Einzelnummer 10 Pfennige
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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesfpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit z verſehenen Original=Auf ätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſi. Tagbl.” geſiatlet.
Nummer 282
Montag, den 11. Oktober 1926.
189. Jahrgang
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(1 Dollar — 420 Markl. — Im Falle höherer
Gewalt wie Krieg. Aufruhr Streit uſw. erliſcht
jede Verpſichtung auf Erfüllung der
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aufträge und Teiſtung von Schadenerſatz. Bei
Konkurs oder gerichtlicher Beitreibung fällt ſeder
Rabatt weg. Bankkonio‟ Deutſche Banl und Darm=
Kädte und N
Reichskanzler Dr. Marx in Eſſen.
Das Arbeitsprogramm der Regierung
Eſſen, 10. Oktober.
Im dicht beſetzten Saale des ſtädtiſchen Saalbaues wurde
die von der Reichszentrale für Heimatdienſt veranſtaltete
ſtaats=
politiſche Vortragsreihe heute abend durch eine Anſprache des
Leiters der Landesleitung (Induſtriegebiet), Schultz,
eröff=
net. Oberbürgermeiſter Dr. Brecht begrüßte den Reichskanzler
Dr. Marx und ſprach ihm ſeinen wärmſten Dank für alles, was
er im Dienſte Deutſchlands getan habe, aus. Darauf ſprach
Miniſterialrat Dr. Strahl, der Leiter der Zentralleitung der
Reichszentrale für Heimatdienſt, über die Tätigkeit und Ziele
der Reichszentrale für Heimatdienſt, insbeſondere in
Verbin=
dung mit dem Induſtriegebiet. Er gab der Hoffnung Ausdruck,
daß die Reihe der ſtaatspolitiſchen Vorträge, die heute
begin=
nen, guten Erfolg haben mögen. Hierauf betrat
Reichskanzler Dr. Marx
die Rednertribüne und hielt eine Rede, in der er das
Arbeits=
programa der Regierung entwickelte. Ausgehend von der
Politiſierung der Maſſen,
in der der Reichskanzler eines der wichtigſten Kennzeichen der
modernen Zeit überhaupt ſieht, führte er zunächſt aus, daß dieſe
Politiſierung eine Folge der Demokratiſierung
des öffentlichen und politiſchen Lebens der
Neu=
zeit iſt. Sie führt die Maſſen unmittelbar an die politiſchen
Geſchehniſſe heran und ſchlägt gewiſſermaßen eine Brücke
zwi=
ſchen Volk und Regierung. Darin iſt unbedingt der neue
Volks=
ſtaat dem früheren Obrigkeitsſtaat voraus. Aber dieſe
Politi=
ſierung birgt auch gewiſſe Gefahren in ſich. Kein
anderes Volk huldigt ſo ſehr dem politiſchen
Individualismus wie das deutſche. Dadurch
iſt ohne Zweifel unſer deutſches Volk und unſer deutſcher
Staat ſtärker als andere moderne Staaten mit
innerpoli=
tiſchen Spannungen und Splitterungen bedacht.
Nirgendswo iſt die
Pflege des Gedankens der Volfsgemeinſchaft
notwendiger als bei uns. Es iſt ein beſonderes Verdienſt der
Reichszentrale für Heimatdienſt, daß ſie in dieſem Sinne wirkt.
Unter Bezugnahme auf die Ausführungen Dr.
Sil=
verbergs auf der Dresdener Dagung des Reichsverbandes
der deutſchen Induſtrie, führte der Reichskanzler weiter aus:
Wenn Dr. Silverberg auch keine allgemeine Zuſtimmung fand,
ſo hat ſich doch gezeigt, daß in immer weiteren Kreiſen der
Arbeitgeber dieſe Gedanken Anklang finden. Wer von der
Notwendigkeit eines einträchtigen Hand=in=Hand=Arbeitens
zwiſchen Arbeitgeber und Arbeitnehmerſchaft
überzeugt iſt, wer vom Arbeitgeber ſoziale Geſinnung und vom
Arbeitnehmer wirtſchaftliches Verſtändnis verlangt, wer von
beiden erwartet, daß ſie ohne Einſchränkung den
Staat, wie er heute iſt, anerkennen und an ſeiner
Entwickelung mitarbeitet, der leiſtet unſerem ſchwer
bedrückten Volke den beſten Dienſt; der leiſtet gute Arbeit im
Sinne der Volksgemeinſchaft.
Uebergehend zur
finanziellen Lage
ſtellte der Reichskanzler zunächſt feſt, daß in den Monaten Juli
und Auguſt eine gute Beſſerung auf der Einnahmeſeite zu
ver=
zeichnen iſt. Zweifellos iſt daraus auf eine größere
Liqui=
dität unſerer Wirtſchaft, zu ſchließen. Auf der
an=
deren Seite iſt aber nicht zu verkennen, daß auch die
Aus=
gaben ſtark angeſtiegen ſind. Der demnächſt dem
Reichs=
tag zugehende Nachtragsetat betrifft insbeſondere die Ausgaben
für die Erwerbsloſenfürſorge, für das
Arbeitsbeſchaffungspro=
gramm, den Wohnungsbau, das Siedlungsweſen und für die
Fürſorge an beſonders bedrängte Landesteile.
Trotz verbeſſerter Steuereinnahmen kann
das Reichfrohſein, wenn esindieſem Jahrehart
am Defizit vorbeikommt. Vor allem darf man nicht
verkennen, daß wir in das Rechnungsjahr 1927 ohne Reſerven
aus Ueberſchüſſen der Vorjahre hineingehen. Wenn die
Reichs=
regierung an dem Streben nach weiteren
Steuer=
erleichterungen feſthält, darf nicht verkannt werden, daß
dies vur möglich ſein kann bei einer befriedigenden
Löſung des Finanzausgleichs.
Daß mit der richtigen Geſtaltung des Finanzausgleichs auch die
Aufgabenverteilung zwiſchen Reich und Ländern zuſammenhängt,
und daß es ſich hier um das finanzpolitiſche
Zentral=
problem für das Reich und die Länder überhaupt
handelt, möchte ich mit allem Nachdruck betonen. Daraus ergibt
ſich die Forderung, daß der geſetzgeber’ſchen Neuregelung des
Problems eingehende Erwägungen vorangehen müſſen. Der
Zeitpunkt für eine endgültige Löſung des
Pro=
blems iſt noch nicht gekommen. Die Reichsregierung
wird dafür ſorgen, daß im nächſten Jahre das Geſetz zur
end=
gültigen Regelung des Finanzausgleichs dem Reichstag ſobald
zugänglich gemacht werden kann, daß für eine ſorgfältige
Durch=
beratung die erforderliche Zeit bleibt.
Der Reichskanzler behandelte dann
das Problem der Arbeitskoſigkeit
und Einzelheiten des
Arbeitsbeſchaffungspro=
gramms, indem er bemerkte: Die vorhandenen Mittel reichen
leider nicht zur reſtloſen Beſeitigung der Arbeitsloſigkeit aus.
Die Regierung ſteht jedoch nicht tatenlos den traurigen ſozialen
end wirtſchaftlichen Folgen der Erwerbsloſigkeit gegenüber. Sie
geht bei ihrer Hilfe an die äußerſte Grenze der finanziellen
Leiſtungsfäh gkeit des Reiches. Die zur Verfügung ſtehenden
Mittel müſſen ſo eingeſetzt werden, daß eine Belebung möglichſt
weiter Teile der Wirtſchaft erreicht wird, um den
Schlüſſelgewer=
ben Arbeit zu verſchaffen und mittelbar auch andere Teile der
Wirtſchaft anzukurbeln. Daneben muß vor allem die Förderung
des Exports angeſtrebt werden. Im Zuſammenhang mit dem
Arbeitsbeſchaffungsprogramm erklärte der Reichskanzler u. a.,
daß durch die Millionenaufträge von Rechsbahn und Reichspoſt,
und durch das zuſätzliche Beſchaffungsprogramm der Reichsbahn
im Werte von 120 Millionen Mark, ferner durch den Bau von
zahlreichen Waſſerſtraßen der eiſenerzeugenden und
eiſender=
arbeitenden Induſtrie Aufträge in großem Umfange zugeführt
werden. Er ſtellte dann feſt, daß die bisherigen
Ergeb=
niſſe bei der Bekämpfung der Arbeitsloſigkeit
keineswegs ungünſtig ſind. Wenn auch die Zahl der
Erwerbsloſen noch immer ſehr hoch iſt, ſo hat ſie doch ſeit
Auf=
ſtellung des Arbeitsloſenbeſchaffungsprogramms, d. h. ſeit
An=
fang Juli eine Verminderung um eine viertel Million erfahren.
Dabei beginnen die meiſten Maßnahmen erſt jetzt ſich
auszu=
wirken. Im Schlußteil ſeiner Rede erörterte der Reichskanzler
die letzten internationalen Ereigniſſe, wobei er zunächſt zum
Abſchluß des Stahlpakts
deſſen wirtſchaſtliche Bedeutung man nicht unterſchätzen ſolle,
aus=
führte: Der Stahlpakt wird durch die Beendigung des
Schleuder=
verkaufs auf den ausländiſchen Märkten die Rentabilität der
deutſchen eiſenerzeugenden Induſtrie erhöhen, ihr und ihren
Ar=
beitern Beſchäftigungsmöglichkeit geben, den Wert der deutſchen
Ausfuhr in dieſen Erzeugniſſen ſteigern, was von beſonderer
Bedeutung für die Geſtaltung unſerer Handelsbilanz iſt. Auch
die eiſenverarbeitende Induſtrie mit ihrer Arbeitevſchaft wird
Nutzen aus dem Abkommen ziehen. Das Stahlabkommen hat
aber eine über das rein ökonomiſche hinausgehende Bedeutung.
Es ſcheint mir nicht möglich, daß man innerhalb wichtiger
führen=
der Induſtrien wirtſchaftliche Friedensakte abſchließen und ſich
daneben politiſch befehden kann. Das eine ſchließt das andere
aus, denn wir wiſſen doch alle, wie tief die Kriegsurſachen
in wirtſchaftlichen Gegenſätzen begründet waren.
So ſteht zu erwarten, daß auch auf politiſchem Gebiete eine
weitere Entſpannung eintreten wird, zunächſt innerhalb des
Kreiſes der beteiligten vier Länder, dann aber auch darüber
hin=
aus, denn der Stahlpakt richtet ſich gegen kein Land. Jedes
andere Land kann ihm beitreten. Die Erkenntnis der
Gemeinſamkeit der Intereſſen hat geſiegt und
Konflikte auf friedlichem Wege zu löſen
unter=
nommen, für deren Beſeitigung früher gar zu leicht politiſche
Machtmittel verwandt worden wären.
Im Anſchluß an
Deutſchlands Eintritt in den Völkerbund
erklärte der Reichskanzler ſchließlich: Die vielumſtrittene Politik
der Verſtändigung hat uns ein gutes Stück weiter gebracht.
Die Aera der Diktate und Ultimaten iſt
über=
wunden. Weite Gebiete deutſchen Landes, die jahrelang
unter dem ſchweren Druck der Beſetzung zu leiden hatten, ſind
frei und Deutſchland iſt vor einigen Wochen Mitglied des
Völ=
kerbundes geworden, der keinen Unterſchied kennt zwiſchen
Sie=
gern und Beſiegten. Das iſt
das bisherige Ergebnis der Verſtändigungspolitik,
deren Gegner uns noch nicht einen beſſeren und ſchnelleren Weg,
zu Deutſchlands, wirtſchaftlichem Wiederaufſtieg zu gelangen,
gezeigt haben, als den, den wir von London über
Lo=
carno nach Genf gegangen ſind. Wir werden im
Völker=
bunde loyale Mitarbeit leiſten im Geiſte der hohen Ideale, die
dem Bunde geſetzt ſind und hoffen, auf dieſe Weiſe auch unſere
Intereſſen aufs beſte zu wahren ſowie die Intereſſen der
deutſchen Minderheiten, die von uns mit gutem Recht
Schutz erwarten dürfen. Die eingehenden
Beſprechungen von Thoirt
ſind eigentlich etwas Selbſtverſtändliches geweſen, zwiſchen
Nationen, die einem Bund angehören, dem die friedliche Löſung
etwa auftauchender Streitfragen als erſtes Ziel geſetzt iſt. Noch
manche Schwierigkeiten werden zu überwinden ſein, ehe wir zu
einer befriedigenden Löſung der zwiſchen Deutſchland und
Frankreich ſchwebenden Fragen kommen werden. Aber ich habe
das feſte Vertrauen, daß dieſe Löſung gefunden werden wird,
weil ich hüben und drüben den ernſtlichen Willen ſehe, ſie zu
finden. Einen Willen, der nicht erſchüttert werden darf durch
bedauerliche Ereigniſſe, wie wir ſie in den letzten
Tagen im beſetzten Gebiet erlebt haben. Wie immer
auch die Schuldfrage bei den ſchmerzlichen Zwiſchenfällen
auf=
geklärt werden mag, das Eine, iſt gewiß, das Ziel der
Beſpre=
chungen in Thoiry kann und darf durch ſolche Vorkommniſſe
nicht beeinträchtigt werden. Unvermeidlich iſt es, daß ſie auf
die Stimmung der Bevölkerung der beſetzten Gebiete einwirken
Ich aber habe als der für die Richtlinien der deutſchen
Außen=
politik verantwortliche Staatsmann dafür zu ſorgen, daß wir
trotz dieſer ſchmerzlichen Zwiſchenfälle, den
Wegweitergehen, der zur Löſung der wichtigen
Fragen führt, die zwiſchen Deutſchland und
Frankreich zu erledigen ſind. An die Bevölkerung
des beſetzten Gebietes richte ich deshalb die Mahnung, würdige
Zurückhaltung zu üben.
Solange deutſches Gebiet noch von fremden Truppen
be=
ſetzt iſt, wird immer die Eefahr beſtehen, daß es zu
Kon=
flikten zwiſchen Beſatzung und Bevölkerung kommt.
Solche Konflikte zu vermeiden, liegt im beiderſeitigen Intereſſe.
Möge, ſo ſchloß der Reichskanzler ſeine mit langanhaltendem
Beifall aufgenommene Rede, beld der Tagkommen auf
den meine und des geſamten Kabinetts heißeſte
Wünſche gerichtet ſind: Der Tag der Befreiung
deutſchen Bodens von fremder Beſatzung=
Sachſens Bürgertum
ann Vorabend der Wahl.
Von unſerem ſtändigen Mitarbeiter.
Dr. Gr. Dresden, 10. Oktober.
Es war vor einigen Wochen im höchſten Maße erfreulich,
zu beobachten, wie, noch längſt ehe ſich die in die Gehäſſigkeiten
ihrer gegenſeitigen Kämpfe verſtrickten ſozialiſtiſchen Parteien
Sachſens mit Vorbereitungen für die am 31. Oktober
ſtattfinden=
den Landtagswahlen befaßten, von verſchiedenen bürgerlichen
Organiſationen in rechtem Verſtändnis für den Ernſt der
bevor=
ſtehenden Entſcheidung die erſten wahltaktiſchen Schritte
unter=
nommen wurden. Landwirtſchaft, Induſtrie, Handel, Hausbeſitz
und Gewerbe regten ſich, um innerhalb ihrer Verbände, zugleich
aber auch in enger Fühlung miteinander, einleitende
Dispoſi=
tionen für den Wahlkampf und für ihre Stellungnahme
gegen=
über den Parteien zu treffen. Und wenn damals angeſichts der
Vielgeſtaltigkeit der Pläne und Meinungen über dieſe Fragen
und des Nachdrucks, mit der jede einzelne Gruppe ihre
Inter=
eſſen im kommenden Parlament vertreten zu wiſſen wünſchte,
die Befürchtung einer unheilvollen Kräftezerſplitterung durch
Parteineubildungen auftauchen konnte, ſo ſchmolz dieſe Gefahr,
ſicherlich nicht unbeeinflußt durch die ſeinerzeit noch in Ausſicht
ſtehende, mittlerweile vom Landtag akzeptierte Aenderung des
Landeswahlgeſetzes, das neuerdings die Hinterlegung von 3000
Mark von jeder noch nicht im Parlament vertreten geweſenen
Gruppe verlangt, dann aber auch mit der ſich durchſetzenden
Ein=
ſicht in die Erfolgloſigkeit parlamentariſcher Separatbewegungen,
ſehr raſch wieder in ſich zuſammen. Schon der erſte Aufruf, den
Anfang Juli die vereinigten Wehrverbände zum
Zuſammen=
ſchluß des geſamten ſächſiſchen Bürgertums gegen den
Links=
radikalismus erließen, fiel auf fruchtbaren Boden und führte
nach präliminaren Fühlungnahmen die beauftragten Vertreter
bürgerlicher Organiſationen und der bürgerlichen Parteien zu
Einigungsverhandlungen, zu Verhandlungen über eine
gemein=
ſame bürgerliche Wahlfront, die in einer Einheitsliſte ihren
Ausdruck finden ſollte, an den Verhandlungstiſch.
Leider ſind im Laufe der Wochen auf das Bild dieſes
erfreu=
lichen Wahlauftakts im bürgerlichen Lager Sachſens Schatten
gefallen, Schatten, die mit Ernſt an die noch immer große
poli=
tiſche Erziehungsbedürftigkeit weiter Kreiſe des deutſchen Volkes
gemahnen und deren warnende Bedeutung darum weit über
Sachſens Grenzen hinaus Intereſſe beanſpruchen darf. Die
Wehrverbände hatten dem erwähnten erſten Aufruf Ende Juli
einen weiteren folgen laſſen, in dem ſie den politiſchen Parteien
eine Feſtlegung hinſichtlich des nach der Wahl zu verfolgenden
Regierungskurſes antrugen. War dieſe Aufforderung auf
demo=
kratiſcher Seite und auch bei der Deutſchen Volkspartei nicht
eben ſympathiſch aufgenommen worden, ſo kam es doch in den
erſten Auguſttagen unter Leitung des Landesbürgerrats zu den
erſtrebten Einigungsverhandlungen, die mit der prinzipiellen
Zuſtimmung aller Beteiligten zum Einigungsgedanken und zu
der geplanten Einheitsliſte ihren Anfang nahmen. Etwa einen
Monat ſchwebten die Verhandlungen, ohne daß ſich ein
beſtimm=
tes Ergebnis herauskriſtalliſiert hätte. Da erklärten in einer
Sitzung vom 6. September die Demokraten, daß ſie ihre
Mit=
wirkung am bürgerlichen Einigungswerk aufgeben müßten, weil
ſie ſich genötigt ſähen, dem Drucke zweier ihnen naheſtehender
Berufsverbände, die unbedingte parteipolitiſche Neutralität
ver=
langten, nachzugeben. Die dadurch wenigſtens im Umfang des
zu erwartenden Erfolges nicht unweſentlich beeinträchtigten
Eini=
gungsverhandlungen wurden gleichwohl noch eine Weile
fort=
geführt, mußten aber am 23. September infolge der
Unmöglich=
keit, eine Uebereinſtimmung über Richtung und Charakter der
künftigen parlamentariſchen Arbeit zu erzielen, aufgegeben
wer=
den. Wenn es an dieſem bedauerlichen Vorgang etwas
Tröſt=
liches gab, ſo war es die Erklärung der drei großen bürgerlichen
Parteien, der Deutſchnationalen Volkspartei, der Deutſchen
Volkspartei und der Wirtſchaftspartei, die unmittelbar nach dem
Scheitern der Verhandlungen abgegeben wurde und die etwa
dahin ging, daß von dieſen auf bürgerlicher Seite unbedingt
maßgeblichen Gruppen auch ohne Einheitsliſte bei der Wahl und
im neuen Landtag engſte Zuſammenarbeit gepflogen werden
ſollte. Es iſt beinahe tragiſch, daß auch dieſes verheißungsvolle
Moment der Aufrechterhaltung des bürgerlichen
Gemeinſchafts=
willens trotz der Erfolgloſigkeit der taktiſchen
Annäherungsver=
ſuche, das von der überwiegenden Maſſe des Bürgertums
wärm=
ſtens besrüßt wurde und das für die Zweifler im bürgerlichen
Lager unbedingt etwas Aufrichtendes an ſich haben mußte,
neuer=
dings wieder durch Vorkommniſſe abgeſchwächt worden iſt, die
nur als die Produkte unſeliger Kurzſichtigkeit in gewiſſen
bürger=
lichen Kreiſen angeſprochen werden können. Die Wehrverbände,
dinen, wie erwähnt, das Verdienſt des erſten Sammlungsrufs
zufällt, die aber ſchon in ihrer zweiten Veröffentlichung eine
mindeſtens taktiſch unverſtändliche Einengung des zu
verfolgen=
den Einigungsprogramms auf ſich genommen hatten, traten nach
dem Abbruch der Einigungsverhandlungen mit einer weiteren
Publikation hervor, in der ſie den Mißerfolg der
Auseinander=
ſetzungen der Parteileitung der Deutſchen Volkspartei zuſchoben.
Sie machten der Volkspartei zum Vorwurf, daß ſie ſich nicht zu
einem Verzicht auf jegliches fernere Zuſammenarbeiten mit der
Sozialdemokratie habe entſchließen können und daß aus dieſem
Grunde die Schaffung einer gemeinſamen bürgerlichen Baſis
unmöglich geworden wäre. Die Volkspartei ſetzte ſich
demgegen=
über zur Wehr, ſtellte dar, daß der Angriff der Verbände ſchon
deswegen unberechtigt ſei, weil ſie im Laufe der Verhandlungen
hätten erkennen laſſen, daß ſie ſich ſelbſt über ihre
Stellung=
nahme gegenüber der Sozialdemokratie nicht klar und einig
ge=
weſen wären und lehnte im übrigen die gegen ſie erhobenen
Vorwürfe mit dem Hinweis auf ihre unverminderte Bereitſchaft
zu gemeinſamer bürgerlicher Wchlarbeit ab. Die Wehrverbände
veröffentlichten darauf zum Beweiſe des Gegenteils das Proto=,
koll einer wichtigen Sitzung im Verlauf der
Einigungsverhand=
lungen und hielten daran feſt, daß es eine Schuld der Deutſchen
Volkspartei an der nationalen Sache ſei, ſich nicht zu dem
Ent=
ſchluß durchgerungen zu haben, für den Fall einer bürgerlichen
Wahlmehrheit ſich auf einen ſozialiſtenfreien Kurs feſtzulegen,
Geite 2
Montag, den 11. Oktober 1926
Nummer 282
Wenn man ſich dieſen Stand der bürgerlichen
Wahlvorbe=
reitungen in Sachſen recht vergegenwärtigt, wenn man ſich vor
Augen hält, welcher offenkundige Wahnſinn es iſt, im jetzigen
Augenblick zwiſchen zwei Lagern, die nicht einmal ſtreng
vonein=
ander zu unterſcheiden ſind — unter den Mitgliedern der
Volks=
partei befinden ſich zahlreiche Wehrverbändler, in den
Wehr=
verbänden mindeſtens ebenſoviele Volksparteiler —, eine
öffent=
liche Fehde zu führen, wenn man bedenkt, daß dieſes
Gegenein=
ander die trotz des Scheiterns der offiziellen
Einigungsverhand=
lungen mit betonter Klarheit zutage getretene gemeinſame
Er=
kenntnis der Notwendigkeit engſten bürgerlichen
Zuſammenwir=
kens unbedingt gefährden muß, ſo kann man nur ſagen, daß es
allerhöchſte Zeit wird, daß alle an dieſen unerquicklichen
Aus=
einanderſetzungen beteiligten Faktoren das Vollgewicht ihrer
Verantwortlichkeit gegenüber dem geſamten ſächſiſchen Volke
end=
lich erkennen und jene unfruchtbarſten Erörterungen, die je auf
bürgerlicher Seite vor einem Wahlgang geführt wurden, auf
immer oder mindeſtens für die Zeit des Wahlkampfes vertagen.
Noch nie hat in einem deutſchen Gliedſtaat oder im Reiche die
Ausſicht des Bürgertums auf den Sieg in der Wahlſchlacht ſo
günſtig gelegen, wie es diesmal anfangs in Sachſen der Fall
war. Die Sozialdemokratie in zwei Teile geſpalten, die
Kom=
muniſten in ſchwerſtem Mißkredit bei allen Bevölkerungsſchichten,
die Gefahr der Splitterung durch den machtvollen Ruf zur
Eini=
gung überwunden — und dann in zwölfter Stunde dieſes
un=
endlich trübſelige Schauſpiel ſich öffentlich überwerfender
bürger=
licher Repräſentanten! Die ſächſiſchen Wähler auf bürgerlicher
Seite werden hoffentlich zu klug ſein, ſich durch dieſe mißlichen
Intermezzi beirren zu laſſen. Sie werden, wenn ihnen das
Ge=
ſpenſt der Zeigner=Zeit in ſeiner ganzen Bedrohlichkeit für
Sachſen und Deutſchland noch lebendig vor Augen ſteht, den
Ein=
druck der letzten beiden Wahlwochen aus ihrem Gedächtnis
ſtrei=
chen und unentwegt ſich zu der Parole bekennen müſſen: Trotz
allem bürgerlich! Tun ſie das nicht, dann iſt Sachſen nicht zu
helfen.
