Darmstädter Tagblatt 1926


08. November 1926

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Ginzelnnummer 10 Pfennige

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Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: Die Gegenwart, Tagesſpiegel in Bild und Wort
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Nummer 310
Montag, den 8. November 1926.
189. Jahrgang

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zeſſe
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Gewalt, wie Krieg. Aufruhr. Streit uſw., erliſcht
iede Verpſiſchtung auf Erfüllung der Anzeſgen=
aufträge
und Leiſtung von Schadenerſatz. Bel
Konkurs oder gerſchtlicher Beitreibung fällt jeder
Kabatt weg. Bankkonto: Deutſche Bank und Darme
ſtädter und Natſonalbank.

Komplotte in Frankreich.
Von unſerem A=Korreſpondenten.
Paris, 7. November.
Es lohnt ſich nicht, hinter den Nachrichten über die Ver=
ſchwörungen
in Nizza und Perpignan kleinere und größere Ge=
heimniſſe
zu wittern. Alles iſt klar, trotzdem über die Einzel=
heiten
dieſer übrigens eng zuſammenhängenden revolutio=
nären
Aktionen phantaſtiſche Gerüchte umgehen. Frankreich hat
wieder ein Stück Romantik von der Art wie es ſie immer hatte
und niemals liebte. Auf franzöſiſchem Boden wurden ſchon
viele Revolutionen vorbereitet, die ſich in allen möglichen Kon=
tinenten
und Ländern abgeſpielt haben. Und noch größer iſt die
Zahl derer, die von der franzöſiſchen Polizei, der die Ueber=
wachung
von dreiviertel aller politiſchen Flüchtlinge der Welt
eine weder leichte, noch dankbare Aufgabe zufällt, ver=
eitelt
wurden.
Die Komplotte gegen Muſſolini und gegen die Staatsord=
nung
in Spanien haben auch eine andere Bedeutung als daß
ſie Paris einige Zeit mit Senſation beliefern. Sie charakteri=
ſieren
klar die Lage, in der ſich Frankreich heute gegenüber ſeinen
lateiniſchen Nachbarn befindet.
In Italien wie in Spanien ſpielen ſich dauernd hochpolitiſche
Ereigniſſe von europäiſcher Wichtigkeit ab. Und in Paris ſchaut
man nervös und mit einem Gefühl der inneren Unſicherheit zu,
ohne ſich mit den Tatſachen genau auseinanderzuſetzen, iſt man
verſtimmt und erboſt wegen des Lärmes in der Nachbarſchaft.
Man hat keine feſte Meinung über die Sachen, oder man ver=
heimlicht
ſie genial. Abwarten, und wieder abwarten iſt die
oberſte Weisheit des Quai d’Orſay. Das hat etwas für ſich
Ob man aber nicht günſtige Gelegenheiten vorübergehen läßt?
Die jetzige Lage wird jedenfalls immer unhaltbarer.
Als man in Paris aufatmet, daß das fasciſtiſche Jahresfeſt
ehne größere Unannehmlichkeiten vorbeigeht und auf Grund einer
längeren diplomatiſchen Vorarbeit mit Italien ein erträglicheres
Verhältnis zuſtandekommt, knallt in Bologna ein Schuß, und am
anderen Tage weiß man aus allen italieniſchen Städten über
Manifeſtationen gegen Frankreich zu berichten. Es gab Zwiſchen=
fälle
aller Grade und Ordnungen und in Nizza wurde ein Kom=
plott
gegen Muſſolini entdeckt.
Es unterliegt keinem Zweifel, daß man in Frankreich mehr
mit den Verſchwörern als mit den Diktatoren ſympathiſiert. Es
gibt zwar hier viele Anbeter Muſſolinis und Riveras, aber die
ſind nur platoniſch, während die Linke die Flüchtlinge auch prak=
tiſch
unterſtützt. Die Zuſammenſetzung der franzöſiſchen Regie=
rung
und Diplomatie iſt aber nicht ſo geſtaltet, daß dieſe Sym=
pathien
des Kartells der Linken eine politiſche Bedeutung ge=
winnen
könnten. Sie ſind aber vorhanden, und das löſt in Rom
eine ſtändige Aufregung aus. Die am Mittelmeer vorhandenen
Gegenſätze tun das übrige, und ſo entſteht eine ſtändig geſpannte
und unklare Lage. Wahrlich, in Frankreich weiß man nicht recht,
was mit den lateiniſchen Schweſtern anzufangen.
Die Garibaldi=Affäre.
EP. Paris, 7. November.
Heute nachmittag ſwurde Santo Garibaldi, dem im Paris
wohnenden Bauunternehmer, geſtattet, ſeinen Bruder Ricciotti
Garibaldi zu beſuchen. Die Unterredung mußte aber in Gegen=
wart
zweier Sicherheitspoliziſten in franzöſiſcher Sprache er=
folgen
. Ricciotti Garibaldi beteuerte ſeinem Bruder gegen=
über
, daß er kein Verräter ſei. Er habe zwar von der italieni=
ſchen
Polizei Geld angenommen, weil er mittellos geweſen ſei,
aber er habe damit der großen Sache dienen wollen. Was er
unter großer Sache verſtehen will, erläuterte er jedoch nicht
näher. Santo Garibaldi hat nach der Unterredung eine Er=
härung
abgegeben, daß ſein Bruder im gegebenen Augenblick
ſeine Unſchuld beweiſen werde. Er erſuche darum das franzö=
ſiſche
Volk, mit ſeinem Urteil bis dahin noch zurückzuhalten.
Die früheren Offiziere der Garibaldi=Legion, die in den
Jahren 1914 und 1915 in Frankreich kämpften, ſind nach Paris
berufen worden, um über den Fall Garibaldi zu beraten. In
einer Mitteilung erklären ſie, daß ſie jetzt noch kein Urteil fällen
wollten. Wenn aber auch Garibaldi angeſchuldigt werde, ſo
ändere das am Verdienſt der übrigen Mitglieder der glorreichen
Familie nichſts.
Die franzöſiſchen Zeitungen veröffentlichen weitere Einzel=
heiten
über die Affäre. Danach ſoll nunmehr feſtſtehen, daß
Garibaldi nicht nur mit dem fasciſtiſchen Polizeichef Lapolla,
ſondern auch mit Sala in Paris Unterredungen hatte. Dieſer
letztere ſoll beauftragt geweſen ſein, die Beſtechungsgelder zu
verteilen. Sala, der noch vor wenigen Tagem in Paris wohnte,
ſoll wieder nach Italien zurückgekehrt ſein. Die Liberté und
der Paris Soir veröffentlichen weitere Einzelheiten über den
Fall Scivoli. Danach ſei dieſer beauftragt geweſen, nach Ita=
lien
zu reiſen, um ein Bombenattentat gegen Muſſolini autszu=
führen
. Nicciotti Garibaldi habe Lapolla und Sala om 18. Ok=
tober
in Paris mitgeteilt, daß Scivoli am 19. Oktober nach
Rom abreiſen werde. Schon am 20. Oktober habe die italteniſche
Regierung der franzöſiſchen Regierung mitgeteilt, ſie habe er=
fahren
, daß ein gewiſſer Scivoli ein Attentat auf Muſſolini aus=
führen
wolle. Auch der Temps erblickt in dieſen Zuſammen=
hängen
den Beweis dafür, daß Ricciotti Garibaldi den ihm
blindlings ergebenen Scivoli der italieniſchen Polizei verraten
habe. Da R. Garibaldi noch kurz vor der Feſtnahme in Nizza
von Lapolla 190 000 Lire bekommen hat, nimmt man an, daß
dieſer Betrag die Belohnung für den Verrat Scivolis darſtelle.
Die Zeitungen neigen zum Teil der Anſchauung zu, daß
dieſer Zuſammenhang beſtand und daß N. Garibaldi auch Macia
der franzöſiſchen Polizei verraten hat. Die Liberté glaubt nicht
an die heute morgen von der Kartellpreſſe, beſonders vom
Quotidien, lärmend vertretene Anſicht, daß die italieniſche
Polizei die Attentate gegen Muſſolini ſelber inſzeniert habe.
Die Zeitung nimmt vielmehr an, daß Earibaldi dieſes Attentat
ohne Wiſſen der italieniſchen Regierung vorbereitet habe, um
nach deſſen Vereitelung durch ihn ſelber dann eine um ſo höhere
Belohnung von der italieniſchen Polizei einſtecken zu können.

Vom Tage.
Die belgiſche Regierung hat beſchloſſen, die Angelegenheit des von
der Pekinger Regierung gelündigten belgiſch=chineſiſchen Ver=
trages
vom Jahre 1865 dem Haager Schiedsgericht zu
unterbreiten. Die belgiſche Regierung ſteht auf dem Standpunkte, daß
China nicht das Recht habe, den Vertrag ohne die Zuſtimmung Belgiens
zu kündigen.
Die eifrige Fortſetzung der Unterſuchung des Attentats von
Bologna hat nach einem Verhör von über 70 Perfonen zu ſieben
weiteren Verhaftungen und elf Hausſuchungen geführt.
Grubenſekretär Cook hat mitgeteilt, daß aus Sowjetrußland ein
neuer Unterſtützungsbetrag von 50 000 Pfund Sterling ein=
getroffen
ſei.
Der Parteitag der Sozialiſtiſchen Partei der Schweiz hat mit 249
gegen 71 Stimmen den Beitrirt der Schweizeriſchen So=
zialiſtiſchen
Partei zur Hamburger 2. Internationale
beſchloſſen.
Nach einer Meldung aus Manila ſind durch einen Taifun auf
der Inſel Luzon etwa 100 Menſchen getötet worden. Ein=
zelheiten
fehlen noch, da die Draht= und Funkverbindungen zerſtört ſind.
Wie aus San Salvador gemeldet wird, ſind dort durch ein Erd=
beben
eine Anzahl von Häuſem zerſtört worden. Der Vulkan
Jzalzo iſt ausgebrochen. Große Lavamaſſen ſind in die nächſten Dör=
fer
gedrungen. Die Bevölkerung iſt geflüchtet. Die Rettungsarbeiten
werden durch dichten Rauch behindert, der das Tageslicht verdunkelt.

Die politiſche Lage nach den
amerikaniſchen Wahlen.
EP. Waſhington, 7. November.
Als Reaktion auf die Ergebniſſe der Wahlen treten verſchie=
dene
Maßnahmen von ſeiten der Republikaner in Erſcheinung.
Man muß es als einen Defenſivſtandpunkt bezeichnen, wenn Coo=
lidge
erklärt, das Wahlreſultat für das Repräſentantenhaus mit
einer noch immer ſtarken republikaniſchen Mehrheit ſei der aus=
ſchlaggebende
Faktor, nicht aber die Mandatsverluſte im Senat,
für den nur ein Drittel aller Wähler der amerikaniſchen Union
ihre Stimme abgegeben hätten. Als weitere Defenſivmaßnahme
muß betrachtet werden, daß Coolidge den Rücktritt Butlers als
Vorſitzenden des Republikaniſchen Nationalkomitees nicht an=
nimmt
, nur weil Butler bei der Senatswahl geſchlagen worden
iſt. Gerade dadurch, ſo erklärt Coolidge, habe Butler völlig freie
Hand für ſeine Aktivität im Nationalkomitee. Mit der An=
kündigung
einer ſofortigen Steuerverminderung ergreift Coo=
lidge
dagegen ſogar die Offenſive und holt damit zu einem ſtarken
Schlage gegen die Demokraten aus. Die Frage des Steuernach=
laſſes
wurde bisher bekanntlich von den Republikanern mit der
Begründung beiſeite geſchoben, ſie ſei verfrüht, und dieſe Stel=
lungnahme
bot den Demokraten den ſtärkſten Angriffspunkt, der
jetzt durch die plötzliche Erklärung des Präſidenten, er ſei zu einer
zehn= bis zwölfprozentigen Verwinderung der Steuern bereit,
gleichſam über Nacht gegenſtandslos wird. Beſonders die Erklä=
rung
, daß es ſich um Rückerſtattungen in Höhe von 250 Mil=
lionen
handeln dürfte, kommt um ſo überraſchender, als das
Schatzamt noch im Auguſt mit einer Ueberbilanz von höchſtens
185 Millionen rechnete. Immerhin wird es bei dieſer Steuer=
reduktion
ſich nicht um eine dauernde Maßnahme handeln, denn
die jetzigen Steuerſätze bleiben beſtehen, bis Coolidge dem Kon=
greß
im Dezember eine dahingehende Vorlage unterbreiten wird,
wobei er jedoch nicht beabſichtigt, einen Steuernachlaß durch ein
neues Steuergeſetz zu fordern.
Dieſelbe Parteipolitik verfolgt Longworth, der in Cincinnati
erklärt hat, daß auf Grund der republikaniſchen Mehrheit von
20 Stimmen im Repräſentantenhaus ſeine eigene Wiederwahl
als Sprecher des Hauſes geſichert ſei und daß irgendwelche Aen=
derungen
in den Komitees kaum eintreten dürften. Ebenſo iſt als
Ausfall gegen die Demokraten ſeine Erklärung aufzufaſſen, daß
es eine der erſten Aufgaben des Hauſes ſein werde, ein Geſetz
zur Regelung der deutſchen Eigentumsfrage ſo=
wie
zur Zahlung aller amerikaniſchen Anſprüche
an Deutſchland einzubringen. Darüber hat ſich Longworth
wörtlich wie folgt geäußert: Wir werden das Geſetz voraus=
ſichtlich
vor Weihnachten zur Annahme bringen. Wenn ſich
auch dieſe Erklärung mit der von Mellon vor einigen Tagen ge=
machten
Aeußerung hinſichtlich der Eigentumsfrage deckt, ſo darf
ein ſolcher Optimismus in Deutſchland noch nicht zu verfrühten
Hoffnungen Anlaß geben. Die Republikaner werden ſelbſtver=
ſtändlich
noch in dieſer Seſſion, wo der Kongreß noch ſeine alte
Zuſammenſetzung aufweiſt, alles daran ſetzen, das Geſetz über die
Eigentumsrückgabe durchzubringen, ſchon um dieſes Verdienſt
bei der Präſidentſchaftswahl für die Republikaner in Anſpruch
zu nehmen, doch dürfte alles von dem geſchloſſenen Aufmarſch
der demokratiſchen Oppoſition abhängen, wie er für die Mitte
November beginnenden Komiteeſitzungen zu erwarten iſt.
Zum engliſchen Grubenarbeiterſtreik.
EP. London, 7. November.
Ueber den Inhalt der neuen Vermittelungsvorſchläge der
Grubenarbeiter wird folgendes bekannt: Die Arbeiter ſchlagen
vor, daß ein gewiſſer minimaler Prozentſatz des Erträgniſſes
immer für die Löhne reſerviert werde. Wenn der Ertrag ein
gewiſſes Maß überſchreite, wären die Löhne zu erhöhen. Im
Falle einer Verteuerung der Lebenshaltung wären Teuerungs=
zulagen
zu gewähren. Dieſe Methode könne in den einzelnen
Diſtrikten zu verſchiedenen Reſultaten führen, müſſe aber gleich=
wohl
in allen Diſtrikten in der gleichen Art angewandt werden.
Der Kohlenpreis wäre außerdem von der Regierung behördlich
feſtzuſetzen, wenigſtens, wenn er eine gewiſſe Grenze über=
ſchreite
. Die Arheiter ſchlagen außerdem die Einſetzung eines
Schiedsgerichtes vor. Wie es heißt, will die Regierung den
letzteren Punkt unterſtützen, während die Grubenbeſitzer den
Vorſchlag ablehnen.

Von
Oberlandesgerichtspräſident Dr. Beſt=Darmſtadt, M. d. R.

Landtagsabgeordneter Dr. Niepoth hat ſich letzthin in Nr. 292
dieſes Blattes zu obigem Gegenſtand geäußert. Zu zwei Punkten
ſeiner Ausführungen möchte ich nachſtehend Stellung nehmen.
Der eine iſt der, daß nach dem Reichsgeſetz vom 10. Auguſt 1925
die Länder unbeſtritten verpflichtet ſeien, eine Sondergebäude=
ſteuer
zu erheben. Der andere, daß nach der heſſiſchen Verord=
nung
unbelaſtete Häuſer das Doppelte an Steuern zu bezahlen
hätten, als nach dem Reichsgeſetze nötig geweſen wäre.
Die von Dr. Niepoth behauptete Verpflichtung der Länder
trifft nach dem Wortlaut des Geſetzes zweifellos zu. Denn das
Reichsgeſetz über die Aenderungen des Finanzausgleichs pp. vom
10. Auguſt 1925 (R.G.Bl. S. 254 ff.) beſtimmt in 8 11. Nr. 2 in
Aenderung des § 26 der III. St.N.V. Abſ. 1 Satz 1 wörtlich:
Die Länder und nach näherer Beſtimng des Landesrechts die
Gemeinden (Gemeindeverbände) erheben von dem bebauten
Grundbeſitz eine Steuer. Nach den weiteren Vorſchriften des
8 11 ſoll das Aufkommen der Steuer zur Deckung des allgemei=
ven
Finanzbedarfs der Länder ſowie zur Förderung der Bau=
tätigkeit
auf dem Gebiete des Wohnungsweſens dienen. Da
aber, insbeſondere nach dem Zwecke des Steueraufkommens, die
in Heſſen als Sonder=Gebäudeſteuer bezeichnete Hauszinsſteuer
eine Landesſteuer darſtellt, fragt es ſich vorab, ob das Reich
berechtigt war, den Ländern die Erhebung einer ſolchen Steuer
vorzuſchreiben oder ob es damit ſeine Zuſtändigkeit überſchritten
hat. Nach der Reichsverfaſſung trifft letzteres zu. Denn nach
dem Artikel 8 Satz 1 hat das Reich die Geſetzgebung über die
Abgaben und ſonſtigen Einnahmen nur inſoweit, als dieſe ganz
oder teilweiſe für ſeine Zwecke in Anſpruch genommen werden.
Dies iſt bei dem allgemeinen Finanzbedarf der Länder ausge=
ſchloſſen
und auch die Förderung des Wohnungsbaues unterliegt
nach den Artikeln 6 und 7 der Verfaſſung nicht der Geſetzgebung
des Reichs. Satz 2 des Artikel 8 fordert von dem Reich, wenn
es bisherige Landesſteuern für ſich beanſprucht, Rückſichtnahme
auf die Erhaltung der Lebensfähigkeit der Länder, gibt aber
dem Reiche nicht das Recht, poſitiv in die Landesgeſetzgebung
einzugreifen. Und der allein hier in Betracht kommende Ar=
tikel
11 der Reichsverfaſſung trägt die Vorſchrift nicht, ſondern
beweiſt gerade ihre Unzuläſſigkeit. Denn nach dem Artikel 11
iſt das Reich zur Aufſtellung von Grundſätzen über Landes=
abgaben
nur inſoweit befugt, als es ſich um die Zuläſſig=
keit
und die Erhebungsart ſolcher Abgaben handelt und die
Grundſätze erforderlich ſind, um die in Artikel 11 näher aufge=
führten
, hier nicht in Betracht kommenden Zwecke zu wah=
ren
. Zweifellos kann demnach das Reich für Landesabgaben
nur deren Zuläſſigkeit ausſprechen, niemals aber ihre Er=
hebung
bindend vorſchreiben. Die hiernach gegebene Ueberſchrei=
tung
der verfaſſungsmäßigen Zuſtändigkeit hat aber nach feſt=
ſtehender
Rechtſprechung die Nichtigkeit der erlaſſenen Beſtim=
mungen
zur Folge, ſoweit nicht die Vorſchriften des Artikels 76
der Reichsverfaſſung über Aenderung der Verfaſſung gewahrt
worden ſind. Dies war bei der III. St. N.V. ausgeſchloſſen und
iſt bei dem Geſetz über Aenderungen des Finanzausgleichs pp.
vom 10. Auguſt 1925 mindeſtens nicht feſtgeſtellt. Darnach braucht
auf die Frage, ob die einſchlägigen Beſtimmungen des erwähnten
Reichsgeſetzes nicht auch nach Artikel 134 der Reichsverfaſſung
nichtig ſind, nicht eingegangen zu werden. Ich bejahe ſie, weil
es nicht angeht, das Aufkommen für den allgemeinen Finanz=
bedarf
und den Wohnungsausbau, das nach Artikel 134 allen
Staatsbürgern im Verhältnis ihrer Mittel gleichmäßig obliegt,
den Hausbeſitzern oder den Hypothekengläubigern im weſentlichen
allein aufzuerlegen.

Nach dem Vorſtehenden verneine ich, daß die Länder zur
Erhebung einer Hauszins= oder Sondergebändeſteuer kraft
Reichsrechts verpflichtet ſind. Berechtigt ſind ſie dazu ſelbſtver=
ſtändlich
. Da ſich aber das Recht zur verordnungsmäßigen
Regelung der tief eingreifenden Steuer nur auf die nach meinen
Darlegungen ebenfalls nichtige Vorſchrift des § 31 der
III. St.N.V. ſtützt, war die außer Bayern, Heſſen und Mecklen=
burg
überall erfolgte Regelung im Wege des Geſetzes erforder=
lich
. Die Regelung durch die Landesregierung allein iſt mit
ihrer reichsrechtlichen Grundlage nichtig.
Auch der von Dr. Niepoth aufgeſtellte Satz, daß in Heſſen
unbelaſtete Häuſer das Doppelte der Steuer zu bezahlen,
hätten, die nach dem Reichsgeſetz nötig geweſen wäre, trifft
meines Erachtens nach zwei Richtungen nicht zu. § 11 Nr. 5a
des Reichsgeſetzes vom 10. Auguſt 1925 bemißt bei Grundſtücken,
die am 31. Dezember 1918 unbelaſtet waren, die Steuer auf
10 Prozent der Friedensmiete. Das bedeutet, wenn, wie das
Heſſen tut, ein Land die Steuer nicht nach der Friedens=
miete
, ſondern nach dem Friedenswerte des Gebäudes be=
mißt
, nur dann 5/10 Prozent des Friedenswertes, wenn die
Friedensmiete ſich auf 5 Prozent des Friedenswertes beläuft.
Ueberall da aber, wo die durch die Zwangswirtſchaft feſtgelegte
Friedensmiete den Friedenswert nur mit 4,3 oder weniger Pro=
zenten
verzinſt, hätte nach dem 8 11 des Reichsgeſetzes die Steuer
vier drei oderweniger Zehntel eines Prozents
des Friedenswerts zu betragen. Der heſſiſche Steuerſatz von
einem Prozent des Friedenswerts übertrifft deshalb den
reichsrechtlich vorgeſehenen in vielen Fällen nicht nur um das
Doppelte, ſondern um erheblich mehr. Dieſes Zuviel des heſ=
ſiſchen
Satzes iſt aber nach dem Reichsgeſetze deſſen Gültigkeit
vorausgeſetzt nicht nur nicht nötig, ſondern nicht zu=
läſſig
. Denn das Reichsgeſetz beſtimmt in § 11 unter 5e
ausdrücklich, daß bei unbelaſtet geweſenen Grundſtücken auf An=
trag
die Steuer auf 10 Prozent der Friedensmiete herabzuſetzen
iſt. Bei einer Belaſtung bis zu 10 Prozent des Friedenswer=
tes
iſt er reichsrechtlich bis 15 Prozent der Friedensmiete, bei
einer ſolchen bis 20 Prozent auf 20 Prozent und bei einer Be=
laſtung
bis zu 30 Prozent auf 25 Prozent der Friedensmiete
herabzuſetzen. Nun trifft es allerdings zu, daß nach den folgen=
den
Sätzen des geänderten Abſatz 3 des 8 28 der III. St.N.V.
die Länder, von weiteren hier nicht in Betracht kommenden
Befugniſſen abgeſehen, nicht nur die reichsrechtlichen Pro=
zentſätze
der Friedensmiete durch entſprechende Prozentſätze

