlage wird ohne Debatte
ge=
nehmigt.
3. Entwäfſerung des Sportplatzes der Techniſchen Hochſchule
an der Nieder=Ramſtädter Straße.
Wir verweiſen auf den Bericht in Nr. 300 vom 29. Oktober 1926.
Die geforderten Mittel werden bewilligt.
4. Geſuch ber Techniſchen Hochſchule um einen Beitrag zu den Koſten
der Erweiterung ihres Sportplatzes.
Der Sportplatz liegt auf ſtaatlichem Gelände. Zu ihm hat die Stadt
ſchon wiederholt Zuſchüſſe in Form eines Beitrages und in Form von
Notſtandsarbeiten bewilligt. Die meiſten Koſten hat die Hochſchule durch
Stiftungen aus dem Kreiſe alter Herven erhalten. Nun ſoll ein
gro=
ßes Schwimmbecken von 12:33 Metern mit Tribünen,
Garde=
roben, Umkleideraum, Aborten uſw. errichtet werden. (Pläne von Prof.
Karl Roth.) Dieſe Anlage iſt koſtſpielig und bedarf einer an das
ſtädtiſche Kanalnetz anzuſchließenden Entwäſſerungsanlage. Die Koſten
dieſes Anſchluſſes mit 13 500 Mark hat der Bauherr (die Hochſchule)
aufzuwenden. Der Bauherr erſucht um Erlaß dieſer Summe und
er=
ſucht außerdem die Stadt, zum Schwimmbechen einen Zuſchuß von
11500 Mark zu leiſten. Die Stadt müßte alſo zuſammen 25 000 Mark
als Beitrag leiſten. Die Geſamtkoſten der Anlage werden auf zuſammen
125 000 Mark geſchätzt.
Es wird beantragt, die begehrte Summe von 25 000 Mark als
Zu=
ſchuß zu bewilligen. Der Finanzausſchuß hat den Zuſchuß mit
Stim=
mengleichheit abgelehnt. Stadtv. Kalbfleiſch tritt warm für die
Vorlage ein, ebenſo Stadtv. Walbe. — Stadtv. Leuſchner beſtreitet
eine Gegenſätzlichkeit gegen die Studenten. Das Bad müſſe für
jeder=
mann zugänglich ſein, aber die Linke ſei gegen ein Schwimmbad nur
für die Studenten. Der Sportverein 1898 ſtimme hier der Linken zu. —
Auch Stadtv. Reibold iſt gegen Bewilligung. — Stadtv.
Schnei=
der iſt gegen den Zuſchuß zum Schwimmbechen, er will nur der
Hochſchule ein zinsloſes Darlehen gewähren. — Stadtv. Walbe hält
eine Entlaſtung des Woogs mit dem Projekt gegeben. — Der
An=
trag der Verwaltung wird angenommen.
5. Gewährung eines unverzinslichen Darlehens an das Eliſabethenſtift
zum Ausbau des Zufluchtheims.
Die Räume im Heim für gefallene Mädchen
rei=
chen nicht mehr aus. Es ſoll ein Anweſen erworben und
einge=
richtet werden, um neue Räume zu ſchaffen. Die Stadt ſoll ein
zins=
loſes Darlehen zu den erforderlichen Aufwendungen von im ganzen zirka
20 000 Mark bewilligen. Die Verwaltung iſt bereit, ein unverzinsliches
Darlehen von 6000 Mark gegen Eintragung einer Hypothek zu
gewäh=
ven. Die Verſammlung ſtimmt zu.
6. Erhöhung des dem Verein der Freundinnen junger Mädchen
für den Umbau des Hauſes Sandſtraße 24 gewährten Baudarlehens.
Die Stadtverordnetenverſammlung hat am 15. April 1926 zu dem
genannten Zwecke ein Baudarlehen von 80 000 Mark bewilligt. Das
Bauprojekt ſoll erweitert werden, die Summe reicht nicht aus. Ein
Baudarlehen von 155 000 Mark wird erforderlich ſein. Das Darlehen
ſoll auf letztere Summe erhöht werden. Ein Vertagungsantrag der
Linken wird abgelehnt. Die Linke enthält ſich der Abſtimmung. Die
Mittel werden bewilligt.
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7. Herſtellung von Aborten in der Ballonſchule.
Der Fachwerksbau im Schulhofe, in dem ſich Lehreraborte und
Lehrmittelräume befinden, wird, weil baufällig, abgeriſſen. Die
Neu=
herſtellung bedingt einen Aufwand von 1400 Mark, der genehmigt
wird.
8. Beleuchtung der Hauptwege im Herrngarten.
Es ſoll elektriſche Lichtleitung eingerichtet werden, was 7500 Mark
erfordert, die aus Anlehensmitteln zur Verfügung geſtellt werden.
9. Errichtung eines Raumes zur Unterbringung der Azetylenanlage
der Gewerbeſchule.
Der Koſtenaufwand in Höhe von 2400 Mark wird bewilligt.
10. Erlaß einer Polizeiverordnung, betr. Herſtellung und Vertrieb
von Speiſeis.
Für die Stadt iſt ſolcher Erlaß beabſichtigt. Zum Entwurf wurden
gehört: Vertreter der Konditorinnung, die Handwerkskammer,
Stadt=
verwaltung und ſozialpolitiſcher Ausſchuß haben ſich damit befaßt.
Die Beratung des Entwurfs wird zurückgeſtellt.
11. Mitteilungen.
Stadtv. Klotz beanſtandet die ſtarke Ueberanſtrengung der Beamten
der Sparkaſſe in den Aufwertungsarbeiten. Darüber herrſchte ſtarke
Verſtimmung in den Kreiſen der Erwerbsloſen, die ſich auch über
Heim=
arbeit bezüglich der Aufſtellung der Wählerliſten für den Volksentſcheid
beſchwerten. Der Oberbürgermeiſter hat die erſtere Beſchwerde
an die Sparkaſſe weitergegeben, der weiteren Beſchwerde will er
nach=
gehen. Stadtv. Süß weiſt auf den Abbau bei den Banken hin. Auf
die hier Abgebauten müſſe die Sparkaſſe Rückſicht nehmen. Stadtv.
Goſenheimer fragt nach der Winterbeihilfe für die Beamten.
Der Herr Oberbürgermeiſter ſtellt baldige Vorlage in Ausſicht.
Der Ausbau des Frauenbades im Woog wird nächſter Tage
in der Baudeputation beraten.
Stadtv. Leuſchner wünſcht eine beſondere Kommiſſion für
Kunſtfragen; er möchte auch wiſſen, wo die Bilder, die die Stadt
an=
kauft, ſich befinden, teilweife ſollten ſie in Privatwohnungen hängen.
Warum werde von Theſing nichts gekauft? Darin liege keine Hebung
der Stadt als Kunſtſtadt. Es ſei nicht ſchön, hier von charitativen
baum erklärt, der Dezernent in Kunſtfragen habe hier heute eine ſehr
ſchwere Stellung. Der betreffende Herr hätte ſich taktvoller
zurückhal=
ten ſollen. Keines der Bilder ſei galeriereif geweſen, die Stadt habe
nur Karikaturen gewählt. Da ſei es zu einem Zuſammenſtoß
gekom=
men, der zwiſchen den beiden Herren auszutragen ſei. Stadtv. Hütſch
meint, Theſing male nicht ſchlechter, wie andere, er habe den
Büchner=
preis erhalten. Stadtv, Ziegs erinnert an den Bildungsausſchuß, der
hier einzugreifen habe. Dieſer ſolle, mit allen Kunſtfragen befaßt
wer=
den. Der Herr Oberbürgermeiſter erläutert das Vorgehen
der Verwaltung Theſing gegenüber. Stadtv. Leuſchner erklärt, in
Kunſtfragen dürfe nicht diktatoriſch gehandelt werden. Dieſe
Verhältniſſe müßten geändert werden. Stadtv. Dr. Nöllner be= mittags, Ecke Schul= und Kinchſtraße, (S. Anz.)
dauert, daß dieſe Dinge in öffentlicher Sitzung erörtert werden. Der
Herr Oberbürgermeiſter begrüßt die Anzegung, eine Kommiſſion in 22. November d. J., abends 8 Uhr, im Gemeindehaus (Kiesſtraße 17)
Kunſtfragen zu bilden.
Schluß der öffentlichen Sitzung: 7½ Uhr abends.
Ein Antrag der Deutſchnationalen in der Stadtverordnetenverſammlung.
Derſelbe erſucht die Verwaltung, zur Förderung des
Wohnungs=
baues bei Verkaufsverhandlungen über ſtädtiſches Gelände mit
minder=
bemittelten Bauluſtigen und gemeinnützigen Baugeſellſchaſten und
der=
gleichen Preiſe zu vereinbaren, die — ganz unabhängig von dem Ver= Reglgymnaſiums gehalten.
kehrswert der Grundſtücke — recht mäßig gehalten werden.
In der Begründung wird betont: Der Behebung der
Wohnungs=
not muß die Verwaltung, als Trägerin öffentlicher Wohlfahrts= und
Geſundheitsfürſorge, das allergrößte Intereſſe entgegenbringen. Das
geſchieht am beſten durch weitgehende Förderung des Neubaues von
Wohnungen. Damit ſcheint uns aber nicht vereinbarlich zu ſein, wennt
ſtädtiſches Gelände an Bauluſtige unter der Bedingung abgegeben wird,
unter allen Umſtänden den Verkehrswert der Grundſtücke oder gar einen
noch höheven Preis zu erzielen.
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* Schwurgericht. Bisher ſind in zwei Sachen Termine beſtimmt:
1. gegen Jakob Eberle, Schuhmacher, in Lorſch, wegen Mords.
wird am 30 November und folgende Tage verhandelt. Es ſind 33
Zeu=
gen und 4 Sachverſtändige geladen. — Am 3. Dezember ſteht die
Mein=
eidsſache von Ober=Ramſtadt an.
* Beginn der Verzinſung der Rückwirkungshypothek. Die in Nr. 317
mitgeteilte Reichsgerichtsentſcheidung betrifft, wie, um Mißverſtändniſſen
vorzubeugen, angeführt ſei, nur Rückwirkungshypotheken.
Rücknirkungshypotheken ſind ſolche, bei denen der Gläubiger die
Zah=
lung des entwerteten Hypothekenbetrages in der Zeit vom 15. Juni 1922
bis zum 14. Februgr 1924 angenommen hat.
Kunſinotizen.
Ueber Werte, Künſtier oder künſtleriſche Veranſtaltungen, deren im Nachſtehenden Erwähnung
geſchiebt, bebält ſich dle Redakion ihr Urtell vor.
— Palaſt=Lichtſpiele: „Der Kurier des Zaren.” Es
iſt unbedingt außerordentlich, was der Regiſſeur Turjanski in
filmiſch=
techniſcher Hinſicht zuſtandebringt. Etwa die Schlacht gegen die Tataren.
Das Anrücken des Heereskörpers. Das geſchloſſene Bild der
Forma=
tionen. Die Gliederug, Gruppierug oder: der Kurier des Zaren
auf einem raſenden Gefährt mit entfeſſelten Pferden. Wie kümſtleriſch
treffſicher, daß man die Pferde nicht ſieht. Das Bild will nichts anderes,
als den todgeängſteten Blick des Menſchen zeigen auf ſolcher Todesfahrt.
Dies alles iſt ausgezeichnet und beweiſt, was der Film heute kann.
Das Entſcheidendſte aber bleibt, daß man einen ruſſiſchen Film ſieht,
ruſſiſche Landſchaft, ſibiriſche Landſchaft, ruſſiſches Volk, gſiatiſches Volk.
Der Regiſſeur W. Turjanski iſt in dieſem Film ein Techniker und
Vir=
tuoſe von nicht geringen Graden
— union=Theater. „Der Wolgaſchiffer”. Der Titel dieſes
Manuſkriptes iſt ſehr glücklich gewählt. Gs gibt wohl kaum ein
euro=
päiſches Herz, das daran vorbeigeht. Wo der Name der „Wolga”
auf=
klingt, horcht man auf, um ſich hineinzufühlen in die ruſſiſche
Atmo=
ſphäre von Tiefe, Weite und Menſchlichkeit, Hingabe und Mut zum
Opfer. Das hat Cccil B. de Mille verſtanden. Sein Name verbürgt
ſchon eine Arbeit, die gefällt. Ueber den Kampf des alten und des
neuen Rußlands — erhaben und eins im Wolgalied, das gleichmäßig
in den Herzen aller Ruſſen aufklingt — ſiegt die Liebe. Und ſoweit es
Zwecken dem Künſtler gegenüber zu ſprechen. Bürgermeiſter Bux= möglich iſt den ruſſiſchen Charakter in einem derartig national
fein=
nervigen Thema zu erfaſſen, iſt es den Darſtellern, William Bayd als
Wolgaſchiffers und revolutionären Führer und Elinor Fair, als ruſſiſche
Prinzeſſin, durchaus angenehm gelungen, die Situationen zu halten,
Lokale Veranſtaltungen.
Die bierunter erſchelnenden Notizen ſind ansſchließlich als Hinweiſe auf Anzelgen zu beirachten,
in keinem Falle irgendwie als Beſprechung oder Kritk.
— Verein ehem. 25er. Verſammlung zum
Gefallenengottes=
dienſt am Sonntag, den 21. November bis ſpäteſtens 7,40 Uhr vor=
— Die Ev. Jugendgemeinſchaft Darmſtadt hält am
einen Ausſpracheabend ab, an dem über das Weiterbeſtehen der
Jugend=
gemeinſchaft beraten werden ſoll. Die Mitglieder werden dringend
gebeten, recht zahlreich zu kommen.
— Hiſtoriſcher Verein. Der zweite Vortragsabend dieſes
Winters wird am Montag, den 22. November, ſtattfinden Dr. med.
R. J. Schaefer hier wird dabei ſprechen über eine „Frühlingsreiſe
zum Aſklepiostempel auf der Inſel Kos und nach Athen” (mit
Licht=
bildern). Der Vortrag wird, wie üblich, um 6 Uhr im Saale des
— Herr Prof. Dr. König aus Gießen ſpricht jeden Donnerstag
von 5.15—6 Uhr nachmittags im Hörſaal 138 der Techniſchen Hochfchule
über „Der ſüddeutſche Volksboden und ſeine Grenzprobleme‟,
Gottesdienſt der iſrgelitiſ hen Religionsgemeinde.
Hauvtſynagoge (Friedri hſtraße).
Freitag, den 19. Nov. Vorabendgottesdienſt 4 Uhr 30 Min.
Samstag, den 20. Nov. Morgengottesdienſt 8 Uhr 43 Min. —
Sabbatausgang 5 Uhr 25 Min.
Gottesdienſt an den Wochentagen: Morgens 7 Uhr 30 Min, —
Abends 6 Uhr 00 Min.
Gebetszeiten in der Eynagoge der iſrgel. Religionsgeſellſ haft.
Samstag, den 20. Nov. Vorabend 4 Uhr 10 Min. — Morgens 8 Uhr,
— Nachm. 4 Uhr. — Sabbatausgang 5 Uhr 25 Min,
Wochengottesdienſt: Mörgens 7 Uhr 00 Min. — Abends 4 Uhr
15 Min.
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Freitag, den 19. November 1926
Nummer 321
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Starkenburg.
2. Arheilgen, 18. Nov. Bekanntlich fand im Oktober 1925 an einem
Sonntag früh am Dorfeingang ein Zuſammenſtoß eines
Mannhei=
mer Autos mit einem hieſigen Einwohner, der auf dem Motorrad
fuhr, ſtatt, der des letzteren Tod zur Folge hatte. Der angeklagte
Jßlinger hatte Reviſion an das Reichsgericht verfolgt, die jetzt
ver=
worfen wurde, ſo daß das Urteil, das auf Freiheitsſtrafe erkannt hatte,
rechtskräftig iſt.
Arheilgen, 18. Nov. Wie im vergangenen Jahre, ſo wird auch
in dieſem Jahre die hieſige Schuljugend am Samstag, den 20. ds. Mts.,
vormittags ½10 Uhr, am Kriegergedenkſteine auf dem Friedhofe eine
ernſte und ſchlichte Totengedenkfeier abhalten. Hierzu ſind der Schul=
und Ortsvorſtand, ſowie die geſamte Einwohnerſchaft herzlichſt
einge=
laden. Neben emer Anſprache wird die Feier aus Gedichtvorträgen
beſtehen und dieſelben von Muſik und Geſang umrahmt ſein. — In
den nächſten Tagen findet hier eine Sammlung für das Eliſabethenſtift
in Darmſtaht und den heſſiſchen Diakonieverein ſtatt. Es werden ſowohl
Gaben an Geld ſowie an Naturalien dankend angenommen werden. —
Im hieſigen Arbeiter=Bildungsausſchuß wird am nächſten Samstag
der kürzlich hierher verſetzte Scheilverwalter Hans Schwedes einen
Vor=
trag über: „Das Proletariat als kulturfördernde Macht” halten.
Be=
ſonders wird er ſich über die Beziehungen zur Religion, Kunſt und
Wiſſenſchaft ausſprechen. Sodann plant Herr Schwedes eine
Vortrags=
reihe über Geſchichte in 6 Abenden, beginnend Mittwoch, den 24. ds.
Mts., worin die Bauernkriege, franzöſiſche Revolution und deutſche
Revolution behandelt werden. Die Vorträge fiden im Lokale des
Arbeiter=Bildungsausſchuſſes im Kirchenſchulhauſe ſtatt.
* Wixhauſen, 18. Nov. Eine große Hilfsbereitſchaft
wurde der hieſigen Einwohnerſchaft in Form einer ſehr intenſiv
aus=
gearbeiteten Uebung von ſeiten der Freiw. Sanitätskolonne vom Roten
Kreuz gezeigt. Eine große Zuſchauermenge war an der angenommenen
Unfallſtelle Zeuge eines ſorgfältigen Hand=in=Handarbeitens eines
durch=
aus gur informierten und ausgebildeten Sanitätsperſonals von Helfern
und Helferinnen der Kolonnen Arheilgen, Wixhauſen, Egelsbach, Langen
und Buchſchlag. Hier wurden die angeblich Verwundeten und Verletzten
auf von den Sanitätern vollends fertiggeſtellten fahrbaren Bahren zum
angedeuteten Maſſentransport nach der Eiſenbahn befördert, wo ſie
unter fachmänniſcher Leitung proviſoriſch in einem von der
Reichsbahn=
direktion Mainz zur Verfügung geſtellten Wagen verladen wurden.
Nach erfolgter Entladung wurde von einem anweſenden Arzt unter
An=
weſenheit aller Sanitäter und Sanitäterinnen ein belehrender Vortrag
über die angelegten Verbände, den Transport uſw. gehalten. Ein von
Hauptmann a. D. Lotheißen gegebener Lichtbildervortrag über „Die
Tätigkeit des Roten Kreuzes im Frieden” wurde mit lebhafter
Aner=
kennung aufgenommen. Zwei von der hieſigen Kolonne aufgeführte
Theaterſtücke „Gut Hilf” und „Der Seitenſprung” gaben dem
gemüt=
lichen Teil am Abend einen würdigen Abſchluß.
A. Erzhauſen, 17. Nov. Gemeinderatsbericht vom 16. Nov.
1. Beſtimmung einer Wahlkommiſſion für den Volksentſcheid am 5.
De=
zember. Als Wahlvorſteher wird Bürgermeiſter Lorenz, als
Stellver=
treter Beigeordneter Siebold beſtimmt. Schriftführer: Gaußmann und
Becker. Beiſitzer: Schmitt, Haaß und Berk. 2. Das Baugeſuch des A.
Zulauf wird genehmigt und demſelben der gewünſchte Bauplatz
zuge=
ſprochen. 3. Antrag des Jak. H. Pohl um Ueberlaſſung eines
Erb=
begräbniſſes für deſſen Eltern. Demſelben wird zugeſprochen unter
Be=
rückſichtigung des 8 14 der Friedhofsordnung. 4. Feſtſetzung der
Hunde=
ſteuer für 1927. Der Satz von 1926 wird beibehalten. 5. Genehmigung
von Rechnungen. 6. Mitteilungen. Begräbnisverſorgung: Zu dieſem
Zweck ſoll eine Verſicherung aufgenommen werden; das wird abgelehnt;
ferner werden die Erwerbsloſenunterſtützungsſätze bekanntgegeben.
Kreisgeſundheitswoche: Hierzu hat ſich Dr. Spiro bereit erklärt,
Vor=
träge zu halten über „Berhütung von Unglücksfällen bei Kindern” und
„Körperpflege bei Kindern”, zu denen hauptſächlich die Frauen
einge=
laden werden ſollen. Der Vertrieb von Wohlfahrtsbriefmarken vom
1. Dezember bis 1. April wird wie früher gehandhabt. Damit war
Schluß der Sitzung.
Eberſtadt, 18. Nov. Konzert. Der Muſikverein „Edelweiß”
hält am Samstag, den 11. Dezember, im „Bergſträßer Hof” ein
Blas=
konzert ab.
— Traiſa, 18. Nov. Die Ortsgruppe Traiſa des
Odenwald=
klubs veranſtaltete ihr Dekorierungsfeſt mit fünfjährigem
Stiftungs=
feſt im dichtgefüllten Saale des Gaſtwirts Scherrer. Der 1. Vorſitzende,
Beigeordneter Brehm, eröffnete die Feier und begrüßte im Namen der
Ortsgruppe die Teilnehmer. Die Feier nahm einen glänzenden Verlauf.
Beſonders ſei das Odenwälder Luſtſpiel „Das Lieschen” ſowie die
glän=
zenden Leiſtungen des Falke=Klampf=Orcheſters und des Humoriſten
Herrn Bingenheimer hervorgehoben. Die Dekorierung der
Wander=
luſtigen nahm einen würdigen Verlauf und wurde durch
Geſangsvor=
träge des Geſangvereins „Sängerluſt” verſchönert.
Dieburg, 18. Nov. Arbeitsmarktlage im Kreiſe
Dieburg. Stichtag: 15. November 1926.
