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Nummer 312
Mittwoch, den 10. November 1926. 189. Jahrgang
Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Die überwundene Kriſe.
Die Regierung ſetzt ſich durch. — Das
kommuniſtiſche Mißtrauensvotum gegen den
Reichsarbeitsminiſier abgelehnt.
Von unſerer Berliner Redaktion.
Die künſtlich erzeugte Aufregung wegen der Abſtimmung über
die Erwerbsloſenfrage im Reichstag, die am Montag den
Schat=
ten einer Kriſe heraufbeſchworen hatte, iſt am Dienstag raſch
wieder verſchwunden. Es hat ſich gezeigt, daß der Schritt der
Regierung, die ſich über die Wünſche der
Reichs=
tagsmehrheit hinwegſetzte und auf ihrem formalen
Recht fußend im Verordnungswege die
Erwerbsloſenunter=
ſtützungsſätze nach dem Antrag der Regierungsparteien feſtſetzte,
vollkommen richtig geweſen iſt. Herr Brauns hat am Dienstag
noch einmal eine Erklärung abgegeben, worin er dieſe Haltung
begründete, er hat dabei auch neue Vorſchläge angekündigt, um
die Sozialdemokraten zu beruhigen. Die Regierungsparteien
be=
teiligten ſich, nachdem ein Vertagungsantrag abgelehnt war, an
den weiteren Beratungen nicht mehr, ſondern überließen, wie
der Volksparteiler Scholz ſehr hübſch ſagte, der neuen Koalition
zwiſchen Deutſchvölkiſchen, Deutſchnationalen, Sozialdemokraten
und Kommuniſten, die auf ſachlicher Einſtellung aufgebaut ſei,
die weiteren Abſtimmungen. Die Sozialdemokraten
hat=
ten inzwiſchen den Dreh gefunden, der ihnen die Abſtimmung
gegen das kommuniſtiſche Mißtrauensvotum
er=
möglichte. Sie zogen ſich darauf zurück, daß ſie ſich den Termin
für Mißtrauensvoten ſelbſt ausſuchten und auch dann die
Miß=
trauensanträge ſtellen würden. Das kommuniſtiſche
Mißtrauens=
votum wurde dann abgelehnt.
Das von den Kommuniſten und Deutſchhölkiſchen kurz vor der
Sitzung eingebrachte Mißtrauensvotum gegen die
Geſamtregie=
rung kommt erſt am Mittwoch zur Entſcheidung. Sein Schickſal
iſt durch die Haltung der Sozialdemokraten ſchon entſchieden, es
wird abgelehnt werden. Politiſche Folgen wird alſo die ganze
Aktion nicht haben, auch in ihren unmittelbaren Ausläufen nicht.
Die Beſchlüſſe des Reichstages, die weit über die von der
Re=
gierung gezogenen Grenzen hinausgehen, werden für die
Regie=
rung nicht kritiſch ſein können, weil ſie ſchon im Reichsrat
ſchei=
tern. Einer der Anträge hat die Form eines Geſetzes. Es wird
am Mittwoch in dritter Leſung verabſchiedet und regelt die
Bei=
behaltung der Invaliden fürſorge, auch wenn die
Beiträge wegen Arbeitsloſigkeit nicht gezahlt werden. Die
Ge=
ſtalt, die dieſes Geſetz bekommen hat, widerſpricht den Wünſchen
der Regierung. Es wird, wenn es angenommen wird, vom
Reichsrat abgelehnt werden und dann die erforderliche
Zwei=
drittelmehrheit des Reichstages nicht finden. Auch daraus
ent=
ſteht keinerlei Gefahr für die Regierung, die der weiteren
Ent=
wicklung ruhig zuſehen kann.
Den Schluß der Reichstagsſitzung bildete die Beratung
des 800 Millionen Nachtragsetats, die durch den
Reichsfinanzminiſter Dr. Reinhold eingeleitet wurde, der zugab,
daß die Finanzlage des Reiches eine
außerordent=
lich ernſte und angeſpannte ſei. Er rückte von ſeiner
früheren optimiſtiſchen Auffaſſung ſtark ab, ohne deswegen die
Politik des Steuererlaſſes zu desavouieren, die er ſeither
ge=
trieben hat. Die Sozialdemokraten ſchickten den Abg. Sänger
vor, der ſich darauf beſchränkte, eine ſehr ſcharfe
Antihohenzollern=
rede zu halten. Der Deutſchnationale von Lindeiner=Wildau, der
dem linken Flügel der Deutſchnationalen angehört, vermied von
ſich aus alles, was die Kluft zwiſchen den Deutſchnationalen und
den Regierungsparteien erweitern konnte. Er betonte erneut,
wie Graf Weſtarp in Köln, daß die Deutſchnationalen bereit ſeien,
die Mitarbeit und Mitverantwortung zu übernehmen, aber nicht
neben der Regierung herlaufen wollten. Ueberraſchend war ſein
ſcharfer Angriff gegen den Reichswehrminiſter Dr. Geßler, der
durch ſeine Haltung den Rücktritt des Generals von Seeckt
er=
zwungen habe. Hierauf wird in den nächſten Tagen Herr Geßler
ſich noch äußern müſſen.
Reichsarbeitsminiſier Brauns über den
Standpunkt der Reichsregierung.
Der Reichstag ſetzte am Dienstag nachmittag 3 Uhr die Beratung
der Erwerbsloſenfürſorgefrage fort. Das Haus war ſehr gut beſucht
und ſtand unter dem Eindruck um ſo größerer Spannung, als
in=
zwiſchen zwei Mißtauensanträge, ein kommuniſtiſcher und ein völkiſcher,
gegen die Regierung eingelaufen ſind.
Sofort nach Eröffnung der Sitzung nahm
Reichsarbeits=
miniſter Dr. Brauns, neben dem auf der Miniſterbank auch
Finanzminiſter Reinhold erſchienen war, das Wort, um im Namen der
Reichsregierung eine kurze Erklärung abzugeben. Der Miniſter ſtellte
zunächſt die Berechtigung der Reichsregierung feſt, die nötigen
Anord=
nungen über die Anwendung der Unterſtützungsſätze für die
Erwerbs=
loſen auf dem Verordnungswege zu erlaſſen. Die Negierung pflege bei
ſolchen Maßnahmen den Reichsrat zu hören. Sie habe bisher auch mit
dem Neichstag oder wenigſtens mit ſeinem ſozialpolitiſchen Ausſchuß
vor wichtigen Aenderungen Fühlung genommen. Nach den geſtrigen
Parteierklärungen ſtehe feſt, daß es ſich bei den geſtrigen Beſchlüſſen des
Neichstages zum Teil um taktiſche Abſtimmungen gehandelt habe und
daß tatſächlich eine Mehrheit des Neichstages für die geſtern durch die
Annahme des ſozialdemokratiſchen Antrages beſchloſſene Erhöhung der
Erwerbsloſenſätze um 30 bzw. 20 Prozent nicht vorhanden iſt. Auf
Grund dieſer Zuſammenhänge habe die Reichsregierung ſich geſtern
entſchloſſen, im Wege der Verordnung die Unterſtützungsſätze im Sinne
des Antrages der Regierungsparteien um 15 bzw. 10 Proz. zu erhöhen.
Nachdem heute vormittag die Neichsratsausſchüſſe dieſer
Negelung zugeſtimmt hätten, ſei heute mittag die Anordnung
von ihm. dem Neichsarbeitsminiſter, ſelbſt vollzogen worden. Nur auf
dieſe Weiſe, ſo erklärte der Miniſter unter dem Beifall der
Regierungs=
parteien, ſei zu erreichen geweſen, daß die Arbeitsloſen noch in dieſer
Woche in den Genuß der erhöhten. Unterſtützungsſätze kommen,
Die Fürſorge=Initiative der Reichsregierung.
Der Miniſter teilte dann weiter mit, daß die Reichsregierung über
die Beſtimmungen ihrer Verordnung hinaus auch die Initiative
er=
greifen werde, um im Sinne der Anträge der Regierungsparteien
fol=
gende Aufgaben, teils geſetzlich, teils durch Verordnungen zu löſen. Sie
will ohne Verzug einen Geſetzentwurf vorlegen, demzufolge die
Bezüge aus der Wochenhilfe und Fürſorge auf die
Erwerbs=
loſenunterſtützung nicht angerechnet werden. Sie wird weiterhin eine
Vorlage einbringen, wonach den Erwerbsloſen die Anwartſchaft
anf die Sozialverſicherung aus den Mitteln der
Erwerbs=
loſenfürſorge geſichert wird. Endlich ſoll durch Geſetz auf dem Wege
der Kriſenfürſorge den Ausgefteuerten der Fortbezua der
Uuterſtützun=
gen für den Winter gewährleiſtet werden. Ueberhaupt halte die
Regie=
rung, ſo ſchloß der Miniſter ſeine Ausführungen, an ihrer
grundſätz=
lichen Einſtellung zur Sozialpolitik nach wie vor feſt und werde auch
daraus die Konſequenzen ziehen.
Nach der Nede des Miniſters ſtellte Abgeordneter Dr. Scholz (D.
Vp.) den Antrag, die Weiterberatung zu vertagen. Der
Vertagungs=
antrag wurde jedoch mit den Stimmen der Sozialdemokraten, der
Kom=
muniſten, Deutſchnationalen und Völkiſchen abgelehnt. Hierauf
er=
klärte Abgeordneter Scholz im Namen der Regierungsparteien, daß
dieſe ſich an der Beratung des Gegenſtandes nicht beteiligen würden.
Bei Abweſenheit der Regierungsparteien wurden dann auch die
ſozialdemokratiſchen Anträge zur Erwerbsloſenvorlage mit den
Stim=
men der Sozialdemokraten, Kommuniſten und Völkiſchen, bei
Stimm=
enthaltung der Deutſchnationalen, angenommen.
Die dritte Leſung des mit den Anträgen verbundenen
Geſetzent=
wurfes wurde durch den Einſpruch der Regierungsparteien verhindert,
Das kommuniſtiſche Mißtrauensvotum gegen Reichsarbeitsminiſter Dr.
Brauns wurde mit großer Mehrheit abgelehnt, da nur die
Antrag=
ſteller dafür ſtimmten und nur die Deutſchnationalen ſich der Stimme
enthielten. Alle anderen Parteien ſtimmten dagegen. Ueber den
kom=
muniſtiſchen Mißtrauensantrag gegen das ganze Kabinett ſowie das
völkiſche Mißtrauensvotum ſoll erſt morgen abgeſtimmt werden.
Das Haus überwies dann ohne Debatte das neue Futtermittelgeſetz
den Ausſchußberatungen und begann dann die erſte Leſung des neuen
800 Millionen Nachtragsetats.
Reichsfinanzminiſter Reinhold zum Nachtragsetat: Die
Finanzlage hart an der Grenze des Oefizits.
Zur Begründung des Nachtragsetats hielt, Reichsfinanzminiſter Dr.
Reinhold eine längere Rede, in der er ähnliche Gedankengänge wie
bereits in den Reichstagsausſchüſſen und im Reichsrat entwickelte. Er
hob beſonders die bekannten Abmachungen mit dem Reparationsagenten
hervor, durch welche dem Reiche weſentliche Erſparniſſe ermöglicht
wor=
den ſeien. Durch dieſe und andere Erſparniſſe hätte ein Drittel der
Mehrausgaben des Nachtragsetats gedeckt werden können. Weitere 90
Millionen Mark würden aus dem Mehraufkommen aus den Zöllen
ge=
deckt und auch das Geſamtaufkommen ſämtlicher Steuerarten werde den
Nachtragsetat ſo überſteigen, daß es berechtigt ſei, auch von den Steuern
90 Millionen Mehraufkommen zur Deckung des vorliegenden
Nachtrags=
etats heranzuziehen. Das übrige werde durch eine Anleihe von 572
Millionen gedeckt werden, ſodaß das Reich zur Aufnahme von insgeſamt
965 Millionen Mk. Anleihe ermächtigt ſei. Die Regierung werde
aller=
dings jetzt noch nicht den Anleihemarkt in Anſpruch nehmen, ſondern
den Zeitpunkt dazu ſorgſam auswählen. Der Miniſter wies im
wei=
teren Verlauf ſeiner Rede auf das Arbeitsbeſchaffungsprogramm des
Reichsarbeitsminiſters hin, dem er vollkommen zuſtimmte. Durch die in
dieſem Programm und gleichzeitig im vorliegenden Nachtragsetat
aus=
geworfenen 200 Millionen Zwiſchenkredite für den Kleinwohnungsbau
könnten 40 000 neue Wohnungen geſchaffen und 120 000 Bauarbeiter aus
der unterſtützenden Erwerbsloſenfürſorge herausgezogen werden. Das
bedeute eine Erſparnis von etwa 84 Millionen Mark in den Ausgaben
für die Erwerbsloſenfürſorge. Aehnlich liege es auch mit dem Kredit,
den die Reichsregierung der Reichsbahn zur Fertigſtellung angefangener
Bahnbauten gebe. Was die allgemeine Finanzgebarung des Reiches
betreffe, ſo ſtreife ſie zwar hart die Greuze des Defizits, bewege ſich aber
doch noch in durchaus ſoliden Bahnen. Jedenfalls könne feſtgeſtellt
wer=
den, daß die Erwartungen, die das Reichsfinanzminiſterium im
Früh=
jahr hinſichtlich der guten Wirkung der Steuerermäßigungen ausſprach,
ſich erſüllt hätten und daß die deutſchnationalen peſſimiſtiſchen
Prophe=
zeiungen in keiner Weiſe eingetroffen ſeien.
Sozialdemokraten und Fürſien.
Es folgte der Sozialdemokrat Sänger, der den bekannten
ſozial=
demokratiſchen Geſetzentwurf begründete, wonach den Mitgliedern
regie=
render Fürſtenfamilien der Aufenthalt im Reichsgebiet verboten werden
ſoll, damit das Wohl der Republik nicht gefährdet werde. Dem
ehe=
maligen Kaiſer ſoll das Betreten des Reichsgebiets überhaupt unterſagt
werden. Schon das heute geltende deutſche Recht — ſo führte Redner
weiter aus — ſtelle den Grundſatz auf, daß Treuloſigkeit zum Verluſt
der Staatsangehörigkeit führen müſſe. Nach dieſem Grundſatz mißten
Wilhelm II. und beſonders Rupprecht von Wittelsbach aus dem
Reichs=
gebiet entfernt werden; der letztere weſentlich deshalb, weil er niemals
den Kreiſen offen entgegengetreten ſei, die ihn offen als König
prokla=
mierten.
Deutſchnationaler Vorſtoß gegen den
Reichs=
wehrminiſier im Falle Geeckt.
Als nächſter Redner ſprach der deutſchnationale Abgeordnete
v. Lindeiner=Wildau, der verſchiedene innenpolitiſche Fragen behandelte.
Für den Rücktritt des Generaloberſten v. Seeckt machte er den
Reichs=
wehrminiſter Dr. Geßler verantwortlich, der durch ſeine Srarrheit dieſe
Entlaſſung herbeigeführt und dadurch auch das Vortrauen der
Deutſch=
nationalen weitgehend erſchüttert habe. Redner wandte ſich dann gegen
die von dem Abgeordneten Loebe vorgeſchlagene Republikaniſierung der
Reichswehr, die auf eine Zerſetzung hinauslaufe. Er betonte, die
unent=
wegte Regierungsbereitſchaft der Deutſchnationalen fordere die
unbe=
dingte Sicherung eines berufsfreudigen Berufsbeamtentums ſowie die
Sicherſtellung der Ungbhängigkeit der Rechtspflege.
Der Kommuniſt Neubauer wandte ſich zunächſt gegen die
Sozial=
demokratie, die vergebens darüber hinwegzutäuſchen verſuche, daß ſie
in der Behandlung der ehemaligen Fürſten, vor allem aber beim
preu=
ßiſchen Hohenzollernvergleich, das Volk verraten habe. Dann richtete
der Redner ſeine Angriffe auf den Reichswehrminiſter Dr. Geßler, deſſen
Verantwortung für die Schwarze Reichswehr und für die Fememorde
durch den Landsberger Prozeß erwieſen worden ſei. Es dürften nicht
nur die kleinen Verbrecher beſtraft werden. Ebenſowenig wie dem
Reichswehrminiſter könne man dem Innenminiſter Dr. Külz trauen,
der das Zenſurgeſetz gegen Schmutz und Schund und das reaktionäre
Vereinsgeſetz vorbereite, und der Redner begründet ſchließlich die
kom=
muniſtiſchen Anträge auf Ausweiſung und Enteignung der ehemaligen
regierenden Fürſten. Gegen 7 Uhr wurde die Weiterberatung auf
Mitt=
woch, nachmittags 3 Uhr, vertagt.
iſt los? — in Italien!
Von einem genauen Kenner der italieniſchen
Verhältniſſe erhalten wir die nachſtehende
hoch=
intereſſante Zuſchrift:
Man iſt ja nachgerade gewohnt, aus Italien mit
Ueberraſchun=
gen bedacht zu werden. Die Ereigniſſe der letzten Woche,
be=
ſonders die Meldungen vom Samstag über die neuen fasciſtiſchen
Geſetze gehen jedoch über das übliche Maß hinaus. Muſſolinis
Bruder nennt in ſeinem Leitartikel im „Popolo d’Italia”, dem
Blatte Muſſolinis, die Schaffung dieſer Geſetze die „Fase
con=
elusiva‟. Wenn man wörtlich überſetzen wollte, müßte man
ſagen: „die bündige Phaſe‟. Offenbar läßt ſich aber dieſe
Ueber=
ſchrift nur in dem Sinne deuten, daß von einer entſcheidenden
Phaſe oder einem Wendepunkt geſprochen werden ſoll. Warum
wird dieſe Bezeichnung gewählt, warum werden jetzt dieſe alles
gewöhnliche Maß überſteigenden Geſetze gemacht, — was iſt los
— in Italien?
Das letzte Attentat auf Muſſolini an ſich würde doch keine
neuen ſtrengen Geſetze verlangen. Denn der Antrag auf
Schaf=
fung der Todesſtrafe liegt ja bereits vor. Muſſolini hat ſelbſt
erklärt, daß er unverwundbar ſei, ſo lange ſeine Miſſion noch
nicht erfüllt iſt. Die Macht der Polizei und der Miliz iſt ſo groß,
daß es neuer Beſtimmungen kaum bedarf. Was iſt alſo los, was
für Umſtände liegen vor, um dieſe neuen Geſetze zu fordern?
Man muß zunächſt einmal feſtſtellen, in wie weit der
Fascis=
mus und ſein Führer neue Schutzmaßnahmen eigentlich nötig
haben. Der Fascismus ſelbſt hat behauptet — und dieſe
Be=
hauptung iſt richtig —, daß er die volle Macht im Lande beſitzt.
Es iſt gar kein Zweifel, daß tatſächlich heute in Italien nur ein
Wille beſteht, der Wille des durch Muſſolini beſtimmten
Partei=
fascismus. Zur Stärkung dieſes Machtfaktors im Lande wäre
keinerlei neue Geſetzmacherei notwendig. Muſſolinis Macht
be=
ſchränkt ſich aber nicht nur auf ſeine Partei, zu der ſich jetzt alle
Welt in Italien gedrängt hat, mit Ausnahme einer derartig
kleinen Zahl von Menſchen, daß ſie gar nicht mehr
erwähnens=
wert iſt. Muſſolini hat ſich auch einen Stamm vollkommen treu
ergebener Unterführer erzogen, auf die er ſich wirklich verlaſſen
kann. Eine andere Sache iſt es, wie dieſe Unterführer ſich
ver=
halten werden, wenn Muſſolini einmal die Zügel nicht mehr in
der Hand haben follte. Ob ihnen dann noch die Erhaltung des
Fascismus über das perſönliche Wohl gehen wird, iſt eine viel
bezweifelte Frage. Heute aber hat Muſſolini mit ſeinen Getreuen
das Land im vollkommenſten Sinne in ſeiner Macht.
Man iſt Fasciſt in Italien oder man iſt nicht. Denn wenn
man nicht wenigſtens als Freund der Partei gilt, ſo darf man
auf kein Fortkommen als Beamter und auch nicht im geſchäftlichen
Leben auf Erfolge rechnen. Der Fascismus hat in der Miliz
ein ſchwer bewaffnetes Inſtrument und auch infolge der
recht=
zeitigen Jugendpropaganda jetzt unter den jungen Truppen des
Heeres ſelbſtverſtändlich einen Stamm, der treu zur Partei hält.
Neben der fasciſtiſchen Partei gibt es eigentlich nur noch eine
nicht ſehr große Zahl von Männern, die infolge ihrer früheren
Zugehörigkeit zu den Nationaliſten neben der auch von ihnen
übernommenen fasciſtiſchen Parteiparole noch eine alte
An=
hänglichkeit an das Königshaus haben, die man alſo etwva
rohaliſtiſche oder konſtitutionelle Fasciſten nennen könnte. Ihr
typiſcher Repräſentant war bisher Federzoni. Man wußte, daß
Federzoni nach dem Bombenwurf auf Muſſolini in Rom vor
acht Wochen bereits Muſſolini ſein Portefeuille als Innenminiſter
angeboten, daß Muſſolini das von Federzoni unterſchriebene
Ab=
ſchiedsgeſuch aber für eine geeignetere Stunde beiſeite
ge=
ſchoben hatte. Dieſe günſtigere Gelegenheit iſt jetzt gekommen,
Federzoni aus dem wichtigen Innenminiſterium entfernt. Er
hat bei der Verwaltung der Kolonien ein Gnadenbrot bekommen,
weil man dem Könige noch nicht die Unfreundlichkeit antun
wollte, dieſen letzten Mann, der zu ihm hält, aus dem Kabinett
zu entfernen. Aber das Innenminiſterium, das mit der Polizei
und den Carabinieri immer noch ein gewiſſer Schutz für das
Herrſcherhaus war, iſt in die Hände Muſſolinis und damit in die
Gewalt des reinen Fascismus geraten. Nichts iſt bezeichnender,
als daß ſofort das wichtigſte Amt der Polizei, die politiſche
Ueberwachung, an eine beſondere Milizpolizei übertragen wurde.
Der König wird ſich nicht mehr ſehr behaglich fühlen. Schon
ſeit einiger Zeit munkelte man in Italien, daß am Jahrestage
des Marſches auf Rom bereits oder am Feſttage von Vittorio
Veneto für den König eine beſondere Ueberraſchung vorbereitet
war, und es iſt kein Zufall, daß Muſſolini in ſeiner Begrüßung
in Bologna entgegen der ſonſt üblichen Form gerade den König
und die Miliz hochleben ließ. Noch war offenbar die Stunde zur
letzten Abrechnung nicht gekommen. Der Schein ſollte noch
ge=
wahrt werden. Jetzt iſt Federzoni entfernt, der Miliz ſind die
Befugniſſe eines Kriegsgerichtes bei der Ausführung der neuen
Geſetze übertragen, die Zurückdrängung der Armee und damit
des Königs hat einen weiteren Fortſchritt gemacht.
Muſſolinis Macht iſt alſo nach Innen vollkommen gefeſtigt.
Nach Außen iſt ſie augenblicklich auch günſtiger wie vorher. Denn
trotz der Reibung mit Frankreich, die ſich vorwiegend in der
öffent=
lichen Meinung beider Staaten äußert, ſind die Verhandlungen
zwiſchen Paris und Rom, die unter der Hand geführt werden,
nicht eingeſchlafen. Mit Deutſchland wünſcht man zu einem
Modus vivendi zu gelangen, die Beziehungen zu den
Balkan=
ſtaaten ſind zurzeit nicht ungünſtig. Nur mit der Türkei kann
man noch nicht ins Reine kommen, weil hier eine wirkliche
Kriegs=
gefahr ſchlummert, die aber nicht vor dem Frühjahr akut werden
dürfte. Die Finanzen des Staates gewähren einen Anblick der
nicht ſchlechter iſt wie früher, wenn man dem ſchönen Ausſehen
auch im Auslande nicht traut. Die Beſſerung der Lire erweckt
ſogar den Eindruck einer Feſtigung der finanziellen Verhältniſſe.
Man ſieht alſo eigentlich auf allen Seiten günſtige Aſpekte. Der
einzige Punkt, der wirklich ſchwarz erſcheint, iſt die Andauer von
Anſchlägen auf das Leben Muſſolinis. Aber Attentate gehören
zu den alten vererbten Einrichtungen Italiens. Der Präſident
Carnot und die Kaiſerin Eliſabeth ſind ebenſo dem Anſchlag eines
Italieners erlegen, wie der König, der Vater des jetzigen
Herr=
ſchers. Italien war immer die Hochburg gedungener oder
fang=
tiſcher Mörder. Daß in einem ſolchen Lande ein ſo prominente
Perſönlichkeit wie Muſſolini, der zugleich als der Exponent für
alle Gewalttaten fascisſtiſcher Jünglinge denen erſcheint, die
dadurch betroffen wurden, nie ſeines Lebens ganz ſicher ſein
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Nummer 312
kann, bedarf gar nicht erſt der Erklärung. Vor allem braucht
man nicht überall Verſchwörungen zu ſuchen, wenn ſich ein
Wahn=
witziger ſelbſt opfert.
An ſich iſt alſo heut die Lage in Italien gar nicht ſo, daß neue
ſchwere und einſchneidende Maßnahmen getroffen werden
müß=
ten, wenn — ja wenn eben nicht doch irgendwas in Italien los
wäre, was man von außen nicht gleich ſieht. Es iſt grotesk, und
es erſcheint auf den erſten Blick paradox, wenn man den tieferen
Grund zu den neuen Terrorgeſetzen darin ſucht, daß infolge der
Unterdrückung jeder öffentlichen Oppoſition gegenüber dem
Fascis=
mus ſich eine Oppoſition im Fascismus ſelbſt gebildet hat, die man
jetzt mit Feuer und Schwert ausrotten muß, wenn man nicht den
Zerfall der Partei in abſehbarer Zeit erleben will. Hätte der
Fascismus ſich ſelbſt eine Oppoſition im Lande in der Form
einer harmloſen Preſſe der Demokraten, Sozialdemokraten und
Katholiken erhalten, ſo wäre der Fascismus in der Abwehr dieſer
Gegner ſtets ſo weit beſchäftigt geweſen, daß er nicht in ſich
ſelbſt ſich das Ventil ſchaffen mußte, das notwendig iſt, wo in
einem Volke der Sinn und die Leidenſchaft für Politik und die
Betätigung der „Straße” ſo groß iſt wie in Italien. Man kann
dem Italiener vielleicht ſogar Diſziplin beibringen, niemals aber
die eingeborene und ſeit zwei Jahrtauſenden gepflegte Luſt an
der Betätigung in den öffentlichen Angelegenheiten durch Kritik
und Wühlarbeit austreiben. Es wirkt lächerlich, wenn heut die
Propaganda der Emigranten in Frankreich herangezogen wird,
um die Attentate zu erklären oder von einer Gefahr für den
fasciſtiſchen Staat ſprechen zu können. Der edle Sprößling eines
wirklich edlen Mannes, der Enkel Garibaldis, iſt das köſtlichſte
Beiſpiel, der beſte Beweis für dieſe Tatſache. Wie ſehr der
Ita=
liener ſelbſt im Grunde ſeiner Seele ſich über dieſe Veranlagung
klar iſt, zeigt die nette Scherzfrage, die gerade jetzt wieder durch
Italien geht: „Warum gleicht die Familie Garibaldi einer
Kar=
toffel?” Antwort: „Weil ihr beſter Teil unter der Erde iſt.”
Auch in der italieniſchen Innenpolitik liegt heut der beſte
Teil unter der Erde begraben, die Oppoſition. Weil niemand
mehr in der Oeffentlichkeit Kritik zu üben wagt, hat ſich die
Kritik in den Fascismus ſelbſt hineingeniſtet. Man hat zu
heterogene Elemente in die Partei genommen, nachdem man ſie
urſprünglich gar unvorſichtig juſt auf der Maſſe von jungen
Men=
ſchen aufgebaut hatte, deren ſittliche Baſis nicht gerade herrlich
war. Viele, allzuviele Knüttelſchwinger der Miliz hatten ihre
erſten Sporen als „Gewaltmenſchen” bei den Brandſtiftungen
des italieniſchen Kommunismus verdient. Sie wollen auch heute
nur die Gewalt. Denn dieſe Landsknechte des Knüttels und des
Rizinus würden ihre Lebensberechtigung verlieren, wenn es
nichts mehr niederzuknütteln gäbe. Da es aber eine Oppoſition
im Bürgertum oder der Arbeiterſchaft nicht mehr gibt, muß man
die Leute, die man treffen will, in den eigenen Reihen ſuchen.
Die Reinigung der Partei verlangt dieſe außerordentlich
ſchweren Geſetzesſtrafen, nicht der Feind der Oppoſition im
Aus=
land. Gegen die eigenen Parteigänger richtet ſich die „Fase
Conelusira‟ Es iſt der letzte Schritt Muſſolinis zur
Ueberwin=
dung retardierender Elemente innerhalb des Fascismus, mögen
ſie zu wenig oder zu viel extrem ſein. Und wenn der
Innen=
miniſter Muſſolini mit ſeiner Miliz und dem ſchärfſten Terror
auch die letzten heimlichen Gegner, nach weit rechts wie Federzoni
oder weit links wie die Extremiſten um Farinacci, geduckt hat,
dann wird der „Capo del Governo” auf der Höhe ſeiner
cäſari=
ſchen Macht ſich wohl eines Tages nach dem Wohle des Königs
erkundigen.
Wie man in Paris die Frage: „Was geht in Italien
vor?” beurteilt, geht aus folgenden Ausführungen unſeres
Pariſer A=Korreſpondenten hervor:
Während über die italieniſch=kataloniſche Verſchwörung und
über den eigentlichen Intriganten, in dieſem Drama, Ricciotti
Garibaldi, jede Stunde ſenſationelle Veröffentlichungen bringt,
fragt man in politiſchen Kreiſen nunmehr wirklich ernſt, was die
Konſequenzen der Entwicklung in Italien werden.
Man ſoll nicht alles glauben, was über dieſen rätſelhaften
Mann, der beſſer in die italieniſche Renaiſſance gepaßt hätte als
in unſer Zeitalter, verlqutet, aber was man bereits ſicher weiß,
was er ſelbſt zugegeben hat, übertrifft die ſchlimmſte
Kinoroman=
tik. Seine Intrigantenrolle als Agent provocateur Muſſolinis
und Vorbereiter von Mordanſchlägen gegen ihn, als Drahtzieher
des kataloniſchen Putſches, — ſogar den geraubten Roſadiamant
vermuten einige Zeitungen bei ihm! — iſt beiſpiellos in der
neueren europäiſchen Geſchichte. Aber neben ihrer
Schauer=
romantik hat dieſe Angelegenheit eine wichtige politiſche Seite.
Es iſt amtlich feſtgeſtellt, was übrigens jeder offiziös wußte,
daß Muſſolini in Frankreich Geheimagenten unterhält. Die
Tat=
ſache würde wenig beſagen, wenn es ſich nicht um politiſches
Abenteurertum in ſolch phantaſtiſchem Maße handelte. Der auf
franzöſiſchem Boden gegen Spanien vorbereitete Putſch wurde
von Garibaldi, von dem Agent Muſſolinis unterſtützt. Wärt
dieſer Putſch Wahrheit geworden, ſo wären die Folgen für das
franzöſiſch=ſpaniſche Verhältnis unberechenbar.
Man weiſt in hieſigen politiſchen Kreiſen darauf hin, daß
franzöſiſcherſeits ſtets verſucht wurde, mit Italien ein beſſeres
Verhältnis anzubahnen. Wie es auch darum ſtehen mag, es iſt
*Das Theater des Volkes.
In Bali braucht man das Theater nicht wieder dem Volke
zu geben. Es hat es nie verloren. Ich fahre nach Ketäwell,
wo=
hin der Punggawan zum Topäng=Spiel geladen. Das Theater
iſt auf dem Platz vor dem Tempel hergerichtet, die ſchützende
Nähe der Gottheit macht jedes Spiel zu einer Weihehandlung.
Es iſt 4 Uhr nachmittags. Ueber Bambuspfähle ſind Schnüren
geſpannt, an denen hängen Blumengewinde. Das Volk iſt ſchon
verſammelt. Vorn hocken die Kinder, dahinter bauen ſich die
Rei=
hen der Jünglinge und Männer auf. Die Frauen kommen erſt
ſpäter und halten ſich abſeits, ſcheu. Das Theater iſt eine rein
maskuline Angelegenheit. Alle Frauenrollen werden von
Jüng=
lingen geſpielt. An der einen Querſeite des Spielfeldes hängt
ein zweiteiliger Vorhang. Hinter ihm koſtümieren ſich die
Tän=
zer und Schauſpieler, durch ſeinen Spalt kommen ſie herein.
Der Gamelan ſitzt ihnen gegenüber. Er ſetzt leiſe ein, um
ſchnell in ein kriegeriſches Furioſo überzugehen. Der Anfang iſt
Pantomime und Beſchwörung der Zuſchauer durch ſtiliſiertes
Spiel der Gebärden. Aber bald beginnt das Schauſpiel. Iſt es
nicht Shakeſpeare? Es iſt das Weltepos der Mahabaratta und
Ramayana. Filmartig rollt es ab. Tragödie und Komödie
wech=
ſeln miteinander. Während eben noch die Jünglinge mit dem
König ſchluchzten über den Tod des Prinzen in Blambangan,
knallt jetzt das Gelächter über die Harlekine und Hanswurſte, die
mit tollen Sprüngen über die Bühne fegen und ſich ohrfeigen.
Wer hat dieſes Stück eingeübt? Niemand.
So wie heute wird es ſchon ſeit Jahrhunderten geſpielt, mit
biel Improviſatioren. Die Knaben lernen die zahlreichen Stücke
vom Zuhören, ſtixbt ein Schauſpieler oder wird er alt, ſo iſt
immer jemand da, der für ihn einſpringt. Die Schauſpieler
wer=
den nicht bezahlt. Man klatſcht ihnen nicht Beifall. Tränen und
Gelächter ſind ihr Lohn. Ihr Spiel iſt anonym. Ihre Kunſt iſt
Gottesdienſt.
Während des ſtummen Spiels und der Tänze erzaubert der
Gamelan jede mögliche Stimmung. Er ſingt, jubelt, weint,
ſchluchzt, lacht, trauert, klagt, koſt, ſeufzt, jauchzt. Während die
Schauſpieler ſprechen, erllingt er traumhaft gedämpft, ganz leiſe,
wie aus jenſeitiger Sphäre herüber.
Wie die Dämmerung hereinbricht, iſt das Spiel zu Ende,
Fackeln werden entzündet, ihr Licht ſchwelt über die braunen
Leiber. In wenigen Minuten iſt der Platz leer. Die koſtbaren
Inſtrumente des Gamelan werden an Bambusſtämmen in den
Tempel getragen. Die Bedienten ziehen einen dunklen Vorhang
vor einer reichgeſchnitzten, mit Gold überzogenen Tür weg und
knien nieder. Die Türe öffnet ſich. Die Gamelaninſtrumente
Mittwoch, den 10. November 1926
Vom Tage.
Zu der Meldung über eine Verpachtung von
Saargru=
ben erfahren wir, daß dieſe ohne realen Hintergrund ſei.
Die deutſch=polniſchen Verhandlungen geſtalten
ſich außerordentlich ſchwierig und gehen nur mühſam
vor=
wärts. Ein Abbruch der Verhandlungen iſt jedoch noch nicht erfolgt.
Aus Fiume wird gemeldet, daß die italieniſchen
Grenz=
behörden in den letzten Tagen Streifen in Fiume und Agaccia
vor=
genommen und 20 jugoſlawiſche Staatsbürger
verhaf=
tet haben.
Auf die ſcharfen Angriffe Stefan Raditſchs in einer Rede
gegen Italien und Muſſolini hat der italieniſche
Geſchäfts=
träger in Belgrad Proteſt erhoben.
In Laibach fand eine große Demonſtratin gegen
Italien wegen der Unterdrückung der ſloweniſchen Einrichtungen in
Görz ſtatt.
Halbamtlich wird in Rom betont, daß die neuen
Verfügun=
gen, über die Päſſe in Italien ſich in keiner Weiſe auf
Ausländer bezögen, die wie bisher nach Italien
kom=
men könnten, wenn ihre Papiere in Ordnung ſeien.
Nach einer Meldung aus Brüſſel iſt ein gegen den
belgi=
ſchen Juſtizminiſter Hymans geplantes Attentat
vereitelt worden.
Die liberale Parlamentspartei Englands wählte
Sir Nobert Hutchiſon zum Haupteinpeitſcher.
Im engliſchen Unterhaus erklärte der Handelsminiſter,
daß der Bergarbeiterſtreik England bis jetzt 250 bis
300 Mill. Pfund Sterling geſchadet habe.
Tatſache, daß franzöſiſcherſeits ſtets verſucht wurde, die ſehr
zahl=
reichen Inzidenten mit Italien zu vertuſchen und totzuſchweigen.
Und erſt einige Wochen vor dem Attentat auf Muſſolini wollte
die franzöſiſche Diplomatie eine — allerdings nicht großzügig
an=
gelegte — Annäherung an Italien anbahnen.
All die verhaltene Wut wegen der immer totgeſchwiegenen
Inzidenten mit Italien bricht jetzt aus. Die Zeitungen führen
eine drohende Sprache, und man ſpricht von ſehr energiſchen
Schritten in Rom. Bis jetzt ſoll Muſſolini nachgegeben haben,
man behauptet, daß im Hinblick auf die Entfernung Federzonis
aus dem Innenminiſterium — der für die Ungeſchicklichkeit mit
Garibaldi verantwortlich iſt — die franzöſiſche Diplomatie nicht
unſchuldig iſt.
Federzoni fiel aus dem Innenminiſterium ins
Kolonial=
miniſterium. Der Duce hat wieder ein Portefeuille mehr. Man
entſchuldigt ſich höflich. Aber iſt damit die Angelegenheit erledigt?
Man befürchtet hier, daß Italien in die Periode des blutigen
Fascismus übergeht. Ja, ſonſt nüchtern urteilende Kreiſe
neh=
men an, daß in Italien die Zeit des Comité du salut publie
wiederaufleben wird, und die Ereigniſſe einen der franzöſiſchen
oder ruſſiſchen Revolution ähnlichen Lauf nehmen können. Und
dies iſt die ernſteſte Seite der Angelegenheit.
Es iſt verſtändlich, wenn man in Frankreich es
un=
angenehm findet, daß in der Nachbarſchaft jemand mit einer
Fackel über dem Pulverfaß fuchtelt. Lange Zeit hat man die
theatraliſchen Geſten in Italien nicht ernſt genommen. Aber die
Theatralik Muſſolinis droht zu blutiger
Wirk=
lichkeit zu werden. Ob es noch einmal gelingt, die Wogen
zu glätten und in Italien den Schein zu wahren, mag
dahin=
geſtellt ſein. Jedenfalls iſt ſchon jetzt der Ausgang des
fasciſtiſchen Experiments das brennendſte
Pro=
blem Europas.
Zitaleniſche Entſchuldigungen gegenüber Frankreich.
EP. Paris, 9. November.
Der „Temps” teilt mit, daß die italieniſche Regierung dem
franzöſiſchen Botſchafter in Rom zu Händen der franzöſiſchen
Regierung zwei Noten überreicht hat. In der einen Note, die
ſich auf die Zwiſchenfälle von Ventimiglia bezieht,
bedauert Muſſolini die Vorkommwiſſe lebhaft. Der
Fasciſt, der in das fpanzöſiſche Konſulgt eingedrungen ſei,
werde vor das Gericht geſtellt, und gleichermaßen werde gegen
die Mithelfer vorgegangen werden, die im Laufe der
Unter=
ſuchung noch ermittelt werden könnten. — Was den
Zwiſchen=
fall von Benghaſi betrifft, wo der franzöſiſche Konſul
ge=
zivungen wurde, die italieniſche Fahne neben der franzöſiſchen
zu hiſſen, beſtehe die italieniſche Regierung darauf, daß der
fran=
zöſiſche Konſul nicht gewaltſam dazu gezwungen worden ſei.