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Seite 2

Montag, den 8. November 1926

Nummer 310

des der Bemeſſung der Steuer zugrunde gelegten Friedenswertes
erſetzen, ſondern auch die reichsrechtlich für unbelaſtete und ge=
ring
belaſtete Grundſtücke vorgeſehenen Sätze erhöhen oder herab=
ſetzen
können. Sie können das aber nicht willkürlich, ſondern
nach ausdrücklicher Vorſchrift des Reichsgeſetzes nur zum Zwecke
der Angleichung der geminderten Sätze aneinander oder an die
allgemeinen Sätze tun. Deshalb verſtößt es gegen das Reichs=
recht
, wenn die heſſiſche Verordnung aus dem unten dargelegten
Grunde nicht nur für unbelaſtete und bis zu 20 Prozent des
Friedenswerts vorbelaſtete Grundſtücke den gleichen Satz erhebt,
ſondern dieſen Satz auch für unbelaſtete Grundſtücke auf das
Doppelte oder mehr des reichsrechtlichen Satzes feſtſetzt. Die
Auslegung, die in den Sätzen 2 ff. des Abſ. 5 des § 28 der
III. St. N.V. eine ſchrankenloſe Ermächtigung des Landesrechts
erblickt, führt zu dem Ergebniſſe, daß im Satz 1 des Abſ. 3 zwar
bindende Vorſchriften erteilt, in den folgenden Sätzen aber die
Länder ermächtigt werden, zu machen, was ſie für gut finden.
Das wäre an ſich ein nicht zu unterſtellender Widerſinn, ſtünde
mit dem Zwecke der Herbeiführung einer erwünſchten Gleich=
mäßigkeit
in Widerſpruch und wäre vor allem mit der geſchicht=
lichen
Grundlage der Hauszinsſteuer unvereinbar. Als im Fe=
bruar
1924 Finanzminiſter Luther die Hypotheken auf 15 Prozent
ihres Goldmarkwertes herabſetzte, rechtfertigte er das im Wider=
ſpruch
mit den Tatſachen den Hypothekengläubigern gegenüber
mit der nahezu völligen Entwertung der Grundſtücke. Den
Grundeigentümern gegenüber ſtellte er dann auch die gegenteilige
Behauptung auf, die zutrifft, und nahm auf Grund derſelben
die von ihm geſchaffenen Inflationsgewinne als Hauszinsſteuer
für den Fiskus in Anſpruch. Dies müßte zwangsläufig die
Hauszinsſteuer überall da ausſchließen, wo mangels einer der
Abwertung unterliegenden Vorbelaſtung des Grundſtücks ein
Inflationsgewinn nicht in Frage kommt. Die III. St.N.V. hat
dies durch die auch im Geſetz vom 10. Auguſt 1925 in Artikel 2
wiederkehrende Ueberſchrift Geldentwertungsaug=
gleich
bei bebauten Grundſtücken grundſätzlich an=
erkannt
. Die Folgerungen daraus hat ſie zwar nicht voll gezogen,
wohl aber im § 28 Abſ. 5 einen geringeren Steuerſatz
für unbelaſtete und gering belaſtete Grundſtücke aufgeſtellt und
im § 11 Nr. 5 des Auguſtgeſetzes von 1925 weiter die Steuer für
völlig unbelaſtete Grundſtücke auf die Hälfte herabgeſetzt und ſie
für gering belaſtete Grundſtücke der Höhe des Inflationsgewin=
nes
angepaßt. Dem widerſpricht es, wenn die heſſiſche Verord=
nung
die Sonder=Gebäudeſteuer für unbelaſtete Grundſtücke auf
das Mehrfache des reichsrechtlichen Höchſtbetrags feſtſetzt und die
unbelaſteten mit ſolchen Grundſtücken zuſammenwirft, deren In=
haber
Inflationsgewinn bis zu 15 Prozent des Friedenswertes
gemacht haben. Wenn die heſſiſche Regierung ſich darauf beruft,
daß die reichsrechtlich geforderte Abſtufung der Steuer nach der
haber Inflationsgewinge bis zu 15 Prozent des Friedenswertes
ſei, ſo hat ſie das durch die Verordnung vom 11. Oktober 1926,
deren Erlaß Dr. Niepoth auf den bevorſtehenden Volksentſcheid
zurückführt, ſelbſt widerlegt. Denn dort führt ſie für die von der
Verordnung Betroffenen die reichsrechtlichen Abſtufungen ein,
die ſie in der Verordnung vom 10. März abgelehnt hatte. Für
die Richtigkeit der von mir vertretenen Auffaſſung ſpricht über=
dies
, daß kein anderer Staat außer Heſſen in der Sonderſteuer
für unbelaſtete Grundſtücke von dem reichsrechtlichen Satz ab=
weicht
.
Zum beſſeren Verſtändnis will ich das Geſagte durch Zahlen
erläutern. Hat ein unbelaſtetes Haus im Friedenswerte
von 100 000 Mark eine Friedensmiete von 5000 Mark ertragen,
ſo iſt nach Reichsrecht die Sonder=Gebäudeſteuer auf 10 Prozent
davon, d. h. auf 500 Mark herabzuſetzen. Dieſe 500 Mark machen
½Prozent des Friedens wertes des Hauſes aus und darauf
wäre in Heſſen die Steuer zu beſchränken geweſen. Betrug die
Friedensmiete nur 3000 oder 4000 Mark, ſo belief ſich reichsrecht=
lich
die Steuer auf 300 oder 400 Mark und Heſſen müßte, wie
dies auch überall ſonſt geſchieht, die Steuer auf oo oder /u0 Pro=
zent
des Friedenswertes beſchränken. Statt dieſer 300, 400 oder
500 Mark aber foidert Heſſen mit einem Jahresſatze von 1 Pro=
zent
des Friedenswertes eine Geldwertungsſteuer von jähr=
lich
1000 Mark, obwohl der Hauseigentümer einen Inflations=
gewinn
nie gemacht hat.
War ein Haus im Friedenswerte von 100 000 Mark am
31. Dezember 1918 mit 10 000, 20 000 oder 30000 Mark belaſtet,
ſo hat zufolge der Abwertung der Eigentümer Inflationsgewinne
von 7500, 15 000 oder 22500 Mark gemacht. Nach Reichsrecht
ſoll ſeine Hauszinsſteuer deshalb 15, 20 bezw. 30 Prozent der
Friedensmiete d. h. bei 5000 Mark 750, 1000 bezw. 1500 Mark
betragen. Heſſen aber ſtellt, abgeſehen von der weſentlich nur für
Häuſer im Werte von unter 4000 Mark ins Gewicht fallenden
Verordnung vom 11. Oktober 1926, diejenigen, die Inflations=
gewinne
von 7500 und 15 000 Mark gemacht haben, dem Eigen=
rümer
des unbelaſteten Grundſtücks gleich und fordert von ihnen
gleichmäßig 1000 ſtatt 500, 750 und 1000 Mark. Weit ungerechter
noch erſcheint dieſe ausſchließlich heſſiſche Regelung, wenn bei
Vorbelaſtungen von 50, 60 oder 80 Prozent der Eigentümer
Inflationsgewinne von 37 500, 45 000 oder 60 000 Mark gemacht
hat. Denn, gegenüber dem Eigentümer des unbelaſteten Grund=
ſtückes
, der 1000 Mark zu entrichten hat, braucht auch der In=
Heſſiſches Landestheater.

Großes Haus. Sonntag, den 7. November.
Aida.
Große Oper von Ghislanzoni, Muſik von G. Verdi.
Die Aufführung in ihrer guten Beſetzung und muſikaliſchen
Leitung, ihrem farbigen, wenn auch ſehr veralteten Bühnenbild
und feſtlichem Gepränge ſteht hier ſeit Jahren ſo feſt, daß ſich eine
genauere Beſprechung erübrigt.
Ueber die trefflichen Leiſtungen von Anna Jacobs als
Amneris, Fräulein Albrecht als Stimme der Prieſterin, unſe=
rem
Heldentenor Gotthelf Piſtor als Rhodmnes mit den
bekannten Einſchränkungen , Imre Aldori als Amonasro,
der Herren Hölzlin, Kuhn und Strzeletz in anderen
Rollen iſt Neues nicht zu ſagen. Auch die Chöre, Tänze und ein
herrlich ſpielendes Orcheſter hoben in gewohnter Weiſe die bild=
hafte
und dramatiſche Wirkung des wundervollen Werkes.
Eine Krönung erhielt der Abend durch die Mitwirkung eines
hochgeſchätzten Gaſtes aus Stuttgart, Margarete Bäumer als
Aida. Dieſe reife, ſtimmgewaltige Sängerin beſitzt alle Eigen=
ſchaften
einer Primadonna. Das große Format iſt in jeder ihrer
Bewegungen überzengend gegeben und findet kräftige Stütze in
dem edlen Organ warmer, dunkelfülliger Schönheit. Es wird
durch ein ſtarkes Temperament belebt und beherrſcht von einer
hochentwickelten künſtleriſchen Intelligenz. Die Verſchmelzung
ſolcher Fähigkeiten iſt es ſchließlich, die der ſympathiſchen Künſt=
lerin
das hohe Nivean gibt. So ſchuf ſie auch als Aida eine
außerordentliche Leiſtung ſtark feſſelnden Gepräges, und riß alle
Mitwirkenden mit, ſo wie es nur Große können. Sie war ver=
dienterweiſe
der Gegenſtand begeiſterter Huldigungen. r. H.

*Heſſiſches Künſtlertheater.
Kleines Haus. Sonntag, den 7. November 1926.
Uraufführung.
Der Berg.
Schauſpiel von Herbert Kranz.
Das Frankfurter Künſtler=Theater für Rhein und Main
G. m. b. H., das unter dem Namen Heſſiſches Künſtler=Theater
auch in Heſſen Vorſtellungen gibt, brachte geſtern im Kleinen

flationsgewinnler von 60 000 Mark an Staats= und Gemeinde=
Sonder=Gebäudeſteuer zuſammen nur 1960 Mark zu bezahlen.
Das kann er, ohne ſeinen Mietertrag anzugreifen, mit zwei Drit=
teln
von 5 Prozent Zinſen aus den 60 000 Mark tun, um die er
ſeinen Gläubiger geſchädigt hat. Dem Eigentümer eines unbe=
laſteten
Grundſtückes dagegen, der nur 3000 Mark Friedensmiete
bezieht und keinen Inflationsgewinn gemacht hat, werden in
Heſſen und nur da mit den 1000 Mark Inflationsſteuer 33 ſtatt
der reichsrechtlichen 10 Prozent ſeines Mietertrags genommen.
Daran wird zugunſten der unbelaſteten Grundſtücke auch durch
den von Dr. Niepoth erwähnten Erlaß des Finanzminiſters an
die Finanzämter nichts geändert. Dieſer ſieht im Gegenteile
Ermäßigungen vor, die nur den Inflationsgewinnlern zugute
kommen und dadurch die Ungerechtigkeit weiter verſchärfen. Das
Ergebnis beweiſt, wie ganz ungerechtfertigt es war, daß die heſ=
ſiſche
Verordnung vom 10. März 1926 allein im Reiche von den
reichsrechtlichen Sätzen abweicht.
Es wäre erwünſcht, wenn der Verwaltungsgerichtshof recht
bald Gelegenheit hätte, ſich mit dem Rechtsbeſtand dieſer Ver=
ordnung
zu befaſſen. Auch der heſſiſche Landtag hätte meines
Erachtens Anlaß, ihr näher zu treten.
Zur Vermeidung von Mißverſtändniſſen füge ich an, daß
mein Standpunkt zur Sonder=Gebäudeſteuer meine grundſätzliche
Einſtellung zur Frage der Aufwertung und Anleiheablöſung nicht
berührt. Dieſe habe ich in zwei Entwürfen niedergelegt, die un=
term
11. Oktober dem Reichstage in den Druckſachen Nr. 2581
und 2582 zugegangen ſind.
Ein Zwiſchenfall in Wien.
EP. Wien, 7. November.
Der Feſtſaal des Hauptverbandes der Induſtriellen Oeſterreichs
war geſtern abend anläßlich eines Vortrages über den Faseismus der
Schauplatz von Krawallſzenen, die wahrſcheinlich noch ein politiſches
Nachſpiel haben werden. Auf Einladung des Wiener Kultur=Bundes
ſollte der italieniſche Univerſitäts=Profeſſor Boörero aus Padua einen
Vortrag über den Bau des fasciſtiſchen Staates halten. Zu dieſem Vor=
trag
hatte ſich eine zahlreiche Zuhörerſchaft, u. a. auch der italieniſche
Geſandte, eingefunden. Kaum hatte der Vortragende das Podium be=
treten
, als ſözialiſtiſche Studenten, die im Saale Platz genommen
hatten, in Johlen und Schimpfen ausbrachen. Sie riefen: Im roten
Wien darf kein fasciſtiſcher Vortrag gehalten werden; Metteotti=
Mörder uſw., ſo daß es dem Vortragenden nicht möglich war, zu be=
ginnen
. Die Demonſtranten ſuchten den Italiener vom Podium her=
unterzuziehen
, während die Anhänger des Profeſſors dies zu verhindern
fuchten. Schließlich wurde durch Polizei Ruhe geſtiftet und der Vortrag
ſollte unterbleiben. Darauf erklärte der italieniſche Geſandte er ſei auf
Einladung des Kultur=Bundes hergekommen, um dieſen Vortrag zu
hören und er wolle auch dieſen Vortrag hören. Die Beleidigung des
Wegimes und des italieniſchen Regierungs=Chefs könne er nicht ruhig
mit anhören, und er behalte ſich vor, den heutigen Vorfall zum Gegen=
ſtand
eines Schrittes beim öſterreichiſchen Außenminiſterium zu machen.
Gegen 10 Uhr hat Profeſſor Bodrero ſeinen Vortrag auf ausdrück=
lichen
Wunſch des Geſandten gehalten.
Kongreß der franzöſiſchen republikaniſchen Oemokraten.
EP. Paris, 7. November.
Auf dem Kongreß der republikaniſch=demokratiſchen Allianz,
in der die Parteien des Nationalen Blocks vertreten ſind und
der ſchon ſeit mehreren Tagen in Straßburg tagte, wurde heute
die Parteierklärung verleſen. Darin bezeugt die Partei ihren
Willen, die Politik der Nationalen Einigung, wie ſie von Poin=
caré
perſonifiziert werde, weiterhin zu unterſtützen. Die Erklä=
rung
drückt Poincaré für die Hebung der Finanzen Anerkennung
und Bewunderung aus. Mit Bezug auf die Außenpolitik befür=
wortet
die Partei die Wiederherſtellung beſſerer Beziehungen
mit den früheren Gegnern, ohne daß aber die Alliierten ver=
geſſen
werden dürften und ohne daß für die illuſoriſchen Ver=
ſerechungen
weſentliche Intereſſen des Landes vernachläſſigt
würden. Die Kriegsſchulden könnten nur ſoweit bezahlt werden,
als Deutſchland die Reparationsverpſlichtungen einhalte und ſo=
weit
die finanzielle Wiederherftellung des Landes durch den
Transfer großer Summen nach London und New Yörk nicht ge=
fährdet
werde. Bei dem anſchließenden Bankett ſprachen meh=
rere
Redner, beſonders der frühere Wiederaufbquminiſter Raibel,
der ſelbſtgefällig feſtſtellte, daß das Kartell verſagt habe und daß
es gezwungen geweſen ſei, die Methode des Nationalen Blocks
wieder gutzuheißen, indem es ſeine Zuſtimmng zur Uebernahme
der Regierung Poinearé gab.
Die Ueberſchwemmungskataſtrophe von Bari.
EP. Mailanb, 7. November.
Ueber die verheerende Ueberſchwemmungskataſtrophe von Bari
meldet der Secolo, man zähle über 20 Tote und Hunderte von Ver=
letzten
. Etwa eintauſend Familien ſeien obdachlos. Ganze Familien
ſeien im Schlaf von den Fluten überraſcht worden und ertrunken. Am
Samstag nachmittag wurden in Bari allein 15 Leichen geborgen, doch
befürchtet man weitere Opfer. Aus den umliegenden Orten werden
ebenfalls große Schäden und mehrere Opfer gemeldet. In Bitritto iſt
der Bahnhof eingeſtürzt. Die Bahnverbindungen ſind unterbrochen.
Die Züge von Mailand und Rom bleiben infolge der Verſchüttung der
Gleiſe unterwegs ſtecken. Bei Giovinazzo iſt eine Brücke eingeſtürzt.
Haus eine Uraufführung von Herbert Kranz. Von Kran;
hörte man zum erſten Mal, als er im Jahre 1919 damals
gchtundzwanzigjährig mit den in knappen Akten gehaltenen
Revolutionsdramen Freiheit und Die Richterin hervortrat.
Beide Stücke konnten kein ſtetiges Bühnenleben gewinnen. Sein
neueſtes Schauſpiel Der Berg wird ebenſo wenig über den
Berg eines dauernden Erfolges kommen.
Das Stück ſpielt zumeiſt in dem Dunkel eines Erzberg=
werkes
. Es ſtellt das ſchwere Schickſal der Bergarbeiter dem
leichten Daſein der Likör und Mokka ſchlürfenden Grubendirek=
roren
gegenüber. In dieſen Rahmen iſt eine Liebes= und Cifer=
ſuchtsgeſchichte
geſtellt. Sie ſpielt jedoch nicht zwiſchen Vorder=
haus
und Hinterhaus, ſondern in dem Kreiſe der Bergarbeiter
ſelbſt. Zwei Männer lieben dasſelbe Mädchen. In der Tiefe
des Bergwerkes wollen ſie ihren Streit austragen, als ein ver=
ſchütteter
Bergmann um Hilfe ruft. Gemeinſam befieien ſie ihn
und ſtehen nun von dem Kampf gegeneinander ab, indem der
Aeltere verzichtet.
In 17 Bildern rollt die Handlung ab. Der Kampf der bei=
den
Männer mit Treibhammer und Holzſcheit wird in ſeinen
verſchiedenen Stufen gezeigt, ſolche Tatſächlichkeiten begründen
aber noch kein dramatiſches Leben! Die Geſtaltung iſt überaus
naiv. Was an dichteriſcher Kraft fehlt, wird durch papierene
Neben erſetzt, die über Gemeinplätze ſelten hinausgehen. Man
muß ſich Büchners Wozzek oder Hauptmanns Weber und
ihre ſtarke dichteriſche Kraft vergegenwärtigen, um im Gegenſatz
hierzu die künſtleriſche Bedeutungsloſigkeit des Kronz’ſchen
Schauſtieles zu erkennen.
Wie der Theaterzettel mitteilt, wurde das Stück Der Berg
im Auftrag der Frankfurter Wanderbühne und ſür ihre beſon=
deren
Zwecke geſchrieben. Das iſt eine Umkehrung des Kauſal=
zuſammenhanges
. Die Wanderbühne wurde gegründet, um
wertvolle Dichtung in das Land zu tragen. Nicht aber werden
Dichter entſtehen, damit die Wanderbühne leben kann. Der
erſte Verſuch dieſer Art hat ſich wenigſtens nicht als erfolgreich
erwieſen.
Die Aufführung unter der Leitung von Hans Meißner
war auf die einfachen Mittel der Wanderbühne eingeſtellt und
trug deren Verhältniſſen mit Geſchick Rechnung. Unter den
Darſtellern traten Cark Burg als Bergmann und Irmgard
Schnick in der Rolle des umſtrittenen Mädcheus durch ein=
drudksvolles
Spiel hervor. Die Zuſchauer, zum Teil wohl durch
die Tatſächlichkeit der Vorgänge intereſſiert, nahmen die Auf=
führung
beifällig auf.
Z.

Aus der Landeshauptſtadt.

Darmſtadt, 8. November.

Heſſiſches Landestheater. Robert Ringling von der Staats=
oper
in München, der dem Landestheater verpflichtet wurde, wird im
Laufe der kommenden Woche in zwei Partien auftreten; er wird in der
morgen Dienstag ſtattfindenden Aufführung von Rheingold die
Partie des Alberich und in der Nachmittagsvorſtellung des Rigo=
letto
am Sonntag, den 14. November, die Titelpartie ſingen, in der
er ſchon bei ſeinem Gaſtſpiel im Januar auftrat. Bei dieſem Gaſtſpiel
ſprach ſich die bieſige Tagespreſſe ausnahmslos ſehr anerk nnend über
den jungen Künſtler aus und wußte vor allem die glanzvolle Schönheit,
Weichheit und Biegſamkeit und die große Kultur der Stimme hervor=
zuheben
. Hinſichtlich der Aufführung Rheingold wird ausdrücklich
darauf aufmerkſam gemacht, daß mit Rickſicht auf eine große Reihe aus=
wärtiger
Beſucher die Vorſtellung pünktlich um 7. 30 Uhr be=
ginnen
muß und alſo, da das Werk pauſenlos gegeben wird, für Zu=
ſpätkommende
keine Einlaßmöglichkeit mehr beſteht.
Das Landestheater hat auch in dieſem Jahre ein für die Weihnachts=
zeit
beſtimmtes Märchenſpiel angenommen. Es heißt Brumm der
Bär, Text von S.pp Deutſch, Muſik von Alf Neſtmann. Der Termin
der Erſtaufführung wurde auf Samstag, den 11. Dezember, feſtgeſetzt,
Heute Montag beginnt der allgemeine Vorverkauf zu dem Vor=
trag
Vali, die Märcheninſel, den Dr. Philipp Kraemer an=
Donnerstag im Kleinen Haus hält.
Techniſche Hochſchule. Die Einſchreibungen für das am 25. Oktobes
begonnene, Winterſemeſter 1926/77 werden am Dienstag, den 9. No
vember, geſchloſſen.
* Die Ortsgruppe Darmſtadt des Dentſchen Seevereins veranſtaltete
im Feſtſaal des Ludwig=Georg=Gymnaſiums einen Vortragsabend ge=
meinſam
mit der Deutſchen Kolonialgeſellſchaft. Marine=Ingenieur
Goebel ſprach über die Fahrt des Luftſchiffes I. 59 nach Afrika,
die unternommen wurde, um den Kämpfern in Deutſch=Oſtafrika unter
General v. Lettow=Vorbeck Munition und Verbandsſtoffe zuzuführen. Der
Redner erinnerte an die zahlreichen Rekordfahrten von Luftſchiffen in
den letzten Jahren, insbeſondere an die denkwürdige Fahrt des Zeppelin=
Luftſchiffes nach Amerika unter der Führung Dr. Eckeners. Sie be=
deute
das Morgenrot einer beſſeren Zeit. Weniger bekannt ſei die
Fahrt, die ein deutſches Luftſchiff bereits vor 9 Jahren unternahm, die
bis Aegypten führte. Da damals Krieg war, wäre die Fahrt geheim
gehalten worden; jetzt aber dürfe und müſſe man von dem kühnen Unter=
nehmen
reden, das nicht vergeſſen werden dürfte. Im Lichtbilde wurde
eine Karte gezeigt und in großen Zügen die Fahrtroute angegeben. Be=
ſonders
eingehend wurde dann der Flughafen Jambul in Bulgarien
geſchildert und im Anſchluß daran die Bauart und verſchiedene Ein=
richtungen
eines Luftſchiffes erörtert. Weitere Betrachtungen des Red=
ners
galten den Wetterbeobachtungen und den dafür verwandten Feſſel=
ballons
, Drachen uſw. Zahlreiche Lichtbilder zeigten Aufnahmen von
Städten der Umgebung, vor allem auch Aufnahmen vom Balkan, die er=
kennen
ließen, daß dieſer ein ödes, unwirtliches Gebirge iſt. Die Fahrt
wurde von Staaken bei Berlin angetreten und das Luftſchiff zunächſt
nach Jambul übergeführt. Dort unternahm es Verſuchsfahrten und
trat dann die Reiſe an, die bis Kleinaſien führte, aber wegen eines hef=
tigen
. Unwetters abgebrochen werden mußte. Das Luftſcniff gelangte
mit Mühe wieder nach Jambul zurück. Am 21. November 1917 wurde
die denkwürdige Fahrt angetreten. Sie führte über den Bosporus, an
der kleinaſiatiſchen Küſte entlang, von der Inſel Cos über das Mittel=
meer
, und über Kreta hinweg nach der afrikaniſchen Küſte. Sehr inter=
effante
Lichtbilder zeigten die Wüſte. Oaſen, Karawanen uſw. Das
Luftſchiff wurde auf der Höhe von Karthum durch einen Funkſpruch
zurückgerufen, weil Meldungen vorlagen, daß General Lettow=Vorbeck
den Widerſtand aufgegeben hätte. Die Rückfahrt wurde angetreten und
führte auf faſt demſelben Wege wieder nach Jambul zurück, wo I. 59
am Tage nach dem Aufſtieg wieder wohlbehalten anlangte. Es folgte
nun eine Beſchreibung der weiteren Unternehmungen des Luftſchiffes,
das nach einiger Zeit in der Nähe von Malta einer Exploſion zum Opfer
fiel und ins Meer verſank. In ſeinen Schlußbetrachtungen verglich der
Redner die Fahrt des L 59 mit der Amerikafahrt Dr. Eckeners. Das
Marineluftſchiff hatte unter erſchwerenden Umſtänden einen größeren
Weg zurückgelegt; auch fehlte damals noch faſt jede Erfahrung für die
Zurücklegung ſolch gewaltiger Strecken. Das ſehr zahlreich anweſende
Publikum ſpendete dem Redner für ſeie feſſelnden Ausführungen leb=
haften
Beifall.
Schriftunterricht. Wie im vorigen Winter wird auch in dieſem
Jahr Herr Heinrichſen aus Offenbach einen Kurſus im Schrei=
ben
im Gewerbemufeum abhalten. Der Unterricht, der ſoſvohl für
Lehrer wie für Gewerbetreibende aller Art berechnet iſt, findet an jedem
Donnerstag, nachmittags von 57 Uhr, ſtatt. Das Honorar für 20
Unterrichtsſtunden (10 Doppelſtunden) beträgt 10 Mark. Anmeldungen
werden im Leſeſaal des Heſſiſchen Gewerbemuſeums angenommen. Der
Beginn des Unterrichts iſt am Donnerstag, den 11. November I. J.
Hausfrauenbund. Die nächſte Monatsverſammlung findet wie
gevohnt anr Dienstag, 9. November, 4 Uhr, in der Küche, Heidelberger
Straße 47, ſtatt; in derſelben wird Gelegenheit ſein, ſich gründlich über
die Salus=Krankenhausverſicherung zu unterrichten. Die Kleiderſtelle
Alexanderſtraße 27 bittet, die Sachen, die vor 6 Monaten gebracht und
nicht verkauft worden ſind, innerhalb 14 Tagen abzuholen, da ſonſt der
Hausfrauenbund weiter darüber verfügen müßte. Wegen Raummangel
können ſie nicht länger aufbewahrt werden.
Rieſenzirkus Gleich. Die Direktion des Rieſenzirkus Gleich bittet
uns, darauf hinzuweiſen, daß der Zirkus nicht, wie irrkümlich vom
Preſſeburegu bekannt gegeben, bis Dienstag, ſondern bis Donners=
tag
, den 11 November, in Darmſtadt bleibt. Bis Donnerstag
finden alſo täglich abends 7.30 Uhr, außerdem heute Montag und Mitt=
woch
, 10. Nov. auch nachmittags 3 Uhr, große Vorſtellungen ſtatt. In
den heutigen Vorſtellungen wird zum erſten Male Gleichs berühmte
Eisbären=Gruppe, dreſſiert und vorgeführt von Herrn W. Walles=Wilte,
gezeigt, und iſt dieſe Senſationsnummer bereits allein eine Sehenswür=
digkeit
für ſich. Da das Rieſenunternehmen nur noch bis Donnerstag
in unſerer Stadt als Gaſt weilt, muß ſich jeder beeilen, der ein Billett
für die Vorſtellungen der letzten Tage erhalten will.
* Frankfurter Theater.
Fpankfurt hat wieder eine Revue: als Gaſtſpiel des Mün=
chener
Deutſchen Theaters Die Nacht der Nächte im
Schumann=Theater.
Die Nacht der Nächte bringt keine Senſationen; aber ſie
iſt abwechſelungsvoll und hält ſich auf der mittleren Linie eines
guten Geſchmacks. Direktor Hans Gruß=München hat ihr faſt
eine Handlung gegeben: ein Prinz ſucht in dieſer Nacht das
bedannte herrlichſte Weib und wird von einem ſixen, redege=
wandten
Reporter (Hugo Fiſcher=Köppe) begleitet. Die Jagd
geht durch ſilberne, goldene, perſiſche und chineſiſche Säle. Die
zivölf Violet=Girls tollen als Saxophon=Girls, Indianer=Girls,
Krebſe, Stenotypiſt=, Prieſter= und Venezianerinnen über die
Bühne; burz, es wird dem Auge und dem Ohr mancherlei ge=
boten
.
In keiner Revue darf gegenwärtig der Sende=Raum eines
Rundfunks fehlen. In einer Pariſer Revue, die ich vor kurzem
ſah, gab die Rundfunk=Szene die Aufnahme eines Dramas und
erzielte ihre Komik, indem die Schauſpieler in den tragiſchen
Augenblicken die banalſten Handlungen vornahmen, ſo die Lieb=
haberin
in dem Moment, als ſie ſich den Dolch ins Herz zu
ſtoßen hatte, den kleinen Mund kunſtvoll mit dem Lippenſtift
verſchönerte. In Frankfurt dringt, während der Hofſchauſpieler
die Glocke mit Inbrunſt vorträgt, ein Bauer in den Sende=
raum
und entfeſſelt alle möglichen und nicht möglichen Bühnen=
Geräuſche; ein recht luſtiger Auftritt.
Als den Stern der Revue möchte ich eine Tänzerin mit dem
verwickelten Namen Gypſy Rouma=Je betrachten; ihre Ge=
lenkigkeit
iſt fabelhaft; ſie iſt hübſch und jung, und ihre Tänze
ſind geſchmackvoll.
Das Tempo der Revue war wenigſtens in der Erſtauf=
führung
allzu gedehnt. Erfährt es einige Beſchleunigung, ſo
kann man ſich das Münchener Gaſtſpiel mit Vergnügen anſehen.
Im Schauſpielhaus wurde Paul Kornfeld’s
jüngſte Komödie Kilian oder die gelbe Hoſe bei der Urauf=
führung
in der Inſzenierung von Richard Weichert beifäl=
lig
aufgenommen. Kornfeld gibt eine Satire auf die Mode des
Okkultismus. Wir kommen auf das Stück, das am 24. Novem=
ver
als Austauſch=Gaſtſpiel in Darmſtadt gegeben wird, noch
zurück.
F.

