Einzelnummer 15 Pfennige
Bezugspreis:
Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Anzeigenpreis:
bei wöchentlich 2 maligem Erſcheinen vom 1. Septbr.
bis 30. Sepibr. 2,18 Reſchsmark und 22 Pfennig
Abtragegebühr, abgeholt 2,25 Reichsmart, durch die
Agenturen 2.,40 Reichsmark frei Haus. Poſibezugspreis
im Septbr. ohne Beſſellgeld monatlich 2.45 Reichsmark,
Verantwortlichkeit für Aufnahme von Anzeigen an
Befimmten Tagen wird nicht übernommen. Nichte
erſcheinen einzelner Nummern infolge höherer Gewalt
berechtigt den Bezieher nicht zur Kürzung des
Bezugöpreiſes. Beſiellungen und Abbeſtellungen durch
Fernruf obue Verbindlichkeſt für uns. Poſiſcheckonio
Franfurt a. M. 4304.
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſirierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesfpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit X verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſi. Tagbl.” geſfattet.
Sonntag, den 19. September 1926. 189. Jahrgang
Nummer 260
27 mm breſie Zelle im Kreiſe Darmſiadi 25 Reichspfg.
Finanz=Anzeigen 40 Reichspfg., Rellamezeile (92 mm
breit 2 Reichsmark. Anzeigen von auswärts 40 Reichpfg.
Finanz=Anzeigen 60 Relchspfg, 92 mm brelte
Reklame=
zeſſe 3.00 Reichsmarl. Alle Preiſe in Reichsmark
4 Dollar — 420 Marh. — Im Falle höherer
Gewalt, wie Krieg, Aufruhr, Sireik uſw., erliſcht
jede Verpſſchiung auf Erfüllung der
Anzeigen=
aufträge und Teiſtung von Schadenerſatz. Bei
Konkurs oder gerſchtiſcher Beitreibung fällt jeder
Rabatt weg. Banikonio: Deuiſche Bank und Darm
ſädter und Nationalbank.
Kommiſſionsberatungen in Genf.
Wann?
Von unſerer Berliner Redaktion.
Herr Briand iſt bereits wieder in Paris eingetroffen. Auch
die deutſche Delegation rüſtet ſich zum Auſbruch. Sie wird
aller=
dings nicht geſchloſſen zurückkehren. Der Staatsſekretär der
Reichskanzlei Dr. Pünder, iſt der erſte, der ſeine Sachen gepackt
hat. Er wird ſchon in der Nacht zum Sonntag in Berlin
er=
wartet. Der größte Teil der Delegation kommt am Montag
und der Außenminiſter ſelbſt ſpäteſtens Mitte der kommenden
Woche, ſo daß dann die Beratngen zunächſt im Kabinett und
dann mit den einzelnen Dezernenten vor ſich gehen können.
Herr Squerwein hat im „Matin” in überraſchend
freund=
licher Form ſich zu dem ganzen Komplex der deutſch=franzöſiſchen
Verhandlungen eingeſtellt, ſachlich aber wenig Neues geſagt.
Was über den Inhalt der Verhandlungen angedeutet werden
konnte, iſt an dieſer Stelle ſchon ſeit Wochen formuliert worden.
Der weitere Verlauf wird davon abhängen, ob es Herrn Briand
gelingt, wenn nicht den Miniſterpräſidenten Poincaré, ſo doch
den Finanzminiſter Poincaré davon zu überzeugen, daß ohne
deutſche Beihilfe an eine Finanzierung der franzöſiſchen
Wäh=
rung nicht zu denken iſt und daß Deutſchland wieder die Hilfe
nur leiſtet gegen umfangreiche politiſche Konzeſſionen, die auf
eine beſchleunigte Räumung des geſamten beſetzten Gebietes
und der Saar hinauslaufen, wobei nicht zu überſehen iſt, daß
auch die Frage der Militärkontrolle eine Rolle ſpielt. Die
Ab=
berufung der Militärkontrollkommiſſion wird wohl kaum noch
große Schwierigkeiten bereiten, aber die dann einſetzende
Kon=
trolle des Völkerbundes in den Formen des
Inveſtigations=
protokolls, ſo wie es der Völkerbund ſchnell vor unſerem
Ein=
tritt noch beſchloſſen hat, iſt für uns umtragbar. Herr Briand
müßte alſo nach der Richtung noch Zugeſtändniſſe machen, daß
dieſem Protokoll die antideutſchen Giftzähne ausgebrochen
wer=
den. Wieder wird es dabei ſo ſein, daß er ſelbſt keine Bedenken
trögt, ebenſowenig wie er gegen die Rückgabe Eupen=Malmedys
etwas einzuwenden hätte. Er ſitzt aber im Kabinett nicht nur
mit Poincaré, ſondern auch mit Herrn Marin, Barthout und
Tardien zuſammen, deren Widerſpruch nun zu überwinden ſein
wird, wenn Poincaré die Ueberzeugung gewinnt, daß die
Ret=
tungsaktion für den Franken ohne Deutſchland nicht zu machen
iſt. Am Dienstag ſoll der erſte Kabinettsrat in Paris ſein, der
im Anſchluß an das Expoſé Briands über ſeine Beſprechungen
mit Dr. Streſemann vielleicht ſchon ein zuverläſſiges
Baro=
meter für die Prüfung der Stimmung innerhalb des
franzöſi=
ſchen Miniſteriums abgibt. Gerade nach den Erfahrungen, die
wir bisher gemacht haben, ſcheint nichts unzeitgemäßer zu ſein,
als ein voreiliger Optimismus, der Zukunftshoffnungen ſchon
als Gegenwartstatſachen betrachtet. Wir begrüßen es deshalb,
daß auch der „Vorwärts” die Schwierigkeiten, die im
franzöſi=
ſchen Miniſterium liegen, in einem Genfer Telegramm ſachlich
feſtſtellt und dabei zu dem Ergebnis kommt: „Unter dieſen
Um=
ſtänden dürfte Briand das klare Verſprechen einer Räumung
der beſetzten Gebiete bis zu einem beſtimmten Termin nicht
ab=
gegeben haben. Er wird lediglich in ſeiner Unverredung mit
Dr. Streſemann ſeine grundſätzliche Bereitwilligkeit zu
erken=
nen gegeben haben, das Problem einer früheren Räumung
vor=
urteilslos zu prüfen und Verhandlungen mit Deutſchland und
den übrigen Rheinpaktmächten von Locarno zu einem die
deut=
ſchen Wünſche befriedigenden Abſchluß zu bringen.” Wir
glau=
ben, daß darin in der Tat der ganze tatſächliche Niederſchlag
der Unterhaltungen von Thoiry zuſammengefaßt iſt. Dann aber
verſteht es ſich von ſelbſt, daß noch Monate vergehen, bis nicht
nur eine formelle, ſondern auch eine ſachliche Einigung über
die Verbindung von Militärkontrolle, Räumung des beſetzten
Gebietes, Rückkaufes der Saargruben und
Eiſenbahnobligatio=
nen — um nur die weſentlichſten Punkte zu nennen, denn die
Froge des deutſch=franzöſiſchen Handelsvertrages ſpielt da auch
natürlich hinein — zuſtande kommt.
* Das Berliner Echo.
Die Aufnahme des Genfer Communiqués in der Berliner
Preſſe iſt, wie ſich das eigentlich von ſelbſt verſteht, ſehr
zurück=
haltend. Von links her glaubt wan allerdings bereits den
Enderfolg in den Anfang hinein imterpretieren zu können,
wäh=
rend auf der Rechten ſtarke Skepſis beſteht, die vor allem die
Sorge ausdrückt, ob der Preis nicht zu hoch iſt, den wir zahlen.
Alle aber behalten ſich ihre endgültige Stellungnahme vor, bis
ſich das Geſamtwerk überſehen läßt. Der „Vorwärts” deutet
an, daß das ſchon am 1. Oktober möglich ſei. So raſch wird
aber die Entwicklung vermutlich kaum gehen. In amtlichen
Krei=
ſen, wo bisher nur ein kurzes Telegramm des Außenminiſters
vorliegt, rechnet man damit, daß Dr. Streſewann früheſtens
Mitte nächſter Woche in Berlin eintrifft und dann das
Kabi=
nett unterrichten wird, um deſſen Zuſtimmng zu erhalten.
Dann erſt iſt die Grundlage für die Einzelberadung gegeben, die,
eben weil der Komplex ſehr umfangreich iſt, ſich ſehr lange
hin=
ziehen kann. Inwieweit das Parlament in dieſem Vorſtadium
mit der Sache befaßt wird, wird ſich erſt nach der Rückkehr des
Außenminiſters entſcheiden. Vermutlich wird der Auswärtige
Ausſchuß einberufen. Es iſt aber fraglich, ob bei der immerhin
doch durchlöcherten Vertraulichkeit Dr. Streſemann ſich wird
entſchließen können, viel zu ſagen, ohne dadurch das
Endergeb=
nis zu gefährden. Das wird natürlich auch davon abhängen,
wie weit in Paris das Geheimis gewahrt bleibt und ob nicht,
wie ſchon ſo oft, die deutſche Oeffentlichkeit auf dem Umeg
über die Pariſer Preſſe ſtark gefärbte Einzelheiten erfährt, die
dann auch die deutſche Regierung nötigen, aus der Reſerbe
her=
auszutreten.
Das Abrüſtungsproblem.
* Genf, 18. Sept. (Priv.=Tel.)
Aus der Kommiſſionsarbeit des geſtrigen Nachmittags ſind
eine Reihe von nicht unwichtigen Debatten hervorzuheben. So
hat in der dritten Kommiſſion der Präſident der vorbereitenden
Kommiſſion für die Abrüſtungskonferenz ſeinen lange
angekündigten Bericht über den Stand der
Arbei=
ten dieſer Kommiſſion erſtattet und unter Hinweis auf
die 108 Sitzungen der Militärunterkommiſſion die ungeheure
Arbeitsleiſtung hervorgehoben, die dort vollbracht wurde. Er
führte in ſeinem Bericht an, daß über das Datum der
Konferenz noch nichts Beſtimmtes zu ſagen iſt,
weil noch nicht feſtſteht, ob die Arbeiten der vorbereitenden
Kommiſſion im Dezember oder im Februar beendet werden
kön=
nen. Ziemlich ſcharfe Kritik übte dann an den Arbeiten der
vorbereitenden Kommiſſion der däniſche Delegierte
Munck und der norwegiſche Delegierte Lange.
Während aber Munck immerhin die Zuſammenarbeit von
Spezialiſten und Politikern in der Kommiſſion rühmte und nur
die zu eingehenden Unterſuchungen der ſogenannten
potentiel=
len Kriegsmöglichkeiten kritiſierte, ſowie auf das Fehlen
Ruß=
lands hinwies, dem man auch den Vorwand zum Fernbleiben
nehmen müſſe, gab Lange der Befürchtung Ausdruck, daß hier
eine abſtrakte Arbeit geleiſtet werde. Man hätte vielmehr den
status auo als Grundlage annehmen können. — Beneſch
machte nach längerer Debatte der dritten Kommiſſion den
Vor=
wurf, daß ſie ſich zu ſehr in die Arbeiten der Vorbereitenden
Kommiſſion einmiſche, und erklärte es, ebenſo wie de
Brouc=
kere=Belgien, für die Hauptaufgabe der dritten Kommiſſion,
dafür zu ſongen, daß die Konferenz ſo raſch als möglich
einbe=
rufen werde.
Der deutſche Delegierte Graf Bernſtorff ſchloß ſich der
Kritik Beneſchs an und klärte den deutſchen Standpunkt
dahin=
gehend auf, daß Deutſchland durchaus nicht von einer irrigen
Auffaſſung ausgehe und daß es ſich durchaus bewußt ſei, ſich
auf den Artikel 16 des Völkerbundes zu ſtützen. „Deutſchland iſt
nicht in der Lage, Verpflichtungen zu übernehmen, die nicht mit
ſeiner geographiſchen und militäriſchen Situation
übereinſtim=
men. Deutſchland geht alſo nicht von Konſtruktionen= ſondern
im Gegenteil von realen Verhältniſſen aus.” Auch Bernſtorff
ſprach ſich für möglichſt ſchnelle Einberufung der
Abrüſtungs=
konferenz aus. Die Debatte geht am Samstag nachmittag
weiter.
Die Bedeutung des Artikels 16.
Heute vormittag trat das Ratskomitee zur Behandlung der
Frage der Bedeutung des Artikels 16 als
Garan=
tie für die Sicherheit der Staaten zuſamen. Für
Deutſchland nahm an der Sitzung Staatsſekretär von Schubert
teil. Die zur Beratung ſtehende Frage iſt, wie erinnerlich, eine
der wichtigſten Vorfragen für die Löſung des
Abrüſtungspro=
blems. Die franzöſiſche Delegation hatte in der Abrüſtungs=
Kommiſſion einen Antrag geſtellt, der darauf hinauskam, das
Verfahren nach Artikel 16 möglichſt zu beſchleunigen, daß der
Rat in kürzeſter Friſt zu entſcheiden in der Lage iſt, welche
Hilfskräfte militäriſcher, wirtſchaftlicher und finanzieller Art er
dem angegriffenen oder vom Angriff bedrohten Staat zur
Ver=
fügung ſtellen kann. Dazu liegt von Paul=Boncour und Lord
Robert Cecil ein kombinierter Antrag vor, der ein genaues
Ver=
fahren feſtſetzt. Ergänzungsanträge ſind noch von Polen und
Finnland eingebracht worden.
Um dieſe Anträge gab es heute im Ratskomitee in geheimer
Sitzung, wie man hört, eine ziemlich lebhafte
Auseinander=
ſetzung, an der beſonders Paul=Boncour mit großem Nachdruck
ſich für ſeinen Antrag einſetzte, der beſonders von Lord Cecil
und Beneſch unverſtützt wurde.
Die für heute vormittag anberaumte Sitzung der
Völker=
bundsverſammlung iſt auf Montag verſchoben worden. Heute
bleibt der ganze Tog für die Kommiſſionen reſerviert, die
ſämt=
lich im Völkerbundsſekretariat Sitzungen abhalten.
Die Tragweite des franzöſiſchen Antrags.
Das Ratskomitee hat heute nach längerer Debatte
beſchloſ=
ſen, dem Generalſekretär neue Ergänzungsfragen vorzulegen,
um über die Tragweite des franzöſiſchen Antrages auf
Beſchleu=
nigung der Hilfsmaßnahmen des Völkerbundes für einen
ange=
griffenen Staat Klarheit zu gewinnen. Die Fragen, die dem
Generalſekretär unterbreitet werden, betreffen die verſchiedenen
Gelegenheiten, bei denen der Rat einberufen worden iſt, um ſich
mit internationalen Kriſen zu beſchäftigen, die Maßnahmen,
die in jedem einzelnen Falle ergriffen worden ſind, die
Schwie=
rigkeiten, die ſich ergeben haben und weiter wird der
General=
ſekretär gefragt, welche Anträge er zur Verbeſſerung des
Verfah=
rens zu ſtellen hätte, ob die Verkehrsverbindungen genügend
wären, und wenn nicht, warum. Schließlich wird der
General=
ſekretär erſucht, allgemeine Bemerkungen und eine Art von
Gutachten zu erſtatten, über zwei wichtige Punkte des
franzöſi=
ſchen Antrags, nämlich 1. das Studium der Methoden zur
Be=
ſchleunigung des Erlaſſes der Ratsentſcheidungen, um den
Ver=
pflichtungen nach Artikel 16 des Völkerbundspaktes Geltung
zu verſchaffen, 2. die Mittel zur Vervollkommnung der
telegra=
phiſchen und telephoniſchen Verbindungen Genfs mit den
ver=
ſchiedenen Ländern. In der nächſten Sitzung des Komitees, die
Montag oder Donenrstag ſtattfinden wird, ſoll de Brouckäre
Be=
richt erſtatten, inwieweit die Beſchlüſſe der Verſammlung von
1921 zur Durchführung des Artikels 16 dem Sinne des erſten
der genannten franzöſiſchen Anträge bereits genügen.
Die Woche.
Dem feierlichen Auftakt der Aufnahme des Deutſchen Reichs
in den Völkerbund iſt eine Woche ernſter politiſcher Arbeit
ge=
folgt. Während die 7. Völkerbundstagung nach außen hin im
Zeichen rauſchender Feſte ſtand, haben zwiſchen dem deutſchen
und dem franzöſiſchen Außenminiſter Verhandlungen
ſtattgefun=
den, deren Bedeutung kaum zu hoch eingeſchätzt werden kann.
Nicht etwa, als ob wir von den deutſch=franzöſiſchen
Beſprechun=
gen, insbeſondere der ausgiebigen Unterhaltung von Thoiry.
endgültige Ergebniſſe erwarteten. Dazu ſind die
Schwierig=
keiten denn doch zu groß, insbeſondere wenn man den Rahmen
ſo weit ſpannt, wie das offenbar in Genf der Fall war. Daß der
Friede Europas und eine gedeihliche wirtſchaftliche Entwicklung
unſeres Erdteils eine weitgehende deutſch=franzöſiſche
Verſtändi=
gung auf breiteſter Grundlage zur Vorausſetzung hat, iſt eine
Er=
kenntnis, von der wohl nicht nur der deutſche Außenminiſter,
ſondern auch Briand beſeelt iſt. Daran zu zweifeln, haben wir
keine Urſache. Aber in der Geſchichte der Völker und
insbeſon=
dere bei parlamentariſch regierten Staaten iſt nicht immer der
Wille einzelner Führerperſönlichkeiten das Entſcheidende. Wohl
darf Herr Dr. Streſemann ſich von dem Bewußtſein tragen
laſ=
ſen, daß, ſoweit es ſich um die grundſätzliche Einſtellung zum
Kurs ſeiner Außenpolitik handelt, die überwältigende Mehrheit
des deutſchen Volkes hinter ihm ſteht. Ob man das gleiche von
Herrn Briand ſagen darf, muß erſt die Zukunft lehren. Die
auf=
geregten Kommentare der Pariſer Rechtspreſſe zu den
Verhand=
lungen der letzten Woche beweiſen, mit welchem Mißtrauen man
in gewiſſen franzöſiſchen Kreiſen den Verlauf der Dinge in Genf
verfolgt. Und hinter dieſen Kreiſen ſteht der mächtigſte Mann
in Frankreich, Poincaré, Frankreichs Miniſterpräſident, trotz der
parlamentariſchen Linksmehrheit in der Kammer vom onze mai
der Mann, von dem das franzöſiſche Volk gläubig die Befreiung
von. der Valutenmiſere erhofft. Auf der anderen Seite muß
feſt=
geſtellt werden, daß Briand, deſſen Anſehen im franzöſiſchen Volk
noch vor einem Jahre ſchier unerſchütterlich ſchien, in letzter Zeit
manche Einbuße erlitten hat. Es iſt verſtändlich, daß ein Volk,
das jahrelang begeiſtert den Fanfarentönen Poincaréſcher
Kriegervereinsreden zugejubelt hat, einer nüchternen Realpolitik
zunächſt nur ſchwer zugänglich iſt, insbeſondere ein Volk von dem
Charakter des franzöſiſchen. Dazu kommt, daß ſich die
Verhält=
niſſe für Frankreich geändert haben, daß ſeine gepanzerte Fauſt
nicht mehr das ſchwere Gewicht beſitzt wie in den erſten
Nach=
kriegsjahren, nachdem es den Engländern gelungen iſt, die eigene
Stellung gegen den franzöſiſchen Freund ganz erheblich zu
ver=
beſſern und zu ſichern. Frankreichs Gloire iſt etwas verblaßt
und man macht in gewiſſen franzöſiſchen Kreiſen — ſehr zu
Un=
recht — den Mann verantwortlich, der für die franzöſiſche
Außen=
politik wöhrend der letzten zwei Jahre verantwortlich zeichnete.
Kein Volk reagiert empfindlicher auf jeden Verluſt an politiſchem
Preſtige wie das franzöſiſche. In der Tat hat Frankreich manche
politiſche Sorge, und daß es ſich in faſt allen Fällen um Folgen
jener Poincaréſchen Politik der erſten Nachkriegszeit handelt, die
Frankreichs Anſehen, Frankreichs Geld nicht nur in ganz Europa,
ſondern darüber hinaus in faſt der ganzen Welt engagierte, wird
von der großen Maſſe des franzöſiſchen Volkes naturgemäß nicht
ohne weiteres erkannt. Die Entwicklung der Dinge im
Mittel=
meer — man denke an die Wirkung, welche die neueſte
Muſſo=
liniſche Fanfarenrede in Frankreich auslöſen mußte — ebenſo
wie die Entwicklung der Dinge auf dem Balkan und im Orient,
bilden eine nicht unerhebliche Belaſtung der perſönlichen
Stel=
lung Briands. Hinzu kommit, daß England an einer wirklichen
deutſch=franzöſiſchen Verſtändigung, die ſich auch auf
wirtſchaft=
lichem Gebiete natürlich erheblich auswirken würde, durchaus
kein Intereſſe hat, ebenſowenig wie auch andererſeits die völlige
Ausſchaltung, die politiſche und wirtſchaftliche Vernichtung des
Deutſchen Reichs, wie ſie Poincaré ſeinerzeit anſtrebte, dem
eng=
liſchen Intereſſe entſprach. Man hat ſeinerzeit in England den
Sturz Poincarés begrüßt. Inzwiſchen haben ſich die Verhältniſſe
aber weſentlich geändert, und ſo wäre es kaum erſtaunlich, wenn
ſich demnächſt derſelbe Poincaré, der jetzt ſeine ganze
Perſönlich=
keit einſetzt für eine Hintertreibung der weitgeſteckten Ziele
Briands, wenn ſich der Mann des Ruhrkriegs demnächſt
freund=
licher engliſcher Unterſtützung erfreuen könnte. Was das aber
bedeutet, liegt ohne weiteres auf der Hand, wenn man ſich
ver=
gegenwärtigt, daß Poincarés Stellung ſteht und fällt mit dem
franzöſiſchen Franc!
Die Genfer Beſprechungen zwiſchen Streſemann und Briand
bilden die gradlinige Fortſetzung der Politik von Locarno. Es
wäre im europäiſchen Intereſſe zu wünſchen, wenn dieſe Politik
jetzt größere praktiſche Erfolge zeitigen würde wie während des
vergangenen Jahres. Noch immer ſind die Steine des Anſtoßes
nicht aus dem Weg geräumt, noch immer ſtehen 70 000
bewaff=
nete Franzoſen am Rhein, noch immer ſind nicht die berechtigten
Klagen aus dem Saargebiet verſtummt.
Die Außenpolitik hat auch auf dem Parteitag der
Deutſch=
nationalen dieſe Woche eine nicht unerhebliche Nolle geſpielt.
Kein Zweifel, daß man auf der deutchen Rechten die
Notwendig=
keit erkannt hat, die Stellung zu den außenpolitiſchen Problemen
in mancher Beziehung zu revidieren, kein Zweifel auch, daß
man in Zentrumskreiſen einer erwaigen Zuſammenarbeit mit
den Deutſchnationalen nicht mehr ſo ſchroff ablehnend
gegenüber=
ſteht wie noch vor einigen Monaten. Kombinationen aber
anzu=
ſtellen über eine etwaige Regierungsumbildung erſcheint uns
denn doch noch reichlich verfrüht, ebenſo wie die Erörterungen,
die ſich an die Rede des Herrn Silverberg auf der Tagung des
Reichsverbaades der deutſchen Induſtrie anſchloſſen, mehr wie
eine theoretiſche Bedeutung zurzeit kaum haben dürften.
Wäh=
rend es auf der einen Seite eine Reihe innerpolitiſcher Probleme
gibt, die in Regierungsgemeinſchaft mit der Sozialdemokratie
für die Mittelparteien kaum lösbar erſcheinen dürften (im
Zen=
trum denkt man offenbar an das Reichsſchulgeſetz), ſind die
außenpolitiſchen Bedenken gegen einen Wiedereintritt der
Deutſch=
nationalen in die Reichsregierung durch die Verhandlungen des
Deutſchnationalen Parteitages kaum entkräftet. Auch vor
Lo=
carno hatte man den außenpolitiſchen Kurs Dr. Streſemanns
grundſätzlich anerkannt, um im entſcheidenden Moment aus der
Front herauszubrechen. Noch immer ſind in der
Deutſchnatio=
nalen Partei ſich widerſtrebende Krä
Werk und die Sicher=
Seite 2
Sonntag, den 19. September 1926
heit für einen konſtanten Kurs nicht gegeben. Was wir aber bei
unſerer ſchwierigen außen= und innerpolitiſchen Lage anſtreben
müſſen, iſt ein ſtetiger Kurs des Regierungsſchiffes, der nicht
durch Sonderwünſche von rechts oder links gefährdet werden darf.
M.
Nummer 260
Erklärungen Briands.
Paris, 18. September.
Briand hat heute mittag die Vertreter der Preſſe empfangen
und ihnen u. a. erklärt: Ich bringe aus Genf den beſten
Ein=
druck und die größten Hoffnungen auf die Aufrichtung eines
dauernden Friedens in Europa mit. Die Wahlen zum
Völker=
bundsrat haben dort, wo man Freundſchaft für Frankreich hegt,
die lebhafteſte Befriedigung hervorgerufen. Ueber ſeine
Be=
ſprechungen mit Streſemann könne er vor der Berichterſtattung
im Kabinettsrat, der bekanntlich am Dienstag ſtattfinden wird,
keine Einzelheiten mitteilen. „Indeſſen kann ich, ſo erklärte
Briand, ſchon jetzt angeben, welche Richtlinien für mich
maß=
gebend geweſen ſind für mein Vorgehen, nämlich die
unverbrüch=
liche Mitarbeit an der Sache des Friedens in Europa.
Frank=
reich hat lange Jahre hindurch hinreichende Beweiſe ſeines
Heldentums gegeben, um in dem Augenblick, wo es ſich
fried=
lichen Beſtrebungen zuwendet, auch nicht die geringſte.
De=
mütigung erfahren zu müſſen. Ich ſelbſt bin während des
Krieges Miniſterpräſident geweſen, und weiß, was ein
europä=
iſcher Konflikt an Leiden mit ſich bringt. Ich bin unbedingt und
tief innerlich entſchloſſen, alles zu tun, um mit dem Krieg
aufzu=
räumen. Ich weiß noch nicht, ob ich Streſemann vor der nächſten
Völkerbundstagung ſehen werde. Wir werden unſeren
Re=
gierungen Bericht erſtatten und dann weiter ſehen.
Ein Aufſatz Dr. Streſemanns in der
Wochen=
ſchrift „LEurope Nouvelle‟.
w. Paris, 18. September.
Die Wochenſchrift „VEurope Nouvelle” veröffentlicht heute
eine Erklärung des Reichsaußenminiſters Dr. Streſemann, in der
es heißt: Die Reparationsfrage auf der Konferenz von Locarno
bedeutet in einem gewiſſen Sinne einen Wendepunkt im
wirt=
ſchaftlichen Leben Europas. Der Eintritt Deutſchlands in den
Völkerbund, der durch die Konferenz von Locarno vorbereitet
wurde, bedeutet ebenfalls eine erhebliche Neuerung im
europä=
iſchen wirtſchaftlichen Leben. Es liege in der Logik dieſer
Ent=
wicklung, und das habe er auch in ſeiner Rede im Völkerbund
betont, daß Deutſchland den Willen hat, aufrichtig an dem Werk
des Völkerbundes mitzuarbeiten, um einen neuen Fortſchritt in
der politiſchen und wirtſchaftlichen Verſtändigung zwiſchen den
beiden Nationen zu erzielen. Es liege auch nicht weniger im
Geiſte dieſes Programms, daß die Reichsregierung ſich bemühe,
die franzöſiſch=deutſche Verſtändigung, an der man ſeit Jahren
arbeite, zu entwickeln und enger zu geſtalten. Die gemeinſame
Anſicht des franzöſiſchen und deutſchen Außenminiſters, ſo wie
ſie offen beim Eintritt Deutſchlands ſich gezeigt hätte, ſei die
greifbare Kundgebung dieſer logiſchen Notwendigkeit geweſen.
Die Norwendigkeit der Realpolitik erfordere von Deutſchland eine
aktive und vertrauensvolle Zuſammenarbeit. Eine andere
Po=
litik der deutſchen Regierung würde gegen die Logik der Tatſachen
verſtoßen. Aber man habe das Recht, zu hoffen, daß diejenigen
Eelmente der deutſchen öffentlichen Meinung, die das Werk von
Genf noch mit Mißtrauen betrachten, dafür gewonnen würden,
ſobald man die Periode des erſten Kontakts und der Anpaſſung
an den komplizierten Apparat des politiſchen Lebens des
Völker=
bundes überſchritten habe.
Sitzung des Enquete=Ausſchuſſes.
Berlin, 18. September.
Im Rahmen der Arbeiten des EnqueteAlusſchuſſes zur Prüfung der
Wirtſchaftslage tagte geſtern der Unterausſchuß für Geld= und
Kredit=
weſen. Er beſchäftigte ſich zunächſt mit der weiteren Beratung über den
Arbeitsplan des Ausſchuſſes auf Grund eines Entwurfes zu einem
Fragebogen über die Kreditpolitik der privaten Banken, die Zinsſpanne
und die landwirtſchaftlichen Kreditfragen. Der Vorſitzende, Dr.
Hilfer=
ding, erläuterte im einzelnen den umfangreichen Fragebogen und hob
als beſonders wichtig ſür die Volkswirtſchaft die Frage nach der
Be=
meſſung des Eigenkapitals der Banken mit Rückſicht auf die fremden
Gelder hervor. Ferner wurde die Frage der Finanzierung des letzten
Kon=
ſums beſprochen, und unter anderem auf die Gründung der
Automobil=
bank zur Finanzierung der Ankäufe hingewieſen. Zur Prüfung dieſer
Fragen ſollen auch die Mitglieder des dritten Unterausſchuſſes für
Handel und Gewerbe herangezogen werden, da dieſe Fragen nicht nur
durch die Banken, ſondern auch vom Handel beantwortet werden müßten.
Weiter wurde beſchloſſen, die Reichs= und Staatsbehörden um die
Auf=
ſtellungen über Umfang und Form der öffentlichem Kredite zu erſuchen.
Bei den Fragen nach der Zeitſpanne ſollen vor allem die Tätigkeit der
Stemper=Vereinigung, die Höhe der Konditionen, die Nebenproviſionen
und die Gründe einer Ueberſchreitung der Berliner Sätze in der Provinz
unterſucht werden. Dabei ſoll die Reichsbank um Uebermittlung der
Ergebniſſe der von ihr eingeleiteten Enquete erſucht werden.
Vom Tage.
Die von dem ſozialdemokratiſchen Preſſedienſt verbreitete Meldung,
wonach der Reichspräſident an die deutſche Delegation in Genf
ein Telegramm betreffend die Wahl Polens in den Völkerbundsrat
ge=
richtet hat, iſt, wie mitgeteilt wird, nicht zutreffend.
Miniſterpräſident Poincaré empfing geſtern nachmittag
Briand zu einem zweiſtindigen Vortrag über ſeine Verhandlungen
in Genf, dem auch der Vorſitzende des Finanzausſchuſſes Delacroix
bei=
wohnte.
Der frühere Finanzminiſter Loucheur beabſichtigt, anfangs
Okto=
ber zu Verhandlungen mit den deutſchen Stahlindyſtriellen in Berlin
einzutreffen.
Die engliſche Bergarbeitergewerkſchaft hat unter dem Eindruck von
Baldwins Vorſchlägen beſchloſſen, für Montag eine Vollſitzung
der Bergarbeiterexekutive einzuberufen.
„Daily Chronicle” berichtet aus Madrid, daß die dortige Lage
von neuem ſehr ernſt ſei. Die Infanterie habe ſich der
Artil=
lerie angeſchloſſen und werde in den Kaſernen zurückgehalten.
Sie habe eine formelle Aufforderung an Primo de Rivera gerichtet,
zurückzutreten.
Nach einer Meldung aus Mexiko iſt General Obregon
er=
mordet worden, als er in ſeine Wohnung in Navojoa, im Staate
Sonora, zuwickgekehrt wav, nachdem die Yaqui=Indianer ihn freigelaſſen
hatten.
Eine Tangerkonferenz?
Von unſerem A=Korreſpondenten.
laſſen, ſo daß die franzöſiſchen Truppen auf einer Front von 100
Kilometern ſich den nichtunterworfenen Beni Haled, Ktama und
Sem=
hadjas gegenüberſehen.
Rücktritt des vatikaniſchen Staatsſekretär. s
Caf73.
Kardinal Pietrv Gaſparri,
der als Leiter der vanikaniſchen Atßenpolitik auf eine
ungewöhn=
ich lange und erſolgreiche Tätigkeit zurückblicken kann, hat dem
Papſt ſein Abdankungsgeſuch überreicht. Kadinal Gaſparri
teht im 74. Lebensjahre; er wurde im Jahre 1914 vom Pabſt
Benedikt VX. zum vatikaniſchen Staatsſekretär ernamt.
Die Ratifikation des Waſhingtoner Abkommens.
TU. Genf, 18. September.
Bekanntlich haben ſich im März die Arbeitsminiſter von England,
Deutſchland, Belgien und Frankreich in London getroffen, um über die
Awwendung der Waſhingtoner Konvention auf ihre Länder zu beraten.
Wie das Internationale Arbeitsamt mitteilt, haben die in London
ge=
troffenen Abmachungen bereits ihre Früchte getragen. Die belgiſche
Regierung hat dem Arbeitsamt mitgeteilt, daß die Ratifikationsurkunde
des Waſhingtoner Abkommens niedergelegt wurde. In Frankreich iſt
die Konvention von der Deputiertenkammer bereits mit einſtimmiger
Billigung an den Senat verwieſen worden, ſodaß mit einer baldigen
Natifizierung durch Frankreich gerechnet werden kann. In Deutſchland
wird die Ratifikation im Oktober erfolgen. Die Hauptbeſtimmungen
der Waſhingtoner Konvention ſind auch von England in ſeine neue
Factory=Bill aufgenommen worden.