Stellung=
ſuchende: ſämtliche Berufsgruppen zuſammen 1929, darunter
männ=
liche 1800, weibliche 129.
Erwerloſenunterſtützungs=
empfänger: männliche 1531, weibliche 110. insgeſamt 1641.
r. Babenhauſen, 18. Nob. Mit einem verheißungsvollen Auftakt
eröffnet kommenden Mittwoch abend der hieſige
Volksbildungs=
verein ſeine diesjährige Winterarbeit. Er ſtellt dem muſikliebenden
Publikum ein Konzert in Ausſicht, ausgeführt von dem Darmſtäbter
ſtädtiſchen Orcheſter unter Leitung des Herrn Muſikdivektors W. Schmitt.
Die Vortragsfolge, die Namen wie Mozart Brahms und Bach aufweiſt,
zeugt von dem guten künſtleriſchen Geſchmack des Dirigenten. Als
Soliſten wirken Herr Otto Krebs=Darmſtadt und Fräulein Nelly
Birrenbach=Darmſtadt mit. Um die Schönheiten des
Klavier=
parts zur vollen Geltung zu bringen, hat ſich die Firma Heinrich
Arnold=Darmſtadt bereit erklärt, einen Konzertflügel zur Verfügung
zu ſtellen. Der Beſuch dieſes Konzerts wird über das Schickſal weiterer
Kunſtabende zu entſcheiden haben.
r. Babenhauſen, 18. Nov. Großkampftag im
Handball=
ſport in Babenhauſen. Kommenden Sonntag findet auf dem hieſigen
Exerzierplatze ein Handballwettſpiel ſtatt, wie noch kein ſpannenderes
hier zu ſehen war. Der Altmeiſter Sportverein Darmſtadt 98 trifft ſich
hier mit ſeinem ſtärkſten Bezirksgegner, mit unſerem Polizeiſportverein.
Der Jans=Mannſchaft, wie ſie gewöhnlich genannt wird, wird es ſchwer
fallen Babenhauſen auf eigenem Platze eine Niederlage von Bedeutung
beizubringen. Stärkſtes Intereſſe wird von allen Sportfreunden hier
und in der Umgebung dem Wettkampfe entgegengebracht.
Offenbach, 18. Nov. Die Freie und Hanſeſtadt Lübeck ließ anläßlich
ihrer 700jährigen Reichsfreiheit eine Jubelmünze ſchlagen. Die
Mün=
zeit ſind natürlich in unſerer Gegend gar nicht im Umlauf und daher
gänzlich unbekannt. Ein hieſiger Liebhaber von Erinnerungsmünzen
dieſer Art wandte ſich deshalb kurzerhand mit der Bitte an den Senat
der Freien Reichsſtadt Lübeck, ihm drei dieſer Jubelmünzen zu ſchicken.
Bald kam auch ein Nachnahmebrief im Werte von 10 Mark mit zwei
rieſigen lübeckſchen Staatsſiegeln, abgeſandt von der Hauptſtaatskaſſe
der Stadt Lübeck. Der Brief enthielt gut verpackt drei funkelnagelneue
Dreimarkſtücke, eine Mark war für Unkoſten gerechnet. Die Geldſtücke
trugen die Umſchrift: „700 Jahre Reichsfreiheit. Freie und Hanſeſtadt
Lübeck. 1226—1926.‟ Das freundliche Entgegenkommen der Freien
Stadt Lübeck verdient gewiß alle Anerkennung.
— Fränkiſch=Crumbach, 18. Nov.
Provinzialgeflügel=
ſchau. Am Samstag, den 20., und Sonntag, den 21. ds. Mts., findet
die Starkenburger Provinzialgeflügelſchau hier ſtatt. Die Eröffnung
der Ausſtellung iſt Samstag, vormittags 10 Uhr. Ueber Erwarten ſind
die Anmeldungen in ſo renhlichem Maße eingegangen, daß die
Aus=
ſtellung verſpricht, eine Sehenswvürdigkeit 1. Nanges zu werden, und im
Odenſald dürfte Gleiches bisher noch nicht geboten worden fein. Für
eine ſachgemäße Durchführung bürgt der Ruf des hieſigen Vereins
ſodaß allen Zlichtern ein Beſuch der Ausſtellung nur embfohlen werden
kann. Die geſtifteten Ehrenpreiſe bilden für ſich allein eine
Sehens=
wirdigkeit.
— Fränkiſch=Crumbach, 18. Nov. Im Gaſthaus zur Krone fand
eine Rote=Kreuzverſammlung ſtatt, in der die Kolonnenführer Reeg aus
Darmſtadt und Echſtein aus Groß=Bieberau über Zweck und Ziele der
Freiwilligen Sanitätskolonne ſprachen. Da hier eine große Begeiſterung
für dieſe edlen Beſtrebungen in der Jugend herrſcht, ſo wurde
be=
ſchloſſen, die ſchon beſtehende Sanitätsabteilung der Freiwilligen
Feuer=
wehr in eine Freiwillige Sanitätskolonne zu erweitern. Es haben ſich
bereits 20 Mitglieder angemeldet. Die Ausbildung übernimmt Herr
Dr. Dauernbeim.
Falkengeſäß, 18. Nov. Nächſtes Frühjahr feiert unſer Krieger=
und Militärverein ſein 50jähriges Beſtehen. Als Termin
wurde der 22. Mai 1927 in Ausſicht genommen. Da die Vorarbeiten
ſchon gut vorbereitet ſind und der Verein weit und breit Gönner und
Freunde beſitzt, iſt mit einem guten Beſuch zu rechnen.
o. Falken=Gefäß, 18. Nov. Herr Pfaurer Grüßner von
Beer=
ſelden hielt im Gaſthaus „Zur Traub=” hier vor zahlreichem Publikum
inen Lichtbildervortrag übe: „1000 Jahre franzöſiſche Naub=
— Tags darauf hielt Herr Nöll=Daumſtadt einen ähnlichen
Vortrag, der jedoch „das Leben Jeſu” behandelte. Auch dieſer Vortrag
mehr religiöſer Art erfreute ſich zahlreichen Zuſpruchs.
* Michelſtadt, 18. Nov. Aus dem Gemeinderat. Die
Ab=
ſchaffung des zweiten Fuhrwerks beſchäftigte wieder einmal den
Ge=
meinderat. Von der Verwaltung und dem Bauausſchuß war vorge.
ſchlagen, den ſeinerzeitigen Gemeinderatsbeſchluß auf Abſchaffung des
2. Fuhrwerks noch auszuſetzen. Der Gemeinderat beſchloß jedoch in
der nächſten Sitzung eingehend über den Sachſtand zu verhandeln. —
Für die von der Stadt durchgeführte Zeppelin=Eckener=Spende wurde
ihr eine Ehrenurkunde überreicht. — Ein Antrag auf Verkauf von
Ge=
lände an die Tuchfabrik Arzt=Michelſtadt wurde genehmigt. — Ebenſo
ſtimmte der Gemeinderat dem Erlaß einer Polizeiverordnung zu, wonach
das Befahren der Fußwege mit Fahrrädern und Handkarren verboten
werden ſoll. — Einem Antrag einer Angeſtellten auf Befreiung von
der Verſicherungspflicht der gemeindlichen Beamten wurde zugeſtimmt.
— Von der Einſtellung von Lehrlingen an Oſtern 1927 ſoll abgeſehen
werden. — Die Konzeſſionserweiterung für den Cafétier Beller wurde
genehmigt. — Eine Erweiterung der Straßenbeleuchtung und die
hier=
durch entſtehende Voranſchlagsüberſchreitung, wurde von dem
Gemeinde=
rat gutgeheißen. — Unter Punkt Verſchiedenes wurden die
Abſtimmungs=
bezirke für den Volksentſcheid auf Landtagsauflöſung beſetzt und
ſon=
ſtige Kleinigkeiten erledigt, ſowie eine Schadenserſatzforderung gegen
den Bürgermeiſter anläßlich einer Auskunftserteilung einſtimmig
zu=
wickgewieſen. — Ein Geſuch um Erhöhung des ſtädtiſcherſeits
gewähr=
ten Baukoſtenzuſchuſſes wurde an den Staat verwieſen. — Dem
Kranken=
kaſſengehilfen Karl Kreutz, der ein Haus bauen will, ſoll das
erforder=
liche Gelände und der ſtädtiſche Zuſchuß zugeſichert werden. —
Ver=
gebung von neuen Wohnungen. Die in dieſem Jahre
be=
gonnenen Neubauten in der Goetheſtraße ſind bezugsfertig. Es handelt
ſich hier um 6 Vierzimmerwohnungen und 2 Dreizimmerwohnungen.
Die Wohnungen ſind als Reihenhäuſer erbaut und betragen die
Bau=
koſten rund 7000 Mark pro Haus. Der Gemeinderat beſchloß auf
An=
trag des Bürgermeiſters den Verkauf der Häuſer. Die
Vierzimmer=
wohnungen werden zu 7200 Mark, die Dreizimmerwohnungen zu 6500
Mark abgegeben. Intereſſenten bekommen von der Stadt eine
Hypo=
thek vermittelt in Höhe von 3000 Mark, den Reſtbetrag läßt die Stadt
ſtehen und verbilligt die Zinſen ſo, daß keine unerträgliche Belaſtung
für die Käufer entſteht. Die Auswahl der Bewerber wurde in die
nicht=
öffentliche Sitzung verwieſen.
m. Beerfelden, 18. Nov. Unglücksfall. Ein etwa dreijähriger
Junge lief in einer belebten Ortsſtraße in einem unbewachten
Augen=
blick in ein Auto. Der Wagenführer verhütete durch ſeine
Geiſtesgegen=
wark ein Ueberfahren, das Kind wurde zwar eine kleine Strecke
ge=
ſchleift, erlitt aber trotzdem glücklicherweiſe nur Schürfverletzungen am
Kopf.
* Hammelbach, 18. Nov. Der Gerätebeſtand des hieſigen
Turn=
vereins (D.T.) wurde durch die Anſchaffung eines neuen Barren
er=
gänzt. Der Barren, geliefert von dem Stator=Werk Frankfurt, wurde
am Sonntag vom Turnverein per Wagen unter Beteiligung der hieſigen
Muſikkapelle an der Station Wahlen abgeholt und in das Turnlokal
gebracht.
K. Hirſchhorn, 18. Nov. In Langenthal und hier hielt Herr
Miſſio=
nar Richter von der Brudergemeinde intereſſante Vorträge über ſeine
Miſſionsarbeit bei den Auſtralnegern. Letztere ſtehen auf niedrigſter
Kulturſtufe, Begriffe wie Dankbarkeit, Liebe, Güte, Ehrfurcht uſw. find
ihnen fremd, die Menſchenfreſſerei zählt zu dem Alltäglichen, Eltern
verzehren ihre Kinder, der ſtärkere Bruder verſpeiſt ſeinen jüngeren,
um ſo deſſen Kraft in ſich aufzunehmen. Die Geräte ſind einfachſter
Art, Eigentum wird nicht anerkannt, einer beſtiehlt den anderen; Arbeit
kennen dieſe Menſchen nicht, ſie laufen 200—300 Kilometer, um in die
Viehherden der Weißen einzubrechen. — Daß es eine unendlich ſchwere
und mühſelige Arbeit iſt, ſolche Geſchöpfe der chriſtlichen Religion zu
gewinnen, darniber brauchte auch Redner kein Wort zu verlieren. —
Kommenden Sonntag hält im Gaſthaus zur Krone, hier, Herr
Kreis=
obſtbauiſpektor Ortmann einen Vortrag über „die Sicherung unſerer
Obſternte‟, „Schädlinge im Gemüſebau” und „Wie behandle ich die
Blumen im Winter?‟ Eine Verloſung von Blumenſtöcken, Loſe zu
30 Pfg., jedes Los ein Treffer —, iſt mit dem Vortrag verbunden.
* Hirſchhorn, 18. Nov. Wafſerſtand des Neckars gm
17. November 0,87 Meter; am 18. November 0,84 Meter.
* Gernsheim, 18. Nov. Waſſerſtand des Rheins am
18. November 0,1 Meter.
Fr. B. Jugenheim, 18. Nov. Am Sonntag abend eröffnete der
Konzert=Verband ſeine Winterarbeit. Herr Prof. Dr. Schwebel dankte
dem ſeitherigen verdienſtvollen Leiter, Herrn Rochler mit herzlichen
Worten und unter ebenſo herzlichem Beifall für ſeine Arbeit und
wünſchte ihm baldige völlige Geneſung. Frau Horn=Stoll trug ſodann
mit weicher Innigkeit Schubert=Lieder vor. Noch beſſer gelangen ihr
mehrere Lieder von Brahms, ſodaß ſie ſich zu Zugaben verſtehen
mußte. Auch das goldige Engelliedchen von Hermann war eine
präch=
tige Leiſtung. Bei dem Liede „Wanderluſt” von Del Agna verriet die
Künſtlerin eine Technik, die einfach erſtaunlich war. Ein ebenſo gern
geſehener Gaſt in unſerem Kreiſe iſt Fräulein Arla Renz. Mozarts
A=Dur=Konzert mit ſeinen ſonnigen Weiſen ſpielte ſie mit großer
Mei=
ſterſchaft. Hie und da hätten wir uns mehr Wucht gewünſcht. Doch
Fräulein Renz liegt mehr vornehme Zurückhaltung, die ſie auch bei den
Altwiener Tanzweiſen von Fr. Kreisler zeigte. Der Erfolg beider
Damen wurde geſichert durch eine vorzügliche Begleitung am Flügel, um
die ſich Fräulein Boeswald (München) verdient gemacht hatte. Der
be=
geiſterte Beifall des Abends galt ihr bei ihrer vielen und ſchweren
Arbeit nicht minder als der Sängerin und der Geigerin. Der Konzert=
Verband hat gezeigt, daß er auf den bewährten alten Bahnen weiter
gehen will und kann, doch geht das nur, wenn ſich weitere Kreiſe dem
Verbande anſchließen. Und das wäre ſehr zu wünſchen. (Nächſte
Ver=
anſtaltung am 5. Dezember ds. Js.)
* Heppenheim a. d. B., 18. Nov. Odenwaldklub. Das
Wandever=
ehrungsfeſt des Odenwaldklubs Heppenheim nahm einen ſehr ſchönen
Verlauf. Nach einem Eröffnungsmarſch hielt der 2. Vorſitzende, Herr
Güldner, die Begrüßungsanſprache, in welcher er die Vertreter des
Hauptausſchuſſes, Herrn Miniſterialrat Guntrum, die Herren Weber
und Teiker ſowie die Vertreter verſchiedener Ortsgruppen
bewillkomm=
nete. Weiter beglückwünſchte er Herrn Apotheker Guſtodis zu ſeinem
82. Geburtstage, welcher ein eifriger Förderer des Odenwaldklubs iſt.
Darauf konnten fünf Ehrenzeichen für 25jährige Mitgliedſchaft verliehen
werden. Nach einem folgenden gemeinſamen Liede: Wo die alten
Eichen rauſchen”, übermittelte Herr Miniſterialrat Guntrum die Grüße
des Heuptausſchuſſes. Nunmehr folgte der Vortrag des 1. Vorſitzenden
Herrn Profeſſor Dr. Horn: „Eine Markierungsfahrt im Heppenheimer
Ortsgruppengebiet” mit einer Reihe wohlgelungener Lichtbilder, welche
hauptſächlich die Schönheiten der Umgebung von Heppenheim zeigten.
Der intereſſante Vortrag fand reichen Beifall. Auch die Rezirarion
des Herrn Bankdirektor Neher „Die Odenwaldmaggierung” in
Darm=
ſtädter Mundart wurde mit Beifall aufgenommen. Weiter folgte ein
ſehr hübſches Duett, deſſen Dichtung und Kompoſition von dem
lang=
jährigen Mitgliede Herrn Lehrer Schwalbach ſtammt. Darauf nahm
Herr Miniſterialrat Guntrum die Wandererehrung in der üblichen
Form vor.
N Von der Bergſtraße, 17. Nov. Auf Einladung der
Theaterge=
meinde Weinheim gab geſtern abend der erſte Heldentenor am
Heſ=
ſiſchen Landestheater Gotthelf Piſtor im vollbeſetzten Grünen=Laub=Saal
in Weinheim einen Lieder= und Opern=Abend, der von
glän=
zendem Erfolge begleitet war. Mit Liedern von Schumann, Liſzt, Wolf,
Brahms und Richard Strauß erwarb ſich der Sänger durch den lyriſchen
Schwung ſeiner mächtigen Stimme und die warme Beſeelung des
mei=
ſterhaften Vortrages ſtürmiſchen Beifall, der ſich zu großen Ovationen
erweiterte, als der Künſtler zu ſeiner eigentlichen Domäne, dem
Opern=
geſange, überging. Nach dem Liede „O Freund, ich werde ſie nicht
wiederſehen” aus „Die tote Stadt” (Korngold) und nach der mit großer
dramatiſcher Wucht geſungenen Wolfserzählung aus „Tiefland” (Eugen
d’Albert) mußte ſich Gotthelf Piſtor auf Drängen der Zuhörerſchaft zu
mehreren Zugaben entſchließen. Er ſang mit wunderbarer
Stimmungs=
weihe „Ich trage meine Minne vor Wonne ſtumm” (Richard Strauß)
und dann „Immer iſt Undank Loges Lohn” (aus Richard Wagners
„Rheingold‟). Den Abſchluß des eindrucksvollen Konzertabends bildete
der ergreifende Geſang des Arioſo „Scherzet immer, doch eines
ſchont . . ” aus Bajazzo (Leoncavallo). Auf dem Klavier wurde der
Künſtler durch Herrn Kapellmeiſter Fritz Bohne aus Darmſtadt mit
Geſchick in künſtleriſch vornehmer Weiſe begleitet. Seitens der
Theater=
gemeinde wurde dem Sänger ein prächtiger Blumenſtrauß auf die Bühne
gereicht. Wegen eines dritten Weinheimer Gaſtſpieles ſind mit Herun
Gotthelf Piſtor durch den Weinheimer Bühnenvorſtand ſofort
Verhand=
lungen eingeleitet worden.
M. K.
Rheinheſſen.
A. Bingen, 18. Nov. Eingemeindung Bingen-
Büdes=
heim. Die Eingemeindung der Gemeinde Büdesheim in die Stadt
Bingen war ſchon ſeit langer Zeit Gegenſtand vieler Beratungen
ge=
weſen. Jetzt wurde der Eingemeindungsvertrag fertig geſtellt und wird
der Gemeinde Bidesheim ſicher in den nächſten Tagen zwecks Einſicht=
M. Ober=Ingelheim, 18. Nov. Gemeinderatsſitzung. In
der letzten Gemeinderatsſitzung wurden die neugewählten
Gemeinde=
ratsmitgliedr Bieſer, Hartmann, Wedekind und Weitzel eidlich
ver=
pflichtet. Sodann wurde die Wahl der einzelnen Kommiſſionen
vorge=
nommen. Es wurden gewählt in die Beleuchtungs= und
Waſſerkom=
miſſion: Jak. Friedr. Freund als Vorf., Weidenbach, Gemünden, Fr.
Wilh. Freund, Nichtern und Studien=Aſſeſſor Jac. Stahl;
Friedhofs=
kommiſſion: Gemünden als Vorſ., Bieſer, Gerſtel und Freund;
Markt=
kommiſſion: Weidenbach als Vorſ., Gerſtel, Wedekind, Stahl;
Wege=
baukommiſſion: Herbert als Vorſ., Weitzel, Müller, Stahl, Waſen;
Faſelweſenkommiſſion: Herbert als Vorſ., Weitzel, Fr. Müller, Stahl;
Baukommiſſion: Gemünden als Vorſ., Freund, Jak. Fr. Müller, Göttl,
Nichtern; Einquartierungskommiſſion: Freund als Vorſ., Jak. Friedr.
Müller, Herbert, Stahl und Wedekind; Wirtſchaftskommiſſion: Freund
als Vorſ., Schneider. Stahl, Jak. Friedr. Müller, Göttl;
Finanzkom=
miſſion: Göttl als Vorſ., Freund, Weidenbach, Schneider, Wedekind,
Jak. Friedr. Müller; Kommiſſion für ſoziale Fürſorge und
Armen=
pflege: Schneider als Vorſ., Göttl, Hartmann, Weidenbach, J. F.
Müller, Freund; Vorſtand der Kleinkinderſchule: Weidenbach als Vorſ.,
Bieſer und die beiden Pfarrer, ferner 3 noch zu beſtimmende Frauen;
Kommiſſion zur Beaufſichtigung und Reviſion ſämtlicher
Gemeinde=
wohnungen: Jak. Friedr. Müller und Nichtern: Waldkommiſſion:
Weitzel, Stahl und Göttl. Der Schulvorſtand ſetzt ſich zuſammen aus
den Gemeinderatsmitgliedern Stahl, Nichtern, Wedekind, Gerſtel und
den Landwirten Joh. Heinr. Menk und Jak. Gaul. — Von dem
Orts=
gewerbeverein lag ein Antrag vor, daß der Gemeinderat beſchließen
wolle, daß in Zukunft bei Vergebung von Arbeiten auf dem
Sub=
miſſionswege ſolche Unternehmer, welche die beſtehenden Lohn= und
Arbeitsbedingungen zu Ungunſten der Arbeiter ändern, oder welche
Lehrlinge über die für Heſſen von der Handwerkskammer geſetzlich
feſtgelegte Höchſtzahl hinaus beſchäftigen, nicht berückſichtigt werden.
Der Gemeinderat erklärte ſich damit einverſtanden. — Hinſichtlich der
Ferngasverſorgung ſollen mit den Gemeinden Heidesheim, Frei=
Wein=
heim, Gau=Algesheim und Nieder=Ingelheim unter Hinzuziehung von
Vertretern des Mainzer Gaswerks Verhandlungen geführt werden. —
Die Feldſchützen werden bis auf zwei verringert.
Ablehnung der Eingemeindung einer Volksabſtimmung der Gemeinde
überlaſſen.
