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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſtattet.
Nummer 285 Donnerstag, den 14. Oktober 1926. 189. Jahrgang
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reitl 2 Reichsmark. Anzeigen von auswärte 40 Reichpf
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ſe in Reſchemark
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Dollar
420 Mard.
Im Falle böhere
esalt, wie Krieg. Aufruhr. Streit uſw., erliſcht
ede Ver
chtung auf Erfüllung der
Anzeſgen=
aufträge und Leſtung von Schaden
G.
ſit feh
Konkurs oder gerſchtlicher Beltreibung
Rabatt weg. Bankkonto: De
Bank und Dame
ſädter und Natſorabant.
Deutſch=engliſche Zuſammenarbeit
auf dem ruſſiſchen Markt.
Freihandel oder Zollausgleich?
London, 13. Oktober.
Wie der Berliner Berichterſtatter der „Times” zu dem
Ge=
danken einer Zuſammenarbeit zwiſchen deutſchen und britiſchen
Induſtriellen in Sowjetrußland bemerkt, herrſchte in Berliner
Kreiſen, die in Berührung mit der Berliner Sowjetbotſchaft
ſtünden, der Eindruck vor, daß das Näherrücken der deutſchen und
britiſchen Induſtriellen in Moskau mit einem gewiſſen Mißtrauen
betrachtet werde. Es beſtünden Zweifel darüber, weitere
An=
näherungsverſuche in Berlin zu hemmen, oder ob es beſſer ſei,
mit Großbritannien und Deutſchland in paralleler Richtung
zu=
ſammenzuarbeiten, und zwar auf der Grundlage des Planes
Kraſſins. Allem Anſchein nach haben aber die
Unterredun=
gen Kraſſins mit Außenminiſter Chamberlain
zu keinem greifbaren Ergebnis geführt. Dem
„Daily Telegraph” zufolge hat Kraſſin auch keine greifbaren
Vor=
ſchläge oder einen umfaſſenden Plan unterbreitet. Man könne
jedoch mit einer Fortſetzung der Beſprechungen rechnen.
Wie die „Weſtminſter Gazette” erfährt, wird in der heutigen
Sitzung des großen Rates des Verbandes britiſcher Induſtrieller,
die unter Vorſitz von Sir Mc. Muſpratt, einem Teilnehmer an
der Romſay=Konferenz, ſteht, vorausſichtlich das Ergebnis der
Konferenz zur Sprache kommen.
Der Chefredakteur der Zeitſchrift „Economiſt”, Layton, tritt
in einem Aufſatz der verſchiedentlich aufgetauchten Behauptung
entgegen, daß man im Zuſammenhang mit der Konferenz von
Romſay von einem neuen „Schutzzollſyſtem” ſprechen
könne. Der Verfaſſer kommt in ſeinem Artikel, nachdem er die
Notwendigkeit einer liberalen Wirtſchaftspolitik anerkannt hat, zu
dem Schluß, daß, wenn der Gedanke, Europa zu einer von einer
einzigen Zollſchranke umgebenen Einheit zu machen, jemals
ver=
wirklicht werden ſollte, die wichtige Frage entſtehen würde, ob
Großbritannien einen ſolchen Gedanken mitmachen könne. Das
britiſche Ideal ſei der Freihandel. In ſeiner
Er=
mangelung würde aber auch ein Zollausgleich ſicherlich
Großbri=
tannien zum Vorteil gereichen. Für die nächſte Zukunft ſei
aller=
dings von der jetzt in Gang befindlichen Bewegung nur
Aller=
beſcheidenſtes zu erwarten. Erfreulich ſei die Zuneigung zu
dem Freihandelsgrundſatz auch in deutſchen Induſtriellenkreiſen.
Geheimrat Kaſil über die Londoner
Wirtſikaftsverhandlungen.
TU. London, 13. Oktober.
In ſeinen Ausführungen vor deutſchen Preſſevertretern
führte Geheimrat Kaſtl vom Vorſtand des Reichsverbandes der
deutſchen Induſtrie unter anderem aus, daß man ſich mit den
gegenwärtigen Zollſchranken in Europa beſchäftigt und die
Not=
wendigkeit erkannt habe, zunächſt einmal rein theoretiſch zu
er=
örtern, wie ſich die Lage für beide Teile unter beſtimmten anderen
Vorausſetzungen geſtalten würde. Die Frage der Nützlichkeit der
Schutzzölle ſei vor der Erwägung zurückgetreten, daß unter den
gegenwärtigen Verhältniſſen beide Länder ſich auf gemeinſamen
Märkten unterböten und daß dabei dem eigenen Lande der
Auf=
trag entgehe und die Induſtrie des anderen Landes dieſen unter
Bedingingen ausführen müſſe, die eine finanzielle
Zuſchuß=
leiſtung der ausführenden Induſtrie erforderlich mache. Es ſei
klar, daß eine Verſtändigung auf dieſem Gebiet zu einer
Stär=
kung der Produktion und zu einem Abbau der Arbeitsloſigkeit
in beiden Ländern führen würde.
In ſeinen weiteren Ausführungen hob Geheimrat Kaſtl
noch=
mals hervor, daß die Darſtellung der im einzelnen behandelten
Wirtſchaftsprobleme in der engliſchen Preſſe falſch und
irrefüh=
rend geweſen ſei. Das treffe vor allem auf die ruſſiſche Frage zu.
Praktiſch lägen die Dinge in bezug auf das ruſſiſche Geſchäft ſo,
daß von dem erſten Teil des von der Reichsregierung
garantier=
ten 300=Millionen=Kredits in Höhe von 120 Millionen Mark erſt
70 Millionen verausgabt worden ſeien, ſo daß bis zum 31.
De=
zember des Jahres noch ein anſehnlicher Reſt verblieben ſei. Der
zweite Teil des Kredits in Höhe von 90 bis 100 Millionen Mark,
der von einem ausländiſchen Bankenkonſortium unter Teilnahme
großer deutſcher Banken gegeben werde, ſei mehr als ausreichend.
Eine Vermehrung des Kredits komme daher nach der Auffaſſung
Geheimrats Kaſtl ebenſowenig in Frage, wie eine Ausdehnung
des anderen Teiles der Anleihe. Alle anderen Kombinationen
ſeien falſch.
Was den Anſchluß der engliſchen Eiſen= und Stahlinduſtrie
an den kontinentalen europäiſchen Stahltruſt betreffe, ſo würden
ſich hier nur beſondere Schwierigkeiten aus der Konſtruktion der
engliſchen Induſtrie ergeben, beſonders auch aus der Tatſache,
daß England unter den beſonderen wirtſchaftlichen Verhältniſſen
aus Frankreich und Belgien 2,7 Millionen Tonnen Eiſen, alſo
nahezu ein Drittel ſeiner eigenen Produktion einführe. Für
Eng=
land wäre die Ermittlung einer ſeinen Produktionsverhältniſſen
entſprechenden Beteiligungsquote außerordentlich ſchwierig.
Not=
wendig ſei auch, daß der Anſchluß Englands an den Eiſenpakt
ein gewiſſes Maß von Organiſation und damit eine gewiſſe
Unterordnung des Einzelnen unter die Geſamtorganiſation
vor=
ausſetze, eine Frage, die jedoch bei dem ausgeprägten engliſchen
Individualismus große Schwierigkeiten bereiten würde.
Ge=
heimrat Kaſtl beſtritt aufs entſchiedenſte, daß ſich der Eiſentruſt
gegen Amerika richte.
Geheimrat Kaſtl und die beiden anderen
Delegationsmitglie=
der haben heute abend England verlaſſen. Die Mitteilung über
eine Eegeneinladung an die engliſchen Induſtriellen wurde mit
dem Hinweis beſtätigt, daß bei der Natur der Verhandlungen
nicht einmal gewiß ſei, ob an einer zweiten Ausſprache in
Deutſch=
land die gleichen Perſönlichkeiten teilnehmen würden.
Berichterſtattung über Romſan.
Berlin, 14. Oktober.
In der heutigen Präſidialſitzung des Reichsverbandes der
deutſchen Induſtrie wird, wie wir hören. Geheimrat Kaſtl über
das Ergebnis der deutſch=engliſchen Wirtſchaftsbeſprechungen
von Romſay Bericht erſtatten. Außerdem ſollen die
Ausführun=
gen Dr. Silverbergs auf der Dresdner Tagung beſprochen
wer=
den, wobei Silverberg ſelbſt das Wort ergreifen wird.
Kein greifbares Ergebnis der Unterredung
Kraſſins mit Chamberlain.
zufolge hat die Beſprechung zwiſchen Chamberlain und Kraſſin
vom vergangenen Montag keinerlei greifbare Ergebniſſe
ge=
zeitigt. Kraſſin habe die Hoffnung auf eine Beſſerung der
eng=
liſch=ruſſiſchen Beziehungen ſowie auf die Gewährung einer
engliſchen Anleihe zur Entwicklung des Handels zwiſchen den
beiden Ländern ausgedrückt, worauf Chamberlain, wie ſchon
ſiſchen Wünſche durch die antibritiſche Propaganda der
Sowjet=
union hingewieſen habe. Dagegen habe Kraſſin dem engliſchen
Außenmimiſter keine konkreten Vorſchläge gemacht.
Litwinow über die deutſch=ruſſiſchen Beziehungen.
Moskau, 13. Oktober.
Auf dem zu Ehren der preußiſchen Induſtriedelegation
ver=
anſtalteten Abend für eine ſowjetruſſiſch=deutſche
An=
näherung gab Litwinow einen Ueberblick über die
ſowjet=
ſtellte dann die zunehmende Bedeutung der
deut=
ſchen Induſtrie und des deutſchen Handels bei
der Geſtaltung der Beziehungen
Sowjetruß=
lands zum Auslande feſt. Die wirtſchaftliche
Zuſammen=
arbeit der beiden Länder werde unzweifelhaft ſtetig wachſen.
now, die in letzter Zeit abgeſchloſſenen Sonderverträge und
Bündniſſe ſeien nicht als Friedensverträge anzuſprechen.
Ob=
gleich dieſe Verträge vornehmlich gegen Sowjetrußland
gerich=
tet ſeien, werde die Sowjetunion ihre Friedenspolitik weiter
verfolgen. Zu den wichtigſten Faktoren dieſer Politik gehörten
die Verſtärkung der Unabhängigkeit der kleinen Staaten und
ihre Emanzipierung vom Völkerbund. Die gegenſeitige
Ueber=
einſtimmung der Beſtrebungen Deutſchlands und
Sowjetruß=
lands ſowie die loyale Fortſetzung der zwiſchen den beiden
Ländern abgeſchloſſenen Verträge biete eine ſichere Gewähr, für
den allgemeinen, insbeſondere aber auch für den oſteuropäiſchen
Frieden.
Die deutſch=rumäniſchen Beziehungen.
TU. Bukareſt, 13. Oktober.
In denjenigen Blättern, von denen man weiß, daß ſie gute
Beziehungen zum Miniſterium des Aeußeren unterhalten, wird
warm für eine Verſtändigung mit Deutſchland eingetreten. Die
Zeitung „Cuvantul” weiſt in einem Artikel mit der Ueberſchrift
„Neuorientierung in der Außenpolitik Rumäniens” darauf hin,
daß ſich Dr. Streſemann nach ſeiner Unterredung mit dem
Miniſterpräſidenten Averescu entſchloſſen habe, für eine
An=
näherung zwiſchen Rumänien und Rußland einzutreten und
die Wiederaufnahme der diplomatiſchen Beziehungen zwiſchen
Moskau und Bukareſt zu ermöglichen. Der deutſche Botſchafter
in Moskau werde die diesbezüglichen Verhandlungen beginnen.
Trennung der Provinzen Ober= und Nieder
ſchleſien angenommen.
Berlin, 13. Oktober.
Der preußiſche Landtag verabſchiedete heute i dritter
Be=
ratung den Geſetzentwurf über die Trennung und
Auseinander=
ſetzung der Provinzen Ober= und Niederſchleſien. Das Geſetz
tritt rückwirkend mit dem 1. Oktober 1926 in Kraft. Abgelehnt
wurde der deutſchnationale Antrag, der die Bildung von
beſon=
deren Aerzte= und Landwirtſchaftskammern in der Provinz
Ober=
ſchleſien verhindern wollte. Gegen die Vorlage ſtimmten die
Kommuniſten die Deutſchnationalen, die Wirtſchaftspartei und
ein Teil der Deutſchen Volkspartei.
Aus dem Enquete=Ausſchuß.
Berlin, 13. Oktober.
Im weiteren Verlauf der Verhandlungen im Enquete=Ausſchuß
ſtellte der Vorſitzende Dr. Hilferding feſt, daß die Entgegennahme des
Berichtes des Reichsbankvettreters lediglich den Ausſchuß über das
ſtatiſtiſche Matevial der Reichsbank informieren, ſollte, daß übee die
Frage der Zinsſpanne noch weitere Sachverſtändige vernommen werden
ſollen. Die Reichsbank ſolle außerdem noch um Ausfüllung der
ſtatiſti=
ſchen Lücken und möglichſt auch um Veranſtaltung einer neuen Enquete
erſucht werden. Der Entwurf deß Fragebogens über die Kapitalbildung
wurde von dem Ausſchuß endgültig feſtgeſtellt. Direktor Schoele von
der Dresdener Girozentrale erſtattete dann ein Gutachten über die
Rationaliſierung des Bankgewerbes. Eine Ausſprache über das
Gut=
achten ſoll in einer der nächſten Sitzungen ſtattfinden.
Friede zwiſchen Argentinien und dem Patikan.
EP. Rom, 13. Oktober.
Der Konflikt zwiſchen dem Vatikan und Argentinien iſt endgültig
beigelegt. Laut „Oſſervatore Romano” hat der Papſt zum Apoſtoliſchen haben.
Nuntius bei der argentiniſchen Republik Mſgr. Filippo Corteſi ernannt
und die der argentiniſchen Regierung genehme Wahl des Paters
Bot=
taro zum Erzbiſchof von Buenos Aires beſtätigt. Gleichzeitig wird die
Ernennung von Mſgr. Sonte, des Biſchofz von Acireale, zum Apoſtoli= verwaltung ſeiner früheren Kolonien beteiligt zu werden. Nachdem
ſchen Nuntius in Venezuſla angekündigt.
Die Kolonialfrage und Deutſchlands
Eintritt in den Völkerbund.
Von
Reichsminiſter Dr. Bell.
Deutſchlands Eintritt in den Völkerbund, von der größeren
Mehrheit des deutſchen Volkes erſehnt und begrüßt, muß auch
für die berechtigten kolonialen Wünſche und Forderungen
Deutſchlands beſondere Bedeutung gewinnen.
Bekanntlich iſt die unter Verletzung ausdrücklicher Zuſagen
in den Wilſonſchen 14 Punkten erfolgte Wegnahme unſeres
ge=
ſamten Kolonialbeſitzes gegründet worden auf die Behauptung,
daß Deutſchland ſich als unfähig erwieſen habe, unentwickelte
Völker zu leiten, und daß es daher in dieſer ziviliſatoriſchen
Kulturarbeit durch fortgeſchrittene Nationen erſetzt werden müſſe.
Als damaliger Reichskolonialminiſter habe ich es als meine
Dem diplomatiſchen Korreſpondenten des „Daily Telegraph” Hauptaufgabe und vornehmſte Ehrenpflicht betrachtet, vor der
geſamten Kulturwelt dieſe für Deutſchland tiefkränkende koloniale
Schuldlüge mit allem Nachdruck zu bekämpfen. In dem meiner
Leitung anvertrauten Reichskolonialminiſterium, das zu
unſe=
rem tiefen Schmerze damals auf die Propagandaarbeit und die
Liquidation beſchränkt bleiben mußte, wurde ein für die hiſtoriſche
Forſchung dauernd wertvolles Material hierüber geſammelt uind
ſeinerzeit gegenüber Ralowski, auf die Erſchwerung dieſer ruſ= veröffentlicht. Zu verweiſen iſt insbeſondere auf die von uns
ausgearbeiteten und auch der Entente vorgelegten Denkſchriften
über unſere und der anderen Kulturſtaaten koloniſatoriſche und
ziviliſatoriſche Befähigung und Betätigung. Dieſes Material,
geſtützt faſt ausſchließlich auf einwandfreie Zeugniſſe ſachkundiger
Gegner Deutſchlands, war derart erdrückend und beweiskräftig,
daß eine gerechte Beurteilung hieran unmöglich vorübergehen
konnte. Unter Ueberreichung dieſes durchſchlagenden
Beweis=
materials an unſere damaligen Kriegsgegner hatte ich mich
aus=
drücklich erboten, vor einem frei auszuwählenden Forum die
deutſche Kolonialverwaltung gegen alle Angriffe und Vorwürfe
ruſſiſch=deutſchen Beziehungen ſeit der Oktoberrevolution. Er zu rechtfertigen. Unter der Einwirkung der damaligen
Kriegs=
pſychoſe ging man aber über meinen ſicherlich durchaus
beacht=
lichen Vorſchlag ebenſo zur Tagesordnung über, wie über unſer
vorgelegtes Beweismaterial. Gegenüber dieſer offenſichtlichen
Mißachtung habe ich damals ſchon vor der breiteſten
Oeffentlich=
keit in Wort und Schrift darauf hingewieſen, daß unſer uner=
In Beſprechung der politiſchen Tage Europas betonte Litwi= ſchütterliches Vertrauen auf unſer Recht uns nicht im Stich laſſen
werde. Die Zeit werde kommen, wo ſich bewahrheite, daß die
Sprache des Siegers nicht die Sprache der Vernunft und der
Gerechtigkeit ſei.
Inzwiſchen hat ſich in dem Geſamturteil unſerer ehemaligen
Gegner ein unverkennbarer Wandel vollzogen. Je mehr die
Kriegspſychoſe unter der Einwirkung der politiſchen
Geſamtver=
hältniſſe einer ruhigeren und gerechteren Beurteilung und vor
allem der Erkenntnis von der Notwendigkeit des Wiederaufbaus
Europgs unter gleichmäßiger Mitwirkung von Siegern und
Be=
ſiegten den Platz räumte, um ſo mehr drang auch allmählich die
Ueberzeugung durch, daß es nicht nur eine ſchwere Ungerechtigkeit,
ſondern zugleich ein verhängnisvoller politiſcher Fehler war,
Deutſchland ſeinen geſamten Kolonialbeſitz gewaltſam
wegzu=
nehmen. Dieſe Erkenntnis führte unwillkürlich unſere
ehemali=
gen Kriegsgegner zu einer Nachprüfung des in Verſailles gegen
Deutſchland geſchleuderten Vorwurfs der Kolonialunfähigkeit.
Mit Freude und Genugtuung darf die Tatſache begrüßt werden,
daß auf Grund dieſer Nachprüfung, die ſich insbeſondere auch auf
die Zeugniſſe der Eingeborenen und den Zuſtand unſerer
Kolo=
nien vor und nach Wegnahme erſtreckte, die Unrichtigkeit jener
Vorwürfe rückhaltlos anerkannt wurde. Die jüngſten
Erklärun=
gen der ſüdafrikaniſchen Mandatsverwaltung ſpringen in dieſer
Hinſicht beſonders in die Augen und verdienen für die hiſtoriſche
Bewertung beſondere Beachtung. Jetzt muß die Tatſache
feſt=
geſtellt werden, daß durch Deutſchlands Eintritt in den
Völker=
bund die unberechtigten Vorwürfe auch offiziell
zurückgenom=
men ſind.
Dieſer Erfolg darf aber nur eine Etappe ſein zum Wege
eige=
ner kolonialer Betätigung. Berückſichtigt man, daß die Wegnahme
unſeres Kolonialbeſitzes und die Verletzung der 14 Punkte
Wil=
ſons lediglich und allein gegründet worden iſt auf Deutſchlands
koloniſatoriſche Unfähigkeit, ſo müſſen ſich vom Standpunkte der
Gerechtigkeit und Billigkeit, ja ſogar vom Standpunkte der
ge=
ſunden Vernunft und Logik die Konſequenzen der rückhaltloſen
Zurücknahme des Vorwurfes der koloniſatoriſchen Unfähigkeit
von ſelbſt ergeben. Deutſchland kann ſich aber, ſo überragend
ſicherlich der nationale Ehrenſtandpunkt iſt und bleibt, mit dem
theoretiſchen Erfolg der Anerkennung ſeiner Mandatsfähigkeit
nicht begnügen. Als Kulturſtaat, der auf eine tauſendjährige
Vergangenheit zurückblickt und der geſamten ziviliſierten Welt ſo
reiche Kulturſchätze gegeben hat, muß Deutſchland ſeinen Anſpruch
auf Mitwirkung an der Ziviliſation unentwickelter Völker und an
der Koloniſationsarbeit nachdrücklich auch in Zukunft
aufrecht=
erhalten. Dazu treten die unabweisbaren Bevölkerungsprobleme.
Deutſchland muß ein Abflußgebiet für ſeine gewaltig
überſchie=
ßende Bevölkerung haben, und dazu können nur eigene Kolonien
auf die Dauer zweckentſprechend dienen. Nicht an letzter Stelle
verdienen die wirtſchaftlichen Erwägungen tiefgründige
Beach=
tung. Deutſchland iſt bei ſeinem rieſigen Bedarf an kolonialen
Rohſtoffen darauf angewieſen, wenigſtens einen beträchtlichen
Teil hiervon aus eigenem Kolonialbeſitz zu erträglichen Preiſen
zu erzielen. Umgekehrt muß Deutſchland, auch um ſeine ſchweren
Reparationsverpflichtungen zu erfüllen, in eigenem
Kolonial=
beſitz ein geeignetes Abſatzgebiet für wirtſchaftliche und
indu=
ſtrielle Erzeugniſſe haben. Alle dieſe Erwägungen, denen ſich im
Inlande und Auslande eine ſachgemäße und gerechte
Beurtei=
lung unmöglich entziehen kann, zwingen Deutſchland dazu, ſeinen
berechtigten und unverzichtbaren Anſpruch auf Wiedererlangung
eines ſeiner Bedeutung, Ausdehnung und Bevölkerungszahl
ent=
ſtrechenden Kolonialbeſitzes immer wieder von neuem zu
er=
heben, bis erdlich unſere Anſprüche ihre Befriedigung gefunden
Deutſchland hat in dem Memorandum über ſeinen Eintritt
in den Völkerbund die Erwartung ausgeſprochen, an der
Mandats=
jetzt die Begründung für die Wegnahme ſeiner Kolonien als nicht
Seite 2
Donnerstag, den 14. Oktober 1926
Nummer 285
ſtichhaltig anerkanntiſt, muß bei der erforderlichen neuen Verteilung
der Mandate Deutſchlands kolonialen Bedürfniſſen in dem Maße
Rechnung getragen werden, wie es im 5. Wilſonſchen Punkte
da=
mals Deutſchland ausdrücklich zugeſichert worden iſt. In dem
unerſchütterlichen Vertrauen, daß Recht und Gerechtigkeit
ſchließ=
lich oben bleiben werden, gebe ich der Erwartung Ausdruck, daß
der Tag nicht mehr fern ſein werde, an dem ſich auch
Deutſch=
lands berechtigte Kolonialforderungen verwirklichen werden. Bis
zu dieſem Zeitpunkte muß Deutſchland Gelegenheit gegeben
wer=
den, ſeine mehr als dreißigjährigen kolonialen Erfahrungen und
ſeine inzwiſchen allſeitig anerkannte tiefgreifende Kenntnis der
Mandatsgebiete, die früher deutſche Kolonien waren, zum Segen
der Eingeborenen und zur Förderung der Kultur in der
Man=
datskommiſſion zu verwerten. Dieſer Mitarbeit wird ſich
Deutſch=
land um ſo weniger entziehen, als es erfahrungsgemäß und
nach=
weislich die ſoziale, moraliſche und materielle Wohlfahrt der
ein=
geborenen Bevölkerung ſtets als höchſte koloniale Aufgabe
be=
trachtet hat. Koloniſierung iſt Miſſionierung: das war und bleibt
Kern und Stern unſeres Kolonialprogramms. Selbſtverſtändlich
müſſen wir aber auch inzwiſchen, bevor ſich unſere
Kolonial=
anſprüche verwirklichen, darauf beſtehen, daß die Mandatsgebiete,
ſoweit dies jetzt noch der Fall iſt, deutſchen Staatsangehörigen
wieder voll und ganz geöffiet werden. Sonſt würde der
funda=
mentale Grundſatz der Gleichberechtigung der Mitglieder des
Völkerbundes zur leeren Phraſe und zum bloßen Schein
herab=
gewürdigt werden.
Ein Schlußgedanke verdient noch beſonders hervorgehoben
zu werden. Aufgabe und ſicherlich freudig erfüllte Ehrenpflicht
der kolonialen Vereinigungen und Zeitſchriften wird es bleiben,
bis zur vollen Durchſetzung unſerer kolonialen Anſprüche alles
daran zu ſetzen und nichts zu verſäumen, was der Fördgrung
und Belebung des kolonialen Gedankens in allen Ständen und
Schichten Deutſchlands dient.
Zum Wiederbeginn der
deutſch=polniſchen
Wirtſchafts=
verhandlungen.
Die deutſch=polniſchen Handelsvertragsverhandlungen, die bereits
im Auguſt vorigen Jahres vollſtändig ins Stocken gerieten, ſind am
Montag dieſer Woche von den beiderſeitigen Delegationen wieder
auf=
genommen worden. Die Leitung der deutſchen Delegation liegt auch
diesmal in den Händen des Staatsſekretärs a. D. Dr. Lewald, während
die Gegenſeite von dem früheren Staatsſyndikus Pronczinski geführt
wird. Die einſchlägigen Fragen werden in zwei geſonderten
Kommiſ=
ſionen erörtert, und zwar in der Niederlaſſungskommiſſion und in der
Zollkommiſſion. Man rechnet mit einer Dauer der diesmaligen
Ver=
handlungen von mehreren Monaten. Deutſcherſeits handelt es ſich in
erſter Linie um Zollwünſche, während von polniſcher Seite der
Haupt=
wert auf ein erhöhtes kommunales Kontingent, wie auf eine
Veterinär=
konvention gelegt wird. Im Zollausſchuß hat Polen u. a. folgende
Forderungen unterbreitet: Zollverkehr mit Rindvieh, Borſtenvieh und
Fleiſch ferner Ermäßigung für unbearbeitetes Holz und
landwirtſchaft=
liche Erzeugniſſe. Ferner Heraufſetzung des Kohlenkontingents auf
300 000 To. monatlich. Polen behauptet, daß die deutſchen Vorſchläge,
die auf ein Kohlenkontingent von 60—70 000 To. hinauslaufen, gänzlich
unzulänglich ſind. Die deutſchen Forderungen betreffen erhebliche
Zoll=
ermäßigungen auf Konzeſſionsware, Schuhwaren, Spielwaren, Uhren
und Farbſtoffe. Der Rechtsausſchuß wird ſich mit der Stellung der
deutſchen Reichsangehörigen in Polen befaſſen, eine Angelegenheit, i
der Polen bisher ſtets die größte Unnachgiebigkeit gezeigt hat. Es
werden hier zur Erörterung ſtehen Steuerangelegenheiten, die Frage der
Ein= und Ausreiſe, die Anſiedlungsfrage deutſcher Reichsangehöriger in
Polen, der Rechtsſchutz des Eigentums deutſcher Staatsangehöriger, die
Fortführung der Induſtrieunternehmungen durch deutſche
Reichsange=
hörige, die Lage deutſcher Aktiengeſellſchaften und dergleichen mehr, wie
endlich die Frage der Gerichtsabgaben und der öffentlichen Leiſtungen.
Es darf bei dieſer Gelegenheit daran erinnert werden, daß der von
polniſcher Seite gegen Deutſchland inſzenierte Zollkrieg wegen der
Ab=
lehnung des von Polen geforderten Kohlenkontingents eröffnet wurde.
Daß dieſer mit beſonderer Leichtfertigkeit von Polen vom Zaune
ge=
brochene Zollkrieg heute überhaupt noch möglich iſt, hat Polen dem
zufälligen Glücksumſtand zu verdanken, daß der Ausbruch und die lange
Dauer des immer noch nicht beendeten engliſchen Bergarbeiterſtreils der
polniſchen Kohle ein völlig unerwartetes und natürlich vorübergehendes
Konjunkturgeſchäft mit England eröffnete. Mit der endgültigen
Beendi=
gung des engliſchen Bergbaukonflikts iſt dieſes Zufallsgeſchäft
ſelbſtver=
ſtändlich zu Ende. Die ſchleichende polniſche Wirtſchafts= und
Währungs=
kriſe, die durch das Geſchäft mit England eine nicht unbeträchtliche
Er=
leichterung erfahren hat, dürfte bann ſicher ſich verſchärfen. Die
bis=
herige polniſche Unnachgiebigkeit gegen die dringendſten und
ſelbſtver=
ſtändlichen deutſchen Wünſche kürfte dann wohl endlich einer beſſeren
Einſicht weichen, denn die Hoffnung, daß der zähe polniſche Widerſtand
ohne den Zwang harter Tatſachen für Polen ſchwinden werde, iſt leider
nicht gerade groß. Das beweiſt erneut die Haltung Polens in der
An=
gelegenheit der Chorzow=Werke, die einfach auf eine Sabotage des
zu=
gunſten Deutſchlands ausgefallenen Haager Schiebsſpruchs hinausläuft.
Fünfte Reichsſchulmuſikwoche
II.
Der glänzende Verlauf der bedeutſamen Tagung beruht
ſo=
wohl auf der Menge der Teilnehmer, weit über 600 nehmen an
den Vorträgen und Veranſtaltungen regſten Anteil, als auch an
dem hohen Wert des in den Vorträgen and Refevaten Gebotenen.
Denn Autoritäten aus ganz Deutſchland ſind zuſammengeſtrömt,
um den Gedanken Schulmuſik zu vertiefen und von allen Seiten
zu beleuchten, und ſo ergeben ſich Anregungen in einer Fülle und
von einer Konzentration, daß es auch für den Fachmann kaum
möglich iſt, alles zu überblicken, kritiſch aufzunehmen und zu
ver=
arbeiten. Um ſo begrüßenswerter iſt der Umſtand, daß die
ſämt=
lichen Vorträge in Buchform erſcheinen werden, — es wird ein
recht umfangreiches Werk ſein und ſelbſt dann noch dem
Intereſ=
ſierten in ſeinen vier Wänden manches Problem zu löſen, manche
Nuß zu knacken geben. Wie bei allen ſolchen Tagungen wirkt für
die Aufnahme erſchwerend, daß die Zuhörerſchaft ſehr verſchieden
zuſammengeſetzt iſt, daß etwa zur Hälfte Fachleute zugegen ſind,
deren ſtändige Beſchäftigung mit Gedankengängen in der Art der
auf dem Kongreß vorgebrachten ihnen Vieles als
Selbſtverſtänd=
lichkeit und Wiederholung erſcheinen läßt, was anderen, die zum
erſtenmal aus ihrer ſchlichten Praxis in ſolche Gedankenkreiſe
ein=
treten, unüberwindliche Schwierigkeiten bietet. Wichtig erſcheint
es deshalb, daß ein gewiſſer Wechſel zwiſchen den wiſſenſchaftlich
beſonders tief ſchürfenden und den leichter verſtändlichen mehr
auf das Praktiſche bezug nehmenden Referaten gewahrt wird,
was unſeres Erachtens nicht genügend bei der Aufſtellung des
Programmes berüclſichtigt wurde. Zuweilen folgen ſich mehrere
ſehr ſchwierige Vorträge, ſo daß die Aufnahmefähigkeit des
Zu=
hörers überſtark in Anſpruch genommen wird. Sehr intereſſant
war der Dienstag=Vormittag, an dem zuerſt Profeſſor Dr. Georg
Schünemann=Berlin über experimentelle und
erkenntnistheore=
tiſche Muſiberziehung ſprach. Er beklagte es, daß die
erkenntnis=
theoretiſche Pädagogik einſtweilen noch viel zu wenig auf der
experimentellen beruhe, und daß auch einzelne Fragen, wie die
nicht auf dieſe Wieſe beleuchtet würden. Beſonders intereſſant
waren ſeine Angaben über die Pſychotechniſchen Prüſungen, die
in Berlin ſeit einigen Jahren eingeführt ſind, um die Eignung
Vierzehnjähriger für den Muſikberuf zu unterſuchen, und mit
denen man die beſten Erfahrungen gemacht hat. Hochintereſfant das Werden dieſer Erziehungsgedanken, das ſich bei den
einzel=
waren auch ſeine Beiträge zur Pſychologie des Jugendlichen in
der Pubertätszeit, welche die Notwendigkeit vor Augen führten,
gerade dieſem Alter erzieheriſch beſondere Sorgfalt angedeihen
zu laſſen.
Vom Tage.
Reichspräſident v. Hindenburg wird am 15. Okkober einer
Einladung der braunſchweigiſchen Regierung, folgen und
am 21. Oktober dem Senat der Hanſeſtadt Bremen einen Beſuch
abſtatten.
Zur Frage der Regierungsumbildung in Preußen
erfahren wir, daß Miniſterpräſident Braun die Fraktionsführer der
Re=
gierungsparteien zu einer Beſprechung für Donnerstag nachmittag
ein=
geladen hak.
Die Prifung der Vorſchläge, die die Interalliierte
Rheinlandkom=
miſſion über die Verminderung der Ordonnanzen gemacht
hat, hat zunächſt ergeben, daß die deutſchen Wünſche nur zum
Teilerfüllt werden. Wahrſcheinlich wird ein Gegenvorſchlag des
Neichsminiſteriums für die beſetzten Gebiete der Interalliierten
Rhein=
laudkommiſſion übergeben werden.
Loucheur hat ſich nach Wien begeben, um auf Einladung der
Vereinigung öſterreichiſcher Induſtrieller eine Rede über den
wirt=
ſchaftlichen Wiederaufbau Europas zu halten. Nach
Berlin wird er nicht vor Ende November kommen.
In den letzten Tagen macht ſich eine Steigerung der
aus=
ländiſchen Deviſen an der Warſchauer Börſe bemerkbar.
Man iſt dort darüber äußerſt beſorgt, da man darin ein erneutes Fallen
der polniſchen Valuta ſieht.
In Helſingfors, Reval und Riga haben getrennte
Ver=
handlungen, zum Abſchluß von
Neutralitätsverträ=
gen zwiſchen Finnland, Eſtland und Lettland einerſeits und
Sowjet=
rußland andererſeits begonnen.
Auf dem Aeronautiſchen Kongreß, der augenblicklich in
Nom tagt, wurde unter anderem beſchloſſen, Deutſchland
wie=
der in den Internationalen Aernonautiſchen
Ver=
band aufzunehmen.
Wie „Chicago Tribune” aus Rom erfährt, beabſichtigt Volpi, die
Lira bei 120 für das Pfund zu ſtabiliſieren. Die
Sta=
biliſierung bei 120 würde einem Kurs von etwa vier Dollar=
Cents entſprechen.
Die Stadt Dinard hat beſchloſſen, zu deutſchen
Sach=
leiſtungen Zuflucht zu nehmen, um eine Reihe großer öffentlicher
Bauten auszuführen, weil der Stadt von den Banken die angeforderten
Kredite verweigert wurden.
Eine Abordnung de
franzöſiſchen ſozialiſtiſchen
Paxtei des Tarn=Departements hat ſich nach Paris zu Paul
Bon=
eour begeben, um ihn zu bitten, bei den Senatswahlen im
Januar ſich als Kandidat der ſozialiſtiſchen Partei
auf=
ſtellen zu laſſen. Panl Boneour hat noch keine endgültige Antwort
erteilt.
Der engliſche Außenhandel hat ſich auch im September
wieder verſchlechtert. Die Einfuhr betrug 101 724 341 Pfund Sterl. oder
3 789 533 Pfund mehr, als in der gleichen Zeit des Vorjahres. Die
Aus=
fuhr belief ſich auf 50 689 003 Pfund oder 10 054 865 Pfund weniger als
im September 1925. Im September wurden für 7 748 516 Pfund Sterl.
ausländiſche Kohlen eingeführt.
Das engliſche Arbeitsminiſterium teilt mit, daß die
Zahl der Arbeitsloſen am 2. Oktober 1 572700 betrug vder
44 959 mehr als in der Vorwoche und 275 072 mehr als am gleichen Tag
des Vorjahres. In dieſe Zahl ſind, wie üblich, die ſtreikenden
Berg=
arbeiter nicht eingeſchloſſen.
Der Kongreß der engliſchen Arbeiterpartei hat auf
den Vorſchlag Macdonalds mit großer Mehrheit eine Entſchließung
an=
genommen, wonach Landflichen, die von den Beſitzern nicht bebaut
wer=
den, vom Staat gegen Entſchädigung enteignet werden können.
Der Kongreß der amerikaniſchen
Arbeiterfödera=
tion hat eine Entſchließung angenommen, die in ſchärfſter Weiſe die
Anerkennung Sowjetrußlands verwirft.
Dr. Bell in Speier.
Speyer, 13. Oktober.
Reichsminiſter Dr. Bell ſetzte geſtern ſeine Inſtruktionsreiſe
durch das beſetzte Gebiet fort. Gegen 11 Uhr vormittags traf er bei der
Negierung in Speher ein. Im Verlauf des Vormittags fanden
Be=
ſprechungen mit den Mitgliedern der pfälziſchen Regierung ſtatt. Am
Nachmittag empfing der Miniſter eine Abordnung aus Germersheim.
Anknüpfend an die Verhandlungen des Auswärtigen Amtes über die
Germersheimer Zwiſchenfälle ließ ſich der Miniſter über die Einzelheiten
berichten. Auch die außerordentlich bedrängte Lage der Stadt
Germers=
heim kam zur Spräche. Anſchließend fand ein Empfang von
Arbeit=
nehmern aus dem Grenzgebiet ſtatt. Der Miniſter erklärte, daß er für
die ihm vorgetragenen Wünſche der ſogenannten Frankenempfänger
vollſtes Verſtändnis habe und verſicherte, daß an eine Einſtellung der
derzeitigen Unterſtützungen nicht gedacht werde. Die Reichsregierung
werde im Einvernehmen mit den zuſtändigen Länderregierungen die
Unterſtützungsaktion fortſetzen und im Rahmen des Möglichen aufbauen.