Paris, 18. September.
Die Tangerfrage kann nicht einſchlafen, trotzdem ſie nicht die
Baſis eines Kompromiſſes bei den Ratsſitzverhandlungen gewor,
den iſt und trotzdem ſeitens der intereſſierten Mächte kein Ent,
gegenkommen für die von Primo de Rivera gewünſchte Löſung
gezeigt wurde. Die ſpaniſche Preſſe hört nicht auf, die Forderun
gen auf Tanger zu betonen. In England wurde eine Zeitlang
mit dem Gedanken, Tanger den Spaniern zu überlaſſen, geſpielt
als aber die Sache ernſt wurde, nahm die Regierungspreſſe willie
die Proteſte der Oppoſition auf. Nur Italien, welches mit dem
Stand der Dinge in Tanger ſich nie zufrieden gab, ſcheint die
ſpaniſchen Anſprüche zu unterſtützen.
Die Tangerfrage iſt wirklich von großer Bedeutung. Der
kleine Hafen Tanger beſitzt nicht nur eine wirtſchaftliche
Bedeu=
tung — deswegen würde man noch nicht ſo viel darüber
ſpre=
chen —, er ſoll wegen ſeiner geographiſchen Lage ſich zu einem
Rivalen Gibraltars entwickeln können. Und endlich war Tanger
— und ſoll es noch immer ſein — während der Kämpfe mit Abd
el Krim die Zentrale des Waffenſchmuggels und aller möglichen
umſtürzleriſchen Agitation für ganz Marokko. Dieſe letztere
Tat=
ſache iſt nicht zu unterſchätzen. Solange Tanger neutral ſein wird
und noch dazu dort die durch das Tangerſtatut geſchaffenen
un=
möglichen Zuſtände fortdauern, wird Tanger ſtändig eine
Zen=
trale des Schmuggels, ein Treffpunkt der politiſchen Abenteurer,
mit einem Worte eine ſtändige Gefahr für den Frieden in
Nord=
afrika ſein. Inſofern wären die ſpaniſchen Wünſche auf die
Ein=
verleibung Tangers vollkommen berechtigt, auch im Intereſſe
Tangers. Der dortige herrenloſe Zuſtand ſoll unerträglich ſein,
Bekanntlich wurden die ſpaniſchen Wünſche von Frankreich
wie von England ſeinerzeit glatt abgelehnt. Frankreich beruft
ſich dabei auf die Tatſache, daß Tanger — offiziell — unter das
Szepter des Sultans von Marokko gehört. Außerdem genießt
dort Frankreich eine Vormachtſtellung, die zwar nicht ſtark genug
war, um während des Rifkrieges den Waffenſchmuggel zu
unter=
binden, aber immerhin manche Vorteile für Frankreich bedeutet.
Eingekeilt in die ſpaniſche Zone ſoll alſo Tanger weiterhin nur
international bleiben. In Spanien iſt man verbittert, eine
Zeit=
lang hat man ſogar mit der Räumung der ſpaniſchen Zone
ge=
droht, was man aber hier nur mit Freude begrüßen würde, da
nämlich Marokko dann unter einheitliche Führung käme.
Die franzöſiſche Politik wird in dieſem Punkte durch ſehr
ver=
ſchiedene Gründe beſtimmt. Es gibt ſehr viele, die jedes
Zuſam=
mengehen mit Spanien in Nordafrika für einen politiſchen Fehler
halten. Während alle arabiſchen Stämme in den Spaniern den
Erbfeind ſehen, begegnet Frankreich vielfach Sympathien,
jeden=
falls wird es nicht ſo gehaßt wie Spanien. Was aber das
Wich=
tigſte iſt, die ſtarre Haltung Frankreichs in der Tangerfrage iſt
eine Wirkung des engliſchen Einflüſſes. Denn England iſt es in
erſter Linie, welches ſich den ſpaniſchen Wünſchen widerſetzt. Dort
iſt man im Hinblick auf die Sicherheit Gibraltars nämlich ſehr
empfindlich.
Nur Italien ſoll die ſpaniſchen Anſprüche unterſtützen, nach
einem Ausſpruch Muſſolinis ſogar ſehr energiſch. Und in San
Sebaſtian werden darüber ſchon zwiſchen Italien und Spanien
Verhandlungen geführt. Wenn Muſſolini allerdings die
ſpani=
ſchen Anſprüche auch hier ſo unterſtützen wird, wie er es in der
Ratsſitzfrage getan hat, kann man in Madrid eine helle
Ueber=
raſchung erleben. Jedenfalls beſitzt aber die ſpaniſche Politik
Mittel, um dieſe Frage wachzuhalten. In Frankreich zeigt man
ſich zwar jetzt nicht prinzipiell jeder Unterhandlung abgeneigt,
aber in abſoluter Verkennung der eigenen Intereſſen der
Ueber=
gabe Tangers an die Spanier nicht gewogen. Und dabei iſt e
gewiß, daß der jetzige Stand der Dinge in Tanger jeden Konflitt
am Mittelmeer verſchärfen, ja vergiften wird.
EP. Lonbon, 18. September.
Nach einer offenbar amtlich inſpirierten Mitteilung berichten die
„Times”, daß die ſpaniſche Regierung gleichzeitig in London und Paris
eine Note überreichen ließ, in der ſie nicht mehr auf den Einſchluß der
Tangerzone in das ſpaniſche Marokko=Gebiet beſteht. Die ſpaniſche
Regierung ſchlägt vielmehr Beſprechungen zwiſchen Großbritanuien,
Frankreich und Spanien vor, die ſich auf die Zulaſſung Italiens zur
Teilnahme an der Verwaltung von Tanger beziehen ſollen. Dieſen
Be=
prechungen ſoll ſpäter eine Vollſitzung aller Signatarmächte des
Alge=
eirgs=Vertrages folgen.
In unterrichteten engliſchen Kreiſen verlautet, daß die kürzlich im
Foreign Office überreichte ſpaniſche Note eine Variante der ſpaniſchen
Forderung auf Angliederung der Tangerzone darſtelle. Die engliſchen
Sachverſtändigen hätten bereits mit der Prüfung der Note begonnen,
und es werde ein Meinungsaustauſch zwiſchen Frankreich, England und
Spanien über die Frage der Zulaſſung Italiens zu den Verhandlungen
ſtattfinden, obwohl die engliſche Regierung nach wie vor auf dem
Stand=
punkt ſtehe, daß die Einberufung einer Konferenz der Signatarmächte
der Algeciras=Akte nicht erforderlich ſei.
* Techniſche Rundſchau.
Von
Dr. Helmut Thomaſius.
Die nirtſchaftlichen Verhältniſſe unſerer Zeit haben dazu
ge=
führt, daß man ſich jetzt in der Technik mit Fragen zu beſchäftigen
beginnt, die man früher vollkommen vernachläſſigte. Umſtellung,
Organiſation der Arbeit, Normung, Typiſierung,
Serienfabri=
kation, oder wie man ſie neuerdings nennt, Reihenfertigung,
Fließarbeit — das ſind ſo die Schlagworte, die man vor einem
Jahrzehnt faſt ſämtlich noch nicht kannte und die gegenwärtig
Geſichtspunkte ſowie Richtlinien für unſer techniſches Schaffen
darſtellen. Dazu kommt das Streben nach einem möglichſt hohen
Wirkungsgrad, d. h. nach Erzielung der höchſten Leiſtung bei
geringſtem Aufwand.
Das merkwürdigſte iſt nun, daß dieſe neue Einſtellung zu
einem erheblichen Teil von Amerika ausgegangen iſt, alſo von
einem Lande, wo man es ſcheinbar am wenigſten nötig hatte.
Hier ſchöpfte man aus dem Vollen, hier gab es die Grundlagen
techniſcher Erzeugung, hier gab es Metalle, vor allem Eiſen,
ferner Kohle, Waſſerkräfte und noch manches andere in Hülle und
Fülle. Hier brauchte man nicht zu ſparen, hier konnte man darauf
loswirtſchaften, hier kam es auf eiwas mehr oder weniger nicht
an. Mit Neid blickten unſere Techniker hinüber ins gelobte Land,
wo man ſich nicht wie bei uns einſchränken, jedes Nebenprodukt
verwerten, aus jedem Stoff alle Möglichkeiten herausholen mußte.
Gerade von drüben kamen nun aber jene Maßregeln, die auf
weiter nichts hinauslaufen, als auf die weiteſtgehende Erſparnis
an Rohſtoff, an Arbeitskraft und an Koſten. Hat der Amerikaner
einen beſſeren Blick für die Notwendigkeiten ſeiner fernen
Zu=
kunft als wir?
Faſt will es ſo erſcheinen. Dafür zeugt eine neue techniſche
Aufgabe, die er ſich eben zu löſen anſchickt. Seit Jahrtauſenden
wiſſen wir, daß der Roſt das Eiſen zerfrißt. Seit Jahrtauſenden
erſetzen wir das, was er zerſtörte, durch Neues. Alles Eiſen, das
verroſtete, iſt für unſer Wirtſchaftsleben verloren. Es
verſchwin=
det zum größten Teile ſpurlos. Die Erde verſchlingt es, der Wind
verweht es, das Waſſer ſchwemmt es hinweg. Ja, es iſt richtig,
die Technik verwendet Roſtſchutzmittel. Eiſen, das bis zu ſeiner
Verwendung irgendwo lagert, beſtreichen wir mit Teer, mit
Fetten, mit Oel, mit Farben oder was es auch ſonſt ſei. Ebenſo
behandeln wir unſere eiſernen Brücken, unſere Funktürme und
zahlreiche andere Erzeugniſſe der Technik. Aber dieſe Anſtriche
vermögen die Vernichtung durch den Roſt nicht auf die Dauer
hintanzuhalten. Es handelt ſich hier nur um eine Hinusſchiebung
des Untergangs, nicht um eine völlige Verhütung. Ueber kurz
oder lang geht alles, was da aus Eiſen iſt, durch Roſt
zu=
grunde. Wir müſſen dann neue Erze aus den Tiefen der Erde
herausholen, ſie verhütten und neues Eiſen erzeugen. Wie die
Vorräte an Kohle, ſo werden ſich auch die an Eiſen einſtmals
erſchöpfen.
Es iſt aber gar nicht nötig, ſich damit zu beſchäftigen, wann
dies der Fall ſein wird. Unſere Sorge muß der Gegenwart
gelten. Hat ſich wohl ſchon jemand ein Bild davon gemacht,
wieviel Eiſen alljährlich durch Roſt vernichtet wird? Nun, die
amerikaniſchen Behörden haben über dieſe Frage ſorgfältige
Unterſuchungen anſtellen laſſen, deren Ergebnis nunmehr
vor=
liegt. Wir erſchrecken, wenn wir es vernehmen. In den
Ver=
einigten Staaten zerfrißt der Roſt im Jahr Eiſen im Werte von
300 Millionen Dollar! Das iſt ein Betrag, den auch ein im
Golde ſchwimmendes und an Eiſenerzen ſo reiches Land auf die
Dauer nicht zu ertragen vermag. Mit dieſem Verluſt allein iſt
es aber noch nicht getan. Er zieht weitere nach ſich. Auf wichtigen
Brücken muß der Verkehr monätelang geſperrt werden, um die
verroſteten Teile auszubeſſern. Die Wolkenkratzer, die durch ihr
eiſernes Fachwerk getragen werden, müſſen zuſammenſtürzen,
ſobald dieſes Fachwerk durch den Roſt allzu ſtark angegriffen iſt.
Man wird ſie vorher abtragen oder dieſes Fachwerk Stück um
Stück durch neues erſetzen müſſen, was vielleicht — wenn es
tech=
niſch überhaupt ausführbar iſt — koſtſpieliger ſein wird als die
Errichtung eines neuen Gebäudes.
Dieſe Beiſpiele ließem ſich noch um Tauſende vermehren.
Man hat in Amerika ſofort richtig erkannt, um was es ſich jetzt
handelt. Wiſſenſchaft und Technik müſſen Mittel und Wege
finden, um die Roſtbildung zu verhüten. Nun hat man ja in
neurer Zeit Legierungen des Eiſens mit anderen Metallen,
ins=
beſondere mit Nickel und Chrom hergeſtellt, die nicht roſten. Sie
kommen unter der Bezeichnung „Edelſtahl” bereits in den Handel
Man ſtellt daraus die verſchiedenartigſten mediziniſchen und
ſon=
ſtigen Inſtrumente und allerlei andere Dinge her, die man
bis=
lang aus Gold, Silber, Platin oder auch anderen Metallen
an=
fertigte, die ſich durch ihre Widerſtandsfähigkeit gegen die
Be=
ſtandteile der Luft auszeichnen. Es handelt ſich hiebei allerdings
um Erzeugniſſe kleineren Formats — eine Eiſenbahnbrücke aus
Edelſtahl würde unerſchwinglich ſein. So bleibt die Aufgabe zu
löſen, wie man das Roſten des Eiſens verhindert.
Es iſt dies vielleicht die wirtſchaftlich bedeutſamſte Aufgabe,
die der Technik jemals geſtellt wurde. Früher nahm man an, daß
das Roſten des Eiſens eine einfache Vereinigung dieſes Metalls
mit dem Sauerſtoff und der Kohlenſäure der Luft darſtelle,
Später ließ ſich dann beweiſen, daß dabei auch noch elektriſche
Vorgänge mitſpielen. Mit dieſer Erkenntnis iſt der Technik aber
nicht geholfen, iſt ihr das roſtbeſtändige Metall nicht gegeben,
deſſen ſie ſo dringend bedarf. Mam hat in Amerika ein „
Cor=
roſion=Committee”, alſo eine „Roſtkommiſſion” gebildet, der die
hervorragendſten Vertreter des Hüttenweſens, der eiſenverarhei
tenden Induſtrien, der zahlreiche Chemiker und Techniker
ange=
hören. Dieſe Kommiſſion hat bereits einen Arbeitsplan aufge
ſtellt, der in großzügig angelegten Laboratorien und
Verſuchs=
betrieben durchgeführt wird. Es handelt ſich darum, zunächſt
die Urſachen der Roſtbildung genauer zu erforſchen und dann
Mittel und Wege zu finden, ſie zu verhüten. Man arbeitet
fiebee=
haft, denn bis dieſe Frage gelöft iſt, büßen die Vereinigten
Staaten Jahr für Jahr 300 Millionen Dollar durch den Roſt
ein. Dieſe Summe ſteigt in dem Maße, wie die Verwendung
des Eiſens wächſt. Die Technik der ganzen Welt aber ſieht den
Arbeiten des „Corroſion=Commitee” mit geſpannten Erwar?
tungen entgegen!
Amerika, dieſes Land des Ueberfluſſes, dieſes Land, wo
ſcheinbar alles mehr als reichlich vorhanden iſt, deſſen die
Technik bedarf, rechnet aber auch noch mit anderen Nöten. Wik
ſind geneigt, auch ſeine Wälder für unerſchöpflich zu halten. Die
Technik erſetzt das Holz jetzt zwar immer mehr durch Eiſen. Sie
kann es aber nicht vollkommen entbehren. Man braucht immer
noch gewaltige Mengen. Wie gewaltig dieſe Mengen ſind,
zeig=
die amtliche Statiſtik. Noch vor einem Vierteljahrhundert warken
in den Vereinigten Staaten 822 Millionen Acres Land mit Walg
bedeckt. Heute ſind es nur noch 463 Millionen. Der
Waldbe=
ſtand iſt alſo auf die Hälfte zurückgegangen. Der jährliche Bedall
von Technik und Induſtrie an Holz beläuft ſich auf ungefähr 8o
Bill. cbm. Wenn das ſo weiter geht, oder wenn er ſteigt, ſo witd
der Technik bald kein Holz wehr zur Verfügung ſtehen, 905
abgeſehen davon, daß die Preiſe ſchon in Bälde unerſchwinglich
werden müſſen. Mit dem Holz geht es aber genau wie mit deiſe
Eiſen: Dieſes roſtet, das Holz jedoch geht ſchließlich durch die
Fäulnis zugrunde. Es verſchwindet alſo ebenfalls vom
Ero=
boden.
Hier ergibt ſich ſomit eine ähnliche Aufgabe wie für das
Eiſen. Alles von der Technik verwendete Holz muß derart ime
prägniert werden, daß es unzerſtörbar wird oder daß doch wenlge
ſtens eine beträchtliche Verlängerung ſeiner Lebensdauer eintkilt=
Man hat ſofort, als die Gefahr erkannt wurde, eingehende
Ei=
hebungen vorgenommen. Sie lieferten ein betrübliches Bitb=
Von dem Augenblick an, wo Holz irgendeine Verwendung in de=
Technik gefunden hat, iſt mit einer durchſchnittlichen Lebens”
dauer von 7½ Jahren zu rechnen. Wird dieſes Holz aber iüe
prägniert, ſo verdoppelt ſich ſeine Lebensdauer. Es wird ii
Durchſchnitt erſt in 15 Jahren untergehen. Der
Imprägaierunge=
mittel gibt es nun gar viele. Meiſt wird in Amerika Kreoſo.
verwendet, das ſich aber nur für beſtimmte Zwecke eignet. Ke
Nummer 260
Sonntag, den 19. September 1926
Geite 3
Forderang einer
Exwerbsloſenverſicherung.
Maßnahmen auf lange Sicht.
Stettin, 18. September.
Die Vertretertagung des Deutſchen Städtetages ſetzte heute
ihre Bergtungen fort. Der Vorſitzende, Oberbürgermeiſter Dr.
Boeß=Berlin, gab, nachdem er die Referenten des heutigen
Tages begrüßt hatte, ſeiner Freude darüber Ausdruck, daß
geſtern alle Mitglieder des Reichswirtſchaftsrates ſich für ein
Arbeitsloſengeſetz ausgeſprochen hätten. Dr. Boeß
be=
tonte dann, daß es notwendig ſei, die Arbeitsloſenver
ſicherung von vornherein als ein Ganzes auszubauen.
Dar=
auf nahm
Profeſſor Dr. von Zwiedineck
das Wort zu ſeinem Vortrag über das Erwerbsloſen
problem. Der Referent kennzeichnete die Erwerbsloſigkeit
von vornherein als Erkrankung des ſozialen Körpers von
aus=
geſprochen epidemiſchem Charakter. Einmal trete
Erwerbsloſig=
keit auf als Begleiterſcheinung der Wechſellagen der Wirtſchaft,
alſo als konjunkturale Erwerbsloſigkeit. Daneben müſſe aber
un=
bedingt trotz mancher Widerſprüche eine durch hiſtoriſche
Tat=
fachen ausgelöſte Erwerbsloſigkeitserſcheinung erfaßt werden.
Dieſe letztere habe zurzeit in Deutſchland ihre Wurzel einmal in
unmittelbar politiſch beeinflußten Aenderungen des
Arbeits=
angebotes, in der Verminderung des Heeres= und Marineſtandes
um etwa 600 000 auf der Höhe der Arbeitskraft ſtehende
Men=
ſchen, in der Verdichtung der Bevölkerungsſiedlung durch
Rück=
uind Heimwanderung und in der Aenderung des Altersaufbaues
dieſer Bevölkerung. Zweitens in gleichfalls politiſch verurſachten
Tatſachen, die für die Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt weſentlich
„nitbeſtimmend die Marktlage zu Ungunſten der Arbeiter
ver=
ſchlechtert haben. Auch hier wird die wirtſchaftliche Ausſtrahlung
Her Einſchränkung von Heer und Marine, der Verluſt ihres
Be=
darfes für die verſchiedenen Märkte, ferner die ſoziale
Umſchich=
tung infolge des Krieges, Erwerbsnotwendigkeit für viele
Mittel=
ftands= und Wohlſtandselemente der Vorkriegszeit, die Häufung
von Rationaliſierungsmaßnahmen, auf eine kurze Zeitſpanne.
dveil ſeit Kriegsbeginn darin ſo viel nachzuholen war, die
Aufzeh=
rung des flüſſigen Kapitals durch Krieg und Kriegsausgans
(Inflation), die ſich für den Innenmarkt beſonders
verhängnis=
voll auswirkt in dem Darniederliegen der Bautätigkeit,
Hem=
mungen handelspolitiſcher Natur für die Exportinduſtrie, die
ins=
beſondere durch den Autarkie=Fanatismus der vielen kleinen
Volkswirtſchaften maßlos geſteigert werden, endlich nicht zu
ver=
geſſen die paſſive Stellung der Länder mit der größten
Erwerbs=
loſigkeit gegenüber den Ländern mit abgleitender Valuta (
Valuta=
dumping). Alle dieſe Tatſachen ſcheinen jenen recht zu geben,
die einen Uebervölkerungszuſtand behaupten, nicht nur für
Deutſchland dieſe Auffaſſung vertreten, ſondern auch in
Groß=
britannien, dort namentlich Keynes. Im weiteren geht der
Refe=
rent dazu über, die Fehlerhaftigkeit der Auffaſſung darzutun, als
ob Arbeitszeitverlängerung unbedingt die Erwerbsloſigkeit
ſtei=
gern müßte. Der ſtark ſäkulare, ſtrukturelle Charakter der
Er=
zverbsloſigkeitsurſachen in der Gegenwart bedinge hier doch auch
außergewöhnliche Maßnahmen. Allen Beſtrebungen gegenüber
müſſe aber als wichtigſte Richtlinie gelten, daß alle autoritäre
Tätigkeit, die des Staates wie der Städte und ſonſtiger
öffent=
licher Gebietskörperſchaften, darauf eingeſtellt ſein müßte, die in
jedem Organismus, alſo auch im Volkswirtſchaftskörper
verhan=
denen Selbſtverwaltungsenengien in ihrer Heiltendenz zu
för=
dern, zu verſtärken. Marktbelebung durch Anregung der
Nach=
frage, Schaffung eigener Unternehmungen, die auf dem
Arbeits=
markt die Nachfrage ſteigern, ſeien von vornherein jedenfalls
richtiger als die indirekte Unterſtützung der Produktion. Indem
der Vortragende ſich zu einem gewiſſen Optimismus bekennt,
niicht nur etwa, weil der Geburtenausfall während des Krieges
ſich ab 1928 recht erheblich ſteigend fühlbar machen werde,
ſon=
dern auch weil unter dem Einfluß der Rationaliſierung eine
er=
hebliche Produktivitätsſteigerung eingetreten ſei, betont er
den=
noch mit Nachdruck die Notwendigkeit außerordentlicher auch
ſo=
zufagen ſäkularer Maßnahmen, die geboten ſeien, weil der
An=
paſſungsprozeß zwiſchen ſtrukruell eingeſchrumpfter Nachfrage
und geſteigertem Angebot nur in längerer Zeit von ſelbſt zu
er=
warten ſei. Innere Koloniſation und eine Handelspolitik, die
Nachfrage ſchafft, ohne preisſteigernd zu wirken, verſprächen
ſtär=
kere Erfolge als die Einführung der Arbeitsloſenverſicherung.
Darauf hielten Stadtverordneter Görlinger=Köln und
Rechtsrat Dr. Kleindinſt=Augsburg der Korreferate.
Stadt=
verordneter
Görlinger=Köln
führte aus, daß die deutſchen Unternehmer 1924/25 die
Folgerun=
gen aus der Wirtſchaftskriſe nicht hätten zu ziehen brauchen, da
die Kartellorganiſationen und die Zollpolitik, ſie geſchützt habe.
Damit ſei die Kriſe nur vertagt, aber nicht überwunden worden,
wie das unter anderem die Erwerbsloſenziffern zeigten. Ueber
die Umſchichtung auf dem Arbeitsmarkte ließe ſich jedoch
vorläu=
fig kein Urteil fällen, da die Berufs= und Betriebszählung für
1925 noch nicht ausgewertet worden ſei. Die Arbeitsloſigkeit ſei
nicht nur eine ſoziale Gefahr, ſondern bringe auch große
wirt=
ſchaftliche Verluſte. Der Wert der Gütererzeugung von 2
Mil=
lionen erwerbsfähigen Menſchen und don weiteren 2 Millionen
Kurzarbeitern könne auf 6 Goldmilliarden geſchätzt werden, die
der Volkswirtſchaft verloren gingen. Die Entwöhnung von der
Arbeit, der Nückgang der manucllen Geſchicklichkeit durch
Arbeits=
entwöhnung und die Minderung der phyſiſchen Arbeitskraft durch
Unterernährung bedeuteten weitere Verluſte. — Bei der
Ratio=
naliſierung müſſe beachtet werden, daß das wertvollſte Kapital
des Volkes ſeine Arbeitskraft iſt. Die Vermehrung des Ertrages
der Volks irtſchaft durch Leiſtungsſteigerung des Arbeiters müſſe
vom Menſchen als Träger der Arbeitskraft ausgehen und nicht
von der Maſchine. Deshalb müſſe man ſich gegen niedrige Löhne
und lange Arbeitszeit wenden, da der Arbeiter nicht nur als
Produzent, ſondern auch als Konſument angeſehen werden müſſe.
Als zweiter Korreferent wies Rechtsrat
Dr. Kleindinſt
darauf hin, daß auch nach Behebung der Wirtſchaftskriſe die
all=
gemeine Verarmung, die Veränderung im Gefüge der
Weltwirt=
ſchaft durch das Entſtehen neuer Induſtrieländer und die
Ratio=
naliſierung der deutſchen Wirtſchaft beſtehen bleiben würden.
Man müſſe daher mit einer verſtärkten Wirkung der
Saiſon=
induſtrie auf den Arbeitsmarkt rechnen, da viele Zweige der
deutſchen Wirtſchaft in den nächſten Jahren gleichfalls
Saiſon=
charakter tragen würden. Eine große Zahl regelmäßiger
Erwerbs=
loſer und eine erhebliche Ungleichmäßigkeit in der Zahl der
Be=
ſchäftigten würden deshalb weiterhin für den deutſchen
Arbeits=
markt charakteriſtiſch bleiben. Die Maßnahmen gegen die
dau=
ernde Arbeitsloſigkeit müßten deshalb von grundſätzlich anderer
Art ſein, als die gegen vorübergehende Kriſen angewandten
Mittel. Wirtſchaftspolitiſche Maßnahmen von internationaler
Tragweite müßten ergriffen werden. Für Deutſchland gehöre
hierzu insbeſondere die Gewinnung landwirtſchaftlich nutzbaren
Bodens und die Einführung der Arbeitsloſenverſicherung. Nicht
geeignet ſeien hingegen die Arbeitsdienſtpflicht und die
produk=
tive Erwerbsloſenſürſorge zur Behebung der Krife. Der Erwerb
von Kolonien oder Kolonialmandaten ſei gleichfalls nicht immer
von wirtſchaftlichem Werte.
Darauf wurde eine
Entſchließung
angenommen, in der es unter anderem heißt:
„Die Bekämpfung der Arbeitsioſigkeit und ihrer Folgen iſt
eine der dringendſten Aufgaben der Gegenwart. Zielbewußte
einheitliche Wirtſchafts= und Handelspolitik, Wiedereinordnung
der deutſchen Volkswirtſchaft in den Weltverkehr und die
Welt=
wirtſchaft und Verringerung entbehrlicher Einfuhr, eine Bilanz=
und Steuerpolitik, die die Wirtſchaft in ihren
Aufbaubeſtrebun=
gen unterſtützt, und Stärkung der Kaufkraft der breiten Maſſen
ſind die wichtigſten Maßnahmen. Die Städte bedauern, daß keine
richtige Verwertung ihrer Erfahrungen bei der Aufſtellung des
neuen Arbeitsbeſchaffungsprogramms erfolgt iſt und erwarten,
daß die Miniſterialkommiſſion eine Ergänzung durch
Heran=
ziehung von Vertretern der Praxis erfährt. Zur
Arbeitsbeſchaf=
fung ſind neben den in Ausſicht genommenen Notſtandsarbeiten
außerordentliche=Mittel, insbeſondere auch der produktiven
Er=
werbsloſenſürſorge, ſür den Wohnungsbau und damit für das
Baugewerbe als Schlüſſelgewerbe zur Verfügung zu ſtellen. Die
Arbeitsloſenfürforge muß baldigſt in eine geſetzliche
Ar=
beitsloſenverſicherung übergeführt werden. Solange
die von der Reichsregierung eingeleiteten Maßnahmen zur
Be=
ſchäftigung der Arbeitsloſen ſich nicht auswirken und die
all=
gemeine Arbeitsmarktlage keine Beſſerung zeigt, iſt die
allge=
meine Verlängerung der Unterſtützungsdauer
über 52 Wochen hinaus dringend notwendig. Die
Städte erklären ſich außerſtande, mehr als ein Nenntel der Koſten
zu tragen."
Zwei neue Ordonnanzen der J. R. K.
Die Ausführungsbeſtimmungen des
Rhein=
land=Befriedungs=Abkommens.
Koblenz, 18. September.
Die Verordnung Nr. 310 der
Rheinlandkommiſ=
ſion, die als „Verordnung zur Aufhebung der geſamten
Schutzver=
ordnungen” bezeichnet wird, hat folgenden Wortlaut:
Die Rheinlandkommiſſion verordnet in Erwägung deſſen, daß die
Abmachungen von Locarno in den beſetzten Gebieten eine Atmoſphäre
der Entſpannung und der Annäherung herbeiführen ſollen, in
Be=
kräftigung ihres Wunſches, die gedeihlichen Beziehungen zwiſchen der
Bevölkerung und den deutſchen Behörden einerſeits zu fördern und am
Werke des Friedens zwiſchen den Nationen mitzuwirken auf Grund des
Abkommens vom 10. September 1926 folgendes:
Artikel 1. Die Verordnungen Nr. 27, 70, 30, 116, 292 und 293 ſowie
die Anweiſung 26 werden aufgehoben.
Artikel 2. Dieſe Aufhebung beeinträchtigt nicht die durch dieſe
Ver=
ordnungen und Anweiſung erworbenen bzw. vorbehaltenen Rechte,
desgleichen nicht in beſonderen Fällen auf Grund endgültiger
Entſchei=
dungen, die von der Kommiſſion den genannten Beſtimmungen gemäß
getroffen worden ſind, erworbene bzw. vorbehaltenen Rechte.
Artikel 3. Die von dem Zeitpunkt des Inkrafttretens dieſer
Ver=
ordnung auf Grund der im vorſtehenden Artikel 1 bezeichneten
Ver=
ordnungen und der im gleichen Artikel erwähnten Anweiſung
eingereich=
ten Geſuche, über die die Kommiſſion nicht endgiltig entſchieden hat,
ſowie die Geſuche, die ſpäter auf Grund von Tatbeſtänden, die zeitlich
vor dem Inkrafttreten dieſer Verordnung liegen, eingereicht werden,
werden gemäß im oben erwähnten Abkommen vorgeſehenen
Beſtim=
mungen erledigt.
Artikel 4. Dieſe Verordnung iſt im Gebiete des Brückenkopfes Kehl
anwendbar.
Artikel 5. Dieſe Verordnung tritt am 17. September in Kraft.
Die Berordnung Nr. 311 der Rheinlandkommiſſion,
die als „Verordnung zur Ausführung gewiſſer im Anſchluß an die
Räumung der ſogenannten Kölner Zone vereinbarten Maßnahmen”
be=
zeichnet wird, hat folgenden Wortlaut:
Die Rheinlandkommiſſion verordnet, auf Grund der am 10.
Sep=
tember 1926 zwiſchen den in der Hohen Interalliierten
Rheinlandkom=
miſſion vertretenen alliierten Regierungen einerſeits und der deutſchen
Regierung andererſeits erfolgten Vereinbarungen, die am 17. September
1926 in Kraft treten und die Maßnahmen betreffen, die aus Anlaß der
Näumung der ſogenannten Kölner Zone beiderſeits ergriffen werden
können, um gemäß dem Geiſte der Abmachungen von Locarno die von
beiden Seiten gewünſchte Befriedung zu fördern, in Erwägung deſſen,
daß es der Hohen Kommiſſion zuſteht, Beſtimmungen zu treffen, um in
dem beſetzten Gebiet die Ausführung gewiſſer Maßnahmen ſicherzuſtellen,
was folgt:
Artikel 1. In den zwei Wochen nach dem Inkrafttreten der oben
erwähnten Abmackungen übergeben die zuſtändigen alliierten Behörden
in den verſchielen Beſatzungszonen den Deutſchen Behörden die
deutſchen Reichsangehörigen, die in den Gefängniſſen der beſetzten
Ge=
biete in Haft ſind und von den Militärgerichten wegen Taten verfolgt
werden bzw. verurteilt worden ſind, die ſie im Ruhrgebiet, in den
Brückenköpfen Duisburg, Ruhrort und Düſſeldorf und in der
ſoge=
nannten Kölner Zone begangen haben. Ausgenommen ſind nur ſolche
Perſonen, die ein Verbrechen gegen das menſchliche Leben mit
Todes=
erfolg begangen haben.
Artikel 2. Alle vor den alliierten Gerichten bzw. vor den deutſchen
Gerichten, vor letzteren in Sachen, in denen ſie auf Grund der
Verord=
nungen der Kommiſſion befaßt worden ſind, anhängigen
Strafverfol=
gungen anläßlich von Straftaten, die ſeit Beginn der Beſetzung bis zum
1. Februar 1926 in den beſetzten Gebieten begangen worden ſind,
wer=
den endgiltig eingeſtellt. Eine neue Strafverfolgung kann auf Grund
dieſer Straftaten nicht eingeleitet werden. Die wegen ſolcher Straftaten
verurteilten bzw. verfolgten und in den Gefängniſſen der beſetzten
Ge=
biete in Haft befindlichen Perſonen werden freigelaſſen. Vorſtehende
Beſtimmung betrifft nicht Strafverfolgungen oder Verurteilungen wegen
Straftaten des gemeinen Rechts oder Spionage. Inzwiſchen beglichene
Geldſtrafen oder Gerichtskoſten werden nicht erſtattet.