Der Konſul habe lediglich einem Rat des Oberſten der
Cara=
binieri Folge geleiſtet, der mit dem Ordnungsdienſt beauftragt
ſwar und der dieſen Rat erteilte, um die Menge zu
beſchwich=
tigen. Immerhin ſei dieſe Initiative des Oberſten den
Inſtruk=
tionen der Regierung zuwiderlaufend, und er habe deshalb
einen Verweis und Inſtruktionen erhalten, damit in Zukunft
ähnliche Zwiſchenfälle nicht mehr vorkommen. — Hinſichtlich der
Zwiſchenfälle von Tripolis hat die italieniſche
Re=
gierung ſich dem „Temps” zufolge bereits früher ſchriftlich
ent=
ſchuldigt.
Bahern und der Finanzausgleich.
Bayern auf ſeine Eigenſiaatlichkeit bedacht.
40 Millionen Fehlbetrag.
Das Verhältnis zwiſchen Reich und Staat infolge der
Weimarer Verfaſſung auf die Dauer untragbar. — Der
Entſcheidungskampf zwiſchen Einheitsſtaat und
bundes=
ſtaatlichem Syſtem.
München, 9. November.
In Anweſenheit des Miniſterpräſidenten und ſämtlicher
Staalsminiſter eröffnete heute vormittag Praſident Königbauer
die erſte Sitzung des letzten Tagungsabſchnittes des bayeriſchen
Parlaments. Er wies dabei darauf hin, daß die Vorlage des
Staalshaushaltes aus beiannten Gründen zur Unmöglichkeit
gemacht wurde und betonte mit Nachdruck, daß durch dieſe
Ver=
zögerung die Ausübung des Budgetrechts des Landlages
un=
möglich gemacht worden ſei und eine Schmälerung der Rechte
der bayeriſchen Staatsbürger eintrete. Eine weitere Gefahr
be=
ſtehe darin, daß dadurch die Eigenſtaallichkeit der Lander
be=
ſeitigt werde. Man dürfe annehmen, daß die Reichsregierung
nicht die Abſicht hatte, die Verhandlungen über den
Finanzaus=
gleich ſolange hinauszuzögern, und daß Umſtände vorliegen, die
zu beſeitigen die Reichsregierung nicht in der Lage geweſen ſei.
Der Verluſt der Eigenſtaatlichkeit der Länder würde die innere
Kraft und Geſchloſſenheit des Reiches nur ſchwächen. Hierauf
ſchlug der Miniſterpräſident dem Hauſe zum Nachfolger des
zu=
rückgetretenen Kultusminiſters Miniſterialdirektor Goldenberger
vor. Landtagspräſident Königbauer ſtellte hierauf feſt, daß das
notwendige Einverſtändnis mit dem Vorſchlag des Min
ſter=
präſidenten zur Wahl Goldenbergs zum Kultusminiſter
vor=
handen ſei.
Hierauf gab namens der Staatsregierung
Finanzmini=
ſter Krausneck eine längere Erklärung ab. In ſeinen
Dar=
legungen über die Verhandlungen zum Finanzausgleich in
Ber=
lin führte er aus, daß ſich durch die Steuerbefreiungen und
Steuerermäßigungen des Reichseinkommenſteuergeſetzes und
des Lohnſteuergeſetzes gegenüber dem Haushaltsvoranſchlag im
Rechnungsjahr 1926/27 für Bayern ein Fehlbetrag von
40 Millionen Mark ergeben werde. Für das laufende und
kommende Rechnungsjahr evgebe ſich ein Fehlbetrag von rund
60 Millionen. Würde die Unterſtützung der
Erwerbsloſen=
fürſorge in dem bisherigen Umfange beim Lande verbleiben, ſo
würde ein weiterer Fehlbetrog von rund 25 Millionen
dazu=
treten. Der bisherige ſchematiſche Finanzausgleich ſei
untrag=
bar und ſchlechthin undiskutierbar. Mit allem Nachdruck müſſe
verlangt werden, daß die Earantie des Paragraphen 4 Abſ. 2
des Geſetzes vom 10. Auguſt 1925, durch welches den Ländern
für ihren Anteil an der Umſatzſteuer ein Aufkommen von 1500
Millionen gewährleiſtet werde, ferner die Garantie des
Para=
graphen 25 des Finanzausgleichsgeſetzes tatſächlich eingelöſt
werde.
Miniſterpräſident Dr. Held führte aus, der jetzige
Finanzausgleich entſcheide über Leben und Tod der Länder.
Die ganze Konſtruktion der Weimarer Verfaſſung bezüglich des
Verhältniſſes zwiſchen Staat und Reich ſei auf die Dauer
un=
tragbar. Der Kampf, um den es gehe, ſei der große
Entſchei=
dungskampf zwiſchen Einheitsſtaat und bundesſtaatlichem
Syſtem. Die bayeriſche Regierung ſei einmütig überzeugt von
der pitalen Gefahr, die in der Entwicklung des Fimanzausgleichs
liege, und ſie ſei feſt entſchloſſen, den Kampf mit aller Energie
bis zur äußerſten Konſequenz durchzuführen. Bayerns Ziel in
dieſem Kampf ſei ſein eigenſtaatliches Leben, ein lebenskräftiges
Bayern in einem ſtarken, geſchloſſenen Deutſchen Reich.
Eine deutſche Abrüſiungsdemarche?
* Berlin, 9. Nov. (Priv.=Tel.)
An den amtlichen Stellen hält wan es für notwendig, eine
Meldung des „Matin” zu dementieren, wonach die deutſche
Re=
gierung in Sachen der Militärkontvolle eine Demarche in Paris,
London und Rom vorbereite. Das Dementi wag, entſprechend
dem diplomatiſchen Sprachgebrauch, zutreffend ſein, redet aber
ſtark an den Dingen herum. Niemand wird beſtreiten können,
daß die Verhandlungen über die Militärkontrolle in ihr letztes
Stadium getreten ſind. Von ſeiten der deutſchen Regierung
wird jedenfalls mit Hochdruck daran gearbeitet, ſpäteſtens auf
der Ratstagung im Dezember den endgültigen Abbau der
Mili=
tär=Kontrolle zu erreichen und die deutſche Diplomatie wird auch
nicht davor zurückſchrecken, in den drei gewannten Städten
dar=
auf hinzuweiſen, daß eine Fortdauer der Kontrolle mit
un=
ſerer Stellung im Völkerbund und wit dem Locarnoverträgen
nicht vereinbar iſt.
werden hineingetragen. Wie ich den Tempel verlaſſe, iſt es ſchon
Nacht. Der Mond, ſchon halb gefüllt, leuchtet durch die Bäume
und verzaubert den Tempel in eine unirdiſche Stätte.
Im Dorf ſitzen die Leute vor den Haustüren, um Warongs
mit ſchwelenden Oellämpchen, und bereiten das Eſſen. Es ſind
Gruppen, wie ſie Rembrandt liebte.
Ich gehe wie im Traum.
Der Wagen eilt mit mir durch die mondhelle Ebene nach
Gjanjar zurück. In den Dörfern brennende Lämpchen, bellende
Hunde. Durch Reisfelder, deren Waſſer im Mondlicht erglänzt.
Und die hohen ſchwarzen Kokospalmen und die feierlichen
Warin=
gins. Wie kommt es, daß ſie hier tiefer auf mich wirken? Kommt
es daher, daß ſie hier noch die Einheit mit Landſchaft und Menſch
haben, während ſie in Java gepflegte Schauſtücke des Alun=Alun
ſind? Oder kommt es daher, daß ich hier zum erſten Male ihre
Symbolik ganz ergriff und begriff, das von der Erde gen
Him=
mel Streben und gleichzeitig mit den Luftwurzeln wieder zur
Erde zurück Müſſen?
Horch! Gamelanklänge! Sie ſitzen unter dem heiligen
Warin=
ginbaum, von Fackeln erleuchtet, und ſpielen. Sie ſpielen alles
Leid von den Seelen der Dorfgenoſſen. Aller Friede der Welt
ſcheint ſich zu ſenken in die Seelen der Dorfgenoſſen.
Unſer Wagen eilt vorüber.
Feſte! Feſte! Bali, Märcheninſel, Inſel der Feſte. Ueberall
feiern ſie. Die Nächte ſind von Fackeln erhellt. Und über der
ganzen Inſel klingt der Gamelan wie Harmonie der Sphären.
Kaum eine Nacht, in der ich nicht ein Feſt erlebte. Kein
Nach=
mittag ohne Zurüſtungen zum Feſte in irgend einem Dorf.
Immer neue Masken, neue Koſtüme, neue Stücke, neue
Pan=
tomimen und Tänze, neue Kulte, die Eötter zu ehren mit Freude.
Ich bin gefüllt mit Freude wie ein Kelchglas mit ſüßem
Wein. Ich fühle, wie ich länger und länger werde, ich fühle mich
verwandelt, ins Groteske verzerrt, und ich weiß nicht, ob ich in
einer früheren Exiſtenz eine Wajangfigur war.
Hinweg! Ich ſoll heute abend noch vom Fürſten von Gjanjar
in Audienz empfangen werden. Dort habe ich Europa zu
ver=
treten, den Rationalismus, die Nüchternheit, die Ordnung.
*,,Fauſt” im Film.
Von der Verfilmung des „Fauſt” iſt in den letzten Monater
beſonders in der Fachpreſſe, viel geſchrieben worden. Die deu
ſche Filminduſtrie und die deutſche Filmkunſt hat Proben ur
gewöhnlich bohen Könnens in techniſcher und auf dem ureiger
ſten Filmgebiet auch in künſtleriſcher Beziehung abgelegt. Dieſe
Tatſache, in Verbindung mit den Ankündigungen, ließ von der
Verfilmung des „Fauſt” Großes erwarten. Wertvolles zum
min=
deſten auch für diejenigen, die aus künſtleriſchen und
literari=
ſchen Gründen die Verfilmung eines Werkes wie „Fauſt”
über=
haupt ablehnen.
Die Letzteren haben mit ihrer grundſätzlichen Auffaſſung
Recht behalten; obwohl das Filmbuch nur den Titel trägt:
„Fauſt, eine deutſche Volksſage” iſt Fauſt eben von Goethe nicht
zu trennen. An Goethes „Fauſt” gemeſſen, iſt die Verfilmng
ein — mißlungenes Experiment. Was in der pauſenlos
vor=
geführten Vorführung gezeigt wird, iſt — das wird reſtlos
aner=
kannt — ein guter Film, dem man einen irgendwie phantaſtiſchen
Titel hätte geben ſollen. Es iſt eine Herausſchälung deſſen, was
in Goethes „Fauſt” nebenſächliche Einleitung iſt, des „
Zaube=
riſchen” des Flammenden, Rauchenden, Schwebenden, kurz des
Ueberſinnlichen, aber nur eben in techniſcher Beziehung, nicht
etwa des Ueberſinnlichen in dem Gedanklichen, Seeliſchen,
Gött=
lichen, Unfaßbaren, was Goethe in ſeinem „Fauſt” gibt, und was
letzten Endes nichts anderes ſein ſoll, als dem Menſchen immer
wieder aufs neue die Ueberzeugung in Herz und Gehirn zu
hämmern, daß er ein Nichts iſt vor dem Allewigen, Unfaßbaren. —
Daß die Filminduſtrie heute in techniſcher Beziehung
über=
haupt kaum noch vor unlösbaren Aufgaben ſteht, iſt längſt
be=
kannt. Dem Film ſtehen ſo unendlich viel Mittel der lebendig
ge=
ſtalteten Täuſchung zur Verfügung, daß es heute niemand mehr
in Staunen verſetzt, wenn der Zauberkreis, den Fauſt um ſich
zieht, plötzlich im Bilde aufflammt, wenn Mephiſto an ſechs, acht
Stellen gleichzeitig erſcheinen kann, wenn Fauſt und Mephiſto,
auf wehendem Mantel ſtehend, durch die Welt ſchweben, richtiger
die Welt an ſich vorüberziehen laſſen, wenn Fauſt und Mephiſto
auf phantaſtiſchen Teufelsrappen durch die Wolken ſauſen, kurz,
wenn nach des Dixektors Gebot Proſpekte nicht und nicht
Maſchi=
nen geſchont werden, wenn das groß’ und kleine Himmelslicht,
die Sterne, Waſſer, Feuer, Felſenwände, Tier und Vögel
auf=
geboten werden,
„So ſchreitet in dem engen Bretterhaus
Den ganzen Kreis der Schöpfung aus
Und wandelt, mit bedächt ger Schnelle,
Vom Himmel durch die Welt zur Hölle!”
Daß der Film das kann, weiß heute jeder, und es iſt keine
beſonders große Leiſtung mehr, wenn oft Erprobtes und oft
Gegebenes wiederholt wird. Es wird auch zu keiner großen
Lei=
ſtung, wenn dieſer Zauberfilm, oder auch Filmzauber, „Fauſt”
genannt mird.
Nummer 312
Mittwoch, den 10. November 1926
Seite 3
Der zweite Nachtrag
zum Reichshaushaltsplan.
Notſiandskredite für die Winzer.
Berlin, 9. November.
Dem Reichstag iſt der zweite Nachtrag zum Reichshaushaltsplan
für das Rechnungsjahr 1926 zugegangen. Das Reichsminiſterium für
die beſetzten Gebiete fordert darin zur Durchführung von
Hilfsmaß=
nahmen im Saargrenzgebiet 3 Millionen Mk. an. Die Ausgabe ſoll
durch Rückeinnahme, die aus der Abwicklung der beſonderen
Erwerbs=
loſenfürſorge und der Kredite der Hilfskaſſe für gewerbliche
Unterneh=
mungen an das Reich am 1. Juli 1926 aufkommen, gedenckt werden.
Ferner erſucht die Reichsregierung um nachträgliche Bewilligung der
ſeit Sommer dieſes Jahres eingetretenen Erhöhung des Kulturfonds
von 2 auf 3 Millionen Mark, des Härtefonds von 3 auf 4,5 Millionen
Mark und des Saargängerunterſtützungsfonds von 1,5 auf 6,5
Mil=
lionen Mark.
Aus der Begründung ergibt ſich, daß die laufende Unterſtützung
der Frankenempfänger an der Saargrenze einen monatlichen Bedarf von
600 000 Reichsmark ausmacht. Unter Zugrundlegung dieſes monatlichen
Bedarfes ergibt ſich für die Zeit vom 1. Mai 1926 bis 31. Dezember
1927 ein Geſamtbedarf von 6,5 Millionen Mark. Es wird daher noch
ein Bedarf von 11 Millionen Mark angefordert.
Die Regierung glaubt, daß mit der Erhöhung des Härtefonds auf
4,5 Millionen Mk. die vorliegenden Härtefälle reſtlos abgegolten
wer=
den können. Jedenfalls ſollen im neuen Etat für 1927 Mittel für
die=
ſen Zweck nicht angefordert werden.
Das Reichsernährungsminiſterium fordert als Notſtandskredit für
die Winzer einen einmaligen Betrag von 15 Millionen Mk. an auf
Grund der Entſchließung des Reichstags vom 27. März 1926. Die
Kre=
dite, die die kleineren und mittleren Winzer erhalten ſollen, wobei die
reinen Weinbaubetriebe vorzugsweiſe zu bewückſichtigen ſind, ſollen bis
31. Dezember 1930 zurückzuzahlen ſein. Bei den hier aufgeführten
Be=
trägen handelt es ſich, wie ausdrücklich bemerkt werden ſoll,
ausſchließ=
lich um Hilfs= und Kreditaktionen, die bereits im Gange ſind.
Die Notſiandskredite für das beſetzte Gebiet.
Im beſetzten Gebiet werden in letzter Zeit verſchiedentlich Klagen
darüber geführt, daß die Notſtandskredite, die die Regierung im
Som=
mer dieſes Jahres für Handwerk, Handel, Gewerbe und Landwirtſchaft
im Saargrenzgebiet bewilligt hatte, bis heute noch nicht zur Verteilung
gekommen ſeien, obwohl inzwiſchen bereits vier Monate vergangen
ſeien und das Wirtſchaftsleben in den Saargrenzgebieten ſich ſeit dieſer
Zeit immer ſchlechter entwickelt habe.
Wie uns von zuſtändiger Seite mitgeteilt wird, ſind dieſe Kredite
vom Reich den Ländern ſchon längſt überwieſen worden. Von
preußi=
ſcher Seite wird uns auf Anfrage mitgeteilt, daß die Ausſchüittung der
Kredite nunmehr in beſchleunigtem Verfahren erfolgen ſoll.
Reichsminiſter Bell über die Verhältniſſe im
beſetzten Gebiet.
Der Reichstagsausſchuß für die beſetzten Gebiete beſchäftigte
ſich in ſeiner heutigen erſten Sitzung nach den Parlamentsferien
zunächſt mit den Hilfsmaßnahmen für die weſtlichen
Grenzgebiete beſonders für die Arbeiterſchaft und den
Mittelſtand. Reichsminiſter Dr. Bell ſchilderte eingehend
die Verhältniſſe im beſetzten Gebiet und die
zahl=
reichen Beſprechungen, die er während ſeiner Reiſe durch die
beſetzten Gebiete abgehalten habe. Es ſei in ihnen
übereinſtim=
mend die gemeinſame Not zur Sprache gekommen, die ſich aus
der Anweſenheit der Beſatzungstrupten ergäbe. Beſonders
drückend ſeien die Wohnungsnot und die Verhältniſſe, die das
Ordonnanzweſen, das Gendarmerie= und Paßweſen und die
wirtſchaftliche Lage herbeigeführt hätten. Einmütig ſei auch
ver=
langt worden, daß die Befreiung ohne jedes wirtſchaftliche oder
finanzielle Opfer des deutſchen Volkes zu erfolgen habe. Der
Miniſter richtete an die Wirtſchaft des unbeſetzten Gebietes die
Bitte, mehr als bisher bei Auftragserteilungen die Wirtſchaft
des beſetzten Gebietes zu berückſichtigen, und beſprach dann die
Leiſtungen des Reiches und der Länder für das Saargrenzgebiet.
In der Ausſprache kam Staatsſekretär Schmid auf die
jüng=
ſten Zwiſchenfälle und die Tätigkeit der franzöſiſchen
Kriegs=
gerichte zu ſprechen, die für Deutſchland unerträglich ſeien.
Weiterhin ſtellte er feſt, daß das Befriedungsabkommen von der
Gegenſeite loyal durchgeführt worden ſei. Es befänden ſich noch
113 Gefangene in Gefängniſſen der Alliierten, die wegen Delikten
des gemeinen Rechtes verurteilt worden ſeien. Das
Reichsmini=
ſterium ſei hier bemüht, mindeſtens Strafmilderungen zu
er=
reichen.
Nach längerer Ausſprache beſchloß der Ausſchuß, die das
Saargrenzgebiet betreffenden Anträge dem Unterausſchuß zu
überweiſen, der bereits am Mittwoch zuſammentreten wird. Am
Donnerstag ſoll dann der Vollausſchuß erneut eine Sitzung
ab=
halten.
Um das Arbeitszeitgeſetz.
Ausſprache der Wirtfchaftsvertreter mit dem
Reichskanzler über die Frage der Arbeitszeit.
Berlin, 9. November.
Unter dem Vorſitz des Reichskanzlers und unter Beteiligung
der Reichsminiſter Dr. Brauns, Dr. Curtius, Dr. Bell, Dr.
Krohne und Dr. Haslinde fand heute vormittag in der
Reichs=
kanzlei mit den Vertretern der Arbeitgeberverbände eine
ein=
gehende Ausſprache über den Entwurf des
Ar=
beitsſchutzgeſetzes, namentlich über die Frage der
Arbeitszeit ſtatt. Seitens der Reichsregierung wurde
darauf hingewieſen, daß ſie vor einer eigenen Entſcheidung
be=
ſonderen Wert darauf lege, die überaus bedeutungsvollen,
ſo=
zialen und wirtſchaftspolitiſchen Probleme in eingehender
Aus=
ſprache mit den berufenen Vertretern der Arbeitgeber und
Ar=
beitnehmer einer Klärung nahe zu bringen.
Seitens der Vertreter der Wirtſchaft wurde unter Betonung
des Willens, zur befriedigenden Löſung der Arbeitszeitfrage
bei=
tragen zu helfen, darauf hingewieſen, daß bei der Regelung der
Arbeitszeitfrage auf die noch keineswegs geſicherte
Wirtſchafts=
lage ſowie auf die beſonderen Verhältniſſe in den einzelnen
Wirtſchaftsbezirken und Wirtſchaftszweigen entſprechend Rückſicht
genommen werden müſſe. Der Reichskanzler hat die
Stellung=
nahme der Neichsregierung vorbehalten.
* Die Vorlage über das Arbeitsſchutzgeſetz
will bekanntlich eine ganze Reihe von zum Teil ſchon geregelten
Schutzbeſtimmungen auf dem Gebiet der Arbeit unter ein Dach
bringen, gleichzeitig aber die ſeit dem Herbſt 1923 wieder offene
Frage der Arbeitszeitregelung löſen. In dem Geſetz iſt
grund=
ſätzlich die RückkehrzumAchtſtundentag vorgeſehen, und
zwar in einer Form, die als ſchematiſcher Achtſtundentag im
Sinne der Waſhingtoner Arbeitszeitabmachung angeſprochen
werden muß. Gegen dieſe Löſung richten ſich die von den
ver=
ſchiedenen Verbänden der Wirtſchaft vorgetragenen Bedenken, da
aus der Vergangenheit Erfahrungen in genügender Menge
vor=
liegen, die es angebracht erſcheinen laſſen, nicht noch einmal auf
dem Gebiete der Arbeitszeit zu Experimenten zu ſchreiten. Dabei
haben ſich die Delegierten keineswegs gegen eine Begrenzung der
Arbeitszeit nach oben hin ausgeſprochen, ſie lehnen aber die
Abſchaffung der beweglichen Arbeitszeit, wie ſie heute, wenn
auch in ſtark beſchränktem Maße beſteht, wegen der dann
folgen=
den wirtſchaftsſtörenden Folgen ab. Dem Reichskanzler iſt ein
reichhaltiges Material über angeſtellte Unterſuchungen über den
Achtſtundentag und verlängerte Arbeitszeit überreicht worden.
Das geſamte Material läßt deutlich erkennen, daß bei beweglicher
Arbeitszeit die Produktionskoſten und die Leiſtungen des
ein=
zelnen Mannes weſentlich vorteilhafter ſind, als bei Beſchränkung
der Arbeitszeit auf acht Stunden pro Tag. Die Lohnfrage
iſt in der Ausſprache auch angeführt worden, da die jetzt
gelten=
den Löhne auf einer längeren, mindeſtens aber auf der
Möglich=
keit einer Verlängerung der Arbeitszeit baſieren, die
vorgenom=
men werden kann, wie es die Betriebe jeweils erfordern. Wird
die Arbeitszeit gekürzt, dann ergibt ſich automatiſch auch die
Not=
wendigkeit zur Kürzung der Löhne, was natürlich nur böſes Blut
machen würde. Infolgedeſſen iſt den anweſenden Miniſtern die
Bitte unterbreitet worden, das Arbeitszeitproblem in einem
Sinne zu löſen, der wirtſchaftlichen Bedürfniſſen und
Notwendig=
keiten entſpricht und nicht zu Erſcheinungen führt, die letzten
Endes ſich in Schädigungen der Wirtſchaft, in
Betriebseinſchrän=
kungen und Arbeiterentlaſſungen auswirken.
Die Vermögensauseinanderſetzung mit den Fürſten.
* Berlin, 9. Nov. (Priv.=Tel.)
Am 31. Dezember läuft das ſogenannte Sperrgeſetz ab, das
ſeinerzeit vom Reichstag angenommen wurde, um nach der
Ab=
lehnung der Enteignung der Hohenzollern beide Parteien zu
ver=
anlaſſen, innerhalb einer begrenzten Friſt ſich zu einigen. Das
iſt auch geſchehen. Kleine Streitigkeiten zwiſchen Regierung
und ehemaligem Landesherrn beſtehen noch in Heſſen,
Würt=
temberg, Mecklenburg=Strelitz. Wohl ernſter dagegen iſt der
Streit in Gotha und Schwarzburg=Rudolſtadt und Schwarzburg=
Sondershauſen. Hier liegen aber die Dinge ſo, daß das Land
Thüringen wahrſcheinlich von ſich aus demnächſt einen Prozeß
anſtrengen und verſuchen wird, auf gerichtlichem Wege eine
Ver=
mögensauseinanderſetzung herbeizuführen. Von ſeiten des
Reiches iſt nicht beabſichtigt, noch einmal in die
Auseinander=
ſetzung etwa durch Verlängerung des Sperrgeſetzes
einzugrei=
fen. Im Innenminiſterium iſt dieſe Frage bisher noch nicht
er=
örtert worden. Möglich iſt allerdings, daß die eine oder andere
Fraktion des Reichstages einen derartigen Antrag ſtellen wird.
Als ganz ausſichtslos iſt aber eine Verlängerung um drei Jahre
anzuſehen, wie dies von einem Berliner Blatt behauptet wird;
dadurch würden die Vermögensſtreitigkeiten ins Endloſe gehen.
Die (Einführung der Todesſtrafe
inStalien.
Stürmiſche Opationen der Schwarzhemden
für den Duce. — Die Aventinabgeordneten
werden ihrer Mandate für verluſtig erklärt.
EP. Rom, 9. November.
Zu der außerordentlichen Kammerſitzung für
die Annahme des Geſetzes über die Todesſtrafe
erſchienen alle fasciſtiſchen Abgeordneten heute
auf Befehl des Generalſekretärs der Partei im
Schwarz=
hemd. Vor der Sitzung ereigneten ſich in den Wandelgängen
einige Zwiſchenfälle mit
Oppoſitionsabgeord=
neten; u. a. wurde der maximaliſtiſche Abgeordnete Lazzare
gezwungen, ſofort das Parlamentsgebäude zu verlaſſen. Die
Tribünen waren bei Beginn der Sitzung dicht beſetzt.
In der Diplomatenloge waren zahlreiche
auslän=
diſche Vertreter anweſend. Muſſolini wurde mit
einer ſtürmiſchen, nicht endenwollenden Ovation
be=
grüßt, an der ſich auch die Tribünen beteiligten. Als ſich der
Beifallsſturm gelegt hatte, ſagte der Kammerpräſident Caſertano,
dieſe eindrucksvolle Kundgebung erübrige jede Rede. Die
hiſto=
riſche Stunde erfordere zudem nicht Worte, ſondern Taten. „Ich
lade Sie ein, den Ruf zu wiederholen: „Es lebe Muſſolini jetzt
und immer.” — Der Regierungschef dankte dem Präſidenten und
der Kammer. Hierauf verlas der Kammerpräſident die von
Turati eingebrachte Entſchließung, wonach die
Aventin=
abgeordneten ihrer Mandate für verluſtig
er=
klärt werden und fügte hinzu, über die verlangte ſofortige
Be=
handlung der Entſchließung müſſe geheim abgeſtimmt werden,
was auch geſchah. Mit 293 gegen 10 Stimmen wurde beſchloſſen,
ſofort in die Beratung des Antrages einzutreten.
Der Juſtizminiſter Rocco brachte den Geſetzentwurf über
die Einführung der Todesſtrafe und die anderen
Be=
ſtimmungen zur Verteidigung des Staates ein. Es wurde mit
295 gegen 8 Stimmen die ſofortige Behandlung beſchloſſen.
Als=
dann begann die Diskuſſion des Antrages Turati, der ein
Ver=
zeichnis der Aventinabgeordneten verlas, denen ihre Mandate
entzogen werden ſollen. Ihrer Haltung ſeit der Matteotti=
Affäre ſtellte er die Leiſtungen der Regierung gegenüber und
ſagte hinſichtlich der Attentate auf Muſſolini, der Anſchlag des
Sozialiſten Zaniboni ſei in den Kreiſen des Aventin
ausgear=
beitet worden. Er betonte zum Schluß, man müſſe der Stimme
des Volkes Gehör ſchenken, das unter der Leitung des Duce in
Ruhe arbeiten wolle. Muſſolini unterſtützte dieſen Schluß mit
den Worten: Ich gehe dem Volk voran. Die Rede Caſertanos
wurde mit lebhaftem Beifall aufgenommen, und die Kammer
ſtimmte die Fasciſtenhymne an.
Nach einer kurzen Debatte iſt die Motion Turatis zur
Annul=
lierung aller Mandate der Aventin=Abgeordneten von der
Kam=
mer einſtimmig angenommen worden. Ebenſo wurde ein
Zufatz=
antrag genehmigt, wonach Aventin=Abgeordneten außer dem
Abgeordnetenmandat auch der Freifahrtausweis der
Staats=
bahnen entzogen wird. Den aventiniſchen Abgeordneten wird
mit dieſer Maßnahme die parlamentariſche Immunität und das
Abgeordnetengehalt entzogen, nachdem ihre parlamentariſche
Oppoſition ſchon lange praktiſch ausgeſchaltet war, da nicht
ein=
mal ihre Anweſenheit in den Wandelgängen des Monte Citorio
geduldet wurde.
Darauf eröffnete Präſident Caſertano die Diskuſſion über
das Geſetz zur Einführung der Todesſtrafe und
zur Verteidigung des Staates. Gegen 6 Uhr abends wurde die
Sitzung unterbrochen, um der Prüfungskommiſſion zur
Aus=
arbeitung ihres Berichtes Zeit zu geben.
Die Abſtimmung in der italieniſchen Kammer.
In namentlicher Abſtimmung hat die italieniſche Kammer
kurz vor 8 Uhr die Geſetzesvorlogen zur Einführung der
Todesſtrafe und anderer Beſtimmungen zur
Verteidigung des Staates mit 341 gegen 12
Stimmen angenommen. Die wenigen gegneriſchen
Stim=
men waren faſt ausſchließlich von nichtfasciſtiſchen Abgeordneten.
Der frühere Präſident Salandra enthielt ſich der Stimmabgabe.
Um ½7 Uhr war die Kammerſitzung wieder aufgenommen
wor=
den. Der Komiſſionsberichterſtatter hatte im Namen der
Prü=
fungskommiſſion die reſtloſe Annahme des Entwurfes beantragt.
Juſtizminiſter Rocco erklärte, daß er nichts hinzuzufügen habe.
Da das Regime angegriffen werde, verteidige es ſich. Die
all=
gemeine Diskuſſion wurde dann geſchloſſen, und die einzelnen
Artikel des Entwurfes durch bloße Verleſung genehmigt. Vor der
Geheimabſtimmung hatten einige fasciſtiſche Abgeordnete die
Abſtimmung durch Namensaufruf verlangt.
In dieſen Zauberfilm iſt nun noch als Spielfilm die
Gret=
chen=Tragödie hineingewoben, die rege Regiephantaſie
um=
geſtaltet hat, die aber nicht ſo reich war, daß ſie auch dieſe
Tragö=
die, von ganz wenigen Einzelſzenen abgeſehen, packend zu
geſtal=
ten vermochte. Es bleibt alſo von dem gewaltigen „Fauſt”=Werk
im Film nichts übrig als ein paar gute darſtelleriſche
Lei=
ſtungen, für die ſich F. W. Murnau allerdings die beſten Kräfte
der Filmkunſt derſchrieben hat. Emil Jannings: Mephiſto iſt
eine darſtelleriſche Leiſtung, die ſich den beſten dieſes genialen
Filmſchauſpielers zur Seite ſtellt, und Göſta Ekmann iſt als
Fauſt in beiden Phaſen der Darſtellung, als an ſeiner Ohnmacht
verzweifelndes Alter, wie als weltenſtürmende Jugend, Jannings
ein ebenbürtiger Partner. Camilla Horn den Ankündigungen
nach eine neu entdeckte junge Filmkünſtlerin, gibt das Gretchen
in der unberührten keuſchen Schönheit, ihrer 18 Lenze ebenſo
überzeugend, wie ſie todesverzweifelt mit primitiven
ſchauſpiele=
riſchen Mitteln, die ſchlicht und überzeugend entfaltet werden,
erſchüttert. Die Darſtellung der übrigen Künſtler erhebt ſich nicht
über das gute Niveau, das wir von Künſtlern dieſer Namen
ge=
wohnt ſind. Frieda Richard iſt Gretchens Mutter, Wilhelm
Dieterle Valentin. Die Marthe Schwertlein wird von Yvette
Guilbert geſpielt; dieſe einſt ſo große Künſtlerin enttäuſcht.
Alles in allem iſt dieſer Film=,Fauſt” den wir geſtern in
einer Preſſevorſtellung im Union=Theater ſahen, ohne
Frage ſehenswert, vor allem, weil in ihm ſoviel geſchieht,
was ureigenſte Aufgabe des Films iſt. Er iſt in keiner Phaſe,
auch nicht der ſchauſpieleriſchen Darſtellung, von der Tiefe und
Größe, die Goethes Weltwerk in den Mittelpunkt der
Weltlitera=
tur ſtellt, und gibt ſo den Beweis, daß auch die ſchier
unerſchöpf=
lichen Mittel, über die der Film verfügt, nicht ausreichen, ein
Werk wie den „Fauſt” im Bilde erſchöpfend zu verlebendigen.
MI. St.
* Heſſiſches Landestheater.
Großes Haus. — Dienstag, den 9. November.
Das Rheingold
von Richard Wagner.
Robert Ringling, der heute den Alberich ſang, beſitzt
eine wundervolle Stimme. Sie iſt nicht einmal beſonders groß,
aber von mächtiger Fülle, dunkler Farbe und ſeltenem Wohlklang.
Ihr großer, wohlgebildeter Umfang geſtattet die Verwendung
auch in Baßrollen dramatiſchen Charakters, wie heute. Ohne die
Frage nach dem Bedarf anzuſchneiden, ſollte man ſich des Beſitzes
eines ſolchen Sängers freuen, wenn auch ſeine Verwendbarkeit
aus äußeren Gründen keine allzu große ſein kann. Sein Alberich
war in Anbetracht der Jugend und erſtmaligen Wiedergabe, trotz
Mängel in Spiel und Ausſprache, amerkennenswert. In den
großen Zügen richtig erfaßt und gut angelegt, in Einzelheiten
ſchon packend, war die geſangliche und drawatiſche Geſtaltng
dieſer Rolle, die einen Meiſter großen Formates verlangt, als
Ganzes freilich heute noch unfertig, jedoch vielverſprechend.
Walther Hagner aus Mainz war für den Fafner
ein=
geſprungen. Es war ein Genuß, ihn zu ſehen und zu hören. Der
Schmerz, ihn nicht mehr hier zu haben, wurde von neuem fühlbar.
Die Aufführung war matt. Im Orchefter ſchwankte es
manch=
mal peinlich, und auch die Verbindung mit der Bühne ſchien
zu=
weilen bedenklich locker. Das dürfte hier doch nicht vorkommen.
v. H.
Büchertiſch.
* Die Erbſchmiede. Roman von Felicitas Roſe.
Deut=
ſches Verlagshaus Bong & Co., Berlin. Preis in Ganzleinen
6.50 Mk., in Halbleder 10 Mk. — Die Dichterin der Heide,
Ver=
faſſerin von „Heideſchulmeiſter Uwe Karſten”, führt uns in
die=
ſem Roman in das Lüneburger Heidedorf Worpheide, wo die
ſiebzigjährige Ahne Kerke Bardewyk in der Erbſchmiede ſitzt, die
ſchon 200 Jahre im Beſitz der Familie geweſen iſt und die nach
einer alten Beſtimmung nur ein Mann ohne Schuld und Fehle
übernehmen darf. Sie wacht über die Reinheit des Hauſes und
die durch die Tradition geheiligten Sitten und Gebräuche und
übt auf Grund ihres Aelteſtenrechts ſelbſt die Gerechtſame aus,
kraft deren ſie über ihren Sohn, der im Jähzorn ſeinen Bruder
ums Leben gebracht hat, auf zehn Jahre die Feme ausſpricht.
So ſteht ſie als eine allgemein hochgeachtete Hüterin der alten
Gebräuche, des Rechts und der Gerechtigkeit ehrfurchtgebietend,
ſtark, gottesfürchtig und voll Güte und Frohſinn im Herzen da.
Im Kampf mit ihren unbotmäßigen Söhnen ſteht ihr
Lieblings=
enkel, der ſeine wiſſenſchaftliche Laufbahn aufgibt und als
Makel=
loſer die Erbſchmiede übernimmt und ſie entſühnt, ihr treu zur
Seite. Er gewinnt die Liebe der armen Baroneſſe Röſe von
Dolmen, die eine alte, in ihrer urwüchſigen Derbheit originelle
Tante nach ihrer eigenartigen Methode erzieht und in
Jungen=
kleidern ſteckt, ohne die ſchöne Weiblichkeit in dieſem holden
Weſen zu ertöten. Auch die althergebrachten Sitten und
Ge=
bräuche der wortkargen und hartköpfigen, aber ehrlichen und
biederen Heidjer (Bewohner der Heide), die ihr Plattdeutſch und
nur in feierlichen Augenblicken hochdeutſch reden, und das Leben
und Treiben in der Erbſchmiede und dem von acht Kindern
bevölkerten Pfarrhauſe werden anſchaulich geſchildert. Daneben
durchſtrömt die Poeſie der Heide, an der ihre Bewohner mit
heimattreuen Herzen hängen und die ihnen in Sorge und Leid
ein geliebter und troſtbringender Zufluchtsort iſt, dieſes Buch,
an deſſen mit Humor gewürzter prächtiger Darſtellung von Land
und Leuten, die ſich ihr Leben und ihr Schickſal ſelbſt geſtalten,
man ſeine herzliche Freude hat.
W.
Die Bergmannsſprache. Die Sprache des Bergmanns iſt
eine der älteſten Fachſprachen von durchaus deutſchem Gepräge
und enthält viele eigenartige Ausdrücke, die zum Teil dem Laien
unverſtändlich, zum Teil aber auch in die Gemeinſprache
über=
gegangen ſind. Der umgekehrte Fall, daß Wörter der
Schrift=
ſprache im Bergbau eine beſondere Bedeutung erlangt haben,
ſoll hier nur nebenbei berührt werden, z. B. bezeichnet Kunſt
die zum Fördern, beſonders zum Heben des Waſſers aus der
Tiefe verwendete Maſchine, Fahrt die Leiter, auf der der
Berg=
mann ein= und ausfährt, d. h. ſich bewegt, oder zwei ſchräg von
oben nach unten gelegte Balken, auf denen der Bergmann in
die Grube rutſcht; dabei leiſtet ihm das Bergleder gute Dienſte,
das zu ſeinem Fahrzeug, d. h. Grubenanzug, gehört. In
beſon=
derem Sinne gebraucht der Bergmann das Wort Geſchrei,
Berg=
geſchrei — Gerücht, Ruf von einem unverhofft aufgefundenen
Erzlager. Hier mögen nur die hauptſächlichſten Wörter genannt
werden, mit denen die Sprache des Bergmanns die
Schrift=
ſerache bereichert hat. Da iſt vor allem die Fundgrube
an=
zuführen, die Grube, in der zuerſt ein Fund gemacht, ein
nutz=
bares Geſtein entdeckt worden iſt (daher Fundgrübner —
Berg=
werkseigentümer); das Wort iſt ſeit Luther, der von der Bibel
als der allerreichſten Fundgrube, der Fundgrube aller chriſtlichen
Lehren ſpricht, in übertragener Bedeutung „höchſt ergiebiger
Ort” im Gebrauch, namentlich von Werken der Gelehrſamkeit;
im Erwerbsleben ſpricht man mit Vorliebe von Goldgruben.