Sodann fand im Regierungsgebäude eine allgemeine Ausſprache ſtatt,
wobei Reichsminiſter Dr. Bell auf die Anregungen in längeren
Aus=
führungen einging. Er ſagte eingehende Prüfung und möglichſte
Be=
rüickſichtigung der Wünſche zu. Der Miniſter gab ein Bild der politi
ſchen Lage, wie ſie ſich nach den Verhandlungen von Genf und Thoiry
mit Rückſicht auf das beſetzte Gebiet geſtaltet, und ſprach bei dieſer
Ge=
legenheit im Namen der Reichsregierung den Behörden und der
Bevöl=
kerung Dank und Anerkennung für das heldenhafte Ausharren in allen
Nöten aus. Er ſchloß mit dem Wunſche, daß auch für die ſchwer
be=
drängte Pfalz bald die Stunde der Befreiung ſchlagen möge.
Profeſſor Fritz Jöde=Berlin ſprach ſodann über das ſchaffende
Kind in der Schule in äußerſt feſſelnder Weiſe und kämpfte dabei
gegen die vielerlei Bedenken, die von verſchiedenſten Kreiſen
gegen dieſe Produktion des Kindes erhoben werden. Er
de=
finiert für ſeine Zwecke Produktion und Reproduktion in der
Weiſe, daß bei der erſten die innere Spannung in uns den Weg
nach außen ſucht, bei der letzteren eine fremde Spannung nach
Löſung ſtrebt. Während das Muſizieren des Erwachſenen zu
mindeſtens 99 Prozent ein Reproduzieren ſei, es alſo hierfür
immer des Kunſtwerkes bedürfe, ſei das Muſizieren des Kindes
vor der Schulzeit zu etwa 90 Prozent Produktion, indem ſich das
Kind kaum an vorhandene Melodien anklammere, ſondern in
der Hauptſache ſpielend frei geſtalte. Er gab dann einen Umriß
und eine genaue Abgrenzung der Aufgaben, die er der Erziehung
vor der Schule und in ihr zuweiſen will und ſprach dann über
die Anlage und Durchführung dieſer Arbeit. Für viele Zuhörer
war es von ganz beſonderem Wert, durch dieſen Vortrag Jödes
Perſönlichkeit kennen zu lernen, deren Wirkung in
hervorragen=
der Weiſe dazu geeignet iſt zu löſen und Hemmungen zu
be=
ſeitigen, ſodaß das Produktive im Kinde freie Bahn erhält.
Herr Regierungsrat Richard Wicke=Weiwar brachte
intereſ=
ſante Gedanken zu dem Muſiklehrplan in der Volksſchule. Er
warnte davor, übertriebene Anfonderungen an die Lehrpläne zu
ſtellen, wie dies faſt immer von den Vertretern aller Einzelfächer
geſchieht, und ſprach über die Berechtigung und Nötigung, die bei
aller Freiheit in der Erziehung doch dazu führen muß, Lehrpläne
aufzuſtellen. Beſonders wichtig, auch im Zuſammenhang mit den
Ausführungen Schünemanns, ſchien uns ſeine Forderung, den
Volksſchulunterricht bis zum 16. Jahr zu verlängern, alſo
zehn=
jährig zu geſtalten, damit gerade die wichtigen Entwicklungsjahre
ſtärker beeinflußt werden können. Auch der Gedanke, daß es
Pflicht des Staates ſei, für Begabte ebenſo Sondereinrichtungen
zu ſchaffen wie dies für Schwachbegabte geſchieht, fand beſonderen
Widerhall, da unſere Kultr führender Geiſter und
außergewöhn=
licher Potenzen ſtark bedarf. Leider müſſen dieſe Forderungen
in unſerer jetzigen wirtſchaftlichen und ſinanziellen Lage noch ins
Ungewiſſe hinaus vertagt werden. So wie im Allgemeinen beim
Lehrplan mittelbegabte Kinder vorausgeſetzt werden müſſen, ſo
des Wertes und der Aufgaben einzelner Methoden faſt noch gar, müſſe man auch eine Durchſchnittsbegabung bei den Lehrern
an=
nehmen, welche durch zu hoch geſteckte Ziele eher verwirrt und
zum Scheitern, ihrer Beſtrebungen verurteilt würden, als gefördert.
Am Nachmittag ſprach Elfriede Feudel=Oberprechtal (Baden)
über Weſen und Ziel der rhythmiſchen Erziehung. Sie ſchilderte
nen Nationen in ganz verſchiedener Weiſe vollzogen habe und
erſt neuerdings gemeinſamer wiſſenſchaftlicher Arbeit unterliege.
Sie forderte im weſentlichen, daß man zuerſt das Kind den
Athythmus erleben laſſen müſſe und ſpäder erſt zum Erkennen des
Die Koſten des
Femeunter=
ſuchungsausſchuſſes.
Ein völkiſcher Antrag.
München, 13. Oktober.
Die Fraktion der völkiſchen Arbeitsgemeinſchaft hat im
Reichstag folgenden Antrag eingebracht:
Der Reichstag wolle beſchließen: Die geſamten
wohl
mehrere hunderttauſend Reichsmark betragenden — Koſten für
den Femeunterſuchungsausſchuß des Reichstages einſchließlich
der über Hauptmann Böhm verhängten Zeugniszwangsſtrafe
von 300 Reichsmark werden in Anbetracht des völluigen
Zuſam=
menbruches der Beweisführung über angebliche Fememorde und
Femeorganiſationen dem Abgeordneten. Dr. Levi und der
Sozialdemokratiſchen Partei geſamtverbindlich, als den
Veran=
laſſern der Koſten auferlegt.
Entſchließungen des Deutſchen Gewerkſchaftsbundes.
Der Deutſche Gewerkſchaftsbund faßte auf ſeiner Tagung in
Nürn=
berg folgende Entſchließung:
1. Der Deutſche Gewerkſchaftsbund fordert beſchleunigte
Verab=
ſchiedung des Arbeitsſchutzgeſetzes. Die Betriebe der Land= und
Forſt=
wirtſchaft, der Tierzucht, der Binnenſchiffahrt und der Flößerei, wie
auch die Betriebe der Luftſchiffahrt müſſen in dieſes Geſetz einbezogen
werden. Auch auf Beamte muß dieſes Geſetz Anwendung finden.
Gleichzeitig hierit muß eine Regelung der Maximalarbeitszeit; der
Schutzbeſtimmungen für Jugendliche und Schwangere, der Maßnahmen
gegen die Beſeitigung der Sonntagsruhebeſtimmungen und der
Arbeits=
aufſicht getroffen werden. Sollte eine ſofortige Verabſchiedung des
Arbeitsſchutzgeſetzes nicht möglich ſein, ſo fordert der Deutſche
Gewerk=
ſchaftsbund eine ſofortige geſetzliche Zwiſchenregelung, in der
insbeſon=
dere die Arbeitszeit auf acht Stunden feſtgeſetzt wird.
2. Der Deutſche Gewerkſchaftsbund betont die Notwendigkeit einer
weſentlichen Hebung des Lohnniveaus der deutſchen Arbeitnehmerſchaft
und erwartet von den Arbeitgebern Verſtändnis für eine aktive
Lohn=
politik. Er bittet das Reichsarbeitsminiſterium und die in Betracht
kommenden Schlichtungsſtellen, die Gewerkſchaften in ihrem Bemühen,
den Stand der Löhne zu erhöhen, Unterſtützung angedeihen zu laſſen.
3. Für die Erwerbsloſenfürſorge iſt das dringendſte Gebot der
Stunde, neben einer bevorzugten Unterbringuug der langfriſtig
Arbeits=
loſen die Verlängerung der Unterſtützungsdauer für Ausgeſteuerte ſowie
Durchführung aller Maßnahmen, die geeignet ſind, Arbeitsgelegenheit
zu bieten. Notſtandsarbeiten dürften jedoch nicht dazu dienen, um
ordentliche Arbeitsgelegenheit zu ſchmälern. Anbeitsloſe Jugendliche
zwiſchen 14 und 16 Jahren müſſen enweder bei Notſtandsarbeiten
be=
ſchäftigt oder in Kurſen weiter ausgebildet werden. Das Geſetz über
die Arbeitsloſenverſicherung bedarf weiterer Beſchleunigung. Die
Be=
meſſung der Unterſtützungsſätze nach dem Lohn, die Gewährung des
Rechtsanſpruches ohne Rückſicht auf Bedürftigkeit, eine befriedigende
Regelung des Streikparagraphen und Einführung eines geordneten Ve= bleiben unabwendbare Forderungen, deren Erfiillung keinen
weiteren Aufſchub verträgt.
4. Bezüglich des Verhältniſſes der Induſtrie zu den Gewerkſchaften
iſt zu fordern, daß die Induſtrie aus der Bejahung der Gewerkſchaften
auch die notwendigen Folgerungen imn der Praxis zieht. Insbeſondere
iſt der endgültige Verzicht der Arbeitgeber auf jede Forderung von
gewerkſchaftsfeindlichen Werkgemeinſchaften zu fordern, ferner muß
ver=
langt werden, daß die Arbeitgeber der Heranziehung von
Arbeitnehmer=
vertretem zu Verhandlungen handelspolitiſcher oder ſonſtiger
inter=
nationaler Art keine Hinderniſſe in den Weg legen.
5. Angeſichts der wachſenden Truſt= und Kartellbildungen iſt überall
dort, wo eine monopoliſtiſche Preisbildung durch den Zuſammenſchluß
in der Rohproduktion und Halbfabrikate=Induſtrie beſteht, dunch
geſetz=
lichen Zwang eine paritätiſche Vertretung der Abnehmer der Induſtrie
bzu, des Handels in die Verwaltung dieſer Inſtanzen zu berufen. Durch
Reichsgeſetz iſt zu beſtimmen, daß Preisveränderungen monopoliſtiſcher
Konzerne der Genehmigung des Reichswirtſchaftsminiſteriums
unter=
liegen. Die Geſamtkontrolle hat der Reichswirtſchaftsrat durchzuführen.
6. Die Förderung der inneren Koloniſation iſt eine Notwendigkeit.
Erwünſcht ſind Baudarlehen für Siedeler und der Bau von
Familien=
wohnungen für Landarbeiter ſowie die Seßhaſtmachung zweiter und
dvitter Bauernſöhne. Ein neues Pachtrecht iſt zu ſchaffen und die
Um=
wandlung von Moor= und Oedflächen in Kulturland iſt zu fordern.
7. Der Wohnungsnot kann nur abgeholfen werden, wenn in den
nächſten zehn Jahren jährlich mindeſtens 250 000 Wohnungen
neu=
geſchaffen werden. Es muß alſo ein Wohnungsprogramm auf ebenſo
lange Zeit aufgeſtellt werden. Zur Sicherung dieſes Bauprogrammes
iſt die Fortſetzung der bisherigen Wohnungs= und
Mietenzwangswirt=
ſchaft, die Bereitſtellung ſteigender Beiträge aus der Hauszinsſteuer für
Wohnbauzwecke, die Aufnahme einer Anleihe und die Erleichterung der
Hypothekenbeſchaffung gefordert worden. Die baldige Einbringung des
neu bearbeiteten Bodenreformgeſetzes (Wohnheimſtättengeſetz) und des
preußiſchen Städtebaugeſetzes iſt erforderlich.
Der Deutſche Gewerkſchaftsbund fordert erneut die
gleichberech=
tigte Mitwirkung der Arbeitnehmer an der geſamten wirtſchaftlichen
Entwickelung der produktiven Kräfte. Er fordert vor allem die
geſetz=
liche Feſtlegung der Mitwirkung der Arbeitnehmer in den Handels= und
Induſtriekammern, in den Handwerks= und Landwirtſchaftskammern,
ſowie die baldige Errichtung von Bezirkswirtſchaftsräten und des
end=
gültigen Reichswirtſchaftsrates in organiſch gegliedertem Aufbau.
Rhythmus fortſchreiten dürfe. Sehr invereſſant waren ihre
Aus=
führungen über rhythmiſchen Unterricht bei Kranken und
Taub=
ſtummen, ebenſo der Umſtand, daß in der Schweiz der rhythmiſche
Unterricht in der Praxis viel weiter forvgeſchritten iſt als bei uns.
Großen Beifall löſten dann die Ausführungen von Charlotte
Blensdorf=Jena aus, und die Vorführungen mit
Kindergarten=
fugend, durch welche ſie zu dem Thema Rhythmik und
Gehör=
bildung im Kindergarten und in der Grundſchule vortrefflich
nachwies, daß beim Kinde tatſächlich ein Urzuſawmenhang
zwi=
ſchen Bewegung, Muſik und Rhythmus vorhanden iſt, das hier
die innere Emheit noch durch nichts geſtört iſt.
Am Mittwoch begann Geheimer Regierungsrat Profeſſor Dr.
Max Friedländer=Berlin, der Neſtor der deutſchen
Muſikwiſſen=
ſchaft mit einem durch die zahlreichen Beiſpiele, die er mir
be=
wundernswerter Friſche und Einfühlung fang, beſonders
an=
ſchaulichen Vortrag über das Volkslied in der Schule. Er
de=
finierte Volkslied, volkstümliches Lied und Gaſſenhauer, machte
an zahlreichen Beiſpielen auf den hohen Wert unſeres
Volks=
liedſchatzes aufmerkſam und regte an, man ſolle durch
Gegenüber=
ſtellung von Wertvollem und Wertloſem, von Volksliedern und
Gaſſenhauern, von Schlagern und wahren Kunſtwerken bei der
Jugend den Sinn für Wert und Unwert wecken. Er kam ſodann
auf wandernde Melodien zu ſprechen und zeigte den Einfluß
des alten Liedes „als der Großvater die Großmutter nahm” mit
ſeinem in anderem Takt ſtehenden Nachtanz auf die Kompoſition
größter Meiſter und zeigte die Melodie bei Bach, Haydn,
Beet=
hoven (Rondo der Waldſteinſonate), Schubert, Spohr und vor
allem bei Schumann, der ſie nicht weniger als
zweiundzwanzig=
mal verwendet, zeigte auch die Abwandlung der Melodie an der
Hand von Beethovens Skizzenbücher. Er wandte ſich ſerner
gegen die Jazzmuſik, die er eine Kunſt für den eleganden Pöbel
nannte und gegen die überſentimentale Lieddichtung, der das
lebensbejahende Element des wirklichen Volksliedes gänzlich
abgehe.
Profeſſor Dr. Hans Joachim Moſer=Heidelberg ſtellte ſich in
manchen Einzelheiten in den Definitionen auf einen anderen
Standpunkt als ſein Vorredner. Er führte zu dem Thema
„Neues aus dem deutſchen Liederſchatz des 16. Jahrhunderts”
eine kleine Auswahl wertvollſter Melodien aus dieſer Zeit vor,
die ſeine Forſchung ans Licht gebracht hat, gab wertvolle
Hin=
weiſe auf ihre Struktur, ihre kirchentonartliche Kadenzierung und
ihr wertvolles Ausdrucksleben in melbdiſcher wie rhythmiſcher
Beziehung und gab der Hoffnung Ausdruck, daß manches von
ihnen auch in den Schulbüchern Platz finden möge anſtelle des
vielen verſtaubten Gutes, das aus der Zeit des naiv Gewollten
dort zu finden ſei.
Anſchließend vertiefte ſich Profeſſor Dr. Willibald Gurlitt=
Freiburg i. B. in das Problem: „Alte und neute Polyphonie im
Nummer 285
Donnerstag, den 14. Oktober 1926
Geite 3
Poincaré im Elſaß.
Poincaré gegen eine Aenderung des
wirtſchaft=
lichen Regimes im Saargebiet.
Straßburg, 13. Oktober.
Auf ſeiner Inſpektionsreiſe durch Elſaß=Lothringen weilte
Miniſterpräſident Poincaré geſtern nachmittag in Straßburg,
wo er mit einer Anzahl politiſcher Perſönlichkeiten
Beſprechun=
gen hatte. Unter anderem empfing er den Senator General
Taufſ=
lieb, den Abgeordneten Abbé Müller und verſchiedene Vertreter
der Konfeſſionen. Abgeordneter Abbé Müller ſoll, wie verlautet,
die Amneſtierung der beſtraften Autonomiſtenführer gefordert
haben, während von General Taufflieb die Aufrechterhaltung der
Verhaftungen verlangt wurde Außerdem empfing Poincaré den
Vorſitzenden der Handelskammer, Vertreter des Detailhandels
und verſchiedener anderer kaufmänniſcher Gruppen, wobei auch
die Frage der Handelsbeziehungen des Elſaß zum Saargebiet
zur Sprache gekommen ſein ſoll. Enkgegen den verſchiedentlich
in der deutſchen Preſſe aufgetauchten Gerüchten über eine
dem=
nächſtige Räumung des Saargebiets ſoll Poincaré die
Verſiche=
rung gegeben haben, daß an eine augenblickliche Aenderung des
wirtſchaftlichen Regimes im Saargebiet nicht zu denken ſei. Die
elſäſſiſchen Intereſſen würden in Zukunft hinſichtlich der
Zoll=
frage und des Wirtſchaftsregimes im Saargebiet gewahrt bleiben.
Die Frage der Beſatzungsminderung.
Paris, 13. Oktober.
Por der britiſchen Reichskonferenz.
Die Probleme der Tagung.
EP. London, 13. Oktober.
Am Dienstag nächſter Woche wird in der Downing Street
die britiſche Weltreichskonferenz eröffnet werden,
an der die Vertreter ſämtlicher Glieder des britiſchen
Staats=
verbandes teilnehmen und die vorausſichtlich etwa ſechs Wochen
dauern wird. Als wichtigſten Beratungsgegenſtand der
Konferen=
bezeichnet der „Daily Telegraph” die Frage der Beteiligung
der Dominions an der Außenpolitik, wobei mehrere
Dominions beabſichtigen, einen größeren Einfluß zu fordern.
In dieſer Debatte werde das Locarno=Abkommen und die
Zu=
laſſung Deutſchlands zum Völkerbund zweifellos eine bedeutende
Rolle ſpielen. Daneben dürfte der geſamte mit der
Landesver=
teidigung zuſammenhängende Fragenkomplex geprüft werden.
Mit der Erörterung von Marine=, Militär= und
Luftfahrtproble=
men werde ganz allgemein die Frage der Rüſtungsbeſchränkung
verbunden werden. Die wirtſchaftlichen Beratungen beziehen ſich
unter anderem auf die Handelsbeziehungen zwiſchen den
einzel=
nen Reichsgliedern, die Ausdehnung des Handels mit anderen
Ländern, die Siedlungspolitik in überſeeiſchen Ländern und
etwaige Beſchleunigung der beſtehenden Siedlungsprojekte, die
Entwicklung der Verkehrsbeziehungen, vor allem der
Handels=
luftverbindungen, die Politik zur Förderung der britiſchen
Film=
induſtrie uſw. — Zu Ehren der Delegierten werden zahlreiche
Feſtlichkeiten, unter anderem ein Empfang der Premierminiſter
beim König, veranſtaltet werden.
Wie der „Excelſior” meldet, ſcheint bei dem geſtrigen Empfang
des Generals Guillaumat, des Oberbefehlshabers der
Rhein=
armee, durch Außenminiſter Briand über die durch die in Genf
und Thoiry eingeleitete deutſch=franzöſiſche
An=
näherungspolitik notwendig gewordene Aenderung des
Beſatzungs=Regimes geſprochen worden zu ſein. Wie verlautet,
plane man eine Zurückziehung der Truppen bis auf
vier franzöſiſche Diviſionen. Allerdings könne man
angeſichts der letzten Zwiſchenfälle in der Pfalz mit einer
Auf=
rechterhaltung der pfälziſchen Garnſſonen rechnen.
* Die Pariſer Meldung, daß die Franzoſen beabſichtigten,
ein Armeekorps aus dem Rheinland
zurückzu=
ziehen, findet in unterrichteten Kreiſen auch nach den
un=
mittelbar aus Paris vorliegenden Berichten keinen
Glau=
ben. Insbeſondere wird darauf hingewieſen, daß die
Fran=
zoſen eigentlich keinen Anlaß hätten, gerade jetzt, wo die
Ver=
handlungen über Thoiry gehen, eine ſolche Schwächung ihrer
Poſition dadurch zu ſchaffen, daß ſie freiwillig ſich zur
Zurück=
ziehung eines Armeekorps bereit erkläven. Wahrſcheinlich liegen
die Dinge ſo, daß vom Miniſterium aus bei den
Beſatzungsbe=
hörden angefragt wurde, zu welchen Zugeſtändniſſen ſie ſich
höchſtenfalls bereit erklären würden und daß daraufhin die
Mili=
tärs verſucht haben, auf ein Armeekorps zu akkordieren. Ein
Zugeſtandnis, das natürlich für uns in Auswirkung der
Verhand=
lungen von Thoiry durchaus ungenügend wäre. — Es iſt auch
aus dem gleichen Grund wenig wahrſcheinlich, daß
Poincaré den elſäſſiſchen Induſtriellen erklärt haben ſoll, eime
vorzeitige Räumung der Saar vor Ablauf der Friſt
jäme nicht in Frage. Er würde ſich dadurch zu offenſichtlich in
Widerſpruch zu dem Kabinettsbeſchluß geſetzt haben, der die
Fort=
ſetzung der Verhandlungen von Thoiry als „im Intereſſe
Frank=
reichs gelegen” bezeichnet. Da aber die Verhandlungen auf
bei=
den Seiten tatſächlich noch weiter gehen, wird auch Poincaré ſich
einen ſolchen Affront nicht leiſten.
Der inkerminiſterielle Ausſchuß des
Reichskabi=
nettes, der die Finanzfragen, die als Grundlage der
Beſprechun=
gen von Thoiry dienen ſollen, weiter prüfen ſoll, wird übrigens
im Laufe dieſer Woche zuſammentreten, wahrſcheinlich
unmittel=
bar nach der Rückkehr des Reichsfinanzminiſters Dr. Reinhold
aus Spanien, die für den 16. Oktober erwartet wird. Das
Reichs=
kabinett wird vorausſichtlich dieſe Woche noch den Fall
Dorp=
müller endgültig erledigen.
Südafrika fordert volle Unabhängigkeit.
der Premierminiſter des ſüdafrikaniſchen Dominions, der zur
Teilnahme an der britiſchen Reichskonferenz in London
einge=
troffen iſt, fordert für Südafrika das Recht, ebenſo unabhängig
mit ausländiſchen Mächten zu unterhandeln wie das Londoner
Kabinett.
Wiederaufnahme der ruſſiſch=polniſchen
Sicherheitsverhandlungen.
Die Beſatzungsſtärke.
Berlin, 13. Oktober.
Zu den verſchiedenſten Meldungen der franzöſiſchen Preſſe
über den Plan einer größeren Herabſetzung der franzöſiſchen
Beſatzungsſtärke wird von zuſtändiger Stelle mitgeteilt, daß an
amtlicher Stelle hierüber bisher nichts bekannt geworden iſt
Amtlich kann nur feſtgeſtellt werden, daß ſeit 15. September
4700 Mann der Beſatzung abtransportiert worden ſind. Es
verbleiben aber immer noch 64000 Franzoſen, 8000 Engländer
und 7000 Belgier als Beſatzung in der Rheinzone.
Moskau, 12. Oktober.
Amtlich wird witgeteilt, daß die Verhandlungen über einen
Sicherheitspakt zwiſchen Rußland und Polen in der nächſten
Woche wieder aufgenommen werden. Wie verlautet, ſoll Polen
in dieſer Frage auf einen Druck Briands lin in dieſer
Angelegen=
heit mehr Entgegenkommen gezeigt haben. Briand habe auch auf
Rakowſki in dieſem Sinne eingewirkt, indem er von Rußland
eine Aenderung in der Haltung Polens gegenüber verlangt habe.
In Sowjetkreiſen rechnet man damit, daß in dieſem
Zuſammen=
hang auch Frankreich ſeine Politik Rußland gegenüber ändern
werde.
Bulgariens internationale Lage
Der Gedanke eines Balkanpaktes.
w. Sofia, 12. Oktober.
Bei einem Empfang von Preſſevertretern gab Außenminiſter
Buroff, der vor kurzem von einer Auslandsreiſe zurückgekehrt
iſt, wichtige Erklärungen über die internationale Lage
Bulgariens ab. Der Miniſter ſtellte feſt, daß der
Friedens=
wille Bulgariens und ſeine politiſchen Bemühungen um die
Er=
reichung einer Annäherung mit den Nachbarländern einſtimmige
Billigung finden. In der Ueberzeugung, daß der Wunſch nach
Frieden allgemein iſt, ſei Bulgarien entſchloſſen, auf demſelben
Wege fortzuſchreiten. Buroff ſprach die Ueberzeugung aus, daß
nach den Beſprechungen mit den Leitern der auswärtigen Politik
der Nachbarländer der infolge des kürzlichen gemeinſamen
Schrit=
tes entſtandene Zwiſchenfall beigelegt ſei und die Beziehungen
zwiſchen den Balkanſtaaten wieder normale Form angenommen
hätten, da die Antwort Bulgariens als zufriedenſtellend erachtet
worden ſei. Der Miniſter erinnerte daran, daß der Gedanke eines
Balkanpaktes ſich noch im Stadium theoretiſcher Beſprechungen
befinde und betonte, daß die praktiſche Verwirklichung eines
ſol=
chen Paktes vor allem eine Beſſerung der Atmoſphäre auf dem
Balkan bringen würde. Hinſichtlich der Arbeiten des
Völker=
bundes ſprach Buroff ſein uneigeſchränktes Vertrauen auf den
Erfolg dieſer internationalen Einrichtung aus, deren Anſehen
nach der Aufnahme Deutſchlands derartig gewachſen ſei, daß
ſelbſt die Zweifler eines Beſſeren belehrt ſeien.
Zum Eintritt der Oeutſchen in das Prager Kabinett.
EP. Prag, 13. Oktober.
Wichtiger als der Umſtand, daß das dritte Kabinett Spehla
die erſte rein bürgerliche Regierung iſt, wird die Tatſache
be=
zeichnet, daß enrgegen allen Vorausſagen der letzten Täge der
Eintritt der Deutſchen in das Kabinett vollzogen wurde.
Be=
deutungsvoll iſt, daß die Deutſchen mit Mayr=Harting die Juſtiz
beſetzen, während ſich Spina als Miniſter für öffentliche Arbeiten
mehr den größeren politiſchen Zuſammenhängen als ſeinem
Reſſort widmen dürfte. Beide Politiker ſind Profeſſoren der
Prager deutſchen Univerſität, Mayr ein alter in Wien geborener
Juriſt und Spina ein Spezialiſt für die Geſchichte der
deutſch=
tſchechiſchen Beziehungen. Der neue Juſtizminiſter verfügt
außer=
dem über einen Apparat, der zum größtenteil ſeine guten
Tradi=
tionen aus der Zeit der Donau=Monarchie beſitzt, denn die Richter
ſind der einzige Stand, an dem der nationaliſtiſche Kongreß der
letzten acht Jahre nicht viel ändern konnte. Die Ernennung
Hadzas zum Unterrichtsminiſter fördert den
Verſtändigungsge=
danken, da er gleichfalls der politiſchen Schule des alten
Oeſter=
reich=Ungarn entſtammt. Man rechnet damit, daß die ſlowakiſche
Volkspartei Hlinkas Ende Oktober in die Regierung eintritt und
die Nationaldemokratie Ende Dezember. Da Präſident Maſaryk,
deſſen geringe Sympathien für die erſte deutſch=tſchechiſche
Re=
gierung offen beſprochen werden, nicht nach Prag kommt, mußte
das neue Kabinett geſtern abend im Schlafwagen eine Bahnfahrt
von 18 Stunden nach Topoltſchan in der Slowakei antreten, wo
es heute vereidigt wird.
Rücktritt des jugoſlawiſchen Kabinetts.
EP. Belgrad, 13. Oktober.
Die Regierung Uzunowitſch iſt zurückgetreten. Nach einem
kurzen Miniſterrat, der ſich mit dem Zwiſchenfall auf dem
Agra=
mer Bahnhof und der dadurch geſchaffenen Lage beſchäftigte,
be=
gaben ſich die Miniſter im Laufe des Vormittags in das
Köwig=
liche Palais, um dem König ihre Demiſſion zu überreichen.
In politiſchen Kreiſen ſieht man es als ſicher an, daß die
Raditſchpartei an der Bildung der neuen Regierung nicht
be=
teiligt ſein wird. Höchſtwahrſcheinlich wird der gegenwärtige
Außenminiſter Dr. Nintſchitſch mit der Bildung des Kabinetts
zur Durchführung von Neuwahlen beauftragt werden. Ein
Kabinett Nintſchitſch würde ſich auf die Radikale Partei und
die Demokratiſche Vereinigung ſtützen.
Nach einer anderen Kombination ſoll der alte Nikola Paſitſch
eine Koalitionsregierung der Radikalen, der Sloweniſchen
Kle=
rikalen und der Diſſidenten der Raditſch=Partei bikden.
Jeden=
falls iſt mit einer längeven Dauer der Regierungskriſe zu
rechnen.
Kampf um das muſikaliſche Bildungsideal der Gegenwart‟. Er
lehnte als Feinde der Muſikbildung ſowohl den Abſolutismus
der äſthetiſchen Kunſtbetrachtung als auch den Relativismus der
Hiſtoriker, die ſchiefe Anſchauung vom Fortſchritt in der Muſik
ab und ſuchte nun Konſtanten für die Beurteilung der
Poly=
phonie, die er in nationaler, zeitgeſchichtlicher und auf die
Per=
ſönlichkeit hinzielender Berrachtungsweiſe fand. Mittelalterliche
Polyphonie iſt ein anderer Typus wie barocke, deutſche anders
wie italieniſche, Bach’ſche anders wie Schumann’ſche. Er ſtellte
ſodann zwei Grundrichtungen polyphonen Hörens feſt, eine
mit=
gehende beim aktiven Mitſpielen oder Mitſingen und eine
zu=
hörende bei nicht tätiger Mitwirkung. Beide ſind
grundverſchie=
den und müſſen ſich in unſevem Bildungsſtreben erſt gegenſeitig
auseinanderſetzen.
Der Nachmittag galt praktiſchen Vorführungen. Edith Weiß=
Mann aus Hamburg begann mit einem kleinen Jugendkonzert
indem ſie mit leichten Hilfen durch einführende Worte einer etwa
100köpfigen Kinderſchar Klavierſoli, Flötenſätze und Lieder
vor=
führte, die im Inſtrumentalen norddeutſchen und ſüddeutſchen
Tanz meiſt aus alter Zeit gegenüberſtellte, in den Liedern
wert=
volle Gaben von Armin Knab zu Gehör brachte. Leider
reagier=
ten die Kinder anfangs nur wenig, da ſie an muſikaliſches Hören
ſcheinbar wenig gewöhnt waren, andererſeits vermochte es die
Rednerin nicht, dies Verſagen der Kinder durch impulſive
Ein=
führung auszugleichen und dadurch raſch Fühlung zu gewinnen.
Nach ihr ſetzte Otto Blensdorf=Elberfeld das in vorzüglicher
Weiſe bei ſchulpflichtigen Kindern und jungen Leuten aus der
Jugendbewegung fort, was Charlotte Blensdorf am Vortage
mit Kindergarten=Jugend vorgeführt hatte, und illuſtrierte ſein
Thema „Körperrhythmus — Klang — Metrik — Angewandte
Rhythmik” durch Darſtellung von kleinen Spielen, die von
Kin=
dern und jungen Leuten aus verſchiedenen Kreiſen ſehr
über=
zeugend mit Singen, Pfeifen und gelöſter Körperbewegung aus=
F. N.
geführt wurden.
Großes Haus. — Mittwoch, den 13. Oktober.
Fidelio.
Oper von Bouilly, Muſik von L. van Beethoven.
Mit dem wundervollen Mahler=Konzert, das in einer
groß=
gearteten Orcheſter= und Dirigentenleiſtung gipfelte, folgte heute
als zweite Darbietung des Landestheaters im Rahmen der
Reichs=Schulmuſikwoche Beethovens „Fidelio”.
Welche Gegenſätze! Mahlers verzweifeltes, nie befriedigtes
und letztlich vergebliches Ringen mit Gott. Beethovens ſicher
ruhende, aus gläubig tiefer Empfindung quellende
Gottes=
zuverſicht.
Unſere im Vorjahre geſchaffene Inſzenierung hat den Ernſt
und die Weihe dieſes einzigen Werkes. Sie bezieht die erſte,
leich=
ter beſchwingte Szene in den Gefängnisvorhof ein und läßt
als=
bald mit dem erſten Quartett die Verinnerlichung der Handlung
beginnen. Sie ſteigert ſich von nun an über das Terzett „Ich
habe Mut”, die Arien „Ha, welch’ ein Augenblick” und „Komm,
Hoffnung” derart, daß wir mit Beginn des zweiten Aktes die
ſceliſche Spannung beſitzen, die mit „Töt erſt ſein Weib!” ihren
Höhepunkt erreicht, um im Duett „O namenloſe Freude” ihre
erſte Entſpannung zu erfahren. In der als Verwandlungsmuſik
eingefügten Ouvertüre Leonore III findet ſie dann die Löſung
und im Enſemble des Schluſſes die jubelnde Krönung. Die
Chöre, im Gefängnishof aufgelockert und individualiſiert, im
Schlußbild oratorienhaft zuſammengeballt, ſind die Vertreter der
Grundſtimmungen in der muſikdramatiſchen Spannung und
Ent=
ſpannung. In dieſe hineingebaut die Einzelperſonen der
Haupt=
handlung Leonore—Floreſtan, der Gegenhandlung Pizarro, der
Vermittlung Rocco, Miniſter, der Nebenhandlung Marzelline—
Jaguino.
Die ſo verſtandene vortreffliche Regie Ernſt Legals wird
durch Bühnenbilder Paul Theſings unterſtützt und verſtärkt, die
von großer Einfachheit, Zweckmäßigkeit und Eindruckskraft
zeit=
los wirken. In den Koſtümen iſt das mittelalterliche Spanien
nur angedeutet.
Als muſikaliſchen Führer hat das ewige Werk in
General=
muſikdirektor Joſeph Roſenſtock die ſtarke
Künſtlerperſönlich=
eit, die mit ſicherem Stilgefühl die innige Religioſität
Beethoven=
ſchen Geiſtes erfaßt und ihn temperamentvoll, klar und großzügig
ausdeutet.
Die Rollen liegen in der Hand unſerer beſten Künſtler; ihr
Zuſammenſpiel iſt vorbildlich. Charlotte Maſſenburgs
Leonore hat großes Format und beſitzt, innerlich erlebt, eine
ſee=
liſche Ausdruckskraft, die tief erſchüttern muß. Muſikaliſch
be=
herrſcht ſie ihre anſpruchsvolle Aufgabe mit glänzendem Erfolg.
Ihr ſteht in Gotthelf Piſtor ein ſtimmgewärtiger Floreſtan von
edler Größe und warmem Empfinden zur Seite. Heinrich
Hölz=
lin iſt ein muſikaliſch und darſtelleriſch vollendeter Rocco. Mit
maßvoller Charakteriſierung. muſikdramatiſch umriſſen, gab
Jo=
hannes Biſchoff ſeinen Pizarro — die heute einzig mögliche
Löſung die ſes Theaterböſewichts. Das Liebespaar Marzelline—
Jaguino fand in Margarete Albrecht eine ſehr angenehme, in
Eugen Vogt eine friſche Verkörperung. Den Miniſter ſang
Alfred Karen heute zum erſten Male mit gutem Gelingen. Die
gefangliche Leiſtung und dramatiſche Ausgeſtaltung der Chöre
war durch Berthold Sander wohlvorbereitet und wirkſam.
So kam eine Vorſtellung zuſtande, die wohl der Abſicht des
Schöpfers entſprach und die dankbaren Zuhörer, in andächtig
ergriffener Stimmung entließ.
v. H.
* Nochmals Hebels „Wieſental”
Wäre Hebels von der Wieſe durchfloſſene Heimat heute erſt
zu benennen, ſo entſtünde das Wort Wieſetal. Der haſtende
Deutſche unſerer Tage rückt die Begriffswörter einfach
neben=
einander, ohne ſich um ihre Verbindung zu kümmern. Wie er,
das wichtige Beziehungsglied, zu weglaſſend, kurz und grob
„Irrenanſtalt Heppenheim” ſchreibt, ohne daß er damit
Heppen=
heims Einwohnerſchaft beleidigen will, oder Schule Schafheim,
ſo vereinigt er Meſſe und Halle zu Meſſehalle, Luiſe und Anſtalt,
zu Luiſeanſtalt, Wirte und Innung zu Wirteinnung.
Unſere Vorfahren hatten ein feineres Sprachgefühl. Oft
ließen ſie in der Zuſammenſetzung ein unnötiges e weg:
Meß=
halle, Preßvergehen; oder ſie erſetzten e durch s:
Gaſt=
wirtsinnung, Ausnahmsfall: oder ſie ſchoben n ein:
Luiſenſchule, Marienhöhe; dadurch bekam die
Zu=
ſammenſetzung mehr Feſtigkeit. Webers Werke wären ihnen
nicht zu Weberwerken geworden, und Bachs Kantaten wären
Bachs Kantaten geblieben: „Bachlied” hätte ihnen geklungen wie
Waldlied oder Feldlied.
Auch die Flußnamen hielt man früher nicht für etwas
Starres, das keiner leiſen Aenderung mehr fähig wäre. Bei
ihrer Verknüpfung mit anderen Dingwörtern fiel hier ein e aus,
dort trat ein n ein. Derartige Ausdrücke haben wir noch in
Menge: Aargau (nichi Aaregau), Aarhorn, Lippſtadt,
Lipp=
ſpringe, Saalfeld, Saalbahnhof (zu Jena), Elbſandſtein,
Elb=
lorenz (Dresden), Elbtunnel (zu Hamburg), Elbſchiffahrt,
Elb=
kai. So könnte auch das Tal der Wieſe das Wiestal heißen,
vgl. Wiesbaden. Man wandte aber dort jene andere Wortbildung
an, die mit n, und ſo wie das Tal der Emme das
Emmen=
tal genannt wird, daher der Emmentaler Käſe, und das Tal
der Simme das Simmental, daher das Simmentaler Vieh,
ſo führt das Tal der Wieſe unbeſtritten den Namen
Wieſen=
tal. In jedem Lexikon, in jedem Reiſeführer ſteht es ſo, und
beiläufig bemerkt: eine dort zu Hebels Gedächtnis geweihte Höhe
heißt nicht Hebelhöhe, ſondern Hebelshöhe —; Hebel ſelber
ſchreibt Wieſental, die Herausgeber ſeiner Werke, ſo heuer noch
Univerſitätsprofeſſor Witlop zu Freiburg, gebrauchen dieſe
Wort=
form; wer in jener Gegend geweilt hat, dem iſt ſie geläufig.