* Worms, 18. Nov. Rudergeſellſchaft Worms. Die
geſellſchaftlichen Veranſtaltungen der Rudergeſellſchaft zählen zu den
beſtbeſuchteſten der Stadt. Sie veranſtaltet am 4. Dezember ihre
Weih=
nachtsfeier und am 12. Februar einen karnevaliſtiſchen Abend. Dieſe
Tage werden hier ſo früh bekannt gegeben, da erfahrungsgemäß an
die=
ſen Abenden in der Stadt jedes Konzert oder dergl. unmöglich wäre,
weil alle Kreiſe, die dafür als Beſucher in Frage kämen, bei der
Ruder=
geſellſchaft ſind! — Narrhalla. In Worms findet in dieſem
Jahre wieder zum erſtenmale ſeit dem Kriege ein Karneval in altem
Rahmen ſtatt, zu deſſen Durchführung ſich die „Narrhalla”, der Verein
ſelbſtändiger Kaufleute und der Verkehrsverein zuſammengefunden
haben. Das Verkehrsbüro hat das Sekretariat der Narrhalla
übernom=
men und wird alle Geſchäfte bearbeiten. Es ſind je eine Damen= und
Herrenſitzung, ein Maskenball, ferner Fremdenſitzungen und
karnevali=
ſtiſche Konzerte geplant. In den nächſten Tagen wird ein
Preisaus=
ſchreiben für ein zweizeiliges Motto und ein weiteres zur Erlangung
eines Entwurfs für den Stern in den Zeitungen veröffentlicht, wofür
bereits eine ganze Reihe von Preiſen geſtiftet wurde —
Unglücks=
fall. Auf dem Martinsplatze fiel am letzten Meßabende gegen
Mitter=
nacht eine Frau bewußtlos zu Boden und wurde m einen Meßſtand
ge=
tragen. Da ſie keinerlei Ausweispapiere bei ſich trug, wurde nach dem
Krankenauto telephoniert und zwar durch Vermittlung der nächſten
Polizeiwache. Doch ſtellte man hier zunächſt die Frage, wer die Koſten
bezahle und nach einiger Zeit erſchienen zwei Wachtmeiſter, um eine
Entſcheidung zu treffen, die ſich aber angeſichts der Sachlage doch
ent=
ſchloſſen, den Krankenwagen herbeizurufen. Bis dieſer erſchien war
aber ſeit dem Unglücksfall durch die Ueberlegungen wegen des
Koſten=
punktes nahezu eine volle Stunde verſtrichen, nach der erſt die immer
noch bewußtloſe Frau ins Krankenhaus gebracht wurde. Unter den
Anweſenden herrſchte große Erregung über dieſe „ſchnelle Hilfe‟!
a. Nackenheim, 18. Nov. Unfall. Durch einen Hund, der einem
Motorradfahrer vor das Vorderrad lief, überſchlug ſich das Fahrzeug,
zugleich den Fahrer ſamt ſeinem Genoſſen in weitem Bogen auf die
Nackenheim=Bodenheimer Landſtraße ſchleudernd. Glücklicherweiſe kamen
ſie mit einigen Hautabſchüirfungen davon; Hur, und Nad erlitten
eben=
falls keinen Schaden.
Oberheſſen.
b. Friedberg, 18. Nov. Am Montag, den 15. November, fand der
zweite der von der „Vereinigung ehemaliger Auguſtinerſchüler” für dieſen
Winter veranſtalteten Vorträge ſtatt. Forſtreferendar Walker, deſſen
vor=
zügliche ſportlichen Leiſtungen ihm den Titel eines Meiſters für
Ober=
heſſen und Naſſau verſchafft haben, ſprach unter großem Beifall über
den „Skilauf, ſein Weſen und ſeine Technik‟. Er erläuterte die
ein=
zelnen Sportarten, den Langlauf, Geländelauf, Sprung, die Ausrüſtung
(Bindung, Kleidung uſw.) und die erforderlichen Eigenſchaften, Mut,
Ausdauer Konzentrationsfähigkeit und pries den geſundheitlichen Werr
und die Gefahrloſigkeit dieſes ſchönen Sportes. Der Vortrag war
unter=
ſtützt durch eine Anzahl vortrefflicher Lichtbilder; zum Schluſſe traten
eine größere Anzahl der Zuhörer zu einer Beſprechung über die
Ab=
haltung von Skikurſen zuſammen.
b. Friedberg, 18. Nov. Schon lange plant die hieſige evangeliſche
Gemeinde den Bau eines Gemeindehauſes, ein ſchon früher geſammelter
Fonds iſt leider der Inflation zum Opfer gefallen. Nun ſcheint es aber doch
mit dem Neubau ernſt werden zu wollen; die Kirchengemeindevertretung
hat in ihrer letzten Sitzung beſchloſſen, eine Anzahl der milden
Stif=
tungen gehörigen Grundſtücke zum Preiſe von 30000 Mark an die
Lan=
deskirche unter Vorbehalt des Rückhaufes zu veräußern. Das ſeither als
Gemeindehaus benutzte Grundſtück, welches aber ſeinem Zwecke
durch=
aus nicht genügte, ſoll ebenfalls verkauft werden und hofft man, dafür
etwa 20 000 Mark zu erzielen, eine weitere Einnahmequelle hofft man
durch Gründung eines Gemeindehausvereins mit freiwilligen Beiträgen
zu erzielen. Einen geeigneten Banplatz, der durch ſeine ſchöne freie
Lage für dieſen Zweck vorzüglich geeignet iſt, hat die Gemeinde ſchon
vor einiger Zeit erworben; in dem neuen Gebäude ſoll ein größerer,
800—1000 Perſonen faſſender Saal vorgeſehen werden, um endlich
dem Mißſtand ein Ende zu machen, daß bei größeren Veranſtaltungen
die Hälfte der Teilnehmer wieder umkehren muß.
* Gießen, 18. Nov. Dr. jur. W. Groh hat den an ihn ergangenen
Ruf an die Univerſität Heidelberg zum 1. April 1927 angenommen. Dr.
M. Weſthues, Privatdozent für Veterinärchirurgie an unſerer
Landes=
univerſität, iſt Ende Oktober durch Vermittlung der International
Edukation Board nach Amerika abgereiſt, um dort für die Dauer eines
Jahres an der Cornell Univerſity Ithaka tätig zu ſein.
G. Aus dem Vogelsberg, 17. Nov. Der Handel mit
Chriſt=
bäumen hat ſeinen Anfang genommen. Händler treffen in unſeren
Waldungen ein, um mit den Forſtleuten die Weihnachtsbäumchen
aus=
zuſuchen.
* Aus Oberheſſen, 18. Nov. Alsfeld. Der älteſte Einwohner
unſeres Kreiſes, der 92 Jahre alte Landwirt Geiß zu Klein=Linden
der ſich bisher einer guten Geſundheit erfreute, erlitt dieſer Tage beim
Heckenſchneiden im Felde einen ſchweren Unfall. — Deckeneinſturz
in einem Geſchäftshauſe. Bei dem Kaufmann Otto Ludwin
löſte ſich in ſeinem Laden der Verputz der Decke, ſtürzte nieder und
richtete furchtbare Verwüſtungen und beträchtlichen Schaden an. Es
war ein Glück, daß ſich der Einſturz in der Nacht ereignete. —
Hom=
berg (Ohm). Im Ohmtal brach eine Schafherde aus und
lagerte ſich auf dem Bahndamm der Ohmtalbahn. Der Frühzug von
Nieder=Gemünden fuhr in die Herde hinein und tötete etwa 20 Tiere.
— Butzbach. Seltene Jubiläen. Das Ehepaar Julius Reith
feiert heute ſeine Goldene Hochzeit. Reith iſt ſeit langen Jahren
Ver=
einsdiener des Kriegervereins und des Gefangvereins „Orpheus”. In
Pohlgöns begehen die Eheleute Heinrich Köhler 1. das Feſt der
Diamantenen Hochzeit und die Eheleute W. Göbel 1. das
Feſt der Goldenen Hochzeit. — Friedberg. Das neue
Projekt eines Krieger=Ehrenmals ſieht einen Ehrenturm
auf der Wöllſtädter Höhe mit anſchließendem Ehrenhain vor. Es iſt dies
Profekt von dem Hochbauamt Friedberg. Der Turm ſoll zugleich als
Waſſerturm vorgeſehen werden und eine Turmplatte erhalten, auf
welcher bei Vaterländiſchen Feiern Feuer abgebrannt werden kann. Die
Pläne ſehen außerdem die Schaffung von parkähnlichen Anlagen mit
Treppenaufgang vor.
*
* Amorbach, 18. Nov. Denkmal=Einweihung. Kommenden
Sonntag findet die Weihe des neuen Ehrenmals für die gefallenen
und geſtorbenen Krieger ſtatt. Die ganze Gemeinde wird ſich an der
Einweihung beteiligen und ſo dieſe zu einem Akt großer Feierlichkeit
geſtalten.
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Nummer 321
Freitag, den 19. November 1926
Seite 9
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Seite 10
Nummer 321
Die Bedeutung der Starkenburg.
Aus der Maſſe der mehr denn dreitauſend im deutſchen
Sprach=
gebiet erhaltenen Burgen hebt ſich das Wahrzeichen der Bergſtraße, die
Starkenburg über Heppenheim in mehr als einer Hinſicht heraus.
In erſter Linie durch ihre Geſchichte. Es wird merkwürdig wenig
beachtet, wie geſchichtslos die überwältigende Mehrzahl unſerer Burgen
iſt. Nicht etwa nur kleine, abgelegene und unbedeutende, nein,
gewal=
tige Bauten, die heute in ihren Trümmern noch dem Beſucher ſtärkſte
Eindrücke geben, ſind nahezu ohne Geſchichte. Als Beiſpiele ſeien nur
von den in der ganzen Welt berühmten rheiniſchen Burgen zwei
ge=
nannt: die alte Reichsburg Sterrenberg über Bornhofen und die
Schön=
burg über Oberweſel, beides gewaltige, kriegsbautechniſch prachtvolle
Anlagen. Ueber ihr Schickſal weiß man ſo gut wie nichts, mindeſtens
nichts, was tieferes, allgemeineres Intereſſe erwecken könnte. Und ſo
iſts faſt überall. Die Zeit der Erbauung, Bauherr und Baumeiſter,
Belagerungen, Zerſtörungen, Erweiterungen, ſchließlich endgültige
Zer=
ſtörung, alles das iſt unbekannt. Der eine oder andere Beſitzwechſel,
Auseinanderfetzungen verſchiedener Beſitzer, ſelten auch einmal eine
vereinzelte Baunachricht finden ſich hier und da. Von Belagerungen
und Zerſtörungen erfahren wir ſchon ſeltener und meiſt nur wenig
Aufſchlußreiches.
Wie reich iſt demgegenüber die Geſchichte der Starkenburg! Und
wie ſtolz! Denn während die Mehrzahl der Burgen, die überhaupt
eine Geſchichte haben, nur in der engſten Lokal= oder
Territorial=
geſchichte eine Rolle ſpielen, greift die der Starkenburg gleich mit
ihren Anfängen in die große Reichsgeſchichte ein, und zwar in eine
ihrer merkwürdigſten und erſchiitterndſten Phaſen; in die ſchickſalsreiche
Geſchichte des ſo großen wie leidgeprüften Saliers Heinrich IV.
In Abwehr des Anſchlags, den ſein Mitvormund und Günſtling
Erzbiſchof Adalbert von Bremen gegen Abt Udalrich von Lorſch
plante, wurde die Starkenburg gebaut. Selten ſind wir ſo genau
unterrichtet wie hier. Nicht nur die Lorſcher Geſchichtsſchreibung weiß
davon zu erzählen, auch in anderen Werken der Zeit wird darüber
berichtet, daß 1065 die „milites” die ritterlichen Dienſtmannen, des
Lorſcher Abtes zur Verteidigung der Abtei einen in nächſter Nähe des
Kloſters gelegenen Berg des Odenwaldes, genannt Burcheldon (
Burg=
halde) beſetzt, darauf eine Burg errichtet und ſie mit einer Beſatzung
belegt haben. Und wenn Lambert von Hersfeld bemerkt, daß Abt
Udalrich damals durch Wohlhabenheit und Kriegserfahrung
ausgezeich=
nete Ritter in ſeinem Dienſt gehabt habe, ſo iſt das bei dem ſonſt ſo
phraſenreichen Schriftſteller wohl einmal kein Geflunker. Die
Schnellig=
keit der Bauführung ſpricht für die erſtere, die glänzende Platzwahl
für die letztere Angabe. Vom taktiſchen wie vom ſtrategiſchen
Stand=
punkt aus iſt ſie ausgezeichnet. Etwa in der Mitte der Bergſtraße
ge=
legen, beherrſcht die Starkenburg die uralte, wichtige Hauptſtraße, die
von Worms durch Odenwald und Speſſart nach Würzburg führt, direkt,
zwei andere, bei Bensheim und Weinheim aus der
Rhein=
ebene in den Odenwald führende Straßen liegen jene nicht
mehr als vier, dieſe knapp zehn Kilometer entfernt. Die Rheinebene
ſelbſt iſt von Speyer bis Oppenheim zu überblichken. So iſt denn die
Burg, die 1065 erbaut wurde, auch unter veränderten Verhältniſſen von
Bedeutung geblieben, als die benachbarten feſten Häuſer längſt ihren
Wert verloren hatten. Aber taktiſch iſt ſie noch bedeutender als
ſtrate=
giſch. Für frühmittelalterliche Verhältniſſe war ſie nahezu
uneinnehm=
bar. Der allſeitig, auch gegen das Gebirgsmaſſiv, ſteil abfallende
Burg=
berg gewährt das höchſtmögliche Maß von Sturmfreiheit. Die
altger=
maniſche Wallburg aber, auf deren Stätte die Starkenburg angelegt wurde,
deren Spuren noch von Gieß zu Ende des vorigen Jahrhunderts
feſt=
geſtellt wurden, gewährte ſchon während des Baues zweifellos den
Lorſcher Rittern eine gewiſſe Sicherheit gegen Störungen ihres
Unter=
nehmens. So iſt denn ſchon die erſte Belagerung 1066 erfolglos
ge=
blieben. Und auch in der Folgezeit hören wir nur von Beſitzwechſeln
auf friedlichem Wege.
1232 ging die Fürſtabtei Lorſch in den Beſitz des Mainzer
Erz=
biſchofs über. 1249 gelang ein Anſchlag des Erzbiſchofs Heinrichs II.
don Speyer und ſeines Bruders Graf Emichos von Leiningen auf die
Feſte, 1253 ſetzt ſich Gerhard von Mainz durch Liſt in ihren Beſitz. Von
nun an wurde die Starkenburg einer der wichtigſten Plätze von
Kur=
mainz. Deſſen ſtark zerriſſenes Territorium verangte ja zu ſeiner Be=
Freitag, den 19. November 1926
hauptung feſte Stützpunkte. So mußte die die Bergſtraße beherrſchende
Starkenburg gerade im Beſitz des Erzbiſchofs von Mainz noch an
Be=
deutung gewinnen. Neben Ehrenfels bei Rüdesheim und Königſtein im
Taunus iſt es ein Hauptplatz und wird wie dieſe dem Fortſchritt der
Kriegstechnik entſprechend ausgebaut. Die wachſende Bedeutung der
Artillerie vermochte ihren Wert kaum zu vermindern, erſt die
Entwick=
lung der großen Heere, die größeren Ausmaſſe der kriegeriſchen
Unter=
nehmungen im 17. Jahrhundert taten das. Trotzdem wurde ſie noch
1645 von Turenne erfolglos belagert, mußten noch 1689 Melaes
Mord=
brennerſcharen mit blutigen Köpfen abziehen. Auch 1692 hielt ſie ſich
gegen einen neuen Angriff der Franzoſen. So wurde denn auch noch
1701 an ihrer Verteidigungsinſtandſetzung gearbeitet. Erſt nach dem
ſiebenjährigen Krieg 1765 wurde die Feſtung aufgegeben.
Iſt ihre militäriſche Geſchichte ſomit ungewöhnlich reich und
ruhm=
voll, ſo iſt nicht minder merkwürdig vom kulturgeſchichtlichen
Stand=
punkt aus. Einmal, weil ſie zur Zeit ihrer Aufgabe als Feſtung der
Schauplatz einer reizenden, für das Zeitalter der Aufklärung überaus
bezeichnenden Schatzgräbergeſchichte mit allen zu einer ſolchen gehörigen
Requiſiten wurde. Man denkt unwillkürlich an Goethes Worte: „Wir
ſind ſo klug, und dennoch ſpukts in Tegel,” wenn man hört, wie eine
fürſorgliche Behörde in Heppenheim bei der Mainzer Regierung die
Niederlegung der aufgegebenen Feſte beantragt wegen dortſelbſt
vor=
gefallener „Ausſchreitungen” den Verkauf der noch brauchbaren Mate=
Lialien befürwortet und nach erlangter Bewilligung in dem alten
Schloſſe nach Schätzen gräbt auf die vagen Angaben eines Abenteurers
hin von einer beim Salpeterkratzen in den Tiefen der Gewölbe
gefun=
denen geheimnisvollen Kupferplatte mit Ringen! Von ſeinem
Groß=
vater, dem 1756 verſtorbenen Schloßkommandanten von Leiningen ſoll
ihm die Wiſſenſchaft kommen, aber nicht direkt. Er und ſeine taube,
alte Tante haben’s erſt von der Großmutter auf ihrem Totenbette
an=
vertraut bekommen! Aber man hat emſia geſuch:
Und dabei Altmaterial verkauft, Mauern abgebrochen und mit den
gewonnenen Steinen Beamtenhäuſer in Heppenheim gebaut. Aber die
Sache war mehr koſtſpielig als gewinnbringend, und ſo überließ man
denn die Halbruine von 1786 an ſich ſelbſt, und den Umwohnern als
willkommenen Steinbruch in der Hoffnung, daß dermaleinſt der ſchöne
ebene Bauplatz zum Anpflanzen von Kartoffeln zur Ehre der
Aufklä=
rung und dem Nutzen einer kurfürſtlichen Kaſſe dienen könne.
II.
Und nun wetterleuchtet in dieſen Hexenſabbath von Aufklärung
und Aberglauben, von fiskaliſchem Krämerſinn und privater Habgier
überraſchend früh die junge Romantik. Als der kurfürſtlich Mainziſche
Amtskeller Weber anno 1787 erneut in der Landeshauptſtadt am Rhein
wegen erneuter Steinabfuhr von der Ruine anfragte, um recht bald
das erträumte Kartoffelparadies anſtelle „der öden und unfruchtbaren
Plätze, Gräben und Zwengen (Zwinger?)” erblühen zu ſehen, da erhielt
er den unerwarteten Beſcheid: „Da das Starkenburger Schloß die
ganze Bergſtraße durch ſein maleriſches Anſehen ziert und ein ſehr
intereſſantes Denkmal aus alten Zeiten bleibt, ſo kommen etliche und
20 fl., die aus den Steinen zu löſen wären, nicht in Anſchlag gegen das,
was hierdurch auf einer anderen Seite verloren würde.” In Mainz
hatte man das Mittelalter entdeckt! Und wie man dort im
Domkreuz=
gang 1783 den erſr kürzlich, 1774, zerſtörten Grabſtein Heinrich
Frauen=
lobs durch eine vermeintlich getreue Nachbildung zu erſetzen ſich
be=
mühte, ſo bemühte man ſich 1787 um die Erhaltung der 1766 dem
Untergang geweihten Starkenburg als eines maleriſchen und
intereſſan=
ten Denkmals aus alten Zeiten. Man nahm die Sache ſehr ernſt. Im
Januar war die Anfrage aus Heppenheim erfolgt, am 3. Februar war
jeder weitere Abbruch ſtreng verboten worden. Am 22. Februar wird
bereits ein ſchleuniger Bericht eingefordert wegen vorgekommenen
Eigen=
mächtigkeiten der Lokalbehörden, und bereits im April erſcheint eine
Kommiſſion zur Beſichtigung des Denkmals. Unterm 29. Oktober wird
dann ein für allemal jede weitere Demolierung unterſagt, und die
Starkenburg „als ein Denkmal alter deutſcher Kunſt und Sitte, deſſen
Name ſchon intereſſant iſt, eine Zierde, die einen unbeſchreiblichen
Ein=
druck von Ruhe und Erhabenheit rund um ſich verbreitet, die niemand
ohne innigſte Rührung anſieht”, der Aufmerkſamkeit der Kurmainzer
Beamten empfohlen.
So offenbart ſich am Schickſal der Starkenburg in dieſen Jahren
die ganze große Wandlung im damaligen Geiſtesleben und zwar
er=
ſtaunlich früh. Und ſie offenbart ſich hier in einem Akt der
Denkmal=
pflege, der vielleicht der früheſte überhaupt iſt: 1787 hat die Mainzer
Regierung die alte Burg Abr Udalrichs unter Denkmalſchutz geſtellt!
Wenn einmal eine Geſchichte der heſſiſchen Denkmalspflege geſchrieben
wird, wird ſie wohl mit dieſem Geſchehnis beginnen müſſen, das Zeug=
fürſten angetreten hat.
So wurde uns ein Denkmal erhalten, das gerade auch in Hinſicht
auf die Geſchichte der Kriegsbaukunſt von außerordentlicher Bedeutung
iſt. Die typiſch mittelalterliche Feſtungsform der Burg iſt bekanntlich
bald aus der römiſchen, bald aus der alteinheimiſchen Feſtungsſorm,
aus dem Kaſtell oder aus der Wallburg abgeleitet worden. Bei der
Starkenburg haben wir eine einwandfrei eine Wallburg erſetzende
Anlage vor uns, wie der Name des Bergs „Burcheldon” zeigt und die
Beobachtungen des verdienten Lokalforſchers Gieß beſtätigen.