C.K. Raucher — die beſten Arbeiter. Langjährige Verſuche,
die Wirkungen des Rauchens auf die Geſundheit und die
Arbeitsleiſtung zu erforſchen, haben den Profeſſor für
experi=
mentelle Pſychologie an der Johns Hopkins=Univerſität zu dem
Ergebnis geführt, daß der Tabak für den menſchlichen
Organis=
mus nicht ſchädlich iſt. Die Erhöhung des Blutdrucks, die durch
den Tabakgenuß hervorgerufen wird, iſt nicht größer als die, die
durch die Freude über einen guten Witz bewirkt wird. Der
Pro=
feſſor glaubt, durch ſeine Arbeiten den Beweis liefern zu
kön=
nen, daß Männer, die rauchen, zuverläſſigere und eifrigere
Arbeiter ſind als Nichtraucher.
Seite 4
Mittwoch, den 10. November 1926
* Die Ernennung des Miniſters
Dufour=Feronce.
Von unſerem (O=Korreſpondenten.
C. M. P. London, 9. November.
Wenn je von einem fremden Diplomaten in London geſagt werden
konnte, daß er ſich „goldene Meinungen” geſammelt hat, ſo iſt das bei
dem neu ernannten Untergeneralſekretär des Völkerbundes, Herrn
Dufour=Feronce, der Fall. Wenn man auch über ſeine Ernennung
ſprechen mag, ſei es, daß der Betreffende City=Kreiſen entſtammt, oder
daß er diplomatiſchen Vertretungen anderer Staaten angehört, ſei es,
daß er ihn in privater Eigenſchaft kennen gelernt hat, oder daß er ein
Mitglied jener amtlichen Kreiſe iſt, denen der dienſtliche Verkehr mit
den Botſchaften und Geſandtſchaften obliegt, überall hört man dem
leb=
haften Bedauern über ſein Scheiden Ausdruck geben, vermiſcht mit der
Genugtuung über ſeine Ernennung zu ſeinem neuen hohen
Ver=
trauensamt.
Und unter dem Ausdruck „lebhaftes Bedauern” iſt nicht lediglich
die rein konventionelle Bedeutung dieſer Worte zu verſtehen. Es iſt in
dieſem Falle nicht eine Höflichkeitsphraſe. Die Worte ſind der
Aus=
druck eines aufrichtigen, warmen Empfindens, das der Engländer ſonſt
im allgemeinen gewißt nicht an den Tag zu legen pflegt. Der
Schei=
dende hat durch ſein ruhiges freundliches Weſen, durch ſeine
Aufrichtig=
keit, die in allen ſeinen Aeußerungen hervortrat, alle zu Anfang in der
damaligen Zeit naturgemäß noch vorhandenen Vorurteile mit
abſo=
lutem Erfolge überwunden und das Vertrauen erweckt, das hier nicht
ſo leicht gewährt wird, und das doch die Vorbedingung für die
Wieder=
herſtellung normaler Beziehungen iſt, nicht nur im politiſchen, ſondern
auch im geſchäftlichen Verkehr. In ſeiner ſtillen vornehmen Weiſe, hat
er perſönliche Sympathien bei jedem hervorgerufen, der mit ihm in
engere Berührung kam. Die Rückhwirkung auf die Stimmung, auf
den Wandel der hieſigen Atmoſphäre gegenüber Deutſchland iſt in
aller=
erſter Linie als die Grundlage der verſchiedenen erfreulichen
Wieder=
annäherungen zu betrachten, namentlich auch, was das Wirtſchaftliche
angeht. Die Vorbereitung von Romſey iſt ſo recht eigentlich ein
Be=
tätigungsfeld für Herrn Dufour=Feronce geweſen. Entſtammt er doch
ſelber dem Wirtſchaftsleben und ſieht in ihm Vorbereitung wie
Feſti=
gung des Wiederaufbaues politiſcher Beziehungen. In dieſem Sinne iſt
Nomſeyz das „Thoiry” der wirtſchaftlichen engliſch=deutſchen
Beziehun=
gen geweſen, nur daß es ſchon eine vorgerückte Etappe auf prinzipiell
freier Bahn bedeutet.
Gerade weil aber der Miniſter ſolche Wertſchätzung genießt, hat
man ſeine Betrauung mit dem wichtigen Amte durchaus begrüßt, und
zuan iſt gewiß, daß er auch dort bald dieſelbe Popularität erringen
wird, wie hier. Weil ſich dieſem Vertreter Deutſchlands in kurzer Zeit
das Vertrauen auch der ſogenannten „alliierten” Kreiſe zuwenden wird,
wird er für den Locarno=Gedanken als einer der gewichtigſten Förderer
gelten müſſen. Und das iſt für die neue britiſche Politik von
größter Bedeutung. Darum iſt nach Anſicht hieſiger
maß=
gebender Kreiſe die Ernennung dieſes deutſchen Diplomaten jeder
au=
deren durchaus vorzuziehen, — und die britiſchen Vertreter beim
Völker=
bunde werden ihn ihrerſeits rückhaltlos willkommen heißen.
Der „Obſerver” ſchreibt: Dieſe erſte der deutſchen Ernennungen iſt
eine ausnahmsweiſe glückliche Wahl. Die ungeheure Verbeſſerung,
zuelche in den anglo deutſchen Beziehungen Platz gegriffen hat, ſchuldet
ſehr viel der Geſchicklichkeit und Aufrichtigkeit, mit der Herr Dufour=
Feronce die kluge Arbeit des Herrn Sthamer unterſtützt hat. Niemand
könnte für die Arbeit in Genf beſſer geeignet ſein, obſchon dies leider
nur ein anderer Weg iſt, den Verluſt für London klar zu legen.”
Aber das Bedauern des Abſchiedes des Herrn Miniſters erſtreckt ſich
nicht minder auf alle die Kreiſe, welche die Ehre hatten, mit ſeiner
Familie in nähere Berührung zu kommen. Der „Evening Standard”
gibt dieſem Empfinden in treffendſter Weiſe Ausdruck, wenn er ſchreibt:
„Madame Dufour=Feronce, deren Gatte Deutſchland
beim Völkerbund vertreten ſoll, hat während der Dienſtzeit des Herrn
Dufour=Feronce an der hieſigen Botſchaft eine große Zahl von warmen
Freunden erworben. Die anfänglichen Schwierigkeiten ihrer Stellung
lagen auf der Hand, aber ſie ſind von ihnen mit großem Erfolge über=
Dr. Dufour,
ſpunden worden, und ſowohl ihre Kollegen des diplomatiſchen Korps
wie ihre anderen Freunde werden ſie mit großem Bedauern ſcheiden
ſehen.
Madame Dufour=Feronce iſt eine bezaubernde Gaſtgeberin geweſen
und hat mit Unterſtützung ihrer in ſo hohem Grade muſikaliſchen
Toch=
ter entzlickende Geſellſchaften gegeben.”
*Die engliſche liberale Partei für Zurückziehung
der britiſchen Truppen aus dem Rheinland.
Der frühere Sonderkorreſpondent der „Times” im
Nheinland und an der Nuhr, Mr. G. E. N. Gedye, ſchreibt
der „Weſtminſter Gazette‟: „Ich möchte mich von Herzen dem Appell
des Lieutenant=Commander Fletcher anſchließen, daß die Führer der
Liberalen Partei für die Zurückziehung unſerer Truppen vom Rhein
eintreten ſollten. Als ein früherer Offizier der Rheinamee, als ein
früherer Beamter der Juteralliierten Rheinlandkommiſſion und als
Korreſpondent der „Times” habe ich reichlich Gelegenheit gehabt, die
aus der böllig unnötigen und koſtſpieligen Beſetzung des Gebietes eines
Landes entſtehenden Uebel zu erkennen, mit dem wir uns im Frieden
befinden. Erſt vor zwei Wochen habe ich wieder einige Tage im
Rhein=
land verbracht und den Eindruck erhalten, daß die Beſatzung
völ=
lig zur Farce geworden iſt. Wir ſtimmten ihr auf der
Frie=
dens=Konferenz nur zu, um Frankreich zu beſänftigen, das damals die
Trennung des Rheinlandes von Deutſchland forderte. Es machte ſich
ſofort daran, die Beſetzung in eine Trennung zu wandeln. Nach dem
Fiasko der Separatiſten hat Frankreich eine klügere Politik befolgt.
Wenn es alſo aufrichtig jeden Gedanken an eine weitere
Verſtümme=
lung Deutſchlands aufgegeben hat, wird es nicht auch die
Beſetzungs=
farce aufgeben, die nur Mittel zum aufgegebenen Zweck war? Die
Farce kann jeden Augenblick zur Tragödie werden, wie die
Warnungs=
zeichen aus Germersheim, Trier und anderen Orten beweiſen. Es
ſcheint die auf der Hand liegende Aufgabe des Liberalismus in allen
betreffenden Ländern, daß die Friktionsurſache entfernt wird, bevor wir
einen „Zwiſchenfall erleben, der den ganzen franzöſiſch=deutſchen Zwiſt
wiederbelebt”
Nummer 312
Die deutſch=engliſchen Beziehungen.
Der Reichspräſident hat den neu ernannten Königlich
Groß=
britanniſchen Botſchafter Sir Ronald Lindſay zur
Entgegen=
nahme ſeines Beglaubigungsſchreibens empfangen. An dem Empfang
nahmen außer den Herren der Umgebung des Reichspräſidenten der
Reichsminiſter des Auswärtigen Dr. Streſemann und der
Staats=
ſekretär des Auswärtigen Amtes Schubert teil.
Der Botſchafter
hielt folgende Anſprache: „Herr Reichspräſident! Ich habe die Ehre,
Ihnen hiermit ein Schreiben meines erhabenen Herrſchers zu
über=
reichen, durch das ich als außerordentlicher bevollmächtigter Botſchafter
bei Euerer Exzellenz beglaubigt werde." Ich bin glücklich, daß ich dazu
auserſehen worden bin, auch beſonders glücklich darüber, daß ich meine
Obliegenheiten in dem gegenwärtigen verheißungsvollen Augenblick
übernehme, wo die herzlichen Beziehungen zwiſchen Deutſchland und
Großbritannien eine friedliche und fruchtbare Zuſammenarbeit zwiſchen
unſeren Ländern verheißen. Mit der Unterzeichnung der Verträge von
Locarno und mit dem Eintritt Deutſchlands in die Brüderſchaft der
Nationen eröffnet ſich ein neuer Abſchnitt der internationalen Geſchichte,
und wir dürfen einer Zeit ununterbrochener Verſöhnung und ſtetig
zu=
nehmender Sicherheit entgegenſehen. Es wird mein Beſtreben ſein, die
Politik des Friedens und der Verſöhnung, ſoweit es an mir liegt, zu
fördern. Ich werde mich dieſer Aufgabe mit aller meiner Kraft
wid=
men. Ich gebe mich der Hoffnung hin, daß ich während meiner
Amts=
zeit in der Lage ſein werde, mit Sympathie die weitere Entwicklung
von Deutſchlands Wohlergehen zu verfolgen. Zum Schluß möchte ich
noch darauf hinweiſen, wie ſehr ich unter dem Eindruck des Anteils
ſtehe, den mein ausgezeichneter Vorgänger an der Begründung der
gegenwärtigen Atmoſphäre der Zuſammenarbeit wie auch an der
För=
derung des größeren Gefühls der Sicherheit hatte, welches jetzt die
Beziehungen zwiſchen den europäiſchen Großmächten kennzeichnet. Ich
betrachte es als beſondere Ehre, als Nachfolger eines ſolch
hervorragen=
den Botſchafters auserſehen zu ſein. Ich kann nur hoffen, daß die nie
mangelnde Gefälligkeit und der gute Wille, den Euere Exzellenz, die
Miniſter, die Beamten und die Bevölkerung des Reiches in ſo
reich=
liehem Maße Lord d’Abernon haben zugute kommen laſſen, auch auf
mich übertragen werden möchten.”
Der Reichspräſident
erwiderte mit folgenden Worten: „Herr Botſchafter! Ich habe die
Ehre, aus den Händen Euerer Exzellenz das Schreiben
entgegenzuneh=
men, durch das König Georg V. Sie als Königlich Großbritanniſchen
außerordentlichen bevollmächtigten Botſchafter bei mir beglaubigt. Ich
bitte Sie, der Dolmetſch meines aufrichtigen Dankes für die
freund=
lichen Wünſche zu ſein, die Seine Majeſtät für das Gedeihen
Deutſch=
lands in ſeinem Handſchreiben auszuſprechen die Güte hatte, und
Ihrem hohen Souverän zu verſichern, daß ich dieſe Wünſche aufrichtig
erwidere. Aus den Worten, die Sie an mich gerichtet haben, entnehme
ich mit großer Genugtuung, daß Sie Ihr Amt in demſelben Geiſte des
vertrauensvollen Zuſammenarbeitens zu führen gedenken wie Ihr
Vor=
gänger, an deſſen erfolgreiches Wirken und deſſen hervorragende
Per=
ſönlichkeit wir uns ſtets gern erinnern werden, und daß Sie Ihr
Be=
ſtreben darauf richten wollen, die zwiſchen dem Deutſchen und dem
Bri=
tiſchen Reiche beſtehenden Beziehungen zu pflegen und auszubauen. Eine
große Aufgabe, die der Löſung immer noch harrt, iſt der Wiederaufbau
und die dauernde Sicherung des Friedens Europas. Ich hoffe mit
Ihnen, daß die Verträge von Locarno und Deutſchlands Eintritt in
den Völkerbund, deſſen Sie ſoeben gedachten, Etappen auf dem Wege
zu dieſem Ziele ſein mögen, und daß Ihre Erwartung auf einen
neuen Abſchnitt in der Geſchichte der Völker ſich erfüllen werde. Die
Zuſicherung Ihrer perſönlichen Mitarbeit an dieſem Werk nehme ich
dankbar entgegen. Zugleich gebe ich auch der Hoffnung Ausdruck, daß
alle Mächte auf politiſchem und wirtſchaftlichem Gebiet verſtändnisvoll
zuſammenaubeiten, geleitet von dem Geiſte des Entgegenkommens und
der Nückſichtnahme auf die Erforderniſſe des nationalen und
wirtſchaft=
lichen Lebens der einzelnen Völker. Eure Exzellenz wollen verſichert
ſein, daß Sie bei mir und der Reichsregierung ſtets jede Unterſtützung
zur Förderung Ihrer Miſſion finden werden. Es wird uns eine Freude
ſein. Ihnen die Erfüllung der mit Ihrem hohen Amte verbundenen
Aufgaben in jeder Weiſe zu erleichtern. Im Namen des Deutſchen
Reiches heiße ich Sie, Herr Botſchafter, herzlich willkommen.
Die glückliche Geburt einer Tochter
zeigen an in dankbarer Freude
Karl Schaedel und Annewies Schaedel,
8eb, Herok.
Alsbach, den 3 November 1926. (16390
Gott hat heute meinen lieben Mann,
unſeren lieben Vater
Pfarrer
Mahdel Schafer
von ſeinem ſchweren Leiden erlöſi.
Die trauernden Hinterbliebenen:
Emma Schäfer, geb. Nahrgang
Ernſt Schäfer, Dipl.=Ingenieur
Hermann Schäfer, cand. rer pol.
Julie Schäfer
Wilhelm Schäfer
Erzhauſen, den 9. November 1926.
Die Beerdigung findet am Freitag, den
12. November, nachmittags 3 Uhr, ſiatt.
(164 2
Heute ſiarb unſere herzensgute Schweſter
Gräutein warte Kouver
Todes=Anzeige.
Verwandten, Freunden und Bekannten die traurige
Mitteilung, daß mein guter Gatte, unſer treuſorgender
Pater, Großvater und Schwiegervater
Herr
Georg Schmidtmer
Wagenaufſeher i. R.
am 8. November 1926, nachmittags 12‟, Uhr, nach
kurzem, ſchwerem Leiden im Alter von 67 Jahren
ver=
ſchieden iſt.
In tiefer Trauer:
Frau Marie Schmidtmer Wwe., geb. Deitrich
nebſi Kinder und Enkel.
Die Beerdigung findet am Donnerstag, den 11. November,
nachmittags 3 Uhr, auf dem alten Friedhof an der Nieder=
Ramſtädterſtraße ſtatt.
(16407
Todes=Anzeige.
(Statt jeder beſonderen Anzeige.)
Gott dem Allmächtigen hat es gefallen, meinen
lieben, treubeſorgten Mann
Herrn
Philipp Roſignol
Rechnungsrat
heute mittag ½1 Uhr von ſeinem qualvollen Leiden zu
erlöſen.
Die tieftrauernde Witwe:
Helene Roſignol, geb. Dauber.
Darmſtadt, den 9. November 1926.
(16426
Die Beerdigung findet Freitag, den 12. November,
nach=
mittags 2 Uhr, von der Kapelle des alten Friedhofes
aus ſiatt.
Von Beileidsbeſuchen bittet man abſehen zu wollen.
Atemnot
Katarrhe
Keuchhuſten
Heiſerkeit
Schnupfen
Rh umatismns
Nervenleiden
Arps
Pepsin
Bittern
appetitanregend,
ver=
dauungfördernd, ollte
zur Behebung i
Ver=
lütung von
Magen=
beſchwerden in keinem
Haushalt fehlen.
Ber=
kaufsſtelle bei Georg
Chriſt ir
Kaiſer=
ſaal. (II. Hbg. 16418
wird einge
Kraut ſchnitten
Barkhausſtraße 15 u.
Kiesſtr 66, III (15124a
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gearbeitete
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Nummer 3 12
Mittwoch, den 10. November 1926
Seite 5
Aus der Landeshauptſtadt.
Darmſtadt, 10. November.
— Heffiſches Landestheater. Am Sonntag, den 14. November
ge=
langt. Goethes „Fphigenie” in neuer Inſzenierung zur
Auffüh=
rung. Das Werk wird von Jacob Geis in Szene geſetzt. Iphigenie:
Maria Fein.
Dan ben bereitet das Schauſpiel die folgenden Werke vor: Ernſt
Bittliuger: Ein undankbarer Menſch” (Inſzenierung Robert Klupp),
Hölderlin: „Der Tod des Empedokles” in der Bearbeitung von Wilh.
Michel (Juſzenierung Ernſt Legal. (Uraufführung) und eine
Ko=
mödie „Geld” von Bernhard Brentano. Alle dieſe Werke werden noch
vor Weihnachten herausgebracht.
Dr. Philipp Kraemer wird in ſeinem morgen Donnerstag
ſtatt=
findenden Lortrag von „Bali, der Märcheninſel”, erzählen, die er —
ebenſo wie die Sonneninſel Java — auf einer Studienfahrt nach dem
Orint bereiſt hat und von der er ebenfalls ganz ſeltene und reizvolle
Aufnahmen zeigen wird.
Die drei am vergangenen Samstag mit großem Erfolge gegebenen
Erſtaufführungen „Perſiſches Ballett” „Apollo und Hyazinth”, „
Pul=
einella” werden am Freitag, den 12. November, im Kleinen Hauſe zum
erſtenmal wiederholt.
Texteverkauf im Landestheater. Die Bücherſtube
Alfred Bodenheimer hat im Einvernehmen mit der
Generaldirek=
tion einen Verkauf der Opern= und Schauſpieltexte in der Vorhalle des
Großes Hauſes gegenüber der Tageskaſſe eingerichtet. An dieſer Stelle
können vor Beginn der Vorſtellungen wie auch während der erſten
Pauſe die Texte des am gleichen Abend zur Aufführung gelangenden
Werkes käuflich erworben werden.
Der Skiſportfilm „Die Spur durchs weiße Land”, der am
Don=
nerstag, den 11., und Freitag, den 12. November, abends 8 Uhr, in der
Otto Berndt=Halle vorgeführt wird, lief am Sonntag, den 7. Novbr.,
in Frankfurt a. M. im Schumann=Theater. Die „Frankfurter Nachr.”
ſchreiben über die dortige Aufführung wie folgt: Der Film, von der
„Sidd. Heimatfilm A G. Mäinchen” gedreht, iſt ein Muſterbeiſpiel
ſport=
wiſſenſchaftlicher ernſter Arbeit. Er verzichtet auf Effekthaſcherei und
wirkt durch die einfachſten Mittel. Im Vordergrunde ſtehen
natürlicher=
weiſe die Skilehrkurſe, die Skiſportlehrer Moſer mit ſeinen gelehrigen
Schülern und Schüilerinnen im Bilde vor Augen führt. Wenn man
ſieht, wie man ſchrittweiſe in die Myſterien des Skilaufes eindringt,
dem Laien mittels Zeitlupe das ABC des Skilaufes beigebracht wird,
dem weiter Vorgeſchrittenen neue Wege gewieſen werden, ſo ſtaunt man
über die unerſchöpflichen Möglichkeiten, die der Skiſport in ſich birgt.
O6 wir nun Moſer mit ſeinen Schülern die ſteilſten Hänge
hinunter=
ſchießen ſehen unter Ausnutzung der Kriſtiania=Stemmtechnik, ob ſie
Telemark bevorzugen, oder ganz ſimple Anfängerübungen zeigen, immer
bleibt den Jüngern des Schneeſchuhs die Bewunderung des Zuſchauers
ſicher; reſtloſe Luſt und Freude löſt aber erſt die Selbſtbetätigung aus.
Hat der Film in der breten Maſſe dieſes Jutereſſe geweckt, hat er dem
mißmutigen Anfänger neue Möglichkeiten gewieſen, den
Fortgeſchrit=
tenen aber immer noch auf Mängel da und dort hingewieſen, dann hat
der Film im doppelten Sinne ſeine Aufgabe getau.
— Leſeabende der Stadtbücherei. Mittwoch, den 10. November,
8 Uhr: C. W. Bechſtedt: Aus meiner Handwerksburſchenzeit 1805 bis
1810.
— Der Darmſtädter Mnnergeſangverein hielt einen wohlgelungenen
Ehrenabend für das mit ihm befreundete, auch in Darmſtadt gut
bekannte „Silbersdorfſche Männerquartatt” aus. Mainz
ab. Die Gäſte, die über hervorragendes Stimmenmaterial verſüigen,
brachten u. a. Chöre, die den Rhein verherrlichteu, formvollendet zu
Gehör.
— Oberheſſiſcher Abend. Für die Veranſtaltung am Samstag abend
zeigt ſich bei alt und jung reges Intereſſe. Nach dem erſten Teil des
Programms tritt eine Teepauſe ein; während derſelben ſind im
Gar=
tenſaal Erfriſchungen zu billigen Preiſen zu haben. Auch werden dort
die netten Gedichtbüichlein von Gg. Heß „Mei Owerheſſe” und „En
Heſſegruß” zum Kauf angeboten. Die perſönliche Mitwirkung des
Ver=
faſſers an den Darbietungen des Abends verleiht ihnen ihr beſonderes
Gepräge und iſt daher überaus dankenswert.
— Rationgliſierung und Kaufmannsgehilfen. Das Schlagwort
Rationaliſierung” iſt heute in aller Munde. Insbeſondere, ſoll die
Wirtſchaft rationaliſiert werden. Ob die Menſchen, die Arbeitnehmer
bei der Rationaliſierung zu kurz kommen oder dabei etwas gewinnen,
das wird leider viel zu wenig bedacht. In ganz beſonderem Maße wird
der Berufsſtend der kaufmänniſchen Angeſtellten von der
Rationaliſie=
rung weitgehendſt in Mitleidenſchaft gezogen. Es iſt dioſerhalb
zweifel=
los von beſonderem Intereſſe für weite Kreiſe der Kaufmannsgehilfen,
im Rahmen eines Vortrages einmal Näheres über dieſe
Zuſammen=
hänge zu erfahren. Gauvorſteher H. Auerbach=Frankfurt a. M. vom
Deutſchnationalen Handlungsgehilfen=Verband wird, wie wir hören,
gerade auf diefe Fragen bei ſeinem Vortrag „Rationaliſierung und
Kaufmannsgehilfen” am Donnerstag, den 11. November 1926,
abends 8½ Uhr, im Weißen Saale des Reſtaurants Chriſt,
Grafen=
ſtraße 18, näher eingehen. Zu dem Vortrag ſind außer den
Kaufmanns=
gehilfen auch die Arbeitgeber eingeladen. (Wir verweiſen auf die heutige
Anzeige.)
— Gartenbauverein Darmſtadt. Wie bereits mitgeteilt wurde, wird
in den nächſten drei Vereinsſitzungen die große Dresdener
Gartenbau=
ausſtellung beſprochen werden. Als Einleitung hierzu hält Herr Brohm
am nächſten Dounerstag abend einen Lichtbildervortrag über die Stadt
Dresden, die bekanntlich zu den herrlichſten Plätzen Guropas zählt. Die
Veranſtaltung dürfte darum allgemeines Intereſſe erwecken.
* Die Ablöſung der Markanleihen der heſſiſchen Gemeinden (
Ge=
meindeberbände) und anderer öffentlich=rechtlicher Körperſchaften. Die
Ausſchlußfriſt für die Anmeldung des Altbeſitzes beſagter Anleihen
ſowie für Anträge auf Gewährung von Ausloſungsrechten iſt bis 30.
November 1926 verlängert. Gleiches gilt für die Einlöſungsfriſt bei
Barablöſung von Markanleihen, ſoweit nicht dieſe Friſt nach dem
An=
gebot des Anleiheſchuldners an einem ſpäteren Termin endigt.
Fachkurſe für Dreher und Maſchinenbauer. Die Städtiſche
Ge=
werbeſchule Darmſtadt richtet Fachkurſe für Dreher und
Ma=
ſchinenbauer als Abendkurſe für Gehilfen und Vorarbeiter ein.
Die Notwendigkeit einer reſtloſen Ausnützung unſerer
Werkzeug=
maſchinen und deren Werkzeuge nach neuzeitlichen Erkenntniſſen
erfor=
dert eine gründliche Beherrſchung dieſer Einrichtungen durch die
betref=
fenden Arbeiter. Die allſeits im Gang4 befindlichen
Betriebsumſtel=
lungen zwingen gerade die älteren Facharbeiter, ſich ebenfalls neu
ein=
zuſtellen.
— Hohes Alter. Am Freitag, den 12. November, feiert Georg
Geiger 3., Landwirt, Beſſunger Straße 13, nach arbeitsreichem Leben
in voller geiſtiger und körperlicher Friſche ſeinen 84. Geburtstag.
— Im Nieſenzirkus Gleich finden heute zwei große
Veran=
ſtaltungen ſtatt, und zwar nachmittags 3 Uhr und abends 7.30
Uhr. Die Nachmittagsvorſtellung hat ein volles ungekürztes Abend=
Programm. Zu der Nachmittagsvorſtellung hat jeder Erwachſene das
Recht, ein Kind frei in den Zirkus und den Zoo zu führen, wogegen zu
der Abendvorſtellung jeder Herr berechtigt iſt, eine Dame frei mit in die
Vorſtellung und in den Zoo zu nehmen. Dieſe ſelten günſtige
Gelegen=
heit ſollte keiner, beſonders diejenigen, die bisher noch keine Gelegenheit
hatten, eine der Vorſtellungen zu beſuchen, verſäumen und ſich ſchmell
ein Billett im Vorverkauf oder an den Zirkustaſſen zu beſchaffen, da
durch dieſes Entgegenkommen ſeitens der Direktion mit einem totalen
Ausberkauf der Vorſtellungen zu rechnen iſt.
furter Straße 10 eine Gasvergiftung ſtattgefunden, die den Tod eines Gebell oder Geheul ihrer Hunde geſtört wird und insbeſondere das An=
Ehepaares zur Folge hatte. Die Begleitumſtände, die bei dieſen
bekla=
genswerten Unfällen zutage traten, verdienen aber, auch anderwärts
bekannt zu werden. Eine genaue Unterſuchung der im Erdgeſchoſſe — Die Maul= und Klauenſeuche unter dem Rindviehbeſtand des
gelegenen gefamten Wohnung ergab, daß die Gashähne geſchloſſen, die
Gaskeitungen in völliger Ordnung waren. Auch im Hauſe waren
ſämt=
liche Gashähne geſchloſſen und die Rohrleitungen intakt. Das Gas
mußte nun, wie weiter feſtgeſtellt wurde, vom Keller aus durch den
Fußboden in die Zimmer der Erdgeſchoßwohnung, die über dem Keller
lag, gelangt ſein: Nachgrabungen auf der Straße, am Strang der
Hauptleitung, die in 1½ Meter Tiefe am Haufe entlang geführt iſt,
ergaben dann die klare Urſache: einen Bruch des Hauptrohres.
Aus dem Bruche der Wandung war dann das Gas durch das lockere
Erdreich und die Mauerfugen des Kellers eingedrungen. Von Seiten
eines Straßenbautechnickers wurde die Anſicht geäußert, daß der
furcht=
bare Druck des gezualtig angeſtiegenen Autoverkehrs auf Straßen mit
nicht beſonders ſtarker Decke, wie das bei dieſer Straße der Fall ſich
den Rohrwänden mitteilt und ſo zum Bruch führt, da 1½ Meter Tiefe
heute zu gering ſei, um die Schwingungen des erſchütterten
Straßen=
oberbaues und die damit verbundene Druckwirkung auf die Wände der
Rohrleitungen abzuſchwächen. Der Würzburger Unglücksfall gewinnt
ſo eine Bedeutung über die lokalen Grenzen hinaus und es wäre
er=
wünſcht, wenn ſich die Direktion der ſtädt. Betriebe und das Tiefbquamt
zr Sache äußern würden.
* Die Bautätigkeit in Darmſtadt.
Obgleich der Niedergang der Induſtrie in allen Teilen des
Deut=
ſchen Reiches außerordentlich groß und die Wirtſchaftslage noch immer
ſchlecht iſt, kann man doch bei einem Rundgang dunch unſere Stadt
feſt=
ſtellen, daß die Bautätigkeit an verſchiedenen Stellen wieder
ein=
geſetzt hat.
Im Tintenviertel, an der Hindenburgſtraße uſw. entſtanden
Wohn=
hänſer, die dem Baugewerbe Arbeit und Verdienſt verſchafft haben. Am
Rhönring baut die Stadt, am Hauptbahnhof die Eiſenbahn. Aber auch
ſonſt wird das Bauhandwerk bei Straßen= und Kanalbau beſchäftigt,
auch neue Induſtriebauten ſind erſtanden. Beſonders tätig war die Heag,
ſie hat am Dornheimer Weg ein großes Umformerwerk für den 150 000
Voltſtrom geſchaffen, aber auch den Straßen= und Vorortbahnverkehr mit
zugehörigen Neubauten ausgebaut. Sie hat mit den beiden Gemeinden
Arheilgen und Griesheim Verträge abgeſchloſſen und ſie an das
all=
gemeine Stadtnetz angeſchloſſen.
In Arheilgen hat die Heag eine neue Wagenhalle und ein
Stations=
gebäude für den Betrieb errſchtet.
Der Bahnhof Arheilgen, der ſich in eine Halle und ein
Stations=
gebäude gliedert, wirkt als Eingang in die Gemeinde auf das Auge
wohltuend und ſchön. Die Gliederung dieſes Stationsgebäudes iſt
derart, daß ſich das Auge an der Ausſtihrung des Hauſes fraglos
er=
freuen kann. Unter dem Säulengang befindet ſich die Wartehalle, die in
einfacher Weiſe ausgeführt iſt. Die Fahrkartenausgabe und ein Raum
für die Gepäckſtückaufbewahrung ſind ebenfalls ebener Erde. Im
Ober=
geſchoß befindet ſich eine geräumige 3=Zimmer=Wohnung mit Küche und
Nebengelaſſen. Die Bauten ſelbſt ſind aus dunkelroten Backſteinen
her=
geſtellt und ſehr wirkungsvoll.
Weiter hat die Heag die Vergrößerung der Betriebshallen am
Böllenfalltor vorogenommen. Die jetzigen zu gering bemeſſenen
Werk=
ſtätten ſollen in Wagenhallen umgeändert werden. Es kann dann eine
größere Anzahl von Wagen gleichzeitig repariert und aufgeſtellt werden.
Außerdem hat die Heag ein neuss Verwaltungsgebäude an der
Luiſenſtraße gebaut, deſſen Hinter= und Mittelbau bereits ſeit 1 Jahr in
Betrieb iſt. Die Anordnung der Räume iſt praktiſch und hat ſich beſtens
bewährt.
Der Vorderbau an der Luiſenſtraße geht auch der Vollendung
ent=
gegen, er wird anfaugs nächſten Jahves zur Benutzung fertig ſein.
Bei den Bauten wurden außer Speziallieferungen nur Handwerker
und Arbeiter der Stadt Darmſtadt beſchäftigt. Man iſt ſogar dazu
über=
gegangen und hat einzelne Aufträge, beiſpielsweiſe die Maurerarbeiten,
Dachdeckerarbeiten uſw. nicht nur einer, ſondern 2 und 3 Firmen
über=
tragen, ſo daß alſo möglichſt weitgehende Arbeitsverteilung ſtattfand.
Die Heag hat ſich zur Durchſührung all der ſchwierigen Arbeiten des
Architektenbureaus Markwort u. Seibert bedient. Dieſe
Firma hat es verſtanden, die von der Heag feſtgelegten Grundſätze,
Ein=
teilungen für die Hallen und Gebäude, ſachverſtändig und techniſch
aus=
zuwerten und Gebäude zu errichten, die nicht nur zweckdienlich
ein=
gerichtet ſind, ſondern auch für das Auge des Laien einen architektoniſch
ſchönen Eindruck machen.
Die Firma Markwort u. Seibert hat es weiter verſtanden, mit
einfachen Mitteln, ohne großen Prunk, künſtleriſch gute Gebäude zu
er=
richten. Sehr gut gelungen iſt die Betonung des Sitzungsſaales am
Aeußern des Verwaltungsgebändes an der Luiſenſtraße.
Die Grundriß=Gliederung des Baues an der Luiſenſtraße ſoll einer
ſpäteren Beſchreibung überlaſſen bleiben. Es mag hier nochmals
er=
wähnt werden, daß die Heag ſich bemüht hat, bei ihren Bauten auch
das allgemeine Intereſſe der lokalen Wirtſchaft zu beuückſichtigen, indem
ſie die Bauarbeiten möglichſt geteilt zugeführt hat. Aber auch in ſozialer
Hinſicht hat die Firma einen Standpunkt eingenommen, der lobenswert
iſt, denn nach Fertigſtellung des vorderen Verwaltungsgebäudes werden
in dem hinteren Gebäude Räume für 6 Wohnungen frei, in die
Be=
triebsbeamte einziehen. Hierdurch wird dem Wohnungsamt die
Mög=
lichkeit gegeben, über die gleiche Anzahl von Wohnungen zu verfügen,
die durch den Umzug der Beamten in der Stadt frei werden. Dies wird
dem Wohnungsamt ſehr willkommen ſein.
Es iſt anerkennungswert, und es darf hier ruhig ausgeſprochen
wer=
den, daß ſich die Heag zu einem neuen Verwaltungsgebäude nicht nur
wegen Beſeitigung unhaltbarer Verwaltungs=Zuſtände entſchloſſen hat,
ſie hat auch bei dieſer Gelegenheit eine Anlage geſchaffen, die weit über
Heſſen hinaus muſtergültig iſt und eine organiſatoriſche
Zuſammen=
ſetzung beſitzt, die allen Anforderungen des Betriebes im ganzen und
der Arbeitsräume im einzelnen entſpricht. Man könnte vielleicht ſagen,
daß der Bau an der Luiſenſtraße nicht an der richtigen Stelle ſteht, aber
die Heag war und iſt der Ueberzeugung, daß die Grrichtung des
Ver=
waltungsgebäudes nur auf eigenem Grundſtüick zur Exſparuis neuer
Ausgaben für Grunderwerb in Frage kommen konnte. Wenn auch die
Luiſenſtraße etwas eng iſt, ſo genügt ſie doch als Straße für die
Auf=
gabe des Verkehrs, ſie hat aber immer noch die Breite, um die Faſſade
des fein gegliederten und durchdachten Baues mit dem Auge ganz
er=
faſſen zu können. Es iſt möglich, die Anordnung der ganzen Faſſade
zu erkennen, und es wirkt auch der Bau als zweites Haus vom
Luiſen=
platz durch ſeine Wucht und ſeine einfachen Linien wohltuend auf das
ganze Straßenbild. Wenn nunmehr noch anſchließend das Hotel zur
Traube in entſprechender Form ausgebildet wird, ſo liegt dies nicht nur
im Intereſſe des Beſitzers allein, ſondern erfüllt auch ein öffentliches
Verlangen.
Wir wollen hoffen, daß in dem Neubau, der jetzt ſeiner Vollendung
entgegengeht, erſprießliche Arbeit, auch zum öffentlichen Wohle,
ge=
leiſtet wird.
Mur 2 Aufführungen!
Donnerstag, den 11. u. Freitag, den 12. Nov., abends 8 Uhr
Bie Spur durchs
Weisse Land
Ein Film von Bergſchönheit und Winterſonne.
in der Otto=Berndt=Halle (Eingang in der Alexanderſtraße,
Infanierie=Kaſerne.)
Karten beim Verkehrsverein, Sporthaus Adelmann,
Buchhand=
lung Bergſträßer und an der Abendkaſſe.
(16306gm
— Beaufſichtigung der Hunde. Die Polizei bringt folgende
Ver=
ordnung vom 24. März 1909 in Erinnerung: „Nach der
Polizeiverord=
nung, die Beaufſichtigung der Hunde betreffend, vom 24. März 1909,
müſſen biſſige und kranke Hunde und läufige Hündinnen auf der Straße
und an Orten, wo Menſchen zu verkehren pflegen, ſtets an einer Leine
geführt werden. Mit anſtechender Krankheit, insbeſondere
Hautkrank=
heiten, behaftete Hunde müſſen zu Hauſe eingehalten werden. Es iſt
verboten, zur Nachtzeit, d. h. in der Zeit von 10 Uhr abends bis 5 Uhr
morgens, Hunde ohne Aufſicht auf der Straße frei umherlaufen zu
laſſen. Das Mitbringen von Hunden auf Friedhöfe, den Wochenmarkt
und die Meſſe, ſowie in öffentliche Dienſtgebäude, in Badehäuſer oder
an die Badeplätze des Woogs, zu öffentlichen Feierlichkeiten und in die
Räume, in denen Nahrungs= oder Genußmittel feilgeboten werden, iſt
verboten. Die Beſitzer und Begleiter von Hunden haben die evforder=
* Seltſame Gasvergiftungen. In Würzburg hat im Hauſe Frank= lichen Maßregeln zu treffen, damit die Ruhe nicht durch andauerndes
bellen von Perſonen. Zug= und Reittieren durch ihre Hunde zu
verhin=
dern. Zuwiderhandlungen werden unnachſichtlich zur Anzeige gebracht.”
Auguſt Winter, hier, Pankratiusſtraße 15, iſt erloſchen. Die
ange=
ordneten Schutzmaßregeln werden aufgehoben.
C. Die Oktober=Witterung in Darmſtadt. Der zweite Monat des
diesjährigen meteorologiſchen Herbſtes war vorwiegend trüb und naß,
während die Temperatur annähernd normal war. Der Barometerſtand
ſchwankte zwiſchen 760 4 Millimeter am 4. und 5. und 730,8 am 29.,
während das Monatsmittel 746,4 (2,4 unter normal) betrug. Die
Tem=
veraturgegenſätze ſtellten ſich auf 19,8 Grad Celſius am 8. und —0,2 am
20. und 28., wogegen das Monatsmittel 92 Grad (0,2 unter normal)
betrug. An 2 Tagen kam es zu leichtem Froſt, der aber nur
unbedeu=
tend wirkte, vielmehr bewahrte die Vegetation bis zum Monatsende eine
ſeltene Friſche. Die Bewölkung war ſtark, es kamen nur 2 heitere Tage
vor neben 15 trüben, und die Monatsziffer der Bewölkung von 7,3 (10
bedeutet völlige Trübung) überſtieg den langjährigen Durchſchnitt um
0,7. Die weſtliche Windrichtung überwog die öſtliche nur um ein
Weni=
ges. Am 9., 10., 13. und 27. traten Stürme auf während Gewitter
ausblieben. An 13 Tagen mit Niederſchlägen wurde eine Regenmenge
von 31 Millimeter verzeichmet (31 über normal wovon auf den 29. als
den näſſeſten Tag 22,4 entfielen,
Nochmals zur Sonder=
Gebäudeſteuer 1926.