[ ][  ][ ]

Nummer 310

Montag, den 8. November 1926

Geite 3

Heſſiſcher Hauptverein
des (vangenſchen Hunves.
39. Landesverſammlung.
Der Heſſiſche Hauptverein des Ev. Bundes hielt geſtern ſein Jahres=
feſt
(39. Landesverſammlung in Darmſtadt ab. Das Feſt wurde am
Samstag abend durch Feſtläuten aller evangeliſchen Kirchen der Stadt
und Umgebung eingeleitet. Sonntag morgen wurden vom Turm der
Stadtkirche Choräle geblaſen und in den Kirchen fanden Feſtgottesdienſte
unter Mitwirkung von Kirchengeſangvereinen und Poſaunenchören ſtatt.
Kindergottesdienſte, Jugendgottesdienſte, eine Studentenverſammlung
und eine Arbeiterverfammlung wurdem vormittags abgehalten.
Nachmittags war eine Volksverſammlung in der Stadtkirche, die bis
auf den letzten Platz beſucht war, ſo daß zu gleicher Zeit eine Parallel=
verſammlung
in der Stadtkapelle abgehalten werden mußte. Bei der
Verſammlung in der Stadtkirche wirkten die Kirchengeſangvereine der
Johannes=, Martins= und Paulusgemeinde und der Poſaunenchor der
Martinsgemeinde mit.
Die Feier begann mit einem Vortrag des Poſaunenchors. Daran
ſchloß ſich das Chorlied Nun freut euch, liebe Chriſtengemein, von
Luther. Der Vorſitzende des Heſſ. Hauptvereins des Evangel. Bun=
des
, Pfarrer D. Waitz=Darmſtadt, ſprach hierauf über das Thema:
Die heſſiſche Reformation, eine Tat des Glaubens‟. Der Redner führte
etwa aus: Landgraf Philipp von Heſſen hat Luther erklärt, daß er hel=
fen
wolle. Auch der Ev. Bund wolle helfen. Die Reformation ſei eine
Tat der Rettung ſür unſer Heſſenvolk geweſen. Sie war eine Tat des
Glaubens; ſie war nicht in erſter Linie aus nationalen, geiſtigen oder
materiellen Gründen hervorgegangen, ſondern ſie iſt hervorgegangen
aus dem Innerſten, dem Heiligſten, dem Glauben. Luther war eine
durchaus innerliche, religiöſe Perſönlichkeit, der nur an den Frieden
ſeiner Seele mit Gott dachte. Er war nicht ein Vorkämpfer der Auf=
klärung
, wie Ergsmus, den Luther ablehnte. Luthers Glaube hat ihn
zum Reformator gemacht. Der Mann, der als erſter evangeliſcher
Pfarrer in Darmſtadt wirkte, Magiſter Nikolaus Maurus, hatte in Worms
eine einträgliche Pfründe; er verließ ſie, kam als Vertriebener aus dem
Elſaß hierher; er war eim Mann des Glaubens. Auch Landgraf Phi=
lipp
war ein Mann des Glaubens. Er war durch Melanchthon ein über=
zeugter
Anhänger der neuen Lehre, nicht, um ſich weltliche Güter zu
ſichern, hing er der Reformation an, ſondern allein durch den Glauben.
Er hat auch für das Evangelium gelitten. Die Reformation als Tat
des Glaubens hat dem heſſiſchen und dem deutſchen Volke ein neues
Glaubensleben geſchenkt; der Glaube wurde ihm wieder etwas ganz
anderes, ein kindliches und ein männliches Vertrauen. Mit dem neuen
Glauben brachte die Reformation eine neue Auffaſſung
der Sittlichkeit, eine neue Einſtellung zur Welt. Welt=
bejahung
und Weltüberwindung wurde die evangeliſche Sittlichkeit. Das
Bettelweſen, das kirchliche Bettelweſen, wurde verworfen. Das Bildungs=
weſen
wurde gefördert, namentlich die Volksſchulen. Die Reformation
ſoll weiter helfen, ſie iſt nicht ein Ende, ſondern ſie ſteht erſt am Anfang
ihrer weltgeſchichtlichen Sendung. Soll unſer Volk wieder in die Höhe
kommen, ſo bedarf es wieder des Glaubens. Dieſer hat dem Urchriſten=
tum
den Sieg gebracht, der Reformation, und er wird auch unſerm Volk
zum Wiederaufſtieg helfen.
Prälat D. Dr. Diehl ſprach über die Reformation als eine Tat
der Liebe. Der Redner führte dazu aus: Ueber der heſſiſchen Refor=
mation
ſtehen die Worte: Verbum domini manet in aeternum. Die Refor=
mation
war, wie der Vorredner ausführte, eine Tat des Glaubens.
Die Neformation iſt aber auch Wille. Das Worr Gottes iſt ein heiliger
Wille; es verlangt, daß wir uns mit ihm auseinanderſetzen, es verlangt,
daß wir Recht aller Dinge werden, wie Luther ſagte. Sich ſelbſt ver=
leugnen
, kämpfen und leiden für andere, das iſt der Sinn dieſer Worte.
Willſt du ein dienſtbarer Knecht ſein, iſt die Frage, die immer an uns
herantritt. Sie iſt auch an Maurus herangetreten und an alle Männer
der Reformation in Heſſen. Sie haben ſchwere Trübſal erdulden müſ=
ſen
, Verbannung und Not. Die Frage iſt auch an den Landgraf Philipp
herangetreten, ſie war für ihn die ſchwerſte Verſuchung. Seit mehr als
50 Jahren ſuchten die Landgrafen ihr Gebiet zu vergrößern und abzu=
runden
, da kam die Reformation; viele Kirchen und Klöſter und Pfrün=
den
, die reich ausgeſtattet waren, konnten vom Landgrafen eingezogen
werden. Aber der Landgraf ſah nicht die reiche Welt, aber aus Luthers
Schrift über die chriſtliche Freiheit tritt ihm die Frage entgegen, ob er
Knecht aller Dinge ſein wollte? Er ſagte Ja und verzichtete auf die
Güter. Die Geſchichtsſchreibung hat auf dieſen Vorgang, auf dieſen
Verzicht, kaum hingewieſen. Darum dürfen wir von unſerer heſſiſchen
Neformation ſagen, ſie war nicht nur eine Tat des Glaubens, ſondern
auch der Liebe, eine ſoziale Tat. Philipp hat nicht nur verzichtet, ſon=
dern
er hat eine Reihe von Werken ins Leben gerufen: Taten der Liebe,
Taten der Gerechtigkeit. Der Landgraf hat die reichen Mittel aus Kir=
chen
, Klöſtergütern, Pfründen uſw. dazu verwandt, den Bettel auszu=
rotten
. In jeder einzelnen Gemeinde warem Einrichtungen getroffen,
um Arme und alte Leute zu unterſtützen. Den Kirchenälteſten uſw.
wird eingeſchärft, für ſie zu ſorgen, und zwar ſo, daß ſie leben können.
Der Landgraf hat in den vier Teilen ſeines Landes ein hohes Hoſpital
errichtet. Für die Grafſchaft Katzenellnbogen wurde in Hofheim ein
Hoſpital eingerichtet, wo die Leute untergebracht wurden, die von den
Gemeinden nicht verſorgt werden konnten. Noch heute läßt ſich dieſer
Einrichtung keine andere an die Seite ſtellen. Die Anſtalt hat ſehr unter
dem Dreißigjährigen Krieg gelitten und iſt heute eine ſtaatliche Irren=
anſtalt
. Im Jahre 1527 wurde eine Univerſität ins Leben gerufen und
ein Stift für ſtudierende Theologen. Der Landgraf war ſich bewußt,
daß nur die Tüchtigſten Führer ſein konnten, darum verwandte er ſo viel
Sorgfalt auf ihre Ausbildung. In der Grafſchaft Katzenellnbogen iſt
auch ein muſterhaftes Volksſchulweſen entſtanden. Reich und arm fühlte
ſich im Verband der Kirche als eine Gemeinſchaft; einen Unterſchied
der Stäude kannte man nicht. Die Verbindung von Kirche und Staat
in der Aufklärungszeit hat der Kirche ſehr geſchadet. Das alles konnte
aber die ſoziale Tat der Reformation nicht ungeſchehen machen. Aber
wir müiſſen an die Reformation wieder ankrſüpfen. Bei der Ueberwin=
dung
der Standes= und Klaſſenunterſchiede kann uns die heſſiſche Refor=
mation
ein Vorbild ſein.
Nachdem der Kirchenchor Friſch auf in Gottes Namen, ein Volks=
lied
(um 1540), nach dem Tonſatz von Arnold Mendelsſohn geſungen
hatte, hielt der Direktor des Evangeliſchen Bundes, Studiendirektor
Fahrenhorſt=Berlin, eine Anſprache über das Thema: Die heſſi=
ſche
Reformation, eine Tat der Hoffnung‟ Er führte darin u. a. aus:
Ueber der ganzen Geſchichte des Chriſtentums ſteht das Wort Saat aus
Hoffnung Aus dem kleinen Kreis zu Beginn des Chriſtentums ent=
ſtand
eine Welt. Die Hoffnung ſeiner Jünger hat dies bewirkt. Auch
Luther war, wie Paulus, ein Mann der Hoffnung; die Hoffnung ver=
ließ
ihn nicht, obwohl geiſtliche und weltliche Macht gegen ihn war.
Trotz aller Stürme des 30jährigen Krieges iſt die Hoffnungsſaat der
Reformation aufgegangen. In den Stürmen der Gegenwart, bei dem
Anſturm des Atheismus, des Materialismus und anderer Mächte düirfen
wir die Hoffnung nicht verlieren. Wir hoffen auf ein Morgenrot für
unſer Volk und unſere Kirche. Goethes Wort gilt für uns: Wir heißen
Euch hoffen!
Die Gemeinde ſang hierauf die Schlußverſe des Lutherliedes. Dann
ſprach Pfarrer D. Waitz das Schlußwort, dem noch das Chorallied
folgte: Erhalt uns, Herr, bei Deinem Wort, von Luther.
Geſtern abend war eine Aufführung des Grafſchen Lutherſpieles
Der Prophet und in der Vereinigten Geſellſchaft eine Begrüßungs=
verſammlung
.
Kriegsgräberfürſorge. Das Novemberheft der Kriegsgräber=
fürſorge
, der monatlich erſcheinenden Zeitſchrift des Volksbundes
Deutſche Kriegsgräberfürſorge e. V., Berlin, Brandenburgiſche Str. 27,
iſt ſoeben erſchienen. Es bringt einen Aufruf an die Leſer dieſer wert=
vollen
Zeitſchrift, ihr auch im nächſten Jahre die Treue zu bewahren.
Warme Worte widmet es den Totengedenktagen des Monats November.
Von größtem Intereſſe kürften die ausführlichen Reiſeberichte über den
Beſuch von Friedhöfen in Frankreich und Polen ſein. Ueber die Arbeit
des Volksbundes auf Friedhöfen in Polen, Lettland, Rußland, Aegypten
und in der Heimat gibt uns das Heft ein anſchauliches Bild, und dann
bringt es eine große Anzahl Berichte über den Zuſtand von Friedhöfen
in Oſt und Weſt, Nord und Süd. Würdig reiht ſich die November=
nummer
der Kriegsgräberfürforge den bisher erſchienenen Heften an,
ſie zeigt, von wie großem Wert ſie nicht nur für diejenigen iſt, die im
fremdem Land einen teuren Toten zur letzten Ruhe gebettet wiſſen,
ſondern auch für jeden Deutſchen, der auch nur einen Funken von Dank=
barkeitsgeſſühl
gegenüber unſeren für uns gefallenen Brüdern im Herzen
trägt. Zu beziehen iſt die Kriegsgräberfürſorge durch die Bundes=
geſchäftsſtelle
des Volksbundes Deutſche Kriegsgräberfürſorge, e. V.,
Berlin W. 15, Brandenburgiſche Straße 27, oder ſeine Verbände und
Ortsgruppen.
Von der Debewag, Darmſtädter Bewachungs=Geſellſchaft m. b. H.,
die aus der ſeit 1903 beſtehenden Kaſſeler Geſellſchaft hervorgegangen
iſt, ſind im verfloſſenen halben Jahre 844 offene Türen geſchloſſen, 335
offene Tüiren vorgefunden, die nicht geſchloſſen werden konnten, 169
Lichter ausgelöſcht, 21 offene Geſchäftslokale und 14 defekte Türen vor=
gefunden
, ebenſo 11 defekte Zäune, 29 offene Fenſter und Rolläden,
20 ſtecken gebliebene Schlüſſel und 3 Gegenſtände gefunden. Eine ver=
dächtige
Perſon ließ man feſtnehmen,

Hundertjahrfeier
der Darmſtädter Reglanſtalten.
II.
Mit entſprechenden Anſprachen von Vertretem der Anſtalten wur=
den
an den Denkmälern der Gefallenen in den Schulen Kränze nieder=
gelegt
. Anſchließend an dieſen ernſten feierlichen Akt wurden für die
Evangeliſchen in der Stadtkapelle und für die Katholiken in der Lud=
wigskirche
Feſtgottesdienſte abgehalten, die von einer großen Zahl der
Feſtteilnehmer beſucht wurden. In der Turnhalle am Woogsplatz
fand um 11 Uhr die
Feſer der Ludwigs=Oberrealſchule
ſtatt. Ein reichhaltiges hünſtleriſches Programm, das von Schülern der
Anſtalt beſtritten wurde, war zuſammengeſtellt. Die ausgezeichneten
Chor= und Orcheſterdarbietungen, die unter Leitung des Herrn Oberreal=
lehrers
Pfaff ſtanden beſonders der Feſtgeſang Das große Halleluja
aus dem Oratorium Meſſias und die eigens anläßlich der Jahrhun=
dertfeier
der Ludwigs=Oberrealſchule von Heron Herm. Heiß gewidmete
und komponierte kleine Suite wurden begeiſtert aufgenommen. Außer=
ordentlichen
Beifall fanden die techniſch vollendet ausgeführten Violin=
und Klavierdarbietungen der Herren Konzertmeiſter Otto Klinge
(Violine) und Hermann Heiß (Klavier), ebenſo wie die Kinderliedchen
des Knabenchors, die mit viel Mühe und Liebe einſtudiert worden
waren. Herr Fritz Kugler, ein Schüler von Fräulein Mundſchenk.
brachte mehrere anſprechende Lieder zu Gehör, die berechtigten Beifall
der Zuhörer fanden. Den Feſtprolog, der von Herrn Stadtamtmann
Goebel verfaßt war, ſprach mit viel Gefühl Herr Polizeianwärter
Friedrich. Er klang in die Wünſche für Vaterland und Schule aus,
die die Herzen aller Scküiler beſeelten. Herr Oberſtudiendirektor
Dr. Sturmfels hielt die begeiſtert aufgenommene Begrüßungsan=
ſprache
, im Namen der ehemaligen Schüler entbot Herr Dr. Linde=
mann
der Jubelanſtalt die herzlichſten Glückwünſche und dankte den
ehemaligen Lehrern, für ihre Mühe und Sorge um das Wohl ihrer
Schüiler. Herr Oberreallehrer Gufot gab einen kurzen Einblick in
die turneriſchen Leiſtungen der Schüler der Anſtalt und überreichte
12 Siegern bei den Reichsjugendwettkämpfen die Ehrenurkunden des
Reichspräſidenten und des Reichsausſchuſſes.

verdanken wir unſeren Erfolg doch haupi=
ſächlich
der Zeitungsreklame. Die Inſerate
haben ſich wirklich gut bekannt gemacht, jeden=
falls
viel beſſer als alle anderen Werbemittel.
So urieilen erfahrene Kaufleute, die ſich die
große Verbreitung und Beliebtheit des Darm=
ſtädter
Tagblatt dienſtbar gemacht haben.
Und Sie, verehrter Leſer? Haben auch Sie
ein Geſchäft, das Sie hochbringen möchten?
Dann denken Sie daran, daß ein Inſerat
in dem Darmſtädter Tagblatt, kein koſi=
ſpieliges
Experiment, ſondern eine erprobte
Waffe im wirtſchaftlichen Kampfe iſt! (16155

*Orpheum.
Märchenvorſtellung Hänſel und Gretel.
b Das zurzeit im Orpheum mit ſteigendem Erfolg gaſtierende
Enſemble (Samstag abend mußten zahlreiche Perſonen infolge der
Ueberfüllung umkehren) veranſtaltet an den Samstag= und Sonntag=
Nachmittagen Märchenvorſtellungen, die weitgeſpannte Erwartungen in
jeder Hinſicht erfüllen. So ſah der geſtrige Sonntag=Nachmittag ein
ausverkauftes Haus, in dem hunderte von Kindern von den jüngſten
Jahrgängen an in lebendigſter und zum Schluß, als die böſe Hexe im
Ofen verſchwand, jubelndſter Anteilnahme die Schickſale von Hänſel und
Gretel auf der Bühne verfolgten. Heinz Roggenkamp hatte das
Märchen für Geſang und Tanz eingerichtet und für einen flotten Ab=
lauf
des Spieles in vier Bildern, Hunger tut weh, Von Engeln
bewacht Im Banne des Zauberreichs und Erlöſt und Dankgebet
geſorgt. Die großen Darſteller und die Liliputaner wetteiferten mitein=
ander
, um der andächtig lauſchenden Kinderſchar einen ſchönen, feſt=
lichen
Märchennachmittag zu bereiten und die acht Girls durften ſich,
erſichtlich ſelbſt mit warmer Freude, in reizvollen Elfen= und Reigen=
tänzen
einmal einem anderen Publikum mit vollſtem Erfolge zeigen.
Von den zahlreichen Mitwirkenden, die alle mit Luſt und Liebe bei der
Sache waren, ſeien als Träger der Hauptrollen Friedl Rey als
ängſtliche, zarte kleine Gretel, Lilly Schreiber als tapferer Hänſel
und Carlo Klee als bitterböſe, unheimlich bewegliche, beſenreitende
Hexe genannt. Gretel Pirko betreute die beiden Kleinen als treuer
Schutzengel und Mary Cepelakowa, die zugleich die hübſchen
Tänze einſtudiert hatte, führte als liebliche Elfenkönigin den Elfenreigen
an. Nicht zu vergeſſen Friedl Pilz, die als bildhübſcher Märchen=
prinz
in wohlgeſetzten Verſen vor den einzelnen Bildern den Inhalt
des kommenden Bildes erzählte und munter und friſch für den nötigen,
luſtigen Kontakt zwiſchen den Künſtlern auf der Bühne und dem kleinen
Publikum ſorgte. Die Bühnenbilder waren, wenn man die beſchränkten
räumlichen und techniſchen Verhältniſſe der Orpheumbühne bedenkt, von
den leuchtenden Fliegenpilzen im Walde an bis zum Reich der Zauber=
hexe
und dem großen Schlußbild recht geſchickt und wirkungsvoll auf=
gebaut
, Blitz, Donner und alles was dazu gehörte, fehlten nicht. Die
muſikaliſche Begleitung hatte Kapellmeiſter Erwin Pollini unter
Verwendung von Kinderliedern, Humperdinck’ ſchen Motiven und Grieg
(Marſch der Zwerge) recht anſprechend zuſammengeſtellt. So war der
äußerſt herzliche Beifall von Groß und Klein in jeder Hinſicht be=
rechtigt
und der Beſuch der Märchenvorſtellungen, die bei ſehr niedrigen
Preiſen in Szene gehen, kann nur warm empfohlen werden. Die
letzten Vorſtellungen dieſer Art ſollen mit einem anderen Märchen am
nächſten Samstag und Sonntag nachmittag ſtattfinden.

Morgen Uraufführung für Süddeutschland im Union-Theater, (*29456

WSN. Aufhebung des Zeugniszwanges für Redakteure. Der Unter=
ausſchuß
des Rechtsausſchuſſes des Reichstages trat geſtern vor der
Plenarſitzung zuſammen, um ſich mit der Frage der Aufhebung des
Zeugniszwanges im Strafprozeß für Redakteure und Verleger zu be=
ſchäftigen
. Trotz eingehender Ausſprache konnte über dieſe Frage noch,
keine Einigung erzielt werden, es werden ſich vielmehr erſt die Fraktio=
nen
damit beſchäftigen, ſo daß der Unterausſchuß erſt in der nächſten
Woche dieſe Frage einer endgültigen Regelung zuführen kann. Die
entſprechenden Beſtimmungen im Diſziplinargeſe bleiben von dieſer
Beſtimmung unberührt.

Hubertus=Feier
im Heſſiſchen Jagdklub.

Wenn der romantiſche Schimmer der in der Vorzeit den höchſten
Feſttag der weidgerechten Jäger, St. Huberti Namenstag, umwob,
heute auch geſchwunden, ſoweit dieſer Tag nicht mehr draußen im
grünen, oder herbſtlich=purpurn gefärbten Wald bei fröhlichem Weid=
werk
begangen werden kann, der Feſttag iſt er geblieben und für
alle, die den Sinn für Romantik, die auch die Liebe zur Natur und
ihren Geſchöpfen ſich gewahrt haben, ſtrahlt er auch noch den lichten
Strahlenſchimmer ins Herz, der von des Hochgeweihten leuchtendem
Kreuz einſt ausging, als Hubertus der Wilde bekehrt wurde und ein
Heger ward des Wildes, das zu hetzen und zu jagen ihm ehedem
das Höchſte dünkte.
Das iſt es ja, was den deutſchen gerechten Jäger ſo aus=
zeichnet
vor allen anderen, daß er Entſagung üben kann, ſo ſchwer
es auch ſei. Daß er erkannte, daß in der furchtbaren Zeit, die hinter
uns liegt und in der wir noch ſtehen, nicht fröhliches Jagen dem Weid=
gerechten
ziemt, das den letzten ſpärlichen Wildſtand deutſcher Wälder
und Felder freier Wildbahn völlig vernichten würde, ſondern daß
liebende und einſichtsvolle Fürſorge ihn erfüllt, das Wild zu hegen
und zu pflegen, zu ſchützen gegen Schießertum und vor allem gegen
das unerhört verwerfliche Tun der Wilderer, die in gewiſſenloſeſtem
Egoismus und Materialismus ſtehlen und morden ſonder Skrupel.
Das aber iſt es auch, was den Jäger vor allen anderen auszeichnet,
daß alle Stände, wenn ſie nur berufen, die Büchſe zu führen und als
Ehrenkleid den grünen Rock zu tragen, ſich zuſammenfinden in einer
Harmonie, die nur erzeugt werden kann aus dem einen großen Ge=
meinſamen
: der Liebe zur Natur zu Wald und Hang und
Feld und zu den Geſchöpfen, die ſie beleben. Wo findet man mehr
Hang zur Poeſie und zum romantiſchen Schönheitsempfinden als bei
ihm, dem Jäger, der Tag und Nacht die Nazur durchſtreift mit offenem
Auge und frohſorgendem Sinn, dem ſich das Leben und Weben der
Natur mit all den Tauſend ſtets neu erſtehender göttlicher Wunder
offenbart!
Dieſen Sinn für poetiſches Naturempfinden, dieſes alle ſozialen
Gegenſätze reſtlos ausgleichende harmoniſche Sichzuſammenfinden in
dem einen hehren Ziel, der einenden Liebe zur Natur, nehmen die ge=
rechten
Jäger auch mit hinüber in ihre Feſte, auch wenn dieſe, wie die
Hubertusfeier guis dem Herbſtwald heraus in die dumpfe Luft des
Saales verlegt werden muß.