So hätte es befremden müſſen, wenn vor kurzem bei der
Hundert=
jährung von Hebels Tode anders geſprochen worden wäre als
Pickert.
Wieſental.
Seite 4
Donnerstag, den 14. Oktober 1926
Nummer 285
Belgien auf dem Wege der
Stabiliſierung.
Von unſerem
orreſpondenten.
Brüſſel, 13. Oktober.
Belgien ſteht dor der Stabiliſierung, richtiger geſagt:
wie=
der vor der Stabiliſierung. Denn es wurde ſchon einmal der
Stabiliſierungsverſuch unternommen. Er nahm aber damals
einen höchſt bedauerlichen und kläglichen Ausgang. Auch
heut=
ſind, die eigentlichen Urſachen des damaligen Mißerfolges
unklar, aber es wird immer erſichtlicher, welch ungeheuer große
Nachwirkungen der damalige finanzielle Mißerfolg ausübt.
Als vor ungefähr einem Jahre das unglückliche Unterfangen
des Koalitionskabinetts Poullet=Janſſen, Belgien mit engliſcher
und amerikaniſcher Hilfe zu ſanieren, verſagte, ſchob man jede
Verantwortung auf die ausländiſche Finanzgruppe, welche — aus
unbekannter Urfache — in letzter Minute die Kredite verweigerte,
Der belgiſche Frank fiel kataſtrophal, und Belgien hat auch ſehr
viel an außenpolitiſchem Preſtige verloren. Es war der
Zu=
ſammenbruch einer neuen außenpolitiſchen Richtung, und nach ihr
kam ein ziemlich erfolgloſes Lavieren zwiſchen Paris, Berlin,
London und New York. Es konnte nicht anders kommen, denn
Belgien büßte naturgemäß jene weltpolitiſche Geltung ein, welche
es in der Nachkriegszeit einnahm. Ob man ſich in Brüſſel mehr
nach Paris oder mehr nach London orientiert, Belgien wird die
außenpolitiſche Bedeutung, welche ihm nur eine außerordentliche
Lage gewährte, nicht ſo bald wieder zurückgewinnen. Es iſt ſeit
dem Kriege mehreren europäiſchen Staaten ſo gegangen.
Der Stabiliſierungsverſuch Poullet=Janſſen war deshalb
be=
ſonders wichtig, weil er die vollſtändige Ungbhängigkeit von
Frankreich unterſtreichen wollte. Man pflegt dieſe Tendenz der
damaligen belgiſchen Politik auf der Perſon Vanderveldes zurück=
zuführen. Sie baſierte auf der richtigen Erkenntnis, daß, wenn
Belgien fortfährt, nur ein Werkzeug der franzöſiſchen Politik zu
bleiben es jede ſelbſtändige Bedeutung einbüßen muß. Das war
richtig gedacht. Bald aber kam die traurige Erkenntnis, daß
Belgien unter allen Umſtänden ſeine künſtliche Großmachtſtellung
einbüßen muß. Mit Paris hat man es — ſo ſehr man dies auch
totſchweigt — ziemlich verdorben, ohne daß man dafür in Lon
don und in New York beſonders viel erreicht hätte. Die Urſachen
davon ſollen hier nicht unterſucht werden. Es genügt zu wiſſen,
daß man an beiden Plätzen ſehr wenig Sympathien für
Links=
regierungen übrig hat.
Die jetzigen Verhandlungen Francquis in London waren
von viel mehr Erfolg begleitet. Man ſollte nicht vergeſſen, daß
nach Vanderveldes eigenem Ausſpruch die Sozialiſten „avec 1a
mort dans Päwe, das heißt: innerlich gebrochen ſich an dem
jetzigen Kabinett der nationalen Einigung beteiligen.
Wenn auch jetzt die belgiſche Stabiliſierung als ziemlich ſicher
erſcheint, der Weg zu ihr war und wird noch beſonders
ſchmerz=
voll. Die gegenwärtige Lage in Belgien iſt viel ſchlimmer als in
Frankreich. Die Teuerung iſt größer, die Lage der Induſtrien
ſchwieriger und die Verbitterung bei dem Volke viel größer. Die
Spannung zwiſchen den Parteien iſt ſehr groß und die
Partei=
politik womöglich noch komplizierter als in Frankreich. Die
jetzi=
gen Kommunalwahlen — von der Stärkung der Kommuniſten
abgeſehen — ſind zwar für die Regierung ziemlich günſtig
ver=
laufen. Aber ſie bringen die innenpolitiſchen Probleme ihrer
Löſung nicht näher.
Noch in dieſem Jahre läuft die dem König gegebene
Voll=
macht ab. Es kann alſo nicht mehr lange gewartet werden. Die
Spannung im Volke iſt während des — aus der Ferne geſehen —
an eine Diktatur mahnenden Zuſtandes der königlichen Vollmacht
und der praktiſchen Herrſchaft Francquis als Treſorminiſters viel
größer geworden. Die Sparmaßnahmen haben nur Verbitterung
ausgelöſt, und die Ausſichten für die nächſte Zeit ſind alles
andere eher als gut. Die Stabiliſierung wird Arbeitsloſigkeit und
Konkurſe mit ſich bringen. Bei aller Vorſicht laſſen ſie ſich nicht
vermeiden. Und da die Zeit zum Handeln drängt und der
Rhyth=
mus der Dinge anders iſt als in Frankreich, es aber andererſeits
nicht gelang, das Schickſal der belgiſchen Finanzen von dem der
franzöſiſchen gänzlich zu ſcheiden, wird die Stabiliſierungszeit
für Belgien beſonders peinlich ſein
Manſweiß, daß die Finanzpolitik Francquis beſonders
ener=
giſch und durchgreifend hart war. Dem Lande wurden ſehr
ſchwere Opfer auferlegt, das verhältnismäßig ungünſtige
Schul=
denabkommen mit Amerika ratifiziert, die kurzfriſtigen Bons
konvertiert und die Sparpolitik ſcharf durchgeführt. Es wurden
ſchon zahlreiche Beamten abgebaut, aber noch immer läßt ſich eine
Ueberwucherung der Adminiſtration feſtſtellen. Es iſt dies — wie
vielerorts — eine Hinterlaſſenſchaft des Linksregimes, welches
noch immer nachwirkt. Und ſchon jetzt wird über
Arbeitsloſig=
keit geklagt.
Die Stabiliſierung iſt bereits weit vorgeſchritten — mehr als
in Frankreich —, dafür iſt aber auch die allgemeine Lage viel
ſchwerer. Wie verlautet, ſoll der belgiſche Frank zu einem
Pfundkurs von 175 ſtabiliſiert werden. Wenn dieſe
Stabiliſie=
rung reſtlos durchgeführt iſt, wird man zu der Schaffung einer
neuen Einheit auf Goldbaſis ſchreiten. Man befindet ſich mit den
großen Emiſſionsbanken bereits im Einverſtändnis, aber man
zögert noch immer und Francqui entſchließt ſich nur ungern
da=
zu, jenen „Vier=Monate=Vorſprung” der belgiſchen Finanzpolitik
über die franzöſiſche auszunutzen. Es ſcheint, daß es ihm bei all
ſeiner Geſchicklichkeit doch nicht gelungen iſt, einen genügend
feſten Kontakt mit den franzöſiſchen Stabiliſierungsplänen
her=
zuſtellen. In Paris ſollen nämlich viele zu der Anſicht neigen,
daß die Stabiliſierung für diejenigen die wenigſten
Erſchütte=
rungen bringen wird, welche ſie zuletzt in Angriff nehmen. Und
deshalb zögert Francqui, ſolange er nur kann. Seine Zeit iſt
aber begrenzt. Man ſieht mit großer Unruhe der
Stabiliſierungs=
kriſe entgegen. Sie wird um ſo ſchwerer ſein, je mehr die
innen=
politiſchen Kämpfe mit vermehrter Wucht wieder aufleben werden.
Weißwagen
Roh-Nessel
80 em breit, eute Oualit . ..... .0g, 0.26
Wäschestoff
80 em breit, gute Starkkädige Nare . .048, 0.36
Cretonne
80 em breit, Starkte süddentsohe Gualitzt. 068, .00
L 1 n0 n
80 am breit, für gute Botnägche 098 078. V.06
Rein Macco 80 cm breit
Bdebleiehe, für keine Leibnäsche 098 088, 0.00
Renkorce 80 cm breit.
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besonders gute Ansrüstung . . .
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150 em brelt, gehöne neiche Nare 230, 195, 1.40
Handtuchstorfe
Gerstenkorn
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mit bunter Kante . ..
Handtuchgebild
ass 0.35
mit farbiger Kante .... . . ..
Gerstenkorn
mit bt. Kante, benährte Gualtäten ...04, V.36
Gerstenkorn
gute, gebleichte Guzltzten ........ 0.46
Halbleinen-Handtuch
ente Gerztenkornnard. .... . . 10, 0.89
Damast-Handtuch
gite Ialbleinennare, hübsebe Unster 1a, 0.96
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Kaffee-Servietten
0.30
mit hübschem, buntem Rand .....
Serwietten
50ß0 em, hübsehe Damast-Aunster . .. 0gs, 0.46
Tisch-Tücher
410/450 em, gute Gebranehs Oualtät ..... 1.30
Lisch-Tücher
2.95
130/160 cm, schöne Damast-Ware . .
Tisch-Tücher
4.40
130/160 cm, Halbleinen, hübsche Dessins .
Kaffee-Gedecke 130/160 cm, mit
6Serriet, Mübsch. bt. Kante, indanthrenfarbis . 9.90
Bamenndäsche
Heigwaren
Damen=Untertaillen Jumperform
gute Qual., mit Valencienne-Spitze und Einsatz
Damen=Hemden
Achselschluß, aus gut. Cretonne, mit breit. Stickerei
Damen-Hemden
Trägerform, Cretonne, in solider Ausführung . .
Damen-Untertaillen
Jumperform, guteCret., m. Klöppelspitzeu. Einsatz
Damen-Hemden
Trägerform, Renforcém. Valenc.-Spitz., reich verarb.
Damen-Hemden
Trägerform, aus gutem Croisé ..
Damen-Hemden
Croisé, Achselschluß und Barmer Bogen ..
Damen-Nachtjacken
schöneCroisé-Gaal., mit Barm. Bog. u. mitBündchen
Damen=Beinkleider
aus gutem Croisé, hübsch festoniert . . . 2.95
Damen-Reformröcke
aus gutem Cretonne, mit breiter Stickerei . ..
Damen-Hemden
Ia Croisé, Vorderschlaß mit hübsch. Barm. Bogen
Damen-Hemden
Ia Croisé, mit Achselschluß u. Barmer Bogen."
Damen-Beinkleider
Ia Croisé mit schöner Stickerei . . . . . 3.25
Damen-Nachtjacken
Ia Croisé mit Kragen, solide Ausführung . .
Dam.-Nachthemden
Ia Croisé, Geishaform, mit breiter Stickerei".
Garnitur
Hemd u. Beinkleid, Ia Cret., mit hübsch. Verarbeitung
Schärzen
0.88
0.98
0.98
1.10
1.45
1.85
1.95
1.95
1.95
1.98
2.65
2.95
3.10
3.95
4.95
4.95
Knaben-Schürzen
einfarbig und gestreitt, Gr. 45 „ ..
Damen-Jumperschürzen
hübsche bunte Muster . . . . . 1.35, 0.95, 085
Mädchen-Hänger-Schürzen
einfarbig und gestreitt, Zephir, Größe 40
Weiße Servierschürzen
aus Cret., mit Stickerei 1.45 glatt, gute Ausf.
Damen-Jumperschürzen
Baumwollzeug, in vielen Streifen, 1.90, 1.50,0.98
Damen-Jumperschürzen
aus bunt gemustertem Satin . . . . 2.80, 2.50
0.45
0.58
0.70
0.75
0.78
1.85
Croisé
80 cm br., gute gebleichte Qualitäten 05g, 0.49
Croisé-Finette
80 em br., besonders gute Köpernare 098 088 V.46
Bett-Damast
80 em br., gute, gestreilte Nare .... 10 0.30
Flock-Pigue
80 am bre, im rielen Unstearn . ..... 125, 1.10
Bett-Damast
130 cm breit, gestreilt, gute Gualität ..158, 1.10
Halbleinen
160 em breit, gute, Kräft. Oualt. 225, 18, 1.46
Bett-Damast 130 cm breit,
seiden-
glänzende Ware, im nonen Blumenmustern 1.76, 1.06
Bett-Damast
130 em br., hühseh geblimt, mit echttarb Btreit. 1.90
Bett-Damast 160 cm breit, besond.
gute Nare, hühsehe Blnmenmuster 240, 1.30
Abgepaßte Handtücher
Wisch-Tücher
41f41 em, rotmeiß kariert, gesüumt u. gebänd. V.10
Gläser-Tücher
565 am, rotmeiß kariert, Bozäumt i. geb. 058, 0.30
Gerstenkorn-Handtuch
0.49
46/100 cm, mit roter Kante .......
Gerstenkorn Handtuch
0.68
46/100 cm, vollgebleichte Ware ......
Damast-Handtuch
0.78
Ia Qualitäten mit kleinen Fehlern . ..
Damast-Handtuch
0.98
46/100 cm, Halbleinen, hübsche Muster.
Bettwäsche
Kissen-Bezüge
80 80en, aus gut. Gret, Mübseh gebost 1.35, glat V.90
Kissen-Bezüge
8080 en, mit ohlsanm, 1.85,m Binsatzu. Fätch. 1.70
Biber-Bettücher
140/130 0m, gute Gualt, 2,95, mit karbigem kand 2.00
Biber-Bettücher
3.95
150/200 cm, gute weiche Ware ...
Kolter-Tücher
4.95
160/250 cm, Ia Cret. mit Hohls. 7.90, gebogt
Kolter-Tücher
7.80
160, 250 cm, aus gt. Linon mit Hohls. 8.90, gebogt
14855
[ ← ][ ][ → ]Numeer 283
Donnerstag, den 14. Oktober 1926
Seite 5
Aas der Landeshauptſtadt.
Darmſtadt, 14. Oktober.
Weitbewerbsergebnis.
Die Stadt Darmſtadt hatte auf den 1. Oktober 1926 einen
Wett=
bewerb zur Erlaſſung von Entwürfen für geſchäftliche Anpreiſungen
ausgeſchrieben. Sie will dadurch das wilde, unkünſtleriſche Vorgehen
bei geſchäftlichen Anpreiſungen an Hand von nachahmungswerten
Bei=
ſpielen mit künſtleriſcher Durchbildung einſchränken und der guten
Re=
klame Freunde in der Geſchäftswelt erwerben. Sie hofft, durch dieſen
Vettbewerb, dem noch weitere folgen ſollen, die einzelne geſchäftliche
Anpreiſung auf den Stand der künſrleriſchen Geſtaltung zu bringen
und ſomit ein Weiteres darzutun, das Stadtbild zu verſchönein und
vor Mißſtändigkeiten zu ſchützen. Es waren je 3 Preiſe ausgeſetzt in
3 Gruppen. In der erſten Gruppe ward ein erſter und dritter Preis
nicht zuerkannt. Der 2. Preis fiel an Reg.=Baumeiſter Weber. In der
zweiten Gruppe wurden mit dem erſten Preis Studienrat Stumpf und
Bauſchüiler Schneider, mit dem zweiten Preis ebenfalls Studienrat
Stumpf mit Bauſchüler Einsfeld bedacht. Der dritte Preis fiel aus.
Die Preiſe der dritten Gruppe kamen gleichfalls mit dem erſten an
Studienrat Stumpf mit Bauſchüiler Maſche, mit dem zweiten und dritten
an denſelben mit Bauſchüler Kern zur Verteilung. Angekauft wurden
Entwürfe des Architekten Heinz Wagner, von Chr. Heinrich Jonas,
Ludwig Erbes und Studienrat Stumpf mit Bauſchüler Schäfer. Die
Ausſtellung der Entwürfe iſt in der Zeit vom 14. bis 25. d. Mts. in
den unteren Räumen des Gewerbemuſeums, Neckarſtraße 3, werktags
von 11—½1 Uhr und Sonntags von 11—1 Uhr geöffnet. Der Beſuch
iſt beſonders der Geſchäftswelt zu empfohlen. Erfreulich iſt die
Tat=
ſache, daß die Baugewerkſchule, wit ſo ausgezeichneten, ganz
muſter=
güiltigen Entwürfen hervorgetreten und dementſprechend mit Preiſen
ausgezeichnet worden iſt.
L. U. Von der Landes=Univerſität Gießen. Der planmäßige
ordent=
liche Profeſſor in der juriſtiſchen Fakultät Dr. Wilhelm Groh hat einen
Ruf an die Univerſität Heidelberg auf den neu errichteten Lehrſtuhl
für Arbeitsrecht erhalten.
— Heſſiſches Landestheater. In der morgen Freitag, abends 8 Uhr,
ſtattfindenden Aufführung von Feruccio Buſonis muſikaliſchem Capriccio
„Arlecchino” ſind beſchäftigt die Damen Kapper, Scheinpflug und
die Herren Hölzlin, Klupp, Kuhn, Vogt. Die Partie des Abbate ſingt
zum erſten Male Dr. Leo Barczinski. Nach „Arlecchino” wird
Stra=
winſkys „Geſchichte vom Soldaten”, mit Fräulein Böhm und
den Herren Baumeiſter, Vogt und Büttner (Soldat) gegeben. Die
Auf=
führung iſt ausnahmsweiſe der Miere C zugeteilt.
Anſtelle der Oper „Abu Haſſan” wird am Samstag, 16. Oktober,
im Kleinen Haus Pergoleſes „La serva padrona” gegeben.
Die nächſte Wiederholung von Richard Wagners „Rheingold”
iſt für Sonntag, 17. Oktober, abends 7.30 Uhr, angeſetzt.
— Die Darmſtädter Sezeſſion iſt augenblicklich mit den Vorarbeiten
für ihre diesjährige Herbſtausſtellung (Malerei, Plaſtik, Graphik,
Archi=
tektur) beſchäftigt, die am kommenden Sonntag, den 17. Oktober, in
der Kunſthalle am Rheintor in Darmſtadt eröffnet wird. Infolge der
zegen Beteiligung der Mitglieder dieſer Gruppe, der bekanntlich faſt alle
namhaften fortſchrittlichen Künſtler Südweſtdeutſchlands angehören, und
durch die zablreiche Beſchickung einer Anzahl geladener Gäſte wird dieſe
Schau ein umfaſſendes Bild des Schaffens eines weſentlichen Teils der
deutſchen Künſtlerſchaft geben. Die Veranſtaltung, die heuer die einzige
Ausſtellung zeitgenöſſiſcher Kunſt in Weſtdeutſchland darſtellt, wird in
den weiteſten Kreiſen mit lebhaftem Intereſſe erwartet.
— Städt. Akademie für Tonkunſt. Aus Anlaß des 75jährigen
Be=
ſtehens der Städt. Akademie für Tonkunſt (früher Prof. Ph.
Schmitt=
ſchen Akademie, gegründet am 1. September 1851) findet am kommenden
Samstag, den 16. ds. Mts., nachm. 5 Uhr, eine Akademiſche Feier im
großen Saal des Städt. Saalbaues ſtatt, der am Montag, den 18. ds.
Mts., ebenfalls im Städt. Saalbau, abends 8 Uhr, ein Konzert mit
ſelten gehörten Werken von Johann Sebaſtian Bach folgen wird. Für
die Akademiſche Feier am 16. ds. Mts. ſtehen den früheren Schülern
und Freunden der Anſtalt Karten in beſchränkter Zahl auf dem
Sekre=
tariat der Städt. Akademie für Tonkunſt, Eliſabethenſtr. 36, zur Ver
fügung. Für das Konzert am Montag, den 18. ds. Mts. ſind Karten zu
— Mark numeriert und zu 50 Pfg. unnumeriert bei Konzert=Arnold,
Wilhelminenſtr. 9, erhältlich. Bei der akademiſchen Feier wirken mit:
die Madrigal=Vereinigung unter Leitung des Heurn Dr. Friedrich Noack
und der Inſtrumental=Verein unter Leitung des Städt. Muſikdirektors
W. Schmitt. Die Anſprache hat in liebenswürdiger Weiſe der Vorſitzende
des Kuratoriums der Städt. Akademie für Tonkunſt, Herr Bürgermeiſter
Mueller, ütbernommen. Das Programm des Konzerts bietet 4 Konzerte
von Bach mit Begleitung des Streichorcheſters: 2 Konezrte für 3 Klaviere,
1 Konzert für 2 Klaviere und ein Violinkonzert. Da für offizielle
Ein=
ladungen bereits über einen großen Deil der Plätze verfügt iſt,
empfiehlt es ſich, ſich möglichſt umgehend mit Karten zu verſehen.
Jubiläum. Gleichzeitig mit dem 75jährigen Jubiläum der Städt.
Akademie für Tonkunſt kann Fräulein Lucie v. Kietzall auf ihre
25jährige Zugehörigkeit zum Lehrerkollegium zurückblicken. Fräulein
v. Kietzell, die aus der Schule der früheren Schmittſchen Akademie
her=
vorgegangen iſt, hat es im Verlaufe ihrer Lehrtätigkeit verſtanden, ſich
ſtets die Anerkennung der Leitung, ſowie der Eltern der Sckniler zu
erringen. Eine große Anzahl von früheren und derzeitigen Schülern
hängen mit großer Liebe und Verehrung an ihr. Gewiß das größte
Zeichen treueſter Pflichterfüllung.
— Inbiläumsfeier. Zu einer intimen Feier hatten ſich die
Abi=
kurienten des Ludwig=Georgs=Gymnaſiums vom Herbſt 1876
zuſammen=
gefunden, um die Erinnerung an die 50. Wiederkehr der für ſie
beden=
tungsvollen Tage feſtlich zu begehen. Am Vorabend fand durch den
Ein=
berufer Begrüßung der von zwölf noch Lebenden neun Erſchienenen
tatt, wobei er der 21 bereits Verlebten in wehmutsvoller Pietät
ge=
dachte. Herzerfriſchend und zum Teil rührend waren die Wiederſehens=
und Erkennungsſzenen zwiſchen den alten Schulkameraden. — In
ſonn=
täglicher Stille lud das Schulglöckchen um 11 Uhr vormittags die
ein=
ſtigen Schüler zum Eintritt in das Gymnaſium ein, wo ſie von dem
derzeitigen Direktor freundlichſt begrüßt und in das Konferenzzimmer
jeleitet wurden. Dort hatte jeder einzelne Gelegenheit, oft überraſchende
Einblicke in ſeine daſelbſt aufgelegten Maturitätsarbeiten zu tun. Nach
Beſichtigung einiger altvertrauten Räume ging es dann nach dem
Klaſ=
ſenzimmer der Oberprima, wo eine Art akademiſche Feier ſtattfand. In
einer zündenden Anſprache gedachte einer der alten Jünger des
Gymna=
ſiums in Liebe und Verehrung der Lehrer, die dieſen Raum mit ihrem
Geiſte erfüllt und ihn auf ihre Schüler überzuleiten vermocht hätten,
in=
dem ſie dieſen Beiſpiel und Vorbild waren. Als echte Humaniſten,
die ſtets die Vervollkommnung und Veredlung der Menſchheitz zum Ziel
hatten, ſei ihnen Bildung immer nur Selbſtzweck geweſen, im Gegenſatz
zu der heutigen Zeit, wo die reine Bildung hinter dem Zweckhaften
immer mehr zurücktrete und von der Schule gefordert werde, daß ſie
— anſtatt für das Leben — auf die einzelnen Berufe vorbereitend
wir=
ken ſolle. Jeder Verſuch jedoch, alles auf die Bedürfniſſe des praktiſchen
Lebens einzuſtellen und die Beſchäftigung mit der Antike auch nur
teil=
weiſe aufzugeben, ſei ein Bruch mit unſerer beſten Vergangenheit, denn
über die Griechen ſeien wir bis heute noch nicht hinausgekommen. Es
ſei daher dem Wunſche Ausdruck zu geben, daß das Studium der
klaſſi=
ſchen Sprachen und Literatur immerfort die Baſis der höheren Bildung
bleiben möge. — Nach einem Gang um die Außenſtadt mit ihren zum
Teil herrlichen Landſchaftsbildern und dem Beſuch des Städt. Muſeums
ließ man ſich zu einem einfachen Feſtmale nieder. Hierbei hielt der
einſtige Primus der Klaſſe eine von Herzen kommende und zu Herzen
gehende Anſprache, in der er ſeiner Freude und ſeiner Befriedigung
darüber Ausdruck gab, daß er ſeine alten Mitſchüler in inniger und
unverminderter Freundſchaft noch ſo eng verbunden beiſammen ſehe, wie
dies nur durch den Kitt der Jugend habe geſchehen können. Abgeſehen
von dem Grau der Haare, ſei jeder in ſeiner Art unverändert geblieben.
Die wohltuende Harmonie untereinander, und daß jeder was Richtiges
geworden, das verdankten wir der gemeinſamen humaniſtiſchen
Ausbil=
dung. Und ſo müßten wir in unſerer ſo zerriſſenen Gegenwart erſt
recht den Blick auf das klaſſiſche Altertum richten, wo uns fertige
Men=
ſchen gegenüberſtänden, die uns leuchtende Vorbilder ſein könnten,
be=
ſonders in der von ihnen geübten temperantia und sapientia. Mit
die=
ſen Tugenden ausgerüſtet, könne — wie er glaube und hoffe — unſer
Volk einer beſſeren Zukunft entgegengeführt werden. — Nach einem
gemütlichen Beiſammenſein auf dem „Oberwaldhaus” nahmen die alten
Kommilitonen von einander rührenden Abſchied, manche vielleicht auf
r.*
immer. —
— Hohes Alter. Am Freitag, 15. Oktober, feiert Herr Peter
Hart=
mann" Kiesbergſtraße 9, langjährigev Oberbäcker in der früheren
Darmſtädter Brotfabrik, in körperlicher und geiſtiger Friſche ſeinen
87. Geburtstag.
— Die Auszahlung der laufenden Zuſatzrenten für nicht im
Er=
werbsleben ſtehende Schwerbeſchädigte, Kriegshinterbliebene, Altrentner
und Altrentnerinnen erfolgt am Freitag, den 15. Oktober d. Js.,
vor=
mittags von 8—12 Uhr auf der Stadtkaſſe.
— Befreiung von der Beitragszahlung zur Erwerbsloſenfürſorge.
Siehe heutige Bekanntmachung der Allgemeinen Ortskrankenkaſſe
Darm=
ſtadt=Stadt.
Hohe Kartoffelpreiſe? — Keine Uebereilung
im Kauf der Winterkartoffeln!
Aus unſerem Leſerkreis gehen uns vielfach Klagen darüber
zu, daß Kartoffeln zum Preiſe von 5,50 bis 6,50 Mark pro
Zent=
ner angeboten werden, und daß dringend zum Kaufabſchluß
ge=
raten wird, mit der Begründung, daß die Kartoffeln noch teurer
werden. Wir möchten vor übereilten Kaufabſchlüſſen dringend
warnen. Es iſt mit Beſtimmtheit mit einer Senkung der
Kan=
toffelpreiſe zu rechnen. Wie wir von zuſtändiger Seite
erfah=
ren, hat der Aufkauf von Kartoffeln aus Süddeutſchland (Baden,
Württemberg) aufgehört. In dieſen Notgebieten ſelbſt werden
nur 5 Mark für den Zentner verlangt. Dazu kommt, daß durch
die demnächſt erfolgende Einfuhr norddeutſcher Kartoffeln, die
zurzeit ſich auf höchſtens 4,00 bis 4,50 Mark ſtellen, eine
weſent=
liche Herabſenkung der Preiſe eintreten wird.
Ueber die Kulturbedeutung des Proteſtantismus in ſeinen
ver=
ſchiedenſten Beziehungen wird im Laufe des Winters eine Reihe von
Vorrrägen, veranſtaltet vom Evangeliſchen Bunde, in Darmſtadt
ſtatt=
finden. Als Vortragende ſind Redner von anerkannter wiſſenſchaftlicher
Bedeutung gewonnen worden. Als Auftakt und Einleitung des Ganzen
wird am Montag, den 18. Oktober, abends 8 Uhr, Pfarrer D. Waitz,
Darmſtadt, ſprechen über „Proteſtantismus und Kulturwende” Ferne
iſt folgende Reihenfolge feſtgeſetzt, jeweils mit monatlichem Abſtand:
Univerſitätsprofeſſor D. Scheel=Kiel: „Proteſtantismus und Frömmig
keit”, Privatdozent Dr. Wünſch=Marburg: „Proteſtantismus und Wi
ſchaft”, Redner noch unbeſtimmt: „Proteſtantismus und Vaterland”
Univerſitätsprofeſſor Dr Vietor=Gießen: „Proteſtantismus und
Litera=
tur”
Pfarrer Lic. Jahn=Berlin: „Proteſtantismus und Erziehung.
Alle Vorträge finden in der Aula des Gymnaſiums ſtatt, mit Ausnahme
desjenigen über „Proteſtantismus und Vaterland”, der in der
Turn=
halle ſein wird. Der erſte, einleitende Vortrag von D. Waitz findet bei
reiem Eintritt ſtatt, ebenſo der vierte Vortrag in der Turnhalle.
Für die anderen Vorträge wird ein Eintrittsgeld von einer Mark oder
50 Pfg. erhoben. Karten für alle Veranſtaltungen koſten 3.00 Mark,
bzw. 1.50 Mark. Die Verkaufsſtellen werden noch bekannt gegeben.
Wir befinden uns offenbar in einer Wendezeit des ganzen Kulturlebens,
die ein neues Durchdenken der Kulturproblem und der Bedeutung des
Proteſtantismus erfordern. Die Vorträge ſollen hierbei wertvolle Hilfe
leiſten, die ſicherlich allſeits dankbar begrüßt wird
— Paulusgemeinde. Als Vorfeier zur 400jährigen Wiederkehr der
Einführung der Reformation in Heſſen veranſtaltet die Paulusgemeinde
Sonntag, den 17. Oktober, abends 8 Uhr, in ihrem Gemeindeſaal einen
Familienabend, zu dem ſie alle Gemeindeglieder wie auch Gäſte einlädt.
Es iſt uns eine beſondere Freude, daß Herr Prälat D. Dr. Diehl,
der durch ſeine Forſchungen auf dem Gebiet der heſſiſchen
Kirchen=
geſchichte als erſte Autorität bekannt iſt, uns den Feſtvortrag halten
wird. Da der Vortrag eine ſtauke Anziehungskraft ausüben wird, iſt es
ratſam, ſich rechtzeiti, einen Platz zu ſichern. Der Kirchenchor der
Paulusgemeinde wird zwei Chöre aus der Reformationszeit ſingen und
zwei junge Herrn der Gemeinde werden vierhändig ein Präludium mit
Fuge von J. S. Bach zum Vortrag bringen. Der Eintritt iſt frei, für
unſere Gemeindearmenpflege erbitten wir nur beim Ausgang ein
Scherflein.
— Neudeutſchland. Der Wanderabend wird der relig. Woche
in St. Fidelis wegen um acht Tage verſchoben. (Siehe Anzeige.)
— Varieté im Orpheum. Vielen diesbezüglichen Anregungen
Rech=
nung tragend, bringt die Leitung des Orpheums ab Samstag, 16. Okt.
einen auserleſenen Varieté=Spielplan. U. a. dürfte darin der zurzeit
im Schumann=Theater Frankfurt auftretende Kuppelſpringer Cliff=Aeros,
der ſeinen todesmutigen Sprung ab Samstag aus der Kuppel des
Orpheums ausführen wird, ſenſationelles Intereſſe beanſpruchen. — Das
Beiprogramim, worüber noch nähere Mitteilungen folgen, iſt ungeachtet
der enormen Koſten ganz auf der Höhe eines Weltſtadtprogramms
ge=
halten. (Siehe Anzeige.)
— Bis zu 8000 R.=Mk. Belohnung für die Ermittlung der Fälſcher
von Reichsbanknoten über 10 und 20 R.=Mk. Trotz häufiger Warmungen
vor der Annahme falſcher Reichsbanknoten gelingt es Fälſchern, in erſter
Linie kleine Gewerbetreibende mit falſchen Noten zu betrügen. Wer die
Verhaftung der Herſteller dieſer Noten und Beſchlagnahme des
Falſch=
münzergeräts veranlaßt oder hierzu beiträgt, hat Anſpruch auf einen
einer Mithilfe entſprechenden Teil obiger Belohnung. Die Reichsbank
belohnt auch diejenigen Perſonen angemeſſen, durch deren Mithilfe die
Feſtnahme von wiſſentlichen Verbreitern falſcher Reichsbanknoten gelingt.
In verdächtigen Fällen benachrichtige man die Polizei. Anleitungen
zur Prüfung der Reichsbanknoten auf Echtheit werden von den Kaſſen
der Reichsbank koſtenlos abgegeben."
C. Die September=Witterung in Darmſtadt. Der erſte Monat des
diesjährigen meteorologiſchen Herbſtes wird wegen ſeines prächtigen
Wetters noch lange im Gedächtnis bleiben. Er war vorwiegend heiter,
ſehr warm und ſehr trocken. Das Monatsmittel der Temperatur betru
16,3 Grad Celſius (2,5 über normal), während die Gegenſätze ſich au
„6 Grad am 11. und 4,6 am 29. ſtellten. Der Monat brachte noch
11 Sommertage (9 über dem langjährigen Durchſchnitt), eine Anzahl
die in der Darmſtädter 64jährigen Beobachtungsreihe in dieſem
Herbſt=
monat nur in den Jahren 1865, 1886 und 1911 erreicht wurde, dagegen
in dem berühmten Jahre von 1895 noch um 6 übertroffen wurde.
Fort=
laufende Sommertage lieferte der 1. bis 6. und der 20. September
bil=
dete den Abſchluß. Heitere Tage gab es 8, trübe nur’ 2, während ſich
das Monatsmittel der Bewölkung auf 4,4 ſtellte (1,1 unter normal),
wobei 10 völlige Trübung bedeutet. Die Windrichtung war überwiegen
ſüdweſtlich, doch war auch die ſüdöſtliche ſtark vertreten. Der Monat war
ferner vorherrſchend trocken. An 9 Tagen mit Regen wurde eine
Nie=
derſchlagsmenge von 21,3 Millimeter gemeſſen, woran je 7,4 auf den 8.
und 26. fielen. Erſtere Summe beträgt nur ein Drittel der normalen
Menge. Die Zahl der Gewitter beſchränkt ſich auf 2. Der
Barometer=
ſtand übertraf im Zuſammenhang mit dem faſt den ganzen Monat über
Mitteleuropa liegenden Hoch das langjährige Mittel von 750,1
Milli=
meter um 2 Millimeter, während die Gegenſätze ſich auf 759,1 am
30. und 742,9 am 25. ſtellten. Die Niederſchlagsmenge im Lande bietet
große Gegenſätze dar. In Starkenburg bilden Viernheim mit 65,1 und
Offenbach mit 7,9 Millimetern die Gegenſätze, in Oberheſſen Grebenhain
mit 86,9 und Friedberg mit 9,8 Millimetern, während in Rheinheſſen
Nieder=Ingelheim 60,8 aufwies, gegenüber nur 6,5 in Boſenheim.
Welchen
Haarschnitt Sie wählen sollen,
das ist eine Stilfrage und außerdem eine Sache Ihres
persönlichen Geschmackes. Welches
Haarpflege-
mittel Sie wählen müssen, das ist genau bestimmt
durch das wichtigste Erfordernis der Bubifrisur:
schmiegsamer und eleganter Fall! Eine Waschung
mit Pixavon, regelmäßig jede Woche, gibt dem Haar
schimmernden Glanz, lockere Fülle und die
Ge-
schmeidigkeit, mit der sich der persönliche Stil der
Frisur in reizvoller Eigenart leicht formen und
betonen läßt.
E Keine der gewöhnlichen Hüssigen
Teer-
seifen hat auch nur annähernd die Wir-
kungen von Pixavon. Bestehen Sie fest
—e
auf „Pixauon” (nur in geschlossenen
Originalflaschen), souohl für die
häus=
liche Haarwäsche, wie auch für die im
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für Winter 1926.
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— Vogelsberger Höhen=Club, Darmſtadt. „Nur am Rhein, da
möcht ich leben, nur am Rhein begraben ſein‟. So hörte man manchen
V. H. C.er am vergangenen Sonntag abend in weinfröhlicher Stimmung
ſingen. Schon am Morgen kamen die Wanderer in freudiger Stimmung
an dem Hauptbahnhofe zuſammen. Sollte doch die 12. Wanderung in
unſer „geſegnetes” Rheinheſſen führen. Der Zug brachte die Teilnehmer
nach Goddelau. Von hier ging es nach Erfelden. Der Weg lief auf dem
Damm längs des Altrheines hin und zeigte ſchon in der Ferne unſer
Wanderziel, das alt=ehrwürdige Oppenheim mit ſeiner herrlich gelegenen
Landskrone und ſeiner mächtigen Katharinenkirche. Da auch der
Wetter=
gott es gut mit den V. H. C.ern meinte, ſo gelangte man in der beſten
nmung zur Schwedenſäule, dieſem denkwürdigen Zeugnis von
Guſtav=Adolfs Rheinübergang im Jahre 1632. Doch bald mahnte der
Ruf der Führer zum Weitermarſch nach dem Forſthaus Knoblochsaue
vo Frühſtücksraſt gehalten wurde. Neu geſtärkt ging es nun weiter auf
ſchönen Waldwegen nach Schuſterswörth. Die Ueberfahrt über den
Rhein in einem Motorboot lief ohne Unfall ab und löſte die heiterſten
Szenen aus. Gegen Mittag traf die Wanderſchar in Oppenheim ein, um
im Gaſthaus „Hilbig” für den Weg nach Nierſtein zu ſtärken. Die
Verpflegung und der „Oppenheimer” waren ſehr gut. Als man noch
beim Eſſen ſaß, traf der Zweigverein von Worms ein. Gemeinſam
wurde dann gegen 2 Uhr der Marſch nach Nierſtein angetreten.
