Einzelnummer 10 Pfennige
N4
1
Ter
4.
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Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illufkrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit X verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſiattet.
Nummer 286
Freitag, den 15. Oktober 1926.
189. Jahrgang
27 mm breite Zeile im Kreiſe Darmſtadt 25 Reſchspfg.
Finanz=Anzeſgen 40 Reſchspfg, Rellamezelle (92 mm
brei 2 Reſchsmark. Anzeigen von auswärte 40 Reiſchpfg.
Finanz=Anzeigen 60 Reichspfg., 92 mm breite
Rellame=
zeiſe 300 Reichsmark. Alle Preiſe in Reichsmart
( Dollar — 420 Marll. — Im Falle höherer
Gewalt wie Krieg, Aufruhr, Sireit uſw erliſcht
jede Verpſichtung auf Erfüllung der
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aufträge und Teiſtung von Schadenerſatz. Bei
Konkurs oder gerſchtlſcher Beſtreſbung fäſlt ſeder
Rabaſt weg. Bankkonto: Deutſche Bank und
Darm=
ſtädter und Natſonalbank.
Dor neuen Berhanglangen iin eigane.
Kaſils Bericht über Romſenz.
Europäiſche Wirtſchaftszuſammenſchlüſſe.
* Berlin, 14. Okt. (Priv.=Tel.)
Heute vormittag fand in Berlin die mit Spannung
erwar=
tete Sitzung des Präſidiums des Reichsverbandes der Deutſchen
Induſtrie ſtatt, die inſofern eine beſondere Bedeutung erhielt,
als Geheimrat Kaſtl, der Führer der deutſchen Delegation, die
am letzten Wochenende in England weilte, über ſeine dortigen
Eindrücke Bericht erſtattete. Wie wir hören, haben die deutſchen
Induſtriellen einen recht günſtigen Eindruck von ihren „
Ver=
handlungen mit den engliſchen Induſtriellen bekommen. Es
iſt nicht zu unterſchätzen, daß ſich die Führer der Wirtſchaft
bei=
der Länder in perſönlichen Geſprächen einander näher
gekom=
men ſind. Was das ſachliche Ergebnis der Ausſprache angeht,
darf der Beſchluß, die Fühlungnahme fortzuſetzen und ſogar
demnächſt in Verhandlungen von Fachgruppe zu Fachgruppe
ein=
zutreten, bereits als poſitiv bewertet werden. Dieſe
Ver=
handlungen ſollen zunächſt in England ſtattfinden.
Da=
neben laufen aber auch Einladungen an die engliſchen
Induſtriellen zum Beſuch in Deutſchland. Es liegt jedoch
in der Natur der Sache, daß man auf eine baldige Einigung
im Sinne einer Erweiterung der bisher beſtehendem
internatio=
nalen Sonderabſchlüſſe nicht rechnen kann.
Das gilt beſonders für das Stahlkartell. Bereits die
Ver=
handlungen mit Belgien haben bewieſen, wie ungeheuer ſchwer
es iſt, wit einer nationalen Induſtrie zu verhandeln, der der
innere organiſatoriſche Aufbau ſo gut wie ganz fehlt. Es hat
erheblicher Bemühungen bedurft, die belgiſchen
Eiſeninduſtriel=
len ſelbſt erſt einmal zu einem Kartell zu vereinigen. Dieſe
Schwierigkeiten ſind, aber in England noch viel größer, weil
noch zahlreiche eiſenſchaffende Werke drüben in den Händen von
Privatperfonen ſind, die ihren ererbten Beſitz in traditioneller
Weiſe hüten und ſich nicht zu Formen durchringen können, die
naturgemäß ihren Individualismus erheblich beſchneiden
müß=
ten. In Belgien waren es etwa 16 eiſenſchaffende Werke, die
unter einen Hut zu bringen waren. In England ſind es deren
etwa 50. Dazu kommt, daß der engliſche Schutzzoll ſtets dafür
geſorgt hat, daß die engliſchen Werke auf einen kartellmäßigen
Zuſammenſchluß verzichten konnten. Die Frage der
Schutz=
zölle und die damit in Zuſammenhang ſtehende Frage
eines Preisniveaus wird weiter Gegenſtand von
Ver=
handlungen ſein müſſen.
Neben dieſen Verhandlungen mit England laufen
Ver=
handlungen mit der eiſenerzeugenden
Indu=
ſtrie der Tſchechoſlowakei, Oeſterreichs,
Un=
garns und Rumäniens, die einem Kartellzuſammenſchluß
dieſer Länder gelten. Wenn dieſe Verhandlungen zum Ziel
geführt haben, hätte das große Stahlkartell zwiſchen Deutſchland,
Frankreich, Belgien und Luxemburg mit dem geſchloſſenen
Oſt=
block als Verhandlungspartner zu rechnen, um auch dieſen im
den internationalen Block einzubeziehen.
Italiens Verſtimmung.
In Italien wurde das Eiſenkartell ſchon immer mit
miß=
trauiſchen Augen betrachtet. Daß aber auch jetzt England — der
Freund von Livorno — Miene macht, hierbei mitzutun, hat in
Italien außerordentlich verſtimmt. Davon zeugen
die Preſſekommentare, die wie auf einen Wink hin gegen die
jüngſten europäiſchen Kartellierungsbeſtrebungen in der ſchärfſten
Sprache zu Felde ziehen. Mit Recht allerdings weiſen die
Zei=
tungen darauf hin, daß Italien ein reines Verbraucherland ſei
und Rohmaterialien nicht beſitze. Die europäiſchen Länder aber,
die Rohmaterial fördern, werden aus dieſem Grunde kaum auf
einen internationalen oder intereuropäiſchen Zuſammenſchluß
verzichten können, wenn ſich die europäiſche Wirtſchaft gegenüber
den amerikaniſchen Rieſentruſten durchſetzen will. Es liegt aber
kein Grund vor, etwa aus dieſem Grunde eine Einheitsfront
gegen Italien zu ſchaffen, wie das der „Popolo d’Italia”
be=
fürchtet. Vielmehr wird Italien von einer Flottmachung der
europäiſchen Wirtſchaft nur profitieren können. Von weſentlicher
Bedeutung — auch für Italien — dürfte hierbei die Tatſache ſein,
daß der große Eiſentruſt keineswegs eine Erhöhung der Preiſe
anſtrebt. Dieſe Befürchtung iſt tatſächlich in den
Verbraucher=
kreiſen zum Ausdruck gekommen. Reichskanzler Dr. Marx hat
aber in ſeiner Eſſener Rede noch beſonders darauf hingewieſen,
daß ein Preisdiktat des Kartells keinesfalls in Frage kommen
könne. Die Zuſtimmung der eiſenverarbeitenden Induſtrie
Deutſchlands iſt ſchon ein Beweis gegen eine ſolche Befürchtung.
Im übrigen könnte die Folge eines befürchteten Preisdiktates
doch nur der
Zuſammenſchluß der Verbraucherkreiſe auf
gleicher internationaler Grundlage
ſein, der die intereuropäiſchen Wirtſchaftsintereſſen noch enger
verflechten würde. Anders als beim Stahltruſt liegen die Dinge
beim Internationalen Schienenſyndikat, das allerdings neben
Abreden über die Kontingentierung der Produkuon auch
Preis=
abmachungen enthält. Dieſe Preisabmachungen ſind aber
zu=
gleich noch ein hemmendes Moment für die Funktion des
Schienenſyndikates inſofern, als immer noch gewiſſe Fragen,
wie die Bevorrechtigung für die engliſchen Schutzgebiete als
Abſatzgebiet Englands zu löſen ſind. Auch dieſe Frage ſoll in
allerkürzeſter Zeit geklärt werden und man beurteilt die
Aus=
ſichten nicht ungünſtig. — Weitere Syndikate ſind geplant für
ge=
zogenen und gewalzten Draht. Die Verhandlungen hierüber
ſtoßen aber noch auf erhebliche Schwierigkeiten und noch weniger
günſtig wird das Projekt eines internationalen Kohlenſyndikates
beurteilt, das gleichfalls in den Beſprechungen zwiſchen den
deutſchen und engliſchen Induſtriellen geſtreift wurde
* Inrernatonale Serhandlungen.
Von unſerem A=Korreſpondenten.
Paris, 14. Oktober.
Europa wird politiſch und in erſter Linie wirtſchaftlich
neu=
opganiſiert. Der Krieg hat ſoviel Bände zerriſſen, die neueſte
Entwicklung die europäiſchen Nationen ſo ſtark wufeinander
angewieſen, daß, wenn jetzt eine Neuorganiſierung durchgeführt
wird, dieſe nur der dringendſten Notwendigkeit des Augenblicks
entſpricht. Es erübrigt ſich, gleich neue Mächſtekonſtellationen
mit einer Spitze gegen irgend wen zu ſuchen.
Die deutſch=franzöſiſchen Verhandlungen nehmen nach
hie=
ſiger Auffaſſung einen günſtigen Verlauf. Die Stimmung
ſchwankt zwar mitunter, aber das hat viel weniger Bedeutung
als man annehmen könnte. So war zum Beiſpiel die Aufnahme
der Rede des deutſchen Reichskanzlers entſchieden günſtig. Gleich
darauf verſuchte aber die äußerſte Rechte und ein Teil der
aus=
geſprochen engliſch orientierten Blätter dieſe günſtige Stimmung
mit dem Hinweis, daß der frühere Kaiſer aus Doorn nach
Hom=
burg reiſe, zu zerſtören. Aber dieſe Preſſekampagne ſcheint, an
der Wichtigkeit der ſachlichen Verhandlungen geweſſen, doch
vielleicht von untergeordneter Bedeutung zu ſein.
Aus Amerika kommen jetzt verhältnismäßig günſtige
Nach=
richten. Das heißt, für den Fall, daß die Ratifiziewung des
Schuldenabkommens ſchnell und glatt erfolgen wird. Die
Pla=
cierung der deutſchen Eiſenbahnobligationen wird nach der
Rati=
fizierung wohl auf keine prinzipielle Schwierigkeiten ſtoßen, was
aber noch durchaus nicht bedeutet, daß dieſe Art der
franzöſi=
ſchen Finanzſanierung in allen Finanzkreiſen der angloſächſiſchen
Welt gerne geſehen wird.
Die deutſch=engliſchen Wirtſchaftsverhandlungen in London
wurden von hier ſelbſtverſtändlich mit geſpanntem Intereſſe
ver=
folgt. Man zweifelt nicht an ihrer Bedeutung, betont aber in
ſonſt gut informierten Kreiſen, daß die auch von der
Finanz=
preſſe verbreitete Auffaſſung, wonach ſie ein Gegengewicht zu
den deutſch=franzöſiſchen Verhandlungen bedeuten ſollen,
durch=
aus einſeitig ſei.
Jedenfalls zeigt ſich die engliſche Wirtſchaftspolitik
fieber=
haft aktiv. Die Verhandlungen wit Rußland hat man wieder
aufgenommen. Daß Frankreich daran mittelbar ſtark intereſſiert
iſt, ergibt ſich von ſelbſt. Seitdem Caillaux bei ſeiner letzten
Miniſterpräſidentenſchaft den fpanzöſiſch=ruſſiſchen
Verhandlun=
gen einen wahrhaften Todesſtoß verſetzte, ſind die Beziehungen
zwiſchen Frankreich und Rußland immer ſchlechter geworden.
Und der neue franzöſiſch=rumäniſche Vertrag hat in Moskau
geradezu eine niederſchmetternde Wirkung ausgeübt. Vielleicht
bringt der „Höflichkeitsbeſuch” Kraſſins bei Chamberlain in der
ruſſiſchen Politik irgend eine neue Wendung. Die Pariſer
Börſe wartet geſponnt darauf.
Allen Hoffnungen zum Trotz iſt man in Paris verſtmmt.
Es liegt dies an der Inmenpolitik. Die Ratifiziewng des
Waſhingtoner Vertrags iſt für alle Parteien, beſondersaberfürdie
Linke peinlich. Wie ſage ichs meinen Wählern? Und daß man
auch ſchon in den beſtgeſinnteſten Rechtskreiſen über die baldige
Räumung des Rheinlandes und des Saargebietes — im
Zu=
ſammenhange wit der Mobiliſierung der Eiſenbahmobligationen
— offen ſpricht, iſt den dem Kabinett naheſtehenden
Rechtspoli=
tikern nicht minder peinlich.
Der Reichsverband der Oeutſchen Induſirie
zur Rede Silverbergs.
nahm in ſeiner heutigen Sitzung nach eingehender Ausſprache
einſtimmig folgende Entſchließung an: In der heutigen
Präſi=
dial= und Vorſtandsſitzung des Reichsverbandes der Deutſchen
Induſtrie wurde in Verbindung mit einer Beſprechung der
Er=
des Herrn Dr. Silverberg „Das induſtrielle Unternehmertum
in der Nachkriegszeit” eingehend erörtert. Als Ergebnis dieſer
Ausſprache wird folgendes einſtimmig feſtgeſtellt:
Die Mitglieder des Reichsverbandes der Deutſchen Induſtrie
ſind bei ihren Reden und Vorträgen in keiner Weiſe gebunden.
Sie haben das Recht, ihre Meinung frei zu äußern und ſind
keinem Mehrheitsbeſchluß unterworfen. Präſidium und
Vor=
ſtand ſind der Auffaſſung, daß ſowohl das Bekenntnis der
Unter=
nehmerſchaft zum Staat, als auch die Aufforderung zur
Zu=
ſammenarbeit zwiſchen Unternehmer= und Arbeiterſchaft nur
eine neue Betonung der auch bisher von den
Spitzenorganiſa=
tionen der Induſtrie verfolgten Ziele darſtellen. Präſidium
und Vorſtand des Reichsverbandes der Deutſchen Induſtrie
be=
grüßen alle Beſtrebungen, die geeignet ſind, die
Zuſammen=
arbeit zwiſchen Unternehmern und Arbeitern zu fördern. Zu
den parteipolitiſchen und parteitaktiſchen Auslegungen und
Aus=
wertungen der Rede des Herrn Dr. Silverberg nehmen
Präſi=
dium und Vorſtand keine Stellung, da es nicht Aufgabe des
Reichsverbandes der Deutſchen Induſtrie iſt, Parteipolitik zu
treiben.”
Widerſtände gegen das europäiſche Stahlkartell
don Verhandlungen über die Bildung eines Internationalen
Schienentruſts beginnen, deren Ergebnis von der Möglichkeit einer
engliſchen Mitarbeit am Internationalen Stahltruſt abhänge.
Die „Financial Times” hält es noch nicht für ſicher, daß das
europäiſche Stahlkartell überhaupt in Kraft treten werde, da dies
von der Zuſtimmung der Regierungen der beteiligten Länder
ab=
hänge. Die deutſche Regierung werde vorausſichtlich ihre
Ein=
willigung nur dann geben, wenn die Intereſſen der deutſchen
eiſenverarbeitenden Induſtrien in dem kommenden deutſch=
fran=
zöſiſchen Handelsvertrag genügend berückſichtigt würden. Ferner
machten ſich bereits in Belgien und Frankreich gewiſſe Wider=
ſtände geltend.
* Oſteuropa und die
litauiſch=
ruſſiſche Union.
Von
E. Murden.
Die Eingeweihten wußten ſchon längſt, daß zwiſchen der
Sowjetunion und Litauen etwas im Gange iſt. Bereits im Mai
dieſes Jahres, als die Sowjetregierung und Litauen ſich auf der
Moskauer Eiſenbahnkonferenz darüber einigten, daß Litauen
beim ruſſiſchen Tranſithandel der Vorzug zu geben iſt (daß
ſämtliche Tranſitwaren von Rußland nach Deutſchland über
Litauen gehen ſollen, wie es damals hieß, war wohl eine
Ueber=
treibung), wußte man, daß dieſer handelspolitiſchen Einigung
bald auch eine „hochpolitiſche” in der Art des „Berliner
Ver=
trages” vom April dieſes Jahres folgen ſollte. Die
Verhandlun=
gen über einen ſolchen Vertrag hatten ja auch ſchon früher
be=
gonnen und zogen ſich, bis nun der gegenwärtige
litauiſch=
ruſſiſche Vertrag am 30. September in Moskau unterzeichnet
wurde, faſt ein Jahr hin. Die einzelnen Beſtimmungen dieſes
Vertrages ſind aus der allgemeinen Preſſe bekannt. Als ſeine
wichtigſten Punkte müſſen die gegenſeitige
Neutralitäts=
zuſicherung (ſog. „Non=agression”=Klauſel), ferner aber die
An=
erkennung der Rechte Litauens auf das Wilnaer
Gebiet ſeitens der Sowjetunion betrachtet werden.
Der litauiſch=ruſſiſche Vertrag iſt von großer ſymptomatiſcher
Bedeutung für die geſamte Mächtekonſtellation
imheu=
tigen Oſteuropa. Seit der für Litauen ungünſtigen
Ent=
ſcheidung des Völkerbundes über die Wilnger Frage, ſeit der
Annäherung zwiſchen Polen und Rumänien, ſeit dem
unweiger=
lich jedesmaligen Scheitern des Randſtaatenbundes konnte der
aufmerkſame Beobachter aus dieſem ganzen Komplex eine immer
ſtärkere Gravitation des ziemlich iſolierten Litauens nach der
Seite der Sowjetunion hin herausfühlen. In dem
gegenwär=
tigen Vertrag gewinnt dieſe Gravitation eine unverkennbare
äußere und öffentliche Geſtalt. Seine unmittelbare diplomatiſche
Vorgeſchichte beſtätigt es. Kurz vor dem Beginn der Seſſion des
Völkerbundes Anfang September dieſes Jahres machte die
Sowjetregierung an Polen bekanntlich das Angebot eines
Neu=
tralitätspaktes. Wäre diefer Pakt zuſtandegekommen, ſo würde es
heute kaum mehr zu einem litauiſch=ruſſiſchen Vertrag kommen,
zumindeſt nicht in ſeiner gegenwärtigen Form. Allein unter der
allgemeinen Non=agression=Klauſel in jenem Paktangebot
ver=
barg ſich auf ruſſiſcher Seite (was von der Preſſe ſeinerzeit nicht
beachtet oder gar nicht bemerkt wurde) ein beſonderer Zweck: ſie
würde bedeuten, daß Polen im Falle eines Krieges zwiſchen der
Union und Rumänien wegen Beßarabiens neutral bleiben
würde. Die Annahme des ruſſiſchen Angebots würde alſo dem
erſt im April dieſes Jahres wieder erneuerten polniſch=
rumäni=
ſchen Freundſchaftsvertrage zuwiderlaufen, und ſo unterblieb ſie
denn auch. Nun aber ſtand dem litauiſch=ruſſiſchen Pakte nichts
mehr im Wege. Im Gegenteil: die weſtliche Bindung Polens
akzentuierte ſich mit ſeinem Eintritt in den Völkerbund noch
ein=
mal, und als ein Gegencoup kam nun die öſtliche Bindung
Litauen—Sowjetrußland.
Aus dem Geſagten ergibt ſich klar die Bedeutung des
Ver=
trages und ſeine beiden Spitzen: die eine, offene, richtet ſich gegen
Polen, die andere, verſteckte, gegen den Völkerbund.
Als die unmittelbare Veranlaſſung zum Abſchluß des
Ver=
trages werden auf litauiſcher Seite die Erhöhung des
Militär=
budgets durch Pilſudſki ſowie die Konzentration polniſcher
Trup=
pen an der litauiſchen Grenze bezeichnet. Mag ſein, daß dieſe
Argumente, beſonders das letztere, ſtark auch von ruſſiſcher Seite
bei den Vorverhandlungen durchgeſprochen worden ſind:
un=
zweifelhaft iſt, daß das abermalige Aufkommen Pilſudſkis in den
Litauern die wunden Reminiſzenzen an Wilna erneut aufgerührt
hat. Andererſeits aber ſind die wiederholten Verſuche Litauens,
Der Vorſtand des Reichsverbands der Deutſchen Induſtrie, die Rechtskraft des Beſchluſſes des Völkerbundsrates vom 15. März
1923, durch den das Wilnger Gebiet Polen zugeſprochen wurde,
anzufechten und insbeſondere über die Plenarverſammlung des
Völkerbundes ein Gutachten des Permanenten Schiedsgerichts im
Haag durchzuſetzen, ſtets ohne Erfolg geblieben. Geradezu einen
gebniſſe der diesjährigen Mitgliederverſammlung auch die Rede. Geiſt des Ueberdruſſes atmen vielmehr die Worte des
Vertrauens=
mannes des Völkerbundes Hymans, deſſen Vermittlungsverſuche
zwiſchen Litauen und Polen bekanntlich ſcheiterten, in ſeinem
Be=
richt an den Völkerbundsrat über den Beſchluß vom 15. März 1923:
„Une frontiére politigue Stant ainsi déterminée, selon la procédure
gui a 6t6 prerue par le Traité de Versailles et acceptée par
le Gouvernement Lithuanien, la guestion traité par le Conseil à.
sa derniere session appartiant, désormais, a Phistoire du litige
dui a retenn Lattention du Conseil et gue ses efforts avaient
depnis denx ans empéché de degenerer en un sonflit sanglant‟
(zu deutſch: „Da die politiſche Grenze nun gezogen iſt, gemäß
einem vom Verſailler Traktat vorgeſehenen und von der
litau=
iſchen Regierung akzeptierten Verfahren, ſo gehört die vom
Völkerbund in ſeiner jüngſten Seſſion behandelte Frage
nun=
mehr der Geſchichte eines Streites an, der zwei Jahre
lang den Völkerbund beſchäftigt hat und den die Bemühungen
des Völkerbundsrates verhindert haben, in einen blutigen
Kon=
flikt auszuarten” — ſ. Journal officiel des Völkerbundes,
Jahr=
gang 1923 Nr. 6, S. 664 f.). Durch dies Lasciate ogni esparanza
ſollte alſo das Schickſal der weiteren Bemühungen Litauens in
der Wilnger Frage beſiegelt werden. Auch ein ſo autoritativer
deutſcher Sachkenner wie Paul Roth hält ſie wohl auch für die
Zukunft für ausſichtslos. („Die Entſtehung des polniſchen Staa=
Nach einer Reuter=Meldung werden am 16. Oktober in Lon= tes”, 1926, S. 125).) In der Tat: wollte Litauen abermals die
Entſcheidung der Botſchafterkonferenz über das Wilnger Gebiet
vom 15. März 1923 angreifen, ſo würde es als Gegenpartei nicht
Polen, ſondern nunmehr jenen Mächten, die dieſe Entſcheidung
kraft Artikel 27 des Verſailler Traktats getroffen haben,
gegen=
überſtehen. Wollte alſo Litauen von dem Artikel 13 oder 15 des
Völkerbundspaktes Gebrauch machen, ſo ergäbe ſich die ſchwer
denkbare Sachlage, daß es jene Großmächte entweder vor ein
Schiedsgericht oder aber vor den Völkerbundsrat ſelbſt zitieren
und anklagen müßte.
Je ſtärker nun aber die Repulſion vom Völkerbund wurde,
deſto ſtärker wurde die Attraktion von Sowjetrußland, dem
gro=
ßen öſtlichen Nachbar, der bereits im Friedensvertrag mit Litauen
Seite 2
Freitag, den 15. Oktober 1926
Nummer 286
vom 12. Juli 1920 dieſem ſas Wilnaer Gebiet zugeſprochen, dann
freilich im Rigaer Vertrag mit Polen vom 18. März 1921 (
Arti=
kel III) die Frage der Zugehörigkeit dieſes ſtrittigen Territoriums
ausſchließlich einer Einigung zwiſchen Polen und Litauen
über=
laſſen hatte, nun aber doch ſich bereit fand, ſich dem litauiſchen
Standpunkt anzuſchließen, daß die Entſcheidung des
Völker=
bundes vom 15. März 1923 keine ſolche Einigung darſtelle, und
in dem gegenwärtigen ruſſiſch=litauiſchen Vertrag die Rechte
Litauens auf Wilna abermals ausdrücklich anerkannte.
Es wäre indeſſen voreilig, aus dieſem Anſchluß an
Sowjet=
rußland auf eine gänzliche Abwendung Litauens vom
Völker=
bund zu ſchließen. Im Gegenteil, dieſer Anſchluß ſoll eine Art
Rückverſicherung für Litauen darſtellen und damit, der Abſicht
nach, ein Mittel mehr, um auf den Völkerbund einzuwirken. Nicht
umſonſt hat der Berliner Geſandte Sidzikauſkas kurz nach der
Unterzeichnung des Vertrages nochmals einen (indirekten) Appell
an den Völkerbund gerichtet, den Streit zwiſchen Litauen und
Polen zu ſchlichten. Ob dieſes Mittel aber auch wirkſam iſt, kann
indeſſen bezweifelt werden.
Welche Vorteile bietet aber der Pakt den anderen Parteien
der Sowjetunion? Hat doch die Sowjetpreſſe über dieſen Pakt
als einen Sieg Tſchitſcherinſcher Diplomatie triumphiert. Dazu
hat ſie aber auch allen Grund. Ganz abgeſehen davon, daß die
Sowjetunion im Falle eines Konfliktes mit Polen in Litauen
einen Neutralen (und vielleicht, nach geheimen, von den beiden
Vertragsſtaaten freilich abgeſtrittenen Vereinbarungen ſogar
einen Bundesgenoſſen) finden wird: — mit der litauiſch=ruſſiſchen
Verſtändigung wird auch dem infolge der Zurückhaltung
Finn=
lands, namentlich aber gerade infolge des polniſch=litauiſchen
Streites ja ohnehin brüchigen Plane des baltiſchen
Staa=
tenbundes nun ein empfindlicher Stoß, wenn nicht vollends
ein Todesſtoß verſetzt. Freilich, es iſt nicht undenkbar, daß
ge=
rade nach dem offenen Hinüberſchwenken Litauens nach der
ruſ=
ſiſchen Seite hin, nun ein Bund Polens mit Lettland und Eſtland
(kaum mit Finnland, das immer mehr ſich der Loſung „kara.
da se” befleißigt) zuſtande kommt. Aber es würde nur ein
Teil=
bund ſein, geboren gerade aus der Akzentuierung der Gegenſätze.
Eine Akzentuierung der beſtehenden Gegenſätze in Oſteuropa
bedeutet aber der litquiſch=ruſſiſche Vertrag ſchon heute. In ihm
ſpiegelt ſich, nach dem oben Ausgeführten, die außenpolitiſche
Gruppierung der öſtlichen Mächte wie in einem Brennpunkt.
Symptomatiſch für die unmittelbare Verſchärfung der
Beziehun=
gen zu Polen iſt die Uebernahme auch der Miniſterpräſidentſchaft
durch Pilſudſki in der neuen polniſchen Regierung. Dieſe
Ver=
ſchärfung bedeutet freilich — für die nächſte Zukunft wenigſtens —
noch keine Kriegsgefahr: denn der Mächtigere im neuen Bunde,
die Sowjetunion, würde wegen Wilna keinen Krieg mit Polen
anfangen, und ſeinen Zweck, den „Alpdruck der Koalitionen”
ſei=
ner Randſtaaten ſich vom Leibe zu halten, hat er, zumindeſt fürs
nächſte, ja bereits durch den Pakt ſchon erreicht.
Milderung der Frankenfälſcher=Urteile.
Budapeſt, 14. Oktober.
Die königliche Kurie verkündete heute, das nunmehr
rechts=
kräftige Urteil im Frankenfälſcherprozeß. Darnach iſt die Strafe
des Prinzen Windiſchgrätz, da er des Verbrechens an der
Doku=
mentenfälſchung nicht ſchuldig befunden wurde, von vier
Jah=
ren Zuchthaus auf vier Jahre Kerker abgeändert worden. Die
gegen ihn verhängten Geld= und Nebenſtrafen blieben aufrecht.
Die Strafe Radozſys wurde von vier Jahren Zuchthaus auf
3½ Jahre Zuchthaus herabgeſetzt. An dem Strafmaß der
üb=
rigen Angeklagten wurden kleinere Aenderungen vorgenommen.
In dem Urteil der königlichen Kurie im
Frankenfälſcher=
prozeß wurden noch folgende Aenderungen an dem Strafausmaß
der unteren Inſtanzen vorgenommen. Die Strafe des Leiters
des kartographiſchen Inſtituts, Alexander Kurz, wurde von
einem Jahr Kerker auf ſechs Monate Kerker, die Strafe für
Geroes von eineinhalb Jahren auf ein Jahr Kerker, die Strafe
für Raba von einem Jahr auf zehn Monate Kerker und endlich
die Strafe des Kammerdieners des Prinzen Windiſchgrätz,
Ko=
vacs, von einem Jahre auf ſechs Monate Kerker herabgeſetzt.
Die Strafe der kleineren Angeſtellten des kartographiſchen
Inſti=
tuts wurde durch die ſeit Januar verbüßte Haft als vollſtändig
abgebüßt erklärt.
Die engliſche Gewerkſchaftsgeſetzgebung.
EP. London, 14. Oktober.
Wie der parlamentariſche Korreſpondent des „Daily
Tele=
graph” berichter, beſteht innerhalb der engliſchen Regierung trotz
der auf der Konſervativen Parteikonferenz gefaßten Beſchlüſſe
keine allzu große Neigung, einen Entwurf zur Abänderung der
Gewerkſchaftsgeſetzgebung noch, wie man vielfach anmahm, vor
Weihnachten durchzupeitſchen. Wenn auch die Frage noch der
Entſcheidung des Kabinetts unterliege, könne man nach den
beſtehenden Anzeichen ſchließen, daß die Angelegenheit bis zur
Seſſion des Jahres 1927 verſchoben werde.
Vom Tage.
Der Reichstag iſt endgültig für Mittwoch, 3.
Novem=
ber einberufen worden. Auf der Tagesordnung dieſer erſten
Plenar=
ſitzung nach der Sommerpauſe ſtehen zunächſt nur kleine Vorlagen.
Reichsfinanzminiſter Dr. Reinhold wird am Freitag von ſeiner
Reiſe nach Spanien in Berlin zurückerwartet.
Wie mitgeteilt wird, iſt es nicht zutreffend, daß den Arbeitern
aus dem Grenzgebiet des Saarlandes, welchen zu ihrer
Frankenentlohnung Markzuſchüſſe gewährt werden, dieſe letzteren
entzogen werden ſollen.
Nach Aufarbeitung einer außerordentlich umfangreichen
Tagesord=
nung wurde die Seſſion des Sächſiſchen Landtags
ge=
ſchloſſen. Die Neuwahlen ſür den kommenden Landtag finden
am 31. Oktober ſtatt.
Wie wir erfahren, iſt für die Auslandsdeutſchen im
endgültigen Reichswirtſchaftsrat eine geſetzliche
Vertretung vorgeſehen.
Die Nachrichten über eine Verminderung der
franzöſi=
ſchen Beſatzungstruppen im Rheinland werden in
Pariſer informierten Kreiſen als verfrüht bezeichnet.
Die öſterreichiſchen Beamten haben einen neuen
Ver=
mittelungsvorſchlag der Regierung abgelehnt.
Der bekannte franzöſiſche Großinduſtrielle Loucheur iſt in Wien
eingetroffen.
Die Demiſſion des jugoſlawiſchen Kabinetts iſt
vom König angenommen worden.
Wie verlautet, beſteht die große Wahrſcheinlichkeit, daß die
Regie=
rungskriſe in Südſlawien durch die
Wiederbetrau=
ung Uſunowitſch mit der Kabinettsbildung gelöſt werde. Es
wird von der Erweiterung der Koalition durch Einbeziehung der
Deutſchen geſprochen.
Der Zuſammenſchluß zwiſchen der rumäniſchen
National=
partei und der Bauernpartei iſt endgültig vollzogen worden.
Der neue ruſſiſche Botſchafter in Peking
Tſcher=
nych erklärte Preſſevertretern, die Sowjetregierung werde alles tun,
um den ruſſiſch=chineſiſchen Konflikt zu liquidieren.
In Moskau wird mit dem Abſchluß eines Kompromiſſes
zwiſchen Stalin und der Oppoſition gerechnet.
Briand har geſtern vormittag mit dem Sowjetbotſchafter
Ra=
kowski eine Unterredung über die ruſſiſchen Schulden gehabt.
Das engliſche Unterhaus wird am 25. und 26. Oktober
zuſammentreten, um wegen der Fortdauer des Bergarbeiterſtreiks den
Ausnahmezuſtand zu verlängern. Im Oberhaus wird die
Abſtimmung nur einen Tag in Anſpruch nehmen.
Die perſiſche Regierung hat deutſche
Sachverſtän=
dige aufgefordert, an Eiſenbahnbauten in Perſien mitzuwirken.
Die mexikaniſche Regierung hat die Grenzbehörden
an=
gewieſen, die ſchärfſten Maßnahmen gegen den
Waffen=
ſchmuggel zu ergreifen. Auch die Einfuhr von Revolvern und
Patronen iſt verboten worden.
Ein italieniſches Freizonen=Angebot an Ungarn
EP. Mailand, 14. Oktober.
Wie der Sonderkorreſpondent des „Secolo” aus Budapeſt
meldet, hat die italieniſche Regierung Ungarn eine Freizone
in den Häfen von Trieſt und Fiume angeboten, um den
ungari=
ſchen Ueberſeeverkehr über dieſe Häfen zu leiten und der
Mög=
lichkeit zuvorzukommen, daß Ungarn das ſüdſlawiſche Angebot
eines Freihafens in Spalato annimmt. Die italieniſche
Diplo=
matie verfolge die neueſte Endwicklung der ſüdſlawiſch=
ungari=
ſchen Beziehungen ſehr aufmerkſam. Der italieniſche Geſandte
in Budapeſt habe eine längere Unterredung mit dem
ugari=
ſchen Miniſterpräſidenten Bethlen gehabt, in der hauptſächlich
die Frage eines ungariſchen Adriahafens beraten worden ſei.
— Die italieniſchen Blätter heben die Vorteile des italiewiſchen
Angebotes für Ungarn hervor, das in Trieſt und Fiume bei
gleichen Tarifen wie in Spalato wodernere Hafeneinrichtungen
und bedeutend reichere Verkehrsmöglichkeiten vorfinde.
Der Prozeß gegen den Attentäter Juſth.
EP. Genf, 14. Oktober.
Die Verhandlungen gegen Iwan de Juſth, der am 10.
Juni im Völkerbundshauſe den Grafen Bethlen geohrfeigt hatte,
findet am Montag, den 18. Oktober, in Genf vor dem
eidgenöſ=
ſiſchen Geſchworenengericht ſtatt. Es wird ſeit dem Jahre 1891
das erſte Mal ſein, daß ein eidgenöſſiſches Geſchworenengericht
zuſammentitt. Präſident des Gerichtes wird der Bundesrichter
Virgine Roſſel ſein. Mitglieder des Gerichtshofes ſind die
Bundesrichter Soldati und Muri. Die Anklage wird von dem
Bundesſtaatsanwalt Graz vertreten. Der Angeklagte, der in
Paris als Journaliſt lebt, wird von dem Pariſer ſozialiſtiſchen
Anwalt Marius Moutet verteidigt werden. Die Anklage gegen
de Juſth iſt auf Grund der Artikel 42 und 43 des eidgenöſſiſchen
Strafgeſetzbuches aus dem Jahre 1853 erhoben worden.
Das preußiſche Rätſelrgten.
Die Koalitionsverhandlungen vorläufig
ergeb=
nislos. — Das „Nein” der Sozialdemokraten.
Berlin, 14. Oktober.