Irreführende Veröffentlichungen dazu!
Von Oberlandesgerichtsrat Dr. Berchelmann.
Trotz der Warnung im Tagblatt vom 14. vor. Mts. ſpricht Nr. 62
der Hausbeſitzer=Zeitung wieder von der Zurücknahme der Einſprüche,
die in Nr. 60 empfohlen war, weil eine Aufechtung bereits in die
höhere Inſtanz gebracht worden ſei. Sie bringt aber auch den Abdruck
einer Zuſchrift des Landesfinanzamtes vom 15. vor. Mts., deren Inhalt
irreführend iſt und dringlichſt der Berichtigung bedarf. Deshalb
folgen=
des zur Klarſtellung:
1. Wer den eingelegten Einſpruch zurücknimmt oder es unterläßt,
gegen die Verwerfung des Einſpruches oder der Berufung weitere
Rechtsmittel zu verfolgen, führt damit ohne weiteres die
Rechts=
kraft ſeines Steuerbeſcheides herbei, d. h., dieſer Beſcheid wird
unabänderlich und es bleibt bei jenen Steuerpflichtigen
ohne jeden Einfluß, wenn ein Anderer in ſeiner Steuerſache bei
einer oberen Inſtanz mit ſeiner Geltendmachung der
Geſetzwidrig=
keit der Steuerverordnung des Miniſteriums durchdringt.
2. Das erwähnte Schreiben des Landesfinanzamts ſagt am Schluß:
„Im übrigen weiſe ich . .. darauf hin, daß das Finanzgericht in
ſeiner Sitzung vom 22. September d. J. . . . die Flage der
Rechts=
gültigkeit der . . . Verordnung bejaht hat.‟ Dieſe amtliche
Mit=
teilung entſpricht in ihrer Allgemeinheit nicht der Sachlage und
iſt dadurch irreführend!
Dem Schreiber iſt jene Entſcheidung vom 22. September genau
bekannt. Und er kann auf Grund dieſer Kenntnis feſtſtellen, daß ſie
ausweislich ihrer Begründung annimmt, im damaligen Verfahren ſei
nur Ungültigkeit wegen Verſtoßes der Vorſchriften der 3,
Steuer=
notverordnung, beſonders im 8 31 bzw. des R. Geſ. vom 10. Auguſt 1925
und der Min.=V. vom 10. März 1926 gegen die Reichsverfaſſung
ge=
rügt worden; jedenfalls hat aber das Finanzgericht einzig
und allein dieſe Rechtsfrage geprüft und ſie
aller=
dings verneint.”) Gegen die Entſcheidung vom 22. September
d. Js. iſt Rechtsbeſchwerde an den Verwaltungsgerichtshof eingelegt.
Ob die Verordnung des Geſamtminiſteriums vom 10. März 1926
etwa in anderen Beziehungen Geſetzesverſtöße enthält, die
da=
rin nicht entſchieden, denn die Schlußſätze der Entſcheidung
lauten:
„Ihre (der V. vom 10. März 1926) grundlegenden Vorſchriften
hal=
ten ſich im Rahmen der reichsrechtlichen Beſtimmungen. Ob etwa
wirk=
lich in einzelnen Punkten die geſetzliche
Ermächti=
gung überſchritten worden iſt, braucht hier nicht unterſucht
zu werden, da der vorliegende Fall hierzu, inſoweit in den
Rechtsmittelſchriftſtücken „nebenbei” „Beiſpiele” angeführt ſind, keinen
Anlaß gibt.”
3. Die Frage aber, ob die Verordnung vom 10. März
1926 die geſetzliche Ermächtigung in einzelnen
Punkten überſchreitet, iſt zu bejahen:
Das Reichsgeſetz iſt nur ein ſogen. Rahmengeſetz; es ſchreibt
eine Höhe der Steuer in keiner Weiſe, fondern nur vor:
Die Länder erheben von dem bebauten Grundbeſitz eine Steuer.”
Es überläßt der Landesgeſetzgebung die Erhebung einer
ſol=
chen Steuer auch für die Gemeinden. Es beſtimmt die Verwendung des
Steuereinkommens teils für allgemeinen Finanzbedarf der Länder und
Gemeinden einſchließlich neuerer reichsrechtlicher Aufgaben, teils zur
Förderung von Wohnungsbauten, und ſchreibt hierfür Grenzen nach
unten und oben im Verhältnis zu den Friedensmieten vor; es bringt
auch die Steuer in gewiſſe Verbindung mit der geſetzlichen
Mietzins=
bildung. 88 26, 27, Na.
Das Neichsgeſetz beſtimmt auch, daß die Beſteuerung in Form einer
beſonderen Aufwertungsſteuer oder einer Steuer vom Grundvermögen
erfolgen kann. 8 B.
Es verordnet weiter Ermäßigungen der Steuerbeträge
für unbelaſtete oder bis 30 Prozent belaſtete Grundſtücke auf höchſtens
10, 15, 20 bis 25 Prozent der Friedensmiete und damit auf
feſtzubeſtimmende Summen.
§ 31 enthält allerdings die Vorſchrift: „Die nach §§ 26—30
erforder=
lichen Beſtimmungen erlaſſen die Landesregierungen.‟ Damit können
nur gemeint ſein: zur Ausführung des Geſetzes in Einzelheiten nötige
Beſtimmungen, wie dies häufig bei Geſetzen vorkommt.
Was aber heißt das überhaupt bei einem Rahmengeſetz, das
ſeinem Inhalte nach vielfach der Grgänzung bedauf.
und das deswegen auf ergänzende Geſetzgebung der
Län=
der verweiſt? Denn nichts anderes kann es bedeuten als dies letztere,
wenn ohne jede Feſtſetzung der Höhe der Steuer z. B.
darin ſteht:
„Die Länder” . .. erheben eine Steuer
8 26"
„Die Gemeinden erheben nach näherer Beſtimmung des
Landesrechts eine Steuer”
8 261
„Die Länder treffen Beſtimmung darüber, ob und inwieweit
landwirtſchaftliche Gebäude von der Beſteuerung auszunehmen.
ſind”.
8 261
„Die Länder können beſtimmen”,
8 26*
„Die Länder können Darlehen gewähren”
8 26‟
„Die Länder haben . . . Gebrauch zu machen
8 277
„Die Länder treffen Beſtimmung”
8 277
„Die Länder können dieſe Sätze” (der Ermäßigungen)
. . . erhöhen oder herabſetzen”
8 28
„Die Länder können Beſtimmung treffen”
8 28
„Die Länder beſtimmen, in welcher Weiſe . . . hilfsbedürftige
Perſonen .. . zu uterſtützen ſind”
8 312,
Sollte bei ſolcher Sachlage es möglich und überhaupt denkbar ſein,
daß die Regelung aller dieſer Punkte, aller notwendigen Ergänzungen,
aller möglichen Abänderungen zur Geſetzesausführung gerechnet
und einfach den Regierungen überlaſſen ſein könnte? Ganz
aus=
geſchloſſen! Erſt nach Ergänzung der Lücken des Reichsgeſetzes
auf verfaſſungsmäßigem Wege, nach Beſchlußfaſſung über die ſtatthaften
Abänderungen auf dieſem Wege kann an eine Ausführung, an
Erlaß von Ausführungsvorſchriften dazu gedacht werden.
Dieſer Weg aber iſt nach Art. 53 der Heſſiſchen
Verfaſſung für Heſſen nur das Geſetz!
Zum Geſetzgeber ſelbſt aber hat ſich unbefugterweiſe das Heſſiſche
Geſamtminiſterium gemacht, wenn es in der Verordnung vom 10. März
1926 ſelbſtändig und ohne Anhalt im Reichs= oder Landesrecht
1. den Steuerſatz für den Staat auf 127 Rpfg. für je 100 Mk.
Friedenswert feſtſetzt (Art. 5),
2. trotz des Mangels einer Unterlage in der Landesgeſetzgebung die
Steuererhebung auf die Gemeinden ausdehnt (Art. 10);
3. die Gemeindeſteuer auf 68/o obigen Wertes feſtſetzt
(Art. 10) und damit in Heſſen — nach der Tabelle des Herrn
Rechtsanwalts Dingeldey — eine Belaſtung mit Mietſteuer von
17,37 Mk. auf den Kopf der Bevölkerung ſchafft, die beinahe
drei=
mal ſo hoch iſt als in Bahern und beinahe doppelt, ſo hoch
wie in Baden (ſ. Tagblatt Nr. 306);
4. endlich die reichsrechtlichen Ermäßigungen in ihrem
feſtgegebenen Syſteme vollſtändig verändert und um
unglaubliche Beträge kürzt Art. D.
Letztere Aenderungen verdeutlicht gut ein früheres Beiſpiel, das
hier wiederholt ſei:
Hofreite: Friedenswert 80 000 Mk., Friedeusmiete 3180 Mk.
Reichsrechtlicher Miniſterieller
Steuerbetrag Steuerbetrag
aber
nur
Mk. 800,
z) ohne Belaſtung
Mk. 318
Mk. 80,
b) mit Belaſtung bis 10 % Mk. 477
Mk. 800,
c)mit Belaſtung bis 20 % Mk. 636
Mk. 1400.
() mit Belaſtung bis 30 % Mk. 795
Man beachte dieſe ganz willkürlichen ungeheuerlichen
Differenzen von 482, 373, 164 un 605 Mk.1!14
Alles dies ſind dem doch lauter einzelne Punkte in
denen die geſetzliche Ermächtigung unter allen
Um=
ſtänden weitüberſchritten iſt. Damit aber ſind dieſe
Be=
ſtimmungen rechtsungültig.
*). Dieſe Entſcheidung findet mit ihrer Begründung eingehende
Widerlegung durch den Aufſatz des Herrn Oberlandesgerichtspräſidenten
Dr. Beſt in Nr. 310 des Tagblatts.
**) Auch zu den Ausführungen unter 3.
den Aufſatz des
Herrn Dr. Beſt verwieſen
Seite 6
Ein neuntes Schuljahr?
Es herrſcht eine große Stellenloſigkeit, und es iſt nicht abzuſehen,
ſann eine Milderung eintreten wird. Man rechnet mit mehreren
Jahren. Betroffen werden davon nicht nur ältere Perſonen, ſondern in
ebenſo hohem, vielleicht in noch höherem Grade die jungen Menſchen.
Zahlreiche aus der Schule entlaſſene Mädchen und Knaben erhalten
weder eine Lehr= noch eine Arbeitsſtelle. Die ſittlichen Folgen eines
ſolchen Zuſtandes ſind überaus bedenklich, die Verwahrloſung in dieſer
Uebergangszeit wirkt ſich bis in das Alter hinein aus.
Verſchiedene Maßnahmen ſind von den einzelnen Städten getroffen
worden, um dieſem Uebelſtande zu ſteuern, aber ſie treffen nur einen
kleinen Teil der jugendlichen Arbeitsloſen. Aus dieſen Erwägungen
heraus hat der Verband der weiblichen Handels= und Büroangeſtellten
vorgeſchlagen, ein neuntes Schuljahr auf das achte aufzuſetzen und
die=
jenigen Schülerinnen und Schüler, die das Lehrziel der Volksſchule
erreicht haben, mit Handfertigkeiten, Haushaltung neben der Befeſtigung
des im bisherigen Unterricht Gelernten zu beſchäftigen. Wer das Ziel
der Volksſchule nicht erreicht hat, müßte in den Schulfä hern weiter
unterrichtet werden. Lehrkräfte gibt es in der ſtellenloſen
Junglehrer=
ſchaft, unter den arbeits= und beſchäftigungsloſen Werkmeiſtern,
Hand=
wertern genug.
Der Einwand, daß die Verlängerung der Schulpflicht die
mittel=
loſen Eltern, deren Kinder auf ſofortigen Verdienſt angewieſen ſind,
hart treffe, iſt hinfällig, da ja auch dieſe jungen Menſchen Monate ſehr
oſt über ein Jahr keine Arbeits= oder Lehrſtelle finden. Die Koſten
einer ſolchen Maßnahme ſind gewiß hoch, aber angeſichts der Gefahren,
Aefliuinen eien Wuentchenin Einderngeiden Fenie Be fice
nahmen zuzulaſſen. Nöttgenfalls ſind Geſetze der Länder entſprechend
zu ändern.
RDV. Schlafwagen 3. Klafſe im innerdeutſchen Verkehr. Außer
Schlafwagen 1. und 2. Klaſſe verkehren im Winterfahrplan auch ſogen.
Liegewagen 3. Klaſſe, d. h. mit drei Schlafplätzen in jedem Abteil
ein=
gerichtete Wagen auf folgenden Strecken: BerlinFrankfurt
am Mai: ab Berlin=Friedrichſtraße 830 nachm., Ankunft in
Frank=
furt a. M. 6.44 vorm. und Abfahrt von Frankfurt a. M. 10.45 nachm.,
Ankunft in Berlin=Friedrichſtraße 9,21 vorm. BerlinBeuthen
(Oberſchlef.): Abfahrt Berlin=Friedrichſtraße 11.22 nachm., Ankunft in
Beuthen 9.R7 vorm., Abfahrt von Beuthen 8.48 nachm, Ankunft in
Berlin=Friedrichſtraße 7.24 vorm. Berlin=Breslau: Abfahrt
Berlin=Friedrichſtraße 11.22 nachm., Ankunft in Breslau 5.54 vorm.,
Abfahrt von Breslau 11.07 nachm. Ankunft in Berlin=Friedrichſtraße
9.15 vorm. Berlin-Königsberg—Eydtkuhnen: Abfahrt
Berlin=Friedrichſtraße 8.B vorm. Abfahrt von Eyotkuhnen 7.50 nachm.,
von Königsberg 10 21 nachm., Ankunft in Berlin=Friedrichſtraße 9.33
vorm. Berlin-Königsberg—Inſterburg: Abfahrt Berlin=
Friedrichſtraße 11.00 nachm., Ankunft in Königsberg 9.14 vorm., im
Inſterburg 10.49 vorm., Abfahrt von Inſterburg 6.40 nachm., von
Königsberg 8.15 nachm., Ankunft in Berli=Friedrichſtraße 7.06 vorm.
Berlin—Allenſtein—Inſterburg: Abfahrt Berlin=
Friedrich=
ſtraße 10.B8 nachm., Ankunft in Allenſtein 8.17 vorm., in Inſterburg
10.33 vorm., Abfahrt von Inſterburg 6.28 nachm., von Allenſtein 8.44
nachm., Ankunft in Berlin=Friedrichſtraße 6.44 vorm. Berlin—
Köln: Abfahrt Berlin=Friedrichſtraße 8.20 und 10.N7 nachm.,
An=
kunft in Köln 7.59 und 8.19 vorm., Abfahrt von Köln 8.17 und 1000
nachm., Ankuft in Berlin=Friedrichſtaße 7.07 und 7.49 vormittags.
Altona-Leipzig: Abfahrt von Altona 11.20 nachm., Ankunft in
Leipzig 7.37 vorm., Abfahrt von Leipzig 11.00 nachm.. Ankunft in
Altona 6.30 vorm „Berlin—München: Abfahrt Berlin=Anhalter
Bahnhof 832 nachm., Ankunft in München 8.10 vorm., Abfahrt von
München 9.40 nachm., Ankunft in Berli=Anhalter Bahnhof 9.31 vorm.
Berlin—Stuttgavt: Abfahrt, Berlin=Anhalter Bahnhof 8.52
nachm., Ankunft in Stuttgart 9,05 vorm., Abfahrt von Sturtgart 7.42
nachm., Ankuft Berlin=Anhalter Bahnhof 7.49 vorm.
— Dampferexpeditionen des Norddeutſchen Lloyb. Nach New
York ab Bremen=Bremerhaven: „Preſident Rooſevelt” (U. S.L.) am
17. Nov., „München” am B. Nov., „Republie‟ (U. S.L.) 26. Nov., „
Co=
lumbus” am 1. Dez., „Preſident Harding” (U. S.L.) am 1. Dez. „
Ge=
orge Waſhington” (u. S.L.) am 8. Dez. — Nach New York, ab
Southampton: „Berlin” am 12. Nov., „Preſident Rooſevelt (u.S.,
L.) am 18 Nob., „Leviathan” (U. S.L.) am 23. Nov., „Republie” (U. S.=
V.) am R. Nov., „Columbus” am 2. Dez., „Preſident Harding” (u. S. L.)
am 2. Dez., „George Waſhington” (U. S.L.) am 9. Dez. — Nach
Ka=
nada (Halifax) ab Bremen=Bremerhaven: „Bremen” am 19. Dez. —
Nach PhiladelphigBaltimore-Norfolk ab. Bremen=
Bremerhaven: „Hannover” am 20. Nov., „Holſtein” am 11. Dez.
Nach Braſilien-Argentinien ab Bremen=Bremerhaven:
„Sierra Cordoba” am 20. Nov. Werra” am 4. Dez. — Nach
Nord=
braſilien ab Bremen: „Attika” am 30. Nov. — Nach
Mittelbra=
filien: „Nienburg” am 6. Dez. — Nach Kubg—New Orleans
ab Bremen: „Aidal am 1. Des — Nach Oſtaſien ab Bremen:
„Demodorus” am 13. Nov., „Ermland” am 17. Nov., „Münſterland”,
am 20. Nob., „Anhalt” am 1. Dez, „Derfflinger” am 4. Dez. — Nach
Auſtralien ab Bremen: „Elberfeld” am 13. Nov., „Menes” am
23. Nov., „Helenus” am 4. Dez. — Nach Südamerika (Weſthiſte)
am Bremen: 1. durch den Panamakanal „Wido” am 13. Nov., „Heluan”
am 23. Nov., 2. durch die Magellanſtraße „Poſeidon” am 22. Nov.,
„Holger” am 6. Dez. — Nach Zentralamerika und Me iko
ab Hamburg: „Atto” am 8. Dez. — Nach Nordamerika (
Weſt=
küſte) ab Hamburg: „Kermit” am 13. Nov., „Witram” am 6. Dez. —
Fruchtfahrt Kanariſche. Inſeln nach Bremen=Hamburg:
wöchentlicher Dienſt. — Nach der Levante ab Bremen: 14tägige
Abfahrten. — Nach Finnland ab Bremen: 14tägiger Dienſt nach
allen Haupthäfen — Nach Reval ab Bremen: Abfahrten alle zehn
Tage. — Nach Leningrad ab Bremen: Abfahrten alle 8 bis 14
Tage. — Nach England ab Bremen: 2 bzw. 4 Abfahrten in der
Woche — Nach Afrika ab Hamburg: 1. Weſtafrika: „Wagogo” am
20. Nov., „Friderun” am 28. Nob.; 2. Süid= und Oſtafrika: „Uſaramo”
am 13. Nov., „Adolph Woermann” am 2. Nov.
Tageskalender für Mittwoch, den 10. November 1926.
Candestheater Großes Haus, Anfang 7½ Uhr, Ende 10
Uhr, B 5, Schülermiete rot 2: „Wilhelm Tell” — Kleines Haus,
Anfang 8 Uhr: Erſter Kammermuſikabend des Schnurrbuſch=
Quar=
tetts. — Orpheum, abends 8 Uhr: „Das Champagner=Girl”. —
Meßplatz: Rieſenzirkus Gleich, abends 7.30 Uhr Vorſtellung. —
Schloß=Café: Konzert. — Ludwigshöhe: Konzert. —
Café Rheingold: Konzert und Tanz. — Weinhaus
Weißer Turm: Konzert und Tanz. — Span. Bodega:
Künſtler=Konzert. — Hotel Schmitz: Unterhaltungsmuſik. —
Konzertſaal „Perkeo”: Humoviſtiſches Konzert. — Café
und Weinſtube Taunusburg: Tanz
—
Buchhand=
lung Schroth, Rheinſtraße 15, Vortrag von Prof. Dr. Karl
Berger, abends 8½ Uhr. — Kinovorſtellungen: Union=,
Reſidenz=Theater, Palaſt=Lichtſpiele.
Mittwoch, den 10. November 1926
*Bezirksſchöffengericht.
1. Eiſenbahnagent Ph. Meinhardt von Zotzenbach ſteht
unter der Anklage, in der Zeit vom März bis Juni 1926 Gelder die er
in amtlicher Verwahrung hatte, im Höhe von 488 Mark unterſchlagen
und in den Kontroll= und Fahrkartenbüchern der Reichsbahngefellſchaft
unrichtige Eintragungen vollzogen zu haben. Der in Auerbach
ge=
borene Angeklagte war im Bahndienſt zuerſt Streckenarbeiter, dann
Weichen= und Bahnwärter; im Jahre 1924 abgebaut und in den
vor=
läufigen Ruheſtand verſetzt, wurde er ſodann mit Wahrnehmung der
Geſchäfte der Eilſenbahnagentur Zotzenbach beauftragt. Der der
Reichs=
bahngeſellſchaft erwachſene Schaden iſt kurz nach der Entdeckung erſetzt
worden. Nach Bekundung des Eiſenbahnoberinſpektors Mütz war
Mein=
hard früher planmäßiger Beamter, als Eiſenbahnagent ſtand er nur im
Vertragsverhältnis zur Reichsbahn. Das Manko wurde am 10. Juni
1926 bahnamtlich feſtgeſtellt. Einen guten Leumud gibt dem
Angeklag=
ten Bürgermeiſter Getroſt von Zotzenbach. Der Strafantrag des
Staats=
anwalts geht auf 6 Monate Gefängnis. DasUrteillautet
dementſprechend. In der Begyündung wird die
Beamtenquali=
tät feſtgeſtellt. Ein Gnadengeſuch wird das Gericht befürworten.
2. Kohlenhändler Wilh. Schnell in Raunheim war
Ver=
walter der Zahlſtelle Raunheim der Allgemeinen Krankenkaſſe für den
Kreis Groß=Gerau. Er iſt auch Beigeordneter von Raunheim. Die
An=
klage legt ihm zur Laſt, daß er in den Jahren 1924—1926 in fortgeſetzter
Begangenſchaft der Krankenkaſſe gehörige Gelder im Geſamtbetrage von
8165 Mk. ſich rechtswidrig zugeeignet habe. 4500 Mark ſind bereits
er=
ſetzt. Die Kaſſenführung wurde dem Angeklagten belaſſen und erſt vor
einigen Wochen entzogen. Eine erſtſtellige Sicherungshypothek zu
Gun=
ſten der Kaſſe iſt eingetragen. Der Staatsanwalt beantragt wegen
qualifizierter Unterſchlagung eine Gefängnisſtrafe von 3 Monaten.
Der Verteidiger erachtet Milderungsgründe für vorliegend, die es
zu=
läſſig erſcheinen laſſen, auf Geldſtrafe zu erkennen. Obwohl das Manko
feſtgeſtellt war, habe man den Angeklagten unbegreiflicherweiſe nicht
aus der Stellung entlaſſen. Das Geſtändnis des Angeklagten müſſe man
in die Wagſchale werfen; Angeklagter ſei ein Neuling in Kaſſengeſchäften
geweſen, in kurzſichtiger Weiſe habe man keine Reviſion bewirkt. Der
Strafzweck könne hier durch eine Geldſtrafe erreicht werden. Das
Urteil erkennt auf 4 Monate Gefängnis.
3. Der letzte Verhandlungsgegenſtand betrifft einen am 26. Juli
1926 erfolgten Zuſammenſtoß zweier Automobile. Unter der Anklage
der fahrläſſigen Körperverletzung ſteht Gottfried Schank,
Chauf=
feur in Heidelberg, er iſt zugleich Inhaber eines großen
Auto=
unternehmens. Schank fuhr damals ein ihm leihweiſe zur Verfügung
geſtelltes Auto des Fürſten von Fürſtenberg. Von Darmſtadt her
kom=
mend ſuchte Schank in der Gemarkung Seeheim auf der Landſtraße
Eberſtadt—Bickenbach ein anderes in gleicher Richtung fahrendes Auto
zu überholen, während von Richtung Heidelberg ein Auto kam, im dem
ſich, geleitet von Chauffeur Auguſt Wiemer, der Provinzialdirektion,
Miniſterialrat Knapp und Tochter von Darmſtadt befanden. Der
Be=
amte befand ſich auf einer bis Hirſchhorn ausgedehnten Dienſtfahrt.
Die Anklage legt dem Schank eine fahrläſſige Körperverletzung dieſer
beiden Inſaſſen, fowie des Inſaſſem ſeines Wagens, der ſich mit Dr.
Dellheim nebſt Gattm auf einer Propagandafahrt befand anläßlich der
Feſtſpielwoche, zur Laſt. Der Angeklagte will damals mit 60—70
Kilo=
meter Geſchwindigkeit gefahren ſein. Die Scheibe des der Provinz
ge=
hörigen Wagens wurde eingedrückt und durch Glasſplitter Verletzungen
hervorgerufen. Der Verletzte Miniſterialrat Knapp hat ſich als
Neben=
kläger dem Verfahren angeſchloſſen. Angeklagter, der ſchon ſeit 13
Jahren fährt und als Fahrlehrer ausgebildet iſt, erklärt, ſeine Bremſe
habe verſagt und die Vierradbvemſe ſei kaput gegangen.
In der Beweisaufnahme ergibt die Vernehmung des Wachtmeiſters
Trautmann=Jugenheim, daß Schank ihm unmittelbar nach dem Unfall
zugeſtanden hatte, mit 80 Kilometer Geſchwindigkeit gefahren zu ſein,
er gab dabei dem Zeugen an, er habe den Wagen nicht mehr imn der
Ge=
walt gehabt, die Steuerung habe verſagt.
Chauffeur Wiemer riß, um einen Zuſammenſtoß zu vermeiden,
ſeinen Wagen rechts herüber, als derſelbe von dem Heidelberger Wagen
an der Seite gefaßt wurde. Es gab einen koloſſalen Stoß, die Karoſſerie
des Provinzwagens wurde zerbrochen. Der Inſaſſe Knapp war an Kopf
und Auge verletzt, die Tochter hatte einen Schlüſſelbeinbruch erlitten,
Miniſterialrat Knapp bekundet, daß er den Zuſammenſtoß kommen fah
und nach demſelben bewußtlos wurde, während ſeine Tochter rief: „Ach,
helft doch meinem Vater!‟ Der Verletzte, dem das Auge aufgeſchlitzt
war, war 10 Tage bettlägerig und hatte einen Pfleger, an den Nerven
leidet er heute noch. Der Sachverſtändige Obergewerberat Sandoz ſtellt
feſt, daß die Situation klar und einfach lag, die Straße überſichtlich war,
Angeklagter den entgegenkommenden Wagen ſehen und mit Vorſicht
überholen mußte. Beim Ueberholen mußte der Angetlagte die
Ge=
ſchwindigkeit mäßigen und langſam fahren, er hat ſchuldhaft den Unfall
herbeigeführt. Er bremſte erſt, als der Zuſammenſtoß ſchon
unvermeid=
lich war. Die Reparatur des Provinzwagens wird auf 400 Mark
an=
gegeben. Der Staatsanwalt geißelt den Schnelligkeitswahnſinn und die
Sucht, um jeden Preis zu überholen, bei einem frontalen Zuſammenſtoß
wäre alles in Trümmer gegangen; der Strafantrag geht auf 6 Wochen
Gefängnis. Der Vertreter des Nebenklägers weiſt noch darauf hin, daß
die Landſtraße keine Rembahn iſt und bütet um eine empfindliche
Strafe. Der Verteidiger will nur die nackten Tatſachen ſprechen laſſen.
Ein ſtrikter Schuldnachweis ſei nicht geführt. Der Unfall ſei auf eine
Verkettung unvermeidbarer Umſtände zurückzuführen. Für das ſchlechte
Aluminiummaterial könne der Angeklagte nicht verantwortlich gemacht
werden, ſeit dem Bruch der Trommel, deſſen Eintritt er nicht voraus
hätte ſehen können, ſei Angeklagter nicht mehr über den Wagen Herr
keine Veranlaſſung. Das Urteil erkennt auf 6 Wochen
Ge=
fängnis.
Aus den Parteien.
* Deutſche Volkspartei. Wir teilen uſeren Mitgliedern
mit, daß us von der Kolonialgeſellſchaft eine Einladung zum Vortrag
des Generals von Lettow=Vorbeck zugegangen iſt und bitten unſere Mit= der wochenlangen Aufnahmen zu vollendeten Tauchkünſtlern
auszu=
glieder, ſich an dieſem Vortrag zahlreich zu beteiligen. Er findet am
Sonntag, den 14. November, vorm. 11.15 Uhr, ſtatt. Eintrittskarten
ſind bei den aus den Anſchlägen erſichtlichen Stellen zu erhalten.
* Frauengruppe der Deutſchen Volkspartei. Die
Samstag, den 13. Nov,, ſondern erſt acht Tage ſpäter, am Samstag, den F. Carlſen verfaßt, die Negie führt Friedrich Zelnik. Die Träger der
20. Nov., ſtatt. Näheres wird noch bekanntgegeben.
Gruppenabend fällt heute aus.
Nummer 312
*Amtsgericht I.
1. Ein am 17. Auguſt d. J. zwiſchen zwei hieſigen verfeindeten
Ge=
werbetreibenden (Konkurventen) ſtattgehabter Zuſammenſtoß findet den
gerichtlichen Austrag. Der Angeklagte erklärt, er ſei am fraglichen
Tage abends mit ſeinem alten Wandererwagen die Landgraf=
Georg=
ſtraße über den Schlachthausplatz heruntergefahren, um in ſein Haus
zurückzukehren und den Wagen in die Garage zu bringen. Hier — auf
der Straße — habe der als Verletzter zum Verfahren zugelaſſene
Ne=
benkläger geſtanden und ihn mit Schimpfworten beleidigt. Der
An=
geklagte will vom Nebenkläger zuerſt tätlich angegriffen worden ſein,
ſeine Naſe habe ſtark geblutet, der andere habe ihn an der Kehle
ge=
faßt und ihn am Halſe gewürgt und immerfort auf ihn eingeſchlagen.
Die Anklage nimmt an, der Angeklagte habe den anderen mit einem
Schraubenſchlüſſel auf den Kopf geſchlagen und ihm vorher beleidigende
Worte wie „Bankerottskerl” und ähnliches zugerufen. Der Angeklagte
will unter dem anderen, weit Stärkeren, gelegen und vom Schlüſſel
nur in Notwehr Gebrauch gemacht haben. Wie ſo oft bei derlei
Streite=
reien haben auch hier einzelne Zeugen nur Teile (Phaſen) des
Reu=
contres beobachtet und wahrgenommen. Jedenfalls iſt man nach
gegen=
ſeitigen Liebenswürdigkeiten zu Tätlichkeiten übergegangen. Der
Ver=
letzte will infolge des Schlags mit dem Schlüſſel halb bewußtlos
ge=
weſen ſein, der ganze Vorfall habe ſich in kaum fünf Minuten
abge=
ſpielt. Der Angeklagte habe ihn zuerſt an der Kehle gepackt und ihm
auf den unbedeckten Kopf mit dem Schlüſſel geſchlagen. Nach
Bekun=
dung eines Zeugen hat das Publikum nach Abſchluß des
Zuſammen=
ſtoßes für den Verletzten und gegen den Angeklagten Partei ergriffen.
Eine im Hauſe des Angeklagten wohnende Frau bekundet als Zeugin
unter Heiterkeit des Publikums, ſie habe nach dem Wortwechſel
ver=
mutet, daß es da Krach geben werde. Beide hätten auf dem Pflaſter
gelegen, „aus dem zwei Funken herausgeſprungen ſeien‟. Der ärztliche
Fundbericht ſtellt eine leichte Gehirnerſchütterung und drei tiefgehende
Wuden an Kopf und Stirn des Verletzten feſt. Auch der Angeklagte
befand ſich eine zeitlang in ärztlicher Behandlung.
Der Amtsanwalt verneint das Vorliegen ſchuldausſchließender
Not=
wehr, aber ſelbſt bei Putativnotwehr läge deren ſtrafbare
Ueberſchrei=
tung vor, ſchon das Werkzeug (Schraubenſchlüſſel) ſpreche für die
letz=
tere Annahme; mildernde Umſtände lägen in der gegenſeitigen
Erbitte=
rung. Aber trotzdem müſſe auf eine empfindliche Strafe erkannt
wer=
den. Der Strafantrag geht auf 200 Mark Geldſtrafe.
Der Nebenkläger erachtet ein Rohheitsdelikt vorliegend beſonders
brutaler Art, hier könne man ſchwerlich mildernde Umſtände
anneh=
men. Die Entſchädigungsanſprüche will er einem Zivilprozeſſe
vorbe=
halten. Der Verteidiger hält Notwehr oder doch Putativnotwehr für
erwieſen; das reſpektable Gewicht des Verletzten komme hier weſentlich
in Betracht, Freiſprechung müſſe im Endergebniſſe eintreten. — Das
Urteil erkennt unter Einziehung des
Schrauben=
ſchlüfſels auf 200 Mark Geldſtrafe; es verneint das
Vor=
liegen von Notwehr in jeder Nüance.
2. Auf einem Acker an der Landskronſtraße ſoll ein Angeklagter im
Sommer dieſes Jahres einen Hund (Schnauzer) an einem Pfahl vier
Wochen lang unter freiem Himmel angebunden gehalten, ihm auch nichts
zu freſſen gegeben haben. Der Polizeiwachtmeiſter fand erſt ſpäter eine
Hundehütte vor, zur Steuer war der Hund nicht angemeldet. Der
An=
geklagte ſtellt ſich als großen Tierfreund vor, der Hund hätte gut hin=
und herlaufen können. Der Feldſchütz nahm den Hund auf ſeinem
Patrouillengang wahr, den Angeklagter wegen der vielen Lapins dort
zu halten angab. Der Amtsanwalt hält Tierquälerei für vorliegend,
da der Hund längere Zeit ohne Hütte geweſen ſei, doch genüge ſtatt
der im Strafbefehl erkannten Haftſtrafe eine geringe Geldſtrafe. Das
urteil lautet freiſprechend, da nicht erwieſen ſei, daß das
Tier boshaft gequält worden ſei. Ueber dieſe Hundeaffäre ſind fünf
Perſonen als Zeugen gehört worden.
Polizeibericht. In der Nacht von Samstag auf Sonntag
wur=
den aus einem an der Peripherie der Stadt gelegenen Anweſen zehn
Hühner entwendet. Die Täter durchſchnitten die
Maſchendrahtein=
friedigung, ſchlüpſten durch die dadunch entſtandene Oeffnung in den
Garten, drückten an dem Hühnerſtall eine Scheibe ein und entwendeten
durch Hineinlangen die Hühner, denen ſie ſofort die Köpfe abdrehten.
Die abgeriſſenen Köpfe ließen die Täter am Tatorte zurück. Es
han=
delt ſich um zehn gute Legehühner von weißer und gelblicher Farbe. —
Die Fahrraddiebſtähle nehmen trotz dauernder Ueberwachung
immer zu. Im Laufe des geſtrigen Tages wurden wieder zwei Herren=
Fahrräder, und zwar aus dem Hofe der Städtiſchen Sparkaſſe ein faſt
neues Torpedorad mit ſchwarzem Rahmenbau und hochgebogener
Lenk=
ſtange, und aus einem Hofe in der Eſchollbrücker Straße ein älteres
Adlerrad mit außergewöhnlich hohem und engen Rahmenbau geſtohlen.
— Wegen Diebſtahls im Rückfall wurde ein Wjähriger Schloſſer und
wegen einfachen Diebſtahls ein Dienſtmädchen auf Grund von
Aus=
ſchreiben im Deutſchen und Heſſiſchen Fahndungsblatt feſtgenommen
und dem Amtsgericht zugeführt.
Kunſtnotizen.
Ueder Werte, Künſiler oder künſtieriſche Veranſtaltungen, deren im Nachſtehenden Erwähnung
geſchleht, behält ſich die Redaklion ihr Urteil vor.
— Reſibenz=Theater. Ein beſonderes techniſches Kunſtſüück
iſt im Firſt National=Film der Ufa „Ein Dieb im Paradies”,
geweſen. Den Angeklagten ins Geſängnis zu ſchicken, dafür ſei gar der zurzeit im Reſidenz=Theater zur Aufführung gelangt, bei dem
Auf=
nahmen eines auf dem Grunde des Ozeans ſpielenden Kampfes
durch=
geführt werden. Zwei Perlenfiſcher geraten um eine beſonders ſchöne,
wertvolle Perle in Streit, die ſie auf dem Grunde des Meeres finden,
Trotzdem dieſer Kampf in wenigen Minuten auf der Leinwand abrollt,
ſind viele Tage darauf verwandt worden, dieſe Aufnahmen unter den
ſchwerſten Bedingungen zu ermöglichen. Die beiden Schauſpieler
No=
nald Colman und Charles Youree hatten gute Gelegenheit, ſich während
bilden.
— Palaſt=Lichtſpiele. Der 2. Film des Deutſchen Lichtſpiel=
Syndikats: „Der Veilchenfreſſer‟. Die Titelrolle iſt mit Harry
Liedtke beſetzt, der wieder einmal beweiſt, wieviel Charme und
natür=
geſellige Zuſammenkunft der Frauen der D.V.P. findet diesmal nicht am liche Liebenswürdigkeit er zu entfalten vermag. Das Manuſkript hat
Hauptrollen ſind Lil Dagover, Harry Liedtke. Ernſt Verebes Evi Eva,
— Jugendgruppe der Deutſchen Volkspartei. Der Theodor Loos, Dary Holm. Die Handlung ſpielt in der großen
Geſell=
ſchaft, der Schauplatz iſt zumeiſt Wien. Ein flotter, leichtlebiger
Ober=
lemtnant. Tänzerinnen, zweifelhafte Damen, dunkle, windige
Exiſten=
zen, auch einige ehrenhafte Perſonen knüpfen die Fäden der
Geſcheh=
niſſe. Der Schürzenjäger (Oberleutnant) verliebt ſich endlich unſterblich
in eine ſehr reiche Dame, auf die auch eine verkrachte Cxiſtenz große
Hoffnungen geſetzt hatte, um ſich zu „ſanieren”. Nach einigen
Verwick=
lungen, die auch zu einem harmlos auslaufenden Duell führen, finden
ſich die Liebesleute. Die Begleitmuſik fügte ſich ungezwungen ein. Der
Film hinterließ einen guten Eindruck.
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Nummer 312
Mittwoch, den 10. November 1926
Geite 7
Aus Heſſen.
Starkenburg.
* Arheilgen, 9. Nov. Die hieſige Kirchweihe hatte geſtern und
vor=
geſtern eine große Meuge auswärtiger Gäſte hierher gelockt. Auf dem
Platze vor der Apotheke und in der Dieburger Straße herrſchte daher
reges Treiben. Karuſſell, Schießbude, Spielwaren=, Zuckerbuden und
Eisverkäufer hatten hier Aufſtellung genommen, und hatte die Jugend
reichlich Gelegenheit, ſich zu vergnügen, was ſie auch in ausgiebigem
Maße tat. Alle Wirtſchaften und Tanzſäle waren ſehr gut beſucht,
letz=
tere meiſt zum Erſticken voll, und alt und jung konnte hier nach
Herzens=
luſt das Tanzbein ſchwingen. Küche und Keller der Gaſthäuſer waren
wohlgerüſtet und wurden alle Wünſche der Gäſte nach beſtem Vermögen
befriedigt. Das Wetter war an beiden Nachmittagen recht annehmbar,
und wenn auch abends ein Regen einſetzte, ſo verloren die Darmſtädter
Gäſte nicht den Mut, denn die Elcktriſche hatte ja Viertelſtundenbetrieb
eingeſetzt und fuhr dieſelbe am Sonntag nacht bis nach 12 Uhr
unmter=
brochen. Allenthalben herrſchte Hochbetrieb und frohe Stimrung und
machten unſere Wirtsleute ein gutes Geſchäft. Nächſten Sonntag iſt
Nach=
kinchweihe und wird es mit dieſen Feſtlichkeiten in der nächſten Nähe
der Landeshauptſtadt ſein Bewenden haben.