Unter=
wegs hatte man reichlich Gelegenheit, die Schönheiten Rheinheſſens zu
bewundern: links Weinberge, rechts der alte Vater Rhein, und ganz in
der Ferne grüßte die Bergſtraße mit ihren Höhen zu uns herüber. Doch
über all” den Naturſchönheiten dachte mancher Wanderer ſchon an den
bekannten „Nierſteiner”, und ſo wurde vielen der an ſich kurze Marſch
ſchon zu lange. Endlich kamen wir an unſerem Endziel, dem Gaſthaus
„Zur Krone” in Nierſtein an, wo Aufnahme und Verpflegung
ausge=
zeichnet waren. Für Unterhaltung war ſowohl von Seiten de
Worm=
ſer, als auch der Darmſtädter beſtens geſorgt. Herr Vonalt,
Vorſitzen=
der vom Wormſer V. H. C., begrüßte als Vertreter Rheinheſſens die
Darmſtädter aufs Wärmſte und hieß ſie herzlichſt willkommen. Unter
gemeinſamen Liedern, Solovorträgen und Tanz verliefen die Stunden
leider nur zu ſchnell. In fröhlicher Stimmung brachte die Bahn die
Teilnehmer am Abend wieder nach Darmſtadt. So ſchließt ſich auch
dieſe wohlgelungene Wanderung den vergangenen ebenbürtig an. „Friſch
auf!” zur nächſten Wanderung am 24. Oktober, die uns in Darmſtadts
nähere Umgebung führt.
— Fallſchirmabſprung aus 5000 Meter Höhe. Am 17. Oktober wird
Herr Karl Heß aus Darmſtadt mit der bewährten
Fallſchirmkonſtruk=
tion Pecher=Ulrich in Lampertheim verſuchen, den
Welthöhen=
rekord zu brechen.
— Kartoffelbeſchaffung für Kriegsbeſchädigte und
Kriegshinter=
bliebene. Für die Beſchaffung von Winterkartoffeln können die nicht
m Erwerbsleben ſtehenden Schwerbeſchädigten, Kriegshinterbliebenen,
Altrentner und Altrentnerinnen Vorſchüſſe auf die laufenden
Zuſatz=
renten erhalten. Die Anträge auf Zahlung der Vorſchüſſe ſind bei dem
Städt. Wohlfahrts= und Jugendamt (Kriegsbeſchädigten= und
Kriegs=
hinterbliebenenfürſorge) der Stadt Darmſtadt, Alter Ludwigsbahnhof
vormittags von 8—12 Uhr, zu ſtellen, und zwar: Buchſtabe A—E
Oktober d. Js., Buchſtabe F—H Dienstag, den 19. Okt.,
Montag, der
Buchſtabe J=
Mittwoch, den 20. Oktober, Buchſtabe M—O.
Donners=
tag, den 21. Oktober, Buchſtabe R—St. Freitag, den 22. Oktober,
Buch=
de 2—3 Samstag, den 23. Oktober d. Js. Kriegsbeſchädigte und
Altrentner Zimmer 35, Kriegshinterbliebene und Altrentnerinnen
Zimmer 65. Die Vorſchüſſe ſind bis ſpäteſtens 15. März 1927 durch
Aufrechnung an der Zuſatzrente zurückzuerſtatten.
Kraftpoſt. Vom 14. Oktober ab fähr die Kraftpoſt Darmſtadt—
Ober=Ramſtadt—Brandau-Neunkirchen, die ſeither bis Lindenfels
durch=
geführt worden iſt, nur noch bis Neunkirchen.
* Schwurgericht. Am 18. Oktober wird weiter noch verhandelt:
Strafſache gegen Schloſſer Hugo Iſenbiel in Darmſtadt wegen
Meineids. Die für den 19. d. M. angeſetzte Sache fällt aus; ſtatt dieſer
wird verhandelt: gegen Engelbert Baier Eheleute zu Offenbach wegen
Meineids und Verleitung dazu. Am 22. Okt. ſteht an: Strafſache gegen
Wirt Alois Schulte in Kelſterbach und Maler Leo Fleiſcher von
Lands=
berg (Warthe) wegen Meineids.
Lokale Veranſtaltungen.
Die Slerunter erſcheinenden Rofizen ſind ausſchließllch als Hinweiſe auf Anzeigen zu betrachten,
in keinem Falle irgendwie als Veſprechung oder Kritil
S.A. Gedankenmacht im Mutterleibe iſt das intereſſante
Thema eines Vortrags, den Herr W. Altendorf=Karlsruhe, Vorſitzender
der deutſchen Geſellſchaft für Geiſtes= und Lebenserneuerung, hier hält.
Der Vortragende, der die neueſten geiſtes=wiſſenſchaftlichen Erkenntniſſe
beherrſcht und über vielfache praktiſche Erfahrung verfügt, iſt wie kaum
ein Zweiter geeignet, über die Probleme der vorgeburtlichen Erziehung,
der Geſchlechtsbeſtimmung uſw. in tiefgründiger, dabei klarer Weiſe zu
ſprechen. Der Vortrag, der auch für die reifere Jugend geeignet iſt
findet Freitag abend in der Baugewerbeſchule, Neckarſtraße 3, abends
ſtatt. Ein Beſuch iſt dringend anzuraten. (Näheres ſ. Anz.)
Kunſinofizen.
Ueder Warte, Künſder und könffleriſiche Veranftaltungen, deren im Nachſiehenden Grdhnung
geſchſebt, bebält ſich die Redaltion ihr Urteil vor,
* Palaſt=Lichtſpiele: Zopf und Schwert. Dem
tüchti=
gen Schauſpieler=Regiſſeur ſtand ein Stab hervorragender Darſteller
zur Verfügung. Selbſt Epiſodenrollen ſind mit Könnern wie
Diegel=
mann, Robert Scholz. Falkenſtein, Biensfeldt, Gülſtorff, Loos, Lettinger
und der prächtigen Sophie Pagay beſetzt. Albert Steinrück weiß dem
Wüterich ſympathiſche Züge zu verleihen. Als Prinzeſſin Wilhelming
chwebt Mady Chriſtians, von Hanni Weiße ſehr angenehm adjuſtiert,
in einer Sphäre von Anmut und Grazie. Ihre Liebesſzenen mit dem
von Wilhelm Dieterle äußerſt friſch geſpielten Erbprinzen von Bayreuth
atmen Humor und Liebenswürdigkeit. Sie bleibt der beſondere Gewinn
dieſes Films.
Aus den Parteien.
— Deutſchnationaler Arbeiterbund, Ortsgruppe
Darmſtadt. Am Freitag veranſtaltete die hieſige Ortsgruppe des
Deutſchnationalen Arbeiterbundes einem Lichtbildervortrag, bei dem
Herr Oberſtleutnant v. Hagen über „Die Schlacht bei Verdun 1916‟
ſprach. Schon lange vor Beginn des Vortrages war der Saal
voll=
ſtändig überſüüllt und mußken viele Beſucher wieder umkehren. Der
Vorſitzende der Ortsgruppe, Herr Anbeiterſekretär Voeglin,
be=
grüßte die Erſchienenen mit herzlichen Worten und dankte Herrn
Oberſt=
leutnant v. Hagen, der ſich in ſo hochherziger Weiſe zur Verfügung
geſtellt hatte. Darauf ergriff der Redner des Abends das Woit zu
ſei=
nen glänzenden Ausführungen. An Hand von Skizzen und Bildern
erklärte der Vortragende die Entwickelung der gewaltigen Kämpfe bei
Verdun bzw. um das Fort Douaumont. Als ehemaliger
Generalſtabs=
offizier entwickelte Herr v. Hagen ein von Anfang bis zu Ende klar
verſtändliches Bild über die Vorgänge, die mit zu den ſchwerſten des
ganzen Krieges gehörten. Aufnahmen, die unſere Leibgardiſten in
vor=
derſter Linie zeigten, machten ganz beſonderen Eindruck auf die
Zu=
hörer. Der Redner erzählte auch von den Wirkungen, die gerade dieſe
Kämpfe auf franzöſiſcher Seite zeitigten. Herr Oberſtleutnant v. Hagen
erzählte dann in anſchaulicher Weiſe vom zähen Aushalten der unter
Kommando des Hauptmanns Kalau vom Hofe ſich im Fort Douaumont
befindlichen deurſchen Truppen. Fünf Tage lang hielten die in dem
Fort eingeſchloſſenen Feldgrauen, nachdem bereits die Blinkſtation,
ſowie die Lichtmaſchinen und die bedeutungsvollſten Beobachtungstürme
von der franzöſiſchen Artillerie vollſtändig zerſtört waren, in
vorbild=
licher Weiſe den Angriffen der Franzoſen ſtand und warfen trotz der
vorhergegangenen übermenſchlichen Anſtrengungen die an einzelnen
Teilen eingedrungenen franzöſiſchen Truppen, die im Gegenſatz zu den
Deutſchen in voller Friſche eingeſetzt waren, wieder hinaus. Am Ende
des Vortrages zeigte Herr Oberſtleutnant v. Hagen das Fort im Bilde
vor und nach den Kämpfen. Dem ſtillen Beſchauer mußte beim
Be=
trachten der Aufnahmen, die ein Denkmal ſind für die unvergleichliche
Tapferkeit unſerer Braven im Felde, klar werden, daß unſere Toten
nicht umſonſt gefallen ſind, ſondern man mußte die Ueberzeugung
mit=
nehmen, daß das geſamte deutſche Volk unſeren Gefallenen Dank
ſchul=
dig iſt dafür, daß ſie unſer geliebtes Vaterland davor bewahrt haben,
daß dieſe Greuel des Krieges nicht in unſer Land geſchleppt wurden.
Nicht endenwollender Beifall dankte dem beliebten Redner für ſeine
ganz hervorragenden Ausführungen. Herr Voeglin ſchloß die
Ver=
ſammlung unter Hinweis darauf, daß es Ehrenpflicht eines jeden Heſſen
ſei, den Dank auch dadurch zu bezeugen, daß jeder nach Kräften ein
Scherflein beitrage, daß das im Entſtehen begriffene Denkmal für unſere
in.
115er bald vollendet werden könne.
Tageskalender für Donnerstag, den 14. Oktober 1926.
destheater Großes Haus: Keine Vorſtellung. —
eines Haus: Keine Vorſtellung. — Orpheum: Keine
tellung. — Schloß=Café: Konzert. — Café Rhein=
Weinhaus
Id: Konzert und Tanz (Ehren=Abend).
eißer Turm: Konzert und Tanz. — Hotel Schmitz:
erhaltungsmuſik. — Konzert=Saal Perkeo, abends 8 Uhr
Kinovorſtellungen: Union=,
Re=
moriſtiſches Konzert.
nz=Theater, Palaſt=Lichtſpiele,
Seite 6
Donnerstag, den 14. Oktober 1926
Nummer 285
Mord=Prozeß Meon in Mainz.
Zweiter Verhandlungstag. Vormittag.
Um 9.50 Uhr eröffnet der Vorſitzende die Verhandlung. Es erfolgt
die Verleſung der Zeugen, die heute vernommen werden ſollen.
Zu=
nächſt wird der Zeuge Gillmann, der Vater der Ermordeten,
vernom=
men. Er kann über den Lebenswandel ſeiner Tochter nur Günſtiges
ausſagen. Sie war ſehr vertrauensſelig. Ihr Verkehr mit Männern
habe ſich nach ſeiner Kenntnis ſtets in anſtändigen Grenzen gehalten.
Die Tochter war verſchiedentlich in Stellung und hat ſich auch dort
ordentlich geführt. Der Vorſitzende befragt den Zeugen eingehend nach
den Schmuckſachen der Getöteten, von denen ein großer Teil fehlt und
nicht wieder herbeigeſchafft werden konnte. — Als nächſter Zeuge wird
Frau Löb vereidigt und vernommen. Zeugin hat am Morgen der Tat
einen lauten Schrei gehört, wodurch ſie erwachte. Es ſchien ihr, als
wenn dieſer Schrei von der Straße kam und von einer Frau herrührte,
die am Halſe gewürgt wurde. Zeugin hat von dieſer Wahrnehmung
dem Hausbeſitzer Mitteilung gemacht. Genaues hat ſich aber nicht
feſt=
ſtellen laſſen. Die Zeugin hat den Angeklagten nach der Tat nicht mehr
geſehen. — Zeugin Frau von Rönnech ſagt aus, ſie ſei an dem
Mordtage ein Viertel nach 5 Uhr aufgeſtanden und habe gegen 6 Uhr
lautes Stöhnen und Röcheln gehört und ſei ans Fenſter gegangen. Sie
habe den Eindruck gehabt, daß Menſchen in einem Zimmer herumlaufen
und ſchimpfen. Deutlich vernahm ſie die Worte „Ach Gott, Mutter und
Vater”, Zeugin wohnte im ſelben Haus mit Meon und habe gleich den
Verdacht gehabt, daß die Schreie aus deſſen Wohnung kamen. Die
Fen=
ſter im Schlafzimmer Meons waren offen, im Wohnzimmer geſchloſſen.
Zeugin hat nie bemerkt, daß der Angeklagte häufiger Frauen bei ſich
beherbergte. — Zeugin Frau Breitenbach wohnt im Nebenhaus
und hat am Tatmorgen in der Nachbarſchaft unartikulierte Laute gehört,
und nahm zuerſt an, daß dieſe von Tieren herrührten. Sie hörte die
Laute zweimal, dann war alles ſtill. Die Töne kamen von links, ohne
daß ſie über deren Herkunft Genaues ſagen konnte. Zeugin hat ſich
dann nicht weiter um die Sache gekümmert — Zeuge Kriminalkommiſſar
Riedel=Gotha hat Meon nach ſeiner Feſtnahma protokollariſch
ver=
nommen. Er ließ dabei durch M. die Vorgänge bei der Mordtat
ſchil=
dern und ſtellte dazu ergänzende Fragen. Alles iſt ſo niedergelegt
wor=
den, wie der Angeklagte es angegeben hat. Der Vorſitzende verlieſt das
in Gotha vor dem Unterſuchungsrichter aufgenommene Protokoll. Der
Zeuge, der einen ſehr unſicheven Eindruck macht, kann ſich oft auf
Ein=
zelheiten nicht beſinnen, ſondern beruft ſich auf das Protokoll. Er ſtellt
in Abrede, daß Meon ſich habe bedroht fühlen können, weil er (Zeuge)
mit ſeiner Piſtole geſpielt habe, wie Meon ausſagt. (Hier gibt der
Vorſitzende dem Zeugen den Rat, ſich dieſe Angewohnheit mit dem
Re=
volver beſſer abzugewöhnen.) Auf Fragen eines Sachverſtändigen
ant=
wortet der Zeuge ausweichend. — Zeuge Kriminalwachtmeiſter Meier
(Gotha) ſchildert die Feſtnahme des M. in Gotha. Zeuge hat ſpäter auf
der Schreibmaſchine das Protokoll geſchrieben und ſagt aus, daß alles
ſo protokolliert wurde, wie M. ſeine Ausſagen gemacht hat. Zeuge gibt
an, daß M. als Motiv der Tat ſeinen Geldmangel angegeben habe. M.
habe vorgehabt, ſich Geld zu verſchaffen und nahm an, daß die
Gill=
mann ſolches beſitze. M. habe ſeine Ausſagen frei und offen zu
Pro=
tokoll gegeben. — Um 11.45 Uhr läßt der Vorſitzende eine Pauſe
ein=
treten.
Nachmittags Verhandlung.
Um 3 Uhr 35 Min, wird die Verhandlung wieder aufgenommen.
Zeugin Katharine Delem iſt eine Verwandte des Angeklagten, wird
aber dennoch vereidigt. Sie gibt an, daß M. häufig zu ihr gekommen
ſei, um ſie zu beſuchen. Sie habe ihm häufig Geld geliehen, im ganzen
etwa 700 Mark, die er auf Schuldſchein bekommen habe. Nach ſeiner
Angabe brauchte er das Geld zum Bezahlen ſeiner Studien und Miete.
Die Zeugin bekundet, daß der Vater des M. ſehr jähzornig geweſen ſei.
— Sachverſtändiger Dr. Popp=Frankfurt berichtet über das Ergebnis
ſeiner chemiſchen Unterſuchung des Tatortes und gibt ein ſehr
anſchau=
liches Bild über den von ihm vermuteten Hergang der Tat auf Grund
ſeiner eingehenden Beobachtung. Er beſtätigt auf die Frage der
Ver=
teidigung, daß nach dem Unterſuchungsbefund und der Lage der
Blut=
ſpritzer ſich die Tat ſo abgeſpielt haben kann, wie M. es darſtellt.
Zeuge Referendar Köhler, war früher mit dem Angeklagten
befreun=
det und traf häufig mit ihm beim Mittageſſen zuſammen. Er weiß, daß
Meon ſehr viel Verkehr mit Mädchen hatte und ſtets ſo auftrat, als ob
er gewügend Geld zur Verfügung habe. Am Tage vor der Tat iſt der
Zeuge mit M. noch zuſammen geweſen. Auch am Tage hinterher mit=
tags iſt der Zeuge am Stammtiſch mit M. und anderen zuſammen
geweſen, hat aber nicht Beſonderes an M. bemerkt. — Zeugin Chriſtine
Müller reinigte täglich die Wohnung Ms, und hat geſehen, daß er
ſehr viel Damenbeſuch empfing. Am Tage nach der Tat hat die Zeugin
nichts Verdächtiges in der Wohnung bemerken können. — Zeuge Michel
iſt ebenfalls in Bensheim geboren. Er kennt M. ſeit vielen Jahren,
hat ſich aber ſpäter wegen deſſen leichtſinnigen Lebenswandels von ihm
zurückgezogen. Er ſchildert den Angeklagten im allgemeinen als
ruhi=
gen Menſchen, indeſſen konnte er aus der geringfügigſten Urſache
häufig ſehr jähzornig werden. — Zeuge Eiß iſt ein Bekannter der
ermordeten G. und ſagt außerordentlich günſtig über dieſe aus. Er
ſchildert ſie als ſehr fleißig und ſparſam. Die Verteidigung macht den
Zeugen auf einige Widerſprüche aus ſeinen fyiheren Ausſagen
aufmerk=
ſam. — Der Zeuge Eberhardt war mit M. zuſammen in der
Bur=
ſchenſchaft Rugia. Er war in einer Apotheke in Darmſtadt tätig, in
welcher M. ſich häufig ſeine Medikamente holte oder dieſe in den meiſten
Fällen ſtahl. Am Tag der Tat iſt M. zu dem Zeugen gekommen, dem
jedoch nichls Beſonderes auffiel. — Zeuge Zetſche ſtellt dem
Angeklag=
ten perſönlich ein gutes Zeugnis aus. Alle Ermahnungen aber, endlich
einmal anzufangen zu arbeiten, ſeien von M. in den Wind geſchlagen
worden. Dem Zeugen war der häufige Damenbeſuch bei Meon bekannt.
Zeuge Dr. Hartmann, iſt Arzt beim Krankenhaus in Frankfurt,
wo er M. während deſſen Geſchlechtskrankheit behandelte; weiter kenne
er den Angeklagten nicht. — 6.45 Uhr abends erklärt M., daß er infolge
Uebermüdung der Verhandlung nicht mehr folgen könne. Der Vorſitzende
vertagt darauf die Verhandlung auf morgen.
*Amtsgericht I.
1. Ein Bewohner des Nikolaiwegs hat eine Anzeige gegen einen
Bewohner des Alexandrawegs veranlaßt, weil der letztere unterlaſſen
habe, ſeine Hunde einzuhalten, ſodaß ſie Anfangs Juli 1926 2.,/3. Juli)
durch Bellen die Nachtruhe ſtörten. Gegen den erlaſſenen Strafbefehl
iſt Einſpruch erhoben. Der Angeklagte führt aus, die Anzeige ſei von
einem hypernervöſen Nachbar erfolgt, die Hunde ſeien im verſchloſſenen
Keller verwahrt, ſodaß man ſie nicht hören könne. Es handele ſich um
zwei kleine braun=weiß gefleckte Hunde (Spanier). Am betreffenden
Tage ſollen die Hunde morgens 5 Uhv gebellt haben. Der als Zeuge
bernommene Nachbar beklagt ſich über wiederholte Störungen; es ſeien
30 Hunde auf der Mathildenhöhe, dazu käme das Rattern der
Motor=
räder. Die Verhältniſſe in dieſem Viertel ſeien derart, daß die
Nacht=
ruße für den Geiſtesarbeiter erheblich geſtört ſei. Der Amtsanwalt
ſtellt die Entſcheidung in das Ermeſſen des Gerichts, das auf
Frei=
ſprechung erkennt.
2. Der am 14. Dezember 1900 zu Breitenbrunn geborene Wilh,
Flechſenhaar hier iſt erwerbslos; früher war er bei der Landes=
Wanderbühne, dann war er aushilfsweiſe als Schneider im
Landes=
theater und dann im Sommertheater bei Direktor Stefſter beſchäftigt.
Er war da Garderobier in der Statiſtengarderobe und hat die
verſchie=
denen Statiſten gehörenden Geldbeträge aus deren Werktagskleidern
geſtohlen. Er iſt geſtändig. Dem Antrag entſprechend wird eine
Ge=
fängnisſtrafe von 6 Wochen ausgeſprochen und in der
Be=
gründung des Urteils ausgeführt, daß es beſonders verwerflich ſei, daß
der Diebſtahl gering bemittelten Perſonen gegenüber begangen iſt. Die
geſtohlenen Beträge will Angeklagter inzwiſchen erſetzt haben.
3. Ein hieſiger Cafétier und ſein Oberkellner ſind angeklagt, am
28. Mai 1926 einen Beamten (Zollinſpektor) tätlich beleidigt und ihm
Widerſtand geleiſtet zu haben. Der Cafétier führt aus, er habe täglich
den Beſuch von etwa 12 Beamten; er habe ſich nicht wohl gefühlt und
in ſein Schlafzimmer ſich zurückgezogen. Das Dienſtmädchen meldete
ihm einen Heprn, der ſich nicht abweiſen laſſe. Der Beamte ſei dann zu
ihm gekommen und habe in ſchroffem Ton mit ihm verhandeln wollen;
er habe ſich den Hausknechtston verbeten und den Beamten aufgefordert,
die Wohnung zu verlaſſen. Da der Beamte nicht gegangen ſei, habe er
ihn hinausgeſchoben. Der Beamte, der ſich nicht als Zollbeamter
legi=
timiert habe, habe dann einen Revolver herausgezogen, der Oberkellner
ſei nach dem nahen 2. Revier wegen Polizeiſchutzes gegangen. Der als
Zeuge vernommene 2jährige Zollbeamte hat ſchon öfter mit dem
Cafétier zu tun gehabt und feſtgeſtellt, daß das Weinbuch
Unregelmäßig=
keiten aufweiſe. Der Beamte wollte den Cafétier wegen eines
Stun=
dungsgeſuchs ſprechen; er ſtellte ſich in der Privatwohnung als
Zoll=
beamter vor. Der Cafétier packte zu und wollte den Beamten zur
Treppe hinmterwerfen. Später wurde der Beamte aus dem Lokal
her=
ausgeſchoben. Die Piſtole zog er und rief „Hände hoch!”, weil der
Oberkellner einen Stuhl gegen ihn erhob und mit dieſem zu ſchlagen
drohte. Die Weinbicher ſind am anderen Tage auf das Zollamt
ge=
bracht worden. Ein weiterer Zeuge bekundet, daß der Beamte zwiſchen
den Flügeltüren (dem Windfang) den Revolver gezogen habe. Das
Ziehen des Nevolvers ſei nicht nötig geweſen. Der Strafantrag des
Amtsanwalts geht auf je zwei Monate Gefängnis unter Annahme
mil=
dernder Umſtände. Der Verteidiger betont, die Verhandlung biete das
typiſche Beiſpiel dafür, was aus einem beſonders energiſchen Benehmen
eines aufgeregten jungen Beamten entſtehen kann. Es ſei nicht
feſt=
geſtellt, ob dem Cafétier bewußt geweſen ſei, daß es ſich (bei dem
Vor=
fall in der Wohnung) um einen Beamten handele. Deshalb ſei die
Ver=
nehmung des Dienſtmädchens unerläßlich. An dem ganzen Vorgang in
der Wohnung treffe das übereifrige Benehmen des Beamten die Schulb.
Der Beamte habe keine Anſtandsregeln („Stehen Sie auf”) zu machen.
Der Beamte habe der Aufforderung, das untere Lokal zu verlaſſen, keine
Folge geleiſtet. (Die Weinbücher wurden im Bürd oben verwahrt.)
Anklage nach 8 114 St.G.B. ſei gar nicht erhoben. Der Cafétier habe
das Verhalten des Beamten für rechtswidrig gehalten. Es wird
Ver=
nehmung weiterer Zeugen, in zweiter Linie Freiſprechung beantragt.
Der Vorſitzende weiſt darauf hin, daß auch 8 114 St.G.B. bei der
Be=
urteilung des Falles herangezogen werden könne. Das Urteil erkennt
auf eine Gefängnisſtrafe von je ſechs Wochen. Ein
Wider=
ſtand nach 8 114 St. G.B. liege nicht vor.
4. Ein hieſiger Kaufmann hat einen Strafbefehl über 50 Mark
erhalten unter der Anklage, zu Darmſtadt in der Beilage zum „
Darm=
ſtädter Tagblatt” vom B. April 1926 in der Abſicht, den Anſchein eines
beſonders günſtigen Angebots hervorzurufen, in einer öffentlichen Bo
kanntmachung über geſchäftliche Verhältniſſe des Darmſtädter Kaufhauſes,
insbeſondere über Beſchaffenheit, Preisbemeſſung von Ware und Menge
der Vorräte wiſſentlich unwahre und zur Irreführung geeignete
An=
gaben gemacht zu haben, indem er eine Annonce 4 Seiten beginnend
mit Das Darmſtädter Kaufhaus und ebenſo endigend aufgab, in
wel=
chem es u. a. heißt: „300 verſchiedene Muſter an Stores, das iſt eine
Auswahl, wie man ſie noch nicht einmal in den größeren Spezialhäuſern
findet”, Vergehen gegen 8 4 des unlauteren Wettbewerbsgeſetzes.
Gegen dieſen Strafbefehl iſt Einſpruch eingelegt. Der Angeklagte
be=
tont, er habe damals in Frankfurt a. M. einen billigen Engrosankauf
als Gelegenheitseinkauf getätigt und 14 Tage ſpäter die Annonce
ver=
öffentlicht: er beſtreitet einen unlauteren Wettbewerb. auch unwahre
Angaben ſeien nicht gemacht. Er ſei in der Veröffentlichung vorſichtig,
denn die Konkurrenz paſſe auf. Der unter Anführungszeichen oben
ge=
brachte Satz ſei Reklame, die, wenn ſie auch marktſchreieriſch erſcheinen
möge, erlaubt ſei.
Als Sachverſtändiger fungiert der bei Alter tätige Kaufmann Herm.
Dübel hier, der ein ſchriftliches Gutachten erſtattet hat. In dem
Preis=
angebot für Etamine vermag der Sachverſtändige keinen Verſtoß gegen
das Geſetz zu finden. Irreführung des Publikums ſei ausgeſchloſſen,
denn jedes Angebot könne unterboten und es könne „geſchleudert”
wer=
den. Der Amtsanwalt ſieht mit Rückſicht auf das Gutachten des
Sach=
verſtändigen in dem angeführten Satz einen Verſtoß gegen das Geſetz.
Das Gericht ſpricht frei.
* Große Strafkammer.
Der Zuſammenſtoß des Motorrades des Reklamechefs bei Opel,
Müller in Rüſſelsheim, mit einem Händlerfuhrwerk, durch den
bekannt=
lich Müllers Tod verurſacht wurde, wurde nochmals in zweiter Inſtanz
unter teilweiſer Wiederholung der Beweisaufnahme verhandelt. In
erſter Inſtanz hatten Arbeiter Karl Buch und Händler Joſef
Heuſer, beide von Schwanheim, je vier Monate Gefängnis erhalten.
Das Urteil gibt der Berufung der Angeklagten ſtatt
und ſpricht die Angeklagten von der fahrläſſigen Tötung frei,
wegen Uebertretung erhalten ſie je 50 Mk. Geldſtrafe.
Die Angabe der Angeklagten, die Laterne unter dem Wagen habe
gebrannt, konnte nicht widerlegt werden. Verſtoßen iſt gegen die
Poli=
zeiverordnung des Kreiſes Groß=Gerau. Die Frage, ob die Angeklagten
den Vorfall hätten vorausſehen können, hat das Gericht nicht bejahen
zu können geglaubt. Die preußiſche Verordnung über das Beleuchten
des Wagens hatten die Angeklagten beobachtet. Der Getötete iſt ſehr,
geſchwind gefahren, obwohl er wußte, daß ſein Licht nicht richtig
funk=
tionierte, und er iſt weiter auf der falſchen Straßenſeite gefahren. Mit
letzterem Umſtand konnten die Angeklagten nicht rechnen.
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Nummer 285
Donnerstag, den 14. Oktober 1926
Geite 7
Aus Heſſen.
* Arheilgen, 13. Oft. Unſere Bäcker beſcherten uns dieſe Woche
eine Broipreiserhöhung. Es ſtieg der Vierpfundlaib Miſchbrot von
78 Pfg. auf 37 Pfg. — Wie ſchon berichtet, wird augenblicklich das
Saſthaus „Zum Löwen” auch äußerlich einer Neuherrichtung
unter=
zugen. Uim die Reuovierung nun vor allzu raſcher
Wiederbeſchädi=
gung dureh die Aeſt” der davor ſtehenden Kaſtanienbäume zu ſchützen,
werden dieſ den grfällt. Den Paſſanten tritt hierdurch ein ganz
neu=
artiges S=.d entgegen. — Zur Bekämpfung der Schnakenplage
werden die Eaus. gentuner aufgefordert, ihre Keller, Schuppen, Ställe
und älnlichze 7.7ume auszuräuchern oder die Wände und Decken dieſer
Näume a”züflammen. Bis zum 1. November müſſen die
Vernichtungs=
maßnahmen beendet ſein, da dann eine Kontrolle ſtattfindet und
nöti=
genfalls das Erforderliche auf Koſten der Säumigen veranlaßt wird. —
Gemäß Art. 39 Abſ. 2 des Feldſtrafgeſetzes wurde angeordnet, daß
ſämtliche Tauben auf die Dauer von vier Wochen eingeſperrt zu
hal=
ten ſind. Das Feldſchutzperſonal iſt angewieſen, bei
Uebertretungs=
fällen die Tauben abzuſchießen. — Nächſten Sonntag, abends 8 Uhr,
hält die hieſige Ortsgruppe der Freiwilligen Sanitätskolonne vom
Noten Kreuz im „Weißen Schwanen” einen Filmabend ab. Redner iſt
Herr Dr. Dietz aus Darmſtadt, Vorſitzender des Kolonialvereins,
Zweig Darmſtadt. Das Thema lautet: „Eine Reiſe von Hamburg
nach Oſtafrika und durch das Land”. Allen Intereſſenten kann dieſer
bedeutende, hochintereſſante Film auf das Wärmſte empfohlen werden.
* Erzhauſen, 13. Okt. Am verfloſſenen Sonntag hielt die Turn=
und Sportgemeinde ihr diesjähriges Abturnen auf dem Gelände an
ihrer Turnhalle ab. Trotz der fühlbar kühlen Witterung traten
Tur=
ner und Turnerinnen in der ſtattlichen Zahl von 46 Teilnehmern in
die Vahn. Von den verſchiedenen Turnſtufen wurde ein Sechskampf,
ein Fünfkampf und ein Dreikampf ausgetragen. Erſter Sieger wurde
in der Oberſtufe der Turner E. Schäfer mit 125 Punkten; in der
Unterſtufe H. Gerbig mit 123 Punkten; von den Turnerinnen Liſa
Gerbig mit 63 Punkten, von den Schülern Th. Spiro mit 67 Punkten,
von den Schülerinnen Käthi Haaß mit 57 Punkten. Am Abend
ver=
ſammelte ſich die Turn= und Sportgemeinde ſowie Eltern und Freunde
im Vereinslokal, um in froher Stunde das Abturnen in würdiger
Weiſe zu beſchließen. In ſinnreichen Worten hielt der erſte Vorſitzende,
Herr Vollräth, eine kurze Anſprache an die Anweſende, dann begannen
turneriſche Aufführungen; die Pauſen wurden mit Geige und
Klavier=
ſpiel ausgefüllt.
* Pfungſtadt, 13. Okt. Das neue Forſthaus in der Nähe
der Sandbachbrücke iſt in dieſen Tagen von dem Förſter Adam Wiemer
aus Gberſtadt bezogen worden. — Die Feuerwehrinſpektion
am vergangenen Sonntag nahm einen guten Verlauf. Im Anſchluß
an eine Uebung auf dem Schulhofe fand ein markierter Brandangriff
auf die Malzfabrik ſtatt. Der Inſpektor Schnell der Kreisfeuerwehren
des Kreiſes Darmſtadt ſprach ſich anerkennend über die Leiſtungen der
Pflichtfeuerwehr und der Freiwilligen Feuerwehr aus. Auch
Bürger=
meiſter Schwinn ſprach in gleichem Sinne.
— Roßdorf, 13. Okt. Die Bürgermeiſterei hat bekannt gegeben, daß
die Tauben vom 12. Oktober bis 3. November infolge der Saatzeit
ein=
geſperrt zu halten ſind und Zuwiderhandlungen beſtraft werden.
* Wembach=Hahn, 13. Okt. Am Sonntag feierte unſere Gemeinde
ein ſeltenes Feſt. Galt es doch, unſeren Bürgermeiſter, Herrn Georg
Bonin 4., an ſeinem 25jährigen Jubeltag als Oberhaupt unſeres Ortes
zu ehren. Am Abend verſammelten ſich die Vereine mit dem
Ge=
meinderat an der Spitze beim Schulhaus und unter
Lampionbeleuch=
tung ging der ſtattliche Zug durch die Schul= und Kirchſtraße bis zur
Wohnung des Herrn Bürgermeiſters. Dort ſang der Geſangverein
Liederkranz” das Lied „Aus der Jugendzeit”, Hierauf hielt Heir
Beigeordneter Karl Lantelme eine Anſprache an den Jubilar. Als
Zeichen des Dankes der ganzen Gemeinde überreichte er dann dem
Jubilar eine ſchöne Standuhr und eine künſtleriſch ausgeführte und
prachtvoll eingerahmte Urkunde. Sichtlich ergriffen dankte der
Bür=
germeiſter, worauf der Geſangverein das Lied „Treuliebe”, vortrug
und der Turnverein durch turneriſche Vorführungen den Jubilar ehrte.
Auf Einladung des Herrn Bürgermeiſters verſammelten ſich die
Ein=
wohner ohne Unterſchied der Partei in der Turnhalle bei Herrn
Zimmermann, wo beim Glaſe Bier und Geſangsvorträgen noch recht
angenehme Stunden verlebt wurden.
* Groß=Umſtadt, 12. Okt. Kriegerkameradſchaft Haſſia.
Am Sonntag, den 10. Oktober fand im Gaſthaus „Zum Rheiniſchen
Hof” dahier ein überaus gut beſuchter Bezirkstag, der einundneunzigſte,
ſtatt, wozu die Vertreter der 14 angeſchloſſenen Bezirksvereine vollzählig
erſchienen waren. Der Vorſitzende des Bezirks, Herr Förſter Zimmer,
er=
öffnete und leitete die Verhandlungen. Er begrüßte insbeſondere den
Vertreter des Hauptpräſidiums, Herrn Oberregierungsrat Lindenſtruth
aus Darmſtadt, und gedachte in ehrenden Worten des verſtorbenen
Vor=
ſtandsmitgliedes, Herrn Oberſt Schliephake. Die Heuren Block und
Siebert hießen, die erſchienenen Kameraden im Namen ihrer beiden
Vereine, dem Krieger= und Militärverein Groß=Umſtadt, herzlich
will=
kommen und wünſchten den Verhandlungen beſten Erfolg. Heur
Ober=
regierungsrat Lindenſtruth dankte dem Vorſitzenden ſür die freundlichen
Begrüßungsworte und forderte die anweſenden Vertreter der
Bezicks=
vereine auf, auch fernerhin tren zur Sache des Haſſiabundes zu ſtehen.
Nach der Verleſung des Protokolls vom letzten Bezirkstag erſtattete der
Bezirksvorſitzende Zimmer einen eingehenden Bericht über die
ſtattge=
habten Verhandlungen auf dem Verbandstag in Bingen. Herr Nauſch,
Babenkauſen, referierte über den Stand der Kriegerfürſorge innerhalb
des Verbandes, woran ſich noch eine Ausſprache über die geplante
Ein=
richtung der Sterbekaſſe, einer vorzunehmenden Lotterie und das
Ver=
hältnis der Mitglieder zur Verſicherungsgeſellſchaft „Providentia”,
an=
ſchloß. Richtlinien zur Jugendpflege innerhalb des Haſſiabundes follen
demnächſt erſcheinen. Den letzten Punkt der Tagesordnung bildete die
Vörſtandswahl. Da der Veteran Zimmer ſeines vorgenickten Alters
wegen auf eine Wiederwahl verzichtete, iſt er zum Ehrenvorſitzenden
er=
nannt worden. An ſeine Stelle wurde der ſeitherige zweite Vorſitzende
des Bezirks, Herr Krapp, Babenhauſen, gewählt. Den Höhepunkt der
Tagung bildete die Auszeichnung dreier Veteranen. Es waren die
Herren Leonhard Dittel, Groß=Umſtadt, Joh. Müller IIII. und Georg
Georg XII. aus Semd, denen das vom Hauptpräſidium zu Darmſtadt
geſtiftete Ehrenkreuz am weiß=roten Bande überreicht wurde. Ein
be=
geiſtertes Hoch auf das deutſche Vaterland ſchloß die äußerſt anregende
Tagung. Das nächſtjährige Bezirksfeſt wird in Richen ſtattfinden.