Die heutige Beſprechung über die Regierungsumbildung in
Preußen war nur von kurzer Dauer. An ihr nahmen außer dem
Miniſterpräſidenten Braun teil: für die Sozialdemokratiſche
Fraktion die Abgeordneten Heilmann, Leinert und Leid, für das
Zentrum die Abgeordneten Herold und Dr. Heß, für die
Demo=
kraten die Abgeordneten Falk, Riedel und Hoff. Sämtliche drei
Regierungsparteien erklärten ihre grundſätzliche Bereitſchaft zu
Verhandlungen. Die Sozialdemokraten wieſen darauf hin, daß
ſie zurzeit aus Gründen der inneren Geſchäftslage ſich
außer=
ſtande ſehen, ſofort praktiſch zu handeln. Damit war die
Be=
ſerechung beendet. Es dürfte nicht damit zu rechnen ſein, daß
vor dem 3. November, an welchem Tage bekanntlich der Landtag
nach der Pauſe wieder zuſammentritt, die Verhandlungen wieder
aufgenommen werden.
* Obwohl die Dinge ſo liegen, daß die Mitteilung über die
Verſchiebung der Regierungsumbildung an die Deutſche
Volks=
partei nur die Antwort auf eine Anregung war, die vor einigen
Monaten von dem Miniſterpräſidenten Braun ausgegangen war,
haben die Sozialdemokraten jedoch das Bild vollkommen
ver=
ſchoben und in hochmütiger Art von einem „dringenden Angebot
der Deutſchen Volkspartei” geſprochen, auf das einzugehen ſie
keine Neigung zeigten, während doch in Wahrheit das
Inter=
eſſe der Regierungsparteien an dem
Wieder=
eintritt der Deutſchen Volkspartei viel größer
iſt als umgekehrt das Interiſſe der Deutſchen Volkspartei,
die nur eine zumindeſt unbequeme Belaſtung auf ſich nehmen
würde. Daß bei dem Miniſterpräſidenten Braun, ebenſo wie bei
dem Zentrum der Wunſch nach Verbreiterung der Regierung
be=
ſteht, iſt unzweifelhaft. Herr Braun iſt aber noch lange nicht die
ſozialdemokratiſche Fraktion. Er hat ſich mit ſeinem Vorſchlag für
den Erſatz des Innenminiſters Severing eine Niederlage geholt,
denn ſein Kandidat war Noske. Er hat auch die Ernennung
Abeggs verhindern wollen, weil er die Rückwirkung auf die
Deut=
ſche Volkspartei vorausſah. Er hat es ſchließlich nicht einmal
er=
reichen können, daß ſeine eigene Fraktion für das
Hohenzollern=
abkommen ſtimmt und jetzt mußte er ſich erneut dem Gebot
ſei=
ner Fraktion fügen, daß die Verhandlungen mit der D.V.P.,
die eigentlich am Donnerstag nachmittag beginmen ſollten, bis
zum 3. November hinausgeſchoben werden.
Welche Abſichten die Sozialdemokraten mit der Methode
verfolgen, darüber gehen die Meinungen auseinander. Vielfach
wird angenommen, daß ſie gleichzeitig die Frage der Großen
Koalition im Reich aufwerfen wollen. Dem widerſpricht aber,
daß die überwiegende Mehrheit auch der Reichstagsfraktion bis
in die jüngſte Zeit hinein jede Beteiligung an der Regierung
abgelehnt hat und infolgedeſſen weder das Zentrum noch die
Demokraten geneigt ſind, das Experiment mit den
Sozialdemo=
kraten im Reich noch einmal zu machen. Wahrſcheinlich iſt der
Grund in ſehr primitiven parteimäßigen Erwägungen zu ſuchen.
Die Sozialdemokraten veranſtalten vom kommenden Sonntag ab
eine große Werbewoche und ſie befürchten bommuniſtiſche
Gegen=
wirkung, wenn ſie jetzt die Wevbetrommel rühren und nicht bloß
ihre Miniſter die Hohenzollernvorlage uterſchreiben, ſondern
auch die D.V.P. in die Regierung hineinnehmen. Sie fürchten,
daß dann ihre Werbewoche mit einem glatten Fiasko endet,
Vielleicht hofft die Sozialdemokratie auch, daß ſie die D.V.P.,
indem ſie ſie einfach antichambrieren läßt, mürbe macht und
ſchließlich ſehr viel billiger kauft. Die Andwort der D.V.P. auf
dieſe Einſtellung der preußiſchen Regierungsparteien wird nicht
cusbleiben. Bei der Haltung der preußiſchen
Regierungspar=
teien wird eine Fortſetzung der Unterhaltungen unmöglich
ge=
wacht. Vermatlich wird die D.V.P. dem Miniſterpräſidenten
davon in Kenntnis ſetzen, daß ſie es in Zukunft den anderem
Regierungsparteien überlaſſen wwird, mit Angeboten auf neue
Verhandlungen zu dommen, falls von der Seite Wert darauf
gelegt wird.
Die Entſchädigung der Reichsdeutſchen in Südtirol.
Berlin, 14. Oktober.
Wie wir erfahren, beſteht ein Schiedsgericht über die
Ent=
ſchädigungsfrage der Reichsdeutſchen in Südtirol, und zwar
zwiſchen der italieniſchen Regierung und der Intereſſenvertretung
der Reichsdeutſchen. Die Tiroler Deutſchen haben ihre Entſchädt
gungsanſprüche auf 51 Millionen Lire angegeben. Nach daß
letzten Nachrichten ſoll die italieniſche Regierung bereit ſein, 59
Millionen Lire zu zahlen und qußerdem zehn Grundſtücke frei
zugeben an Perſonen, deren Fall beſonders liegt. Ob der
Ver=
gleich zuſtande kommt, ſteht noch nicht feſt.
Fünfte Reichsſchulmuſikwoche
Veranſtaltungen in Mainz.
F.N. Sämtliche Teilnehmer des Kongreſſes fuhren am
Don=
nerstag nachmittag nach Mainz, wo in zwei Konzerten in der
Liedertafel die Städtiſche Muſikhochſchule Gelegenheit nahm, die
Art zu zeigen, wie ſie auch moderne und modernſte Muſik zum
Unterricht heranzieht und dadurch in weiteſte Kreiſe hineinträgt.
Vor dem erſten Konzert begrüßte Beigeordneter Hiemenz, der
Vorſitzende des Muſikausſchuſſes, in Vertretung des
Oberbürger=
meiſters die Gäſte und führte aus, daß ſich die Muſikhochſchule
eng mit den Ideen des Kongreſſes verbunden fühle, da auch ſie
Erneuerung der Volksmuſik durch Förderung wirklichen
Edel=
gutes erſtrebe. In enger Zuſammenarbeit mit der Schule wirke
ſie in ihren Knaben= und Mädchenchören, im gemiſchten Chor und
Männerchor und trage wertvolle Anregungen auch durch ihr
Orcheſter in das Volk hinein. Er gedachte dabei des
verdienſt=
vollen Direktors Hans Rosbaud, und des vorzüglichen
Chor=
leiters, Studienrat Heinrich Werlé.
Das erſte Konzert begann mit altheſſiſcher Kunſt, dem
Haupt=
ſatz einer Orcheſterſuite des Darmſtädter Hofkapellmeiſters
Chri=
ſtoph Graupner, die, ganz im Geiſte der erſten Hälfte des 18.
Jahrhunderts ſtehend, neben den Streichern den konzertierenden
Trompeten und Hörnern beſonders dankbare Aufgaben ſtellte.
Die ganze Friſche und Muſizierfreudigkeit jener ſo angenehm
problemloſen Zeit kam hier zur Geltung. Später ſpielte das
Bläſerorcheſter, das ſich als vorzüglich geſchult erwies, vier Sätze
der Suite für Bläſer und Schlaginſtrumente von Arnold
Men=
delsſohn Opus 62. Den Mittelpunkt des Konzertes nahmen die
Vorträge des Knaben= und Mädchenchors ein, in denen Werlé
die gute miuſikaliſche und ſtimmliche Erziehung des Chores
er=
wies und mit vorzüglichem Gelingen eine größere Anzahl
Be=
arbeitungen von Walther Rein darbot, in denen zu den einfachen
Weiſen der Kinderſtimmen Inſtrumente in freier Stimmführung
und modernem Klang hinzutraten, die oft in prachtvoller
Chrakte=
riſtik den Eindruck vervollſtändigten. Auch zwei Geſänge von
Lud=
wig Weber, einer der größten Hoffnungen unter den jungen
Ton=
ſetzern, bewegten ſich auf dieſem Gebiet. Dazwiſchen ſang Frl.
Roſe Landwehr vom Mainzer Stadttheater ſechs Lieder aus dem
„Marienleben” von Paul Hindemith, Deklamationsgeſänge von
großer Schwierigkeit, denen ſie geſanglich und muſikaliſch aufs
beſte gerecht wurde, unterſtützt durch die ganz hervorragende
Klavierbegleitung durch Herrn Direktor Rosbaud. Den Schluß
bildete ein wertvolles Werk für Orcheſter und Kinderchor von
Walther Braunfels „Die Ammenuhr” bei dem ſich der
Kinder=
chor trotz melodiſch und rhythmiſch großer Schwierigkeiten
be=
wundernswert gut hielt.
Nach einer Führung durch die Prachträume des
Kurfürſt=
lichen Schloſſes, unter anderem den Akademieſaal, in dem der
junge Mozart ſpielte, bei der Herr Profeſſor Neeb den
liebens=
würdigen Führer abgab, wurden die Teilnehmer in der
Stadt=
halle bewirtet, wo der Rheinwein bald eine echt rheiniſche
Stim=
mung hervorrief, und dann ging’s in das zweite Konzert in der
Liedertafel.
Vor dem Beginn ergriff Herr Profeſſor Keſtenberg=Berlin
das Wort, ſprach der Stadt Mainz und dem Beigeordneten
Hie=
menz wärmſten Dank des Kongreſſes für die gaſtliche Aufnahme
aus. Als im vorigen Jahre in Hamburg Darmſtadt als
Tagungsort vorgeſchlagen wurde, habe man anfangs gezögert,
ſchließlich aber wegen der Nähe des beſetzten Gebietes ſich dahin
entſchloſſen. Dieſer Entſchluß ſei ſehr glücklich geweſen, da in
Darmſtadt wie in Mainz die Arbeit unter einem günſtigen Stern
geſtanden habe. In beiden Städten haben ſich neue
Verbindun=
gen zwiſchen Schulmuſik und den ſtädtiſchen Muſikhochſchulen
er=
geben, die befruchtend wirken können. Er ſprach ſodann über die
hervorragende Erziehungsarbeit, die an der Mainzer Anſtalt in
verhältnismäßig kurzer Zeit geleiſtet worden ſei, und ſchloß mit
einem Hoch auf das goldene Mainz, in das alle begeiſtert
ein=
ſtimmten.
Das Abendkonzert ließ neben dem Kinderchor auch den
ge=
miſchten Chor der Hochſchule zu. Gehör kommen. Erſterer trug
ſehr weihevoll ein Geiſtliches Konzert von Heinrich Schütz in
Neu=
einrichtung von Werlé vor, letzterer zwei Chorvariationen von
E. Lendvai und zwei ganz beſonders ſtark wirkende Chöre von
Ludwig Weber. Die auf ſehr beachtenswerter Höhe ſtehenden
Lei=
ſtungen trugen Herrn Werlé große Ehren ein, einzig der zweite,
beſonders ſchwierige und umfangreiche Chor von Lendvai
ſchwankte in der Mitte etwas in der Intonation.
Noch bedeutſamer aber waren Werlés Leiſtungen als
Män=
nerchor=Dirigent, denn mit dem Männergeſangverein „
Frauen=
lob” kamen Chöre von Armin Knab, Doppelchöre von Lendvai
und zuletzt, als das Programm wegen der vorgeſchrittenen Zeit
gekürzt werden mußte, noch je ein Chor von Ludwig Weber und
Walther Rein ausgezeichnet zur Geltung. Es war ein wirkliches
Verdienſt, in ſolcher Fülle bedeutſame Erſcheinungen aus der
neueſten Chorliteratur zur Diskuſſion zu ſtellen.
Auch die beiden Orcheſtervorträge, der erſte Satz aus dem
Concerto grosso Nr. 2 von Ernſt Krenek und die zum Teil ſehr
bizarre, ſtets aber feſten Geſtaltungswillen zeigende
Kammer=
muſik Nr. 1 von Paul Hindemith — die „Geſichte” von B. Sekles
mußten aus dem ebenerwähnten Grund ausfallen — waren
auf=
führungstechniſch ausgezeichnete Leiſtungen, für die ſich auch eine
Reihe ſehr guter Soliſten mit voller Hingabe einſetzte. Die
Wir=
kung der neuartigen Werke war ſehr verſchiedenartig; viele
Schul=
geſangsfachmänner lehnten ſie völlig ab und ſchwuren, nie etwas
derartiges muſizieren zu laſſen, andere, mit neuem Stil mehr
ver=
traut, dürften wertvolle Anregungen empfangen haben, alle aber
waren einig in dankbarer Geſinnung und höchſter Achtung den
beiden Künſtlern gegenüber, die ſich der Rieſenarbeit der
Ein=
ſtudierung unterzogen haben, Direktor Rosbaud und
Studien=
rat Werlé.
*Chodowiecki.
Zum 200. Geburtstag am 16. Oktober.
„War ich in Geſellſchaft, ſo ſetzte ich mich ſo, daß ich eine
Gruppe oder auch nur eine einzige Figur überſehen konnte, und
zeichnete ſie ſo geſchwind und mit ſo vielem Fleiß, als die Zeit
oder die Stetigkeit der Perſonen es erlaubte. Bat niemals um
Erlaubnis, ſondern ſuchte es ſo verſtohlen zu machen; denn wenn.
ein Frauenzimmer — und zuweilen auch eine Mannsperſon —
weiß, daß man’s zeichnen will, ſo will es ſich angenehm ſtellen
und verdirbt alles. Ich habe ſtehend, gehend, reitend gezeichnet;
ich habe nach Gemälden wenig, nach Gips etwas, viel nach der
Natur gezeichnet. Bei ihr fand ich die meiſte Befriedigung, den
meiſten Nutzen; ſie iſt meine einzige Lehrerin, meine einzige
Füh=
rerin, meine Wohltäterin. Wo ich ſie finde, werfe ich ihr einen
Kuß, wenn auch nur in Gedanken, zu; dem reizenden Mädchen,
dem prächtigen Pferde, der herrlichen Eiche, dem Strauche, dem
Bauernhaus, der Abendſonne und dem Mondlicht — alles iſt mir
willkommen und mein Herz und mein Griffel hüpfen ihm
ent=
gegen. Aber wie ſehr werde ich betrübt, wenn mit aller Mühe und
Sorgfalt ich das nicht zu erreichen vermag, was ſie mir vorzeigt.”
So ſchreibt Chodowiecki ſelbſt in ſeiner Eigenbiographie, wie
er arbeitete und wie er den Weg zur Kunſt fand. Dieſer Zeichner
und Kupferſtecher Daniel Chodowiecki, deſſen 200. Geburtstag es
am 16. Oktober zu gedenken gilt, iſt — das ſtellt ihn in ſeiner
Art einzig hin — ohne jede Protektion, ja ohne beſondere Schule,
ohne Vorbild und Meiſter zu dem bedeutendſten Künſtler des
18. Jahrhunderts geworden. Dieſer Tatſache danken wir ein faſt
lückenloſes Kulturbild des 18. Jahrhunderts, denn Chodowiecki
hat alles, was er ſchuf, bis auf ganz wenige Ausnahmen, in
denen freie Phantaſie waltete, aus dem Leben geſchöpft. Er hat
ſich bei ſeinem zeichneriſchen Schaffen aber niemals auf einen
engeren Umkreis beſchränkt. Zahlloſe Reiſen bis in das hohe
Nummer 286
Freitag, den 15. Oktober 1926
Seite 3
Der Parteitag der franzöſiſchen
Radikalſozialiſten.
Vor der großen Auseinanderſetzung mit den
Sozialiſten.
* Paris, 14. Okt. (Priv.=Tel.)
Am Donnerstag, den 14. Oktober, begann in Bordeaux die
Jahrestagung der radikalſozialiſtiſchen Partei, die in ganz
Frankreich mit außerondentlicher Spannung erwartet wurde.
Ihr Ausgang wird nicht nur für die franzöſiſche Innenpolitik
von großer Bedeutng ſein, auch für die zukünftige franzöſiſche
Außenpolitik hängt viel von dem Ausgang der Tagung ab, die
für das Schickſal der Demokratiſchen Partei auf Jahre hinaus
beſtimmend ſein kann.
Die radikalſozialiſtiſche Partei wird ſich zu entſcheiden haben,
ob ſie ſich den Sozialiſten nähert, um mit ihnen eine
gemein=
ſame Linkspolitik zu betreiben, oder ob ſie den Weg einer
Mittelpolitik fortſetzen ſoll. Es handelt ſich hier nicht vur um
die weitere Beteiligung an der gegenwärtigen Regierung,
ſon=
dern auch um die Berückſichtigung der Senatswahlen, die im
Januar 1927 ſtattfinden werden. Zurzeit iſt allerdings keine
Linksregierung möglich, aber die Januarwahlen könnten eine
Verſchiebung aller Kräfte nach links mit ſich bringen, die ein
Linkskabinett ermöglichen würde. Es bedarf dabei nur einer
geringen Vermehrung der Stimmenzahl der Linksgruppen im
Senat, wofür allerdings ein Zuſammengehen mit den
Soziali=
ſten bei den Wahlen Vorausſetzung wäre. Dazu iſt aber wieder
eine entgegenkommende Haltung der Radikalſozialiſten den
So=
zialiſten gegenüber nötig. Auf der anderen Seite bietet die
wei=
tere Beteiligung an der nationalen Regierung lockende
Perſpek=
tiven und vor allem die Möglichkeit, auf das Kabinett
Poin=
caré einen direkten Einfluß auszuüben.
Herriot hat ſich für ſeine Perſon dahin entſchieden, das
Kabinett Poincaré zu unterſtützen, nachdem ihm die Bildung
einer Linksregierung ſo kläglich mißlungen war. Es wird nun
an ihm ſein, dieſe Politik vor dem Parteitage zu verteidigen.
Vermutlich wird Caillaux ihm umgehend antworten. Wie
er=
innerlich, ſtand auch während des Parteitages 1925 in Nizza
das Rededuell Herriot=Caillaux im Mittelpunkt der Beratungen.
Damals war Caillaux Finanzminiſter im Kabinetr Painlevé,
Herriot Präſident der Kammer. Herriot griff die Finanzpolitik
Caillaux” an und trug einen Sieg davon: Wewige Tage ſpäter
mußte Caillaux auf ſeinen Miniſterpoſten verzichten. Seitdem
haben Herriot und Caillaux ihre Poſitionen gewechſelt. Heute
iſt Herriot Miniſter und Caillaux ſteht in der Oppoſition.
Her=
riot wird auf dem Parteitag die Sozialiſten dafür
verantwort=
lich machen, daß ſie es ihm nicht ermöglichten, eine
Linksregie=
rung zu bilden. Caillaux wird ſeinerſeits Herriot angreifen,
der das Miniſterium Briand ſtürzte, indem er ihm die
verlang=
ten Vollmachten verweigerte.
Durch die radikalſozialiſtiſche Partei geht ſchon ſeit längerer
Zeit ein Riß, der bisher wur oberflächlich verdeckt wurde. Am
deutlichſten kam dies in der Sitzung der Kammer vom 31. Juli
d. J. zum Ausdruck, als Poincaré das Vertrauensvotum für
ſeine Finanzreformporſchläge ſtellte und von den 136
Mitglie=
dern der radikalſozialiſtiſchen Partei 56 für die Regierung
ſtimmten und nur 31 gegen ſie, während der Reſt ſich der
Stimme enthielt, oder der Sitzung fernblieb. Ueber die
Nach=
folge Herriots als Vorſitzender der Partei wird wohl kaum ein
ernſtlicher Streit endbrennen, nachdem Sarraut aus
Geſundheits=
gründen auf ſeine Kandidatur verzichtet hat. Statt ſeiner wird
in erſter Linie Malvy genannt. Es kommen neben ihm
Dala=
dier, Chautemps und Renoult in Frage. Ueber die innere
Poli=
tik wird der Abgeordnete Berthon berichten. Er hat ſich in
letzter Zeit bereits mehrfach darüber geäußert: „Keiner von
uns” ſo eta führte er aus, „hat das Kabinett Poincaré mit
beſonderer Freude begrüßt, weil ihm zuviel unſerer Gegner
an=
gehören; die Anweſenheit von Perſönlichkeiten, wie Herriot,
Painlevé und Briand in dieſem Kabinett bietet uns eine
ge=
wiſſe Garantie.‟ Dieſe Aeußerung mit ihrem „einerſeits” und
„audererſeits” dürfte für die geſamte Politik des
radikalſozia=
liſtiſchen Parteitages charakteriſtiſch ſein. Die Pariſer Blätter
haben mit ihrer Prognoſe ſicherlich nicht unrecht, wenn ſie
be=
haupten, daß es bei dem Parteitag zwar recht hoch hergehen
werde, die Gegenſätze ſchließlich aber doch äußerlich überbrückt
würden. Nur die eine Frage bleibt offen: Wird man ſich nach
links oder rechts orientieren? Und es iſt zu bezweifeln, daß
auf dieſe Frage eine beſtimmte Antwort erteilt wird.
Tat
Herriots Perteidigungsrede.
Der Kongreß der Radikalen Partei in Bordeaux iſt heute
vormittag in Anweſenheit von etwa 200 Teilnehmern durch den
Abgeordneten Archimbaud eröffnet worden, der in ſeiner
Eröff=
nungsanſprache der Hoffnung Ausdruck gab, daß die Radikale
Partei geſtärkt aus dem Kongreß hervorgehen werde. Die
Spal=
tung der Partei, die von ihren Feinden vielfach erwartet werde,
werde nicht eintreten. In der Nachmittagsſitzung hielt
Her=
riot ſeine große Rede. Er verteidigte in der Hauptſache
ſeinen Eintritt in die Regierung Poincaré. Die
Rede enthielt in der Einleitung die Ankündigung, daß er,
Her=
riot, nicht mehr für den Poſten des Partei=
Prä=
ſidenten kandidieren werde. Der hiſtoriſche Rückblick,
der die Verteidigung einleitete, ging auf das Jahr 1919 zurück,
wo Herriot zum Partei=Vorſitzenden gewählt worden war. Die
Ergebniſſe der radikalen Regierungs=Tätigkeit nach den Mai=
Wahlen vom Jahre 1924 auf dem Gebiete der Außen= wie der
Innenpolitik wurden von Herriot ausführlich aufgezählt, ebenſo
auch die Schwierigkeiten erörtert, die ſich auf finanzpolitiſchem
Gebiete ergaben und die dazu führten, daß vom April 1924 bis
Oktober 1926 das Schatzamt insgeſamt 17 656 Millionen für die
Rückzahlung der kurzfriſtigen Schulden auswerfen mußte.
Herriot ſetzte ſich dann eingehend mit den Vorwürfen
ausein=
ander, die gegen ſeine Angriffe gegen das Kabinett
Briand, die zu deſſen Sturz führten, erhoben worden ſind.
Seiner Verteidigung gegen dieſe Vorwürfe werde er jedoch die
Rückſicht auf die Einheit der Partei überordnen. Den
Haupt=
punkt der Rede bildete die Verteidigung ſeines Eintritts in die
Regierung Poincaré. Dieſe Rechtfertigung gab Herriot in einer
ausführlichen Darſtellung des Verlaufs der Regierungskriſe, die
mit den kritiſchen Zeiten der Entwicklung der franzöſiſchen
Finan=
zen und des Franken zuſammenfällt. In dieſem Zuſammenhang
ſagte Herriot u. a.: „Sie wiſſen, inmitten welcher Schwierigkeiten
ich die Kabinettsbildung übernommen habe, inmitten der
ent=
feſſelten Leidenſchaften. Man forderte offen zum Morde auf.
Wenn man die damals ausgetauſchten Telegramme veröffentlichen
würde, ſo würde man ſehen, wie man eine Panik onganiſierte.”
Herriot verlas weiter ein Schreiben des Gouverneurs der Bank
von Frankreich vom 21. Juli, einen Tag nach der Bildung des
Kabinetts Herriot, wit dem die Einſtellung der Zahlungen des
Staates angedroht wird, falls die Regierung nicht irgendwelche
Mittel, z. B. aus dem Verkauf von Deviſen, zur Verfügung
ſtellen könnte. Als er am 23. Juli ſich innerhalb einer Stunde
über ſeinen Eintritt in das Kabinett Poincaré entſcheiden mußte,
habe er nicht mehr die Partei=Inſtanzen befragen können und
eine perſönliche Entſcheidung treffen müſſen. Eine Kataſtrophe
hätte die Arbeit und die Erwartungen vernichtet; ſie hätte dem
radikalen Programm den Boden entzogen.
Herriot verſicherte dem Kongreß weiter ſeine treue
Anhäng=
lichkeit an die Partei und ſagte: Ich bin und werde immer ein
Radikal=Sozialiſt ſein; ich werde auf die Gewalt nicht mit der
Gewalt, auf die Beleidigung nicht mwit der Beleidigung antworten.
Ich wünſche, daß die große Radikale und Radikal=Sozialiſtiſche
Partei einen Aktionsplan aufſtellen und vertreten wird, der ſich
ſelbſt genügt und dem Wunſche der großen demokratiſchen
Mehr=
heit Frankreichs entſpricht, deren Vertreter wir ſind. Ich wünſche,
daß die Partei ihren Weg fortſetzt, der zur ſozialen Organiſation
führt und daß ſie wiſſe, daß in der Entwicklung des
Syndikalis=
mus das beſte Mittel beſteht, eine moderne Geſellſchaft zu
or=
ganiſieren.
Eine ſtürmiſche Opation für Herriot.
Die Rede Herriots auf dem Radikalen Parveikongreß wird
allgemein als ein großer oratoriſcher Erfolg aufgefaßt. Sie war
auch mehrmals von Beifall unterbrochen und am Schluß folgte
ihr eine ſtürmiſche Ovation für Herwot. Unter dem Eindruck der
Rede legte im Namen der Departementsfederation der Delegierte
Gavaudan eine Entſchließung vor, in der Herriot aufgefordert
wird, an der Spitze der Partei zu bleiben. Herriot lehnte es
jedoch ab, dieſe Entſchließung zur Abſtimmung zu bringen, da
jetzt die Frage der Präſidentſchaft der Partei noch nicht auf der
Tagesordnung ſtehe.
Oemiſſion des ungariſchen Kabinetts.
Miniſterpräſident Bethlen hat Donnerstag abend 7 Uhr dem
ungariſchen Reichsverweſer die Demiſſion des Geſamtkabinettes
überreicht.
Der Reichsverweſer nahm von der Demiſſion Kenntnis und
behielt ſich die Beſchlußfaſſung vor. Einſtweilen beauftragte er
den Miniſterpräſidenten Bethlen mit der vorläufigen
Weiter=
führung der Staatsgeſchäfte.
* Was man in Romſenz nicht
beſprochen hat.
Von unſerem (O=Korreſpondenten.
London, 14. Oktober.
Wo auch immer eine internationale Beſprechung ſtattfindet,
ſchwirven die Gerüchte wie Sommermücken in der Luft, und je
vertraulicher die Beſprechung angelegt iſt, um ſo ſchlimmer ſteht
es damit, vollends dann, wenn es ſich nicht um eine vertrauliche
Unterredung von zwei leitenden Staatsmännem handelt, ſondern
von einer größeren Zahl allbekannter, höchſt bompetenter
Per=
ſönlichkeiten handelt, und wenn es endlich einmal nicht eine
poli=
tiſche, ſondern eine wirtſchaftliche Konferenz iſt. Sir Robert
Horne hat in einem Geſpräch erklärt, er bedaure, daß die ganze
Zuſammenkunft nicht ein Geheimnis geblieben ſei, denn das
Uebelſte bei einer ſolchen wie die ſtattgefundene ſei, daß die
Er=
wartungen gleich zu hoch geſpannt würden, und es müßten im
Geſchäft doch ſtets zwei Faktoren mit in Rechnung gezogen
werden: Ungewißheit und Enttäuſchung. Es wurde nun
frei=
lich ein Communigué ausgegeben. Das Schlimme bei ſolchen
Veröffentlichungen iſt wur, daß man ſtets mehr in ihnen ſucht,
als im Wortlaut ausgedrückt werden konnte. Und das
Hinein=
egen iſt ſelbſtverſtändlich um ſo naheliegender und
unvermeid=
licher, je weniger an greifbaren Tatſachen, d. h. an eigentlichen
journaliſtiſchen Nachrichten darin geboten wird.
maligen Communigué irgendeine Kritik üben zu wollen, das
wäre ſo gefährlich wie lächerlich. Aber man kann ſich doch
er=
dreiſten, Eines zu ſagen. Es hat kaum je ein Communiqué
ge=
geben, das durch ſeine Faſſung und ſeinen Inhalt ſo klar
er=
kennen ließ, was eben der leitende Gedanke der Unterhaltungen
war, und was infolgedeſſen ausgeſchloſſen bleiben mußte. Sir
Robert Horne hat das kennzeichnende Wort „Geſchäft” gebraucht.
Es iſt alſovon Politik überhaupt nicht geſprochen
worden. Und doch brachte der oft genannte „Diplomatiſche
Korreſpondent” des „Daily Telegraph” heute eine Auslaſſung
über die politiſche Tragweite der Unterhaltungen, und der
Haupt=
punkt des Artikels iſt die ev. Bedeutung derſelben für das
Ver=
hältnis von Deutſchland und England zu Rußland. Er ſpricht
von den Verkaufskrediten ſeitens Deutſchlands. Die deutſchen
Bankiers und Induſtriellen, von denen eiige in Romſey
ge=
weſen, hegten den dwingenden Wunſch, „daß ſich die britiſche
Finanz an ihren zweifelhaften ruſſiſchen Wagniſſen beteiligen
ſollte.”
Wir können die ganzen geiſtreichen Spekulationen des Herrn
Profeſſors mit der einfachen Erklärung eines deutſchen
Teil=
nehmers an den Unterhaltungen abmachen: „Von Raßland
iſtüberhaupt kein Wort geſprochen worden.” Wir
möch=
ten aber den nächſten Abſatz der Auslaſſung des Korreſpondenten
noch hinzufügen. Herr Kraſſin hat ſich vor einigen Tagen in
einem von uns wiedergegebenen Interview über die
Notwendig=
keit der Erreichung von langfriſtigen britiſchen Krediten auf 16
bis 20 Jahre ausgeſprochen, ohne die eine Ausdehnug des
wirt=
ſchaftlichen Programms Rußlands unmöglich ſei umd ebenſo die
ſeiner Einfuhr.
Der Korreſpondent fügt heute dem Obengeſagten hinzu:
„Mr. Kraſſin, der Sir Auſten und Bankiers der City im Laufe
dieſer Woche aufſuchen wird, hofft, daß unſere deutſchen Beſucher
die Ausſichten für eine Erlangung von ſeiner Regierung ſo
dringend nötigen Anbeihen oder Krediten ſeinerſeits gebeſſert
haben. Es bleibt abzuwarten, ob die britiſchen Delegierten in
Romſey von den deutſchen überzeugt worden ſind, daß es vom
britiſchen Geſichtspunkt aus ratſam iſt, Moskau in dieſem
Zeit=
punkt zu helfen.”
Es muß noch einmal energiſ chdarauf hingewieſen werden, daß
die deutſchen Delegierten in keiner Weiſe verſucht haben, die
britiſchen zu überzeugen. Im übrigen iſt es intereſſant
feftzu=
ſtellen, daß dieſer Korreſpondent eines ſo weit geleſenen
Rechts=
blattes ſo trefflich über die Abſichten und Hoffnungen des
Ver=
treters der Sowjet=Republik orientiert iſt, wie der Vertreter des
Arbeiter= und Trade Umion=Blattes „Daily Herald”
Von verſchiedenen Londoner Blättern wird berichtet, daß
außer den allgemeien gemeinſamen Unterhalungen der 22
Teil=
nehmer an der Beſprechung noch wichtige Zwiegeſpräche zwiſchen
den Vertretern gleicher Induſtriezweige Britanniens und
Deutſchlands ſtattgefunden haben. Das trifft nicht zu. Eine
ſolche Spezialiſierung konnte nicht im Rahmen des Angeſtrebten
liegen, einer ganz preliminaren Einleitung zur Gewinnung einer
gemeinſchaftlichen Baſis für die wünſchenswerte Verſtändigumg.
Es braucht zum Schluß kaum erwähnt zu werden, daß die Idee
der Schaffung eines Europablocks mit einer eventuellen Spitze
nach Ueberſee als eine reie Zukunftsphantaſie keiwerlei
Er=
wähnung gefunden hat.
Alter hinein brachten ihn von einem Ort zum anderen, von einem
Volk zum anderen, und überall hat er, was ſein reich ſehendes
Auge erblickte, mit manchmal bewundernswerter Treffſicherheit
feſtgehalten, ſo daß ſeine weit über 2000 überkommenen Stiche
und Zeichnungen ein faſt lückenloſes Abbild des Lebens, in erſter
Linie der weich und gefühlvoll eingeſtellten Wertherzeit,
wider=
ſpiegeln.
Wenn man die Summe ſeiner Arbeiten zuſammenfaßt
regiſtriert ſind 2075 Radierungen auf 978 Platten, die Zahl
ſei=
ner Zeichnungen aber beträgt, da für die meiſten Stiche
verſchie=
dene Entwürfe gefertigt wurden, weit über 4000 —, ſo ergibt ſich,
daß Chodowiecki, deſſen ganzes Leben tatſächlich nur aus
künſt=
leriſchem Arbeiten beſtand, der im wahren Sinn des Wortes
ein Genie des Fleißes war, der furchtbarſte deutſche Künſtler
überhaupt geweſen iſt. Die Summe ſeiner Arbeiten reicht faſt an
den fruchtbarſten Künſtler der Welt, Leonardo da Vinci, heran.
Leonardo da Vinci aber war ein Künſtler, der weit über ſein
Land hinaus tätig war und deſſen vielſeitige Talente ihn auf
vielen anderen Gebieten feſſelten, während Chodowiecki ein rein
deutſcher Maler war.
Wenn man weiß, daß Chodowiecki auf viele Künſtler, die nach
ihm kamen, ungemein befruchtend gewirkt hat bis weit in das
19. Jahrhundert hinein, ſo iſt die Summe ſeines fruchtbaren
Schaffens noch unendlich ausgedehnter. Sein Fleiß, ſeine
Ar=
beitskraft, die keine Grenzen kannte, dazu eine unglaubliche
kör=
perliche Leiſtungsfähigkeit, die ihn bis in das hohe Alter hinein
am Skizzenbuch und an der Staffelei tätig ſein ließ, trugen ihm
naturgemäß die Früchte ein, die zu einem ſorgenfreien Daſein
erforderlich waren. Er hing am Leben und ſtand mit beiden
Füßen feſt im Leben, wie er ſeine künſtleriſchen Motive, wie
er=
wähnt, nur aus dem friſch pulſierenden Leben ſchöpfte. Seine
Schaffensfreudigkeit lieh ihm auch den Humor, der aus vielen
ſeiner Stiche heute noch friſch und lebendig ſpricht.