Artikel 3. Dieſe Verordnung iſt im Brückenkopf Kehl anwendbar.
Artikel 4. Dieſe Verordnung tritt am 17. September in Kraft.
Deutſch=polniſche Verhandlungen.
TU. Warſchau, 18. September.
Außonminiſter Zalewski wird am Donnerstag in Warſchau
ein=
treffen. In der nächſten Woche wird er mit dem nach Genf gerufenen
polniſchen Geſandten Olczowski über die Chorzowfrage ſowie über
eine ganze Reihe anderer Streitfragen zwiſchen Polen und Deutſchland,
die infolge des Inkrafttretens der Locarnoverträge entſtanden,
verhan=
deln. Von dieſen Fragen ſoll die wichtigſte die Niederlaſſungs= bziv.
Siodlungsfrage ſein. Mon vermutet, daß es zu der Gründung einer
Schiedsgerichtskommiſſion zwiſchen Deutſchland und Polen kommen
wird. Der heutige Beſuch, den Zalewski im Hotel Metropol dem
Staatsſekretär von Schubert abſtattete, wird ſchon der Regelung dieſer
Fragen gegolten haben.
ſind Fälle bekannt, wo damit behandeltes Holz dreißig bis vierzig
Jahre von jeder Fäulnis verſchont blieb. Aber auch das kann
nicht genügen. Wirtſchaftsleben und Technik fordern eine längere
Verwendbarkeit. Die Technik wird alſo andere Mittel finden,
ſie wird ſich die Aufgabe ſtellen müſſen, dem Holz die Eigenſchaft
der Unzerſtörbarkeit zu verleihen. Wird ſie dieſe Aufgabe löſen?
Und wann?
*Heſſiſches Landestheater.
Kleines Haus. — Samstag, den 18. September.
Die weiße Dame.
Oper von E. Scribe, Muſik von Boieldieu.
Dieſe vorzügliche komiſche Oper, die als die einzige des in
Paris ſeinerzeit Allmächtigen ſich auf unſeren Bühnen noch am
Leben hält, verdankt ihren Erfolg, der freilich an Begeiſterung
den des vorigen Jahrhunderts mit Wachtel und Bötel in der
Hauptrolle nicht mehr erreicht, dem ſpannenden Stoff, einer
reiz=
vollen Muſik und der dankbaren Rolle des George Brown
Librettiſt iſt der äußerſt theatergewandte Eugen Seribe, der den
Stoff aus zwei Romanen von Walter Scott ſehr wirkſam
zu=
ſammenholte. Die Muſik kennzeichnet in ihrer volkstümlichen
Melodik, der ſehr friſchen und koletten Rhythmik und einer
formvollendeten Schreibweiſe den Typus der franzöſiſchen
komi=
ſchen Oper, durch den damals Paris die muſikaliſche Führung
Italien entriß. An ſolchen Werken guter Unterhaltungsmuſik
haben wir in Deutſchland keinen Ueberfluß. Es iſt deshalb zu
begrüßen, daß es neu einſtudiert und inſzeniert in ſo hübſcher
Form gebracht wurde. Die populär gewordene Ouvertüre iſt
übrigens von ſeinem Schüler Adam, dem Komponiſten des
„Poſtillons”
Die Aufführung, von Max Hüsgen ſehr fein geleitet, von
Ostar Fritz Schuh gewandt in Szene geſetzt, war ſlott und
an=
mutig.
Als Anna führte ſich Johanna Buchheim, unſere neue
Koloraturſängerin, ſehr nett ein und fand in Joſef Poerner
als George Brown einen glänzenden Partner. Paula
Kap=
per und Eugen Vogt ſtellten ſehr luſtig das Pächterpaar,
Heinrich Hölzlin war ein prächtiger Gaveſton. In kleinen
Rollen zeichneten ſich Martha Liebel, und die Herren Ebert,
Debus, Jachtmann aus. Die Chöre (Berthold Sander)
voll Leben, klappten gut. Das Bühnenbild hatte unſer
vielge=
wandter Schenck von Trapp geſchmaglvoll hergeſtellt.
*(lternabend des Realgtmnaſiums
zu Darmſtadt.
Aus Anlaß der Hundertjahrfeier des Realgyymnaſiums fand
in der überfüllten Turnhalle am Woogsplatz ein Konzert des
Schülerorcheſters und des Knabenchors unter
Mit=
wirkung früherer Schüler der Anſtalt ſtatt. Es war ein voller
und wohlverdienter Erfolg. Im Realgymnaſium werden ſeit
jeher in voller Erkenntnis der Bedeutung künſtleriſcher Erziehung
für den werdenden Menſchen die muſikaliſchen Kräfte gehegt und
gefördert; der Lohn bleibt nicht aus. Ein ſtattlich beſetztes
Orcheſter ſteht bereit: Streicher, Holzbläſer, Hörner und
Trom=
peten. Und muſiziert wird mit beachtlicher Muſizierfreude und
Temperament. Die ſoliſtiſchen Darbietungen waren teilweiſe
überraſchend. Die Herren Opfermann und Schildge ſpielen
Vio=
line mit viel Verſtändnis für Schönheit des Tons; der begabte
junge Celliſt Herr Andrä verfügt ſchon ober große Fertigkeit, die
ihm ſchwierigſte Paſſagen auch in den höchſten Lagen faſt ohne
Fehl meiſtern läßt; Herr Schwarz zeigte am Klavier flüſſige und
ſichere Technik, und ganz beſonders ſei erwähnt das weiche,
ton=
lich wohlgelungene Waldhoinſolo des Herrn v. Bellersheim.
Als Soliſt bewährte ſich auch Herr Forch als forſcher
Xyylophon=
virtuoſe, und Herrn Hennemanns Vortrag der Löwe=Ballade
„Heinrich der Vogler” gefiel ſo, daß es nicht ohne Zugabe
ab=
ging. Fräulein Gläſſing begleitete in jugendlicher Anmut und
feiner Anpaſſung an den Sänger. Herr Weyns, jetzt
Konzert=
meiſter in Weimar, war Schüler der Anſtalt und iſt auf dem
beſten Wege, ein Meiſter zu werden. Ganz hervorragend
beglei=
tet von Herrn Hauf, ebenfalls früherer Schüler des
Realgym=
niaſiums, ſpielte er die verteufelte Teufelstrillerſonate von
Tar=
tini in vollendeter, ſonnigſter Tonſchönhcit und reif=muſikaliſcher
Auffaſſung auf vorzüglichem Inſtrument, und zeigte in zwei
klei=
nen Kreisleriſchen Leckerbiſſen flüſſigſte, perlenſte Leichtigkeit und
grazilſte Anmut des Vortrags. Er wurde ſtürmiſch gefeiert, und
ſein vorzüglicher Begleiter mit ihm.
Die Chöre klangen friſch und jugendfroh und das Konzert
ging zu Ende unter herzlichem Beifall der Zuhörer und
wohl=
verdienten Blumenſpenden für den unermüdlichen Steuermann
des Abends, Herrn Oberreallehrer Weide.
Wir gratulieren!
O.
C. K. Der Roman des Briefmarkenkönigs. Der „
Brief=
markenkönig” Englands, David Field, iſt geſtorben. Sein Leben
war ein Roman, in dem die Briefmarke die entſcheidende Rolle
ſpielte. „Davy” war ſchon als Knabe ein begeiſterter Marken=
ſammler, und mit 16 Jahren wurde er der jüngſte
Briefmarken=
händler Englands. In ſeinem maleriſchen Laden brachte er die
größten Seltenheiten zuſammen, die ſich in der philateliſtiſchen
Welt finden. Einer ſeiner Hauptkunden war König Georg, der
bekanntlich ein leidenſchaftlicher Markenſammler iſt. Von Field
hat er einige ſeiner größten Seltenheiten erworben, darunter die
berühmte „Fehlermarke”, die ſo genannt wird, weil das Wort
„Pence” durch einen Druckfehler in „Penoe” verwandelt wird.
Der engliſche Herrſcher zahlte für dieſe Marke 9000 Mark, aber
ſie iſt jetzt mindeſtens dreimal ſoviel wert. Als er heiratete,
wählte er natürlich eine Markenſammlerin, und Mrs. Field
brachte ihm eine der ſeltenſten Sammlungen von „Dreiecken” des
Kads der guten Hoffnung mit in die Ehe. Um ſich trauen zu
laſſen, hatte er einen Geiſtlichen ausfindig gemacht, der den
Namen „Stamp” „Briefmarke) führte. Der Traum ſeiner
Kind=
heit war bereits, einen „Briefmarken=Palaſt” in London
aufzu=
führen, in dem er ſein Geſchäft betreiben wollte. Dieſer größte
und koſtbarſte Briefmarkenladen der Welt iſt jetzt vollendet; aber
er hat ſeine Marken niemals in dieſem prachtvollen Rahmen
ge=
ſehen, denn er war bereits ſchwer krank, als der Bau aufgeführt
wurde, und die Einrichtung erfolgt erſt jetzt nach ſeinem Tode.
H. W. Die Elbe voll ſchwimmender Teller. Wie allgemein
be=
kannt, haben die Mächtigen unter unſeren Vorfahren auf
öffent=
liche Caſtereien großen Wert gelegt, und viele Fürſten haben ſich
auf dieſe Weiſe die Liebe und das Vertrauen ihrer Untertanen
erworben oder erhalten. Mitunter ſind die Veranſtalter ſolcher
Schmauſereien auf recht ſonderbare Einfälle gekommen, um ihre
Freigebigkeit möglichſt vernehmlich in die Welt zu poſaunen. Am
26. Juni 1730 gab Kurfürſt Auguſt von Sachſen ſeinen Soldaten
in Zeithain an der Elbe ein ſolches Rieſenfeſteſſen, an dem
30 000 Perſonen teilnahmen. Die eß= und trinkluſtigen Gäſte aßen
regimentweiſe an längs der Elbe aufgeſtellten Tiſchen. Ein
14 Ellen langer Kuchen zierte den Tiſch der Offiziere und wurde
vom Oberlandbaumeiſter von Sachſen mit einem 3 Ellen langen
Meſſer zerſchnitten. Beſonders merkwürdig war aber der vom
Kurfürſten anbefohlene Vorgang mit dem Eßgeſchirr nach
auf=
gehobener Taſel. Jeder Soldat erhielt bei Beginn des Feſtes
einen hölzernen Teller mit einer auf das Feſt bezugnehmenden
Inſchrift. Alle 30000 Mann mußten nach beendeter Abſpeiſung
längs der Elbe Aufſtellung nehmen gleichzeitig auf Kommando
eines Offiziers ihre Teller in den Fluß werfen. Der Zweck dieſes
Unternehmens war, daß durch die fortſchwimmenden Teller in
allen Elbſtädten, ja wohl in den ernſten Gegenden der Erde, die
Kunde von der Freigebigkeit des Kurfürſten verbreitet wurde.
Solche Teller wurden aufgefiſcht und ſind hier und da in
deut=
ſchen Muſeen noch heute vorhanden.
Seite 4
Sonntag, den 19. September 1926
Gott ſchenkte uns geſtern einen Sohn.
In dankbarer Freude
Pfarrer Paul Daniel Guyot
und Frau Luiſe, geb. Lettermann.
Darmſtadt, 18. September 1926.
(224419)
Gertrud Schmelzle
Robert Hinze
Verlobte
Darmstadt, 19. September
1926.
(*24253
Minna Lorenz
Chriſtian Schüller
Dankſagung.
Für die überaus vielen Beweiſe herzlicher Teilnahme,
ſowie für die vielen Kranz= und Blumenſpenden beim
Heim=
gang unſeres lieben, unvergeßlichen Eniſchlafenen
Herrn Polizeiwachtmeiſter
Heinrich Horſt
ſagen wir auf dieſem Wege Allen unſeren herzlichſten Dank.
Insbeſondere danken wir Herrn Pfarrer Vogel für die
tröſtenden Worte am Grabe, den Gemeindeſchweſtern für
die liebevolle Pflege, der Polizeidirektion Darmſtadt, dem
Verband heiſiſcher Polizeibeamten, Gruppe Blem, der
ge=
ſamten Darmſtädter Polizei, inſonderheit den direkten
Kol=
legen des Vl. Bezirks, dem Kavallerie=Verein, dem Verein
ehemaliger Leibdragoner, ſowie dem Männer= und
Frauen=
verein der evang. Markusgemeinde für die
Kranznieder=
legung und ehrenden Nachruf. Unſer Dank gilt auch der
Muſik und Geſangsabteilung der Polizeibeamten.
Frau Marie Horſt Wtw.
und Kinder.
(*24410
Darmſtadt, Wienerſtr. 47I.
Nach meiner Wiederzulassung beim Landgericht
Darmstadt befinden sich meine Geschäftsräume
A
Rheinstrasse 3
Dr. jur. Otto Kattler
A
Rechtsanwalt
(13333
Bin zur Kassenbehandlung
Von der Reiſe zurück
zugelassen (*24413gm
Jahnarzt 2. Kühler H.weber, Bentisk
Groß-Umstadt
Steinſtraße 5, I.
Obere Marktstr. 16.
(13305)
Verlobte
Darmſtadt
Ruthsſtr. 8.
Köln
(*24437
Statt Karten.
Friedr. Suhl
Martha Suhl
geb. Bleul (*24337
Vermählie
Darmſtadt
Ober=Thomaswaldau
Herzlichen Dank
für die anläßlich unſerer
Ver=
mählung erwieſenen
Aufmerk=
ſamkeiten. (24444
Otto Kreutz und Frau
Emmy, geb. Ebert.
*
Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herzlicher
Teilnahme bei dem Heimgange
meiner lieben Frau, unſerer
treu=
beſorgten Mutter, Großmutter und
Schwiegermutter ſagen wir hiermit
allen Freunden, Verwandten und
Bekannten unſeren verbindlichſten
Dank. Ganz beſonders danken wir
noch Herrn Pfarrvikar Schilling für
die tröſtenden Worte am Grabe.
Im Namen der trauernden
Hinterbliebenen:
Palentin Pohl II.
Erzhauſen. (13481
Ueberraſchende Heilerfolger
Kein Röntgen (keine Operation) mein
Spezialverfahren, ſpez, für langjähr. Leiden
jeder Art. — Behandlung von Nerven=,
Herz=, Lungen=, Leber=, Nieren=, Blaſen=,
Aſthma=, Verkalkung=,Magen=u. Darmleiden,
Hämorrhoiden, Flechten uſw.
Operationsloſe Frauenleiden (
Verlage=
rungen, Knickungen, Schwellungen).
Bein=
leiden Spezialbehandlung v offenen Beinen,
Krampfadern uſw. chmerzſtillende
Geh=
verbände nach beſ. Verfahren.
Operations=
loſe ſofortige Entfernung v. Gallenſteinen.
Naturheilinſtitut (*24420
M. Schießlinger
Darmſtadt
gepr. Magnetopath, langjährige Praxis
Viele Dankſchreiben. Beſuche werden auch
außerhalb aller Orts mit eigenem
Kraft=
wagen z. äußerſt niedrigem Honorar angen.
Sprechſt v. 9½—12, 2—6 Uhr, Sonntags von
9½—12 Uhr, jetzt Bismarckſtr. 53, Tel. 3622,
„Shne Zeſtee
werden Hühneraugen —
Hornhant ſchmerzlos und
gefahrlos entfernt, ſowie
eingew. Nägel ſchonend
be=
handelt. 16 J. erfolgreiche
Praxis, feinſte Referenzen
erſter Häuſer Krankenkaſſen
zugel. Komme auf Wunſch
ins Haus.
Aug. Drescher
Spez. f. Fußpflege (12538a
Beckerſtraße 23. Telephon 3159.
Vormittags 8—12 Uhr außer dem Hauſe.
Nachmittags 3—6 Uhr S prechſtun de.
Weißbinder= u.
Lachier=
arbeit von Anf. gut u
billig. Ang. unt. T 3
a d. Geſchſte 4*94475
Fylophon m. 8 Platt.
geg. / Geige z. tauſch
geſ. Angeb. u. T 10
an d: Geſchſt /94485
Von der Reise zurück
Dr. Rosenthal
Facharzt für Chir gie u. Frauenkrankheiten
Eſchollbrückerſtr. 4½ (13470gms
Sprechſtunden 12-1 (außer Samstagl 4-5 Uhr
Von der Reiſe zurück:
Dr. Ernst Gros
Darmstadt, Hochstr. 30, Tel. 2800
Facharzt für Lungenkrankheiten
Röntgeneinrichtung (12818a
Sprechſtunde von 10—11½ Uhr vormittags
und 3—5 Uhr nachmittags.
Samstag mittags keine Sprechſtunde.
E Lorpulen
Fettleibigkeit, wird
durch „Tonnola‟
(Na. S., Pps., Ra.
Ligu., Na. bic. fol.
Sen., Fe. O. Na. G1.)
beſeitigt. Preisgekr.m.
gold. Medaill. u. Ehr.=
Dipl. Kein ſtarker
Leib, keine ſtarken
Hüften, ſond.jugendl.
ſchlanke, eleg. Figur,
Kein Heilmittel, kein
Geheimmittel.
Ga=
rant. unſchädl. Aerztl.
empfohl. Keine Diät.
Biele Dankſchr.
Vor=
zügl. Wirkung. Seit
25 Jahr. weltbekannt.
Paket 3 Mark. —
In Darmſtadt zu
haben i. d. Medizinal=
Drogerie Fr.
Becken=
haub, Ecke Schul= und
Kirchſtraße (IV. 2408
verreiſt,
Bertreter:
Dr. Andres,
Frankfur=
terſtr 42, Dr. Hofmann,
Lauteſchlägerſtr. 16,
Dr. Buchhold II.,
Alice=
ſtr. 19½ Dr
Klingel=
höffer, Schwanenſtr. 73,
San=Rat Dr.
Langs=
dorf, Hügelſtraße 11.
(1345389)
R
Von der Reiſe
zurück
Dr. Hein
Hermannſtr 25. (*zu
Lestsstseee
Damenhart
ten
sairsten=
jieh 4us
bemte Mittel
Kitte
reil es die
e
sofort
Anae
radikzl mit Wurzel
eniſernt. Kelne Hauwotzung.
Garaptie absolnt unschdollet
tiederer Erfolg. Prele 155 7.
Prelesekr, Fald Hedt. WieleDrgtsrehr.
Vorzand sesen Muchnchme
Parf. Tillmann
Elisabethenstrasse 21
12537a
An alle Kranken
Salusöl
beiG. Haſch, Darmſt.
Fuhrmannſtr. 8. (*2446
Mäte
neu, Filz, für Damen
und Herren 4.ℳK,
faſſonieren u reinigen
jach neueſten Formen
2 ℳ. Frankfurter
Hutlager,
Ecke Grafen= u. Bis
marckſtraße. 124414
Anzüge
Koſtüme
erhalten Sie für nur
2 Mk.
gereinigt u. auf Neut
gebügelt, ſowie alle
Schneiderarbeiten
billigſt. Riedeſelſtr.
Nr. 39, Manſ. (*24441
Damen-Hüte
In einfacher und eleganter Ausführung
zu mäßigen Preisen
Stets Eingang von Neuheiten!
Anna Bersch
Schuchardstr. 13 (*24117dgk
Son der neiſe zurua.
Habnarzt V. Aohler
Steinſtraße 5, 1. Stck. (13305
Beicht, metallos
und indieiduell
verstellbar!
Gefien mit
scHmerzenden
Hussens
Nichts Unangenehmeres ist denkberl Widmen
Sie daher rechtzeitig Ihre Aufmerksamkeit der
Fußpflege und besuchen Sie die
Gratis-Konsultatien
der
Wixard-Fuß-Experten
Montag, den 20. September bis
einschl. Samstag, den 25. September
von 8½/s bis 1 Uhr und 2 bis 7 Uhr
in meinem Geschäft
Ludwigstraße 12
Die Wizard-Einlage ist das Neueste und Zweckmäßigste,
was auf dem Gebiete der Fußpflege geboten wird. Sie
verhindert und heilt Fußbeschwerden bei Groß und Klein
(13473
Schahhads
Friedrich Soeder
Ludwigstr. 12 Barmstadt Ludwigstr. 12
Nummer 260
jager
Schöne, volle Körpf
formen dch. Steiner’s
oriental. Kraftpillen
15% H. bl. N
Ntr. Extr. 5
oder Kraftpulver (für
Damen prachtvolle
Büſte), preisgekrönt
mit gold. Medaill.
und Ehrendiplom.,
n. urzer Zeit große
Gewichtszun., 25Jahr.
weltbekannt Garant.
unſchädl Aerztl.
em=
pfohl. Streng reell.
Viele Dankſchreiben.
Preis Pak. (100Stüch
2,75 Mk. — Depot für
Darmſtadt
Medizi=
naldrogerie Friedr.
Beckenhaub. Ecke
Schul= u. Kirchſtraße.
(TV.2314)
Wie wir Ihre
RückFratverkrümmung
ohne Berufsstörung bessern
und ertl heilen, zeigt ung. Buch
mit 50 Abb. Zu besichen geg.
Nachnahme von 1.— M. von
FRANZ MENZEL.
Frankfurt a. M. 80
Windmühlstr. 3
Mein Büro
Süddeutſche Auskunftei B. Menges
befindet ſich nunmehr
Kasinostrasse 28.
Treuhandfun tionen,
Bermögens=
verwaltungen. Beſeitigung von
Zahlungsſchwierigkeiten,
Hypothe=
ken, Finanzierungen, Beratungen.
Telephon 1331. (*24301
Sprechzeit nach Uebereinkunft.
Heirat wünſch. viele
vermög. Damen, reich.
Ausländerinn.,
Reali=
täten. Einheirat Herr
g ohneVermög. Ausk
ſofort. 1000 Dankſchr.
Stabrey, Berlin 113,
Stolpiſcheſtr. (10735a
Reelle (*2447
Heiraten
bieten ſich ſtets m. gut.
Erfolg Damen und
Herren jed. Standes
Büro Schuchmann
Darmſtadt, Stiftſtraße 46
Einh vorh. la Refer.
Keine Adreſſenvermittlg.
Wer übernimmt
Abſchreibungen
auf Schreibmaſchine?
Angebote mit Preis
unter S 236 an die
Geſchäftsſt. (*24433
Radioanlagen
fachmänn. u. preisn
Angeb. unter S 229.
24423)
Buchhalterin
ſucht intellig., unabh.
Wandergefährtin zw
35—45 Jahren. Gefl.
Angebote unter 8 181
an die Geſch. (*24274
Schreibmaſchin.
Remington
Erika (12586a
liefert preiswert
Güttsihnt
Darmſtadt
Rheinſtr. 28
Mainz
Gr. Bleiche 23
Naßbilder
in einer Stunde (111ßa
billig und gut.
Thiele Nachf.
nur Bleichſtr. 3. Tel. 1912.
Tefko
Salapra
die lichtechten,
waſchbo=
en Wandbekleidungen
für alle Räume.
Zu beziehen durch
Btätzer
Tapeten — Linoleum
Schützenſtr. 5. Tel.936
Bücher. Noten,
Zeitſchriſten
werden gut u.
preis=
wert gebunden
Horn,
Alexander=
ſtraße 4, I. (11496a
Haben Sie Stoff?
Bei prima Verarbetlung
mit Anprobe erhait. Sie
Anzüge, Paletots, Ulſter
uſw. zu 30 u. 35 Mk.
an=
gefertigt Gef. Zuſchriften
u. T 16 Gſchſt. (24497
Brennholz
Buche, Eiche, Kiefern
trocken, ofenfertig
Mk 1.75, Sackztr. 5.5
mehr. Angeb. unter
T 14 Gſchſt. (*24498
Empfehle
(täglich friſche)
Süßrahmbutter
Bürobrot
Neue Grüne Kern
I. Schellhaas
Karlſtr: 50. (13466
Asihmara-Inhalatorium
Stittstr. 19 Darmstadt, Stiftstr. 19
Spezial medikamenten Vernebelung nach
Prof. Dr. Spieß.
Beste Erfolge bei Asthma, Bronchialkatarrh,
Keuchhusten, Heuschnupfen, Rachen-,
Nasen- und Luftröhrenkatarrh usw. ferner
Elektr. Hochfreguenz-Behandlung
bei Nervenleiden, Rheumatismus Gicht,
Ischias, Koptschmerzen, Hexenschuß usw.
Geöffnet von 1/9—11 und von 3—6; Sonntags geschloss.
Bei staatlichen Krankenkassen zugelassen. 12100
Stets neu gekleidet:
Herren= und Damengarderoben
werden durch gründliche chem. Reinigung
elegante Reparatur und
Entfernen des Tragglanzes
wie neu aufgearbeitet.
Umfärben von Garderoben in kürzeſter Zeik,
Kunſtſtopfarbeiten bei billigſter Berechnung.
Wimmar, Karlstraße 6r
Einzige Auſtalt des Erfinders für Entfernen
123342
des Tragglanzes.
Nummer 260
Sonntag, den 19. September 1926
Seite 5
eſteg Hefſiſches Sängerbandesfeſt in Maug
Gedächtnisfeiern für Peter Cornelius und Friedrich Lux.
Erſier Feſttag.
Herrliche Spätſommerſonne, freudige, erwartungsvolle
Ge=
ſichter der Mainzer Bevölkerung und herrlicher, froher
Feſt=
ſchmuck, den die Stadt angelegt hatte, begrüßte die Menge der
Gäſte, die ſich ſchon im Laufe des Mittags in Mainz in großer
Menge eingefunden hatte. Wurden auch geſchloſſene Vereine in
größerer Menge erſt am Sonntag von auswärts erwartet, ſo
hatten es ſich doch nur wenige dem Bunde angehörigen Vereine
nehmen laſſen, wenigſtens mit einer Vorſtands= und Fahnen=
Deputation die Feiern des Vorabends mitzumachen.
Um 3 Uhr nachmittags ſand ſich der Bundesvorſtand
zu=
ſſammen, um über Gegenſtände zu beraten, die mit dem Feſt in
engſtem Zuſammenhang ſtanden, Ehrungen verdienter Förderer
und langjähriger Sänger des Bundes, über die Entſendung
eines Huldigungstelegramas an den Herrn Reichspräſidenten
und einer Entſchließung, die den Wunſch des Heſſiſchen
Sänger=
bundes ausſpricht, daß das Reichsehrenmal für die Gefallenen
des Weltkrieges auf dem würdigſten Platz, der Toteninſel bei
Lorch, errichtet werden möge, damit der deutſche Rhein mit dem
Gedächtnis der für das Vaterland Verbluteten in engſter
Ver=
bindung bleibe. Auch wurde dem Bundesvorſtand eine
Denk=
ſchrift des Herrn Karl Mattern, des Vorſitzenden vom „
Frauen=
lob”=Mainz unterbreitet, die ſich mit Organiſationsfragen
be=
ſchäftigt und in den kommenden Beratungen über den weiteren
Ausbau des Bundes eingehend erörtert werden ſoll.
Gedächtnisfeiern.
Am Nachwittag fanden ſodann auf dem großen Friedhof
zwei Gedächtnisfeiern ſtatt, die dem Feſt einen würdigem
ern=
ſten Auftakt gaben. Es galt dem Andenken zweier bedeutender
Mainzer Meiſter, Peter Cornelius und Friedrich Lux, die beide
gevade zum Geſang und zum Chorlied ein beſonders inniges
Verhältnis hatten. Der geſamte Bundesvorſtand, viele Sänger
und weite Kreiſe der Bevölkerung hatten ſich zu den Feiern an
den beiden Gräbern eingeſunden, umter den Teilnehmern
er=
blickte man ferner den Herrn Miniſter des Innern von
Bren=
tano, die Spitzen der Städte Mainz und Darmſtadt und die
Ver=
treter der Provinz Rheinheſſen. Auch die Nachkommen der
bei=
den hochbedeutenden Meiſter nahmen a der Feier teil. Am
Grabe von Peter Cornelius leitete der Mainzer Liederkranz mit
dem „Sancts” aus der deutſchen Meſſe von Schubert ein,
wo=
rauf der erſte Vorſitzende des Heſſiſchen Sängerbundes, Herr
Oberregierungsvat Dr. Siegert=Damſtadt, folgende
Gedächtnis=
rede hielt.
Der Heſſiſche Sängerbund kann nicht in Mainz tagen, ohne an die
große Vergangenheit erinnert zu werden, die Mamz gerade auf
muſika=
liſchem Gebiete aufzuweiſen hat. Abgeſehen davon, daß ſich hier am Hofe
der Kurfürſten die muſikaliſchen Größen der Welt trafen und ſpäter im
bürgerlichen Mainz Händel=Feſte und andere bedeutſame Konzerte
ab=
gehalten wurden, die Mainz auf dem Gebiete der Tonkunſt den Ruf einer
beſonderen Kunſtſtadt eintwagen, hat unſere Feſtſtadt ſelbſt eine
muſika=
liſche Größe erſter Orönung hervorgebracht, deren Glanz niemals
ver=
blaſſen wird, einen Stern, der heute noch heller ſtrahlt, als an jenem
Tage, wo die ſterblichen Ueberreſte des Meiſters hier zur letzten Ruhe
gebettet wurden — Peter Cornelius.
Am Weihnachtstag 1824 in Mainz geboren — am 26. Oktober 1874
in Mainz geſtorben, ein echtes Mainzer Kind, mit allen hervorragenden
Eigenſchaften rheiniſchen Lebens ausgeſtattet. Lebensfreude, ſonniges
Weſen, ſinnige Einfälle waren ihm eigen, dazu eine tiefe Verſunkenheit
im die zarteſten Regungen menſchlichen Empfindens, reiche poetiſch
verklävende Phantaſie.
Künſtlerblut lag in der Familie. Sein Großvater war bedeutender
Kupferſtecher, ſein Vater Schauſpieler, ſein Oheim der berühmte Maler
Peter von Cornelius.
Der Beruf des Vaters weckte im Sohne frühzeitig ein ſtarkes
Intereſſe für die Dichtkunſt, dameben hatte er bei zwei bedeutenden
Mainzer Künſtlern, Panny und Eſſer Muſikunterricht, der für ſeine
weitere Entwicklung von großer Bedeutung war. Zunächſt bereitete er
ſich allerdings für den Schauſpielerberuf vor. Bei ſeinem erſten
Auf=
treten in Wiesbaden erlitte ev aber einen derartigen Mißerfolg, daß er
den Entſchluß faßte, ſich von nun an ganz der Kompoſition zu widmen.
Nach dem Tode ſeines Vaters ſiedelte er nach Berlin zu ſeinem Onkel
üiber und erhielt Kompoſitionsunterricht bei Dehn. Später kam er nach
Weimar zu Franz Liſzt, unter deſſem genialen Einfluß er zu einer
eigenen Perſönlichkeit wird und als „Dichterkomponiſt” erſtand, wie er
ſich ſelbſt nannte, gleich bewundernswert als Dichter und Muſiker. Er
wandte ſich in ſehr glücklicher Weiſe dev komiſchen Oper zu. Sein
köſt=
lichſtes Werk — Der Barbier von Bagdab — zählt zu den beſten dieſer
Gattung, wenn es auch ſeinerzeit bei ſeiner Uraufführung in Weimar
unter Liſzt ausgeziſcht wurde. Es kam damals zu einem Theaterſkandal,
der aber ausſchließlich in perſönlicher Feindſchaft gegen Liſzt ſeine Urſache
hatte. „Der Barbier von Bagdad” teilte damit das Schickſal, fo vieler
Meiſterwerke der Tonkunſt.
Eine ſchwere Enttäuſchug erlitt Cornelius auch als die Mainzer
Liedertafel ihn wiederholt als Dirigenten ablehnte. Auf die Weimarer
Zeit folgte ein fünffähriger Aufenthalt in Wien. Hier entſtand in
lang=
wieriger oft durch Freundſchaftsdienſte füir Wagner unterbrochener Arbeit
ſein „Cid”, von dem van der Pfordten in ſeinem Buch über Deutſche
Muſik ſchreibt:
„Wer das dickſten und komponieren kann, ohne die geringſte
An=
lehnung an Richard Wagner, der iſt fürwahr ein Eigner, ein Großer”.
Von Wien kom Cornelius nach München, wo er eine Anſtellung
als Profeſſor der Harmonielehre an der Kgl. Muſiſchule erhielt und von
jetzt an ein weniger ſorgenvolles Leben führen konnte. Dieſe Anſtellung
ermöglichte ihm auch ſeine Heirat mit einer Mainzerin, die er ſchon von
Jugend auf kannte — Berta Jung.
Die Lehrtätigkeit beraubte ihn der Zeit für eigenes Schaffen. Seine
Oper „Gunlöd” machte mr langſame Fortſchritte, er konnte ſie ſchließlich
nicht mehr vollenden, denn der Tod ſetzte ſeinem Leben ein fuühes Ziel.
Er ſtarb in Mainz, wohin er ſich nach erfolgter Kur gegen eine plötzlich
auftretende Krankheit zu kurzem Aufenthalt begeben hatte, im Alter von
50 Jahren.
Für die deutſchen Sänger hat Peter Cornelius eine ganz beſondere
Bedeutung, die zu würdigen ich mir bis jetzt aufgeſpart habe, um unſere
Dankesſchuld zuſammenzufaſſen und gleichſam zu einem Berge
aufzu=
türmen: Cornelius als Liederdichter und Komponiſt von Männerchören,
Seine Lieder, ſeine Duette, ſeine Männerchöre ſind Allgemeinbeſitz
ge=
worden, vopulär im beſten Sinne des Wortes. Die Innigkeit,
Geſühls=
wärme, Schlichtheit der Dichtung, der Reichtum an Melodie und
Har=
monie machen ſie zu einem der edelſten Beſitztümer deutſcher Hausmuſik.