So umſtrahlte die ſchöne Harmonie auch die heurige St.
Hubertusfeier, die der heſſiſche Jagdklub für ſeine
Mtiglieder und Gäſte im Städtiſchen Saalbau veranſtaltete.
Herbſtlich gefärbtes Birken= und Buchenlaub, würziges Tannengrün,
Fahnen in leuchtenden Farben und eine den ganzen Feſtſaal umziehende
Girlande der alt=ehrwürdigen Jagdlappen aus des Landgrafen Ludwig
Zeiten her, verdeckten gnädig die kalte ſchmutzige Häßlichkeit des faſt
einzigen Darmſtädter Feſtſaales (der nach Renovierung geradezu ſchreit).
Auf der Bühne hing inmitten von rotgelbem Herbſtlaub unter der
alten Fahne des heſſiſchen Jagdklubs, den ſpringenden weißen Hirſch
im dunkelgrünen Felde, der Hochgeweihte mit dem Strahlenkreuz im
der ſtolzen Stirne und die Logenbrüſtung gegenüber trug das Bild im
Eichlaubrahmen des verdienſtvollen ehemaligen Führers Guſtav Hickler!
An der Ehrentafel ſaßen um den Vorſitzenden, Herrn Geheimerat
Ebel, geſchart die Ehrengäſte: Oberforſtrat Dr. Schwider vom
Miniſterium des Innern, Bürgermeiſter Mueller als Vertreter der
Stadt, dann die offiziellen Vertreter, meiſt die Vorſitzenden der befreun=
deten
Vereine und Verbände. So vom Allgemeinen deutſchen Jagd=
ſchutzverein
die Landesvereine Heſſen und Wiesbaden, Privilegierte
Schützengeſellſchaft Darmſtadt, Rotwildjägerverein Odenwald, Gebrauchs=
hundeverein
Main=Speſſart=Eike, Pudel=Pointer=Züchter, Griffonklub,
Klub Kurzhaar=Süd=Weſt, Jagdklub St. Hubertus Gießen und Frank=
furt
, 1. Frankfurter Jagdklub, Arbeitsgemeinſchaft Frankfurter Jagd=
vereine
, Heſſiſcher Förſterverein, Jagdklub Aſchaffenburg, Hefſiſcher
Automobilklub uſw. Ihnen allen galt in erſter Limie der Weidmanns=
gruß
des verdienſtvollen Ehrenvorſitzenden, Herrn Profeſſor Karl
Zimmer, dem im Laufe des Abends eine ſeltene, aber wohl von
allen neidlos gegönnte Ehrung zuteil wurde, die kaum ein heſſiſcher
Jäger beſitzen dürfte.: Prinz Alfons von Bayern ließ ihm durch
Herrn Major Ilgner das goldene Prinz Alfons Erinne=
rungszeichen
am Hubertusbande überreichen. In An=
erkennung
für weidgerechte Jagdausübung, Hege und Pflege, wie es im
der Beſitzurkunde heißt. Brauſender Beifall aller Feſtteilnehmer dankte
für dieſe Auszeichnung eines der Beſten im grünen Rock.
Prof. Zimmer führte in ſeiner Feſtanſprache etwa folgendes aus:
Sehr geehrte Herren, liebe Weidgenoſſen! St. Huberti Namenstag
der gerechten Jäger höchſter Tag iſt es, den wir heute gemeinſam
feſtlich hier begehen! Mit ſtolzer Freude und zugleich mit tiefem
Danke betone ich das Wort gemeinſam begehen. Namens des Hefſiſchen
Jagdklubs habe ich die Ehre Sie, hochgeehrter Herr Oberforſtrat Dr.
Schwider, als Vertreter der Forſtabteilung des Heſſiſchen Miniſteriums,
unſeren verehrten Herrn Bürgermeiſter Mueller als Repräſentant der
Städtiſchen Verwaltung und all die zahlreichen Vertreter der befreun=
deten
Vereine und unſerer Ortsgruppen ehrerbietigſt in unſerer Mitte
zu begrüßen, die Sie gekommen ſind, den hohen Zielen unſerer Ver=
einigung
zu huldigen und ihnen Ihre Achtung und Zuſtimmung zu er=
weiſen
. Nicht könnten wir wagen, zu dieſem glänzenden Kreis von
Männern in dieſer feierlichen Stunde unſere Blicke zu erheben, wenn
nicht heute, am Tage der großen jagdlichen Generalabrechnung, am
Tage der jagdlichen Gewiſſenserforſchung jedes einzelnen Jägers unſere
Hände rein wären von gierigem Schießertum und vandaliſchem Treiben
gegen die Werke des Schöpfers in Wald und Feld.
Ein Jahr liegt hinter uns voll Mühe und Arbeit, ein Jahr faſt
völliger jagdlicher Entſagung, reich an ſchweren Opfern um den Wieder=
aufbau
unſerer Wildſtände. In zahlreichen Verſammlungen in allen
Teilen unſeres Landes, in ausgedehntem Schriftwechſel mit der Staats=
regierung
, den Jagdpächtern, Gemeinden und Jägern der gefährdeten
Gebiete haben wir uns bemüht, aufklärend, belehrend und aufmunternd
zu wirken, um die Wunden zu heilen, die der uns aufgezwungene furcht=
bare
Krieg und die bittere Nachkriegszeit geſchlagen hatten. Und wohin
wir kamen: überall fanden wir volles Verſtändnis, überall freudige
Zuſtimmung, überall verpflichteten ſich die Jagdberechtigten zu den
ſtrengen Hegevorſchriften, die nötig waren, wenn nicht unſere Wälder
und Fluren völlig veröden ſollten. Nicht ein einziger Fall iſt bekannt
geworden, wo gefehlt worden wäre gegen die übernommenen Be=
ſtimmungen
. Die Folge davon iſt das ſtolze Bewußtſein, das heute die
Leitung unſerer Vereinigung erfüllt: Es geht aufwärts, wir kommen
wieder voran mit dem deutſchen Weidwerk, unſer Volk hat ſich beſonnen
auf die Erhaltung eines ſeiner koſtbarſten Güter, gefunden haben ſich
zu gemeinſamer Arbeit viele, die ſo oft früher teilnahmslos für ein=
ander
waren oder gar auseinanderſtrebten!
Gern ergreife ich die Gelegenheit, der Staatsregierung zu danken
für das verſtändwisvolle Eingehen auf unſere Wünſche, ſoweit dies
möglich war, ohne andere wichtige Intereſſen zu gefährden. Der
Stadtverwaltung und der Heſſiſchen Flugbetriebs A.=G. gilt unſere
dankbare Anerkennung für die Forderung unſerer Schießanlage, endlich
allen den Vielen, die uns halfen mit Gaben, durch Werben für unſere
Sache und tätige Mitarbeit auch hier noch einmal unſer Weidmannsdank!
Und fragen Sie nach dem innerſten Grunde, wofür Sie alle und
wir uns zuſammenfanden zu gemeinſamem Handeln? Nicht große
Ehren, nicht reiche Gewinne ſind bei uns einzuheimſen. Nein, in St.
Huberti Namen umſchlingt ein unſichtbares, ſtarkes Band uns alle ſo
feſt, ſo eng, daß alle Rang= und Standesunterſchiede beim Weidwerk in
unſeren Reihen verſchwinden, daß all die tauſend Gegenſätze, die ſonſt
das Leben der Menſchen ſchafft und es verdirbt, ſich abſtumpfen und
ausgleichen: Es iſt die Liebe zur hehren Mutter Natur, zum heimiſchen
deutſchen Wald zum großen deutſchen Vaterlande mit all ſeiner er=
habenen
Schönheit, wohin das Auge ſehend blickt.

Bin durch die Alpen gezogen
Wo die Lawine rollt.
Sah, wie in Meereswogen
Tauchte der Sonne Gold,
Freudig aber ich tauſchte
Alpen und Meeresſtrand
Für das tannendurchrauſchte
Deutſche Heimatland!
Dies ſchwer geprüfte, über alles geliebte deutſche Land und in iym
herrliches deutſches Weidwerk: Horrido!!!
Weitere Anſprachen, in denen durchweg die vorbildliche, führende
de des Heſſiſchen Jagdklubs zum Ausdruck kam, und beſonders das
harmoniſche Zuſammenarbeiten mit gleichſtrebenden Organiſationen
rſtrichen wurde, auch mit den in Frage kommenden Behörden, hiel=
ie
Herren Oberforſtrat Dr. Schwider Bürgermeiſter Muel=
Generalleutant von Müller, der auch im Auftrag des Herrn
rfägermeiſters van der Hoop ſprach, den Krankheit am Erſcheinen
idere, Geheimrat Prof. Dr. Old (Univerſität Gießen), Schmidt=
kfurt
und faſt alle Vertreter der obengenannten Vereine und Klubs.
Ehrung im Jagdſchutz beſonders verdienter Männer
Herrn Geheimrat Oberforſtmeiſter Ebel vor. Dieſe Ehrungen

[ ][  ][ ]

Montag, den 8. November 1926

Nummer 310

Seite 4

ſich um die Bekämpfung des Wildeverunweſens verdient gemacht haben.
Geheimrat Ebel überreichte u. a. an Förſter Friedrich Dähn aus Bad=
Orb einen Ehrenhirſchfänger ſür ſein außerordentlich tapferes und um=
ſichtiges
Verhalten in mehreren Kämpfen mit gefährlichen Wilderern
nebſt Diplom. Fürſtlicher Hilfsförſter Theodor Luft=Ortenberg hat
bereits vom A.D. J.V. den Ehrenhirſchfänger, deshalb erhält er vom
Heſſiſchen Jagdklub als Auszeichnung ein Bild für beſonders wackeres
Verhalten beim Abfaſſen gefährlicher Wilderer, nebſt Ehrendiplom.
Revierjäger Heinrich Fröder=Herrnsheim und Gendarmeriewacht=
meiſter
Knauß=Nidda erhielten je ein Ehrendiplom für beſonders
wackeres Verhalten beim Abfaſſen gefährlicher Wilderer. Ehrendiplom
für hervorragende Leiſtungen im Jagdſchutz erhielten die Herren Joſef
Ofenſtein=Aſchaffenburg a. M., Jagdaufſeher Michael Dreſſel=
Nieder=Erlſenbach, Förſter Kreutzer=Büdingen, Staatsförſter i. N.
Johann Schlett=Mosbach, Jagdaufſeher Karl Theodor Fleiſch=
mann
=Mosbach, Jäger Philipp Dillmann=Herrnsh im, Jagd=
aufſeher
Haas, Urſenbacher Hof bei Schriesheim i. B., Gendarmerie=
wachtmeiſter
Lutze=Erbach i. O., Gendarmeriewachtmeiſter Brandau=
Erbach i. O., Privatförſter Karl Ramelow=Haſelruhe bei Bad=Orb,
Jäger Adolf Wolf=Waldfriede bei Bad=Orb, Jagdaufſeher O. Lubbe=
Michelnau bei Nidda. Jagdaufſeher Krauſe=Viernheim iſt ſchon im
Beſitze des Ehrendiploms, deshalb erhält er eine Geldgabe; Jagdauf=
ſeher
Moter=Biblis a. Rh. iſt ſchon im Beſitze eines Ehrendiploms,
deshalb erhält er einen präparierten Rehbockkopf, Förſter Brück= Auer=
bach
ebenfalls eime Geldgabe.
Den unterhaltenden ud künſtleriſchen Teil der Hubertusfeier be=
ſtritten
mit ganz ausgezeichneten Darbietungen der Männerchor des Ge=
ſangvereins
Liedertafel, der unter anderem einen von ſeinem Diri=
genten
Herrn Grün beſonders zu dieſem Abend komponierten und
dem Heſſiſchen Jagdklub gewidmeten Chor vortrug, Herr Opernſänger
Theo Heuſer, der mit dem Geſang zweier Arien rauſchenden Bei=
fall
erntete, und der langjährige Freund des Heſſiſchen Jagdklubs Herr
Nobert Schneider, der eine Anzahl eigener Mundartdichtungen
brachte, die ſtürmiſchen Jubel auslöſten.
*
Mit der Hubertusfeier verbunden war eine hochintereſſante Aus=
ſtellung
von Jagdtrophäen, die ſtarkes Intereſſe erregte und
vielen Ausſtellern hohe Auszeichnungen eintrug. Weiter wurden im
Laufe des Abends ausgezeichnet die Meiſterſchaftsſchützen, die glücklichen
Schnepfenjäger, die Mitglieder, die dem Heſſiſchen Jagdklub über fünf=
undzwanzig
Jahre angehören, und diejenigen, die eine eifrige Werbe=
tätigkeit
entfaltet haben.
Die ſchonen Stunden ſchwanden ſchnell, trotzdem war es ſpät bzw.
früh in fröhlicher Tafelrunde.
M. St.
* Hermann=Löns=Abend. Wie ſtark die Gemeinde iſt, die Hermann
Löns in Darmſtadt hat, muß überraſchen, denn der für den Donnerstag
im Fürſtenſaal angekündigte Hermann=Löns=Abend fand vor vollbeſetz=
tem
Hauſe ſtatt. Selbſt in dem Vorſaal ſtand noch dichtgedrängt die
Zuhörerſchaft. Ernſt Löns, der Bruder des Dichters, ſprach über Her=
mann
Löns. Die ſchlichte Art des Vortrages gewann, ihm bald die
Sympathien des Publikums, das mit lebhafter Spannung den Schil=
derungen
über die Familie Löns und das Schickſal ihres hevvorragend=
ſten
Vertreters folgte. Die Heimat der Familie iſt Niederſachſen; bei
Eickol in Weſtfalen erinnern heute noch die Lönsmühle und der Löns=
hof
an ihre Herkunft. Der Urgroßvater ſaß noch auf dem Lande der
Großvater zog als Handwerker in die Stadt. Die Luſt zum Fabulieren
hat Hermann Löns von der Mutter geerbt; auf dieſer Seite des Stam=
mes
, der Familie Cramer, ſind muſikaliſche und dichteriſche Talente ver=
treten
. Ein Vorfahre trat in öſtereichiſche Dienſte, brachte es zum
General und wurde unter dem Namen Cramer von Kronsbach geadelt.
Das bäuerliche (Heimatſinn), das Künſtleriſche und das Kriegeriſche, das
ſich in der Jagdleidenſchaft äußert, findet man bei Hermann Löns als
Erbteil ſeiner Ahnen wieder. Als Hermann Löns 1866 in Kulm in Weſt=
preußen
geboren wurde, war ſein Vater dort Gymnaſialprofeſſor. In
ſeinem zweiten Lebensjahr ſiedelten die Eltern nach Deutſch Krone über,
wo er ſeine Jugend bis zum 18. Lebensjahre verbrachte. Löns war ein
ſtilles Kind, das ſich abſeits hielt. Der Kaſtengeiſt in dem Städtchen
ſagte ihm nicht zu und er verkehrte gerne mit Hütejungen und Bauern,
weshalb ihm einmal der Lehrer die Tendenz nach unten vorwarf. Viel
wohler fühlte er ſich in Weſtfalen, in Münſter, wohin ſeine Eltern über=
ſiedelten
. Dort beſchäftigte er ſich eifrig mit Naturwiſſenſchaften. Auf
Veranlaſſung des Vaters ſtudierte er Medizin, und zwar ohne Neigung;
der Betrieb der Naturwiſſenſchaften an den Hochſchulen, Greifswald und
Göttingen ſagte ihm ebenfalls nicht zu. Da Löns mit ſeinem Studium
nicht vorwärts kam, mußte er auf Geheiß des Vaters nach Münſter
überſiedeln, um dort weiter zu ſtudieren. In Münſter blieb Hermann
Löns noch drei Semeſter, dann kam ein Zerwürfnis mit dem Vater, der
für 9 Kinder zu ſorgen hatte. Hermann Löns hatte ſich an einer litera=
riſchen
Zeitſchrift beteiligt, die aber bald einging, dann wandte er ſich
der Journaliſtik zu, war in Kaiſerslautern und Gera tätig und war
mehrere Jahre Berichterſtatter für größere Blätter. Seine Reiſen führ=
ten
ihn durch ganz Deutſchland und er kam mit allen Schichten der Be=
völkerung
in Berührung; ſeine Menſchenkenntnis wurde dadurch un=
gemein
bereichert. Am Hannoverſchen Anzeiger erhielt er dann als
Feuilletonredakteur eine feſte Anſtellung und ſeine Wochenplaudereien,
unter dem Namen Fritz von der Leine, fanden ſtarken Beifall. In
Hannover verheiratete er ſich auch; ſeine Ehe, die anfangs ſehr glücklich
war, trübte ſich immer mehr und ſie wurde nach 10 Jahren geſchieden.
Ein Problem Hermann Löns und die Frauen gebe es nicht, wie der
Redner bemerkte: die Urſache, weshalb, die Ehe zerbrach, war das Aus=
bleiben
des Kinderſegens und die damit im Zuſammenhang ſtehende
Reizbarkeit der Frau. Auch die zweite Ehe brachte nicht das erſehnte
Glück; es ging aus ihr ein Kind hervor, das körperlich und geiſtig krank
war. Der Naturmenſch Löns wurde davon ſchmerzlich berührt. Nach
6 Jahren trennten ſich die Ehegatten. Die dritte Frau, die angeblich
das Schickſal von Hermann Löns beſtimmt hat, die Swantge, iſt eine
rein dichteriſche Figur, der Löns nur einige Züge einer Frau verliehen
hat. Nach dem Bruch der zweiten Ehe kamen für Löns Notjahre, in
denen er die Welt durchſtreifte, ſich zumeiſt im Ausland aufhielt und
nur ſelten einmal nach Hauſe ſchrieb. 1913 kehrte er nach Hannover zu=
riick
, aber verdüſtert, ernſt und ſchweigſam. Gerade als er an einem
Roman Zweifrontenkrieg arbeitete, brach der Weltkrieg aus. Er
meldet ſich freiwillig beim Reſ.=Füſ.=Reg. 74 und rückte wenige Tage nach
ſeinem 48. Geburtstag mit dem Regiment ins Feld. Am 26. September
fiel er bei einer nächtlichen Patrouille. Er hat nicht, wie behauptet
wird, den Tod geſucht, ſondern er hoffte, aus dem Kriege zurückzukehren
und ſeine Erlebniſſe in Romanen niederzulegen. Der Redner beſtätigte
die jüngſt verbreitete Nachricht, daß das Grab von Hermann Löns in
Frankreich eingeebnet wurde und die Gebeine in einem anderen, einem
Maſſengrab, beigeſetzt ſind. Im weiteren Verlauf des Abends ſprach
Ernſt Löns noch Gedichte ſeines Bruders (Der Bohrturm, Jeduch) außer=
ordentlich
eindrucksvoll. Auch die Humoresken Hausfriedensbruch und
Billiger Sonntag erzielten eine ſtarke Wirkung. Heinz Clos ſang
Löns=Lieder zur Laute; es waren ſchlichte, volkstümliche Lieder mit
ſchönen, anſprechenden Weiſen, auch ſie fanden durch den lebensvollen
Vortiag eine dankbare Aufnahme bei der Zuhörerſchaft.
Sein 25jähriges Stiftungsfeſt feierte im Saale des Hanauer
Hofes der hieſige Männergeſangverein Lyra‟. Die derzeitige ſchlechte
wirtſchaftliche Lage nötigte den Verein, die Feier in kleinem, aber doch
würdigen Rahmen abzuhalten. Den Auftakt der Veranſtaltung bildete
die akademiſche Feier. Der 1. Vorſitzende begrüßte die Erſchienenen,
hauptſächlich den Vertveter der Ortsgruppe I Darmſtadt des Heſſ.
Sängerbundes, Herrn M. Schäfer, ſowie die erſchienenen Vereine, und
erläuterte die Gründung und den Werdegang des Vereins. Herr Schä=
fer
überbrachte die Grüße der Ortsgruppe und überreichte dem Verein
eine ſilberne Mozart=Plabette. Die unter Leitung des Dirigenten,
Herrn Huckelmann, zu Gehör gebrachten Chöre fanden reichen Beifall.
Ebenſo der von Fräulein Gretel Ziegler geſprochene Prolog und die
Konzertſtücke für Flöte und Klavier, die von den Herren Philipp Kraft
fun. und K. Etzold vorzüglich zum Vortrag kamen. Es folgte die
Ehrung der Jubilare für 25jährige Mitgliedſchaft durch Ueberreichung
von Diplomen.
* Große Strafkammer. Nach Reicknahme zweier Berufungen wird
in die Verhandlung der Strafſache gegen Kaufmann Wilh. Hufnagel
in Weinheim wegen fahrläſſiger Körperverletzung eingetreten. Das
Bezirksſchöffengericht hat eine Geldſtrafe von 200 Mark ausgeſprochen,
Staatsanwaltſchaft und Angeklagter verfolgen Berufung. Bei Ein=
tritt
in die Vernehmung des Angeklagten werden die eingelegten Be=
rufungen
zurückgenommen.
Schwurgericht. Für etwa die zweite Hälfte November iſt eine
Tagung des Schwurgerichts in Ausſicht genommen, in der vorausſicht=
lich
die noch ſchwebende Meineidsſache und die Lorſcher Mordſache zur
Aburteilung kommen dürften.