Der große Fasciſienrat in Rom.
TU. Rom, 10. Oktober.
Der große Fasciſtenrat, die regelmäßig zuſammentretende
Generalverſammlung der politiſchen, wirtſchaftlichen und
wili=
täriſchen Spitzen der fasciſtiſchen Hierarchie, hielt am Donnerstag
und Freitag zwei Sitzungen, die bis in den frühen Morgen
dauerten. Muſſolini referierte über außenpolitiſche,
Generalſekre=
tär Turati über parteipolitiſche und Finanzminiſter Volpi über
wirtſchaftliche Fragen. Sehr beachtet wurde, daß der
General=
ſekretär des Induſtrieverbandes Benni zu den Sitzungen
zuge=
zogen war.
Ueber das außenpolitiſche Referat wurde wie in der üblichen
Weiſe kein Kommuniqué herausgegeben. In der Hauptſache
wurden eine noch ſtraffere Oyganiſation, die Schaffung eines
neuen Inſtituts und Anovdnungen für ein noch beſſeres
Inein=
andergreifen der Partei in den ſtaatlichen Organiſationen
be=
ſprochen. In dieſem Zuſammenhang bekam die Uebernahme des
Generalkommandos der Miliz durch Muſſolini eine noch größere
Bedeutung, denn hiermit erhielt Muſſolini die geſamte bewaffnete
Macht in ſeine Hand, um, wie das offizielle Organ der Partei,
der „Populod’Italio” ſchreibt, den neuen Geiſt der ganzen
Wehr=
kraft einzuflößen. Im Einklang mit dieſer fasciſtiſchen
Konzen=
tration wird auch ein neues fasciſtiſches Rekrutierungsgeſetz in
Kraft treten, nach dem die Kinderverbände in die Organiſation
der Jugendverbände und mit 17 Jahren in die Miliz eintreten
müſſen. Die ganze Neuſchaffung kann man als Schlußſtein der
fasciſtiſchen Organiſation anſprechen. Die Feier des Marſches
auf Rom wird unter Aufbietung aller fasciſtiſchen Mitglieder am
21. d. Mts. in beſonders demonſtratver Form vor ſich gehen.
Frankreich als Protektor der
jugoſlawiſch=
bulgariſchen Verſtändigung.
* Paris, 10. Oktober.
In einer Meldung der „Liberté” aus Bagdad wird darauf
hingewieſen, daß Frankreich ſich die größte Mühe gebe, um eine
Verſtändigung zwiſchen Jugoſlawien und Bulgarien
herbeizu=
führen. Es wäre ſchon ſeit längerer Zeit der Wunſch der
fran=
zöſiſchen Staatsmänner geweſen, ſo beſagt die Meldung, einen
geſchloſſenen ſlawiſchen Block in Oſteuropa aufzuſtellen. Aus
dieſem Grunde habe Frankreich ſelbſt zu der Zeit, als die
Be=
ziehungen zwiſchen Belgrad und Sofia äußerſt ſchlecht waren,
Soſia immer den Rat erteilt, ſeine Diferenzen mit ſeinem
un=
mittelbaren Nachbarn ſelbſt zu regeln, ohne die Vermittlung des
Völkerbunds anzurufen, wie es England und Italien wünſchten.
Die Tendenz der Meldung geht aus dem Schlußſatz hervor, „in
Belgrad würde man den Vorteil bereits begriffen haben, ſich
unter den Schutz der franzöſiſchen Politik zu ſtellen.”
Vom Tage.
Die belgiſche Kammer iſt für den 19. November
ein=
berufen worden.
Verſchiedene Führer der engliſchen Grubenarbeiterföderation haben,
wie aus London gemeldet wird, Botſchaften an die
ſtreiken=
den Bergleute erlaſſen. Der Grubenſekretär Cook ſchreibt in der
ſeinigen: Der Kampf, der ſchon vor 24 Wochen eröffnet wurde, darf
nicht nutzlos geweſen ſein. Eine Unterwerfung würde eine Knechtſchaft
auf Jahre hinaus bedeuten. Die Arbeiter haben Anrecht darauf,
an=
ſtändige Löhne zu erhalten.
Poincaré wird nächſte Woche eine Reiſe nach Elſaß=
Lothringen unternehmen, um verſchiedene Fragen der elſaß=
lothrin=
giſchen Verwaltungsreform zu prüfen. Ein Teil dieſer Reform ſoll
bereits im Budget für das Jahr 1927 zum Ausdruck kommen. Poincaré
befaßt ſich mit dieſen Fragen, weil die elfaß=lothringiſchen
Angelegen=
heiten dem Miniſterpäſidium unterſtehen.
Der Quai d’Orſay veröffentlicht eine offiziöſe Note, worin erklärt
wird, daß in der Frage der Placierung der deutſchen
Eiſenbahnobligationen in Amerika die franzöſiſche
Re=
gierung vor den amerikaniſchen Wahlen bei der amerikaniſchen
Regie=
rung nichts unternehmen werde. Eine Rückſprache mit der
amerikani=
ſchen Regierung über dieſe Angelegenheit liege im Rahmen des
Mög=
lichen, da die amerikaniſche Regierung um ihre Anſicht befragt werden
müßte, bevor die Obligationen in New York angeboten werden könnten.
Der amerikaniſche Bankierverband, der in Los
An=
geles ſeine Jahresverſammlung abhält, hat eine Entſchließung
ange=
nommen, worin die Kriegsſchuldenpolitik des
Präſiden=
ten Coolidge gutgeheißen wird.
Um den Finanzausgleich.
Der Kampf um die finanzielle Selbſtändigkeit
der Länder und Kommunen.
Berlin, 10. Oktober.
Die Nachricht, daß die in der Preſſe veröffentlichten
Mittei=
lungen über die endgültige Geſtaluung des Finanzausgleiches
zwiſchen Reich, Ländern und Kommunen noch nicht auf einen
vom Reichsbabinett gebilligten Geſetzendwurf zurückgehen,
ſon=
dern ſich lediglich auf einen Referentenentwurf ſtützen, hat
in kommutnalen Kreiſen äußerſt befriedigt, da die Kommunen
nach dieſer Sachlage hoffen, daß die von ihnen beigebrachten
umfangreichen Unterlagen über die ſinanziellen
Wechſelbeziehun=
gen zwiſchen Reich, Ländern und Kommunen in dem
endgül=
tigen Geſetzentwurf noch entſprechende Würdigung finden. Die
veröffentlichten Richtlinien des „unverbindlichen
Referentenent=
wurfes” hatten in Kreiſen der Länder und Kommunen ſtark
be=
fremdet, da man dort auf dem Standpunkt ſteht, daß ſich ohne
die Verlängerung der zweiten Garantiebedingung der
gegen=
wärtigen vorläuſigen Finanzausſgleichsregelung (Garantierung
eines Mindeſtumſatzſteueraufkommens für 1927 von 450
Mil=
lionen Mark außerordentliche Schwierigkeiten für die Länder
und kommunalen Etats des Jahres 1927 ergeben müſſen, da
dieſe Spezialgaranrie ſeinerzeit den Gemeinden ausdrücklich als
Kompenſation für die Herabſetzung ihres Anzeiles an der
Ein=
kommen= und Körperſchaftsſteuer von 90 Prozent auf 75 Prozent
des Anteiles an der Reichseinkommenſteuer gegeben wurde.
Eine Denkſchrift des Deutſchen Städtetages.
Berlin, 10. Oktober.
Wie wir erfahren, veröffentlicht der Deutſche Städtetag in
den nächſten Tagen eine etwa 60 Druckſeiten ſtarke Denkſchrift,
„Städte, Staat, Wirtſchaft‟ Die Denkſchrift trägt keinen gegen
die Wirtſchaft gerichteten polemiſchen Charakter, ſondern gibt
eine auf umfaſſendes neuartiges Zahlenmaterial geſtützte
Dar=
ſtellung der gegenwärtigen großen kommunalen Verwaltungs=
und Finanzprobleme. Im Zuſammenhang mit den
Verhand=
lungen über den Finanzausgleich dürfte der Veröffentlichung
beſondere Bedeutung beizumeſſen ſein.
Abreiſe Viscount d:Abernons.
Berlin, 10. Oktober.
Heute nachmittag um 3.41 Uhr iſt der bisherige großbritanniſche
Botſchafter in Berlin, Viscount d’Abernon, mit dem fahrplanmäßigen
Zuge von Berlin nach Rom abgereiſt. Zum Abſchied hatten ſich außer
allen Mitgliedern der engliſchen Botſchaft unter anderem der
Reichs=
miniſter des Aeußern Dr. Streſemann und Gattin, Staatsſekretär Dr.
von Schubert, Miniſterialdirektor Köpke, Miniſterialdirektor de Haas,
Vortragender Nat Legationsrat Dr. Horſtmann auf dem Bahnſtein
ein=
gefunden. Die Abſchiedsgrüße des in Eſſen weilenden Neichskanzlers
Dr. Marx überbrachte der Staatsſekretär in der Reichskanzlei Dr.
Pün=
der. Mit den deutſchen Vertretern waren u. a. erſchienen der
franzö=
ſiſche Geſchäftsträger, der italieniſche Botſchafter, der ſpaniſche
Geſchäfts=
träger und die Geſandten Argentiniens, Braſiliens, Chiles, Dänemarks,
Finnlands, Griechenlands, der Niederlande, Portugals, der
Tſchechoflo=
wakei und Schwedens.
Stalins Kampf
gegen Trotzki=Sinowjew
* Riga, 10. Oktober. (Priv.=Tel.)
Mit der Veröffentlichung der entſcheidenden Beſchlüſſe des
Politbüros vom 4. und 8. Oktober, durch die das kommuniſtiſche
Parteigericht beauftragt wird, eine Unterſuchungder
Ver=
fehlungen der Oppoſition einzuleiten und die Frage
der Strafen für die renitenten
Oppoſitionsmit=
glieder auf die vereinigte Sitzung des Plenums, des
Zentral=
komitees und der Zentralkontrollkommiſſion zu übertragen, iſt
die ſchwere Kriſe innerhalb der kommuniſtiſchen Partei in ein
neues Stadium getreten. Dieſe Beſchlüſſe richten ſich bekanntlich
ſowohl gegen die Linksoppoſition, die von Sinowjew geführt
wird, als auch gegen die Vertreter der Rechtsoppoſition, deren
hervorragendſte Führer Trotzki und Pjatakow ſind. Die
Oppo=
ſition gegen die regierende Gruppe Stalin ſtellt politiſch kein
homogenes Ganzes dar, die opponierenden Mitglieder der
kom=
muniſtiſchen Partei auf der Rechten und auf der Linken haben
lediglich ſich zum gemeinſamen Vorgehen gegen das herrſchende
Regime zuſammengeſchloſſen, eine taktiſche Maßnahme alſo, die
nur darum erfolgt iſt, um der Oppoſition eine größere Stoßkraft
zu verleihen, während innerlich die beiden Gruppen keineswegs
übereinſtimmen.
Der Streit innerhalb der ruſſiſchen kommuniſtiſchen Partei
datiert ſchon ſeit Monaten. Bereits im Juli ſoll ſich, wie jetzt
bekannt wird, das Plenum des Zentralkomitees mit dem
Vor=
gehen der Oppoſition beſchäftigt haben. Damals ſoll beſchloſſen
worden ſein, Verhandlungen mit den Oppoſitionsmitgliederm
aufzunehmen. Darauf iſt es wohl auch zurückzuführen, daß ſich
vor einiger Zeit das Gerücht verbreitete, zwiſchen der
herrſchen=
den Gruppe Stalin einerſeits und der Oppoſition, vertreten durch
Trotzki und Sinowjew, andererſeits, ſei es zu einer Einigung
gekommen. Indeſſen haben dieſe Verhandlungen, die das
Zen=
tralkommitee ſpäter als private Unterhaltung bezeichnet haben
wollte, zu keiner Einigung geführt. Wahrſcheinlich hat die
Oppo=
ſition auch unter dem Eindruck des Scheiterns der
Einigungs=
verhandlungen beſchloſſen, ihren Feldzug gegen die
Partei=
mehrheit zu eröffnen. Das charakteriſtiſche Merkmal dieſes
Feld=
zuges beſtand in den letzten Monaten darin, daß er in der
Oef=
fentlichkeit getragen worden iſt. Es iſt erinnerlich, daß das
Zen=
tralkomitee im Bewußtſein der Gefahr, die ein ſolcher Kampf
für die herrſchende Gruppe darſtellt, die Diskuſſionen in den
Fabriken über Parteiangelegenheiten verboten und, als dieſe
Maßnahme nichts fruchtete, einigen Mitgliedern der Oppoſition
überhaupt den Mund verboten hat. Der Konflikt ging jedoch
wei=
ter. Die Oppoſition unternahm einen organiſierten Angriff nach
dem andern und ſchien ſich dafür hauptſächlich Petersburg
ge=
wählt zu haben, wo ſie für ihre Agitation guten Erfolg vermutete.
In den Petersburger großen Metallwerken ſind Vertreter der
Oppoſition trotz des Verbotes der Zentralexekutive wiederholt
aufgetreten und haben Diskuſſionen über Parteiangelegenheiten
entfeſſelt. Stalin und ſeine Anhänger ſind hierbei des öfteren
äußerſt ſcharf angegriffen worden. Die Arbeiterkomitees haben
ſich jedoch entgegen den Erwartungen der Oppoſition in den
Ab=
ſtimmungen mit Mehrheit gegen das Auftreten der Oppoſition
ausgeſprochen. Trotzdem unterliegt es keinem Zweifel, daß die
Oppoſition im Lande über eine wachſende Anhängerſchaft
ver=
fügt, wobei zweifellos die Namen der Führer, insbeſondere
Trotzki und Sinowjew, eine ausſchlaggebende Rolle ſpielen. Die
Zentralexekutive hat die Gefahr, die ihr von der Oppoſition
droht, längſt eingeſehen und es offenbar bisher nur deshalb
vermieden, ſchärfer vorzugehen, weil ſie alle
Spaltungserſchei=
nungen vertuſchen und ſich einen Teil der Maſſen nicht
entfrem=
den wollte. Ihre Maßnahmen haben ſich bisher nur auf
öffent=
liche Rügen beſchränkt, die den Oppoſitionsführern wegen
Ver=
letzung der Parteidiſziplin ausgeſprochen wurden. Nunmehr
hat ſie ſich aber mit der Veröffentlichung ihrer Beſchlüſſe
end=
gültig zu dem ſchärfſten Vorgehen gegen die Oppoſition
ent=
ſchloſſen. Es ſteht noch dahin, wie die Oppoſition auf dieſes
Vorgehen reagieren wird. Das Parteigericht iſt eine Inſtanz,
die in Moskau zur Genüge bekannt und ſehr gefürchtet iſt, und
die ſich mit kleinem Mitteln nicht abzugeben pflegt, ſondern mit
den ſchärfſtem Maßnahmen, die Ausſchließung aus der Partei
und Verbannung nach Sibirien zu operieren pſlegt. Ob
aller=
dings gegen ſo prominente Vertreter des Bolſchewismus, wie
Trotzli, den Freund Lenins, und Sinowjew, wit dieſen
Maß=
nahmen vorgegangen werden wird, muß abgewartet werden. Die
parteiofſiziöſe Preſſe, ſo die „Prowda”, nimmt allerdings in
äußerſt ſcharfer Form gegen die Oppoſition Stellung, fordert
ſtrenge Repreſſalien und ſofortige Einſtellung der Kampagne
und identifiziert die Führer der Oppoſition mit jener
konter=
revolutionären Propaganda, die die Zentralexekutive nur unter
ſchwerſten Opfern ausgerottet hat.
Heſſiſches Landestheater.
Großes Haus. — Sonntag, den 10. Oktober.
Wiener Blut.
Operette von Leon und Stein, Muſik von Johann Strauß.
Aus einer zuſammengeſtellten Muſik und einem nachträglich
aufgepfropſten Text iſt mehr als ein gute, bühnenwirkſame
Ope=
rette geworden: ein ſonniges Werk voll entſpannender Kräfte!
Das macht der Geiſt und der muſikaliſche Genius von Johann
Strauß, dem Sorgenbrecher, dem geſunden Quell natürlicher
Fröhlichkeit. Schade nur, daß die Ouvertüre fehlt. Unſchwer
wäre ſie aus der Fülle der Motive mit dem Hauptſtück des
Wiener Blut=Walzers zu ſchreiben, und müßte die Form der
klaſ=
ſiſchen Fledermaus=Ouvertüre haben. Ganz offenbar iſt dies nicht
nur ein muſikaliſcher, auch ein pſychologiſcher Mangel. Der von
der Straße, aus Beruf, Geſchäft, Familie kommende Beſucher
bedarf einer ſtimmungsvermittelnden Einführung
Es war die vorjährige, trefflich bewährte Beſetzung,
Spiel=
leitung und Stabführung, in der geſpielt wurde, von Berthold
Sander und Heinrich Kuhn betreut, in den Hauptrollen von
Charlotte Maſſenburg, Paula Kapper, Sitta Müller,
Guſtav Deharde, Heinrich Kuhn, Eugen Vogt, Hans
Ney in Laune und Losgelaſſenheit, draſtiſcher und feiner Komik
und friſcher Singfreudigkeit geſpendet. Auch die kleinen Rollen
und die netten Tänze unſeres Balletts fügten ſich glücklich einem
Ganzen ein, das in glänzendem Zuſammenſpiel jedem ein paar
Stunden behaglichen Genießens bringt.
v. H.
*„Der Freiſchütz” von C. M. v. Weber.
Gaſtſpiel des Heſſiſchen Landestheaters
im Wormſer Feſtſpielhaus.
Offenbar mit Rückſicht auf die derzeitigen Schulferien war
dieſe Oper Webers ausgewählt worden, und eine große Schar
von Schülern füllte das Haus, das nahezu ausverkauft war. Die
Aufführung unter der muſikaliſchen Leitung von Max Hüsgen
ließ keinen Wunſch unerfüllt. Hedwig Werle als Agathe ſang
wiederum ſo lieblich, daß heller Jubel ſie umbrauſte. Guſtav
Deharde als Max und vor allem Heinrich Hölzlin als
Kaſpar waren zwei Jägersburſchen, an denen Weber ſelbſt ſeine
Freude gehabt hätte. Dann ſei noch Paula Kapper erwähnt,
die ein vortreffliches Aennchen gab. Das Terzett im 2. Akt und
die Kavatine der Agathe ſowie die Romanze Aennchens im
3. Akt waren die ſchönſten Stellen der Aufführung. Zum Schluſſe
bewies noch Heinrich Kuhn, daß ein Künſtler aus der kleinen
Rolle des Eremiten ein Kunſtwerk machen kann. Von ihm
ge=
ſungen, könnte man der Oper ruhig das — allendings von Weber
nicht ſelbſt komponierte — Vorſpiel voranſtellen, oder zwiſchen
dem erſten und zweiten Aufzug einſchieben.
Das Wormſer Publikum rief die Künſtler beſonders zum
Schluſſe immer wieder hervor und hofft, daß auch „Oberon” und
„Abu Haſſan” in dieſem Winter hier über die Bretter gehen.
K. R.
Kunſi, Wiſſenſchaft und Leben.
— Verſteigerungvon Gemälden alter Meiſter.
Die am 12. Oktober bei Rudolf Bangel (Katalog 1083) zur
Ver=
ſteigerung gelangende Kollektion von Gemälden alter Meiſter iſt
die erſte bedeutende Verſteigerung von Werken alter Meiſter der
Winterſaiſon. Die Entwicklung des Kunſtmarktes hat gezeigt,
daß gerade das Intereſſe für alte Meiſter ſehr im Steigen
be=
griffen iſt, was bei dem immer knapper werdenden
Material=
angebot nicht verwunderlich iſt. Die hier vorliegende, vorwiegend
aus rheinländiſchem Schloßbeſitz ſtammende Sammlung weiſt in
erſter Linie Werke der holländiſchen Schulen auf, neben dieſen
ſind auch die Italiener des 18. Jahrhunderts ſehr gut vertreten.
Der mit vielen Tafeln verſehene Katalog enthält Abbildungen
von Momper, de Bles, Beerſtraaten, dan Goyen, Rembrandt van
Rijn, van Laar, Oſtade, Brouwer, Ruisdael, de Heem, Terborch.
Netſcher, Canale, Guardi u .a.
Neuigkeiten 1926 im Otto Reichl Verkag zu Darmſtadt.
Graf Paul Yorck von Wartenburg, der Freund
des Philoſophen Wilhelm Dilthey, hat wertvolle Schriften
hinter=
laſſen, von denen zunächſt das „Italieniſche Tagebuch”
durch die Gräfin Sigrid von der Schulenburg herausgegeben
wird. Leopold Ziegler bringt ein wirtſchaftsphiloſophiſches
Werk unter dem Titel „Zwiſchen Menſch und
Wirt=
ſchaft” das der bisherigen nur organiſierenden Wirtſchaft die
organiſche Wirtſchaft gegenüberſtellt, die wieder zur Geltung
bringt, daß der Menſch es iſt, de: Wirtſchaft treibt, mit
menſch=
lichen Mitteln zu menſchlichen Zwecken. Graf Hermann
Keyſerling ſtellt drei Bücher in Ausſicht, von denen das erſte,
„Die Neuentſtehende Welt” im Frühjahr bereits
er=
ſchien, das zweite, „Menſchen als Sinnbilder” Ende
Oktober vorliegt, und das dritte, „Wiedergeburt”, im Früh=
jahr erſcheinen wird. Während die „Neuentſtehende Welt” in
großen Zügen die gegenwärtigen Weltzuſammenhänge aufweiſt,
den Weg zu einer Zukunftskultur, den Sinn des ökumeniſchen
Zuſtandes und das richtig geſtellte Fortſchrittsproblem behandelt,
will „Menſchen als Sinnbilder” an Schopenhauer, Spengler,
Kant, Jeſus und durch eine Autobiographie des Grafen
Keyſer=
ling beſtimmte Geiſter und deren Wirkungen zeigen, und wird
„Wiedergeburt” nächſt dem „Reiſetagebuch eines Philoſophen”
und der „Schöpferiſchen Erkenntnis” das dritte grundlegende
Werk der Keyſerlingſchen Philoſophie ſein. Otto Flake bringt
als ſein drittes philoſophiſches Werk bei Reichl unter dem Titel
„Der Erkennende” die Philoſophie der Freiwerdung. Von
Nikolaus Berdjajew, deſſen „Sinn der Geſchichte‟
berechtigtes Aufſehen erregte, gelangt im Herbſt „Das Neue
Mittelalter” Betrachtungen über das Schickſal Rußlands
und Europas, zur Ausgabe, und von Sergius Bulgakow
erſcheint das mit Spannung erwartete Werk „Die Tragödie
der Philoſophie” das den Zuſammenhang zwiſchen den
philoſophiſchen Konſtruktionen und den religiös=intuitiven
Grundlagen jeglichen Philoſophierens auſdeckt, die Unmöglichkeit
einer vorausſetzungsloſen Philoſodhie dartut und überhaupt die
abſtrakte oder reine Philoſophie überwinden will. Max
Wie=
ſer gibt „Moltkes philoſophiſches Vermächtnis”
heraus, das heute zeitgemäße Buch eines Unzeitgemäßen, und
Karl Vorländer bringt eine neue Auflage ſeines
Laien=
breviers der kantiſchen Philoſophie unter dem Titel „Kants
Weltanſchauung aus ſeinen Werken” Von dem
Organ des China=Inſtituts in Frankfurt a. M., den von Rich.
Wilhelm herausgegebenen „Chineſiſchen Blättern
für Wiſſenſchaft und Kunſt” erſcheint noch vor der
Ta=
gung des Inſtituts das beſonders reich ausgeſtattete dritte Heft,
und von den Mitteilungen des China=Inſtitutes
gleichzeitig die zweite Nummer. „Reichls
Philoſophi=
ſcher Almanach” das internationale Jahrbuch der
wiſſen=
ſchaftlichen Philoſophie der Gegenwart, iſt im vierten Jahrgang
1927, den Erich Rothacker in Heidelberg herausgibt, der
Weltanſchauungslehre gewidmet. Das vollſtändige
Ver=
lagsverzeichnis „Reichls Bücherbuch 1926” erſcheint mit
einer Einleitung von Paul Tillich „Die geiſtige Welt, im
Jahre 1926” enthält Mitteilungen über die Neuigkeiten,
das Geſamtverzeichnis der bisher erſchienenen Bücher und die
Bildniſſe von Gottfried Wilhelm Leibniz, Nikolaus Berdjajew,
Sergius Bulgakow, Otto Flake, Graf Hermann Keyſerling,
Gerhard von Mutius, Paul Tillich, Richard Wilhelm, Graf
Yorck von Wartenburg, Leopold Ziegler.
Nummer 282
Montag, den 11. Oktober 1926
Seite 3
Feier des 80jährigen Beſtehens
der Turngemeinde Darmſtadt 1846.
Nachdem bereits, durch mehrere Veranſtaltungen die Feier des 80 Beſtehens der Turngemeinde Darmſtadt eingeleitet war, fanden
am Samstag und geſtern die Hauptfeiern ſtatt.
Totenehrung.