Inmig, amutig bewegt und leiſe von Schwermut angehaucht, iſt ſeine
Weiſe eigentlich ganz entgegengeſetzt der Natur des gewaltigen
Drama=
tikers wie ſie in ſeiner Oper in die Erſcheinung tritt. Eigentümlich iſt
vielen ſeiner Lieder und Chöre etwas ſeltſam ſchwingendes und
ſchweben=
des im Rhythmus. Seine Liebeslieder, Brautlieder, Weihnachtslieder,
ſein berühmtes „Vaterunſer”, ſeinen Zyklus „Trauer und Troſt”, brauche
ich nur zu nennen, um bei Ihnen wenigſtens an das eine oder andere
Lied eine ſchöne Erinnerung zu wechen. Etwas ganz Entzückendes ſind
auch ſeine Rheinlieder. Am Rhein wurden ſie ſein, als er ſechs Wochen
in ſeiner Vaterſtadt weilte, um ſich zum zweiten Male um die
Dirigenten=
ſtelle bei der Liedertafel zu bewerben. — Eine Sehnſucht nach dem
heiligen Strome durchklingt ſeine Lieder, die leider nicht erfüllt wurde.
Mehr noch als dieſe Lieder intereſſieren uns heute ſeine
Männer=
chöre. Seine fünf Trouerchöre für Männerſtimmen erheben uns zu
einer Andacht, hinter der wirklich alles Weltliche zurückſinkt: Ach wie
michtig, ach wie flüchtig iſt all unſer Leben”, oder das: „Mitten wir
im Leben ſind von dem Tod umfangen”. Von dieſem Lied ſagt
1884 der Kritiker Kretſchmar: „Gs iſt ein kleines Wunder, das Mitten
wir im Leben ſind von dem Tod umfangen”, und es iſt eine Schande,
daß dieſe Kompoſition ſo wenig bekamnt iſt. Namentlich die bier Takte,
ſo fagt der Kritiker weiter, in denen die Stimmen zum ewigen Gott
rufen, daß er ſie nicht verſinken laſſe, in „des bitteren Todes Not”,
können einem den Atem verſetzen.”
Das herliche Grablied: „Pilger auf Erden, ſo raſte am Ziel” werden
wir heute als Abſchluß unſerer Feier zu hören bekommen. Bekannt ſind
in Kreiſen der Sänger weiter: „Der alte Soldat”, ſeine Reiterlieder, ſein
Sonnenaufgang: „Herauf, herauf mit deiner Purpurglut”.
Die Lieder unſeres Peter Cornelius gehören ins deutſche Haus, ſeine
Chöre in die deutſchen Männergeſangvereine, und wo ſie leben, wohnt
ein guter Geiſt. Sie wirken ſtärker als jede Biographie, denn ſie ſind
ſo aus dem Herzen des Meiſters herausgeſchrieben, daß jeder, der ſeine
Muſik liebt und verehrt, auch mit ihm aufs engſte verbunden iſt. Für
eine ſolche Perſönlichkeit gibt es keinen Tod, ſie lebt und wirkt weiter
und wird noch Tauſende und Abertauſende erheben, tröſten und erbauen,
„Dein Gedenken lebt in deinen Liedern fort,
Lieder, die der tiefſten Bruſt entwallen, ſagen mir:
Du lebſt in ihnen allen,
Und gewiß, die Lieder halten Wort!”
Das „Grablied” von P. Cornelius, vorgetragen durch den
Mainzer „Liederkranz”, bildete den Abſchluß der erhebenden
Feier, die viele Hunderte heſſiſcher Sänger um das Grab des
großen Mainzer Komponiſten verſammelt hatte.
Sodann begab ſich die Feſwerſammlung zu dem Grabe von
Friedrich Lux, wo zuerſt deſſen Bearbeitung von Beethovens
herrlichem Liede „Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre” für
Männerchor und Blasinſtrumente durch den
Männergeſangver=
ein Mainz zum Vortrag gelangte, und dann die Feſtrede des
zweiten Bundesvorſitzenden, Herrn. Rechtsanwalt Dr. Reen,
folgte.
Seine Feſtrede war eine erſchöpfende Würdigung des
her=
vorragenden künſtleriſchen Schaffens dieſes Mainzer
Kompo=
niſten, ſie war auch ein ſcharf und ſicher gezeichnetes Lebensbild
dieſer hervorragenden Perſönlichkeit und des warmherzigen
Förderers des deutſchen Volksliedes und insbeſondere des
deut=
ſchen Männergeſanges.
Einzug der Fahnen der Bundesvereine.
Ein erhebendes Schauſpiel war ſodann die feſtliche
Ein=
holung der Fahnen der Bundesvereine, die in feierlichem, ſchier
endloſem Zuge vom Bahnhof in die reich und herrlich geſchmückte
Stadt geleitet wurden. In ſchönſtem Flaggenſchmuck prangten
Häuſer und Straßen, Ehrenpforten waren errichtet, als
In=
ſchriften grüßten der deutſche und der heſſiſche Sängerſpruch,
und eine vieltauſendköpſige Menge ſäumte die Straßen, durch
die ſich der Zug der mehreren hundert Fahmen und Banner
un=
ter dem Klang der Muſik bewegte. Ueberall herrſchte ſtolze
Freude, daß es gerade im beſetzten Gebiet wieder möglich war,
ein ſolch glänzendes Feſt zu ſeiern und deutſcher Kultur derart
zu huldigen, und mancher mag im Innern der Hoffnung
Aus=
druck verliehen haben, daß es bald vergönnt ſein möge, am
völ=
lig freien deutſchen Rhein zu verweilen. Und gerade, als der
große, ſtolze Zug ſich durch die Stadt nach der Stadthalle
be=
wegte, da läuteten die Kirchenglocken dem Sonntag ein.
Wahr=
lich, ein erhebendes Erlebnis, das ſich allem denen, die ihm
bei=
wohnten, tief einprägen wird.
Begrüßungsabend in der Stadthalle.
Am Abend verſammelten ſich die ſchon anweſenden
aus=
wärtigen Gäſte in der Stadthalle, wo ſie durch die Ortsgruppe
Mainz des Heſſiſchen Sängerbumdes willkommen geheißen
wur=
den. Kaum vermochte der große, herrlich geſchmückte Saal die
Menge der Gäſte zu faſſen, eine freudige Erregung ging durch
die große Verſammlung. Die würdige, von künſtleriſcher Weihe
erfüllte Feier wurde umrahmt von Maſſenchören, welche die
ge=
ſamte Mainzer Sängerſchaft, etwa 1000 Sänger ſtark, unter der
Leitung von Herrn Kapellmeiſter Otto Naumann vortrug. Der
muſikaliſche Teil des Begrüßungsabends ſtand under dem
Zei=
chen des Volksliedes, und es war für die vielen Vertreter von
kleineren Landbereinen ſicherlich ein ganz beſonders wertvoller
und nachhaltiger Eindruck, das Schlichteſte und Kerndeutſcheſte,
was wir in unſerer Tonkunſt beſitzen, von ſo herrlichem
Stimmenaterial und in ſo hervorragender Ausführung zu hören.
Suchen doch gerade die kleineren Vereine in falſchem Ehrgeiz
allzuoft ſchwere Chöre vorzutragen, deren Bewältigung ihnen
ſtimmlich und geiſtig kaum möglich iſt, und verachten das
ſchlichte Volkslied in umbegreiflicher Voreingenommenheit. Es
war alſo mehr als Zufall, es war der Ausdruck des Willens
des Bundes, die Pflege des Beſten ſeinen Mitgliedern ans Herz
zu legen, wenn man ſich zum Begrüßungsabend für das
Volls=
lied entſchloſſen hatte.
Und wie wurden die Chöre vorgetragen! Unter Otto
Nau=
wann war in zahlreichem Proben die große Sängerſchar zu
einem muſikaliſchen Klangkörper von ſtaunenswerter
Klang=
ſchönheit und Klangfülle verſchmolzen worden, mit größter
Auf=
merkſamkeit und Begeiſterung folgte alles ſeinem Wink und
ſchloß ſich ſeinem großzügigem und feinſinnigen
Ausdruckswil=
len an. Die Einleitung bildete Möhrings prächtiger, feſtlicher
Chor „Wogender grüner Rhein”, deſſen Vorrtag ſchon
begeiſter=
tem Beifall auslöſte, ſpäter folgte Silchers „Loreley”, ſein „Sah
ein Knab ein Röslein ſtehn”, Hanſens „Majentanz” und zuletzt
ganz beſonders ſonnig und froh im Vortrag „Das Wandern iſt
des Müllers Luſt” von Zöllner. Es iſt kaum möglich, die tiefe
Wirkung zu beſchreiben, die von dem herrlichen Vortrag dieſer
ſchlichten Lieder ausging. Das war echte Feſtesſtimmung,
be=
geiſterte Hingabe bei den Gebenden, tief empfundener, froher
Dank bei den Hörenden. Selbſt die nicht allzu günſtige Akuſtik
der Stadthalle konnte die Wirkung nicht beeinträchtigen.
Nach dem erſten Chor ergriff Herr Alfred Fuchs,
Vorſitzen=
der der Ortsgruppe Mainz, das Wort und begrüßte die
Ver=
ſammlung mit herzlichen Worten.
Nach der Begrüßung ergriff der Herr
Miniſier des Innern von Brentano
das Work und führte folgende Gedanken aus:
„In den Annalen des Heſſiſchen Sängerbundes wird der 26. Oktober
ſtets als der wichtigſte Tag gelten: der Tag der Gründung im Saalbau
zu Darmſtadt, die begeiſterte Kundgebung, an dem ſich der Gedanke der
Einigung durchgerungen hatte, an dem durch alle Kreiſe des Bolkes das
Bewußtſein ſich Bahn brach, was Geſang und Lied für das deutſche Volk
bedeuten. Die Zerſplitterung hatte ein Ende, die lange Jahre im
Ge=
ſangsweſen geherrſcht hatte. Der ich teilnehmen konnte an dieſer
er=
hebenden Feier war damals ſchon der Ueberzeugung, daß das ſtolze Werk
gelungen ſei, die Mehrzahl der heſſiſchen Sängen unter einem Banner
zu einen. Schon damals war es zum Bewußtſein des Volkes gekommen,
daß Geſang und Lied eines der wertvollſten Kulturgüter ſind, deren
Pflege eine Tat für die geſamte Volksknltur iſt. Aber ich möchte vor
allem auch den Gedanken nicht miſſen, daß das Lied alle Hemmniſſe
überbrückt, alle Herzen bereint und ſelbſt in Zeiten der Uneinigkeit ein
Band iſt, das Getremtes vereint und vor allem das, was in uns allen
das Heimatgefühl und die Liebe zu unſerem Lande erweck= und erhält.
Das deutſche Volkslied, dieſe herrliche Gabe, die von der Seele des
deut=
ſchen Volkes erzählt. Das glänzende Bundesfeſt, ſeit Jahren auch für
das Goldene Mainz das herrlichſte Feſt, das ſeit langer Zeit gefeiert
wurde, ſoll neu bekräftigen, was die Gründungsfeier verſprochen hatte.
Es war eine großartige Kundgebung, wie wir ſie heute nachmittag
er=
lebten, als die ſtolzen Fahnen die herrliche Stadt und eine
vieltauſend=
köpfige jubelnde Menge dunchzogen. Wie weiſe hat der Bundesvorſtand
gehandelt, daß er gerade Mainz auswählte. Unſere heſſiſche Heimat iſt
ſchön, und wohin wir unſere Blicke lenken, in die Wälder Starkenburgs
oder des Vogelsberges, in die herrlichen lieblichen Täler, überall finden
Herz und Auge Erquickung. Ueberall erweckt es bei den Einwohnern
Heimatliebe und das Gefühl der Treue und Begeiſterung für das
Heſſenland. Aber alle unſere anderen Provinzen ſind einig in ihrer
Liebe zu dem deutſchen Rhein ud zu der Stadt am Rhein, die ſeit
weit mehr als einem Jahrtauſend ein Kulturzentrum war, und welche
die Wacht am Rhei gebildet hat, und die vor allen rheiniſchen Städten
ſich durch eine ruhmreiche, bewegte Vergangenheit auszeichnet.
Iſt es nn die herrliche Stadt, iſt es nun der Strom, der ſich von
den Alpen her durch die deutſchen Lande ergießt, der allein ſolche
Be=
geiſterung und Liebe erwecken?. Es iſt auch der deutſche Wein, der die
Herzen löſt und Begeiſterung weckt, der dem Lande Charakter verleiht,
der das rheiniſche Temperament weckt und Freude und Frohſinn überall
verbreitet. Es ſind auch die rheinheſſiſchen Frauen und Mädchen, deren
Liebreiz begeiſtert, deren fveundlicher Blick, wie das Lied ſagt, ſo
ver=
zaubernd wirkt. Darum öffnet weit eure Herzen. Nur am Rhein, da
ſollſt du leben. So wollen wir all des Schönen und all der Schönen, die
uns umgeben, gedenken und unſere Herzen ſollen ſich begeiſtern für die
Heimat, für den herrlichen Rhein, ſütr Wein, Frohſinn, rheiniſches
Tem=
perament, für die lieben Frauen und die herrliche Stadt. Mit einem
Hoch auf den Rhein, die Stadt Mainz und die Frauen klang die
tief=
empfundene Rede aus, in das die Feſtverſammlung begeiſtert einſtimmte.
Beim Erſcheinen des Vorſitzenden des Deutſchen Bundes, Herrn Dr.
Friedrich Liſt, ſtimmte die ganze Verſammlung den deutſchen
Sänger=
ſpruch an. Später ergriff der Provinzialdirektor der Provinz
Rhein=
heſſen,
Herr Geh. Rat Dr. Uſinger
das Wort. „Wer in den letzten Tagen die Straßen
un=
ſeres lieben Mainz durchſchritt, der glaubte ſich verſetzt
in die alten Zeiten, wo ſo viele Feſte vorbereitet wurden.
Zwiſchen damals und jetzt liegt eine ſchwere Zeit. Mainz ſchien als
Feſtſtadt geſtorben. Heute ſehen wir, daß es noch lebt. Wir ſehen es
an der Bevölkerung, die voller Erwartung der feſtlichen Ereigniſſe harrt.
Wir ſehen es an der großzügigen Stadtverwaltung, die das Feſt mit
größtem Intereſſe vorbereitete. Wir ſehen es an der gaſtfreien
Bürger=
ſchaft. Stadt Mainz und Rheinheſſen begrüßen von Herzen die Sänger
aus Starkenburg und Oberheſſen. Sie begrüßen den deutſchen
Sänger=
bund. Wir ſind uns bewußt, daß dieſe große Kundgebung nicht möglich
war, daß der Sängerbund nicht beſtehen konnte, wenn nicht ein Mann
wäre, der als Ziel ſeines ganzen Strebens die Einigung des heſſiſchen
Sangesweſens betrachtete.” — Redner erzählt dann in launigen Worten,
wie Oberregierungsrat Dr. Siegert als junger Mann in Gießen ſich
ſchon für die Sängerbünde wie für eine heimliche Geliebte intereſſierte.
Wie er ausging von dem Odenwälder Sängerbund und von dem
Mittel=
rheiniſchen Sängerbund und ſeine Fühler allmählich weiter ſtreckte.
Seine humorvolle Rede klang in einem Hoch auf den erſten Vorſitzenden,
Herrn Dr. Siegert, aus.
Dieſer dankt in bewegten Worten dem Herrn Miniſter von
Bren=
tano, dem Provinzialdirektor und den Mainzer Sängern, die das
Sän=
gerfeſt ſo herrlich vorbereitet haben und durchführten. In begeiſterten
Worten warb er für die Sache des Bundes, für das deutſche Lied und
für die Vaterlandsliebe. Begeiſtert jubelte ihm die Verſammlung zu.
Den Abſchluß des Konzertes bildete der zündende Vortrag des
„Deutſchen Liedes” von Kalliwoda, ſo daß die wundervolle Kundgebung
nicht nur dem heſſiſchen Sängerbund, der Mainzer Sängerſchaft und
ihrem hervorragenden Leiter Otto Naumann zur höchſten Ehve
ge=
reicht, ſondern das Heimat, Vaterland und deutſches Volk von den
Tauſenden von Anweſenden in herrlichſter Weiſe gefeiert wurden. In
die letzte Strophe ſtimmten alle anweſenden Sänger begeiſtert mit ein.
Begeiſterter Beifall war das Echo dieſer herzlichen
Be=
grüßungen.
Zwiſchen den Maſſenchören ſang die Konzertſängerin Ria
Ginſter aus Franfurt a. M. Ihre ſympathiſche klare Stimme,
ihr liebenswürdiger, feindurchdachter Vortrag brachte die
Volks=
liedbearbeitungen von Brahms zu ausgezeichneter Wirkung.
Sind dieſe doch inſofern ein Curioſum in der deutſchem
Muſik=
literatur, als Brahms die ſchlichten Volksmelodien i
glücklich=
ſter Weiſe mit reichen, kunſtvollem Klavierbegleitungen verſehen
hat, die in wundervoller Stimmungsmaleni ſich den Melodien
anſchmiegen. Die Künſtlerin und ihr vorzüglicher, ſich
hervor=
ragend anpaſſender Begleiter, Herr Kapellmeiſter Erich Riede=
Darmſtadt wurden herzlich gefeiert.
Nach dem Konzert blieben die Mainzer Sänger mit ihren
Gäſten zuſammen, und ein von echt rheiniſcher Fröhlichkeit
er=
füllter Kommers hielt ſie bis lang in die Nacht hinein in
herz=
licher Verbrüderung zuſammen.
Nummer 260
Sonntag, den 19. September 1926
Seite !)
Aus der Landeshauptſtadt.
Darmſtadt, 19. September.
Die 100 Jahrfeier der Realſchule in Darmſiadt
Um Irrtümer zu begegnen, wird darauf hingewieſen, daß mangels
ausreichender Lokalitäten die beſonderen Feiern der beiden aus der
Darmſtädter Realſchule hervorgegangenen Schulgattungen (
Oberreal=
ſchulen und Realgymnaſium) getrennt gehalten werden müſſen, und
zwar veranſtalten die beiden Oberrealſchulen und
die Vereinigung ehemaliger Real= und
Oberreal=
ſchülerihre Feiern in den Tagen vom 6.—8. November,
während das Realgymnaſium ſeine Veranſtaltungen bereits im Laufe des
Monats September begeht.
Die von den Oberrealſchulen und der Vereinigung ehemaliger Real=
und Oberrealſchülern vorbereiteten Feiern rücken heran und noch immer
ſind nicht alle diejenigen von den Aufrufen erfaßt, die an den
Veran=
ſtaltungen Intereſſe haben werden. Das Beſtreben der Veranſtalter iſt
darauf gerichtet, die Feier zu einem rechten Wiederſehen unter den
ehe=
maligen Schulkameraden auszugeſtalten, und es iſt Sorge getragen, daß
die einzelnen Jahrgänge bis zu den früheſten, von denen Vertreter noch
am Leben ſind, ſich leicht zuſammenfinden werden. Für die zum Teil
von weit herkommenden Beſucher wäre es eine ſchmerzliche Enttäuſchung,
wenn ſie gar ſo viele der ehemaligen Freunde und Kameraden unter den
Verſammelten vergeblich ſuchen müßten. Es iſt indeſſen zu hoffen, daß
die Bande der gemeinſamen Erinnerung an lange, Seite an Seite
durchlebte Schutljahre, die Freude am Austauſch all der kleinen und
großen Ereigniſſe einer glücklichen und ſorgloſen Jugendzeit ſtark
ge=
nug ſind, um alle die an den Tagen des Wiederſehens
zuſammenzu=
rufen, die es — wenn auch unter ſchweren Umſtänden — irgend
ermög=
lichen können. Jeder der ehemaligen Schüler werbe deshalb in ſeiner
engeren und weiteren Umgebung um Beteiligung und rüttele die
Zögern=
den auf! Die Anſchrift der von den Aufrufen noch nicht erfaßten Scküler
wolle man an Herrn Fr. Brommer, Polizeioberleutnant, Darmſtadt,
Rhönring 54, einſenden. Auch Eltern und Verwandte
ehe=
maliger Schüler werden gebeten Mitteilungen
über deren gegenwärtigen Aufenthalt zu machen.
Neben den offiziellen Feiern iſt für beſte Unterhaltung geſorgt. Einem
beſonderen Wohnungsausſchuß obliegt die Sorge für die geeignete
Unter=
kunft. Alles Nähere iſt erſichtlich aus dem Aufruf, der auf die Mitteilung
der derzeitigen Anſchrift jedem ehemaligen Schüler bereitwilligſt
zu=
geſandt wird.
— Ernannt wurden: am 25. Auguſt 1926: der
Gendarmeriewacht=
meiſter auf Probe Gg. Bleſſing aus Glattbach; am 26. Auguſt: die
Gendarmeriewachtmeiſter auf Probe Fr. Kreß aus Dieburg, Hch.
Nie=
meier aus Billenkamp, G. Plößer aus Ob.=Ramſtadt zu
Gendarmerie=
wachtmeiſtern, ſämtlich mit Wirkung vom 1. September 1926; am 13.
Sep=
tember: die Lehrer Friedrich Daub zu Glattbach, Kreis Bensheim,
Georg Heupt zu Hammelbach, Kreis Heppenheim, Georg
Speck=
hardt zu Eckartshauſen, Kreis Büdingen, zu Lehrern an der
Volks=
ſchule zu Neu=Iſenburg, Kreis Offenbach a. M. — Uebertragen wurde
dem Pfarrer Theodor Meiſinger zu Fränkiſch=Crumbach die
evan=
geliſche Pfarrſtelle zu Reinheim, Dekanat Reinheim.
Die am 10. d. Mts. unterbrochenen Verhandlungen des
Landesabſtimmungsausſchuſſes über das Volksbegehren auf
Auf=
löſung des 3. Heſſiſchen Landtags werden am Dienstag, den
21. September 1926, vormittags 10 Uhr, im
Staats=
miniſterialgebäude, Neckarſtraße 7, fortgeſetzt. Die
Verhandlun=
gen ſind öffentlich.
— Dienſtjubiläum am Hefſ. Landestheater. Herr Jean Hahn,
Logen=
ſchließer, Erbacher=Straße 9, beging zu Beginn der diesjährigen
Spiel=
zeit die Feier ſeines 25jährigen Dienſtjubiläums bei vollſter Rüſtigkeit.
An verdienter Anerkennung wird es dem Jubilar nicht gefehlt haben
und winſchen wir, daß er ſeinen Dienſt noch recht lange in der ſeither
bewährten Weiſe bei guter Geſundheit verſehen möge.
— Heſſiſches Landestheater. In die durch den Tod des Herrn Dr.
med. Siegfried Loeb erledigte Stellung des Vertrauensarztes des
Landes=
theaters iſt Herr Dr. med. Otto Leydhecker eingetreten und hat die
laufenden Geſchäfte des Theaterarztes bereits übernommen. — Die
Herren Sanitätsrat Dr. Brüning, Sanitätsrat Dr. Kolb und Dr
Oppen=
heimer haben dem Landestheater ernent und weiterhin ihre Mitarbeit
zur Verfügung geſtellt.
Die Uraufführung von Bert Brechts neueſtem Werk, dem Luſtſpiel
Mann iſt Mann” oder „Die Verwandlung des Packers Galy Gay
in den Militärbaracken von Kilkoa 1925” begegnet in der Theaterwelt
dem allergrößten Intereſſe. Zahlreiche auswärtige Beſucher, Kritiker
und Theaterfachleute haben bereits ihr Erſcheinen angemeldet. Es
empfiehlt ſich daher ſüir die hieſigen Intereſſenten der Aufführung, ſich
rechtzeitig Plätze zu ſichern. Der Vorverkauf für die am Samstag, den
25. September, ſtattfindende Aufführung beginnt am Mittwoch, den
22. September, an der Tageskaſſe des Großen Hauſes.
Am Donnerstag, den 23. September, finder die erſte Volksvorſtellung
ſtatt, und zwar wurde Zellers vom Publikum mit großem Beifall
auf=
genommene Operette „Der Vogelhändler” gewählt. Preiſe= 1.—,
2—. 3.— Mk. Die Generaldirektion betont ausdricklich, daß die Operette
nicht in die Mieten gegeben wird.
— Arien= und Balladenabend Theo Heuſer — Roſenſtock. Am 8.
Ok=
tober, abends 8 Uhr, ſingt in der neuen Otto=Berndt=Halle Opernſänger
Theo Heuſer, mit Generalmuſikdirektor Roſenſtock am Flügel, Arien
rechtfertigen auch diesmal wieder die Erwartung auf einen
außerordent=
lich hohen Kunſtgenuß. Bei der allgemeinen Beliebtheit der beiden mit= Filmen, in denen ſie das Publikum begeiſtert. Vortrefflich ſind
außer=
wirkenden Künſtlern darf mit einem beſonders ſtarken Intereſſe des dem Nobert Scholz, Adolphe Engers als feiſter Liebhaber Albert Paulig
hieſigen kunſtliebenden Publikums gerechnet werden.
— Darmſtädter Künſtler auswärts. Die Darmſtädter
Porträtmale=
rin Elſa Pfiſter=Kaufmann hat für den Verlag Robert Forberg in
Leipzig ein Bildnis von Otto Klemperer gezeichnet, das den bekannten
Kapellmeiſter und Komponiſten beim Dirigieren Mozartſcher Rezitative
zeigt. Das Bildnis wird im Forbergſchen Tonkunſtkalender von 1927 Di2 Mlenmter esſchelnenden Noſizer ſind ausächlleßlich eis Sinweiſe auf Anzigen zu beiradlen
erſcheinen.
— Alt=Darmſtadt. Vereinigung für Ortsgeſchichte und Heimatkunde.
Hotel Prinz Karl, Alt=Darmſtadt=Zimmer. Donnerstag, abends 8½
Uhr, Vortragsabend. Es ſpricht Herr Ph. Weber über namhafte alte
Darmſtädter Häuſer, mit Bildervorführung.
— Orangeriegarten. Das Schweizer Garde=Orcheſter d’Oswald muß
ſich infolge anderweitiger Verpflichtung mit dem heutigen Tage vom (Siehe Inſerat.)
Darmſtädter Publikum verabſchieden. Wer bisher noch keine Gelegenheit
hatte, den Konzerten des Orcheſters zu lauſchen, ſollte doch nicht
ver=
fehlen, ſeine Schritte heute nach dem Orangeriegarten zu lenken.
Be=
reits um 11 Uhr vormittags findet ein Promenadekonzert ſtatt, das ſich Landestheater Großes Haus, Anfang 5½ Uhr, Ende 10
auch über die Mittagszeit hinzieht. Eines jener rühmlichſt bekannten,
vorzüglichen Orangeriehaus=Menüs, mit Schweizer Garde=Orcheſter=Muſik
gewürzt, mag in der Tat etwas Pikantes ſein. Nachmittags um 4 Uhr
foll die Jugend auf ihre Rechnung kommen. Die ſchon öfters vorher
veranſtalteten Kinderfeſte waren ja ſtets ein beredtes Zeugnis dafüir,
daß man es verſteht, den Wünſchen und „Anſprüchen” der kleinen Damen
und Herren in bezug auf Unterhaltung gerecht zu werden.
Selbſtver=
ſtändlich wird auch die „Schweizer Garde in Uniform” das Kinderfeſt
mit=
verſchönern helfen. Den Glanzpunkt der einzelnen Veranſtaltungen
wird dann der um 8 Uhr abends im Orangeriehaus ſtattfindende Ehren=
und Abſchiedsabend des Orcheſters bilden. Herr Kapellmeiſter d'Oswald
wird hierbei mit einem ausgewählten Konzertprogramm aufwarten,
dann aber auch dafür Sorge tragen, daß die vielleicht etwas trüde
Ab=
ſchiedsſtimmung durch ein anſchließendes Tänzchen verſcheucht wird. —
Schon an dieſer Stelle ſei dem Schweizer Garde=Orcheſter ein herzliches
Lebewohl zugerufen und auf ſeinen weiteren Konzertreiſen viel Glück
und ein in jeder Beziehung voller Erfolg gewünſcht!
— Orpheum. „Hoheit tanzt Walzer”, Operette von Leo Aſcher. Der
Kartenverkauf für heute, Sonntag, findet ſtatt: Verkehrsbüro von 9 bis
12 Uhr, Zeitungskiosk, Ernſt=Ludwigplatz, von 10 Uhr vormittags bis
6 Uhr nachmittags, ſowie an der Orpheumskaſſe ab 3 Uhr
ununter=
brochen. (Siehe heutige, Anzeige.)
Straßenſperre. Wegen Vornahme von Pflaſterarbeiten wird
die Gutenbergſtraße zwiſchen Heinheimer= und Lichtenbergſtraße vom
20. September bis 2. Oktober ds. Js. für den Fuhrwerks=, Auto= und
Nadfahrverkeht geſperrt.
*Ein wichtiger Schritt zur Behebung
der Wohnungsnot.
H.K. Die Wohnungsnot zu lindern, damit aber auch
gleich=
zeitig eine Belebung der Bautätigkeit herbeizuführen, iſt ein
Problem, das ſeit Jahren von Staat, Gemeinden und den
Orga=
niſationen des Baugewerbes intenſiv bearbeitet wird. Schon vor
3 Jahren wurde ſeitens der Heſſiſchen Handwerkskammer der
Verſuch gemacht, alle intereſſierten Kreiſe, die Architektenſchaft,
die Bauinduſtrie, das Baugewerbe und die Wohnungsſuchenden
zu einer großen Organiſation zuſammenzufaſſen, die unter dem
Namen „Heſſiſcher Bauwirtſchaftsbund” ſich in den Dienſt dieſer
gemeinnützigen Sache ſtellen ſollte.
Der Plan konnte nicht in dem gedachten Umfange zur
Aus=
führung gebracht werden. Es rang ſich aber immer mehr die
Erkenntnis durch, daß, wenn auch nicht allgemein, ſo doch örtlich
das private Baugewerbe mehr Initiative entfalten müſſe und
zur Hebung ſeines Anſehens, zur Linderung der Arbeitsloſigkeit
und des Wohnungselends die Erſtellung von Wohngebänden
aufzunehmen habe. Daß eine Mitwirkung der
Privatbauwirt=
ſchaft an der Löſung des Problems nur unter Beachtung der
ge=
ſunkenen Kaufkraft der Bevölkerung möglich ſei, ſtand von
An=
fang an feſt. Klar war auch, daß das Privatbaugewerbe im
Intereſſe ſeines Anſehens nur ſolide, neuzeitlich hergerichtete
Wohnungen erſtellen kann, die trotzdem im Preiſe denkbar
nied=
rig gehalten ſein mußten.
Dies war der Grundgedanke, der zur Gründung von drei
Wohnungsbaugenoſſenſchaften in Darmſtadt führte, die auf
ge=
meinnütziger Grundlage ihre Tätigkeit in Verbindung mit Archi=
Im Einzelverkauf iſt unſere
Montagausgabe
für die Zukunft bereits um
2 Uhr vormittags
bei den bekannten Verkaufsſiellen erhältlich.
Wir verweiſen ausdrücklich auf den
aus=
gedehnten
Sportteil
der ſicherlich Anklang finden wird.
tekten und namhaften Baufirmen aufnahmen. Die
Gemein=
nützigkeit kommt zum Ausdruck in der Faſſung der Satzungen
und insbeſondere in den Kalkulationen, bei denen äußerſte
Be=
ſchränkung waltete.
Die drei Genoſſenſchaften erſtellen zurzeit in Darmſtadt
18 Häuſer in verſchiedenen Gegenden der Stadt, teils als
Etagen=
häuſer, teils als Ein= oder Zweifamilienhäuſer. Die Bauwerke
gehen ihrer Vollendung entgegen und ſind ſämtlich bereits im
Rohbau fertiggeſtellt. Käufern oder Mietern iſt hierdurch
Gelegen=
heit gegeben, auch Sonderwünſche geltend zu machen. Die
Unter=
nehmungen ſtellen einen Verſuch der privaten Bauwirtſchaft in
Darmſtadt dar, ſich aftiv an der Löſung einer Aufgabe zu
be=
teiligen, der zurzeit im Intereſſe der Volksgeſundheit und der
Bekämpfung der Arbeitsloſigkeit vordringlichſte Bedeutung
zu=
kommt.
Keunſinotizen.
Ueber Werke, Künffler und fünſtieriſche Veranſtaltungen, deren im Nachſiehenden Grwdlnng
geſchlebt, behdli ſich die Nedaktion ibr Urtell vor.
— Union=Theater. „Der Prinz und die Tänzerin”. Prinz
Carol, durch Willy Fritſch mit allem Charme dargeſtellt, iſt ein junger
Prinz, der ſich in eine Tänzerin verliebt und nun an dem kleinen Hofe
und Balladen. Seine ſo überaus erfolgreichen früheren Liederabende allerhand große und kleine Konflikte auslöſt. Die weibliche Titelrolle iſt
der hübſchen Lucie Dorgine anvertraut. Man kennt ihre Art aus ſieben
und Hermann Piecha, beide in amüſanten Hochchargen. Dieſer erſtklaſſig
beſetzte Film darf ſich überall eines großen Erfolges erfreuen.
Lokale Veranſialtungen.
m keinem Falle irgendwie als Beſprechung ober Kritk.
— Im Hotel Prinz Heinrich findet heute Sonntag abend
Konzert ſtatt. Der Beſuch iſt ganz beſonders zu empfehlen. Siehe Anz.
— Der Freundſchaftsbund Darmſtadt veranſtaltet
unter Mitwirkung der Kapelle Weſp heute Sonntag, den 19. September,
muſikaliſche Darbietungen, alte und neue Länze, aufs beſte geſorgt.
Tageskalender für Sonntag, den 19. September 1926.