Chodowieckis künſtleriſches Schaffen war in ſeiner
Mehr=
heit der Illuſtration von Romanen und Kalendern gewidmet und
fand dadurch eine ungeheuere Verbreitung. Sein ſicherer Blick
für das Charakteriſtiſche der Umwelt und des Lebens laſſen ſeine
Zeichnungen heute noch lebendig erſcheinen. Daneben war er
ſelbſtverſtändlich ein Kind ſeiner Zeit, die weich und gefühlvoll,
ſentimental war, und ſeine beſondere Begabung für
Illuſtrations=
kunſt ließ ihn mit unfehlbarer Sicherheit aus Romanen und
Er=
zählurgen die Szenen herausgreifen, die inhaltlich für die
zeich=
neriſche Darſtellung die dankbarſten waren. Typiſch dafür ſind
ſeine wundervollen Kupferſtiche zu Goethes Werther. Er hat
die=
ſen Goetheroman mit ſeltener Tiefe erfaßt, für ſeine Kunſt das
Charakteriſtiſche herausgeſchält, ſo, daß die Himburgſche Aus=
Daniel Chodowiecki.
gabe von Gothes Schriften durch dieſe Wertherilluſtration
einen ganz beſonderen Wert erhält. Viele dieſer Bilder, ſo die
Szene, in der Lotte den Kindern Brot ſchneidend dargeſtellt iſt,
und andere ſind zu ungeahnter Berühmtheit gelangt. Unzählig
ſind ſeine Illuſtrationen zu Romanen, Kalendern und
Alma=
nachen. Er hat Illuſtrationen zu Schillers „Räuber” gezeichnet
und zu Leſſings „Minna von Barnhelm”, in deren letzteren er
den Rokokogeiſt wie kein anderer gemeiſtert und uns überliefert
hat. Er hat Werke von Klopſtock und Wieland, Voltaire,
Shake=
ſpeare und viele, viele andere illuſtriert. Das in der Menge
die=
ſer Arbeiten nicht jedes Bild ein Meiſterwerk iſt, bedarf keiner
Erörterung. Chodowiecki blieb da, wo er aus dem Leben ſchöpfte,
natürlich wahr und lebendig. Nur von ſeinen freier Phantaſie
entſtandenen Blättern kann das hin und wieder nicht geſagt
werden. Aber auch ſie bilden einen Beitrag zu dem Spiegelbild
ſeiner Zeit. In vielen Kupferſtichen hat er ſatiriſch die
Schwä=
chen ſeiner Umwelt apoſtrophiert. Der Berliner Genealogiſche
Kalender, den die Königliche Akademie der Wiſſenſchaften
her=
ausgab, brachte ihm im Jahre 1769 einen ſo großen Erfolg, daß die
Akademie ihm die Illuſtrationen ſämtlicher Jahrgänge übertrug.
Bei allen äußeren Erfolgen blieb Chodowiecki, und das
zeich=
net dieſen Meiſter ganz beſonders aus, beſcheiden. Er blieb wohl
ein Genie des Fleißes und der Kunſt, aber er hielt ſich frei vom
Virtuoſentum in ſeiner Kunſt wie im Leben. Wenn er in ſeinen
Aufzeichnungen an einer Stelle ſagt: „Nein, lieber Mann, wenn
du auch dein ganzes Leben nach dem Leben zeichneſt, wirſt du am
Ende des Lebens fühlen, daß dir noch vieles zu lernen übrig
blieb und du nicht zuviel gezeichnet haſt”, und weiter an anderer
Stelle: „Ich halte, daß, wo Genie iſt, da iſt auch Liebe zur Kunſt,
und wo dieſe iſt, iſt notwendig Fleiß”, ſo charakteriſiert das dieſen
ſeltenen Menſchen und Meiſter mehr, als eine ausführliche
Bio=
graphie es tun kann. Chodowiecki zeichnete tatſächlich noch auf
ſeinem Sterbebette, und wenige Monate vor ſeinem Tode, da ihn
in der Nacht einen Ohnmachtsanfall ankam, mitten in der Arbeit,
beſaß er noch den Humor, ſich ſelbſt in dieſer Situation zu zeichnen.
Unzählige Sammler der letzten Jahrhunderte bewahrten und
bewahren Stiche Chodowieckis als koſtbares Gut. Die größte, faſt
vollſtändige Sammlung ſeiner Radierungen, die das Berliner
Kupferſtichkabinett beſitzt, umfaßt 32 große Foliomappen. Goethe,
deſſen „Werther” Chodowiecki ohne Vorwiſſen des Dichters
illu=
ſtiert hatte, urteilte nach der Fertigſtellung dieſer Stiche: „Die
zarten und ſchönen Vignetten von Chodowiecki machen mir viel
Vergnügen, wie ich überhaupt dieſen Künſtler über alle Maßen
Dr. E. Kth.
verehre.”
— Der deutſche Dichter Hermann Keſſer wird in der
führenden franzöſiſchen Literaturzeitſchrift „Mercure de Franc”=
Paris von dem bekannten franzöſiſchen Germaniſten Jean=
Eduard Spenlé im Rahmen einer 16ſeitigen Abhandlung als
einer der europäiſchen Dichter der Menſchlichkeit gefeiert. Vor
allem in den Novellen („Schweſter”, „Lukas Langkofler” uſw.)
er=
blickt er den formvollendeten Ausdruck des Zeitgefühls. Die
Dra=
men („Summa Summarum” „Die Reiſenden” uſw.), die in der
„reinen Seele” des Dichters ihren Urſprung hätten, und das
kulturpolitiſche Bekenntnisbuch „Von Chaos zur Geſtaltung” mit
den „mächtigen Eſſays” ſind, ihm übereinſtimmende Beweiſe,
Spenlé bezeichnet das Lebensweri Keſſers als das „moraliſche
Dokument einer ganzen Epoche‟
Seite 4
Freitag, den 15. Oktober 1926
Familiennachrichten
Statt Karten.
Ihre am Samstag, den 16. Oktober,
nachmittags 2½ Uhr, in der
Petrus-
kirche stattfindende Trauung
be-
ehren sich anzuzeigen
Marie Sauerwein
Walter Küchler
Darmstadt
Moobergstrasse 79.
*27077)
Ihre Verlobung beehren sich
anzuzeigen
Oretel Dörr
Willy Küchler
Darmstadt, 16. Oktober
Weinbergstr. 23 Moosbergstr. 79
Herzlichen Dank
für die uns anläßlich unſerer
Vermählung erwieſenen
zahl=
reichen Aufmerkſamkeiten.
Fritz Krämer und Frau
Bertel, geb. Böhme.
Darmſtadt, den 15. Oktober 1926.
(*27042)
Klavierſtimmer
Emil Schultze
Kammermuſiker i. R.
Schießhausſtr. 29
Auskunft auch bei
Thies Nachfolger
Eliſabethenſtr. 12
(226886mfg)
Strümpfe w.angeſtr.,
Paar80, H. W k. geſt.w.
Roßdörferſtr. 23, I.
(*27057)
Küchenherde
werden fachgem. rep.
Alter Schlachthausplatz 7,
Schloſſerei (27023fik i
Dameu= u. H.=Rad
wie neu, bill. z. verk.,
evtl. Teilz Karlſtr. 14,
Laden. (*26888mf=
Für die zahlreichen Glückwünſche
und Blumenſpenden zu unſerer
Silberhochzeit ſagen wir auf
dieſem Wege unſern
verbind=
lichſten Dank.
Karl Wagner und Frau
Grafenſtraße 8. (27021
Für die außerordentlich zahlreichen
Glückwünſche anläßlich meines 25jährigen
Dienſtiubiläums ſage ich auf dieſem Wege
meinen herzlichen Dank, da es mir bei
der übergroßen Zahl der Eingänge
un=
möglich iſt, ſedem einzelnen meinen
Dank auszuſprechen.
Bonin, Bürgermeiſier
Wembach. (14909
Todeg=Anzeige.
Heüte morgen 5 Uhr entſchlief
ſanft mein lieber Mann, unſer
herzensguter Vater,
Schwieger=
vater, Großvater, Schwager und
Onkel
Adam Dußmann
nach kurzem ſchweren Leiden im
Alter von 74 Jahren.
Die trauernden Hinterbliebenen:
Eliſabeth Dußmann. geb. Kohlmann
Familien Gg. Schaller u. Diehl.
Darmſtadt, den 14. Oktober 1926.
Beſſungerſtr. 87
(B. 14940
Die Beerdigung findet Samstag
nachmittag 3½ Uhr von der Kapelle
des Waldfriedhofs aus ſtatt.
Krieger=
18
Verein
4
Geſtern verſchied unſer lieber
Kamerad und langjähriges
Mit=
glied
Bahnbeamter i. R.
Die Beerdigung findet
Sams=
tag, den 16. d. Mts., nachmittags
3½ Uhr, auf dem Waldfriedhof
ſtatt.
Treffpunkt am Eingang zum
Friedhof.
(14960
Der Vorſtand.
Zurückgekehrt Dr. med Mayer
prakt. Arzt und Kinderarzt.
Elisabethenstr. 70 (1486½a) Tel. 3030
hase ich durch Oebrauch
5.Obermevers Medizinal=Herba=Seife
beſeitigt, nachdem bis dahin alle anderen
an=
gewandten Aittel verſagten. Poſtaſſ. P. in P.
Per St. M. —,6S, 30%o verſtärkt M. 1.- Zur
Nachbehandlung iſt Herba=&reme beſonders
zu empfehlen, Zu hab, in all. Apoth., Drog. u. Parf.
T9. 9:
Nachruf.
Am 9. Oktober ſiarb in Charlottenburg
unſer Ehrenmitglied
Königl. Preuß. Staats= und Kriegsminiſter a. D.,
Chef des ehem. Grenadier=Regiments Graf Gneiſenau Nr. 9,
und 2 la suite des ehem. Füſilier=Regiments Nr. 80,
von 1895 bis 1898 Kommandeur des ehem. Infanterie=
Leibregiments Großherzogin (3.Großh. Heſſ.) Nr. 117,
im Weltkrieg Führer der T. Armee und Oberbefehlshaber
der Küſienverteidigung,
Ehrenbürger der Stadt Kaſſel,
Erſter Präſident des Deutſchen Reichskriegerbundes
„Kyffhäuſer”,
Ritter des hohen Ordens vom ſchwarzen Adler,
Ritter des Ordens Pour 16 merite mit Eichenlaub,
Ritter des Kreuzes der Groß=Komture des Königl.
Haus=
ordens von Hohenzollern mit Schwertern,
Ritter des Eiſernen Kreuzes I. Klaſſe und Inhaber
anderer hoher und höchſter Orden.
Tief erſchüttert ſiehen wir an der Bahre eines echt
deutſchen Mannes, der mit ſeder Faſer ſeines Herzens
dem deutſchen Vaterland im Krieg und Frieden, in
glücklichen und ſchweren Zeiten diente. Unſer Verein
wird das Andenken des hochverehrten Heimgegangenen
in hohen Ehren halten.
Darmſtadt, den 14. Oktober 1926.
714964
Der Vorſtand des Vereins ehem. 117er
Darmſtadt.
Todes=Anzeige.
Nach kurzem, ſchverem Leiden verſchied heute
am 14. Oktober mein treubeſorgter, unvergeßlicher,
heißgeliebter Mann, unſer Bruder, Schwager u. Onkel
Snheim Piaff
im 68. Lebensjahr.
Mühl=Arzt
In tiefer Trauer:
Marie Pfaff, geb. Neumeiſter.
Nieder=Ramſtadt, den 14. Oktober 1926.
Bahnhofſtraße
(14963
Die Beerdigung findet Sonntag, den 17. Oktober,
nachmittags 4 Uhr, vom Trauerhauſe aus ſtatt.
Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe inniger Teilnahme,
welche uns bei dem Ableben unſeres lieben
Entſchlafenen zu teil wurden, dankt im Namen
der Hinterbliebenen herzlichſt
Frau R. Stecher Wwe.
Darmſtadt
(*27072
Schießhausſtraße 29.
Dankſagung.
Herzlichen Dank für alle erwieſene
Liebe und Teilnahme.
Kläre Stockhauſen
und Kinder.
Darmſtadi, den 13. Oktober 1926. (u4941
Heute, am 12. Oktober 1926,
iniſchlief mein lieber Mann, unſer
lieber Vater, Bruder, Großvater,
Schwiegervater, Schwager und
Onkel
im 70. Lebensjahr.
(14966
In tiefer Trauer:
Frau Eliſabeth Pfaff Bwe.
geb. Geibel und Kinder
gleichzeitig im Namen aller
Angehörigen.
Nieder=Ramſtadt, d. 12. Okt. 1926.
Die Beerdigung findet am Freitag,
den 15. Oktober, nachm. 3 Uhr, ſtatt.
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Nummer 286
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Samstag, 16. Dktober, abends 8½ Uhr: Offentl. Vortrag:
„Die erliegende und auferſtehende Kirche des Abendlandes”
Dr. Alfred Heidenreich=Frankfurt a. M.
Sonntag, 17. Oktober: Herbſtfeier in Nieder=Ramſtadt mit
Menſchen=Weihe=Handlung (Näheres in den kirchlichen Anzeig.)
Montag, 18. Oktober, abends 8½ Uhr: Oeffentl. Vortrag:
„Das Chriſtentum und die Frauenfrage‟, Martha Heimeran=
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Frankfurt a. M.
Alle Vorträge finden von jetzt ab wieder in der Städt. Akademie
für Tonkunſt, Eliſabethenſtr. 36, ſtatt.)
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13723e
[ ← ][ ][ → ]Nummer 286
Freitag, den 15. Oktober 1926
Geite 5
Aus der Landeshauptſtadt.
Darmſtadt, 15. Oktober.
— Heſſiſches Landestheater. Zahlreichen Anregungen entſprechend,
hat die Generaldirektion einen weiteren Kartenverkauf
einge=
richtet, und zwar in der Bücherſtube Alfred Bodenheimer,
Rhein=
ſtraße 24. Dort werden auch zu den Zeiten, in denen die Tageskaſſen
des Landestheaters geſchloſſen ſind, bis halb 6 Uhr nachmittags, Karten
für die Abendvorſtellung bereitgehalten. Außerdem werden nach wie
vor Kartn bei Heinrich Arnold, Wilhelminenſtraße 9, und am
Verkehrsbureau abgegeben, jedoch auch hier nur Karten für
den betreffenden Abend, nicht für den folgenden Tag. Der
Karten=
vorverkauf für die übrigen im Spielplan angekündigten Vorſtellungen
findet nur an den Tageskaſſen zu den üblichen Kaſſeſtunden von 10—1
Uhr vormittags ſtatt.
Um den vielfach geäußerten Wünſchen des Publikums
entgegenzu=
kommen, wird am Mittwoch, den 20. Oktober, abends 7.15 Uhr, im
Großen Haus die Operette „Der Vogelhändler” als
Voltsvor=
ſtellung zu ermäßigten Preiſen (1—4 Mk.) gegeben.
— Ortsgewerbeverein und Handwerkervereinigung Darmſtadt. Die
Mitglieder werden nochmals auf den am Freitag, den 15. ds. Mts.,
abends 8 Uhr im „Weißen Saal” des Reſtaurants Kaiſerſaal,
Grafen=
ſtraße, (Zutritt vom Kino=Eingang rechts) ſtattfindenden Vortrag des
Herrn Dr. von Gerhardt, Dozent an der Univerſität Frankfurt a. M.
über: „Volkswirtſchaftliche Anſchauungen im
Wan=
del der Jahrhunderte” aufmerkſam gemacht. (Näheres ſiehe
Anzeige.)
— Ev. Markusgemeinde. Der Oktober=Vortrag im Gemeindehauſe,
den Herr Pfarrer Vogel „Ueber das Eheleben — von
glück=
lichen und unglücklichen Ehen in ihren Urſachen” hielt, hatte
eine zahlreiche Zuhörerſchaft aus der Gemeinde und ihrem
Freundes=
kreiſe zuſammengeführt; handelte es ſich doch, wie der Vorſitzende, Hr.
Helmreich, im Eingangswort treffend bemerkte, um ein ernſtes Thema
für unſer Volkstum, welchem das Heiligtum der Ehe und die Familie
als Zelle für Gemeinde und Staat zu ſchützen iſt. Herrn Pfr. Vogel iſt
der aufrichtige Dank ſeiner Gemeinde gewiß, daß er aus ſeinen reichen
Erfahrungen langjähriger Seelſorge heraus einen in der Gegenwart
der Nachkriegszeit ſo viel erörterten und ſo viel umſtrittenen Gegenſtand
wie die Ehe einer allſeitigen ernſten und eingehenden Betrachtung
unter=
zog. Wenn dieſe, weder als philoſophiſche Abhandlung, noch als
Sen=
ſation, ſondern als ehrliche Ausſprache gedacht, gleich im Beginn einer
ſo modernen Erſcheinung wie dem „Ehebuch” des Grafen Herm.
Keher=
ling von 1925 mit literariſchen Beiträgen von einigen zwanzig geiſtig
hochſtehenden Perſönlichkeiten nicht aus dem Wege ging, ſondern betonte,
daß die dort in 24 Varianten gegebene Problemſtellung höchſtens einer
Auswahl von hochkultivierten Menſchen dienen könne, ohne mit ihren
Erkenntniſſen eine Löſung zu geben, ſo kennzeichnet, das die bekannte
unerſchrockene Art unſeres Pfarrers, auch allen neuzeitlichen
Gegenwarts=
anſpyichen gegenüber den Standpunkt ſchlichten tatkräftigen
Chriſten=
tums geltend zu machen und aufrecht zu erhalten. Wenn wir uns hier
verſagen müſſen, dem außerordentlich inhaltsreichen Vortrag des Herrn
Pfr. Vogel auch nur in kürzeſter Wiedergabe zu folgen, ſo mögen doch
einige Kernworte den Grundton andeuten: Die Ehe, lautete es u. a.,
iſt nicht Löſung des Glücksproblems an ſich, ſondern eine auf ſich
ge=
nommene Verantwortung, auch nicht nach dem indiſchen Eheideal des
Rabindranath Tagore ein Sprung ins Ungewiſſe zum Untergehen oder
Hindurchſchwimmen, ſondern viel eher kommt — wie ſchon Konfuzius in
China lehrte — dadurch, daß man das Haus recht macht, die Welt in feſte
Gleiſe (wobei wir an Bismarck denken mochten). Der Heiland ſelbſt
hat die zu ſeiner Zeit beſtehende Rechtloſigkeit der Frauen ſehr ſcharf
verurteilt, ſie als gleichberechtigte Gefährtin des Mannes bezeichnet,
die Ehrfurcht vor der Wirklichkeit des Lebens und den Gottesgedanken
unbegrenzter Liebe gepredigt. Der ſogenannte „Hafen der Ehe” iſt nicht
ein Hafen für die Bequemlichkeit. Den unglücklichen Ehen helfen gegen
das Sinken und für das Steigen zweier Seelen drei Dinge: immer neue
Selbſtüüberwindung, immer neue Geduld mit der Schwäche des Andern
und immer neue Tat ſelbſtverleugnender Hingabe im Verzeihen. Bei
Betrachtung der Eheſcheidungen kommt unſer Heimatland Heſſen leider
nicht gut davon; bei 420 bis über 500 pro Jahr ſeit 1920 (60 bis 100
Prozent mehr wie vor dem Kriege) ſteht es weit vorn; von den Richtern
ſollte nach dem Sühnetermin öfters auf zeitliche Trennung als auf
Ehe=
ſcheidung erkannt werden, die zuweilen mit Autogeſchwindigkeit betrieben
wird. Wie mancher unnütze Eheſtreit ſpiegelt wider in den traurigen
Falten eines Kinderantlitzes. Der Segen einer glücklichen Ehe iſt durch
dienende, kraftvolle Liebe zu erkämpfen, wie Conrad Ferd. Meher’s
Eheſpruch ausklingt: „Geh und lieb” und leide!‟ Nach einem Hinweis
auf Goethes oft beſprochene und ſehr verkannte Ehe mit Chriſtiane
Vulpius wuurde das ehrfürchtige Eintreten des Dichters für die alternde
Frau in Torquato Taſſo hervorgehoben, als Gegenſtück zu der anſcheinend
oft mangelnden Selbſtbeherrſchung älterer Eheleute gegeneinander in
der Gegenwart. — Der Vortrag war ſo umfaſſend und vielſeitig, daß er
in Uebereinſtimmung mit dem Schlußwort des Vorſitzenden für weitere
Kreiſe gedruckt zu wünſchen wäre. — Die Bitte unſeres Gemeindepfarrers
um zahlreichen Beitritt zum Männer= und Frauenverein unſerer
Markus=
gemeinde, um hilfreiche Zuwendungen an die Station der
Gemeinde=
ſchweſtern, um Stützung des „Evangel. Darmſtadt” als Gemeindeblatt
Sch.
und Sprechſaal dürfen wir hier weitergeben.
* Varjeté im Orpheum. Der Mann der aus der
Kup=
pel ſpringt. Neben dem erſtklaſſigen Varietéprogramm, das
be=
kanntlich morgen im Orpheum beginnt, wird eine Attraktion erſten
Ranges von ſich ſprechen machen. Cliff=Aeros, der gewohnt iſt,
ſein waghalſiges Spiel mit dem Tode allabendlich vor gefüllten Häuſern
auszuführen, wird auch in Darmſtadt dem ſtaunenden Publikum auf
feinem Sprungapparat von der Kuppel des Orpheums einen Sprung
zeigen, der für Minuten den Atem der Zuſchauer ſtocken laſſen wird.
Der junge Hamburger gaſtierte bereits in Brüſſel, Barcelona (wo ihm
ſein Wagemut beinahe das Leben gekoſtet hätte), in Paris, Amſterdam,
Leipzig und vielen anderen Großſtädten ſtets mit größtem Erfolg.
— Trachtenfeſt. Vor kurzem war an dieſer Stelle rühmend auf ein
vberheſſiſches Trachtenfeſt in Gießen hingewieſen worden, welches dort neueſten Pat und Patachon=Film: „Pat und Patachon als
während der Ausſtellung in der Volkshalle mit ſehr großem Erfolg
ſtattgefunden hatte. Der Feſtausſchuß war zu dieſer Veranſtaltung,
welche Herr G. Heß als Leiter übernommen hatte, warm beglückwünſcht däniſchen, deutſchen und öſterreichiſchen Schauſpielern gedreht wurde.
worden. Eine oberheſſiſche Dorffirmes, wie ſie in den Trachtengegen= Pat und Patachon ſind zunächſt mit wenig Glück Autobus=Schaffner und
den noch jetzt gefeiert wird, brachte Volkstänze verſchiedener Art alte
Volkslieder und Volksbräuche. Erntetanz der Schnitter und Schnit= tümlich für die zukünftigen Schwiegerſöhne des hochherrſchaftlichen
terinnen. Blumenreigen mit Kirmesbaum und Kirmeskranz. Wie uns Hauſes gehalten, werden zwangsweiſe nach Sankt Moritz entführt, bis
von zuverläſſiger Seite mitgeteilt wird, iſt es gelungen, den
oberheſſi=
ſchen bekannten Heimatdichter Herrn Georg Heß aus Leihgeſtern mit verlacht, von den Dienſtboten geohrfeigt und von dem Herrn des Hauſes
feiner Truppe für Darmſtadt zu gewinnen. Samstag, den 13. Novem= hinausgeworfen werden, die ganze tolle und urkomiſche Angelegenheit
ber, wird im Saalbau Gelegenheit gegeben ſein, ſich an den
Darbietun=
gen zu erfreuen, die der genannte Herr ſeinen hieſigen Landsleuten richtigen Doſis Lachpulver verſehen worden. Der prompte Erfolg auf
vorführen wird. Wir gehen wohl nicht fehl in der Annahme, daß dieſer die Geſichtsmuskulatur der Zuſchauer wird garantiert. Es gibt tauſend
zeitig.
dreitägigen Veranſtaltung vom 16. bis 18. Oktober. Die Vorträge finden Ihnen zur Seite der behäbige Wilhelm Diegelmann, Giſa
Guen=
wieder in einem Raum der Städt. Akademie für Tonkunſt ſtatt. Auf das
heutige Inſerat und die regelmäßigen Ankindigungen in den Kirchl. und Marietta Müllner als Töchter des Hauſes. Dieſe dier Damen
Anzeigen wird verwieſen.
— Hohes Alter, Frau Johannette Schäfer Wwe, Arheilger Sie ſpielen mit Temperament und ſichtlichem Vergnigen. Dieſes Ver=
Straße 14 wohnhaft, kann am Montag, den 18. d. Mts, in geiſtiger und gnügen übertrug ſich automatiſch auf das Publikum, das mit ſeinem
körperlicher Rüſtigkeit ihren 80. Geburtstag begehen.
Fritz von Opel über die Stellungnahme
der Opelwerke zum Rennſport.
Der Exiſienzkampf der deutſchen Automobilinduſtrie. — Rennen für den techniſchen Fortſchritt
keine Notwendigkeit. — Ballonreifen und Vierradbremſe. — Die Bedeutung der Touriſtik für
die Technik. — Statt überzüchteter Spezialmotore, normale Gerien.
Die Firma Adam Opel hatte für geſtern Vertreter der
füh=
renden Preſſe Deutſchlands zu einer Beſichtigung ihrer Werke
eingeladen, die in den letzten Jahren eine ungeahnte
Ausdeh=
nung erfahren haben. Der Beſichtigung wohnten als Ehrengäſte
auch die Herren Staatspräſident Ulrich, Finanzminiſter
Hen=
rich, Arbeitsminiſter Raab, Oberbürgermeiſter Dr.
Gläſ=
ſing, Staatskommiſſar Dr. Bernheim, Kreisdirektor Dr.
Merck=Groß=Gerau u. a. m. bei.
In der Begrüßungsanſprache, die im Auftrage der Firma
Dipl.=Ing. Fritz von Opel, der bekannte Rennfahrer und
vielſeitige Sportsmann, hielt, machte dieſer unter anderem die
nachſtehenden bemerkenswerten Ausführungen über die
aufſehen=
erregende Stellungnahme der Firma gegen den Sport:
„Vierzehn Jahre iſt es her, daß das fünfzigjährige Jubiläum
unſeres Hauſes Gelegenheit gab, die Spitzen der Behörden und
die Vertreter der deutſchen Preſſe bei uns begrüßen zu dürfen.
Vierzehn Jahre ſind ſeit dieſem Tag dahingegangen, die Stürme
des Krieges, der Wirbelwind der Inflation ſind über das
deut=
ſche Wirtſchaftsleben dahingeraſt und haben, was nicht niet= und
nagelfeſt war, hinweggeweht.
In dieſem Wirrwarr der Zeiten hatte eine einzige Induſtrie
in Deutſchland eine doppelte Leiſtung zu vollbringen, die
Automobilinduſtrie. Sie allein mußte, von der ungeheueren
tech=
niſchen Entwicklung des Auslandes bedroht, nicht nur Bewahrer
bleiben ihrer Subſtanz, ſondern ſie mußte auf erſchüttertem
Grund und Boden neu und beſſer als vorher aufbauen. Nie hat
eine Induſtrie ſo im Mittelpunkt des öffentlichen Intereſſes
ge=
ſtanden, wie die deutſche Automobilinduſtrie. Der gutgemeinten
Natſchläge, die von Berufenen und Unberufenen der deutſchen
Automobilinduſtrie erteilt worden ſind, iſt Legion! Wie ein
Kon=
zilium von Aerzten, ſo bemühte ſich die breiteſte Oeffentlichkeit
um den kranken Mann Automobilinduſtrie, aber — ich darf dies
an dieſer Stelle ausſprechen — die meiſten Ratſchläge, die ihm
zuteil wurden, hatten nur die Beſeitigung der Symptome zum
Ziel, gingen aber daran vorbei, zu erkennen, daß jedes
wirt=
ſchaftliche Problem nicht nur ein finanzielles, ſondern weit
dar=
über hinaus ein ſachliches Problem iſt. Die neue Zeit, die mit
tauſend wechſelnden Imrulſen einherſtürmt, erfordert von jedem
modernen Wirtſchaftler nicht nur die traditionellen Tugenden des
„guten Kaufmanns”, ſondern darüber hinaus eine Fähigkeit,
die wahrhaft als Emanation modernen Geiſtes gelten kann:
Elaſtizität!
Der Zwang der Verhältniſſe hat Arbeitgeber und
Arbeit=
nehmer viel ſtärker, als die Oberfläche verrät, zuſammengekoppelt,
und wer ſich die Mühe macht, die beiderſeitigen Wandlungen zu
analyſieren, wird feſtſtellen können, daß der Geiſt moderner
rationeller Wirtſchaftsführung überall einen
heim=
lichen, aber triumphierenden Einzug hält. Ich habe das Gefühl,
daß das Verſtändnis für die Bedeutung modernen techniſchen
Fortſchrittes auch in Deutſchland ſich unaufhaltſam ausbreitet,
und bin überzeugt, daß das, was der Deutſche in ſeiner
unbe=
ſtreitbaren Grürdlichkeit anfaßt, vielleicht beſſer gelingt als
anderswo.
Als wir uns entſchloſſen, die Einladung zu dem heutigen
Tage ergehen zu laſſen, Einladungen, deren Termin durch kein
bedeutſames Tatum und kein bedeutſames Ereignis begründet
iſt, hatten wir zuerſt die Befürchtung, man könne uns
mißver=
ſtehen. Das Haus Opel iſt in der letzten Zeit beſonders durch
die programmatiſche Erklärung gegen den Sport
zu ſehr in den Mittelpunkt der Polemik gerückt, als daß wir nicht
in den Verdacht kommen könnten, bei ſolcher Gelegenheit unſere
Stellung gegen den Sport draſtiſch bekräftigen zu wollen.
Nichts liegt uns ferner als das!
Angeſichts rollender Bänder, angeſichts
rauchender Kamine verblaßt die Fata Morgana
„Sport” ganz von ſelbſt und der Hammerſchlag
fortſchritt=
licher Entwicklung vernichtet ganz ohne unſer Zutun, was hin=
Kunſinotizen.
üeber Werte, Rünfder und künfliertſche Veranſſaltungen, deren im Nachſſebenden Zrähnung
geſchlebt, bebält ſich die Redaktion ibr Urtell vor
— Union=Theater. Die Luſtſpielwoche im U. T. bringt den
Schwiegerföhne‟. Von der Marke Pat und Patachon iſt alles
„Klaſſe”. So auch dieſer Film, der von einer Wiener Firma mit
Lenker, dann werden ſie durch einen Flirt mit zwei Dienſtmädchen
irr=
der ganze Schwindel herauskommt und ſie von den Töchtern des Hauſes
iſt vom Regiſſeur Hans Steinhoff mit der richtigen Würze und der
Abend reges Intereſſe auslöſen wird. Nähere Angaben folgen recht= und eine Situation und ebenſo viele Situatiönchen. Sie im einzelnen
aufzuzählen, fehlt hier der Platz. Man muß es ſich eben anſehen. Pat
— Die Chriſtengemeinſchaft beginnt ihre Winterarbeit mit einer und Patachon ſind auf alter Höhe und ſpielen mit alter Friſche.
ter und Wera Woronina als Küchenfeen ſowie AgnesPeterſen
ſind ſo hübſch, daß man keiner vor der anderen den Vorzug geben kann.
Beifall nicht kargte.
dernd im Weg ſteht. Wir ſind der Anſicht, daß in dem großen
Komplex der Fragen, die, wie wir hoffen, Sie und uns
gemein=
ſam intereſſieren, der Begriff „Sport” nur einen
ver=
ſchwindend kleinen Raum einnimmt. Ein einziger
Punkt muß aus den Beziehungen zwiſchen Sport und Wirtſchaft
beſprochen werden, diejenige Behauptung der Freunde der
Auto=
mobilrennen nämlich, die beſagt, daß Rennen für die
tech=
niſche Entwicklung notwendig ſeien.
Die größte Erfindung des letzten Jahrzehntes auf dem
Ge=
biete des Automobilbaues iſt der Ballonreifen, die
ein=
ſchneidenſte konſtruktive Maßnahme die Vierradbremſe.
Letztere kennt man konſtruktiv ſeit mehr als 20 Jahren. Schon
vor dem Kriege wurde ſie in zahlreichen Rennen benutzt, aber
niemand fiel es ein, an einem Gebrauchswagen eine
Vierrad=
bremſe anzubringen. Erſt die ungeheueren Anſprüche, die der
Verkehr an das Automobil ſtellte, nötigte zu umfaſſender
Ver=
wendung der neuen Bremſung. Ein Land wie Amerika, in
dem ein Automobilſport in unſerem Sinne überhaupt
nicht exiſtiert, hat als erſtes Land Vierradbremſen
ſerien=
mäßig eingeführt. Noch viel kraſſer iſt es mit den
Ballon=
reifen, die als eine der bedeutendſten Neuerungen des
Auto=
mobilbaues anzuſprechen ſind. Auch bei ihr hat nicht der
Sport, ſondern ganz allein die praktiſche
Tou=
riſtik Pate geſtanden.
Noch ein drittes Beiſpiel: Die ärztliche Wiſſenſchaft lehrt,
daß die menſchliche Leiſtungsfähigkeit durch mancherlei Einflüſſe,
beiſpielsweiſe das Kokain, geſteigert werden kann; genau ſo iſt es
mit Spezialrennmotoren. Auch die ſind in ihrer
Lei=
ſtung über das Normale hinaus in die Höhe getrieben. Sie
voll=
bringen Spitzenleiſtungen, während Verkehr und
Wirt=
ſchaft normale Dauerleiſtungen verlangen. Wie es
keinem vernünftigen Menſchen einfällt, eine Einſpritzung von
Kokain als Hausmittel zu gebrauchen, genau ſo wenig
kann ein Techniker zugeben, daß überzüchtete
Spezialmotoren auf normale Serien
befruch=
tend wirken können. Wie vernichtend die Herausbringung
hochgetriebener Motoren in wirtſchaftlicher Beziehung auf eine
Fabrikation wirken können, das brauchen wir eigentlich nicht an
Beiſpielen nachzuweiſen, wo doch gerade in Deutſchland ſo
man=
ches Kirchhofskreuz auf die Stelle hinweiſt, wo früher einmal ein
blühender Rennwagenbau betrieben wurde. Ja, jeder, der nicht
nur die Faſſaden, ſondern auch die Bilanzen betrachtet, wird
ver=
ſtehen, wenn ich, ohne Beiſpiele zu nennen, behaupte: die
Bankſchuld einer Automobilfabrik iſt
propor=
tional zu der Ueberleiſtung ihrer Motoren. —
Wir ſtehen — wie wir glauben — nicht am Ende,
ſon=
dern am Anfang einer Entwicklung, aber wir hoffen, daß
Sie aus dem Geringfügigen, was wir Ihnen zeigen können,
ent=
nehmen werden, daß unſer Optimismus der Zukunft gegenüber
nicht ganz unbegründet iſt. Sie werden Zeuge ſein einer
Um=
ſtellung an allen Ecken, Sie werden kein fertiges Ganze, ſondern
nur tauſend Einzelheiten betrachten können, aber
nichtsdeſto=
weniger hoffen wir, Ihnen beweiſen zu können, daß das
Ver=
ſprechen, das die deutſche Automobilinduſtrie Ihnen als den
Ver=
tretern der Oeffentlichkeit vor Jahresfriſt gegeben hat, in vollem
Umfange eingelöſt worden iſt.