Unter Vorantritt der alten Fahne mit den E zog ein ſtattlicher Zug
am Samstag nachmittag auf den alten Friedhof an das Grab des
Grün=
ders der Turngemeinde und des Erfinders der vier F. Heinrich Felſing.
Dort wurde die Gedächtnisfeier für die in den 80 Jahren Verſtorbenen
und gleichzeitig für die im Weltkrieg Gefallenen abgehalten. Keinen
ſchöneren Platz konnte ſich die Turngemeinde aber auch hierfür
aus=
ſuchen als gerade das Grab Heinrich Felſings. Die Feier nahm einen
außerordentlich würdigen Verlauf. Nach dem feierlichen Geſang der
Singmannſchaft „Wir treten zum Beten”, mit Muſikbegleitung, unter
Leitung des Chormeiſters Herrn Kehr hielt Herr Pfarrer
Lautenſhläger=
die Gedächtnisrede. Er ſprach aus dem Herzen eines echten deutſchen
Mannes und Turners. Aus ſeinem Munde kamen Worte deutſchen
Empfindens und deutſchen Volkstums. Das ſtolze Werk, an dem unſere
Dahingeſchiedenen einen großen Anteil haben, muß erhalten bleiben,
denn die Ziele, die die deutſche Turnſache verfolgt, liegen klar vor uns:
Arbeit am deutſchen Volk! Ganz beſonders an unſerer Jugend. Keine
idealere Aufgabe könnte es geben, als die Ertüchtigung der Maſſen,
körperlich und geiſtig! Mit den herzlichſten Wünſchen für ein Blühen
und Gedeihen der Turngemeinde ſchloß Herr Pfarrer Lautenſchläger
ſeine zu Herzen gehende Rede. Der erſte Sprecher, Herr Rechtsanwalt
Kalbhenn, legte hierauf einen Kranz mit Schleife zu Ehren der
Ver=
ſtorbenen und Gefallenen nieder. Das Lied der Singmannſchaft „Steh‟
feſt, du deutſcher Eichenwald”, beendete die erhebende Feier. Der Zug
zog alsdann mit klingendem Spiele zur Turnhalle zurück.
Feſiabend.
In Gegenwart eines ſehr zahlreichen Publikums begann am
Sams=
tag abend um 8.30 Uhr in der Turnhalle am Woogsplatz ein Feſtabend
unter Mitwirkung des Opernſängers Herm. Lingor (Heldentenor) aus
Stuttgart, der Singmannſchaft unter Leitung des Herrn J. Kehr, der
Turner= und Turnerinnen=Abteilung und des Städtiſchen Orcheſters.
Die Veranſtaltung ſtand unter Leitung des Herrn Rechtsanwalts
Kalb=
henn, der den Anweſenden einen herzlichen Willkommengruß entbot, auf
das Jubiläum hinwies und die Vertreter der Staatsverwaltung, der
befreundeten Vereine und alle die begrüßte, die man bei dieſer Feier
nicht miſſen möchte, damit ſie einen würdigen Verlauf nehme. Der
Feſt=
abend möge für alle, die daran teilgenommen hätten, mit ſeiner
Vor=
tragsfolge in dauernder Erinnerung bleiben, das würde die
Turn=
gemeinde ſelbſt ehren.
Die Vortragsfolge brachte nach dem einleitenden Muſikſtück, der
fchön geſpielten Ouvertüre zu „Figaros Hochzeit”, in tiefempfundenem
Vortrag Kreutzers Chor „Das iſt der Tag des Herrn”. Als dann das
Orcheſter eine Phantaſie aus der Oper „Die verkaufte Braut” etwa zur
Hälfte dargeboten hatte, ſetzte das elektriſche Licht aus; aber bald
in=
tonierte die Kapelle Märſche, die ſehr viel Stimmung brachten. So war
die Situation gerettet, und man fügte ſich wit Humor in das
Unver=
meidliche, bis dann das Licht wieder erſtrahlte und die
Programm=
nummer zu Ende geſpielt wurde. Im Mittelpunkte des Konzertteils
des Abends ſtanden die Liedervorträge des Opernſängers Hermann
Lingor=Stuttgart, der mit Wagners „Am ſtillen Herd” aus den
Meiſter=
ſingern” und dem „Liebeslied” aus der „Walküre” dank ſeiner
aus=
gezeichneten geſchulten Stimmittel, der Tiefe ſeines Empfindens und
ſeiner ſeeliſch geſpannten Vortragskunſt einen außerordentlich ſtarken
Erfolg bei der Zuhörerſchaft errang. Auch bei ſeinen anderen
Vortrags=
nummern errang ſich der Künſtler dankbare Anerkennung, ſodaß er
noch Zugaben ſpenden mußte, die ebenfalls lebhafte
Beifallskundgebun=
gen entfeſſelten. Turneriſche Aufführungen, die ſehr exakt ausgeführten
Reigen und Tänze von vier jungen Turnerinnen, wurden vom
Publi=
kum mit lebhafter Spannung verfolgt, das den ſchönen Leiſtungen
ſeine Anerkennung nicht verſagte. Der erſte Teil der Vortragsfolge
ſchloß mit dem gemeinſamen Geſang eines der Turngemeinde zum 80 Beſtehen von Herrn L. Schinnerl gewidmeten Liedes. Der
Dank für die poetiſche Gabe wurde mit einem dreimaligen „Gut Heil”
dem Verfaſſer dargebracht.
Die Feſtrede.
Der erſte Sprecher der Turngemeinde, Herr Rechtsanwalt
Kalb=
henn, hielt nach der Pauſe eine tiefempfundene, von echter
Vater=
landsliebe beſeelte Anſprache, in der er das bedeutſame Ereignis des
80jährigen Beſtehens der Turngemeinde würdigte. In ehrenden
Wor=
ten und voll Dankbarkeit gedachte er der Männer, die die Turngemeinde
gegründet hatten. Der Wahrſpruch: „Was du ererbt von deinen Vätern
haſt, erwirb es, um es zu beſitzen”, habe ſich in der Turngemeinde
immer bewährt; ſtets wären ſtarke Hände dageweſen, die das Steuer
gelenkt hätten, bis in die jetzige Zeit. Nie vergeſſe man, wie die alte
Zeit zu der Fahne gehalten habe mit der Deviſe der vier F. der Worte:
Friſch, Fromm, Fröhlich, Frei! Der Redner legte dann dieſen Worten
eine zeitgemäße Deutung unter: Vertrauen auf ſich ſelbſt,
Gottver=
trauen, Frohſinn zum Leben und eine Freiheit, die, unbekümmert um
Politik, nur das Wohl des Vaterlandes im Auge hat. Zur Geſundung
und Wiederaufrichtung des deutſchen Vaterlandes, an der die Turner
nie ihre Mitwörkung verſagen würden, ſeien Ordnung und
Unterord=
nung unbedingt notwendig. Dieſe Unterordnung, die Selbſtzucht, habe
in der Deutſchen Turnerſchaft eine Heimſtatt gefunden, ſie ſei eine gute
Schule geweſen und von hier aus in das Volk getragen worden. Nur
in einem geſunden Körper könne ein geſunder Geiſt wohnen; dieſer
Ge=
danke habe in der Turngemeinde ſtets Anerkennung gefunden. Darum
hätten nicht wenige Mitglieder das Beſtreben gezeigt, ſich hervorzutun,
wodurch andere wieder zur Aneiferung angeſpornt wurden. Vollen
Dankbarkeit gedenke man heute der Turner, die ſich beſonders
hervor=
getan hätten. Der Krieg und andere Umſtände hätten dem
Vereins=
leben Hemmungen gebracht, aber nach den ſchweren Zeiten habe ſich
wieder eine neue Blütezeit eingeſtellt. Dank ſei allen auszuſprechen, die
ſelbſtlos mitgeholfen hätten, daß es wieder ſo weit gekommen wäre,
Die Selbſtloſigkeit, die in der Verleihung des Eichenzweiges ihre
An=
erkennung finde, ſei ein Sinnbild echten deutſchen Lebens. Zwar ſei
durch den Sturmwind der Zeit mancher Aſt gebrochen worden, aber
der Stamm der alten deutſchen Eiche ſtehe noch, er zeige ein ſtarkes
Leben, das nur von innen heraus vernichtet werden könne. Möchten
die neuen Triebe ſich zu einem Blätterdach zuſammenſchließen. Zur
Mit=
arbeit bei der Wiederaufrichtung Deutſchlands ſei die Turnerſchaft mit
an erſter Stelle berufen. Die Worte Schillers, ſich an das Vaterland
anzuſchließen, wo die Wurzeln der Kraft für jeden wären, müßten die
Loſung für heute und in alle Zukunft ſein. Die Worte: Friſch,
Fromm, Fröhlich, Frei, werden weiter führen und im Sinne Jahns
ein Hort des Deutſchtums ſein; ſie wären Träger der
Zukunftshoff=
nungen und ein Volkserziehungsmittel. Der Redner zeigte dann, wie
ſich das deutſche Volk ſchon früher durch Not zur Einigkeit und Freiheit
durchgerungen habe; er zitierte Ausſprüche von Jahn und Hölderlin,
die ſogar die Not als Helfer für die Zukunft geprieſen hätten, Die Rede
ſchloß mit dem Gelöbnis, alle Zeit das Vaterland über alles zu ſtellen;
dem über alles geliebten Vaterland, der Deutſchen Turnerſchaft und der
Turngemeinde Darmſtadt 1846 galt ein dreimaliges „Gur Heil” in das
die Verſammlung lebhaft einſtimmte und im Anſchluß daran das
Deutſch=
landlied ſang.
Ehrungen und Glückwünſche.
Herr Rechtsanwalt Kalbhenn erklärte dann, daß es an dem
Jubel=
feſte vornehmſte Pflicht ſei, in Dankbarkeit derjenigen in erſter Linie
zu gedenken, die der Turngemeinde beſonders nahe ſtänden. Er rühmte
die Verdienſte von Profeſſor Dr. Finger und überreichte ihm
als äußeres Zeichen der Anerkennung einen Ehrenbrief. Ferner erhielt
einen Ehrenbrief Joſef Magnus; er ſei ein Beiſpiel treuer
An=
hänglichkeit und Pflichterfüllung. In gleicher Weiſe wurde Karl
Kaus geehrt; keine Veranſtaltung ſei ohne die Mitwirkung dieſes
treuen Mitgliedes denkbar. Der Namensaufruf und die Ueberreichung
der Ehrenbriefe war von lebhaften Bravorufen der Anweſenden
be=
gleitet; die durch die Urkunden Ausgezeichneten dankten für die
Ehrungen.
Miniſterialdirektor Urſtadt übermittelte im Namen des
Landes=
amtes für das Bildungsweſen und im beſonderen Auftrag des
Staats=
präſidenten Glückwüinſche zum Jubiläum. Die Staatsregierung nehme
an der Feier großes Intereſſe. Sie bedeute 80 Jahre Dienſt am Volke.
Nicht nur den Körper zu ſtählen, habe ſich die Turngemeinde bemüht,
ſondern auch Geiſt, Seele und Gemüt zu ſtärken, kurz geſagt, den
gan=
zen Menſchen zu bilden. Turnen in dieſem Sinne getrieben, ſei
wahrer, echter Humanismus; die Turnplätze ſollten eigentlich Gymnaſien
heißen. Turnen im Geiſte Jahns ſei gerade notwendig in der
Gegen=
wart. Wir wollen und müſſen wieder aufſteigen. Das Turnen könne
hierbei Großes leiſten. Der Redner feierte dann in Worten die
beſon=
deren Leiſtungen der Turngemeinde. Zum äußeren Zeichen der
An=
erkennung habe die Staatsregierung der Turngemeinde, ſowie dem
Gauoberturnwart Wilhelm Hofferbert Ehrenurkunden
ver=
liehen. Die Mitteilung von dieſen Ehrungen wurde von der
Verſamm=
lung mit einem dreifachen „Gut Heil!” aufgenommen.
Herr Schulrat Haſſinger verlas hierauf die Ehrenurkunden,
die folgenden Wortlaut haben:
„Dieſe Ehrenurkunde widmet der Heſſiſche Staatspräſident aus
An=
laß ihres 80jährigen Beſtehens der Turngemeinde 1846 in Darmſtadt
zum Zeichen des Dankes und der Anerkennung der nun achtzigjährigen
ganz vorzüglichen Leiſtungen einer gewaltigen Reihe einzelner
Mit=
glieder und des Geſamtvereins in allen ſeinen Abteilungen, der Kinder,
der Jugendlichen, der Erwachſenen, der Alten, der Männer und Frauen
auf allen Gebieten der Leibesübungen. Die Turngemeinde 1846 hat ſo
vorbildlich weithin im deutſchen Vaterland gewirkt, ähnliche erſprießliche
Arbeiten angeſpornt und dadurch das Heſſenland zu hohen Ehren
ge=
bracht. Vor allen Dingen muß anerkannt werden, welche gewaltige
Erziehungsaufgabe nun ſeit 80 Jahren an unſerem Volke in allen ſeinen
Schichten und Altersſtufen die Turngemeinde geleiſtet hat und noch
leiſtet. Das iſt beſte Wiederaufbauarbeit und edelſter Dienſt am Volke.
Dafür gebührt der Turngemeinde 1846 der Dank und die Anerkennung
des Heſſiſchen Staates und des ganzen Heſſenvolkes.
Darmſtadt, den 30. September 1926.
Ulrich.”
„Dieſe Ehrenurkunde widmet der Heſſiſche Staatspräſident dem
Gau=
oberturnwart Wilhelm Hofferbert von der Turngemeinde 1846 in
Darmſtadt zum Zeichen des Dankes und der Anerkennung ſeiner
lang=
jährigen und ſelbſtloſen Tätigkeit in allen Zweigen der turneriſchen
Arbeit und ihrer inneren Verwaltung. Herr Wilhelm Hofferbert hat
der Deutſchen Turnerſchaft und damit dem deutſchen Volke in den
ver=
ſchiedenſten Aemtern ſeine reiche Sachkenntnis und ſeine vielſeitigen
Eu=
fahrungen in größter Opferwilligkeit zur Verfügung geſtellt. Sein
ideales Schaffen kann nicht hoch genug anerkannt werden. Es verdient
gerade in unſerer Zeit hervorgehoben zu werden und der Jugend als
leuchtendes Beiſpiel edlen Wirkens für das allgemeine Wohl vor Augen
geſtellt zu werden. Wenn ſolcher Geiſt opferbereiten Helferwillens und
echter Gemeinſchaftsgeſinnung am Aufbau unſeres Volkes ſich Bahn
bricht, dann braucht uns um die Zukunft unſeres Volkes nicht bange zu
ſein. Für all dieſes verantwortungsbewußte Wirken und Schaffen im
Dienſte des deutſchen Volkes ſei ihm der Dank und die Anerkennung des
Heſſiſchen Staates in der herzlichſten Weiſe ausgeſprochen.
Darmſtadt, den 30. September 1926.
Ulrich.”
Im Anſchluß an dieſe Verleſung widmete Schulrat Haſſinger Herrn
Hofferbert noch beſondere Worte der Anerkennung. Er habe über
40 Jahre der Turngemeinde ſeine Kräfte zur Verfügung geſtellt, keine
Opfer an Zeit, Geld und Mühe geſcheut; Beſcheidenheit und ruhige
Sachlichbeit zeichneten Herrn Hofferbert aus. In ſeinen weiteren
Aus=
führungen forderte der Redner u. a. Eintreten für das Gemeinwohl,
Beſeitigung des Standesdünkels und des Kaſtengeiſtes.
Gauvertreter Roth überbrachte Glückwünſche des Landesamtes für
Leibesübungen; er pries das vorbildliche Wirken der Turngemeinde
1846 für den Einheitsgedanken und für die Pflege der Leibesübungen.
Er gab dann bekannt, daß der Gauehrenbrief folgenden Herren
ver=
liehen wurde: Rechtsanwalt Kalbhenn, Otto Wettlaufer, Robert Meyer,
Auguſt Kaiſer, Friedrich Wilhelm Müller, Ludwig Kuhn, Heinrich
Imbeſcheid, Joſef Schaudua und Karl Kaus. Ein dreifaches „Gut
Heil!” der Verſammlung begleitete dieſe Ghrungen. Vertreter des
Ausſchuſſes für Leibesübungen, der Turngeſellſchaft 1875 und der
Turn=
gemeinde Beſſungen übermittelten ebenfalls in Anſprachen Glückwünſche
zum Jubiläum. Herr Rechtsanwalt Kalbhenn dankte für alle Ehrungen
und gab den Regierungsvertretern gegenüber dem Wunſche Ausdruck
nach Steuerbefreiung. Er meinte ſcherzhaft: „Wir wollen nichts dazu;
wir wollen nur nicht ſo viel hergeben.”
Herr Wolf verlas zahlreiche ſchriftlich übermittelte Glückwünſche
zum Jubiläum; darunter war auch einer der Darmſtädter
Stadtverwal=
tung. Zahlreiche befreundete Vereine der Stadt entboten dem
Jubi=
läumsverein ihre Glückwünſche. Die Feuerwehr überſandte außerdem
noch ein Geſchenk. Bemerkenswert iſt, daß unter den Gratulanten
auch Herr Wilhelm Felſing=Berlin, ein Enkel von Heinrich Felſing, dem
Gründer der Turngemeinde, war.
Der weitere Verlauf des Abends brachte noch turneriſche
Auf=
führungen der Turner, die ſtarken Anklang fanden, ferner den mit viel
Stimmung geſungenen Chor „Wach auf, du träumender Tannenwald”,
und ein gemeinſam geſungenes Jubiläumslied zum 80jährigen Beſtehen
der Turngemeinde, das Herrn Louis Geiſt, der ſelbſt nicht mehr fern von
den 80 iſt zum Verfaſſer hat. Auch er wurde durch ein dreifaches
„Gut Heil!” geehrt.
Großes Jubiläums=Schauturnen.
Das Jubiläums=Schauturnen, das geſtern nachmittag im
Landes=
theater ſtattfand, gewährte einen Einblick in die auszeichneten
turne=
riſchen Leiſtungen, die die Turngemeinde 1846 zu bieten vermag. Jede
Nummer der Turnfolge fand einen außerordentlichen ſtarken Beifall,
öfters wurden auch während der Vorführungen einzelne hervorragende
Leiſtungen durch Beifallsſpenden ausgezeichnet.
Der 2. Spreicher der Turngemeinde, Herr Maurer, dankte, in einer
Anſprache den zahlreichen Anweſenden für ihr Erſcheinen. Er er=
innerte an die turneriſchen Vorführungen während der letzten
Verbe=
woche, die alle Abteilungen der Turngemeinde bei ihren Uebungen
gezeigt hatten. Die heutigen Vorführungen einzelner Abteilungen
ſollten ein Bild geben von Spiel, Manneskraft und Höchſtleiſtungen,
von der Kraft der Jugend bis zum Mannesalter, das ſich durch die
Leibesübungen ein frohes Alter zu erhalten ſuche. Auf dem
Turn=
boden kenne man keine Klaſſengegenſätze, es herrſche dort Zucht,
Ord=
ung und Sitte. Die Anſprache gipfelte in einer Aufforderung, der
Turngemeinde 1846 als Mitglied beizutreten.
Nachdem der Singchor, unter der bewährten Leitung von Herrn
Kehr, das Chorlied. Steh’ feſt, du deutſcher Eichenwald” geſungen hatte,
begannen die turneriſchen Vorführungen, die etwa drei Stunden
dauer=
ten. Um ein Bild von der Reichhaltigkeit der Darbietungen zu geben,
ſei nur auf die Turnfolge hingewieſen; dieſe lautete: Jüngere Mädchen
„Singſpiele”, Leitung Frau L. Becker; Knaben „Freiübungen”
Lei=
tung Jugendturnwart Heid; ältere Mädchen „Freiübungen” Leitung
Frauenturnwart Biſchoff; „Schwimmer „Frei= und Trockenübungen”,
Leitung Schwimmwart Bingel; Volksturner „Uebungen aus dem
Ge=
biete der Körperſchule”, Leitung Sportwart Heid; Turnerinnen „
Keu=
lenübungen”, Leitung Frauenturnwart Biſchoff; Fechter Rhythmiſche
Uebungen mit dem leichten Säbel”, Leitung Fechtmeiſter Kaiſer; Turner
„Stabübungen”, Leitung Turnwart Bauſcher; Altersturner „
Hantel=
übungen” Leitung Oberturnwart Hofferbert; Turnerinnen „
Barren=
turnen an ungleichen Holmen”, Leitung Frauenturnwart Biſchoff;
Altersturner „Barrenturnen”, Leitung Vorturner Maurer; 1. Turner=
Riege „Ringturnen”, Leitung Vorturner Fiedler, Fechter „Freigefechte‟,
Leitung Fechtmeiſter Kaiſer; Turner „Geſellſchaftsübungen” Leitung
Turnwart Bauſcher; Turnerinnen „Volkstänze”, Leitung
Frauenturn=
wart Biſchoff; 1. Turner=Riege „Reckturnen” Leitung Vorturner
Fiedler. Das Schlußbild ſtellte das Hermannsdenkmal dar, vor dem
der Turnvater Jahn ſtand, umgeben von Turner und Turnerinnen, den
Mitwirkenden dieſes Schauturnens.
Die geſtrige Jubiläumsfeier beſchloß ein ſtarkbeſuchter Feſtball in
der Turnhalle. So hat denn die Turngemeinde 1846 mit einer Reihe
von Veranſtaltungen, die dem Ernſt der Zeit entſprechend in ſchlichtem
Rahmen ſtattfanden, in würdiger Weiſe ihr 80jähriges Jubiläum
ge=
feiert. Die Mitgliedſtärke ſowie der Geiſt, der in dem Verein lebt,
bieten Gewähr dafür, daß die Turngemeinde noch Jahrzehnte weiter
beſtehen kann und wird.
Wie man ſparſam und gut beizt.
inf. Die bevorſtehende kalte Jahreszeit macht für alle Frauen die
Frage bedeutſam, wie es möglich iſt, mit geringen
Mit=
teln die Wohnung warm zu erhalten, d. h.
ſpar=
ſam zu heizen. Die Kohlen erfordern im Winter eine bedeutende
Ausgabe, beſonders dann, wenn man nicht rechtzeitig dafür ſorgt,
daß die Heizung mit möglichſt geringen Mitteln bewerkſtelligt werden
kann. Es iſt eine durchaus irrige Auffaſſung, daß es im Zimmer deſto
wärmer iſt je mehr Kohlen man in den Ofen ſteckt, denn die Heizung
hängt nicht nur von der Menge der Kohlen ab, ſondern noch viel mehr
von der Beſchaffenheit des Ofens. Jedes Stück Kohle enthält
naturge=
mäß eine Menge Wärmeeinheiten in ſich, die allerdings nicht voll der
Heizung des Zimmers dienen, ſondern durch Strahlung und durch den
Schornſtein verloren gehen. Im allgemeinen kann man nur 40—50
Proz. der Kohlen ausnutzen. Es iſt nun die Aufgabe der Hausfrau,
dafür zu ſorgen, daß die Heizung nicht durch andere Mittel
beeinträch=
tigt wird. Sie wird in erſter Reihe darauf ſehen müſſen, daß die Kohle
nicht naß iſt, wenn ſie abgeliefert wird. Durch Lagerung im Freien
nimmt die Kohle ſehr viel Waſſer auf. Oft genug kommt es vor, daß
der Waſſergehalt von 15 Proz. auf 30 Proz. bis 40 Proz. des ganzen
Kohlengewichtes ſteigt. Derartig naſſe und vom Waſſer aufgeſchwemmte
Kohle muß die Hausfrau zurückweiſen, da ſie ſonſt die Hälfte des Geldes
geradezu zum Fenſter hinauswirft. Eine zweite Vorſchrift, die das
ſparſame Heizen ermöglicht, beſteht darin, den Ofen vor der Heizperiode
von einem Fachmann auf ſeine Heiztätigkeit durchſehen und reinigen
zu laſſen. Ein gereinigter Ofen braucht viel weniger Heizmaterial als
ein ungereinigter, da er ein gutes Brennen der Kohle ermöglicht.
Da=
durch wird wiederum eine ſchnellere Erwärmung der Kacheln erreicht,
die ſich der ganzen Wohnung mitteilt. Iſt im Ofen aber ſehr viel Aſche
und Ruß, dann brennt das Feuer nicht lebhaft genug, um den Ofen
ſoweit genügend zu erwärmen, daß er das Zimmer ſchnell und
aus=
reichend heizt. In dieſem Fall muß oft die doppelte Menge Kohlen
verbrannt werden, um dieſelbe Wärme zu erzielen, die man mit einem
gereinigten Ofen mit der Hälfte der Kohlenmenge erreicht. Auch für
friſche Luft iſt im Zimmer zu ſorgen, da friſche Luft ſich leichter
er=
wärt als verbrauchte. Iſt dann der Ofen warm geworden, dann ſind
die Fenſter zu ſchließen, da die von außen eindringende kalte Luft den
Ofen wieder abkühlt. Dieſe Vorſchriften gelten für Kachelöfen, die wohl
am meiſten in Gebrauch ſind.