* Erzhauſen, 8. Nov. Wie wir hören, beahſichtigt der hieſige
Ge=
ſangverein Germanig”, ſeine diesjährige Winterveranſtaltung im
Vereinslokale „Zur Krone” am 14. d8. Mts, abzuhalten. Die füngeren
Kräfte des Vereins haben es ſich nun zur Aufgabe gemacht, als
Unter=
haltung für dieſen Abend eine Aufführung des kurz vor dem Kriege
ſo oft im Landestheater und auf anderen Bühnen über die Bretter
ge=
gangenen Schwankes in drei Akten „Die ſpaniſche Fliege” zu
veranſtal=
ten, der das von den vielen Alltagsſorgen der jetzigen Zeit bedrückte
Gemüt wieder einmal entlaſten und leichter machen ſoll.
* Eberſtabt, 8. Nov. Feuerwehrball. Der diesjährige
Feuerwehrball findet am kommenden Samstag abend im Saale des
Gaſthauſes ,Zur Eiſenbahn” ſtatt. Der Ball der Feuerwehu erfreut
ſich ſeit jeher einer großen Beliebtheit. — Theaterabend. Am
kommenden Sonntag hält der hieſige Geſangverein „Laſſallia” einen
großen Theaterabend ab. — Erneuter Ausbruch der Maul=
und Klauenſeuche. Unter dem Viehbeſtand der Eſchollmühle iſt
die Maul= umd Klauenſeuche ausgebrochen. Das Seuchengehöft und die
Ludwigſtraße gelten als Sperrbezirk. —
Sanitäterausbil=
dung. Die hieſige Freiwillige Sanitätskolonne vom Noten Kreuz
be=
ginnt in der kommenden Woche einen neuem Unterrichtskurſus.
* Pfungſtadt, 9. Nob. Der Turnverein (D. T.) Pfungſtadt
beranſtaltete am vergangenen Sonntag im Pfungſtädter Hallenbad
erſt=
malig größere Schwimmwettkämpfe. Er hatte ſich zu einem
Städtewettkampf im Schwimmen den Turnverein Eberſtadt und die
Schwimmabteilung der Turngemeinde 1846 Darmſtadt eingeladen. Und
es war ein guter Gedanke, denn die verſchiedenen Wettkämpfe hatten
eine verhältnismäßig zahlreiche Zuſchauerzahl angelockt. Von dem
Wettkampfe ſelbſt trat die Mannſchaft der Tgde. 1846 zurück; ſie
betei=
ligte ſich außer Konkurrenz; einmal, um den beiden Landvereinen
ge=
nügend Gelegenheit zu geben, ihre Kräfte zu meſſen, andererſeits aber,
um der Förderung der Turnerſchwimmbewegung in Pfungſtadt
unter=
ſtützend zu dienen. Nach einer kurzen Begrüßungsanſprache durch den
Sprecher des Tv. Pfungſtabt, der darauf hinwies, daß man auch im
Tv Pfungſtadt erkannt habe, daß Schwimmen und Turnen
zuſammen=
gehören und dementſprechend an der Verbreitung des Schwimmens
mehr und mehr tätig ſei, begannen unter Leitung von Schwimmwart
Riehl die Wettkämpfe, die in der Hauptſache Einzelſchwimmen,
Sprin=
gen, Strecken= und Tellertauchen umfaßten. Sie erbrachten den Beweis,
daß in den beiden Vereinen recht gutes Material ſteckt, das weiter
aus=
zubilden Sorge des betr. Schwimmwarts ſein muß. Eberſtadt nahm
die Sache etwas leicht ud mußte, da es micht mit vollſtändiger
Mann=
ſchaft antrat, eine Niederlage einſtecken. Der Schwimmwettkampf
Pfung=
ſtadt—Gberſtadt endigte mit 10 zu 2 Punkten für Pfungſtadt. Als
Ein=
lage ſchwamm die Mannſchaft der Tade 1846 einige Staffeln, bei denen
ſich Pfungſtadt und Eberſtadt mit kombinierten Mannſchaften betetligten
und die mit ſteigendem Intereſſe verfolgt wurden, Außerdem wurde noch
ein Stilſchwimmen in den vier Schwimmarten und zwei
Waſſerball=
ſpiele gezeigt. Den Beſchluß machte ein Abſchwimmen der Pfungſtädter
Turnerinnen und Lurner. Pfungſtadt kann ſich gegewüber anderen
Städten glücklich preiſen, ein Hallenbad zu beſitzen. Mit großem Eifer
war man bei der Sache, ud es zeigte ſich, daß großes Intereſſe für
das Schwimmen allgemein vorhanden und dasſelbe ein Erfolg für den
Tb. Pfungſtadt war.
* Nieber=Ramſtadt, 8. Nov. Kaum ſind die ſterblichen Ueberreſte
des freiwillig aus dem Leben geſchiedenen jungen Mannes der Erde
übergeben, ſo iſt hier ſchon wieder von einem Selbſtmord zu berichten.
Heute früh hat ſich der Steinbrucharbeiter Alex Lehmann in ſeiner
Wohnung erhängt. Er war ledigen Standes und hatte hier keine
wei=
teren Angehörigen. Infolge eines Unfalles war er längere Zeit krank.
Er befand ſich in Geldverlegenheiten und Nahrungsſorgen. Dies dürfte
auch der Grund zu der unglückſeligen Tat geweſen ſein.
* Ober=Ramſtadt, 9. Nob. Familienabend. Zum zweiten Male
tritt in dieſem Winterhalbjahr der Turnverein Ober=Namſtadt, e. V., mit
einer Veranſtaltung auf den Plan, und zwar in Geſtalt eines
Familien=
abends, der am nächſten Samstag, den 13. November, abends, im Saale
„Zum Schützenhof” (Gg. Schulz) ſtattfindet. Die gleiche, äußerſt
gemüt=
lich verlaufene Veranſtaltung des Vorjahres im Saale „Zum Löwen”
dürfte vielen damaligen Beſuchern noch in beſter Erinnerung ſein. Auch
diesmal winken den Beſuchern einige angenehme Stunden.
* Noßdorf, 8. Nob. Die miniſteriell genebmigte Ortsſatzung über
die Erhebung einer Wertzuwachsſteuer in der Gemeinde Roßdorf liegt
zurzeit zur Einſicht auf der Bürgermeiſterei offen.
— Roßdorf, 9. Nov. Am Domerstag abend beginnt der
Winter=
kurſus der hieſigen Freiw. Sanitätskolonne vom Roten
Kreuz im Gaſthaus zur Sonne; Herr Dr. Baumann hat in
liebens=
würdiger Weiſe die Leitung übernommen. Diejenigen, welche ſich an
dieſem Kurſus beteiligen wollen, werden erſucht, ſich pünktlich
einzu=
finden. Bei dieſer Gelegenheit werden auch Damen im Sanitätsdienſt
ausgebildet.
Groß=Zimmern, 9. Nov. Zu einer ſchönen Feier fanden ſich die
Siebzigjährigen der hieſigen Gemeinde mit ihren Angehömgen im
Gaſt=
haus zum „Frankfurter Hof” bei ihrem Kollegen Heinrich Wiedekind
zu=
ſammen, um ihren 70. Geburtstag feſtlich zu begehen und Erlebniſſe und
Jugenderinnerungen auszutauſchen. Trotzdem das Häuflein bis auf zehn
Männer und eine Frau zuſammengeſchmolzen iſt, waren die Lokalitäten
burch die vege Beteiligung der Angehörigen dicht gefüllt. Der Beſitzer
des Gaſthauſes hieß in einer Anſprache ſeine Altersgenoſſen und übrigen
Teilnehmer herzlich willkommen, worauf alsbald der gemütliche Teil
ein=
ſetzte. Dabei wurden noch weitere ernſte und heitere Reden gehalten von
Hrch. Dietrich, Valentin Göbel, Bernhand Pullmann und dem in
Leng=
feld wohnenden Spenglermeiſter Hrch. Klober. Sehr viel zur
Unterhal=
tung trug der hieſige Humoriſt Karl Jordan bei, ſowie die vorzüglichen
Leiſtungen von Küche und Keller des rühmlichſt bekannten „Frankfurter
Hofes.”
* Groß=Umſtadt, 8. Nov. Liederkranz” Konzerte. Mit
dem am V. November ſtattfindenden erſten Konzert des laufenden
57. Vereinsjahres beginnt die Reihe der diesjährigen
Winterveranſtal=
tungen. „Das Lied im Volke” betitelt ſich die reiche Vortragsfolge, die
nach kurzem einführenden Vortrag des muſikaliſchen Leiters, Herrn
Bernd Zeh=Darmſtadt und unter Mitwirkung von Frau Studienrat
Hils=
dorf in ausgowählten Beiſpielen einen Einblick vermittelt in das Weſen
des echten, alle Gebiete berührenden vollstümlichen Geſanges der letzten
vier Jahrhunderte, womit die Bedeutung dieſes Volksgutes, deſſen
Be=
achtung und Pflege unſerer heutigen Zeit mehr denn je nottut,
nah=
drücklichſt unterſtrichen werden ſoll. — Die zweite Veranſtaltung (als
Sonderkonzert — ein Teil des Reinertrages wird dem Fonds zur Be=
ſchaffung der beiden neuen Kirchenglocken zugeführt werden) bringt den
Beſuch der „Vereinigung Darmſtädter Soliſten‟. Dieſer
Frauenkammer=
chor, dem ein vorzüglicher Ruf vorausgeht, wird uns in einem
Kinchen=
konzert am 12 Dezember 1926 zunächſt mehrſtimmige unbegleitete
Ge=
ſänge alter und neuer Meiſter — von Paleſtrma bis Brahms — und
im zweiten Teil, der Weihnachtszeit entſprechend, weniger bekannte und
ſelten gehörte alte weihnachtliche Lieder ſingen. — Ein für Januar 1927
vorgeſehener „Bunter Abend” ſoll der Geſelligkeit, dem Frohſinn und
dem Tanz gewidmet ſein. Mitglieder des Vereins erhalten für alle
Ver=
anſtaltungen Karten zu ermäßigten Preiſen.
r. Babenhauſen, 8. Nov. Die 1. Handballmannſchaft des hieſigen
Polizeiſportvereins, die ſich zurzeit in vorzüglicher Form
be=
findet, ſiegte am Sonntag gegen Sportverein Wiesbaden mit 7.*
Toven nach ſpannendem Kampfe. (Halbzeit 2:0.) — Der Geſangverein
„Gintracht” von hier veranſtaltete am Sonntag nachmittag unter
Leitung ſeines Chormeiſters Sahm=Jügesheim einen Liedertag im
Saalbau. Deutſcher Hof. Es wirkten die Geſangvereine „
Polyhym=
nia’=Ober=Roden, „Freundſchaft” Jügesheim. „Harmonie‟=Zellhauſen,
Liederzweig‟=Weiskinchen und die Geſangsabteilung der hieſigen Freien
Sportvereinigung mit. Durch die Vorträge der gut geſchulten
Geſang=
vereine, die alle ihr Beſtes botzen, wurden den anweſenden
Geſanges=
freunden teilweiſe künſtlerniſche Genüſſe geboten, ſo daß dem
Geſang=
verein „Eintracht” und ſeinem bewährten, rührigen Chormeiſter Lob
und Dank gebührt. — Die Anbeiten bei der
Hauptunterfüh=
rung am Bahnhof nehmen ihnen Fortgang. Nach einer
Bekannt=
machung der Bahmmeiſterei 60 dahier iſt von Montag dieſer Woche ab
der Eiſenbahnübergang an der Aſchaffenburger Straße für immer
ge=
ſchloſſen. Der ganze Verkehr muß deshalb bis zur Fertigſtellung der
Hauptunterführung über den Giſenbahnübergang der Darmſtädter
Stnaße geleitet werden. Ein unangenehmer Umweg für die Bewohner
der Kaſerne und aller Häuſer an der Aſchaffenburger Straße, doch
un=
vermeidlich bei einem Bahnhofsumbau. Nur ſchwer wird man ſich in
Babenhauſen daran gewöhnen können, daß nun für immer die direkte
Verbindung zur Kaſerne, in Wegfall kommen ſoll, und daß die alte
Heeresſtraße von Bayern nach unſever Stadt dort umgeleitet wird.
Alle Bemühungen der Stadtverwaltung, eine Unterführung dort zu
er=
halten und ſo die direkte Verbindung mit unſerem Städtchen beſtehen
zu laſſen, ſind bekanntlich am Widerſtand der Eiſenbahnbehörde
geſchei=
tert. Die fertiggeſtellte Hauptunterführung wird unſerem Stadtbilde
ein ganz anderes Ausſehen dort verleihen. Mit den
Erbaufſchüttungs=
arbeiten im Bahnhof iſt ſchon begonnen worden
Fränkiſch=Crumbach, 9. Nov. Nächſten Sonntagabend veranſtaltet der
Jungdeutſche Orden. „Gefolgſchaft Fränkiſch=Crumbach”, im Saale „Zur
Linde” ſeinen diesjährigen Thegterabend. Zur Aufführung kommt das
Schauſpiel: „Die Wilderer oder der Findling in der Tenfelsſchlucht”
Wie üblich, ſo ſind auch dieſes Jahr die einzelnen Rollen in guten
Händen.
* Neuſtadt, 9. Nov. Die 400=Jahrfeier der Einführung der
Refor=
mation in Heſſen wurde in den hieſigen Schulen gemeinſam gefeiert und
zwar durch einen beſonderen Gottesdienſt. Herr Pfarrer Strack hielt
eine der Bedeutung des Tages entſprechende Feſtanſprache. — Der
Frauen= und Jungfrauenverein hat ſeine Wintertätigkeit
aufgenommen. Der erſte Leſeabend fand unter zahlreicher Beteiligung
ſtatt. — Bei der letzten Gemeinderatsſitzung kam u. a. Punkten auch die
Erweiterung des Turn= und Sportplatzes zur Frage. Da nun Erſatz
für die in Wegfall kommenden „Säländer” geſchaffen worden iſt, ſteht
der Erweiterung kein Hindernis mehr entgegen.
* Michelſtadt 9. Nov. Todesfall. Der Kartonnagenfabrikant
Carl Lachmann iſt infolge eines Schlaganfalles unerwartet verſchieden.
Der Verſtorbene, welcher nur ein Alter von 63 Jahren erreicht hat,
er=
freute ſich allgemeiner Beliebtheit. — 58. Stiftungsfeſt. Die
Freiwillige Feuerwehr Michelſtadt, die im Jahre 1867 gegründet
wurde, feierte unter ſtarker Beteiligung ihr 58. Stiftungsfeſt. Die
Kapelle der Freiwilligen Feuerwehr unter der Leitung des
Kapell=
meiſters Krenkel Michelſtadt, hatte ſich in den Dienſt des Abends
ge=
ſtellt und bot eine gößere Zahl vorzüglicher Wiedergaben bekannter
muſikaliſcher Werke, ferner eine Neukompoſition des Muſiklehrers und
Kapellmeiſters Krenkel, einen Marſch, der unter dem Namen „Fröhlich
vorwärts” Stadionmarſch, demnächſt im Vertrieb erſcheinem wird. Der
Marſch wurde von dem Komponiſten dem Chef der Freiwilligen
Feuer=
wehr, Herrn Bürgermeiſter Ritzel gewidmet. Anläßlich des
Stiſtungs=
feſtes konnten wiederum drei Jubilare geehrt werden, die bereits 25
Jahre der Wehr angehören. In einer Anſprache brachte Bürgermeiſter
Nitzel die Bedeutung der Wehr und ihre Geſchichte zum Ausdruck. Das
Stiftungsfeſt, das in allen Teilen gut verlief, war ein neuer Beweis
für die Beliebtheit unſerer allzeit ſchlagbereiten Wehr. — Ein
aus=
wärtiger Beſuch. Die Stadtverwaltung empſing heute den
Be=
ſuch von acht Vertretern der Stadt Alsſeld unter der Führung des
dortigen Bürgermeiſters, Herrn Dr. Völſing, die die hieſige
Siedlungs=
bautätigkeit und die große Notſtandsarbeit der Sportplatzanlage
be=
ſichtigten. Sie ſprachen ſich über das Geſehene ſehr befriedigt aus.
Die=
ſer Tage war bereits eine Deputation der Stadt Erbach hier anweſend,
um gleichfalls die Stadionanlage zu beſichtigen.
r Berſelben, 9. Nob. Der hieſige Verein für Raſenfport
wird kommenden Samstag abend ſeinen Mitgliedern eimen
Unterhal=
tungsabend bieten und dadurch den Reigen der diesjährigen
Winterver=
anſtaltungen eröffnen. Das Programm bietet Schwanks, Couplets, Duo=
Tombolaverloſung, die Kapelle Schäfer hat den muſikaliſchen Teil
über=
nommen. — Auch der Turnverein ſt eifrig an ſeiner Vorbereitung
für einen Familienunterhaltungsabend. Die turneniſchen Wettkämpfe ſind deſſen Mitgliederzahl das Hundert bald erreicht hat, fand heute unter
nun beendet und haben die Leiſtungsfähigkeit erhöht, und nun ſind
Sie=
ger und Siegerinnen von Eberbach und Moosbach an der Arbeit, ihre
Leiſtungen immer noch zu vervollkommnen. Für die Aufführungen ſind gen, den 2. K. Schott mit 78, den 3. K. Möller mit 72. den 4. Hch. Reitz
zwei Abende vorgeſehen, da die Turnhalle die zahlreichen Aktiven und
Paſſiven nicht zu faſſen vermag.
Falken=Geſäß, 9. Nob. Die für letzten Sonntaa angeſetzte
Ver=
anſtaltung des Radfahrervereins Fröhlichkett” wurde
wurden 4, im Langſamfahren 5 Preiſe ausgegeben, ein Ball ſchloß die
Veranſtaltung.
Hirſchhorn, 9. Notz. Wafferſtand des Neckars. Am 8.
November: 0,99 Meter; am 9. November: 1.00 Meter.
wurde unſer Bürgermeiſter, Herr Peter Oberle 2, unter
unge=
brüder, zu Grabe getragen. Der Verſtorbene war eine allgememn
be=
liebte und geehrte Perſönlichkeit, die als Bürgermeiſter immer nur
das Beſte der Gemeinde erſtrebte. Er ſtand erſt m 62. Lebensjahre.
* Aus dem Neckartal, 8. Nov. Hohes Alter. Heute vollendete
Frau Barbara Uhrig von Eberbach ihr 100. Lebensjahr. Die tagen Vorführungen der neueſten landwirtſchaftlichen Lehrfilme, zum
Greiſin erfreut ſich trotz des patriarchaliſchen Alters einer erſtaunlichen
körperlichen Rüſtigkeit und geiſtigen Friſche.
* Heppenheim (Bergſtraße) 8. Nov. Einem vielfach geäußerten
Wunſch um Einlegung einer Bedarfshalteſtelle auf der Höhe zwiſchen mit einem erſtklaſſigen Filmapparat vorgeführt. Im Ganzen kommen
elſchaft nunmehr inſofern entſprochen,
Odenwaldkraft
Dfirsichzarken
CRl
Schachteln zu 20. 30, 60 u. 120 Pfg.
beseitigt sofort
Sprödigkeit und Rötes
Seie4
Ausgangspunkt zahlreicher Wanderungen in Frage kommenden Stelle
gegen eine Sondervergütung von 50 Pfg. zu halten. Die Anordnung
wird in den Kreiſen der Wanderer freudig begrüßt werden. — In der
heutigen Sitzung des ſür die Vergebung von Bauſpardarlehn der hieſigen
Bezirkskaſſe gebildeten Schiedsgerichtes kamen 5 Darlehen zur
Ver=
teilung. Davon entfallen vier Darlehen nach Heppenheim und ei
Dar=
lehen nach Fürth (Odenwald).
— Gernsheim, 9. Nov. Waſſerſtand des Rheins am
9. November 51 Zentimeter.
* Offenbach, 9. Nov. Vorgeſtern tagte eine Verſammlung der
Ver=
trauensmänner der Deutſchen (nat.=lib.) Volkspartei im Kreiſe Offenbach,
in der der Landesgeſchäftsführer Kollbach einen Vortrag über den
be=
vorſtehenden Volksentſcheid zur Auflöſung des heſſiſchen Landtages hielt.
Der Redner wies einleitend darauf hin, daß das Verlangen nach
Auf=
löſung des Landtages keine gemachte Bowegung, ſondern aus den
Krei=
ſen der gedrückten Steuerzahler ſeit Frühjahr 1926 unwillkürlich
heraus=
gewachſen ſei. Es ſei dem Landesabſtimmungsausſchuß trotz aller
Spitz=
findigkeiten nicht möglich geweſen, die für das Volksbegehren
vorliegen=
den Unterſchriften unter die geſetzlich notwendige Zahl von 42000
herab=
zudrücken. Es ſei bereits gelungen, der widerſtrebenden Linken
nach=
zuweiſen, daß der eine Tote, den ſie im den Liſten gefunden, haben
wollte, in Rothenberg lebe und 27 Jahre alt ſei. Nicht nachdrücklich
gemug könne betont werden, daß die einſache Mehrheit der Stimmen,
die am 5. Dezember abgegeben werden, mögen es viele oder wenig ſein,
über das Schickſal des jetzigen Landtages entſcheide. Der neue Landtag
werde vom November 1926 drei weitere Jahre dauern. Nur eim
Aus=
gang der Volksabſtimnung, der für den Ordnungs= und Wirtſchaftsblock
günſtig ſei, werde Heſſen eine lichtvolleue Zukunſt bringen, das
Gegen=
teil werde Demokraten und Sozialdemokraten nur noch anſpruchsvoller
und die Verwaltung koſtſpieligen machen. Es ſeien alle Anzeichen dafür
vorhanden, daß die Volksabſtimmung den Landtag am 5. Dezember
hin=
wegfegen werde. Die Lage Heſſens ſei in den Sommermonaten noch
bedenklicher geworden, wie ſie bei Einſetzen der Vollsbewegung auf
Auf=
löſung des Landtages ſchon war, ſo daß der heſſiſche Finanzminiſter
ſchließlich Reichshilfe in Anſpruch nehmen mußte. Es wäre ſonſt nicht
möglich goweſen, die Beamtengehälter weiter zu zahlen. Von einen Teile
dieſer Reichshilfe lebe man in Heſſen heute. Der Staat Heſſen ſei
da=
durch in eine Lage gekommen, die man im Wirtſchaftsleben
Geſchäfts=
aufſicht nenne, und Beamte des Reichsfinanzminiſteriums und des
Reichsſpardiktators würden demnächſt in Darmſtadt mit dem heſſiſchen
Finanzminiſter beraten, wie man in Heſſen ſparſam wirtſchaften könne.
Finanzminiſter Henrich arbeite zwar dem Vernehmen nach auch an
Sparmaßnahmen, wolle ſie aber erſt nach dem 5. Dezember
veröffent=
lichen. Die Mitteilungen über die Verſammlungs= und Werbetätigkeit
und die Wahlvorbereitungen der Gegner waren vertraulich. In der
anſchließenden Beſprechung wurde noch manch werwoller Gedanke
ge=
äußert, mmentlich aber hervorgehoben, daß auf den Kopf der
Bevölke=
rung in Heſſen an Landesſteuern der höchſte Betuag entfalle (Sachſen
15,00, Preußen 18.0, Bayern 19,10, Württemberg 21,92, Baden 2,78
und Heſſen 7798 Mark). Es ſei auch ein Mangel, daß in den Lande
gemeinden meiſt jede geſetzlich erlaubte Gelegenheit fehle, Wahlaufrufe
in Wort und Bild anzuſchlagen.
r. Biſchofsheim, 8. Nov. Auf der Chauſſee nahe dem Schönquer Hof
fuhr ei Laſtauto, das ausweichen wollte, in den Straßengraben! Der
Führer konnte ſich durch Abſpringen noch rechtzeitig retten und kam mit
dem Schrecken davon. Der befekte Wagen mußte abgeſchleppt werden.
— Einen blihenden Birnbaum in der jetzigen Jahreszeit anzutreffen,
dürfte eine Seltenheit ſein. Ein hier auf freiem Felde ſtehender
Birn=
baum ſteht zur Zeit in vollem Blütenſchmuck.
Rheinheſſen.
z. Oppenheim, 8. Nov. An dem neuen Lehrgana der Obſt= und
Weinbauſchule beteiligen ſich aus Starbenburg ud Rheinheſſen über
50 Schüler. — In einer Verſammlung der deutſchdemokratiſchen Partei
ſpricht am 10. November Landtagsabgeordneter Reiber=Darmſtadt. —
Herr Eiſenbahnoberſekretär Kuſtermann wurde nach Bahnhof Wiesbaden
verſetzt. Für ihn kommt Giſenbahnoberſekretär Hembd von Wiesbaden
hierher.
a. Nierſtein, 9. Nob. Von Schwabsburg kommend, überfuhr ein
Per=
fonenauto bei mäßiger Geſchwindigkeit ein Mädchen, das aus einem
Hauſe in der Oberdorfſtraße kam. Zum Glück kam es mit geringfügigen
Verletzungen davon, während das Fahrzeug wider ein Wohnhaus fuhr
und beſchädigt wurde. — Zwecks Neuwahl des Vorſtandes im
Steno=
graphenverein findet am Mittwoch, bei Kehl Ww., eine
Generalverſamm=
lung ſtatt.
Oberheſſen.
* Gießen, 8. Nov. In die Klinik eingeliefert wurde
ein ſchwer verletzter Arbeſter aus Rödgen, den das Sanitätsauto vom
Bahnwärterhaus an der Straße Rödgen—Gießen abholte. Bei einem
Einwohner in Rödgen war kürzlich eingebrochen worden. Als nun
Sonntag nacht ſich ein Mann in verdächtiger Weiſe m ſeinem Hofe
herumtrieb, rief ihn der Beſitzer an und ſchoß aus einem Karabiner.
Der Mann floh bis zum Bahnwärterhaus, wo er bewußtlos
zuſammen=
ſzenen uſw. Die Mitglieder des Vereins ermöglichen durch Gaben eine brach. Die Kugel hatte als Querſchläger den Oberarm vollſtändig
zer=
ſchmettert, den Knochen zerſplittert, ſo daß der Arm mindeſtens ſteif wird.
* Grünberg, 8. Nov. Das Abſchießen des hieſigen Schützenvereins,
ſtarker Beteiligung ſtatt. Es wurde auf 175 Meter nach der 20=
Ring=
ſcheibe geſchoſſen. Den 1 Preis erſchoß Hch. Schmidt 2. mit 94
Rin=
mit 67, den 5. Oto Allmendinger mit 67 Ningen. Außerdem wurden
noch 15 Preiſe und eine Tagesehrenſcheibe mit Ehrenpreis erſchoſſen.
Abends fand eim Familienabend im Hotel Hirſch ſtat.
Alsfeld, 8. Nov. Langjährige Dammrutſchungen und
Gefähr=
trotz des anhaltenden Regenwetters durchgeführt. Im Rennfahnen dungen des Bahnkörpers der Strecke Gießen—Fulda konnten jetzt durch
die Erfolge eines Wünſchelrutengängers behoben werden. Seit Jahren
war der Bahndamm bei Brauerſchwend in ſtändiger Bewegung und
fortgeſetzt waren Befeſtägungsarbeiten nowendig, die rieſige
Geld=
ſummen verſchlangen und nur vorübergehend Abhilfe brachten. Jetzt
Ober=Abtſteinach, 8. Nov. Beerdigung. Geſtern mittag hat die Bahnbehörde mit Hilfe eines Wünſchelrutenforſchers ſtarke
Waſſeradern feſtgeſtellt, deren Abfluß der Damm verhinderte. Die
mein zahlreicher Betefligung, beſonders auch von ſeiten ſeiner Amts= Waſſerläufe werden aufgegnaben und abgeleitet. Man hofft, damit
die Gefährdung des Bahndammes vollſtändig beſeitigen zu können.
— Das Landwirtſchaftsamt Groß=Umſtadt veranſtaltet an 5
Sonn=
erſten Mal am Sonntag, den 14. November, nachmittags 14 Uhr, im
Saale des Gaſthauſes zum „Weißen Roß” in Groß=Umſtadt. Alle
Ge=
biete der Landwirtſchaft, Ackerbau, Rindviebzucht, Pferdezucht,
Schweine=
zucht, Geflügelzucht, ſowie die größten Saatzuchtwirtſchaften werden
der Straßenkreuzung nach Mittershauſen und Walderlenbach hat die etwa 16000 Meter Film zur Abrollung. Am 14. November werden
folgende Filme gezeigt werden: Die Saatzuchtwirtſchaft der Gebrüder
Dippe i Quedlinburg, die Verſuchswirtſchaft für Schweinezucht in
Ruhlsdorf, die Olympiade=Vorbereitungen 1926. Der Eintrittspreis iſt
ſo billig wie möglich geſtellt, um jedermann den Beſuch der
Veran=
ſtaltungen zu ermöglichen, 40 Pfg. Einzelvorſtellung und 30 Pfg. im
Abonnement. Nur bei gutem Beſuch kann die ganze Filmſerie zur
Vorführung kommen. Vereinen und Genoſſenſchaften wird der Beſuch
ſehr wertvoll ſein. An allen Orten ſind bei ehemaligen
Landwirtſchafts=
ſchülern Karten im Vorverkauf zu haben oder bei Buchhandlung
Zibulski und Redakteur Lindauer und an der Kaſſe am Sagleingang
in Groß=Umſtadt. Den Landwirten bietet ſich hier eine Gelegenheit
lehrreiche landwirtſchaftliche Bilder aus ganz Deutſchland zu ſehen und
gleichzeitig einen unterhaltenden Nachmittag zu vealeben.
Sle. Sololnielotelliek des Tlältdes
1. Der Zahnstein
ist ein Absatz des Speichels ähnlich wie der Kesselstein des Wassers.
Er hat eine graugrüne, braune bis schwarze Färbung und ist
zu-
nächst ein Schönheitsfehler, der den Zähnen ein häßliches, ungepflegtes
Aussehen gibt und einen üblen, fauligen Geruch aus dem Munde
verursacht. Er ist aber auch ein höchst gefährlicher Feind des Gebisses,
weil er Zahnfleisch- und Kieferschwund sowie Zahnfleischentzündungen
und -eiterungen verursacht. Er ist äußerst festsitzend und hart; oft
umkleidet er in harter Kruste den ganzen Zahnhals, entblößt die
Wurzel und verursacht ein Lockerwerden der Zähne.
2. Mißfarbener Zahnbelag
hervorgerufen durch starkes Rauchen von Zigarren und Zigaretten,
ist weniger schädlich, aber ein um so auffallenderer Schönheitsfehler
des Gebisses. Wie entfernt man Zahnstein und Zahnbelag? Weder
mit Mundwasser noch mit sogenannten Lösungsmitteln; in dieser
Beziehung ähnelt der Zahnstein auch dem Kesselstein, gegen den
allerlei Lösungsmittel sich als wirkungslos erwiesen haben und die
rein mechanische Beseitigung sich am besten bewährt. Millionen, die
heute Chlorodont täglich im Gebrauch haben und ihre schönen weißen
Zähne dieser Zahnpflege verdanken, haben es selbst ausprobiert,
daß Mundwasser die mechanische Reinigungskraft der mikroskopisch
feinen reinen Kreide im Chlorodont nicht ersetzen kann.
3. Ubler Mundgeruch
als Folge mangelhafter Zahnpflege macht sich weniger dem davon
Betroffenen, als seiner näheren Umgebung bemerkbar. Neutrale
Salze im Chlorodont, die eine vermehrte Speichelbildung und
da-
durch eine natürliche Mundreinigung bewirken, in Verbindung mit
dem herrlich erfrischenden Pfefferminzgeschmack beseitigen diesen
markanten Schönheitsfehler unmittelbar. Jeder Tube Chlorodont ist
eine genaue Gebrauchsanweisung beigefügt. Chlorodont-Zahnpasta
und die dafür geeignete Chlorodont-Zahnbürste mit gezahntem
Borstenschnitt sind die besten Hilfsmittel gegen den gefürchteten
Zahnstein, mißfarbenen Zahnbelag und den oft damit verbundenen
IDr 13763
fblen Mundgeruch.
Seite 8
Mittwoch, den 10. November 1926
Nummer 312
Reich und Ausland.
Sei Freund der Wartburg und hilf ihr?
Die viele alten Werte verſchlingende Inflation bedrohte in den
Jahrn 1320/23 auch unſere Wartburg. Der letzte Großherzog von
Sachſen=Weimar=Eiſenach hatte in einem Auseinanderſetzungsvertrage
mit dem Freiſtaat Weimar das Eigentum an der Wartburg einer
ſelb=
ſtändigen Stifrung ubertragen mit dem ſatzungsmäßigen Zweck, die
Burg und ihre Kunſtſchätze ihrer geſchichtlichen Bedeutung entſprechend
dem deutſchen Volke zu erhalten und der Allgemeinheit zugänglich zu
machen. Die Wartburgsſtiftung war ſo auf ihre eigenen Einnahmen
angewieſen, die bald entwertet, nicht annähernd ausreichten, um die
Burg ihrem Zwack zu erhalten. In jener Zeit, als alles verloren zu
gehen ſchien, durchdrang das deutſche Volk der Wille: die Wartburg,
dieſe heilige Stätte deutſcher Kraft und Geiſteskultur, die Gralsburg der
Deutſchen, muß uns erhalten bleiben! In dieſem Willen ſcharten ſich
Freunde der Wartburg zu einem Verein zuſammen mit der Aufgabe,
die Burg ſtärkſten Deutſchtums mit Beiträgen und Spenden zu ſtützen.
Dieſe Aufgabe iſt erreicht; wie die Wartburgveſte durch 9 Jahrhunderte
von keinem Feind erſtürmt wurde, ſo konnte ſie auch jetzt — dank der
Hilfe ihrer Freunde — gegen alle Wogen der Zeit ſtandhalten.
Sieben=
tauſend ſtehen als treue Mannen im Verein Freunde der Wartburg
zu=
ſammen. Aber riel größer noch iſt der Kreis der Verehrer und
Be=
wunderer, und es bedarf gewiß nur eines Hinweiſes, um auch äußerlich
Freund der Wartburg zu ſein durch Erwerb der Mitgliedſchaft.
Wiederum iſt ein Kunſtſchatz bedroht. Die wundervollen Fresken
Moritz von Schwinds verfallen mehr und mehr der Vergänglichkeit
durch Verwitterung und andere Unbilden. Sie ſind nach den Gutachten
erſter Sachverſtändiger zu erhalten, wenn weitere Sicherungsmaßnahmen
getroffen und bauliche Arbeiten am Mauerwerk vorgenommen werden.
broß iſt die Aufgabe, ſie erheiſcht aber auch große Summen. So richſten
wir an jeden Deutſchen und auch an jeden Freund der Wartburg im
Auslande die Bitte: helft wiederum, gebt Spenden, werdet Mitglied
des Vereins mit einem Jahresbeitrag, der als Mindeſtſatz auf 2 Mk.
geſetzt iſt, damit auch der Unvermögende ſeinem inneren Drang, die
Wartburg zu ſtützen, nachkommen kann. (Verein Freunde der Wartburg
e. V., Geſchäftsſtelle: Eiſenach, Rathaus, Poſtſcheckkonto Erfurt 25 898.
Zweite Bildungstagung des D. H. V. in Frankfurt a. M.
Am Sonntag, den 14. November 1926 wird im Palmengarten zu
Frankfurt a. M. der D. H. V. im Main=Weſer=Gau ſeine zweite
Bil=
dungstagung abhalten. Für die öffentliche Kundgebung am Vormittag
ſind zwei Vorträge vorgeſehen: Die ſeeliſchen Beziehungen des
Kauf=
mannsgehilfen zu ſeiner Berufsarbeit (Walter Lambach=Berlin) und
Bildungs= und Erziehungsaufgaben an der deutſchen Kaufmannsjugend
(K. Hahn=Hamburg). Am Nachmittag iſt eine geſchloſſene Arbeitstagung
vorgeſehen. Aus Anlaß dieſes Gaubildungstages iſt eine
Sondernum=
mer der Gauzeitung „Der deutſche Kaufmannsgehilfe in Beruf und
Wirtſchaft” erſchienen, aus deren reichem Inhalt wir nur folgende
Auf=
ſätze nennen: „Die Standesordnung der Kaufmannsgehilfen” von Mag
Habermann=Hamburg; „Der Kaufmannsgehilfe als produktive
Arbeits=
kraft” von Dr. J. Jahn=Berlin, „Der reiſende Kaufmann als
Werte=
ſchaffer” von Max Menzel=Berlin, „Grundſätzliches zum Recht des
Kauf=
mannsgehilfen” von Otto Thiel=Berlin. Weitere Aufſätze behandeln
den Tarifvertrag, die ſoziale und wirtſchaftliche Selbſthilfe ſowie die
Ertüchtigung des kaufmänniſchen Nachwuchſes durch Berufsausleſe und
Gehilfenprüfung.
* Frankfurter Chronik.
WSN. Schwer verbrannt. Geſtern abend kurz nach 9 Uhr
hat ſich ein in der Eliſabethenſtraße wohnendes junges Mädchen durch
eine umfallende Petroleumlampe ſchwer verbrannt; die Rettungswache
mußte es in das Städtiſche Krankenhaus verbringen. — Politiſche
Schlägerei. In der Nacht zum Sonntag entſtand im Steinweg
eine Schlägerei zwiſchen Reichsbannerleuten und Nationalſozialiſten,
in deren Verlauf ein junger Kaufmann drei Schüiſſe aus einer
Scheintod=
piſtole abgab. Verletzt wurde niemand. Eine Unterſuchung iſt
ein=
geleitet. — Die Backwarenbeföderung vor 7 Uhr
morgens. Ein Bäckermeiſter aus der Altſtadt, der nach ſeiner
Filiale in einem Vorort kurz vor 7 Uhr friſche Brötchen befördern
ließ, erhielt deswegen einen Strafbefehl über 100 Mk. Der Bäckrmeiſter
focht die Beſtrafung an und wurde in erſter, ebenſo auch in zweiter
Inſtanz freigeſprochen, da die betreffende Verordnung nur den Verkehr
zwiſchen Bäckern und Kunden beſtraft wiſſen will.
Ein Schmugglerſchiff auf dem Rhein.
WSN. Speyer. Seit längerer Zeit hatte die deutſche Zollbehörde
die Beſatzung des Dampfers „Stinnes 73”, der auf dem Rhein den
Ver=
kehr zwiſchen Straßburg und Deutſchland verſieht, im Verdacht
Schmugg=
lerware mit ſich zu führen. Dieſer Tage wurde in Maxau eine
Unter=
ſuchung des Schiffes vorgenommen und dabei eine Menge Sekt und viel
Likör, die in Straßburg aufgegeben worden waren und nach
Deutſch=
land eingeſchmuggelt wurden, aufgefunden. Das Schiff ſowie die
ge=
ſchmuggelten Waren wurden ſofort beſchlagnahmt. Wie verlautet, ſoll
das Schiff ſchon ſeit dem Jahre 1921 den Schmuggel betrieben haben.
Ein Fluggelände von den Franzoſen freigegeben.
Düren. Das franzöſiſche Militär hat von dem an der Dürer
Kaſerne gelegenen 450 Morgen großen Flugplatz 370 Morgen
freige=
geben. Das wertvolle Ackerland war ſeit ſechs Jahren für militäriſche
Zwecke beſchlagnahmt.