Die Burgerforſchung hat aber auch in ihr durch die genaue
Fixie=
rung ihrer Entſtehungszeit einen Richtungspunkt für die Datierung
anderer, nicht datierter Anlagen. So wird die Starkenburg für ſie
das, was für die Paläontologie die Leitfoſſilien ſind. Von der erſtem
Anlage ſtammt zweifellos der Bergfried. Er war ein Quadrat von
etwa 8 Meter Seitenlänge, deſſen Ecken nach den Himmelsrichtungem
zeigten. Der urſprüngliche Eingang lag in etwa 14 Meter Höhe. Das
Verließ war eingewölbt und von rundem Grundriß. Es hatte eine
Mauerſtärke von 2,40 m, die ſich in den oberen Stockwerken zurGewinnung
von Raum wie zur Auflage der Deckenbalken allmählich verringerte.
Das letzte Eeſchoß unterhalb der Wehrplatte war eingewölbt. (Ob
ur=
ſprünglich, ſteht dahin, möglich iſt es, möglich iſt aber auch eine
Er=
höhung in ſpäterer Zeit.) Dieſe Merkmale, ſind uns ſehr wertvoll.
Finden wir z. B. bei der Schwabenburg in Rheinheſſen den Eingang
faſt in derſelben, Höhe und büindig mit der einen Mauer, finden wir
dort die Cinwölbung des oberſten Stockwerkes wieder, ſo werden wir
ihre Entſtehung nicht allzuweit von der der Starkenburg abrücken. Die
biſtoriſchen Umſtände ſprechen für ihre Erbauung in den Jahren 1116
bis 1118, alſo für das Ende, der Salierzeit, in deren Mitte die Veſte
an der Bergſtraße entſtanden iſt. Finden wir bei der alten Reichsburg
Sterrenberg über Bornhofen die Stellung der Ecken nach den
Himmels=
lichtungen wieder die gleichen Grundrißmaße uſw., aber keine Gewölbe,
ſo werden wir ihren Bergfried als vermutlich älter anſehen. Das
Fiſch=
grätenmauerwerk, das dort vorkommt, beſtätigt dieſe Vermutung. An
dieſen zwei willkürlich gewählten Beiſpielen ſchon läßt ſich die große
Bedeutung der Starfenburg ermeſſen.
Sie zeigt aber auch ſehr lehrreich die weitere Entwicklung des
Bur=
genbaus. Deutlich heben ſich in der inneren Burg die ſtarken Mauern
des urſprünglichen Berings von den ſpäteren Anlagen ab. Ebenſo
laſſen die engen, aber hohen runden Ecktürme der Hochburg, die noch
kaum auf Flankierung berechnet ſind, ihre frühere Entſtehung erkennem
gegenüber den geräumigen, kaum über die Zingel erhöhten,
ausgeſpro=
chen flankierenden Türmen des Zwingers im Oſten. Eine noch ſpätere
Phaſe der Kriegsbaukunſt repräſentiert die Baſtion auf der
Nordweſt=
ecke. Ja, der Wandel des Feſtungskrieges hat gerade der Starkenburg
deutlich ſeinen Stempel aufgedrückt! Er hat ſogar ihr Weſen nicht
un=
berührt gelaſſen. Wie ſchon oben bemerkt, nimmt ſie einen Berggipfel
ein, der nach allen Seiten ziemlich gleichmäßig ſteil abfällt. Sie iſt
ur=
ſprünglich eine ausgeſprochene Gipfelburg. Daher auch die zentrale
Lage des Bergfrieds. Aber der Gipfel, auf dem ſie liegt, erhebt ſich
am Ende eines Plateaus. Zur Zeit der Erbauung war dieſer Umſtand
bedeutungslos, 1065 erbaute man eine ausgeſprochene Gipfelburg,
nebenbei in unſerer Gegend, wo das Gelände die Abſchnittsburg faſt
zur Regel macht, eine große Seltenheit. Der Fortſchritt der
Belage=
rungstechnik in den Kreuzzügen und mehr noch nach dem Aufkommen
der Feuerwaffen ließ das Plateau zu einem bedrohlichen
Angriffs=
gelände werden. Dadurch erhält die urſprüngliche Gipfelburg eine
aus=
geſprochene Angriffsſeite, die genau wie bei einer Abſchnittsburg durch
beſondere Anlagen gedeckt werden muß. Zunächſt durch die beiden
inne=
ren, älteren Rundtürme und die mit inneren Pfeilervorlagen verſtärkte,
ſchildmauerartige Verbindungsmauer, wodurch eine, an die Schildmauer
von Hohlenfels in Naſſau, das 1355—1363 etwa von Ritter Daniel
von Langenau erbaut wurde, erinnernde Anlage entſteht. Danw
wur=
den die beiden Batterietürme noch vor dieſes Feſtungswerk und den
Zwinger gegen das Angriffsgelände vorgeſchoben.
Durch all das wird die Starkenburg zu einer der intereſſanteſten
und lehrreichſten der wahrlich nicht kleinen Menge hiſtoriſch,
kultur=
hiſtoriſch und kriegsbautechniſch merkwürdigen Burgen Deutſchlands.
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Alle diesbezüglichen Geſuche ſind völlig
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Be=
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16‟
[ ← ][ ][ → ]Nummer 321
Freitag, den 19. November 1926
Geite 11
Amerikaniſche
Umbau=
methoden in Berlin.
Der Umbau der Staatsoper in Berlin ſteht
vor der Vollendung. Es iſt bemerkenswert,
daß man bei der umſangreichen baulichen
Umgeſtaltung amerikaniſche Methoden
an=
gewandt hat. Der ganze rückwärtige Teil
des Gebäudes ſteht, wie unſer Bild zeigt,
auf Eiſengerüſten und wird auf dieſen
einige Meter weiter verſchoben.
Reich und Ausland.
* Zweierlei Maß.
Aus Wiesbaden ſchreibt man uns: Als die wirtſchaftliche Lage
in den Bädern des beſetzten Gebietes eine kataſtrophale zu werden
drohte, da ſchloſſen ſich die hieſigen Aerzte Kaufleute und Hotelbeſitzer
zum Zwecke der Förderung der Kur= und Fremdeninduſtrie zu einer
Arbeitsgemeinſchaft zuſammen, deren erſte Aufgabe darin beſtehen ſollte,
einen Sündenbock für die troſtloſe Lage zu ſuchen. Dieſen glaubte man
auch in dem Magiſtrat bzw. der Kurverwaltung ganz ungerechtfertigter
Weiſe gefunden zu haben. In einem offenen Brief an den
Oberbürger=
meiſter ritt der neue Kurverein, wie er hier genannt wird, die ſch. fſten
Attacken gegen beide. Die Attacken wurden um ſo heftiger, je weiter
ſie ſich von dem Boden der Sachlichkeit entfernten. Jeder objektiv
den=
bende Bürger, der weiß, welche bevorzugte Stelle gerade die
Kurintereſ=
ſen und die der damit verknüpften Induſtriezweigen auf Koſten anderer
in dem Haushaltsplan der Stadt einnehmen, bezeichnete damals das
Vorgehen des Kurvereins als unfgir. Aber man wußte dort, warum
man dies tat. Heute ſind die Klagen größtenteils verſtummt.
Wie in der letzten Sitzung des Kurvereins, am 17. d. M., der
Vor=
ſitzende mitteilte, iſt auf die Kurſtadt Wiesbaden aus der
Kreditge=
währung des Reiches an die Bäder des beſetzten Gebietes in der Höhe
von 5 Millionen RM. ein Anteil von 1,9 Millionen entfallen. Von
dieſem netten Sümmlein ſollen rund eine Million für die zeitgemäße
Ausgeſtaltung der Kochbrunnengnlage verwendet, die reſtierenden
neun=
hunderttauſend Mark jedoch an Hotels und Privatbetriebe zwecks
Moderniſierung ihrer Anlagen zu äußerſt günſtigen Bedingungen
ausge=
kiehen werden. So ſehr dieſe Sondervergünſtigung auch der
darnieder=
liegenden Hotelinduſtrie zu gönnen iſt, denn ſchließlich ziehen auch
an=
dere Gewerbezweige einen indirekten Vorteil hieraus, ſo drängt ſich noch
dem unintereſſierten Beobachter unwillkürlich ein Vergleich mit einer
anderen Kreditgewährung des Reiches auf. Kürzlich war in der Preſſe
zu leſen, die Goldkreditbank in Berlin habe von 600 000 RM.
Kredit=
anträgen, welche von kleinbäuerlichen Betrieben aus hieſiger Gegend
durch eine Vermittlungsſtelle geſtellt worden waren, nur 145 000 RM.
bewilligt, weil die damit verbundenen Formalitäten von den Landwirten
nicht erfüllt werden konnten. Um wie vieles glücklicher iſt da doch der
Hotelbeſitzer zu preiſen, dem ohne viel Mühe und ohne große Koſten
ein anſehnlicher Kredit in den Schoß fällt. Wer iſt für die
Allgemein=
heit wichtiger? Der Kleinbauer auf dem Lande oder der Hotelbeſitzer
in der Kurſtadt?— Sollte das Reich hier nicht, mit zweierlei Maß meſſen?
Der Autvunfall des Fürſten von Iſenburg=Birſtein.
WSN. Wie wir von zuſtändiger Stelle erfahren, iſt bei dem
gemel=
deten Autounfall des Fürſten von Iſenburg=Birſtein weder der Fürſt
ſelbſt noch, irgend eine andere Perſon zu Schaden gekommen. Auf der
Rückfahrt vom Mainzer Bauerntag war bei Mginkur im
Auswuff=
topf ein Brand entſtanden, durch den das Auto jedoch nur geringe
Be=
ſchädigungen erlitten hat.
Myſteriöfe Autoüberfälle.
Schwetzingen. Am 14. Oktober dieſes Jahres ereignete ſich
zwiſchen Plankſtadt und Schwetzingen ein myſteriöſer Autoüberfall,
der weit über die Grenzen des engeren Bezirks hinaus Aufſehen er= von der J. G. Farbeninduſtrie, der ſeit einigen Wochen in
regte. Damals wurde ein Küfer aus Plankſtadt von den Inſaſſen
eines Autos, das unbeleuchtet auf der Straße ſtand, angehalten.
Als eine im Führerſitz befindliche Frauensperſon ihren Komplizen zu= einen großen Vortrag über die Umwandlung von Kohle in
Stein=
rief: Zu alt, nicht zu gebrauchen!” ließ man den Mann los und das
Auto fuhr unbeleuchtet davon. Wie die „Schwetzinger Zeitung” erfährt, eine ſehr eingehende Schilderung des von ihm ausgearbeiteten
haben ſich ſeitdem drei ähnliche Fälle in der Nähe des Grenzhofes
ereignet. Vor einigen Tagen verſuchten die Automobiliſten einen Knecht
von Grenzhof in das Auto zu ziehen. Der Mann wehrte ſich jedoch
tapfer und verprügelte die Autoinſaſſen, die ſchnell fortfuhren. Am
letzten Samstag bemerkten die Bewohner des Grenzhofes, daß ein
Auto=
mobil mehrmals durch den Grenzhof, fuhr, zunächſt in der Richtung
Plankſtadt und dann wieder zurück in Richtung Edingen. Man
ver=
ſtändigte die Gdinger Polizei, die ſich in Begleitung mehrerer Edinger
ſtand auf der Straße zwiſchen Edingen und Grenzhof und leuchtete mit
dem Scheinwerfer mehrmals das Feld ab. Als die Automobiliſten
die Polizei bemerkten, ſetzten ſie das Auto in Bewegung und fuhren mit
großer Schnelligkeit mitten durch die Polizeikette. Die Beamten
for=
derten durch Zurufe und Händeerheben das Auto zum Halten auf. Der Tatſache, daß auch faſt alle Boote, die auf dem Strom lagen, unbrauch=
Wagen raſte jedoch an den Poliziſten vorbei und hielt auch dann nicht, bar gemacht wurden, ſodaß von Poſadas keine Hilfe hätte geholt
wer=
als die Polizeibeamten mehrere ſcharfe Schüſſe auf das Automobil
abfeuerten. Inzwiſchen war auch die Heidelberger Bereitſchaftspolizei
verſtändigt worden, die mehrere ihrer Beamten im Automobil entſandt
hatte. Inzwiſchen war aber das myſteriöſe Automobil im Schutze der deren Seite herbeizuholen. Auch bei der Hilfsaktion waren deutſche
Nacht entkommen. Wie das Blatt hört, hat ſich jetzt auch die
Heidel=
berger Kriminalpolizei des Falles angenommen. Das Auto trägt eine
falſche Nummer.
Ueberfall und Gefangenenbefreiung.
Berlin. Mittwoch vormittag wollte ein Polizeibeamter zwei
Perſonen wegen groben Unfugs und Ruheſtörung /ieren. Auf dem
Wege zur Wache wurden ihm die beiden Feſtgenommenen von etwa
20 anderen Perſonen, größtenteils Angehörigen der Kommuniſtiſchen von Caſablanea liegende Segler, „Ville diDran” aus unbekannten
Partei, entriſſen. Als andere Beamte zu Hilfe kamen, gelang es, Gründen in Brand geraten und mußte ins freie Meer geſchleppt
einen der Haupttäter zu verhaften.
Ueberfälle und Schlägereien in Berlin am Bußtag.
Berlin. Am Bußtag kam es auch noch an drei anderen Stellen
der Stadt zu Ueberfällen oder Schlägereien. U. a. wurde ein
National=
ſozialiſt, der einen Kommuniſten mittels eines Schlagrings
niederge=
ſchlagen hatte, feſtgenommen.
Schwerer Straßenbahnzuſammenſtoß in Berlin.
In der Nacht zum Bußtag ſtießen im Oſten Berlins ein
Straßen=
bahnwagen und ein Laſtkraftwagen der Meierei Bolle zuſammen, ſo gnügen verzichten, außerdem ſei es aus hygieniſchen Gründen unzuläſſig,
daß der Straßenbahnwagen auf den Bürgerſteig geſchleudert wurde.
Achtzehn Fahrgäſte wurden verletzt, davon zwei ſchwer.
Schwerer Motorradunfall
Erfurt. Am ſpäten Abend des Bußtages fuhr im Erfurter
Steiger ein Motorradfahrer in eine etwa 30 Mann ſtarke Kolonne der
Erfurter Turnerſchaft. Vier Mitglieder wurden verletzt, davon
zwei ſchwer. Der Fahrer ſelbſt erlitt ſchwere Kopfverletzungen. Er
wurde dem Krankenhaus zugeführt. Seine auf dem Soziusſitz
mit=
fahrende Frau blieb unverletzt.
Tödlicher Ausgang eines Säbelduells.
TU. Graz. Bei einem Säbelduell zwiſchen zwei Grazer Studenten
zerſprang plötzlich der Säbel des einen Duellanten. Das abgebrochene
Stück ſprang dem Gegner in die Bruſt. Der Schwerverletzte ſtarb kurz
darauf im Krankenhaus. Bei der Staatsanwaltſchaft iſt Anzeige
er=
ſtattet worden.
Neue Korruptionsaffäre in Prag.
FU. Prag. Der Direktor der Parteidruckerei der tſchechiſchen
Nationalſozialiſten, Salda, iſt geſtern verhaftet worden. Es wird ihm
vorgeworfen, 330 000 Kronen Kriegsanleihe zum Schaden des Staates
geſetzwidrig umgetauſcht zu haben. Man ſpricht davon, daß Salda das
Geld von einer hohen Stelle zur Verwendung für ſeine Partei
er=
halten habe,
Die Verflüfſigung der Kohle.
Profeſſor Bergius Vortrag
auf dem Pittsburger Kohlenkongreß.
Amerika weilt, hielt auf der Welt=Kohlenkonferenz in Pittsburg
öl unter Zuhilfenahme von Waſſerſtoff. Profeſſor Bergius gab
Verfahrens, das ſich auf alle Kohlenarten mit Ausnahme von
Anthrazit anwenden läßt. Die Rentabilität des Verfahrens
er=
gibt ſich daraus, daß aus Kohle im Werte von 15 Mark Oel im
Werte von 45 Mark erzielt werden kann.
Deutſche Opfer der Unwetterkataſtrophe in Paraguay.
D.A.I. Ueber die furchthare Unwetterkataſtrophe von
Bürgersleute auf die Suche legab, um das Auto abzufangen. Das Auto Encarnacion am Paranz, gegenüber Poſadas, bei der leider auch
eine ganze Anzahl Deutſcher den Tod gefunden hat, liegen
jetzt nähere Mitteilungen vor. Am 20. September, abends gegen 7 Uhr,
wurde durch einen Zyklon der größte Teil der Stadt, die vorher 10000
Einwohner zählte zerſtört. Von beſonderem Verhängnis war dabei die
den können, wenn nicht ein entſchloſſener Deutſcher, O. Mommel,
zuſammen mit einem deutſchen Pfarrer es gewagt hätten, in einem
kleinen Nachen üüber den großen Strom zu ſetzen und Hilfe von der
an=
katholiſche Schweſtern die erſten, die von der argentiniſchen
Seite zur Stelle waren. Unter den etwa 300 Toten waren zehn
Deutſche zu beklagen, unter den etwa 500 Verwundeten
13 Deutſche. Unter den Toten befindet ſich auch Karl Reverchon,
einer der Gründer der Kolonie Hohenau.
Brand eines Seglers.
Paris. Wie „Havas” aus Caſablanca meldet, iſt der im Hafen
werden, um nicht noch andere Schiffe zu gefährden. Bei den
Löſch=
arbeiten wurden drei Matroſen ſchwer verletzt.
Der fürſorgliche Pariſer Magiſtrat. — Kleinkinderbewahranſtalten
in Vergnügungsſtätten.
* Paris. Der Paxiſer Stadtrat beabſichtigt, in allen öffentlichen
Vergnügungslokalen, nie Theatern, Kinos uſw. die Einrichtung luftiger
Räume mit geſchultem Perſonal zur Aufbewahrung der Kinder unter
ſechs Jahren zu fordern, weil man nicht verlangen könne, daß Eltern,
die kleine Kinder haben und keine Dienſtboten beſitzen auf das
Ver=
daß die Eltern mit ihren kleinen Kindern und ſelbſt mit Säuglingen in
den Vergnügungsſtätten erſchienen.
Vom Chriſilichen Metallarbeiterverband.
Der 4. Bezirk des chriſtlichen Metallarbeiterverbandes veranſtaltete
in Groß=Auheim für die umliegenden Ortsgruppen eine Konferenz, die
von allen Ortsgruppen vollzählig beſchickt war. Bezirksleiter Weſp
hielt zunächſt einen Vortrag über die Frage: „Warum organiſieren wir
uns in den chriſtlichen Gewerkſchaften?” An Hand einer graphiſchen
Darſtellung erläuterte Redner die Entwicklung des Staats= und
Wiut=
ſchaftslebens in den letzten Jahrhunderten. Im Mittelalter war es die
Kirche und die religiöſen Organiſationen, die das Staats= und
Wirt=
ſchaftsleben weitgehend beeinflußten. In der Folgezeit ſetzte ſich die
hemmungsloſe Freiheit im Wirtſchaftsleben durch, was zur Folge hatte,
daß das Finanz= und Induſtriekapital die Macht auf allen Gebieten an
ſich riß und die Arbeiterſchaft ſchutzlos dieſen Mächren ausgeliefert
wurde. Dieſem Klaſſenkampf von oben folgte der Klaſſenkampf des
Sozialismus. Nicht durch Klaſſenkampf wird die Arbeiterſchaft zur
Gleichberechtigung kommen, ſond rn durch Reformarbeit, wie ſie von
den chriſtlichen Gewerkſchaften gepflegt wird. Mit Hilfe der
Gewerk=
ſchaften, des Genoſſenſchaftsweſens, unſerer deutſchen Volksbank und
Einflußnahme auf die Preſſe wird der Arbeiterſtand ſich ſeinen Platz
erkämpfen. Dieſe Gedanken der Selbſthilfe müſſen wieder mehr
Gemein=
gut der Arbeiterſchaft we den.
Geſchäftsführer Theiß, Höchſt a. M., berichtete über die beſchloſſene
Einführung einer Altersverſicherung im chriſtlichen
Metallarbeiter=
verband, deren entgültige Ausgeſtaltung von der nächſten
General=
verſammlung des Verbandes beſchloſſen wird. Neudeck, Frankfurt,
be=
leuchtete das Vergehen der Metallinduſtriellen bezüglich ihrer
Forde=
rungen auf Urlaubsabbau. Wenn dieſes Verlangen mit Erfolg
ab=
gewehrt werden ſoll, müſſen ſich die Metallarbeiter geſchloſſen hinter
ihre Organiſation ſtellen. Nachdem Zug, Offenbach, noch einen Appell
an die Delegierten gerichtet hatte die jugendlichen Metallarbeiter
unſerem Verbande zuzuführen, fand eine ausgiebige Ausſprache über
die gehaltenen Referate ſtatt. Es wirde zu weit führen, auf alle
Einzel=
heiten einzugehen. Aus dem Verlauf der Konferenz war feſtzuſtellen,
daß zurzeit im chriſtlichen Metallarbeiterverband ein entſchiedener Wille
vorhanden iſt, im Werbemonat November allüberall neue Streiter für
die Organiſation zu ſammeln.
Reinigung des „Goldenen Horns.”
EP. Das türkiſche Handelsminiſterium hat gemeinſam mit der
Prä=
fektur Beſprechungen zwecks Reinigung des Goldenen Horns gehabt.
Eine gemeinſam gebildete Kommiſſion unter der Leitung des
Marine=
kommandanten hat eine Unterſuchung des Goldenen Horns vorgenommen
und iſt zu einem Koſtenvoranſchlag von 160 000 türkiſchen Pfund für die
nächſten Arbeiten gekommen. Die Kommiſſion hat dieſen
Koſtenvoran=
ſchlag und die Pläne zur Hebung der unter Waſſer befindlichen Schiffe
den beiden Behörden vorgelegt, die nach Genehmigung die Ausführung
der Arbeiten an ein Privatunternehmen vergeben wird.
Opfer ihres Berufes.