Eiſerne Oefen ſind darum unwirtſchaftlicher, weil ſie die Wärme
nicht ſo lange aufſpeichern wie ein Kachelofen. Ein eiſerner Ofen gibt
ſchneller Wärme von ſich und heizt ein Zimmer ſchneller als ein
Kachel=
ofen, hat aber auch den Nachteil, daß er ſich viel ſchneller abkühlt.
Darum iſt es im allgemeinen unwirtſchaftlich, einen eiſernen Ofen im
Wohnzimmer zu verwenden, da ja nicht nur eine oder mehrere
Stun=
den warm ſein ſoll, ſondern während des ganzen Tages die Wärme
be=
halten muß. Für Verſammlungsräume dürfte dagegen wieder der eiſerne
Ofen günſtiger ſein als der Kachelofen, da in dieſem die Wärme nur für
wenige Stunden gebraucht wird.
Etwas ähnliches gilt auch für die Gas= und elektriſchen Oefen. Auch
ſie ſind dadurch ausgezeichnet, daß ſie ſehr ſchnell. Wärme verbreiten.
Schon wenige Minuten nach dem Anzünden des Gasofens iſt der Raum
mollig warm. Aber auch der Gasofen behält ebenſo wenig wie der
elektriſche Ofen die Wärme, wenn die Wärmeſpender in Geſtalt des
Gaſes oder des elektriſchen Stromes ausgeſchaltet werden. Für die
Familien am günſtigſten iſt demnach der gut gereinigte Kachelofen,
der mit trockener Kohle und trockenem Holz geheizt wird.
Deutſch=Chineſiſcher Kreis.
Ein Vorſchlag.
In unſeren Tagen, wo „Verhältniſſe und Zuſtände” das Schickſal
der Menſchheit noch ſcheinbar ziel= und planlos in den Angeln hin= und
herwerfen, da iſt es an der Zeit, nach Menſchen zu rufen, die ein wenig
helfen, Geſchichte zu machen im Sinne des Fortſchritts für die
Menſchheit.
Es gibt viele Aufgaben, die man in den Dienſt des Fortſchritts der
Welt ſtellen kann. Der Deutſch=Chineſiſche Kreis will die Kulturen des
Oſtens und Weſtens einander nahebringen. Der Gedanke der
Weltlite=
ratur, den Goethe gefaßt, ſowie der Gedanke der Weltkultur, wie ihn
ſchon Leibniz dachte, ſollen auf dem Arbeitsgebiet des Deutſch=Chineſiſchen
Kreiſes ihrer Verwirklichung entgegengebracht werden. Neben der
Ver=
mittlung der Vergangenheit ſoll aber auch eine perſönliche
Fühlung=
nahme berufener Vertreter von Oſt und Weſt eingeleitet werden.
Wir haben keine Statuten und erheben auch keine Mitgliedsbeiträge.
Wir wollen die geiſtigen und kulturellen Beziehungen zwiſchen
Deutſch=
land und China pflegen. Es ſollen zwangloſe Zuſammenkünfte,
Vor=
träge, künſtleriſche Darbietungen ſtattfinden. In der Herſtellung des
perſönlichen Meinungsaustauſches ſieht der Deutſch=Chineſiſche Kreis
augenblicklich ſeine Hauptaufgabe.
Wir erſtreben feſte Freundſchaftsbande. Wir ſind bemüht,
mög=
lichſt viele Anknüpfungspunkte zu ſuchen und zu befeſtigen (
Korreſpon=
denzen Zeitſchriften, Beſuche, Kongreſſe, Pflege der Sprachen uſw.).
Von der Eüite der Arbeit, die wir leiſten, wird der Erfolg abhängen.
Friedrich Wilhelm Fuchs.
1V 12393
belasten die deutsche Wirtschaft unerträglich. Willst Du dem
tat=
kräftig entgegentreten? — Dann kaufe nur deutsche Reifen! Das
neueste Produkt Deutschlands größter Reifenfabrik ist der „
Conti=
nental=Schwarz”; er erzielt erstaunlich hohe Kilometerleistungen.
Seite 4
Montag, den 11. Okfober 1926
Nummer 282
Aus der Landeshauptſtadt.
Darmſtadt, 11. Oktober.
— Hefſiſches Landestheater. Die heutige Aufführung von Guſtab
Mahlers Zweiter Sinfonie, die den Auftakt zu der fünften
Reichsſchulmuſikwoche bildet, beginnt um 8 Uhr.
Am Samstag, den 16. Oktober, wird der Einakter=Abend „Abu
Haſſan — Nürnberger Puppe — Tänze” zum erſten Male wiederholt.
Die Neuinſzenierung von Richard Wagners „Rheingold” wird
am Sonntag, den 17. Oktober, abends 7.30 Uhr, wieder gegeben.
Dr. Philipp Kraemer, durch ſeinen Vortrag über Bali, die
Märcheninſel, im Februar im Kleinen Hauſe zur Genuge bekannt, wird
auf vielfachen Wunſch dieſen Vortrag wiederholen, außerdem noch einen
neuen über Java, die Sonneninſel, vorausgehen laſſen. Die Vorträge,
über die Näheres noch bekanntgegeben wird, werden Anfang November
ſtattfinden.
— Alt=Darmſtadt. Vereinigung für Ortsgeſchichte und
Heimat=
kunde im Hotel Prinz Karl. Aus einem Vortragszyklus von 6
Vor=
trägen hielt am Donnerstag abend der altbekannte Mundartdichter
Herr Robert Schneider ſeinen dritten Vortrag über: „Das Weſen und
Werden der Mutterſprache‟. In großen Zügen zeigte der Redner wie
wuchtig und gewaltig ſie iſt und wie die Mundart den Dingen auf den
Leib rückt, wie ſie die ſtärkſte, wahrhaftigſte, die deutlichſte und immer
die deutſcheſte Form iſt. Sie deckt das Weſen der Dinge auf, ſie iſt
das perſönlichſte was es gibt. Mundart iſt was Sprache ſein ſoll.
An=
paſſung an das Weſen der Dinge, ſo wie Landſchaft, Natur, Himmel
ſie in beſonderer Eigenart hervorbringen oder wie ſie aus dem
beſonde=
ren Weſen der Menſchen herauswachſen. Mundart iſt landſchaftliche
Prägung und beſondere perſönliche Spiegelung. In dieſem Sinne
zeigte der Nedner an ſchlagenden Beiſpielen unſere Darmſtädter
Sprache, den ſogenannten „Heinerdialekt”, er zeigte die feinen
Unter=
ſchiede unſerer heimiſchen Mundart, wie ſie vom Odenwälder, dem
Oberheſſen und den anderen Dialekten ſich abheben und wie ſie in dem
großen Rheinfränkiſchen Sprachgebiet einen beſonderen Platz einnimmt.
An zahlreichen Beiſpielen führte der Redner die Zuhörer hinein in
das Reich der Töne mitt ihrem für den Heimatfreund ſo eignen
Wohl=
klang. Mit Amſelſang und Glockenklang verglich er die Mundart und
ſchloß ſeine feinſinnigen Ausführungen mit dem Spruch Franz von
Kobells: „Wer kann’n liewe Glockeklang. — So ſchreiwe, wie en
klingt? — Un wer kann ſchreiwe mit der Schrift. — Wie ſchee” en
Amsl ſingt.” — Der fein aufgebaute Vortrag wurde mit reichem
Bei=
fall aufgenommen. Im Anſchluß daran berichtete Herr Schneider
noch über die neu entſtandene Heſſenvereinigung in Berlin, daß
die=
ſelbe ſich gut entwickelt und marſchiert. Eine ganze Reihe geborene
Darmſtädter haben ſich ihr angeſchloſſen und es ergeht die Bitte an
weitere Kreiſe, deren Verwandte in Berlin wohnen, dieſe auf die
Ver=
einigung aufmerkſam zu machen. Auskunft erteilt Herr
Finanzamt=
mann K. Kriechbaum, Berlin=Halenſee, Johann=Georgſtraße 12.
Zum beſſeren Verſtändnis des Vortrags und um das ſprachliche Gefühl
den Hörern näher zu bringen, war dieſer mit allerlei mundartlichen
Rezitationen umrahmt. Herr Schauſpieler Eduard Goebel brachte in
der ihm beſonders eigenen Weiſe eine Auswahl von guten
Mundart=
dichtungen in Poeſie und Proſa zu Gehör, es waren Dichtungen von
Georg Büchner, Karl Schaffnit, Wilhelm Kaminsky und Robert
Schneider. Jedes Gedicht war ein Erlebnis und immer wieder
ver=
ſtand es Herr Goebel, die Hörer in ſeinen Bannkreis zu ziehen. Die
Darbietungen wurden mit reichem Beifall quittiert. Der nächſte
Vor=
tragsabend iſt Donnerstag, den 21. Oktober. Herr Schauſpieler Ed.
Goebel wird ausgewählte Stücke aus der Literatur und zwar von
An=
derſen, Oskar Wilde u. a. zu Gehör bringen. Gut ausgeführte
Photo=
graphien der E. E. Niebergallmaske können bei dem Vorſitzenden,
Herrn Bibliothekar. Weber beſtellt werden. Der Reinertrag iſt für
das Niebergalldenkmal.
g. Ein Lichtbildervortrag des Kriegerdankbundes fand in den
Räu=
men der Stadtmiſſion ſtatt. Der erſte Teil „Aus den Sturmeswettern
des Krieges” führte die Anweſenden zurück in jene erſten Auguſttage
1914, wo tiefes inneres Leben ſih in unſerem Volke bemerkbar machte
und ein heiliges Pflichtbeſvußtſein die deutſchen Männer mit wenigen
Ausnahmen erfüllte. Eine Anzahl weiterer Bilder von Schlachten,
Unterſeebooten, Seeſchlacht am Skagerrak, die Paläſtinafront,
Sanitäts=
unterſtände, Lazarettzug, Sanitätsperſonal, verſchiedene
Lazarett=
abteilungen, Friedhöfe und die rieſige Arbeit der Feldpoſt, welche
ſo=
wohl denen in der Front, ſowie den Lieben in der Heimat Lebenszeichen
brachte von denen, um die ſie bangten. Tiefergreifend war das Bild
jener alten Großmutter, die in tiefer Andgcht verſunken betend ſich über
ihre Bibel beugte und ihr Geſiytsausdruck uns deutlich ſagte, daß ihre
Gedanken ſich mit jenen beſchäftigen, welche jeder Gefahr mutig ins
Auge ſchauend ihren Poſten ausfüllten trotz ſtändig aufreibender
An=
ſtrengung. Im zweiten Teil „Zu den Friedensaufgaben unſerer Zeit”
wurde der Nöten der Kriegsopfer gedacht. Für die zahlreich
anweſen=
den ehemaligen Feldgrauen war es rührend, zu ſehen, was die deutſche
Frau in der Heimat leiſtete und mit welchem ſtillen Heldenmut auch hier
der Kampf mit allen möglichen Schwierigkeiten aufgenommen wurde.
Ferner brachte Bundesſekretär Kamerad Eppler ſehr ſchön= Bilder aus
unſerem „chriſtlichen Krieger=, Invaliden= und Erholungsheim”,
wel=
ches aus der Not der Zeit heraus geboren, in erſter Linie denen oine
Unterkunft bieten ſoll, welche infolge des Krieges mit körperlichen
Ge=
brechen behaftet, nicht recht wiſſen, wo ſie und wie ſie ihr Leben friſten
ſollen. Das ganze Gelände umfaßt 71 Morgen, davon ſind 14 Morgen
Wald. Auch für Witwen und Waiſen ſowie Angehörige unſerer
Bundeskameraden ſoll das wunderbar von Wald umſäumte ſehr idylliſc
gelegene Heim eine Stätte geiſtiger und leiblicher Erholung im ſchönen
Schwabenland bieten. Von den württembergiſchen Mitgliedern unſeres
Kriegerdankbundes wurden während der Ruhrbeſetzung 300 Kinder aus
Eſſen und Dortmund verpflegt und betreut. Ergreifend wirkten die
Lieder des gemiſchten Chores der Stadtmiſſion, welche den
Lichtbilder=
vortrag umrahmten.
— Darmſtädter Wochenmarktpreiſe vom 9. Oktober. Kartoffeln
und Gemüſe: Speiſekartoffeln 4—5 Pf. das Pfund,
Salatkartof=
feln 4 Pf., Stangenbohnen 35 Pf., gelbe Bohnen 35 Pf., Blumenkohl
30—100 Pf. das Stück, Nömiſchkohl 10 Pf. das Pfund, Noſenkohl 35
bis 40 Pf., Wirſing 6—8 Pf., Weißkraur 3—6 Pf., Rotkraut 12—15 Pf.,
Kohlrabi (oberirdiſch) 3—5 Pf. das Stück, (unterirdiſch) 10 Pf. das
Pfund, Spinat 20—25 Pf., Tomaten 25—30 Pf., Zwiebeln 8—10 Pf.,
gelbe Rüben 6—8 Pf., rote Nühen 8—10 Pf., weiße Rüben 8—10 Pf.,
Schwarzwurzeln 40—50 Pf., Kopfſalat 10—15 Pf. das Stück, Endivien
10—15 Pf., Salatgurken 19—20 Pf., Radieschen (Bündel) 10—15 Pf.,
Rettiche 5—10 Pf. das Stück, Meerrettiche 100 Pf. das Pfund, Sellerie
20—40 Pf. das Stüick. — Obſt: Trauben 45—70 Pf. das Pfund,
Eß=
äpfel 15—22 Pf., Fall= und Kochäpfel 15—18 Pf., Eßbirnen 10—22 Pf.,
Kochbirnen 8—10 Pf., Qwitten 30 Pf., Preiſelbeeren 65 Pf., Pfirſiche
20—25 Pf., Zwetſchen 30 Pf., Nüſſe 65—70 Pf., Bananen 45—55 Pf.,
Zitronen 4—10 Pf. das Stück. — Fleiſchwaren: Schweinefleiſch
134—150 Pf. das Pfund, Kalbfleiſch 110 Pf., Rindfleiſch 80—100 Pf.,
Hackfleiſch 80—140 Pf., Hausmacher Wurſt 80—240 Pf., Geflügel 120
bis 180 Pf. — Sonſtige Waren: Süßrahmbutter 220 Pf. das
Pfund, Landbutter 200 Pf., Eier 15—16 Zfg. das Stück, Handkäſe 5
bis 15 Pf., Schmierkäſe 25—30 Pf. das Pfund.
Tageskalender für Montag, den 11. Oktober 1926.
Landestheater, Großes Haus. Anfang 8 Uhr, Ende gegen 10 Uhr:
Guſtav Mahler: Zwveite Sinfonie. — Kleines Haus: Keine
Vorſtellung. — Orpheum: Keine Vorſtellung. — Schloß=Café:
Kon=
zert. — Café Rheingold: Konzert und Tanz. — Weinhaus Weißer
Turm: Konzert und Tanz. — Spaniſche Bodeaa, abends 8 Uhr=
Konzert. — Konzertſaal Perkeo, abends 8 Uhr: Humoriſtiſches
Konzert. — Union=, Reſidenz=Theater, Palaft=Lichtſpiele:
Kinovor=
ſtellungen.
* Das Volksbegehren auf Auflöſung des
Landtags vor dem Landiagsplenum.
Art. 24 der Heſſiſchen Verfaſſung vom 12. Dezember 1919 beſtimmt:
„Der Landtag kann vor Ablauf ſeiner Dauer nur durch
Volksabſtimmung aufgelöſt werden. Die Frage der
Auflöſung iſt dem Volke unverzüglich vorzulegen,
wvenn das Geſamtminiſterium es beſchließt oder wenn ein
Zwanzig=
ſtel der bei der letzten Wahl zum Landtag
Stimm=
berechtigten das Begehren ſtellt.
Mit der Auflöſung verlieren die Wahlen für den Landtag ihre
Gültigkeit und die Gewählten ihre Eigenſchaft als Abgeordnete.
Die Neuwahlen finden ſpäteſtens am 60. Tage nach dem Tage der
Auflöſung ſtatt.
Die Dauer des nach Auflöſung neugewählten Landtags wird vom
erſten Sonntag des November des Jahres berechnet, in dem die
Auf=
löſung erfolgte.”
Das am 17. März 1921 erlaſſene Geſetz über Volksbegehren und
Volksabſtimmung iſt am 15. April 1921, dem Tage der Verkündung
im Regierungsblatt, in Kraft getreten. (Art. 36 des Geſetzes),
Es unterſcheidet zwei Arten von Volksbegehren: 1. ein ſolches, das
auf Erlaß, Aufhebung oder Abänderung eines Geſetzes gerichtet iſt, und
2. ein ſolches, das auf Auflöſung des Landtags abzielt. Das
Volks=
begehren muß von einem Zwanzigſtel der bei der letzten Wahl zum
Landtage Stimmberechtigten geſtellt werden. (Art. 24 Abſ. 1 der
Ver=
faſſung.)
Nach Art. 11 des Geſetzes vom 17. März 1921 „beſchließt der
Land=
tag in öffentlicher Sitzung bei ſeinem nächſten
Zuſammen=
treten, das ſpäteſtens 2 Wochen nach Empfang der
Verhandlungen und Unterlagen des
Landtags=
abſtimmungsleiters zu erfolgen hat, ob ein
geſetz=
mäßiges Volksbegehren vorliegt.‟ Der Beſchluß des Landtags iſt
durch das Geſamtminiſterium öffentlich bekannt zu machen. Der Landtag
hat demnach nur zu prüfen: 1. Ob ein Volksbegehren auf Auflöſung
des Landtags geſtellt iſt; 2. ob das Zwanzigſtel der bei der letzten Wahl
zum Landtage Stimmberechtigten das Begehren ſtellt. Hierin erſchöpft
ſich die Frage nach der Geſetzmäßigkeit des Volksbegehrens. Eine
weitergehende Prüfung vorzunehmen, liegt nicht in der Macht des
Landtags. Der Gang kann alſo nur der ſein, daß, da ja die
Voraus=
ſetzung des Zwanzigſtel der Srimmberechtigten in der einwandfrei
feſt=
geſtellten Stimmenzahl der das Begehren Stellenden erfüllt iſt nach
Art. 16 „das Geſamtminiſterium den Abſtimmungstag feſtſetzt und
ihn ſowie den Gegenſtand der Volksabſtimmung öffentlich bekannt gibt”.
Nach Art. 15 der Verfaſſung „kann die Volksabſtimmung nur
be=
jahend oder verneinend ſein. Es entſcheidet die einfache Mehrheit der
Stimmen‟ Entſcheidet demnächſt die Volksabſtimmung auf Auflöſung
des Landtags, ſo hat ſie der Präſident des Landtags durch öffentliche
Bekanntmachung zu vollziehen. Das Geſamtminiſterium ordnet darauf
die Neuwahlen zum Landtag gemäß Art. 24 Abſ. 3 der Verfaſſung
(ſiehe oben!) an.
Die in Art 24 Abſ. 3 der Verſaſſung beſtimmte Friſt, daß die
Neu=
wahlen ſpäteſtens am 60. Tage nach dem Tage der Auflöſung
ſtatt=
zufinden haben, läuft alſo von dem Tage an, an welchem der Präſident
des Landtags durch öffentliche Bekanntmachung nach der ſich für die
Auf=
löſung des Landtags entſcheidenden Vollsabſtimmung die Auflöſung
des Landtags vollzieht.
Es bedarf hiernach keiner weiteren Ausführung, daß jede andere
Behandlung des geſetzmäßig erſcheinenden Volksbegehrens mit der
Verfaſſung und dem auf ihr fußenden Geſetze über Volksbegehren und
Volksabſtimmung (Art. 15 und 16 der Verfaſſung) in Widerſtreit treten
würde.
— Berufliche Wettkämpfe im Bund der Kaufmannsjugend im D.H.V.
Der Kreis Main=Neckar des Bundes der Kaufmannsjugend im D.H.V.
veranſtaltet für ſeine Jugendmitglieder in drei Orten des Kreiſes
be=
rufliche Wettkämpfe. Hier in Darmſtadt fanden ſich die
Jung=
mannen aus Darmſtadt und den Städten der Bergſtraße zuſammen in
der Handwerkerfortbildungsſchule. Als Pflichtaufgabe war allen
Teil=
nehmern die Abfaſſung eines Bewerbungsſchreibens aufgegeben. Weiter
waren Aufgaben geſtellt in kaufmänniſch Rechnen, Handesbriefwechſel,
engliſcher Korreſpondenz und Kurzſchrift. Die Leiſtungen, die hier von
unſerem jungen Berufsnachwuchs gezeigt wurden, waren teilweiſe rechſt
beachtlich und konnten mit wertvollen Büchern und hübſch ausgeführten
Urkunden bedacht werden. Die beiden Geſamtbeſtleiſtungen wurden
mit einer Urkunde bedacht, die das Landesamt für das Bildungs veſen
für dieſen Zweck freundlichſt zur Verfügung geſtellt hat. Die beiden
glücklichen Preisrräger ſind die Lehrlinge Karl Schorlemmer=
Darmſtadt (Lehrling in Fa. Hermann Streit) und Heinrich Polſter=
Pfungſtadt (Lehrling in Fa. Süidd. Züindholz=A.=G. Pfungſtadt).
Neben dem Anſporn für dieſe jungen Menſchen bedeutet dieſe
Aus=
zeichnung gleichzeitig eine Anerkennung für die Firmen, bei denen ſie
in ihrer Lehre wohl eine ausgezeichnete Ausbildung genießen dürften.
— Die Tätigkeit der Hausbettelbekämpfungsſtelle im Städt.
Wohl=
fahrts= und Jugendamt im Monat September 1926. Vorgeſprochen
haben 25 Perſonen, davon war eine von hier. Es erhielten: 16
Per=
ſonen Fahrkarten nach Arbeitsſtellen oder nach dem Wohnort, 2
Per=
ſonen Schuhe, 2 Perſonen Schuhreparatur, 3 Perſonen Eſſen, 1 Perſon
Gepäckſchein ausgelöſt, 1 Perſon Wanderbuch.
Wohlfahrtsſcheck=
hefte ſind im Verkehrsbüro erhältlich.
* Bezirksſchöffengericht. 1. Wegen einer Reihe gemeinſchaftlich
ausgeführter Diebſtähle haben ſich zu verantworten: 1. Martin
Kru=
kowski, Gelegenheitsarbeiter von Zerkow (Polen); 2. Rudolf
Felz=
mann von Schif beck bei Hamburg; 3. Ernſt Joſef Guckert von
Mannheim=Sandhofen. Krukowski kam in jugendlichem Alter, noch
pol=
niſch ſprechend, mit der Mutter, die in der Juteinduſtrie arbeitet, nach
Mannheim. Da er gegen die Mutter frech war, kam er in
Fürſorge=
erziehung, hielt es aber inder Anſtalt des Jugendſchutzvereins in Mannheim
nur 1 Woche aus. Er will von Felzmann, der im Nachbarhaufe wohnte,
zu den Diebſtählen verführt worden ſein. Beiden wird eine ganze Reihe
von Diebſtählen zur Laſt gelegt, insbeſondere in Waldhof, wo in der
Zellſtoffabrik Rotguß und Kupfer mehreremale entwendet wurde, das
Althändler Karg erhielt. Die Diebesfahrten wurden weiter nach
Rheinheſſen und der Rheinpfalz ausgedehnt. So fuhren beide per
Bahn nach Pfeddersheim, wo ſie Likör und Wein erbeuteten. Beſucht
wurden auch zu diebiſchen Zwecken mit Erfolg die Orte Horchheim,
Roxheim (Pfalz), Scharhof bei Mannheim, Viernheim und
Lampert=
heim, Mannheim=Gartenvorſtadt. Bei einem Diebſtahlsverſuch blieb
es in Weinsheim, wo dem Stationsgebäude der Süddeutſchen
Eiſen=
bahngeſellſchaft ein Beſuch abgeſtattet werden follte; hier wurde ein
Fenſteu eingeſchlagen. Guckert war nur bei zwei Diebſtählen beteiligt,
kannte den Felzmann und verkehrte mit ihm viel. Bei der
Verneh=
mung des Krukowski tritt zutage, daß man ſich bei einzelnen
Dieb=
ſtählen der Handſchuhe bediente, um zu verhindern, daß durch
gewon=
nene Fingerabdrücke die Täterſchaft zutage trete. Die Angeklagten ſind
im Weſentlichen geſtändig. Felzmann, als der gewandtere der beiden,
pflegte die Gelegenheiten ausfindig zu machen, doch half im Auffpüren
derſelben auch Krukowski tätig mit. Sie zogen ſelbander aus,
an=
geblich um Arbeit zu ſuchen. Die Diebesbeute, die beide erzielten, iſt
ungeheuer groß, auch Gebrauchsartikel und Eßwaren wurden nicht
ver=
ſchmäht. Erſt laſen ſie z. B. Pilze im Wald und gingen dann auf
Diebespfaden nach Viernheim. Die Verhandlung fördert zutage, daß
zu den Orten der Diebereien auch noch Albsheim bei Grünſtadt (Pfalz)
hinzutritt. Die Angeklagten werden aufgefordert, zu ſagen, was ſie
etwa noch auf dem Kerbholz haben. So kommt noch ein Diebſtahl in
Großborkenheim (Pfalz) heraus, wo bei dem früheren Arbeitgeber
Felz=
manns mittelſt Einſteigens in der Nacht 500 Mark an Geld erbeutet
wurden. Aus der Vernehmung der Mutter Krukowskis ergibt ſich, daß
der Sohn 1909 geboren iſt. Als Zeuge wird der katholiſche Pfarrer
Joſef Stephan von Mannheim=Sandhofen vernommen, der ſich über
der Bildungsgang Krukowskis äußert und ihn als mittelmäßigen
Schüler bezeichnet. — Der Staatsanwalt hebt als erſchwerend die
große Zahl der Diebſtähle und die Raffiniertheit der Begangenſchaften
hervor; gegen Krukowski und Felzmann werden je 2 Jahre 6 Monate
Gefängnis beantragt, gegen Guckert, der in einem Falle (Diebſtahl
einer Uhr) auch als Hehler in Betracht kommt, 6 Monate und eine
Woche Gefängnis. Die Angeklagten ſitzen ſeit 13. Auguſt in
Unter=
ſuchungshaft. Das Urteil erkennt gegen Krukowski auf 1 Jahr ſechs
Monate Gefängnis, gegen Felzmann auf 1 Jahr ſechs Monate eine
Woche Gefängnis, Guckert erhält 4 Monate eine Woche Gefängnis;
allen Angeklagten werden 7 Wochen der Unterſuchungshaft angerechnet.