Feier des 60. Geburtstages Heinrich Ripplers.
Berlin. Anläßlich des 60. Geburtstages des Herausgebers der
„Täglichen Nundſchau”, Heinrich Rippler, vereinigte am Sonntag der
Reichsverband der Deutſchen Preſſe eine große Anzahl von Freunden des
Jubilars zu einem Feſteſſen im Kaiſerhof, an dem ſich auch
Reichs=
miniſter Dr. Streſemann und Reichsminiſter Stingl beteiligten. Der
Vorſitzende des Reichsverbandes, Bäcker, beglückwünſchte mit herzlichen
und anerkennenden Worten den Jubilar namens des Reichsverbandes.
Der Preſſechef der Reichsregierung, Miniſterialdirektor Zechlin, ſchloß
ſich in einer humorvollen Rede im Namen der Reichsregierung an. Das
geſchäftsführende Mitglied des Vorſtandes des Reichsverbandes, Richter,
teilte mit, daß der Reichverband der Deutſchen Preſſe, Heinrich Rippler,
zu ſeinem Ehrenmitglied einſtimmig ernannt habe. Außerdem ſprachen
noch im Namen der Redaktion der „Täglichen Rundſchau” Guſtav Manz
und im Namen des Vereins Berliner Preſſe Georg Bernhard. Der
Vor=
ſitzende der Fraktion der Deutſchen Volkspartei des Reichstages, Dr.
Scholz, gedachte in ehrenden Worten der parlamentariſchen Tätigkeit des
Jubilars und gab dem Wunſche Ausdruck, ihn bald wieder bei lebendiger
parlamentariſcher Arbeit zu ſehen. Im Namen des Bezirksverbandes des
Reichsverbandes ſprach Dr. Doviat ſeine Glückwünſche aus. Die
Mehr=
zahl der Landesverbände, darunter auch Heſſen, hatten herzliche
Glück=
wunſchtelegramme geſandt. Heinrich Rippler dankte ſchließlich allen
Teilnehmern am Feſte und bekannte ſich dazu, ſein Leben lang derſelbe
Journaliſt bleiben zu wollen, der ſich durch ſeine bisherige Tätigkeit die
Anerkennung ſo vieler Freunde erworben habe.
Mühlenbrand.
Bremen. In den Delmenhorſter Mühlenwerken brach Montag
abend in der Kleinen Weizenmühle kurz vor 6 Uhr Feuer aus. Die
Weizenmühle brannte in den oberen Räumen vollſtändig aus. Von
dem 38 Meter hohen Silo brannte der Dachſtuhl ab. Da die
Graupen=
mühle, die Schrotmühle, die große Hafermühle und die Kraftanlage
er=
halten wurde, wird der Betrieb aufrechterhalten. Der Schaden läßt ſich
noch nicht überſehen.
Bundestag der Kinderreichen Deutſchlands.
Der in Braunſchweig tagende Bundestag vereinigte zahlreiche
Ver=
treter aus allen Gauen. Die Tagung gipfelte am Sonntag in einer
großen Kundgebung, welcher der Arbeitsminiſter für Braunſchweig,
der Oberbürgermeiſter und ein Vertrcter des Reichsarbeitsminiſteriums
beiwohnten. Das Thema war „Arbeit und Wohnung” über welches
Generalſekretär Schröder, Präſident Peus=Deſſau und Stadtrat Dr.
Guttmann=Hagen ſprachen. Die angenommene Entſchließung ſtellt mit
großer Beſorgnis feſt, daß gerade die kinderreiche Familie von dem
wachſenden Wohnungselend und ſeinen entſetzlichen, die Familie und
das Volk zerrüttenden Folgen getroffen ſeien. Das notwendige Ziel
einer ausreichenden Wohnung können die Kinderreichen aus eigener
Kraft nicht erreichen. Daher müſſen Reich, Staat und Gemeinde alle
Mittel für ausreichende Wohnungsfürſorge beſonders für kinderreiche
Familien verwenden, gemäß Artikel 155 der Reichsverfaſſung. Aber
auch ohne Arbeit keine geſunde Familie, ohne geſunde Familie kein
erfolgreicher Wiederaufbau! Daher Forderung von Arbeitsgelegenheit,
nicht nur durch den Bau von Eiſenbahnen und Kanälen, ſondern auch
Wohnungsbau, durch ländliche Siedlungen, durch Neukultivierung.
Ferner Bevorzugung der Kinderreichen bei der Unterbringung in feſten
Arbeitsſtellen.
In einer beſonderen Entſchließung forderte der am Tage vorher
tagende Bundesausſchuß Schaffung geſetzlicher Erziehungsbeihilfen
ge=
mäß Artikel 119 der Reichsverfaſſung, nicht Abbau, ſondern Ausbau
der Kinderzulagen der Beamten, endlich Umwandlung der mangelhaften
Sozialzulagen zu den Löhnen in feſte Kinderzuſchläge für alle.
Der Kofferdiebſtahl in Magdeburg.
Magdeburg. Wie die argentiniſche Geſandtſchaft der
Magde=
burgiſchen Zeitung auf Anfrage beſtätigt, iſt ihrem Mitglied
Ober=
leutnant Imbert aus ſeinem Kraftwagen in Magdeburg ein Koffer
ge=
ſtohlen worden, in dem ſich u. a. argentiniſche Staatsverträge ſowie die
Perſonalpapiere des argentiniſchen Oberleutnant befanden.
Die Rache des Elefanten.
c. Berlin. Nach einer Blättermeldung aus Breslau wurde der
Zirkusdirektor Koßmeier, der mit ſeinen Pferden und einem Elefanten
in Strehlen in Schleſien ſein Winterquartier aufgeſchlagen hatte, von
dem Elefanten angegriffen und ſchwer verletzt. Als der Elefant von
ſeinem Wärter ins Freie geführt wurde, ging er plötzlich auf den Direktor
los, warf ihn zweimal mit dem Rüſſel in die Luft und trampelte auf den
Geſtürzten umher. In ſehr bedenklichem Zuſtande wurde der Verunglückte
ins Krankenhaus geſchafft. Der plötzliche Wutausbruch des ſonſt als
be=
ſonders zahm geltenden Tieves wird auf eine Beſtrafung zurückgeführt,
die ihm der Direktor vor einiger Zeit hatte zukommen laſſen.
Der Buchbinder als Ehrendoktor.
Wie die Voſſ. Ztg.” aus Hamburg erfährt, hat die philoſopbiſche
Fakultät anläßlich des Rektoratswechſels an der Hamburger Univerſität
die Auszeichnung des Ehrendoktors an Hugo Ibſcher, Konſervator an
den ſtaatlichen Muſeen zu Berlin, verliehen. Der Geehrte iſt aus dem
Handwerkerſtande emporgeſtiegen. Er wurde als Buchbinder in die
Berliner Muſeen geholt, um die Papyrusurkunden aufzukleben und
zu=
ſammenzuſetzen. Dabei hat er ſich durch ſeine Intelligenz und
uner=
müdlichen Fleiß um die Papyrusforſchungen die größten Verdienſte
er=
worben.
Eiſenbahnunfall.
Breslau. Am Montag gegen 7 Uhr abends ſtieß zwiſchen den
Stationen Neudorf=Giersdorf und Gnadenfrei eine zum Vorſpann für
einen in der Steigung liegen gebliebenen Güterzug abgeſandte
Loko=
motive mit dieſem Zuge zuſammen. Ein Schaffner wurde getötet. Ein
Rangierbeamter und vier Zugbeamte wurden verwundet. Beide
Loko=
motiven wurden ſtark beſchädigt und fünf Wagen teilweiſe zertrümmert.
Ein Flugzeug in die Nordſee geſtürzt.
Amſterdam. Einer Meldung des „Nieuwe Rotterdamſche
Cou=
rant” zufolge iſt am Sonntag abend nordweſtlich von Ymuiden ein aus
nördlicher Nichtung kommendes Flugzeug in die Nordſee geſtürzt.
Schleppdampfer trafen eine halbe Stunde ſpäter an der Unfallſtelle ein,
konnten jedoch weder von dem Flugzeug, noch von den Inſaſſen eine
Spur entdecken.
Ausbruch aus einem amerikaniſchen Gefängnis.
Columbus. 13 Sträflinge des hieſigen Gefängniſſes
unter=
nahmen einen gewaltſamen Ausbruch. Ein Sträfling wurde dabei
ge=
tötet, ein zweiter wieder ergriffen, die übrigen elf entkamen.
Die Taifunkataſtrophe auf den Philippinen.
EP. New York. Das Staatsdepartement hat ein Telegramm des
Chefs des amerikaniſchen Sanitätsdienſtes auf den Philippinen, Parker
Hitchens, erhalten, wonach bis jetzt 162 Leichen der Taifunkataſtrophe
ge=
borgen ſeien. Die Zahl der Toten dürfte aber auf 400 geſchätzt werden
und der Sachſchaden auf 10 Millionen Dollar.
Das Stambuler Spielkaſino.
EP. Die türkiſche Zeitung „Dſchemhuriet” veröffentlicht einen
hef=
tigen Artikel gegen das Spielkaſino von Jildis, das ſich zu einer Stätte
der Verderbnis entwickelt habe. Es ſcheint, daß das Spiellaſter eine
Anzahl Opfer gefordert hat, die nach dem Beiſpiel des ungariſchen
Legationsſekretärs Selbſtmovd begangen haben. Das Spielkaſino wird
auch viel von Chineſen beſucht, die bedeutende Vermögen verloren haben.
Die Preſſe verlangt, daß der Eintritt türkiſchen Staatsangehörigen
ver=
boten werde.
Der textfeſte Curzon.
Lord Curzon wird nach ſeinem Tode täglich berühmter. Die
Zei=
tungen wiſſen immer neue Anekdoten von ihm zu erzählen, in denen
immer neue Eigenſchaften ſeines hervorragenden Charakters dem
Publi=
kum geſchildert werden. So hat eine Zeitung, in dem von ihm
er=
ſchienenen Tagebuch folgende Geſchichte entdeckt, die zeigt, daß Curzon
nicht nur auf dem Gebiete der klaſſiſchen Literatur, ſondern auch auf dem
der Kirchenlieder recht gut B=ſcheid wußte. Als Curzon ſeiner Zeit
Vizekönig von Indien war, fiel ihm nämlich auch die Pflicht zu, die
Krönungsfeierlichkeiten, den ſog. Durbar zu Ehren König Eduards VII.
zu veranſtalten. Das Kernſtück dieſer Feier ſollte ein Choral ſein, der
von 15 000 Tommis (engliſche Soldaten) unter freiem Himmel geſungen
werden ſollte. Da dies eine ſozuſagen militäriſche Angelegenheit war,
mußte er aber natürlich auch den militäriſchen Oberbefehlshaber, das
war damals Lord Kitchener, zu Rate ziehen. So fragte er ihn denn,
was er für dieſen Zweck am geeignetſten hielte. Kitchener, der ſich immer
durch beſondere Simplizität ſeiner Antworten auszeichnete, antwortete,
das, was die Leute am beſten können, alſo z. B. „Vorwärts chriſtliche
Soldaten”, (die bekannte Hymne der Heilsarmee). Als dies Curzon
hörte, lächelte er und fragte, ob er denn auch wiſſe, wie denn die letzte
Strophe dieſes Liedes anfinge. Nein, antwortete Kitchener. Nun, ſo
will ich es Ihnen ſagen: „Throne wanken, Reiche vergehen . . .",
wo=
raufhin natürlich ein anderer Geſangstext gewählt wurde, da es nicht
angängig war, König Eduard UII. mit dieſer für einen König
pein=
lichen Einleitung zu begrüßen.
IIAbg 13329
Hebammen !
Das ungiftige Chinosol bietet vollen
Er-
satz für Sublimat. Versuchspackung
60 Pf. in allen Apotheken und Drogerien.
Abbau der Zollgrenzen in Deutſch=Oſt=Afrika.
AD. Auf dem Wege einer vollſtändigen politiſchen und
wirtſchaft=
lichen Vereinigung der deutſchen Kolonie Deutſch=Oſt=Afrika mit den
engliſchen kolonialen Beſitzungen in Oſtafrika fördert der neue
Gouver=
neur von Tanganyika (D. O. A.) Sir Donald Cameron die Beſtrabungen
auf völlige Aufhebung der Zollgrenzen um Tanganyika.
Auf einer Verſammlung von Farmern in Aruſha erklärte der
Gou=
verneur, daß er den ſeinerzeit von Kenya eingereichten Vorſchlag auf
Aufhebung der Zollgrenzen angenommen habe und keinerlei
Schwierig=
keit in der Ausführung des Vorſchlags ſehe. Er habe gehofft, daß
die Zollgrenzen bereits Anfang dieſes Jahres hätten aufgehoben werden
können, aber nun ſei von ſeiten Kenyas und Ugandas im Gegenſatz zu
dem urſprünglichen Vorſchlag der Anſicht Ausdruck gegeben, daß die
Aufhebung der Zollgrenzen nicht ohne weiteres ſtattfinden könne. Kenya
habe ohne Zweifel den Wunſch, Tanganhika unter ſeinen Einfluß zu
bringen, ebenſo wie es mit Uganda geſchehe, das als Hinderland von
Kenya über Kenya exportieren müſſe. Es ſtehe indeſfen nichts im Wege,
einen Verſuch mit der Aufhebung der Zollgrenzen zu machen, was
bedeu=
ten würde, daß ſämtliche Einfuhrware von Kenya nach Tanganyika
voll=
kommen zollfrei für den Käufer eingeführt werden könne.
* Der Katzenvater.
Philippe Berthelot, Generalſekretär des Auswärtigen
Miniſteriums und Leiter der Außenpolitik Frankreichs, iſt von jeher
ein leidenſchaftlicher Katzenfreund, derart, daß man ihn im Viertel von
Montparnaſſe, wo er wohnt, wenig reſpektvoll den Katzenvater nennt.
In den Gärten, die an ſeine Wohnung angrenzen, tummeln und wärmen
ſich Kätzchen aller Raſſen und Farben; aber man muß ſie am Abend
be=
obachten, wann das Geräuſch des Wagens widerhallt, der den
General=
ſekretär vom Quai d’Orſay zurückbringt. Alle laufen dann herzu. Der
Wagen muß im Schritt fahren und die Scheinwerfer anzünden, um ſie
nicht zu überfahren. Eine der frechſten, eine niedliche Perſerin, die
jüngſt im Flugzeug von London kam, ſpringt ohne Bedenken auf eines
der Trittbretter, das ſie nicht eher verläßt, als bis ſie ihr Herr
gelieb=
koſt hat. Berthelot fühlt ſich glücklich unter ſeinen Katzen, die er ſeine
großen Freundinnen nennt, denn, ſo pflegt er gern zu ſagen, ſie ſind
immer die Begleiter in guten und ſchlimmen Tagen geweſen.
Vasosalvin-Laboratorium, Leipzig 0. 1
ist es gelungen, ein erfolgreiches Mittel zur Behandlung
des Herzens und der Gefäße zu finden
„Vasosalvin” ist völlig unschädlich frei von allen
Nebenwirkungen und wird gut vertragen.
„Vasosalvin” ist in allen Apotheken zu haben.
Geſchäftliches.
Intereſſaute Neugründung im
Verſicherungs=
gewerbe.
Am Dienstag, 2. November, wurde in Barmen eine neue
Lebens=
verſicherung gegründet, die unter der Firma „Barmenia —
Lebensverſicherungs=Aktiengeſellſchaft" (Sißtz
Barmen) alle Arten von Lebens=, Renten=, Penſions=, Spar= und
Unfallverſicherungen zu betreiben beabſichtigt. Das Grundkapital der
Geſellſchaft beträgt 1 Million Reichsmark. Die Gründer des neuen
Unternehmens ſind u. a. die Allba Nordſtern=
Lebensver=
ſicherung=A.=G., BerlinSchöneberg, und der Barmer Bankverein.
Wie aus der Firmenbezeichnung des neuen Unternehmens hervorgeht,
ſteht die neugegründete Barmenia Lebensverſicherung3=A.=G. in enger
Beziehung zu der Barmenia Krankenverſicherung in Barmen. Dieſe
Verbindung, die ſich vor allem organiſatoriſch auswirken wird, dürfte
im weſentlichen auf folgende Erwägungen zurückzuführen ſein. Da die
neue Lebensverſicherug nämlich insbeſondere als Kleinleben=
Verſiche=
rung gedacht iſt und demzufolge ſich durchweg an den gleichen
Per=
ſonenkreis wendet, in dem auch die Barmenia Krankenverſicherung
ihre Mitglieder ſucht, lag der Gedanke überaus nahe, die neue
Lebens=
verſicherung der beſtehenden Organiſation der Barmenia anzugliedern,
um ſo von vornherein die Gewähr zu haben, den Mittelſtand, der für
die Kleinlebenverſicherung vor allem in Frage kommt, mit
größtmög=
lichem Erfolge zu erfaſſen. — Die Bedeutung der erwähnten
Neugrün=
dung tritt in das rechte Licht, wenn man beachtet, daß zwei auf ihrem
ſpeziellen Verſicherungsgebiet maßgebende Verſicherungsunterwehmen,
auf der einen Seite der Nordſter=Konzern und auf der anderen Seite
die Barmenia Verſicherungsbank, die zu den größten und einflußreichſten
Mittelſtandskrankenverſicherungen Deutſchlands gehört und deren
Zwiſchenbilanz per 30. 9. 1926 einen Ueberſchuß von
mehr als1 Million Mark ausweiſen ſoll, ſich unter
Be=
teiligung eines Bankimſtitutes von der Bedeutung des Barmer
Bank=
vereins zur Konſtituierung der neuen Lebensverſicherung
zuſammen=
gefunden haben. — Ohne Frage ſind die Ausſichten der Barmenia
Lebensverſicherung auf Grund der großen Einfluß=Sphäre der betr.
Unternehmen überaus verheißungsvoll, ſo daß es berechtigt iſt, die
Auf=
merkſamkeit des Mittelſtandes mit Nachdruck darauf hinzulenken.
Riſſige und gerötete Haut iſt in den kalten Herbſt= und
Winter=
monaten eine beſonders unangenehme Begleiterſcheinung für tätige
Hausfrauen und für ſolche Perſonen, die beruflich gezwungen ſind,
im=
mer wieder mit kaltem oder heißem Waſſer in Berührung zu kommen.
Ein ausgezeichnetes Mittel, die Haut auch bei der häufigſten Berührung
mit dem Waſſer geſchmeidig und weich zu erhalten, haben wir in der
Niveg=Creme, die als wichtigſte Beſtandteile das hautverwandte Eucerit
enthält. Die Nivea=Creme führt der Haut ſtändig das durch das Waſſer
entzogene Hautfett wieder zu und wird vorbeugend am beſten ſo
ver=
wandt, daß man allabendlich vor dem Schlafengehen Geſicht und Hände
gründlich damit einreibt. Die Nivea=Creme kann dann über Nacht
nach=
haltig auf die Haut einwirken. Sie macht die Haut nicht nur
jugend=
friſch und ſchön, ſondern vor allem auch geſchmeidig und gegen die
Einflüſſe von Wind und Wetter widerſtandsfähig.
(THbg 13552
Tüchtige Geſchäftsleute im ganzen Reich überzeugen ſich täglich mehr
von der Beliebtheit der Wrigley P. K. Kaubonbons und bemerken, daß
der leichte Verkauf der Päckchen dazu beiträgt, die Lodenkaſſe zu füllen
und die ſo gefürchteten Unkoſten teilweiſe zu decken. Die kleinen Päckchen
mit der luft= und ſtaubdichten roſa Wachspapier=Packung ſind überall
bekannt und das Publikum legt gerne ein Zehnpfennigſtück für dieſes
billige Konfekt beſter Qualität an, das durch ſeinen angenehmen,
dauern=
den Pfefferminzgeſchmack zu jeder Jahveszeit erfriſchend wirkt. — Aerzte
und Zahnärzte ſprechen dem Kaugummi inſofern einen praktiſchen Wert
zu, als die Zähne durch das Kauen gut reingehalten werden. Das
Zahn=
fleiſch wird geſtrafft — durch erhöhte Speichelbildung werden Mund
und Rachen erfriſcht.
(IBIn/910
Wetterbericht.
Wetterausſichten für Donnerstag, den 11. November 1926,
nach der Wetterlage vom 9. November 1926.
Wevig Aenderung des vorübergehend aufklarenden, aber noch
viel=
fach trüben Wetters mit einzelnen Regenfällen.
Die Heſſiſche Wetterdienſtſtelle.
Hauptſchriftleitung Kudo- Mauv=
Verantwortlich für Politik und Wirtſchaft: Rudol Mauve für Feuilleton
Reich und Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Mar Streeſe; für Sport: Dr. Eugen
Buhlmann für der Schlußdienſt: Andreas Bauer für den Inſeratenteil:
Wilſv Druck und Verlag: L. C. Wittich . ſämtlich in Darmſtad:
Dem
bringen wir unſere alfbekannte OBERST in neuer Miſcfung und Packung ? —
wir. angeſpornt durck die außerordenlliehen Erfolge, die ſick unſere,ASfOR-HAUS (0,)
durck ikre ungeuößnlich milde Qualitäf errungen fal, auch in der SPreielage etuzas
Außergeuzöhnliches ſckaffen wollten. Die LTabake der Ernte 1925 ermöglichen es
une, eine
(eichte. milde, gehaltvofte
Cigarekte zu bringen.
Sum Unterſchieé erſckeink die reue
in neuern Kleid.
Sal6orf-Asforia Cigarekterſabrik A.-G.
[ ← ][ ][ → ]Nummer 312
Mittwoch, den 10. November 1926
Seite 9
Sevilla.
Von Kaſimir Edſchmid.
Sevilla iſt zugleich das Nizza und das Venedig Spaniens.
bwohl die Stadt einhundertfünfzig Kilometer vom Ozean liegt,
beſitzt ſie alle Tugenden der beiden Städte, welche die Reſidenzen
der Glücksempfindungen ſind. Sie beſitzt auch den Zauber,
wel=
chen dort zwei Meere verbreiten, ohne ſelbſt mehr als den
Sevil=
iener Himmel zu haben. Die surprise party Spaniens!
Zwiſchen der Läſſigkeit und der Anmut Sevillas liegt der
gücklichſte Moment Spaniens: die einmalige Harmonie ſeiner
Tatur. In Sevilla hat ſich der ſpaniſche Süden zu einer Freiheit
entwickelt, die ſeine Menſchen wie ſeine Gärten in faſt
unwirk=
lichem Glanz dahinleben läßt.
Die Stadt der Eſel, der Gärten und der
Zigarrenarbeiterin=
ſien gehört zu den drei oder vier Städten des Kontinents, von
denen die Idioten und die Weltleute ſchwärmen, weil ſie für
jeden etwas hat, auch wenn es für jeden etwas anderes iſt, aber
weil ſie alle Kreaturen an einer beſtimmten Stelle ihres Daſeins
(mit Glück erfüllt.
Vom Balkon ſeines Hotels auf die Plaza de San Fernando
zu ſehen, heißt dem intimſten Leben der Palmen beiwohnen,
deren Traum ähnlich dem der Tiere und deren Bewegungen
ähn=
lich deren Grazie iſt. Die Palmen, welche in einer unendlichen
Zahl von Variationen exiſtieren, ſind, auch wenn ſie der gleichen
Naſſe angehören, von derſelben phantaſtiſchen Verſchiedenheit des
Weſens, wie die Angehörigen der Nationen, über denen ſie
ſchweben.
Die Palmen der Plaza San Fernando haben nicht die tolle
Heldenhaftigkeit derer von Ajaccio, ſie haben nicht die urbane
Ariſtokratie derer von Monte Carlo. Die Palmen von Sevilla
beſitzen etwas von jener letzten Feinfingrigkeit und der unglaub=
Ichen Höhe, welche den Dom von Sevilla mit ſeinen unendlichen
Ofeilern zu jener Größe erhebt, die zugleich ſtarr und von
adlig=
ſer Lebendigkeit iſt.
Das ſpaniſche Weſen und die ſpaniſche Natur haben nicht
die gottgeniale Kraft der Zauberei, die in Italien die Luft mit
den erleſenſten Geſchenken der Form und Farbe bevölkert, und
der ſpaniſche Himmel iſt im tiefſten Süden, wo ihn Afrika
be=
arenzt, nicht von der Leichtlebigkeit der Adria.
Er beſitzt zu aller Seidigkeit des Orients eine Idee jener
Wornehmheit, die nicht ohne eine gewiſſe Schwere ſich zu äußern
vermag.
Trotzdem hat dieſe Stadt eine der angenehmſten Miſchungen
des Temperaments, was ſich auch in ihrer Geſchichte äußerte,
inen mit Phantaſie gemiſchten Charakter, den nicht nur die
Lite=
atur und die Oper deshalb zu ihrem Liebling erklärt haben.
Dieſe Bevölkerung, die eine republikaniſche Tradition hat
und deren Tabakarbeiterinnen einmal ihren König auslachten,
ährt heute noch in ihren guten Kreiſen mit dem Kamm und der
Mantilla in den Parken von Sevilla ſpäzieren und hat ſich
ſ=Firchenfeſte von einer Weltlichkeit erhalten, die einzigartig auf
vem Boden der katholiſchen Lehre ſind. Der Umzug der
Bruder=
chaften mit ihren die Augen bedeckenden Kapuzen auf Oſtern be=
Seutet dasſelbe auf dem Gebiet der Freudigkeit, was dieſelben
rnaskierten Bruderſchaften in Florenz auf dem Gebiet der Tragik
Sedeuten, wenn ſie mit ihren Fackeln dahinſtürmen, um einen
Armen beizuſetzen.
Die Feinbäcker von Sevilla haben aus den Figuren der
höch=
ſſten Kirchenfeſte, bei denen ſogar im Dom getanzt wird, ihre
aparteſten Bonbonnieren hergeſtellt, und man wird ſich nicht wun=
Dern, die heilkräftigen Madonnen neben den Bildern der Toreros
än den Kiosken in jener Verbundenheit zu finden, die den Zau=
Ber dieſer Stadt ausmacht.
Sie beſteht in der Tat aus Muſik und Tanz und Gärten und
cat die unbändige Kraft, alles das wirklich ins heftigſte Leben zu
Baubern, was durch die Erinnerung an die Opern und die
Kli=
ſſchees des öſtlichen Europas einem voll Mißtrauen macht. Eine
Erziehungsſchule für Zyniker.
Wenn die Gärten von Sevilla einem gefangen haben, wird
gganz Sevilla hingenommen mit der Bewunderung, die ſo viel ſich
rvollkommen preisgebende Natürlichkeit verlangt.
Im Park Maria Luiſa duftet der Boden, ohne Pauſe mit
kjener Raubtierwolluſt, welche bei uns das Vorrecht der Erde nach
ſſchweren Gewittern iſt. In den Bäumen dieſes rieſigen Gartens
fſitzen die Pfauen, und obwohl ihn unzählige Fahrwege
durch=
ſchneiden, iſt es ſein eigenes Geheimnis, wie er den Eindruck
Oder völligen Unberührtheit macht. Die Roſen haben ſich mit den
Palmen und dem Eukalyptus vereinigt zu einem Urwald, der
den Charme hat, gepflegt zu ſein, ohne daß es bemerkbar iſt.
Auf dem Paſeo de las Delicias neben dem roten
Guadal=
quivier fahren in ihren Hiſpanoſuizas die andaluſiſchen Damen,
mit Schmuck beladen, haremsſchön, in Kamm und Mantilla mir
jener Verachtung der Umwelt, welche das Erbe ihres
Araber=
tums iſt. Während der Feria iſt dieſe Promenade die eleganteſte
der Welt. Die europäiſche Geſellſchaft geht auf dieſe vier Tage
im Frühling nach Sevilla wie im Februar nach Rom, im
Dezem=
ber nach Algier, im Januar nech St. Moritz, im Auguſt nach
Cowes, im September zum Lido.
Die heilige Woche in Sevilla hat den Reiz, daß ſie ein Feſt
für die Spanier ſelbſt iſt. Dieſer Jahrmarkt iſt Jahrhunderte alt.
Auf den vier großen Avenuen fahren die Sevillanerinnen in
Vik=
torias und in Viſavis mit ſechs Maultieren und Kutſchern in
andaluſiſcher Livree. Um elf iſt Aufzug. In Autos und Wagen
nach dem Park Maria Luiſa. Man grüßt ſich mit dem dritten
Finger der rechten Hand, was eines der geheimen Signale
Spa=
niens iſt und „Auf Wiederſehen” heißt.
Man ſieht ſich wieder um ſieben, zurück von dem Stiergefecht.
Man ſieht ſich wieder um zehn in den Caſetas, jenen ſeltſamen
Hütten, welche die ſpaniſchen Familien an den Boulevards
an=
legen, die wie Badekabinen an den Alleen liegen, und in denen
man vier Tage lang ißt, empfängt, tanzt, muſiziert. In Schals
und Mantilla. Im Nationalkoſtüm. Mit Sängern à la flamenca,
mit Prinzen und Zigeunern. Mit Orcheſtern und Grammophonen.
Ein koloſſaler Urlaub in die Ausgelaſſenheit aus der
Verſchloſ=
ſenheit, welche die Spanier heilig halten.
Dazwiſchen Bauernmarkt und Viehhandel. Reiter und
Reite=
rinnen, die ſich zeigen, auf Pferden, die nicht gehen, ſondern
tan=
zen, mit Pompons und Fahnen aufgezäumt. Andaluſiſche
Bau=
ern und Männer im Smoking. Wie in der Oper. Dies Volk
hat logiſch nicht das mindeſte miteinander zu tun, und die Klaſſen
ſind wie Feuer geſchieden. Aber ſie ſpielen dies Theaterſtück an
Farben und Ausgelaſſenheit wie ſeit Jahrhunderten mit der
Spieleriſchkeit, welche in Spanien alles zu vereinigen vermag:
Launiſch und ſpieleriſch wie das Grün der Augen, mit welchen
die Komteſſen Andaluſiens über ihre Maultiergeſpanne
herab=
blitzen, die wie engliſche Pferde gehalten ſind.
Launiſch und graziös wie der Bau der Caſa de Pilatos.
jenes pretiöſen Salons, an dem Cervantes teilnahm, ein Schloß,
das im Gefühl der Renaiſſance mit dem arabiſchen Stil und dem
Geiſt des ſpaniſchen Gentleman vom Marquez de Tarifa
ge=
baut wurde.
Launiſch und großartig wie das arabiſche Shloß des
Alka=
zar, deſſen Erhabenheit nur durch die überſaubere Renovierung
gefälſcht wird, welcher es anheimgefallen iſt.
Lquniſch und gigantiſch wie die Glocken der Giralda, des
Turms von Sevilla, welche man ſehen kann, wenn ſie geläutet
werden, was einem den Nacken verdreht.
Die Glocken der Giralda bewegen ſich um eine Achſe und
ſchwingen um ſich ſelbſt herum, bald raſch, bald in furchtbarer
Balance auf dem Kopf ſtehend und langſam, je wie die Seile
gezogen werden, die ſich an ihrer Seite aufwickeln. Die Armee
von Vögeln aber, die durch den metallenen Donner aufgeſcheucht
wird, ſchwebt, wie von dem Läuten getragen, ruhig, ohne
Flügel=
ſchlag, über dem Turm, ſolange die Klöppel hämmern. Mit dem
letzten Schlag kehren ſie in die Giralda zurück.
Die herrlichſte Sprache reden die Gärten des Alkazar, die
Sprache jener Frauen, die, wenn ſie Herzoginnen ſind, mit der
Granatblüte hinterm Ohr, im Mantel von Manila und
gold=
beſtickt zum Diner im Hotel erſcheinen und die Romantik
voll=
kommen realiſieren, an die kein Menſch geglaubt hat.
In Sevilla iſt tatſächlich zwar nicht der Himmel
herab=
geſtiegen, aber die Geſten der Oper ſind die Bewegungen des
Alltags und die Gebärden der Bourgeoiſie geworden. Es iſt
lächerlich, aber ergreifend, wenn man es verſtanden hat.
Die auffallendſten Mantillaträgerinnen ſind in Sevilla
über=
zeugt, die korrekteſten und diskreteſten Kreaturen der Welt zu
ſein, während ſie ſelbſt ſich äſtig lachen über einen Mann, der
helle Hoſen hat. Dieſe Welt iſt ein wenig kompliziert, aber ſie
hat ihre nüchternen Geſetze, ohne welche auch die Welt der Oper
nicht auszukommen ſcheint.
Die Gärten des Alkazar haben alle Palmen und
Granat=
bäume und alle Taxushecken und alle Orangenbäume und Roſen
und Tulpen, die es gibt, in einer Großartigkeit und Stille
verſam=
melt, die, wenn es das geben könnte, das ſpaniſche Märchen
dar=
ſtellen würden, das gleichzeitig voll kaiſerlicher Majeſtät iſt.
Wunderbar, wie die Glut dieſer Bosketts, immer wieder in
Vierecke eingefangen, dennoch durch die Orcheſter der breiten und
hohen Palmen zu einem großen Eindruck weitergeführt und
ge=
ſammelt wird. Herrlich, wie die edle Zucht dieſer
Gartenarchitet=
turen hineingeführt wird teils in die Wildnis von
Orangen=
urwäldern, teils in Wälder von Oelbäumen und Koniferen.
Er=
leſen in der Miſchung von künſtlichen Treppen mit üppiger und
blühender Natur.
Der Boden der Alkazargärten iſt vor Gold vollkommen
glü=
hend, weil die Orangen nicht geſammelt werden. Sie
verſchwen=
den ſich mit der Großartigkeit der Gebärde, mit der die
Tabak=
arbeiterinnen das Temperament Andaluſiens darſtellen und mit
welchem hinter dem vor Moſaiken ſchimmernden Geſandtenſaal
des Alkazar Maria de Padilla in einem göttlichen Baſſin über
dieſen Gärten zu baden pflegte, was ihr die Hofleute damit
lohn=
ten, daß ſie das Waſſer tranken, in dem ſie geſchwommen war.
In Sevilla ſind alle Figuren der ſpaniſchen Oper glücklich
geformt: Die Stiefelputzer, von denen zwanzig vor jedem Café
ſtehen. Die Langoſtinoverkäufer, welche ihre flachen Körbe mit
dem weißen Tuch ſchüchtern lüften und die roten, in Parade
lie=
genden Krebſe zeigen, die jeder Mann in Sevilla zu jeder Stuunde
und auf der Straße ißt. Die Schläfer, welche das Talent beſitzen,
das nur der Andaluſier hat, in jeder Poſition, zu jeder Zeit, an
jedem Ort zu ſchlafen. Und die Muſikanten, deren
Durchſchlags=
kraft überwältigend iſt.
Die Muſikanten Sevilles erobern mit ihren Leierkaſten jeden
Platz im Sturm. Die Palmen von San Fernando ſchließen ſich
mit ihren nickenden Häuptern ihnen an, und die Bummler fangen
an, auf der Straße um den Wagen ſich zu drehen. Die Picadores,
die zur Plaza de Toros reiten, halten eine Minute an, um den
Gaul, der ſterben muß, noch zehn Takte in der Melodie machen
zu laſſen, die auch die Marſeillaiſe der Sevillaner Tiere iſt.
Die Leierkaſtenmänner ſelbſt ſind von der hynotiſierenden
Macht ihrer grellen Melodie gefaßt. Welche Verbeugungen, wenn.
ſie mit den Mützen in der Hand vor die Balkone treten, um ein
paar Centimos zu erbetteln! Es gibt ein Bild des Velasquez im
Prado, das berühmt iſt, nicht durch ſeine Malerei, ſondern durch
ſeine Menſchlichkeit, weil der ſiegreiche General in ſeiner Haltung
dewütig, der beſiegte aber von beſonders großartiger Würde iſt.
Aehnlich halten ſich dieſe Muſikanten, wenn ſie von ſtörriſchen
Fremden zurückgewieſen werden und ſich trotzdem vor ihnen
ver=
beugen — mit Verneigungen, welche die Fürſtlichkeit der
Ver=
ſchmähten ſind.
Dies ganze Bild erhält in ſeiner Opernhaftigkeit den GlanzI.
von ſeinen Gärten, denſelben unwirklichen Glanz, den Venedig
von ſeiner Lagune nimmt. Es iſt dasſelbe, wenn die Eſel Sevillas
oder die Gondeln Venedigs tanzen. Es iſt — für den, der es
erlebt — das gleiche, ob die Kellner in Guardis Café Florian
nach einem „Ameriegno” ſchreien oder ob ſie in Cervantes und
Murillos Part wie die Beſeſſenen rufen: „Agua . . . agua mas
Fria aue la nieve.‟
Es iſt derſelbe Karneval, den Gott mit einer Bewegung von
rätſelhaftem Ernſt nur zweimal auf den alten Kontinent
ver=
teilt hat, mit einer Märchenhaftigkeit und einem Glanz, die nur
verſteht, wer ſich in ſie verliebt hat, das heißt, wer ſie gehabt,
gerochen, geſehen hat.
Im Mai errichtet das niedere Volk Kruzifixe in ſeinen
Patios, in ſeinen rieſigen Höfen, illuminiert ſie, überſchüttet ſie
mit Blumen und tanzt um ſie. Jede Nacht. Die Höfe ſind
dun=
kel, die Tanzenden ſind beleuchtet, die Fünfjährigen tanzen und
die Greiſinnen. Die Jünglinge ſpazieren mit ihren Gitarren,
wie Muſſet ſie ſah, mit Katzen und Eſeln um die Wette, ſpielend,
ſingend, durch die Gaſſen, die ebenſo voll Maigeruch wie voll
Lichtern ſind. Voll Geruch und handfeſt voll Schwärmerei. Das
iſt unbezahlbar.
Dieſe Nächte, mitten in einem glücklichen Volk, neben dieſen
Gärten, gehören zu den wenigen Genüfſen dieſer Erde, die weder
teuer noch bereubar, ja in ihrer Wolluſt nicht einmal zu
wieder=
holen ſind.
Brieffaſten.
„Rechthut”. Sie haben als Eigentümer und Schuldner das Recht,
den Aufwertungsbetrag drei Monate nach Kündigung ſchon vor dem
1. Januar 1932 zu zahlen. Iſt alſo z. B. am 3. November 1926
ge=
kündigt, ſo iſt die Forderung am 4. Februar 1927 fällig und es kann
nunmehr auch der Gläubiger Zahlung verlangen. In dem Falle, daß
die perſönliche Forderung höher aufgewertet wird als die Hypothek, kann.
der Eigenlümer nur die Hypother kündigen, auch wenn er zugleich der
perſönliche Schuldner iſt. Dieſe Beſtimmung über Kündigung bezieht ſich
nur auf ſolche Kündigungen, die nach dem Inkrafttreten des Aufw.=Geſ
(15. Juli 1925) erfolgt ſind. Die Frage 3. iſt vom Reichsgericht noch
nicht entſchieden, iſt aber eheſtens zu erwarten. Sollten die Zinſen ab
1. Januar 1925 entrichtet werden, ſo empfiehlt ſich, dem Gläubiger.
ſchriftlich mitzuteilen, daß mit Rückſicht auf die Beſtrittenheit der Frage
die Zahlung nur unter dem Vorbehalt der Rüickforderung erfolge.
„R.” hier. Nein. Die Unterhaltsanſprüche verjähren nach 8 197
B. G.B. in vier Jahren, mithin könnten nur Unterhaltsbeiträge von
1922 ab begehrt werden, aber die Anſprüche müßten zur Unterbreihung
der Verjährung noch in dieſem Jahre durch Klage geltend
ge=
macht werden. Sie müßten ſich zur Prozeßſüihrung beim hieſigen
Orts=
gericht (Hügelſtraße) ein Armutszeugnis beſchaffen, und alsdann unter
Vorlegung dieſes Zeugniſſes bei dem zuſtändigen Gericht des
Wohn=
orts des Gegners die Bewilligung des Armenrechtes nachſuchen. Für
die Klagedurchführung wird Ihnen vom zuſtändigen Landgericht eim
Rechtsanwalt beigeordnet werden.