Wir wollen Ihnen zeigen, daß das Vertrauen, das Sie in
die Leiſtungsfähigkeit der deutſchen Automobilinduſtrie geſetzt
haben, gerechtfertigt iſt. Und ſchließlich wollen wir ausſprechen,
daß — heute wie ſtets — wir uns zu tiefſtem Dank verbunden
fühlen für jede Anregung und jede Hilfe, die uns zuteil wird.
Kritiſieren Sie uns! Für jede Kritik ſind wir dankbar, wenn
ſie nur eines enthält: Optimismus, und wenn ſie nur eines
be=
wirkt, was wir alle lieben müſſen: den Fortſchritt!“
Bericht über die hochintereſſante Beſichtigung folgt. *
— Palaſt=Lichtſpiele. „Zopf und Schwart”, acht Akte.
Jene Jahre werden lebendig, in denen der Alte Fritz noch der junge
Friedrich war. Als er auf ſeinem Rheinsberger Kronprinzen=Sitz die
glücklichſten Stunden ſeines Lebens genoß. In Potsdam aber reſidiert
der geſtrenge Vater: der Soldatenkönig. Um deſſen Tochter
Wilhel=
mine, Friedrichs Lieblingsſchweſter, dreht ſich die Handlung. Ein
höfi=
ſches Liebes= und Intrigenſpiel. Der Vater will ſie an den
öſter=
reichiſchen, die Mutter an den engliſchen Thronfolger verkuppein. Sie
ſelbſt zieht den Erbprinzen von Bahreuth vor, mit dem ſie ſpäter ſo
unglücklich werden ſollte. Durch allerlei Kriegsliſten, bei denen auch der
junge Fritz die Hand im Spiele hat, weiß ſich das Pärchen die Ehe
zu erkämpfen. Nach dieſer kleien Geſchichte haben Jane Beß und
Adolf Lantz mit geſchickter, leichter Hand einen reizenden,
unterhal=
tenden Film geſchrieben. Man läßt ſich gern von ihnen führen. Auch
Victor Janſons Art der Inſzenierung entſpricht es, auf das
Luſtſpiel=
hafte hin= und die Situationskomik herauszuarbeiten. Er ſchafft,
unter=
ſtützt durch die künſtleriſche Photographie Carl Drews”, eine Fülle ebenſo
wirkſamer, wie bildhaft ſchöner Szenen. Darſtelleriſch beherrſcht Mady
Chriſtians dieſen Film. Sie gibt eine Glanzleiſtung. Von angenehmer
Diskretion ſteht neben ihr die Hofdame Hanni Weißes. Mit kräftigen
und überzeugenden Strichen zeichnet Albert Steinrück den rauhen König.
Dieterle gibt ſeine anſprechende Männlichkeit, ohne doch zu intenſiverer
Geſtaltung des Erbprinzen zu gelangen. Gut am Platze wirkt Walter
Janſſen als Kronprinz Friedrich. Julia Serda, Robert Scholz, Julius
Falkenſtein und Wilhelm Diegelmann ſtellen in kleineren Rollen gut
profilierte Typen hin. Eine beſonders gelungene Leiſtung iſt der
Sprachlehrer Gülſtorffs.. Die leitmotiviſche Muſik der bewährten
Haus=
kapelle unterſtreicht den wirkſamen Film, dem der lebhafte Erfolg
zweifellos auf ſeinen weiteren Wegen treu bleiben wird.
Dr. U.
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werden zHerz-Schuhe mit dem Herz-Stempel auf der Sohle allseits
bevorzugt. Neue bildschöne Modelle und wundervoll beaueme Formen
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Seite 6
Freitag, den 15. Oktober 1926
Nummer 286—
Darmſtadt im
Winterluft=
verkehr 1926/27.
Geſtern fand in den Räumen der Union=Handelsbank auf
Ein=
ladung der Hefag eine Beſprechung zwiſchen dem Vorſtand der Hefag
und Vertretern der Preſſe ſtatt, die für die Oeffentlichkeit deshalb von
beſonderem Intereſſe ſein dürfte, weil in ihr Darmſtadts Stellung im
außerordentlich intenſive und zähe Arbeit vor allem der Herren
Bürger=
meiſter Mueller und Direktor Deku Darmſtadt infolge Anſchluß an das
Hauptflugnetz und als Landungsſtelle bereits in dieſem Sommer eine
gewiſſe Bedeutung gewonnen. Die Hauptlinie ging nach
Süddeutſch=
land mit Anſchluß an die bedeutendſten Städte. In dem nunmehr
vor=
liegenden Winterflugplan hat man größeren Wert an die für den
Han=
del und Verkehr ſo wichtige ſchnelle Verbindung nach dem Norden
ge=
legt. Außerdem wurde der Flugpreis erheblich herabgeſetzt, ſodaß der
verbilligte Flug unter Berückſichtigung der erheblich verkürzten
Reiſe=
zeit unſchätzbave Vorteile bietet.
Ueber alle dieſe Dinge ſprach Herr Direktor Deku, der in ſeinen
klaren Ausführungen zunächſt die enormen Vorteile unterſtrich, die
Darmſtadt durch den direkten Fluganſchluß an alle größeren Fluglinien
hat. Wenn man bedenkt, daß größere Städte, wie Magdeburg, Kaſſel,
Düſſeldorf u. a. dieſen Winter nicht in dem Flugplan als
Hauptlande=
plätze vertreten ſind, ſo iſt der Vorteil für Darmſtadt nicht hoch genug
zu bewerten. Man muß auch der Regierung für ihre wohlwollende
Unterſtützung beſonderen Dank wiſſen. Bei intenſiverem Einblick in
den Flugplan ſeien die Verbeſſerungen beſonders der Fernanſchlüſſe
leicht zu erkennen. Selbſtverſtändlich erhält auch jeder Fluggaſt auf den
Anſchlußſtationen Platz in dem weiterfliegenden Flugzeug, da die
Orga=
niſation unter den einzelnen Landungsſtationen peinlichſt genau
aus=
gebaut iſt. Weiter ſprach Direktor Deku von der Bildung eines „
Luft=
beirates”, der von verſchiedenen Seiten angeregt worden war und in
dem Vertreter aller Stände — man rechnet mit 40 Perſonen —
ver=
treten ſein ſollen, der dann Anregungen zu weiteren Förderungen des
Flugbetriebes geben ſoll. — Der Flugleiter des hieſigen Flugplatzes,
Herr Schwarz, nahm zu dem neuen Flugplan noch eingehender
Stellung. Er ſchilderte die Bequemlichkeiten einer Luftreiſe, die im
Winter in geheizten Flugzeugen eine reine Freude iſt, und betonte die
heutige Flugzuverläſſigkeit.
Anſchließend fand eine ſehr anregende Ausſprache ſtatt. Herr
Bür=
germeiſter Mueller ließ ſich durch Herrn Direktor Deku entſchuldigen,
da er beruflich verhindert ſei, an der Beſprechung teilzunehmen.
Luftverkehrslinie von Darmſtadt.
1. Darmſtadt—Frankfurt-Hannover— Hamburg.
* bedeutet umſteigen.
Eiſenbahnanſchluß in Frankfurt nach Darmſtadt
Frankfurt Hauptbahnhof ab 17,18
Darmſtadt
an 17,48
An Hae
ab 14,45 Darmſtadt
an 8,50
an 15,05 Mannheim
ab 8,30
Außerdem indirekte Anſchlüſſe:
von Hannover nach Amſterdam
von Hamburg nach Kopenhagen — Malmö
Nur für Paſſagiere im Durchgangsverkehr nach Paris (nicht Brüſſel).
Preis=Tarif
ſtellt ſich wie folgt. Von Darmſtadt nach
Amſterdam über Köln
Mk. 80.—
Baſel über Mannheim
50.—
80.—
Berlin über Hannover
75.—
Brüſſel über Köln ..
Dortmund über Köln
45.—
20.—
Frankfurt/Main".
65.—
Hamburg.
45.—
Hannover".
35.—
Köln ...
..."
120.—
Kopenhagen über Hamburg—Lübeck
150.—
London über Köln—Brüſſel
130.—
Malmö über Hamburg-Lübeck".
20.—
Mannheim
„100.—
Paris über Köln . . . . . . .."
— Gaswerbewoche. Uns wivd geſchrieben: Durch die Zeitungen
ging in den letzten Tagen ein ſehr bemerkenswerter Hinweis auf
ſpau=
ſame, wirtſchaftliche Beheizungsweiſe im kommenden Winter. Mit
Necht weiſt der Schreiber darauf hin, daß bei eiſernen Oeſen zwar die
Wärmeabgabe eine ſehr beſchleunigte iſt, daß aber die Abkühlung eines
ſolchen Ofens bei Erlöſchen der Feuerung außerordentlich ſchnell vor
ſich geht und er damit ſchlecht für die Dauerbeheizung geeignet iſt. Der
Verfaſſer dieſes Artikels ſpricht ferner von ähnlichen Feſtſtellungen bei
Gasöfen; die angeblich auch ſehr ſchnell anheizen, aber auch entſprechend
raſch wieder abkühlen. Wir ſind nun in der angenehmen Lage,
mit=
teilen zu können, daß ſich die angeführten Mängel bei der neuen
Gaswarmwaſſerheizung (Patent Nuß: Darmſtädter Radiator) nicht
ein=
ſtellen, da als Wärmeträger hier Waſſer benutzt wird. Waſſer iſt aber
als Wärmeträger in thermiſcher Beziehung außerordentlich günſtig zu
nennen, da es die einmal aufgenommene Wärmemenge nur langſam
wieder abgibt und damit bei Verwendung im Darmſtädter Radiator
günſtige Heizwirkungen geſtattet. Es iſt alſo zu bemerken, daß im
Gegenſatz zu den früheren Konſtruktionen der Gasöfen, die im
weſent=
lichen auf unmittelbarer Wärmeabgabe beruhten, bei dem Darmſtädter
Nadiator die angeführten Mängel, vor allem der raſche Wärmeverluſt
bei dem Abſtellen der Heizquelle, nicht eintreten, ſondern, daß bei
die=
ſer neuen Konſtruktion das Waſſer als Wärmeträger ſehr günſtig wirkt
und ein ſchnelles Erkalten der Heizkörper nicht eintritt. Eine ſolche
Anlage wird in der demnächſt ſtattfindenden Gaswerbewoche praktiſch
vorgeführt. Jeder Beſucher der Ausſtellung iſt in der Lage, ſich ſelbſt
von den außerordentlichen Vorteilen dieſer neuen Heizart einwandfrei
zu überzeugen und jede erforderliche Auskunft und Beratung koſtenlos
dort einzuholen. Außerdem wird in dieſem Zuſammenhang auf den
am Donnerstag, den 21. Oktober, abends 8½ Uhr, ſtattfindenden
Vor=
trag über: „Raumbeheizung mit Gas” des Herrn Direktor Dipl.=Ing.
Nuß nochmals verwieſen. Beſuchen Sie die Gaswerbewoche, ſie wird
jedem viel Neues und Wiſſenswertes bieten und wird beſtimmt
Vor=
urteile, die heute noch der Raumheizung mit Gas gegenüberſtehen,
be=
feitigen können.
— Prämii rung. Für beſonderen Balkon= und Fenſterſchmuck in
Blumen, erhielt der Beſitzer des Schweizer=Hauſes Rudolf Müller am
Hopfengarten 25 einen 1. Preis von dem Verkehrsverein in Darmſtadt.
*Bezirksſchöffengericht.
Als einzige Sache ſteht eine Verhandlung wegen Urkundenfälſchung,
Betrugs und Wucher an. Angeklagt ſind: 1. der frühere
Rechtskonfu=
lent M., 2. Apotheker i. N. B. 3. Kanzleigehilfe beim Finanzamt G., Staatsanwalt Leoni auf, der über die Vernehmung Meons in Darm=
4. Witwe B., 5. Kaufmann B. und 6. der 8ljährige Rentner R.,
alle hier. Der an erſter Stelle genannte, in Altenſtadt (Heſſen)
ge=
borene Angeklagte ſteht unter der Anklage, Ende April bis Anfang abends auf der Straße angeſprochen und ſie mit in ſeine Wohnung
Mai 1925 und Ende Oktober 1925 in rechtswidriger Abſicht und in der genommen. Der Zeuge wiederholt im großen und ganzen die Aus=
Abſicht, ſich einen Vermögensvorteil zu verſchaffen, Privaturkunden,
Winterluftverkehr zur Erörterung ſtand. Bekanntlich hat durch die die zum Beweiſe von Rechten und Rechtsverhältniſſen von
Erheblich=
keit ſind fälſchlich angefertigt und von denſelben zum Zwecke der Täu= habe, daß ihm ſchon der Gedanke gekommen ſei, einen reichen Menſchem
ſchung Gebrauch gemacht zu haben, indem er einen Kauf= und
Miet=
vertrag (verſchleierten Darlehensvertrag) über 400 Mk. mit den durch danken habe M. zweifellos oft geſpielt, ohne daß es je zu einem
eigent=
ihn gefälſchten Unterſchriften der Eheleute K. G. v. S. zu S. aufſtellte,
durch die Darlehensgeberin (Witwe B.) unterſchreiben und ſich von die= und M. zu einem heftigen Wortwechſel gekommen, und M. ſei in eine
ſer das Geld aushändigen ließ und ſpäter mit der gleichen
Unterſchrif=
tenfälſchung Verlängerung des Vertrags bewirtte, durch dieſelbe Hand= ſehr aufgeregt hätte. Dieſe Ausſagen habe M. ſtets mit großer
Be=
lung auch in der Abſicht, ſich einen rechtswidrigen Vermögensvorteil zu ſtimmtheit gemacht. Allerdings habe ein Unterſchied in den Ausſagen
verſchaffen, das Vermögen der Witwe B. dadurch um 400 Mk.
geſchä=
digt zu haben, daß er in der Genannten durch Vorſpiegelung der fal= gemacht habe, als bei ſeiner Vernehmung vor ihm. Hierauf ſei der
ſchen Tatſache, das im Vertrag vom 1. Mai 1925 verbriefte Darlehen
ſei für die Eheleute v. S. zu S. beſtimmt, einen Irrtum erregte und
uterhielt und ſie dadurch zur Hergabe des Geldes an ihn veranlaßte.
Alle Angeklagten ſollen in den Jahren 1924 und 1925 fortgeſetzt
unter Ausbeutung der Notlage, der Unerfahrenheit und des Leichtſinns Meon ſeinerzeit als Unterſuchungsrichter vorgeführt wurde. Dieſe da=
Anderer mit Bezug auf in verſchleierder Form gegebene Darlehen ſich
oder Dritten Vermögensvorteile haben verſprechen oder gewähren
laſſen, die den üblichen Zinsfuß derart überſchreiten, daß nach den
Umſtänden des Falles die Vermögensvorteile in auffälligem Mißver= Polizet ausgeſagt habe, richtig ſei. In bezug auf die Vorgänge vor,
hältnis zur Leiſtung ſtehen.
Der an erſter Stelle genannte Angeklagte geſteht die
Urkunden=
fälſchung ein; er beging ſie, um ſich von der Witwe B., für die er
zahlreiche Darlehen auch anderen zu höheren Zinsſätzen vermittelt
hatte, ein Darlehen für ſich ſelbſt herauszuſchwindeln, das er wegen
ſeiner ſchlechten Lage ſonſt nicht von ihr in dieſer Höhe erhalten hätte.
Frau B. iſt geſchädigt, da ſie den größten Teil ihres Geldes noch zu
bekommen hat.
Der an erſter Stelle genannte Angeklagte hatte Geldgeber an der
Hand und war ſo in den Stand geſetzt, Offerten über Geldvermittelung
in die Zeitung zu ſetzen. Leute, die ſich in mißlichen Verhälmiſſen
befanden, wandten ſich auf die Zeitungsofferte hin an den Vermittler,
der die Darlehensverträge in andere Rechtsformen zu kleiden pflegte.
Es wurde z. B. die Form des Geſellſchaftsvertrags, ſpäter auch die
des Kauf= und Mietvertrags gewählt; der wirtſchaftliche Zweck war es,
den Geldſuchenden Darlehen zu verſchaffen und dem Geldgeber
gleich=
zeitig Sicherheit zu gewähren. Die Auszahlung der Gelder geſchah handlung bringt. Mit aller Beſtimmtheit erklärt Zeuge, daß, falls
durch M., der 5 Prozent Vermittlerproviſion erhielt, weitere 5 Prozent widerſprechende Angaben im Protokoll ſtünden, dies ein Fehler von ihm
ließ er ſich für die übrige Tätigkeit und die Auszahlung des Geldes,
alſo zuſammen 10 Prozent, verſprechen. An Zinſen hatte der
Geld=
nehmer monatlich 10 Prozent zu entrichten. M. erklärte dem
Apotheker i. R. B., die von ihm gewählte Rechtsform der Einkleidung
des Darlehens ſei „die bei Gericht zugelaſſene‟. B. klagte auf Grund
aber die Sache verdächtig vor, da wucheriſche Ausbeutung zu vermuten
war, wurde die Staatsanwaltſchaft verſtändigt und ſo kam, wie man
zu ſagen pflegt, der Stein ins Rollen. Der genannte Geldnehmer
über=
eignete dem Geldgeber zur Sicherheit für die erhaltenen 500 Mk. ein
Klavier; er bedurfte des Geldes für ſein Geſchäft, insbeſondere um
bahnlagernd angekommene Sendungen von Salusöl auszulöſen.
Buch=
druckereibeſitzer S. erhielt vom Angeklagten G. gegen Uebergabe eines
Bücherſchranks uſw. ein Darlehen von 300 Mk., das mit 10 Prozent
monatlich zu verzinſen war. Das Darlehen hat G. nicht zurücker= wies ein Debet auf, von dem ein Teil abgetragen worden iſt. M. iſt
Apotheker i. R. B. Der Letztgenannte gewährte auch durch
Vermitte=
lehen, das nach der Stabiliſierung in ein Darlehen von 150 Goldmark
umgewandelt wurde zu Zwecken eines von Kaufmann H. Eheleuten
einzurichtenden Zigarettenvertriebsgeſchäfts. Apotheker i. N. B. war nehmen. Zu einem intimen Verkehr iſt es nicht gekommen. Die
Gill=
dadurch in den Stand geſetzt, Darlehen zu gewähren, daß er als
aus dem Elſaß Ausgewieſener vom Reiche Gelder
erhielt. Ein kleiner Werkmeiſter im Vorort E. erhielt auf zwei iſt häufig in Frankfurt mit ihr zuſammen gekommen, und die
Gill=
einen Sterbefall befand ſich der Werkmeiſter momentan in Bedrängnis.
Das Darlehen iſt zurückgezahlt.
Die Eheleute O. erhielten durch M.s Vermittlung ein Darlehen
von Rentner R. in Höhe von 600 Mark gegen 5 Prozent Monatszinſen.
das Geld, um ein Geſchäft und damit ſich eine Exiſtenz zu gründen,
von einer Notlage fprachen ſie nicht, ausgezahlt wurden 540 Mark, den
Geldgeber N. kannten ſie nicht. Handlungsgehilfe S. übereignete ein mung der Zeugin ergibt ſich, daß der Angeklagte geſchlechtlich durchaus
Piano, erhielt 80 Mk. und mußte nach 3 Monaten 120 Mark erſtatten, normal empfunden hat und keine ſtärkeren ververſen Neigungen kannte.
S. hatte Malariaſieber und brauchte Geld für ein Sanatorium. Pſarrer Die Oeffentlichkeit wird um 4.45 Uhr wieder hergeſtellt. Es folgt nm
W. Witwe erhielt vom Angeklagten Kaufmann B. ein Darlehen von
von Apotheker i. R. B. mit 225 Mark und 500 Mark von Rentner R.
Der Zinsſatz will dem Gläubiger Kaufmann B. nicht aufgefallen ſein.
Das Geld wurde zu Ausſtattungszwecken und ſpäter nach einer
Ehe=
ſcheidung benötigt. Rentner N. hat noch 200 Mark zu bekommen, ſonſt ſolches bezeichmen wolle.
iſt alles zurückbezahlt. — Die Kunſtgewerblerin P. erhielt am 13.
Juli 1925 eim Darlehen von 250 Mark gegen monatlich 25 Mark Zinſen, hat M. ſeinerzeit in der Darmſtädter Unterſuchungshaft baobachtet und
und gleichzeitig viele Aufträge. Der Zinsſatz kam ihr hoch vor, aber verbreitet ſich über die degenerierte Veranlagung des Angeklagten und
das Geld war, wie Angeklagter M. ihr erklärte, anders nicht zu haben.
— Händler M. hier erhielt von Apotheker i. R. B. 200 Mark für 2
krank war. Zur Sicherheit übereignete er ein Pferd. Das Geld iſt
zurückgezahlt. Schutzmann i. R. F. bekonte, vom Angeklagten G. 100
Mark als Darlehen erhalten zu haben und ſollte 40 Mark
Monatszin=
ſen zahlen. F. drohte ſpäter damit, die Sache anzuzeigen. Man
einigte ſich ſchließlich auf 36 Prozent Jahreszins. Der Goldnehmer hat, hin habe das Nervenſtyſtem des Angeklagten ſtark unter dieſen Tatſachen
über die Einzelheiten nur mit dem Angeklagten M. verhandelt. — Ein gelitten und ihn immer haltloſer gemacht. Durch ſeinen finanziellen
Witwe B. gegen 5 Prozent Monatszins. Eine Notlage lag nicht vor, nach außen immer als eleganter Student ausgab, während er doch häu=
und Agent Conrad hier anweſend. Der erſtere bezeichnet einen Zins= dige ſteht auf dem Standpunkt, daß die Tat nicht mit Ueberlegung
aus=
ſatz von 2 Prozent pro Monat in der damaligen Zeit als angemeſſen; geführt ſein kann, ſondern daß ſie eine Folge der gänzlich zerrütteten
einen Zinsſatz von 5 Prozent pro Monat hält der Sachverſtändige für nervöſen Beſchaffenheit M.s geweſen ſein müſſe.
zu hoch. Der Sachverſtändige Conrad bezeichnet 5 Prozent als die
auf hin, daß bei der rechtlichen Erörterung auch 8 302d StGB. in ler Fragen anzuſprechen iſt, vernommen. Er gibt an, daß er Mitte
erſchwerend wirke aber die Mehrzahl der Fälle, der eigentliche Treiber fällig geworden. Nach Schilderung der krankhaften Zuſtände in der
ſei der Angeklagte M. geweſen. Der Staatsanwalt weiſt auf die Fälle Familie des Angeklagten geht der Sachverſtändige auf dieſen ſelbſt ein
der Gewerbsmäßigkeit des Wuchers hin und die Möglichkeit, das Geld= und erſtattet in meiſterhaft aufgebauter wirkſamer Weiſe ein auch den
ſtmafengeſetz anzuwenden; er enthält ſich beſtimmter Strafanträge, nur
gegen M. wird eine Geſamtgefängnisſtrafe von 8 Monaten in Antrag
gebracht.
4 Monaten und 500 Mark Geldſtrafe unter Anrechnung von 1 Woche rung. Wenn M. die Ueberlegung gehabt habe, noch an einen möglichen
Unterſuchungshaft; gegen B., G. B. Witwe und B. werden anſtelle Skandal zu denken, der durch das Schreien des Mädchens entſtehen
von an ſich verwirkter Freiheitsſtraſen Geldſtrafen erkannt und zwar
geblagter Rentner R. wird freigeſprochen. Das Gericht hat keine ge= um einen gewiſſen Vorſatz gehandelt habe. — In einem Schlußwort
werbsmäßige Begehung des Wuchers angenommen, obwohl Verdachts= widerſpricht Dr. Hirſchfeldt dieſer Annahme.
momente dafür vorhanden waren.
— Reſidenz=Theater. Fédora Eine ſchöne Frau verfolgt
den Mörder ihres Geliebten von Petersburg nach Paris, um ihn
dort der Geheimpolizei auszuliefern. Sie lernt ihn lieben, und als
ſchon die Häſcher im Vorzimmer warten, erfährt ſie, daß der Mörder
der Nächer ſeiner verletzten Gattenehre iſt. Nun flieht ſie mit ihm.
Als er erfährt, daß ſie die Frau war, die die Verfolgung gegen ihn
geleitet hat, wendet er ſich von ihr ab. Sie nimmt Gift und ſtirbt in
ſeinen Armen. — Die Regie bringt im erſten Teil wirkungsvoll das
Grauen einer Mordnacht und die Bedrückung der Kommuniſten. Lee
Parry in der Titelrolle wirft vor allem durch die Anmut ihrer
Er=
ſcheinung. Sie verkörpert die große Dame von Welt. Alfons Fryland,
ihr Gegenſpieler, beſtrickt durch die Vornehmheit ſeiner Erſcheinung.
Recht beachtlich iſt Annemarie Möricke als ruſſiſcher Bedienſtete.
— Konzert. Auf das heute im Schloß=Café ſtattfindende Extra=
Konzert, welches den beliebten Meiſtern der Muſik gewidmet iſt, ſei
hierdurch hingewieſen. (Siehe Anzeige.)
— Städtiſche Akademie für Tonkunſt. Aus Anlaß des 75jährigen
Beſtehens der Anſtalt und der am Samstag nachmittag ſtattfindenden
gkademiſchen Feier fällt der Unterricht ab 1 Uhr aus. Wie bereits
mit=
geteilt, ſtehen ſämtlichen Schülern und deren Eltern Karten füir die
gkademiſche Fefer im Sekretariat der Akademie zur Verfügung.
Mord=Prozeß Meon in Mainz.
Unter wiederum ſtarkem Andrang des Publikums eröffnete der
Vorſitzende 9 Uhr 50 Min. die Verhandlung. Als erſter Zeuge tritt
ſtadt eingehende Angaben macht. Hiernach hat Meon die Gillmann
führungen, die bereits aus früheren Zeugenvernehmungen bekannt ſind.
Auch dieſer Zeuge weiſt darauf hin, daß M. ihm gegenüber geäußert
zu töten, um ſich in den Beſitz des Geldes zu ſetzen. Mit dieſem
Ge=
lichen Vorſatz gekommen ſei. Bei der Tat ſelbſt ſei es zwiſchen der G.
ſinnloſe Wut geraten. Außerdem habe die G. ihm belogen, was ihn
Meons inſofern beſtanden, als er vor der Polizei andere Angaben
Unterſuchungsrichter vom Zeugen aufmerkſam gemacht. Auf Frage der
Verteidigung gibt Zeuge an, daß M. äußerte, die ſtändigen Geldſorgen
ſeien eine Quelle ſeiner großen Nervoſität.
Inzwiſchen iſt der Sachverſtändige Dr. Hirſchfeld erſchienen. — Als
nächſter Zeuge wird Herr Landgerichtsrat Weiß vernommen, dem
malige Vernehmung war ſehr kurz, und es wurde M. das polizeiliche
Protokoll nicht vorgeleſen. M. gab aber an, daß das, was er vor der
und bei der Tat gibt der Zeuge die ſchon bekannte Darſtellung und
betont, daß M. bei den zahlreichen Vernehmungen durch ihn dieſe
An=
gaben ſtets gleichbleibend wiederholt hat. Der Gedanke, die Gillmann
nachts zu bereuben, ſei M. aber nicht gekommen. Aus der Darſtellung
des Zeugen gewinnt man den Eindruck, daß die Tat im Affekt geſchehen
ſein muß. Auch wird es verſtändlich, daß M. nach Begehung der Tat
nicht die Energie gehabt hat, ſich der Polizei zu ſtellen.
Um 11 Uhr wird eine Pauſe gemacht, weil der Angeklagte wegen
Unwohlſeins nicht mehr folgen kann. — Um 11.25 Uhr wird die
Ver=
handlung mit den Ausſagen des Zeugen Landgerichtsrats Weiß
fort=
geſetzt. Ueber die Perſönlichkeit Meons macht Zeuge weitere Angaben.
Er erwähnt ſeinen Mangel an ernſter Auffaſſung, ſeine geringe
Selbſt=
kritik. M. hat nie dieſem Zeugen gegenüber zugegeben, daß das Geld
das Motiv zur Tat geweſen ſei. M. habe ſeinerzeit behauptet, auf
ſeine Ausſagen bei der Polizei könne er ſich nicht mehr beſinnen. — Der
Vorſitzende verlieſt das von dem Unterſuchungsrichter in Darmſtadt
auf=
genommene Protokoll, deſſen Inhalt keine neuen Momente in die
Ver=
ſelber, ſei und dem Angeklagten nicht zur Laſt gelegt werden
könne. An, die Ausſagen der Frankfurter Zeugen in bezug auf die
Schmuckſachen der Gillmann kann ſich Zeuge nicht mehr genau erinnern.
— Zeuge Brommer kann nichts Nachteiliges über den Angeklagten
ausſagen. Er hat mit Meon viel verkehrt und dieſer hat ſtets den
des Kauf= und Mietvertrags gegen einen Geldnehmer, dem Gericht kam Eindruck eines anſtändigen Menſchen gemacht. Viel gearbeitet habe
M. nicht. Er ſei oft phlegmatiſch geweſen. Ueber ſeine
Geldverhält=
niſſe weiß der Zeuge nichts. Ob der Angeklagte jähzornig geweſen iſt,
kann der Zeuge nichts ausſagen. — Zeuge Dr. Tüll kennt Meon
aus der ſtudentiſchen Verbindung in Darmſtadt und kann im
allge=
meinen nichts Nachteiliges über ihn ausſagen. Viel verkehrt hat Zeuge
ſonſt nicht mit dem Angeklagten. — Zeuge Guthmann, Bankier
aus Darmſtadt, ſtand in geſchäftlichen Beziehungen mit Meon. Der
Angeklagte hatte früher ein Konto bei der Bank des Zeugen. Dieſes
halten, S. erhielt auch ſolche von den Angeklagten B. Witwe und von der Bank oft gemahnt worden, ſeine Schuld zu bezahlen. Durch
die Bürgſchaft der Mutter hihlte ſich die Bank jedoch genügend
ge=
lung des M. gegen Sicherungsübereignungsvertrag ein Papiermarkdar= ſichert. — Der Zeuge Schäffer, Bibliothekar in Frankfurt, kennt
die Gillmann von einer flüchtigen Begegnung in Frankfurt her. Sie
ließ ſich von dem Zeugen anſprechen und verſchiedentlich mit in Lokale
mann machte den Eindruck einer gebildeten Dame. — Zeugin
Mär=
der aus Frankfurt iſt eine Verwandte der ermordeten Gillmann und
Monate 60 Mark und ſollte nach zwei Monaten an Apothoeker i. R. B. mann hat auch bei der Zeugin gewohnt. Auch iſt der Zeugin die Be=
80 Mark erſtatten, das ſind an Zinſen 16 Prozent monatlich. Durch kanntſchaft der Gillmann mit einem gewiſſen Rebhuhn bekannt, der die
Ermordete nach Lindenfels eingeladen hat. Ueber die Schmuckſachen
der Toten kann Zeugin nichts Genaues ausſagen.
Schluß der Vormittagsſitzung gegen 1 Uhr.
Um 3 Uhr 45 Min. nachmittags wird die Beweisaufnahme fort=
Zuu Sicherheit wurden Möbel verſchrieben. Die Eheleute O. brauchten geſetzt. Bei der nun vernommenen Zeugin wind wegen Gefährdung
der Sittlichkeit die Oeffentlichkeit ausgeſchloſſen, der Preſſe jedoch die
Anweſenheit im Saale geſtattet. Aus der ziemlich eingehenden
Verneh=
auf Antrag die Verleſung des Lebenslaufs des Angeklagten mit an=
210 Mark und 90 Mk. vierteljährliche Zinſen, ein weiteres Darlehen ſchließender Schilderung der Vorgänge am Abende vor der Tat und am
folgenden Morgen. Weſentliches iſt aus dieſer Niederſchrift nicht zu
erſehen, es ſei denn, daß man M.s eigentümliche Verhältniſſe mit den
Frauen, die er gewöhnlich mit ſehr überheblicher Ironie behandelte, als
Als Sachverſtändiger wird dann Dr. Fuchs vernommen. Dieſer
von Witwe B. Die Geldnehmerin hatte nicht eingehende Ausſtände ein Gutachten über den Angeklagten abgegeben. Der Sachverſtändige
die vielen Krankheitsfälle in deſſen Verwandtſchaft. Die ſexuelle
Ver=
anlagung M.s wiſſe, wemn auch als geſteigert, ſo doch als normal be=
Monate gegen 25 Mark Monatszins, die er benötigte, weil die Frau zeichnet werden. Irgend eine Anlage zum Sadismus habe ſich nicht
feſtſtellen laſſen. Mit Beginn des Jahres 1924 trat der ſchwere
Ein=
griff in M.s Seelenleben ein, da er nunmehr zu ſtehlen anfing. Seine
Diebſtähle haben untereinander eine ge riſſe Aehnlichkeit, erforderten
keine beſondere Energie und waren daher leicht ausführbar. Immer=
Drogiſt erhielt am 19. Oktober 1925 450 Mark von der Angeklagten Zuſammenbruch mußte er ein Doppelleben führen, in welchem er ſich
Als Gutachter ſind Direktor Seip von der heſſiſchen Girozentrale fig nicht wußte, wovon er ſein Leben friſten ſollte. Der Sachverſtän=
Als zweiter Sachverſtändiger wird ſodann Herr Sanitätsrat Dr.
ortsübliche Vermittlerproviſion. — Der Gerichtsvorſitzende weiſt dar= Magnus Hirſchfeldt, der als Autorität auf dem Gebiete ſexuel=
Anwendung kommen könne. — Der Staatsanwalt legt dar, daß in September 1925 Meon zuerſt in der Unterſuchungshaft unterſucht
allen Fällen, ausgenommen zwei, eine wucheriſche Ausbeutung einer habe. Vor allem hat der Sachverſtändige die angeblichen ſadiſtiſchen
Notlage als bewieſen vorliege. Die Angeklagten ſeien unbeſtraft ſtraf= Neigungen M.s unterſucht; hierüber ſind aber alle Feſtſtellungen hin=
Laien üüberzeugendes Charakterbild M.s.
In ſcharfem Gegenſatz zu den beiden erſten Gutachtern äußert ſich
der Sachverſtändige Dr. Dannenberg dahin, daß für ihn eine Lücke
Das Urteil erkennt gegen M. auf eine Geſamtgefängnisſtrafe von klaffe zwiſchen dem Grund der Tat und ihrer barbariſchen
Ausfüh=
konnte, und er habe nicht daran gedacht, daß er im Begriffe war, einer.
gegen B. 500 Mark und 50 Mark. 6. 200 Mark und 50 Mark, B. Menſchen zu töten, ſo könne er ſich das nicht erklären. Er ſtehe auf
Witwe 300 Mark und 50 Mark, B. 100 Mark und 50 Mark. Der An= dem Standpunkte, daß es ſich nicht um eine Affekthandlung, ſondern
Um 8 Uhr abends wird die Beweisaufnahme geſchloſſen und die
Verhandlung auf Freitag, vorm. 9.45 Uhr, vertagt. Es beginnen dann
die Plädoyers des Staatsanwalts und der Verteidiger. Das Urteil
dürfte für Freitag abend zu erwarten ſein
Tageskalender für Freitag, den 15. Oktober 1926.
Landestheater, Großes Haus, Anfang 8 Uhr, Ende 10 Uhr,
C 3: „Arleechino” und. Die Geſchichte vom Soldaten” — Kleines
Haus: Keine Vorſtellung. — Orpheum: Keine Vorſtellung. —
Schloß=Café: Konzert. — Café Rheingold: Konzert
und Tanz. — Weinhaus Weißer Turm: Konzert und Tanz.