Ein Anlaß, dem Krukowski Strafaufſchub zu gewähren, lag für das
Gericht nicht vor. Felzmann und Guckert nehmen das Urteil an,
nach=
träglich auch Krukowski. — 2. Gleichfalis aus der Unterſuchungshaft
vorgeführt wird die Elſa Ganter von Waldkirch (Baden), die wegen
Urkundenfälſchung und Betrugs unter Anklage ſteht. Sie iſt am 23.
Januar 1900 in Waldkirch geboren und hat Vorſtrafen wegen
Konkubi=
nats, Gewerbsunzucht und Betrugs. Sie hat ſich den Namen Kümmich
beigelegt, da ſie mit einem nach ihrer Angabe geſchiedenen Mann dieſes
Namens zuſammen auſtrat und an verſchiedenen Orten herumzog und
da Gaſtrollen gab. So wurde auch Kümmmich, den die Polizei ſuchte,
ermittelt, der im Tonwerk in Heppenheim an der Bergſtraße arbeitete.
In Bensheim fälſchte die Ganter Beſcheinigungen auf den Namen des
Stadtpfarrers und ſuchte mit Erfolg Private zugunſten wohltätiger
Anſtalten zu brandſchatzen. Bald ſammelte ſie für das Krüppelheim
bald für das Waiſenhaus bald erbat ſie Unteytützung, da ſie ſechs
Kinder habe und der Mann in die Lungenheilanſtalt müſſe. In
Darmſtadt ließ ſie ſich im Gefangenenbuch des Landgerichtsgefängniſſes
als Frau Roſa Kümmich, geboven in Zürich, eintragen. Sie will von
dem Kümmich dazu verleitet worden ſein, ſich ſo zu nennen. Auch in
Heppenheim hat ſich die Ganter als Kümmich ausgegeben, ſammelte
dort für ein Frauen= und ein Kinderheim und zeigte ein
Empfehlungs=
ſchreiben einer Frau Direktor Huber vor, das ſie ſelbſt angefertigt
hatte. Der Strafantrag geht auf eine Geſamtſtrafe von 1 Jahr und
2 Monate Gefängnis, unter Anrechnung der ſeit 30. Auguſt 1926
erlit=
tenen Unterſuchungshaft. Das Urteil erkennt auf 1 Jahr 2 Monate
Gefängnis unter Anrechnung von 1 Monat Unterſuchungshaft.
Winterker für
Neryehkranke
u. Nervös-Erschöpfte Spezialkuranstait Hofheim im Taunus
bei Frankfurt am Main. — Prospekte durch:
(1.7833
Dr. M. Schufze-Kahleyss, Nervenarzt.
Geſchäftliches.
Schwarz oder nicht ſchwarz? Wie beim Wagen Linienführung,
Auf=
bau und Farbe der Mode unterworfen ſind, ſo gibt man heute den
modernen Reifen eine vorteilhafte ſchwarze Farbe, die ſogenannten
ſchwarzen Reifen. Dieſer Umſtand iſt jedoch ohne Einfluß auf die
Qualität, weil man bekanntlich jede Gummiſorte chemiſch ſchwarz färben
kann. Und doch bedeutet der von Deutſchlands größter Reifenfabrik
herausgebrachte neue Reifen „Continental ſchwarz” eine
außerordent=
liche Qualitätsverbeſſerung, da er geradezu unverwüſtlich und eigens
für unſere ſchlechten deutſchen Straßen geſchaffen iſt. Leiſtungen von
20= bis 40 000 Km. ſind keine Seltenheit. Es kommt eben auf die
Quali=
tät und dann erſt auf die Faube an. „Continental — Schwarz” iſt die
Be=
zeichnung von höchſter Qualität.
Rund=Funk=Programme.
Frankfurt.
Montag. 11. Okt. 3.30: Stunde der Jugend. Aus dem
Lebenn und Weben in der Natur, von Lehrer Stricker. „Mutter
Krickente und ihre Reiſe über Land” von Thompſon (für Kinder
vom 10. Jahre ab). O 4.30: Hausorch.: Verdi. Ouv. „Schlacht von
Legnano”. — A. d. „Sizilianiſchen Veſper‟: Die vier Jahreszeiten.
— Arie „Teurer Name” a. „Rigoletto” — Szene aus Aida: „Die
Worte der Törin”, — Fant. „Othello”. Mitw.: Emmy Holl,
Sopran, vom Frankf. Opernhaus. O 5.45: Leſeſtunde: „Synnöve
Solbakken” von Björnſon. O 6.15: „Fichte: Anweiſung zum ſeligen
Leben” Vortrag von Pfarrer Taesler. O. 6.45:
Beamtenfort=
bildungskurſus. „Der neueſte Stand der Reparationsfrage‟, Vortr.
Dr. Neumark. O 7.30: Uebertr. a. d. großen Saal des Saalbaues:
Erſtes Montagskonzert des Frankf. Orcheſtervereins. Weber: Ouv.
Euryanthe” — Braunfels: Präludium und Fuge op. 36. — Liſzt:
Klavierkonzert in Es=Dur. — Beethoven: Sinfonie in D=Dur. —
Soliſt: Wladimir Horowitz.
Stuttgart.
Montag, 11. Okt. 4: Aus dem Reiche der Frau. O 4.15:
Konzert. Preis: Piaſtengruß. — Siede: Herbſtgedanken. — Reißiger:
Ouv. „Felſenmühle‟. — Czibulka: Waldesflüſtern. — Ganne:
Nordiſch= Klänge. — Tſchaikowsky: Fant. „Eugen Onegin”. —
Kollo: Melodien „Drei alte
Ohlſen: Schlummerliedck
Schachteln” O 6.15: W. Lehner: Die Erſchließung der Alpen (2.).
O 6.45: H. Neuberger: Georg Engel als Dramatiker. O 7.15:
Grimms Märchen in engl. Sprache (L. Braun). O. 8: Sinfonie=
Konzert. Beethoren: Ouv. „Leonore‟ Nr. 2. — Schubert: Sinf.
C=dur. — Anſchl.: Beim neuen Wein”. Luſtiger Weinabend. Mitw.:
Hilde Binder, Käte Mann, Eugen Thyſſen, Max Heye, Ernſt
Stockinger, Carl Struve.
Berlin.
Montag, 11. Okt. 4: Charlotte Mühſam=Werther: „Der
Wäſcheeinkauf der Hausfrau”, O 4.30: Novellen. Ernſt v.
Wilden=
bruch. Geleſ. v. W. Schott. O 5: 7 Klaviervorträge. Margarete
Spangenberg. O 5.30: 8 Lieder zur Laute. Dr. Burkhardt.
O 6.15: Obſt= und Beerenweinbereitung im Haushalt. O 6.30:
Dipl.=Ing. Franz zur Neöden: Die Weltkraftkonferenz in Baſel.
2 7: General Schlee=Paſcha: „Aegypten und der Sudan (Im
Spiegel engliſcher Weltpolitik)”. O 7.30: Einf. z. d. Sende=Spiel
a. 12. Okt. O 8: Prof. Decſey, Wien, ſpricht über Bruckner.
O 8.30: Bruckner=Feier (zum 30. Todestag des Komponiſten),
Mitw.: Emmy v. Stetten, Agnes Schulz=Lichterfeld, Carl Jölen,
Theodor Heß van der Wyk, Chor der Bruckner=Vereinigung.
O 0.130: Tanzmuſik.
Königswuſterhauſen. Montag, 11. Okt. 2.30: Hilde Weigel:
Gärungsloſe Früchteverwerkung. O 3: Stud.=Rat Friebel, Lektor
Mann: Engliſch für Anfänger. O 3.30: Dieſelben: Engl. f.
Fort=
geſchrittene. O 4: Dr. Behrend: Die Durchführung des
Arbeits=
unterrichts in den höheren Schulen. O 4.30: Dr. Klopfer u. Ruth
Künkel: Der 6jährige Fritz will nicht in die Schule gehen. O. 5:
E. Nebermann: Schachfür Anfänger. O 6: v. Schorlemer=Lieſer:
Weinleſe. O 6.30: Dipl.=Handelslehrer Wieg und Katthain:
Buch=
führung f. Kleingewerbetreibende. O 7: Dr. Heinitz: Die Muſik
der Inder. O 7.30: Reg.=Rat Dr. Krammer: Die religiöſe
Wie=
dergeburt der Deutſchen.
Hauptſchriftleitung: Rudolf Mauve
Verantwortlich für Politik und Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feuilleton und
Heſſiſche Nachrichten: Mar Streeie; für Sport: Dr. Eugen Buhlmann; für den
Schlußdienſt: i. V. Dr. Eugen Buhlmann, für den Inſeratenteil; Wiliy Kuhle.
Druck und Verlag: L. C. Wittich — ſämtlich in Darmſtad:.
Die heutige Nummer hat 8 Seiien
iſt Schönheits= und Hautpflegemittel zugleich. / Sie heilt
rauhe, riſſige Haut, beſeitigt rote Flecken, Unebenheiten,
läſti=
gen Hautglanz und verleiht einen vornehmen, matten Teint.
MOoe
Creme Mouſon=Seife iſt äußerſt mild und von feiner,
eigen=
artiger Parfümierung. Ihr regelmäßiger Gebrauch bildet die
beſte Ergänzung der täglichen Lreme Mouſon=Hautpfiege.
Nummer 282
Montag, den 11. Oktober 1926
Seite 5
Süddeutſchland
verliert das Pokalſpiel 0:2.
Südoſt erringt vor 18000 Zuſchauern einen
verdienten Sieg.
Der ſüddeutſche Sturm verſagt, nur Becker gut.
Fußballwetter 18000 Zuſchauer ein; trotz der hohen Preiſe
waren ſelbſt die Tribünen ausverkauft. Von Beginn an herrſchte
eine ſehr lebhafte Stimmung, die ſich naturgemäß ſteigerte, als
die Schleſier nach der Pauſe in Führung gingen, ihren Sieg
Die ſchleſiſche Metropole Breslau erlebte am Sonntag einen
Sport=Großkampftag, wie ſie ihn gleicherweiſe noch nicht ſah.
Auf dem Platz am Südpark=Sportplatz fanden ſich bei herrlichem
ſicher ſtellten und ſchließlich als Bezwinger des ſpielſtärkſten
Landesverbandes den Platz verließen. Südoſtdeutſchland, das
im Frühjahr bereits Berlin und im September Mitteldeutſchland
bezwang, kam auch gegen Süddeutſchland zu einem verdienten
Sieg. Zwar war der Kampf im allgemeinen ausgeglichen, aber
dank der rationelleren Arbeit ſeines Angriffs hatte
Südoſtdeutſch=
land die beſſeren und zahlreicheren Torchancen und gewann ſo
verdient. Es muß ſelbſt zugegeben werden, daß Südoſt den
Chancen nach ſogar mit einem 4:0 hätte gewinnen können. Die
beiden Treffer fielen erſt in der zweiten Halbzeit.
Die Mannſchaften.
Dem allgemein befriedigenden Schiedsrichter Birlem=Berlin
ſtellten ſich die Landesverbände mit den folgenden Mannſchaften:
Süddeutſchland: Sindel
(ASV. Nürnberg)
Wachtler
Kutterer
(ASV. Nürnberg)
(Bayern München)
Frey
Geiger
Nagelſchmitz
(ASV. Nürnberg)
(Bayern München)
Scherm
Sorg Liebermann
Vallendor Becker
(alle ASV. Nürnberg)
(beide V. f. B. Stuttgart)
Bergel
Blaſchke
Arlt
Strzoda
Fielſch
(Breslau 08)
(Schl. Br.)
(beide Spfr. Breslau)
Langner
Rößler
Lehmann
(beide Viktoria Forſt)
(V. f. B. Bresl.)
Koſſagk
Krauſe
(Cottbus 98)
(Alemannia Breslau)
Ritzka
(V. f. B. Gleiwitz.)
Das Spiel.
Südoſt drängte anfangs ſo ſtark, daß die Hintermannſchaft
des Südens ſtarke Arbeit leiſten mußte, um ihr Tor vein zu
halten. Südoſt war allerdings auch noch etwas ſehr nervös und
verpaßte manche Chance. Allmählich wurde das Trefſen
ausge=
glichener. Süddeutſchland zeigte im Sturm ſchöne Kombinationen,
war aber nicht durchſchlagskräftig genug, um den Gegner zu
ge=
fährden. Einige wenige gute Schüſſe machte der famoſe
Tor=
hüter aus Gleiwitz unſchädlich. Auch einige Weitſchüſſe des
ſüd=
ſeutſchen Mittelläufers Geiger verfehlten das Ziel. So verſtrich
die erſte Halbzeit torlos; die einzige Ausbeute waren 4 Echken,
von denen der Süden drei für ſich verbuchte. Bei den Gäſten
enttäuſchte in dieſer Spielphaſe der Sturm. Scherm war ſchwach
und auch das Innentrio konnte nicht gefallen. Gut war lediglich
Becker, der ſeine Nebenleute um ein gutes Stück überragte.
Im=
mer wieder gelang es ihm, ſeinen Sturm mit nach vorn zu reißen,
aber ſeine Nebenleute wußten mit den beſten Vorlagen nichts
anzufangen. — Nach dem Wechſel feuerte das Publikum die
Einheimiſchen mächtig an. Die ſüdoſtdeutſche Elf ging jetzt auch
mächtig aus ſich heraus und es gelang ihr auch ſchon in der
dritten Minute, den erſten Erfolg zu buchen. Der Rechtsaußen
Fielſch ſchoß ſcharf auf Tor, Sindel wehrte nur ſchwach ab und
es hatte den Anſchein, als ſollte der Ball zur „Ecke” ins „Aus”
gehen, aber der flinke Blaſchke erwiſchte das Leder noch und
ſchoß unhaltbar ein. Natürlich war der Jubel der 18000
außer=
ordentlich. Südoſtdeutſchland hielt das ſcharfe Tempo auch weiter
bei, ſein Innentrio gab Schuß auf Schuß ab, aber zunächſt konnte
nichts Zählbares erreicht werden. In der 15. Minute ließ ſich
dann der ſüddeutſche Torwart auf ein Duell mit dem Linksaußen
Bergel ein, das für ihn ein böſes Ende nahm. Bergel konnte
den Ball zur Mitte bringen; das ſüddeutſche Tor war nur noch
von den beiden Verteidigern gedeckt und für Strzoda war es
ver=
hältnismäßig leicht, zum zweiten Treffer für Südoſt einzulenken.
Nach dieſem Erfolg der Einheimiſchen raffte ſich die ſüddeutſche
Elf mächtig zuſammen. Sie legte mit Elan los, warf die ganze
Mannſchaft nach vorn, vergeblich. Südoſt verſtärkte ſeine
Hinter=
mannſchaft und bemühte ſich nur noch, das Ergebnis zu halten.
Dabei wurden zur Beunruhigung des Gegners auch noch
ge=
legentlich blitzſchnelle Vorſtöße durchgeführt. Ein ſcharfer Schuß
von Fielſch ſtreifte knapp die Querlatte. In den letzten acht
Minuten ſpielte Südoſt nur noch mit 10 Mann, da der
Rechts=
außen verletzt wurde. Aber das Schickſal der ſüddeutſchen Elf
war nicht mehr abzuwenden. Sie kamen in den letzten fünf
Minuten noch zu einer Ecke, das war aber auch die ganze
Aus=
beute.
Die Kritik
muß, wie bereits oben geſagt, feſtſtellen, daß der Sieg der
ſüd=
oſtdeutſchen Mannſchaft verdient war. Die ganze Mannſchaft der
Schleſier zeigte einen vorbildlichen Eifer, ſchönes Zuſammenſpiel
und ein bemerkenswertes Schußvermögen. Beſonders gut waren
der Mittelſtürmer, der Mittelläufer und die Außenſtürmer.
Süddeutſchland verlor in erſter Linie durch Verſchulden des
Sturms, in dem nur der Stuttgarter Becker den Anſprüchen, die
man an eine Repräſentativmannſchaft ſtellen muß, genügte. In
der Läuferreihe war Geiger recht gut: Nagelſchmitz gefiel beſſer
als Frey, jedoch tat auch dieſer ſeine Pflicht. Die
Hintermann=
ſchaft hatte ihren beſten Mann in Kutterer. Sindel war
ver=
ſchiedentlich ſehr nervös.
Nur ein Punkteſpiel im Rheinbezirk.
Anläßlich des Sportwerbetages in Mannheim gab es am
Sonntag im Rheinbezirk nur ein Punkteſpiel:
Sp. Vg. Sandhofen und F. C. Pirmaſens ſpielten 2:2.
Sandhofen trat mit vier Erſatzleuten an, und ſo konnte
Pirmaſens, das nur mit einem Mann Erſatz ſpielte, ein etwas
unerwartetes Unentſchieden erzwingen. In der 15. Minute
brachte Babo Pirmaſens in Führung, jedoch konnte Sandhofens
Mittelſtürmer, Weigel, ſchon bald den Ausgleich erzwingen.
Der=
ſelbe Stürmer ſchoß auch kurz vor der Pauſe das Führungstor
für Sandhoſen. Nach der Pauſe bemühte ſich Pirmaſens lange Zeit
vergeblich um den Ausgleich. Erſt 10 Min. voi Schluß fiel der
verdiente zweite Treffer. Da das Spiel meiſt ausgeglichen war
und auch die Leiſtungen der beiden Mannſchaften nicht
von=
einander abſtachen, konnte das Ergebnis des Treffens
befrie=
digen. Das von nur 1000 Perſonen beſuchte Spiel wurde von
Brehm=Bürgel einwandfrei geleitet.
Die Tabelle des Bezirks
wird durch das Ergebnis dieſes Spiels nicht berührt, da beide
Mannſchaften auf ihren alten Plätzen bleiben.
Pol.=Sp.=V. Darmſtadt I—,Boruſſia” Dornheim I 4:0 (1:0).
Zum zweiten Verbandsſpiele trafen ſich geſtern die obigen
Mannſchaften auf dem Schupoſportplatz. Dornheim ſpielte mit
großem Eifer und gab alles her, um ehrenvoll abzuſchneiden.
Ein beſſeres Zuſpiel im Sturm und dann wären Tore nicht
aus=
geblieben. Die Poliziſten waren ſehr müde und hatten
an=
ſcheinend ihren Gegner unterſchützt. Der Sturm ſpielte planlos.
Für die Zukunft muß die Mannſchaft ein anderes Spiel
vor=
führen, ſonſt könnte man an ihrem vorjährigen Können
zwei=
feln. Hoſſen wir, daß ſie es bei den kommenden Spielen
ernſt=
nehmen. Der Schiedsrichter, Herr Störner aus Frankfurt am
Main, leitete ausgezeichnet.
Eintracht I—V.f.R. Darmſtadt I 1:3 (0:1).
Vor einer ſtattlichen Zuſchauermenge trugen obige
Mann=
ſchaften das fällige Verbandsſpiel aus. Es war das typiſche
Punktſpiel und ließ an Schönheit viel zu wünſchen übrig. Die
Leiſtungen beider Mannſchaften ſtanden auf keiner allzuhohen
Stufe. V.f.R. ſpielte im Sturm ſehr ſchön zuſammen, während
die übrigen Mannſchaftsteile nicht gerade überzeugen konnten.
Eintvacht fand ſich bis auf wenige Lichtblicke in der zweiten
Halbzeit gar nicht zuſammen. Die Läuferreihe ſchaffte wohl
ſehr viel, war aber nur auf Zerſtörungsſpiel eingeſtellt und der
Sturm, der die zugeſpielten Bälle nicht vorn halten konnte,
wurde zu wenig bedient. Gut arbeitete das Schlußtrio und
ganz beſonders der Tormann, deſſen bravouröſe Leiſtungen
all=
gemein Beifall gezollt wurde. Gleich in den erſten Minuten
vergibt Eintracht die ſicherſte Torchance in Geſtalt eines
Elf=
meters, der neben den Pfoſten geſetzt wird. Wenig ſpäier
er=
zielt V.f.R. auf Flanke von rechts durch Halblinks den
Füh=
rungstreffer. Eintracht zieht in der 25. Minute der zweiten
Halbzeit gleich und iſt beſtrebt, das Reſuktat zu halten. Ein
Schuß des Linksaußen unter die Latte brinzt V.f.R. erneut die
Führung und wenig ſpäter fällt der dritte Treffer. Eintracht
er=
zielt noch eine Ecke, die nach gefährlichem Gedränge zu einer
weiteren führt. Auch dieſe verurſacht ein Gedränge vor dem
V.f.R.=Tor, aber der linke Verteidiger vermag zu klären. Kurz
darauf pfeift der ſehr gute Schiedsrichter das Spiel ab.
Einnacht Jgd. — Viktoria Griesheim Jgb. 2:0; Eintracht 2
—V.f.R. 2.
SpVgg. Arheilgen—Sportv. Münſter 2:1 (1:1).
Arheilgen bringt dem Spitzenmeiſter auf eigenem Platze die
erſte Niederlage bei!! — Bei ſehr ſtarkem Winde und
ungün=
ſtüigen Platzverhältniſſen beginnt das mit Spannung erwartete
Spiel. Münſter hat den Wind im Rücken und kann, nachdem
Arheilgen anfangs leicht drückt, das Kommando übernehmen.
Angriff auf Angriff rollt gegen die heute unübewwindliche A.=
Verteidigung, bis Arheilgens rechter Läufer Hand macht. Der
Elſmeter wird verwandelt. Die techniſch beſſeren Arheilger
ſpie=
len unentmitigt weiter und können durch Prachtſchuß
ausglei=
chen. Nach der Pauſe gehen die Arheilger, vom Wind
begün=
ſtigt, gegen die ſich verzweifelt wehrenden Münſterer mit
präch=
tigen Angriffen vor und Rückerich kann durch eine ſchöne
Lei=
ſtung den Sieg ſicher ſtellen. Münſter iſt ein ſchwer zu
ſchlagen=
der Gegner, denn trotz guten Spiels gelingt Arheilgen kein
wei=
terer Torerfolg.
Sp. Vg. 1921 Darmſtadt I—Fr. Tgde. Sprendlingen I. 1:4 (1:4).
Die Vorausſetzungen erfüllten ſich nicht, Darmſtadt hat
etwas reichlich hoch verloren. Die Mannſchaft ſpielte
keines=
falls in der gewohnten Form und Aufſtellung, und hat
ent=
täuſcht. Letzten Endes hat der Wind das Spiel ſehr
beein=
trächtigt. Das Reſultat entſpricht nicht dem Spielverlauf,
Sprendlingen hatte bei ſeinen Aktionen reichlich Glück, obwohl
geſagt ſein ſoll, daß Sprendlingen vermöge des mitgebrachten
Eiſers und der techniſch vollkommenen Spielweiſe verdient
ge=
wonnen hat. Sprendlingen führt ein forſches rationelles Spiel,
die Stärke der Mannſchaft liegt in der Verteidigung und im
Strm. Darmſtadt war heftig deprimiert, weil die Erfolge des
Eegners ſo ſchnell und unerwartet eintrafen. In der zweiten
Halbzeit hatte Darmſtadt mehr vom Spiel, konnte ſich indeſſen
nicht mehr durchſetzen. Alles in Allem, ein faires ſchönes Spiel,
welches keinesfalls die Note der Punktkämpfe in ſich trug. Wir
gönnen Sprendlingen den Sieg.
2. Mannſch.—2. Mannſch. Sprendlingen 7:0 (1:0) Tore.
Ich hülle mich in Schweigen, denn das Spiel könnte anders
ſtehen.
Jgdm.—Jgdm. Fußballv. Pfungſtadt 0:0 Tore, Ecken 6:1.
Die Jugendelf verſpricht, alle Erwartungen zu erfüllen.
Mainbezirk.