Nieder=Klingen, 11. Okt. Am Freitag abend ſprachen in der
hie=
ſigen Kirche die Miſſionarin L. Reher und Ingenieur M. Krikorian,
ein geborener Armenier, über die Schickſale der armeniſchen Chriſten
im Laufe der letzten Jahrzehnte und über die Not der armeniſchen
Waiſenkinder, mehr als 60 000, die heute infolge der Ermordung ihrer
Eltern durch die Türken zu verſorgen ſind. Der Vortrag der
Miſſio=
narin entrollte ein geradezu erſchiitterndes Bild von den Nöten dieſer
Waiſenkinder. Einleitend ging die Rednerin auf den unverſöhnlichen Karg IV. konnte am 1. Oktober ſein 25jähriges Dienſtjubiläum be=
Gegenſatz in der Lebensauffaſſung beider Völker ein, den nichts
treffen=
der kennzeichne als das Schreiben der Armenier von links nach rechts,
wie auch wir es tun, und das Schreiben der Türken von rechts nach
links, alſo entgegengeſetzt. Der Türke ſei bedächtig, geradezu faul, und
halte ſich die Arbeit zu Rate, weil auf die getane Arbeit ja doch nur walten. — Sturm. Der gewaltige Sturm, der in der Nacht vom
letz=
wieder neue Arbeit warte. Der Armenier ſei fleißig, unternehmend
und bereit, mit der Zeit und dem Fortſchritt zu gehen. Der Türke ſehe
deshalb in dem Armenier ſchon immer ſeinen Feind und halte ſein Ab= um. Welch großes Unglück hätte die Folge ſein können. Jedenfalls ſind
ſchlachten für verdienſtlich, da er ja auch ſchon immer alles vernichten
müſſe, was nicht an den Koran glaube. Die
Unabhängigkeitsbeſtrebun=
gen der Armenier fänden ſeit Jahren die Unterſtützung aller geſitteten
Völker, veranlaßten aber die Türken nur immer wieder zu neuen
Nie=
dermetzelungen des unterdrückten Volkes. Es ſei nicht wahr, daß
Deutſch=
land je dieſe Armenierermordungen gebilligt habe. Selbſt im
Welt=
kriege habe Deutſchland die Türkei aufgefordert, die Armenier
menſch=
lich zu behandeln, was urkundlich belegt ſei. An den Vortrag ſchloß
ſich das Abrollen eines Bildſtreifens, der die Einzelheiten des
Vorge=
tragenen lebhaft unterſtützte.
* Michelſtadt, 13. Ott. Kleinpflaſterung der Frankfurter ſtrafe verurteilt. — Die Ehefrau P. St. 3. in Birkenau hat 50 Prozent
Straße. Die hier aus Mitteln der Stadt, des Kreiſes und der Probinz entrahmte Milch in Handel und Verkehr gebracht. Das Gericht erkannte
finanzierte reſtliche Kleinpflaſterung der Frankfurter Straße iſt nun eine vorſätzliche Handlung und verurteilte die Angeklagte zu einer
Geld=
fertig geſtellt und die Straße dem Verkehr übergeben. Damit iſt,
ab=
geſehen von der Großen Gaſſe und der Braunſtraße, die geſamte
Orts=
durchfahrt im Straßenzuge Darmſtadt bzw. Frankfurt a. M. — Gberbach Urteils im Kreisblatt zu tuagen,
mit Kleinpflaſterung verſehen. Es wäre zu wünſchen, wenn die
Stadt=
verwaltung nunmehr raſcheſtens an die Beſeitigung des ſchon wieder= Seevereins” läßt es ſich angelegen ſein, für ſeine Mitglieder,
holt als mißſtändig emgfundenen alten Pflaſters im Zentrum der Stadt Freunde und Gönner auch in den bevorſtehenden Wintermonaten
ge=
heranginge. — Ein Erbacher Stadion? Bekanntlich läßt Michelſtadt
zur=
zeit in produktiver Notſtandsarbeit eine große Sportplatzanlage her= zu laſſen. So findet auch die am 14. d3. Mts., abends 8 Uhr im hieſigen
richten. Nunmehr folgt Erbach ſicherem Vernehmen nach dem größeren Kino gebotene Filmvorführung „Columbus” auf Veranlaſſung der ge=
Bruder nach. Das Wieſenmarktgelände ſoll in einen großen Sportplatz
umgewandelt werden. Damit hofft man in Erbach auf längere Zeit trieb des Nieſen=Lloyddampfers „Columbus” und wird von dem Marine=
Arbeit für eine größere Anzahl von Erwerbsloſen zu finden. Dieſer
Wetteifer der beiden Schweſterſtädte iſt wirklich herzerfriſchend.
Hirſchhorn, 13. Okt. Waſſerſtand des Neckars. Am 12.
Oktober: 0,63 Meter; am 13. Oktober: 0,61 Meter,
* Ein Ehrenmal an der Bergſiraße.
Errichtung eines Totenhains vor der W. S.C. Wachenburg.
( Weinheim a. d. B., 13. Oktober.
Auf einem hervorſpringenden Bergrücken des Wachenberges erhebt
ſich die vor nun faſt zwei Jahrzehnten vom Weinheimer Alte=Herren=
Verband errichtete W. S.C.=Wachenburg, die einzige eigene
Studenten=
burg, an der der Weinheimer Seniorenkonvent — umfaſſend die Corps
aller techniſchen Hochſchulen und Bergakademien Deutſchlands, alljährlich
ſeine Tagung abhält. Der Erbauer der Burg, Architekt Prof. A.
Wien=
koop (Saxoniae=Karlsruhe), Direktor des Staatstechnikums in
Darm=
ſtadt, hat ſoeben mit den Vorarbeiten begonnen, um der Burg ihren
letzten architektoniſchen Abſchluß zu geben und gleichzeitig unterhalb
ihrer Baſtion einen weihevollen Totenhain zu errichten, nach deſſen
Vollendung die Wachenburg eine geſchloſſene einheitliche Denkmals=
Anlage von ganz beſonderer Wucht und Größe darſtellen wird. Die
Baſtion vor der Palas wird zu einer großen Stirnmauer erweitert
werden, von der rechts und links monumentale Treppenanlagen zu einem
Ehrenhof mit Ruhmeshaüe hinabzuführen. Auf dem acht Meter
unter=
halb des oberen Burghofes gelegenen Niveau werden fünf große
Bogen=
öffnungen geſchaffen, die den Zugang zu der acht auf ſiebzehn Meter
großen Ehrenhalle ſür die im Weltkriege gefallenen Kommilitonen
ver=
mitteln ſollen. Von dieſer Halle aus werden einige Stufen zu einem
halbkreisförmig angelegten Hain herabführen, an deſſen unterer
Peri=
pherie das jetzt ſchon vorhandene Feuerbecken ſich befindet. In der
ſieben Meter hohen Ehrenhalle werden auf Marmortafeln die Namen
der im Weltkriege gefallenen Helden des W.S.C. für ewige Zeiten
feſtgehalten. An der Nordoſtecke der Anlage wird ſich ein Flankenturm
erheben, in deſſen unterem Gewölbe die Ehrentafel der im Kriege 1870/71
Gefalienen, die ſich zurzeit im Bergfried befindet, untergebracht werden
ſoll. Den oberen Burghof wird ein architekkoniſch eindrucksvoller
Ar=
kadengang nach Oſten abſchließen. Von der gewölbten offenen Halle
aus wird man nach Nordoſten auf das Ringgebirge des Odenwaldes,
nach Südweſten auf die ehrwürdige Burgruine Windeck, ſowie nach
Süden auf das liebliche Weinheim blicken und darüber hinaus einen
entzückenden Fernblick auf die Rheinebene von der Tromm bis zum
Straßburger Münſter genießen. Der Hauptzweck, den Prof. Wienkoop
mit der Errichtung des etwa tauſend Perſonen faſſenden Ehrenhofes
verfolgt, beſteht darin, abſeits vom fröhlichen Treiben und den
profa=
nen Feſtlichkeiten in und vor der Burg einen unterhalb gelegenen ſtillen
Hain zu ſchaffen, wo im Anſchluſſe an die alljährliche Tagung des
W. S.C. eine würdige Totengedenkfeier abgehalten werden ſoll. Die
Hauptarbeit dieſer monumentalen Anlage wird das Jahr 1927 ausfüllen,
wonach dann zu Pfingſten 1928 anläßlich des Doppeljubiläums, des
65jährigen Beſtehens des Weinheimer Seniorenkonvents und des 25
jähri=
gen Beſtehens des Weinheimer Alte=Herren=Verbandes, die Einweihung
der alsdann architektoniſch vollendeten WS.C.=Wachenburg und des
Totenhains erfolgen wird. Was mithin ein Vertreter de Altherrenſchaft,
E. Hartmann (Alemannige=Hannover) bei der letzten Tagung des
W. S. C. in einer Kommersanſprache in Ausſicht ſtellte, bei der Wachenburg
den gefallenen Helden ein Ehrenmal zu erſtellen, wie es vielleicht einzig
daſtehen werde in deutſchen Landen: dieſes Verſprechen geht nun
über=
raſchend ſchnell in ungeahnt großzügiger Weiſe in Erfüllung.
Borf=Kalender
1OgR
Mit Bildern von Kunſtmaler Ernſt Eimer in Darmſtadt.
Erſtmalig herausgegeben bon dem Verband der
heſſi=
ſchenlandwirtſchaftlichen Genoſſenſchaften in Darmſtadt
Im Zelbſtberlag des Verbandes: Rm. o.75
Dieſer Kalender will nicht lediglich die Zahl der bereits
vor=
handenen Kalender um einen neuen vermehren, ſondern einen
nach Aufmachung und Inhalt gleich gediegenen und wertvollen
Freund geben, der Belehrung und anſprechende
Unter=
haltung, Ernſt und Humor in kunſtvoller Darſtellung mit
aufrichtiger Liebe zum Dorf und ſeinen Bewohnern bietet.
Der Entwurf des Titelbildes, mit der Mahnung „Einigkeit
macht ſtark”, ſtammt von dem bekannten Maler Ernſt
Eimer, über deſſen Werk Graf v. Hardenberg berichtet. Zu
den Monaten hat Eimer Randleiſten gezeichnet. Sieben ſeiner
Hauptwverke ſind in ganzſeitigen Abbildungen wiedergegeben.
Außer den zahlreichen Unterhaltungsbeiträgen finden ſich ſolche
über wichtige landwirtſchaftliche Fragen (
Grünland=
bewegung, Stickſtoffdünger, Tierſchutz, Milch,
Nährſtoffmini=
mum, Obſtbäume und Fruchtſträucher, Keimfähigkeit) und das
landwirtſchaftliche Genoſſenſchaftzweſen.
Ferner ſind zwei um die Landwirtſchaft verdiente Männer,
Wilhelm Haas und Wilhelm v. Hamm eingehend
gewürdigt.
Zahlreiche Tabellen, Ueberſichten und ein Verzeichnis der
Meſſen und Märkte ergänzen den gediegenen Inhalt,
zu haben in der Geſchäftsſtelle und durch unſere Agenturen
armſtädter Tagblatt=Verlag
* Sandbach, 13. Okt. Amtsjubiläum. Herr Kirchendiener Ph.
gehen. Er hat während dieſer Zeit ſein Amt mit größter
Gewiſſen=
haftigkeit und Hingebung verſehen. Der Kirchenvorſtand ſprach ihm
neben Dankesworten die herzlichſten Glück= und Segenswünſche aus.
Möge Herr Karg noch lange Jahre bei guter Geſundheit ſeines Amtes
ten Samstag zum Sonntag tobte, warf ſämtliche Maſten der elektriſchen
Hochſpannung zwiſchen unſerem Dorfe und dem St. Marien=Waiſenhaus
die Maſten nicht ſturmfeſt verankert geweſen.
* Lindenfels, 13. Okt. Tödlich vom Auto verletzt. Der
Händler Steinmann von hier geriet in Reichenbach ſo unglücklich unter
ein Perſonenauto, daß er ins Hoſpital nach Bensheim verbracht werden
mußte, wo er aber alsbald den ſchweren Verletzungen erlag.
* Fürth, 13. Okt. Wieder zwei Milchpantſcher. Das
hie=
ſige Schöffengericht hatte ſchon wieder Veranlaſſung, zwei Milchpantſcher
zu verurteilen. Dem Landwirt J. G. von Groß=Breitenbach konnte
zuuar ein vorſätzliches Handeln nicht nachgewieſen werden, da er jedoch
im höchſten Grade fahrläſſig gehandelt, wurde er zu 25 Mark
Geld=
ſtrafe von 150 Mark, zudem hat ſie die Koſten für Publikation des
E. Auerbach, 12. Ofk. Die hieſige Ortsgruppe des „Deutſchen
eignete, das See= und Schiffahrtsweſen betreffende Filmvorträge halten
nannten Ortsguuppe ſtatt. Der Filmvortrag behandelt den Bau und Be=
Ing. a. D. Dipl. Ing. Herrn H. Knocke gehalten. Da es ſich bei der
vier Teile umfaſſenden Bildfolge um keinen gewöhnlichen Schiffahrtsfilm
handelt, ſondern um ein methodiſch aufgebautes Filmwerk von
populär=
wiſſenſchaftlichem Charakter, zu dem auch Jugendliche zugelaſſen ſind,
ſo dürfte wohl mit einem ſtarken Beſuch der Vorführung zu rechnen ſein.
Vogelſchutz.
Herr Scheid in Büren, Weſtfalen, der einzige Fabrikant der
Berleb=
ſchen Niſthöhlen, legt ſeinem Preisblatt zur Liſten=Ausgabe 1926/27
eine Beilage bei, der man im Intereſſe des Vogelſchutzes eine möglichſt
weite Bekanntſchaft wünſchen kann. Dieſelbe trägt die Ueberſchrift:
„Mehr Vogelſchutz im Obſt=, Garten= und Weinbau!” und lautet
wört=
lich wie folgt:
Die Nachwirkungen des Weltkrieges haben dem deutſchen Obſt= und
Gartenbau einen gewaltigen Aufſchwung gebracht. Die in den letzten
Jahren ſtändig im Zunehmen begriffene Nachfrage nach den
Erzeug=
niſſen des heimiſchen Obſt= und Gartenbaues hat in weiten Kreiſen
der Bevölkerung ein wachſendes Intereſſe wachgerufen. Viele
Neu=
anlagen von Obſtpflanzungen und Gärten ſind entſtanden. Dazu
kommen die vielen Kleinanlagen bei den neu enſtandenen und noch
zu ſchaffenden Kleinwohnungen und ländlichen Siedlungen. Obſt= und
Gartenbauvereine beſtehen heute in den meiſten Orten und ſind beſtrebt,
ein zielbewußtes und praktiſches Vorgehen bei ihren Mitgliedern zu
ſichern und Fehlgriffe in Anlagen und Hilfsmitteln möglichſt zu
ver=
hindern.
Eine ganz beſonders wichtige Frage für jeden Obſtzüchter und
Gartenfreund iſt heute die der wirkſamen
Schädlingsbe=
kämpfung. Die hohen Werte aller Erzeugniſſe des Obſt= und
Gar=
tenbaues führen in verſtärktem Maße zu dem Beſtreben des Einzelnen,
ſeine Anlagen von Schädlingen möglichſt verſchont zu ſehen und im
bezug auf Menge und Güte vollwertige Ernteergebniſſe zu erzielen.
Für die Bekämpfung ſind in den letzten Jahren unendlich viel chemiſche
Mittel aufgetaucht, welche jedoch alle beſtenfalls nur von
vorübergehen=
dem Erfolg ſein können und nicht ſelten mehr oder weniger ſchädlich
auf die Bäume und Pflanzen einwirken. Auch pflegen dieſe Mittel
meiſt erſt dann zur Anwendung zu kommen, wenn ſi.h ein ſtärkeres
Auf=
treten von Schüdlingen bereits bemerkbar macht. Hier iſt ein dauernd
vorbeugendes Mittel von unbedingt ſicherer
Wir=
kung und von ganz beſonderer Bedeutung, und das haben wir in der
ſachgemäßen Ausübung eines praktiſchen
Vogel=
ſchutzes.
Die Mithilfe der Vögel bei der Schädlingsbekämpfung iſt ga: nicht
zu entbehren. In erſter Linie durch die Vögel ſtenert die Natur einem
übermäßigen Auftreten der vielen Schädlinge, und ganz beſonders ſind
es hier wieder die inſektenfreſſenden Höhlenbrüter, deren ſich die Natur
zur Kurzhaltung der tieriſchen Schädlinge des Obſt= und Gartenbaues
bedient. Wo viele Vögel angeſiedelt ſind, werden
Schädlinge niemals übermäßig auftreten können.
Dieſe Tatſache haben viele Tauſende Beſitzer von Obſtpflanzungen und
Gartenanlagen erkannt und ſich zunutze gemacht, indem ſie den
zuver=
läſſigen Helfern Wohn= und Niſtgelegenheiten ſchafften, und ihrer auch
im Winter nicht vergaßen. Hohle und morſche Bäume werden heute
kaum noch irgendwo geduldet, und ſo fehlt es den Höhlenbrütern faſt
überall an natürlichen Niſtgelegenheiten. Dieſe Vogelarten werden
da=
her ſelten in den Anpflanzungen und Gärten. Um ſie dort in größerer
Zahl wieder heimiſch zu machen, muß man ihnen die fehlenden
Woh=
nungen auf andere Weiſe erſetzen. Dieſe ſchwierige Aufgabe darf als
gelöſt betrachtet werden, ſeitdem uns Frhr. v. Berlepſch, der verdiente
Vorkämpfer des Vogelſchutzes, nach jahrzehntelangen Verſuchen, die der
natürlichen Spechthöhle getreu nachgebildete v. Berlepſchſche
Niſt=
höhle gab. Dieſe Höhlen haben ſeit nunmehr über 25 Jahre durch
ungeahnte Erfolge in weiten Kreiſen Verwendung und Anerkennung
gefunden, und viele Obſtpflanzungs= und Gartenbeſitzer bewahren heute
ihre Anlagen unter Verzicht auf jede künſtliche Bekämpfung nur durch
vermehrte Anſiedlung der äußerſt mitzlichen Höhlenbrüter vor
übermäßi=
gem Schädlingsbefall. Die v. Berlepſchſchen Niſthöhlen werden von
den Vögeln ſofort und gern angenommen, ſind von größter Halbarkeit
und in ihrer gefälligen Ausführung auch ein Schmuck für jede Anlage.
Jede echte Niſthöhle trägt das Wauenzeichen NB.
Wer ſich eingehender mit der Vogelſchutzfrage und ihrer
wirtſchaft=
lichen Bedeutung befaſſen will, der leſe das reich bebilderte Buch:
„Dr. h. c. Hans Freiherr v. Berlepſch, Der geſamte Vogelſchutz, ſeine
Begründung und Ausführung auf wiſſenſchaftlich natürlicher
Grund=
lage”; ſehr verbeſſerte (11.) Auflage. Preis 6 Mk. (Verlag J.
Neu=
mann, Neudamm.) Ein Sonderdruck daraus: „Schaffung von
Niſt=
gelegenheiten für Höhlenbrüter” (Preis 60 Pfg.), iſt im gleichen Verlag
erſchienen und von dort oder von der Firma Herm. Scheid, Büren
in Weſtfalen, zu beziehen.
Hinzugefügt ſei im Intereſſe der hieſigen Vogelſchützer das Folgende:
Zur Erleichterung des Bezugs und der zweckentſprechenden Auswahl
echter Berlepſchſcher Niſthöhlen und Vogelſchutzgeräte, ſowie der
er=
forderlichen Vogeltränken (mit Bademöglichkeit) wird in daukenswerter
Weiſe von der Stadtverwaltung Dormſtadt ein Depot (zunächſt nur
eins) in der Knaben=Arbeitsſchule (Stiftſtraße) hier, bei Herrn Lehrer
Preſſer, ganz in aller Kürze eingerichtet, aus dem die hieſigen
Vogel=
ſchüitzer alle Vogelſchutzgegenſtände gegen Rückvergütung der durch den
reichlicheren Bezug der Ware verbilligten Bezugskoſten in beſter
Aus=
führung erhalten und vorher an ſachverſtändiger Hand (Herr Lehreu
Preſſer) auswählen können. Zur ſachgemäßen Ausführung der
An=
lagen ſteht Herr Geh. Forſtrat i. R. Kullmann auf Wunſch gerne zur
Verfügung und würde es namentlich gewiß auch im Sinne der
Stadt=
verwaltung und des Vogelſchutzvereins, ſehr begwißen, wenn zunäch
der große Komplex der aneinanderſtoßenden Privatgärten zwiſchen unterer
Hi
gelſtraße, Neckar=, Heidelberger= Hermann= und oberer
Wilhelminen=
ſtraße von ſeinen Villenbeſitzern mit Vogelſchutzanlagen verſehen würde.
Für die Ausführung iſt die beſte Zeit im Oktober, weil die Vögel
bis zum Frühjahr vertraut mit den Niſthöhlen ſind und ſich noch vor
Eintritt des Winters mit den Futterplätzen bekannt machen können.
* Viernheim, 12. Okt. Bei den Rohrlegungsarbeiten in der
Goethe=
ſtraße wurde der verheiratete Schloſſer Hans Kempf durch Einbrechen
eines ſchlecht abgeſprießten Rohrgrabens von den nachſtürzenden
Sand=
maſſen vorſchittet. Von ſchnell herbeigeeilten Arbeitern wurde er wieder
aus ſeiner ſchlimmen Lage befreit. Kempf, der bewußtlos war und
verſchiedene Quetſchungen erlitt, wurde mit dem Sanitätsauto in ſeine
Wohnung verbracht. Bereits mehrere Unfälle ähnlicher Art ſind in den
letzten Tagen infolge der auf den Fußſteigen lagernden
Waſſerleitungs=
rohre vorgekommen. Lausbuben treiben in der Dunkelheit dadurch
Unfug, daß ſie die Rohre quer über die Straße wälzen und die
Later=
nen an den Barrieren auslöſchen oder gar ſtehlen. So rannte dieſer
Tage abends ein Auto in der Louſcher Straße über ein Gußrohc. Eine
gebogene Achſe und zwei geplatzte Reifen waren die Folge. Ein
Rad=
fahrer fuhr morgens früh zur Arbeitsſtätte. Infolge Nebels ſah en
trotz ſeiner Laterne eine Abſperrungsbarriere nicht, fuhr dieſelbe an
und ſtürzte vom Rade, mit kleineren Verletzungen und demolierter
Fahrradlaterne. Ein alter Mann fiel ebenfalls über ein im Wege
liegendes Gußrohr und zog ſich erhebliche Hautabſchürfungen im
Geſicht zu. — Ein ſchwerer Unglücksfall ereignete ſich
wiederum auf der hieſigen Bauſtelle der Elektrobaugeſellſchaft Deſſau.
Der 25jährige Monteur Konrad Mandel von hier kam in die Räder
der großen Motoywinde, an der er mit dem Aufſpinnen eines Seiles
beſchäftigt war und erlitt einen dreifachen Knochenbruch des rechten
Beines. Das Auto der Firma, das in der letzten Zeit ſchon manchen
Verunglückten von dieſer gefährlichen Arbeitsſtelle wegbringen mußte,
brachte den Verletzten nach Hauſe.
* Gießen, 12. Okt. Die Landesuniverſität Gießen
hat für das Jahr 1926/27 folgende Preisaufgaben geſtellt: Von
der Mediziniſchen Fakultät für den Balſerpreis: „Die funktionelle
Be=
deutung der Gallenblaſe”; von der juriſtiſchen Fakultät: „Die
Aufrech=
nung vor einem für die Gegenforderung unzuſtändigen Gevicht”; v.
der theologiſchen Fakultät: „Die Bodenfrage im Alten Teſtament”;
von der veterinärmediziniſchen Fakultät: „Beiträge zur
Kehlkopfentwick=
lung bei den Haustieren”; von der philoſophiſchen Fakultät: 1. aus
der Forſtwiſſenſchaft: „Die waldbauliche Bedeutung der
Kiefernraſſen=
frage in Heſſen”; 2. aus der deutſchen Literaturgeſchichte: „Roman und
Geſellſchaft im Zeitalter der deutſchen Aufklärung”; 3. aus der Chemie:
„Die Alterungen von Schmelzflüſſen und
ſungen ſollen experimentell
unterſucht und theoretiſch gedeutet werden
4. aus der Mineralogie
und Geologie: „Die petrologiſchen und geologiſchen Verhältniſſe der
Klaſtoporphyroide der weſtlichen Lahnmulde‟. Die Bewerbungsſchrift
iſt vor dem 1. April 1927 an die betreffende Fakultät einzuſenden. Beim
Jahresfeſt der Univerſität am 1. Juli 1997 verließt der Rektor die
Urteile und gibt die Namen der preisgekrönten Bewerber bekannt.
WSN. Holzhauſen v. d. H. (Kr. Friedberg), 12. Okt. Ein neuer
yphusherd. Seit einigen Wochen ſind hier Unterſuchungen
hrerer Typhuserkrankungen, die in unſerer Gemeinde zu verzeichnen
im Gange. Bisher gelang es indeſſen nicht, den Urſprung der
rankungen feſtzuſtellen. Wie verlautet, befinden ſich einige Perſonen,
denen Typhusverdacht beſteht, im Krankenhaus zu Bad Homburg, ein
derer Erkrankter fand Aufnahme im Hoſpital zu Friedberg. In
ſtlichen Kreiſen glaubt man im Augenblick nicht an eine weitere
Aus=
itung der Krankheit. Die Feier der diesjährigen Kirchweihe iſt
be=
t8 abgeſagt.
WSN. Friedberg, 12. Okt. Sonntagsjägerpech. Bei einer
eibjagd im Revier Queckborn am Sonntag rannte ein Rehbock einen
gersmann aus Köln an, warf ihn zu Boden, verſetzte ihm mit dem
hörn ein paar tüchſtige Knüffe, ſchlug ihm mit den Läufen das
Ge=
ehr aus den Händen und verſchwand dann — trari, trara — im
ickicht des nahen Waldes.
Seite 8
Donnerstag, den 14. Oktober 1926
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3 Uhr in der Martinskirche ſiattfindende
Trauung zeigen an
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Willi Nicklas
Dentiſt.
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Darmſtadt, den 13. Oktober 1926.
Stat Karten.
Ihre am Samstag, den 16. Oktober,
2½ Uhr, in der Stadikapelle ſiattfindende
Trauung beehren ſich anzuzeigen
Eddy Hachenburger
Heinrich Kumpf
Darmſtadt
Bismarckſtr. 72.
*26960)
Beerfelden
Siat Karten.
Für die ihnen anläßlich ihrer Vermählung
erwieſenen Aufmerkſamkeiten ſagen
herz=
lichen Dank
Julius Winkler u. Frau
Lieſel, geb. Scholl.
Pfungſtadt
Eberſtädterſtr. 78.
(*26956)
Statt jeder beſonderen Anzeige.
Dem Herrn über Leben und
Tod hat es nach ſeinem
un=
erforſchlichen Ratſchluſſe gefallen,
unſeren lieben Vater, Großvater,
Schwiegervater, Schwager und
Onkel
I.
im 73. Lebensjahre nach kurzem
Leiden heimzurufen.
Im Namen der tieftrauernden
Hinterbliebenen:
Philipp Schneider III.
Waſchenbach, den 13. Oktober 1926.
Die Beerdigung findet am Freitag,
den 15. Oktober 1926, nachmittags
4 Uhr, ſtatt. (*26924
Weinet nicht an meinem Grabe,
Gönnet mir die ewige Ruh;
Denkt, was ich gelitten habe,
Eh’ ich ſchloß die Augen zu.
Todes=Anzeige.
Dienstag abend 11½ Uhr wurde
meine liebe Frau und treue Mutter
Helene Hahn
geb. Weber
von ihrem ſchweren mit Geduld
getragenem Leiden durch einen
ſanften Tod erlöſt.
Die trauernden Hinterbliebenen:
Georg Hahn und Kinder.
Darmſtadt, den 13. Oktober 1926.
Die Beerdigung findet Freitag
nachmittag 2 Uhr auf dem
Wald=
friedhof ſtatt (14892
Freitags und Bamstags
erhält man bis auf weiteres
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und Ruthsstraße 24, Wendelstadtstraße 22, Wittmannstraße 2
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Am 10. Oktober verſchied plötzlich und
unerwartet unſer verehrter Chef
Herr
Daniel Katz.
Wir betrauern in ihm einen edelgeſinnten,
gerechten Menſchen und werden ſein
An=
denken in Ehren halten.
Die Angeſtellten der Firma
M. Katz, Lederhandlung
Darmſtadt. 26978
Dankſagung.
Für die anläßlich des herben Verluſtes meines
unvergeßlichen Mannes, unſeres geliebten Vaters,
Bruders, Schwagers, Onkels und Schwiegerſohnes
Gaſtwirt
Ludwig Geiß
bewieſene Beileidsbezeugungen und vielen Blumen=
und Kranzſpeuden ſagen wir auf dieſem Wege Allen
herzlichſten Dank.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Babette Geiß Wwe.
nebſi Kinder.
Darmſtadt, Arheilgen, König i. Odw.
(14853
Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe aufrichtiger
Teil=
nahme ſbeim Hinſcheiden unſeres lieben Sohnes
und Bruders Fritz, beſonders für die
troſi=
reichen Worte des Herrn Pfarrers Marx und
des Herrn Claß vom T.V. Jahn am Grabe
ſagen wir unſeren tiefgefühlten Dank.
Im Namen der Trauernden:
Wilh. Karpenſtein
226925)
Eiſenb.=Inſpektor.
Harch
Guterh. kl.
Grude=
ofen, kl. eiſ
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chen, einfl. Gasherd.
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ſtraße 31.
Heute am 12. Oktober 1926 entſchlief
mein lieber Mann, unſer lieber Vater, Bruder,
Großvater, Schwiegervater, Schwager und
Onkel
Chriſtian Pfaff
im 70. Lebensjahr.
14866
In tiefer Trauer:
Frau Eliſabeth Pfaff Vwe.
geb. Geibel
gleichzeitig im Namen aller
Angehörigen.
Nieder=Ramſiadt, den 12. Oktober 1926.
Die Beerdigung findet am Freitag, den
15. Oktober ſiatt,
Kaufm. Verein Darmſtadt e. V.
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14. Oktober. abends 8 Uhr. im
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Im Namen der
trauernden Hinterbliebenen:
Kath. Jäger
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Die Beerdigung findet Freitag, den
15. Oktober, nachmittags 2 Uhr, auf
dem Waldfriedhof ſiatt.
Meine Wohnung
befindet ſich jetzt: (14393
Neckarſtraße 24, III. r.
didermei
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DK=
Auguſt Heiſe, Schtere. -iaiſter
Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe
herz=
licher Teilnahme anläßlich der
Beerdigung meines lieben, guten
Mannes ſage ich hiermit meinen
innigſten Dank. Herrn Pfarrer
Wendel danke ich für die
troſt=
reichen Worte, außerdem für die
zahlreichen Kranz= und
Blumen=
ſpenden.
Frau Margarethe Stephan.
Darmſtadt, 14. Oktober 1926.
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gehabt habe. Seit 6 Wochen trage ich kein Band mehr, und
bis jetzt werde ich durch nichts mehr an das Vorhandenſeit
eines Bruches erinnert.
Herr F V., Bäcker aus Hamburg ſchreibt: Fühle mich veranlaßt,
Ihnen mitzuteilen, daß ich durch Ihr Heilverfahren von meinen
ſchweren Zruchſchaden den ich ſeit ca. 12 Jahren ge abt habe,
vollſtändig geheilt bin. Auch mein Hausarzt, der mein Leiden
kennt, hat dieſes ausgeſprochen. Die ganze Kur hat nur
ca 12 Wochen in Anſpruch genommen, ohne mich in meinem
beſchwerlichen Beruf als Bäcker zu ſtören.
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Seite 10
Donnerstag, den 14. Oktober 1926
Nummer 285
Mit einem deutſchen Schulſchiff
in Japan.
In der glänzenden und an Erfolgen reichen Entwickelung,
welche die maritimen Beſtrebungen unſeres Vaterlandes bis zum
Ausbruch des Weltkrieges zu verzeichnen hatten, bildet die
In=
dienſtſtellung von Schulſchifſen für die moderne Handelsmarine
einen wichtigen Abſchnitt. Von der Erkenntnis ausgehend, daß
die Führer der an Tonnage ſtändig wachſenden Ueberſeedampfer
neben vorzüglichen ſeemänniſchen Eigenſchaften auch in
beſon=
derem Maße über höherſtehende Allgemeinbildung und
geſell=
ſchaftliche Gewandtheit verfügen müßten, entſchloß ſich neben dem
Deutſchen Schulſchiff=Verein in erſter Linie die große bremiſche
Neederei, der Norddeutſche Lloyd, ein Schulſchiff für die
Aus=
bildung des Offiziers=Nachwuchſes ſeiner Flotte in Dienſt zu
ſtellen. Um die Jahrhundertwende ſah dann die See zum erſten
Male die „Herzogin Sophie Charlotte”, benannt nach der älteſten
Tochter des Großherzogs von Oldenburg, der das hohe
Protek=
torat über die Kadettenerziehung übernommen hatte. Zwei
Jahre ſpäter, im Früjahr des Jahres 1902, ſtellte man auch das
Schweſterſchiff, die „Herzogin Cecilie” in Dienſt, getauft nach
dem Namen der mecklenburgiſchen Prinzeſſin, die ſpäter als
Kronprinzeſſin Ceeilie die Gattin des deutſchen Thronfolgers
wurde. Beide Schiffe haben im Laufe der Jahre ihren hohen
Patinnen, die verſchiedentlich Gäſte des Schiffes im
Heimats=
hafen waren, große Ehre gemacht. Mit ihrem majeſtätiſchen
Ausſehen, weiß geſtrichen und im Schimmer ihrer großen
Segelfläche, haben ſie das Auge jeden Seefahrers und
abertauſender begeiſterter Beſchauer entzückt und waren der
Stolz der Lloydflotte. Schwarz=Weiß=Rot mit dem
Eiſer=
nen Kreuz wehte die Flagge von der Gaffel, und im
Groß=
maſt führten ſie das Wahrzeichen des Lloyd, die weiße Flagge
mit gekreuztem Anker und Schli ſſel, umgeben vom Eichenkranz.
Unvergeßliche Erinnerungen ſteigen vor dem geiſtigen Auge
deſſen auf, der den Vorzug genoſſen hat, mit dieſen Schiffen
große Auslandsreiſen zu unternehmen, und von einer dieſer
Fahrten will ich im Rahmen dieſer Abhandlung berichten
Im Auguſt des Jahres 190 verließ die „Herzogin Cecilie‟
mit einer Beſatzung von 6 Offizieren, 60 Kadetten und der
er=
forderlichen techniſchen Mannſchaft die Oſtküſte Nordamerikas
mit der Beſtimmung nach Tſuruga, einem damals noch ziemlich
unbedeutenden Haſen an der Nordweſtküſte Japans. Den
geſetz=
lichen Beſtimmungen gemäß, führte das Schulſchiff nur Segel
und hatte zur Fortbewegung keine Maſchinenanlage an Bord.
Der Seglerweg führte durch den Atlantiſchen Ozean, um das
Kap der Guten Hoffnung, weiter ſüdlich um Auſtralien, durch
die ganze Südſee nordwärts bis in die japaniſchen Gewäſſer.
Aus dieſer kurzen Aufzählung mag der Leſer ſich einen Begriff
machen von der Länge der Reiſe und den mancherlei
Schwierig=
keiten, die es in ihrem Verlaufe zu überwinden galt. Kein
Hafen wurde angelaufen, bis uns das erſehnte japaniſche Ziel
winkte. In allen Wetterlagen, bei ruhiger See und in toſendem
Sturm, regelte eine peinliche Routine (Stundenplan an Bord)
den Dienſt und ſorgte dafür, daß keine Langeweile aufkam. So
entſtand langſam, aber ſicher auf den Planken unſeres braven
Schiffes ein ſeemänniſches Geſchlecht, das, wie man zu ſagen
pflegt, „ſich den Wind tüchtig um die Naſe wehen ließ”, ſo wurde
im harten „Muß” des anſtrengenden Dienſtes jenes Pflichtgefühl
großgezogen, das die deutſche Seemannſchaft auszeichnete und ſie
zu Taten befähigte, die großen Mut und feſte Entſchloſſenheit
erforderten. Nach 132 Tagen ununterbrochener Seefahrt gingen
unſere Anker auf der weiten Seereede von Tſuruga in die Tiefe.
Aus tropiſcher Südſeehitze waren wir in einigen Wochen in den
rauhen Norden verſetzt, wo Eis und Schnee uns von den Bergen
grüßten. Nur wer es mitgemacht hat, kann ſich ganz in die
Stimmung verſetzen, in der ſich unſere jungen Herzen an jenem
Dezembertage des Jahres 190. befanden, als wir nach
monate=
langer Meerfahrt, abgeſchloſſen von aller Welt (
Funkentele=
graphie hatten wir damals noch nicht an Bord) wieder feſten
Boden unter den Füßen fühlten. Unſer Empfang durch die
Be=
völkerung war einfach begeiſternd. Das ganze Städichen
über=
bot ſich in Liebenswürdigkeiten gegen uns Fremdlinge und
ent=
ſchädigte uns reich durch freundlichſtes Entgegenkommen. An
Vord herrſchte jene Hochſtimmung, die ſtändig durch das
An=
laufen eines Hafeus hervorgerufen wird und die durch die aus
der Heimat angekommene Poſt bis zur Siedehitze geſteigert zu
werden pflegt. Was war nicht alles geſchehen ſeit den
ver=
floſſenen vier Monaten, wo wir den letzten Brief von zu Hauſe,
die letzte Zeitung in der Hand gehalten hatten! Mit hungrigen
Augen (in des Wortes wahrſter Bedeutung) las man ſich ſatt
und verſchlang jede Nachricht von daheim! Und dann kam
Weih=
nachten, das Feſt der Freude, mit einem richtigen Tannenbaum,
ſelbſt geſchnitten in japaniſchen Bergen und ausſtaffiert mit
„richtiggehendem” Baumſchmuck. Wie ganz anders war es doch
an Land, wo die Menſchen alles hatten, als auf hoher See, wo
wir im Jahre vorher Weihnachten bei einem künſtlichen, aus
Stielen und grünbemalten Blättern geſertigten Baum feierten.
Noch ſehe ich unſere jugendfrohe Schar, von der ſo mancher ſeine
Liebe zum Vaterland im Seekriege mit dem Tode beſiegelt hat,
bei jenem Feſte in weiter Ferne. Noch höre ich die Worte
un=
ſeres Kommandanten, die unſere Herzen ſtark machten für alles,
was noch vor uns lag und aus denen der Stolz des Deutſchen
ſprach, daß es uns vergönnt war, auf ſolchem Schiff im
Aus=
lande ein echtes deutſches Weihnachtsfeſt zu feiern.