— Hotel Schmitz: Unterhaltungsmuſik. — Konzert=Saal
Perkeo, abends 8 Uhr: Humoriſtiſches Konzert. —
Ortsge=
werbeberein und Handwerkervereinigung
Darm=
ſtadt, abends 8 Uhr, im Weißen Saale des Reſtaurant Kaiſerſaal,
Grafenſtraße, Vortrag des Herrn Dr. von Gerhardt über: „
Volks=
wirtſchaftliche Anſchauungen im Wandel der Jahrhunderte‟
Deutſch=Oeſterr. Alpenverein, Sektion Darmſtadt, abends
8 Uhr, im Feſtſaal des Ludwig=Georg=Gymnaſiums, Dr. Karl Nau:
„Allein aufs Finſtergarhorn und andere Bergfahrten. —
Kino=
vorſtellungen: Union=, Reſidenz=Theater, Palaſt=Lichtſpiele. —
Feſtſaalder Baugewerbeſchule, Neckarſtraße 3, W.
Alten=
dorf=Karlsruhe über: „Gedankenmacht im Muterleibe‟
Nummer 286
Freitag, den 13. Oktober 1926
Aus Heſſen.
Starkenburg.
* Arheilgen, 12. Okt. In der letzten Gemeinderatsſitzung
wurde zum Punkt Erwerbsloſenfürſorge beſchloſſen, für die
ausge=
ſteuerten Erwerbsloſen 2000 Mark zur Verfügung zu ſtellen. Ferner
wurde die Wohlfahrtskommiſſion durch Eintritt einiger Gemeinderäte
erweitert. Zur beſſeren Kontrolle der Erwerbsloſenfürſorge und
Ueberwachung der Gemeindegebäulichkeiten wurde als unparteiiſche
Perſönlichkeit Herr Beigeordneter Spengler vorgeſchlagen. Die
Ver=
gütung für denſelben ſoll in der nächſten Sitzung der Finanzkommiſſion
feſtgeſetzt werden. Die Vorlage betreffend Neuregelung der
Vergnü=
gungsſteuer wurde mit einer kleinen Abänderung von der
Verſamm=
lung gutgeheißen. Die Lieferung von Brennmaterial für die Schule
wurde zu gleichen Teilen an die drei Kohlenhändler Bayer, Göbel und
Völger zu Einheitspreiſen vergeben. Der Preis für das an Heinrich
Traſer in der Woogſtraße verkaufte Gemeindegelände wurde für den
Quadratmeter auf 1,80 Mk. feſtgeſetzt. Bei der Verbreiterung der
Reitbahn wird für das erwonbene Gelände für den Quadratmeter
70 Pfg. bezahlt; mit der Chauſſierung dieſer Straße ſoll im Laufe
dieſes Winters begonnen werden. Zwecks Verhandlungen über die
Be=
leuchtung des Sportplatzes „Im Elſee” wird ſich die Lichtkommiſſion
und der Vorſtand des Arbeiter=Turn= und Sportvereins mit der
Heſ=
ſiſchen Giſenbahn=Aktiengeſellſchaft ins Benehmen ſetzen. Die
Ueber=
nahme der Bürgſchaft über das neu zu errichtende Wohnhaus eines
Handwerksmeiſters wird beſchloſſen. Der Abänderungsantrag zum
ſeit=
herigen Gasvertrag, der von der Stadt Darmſtadt vorgelegt wurde.
wird abgelehnt. Zur Aenderung des 8 16 des Ortsbauſtatuts ſoll
außer der Tiefbaukommiſſion noch je ein Vertreter der Kreisämter
Darmſtadt und Groß=Gerau zugezogen werden. Auch etwaige
Inter=
eſſenten können an der Beſichtigung teilnehmen. Zu dem zur
Gebüh=
venordnung der Feldgeſchworenen vorgelegten Abänderungsvorſchlag
beſchließt die Verſammlung, auf ihrem früher gefaßten Beſchluß zu
beharren. Es folgt geheime Sitzung.
* Griesheim, 14. Okt. Am kommenden Sonntag, 17. Oktober d. J.,
findet im Lokale „Zum Treffpunkt” die Feier des 45jährigen Beſtehens
des Geſangvereins „Frohſinn”, verbunden mit einem Liedertag, ſtatt.
* Eberſtadt, 14. Okt. Die hieſige Kartoffelkirchweihe
findet am Sonntag, den 31. Oktober, ſtatt. Die Kartoffelernte geht in
der hieſigen Gemarkung bereits ihrem Ende entgegen. — In der
Schirmſchneiſe (Waldvillenkolonie) wird gegenwärtig ein Fußſteig
an=
gelegt.
* Pfungſtadt, 14. Okt. Um den Schutzmannspoſten entſpann
ſich in der letzten Sitzung des Gemeinderates eine lebhafte Ausſprache.
Ein Teil der Gemeinderäte war der Auffaſſung, daß man mit der
gegen=
wärtigen Anzahl der Schutzleute auskommen könnte. Schließlich wurde
die Anſtellung eines Schutzmanns mit elf gegen neun Stimmen beſchloſſen.
* Noßdorf, 13. Okt. Gemeinderatsbericht. 1. Die
Anliefe=
rung von 100 Ztr. Nußkohlen II wird der Ludwig Kaffenberger Witwe
dahier, zum Preife von 2,42 Mk. pro Zentner und die Anlieferung von
300 Zentner Brechkoks mittlere Sorte der Kohlenhandlung Schneider,
Darmſtadt, zu dem Preis von 2,14 Mk. pro Zentner übertragen. Die
Preiſe gelten frei Aufbewvahrungsort. 2. Die verlängerte Holzgaſſe
ſoll bis zur Rathenauſtraße mit Weißdorn angepflanzt werden. Mit
der Ausführung dieſer Arbeit wird die Firma Kayſer u. Seibert dahier
zum Angebotspreis von 1,55 Mk. pro Ifd. Meter beauftragt. 3. Zuv
Erweiterung des für das Ortsfernſprechnetz in Ober=Ramſtadt
her=
geſtellten Kabelnetzes iſt die Errichtung einer unterirdiſchen
Telegraphen=
linie geplant. Die Fernſprecherkabel werden durchſchnittlich 600—750
mm unter der Straßenoberfläche unmittelbar in die Erde gebettet und
zum Schutze gegen mechaniſche Beſchädigung durch Pickelhiebe uſw. unter
der Erde innerhalb der Ortſchaft mit einer einfachen Lage von
Back=
ſteinen bedeckt. Der Gemeinderat ſoll ſich darüber äußern, ob gegen die
Herſtellung im Ort Roßdorf etwas einzuwenden iſt. Es beſtehen nach
Anſicht des Gemeinderats keine Bedenken. 4. Von einer
Zwangsein=
mietung bei Johs. Schollenberger beanſprucht letzterer Erſatz der ihm
entſtandenen Koſten. Der Gemeinderat lehnt dies ab, da ein
Ver=
ſchulden ſeitens der Gemeinde nicht zu erblicken ſei. 5. Der
Gemeinde=
arbeiter Fleckenſtein will ſeine Lohnverhältniſſe neu geregelt haben.
Es wird beſchloſſen, daß Fleckenſtein ab 1. Oktober genau nach dem
Tarif der Waldarbeiter zu entlohnen iſt. 6. Für die Anbringung von
Reklameſchildern an die Plakattafeln werden für ein Schild pro Jahr
eine Gebühr von 6.— Mk. feſtgeſetzt. 7. Die Anlieferung eines Faſſes
Fußbodenöls für die Schulen wird dem Kaufmann Adam Löffer, dahier
als Wenigſtfordernden übertragen. 8. Der Kinobeſitzer Adam Rühl hat
an Billettſteuer eine monatliche Pauſchalſumme von 40 Mark zu
ent=
richten. 9. Die Herſtellung des Schulhofes Darmſtädterſtraße iſt
drin=
gend notwendig. Die Arbeiten ſollen alsbald durch die Gemeinde
her=
geſtellt werden. Gemeinderat Konrad Emig erklärte ſich bereit, die
Arbeiten unentgeltlich zu leiten. 10. Verſchiedene Rechnungen wurden
genehmigt. Zum Schluſſe wurden in geheimer Sitzung noch
Armen=
ſachen erledigt. — Da weitere Fälle an Maul= und Klauenſeuche
nicht mehr aufgetreten ſind, wurde der Faſelſtall wieder geöffnet. Die
Bahnhof=, Holz= und Müllerſtraße gelten noch als Beobachtungsgebiet. —
Gg. Hrch. Becker 3. und Johs. Grünewald wurden als Feldgeſchworene
für die Gemeinde Roßdorf eidlich verpflichtet. — Das dritte Ziel
Ge=
meindeſteuer muß bei Meidung der Beitreibung bis 25. I. M. an die
Gemeindekaſſe entrichtet werden.
* Nieder=Beerbach, 14. Okt. Die blaue Linie der Nieder=Beerbacher=
Autobus=Genoſſenſchaft e. G. m. b. H. fährt ab 15. d. Mts. nach neuem
Fahrplan. Auf vielſeitigen Wunſch fahren die Wagen von jetzt ab
auch Sonntags nach Darmſtadt. In der heutigen Ausgabe iſt der
neue Fahrplan zur gefl. Beachtung veröffentlicht.
* Erbach, 12. Okt. Gemeinderatsſitzung. Die letzte
Gemeinderatsſitzung befaßte ſich mit der Etatsberatung des Jahres 1926.
Der Voranſchlag war bereits in der Finanzkommiſſion und im
Gemein=
derat vorher durchgeſprochen worden. Die Voranſchlagsberatung war
von dem Gedanken getragen, jede Ausgabe auf das äußerſte Mindeſtmaß
herabzudrücken. Die einzelnen Rubriken wurden durchberaten. Etwaige
Aenderungsvorſchläge und =Anträge ſollen für den Voranſchlag des
Rechnungsjahres 1927 Vevwendung finden. Insbeſondere ſoll eine
Nachprüfung der ſtädtiſchen Mieten und Pachtpreiſe Platz greifen. Der
ſtädtiſche Steinbruchs= und Sandgrubenbetrieb muß, da eine Bautätigkeit
nahezu nicht mehr in Frage kommt, geſchloſſen werden. Die
Stadtver=
waltung wurde jedoch ermächtigt, den Steinbruch vorübergehend zu
benutzen, wenn ſich die Benutzung bei Durchführung irgendwelcher
Ar=
beiten als notwendig erweiſt. Auch eine größere Rentabilität des
ſtädtiſchen Saalbaues unter den Linden ſoll durch geeignete Maßnahmen
erreicht werden. Ebenſo wird ſich die Finanzkommiſſion mit einer
Nach=
prüfung der Beſoldungen der ſtädtiſchen Beamten und Angeſtellten
be=
faſſen und eine neue Ortsſatzung über Anſtellung und Beſoldung der
Ge=
meindebeamten vorlegen. Von der Einſtellung eines 2. Schutzmannes
nahm der Gemeinderat vorerſt Abſtand. Die bisher von dem derzeitigen
Schutzmann Winkler erledigten Geſchäfte des Wohnungsamtes werden
fernerhin dem Beigeordneten Ehrhardt übertragen. Mit einer
zeit=
gemäßen Feſtſetzung der Preiſe für die Erbbegräbniſſe ſoll ſich die
Friedhofskommiſſion befaſſen, während eine beſondere Kommiſſion die
Frage der Sprunggelderhebung für Kuh= und Ziegenhalter zu prüfen
hat. Auch die Rentabilitätsfrage des Fuhrwerksbetriebes ſtand zur
Debatte. Es wurde feſtgeſtellt, daß ſich der Fuhrwerksverkehr bisher
als eine Notwendigkeit erwieſen hat. Die weitere Aufrechterhaltung
hängt jedoch von der Bejahung der Bedürfnisfrage ab. Die bereits
bebauten Bauplätze ſollen, ſofern die Möglichkeit vorhanden iſt, an die
Bauherren verkauft werden. Nächdem man ſich eingehend über die
Finanzgebahrung der Gemeinde unterhalten hatte, wurde der
Voran=
ſchlag in Einnahme und Ausgabe mit 243 160,30 Mark genehmigt. —
Der Bürgermeiſter erſtattete Bericht über das Ergebnis der
Verhand=
lungen in Darmſtadt bezüglich ber Gewährung eines Zuſchuſſes zur
Durchführung der produktiven Erwerbsloſenfürſorge.
m. Vom ſüdlichen Odenwald, 13. Okt. Die Kartoffelernte iſt nun
ziemlich beendet, und das Ergebnis iſt gut mittel. Die Befürchtung,
daß viele faule Knallem vorkommen, hat ſich glücklicherweiſe nicht
er=
füllt. Auch dieſes Jahr wurde wieder die Erfahrung gemacht, daß
fremdes Saatgut ſtets die Erträge erhöht, trotzdem machen manche
noch den Fehler, eigenes Saatgut ſo lange zu benützen, bis eine
Miß=
ernte ſie eines Beſſeren belehrt. Gegenwärtig werden die Dichwurzeln
eingebracht, auch dieſe Ernte iſt zufriedenſtellend, meiſt ſogar gut. Hier
herrſcht die Gepflogenheit, die Rüben im Keller einzuwintern, während
im nördlichen Odenwald viel auf dem Felde eingemietet werden; hier
trifft man nur bei wenigen größeren Landwirten dieſe
Aufbewahrungs=
weiſe.
* Von der Bergſtraße, 13. Okt. Das Richtfeſt und der
Klap=
perſtorch. In der Spargelmetropole Schwetzingen läßt zurzeit eine
Hebamme ein neues Wohnhaus errichten. Die witzigen Zimmerleute
brachten nun beim Richtfeſt keinen Strauß oder „Maien” an, ſondern
einen Klapperſtorch, der ein Wickelkind im Schnabel trägt. Der
humor=
volle Einfall der Zimmerleute wird viel belacht.
Hirſchhorn, 14. Okt. Waſſerſtand des Neckars. Am 13.
Oktober: 0.61 Meter; am 14. Oktoerb: 0,61 Meter.
Seite 7.
* Aus dem Neckartal, 13. Okt. Reiches Birnenjahr. Wie
an der Vergſtraße, gibt es auch bei uns einen großen Birnenreichtum.
So erntete ein Landwirt von einem Baum 53 Zentner Birnen. Bäume
mit 30 und 40 Zentnern ſind nicht ſelten. Täglich werden große
Men=
gen nach den Bahnſtationen um den Preis von 3 Mark pro Zentner
ge=
bracht. Es gibt Obſtzüchter, die 100—200 Zentner Obſt verkaufen
kön=
nen. Für Tafeläpfel werden 12—15 Mark und für Kelteräpfel bis zu
8,50 Mark bezahlt. Aelteren Leuten im Neckartal gedenkt kein ſo reicher
Obſtſegen wie in dieſem Jahre.
— Bickenbach, 12. Okt. Das 5. Stiftungsfeſt des hieſigen
Stenographenvereins Gabelsberger” nahm einen würdigen Verlauf.
Zur Eröffnung der Feier trng Frl. Anna Ganzert einen von Herrn
Heinz Heinrich Roth=Eberſtadt verfaßten Prolog vor. Alsdann begrüßte
der 1. Vörſitzende, Herr Georg Wolf, die erſchienen aufs herzlichſte und
ſchilderte in kurzen Worten die Geſchichte des Vereins ſeit der Gründung,
woraus u. a. zu entnehmen war, daß der Verein damals 8 und heute
die ſtattliche Zahl von 54 Mitgliedern zählt. Herr Roth=Eberſtadt hielt
die Feſtanſprache. Bei der Preisverteilung des am 3. 10. 1926
abgehal=
tenen Vereinswettſchreibens, die von Herrn Georg Lang=Eberſtadt
vor=
genommen wurde, gelangten acht Ehrenpreiſe und zwei 1. Preiſe zur
Verteilung, ein Ergebnis, auf das der Verein gewiß ſtolz ſein kann. Die
Namen der Preisträger ſind: Abteilung 50 Silben in der Minute:
1. und Ehrenpreiſe: die Schüler Wilhelm Loos und Philipp Loos,
1. Preis: die Schülerin Anna Bernet. Abteilung 60 Silben in der
Minute: 1. und Ehrenpreis: die Schülerinnen Sophie Jacoby, Kätchen
Bormuth und Anna Hennemann. Abteilung 80 Silben in der Minute:
1. und Ehrenpreiſe: Herr Philipp Opper und Frl. Gunda Schemel;
Abteilung 100 Silben in der Minute: 1. Preis Frl. Marie Dingeldeh;
Abteilung 200 Silben in der Minute: 1. und Ehrenpreis Frl. Anna
Ganzert. Die Arbeit in Abteilung 200 Silben iſt in Gabelsberger, alle
übrigen Arbeiten ſind in Einheitskurzſchrift angefertigt worden. Ganz
beſonders hervorgehoben ſei, daß die 13jährige Schülerin Sophie Jacoby,
die erſt im letzten Winter die Einheitskurzſchrift erlernte, eine
vollſtän=
dig fehlerfreie Arbeit abgeliefert hat.
* Zwingenberg a. d. B., 12. Okt. Ein hieſiger Weinbergbeſitzer
machte auf ſeinem Wingert die traurige Entdeckung, daß von einem Dachs
ſeine zwar wenigen aber an Qualität deſto beſſeren Trauben bis auf
einige geräubert wurden.
* Auerbach, 12. Okt. Schützengeſellſchaft Auerbach Das
diesjährige Schlußſchießen, verbunden mit einem Hammel= und ſonſtigem
Preisſchießen fand, unter ſehr zahlreicher Beteiligung von hier und
auswärts am Sonntag ſtatt. Als Preisträger teilen wir mit:
Frei=
hand=Feſtſcheibe (Groß=Kaliber): Ofenſtein=Aſchaffenburg 56 R.
(Hammel), Hartz=Auerbach 55 R., Bratengeier=Sprendlingen 55 R.,
Hau=
kel=Sprendlingen 50 R. Damm=Auerbach 50 R., Heinrich Schneider=
Auerbach 49 R. W. Emmrich=Groß=Umſtadt 49 R., Schätzler=Groß=
Umſtadt 48 R., Chr. Müller=Sprendlingen 49 R., Pfau=Auerbach 44 R.,
Kienz=Auerbach 43 R., Berghöfer=Darmſtadt 43 R., — Aufgelegt
Meiſterſcheibe (G. K.): Emmerich, Groß=Umſtadt, 60 R. Chr.
Müller=Sprendlingen 57 R., Chriſtoph Müller=Sprendlingen 56 R.,
Bratengeier=Sprendlingen 55 R. Henkel=Sprendlingen 55 R., Berghöfer=
Darmſtadt 55 R., Jean Schnellbächer=Auerbach 55 R., H. Schneider=
Auerbach 55 R. Schätzler, Groß=Umſtadt, 54 R., Gieſin=Auerbach 52 R.,
Joſt, Groß=Umſtadt, 52 R., Wilke=Darmſtadt 51 R., W. Krauß=Auerbach
51. R. L. Brack=Auerbach 51 R., Ofenſtein=Aſchaffenburg 51 R. —
Jagdſcheibe (G. K.): Bareis=Auerbach 27 R., Ofenſtein=
Aſchaffen=
burg 27 R., H. Eldracher, Groß=Umſtadt, 25 R., Chriſtoph Müller=
Sprendlingen 25 R., K. Schätzler, Groß=Umſtadt 25 R., W. Emmrich,
Groß=Umſtadt, B R., Fr. Hartz=Auerbach 17 R. Theo Viemann=Auerbach
16 R. — Feſtſcheibe (Klein=Kaliber): Grimm=Darmſtadt 30 R.,
H. Müller=Sprendlingen 29 R., R. W. Gieſin=Auerbach 28 R. Storck=
Darmſtadt 28 R. Berghöfer=Darmſtadt 28 R., Langelott=Bensheim
R R., W. Nagel=Sprendlingen 27 R. Heinz Nagel=Sprendlingen N R.,
Schneider=Darmſtadt 26 R., Hartz=Auerbach 26 R. —
Meiſter=
ſcheibe (Kl. Kaliber): Grimm=Darmſtadt 47 R., Lick=Darmſtadt
47 R., Gieſin=Auerbach 47 R., Becher=Bensheim 46 R., Klein=Bensheim
46 R., W. Nagel=Sprendlingen 44 R., Janzer=Sprendlingen 44 R.,
Schneider=Darmſtadt 44 R., Hartz=Auerbach 44 R., Theo Viemann=
Auer=
bach 43 R., Herrmann, Groß=Hauſen, 43 R., Langelott=Bensheim 43 R.
— Jagdſcheibe (K. Kaliber): W. Gieſin=Auerbach 25 R., Langelott=
Bensheim 25 R., Schambach=Bensheim 24 R., H. Müller=Sprendlingen
23 R., Theo Viemann=Auerbach 23 R. Die Preisverteilung fand am
Abend im großen Saale des Hotels Weigold ſtatt. Dieſer ſchloß ſich ein
Ball an. Erſt in vorgerückter Morgenſtunde trenten ſich die letzten
Teilnehmer. Mit hoher Befriedigung kann die Schützengeſellſchaft auf
ähr diesjähriges Schlußſchießen zurückblicken.
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Seite 8
Freitag, den 15. Oktober 1926
Nummer 286
Die landwirtſchaftlichen Haushaltungsſchulen
der Landwirtſchaftskammer für Heſſen.
Bereits im Jahre 1888 regte der Präſident des Landw.
Provin=
zialvereins für Oberheſſen, Freiherr Adalbert von Nordeck zur Rabenau,
in der Provinz Oberheſſen die Gwündung einer Schule an, in der junge
Bauernmädchen das zur Führung eines bäuerlichen Haushaltes
Er=
forderliche gründlich erlernen konnten. Taraufhin wurde auf Verlaſſung
des Landw. Provinzialvereins für Oberheſſen durch den Landw.
Bezirks=
verein Büdingen unter Zuziehung führender Landwirte die
Haus=
haltungsſchule Lindheim ins Leben gerufen und konnte dort mit
Wirkung vom 1. Januar 1889 der erſte Schulbetrieb eröffnet werden.
In der Provinz Starkenburg wurde entie gleiche Haushaltungsſchule,
und zwar in Langen, durch den Kreisrat des Kreiſes Offenbach und
nachmaligen Vorſitzenden der Landwirtſcha ftskammer, Herrn Geheimrat
Haas, im Jahre 1891 errichtet. Beide Unternehmungen wurden zuerſt
durch die landw. Provinzialvereine die landw. Bezirksvereine und die
Sparkaſſen finanziell unterſtützt. Mit Errichtung der
Landwirtſchafts=
kammer im Jahre 1906 gingen dieſe Schulen an die
Landwirtſchafts=
kammer über. In den Schulen wurden alljährlich zwei je fünfmonatige
Kurſe abgehalten, in denen Mädehen von etwa 16 bis 20 Jahren ihre
Ausbildung für ihren ſpäteren Beuf erhielten. Der Beſuch der Schulen
war ein ſehr reger. So betrug die Zahl der Schülerinnen von der
Gründung bis heute in Langen 1371, in Lindheim 1468; außerdem
be=
ſuchen den am 5. Juli ds. Js. eröffneten 1. Keurſus der
Haushaltungs=
ſchule Michelſtadt 23 Schülerinnen, ſo daß insgeſamt bis jetzt in den
Schulen 2862 Schülerinnen ihre Ausbildung erhielten. Hiervon
ent=
fallen auf Heſſen 2322 Schülerinnen.
Daß die Schulen einem Bedüirfnis entſprachen, beweiſt in erſter
Linie der ſtarke Beſuch derſelben, wobei nicht unerwähnt bleiben darf,
daß vor dem Kriege und insbeſondere nach den Kriegsjahren wiederholt
die Zurückweiſung von Anmeldungen erfolgen mußte, da die
Raum=
verhältniſſe der Schulen nur die Aufnahme einer bedingten Zahl von
Schülerinnen zuließ. Andererſeits wird die Notvendigkeit der Schulen
auch dadurch beſtätigt, daß der heſſiſche Staat jahrzehntelang, bis zum
Jahre 1925, zur Unterhaltung der Schulen Stccatszuſchüſſe gewährte.
Letztere wurden vom Heſſiſchen Landtag auf Antrag der Abg. Lux,
Engelmann und Widmann ab 1926 geſtrichen.
Die bei den alljährlich zweimal ſtattfindenden Schlußprüfungen der
Schulen ausgeſtellten Arbeiten der Schülerinnen fanden allgemeinen
Beifall und Bewunderung. Daß die in der Schule angeeigneten
Kennt=
niſſe gute Frichte getragen haben beweiſt auch die Tatſache, daß die
Töchter früherer Schülerinnen die Schule wiederholt beſucht haben,
Der Lehrplan der Schulen iſt ein ausgedehnter. Der praktiſche und
theoretiſche Unterricht erſtreckt ſich auf die folgenden Gebiete: 1. Kochen,
2. Backen. 3. Konſervierung von Nahrungsmitteln, wie Einmachen von
Gemüſe und Früchten, auch Fleiſch und Wurſt. 4. Einſalzen von Fleiſch,
Räuchern von Fleiſch= und Wurſtwaren. 5. Waſchen, einſchließlich
Be=
handlung der Wäſche und Kleidung. 6. Bügeln. 7. Putzen. 8.
Be=
ſtellung und Ausnutzung des Obſt= und Gemüfegartens. 9.
Schweine=
haltung. 10. Zucht und Haltung des Geflügels. 11. Milchverarbeitung
(Molkereiweſen uſw.).
Außerdem wird beſonderer Wert auf eine gründliche Unterweiſung
in der Fertigung von weiblichen Handarbeiten (Stricken, Stopfen und
Weißnähen mit der Hand und der Maſchine, Kleidermachen) gelegt,
wobei ſich die Mädchen ſür ihren eigenen und für den Bedarf ihrer
Familie beſchäftigen dürfen. Soweit die Unterrichtszeit ausreicht, kann
bei vorgeſchrittenen Mädchen auch Gelegenheit zur Erlernung feinerer
Handarbeiten gegeben werden.
Thevretiſcher und praktiſcher Unterricht wird ferner noch erteilt in:
Nahrungsmittellehre, Molkereiweſen, Schweine=, Ziegen= und
Geflügel=
haltung, Obſt=, Gemiſe= und Gartenbau, ferner Buchführung,
Geſund=
heits= und Säuglingspflege; für diejenigen Mädchen, welche den
fünf=
monatigen Kurſus der Haushaltungsſchule beſuchen, wird außerdem
Unterricht erteilt im Rechnen, in der Abfaſſung von Briefen und
Auf=
fätzen und in Verbindung mit letzteren in Literatur. Die Schülerinnen,
welche die Frauenſchule beſuchen, ſind vom Unterricht in
Elementar=
fächern entbunden.
Es iſt in der Anſtalt für eine geiſt= und gemütsbildende Lektüre
geſorgt, auch wird der Geſang gepflegt. Ein Klavien iſt der Benutzung
der Mädchen überlaſſen.
Während die Schulen in den Kriegsjahren, hervorgerufen durch den
in der Landwirtſchaft infolge des Einziehens der Landwirte und
teil=
weiſe auch ihrer Söhne eingetretenen Arbeitermangels einen geringeren
Beſuch aufzuweiſen hatten, ergab ſich nach den Kriegsjahren eine ſtarke
Anmeldung zum Beſuch der Anſtalten, die z. T. zu einer Abweiſung
führte, da die Räumlichkeiten nicht mehr ausreichten. Die
Landwirt=
ſchaftskammer faßte aus dieſen Gründen den Plan zur Errichtung einer
weiteren Haushaltungsſchule. Der Gedante konnte Anfangs ds. Js.
dadurch verwirklicht werden, daß Gelegenheit gegeben war, das von der
Stadt Worms in Michelſtadt i. O. 4 Jahre unterhaltene Kurhaus
käuf=
lich zu erwerben. Das Kurhaus wurde durch einige kleinere, innere
bau=
liche Umänderungen zu einer neuzeitlich eingerichteten Frauen= und
Haushaltungsſchule umgeſtellt, in der heute 80—100 Schülerinnen
Auf=
nahme finden können.
In allen Berufen ergibt ſich heute die Tatſache, daß auf die
Aus=
bildung der heranwachſenden Jugend größtes Gewicht gelegt wird. Die
Gelegenheit zur Heranbildung der Jungbauern iſt durch Vermehrung
der landw. Lehranſtalten gefördert worden. Wie bereits eingangs
ge=
ſagt, wurde die Ausbildung der Landwirtstöchter durch die
landwirt=
ſchaftlichen Provinzialvereine und die Landwirtſchaftskammer ſchon ſeit
Jahrzehnten betrieben, und war es deshalb auch Aufgabe der
Landwirt=
ſchaftskammer, für die Ausbildung der zukünftigen Landwirtsfrauen
weitgehendſt, den neuzeitlichen Verhältniſſen angepaßt, Sorge zu tragen.
Hierzu bietet nunmehr neben den Haushaltungsſchulen in Langen und
Lindheim in erſter Linie die neu errichtete Schule in Michelſtadt —
ge=
legen in einem großen Naturpark mit reichlichem Gelände für
Gemüſe=
garten — Gelegenheit. Dort können die Töchter der Landwirte in
fünf=
monatigen Kurſen alles das erlernen, was ſie wiſſen müſſen, um ſpäter
ihren Obliegenheiten als tüchtige Landwirtsfrau oder auch
tüch=
tige ſtädtiſche Hausfrau nachkommen zu können.
Außer dieſen fünfmonatigen Kurſen beſteht für die Schule
Michel=
ſtadt die Abſicht zur Errichtung einer ſog. Frauenſchule, in der nach dem
Syſtem der anderwärts beſtehenden Frauenſchulen eine weitergehende
Ausbildung erfolgen ſoll. In die Frauen= und Haushaltungsſchulen
der Landwirtſchaftskammer können neben Landwirtstöchtern auch Töchter
anderer Berufskreiſe Aufnahme finden. Auch den Töchtern von
Nicht=
landwirten wird ſüir ihren ſpäteren Beruf eine gute Ausbildung zu teil.
Die Landwirtſchaftskammer richtet daher, insbeſondere an ihre
Landwirte, die dringende Mahnung, die Ausbildung ihrer Töchter ins
Auge zu faſſen und ſie die von der Landwirtſchaftskammer zu dieſem
Zwecke errichteten Schulen beſuchen zu laſſen. Die aufgewendeten Mittel
werden für die Beſucher und ihre Eltern reichen Segen tragen.
Auskunft und Zuſendung der ausführlichen Aufnahmebedingungen
erfolgt durch die Landwirtſchaftskammer für Heſſen, Darmſtadt,
Rhein=
ſtraße 62, auf Anfordern.
* Heppenheim a. b. B., 12. Okt. Am Sonntag fand das diesjährige
Abturnen des Turnvereins Heppenheim 1891 E. V. ſtatt. Vormittags um
9 Uhr begann der Kampf um den „Wanderpreis für das Volksturnen”
innerhalb des Vereins, wovon ſchon drei Uebungen am vorhergehenden
Sonntag erledigt waren. Nachmittags um 3 Uhr fand ein
Gaumeiſter=
ſchaftsſpiel im Handball der 1. Mannſchaft Heppenheim gegen 1.
Mann=
ſchaft des Turnvereins Alsbach ſtatt. (Reſultat 2:3). Darauf fanden
Vorführungen der Schüilerabteilung auf dem Turnplatz ſtatt, die
all=
gemeinen Beifall fanden. Am Abend blieb man im Vereinslokal,
nach=
dem hiev noch verſchiedene turneriſche Vorführungen gezeigt worden
waren, bei Muſik und Tanz gemütlich zuſammen. — Der kath.
Geſellenverein feierte am Sonntag ſein 37jähriges Beſtehen.
Die Mitglieder und Ehrenmitglieder verſammelten ſich um 7.45 Uhr
am kath. Vereinshauſe in großer Zahl zum gemeinlamen Kirchgang.
Nach dem Gottesdienſt war gemeinſamer Kaffee im Vereinshauſe. Am
Abend fand dann eine Familienfeier ſtatt, bei welcher die
Gefangsab=
teilung beſonders allgemeine Anerkennung fand. Heute früh fand nun
ein Seelenamt ſür die verſtorbenen und im Weltkrieg gefallenen
Ehren=
mitglieder und Mitgliedr ſtatt.
Aufbewahren!
Ausſchneiden! * Steuerkalender
für die Zeit vom 15. 31. Oktober 1926.
15. Okt.: Abführung der in der Zeit vom 1. bis 10. Oktober 1926 (erſte
Oktoberdekade) einbehaltenen Lohnabzugsbeträge,
ſoweit dieſe den Betrag von 100 RM. überſteigen. (Keine
Schonfriſt.)
17. (18.)Okt.: Letzter Tag, an dem folgende, am 10. (11.) Oktober
fäl=
lig geweſene Steuern noch zuſchlagsfrei entrichtet
wer=
den können:
a) Umſatzſteuer.
b) Einkommenſteuer.
c) Körperſchaftsſteuer.
25. Okt.: Abführung der in der Zeit vom 11. bis 20. Oktober (2.
Okto=
ber Dekade) einbehaltenen Lohnabzugsbeträge, ſoweit
dieſe (für ſich allein oder mit den in der erſten Oktober=Dekade
einbehaltenen Lohnabzugsbeträgen) den Betrag von 100 RM.
überſteigen. (Keine Schonfriſt.)
25. Okt.: Viertes ſtaatliches Ziel der Grundſteuer,
vorläufi=
gen Gewerbeſteuer und Sondergebäudeſteuer
(Vgl. den „Steuerbeſcheid über Landesſteuern”). Schonfriſt
eine Woche.
31. Okt.: Ablauf der Aufwertungsfriſten beachten!
H. W. Wohmann.
* Groß=Gerau, 14. Okt. Bei einem Unfall beſtohlen.
Im Kreisorte Kelſterbach ſtießen zwei Radfahrerinnen zuſammen. Eine
von ihnen wurde bewußtlos vom Platze getragen. Dabei wurden dieſer
von einem Unbekannten 30 Mark aus ihrer Handtaſche geſtohlen.
* Offenbach, 13. Okt. Ein Lehrer und eine Lehrerin, die ſich ſeit der
Einführung der Reichsjugendwettkämpfe um dieſe ſportlichen Uebungen
und Kämpfe der hieſigen Jugend ſehr verdient machten, ſind ſich nun
durch Verlobung fürs Leben näher getreten. Der Sport hat ſich alſo in
dieſem Falle nicht auf ſeinen ureigenſten Zweck beſchränkt. Es iſt aus
ihm ein zweifacher Segen erwachſen, der dem ſportliebenden Paare von
Herzen gegönnt ſei.
Oberheſſen.
* Aus der Wetteran, 14. Okt. Auch in unſerer Gegend beſteht
Typhusverdacht. So wurden in Holzhauſen einige erkrankte
Per=
ſonen in amtsärztliche Unterſuchung genommen. Darauf iſt das
Kirch=
weihfeſt in Holzhauſen verboten worden.
* Nidda, 14. Okt. Ein junger Mann geriet in die Kreisſäge des
Sägewerks bei Bleichenbach, dabei wurde ihm die rechte Hand ſchwer
verſtümmelt. Im gleichen Orte geriet ein Landwirt mit der Hand in
die Dickwurzmühle, die ihm den linken Zeigefinger abriß.