Viktoria Aſchaffenburg—Union Niederrad ... 3:2
Germania 94 Frankfurt—F. S. V. Frankfurt . 0:4
Viktoria 94 Hanau—Eintracht Frankfurr . . 0:2
Not/Weiß Frankfurt-V. f. L. Neu=Iſenburg 0:2
Offenbacher Kickers—F. C. Hanau 93 . . . 0:0
Der vergangene Sonntag ging im Mainbezirk nicht ohne
einige Ueberraſchungen ab. Vermochten auch die Favoriten
Ein=
tracht und Sportverein ihre Spiele zu geſinnen, ſo mußte der
ausſichtsreich geſtartete S.V. Rot/Weiß erkennen, daß Iſenburg
einen gefährlichen Boden abgibt. Hanau 93 zog ſich mit einem
0:0 ſehr vorteilhaft aus der Affäre und brachte die Offenbacher
Kickers um den einen koſtbaren Punkt, der den Vorſprung
be=
deutete. Eintracht konnte damit zur Spitze aufſchließen und iſt
der lachende Dritte.
Spiele
Tore
Punkte
12:4
Offenbacher Kickers ...
11
Eintracht Frankfurt . .
F. S. V. Frankfurt . .
Rot Weiß Frankfurt . .
V. f. L. Neu=Iſenburg
Germania 94 Frankfurt
Hanau 93
Hanau 94 . . ..
Union Niederrad . . .
Viktoria Aſchaffenburg.
12:5
16:3
10.5
9:11
8:12
7:10
5:11
11:15
8:20
Bezirk Rheinheſſen/Saar.
11
S. C. Saar 05 Saarbrücken—Eintracht Trier . 3:0
Haſſia Bingen—F. V. Saarbrücken .
0:0
1. F. C. Idar—Wormatia Worms .
1:1
Alemannia Worms-Boruſſia Neunkirchen
1:1
F. S. V. Mainz 05—S. V. Wiesbaden.
1:0
Der Sonntag brachte in den Punktekämpfen ziemlich
aus=
geglichene Mannſchaften zuſammen, was ſchon allein aus den
verſchiedenen Unentſchieden zu erſehen iſt. Alemannia Worms
und Boruſſia Neunkirchen teilten ſich nach giänzendem Spiel
mit 1:1 in die Punkte, mit gleichem Reſultat endete die
Begeg=
nung von Wormatia Worms und 1. F. C. Idar. Der Meiſter
F. V. Saarbrücken konnte in einem ſehr mäßigen Spiel nur ein
0:0 gegen Haſſia Bingen erzielen. Saar 05 Saarbrücken landete
einen glatten 3:0=Sieg über den Benjamin Eintracht Trier.
F. S. V. Mainz und S. V. Wiesbaden lieferten ſich einen
har=
ten Kampf, den Mainz mit einem knappen 1:0=Sieg gewann.
Wormatia Worms .
F. Sp. V. Mainz 05 .
S V. Wiesbaden . . .
Boruſſia Neunkirchen
F. V. Saarbrücken
1. F. C. Idar
S. C. Saarbrücken 05
Alemannia Worms.
Haſſia Bingen .
Eintracht Trier.
Spiele
Tore
21:3
10.4
13:4
15:17
15:8
11:11
10.17
5:7
3:15
4:21
Punkte
10
2
Bezirk Württemberg/ Baden.
Von den beiden im Bezirk Württemberg/Baden angeſetzten
Spielen iſt das zwiſchen Sportfreunde Stuttgart und SC.
Frei=
burg ausgefallen, ſo daß nur der Kampf Böckingen gegen Phönix
Karlsruhe ausgetragen wurde. Da der Ausgang des Treffens
ohne Belang für den Stand der Tabelle iſt, kann diesmal auf
die Aufſtellung verzichtet werden.
Bezirk Bagern.
S. V. München 1860—V. f. R. Fürth
2:4
1:1
4:3
3:2
Sp. Vg. Fürth—1. F. C. Bayreuth . =
1. F. C. Nürnberg—Wacker München
Schwaben Augsburg—F. C. Fürth .
Der intereſſanteſte Kampf ſpielte ſich im Zerzabelshof in
Nürnberg ab, wo der ohne Kalb ſpielende „Club” ſeine große
Mühe hatte, die beiden Punkte mit einem 4:3=Sieg über Wacker
München zu erringen. Die Ueberraſchung des Tages iſt das
1:1 der Sp. Vg. Fürth gegen den 1. F. C. Bayreuth. Weniger
überraſchend iſt vielleicht der 4:2=Sieg des V. f. R. Fürth über
1860 München, denn man weiß, daß in dieſer Mannſchaft ſehr
viel ſteckt. Der F.C. Fürth hatte in Augsburg gegen die
dor=
tigen Schwaben einen ſehr ſchweren Kampf zu beſtehen, den er
kurz vor Schluß mit 3:2 unverdient verlor. Die Tabelle hat
folgendes Ausſehen:
Tore
Spiele
Punkte
38:8
1
1.F. C. Nürnberg
17:10
Sp. Vg. Fürth
21:14
. S. V. Nürnberg
14:7
1860 München
10:8
Bayern München
10:22
C. Fürth
11:22
V. f. R. Fürth
9:9
Wacker München . .
6:19
Schwaben Augsburg . .
7:22
1. F. C. Bayreuth . . . .
Hollands Fußballmannſchaft gegen Deutſchland.
Für das am 31. Oktober im Düſſeidorfer Rheinſtadion
ſtattfindende Fußballländerſpiel. Holland-Deutſchland hat der
holländiſche Verband folgende Elf nominiert: Van der Meulen
(H.F. C.) — Denis (H.B.S.) und Van Kool (Ajax). — Verleth
(N.A. C.), Maſſy (Roermond) und van Heel (Feijenoord). —
Elferink (Alk Maria), Ruiſch (2.F.C.), Tap (E.D.O.), Gehring
(Longa) und van Gelder (V.O.C.). — Dieſe Manuſchaft wird
am 20. Oktober in Rotterdam noch ein Uebungsſpiel gegen die
dortige Sparta austragen.
Geite 6
Montag, den 11. Oktober 1926
Nummer 282
Fußballergebniſſe:
Vorrunde um den D. F. B.=Pokal.
In Breslau: Süddeutſchland — Südoſtdeutſchland 0:2 (0:0)
In Stettin: Berlin — Nordoſtdeutſchland 2:0 (2:0).
In Köln: Norddeutſchland — Weſtdeutſchland 2:1 (2:1).
Norddeutſchland.
Verbandsſpiele.
Bezirk Hamburg: Hamburger S. V. — St. Pauli S. V. (Geſ.=
Spiel) 7:2. F.C. 93 Altona — F.C. Blankeneſe 7:3. Sperber
Hamburg — F.C. Eimsbüttel 0:4. F.C. Nienſtedten —
Teuto=
nia Hamburg 2:4. Bezirk Harburg: Sp.V. Harburg — F. C.
Wilſtorf 4:6. Boruſſia Harburg — F.C. Ottenſen (Geſ.=Spiel)
3:3. Bezirk Lübeck: Sp.V. Lübeck — S.V. Oldesloe 2:3. V. f. L.
Schwerin — Phönix Lübeck 1:1, abgebr. Bezirk Kiel: Holſtein
Kiel — Nordmark Flensburg (Geſ.=Spiel) 7:2. Hohenzollern=
Hertha Kiel — Olympia Neumünſter 2:0. Union=Teutonia Kiel
— Eintracht Kiel 9:1. Bezirk Hannover=Braunſchweig: Sport
Not=Weiß Hannover — Leu Braunſchweig 10:0. V. f. B.
Braun=
ſchweig — Boruſſia 1911 Hannover 6:4. Eintracht Hannover
S. C. Hannover 3:0. Eintracht Braunſchweig — Niederſachſen
Hannover 8:0. Arminia Hannover — Hannover 96 6:4.
Brandenburg.
Verbandsſpiele.
Abteilung A: Minerva Berlin — Preußen Berlin 1:4. Union
93 Berlin — Wedding 2:1. Abteilung B: Union Potsdam —
Union=S.C. Charlottenburg 4:3. Norden=Nordweſt Berlin —
Tennis=Boruſſia Berlin (Geſ.=Spiel) 4:3.
Weſtdeutſchland.
Verbandsſpiele.
Berg.=Märk. Bezirk: S. C. 99 Düſſeldorf — Sp.Vg. Ratingen
3:1. F.C. Solingen 95 — V. f. B. Remſcheid 8:1. B. V. Solingen=
Gräfrath — B.C. 05 Düſſeldorf 4:1. S. C. Sonnborn — Fortung
Düſſeldorf 0:0. B. V. 04 Düſſeldorf — Schwarz=Weiß Barmen
0:4. V. f. L. Benrath — S. u. S. Elberfeld 3:1. Eller 04 —
S.C. Kronenberg 4:0. Rheinbezirk: Eintracht M.=Gladbach —
S. C. M.=Gladbach 3:3. S. V. Lürrip — Alemannia Aachen 2:2.
Ruhrbezirk: M.B.V. Linden — Preußen Bochum 3:0. Germania
Bochum — Eſſener S. V. 99 3:2. Schwarz=Weiß Eſſen —
Preu=
ßen Eſſen 4:1. B.V. Alteneſſen — T. u. S. Bochum 48 4:2. S. C.
Dortmund 95 — Schalke 04 4:1. S. C. Gelſenkirchen 07 — Union
Gelſenkirchen 0:1. Weſtfalenbezirk: Arminia Bielefeld — V. f. L
Osnabrück 2:1. V. f. J. Paderborn — V. f. K. Hamm 1:0. S. C.
08 Münſter — S. V. 09 Greven 2:3. Boruſſia Rheine — F. V. 06
Osnabrück 2:4. Niederrheinbezirk: Duisburger Sp.V. — Sp. Vg
Oberhauſen=Styrum 3:2. V.f.B. Ruhrort — Sp.C. Oſterfeld 4:1,
B.C. Sterkrade — Preußen Krefeld 2:1. B.V. Beek — V.f.B.
Bottrop 1:2. Südweſtfalenbezirk: Hagen 72 — V.f.B. Weidenau
3:2. Neheim 08 — Plettenberg 4:0. Heſſen=Hannoverſcher
Be=
zirk: Sp.Vg. Göttingen — Göttingen 05 1:4. Sp.V. Kaſſel —
Sport Kaſſel 2:2. Einbeck 05 — Sp.Vg. Münden 5:2. Boruſſia
Fulda — Hermannia Kaſſel 1:1. Kurheſſen Kaſſel — Kurheſſen
Marburg 7:0.
Mitteldeutſchland.
Verbandsſpiele.
Gau Nordweſtſachſen: Arminia Leipzig — Viktoria Leipzig
0:0. V.f.B. Leipzig — Sportfreunde Leipzig 4:1. Olympig=
Germania Leipzig — T.u.B. Leipzig 5:1. Eintracht Leipzig —
Wacker Leipzig 5:0. Sp.Vg. Leipzig — Fortuna Leipzig 0:3.
Gau Oſtſachſen: S. V. 06 Dresden — Brandenburg Dresden 0:1.
Ring Dresden — S.C. Dresden 0:1. V.f.B. Dresden — Sp.Vg.
Dresden 1:2. Guts Muts Dresden — Dresdenſia Dresden 1:1.
F.G. 1893 Dresden — B.C. Radebeul 1:2. Gau Mittelſachſen:
Preußen Chemnitz — B.C. Chemnitz 1:1. National Chemnitz —
Polizei=S. V. Chemnitz 1:1. V.f.B. Chemnitz — Siurm
Chem=
nitz 2:5. Hellas=Germania Chemnitz — V.f.L. Harthau 6:0.
Saalegau: V.f.L. Merſeburg — Halle 98 3:2. Wacker Halle —
Sportfreunde Halle 3:3. Eintracht Halle — Halle 96 1:1.
Favo=
rit Halle — Merſeburg 99 2:3. Mittelelbgau: Preußen
Magde=
burg — Sp. u. S. Vg. Magdeburg 3:2. Preußen Burg —
Vik=
toria 96 Magdeburg 2:6. Germania Magdeburg — Fortung
Magdeburg 1:5. Cricket=Viktoria Magdeburg — V.f.L.
Neu=
haldesleben 6:2. Gau Nordthüringen: Ning Erfurt — S.V.
Arnſtadt 2:3. Sp.V. G7 Arnſtadt — S.E. Erfurt 2:8. S.V.
Er=
furt — S.C. Stadtilm 1:1, abgebr. Germania Ilmenau — V.f.B.
Erfurt ausgefallen. Gau Oſtthüringen: Sp. Vg. Jena — Vimaria
Weimar 0:5. S.C. Weimar — Saalfeld 1:2. S.C. Apolda —
Kahla 2:1. Rudolfſtadt — 1. S.V. Jena 1:5. Gau Vogtland:
Konkordia Plauen — V.f.R. Plauen 5:0. Vogtl. F.C. Plauen
— Sp.V. Plauen 3:0. Sp. u. B.C. Plauen — Elſterberg 3:0.
S.C. Markneukirchen — V.f.B. Plauen 2:1.
Fußball im Ausland.
Länderſpiel in Wien: Oeſterreich — Schweiz 7:1 (4:1).
England. 1. Liga: Aſton Villa — Derby County 3:1.
Bol=
ton Wanderers — Mancheſter United 4:0. Burnley — Arſenal
2:0. Cardiff City — Sheffield United 3:0. Everton —
Hudders=
field Town 0:0. Leeds United — Blackburn Rovers 4:1.
Lei=
ceſter City Sunderland 2:1. Newcaſtle United — Liverpool
1:0. Tottenham Hotſpurs — Birmingham 6:1. Sheffield
Wed=
nesday — Weſtbromwich Albion 2:1. Weſtham United — Bury
1:2. 2. Liga: Clapton Orient — Middlesborough 2:3.
Dar=
lington — Nottingham Foreſt 4:2. Fulham — Blackpool 4:2.
Hull City — Bradford City 1:0. Mancheſter City — Barnsley
4:0. Notts County — Port Vale 1:1. Oldham Athletik —
Rea=
ding 2:1. Portsmouth — Swanſea Town 3:1. Preſton
North=
end — Grimsby Town 1:0. South Shields — Chelſea 3:2
Wolverhampton Wanderers — Southampton 5:1.
Ungarn. Hungaria (M. T.K.) Budapeſt — F. T. C. Budapeſt
2:2. Kombinierte Budapeſter Elf — Viktoria Ziskow 3:1.
Oeſterreich. Hakoah Wien — Florisdorfer A.C. 1:1. Rapid
Wien — S.C. Wien (Geſ.=Spiel) 3:0.
Tſchechoſlowakei. D.F.C. Prag — Brigittenh. A.C. Wien 4:2.
Italien. Brescia — Pro Vercelli 0:0. Napoli — Alba 0:2.
Juventus Turin — Caſale 4:0. Hellas — Genoa 1:1.
Inter=
nationale Mailand — Modena 2:1. Andrea Doria —
Milan=
club 1:0. F.C. Bologna — Lidorno 3:2. Padova —
Samper=
daraneſa 3:1. Fortituda — Aleſſandria 1:1. Cremoneſa —
Torino 0:1.
Schweiz. Young Fellows Zürich S.C. Veltheim 11:2.
Brühl St. Gallen — F.C. Zürich 0:3. F. C. Winterthur — Blue
Stars Zürich 3:1. Old Boys Baſel — F.C. Baſel 1:4. F.C.
Solothurn — F.C. Grenchen 0:1. F.C. Chaux de fonds — Etoile
Chaux de fonds 3:3. F.C. Biel — Cantonal Neuchatel 3:1. F. C.
Fribourg — Etoile Carouge 1:1.
Holland. Abt. 1: Südholland — Luxemburg 2:3. t Gooi
Hilverſum — Stormvogels Ymuiden 2:2. F.C. Dordrecht —
Blau Wit Amſterdam 5:1. RC. Harlem — V.1.C. 6:0. V.V.
den Haag — Excelſior Rotterdam 4:3. Sparta Amſterdam
Ajax Amſterdam 0:1. Abt. 2: H.B.S. den Haag — F.C.
Har=
lem 5:3. Feijenoord Rotterdam — F.C. Zaandam 6:2. A.S C.
Leiden — V.O.C. Rotterdam 0:3. V.V. Utrecht — E.D.O.
Har=
lem 1:1. De Spartaan — Hilverſum 0:1. Abt. 3: Z.A.C. —
Robur et Velocitas 3:2. Enſchede Boys — Viteſſe Arnheim 2:1.
Heracles Almelo — D.O.T.O. 3:0. Go Ahead Deventer — S. C.
Enſchede 2:3. Wageningen — Hengolo 4:2. Abt. 5: V.A. V.
Groningen — Veendam 6:1 Velocitas Groningen —
Leu=
warden 0:2. Friſia Leuwarden — Friesland 2:1. Achilles
Aſſen — G. N.N. 4:2
* Das Krähbergrennen.
Das diesjährige Krähbergrennen, das vom H.A.C. e. V.
Darmſtadt und vom H.A.C. Rheinheſſen e. V. Mainz
veranſtal=
tet wurde, hatte einen außerordentlich ſtarken Erfolg und nahm
den denkbar beſten Verlauf. Sonntag war der eigentliche
Renn=
tag und hatte auch demzufolge das größte Intereſſe. Die
Sport=
begeiſterung ſowohl bei den Fahrern wie beim Publikum war
ſehr groß. Daß natürlich letzteres noch weit zahlreicher ſich an
dieſer einzigartigen Sportveranſtaltung beteiligt hätte, wenn das
Wetter nur etwas beſſer geweſen wäre, iſt klar. Aber die
Haupt=
ſache war, daß die Fahrer ſelbſt in beſter Form waren. Doch
davon ſpäter.
Zunächſt die Sternfahrt am Vortage des Reunens. Um allen
Teilnehmern einen ſportlichen Anreiz zu geben, wurden neben
einem Ehrenpreis für den erſten Sieger drei goldene Plaketten
für die nöchſt beſten Fahrer, ſechs ſilberne für die folgenden,
allen übrigen Fahrern, die den Bedingungen der Ausſchreibung
entſprachen, bronzene Krähbergplaketten in Ausſicht geſtellt. Die
Teilnehmerzahl war ſehr groß; es ſtarteten 30 Wagen — alſo eine
ſehr ſcharfe Konkurrenz. Um 9 Uhr vormittags ſtarteten aus den
verſchiedenſten Städten Heſſens die Wagen, um der
Ausſchrei=
bung gemäß bis 5 Uhr abends nach dem Zurücklegen von
min=
deſtens 150 Kilometern in Erbach einzutreffen. In Erbach hielt
Graf Erbach=Erbach am Abend eine herzliche
Begrüßungs=
anſprache, anſchließend blieb man bei Tanz und Konzert in
froh=
gemütlicher Stimmung noch lange zuſammen.
Inzwiſchen war die Stimmung des Wettergottes keineswegs
roſig. Es tobte und heulte, als wären alle böſen Geiſter
losgelaſ=
ſen, als hätten dieſe das einzige Beſtreben, es dem Rattern der
Motoren gleichzutun — oder die friedlichen Sportteilnehmer in
Erbach außer Faſſung zu bringen. Man horchte in die Nacht,
man ſtellte Vermutungen auf über das in Erwartung ſtehende
Rennen — aber man ließ ſich in ſeiner Gemütlichkeit nicht ſtören.
Zu allem Ueberfluß ſetzte noch ein zeitweiſe recht heftiger Regen
ein, der ſich erſt gegen Morgen legte.
Es war 4 Uhr nachts. Erbach lag in tiefem Schlaf, aber in
Darmſtadt, Mainz, Worms und wohl auch einigen anderen Orten
regte es ſich. Wagen wurden aus der Garage gezogen und
bohr=
ten ſich in die dunkle Nacht dia Erbach. Motorräder, auf denen
Sportintereſſenten zum Rennen fuhren, flitzten über die
tief=
dunilen Landſtraßen. Es wurde empfindlich kalt, aber jede
Minute brachte die Fahrer ihrem Ziel näher. Es war trotz allem
eine herrliche Fahrt. Ein echter Hebſtſonntagmorgen, grau,
nebe=
lig, brach langſam an. Auch wir waren unter den
Sportbegeiſter=
ten. Wir trafen gegen ½7 Uhr in Erbach ein, gerade als die
Muſikkapelle mit flotten Klängen Erbach und die Sportteilnehmer
wickte. Ein heißer Kaffee ſtärkte uns und brachte uns ſehr balo
wieder in richtige Form, um nun mit Intereſſe den beginnenden
Rennen folgen zu können.
Um es vorweg zu nehmen: die Organiſation war glänzend
Pünktlich rrafen die Teilnehmer am Start ein und unterwarfen
ſich den Anordnungen der Ordner. Die Rennſtraße war trotz des
in der verfloſſenen Nacht wenig ſchönen Wetters
verhältnis=
mäßig gut, natürlich wären bei trockener Bahn die Zeiten der
Fahrten bedeutend beſſer geweſen. Aber auch ſo wurden
hervor=
ragende Leiſtungen und guter Sport erzielt. Die Rennſtrecke
be=
fand ſich bei Hetzbach i. O., und zwar auf der Straße zwiſchen
Hetzbach und Reiſenkreuz, der Start war beim Kilometerſtein 56,2,
das Ziel bei Kilometerſtein 60,8, die Geſamtlänge der Bahn
be=
trug alſo 4,6 Kilometer. Start und Ziel waren durch Start= und
Zielband gekennzeichnet. Wer dieſe Rennſtrecke kennt mit ihren
vielen Kurven und Biegungen, kann ſich leicht ein Bild machen,
welche Anforderungen an die Geſchicklichkeit der einzelnen Fahrer
geſtellt wurden. Beſonders zu bewundern war das Nehmen der
ſogenannten Haarnadelkurve, die von allen Teilnehmern glatt
überwunden wurde. Daß ſich zu dem Nennen bedeutende
Grö=
ßen mit Namen von Klang beim Autoſport gemeldet hatten, war
bekannt, es ſeien von den vielen hier nur nochmals die beiden
Feldbergkämpen Kimpel=Mannheim auf Bugatti und
Heu=
ſer=Kleinſchmalkalden auf Steyr genannt: Ihren Leiſtungen
brachte man das ſtärkſte Intereſſe entgegen, und das mit Recht
tatſächlich lieferten ſich gerade dieſe beiden Meiſterfahrer ein
ſchar=
fes Duell, wobei es Heuſer gelang, in 3:38,4 Minuten die beſte
Zeit des Tages zu fahren, damit zugleich die Beſtzeit des Jahres
1924 um volle 20 Sekunden zu unterbieten und außerdem ſeinen
Partner — wenn auch nur um 2 Sekunden — zu ſchlagen, ein
Beweis zugleich für die ausgezeichnete Fahrleiſtung Kimpels.
Beſondere Erwähnung verdient noch der Sieg A.
Momber=
gers, der auf Steyr mit 4:06 Minuten die beſte Zeit der
Touren= und Sportwagen fuhr. Als einzige Dame nahm Frau
Dr. Schauß=Mainz auf Bugatti in der dritten Klaſſe an dem
Rennen teil. Sie konnte, trotzdem ſie erſt ſeit 14 Tagen im Beſitz
eines Führerſcheins liſt, eine geradezu erſtannliche Zeit
heraus=
fahren und damit ihre ſportlichen Qualitäten erweiſen. Die
Rennen, die dank der hervorragenden Beſetzung erſtklaſſigen
Sport boten, verliefen ohne jeden Zwiſchenfall und waren
be=
reits um ½1 Uhr beendet.
Inzwiſchen hatte ſich auch die Sonne herbeigelaſſen, den
Triumph der Sieger und Teilnehmer mit ihren goldenen
Strah=
len verſchönern zu helfen. Voll befriedigt begab man ſich nach
Erbach, wo im Schloßhof die Frau Erbgräfin die
Preisvertei=
lung vornahm. Die bei der Preisverteilung in Erbach
überreich=
ten Krähbergplaketten, ſowie die am Abend im Klubhaus des
H.A. C. den an der Sternfahrt beteiligten Fahrern überreichten
künſtleriſchen Sternfahrtplaketten wurden von Juwelier Schmidt
geliefert. Der Entwurf für die letztgenannten ſtammt von dem
Klubmitglied Maler Tellert=Frankfurt.