A. Z. 300. Auf Grund des in der Verſteigerung abgegebenen
Ge=
bots wurde der Zuſchlag erteilt und iſt ſonach im April 1921 der
gegen=
ſeitige Vertrag zuſtande gekommen. Wir unterſtellen daß für Zahlung
des Steigpreiſes eine Hypothek nicht beſtellt wurde, Sonach wüirde ſich
der Vertrag als ein gegenſeitiger darſtellen, der nach 8 63 Abf. 3 des
Aufwertungsgeſetzes nicht als Vermögensanlage anzuſehen iſt. Sonach
würden Ihre Aufwertungsanſprüche vom ordentlichen Gericht,
ge=
gegebenenfalls im Klagewege, feſtzuſtellen ſein, unter Abwägung der
beiderſeitigen Verhältniſſe nach den Grundſätzen von Treu und Glauben.
Dies gilt u. E. für alle durch die Verſteigerung erworbenen Grundſtücke.
E. K. Es iſt nicht angängig, einen an dieſer Stelle mitgeteilten
Einzelfall nun ohne weiteres zu verallgemeinern. §69 des
Reichs=
beamtengeſetzes vom 18. Mai 1907 beſtimmt, daß, wenn ein Penſionär
eine Witwe oder eheliche oder legitimierte Abkömmlinge hinterläßt, die
Penſion noch für das auf den Sterbemonat folgende Vierteljahr unter
Anrechnung des vor dem Tode des Penſionärs fällig gewordenen
Be=
trags gezahlt wird.
Die Zahlung kann mit Genehmigung der oberſten Reichsbehörde
auch dann ſtattfinden, wenn der Verſtorbene Verwandte der aufſteigenden.
Linie, Geſchwiſter, Geſchwiſterkinder oder Pflegekinder deren Ernährer
er ganz oder überwiegend geweſen iſt, in Bedürftigkeit hinterläßt.
8 71 lautet: „Inſofern vor der Uebernahme eines Beamten in den
Reichsdienſt hinſichtlich der aus den früheren Dienſtverhältniſſen
dem=
ſelben erwachſenden Penſionsanſprüche mittels eines vor dem
Er=
laſſe dieſes Geſetzes abgeſchloſſenen
Staatsver=
trages beſondere Feſtſetzungen getroffen ſind, ſollen dieſe Feſtſetzungen
auch für die Berechnung der jenem Beamten demnächſt aus der
Reichs=
kaſſe zu gewährenden Penſion maßgebend ſein. Indes ſollen ſtatt der
gedachten beſonderen Beſtimmungen die im gegenwärtigen Geſetz
ent=
haltenen Vorſchriften inſoweit Anwendung finden, als ſie für den
Be=
amten günſtiger ſind.
Soweit alſo ſür die Hinterbliebenen die Beſtimmungen eines mit
dem Reich abgeſchloſſenen Staatsvertrages weitergehende Anſprüche
ge=
währen, kämen ſolche wohl in Frage, jedoch dürfte in Ihrem Falle eine
Geltendmachung ſolcher ausgeſchloſſen ſein.
E. M. Der Steuerwert des Hauſes wird vom Finanzamt feſtgeſetzt.
Sie erhalten darüber einen ſchriftlichen Beſcheid.
S., hier. Nach § 556 Abſ. 2 B.G.B. ſteht dem Mieter von Wohn=
und anderen Räumen wegen ſeiner Anſpniche an den Vermieter ein
Zurückbehaltungsrecht nicht zu. Es iſt dies gegenüber § 73 B.G.B.
eine Ausnahmevorſchrift. Der Vermieter muß den fälligen Mietzins
im Mahnverfahren oder auf dem Wege der ordentlichen Klage einziehen.
J. H. hier. Der Mietwert der aus drei Zimmern, Küiche, Boden,
Keller und Waſchküchenbenutzung beſtehenden möblierten Wohnung
beträgt unter der Vorausſetzung, daß es ſich um eine vollſtändige
Möblie=
rung mit Möbeln durchſchnittlicher Qualität handelt, in Anbetracht der
Lage des Hauſes und der Art der Zimmer und unter Berückſichtigung des
Umſtandes, daß es ſich um zwei Perſonen handelt, ohne Bedienung und
ohne Bettwäſche und ohne Licht monatlich etwa 80 Mark.
Sch. in O. Die Anfrage iſt unvollſtändig und ſo, wie geſtellt, nicht
zu beantworten. Wollen Sie vielleicht einen Verkauf eines Hauſes oder
Grundſtücks, der in der Inflationszeit erfolgte, amfechten? In dieſem Fall.
müßte der genaue Tatbeſtand angegeben werden.
N., hier. Die Anfrage iſt nicht genau genug geſtellt. Es fehlt die
Angabe, wann die Hypothek (Reſtkaufſchilling) im Grundbuch
eingetra=
gen wurde und aus welcher Zeit die übernommene erſte Hypothek (Tag
der Eintragung im Grundbuchamt) ſtammt. Zu. Frage: „Welcher Tag
iſt für die Aufwertung von Hypothekenforderungen maßgebend” iſt in
der Gerichtspraxis Streit. Wir verweiſen auf den bezüglichen Aufſatz
von Rechtsanwalt Dr. W. Kühn=Berlin, der im „D. T. zum Abdruck
gelangt.
*) Aus dem neuen Spanienbuch des Verfaſſers. (Frankfurter
Ver=
agsanſtalt.)
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Seite 10
Mittwoch, den 10. November 1926
Nummer 312
Sport, Shler und Tarnen.
Kraftſport.
* Vorrunde um die Gaumeiſterſchaft im Ringen der A=Klaſſe des Rhein=
Neckar=Gaues des Athlet.=Sportverbandes 1891. — Sportvereinigung
1884 Mannheim 1. Mannſchaft gegen Stemm= und Ringklub 1904
Lampertheim 1. Mannſchaft.
Am Samstag ſtanden ſich in Lampertheim beide Sportvereine mit
ihren erſten Mannſchaften gegenüber. Es konnte hierbei Stemm= und
Mingklub Lampertheim ſechs Siege mit 12 Punkten in 67 Minuten
ver=
buchen, während ſich Sportvereinigung 1884 Mannheim mit einem Sieg
bei 2 Punkten in 16 Minuten begnügen mußte. In den Kämpfen
ſtanden ſich gegenüber:
Fliegengewicht: Retzig, Mannheim-Moos, Lampertheim. — Moos
ſiegt nach Punkten in 20 Minuten.
Bantamgewicht: Homeyer, Mannheim—Hahl, Lampertheim. — Homeyer
ſiegt nach 16 Minuten.
Federgewicht: Gramlich, Mannheim-Jakob, Lampertheim. — Jakob
ſiegt nach Punkten in 20 Minuten.
Leichtgewicht: Reichert, Mannheim—Hartmann, Lampertheim. —
Rei=
chert gibt nach 2 Min. den Kampf zu Gunſten Hartmauns auf.
Leichtmittelgewicht: Bender, Mannheim—Steffan, Lampertheim.
Steffan ſiegt in 6 Minuten.
Schwermittelgewicht: Gunkel, Lampertheim iſt ohne Gegner. (10 Min.)
Schwergewicht: Hammer, Mannheim-Hilsheimer, Lampertheim.
Hilsheimer beſiegt Hammer in 8,5 Minuten.
Der Retourkampf findet am 12. November in Mannheim in der
Hilda=Schule ſtatt. Der Sieger in den zwei Kämpfen kommt wit dem
Sieger zwiſchen V.f.R. Mannheim und Stemm= und Ringklub
Ludwigs=
hafen um die endgültige Meiſterſchaft der A=Klaſſe zuſammen.
Die Kämpfe zeichneten ſich durch ihre ſehr feine Art wohltuend aus.
Kraftſportverein Darmſtadt 1910.
Unſere Ringermannſchaft weilte geſtern in Nieder=Ramſtadt, um
dort gegen die Kraftſportabteilung des Turnvereins Nieder=
Namſtadt den fälligen Kampf im Mannſchaftsringen auszutragen.
Nieder=Ramſtadt ſtellte eine überraſchend gute Mannſchaft, welche ſicher
ein Wort um die Meiſterſchaft mitſprechen wird. Sie beſteht aus lauter
jungen, techniſch gut durchgebildeten Ringern, welche auch bei großen
Wettkämpfen ſchon mit hervorragenden Erfolgen hervortraten. Aus
die=
ſem Grunde iſt der Sieg, welchen unſere Mannſchaft dort errang, ganz
beſonders hervorzuheben. Sie ſtand wie aus einem Guß und kein Mann
konnte geſchlagen werden. Die einzelnen Kämpfe verliefen
folgender=
maßen:
Fliegengewicht. Borovski=Darmſtadt gegen Beck=Nieder=
Nam=
ſtadt. Beide lieferten ſich einen ſehr ſchönen Kampf, wobei der
Daum=
ſtädter ſtets der Angreifer war. Beck verſtand es, durch glänzende
Ver=
teidigung ſich aus mehreren kritiſchen Situgtionen zu retten, bis ihm
nach fünf Minuten Borovski die Brücke eindrückte und Sieger wurde.
— Im Bantamgewicht ſtand unſer Fliegengewichtsmeiſter Schwarz
gegen Faltermann=Nieder=Ramſtadt. Letzterer, welcher ſich in der
letzten Zeit körperlich und auch techniſch ſehr gut entwickelt hat, leiſtete
Schwarz hartnäckigen Widerſtand, und erſt in neuneinhalb Minuten
gelang letzterem ein Untergriff von vorn, womit er Faltermann direkt
auf beide Schultern warf. — Federgewicht. Siegriſt=Darmſtadt gegen
Schanz=Nieder=Ramſtadt. Beide zählen zu den beſten
Federgewicht=
lern des 2. Kreiſes und lieferten ſich ein ſcharfes, intereſſantes Treffen,
welches über die ganze Zeit ging. Siegriſt war der Ueberlegene und
wurde nach 20 Minuten verdienter Punktſieger. — Leichtgewicht. Heß=
Darmſtadt gegen Lautenſchläger=Nieder=Ramſtadt. Der
Darm=
ſtädter griff forſch an und ſiegte, nachdem er ſeiem Gegner verſchiedene
Male der Niederlage nahe brachte, in ſechs Minuten. — Im Leicht=
Mittelgewicht ſtand Keitel=Darmſtadt gegen Aug. Schanz=Nieder=
Namſtadt . Auf den Ausgang dieſes Kampfes war man in beiden
La=
gern am meiſten geſpannt. Der Darmſtädter, welcher ſich in der letzten
Zeit ſehr verbeſſert hat, ſtand hier dem zweimaligen Kreismeiſter
Schanz, welcher außerdem zu den beſten deutſchen Leichtgewichtlern zählt,
gegenüber. Trotzdem ging Keitel mit Zuverſicht in den Kampf und
ſchon nach drei Minuten ſah es brenzlich für Schanz aus, und nach fünf
Minuten ereilte ihn vollends ſein Schickſal, indem ihn der Darmſtädter
mit ſeitlichem Untergriff direkt auf beide Schultern warf. — Halb=
Schwergewicht. Veith=Darmſtadt gegen Brandel =Nieder=
Ramſtadt. Letzterer, welcher als ſehr ſtarker Ringer gilt, war Veith
nicht gewachſen. Schon nach drei Minuten wurde er von dem
Darm=
ſtädter mit Untergriff von vorn auf beide Schultern gelegt. — Im
Schwergewicht kam es noch zu einem hartnäckigen Kampf zwiſchen
Holdenreuter =Darmſtadt und Faltermann=Nieder=Ramſtadt.
Der Darmſtädter war ſtets Angreifer, während ſich Faltermann
hart=
näckig verteidigte. Holdenreuter mußte alles aus ſich herausgeben, bis
ihm in 13 Minuten ein Hamerlock mit Halbnelſon gelang, welcher ihm
den Sieg brachte. — Reſultat 14:0 für Kraftſportverein Darmſtadt 1910.
Fußball.
Liga=Erſatz Sportvga. Arheilgen—komb. Fußb. Spp. Gr.=Zimmern 1:6.
Zum fälligen Rückſpiel ſtanden ſich obige Mannſchaften am
vergan=
genen Sonntag auf dem Platze am Arheilger Mühlchen gegenüber.
Während Arheilgen das Vorſpiel hoch für ſich entſcheiden konnte,
ge=
lang es Groß=Zimmern diesmal, mit 6:1 Sieger zu bleiben.
Beim Sieger verdient die vorzügliche Zuſammenarbeit der ganzen
Mannſchaft hervorgehoben zu werden. Arheilgen hatte in dem
Tor=
mann, Verteidigung und Mittelläufer die beſten Kräfte.
Das Programm zum Länderſpiel Deutſchland—Schweiz.
Für das am 12. Dezember in München ſtattfindende Länderſpiel
Deutſchland—Schweiz wurde jetzt in München der Organiſations=
Aus=
ſchuß gebildet. Das Programm des Länderſpieles wurde wie folgt
feſtgelegt: Samstag, den 11. Dezember, abends im Deutſchen Theater
Feſtſpiel; Sonntags; vormittags offizieller Empfang vor der „Stadt
München” Beginn des Spieles 2 Uhr. Nach dem Spiel Bankett.
An=
ſchließend großer Bierabend nach Müünchener Art, an dem die ganze
Münchener Sportgemeinde teilnehmen kann. Montags: Rundfahrt.
Berufsfußballfport in Süddeutſchland.
Wie wir von durchaus ernſt zu nehmender Seite erfahren, denkt
man fetzt in verſchiedenen Kreiſen des ſüddeutſchen Fußballs, beſonders
aber in München, wirklich an die Einführung des Berufs Fußballſports.
Anläßlich des Länderſpiels Deutſchland-Holland in Amſterdam wurde
von berufener Seite darauf hingewieſen, daß die Auseinanderſetzung
in dieſer Frage demnächſt beginnen würde. Vor allem ſeien die
Mün=
chener Vereine bereit, alle Konſequenzen zu ziehen. Genecell muß
natür=
lich die Einführung des Profeſſionismus im Rahmen des Deutſchen
Fußballbundes eine Utopie bleiben, da hierzu alle Vorausſetzungen
feh=
len. Der D.F.B. wird dieſe Idee reſtlos ablehnen, ebenſo, iſt es klar,
daß die einzelnen Landesverbände nach den üblen Erfahrungen, die man
in Oeſterreich mit der Einführung des Berufsſpielertums gemacht hat,
dieſe Maßnahme ablehnen werden. Man wird abwarten müſſen, wie
ſich die Bewegung in München weiterentwickeln wird.
Pferdefport.
Juternationale Rennwoche in St. Moritz.
Die traditionelle Pferderennwoche auf dem See von St.
Moritz gelangt jetzt zur Ausſchreibung. Die Veranſtaltung
um=
faßt wiederum drei Tage, und zwar den 30. Januar, ſowie den
3. und 6. Februar. An Preiſen ſtehen neben zahlreichen
wert=
vollen Ehrenpreiſen rund 45 000 ſchw. Franken zur Verſügung.
An jedem der drei Tage finden fünf Rennen ſtatt, in bunter
Folge Flach=, Hürden= und Trabrennen ſowie Skijöring. Die
Hauptnummer des Eröffnungstages (30. Januar) bildet der
mit 3000 Frs. ausgeſtattete Preis von Zürich, ein Flachrennen
über 1400 Meter für Vierjährige und ältere Pferde aller Länder.
Der Preis von Chur, ein Trabfahren über 2400 Meter, ebenfalls
offen für Vierjährige und Aeltere aller Länder, iſt die wertvollſte
Nummer des zweiten Tages. Das Meeting serreicht ſeinen
Höhepunkt dann am 6. Februar mit der Entſcheidung des
Gro=
ßen Preiſes von St. Moritz über 2000 Meter. In der mit 12000
Franes ausgeſtatteten internationalen Prüfung haben
Vier=
jährige 57 Kg., Fünfjährige 60 Kg. und die älteren Pferde 63 Kg.
zu tragen. Herrenreiter erhalten eine Gewichtserlaubnis von
2½ Kg.
Stimmen aus dem Leſerkreiſe.
Oir die Beriffentlichungen unter dieſer Ueberſchrift übernimmt die Redaltion leineriet
Der-
vrteng; für ſie bleibt auf Orund des 5 21 Abſ. 2 des Preſſegeſetzet imn polſem Umſangs
ender verantwortſich.) — Ginfentungen, die nicht verwendet werden, fönnen nicht
zurückgeſandt. die Ablebnng nicht bearänhet werden
— Bis wann gedenkt denn der Sportverein 1898 ſeine bald jährlich
werdende Verloſung ſtattfinden zu laſſen. Findet dieſe überhaupt
noch einmal ſtatt, oder fällt dieſe ganz und gar ins Waſſer? Wer
ent=
ſchädigt die Loſe=Inhaber, der Staatsampalt?
Ein langjähriges Mitglied, das im Beſitze ſehr vieler Loſe iſt.
Rund=Funk=Programme.
Frankfurt.
Mittwoch, 10. Nov. Stunde der Jugend. Aus dem Buch der
Sage und Geſchichte: „Ludwig der Fromme, der Lügenheld und
andere Erzählungen” (für Kinder vom 10. Jahre ab). O 4.30:
Hausorch.: Moderne Tänze. O 5.45: Bücherſtunde. O 6.30:
„Charaktergeſtalten aus der Geſchichte des neueren deutſchen
Unter=
nehmertums: Georg von Siemens an der Spitze der Deutſchen Bank”,
Vortrag Prof. Dr. Kuntzel. O 7: Beamtenfortbildungskurſus:
„Probleme des Staatsſchuldenweſens” Vortrag Dr. Neumark.
O 7.30: Schach. O 8: Viertelſtunde Naturkunde: „Protoplasma
und Zelle”, Vortrag Dr. Ankel. O 8.15: Otto Flake: Vortrag aus
eigenen Dichtungen. O 9.15: Uebertr. Caſſel: Cello=Konzert Judith
Bokor, Amſterdam. Bach: Sonate in D=Dur. — Breval:
Son=
in G=Dur. — Brahms: Sonate in E=Moll. Flügel: Kapellm.
Dr. Zulauf.
Stuttgart.
Mittwoch, 10. Nov. 2: Schallplattenkonzert. O 3:
Jugend=
ſtunde. Elſa Pfeiffer, K. Köſtlin. O 3.50: Baſtelfunk. O 4.15:
Konzert. 8 Vorträge. O 6.15: G. Kilpper: Neuere Strömungen
im chineſiſchen Geiſtesleben. O 6.45: Rolf Formis:
Empfangs=
ſchaltungen. O 7.15: Engliſch. O 8: Zum Geburtstage Schillers:
Wallenſteins Lager”, Perſ.: Wachtmeiſter: Köſtlin; Trompeter:
Stockinger; Jäger: Struve u. Brandt; Dragoner: Höger; Küraſſiere:
Ott u. Thalau; Kroat: Puſchacher; Ulan: Heinrich; Rekrut:
Philipp; Konſtabler: Keller; Scharfſchütze: Thyſſen; Arkebuſier:
Baudiſtel; Bauer: Winter; Bauernknabe: Marianne Fiſcher;
Ka=
puziner: Heye; Schulmeiſter: Ege: Marketenderin: Erna Faßbinder;
Aufwärterin: Hilde Gerber. — Anſchl.: Tänze.
Berlin.
Mittwoch, 10. Nov. 1.30: Glockenſpiel von der
Parochial=
kirche, Berlin. O 3.30: Margarete Weinberg: Aus den Anfängen
der modernen Krankenpflege. O 4: Die Funkprinzeſſin erzählt:
Otto Weddigen: Nebelmännchen. Die Waldgeiſter. O 4.30: Ette=
Kammer=Orch. Blon: Unter dem Siegesbanner. Blumengeflüſter.
— Popy: Ballett=Suite. — Waldteufel: Immer oder nimmer. —
Lortzing: Oup. Waffenſchmied. — Schumann: „Träumerei. —
Schubert: Großes Potp. Dreimäderlhaus. — Sherman: Camilla,
ſpan. Foxtrot. O 6.30: Leſſer: Der Blumentiſch im Winter, ein
Zwiegeſpräch. O 7.05: Prof. Heilfron: Rechtsfragen des Tages.
O 7.30: Dr. Stein: Die Muſik der deutſchen Klöſter. O 8: Dr.
Servaes: Einf. „Maria Stuart” am 11. Nov. O 8.30: Lyrik
unſerer Zeit. Rainer Maria Rilke. Mitw.: Dr. Georg, Sybille
Binder. O 9: Ulk. Mitw.: Irene Ambrus, M. Aſchner, Franz
Baumann. H. Blaß. O 10: Die letzte Stunde des Berliner
Sechstage=Rennens (Uebertr. a. d. Berliner Sportpalaſt. — Anſchl.
Tanz=Orcheſter Ette.
Königswuſterhauſen. Mittwoch, 10. Nov. 12: Lektor Grander,
Walinski: Franzöſiſch für Schüler. O 12.30: Mitteilungen des
Reichsſtädtebundes. O 3: Stud.=Rat Friebel, Lektor Mann: Engl.
für Anfänger. O 3.30: Dieſelben: Engliſch für Fortgeſchrittene.
O 4: Dr. Erna Haßlacher=Friedensthal: Das geltende
Jugendſtraf=
recht. O 4.30: Aus dem Zentralinſtitut. O 5.30: Geh. Reg.=Rat
Cleinow: Das heutige Rußland. O 6: Dir. Dr. Ing. Litz: Aus
dem Betrieb einer Maſchinenfabrik. O 6.30: Wirkl. Geheimrat von
Glaſenapp: Aus der Geſchichte der Reichsbank während des Krieges
und nach dem Kriege. O 7: Dr. Birkenfeld: Bücherſtunde: J. P.
Rogge. O 7.30: Dr. von Kries: Deutſchlands geldliche Intereſſen
und Beteiligungen in China in alter und neuer Zeit.
Die heutige Nummer hat 14 Geiten
Ausden Amtsverkündigungen des Kreisamts
Darmſtadt und den Bekanntmachungen des
Polizeiamts Darmſtadt.
Gefunden: 1 rotes Portemonnaie mit
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Nummer 312
Mittwoch, 10. November
datte
HNeueſte.
Vom Holzmarkt.
Nachfrage beſteht zur Zeit nur nach Brettern und Bohlen, die von
Sen Bautiſchlereien verarbeſtet werden, nach Hobeldielen, und neuerdings
rrach Erlenſchnitthölzern. In dieſen Waren hat ſich ein lebhaftes Geſchäft
entwickelt, in allen andern Sortimenten iſt der Umſatz ſchleppend. Vor
allem wird immer häufiger darüber geklagt, daß es Sägewerke gibt, die
Hen Konſum unter Ausſchaltung des legitimen Platzholzhandels mit
Angeboten zu den gleichen Preiſen verſehen wie die Wiederverkäuſer,
wvodurch eine gewaltige Unſicherheit in die Preisbewertung am
Holz=
markt hineingetragen wird. In Schwellen war das Geſchäft ebenſo
un=
erfreulich wie in Stangen und Maſten. Die Reichspoſt gibt Aufträge,
Die keineswegs dem Angebot entſprechen, und die Ueberlandzentralen,
die ſonſt ſtarke Maſten kauften, leiden unter Geldnot. Auslandsſchwellen
werden zur Zeit vom Eiſenbahnzentralamt überhaupt nicht angekauft,
uund die Preiſe für Inlandsſchwellen liegen unter den vorjährigen
No=
tierungen des Zentralamtes. Dabei ſprechen alle Anzeichen dafür, daß
wir im Winter in den Staatsforſten mit einem Preisauftrieb für
Roh=
holz zu rechnen haben werden. Die bisher ſtattgefundenen
Verkaufster=
ynine beweiſen es bereits. Außerdem iſt auch in Polen eine ſtarte
Steigerung der Preiſe zu beobachten. Viele Käufer von Rohholz hielten
ſich in Polen auf, trotzdem die Waldarbeit noch weit zurück iſt und die
Bemühungen um Rohſtoffankäufe vollkommen verfrüht erſcheinen. Etwas
gehoben hat ſich, das Geſchäft in aſtreinen Seiten, die von einigen
MMöbelfabriken in Weſtfalen und in Hannover geſucht wurden. Die Preiſe
für Seiten ſind um 3 bis 5 Mark je Kubikmeter geſtiegen. Am
Eichen=
markt waren ſtarke Blöcke geſucht und ſchwache vollkommen vermachläſſigt.
Ueberſicht über die Einnahmen und Zahlungen
in dem dritten Annuitätsjahr.
Das Büro des Generalagenten für Reparationszahlungen gibt eino
Ueberſicht über die Einnahmen und Zahlungen im dritten
Annuitäts=
jahr bis zum 31. Oktober 1926 heraus. Die Einnahmen im Monat
Ok=
tober 1926 betrugen 94 666 666,67 Reichsmark, die Geſamteinnahmen der
dritten Jahresannuität bis zum 31. Oktober 179 604 996,B Goldmark
mit einem Kaſſenbeſtand an 31. 8. 26 von 93 626 074,81 Goldmark, betrug
ſomit der Kaſſenbeſtand am 31. Oktober 273 231 071,09 Goldmark. Der
Oktober 1926 abgeführt an Frankreich, das britiſche Reich, Italien,
Bel=
gien, den ſerbiſch=kroatiſch=ſloweniſchen Staat, die Vereinigten Staaten
von Amerika, Rumänien, Japen, Portugal, Griechenland, Polen
77574 217,79 Goldmark. Die Geſamtſumme der an die Mächte
abge=
führten dritten Jahresannuität bis zum 31. Oktober 1926 ereichte ſomit
die Höhe von 154 491 222,61 Goldmark. Für den Dienſt der deutſchen
Auslandsanleihe von 1924 für Zahlungen der Reparationskommiſſion,
des Büros für Reparationskommiſſion, für die. Hohe Interallierte
Rheinlandkommiſſion, für die Militärkontrollkommiſſion, weiter für
Militärgerichtskörperſchaften, für den Diskont ſowie für Kursdifferenzen
wurden in der 3. Jahresannuität bis zum 31. Oktober 1926 insgeſamt
17282 78905 Goldmark aufgebracht. Es ergibt ſich ſomit ein
Kaſſen=
beſtand am 31. Oktober 1926 von 101 447 059,/43 Goldmark.
Wirtſchaftliche Rundſchau.
Notierung der „Ablöſungsſchuld einſchließlich Ausloſungsrecht des
Deutſchen Reiches” an der Berliner Börſe. Der Berliner
Börſenvor=
ſtand macht bekannt: Vom 15. November 1926 ab wird die „Ablöſungs= Prozent. J.G.=Farben zeigten eine günſtigere Haltung und gaben
ſchuld einſchließlich Ausloſungsrecht des Deutſchen Reiches” an der
hieſi=
fortlaufenden Notiz der tatſächlichen Umſätze als auch zum Einheitskurs
ſtatt. Die fortlaufende Notierung erfolgt in Abſchnitten von 5000 RM.
und einem mehrfachen hiervon. Zum Einheitskurs werden
Kaufauf=
träge nur angenommen im Betrage von mindeſtens 100 RM. und einem
mehrfachen hiervon, während Verkaufsaufträge auch in Beträgen unter
100 RM. Berückſichtigung finden.
fm. Pforzheimer Edelmetallnotierungen vom 9. Nov. Edelmetalle
notierten folgende Großhandelspreiſe: „Barrengold das Gramm 2,795 der Grundſtimmung zu erkennen. Der Kaſſamarkt zeigte heute keine
RM. (Geld), 2,812 RM. (Brieß); Platin, handelsübliche Ware, das einheitliche Tendenz, es überwogen aber Kursrückſchläge, die ſich in der
Gramm 13,75 RM Geld), 14,40 RM. (Brieß); Feinſilber das
Kilo=
gramm 73 RM. (Geld), 74,40—75,30 RM. (Brief). Tendenz ruhig.
Eine Fünfmillionen=Anleihe Ludwigshafens. Der Stadtrat hat
be=
ſchloſſen, bei der Regierung die Genehmigung zur Aufnahme einer
An=
leihe von fünf Millionen RM. brutto zu beantragen. Die Anleihe
dient vor allem zur Finanzierung einer Reihe von beſchlußmäßig
feſt=
gelegten Ausgaben (Erweiterung des Städtiſchen Krankenhauſes,
Grund=
ſtückserwerb und für den Wohnungsban) und zur Durchführung
grö=
ßerer Notſtandsarbeiten, worunter beſonders eine Reihe von größeren
Straßenarbeiten fallen.
Die neue Anleihe der Stadt Mannheim. Wie ſchon gemeldet, ſteht
die Stadtverwaltung Mannheim gegenwärtig in Unterhandlungen zwecks
Aufnahme eines Handdarlehens oder einer langfriſtigen 7prozentigen
Anleihe im Betrage von 20 bis 25 Millionen Reichsmark. Eing reine
Auslandsanleihe kommt nicht in Frage, da für dieſe, nachdem bekannt= Tt. Kaliwerke
lich erſt im Sommer dieſes Jahres eine ſolche gewährt wurde, die
Zu=
ſtimmung verſagt werden wird. Neben Inlandsangeboten liegt aber
durch Vermittlung einer deutſchen Firma auch ein Angebot einer
ameri=
kaniſchen Finanzgruppe vor, die bereit iſt, eine Markanleihe unter be= J. 0. Farben ..
ſonderen Beſtimmungen zu gewähren. Es handelt ſich bei der
lang=
friſtigen Anleihe, die für werbende Zwecke (Ausbau des Gaswerkes, der
Straßenbahn uſw.) Verwendung finden ſoll um eine Laufzeit von 20
Jahren, deren Auszahlungskurs entſprechend den letzten
Anleiheauf=
nahmen verhältnismäßig günſtig zu liegen kommen wird.
Süddeutſche Drahtinduſtrie AG., Mannheim=Waldhof. Die
Geſell=
ſchaft, deren Aktien bekanntlich an den Börſen von Frankfurt a. M. und
Mannheim notiert ſind, plant eine Erhöhung des zur Zeit 90 000 RM.
betragenden Aktienkapitals um einen noch ungenannten Betrag.
Schnellpreffenfabrik AG. Heidelberg in Heidelberg. Die bekanntlich
zum Richard Kahn=Konzern gehörende Geſellſchaft, die bis zur
Beſtäti=
gung des Zwangsvergleichs (Anfang Juni 1926) unter Geſchäftsaufſicht
ſtand, ſieht ſich nunmehr infolge größerer Verluſte genütigt, Anzeige
gemäß 8 240 HGB. zu erſtatten. Im Zuſammenhang hiermit wird die
Herabſetzung des Aktienkapitals von 1 175 000 RM. auf 351 000 RM.
vorgeſchlagen. Der Kapitalzuſammenſchnitt ſoll in der Form erfolgen,
daß die der Geſellſchaft unentgeltlich angebotenen Aktien L.üit. B
einge=
zogen und die Stammaktien im Verhältnis von 10:3 zuſammengelegt London.
werden. Die zum 27. November 1926 anberaumte ordentliche
Hauptver=
ſammlung ſoll gleichzeitig ihre Genehmigung zur Aufhebung des
bis=
herigen Intereſſengemeinſchaftzvertrages erteilen.
Kapitalserhöhung der Süddeutſchen Draht=Induſtrie. Die
Geſell=
ſchaft beruft ihre Hauptverſammlung auf den 30. November ein, auf
deren Tagesordnung neben den Negularien auch die Erhöhung des
gegenwärtigen Kapitals auf 900 000 Mark ſteht. Ueber die Dividende
wie auch über das Ausmaß der Erhöhung kann zurzeit noch nichts
mit=
geteilt werden, da die endgültige Beſchlußfaſſung des Aufſichtsrats noch Beruhigung Platz. Amerika blieb unbeachtet und auch das mattere
ausſteht.
am Samstag und Sonntag gepflogenen Verhandlungen zwiſchen der
Paris fortgeſetzt. Die leitenden Führer der deutſchen Kaliinduſtrie
wechſlung der gegenſeitigen Unterſchriſten nach Paris begeben. Die
Ver=
handlungen waren vorher unterbrochen worden, weil eine
Meinungs=
verſchiedenheit hinſichtlich der Quotieuung entſtanden war. Es verlautat
jedoch, daß es auch fürderhin bei einer Quotierung von 70:30 verbleiben
wird, weil ſich das Auslandsgeſchäft ſowohl auf franzöſiſcher wie auf
deutſcher Seite weſentlich gebeſſert hat.
Der IJnhalt der deutſch=engliſchen Induſtriebefprechungen. Aus
London wird berichtet: „Bei den deutſch=engliſchen
Induſtrieverhand=
lungen ſind zwei nebeneinander laufende Aktionen zu verzeichnen.
Wäh=
rend die Vertreter der induſtriellen Organiſationen beider Länder be= 65 Ochſen, 9 Bullen, 497 Färſen und Kühen, 305 Kälbern und 876
reits Anfang Dezember zuſammenkommen, iſt die Fortſetzung der in
Romſey beaonnenen Ausſprache erſt für Anfang April in Ausſicht ge= Bullen 36—44, Färſen und Kühe Klaſſe a) 50—60, b) 34—48, c) 21—34
nommen. Dr. Duisberg hat die an den Verhandlungen in Nomſey be= und a) 15—22, Kälber 50—72 und Schweine Klaſſe a) 77—81, b) 80 bis
eingeladen. Aus der Tatſache, daß Du. Duisberg bei den Dezember= Preiſen wird der Auftrieb langſam untergebracht.
verhandlungen als Präſident des Reichsverbandes der deutſchen
Indu=
ſtrie teilnehmen und auch im April in Romſey als deutſcher Wortführer lautenden ausländiſchen Notierungen nahm auch der hieſige Markt heute
auftreten wird, kann irgendein Zuſammenhang zwiſchen den beiden Ak= einen feſteren Verlauf. Weizen und Roggen und ferner Weizenmehl
tionen hergeleitet werden. Während es ſich im Dezember um das konnten um je 25 Pfennig im Preiſe anziehen. Man uotierte: Weizen
Studium der gegenwärtigen Arbeitsmethoden und Organiſationsfragen 29,75—30, Noggen 24,25—24,75, Sommergerſte 24—26,50, Hafer inl.
chen werden.
Frankfurter Effektenbörſe.
Frankfurt a. M., 9. November.
Während heute von privater Seite kaum Aufträge vorlagen, ſchritt
die Spekulation auf den verſchiedenen Marktgebi ten zu mehr oder
weniger ausgedehnten Rückdeckungen, die das Kursniveau wieder etwas
hoben. Die ſchon immer bevorzugten Werte, wie J.G. Farbeninduſtrie,
Danatbank, Mannesmann, Rheinſtahl, Rütgerswerke und andere mehr
konnten ſich um bis zu 5 Prozent erholen, während die Kurserholungen
im allgemeinen nicht über 2 Prozent hinausgingen. Nach wie vor
ge=
duückt blieben dagegen Deutſche Erdöl und Stahlverein. Das Geſchäft
war nicht ſehr groß und konnte ſich auch im Verlaufe nicht weſentlich
beleben. Auch auf dem Anleihemarkt war die Tendenz bri ruhigem
Geſchäft etwas feſter. Im weiteren Verlaufe wurde die Tendenz für die
J.G.=Werte recht ſchwankend und für die anderen Märkte wieder
ſchwä=
cher. Von den anfänglichen Kursbeſſerungen ging in den meiſten
Fäl=
len die Hälfte wieder verloren. J.G.=Farben fielen bis 357½ und
hiel=
ten dann gegen 1 Uhr bei 359. Später wurde auch der kritiſchen
Situ=
ation im Reichstage mehr Beachtung geſchenkt, während die Berichte
von der Beſſerung der allgemeinen Lage bei den ſüdlichen Randzochen
des Nuhrgebietes keinen Eindruck machten. Tägliches Geld 3½ Proz.
London-Paris 148. Nachdem an der heutigen Abendbörſe nach einer
zunächſt leichten Befeſtigung ein neuer raſcher Aufſtieg eingetreten war,
der beſonders für die J.G.Werte eine kräftige Erholung brachte, war
die Stimmung an der Abendbörſe weiter feſt und auch wieder lebhafter.
Es wurden neue Kurserholungen von 2—3 Prozent erzielt, die ſich
gleichmäßig auf alle Marktgebiete verteilten.
Berliner Effektenbörſe.
Berlin, 9. November.
Der Effektenverkehr ſetzt heute auf allen Gebieten in abgeſchwächter
Haltung ein. Die geſtern erfolgten Realiſationen hinterließen eine
er=
hebliche Unſicherheit, die eine ſtarke Zurückhaltung veranlaßte und das
Geſchäft daher einheitlich einſchränkte. Die Abgaben waren aber
weniger umfangreicher als geſtern, insbeſondere hielt die
Bankenkund=
ſchaft im ganzen an ihren Beſtänden feſt. Nach Feſtſetzung der erſten
Kurſe hielt die freundliche Grundſtimmung an, doch bleibt das Intereſſe
auf Spezialgebiete beſchränkt. So wurden heimiſche Staatsrenten
teil=
weiſe lebhaft aus dem Markt genommen. Die Ablöſungsanleihe ſetzte
mit 350 Prozent bereits in ſehr feſter Haltung ein. Am Deviſenmarkt
machte die Befeſtigung des Dollarkurſes gegen die Reichsmark infolge
des Deviſenbedarfs auf Grund der Goldverſchiffung weitere Fortſchritte.
Der Kurs von 4,2115 bis 425 ſtellte den höchſten Stand ſeit der
variab=
len Dollarnotiz dar. Lateiniſche Valuten neigten aus Brüſſel zur
Schwäche, London=Paris 149, London=Mailand 116,25, Spanien mit
31,87 gegen London leicht erholt. Am Geldmarkt war Tagesgeld im
einzelnen mit 4—6 Prozent zu jedem Betrage erhältlich. Die
Geld=
geber gingen in vielen Fällen auch unter dieſe Forderungen herunter.
Monatsgeld 5,75—7 Prozent. Im einzelnen zeigten die erſten
amt=
lichen Notierungen wenn auch in ihnen gegenüber den heutigen
Früh=
kurſen und dem geſtrigen Spätniveau bereits eine Beſſerung zum
Aus=
druck kam, immer noch namhafte Abſchwächungen.
Im weiteren Verlauf der Börſe wurde nach kleinen Schwankungen
die Tendenz einheitlich freundlicher. Ihren Ausgang nahm die
Befeſti=
gung von Montanaktien. Rheinſtahl zogen bei Beginn um 4 Prozeut
und Harpener um 1—2 Prozent an. Ferner ſtiegen Schultheiß um 8
ſomit dem geſamten Terminaktienmarkt eine Anregung. Oſtwerke plus
gen Börſe notiert. Die Notierung findet franko Zinſen ſowohl zur 4 Prozent. Zum Schluß der Börſe trugen unbeſtätigte Gerüchte über
einen größeren Schienen=Auftrag der Reichsbahn=Geſellſchaft zu einer
Belebung des Geſchäftes und weiteren Kurserhöhungen bei.
Privat=
diskont kurze Sicht 4,75 Prozent, lange Sicht 4, Prozent. Auch die
Nachbörſe zeigte ein freundlicheres Gepräge. Im Bordergrunde ſtand
der Montanaktienmarkt, an dem Rheinſtahl wieder einen Kurs von
200 Prozent erreichten. Wenn auch die erſten Kurſe im übrigen nicht
überall erreicht werden konnten, ſo war doch eine einheitliche Beſſerung
Hauptſache zwiſchen 2 und 4 Prozent hielten, vereinzelt allerdings bis
8 Prozent gingen. Neu=Guinea gaben, heute erſtmalig 50 Prozent her.
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54.6251 5f. — 1 Siemens Glas
163.5
Eelſenk. Gußſtahl. . 1 33.—
32. 1251 Ver. Lauſitzer Glas. 1127.