* Friedberg, 14. Okt. Die Zuckerrübenernte hat ihrem
Anfang genommen. Die Menge der Zuckerrüben kann als gut, der
Zuckergehalt als vorzüglich bezeichnet werden. Der Zentner
Zucker=
rüben koſtet rund 1 Mark. Die Zuckerfabrik hat am Montag ihren
Betrieb eröffnet.
* Butzbach, 13. Okt. Zur Beſichtigung der hieſigen
Zellenſtraf=
anſtalt trafen geſtern die katholiſchen Geiſtlichen der Dekanate Gießen,
Friedberg und Vilbel ein. Sie bekundeten dadurch ihr Intereſſe für
den neuen Strafvollzug. Die Führung hatte der Anſtaltsleiter, Direktor
Stumpf, übernommen.
* Allendorf a. d. Lahn, 13. Okr. Das ſeltene Feſt der
Diaman=
tenen Hochzeit begehen am 17. Oktober die Eheleute K. Viehmann.
Die Eheleute ſind 85 bzw. 83 Jahre alt.
* Hombera a. d. Ohm, 14. Okt. In der Ohmertrank ein 28
Jahre alter Mann aus Frankfurt, der im nahen Ober=Ofleiden bei
ſeiner Braut zu Beſuch weilte. Der ſo plötzlich ums Leben gekommene
hatte mit ſeinem Schwiegervater dem Angelſport gehuldigt. Als letzterer
für kurze Zeit weggegangen war, iſt der junge Mann, der des
Schwimmens unkundig war, in das Flüßchen geſtürzt und ertrunken.
* Wallenrob bei Lauterbach, 14. Okt. Auf höchſt merkwürdige
Weiſe ums Leben gekommen iſt bei unſerem Ort der frühere
Bahnwärter Karl Schmitt aus Schlitz. Er wollte ſich mit ſeinem
Fahrrad nach ſeinem Heimatdorf Storndorf begeben. Auf der
ab=
ſchüſſigen Straße packte ihn ein Wirbelwind, ſo daß Schmidt die
Herr=
ſchaft über das Rad verlor und gegen einen Baum rannte. Leute aus
dem Dorfe eilten herbei und brachten den Bewußtloſen ins
Kranken=
haus Lauterbach. Dort iſt er am folgendem Tage geſtorben. Schmidt
iſt 50 Jahre alt und hinterläßt eine Witwe und fünf Kinder,
Dter ole
Perflor allein wäscht milde,
Drum führt’s mit sich die Hilde.
Blütenweiß waschen freilich auch die scharfen,
selbst=
tätigen Waschpulver, aber sie greifen die Hände an und
machen die Wäsche dünn und löcherig.
Schonend waschen auch andere Seifenflocken, aber die
Wäsche bleibt trotz mühseligen Reibens fleckig und grau.
Perflor allein wäscht schneeweiß, entfernt selbsttätig
jeden Fleck und schont dabei die empfindlichste Wäsche
und die zartesten Hände.
Perflor, die einzige selbsttätige Seifenllocke
und das einzige milde selbsttätige Waschmittel
Perflor kalt oder handwarm, niemals heiß auflösen.
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6.32 7.44 10.33 1.08 4.18 6.38
703 8.32 11.32 1.47 5.07 7.17
Eberſtadt, Halteſt. d. Elektr.
6.48 8.00 10.50 1.25 4.35 6.55 I an Darmſtadt, Theaterplatz ab A 6.50 8.15 11.15 1.30 4.50 7.00
II. An Sonn= und Feiertagen:
6.15 7.27 10.15 12.50 4.00 6.20 ¼ ab Nieder=Beerbach
6.25 7.37 1025 1.00 4.10 6.30 „ Kühler Grund
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Kühler Grund 10.05 2.05 3.35 8.25 100 2.25 9.55 1.55 3.25 8.32 1.08 2.33 6.38
Eberſtadt, Halteſt. d. Elektr. 9.47 1.47 3.17 8.50 1.25 2.50 6.55 I an Darmſtadt, Theaterplatz. ab A 9.30 1.30 3.00
Extrafahrten für Vereine und Geſellſchaften zu jeder Tages= und Nachtzeit bei mäßigen Preiſen.
Man achte auf die blauen Wagen.
(14900
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Hochachtungsvoll. Jean Leißler und Frau.
Bitte freundlichſt meinen verehrten Kundenkreis und Bekannten, das mir
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[ ← ][ ][ → ]Seite 10
Freitag, den 13. Oktober 1926
Nummer 286
Reich und Ausland.
Die Turnerſchaft im Reichsausſchuß
für Leibesübungen.
Berlin. Unter dem Vorſitz des Staatsminiſters a. D. Dr.
Schmidt=Ott und unter Mitwirkung des Miniſterialrats Pellgahr als
Vertreter des Reichsminiſteriums des Innern traten die bevollmächtigten
Vertreter des Reichsausſchuſſes für Leibesübungen und der Deutſchen
Turnerfchaft zu einer Schlußſitzung zuſammen, in der die ſchon vorher
vereinbarten Richtlinien von den Führern beider Verbände durch
Unter=
ſchrift anerkannt wurden. Damit iſt das alte Verhältnis zwiſchen
Turnerſchaft und Reichsausſchuß wieder hergeſtellt.
Tagung der Inkoſe.
Die Bekämpfung der veneriſchen Krankheiten?
Berlin. Auf der Tagung des Internationalen Kongreſſes für
Sexualforſchung in Berlin berichtete der Venerologe Profeſſor
Almk=
diſt Stockholm über den Rückgang der Geſchlechtskrankheiten in Schweden
dank des 1919 in Schweden eingeführten Geſetzes zur Bekämpfung der
Geſchlechtskrankheiten. Der Redner führte aus: Gewiſſe Schwankungen
im Auftreten der Geſchlechtskrankheiten ſeien immer nochweisbar
ge=
weſen. Seit dem Jahre 1913 ſei in Schweden ein ſtändiges und ſtarkes
Anſteigen beobachtet worden. Almkviſt überſah nicht den Anteil, den
die Kriegsverhältniſſe, ſowohl an dem Anſteigen, wie auch nach der
Beſſerung an der Abnahme der Erkrankungsziffern gehabt haben. Die
Abnahme ſei weſentlich durch die Auswirkungen des am 1. Januar 1919
in Schweden eingeführten Geſetzes zur Bekämpfung der
Geſchlechts=
krankheiten erzielt worden. Nach dem Geſetze ſei jeder Kranker
ver=
pflichtet, ſich von einem Arzt behandeln zu laſſen und den erhaltenen
Vorſchriften zur Heilung der Krankheit wie zur Verhütung einer
Weiter=
verbreitung zu folgen bis er als geſund erklärt worden ſei. Jeder
Kranke hat das Recht, auf koſtenloſe Behandlung. Wichtig ſei ferner,
daß mit dem Inkrafttreten dieſer Beſtimmungen in Schweden die
Meglementierung der Proſtitution aufgehoben worden ſei. Die Abnahme
der Geſchlechtskrankheiten beziehe ſich auch in Schweden hauptſächlich auf
die Syphilis. Den Grund dafür ſieht Almkviſt in der ſehr wirkſamen
antiſyphilitiſchen Teraphie, die ſich während des vorigen Jahrzehnts
mehr und wehr entwickelt habe. Hierüber berichtet auch der
Bres=
lauer Dermatologe Jadaſſon auf Grund einer Enquete, an der ſich 51
Fachärzte aus 19 europäiſchen Ländern beteiligt haben. Faſt
aus=
nahmslos hätten ſich die ausländiſchen Syphilidologen der Erklärung
der Deutſchen Dermatologiſchen Geſellſchaft aus dem Jahre 1923
ange=
ſchloſſen, in der die hervorragende Bedeutung des Salvarſans zur
Be=
kämpfung der Syphilis als Volkskrankheit und ſeine Ungefährlichkeit in
ſeiner Fabvikation und Anwendung betont werde. Auch dieſe Enquete
habe feſtgeſtellt, daß die friſche Syphilis in faſt allen Ländern der Welt
zurückgegangen ſei. Die Gonorrhoe habe dagegen in 16 Ländern,
ent=
weder nicht abgenommen oder ſogar zugenommen. Wertvoll ſei auch
die Feſtſtellung, daß nirgends eine Vermehrung der Tabes und Para=
Iyſe aufgetreten ſei, die in Zuſammenhang mit Salvarſan gebracht
wer=
den könne. Abſchließend betonte Jadaſſon die große Bedeutung, die
der zurzeit dem Reichstag vorliegende Geſetzentwurf zur Bekämpfung
der Geſchlechtskrankheiten für Deutſchland habe, der ſich auf der
ſchwe=
diſchen Grundlage aufbaue und der gleiche Hoffnungen bei uns
recht=
fertige. Wenn auch ein Rückgang der Syphilis bei uns in Deutſchland
vielfach vorhanden ſei, ſo ſei die Verbreitung der Geſchlechtskrankheiten
heute noch eine ſo ungeheuere, daß neben Erziehung, Aufklärung,
Be=
kämpfung des Alkoholismus und der Wohnungsnot geſetzliche
Maß=
nahmen notwendig ſeien, um die Kranken der Behandlung zuzuführen.
Eine Kuh von der Weide geſtohlen.
Frankfurt a. M. In der Nacht zum 12. Oktober iſt aus einem
Pferch in der Nähe von Hauſen eine Kuh geſtohlen und ungefähr einen
Kilometer weit hinter einem Strauch an der Nied abgeſchlachtet worden.
Die Täter haben nach Zerſchneiden der Haut das Fleiſch von den
Knochen gelöſt und das Gerippe mit dem Reſt des Fleiſches und die
zer=
ſchnittene Haut am Tatort liegen gelaſſen. Die Art der Abſchlachtung
läßt auf einen Fachmann ſchließen.
Zuſammenſtoß zweier Güterzüge.
WSN. Bebra. Ein Güterzug, der in Guntershauſen bereits
einen Unfall hatte, indem einem Schaffner das Bein abgefahren wurde,
ſtieß in Bebra wiederum mit einem anderen rangierenden Güterzug
zuſammen. Eine Reihe von Wagen ſtürzte um. Sieben Wagen wurden
ſtark und ſieben leicht beſchädigt. Der Sachſchaden iſt bedeutend.
Per=
ſonen wurden nicht verletzt.
Meineidsprozeß gegen Oberſtaatsanwalt Frieders.
Weimar. In dem Meineidsprozeß gegen Oberſtaatsanwalt Dr.
Frieders, der ſeit Montag vor dem Schwurgericht in Weimar
verhan=
delt wird, beantragte geſtern der jetzige Staatsanwalt und Nachfolger
Dr. Frieders gegen den Angeklagten wegen Meineids eine
Zuchthaus=
ſtrafe von 1 Jahr 3 Monaten, 5 Jahre Ehrverluſt und dauernde
Ab=
erkennung der Fähigkeit, als Zeuge aufzutreten. Für den Fall, daß das
Gericht nur fahrläſſigen Falſcheid annehmen ſollte, beantragte der
Ver=
treter der Anklage gegen Frieders eine Gefängnisſtrafe von 9
Mona=
ten. Das jetzige Verfahren gegen Frieders ſteht im Zuſammenhang —
wie noch erinnerlich ſein dürfte — mit dem bekannten
Meineidsverfah=
ren gegen den früheren Leiter der Thüringiſchen Staatsbank Loeb.
Oberſtaatsanwalt Frieders, der ſeinerzeit die Anklage gegen Loeb zu
vertreten hatte, verſuchte, ſich vor der damaligen Hauptverhandlung von
der Vertretung der Anklage entbinden zu laſſen, angeblich, weil er
mit einem Freiſpruch Loebs rechnete. Nach der Beweisaufnahme im
Prozeß gegen Loeb trat Frieders von der Anklage zurück, während
nunmehr Staatsanwalt Floel als Anklagevertreter einſprang und
ein=
undeinhalbes Jahr Zuchthaus gegen Loeb beantragte. Die
Verhand=
lung gegen Loeb endete mit einem Freiſpruch. Das Verhalten des Dr.
Frieders führte zur Eröffnung des Diſziplinarverfahrens und deſſen
Verſetzung in den Warteſtand. Die jetzige Meineidsklage gegen Dr.
Frieders iſt darauf zurückzuführen, daß Dr. Frieders beſchworen hat,
daß der Staatsanwaltsſchaftsrat Floel einen Einſtellungsbeſchluß gegen
Loeb aus eigener Machtvollkommenheit vernichtet und einen neuen
an=
gefertigt habe, in welchem die Einſtellung ausgeſprochen, aber die
Be=
laſtung Loebs mit dem Verdacht des Meineids aufrecht erhalten wurde.
Dieſen Beſchluß wolle Frieders erſt ſpäter vorgelegt erhalten haben.
Staatsanwaltſchaftsrat Floel beſchwor jedoch das Gegenteil wie
Frie=
ders, und hieraus ergab ſich im weſentlichen die Stütze des
Meineids=
verfahrens gegen Dr. Frieders.
Autoſtraße Frankfurt—Wiesbaden.
Wiesbaden. Die Ortsbauernſchaft Hattersheim hat gegen die
von dem Landeshaus feſtgeſetzte Baulinie, nach welcher die Autoſtraße
unweit vor Hattersheim von der alten Chauſſee Wiesbaden—
Erben=
heim—Frankfurt links abzweigen und zwiſchen Kriftel und
Hatters=
heim mit Benutzung nur Hattersheimer Geländes aber unter Umgehung
der letztgenannten Gemeinde und Höchſt auf die Eliſabethenſtraße geführt
werden ſoll, bei der Regierung Einſpruch erhoben, weil dadurch nicht
nur dieſer ſehr fruchtbare Teil der Gemarkung unter Verluſt koſtbaren
Ackerbodens in zwei Teile geteilt werden würde, ſondern auch die
Be=
ſtellung der Aecker nicht ohne beſtändiges Ueberſchreiten der gefährlichen
Autoſtraße vor ſich gehen könnte. Die Ortsbauernſchaft ſchlägt daher
vor, dieſen Teil der Straße der Gemarkungsgrenze Kriftel—Hattersheim
entlang zu führen, wodurch auch eine gerechtere Verteilung des für den
Bau der Straße zu opfernden wertvollen Geländes erzielt würde. Aus
den angeführten Gründen erſcheint der Einſpruch nicht unberechtigt,
wenn auch dadurch notgedrungen eine weitere Verzögerung der
Inan=
griffnahme des Baues entſtehen muß. Mit dem Bau der Straße könnte
nämlich heute ſchon begonnen werden, da die Mittel hierzu der
produk=
tiven Erwerbsloſenfürſorge entnommen werden.
Zuſammenſtoß zwiſchen Schnellzug und Möbelwagen.
WSN. Mannheim. Beim Paſſieren eines Eiſenbahnübergangs
im Mannheimer Reinauhafen nahm der Chauffeur eines
Möbelkraft=
wagens mit Anhänger die Kurve zu kurz, ſo daß der Anhänger gegen
einen Prellſtein fuhr und auf die Schienen geſchleudert wurde. Im
ſelben Augenblick brauſte der Karlsruher Schnellzug heran, konnte aber
auf der kurzen Strecke nicht mehr zum Halten gebracht werden. Der
Anhänger wurde faſt völlig zermalmt. Perſonen ſind nicht zu Schaden
gekommen. Der Schnellzug erlitt eine kleine Verſpätung.
Ein neuer Eiſenbahnfrevel.
Altenkirchen. Unbekannte Täter haben bei der Station
Duderbach eine ſchwere Holzſchwelle und mehrere Holzwellen auf das
Gleis geworfen, in der offenbaren Abſicht, einen wenige Minuten ſpäter
fälligen Perſonenzug zum Entgleiſen zu bringen. Ein
Eiſenbahn=
beamter, der die Hinderniſſe noch rechtzeitig vor dem Eintreffen des
Zuges entdeckte, konnte dieſelben entfernen, ſo daß ein Unglück verhütet
wurde. Die Unterſuchung iſt eingeleitet.
Sodener
Schte Darstillen,
Naturf-Sodener Quellsafz.
Sodenen Manmbrunnen II
Vom Deutſchen Schillerbund in Weimar.
Weimar. In der ſtark beſuchten Herbſttagung des
National=
ausſchuſſes des Schillerbundes wurde der frühere Vorſtand, an der Spitze
der Vorſitzende, Oberregierungsrat Prof. Dr. Eduard Scheidemantel,
wiedergewählt. Ein Neudruck der Satzungen mit einigen Aenderungen
wurde beſchloſſen. Ferner wurden für den Sommer 1927 folgende
Dramen gewählt: Don Carlos, Kaufmann von Venedig, Der Prinz
von Homburg. Als Opernvorſtellung wurde für die freien Donnerstage
mit Rückſicht auf das Beethoven=Jahr „Fidelio” gewählt. Endlich
ver=
dient noch die güünſtige Finanzlage des Deutſchen Schillerbundes
her=
vorgehoben zu werden. Die nächſte Hauptverſammlung des
Schiller=
bundes findet zu Oſtern nächſten Jahres ſtatt.
Mordprozeß Boehme.
Dresden. Nach Eröffnung der Sitzung erhielt ſofort der
Staats=
anwalt Dr. Hartmann das Wort zu ſeinem Plädoyer, in dem er u. a.
ausführte: Die Anklage ſtütze ſich im weſentlichen auf Indizienbeweiſe.
Es beſtehe gegen Boehme der allerſchwerſte Verdacht, daß er ſeine Frau
umgebracht hat. Mit Rückſicht auf die Ergebniſſe der
Hauptverhand=
lung ſtelle er die Entſchließung in das Ermeſſen des Gerichtes. In der
Anklage werde dem Angeklagten zur Laſt gelegt, ſeine Frau vorſätzlich
getötet zu haben. Sollte ſich das Gericht nicht von der Schuld des
An=
geklagten überzeugen können, ſo bitte der Staatsanwalt zu erwägen,
daß der Angeklagte unbedingt fahrläſſig gehandelt hat, indem er
ent=
gegen der Gepflogenheit paſſionierter Jäger ſeine Frau unmittelbar
neben ſich gehen ließ. Sollte ſich das Gericht nicht von der Schuld des
Angeklagten überzeugen können, ſo werde er Einſtellung des Verfahrens
wegen Verjährung beantragen. — Hierauf ergriff der Verteidiger
Juſtiz=
rat Knoll das Wort zu einem längeren Plädoyer. Er führt aus: Es
beſtehe eine gewiſſe Wahrſcheinlichkeit, daß der Angeklagte den Schuß
abgegeben haben könnte. Man könne dem Angeklagten jedoch unter
keinen Umſtänden widerlegen, daß er auf dem Stoppelfeld ausgeglitten
und daß dadurch der Schuß losgegangen ſei. Es komme auch keine
Fahrläſſigkeit in Frage. Es könne ſich nur um einen unglücklichen
Zufall handeln. Der Angeklagte habe mit ſeiner letzten Frau keine
unglückliche Ehe geführt. Juſtizrat Dr. Knoll forderte ſchließlich die
Freiſprechung ſeines Klienten. Hierauf erhielt der Angeklagte das
Wort zu ſeiner Schlußbemerkung. Er führte aus: Ich bin und fühle
mich vollkommen unſchuldig. Ich bin das beklagenswerte Opfer
unglück=
ſeliger Verkettungen und eigenartiger Verhängniſſe, die zeitlich
zu=
ſammenfallen. Die Oeffentlichkeit iſt durch falſche Meinungen irritiert
worden. Mein guter Ruf werde zugrunde gerichtet. Es iſt mir
nach=
gerade ein Bedürfnis geworden, mich vor aller Oeffentlichkeit zu
verant=
worten gegenüber der allerſchlimmſten Anſchuldigung, die gegen einen
Menſchen erhoben werden kann." Ich erſuche deshalb das Schwurgericht,
mich von dieſem ſchweren Verdacht durch ein gerechtes Urteil befreien
zu wollen. — Nach dreieinhalbſtündiger Beratung verkündete der
Vor=
ſitzende, Landgerichtsdirektor Kurth, folgenden Beſchluß: Das
Ver=
fahren gegen den Angeklagten wird eingeſtellt. Die Koſten trägt die
Staatskaſſe.
Schwerer Raubüberfall im Saargebiet.
Saarbrücken. Mittwoch früh 7 Uhr wurde im benachbarten
Schiffweiler ein Oberſteiger in der Nähe der neuen Grubenanlage von
mehreren Perſonen überfallen und beraubt. Der Ueberfallene trug
die Lohngelder in Höhe von 43000 Franken in einer Mappe bei ſich.
Der Ueberfall erfolgte kaum 100 Meter von ſeiner Behauſung und
wurde von der Frau des Oberſteigers zufällig beobachtet. Die Täter,
die Masken trugen, ſchlugen mit einem ſchweren Gegenſtand ſolange auf
den Oberſteiger ein, bis er bewußtlos zuſammenbrach, entriſſen ihm
dann die Geldmappe und ergriffen ſchleunigſt die Flucht.
Ein beſorgter Selbſtmordkandidat.
Mittelſinn (Unterfranken). Der 60 Jahre alte Landwirt
Diener von hier nahm ſich das Leben, indem er ſich in der Sinn
er=
tränkte. Dabei iſt er aber ſehr ſorgfältig vorgegangen, um ſeinen
An=
gehörigen überflüſſige Sorge und Arbeit zu erſparen. Einmal hatte
er einen Zettel zu Hauſe gelaſſen, worauf er genau die Stelle angab,
wo man ſeine Leiche finden werde. Dann hatte er ferner, bevor er
ſich ins Waſſer ſtürzte, eine Leine um ſeinen Leib gebunden und das
andere Ende ſo am Ufer befeſtigt, daß er nicht abgetrieben werden konnte.
Die Leiche wurde darauf auch wirklich am bezeichneten Platz gefunden.
Schweres Eiſenbahnunglück.
Breslau. Am Dienstag kurz nach Mitternacht ſtießen infolge
falſcher Weichenſtellung bei der Station Scharley-Pickar (Polniſch=
Oberſchleſien) ein Perſonenzug und ein Güterzug zuſammen. Ein
Pack=
wagen und mehrere Güterwagen wurden auf die Böſchung geſchoben.
Bisher wurden zwei Tote und acht Schwerverletzte geborgen. Die
Schitzerverletzten ſind derart verſtümmelt, daß ſich die Zahl der Toten
noch erhöhen dürfte.
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Nummer 286
Geite 11
Freitag, den 15. Oktober 1926
Der dreifache Naubmord in Berlin=Oranienburg.
Vater, Mutter und Tochter ermordet. — Der Täter 15 Jahre alt.
Berlin. Zu dem furchtbaren Raubmord in Oranienburg, bei
dem drei Menſchen, der frühere Poſtſekretär Dobrindt, ſeine Frau und
ſeine Tochter, den Tod fanden, werden folgende Einzelheiten bekannt:
Während die Tochter der alten Leute Beſorgungen zum Abendbrot in
der Stadt machte, war ein 15jähriger Burſche, namens Müller, in die
Wohnung der alten Leute eingedrungen. Er hat die im Bett liegende
Frau durch Meſſerſtiche getötet, ebenſo den dazukommenden Mann.
Dann verſuchte er, die Wohnung auszurauben. Inzwiſchen kam die
Tochter zurück und überraſchte den Täter. Der Burſche ſtürzte ſich
ſofort auf ſie und verletzte ſie ebenfalls durch mehrere Meſſerſtiche. Da
ſie laut um Hilfe rief und ſich zur Wehr ſetzte, ſchoß er ſie nieder. Durch
das Geſchrei wurden die Leute im Hauſe aufmerkſam und
benachrichtig=
ten die Oranienburger Kriminalpolizei, die ſofort erſchien. Der Täter
war inzwiſchen geflohen. Die Berliner Kriminalpolizei und die
Mord=
kommiſſion wurden ebenfalls alarmiert. Nach den bisherigen
Feſtſtel=
lungen handelt es ſich um einen entfernten Verwandten der Familie,
Ernſt Karl Müller, einen berufs= und wohnungslos umher ſtrolchenden
Burſchen. Der Täter muß das Haus lange Zeit beobachtet haben, und
als er ſah, daß gegen 6½ Uhr nachmittags die Tochter ſich entfernte,
begab er ſich in die Wohnung. Allem Anſchein nach iſt es dem Täter
nicht gelungen, ſeine Raubabſichten auszuführen. Er hat ſelbſt einen
großen Karton, den er wahrſcheinlich zu dem Zwecke mitgebracht hat.
darin ſeine Beute fortzuſchaffen, am Tatort zurückgelaſſen. In dieſem
Karton befanden ſich mehrere ſeiner Kleidungsſtücke und eine Anzahl
an ihn gerichteter Briefe. Daraus ermittelte man die Perſon des
Täters. Bereits vor etwa einem halben Jahre war dieſer Müller bei
den Dobrindtſchen Eheleuten und bei einer verheirateten Tochter des
Ehepgares, die ebenfalls in Oranienburg wohnt, erſchienen und hatte
erklärt, daß er ſich auf irgend einem Wege, und ſei es durch
Anwen=
dung von Gewalt, Geld verſchaffen müſſe, um Filmſchauſpieler zu
wer=
den. Der Bäckermeiſter, der ſeinen Laden unter der Dobrindtſchen
Wohnung hat, war der erſte, der dem Mörder entgegenkam. Da der
Täter anſcheinend keine Munition mehr in ſeinem Revolver hatte, ſtach
er auf dem Treppenabſatz mit einem Hirſchfänger auf den Bäckermeiſter
ein. Es gelang glücklicherweiſe dem Angegriffenen, dem Stoß
auszu=
weichen. Er wurde im gleichen Augenblick an die Wand geſchleudert
und mußte dem Mörder ſo den Weg freigeben. Noch in der Haustür
ſtellte ſich ein fremder Mann dem Verbrecher entgegen; aber auch dieſer,
der natürlich von dem ſchaurigen Vorfall nichts wußte, wurde überrannt,
und der Mönder lief mit großen Sätzen über die Königsallee hinweg
in die nahe Haſenheide, die ſich ſtundenweit bis nach Birkenwerder und
Bernau hinſtreckt. Oben in der Wohnung bot ſich dem Eintretenden
ein grauenvolles Bild. Im Korridor lag Fräulein Dobrindt tot in
ihrem Blute. Im Schlafzimmer lagen die Leichen der beiden alten
Leute im Bett. Der Oberpoſtſekretär Dobrindt, der ſchon ſeit einigen
Jahren im Ruheſtand lebte, war ſeit langem gelähmt und konnte ſich
ohne Hilfe faſt nicht bewegen. Außerdem war er ſehr ſchwerhörig.
Allenthalben bemerkte man die Blutſpuren, die der Mörder ſelbſt beim
Abwiſchen ſeiner Hände in der Wohnung hinterlaſſen hatte.
Grete Reinwald des Kreditſchwindels beſchuldigt.
* Berlin. Gegen die Filmſchauſpielerin Grete Reinwald die
gelegentlich eines Schönheitswettbewerb des Lunaparks im letzten
Som=
mer zur Sommerkönigin” ernannt wurde iſt ein Verfahren wegen
Kreditſchwindels eingeleitet worden. Die Künſtlerin wird beſchuldigt,
mehrere Modehäuſer, Lieferanten, Vermieterinnen und Aerzte um ihre
Forderungen geprellt zu haben. Grete Reinwald iſt ſeit mehreren
Jahren mit einem Herrn Sensburg verheiratet, der ſcheinbar die Sorge
für das notwendige Einkommen der Frau überlaſſen hat. Auf ihren
Schultern lag die ganze Laſt des täglichen Lebens und des bei ihrem
Beruf ja nicht gut zu vermeidenden repräſentativen Haushalts. Es kam
hinzu, daß ihre Einkünfte abnahmen, ihr Kind dauernd ärztlicher Hilfe
bedurfte und ihre Engagements faſt ſtets von einem gewiſſen
Garde=
robeaufwand abhängig waren. Aus Angſt vor den Gläubigern wechſelte
das Ehepaar häufig die möblierte Wohnung. Wurden ſie ſchließlich doch
aufgeſpürt, ſo ſtellte ſich heraus, daß die laufende Gage ſchon an dritte
Perſonen zediert worden war und der Ehemann überhaupt keine Mittel
beſaß. Ein feſtes Engagement hat die Künſtlerin nie gehabt; ſie wurde
nur für einzelne Filme engagiert, und auch dabei ſcheint ihr Verdienſt
bedeutend überſchätzt worden zu ſein. Sie dürfte nicht mehr als 12 bis
15 000 Mark jährlich vereinnahmt haben. Vor einigen Wochen hatte
Grete Reinwald die Scheidungsklage gegen ihren Gatten eingeleitet.
Ausländiſche Anerkennung für die deutſche Fluginduſtrie.
Berlin. Bei den Junkers=Werken traf von der ſchwediſchen Aero=
Transportgeſellſchaft Stockholm folgende Depeſche ein: „Haben heute
Verkehrsſaiſon 1926 ohne Perſonenſchaden bei 98 Prozent
Regelmäßig=
keit mit zirka 350 000 Kilometern und 120 000 Paſſagieren mit Junkers=
Flugzeugen und Junkers=Motoren abgeſchloſſen.”
Tauſendjahrfeier in Nordhauſen.
Die alte ehemalige freie Reichsſtadt Nordhauſen am Harz
begeht im Mai nächſten Jahres feſtlich ihr tauſendjähriges
Stadt=
jubiläum. Die Stadt iſt eine der älteſten Siedlungen Nordthüringens
und am Harz und heute eine blühende Mittelſtadt von 36 000
Ein=
wohnern, die ſich ihre mittelalterlichen Reize zum großen Teil zu
er=
halten verſtanden hat. Die Jahrtauſendfeier ſoll im größeren Nahmen
ſtattfinden. Feſtzug, Volksfeſt, Feſtvorſtellungen im Stadttheater,
Wett=
kämpfe im Stadion und auf der Radrennbahn u. a. Veranſtaltungen
ſind geplant.
Entdeckung eines Höhlengrabes der „Korbmacher”.
EP. Aus Mexiko wird die Entdeckung eines prähiſtoriſchen
Höhlen=
grabes gemeldet, das Ueberreſte von Angehörigen einer vor 4000 Jahren
exiſtierenden Raſſe, der ſogenannten „Korbmacher” barg. Das Grab
befindet ſich in dem wüſtenartigen Hügelland am Fuße der Guadelupe=
Berge in der Nähe der Grenze zwiſchen Texas und New Mexiko. Die
Höhlen ſind völlig trocken, ſo daß die Mumien und die ihnen
mitge=
gebenen Gegenſtände ſo vollkommen erhalten ſind, wie die in den
ägyp=
tiſchen Gräbern gefundenen. Es wurden Sbelette mit anhaftenden
Meſten mumifizierten Fleiſches gefunden, die in netzartigen Umhüllungen
ſteckten. Daneben befanden ſich Opfergaben wie Sandalen Getreide,
Stricke, Ueberreſte von Speeren uſw. Nach Angabe der Archäologen
gehören die „Korbmacher” der älteſten in dieſem Teile Amerikas
be=
kannten Kultur an, von der jedoch bisher wenig bekannt iſt. Die
Aus=
grabungen, bei denen zahlreiche Leichen und Gräberfunde zutage
ge=
fördert wurden, haben keinerlei Töpferwaren ergeben, ſo daß man
an=
nimmt, daß den „Korbmachern” die Kunſt der Töpferei unbekannt war.
Die erſte Statue in der Türkei.
In Konſtantinopel wurde ſoeben das Denkmal Kemal Paſchas,
die erſte bisher in der Türkei errichtete Statue, mit einer
ſchlich=
ten Feier enthüllt. Das Bronzeſtandbild, ein Werk des Wiener
Bildhauers Krippel, ſtellt den „Ghaſi” im Geſellſchaftsanzug, in
kraftvoller Schrittſtellung dar. Die mohammedaniſchen Geſetze
verbieten bekanntlich die Errichtung von Statuen; der moderne
Geiſt in der Türkei hat ſich nun auch darüber hinweggeſetzt.
Die Autoſtraße Hamburg— Genug.
Von den verſchiedenen großen projektierten Autoſtraßen durch
Deutſchland iſt wohl diejenige die wichtigſte, die von Hamburg
nach Genua führen ſoll. Die Straße, deren große Bedeutung auf
der Hand liegt, ſoll, wie wir bereits berichteten, in faſt gerader
Linie von Hamburg nach Baſel gebaut und von dort aus über
den St. Gotthard nach Mailand und Genua weitergeführt
wer=
den. Von Hamburg bis Hannover wird ſie durch die
norddeut=
ſche Tiefebene führen, bis Göttingen dem Leinetal folgen,
her=
nach die Waſſerſcheide überſchreiten, dann ſich durch das Fuldatal
bis Kaſſel, hernach ſich durch das Edertal erſtrecken und über
Butzbach und Bad=Nauheim nach Frankfurt a. M. führen. Dann
wird ſie Darmſtadt, Mannheim, Karlsruhe und Freiburg
berüh=
ren und ſchließlich bei Baſel die Schweizer Grenze erreichen.
Die Geſamtlänge dieſer Straße würde von Hamburg bis zur
Grenze 830 Kilometer betragen, ihre Breite ſoll auf 15 bis 20
Meter bemeſſen werden. Als Baukoſten werden 250 Millionen
Mark veranſchlagt.
Denkmal für Kemal Paſcha.
Weitkurs
Re-
Mannheim
MKarisruhe
ſenz
Stroßdurg!
Mitnh
170
NSelinzons
Vene
Moilend
Wrein u
Kane
DIE PRDIEKTIERTE
AUTOSTRASSE
Geſchäftliches.
Unſerer heutigen Geſamtauflage liegt ein Proſpekt mit anhängender
Zahlkarte der deutſchen Kriegsblindenſtiftung für Landheer und Flotte
bei, worauf wir unſere Leſer aufmerkſam machen.
Rund=Funk=Programme.
Frankfurt.
Freitag 15. Okt. 3.30: Stunde der Jugend. Führung ins
Berufsleben durch das Städtiſche Berufsamt: Der Beruf der
Verkäuferin” von Berufsberaterin Steinhäuſer (für Kinder vom
12. Jahre ab). O 4.30: Hausfrauennachmittag: „Kultur und
Trei=
berei der Blumenzwiebeln” Vortrag Gartenmeiſter Schablitzky.
O 5.45: Leſeſtunde. Fus den Briefen der Lieſelotte von der Pfalz.
O 6.15: Die ſozialen Probleme des Theaters: Theater, Politik,
Staatszenſur, Theaterſkandale” Vortr. Dr. Marcuſe. O. 6.45:
Einiges aus der Bewegung der Frankfurter Bevölkerung”, Vortrag
des Direktors des Statiſtiſchen Amtes Dr. Buſch. O 7.51:
Steno=
graphie. O 7.45: Zwanzia Minuten Umſchau über die Fortſchritte
in Wiſſenſchaft und Technik. — Die Heizung des Einfamilien= und
Mehrfamilienhauſes. — Fernheizung Sprecher: Ing. Randewig.
O 8.05: Film=Wochenſchau. O 8.15: Uebertr. Mannheim.
Roman=
zen= und Balladen=Abend. Mitw.: Konzertſänger Seefried, Geſang;;
Konzertm. Heſſe, Violine: Loufſe Schatt=Eberts, Klavier. O 9.15:
Vortragsabend Irene Trieſch.
Stuttgart.
Freitag, 15. Okt. 4: Aus dem Reiche der Frau. O 4.15:
Konzert. Siede: Germanentreue. — Waldteufel: Jugend=Träume.
Lüling: Maientraum. —
— Tſchaikowsky: Ouv. „Hamlet”
Roland: Drei Stücke a. „Fridericus Rer”. — Wallace: Fant.