A. Sport= und Tourenwagen.
1. Klaſſe (—T bis 1100 Kubikzentimeter.
Privatfahrer:
1. E. Zimmermann=Limburg (Pluto/4:49,4.
2. Ernſt von Halle=Frankfurt a. M. (Amilcar) 4:56,4.
3. Hans Denner=Schweinfurt (Pluto) 5:28,2.
4. Dr. H. Schmidt=Hasloch (Pluto) 5:34,4.
5. Müller=Frankfurt a. M. (Pluto) 5:39,3.
6. Dr. W. Müller=Rothenburg (Opel) 6:06,1.
Induſtriefahrer:
1. A. Sauer=Bensheim (Opel) 4:38,4.
2. Klaſſe F über 1100 bis 1500 Kubikzentimeter.
Privatfahrer:
1. W. Päffgen=Köln (Mercedes) 4:29,4.
2. Wilh. Seibel=Dietz (Bugatti) 5:03,3.
3. Edmond=Wiesbaden (Hag) 5:17,2.
4. Dr. K. Bernet=Daimſtadt (Adler) 6:07,8.
5. Max Link=Frankfurt a. M. (N. S.U.) 6:39,4.
Induſtriefahrer:
1. H. Stumrf=Lekiſch=Mainz (Hag) 4:27,2.
2. Eugen Seybold=Villingen (Mauſer) 5:07,2.
3. A. Sell=Frankfurt (Faun) 6:03,4.
3. Klaſſe E über 1500 bis 2000 Kubikzentimeter.
Privatfahrer:
1. C. W. Andrae=Frankſurt a. M. (Ettore=Bugatti) 4:24,2.
2. H. E. Trützſchler Frhr. zum Falkenſtein (Bugatti) 4:24,3.
3. Dr. Schauß=Mainz (Bugatti) 4:36 2.
4. Frau Dr. Schauß=Mainz (Bugatti) 4:52,3.
Induſtriefahrer:
1. G. Weckerle=Frankfurt a. M. (Bugatti) 4:06,4.
4. Klaſſe D über 2000 bis 3000 Kubikzentimeter.
Privatfahrer:
1. Fritz Gömeri=Frankfurt a. M. (Steiger) 4:30,3.
2. O. Schindler=Leipzig=Gohlis (Stoewer) 5:12,3.
Induſtriefahrer:
1. Willy Cleer=Frankfurt a. M. (Alfa=Romeo) 4:25,‟
5. Klaſſe C über 3000 bis 5000 Kubikzentimeter.
Privatfahrer:
1. Homma=Mainz (Opel) 4:23,2.
2. Theo Klein=Köln (Benz) 4:42,3.
3. Alexander Erbgraf zu Erbach (Mecedes=Benz) 4:45,2.
Induſtriefahrer:
1. Auguſt Momberger jr.=Frankfurt a. M. (Steyr) 4:06,0.
(Beſte Zeit der Sport= und Tourenwagen.)
6. Klaſſe 4—B über 5000 Kubikzentimeter.
Privatfahrer:
1. Georg Zettritz=Berlin (Mercedes) 4:26,2.
B. Nennwagen.
7. Klaſſe E—/ bis 2000 Kubikzentimeier.
Privatfahrer:
1. Georg Kimpel=Ludwigshafen (Bugatti) 3:40,4
8. Klaſſe D bis 3000 Kubikzentimeter.
Privatfahrer:
1. Hans Ludwig=Oberurſel (Opel) 4:17,0.
9. Klaſſe A—C über 3000 Kubikzentimeter.
Privatfahrer:
1. Auguſt Karl jr.=Mainz (Ford) 5:28,2.
Induſtriefahrer:
1. H. Heußer=Kleinſchmalkalden (Steyr) 3:38,4. (Beſto
Zeit des Tage s.)
2. H. Stumpf=Lekiſch=Mainz (Moon) 4:03,4.
Die Ergebniſſe der Sternfahrt:
1. Wilhelm Merck (Benz) fuhr bis Ansbach 465 Kilometer in
7 Stunden 37 Minuten. Durchſchnittstempo 59 Kilometer.
2. W. R. Wittich (Buick) 395 Kilometer in 7 Stunden 15
Minu=
ten. Durchſchnitt 54,5 Kilometer,
3. Ph. Feldmann=Darmſtadt (Opel) 375 Kilometer in 7
Stun=
den 56 Minuten. Durchſchnitt 47,2 Kilometer.
4. Karl Bauer (Diatti) 372 Kilometer in 7 Stunden 43
Minu=
ten. Durchſchnitt 48,1 Kilometer.
5. Heinrich Beyer=Darmſtadt (Mauſer) 340. Kilometer in
7 Stunden 15 Minuten. Durchſchnitt 45,7 Kilometer.
6. Dr. Bernet (Adler) 338 Kilometer in 7 Stunden 46 Minuten.
Durchſchnitt 43,5 Kilometer.
7. Franz Braunwarth=Worms (Hock) 336 Kilometer in 7
Stun=
den 45 Minuten. Durchſchnitt 43,3 Kilometer.
8. Fritz Rinner (Ford) 334 Kilometer in 7 Stunden 50
Minu=
ten. Durchſchnitt 42,6 Kilometer.
9. Prinz Wilhelm Ernſt zu Erbach=Schönberg (Hanomag) 280
Kilometer in 7 Stunden 38 Minuten. Durchſchnitt 36,8 Km.
10. Alfred Schmitz=Darmſtadt (Opel).
Die Motorradmeiſierſchaften von Heſſen
und Heſſen=Naſſau.
Islinger=Mannheim auf Horex fährt die ſchnellſte
Durchſchnitts=
zeit des Tages.
Zu den Motorradmeiſterſchaften von Heſſen und Heſſen=
Maſſau, die der Frankfurter Motorradklub auf der Opelbahn in
Rüſſelsheim austragen ließ, waren nur etwa 8000 Zuſchauer
er=
ſchienen. Die Abwicklung ging etwas ſchleppend. Der gebotene
Sport war bis auf die Beiwagenklaſſe ausgezeichnet. Beſonders
zeichnete ſich der Mannheimer Islinger auf Hovex durch
wag=
halſiges Fahren auf der laubüberſäten Bahn aus und fuhr
zeit=
weilig über 120 Kilometer Stundengeſchwindigkeit. Er ſiegte,
trotzdem er durch Kerzendefekt ſofort nach dem Start eine volle
Runde verloren hatte, glatt. Die Ergebniſſe:
Mit Beiwagen jeder Stärke: 1. Karrer=Ffm. (Bücher) 20.22 Min.
für 30 Kilometer.
Mit Beiwagen bis 350 ccm: 1. Lohmann=Ffm. (Royal Enfield)
22.32,2 Min. für 30 Kilometer.
Motorräder bis 175 ccm: 1. Friedrich=Zſchoppau (DKW.) 17.43
Min. 2. Sourdot=Paris (Monet Guyot) 18.02 Min.
Bis 250 cem: 1. Hyronimus=Erlangen (Ermag) 17.24 Min. 2.
Fr. Islinger=Mannheim (NSU.) 19.55 Min. 3. Becker=Worms
(Klotz) 20.54 Min.
Bis 350 ccm: 1. Katz=Oberohmen (Ardie Sport) 17.10,13 Min.
2. Kampf=Ffm. (AJS.) 18.26 Min. 3. Fvantzen=Köln (
Im=
peria).
Bis 500 ccm: 1. Michel=Wiesbaden (BMW.) 16.03 Min. 2.
Eng=
ler=Schotten (BMW.) 16,23 Min. 3. Schrauth=Ffm. (
Güld=
ner 16.25 Min.
Bis 1000 ccm: 1. Islinger=Mannheim (Hovex) 15.41,4 Min. 2.
Engel=Darmſtadt (Horex). — Sämtliche Rennen gingen über
30 Kilometer.
Bis 750 ccm (Strecke auf 10 Runden abgekürzt): 1. Krämer=
Friedberg (Horex). 2. Karrer=Frankfurt a. M. (Horex).
Die Deutſche Motorrad=Straßenmeiſterſchaft.
Die fünf Meiſter der Saiſon 1926.
Nach Beendigung aller Läufe der Deutſchen Motorrad=
Straßenmeiſterſchaft können jetzt die Meiſter genannt werden.
Die Meiſterſchaft kam bekanntlich in 5 Klaſſen und zwar bis
175 ccm, bis 250 ccm, bis 350 ccm, bis 500 ccm und über 500
cem zur Durchführung. Jeder Anwärter auf den Titel mußte
an 5 Läufen teilnehmen; drei davon konnte er ſich ſelbft
aus=
ſuchen, jedoch war zur Bedingung gemacht, daß er dieſe Läufe
vor Beginn der Meiſterſchaftskämpfe namhaft machte. Als
Meiſterſchaftsläufe galten folgende Veranſtaltungen:
Eilenried=
vennen, Wildparkrennen, Solituderennen, Dreiecksrennen bei
Marienburg, Eifelrennen, Schleizer=Dreiecksrennen, Frankfurter
Dreiſtädtefahrt und die Märkiſche Herbſtfahrt. Jeder Lauf führte
über 150 Kilometer und wurde nach Punkten gewertet. Der
Sieger erhielt 4, der Zweite 3, der Dritte 2 und der Viete 1
Punkt. Das Geſamtergebnis der Meiſterſchaftskämpfe
lautete:
Bis 175 ccm: Meiſter A. Müller=Zſchoppau (DKW.) 11 Punkte.
Bis 250 ccm: Meiſter H. Islinger=Mannheim (NSU.) 7 Punkte.
Bis 350 ccm: Meiſter A. Lohſe=Chemnitz (Schüttoff) 12 Punkte.
Bis 500 ccm: Meiſter E. Henne=München (BMW.) 11 Punkte.
Ueber 500 ccm: P. Rüttchen=Erkelenz (Harley=Daviſon) 12 Pkt.
Motorradrennen in Erfurt.
Motorradrennen.
Bis 175 ccm (15 Kilom.): 1. De Tſiris=Athen (Windhoff=
Kom=
preſſor) 10:03,1 Min. 2. Jüngerkes=Vierſen (Eigenes
Fa=
brilat) 100 Meter zurück. 3. Tewes=Berlin (Windhoff).
Bis 250 ccm (20 Kilom.): 1. Schultz=Berlin (Rokonova) 13:30,5
Min. 2. Bo’vin=Frankreich (New=Imperial) 570 Meter
zu=
rüick. 3. Tewes=Verlin (Jap) 4100 Meter zurück.
Bis 350 ccn (15 Kilom.): 1. Boivin Frankreich (New=Imperial)
8:45 Min. 2. Tewes=Berlin (Jap) 1100 Meter zurück. 3. De
Tſiris=A hen (Imperial) 3175 Meter zurück.
Zis 500 ccm (25 Kilom.): 1. Boivin=Frankreich (New=Imperial)
15:52,3 Min. 2. Tewes=Berlin (Jap) 200 Meter zurück. 3.
Schultz (Earelli) 2500 Meter zurück.
Nummer 282
Montag, den 11. Oftober 1926
Geite 7
Handball.
Deutſche Polizei=Handball=Meiſierſchaft.
Polizei S. V. Berlin ſchlägt Sachſen mit 8:5 Toren.
Vor 2000 Zuſchauern kam am Sonntag auf dem S. C. C.=
Platz in Charlottenburg das Endſpiel um die
Handballmeiſter=
ſchaft der deutſchen Polizei zwiſchen dem Pol. S. V. Berlin
und dem ſächſiſchen Repräſentativen zum Austrag. Es war
ein ſchönes Spiel, das leider nur durch den zu ſtarken Sturm
beeinträchtigt wurde. Wider Erwarten hatten es die Berliner
ſehr ſchwer, den Sieg, an ſich zu reißen. Bis zur Halbzeit
kämpften ſie ganz überlegen und führten auch bei der Pauſe 6:1.
Dann aber verſtärkte ſich der Widerſtand der Sachſen ganz
ge=
waltig; ſie kamen zu fünf Treffern, während Berlin nur noch
zweimal erfolgreich blieb.
Sp. P. Darmſtadt98—Pol. Sp. V. Wiesbaden11:0 (3:0)
Auch Pol.=Sp.V. Wiesbaden war nicht der gefürchtete
Gegner, den man in ihm erwartet hatte, wenigſtens ſeinen
Er=
folgen gegenüber dem heſſiſchen Pol.=Verein nach zu urteilen.
Trotzdem die Rot=Blauen für Götz als Erſatz Pabſt einſtellen
mußten, wurden die Kurſtädter glatt überfahren. Pabſt
aller=
dings machte ſeine Sache als „Erſatzmann” ſehr gut. Die
Wies=
badener verlegten ſich in der Hquptſache auf die Verteidigung
und konnten dadurch nicht einen Erfolg aufweiſen. Als ſie zum
Schluß auftauen wollten, war es zu ſpät; trotzdem ſind ſie noch
glimpflich davongekommen. Ob es übrigens die Hieſigen am
nächſten Sonntag gegen Babenhauſen wieder ſo leicht haben
werden, iſt fraglich. Der Schiedsrichter pfiff mehr als nötig war!
Das Publikum war zahlreich erſchienen, könnte aber ſeinem
ſüd=
deutſchem Handballmeiſter immer noch mehr Intereſſe
entgegen=
bringen.
Der Sportverein hat fernerhin noch folgende Reſultate
er=
zielt:
2. Mannſchaft SpV.—2. Schupo 5:1 (3:0).
1. Jugend Sp.V.—1. Jugend Rot=Weiß 3:2 (2:0).
3. Aktive Sp.V.—1. Biebesheim 11:1 (8:1).
1. Schüler Sp.V.—1. Schüler Rot=Weiß 3:4 (3:3).
3. Schüler Sp.V.—2. Schüler Rot=Weiß 1:0 (0:0).
2. Schüler Sp.V.—4. Schüler SpV. 98 6:1.
Turngeſellſchaft 1875 Darmſtadt D. T.
Wie ſchon berichtet, weilte die erſte Mannſchaft in
Gries=
heim. Das Spiel, das unter der einwandfreien Leitung von
Göbel=Arheilgen ſtaaid, wurde vom Platzverei 8—2 gewonnen.
Die zweite Mannſchaft brachte uns eine große Ueberraſchung.
Das Spiel wurde um 3 Uhr auf dem Exerzierplatz gegen
Eber=
ſtadt ausgetragen und konmte in überlegener Weiſe 12:0 von den
1875er gewonnen werden. Die Jugend mußte ihre 2 Punkte
in Sprendlingen laſſen 4:0 für Sprendlingen. Die Schüler
haben ihr Freundſchaftsſpiel gegen Roßdorf 2:0 gewonnen.
„Rot=Weiß” V.f. L.
Der ganze Vormittag des geſtrigen Sonntags war mit
Spielen ausgefüllt. Um 10½ Uhr beginnend ſpielte die zweite
Mannſchaft gegen die Schtvimmer=Hanſdballmannſchaft. Mit
8:1 mußten die Schwimmer den Sieg an ihre Vereinskameraden
abgeben. Anſchließend fand das Rückſpiel zwiſchen der erſten
Schülermannſchaft von „Rot=Weiß” und der gleichen Mannſchaft
des Sporrvereins Darmſtadt ſtatt. Es war ein in jeder
Be=
ziehung ausgeglichenes Spiel. Dementſprechend fiel auch das
Reſultat aus, „Rot=Weiß” blieb knapp mit 4:3 Toren im
Vor=
teil. Im dritten Spiel trafen ſich die zweite
Schülermann=
ſchaft „Rot=Weiß” und die zweite Schülermannſchaft des Sp.=V.
98 Darmſtadt. Auch dieſe Mannſchaften waren in ihrer
Spiel=
ſtärke vollkommen ausgeglichen. Durch einen Fehler der
rot=
weißen Verteidigung konnte Sp.=V. das einzige Tor des
Kamp=
fes ſchießen. Am Nachmittag ſtellten ſich die erſtem
Jugendmann=
ſchaften des Sp.V. 98 und „Rot=Weiß” in Abweſenheit eines
vom Verband beſtimmten Schiedsrichters, einem Herrn des
Platzvereins, auf dem Stadion. Bei exakter Leitung wären die
Rot=Weißen unbedingt mit ungefähr 4:2 Sieger geblieben. Doch
die Verhältniſſe wollten es anders, 3:2 für Sportverein war
ſchließlich der Stand der gegebenen Tore.
Um die deutſche Meiſterſchaft im Mannſchaftsringen. — Zum
zweiten Male unentſchieden.
Nachdem der erſte Kampf zwiſchen dem S. C. Maxvorſtadt=
Nürnberg und dem A. S. V. 03 Kreuznach in Nürnberg ſchon
mit 7:7 Punkten unentſchieden ausgegangen war, kam es auch
geſtern im Rückkampf in Kreuznach nicht zur Entſcheidung. Da
die beiden Mannſchaften ſich wieder mit 7:7 unentſchieden
trennten, ſtehen ſie alſo nach wie vor mit 14:14 Punkten gleich
und müſſen jetzt an einem neutralen Ort noch einmal um die
Entſcheidung ringen. Die Kämpfe, die vor ungefähr 8000
Per=
ſonen zum Austrag gelangten, nahmen einen durchweg
intereſ=
ſanten und ſpannenden Verlauf. Die einzelnen Ergebniſſe
waren:
Fliegengewicht: Leucht=Nürnberg wirft Marx=
Kreuz=
nach in 8:25 Min. durch Armſchlüſſel. — Bantamgewicht:
Schumacher=Kreuznach gewinnt kampflos, da ohne Gegner. —
Federgewicht: Wohlrab=Nürnberg und Frey=Kreuznach
ringen unentſchieden. Leichtgewicht: Sperling=
Nürn=
berg wirft A. Baruch=Kreuznach in 15:15 Min. durch
Arm=
ſchlüſſel mit nachgefaßtem Nackenhebel. — Mittelgewicht:
Bräun=Kreuznach wirft Froſch=Nürnberg in 3:40 Min. durch
Armfallgriff. — Halbſchwergewicht: Pohlmann=
Nürn=
berg und Julius Baruch=Kreuznach ringen unentſchieden.
Schwergewicht: Göppel=Nürnberg und Müller=Kreuznach,
ringen unentſchieden.
Arb. Athl. Sportverein 1891 Darmſtadt, Bezirksmeiſter 1925/26.
Am Sonntag, den 10. Oktober, fand in Offenbach ein
Ju=
biläums=Pokal=Ringen ſtatt. Die Kämpfe wurden im 14. Kreis
zum erſten Male in zwei Klaſſen (A= und B=Klaſſe) ausgetragen.
Unſer Verein hatte in beiden Klaſſen je eine Mannſchaft
ge=
meldet, und gelang es der 1. Mannſchaft in der A=Klaſſe, den
2. Preis zu erringen. Der 2. Mannſchaft in der B=Klaſſe war für
dieſesmal ein Erfolg verſagt, trotzdem hat ſie ſich tapfer
ge=
ſchlagen. Unſere 1. Mannſchaft hatte folgende Kämpfe zu
be=
ſtehen. Weinheim 1892, Bezirksm.—D. Sieger blieb D. mit
kürzerer Ringzeit. Offenbach—D. Sieger D. mit 10:4 Punkten,
Lampertheim Kreism.—D. S. Lampertheim 9:5 P. Worms,
Bezirksm.—D. S. D. mit 10:4 P. Pfungſtadt, Bezirksm.—D. S.
D. 8:6 P. Darmſtadt mußte in dieſer Mannſchaft eine
Umſtel=
lung vornehmen, da der Schwermittelgew. leider nicht antreten
konnte, ſonſt wäre das Reſultat ein anderes geworden, ſicher
zu=
gunſten Darmſtadts. — Die 2. Mannſchaft beſtritt in der B=Klaſſe
folgende Kämpfe: Auheim—D. Sieger Auheim mit 8:6 Punkt.
Bieber—D. S. D. mit 9:5 P. Neu=Iſenburg—D: N.=J. mußte
leider aufgeben, da es nur noch mit 4 Mann antreten konnte und
blieb Darmſtadt kampflos Sieger. Es folgte Rödelheim—D.
S. D. mit 9:5 P., Offenbach—D. Sieger D. mit 9:5 P.
Wein=
heim 1892—D. S. W. 10:4 P. Weinheim 1910—D. S. W. mit
9:5 P. Dieburg—Dſtdt. S. Dieburg mit 12:2 P. In der
B=Klaſſe hatten folgende Vereine nur 1 Mannſchaft gemeldet:
Auheim, Bieber, Rödelheim, Weinheim 1910 und Dieburg.
Neu=Iſenburg hatte wohl eine 1. und 2. Mannſchaft gemeldet,
trat aber nur mit der 2. Mannſchaft an. Unſere 2. Mannſchaft
hat hiermit bewieſen, daß ſie, wenn ſie ſo weiter arbeitet, ein
beachtenswerter Gegner iſt.
Turnen.
Drei=Städtekampf im Kunſiturnen.
Aſchaffenburg:
Mainz=Koſtheim:
Darmſtadt:
Turnverein 1860. Turnverein 1877. Turngeſellſchaft 1875.
Die Turngeſellſchaft Darmſtadt 1875 rüſtet ſich zur
Durch=
führung des von Bayern her übernommenen Wander=Städte=
Wettkampfes im Kunſtturnen zwiſchen den
Auswahlmannſchaf=
ten der drei beteiligten Vereine. Nach wie vor üben derartige
Städtekämpfe eine ſtarke Zugkraft aus und ſind damit ein gutes
Werbemittel. Als Austragungsort dieſes Kampfes mußte
wegen anderweitig vermieteter größerer Räumlichkeiten hieſiger
Stadt, das Turnhaus der Turngeſellſchaft, Dieburger Straße
Nr. 26 (Mathildenhöheſaal) hierfür beſtimmt werden, welches
aber den Anforderungen voll und ganz enrſprechen dürfte.
Auch dürfte der Zeitpunkt des Beginns, pünktlich 7½ Uhr,
Samstag, den 16. Oktober, ſo gewählt ſein, daß auch entfernt
Wohnenden Rechnung getragen wurde, indem die Rückſahrt
mit dem letzten Abendzug noch bewerkſtelligt werden kann.
Die Reihenfolge, des Turnens iſt folgende: Freiübung,
Pferd, Barren und Reck. Die Mannſchaftsaufſtellung iſt nach
Ausſcheidungsturnen innerhalb der Vereine erfolgt und ſetzen
ſich dieſe zuſammen:
Aſchaffenburg: A. Weiſer, Gg. Kullmann, O. Sommer,
E. Schorck, E. Wißler, H. Merkel. Erſatz: Cloes.
Mainz=Koſtheim: H. Ewald, K. Keim, Ph. Zöller, N.
Krümmel, A. Weiß, Gg. Höflich. Erfatz: Fr. Müller.
Darmſtadt: Th. Göckei, P. Lindenlaub, Gg. Kunz, Ph.
Schneider, W. Kunz, A. Schärtl. Erfatz: Weygandt.
Jeder Wettkämpfer kann in einer Uebung bis 20 (bei voller
Wertung) und insgeſamt 80 Punkte erreichen, ſodaß für je eine
Mannſchaft 480 Punkte erreichbar ſind. Die Wertung der
Kampfrichter wird jeweils durch Aushang der betreffenden
Wertung bekannt gegeben und iſt ſo eine leicht= Ueberſicht über
den Stand des Wettkampfes gewährleiſtet.
Wenn am Samstag der Wettkampf im Vordergrunde ſteht,
ſo will die Darmſtädter Turngeſellſchaft am Sonntag, den
17. Oktober, nachmittags 3 Uihr, zeigen, daß jener nicht Zweck
der Arbeit, ſondern nur Mittel zum Zweck ſein ſoll. In einem
großzügig angelegten Schauturnen ſoll die Durchbildung der
Maſſen, welches den Turnern wichtiger noch als
Höchſtleiſtun=
gen erſcheint, vor Augen geführt werden und zeigen, daß die
Arbeit in der Turngeſellſchaft voll und ganz volkstümlich
be=
trieben wird.
Sämtliche Abteilungen vom Jüngſten und Kleinſten an bis
zum Aelteſten werden an dieſem Turnen ſich beteiligen. Auch
das Frauenturnen hat man diesmal mehr als ſonſt in den
Vor=
dergrund geſtellt, um zu zeigen, welch große Bedeutung dem
Frauen= und Mädchenturnen beizumeſſen iſt. Als Gäſte
tur=
nen die Beſten der Mannſchaften von Aſchaffenburg und
Mainz=Koſtheim, unter der letzteren ſteht der diesjährige
deutſche Kampfſpielmeiſter Gg. Höflich, welcher mit
beſon=
deren Leiſtungen an den Geräten hervorragen wird. Die
Ver=
pflichtung, am Schauturnen der Turngeſellſchaft teilzunehmen,
haben die Gäſte übernommen, um auch dem turnliebenden
Publikum, wvelches dem Kunſtgerätekampf am Samstag niehſt
beiwohnen konnie, ihre beſonderen Leiſtungen zu zeigen.
Schießſportklub Kleeblatt.
Die diesjährige Schießſaiſon geht ihrem Ende entgegen. Zu
einer der letzten Konkurrenzen gehört das traditionelle Herbſt=
Hammel=Schießen der Priv. Schützengeſellſchaft Auerbacht
wel=
ches am geſtrigen Sonntag, den 10. Oktober, ſein Ende nahm.
Die Kleeblättler beteiligten ſich an dieſem Schießen mit beſtem
Erfolg. Gelang es ihnen doch, durch Schütze Grimm, dem
beſten Freihändigen des Klubs, den erſten Preis, einen fetten
Hammel, mit nach Hauſe zu nehmen. Grimn war überhaupt
in großer Form, gelang es ihm doch, auch auf Meiſterſcheibe
Bergſtraße mit 47 Ringen, von 50 möglichen, den erſten Preis
für den Klub zu erringen. Auch am Groß=Kaliberſchießen
be=
teiligten ſich Kleeblättler. Schütze Berghöfer, welcher dieſe
Ab=
feilung in der Hauptſache übernomen hatte, konnte mit 55
von 60 möglichen Niugen auf 175 Meter ein recht gutes
Reſul=
tat erreichen. Faßt man die Ergebniſſe zuſammen, ſo muß man
feſtſtellen, daß die Darmſtädter Schützen, vornehmlich der junge
Klub Kleeblatt, recht ſchöne Erſolge erzielt haben. Dem
ſieg=
reichen Klub Kleeblatt auch in Zukunft: Gut Schuß! Nachſtehend
die Darmſtädter Sieger:
Großkaliber, 175 Meter, Stand Meiſterſcheibe: Berghöfer,
5. Preis mit 55 Ringen.
Kleinkaliber, 50 Meter, Meiſterſcheibe Bergſtraße: 1. Karl
Grimm 47 Ringe; 2. Wilh. Lich 47: 10. Berghöfer 44.