* Provinzialausſchuß.
1. Berufung des Gemeinderechners Ihrig zu Beerfelden
gegen die Entſcheidung des Kreisausſchuſſes Erbach vom 6. Juli 1926
wegen des gegen Ihrig eingeleiteten Diſziplinarverfahrens.
Erſchienen: Gemeinderechner Ihrig und ſein Rechtsbeiſtand, Rechts=
anwalt
Sturmfels=Groß=Umſtand, für die Gemeinde Bürgermeiſte: Löb.
Ihrig beanſpruchte für im Jahre 1923 geleiſtete Mehrarbeit eine
Gehaltserhöhung, die der Gemeinderat ablehnte. Ihrig hat trotzdem
1000 Mk. im Jahre 1924 in 4 Raten der Gemeindekaſſe enmommen,
ohne daß der Gemeinderat eine Zuſtimmung und ohne daß der Bürrger=
meiſter
eine Ausgabeanweifung erteilt hätte. In der Folge hatte Ihrig
die Bereitwilligkeit erklärt, die Summe zurückzuzahlen, die Zahlung aber
dem Kreisamt nicht, wie die Auflage gemacht war, gemeldet. Dann hat
ſich Ihrig wieder zu zahlen geweigert, ſchließlich aber die Summe von
1000 Mk. erſtattet. Es wurde gegen Ihrig ein Diſziplinarverfahren ein=
geleitet
, und der Kreisausſchuß Erbach erkannte durch Urteil vom
6. Juli 1926 auf eine Geldſtrafe von 50 Mark und Enthebung vom
Dienſte und Gehalt auf 2 Monate. Die von Ihrig erhobene Berufung
iſt auf das ausgeſprochene Strafmaß beſchränkt.
Neuerdings iſt die Frage Ihrig wieder im Gemeinderat behandelt
worden nachdem der Bürgermeiſter ſie auf die Tagesordnung geſetzt
hatte. Auf Antrag eims Gemeinderatsmitgliedes hat der Gemeinderat
die Dienſtentlaſſung Ihrigs beſchloſſen. Dieſe Frage ſchwebt indeſſen
noch. Das Urteil hebt die Kreisausſchußerkenntnis
auf und belegt Ihrig mit 200 Mk. Eine Enthebung von
Amt und Gehalt hat das Gericht nicht gebilligt.
2. Geſuch des Emil Teßmer zu Darmſtadt um Erteilung
der Erlaubnis zum Betrieb einer Schankwirtſchaft mit Branntwein=
ausſchank
im Hauſe Arheilgerſtraße 50.
Der Geſuchſteller war früher in Weſtpreußen wohnhaft, wo er im
29. Lebensjahr die elterliche ventable Gaſtwirtſchaft übernahm. Nach=
dem
Weſtpreußen an Polen gefallen war, mußte Teßmer das Wirt=
ſchaftsanweſen
an einen polniſchen Staatsangehörigen verkaufen. Er
wurde mißhandelt, mußte, wie ſo viele andere, nach Deutſchland flüchten.
Von ſeinem geretteten Vermögen vermochte er noch ein kleines Haus
in der großen Kaplaneigaſſe hier zu erwerben. Teßmer will nunmehr
das Wirtsgewerbe wieder aufnehmen, eine Gelegenheit zu neuer
Exiſtenzbegründung bietet ſich ſür ihn in der genannten Wirtſchaft, für
die die Mainzer Aktienbrauerei ſeit November 1924 das Bier liefert.
Die Wirtſchaft beſteht ſchon lange Zeit. Der Oſtmarkenverband hat in
Ausſicht geſtellt, daß das genannte Lokal für die Angehörigen des Ver=
bandes
und den Auslandsdeutſchen einen Vereinigungs= und Treffpunkt
darſtellen ſolle. Gegen das Bedürfnis haben ſich erklärt: Gaſtwirte=
innung
, Deputation der Stadtverordneten, Polizei= und Kreisamt.
Der Vertreter des Teßmer betont, daß es ſich hier um Ausgewieſene
handle, um Deutſche, die aus deutſchem Lande in deutſcher Not ſich
gerettet haben, ſich retten mußten. Es würde eine Härte bedeuten, in
ſolchen Verhältniſſen den ſtrengen Maßſtab eines Bedürfnisnachweiſes
anlegen zu wollen. Wirtſchaftliche und ſeeliſche Momente würden die
Leidensgenoſſen in dem Lokal zuſammenführen. Der Geſuchſteller würde
hier Reſonanz bei ſeinen Landsleuten finden. Auch aus deutſchem In=
tereſſe
heraus könne, ja müſſe man dem Mann helfen. Die Kon=
zeſſion
wird erteilt.
3. Geſuch des Johann Berlieb zu Darmſtadt um Er=
teilung
der Erlaubnis zum Betriebe einer Schankwirtſchaft mit Brannt=
weinausſchank
im Hauſe Langgaſſe 28.
Im fraglichen Hauſe wird ſchon ſeit 38 Jahren Wirtſchaft be=
trieben
, vor dem Kriege war mit der Wirtſchaft eine Bäckerherberge
verbunden. Der Vertreter des Geſuchſtellers betont, daß das Haus als
Wirtſchaft gebaut ſei. Die Frage des Bedürfniſſes verneinen: Wirte=
innung
, Stadtverordnetendeputation, Polizei= und Kreisamt.
Berlieb iſt früher Wirt und nach dem Kriege Weißbinder geweſen,
kann aber infolge einer durch Blutvergiftung verurſachten Steifheit der
Finger einer Hand dieſem Gewerbe nicht mehr nachgehen. Die Kon=
zeſſion
wird erteilt.
Volkshochſchule. Die Wiederkehr des Tages, an dem vor hundert
Jahren, am 26. März 1827, in Wien Ludwig van Beethoven die
Augen ſchloß, gibt der Volkshochſchule Veranlaſſung, in ihrer Winter=
arbeit
auch dieſes großen deutſchen Tonſetzers zu gedenken. In mehreren
Einzelvorträgen mit Lichtbildern und ausgedehnten muſikaliſchen Dar=
bietungen
wird Herr Aſſeſſor Henk außer einem Ueberblick über die
äußere Lebensgeſchichte auch verſchiedene Seiten des Menſchen
Beethoven einer eingehenden Betrachtung unterziehen, die bis in die
letzten Jahre problematiſch waren, ja noch heute ſind. Bei den muſikali=
ſchen
Darbietungen werden außerdem die Künſtler tätig ſein, die auch
das Eröffnungskonzert beſtritten haben. Der erſte Vortrag findet Mitte
November ſtatt.
* Hauszinsſteuer. Wie aus Stuttgart mitgeteilt wird, hat ſich
am 2. d. M. auf der Konferenz der Finanzminiſter der Länder in Ber=
lin
der Finanzminiſter Dehlinger gegen die Gebäudeentſchuldungs=
ſteuer
gewandt. Er hat ausgeführt daß dieſe Steuer, wie ſie zurzeit
ſich auswirke die unſozialſte, ungerechteſte und auch unwirtſchaftlichſte
Steuer ſei. Obwohl ſie am 1. April 1927 aufhöre, ſei zu verlangen,
daß ſie ſchon jetzt geſenkt werden müſſe.
* Bezirksſchöffengericht. Der vorher bei den Eltern in Gelſenkirchen
wohnende Arbeiter Konrad Kimpel von Landenhauſen (Kreis
Lauterbach) kam im April 1926 nach Mannheim, wo er im Hafen Be=
ſchäftigung
fand. Dort lernte er eine geſchiedene Frau Huck kennen,
die drei eheliche und zwei uneheliche Kinder hat und lebte mit ihr kurze
Zeit wie Mann und Frau zuſammen. Kimpel erklärt, er habe die H.
heiraten wollen, diefe habe aber wegen eines anderen Verhältniſſes
dazu keine Neigung gezeigt. Kimpel, der im Weltkrieg einen Kopfſchuß
erhalten haben will, iſt des Betrugs im Rückfalle angeklagt, weiter der
Bedrohung und Mißhandlung. Bei Wirt und Händler machte er mit
Erfolg Pumpverſuche, gegenüber der Frau Huck beging er Heirats=
ſchwindel
. Kimpel ſchrieb an ſie und empfahl ſich als ſorgſamer Fami=
lienvater
, der zudem der Frau Huck von anderer Seite empfohlen wurde,
Während des kurzen Zuſammenlebens erzählte ihr Kimpel, er habe
vermögende Eltern, iehe als Kriegsbeſchädigter Rente; er wolle mit
ihr bald einen Beſuc, dei den Eltern in Gelſenkirchen machen uſw. Der
Staatsanwalt beantragt eine Geſamtgefängnisſtrafe von 1 Jahr unter
Anrechnung der ſeit 20. September 1926 verbüßten Unterſuchungshaft.
Das Urteil erkennt wegen Betrugs in 2 Fällen unter Freiſprechung im
übrigen auf vier Monate Gefängnis unter Anrechnung von
einem Monat Unterſuchungshaft. Dasſelbe iſt rechtskräftig.
Kunſinotizen.
Reſidenz=Theater. Ein Dieb im Paradies. Auf dem
Grunde des Ozeans gerät der Perlenfiſcher Bob Blake mit ſeinem Ge=
noſſen
Philipp Jardin um den Beſitz einer beſonders wertvollen Perle
in Streit und verwundet ihn tödlich. Mit Carmina, der Geliebten des
Ermordeten fährt Bob nach Kalifornien, wo er ſich im Vaterhauſe d.s
Ermordeten als Sohn ausgibt und das Herz eines reichen und ſchönen
Mädchens gewinnt. Doch das böſe Gewiſſen verhindert ihn, das erſehnte
Glück zu finden. Endlich entſchließt er ſich, ſeine Schuld zu ſühnen,
eine off ne Beichte abzulegen und ſeinem Leben ein Ende zu ſetzen.
Doch der Schuß iſt nicht tödlich; nach ſeiner Geneſung findet Bob als
geläuterter Menſch endlich ſein Glück in der Liebe zu ſeiner Frau.
Als Engänzung des Programms wird der neueſte Fred=Thomſon=Film
vorgeführt. Der Film ſpielt an der Grenze von Neu=Mexiko und be=
titelt
ſich: Der Grenzreiter.

Tageskalender für Montag, den 8. November 1926.
Landestheater: Großes Haus: Keine Vorſtellung. Kleines Haus:
Keine Vorſtellung. Orpheum, abends 8 Uhr: Das Champagner=
Girl. Cireus Gleich, Meßplatz, nachm. 3 Uhr und abends 7.30 Uhr:
Vorſtellungen. Schloß=Café: Konzert. Café Rheingold: Konzert
und Tanz, Winzerfeſt. Weinhaus Weißer Turm: Konzert und
Tanz. Spaniſche Bodega: Künſtler=Konzert. Hotel Schmitz:
Unterhaltungsmuſik. Konzert=Saal Perkeo: Humoriſtiſches Konzert.
Café und Weinſtube Taunusburg: Tanz. Verband Darmſtädter
Frauenvereine, abends 8 Uhr, im Saale der Loge, Sandſtraße 10:
Geſelliger Abend. Kinovorſtellungen: Union=, Reſidenz=Theater,
Palaſt=Lichtſpiele. Gaſthaus Zum Schwanen, Arheilgen: Kirch=
weihe
, Tanzvergnügen. Gaſthaus Zum Goldenen Löwen, Ar=
heilgen
: Kirchweihe; Großes Tanzvergnugen. Auerbacher Hof,
Auerbach: Kirchweihe, Tanzvergnügen. Hotel zur Krone, Auerbach:
Kirchweihe, Tanzvergnügen. Arheilger Mühlchen: Kirchweihe,
Tanzvergnügen. Groß=Umſtädter Kirchweihe: Tanzmuſik in vier
Sälen.

Aus Heſſen.

* Ober=Ramſtadt, 6. Nov. Quäkerſpeiſung. Seit einigen
Tagen iſt in der hieſigen Schule die Quäkerſpeiſung wieder eröffnet; es
werden täglich 75 Kinder geſpeiſt.
* Pfungſtadt, 5. Nov. Die Ortsſatzung über die örtliche Wert=
zuwachsſteuer
liegt bis zum 10. November auf der hieſigen Bürger=
meiſterei
auf. Das 2. Ziel der Gemeinde=, Kreis= und Provinzialum=
lagen
einſchließlich Sondergebäudeſteuer 1926 iſt bis zum 15. November
an der Stadtkaſſe zu entrichten.
Groß=Umſtadt, 5. Nov. Die Weinernte in der hieſigen Gemar=
kung
iſt eingetan. Leider hat ſie in Menge und zum Teil in der Güte
den gehegten Erwartungen nicht entſprochen und unſere Winzer finden
kaum den Lohn für ihre aufgewandte Pflege und Arbeit. Da iſt
es gut, daß aus den letzten 10 Jahren noch manches Faß hier lagert,
um Freunde eines guten Tropfens zufrieden zu ſtellen. Nachdem auch
unſere Landwirte die letzten Feldfrüchte eingebracht haben und die
Zuckerrübenernte ihrem Ende entgegengeht, iſt die Zeit für die letzte
im Reigen der Kirchweihen unſerer Gegend, die Umſtädter Kerb
herangekommen, die am Sonntag und Montag, den 7. und 8. November
gefeiert wird. Hoffen wir, daß nach gutem alten Brauch auch für die
Zukunft an dieſem Zeitpunkt feſtgehalten wird, Neuerern zum Trotz,
die die Kirchweih um einige Wochen früher legen wollen. Auch in
dieſem Jahr wird wieder mit ſtarkem Beſuch aus nah und fern gerechnet.
Küche und Keller unſerer zahlreichen Gaſtwirte ſind gerüſtet und der
alte Ruf unſeres Städtchens als Weinort wird ſich wieder bewähren.
Mit dem feurigen Umſtädter werden gepflegte Rhein= und Pfälzer=
weine
in friedlichem Wettſtreit kämpfen. In 4 geräumigen Sälen
findet Tanzmuſik ſtatt. Unſere gemütlichen alten und mehrere geſchmack=
voll
neu eingrichtete Gaſtſtuben werden angenehmen Aufenthalt bieten.
Es trifft heute erſt recht zu, was der Geſchichtsſchreiber Umſtadts,
Steiner, vor 100 Jahren ſchrieb: Umſtadt iſt ein gewerbereicher, leb=
hafter
und ausnahmsweiſe gegen viele Landſtädte der Nähe und Ferne
für das geſellige Vergnügen recht einladender Ort Denen, die
Umſtadt noch nicht kennen, wird ein kurzer Rundgang durch das alte
Städtchen mit ſeinem ſchönen Renaiſſancerathaus, dem Marktbrunnen,
der altehrwürdigen Stadtkirche, den alten Schlöſſern und Fachwerk=
häuſern
, wie auch ſeine ſchöne Umgebung, der nahe Wald im Herbſt=
kleid
und die herrliche Fernſicht von dem nahen Heinrich eine ange=
nehme
Abwechslung bieten.
* Gießen, 6 Nov. Sieben Eide eleiſtet wegen einer
Polizeiſtrafe Ein beſonders für Hausbeſitzer intereſſanter Pro=
zeß
wurde kürzlich am hieſigen Gericht geführt. Am 10. Dezember 1925
erhielten 16 Hausbeſitzer der Hoffmann= und Friedrichſtraße Straf=
befehle
, weil ſie bei dem in dieſen Tagen herrſchenden Glatteis nicht
geſtreut hatten. Ein Hausbeſitzer legte Berufung ein und ließ mehrere
Zeugen vernehmen, die unter Eid ausfagten, daß am fraglichen Tage
ſchon vor 8 Uhr geſtreut worden ſei, während der Polizeiwachtmeiſter
beſchwört, daß er die Hausbeſitzer erſt nach 8½ Uhr auf die ſtrafbare
Unterlaſſung des Streuens aufmerkſam gemacht habe. Die Wider=
ſprüche
der Eide konnten nicht aufgeklärt werden. Das Gericht be=
ſtätigte
nach längerer Beratung die durch Strafbefehl verhängte Geld=
ſtrafe
von 3 Mark und verurteilte den Beſchwerdeführer unter Abwei=
ſung
des Einſpruchs in die Koſten des Verfahrens. Der Hausbeſitzer
legte ſofort Berufung ein.

e

Nervenkranke
u. Nervös-Erschöpfte Spezialkuranstalt Hofheim im Taunus
(T 7833
bei Frankfurt am Main Prospekte durch:
Dr. M. Schulze-Rahleyss, Nervenarzt.

Rund=Funk=Programme.
Frankfurt.
Montag 8. Nov. 3.30: Stunde der Jugend. Aus dem
Leben und Weben in der Natur. Vier gute Freunde‟ (Ewald),
Vortrag K. Stricker. O 4.30: Hausorch. Rathke: Aus Stahl und
Eiſen. Mozart: Ouv. Entführung aus dem Serail. Suppe:
Präludium, Chor und Tanz a. Das Penſionat, Puccini:
Fant. Tosca‟. Waldteufel: Tout Paris. Jeſſel: Potp.
Schwarzwaldmädel. O 5.45: Leſeſtunde: Die Marquiſe von O
Von Kleiſt. Sprecher: Studtmann. O 6.30: Fleiſch= und Wurſt=
vergiftung
, Vortrag Kreismedizinalrat Dr. Werner. O 7.30:
Uebertragung aus dem großen Saal des Saalbaues: Frankf. Or=
cheſterverein
. Wolf: Ital. Serenade. Vier Geſänge mit Orcheſter=
begleitung
. Mahler: Sinfonie Nr. 7 für großes Orcheſter.
Soliſten: Elena Gerhardt (Geſang). Muſ. Leit.: Generalmuſikdir.
Prof. Ernſt Wendel. Anſchl. Neue Schallplatten.
Stuttgart.
Montag, 8. Nov. 4.15: Konzert. Oſcheit: Huſaren=Attacke.
Waldteufel: Tout Paris, Walzer. Maritana: Vorſpiel zu
Loreley, Kreisler: Liebesleid, Liebesfreud. Schön Rosmarin.
Mo’z owsky: Polonaiſe. Einlagen: H. Lingor. Wenninger:
Bulgariſche Weiſen. Popper: Orient. Serenade. Sullivan:
Melodien aus Mikado‟. O 6.15: Otto Heuſchele: Südweh; Süd=
glück
: Südfluch. O 6.45: Dr. Wolf: Moderne Naturheilkunde.
O 7.15: H. Franke: Die Schönheit des Schlichten. O 8: Philharm.
Orcheſter. Tſchaikowsky: Klavierkonzert B=moll. Dornröschen.
Anſchl.: Dichter und Denker. Guſtav Wied. Mitw.: P. Ender=
ling
, K. Köſtlin, E. Stockinger. Aus dem Roman Die leibhaftige
Bosheit. Regenwetter, eine luſtige Geſchichte.
Berlin.
Montag, 8. Nov. 4: Hildegard Margis: Vom Tiſchdecken.
O 4.39: Novellen. Detlev von Liliencron: Die vergeſſene Hortenſie.
Das Mädchen. Das ſterbende Schwein. Gel. v. Fr. Moeſt. O 5:
Funk=Kapelle. O 6.30: Ing. Boehmer: Techniſche Wochenplauderei.
O 7.05: Lokomotivführer Grübler: Ein Tag auf der Lokomotive.
O 7.25: Rechtsanwalt Tichauer: Der Völkerbund und die Schaffung
internationalen Rechts. O 8: Die Großherzogin von Gerolſtein.
Operette nach dem Franzöſiſchen des Meilhac und Halevy. Muſik
von Offenbach. Perſ.: Die Großherzogin: Violetta Schadow; Baron
Puck, ihr Erzieher: R. Koppel; Fritz, Grenadier: E. Wiel; Wanda,
ein Bauernmädchen: Käte Jöken=König; General Bumm: Fr. Groß;
Prinz Paul von Wolkenkuckucksheim: A. Hell; Baron Heidſchnucke,
Geſandter des Fürſten von Wolkenkuckucksheim: L. Hainiſch; Nepo=
muk
, Adjutant der Großherzogin: W. Winter. O 10.30: Tanz=
Orcheſter Ette.
Königswuſterhauſen. Montag, den 8. Nov. 2.30: Fr. Kreuzer=
Lampe: Schlachten im Landhaushalt. O 3: Stud.=Rat Friebel, Lektor
Mann: Engliſch für Anfänger. O 3.30: Dieſelben: Engliſch für
Fortgeſchrittene. O 4: B. K. Graef: Die Kunſt des Sprechens.
O 4.30: Dr. Klopfer: Erziehungsberatung. O 5: Dr. phil. Wegner:
Grundlagen der Wettervorherſage. O 5.30: Geh. Reg.=Rat Prof.
Dr. Schuchhardt: Urſprung und Wanderungen der Germanen.
O 6: Dr. Nolte: Düngungsmaßnahmen im Herbſt und Winter.
6 6.30: Dipl.=Handelslehrer Wieg und Katthain: Die Bücher der
doppelten Buchführung. O 7: Prof. Dr. Schünemann: Grund=
fragen
der Muſikerziehung. S 7.30: Geh. Reg.=Rat Prof. Dr.
Erich Ma=ks: Auf= und Niedergang im deutſchen Schickſal
Wetterbericht.
Wettervorausſage für Dienstag, den 9. November 1926,
nach der Wetterlage vom 7. November 1926.
Noch weiteres Anhalten des kühlen, wolkigen Herbſtwetters.

Hauptſchriftleitung Kudo Maup=
Verantwortlich für Politik und Wirtſchaft: Rudell Maupe für Feuilleton
Reich und Auslano und Heſſiſche Nachrichten: Mar Streeſe; für Sport: Di. Eugen
Buhlmann. für den Schlußdienſt: Andreas Bauen für den Inſeratenteil:
Willy Enki- Druch und Verlag: 2. C. Wittich ſämtlich in Darmſtadt.

Die heutige Nummer hat 8 Geiten

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[ ][  ][ ]

Die große Tagung in München.
Die Sitzung des Techniſchen Ausſchuſſes der Deutſchen
Sportbehörde, die am Samstag und Sonnrag in München ſtatt=
fand
, war von allen Landesverbänden beſchickt. Außerdem be=
teiligten
ſich der 1. Vorſitzende der D. S. B., Rechtsanwalt Lang=
München, der Spielwart, der Frauenſportwart, der Jugend=
ſportwart
und der Reichstrainer Waitzer an der Tagung. Eine
große Anzahl der im letzten Jahre aufgeſtellten Höchſtleiſtungen
fand ihre Genehmigung, wobei die internationalen Rekordbe=
ſtimmungen
zur Grundlage genommen wurden. Deutſche Höchſt=
leiſtungen
im Auslande, die in Anweſenheit einer offiziellen
Vertretung Deutſchlands erzielt werden, finden ihre Anerkennung,
ebenſo wie ſolche Rekorde, die ohne die Anweſenheit eines offi=
ziellen
deutſchen Vertreters aufgeſtellt werden, ſofern ſie als
Weltrekord Anerkennung finden. Außerdem wurde die inter=
nationale
Beſtimmung, daß nur Fünftelſekunden als Bruchteil
von Sekunden in Läufen bis zu 200 Metern Gültigkeit haben,
übernommen. Dieſe Beſtimmung fand ihre Anwendung auf die
Feſtſetzung der Höchſtleiſtung von Körnig und von Fräulein
Wittmann. Die Liſte der genehmigten Höchſtleiſtungen hat fol=
gendes
Ausſehen:
100 Meter=Lauf: Körnig=Breslau 8. Aug. im Leipzig 10,4 Sek.
(Weltrekord).
500 Meter=Lauf: Dr. Peltzer=Stettin 6. Juni in Budapeſt 1:03,6
(Weltrekord).
800 Meter=Lauf: Dr. Peltzer=Stettin 3. Juhi im London 1:51,6
(Weltrekord).
1000 Meter=Lauf: Dr. Peltzer=Stettin 5. Sept. in Düſſeldorf
2:29,3 Min.
1000 Meter=Lauf: Dr. Peltzer=Stettin 17. Okt. in Hamburg 2:27,4.
1500 Meter=Lauf: Dr. Peltzer=Stettin 11. Sept. in Berlin 3:51
(Weltrekord).
2000 Meter=Lauf: Walpert=Kaſſel 19. Sept. in Kaſſel 5:34 Min.
5000 Meter=Lauf: Diekmann=Hannover 11. Juli in Köln 15:07,3.
400 Meter=Hürden: Dr. Peltzer=Stettin 8. Aug. in Leipzig 54:9.
4 mal 100 Meter=Straffel: Phönix=Karlsruhe 19. September in
Kaſſel 41,9 Sek.
10 mal 100 Meter=Staffel: Phönix Karlsruhe 16. Auguſt in
Stuttgart 1:47,4.
4 mal 400 Meter=Staffel: Phönix=Karlsruhe 16. Auguſt in Stutt=
gart
3:24,2.
4 mal 400 Meter=Staffel: D.S.C. Berlin 12. September in
Charlottenburg 3:22,8.
Weitſprung: Dobermann=Köln 8. Auguſt in Leipzig 7,36 Mtr.
Kugelſtoßen: Schröder=Dortmund 26. Sept. in Hoehr 14,62 Mtr.
Kugelſtoßen beidarmig: Brechenmacher=Frankfurt 24. Juli in
Frankfurt a. M. 25,545 Meter.
Marathonlauf: Reichmann=Siegen 22. Auguſt in Braunſchweig
2:41:00,9.
Damen:
100 Meter=Lauf: Wittmann=Charlottenburg 22. Auguſt in
Braunſchweig 12,4.
1000 Meter=Lauf: Lingner=Berlin 18. Juli in Berlin 3:15.
4 mal 100 Meter: Berliner S.C. 11. Juli in Köln 50,3.
10 mal 100 Meter: Turnverein Eimsbüttel 26. September in
Hamburg 2:13.
Hochſprung: von Bredow=Berlin 22. Auguſt in Braunſchweig
1,495 Meter.
Diskuswerfen: Neuter=Frankſurt 22. Auguſt in Braunſchweig
38,34 Meter.
Speerwerfen: Schumann=Eilenberg 11. Juli in Köln 35,49 Mtr.
Außerdem wurde der Zehnkampf=Rekord von Holz Char=
lottenburg
bei den Kölner Kampfſpielen mit 652 Punkten als
Höchſtleiſtung beſtätigt. Eine große Anzahl bisheriger Höchſt=
leiſtungen
, die international nicht mehr geführt werden, wurden
von der Rekordliſte abgetragen und zwar Laufen über 60 Meter,
Hial 100 Meter=Staffel, 3mal 200 Meter=Staffel, Schweden=
ſtaffel
, olympiſche Staffel, 3mal 1000 Meter=Staffel, Halbſtun=
den
=Paarlaufen, Stunden=Paarlouſen, 7500 Meter=Gehen, 15, 20,
30, 75 und 100 Kilometer=Gehen, Halbſtunden=Paargehen, Stun=
den
=Paargehen, Hochweitſprung, Dreiſprung vom Stand,
Schlagball, Schleuderball und Kugelwerfen, Steinſtoßen beſt=
und beidarmig, für Frauen die Schwedenſtaffel. Neu aufgenom=
men
wurden dafür 4mal 200 Meter=Staffel, 4mal 1500 Meter=
Staffel und der Zehnkampf. Die Deutſche Vereinsmeiſterſchaft
1926 hat folgendes Ergebnis:
1. Eintracht Braunſchweig 365 Punkte; 2. Mannheimer
Turngeſellſchaft 364: 3. V.f.B. Stuttgart 359; 4. Schwarz=Weiß
Eſſen 351; 5. V.f.B. Leipzig 349; 6. Duisburg 99 344; 7. Stutt=
garter
Kickers 343; 8. V.f.B. Jena 336: 9. Viktoria Hamburg 332.
Die Termine für die größeren Veranſtaltungen haben fol=
gendes
Ausſehen:
14. November: Handballpokal=Vorrunde.
13. Februar 1927: Handballpokal=Zwiſchenrunde.
27. März 1927: Handballvokalendrunde.
10. April: Verbands=Waldlaufmeiſterſchaft.
24. April: Deutſche Waldlaufmeiſterſchaft in Süddeutſchland.
21. April: Vorrunde Handballmeiſterſchaft.
8. Mai: Deutſche Meiſterſchaft im 25 Km.=Gehen in Berlin.
8. Mai: Zwiſchenrunde Handballmeiſterſchaft,
22. Mai: Groß=Staffelläufe.
26. Mai: Endſpiel Handballmeiſterſchaft.
18./19. Juni: Kreis=, Bezirks= und Gaumeiſterſchaften.
26. Juni: Fünf=Verbandskampf in Süddeutſchland.
2./3 Juli: Meiſterſchaften der Landesverhände,

16./17. Juli: Deutſche Herrenmeiſterſchaften.
22./24. Juli: Akademiſche Olympiade in Königsberg.
31. Juli: Länderkampf DeutſchlandSchweiz in Düſſeldorf.
6./7. Auguſt: Marathonlauf, Zehnkampf und Staffelmeiſter=
ſchaften
in Braunſchweig.
21. Auguſt: Länderkampf DeutſchlandFrankreich in Paris.
Die Staffelmeiſterſchaften wurden bis auf die 4mal 100
Meter=Staffel von den Herrenmeiſterſchaften getrennt, und zwar
kommt eine 4mal 400 Meter= und eine 4mal 1500 Meter= Herren=
ſtaffelmeiſterſchaft
im Rahmen der Frauen und Zehnkampfmei=
ſterſchaften
zur Durchführung. Bei den Groß=Staffelläufen wird
die im Vorjahre beſchloſſene Streckeneinteilung beibehalten. Der
Länderkampf DeutſchlandFrankreich findet in folgenden Diſzi=
plinen
ſtatt: 100, 200, 400, 800 1500 und 5000 Meter=Lauf, 110
Meter=Hürdenlauf, 4mal 100 Meter und 4mal 400 Meter=Staffel,
Hoch=, Weit=, Stabhochſprung, Kugelſtoßen, Diskuswerfen,
Speerwerfen. Einzelkämpfe werden bewertet: 6, 3, 2, 1 Punkte,
Staffeln: 3, 1 Punkte. Die Zahl der Teilnehmer iſt unbeſchränkt.
Bezüglich der Beſchränkung der Starts der Beſten wurden fol=
gende
Beſtimmungen feſtgelegt: 1. Von den 7 Landesverbänden
iſt bis zum 15. Dezember eine Liſte der vorausſichtlichen Olym=
piakandidaten
an die D.S.B. einzureichen 2. Die Olympia=
kandidaten
haben eine Verpflichtung zu unterzeichnen, nach wel=
cher
ſie ſich bezüglich der beabſichtigten Startbeſchränkungen den
Anordnungen der D.S.B. unterwerfen. Außerdem müſſen ſie
4 Wochen vor jedem Start unter genauer Angabe des Ortes
und des Termins der in Frage kommenden Veranſtaltung ſichk,
beim Verbandsſportwart die Genehmigung holen. Die Teil=
nahme
deutſcher Aktiver wird nur an den von den Sportver=
bänden
und Vereinen veranſtalteten Hallenſportfeſten geſtattet.
Die Olympiakandidaten dürfen im Winter 1926/27 höchſtens nur
an 3 Hallenfeſten ſich beteiligen. Die Olympiakurſe werden auch
im Jahre 1927 beibehalten und möglichſt auf Frauen und Spie=
ler
ausgedehnt Im Rahmen der Stadionlehrgänge iſt ein
Kurſus für Mitglieder der D. S.B. in Ausſicht genommen. Für
die Auslandsſtarts der Leichtathleten wird die Einführung
einer beſonderen Ausweiskarte feſtgelegt. Bei künftigen Starts
im Auslande wird nur dann ein Reiſebegleiter genehmigt, wenn
ſich der ausländiſche Verband verſtehen kann, 2 Leichtathleten
einzuladen. Ausländer, die einem deutſchen Verein angehören,
unterliegen den D.S.B.=Beſtimmungen.