EP. Mailand. In einem äußeren Stadtviertel von Mailand
ſind zwei höhere Polizeibeamte das Opfer ihres Berufes geworden, als
ſie die drei Einbrecher verhaften wollten, die am Sonntag den Juwelier
Zanetti ermordeten. Die Polizei hatte die Täter ermittelt und erfahren,
daß ſie in einer Wirtſchaft eines äußeren Stadtviertels zu verkehren
pflegten. Fünf Kriminalbeamte warteten daher auf das Erſcheinen der
Verbrecher. Als ſie die drei aber feſtnehmen wollten, ſetzten ſich dieſe
energiſch zur Wehr und gaben mehrere Schüſſe ab, von denen ein
Wacht=
meiſter und ein Feldwebel tödlich getroffen wurden. In dem
entſtan=
denen Durcheinander konnten die Mörder entkommen.
Rund=Funk=Programme.
Frankfurt.
Freitag, 19. Nov. 2: Neue Schallplatten. O 3.30: Stunde der
Jugend. „Berufslaufbahnen im Bank= und Verſicherungsgewerbe‟,
Vortrag R. Kleſper (für Kinder vom 12. Jahre ab). O 4.30:
Hausfrauen=Nachmittag. Das Theater im alten Frankfurt”. O 5.45:
Leſeſtunde: Aus den Briefen der Lieſelotte von der Pfalz. O 6.15:
Südweſtdeutſcher Radio=Club. O 6.35: Stenographie. S 7: Zwanzig
Minuten Umſchau über die Fortſchritte in Wiſenſchaft und Technik,
6 7.20— Film=Wochenſchau. O 7.30: a. d. Frankf. Opernhaus:
„Der fliegende Hollander”.
Stuttgart.
Freitag, 19. Nov. 350: Hauswirtſchaftliche, Frauenſtunde.
O 4.15: Konzert. Teike: Alte Kameraden. — Waldteufel:
Schlitt=
ſchuhläufer Walzer, — S=ubert: Ouv. zu. Alfonſo und Eſtrella‟.
— Schubert: Andante aus dem Streichquartett D=Moll. —
Schu=
bert: Zwei Impromptues: — Orcheſterpauſe: Einlage: Gertrude
Hepp. Berlin. — Schubert: Unvollendete Sinfonie in H=Moll.
Schubert:
— Preſſel: An der Weſer Trompeten=Solo,
Militärmarſch. O. 6.15: Prof. Verweyen: „Vornehme Menſchen.
O 6.45: Prof. Otfried Müller: Verſtopfung und ihre Verhütung.
O 7.15: Frau Anna Blos: Emma Niendorf (Baronin von Suckow).
O 8: Schubert=Abend Philharm. Orch. Stuttgart. — Anſchl.:
Dichter und Denker”. Artur Schopenhauer. Mitw.: Paul Enderling,
Dr. Curt Elwenſpoek, Ernſt Stockinger. — Einf. von Paul
Ender=
ling. „Aphorismen zur Lebensweisheit”.
Berlin.
Freitag, 19. Nov. 4 30: Ette=Kammer=Orch. O 6.30: Prof.
Heine: Die Herbſt= und Winter=düngung im Garten. O 7.05: Die
Sportſchau des Monats. (Dr. Bollmann), O. 7.30: Alfred Kerr:
Einf, in Gerhart Hauptmanns Schauſpiel: Die Weber. O 8: Zu;,
Gerhart Hauptmanns Geburtstag: „Die Weber”, Schauſpiel von
Gerhart Hauptmann. Perſ.: Dreißiger, Parchentfabrikant: Frau”
Dreißiger; Pfeifer, Expedient: Neumann, Kaſſierer; der Lehrling;
der Kutſcher Johann; ein Mädchen, alle fünf bei Dreißiger;
Wein=
hold, Hauslehrer bei Dreißigers Söhnen; Paſtor Kittelhaus; Frau
Paſtor Kittelhaus, und die Weber. O 10.30: Tanzmuſik. Kapelle
Kermbach.
Königswuſterhauſen. Freitag, 19. Nov. 12: Graef:
Sprech=
technik für Schüler. O 2.30: Frl. Dr. Stieglitz: Allgemeine Bildung.
Mittel und Wege des Erwerbs der Bildung. O 3: C. M. Alfieri,
G. v. Eyſeren: Spaniſch. O 3.30: Dirigent Schüler: Der Klempner=,
Gas= und Waſſerinſtallateur. O. 4: Frl. Marg. Schmidt: Die
Frauenarbeit in der Bekleidungsinduſtrie. O 4.30: Mitt. aus den
mit dem Zentralinſtitut verbundenen Stellen. O 5: Ob. Med.=Rat
Dr. Slamyk: Die phyſikaliſche Erforſchung des Microcosmos. O 5.30:
Dr. Dix: Die außereuropäiſchen Weltmächte: Die Vereinigten
Staaten und Japan. O 6: Reg.=Präſ. Dr. Junghann: Ziel und
Leiſtung des Völkerbundes. O 6.30: Rechtsanwalt Dr. Roſendorff:
Die neueſte Entwicklung der Konzentrationsbewegung in der deutſchen
Induſtrie. O. 7: Dr. Ritſcher: Lyriker der Romantik im Liede.
O 7.30: Prof. Dr. Lewandowski: Die Tätigkeit des Schularztes.
O 7.55: Prof. Dr. Hamburger: Drüſenkinder.
Wetterbericht.
Wettervorherſage für Samstag, den 20. November 1926.
(Nach der Wetterlage vom 18. November 1926.)
Verhältnismäßig milde und noch vielfach trüb, auch einzelne Regenfälle.
Heſſiſche Wetterdienſtſtelle.
Hauptſchriftleitung: Rudolf Mauve
Verantwortlich für Politik und Wirtſchaft: Rudolf Mauvei, für Feuilleion, Reich und
Ausland und Heſſche Nachrichten: Max Streeſe; für Sport: Dr. Eugen
Buhlmann=
für den Schlußdienſt: Andreas Bauer; für den Inſeratenteil: Willy Kuhle:
Druck und Verlag: L. C. Witt ſch — ſämilich in Darmſtadt.
Die heutige Nummer hat 16 Geiten.
Ein neuer Waldorf-Tup von unvergleichließer Eigenart iſt unſere
nette
R
Ungewöhnlich mild und docß gekaftvoll iſt dieſe Hervorrngende
S, Cigarekke
Neue
Rerns
ein glänzendes Zeugnis für die Leiſtungsfäßigkeit unſeres Hauſe*
Waddorf-Astoria Cigarettenfaßrik
Seite 12
Freitag, den 19. November 1926
Nummer 321
Sport, Spiel und Turnen.
Der Sport des Sonntags.
Fußball.
In ſämtlichen Bezirken des ſüddeutſchen Verbandes herrſcht am
Sonntag wieder vollſter Spielbetrieb.
Im Bezirk Bayern, wo man ohne Riſiko den Meiſter im
1. FC. Nürnberg ſchon vorherſagen kann, gibt es nur einen wirklichen
Großkampf, und zwar den des deutſchen Meiſters Sp.=Vgg. Fürth gegen
Wacker Minchen. Nach den in der erſten Serie gezeigten Leiſtungen
muß Wacker unbedingt mit zu den erſten und gefährlichſten
Mann=
ſchaften des Bezirks gerechnet werden. Die Leiſtungen des Deutſchen
Meiſters ſind in letzter Zeit nicht ſehr überzeugend, und deshalb wäre
es verfehlt, ihm am Sonntag die beſſeren Gewinnausſichten
einzu=
räumen. Wären die Fürther zuverläſſiger, ſo könnte man ihnen einen
knappen Sieg zutrauen, aber es iſt doch ſicherer, wenn man den Kampf
offen bewertet. Der FC. Fürth muß zum ASV. Nürnberg und wird
dort beide Punkte laſſen müſſen, das gleiche Schickſal erwartet die
Augsburger Schwaben, die auch auf eigenem Platz gegen den 1. FV.
Mirnberg nichts ausrichten können. München 1860 empfängt den
1 FC. Bayreuth und der ſüddeutſche Meiſter Bayern München hat den
VfR. Fürth zu Gaſt. In beiden Spielen gelten die Platzbeſitzer als
unbedingte Favoriten.
Der Bezirk Württemberg=Baden ſieht vier Mannſchaften
im Kampf. Die Stuttgarter Kickers empfangen den Tabellenletzten,
Sportfreunde Stuttgart, der in dieſem Spiel kaum Gelegenheit finden
wird, ſeinen ſchlechten Punkteſtand zu verbeſſern. Die Kickers ſcheinen
überhaupt wieder im Kommen zu ſein und werden auch noch ein Wort
zur Meiſterſchaftsfrage mitzureden haben. Der SC. Stuttgart fährt
zum Freiburger SC. und ſollte ſelbſt auf fremden Platz ſiegreich die
Heimreiſe antreten können. Der Spitzenreiter Karlsruher FV. beſucht
Union Böckingen, und wird nicht ohne beide Punkte wieder heimkehren.
Damit übernähme dann der KFV. eine klare Tabellenführung, da der
VfM. Stuttgart ſein punktgleicher Rivale, ſpielfrei iſt und ſomit um
ein Spiel im Rückſtand bleibt. Das letzte Spiel iſt in Karlsruhe zwiſchen
Phönix Karlsruhe und dem Freiburger FC. angeſetzt. Am Vorſonntag
ſpielten die beiden Mannſchaften in Freiburg unentſchieden, viel anders
wird das Rückſpiel dann auch nicht ausfallen.
Im Rheinbezirk fällt eine Vorentſcheidung in dem mit
Span=
nung erwarteten Spiel SV. Darmſtadt 98 — VfL. Neckarau. Beide
Mannſchaften haben ſich nach ſenſationellen Ergebniſſen an die Spitze
geſetzt und die beiden Mannheimer Vereine VfR. und Waldhof
ver=
drängt. Eine Vorherſage iſt riskant, man wird die Frage ganz offen
laſſen müiſſen. Die Mannheimer Favoriten weilen beide auswärts. Der
VfR. muß zum FC. Pirmaſens, wo es wohl zu einem Siege langen
wird. Zweifelhafter iſt es ſchon, ob Phönix=Ludwigshafen ſich auf
eigenem Platz vom SV. Mannheim Waldhof ſchlagen laſſen wird. Es
kann ſogar leicht umgekehrt kommen, denn die Ludwigshafener haben
ſowieſo in der Spitzengruppe noch ein Wort mitzureden. Die beiden
anderen Spiele ſind für die Führung nicht von Belang. Der FC.
Speher ſpielt gegen Phöni==Mannheim und Ludwigshafen 03 empfängt
Sp.=Vgg. Sandhofen. Phöni= und Ludwigshafen ſind hier in Front
zu erwarten.
Hochbetrieb iſt auch im Mainbezirk. Eintracht Frankfurt hat
auf eigenem Platz gegen den VfL. Neu=Iſenburg anzutreten, der ihr
in der 1. Serie ſchon einen Punkt raubte. Die Iſenburger ſtellen
eine ſehr gute Mannſchaft und die Platzbeſitzer werden ſich mächtig ins
Zeug legen müſſen, wenn ſie ſiegen wollen. Der FSV. Frankfurt fährt
nach Aſchaffenbuug zur Viktoria und wird dort nichts zu ſürchten haben.
Union Niederrad empfängt den wieder aufſtrebenden FC. Hanau 93,
der die Niederräder bezwingen dürſte. Auch Rot=Weiß Frankfurt hat
als Gaſt gegen Viktoria Hanau 94 die größeren Chancen, dagegen
dürf=
ten die Offenbacher Kickers auf eigenem Platz gegen Germania=
Frank=
furt erfolgreich bleiben.
Inteveſſante Kämpfe ſind auch im Bezirk Rheinheſſen=
Saar zu erwarten. Der langſam aufkommende Altmeiſter FV.
Saar=
brücken empfängt den 1. FC. Jdor und wird ihn vermutlich punktelos
wieder nach Hauſe ſchicken. Wormatia Worms hat in ihrem
Lokal=
gegner Alemannia einen äußerſt gefährlichen Rivalen, der nur etwas
unzuverläſſig und formſchwankend iſt, ſo daß ſich eine beſtimmte
Voraus=
ſage gar nicht treffen läßt. Gefühlsmäßig ſollte man doch zu Wormatia
halten. Während die Begegnung Eintracht=Trier—Haſſia=Bingen keinen
Einfluß auf die Tabellenſpitze hat, verdient das Treffen in Wiesbaden
zwiſchen dem SV. Wiesbaden und dem FSV. 05. Mainz umſomehr
Beachtung. Für Wiesbaden handelt es ſich darum, überhaupt noch
An=
ſchluß an die Spitze zu behalten, nach den letzten Ergebniſſen zu urteilen,
ſcheint die Spielſtärke nachgelaſſen zu haben. Mainz verlor zwar am
vergangenen Sonntag gegen Haſſia=Bingen, hier handelt es ſich aber
um eine ausgeſprochene ſenfationelle Ueberraſchung. Man wird doch
wohl den Mainzern einen kleinen Vorzug geben müſſen.
Im Reich werden die Verbandsſpiele fortgeſetzt. In Harburg gibt
es ein Städteſpiel Harburg—Hamburg.
Hockey.
Ueberragende Bedeutung erhält der Beſuch des Leipziger SC.
beim SC. Frankfurt 80. Beide Mannſchaften ſind die beſten ihrer
Landesverbände, Leipzig gilt zudem als ungekrönter deutſcher Meiſter.
Umſomehr wird es intereſſieren, wie der ſtark aufkommende SC. 80
ſich halten wird. Ein Damenhockey=Städteſpiel ſteigt in Berlin
zwiſchen den Vertreterinnen von Berlin und Hamburg. — Holländiſche
Gäſte weilen in Weſtdeutſchland. Der Amſterdamer Hockeh=Klub ſpielt
am Samstag beim DSC. Düſſeldorf und am Sonntag bei Rot=Weiß,
Köln.
Schwimmen.
Eine Reihe von Hallenſportfeſten ſteht am Sonntag auf dem Plan.
Der MSV. München veranſtaltet ein internationales Waſſerballturnier,
an dem neben dem Gaſtgeber, den Münchener Vereinen SV. 99, VfvS.,
Waſſerfreunde noch der 1. FC. Nürnberg, Delbhin Augsburg und der
Schwimm=Verein Augsburg ſowie der ſchweizeriſche Meiſter SC. Arbon
teilnehmen. Sehr gut beſetzt ſind das verbandsoffene
Gedächtnisſchwim=
men des SSC. 89 Berlin, das Damen=Schwimmfeſt des Kölner SV.
Rhenus 9, und das Verbandsoffene des SV. Vogtland Plauen. In
Saarbrücken gelangt ein Schwimmklubkampf zwiſchen dem SV.
Saar=
brüchen und Heſſen Worms zur Durchführung.
Durnen.
In Dresden gelangt der traditionelle Dreiſtädtekampf im
Kunſt=
turnen zwiſchen den Auserwählten der ſächſiſchen Metropolen Dresden,
Chemnitz und Leipzig zum Austrag.
Boxen.
Die Breslauer Jahrhunderthalle ſieht eine intereſſante
Begeg=
nung zwiſchen Haus Breitenſträter und dem guten Engländer Fred
Young. Breitenſträter ſollte bereits in Hamburg ſ. Zt. gegen Fred
Young boxen, bekanntlich wurde ihm aber damals ein ganz anderer
anſtelle von Young gegenübergeſtellt. Diesmal wird der blonde Hans
jedoch Gelegenheit haben, mit dem richtigen Fred Young zu kämpfen.
Tagungen.
Am Samstag hält in Berlin der Deutſche Reichsausſchuß für
Leibesübungen eine Olympia=Tagung ab, die ſich ſpeziell mit den Fragen
der Amſterdamer Olympiade, insbeſondere der
Unterbringungsmöglich=
keiten der deutſchen Teilnehmer, beſchäftigt.
Pferdeſport.
Die deutſche Galoppſaiſon findet am Sonntag offiziell mit dem
letzten in Horſt=Emſcher ſtattfindenden Rennen ihren Abſchluß.
Fußball.
H. P.=Sp.=V. Darmſtadt — FV. Hofheim.
Kommenden Sonntag ſieht ſich die Fußballmannſchaft des Heſſiſchen
Polizeiſportvereins Darmſtadt vor eine ſchwere Aufgabe geſtellt. Gilt
es doch, die bisher in den Pokalkämpfen errungene Stellung eines
Siegers des Gaues Bergſtraße zu behaupten und den Pokal zu
er=
ringen. Als Gegner tritt der Fußball=Verein 1911 Hofheim, der ſich im
Gau Ried ſiegreich durchgeſetzt hat, der Polizei gegenüber. Ueber den
Ausgang des Treffens läßt ſich nichts beſtimmtes ſagen, da die
Spiel=
ſtärke Hofheims zu wenig bekannt iſt. Auf jeden Fall wird ſich ein
ſpannendes und feſſelndes Spiel abrollen; denn beide Parteien werden
mit allen Kräften beſtrebt ſein, die wertvolle Siegestrophäe und damit
das Recht der Teilnahme an den Aufſtiegskämpfen zur Kreisliga zu
ge=
winnen. — Das Entſcheidungsſpiel iſt von der ſpielleitenden Behörde
auf einem neutralen Platz, und zwar nach Wolfskehlen für den
21. November, nachmittags 2.30 Uhr, angeſetzt. Die Polizeimannſchaft
fährt nachmittags 12.20 Uhr vom Hauptbahnhofe ab.
Turnen.
Leipzig ſchlägt Hamburg und Berlin im Kunſtturnen.
Zum zwölften Male gelangte zwiſchen den Turnern von Leipzig,
Hamburg und Berlin der traditionelle Dreiſtädtekampf im Kuuſtturnen
zum Austrag, deſſen Schauplatz diesmal der Hamburger Zirkus Buſch
war. Ueber 3000 Zuſchauern wurden ganz hewvorragende Leiſtungen
geboten. Die drei Mannſchaften traten in den angekündigten
Aufſtel=
lungen an. Der Sieg der Sachſen über die favoriſierten Hamburger
kam überraſchend, allerdings hatte Hamburg viel Pech. Erſt mußte
Freiberg infolge ſeiner Verletzungen aufgeben, und dann wurde
Ham=
burg auch durch das Verſagen von Stebens am Barren weiter
benach=
teiligt. Die Leipziger boten gute und ausgeglicheng Leiſtungen, ſie
hinterließen einen ſehr guten Eindruck. Berlins Vertvetung wies
ein=
zelne ſchwache Punkte auf. Nach faſt vierſtündigem Kampfe fiel erſt die
Entſcheidung zugunſten von Leipzig mit 2336 Punkten vor Hamburg
B96 Punkte und Berlin 2238 Punkte. Die beſte Einzelleiſtung
voll=
brachte Schmidt, Hamburger T. Sch. 1816, mit 314 Punkten. Ihm am
nächſten kommen, Bockenauer=Berlin 311, Bonnertz=Hamburg 310,
Bettermann=Leipzig 308, Pfeiffer=Hamburg 303, Kleine=Leipzig,
Schir=
mer=Hamburg und Mock=Berlin je 302, Thaulen=Leipzig 301 und
Schmidt=Leipzig 298 Punkte.
Kraftſport.
Athletenverein „Vorwärts”, Groß=Zimmern.
In den Kämpfen um die Maingaumeiſterſchaft der A=Klaſſe ſteht
die 2. Mannſchaft des Athleten=Vereins „Vortwärts”, Groß=Zimmern,
nun nach drei Kämpfen an der Spitze, und ſollte es ihr am nächſten
Sonntag gelingen die zumindeſt ebenbürtige Mannſchaft des
Kraſt=
ſportvereins Neu=Iſenburg zu beſiegen, ſo dürfte ſie die größte Klippe
auf dem Wege zur Meiſterſchaft umſchifft haben. Der
Vorwärtsmann=
ſchaft wäre aber für die Zukunft zu empfehlen, nicht wie in dem letzten
Kampf gegen Bieber, ſo zerrüttelt und leicht anzutreten, wo es doch an
kampferprobten Ringern im Verein nicht fehlt, und wenn die Mannſchaft
eben wegfährt, muß ſie es auch vollzählig tun, und nicht nur mit fünf
Mann, welches ihr ſehr leicht zum Verhängnis werden könnte. An und
für ſich iſt ja die Vorwärtsmannſchaft ganz gut beſetzt und beſonders
in den drei unterſten Klaſſen imponieren die jungen Ringer Obmann,
Stenner und Geiger ſehr gut. Ihnen iſt auch zum größten Teil der
Erfolg bis jetzt zuzuſchreiben. Reitzel in der Leichtgewichtsklaſſe iſt noch
nicht ganz durch und muß noch manches lernen. Im
Schwermittel=
gewicht findet man den Namen Ohl, und damit iſt alles geſagt.
Der=
jenige, der ihn beſiegt, verſteht das Ringen. Eine unangenehme
Ueber=
raſchung iſt die, daß die Gebrüder Kraus in der Mannſchaft nicht ſtarten
können, und iſt dies für ſie ein nicht ſo kleiner Verluſt, aber immerhin
müſſen ſie erſetzt werden. — Die bis jetzt ausgetragenen Kämpfe hatten
folgendes Ergebnis: Groß=Zimmern gegen Aſchaffenburg 10:4 Punkte;
Groß=Zimmern gegen Frankfurt 10:4 Punkte; Groß=Zimmern gegen
Bieber 8:6 Punkte.
Tennis.
Deutſche Tennisrangliſte 1926.