Uhr, I. 1: „Triſtan und Iſolde‟. — Kleines Haus. Anfang
7½ Uhr, Ende 10 Uhr, Zuſatzmiete I (1): „Die Geſchwiſter” und
„Die Mitſchuldigen”. — Orpheum, abends 8 Uhr: „Hoheit tanzt
Walzer”. — Schloß=Café: Frühkonzert, Konzert. — Café
Rheingold: Konzert und Tanz. — Ludwigshöhe:
Kon=
zert. — Orangeriegarten, vorm. 11—1 Uhr: Promenade=
Konzert; nachm. 4 Uhr: Großes Konzert mit Kinderfeſt; abends
8 Uhr: Abſchiedsabend des Schweizer Garde=Orcheſters. Tanz. —
Sportplatz=Reſtaurant nachm. 4 Uhr: Großes Kinderfeſt,
Konzert; abends: Großes Brillantfeuerwerk. — Herrngarten,
vorm. 11 Uhr: Promenaden=Konzert. — Arheilger
Mühl=
chen: Original=Jazzband. — Darmſtädter Oekonomen=
Verein: Rheinfahrt nach St. Goar. — Meenzer Müller,
nachm. 4 Uhr: Großes Konzert. — Deutſch=Oeſterr.
Alpen=
verein, Sektion Darmſtadt: Ausflug nach Amorbach. —
Turngemeinde Darmſtadt 1846, Große Werbe=Woche
nach=
mittags 2½ Uhr auf dem Hochſchulſportplatz: Großes Jugendfeſt;
an=
ſchließend Volksturnen. — Kinovorſtellungen; Union=,
Re=
ſidenz=Theater, Palaſt=Lichtſpiele. — Pfungſtadt: Nachkirchweihe.
Die Badeanſtalten im Woog.
Man ſchreibt uns: Da die Badezeit im Woog ihrem Ende
entgegen=
geht, iſt es möglich, ein Urteil über den Verlauf abzugeben und Wünſche
über Verbeſſerungen zu äußern.
Zunächſt fei lobend anerkannt, daß ſeitens der Verwaltung alles
Mögliche getan wurde, um das Baden angenehm zu machen. Es herrſchte
Ordnung und Sauberkeit, und dies trug dazu bei, das Baden im Woog
auch in Kreiſen beliebt zu machen, die ſich ſeither ferngehalten haben.
Ausſchreitungen, wie ſie füüher wohl vorgekommen ſind, fehlten ganz.
und es herrſchte ein anſtändiger Ton. Hierbei ſei auch des taktvollen
Verhaltens der dienſttuenden Polizeibeamten mit Anerkennung gedacht.
Das alles darf aber nicht vergeſſen laſſen, daß noch viel zu tun iſt, um
unſere herrliche Badegelegenheit, um die uns viele Fvemde beneider,
vollkommen zu machen. Die Wünſche ſeien hierbei auf das Licht= und
Luftbad auf der Inſel beſchränkt:
1. Die Zahl der Zellen genügt bei ſtarhem Betriebe nicht: Abhilfe
könnte durch Verlängerung der Halle nach Süden leicht geſchaffen
wer=
den. Hierbei ſei die Entfernung der offenen Auskleidehallen auf der
Südſeite angeregt, da es mißſtändig und anſtößig wirkt, durch die
offe=
nen Zugänge derſelben das An= und Auskleiden der Inſaſſen beobachten
zu müſſen. 2. Für die Männer müßten noch mehr Brauſen, mindeſtens
vier, vorhanden ſein, zumal die beiden vorhandenen vielfach auch von
Damen benützt werden, obwohl dieſen ſelbſt mehrere Brauſen zur
Ver=
fügung ſtehen. 3. Der Sandbelag iſt gewiß nicht ideal; er wird bei
ſtarker Benützung lehmartig und ſchmutzt ſehr. Ein Neubelag mit
Rheinſand wäre das beſte, wird aber ſehr teuer werden. Dagegen könnte
durch tägliches Durchharken und ſorgfältige Entfernung aller Steine viel
gebeſſert werden. 4. Dringend nötig iſt eine Vorrichtung zum
Auf=
hängen der Badetücher auf der Inſel während des Aufenthalts im
Waſſer. Der jetzige Zuſtand des Aufhängens der Wäſche an den Bäumen
und Büſchen iſt unhaltbar. 5. Erwinſcht iſt das Anbringen einer Uhr
und ein öffentlicher Fernſprechanſchluß auf der Inſel. 6. Zu erwägen
wäre das Aufſtellen eines Kioskes zum Verkauf von Zeitungen,
Bröt=
chen, Obſt uſw. 7. Dringend erwünſcht ein Trinkbrünnchen auf der
Inſel. 8. Der Zugang zum Waſſer iſt zu verbeſſern; der jetzige Zuſtand
— der Boden aus grobem Kies und ſcharfen Steinen beſtehend — iſt für
Badegäſte ohne Schuhe ſehr unbequem; am beſten wäre Betonierung
der leicht geneigten ſchiefen Ebene. 9. Ganz unhaltbar und geradezu
unbegreiflich iſt es, daß auf der Inſel keine Badekarten verkauft werden.
Der Weg zum Schalter auf dem weſtlichen Woogsdamm bedeutet für die
Bewohner des Südteils der Stadt einen Zeitverluſt von beinahe zehm
Minuten. Warum überträgt man dem Beamten, der die Karten auf
der Inſel locht, nicht auch den Verkauf?. Auf Fremde wirkt der jetzige
Zuſtand geradezu grotesk.
Die Badegäſte wären für Berückſichtigung der geäußerten Wünſche
dankbau und würden deren Erfüllung mit vermehrtem Beſuche und
ver=
ſtärkter Propaganda lohnen. Vielleicht empfiehlt ſich eine Beſprechung
des Publikums mit den maßgebenden Organen, um auch Wünſche anderer
zu Gehör zu bvingen. Die Anberaumung einer ſolchen in den Blätterm
wirde ſicher das Intereſſe vieler Badegäſte finden und ein ſtädtiſcher
Naum hierfür wird ſich wohl leicht bereitſtellen laſſen.
— Großes Brillautfeuerwerk mit Kriegsbombardement und großes
Kinderfeſt. Heute Sonntag, den 19. September, findet, wie aus der
geſtrigen Anzeige in unſerer Zeitung erſichtlich, nachmittags 4 Uhr, auf
dem Sportplatz=Reſtaurant am Böllenfalltor ein großes Kinderfeſt,
ver=
bunden mit Volksbeluſtigungen aller Art ſtatt. Auf den hierbei
ſtatt=
findenden Kinderfeſtzug, u.a. die Kinderfahnenpolonäſe, wird beſonders
hin=
gewieſen. Gbenſo wird für die Kinder das Eſelfuhrwerk in Tätigkeit
ſein und Eſelreiten ſtattfinden. Während der Kinderfahrten iſt Konzert.
Bemerkt ſei noch, daß jedes 50. Kind, das in Begleitung der Eltern die
Kaſſe paſſiert, ein ſchönes Geſchenk erhält. Der Wirtſchaftsbetrieb liegt
in den bewährten Händen des Sportplatz=Reſtaurants=Reſtaurateurs
Hühnergart. Auch nach Schluß des Kinderfeſtes iſt großes Konzert. Bei
einbrechender Dunkelheit findet ein großes Brillant=Feuerwerk mit
großem Kriegsbombardement, ausgeführt von der 1. Darmſtädter
Kunſt=
feuerwerkerei Wallenſtein, ſtatt mit anſchließender großen Fackelpolonäſe
unter Vorantritt einer Muſikabteilung, an der jeder Beſucher teilnehmen
kann. Den Abſchluß der Veranſtaltungen bildet ſodann in ſämtlichen
Näumen des Sportplatz=Reſtaurants und auf den Terraſſen ein großs
Konzert mit Geſangseinlagen des Konzertſängers Willi Pfaff, von der
Joachim’ſchen Geſangsſchrle, welcher nach Beendigung ſeines
Geſangs=
ſtudiums an dieſem Abend zum erſten Male an die Oeffentlichkeit tritt,
Die Terraſſen des Sportplatz=Reſtauranis ſind farbenprächtig illuminiert,
Die Preiſe ſind ſehr gering gehalten. Mitglieder des Sportvereins 3
haben gegen Vorzeigen der Mitgliedskarte Preisermäßigung.
— Darmſtädter Wochenmarktpreiſe am 17. September.
Speiſekartof=
feln 4—5. Salatkartoffeln 4, Buſchbohnen 15—20, Stangenbohnen 2
bis 25, Gelbe Bohnen 25—30, Blumenkohl 10—70, Römiſchkohl 15,
Wirſing 5—10, Weißkraut 7—6, Rotkraut 7—15, Kohlrabi (oberirdiſche)
8—10, Spinat 12—15, Erbſen 40—50, Tomaten 8—12, Zwiebeln 12—15,
Gelbe Rüben 6—8, Rote Rüben 8—10. Weiße Rüben 8—10, Kopfſalat
10—15, Endivien 10—15, Einmachgurken (100 Stück) 100—300,
Salat=
gurken 10—40, Radieschen (Bündel) 10, Rettiche 5—15, Meerrettich 80
bis 100, Sellerie 10—50, Schwämme 10—30. Trauben 40, Eßäpfel 12
bis 20, Fall= und Kochäpfel 6—12, Eßbirnen 10—20, Kochbirnen 6—10,
Preiſelbeeren 70, Brombeeren 35—40, Pfirſiche 25—35. Zwetſchen 18
bis 22, Zitronen Stick 4—10, Nüſſe Pfd. 60. Schweinefleiſch 132—150,
Kalbfleiſch 120. Rindfleiſch 80—110, Hackfleiſch 80—140, Hausm. Wurſt
80—240, Geflügel 120—180. Süßrahmbatter 210, Landbutter 190—20,
Eier 13—15, Handkäſe 5—15, Schmierkäſe 1 Pfd. 30—35 Pf.
* Bezirksſchöffengericht. 1. Der Knecht Adam Bohn von
Lam=
pertheim, in Kleinrohrheim wohnhaft, iſt geſtändig, am 26. Mai 1926
in Kleinrohrheim eine einem Mitknecht gehörige Uhr aus deſſen
Schrank mittelſt falſchen Schlüſſels entwendet zu haben. Die Uhr hat
er dann gegen eine Armbanduhr bei einem Uhrmacher umgetauſcht.
Der Arbeitskollege hat die Uhr wieder zurückerhalten. Es wird die
ge=
ſetzliche Mindeſtſtrafe von 3 Monaten Gefängnis beantragt, auf die
das Gericht auch erkennt. — 2. Schreinergeſelle Wilh. Funk in Groß=
Zimmern ſteht unter der Anklage, mittelſt einer gefälſchten Beſcheine
gung des Deutſchen Holzarbeitererbandes einen Betrugsverſuch gegeſ”
über dem Finanzamt Dieburg als Vertreter des Reichsſteuerfiskus be
gangen zu haben. Funk erklärt, er habe einen
Lohnſteuererſtattungs=
anſpruch wegen 9 Mark an die Finanzkaſſe gehabt, den das Finanzamt
an ſich auch zugeſtanden, deſſen endgültige Anerkennung aber noch von
der Beibringung einer Beſcheinigung des früheren Arbeitgebers
ab=
hängig gemacht habe. Es wird behauptet, auf dem Büro des Holz”
arbeiterverbandes ſei geſagt worden, eine noch nötige Ausfüllung der
Daten über die Arbeitsloſigkeit (Kurzarbeit) möge Angeklagter ſelbſt
vornehmen. Der Staatsanwalt betont, der Nachweis der
Urkunden=
fälſchung laſſe ſich nicht führen, eine Verwechſlung könne dem
Ange=
klagten unterlaufen ſein, weshalb Freiſprechung beantragt wird, auf
die das Urteil auch erkennt. — 3. Ein Handlungsgehilfe in St. iſt
des Betrugsverſuchs angeklagt. Er ſoll im Dezember 1925 bei
Auſ=
gabe eines Wertbriefs über 80 Mark an eine auswärtige Zigarrenfirma.
die Abſicht gehabt haben, den Reichspoſtfiskus um 80 Mark zu
ſchädi=
gen. Er behauptet beſtimmt, in den Wertbrief 80 Mark in Scheinen
zu 20 und 10 Mark eingelegt zu haben. Später ſei ihm mitgeteilt
wor=
den, der Wertbrief ſei am Beſtimmungsort ohne Geld angekommen. Bei
Aufgabe des Briefs bei der Poſt wog derſelbe 20 Gramm, bei Ankunſt
am Beſtimmungsort aber nur 14 oder ½ Gramm weniger. Die
Vei=
handlung wird wegen weiterer Crmittlungen u. a. auch Zuziehung
eines poſtaliſchen Sachverſtändigen vertagt. — 4. Elektrotechniker Karl
Bruno Richard Eiſenträger von Hamburg iſt des Zechbetrugs
gegenüber einem hieſigen Wirte und ähnlicher Schwindeleien gegenüber.
einer Kleiderfirma und einem Studenten angeklagt. Er iſt öfter
vor=
beſtraft. Arbeit ſuchend iſt er nach Darmſtadt gekommen, es war dies
im MailJuni 1925. Er beſtreitet die Anklage, bei dem Studenten
habe er Gaſtfreundſchaft genoſſen, eine Abſicht, von Darmſtadt zu
ver=
ſchwinden, habe er nicht gehabt. Bei dem Wirt hat er ſich unter einem
ſalſchen Namen einlogiert und eine Zechſchuld von 8,60 Mark
hintek=
laſſen. Die Verhandlung wird zwecks weiterer Ermittlungen,
insbe=
ſondere Vernehmung des Obermonteurs Fiſcher und des heute
entſchul=
digten Studenten ausgeſetzt.
Aus den Barteien.
— Deutſche Volkspartei. Die Fahrtteilnehmer an unſetem
Familienausflug nach Auerbach am heutigen Sonntag bitten wir,
recht=
zeitig, nachmittags, ſich am Hauptbahnhof einzufinden, da der Sonderzug
rünktlich 2 Uhr aus Gleis 6 abfährt. Rückfahrt ab Auerbach ebenfalls
mit Sonderzug punkt 8 Uhr.
Ri
H
Bei Nieren-, Blasen- und
Frauen-
leiden, Harnsäure, Eiweiß, Zucker
1925: 16 000 Badegäste
Haupt-Niederlage in Darmstadt:
Friedr. Schaefer
V
[ ← ][ ][ → ]Nummer 260
Sonntag, den 19. Geptember 1920
Seite 7
Aus Heſſen.
Griesheim, 18. Sept. Wie man hört, ſoll in hieſiger Gemeinde
Gründung einer Gemüſe=Anbau= und Abſatzge
noſſen=
aft ins Auge gefaßt werden. Immer mehr drängt ſich hier die
derzeugung auf, daß die Märkte der umliegenden Städte beſonders
ch die ausländiſche Gemüſeeinfuhr überfahren ſind und bei dem
da=
ch herbeigeführten Preisdruck die hieſigen Produzenten ihre
Rech=
g nicht mehr finden können, ſo daß Mittel und Wege geſucht werden
ſen, um andere Abſatzgebiete zu erſchließen. Da dies aber nur auf
aſſenſchaftlichem Wege erreicht werden kann, will man die Sache
allernächſter Zeit ernſtlich in die Hand nehmen. Man ſieht es jetzt
tählich ein daß es ſo wie bisher nicht weitergehen kann, wenn
esheim mit ſeinem Gemüſebau nicht ganz ins Hintertreffen geraten
eine teilweiſe Umſtellung in unſevem Feldgemüſebau vermieden
den ſoll. — Bei der Verſteigerung der Birnenernte aus den
einheitlichen Obſtanlagen längs der Landwehr, auf dem
Hinter=
en und dem Weg vom Leimenweg nach dem Hinterreichen wurden
eſamt 104 Mark erlöſt.
— Eberſtadt, 17. Sept. Schau= und Werbeſchwimmen.
am vergangenen Sonntag im hieſigen Gemeindebad von dem
Turn=
in 1876 e V. Eberſtadt veranſtaltete Schau= und Werbeſchwimmen
de durch die ungünſtige Witterung im allgemeinen ſehr beeinflußt.
bdem hatten ſich etwa 200 Zuſchauer von der Veranſtaltung nicht
nken laſſen. Leider vermißte man unter den Zuſchauern die
Ge=
rdevertretung ſowie den Ausſchuß für Leibesübungen, und wäre es
für dieſe in erſter Linie am Platze geweſen, der äußerſt lehrreichen
anſtaltung im Intereſſe der Allgemeinheit beizuwohnen. Arheilgen,
6=Zimmern, Michelſtadt und andere kleine Landplätze wirken in dieſer
ehung vorbildlich. Die Veranſtaltung wurde durch die
Schwimm=
ilungen der Darmſtädter Turnerſchaft unterſtützt und wurden ſämt=
Schwimmarten im Stil mit Erläuterung gut vorgeführt. Alsdann
den von Turnerinnen und Turnern Staffelkämpfe in ſämtlichen
vimmarten vorgeführt, welche ein Bild von guter Schulung zeigten
das Intereſſe der Beſucher beſonders weckten. Die Intereſſen der
tſchen Lebensrettungsgeſellſchaft hatte Lehrer Schneider üübernommen,
Vorführungen und entſprechenden Erläuterungen wurden mit
be=
erer Aufmerſamkeit verfolgt. Sportbegeiſtert folgten die den
uß bildenden Waſſerballſpiele, welche von zwei kombinierten
Turner=
nſchaften und im Anſchluß von zwei kombinierten
Turnerinnen=
ilungen vorgeführt wurden.
* Roßdorf, 18. Sept. Glück im Unglück hatte geſtern der
ivermeiſter Wagner von Spachbrücken. Wagner fuhr wit ſeinem
orrad in langſamem Tempo durch die Erbacher Straße in der
Rich=
nach Darmſtadt. In der Nähe der Kirche kam das Fuhrwerk des
Keßler, Erbacher Straße, auf der linken Straßenſeite fahrend,
ent=
r und wich auch auf wiederholtes Signal nicht nach rechts aus.
Wagner kurz vor dem Fuhrwerk noch weiter nach links
vorbeifah=
wollte, bog Keßler ſcharf nach links, um in ſeine Hofreite zu fahren.
ner pannte mit der Bruſt gegen die Deichſel, wurde vom Rad ge=
„dert und blieb kurze Zeit bewußtlos liegen. Außer einigen
Haut=
ürfungen und einem kleinen Defekt am Motorvad blieben
augen=
ich keine Folgen zurück. Der Zuſammenſtoß iſt nur auf das
un=
hriftsmäßige Fahren des Wagenlenkers zurückzuführen. — Die Er=
Sloſenziffer unſerer Gemeinde iſt erfreulicherweiſe zurückgegangen;
relden ſich gegenwärtig 45 Perſonen.
g= Groß=Bieberau, 18. Sept. Für das Handwerk und das
Ge=
e hat die Handwerkskammer=Nebenſtelle zu Offenbach in
entgegen=
gender Weiſe Amtstage eingerichtet, an denen alle
Gewerbetreiben=
ihre Angelegenheiten mündlich erledigen können. Der erſte
Amts=
indet bereits kommenden Montag, den 20. September, nachmittags
2 bis 4 Uhr, im Gaſthaus Schellhaas ſtatt. Für die Intereſſenten
er Gegend iſt das von Vorteil. — Durch die Erbauung verſchie=
Arbeiterhäuſer ſind zwei neue Straßen entſtanden, die nun durch
Verlängerung der Gochertſtraße mit dem Marktplatz verbunden
en ſind. Unſer Marktflechen, der ſich ſeither immer nur in der
Srichtung ausdehnte, nimmt nun auch in der Breite zu. Die
Orts=
altung hat die neuen Straßenzüge durch Kavaliſation mit dem
bach verbunden.
— Semb (Kreis Dieburg), 17. Sept. Die Ortsgruppe Semd des
ralverbandes deutſcher Kriegsbeſchädigten und
Kriegerhinterblie=
re. V. (Sitz Berlin) veranſtaltete eine öffentliche Verſammlung.
Redner war der Vorſitzende des Gaues Südweſt, Herr Hecker,
kfurt a. M., erſchienen. Herr Hecker behandelte die Verſorgung
Fürſorge für Kriegsbeſchädigte und Kiegerhinterbliebene und die
ſſationsprobleme der Kriegsopfer in etwa einſtündigen
Ausfüh=
en. Die Verſammlung, die einen guten Beſuch aufzuweiſen hatte,
te für die erſchienenen Kreiſe manche Aufklärung. In der
Aus=
he fand der Referent Zuſtimmung. Mit Dankesworten an den
=enten und den ebenfalls erſchienenen Landesverbands Vorſitzenden
Landesverbonds „Starkenburg=Rheinheſſen” des Zentpalverbandes
cher Kriegsbeſchädigten und Kriegerhinterbliebenen e. V., Herrn
haltungsinſpektor Scheerer, (Offenbach) konnte der Vorſitzende der
gruppe, Herr Sturmfels (Semd) die gut verlaufene Verſammlung
ßen.
2 Reichelsheim i. O., 18. Sept. Vertxetung, Veterinärarzt
Schneider dahier iſt bis anfangs Oktober beurlaubt und wird durch
Fereisveterinärarzt zu Bensheim vertreten.
Fürth f. O., 16. Sept. Einhaltung der feſtgefetzten
Stage. Das hieſige Amtsgericht läßt in den Gemeinden des
htsbezirks bekannt machen, daß wegen Ueberhäufung der
Dienſt=
ifte das Publikum ſich ſtreng an die Amtstage halten muß.
Aus=
en können nur in ganz dringenden Fällen gemacht werden.
Waldmichelbach, 17. Sept. Bürgermeiſterwahl. In der
dargemeinde Siedelsbrunn wurde Herr Peter Horle zum
Bürger=
er gewählt und in den Dienſt eingewieſen.
Michelſtadt, 18. Sept. Verkehrseinſchränkung. Auf
von der Odenwald=Kraftwagenverkehrs=A.=G. befahrenen Strecke,
chWiebelsbach, mußte eine neue Verkehrseinſchränkung ſtattfin=
Nachdem erſt vor kurzer Zeit die Nachtfahrten, die es der
Be=
gung des hinteren Odenwaldes ermöglichten, im Anſchluß an den
r Zug von Darmſtadt und Hanau ihre Heimatorte noch zu
er=
r. auf Samstag und Sonntag beſchränkt wurden, ſo mußte jetzt auch
Samstagfahrt ausfallen. Der Verkehr wird nur noch Sonntags
cht erhalten.
Michelſtadt, 18. Sept. Der ſeitherige Pächter des der Brauerei
gehörenden Reſtaurants „Zum Deutſchen Haus”, Herr Johann
öbel, hat, nachdem die vorbezeichnete Schankwirtſchaft zukünftig
den Brauereibeſitzer Dörr ſelbſt betrieben wird, in ſeinem eigenen,
alls in der Bahnhofſtraße, liegenden Hauſe ein neues Café=,Bier= und
reſtaurant eröffnet. Die Räume dieſes neuen Zur Einhardsklauſe‟
ennenden Lokals ſind nach neueſtem Stile errichtet und ausgeſtattet
6 dieſelben auf jeden Beſucher einen äußerſt ungenehmen Eindruck
en, und derſelbe glaubt, ſich in einer Weinklauſe einer Großſtadt
efinden.
TAüheles werdienen
Irch regelmäßiges Sparen!
Wer monatlich eine Einlage von R.-M. 5.— macht, erhält
Dei einer 7%igen Verzinsung nach 5 Jahren mit Zinses-
Einsen R.-M. 359.—, nach 10 Jahren R.-M. 865.—,
nach 15 Jahren R.-M. 1 580.—-
Wir nehmen Spareinlagen an und verzinsen diese zu
seitgemäßen, günstigen Sätzen. Einlagen können gemacht
werden: an unserer Kasse täglich von 8—12 und von
2—5 Uhr; terner bei unseren Zahlstellen in Brandau,
rnsthofen, Fränkisch-Crumbach, Roßdort, oder mittelst
Sahlkarte auf unser Postscheckkonto Nr. 9182 beim
18477a
Postscheckamt Frankturt a. M.
zirks-Sparkasse Groß-Bieberau
Erbach i. D., UI. Setzt. Die Gendarmeriebeamten des Kreiſes
Erbach hielten im Gaſthaus zum Schwanen in Reichelsheim eine
Grup=
pen=Verſammlung ab, an der als Vertreter des hieſigen Kreisamtes
Herr Regierungsrat Dr. Feilbach teilnahm. Herr Dr. Feilbach
erſtat=
tete ein längeres Referat über „Einteilung und Inhalt des
Bürger=
lichen Geſetzbuches‟. Es ſei hier erwähnt, daß das Kreisamt Erbach
und im beſonderen Herr Dr. Feilbach keine Mühe und Arbeit ſcheuen,
um den Gendarmeriebeamten des Kreiſes, auf den Gebieten die
die=
ſelben beſonders intereſſieren, lehrreiche Anleitungen und
Aufklärun=
gen zu geben. Es ſei dieſerhalb dem Heſſiſchen Kreisamt und Herrn
Dr. Feilbach auch an dieſer Stelle öffentlicher Dank der
Gendarmerie=
beamtenſchaft ausgeſprochen. Außer dieſen Vorträgen in
Verſamm=
lungen werden den Beamten von Herrn Dr. Feilbach und Herrn
Kreis=
kommiſſar Jöſt Fragen zu ſchriftlicher Beantwortung geſtellt, die von
den einzelnen Beamten mit größter Sorgfalt und Gewiſſenhaftigkeit
durchgearbeitet und beantwortet werden müſſen, da dieſelben der
Zen=
ſur durch die vorgenannten Herren unterworſen werden. Auch für dieſe
Mühe im Intereſſe unſeres Standes ſei den beiden Herren herzlichſt
gedankt. Nach Beſprechung von verſchiedenen beruflichen Fragen trat
man in den gemütlichen Teil, der leider durch die mit der Okva
anzu=
tretende Heimfahrt ſehr viel zu kurz war. Mögen die
Gendarmerie=
beamten unſeres Kreiſes recht oft Gelegenheit haben, derartige
beleh=
rende Verſammlungen zu beſuchen, zum Segen ihres Berufes und
un=
ſerer Bevölkerung.
N. Von der Bergſtraße, 18. Sept. Einem faſt unglaublichen
Schild=
bürgerſtreich iſt in Weinheim einer der beiden prachtvollen alten
Akazien=
bäume zum Opfer gefallen, die vor dem Neubau des
Reichsbankgebäu=
des ſtanden, und deren Erhaltung von der Berliner Bauleitung im
In=
tereſſe des architektoniſchen Eindruckes angeordnet worden war. Dagegen
ſollte an der Hinterſeite ein Baum entfernt werden, der den Aufgang
zur Treppe ſperrte. Durch ein unbegreifliches Mißverſtändnis hieben
die drei mit der Fällung beauftragten Leute vorgeſtern abend
anſtatt=
deſſen den einem der beiden vorderen Bäume um, die das landſchaftliche
Bild ſchmückten. Jetzt bleibt nichts übrig, als auch die zweite Akazie
zu beſeitigen und dafür zwei neue Bäume anzupflanzen.
* Auerbach, 17. Sept. Neubau. Auf der Ebene am Wege durch
die Wolfsſchlucht zum Furſtenlager, auf dem ſogen. Marſchallacker, von
wo man eine wundervolle Ausſicht in die weite Rheinebene hat, wurde
mit dem Neubau eines größeren Hauſes begonnen. Die Erbauerin iſt
Frau Dr. med. Heck aus Frankfurt a. M., die ſchon vor dem Kriege
das fragliche Gelände käuflich evworben hat.
* Bensheim, 17. Sept. Beurlaubt. Herr Kreisdirektor
Rein=
hart hat geſtern einen fünfwöchigen Urlaub angetreten. —
Vieh=
ſeuche. Die Maul= und Klauenſeuche, die im Kreiſe Bensheim ſehr
verbreitet war, hat in der letzten Zeit nachgelaſſen, und hofft man, daß
ſie bald wieder überwunden ſein wird. — Gutes Wetter für
die Trauben. Das ganz vorzügliche Wetter kommt dem geringen
Traubenbehang in den Weinbergen ſehr zu ſtatten, ſo daß der Wein
ein recht guter zu werden verſpricht und die Quantität, wenn auch in
geringerem Maß, etwas erſetzt.
* Aus dem Kreiſe Heppenheim, 17. Sept. Amtstage. Das
Kreis=
amt Heppenheim wird nächſtens folgende auswärtige Amtstage
abhal=
ten: Am Dienstag, den 21. September, vormittags 11 Uhr, im Rathaus
zu Neckarſteinach, und am ſelben Tage, nachmittags 2 Uhr, im
Rathaus zu Hirſchhorn. Am Donnerstag, den 23. September,
vor=
mittags 10 Uhr, im Rathaus zu Waldmichelbach. Die
Bürger=
meiſtereien der in Betracht kommenden Gemeinden haben dies in
orts=
üblicher Weiſe bekannt zu machen.
* Hambach, 17. Sept. Goldene Hochzeit. Dieſer Tage
feier=
ten die Eheleute Johann Wilhelm und Ehefrau Maria Anna, geb.
Fiſcher, von hier das Feſt der Goldenen Hochzeit. Dem allgemein
be=
liebten Jubelpaar wurden aus allen Kreiſen der Bevölkerung viele
Glüchwünſche und Geſchenke dargebracht. Herr Reg.=Nat Jann
gra=
tulierte namens der heſſiſchen Regierung.
Hirſchhorn, 18. Sept. Waſſerſtand des Neckars. Am 17.
September: 0,61 Meter; am 18. September: 0,63 Meter.
* Wimpfen, 17. Sept. Neue Neckarbrücke. Die Arbeiten
an der neuen Neckarbrücke haben nun energiſch begonnen. Man hofft,
bis zum Juli nächſten Jahres die neue Brücke dem allgemeinen
Ver=
kehr übergeben zu können.
A. Lampertheim, 18. Sept. Der Tabakbau ſcheint ſich in dieſem
Jahre recht rentabel zu geſtalten, indem die Grumpen, die in
Vor=
kriegszeiten 6—7 Mk. pro Zentner koſteten, heuer mit 30 Mk. bezahlt
werden. Bis jetzt kamen 200 Zentner dieſer am Stengel bereits dürr
gewordenen unterſten Tabaksblätter zum Verkauf. Die Waxe iſt von
vorzüglicher Qualität.
* Biblis, 18. Sept. Vom Zuge torgefahren. In der Nähe
des Bahnüberganges Biblis-Bobſtadt ließ ſich vergangene Nacht ein
Handwerksburſche vom Zuge überfahren. Er wurde am Morgen mit
abgefahrenem Kopfe von Streckenarbeitern gefunden. Der Tote war
barfuß, ſeine Kleider ſehr zerfetzt. Die Perſonalien konnten bis jetzt
noch nicht feſtgeſtellt werden, da der Tote keine Ausweispapiere bei ſich
trug.
* Aus dem Lahntal, 18. Sept. Beim Obſtabmachen vom Baum
ge=
ſtürzt und ſchwer verletzt iſt in Atzbach ein Landwirt. Er mußte ſofort
in die Gießener Klinik gebracht werden, wo er nach zwei Tagen ſtarb.
* Friedberg, 18. Sept. Der Haſſiabezirk Friedberg hielt unter dem
Vorſitz des Bezirksvorſtehers, Direktor Schmidt=Friedberg, ſeine
Herbſtverſammlung ab. Dem langjährigen Vorſitzenden des
Kriegervereins Aſſenheim, Landwirt Leichtnonn, wurde das Ehrenkreuz
der Haſſia verliehen. Oberwachtmeiſter Klee=Butzbach ſprach über
Ver=
ſorgung der Kriegsopfer. Der nächſte Frühjahrsbezirkstag ſoll in
Rei=
chelsheim (Wetterau) ſtattfinden
* Bab=Nauheim, 18. Sept. Auf dem Winterſtein bei Bad=Nauheim
wurde heute der Römerturm eingeweiht. Als Vertreter der Behörden
waren u. a. Miniſterialrat Dr. Kratz, Darmſtadt, Miniſterialrat Walter
von der Forſtabteilung Darmſtadt, Reichstagsabgeordneter Prof. Dr.
Werner, Butzbach, der Rektor der Univerſität, Dr. Bürger, Profeſſor
Helmke anweſenb. Anſprachen wurden von Oberbaurat Haag, Fiedberg,
Profeſſor Helmke, Profeſſor Herzog von der Univerſität Gießen gehalten,
Der Turm wurde von einem Deutſch=Amerikaner, Guſtav=Oberländer,
geſtiſtet. Ausführlicher Bericht folgt.
* Homberg a. d. Ohm, 18. Sept. Von einem Faſelochſen
getötet wurde die Frau eines Landwirts in Gemünden; ſie war
beim Melken ausgeglitten und unter den neben der Kuh ſtehenden
Ochſen gefallen. Das erſchreckte Tier wurde wütend und trat
wieder=
holt auf die Frau, welche als Leiche herausgezogen wurde.
I, K. 13334
Warum kostet
ein Daket
Dn Vhompsons
Seifenpulver
nur 30 Og?
Weil hierzu eine Lokung genom.
ment wird, die so einfdch und
bil-
lig wie nur irgend möglich ist.
An der Saokung wird alles, dm
Inhalt wiebts gespart.
* Verwaltungsgerichtshof.
1. Klage des Mainzer Rudervereins gegen die
Ge=
meinde Weiſenau wegen Erhebung von
Ver=
gnügungsſteuer. Erſchienen Rechtsanwalt Dr. Pagenſtecher
Gainz) als Vertreter des Vereins, für die Gemeinde der Bürgermeiſter.