Internationales Schwimmfeſt in Heidelberg.
Im Heidelberger Hallenbad veranſtaltete geſtern der S. C.
Nickar Heidelberg ein Internationales Schwimmfeſt vor zahl=
reichen
Zuſchauern, die inſofern leicht enttäuſcht wurden, als
Friedel Berges=Darmſtädt infolge einer Erkrankung dem
Start fernbleiben mußte. Die Internationalität wurde durch
die Aſſociation Sportive Straßbourg gewahrt. Günther=
Göppingen traf mit dem elſäſſiſchenMeiſterScher=
rer
zuſammen, den er über 16 Bahnen glatt mit 10 Sek. Vor=
ſprung
abfertigte. Zum intereſſanteſten Rennen des Tages ge=
ſtaltete
ſich die Senior=Schwellſtaffel, die Göppingen knapp vor
Heidelberg und SV. Ulm gewann. Im Rückenſchwimmen er=
zielte
der Göppinger Günther in 1:10,4 Min. die beſte Zeit.
die bislang im Heidelberger Hallenbad erzielt wurde. Im
Damen=Bruſtſchwimmen zeigte ſich Erna Backer Moenus= Offen=
bach
ihren Gegnerinnen weit überlegen. Das 1. Senioren=
Springen konnte Herbert=Mainz mit großem Punktvorſprung
an ſich bringen. Göppingen konnte durch famoſes Schwimmen
von Günther und Fauſt auch die 1. Senioren=Lagenſtaffel vor
den ſich tapfer wehrenden Düſſeldorfern gewinnen. Das Waſſer=
ballſpiel
blieb der einzige Erſolg der Straßburger. Allgemeines
Intereſſe erregte das Auftreten zweier richtiger Schupoleute, die
in voller Uniform, mit dem Helm auf dem Kopfe und umge=
ſchnalltem
Seitengewehr von der Galerie des Hauſes ins Waſſer
ſprangen, um ihre Schwimmkunſt zu zeigen. Nachſtehend die
wichtigſten Ergebniſſe:
Senior=Bruſtſchwimmen: 1. Töpfer=Schwäb. Gmünd 1:16,9
Minuten.
1. Sen.=Rückenſchwimmen: 1. Günther=Göppingen 1:10,4
Min.; 2. Frank=Nickar=Heidelberg 1:13 Min.
1. Sen.=Freiſtilſchwimmen: 1. Janſen=Düſſeldorf 1:00,9 Min.;
2. Klein=Straßurg 1:03 Min.
2. Sen.=Freiſtil=Staffel: 1. Nickar=Heidelberg 4:19,2 Min.;
2. SV. Ulm.
Damen=Bruſtſchwimmen: 1. Erna Backer=Moenus= Offen=
bach
1:29,2 Min.
1. Sen.=Lagenſtaffel: 1. Göppingen 04 1:11,2 Min.; 2. Düſſel=
dorf
(3mal 4 Bahnen).
Freiſtilſtaffel (10mal 2 Bahnen): 1. Nickar=Heidelberg 4.:53,2
Min.; 2. Offenbach 96 in 5:01,2 Min.
Waſſerball: Kaiſerslautern-Heidelberg 2:7; Aſſ.=Sport=
StraßburgHeidelberg 10:3.
2. Sen.=Schwellſtaffel: 1. Göppingen 4:48,2 Min.; 2. Nickar=
Heidelberg 4,50.
Sen.=Seitenſchwimmen: 1. Wencher=lilm 1:10,2 Min.; 2.
Brehm=Frankfurt und Jerger=Schwaben=Stuttgart totes Ren=
nen
in 1:11 Min.
2. Sen.=Freiſtilſchwimmen: (16 Bahnen): 1. Günther= Göp=
pingen
5:56.2 Min.; 2. Scherrer=Straßburg 6:06,4 Min.
1. Sen.=Springen: 1. Herbert=Mainz 95,66 Punkte; 2. Zapp=
Heidelberg 44,34 Punkte.
Neue deutſche Schwimmrekorde.
Der bekannte deutſche Meiſterſchwimmer Herbert Heinrich=
Leipzig unternahm am Sonntag im Magdeburger Wilhelmsbad
einige Rekordverſuche, die vom beſten Erfölge begleitet waren.
Zuerſt verbeſſerte der Leipziger den von Berges=Darmſtadt miit
3:53,1 Min. gehaltenen Rekord im 300 Meter=Freiſtilſchwimmen
auf 3:53,2 Min deber 400 Meter blieb er mit 5:22,8 Min.
hinter ſeiner eigenen Beſtleiſtung von 5:16,8 Min. zurück, da=
gegen
hatte er über 500 Meter mit 6:50,4 Min. (bisher Berges
6:53,7) einen weiteren Erfolg. Heinrich hält damit ſämtliche
deutſche Rekorde im Einzelſchwimmen von 100 bis 500 Meter.

Sporiverein 1898 Fußballvg. Kaſiel
10:0 (5:0).
Kaſtel hatte nichts zu beſtellen. Gegen die überlegene Tech=
nik
und Spielſtärke des ſüdbeutſchen Meiſters anzukämpfen,
war ein vergebliches Unterfangen. Der mittelmäßige Torwächter
Kaſtels war gegen die plazierten Schüſſe des routinierten Sport=
vereinsſturms
machalos. Der Sieger dürfte jetzt ſeine endgül=
tige
Aufſtellung geſunden haben. Müller als Linksaußen und
Delp als linker Läufer ſind junge Kräfte, die ſich gut an das
Mannſchaftsganze angepaßt haben.
Das angeſtrengte Training der geſamten Mannſchaft, bei
dem nicht ein einziger Spieler fehlt, das bis jetzt erzielte ge=
radezu
unerhörte Torverhältnis (in ſechs Spielen 58:6 Tore)
und der echte Sportsgeiſt, der die geſamte Mannſchaft beſeelt,
berechtigen zu der beſtimmten Hoffnung, hier noch manchen raſ=
ſigen
und klaſſiſchen Handballkampf ſehen zu können. Es iſt
deshalb zu wünſchen, daß am kommenden Sonn=
tag
die ſüddeutſche Mannſchaft wiederum als
Sieger aus Weſtdeutſchland heimkehrt.
1. Rot=Weiß 222. Sportv. 98 Darmſtadt 4:2.
Zum angeſetzten Pokal=Endſpiel der Abteilung 1 des F. L.
V. f. L. trafen ſich geſtern auf dem Platze von R.=W. oben ge=
nannte
Mannſchaften in ihrer ſtäriſten Aufſtellung. Die 22er
konnten gegen einen körperlich kräftigen Gegner 4:2 für ſich ent=
ſcheiden
. Wer geſtern gekommen war, einen ſchönen und ſport=
lichen
Kampf zu ſehen, wurde enttäuſcht. Meyer vom Polizei=
Sportverein leitete das Spiel. Zwei Spieler der Sportvereins=
mannſchaft
werden herausgeſtellt. Der Spielführer vom Sport=
verein
98 bricht 2 Minuten vor Schluß das Spiel ab.
Einheitliche Handballregeln in Deutſchland.
Anläßlich der Sitzung des Techniſchen Ausſchuſſes der
D. S.B. in München fand eine Beſprechung zwiſchen den Hand=
ballſpielausſchußvertretern
der D. S.B. und der Deutſchen Tur=
nerſchaft
ſtatt, in der über einheitliche Regeln im Handballſpiel
verhandelt wurde. Dieſe Beſprechung ergab nunmehr Uebereints
ſtiwmng der beiden Verbände über Einzelheiten der Regeln,
ſo daß als einziger ſtrittiger Punkt die Größe des Frauenſpiel=
feldes
übrig blieb. Zur Klärung dieſer Frage finden in nächſter
Zeit in beiden Verbänden weitere Verſuche ſtatt. Dieſes Ab=
komen
iſt von den Herren Lang und Braungart unterzeichnet.

Velociped=Club 1899 E. V. Darmſtadt.
Die Wintermonate ſind im Radſport im beſonderen Maße
dem Saalſport vorbehalten. Da es in dem jungen Gau 70 Heſ=
ſen
=Darmſtadt bisher noch für die großen Darmſtädter Vereine
an den ſchweren Gegnern fehlt, ſind dieſe vornehmlich auf aus=
wärtige
große Konkurrenzen angewieſen. Hier iſt es Frankfurt
am Main, das wegen ſeiner Nähe und der häufigen Wettbe=
werbe
bevorzugt iſt. So war auch das Feſt am letzten Samstag
im Frankfurter Zoo gemeinſam von den beiden großen Frank=
furter
Vereinen Quartett und Wanderluſt veranſtaltet
ein beſonderer Anziehungspunkt. Die Wettbewerbe waren zu=
meiſt
Kämpfe um die Frankfurter Gaumeiſterſchaften oder Her=
ausforderungskämpfe
. Zu einem der letzteren ſtartete die erſte
Jugendmannſchaft unter der Leitung von Kanl Göttmann in der
Aufſtellung: E. Zulauf, K. Fritſch, H. Zink, F. Stumpf, L. Men=
ger
, H. Schubkegel, K. Keil, Otto Sauer.
Der Gegner war der ohne Zweifel zurzeit ſtärkſte Verein
in Frankfurt, die Wanderluſt, ein langjähriger zäher Rivale
des VCD. Auch dieſes Mal mußte dieſer Verein ſich vor den
wackeren Heinerbuben beugen, die ſomit weiterhin ungeſchla=
gen
blieben und nach wie vor Süddeutſchlands beſte Jugend=
mannſchaft
bleiben. Wenn es die ſchweren wirtſchaftlichen Ver=
hältniſſe
die allen Sportvereinen ohne Ausnahme die wün=
ſchenswerten
Wettbewerbe im Reich erſchweren es ermög=
lichen
, wird die Jugendmannſchaft auch bald ihre Kräfte wieder
gegen nördliche Gaue meſſen, um auch über die Grenzen Süd=
deutſchlands
ein Bild von der Stärke der Bundesvereine zu
ſchaffen.
17. Berliner Sechstage=Rennen.
Der Stand am Sonntagabend 10 Uhr.
Die Stunden zwiſchen der Wertung am Nachmittag und
der um 10 Uhr abends verliefen am Sonntag ziemlich ruhig;
die Fahrer ſchonten ſich ſichtlich für die noch bevorſtehenden
Kämpfe. Bei den Wertungen um 10 Uhr gab es dann folgende
Ergebniſſe:
1. Spurt: Verſchueren, Koch, Knappe, Laquehay.
2. Spurt: Nebe, Tonani, Wambſt, Lewanow.
3. Spurt: Marcillac, Gottfried, Huſchke, Aerts.
4. Spurt: Rieger, Tonani, Hevel, Fricke.
5. Spurt: Fricke, Marcillae, Aerts, Laquehay.
6. Spurt: Junge, Tonani, Wambſt, Lewanow.
7. Spurt: Laquehay, Aerts, Koch, Behrendt.
8. Spurt: Nebe, Rieger, Miethe, Lewanow.
9. Spurt: Marcillac, Koch, Laquehay, Behrendt.
10. Spurt: Verſchueren, Rieger, Lewanow, Tietz.
Am Ende des dritten Tages, nach 72 Stunden, waren
1907,990 Kilometer zurückgelegt. Der Stand des Rennens war
zu dieſer Stunde wie folgt:
1. Tietz=Behrendt 82 P.; 2. Wambſt=Laquehay 48 P. Eine
Runde zurück: 3. Aerts=pan Hevel 54 P.; 4. Miethe=Koch 48 P.
Zwei Nunden zurück: 5. Rieger=Knappe 176 P.; 6. Junge=
Marcillac 79 P. Drei Runden zurück: 7. Tonani=Huſchle 96
7 Runden zurück: 8. Nebe=Gottfried 188 P: 9. Lewanow=
Buſchenhagen 136 P. 8 Runden zurück: 10. Horder=Horan 77
P.; 11. Verſchueren=Fricke 50 P.

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Seite 6

Montag, den 8. November 1926

Nummer 310

Die punktſpiele im Rheinbezirk.
Der Tabellenführer Waldhof erneut geſchlagen
Der Sonntag brachte wiederum Ueberraſchungen, die wohl
zum Programm im Rheinbezirk in Zukunft gehören werden. Der
Tabellenführer Waldhof mußte in Neckarau mit einer 1:3= Nieder=
lage
die größere Durchſchlagskraft des Neckarauer Sturmes an=
eigenem
Platz gegen Sportverein Darmſtadt zu beſtehen, mit
ordentlich vom Glück begünſtigt, einen unverdienten 4:2=Sieg
über Pirmaſens zu erringen. 03 Ludwigshafen holte ſich da=
gegen
verdient mit einem 4:1=Sieg die Punkte von Sandhoſen,
ebenſo konnte Speher mit einem 5:3=Sieg Phönix Mannheim
zur Strecke bringen. Die Tabelle:

Tore
Spiele
S. V. Darmſtadt 98 . . .
26:16
12
V. f. L. Neckarau . . . .
25:10
11
Mannheim/Waldhof . . .
25:12
10
Phönix Ludwigshafen . .
15:12
V. f. R. Mannheim . . . .
21:12

14:22
03 Ludwigshafen .. . ."
21:26
F. V. Speyer ......"
12:19
F. C. Pirmaſens . . . .

Sp. Vg. Sandhofen . ..
11:25
Phönis Mannheim . . .
13:29

Sportveretn 98 Phönix Ludwigshafen
4:3 (3:2).
Darmſtädtern gelungen, einen der Meiſterſchaftsfavoriten des
Rheinbezirkes auf deſſen Platze zu ſchlagen. Selbſtverſtändlich, des Münſterer Sturmes ſcheitern an der aufmerkſamen Verteidi=
daß
gerade durch dieſe Siege der Platz der 98er in der Spitzen=
gruppe
der Tabelle immer mehr gefeſtigt wird. Man kann heute
wohl ohne Ueberhebung dem Sportverein Meiſterſchaftsausſich=
ten
zuſprechen. Man verſtehe dies nicht falſch: Bis jetzt iſt es
weiter nichts als eine Ausſicht. Ob die Chance jedoch zur Ge= Schiedsrichter gezwungen, das Spiel abzubrechen. Pfungſtadt
wißheit wird, ſt eine heute noch gar nicht zu entſcheidende Frage.
gen. Immerhin: Wir wollen uns darüber freuen, daß ſich
Darmſtadt erſtmalig bei der gefürchteten Mannheim= Ludwigs=
hafener
Kante Reſpekt verſchafft hat. Endlich haben wir Darm=
ſtädter
doch auch einmal ein ernſtes Wörtlein mitzureden.
Wie der Sieg zuſtande kam? Es war eine für Verbands=
ſpiele
merkwürdige Entwicklung. Ebenſo wie gegen Speyer lag
Darmſtadt ſchon bald nach Beginn mit 2 Verluſttoren im Hinter=
trefſen
. Dies hätte eigentlich auf Darmſtadt deprimierend wir=
ken
müſſen, weil dieſe beiden Tore ſeltſamerweiſe gerade wäh=
rend
der Zeit fielen, in der Darmſtadt das Spielfeld durchaus, nach Hauſe. Dabei iſt zu bedenken, daß der Sieg der Alemannen
beherrſchte. Wohl in der ganzen erſten Viertelſtunde der erſten
Halbzeit konnte Darmſtadt auf das Tor des Gegners drücken,
dank einer vorzüglichen Stürmerleiſtung und guter Unter=
ſtützung
der Läufer und insbeſondere von Tacacz. Werner I.
vergab während dieſer Zeit eine totſichere Chance. Im Gegen=
ſatz
dazu konnte Phönix in der 9. Minute durch direkte Verwand=
lung
eines Strafſtoßes in Führung gehen; ſchon 6 Minuten ſpä=
ter
ſpitzelte der Ludwigshafener Mittelſtürmer Gußner einen
tadelloſen Ball zum 2. Tore. Damit war die Sache für Darm=
ſtadt
auf einem wenig verheißungsvollen Punkt angelangt.
Aber im wohltuenden Gegenſatz zu früheren Zeiten der
Tatendrang der Darmſtädter war noch nicht gebrochen. Er
brauchte es auch noch nicht zu ſein, hatte man doch gemerkt, daß
die Hintermannſchaft der Ludwigshafener dem ſchnellen An=
griffsſpiel
des Sportvereinsſturmes gegenüber ziemlich hilflos
war. Darmſtadts Angriffe wurden gegen Ende der 1. Halbzeit
immer gefährlicher, ſodaß ſchließlich und endlich auch Tore fielen.
Die beiden erſten Tore für Darmſtadt konnte Jakobi aus ganz
kurzer Entfernung erzielen, nachdem die Phönixdeckung durch
den Darmſtädter Sturm überſpielt worden war. War ſo inner=
halb
weniger Minuten der Ausgleich erzielt, ſo fiel auch un=
mittelbar
darauf auf einen Strafſtoß von Laumann der Füh=
rungstreffer
; wiederum war Jakobi der Torſchütze. Ganz kurz
vor Halbzeit wurde Tacacz verletzt.

Mit vollſtändig verteiltem Spiel begann die 2. Hälfte. Nach
10 Minuten konnte Darmſtadt auf Vorlage von Geher durch
unheimlich ſcharfen Schuß von Wenner II. ſeinen Vorſprung
vergrößern, wobei der Phönixhüter Bauer trotz glänzender
Parade den Ball nur berühren, jedoch nicht von ſeiner voraus=
beſtimmten
Richtung abbringen konnte. Von da ab wurde Lud=
wigshafen
überlegen, weniger aus dem Grunde, weil Darm=
ſtadt
durch Verſtärkung ſeiner Hintermannſchaft auf das Halten
des Reſultates bedacht war, als deshalb, weil Tacacz als Mittel=
läufer
durch ſeine Verletzung dem Sturm nicht mehr die Stütze
wie in der 1. Halbzeit ſein konnte. Daß Phönix in dieſer Drang=
periode
, in der dies ſei nicht überſehen Darmſtadt ſtets
durch raſende Durchbrüche gefährlich war nicht zu Torerfol=
gen
kam, iſt auf die relative Ungefährlichkeit ſeiner Stürmer zu=
rückzuführen
. Wohl waren dieſe in techniſcher Hinſicht vorzüg=
lich
; auch in Einfällen des Spielaufbaus konnten ſie ihre von
früher her bekannte Klaſſe dokumentieren. Letzten Endes fehlte
jedoch die Durchſchlagskraft, die den Enderfolg garantiert. So
gelang es der Darmſtädter Hintermannſchaft, in der Bärenz in
der 2. Halbzeit gute Form zeigte, den Vorſprung bis 10 Minuten
vor Schluß zu halten. In dieſem Zeitpunkt konnte Ludwigs=
hafen
durch Elfmeter, der durch unfaires Spiel verwirkt wurde,
ein Tor aufholen. Zu mehr langte es jedoch nicht, obwohl
Darmſtadts rechter Verteidiger verletzt ausſcheiden mußte. Nach=
dem
zum Schluß noch ein Durchbruch Müllmerſtadts mit an=
ſchließendem
Torſchuß nur ganz knapp ſein Ziel verfehlt hatte,
konnte Darmſtadt als freudeſtrahlender Sieger den Platz ver=
laſſen
.
V. f. L. Neckarau S. V. Mannheim=Waldhof 3:1 (2:0).
Das wichtigſte Treffen des Tages endete mit einem glatten
Sieg der Neckarauer, allerdings war Waldhof im Feldſpiel ſtark
überlegen. Doch die mangelnde Durchſchlagskraft im Srurm und
die ſichere Abwehr der ſtarken Neckarauer Hintermannſchaft ver=
hinderte
einen Sieg. Zeilfelder jagte bereits in der 5. Minute
den erſten Treffer ins Waldhofer Tor, und Kaiſer ſtellte in der
25. Minute das Reſultat auf 2:0. Waldhof liegt vor und nach
der Pauſe dauernd im Angriff, doch der Sturm vergibt ausſichts=
reichſte
Chancen. Neckarau dagegen iſt glücklicher, denn abermals
iſt es der Halblinke Kaiſer, der in der 30. Minute das Reſultat
auf 3:0 erhöht. Waldhof kommt zum Schluß nochmals ſtark auf.
kann aber nicht mehr als das Ehrentor erzielen und muß die un=
verdiente
Niederlage hinnehmen.
V. f. R. MannheimF. C. Pirmaſens 4:2 (3:1).
Der Bezirksmeiſter erſchien abermals in Neuaufſtellung, die
ſich keineswegs bewährte, die Pirmaſenſer Läuferreihe war ſamt
dem Sturm den Linien des V. f. R. glatt überlegen, ſo daß die
Pfälzer im Feldſpiel abſolut dominierten. Lediglich die Hinter=
mannſchaft
der Gäſte, in der drei neue Leute (auch im Tor)
ſtanden, vergab durch einige Eigentore und Aufgeregtheit den
Sieg. So kam der Meiſter in der 15. Minute zu einem billigen
Erfolg durch Selbſttor des Pirmaſenſer Hüters. Ausfelder er=
höhte
bald durch Kopſball und Berk erzielte ein drittes Tor nach
einem Fehlſchlag des Pirmaſenſer Verteidigers. Dem Pirma=
ſenſer
Linksaußen gelang dann kurz vor der Pauſe ein Gegentor.
Nach Wiederanſtoß kommt V. f. R. zu einem überraſchenden
vierten Erfolg, da der Pirmaſenſer Torwächter einen Ball fallen
läßt, der dann mühelos eingedrückt wird. Die Folgezeit gehört
den Pirmaſenſern, die aber trotz ſtändigen Drängens nur ein
Tor aufholen können.