Zum 5. Male gibt die deutſche Rangliſtenkommiſſion eine Rangliſte
der beſten deutſchen Tennisſpieler der Reihe nach geordnet heraus. Bei
den Herren war die Wahl diesmal ſehr ſchwer, da neben dem
Alt=
meiſter Otto Froitzheim auch Dr. Landmann beſonders durch ſeinen Sieg
über Vincent Richards für den erſten Platz in Frage kam. Die
Kom=
miſſion entſchied ſich wieder, wie im Vorjahre, für Froitzheim, ſo daß
Dr. Landmann, der vielleicht zuverläſſigſte deutſche Spieler, ſich wiederum
wit dem zweiten Platz begnügen mußte. Der deutſche Meiſter Molden=
Stelle kommt der Dresdener Dr. Bergmann, gefolgt von Dr. Buß, der
damit erſtmalig unter den zehn Erſten rangiert. Rahe=Roſtock und
Dr. H. Kleinſchroth=Berlin beſetzen den 7. und 8. Platz, während der
meiſtbeſchäftigte deutſche Tennisſpieler Demaſius vor Prenn auf dem
9. Platz rangiert. Dr. W. Deſſart=Hamburg, Wetzel=Pforzheim,
Schom=
burgk=Leipzig, Klopfer=Mannheim und F. Goſewich=Frankfurt
vervoll=
ſtändigen die Liſte auf 15. Bei den Damen hat ſich, was die
Spitzen=
gruppe anbelangt, nichts geändert. Die Spitze nimmt nach wie vor
Frau Dr. Friedleben vor Frau Neppach ein. An 3. Stelle hat erſt
Frl. Außem=Köln vor den Kommiſſionsmitgliedern Gnade gefunden,
ob=
wohl die jugendliche Kölnerin Frau Dr. Friedleben in dieſer Saiſon
zweimal ſchlagen konnte. Wenn Cilly Außem ſich in dieſem Maße
weiter verbeſſert, ſo dürfte ihr im nächſten Jahre der erſte Platz ſicher mühte ſich zwar gegen Spielmann, gab ſich aber auch mit einem Nemis
ſein. Auf den nächſten Plätzen folgen Frl. Toni Weihermann, Frau zufrieden. Johner wußte ſeinen Vorteil gegen Liſt nicht auszunutzen
von Recznicek, Frau Stephanus=Hannover, Frau „Anna” Hemp, Frl.
Kallmeyer, Frau Uhl, Frau Mieth, die zweimalige Bezwingerin von
Frau Neppach, ſowie Frl. E. Hoffmann. Auf den 12. Platz wurden
Frau Jakobiny, Frau Ledig und Frau Delgeroix gemeinſam placiert.
Pferdeſport.
Deutſcher Turnierſieg in Genf.
Der letzte Tag des internationalen Reitturniers in Genf brachte
dem einzigen deutſchen Teilnehmer, Frhrn. v. Langen, eine
Ent=
ſchädigung für das viele Pech, das ihn in den voraufgegangenen
Kon=
kurrenzen verfolgt hatte. Konnte Freiherr von Langen ſchon im
Jagd=
ſpringen um den Großen Preis von Genf mit Prinz 11., Falkner und
ſchaft gut vertreten und anſchließend auch im Paarſpringen mit der
Schwveizerin Frau Stoffel eine ſehr gute Figur machen, ſo brachte ihm
doch erſt das „Internationale Abſchiedsſpringen” den höchſten Triumph.
1,20 Meter hohen Hinderniſſe und ſchlug mit einer Zeit von 48
Sekun=
verſtändigen Publikum gebührende Anerkennung, ſein Ruf als einer
der beſten Reiter des Meetings wurde noch mehr gefeſtigt. Auf die
Hauptmann de Laiſſardiere kam mit Lot in 49,2 Sekunden und mit
Sherry Golden in 49,4 Sek. auf den zweiten und dritten Rang. Erſt
an neunter Stelle konnte ſich der erſte italieniſche Reiter, Cav. Ricardo
dAngelo, mit Caroſo, an elfter Stelle der erſte Schweizer, Lt.
Heber=
lein, mit Sans=Souei placieren. Nicht weniger als 21 Teilnehmer
kamen fehlerlos über die Bahn, darunter Frhr. v. Langen mit Goliath werden wolle. Vierkötter bleibt trotz ſeiner Reiſe nach den Vereinigten
noch ein zweites Mal. Bei einer Zeit von 1:02,6 Min, reichte es für Staaten von Nordamerika Amateur.
Goliath jedoch nur zum 20. Platz.
Flugſport.
Das Senſationsrennen der Waſſerflugzeuge.
Drei tödliche Anfälle.
Wie ſchon gemeldet, konnte der Major Bernardi durch ſeinen
Sieg in dem am Samstag in Norfolk (Virginia) ausgetragenen
Waſſer=
flugzeug=Wettbewerb um den Schneider=Pokal die wertvolle
Trophäe endgültig für Italien gewinnen. Die Vorbereitungen zu
die=
ſem reinen Geſchwindigkeits=Wettbewerb für Waſſerflugzeuge, die von
Amerika ſowohl wie von Italien mit allergrößter Sorgfalt betrieben.
worden waren, haben leider drei Menſchenleben gefordert, und nur
durch einen glücklichen Zufall entging am Tage vor dem Rennen ein
amerikaniſcher Pilot dem Tode. Am 14. September wurde der
ameri=
kaniſche Marineleutnant H. J. Norton bei einem Probeflug getötet,
acht Tage ſpäter verunglückte der Italiener March. Centuriong
tödlich, und von einigen Wochen ſtürzte der Amerikaner Lt. Connant,
der beim Training eine Geſchwindigkeit von über 400 Stunden=Klm.
erzielt hatte, mit ſeinem Apparat ins Meer und kam ebenfalls ums
Leben.
Die Hoffnungen der Amerikaner auf den diesjährigen Sieg
er=
hielten am Tage vor der Veranſtaltung einen ſchweren Schlag durch
einen Unfall, der einem ihrer beſten Vertreter zuſtieß. Lt. Tomlinſon
hatte bei einem Probeflug mit ſeinem 700pferdigen Curtiß=Packard=
Hydroplan eine Geſchwindigkeit erreicht, die weit über dem offiziellen
Weltrekord lag, als beim Niedergehen auf das Waſſer der Apparat
völlig zertrümmert wurde. Der Pilot konnte ſich durch Schwimmen
retten, ja er nahm ſogar auf einer anderen Maſchine am nächſten Tag
am Wettbewerb teil. Nach dieſem wenig erfreulichen Auftakt ſtellten
ſich ſchließlich je drei Amerikaner und Italiener mit ihren Maſchinen
dem Starter; die 50 Kilometer lange Flugſtrecke war 7mal zu
durch=
fliegen. Als Erſter ging der Italiener Bacula (Macchi=Maſchine mit
80opferdigem Fiat=Motor 48 2) auf die Reiſe. In Abſtänden von je
ſünf Minuten folgten ſodann Lt. Tomlinſon=Amerika (Curtiß=Maſchine,
450perdiger Curtißmotor D. 12), Kommandant Forrarin=Italien (800 Macchi=Fiat), Lt. Cuddihy=Amerika (Curtiß=Packard 700 PS),
Major de Bernardi=Italien (Macchi=Fiat, 800 PS) und Lt. Schult=
Amerika (Curtiß=Packard, 700 PS). Schon in der erſten Nunde zeigte
ſich die größere Schnelligkeit der italieniſchen Macchi=Maſchinen, und
nach zwei Runden lagen die beiden Italiener de Bernardi und
Fer=
rarin an der Spitze. De Bernardi war die erſte Runde mit 391,2
Stunden=Klm., die zweite mit 383 Stunden=Klm. geflogen. An dritter
Stelle lag Cuddihy mit 379,7 Stunden=Klm. vor Schult, Bacula und
Tomlinſon. In der dritten Runde mußte der immer noch an zweiter
Stelle liegende Ferrarin wegen Motordefektes ausſcheiden, während
de Bernardi mit der phantaſtiſchen Geſchwindigkeit von nahezu 400
Stunden=Klm. weiter vor den übrigen durch die Lüfte raſte. In der
Reihenfolge de Bernardi, Cuddihy, Schult, Bacula und Tomlinſon
wurden die vierte, fünfte und ſechſte Runde zurückgelegt, bis kurz nach
Beginn der ſiebenten Runde auch Cuddihy durch eine Motorpanne
aus dem Rennen geworfen wurde und aufgab. Bis zum Schluß änderte
ſich dann nichts mehr. Mit einer Durchſchnittsgeſchwindigkeit von
393,156 Klm. in der Stunde hatte der ſiegende Major de
Ber=
nardi ſowohl den Weltvekord, als auch den Wettbewerbsrekord
— die beide im vergangenen Jahre von dem Amerikaner Lt. Doolittle
mit 377,149 Klm. aufgeſtellt waren — erheblich ganz verbeſſert. Die
ſchnellſte Runde, die de Bernardi erreichte, betrua 427994 Std.=
Kilometer. Das Schlußergebnis ſtellt ſich wie folgt: 1. Major de
Ber=
nardi 393,156 Stunden=Klm., 2. Lt. F. Schult=Amerika, 370,700 Stunden=
Klm.. 3. Kommandant Bacula=Italien, 347,544 Stunden=Klm., 4. Lt.
W. G. Tomlinſon=Amerika, 218,824 Stunden=Klm. Nach dem
endgülti=
gen Siege Italiens wird die Trophäe im nächſten Jahre neu
ausge=
ſchrieben. Die Durchſührung liegt in den Händen des italieniſchen Aero=
Klubs. Der erſte Gewinner des im Jahre 1913 gegründeten
Wett=
bewerbs war der Franzoſe M. Prévoſt. Von 1914—1918 blieb der
Pokal in engliſchem Beſitz, wurde aber nachher, von 1919—1921, vom
Italien gewonnen. 1922 ging die Trophäe durch den Sieg von Baird
an England zurück, 1923 holte ſie Bittenhouſe nach Amerika, wo ſie, da
der Wettbewerb 1924 mangels genügender Beteiligungenicht ausgetragen
wurde, im vergangenen Jahre Lt. Doolitle erfolgreich verteidigte.
Schach.
Beginn des internationalen Schachturniers in Berlin.
Am Bußtag wurde die erſte Runde des internationalen
Schach=
turniers in Angriff genommen. Nach vierſtündiger Spielzeit in den
Mittagsſtunden konnte keine der fünf Partien zu Ende geführt werden.
Spielmann und Rubinſtein lieferten ſich eine äußerſt lebhafte ſchottiſche
Vierſpringerpartie. Spielmann hatte den beſſeren Bauernſtand, dafür
aber hatte Rubinſtein den Vorteil von 2 Läufern, von denen er
aller=
dings ſpäter tauſchen mußte. Spielmann verlor einen Bauern, den
Rubinſtein nachher wieder abgab. Bei ausgeglichenem Stande mußte
die Partie dann abgebrochen werden. Der Belgier Colle eröffneto
gegen Sämiſch mit dem Damenbauern. Auch dieſe Partie wurde bei
ausgeglichenem Materialſtand abgebrochen. Johner=Schweiz ſteht gegen
hauer und der Kölner Hannemann belegen die nächſten beiden Plätze, den franzöſiſch ſpielenden Ruſſen Liſt mit einem Bauern im Vorteil,
ſo daß alſo die Reihenfolge genau dieſelbe bleibt wie 1996. An fünftev von HolzhauſenMagdeburg lieferte eine italieniſche Partie gegen
Grünfeld, deren Ende noch nicht abzuſehen iſt. Der bekannte Ruſſs
Bogoljuboff ſpielte ein ſehr wildes Damengambit gegen Ahues=Verlin.
Der Ruſſe gab einen Bauern ab, ſein Angriff ging aber dann an Ahues
über, der ſchon hätte gewinnen können, wenn er nicht in Zeitnot
ge=
raten wäre, was dem Ruſſen übrigens auch paſſierte. Bogoljuboff wird
aber trotzdem an einer Ueberaſchungsniederlage, nicht vorbeikommen.
Das internationale Berliner Schachturnier nahm in den
Abend=
ſtunden einen überraſchenden Ausgang. Sämtliche fünf Spiele wurden
vemis gegeben. Ahues war einem ſo großen Gegner wie dem Ruſſen
Bogoljuboff gegenüber etwas ängſtlich und bot Remis, das der Ruſſio
bei ſeiner ſchlechten Stellung natürlich gern annahm. Colle und
Sä=
miſch teilten ſich ohne weiteren Kampf in die Punkte, Rubinſtein be=
und mußte gleichfalls auf einen Punkt verzichten, während von
Holz=
hauſen und Grünfeld trotz aller Bemühungen nicht zum Ziele kamen
und ſchließlich auch das Unentſchieden als beſten Ausweg wählten.
Die Zuſamenſetzung der nächſten Runden wurde wie folgt beſtimmt:
2. Runde am 18. November: Rubinſtein—Ahues; Grünfeld—
Bogoljuboff; „Liſt—v. Holzhauſen; Sämiſch-Johner; Spielmann—
Colle. — 3. Runde am 19. November: Colle—Rubinſtein;
Joh=
ner—Spielmann; v. Holzhauſen—Sämiſch; Bogojuboff—Liſt; Ahues—
Grünfeld.
Hocken.
Darmſtädter Hockeyklub.
Etwas verſpätet beginnt der Darmſtädter Hockeyklub ſeine
dies=
jährige Spielzeit. Wenn man an frühere Jahre zurückdenkt, läßt ſich
Goliath die deutſchen Farben gegen ausgezeichnete ausländiſche Gegner= eime gewiſſe Intereſſeloſigkeit nicht länger verheimlichen. Hoffen wir
aber, daß während des Winters eine Beſſerung eintritt. Es iſt ſehr
bedauerlich, daß es in Darmſtadt nicht möglich iſt, mehr als eine Herren=
Mannſchaft aufzuſtellen, von den Damen ganz abgeſehen. An dieſer
Frhr. von Langen kam mit Cyrano ganz prachtvoll über die zehn bis zu Stelle ſei nun mitgeteilt, daß jeden Mittwoch und Samstag ab 3 Uhr
auf unſerem Sportplatz am Böllenfalltor (neben dem Stadion)
Gelegen=
den alle Gegner aus dem Felde. Seine Leiſtung fand bei dem ſach= heit zum Spielen gegeben iſt. Die Mitglieder ſowie alle Intereſſenten
werden gebeten, dieſe Uebungen eifrig zu beſuchen. Am Sonntag fährt
die Herren=Elf nach Höchſt a. M., um dort gegen die 1. Mannſchaft der
nächſten acht Plätze legten franzöſiſche Reiter und Pferde Beſchlag. Turn= und Sportgemeinde zu ſpielen. Das nächſte Spiel findet am
5. Dezember in Frankfurt gegen die 2. Mannſchaft von Sportklub 80
ſtatt. Berichte über die Spiele folgen,
Ernſt Vierkötter dementiert die Nachricht, daß er Berufsſchwimmer
Die „Wiener Amateure” werden ſich in Zukunft „Auſtria” nennen.
fährt ab, weißer Turm
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Guſt. Kanzler, Darmſtadt, Schulſtr.
Keine Wanzen mehr! (I Lpz. 140
Einmalige Anwendung „Kampolda‟,
Nummer 321
Freitag, 19. November
Anbaupläne für Wintergetreide im
Wirtſchaftsjahre 1926/27.
Um einen Ueberblick über die vorausſichtlich mit Wintergetreide zu
beſtellenden und beſtellten Flächen zu erhalten, hat die Preisberichtſtelle
beim Deutſchen Landwirtſchaftsrat gemeinſam mit den Deutſchen
Land=
wirtſchaftskammern bei ihren Berichterſtattern am 15. Oktober d. J.
deren Anbaufläche erfragt. Die Berichterſtatter meldeten die Größe
der Flächen, die ſie mit Wintergetreide zu bebauen beabſichtigen.
Be=
zogen auf die gleich 100 geſetzten Anbauflächen des Wirtſchaftsjahres
1925/26, ergibt ſich, daß man in dieſem Jahre die folgenden Prozent
ſätze des Vorjahres mit Wintergetreide zu bebauen plant:
Provinzen und Länder Winterweizen Winterroggen Wintergerſte
Oſtpreußen
Brandenburg
Pommern
Grenzmark Poſen/Weſtpr.
Schleſien
111,1
91,/
126,9
Provinz Sachſen
113,0
101,0
Schleswig=Holſtein
123,3
110,1
Hannover
126,5
104,7
Weſtfalen
126,4
10777
Kaſſel, Reg.=Bez.
130,6
107,8
Wiesbaden, Reg.=Bez.
126,0
107.
177,0
Rheinprovinz
118,6
114,8
Sigmaringen, Reg.=Bez.
24,4
750,0
Bahern, Freiſtaat*)
110,6
68,3
Sachſen
117,6
116,4
Württemberg
105,0
81,8
Baden
107,6
92,9
Hamburg
192,8
91,4
Mecklenburg=Schwerin
133,9
67,5
Oldenburg
520,9
102,4
Braunſchweig
117,6
96,7
Anhalt
106,9
89,3
Lippe
123,0
88,5
122,6
Mecklenburg=Strelitz
113,9
83,1
101,8
Waldeck
146,4
93,3
89,1
Eutin
96,1
97,1
111,1
Wintergerſte: 106,0 %
Von der Errechnung eines Reichsdurchſchnitts wußte leider wiederum
abgeſehen werden, da aus Thüringen und Heſſen keine Berichte
vor=
liegen. Wie weit dieſe Anbauflächen verwirklicht worden ſind, wird in
einer der nächſten Erhebungen feſtgeſtellt werden. Es zeigt ſich ſomit,
daß die Abſichten der Berichterſtatter durchweg auf eine beträchtliche
Ver=
mehrung des Anbaues für Winterweizen und eine geringfügige
Erwei=
terung der Wintergerſtenausſaat hinauslaufen, während man beſtrebt
iſt, den Anbau für Winterroggen einzuſchränken. Dieſe größere
Nei=
gung zum Winterſaatenanbau dürfte zum Teil auf den zurzeit
herr=
ſchenden Witterungsbedingungen beruhen, die allenthalben noch eine
Feldbeſtellung im größten Umfange ermöglichen.
Dieſe Anbanpläne dürften weiterhin auch zur Erklärung der
Tat=
ſache beitragen, daß die Ablieferungen der Landwirtſchaft
n: 124,0 %
94,0
en:
*) Hier wurde der Anbauplan nicht auf die Anbaufläche, ſondern
auf die Erntefläche bezogen.
Produktenberichte.
Frankfurter Produktenbericht vom 18. November. In Anlehung an
die niedrigeren ausländiſchen Kurſe war auch die Haltung am hieſigen
Produktenmarkt abgeſchwächt. Die Getreidepreiſe gaben um 25 Pf.
nach, ebenſo gab es im Mehlhandel Abſchwächungen bis zu. 75 Pf. für
Weizenmehl. Es notierten: Weizen 29,25—29,50, Roggen 24,50,
Sommergerſte 24—26,50, Hafer inl. 19,75—20, Mais 19,75, Weizenmehl
41,50—41,75, Roggenmehl 35—35,75, Weizenkleie 11,25—11,50,
Roggen=
kleie 11,50.
Häute= und Fellauktion in Mannheim am 17. November. Für das
Oktobergefälle wurden folgende Preiſe (in Pfennigen) erzielt: Kuhhäute:
bis 29 Pfd., ohne Kopf 60, mit Kopf 69—71, von 30—39 Pfd., mit Kopf
70, von 30—49 Pfd., ohne Kopf 72,25—75,25, von 50—59 Pfd., ohne
75—84,75 von 60—79 Pfd., ohne 84—95,50, von 80 und mehr, ohne
92,75. Ochſenhäute: Eis 29 Pfd., ohne 86,50, mit 78,25, von 30—49 Pfd.,
ohne 73, von 50—59 Pfd., ohne 83,75—90, von 60—79 Pfd., ohne 88,50
bis 96,75, von 80 und mehr, ohne 83,75—86,75, von 100 und mehr, ohne
86,75—87,50. Rinderhäute: bis 29 Pfd., ohne 89, mit 53,75, von 30—49
Pfd., ohne 83,50—30,50, von 50—59 Pfd., 86,50—990,25, von 60—79 Pfd.,
ohne 93,50—101,50, von 80 und mehr, ohne 97. Bullenhäute: bis 29 Pfd.,
ohne 87,25, mit 51,25, von 30—49 Pfd., ohne 73,50, von 50—59 Pfd.,
ohne 71—78, von 60—79 Pfd., ohne 64—73,50, von 80 und mehr, ohne
58,25—63,75. Schußhäute ohne Kopf 61. Kalbfelle ohne Kopf: bis 15 Pfd.
150—159, über 15 Pfd. 124.75—131, norddeutſche 122,25—124,25.
Schuß=
kalbfelle ohne 91, Freſſerfelle ohne 94, Schaffelle ohne Kopf: vollwollig,
fein 65, halblang, fein 88,25, kurzwollig, fein 85. Blößen ohne 55,
Lammfelle ohne 52. Guter Beſuch, ausverkauft, Preiſe unverändert.
Wirtſchaftliche Rundſchau.
„Schokinag”, Mannheim. Die G.=V. der Schokoladeninduſtrie A.G.,
Mannheim, beſchloß, die beſtehenden 60 000 Mark Schokinag=Aktien in
Ktammaktien umzuwandeln und das A.=K. um 100 000 RM. auf 200 000
RM. zu erhöhen. Gegen den Umwandlungsbeſchluß wurde von einem
Aktionär Proteſt zu Protokoll gegeben.
Zur Fuſion Oberbedarf-Donnersmarckhütte. In Beſtätigung und
Ergänzung bisheriger Meldungen wird nunmehr von Verwaltungsſeite
folgendes Communiqué über die Beſchlüſſe der Verwaltungen
ver=
breitet: Wie bekannt, iſt beabſichtigt, die Donnersmarckhütte
Ober=
ſchleſiſche Eiſen= und Kohlenwerke, A.=G., Hindenburg, mit der
Ober=
ſchleſiſchen Eiſenbahnbedarfs=A.=G., Gleiwitz, zu verſchmelzen. Damit
findet eine Entwicklung ihren Abſchluß, die ſich aus der ſeit Jahren
be=
ſtehenden engen Verbindung beider Geſellſchaften ergeben hat. Die
zu=
ſtändigen Generalverſammlungen finden am 9. Dezember in Gleiwitz
ſtatt. Das Umtauſchverhältnis iſt ſo gedacht, daß für nom. 500 RM.