— Der Kläger veranſtaltete auf dem Rhein am 13./14. Juni 1925 eine
Regatta. Die Gemeinde hielt ſolche für ſteuerpflichtig. Der Verein
erhob Klage auf Feſtſtellung, daß eine Steuerpflicht nicht beſtehe, und
begehrte Rückerſtattung der Steuer. Maßgebend iſt die
Reichsverord=
nung von 1923. Der Kreisausſchuß wies die Klage ab. Die Regatta,
die Bühnen mit Reſtaurationsbetrieb und Muſikkapellen aufweiſe, ſei
eine Art Volksfeſt, ſei eine ſportliche Veranſtaltung, die der
Senſations=
luſt diene, nicht der Leibesübung. Dagegen hob der Provinzialausſchuß
Rheinheſſen auf Berufung dieſes Urteil auf, indem er die Steuerpflicht
verneinte, dagegen beließ er es bei dem erſten Urteil, ſoweit
Rückzah=
lung der bezahlten Steuer von 1065 Mark begehrt wurde. Die Gründe
führten aus, daß es ſich um eine ſportliche Veranſtaltung handle, die
der Leibesübung diene, ſie ſei auch keine gewerbsmäßige Veranſtaltung,
denn dieſe Veranſtaltungen ſeien gewöhnlich mit einem Defizit
verbun=
den. Verwieſen wird in den Gründen auf zahlreiche Entſcheidungen des
preußiſchen Verwaltungsgerichts. Gegen dieſes Urteil hat die Gemeinde
Reviſion zum Verwaltungsgerichtshof erhoben. Der Bürgermeiſter
er=
klärt, hier müſſe in dieſer die Sportwelt bewegenden Frage endlich
ein=
mal Klarheit geſchaffen werden; er verweiſt auf ein Urteil des
Darm=
ſtädter Oberlandesgerichts in der Stempelfrage. Maßgebend ſei, daß
die Muſik die Nichtruderer am Schluſſe des Starts unterhalte, durch
dieſe muſikaliſchen Darbietungen werde die Vergnugungsſteuerpflicht
be=
gründet, der Verein ſelbſt betreibe bei der Regatte die Wirtſchaft. Auch
die Eisfeſte des Vereins müßten ſteuerpflichtig ſein. Die Gemeinde
Weiſenau müſſe eine grundſätzliche Entſcheidung wünſchen. Die 1065 M.
Steuer hätten die Regattabeſucher bezahlt. Die Gemeinde verwahrt ſich
ſchließlich dagegen, daß ſie zu den gefamten Koſten des Verfahrens
ver=
urteilt worden ſei, obwohl ſie doch zur Hälfte obgeſiegt habe. Der
pberſte Gerichtshof in Heſſen müſſe in dieſer Frage Klarheit ſchaffen.
Der Vertreter des Vereins betont, dieſer habe Anſchlußreviſion auf
Rückerſtattung gezahlter 1065 M. aus Billigkeitsgründen unterlaſſen.
(Der Verein hat die Steuer beſonders neben dem Eintrittspreis von
den Beſuchern erhoben.) Der Verein müſſe aus techniſchen Gründen
an der Weiſenauer Strecke für Regatten feſthalten, deshalb beſtehe für
ihn ein rechtliches Intereſſe an der Feſtſtellung der Steuerfreiheit auch
für künftige Fälle. Die Regatta ſei ein feſtſtehender Begriff, der ſich
aus dem Verlauf derartiger Veranſtaltungen ergebe. Das ſei in ganz
Deutſchland das typiſche Bild einer Regatta. Die Regatta bedeute
ſportlichen Wettkampf zur Schulung und Abwertung der einzelnen
Lei=
ſtungen im Start. Die jungen Leute, die dieſem Sport huldigten (einen
Leibesübung), müßten die Koſten der Veranſtaltung von deren
Be=
ſuchern erheben. Rudern ſei Sport und Leibesübung. Rudern ſei
grundſätzlich Leibesübung, bleibe es auch, wenn es ſportmäßig betrieben
werde. Das preußiſche Oberverwaltungsgericht habe die Steuerpflicht
der Regatten verneint. Muſik und Reſtauration machten die Regatta
nicht zu einem ſteuerpflichtigen Betrieb, denn der Verein habe keinen
gewerbsmäßigen Betrieb er ſetze Geld zu. Ueberſchüiſſe muſſe der
Ver=
ein ſatzungsgemäß zu Leibesübungen verwenden. Für die Regatten
würden (Geſolei!) von hoher Seite zur Propagierung des Sports, der
körperlichen Ertüchtigung Preiſe geſtiftet, vom Reichspräſidenten, von
den einzelnen Ländern. Der Mainzer Ruderverein habe nur den Zweck,
die Leibesübungen zu fördern. In Baden bejahe man im
Verwal=
tungsgerichtshof die Steuerpflicht der Regatten, in Preußen (Grünau!)
und Bayern (Schweinfurt!) verneine man ſie, das wirte grotesk
im einigen Deutſchen Reich. Der Vertreter des
Staats=
intereſſes erörtert, daß heſſiſche Beſtimmungen (über Urkundenſtempel)
hier nicht in Frage kommen, ſondern nur die des Reichsrechts, die 1923
zugunſten des Sports abgeändert wurden, um ihm weitgehendſt
enk=
gegenzukommen. Die Tendenz des Reichsrats ſei es, liebhaberſportliche
Veranſtaltungen frei zu laſſen, dieſen Standpunkt teile auch der
Reichs=
finanzminiſter. Gerade aufgetretene Zweifel habe man durch die neue
Faſſung der Verordnung beſeitigen wollen. Der Vertreter des
Staats=
intereſſes hält in der Grundfrage die Entſcheidung des
Provinzialaus=
ſchuſſes für richtig. Im Einzelfalle bleibe zu prüfen, ob bei einer
Ne=
gatta des Klägers ein Ausnahmefall der Verordnung vorliege. Mir
dieſer Berichtigung des Urteilstenors möge die Rebiſion als
unbe=
gründet verworfen werden. Das Urteil ändert das
ange=
fochtene Urteil dahin ab, daß die Anforderung aus
Anlaß der Negatta vom 13. /14. Juni 1925 feitens der
Gemeinde Weiſenau für unzuläſſig erklärt wird.
Im übrigen verbleibt es bei der Entſcheidung des
Provinzialausſchuſſes. Die Koſten des Verfahrens
werden gegeneinander aufgehoben.
2. Einwendungen gegen die Gemeinderatswahl
in Ober=Ingelheim. Der erſchienene Joh. Rauth IV. von
Ober=Ingelheim hatte gegen die am 15. November 1925 ſtattgehabte
Gemeinderatswahl Einwendungen zum Kreisausſchuß Bingen erhoben,
von denen nach Rücknahme der anderen durch den Reklamanten nur noch
eine intereſſiert: „Auf dem Wahlvorſchlag der deutſchdemokratiſchen
Partei ſtand der Name des Bürgermeiſters Bauer, obwohl er das
paſſive Wahlrecht nicht gehabt habe. Der Kreisausſchuß Bingen hat den
Einſpruch verworfen. Die Wahlkommiſſion hätte allerdings den Namen
des Bürgermeiſters ſtreichen können, was nicht geſchah. Bürgermeiſter
Bauer lehnte aber ſpäter ab, da er als Bürgermeiſter kandidieren wolle.
(B. wollte als Berufsbürgermeiſter kandidieren.) An Bauers Stelle
trat der im Wahlvorſchlag nachverzeichnete Bewerber. Gegen dieſes
Urteil hat Rauth Berufung zum Provinzialausſchuß der Provinz
Rhein=
heſſen verfolgt. Bauer war der Meinung, er ſcheide am 31. Dezember
1925 als Bürgermeiſter aus und ſei nach dieſem Zeitpunkt als
Gemeinde=
rat wählbar. In der Beweisaufnahme in dieſer Inſtanz trat zutage,
daß die Meinung ging, Vauer ſei nur als Zugkandidat auf den
Wahl=
vorſchlag geſetzt worden wie Hindenburg bei der Reichspräſidentemwahl.
Das Urteil des Provinzialausſchuſſes der Provinz Rheinheſſen vom
11. Mai 1926 verwarf die Berufung als unbegründet. Der Einwand
unlauterer Vorgänge bei der Wahlhandlung ſei unbeachtlich, da nach
feſtſtehender Rechtſprechung des Verwaltungsgerichtshofs ſolche
Einwen=
dungen nur der Kreisdrrektor erheben könne. Hiergegen hat Nauth
Reviſion beim Verwaltungsgerichtshof eingelegt. Er führte aus: Das
Kreisamt Bingen hätte den Wohlvorſchlag zurückgeben und die
Strei=
chung des Namens Bauer veranlaſſen müſſen. Der Name Bauer habe
nur als Lockmittel gedient. Die Gemeinde Ober=Ingelheim iſt im
Ter=
min in der Reviſionsinſtanz nicht vertreten. Rauth führt aus, nur
durch die Liſtenverbindung mit den Demokraten habe die
Sozialdemo=
kratie zwei Sitze errungen, Bauer habe ſich aufſtellen laſſen, um
Stim=
men zu fangen. Deshalb möge die Wahl für ungültig erklärt werden,
gegebenenfalls möge die Sache zwecks weiterer Beweiserhebung in die
Vorinſtanz zurückverwieſen werden. Der Vertreter des Staatsintereſſes
will ſich auf die Erörterung beſchränken, ob das Geſetz verletzt iſt. Die
Einwendungen ſeien wohl friſtgerecht erhoben, ſie beträfen das
Wahlver=
fahren, rügten aber unlautere Beeinfluſſung der Wahl. In letzterer
Beziehung ſtehe nur dem Kreisdirektor das Recht, die Wahl zu
bean=
ſtanden, zu. Möglich ſei, daß bei falſch aufgeſtelltem Wahlvorſchlag
(wie hier) das Wahlreſultat geändert werde, da eine zugkräftige nicht
wählbare Perſon auf dem Zettel geſtanden habe. Den ſtrikten Beweis
dafür müſſe hier der Reklamant führen. Dem Ermeſſen des
Gerichts=
hofs werde überlaſſen, zu entſcheiden, ob dieſer Beweis geführt ſei.
Das Urteil verwirft, die Reviſion mit
Koſten=
folge. Der Beweis, den Reviſionskläger zu führen verſucht habe,
ſei namentlich mit Rückſicht auf das Wahlgeheimnis zu
führen unmöglich. Aus welchen Motiven der Bürgermeiſter ſich auf
die Wahlliſte habe ſtellen laſſen, könne dahingeſtellt bleiben.
* Alsfeld, 18. Sept. Altbürgermeiſter Johannes Walther zu
Bil=
lertshauſen und ſeine Ehefrau feierten bei völliger geiſtiger und
körper=
licher Rüſtigkeit das ſeltene Feſt der Goldenen Hochzeit.
Schotten, 18. Sept. Ein Zeichen, wie der Sparſinn auch im
Vogelsberg im Wachſen begriffen iſt, geben die beiden Bezirksſparkaſſen
Schotten und Laubach. In Schotten betrugen am 1. Auguſt die
Geſamt=
einlagen 325 921 Mark, die Bahl der Einlagebücher 840, dagegen am
1. September 332 983 Mk. und 866 Einlagebücher. In Laubach entfielen
am 1. Auguſt auf 560 Einlagebücher Spareinlagen in Höhe von 238 965
Mark, am 1. September ſtiegen dieſe Zahlen auf 564 Einlagebücher mit
244 754 Mark. — In den Kreistag des Kreiſes Schotten wurden
neu gewählt: Landwirt Albert Keil zu Feldkrücken, Landwirt Heinrich
Müth 2. zu Volhartshain und Schloſſer Heinrich Weber zu Steinberg.
Oonr Koidhns brauft sur Aaptannn
Tanre Caukassn Mick als Kalan!
Am Bohnhof + Fernruf 24,8
Spezial=Ausſchank:
Thomasbräu
Hanauerhofbräu
Paulanerbräu
Union-Theater
Die Prinzessin
und der Geiger
Doo
Rummelbräu
Heute Sonntag, den 19. September,
von 6 Uhr ab: Großer Tanz
6
s Freundſchaftsbund Darmſtadt.
DT0
Ein Künstlerleben in 6 Kapiteln
nach d. Roman: „The blackguard”
von R. Paton.
In den führenden Rollen: Walter
Rillo, Jane Movak, Rosa
Valetti, Bernhard Goetzke
Der Herr
Generaldirektor!
Wegen anderweitig, Visposition nur noch bis
ein-
schließlich Montag der erfoigreiche Eichbergfilm:
DerPrinz u. dieTänzerin
Die Titelrollen sind besetzt durch
Luci Doraine
der schönen, beliebten Dira und
Willy Fritsch
dem Helden ans „Walzertraum”. Ferner wirken mit:
Robert Scholz, Hermann Picha, Albert Paulig,
Leop. T. Ledebour, Hans Albers, Fritz Kampers
RAG
(13329
„ER
als Meisterboker
Lustspiel in 2 Akten mit Harold Lioyd
Allee-Restaurant
Rummelbräu
am Hauptbahnhof- Rheinstr. 101- Tel. 2519
beste Verpflegung — großen Mittagstisch
in reicher Auswahl. — Erstklassige Küche
Diners zu Mk. 0.80, 1.30, 1.80, 2.50
ſchwarz pol.
Mk. 680
zu verk. (12691a
Seesssssssssere
Hutel PrinzHeinrich
J. Zimmermann
Empfehle feinbürgerliche Küche
lach dem gleichnamigen Roman
der Berliner Morgenpost von
Ernst Klein.
In den Hauptrollen:
Albert Bassermann
„Lappland”” nordische Naturschöuheiten
Die neueste Wochenschau
Anfang 2 Uhr, letzte Abendvorstellung 8 Uhr.
Menü zu 1.50, 2.—, 2.50 Mk.
Curt Vespermann, Alfred
Abel, Wilh. Diegelmann
und viele andere prominente
Schauspieler. (13330
Ausflugsort
EINSIEDEI
Heinrich
Arnold
Reichhaltige Abendkarte —
bei Darmstadt
Prächtiges Gartenrestaurank
Großer Festsaal
Brauerei-Spezialausschank
Reine Weine
leden Sonntag KONZER
Inhaber K. Heidenreich (*24408
Wilhelminenſtr. 9.
Heute Sonntag abend: Konzert
(*24477)
Seeesssssesrsessssste!
Die neueste Wochenschau
Anfang 2 Uhr.
Letzte Abendvorstellung 8 Uhr.
S
Bratis
Spaniſche Bodega, Hügelſtr. 35
Aute-Einkehr
empf. drog. Secher Nachf.
Kalichlpapier Ludwigshöhſtr. 1 B980
fahre ich Sonntags
Perſonen=Kraftwagen,
um in der Uebung
zu bleiben.
Führer=
ſchein Klaſſe 3b. —
Angebote an Karl
Heleine,Oberſekretär,
Darmſtadt,
Wiener=
ſtraße 65. (*23489ag
Heute Sonntag (13515
Konzert
Tanzkränzchen
Heinrich
Arnold
(am Meſſeler Park) 20 Minuten von d
neuen Straßenbahn=Endſtation
empfiehlt ſeine Säle für größere und kleine
Geſellſchaften
Miktagessen 19. September
5 2.— MK.
am 19. September 1926, in der
Wilhelminen=
Straße 9
durch das beliebte junge Damen=Duo Zander
B. ab 5—7 Uhr nachm. und ab 8 Uhrabds.
Täglich Konzert von 8 Uhr abends
Gffff
Ladwigshalle
Anfang 6 Uhr
Jazzbandkapelle Fliegende Teufel,
24415)
Peter Feld.
Woog, 18. Sept. 1926.
Waſſerhöhe 3,77 m.
Luftwärme 150 C.
Waſſerwärme vorm.
7 Uhr 182 C.
Woogs=Polizei=Wache
Windſorſuppe
Junge Hahnen mit Salat und Kompoit
Apfelreis
8 1.60 Mk.
Windſorſuppe
Roaſibeef mit Erbſen und Karotten
Apfelreis
Kalie und warme Speiſen zu ſeder Tagesze
Penſion von 5. — Mk. an
Telephon Darmſtadt 44. (1347
AORPHEUM
Wie
Heute Z
ner O
FettennGasts
ORPHEUM
eie
B Heite
Aeheit Tanzt Halzeg
Operette in 3 Akten Musik ven Leo Ascher
(13516
Jo
100
Voranzeige
Theo Heusen
ſingt,
Generalmusikdirektor
Rosenstock
begleitet (*24455
am Freitag, den 8. Oktober, 8 Uhr,
in der Otto Berndt=Halle
oo
5o
Nocee
1O.
R4
Empfehle meinen guten
bürger=
lichen, reichhaltigen (*24312
Mittagstiſch a 90=
Flach, Karlsſtraße 61.
KRP
Tanzſchule 4. Rehr
Fernruf 3200
Victoriaſtr. 67, ptr.
Zu den Anfang Oktober beginnenden Kurſen
für Schüler und Fortgeſchrittene, ſowie für
ältere Damen und Herren, nehme gefällige
Anmeldungen entgegen. Einzelunterricht zu
jeder Zeit.
(13503a
g unter Aufſicht d.
Landwirtſchaftliche
Landwirtſchafts=
kammer. Ab=
Braunſchweig.
gangsprüfung.
Proſpekt durch
Dir. 1. Krause. Stellennachw.
frei.
Nechnungsführerſchule.
IV. 11756)
Kirchweit
in Habitzheim
Gaſthaus (13335
ZumDeutſchenHaus”
Alle Freunde und Gönner unſeres
Hauſes ladet höffl. ein Frau Kopp
Meine
Mod. Geſellſchafts=Janzkurſe
beginnen im Laufe ds. Mts, und nehme
weitere Anmeldungen hierzu tägl. entgegen
Kurſe für ältere Damen und Herren jederzeit!
Neueſte Tanzformen Gründl. Ausbildung
Tanzſchule
Johanna Georg,Ballettmeiſterin
Rheinſtraße 41, III. (*24458
Heuester Schleger
Die
milde u. duftige
SPig. Eigarelfe
Eine Uberraschung
Für den Kenner.
ZIGARETTENFABRIK
SOLOBOFEKCo.
Esälkstier 2.½
gsGR. 1876 SOLB. MEDAILLE
Fabriklager u. Alleinverkauf: M. Mever
Darmstadt, Zeughausstrasse 7. (I. 12079
Kinder-Magen
aller Art kaufen Sie ſtets am beſten und
preiswerteſten im Spezialgeſchäft (13525a
Donges & Wiest
Darmstad!, Elisabethenstr. 25
ſchwarz pol.
Mk. 680
zu verk. (13158a
Klavier-
Arnold
Eliſabethenſtr. 28
Klavierſtimmer
Emil Schultze
Kammermaſiker i. R.
Schießhausſtr. 29
Auskunft auch bei
Thies Nachfolger
Eliſabethenſtr. 12
(*23874idg)
Ne e
H n
He e
Nese ne
Aob n
Huns nete
Kr
712615A
Darmſtadt
Obermeiſter i. R.
Wendelſtadtſtr. 8
Ausſchnitt
erſtklafſiger Tuche
für Anzüge, Mäntel
u. Koſtüme. (10713o
Zahlungs=
erleichterung.
Kein Laden.
1*24491
2teilige
Herren=Toilette
gut erhalten, preisw.
zu verk G. Schnaars
Eliſabethenſtr. 28.
Ausführung von
Zentralbeizungen
Fahrräder
ller Syſteme und deren Reparaturen
bei billigſier Berechnung. (12817a
fahrfertig, 55.—
Decken 2.95 Mk.
Carbidlampen
aus Meſſing 3.95
Alle übr Erſatzteil.
u. Reparat billigſt
B. Drio,Karlſtr. 14
(12158a1
HAMBURG-AMERIKALIAIE
HAMBURG /ALSTERDAMM 25
und deren Vertreter an allen größeren Plätzen
Pfungstadt, Jakob Zimbrich, Eberstädterstr. 15
Darmstadt, Adolph Rady, Zimmerstr. 1
Michelstadt i. Od., Otto Reichhardt
11378a
Heſſiſches Landestheater
Sonntag, den 19. September 1926
L. 1 Großes Haus I. 1
Triſtan und Iſolde
Handlung in 3 Aufzügen von Rich, Wagn”
Muſikaliſcher Leiter: Joſeph Roſenſtock
In Szene geſetzt von Joſeph Schlemback
Perſonen:
Triſtan
.. . . . . . Gotthelf Piſto
König Marke . . . . . . Heinrich Hölzl.
Jſolde . . . . . . . . . . Ch. Maſſenbur”
Kurwenal . . . .
Melot . . . ..
Brangäne . . . .
Hirt .. . . . ..
Steuermann . .
Junger Seemann
. . Johs. Biſchoff
„ . Leo Barezinskt.
. . Anna Jacobs
Rudolf Strzeletz
.. Hans Ney
.. Rudolf Strzele
Schiffsvolk. Ritter und Knappen,
Schauplatz der Handlung: 1. Aufzug: Bu
See auf dem Verdeck von Triſtans Schif
während der Ueberfahrt von Irland nal
Kornwall. 2. Aufzug: In der Königliche
Burg Markes in Kornwall. 3. Aufzug
Triſtans Burg in der Bretagne
Spielwart: Fritz Wilde
Preiſe der Plätze: 1.20 bis 12 Mk.
Eintritt der Mieter in den Zuſchauerrau
nur gegen Vorzeigung der Mietkarte zula)
Pauſen nach dem 1. und 2. Aufzug
Ende 10 Uhr
Anfang 5½ Uhr
Kleines Haus
Zuſatzmiete I, 1
In der Neueinſtudierung u. Neuinſzenierut
Die Geſchwiſter
Schauſpiel in einem Akt von Goethe
In Szene geſetzt von Ernſt Legal
Perſonen:
Wilhelm, ein Kaufmann . Joachim Büttn
Marianne ſeine Schweſter Käte Foerder
Fabrice . . . . . . . . . Robert Klupx
Briefträger . . . . . . . Richard Jürgg
Die Mitſchuldigen
Luſtſpiel in Verſen und drei Akten vonGoe.
In Szene geſetzt von Ernſt Lega!
Perſonen:
Der Wirt . . . . . . . Hugo Keßler
Sophie, ſeine Tochter . . Beſſie Hoffark
Söller, ihr Mann . . . . Robert Klupx
Aieeſt .. . . . . . . . . W. Mahenknel
Ein Kellner . . . . . . . Ernſt Rottluf!
Der Schauplatz iſt im Wirtshaus
Spielwart: Adolf Schmidt
Die Bühnenbilder derbeiden Stücke ſindne
Enwürfen von Lothar Schenck von 2kſ=
Preiſe der Plätze: 1.20 bis 7.20 Mk.
Eintritt der Mieter in den Zuſchauerral
nur gegen Vorzeigung derMietkartezuſa
Pauſe nach dem erſten Stück
Ende 10 Uhr
Anfang 7½ Uhr
Nummer 260
Sonntag, den 19. September 1926
Seite 9
Wanderer
6/30 PS.
großer, eleganter
Vagen, nebſt allen
Teuerungen, (12091a
koſtet nur
Mk. 6975.—
ab Werk
und iſt kurzfriſtig
lieferbar.
Zeſichtigen Sie dieſen
Vagen. Sie kaufen
keinen anderen.
Jonges & Wiest
Ia ausgeleſene
Zpeiſekartoffeln
per Ztr. Mk. 3.80
jefere frei Haus. —
Ingeb. u. S 230 an
je Geſchſt. ( 13508goi
Kelterobſt
Aepfel igeſchüttelt
lauf. in jed Menge
abzugeben (*24503
Wilh. Klefer
Arheilgerſtr. 48
Telephon 3373.
Nathematik, reine u.
ngewdt.,d akad. geb.
Lehr. Vorber, a. alle
Ziele. Nachh.
Witt=
nannſtr. 30, (B829
In Spielkreis
verd. n. einige Kind.
ufgenommen. Eig.
Taum. Anmeldung.
rbeten an ( 24382
F. Hoffmann
ſtaatlich geprüfte
Kindergärtnerin
Hochſtr. 62, I.
Elavier= u.
Theorie=
interricht ert.
Muſik=
kudierende (ak. geb.)
Saalbauſtraße 42II.
Bew Methode, Hon.
(2446
näßig.
Langjährig
Bühnen=
änger ert. Unterr.
Vorzügl. Tonbildg.
Itemtechnik. Std. 2,6
Infr u. S16l and.
Heſchäftsſt. (*24221
Suche für ſpaniſche
Konverlation
mmöglichſt
Original=
panierſin). Angeb.
int. T 11 an d.
Ge=
cäftsſtelle. (224486
3mmoblleng
KENäa
ſeit 4— 5 Zimmern
(Preis nicht über
15 000 Mk.)
u kauf. geſucht.
Angeb. u. S 247
n d. Geſchſt. (*24460
derrſchaftshaus für
2 vd. 3 Familien,
e 5—7 Zimm., geg.
ohe Anz zu kf. geſ.
Tbſchl. n. vor d. 1. Okt.
rw. Ang. erb. u. T 1
md. Geſchſt. / 24465gi
nit beſchlagnahmefr.
ſ=Zimmerwohn. abz.
Unfrag unter 8 238
m die Geſch (*24431
Grundstück
m Zentr. der Stadt,
n. Wohnhaus,
Neben=
jebäuden, groß. Hof,
Einfahrt, f. jedes
Ge=
cäft paſſend, günſtig
u verk. Angeb. unt.
7 163 Gſchſt. /2 22 2236s
Sache und
biete an:
RAUOHER-UMFRAAE
DER REEMTSMA A.-G.
Vereinzelt wird, zngleich mit der frendigen Anerkennung unserer Idee, die Frage an uns gerichtet,
ob das Ergebnis der Raucher-Umfrage, d. h. die Möglichkeit der Befriedigung aller individuellen Wünsche
der Raucher, durch die hohen Prämien nicht zu teuer erkauft würde.
Hierzn teilen wir in aller Oeffentlichkeit folgendes mit:
Der Einkanfs-Apparat, der die Reemtsma-Tabake zusammenbringt, kanfte In den letzten 12Monaten
für unseren Konzern über
16 000 000 Kllo Tabak — 520 000 Ballen.
Die gleiche Organisation wertet das Ergebnis unserer Raucher-Umfrage aus. Die Prämien von M. 105000,.—
bedenten also eine Belastung von 19,8 Pf. pro Ballen. Da aus einem Ballen durchschnittlich 23000
Cigaretten hergestellt werden, kommt also anf 1000 Cigaretten eine Belastung von weniger als 1 Pf.
oder genauer:
Die Verteuerung der Kalkulation einer Schachtel Eigaretten Im
Verkaufswert von M. 1.— bis M. 1,50 beträgt nur iso Pfennig.
Für diesen winzigen Betrag holen wir das Letzte aus dem Orienttabak herans, indem wir dem
Raucher statt einer farblosen Allerwelts-Cigarette die auf seinen persönlichen Geschmack eingestellte
Spezial-Cigarette bieten.
Der dentsche Raucher gewinnt folgendes:
Die grösste deutsche Einkaufs-Organisation für Orienttabake deckt Ihren Bedarf nicht nur auf
Grund eigener fachmännischer Erfahrung, sondern auf Grund genauester Kenntnis der Ansprüche fast
aller dentscher Raucher,
Die Rentabilität der Prämien in Höhe von insgesamt
M. 108.000,00
steht damit völlig ausser Frage.
REEMTSMA A.-G.
Fabriken für hochwertige Orienteigaretten.
Verkäufl. Wohn= und
Heſchäftshäuſ., Villen,
Tandhäuſer, Hotels,
Keſtaurants. Cafés,
I. Bln. 12996
Bäckereien,Konditor,Netzger., Geſch.=Betr.
eder Art und Lage,
Immobilien=
Dingeldein
rur Landwehrſtr. 39, pt.
Eeleph. 2067. (13520 2040 qm
Ackergelande
am Rabenberg zu
verpachten. (13331goi
Näheres Baubüro,
Pallaswieſenſtr. 26. Etagenhaus
beſt Zuſtand, zwiſch.
Heinrich= u. Soderſtr.
eleg., mit freiwerd.
Vohn. v. 5 Zim., Bad
i. Küche, ſowie groß.
Hartenz verkauf. An=
ahlung 15000 — ℳ.
Selbſtkäuf. ſend An=
ebote unt. T 20 an d.
Heſchſt. d Bl. 13523 Hauskauf.
Geſchäftshausim In=
nern der Stadt von
Beſitzer zu kauf. ge=
ſucht Angeb unter
T 9 an d. Geſchäfts=
ſtelle ds. Bl. (*24484 Sofort zu kauf. geſ
neuzeitliches Herr=
ſchaftshaus in beſter
Lage Tintenviertel
bevorzugt) mit 5—6
Zimm. Wohnungen.
Angeb. mit äußerſter
Preisang. u. S 245
an d. Geſchſt. (24450
Graudſtäck
zu verkaufen. Heinrichſtraße 73, Teleph. 4430
An Bergſtraßen=Platz zu berkaufen!
Geſchäftshaus, Laden u größere Wohnung
ſofortbeziehbar. Preisca, 15 Mille. Anzahlg.
nach Vereinbar. Julius Wolff (R D M.), Immob.,
Mannheim 0.7.22. Fernſpr. 29826. (II. Mhm 13488
Die von der
*
Darmſtädter Wohnungsbau=
Genoſſenſchaft
(13475gm
erſtellte
Häuſergruppe
Heinrichſtr. 149—157
5 Einzl=Etagenhäuſer mit neuzeitlich
aus=
geſtatteten 4=Zimmerwohnungen (Etagen=
Zentralheizung, Warmwaſſerverſorgung,
komplettes Bad) zur Beit im Rohbau
fertig=
geſtellt, wird vor Abſchluß der Mietvertrüige
und vor Inangriffnahme des inneren
Aus=
baues, zwecks Berückſichtigung etwaiger
Sonderwünſche, zu günſtigen
Zahlungs=
bediugungen dem Verkaufe unterſtellt,
Auskunft und Pläne bei den Architekten
G. Küchler, Bismarckſtraße 20
Rud, Strecker, Nd.=Ramſtädterſtr. 65
Käufer und
Verkäufen
von Geſchäfts= und Miethäuſern,
von Villen und Einfamilienhäuſern
wollen ſich bei mir melden. — Ebenſo
Verkäufer und Käufer von
Waren=
geſchäften, Reſtaurants, Kinos uſw.
Sie werden dann ſchnell zum Ziele kommen
Immobilien=Büro
Max Hmanael
Darmſtadt (12605a) Bismarchſtr 48
Geſchäftshaus
im Mittelpunkt der Stadt, zwei Läden
frei, drei Stockwerke, zu verkaufen evtl.
die Läden alsbald zu vermieten. Näheres
bei dem Teſtamentsvollſtrecker
Rechtsanwalt Dr. E. E. Hoffmann II.
Hügelſtraße 45. (13274ms
iſt es für ſeden Geſchäftsmann zu wiſſen, daß
Inſerate im „Darmſtädter Tagblatts das beſſe
Propagandamittel zur Kundenwerbung ſind=
Durch welteſte Verbreitung bürgt das „
Darm=
ſtädter Tagblatt= für unbedingten Erfolg
Käufe!
Laden=Regal mit
Schubladen zu kauf.
geſucht. Angebote
unter S 237 an die
Geſchäftsſt (*24432
Briefmarkenſamm=
lung zu kaufen geſ.
Angeb. unter 8 228.
(24422)
Gebr., gut erh.
Bett=
ſtelle mit Matratze
aus gutem Hauſe zu
kauf. geſ. Angeb. m.
Preis unt. 8 150 an
die Geſchſt. (*24204
Lüſter für Elektr. f.
15.K zu verk.; daſ.
Spruugfedermatr. z.
kauf geſ.
Heinrich=
ſtraße 68
(*24443
Küchenbüfett u. K.=Tiſch,
gt. erh., z kf. geſ. Ang.
unt T 21 an d Geſchſt,
224504)
Flaſchen
Säcke und Packtücher
fauft ſtets (*23906mg
Zwickler
Schwanenſtraße 12,
Telephon 1760.
Seite 10
Sonntag, den 19. September 1926
Nummer 261.
BrOFrnung der
TarBon
SatoOlAA
Konfektion Seidenstoffe Modewaren
Damenhüte Kleiderstoffe Besatzstoffe
Wir zeigen die Mode in ihrer Vollkommenheit in unseren Schaufenstern und Auslagen.
Die wundervollen Sortimente in unseren Spezial-Abteilungen erleichtern Ihnen, den
Einkauf und wir wollen nur einige Preise nennen, die Ihnen alles sagen werden!
Konfektion Seidenstoffe Hleidersammt
Sammt-Kleid
hübsche, ingendliche Form, in schwarz . .. . 40
Tatter-Klelc
aus Kunstseide, fesche Form, in schwarz.
Winter-Mante
aus gutem Velour de laine, moderne Form.
Winter-Mante
aus gutem Velour de laine, mit vollem
Pelz-
kragen, in allen modernen Parben.
Crepe faconne
für das moderne Herbstkleid, doppelbreit.
Tatfet-Seide
85 cm breit, in den neuesten Abendfarben 5.90,
Crepe de chine
doppelbreit, neueste Modefarben. . . 6.50,
Crepe marocaine
reine Seide mit Wolle, doppelbreit ..."
Sammt.
Ia Köpernare, in tiefschwarz, 70 em breit .
Sammt
Ia Lindener Ware, in schwarz, 70 cm breit .
Sammt
Ia Köperware, in tiefschw,90 cm br. 8.50, 80 breit
Sammt
Ia Mengers Ware, 80 cm breit
9.10
TR0
90
Damenhüte Heiderstoffe Modewaren
F112-Hüte
in allen dunklen und hellen Farben .. . .
Borden-Hut
jugendliche Form, in vielen Farben ..
Sammt-Hüte
in schwarz, brann u. hell. Farb., ingendl. Formen
Sammt-Hut
in eleganter, tescher Ausführung . . . . .
P 0 peLne
Loppelbreit, reine Wolle, in vielen Farben..
Schotten
reine Wolle, in verschiedenen Farbstellungen
Wo11-R1p
130 cm breit, reine Wolle, gute Onalität, in
modernen Farben.