„Maritana” — Rachmaninoff: Serenade. — Popy: Orient. Suite.
O 6.15: Bücherbeſprechung. O 6.45: Hauswirtſchaftl. Frauenſtunde.
O 7.15: Anna Blos: Das „Rickele” Kerner. O 7.45: Dr. Stuart:
Reiſebilder aus England. O 8.30: „Horridoh!” Eine luſtige
Sende=
improviſation. — Anſchl.: Dichter und Denker. „Grabbe”, Mitw.:
Hildegard von Zedwitz, Paul Enderling, Dr. Elwenſpoek, Ernſt
Stockinger. — Grabbes Leben und Dichtung (Enderling). Aus
Grabbes Briefen und ſeiner „Shakeſpeareomanie”. Szenen aus
„Don Juan und Fauſt”.
Berlin.
Freitag, 15. Okt. 4: Dorothee Goebeler: „Wenn Männer
untreu werden”. O 4.30: Funkkapelle. Hermite: Kathleen. —
Blon: Frauenliebe und Leben. — Reißiger: Ouv. „Yelva‟. —
Chaminade: Callirhoe, Suite. — Boldi: Zigeunerlied. — Loeſſer:
Afrika, Blues. — Fetras: Erinnerung an Offenbach, Potp. —
Lehar: Lied und Cſardas. — Siede: Tartarenzug. — Janſſen:
Furchtlos und treu. O 6.30: Major Geyer: „Sportfliegen in den
erſten Jahren, jetzt und in Zukunft”. O 7: Chefred. Dr. Mühſam:
Wie komme ich zum Film?” O 7.25: Dr. Schirokauer: Die
Schönheit in der Sprache. O 7.55: Prof. Dr. Marcuſe: Phyſik der
atmoſphäriſchen Luft. O 8.30: Populäres Konzert. Künneke: Jagd=
Ouv. — Ailbout: Spaniſche Suite. — Chabrier: Habanera. —
Franck: Les Eolides. — Rabaud: Divertiſſement über ruſſiſche
Lieder. — Enesco: Erſte rumäniſche Rhapſodie. — Müller=
Bueſſow: Spreewellen. — Wappenſchmitt: Feſtliche Muſik. O 10.30:
Tanzmuſik (Kapelle Kermbach).
Stettin. 8.30: Aus unſerem muſikaliſchen Raritätenkabinett.
Anſager: Albert Görner vom Stadtth. — d’Albert: Fant. a.
„Tiefland” (Salon=Orch.). — d’Albert: Petros Abſchied a. „
Tief=
land”, (Elfriede Oeſten=Henn, weibl. Helden=Tenor). — Sullivan:
Der verklungene Ton. (Rudka, Trompete; Schulz, Poſaune). —
Hugo Wolf: Geſang Weylas. — Grieg: Ein Traum. (Oeſten=H.) —
Fleißner: Serenade (H. Kroll, Klarinette). — Joſe Padilla:
Va=
lencia, Oneſtep. (Salon=Orch.) — Schreiner: Die Trompete hat
ein Loch, Humoreske für eine gedämpfte Trompete. (Rudka). —
Kreisler: Liebesfreud. — Delibes: Le pas des fleurs. —
Wieniawski: Kuiawiak, Mazurka, (Gertrud Kolberg, Bandonion).
— Vollſtedt: Leibſchmerzen=Polka. (Kroll). — Vollſtedt: Im
Auto=
maten=Salon. (Rudka, Trompete; Schulz, Poſaune); Schütze (
Schlag=
zeug). — Schreiner: Der Pauker in tauſend Aengſten (Schütze). —
Lindemann: Kinderlieder=Marſch (Salon=Orch.).
Königswuſterhauſen. Freitag, 15. Okt. 12: Karl Graef:
Sprechtechnik für Schüler. O 3: G. v. Eyſeren, C. M.Alfieri:
Spaniſch. O 3.30: Karl Graef: Praktiſche Atemübungen. O 4: Dr.
Kaete Gaebel: Die Organiſation der Berufsberatung, O 4.30:
Aus dem Tätigkeitsbereich der ſtaatl. Stelle f. Naturdenkmalpflege in
Preußen. O 5: Prof. Dr. Hartmann: Zelle und Vererbung.
O 6: Chefred. G. Bernhard: Börſe und Börſenpapiere. O 7: Dr.
Margot Rieß: Die Poeſie der Großſtadt. O 7.30: Dr. Thomalla,
Berlin: Das Problem der Verjüngung. O 7.55: Dr. Konr. Cohn:
Zahnpflege in der Schule. O 8.30: Uebertr. aus Stuttgart.
Gottesdienſt der iſraelitiſchen Religionsgemeinde.
Hauptſynagoge (Friedrichſtraße).
Freitag, den 15. Okt. Vorabendgottesdienſt 5 Uhr 30 Min.
Samstag, den 16. Okt. Morgengottesdienſt 8 Uhr 45 Min.
Schrift=
erklärung. — Sabbatausgang 6 Uhr 20 Min.
Gottesdienſt an den Wochentagen; Morgens 7 Uhr 15 Min, —
Abends 5 Uhr 30 Min.
Gebetszeiten in der Synagoge der iſrgel. Religionsgeſellſchaft.
Samstag, den 16. Okt. Vorabend 5 Uhr 05 Min. — Morgens 8 Uhr,
— Nachm. 4 Uhr. — Sabbatausgang 6 Uhr 20 Min.
Wochengottesdienſt: Morgens 6 Uhr 30 Min. — Abends 5 Uhr
15 Min.
Wetterbericht.
Wettervorausſage für Samstag, den 16. Oktober 1926,
nach der Wetterlage vom 14. Oktober 1926.
Erneuter Temperaturanſtieg, allmählich Bewölkungszunahme, noch
vorwiegend trocken.
Die Heſſiſche Wetterdienſtſtelle.
An die „richtige” Adreſſe gekommen.
EP. Die Pariſer Polizei hat einen franzöſiſchen Induſtriellen
namens Meyer verhaftet, der aus der Schweiz gekommen war. Er
hatte verſucht, ein Kilogramm verſchiedener Betäubungsmittel zu
ver=
kaufen. Das Unglück wollte es jedoch, daß die Perſon an die er ſich
glaubte im Vertrauen wenden zu können, zufällig — ein Poliziſt war.
Hauptſchriftleitung: Rudolf Mauve
Verantwortlich für Politik und Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feuilleton und
Heſſiſche Nachrichten: Max Streete; für Sport: Dr. Eugen Buhlmann; für den
öchlußdienſt: i. V. Dr. Eugen Buhlmann; für den Inſeratenteil: Willy Kuble.
Druck und Verlag: L. C. Wittich — ſämtlich in Darmſtadt.
Die heutige Nummer hat 16 Geiten.
MOAOTA
LECHT UND MILD
AODOLLA
[ ← ][ ][ → ] Arbeitsmarkt und Wirtſchaftslage.
Wie im „Reichsarbeitsblatt” feſtgeſtellt wird, ſtand die wirtſchaftliche
Entwicklung des Monats September ebenſo wie der Arbeitsmarkt
un=
zweifelhaft unter dem Zeichen der Beſſerung. Dieſe wirkte ſich in
ſtärke=
vem Maße in allen Induſtriezweigen aus.
Trotzdem wäre es noch verfrüht, aus dieſen Anzeichen bereits eine
durchgreifende Aenderung der Wirtſchaftslage oder Arbeitsmarktes
ab=
leſen zu wollen. Erſt nach Ablauf eines oder zwei weiterer Monate
wird ſich feſtſtellen laſſen, in welchem Ausmaße die Belebung auf
Saiſon=
gründe — Bautätigkeit, Erntearbeiten, Weihnachtsgeſchäft —
zumickzu=
führen iſt. Der nicht unbefriedigende Ausgang der Leipziger Meſſe und
auch die Tatſache, daß viele Abſchlüſſe der Ruhrzechen auf längere Zeit
getätigt werden konnten, gibt allerdings zu hoffen, daß neben
Saiſon=
gründen auch dauerhafte Beſſerungstendenzen die Lage beeinfluſſen. Die
Berechtigung ſolcher Hoffnung würde ſich erweiſen, ſobald nach Abſchluß
der Saiſonbeſchäftigung die Arbeitsloſenzifmfer, nicht wieder weſentlich
zunimmt.
Die Geſtaltung von Arbeitsmarkt und Wirtſchaftslage wird auch
von den bereits in den letzten Monaten, im September aber beſonders,
ſich häufenden Zuſammenballungen in der Induſtrie beeinflußt. An
ſolchen ſind aus dem September insbeſondere zu nennen: die europäiſche
Rohſtahlgemeinſchaft ſowie Zuſammenſchlüſſe in der Linoleum=
Wagen=
bau=, Photo= nud Kohleninduſtrie. Dieſe letzteren haben vielfach zunächſt
weniger wirtſchaftliche als techniſche Gwinde. Das weiſt aber darauf hin,
daß gerade von ſolchen Zuſammenſchlüſſen zurzeit noch keine Beſſerung
auf dem Arbeitsmarkt, höchſtens allmählich in der Wirtſchaftslage zu
erwarten iſt. Die Lage des Handwerks iſt noch ſehr uneinheitlich. Trotz
ungünſtigen Beſchäftigungsgrades in vielen Handwerkszweigen wird
an=
genommen, daß die Verſchlechterunn der Lage des Handwerks zum
Still=
ſtand gekommen iſt.
Nach den Berichten von 3936 typiſchen Betrieben mit 1,4 Mill.
Be=
ſchäftigten hat die Arbeitnehmerzahl in dieſen Betrieben um 0,5 Proz.
zugenommen. Die Zahl der in ungünſtig beſchäftigten Betrieben tätigen
Arbeitnehmer verringerte ſich um 5 Prozent auf 54 Prozent zugunſten
der befriedigend beſchäftigten Betriebe, die von 29 auf 31 Prozent, und
der gut beſchäftigten Betriebe, die von 12 auf 15 Prozent ſtiegen.
Aus der Pforzheimer Schmuckwareninduſirie.
Im. Die Geſamtwirtſchaftslage des Induſtriebezirks Pforzheim im
abgelaufenen Vierteljahr hat eine leichte, von Monat zu Monat langſam
fortſchreitende Beſſerung erfahren, die in einer geringen Abnahme der
Eywerbsloſenziffer ihren Ausdruck gefunden hat. Dieſe Beſſerung iſt
jedoch zu unerheblich, um ſie mit Sicherheit als Beginn eines dauernden
und endgültigen Wiederaufſteigens der Wirtſchaftskurve anſprechen zu
können, denn ſie iſt in der Hauptſache in einzelnen Zweigen der
Edel=
metall= und Schmuckwareninduſtrie des Bezirks erfolgt, die als
Saiſon=
induſtrie ſonſt in dieſem Zeitabſchnitt ſtets eine Belebung des
Geſchäfts=
gangs und Beſchäftigungsgrades zu erfahren pflegt. Goldene Ketten
erfuhren nach noch ſehr ruhiger Geſchäftslage im Juli in der zweiten
Auguſthälfte eine auch im September anhaltende leichte Belebung durch
im Ganzen jedoch unerhebliche, kurzfriſtige, offenbar nur der
Lagerergän=
zung dienende Aufträge. Goldene Minge konnten teilweiſe im September
einen ſogar flotten Beſchäftigungsgrad verzeichnen. Für Juwelen
da=
gegen lag mit einzelnen Ausnahmen das Geſchäft bei nur ſchwachem
Beſchäftigungsgrad (Kurzarbeit) immer noch ſehr ruhig. Silberwaren
zogen nach noch ſehr ruhiger Geſchäftslage in den beiden Vormonaten
im September an, klagen aber eindringlich über Unterbietung durch von
beſchäftigungsloſen Arbeitern im Heimarbeit zu außerordentlich
niedri=
gen Akkordlöhnen hergeſtellte Erzeugniſſe. Auf die Doublefabrikation
blieb die leichte Beſſerumg in einzelnen Zweigen, der
Schmuchwaren=
induſtrie ohne Einfluß auf die Doubléwareninduſtrie iſt infolge
leich=
ter Beſſerung des Geſchäftsgangs und Beſchäftigungsgrades ſowie
wegen Rückgangs der Wechſelprolongationen geneigt, die nächſte
Ent=
wicklung zuverſichtlicher zu beurteilen. Im Ganzen darf jedenfalls dieſer
geringen Beſſerung in einzelnen Zweigen dieſer Induſtrie nicht mehr
als ſymptomatiſche Bedeutung beigemeſſen werden gegenüber, der ſonſt
in normalen Zeiten um dieſe Jahveszeit infolge Bevorſtehens des
Herbſt= und Weihnachtsgeſchäfts eintretenden Belebung. Auch fein
ver=
ſilberte Metallwaren verzeichmnen im September eine geringe Beſſerung
der Geſchäftslage, die aber nicht im entfernteſten die ſonſt um dieſe Zeit
übliche Belebung des Geſchäftsgangs aufweiſt. Der Auftragseingang
aus Ueberſee war noch ſehr ſpärlich. Nach dem europäiſchen Oſten war
das Geſchäft beſſer, litt aber ſtark unter dem Wettbewerb der
unter=
valutariſchen Länder. Die übrigen Gewerbezweige des Pforzheimer
Induſtriebezirkes, wie die Herſtellung ſchwer vevilberter Tafelgeräte
und Beſtecke weiſen die unbefriedigende Geſchäftslage der Vormonate
auf.
Frankfurter Effektenbörſe.
* Frankfurt a. M., 14. Okt.
Die Hauſſebewegung an der Börſe hält weiter an. Neben den
Chemiewerten ſind aber heute auch in ſtärkerem Maße die
Montan=
werte bevorzugt, und zum erſten Male wurden die Aktiem der
Ver=
einigten Stahlwerke im Freiverkehr (die offizielle Notiz wird erſt in
zirka acht Tagen aufgenommen) lebhafter gehandelt und ſtark
hinauf=
geſetzt, nachdem ſie bisher, abgeſehen von den Einführungstagen in
Ber=
lin, vernachläſſigt geweſen ſind. Die Aeußerungen des Präſidenten der
internationalen Rohſtahlgemeinſchaft Mayriſch, der an ſteigende
Pro=
duktionsziffern glaubt und hinſichtlich der Ausdehnung der internatioe
nalen Rohſtahlgemeinſchaft ſehr optimiſtiſch geſtimmt iſt, haben der
Börſe eine ſtarke Anregung gebracht. Es lagen wieder viele
Auslands=
aufträge vor, ferner Kundenorders aus dem Rheinlande, und
außer=
dem legte die Spekulation eine außerordentliche Tätigkeit an den Tag.
Bochumer ſtiegen 2 Prozent, Gelſenkirchen 3 Prozent, Phönix 3,5 und
Rheinſtahl 2 Proz., Ver, Stahlwerke im Freiverkehr 153 plus 5 Proz.
J.G. Farben eröffneten 312 gleich plus 6 Proz. Metallbank ſehr feſt
auf die gemeinſchaftlichen Verſuche mit der J.G. Farbeninduſtrie zur
Herſtellung von Leichtmetallen. Der Kurs von 169 lag 8 Proz, höher.
Außerdem ſind Chem. Albert plus 5 und ſehr begehrt. Bankenwerte
dagegen nur mäßig feſter, Schiffahrtswerte unverändert. Auf dem
Elektromarkt zog die Tendenz etwas an beſonders für A.E.G. plus
1,5 Proz. Man iſt der Anſicht, daß der Elektromarkt ohne Grund
ver=
nachläſſigt wird. Auch die Einheitskurſe lagen beträchtlich höher.
Ren=
ten blieben im allgemeinen unverändert. Einige Türken zogen etwas
an. das Geſchäft war aber klein, da die ganze Börſe ſich hauptſächlich
auf dem Effektenmarkt betätigte. Auch ſpäter blieb das Geſchäft ſehr
lebhaft und feſt. J.G. zogen weiter um 2 Proz, an; ferner blieben
Phönix weitere 1,5 Proz. plus), Buderus (insgeſamt plus 4 Proz.)
und Laurahütte (insgeſamt plus 6 Proz.) lebhaft. Tägliches Geld
5 Proz. London=Paris 169,5. Im Anſchluß an die weitere
Aufwärts=
bewegung der Nachbörſe war die Abendbörſe ſehr lebhaft und feſt.
Be=
ſonders Montanwerte, dann Banken, und neuerdings auch die
Elektro=
werte konnten erhebliche Kursbeſſerungen aufweiſen, die ſelbſt gegen die
Nachbörſe noch mehrere Prozent ausmachten.
Berliner Effektenbörſe.
Berlin, 14. Oktober.
Die Realiſationsneigung iſt raſch vorübergegangen, der heutige
Vormittagsverkehr ließ bereits erkennen, daß die Provinz und das
Aus=
land wiederum mit großen Kaufauſträgen hervortreten werden. In der
Tat war der Eingang von Kauforders anfangs rege. Die Spekulation
ſchloß ſich mit umfangreichen Anſchaffungen an, weil die
Medioprolon=
gation als erledigt angeſehen werden kann und die Lage am offenen
Geldmarkt nach wie vor flüſſig blieb. In den niedrigen Sätzen trat
keine Veränderung ein. Tagesgeld war wie bisher mit 4—5½ für erſte
Firmen bereits mit 33 erhältlich. Das Intereſſe konzentyierte ſich auf
den Farbenmarkt und die ſich darum gruppierenden Werte unter
Ein=
ſchluß von Oelaktien, ferner auch Montanwerte unter Führung der Vgt.
Stahlwerke und deren Muttergeſellſchaften. Auch Bankaktien und
ſchließ=
lich auch Elektrowerte ſtanden im Vordergrund. Die Kursſteigerungen
in dieſen Papieren gingen bis 4 und 5 Prozent. An den Nebenmärkten
ſchloß ſich eine größere Anzahl von Papieren der Hauſſebewegung an.
Die Geſamttendenz war daher ſehr fneundlich und feſt. Auch Kaſſa=
Aktien waren Gegenſtand lebhafter Käufe. Am Deviſenmarkt lagen die
lateiniſchen Valuten, ferner ſpaniſche und norwegiſche Währung befeſtigt.
London=Oslo 20,32, London=Madrid 32,57, London=Mailand 1193,
London=Brüſſel 171, London=Paris 169½ Das engliſche Pfund und die
Mark zeigten keine weſentlichen Veränderungen.
Im weiteren Verlauf der Börſe gab die Herabſetzung der
Privat=
diskontnotierung für beide Sichten dem Markt eine neue Anregung. Die
feſte Stimmung konnte ſich daher allgemein erhalten. Im Vordergrunde
ſtand nach wie vor der Montan=AktienMarkt. Auch Farbeninduſtrie=
Aktien ſetzten ihre Aufwärtsbewegung fort; höchſten Kurs 324½. Durch
die Hauſſe an den Aktienmärkten wurde die Aufmerkſamkeit von den
Rentenwerten abgelenkt, die ſehr ruhiges Geſchäft hatten und ſpäter
abbröchelten. Privatdiskont kurze Sicht 4ſs Prozent, lange Sicht
4ſg Prozent. Die Börſe ſchloß zu den höchſten Tageskurſen. Auch die
Nachbörſe verlief angeregt und feſt.
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167-17 168.2
7.710 1.77
11.65 11.691
97.73 98.02
fü1-RMü-S
112-14 112-72
10.552 13.592
16.62 16.16
20.356 20. 406
4.185/ 4.205
11.30 11.23
81.08 81.28
62.22 62.31
15. 10.
Geld Brief.
157.81 168.23/ BienD.,Oſt. abl
1.711 1-71
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Bi.04 81.24
62.52 62.68/Uruquah .
Prag ........
11.85 11.341Budapeſt. .. .
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10.55 10.59 Jugoſlavien. . .
20.355 20. 105 Liſſabon ....
Kanada
13. 10.
Geld / Brief
59.Z1 53.35
5.37 5.64
2.029 2.033
6.583 0.565
3.045 3.05.
7.719 7.432
2.77 2.79
21.775 21.525
81.38 81.58
5.19 5.21
7.199 1. 2031
4.235 1.215
14. 10.
Geld
59.21
12.f2 h3-18 12-13312.763
5.87
2.03 2.037
0.53
3.045
7.777
5.19
1.199
4.205
Brief
59.35
538
0.585
3.055
7.435
2.175 2.785
Ri. 77521.525
St.38/ 81.58
5.31
T.208
4.275
Neuzulaffungen zum Berliner Börſenhandel. Die Zulaſſungsanträge
für die 1,5 Mill. RM. neuen Aktien der AG. für Verkehrsweſen zu
Berlin und die 35 Mill. RM. neuen Kommanditanteile der Direktion
der Diskonto=Geſellſchaft in Berlin ſind feitens der Zulaſſungsſtelle an
der Berliner Börſe genehmigt worden. Die genannten Aktien werden
alſo demnächſt gleich den alten Stücken lieferbar fein.
Wirtſchaftliche Rundſchau.
Die amtliche Großhandelsindexziffer vom 13. Oktober 1926. Die auf
den Stichtag des 13. Oktober berechnete Großhandelsindexziffer des
Statiſtiſchen Reichsamtes iſt gegenüber dem 6. Oktober um 0,5 Prozent
auf 1B,6 geſtiegen. Von den Hauptgruppen haben die Agraverzeugniſſe
auf 131,4 angezogen, während die Induſtrieſtoffe auf 123,2 leicht
nach=
gegeben haben.
Verkaufsgemeinſchaft in der Kabelinduſtrie. Zwiſchen den Deutſchen
Kabelwerken in Berlin, den Kabelwerken Nheydt, den Hacketahl Draht=
und Kabelwerken A.=G. Hannover und den Kabelwerken Duisburg A.=G.
ſind gewiſſe Vereinbarungen getroffen worden, nach denen numehr eine
Art Verkaufsgemeinſchaft beſteht.
Neckarſulmer Fahrzeugwerke. Nach dem Zuſammenſchluß der
Neckarſulmer Fahrzeugwverke A.=G. und der Schebera A.=G. ſoll in
Heil=
bronn das neue Werk der N.S.U.=Werke, mit deſſen Bau im Frühjahr
1925 begonnen wurde, baldigſt in Betrieb genommen werden. Im
Ok=
tober vorigen Jahres ſollte ſchon der Betrieb mit ungefähr 300
Arbei=
tern aufgenommen werden, doch ließen dies damals die wirtſchaftlichen
Schwierigkeiten in der Autoinduſtrie nicht zu.
R. Jung, Fabrik für Präziſionsapparate AG., Heidelberg. Die
Ge=
ſellſchaft (Aktien=Kapital 184 000 RM.) ſchließt das Berichtsjahr 19B5 mit
einem Verluſt von 53 222 RM. ab. Nach Hinzuziehung des
Verluſtvor=
trages erhöht ſich der Verluſt auf 75 414 RM. Es wird vorgeſchlagen,
das Aktienkapital im Verhältnis 4:1 von 184 000 auf 46 000 RM.
zuſam=
menzulegen unter gleichzeitiger Wiedererhöhung auf 100 000 RM. Im
Bericht wird betont, daß die Geſellſchaft im abgelaufenen Geſchäftsjahr
noch ſtark unter der Geldknappheit zu leiden hatte.
Umſatzſteuerumrechnungsfätze für September. Die
Umſatzſteuer=
umrechnungsſätze auf Reichsmark für die nicht an der Berliner Börſe
notierten ausländiſchen Zahlungsmittel werden für den Monat
Septem=
ber wie folgt feſtgeſetzt: Eſtland (100 eſtn. Mark) 1,12, Lettland (100
Lat; 100 lett. Nubel) 80,79 bzw. 1,62, Litauen (100 Litas) 41,66,
Luxem=
burg (100 Franken) 11,46, Polen (100 Zloty) 46,62, Rußland (1 Tſcherv.)
21,63, Britiſch Oſtindien (100 Rupien) 152,65, Britiſch Straits
Settle=
ments (100 Dollar) 237,21, Britiſch Honkong (100 Dollar) 221,04, China=
Schanghai (100 Tael) 282,34, Argentinien (100 Goldpeſo) 387,34, Chile
(100 Peſo) 51 7, Mexiko (100 Peſo) 208,80, Peru (1 per. Pfund) 16,/49,
Uruguay (1 Peſo) 4,20; alles in Reichsmark.
Hamburg=Amerika=Linie. (Ausſicht auf Wiederaufnahme der
Divi=
dendenzahlung.) In dem Proſpekt über die Einführung der 21
Millio=
nen RM. neuen Aktien an der Hamburger Börſe heißt es, daß mit der
Zahlung einer mäßigen Dividende für 1926 gerechnet werden könne.
wenn das Geſchäftsjahr weiter einen normalen Verlauf nähme. Bisher
ſeien die Ergebniſſe günſtiger als im Vorjahre in der Hauptſache durch
lebhaftes Paſſagiergeſchäft, während die Frachtraten nach wie vor in
keinem richtigen Verhältnis zu den Betriebskoſten ſtänden. In dem
Status vom 30. Juni 1926 ſteht die Flotte einſchließlich Anzahlungen
auf Neubauten mit 103,91 Millionen zu Buch gegen 91,45 Millionen am
31. Dezember 1925. Die Erhöhung erklärt ſich in erſter Linie aus den
Anzahlungen auf die Neubauten, außerdem ſind 6,65 Mill. RM. für
Schiffsankäufe aufgewendet worden. Durch die New Yorker Anleihe
erhöhten ſich die Obligationsſchulben um 27,3 Mill. RM. Von den
Vorkriegsſchuldverſchreibungen ſind 33 Mill. RM. zurückerworben
wor=
den. Gläubiger zeigen eine Abnahme auf 17,20 Mill. (29,03) RM., und
zwar in der Hauptſache durch Rückzahlung des Now Yorker Bankkredites.
Der Schiffspark umfaßt einſchließlich der demnächſt fertigwerdenden
zwei Neubauten insgeſamt 329 610 Brutto=Regiſter=Tonnen. Aus der
Transaktion mit Harriman iſt auf den drei übernommenen Dampfern
ein hypothekariſch ſichergeſtelltes Reſtkaufgeld von 4 Mill. Dollar,
tilg=
bar in zehn Jahresraten, eingetragen.
Reparationsaufträge auch für die deutſche Starkſtrom=Induſtrie.
Zu den Pariſer Verhandlungen über die Ausführung des
Reparations=
lieferungsprogramms des Direktors dey Sachlieferungs=Kommiſſion,
Aron, wird mitgeteilt, daß es ſich nicht nur um Aufträge für das
fran=
zöſiſche Telephon= und Telegraphenweſen; (alſo um Aufträge für die
deutſche Schwachſtrominduſtrie), ſondern um noch weit wichtigere für die
Elektrifizierung franzöſiſcher Eiſenbahnſtrecken und für den Bau von
Kraftzentralen in Frankreich handelt, die der deutſchen Starkſtrom=
Indu=
ſtrie große Aufträge ſichern. Prominente Vertreter der belgiſchen
Elektro=Induſtrie werden während der Verhandlungen in Paris weilen,
um mit franzöſiſchen und deutſchen Vertretern Fragen des
internatio=
nalen Zuſammenſchluſſes zu erörtern.
Eine holländiſche Geſellſchaft zur Ausgabe deutſcher
Wertpapier=
zertifikate. Die Meldung über die Gründung einer holländiſchen
Geſell=
ſchaft zur Ausgabe von Zertifikaten auf volleingezahlte Aktien deutſcher
Banken und induſtriellen Unternehmungen durch die Amſterdamer
Bank=
firma Proehl u. Guttmann, die bekanntlich der Dresdner Bank
nahe=
ſteht, wird beſtätigt. Die Geſellſchaft iſt unter der Firma
Adminiſtra=
tive Kontoor van Duitſche Bank= en Induſtrie=Aandeelen (Dubina) mit
einem Gründungskapital von 100 000 holl. Gulden errichtet worden.
Senſationelle Steigerung der norwegiſchen Krone. Die Norges
Bank, die ſeit Mitte Juni den Kurs der norwegiſchen Krone mit 22.30
bis 22,50 gegen das engliſche Pfund ſtabil gehalten hat, hat jetzt die
Steigerung der Krone nicht länger verhindern können. Wie aus Oslo
gemeldet wird, notierte das Pfund an der geſtrigen Börſe 21,00. Die
Stimmung am Deviſenmarkt in Oslo iſt panikartig.
Um den Saarzoll. Die Handelskammer Saarbrücken weiſt darauf
hin, daß zur Sicherung der Zolleinnahmen des Saargebiets alle für die
Saarländiſchen Verbände eingeführten Waren als für das Saargebiet
beſtimmt deklariert werden müſſen. Die Außerachtlaſſung dieſer
Vor=
ſchriften hat vielfach dazu geführt, daß die Zölle von über Frankreich
in das Saargebiet eingeführten Gütern von der franzöſiſchen Regierung
eingezogen wurden, wodurch dem Saarfiskus große Einnahmeausfälle
entſtanden. Der Eingang der Zölle iſt jedoch am ſicherſten gewährleiſtet,
wenn die Verzollung in Saarbrücken erfolgt.
Surmſtädter u..
. Kommanditgeſelſchaft auf Aktien. Darmſtadt. Franfurteraursbericht vom 4. Aktober 1986.
Staatspapiere
)Deutſche
Gl.PReichsp..=Sch.
p. 1. 10. 30 ...
790 Baher, Staats=
Sch. p. 1. 4. 29
6‟l% H. V.=Sch.
p. 1. 4. 29 ..
6ſ.%0 Pr. St.=Sch.
p. 1. 3. 29.
6i(.30 Pr. St.=Sch.
p. 1. 10. 30 .
720 Sächſ. Fr.=Sch.
p. 1. 7. 29 ...
720 Sächſ. Fr.=Sch.
p. 1. 7. 30 ..
6½=%Württ. F. Sch.
p. 1. 3. 29 ....
Vorkriegsanleihen
5% D. Neichsanl.
4% D. Reichsanl”.
4% D. Schutzgb. v.
08—11 u. 13....
47 D. Schutzg. v. 14
42 Preuß. Konſ.
4% Baden.... ...
4%Bayern ......
48 Heſſen.......
47 Württemberger
b) Ausländiſche
5% Bos. E.B. 1914/
5%.,, L. Inv. 1914
4½B „ 1898 ...
4½% 1902 ...
4% „.....
5% Bulg. Tabakos
4½% Oſt. Staatsr.
v. 1913, Kdb. 1918
4½½Oſt. Schatz. 14
4½%Oſt. Silberr..
42 Goldr....
98.5
97.75
96.5
97.5
96.5
95.75
0.699
10.6
10.6
0.65
0.66
40.25
37.5
6.5
4.05
6.5
24
% „einh.R.(kon)
3% Port,/(Spz.) II
5% Rum am. R.03.
4½% „ Gold. 13..
„ am.konv..
427o „ am. 05...
42Türk. (Adm.103
4% Türk. Bagd. II
4% „ (Bagb.)III
420 „ 1911 Zoll.
4½% Ung. St. 1913
4½% u St. 19141
4% „ Goldr..
4% „ St. 10 ..
4½ „ Kronr. ..
32 „ Eiſ. Tor.G.
Außereuro=
päiſche
5% Mex.am. inn.
5% s äuß. 99 ...
4% Gold 04,ſtf.
3% „ konſ. inn. . .
4½% „ Frrigat.
5% Tamaulipas I.
Sachwert=
Schuld=
verſchreibungen
Mit
Zinsberech=
nung
10% Berl. H.=Bk. G.
880
„„ „
68 Berl. St.=Gold.
885 Darmſt. St.=G.
88 D. Hyp.=Bank
Meining., Goldpf.
8% Frkf.=Hyp.=B.=
Goldpfbbr.. ...
8%0 Frkf. Pfbr.=Bk.
Goldpfdbr.. . ...
5% Frrf. Pfbr.=Bk.
Goldpfdbr.. . .
82 Komm. Ldb. D.
Goldſchuldver.
2.15
13.9
26.25
9.9
12.25
Ri.
2a.25
16.95
23.5
2.9
26.75
45‟
29.5
22
107
100
84
100
100
99.5
79
88 Heſſ. Ldb. Gold.)
10% Komm=Elektr.)
Mark (Hag.) Gold.
820 Mannh. St.=G.
820 Mainz St.=G.
18% Naſſ. Ldb. Gold. /101
8% Pfälzer H.=B.
„Goldpfandbr. .
8%0 Pforzh. St.=G.
82 Pr.C.=B.=Cr.=B.
Goldpfandbr..
82 Rh. Hyp.=B. 6.
711 LoRh. St.W. 25
10% Rh.=Weſtf. B.=
Cr.=Bk., Goldpf.
820
8%Südd. B.=Cr.=B.)
Goldpfandbr. . ..
Ohne
Bins=
berechnung
5% Bdw. Kohl. 23
6 %Großkr. Mannh.
Kohl. 23
6 % Heſſ. Brk.=Rog.
23
5% „ Noggen .. 23
5% Pr. Kaliw. ..
5% Pr. Roggenw.
5 % Südd. Feſt=B. 6
Borkriegs=Hyp.=B.
Pfandbriefe
Bahr, Vereinsb...
Bayr. Handelsb.. .
Bahr. Hyp.u. Wechſ
Berliner Hyp.=Bk.
Frkf.=Hhp.=Bk. .
Frrf. Pfandbr.=Bk.
Hamb. Hyp.=Bk.
Mecklb. Hyp.=u. Wb. 7.87
Meining. Hyp. Bt.
Nordd. Gr.=Cr.=Bk.
Pfälz. Hhp.=Bk. ..
Preuß. Bod.=Cr.=B.
Pr. Cent.=B.=Cr.=B.
Preuß. Pfdbr.=Bk.
garantiert 100.5 Heſſ. L.=Hyp.=B.. 10 94.25 Landeskr. Caſſel .. 100 Naſſau. Ldsb. ... 100 Obligationen v. 115 Transportanſt. 4½Dux. Bdb Em.91 15.75 9
42 Eliſ.=Bahn ſtfr.
425 Galiz. Carl= 4o0 * Lub.=B. 470
abg
427 Kaſchau=Oderb. 2.2 — 420
abg. — 12.52 5% Oſt. Nwſtb. 74 6.5 5% Oſt. Südb. (V). — 2,6% Alte „ 14.25 2,6% Neue, 14.25 5% Oſt.=Ung. 73/74 22.5 7.4 4%Oſt. Staatsb. 83 13.8 3% Oſt. „ 1.b.8.E. 19.4 3%Oſt. „ 9. E. .. 3%Oſt. „ 1885 . 3%Oſt. „ Erg.Netz 19.3 %0 Naab Oedbg. 83 28 21 97 22.5 42 Rud. Silber . Rub. Salzig.) * 4½% Anat., S.1 4½%Anat., S. II 32.5 14.5
10.8 4½% Angt., S. II. T28.5 3% Salon. Monaſt., / Tehuat intepee. . 10.7 110.
8 Zank=Aktien Aulg. D.=Kredit: .. 138.25 11.4 Bad. Bk. ..... . .! 1a9 10.75 LBk. f. Brauind. .. 174
Barmer Banko. —
Bah. Hyp.=Wchſ.,
Berl. Hanbelsgeſ.
Comm.u. Privatb.
Darmſtu. Nat.=Bk.
Deutſche Bank ...
D. Eff.u. Wchſ.=Bk.
D. Hhp.=Bk. Mein.
D. Vereins=Bk. ..!1
Disk.=Geſellſch. ...!.
Dresdener Bk.
Frankf. Bk.
Frkf. Hyp.=Bk.. . .