Den Höhepunkt unſerer längeren Liegezeit in Japan bildete
unzweifelhaft ein offizielles Feſt, das uns „Schulſchiffern” von
der gaſtlichen Stadt Tſuruga gegeben und welches in dem ſogen.
Rathauſe abgehalten wurde. Europäiſche Begriffe bei dieſer
Be=
zeichnung anzulegen, wäre allerdings verfehlt. Auch dieſes
Ge=
bäude der Stadtverwaltung unterſchied ſich, rein äußerlich
be=
trachtet, kaum von den zierlichen Miniaturwohnſtätten der
übri=
gen Einwohner, und um die vielen Gäſte zu faſſen, hat es einer
fabelhaften Umgruppierung in ſeinem Innern bedurft. Ganze
Wände, die allerdings nach japaniſcher Sitte ſämtlich aus
Oel=
papier beſtanden, wurden entfernt und zu unſerer beſonderen
Bequemlichkeit auch Tiſche und Stühle zur Stelle geſchafft. Da
man ein japaniſches Haus nicht mit Schuhen betreten darf,
er=
ſchienen wir ſamt und ſonders „ohne” d. h. in Strümpfen.
Unſere Stiefel ſtanden militäriſch aufgereiht im unteren „Foyer”.
Das wachſame Auge unſeres geſtrengen 1. Offiziers hatte dafür
geſorgt, daß keiner Mutter Sohn etwa mit zu beanſtandenden
Strümpſen erſchien. Wir konnten uns daher durchaus ſehen
laſſen! Für unſere hungrigen Kadettenmagen, die ſeit langem
durch keine lukulliſchen Genüſſe verwöhnt waren, bildete
natur=
gemäß das in Ausſicht ſtehende „Feſteſſen” den
Hauptanziehungs=
punkt des ganzen Abends. Nach unſerer Meinung war die
end=
los lange Begrüßung durch das Stadtoberhaupt, durch den
Kom=
mandanten der Feſtung und noch einige andere Würdenträger
durchaus überflüſſig. Auch unſer Kommandant redete nach
un=
ſerer Anſicht zu lange und hielt uns dadurch nur vom Eſſen
zurück. Vorläufig beſtaunten unſere Augen einmal die lange,
feſtlich geſchmückte Tafel, auf der ſchon allerhand noch
wohlver=
deckte Schüſſeln auf unſeren konzentriſchen Angriff warteten. Das
Signal dazu löſte denn auch eitel Freude bei uns aus, und wir
gingen ſchnell ans Werk, ohne lange auf Bedienung, die ſich auch
uirgends ſehen ließ, zu warten. Der erſte Schreck nahte in
Geſtalt der bei jedem Gedeck liegenden Eßſtäbchen aus Holz
(Meſſer und Gabel waren hier „Tabu”), um ſofort in
grenzen=
loſes Staunen überzugehen, als ſich auf ein Zeichen des
Gaſt=
gebers abermals einige Papierwände auseinanderſchoben und
in endlos langer Reihe eine große Schar allerliebſter Geiſhas
in den weiten Raum zog. — Für Augenblicke ſiegte das Herz
über den Magen, denn was da an Lieblichkeit und Grazie in
den ſchillernden japaniſchen Kimonos von weißer, blauer, gelber,
grüner Seide einherſchwebte, verſetzte unſer Seemannsblut in
Wallung. Wohlabgezirkelt ſchwenkte das Heer der Geiſhas nach
unhörbarem Kommando an allen Enden der Feſttafel ein und
gehorſam ſtand hinter jedem von uns Gäſten ein niedliches,
zer=
brechliches Weſen von niegeahnter Feinheit. Und ſo blieb es den
ganzen Abend über. Weiche Hände und Arme reichten die
ver=
ſchiedenſten Schüſſeln mit Leckerbiſſen, goſſen den brennenden
„Saki” (Reiswein) in die Schälchen und lächelten jenes
ſagen=
hafte Lachen, das die Frauen in Japan vor allen anderen in
der Welt auszeichnet. Auch nahmen die kleinen mimoſenhaften
Händchen die läſtigen Stäbchen fort, als ſie ſahen, daß wir mit
ihrem Gebrauch auf Kriegsfuß ſtanden. Durch liebliche Geſten
machte man uns klar, daß man auch die Finger nehmen dürfte,
um den Reis mit Eiern zum Munde zu führen. — Hei, war das
ein Leben miteinander! Der Saki ſchmeckte gut, und das Eſſen
war zumeiſt nicht übel, ſo wurde Erkleckliches geleiſtet, und unſere
lachenden Dienerinnen freuten ſich über den mächtigen,
ſeemänni=
ſchen Appetit.
Nach dem Eſſen erfreuten uns die Geiſhas mit ihren
Ge=
ſängen und Tänzen, die von eigenartiger Muſik begleitet wurden.
Ein köſtlicher Anblick, dieſes Farbenmeer der bunten Kimonos
und die zartgliedrigen Geſtalten! Es war nach Mitternacht, als
zum Aufbruch geblaſen wurde. — Da kam für uns die durchaus
nicht unangenehme beſondere Ueberraſchung. Es war ſchlechtes
Wetter geworden und im Außenhafen ſtand ſchon eine grobe See,
die eine Rückkehr mit unſeren Booten bei Nacht entſchieden zu
einem Wagnis machte. Sorgenvoll wurde die unerwünſchte Lage
von unſerem Kommandanten, dem 1. Offizier und unſeren
japa=
niſchen Gaſtgebern beſprochen. Uns 30 Jünglinge an Land
über=
nachten zu laſſen, war ohne Frage eine Angelegenheit, die man
nicht kurzerhand befriedigend entſcheiden konnte. Da war guter
Rat reichlich teuer! Schließlich kam man überein, uns in drei
Gruppen z zehn Mann in drei verſchiedenen Hotels der Stadt
unterzubringen. Unter Führung eines Offiziers und eines
Orts=
kundigen gingen dieſe Expeditionen auch ohne Unfall vonſtatten.
Wir waren wieder mal geborgen und ſchliefen geradezu prächtig
auf und unter den weichen Daunendecken, die der japaniſche
Wirt in Maſſen in unſeren gemeinſamen Schlafſaal ſchleppte.
Diskret kniſterten die kleinen offenen Kohlenfeuerchen in den
vier Ecken des Schlafgemachs, ſtündlich betreut von huſchenden
geſchäftigen Geſtalten. Die deutſche Jugend ſchlief wohlbehütet!
Punkt 6,30 am nächſten Morgen ſtanden wir befehlsgemäß vor
dem Rathaus, fertig zum Anbordfahren! Aber auch jetzt noch
wehte es „aus allen Kuopflöchern”, wie der Seemann ſagt. Aſo
hieß es um die Bucht marſchieren, bis wir in größere Nähe
un=
ſeres Schiffes kamen und Boote uns abholen konnten. Zwei
Stunden marſchierten wir wacker durch den Schnee, mit
fröh=
lichen deutſchen Wanderliedern uns die Zeit vertreibend, bis man
unſeren Anmarſch von Bord aus entdeckte und Boote zur
Lan=
dungsſtelle ſchickte. Schuhe und Strümpfe wurden ausgezogen,
Kommandant und Offiziere „huckepack” getragen und durch die
helle Brandung ging es in die ankommenden Boote und mit
ihnen an Bord. Ein reizvolles Feſt lag hinter uns! Im Laufe
der Tage haben wir dann noch manchen wunderſchönen Ausflug
ins Innere des Landes gemacht, von denen ſich einer ſogar bis
Kioto, der uralten Hauptſtadt Japans, ausdehnte. An
Seltſam=
keiten und beſonderen Erlebniſſen reich war die ganze Zeit
un=
ſcres japaniſchen Aufenthaltes, und oft haben wir an die Wochen
zurückgedacht, die wir im Lande der aufgehenden Sonne
ver=
lebten. Ein großes Abſchiedsfeſt ſah unſere zahlreichen Freunde
an Bord, ehe wir die Segel zur großen Heimreiſe nach
Deutſch=
land ſetzten. Auch unſeren Gäſten aus Japan fiel der Abſchied
ſchwer und nicht endenwollende Hurras auf den deutſchen und
den japaniſchen „Emperor” begleiteten unſer heimatfrohes Schiff.
Ueber Singapore und Rangoon in Hinterindien ging’s mit
vollen Segeln auf die Heimreiſe, und als am Kap der Guten
Hoffnung abermals der Weſtſturm uns entgegenbrauſte, da fand
er ein trotziges Seemannsgeſchlecht vor, das ihn kämpfend
be=
ſiegte. Allerdings dauerte die Umſegelung faſt volle drei Wochen,
immer wieder zwang uns das ſchwere Wetter zum Beidrehen
unter Sturmſegeln, bis endlich nach allen Mühen und Gefahren
die Sonne des Friedens unſere Planken beſchien, auf dem unſere
wetterharte Schar unter deutſcher Flagge der geliebten Heimat
entgegenſteuerte.
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Frankfurt.
Donnerstag, 14. Okt. 3.30: Stunde der Jugend: Wanderbilder
aus der deutſchen Heimat, von Fr. Goebenſtein. Land und Leute
um den Main”, von Joſ. Englert für Kinder voſ 10. Jahre ab).
O 4.30: Hausorch. Overettenmuſik. Gilbert: „Maſſary=Trot”
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Frau” a. „Meſſalinette‟. — Winterberg: „Wo haſt du das gelernt,
Marie‟. Das Paradies kehrt nimmer wieder”, „Komm' morgen
zum Kaffe zu mir” a. „Der alte Deſſauer”
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tiſſement a. „Die Kinokönigin” —
aus” „Heute Nacht, mein Kind” Fal” „Mauf dir nicht die Haare
a. „Der ſüße Kavalier”.
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Lehar: Potp. a. „Die blaue Mazur”.
— Kollo: „Was eine Frau
im Frühling träumt”, a. „Marietta‟. O 5.45: Leſeſtunde: „Cola
i Rienzo”, von Ferdinand Gregorovius. O 6.15: Uebertr. Caſſel.
6 7: Uebertr. a. d. Frankf. Opernhaus: „Manon”. Oper von
Naſſenet. Perſ.: Chevalier des Grieur; Graf des Grieux, ſein
Vater; Manon; Ponſette Roſette, deren Freundinnen; Lescaut,
Manons Vetter: Marfontaine, ein reicher Pächter; von Bretigny.
Ort: Amiens. Paris und Hapre. — Zeit: 1721. — Anſchl.; bis
12: von Berlin: Tanzmuſik.
Stuttgart.
Donnerstag, 14. Okt. 4: Aus dem Reiche der Frau. O 4.15:
Konzert. Siede: Standarten wehr
— Waldteufel: Sieſta=Walzer.
Titl: Ouv. „Königsleutnan
Jenſen: „Träumere
Mlynarsky: Mazurka. —
—
Strauß: Suite aus „Roſenkavalier
Popy: Pierrot ſommeille. — Leuſchner=
Wolgageiſter. O. 6.15:
Dramaturgiſche Funkſtunde. O 6.45: Typhus und Paratyphus,
ihre Urſache und Bekämpfung im Hinblick auf die in letzter Zeit
aufgetretenen Epidemien. O. 7.15: Schach. O 8: Uebertr.
Lieder=
halle Stuttgart: Volkstüml. Sinfonie=Konzert, Philh. Orch. Zum
Gedächtnis Anton Bruckners.
Händel: Concerto groſſo. — Bruckner:
Sinf.
Anſchl.: Schwäbiſcher Dichter= und Komponiſtenabend.
Lieder von Chriſtian Knayer, Hilda Kocher=Klein, Max Lang,
geſ von Martha Schuler. Flügel: A. Haagen. Rez.: G. Ott.
Anſchl.: von Berlin: Tanzkapelle Ette.
Berlin.
Donnerstag, 14. Oltober. 12.30: Viertelſtunde für den Lands
wirt.
O 4: Gert Hartenau=Thiel: „Bärenjagd in Sumatra”.
4.30: Funkkapelle. Lincke: Ouv. „Im Reiche des Indra‟.
Waldteufel: Sieſta, Walzer. — Morena: Pudding, Potp. —
Lüling: Ota=Gygi. — Müller=Melborn: Wuli=Wuli. — Lacombe:
La feria. — Partos: Sonia, Lied. — Ackermann: Valſe en ſordine.
— Yoſhitomo: Das Lied der tauſend Vögel. — Nelſon: „Sag”, wo
haſt du dieſe Bewegung her
O. 6.30: Staatsanwaltſchaftsrat
Grau: „Der Kraftfahrer und die Polizei”,
7: Prof. Landt:
„Die Welt der kleinen Dimenſionen”. O. 7.
): Spaniſch. O. 8:
Egon Jacobſohn: „Von unbekannten Dingen, die man wiſſen muß”.
6 8.30: Sende=Spiel: „Penſion Schöller”, Poſſe von Laufs.
O 10.30: Tanzorcheſter Ette.
Königswuſterhauſen. Donnerstag, 14. Okt. 2.30: Der Keller
als Vorratsraum. O 3: Dr. Amſel, Oberl. Weſtermann:
Einheits=
kurzſchrift. O 3.30: Prof. Dr. Zie
jiehen: Stellung des Willens im
Seelenleben. Volunteerismus. O
1: Prof. Dr. Ziehen: Wille u.
Gehirn. Innere und äußere Willenshandlung. O 4.30: Aus dem
Zentralinſtitut. O Dr. Ebert: Was muß der Landwirt beim Bezug
von Obſtbäumen aus der Baumſchule und bei der Pflanzung
be=
achten. O 6.30: Dipl.=Handelslehrer Wieg: Volkswirtſchaftl. Fragen
für junge Kaufleute. O. 7
Mihail Wittels: Die früheren
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Donnerstag, den 14. Oktober 1926
Geite 11
Nummer 285
Reich und Ausland.
Zur Kolonialfrage.
In Frankfurt a. M. wird am Donnerstag, den 14. Oktober,
um 8 Uhr abends, im Palmengarten in einer großen Verſammlung die
Wichtigkeit der kolonialen Frage beleuchtet werden. Dort wird Exz.
Dr. Schnee. M.d.R., früherer Gouverneur von Deutſch=Oſtafrika, deſ
ſen kürzlich in engliſcher Sprache erſchienenes Werk „German
Colo=
niſation Paſt and Future” ja viel Anerkennung und Zuſtimwung in
der ganzen Welt fand, ſprechen. — Sehr zu begrüßen iſt es, wenn die
Bevölkerung der Frankfurt naheliegenden Städte und Ortſchaften an
dieſem Vortrage teilnimmt, da hier aus dem Munde eines
angeſehe=
nen und erfahrenen Fachmannes die Bedeutung eigener Kolonien klar
gezeigt wird.
Dem gleichen Zweck dienen gegenwärtig überall in
Deutſchland Auslaſſungen der Preſſe und öffentliche Verſammlungen.
Denn die Zeit iſt gekommen, wo Deutſchland, ſeine kolonialen
Forde=
rungen als Mitglied des Völkerbundes geltend machen kann und auf
Grund des Rechtes, das auf ſeiner Seite iſt, durchſetzen muß.
* Frankfurter Chronik.
WSN. Feſtgenommener Annoncenſchwindler. Im
Laufe des September hat ein Betrüger eine Reihe von Geſchäftsleuten
dadurch geſchädigt, daß er Reklameabſchlüſſe für die Zeitſchrift „
Jeder=
mann” tätigte. Der Vertreter nannte ſich Wolf Bethe und iſt in
Bayreuth, wo er ähnliche Betrügereien verübte, feſtgenommen worden.
Die Zeitſchrift iſt überhaupt nicht erſchienen und der Schwindler hat das
Geld für ſich eingezogen und verbraucht. — Eine elektriſche
Schnellbahn Frankfurt—Offenbach. Wie die Offenbacher
Stadtverwaltung mitteilt, ſoll, um eine möglichſt raſche Verbindung von
Offenbach nach Frankfurt herzuſtellen, eine Entlaſtungsſtraße längs des
Mains durchgeführt werden. Dieſe Straße ſoll 30 Meter breit und
mit zwei Fahrbahnen befahren werden, von denen jede mur in einer
Richtung befahren werden kann, die nördliche nur in der Richtung nach
Frankfurt, die ſüdliche nur in der Richtung nach Offenbach. Zwiſchen
den beiden Fahrbahnen wird auf beſonderem Bahngelände die elektriſche
Bahn von der Goetheſtraße nach Frankfurt=Hauptbahnhof geleitet. Zu
dieſem Zweck beabſichtigt die Stadt Frankfurt, das Tieftai an der rechten
Mainſeite gelegentlich der Eindeichung der Altſtadt hochwaſſerfrei zu
legen und die Linie über die Obermainbrücke — rechtes Manufer — nach
dem Hauptbahhof zu leiten. Dadurch werde es ermöglicht, eine
Schnell=
verbindung Fpankfurt—Offenbach zu ſchaffen. Die Arbeiten ſollen als
Notſtandsarbeit durchgeführt werden.
Eine
Eiferſuchstra=
ödie in Frankfurt. Im Hauſe Muſikantenweg 49 hat ſich
Dienstag vormittag eine Liebestragödie ereignet. Die aus Karlsruhe
ſtammende 38jährige Kellnerin Eugenie Bender kam in die Wohnung
ihres früheren Bräutigams, des Kellners Scheffer, der vor einiger Zeit
von dem Verhältnis zurückgetreten war, um ſich mit dieſem
auszu=
ſprechen. Im Verlaufe der Unterredung machte ſie Scheffer eine heftige
Eiferſuchtsſzene und durchſchnitt ſich ſchließlich die Schlagader. Das
Mädchen mußte ſchließlich in ſchwerverletztem Zuſtande im Krankenhaus
eingeliefert werden.
Die Tagung der deutſchen Diplom=Ingenieure.
In Dortmund fand die jährliche Tagung des Verbandes Deutſcher
Diplom=Ingenieure ſtatt, zu der ſich die Behörden, die Vertreter der
techniſchen Hochſchulen und Bergabademien ſowie der deutſchen
Stu=
dentenſchaft mit zahlreichen Diplom=Ingenieuven aus allen Teilen
Deutſchlands einſchließlich Danzig eingefunden hatten. Die Tagung des
Verbandes beſchäftigte ſich neben den geſchäftlichen Fragen vornehmlich
mit der Ausgeſtaltung der Techniſchen Hochſchulen; eine Frage, die von
der größten Bedeutung für die Zukunft der deutſchen Induſtrie und
Wirtſchaft iſt. Der Verband fordert, daß die Techniſchen Hochſchulen
die Ausbildung von Wirtſchaftern auf der Grundlage einer tiefgehenden
allgemeinen techniſchen Bildung vornehmen, wozu beſondere, die
tech=
niſchen Wiſſenſchaften zuſammenfaſſende Vorleſungen geſchaffen werden
müſſen. Der Verband Deutſcher Diplom=Ingenieure kann das Ziel der
Ausgeſtaltung der Techniſchen Hochſchulen in der Richtung der
Wirt=
ſchaftswiſſenſchaften nicht darin ſehen, daß die Techniſchen Hochſchulen
nach dem Vorbild etwa der Techniſchen Hochſchulen in Dresden und
München Volkswirte ausbilden, denen durch einige techniſche
Fachvor=
leſungen „techniſche Bildungselewente” vermittelt werden. Was die
Praxis braucht, ſind vielmehr Diplom Ingenieuve, die auf einer
gründ=
lichen tiefgehenden techniſchen Fachbildung eine Sondervorbildung in den
Wirtſchaftswiſſenſchaften aufgebaut haben.
Dieſe Frage nahm neben weiteren Hochſchulfragen auch einen
brei=
ten Raum in dem erſten Vortrag der öffentlichen Tagung im Alten
Rathausſaal der Stadt Dortmund ein. Der Vortragende, Herr
Ge=
heimer Regierungsvat. Profeſſor Dipl.=Ing. Fr. Romberg (Berlin), der
derzeitige Verbandsvorſitzende, berichtete über den Stand der
Verbands=
arbeiten in den verſchiedenſten Arbeitsgebieten, wobei er auch auf die
ſozialen und wirtſchaftlichen Fragen einging. Letztere behandelte
aus=
führlich der zweite Vortragende, Herr Oberfinanzvat Dr. P. Bang
(Berlin) in ſeinem Vortrag „Staats= oder Privatwirtſchaft?‟ Der
Vor=
tragende forderte die ſcharfe Trennung von Staat und Wirtſchaft, die
Einſtellung der fortſchreitenden Umwandlung freier Unternehmen in
Verwaltungen. Forderte vor allem freie Bahn für die individuelle
Ent=
wicklung und Entfaltung der freien Perſönlichkeit. Nur die freie
Wirt=
ſchaft verbürge den kulturellen Fortſchritt und die Beſſerung unſerer
wirtſchaftlichen Lage.
Die geſellſchaftlichen Veranſtaltungen der Tagung vollzogen ſich
unter der Leitung des Bezirksvereins Dortmund in glänzender Weiſe.
Den Beſchluß der Tagung machte eine Beſichtigung der „Geſolei” unter
Führung des Bezirksvereins Düſſeldorf.
Pädagogiſcher Kongreß in Weimar.
Weimar. Der zweite Tag des Pädagogiſchen Kongreſſes
brachte den Vortrag des bekannten Münchener Pädagogen Geheimrat
Profeſſor Dr. Kerſchenſteiner über „Den pädagogiſchen Begriff der
geiſti=
gen Arbeit und ſeine Auswirkung auf das deutſche Bildungsgut”. In
eingehender philoſophiſchpſhchologiſcher Unterſuchung zeigte er, wie die
Arbeit, die immer nach Vollendung des Werbes ſtrebe, den Arbeitenden
immer neue Werts erleben laſſe. Er wandte ſich am Schluſſe beſonders
noch gegen den überhandnehmenden Enzyklopädismus und den daraus
reſultierenden Dilettantismus unſerer Tage. Prof. Götz=Leipzig, der
„Die politiſche Lage und ihre Einwirkung auf das deutſche Bildungsgut”
behandelte, warnte vor allzugroßem Einfluß der Politik auf die
Er=
ziehung zum Deutſchtum ab, da ſich überhaupt nicht beſtimmen laſſe,
worin der deutſche Menſch ſeinen eigentlichen Ausdruck finde. Der letzte
Nedner, Prof. Matſchoß=Berlin, will nicht durch Aufnahme der Technik
in den Schulunt rrichnt den Wiſſensballaſt noch vermehren. Die Schule
ſoll aber verſuchen, zu der Technik in ein inneres Verhältnis zu gelangen.
Damit fand die Tagung ihr Ende.
Aus der Fremdenlegionärsuniform in die Zwangsjacke.
fm. Karlsruhe. In Villingen nahm die Polizei einen Mann
feſt, der ſich in der Kleidung eines franzöſiſchen Fremdenlegionärs im
badiſchen Oberland herumtrieb. Sein Wanderſchein lautete auf Johann
Ogiermann, gebürtig aus Sorau (Kreis Rybnik). Der Feſtgenommene
gab an, ſeine Zivilkleider vor einigen Wochen in Frankfurt verkauft und
die Fremdenlegionärskleidung dafür ausgetauſcht zu haben. Seine
Feſt=
nahme erfolgte auf eine verſuchte Zechprellerei; außerdem fand man
bei ihm geſtohlene Damenhandſchuhe. Auf die Polizeiwache verbracht,
ſpielte er den wilden Mann, ſodaß er in die Zwangsjacke geſtellt werden
mußte.
12 Anweſen durch Großfeuer eingeäſchert.
feuer aus, das nicht weniger als 12 Anweſen ſamt Nebengebäuden
ein=
äſcherte, trotzdem die Feuerwehren der ganzen Umgebung eingegriffen
hatten. Der Schaden beläuft ſich auf über 150 000 RM. Als Urſache
iſt Brandſtiftung anzunehmen; es wurde bereits eine Perſon unter dem liegt in der Provinz Hupeh, die etwa 20 Millionen Einwohner
dringenden Verdacht der Brandſtiſtung verhaftet.
Paris-Berlin im Sturmflug in vier Stunden.
Berlin. Im orkanartigen Sturm legte das Flugzeug D 949 der
Deutſchen Lufthanſa (Typ Junkers D 23) am Dienstag die faſt 1000
Kilometer lange Strecke Paris-Berlin in 4 Stunden 15 Minuten zurück.
Am Steuer befand ſich der bekannte Flugzeugführer Karl Noack, der
im regelmäßigen Luftverkehr bereits 370 000 Kilometer geflogen hat. letzten Teiles des Weltkrieges das franzöſiſche Hauptquartier befand,
Das türkiſche Generalkonſulat in Hamburg
beehrt ſich mitzuteilen, daß es ab Freitag, den 15. Oktober, nach Ham= mittels einer 6 Meter langen Leiter in ein Zimmer des Muſeums des
burg 37, Mittelweg 89 verlegt iſt. Die Kanzleiſtunden ſind unverändert
von 10—1 Uhr; der Fernſprechanſchluß erfolgt unter Hanſa 3565.
Bei einem Automobilrekordverſuch tödlich verunglückt.
Paris. Auf der Automobilrennbahn in Monthlery bei Paris
von dem Engländer Eldbridge gehaltenen Schnelligkeits=ekord von 230 von Abd el Kader geſchenkter Dolch geſtohlen. Weiter befinden ſich unter
Kilometer in der Stunde zu ſchlagen, tödlich. In einer Kurve platz= den geſtohlenen Gegenſtänden Geſchenke des Behs von Tunis, goldene
ten zwei Reifen ſeines Wagens, wodurch dieſer mit ſolcher Heftigkeit Armbänder, Uhren, Bonbonnieren uſw., die außer ihrem künſtleriſchen
an die Rampe geſchleudert wurde, daß der Wagen buchſtäblich zertrüm= und Edelmetallwert auch hiſtoriſchen Wert beſitzen. — Von den Tätern
mert wurde und Breton in zerſtümmeltem Zuſtande tot liegen blieb. fehlt trotz eifrigſter Bemühungen jede Spur.
Ein zweiter Orkan in der Nordſee.
Weitere ſchwere Schäden auf Helgoland.
Hamburg. Der Sturm, der ſich am Dienstag gelegt hatte,
nahm abends an Stärke wieder zu. Auf Helgoland ging das Waſſer
bis ans Kurhaus. Da das Bollwerk durch den letzten Sturm ſtark
be=
ſchädigt war, ſo wurden hier größere Blöcke fortgeriſſen. Der
wäh=
rend des Krieges aus Eiſenbeton erbaute Kommandeurſtand auf der
höchſten Stelle der Düne iſt abgeſtürzt. Die Düne droht durchzubrechen.
Die hohe Hügelkette an der Nordoſtküſte der Düne iſt ganz
verſchwun=
den. Das vor dem Kriege für das verunglückte Marineluftſchiff
er=
richtete Denkmal, das mitten in den Dünen lag, iſt ins Meer geſtürzt.
Der gänzliche Verluſt der Helgoländer Vüne rückt in den Bereich der
Möglichkeit. Auch der Helgoländer Nordſtrand hat ſchwer gelitten
und erneut viel Boden verloren. Das Hafengelände war wiederum
überflutet. Der erſt neu angelegte Sportplatz iſt zerſtört worden. Die
Hummerſiſcher haben ihre noch ausliegenden Geräte eingebüßt und
ſchweren Schaden erlitten.
Aus dem Regierungsbezirk Stade kommt die Meldung, daß dort
an vier Stellen der Deich gebrochen iſt. In Hamburg und Altona
traten wieder Ueberſchwemmungen ein.
Auch auf den Flugverkehr wirkte ſich der Sturm ſtörend aus. Die
von Kopenhagen nach Hamburg geſtartete dreimotorige
Junkers=
maſchine mußte in Oldenburg bei Lübeck landen. Auch die von
Kopen=
hagen nach Berlin beſtimmte Maſchine mußte in Oldenburg den Flug
unterbrechen.
Das gefährdete Helgoland.
Schutzdämme an Helgolands Steilküſte.
Die Badedüne auf Helgoland hat durch die gewaltige Sturmflut
am Sonntag außerordentlich ſtark gelitten. Beſonders die
Nord=
front iſt ſtark gefährdet, ſie dürfte ohne einen Schutz durch neue
Wellenbrecher einer ähnlich ſtarken Sturmflut kaum noch
ſtand=
halten. Gewiſſe Veränderungen deuten ſchon heute auf eine
Unterſpülung der Düne hin. Damit iſt Helgoland als Badeort
gefährdet.
Die Sturmſchäden auf der Inſel Splt.
Sylt. Die Sturmſchäden an dem oberen noch wenig befeſtigten
Teile des Dammes vom Feſtland nach der Inſel Sylt ſind erheblich
größer als man zuerſt annahm. Es wird damit gerechnet, daß die
Er=
iffnung der Bahnlinie, die zum 1. Juni 1927 geplant iſt, doch noch eine
Verzögerung erleidet. In dem oberen noch unbefeſtigten Teil des
Dam=
mes ſind Löcher von mehreren hundert Metern Länge und etwa fün
Meter Tiefe geriſſen worden. Man befürchtet, daß der ſeit Dienstag
mittag wieder zum Orkan ausgeartete Strum weitere Schäden anrichtet.
Die bisherigen Schäden werden bereits auf 100 Millionen Mark
ge=
ſchätzt. Am Dammbau Feſtland=Olant iſt ebenfalls erheblicher Schaden
angerichtet worden. Der Sturm hat die Arbeit um zirka acht Wochen
zurückgeworfen.
Neue Hauptſiadt von Südchina.
* Sun-Tschuang-fang
Zzikacäi
—
5 V-Rirfü
Die Canton=Regierung beabſichtigt, noch vor Ende dieſes Jahres
die Hauptſtadt der ſüdchineſiſchen Nationalregierung von Canton
im. Donaueſchingen. In der zum Amtsbezirk Donaueſchin= in die Jangtſeſtadt Wutſchang zu verlegen. Wutſchang, das
gen zählenden Gemeinde Riedöſchingen brach während der Nacht Groß= dieſer Tage von den Canton=Truppen erobert wurde, war im
Oktober 1911 der Ausgangspunkt der chineſiſchen Revolution, die
zum Sturz der Mandſchu=Dynaſtie führte. Die neue Hauptſtadt
hat und neben Hankau das wichtigſte Induſtrie= und
Handels=
zentrum Südchinas iſt.
Großer Juwelendiebſtahl im Schloß Chantilly
EP Paris. Aus dem Schloſſe von Chantilly, wo ſich während des
ſind in der vergangenen Woche koſtbare Juwelen im Werte von
mehre=
ren Millionen Franken geſtohlen worden. Die Diebe drangen
Schloſſes, das Salle des Gemmes heißt. In dieſem Zimmer ſind u. a.
Geſchenke aufbewahrt, die den franzöſiſchen Königen von auswärtigen
Staatsoberhäuptern gemacht wurden. Das wertvollſte Stück der
ge=
ſtohlenen Gegenſtände iſt der berühmte Diamant Le grand
Condé, deſſen Wert allein auf annähernd 10 Millionen Franken
ge=
verunglückte der bekannte Rennfahrer Breton bei dem Verſuche, den ſchätzt wird. Außerdem wurde ein mit Perlen und Rubinen geſchmückter
Schleppen
mit kompressorlosem Dieselmoton
14 PS Leistung
Schleppleistung 6-Sto ca. 6km. Geschwindigkeit,
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Stimmen aus dem Leſerkreiſe.
Dir Die Zesffentlichungen anter dieſer Heberſchrift übernimmt die Redaltion feinertel
Den=
vontmsi für ße bleibt anf Grund des 4 21 Abl. 2 des Preſſegeſehzet in vollem
Umfang=
dier Artende verenwortlich.) — Einſendungen, die nicht verwendet werden. lönnen nicht
zurückgeſandt. die Ablebmung nicht bearündet werden
Gebäude=Sonderſteuer.
I. Das Finanzamt D.=Stadt hat mehrere Einſprüche bezüglich der
Sonderſteuer, durch die Rechtsungültigkeit der Verordnung des
Geſamt=
miniſteriums vom 10 März 1926 geltend gemacht war, mit der
Begyün=
dung verworfen: „Es iſt nicht Aufgabe des Finanzamtes, die Geſetze
und Verordnungen, deren Ausführung ihm übertragen iſt, daraufhin zu
prüfen, ob ſie auf geſetzlichem Wege zuſtande gekommen ſind oder nicht.
Das Finanzamt iſt lediglich verpflichtet, die Geſetze und Verordnungen
und die auf Grund derſelben erlaſſenen Ausführungsbeſtimmungen zur
Durchführung und Anwendung zu bringen.‟ Das iſt eine
verwun=
derliche Begründung der ſteuerlichen Spruchbehörde erſter
In=
ſtanz, die keiner ernſtlichen Widerlegung bedarf und in den höheren
Inſtanzen nur verworfen werden kann!
II. Warnung! Der Hausbeſitzerverband empfiehlt in ſeiner
Zeitung vom 5. I. M. Zurüicknahme der Einſprüche, weil „ein
Rechts=
mittelverfahren über die Frage der Rechtsgültigkeit der V, vom
10. März 1926 bereits anhängig ſei‟. Dieſer Rat überſieht,
daß nach allgemeinen Grundſätzen die Entſcheidung in jenem Verfahren
nur zwiſchen den daran Beteiligten, nicht für alle Steuerpflichtigen,
Recht ſchafft. Es iſt alſo ratſam, daß Jeder Rechtsmittel verfolgt, dabei
aber anheimſtellt, die Entſcheidung auszuſetzen, bis die höchſte Inſtanz
in der bereits anhängigen Sache entſchieden hat.
Briefkaſten.
Stammtiſch. Der Tod iſt in Rußland während des dortigen
Aufent=
halts ud, wie damals verlautete, infolge Vergiftung durch eine Speiſe
eingetreten.
B. J. Anſcheinend iſt die erwähnte Polizeiverordnung nur als für
Darmſtadt erlaſſen in Erinnerung gebracht. Wenden Sie ſich im Uebrigen
an das zuſtändige Kreisamt mit einer bezüglichen Anfrage. Anf dieſe
Art werden Sie auch dort die Löſung der Frage in Fluß bringen können.
S. in H. Sie könnten das Rad nur pfänden laſſen, wenn der Dritte in
ſolche Maßnahme einwilligt. Vielleicht könnte Erfolg haben, wenn Sie
durch das Vollſtreckungsgericht den Anſpruch auf Herausgabe, der dem
Schuldner an den Dritten zuſteht, pfänden und ſich zur Einziehung
über=
weiſen laſſen. Doch müßten Sie in dieſem Falle den Mechaniker
be=
friedigen, um ſein Zurückbehaltungsrecht an dem Gegenſtand zum
Er=
löſchen zu bringen.
Altbeſitz in E. Aus der Zuſchrift glauben wir, entnehmen zu ſollen,
daß Sie einer der vielen ſind, die die Vorzugsrente noch nicht genießen.
Wenden Sie ſich an die Reichsſchuldenverwaltung, Berlin 8. Oranienſtr.
Geſchäftliches.
Die moderne Frau wird mit ganz anderen Augen angeſehen wie
früher. Der Mann ſchätzt nicht nur ihre geiſtige Fähigkeiten, er liebt
vor allem eine geſunde, kräftige Frau, ſportlich geſchult und ron fniſchem,
geſunden Ausſehen. Jede Frau ſollte ſich darüber klar ſein, daß neben
dem Sport auch eine gute kräftige Ernährung wichtig iſt, und da kommt
es vor allem nicht auf die Quantität, ſondern auf die Qualität an. Eine
knappe, aber fettreiche Koſt erhält den Körper widerſtandsfähig gegen die
Strapazen des Sports. In der „Blauband=Margarine” haben wir ein
hochwertiges Nahrungsmittel, das in bezug auf Geſchmack und Nährwert
alle Anforderungen befriedigt. Ihres friſchen guten Geſchmacks wegen
(T/12240
eignet ſie ſich beſonders als Aufſtrich.
Der Bubikopf in der bilbende Kunſt findet ſich namentlich auf
Ge=
mälden der Nenaiſſance= und Barockzeit, vorwiegend als ſogenannter
„Pagenkopf”, als Haartracht ſchöner Edelknaben, wie er beiſpielsweiſe
auf Gainsborough’s weltberühmtem Bilde „The blue boy” zu ſehen iſt.
Vergleicht man dieſe „Bubiköpfe” vergangener Zeiten mit denen welche
wir an unſeren modernen Damen bewundern, ſo fällt dieſer Vergleich faſt
immer zugunſten unſerer heutigen Damenwelt aus. Der moderne
Bubi=
kopf iſt entſchieden origineller und intereſſanter, zugleich auch kultivierter
ud eleganter als alle ähnlichen Haarmoden, die auf alten Gemälden zu
ſehen ſind. Der Grund hierfür iſt leicht zu finden. Die Ueberlegenheit
des modernen Bubikopfes erklärt ſich ganz natürlich aus der erſtaunlichen
Vervollkommnung der neuzeitlichen Haarpflege, die auf wiſſenſchaftlicher
Grundlage beruht und durch Schaffung hygieniſch, wie kosmetiſch
erſt=
klaſſiger Pflegemittel — man denke z. B. an das bekannte Pixavon —
es ermöglicht, dem Haar nicht nur geſundes Ausſehen und friſchen Glanz
zu verleihen, ſondern ihm auch jede gewünſchte Friſurform zu geben
(V/14869
und dieſe in unverminderter Schönheit zu erhalten.
Vollwertige Nahrungsmittel um billiges Geld — das iſt in der
eutigen Zeit ein begreiflicher Wunſch. Dieſer wird hinſichtlich der
täg=
chen Suppe reſtlos erfüllt durch Maggis Suppenwürfel. In der
leichen Weiſe wie die Hausfrau in der Küche ihre Suppe kocht, werden
ſtaggi’s Suppen im großen aus den beſten Rohſtoffen mit peinlicher
orgfalt hergeſtellt. — Ein Würfel, ausreichend für 2 Teller köſtlicher
uppe, koſtet nur 13 Pfennig. Man beachte den der heutigen Lokal=
(V/14184
flage unſeres Blattes beigegebenen Proſpekt.
Wetterbericht.
ſettervorausſage für Freitag, den 15. Oktober 1926,
nach der Wetterlage vom 13. Oktober 1926.
unbeſtändig und Regenfälle bei zeitweiſe lebhafter Luft=
Die Heſſiſche Wetterdienſtſtelle.