Epingle und Ottoman
das Neueste für Herbst- und Wintermäntel".
Jaguett-Kragen
moderne, kleine Form, teils ans Waschseide
und Crépe de chine ..
.. 1.25,
Farbige Schals
aus Kunstseide, hübsche Farbstellungen ..
Wollplüsch-Besatz
in farbig 3.30, in weis . . . . . .
H.B0
Ansteckblumen
in großer Auswahl
(13472
Prin. Kratttahrschute Sentt
Gründliche Ausbildung zur Erlangung
vonFührerschelnen fürMMotorräder,
Lastwagen und Fersonenwagen. 6214a
F amtlich zug. Fahrlehrer
LiII SGhN Friedrichstr. 18
Schallplatten
aller führend. Marken
in großer Auswahl
Apparate geg, begu.
Teilzahlung, 1a Qual.
epar prompt u. bill
Muſikhaus Bund
Juchardſt. 9, 12388a
Neue
eigene Importe
Berger-Teppiche
soeben eingetroffen
Echte Vorlagen
Mk. 48.— 75.— 170.— bis 250.— usw.
Große Perser—
. . von Mk. 800.— an
Deutsche Teppiche
schwere Oualitäten in allen Größen
Nk. 60.— 75.— 90.— 110.— 140.—
190.— 260,— nsn.
Beachten Sie meine Schanfenster!
Teppiohhaus Eberhard
Frankfurt am Main
Neue Mainzerstraße 22, Ecke Friedensstraße
Meinel sHerold
Musikinstramente-Sprechapparate ufiammonikafabrik
Hlingentbal N2 1a4g
versenden
dipekt an Private
zu vonkäufenn bestauntenniedrigen Reisen
Musikinstrumente, Sprechapparate
Harmonikas
Antausch
Gwder Haupckatalen.
eillichtgefsllen
an Jjedermaun umsanst
üunsgerna Hit zde-in Kären iir Rneranperichläinds göſcetau
TCa.N000d im vergangenen Jahre verkaufte Instramente
Sowie üder 14000 amtlich beglaubigte Dankschreiben
beweisen schlagend unsere Leistungsfähigkeit 4
Damen=Konfektion
früher Baden=Baden
Mäntel, Koſtüme. Nachmittags= und
Abend=
hleider. Moderniſ erenzu ſoliden Preiſen
Hedwis Schweitzer
Am Herrenacker 11 — Halteſtelle
Bismarck=
ſtlaße—Landgraf Philipp=Anlage (24456
Den Darmſtädter Leſezirkel
ſollten Sie beſtellen! (12797a
Auswahl=Mappen in allen Preislagen
2Familien=Leſemappenv.0. 25wöchentl chan
Zuſtellg, fr Haus. Pro=pektekoſtenl. durch
v Saalbauſtraße 69
Valentin Roeder Fernruf 1985
Zimmerarbeiten
für Neubauten, Reparaturen, Abſprießen,
Ein=
friedigungen, Treppen= und Schindelarbeiten
übernimmt zu billigſfen Preiſen
PeterFz. Schweitzer
Zimmermeiſter
Telephon Nr. 3929 / Gervinusſtraße Nr. 34
Für fachmänniſche und ſolide Ausführung
garantiert meine langjähr praktiſche
Tätig=
keit. Dimmerplatz am Oſthahnhof 113507
Eine Besichtigung
wird Sie von meinem (12319
vorkellhaften Angebof in
TDaren
überzengen. Auf Wunsch
Tellzahlung in bequemen Raten
Kein Laden, daher billige Preise!
Kiesstr. 34, 1.Etage, Ecle Hochstr.
Reparaturen — Umänderungen werden schnellstens erledig
Handels-Lehranstalt
von Dr. Wilh. Siedersleben, Diplomhandelslehrer
VerurnfNr. 923 Darmstadt Saalbanstr. 73
Ein- und zweijährige Handelsschule mit Fremdsprachen
zurBefreinng vom Besuch der Pflichtfortbildungsschnle.
Halbjahrskurse
für Altere Schüler in den Tages- und Abendstunden.
Das Wintersemester
beglnnt Dienstag, den 12,. Oktober, 8 Uhr
Anmeldungen (fP 12354
werden täglich von 3—7 Uhr entgegengenommen.
Brennholz
Buche und Eiche
geſchnitten 1,60
19
pfenfertig
per Zentner (1o358a
leifert frei Haus
Heinrich Kämmererln.
Wru, Pfungſtadt.
Eber,ädterſtr 46
Pribatſchule Kühner
Ein platz für das erſie oder zweite Schuſch
iſt zu vergeben.
Sprechſtunde 1,1 Uhr (24365St
ppackerſtraße
Nummer 9
AAAOAOUAOR AeA
DARMSTADTER TAGBLATT — HESSISCHE NEUESTE NACHRICHTEN 19. Settember 1926
Schmieden einst u. jetzt
Von
Ing. Fr. Scheuermann, Frankenthal (Pfalz.)
ffertigung von Schwertern und Degen. Es war daher auch nicht hat man ja verſucht, der notwendigen Geſchicklichkeit des
Schmie=
verwunderlich, daß die Waffenſchmiede, die zu jeder Hofhaltung dens durch immer erweiterte Ausdehnung des Geſenkſchmiedens
gehörten, von jeher beſonders angeſehen waren. Von den deut= zu begegnen; aber auch das hat nur unter beſtimmten
Voraus=
ſchen Orten, die ſich
einen beſonderen
Ruf erwarben, iſt.
insbeſondere.
So=
lingen zu nennen,
beſſen Klingen um
1500 Weltruf
be=
ſaßen. Hier hat eine
räumlicheTrennung
von Schmieden und
Schleifereien zu
ei=
mer durchgreifenden
Arbeitsteilung und
hoher,
Kunſtfertig=
keit geführt.
In der Solinger
Induſtriegeſchichte
wird die
Herſtel=
lung von Meſſern
erſt um 1472 im
Privilegium der
Schmiede erwähnt.
Den
Solingernſtan=
die beſonders rei=
Geschmiedet im Borsig-Werk Tegel.
nen Eiſenerze des
Siegerlandes zur Verfügung, aus denen der Stahl durch weiteres nicht erſichtlich, wie man den größten Teil der Frei=
Ausſchmelzen mit Holzkohle gewonnen wurde. Später begann formſchmiedearbeiten in nächſter Zeit durch weitere Ausbildung
man in kleinen Hochöfen, Roheiſen zu erblaſen, deſſen hoher „mittels mechaniſcher Hilfsmittel einſchränken kann, um dadurch
Kohlenſtoffgehalt auf den Rennherden durch Friſchen vermindert die Notwendigkeit einer großen Zahl gelernter Schmiede zu
ver=
wurde. Je nach der Natur des Erzes erhielt man zufällig meiden. Zahlenmäßig iſt vielleicht von Intereſſe, daß ſich im
hartes, ſtahlhartes oder weiches Eiſen. So mußte alſo der
Schmied die Eiſen= und Stahlſtücke vor der Verarbeitung erſt
auf ihre Härte prüfen und ausſuchen und durch Schweißen und
mehrfaches Ueberſchmieden der ungleichen Sorten ſich ein
gleich=
mäßiges, gebrauchstüchtiges Material herſtellen. Dieſen
Vor=
gang nannte der Schmied das „Gärben”, das große Erfahrung
und Geſchicklichkeit erforderte. Der Solinger Metzſchmied jener
Tage hatte durch das Gärben des Stahles und das umſtändliche
Ausſchmieden der Klinge weſentlich mehr zu beſorgen, als wir
nach heutigen Begriffen zunächſt als in das Arbeitsgebiet des
Schmiedes gehörig annehmen. Bei den zur Verfügung
ſtehen=
den einfachſten Werkzeugen und den Prüfungsbedingungen war
daher eine tägliche Leiſtung von 10 Stechmetz nicht gering,
ſon=
dern als eine durchaus angemeſſene Schmiedeleiſtung
einzu=
ſchätzen. Dies war aber nur dadurch möglich, daß man damals
ſchon erkannt hatte, wie ſich die Fertigkeit im Handwerk durch
Vererbung von Geſchlecht auf Geſchlecht ſteigern ließ. Tatſächlich
konnten ſich nur auf dieſem Wege die Anlagen entwickeln, die zu
der außerordentlichen Geſchicklichkeit in der Verarbeitung des
un=
gleichen Stahlmaterials und in der Handhabung des Hammers
führten.
Mit der Einführung des Waſſerrades konnten die Schmiede
mit dem ſchnellſchlagenden, ſchweren Schwanzhammer arbeiten,
und das Gärben des Stahles ſchneller und beſſer ausführen.
Man vervollkommnete das Verfahren, zerteilte den
ausgeſchmie=
deten Stab, ſetzte die Stäbe in Paketen erneut der Schweißhitze
aus, hämmerte wieder und nannte dieſes Verfahren „raffinieren”
des Stahls.
Worin beſteht denn das Schmieden?
Das Schmieden beſteht darin, daß das auf richtige
Tempe=
ratur erhitzte Metall zwiſchen Amboß und Hammer ſo bearbeitet
wird, daß beim Fließen des Metalls die gewünſchte Form
ent=
fteht. Man unterſcheidet zwei Arten des Schmiedens:
Frei=
formſchmieden und Geſenkſchmieden. Mit der Entwicklung der
Technit wurden die Schmiedeſtücke immer größer, ſo daß ſie allein
durch die Körperkraft des Schmiedes und ſeiner Helfer nicht
mehr hergeſtellt werden konnten und der Dampfhammer ſeinen
Einzug in die Schmiede hielt. Jetzt ſind Hämmer bis zu 15000
Kilogramm Bärgewicht in Betrieb. Neben den Dampfhämmern
haben ſich die Lufthämmer, Federhämmer und Fallhämmer
ein=
geführt. Aber die Größe der Schmiedeſtücke wuchs weiter, ſo daß
die Kraft der Hämmer auch nicht mehr ausreichte und die
hydrau=
liſche und dampfhydrauliſche Schmiedepreſſe gebaut werden mußte
um mit Druckleiſtungen bis über 10 000 Tonnen (1 Tonne — 1006 Bild 3. Geschmiedeter zweiteiliger Hintersteren eines Schiffes.
Kilogramm) die großen Schmiedeſtücke des Großmaſchinen= und
Schiffbaues bearbeiten zu können.
Die Schmiedearbeit ſtellt an den einzelnen Schirrmeiſter und 315 produktiven Arbeitern — ausſchließlich der Transportarbeiter
Heſſen Helfer große Anforderungen. Es kommt nicht nur auf — 180 gelernte Hammerſchmiede befinden. Dieſe haben ihren
eine Handfertigkeit an, ſondern der Schmied muß — im Gegen= Beruf meiſtens in einer Dorfſchmiede oder in kleineren Betrieben
ſatz beiſpielsweiſe zum Schloſſer und Dreher, dem die Arbeits= gelernt und ſind erſt in ſpäteren Jahren zur Induſtrie
über=
ſtücke vorgezeichnet.
werden — über ein
beſonders
ausge=
prägtes Gefühl und
Augenmaß bei der
Entwicklung ſeiner
Schmiedeſtücke
ver=
fügen. Wenn man
auch für die
Ferti=
gung der
verſchiede=
nen Schmiedeſtücke
Blechſchablonen u.
Lehren als
Meßge=
räte verwendet, ſo
gehört doch ein
be=
ſonderes Maß von
Geſchicklichkeit dazu,
mit dem geringſten
Aufwand von
Ma=
terial
auszukom=
men und die
Zu=
gaben, die für die
mechaniſche
Bear=
beitung des
Schmie=
deſtückes noch
ge=
macht werden
müſ=
ſen, auf das kleinſte
Bild 4. Schmieden einer Lokomotiv-Treibstange
Maß zu
beſchrän=
unter dem Dampthammer.
ken.
um dies zahlenmäßig hervorzuheben, ſei erwähnt, daß bei= zeuge und Vorrichtungen, die ihm ſein Handwerk
weſent=
ſpielsweiſe ein ſo ſchwieriges Stück wie der Feuerbuchs=Boden= lich erleichterten. So entſtanden die ſogenannten Lagen, die
ring mit einer Zugabe von höchſtens 10 mm nach einer Seite ge= „nichts anderes als kleine offene Geſenke ſind und aus denen
liefert werden muß. Wenn man aber weiter bedenkt, daß ein zu ſich dann im Laufe der Zeit das „Geſenk” in ſeiner
heu=
ſtarker Schlag des Hammers entweder eine nochmalige — ſonſt tigen Form entwickelt hat.
unnötige — Erwärmung des Schmiedeſtückes unnötig macht —
wenn es überhaupt noch vor dem Ausſchußwerden gerettet
wer=
den kann —, ſo ſind hieraus deutlich die hohen Anforderungen
an die Geſchicklichkeit des Schmiedes erkennbar.
Weiter iſt hervorzuheben, daß eine gut durchgebildete
Schmie=
dearbeit bei der weiteren Fertigung erhebliche Koſten für Ar=
Urſprünglich beſtand die Schmiedekunſt nur in der An= beitszeit und Material erſpart. Bei kleineren Schmiedearbeiten
ſetzungen, alſo in erſter Linie
für Reihenfertigung Geltung
und ſcheidet bei größeren und
großen Schmiedeſtücken ganz
aus. Die Entwicklung der
Tech=
nik hat zu einer fortſchreitenden
Beanſpruchung des Materials
geführt. Wenn auch die Gießerei
heute in der Lage iſt, gegoſſenes
Material und Konſtruktionsteile
für hohe Beanſpruchungen zu
liefern, ſo wird der Konſtrukteur
doch in vielen Fällen den aus
Stahl geſchmiedeten Teilen den
Vorzug geben, um die volle
Ge=
währ für die Feſtigkeit der
Ma=
ſchinenteile übernehmen zu
kön=
nen. Gerade im deutſchen
Ma=
ſchinenbau hat bisher immer die
Solidität der Konſtruktion eine
entſcheidende Rolle geſpielt.
Teile, die anderwärts aus
ge=
goſſenem Material
verfertigtwer=
den damals, ſchon Bild 1. Kurbelwelle eines Schiffsdieselmotors. Genicht 45000 kg den, werden bei uns durch die Bild 2. Schmieden einer Turbinentrommel mittels einer dampf- fertigung weniger
teurere, aber ſolidere
Schmiede=
arbeit hergeſtellt. Es iſt bis auf
hrtranlischen Presse und 2000000e kg Pressdruck.
Hammerſchmiedebetrieb der Firma Borſig in Berlin von insgeſamt
gegangen. Angeſichts dieſer
ver=
hältnismäßig großen Zahl von
Facharbeitern im
Schmiedebe=
trieb tritt die Notwendigkeit der
Heranbildung eines
entſprechen=
den Nachwuchſes als beſondere
Pflicht jedes Werkleiters in
Er=
ſcheinung. Einer Geſamtzahl
von 1511 gelernten Schmieden
in ſämtlichen Betrieben Groß=
Berlins ſtehen 13
Schmiedelehr=
linge gegenüber, von denen —
ſoweit die Firmen dem
Ver=
band Berliner
Metallinduſtriel=
ler angehören — auf die Firma
Borſig allein 11 entfallen.
Das Geſenkſchmieden,
das in faſt jederBeziehung einen
Gegenſatz zum
Freiformſchmie=
den bildet, hat ſich aus dieſem
allmählich entwickelt. Für die
Herſtellung von Werkſtücken, die
eine beſondere Kunſtfertigkeit
verlangten, z. B. das Schmieden
einer runden Stange, eines ku=
Im Gegenſatz zum Freiformſchmieden, bei dem es
ſehr auf die Geſchicklichkeit des gelernten Schmiedes ankommt, der
neben ſeiner Handfertigkeit noch über ein gutes Gefühl und
ſicheres Augenmaß verfügen muß, kann das
Geſenkſchmie=
den von jedem ungelernten oder angelernten Arbeiter
ausge=
führt werden, wenn nur das Geſenk richtig hergeſtellt iſt und in
dieſer richtigen Herſtellung des Geſenkes liegt zum größten Teil
die Kunſt und Schwierigkeit des Geſenkſchmiedens.
Die mit der Anfertigung des Geſenkes verknüpften hohen
Koſten weiſen ſelbſt darauf hin, daß für die Einzelanfertigungen
Wirtſchaftlichkeit
erſt dann beginnt,
wenn Schmiede=
Er=
zeugniſſe in
größe=
ren Serien
ver=
langt werden.
Da=
her kommt es auch,
daß die gewaltige
Entwickelung des
Geſenkſchmiedens
in den letzten
Jah=
ren Hand in Hand
ging mit der
Zu=
nahme der
Maſſen=
fabrikation, wie ſie
beiſpielsweiſe die
Kleineiſeninduſtrie
oder der
Automo=
bilbau mit ſich
brachten.
Indeſſen kann
auch unter
Umſtän=
den bei der An=
Stücke das
Schmie=
den im Geſenk ſehr
wirtſchaftlich ſein, wenn es ſich dabei um größere Stücke handelt,
die, falls ſie von Hand geſchmiedet werden, eine ſehr lange und
teuere mechaniſche Bearbeitung erfahren müßten, wobei natürlich
die Geſtehungskoſten des Geſenkes niedriger ſein müßten
als die dadurch erzielten Erſparniſſe an Bearbeitungskoſten. In
vielen Fällen wird ſich ſogar eine Verbindung, von Frei= und
Formſchmieden und Geſenkſchmieden als vorteilhaft, wenn nicht
als notwendig ergeben.
Kurz zuſammengefaßt ſind die Vorteile des
Geſenk=
ſchmiedens dem Freiformſchmieden gegenüber folgende:
1. Beträchtliche Erſparnis an Löhnen und Arbeitszeit;
2. Unabhängigkeit von den hochqualifizierten gelernten
Schmie=
den, die nur in geringer Zahl, auf dem Arbeitsmarkt zu
haben ſind;
8. Gleichmäßigkeit der hergeſtellten Werkſtücke, die überdies mit
viel geringerer Zugabe an den ſpäter zu bearbeitenden
Stel=
len angefertigt werden können, als beim Schmieden von
Hand. Dadurch erleichterte und verbilligte Weiterverarbeitung.
(Es werden heute Arbeiten im Geſenk ausgeführt mit einer
Genauigkeit von Bruchteilen von Millimetern, ſo daß man
vielfach von einer weiteren Bearbeitung abſehen kann.)
4 Ausführungsmöglichkeit von Werkſtücken, die von Hand durch
Freiformſchmieden überhaupt nicht herſtellbar ſind. Endlich:
5. Da die Fertigung durch Zeitaufnahmen ſehr leicht feſtgeſtellt
und kontrolliert werden kann, ſo kann die Feſtſetzung der
Akkorde auch mit viel größerer Sicherheit erfolgen, als beim
Handſchmieden, was bei der Herſtellung von
Maſſenar=
tikeln von beſonders großem Vorteil iſt, da hier meiſtens
ſehr ſcharf kalkuliert werden muß, um konkurrenzfähig zu ſein.
Wie ſchon weiter oben erwähnt, beſteht die
Hauptſchwierig=
keit beim Geſenkſchmieden in der richtigen Herſtellung der
Ge=
ſenke. Um die Grundſätze dafür aufſtellen zu können, müſſen wir
uns kurz mit dem Verhalten des Eiſens beim Schmieden unter
dem Hammer und der Preſſe beſchäftigen.
Beim Freiformſchmieden wird das Material zwiſchen
Hammer und Amboß durch den Schlag des Hammers oder den
Druck der Preſſe zum Fließen gebracht und kann ſich dann in
wagerechter Richtung nach allen Seiten frei ausdehnen. Man
nennt dieſes Ausweichen des Materials in wagerechter Ebene
„Fließen” und unterſcheidet dabei im beſonderen „Strecken”
bzw. „Breiten” wenn der Druck ſenkrecht zur Längsachſe und
„Stauchen” wenn der Druck in der Längsachte erfolgt. Dabei zeigt
ſich, daß das Material in Nichtung der Querachſe ſchneller fließt,
als in der Richtung der Längsachſe, da in der Richtung der
Querachſe der geringere Widerſtand iſt.
Beim Geſenkſchmieden wird durch die Wandungen
des Geſenkes das Material am „Fließen” in wagerechter
Rich=
tung gehindert und daher gezwungen, nach oben und unten
aus=
zuweichen, um ſo die Geſenkform auszufüllen. Dieſes
Aus=
weichen in ſenkrechter Richtung nennt man das „Wachſen” oder
„Steigen” des Materials.
Um ganz ſicher zu ſein, daß das Material die Geſenkform
auch vollſtändig ausfüllt beim Hineindrücken, muß es etwas
reich=
licher bemeſſen ſein,
als es dem
Volu=
men des fertigen
Schmiedeſtückes
entſpricht. Das
über=
ſchüſſige Material
wird beim
Schmie=
den an den
Sei=
ten herausgepreßt
und bildet den
ſo=
genannten Grat,
der dann ſpäter
durch eine
beſonde=
re Abgratpreſſe
be=
ſeitigt werden muß.
Dieſe
augenſchein=
lich unbequeme und
überflüſſige
Erſchei=
nung der
Gratbil=
dung iſt aber von
weſentlicher
Bedeu=
tung für das
Ge=
ſenkſchmieden. Zur
näheren Erklärung
muß man ſich
ver=
gegenwärtigen, daß
gelichen Kopfes uſw., erſann der Bild 5. Anwärmen eines Feuerbuchs-Bodenringes einer Lokomotive beim
Zuſammen=
auf Hammer und Amboß ange=
wieſene Schmied ſich Hilfswerk=
anf dem Rundtener.
drücken eines
Ma=
terials dieſes
im=
mer in Richtung des geringſten Widerſtandes auszuweichen
verſuchen wird. Der Grat bildet nun mit ſeiner großen
Oberfläche bei geringer Höhe infolge der Oberflächenreibung
einen großen Widerſtand gegen das „Fließen” des Materials
und hindert es ſo am Entweichen nach außen, ehe das ganze Ge=
Sonntag, 19. September 1926.
Technik der Gegenwart
Nummer 9.
ſenk ausgefüllt iſt. Geſteigert wird dieſe Wirkung des Grates
noch dadurch, daß ſich derſelbe infolge ſeines dünnen
Quer=
ſchnittes ſchneller als das Material in dem Geſenk abkühlt und
dadurch eine erhöhte Feſtigkeit erhält.
Bisher haben wir nur vom „Fließen” und „Wachſen” des
Materials geſprochen, welches unter der Einwirkung von Druck
entſteht, ohne einen Unterſchied zu machen zwiſchen dem
lang=
ſam wirkenden Druck der Preſſe und dem ſchlagartigen Druck des
Hammerbärs. Dieſen Unterſchied in der Wirkung können wir
uns bildlich durch einen einfachen Verſuch, der aber
ſelbſtver=
ſtändlich nur der Idee des Vorhergegangenen entſprechen ſoll,
klar machen.
Wenn man mit der flachen Hand auf eine Waſſeroberfläche
drückt, ſo verſpürt man zwar einen gewiſſen Gegendruck, jedoch
wird man ohne Mühe tief in das Waſſer eindringen können, weil
die Waſſerteilchen Zeit haben, der Bewegung der Hand
auszu=
weichen. Schlägt man dagegen mit großer Geſchwindigkeit auf
das Waſſer, ſo wird man einen kräftigen Schlag auf der Hand
ſpüren und nicht ſehr tief in das Waſſer eindringen können; die
Waſſerteilchen haben nicht genügend Zeit, nach der Seite
aus=
zuweichen, ſondern ſpritzen hoch auf, wobei ihr Widerſtand ſich
durch einen ſtarken der Schlagwirkung entgegengeſetzten Druck
fühlbar macht.
Mit anderen Worten: Bei jeder erzwungenen
Formände=
rung eines Materials ſetzen deſſen kleinſte Teilchen der auf ſie
einwirkenden Kraft einen mehr oder minder großen Widerſtand
entgegen, der von der Kohäſion (Zuſammenhalt) des Materials
abhängig iſt. Dabei iſt es jedoch nicht gleichgültig, in welcher
Zeit die Formänderung vor ſich geht, weil mit Zunahme der
Geſchwindigkeit, mit der die Formänderung erzwungen wird,
auch die innere Reibung des Materials zunimmt. Je größer
aber die innere Reibung iſt deſſo größer muß auch die zur
Form=
änderung aufzuwendende Kraft ſein.
Auf den Schmiedeprozeß übertragen folgt daraus: Die
Druck=
geſchwindigkeit des Hammers oder der Preſſe beeinflußt die
Geſchwindigkeit, mit der die kleinſten Eiſenteilchen (Moleküle) ſich
zu der neuen Form zuſammenfügen müſſen. Dieſe
Geſchwindig=
keit nennt man Formänderungsgeſchwindigtett oder
Deformationsgeſchwindigkeit.
Die Steigerung der Formänderungsgeſchwidigkeit läßt ſich
aber nicht beliebig erzwingen, ſondern es gibt für jedes Material
ein gewiſſes Maximum, das von der Feſtigkeit und ſomit auch
von der Temperatur abhängig iſt. Iſt die einwirkende Kraft
groß genug, dieſes Maximum zu überwinden, ſo findet eine
weitere Deformation nicht mehr ſtatt; das Material wird
zer=
ſtört, die Kohäſion wird überſchritten.
Eingehende Unterſuchungen ſind über die Abhängigkeit der
maximalen Formänderungsgeſchwindigkeit von der Feſtigkeit und
Kohäſion der einzelnen Materialien noch nicht vorgenommen
worden. Es wäre im Intereſſe der geſamten Schmiedetechnik
nur wünſchenswert, wenn die Wiſſenſchaft zuſammen mit der
Praxis dieſe wichtigen Fragen durch einwandfreie Verſuche
klären würden.
Auf Preſſe und Hammer angewendet, ergibt ſich daraus
folgendes:
Bei der verhältnismäßig langſam wirkenden Preſſe iſt die
Druckgeſchwindigkeit kleiner als die maximale
Formänderungs=
geſchwindigkeit des Eiſens; dasſelbe hat Zeit auszuweichen, und
wird dies nach den Seiten hin tun, ohne daß der Druck zwiſchen
Bär und Schmiedeſtück übermäßig groß wird. Das Material
fließt in die Breite.
Beim Hammer, der mit einer Geſchwindigkeit von etwa
5 bis 6 Meterſekunden aus das Schmiedeſtück aufſchlägt, iſt die
Druckgeſchwindigkeit wahrſcheinlich größer, als die maximale
Formänderungsgeſchwindigkeit des Eiſens.
Nun ſind die Formänderungsgeſchwindigkeiten der einzelnen
Teilchen eies Schmiedeſtückes nicht überall gleich groß; ſie ſind
im Innern kleiner als außen und es wird ſich daher hier
der größte Widerſtand bilden, d. h. das Material wird nicht
mehr in die Breite fließen, ſondern nach oben und unten
auszu=
weichen verſuchen, eine Erſcheinung, die den Hammer beſonders
geeignet zum Geſenkſchmieden macht.
Andererſeits wird hierdurch ein Verluſt bedingt, da
der=
jenige Teil der Energie, der nicht zur Deformation ausgenutzt
werden kann, durch das Werkſtück, Amboß und Schabotte, auf
Fundament und Erdboden abgeleitet wird. Durch dieſen nicht
unbeträchtlichen Energieverluſt iſt der Hammer der Preſſe
gegen=
über wirtſchaftlich im Nachteil.
Zu erwähnen bliebe noch, daß, wie Verſuche ergeben haben,
das Material beim Schlag durch den Hammerbär im
Geſenkober=
teil ſchneller ſteigt, als im Unterteil und zwar etwa doppelt ſo
ſchnell.
Für die Praxis ergibt ſich hierau, daß, wenn ein Werkſtück
unter dem Hammer in das Geſenk geſchlagen werden ſoll, die
hervorragenden Teile und die Rippen möglichſt immer im
Ober=
teil verlegt werden müſſen.
Die vorſtehend fachtechniſchen Ausführungen des Aufſatzes
ſind Vorträgen entnommen, die Herr Dir. Dr. v. Litz und Herr
Dipl.=Ing. Großmann kürzlich in der Arbeitsgemeinſchaft
deut=
ſcher Betriebsingenieure gehalten haben. Das Material zu der
geſchichtlichen Einleitung iſt von der Franz Hendrichs veröffent= als die auf der direkt geſehenen C=C=, weil ſich in demſelben
lichten Geſchichte der Solinger Induſtrie”, herausgegeben vom Geſichtswinkel mehr Menſchen zeigen; man hat alſo den Ein=
Verein für Technik und Induſtrie in Solingen, entnommen.
Das Schüfftan-
Verfahren
Von
Dipl.-Ing. A. Llon, Berlin
Die Kinvtechnik iſt um ein neues Verfahren bereichert worden,
das in der Zuſammenſetzung verſchiedener Szenen auf ein und
demſelben Bildſtreifen außerordentliche Möglichkeiten bietet und
außerdem noch dazu angetan iſt, die Koſten für einen Film ſehr
ſtark herabzuſetzen. Bis vor kurzem war es noch notwendig, den Film=Dramaturgen, =Regiſſeutr, =Architekten und =
Opera=
wenn man zwei oder mehrere Teilſzenen auf denſelben Bild= teur. Wie man gleich große Gegenſtände und Figuren durch
ſtreifen bringen wollte, dieſen mehrmals zu belichten, alſo die
„Aufnahmen nächeinander vorzunehmen und jedesmal den Film
teilweiſe zu „kaſchieren” abzudecken. Die Täuſchung gelang ſcheinen laſſen, B.B= und C=C=. Man kann einen Teil eines
Ge=
durchaus nicht immer ſehr gut; es war ſchwierig, die Grenzen bäudes, auf dem ſich Menſchen bewegen, natürlich aufnehmen,
zwiſchen den beiden Aufnahmen auf dem Streifen zu verwiſchen, die Faſſade desſelben Gebäudes dagegen als kleines Modell,
Perſonen zu erreichen. Das neue Verfahren, das nach dem
Er=
ſinder „Schüfftan=Verfahren” genannt iſt, erlaubt die gleich= in natürlicher Größe vielleicht unmöglich oder unerſchwinglich
zeitige Aufnahme von 2 oder mehr Teilſzenen, alſo bei ein= teuer iſt, während man ſich mit Hilfe dieſes Verfahrens billiger
maliger Kurbel=Umdrehung und einmaliger Belichtung. Das
Verfahren iſt ſo einfach, daß man ſich faſt wundern muß, noch
nicht darauf gekommen zu ſein. Außerdem erfordert es keine hier eine Trick=Möglichkeit vorhanden, wie man ſie bisher nicht
große Apparatur. Man kann den normalen Aufnahme=Apparat
verwenden mit einer beliebigen Optik. Notwendig iſt nur ein wenigen Tagen hergeſtellt und vorher auf dem Papier viel
oder mehrere gute Spiegel, die auf einem feſten Stativ mit= ſicherer berechenbar als Rieſenbauten. Es beſteht ſogar die
einander vereint ſein müſſen, das eine gegenſeitige Verſchiebung Möglichkeit, vorhandene Filme als Beſtandteile einer neuen Auf=
und Drehung in allen Richtungen erlaubt. Die beiden Teil= nahme zu verwenden. Einige Aufnahmen aus den Filmen
ſzenen — die Möglichkeit, auch mehr als 2 Szenen aufzunehmen,
ſoll hier außer Betracht gelaſſen werden — liegen nicht in der= Schüfftan=Verfahrens aufgenommen worden. Inzwiſchen iſt es
ſelben Richtung vorm Apparat; nur eine liegt in ſeiner Achſe,
die andere irgendwo ſeitlich von ihm. Die letztere wird durch
Spiegelung in die Achſe des Apparates geworfen. Der Spiegel Anwendung.
befindet ſich vorm Apparat und würde die erſte Szene verdecken,
wenn ſein ſpiegelnder Belag nicht teilweiſe abgekratzt wäre und
das Spiegelglas ſo die Lichtſtrahlen teilweiſe durchließe, ſodaß
gleichzeitig mit der geſpiegelten Teilſzene die in der Achſe des
Apparates liegende Teilſzene aufgenommen werden könnte,
der=
art, daß ſich die beiden Szenen auf der Mattſcheibe zu einem
Ganzen zuſammenſetzen.
Abbildung 1 zeigt das Prinzip des Verfahrens: AB0D
ſeien die Eckpunkte des Spiegels 8, der in einem Winkel von
etwa 45 Grad zur Achſe des Objektivs ſteht. Die eine Szene
ſpiele ſich in der Ebene A: B. G. D' ab, ſie wird, da ſie ungefähr
parallel zum Spiegel S liegt, in das Objektiv geworfen. Die
zweite Szene ſpiele ſich in der Ebene E RG H ab. Damit ſie
zuſammen mit der erſten Szene aufgenommen wird, iſt es nötig,
den Belag des Spiegels zwiſchen W RGH abzukratzen. Die
beiden Teilſzenen 4 B‟0 D und E RGHergänzen ſich auf der
Mattſcheibe zu einer Einheit. Natürlich wird all das nicht
auf=
genommen, was ſich innerhalb der geſtrichelten Linie E.FrG.H.
Abb. 1. Wirkungsweise des Schüttanverfahrens.
abſpielt, weil ja die Fläche EPGH nicht ſpiegelt, ſondern die
Lichtſtrahlen durchläßt. Bei dieſer Anordnung kommt allerdings
die Szene A, B,C,D, verkehrt ins Objektiv; in der Richtung
der Lichtſtrahlen geſehen liegt nämlich A B zuerſt links, nach
der Spiegelung (A B) rechts. Die hinter dem Spiegel ſich
ab=
ſpielende Szene, E, F,0, HI. dagegen kommt richtig in den
Appa=
rat. Es gibt eine einfache Möglichkeit, dieſe Verkehrung der
geſpiegelten Szene zu berhindern, ſodaß beide Szenen in den
Apprat kommen in derſelben Stellung in ber ſie ſich in
Wirklich=
keit abſpielen. Abbildung 2 zeigt dieſe Anordnung, die mit 2
Spiegeln arbeitet. Zwiſchen den Spiegel Si und die geſpiegelte
Szene Au A= wird ein Umkehrſpiegel geſchaltetet, S. O ſei wieder
das Objektiv. Die 2mal gebrochenen Strahlen au a= begrenzen
das Aufnahmefeld des Apparates, während au und o die Szene
begrenzen, die durch den Spiegel hindurch aufgenommen wird.