Frrf. Pfdbr.=Bk. ..
Gotha. Grundkr. Bk.
Lux. Intern. Bank
Metallbank. . . ..
Mitteld. Creditb.
Pfälz. Hhp.=Bk. . 1
Reichsbank=Ant.
Rhein.Crebitbk. .. /3
Rhein=Hhp.=Bk. ./1
Süidd. Disc.=Geſ. ./1
Oſterr. Creditanſt.
Wiener Bankverein
Bergwerks=Akt.
Bochum.Bergb. ..
Buderus.......
Dt. Luxemburg ...
Eſchw. Bergw. .. /165.5
Gelſenkirch. Bgw. . 1174
Harp. Bergb... . .
Fiſe Bergb. St..
„ Genußſchein.
Kali=Aſchersleb.
Kali. Salzdetfurt. /159
Kali. Weſterregln. 159.5
Klöcknerwerke ... ./439,8
Mannesm.=Röhr. 157.5
Mansfelber .
Oberbedarf
Obſchleſ. Eiſ.Caro)
Otavi=Min.=Ant.,
Phönix=Bergb.
Rhein.Braunk. . .!.
Rhein. Stahlw.. . /166.5
A. Riebeck Montan!1
Hie
/165
156.5
238
485.5
128
139
101
171.5
156
129
449
146
11.55
168.9
147
143.25
1671.
133
1461,
143
4.5
5.85
188.9
107.25
165
181.5
178
123
138
133
74
38
123
231
185
„Nombach. Hütte .„
Salzwerk Heilbr.
Tellus Bgb. . . .
Ver. Laurahütte..
Ver. Stahlwerke.
Induſtrie=Akt.
Brauereien
Eichbaum(Mannh.)
Henninger .......
Hereules, Heſſiſchel?
Löwenbr.=Münch..
Mainz. Aktienbr. . 1
SchöfferhoffBind. /4
Schwarz=Storchen
Tucher, Nürnberg
Verger ..
Akum. Berlin. .
Adler & Oppenh.,/1.30
Adlerw. (v. Kleher)
1 6%E. A. G. Vzg. A. .
5 % A. E. G. Vzg.B.
A.E. G. Stamm ...
Anglo=Cont. Guano
Aſchaff. Zelſtoff .
Badenia (Weinh.)
Bad. Maſch. Durl.
Bad. Uhren, Furtw.
Bamag=Meguin ..
Baſt Nürnberg ...
Bahr. Spiegel...
Beck & Henkel ..../ 71
Bergmann El. .... 1164
Bing. Metall.
Brem.=Beſigh=Hl.
Bürſtenfbr. Erlang.
Eement=Heidelb. .11
Cement, Karlſtadt
Cement, Lothr..
Chem. Abert. ..../1
Chem. Brockh.
Chem. Milch
Daimler Motoren.
Dt. Eiſenhandel. .
Deutſche Erdöl ...11
D. G.u. Silb. Scheid. 7
Dingler, Zweibrück.)
14½
119.5
278
174
265
123
180.25
133
93.5
841.
77.5
165
159.25
8"
122
39
48.25
138
72
71.
84
57.75
137
145
151.5
19
85
89
89.5
186
185
Dresd. Schnellpr.
Dürrkopp.. .
Dürr. Ratingen ..
Dyckerhoff E V...
Eiſenw. Kaiſersl..
El. Licht= u. Kraft
El. Lieferung .
Eli. Bad. Wolle. ..
Email. Ulrich
Enzinger Werke
Eßlinger. Maſch.
Ettlinger Spinn.
Faber Bleiſtift
Faber & Schleicher
Fahr, Pirmaſens. .
Farbenind. J. G. 3
Felten & Guilleau.
Feinmech. (Fetter)
Feiſt, Sekt. Frkf..
Frankfurter Gas ..
Frankfurter Hof ..
Frkf.=M. Pok. u. W.
Fuch; Waggon St.
Beiling & Cie.....
Germania Linol.
Gelſenk. Gußſt. ..
Goldſchmidt, Th. . /135
Gotha Waggon ...
Gritzner, Maſch.. . 1119.75
Grün & Bilfinger.
Hafenmühle Frkft.
Hammerſen
Hanfw. Füſſen
banſa= Llohd, Br.
Hartm. & Braun.:
Heyligenſtaedt. ..
Hilpert, Armatur. 60
Hindrichs=Aufferm.
Hirſch, Kupfer ...!.
Hoch=Tief Eſſen.
Holzmann
Holzverk. Ind.
öydrom. Bresl
Fnag ..."
Junghan? St.
Kammg. Laiſersl. 1
Karlsruher Ma ch., /41.1
127
69
3.
as
162
54
48.75
100.5
69.75
96
80.25
40
324.5
165
90
58
82.5
6.55
80
193
119.5
:1117
83
95.5
23
129.75
95
143
52
54
60
99.7
133
Karſtadt, R...
Klein Sch. & Becker
Knorr, Heilbronn.
Konſerv. Braun .
Krauß, Lokom. ...
Lahmeyer
Lech. Augsburg
Lederw. Rothe
„ Spicharz.
Lingel Schuhw.. .
Löhnberg. Mühle
Ludwigsh. Walzm.
Lüdenſcheid Metall
Lux, Induſtrie
Mainkraft Höchſt.
Mars=W. Nürnberg
Metallgeſ. Frif. ..
Miag. Mühlenb. ..
Moenus, Stamm
Motorenf. Deutz..
Motorenf. Oberurſ.
Münch. Lichtſpielk.
Reckarſ. Fahrz. ...
Neckarw. Eölingen
Oleawerke, Frankf.
Beters Union ..."
Pfälz. Näh. Kayſer
Philipps.. .
Porzellan Weſſel
Prometh. Frkf. ..
Rein. Gebb. cSchal
Rhein.Elektr.
Rhenanig. Aachen
Rütgerswerke
S hleußner.
Schneid. &E Hanau:
Schnellpr. Frank.
S chramm Lackf.
Schrift, Stemp.. .. /121.75
Schuckert, Elektr. . .
Schuhf. Weſſel.
Schuhf. Herz
Shulz. Grünlack
Seilind. Wolff
Siemens Glas.
Siemens & Halste =
Südd. Immob. ..
Thüring. Lief.=Geſ.
137.5
82.5
130
50
61
145
115.75
36
55.25
118
91.5
1o5
1e6
183.5
132
46
85
79
118.5
103.25
63
40
70
87
143
134.75
69
85
73
141
51.25
5‟
208I.
85
Uhren Furtwängl.
Beithwerke .....
Ver. f. Chem. Ind.:
Ver. d. Olfbr. Mann
Ver. Faßf. Caſſel.
Gummi. Bln.=Frrf.
Pinſel=Nürnberg..
ültramarin ....."
Zellſtoff Berl. . ...
Vogtl. Maſch. . ...
Voigt & Haeffner.
Volthom. Seil ...
Bahß, E Frehtag.
Begelin Rußfbr.. .
Zellſt. Waldhof ...
Zuckerf. Waghäuſel
Zuckerf. Frankenth.
Zuckerf. Heilbronn.
Zuckerſ. Offſtein.
Zuckerf. Rheingau;
Zuckerf. Stuttgart:
Transport und
Berſicherungs=Alt.
A. Dt. Eiſenbahn . .
Dt. Eiſenb.=Geſ.
El. Hochbahn=Berl.
Schantung E.B.
Südd. Eiſenb.=Geſ./,
Hapag ..........
Nordd. Llohd.
Frrſt. Allg. Ver),
Frankona Rückv
Darmſt. Berte
Bahnbedarf
Dampfk. Rodberg
Helvetia Konſ....
Gebr. Lutz ...."
Motor j. Darmſt.
Gebr. Roeder ..."
Benuleth E Ellenb.
40.5
MaS
39.5
*5
188
123
118
60
133
110
208.5
102
86
102.75
130
102.25
82.25
97
8.1‟
140
171.75
159
117.75
80
29.75
107
[ ← ][ ][ → ]Nummer 286
Freitag, den 15. Oktober 1926
Seite 13
Produktenberichte.
Mannheimer Produktenbericht vom 14. Okt. Infolge der erhöhten
Forderungen des Auslandes ſowie der hohen Fluß= und Seefrachten
und der andauernd kleinen Landzufuhren verkehrte der hieſige Markt
in gut behaupteter Haltung. Man nannte gegen halb 1 Uhr: Weizen
inländ. 29,50—29,75, desgl. ausländ. 31,25—32,50, Roggen inländ. 23
bis 24,50, Hafer inländ. 18—19 desgl. ausländ. 19—22, Braugerſte
25,50—29 Futtergerſte 2—21, Mais 19,50—19,75, Weizenmehl 41,75
bis 42, Brotmehl 31,75—32, Roggenmehl 33,50—34,50, Weizenkleie 10,
Biertreber 15,25.
Frankfurter Produktenbericht vom 14. Okt. Bei unverändert
ſteti=
ger Tendenz verkehrte der hieſige Markt in ſehr ſtiller Haltung. Die
Preiſe erfuhren keine Veränderung. Weizen 28,75—29, Roggen 23,
Sommergerſte 24—28, Hafer inländ. 18,75—19,25, Mais 19—19,25,
Weizenmehl 41,50—42, Roggenmehl 33,25—34, Weizenkleie 10—10,25,
Roggenkleie 10,50.
Berliner Produktenbericht vom 14. Oktober. Das Angebot von
Brotgetreide iſt faſt gänzlich verſchwunden. Auch die Nachfrage
beſon=
ders für Weizen läßt zu wünſchen übrig. Das Preisniveau für
effek=
tiven Weizen war kaum verändert. Die Lieferungspreiſe waren
da=
gegen bei ruhigem Geſchäft teilweiſe ermäßigt. Roggen war in
promp=
ter Ware beſſer gefragt und eine Mark höher. Die Knappheit an
effek=
tivem Material und an Exportverkäufen für ſpätere Lieferung
bewirk=
ten in den nahen Sichten Deckungsfrage, ſodaß ſich dieſe um 0,75 bis
1 Mk. befeſtigen konnten, die Frühjahrsſichten dagegen nur um eine
halbe Mark. Roggenmehl war ziemlich gut gefragt bei unveränderten
Preiſen. In Gerſte und Hafer ſind die Forderungen ſchwer
durchzu=
ſetzen. Nur in guten Qualitäten, die wenig offeriert ſind, kamen einige
Abſchlüſſe zuſtande.
Viehmärkte.
Darmſtädter Viehmarkt vom 14. Oktober. Aufgetrieben waren
4 Ochſen, 1 Kuh, 104 Kälber, 24 Schafe, 1 Ziege. Der Preis betrug
pro Pfund für Großvieh 51—56, Kälber 70—90, Schafe 35—40 Pfg.
Der Marktverlauf war ſchleppend, aber geräumt.
Marnheimer Viehmarkt vom 14. Okt. Dem heutigen
Kleinvieh=
markt wuren zugefahren: 92 Kälber, 20 Schweine (alter Beſtand 128),
36 Schafe und 647 Ferkel und Läufer. Preiſe: Kälber 66—85, Schweine
77—82 Mk. für je 50 Kilo Lebendgewicht. Ferkel und Läufer 14—16
Mk. pro Stück. Marktverlauf: Mit Kälbern mittelmäßig, geräumt,
mit Schweinen ruhig, langſam geräumt, mit Ferkeln und Läufern
lebhaft.
Frankfurter Viehmarkt vom 14. Okt. Der Auftrieb des heutigen
Neben=
marktes beſtand aus 45 Rindern, 704 Kälbern, 1003 Schafen und 203
Schweinen. Verglichen mit dem Auftrieb des Nebenmarktes der
Vor=
woche waren 36 Kälber mehr angetrieben, dagegen ſtanden 105 Schafe
und 184 Schweine weniger zum Verkauf. Bezahlt wurde pro Zentner
Lebendgewicht: Kälber: b) 85—90, c) 75—84, d) 68—74; Schafe: a) 38
bis 42, b) 33—37, c) 25—32. In Schweinen unterblieb die Notierung
wegen des ſchwachen Auftriebes. Marktverlauf: Kälber werden
bei lebhaftem, Schafe bei ſchleppendem Handel ausverkauft. Die
Fleiſch=
großhandelspreiſe wurden wie folgt feſtgeſetzt: Ochſen= und Rindfleiſch
I. 90—96, II. 85—90, Bullenfleiſch 85—90, Kuhfleiſch I. 70—78, II. 55
bis 65, III. 35—50, Kalbfleiſch I. 115—125, II. 95—105, Hammelfleiſch
80—85, Schaffleiſch 60—75, Schweinefleiſch 9—100. Gefrierfleiſch,
Rindfleiſch Vorderviertel 53 und Hinterviertel 58.
Amerikaniſche Kabelnachrichten.
* New York, 14. Okt. (Prib.=Del.)
Weizen. Der Markt begann in feſter Haltung auf ſtärker
hervor=
tretende Nachfrage für den Export. Die Termie komnten deshalb
ſprunghaft anziehen. Später erfolgten jedoch auf dem erhöhten Niveau
Abgaben der Spekulation. Die Schlußtermine zeigen noch Gewinne
von 2—2½ C.
Mais. Schleppende heimiſche Nachfrage führte im Anfang mit
gün=
ſtigen Witterungsberichten zu einer Abſchwächung. Später machten ſich
ſpekulative Käufe bemerkbar, ſodaß ein Teil der Kurseinbrüche wieder
eingeholt werden konnte. Die Termie ſchließen etwas über geſtern.
Hafer. Bei geringfügigem Geſchäft zeigte der Markt einen ſtetigen
Verlauf mit Kursaufbeſſerungen bis zu ½ C.
Baumwolle. Verkäufe des lokalen Handels und Kaufreſewve der
amerikaniſchen Spinner führten anfangs zu einer abgeſchwächten
Hal=
tung. Später nahmen jedoch die Spinner auf Zurückhaltung der
Pflan=
zer größere Käufe vor, ſodaß die Tendenz ſich befeſtgen konnte.
Kaffee. In Uebereinſtimmung mit niedrigeren braſilianiſchen
For=
derungen eröffnete der Markt abgeſchwächt. Dann aber trat eine feſtere
Tendenz durch beſonders für nahe Termine, auf das Anziehen der
braſilianiſchen Deviſenrate.
Zucker. Der Markt bekundete anfangs eine feſtere Haltung auf
ungünſtige europäiſche Ernteberichte. Später trat eine Abſchwächung
ein, beſonders für nahe Termine.
Kakao. Deckungskäufe und die Feſtigkeit der Lokopreiſe riefen eine
Befeſtigung hervor. Am Schluß traten jedoch Liquidationen in
Er=
cheinung.
Kleine Wiriſchaftsnachrichten.
Die Zeichnungen für die geſtern morgen aufgelegte zweite Hälfte
der 7proz. Berliner Stadtanleihe von 1926, insgeſamt 22,5 Mill. Mk.,
mit 20jähriger Laufzeit, mußten wegen erheblicher Ueberzeichnung
be=
reits im Laufe des Vormittags geſchloſſen werden.
Bei den Zuſammenſchlußbeſtrebungen in der Uhreninduſtrie handelt.
es ſich neben der Firma Gebr. Junghans A. G. in Schramberg um die
Firmen Hamburg=Amerikaniſche Uhrenfabriken A.G. in Schramberg,
Kienzle Uhrenfabriken A.G. in Schwenningen, die Thomas Ernſt Haller
A. G. in Schwenningen und die Vereinigte Freiburger Uhrenfabriken
A. G. in Freiburg i. Schl.
Der Berliner Börſenvorſtand gibt nunmehr offiziell bekannt, daß
die Aktien der Vereinigten Stahlwerke und der Philipp Holzmann
A. G. vom 16. Oktober ab in Abſchlüſſen von 6000 RM. und einem
Mehrfachen hiervon zum Börſenterminhandel in Berlin zugelaſſen ſind.
Loucheur hat ſich nach Wien begeben, um dort auf Einladung der
Vereinigung öſterreichiſcher Induſtrieller eine Rede über den
wirtſchaft=
lichen Wiederaufbau Europas zu halten. Auch von der Berliner
Han=
delskammer iſt Loucheur zu einem Vortrag eingeladen worden.
Ver=
mutlich wird dieſer aber nicht vor Ende November ſtattfinden.
Der Londoner Goldpreis beträgt vom 13. Oktober ab bis auf
wei=
deres für eine Unze Feingold 84 Schill. 11,25 Pence, für ein Gramm
Feingold demnach 32,7696 Pence.
Das Geologiſche Komitee gibt das Ergebnis der Schätzung aller
Kohlenvorkommen der Sowjetunion bekannt. Danach betragen die
ſämtlichen Kohlenvorräte 428 300 Mill. Tonnen. Die Steinkohlenlager
betragen 354 300 Mill. To. und die Anthrazitlager 54 100 Mill. To.
Wie gemeldet wird, hat die Prager Börſenkammer in einer
Voll=
ſitzung beſchloſſen, in beſtimmten Aktien an der Prager Börſe den
Ter=
minhandel einzuführen. Es handelt ſich um ſechs bis ſieben Papiere.
Wie die Baſeler Nachrichten melden, wird nach dem vorläufigen
Ergebnis die Internationale Ausſtellung für Binnenſchiffahrt und
Waſſerkraftnutzung in Baſel wit einem Fehlbetrage von 700 000 bis
800 000 Fr. abſchließen.
Die Standard Oil Co. of Luiſana ermäßigte den Keroſinpreis um
einen Viertel Cents per Gallone. Die Notierung für Pennſylvania=
Keroſin und Gaſolin wurde um 0,25 Cents per Gallone ermäßigt.
Einer Meldung aus Konſtantinopel zufolge hat das Türkiſche
Zuckermonopol einen Prozeß verloren, der ihm einen Verluſt von
30 000 türk. Pfd. koſten wird.
Palast-Lichtspiele
Nur einige Tage
Der deutsche historische Großfilm:
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Muſikaliſcher Leiter: Joſeph Roſenſtock
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Erſter Satz: Arlecchino als Schalk
Zweiter Satz: Arlecchino als Kriegsmann
Dritter Satz: Arlecchino als Ehemann
Vierter Satz: Arlecchino als Sieger
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Nachdichtung von Hans Reinhart
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Muſikaliſcher Leiter: Joſeph Roſenſtock
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Perſonen:
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Spielwart: Fritz Wilde
Orcheſter, Violine: Otto Drumm,
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Nummer 286
Freitag, den 15. Oktober 1926
Seite 15
Die Lehrerin.
Eine Novelle von Nikolaus Schwarzkopf.
(Nachdruck verboten)
Elſa Kappler ſchreit auf und ſpringt davon, und alle
Mäd=
chen verkriechen ſich wie die ſieben Geißlein im Märchen hinter
Turngerät und ſpaniſche Wand. Paula Petry über rennt mit
emporgeſtoßenen Händen zur Treppe hinauf, den Maler
hinaus=
zudrängen, er jedoch ſteht ſchon unten im Saal.
Und er tritt mitten hinein in den Saal und klatſcht in die
Hände und ruft:
„Kinderchen, ihr wißt doch auch, daß Warſchau gefallen iſt!
So freut euch doch, ſo kommt doch hervor; wer don euch kann mir
ſeine Freude vortanzen, da Warſchau nun endlich gefallen iſt?”
Paula Petry aber ſteht hilflos da und kommt zu ihm und
fleht ihn an:
„Bitte, o bitte, tun Sie mir doch das nicht an! Ich muß
meine Schule ſauber halten, Sie wiſſen es!“
Und er neigt ſich zu ihr und flüſtert ihr ins Ohr:
„Iſt Warſchau nun wirklich gefallen? Wirklich? Ich ſehe es
Ihnen aber noch nicht an!”
Paula wandte ſich, ohne zu antworten, von ihm ab, ihren
Kindern zu, die hervorſchwärmten und den Saal mit ihrer
Heiterkeit erfüllten.
Der Maler aber ſchreitet quer durch den Trubel auf Elſa
Kappler zu. Paula ſieht ſein Antlitz brutal und höniſch
über=
goſſen, und ſie fürchtet ſich, und ſie freut ſich zugleich, daß ſie
noch nicht bei ihm geweſen.
„Wie heißen Sie?” fragt er Elſa. „Wo wohnen Sie?”
und Elſa Kappler ſteht wie ein Schulkind und antwortet:
„Ich heiße Elſa Kappler und wohne Löhrſtraße 14!”
Die übrigen Mädchen lachten laut heraus und ſcharten ſich
zuſammen. Der Maler, aber ſah Paulas große Angſt und
wandte ſich von den Kindern weg und ſchritt an einen
Schau=
kaſten, wo allerlei Bilder ausgeſtellt waren, deutete auf den
groß nachgebildeten Kopf der Eva des Michelangelo und ſprach
leiſe:
„Ich gehe ſofort! Wenn aber heute Warſchau wieder nicht
fallen ſollte, dann gibt es ein Unglück, michelangeleske, Eva!”
Und damit ging er nach der Tür empor und ſchüttelte den
Kindern Grüße zu. Paula ſprang hinter ihm drein und
ver=
riegelte die Tür, und ſie lächelte die Kinder an und ſagte: „Der
Schuldiener ſcheint zu ſchlafen!”, und ſie lief an die beiden
an=
deren Türen, die in den Hof hinausführten, und verriegelte auch
dieſe. Und ſie ſchlug am Klavier ein paar Töne an und ſprach:
Wir wollen das dem jungen Mann nicht ankreiden, denn erſtens
hat er vorm Feind geblutet und hat vielleicht auch an ſeiner
Seele Schaden gelitten, und zweitens iſt er ein bedeutender
Maler vor dem Herrn!”
Und ſiehe: Gegen Abend ſitzt Paula hinder ihrem
wohlver=
ſchloſſenen Fenſter und kann nicht arbeiten, und ſie überdenkt
immerdar den ſeltſamen Tag, der ſo voll werden wollte des
feierlichen Augenblicks und nun ſo leer war und ſo troſtlos, und
ſie läßt den Kopf ſinken und weint, weil Klaus Kriftel ſich und
ihr dieſen Tag verdorben. Jetzt, in dieſer Stunde, hätte Paula
nicht zu wemnen brauchen, hätte Paula lachen können und ſcher=
zen und vielleicht gar küſſen nach Herzensluſt! Aber nun mußte
ſie, die im Dienſt der Jugend ſtand, die amtlich zur Erziehung
verpflichtet war, dieſen ihren Geliebten, da er kaum auf dem
Altar ihres Herzens geſtanden, wieder herunternehmen von dem
Altar und mußte ihn, der ſeine Dämonen ſo wenig zu bändigen
verſtand, ſozuſagen in die Schulbank ſetzen, und ſie mußte ihn
rügen und beſtrafen wie andere unerzogene Kinder .. . und
da=
mit freilich mußte ſie auch ſich ſelber ſtrafen, wie das immer ſo
iſt! Leid iſt der mächtigſte Erzieher des Künſtlers ſowohl wie
des Menſchen überhaupt, das ſagen die großen Erzieher, und
die kleinen ſchwätzen es nach ... und, wer das Leid noch nicht
erfahren, Klaus Kriftel, der ſoll froh ſein, wenn es ſich meldet!
Und Paula lächelte verſonnen in die noch blühende Akazie, weil
ja dieſes winzige Leid, das ſie dem Maler bereitete, vielleicht
morgen ſchon die Freude vergrößerte, und weil es ja auch ihr
eigenes Leid war und nebenbei der beſte Prüfſtein ſeier Liebe.
„Denn, biſt du wirklich ein ſolcher Wüterich” ſprach Paula gegen
das weit geöffnete Fenſter zu, „ſo muß ich Sorge tragen, daß
deine Dämonen dir zu guter Letzt zu Gewinn werden!” und
ſie ſuchte in einem dicken Buch ein Bildnis der Charlotte von
Stein und ſtellte es auf den Schreibtiſch.
Und weil Klaus Kriftel ſie zwei Tage lang geſtraft hatte, nahm
ſie ſich vor, ihn jetzo fünf Tage lang zu ſtrafen. Fünf Tage lang
wollte ſie das Fenſter nicht öffnen, wenn ſie auch den Vorhang
nicht zuzuziehen gedachte, und danach, wenn er die Probezeit
wohl beſtanden, wollte ſie ihn königlich belohnen.
Unglücks dachte ſie, Unglück?. Was ſoll geſchehen, wenn wir
uns lieben? Mag kommen, was da kommen mag!
Und Paula ſchloß das Fenſter, aß nicht zu Nacht, verſuchte,
in der Droſte zu leſen, und ſchlief gegen Mitternacht ein.
Am Morgen blieb der Vorhang des Malers zu. „Man könnte
meinen,” ſagte Paula, „das Unglück ſei ſchon geſchehen!”
Schweren Herzens ging ſie in die Schule. Sie ſchämte ſich
ein wenig vor den Mädchen, vermeinte, die Kinder geheimniſten
allerlei über ſie ... aber ſie konnte ihnen fnei in die Augen ſehen.
Elſa Kappler ſaß im neuen Seidenkleid müde da wie ein
er=
ſchöpftes Vögelchen und konnte kaumm die Augen aufhalten.
Paula rief ſie einmal vor die Tür und fragte, ob ſie nicht
ge=
ſchlafen habe, und Elſa erzählte, ſie habe eine Hochzeit
mitge=
macht, die, weil Warſchau gefallen ſei, ſich himgedehnt bis im den
Morgen. Da konnte Paula ſich zufrieden geben, denn ſie wußte
nur zu genau, wie man in dieſer Stadt ſo gerne feiert und jede
Gelegenheit am Schopfe faßt, ſie mit Wein zu begießen, und wie
man erfinderiſch iſt in Gelegenheiten. Da konnte Paula
vollkom=
men beruhigt ſein!
Stolz ſchritt ſie durch die Stadt; in den Spiegelſcheiben der
Schaufenſter betrachtete ſie ſich, und ſie fand, daß ſie ſchön ſei.
So ſchön war ſie, daß ſie ihrem Geliebten ſich vorenthalten
durfte, daß ſie ihn ſtrafen konnte. Sie war die Geliebte eines
Künſtlers. Und ſie ſuchte Hüte aus und Strümpfe und ſeidene
Stoffe, daß ſie die Schulmeiſterin beſſer verbergen konnte; aber
ſie wollte erſt zu kaufen beginnen, wenn Klaus mit all den
ſchönen Dingen einverſtanden war. Auch zu Hauſe hinterm
verſchloſſenen Fenſter verweilte ſie vorm Spiegel. Sie beſaß
ein rotes Buch, darin waren alle Bilder Feuerbachs zu ſehen,
die berühmte Schuſtersfrau Nanna allein achtzehnmal. Paula
vermeinte, der Nanna ähnlich zu ſehen, und ſie kam nicht vom
Spiegel weg, und ſie warf bunte Tücher über ſich und fühlte
ſich als Jphigenie, als Lukretia und als Mirjam. Selbſtgefällig
und eitel kam ſie ſich umworben vor wie eine Schönheit, und
ſie gefiel ſich in dieſem Gedanken. Sie war überzeugt, daß der
geſtrenge Vorhang drüben an ſeinem Fenſter ſchon wieder von
ſelbſt ſich öffnen würde. Aber am Nachmittag des langweiligen
Samstags fehlte nicht viel, ſo hätte Paula, ungeachtet ihres
Vorſatzes, das eigene Fenſter geöffnet und wäre wie das
Weib=
chen im Wetterhaus nicht mehr gewichen. Ein Vers von Schiller
ging in ihr auf und ab:
Und wie ſie winkt mit dem Finger,
Auftut ſich der weite Zwinger!
Und dieſer Vers marſchierte immer auf, wenn Paula ſchwach
werden wollte, und der Samstagnachmittag war lang, und der
Sonntag war noch viel länger!. Aber Paula hielt aus, Paula
hielt durch ſwie das große Wort des Tages lautete), Paula
wußte, daß Konſequenz der beſten Erzieher einer iſt!
4.
Jedoch am Montag während der erſten Stunde klopfte es an
der Tür, und Herr Kappler ſtand da, die Mütze in der Hand —.
Paula ſchrak zurück vor ihm, da er heftig nach Akohol roch.
Er wünſchte, für einen Augenblick ſeine Tochter zu ſprechen;
und er bat Paula, dabei zu bleiben.
Sofort packte er Elſa am Am, ſchüttelte ſie und ſagte:
„Wirſt du mir’s jetzt geſtehen?”
Elſa aber verſuchte, ſich loszureißen und entgegnete:
„Du biſt ja wieder betrunken!”
Da ſchlug der Alte Elſa auf die Schulter und rief laut:
„Warum bin ich denn betrunken, du ungezogenes Kind!”
Und er wandte ſich an die Lehrerin und ſprach:
„Fräulein, anſtatt geſtern in die Kirche zu gehen, war ſie
wieder bei ihm! . . . O Gott, o Gott, in die Beſſerungsanſtalt
verbring ich dich!”
Elſa riß ſich los und rannte die vielen Treppen hinunter,
fort!.
„Mit einem Maler!” ſagte Vater Kappler, und Paula zuckte
zuſammen.
Aber ſie raffte ſich auf und fragte ſcheinbar dienſtlich
ge=
ſtreng:
„Müſſen wir die Polizei verſtändigen?”
„Ich hoffe nicht!” antwortet er und wiſcht ſich über die
ſchweißige Stirn.
„Sie kennen doch den Herm?” fragt Paula. „Sie wiſſen
doch, wie er heißt, wo er wohnt? . . . Nein, gar nichts wiſſen
Sie?”
„Doch Fräulein, in einem Schulbuch Elſas hab ich eine kleine
Photographie gefunden, ſonſt nichts ... ſoll ich die einmal
holen?”
„Gewiß, ſogleich, eilen Sie ſich, ich warte hier!“
So ſprach Paula Petry und zitterte ſchon, und Kappler eilte
die Treppen hinunter. Kaum war er weg, kam Elſa wieder;
Paula öffnete die Tür und hieß Elſa, ohne ſie anzuſehen,
ein=
treten. Innen wurden die Mädchen laut: die Lehrerin trommelte
wiederholt an die Tür und ſchlug auf die Klinke. Als ſie den
Alten über die Schienengeleiſe des kleinen Platzes kommen ſah,
trat ſie in den Saal und ließ ſich wieder herausklopfen.
(Fortſetzung folgt.)
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Deutsche Kriegsblindenstiftung
für Landheer und Flotte
Bankkonto: Bankhaus S. Bleichröder, Berlin W8
Postscheckkonto: Berlin Nr. 54413
BERLIN, Datum des Poststempels.
Geschäftsstelle für die Sammlung:
Wilhelmstr. 62 (Deutsche Nothilfe)
Für die westdeutschen Kriegsblinden!
Ein westdeutsches Erholungsheim für die westdeutschen Kriegsblinden zu schaffen ist das
nächste Ziel der Sammlung, welche von der Deutschen Kriegsblindenstiftung für Landheer und Flotte
mit Genehmigung der Landesbehörden durchgeführt wird.
Aus dem bisherigen Ertrage der Sammlung konnten bereits zwei Erholungsheime in Braunlage
und Swinemünde gekauft und den Kriegsblinden zur Verfügung gestellt werden. Dringend erforderlich
ist ein drittes Heim in Westdeutschland in einem Kurort mit heilkräftigen Ouellen.
Westdeutsche Mitbürger und Mitbürgerinnen! Ihr, die Ihr Euch des Anblickes der Schönheit
Eurer Heimat erfreut, helft uns, das Los derer zu erleichtern, die in ewiger Dunkelheit wandeln.
Niemand kann heute viel entbehren, aber auch die kleinsten Gaben, gesammelt und uns übersandt,
bedeuten willkommene Bausteine zu einem notwendigen Werke der Nächstenliebe an denen, die ihre
Augen im Kampfe für die Sicherung unserer Grenzen dem Vaterlande und Euch zum Opfer brachten!
Spenden werden von der Kriegsblindenstiftung auf Postscheckkonto Berlin 54413 und von
sämtlichen örtlichen Fürsorgestellen für Kriegsbeschädigte und Kriegshinterbliebene entgegengenommen.
Für die Kriegsblindenstiftung:
Geh. Med.-Rat Prof. Dr. Silex,
Major a. D. Dr. E. Claessens,
1. Vors.
1. stellv. Vors. (kriegsblind)
Axel Bischoff,
1. Vors. d. Bundes erbl. Krieger
(kriegsblind)
Reg.Rat Dr. Bernstein,
Reichsarbeitsverwaltung.
2. stellv. Vors.
Fritz Munz,
2. Vors. d. Bundes erbl. Krieger
(kriegsblinc)
Für die Hauptfürsorgestellen:
Ob. Reg.-Rat Linkenheld,
Landesrat Schulte,
Landesrat Gerlach,
Darmstadt
Münster
Düsseldort
Landesrat Häring,
Landesrat Witte,
Cassel
Wiesbaden
Für die westdeutschen Bezirke des Bundes erblindeter Krieger:
Ludwig Tourdan,
Frankfurt a. M.
(kriegsblind)
Hans Liesenfeld,
Essen
(kriegsblind)
Wilhelm Kerls,
Wattenscheid
(kriessblind)
Eingezahlt
Abſender:
RM.
Of. für Konto Nr. 54413
Frgezahlt am auf
Nnto Nr. 54413
Boſt ſcheckamt Berlin
RM Pf.
Zahlkarte
RM.Pf. wörtlich :
auf
Zum
Anfkleben
der Freimarke
durch den
Abſender
Aeichsmark:
Abſender
Fyr, Wohnort u. Wohnung):
Deutsche Kriegsblindenstiftung
für Landheer und Flotte
Konto Nr.
Poſteinlieferungsſchein
RM
Pf. wörtlich:
Beichsuark s
Deutsche
Kriegshlindenstiftung
für Landheer und Flotte
Mainte Ve.
[ ← ][ ] Die Sammlung ist genehmigt bis zum 31. Oktober 1926 mit der Maßgabe, daß als
Zweck der Sammlung die „Fürsorge für Kriegsblinde durch Ankauf und Einrichtung von
eigenen Erholungsheimen” in Betracht kommt.
1. Preuß. Staatskommissar f. d. Regelung der Wohlfahrtspflege, Berlin, am 6. 3. 1926
2. Sächsisches Arbeits- und Wohlfahrtsministerium, Dresden, am 25. 3. 1926
3. Thüringisches Ministerium für Inneres und Wirtschaft, Weimar, am 17. 3. 1926
4. Hessisches Ministerium des Innern, Darmstadt, am 10. 4. 1926
5. Hamburg. Staatskommissar für Wohlfahrtspflege, Hamburg, am 17. 3. 1926
6. Mecklenburg-Schwerinsches Landeswohlfahrtsamt, Schwerin, am 19. 3. 1926
7. Oldenburgisches Ministerium des Innern, Oldenburg i. O., am 22. 3. 1926
8. Oldenburgische Regierung des Landesteils Birkenfeld, Birkenfeld, am 19. 3. 1926
9. Braunschweigisches Arbeitsministerium, Braunschweig, am 22. 3. 1926
10. Lippesche Regierung, Abt. d. Innern, Detmold, am 19. 3. 1926
11. Regierung des Landesteils Lübeck, Eutin, am 19. 4. 1926
12. Polizeiamt, Lübeck, am 22. 3. 1926
13. Mecklenburg-Strelitzsches Ministerium, Abt. d. Innern, Neustrelitz, am 16. 3. 1926
14. Landesdirektor (Waldeck), Arolsen, am 15. 3. 1926-
15. Schaumburg-Lippesche Landesregierung, Bückeburg, am 17. 3. 1926
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