Feſtſcheibe Auerbach: 1. Karl Grimm 30 Ringe; 5.
Berg=
höfer 28 Ringe.
Im Ehrenſcheiben=Schießen gelang es dem Schützenbruder
Metz, dieſe zu erringen.
Wildſchütz — Windmühle.
Der kombinierten Mannſchaft der Schützengeſellſchaft
Wild=
ſchütz=Windmühle, die auf den 2. Deutſchen Kampfſpielen in
Köln den 5. Platz belegen konnte, wer es wiederum möglich, bei
dem Mannſchaftsſchießen um die Deutſche Meiſterſchaft in
offe=
ner Viſierung in Grötzingen, ebenfalls den 5. Gruppenſieg zu
erringen. Ein Erfolg, auf den beide Vereine mit Recht ſtolz
ſein können. Geſtern traten beide Vereie in ſtärkſter
Mann=
ſchaftsaufſtellung gegeneinander an, um einen geſtifteten
Freundſchafts=Wander=Becher auszutragen. Es war ein
intereſ=
fanter, ſpannender Wettkampf um die Siegespalme, wie
folgen=
des Reſultat zeigt:
Schützengeſellſchaft „Wildſchütz” 445 Ringe;
Schützengeſellſchaft „Windmühle” 444 Ringe.
Aus dieſem Ergebnis iſt erſichtlich, daß beide Maunſchaften
gleichwertig ſind und es einem der beiden Vereine ſchwer
hal=
ten wird, dieſen Wanderpreis dreimal hintereinander zu
er=
ringen.
Darmſtädter Keglerverband.
Geſtern beendigte der Verband Weinheim ſein im Anſchluß
an die Bahnſweihe ſtattgefundenes Sportkegeln. Zahlreich
waren Kegelſchweſtern und Kegelbrüder zu der Preisverteilung
erſchienen. Ein Unterhaltungsabend war damit verbunden.
Auch Darmſtädter Kegelbrüder befinden ſich unter den
Preis=
trägern. Kegelbruder Joſt (L.L.), der mit 38 Holz bei 4 Kugeln
den 4. Preis — ein Eßbeſteck — errang und Keg=ibruder Grün
(L L.) der mit 37 Holz den 9. Preis — eine Bovle — für ſich
buchen dürfte.
200 Kugelkampf. Auf der Bahn im Bürgerverein nahm
geſtern der 200 Kugelkampf ſeinen Anfang. Dieſes Kegeln iſt
Leibesübung im wahren Sinne d 3 Wortes. Die Ergebniſſe des
eiſten Tages ſind fols nde: 1. Bangert=Kranz 1019; 2. Hahn=
Kranz 962: 3. Schild=Sportkealer 961; 4. Mayer=Kranz 935: 5.
Sattler=Eberſtadt, Einzelmitglied, 903; 6. Finſterer=Sportkegler
884: 7. Schott=Kranz 782. — Die Meldungen ſind ſo zahlreich,
eingegaugen, daß mehrere Wochen bis zur Beendiguvg dieſes
Sportkegelns erforderlich ſind.
Pferdeſport.
Kehraus in Frankfurt am Main.
Schönes Wetter und ein infolgedeſſen beſſerer Beſuch als
an den Tagen vorher gab dem Frankfurter Herbſtmeeting einen
guten Abſchluß. Das Hauptereignis auf der Flachen, das
Wäld=
chens=Rennen, führte über die auf deutſchen Bahnen ſeltene
Diſtanz von 3000 Meter und ſah den Opelſchen Kairos zum
dritten Male in ununterbrochener Reihenfolge auf dem
Frank=
furter Meeting als Sieger. Der Einömck, den der
ausgezeich=
nete Hengſt hinterließ, war am Sonntag ein um ſo größerer,
als er diesmal in der guten Sonnenblümchen einen beſonders
würdigen Gegner ſehr leicht abfertigte. Sein Stallgefährte
Manitou hatte zuerſt die Führung vor Sonnenblümchen und
Taugenichts, während Olympier am Start etwas
zurückgeblie=
ben war. Dann aber ging der Weinberger an die Spitze und
führte in ſchnellem Tempo bis zur Gegenſeite, wo es allerdings
mit ſeinen Kräften zu Ende dwar. Jetzt übernahm
Sonnen=
blümchen die Spitze und harte im Bogen einen Vorſprung von
einigen Längen. Kciros hatte ſchon in der Gegenſeite an Boden
gutgemacht, vor den Tribünen gelang es ihm, die Stute zu
faſ=
ſen und nunmehr leicht zu gewinnen. Sehr ſchwache Beſetzung
hatte das Hauptrennen über die Sprünge, das Dr. Rieſe=
Erin=
nerungs=Jagdrennen gefunden, das aus dieſem Grunde auch
als erſtes Rennen gelaufen wurde. Von den drei Teilnehmern
lagen zumeiſt Cupido und Nain=Nain vorn. Cupido gewann
zum Schluß leicht gegen Nain=Nain, Gallican hatte im letzten
Teil des Rennens nichts mehr zu beſtellen. Die Ergebniſſe:
1. Dr. F. Rieſe=Erinnerungs=Jagdrennen. Ehrenpreis und
3300 Mk. 4500 Meter. 1. F. Ruepprechts Eupido (Ch.
Seif=
fert); 2. Nain=Nain; 3. Gallican. Tot.: 21:10. 6 Lg.—Weile.
2. Preis von Hochſein. Für Zweijährige. 2500 Mk. 1200
Meter. 1. H. v. Opels Brigitte (K. Narr); 2. Malve; 3. Meiſe.
Ferner: Sphaira, Scheidung, Panme. Tot.: 37: Pl. 12, 11:10.
2½—34 Lg.
3. Verlobungs=Rennen. 3700 Mk. 1800 Meter. 1. Frau Dr.
E. Lindenbeygs Dollar (J. Göbl); 2. Luſtgarten; 3.
O’Straß=
burg. Ferner: Volmar; Naive; Energie; Minneſänger;
Seiden=
ſchwänzchen. Tot.: 78: Pl. 24, 27, 19:10. ½—2 Lg.
4. Wäldchens=Rennen. 10 000 Mk. 3000 Meter. 1. H. v.
Opels Kairos (K. Narr); 2. Sonnenblünchen; 3. Taugenichls.
Ferner: Olympier, Manitou. Tot.: 27, Pl. 13, 13:10. 3—3 Lg.
5. Opanke=Jagdrennen. Ehrenpreis und 2700 Mk. 3200
Meter. 1. E. Bormes” Woge (K. Keim); 2. Petrarca; 3.
Teufels=
kerl. Ferner: Eſtino, Glücksſtunde, Meiſterin, Vergeßmichnicht,
Goldelſe. Tot.: 46; Pl. 14, 12, 13:10. —5 Lg.
6. Abſchieds=Ausgleich. Ehrenpreis und 2200 Mk. 1450
Meter. 1. A. Weber=Nonnenhofs Salta (H. Albers); 2.
Roche=
belle; 3. Gio. Ferner: Volker, Mon Beguin 2, Hilf dir ſelbſt,
Pandora, Blücher, Rolls, Tſcherkeſſin. Tot.: 69, Pl. 18, 17,
15:10. K.—34.
Abenteurer gewinnt den Großen Preis von Karlshorſt.
Trotz des ungünſtigen Wetters — ein orkanartiger Sturm
fegte wwährend des Nachmittags über die Bahn — war die
be=
deutendſte Entſcheidung der Herbſtſaiſon, der Große Preis von
Karlshorſt, der über 21 klobige Hinderniſſe führte, ein voller
Erfolg. Das Publikum hatte ſich trotz des Sturmes nicht
ab=
halten laſſen, der wichtigem Entſcheidung beizutohnen und der
ſportliche Verlauf des Rennens konnte unbedingt befriedigen.
Nach gelungenem Start ſetzte ſich Ranbritter nach alter
Ge=
wohnheit ſofort an die Spitze. Hinter ihm führte Abenteurer
vor Immelmann, My Lord 1, Vonzalom, Lautaret, Banco,
Mainberg und Stummer Teufel. Raubritter vergrößerte bald
ſeinen Vorſprung auf etva 30 Längen. Im Karlshorſter
Sprung rumpelte Mainberg und verlor ſeinen Reiter.
Raub=
ritter führte unentwegt vor Abenteurer. My Lord 2 und
Im=
melmann. In der Waldſeite ließ My Lord 2 nach, dafür kam
aber Imnelmann jetzt merklich auf. Kurz vor der letzten Ecke
war es um Raubritter geſchehen, ſeine Kräfte waren
veraus=
gabt. Abenteurer bog als Erſter in die Gerade mit einem
Vorſprung von 4 Längen vor Immelmann, hinter dem
Raub=
ritter, My Lord 2 und Banco lagen. In den letzten Sprüngen
hatte Abenteurer immer noch einen klaren Vorſprung vor
Im=
melmanm, der in der Flachen mächtig aufrückte. In einem
aufregenden Endgeſecht gelang es Immelmann nicht mehr ganz,
Abenteurer zu erreichen. Die beſſere Flachklaſſe von Abenteurer
gab den Ausſchlag, und mit Halslänge mußte ſich Immelmann
geſchlagen geben. Ein gegen den Dieger wegen Behinderung
eingelegter Proteſt verfiel der Ablehnung. Die Ergebniſſe:
1. Glückskind=Hürdenrennen. Für Dreijährige. 3500 Mark,
3000 Meter. 1. J. Kühns Ludwig Thoma (M. Oertel); 2.
Rück=
ſicht: 3. Amaryllis. Ferner: Athalberga, Gegenwart, Fafnir,
Immer Vorwärts, Dau. Tot.: 31: Pl. 11, 11, 11:10. Kopf bis
3 Längem.
2. Quilon=Jagdrennen. Herrenreiten. 3000 Mk. 3400 Mtr.
1. W. v. Belows Wetterſcheide (Lt. b. Götz); 2. Sambur; 3.
Roſenkönig. Ferner: Mundſchenk, Leſe, Centrifugal, Marquis.
Tot.: 62; Pl. 17, 18, 18:10. 1—4 Lg.
3. Jmmelmann=Hürdenrennen. 3500 Mk. 3000 Mtr. 1.
Ge=
ſtüt Weils Laufjunge (H. Kukulies); 2. Wezna; 3. Lucrezia.
Ferner: Countryſide, Escorial, Alexander der Große, Firn.
Tot.: 15: Pl. 11, 11, 13:10. 4—2 Lg.
4. Großer Preis von Karlshorſt. Jagdrennen. Ehrenpreis
und 30000 Mk. 6600 Meter. 1. D. Ehrenfrieds Abenteurer (H.
Bismark); 2. Immelmann; 3. Raubritter. Ferner: Banco,
My Lord 2, Mainberg, Lautaret, Vonzalom, Stummer Teufel.
Tot.: 29; Pl. 15, 14, 19:10. Hals—8 Lg.
5. 7500. Rennen. Flachrennen. Für Zwei= und Dreijährige.
Ehrenpreis und 14000 Mark. 1200 Meter. 1. A. Schumanns
Schneeball (M. Dreißig); 2. Feenkönigin; 3. Sennerin.
Fer=
ner: Maifahrt, Oſtrau, Siegeszug, Graue Theorie. Tot.: 355;
Pl. 42, 17, 57:10. 1—1 Lg.
6. Ziethenhuſar=Jagdrennen. Herrenreiten. 3500 Mark.
4000 Meter. 1. Ch. v. Arnims Niederwald (Hr. v. Herder); 2.
Atlantic; 3. Mellgrofa. Ferner: Laffete, Savoyaro, Valuta.
Tot.: 31; Pl. 15, 13:10. 2—5 Lg.
Tennis.
Froitzheim geſchlagen.
Im Verlauf des Meraner internationalen Tennisturniers
erlitt der deutſche Spitzenſpieler Otto Froitzheim zum erſten
Male ſeit langer Zeit eine Niederlage. Er verlor gegen den
Rumänen Mifhu, der ſich in ganz ausgezeichneter Form befand
und ſchon den erſten Satz des Zweiſatzkampfes mit 6:1 glatt
an ſich brachte. Im zweiten Satz ging dann Froixheim mehr
aus ſich heraus und lag bereits mit 6:5, 40:15 in Führung, als
der zühe Rumäne Spiel auf Spiel aufholte, um ſchließlich auch
den zweiten Satz mit 10:8 und damit das ganze Spiel zu
ge=
winnen.
Dr. Peltzer in Wien.
In der Pauſe des Länderſpiels Oeſterreich—Schweiz
artete Dr. Peltzer am Sonntag auf der Hohen Warthe in
nem 1000 Meter=Vorgabelaufen. Da es ſtark regnete und die
jahnverhältniſſe recht mäßig waren, konnte Dr. Peltzer ſein
önnen nicht voll entfalten. Er mußte ſich in 2.32,4 Min. mit
em vierten Platz begnügen. Sieger blieb Zabel=Wien in 2:28,8
(in. (90 Meter Vorgabe) vor Blödy (50 Meter Vorgabe),
ſeidegger (10 Meter Vorgabe) und Dr. Peltzer (vom Mal
ſtartet.
Seite 8
Montag, den 11. Oktober 1926
Nummer 282
Aus Heſſen.
* Pfungſtadt, 9. Okt. Unfall. In einer hieſigen Zündholzfabris
ſchlugen einer Arbeiterin durch einen unglücklichen Zufall Stichflammen
ins Geſicht; auch wurde ſie an den Händen verletzt. Die
Samariter=
kolonne leiſtete die erſte Hilfe.
* Bensheim, 9. Okt. Sparkaſſen=Eröffnung. Die
hie=
ſige Zweigſtelle der Bezirksſparkaſſe Zwingenberg iſt nunmehr eröffnet
worden. Die Kaſſe befindet ſich vorläufig in einem Hauſe in der
Darmſtädter Straße; im Frühjahr kommenden Jahres ſoll ſie endgültig
in die Räume der jetzigen Reichsbanknebenſtelle verlegt werden.
* Heppenheim a. d. B., 9. Okt. Schneider=
Zwangs=
innung. Nachdem ſich die Mehrheit der Schneider des Kreiſes
Heppenheim für die Errichtung einer Zwangsinnung entſchloſſen hat,
hat das Kreisamt Heppenheim angeordnet, daß zum 1. November 1926
eine Zwangsinnung für das Schneidergewerbe des Kreiſes Heppenheim
errichtet werde. An demſelben Tage wird die freie Schneiderinnung
zu Heppenheim geſchloſſen. — An der Kreisſtraße Heppenheim-
Bens=
heim und Heppenheim-Laudenbach wird am kommenden Mittwoch der
Lindenſamen verſteigert. Zuſammenkunft am Schlachthaus der Stadt.
A Von der Bergſtraße, 9. Okt. In Hohenſachſen wurde vorgeſtern
eine mit Heu und Feldfrüchten gefüllte Doppelſcheuer eingeäſchert. Der
Brandſchaden betrug 9000 Mark. Die Brandurſache beſtand darin, daß
zwei Kinder im Alter von vier und fünf Jahren mit Streichhölzern
hantierten und „Feuerles” ſpielten.
* Gau=Algesheim, 9. Okt. Der Schwerkriegsbeſchädigte Franz Kieſel
von hier ſtürzte, als er abends von Appenheim heimkehrte, mit ſeinem
Fahrrad ſo unglücklich, daß er bewußtlos liegen blieb. Später
vorüber=
gehende Paſſanten brachten den Verletzten in ſeine Wohnung.
m. Alzey, 4. Okt. Amstgericht. Ein Kaufmann aus Alzey
war wegen unlauteren Wettbewerbs angezeigt worden und hatte einen
Strafbefehl von 100 Mark erhalten. Bei der Urteilsverkündung blieb
es bei der im Strafbefehl ausgeſprochenen Strafe. — Ein Kaufmann
aus Framersheim war der üblen Nachrede angeklagt worden gegen den
Vorſitzenden der Allgemeinen Landkrankenkaſſe und hatte dieſerhalb einen
Strafbefehl von 50 Mark erhalten, gegen den er Einſpruch erhob. In
der Hauptverhandlung blieb es bei der im Strafbefehl feſtgeſetzten
Strafe. Außerdem wurde dem Kläger die Publikationsbefugnis
zuge=
ſprochen. — Mehrere Perſonen von Alzey waren angeklagt der
Sach=
beſchädigung und des groben Unfugs. In der Hauptverhandlung wurde
die Sache durch Vergleich erledigt.
A. Aus dem weſtlichen Rheinheffen, 7. Okt. Da das Quantum in
dieſem Jahre nicht beſonders viel Arbeit machte war der
Portugieſer=
herbſt ſchnell beendet. Von einzelnen beim Spritzen von Glück
begün=
ſtigten Beſitzern abgeſehen, war die Qualität der Menge entſprechend
und wurde auch danach bezahlt. Trauben erſter Güite erzielten einen
Preis von 32 Mk. pro Zentner, während geringere Ware nur mit 25
bis 30 Mk. bewertet wurde. Das Stück Portugieſermoſt ſtellt ſich ſomit
auf 800—900 Mk. Der Behang der übrigen Traubenſorten iſt ebenfalls
ſehr verſchieden, und die Qualität dürfte nur dann befriedigen, wenn
bei andauernd trockener Witterung die Leſe erſt in der zweiten
Oktoher=
hälfte vorgenommen wird, denn die meiſt noch greinen Beeren bedürfen
trotz der herrlichen, faſt hochſommerlichen Auguſt= und Septembertage
noch ſehr der Sonne. In Dienheim wurden die Gartentrauben mit
40 Mk. pro Aiche bezahlt, ſomit das Stück Moſt mit 960 Mk. In
Oſt=
hofen begann man vorgeſtern mit dem Weißherbſt.
* Gießen, 9. Okt. Der Privatdozent für Philoſophie an unſerer
Univerſität Dr. Friedrich Naab hat den an ihn ergangenen Ruf als
ordentlicher Profeſſor für Volkswirtſchaftspolitik an die Forſtliche
Hoch=
ſchule Tharandt in Sachſen angenommen.
* Büdingen, 10. Okt. Der Vereinder Bürgermeiſter des
Kreiſes Büdingen hielt unter dem Vorſitz von Bürgermeiſter
Albrecht zu Düdelsheim eine gut beſuchte Verſammlung ab.
Regierungs=
rat Dr. Rindfuß=Friedberg ſprach über den „Zweck der Sparkonten”
Die Errichtung von Bauſparkonten müſſe unbedingt mehr angeſtrebt
werden, damit jedem Sparer die Möglichkeit geboten ſei, in den Beſitz
eines eigenen Heimes zu kommen. Regierungsrat Dr. Lotz behandelte
das Thema „Mietunterſtützungen und =Fürſorge”. Ueber „Strompreiſe
und Ortsnetzerweiterung” ſprach Direktor Stadler=Friedberg. Redner
kam auf die Lebensfähigkeit des Ueberlandwerkes zu Wölfersheim zu
ſprechen, die durch die in der Inflation vernichteten Reſerven und
Rück=
lagen außerordentlich leide. Das Werk ſei daher nicht in der Lage, eine
Verbilligung des Strompreiſes zu ermöglichen.
* Mücke, 9. Okt. Durch kochendes Oel erlitt das Kind eines
Einwohners in Ober=Ohmen ſo ſchwere Verletzungen,
daß os in die Gießener Klinik gebracht werden mußte. Das Kind war
in der Küche gegen ſeine Mutter gelaufen, die eine Pfanne mit heißem
Oel in den Händen hatte, wobei die kochende Flüſſigkeit dem Kinde über
das Geſicht lief und dort ſchwere Brandwunden verurſachte.
* Lehrbach, 9. Okt. Der hieſige Rittergutsbeſitzer läßt in der
Rich=
tung nach Kirtorf den Gleenbach regulieren und gradlegen und
beſchäf=
tigt dabei die Arbeitsloſen des Dorfes. Wohl wird durch die
Gerad=
legung Land gewonnen, aber das idhlliſche Tälchen wird viel von
ſei=
ner Naturſchönheit einbüßen.
Die Kündigungsfriſien für Angeſiellte nach
dem neuen Kündigungsſchutzgeſetz.
Dieſes am 27. Juli 1926 in Kraft getretene Reichsgeſetz hat eine
Reihe von Auslegungsſtreitigkeiten hervorgerufen. (Wir verweiſen hier
auf den in Nr. 265 vom 24. September veröffentlichten Aufſatz von
Dr. Flechtner über „Ueberſtürzte Geſetzgebung” deſſen
Schlußbemer=
kung nur beigepflichtet werden kann. Anm. d. Schriftleitung.) So gibt
8 3 dem Geſetz Rückwirkung für die Fälle, in denen den Angeſtellten,
die unter dasſelbe fallen, zwiſchen dem 15. Mai 1926 und dem 27. Juli
1926 eine Kündigung zugegangen war; dieſe ſollten als mit der im
§ 2. Abſ. 1 feſtgeſetzten Kündigungsfriſt ausgeſprochen gelten. Es
er=
hob ſich nun Streit darüber, ob ſich dieſe Vorſchrift auch auf den
Kün=
digungstermin und nicht nur auf die Kündigungs friſten dieſes
§2 erſtrecke. Das Kaufmannsgericht Stuttgart hat ſich in
einer Klageſache, die vom Deutſchnationalen Handlungsgehilfenverband
vertreten war, im Urteil vom 19. Auguſt 1926 auf den Standpunkt
ge=
ſtellt, daß der Geſetzgeber, offenſichtlich durch die Bezugnahme auf
§ 2, Abſ. 1 und die Worte „mit dieſer Friſt”, nicht nur eine
Verlänge=
rung der Kündigungsfriſten für die auf 1. Juli 1926 ausgeſprochenen,
unter das Geſetz fallenden Kündigungen beſtimmen, ſondern auch den in
§ 2. Abſ. 1 beſtimmten Kündigungstermin für dieſe Kündigung in
An=
wendung gebracht wiſſen wollte, daraus ergebe ſich, daß dieſe nur zum
Vierteljahresſchluß wirkſam werden könnten. Streitig war auch die
Frage, ob das Geſetz ſchon dann Anwendung finde, wenn zwar bei
Aus=
ſpruch der Kündigung das 30. Lebensjahr nicht erreicht iſt, aber noch
vor Ablauf des Dienſtverhältniſſes erreicht wird, oder ob es nur dann
angewendet werden dürfe, wenn das 30. Lebensjahr bereits bei
Aus=
ſpruch der Kündigung vollendet iſt. Das Kaufmannsgericht
Kiel hat am 7. Auguſt 1926 auf eine vom gleichen Verband geführte
Klage entſchieden, daß es zur Anwendbarkeit des Geſetzes genüge, wenn
der Angeſtellte noch vor Ablauf des Dienſtverhältniſſes das 30.
Lebens=
jahr erreiche, daß es alſo nicht notwendig ſei, daß der Angeſtellte
das=
ſelbe ſchon bei Ausſpruch der Kündigung vollendet hat. Der Charakter
des Geſetzes als Schutzgeſetz bedinge in allen Fragen, die nur durch
Aus=
legung zu löſen ſeien, eine Interpretation, die der Tendenz desſelben
gerecht werde.
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IV. 9970
Dankſagung.
Für die uns beim Ableben
unſerer lieben Entſchlafenen
er=
wieſene Teilnahme und zahlreichen
Kranz= und Blumenſpenden, ſowie
allen denen, die ihr während ihrem
langen Krankenlager tröſtend zur
Seite geſtanden, unſeren innigſten
Dank. Insbeſondere danken wir
Herrn Pfarrer Heß für ſeine
tröſten=
den Worte am Grabe. (14723
Auguſt Weber u. Kinder.
geinge=
werd. Stühle flocht.
Korbreparaturen billigſt!
Poſtkarte genügt.
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Korbmöbelwerkſtätte
Zeſſnngerſtraße 70
NB. Einige Leute
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Erſte Feſtaufführung anläßlich der
5. Reichsſchul=Muſikwoche
Orcheſter=Konzert
Guſtav Mahler: II. Sinfonie
Leitung: Joſeph Roſenſtock
Mitwirkende: Sopran: Gertrud Gercke,
— Alt: Anna Jacobs. — Orgel: Wilhelm
Borngäſſer. — Der Chor des
Landes=
theaters und des Muſikvereins. — Das
verſtärkte Orcheſter des Landestheaters.
Vortragsfolge: Zweite Sinfonie in c-moll
1. Allegro Maestoso (mit durchaus ernſtem
und feierlichem Ausdruck)
2. Andante moderato (ſehr gemächlich)
3. Scherzo (in ruhig fließender Bewegung)
4. Urlicht iſehr feierlich, aber ſchlicht,
choralmäßig)
5. Im Tempo des Scherzos, ſehr
zurück=
haltend Allegro energico (ſehr langſam
und gedehnt) Mlisterioso jetwas beivegter)
Nach dem 1. Satz findet eine kurze Pauſe
ſtatt; Satz 2—5 werden ohne Unterbrechung
dur hgeführt.
Ende 10 Uhr
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