Hauptſchriftleitung. Rudo Mauve
Verantwortlich für Politik und Wirtſchaft: Rudol: Maupe, für Feuilleton und
Di Eugen Buhlmann, für den
iſche Nachrichten: Mar Stree, ” für Sport
. V. Dr. Eugen Buhlmann, jür den Inſeratenteil: Wilſy Kuhle.
ßdienſt:
ſämtlich in Darmſtadt.
Truch und Verlag: L. C. W
Die heutige Nummer hat 16 Seiten.
[ ← ][ ][ → ]Seite 12
Donnerstag, den 14. Oktober 1926
Nummer 285
Sport, Spiel und Zurgen.
Handball.
Sportverein 1898—Pol.=Sp.=V. Babenhauſen.
In Fortſetzung der Reihe der Verbandsſpiele empfängt am
kom=
menden Sonntag der ſüddeutſche Meiſter die Ligamannſchaft des
Polizeiſportvereins Babenhauſen, mit die ſpielſtärkſte der ganzen
Heſ=
ſiſchen Schutzpolizei. Vor dem Ligaſpiel tritt die dritte aktive
Mann=
ſchaft der erſten der neugebildeten Handballabteilung der
Sportver=
einigung Arheilgen entgegen. Arheilgen wird wohl das Spiel für ſich
entſcheiden können. Zur gleichen Zeit finden auf dem Uebungsplatze
folgende Schülerhandballſpiele ſtatt: 1.—2. um 1.30 Uhr und 4.—5. um
2,15 Uhr. — Die 1. und 3. Jugendmannſchaften des Sportvereins
meſ=
ſen ihre Kräfte um 10 Uhr vorm.
Fußball.
Der D.F B. und die Preſſe.
Anläßlich des Vorrundenſpiels in Köln hat der DFB. die
anweſen=
den Vertreter der Preſſe zu einer Beſprechung eingeladen, die ſich mit der
Vorbereitung auf die Olympiade 1928 ſowie mit verſchiedenen
internatio=
nalen Fragen befaßte. Die Befprechung trug nur informatoriſchen
Charakter, ſie iſt aber vor allen Dingen deswegen zu beguüßen, weil der
Bund die Arbeit der Preſſe hierdurch nicht nur anerkennt, ſondern auch
unterſtützt. Als Abſchluß der Beſpreckung gab der Bund’sgeſchäftsführer
einige intereſſante ſtatiſtiſche Zahlen. Hiernach umfaßte der Bund Ende
Dezember 1825 6285 Vereine, mit weit über 90000 Mitgliedern. An
den Meiſterſchaftsſpielen beteiligten ſich 22 469 Mannſchaften, die 423 56‟
Spiele austrugen. Insgeſamt waren in dieſen Spielen 11 031 000 Spieler,
Schiedsrichter und Linienrichter ſportlich tätig, die geleiſtete
Stunden=
zahl betrug 16,5 Millionen. Intereſſant war vornehmlich die Angabe,
daß für Platzunterhaltung, Sportgeräte uſw. 13.3 Millionen
veraus=
gabt wurden, das iſt eine Zahl, die volkswirtſchaftlich nicht ohne
Be=
deutung iſt. Von den Bundesmitgliedern betrieben 278000 andere
Sportarten, wie Leichtathletik, Schwimmen, Turnen, Rudern. Tennis,
Hockey, Boxen uſw. Die Zahl der beſoldeten Sportlehrer wurde mit
150 angegeben. 443 Vereinszeitungen wurden herausgegeben und 1108
Elternabende veranſtaltet.
Turnen.
Städtewettkampf Beerfelden—Eberbach-Mosbach.
Trotz des Herbſtſturmes in der vorangegangenen Nacht war die
Fahrt der Beerfelder Turner und Turnerinnen per Laſtwagen durchs
Gammelsbacher= und Neckartal noch ganz angenehm. In Mosbach
an=
gekommen wurde zunächſt das ſchöne Städtchen beſichtigt, dann traten
gegen halb 3 Uhr die Mannſchaften der drei Städte zum Wettkampfe
an. Jeder Verein ſtellte 14 Teilnehmer, das Endergebnis war
fol=
gendes: 1. Sieg Turnverein Beerfelden mit 2209 Punkten (
Turnerin=
nen 1104, Turner 1105) 2. Turnverein Mosbach mit 2106 Punkten
(Turnerinnen 1080, Turner 1026); 3. Turnverein Eberbach mit 1049
Punkten (Turnerinnen —, Turner 1049). — Vom Turnverein
Eber=
bach mußten die Turnerinnen ausſcheiden, da ſie ſich für den Wettkampf
nicht genügend vorbereiten konnten, die ſtädtiſche Turnhalle ſtand dem
Verein in der Vorbereitungszeit nicht entſprechend zur Verfüigung. Jm
Einzelwettkampf errangen die Beerfelder Teilnehmer folgende Erfolge:
Curnerinnen: 1. Sieg Frau Willenbücher mit 173 Punkten; 3.
Luiſe Wilhelm mit 168; 4. Selma Jäger mit 166; 5. Luiſe Jäger mit
161; 7. Erneſtine Hübenthal mit 158: 9. Sophie Allmann mit 152; 13.
Luiſe Ihrig mit 126. — Durner: 1. Sieg Hch. Federlin mit 176 9
3. Hck). Schott mit 165; 4. Wilh. Seifert mit 164; 7. Hch. Beyſel mit
157; 8. Hch. Veit mit 150; 9. Wilh. Beyſel mit 149; 11. Ad. Schneider
mit 146. — Der Turnverein Beerfelden konnte ſo zum zweitenmale
als Sieger aus dem Kampf hervorgehen.
Das dritte Treffen wird auf
ſeinem eigenen Turnplatz bzw. in ſeiner Turnhalle ſtattfinden; dieſer
Umſtand dürfte vielleicht noch den dritten Sieg bringen.
R
Motorſport.
Neue Automobil=Weltrekorde
Auf der Brooklandbahn bei London ſtellte Parry Thomas auf einem
achtzylindrigen Leyland=Thomas=Rennwagen drei neue Weltrekorde auf.
500 Kilometer legte er in 2:47,34,3 Stunden zurück (Stundenmittel
179,027 Kilometer), für 500 Meilen benötigte er 4:32,37,2 Stunden und
auch die in drei Stunden mit 536,114 Kilometer zurückgelegte Strecke
(179 Kilometer Stundenmittel) ſtellt einen neuen Weltrekord dar.
Kampfſpiel=Ausſchuß=Sitzung des OD. R. A.
Der Kampfſpiel=Ausſchuß des Deutſchen Reichs=Ausſchuſſes hielt in
Berlin unter dem Vorſitze von Staatsminiſter a. D. Dominicus eine
Sitzung ab, die ſich mit der Beſprechung der letzten Kölner Kampfſpiele
und den Aenderungsvorſchlägen der Verbände für die Kampfſpicle 193
beſchäftigte. Der Ausſchuß beſchloß einſtimmig, daß die Deutſchen
Kampf=
ſpiele auch in Zukunft alle vier Jahre veranſtaltet werden ſollen.
Ge=
wünſcht wird eine Zuſammenlegung von Kampfſpielen und deutſchen
Meiſterſchaften der betreffenden Jahre. Die von den Sommerſport=
Verbänden vorgeſchlagene Verlegung der Kampfſpiele auf den Monat
Auguſt ſtieß auf Widerſpruch und verfiel der Ablehnung, da dieſer
Zeit=
punkt ſür die Ballſpiele (Fußball, Handball, Schlagball uſw.) zu weit
vorgeſchritten iſt. Das Programm der nächſten Kampfſpiele dehnt ſich
wieder über acht Tage aus. Allerdings ſoll der Verteilungsmodus ein
anderer ſein, und zwar der Art, daß an jedem Tag irgendein
Haupt=
ereignis ſtattfindet. Der Kampfſpiel=Jugendtag am Ruhetag bleibt. Eine
ſcharfe Kritik fand die Art der Preisverteilung in Köln. Man beſchloß
in Zukunft die Preisverteilung nach Schluß einer jeden Wettkampfart
vorzunehmen; unabhängig davon ſoll am letzten Tage der Kampfſpiele
eine allgemeine Siegerehrung ſtattfinden. Beſonders lebhaft erörtert
wurde die finanzielle Regelung. Die Verbände wünſchten eine
Bereili=
gung an den Einnahmen aus den Kampfſpielen, der Ausſchuß war jedoch
nicht in der Lage, dieſe Frage zu klären. Es iſt jedoch beabſichtigt, einer
Garantiefonds für die Verbände zur Beſrreitung außerordentlicher
Aus=
gaben zu ſchaffen. Der nächſten Hauptverſammlung des Deutſchen
Reichsausſchuſſes ſoll eine Sitzung des Kampfſpielausſchuſſes voran
gehen, die ſich mit der Regelung der Ortsfrage für die Kampfſpiele 1930
für die ſich Frankfurt a. M., München, Breslau und Altona beworben
haben, befaſſen wird.
Vorbereitungen zur Oiympiade 1928.
Die Vorbeveitungen des Niederländiſchen Olympiſchen Komitees für
die Amſterdamer Olympiſchen Spiele 1928 werden eifrig fortgeſetzt. Es
iſt ſchon ein eigenes Büro gebildet worden, um den zahlreichen Anfragen
und Wünſchen gerecht werden zu können. Eine deutſche Kommiſſion
wird demnächſt Amſterdam einen Beſuch abſtatten, um die Frage der
Unterkunft der deutſchen Teilnehmer eingehend zu ſtudieren, nachdem
ſchon vor einiger Zeit der geſchäftsſührende Vorſitzende des D.F.B.,
Blaſchke=Kiel, dieſerhalb Verhandlungen geführt hat. Die deutſche
Kom=
miſſion, die ſich Ende Oktober nach Amſterdam begeben wird, ſetzt ſich
zuſammen aus den Herren Dr. Diehm (D. R. A. f. L.), Dr. Sydow
(Deutſcher Ruder=Verband), Waitzer (D. S. B.), Binner (Deutſcher
Schwimm=Verband), Könnecke (Deutſcher Hockeh=Bund) und Rau (Reichs”
verband für Zucht und Prüfung deutſchen Warmbluts). — Es beſteht
die Wahl zwiſchen einer Unterkunft in einem Amſterdamer Hotel, einer
ſolchen im olympiſchen Dorf bei Amſrerdam, einer Schiffsunterkunft oder
ſchließlich in einem Badeort an der Set. Die deutſche Kommiſſion wird
auf alle Fälle die Lage prüfen und die günſtigſte Unterkunfsmöglichkeit
wählen. Eine ſehr große Rolle ſpielt auch die Frage der Ernährung.
Es iſt ſchon in Erwägung gezogen worden, ob es nicht ratſam iſt,
deut=
ſches Kochperſonal mitzunehmen.
Hockeg.
Deutſchlands Hockeymannſchaft gegen die Schweiz.
Für das am 21. Oktober angeſetzte Hockey=Länderſpiel
Deutſchland—Schtveiz hat der Deutſche Hockey=Bund folgende
Mannſchaft aufgeſtellt: Linke (Berlin). — Franzkowiak (Berlin)
und Woltje (Hannover). — Freyberg (Leipzig), Theo Haag
(Frankfurt) und Bodesheimer (Leipzig). — Faber (Leipzig),
Simon (Leipzig), Boche (Berlin), Strantzen (Berlin) und
Schlammert (München)
Leichtathletik.
Die nächſte Arbeiterolympiade.
Die Internationale Arbeiter=Olympiade 1927 ſoll in der Zeit vom
2. bis 8. Juli in der Tſchechoſlowakei ſtattfinden.
Die Arbeiter tragen
im Gegenſatz zu den allgemeinen Sportverbänden ihre Olympigden aus,
die letzte Olympiade fand 1925 in Frankfurt a. M. ſtatt.
Schießſport.
Das Herbſtpreisſchießen der Schützengeſellſchaft Babenhauſen
das am 3., 4. und 10. d. M. abgehalten wurde, war beſonders am
letz=
ten Schießtage recht gut beſucht. Vor allem betätigten ſich die
Nach=
barvereine Dieburg, Darmſtadt, Kleinkaliber= Schützengeſellſchaft
Aſchaffenburg und Habitzheim. Ebenſo war Wiesbaden vertreten. Das
Wetter war gut und für die Veranſtaltung recht günſtig. Am Sonntag
abend wurde im kleinen Saal des Hotels „Deutſcher Hof” die
Preis=
verteilung vorgenommen. Von den Mitgliedern der hieſigen
Schützen=
geſellſchaft wurden folgende Preiſe erzielt: Feldmeiſterſcheibe (300
(Meter): 4. und 5.; Standmeiſterſcheibe (175 Meter aufgelegt): 3., 5.,
6., 7., 8. und 9.; Standmeiſterſcheibe (175 Meter freihändig): 4., 6.,
und 10.: Standmeiſterſcheibe „Glück”: 1. und 6.; Rehbock=Meiſterſcheibe
(80 Meter): 4.: KeilerMeiſterſcheibe (60 Meter): 3., 4., 5. und 6.:
Keiler=Meiſterſcheibe „Glück”: 1. Kleinkaliber=Abteilung A: angeſtrichen:
1., 2. und 3.; liegend freihändig: 1. und 2.; Abteilung B: freihändig:
1. und 4.; liegend freihändig: 3. und 5.; angeſtrichen: 3., 4. und 5.;
Feſtſcheibe: 2., 6., 7. und 8.
Sportliteratur.
Stallings Sportbücher.
Der Verlag Gerhard Stalling, Oldenburg i. O., gibt eine
Sport=
buchſerie heraus, die alle Sportgebiete erfaßt. Die erfolgreichſten
Sportsleute, alſo Fachleute, wie Houben, Peltzer, Krupfki, Dörr,
Troß=
bach, Suren, Niels, Buſch uſw. haben die ihnen liegenden Gebiete be
arbeitet. Praktiker bringen uns die Theorie, die durch lehrreiche
Ab=
bildungen ergänzt und veranſchaulicht wird, näher und wirken ſo
beleh=
rend, werbend. Auch rein äußerlich betrachtet ſprechen die Bücher für
ſich. Sie ſind gut gedruckt und gebunden und haben ein handliches
Format.
Zwei neue Sportbücher gingen uns zu. Das eine mit dem Titel
Der Hürdenlauf” iſt von unſerem Meiſter Heinrich Troßbach
geſchrie=
ben. (Gerhard Stalling Verlag, Abt. Sport, Oldenburg i. O., kartoniert
4
k., Ganzleinen 4 80 Mk.)
Einleitend macht der Verfaſſer mit dem Weſen des Hürdenlaufs
be=
kannt. Die anſchließende geſchichtliche Betrachtung zeigt mit
erſchrecken=
der Deutlichkeit, wie die Angelſachſen auf dieſem Gebiet ſchon immer
führten und noch führen. Wir hören von dem Uebergang von der
Gleichſchritt=Technik zum Schreitſtil, der überhaupt erſt die im 20.
Jahr=
hundert erzielten Leiſtungen ermöglichte. Schmerzlich iſt es, feſtſtellen zu
müſſen — auch für den Verfaſſer ſelbſt, wenn er ſagt: „Darüber iſt keine
Träne zu vergießen” —, daß die im Jahre 1925 von Troßbach gelaufenen
Zeiten von 14,6 und 14,5 Sek. nicht als Weltrekord anerkannt werden
konnten, da bei jedem Lauf eine Hürde fiel. Unſere Ausſichten bei der
kommenden Olympiade 1928 ſind nach der Auffaſſung des Meiſters nicht
allzu roſig. Von den füngeren Athleten verfpricht er ſich nicht viel, da
mehrere Trainingjahre nötig ſind, um olympiſche Leiſtungen zu erreichen.
Sinn für Rhythmus, Elaſtizität des geſamten Körpers, Technik und
Taktik ſind die Grundbedingungen für einen Meiſter auf dem Gebiet des
Hürdenlaufs. Wie man dieſe erwirbt und ſich erhält, das lehrt uns der
deutſche Meiſter in Wort und Bild. Hervorragende Training= und
Wett=
kampfaufnahmen erleichtern das Verſtändnis. Das hohe Lied, das der
Verfaſſer dem erzieheriſchen Werte des Hürdenlaufs in dem Abſchnitt
„Pſychologiſche Fragen beim Hürdenlauf” ſingt, verdient weiteſte
Beachtung.
R. J. Hoke, der Reichstrainer Nordweſtdeutſchlands, beſchreibt in
ſeinem Buch „Die athletiſchen Sprungübungen” (Gerhard Stalling
Verlag, Abt. Sport, Oldenburg i. O., kartoniert 3,80 Mk.. Ganzleinen
4,50 Mk.) die verſchiedenen Sprungarten. In lebendiger Darſtellung
unterzieht er den Weit=, Hoch, Drei= und Stabhochſprung einer faſt
wiſſenſchaftlich erſcheinenden Zergliederung. Beſonders lehrreich iſt die
Kritik in Wort und Bild der Weltmeiſter des Springens. Die
Wett=
kampfbeſtimmungen der Sprungarten bereichern das mit vorzüglichem
Bildmaterial ausgeſtattete Buch.
In dem Werk „Der fliegende Menſch” von A. Gluckner,
kannt iſt, werden wir eingehend mit einem neuen Gymnaſtikſyſtem, das
in der modernen Gymnaſtikbewegung immer mehr in den Vordergrund
tritt, bekannt gemacht. Dieſes Syſtem baut ſich auf dem Sprung als
Urelement auf. Im Sprung wird die Atem= und Herztätigkeit mächtig
angeregt und eine hervorragende Geſamtausbildung der
Körpermus=
kulatur erreicht. Geſundheit ſoll erzielt werden, aber nicht nur ſie allein,
ſondern auch das äſthetiſche Moment, ſoll zu ſeinem Recht kommen.
Glucker lehrt Haltungsſprünge, ſtark und voll Diſziplin, und
Leiſtungs=
ſprünge, die mit erprobter Technik Hinderniſſe überwinden, im
beſon=
deren fedoch den künſtleriſchen Sprung, der ſeinen Antrieb aus dem
In=
nenleben des Menſchen erhält. In einem Abſchnitt „Vorbereitende
Uebungen” gibt Glücker praktiſche Anleitungen zur Erhöhung und zur
Erzielung der Sprungkraft. Ein ſchöner Tafelteil mit guten Aufnahmen
wurde dem Buch, das in Großoktavformat erſchienen iſt, beigegeben.
A
Nur den BoltK
U—
Läglich wählt eine neue Käuferschar den Buick! Aus
welchem Grunde?
Fragen Sie diejenigen, welche den Buicr kennen: Bufcx=
Besitzer oder deren Freunde. Die Tatsachen sprechen
für sich.
Täglich verlassen mehr als 1000 Wagen die Buick=
Werke. Diese sind solch gewaltigen Umfanges, daß
selbst 5 Tage ständigen Durchwanderns kaum genügen.
um jede einzelne Abteilung zu besichtigen.
Jeder einzelne dieser 1000 Wagen ist ein Ruhmesblatt
mehr in der Geschichte des Buick.
Wie schon gesagt — fragen Sie einen Bekannten, der einen
Buick fährt — auch Sie werden dann Buicr wählen.
BUICK=PREISE
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Coupe.... 25 — 5 „ Touring ... osso. 19 — Touri=
„. 12455.— — 2 „ Coupe ...." 100 so —3 14695.—
Seda — 5 „ Sedan .. . . . 70680.— so— 7 15110.—
Limousf= 22 —4 Zoupe . . . . . 10370.— 51 — 5 14270.—
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fob Hamburg bei fünffacher Ballonbereifung einschlleßllch Zoll.
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Autopark Süd, W. Zelder, Darmstadt
Heidelbergerstraße 126 — Fernsprecher 2515 ((V 13666
GENERAI. MOTORS G. m. b. H.
Am Hamstag, den 16. ORtober
1926, vormitags 10 Uhr, verſteigere ich
Heidelbergerſtraße 39
zwangsweiſe gegen Barzahlugg:
1 Tiſch mit 6 Lederſtühlen,
2 Plüſchſeſſ, 1 Lederfofa, ein
Lederſeſſel, 1Büfett, 1
Stand=
uhr, 1 Spiegel, 1
Servier=
tiſch mit Stehlampe, 1 kl.
Tiſch mit Stehlampe, ein
Vertiko, 1 fünfarm. Lampe,
1 Teppich, 1 Auto.
(*26995
Darmſtadt, den 13. Okt. 1926.
Hallſtein
Vollziehungsbeamter.
Freitag, den 15. Oktober 1926
nachmittags 2 Uhr, verſteigere ich
zwangsweiſe gegen Barzahlung
Kirſchen=
allee 103 (Spediteur Wolff)
(14881
zirka 23000 blanke Schrauben
und Muttern, 5—12 mm, rund.
Darmſtadt, den 13. Okt. 1926.
Glaſer
Gerichtsvollzieher.
Am Freitag, den 15. Okt. 1926,
nachm. 3 Uhr, verſteigere ich in meinem
Verſteigerungslokale Hügelſtr. 27 nach
ſtehende Gegenſtände öffentlich zwangs=
(14886
weiſe gegen Barzahlung:
1 Warenſchrank, 1 Standuhr, 1
Kla=
vier, 1 Spiegelſchrank, 1 Nähmaſchine,
1 Automobil, N.SU., 6ſitzer, 1 Sofa
2 Seſſel, 1 Bücherſchrank, 1
Diplomat=
ſchreibtiſch, 60 Schirme, 60
Spazier=
ſtöcke, 1 Büfett, 1 Herrenrad, 1 Billard
1 Büfett, 2 Etageren. 1 Marmoruh
(ſchwarz), 2 Lampentiſchchen, 2
Leder=
ſtühle, 1 Teppich.
Darmſtadt, den 13. Okt. 1926.
Portner
Gerichtsvollzieher.
TV14858
Am Freitag, den 15. Oktober
1926, vormittags 10 Uhr, ſollen i.
meinem Verſteigerungslokale
Bleich=
ſtraße 40 gepfändete Gegenſtände alle=
Art zwangsweiſe gegen Barzahlung
ver=
ſteigert werden, insbeſondere:
(14896
24 Raſierpinſel, 8 Dutzend Meſſer und
Gabeln, 10 Dutzend Taſchenmeſſer, eit
Sofa, 1 Schreibtiſch, 2 Nähmaſchiner
3 Fahrräder, 1 Schneider=Nähmaſchine,
4 Figuren (Volkſtedt), 6 Marmor
ſchreib zeuge, 2 Teetiſche, 2
Marmor=
ſchalen mit Bronzefiguren, 5
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ſchränke mit Inhalt, 2 Vitrinen mi
Inhalt, 12 Dutz. Seife (Buttermilch
11. Dutz. Blumenſeife, 4. Dutz.
Kopf=
waſſer, ein großer Warenſchrank,
ge=
füllt mit Parfümerien, 3 Warenſchränke
3 Ladentheken, 1 Ladenkaſſe National
Außerdem Fortſetzung der
Ver=
ſteigerung vom 13. Oktober 1926
elektr. Artikel aller Art.
Befreiung von der
Beitrags=
zahlung zur
Erwerbsloſen=
fürſorge.
Um immer wiederkehrenden
Beſchwer=
den entgegenzuwirken, machen wir erneut
und ausdrücklich darauf aufmerkſam, daß
eine event. Befreiung von der Zahlung
der Beiträge zur Erwerbsloſenfürſorge
für Hausgehilfen (Dienſtboten),
Lehr=
linge, und die in der Land= und
Forſt=
wirtſchaft beſchäftigten Perſonen nur auf
ſchriftlichen vom Arbeitgeber und
Arbeit=
nehmer unterzeichneten Antrag
ſtattfin=
den kann
Es empfiehlt ſich, ſich den
Befreiungs=
antrag zugleich mit der Anmeldung zur
Krankenkaſſe zu bewirken. Formulare
hierfür ſind auf unſerem Büro, Schalter 3,
(14841
erhältlich.
Darmſtadt, den 12. Oktober 1926.
Allgemeine Ortskrankenkaſſe
Darmſtadt=Stadt.
Darmſtadt, den 14. Okt. 1926.
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Nummer 285
Donnerstag, 14. Oftober
latte
Die Lage der deutſchen Maſchineninduſirie.
Vom Verein Deutſcher Maſchinenbau=Anſtalten, dem Spitzenverband
der deutſchen Maſchineminduſtrie, wird uns geſchrieben: Wie iu vorigen
Bericht vorausgeſehen, zeigte der Geſchäftsgang im September keine
weiteren Merkmale einer Belebung. Die Maſchineninduſtrie befindet
ſich jedenfalls immer noch im Zeichen der Depreſſion. Der
Ein=
gang von Aufträgen ſowohl aus dem Inland als auch aus dem
Ausland ließ faſt allgemein wieder nach. Den im Auguſt eingegangenen
Aufträgen iſt es zuzuſchreiben, daß die Zahl der 48 und mehr Stunden
beſchäftigten Arbeiter ſich leicht gehoben hat. Es mehren ſich jedoch
be=
reits die Berichte, die für die nächſte Zukunft wieder
Betriebseinſchrän=
kungen ankündigen. Die tatſächlich geleiſteten Arbeitsſtunden haben ſich
im Verhältnis zu der bei voller Belegſchaft und normaler Arbeilszeit
zu leiſtenden Zahl nicht vermehrt. Während ſich der Ausfuhrverſand
der Maſchineninduſtrie nach dem beſſeren Ergebnis der erſten 4 Monate
des Jahres ſeit Mai doch noch wenigſtens auf dem monatlichen
Durch=
ſchnitt des Jahres 1925 gehalten hatte, hat ſich für den Monat Auguſt
mach der amtlichen Ausfuhrſtatiſtik ein entſchiedener Rückgang ergeben.
Die Auguſtausfuhr lag mit 55 Mill. RM. um 10 v. H. unter dem
Durchſchnitt des Jahres 1925. Keiner der voraufgehonden 7 Monate hut
eine derartig niedrige Ausfuhr zu verzeichnen. Welche
Rüchwir=
kungen die am Ende des Berichtsmonats abgeſchloſſene Internationale
Rohſtahlgemeinſchaft auf die Konkurrenzfähigkeit der deutſchen Eiſen
ver=
arbeitenden Induſtrio auf dem Weltmarkte ausüben kann, wird
abzu=
warten ſein.
Die ſeit mehreren Jahren vom Verein Deutſcher Maſchinenbau=
Anſtalten angeſtvebte Herabtarifierung von Maſchinen iſt mit
Wirkung vom 1. Oktober 1996 in folgendem Umfange bewilligt worden:
Maſchinen, Apparate und Geräte aller Art von Eiſen und Stahl, die
bislang nach der Tariftlaſſe 4 behandelt wurden, gehören nunmehr zur
Tarifklaſſe B, was einer Ermäßigung der Frachten um 15 b. H.
gleich=
kommt, und darüber hinaus ſind landwirtſchaftliche Maſchimen und
Ge=
räte ohne zugehörige oder angebaute Kraftmaſchinen von Tartfklaſſe 4
mach Klaſſe C tarifiert worden, ſodaß für ſie eine Ermäßigung um 30
v. H. eintritt. Hierdurch iſt die nach dem Kriege eingetretene, weit über
dem Durchſchnitt liegende Verteuerung der Maſchinenfrachten wenigſtens
zu einem erheblichen Teil wieder rückgängig gemacht worden.
Die
Ständige Tarifkommiſſion der Reichsbahn hatte bereits Ende Oktober
des vergangenen Jahres in dem obigen Umfange den Anträgen des
Vereins Deutſcher Maſchinenbau=Anſtalten zugeſtimmt, jedoch erhob die
Hauptverwaltung wegen ihrer geſpannten Finanzlage gegen die
Durch=
führung Einſpruch. Es iſt erfreulich, daß ſich die Hauptverwaltung nach
Ausgleich ihres in den erſten Monaten des Jahres entſtandenen Defizits
nunmehr zur Durchführung der obigen Maßnahme bereitgefunden hat.
Frankfurter Effektenbörſe.
Frankfurt a. M., 13. Oktober.
Tendenz: feſt. Die Aktien der J.G.=Farbeninduſtrie ſtanden auch
heute wieder im Vordergrund des Intereſſes und gaben dem ganzen
Geſchäft an der Börſe das Gepräge. Amerikaniſche Käufe ſind es
wie=
der in erſter Linie, die den Kurs für dieſes Pavier bis zur erſten
Notiz bereits um 5½ Prozent auf 320 hinauftrieben. Die
Umſatz=
tätigkeit nahm auf dem J.G.=Markt namentlich anfangs einen ſehr
ſtürmiſchen Charakter an. Auch einzelne Montanwerte, die mit dem
Kohlenveredelungsprojekt in Verbindung ſtehen, waren ſehr geſullt.
z. B. Harpener plus 2.,75 Prozent, Mannesmann plus 1.5 Prozent
und Rheinſtahl plus 1,5 Prozent. Banken und Elektrowerte blieben
heute vernachläſſigt, auch Schiffahrtswerte fanden keine Nachfrage und
eröffneten ſogar. 1 Prozent ſchwächer. Die ſeit einigen Tagen
anhal=
tende Aufwärtsbewegung für die Zellſtoffaktien ſetzte ſich ebenfalls bei
lebhafter Nachfrage nach dieſen Werten fort. Zellſtoff Waldbof waren
abermals 6 Prozent, Zellſtoff Aſchaffenburg 3,5 Prozent und Dresdener
Zellſtoff 4 Prozent höher. Von Spezialwerten gewannen Th.
Gold=
ſichmidt 4,75 Prozent und Rheiniſche Braunkohlen, die namentlich zu
Beginn des offiziellen Verkehrs geſucht waren, 7 Prozent. Deutſche
Anleihen konnten die an der geſtrigen Abendbörſe erzielten ſtarken
Steigerungen gut behaupten, beſonders die Vorkriegsanleihen lagen
ſehr feſt, während für ausländiſche Renten das Intereſſe zwar
nach=
gelaſſen hat, die Kurſe aber mit Rückſicht auf die allgemeine Tendenz
etwas anziehen konnten. Gegen 1 Uhr wurden verſchiedentlich
Gewinn=
ſicherungen vorgenommen, wodurch J.G.=Werte auf 317,5 zurückgingen.
Auch einige Montanwerte gaben etwas nach, dagegen waren
Stahlver=
ein im Freiverkehr feſt 148, auch Phönix blieben begehrt und 1,5
Pro=
zent über dem Eröffnungskurs. Bemerkenswert iſt außerdem das
ſpäter noch aufgetretene ſtarke Intereſſe für Metallgeſellſchaft, die 6
Prozent gewannen. Auf dem Markt, der nur zu Einheitskurſen
ge=
handelten Induſtriepapiere überwogen bei ſtarker Anteilnahme des
pri=
vaten Publikums die mehrprozentigen Kursbeſſerungen ſtark.
Täg=
liches Geld 4,5 Prozent. London=Paris 171,75.
Abendbörſe verkehrte im allgemeinen in ruhiger, aber gut
be=
haupteter Tendenz. Einiges Geſchäft fand in den Werten des
Metall=
bankkonzerns ſtatt. Beſonders Metallbank waren weitere 3 Prozent
höher auf die neue Verſion, daß die Metallbank und nicht die Deutſche
Gold= und Silberſcheideanſtalt mit der J. G. Farbeninduſtrie
gemein=
ſchaftlich an dem Projekt einer Leichtmetallfabrik im Rheinland bei
Horrem arbeitete. Auch Metallgeſellſchaft gewannen 2 Prozent,
wäh=
rend Scheideanſtalt 3 Prozent nachgaben. Sonſt konnten nur wenige
Papiere ihren Kursſtand nicht behaupten.
Berliner Effektenbörſe.
Berlin, 13. Oktober.
Die feſte Tendenz der Effektenmärkte hielt an. Das Publikum und
auch das Ausland traten mit größeren Anſchaffungen hervor, die ſich
auf alle Märkte erſtreckten, während die Spekulation ihre Aufmerkſamkeit
einigen Spezialmärkten zuwandte. So wurden J. G. Farben, Oelwerte,
Kohlenaktien, einige Bank= und Schiffahrtsaktien in namhaften
Beträ=
gen aus dem Markt genommen. Die ſeither ſcharf gedrückten
Einzel=
paviere, wie Zimmermann, wurden heute geſchätzt und notierten daher
etwas höher. Stöh= 145. Zimmermannaktien, konnten von 9½ auf
123ſg anziehen. Gegen Ende der erſten Börſenſtunde beobachtete man
verſchiedentlich Regliſationen, die die Kursbefeſtigung zum Stillſtand
brachten, nach deren Erledigung die Aufwärtsbewegung aber erneut
fortſchritt. Die Unternehmungsluſt der Spekulation wurde durch den
jetzt herangerückten Mediotermin kaum beeinträchtigt. Tagesgeld wurde
mit 4—6 gehandelt. Am Deviſenmarkt ging Oslo nach einer längeren
Stagnation aus der ruhigen Kursentwicklung heraus und verzeichnete
gegen London eine Befeſtigung auf 20,85. Die Frankenvaluten und
Mailand zeigten ſchwächere Haltung. London=Paris 170,2, London=
Brüſſel 175, London=Mailand 123.
Im weiteren Verlauf der Börſe wurde die Stimmung vorüber,
gehend abermals unſicher, um ſchließlich wieder einer neuen
Hauſſe=
bewegung Platz zu machen, die ſich insbeſondere auf eine Anzahl von
Spezialpapieren erſtreckte. Der Kreis dieſer Spezialwerte war
gegen=
über den Vortagen weſentlich größer. Während der zweiten Stunde
gewannen Daimler 2½ Nationale Auto 4, Schubert und Salzer 6.
Wolf Maſchinen 514, Metallbank 10, Zellſtoff Waldhof weitere 3, von
Montanwerten Rheiniſche Braunkohlen 12, Laurahütte 3, Klöcknerwerke
2½3, Ilſe Berabau weitere 3 und Eſſener Steinkohle weitere 2½ Proz,
Die Steigerungen dieſer Padiere gaben dem geſamten Verkehr eine
An=
regung. Auch der Kaſſamarkt notierte zu feſten Kurſen.
Privatdiskont kurze Sicht 5 Prozent. Lauge Siclt 494 Prozent. Die
Tagesgewinne konnten ſich an der Nachbörſe nicht behaupten. Im
Zeit=
verkehr kam vielmehr, ausgehend vom Farbenmarkt, eine allgemeine
Realiſationsneigung zum Durchbruch, ſodaß gegenüber den amtlichen
Schlußkurſen etwa ½—lprozentige Rückgänge eintraten. Immerhin
hielten ſich die Nachbörſekurſe größtenteils immer noch über dem
heu=
tigen Anfangsnivegu. Stöhr Kammgarn zegen insgeſamt um 18
Prd=
zent auf 155 an, um =achbörslich bis 151 angeboten zu werden. Farben
gingen auf 31434 zurück. Im einzelnen nannte man nach dem offiziellen
Börſenverkehr u. a.: Phönix 124, Deutſch=Luxemburg 1684,
Mannes=
mann 158. Vereinigte Stahlwerke 147½, Harpener 176. Hapag 169B,
Nordd. Lloyd 166, Deutſche Erdöl 188 Brief,. Rütgerswverke 1313/g,
Berg=
mann 163, AEG. 164, Siemens 204. Rheiniſche Braunkohlen 237
Klöck=
nerwerke 136½4 Schutzgebietsanleihen 10.10 nach 1085 bei Beginn
Kriegsanleihe 0,680 nach einem Tageshöchſtkurs von 0,777½. Kanada
75,25 nach 78½ am Vortage.
Aſchalfb. Hellſton
Augsb.9
rnb.Maſch)
Bamag
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Derl. E. W. Vorzug.
Berlin, Karlsruhenind
1raunkollen=Brikettsl
Bremer Bulfan.
dremer Wolle ....
Teutſch.=Atlant. Tel.
Leutſche Maſchinen
Deutſch. Nieb. Tel.
Teutſche Erdöl..
Deutſche Petroleum.
Dt. Kaliwerke. ...
Tonnersmarckhütte.
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2.
1a9
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G. f elektr. Untern.
Ealle Maſchinen .
FanMaſch.Egeſt.
Eanſa Dampſchf. . .
150.5 13. 10.
161.- Gemoor Zement .. 33= 13. 10
55.—
20 97.— 107.— Hirſch Kupfer ..... 23.— gi.— 49.— ſch Eiſen ......."
ohe Werke ..
dohen 181 118.75 118.5 Kahlg Vorzelan. 1. 3: 164.55 155. 58.75 Lindes Eismaſch. . 183— 163.75 13.75 3. Lingel Schuh .... 73.— 5.—
89 145.— 127.23 Linke u. Hofmann. 52.— 93.— 2 . Loewe u. Co.” .. 251.— 201.— 103.125 ros.- ſ. Loren) ... 115.— 115.— 16.5 Kohle. ..... 183.— igs ordd. Gummi. .... Drenſtein. 129.5 120.— u2s., 124.5 Nathgeber Waggot 32.87 72.5 86.73 Kombacher Hütten 14.— 14.— 53.— er Zucker „.... 9 155.— Käi
ke......
Nece 133.— 131.75 314.5 216.7 ahe
eri ..... 21.5 119.5 60.75 65. Sähſ. Gußſte
.. 155.— 135.- 35.* Sien
ens 9 izer Glas. 183,87 42.5 er Vorzell. 152.— eſti E Langendreer 58. 80.5 76.— Bittener Gußſtahlt. 38.75 60.3 231.— 12 233.75 Wanderer=Werke.. . I1 197.— 202.—
Deviſenmarkt.
Amſterdam=R.
Buenos=Aires
Brüſel=Antw.
Cölo ..
Kopenhagen
Stockholm.
Helingfors
Italien..
London. ...
New=York..
Naris. .
Schweiz ....
Spanien ...
deid
Brief
151.59 160.31
1.712
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4135 720
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62.52 62.650
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Züf
7.41
2.15
v. 6521.53
81.38
5.1
4.183 4.209
Eine Neugründung. Durch die Bankfirma Proehl u. Guttmann, die
die Intereſſen der Dresdener Bank in Amſterdam wahrnimmt, wurde
das Amſterdamſche Kontor für deutſche Bank= und Induſtrieaktien (
Du=
bina) gegründet mit einem Kapital von 100 000 Gulden. Hauptzweck
des Unternehmens iſt die Ausgabe von Zertifikaten gegen voll
einge=
zahlte Aktien deutſcher Banken oder induſtrieller Unternehmungen,
fm. Pforzheimer Edelmetallnotierungen vom 13. Oktober.