Phönir MannheimF. V. Speher 35 0:4).
Phönix vergab durch Leichtſinn einen ſicheren Sieg. Die Un=
aufmerkſamkeit
ſeiner Hintermannſchaft verhalf den Speyerern
in der erſten Halbzeit zu vier leicht vermeidbaren Toren, die nach
der Pauſe freilich trotz überlegenen Spiels nicht mehr aufgeholt
werden konnten.
Sp. Vg. Sandhofen03 Ludwigshafen 1:4 (0:1).
Sandhofen, das mit vier Mann Erſatz antreten mußte, hielt
erkennen. Phönir Ludwigshafen vermochte nicht einmal auf ſich bis zur Pauſe ganz gut, ſo daß die Ludwigshafener nur ein
Tor erzielen konnten. Nach der Pauſe war aber Sandhofen zu
einem 4:3=Sieg nahmen die Heſſen die Punkte weg und führen, ſehr ausgepumpt und konnte den ernergiſchen Angriffen der Lud=
nunmehr
die Tabelle an. Der V. f. R. Mannheim war außer= wigshafener keinen ernſthaften Widerſtand mehr entgegenſetzen.
Sportverein WeiterſtadtGermania Eſchollbrücken 4:2.
Am Sonntag ſtanden ſich in Weiterſtadt die beiden erſten
Mannſchaften im Verbandsſpiel der Klaſſe B gegenüber. Weiter=
ſtadt
konnte zwei weitere Punkte ſür ſich buchen. Das Spiel
Punkte war in der erſten Spielzeit ausgeglichen und Eſchollbrücken
konnte ſogar mit 1:0 bis zur Pauſe in Führung gehen. Nach
der Pauſe glich Weiterſtadt durch einen ſchönen Eckball aus
und ſpielte bis zum Schluß dann überlegen. Eckenverhältnis
7:1 für Weiterſtadt.
R. Sp. V. Germania Pfungſtadt Sportv. Münſter 1:1 abgebr.
Wie erwartet, kam es geſtern in Pfungſtadt zu einem flotten,
intereſſanten Kampf. Bereits 3 Minuten nach Spielbeginn geht
Münſter zur allgemeinen Ueberraſchung in Führung. Petry kann
den ſcharf geſchoſſenen Ball des Halblinken nur ins eigene Tor
lenken. Pfungſtadt läßt ſich nicht verblüffen und kommt durch
eutſchieden beſſeres Spiel immer mehr in Vorteil. Angriff auf
Angriff rollt gegen das Münſterer Tor. Die Außenſtürmer Stein=
metz
und Voß flanken wiederholt gut in die Mitte. Doch zahl=
Zum zweiten Male, in dieſer Spielſaiſon iſt es alſo den reiche und gute Abwehr, Künſtlerpech, aber auch Mangel an Ent=
ſchloſſenheit
laſſen keine Aenderung zu. Die ſeltenen Angriffe
gung der Germania. Kurz vor dem Wechſel erzielt Pfungſtadt
durch einen von Stachel verwandelten Hand=Elfmeter den ver=
dienten
Ausgleich. Da ein vom Feld verwieſener Münſterer
Spieler das Spielfeld nicht verläßt, ſieht ſich der korrekt leitende
war ſeinem Gegner techniſch und taktiſch weit überlegen. Es
Noch viele Spiele auf auswärtigen Plätzen ſind dazu zu errin= bleibt lediglich das ſchlechte Zuſpiel des Mittelläufers zu beman=
geln
. Münſter enttäuſchte. Eifer und Kampfgeiſt iſt ja vorhanden.
Aber rein ſpieleriſch zeigten die Gäſte herzlich wenig. Bedauerlich
iſt nur, daß Münſter auch an Selbſtdiſziplin ſo ziemlich alles ver=
miſſen
ließ, was man von Sportsleuten erwartet.
Bezirk RheinheſſenSaar.
Die Wormſer Alemannen empfingen am Sonntag den 1.
FC. Idar und ſchickten ihn mit einer verdienten 3:1=Niederlage
noch höher hätte ausfallen können. Durch ihren Sieg ſind die
Heſſen nunmehr vom 8. auf den 6. Platz vorgerückt. Wiesbaden
ſteckte auf eigenem Platze eine verdiente 0:1=Niederlage durch
den FV. Saarbrücken ein, behält aber immerhin noch ſeinen 3.

Bezirk Bayern.

Spiele Tore Punkte Sp. V. Mainz 05 . . . 19:10 13 Wormatia Worms . . . 24.6 12 S.V.Wiesbaden . . . .." 18:8 11 F. V. Saarbrücken . . . . 20:11 10 S. C. Saar=Saarbrücken. 13.:19 Boruſſia Neunkirchen . . 22:23 Alemannia Worms . . ." 13:13 1. F. C. Idar ......" 19:16 Haſſia Bingen ....." 7:18 Eintracht Trier ....." 5:32

Alemannia Worms ſchlägt 1. FC. Idar 3:1 (3:1).
Nach der in der letzten Zeit gezeigten ſchlechten Form der
Idarer war ein Sieg der Alemannia, dazu noch auf eigenem
Platze, ſchon zu erwarten, daß jedoch die Wormſer das Spiel ſo
überlegen geſtalten konnten, beweiſt den ſtarken Formrückgang
der Idarer um ſo deutlicher. Allerdings muß dabei berückſich=
tigt
werden, daß Alemannia komplett antrat, während Idar auf
die Mitwirkung zweier vom Verein diſziplinariſch geſperrter
Spieler verzichten mußte. Trotzdem ging Idar bald nach dem
Anſtoß durch ſeine Schußkanone Keßler in Führung, doch ſchon
in derſelben Minute glich Alemannia durch ſeinen Rechtsaußen
aus. Von da ab hatte Alemannia das Spiel ſtets in der Hand
und erhöhte durch ſeinen Linksaußen Becker wenig ſpäter auf
2:1. Nach weiterem ſtarken Drängen ſtellen die Wormſer kurz
vor der Pauſe durch Elfmeter=Nachſchuß den Sieger wit 3:1
ſicher. Nach der Pauſe war das Spiel zunächſt ausgeglichen,
doch die beiderſeitigen Hintermannſchaften waren durchaus auf
der Höhe und ließen keinen Erfolg zu. In der letzten Viertel=
ſtunde
fielen die Idarer etwas ab, ſo daß die Heſſen wieder den
Ton angeben konnten, doch blieb ihnen bis zum Schluß ein
weiterer Erfolg verſagt.
SV. WiesbadenFV. Saarbrücken 1:0 (1:0).
Vor mehr als 4000 Zuſchauern mußte der SV. Wiesbaden
durch die in glänzender Verfaſſung ſich befindenden Saarländer
eine verdiente Niederlage hinnehmen. Das einzige Tor des
Tages fiel ſchon in der ſechſten Minute durch den Linksaußen
Keßler. Wiesbaden verdankt die Niederlage ſeiner Läuferreihe,
die vollſtändig ausfiel, ſeinem Torwächter Riſcher 2, der ſehr
unſicher war, andererſeits aber auch dem grandioſen Abwehr=
ſpiel
von Dahlheimer im Saarbrücker Tor. Der FV. Saar=
brücken
darf nach den gezeigten Leiſtungen und in Anbetracht
ſeiner günſtigen Schlußrundenſpiele als ernſteſter Anwärter auf
die Bezirksmeiſterſchaft betrachtet werden, während Wiesbaden
endgültig mit der heutigen Niederlage ſeine noch leiſe gehegten
Meiſterſchaftshoffnungen begraben kann. Saarbrücken war im
Feldſpiel dauernd überlegen, das Eckenverhältnis lautet 9:5 für
Saarbrücken. Burkhardt=Stuttgart leitete zufriedenſtellend.
Bezirk Württemberg Baden.
Sportfreunde StuttgartFreiburger FC. . . 5:3
V.f.R. HeilbronnV.f.B. Stuttgart
1:1
SC. FreiburgUnion Böckingen . .
4:3
Stuttgarter KickersPhönix Karlsruhe . . 3:1
Durch den unentſchiedenen Ausgang ſeines Kampfes gegen
Heilbronn hat der V.f.B. Stuttgart ſeinen Vorſprung gegen den
Karlsruher FV. eingebüßt, der mit einem Spiel weniger rela=
tip
punktgleich ſteht. FC. Freiburg ließ ſich unerwartet hoch
von dem Tabellenletzten Sportfreunde Stuttgart ſchlagen, die
hierdurch mit der von dem SC. Freiburg geſchlagenen Union
Böckingen aufſchloß. Phönix Karlsruhe mußte durch die Nieder=
lage
gegen die Stuttgarter Kickers mit dem SC. Freiburg den
Platz tauſchen.
Tore
Punkte
V. f. B. Stuttgart . ...
22:12
14
Karlsruher F.V. . . . .
26:8
S. C. Stuttgart . . ...
17:13

V. f.R. Heilbronn".
22 18
Kickers Stuttgart
20:15
S. C. Freiburg.
14:18
Phönix Karlsruhe
10:17
F.C. Freiburg
17.24
Union Böckingen
14.18
Sportfreunde Stuttgart.
14:31

1
1. FC. NürnbergBayern München
1:3
1. FC. BayreuthSp. Vg. Fürth
4:0
Wacker MünchenASV. Nürnberg
1:2
FC. FürthFV. München 1860
. . 2:3
Schwaben AugsburgV.f.R. Fürth
Mit einer Ausnahme haben die Verbandsſpiele im Bezirk
Bahern am Sonntag den erwarteten Ausgang genommen. Die
Ausnahme war der 4:0=Sieg von Wacker München über ASV.
Nürnberg. Wohl lag ein Sieg der ſtrebſamen Wackerelf im Be=
reich
der Möglichkeit, daß aber die Nürnberger, die doch nach
dem 1. F.C. Nürnberg bislang die wenigſten Verluſtpunkte
hatten, gleich 0:4 verlieren würden, überraſchte doch ſehr. Der
achende Dritte war in dieſem Falle der 1. F.C. Nürnberg, ver=
größerte
ſich doch die Diſtanz zu ſeinen Tabellen=Rivalen noch
mehr. Der Club ſelbſt fertigte den vorjährigen ſüddeutſchen
Meiſter Bayern München knapp, aber ſicher, mit 2:1 Treffern
ab. Das gleiche Ergebnis erzielte München 1860 in einem
ſchwachen Spiel gegen F.C. Fürth. Die Sp.Vg. Fürth rettete
diesmal aus dem Treffen gegen den 1. F.C. Bayreuth beide
Punkte; mit 3:1 Toren blieben die Kleeblätter in Front. Schwa=
ben
Augsburg enttäuſchte auf eigenem Gelände leicht, indem es
dem V.f.R. Fürth 2:3 unterlag.

Spiele Tore Punkte 1.F. C. Nürnberg. 42.11 17 Sp. Vg. Fürth 22:13 13 1860 München 29:18 A. S. V. Nürnberg 28:22 Bayern München". 18:10 Wacker München 16:12 V. f. R. Fürth 17:30 1. F. C. Bayreuth. 14:35 Schwaben Augsburg 16:36 F. C. Fürth 11:29

Fußball=Ergebniſſe.

Brandenburg.
Meiſterſchaftsſpiele.
Abteilung 4: Hertha/B. S.C. Berlin Minerva Berlin 4:0.
Wacker Tegel Tennis/Boruſſia Berlin 1:4. Tasmania Berlin
Union 92 Berlin 3:0. Vorwärts Berlin Meteor Berlin 5:1.
Preußen Berlin Wedding 2:3. Abteilung B: Viktoria Berlin
Norden=Nordweſt Berlin 1:2. Union Potsdam Union Ober=
ſchöneweide
2:0. Pol. Sp.V. Berlin 1. F.C. Neukölln 1:2.
Kickers Schöneberg Berliner S. V. 92 2:1. Spandauer S.V.
Preußen Stettin (Geſ.=Spiel) 5:2.
Südoſtdeutſchland.
Meiſterſchaftsſpiele.
S.C. Breslau 08 Hertha Breslau 5:1. F. V. 06 Breslau
V.f.B. Breslau 4:1. Sportfreunde Breslcu Schleſien Bres=
lau
2:1. Vorwärts Breslau Alemannia Breslau 3:1.
Nordoſtdeutſchland.
Meiſterſchaftsſpiele.
Titania Stettin V.f.B. Stettin 3:1. Blücher Stettin
Stettiner S.C. 0:4.
Weſtdeutſchland.
Meiſterſchaftsſpiele.
Berg.=Märk. Bezirk: F.C. Solingen 95 S.C. Düſſeldorf 99
1:1. S.C. Sonnborn B.V. Solingen=Gräfrath 2:0. Turu
Düſſeldorf Schwarz=Weiß Baimen 9:2. Germania Elberfeld
V.f.L. Benrath 1:2. Rheinbezirk: Tura Bonn Rhenanig
Köln 2:2. Mülheimer S.V. Dürener S.C. 03 0:3. V.f.R.
Köln Godesberg 3:1. Sp.Vg. Köln=Sülz 06 Kölner S.C. 99
4:1. Bonner F. V. Kölner B.C. 1:1. Jugend Düren
Vingſt 05 5:1. Cl.f.R. Köln Dürener Sp.V. 0:0. Köln= Lin=
denthal
Viktoria Köln 4:1. S. C. M.=Gladbach Odenkirchen
07 0:5. V.f.B. Aachen S.C. Lürrip 3:1. Alemannia Aachen
Boruſſia M.=Gladbach 3:3. Rheydter Spielverein Eintracht
M.=Gladbach 0:2. Ruhrbezirk: Sportfr. Eſſen B.V. Alten=
eſſen
0:4. M.B.V. Linden T.u. S. Bochum 48 5:2. Preußen
Bochum Schwarz=Weiß Eſſen 3:5. Gelſenkirchen 07 B.V.
Buer 07 2:2. Dortmund 95 Union Gelſenkirchen 2:1. Lan=
gendreer
04 Erle 08 6:2. Weſtfalenbezirk: Arminia Bielefeld
Union Herford 6:1. V.f.L. Osuabrück V.f. J. 08 Paderborn
2:0. Weſtfalia Ahlen V.f.K. Hamm 1:0. Münſter 08
Preußen Münſter 3:3. Boruſſia Rheine Weſtfalia Scherlebeck
6:1. Niederrheinbezirk: Duisburger Sp.V. Meiderich 06 5:0.
Union Krefeld Duisburg 99 4:0. Sp.Vg. Oberhauſen Sty=
rum
Preußen Duisburg 5:2. V.f.B. Bottrop Preußen
Krefeld 0:4. Sp.V. Homberg B.V. Beeck 4:1. Südweſtfalen:
V.f.B. Weidenau Jahn Werdohl 2:5. Hagen 05 Hagen
1911 5:0. Heſſen/Hannover: Sp.Vg. Göttingen Hann.= Mün=
den
4:1. Sport Kaſſel Kaſſel 03 3:3. Sp.V. Kaſſel Tura
Kaſſel 1:0. V.f.B. Marburg Kurheſſen Keſſel 4:0. Boruſſia
Fulda Heſſen Kaſſel 2:3.
Norddeutſchland.
Meiſterſchaftsſpiele.
Bezirk Hamburg: Concordia Hamburg Polizei Hamburg
1:6. F.C. Eimsbüttel F.C. Wandsbeck 3:3. Teutonia Ham=
burg
F.C. Altona 93 3:7. F.C. Blankeneſe F.C. Ottenſen
4:1. St. Pauli Sport F.C. Rothenburgsort 3:3. Bezirk
Lübeck/Mecklenburg: Roſtock 99 F.C. Roſtock 95 2:3. F. C.
Güſtrow V.f.L. Schwerin 0:5. V.f.L. Eutin Phönir Lübeck
2:6. S. C. Parchim F.C. Schwerin 03 4:3. Bezirk Kiel: Hohen=
zollern
=Hertha Kiel Boruſſia Gaarden 0:0. Bezirk Bremen:
Rrepräſentativſpiel Jadeſtaffel Weſerſtaffel 8:1. Bezirk Han=
nover/Braunſchweig
: Leu Braunſchweig Werder Hannover
4:2. Arminia Hannover Boruſſia 1911 Hannover 4:4. Ein=
trocht
Braunſchweig Hannover=Linden 07 4:0.
Pokalſpiele.
Hamburger S.V. Union/Teutonia Kiel 8:1. S.V. Har=
burg
Komet Bremen 5:3. Holſtein Kiel Raſenſport Har=
burg
5:2. Wilhelmsburger Sp.V. Viktoria Hamburg 0:7.
Mitteldeutſchland.
Meiſterſchaftsſpiele.
Gau Nordweſtſachſen: V.f.B. Leipzig Olympia=Germania
Leipzig 7:1. Wacker Leipzig T.u. B. Leipzig 4:2. Gau Mittel=
ſachſen
: Pol. S.V. Chemnitz Hellas=Germania Chemnitz 3:2.
Preußen Chemnitz National Chemnitz 7:3. Saalegau: Wacker
Halle Eintracht Halle 8:0. Boruſſia Halle Halle 96 4:1.
Sportfreunde Halle Favorit Halle 7:1. Mittelelbgau: Vik=
toria
96 Magdeburg S.C. 1900 Magdeburg 1:1. Cricket=
Viktoria Magdeburg V.f.L. Genthin 2:0. V.f.L. Neuhaldens=
leben
Fortuna Magdeburg 1:2. Germania Magdeburg
Preußen Burg 1:5. Gau Nordthüringen: V.f.B. Erfurt Arn=
ſtadt
07 5:3. Sportring Erfurt Sp.Vg. Erfurt 1:5. Germania
Ilmenau B.C. 1918 Erfurt 2:1. S.C. Stadtilm S.C. Er=
furt
0:4. Gau Oſtthüringen: S.C. Apolda Rudolſtadt 6:1.
Gau Vogtland: V.f.B. Plauen Sp.V. Plauen 2:1. V.f.R.
Plauen 1. Vogtl. F.C. Plauen 2:5.
Fußball im Ausland.
England. 1. Liga: Arſenal Blackburne Rovers 2:2.
Aſton Villa Tottenham Hotſpurs 2:3. Bolton Wanderers
Weſtham United 2:0. Burnley Bury 0:0. Cardiff City
Birmingham 1:0. Derby County Leiceſter City 4:1. Leeds
United Sunderland 2:2. Liverpool Huddersfield Town 2:3.
Mancheſter United Sheffield Wednesday 0:0. Newcaſtle Uni=
ted
Weſtbromwich Albion 5:2. Sheffield United Ever=
ton
3:3. 2. Liga: Bradford City Grimsby Town 2:2. Chel=

[ ][  ][ ]

Nummer 310

Montag, den 8. November 1926

Seite 7

ſea Blackpool 1:1. Clapton Orient Darlington 0:4. Hull
City Nottingham Foreſt 1:2. Middlesbrough Portsmouth
7:3. Notts County Mancheſter City 1:0. Port Vale Old=
ham
Athletic 3:0. Preſton North End Reading 3:1. South=
ampton
Fulham 4:1. South Shields Swanſea Town 0:0.
Wolverhampton Wanderers Barnsley 9:1.
Schweiz. 2. Pokalrunde. Old Boys Baſel F.C. Lu=
gano
2:4. Nordſtern Baſel Blue Stars Zürich 3:2. Töß
F.C. Winterthur 2:0. Frauenfeld Grashoppers Zürich 4:11.
F.C. Zürich Bellinzona 2:0. Brühl St. Gallen Klein=
Hüningen 5:2. Kickers Young Fellows Zürich 1:6. Young
Boys Bern Vevery 7:0. F.C. Bern Urania Genf 3:0.
La Tour Racing 4:3. Forard Morges Etoile Caraouge
1:2. Black Stars Solothurn 1:7. F.C. Chaux de fonds
F. C. Fribourg 2:0. Grenchen Servette Genf 3:1.
Oefterreich. In Wien: Länderſpiel Oeſterreich Schwe=
den
3:1 (2:1). Geſellſchaftsſpiele: Wiener A.C.
Floridsdorf 1:4. Wiener S.C. Hertha Wien 0:1. Rapid
Wien Brigittenauer A. C. 3:1.
Tſchechoſlowakei. D.F.C. Prag Vrſovice 3:3 abgebr.
Italien. Juventus Turin Internazianale Mailand 4:1.
Napoli Ceſale 0:2. Alba Rom Pro Vercelli 3:0. Hellas
Brescia 1:4. Milanklub Aleſſandria 1:1. F.C. Bologna
Torino 1:1. Sampierdarena Fortitudo Rom 3:1. Cremo=
neſa
Padova 0:2. Livorno Anrea Doria 2:1.
Frankreich. Stade Frangais Paris Olympigue Mar=
ſeille
3:7.
Holland. Abteilung 1: R.C. Haarlem F. C. Dordrecht 2:3.
V. V. den Haag t Gooi Hilverſum 2:5. Ajax Amſterdam
Stormvogels Ymiden 4:1. Excelſior Rotterdam Blau=Wit
Amſterdam 6:3. V.U. C. Sparta Rotterdam 8:2. Abteilung 2:
V. V. Utrecht H.B.S. den Haag 1:3. F. C. Hilverſum F.C.
Haarlem 2:3. F.C. Zaandam E.D.O. Haarlem 0:4. V.O.C.
Rotterdam De Spartaan Amſterdam 3:1. Abteilung 3:
D.O. T.O. Robur et Velocitas 4:2. Viteſſe Arnheim S.C.
Enſchede 3:1. A.C. Zwolle V.V. Hengelo 5:0. Enſchede Boys
Wageningen 2:7. Abteilung 4: Willem II. Tilburg Eind=
hoven
3:2. N.A.C. Breda V.V. Maaſtricht 1:2. F. C. Roer=
mond
Bredania Breda 3:0. P.S.V. N.O.A.D. 3:3. V.V.
Breda Wilhelmina den Boſch 1:2. Abteilung 5: Be Quick
Groningen Velocitas 2:3. Leuwaarden W. V.V. 4:3
Friſia Leuwaarden G.V.A.V. 3:3. Veendam Achilles
Aſſen 1:2.
Hockey=Ergebniſſe.
Süddeutſchland.

Repräſertativſpiel Südbayern Baden in München 1:0.
Schwaben Augsburg 1. F.C. Nürnberg 2:3. H.T.C. Nürn=
berg
Nürnberger H.Geſ. 3:2. H. T.C. Nürnberg Damen
Nürnberger H.Geſ. Damen 4:2. S. C. Stuttgart Damen Frank=
furt
1860 Damen 2:3. T.Gmde. Heidelberg II S.V. Gries=
heim/Elektron
7:2. Heidelberger T. V. F. V. Kaiſerslautern 3:2.
Not=Weiß Frankfurt Eintracht Frankfurt 6:0. Frankfurt 1860
S.C. Wiesbaden 1:6. Frankfurt 1860 II Damen S.C.
Wiesbaden I Damen 2:0. S.C. Germania Süd Frankfurt
T. S. G. Höchſt 2:3. S. C. Germania Süd Frankfurt Damen
T. S. G. Höchſt Damen 0:0. Eintracht Frankfurt II V.f.R.
Aſchaffenburg I 3:1. Griesheim/Elektron Damen T.V. Sach=
ſenhauſen
57 Damen 4:2. Frankfurt 80 Reſerve T.V. 1817
Mainz 9:1. Offenbacher Kickers Viktoria Aſchaffenburg 12:0.
Blau=Weiß Aſchaffenburg Wiesbadener H.C. 13:0. Blau=Weiß
Aſchaffenburg Damen Wiesbadener H.C. Damen 4:2,
Weſtdeutſchland.
Rot=Weiß Köln Eſſener T.F.C. 2:4. Rot=Weiß Köln
Damen Eſſener T.F.C. Damen 3:1. Duisburger Sp.V.
Uhlenhorſt=Mulheim (Ruhr) 2:2. Weſtdeutſchland A Weſt=
deutſchland
B (Auswahlſpiel) 6:1. Preußen Duisburg Meide=
richer
Sp.V. 1:1. Düſſeldorfer H.C. D.S.C. Düſſeldorf 2:3.
Turu Düſſeldorf S.u.S. Elberfeld 2:1. Eſſener S.V. 99
Schwarz=Weiß Barmen 4:1. Schwarz=Weiß Eſſen S.u. S.
Bielefeld 3:2. Bonner F.V. Aachen 06 9:2. H.T.C. Coblenz
H. T. C. Mülheim (Rhein) 0:2.
Berlin.

Berliner S.C. Brandenburg Berlin 5:2 (1). Berliner S.C.
Damen H.C. am Wannſee Damen 1:1. Brandenburg Dawen
S.C. Charlottenburg Damen 5:0. Zehlendorfer Weſpen
Berliner Turnerſchaft Damen 2:1.
Norddeutſchland.
H.C. Harveſtehude Hamburg Frankfurter S.C. 80 4:2.
Club zur Vahr Bremen Berliner H.C. 8:1.
Turnen.
Aus dem Mittelrheinkreiſe.
Der zur Wahl des Nachfolgers für den verſtorbenen langjährigen
1. Kreisvertreter Schulrat Schmuck=Darmſtadt vom Kreisvorſtande ein=
berufene
außerordentliche Kreisturntag tritt am Sonntag, den 28. No=
vember
, in Wiesbaden im Hauſe des T.= und Sp.=V. Eintracht zuſammen.
Da der 2. Kreisvertreter Schill auf ergangene Bitten, das Amt an=
zunehmen
, in der letzten Kreiszeitung erklärt hat, daß er wegen Ueber=
laſtung
dazu unter keinen Umſtänden in der Lage ſei, wird von dem am
27. November zuſammentretenden Kreisausſchuſſe ein Wahlausſchuß ge=
bildet
werden. Seitens des Gaues Frankfurt a. M. iſt nun bereits der
Vorſchlag, ſeinen 1. Gauvertreter Rektor Hans Schiller, Frankfurt a. M.,
zum 1. Kreisvertreter zu wählen, beim Kreisvorſtande eingegangen.
Auch einen neuen Schriftleiter für die Kreiszeitung hat der Kreisturntag
zu wählen, nachdem der Kreisvorſtand grundſätzlich die Trennung dieſes
Poſtens vom Amte des Kreisvertreters beſchloſſen hat. Das nächſt=
jährige
Kreisturnfeſt des Mittelrheinkreiſes in Darmſtadt wird ebenfalls
den Turntag beſchäftigen; dasſelbe findet am letzten Sonntag im Juli
auf dem vorzüglich geeigneten früheven Exerzierplatz zwiſchen Stadt und
dem neuen Hauptbahnhofe ſtatt; Vorſitzender des Feſtausſchuſſes iſt der
Gauvertreter des Main=Rheingaues, Oberreallehrer Karl Roth in
Darmſtadt.