Donnersmarckhütte=Aktien nom. 600 RM. Oberbedarf=Aktien gegeben
werden ſollen. Dieſes Umtauſchverhältnis muß nach Maßgabe des
inneren Wertes beider Geſellſchaften als für die Donnersmarckhütte=
Aktionäre recht günſtig bezeichnet werden. Oberbedarf hat gegenwärtig
ein begebenes Kapital von nom. 12,7 Mill. RM. und dürfte genau
den=
ſelben Betrag allein an Donnersmarckhütte=Aktien beſitzen. Außerdem
aber beſitzt die Oberbedarf=A.=G, die nach der bekannten Transaktion
mit der Vereinigten Oberſchleſiſchen Hüttenwerke=A.=G., Gleiwitz heute
im weſentlichen eine Holding=Geſellſchaft darſtellt, an hauptſächlichſten
Beteiligungen noch nom. 7,5 Mill. RM. Aktien der Vereinigte Oberſchl.
Hüttenwerke, das geſamte Kapital der Friedenshütte=A.=G., ferner über
80 Prozent des Kgpitals der Ferrum=A.=G., etwa 72 Prozent des
Kap’tals der Vereinigte Holzinduſtrie, A.=G., Breslau, ein Drittel des
Kapitals der Eiſenhütte Sileſia, A.=G., Paruſchowitz, ſowie
verſchie=
dene andere wertvolle Beteiligungen. Allen dieſen Werten ſteht im
weſentlichen nur die bei Oberbedarf noch verbliebene Schuld an die
Seehandlung in Höhe von 5 Mill. RM. gegenüber. Danach ergibt ſich,
daß die Subſtanz von Obepbedarf in ihrer gegenwärtigen Verfaſſung
einen nicht unerheblichen Mehrwert über den Subſtanzwert der
Don=
nersmarckhütte, A.=G., enthält. Hiernach würde ſchon ein
Umtauſchver=
hältnis 1:1 als günſtig für die Donnersmarckhütte=Aktionäre
anzu=
ſehen ſein.”
Der franzöſiſche Notenumlauf. Die Bank von Frankreich erklärt in
einer Auslaſſung, daß die Vermutung, bei dem Wochenausweis der
Bank von Frankreich ſei in dem Poſten „Verſchiedenes” ein weiterer
Be=
trag von in Umlauf gebrachten Banknoten bei der Nechnungsablegung
verſteckt worden, unhaltbar ſei, da der geſamte Notenumlauf,
einſchließ=
lich der Noten, die auf Grund von Handelsoperationen, von Vorſchüſſen
an den Staat oder Gold= und Deviſenankäufen neu ausgegeben werden
dürfen, in dem Poſten „Notenumlauf” aufgeführt ſeien. Die Bank
von Frankreich erklärt ferner, bisher noch nicht einmal von dem ihr
durch das Geſetz vom 7. Auguſt 1926 zugeſtandenen Recht Gebrauch
ge=
macht zn haben, wonach die Grenze des Notenumlaufs automatiſch um
den Betrag der Goldankäufe, den die Bank von Frankreich vornimmt,
erhöht werden kann. (Alſo über 58½ Millierdes hinauz.)
Die amtliche Großhandelsindexziffer vom 16. November. Die auf
den Stichtag des 16. November berechnete Großhandelsindexziffer des
Statiſtiſchen Reichsamtes iſt gegenüber dem 10. November um 0,9 v. H.
auf 131,8 zurückgegangen. Von den Hauptgruppen haben die
Agrar=
erzeugniſſe um 1,4 v. H. auf 136,6 nachgegeben, während die
Induſtrie=
ſtoffe wit 122,9 nahezu unverändert blieben.
England kauft Vergius=Lizenz. „Daily Mail” meldet, daß ein
eng=
liſches Syndikat das Recht erworben hätte, in England das
Bermius=
verfahren auszubeuten. Während in Deutſchland vor allem Braunkohle
verwendet würde, werde man in England Kohlenſtaub und die
ſchlech=
teven Steinkohlenſorten verwenden.
Frankfurter Effektenbörfe.
Frankfurt a. M., 18. November.
Die Börſe eröffnete heute in weſentlich ſchwächerer Grundſtimmung.
Der „ſchwarze Tag” an der geſtrigen Pariſer Börſe machte einen
un=
angenehmen Eindruck, und man befürchtet, daß bei einer weiteren
Beſſe=
rung des franzöſiſchen Franken ähnlich wie bei der Stabiliſierung der
Mark in Deutſchland eine allgemeine Geldknappheit in Frankreich
ein=
treten würde. Da Frankreich bis vor kurzem großer Käufer auf dem
deutſchen Effektenmarkte war, folgert man weiter, daß dieſe Aktien
dem deutſchen Markte wieder zufließen würden und dort einen
allge=
memen Kursrückgang zur Folge hätten. Banken gaben durchweg 2 bis
3 Prozent nach, auch Schiffahrtswerte hatten die gleichen Verluſte.
Stär=
ber gedrückt waren die Werte des Montanmarktes, die 3—4 Prozent,
vereinzelt auch 6 Prozent nachgaben. Relativ gut gehalten waren J. G.
Farbeninduſtrie, die trotz ihres hohen Kurſes nur 3 Prozent verloren.
Von den Elektroaktien gaben nur Siemens u. Halske ſtärker nach
(5 Prozent), die übrigen konnten ſich wenigſtens anfangs gut
behaup=
ten. Die Aktien der Bauunternehmungen und die Aktien der
Zell=
ſtoffabriken konnten ſich weiter um 2 Prozent im Kurſe beſſern. Das
Geſchäft wurde im Verlaufe immer ruhiger und ſchließlich ſehr luſtlos.
Auf dem Rentenmarkt war die Tendenz ebenfalls ſchwächer. Nur
Gold=
ungarn und Goldrumänen waren etwas gefragt. Der Freiverkehr war
umſatzlos.
Die Kursabſchwächung machte im Verlaufe Fortſchritte. Auf allen
Hauptmarktgebieten ergaben ſich weitere Kurseinbußen von 1 bis 2
Pro=
zent, Berliner Handelsgeſellſchaft wieſen ſchließlich einen Geſamtverluſt
von faſt 10 Prozent auf. Phönix blieben dagegen ſpäter zum erſten
Kurſe behauptet. Schantungbahn ſchloſſen feſt. Tägliches Geld 5
Pro=
zent. London=Paris 139½,
Berliner Effektenbörſe.
Berlin, 18. November.
Das ſchon ſeit Tagen ruhige Geſchäft in Aktienwerten kam an der
heutigen Börſe nur zögernd in Gang und blieb auch ſpäter recht
ſchlep=
pend. Während der erſten Stunde überwogen leichte Abgaben, ſo daß
die Kurſe an den Terminwerten abbröckelten. Einige bevorzugte Papiere
faben 7 Prozent nach, insbeſondere Schiffahrts= und Aktienbanken,
während an den übrigen Märkten die Abſchläge kaum mehr als 1—2
Prozent betrugen. Eine Ausnahme machten Maſchinenfabrikaktien,
ſowie Sonderpapiere, ſowie der Markt der Auslandsrenten. Im übrigen
war irgendeine Unternehmungsluſt anfangs nicht zu beobachten. Die
ſchwächere Stimmung der Aktienwerte drückte auf die Tendenz der
Divi=
dendenpapiere. Anlaß zu dieſer reſervierten Haltung der Spekulation
und des Publikums dürften die Großbankberichte ſein. Die
Aufmerk=
ſamkeit verſchob ſich daher weiter zu Gunſten des Rentenmarktes. Bei
dieſer Situation vermochte auch die Flüſſigkeit des Geldmarktes keine
Anregung zu bieten. Tagesgeld war kaum unterzubringen. Die
Herab=
ſetzung des Privatdiskont hat ein nennenswertes Anwachſen des
An=
gebotes nicht bewirken können. Der Deviſenmarkt ſtand im Zeichen von
Hauſſebewegungen der franzöſiſchen, italieniſchen und norwegiſchen
Währung. Paris 140 und mehr gegen London, Mailand 113½ und
Oslo auf 18,68. Die übrigen fremden Valuten zeigten außer Spanien,
das mit 311 884 gleichfalls eine freundliche Haltung einnahm, keine
Be=
wegungen. Der Dollar beh uptete in Berlin ſeinen hohen Stand.
Im weiteren Verlauf der Börſe ſtagni rte das Geſchäft, ausgehend
vom Markt der Farbenaktien, die in der zweiten Stunde bis auf 331
zurückgingen, blieb die Allgemeintendenz gedrückt. Es herrſchte auch
ſpäter Abgabeneigung vor, die ſich in neuerlichen Kursrückgängen
aus=
wirkte. Spezialbewegungen hatten Spritwerte zu verzeichnen, von denen
Schultheiß im Verlaufe bei regen Umſätzen 5 Prozent und Oſtwerke
4 Prozent gewannen. Privatdiskont kurze Sicht 4/s, lange Sicht 4½.
Die ſchwache Haltung nahm bis zum Schluß der heutigen Börſe weiter
zu, ſo daß ſich die Kurſe weitere Abſchläge gefallen laſſen mußten.
1150.5 11.
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157.—
B5.—
86.75
35.
16.
80.5
1 45.875
118.—
191. —
165.—
127.25
55.5
6 1.—
67.—
190.—
18. 11.
209.
120.25
161 25
24.5
102.—
154.75
84.—
85.—
222.—
121.—
163.—
135.—
74.5
14.125
83.5
142.—
116.75
191.—
167.—
121.—
5.5
62.—
66. —
194.—
Deviſenmarkt.
Amſterdam=N
Buenos-Aires
Brüſſel=Antw.
Lslo .......
Kopenhagen.
Stockholm. .
Kelſingfors ...
Italien ......"
London. . . . ."
Ner=York.. .
Paris.. . . .
Echreiz ...."
Spanien .."
106.52 1u5.781109.21 103.79
16. 1
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158.30/168-7:
1.707 1.710
58.58 58.72 153.55 53.10
112 15tt279
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1I.R 17.25
29.606 20.453
4.a07 k4.217
8t.73/ 81.31
63.6d 63.78
18. 11.
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1.705 1.709
2.15/112.43
112.23/112.50
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29.410 20.462
4.208 4.218
1403 H4.07 14.531 14.62
81.14 81.37
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Viehmärkte.
Darmſtädter Viehmarkt vom 18. November. Aufgetrieben waren
9 Ochſen, 65 Kälber, 20 Schafe. Es wurden bezahlt pro Pfund
Lebend=
gewicht für Ochſen 54—58, für Kälber 60—72, für Schafe 35—40 Pf.
Der Marktverlauf war flottz geräumt.
Mannheimer Viehmarkt vom 18. November. Dem heutigen
Klein=
viehmarkt waren zugefahren 54 Schafe, 70 Kälber, 27 Schweine (alter
Beſtand 150) und 96 Ferkel und Läufer., Bezahlt wurden für Schafe
30—42, für Kälber 70—74, 64—68, 54—60, für Schweine 78—80, 79—81,
77—79, 76—77, 75—75 Mark für je 50 Kilogramm Lebendgewicht und
für Ferkel und Läufer 13—45 Mark pro Stück. Marktverlauf: Mit
Kälbern und Schweinen ruhig, langſam geräumt; mit Ferkeln und
Läufern mittelmäßig.
Frankfurter Viehmarkt vom 18. November. Der Auftrieb des
heu=
tigen Nebenmarktes beſtand aus 57 Rindern, 602 Kälbern, 734 Schafen
und 343 Schweinen. Verglichen mit dem Auftrieb des Nebenmarktes
der vergangenen Woche, ſtanden 345 Kälber, 590 Schafe und 90 Schweine
weniger zum Verkauf. Bezahlt wurde pro Zentner Lebendgeſvicht:
Kälber b) 71—80, c) 64—73, d) 25—29: Schafe a) 37—42, b) 30—36,
C) 25—29. Schweine von über 3 Zentnern Lebendgewicht nicht notiert,
von 240—300 Pfund 76—78, von 200—240 Pfund 76—78, von 160—200
Pfund 76—78, von 120—160 Pfund 72—75. Marktverlauf: In Kälbern
und Schafen lebhaft, in Schweinen langſam, ausverkauft.
Fleiſchgroß=
handelspreiſe: Ochſen= und Rindfleiſch 1. Qual. 85—93, 2. Qual. 80
bis 85, Bullenfleiſch 80—86, Kuhfleiſch 1. Qual. 60—68, 2. Qual. 45
bis 55, 3. Qual. 35—45, Kalbfleiſch 2. Qual. 95—105, Hammelfleiſch 65
bis 75, Schweinefleiſch 90—100. Gefrierfleiſch, Rindfleiſch:
Vorder=
viertel 52 und Hinterviertel 58.
Die Wirtſchaftslage in Bahern
Die Lage der bayeriſchen Wirtſchaft hat ſich nach einem Bericht des
Baheriſchen Statiſtiſchen Landesamts im Oktober im allgemeinen
aber=
mals etwas gebeſſert; die Konjunkturkurve geht langſam aufwärts.
Trotzdem kann auch heute noch nicht von einer einheitlichen Bewegung
geſprochen werden. Während einzelne Gewerbezweige guten, bzw.
ge=
beſſerten Geſchäftsgang aufwerſen, teils als Folge des allgemeinen
Kenjunkturanſtiegs, teils mehr zufällig oder künſtlich verurſacht durch
den engliſchen Bergarbeiterſtreik, das Arbeitsbeſchaffungsprogramm der
Reichsregierung u. a m., teils auch infolge von Saiſoneinflüſſen (Herbſt=,
Winter= und Weihnachtsgeſchäft), ſind andere Induſtriezweige von der
Geſchäftsbelegung bisher noch wenig oder gar nicht berührt worden, ſo
insbeſondere noch verſchiedene Produktionswitvelinduſtrien; bei
ein=
zelnen Gewerben (Baugewerbe uſw.) ſind auch ſaiſonbedingte
Ver=
ſchlechterungen eingetreten. Die Beſſerung wirkt ſich vor allem auf
dem Inlandsmarkt aus, wo die allmähliche Zunahme der Kaufkraft,
der langſame Rückgang der Arbeitsloſigkeit und die Notwendigkeit der
Befriedigung dringenden Herbſt= und Winterbedarfs günſtigere
Verhält=
niſſe geſchaffen haben. Der Export wird immer noch durch ausländiſche
Konkurrenz, insbeſondere der niedervalutariſchen Länder, und die
Zollpolitik der Einfuhrſtaaten ſtark gehemmt. Immerhin ſcheint im
Berichtsmonat die Ausfuhr nicht bloß in Kohlen, ſondern auch in
Fer=
tigfabrikaten ſich teilweiſe befriedigend geſtaltet zu haben. Die
Rohſtoff=
verſorgung bot im allgemeinen keine Schwierigkeiten, nur auf dem
Kohlenmarkt trat im Zuſammenhang mit dem engliſchen
Bergarbeiter=
ſtreik infolge der verminderten Einfuhr böhmiſcher Braunkohle und der
Ausfuhrſperre für Saarkohlen ſowie unzureichender Wagenſtellung der
Neichsbahn und des niedrigen Rheinwaſſerſtandes in einzelnen Gebieten
und Branchen eine gewiſſe Kohlenknappheit ein.
Die Preisbewegung war für verſchiedene landwirtſchaftliche
Erzeug=
niſſe, insbeſondere Getreide, ſowie für einzelne induſtrielle
Roherzeug=
niſſe, wie Kohle, Häute und Felle, Teer, Eiſenerzeugniſſe, Blech u. a. m.,
nach oben gerichtet, während induſtrielle Fertigfabrikate teilweiſe als
Frucht der Rationaliſierung und Umorganiſation noch ſinkende Preiſe
aufwieſen.
Der Geldmarkt war im allgemeinen noch weiter flüſſig, ſo daß ſich
die Aufwärtsbewegung der Effektenkurſe auch im Berichtsmonat noch
fortſetzen konnte. Der beſſere Geſchäftsgang verſchiedener
Induſtrie=
zweige hat vielfach nicht bloß zur Aufhebung der Kurzarbeit, ſondern
auch zur Einſtellung neuer oder früher entlaſſener Arbeitskräfte geführt.
Allerdings iſt die dadurch verurſachte Entlaſtung des Arbeitsmarktes
durch das Angebot von Saiſonarbeitern wieder wettgemacht worden.
Die Geſamtziffern ſowohl des männlichen, wie des weiblichen
Arbeitsmarktes, haben ſogar gegenüber dem Vormonat eine Steigerung
erfahren. Die Zahlen der unterſtützten Erwerbsloſen haben dagegen
am 1. Oktober und 1. November 1926 gegenüber dem Stand vom
1. September 1926 ſich weiter vermindert. Die Zahl der
Hauptunter=
ſtützungsempfänger betrug im Oktober (Stichtag der 1. des Monats)
140 443, gegenüber 150 006 im September; die der Zuſchlagsempfänger
135 958, im September 137 849. Für den 2. November 1926 wurden
132 625 Hauptunterſtützungsempfänger und 131 423 Zuſchlagsempfänger
gemeldet.
Amerikaniſche Kabelnachrichten.
* New York, 18. Nov. (Priv.=Tel.)
Weizen: Der Markt begann in feſter Haltung, da aus dem
Aus=
land höhere Notierungen vorlagen und die Exportnachfrage ebenfalls
beſſer war! Dann aber mußten die Gewinne zum Teil wieder geſtrichem
werden, da jetzt Liquidationen erfolgten. Die Temine zeigem indes
noch Aufbeſſerungen von etwa 1 C.
Mais: Auch dieſer Markt begann in feſter Haltung auf ungünſtige
Witterungsberichte, kleinere Ankünfte und die Feſtigkeit des
Lokomark=
tes. Schließlich aber trat ein Umſchwung ein auf Liquidationen. Die
Termine konnten bis zu ½ C. anziehen.
Hafer: Der Markt verlief in ſtetiger Haltung bei leichten
Kursauf=
beſſerungen.
Baumwolle: Anfangs lagen beſonders entferntere Termine feſt.
Auch regten beſſere Situationsberichte aus dem Neuenglandſpinnereien
an. Dann aber trat eine Abſchwächung ein auf Verkäufe der
Loko=
firmen.
Kaffee: Anfangs lag der Markt abgeſchwächt auf die rückläufige
Be=
wegung der braſil. Deviſenrate. Dann wurde die Haltung feſt auf
er=
höhte braſil. Forderungen und in Erwartung von Arbeiterwirren in
Braſilien.
Zucker: Die Gerüchte über die kubaniſchen geſetzgeberiſchen
Maß=
nahmen und zurückhaltendes kubaniſches Angebot hatten einen feſten
Marktverlauf zur Folge, der auch durch die beſſere Nachfrage für
Raffi=
nadezucker angeregt wurde.
Kakao: Spekulative Abgaben verurſachten einen ſchwächeren Beginn.
Dann wurde der Markt feſt auf erhöhte ausländiſche Notierungen und
Käufe des Auslandes.
Kleine Wirtſchaftsnachrichten.
Die Verhandlungen zwviſchen der Mansfeld A. G. für Bergbau und
Hüttenbetrieb und der Hirſch=Kupfer und Meſſingwerke A. G. wegen
Zu=
ſammenſchluſſes der Walzwerke ſind nach Mitteilung maßgeblicher
Stel=
len endgültig geſcheitert.
Zwiſchen den vier großen Konzernen Karſtadt, Wertheim, Hermann
Tietz=Berlin, Leonhard Tietz=Köln iſt vereinbart worden, daß ſich die
einzelnen Unternehmungen in beſtimmten regionalen Gebieten keine
Konkurrenz machen wollen. Weiter iſt eine geweinſame
Einkaufsorgani=
ſation vorhanden.
Die Hugo Stinnes=Reederei A. G., Hamburg, teilt durch
Rundſchrei=
ben mit, daß mit dem 15. November die bisher von den Hugo Stinnes=
Linien, Abteilung Europa=Fahrt, verwendeten Schiffe in ihr Eigentum
übergegangen ſind, womit ſie die geſamten von den Hugo Stinnes=
Linien „Europa Fahrt” betriebenen Geſchäfte übernommen hat.
Wie amtlich bekanntgegeben wird, liegen die britiſchen
Lebenshal=
tungskoſten einſchließlich Bekleidung, Licht und Feuerung ungefähr
79 Prozent über dem Nivequ vom Juli 1914 gegenüber 74 Prozent vor
einem Monat und 76 Prozent vor einem Jahr.
Die Zahl der Arbeitsloſen in England in der am 8. November zu
Ende gegangenen Woche betrug 1 563 000; das bedeutet gegenüber der
Vorwoche eine Steigerung um 3764.
Auf den am 23. November beginnenden ſechſten diesjährigen
Lon=
doner Kolonialwollauktionen werden insgeſamt 135 000 Ballen zur
Ver=
ſteigerung gelangen.
Die ſchwediſchen Banken ſind im Zuſammenhang mit der flauem
Haltung der ſchwediſchen Krone aufgefordert worden, ſich bezüglich der
Teilnahme an ausländiſchen Emiſſionen Zurückhaltung aufzuerlegen.
Die Lage der polniſchen Textilinduſtrie hat ſich wiederum
verſchlech=
tert. Es werden teilweiſe bis zu 4 Prozent der Arbeiterſchaft entlaſſen
und ein Tag in der Woche wird wieder als Ruhetag eingeführt. Auch
die Textilausfuhr hat ſich verringert.
Die Einnahmen der polniſchen Eiſenbahwerwaltung ſollen nach dem
neuen Etat für das Rechnungsjahr 1927 um 134 Millionen Zloty
er=
höht werden. Die Einnahmeſteigerung wird in erſter Linie durch
Tarif=
erhöhungen, beſonders der Gütertarife, erzielt werden müſſen.
Wie in Rom verlautet, ſoll die Verwaltung der ſüditalieniſchen
Eiſenbahngeſellſchaft den niederländiſchen und ſchweizeriſchen Inhabern
der Zprozentigen Obligationen die Ablöſung gegen 100 Goldfranken
plus ½⁄==Aktie vorgeſchlagen haben.