G. f. elektr. Untern. 1173.— 167.75 1 Volkſtedter Porzell.
7.75 53.75
Salle Maſchinen ... 1168.— 1131.— Weſtf. E. Langendreer ! 80.—
62
Eon. Maſch.Egeſt. /103.5 103.875! Wittener Gußſtahl . / 64.—
65.5
Kanſa Dampſchf.
243.— 239.— Wanderer=Berke.. ..1
191.—
Deviſenmarkt.
Amſterdam=R.
Buenos-Aires.
Brüſſel=Antw.
Cslo .......
Kopenhagen.
Stodholm. .
Selſingſors ..
Italien ....
Ner=York..
Paris.. . . . ..
Echreiz ....
Spanien..
188. 17163.5315s. 17168.59
10x.B2 10s.081105.22105.18
8. 11.
Gelo Brief
1.709 1.73
11f.80112.18111
112.24 112.541
20.365 20. 436/21. 393 20.745
T.206 1.216 K.zs5 1.2165
13.8213.83 13.6913.73
63.32 63.381 63 7263.88
10. 57219-6i910.-5i6 13.619
9.
Geld Brief
1.770 1.54
53.58/ 58.7458.58 58.72 14
77 Sif12 1
17.70 17.-74 17.68 17.70
Gi.05 Bt.25/ 9t.0961.28
WienD.,Oſt. abg
Prag .......
Budapeſt. . ..
Japan .. .. ...
Rio de Janeiro
Sofia
Zugoſlavien. . ..
Konſtantinopel.
Liſſabon ...... !
Danzia Ln..
Athen ......
Kauada
Uruguey ...
8. 11.
Geld / Brief
59.30 53.74
12-451 12-191
5.30 5.32
2.97
7.5ie
zu37 3ült
7.5i3 7.735
2-ui6 2.133
21.525 21.55314
81.69 81.83
5.24 5.26
203 4.21
4.175 4. 1851
9. 11.
Geld Brie
59.29 59.B
12.1 17.49
5.697 5.312
2.067 2.1
0.572 0.57
3.037 3.065
7.415/ 7.135
2.123 2.135
21. 525/21.515
81.73 81.69
5.25 5.31
K.203/ 4.219
4.175 4.185
Produkienberichte.
Berliner Produktenmarkt vom 9. November. Bei Beginn des
amt=
lihen Mittagsverkehrs griff am Markt für Brotgetreide eine ſichtliche
Liverpool fiel weniger ins Gewicht, vielmehr gab äußerſte Vorſicht
Deutſch=franzöſiſche Kaliverhandlungen. Die in Frankfurt a. M. ſeitens der Käufer den Ausſchlag. Das Angebot aus dem Inlande iſt
wohl immer noch klein, hat ſich aber doch gegenüber den Vortagen etwas
deutſchen und franzöſiſchen Kaliinduſtrie werden heute und morgen in vermehrt. Im Zeitgeſchäft regten ſich dieſe Momente in einer
Preis=
abſchwächung für Weizen aus, die Nückgänge waren aber nur
unbe=
haben ſich zum endgültigen Abſchluß des Lugano=Vertrages und zur Aus= trächtlich, Dezemberlieferung eröffnete ſogar auf dem Vortagskurſe.
Roggen vereinzelt feſter. Gerſte ſtill, in mittleren Sorten faſt
behaup=
tet. Hafer bei kleinem Angebot weiter feſt gehalten, ohne daß
nennens=
werte Abſchlüſſe getätigt wurden. Mehl ruhig. Futterſtoffe und
Oel=
ſagten in den Preiſen faſt unverändert.
Viehmärkte.
Mainzer Viehmarkt vom 9. November. Der Auftrieb beſtand aus
Schweinen. Bezahlt wurden pro Zentner Lebendgewicht: Ochſen 41—54.
teiligten britiſchen Induſtriellen zu dieſem Zeitpunkt nach Leverkuſen 82, c) 76—80 und 4) 67—72. Marktverlauf: bei mäßig zurückgehenden
Frankfurter Produkrenbericht vom 9. November. Bei etwas höher
handelt, wird im April die wirtſchaftliche Zuſammenarbeit weiterbeſpro= 20—20,25 Mais 19,75—20, Weizenmehl 42,25—43, Roggenmehl 35,50
bis 365, Weizenkleie 11,25, Roggenkleie 11,25.
Dgs deutſch=franzöſiſche
Saarabkommen.
Zu dem zwiſchen der deutſchen und franzöſiſchen Regierung
abge=
ſchloſſenen Saarzoll=Abkommen erfahren wir noch folgendes: Der
Ab=
ſchluß dieſes neuen Abkommens war notwendig geworden, weil das im
Jahr 1925 abgeſchloſſene Saarzollabkommen nicht die ausdrückliche
Bil=
ligung des Reichstages gefunden hatte. Jenes Abkommen hatte damals
u. a. die Beſtimmung enthalten, daß für jede Tonne Saareiſen, die
nach Deutſchland ausgeführt wird, die Saarinduſtrie an die lothringiſche
Induſtrie eine Abgabe zu leiſten hätte. Wegen dieſer Beſtimmung und
wegen ſonſtiger Umſtände, die für eine Nichtausbalanzierung des
Ab=
kommens vom Jahre 1925 ſprachen, hatte der Reichstag ſich damals
zwar entſchloſſen, das Abkommen zu genehmigen, aber der deutſchen
Ne=
gierung aufzutragen, innerhalb einer beſtimmten Zeit eine Neviſion
des Abkommens durchzuführen. Es iſt dann aber nicht mehr zur
Rebi=
ſion des Abkommens gekommen. Das jetzige Abkommen ſtellt gegenüber
dem vom Jahre 1925 eine bedeutende Verbeſſerung für Deutſchland dar.
Hinſichtlich der Produktion für die eiſenverarbeitende Induſtrie
Deutſch=
lands iſt es gelungen, inſofern eine Erleichterung zu ſchaffen, als die
Kontrolle über die Einfuhr von deutſchen Erzeugniſſen nach dem
Saar=
gebiet, die früher ſehr ſcharf war, nun dadurch gemildert worden iſt,
als bei der Einfuhr deutſcher Maſchinen nur eine ſogenannte
Verbleib=
kontrolle vorgeſchrieben iſt, d. h. die ſaarländiſchen Empfänger deutſcher
Maſchinen müſſen die eidesſtattliche Verſicherung abgeben, daß die
Maſchinen für die Dauer von zwei Jahren auch im Saargebiet
ver=
bleiben und nicht nach Frankreich ausgeführt werden. Ferner iſt jene
Beſtimmung, wonach die ſaarländiſche Induſtrie eine Abgabe an die
elſaßelothringiſche zu zahlen hat, weggefallen. Das neue Abkommen
ſieht drei verſchiedene Liſtenkategorien vor. In der Liſte 4 ſind die
Zu=
geſtändniſſe Frankreichs für die deutſche Einfuhr nach dem Saargebiet
zuſammengefaßt. Es handelt ſich hier um mehrere Warenpoſitionen,
von denen beſonders hervorzuheben ſind: Holz und Holzwauen,
Textil=
erzeugniſſe, Meſſerſchneiden, Hacken, Oeſen uſw., für die der
Minimal=
tarif vorgeſehen iſt. Die Liſte B enthält die Zugeſtändniſſe, die
Deutſch=
land für die Einfuhr vom Saargebiet nach Deutſchland macht. Hierbei
iſt bei Liſte B 1 beſonders zu erwähnen, daß das große
Noheiſenkontin=
gent von 1,310 Millionen Tonnen einfuhrzollfrei iſt. Aller Vorausſicht
nach wird das Kontingent jedoch von Deutſchland nicht in Anſpruch
ge=
uommen werden, da ſich die Einfuhr von Saareiſen nach Deutſchland
nach dem jeweiligen deutſchen Inlandsbedarf richten muß, worüber eine
diesbezügliche Beſtimmung über die internationale Rohſtahlgemeinſchaft
(Eiſenpakt) ausdrücklich getroffen worden iſt. Die Liſte B 2 enthält
Produktionserzeugniſſe der großen Eiſeninduſtrie, für die ein
beſtimm=
tes Kontingent nicht vorgeſehen iſt. Auch hier iſt die Zollfreiheit
zuge=
ſtanden. In den Liſten C und C 2 wird dem deutſchen Wunſche
inſo=
weit Rechnung getragen, als bei der Maſchineneinfuhr von Deutſchland
nach dem Saargebiete die eben erwähnte Erleichterung in des
Kontroll=
beſtimmungen eingefügt wird. (Verbleib=Kontrolle.) In dieſen beiden
Liſten werden als wichtigſte Warenaruppe aufgeführt: Dampfmaſchinen,
Ventilatoren, Dynamos uſw., für die der Minimaltarif vorgeſehen iſt.
Die Liſte 2 enthält dieſenigen Warengruppen, für die die Vorteile der
Liſte C 1 nur für ein beſtimmtes Kontingent gelten, z. B. Druckpreſſen
(180 000 Tonnen), Nähmaſchinen (24 000 To.). Im übrigen wird das
Abkommen mit den Warenliſten im Reichsanzeiger vorausſichtlich heute
veröffentlicht werden.
Bei dem Abkommen handelt es ſich, was ausdrücklich feſtgeſtellt
wer=
den muß, wiederum nur um ein Proviſorium, das vom 1. Dezember
1926 bis 1. März 1927 läuft. Bei der Abgrenzung des Liſtentermins
iſt in Betracht gezogen worden, daß im Eiſenpakt (Internationale
Rohſtahlgemeinſchaft) eine Beſtimmung beſteht, wonach dem deutſchen
Partner ein Kündigungsrecht zuſteht, wenn der deutſchen
eiſenver=
arbeitenden Induſtrie bis 1. April 1927 nicht gewiſſe Erleichterungen
für die Einfuhr ihrer Produkte in Frankreich gewährt werden ſollen.
Amerikaniſche Kabelnachrichten.
* New York, 9. November. (Priv.=Tel.)
Weizen: Der Markt begann in ſchwacher Haltung auf günſtige
Be=
richte aus Argentinien. Dann wurde die Haltung wieder feſt auf
Dek=
kungskäufe der Baiſe, ungünſtige Witterungsberichte und gebeſſerte
hei=
miſche Lokonachfrage. Die Termine gewannen bis 1,25 C.
Hafer: Der Markt verkehrte in ziemlich ſtetiger Haltung.
Baumwolle: Anfangs war die Haltung feſt auf Baiſſedeckungen
und Käufe der Wallſtreetſpekulation. Dann aber trat eine Abſchwächung
ein auf Verkäufe der Pflanzer. Die Termine zeigen leichte
Abſchwä=
chungen.
Kaffee: Der Markt nahm einen ſchwächeren Verlauf auf niedrigere
braſil, Forderungen und ſchleppenden heimiſchen Konſum. Die Terming
zeigen Mückgänge bis zu 20 Pkt.
Zucker: Der Markt zeigte anfangs ein ſtetiges Ausſehen auf
zurück=
haltendes kubaniſches Angebot, Käufe der Wallſtreetſpekulation und gute
Abrufe für Raffinadezucker. Später trat eine Abſchwächung ein auf
Glattſtellungen. Die Termine ſind nur unweſentlich verändert.
Kakao: Die Tendenz des heutigen Marktes ſchwankte mehrmals,
doch zeigen die Termine am Schluſſe nur unweſentliche Veränderungen.
Kleine Wirtſchaftsnachrichten.
Bei der Reichsbahn ſchweben Verhandlungen über Begebung eines
größeren Schienenauſtrages. Man iſt für den Ankauf bereits zu einem
Abſchluß gekommen.
Die Geſellſchaft für elektriſche Hoch= und Untergrundbahnen Berlin
plant zur Deckung des bisherigen und künftigen Bedarfs die Aufnahme
einer großen Anleihe. Die Anleihe ſoll in Höhe von etwa 15 Mill.
Dollar in Verhandlung ſtehen. An den zuſtändigen Stellen konnte
zu=
nächſt noch keine Auskunft hierüber erhalten werden.
Der Schiedsſpruch für die Rheinſchiffahrt iſt vom
Reichsarbeits=
miniſterium für verbindlich erklärt worden. Die
Verbindlichkeitserklä=
rung erfolgte auf Antrag der Arbeitnehmer.
Wie in Paris verlautet, beabſichtigt die franzöſiſche Regierung die
Verpachtung eines Teiles der Saarbergwerke an die Firma de Wendel,
deren eigene Flöze angeblich nicht mehr abbaufähig ſein ſollen.
Poincaré empfing die Vertreter der nordfranzöſiſchen
Textilindu=
ſtrie, die ihm ihre ſchwierige Lage ſchilderten, da ihr Auslandsabſatz
durch die Steigerung des Franken ſchwer leide. Poincaré erklärte ſich
bereit, den Klagen der Textilinduſtrie bei ſeinen finanzpolitiſchen
Plä=
nen Rechnung zu tragen.
Infolge der großen Kohlenknappheit ſind die belgiſchen Eiſenbahnen
gezwungen, weitgehende Einſchränkungsmaßnahmen zu ergreifen. Etwa
50 Bügen follen ab 11. November ausfallen.
Der Warſchauer Börſenvorſtand hat die amtliche Benachrichtigung
erhalten, daß das Moratorium für Vorkriegsverbindlichkeiten, welches
bekanntlich am 31. Dezember 1926 abläuft, nicht weiter verlängert wird.
Der Direktor der bulgariſchen Staatsſchuldenverwaltung D.
Stoha=
noff iſt zu Verhandlungen mit der deutſchen Regierung über die
Rege=
ung der Schuldenfrage in Berlin eingetroffen.
Zwiſchen der ſchweizeriſchen Viscoſe=Geſellſchaft in Emmenbrücke und
der ſchwediſchen Kunſtſeidefabrik in Boras finden gegenwärtig
Verhand=
lungen über die Inveſtierung von ſchweizeriſchem Kapital bei der
ſchwe=
diſchen Firma ſtatt.
Die von der italieniſchen Regierung zur Konſolidierung der
kurz=
friſtigen öffentlichen Schuld demnächſt aufliegende Anleihe hat von der
Preſſe den Namen „Littorio”=Anleihe erhalten. Der Anleihebetrag wird
ſich auf etwa 35 Millionen Lire ſtellen. Finanzminiſter Volpi erklärte,
daß der Zweck der Anleihe die Herbeiführung einer normalen Lage auf
dem Wechſelmarkt ſei.
Aus Tokio wird gemeldet, daß in der Frage des
Flottenbaupro=
gramms der nächſten vier Jahre zwiſchen der Rogierung und dem
Ma=
rineamt ein Kompromiß zuſtande gekommen iſt, demzufolge für
Neu=
bauten innerhalb der kommenden fünf Jahre 261 Millionen Yen
bewil=
ligt werden.
Angcſichts des ſtarken Rückganges des Silberpreiſes und der damit
empfindlichen Schädigung der amerikaniſchen Silberproduzonten
beab=
ſichtigt die mexikaniſche Regierung, eine Ermäßigung der
Silberproduk=
tionsabgabe herbeizuführen.
Seite 12
Mittwoch, den 10. November 1926
Nummer 312
rauf Arrien, Durmfadt. Brantfärter Karsbericrosce.nsdeinder Leno.
Staatspapiere
v Deutſche
W.%Reichsp.=Sch.
p. 1. 10. 30 ...
190 Baher. Staats=
Sch. p. 1. 4. 29
6.% H. V.:Sch.
p. 1. 4. 29 „.
Cl.% Pr. St.=Sch.
p. 1. 3. 29
6‟=%0 Pr. St.=Sch.
p. 1. 10. 30 ..
7½ Sächſ. Fr.=Sch.
v. 1. 7. 29 ..
725 Sächſ. Fr.=Sch.
p. 1. 7. 30
6I.%Bürtt. F. Sch.
v. 1. 3. 29
Vorkriegsanleihen
5% D Reichsanl.
4% D. Reichsanl
4% D. Schutzgb. v.
68—11 u. 13..
4½ D. Schutzg. v. 14
4½ Preuß. Konſ.
4% Baden.......
4%Bayern ......
4% Heſſen....
4% Württemberger
b) Ausländiſche
5% Bos. C.B. 1914
9.Inv. 1914
1898 ...
„ 1902...
4½
52 Bulg. Tabal02
4½% Oſt. Staatsr.
v. 1913, Kdb. 1918
4½%Oſt. Schatz. 141
4½%Oſt. Silberr.
4% Goldr
97.25
97.5
96.5
Rré
95.75
0.82
17.3
7.3
0.80
0.75
7is
35
5.9
6.75
26.25
14% „einh. R. (ont
3% Port. (Spz. III
5% Rum.am. R.03.
4½%Gold. 13..
4% „ am.konv..
4% „ am. 05...
426Türk. (Adm./031
420 Türk. Bagd. I
(Bagd.)II
4% „ 1911 Zoll.
4½% Ung. St. 1913
4½% St. 191.
4½ „ Goldr..
4% „ St. 10
400 „ Kronr.
3% „ Eiſ. Tor.6.
Außereuro.
päiſche
5% Mex.am. inn.
5% „ äuß 99 ..
420 Gold 04,ſtf.
3% konſ. inn.
4½% „Irrigat.
5% Tamaulivas I
Sachwert=
Schuld=
verſchreibungen
Mit
Zinsberech=
nung
10% Berl. H.=Bk. G6.
3%0
„ „
6% Berl. St.=Gold.
8% Darmſt. St.=G.
% D. Hyp.=Bankl
Meining., Goldpf
8% Frif.=Hyp.=B.,
Goldpfdbr. . .
3% Frlf. Pfbr.=Bk.
Goldpfdbr.. . I.
5% Frif. Pfbr.=Bk.
Goldpfdbr... .. .
8% Komm. Ldb. D.
Goldſchuldver.
Z.
13.25
27.1
24
18.3
RRie
3.8
26.25
Re
100
84.5
100
100.5
100
80.5
%e Heſſ. Ldb. Gold.,
108 Komm=Elektr.
Mark (Hag.) Gold
88 Mannh. St.=G.
8%6 Mainz St.=G.
82 Naſſ. Ldb. Gold.
8% Pfälzer H. B.
Goldpfandbr.
18%0 Pforzh. St.=G.
8% Pr. C.=B. =Cr.=B.
Goſdpfandbr....
8% Rh.Hyp.=B. G.
71/,BRh. St.-W. 25
10% Rh.=Weſtf. B.=
Cr.=Bk. Goldpf.
8%
82Südb. B.=Cr.=B.
Goldpfandbr. . .. !
Ohne
Bins=
berechnung
5% Bdw. Kohl. 23
62 Großkr. Mannh.
Kohl. 23
6% Heſſ. Brk.=Rog.
23
5% „Roggen 23
5% Pr. Kaliw. ..
5% Pr. Roggenw.
5 % Südd. Feſt=B. G
Borkriegs-Hyp.=B.
Pfandbriefe
Bay . Vereinsb.
Bahr. Handelsb.
Bahr. Hyp.u. Wech
Berliner Hyp. =Bk.
Frrf. Hyp.=Bk.
Frkf. Pfandbr.=B
Hamb. Hyp.=B..
Mecklb Hyp.=u. Wb.
Meining. Hyp. Bk.
Nordd. Gr.=Cr.=Bk.
Pfälz. Hyp.=Bk. ...
Preuß. Bod.=Cr.=B
Pr. Cent.=B. r.=B
Breuß. Pfdbr.=Bk.
103
95.5
102
34.2;
100.5
98.5
135
100
12.6
14.20
5.7
8.7
14.4
5.35
11.6
8
11.4751*
15
11.05
12.15
Rhein. Hhp.=B. ./ 12.7
Rh.=Wſtf. B. Cr.=B.
Südd. Bodenkr.
Württ. Hhp.=Bf.
Staatl. od. prov.
garantiert.
Heſſ. L.=Hyp.=B.
Landeskr. Caſſel
Naſſau Ldsb.
Obligationen v.
Transportanſt.
4½Dux. Bdb Em.91
„ 93
42 Eliſ.=Bahn ſtfr.
42 Galiz. Carl=
Lud.=B.
420
abg.
4½ Laſchau=Oderb.
420
abg.
5% Oſt. Nwſtb. 74
5% Oſt. Südb. (2).
2,6% Alte
2,6% Neue,
58 Oſt.-Ung. 73/74
4%Oſt. Staatsb. 83
3%0 Oſt. „ 1.b.8.E.
3%Oſt. „ 9. E.
3% Oſt. 1885
3% Oſt. „ Erg. Nei
13% Raab Oedbg. 83
g1
386
97
1820
42 Rud. Silber
4. Rud. Salzig.)
4½% Anat. S.I
4½% Anat., S. III
4½% Anat., S. III
39 Salon. Monaſt.
5%0 Tehuantepec. 30.5
4½%
Zank=Aktien
Allg. D.=Kredit: ..
Bab. Bk. ..... . . .
Bk. f. Brauind. . . .
Tellus Bgb.. 130.25 Berl. Handelsgeſ 277.5
193.5 Comm.u. Privatb. Ver. Laurahütte Darmſt. u. Nat.=Bk.
Deutſche Ban! ... 264
187.5 Ver. Stahlwerke. 148.25 D. Eff. u. Wchſ.=Bk. 137 75 Znduſtrie=Akt. 11.5 D. Hyp.=Bk. Mein 140.75 Brauereien. 10.25 D. Vereins=Bk. 114 Eichbaum(Mannh.) Dist.=Geſellſch...!. 175 Henninger 155 7.65 Dresdener Bk. .. 155.5 Hereules. Heſſiſche 115 Frankf. Bi. 127 Löwenbr.=Münch. Frkf. Hyp.=Bf. 147.75 Mainz. Aktienbr. 170 16.75 Frrf. Pfdbr.=Bl. . 148 Schöfferhof(Bind.) 264 Gotha. Grundkr. Bk. Schwarz=Storchen
rn. Bank/ 15.25 Tucher, Nürnberg 8.3 Metallbank.
Mitteld. Creditb. 173
155 Zerger 7.75 Pfälz. Hyp.=Bk. 1149 Arkum. Berlin. Reichsbank=Ant. . 165 Adler & Oppenh.. — Rhein. Creditbr. . . . 1140 Adlerwv. (v. Kleher) 109.5 7.95 Rhein=Hyp.=Bk. . 151.5 6 %E. A. G. Vzg. A. 88.5 Südd. Disc.=Geſ. 158 5 % A. E. G. Vzo. B. 77.8 14 25
14.25 Oſterr. Creditanſt. 8.5 A. E. G. Stamm. 165 Wiener Banwverein 5.7 Anglo=Cont. Guano
Aſchaff. Zellſtoff .. 190
135 Zergwerkö=Akt. Badenia (Weinh.)/ 8.15 20.25 Bochum.Bergb. . . 170 Bad. Maſch. Durl. 120 Buderus....... .. 116.1 Bad. Uhren, Furtw. 36 — Dt. Luxemburg ... 172 Bamag=Meguin". 53 20.25
23.5
27.5
25.5 Eſchw. Bergw.... 1170 Baſt Nürnberg .. Gelſenkirch. Bgw. 174.75 Bahr. Spiegel... 65 Harp. Ber rgb. . . . . ." Beck & Hen
191 ikel .... Ilſe Berg. b. St.. . /253.5 Bergmann El. .... 11.05 Genußſchein. 152 Bing. Metall.. . . . . 54 8.5
31.25 Kali=Aſchersleb. 154 Brem.=Beſigh=Ol. 75 Kali. Salzoetfurt.. 188 Bürſtenfbr. Erlang. 65 Kali. Weſt erregln. Eement=He
163 ſidelb. . .! 27.5 Klöcknerwerke .. 149 Cement, Karlſtadt 145 Mannesm.=Röhr. 185.5 Cement, Lothr.. . . Mansfelder" . 135.75 Chem. Albert. . . . .! 157 25 Oberbedarf ....." Chem. Brockh. ... 80.5 Obſchleſ. Eiſ. (Caro) 103.5 Chem. Milch .....!. 100 Otavi=Min.=Ant.. . 40 Daimler Motoren. 100.5 Phönix=Bergb. ... 135 Dt. Eiſenhandel. .. 148.70 Rhein. Braunk. .. . 251 Deutſche Erdöl ...!" 188 160 Rhein. Stahlw.. . . 195 D. G. u. Silb. Scheid 181.75 A. Riebeck Montan!” 175 Dingler, Zweibrück.
O Ke
Dürrkopp .. . . . .
Dürr. Ratingen
Dyckerhoff EB.
Eiſenw. Kaiſersl.
El Licht- u. Kraft
El. Lieferung ...."
Elſ. Bad. Wolle
Email. Ulrich
Enzinger Werke
Eßlingek. Maſch. ..
Ettlinger Spinn..
Faber Bleiſtift ..
Faber & Schleicher
Fahr, Pirmaſens.
Farbenind. F. G.
Felten & Guilleau.
Feinmech. (Jetter)
Feiſt, Sekt. Frkf.
Frankfurter Gas .
Frankfurter Hof
Frkf.=M. Pok. u. W.
Fuch Waggon St.
Beiling & Cie. ...."
Germania Linol.. .
Gelſenk. Gußſt. . ..
Goldſchmidt, Th.. . .
Gotha Waggon ...
Gritzner, Maſch.. . .
Grün & Bilfinger.
Hafenmühle Frkft.
Hammerſen .....
Hanfw. Füſſen ..."
Hanſa Lloyp; Br.
Hartm. & Braun ..
Heyligenſtaedt. . . .
Hilpert, Armatur.
Hindrichs=Aufferm.
Hirſch, Kupfer ....
Hoch=Tief Eſſen ..
Holzmann ....."
Holzverk. Ind....
Hydrom. Breslau".
89.5 Fnag ..........."
Funghan3 St... .
Kammg. Naiſersl.
Karlsruher Mach.
7a
48.5
76
154.25
152
26.5
49.9
210
104
92
48
358.5
160
84.25
124.5
82
0.80
87
195
142
21
127
130
86
35
124.5
100
154
64
56
73..
112
139
46
1Karſtadt, R.. . ../163
glein Sch. & Becker 90.25
Knorr, Heilbronn /138
gonſerv. Braun ../51
Krauß, Lokom. ..
Lahmeher .. . . . . . 154
Lech. Augsburg . . . 1116.5
Lederw. Rothe ... / 37.25
Spicharz..
Lingel Schuhw..
Löhnberg. Mühle / 52.5
Ludwigsh. Walzm. 108.5
Lüdenſcheid Metall/119
35.5
Lux. Induſtrie
Mainkraft Höchſt 110.75
Mars=B. Nürnberg/132.25
Metallgeſ. Frkf. 180
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11.November,abends
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2. Ringelreihe
3. Schwälmer Tanz
Teepauſe (16393
II. Teil: Hüttenberger Volksleben. 9
Heitere Tracht enſcenen
am Dorfbrunnen und in der
Spinn=
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Heſſiſches Landestheater.
B5 Großes Haus B 5
Schülermiete rot 2
Mittwoch, den 10. November 1926
abends 7½ Uhr
Wilhelm Tell
Schauſpiel in 5 Akten von Friedrich Schiller
In Szene geſetzt von Edgar Klitſch
Bühnenbild: Artur Pohl
Perſonen:
Hermann Geßler, Reichsvogt
in Schwtz und Uri . Robert Klupp
Werner, Freiherr von
At=
tinghauſen, Bannerherr HansBaumeiſter
Arnold vomMelchthal) 2= Joachim Büttner
Konrad Baumgarten/ s Hans Epskamp
Struth v. Winielried
Meier von Sarnen
Klaus von der Flühe /2— Werner Scharff
Burkhard am Bühel/§” Richard Jürgas
Seppi, Hirtenknabe
Jenni, Fiſcherknabe . . . W. Mayenknecht
Gertrud, Stauffachers
Gattin . . ....
G. Weißmann
Hedwig, Tells Gattin,
Fürſts Tochter . . . . . Käthe Meißner
Bertha von Bruneck, eine
reiche Erbin,
.. M. Vincent
Armgard,
Beſſie Hoffart
Mechthild,
Marg. Carlſen
Bäuerinnen Martha Jobn
Elsbeth,
Hildegard,
Käthe Gothe
Walther,
Käthe Foerder
ilhelm, / Tells Knaben Emil Geis
Frieshardt,
Ernſt Rottluff
Söldner
Leuthold,
Richard Jürgas
Rudolf der Harras,
Geßlers Stallmeiſter . . Otto Wenke
Stüßi, der Flurſchütz . . . Hugo Keßler
Fronvogt . . . .
Hans Ausfelder
Meiſter Steinmetz.
Eduard Göbel
Ein Geſelle".
Werner Scharff
Ein alter Mann
Kurt Schüppel
Landenbergiſcher Reiter . G. Baumgarten
Geßleriſche und Landenbergiſche Reiter,
Landleute, Männer und Weiber aus den
Waldſtätten.
Spielwart: Adolf Schmidt
Preiſe der Plätze 1 bis 10 Mk.
Eintritt der Mieter in den Zuſchauerraum
nur gegen Vorzeigung der Mietkarte zuläſſig
Pauſe nach dem 9. Bild (Apfelſchuß)
Anfang 7½ Uhr Ende gegen 10 Uhr
Kleines Haus
Mittwoch, den 10. November 1926
abends 8 Uhr
1. Kammermuſitz=Abend
des Schnurrbuſch=Quartetts
Konzertmeiſter P. Schnurrbuſch —
Kammer=
muſiker K. Jäger — W. Horn — K. Klammer
Vortragsfolge:
1. Schumann: Strei hquartett, a=moll, op. 41
2. Joh Senfter: Streichtrio, G=dur
3. Smetana: „Aus meinem Leben”,
Streich=
quartett, esmoll
Anfang 8 Uhr Ende gegen 10 Uhr
Preiſe der Plätze: 1 bis 3 Mk.
Nummer 312
Das ewige Wunder
Roman von Guido Kreutzer.
(Nachdruck verboten)
14)
Was er da zu hören bekam, war wohl in hohem Grade
un=
wahrſcheinlich, aber ſchließlich und endlich nicht ſchlantweg
un=
möglich.
Torheit!
Unmöglichkeiten gab’s doch ſchon längſt nicht mehr in dieſer
lieblichen Gegenwart der chroniſchen ſchleichenden Finanzkriſen,
der ſtändig überreizten Nerven und der ſo fatal primitiv
gewor=
denen Beziehungen zwiſchen den beiden Geſchlechtern. Darin
aber lag keineswegs etwa eine typiſch deutſche Erſcheinung,
ſon=
dern die Krantheit Europas, das nach dem Kriege in geradezu
beſchämende Urſprünglichkeiten des materiellen, ſeeliſchen und
erotiſchen Exiſtenzkampfes zurückgeſunken war. Unerſchütterliche
Optimiſten faſelten davon: die Welt gliche einem mühſam
ge=
neſenden Kranken, deſſen langwieriger Geſundungsprozeß von
Rückfällen eben nicht verſchont bliebe. So hielten ſie gutgläubig
für verheißungsvolle Rekonvaleſzenz, was in Wirklichkeit nichté
anderes war, denn eine unerhört hartnäckige ſeeliſche Reaktion,
die nun ſchon jahrelang andauerte und die Maſſe der Völker wie
den einzelnen Menſchen zu den unſinnigſten Exzeſſen trieb.
Beiſpiel: dieſe dramatiſche Affäre geſtern abend.
Eſther Carnera — an ſich ziemlich erledigt von vierſtündiger
ſcharfer Arbeit im freſſenden Licht der Jupiterlampen — hatte
doch noch nachträglich vor Temperament und Senſationshunger
gefiebert, während ſie ihrem Frcunde die Einzelheiten berichtete.
Und als ſie ſchließlich ſeine Anſicht darüber hören wollte,
da hatte er nur die Achſeln gezuckt:
„Schöne Frau, ich kenne weder dieſen aggreſſiven
Lega=
tionsrat von Reeg noch deſſen Braut, noch vermag ich die
Glaub=
würdigkeit der Dame Hedda Yellin zu beurteilen, die ich übrigens
kaum zwei= oder dreimal auf der Bühne ſah. Aber vor Gott iſt
kein Ding unmöglich. Und deshalb vermute ich auch nicht, daß
ſie euch — nur, um ſich intereſſant zu machen — ein Märchen
aufgehängt hat.”
Ja — das hatte er gelaſſen erwidert. Aber wie auf der
Fahrt von Johannisthal her, beſchlich ihn auch jetzt wieder ein
infam unbehagliches Gefühl. Denn es gehörte wenig Phantaſie
dazu, um ſich auszumalen, daß um ein Haar möglicherweiſe er
ſelbſt anſtatt Lonny Lars ..
Doch da kam ſie ja endlich! Langſam vom Lift her über den
Eirſchenden Kies zwiſchen den Tiſchen hindurch.
Umwillkürlich atmete er doch etwas erleichtert auf, als er ſich
erhob, ihr ein paar Schritte entgegenging, flüchtig ihre Hand
küßte und ſie zu ſeinem Platz geleitete.
„Reichlich blaß ſiehſt du aus!” ... konſtatierte er halblaut,
während der Kellner ihr den Seſſel zurechtrückte.
Dann ſtellte er das Eſſen und die Weine zuſamen und
ver=
ſetzte — kaum, daß ſie allein waren:
„Nämlich ich wollte dich eben nochmal anrufen und mich
Mittwoch, den 10. November 1926
erkudigen, wo du eigentlich bliebeſt. Denn es ſind bereits
zwanzig Minuten über die vereinbarte Zeit.”
Sie legte die goldene Schuppentaſche neben den
Rheinwein=
römer und zog die Handſchuhe ab.
„Du hätteſt beſſer getan, mich heute mir ſelbſt zu überlaſſen,”
ſagte ſie tonlos. „Ich fühle mich nicht gut und wäre am liebſten
im verdunkelten Zimmer liegen geblieben.”
Er machte eine läſſige Handbewegung.
„Möglich; aber es ging nicht anders. Denn man hat mir
einen ſo unglaublichen Vorfall, der dich betrifft, mitgeteilt, daß
ich ſofort bei dir anrief. Ich mußte dich noch heute ſprechen, um
mir aus deinem eigenen Munde beſtätigen zu laſſen, was daran
wahr und was Phantaſie iſt.”
Jähes erſchrockenes Stutzen überflog ihre Züge. Er ſchien es
nicht zu beachten. Sorgſam löſchte er die Zigarette in der
Aſchen=
ſchale und ergänzte:
„Einen Moment dachte ich ſogar daran, zu dir hinaus zu
kommen. Aber beſſer nicht. Das hätte unter Umſtänden zu
neuen Komplikationen geführt. Vorausgeſetzt natürlich: der
ganze Vorgang iſt überhaupt authentiſch und nicht der übliche
unkontrollierbare Theaterklatſch.”
Von den hors deeurres, die inzwiſchen ſerviert worden
waren, aß der kleine Herr mit anſcheinend gutem Appetit,
wäh=
rend Lonny Lars ſie abgelehnt hatte. Als er jetzt das Beſteck auf
den Teller zurücklegte, hob ſie die Augen und fragte verſtört:
„Was hat man dir erzählt und aus welcher Quelle
ſtam=
men deine Kenntniſſe?”
„Nach meiner Beurteilung aus einer abſolut zuverläſſigen.
Nämlich die Eſther Carnera, der Star der „Diva=Film=
Geſell=
ſchaft” iſt meine . . . Na ja — alſo wir ſind gute Bekannte
und ſehen uns faſt täglich und aßen auch heute mittag zuſammen.
Von ihr habe ich meine Weisheiten. Die Carnera ſelbſt erfuhr
ſie geſtern nacht im Filmklub. Von der Schauſpielerin Hedda
Yellin. Deren Name iſt dir natürlich geläufig; und du haſt ſie
ſicher ſchon häufig auf der Bühne geſehen.”
„Ja.”
Er nickte befriedigt und rekapitulierte und ſchloß:
„Alſo das erlebte die Yellin geſtern abend im Lunapark mit
deinem Herrn von Reeg. Muß man ſich mal klar machen: — im
Lunapark, nachdem er angeblich ein paar Sturden vorher gegen
dich einen Mordverſuch unternommen hatte!! Dieſe beiden nack=
He Talfeevonne
werlangt die Zutat von
WebersCarlsbader
zur stärkeren Entfaltung ihres
Reichtums an Duft und Würze!
Geite 13
ten Tatſachen ſo nebeneinander gehalten, wirken natürlich kraß
und brutal. Aber denkt man ſich da tiefer hinein, dann kommt’s
einem ſchon nicht mehr ſo wüſt vor. Imponiert mir perſönlich
ſogar in gewiſſer Weiſe. Im übrigen — das geht uns nichts
an. Hier handelt es ſich nur darum: — Was iſt Wahrheit an der
ganzen wilden Geſchichte, die dein Verlobter der Yellin da
beichtete? Nichts natürlich?”
„Doch — alles iſt Wahrheit.”
„Was heißt — alles? Er hätte demnach tatſächlich geſtern
abend auf dich geſchoſſen?”
Lonny Lars war bleich bis in die Schläfen. Im Schoß
hatte ſie die Hände ineinandergekrampft, als gebe ihr das
inne=
ren Halt. All ihrer Selbſtbeherrſchung bedurfte es, um die
Ge=
gegenwart dieſes Meuſchen zu ertragen.
Wenn ſie hätte handeln dürfen, wie ſie wollte —
Doch beſſer: nicht daran denken. Sie durfte ja nicht. Sie
mußte ſich widerſuandslos fügen und ihm gehoochen.
Dieſe Nacht, die hinter ihr lag; und dieſe Slunden, die
ſeit=
dem verwichen waren — ſie hatten ihr ein dämmerndes Ahnen
deſſen gebracht, was ein Menſch alles zu ertragen vermag, ohne
den Verſtand zu verlieren.
Aber aus Gram und Tränen, aus Schmerz und
Verzweif=
lung und aus dem Chaos tauſend unſäglich marternder
Ge=
danden hatte ſich — als letzter, allerletzter Troſt — doch immer
noch die eine inbrünſtige Hoffnung aufgereckt: daß das
Ge=
ſchehen des geſtrigen Abends ein Totgeheimis bliebe vor aller
Welt!
Nun aber ſprach wan öffentlich in den Klubs davon. Es
begann ſeine Kreiſe zu ziehen Viele Menſchen wußten ſchon
darum.
Nun ſaß ſie einem James Trawonn gegenüber und mußte
Auskunft geben und mit ſchalen Worten über all das
Grauen=
hafte ſprechen, das ſie ſelbſt doch im tiefſten Kern ſeiner
Bedeu=
tung noch immer kaum zu faſſen vermochte.
Mußte es tun, weil der da vor ihr .
Und der geſchniegelte kleine Swell im Smoking, deſſen
zu=
rüchgekämmtes dichtes ſchwarzes Haar wie poliertes Zedernholz
glänzte, wiederholte kalt:
„Weshalb antworteſt du mir nicht? Er hat alſo. geſtern
abend im Grunewald wirklich dies blödſinnige Attentat auf dich
verübt?”
Sie nickte ſtrmm und gequält.
„Aber da gäbe es doch nur ein einziges greifbares Motiv;
Eiferſucht?!“
Wieder bejahte ſie ſchweigend und zitterte, nur imer in
verhetzter Angſt: daß ſie die Tränen vielleicht nicht länger
zu=
rückzuhalten vermöchte und vor all den Menſchen hier die
Faſ=
ſung verlöre.
Drüben jenſeits des Tiſches der Mann räuſperte ſich und
bemerkte in leiſer Schärfe:
„Du mußt ſchon die Güte haben und auf deine bisherige
Wortkargheit verzichten. Ich bin ſchließlich kein
Unterſuchungs=
richter, der dir mit Liſt und Tücke jede Silbe abluchſt. Und
nach=
gerade möchte ich nun doch den ganzen Zuſammenhang wiſſen.”
(Fortſetzung folgt.)
W1s942
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[ ← ][ ]Seite 14
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