Acht Berufsfahrer=Straßenrennen werden von der Jbus
während der Saiſon 1927 in Deutſchland veranſtaltet.
Charles Hoff, gegen den der amerikaniſche Leichtathletik=
Verband Landesverweiſung beantragt hatte, darf bis Juni 1927
un den U. S. A. bleiben.

Im Rundfunk iſt am Mittwoch abend die letzte Stunde des
Berliner Sechstagerennens (10 bis 11 Uhr) zu hören.

Die Maoris unterlagen einer Auswahlmannſchaft von De=
von
mit 22:6 Punkten.
*
Der Berufs=Straßenfahrer=Verband hat, dem Beiſpiel des
Deutſchen Rennfahrer=Verbandes folgend, ſeinen Eintritt in den
Bund Deutſcher Nadfahrer erklärt.

Deutſche Automobilausſtellung.

Der billige Wagen.

Die Stände, die vom frühen Morgen bis zum ſpäten Abend am
meiſten beſucht ſind das ſind die Stände der billigen Wagen. Was
noch vor etwa 3 Jahren, bevor Opel ſeinen Laubfroſch herausgebracht
hatte, als ſchier unmöglich galt, das iſt heute längſt erreicht: der Wagen
unter 4000 Mk. Der weſentliche Unterſchied zwiſchen damals und heute
beſteht aber darin, daß durch Herſtellung größerer Serien und durch An=
wendung
rationellerer Herſtellungsverfahren die einzelnen Automobil=
fabriken
heute in der Lage ſind, ihre billigen Wagen weſentlich preis=
werter
zu fabrizieren als damals. Opel iſt mit ſeinem Preis auf 2950
Mark für den kleinen Zweiſitzer heruntergegangen, der inzwiſchen ſeine
Laubfroſchfarbe verloren hat und von 3300 Mk. ab finden wir Vierſitzer
mit Komfort und in ſo guter techniſcher Durcharbeitung, wie der All=
tagsgebrauch
ſie verlangt.

Jeder Ausſtellungsbeſucher der Alten Halle kommt zunächſt auf den
Brennabor=Stand, wo auf einem Drehgeſtell der kinftige Brennabor=
Sechszylinder=Mokor gezeigt wird. Der Brennabor=Stand zeigt durch
mehrere Brennabor=Wagen der Typen 6/25 und 8/32 PS, wie preiswert
dank großzügiger Fabrikationsmethoden fabriziert werden kann. Der
6/25 PS Brennabor koſtet als vierſitziger Phaeton 4950 Mk., der 8/32
PS Brennabor als ſechsſitziger, offener Wagen 5950 Mk., und das ſind
Preiſe, denen auch die amerikaniſche Konkurrenz unterlegen iſt.
Der kleine Einzylinder=Hanomag iſt mit 2175 Mk. (als offener
Zweiſitzer) das billigſte aller Automobile, das es zu kaufen gibt. Der
kleine Hanomag iſt bekannt und populär geworden, bekannt durch ſeine
originelle Form und Aufmachung, populär dadurch, daß auf dieſem
kleinen Hanomag=Wagen viele bedeutſamen Erfolge in ſcharf beſtritte=
nen
Wettbewerben bei hohen Durchſchmittsgeſchwindigkeiten errungen
worden ſind. Vor allem war es der Hanomag=Ingenieur Butenuth,
deſſen bedeutſame Erfolge in den ſchwerſten Wettbewerben der letzten
beiden Jahre den Hanomag ſo bekannt gemacht haben, daß jedermann
heute weiß: der Hanomag kanns leiſten! Die Hanomag hat ihre Her=
ſtellungsverfahren
vereinfacht und dadurch verbilligt, und auch die Innen=
ausſtattung
der geſchloſſenen Hanomag=Wagen, die von 2500 Mk. an zu
haben ſind, iſt bemerkenswert. Mit ihren Verkaufserfolgen auf der
Ausſtellung ſind die Hanomag=Verkäufer ſehr zufrieden, kein Wunder,
denn für den weniger Begüterten, der zu Berufs= oder Weekend= Fahr=
ten
ein Auto haben möchte, iſt der Hanomag, das in der Anſchaffung
billigſte und im Betrieb ſparſamſte Fahrzeug.

Von Opel hatten wir bereits früher geſprochen. Die Aga, einſt
bahnbrechend im Bau eines preiswerten, vierſitzigen Gebrauchzwagens,
war durch den Stinnes=Zuſammenbruch in Rückſtand gekommen. Jetzt
ſcheint ſich die Aga wieder aufwärts entwickeln und weiter behaupten
zu wollen, und die Aga=Wagen auf der Ausſtellung (von 5250 Mk. auf=
wärts
) präſentieren ſich als gut aufgemachte und gut konſtruierte Ge=
brauchswagen
. Eine originelle Neuheit iſt der Lentz= Gebrauchs=
wagen
, eine Konſtruktion des Baurats Hugo Lentz. Dieſer als
Vierſitzer mit ſehr bequemer Sitzanordnung und ebenſo gediegener wie
praktiſcher Karoſſerie verſehene Lentz=Wagen 5/25 PS zeichnet ſich aus
dadurch, daß das Chaſſis aus einer gepreßten Stahlblechwanne beſteht,
die gleichzeitig den unteren Teil der Karoſſerie bildet. Die Vorteile
ſolcher Anordnung ſind a) erhöhte Stabilität, b) vereinfachte Montage.
Die Vorderachſe beſteht aus einem nahtlos gezogenen Stahlrohr, in
welchem die Steuerung ſtaubdicht geſchloſſen in konſiſtentem Fett läuft.
Die Vorderachſe benötigt keine Schmierſtellen. Sie kann auch als Pendel=
achſe
ausgebildet werden die Hinterachſe des Lentz=Wagens iſt Pendel=
achſe
(Schwingachſe). Die Hinterachſe wird mit oder ohne Differential
ausgeſſüihrt. Der Lentz=Wagen koſtet als Vierſitzer mit fünffacher Be=
reifung
3900 Mk.
Zu den intereſſanten Neuerſcheinungen gehört auch der Cyclon=
Sechszylinder, der mit 5950 Mk. der billigſte aller deutſchen Sechs=
zylinder
iſt. Die Cyclon=Limouſine koſtet 6800 Mk. Konſtruktiv wie
in ſeiner Aufmachung macht der Wagen einen vielverſprechenden Eim=
druck
; ob er ſich bewähran wird, ſoll die Praxis erweiſen.
Pluito gehört zu jenen Fabrikaten, die als Nachkriegsſchöpfungen
ſiele Beweiſe ihrer Brauchſbarkeit enbracht haben. Auf dem Pluto=Stand
vermiſſen wir die Angabe der Preiſe. Nicht nur in der techniſchen Aus=
führung
, ſondern auch in der geſchmackvollen Ausſtattung ihrer
Karoſſerie=Art ſind die Pluto=Wagen erſtklaſſig. Der inmitten des
Pluto=Standes aufgebaute Pluto=Sportzweiſitzer iſt eier der wenigen
Sportwagen auf dieſer Ausſtellung; daß er mit ſeiner windſchnittigen
Karoſſerie geſuchtes Schauobjekt der Sportsleute iſt, iſt erklärlich.

Ob Voran, das Fabrikat mit Vorderradantrieb, ſich durchſetzen
wird, wird ſich alsbald erweiſen. Als Innenſteuerlimonſine mit Wey=
mann
=Karoſſerie koſtet der Voran=Wagen nur 5600 Mark, als offener
Vierſitzer mit Weymann=Karoſſerie nur 4900 Mark, das ſind erſtaun=
lich
billige Preiſe, die davon zeugen, daß es dem neuen Voran=Werk
darum zu tun iſt, ſich einzuführen und durch Einführung zu behaupten.
Daß der Vorderradantrieb eine Zukunft hat, iſt jedem Techniker klar.
Mag zum Schluß noch auf N. S. U. hingewieſen ſein als ein Fa=
brikat
, das bekannt iſt durch ſeine vorbildliche Qualität. Die N. S. U.=
Wagen gehören nicht zu den ganz billigen Wagen, aber ſie gehören un=
beſtritten
zu den beſten mittelſtarken Gebrauchswagen, die es gibt. Wie
man hört, will auch N. S. U. demnächſt neue Typen ſchaffen die
jetzigen Modelle aber ſind ſo gut und ob ihrer Qualität ſo preiswert,
daß man ſie mr ungern miſſen wird.
Der D. E. W. (Deutſche Elektro=Wagen) iſt ein Stadtverkehrswagen,
den die Zſchopauer Motorenwerke J. S. Rasmuſſen bis zur Ausſtellung
herausgebracht haben. Der D. E. W.=Wagen wird elektriſch betrieben;
ſeine Betriebskoſten ſind, ſo billig, daß der D. E. W. als Autodroſchke
trotz ſeiner vierſitzigen Karoſſerie zum Motorraddroſchkenpreiſe fahren
kann. Wenn nicht alles täuſcht, werden wir D.E.W. in kurzer Zeit in den
meiſten deutſchen Großſtädten als geſuchte Autodroſchken finden.
Mag auch manches im deutſchen Kleinwagenbau noch mrit jungem
Moſt zu vergleichen ſein, unwirtſchaftliche Gärungsprodukten, wie ſie
noch vor wenigen Jahren im Berliner Salon zu ſehen waren, ſind zum
Nutzen deutſcher Volkswirtſchaft von der Bildfläche verſchwunden. Nie
iſt mit einer erſten Konſtruktion Vollkommenes geſchaffen worden. Wenn
aber Neukonſtruktionen zu ſo billigem Preis angeboten werden, daß
dadurch ein Kaufriſiko kaum beſteht, ſo läßt ſich gegen ſolhe Einfüh=
rungen
auch rein wirtſchaftlich nichts ſagen. Der Verkaufsgang auf den
Ständen des billigen Gebrauchswagen iſt faſt allgemein zufrieden=
ſtellend
. Soweit es ſich um bekannte Firmen handelt, wie Hanomag,
Brennabor, Opel, Mauſer, iſt er gut. Verkaufserfolge aber ſind der
deutſchen Automobilinduſtrie in ihrem Ringen gegen die Kampfpreiſe
ausländiſcher Fabrikate wahrlich zu wüſchen!
SiegfriedDoerſchlag.
Rugby.
Norddeutſchland und Süddeutſchland ſpielten 14:14.
Im Hindenburg=Stadion wurden am Sonntag 2000 Zu=
ſchauer
Zeuge eines raſſigen Rugbykampfes zwiſchen den Re=
präſentativmannſchaften
von Süd= und Norddeutſchland. In
der erſten Halbzeit war die nur aus Heidelberger Spielern be=
ſtehende
ſüddeutſche Fünfzehn merklich im Vorteil und konnte
auch mit 6:3 Punkken führend in die Halbzeit gehen. Nach dem
Wechſel lief der Norden zu hoher Form auf und es gelang ihm,
das Ergebnis auf 14:14 zu bringen. Für Süddeutſchland er=
zielten
Franz Leipert (zwei), Hans Leipert und Botzong vier
Verſuche, von denen einer erhöht werden konnte. Süddeutſch=
land
war im übrigen dadurch ſtark gehandicapt, daß der Heidel=
berger
Sing ſchon zu Beginn ausfiel und die Mannſchaft ſomit
den größten Teil des Kampfes mit nur 14 Mann beſtreiten
mußte. Für Sing ging Hans Leipert in die Dreiviertelreihe
zurück. Unter dieſen Umſtänden muß das Ergebnis befriedigen:
die ſüddeutſche Mannſchaft hinterließ in Hannover auch durch
hre techniſch feine Spielweiſe den beſten Eindruck.

Pferdeſport.
Rennen zu Krefeld.
Preis vom Wieſenhof; für Zweijährige. 2700 Mk., 1400 Meter:
1. K. Löwenſteins Poſtillon (Wermann), 2. Tip, 3. Lux. Ferner liefen:
Exzellenz, Rudi, Ballerina, Standrecht, Ahnburg. Tot, 63, Pl. 94, 13,
16:10. 26 Lg.
Preis von Niep. 2700 Mark, 1650 Meter: 1. E. Bormes und F.
Rothſchilds Mimoſa (G. Nagy), 2. Jugendliche, 3. Blocksberg. Ferner:
Grafenſtein, Tirano, Goldlack, Süindenbock, Minerva. Tot. 104, Pl. 30,
22, 59:10. 2½ Lg.
Rheinbahn=Jagdrennen; Herrenreiten. 2700 Mk., 3200 Meter: 1. J.
Möltgens Chibouk (Lt. Viebig), 2. Lavaletta, 3. Le Parodien. Fer=
ner
: Heidi, Dante, Leiſtung, Blau und Weiß, Bundesbruder Leibfuchs,
Artus, Javari, Anika, Roberta, Darub, Ibis. Tot. 74, Pl. N7, R,
27:10. 52 Lg.
Preis von Mohland. 2700 Mark, 1400 Meter: 1. Dr. E. Suckows
Selbſtbeſtimmung (H. Schmidt), 2. Finſternis, 3. Hilde. Ferner: Dom=
herr
, Champagner, Endymion, Rari, Aſparagus, Mohawk, Piſtole, Le=
fels
, Rhododondron. Tot. 282, Pl. 79, 33, 6:10. 32 Lg.
Herbſt=Jagdrennen; für Dreijährige. Ehrenpreis und 5000 Mark,
3200 Meter: 1. A. Vogdts Mirko (M. Oertel), 2. Partie, 3. Barca=
role
. Ferner: Lola, Melange, Fafnir, Sigurd, Ingwer, Miami, Iriſh
Bridge, Beethoven, Viſion. Tot. 27, Pl. 16, 18, 28:10. Kopf1½ Lg.
Budberger Jagdrennen; Herrenreiten. 4100 Mark, 3700 Meter:
1. Hr. und Herm. Baumgärtners Bandola (Hr. Herm. Baumgärtner),
2. Mutterlos, 3. Fechtmeiſter. Ferner: My Lord II, Raubritter, Gol=
dat
, Financier, Stattliche, Coeur d’Almée, Lord Offaly, Pfalzmädel,
Tot. 34, Pl. 21, 20, 40:10. 21 Lg.
Vierſener Ausgleich; 2700 Mark, 200 Meter. Erſte Abtei=
lung
: 1. Bormes Woge (J. Printen), 2. Rochebelle, 3. Sirokko.
Ferner: Südwind, Golderfatz, Francois I, Romdo, Mail, Teddy Bear,
Rohale, Legion. Tot. 67, Pl. 18, 16 16:10. 2½ Lg. Zweite
Abteilung: S. Weinbergs Saint Leonard (A. Zimmermann),
2. Asra, 3. Liebhaber. Ferner: Uranus, Morgenſtern, Emilio, Har=
riett
, Luſtgarten, Arie, Silvia, Zuchow. Tot. 90, Pl. 43, 23, 56:10.
24 Lg.
Strausberg.
1. Hönvwer=Hürdenrennen. Für Dreijährige. Ehrenpreis u.
2100 Mk. 2800 Meter. 1. Fürſt Lynars Adana (H. Kukulies).
2. Fechter. 3. Fritjof. F.: Nerita, Roſenracker, Immer Vorwärts,
Roſe Marie, Primadonna 2, Jvgno, Tirano, Landolo, Tullius.
Tot. 17, Pl. 14, 37, 15:10. 23 Lg.
2. Malua=Jagdrennen. 1600 Mk. 3400 Meter. 1. v. Roſaks
Blücher (W. Hauſer), 2. Irkutſk. 3. Harzreiſe. F.: Diamant, Mac
Adam, Turfball, Borgo, Fabiola, Fuchſie. Tot. 15, Pl. 15, 25,
57:10. 21½ Lg.
3. Vorkaufs=Flachrennen. 1600 Mk. 1250 Meter. 1. Stall
Halmas Melantho (H. Albers). 2. Enkel. 3. Wetterhexe. F.: An=
tilope
, Melia, Kadewitt, Neuland, Kriegsgewinnler, Kariſſima,
Rieſenſtein, Dorns Bruder, Proklamation, Alarid, Lori, Japs.
Tot. 80, Pl. 26, 17, 32:10. 3½ Lg.
4. Winter=Preis. Jagdrennen. Ehrenpreis und 2100 Mk.
4000 Meter. 1. Ch. Cooters Crodulité (H. Müſchen). 2. Kiß me
Quick. 3. Erdferkel. F.: Landroſt, Falter, Stummer Teufel, Eu=
lalia
, Baltazar, Le. Challenge, Rocky Tops, Venus 4, Falſum,
Gigerl. Tot. 118, Pl. 38, 42, 18:10. 62 Lg.
5. Labrador=Hürdenrennen. Für Vierjährige. 1600 Mk. 3000.
Meter. 1. C. H. Tuppaks Lichtung (Walter Heuer). 2. Kronos.
3. Alexander der Große. F.: Oriola, Blaufelche, Lava, Plutarch,
Vasko. Tot. 249, Pl. 18, 11, 12:10. 634 Lg.
6. Steher=Ausgleich. 2100 Mk. 2600 Meter. 1, O. Mays Ver=
dacht
(G. Jaeckel). 2. Streitfrage. 3. Paroid. F.: Colberg, Rita,
Escorial, Clothilde, Frasquita, Livonia, Märchen. Tot. 31,
Pl. 15, 22, 37:10. 22 Lg.
Felton gewinnt den Grand Prix de Marſeille‟.
Im Mittelpunkt der Marſeiller Sonntagsrennen ſtand der
mit 200 000 Franes ausgeſtattete Grand Prix de Marſeille‟,
ein Flachrennen über 2500 Meter. Die Beteiligung war mit
9 Pferden quantitativ nicht überragend, dafür waren aber, die
beſten Vertreter am Start. Wie vorauszuſehen war, machten
Felton und Olibrius das Rennen unter ſich aus, wobei Felton
dank ſeines um 4 Pfund günſtigeren Gewichtes über den Sieger
des Prix du Conſeil Municipal die Oberhand behielt. Das
Ergebnis:
Grand Prixe de Marſeille, 2500 Meter, 200 000 Frcs.: 1. M.
P. Moulines: Felton (E. Chancelier); 2. Mme. Fockenberghe’s
Olibrius (9. Luquet); 3. Cte. d’Eſtourmel’s Potkary (R. Vellay).
Ferner: Aethelſtan, Agami, Javelot, Chantereine III., Masca=
ras
, Tolodane. Tot.: 46, Pl. 18, 22, 44:10. 32 Längen.

Stimmen aus dem Leſerkreiſe.
Oür die Beriffentlichungen unter dieſer Ueberſchrift übernimmt die Redaktion keinerlei Ver=
Atortums; für ſie bieibt auf Grund des § 21 Abſ. 2 des Preſſegeſetzes in vollem Umfange
der Airfender verantwortlich.) Einſendungen, die nicht verwendet werden, fönnen nicht
zurückgeſandt, die Ablebmung nicht beavindet werden
Der Fall Pfeiffer, Kalb, Kleinlein.
Wie ein Blitz aus heiterem Himmel überraſchte die ſüddeutſche
Sportgemeinde das Urteil des Verbandsgerichts in den Fällen Pfeiffer=
Frankfurt, Kalb=Nürnberg, Kleinlein=Fürth und rief, mit Recht, allge=
meine
Erregung hervor.
Nachdem dieſe Spieler von ihrer nächſtzuſtändigen Behörde mit
leichten Strafen verurteilt wurden, glaubte wohl das Verbandsgericht
das Anſehen des Fußballſports zu heben, wenn es die Urteile der Gau=
behörden
als zu leicht befunden umſtieß und die genannten Spieler
mit je zwei Monaten Disqualifikation beſtrafte. Und dies nach mehr
als zwei Monaten!!
Obgleich dem Verbandsgericht das Recht des Urteils nach dem ſtar=
ren
Paragraphen nicht abgeſprochen werden darf, ſo hätte es doch im
Intereſſe des Sports beſſer getan, die Urteile der Gaubehörden beſtehen
zu laſſen, zumal bereits zwei Monate verſtrichen waren und die Spieler
in dieſer Zeit gezeigt haben, daß ihr Vergehen jenem Moment des Sich=
vergeſſens
entſprang, das, als in der Hitze des Gefechts begangen, nicht
aber als grundſätzlich rohes Spiel zu bezeichnen iſt.
Das Urteil des Verbandsgerichts berauht alſo die betreffenden Ver=
eine
ihres beſten Spielers in der zweiten Hälfte der Verbandsſpiele.
Gewiß, Ordnung muß ſein und Vergehen geahndet werden, dann aber
gleich und ohne jede Ausnahme (!).
Wie war es doch bei dem Pokal=Endſpiel im Frankfurter Stadion?
Zwei Spieler wurden des Platzes verwieſen und nicht beſtraft, weil
man ihr Vergehen ihrer großen Erregung zugute hielt!! Und in Dres=
den
wurde ein Münchener Spieler, der vor 10 000 Zuſchauern den
Schiedsrichter ohrfeigte, herausgeſtellt und mit nur vier Wochen Dis=
qualifikation
beſtraft, wovon in Anbetracht des Beginns der Verbands=
ſpiele
noch zwei Wochen im Gnadenwege erlaſſen wurden. (1)
Bei einem Bockenheimer Spieler, der einen Linienrichter ſchlug,
wurde die Anzeige im Intereſſe des Sportes zurückgezogen. (!) Es
häufen ſich in faſt allen Zeitungen die Klagen über bewußt unfair
ſpielende Hanauer Leute, und im Kicker, dem amtlichen Organ, werden
dieſe öffintlich benannt und Vereine, Spieler und Behörden vor ihnen
gewarnt. (!) Wo iſt hier der Verbands=Spielausſchuß? Oder wird mit
zweierlei Maß gemeſſen?
Jedenfalls darf man hoffen, daß es doch noch möglich iſt, das füber
die Fälle Pfeiffer, Kalb und Kleinlein gefällte rechtskräftige Urteil
in einem außerordentlichen Gnadenwege aus der Welt zu ſchaffen.
Ein alter Sportler.

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[ ][  ]

Seite 8

Montag, den 8. November 1926

Nummer 310

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Wir wissen alle, daß solche Körperübungen täg
lich nötig sind, um sich gesund, frisch und schlank
zu erhalten. Ein gesunder, kräftiger Körper ist
die Grundbedingung eines frohen tatkräftigen Lebens.
Ein Mensch, dessen Muskeln schlaff und mit über-
Hüssigem Fett bedeckt sind, ist nur ein halber Mensch;
er wird nie zum vollen Genuß des Lebens kommen.
Wer aber hat heute noch die Zeit, täglich zwei
Stunden Sport oder Körperübungen zu treiben
Niemand! Aber 10 Minuten des Morgens oder
abends hat auch der Beschäftigte für die Gesund-
erhattung
seines Körpers übrig. Und diese 10 Minuter
linde Massage mit dem natürlich wirkenden Punkt-
roller
ersetzen vollkommen zwei Stunden Sport oder
Körperübung.
Der Facharzt Dr. med. Wielter, der die Wir=
kung
des Punkt-Rollers bei zahlreichen Patienten
erprobt hat, echreibt: Der Punkt-Roller mit seinen
zahlreichen Kautschuk-Saugnäpfchen regt den träge
gewordenen Blutkreislauf zu neuer, vermehrter Tätig.
keit an. Das ab elagerte Fett wird resorbiert Die
Patienten verlieren in verhältnismäßig kür-
zester
Zeit ihre unerwünschten Fettdepots.
Es wird also das Auftreten unangenehmer, ja ge-
jährlicher
Komplikationen verhindert: Fettherz,
allgemeine Herzschwäche usw. Bei Patienten,
die aus Bequemlichkeit, Scham, Gelegenheitsmangel
oder sonstigen Gründen aymnastische Uebungen oder
Sport nicht treiben können, ist der Punkt-Roller
um so mehr zu empfehlen,
alle 10 Minuten Selbstmassage mit dem

Apparat 2 Stunden sporkliche Betäti-
gung
vell und ganz ersetzen.
Dadurch spart der Vielbeschäftigte Zeit und gibt doch
seinem Körper, was dieser mit gutem Recht bean-
spruchen
kann Menssana in corporeseno, Dr. med. W.
Der Punkt-Roller belebt den ermüdeten
Blut reislauf und den so überaus wichtigen
Stofkwechsel. In jedes Körperwinkelchen wird das
Blut gesaugt und scwemmt so Kraukheitskeime,
Zerfallsprodukte und Fett, die ein träger Blutkreis-
lauf
nicht mehr mit sich fortnehmen kann, aus dem
Körper durch Niere und Darin hinaus. Und das
alles durch nur 10 binuten tägliche Massage mit
dem Punkt- Roller‟. Diese 10 Minuten haben Sie
sicher übrig wenn es eilt, Ihren Körper mit neuer
Lebenskraft und Energie zu erfüllen, und die ein-
malige
Ausgabe von Mk. 12.50 oder Mk. 17.50 wird
gegenüber dem Zuwachs an Lebensfreude auch kein
Hindernis für Sie sein.
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Donnerstag, 11. November
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für die Mitglieder beider
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Redner: Direltor Dr. Ludwig Holländer=
Berlin. Dr. Norbert Einſtein=Berlin.
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Lustspiel
Charlie haut sich
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