Nach dem amerikaniſchen Büro of Metallſtatiſtie betrug die
Welt=
erzeugung an Kupfer im Oktober 137 600 Tonnen gegen 136 100 Tonnen
im September und 132500 Tonnen im Auguſt.
Die letzttägige anſehnliche Beſſerung des Silberpreiſes wird in
Marktkreiſen größeren indiſchen und chineſiſchen Käufen in dieſem
Metall ſowie Baiſſedeckungen der Londoner Spekulation zugeſchrieben.
Die Getreidefrachtrate von New York nach England bewegte ſich
geſtern wieder um 7,6 für 480 Pfund und nach Hamburg zu 32—33
Dol=
larcents per 100 Pfund.
Einer Meldung aus Montreal zufolge hat die kanadiſche
trans=
atlantiſche Konferenz eine Erhöhung der Frachtſätze für diefenigen
Li=
nien, die den Europaverkehr unterhalten, um 15 Prozent angekündigt.
Dieſe Erhöhung wird für die Monate Dezember bis April Gültigkeit
haben.
Seite 14
Freitag, den 19. November 1926
Nummer 321
jen, Duriftadr. Brändfarter Karsderict Dou 10. Moddt. 1040.
Staatspapiere
Deutſche
Bl. BReichsp.= Sch.
p. 1. 10. 30 ...
7% Bayer. Staats=
Sche p. 1. 4. 29
8.%0 H- V.=Sch.i
p. 1. 4. 29
ſ,%0 Pr. St=Sch
p. 1. 3. 29
Vl.% Pr. St.=Sch.
p. 1. 10. 30
720 Sächſ. Fr.=Sch.
p. 1. 7. 29
72 Sächſ. Fr.=Sch.
p. 1. 7. 30
6‟/.%Württ. F. Sch.
p. 1. 3. 29
Vorkriegsanleihen
5% D Reichsanl.
4% D. Reichsanl".
4% D. Schutzgb. v.
08—11 u. 13...
420 D. Schutzg. v. 141
4% Preuß. Konſ.
4% Baden......"
4%Bayern ......
4½ Heſſen......"
4% Württemberger
b) Ausländiſche
5% Bos. E. B. 1914
5%. L.Inv. 1914/
1898 ...!
4½½ „ 1902 ...
5% Bulg. Tabal0”
4½% Oſt. Staatsr.
v. 1913, Kdb. 1918
4½%Oſt. Schatz. 14
4½%Oſt. Silberr.
4% Goldr. ..
0.n97:
17.90
0.69
—
39
6.75
A
24.75
27
4% einh. R.(kon)
3% Port. (Spz. III
520 Rum.am. R.03.
4½% Gold. 13..
am. konv..
am. 05...
420
4%Türk. (Adm.)/03
4% Türk. Bagd.
(Bagd.) II
4% „ 1911 Boll.
4½% Ung. St. 1913
4½% St. 1914
4% „ Goldr.
420
St. 10
49
„ Kronr. .
3% „ Eiſ. Tor.G.
Außereuro=
päiſche
5% Mex. am. inn.
5% äuß 99 ..
4% Gold 04,ſtf.
3% „ konſ. inn. ..
4½% „ Irrigat.
5% Tamaulipas I.
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Schuld=
verſchreibungen
Mit
Zinsberech=
nung
10% Berl. H.=Bk. G.
69 Berl. St.=Gold
8% Darmſt. St.-G.
% D. Hyp.=Bankl
Meining., Goldpf.
8% Frif.=Hyp.=B.=
Goldpfdbr. . . .
% Frkf. Pfbr.=Bk.
Goldpfdbr.. . . . .
5% Frkf. Pfbr.=Bk.
Goldpfdbr... . ..
8% Komm. Ldb. D.
Goldſchuldver. ..
11.75
29.8
17.85
23.8
25
27.1
23.9
27.25
106
100
84.75
99
99
100
81
8% Heſſ. Ldb. Gold.,
108 Komm: Elektr.
Mark (Hag.) Gold.
8% Mannh. St.=G.
886 Mainz St.=G.
% Naſſ. Lob. Gold.
320 Pfälzer H. B
Goldpfandbr.
80 Pforzh. St.=G.
82 Pr. C.=B.=Cr.=B.)
Goſdpfandbr.. . .
8% Rh.Hyp.=B. G.
71/,%Rh. St.=W. 25
118 Rh.=Weſtf. B.=
Cr.=Bk. Goldpf.
89 Südd. B.=Cr.=B.
Goldpfandbr. . .
Ohne
Zins=
berechnung
5% Bdw. Kohl. 23
6% Großkr. Mannh.
Kohl. 23/
6% Heſſ. Brk.=Rog.
5% „Roggen . 23
5% Pr. Kaliw. ..
5% Pr. Roggenw.
5 % Südd. Feſt=B. G
Borkriegs=Hyp.=B.
Pfandbriefe
Bay. Vereinsb. ..
Bahr. Handelsb.
Bahr. Hhp. u. Wechſ
Berliner Hyp.=Bk.
Frrf. Hyp.=Bk. ..
Frrf. Pfandbr.=B!,
Hamb. Hyp.=B1.
Mecklb. Hyp.=u. Wb
Meining. Hyp. Bt.
Nordd. Gr.=Cr.=Bk.
Pfälz.Hyp.=Bk. ...
Preuß. Bod.=Cr.=B
Pr. Cent.=B.=Cr.=B.
Preuß. Pfdbr.=Bk.
13. 25
96
100
98.5
95.5
A.
100.5
143.5
100.5
12.8
8.25
5.7
15.3
11.22
8.1
11.30
15.15
11.25
11.9
Rhein. Hyp.=B.
Rh.=Wſtf. B.-Cr.=B.
Südd. Bobenkr.
Württ Hyp.=Bk.
Staatl. od. prov.
garantiert
Heſſ. L.=Hyp.=B.
Landeskr. Caſſel
Naſſau Ldsb
Obligationen v.
Transportanſt.
4½Dux. Bdb Em.91
„ 93
49
4% Eliſ.=Bahn ſtfr.
4½ Galiz. Carl=
Mift 33
42
abg.
420 Kaſchau=Oderb.
49
abg.
5% Oſt. Nwſtb. 74
5% Oſt. Südb. (2).
2,6%0 Alte
2,6% Neue.
5% Oſt.=Ung. 73/74
4% Oſt. Staatsb.83
3%Oſt. „ 1.b.8.E.
3%Oſt. „ 9. E.
2.06513%Oſt. . 1885
3% Oſt. „ Erg. Netz
3% Raab Oedbg. 83
91
e
39
97
42 Rud. Silber ..
4. Rud. Salzig.)
4½% Anat., S.1
139 4½% Angt, S. I
14-r /4½% Anat., S. II
3% Salon. Monaſt.
5% Tehuantepec. .
4½%0
12.65
14.525
14.2
11.5
11.1
7.2
17.5
8.5
12.25
10
15.5
20.9
35.5
31.5
29
11.5
33.25
Bank=Aktien
Allg. D.=Kredit:..
12.1 Bad. Bk. . . . . . . . . 160
Bk. f. Brauind. . . 173.5
148
Barmer Bankb.
Bay. Hyp.=Wchſ.
Berl. Handelsgeſ.
Comm. u. Privatb.
Darmſt. u. Nat.=Bk.
Deutſche Ban:..."
D. Eff. u. Wchſ.=Bk.
D. Hyp.=Bk. Mein.)
D. Vereins=Bk.
Dist.=Geſellſch. ..
Dresdener Bk. ...
Frankf. Br.
Frkf. Hyp.=Bk..
Frkf. Pfdbr.=Bk. ..
Gotha. Grundkr. Bk.
Lux. Intern. Bant
Metallbank.
Mitteld. Creditb.
Pfälz. Hyp.=Bk.
Reichsbank=Ant.
Rhein. Creditbk.
Rhein=Hyp.=Bk.
Südd. Disc.=Geſ.
Oſterr. Creditanſt.
Wiener Bankverein
Bergwverfs=Akt.
Bochum.Bergb. ..
Buderus... .. .. ..
Dt. Luxemburg . .
Eſchw. Bergw....
Gelſenkirch. Bgw.
Harp. Bergb.... . .!.
Ilſe Bergb. St..
„Genußſchein.
Kali=Aſchersleb.
Kali. Salzdetfurt.
Kali. Weſterregln.
Klöcknerwerke.
Mannesm.=Röhr.
Mansfelder .
Oberbedarf ..
Obſchleſ. Eiſ. (Caro)
Otavi=Min.=Ant. . . .
Phönix=Bergb. . . .
Rhein. Braunk. ...
Rhein. Stahlw.. . . 4
A. Riebeck Montan
1a8
177.5
192
2. 8
184
137.5
139.5
113.5
175.*
165
125
148.25
148.5
153,
178
154
154
162.25
137
151.5
1.2
8.25
5.7
168
114
168
171
169.5
187
157
148
181.75
160.25
1..5
1800,
135
112
42*
132.25
246
211
Rombach. Hütte
Salzwerk Heilbr..
Tellus Bgb.. ..
Ver. Laurahütte
Ver. Stahlwerke.
Indnſtrie-Akt.
Brauereien
Eichbaum(Mannh.)
Henninger ......"
Hereules. Heſſiſche
Löwenbr.=Münch..
Mainz. Aktienbr. . .
Schöfferhof(Bind.
Schwarz=Storchen
Tucher, Nürnberg
Werger
Nirum. Berlin.
Adler & Oppenh..
Adlerw. (v. Kleyer)
6%E. A. G. Vz0. A.
5% A. E. G. Vzg. B.
A. E. G. Stamm
Anglo=Cont. Guano
Aſchaff. Zellſtoff ..
Badenia (Weinh.)
Bad. Maſch. Durl.
Bad. Uhren, Furtw.
Bamag=Meguin ..
Baſt Nürnberg .."
Bahr. Spiegel
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Bergmann El. . . .
Bing. Metall.. . .
Brem.=Beſigh=Ol..
Bürſtenfbr. Erlang.
Cement=Heidelb. ..
Cement, Karlſtadt
Cement, Lothr.. .
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Chem. Brockh. . ..
Chem. Milch ....."
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Dt. Eiſenhandel. . .
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D. G. u. Silb. Scheid.
15.75
140
99
84
148
1r9
112
285.5
14—
142
114.25
89
80
166
150
9
120
39
57
138
63.1
78.5
163
531
75.5
129
150
153
83
100
113.25
89
185
1841.
Met Kee
Dürrkopp .. . .
Dürr. Ratingen
Dyckerhoff & W.
Eiſenw. Kaiſersl..
El Licht- u. Kraft
El. Lieferung
Elſ. Bad. Wolle
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Eßlinger. Maſch. .
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Faber & Schleicher
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Hammerſen . . . . ."
Hanfw. Füſſen ..
Hanſa, Lloyd, Br.
Hartm. & Braun ..
Heyligenſtaedt. .. .
Hilpert, Armatur.
Hindrichs=Aufferm.
Hirſch, Kupfer ....
Hoch=Tief Eſſen ..
Holzmann ......."
Holzverk. Ind. ....
Hydrom. Breslau".
Fnag .........."
Funghan? St.. ..
Me
86
47.75
78.5
64
154
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55.1
*
210
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96
44.25
334
87.75
59
87
82.75
0.—5
86
196
142
23
125
100
78
40
94
121
158
69
73
104.5
138
49.5
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Schuhf. Herz..."
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72
112
149.5
81
143
84.25
84
123.5
160.5
71.25
64
b2.25
67
05
Uhren Furtwängl.
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Freitag, den 19. November 1926
abends 7½ Uhr
Der Ring des Nibelungen
Ein Bühnenfeſtſpiel für drei Tage und
einen Vorabend, von Richard Wagner
Vorabend
Das Rheingold
Muſikaliſcher Leiter: Max Hüsgen
InSzenegeſetztv. Hans=EsdrasMutzenbecher
Bühnenarchitektur: Arthur Pohl
Perſonen:
Wotan
Joh. Biſchoff
Donner
. . Imre Aldori
Götter
Guſtav Deharde
Froh
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„.. Gotthelf Piſtor
. . . Anna Jacobs
Fricka
Freia ,Göttinnen . . . Hedwig Werle
Erda
.. Martha Liebel
Faſolt
Rieſen . . . . . Heinrich Hölzlin
Fafner
.. . . . Alfred Karen
Alberich
Mime. / Nibelungen Heinrich Kuhn
.. Eugen Vogk
Woglinde
Paula Kapper
Wellgunde Rheintöchter Annelies Roerig
Grete Penſe
Floßhilde
Nibelungen
Schauplatz der Handlung: 1. In der Tiefe
des Rheines. 2. und 4. Freie Gegend auf
Bergeshöhen am Rhein gelegen. 3. Die
unterirdiſchen Klüfte Nibelheims,
Spielwwart Fritz Wilde
Preiſe der Plätze 1 bis 10 Mk.
Eintritt der Mieter in den Zuſchauerraum
nur gegen Vorzeigung der Mietkarte zuläſſig
Die Eingänge in den Zuſchauerraum
werden bei Beginn der Vorſtellung
geſchloſſen. — Zu ſpät kommende
Beſucher können nicht mehr eingelaſſen
werden — Keine Pauſe.
Anfang 7½ Uhr
Ende 10 Uhr
Kleines Haus
Nur noch heute
Freitag, den 19. November 1926
abends 5½ und 8 Uhr
Film=Vortrag:
Amerika, das Land der
unbegrenzten Möglichkeiten
Redner: Kapitän Hang
Preiſe der Plätze: 1, 1.50, 2 und 3 Mk.
Nummer 321
Das ewige Wunder
Roman von Guido Kreutzer.
22)
(Nachdruck verboten)
Wohl konnte man mit ſplitterrichtender Dialektik das All
aus den Fugen brechen und mit ſpitzbübiſch verſchlagener
Philo=
ſophie eine Welt aus dem Phantasma ſchmieden — doch mit
aller Dialektik und aller Philoſophie vermochte man keine
Sehn=
ſucht zu ſättigen und kein Herz zur Ruhe zu bringen. Weil die
ge=
fällige Kuppelei des Gehirns gegen die urewigen entſcheidenden
Wahrheiten kosmiſchen Bedingtſeins letzten Endes ja doch
verſagte.
In dieſen letzten vier Tagen hatte Malte von Reeg es zu
erkennen vermeint, als er Meilenſtein um Meilenſtein ſeiner
Wanderung mit Fußtritten beiſeite ſtieß.
Jetzt endete dieſer Weg im Nichts. Jetzt ging es ans
Sterben. Und die Bruſt würde ihm weit werden in tiefem
er=
löſten Aufatmen, wenn er endlich irgendwo da draußen in der
Forſt die Gewehrmündung an die Schläfe ſetzte . . . ."
und nun drängte und trieb es ihn dorthin — als lege ſich
eine Geiſterhand mahnend auf ſeine Schulter: als bringe jede
Sekunde des Zögerns ihm einen Verluſt, der ſich nie mehr
ein=
holen laſſe.
Denn unvermittelt überfiel ihn das ſchreckhafte Empfinden;
dieſer jahrhundertealte ehrwürdige Bau, in den er ſich wie in
eine ſchirmende Burg und wie in eine Freiſtatt geflüchtet, ſei
ja garnicht das Herrenhaus von Adlig Zarchlin, ſei ja garnicht
die Heimſtatt ſeines Geſchlechtes und der Hort unvergänglich
ſtolzer erdgewurzelter Tradition Derer von Reeg und Rhinau.
Nein — es war ein Geſpenſterhaus, das er nur im
wür=
genden Apdruck wüſten Traumes zu ſehen vermeint hatte.
Längſt Geweſenes moderte nicht mehr in Särgen; ſondern aus
Grüften und Gräbern ans Tageslicht ſteigend, hatte es den
täu=
ſchenden Schein wirklichen Lebens angenommen, um ihn zu
narren wie ein Irrlicht, das über giftigem Dunſtbrodem
nächt=
licher Sümpfe tanzt, um den Wanderer ins Grauen zu locken.
Und ſeelenlos ſchemenhafte Spukgeſtalten nannten ſich
hof=
färtig Menſchen und füllten eine vom Aasgeruch banaler Ver=
Freitag, den 19. November 1926
gänglichkeit umwitterte Welt mit dem törichten Lärm ihres
leren Treibens ...
Die ſogenannte Ordnung ſeiner irdiſchen Angelegenheiten,
die man in ſolchen Fällen ſonſt doch vorzunehmen pflegte, ehe
es aufs Letzte ging?"
Mit einem Achſelzucken tat er das ab.
Denn er ſtarb ja nicht als Selbſtmörder, ſondern
ſchein=
bar als Opfer ſelbſtverſchuldeten Unglücks. Weil ſich bei der
Nachſuche auf einen weidwund oder ſonſwie ſchwer krank
ge=
ſchoſſenen Bock der Abzugsbügel ſeiner Waffe im Aſtgewirr des
Unterholzes verfangen haben würde. Dergleichen Kataſtrophen
ereigneten ſich häufig; die Jagdzeitſchriſten berichteten ſtandig
darüber. Und mit Leichtigkeit ließ ſich der Fall ſo geſchickt
konſtruieren, daß ſpäter die gerichtliche
Unterſuchungskommiſ=
ſion objektiv und nach beſter Ueberzeugung an Hand klar
erſicht=
licher Tatſachen eine entſprechende Feſtſtellung traf.
Er, trat zum Gewehrſchrank, öffnete ihn und wählte den
neuen Simſon=Drilling, den er im Herbſt zum erſten Male auf
den Brunfthirſch geführt. Den 9,3X72 Millimeter
Kupfernickel=
mantel ſchob er in den Kugellauf, die Schrotpatronen in die
beiden anderen Rohre, klappte das Gewehr zu hing es über,
griff nach Hut und Stock, ſteckte eine Handvoll Patronen zu ſich.
Und ohne noch einen Blick zurück zu werfen, verließ er das Haus
und trat auf die zum Park führende Terraſſe hinaus.
Der Diener, der mit der Mamſell gerade den Abendbrottiſch
deckte, ſah erſtaunt auf.
„Wollen Herr Legationsrat nicht vielleicht erſt noch etwas
eſſen?” — fragte er reſpektvoll.
Sein Herr ſchüttelte den Kopf.
„Es kann nachher angerichtet werden, wenn ich zurück bin.
Sonſt wird es mir zu ſpät, und das Büchſenlicht ſchwindet. Bis
zu den Wildwieſen, wo ich mich auf den Bock anſetzen will,
brauch ich ſowieſo eine halbe Stunde oder länger.
„Aber Herr Legationsrat nehmen doch den „Harras” mit?”
„Nein, heute muß er hier bleiben. Dabei fällt mir ein,
Hermann: Es iſt möglich, daß ich nachher gleich vom Nevier aus
zum Grafen Wülkenitz nach Erkenrode hinübergehe und dort
vielleicht ſogar über Nacht bleibe. Dann käme ich womöglich
erſt morgen nachmittag zurück. In dieſem Falle ſorgen Sie
da=
für, daß der Brief, der auf meinem Schreibtiſch liegt, unter jeder
Seite 45
Bedingung morgen mit dem Frühzug nach Berlin abgeht.
Ver=
ſtanden?”
„Jalvohl, Herr Legationsrat.”
Malte von Reeg nickte kurz und ſtieg die Freitreppe hinab.
Und während er die letzten Stufen nahm und den Park
durch=
querte, dachte er in leiſer Beruhigung: „Nun iſt es gut; nun
habe ich Spielraum für vierundzwanzig Stunden; und der Brief
erreicht Lonny ſogar noch ehe meine Leute hier argwöhniſch
geworden ſind. Schließlich werden ſie in Erkenrode anrufen,
wo niemand von mir etwas gehört hat. Und wenn ſie ſich dann
auf die Suche machen, und mich morgen nacht oder übermorgen
im erſten Frühlicht finden, dann iſt ja alles längſt vorüber.
Lonny aber wird ſchweigen und wenigſtens nach meinem Tode
reſpektieren, was ſie während meines Lebens mißachtete: meine
Ehre und die Unantaſtbarkeit meines Namens!”
Langſam ſchritt er über den Wirtſchaftshof, wo das
Ge=
triebe des Tages allgemach erloſch. Dankte freundlich für den
Gruß eines Knechtes, einer Magd. Trat ſogar für einen
Augen=
blick in den Pferdeſtall; blieb hier und da an einer Box ſtehen;
ſah zu, wie den Gäulen ihr Haſer und Häckſel aufgeſchüttet
wurde; ſprach ein paar belangloſe Worte mit der Stallwache.
Draußen vor der Schmiede wurde noch an dem Blatt einer
Pflugſchar gehämmert. Die grauwollige Rückenflut der
Läm=
mer drängte ſich in preſſender Enge auf die Schaftenne. Im
Hundezwinger jaulten und jifſten die jungen Welpen. Vor dem
Kuhſtall ſaß einer der Unterſchweizer und ſpielte melancholiſche
Weiſen auf ſeiner Ziehharmonika. Ein letzter Wagen
Grün=
futter wurde abgeladen. Der Miſchkutſcher ging mit ſeiner
Geldtaſche zur Abrechnung ins Inſpektorhaus. Und über dem
Schornſtein der Leuteküche kräuſelte der Herdrauch der
Abend=
mahlzeit, die eben angerichtet wurde.
Längſtgewohnte liebe Bilder, die Malte von Jugend auf
vertraut waren und die er auch heute in ſich aufnahm. — Zum
letzten Male! — Da ſtieg jählings ein ungeheurer troſtloſer
Trennungsſchmerz in ihm hoch. Da befiel ihn plötzlich eine
wür=
gende ſinnloſe Sehnſucht: umzukehren und in den Park
zurück=
zulaufen und noch ein Mal, nur noch ein einziges Mal das Haus”
ſeiner Ahnen anzuſchauen, aus dem er ſich meuchliugs, faſt wie
ein Dieb, fortgeſtohlen — um nicht mehr zurückzukehren!, um nie
mehr wiederzukommen!
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