Edel=
metalle notierten folgende Großhandelspreiſe: Barrengold das Gramm
2,795 RM. (Geld); 2.
2,812 RM. (Brief); Platin, handelsübliche Ware.
das Gramm 13.90 RM. (Geld), 14,40 RM. (Brief); Feinſilber das
Kilogramm 77 RM. (Geld), 77.90—79,40 RM. (Brief). — Tendenz:
Nuhig.
Fr. Kammerer, A.=G., Pforzheim. Die mit einem A.=K. von
1 Mill. RM. ausgeſtattete Geſellſchaft hat in dem am 31. März 1926
beendeten Geſchäftsjahr ſo ungünſtig abgeſchloſſen, daß nunmehr eine
Neduzierung des A=K. auf die Hälfte vorgenommen werden ſoll. Im
Anſchluß an die Sanierungsmaßnahme wird die Geſellſchaft eine
Er=
höhung des A.=K. um 250 000 RM. auf 750 000 RM. vornehmen.
4Maſſenarbeitsloſigkeit in der
Tſchechoſlowakei.
Zweihunderttauſend Arbeitsloſe. — Vor ſchweren ökonomiſchen
und ſozialen Erſchütterungen.
(Von unſerem Prager Korreſpondenten.)
Die Wirtſchaftskriſe in der Tſchechoflowakei hat in den letzten Wochen
Formen angenommen, die ſchwerſte Erſchütterungen befürchten läßt.
Die erſchreckende Abnahme der Ausfuhr von Holz, Kohle, Zucker und
Textilwaren und die Verſchlechterung der Handelsbilanz hat ein
kata=
ſtrophales Sinken des Beſchäftigungsgrades mit ſich gebracht, ſo daß ſich
beiſpielsweiſe die Beſchäftigung in der Metallinduſtrie ſeit Januar dieſes
Jahres um 17 Prozent, in der Baumwollinduſtrie um 28, in der
Woll=
induſtrie um 18 und in der Seideninduſtrie um 15 Prozent verringert
hat. Die Glasinduſtrie iſt nur zu 50 Prozent beſchäftigt, von den
Keramarbeitern ſind 10 Prozent arbeitslos, weitere 12 Prozent ſind
Kurzarbeiter. Die Zahl der Bergarbeiter iſt ſeit dem Jahre 1922 auf
32 000 geſunken, wobei feſtgehalten werden muß, daß durchſchnittlich
in der Woche nur vier Schichten verfahren werden können. Die
Arbeits=
loſigkeit zeigt in den letzten Wochen ein beſtändiges und raſches Steigen,
ſo daß gegenwärtig die Zahl der Beſchäftigungsloſen mit rund 20 000
angenommen werden muß, von denen jedoch nur 46 000 Unterſtützung
beziehen, während die überwiegende Mehrzahl dem Hunger preisgegeben
iſt. Dabei ſteigen die Lebensmittelpreiſe infolge der hohen Zölle von
Tag zu Tag: der Lebensmittelinder iſt um 109 Punkte, der für Getreide
um 176 Punkte hinaufgeklettert. Dieſe für die Dauer unhaltbare
Situation hat die deutſchen ſozialiſtiſchen Parlamentarier zu dringenden
Vorſtellungen bei der Regierung veranlaßt, von welcher ſie die
Unter=
ſtützung der Arbeitsloſen aus Staatsmitteln, die Abſchaffung der
Lebens=
mittelzölle und die Ermäßigung der Induſtriezölle, die Erleichterung
der Cin= und Ausfuhr, eine Reform der direkten Steuern, die
Beſeiti=
gung der Umſatz= und Kohlenſteuer, die Erhöhung des Exiſtenzminimums,
einen Abbau der Militärlaſten, die Beibehaltung des Mieterſchutzgeſetzes,
die ſchleunige Durchführung der Handelsvertragsverhandlungen mit
den benachbarten Staaten und die Anerkennung Sowjetrußlands zweck=
Anknüpfung wirtſchaftlicher Verbindungen fordern.
Wirtſchaftliche Rundſchau.
Guſtav Caſſel 60 Jahre. Der hervorragende ſchwediſche
National=
ökonom Profeſſor Dr. Guſtav Caſſel, Stockholm, begeht am 20.
Okto=
ber ſeinen 60. Geburtstag. Bereits vor dem Kriege konnte Caſſel als
einer der hervorragendſten theoretiſchen Natſonalökonomen der Welt
angeſehen werden. Seine Theorie galt als eine der modernſten und am
beſten fundierten. Nach dem Kriege iſt er beſonders als
Wirtſchafts=
politiker auf dem Währungsgebiet hervorgetreten und gilt noch heute
als thepretiſcher und praktiſcher Führer in dieſer Hinſicht. Neuerdings
hat Caſſel ſich u. g. beſonders auch mit Fragen der Lohngeſtaltung
be=
ſchäftigt. Er war der Erſte, der auf die praktiſche Undurchführbarkeit
und die Notwendigkeit einer Nebiſion des Dawesplanes hingewieſen hat.
Lux’ſche Induſtriewerke A.=G., Ludwigshafen a. Rh. Die
General=
verſammlung, in der 12015 Aktien mit ebenſoviel Stimmen vertreten
waren, genehmigte einſtimmig ohne Ausſprache den bekannten
Verluſt=
abſchluß. Der Verluſt von 342 110 Mark wird auf neue Rechnung
vor=
getragen. Zu ſeiner Beſeitigung beſchloß die G. V. die Herabſetzung des
Aktienkapitals im Verhältnis 3:2 von ſeither 1,5 auf 1 Million Mark.
Die Kapitalsreduzierung erfolgt derart, daß ſämtliche Aktien eingezogen
werden und alsdann auf drei alte zwei neue Aktien zum gleichen
No=
minalbetrag den Inhabern ausgehändigt werden. Die Verwendung
des durch die Zuſammenlegung ſich ergebenden Ueberſchuſſes von 157 889
Mark bleibt einer der nächſten Hauptverſammlungen vorbehalten, da
die Geſellſchaft erſt den Grfolg d=s diesjährigen Geſchäftsjahres abwarten
will. Soweit ſich bis jetzt überſehen läßt, iſt mit einem kleinen Nutzen
im laufenden Geſchäftsjahr zu rechnen. Die ſatzungsmäßig
ausſcheiden=
den Aufſichtsratsmitglieder wurden wieder gewählt.
A.G. für Automobilbau Aga Berlin. Vor einiger Zeit gaben wir
eine Meldung der „Neuen Mannheimer Ztg.” wieder, die Aga=Betriebe
betreffend. Zu dieſer Meldung erfahren wir von der Konkursverwaltung
folgendes: Mit den im Frühjahr d8. J6. verkauften
Fabrikations=
beſtänden der Aga iſt nicht allein das Weiterfabrikationsrecht des Aga=
Wagens mit ſämtlichen Patenten und Schutzrechten verkauft, ſondern
ſind auch die Geſchäftsanteile der Aga=Kraftwagen=Verwertungs=Geſ.
m. b. H., welche ſ. Zt. von der Konkursverwaltung zur Weiterführung
des Wagenderkaufsgeſechäfts gegründet wurde, an den Käufer
übergegan=
gen. Die Inkra Mannheim iſt hierbei nicht beteiligt.
Die Aga=Kraftwagen=Verwertungs=Geſ. m. b. H. iſt nunmehr diejenige,
welche den Aga=Wagen herſtellt und Erſatz= und Zubehörteile
unver=
ändert weiterliefert. Die Geſellſchaft iſt in keiner Weiſe von dem
über=
nommonen Mateuialbeſtand der Agn abhängig, da dieſer jederzeit nach
Maßgabe des Bedarfs ergänzt werden kann, um ſo mehr, als ſich bei
den früheren Zulieferfirmen der Aga noch erhebliche Poſten beſtellte und
nicht abgenommene Materialien befinden. Dunh den Abruf dieſer
Vor=
räte ſeitens der obigen Geſellſchaft werden die Lieferfirmen der Aga
Konlurs entlaſtet. Die Fabrikation des Aga=Wagens geſchieht in dem
mitverkauften kleineren Teilwerk Berlin=Lichtenberg, Herzbergſtraße 66.
Dieſes Werk iſt mit allen medemen Fabrikationseinrichtungen von der
neuen Geſellſchaft verſehen. Die Weiterfabrikation des Aga=Wagens
und Lieferung von Erſatzteilen iſt dadurch geſichert. Den Vorſtand der
Geſellſchaft bilden die Herren Dir. Merz und Dir, Lüders. Auch das
Hauptwerk der Aga wird z. Zt. noch für die Fabrikation des Aga=Wagens
von der Aga=Kraftwagen=Verwertungs=Geſ. m. b. H. benutzt. Ueber den
Verkauf dieſes Werkes ſchwveben z. Zt. Verhandlungen mit mehreren
Intereſſenten, die bisher zu einem poſitiven Ergebnis, nicht geführt
haben.
Darmſtädter u. Nationalbank, Kommanditgeſelſchaft auf Aktien. Darmſtadt. Franfurter Kursberichtvom 12. Aktober 1926.
Staatspapiere
aI Deutſche
6‟.BReichsp.=Sch.
1. 10. 50
70 Bayer. Staats=
Ech, v. 1. 4. 29
Eſ.) G. V. Sch.
4. 39
6ſ.%0 Pr. St.=Sch.
1. 3. 20
Gſ.36 Pr. St. Sch.
1. 10. 30
72 Sächſ. Fr.=Sch.
1. 7. 39.
78 Sächſ. Fr.=Sch.
1. 7. 30
6I,2Württ. F. Sch.
b. 1. 3. 29
Vorkriegsanleihen
5% D Reichsanl.
42 D. Reichsanl.
48 D. Schutzab. v.
08—11 u. 18..
420 D. Schutzg. v. 14
48 Preuß. Konſ.
8 Baden. .....
4BBayern ......
42 Heſſen ....
4% Württemberger
b) Ausländiſche
5% Bos. E.B. 19/4
1idt J 1914
g. 1898 ...
1%— 1902 ...
(%
......
6% Bulg. Taba10s
4 ½%0 Oſt. Staatsr.
v. 1913. Kdb. 1919
4½%Oſt. Schaßz, 14
4½%Oſt. Silberr.
42 „ Goldr. . ..
0.702.
10.55
13.:5
0.7
0.66
3.75
14% „einh. R.(kon)
35 Port /Spz. II
5% Num am. R.03.
41% Gold 18.
amkonv.
48 am. 05.
% Türk. Adm.103
% Türk. Bagd. I
Bagd.)II
% „ 1911 Zol.)
4½26 Ung. St. 1913
St. 1914
418
Goldr.
St. 10
18‟
Kronr.
8% Eiſ.Tor.,8.)
Außereuro=
päiſche
2a Mex am.inn.
18..N
Gold 04,ſtf.
konſ, inn.
43% Frigat.
5%Tamaulivas 1.
Sachwert=
Schulb=
verſchreibungen
Mit
Zinsberech=
nung
10% Berl. 6.-Br. G./,
Sſo „
686 Berl. St.=Gold.
Darmſt. St.G.
D. Hyp.=Bank
Meining. Goldpf.
8% Frif.=Hyp.=9
zolbpſdbr.
8% Frkſi. Pfbr.=Bi.
Goldpſobr.
5% Frrf. Pfbr.=Bk
Goldpfobr.
Komm. Ldb. D.
Goldſchuldver.
123.
261,
9.6
12.5
*6=
2aß
a07
120
8% beſſ. Lob. Gold
103 Komm:Elektr.!
Mark (Hag.) Gold. 1
Mannh. St.6.
820 Mainz St.G.
88 Naſſ. Lob. Gold,/1
%o Pfälzer H.: B.
Goldpfandbr.
8% Pforzh. St.G.
OPr.C.=B. Cr.=B.)
Golopfandbr.
30 Rh. Hyp.=B. 6./1
11.%Rh. St. W. 25
0o Rh.=Weſtſf.B.=
Fr.=Bk., Goldpf.!
8RSüdd.B.-Cr.=B.
Goldpfandbr. .
Ohne
Bins=
berechnung
52 Bow. Rohl. 23
8BGroßkr.Mannh.
Kohl 25
62 Geſſ. Brk.=Rog.
5% Roggen „23
%o Pr. Kaliw.
Pr. Noggenw.
5 % Sübd.Feſt=B.6
Vorkriegs=Hyp.=B.
Pfandbriefe
Bay-=Vereinsb.
Bayr. Handelsb.
Baur. Hyp.u. Wechſ
Berliner. Hr
Br.
Frif.Hyp.=Bi.
Friſt. Pfandbr.=B.
Hamb. Hyp.Bl.
tecklb. Hhp. zu. Wb.
eining. Hyp.Bt
tordd, Gr=eGr.=Br.)
Pfälz,Hyp.=Bk.
Preuß. Bob.Ur.=B
PrGent.=B. Cr.=B.
Preuß. Pfdbr.=Bl. 1
103.6
vor
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94
100
103
115.5
z00
12.5
Acf
11.4
10.3
Rhein. Hyp.=B.
Rh.Wſtf. B. Cr.=B.
Südd. Bodenkr.
Württ. Hhp.=Bk.
Staatl. vb. prov.
garantiert.
Heſſ. B.=Ghp.=B..
Landeskr. Caſſel ..
Naſſau. Ldsb. ..
Obligationen v.
Transportanſt.
42Dus. Bdb Em.91
42, Giſ.=Bahn ſtfr.
42o Galiz. Carl.
Lud.=B.
abg
48 Laſchau=Oderb.
abg.
3 Oſt. Nwſitb. 3
58 Oſt. Südb. (9).
2.8% Alte
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Ca Oſt.=ung. 13/74
GDſt. Staatsb. 83
88 Oſt. . 1.b.9.E.
9. E.
Oſt. „
1385
ZSſt.
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38 Raab Oedbg.83
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11.35
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Bah. Hyb.=Wchſ. . .
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Darmſt.u.Nat.=Bi.
Deutſche Van!
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D. Hhp.=Bk. Mein.
Vereins=Bk. ..
Dist.=Geſellſch. ..!
Dreöbener Bk. ...1
Frankf. Bk......
Frf. Hyp.=Bk.
eiſ. Pfdbr.=Bk.
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Lur, intern Bani
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Bfälz. Hyp=Bk. .
leichsbank=Ant. .
gein Crebditbk. . .
ſhein=Hhp.=Bk. .
Südd. Dise.=Geſ. 11
Oſterr. Ereditanſt.
Wiener Bankverein!
Bergwerkö=Akt.
Bochum.Bergb..
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Dt. Luremburg... .
Eſchw. Bergw. ..!
Gelſentirch.Baw.
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Iiſe Bergb. St. .
Genußſchein.
Kali=Aſchersleb.
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Nannesm.=Röhr.
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Oberbevarf
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Ntavi=Min.=Ant. .
Phönir=Bergb. .../1
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Zer. Laurahſitte.
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Mainz Atienbr.
Schöfferhof Bind.)
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Aitum, Berlin.
Adler & Oppenh.
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Uſchaff. Zeliſtoff.
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Bad. Maſch. Durl./t
Bad. Uhren, Furtw.
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Bürſtenfor Grlang.
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Cement, Narlſtadk
Cement, Lothr.
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Micht. 1, Fraſt
G. Lieferung. ....
Eſt. Bad Wolle.
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Enüinger Verke.
Flinger. Maſch. .
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Felten & Guilleau.
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Frankfurter Gas
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Fuch Waggon St.
Geiling & Cie.
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Gotha Waggon...
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Grün & Bilfinger
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Hilpert, Armatur.
Hindrichs=Aufferm.
Birich Kupfer
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bolzverk. Ind. .
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Mainkraft Höchſ
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Pfälz. Näh Kahſer!
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Rein. Gebb.& Schall
Rihein=Glelte. ..
Rhenanig. Nachen
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Shneid. & Hanau.
Shnellpr Frank.
Shramm Lackf.
Shrift, Stemp.
Shuckert. Elektr.
Schuhf Weſſel.
Shuhf Herz
Schulz Grünlack . 15
Seilind. Wolſiſ.
Semens Glas
Siemens & Halste /2
Sſod. Immob.
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Ver. f. Chem Ind.
Ver. d. Olfbr. Mann
Ver. Faßf. Caſſel.
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Ninſel=Rürnberg.
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Zeliſtoff Berl.
Bogtl. Maſch.
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ſ. 6 Frentag
in Rußfbr.
Zelſt. Waldhol
Zuckerſ. Wa
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Zucker
Zuckerf Heilbronn
Zucker! Offſtein.
Zuckerf Rheingau=
Zuckerf. Stuttgart.
40.5
5
72.25
25
1.5
102.25
86.8
205.75
Thürin). Lieſ.=Geſ. 89
Transport= und
Berſicherungsenit.
A. Dt. Eiſenbahn
Di. Eiſenb.=Geſ.
E1 Hochbahn=Berl.
Schantung E.B.
üdd. Eiſenb.=Geſ.;
....
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Frkft. Allg. Ver).
Frankong Rückv .
Darmſt. Berte
Bahnbedauf."
Dampfk. Rodberg
belvetia Konl. ..
Gebr. Lutz .....
Motor 1. Darmſt.
Gebr. Roeder ..
Venuleth E Ellenb.
8s
97.75
5.
187
117.75
73
28.5
[ ← ][ ][ → ]Nummer 285
Seite 14
Donnerstag, den 14. Oktober 1926
Nückgang der Erwerbsloſigkeit. Der Nückgang in der Zahl der
Hauptunterſtützungsempfänger in der Erwerbsloſenfürſorge hat ſich
auch in der zweiten Septemberhälfte kräftig fortgeſetzt. In der Zeit
vom 15. September bis 1. Oktober iſt die Zahl der
Hauptunterſtützungs=
empfänger von 1 483 000 auf 1395 000, alſo um 88 000 (d. h. 5,9 Proz.
zurückgegangen. Die Zahl der Zuſchlagsempfänger (unterſtützte
Familienangehörige Vollerwerbsloſer) hat ſich im gleichen Zeitraum
von 1 481 000 auf 1410 000 vermindert. Während des ganzen Monats
September iſt die Zahl der Hauptunterſtützungsempfänger um 153 000
d. h. um 9,8 Prozent zurückgegangen, gegenüber einem Rückgang von
103 000 d. h. 6,3 Prozent im Auguſt und 89 000 d. h. 5 Prozent im
Juli. Gegenüber dem Höchſtſtand der Erwerbsloſenzahl, die im Februar.
2058 000 betragen hatte, ergibt ſich ein Rückgang von 663 000 oder
32,2 Prozent.
Wayß u. Freytag A.=G., Frankfurt a. M: Zu dem Kursrückgang
in den Aktien der Geſellſchaft wird erklärt, daß die bisher vorliegenden
Meldungen hierüber nicht als zutreffend gelten können. Der Stambul=
Kanaliſationsauftrag ſtelle bei weitem nicht das Hauptobjekt der
Ge=
ſellſchaft dar, vielmehr nur einen kleinen Ausſchnitt aus dem jährlichen
Umſatz. Die in Argentinien, Braſilien und vor allem in Deutſchland
laufenden Tief= und Hochbauten bilden nach wie vor das Hauptgeſchäft.
Das erſte halbe Geſchäftsjahr ſei durchaus nutzbringend verlaufen. Das
türkiſche Geſchäft erſtrecke ſich übrigens auf eine längere Reihe von
Jahren.
Frankreichs Schuldenregelung. Aus dem nunmehy im
Wort=
laut vorliegenden Text des Budget=Voranſchlags für 192 ergibt ſich,
daß im Laufe dieſes Haushaltsjahres an kurzfriſtigen Schulden fällig
werden: Am 1. Februar 3018 Millionen 6proz. Bonds des Credit
Natio=
nale von 1922, deren Einlöſung auf Wunſch der Inhaber der Papiere
zu erfolgen hat, und am 25. September Schatzbonds von 1922 in Höhe
von 4587 Millionen Fr., insgeſamt rund 7,5 Milliarden. Für die
Be=
zahlung dieſer inneren Schuld ſind entſprechende Ausgaben im Budget
ſelbſt nicht vorgeſehen.
Produktenberichte.
Frankfurter Produktenmarkt vom 13. Oktober. Der bieſige
Pro=
duktenmarkt nahm auch heute wieder einen feſten Verlauf. Das
Ange=
bot iſt ſehr klein, doch traten keine erneuten Preiserhöhungen ein, da
die Käuferkreiſe ſich weiter zurückhalten. Nur Mais konnte eine Erhöh=
ung um 25 Pfg. durchſetzen. Man notierte: Weizen 28,75—29; Roggen
23; Sommergerſte 24—28; Hafer inl. 18,75—19,25; Mais 19—19.25;
Weizenmehl 41,50—42; Roggenmehl 33,25—34; Weizenkleie 10—10,25;
Noggenkleie 10.50.
Berliner Produktenbericht vom 13. Oktober. Die kleinen
Inlands=
offerten in Weizen haben auf der anderen Seite nur vereinzelten Abſatz
gefunden, da die Mühlen bei dem ſtockenden Weizenmehlgeſchäft kaum
Intereſſe bekunden. Aus dieſem Grunde und auch in Uebereinſtimmung
mit den ſehr flauen Winnipeger=Depeſchen war das Niveau eher
ſchwächer. Im Lieferungshandel wurden Dezember und Mai 1 Mark
niedriger. Roggenmehl wird für den Konſum und auch vereinzelt zum
Export gehandelt. Gerſte feſt, geringe Sorten ſind etwas mehr
ange=
boten. Für Hafer iſt die Kaufluſt voyſichtiger geworden, die Offerten
haben ſich etwas vermehrt.
Amerikaniſche Kabelnachrichten.
New York, 13. Okt. (Priv.=Tel.)
Weizen: Der Markt zeigte anfangs ein ſchwaches Ausſehen auf
günſtige Berichte aus Kanada und dem Winterweizengürtel. Der Schluß
geſtaltete ſich jedoch feſter auf jetzt ungünſtig lautende Meldungen aus
Kanada.
Mais: Der Markt begann in ſehr ſchwacher Haltung auf günſtige
Wettermeldungen und eine ſehr große Farmbewegung. Später konnte
auf Baiſſedeckungen eine Erholung eintreten.
Hafer: Der Markt verkehrte mit mehrfachen Schwankungen in der
Hauptſache abgeſchwächt.
Baumwolle: Im Anfangsverkehr machte die Erholung weitere
Fortſchritte, da die ausländiſchen Spinneren große Kaufluſt zeigten und
üübermäßige Niederſchläge aus dem Südweſten berichtet wurden. Die
Termine gewannen 10—15 Pkt.
Kaffee: Fortgeſetzte Liquidationen, Kaufreſerve des Handels hatten
eine Abſchwächung zur Folge. Später konnte eine Befeſtigung eintreten
auf Deckungskäufe. Die Termine gaben 30—40 Pkt. nach.
Zucker: Kaufreſerve der Raffinerien, Liquidationen, ſowie Abgaben
der Spekulation hatten eine Abſchwächung zur Folge. Schließlich
konn=
ten ſich die Termine etwas befeſtigen.
Kakao: Käufe des lokalen Handels, die Feſtigkeit der Lokopreiſe
riefen im Anfangsverkehr eine ſtetige Haltung hervor. Als aber aus
Bahia große Ankünfte gemeldet wurden, erfolgten Liquidationen und
damit Nachgaben der Termine.
Kleine Wirtſchaftsnachrichten.
Beim Reichsverkehrsminiſterium gehen in letzter Zeit wieder
zahl=
reiche Anträge auf Berückſichtigung bei der Kredithilfe für die
Binnen=
ſchiffahrt ein. Es wird darauf hingewieſen, daß ſolche Anträge
unmit=
telbar an die drei deutſchen Schiffshypothekenbanken zu richten ſind.
Mit Beziehung auf verſchiedene Preſſemeldungen über die
angeb=
liche Stellungnahme der Reichsregierung zur Frage des Zuckerzolls wird”
amtlich mitgeteilt, daß dieſe Frage zurzeit noch der Prüfung der
zu=
ſtändigen Reſſorts unterliegt und bei dieſen noch nicht geklärt iſt.
Die Verwaltung der Fried. Krupp A.G. teilt mit, daß ſie entgegen
anderen ausländiſchen Meldungen die Majorität der Liptak=
Maſchinen=
fabriken nicht erworben habe.
Ein Geſetz vom 5. Auguſt ermächtigt die Bank von Frankreich außer
zum Ankauf von Gold= und Silbermünzen auch zum Ankauf von
frem=
den Devaſen. Die Bank von Frankreich wird zu dieſem Zweck eine
be=
ſondere Abteilung führen, die am 12. Oktober ihren Dienſt aufnahm.
Die Exportpreiſe für franzöſiſches Thomasmehl ſchwanken
augen=
blicklich zwiſchen 2,30—2,30, Fr. pro Kiloprozent Geſamtphosphorſäure
(bzw. 6 Dollarcent im Durchſchnitt).
Nach einer Meldung aus Warſchau hat das polniſche Finanz= und
Kriegsminiſterium den Vertrag zwiſchen den Skodawerken und der
Pol=
niſchen Staatlichen Flugzeugfabrik genehmigt.
Die Regierung der Tſchechoſlowakei hat dem preußiſchen
Juſtizmini=
ſter mitgeteilt, daß die in der Tſchechoſlowakei beſtehenden
Börſen=
ſchiedsgerichte, nach tſchechoſlowakiſchem Recht Schiedsgerichte, nicht
ſtaat=
liche Sondergerichte ſind. Der preußiſche Juſtizminiſter hat dies zur
Kenntnis der Juſtizbehörden gebracht.
Wie aus New York berichtet wird, haben die amerikaniſchen
Kup=
ferproduzenten im Einverſtändnis mit der Regierung beſchloſſen, den
Preis des einheimiſchen Kupfers auf ausländiſchen Märkten
anzuwen=
den. Die neue Kupferproduzentenvereinigung ſchließt alle führenden
Kupferproduzenten in den Vereinigten Staaten ein.
Wie aus Rio de Janeiro berichtet wird, hat ſich in der letzten Zeit
in Braſilien große Kohlenknappheit infolge des britiſchen
Bergarbeiter=
ſtreiks bemerkbar gemacht. Hauptſächlich iſt Zentralbraſilien hiervon
betroffen.
ORPHEU ab Samstag
10. Oktober oer Sprung
aus der
(14897
Orpheums-Kuppel
Palast-Lichtspiele
Der deutsche historische Großfilm:
Zopf und Schwert
Ein Film aus den Rheinsberger Jugendtagen
Friedrich des Großen u. d. Prinzessin Wilhelmine
8 Akte — In den Hauptr.: Hady Christians,
Walter Janssen, Albert Steinrück, Wilhelm
Dieterle,Julia Serda, HarryHardt, Hanni Weisse,
RobertScholz,Jul. Falkenstein, Rudolf Lettinger,
Panl Biensfeld, Max Gülstolff, Theodor Loos,
Wülhelm Diegelmann. Sophie Pagar (214864
Vorher: Parademaisch der „Langen Kerls‟‟
Sektion Starkenburg
des 2. u. De.
Alpen=
vereins.
Sonntag, 17. Oktob.:
Wanderung
Schriesheim—
Neckarſteinach.
Näh. Geſchſt. (14843
Lustspiel, 2 Akte!
Mei Meeee
Der große Heiterkeitserfolg
Pat u. Patachon als Sohwiegersöhne
Eine groteske Verwechslungsgeschichte in 7 Akten (*26997
Jimmy kurlert Minnie — Die neueste Ufa-Wochenschau — Lustspiel in 2 Akten
ſ9 Antans 31, Uhr — lugendliche haben Zutrikt — letzte 4bendrorstellung 8 Uhr T6
Residenz-Theater
Lee Parry
in ihrem neuesten Film:
Fédor a
(Frauenliebe — Frauenhaß)
6 Akte nach dem gleichnamigen
Drama von Sardou.
Die übrige Besetzung:
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Frida Richard, Oskar Marion,
Das auserwählte erfolgreiche Doppelprogramm:
GunnarTolnaes
Karina Bell
in dem erfolgreichen Lustspiel
Wenn Mädchen
träumen
Erich, Kaiser-Titz, Ed. v.
(*26996
6 Akte
Winterstein
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Antang 3", Uh
—Letzte Abendrorstellung 8 Uhr R8
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(14862
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[ ← ][ ][ → ]Nummer 283
Die Lehrerin.
3)
Eine Novelle von Nikolaus Schwarzkopf.
(Nachdruck verboten)
Der Maler erkannte, wie unter ſolch veräußerlichter
Fröh=
lichkeit in Paula ſich die Liebe zart zu regen begann, wie die
Leidenſchaft wach wurde, und er ſah voraus, daß er auf
War=
ſchaus Fall ſchließlich gar nicht werde zu warten brauchen. Ganz
luſtig ergingen ſich die beiden Menſchenkinder, und wenn der
Maler zum Gruß ſagte: Warſchau iſt gefallen!, ſo erwiderte
Paula unbelaſtet heiter: dieſe Neuigkeit iſt ſchon ſehr alt, mein
Herr!
Doch eines Tages, da Paula in den beſtrickenden Duft der
Akazie hinausträumt und den Schnellzug kommen hört, da
ſtür=
zen plötzlich die Glocken aller Türme in den Stadtpark, und
Paula weiß, daß Warſchau nun wirklich gefallen iſt. Sie
er=
ſchrickt, ſie ſpringt vom Fenſter weg, daß Klaus Kriftel ſie nicht
erwiſche, ſie ſchließt das Fenſter und wirft ſich auf den langen
Stuhl. Aber ſie kann nicht liegen, ſie darf nicht fernbleiben,
wenigſtens nicht vom Fenſter, ſie muß dem Maler zu verſtehen
geben, daß ſie mit ſich und ihm noch nicht im Reinen iſt, und
daß ſie alſo auch noch nicht kommen kann. Sie weiß; er kennt
ſie, er iſt von innen her kein Tolpatſch, er verlangt nichts
Un=
mögliches von ihr, er wird das unſichtbare Panzerfort, das noch
zu ſprengen ift, nicht überſehen, denn er liebt ſie ja, er liebt ſie
ja! Und ſie tritt ans weitgeöffnete Fenſter.
Klaus ſtand lachend da, Hände in den Nocktaſchen: nun
hatte er nicht mehr nötig, ihr zu winken, nicht mehr nötig, zu
betteln, nun konnte er getroſt auf ſein Recht pochen wie ein
un=
ſchuldig Verurteilter. Und alſo ſtand er da!
Da fiel Paula der Herzſchlag ſchwer, und ſie faßte das
Fenſterbrett mit beiden Händen. Sie ſchüttelte den Kopf, ſie
weinte, und ſie zwang ſich, am Fenſter zu bleiben, bis er ihren
Schmerz geſehen. Sie hoffte, er gebe ihr ein Zeichen, daß man
zuſammen ausgehen wolle, aber er regte ſich nicht.
Da trat Paula ſchließlich weg vom Fenſter und ſetzte ſich
draußen in den Flur, allwo ſie die ganze Stadt überſchauen
konnte. Fahnen flatterten auf, Lärm ergoß ſich in die Gaſſen,
und die Sonne hing wie eine ungeheure Fackel am tiefen
Him=
mel, wie aufgelöſt im Jubel. Paula aber ſaß da und weinte
und fluchte über ſich und ſprach: „Was ſollen Geſang und Tanz
im Leben einer Einſamen, und was in deinem Blut, Paula
Petry, wenn nach den, ach, ſo leicht heiteren Stunden die Schritte
ſich ſogleich wieder beſchweren und verbieten, an die letzten
Quellen zu treten!
Sie ging in ihr Stübchen zurück, aber das Fenſter des
ge=
liebten Mannes war verſchloſſen, und der Vorhang ſtand feſt
in den Ecken! Kein Ritz, durch den Paula hätte wahrnehmen
können, ob er noch daheim war oder nicht! Sie blieb im
Stüb=
chen, aß auch nicht zu Nacht, um nicht nochmals ausgehen zu
müſſen, und ſie legte ſich früh zu Bett und verſuchte, in der
Droſte zu leſen.
Donnerstag, den 14. Oktober 1926
Seite 13
Auch am Morgen war der Vorhang zu, und der Maler winkte
ihr keinen „Guten Tag”! Schweren Herzens ging Paula zur
Schule. Die großen Mädchen kamen ihr entgegen und jauchzten
wie toll, weil Warſchau nun wirklich gefallen war, und weil ſie
deshalb heute ſchulfrei hatten!
Gleich nach der kurzen Feier fuhr Paula mit einer Freundin
ins Gebirge, und ſie ſang und ſchlug die Laute, und ſie
ver=
kündete, daß ſie geliebt werde, und daß ſie liebe. Die Freundin
wollte das ſchon lange wiſſen, und Paula ſagte:
„Ich ſelber aber weiß es erſt ſeit geſtern, erſt ſeit heute, oder
nein: ich ſelber weiß es nicht einmal ganz genau!”
Dennoch ging ſie nicht ohne Gram. Sie bedachte, daß ſie
heute beſſer zu Hauſe geblieben wäre, daß ſie, anſtatt hier im
Wald umherzulaufen, beſſer an ihrem Fenſter ſtünde, zu ſehen,
ob der Geliebte wie gewöhnlich, heimkomme vom Eſſen, ob er
ſeinen Vorhang zurückziehe, ob er ihr winke, oder ob er nicht
vom Eſſen heimkomme, oder ob er den Vorhang nicht
zurück=
ziehe! Sie wurde unruhig und fuhr vorzeitig heim, und ſie trat
ans Fenſter und wollte, weil der Vorhang feſt in den Ecken
ſtand, gleich dem Frauchen im Wetterhaus nicht mehr weichen,
bis der Himmel wieder blau ſei. Aber ſie ſtand noch um
Mitter=
nacht, und ſtand vergeblich!
Dies Langen und Bangen erſtreckte ſich über den ganzen
fol=
genden Tag und über den nächſten Tag. Kein Brief, kein Strauß,
kein lieber Blick. Wie, um ſich von außen wieder zu beruhigen,
erwartete ſie des Mittags wieder das Gemüſeboot, des Abends
den Schnellzug. Die Blättchen der Akazie verloren das zarte
Gelb und lagen ſaftiggrün in der Sonne, aber das Flämmchen
Glück ſaß flügellahm auf grauem Aſt. Paula ſah es ſitzen; und
obgleich ſie ſich ſagen mußte, daß der Maler ſie jedenfalls doch
nicht geliebt habe, ſah ſie immer deutlicher das Flämmchen
Glück, das anſcheinend um keinen Preis ſterben wollte.
3.
Paula erkannte aber in dieſem Langen und Bangen in
ſchwebender Pein, daß ſie Klaus Kriftel wahrhaft liebte, und
am Mittwoch, als ſie des Morgens erwachte, nahm ſie ſich vor,
nach der Tanzſtunde hinüberzugehen und bei ihm anzuklopfen!
Und ſiehe: am Nachmittag, da ſie nochmals zur Schule muß,
in die Tanzſtunde zu ihren Zwölfen, da ſteht der Maler wieder
in braunem Samt an ſeinem Fenſter und wartet feierlich auf
ſie und grüßt. Und Paula, über die Maßen beglückt, huſcht
da=
hin und tanzt ſchon auf der Straße, und tanzt mehr, als ſie geht,
und ſie ſummt ein Liedchen, und ſie wendet ſich an der
Straßen=
ecke nach ihm um und winkt: Wiederſehen, Wiederſehen, mein
Liebling! und ſie meint ſchon wieder, er komme hinter ihr
drein! . . . Heißa, Menſchen, die gern ſingen, die müſſen ſingen,
ſonſt ſterben ſie ab, und Menſchen, die nicht allein ſingen können,
weil ſie zu viel Stimmen im Herzen, aber nur eine einzige Kehle
haben, die müſſen mit anderen Menſchen zu ſingen beginnen.
mit ſolchen, die zur gleichen Melodie bereit ſind, und dann iſt
jeweils Gott unter dieſen Menſchen! Und wenn das Herz der
Verliebten voller Lieder ſteckt, ſo ſteckt das Herz der Liedreichſten
unter ihnen nicht minder voller Tänze, und die Tänzer wiſſen
es: ein Lied, das noch am Wort klebt, das iſt ſchon kein rechtes
Lied mehr, denn kein Gott bedient ſich des armſeligen
menſch=
lichen Wortes, ſondern ſtrömt dahin in Welle und Rhythmus!
Paula tritt ein in die Halle, da birſt die Halle von Jubel
und Licht, und die Zwölf ſpringen ſchon in ihren leichten
Kleid=
chen umher, und aus den erhöhten Fenſtern brechen ganze
Bün=
del von Sonnenſtrahlen ſchräg herein und tanzen mit und
trei=
ben’s toller als die Kinder. Paula breitet die Arme weit aus,
den Mädchen entgegen, ſie ſtürzen auf ſie zu und jubeln, und es
fehlte nicht viel, ſo hätte Paula mitten hinein in ihre Schar
ge=
rufen: „Freut euch, Kinder, Warſchau iſt gefallen! Auch in mir,
im Herzen eurer Lehrerin, iſt heute Warſchau gefallen oder fällt
noch heute!”
Und Paula miſchte ſich unter die Ihrigen und tanzte mit
ihnen wahllos und zuchtlos und überließ ſie und ſich ſelber den
jungmädchenhaften, jungfraulichen Geſängen des Blutes und
dem erwachenden inneren Strömen.
Elſa Kappler gab eine Extravorſtellung! Elſa Kappler tanzte
das Mendelsſohnſche Lied: „Leiſe zieht durch mein Gemüt
lieb=
liches Geläute”, das man gerade in der Klaſſe ſang. Das war
nicht ſchwer zu tanzen, weil es ſicher im Tanz empfangen und
im Tanz geboren war. Paula ſpielte die Weiſe am Klavier mit.
Doch auf einmal, als Elſa Kappler in göttlicher
Beſchwingt=
heit, ganz aufgelöſt in verzückte Wonne, mit weitausgebreiteten
Armen die Länge des Saales hinſchwebt, nach der Tür des
Aus=
ganges zu, wird dieſe Tür plötzlich aufgeſtoßen, und oben in der
breiten Füllung erſcheint ein Mann in braunem Samt: der
Maler Klaus Kriftel!
(Fortſetzung folgt.)
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Seite 16
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