Man ſieht, daß der Stahl ar erſt rechts liegt, nach der erſten
Bre=
chung links, nach der zweiten wieberum rechts, daß das
geſpie=
gelte Bild AuA= alſo in der richtigen Lage ins Objektiv kommt.
Natürlich kann die Entfernung der beiden Szenen vom
Apparat verſchteben ſein. Was unter demſelben Geſichtswinkel
ſcheinbar in derſelben Ebene ſpielt, erſcheint gleich groß. In
Abb. 2 liegen zum Beiſpiel die beiden Abſchnitte BuB= und C=
C=
unter einem gleich großen Geſichtswinkel, aber in verſchiedener
Entfernung vom Apparat. Wenn Menſchen zwiſchen B= und
B=
ſpielen würden, und ebenfalls zwiſchen C= und C=, dann
wür=
den die auf der geſpiegelten Szene Spielenden kleiner wirken
druck, als wenn Rieſen und Zwerge zuſammen ſpielen, eine
Möglichkeit, die man bei Schaffung des „Gulliver”=Films
aus=
genutzt hat. Kleine Tiere können als ſchreckliche Ungetüme
auf=
treten, wenn ſie nahe genug am Apparat ſind und gleichzeitig
mit ihnen Menſchen in größerer Entfernung aufgenommen
wer=
den. Man hat auch Spiegel angewandt, die während des Spiels
eine allmähliche Aenderung der Kaſchierung” erlauben. — Der
Film zeigt an der Grenze der Aufnahmen keine ſcharfen
Kon=
turen, wie bei den oben erwähnten Verfahren. Denn erſtmal
liegt er ja nicht in der Einſtell=Ebene des Objektivs, wird alſo
unſcharf aufgenommen, dann wird die Oeffnung nicht ſcharf
herausgekratzt, ſondern in allmählichem Uebergang, um die
Kon=
tur noch mehr zu verwiſchen. Dann noch vorhandene Schärfen
werden durch Lichteffekte ausgeglichen.
Das Verfahren bietet außerordentliche Möglichkeiten für
verſchieden entfernte Aufnahme in verſchiedener Größe
erſchei=
nen laſſen kann, ſo kann man auch verſchieden große
Gegen=
ſtände durch richtige Wahl der Entfernung als gleich groß
er=
ein gutes Zuſammenſpiel der nacheinander aufgenommenen und kann durch dieſe Kombination erſtaunliche Wirkungen
er=
zielen, kann Gebäude von innen und außen zeigen, deren Bau
Holz=Modelle bedienen kann. Was ſonſt Zehntauſende koſten
würde, iſt jetzt mit ein paar hundert Mark erſchwinglich. Es iſt
kannte. Es wird auch Zeit geſpart; denn derartige Modelle ſind in
„Varieté” und „Brüder Schellenberg” ſind ſchon mit Hilfe des
weiter ausgebaut worden und findet in den bdemnächſt
erſchei=
nenden Filmen „Dr. Guter” und „Metropolis” ausgedehnte
Eine hunderttausendstel
Sekunde
Von
Dipl.=Ing. Krebs, Mainz
Ein „Augenblick” — bezeichnet volkstümlich einen denk
bar kurzen Zeitabſchnitt, der nur noch durch die „Gedanben
ſchnelle” übertroffen werden kann. Die Technik bringt auch dieſe;
Meiſterſtück fertig, allerdings rechnet ſie mit feſten, vergleichbaren
Zahlen, die ſie in Bruchteilen von Sekunden — dem Aeinſter
Zeitmaßſtab — ausdrückt. Das wenſchliche Auge iſt im Stande
in einer Sekunde etwa zehn Bilder zu faſſen, wird der
Vorgan=
ſchneller, dann verſchwinden die Bilder ineinander. Dem tech
niſchen Forſcher liegen aber oft Probleme vor, die in ſo kurze
Zeit ablaufen, daß er die Einzelheiten nur durch Hilfsmitte
erfaſſen kann. Ein Beiſpiel möge dies erläutern: Wir ſtehen a
der Schranke eines Bahnüberganges und warten auf den Schnell
zug, der mit 50 Kilometer Stundengeſchwindigkeit herangebrauf
kommt. Die Schienen klaffen am Stoß um ein ganz geringel
Maß, angenommen: 5 Millimeter. Der wartende Beſchauer hör
nun ein hartes tack — tack — tack und beobachtet auch, daß jede
Mal beim Uebergang eines Rades ein Schlag erfolgt und de
Schienenſtoß ſich federnd hebt. Der Techniker möchte die Einzel
heiten des Vorganges erfaſſen, um daraus Schlüſſe und Berech
nungen ableiten zu können. Zunächſt ermittelt er, daß der Vor
gang des Ueberſpringens des Nades über den freien Raun
zwiſchen den beiden Schienenenden —⁄ow Sekunde in Anſprug
nimmt. Er möchte aber beiſpielsweiſe auch wiſſen, um wel
ches Maß ſich der Stoß geſenkt hat. Hier wird das „Kino”
das ſonſt allgemein nur zur Unterhaltung dient, zum Hel
fer ernſter Arbeit. Mit den handelsüblichen Apparaten kön
nen bis zu hundert Aufnahmen in der Sekunde gemach
werden, mit der Zeitlupe bis zu fünfhundert Bilder, das allee
genügt demnach für unſer Beiſpiel noch nicht. Mit Hilfe des
Funkenkinematographen, den zuerſt Geheimrat Crantz angegeben
hat und der von Boas, Berlin, hengeſtellt wird, können bis zu
10 000, unter beſtimten Vorausſetzungen ſogar bis zu 100004
Aufnahmen in einer Sekunde hergeſtellt werden. Hier ſind alſo
alle Einzeilheiten eines Vorganges, auch wenn er nur ſoo
Sekunde gedauert, feſtgehalten. Der Forſcher kann den
Vor=
gang in allen Teilen ſtudieren und die Bilder in Ruhe ausmeſſen,
Der Laie aber ſtaunt, denn hier wird die Geſchwindigkein
wahr=
lich zur Hexerei.
KURZE MITTEILUNAEN
* Das höchſte Gebände der Welt iſt bis fetzt immer noch das New
Yorker Woolworth=Gebäude mit einer Höhe von 257 Meter. Den
Eiffel=
turm kann man als „Gebäude”, nicht im Sinne eines bewohnbaren
Hauſes mit ausgebauten Stockwerken gelten laſſen, da er nur ein
Eiſen=
gerüſt darſtellt. Seit 1912 hält das Woolworth=Gebäude dieſen Rekord.
Vor wenigen Wochen wurde nach den Plänen der deutſchſtämmigen
Architekten Kamper und Sohn in Detroit ein nteues Gebäude begonnen,
das 284 Meter hoch werden ſoll. Der „Book=Turm”, ſo heißt das neue
Gebäude, erhält 4 Stockwerke unter der Erde und 81 über der Erde.
Mit ſeinen 85 Stockwerken wird er 34 Stockwerke mehr erhalten, als das
Woolworth=Gebäude mit nur (l) 51. Auf dem 81 Stockwerk wird der
größte Scheinwerfer der Welt aufgeſtellt werden, der von hier aus eine
Fläche von 238 Kilometer Durchmeſſer beleuchten kann.
* Zur Umwandlung der Elemente nahmen hervorragende Forſcher
in einer Sitzung der Deutſchen Chemiſchen Geſellſchaft auf Grund eige
ner Forſchungen Stellung. Die Herren Prof. E. H. Rieſenfeld,
E. Triede, F. Haber und Dr. E. Diehme bekundeten übereinſtimmend,
daß es bis jetzt noch nicht gelungen iſt, Gold aus Queckſilber in gemiſch
nachweisbaren Mengen zu gewinnen. Es iſt anzunehmen, daß der
Ar=
tum von Miethe, Stammreich und des Japaners Naggoka auf dem
Ui=
ſtand beruht, daß in urſprünglich völlig goldfreie Löſungen oder feſt
Körper leicht kleinſte Mengen Gold gelangen können. Auch bei längeten
Unterſuchungen hat eine Vermehrung der Goldmenge mit den felnſten
Verfahren nicht nachgewieſen werden können, ſo daß bis heute der
Be=
weis für die Umwandlung von Queckſilber in Gold nicht als erbracht
angeſehen werden kann.
NEUE BÜCHER UND ZEITSCHRIFTEN
* Induſtrie=Bibliothek, Deutſchlands Großbetriebe. Herausgegeben von
Max Schröder, Chefredakteur W. E. Schulz. Heft 6. Der Lufte
ſchiffbau Zepbelin und ſeine
Lochtergeſellſchäf=
ten Verlag M. Schröder, Berlin=Halenſee, Georg=Wilhelmſtr, 940.
Preis kartoniert 3.— R.Mk.
Der Verlag beabſichtigt, mit dem vorliegenden Band der Zeppelin=
Eckener=Spende in ihrer Werbearbeit zu helfen. Wenn das Intereſſe
für Zeppelins Werk in Deutſchland noch gefördert werden kann, dann
iſt hier zweifellos ein ebenſo wirkungsvoller wie ſchöner Weg
einge=
ſchlagen worden. Man hat in der Begeiſterung ſür das Werk ſelbl
zwar nicht die Werkleute, ſicher aber die Werkſtatt oder beſſer noch die
Werkſtätten etwas in den Hintergmnd treten laſſen. Im neuartigſten
Teil des Heftes ſchildert der Generaldirektor des Zeppelin=Konzerns die
Entwickelung der Unterabteilungen — Tochtergeſellſchaften — nämſich
die Delag, den Mahbach=Motorenbau, die Zahnradfabrik, die Beppelmn=
Hallenbau=Geſellſchaft, die Dornier=Metallbaugeſellſchaft und die
Zeb=
pelin=Waſſerſtoff= und Sauerſtoffwerke. Begeiſterung iſt für jedes Werl
von großer Tragweite erforderlich, möge das vorliegende Heſt zu ſeinen
Teil helfend beitragen, damit das großer Werk der Beppelin=Eckene
Spende gelingt.
* Anten Flettner, Mein Weg zum Rotor. Verlegt bei Kochlet und
Amelang, Leipzig 1926 Preis Pappband 4.— R.=Mk.
Noch iſt der Name Flettner in aller Munde. Es wird deswegen
auch in weiten Kreiſen ein ganz beſonderes Intereſſe dafür vorhanden
ſein, zu leſen, wie der Erfinder zu ſeinen Gedanken kam und durch
welche Widerſtände er zu dem Ziel des fertigen Baues ſich
hindurch=
arbeiten mußte. Es iſt heute beinahe Pflicht eines jeden Menſchen
ge=
worden, der in der breiteren Oeffentlichkeit einen Namen hat, ſeine
Lebenserinnerungen zu ſchreiben. Der ſonſt ziemlich ſtumme Techniker
rafft ſich heute immer mehr dazu auf, auch ſeiner Arbeit im Schriftum
die notwendige Geltung zu verſchaffen. Er iſt mehr wie ein anderek
berufen, durch die Schilderung aneifernd auf die Jugend einzuwirken.
Daneben wirkt das vorliegende Buch, insbefondere auch durch die guten
und zahlreichen Abbildungen (114) aufklärend über die Erfindungen
Flettnerz ſelbſt, wie über derven Weiterentwicklung durch andere
Gr=
finder (Savonius). Den ausgeſprochenen Zweck, die Allgemeinheit für
ſeine Idee zu intereſſieren, hat der Verfaſſer ohne Zweifel erreicht.
* Luegers Lexikon der geſamten Technik. Herausgegeben von
Oben=
regierungsbaurat a. D. E. Frey. Deutſche Verlagsanſtalt Stuttgart,
Berlin und Leipzig 1926. Preis geb. 45.— R.=Mk.
Anfangs dieſes Jahres erſchien der erſte Band und ſchon folgt ihmt
wenige Monate ſpäter der zweite, enthaltend die Bachſtaben B0-hl.
Eine Fülle von Stoff umfaßt dieſer kleine Bruchteil des Alphabetes auf
über 800 Druckſeiten. Als Auskunftsgeber auf allen Gebieten der
Technik und üüber Grenzgebiete ſteht der „Lueger”, wohl einzig und un”
erreicht im deutſchen Schrifttum dar. Es wird wohl keine Bücheret unb
kein größerer techniſcher Betrieb ohne dieſes Werk auskommen wollen,
zumal der Preis gegenüber dem Inhalt und der Ausſtattung als ſehr
mäßig bezeichnet werden muß. Beſonders wertvoll als Ratgeber wird
das Werk auch dadurch, daß bei vielen Aufſätzen reichlich
Literatur=
angaben gemacht ſind, auf deren weitere Ausgeſtaltung der Herausgeber
beſonderen Wert legen ſollte. Es iſt doch wohl nicht angebracht, heute
noch Werke von 1857 anzuführen. Hiſtoriſch wichtige Werke findet mant
in der Fachliteratur.
PERSONLICHES AUS DER TECHNIK
Die Würde eines Dr. Ing. e. h. wurde dem Gründer des Münchener
Forſchungsheimes ſür Wärmeſchutz Herrn Dyckerhoff verliehen.
Seinen 60. Geburtstag feierte kürzlich der Direktor der
Holzver=
kohlungsinduſtrie A.=G., Konſtanz, Kommerzienrat Dr. Ipg. e/h. Heille
rich von Hochſtetter.
Der Deutſche Gießereiverband verlieh ſeine höchſte
Auszeichntutch=
die Siegfried=Werner=Denkwünze, dem Geh. Reg.=Rat Prof. Dr. Iy6.b
Rudeloff, Berlin=Dahlem.
Nummer 260
Sonniag, den 19 September 1926
Seite 13
Reich und Ausland.
Bünſtige Entwicklung des deutſchen Luftverkehrs.
Das im Frühjahr des Jahres zwiſchen Deutſchland und der
Botſchafterkonferenz abgeſchloſſene Luftabkommen hat das
deutſche zivile Flugweſen von den mancherlei Hemmungen und
FFeſſeln, die der Verſailler Vertrag ihm auferlegt hatte, in der
Hauptſache befreit. Die Bahn iſt damit frei für eine
amfaſſende und großzügige Entwicklung der
beutſchen Luftſchiffahrt. Diefe iſt nunmehr in der
Lage, alle techniſchen Fortſchritte, die die ausländiſche
Luftſchiff=
fahrt in den Jahren ſeit Verſailles zu verzeichnen hat, ſich auch
ihrerſeits zunutze zu machen.
Eine Prüfung der Ergebniſſe des deutſchen
Luftverkehrs in den Jahren 1924 und 1925 (für
oas Jahr 1926 liegen noch keine abſchließenden Berichte vor)
er=
bringt den Beweis, daß der deutſche Luftverkehr auch unter den
bisherigen politiſchen Hemmungen an techniſcher
Vollkommen=
heit, Betriebsſicherheit und Zweckmäßigkeit der Linienführung
nichts zu wünſchen übrig ließ.
Die Geſamtſtreckenlänge des deutſchen Luftverkehrsnetzes
betrug im Jahre 1923 nur rd. 3400 Km., ſie ſteigerte ſich im
Jahre 1924 auf rd. 7000 Km., was einer Verdoppelung
gleich=
kommt, und im Jahre 1925 auf 13000 Km., alſo auf mehr als
das Dreifache des Jahres 1924. Die Zahl der Fluglinien
ging von 6 im Jahre 1923 auf 56 im Jahre 1925, alſo auf mehr
als das Neunfache herauf. Ueber ein Drittel dieſer Linien
wurde von Berlin aus betrieben. Die Verkehrslinien waren
mit 53,5 v. H. des Geſamtnetzes Inlandlinien, die übrigen
führ=
ten ins Ausland oder hatten Anſchluß an die großen
internatio=
nalen Flugſtrecken. Der Flugpark umfaßte zuletzt 324 (1924: 249)
Flugzeuge. Die Zahl der ausgeführten Flüge verſechsfachte ſich
gegenüber dem Jahre 1923.
Die Verkehrsergebniſſe zeigten das gleiche
erfreu=
liche Bild. Der Perſonenflugverkehr ſteigerte ſich von
1923 bis 1925 um das Sechsfache, die geflogenen
Perſonenkilo=
meter von rund 2 Millionen (1923) auf 10,6 Millionen im
Jahre 1925. d. h. um das Fünffache. Ein Ruhmesblatt des
deut=
ſchen Flugverkehrs iſt in der Regelmäßigkeit des Dienſtes zu
er=
blicken. Sie betrug im Jahre 1924: 84,8, im Jahre 1925: 89,9
v. H. Die Verteilung des Flugverkehrs, auf die Innen= und
Auslandsſtrecken war dabei folgende: Im innerdeutſchen
Luft=
verkehre wurden 1925: 32 071 Perſonen oder 58,1 v. H. des
Ge=
ſamtperſonenverkehrs, auf den Auslandsſtrecken 23 114 Perſonen
oder (41,9) gegen 4076 (30,4 v. H.) bzw. 9346 (69,6 v. H.) im
Jahre 1924 befördert. Am meiſten befahren wurde die Strecke
Berlin—Königsberg mit 3254 Fluggäſten. Den ſtärkſten
Per=
ſonenflugverkehr von den nach dem Ausland führenden Strecken
zeigte die Linie Berlin-Zürich mit 5075 Paſſagieren. Der
Luftfrachtverkehr reichte zwar nicht an die Zahlen des
Perſonenflugverkehrs heran, zeigte aber trotzdem eine günſtige
Endwicklung im Jahre 1925. Dabei war beſonders das
An=
awachſen des Luftpoſtverkehrs (einſchl. Zeitungen)
bemerkens=
wert. Die Geſamtnutzlaſtſtrecke (Perſonen, Güter und Poſt
ins=
geſamt) betrug in Tonnenkilometer au gedrückt für:
1924
1925
tEm
tkm
zuläſſige Höchſtnutzlaſt:
613 437
2 263 015
tatſächliche Nutzlaſt:
271 582
917 549
Im Jahre 1926 (8 Monate) iſt nach den bisher
vorliegen=
den Ergebniſſen ſchätzungsweiſe die Zahl von 1 Million tEm
erreicht worden.
Was die Stärke des Flugzeugverkehrs anbelangt, ſteht
Ber=
lin als größter Flughafen mit 6464 angekommenen und
abge=
flogenen Flugzeugen an erſter Stelle, an zweiter Stelle
Ham=
burg, an dritter Leipzig. Auch im Luftfrachtverkehr
nimmt Berlin mit rund 358 To. den erſten Platz ein, Leipzig
ſeiſt 161 To., Hannover rund 130 To. auf. Im
Perſonen=
berkehr marſchiert Hamdurg mit 11 765 Reiſenden an der
Spitze. Berlin rückt hier mit 11720 Reiſenden an die zweite
Stelle, erreicht aber nahezu die Zahlen von Hamburg. Dann
folgen München (8747), Leipzig (7482), Bremen (6542) und
Frankfurt a. M. (5475) Reiſende. Alle Anzeichen ſprechen
da=
für, daß dieſe Zahlen durch die kommende Entwicklung bald ins
Vielfache geſteigert werden.
Tragiſcher Tod.
Heidelberg. Im Stadtteil Handſchuhsheim ſtarb dieſer Tage
ein junges Mädchen am Tage ihrer Hochzeit unter tragiſchen
Um=
ſtanden. Einige Tage vor dem Hochzeitstage mußte ſie ſich in
zahn=
arztliche Behandlung begeben. Nach dem Ziehen des Zahnes ſtellte
ſich Blutvergiftung ein, die zur Folge hatte, daß die Hochzeit
ver=
choben werden mußte. An den Folgen dieſer Vergiftung ſtarb nun
das Mädchen an dem Tage, an dem die Hochzeit ſtattfinden ſollte. Die
Staatsanwaltſchaft hat eine Unterſuchung eingeleitet, um eine etwaige
Schuld am Tode des Mädchens feſtzuſtellen.
Ein Schnellzug zertrümmert ein Fuhrwerk.
Im. Karlsruhe. Beim Ueberqueren eines Bahnübergangs
un=
weit Sinzheim fuhr der 7 Uhr=Schnellzug auf ein Leiterfuhrwerk auf.
Dieſes wurde vollſtändig zertrümmert und das Pferd verletzt. Der
Fuhrmann vermochte noch rechtzeitig abzuſpringen.
Eine einzigartige Automobilhöhenſtraße im Schwarzwald.
Im. Baden=Baden. Baden=Baden plant die Schaffung einer
Automobilhöhenſtraße von Baden=Baden über die Höhenkurorte Bühler=
9ohe, Plättig, Sand, Hundseck, dann weiter über Unterſtmatt, Ruhſtein,
Kniebis bis Freudenſtadt. Wenn dieſe Straße, die ſich auf einer
durch=
chnittlichen Höhe von 900 Metern durch den ſchönſten Teil des
nörd=
ichen Schwarzwaldes zieht, tatſächlich durchgeführt wird, ſo dürfte eine
Straße entſtehen, die in Europa in bezug auf Naturſchönheit
ihres=
gleichen ſucht. Die behördlichen Teilnehmer einer Beſichtigungsfahrt
auf der in Ausſicht genommenen Strecke waren ſämtlich begeiſtert von
dem genialen Gedanken, der von dem Baden=Badener Oberbürgermeiſter
ausgeht.
Brennendes Autv.
Dillenburg. Samstag vormittag gegen 10 Uhr ſchlug in der
Oranienſtraße aus dem Motor des Laſtkraftwagens einer Firma aus
Sinn plötzlich eine mächtige Stichflamme. Der Chauffeur verſuchte das
Feuer zu erſticken, was aber wegen der Gewalt der Flamme nicht
ge=
ang. Inzwiſchen hatte ſich eine große Menſchenmenge angeſammelt,
Ind zwei Hilfsbereite eilten mit Feuerlöſchern herbei. Nun gelang es
I kurzer Zeit, den Brand zu löſchen und die Exploſion des Benzinbe=
Zälters zu verhindern. Der Wagen iſt nicht unerheblich beſchädigt.
Einbruchsdiebſtahl.
WSN. Dillenburg. Einen Einbruch in ein Gemüſegeſchäft
Derübten einige etwa 20jährige Burſchen von hier. Nachdem ſie ſich am
Sage mit den lokalen Verhältniſſen vertraut gemacht hatten, drangen ſie
dends zwiſchen 9 und 10 Uhr in das Geſchäft ein, erbrachen die Laden=
Eſſe und nahmen ferner große Mengen Lebensmittel mit. Der Polizei
ſElang es ſofort, die beiden Burſchen als Täter feſtzuſtellen und einen
erſelben zu verhaften. Der andere iſt nach dem Einbruch ſpurlos
verſchwunden.
Zum Magdeburger Mordprozeß.
Berlin. Nach einer Meldung der „B. Z. am Mittag” aus
Mag=
eburg ſchwebt gegen den zum Tode verurteilten Schröder noch ein
Skrafverfahren wegen Verleumdung, das der Induſtrielle Haas gegen
Schröder eingeleitet hat, um zu erforſchen, wer eigentlich den Namen
Haas in die Mordangelegenheit hineingetragen hat, denn auch in dem
Jcordprozeß ſei nicht klar geworden, auf welche Weiſe man Haas in
Verbindung mit dem Verbrechen brachte. — Das Diſziplinarverfahren,
as gegen den Unterſuchungsrichter, Landgerichtsrat Dr. Kölling
ein=
eleitet worden iſt, und das auf den Landgerichtsdirektor Hofmann, der
ich als Verfaſſer des Briefes an den Polizeipräſidenten und als
Be=
ater Köllings bekannt hat, ausgedehnt worden iſt, iſt im Gange. Auch
2as Diſziplinarverfahren gegen den Kriminalkommiſſar Tenholt, der
vorläufig beurlaubt worden iſt, geht ſeinen Gang.
Eine neue Abſiammungslehre.
Aufſehenerregender Vortrag auf dem Salzburger
Anthroyologenkongreß.
Profeſſor Max Weſtenhöfer,
der außerordentliche Profeſſor der rathologiſchen Anatomie an
der Berliner Univerſität, hielt auf dem Anthropologenkongreß in
Salzburg einen aufſehenerregenden Vortrag, in dem er im
Gegenſatz zu der Darwinſchen Abſtammungslehre erklärte, daß
der Menſch eine ältere Säugetierform ſei als der Affe.
Weſten=
höfer führt den Menſchen in direkter Linie auf das älteſte
Säuge=
tier, auf das ſogenannte Sprunggelenktier, zurück, während der
Affe ſeiner Anſicht nach von menſchenähnlichen Tieren abſtammt
und in biologiſchem Sinne eine Weiterentwicklung bedeutet.
Das Problem der Farbenkinematographie gelöft.
Emil Wolff=Heide,
dem Berliner Photochemiker, iſt es nach jahrelangen Verſuchen
gelungen, das Problem der Farben=Kinematographie auf einfache
und praktiſche Weiſe zu löſen. Seine Erfindung bedingt weder
bei dem Aufnahmeverfahren noch bei dem Wiedergabeverfahren
eine Abänderung der bisherigen Apparatur.
Der Wildpark als Siedlungsland.
Eine Siedlerrevolution in Oeſterreich.
* Wien. In Oberau bei Orth, eine Stunde von Wien entfernt,
hat ſich am Freitag eine kleine Siedlerrevolution ereignet. 120
Per=
ſonen, Mitglieder des Vereins „Kolonien in der Heimat” haben ohne
vorherige Ankündigung von den dortigen Beſtänden des
Kriegsge=
ſchädigtenfonds Beſitz ergriffen und ſofort mit dem Roden des Terrains
begonnen. Zahlreiche Laſtautos führten den Siedlern Arbeitsgeräte,
Möbel uſw. nach. Es handelt ſich um den früheren Wildpark des
ehe=
maligen Krongutes, der nach dem Zuſammenbruch auf die
Krongutver=
waltung übergegangen iſt. Fachleute haben erklärt, daß der ungefähr
600 Hektar große Teil für Siedlungszwecke „nicht geeignet” ſei, ſo daß
er für Siedlungen nicht verwandt worden iſt. Die Verſuche, die Leute
zu einer freiwilligen Rückkehr zu bewegen, blieben erfolglos. Nunmehr
ſind alle Wege dorthin durch ein großes Gendarmerieaufgebot beſetzt, um
jeden weiteren Zuzug zu verhindern. Man hofft jedoch, daß es möglich
ſein wird, die Siedler zum Abzug zu bewegen. Man will jede
gewalt=
ſame Entfernung vermeiden. Die Beſitzergreifung des früheren
Wild=
parkes durch die Siedler hat hier großes Aufſehen erregt.
Armut in Wien.
*Enthüllte tſchechiſche Enteignungsmanöver.
Wie die Aktionäre der Privatbahnen in der Tſchechoflowakei geprellt
wurden.
—r. Prag. Der währnd der letzten Prager politiſchen
Skandal=
affären vielgenannte nationalſozialiſtiſche Abgeordnete Stribrny hat
ſich zu ſeiner Rechtfertigung der Oeffentlichkeit gegenüber bemüßigt
ge=
fühlt, eine Verteidigungsſchrift zu publizieren, in welcher er u. a.
ſeine Erfolge als Eiſenbahnminiſter aufzählt. Was dabei
heraus=
kommt, iſt nichts anderes als die Beſtätigung deſſen, was von deutſcher
Seite immer wieder behauptet und von den Tſchechen immer wieder
abgeleugnet worden iſt: daß nämlich die Politik der
Kriegsanleihe=
geſetzgebung, der Bodenreform, der ſogenannten Erſparungsmaßnahmen
bei der Beamtenreduktion und der Noſtrifizierungsgeſetzgebung auf die
wirtſchaftliche Schädigung vor allem der deutſchen Bevölkerung des
Staates hinausgelaufen iſt. Stribrny ſagt wörtlich: „Ich habe durch
freiwilligen Kauf ein Drittel aller tſchechoſlowakiſchen Bahnen zu
außerordentlich günſtigen Bedingungen verſtaatlicht. Nur ein Beiſpiel
dafür: einen Kilometer der von mir verſtaatlichten Bahnen (
Buſch=
tiehrader, Auſſig=Teplitzer und andere Lokalbahnen) bezahlten wir ſamt
Wagenpark genau mit einem Zehntel deſſen, was von uns die
Ver=
bündeten für einen Kilometer der von Oeſterreich übernommenen
Bahnen ohne Wagenpark verlangen. Wir haben alſo aus deutſchen
und jüdiſchen Händen die Bahnen für ein Zehntel des Preiſes gekauft,
den von uns unſere Befreier verlangen.”
Aus dieſem Geſtändnis geht hervor, daß die tſchechiſche
Wirtſchafts=
politik bewußt harauf hinarbeitet, ohne Rückſicht auf die Bindungen
durch die Friedenskonferenz die nichttſchechiſchen Bürger des Staates
zu übervorteilen und ſie mit Hilfe von Enteignungsgeſetzen um ihr
Eigentum, bzw. um die gerechte Entſchädigung zu bringen. Die
ſeiner=
zeit von der deutſchen Preſſe aufgeſtellte Behauptung, daß in der
Tſchechoſlowakei unlautere Manipulationen gegen den wirtſchaftlichen
Beſitzſtand der deutſchen Minderheit unternommen werden, wurden
anläßlich des erſten Kongreſſes der Union der Völkerbundliga in Prag
als Verleumdung der Staatsverwaltung hingeſtellt, da von einer
Be=
nachteiligung der deutſchen Bevölkerung keine Rede ſein könne. Wenn
heute der ehemalige Eiſenbahnminiſter ſelbſt eingeſteht, daß die
In=
haber der Titres des Buſchtiehrader und der Auſſig=Teplitzer Bahn
be=
wußt geſchädigt worden ſind, und wenn er zu ſeiner Verteidigung (!)
anführt, es genüge die Feſtſtellung, daß die Vermögenskonfiskation in
der Tſchechoflowakei nicht allgemein, ſondern lediglich auf Koſten
deut=
ſcher Volksangehöriger, gleichgültig, ob ſie tſchechoſlowakiſche,
reichs=
deutſche oder öſterreichiſche Staatsangehörige waren, dann zeigt ſich die
ganze Verlogenheit und Hinterhältigkeit einer Politik, mit welcher
ein=
zelne tſchechiſche Führer ſich die Sympathie der Maſſe erringen wollen,
von der ſie annehmen, daß ſie alles gutheißen, was gegen die
ver=
haßten Deutſchen innerhalb der Staatsgrenzen unternommen wird.
Die Verdrängung der deutſchen Wirtſchaft geht Hand in Hand mit
einer Geſetzgebung, die ſich nicht ſcheut, zu ſo unmoraliſchen Hilfsmitteln
zu greifen, wie ſie in der Veröffentlichung Stribrnys eindeutig
ge=
nannt ſind. Hier handelt es ſich um Verträge, deren Anfechtung möglich
erſcheint, da ſie eine Verletzung über die Hälfte darſtellen. Die
Ak=
tionäre der erwähnten Bahnen ſind in einer einzig daſtehenden Weiſe
Opfer eines Schachzuges geworden, deſſen moraliſche Einſchätzung noch
dadurch erleichtert wird, daß der Hauptbeteiligte damit der
Oeffentlich=
keit beweiſen will, wie ſehr er im Intereſſe des Staates gehandelt
hatte, als er ſich zu dem Raube entſchloß.
Eine Eſel= und Pferde=Schlächterei in Wien.
Die Bevölkerung Wiens bekommt die Folgen der allgemeinen
wirtſchaftlichen Depreſſion und vor allem der Arbeitsloſigkeit
be=
ſonders zu ſpüren. Bei der herrſchenden großen Armut ſind die
Preiſe für Rind= und Schweinefleiſch für einen großen Teil der
Bevölkerung faſt unerſchwinglich geworden. Nun haben ſich in den
ärmeren Bezirken Eſel= und Pferde=Schlächtereien etabliert.
Ein Gebot zur Sittlichkeit.
EP Budapeſt. Sämtlichen höheren Mädchenſchulen der
Haupt=
ſtadt iſt eine Verordnung der Unterrichtsbehörde zugegangen, in der
den Schülerinnen das Tragen von kurzen Röcken und ausgeſchnittenen
Kleidern verboten wird, desgleichen die Benutzung von
Schönheits=
mitteln, das Tragen von Bubiköpfen und der Eton=Friſur. Auch der
Beſuch von Tanzlokalen wird den Mädchen verboten.
Eine Journaliſten=Zeitung.
Aus Preßburg wird uns gemeldet: Das Syndikat der ungariſchen
Journaliſten in der Tſchechoſlowakei hat, einvernehmlich mit der
Ver=
legerorganiſation, beſchloſſen, am 1. November 1926 eine „Zeitung
der Journaliſten” in der Auflage von 50 000 Exemplaren
herauszu=
geben. An dieſem Tage wird kein einziges ungariſches Blatt in der
Tſchechoſlowakei erſcheinen und der Reingewinn dieſes Unternehmens
fällt zur Gänze dem ungariſchen Journaliſten=Syndikat zu.
Schwerer Unfall bei einer Filmaufnahme.
Warſchau. Bei einer Filmaufnahme in der Umgebung von
Lomza ereignete ſich eine ſchwere Kataſtrophe. Eine franzöſiſche Firma
drehte eine Ulanen=Attacke. Während der Aufnahmen wurde durch
einen ſtarken Windſtoß eine große Staubwolke aufgewirbelt, ſo daß
die Reiter nichts ſehen konnten und über die Filmoperateure und
Photographen hinwegſtürmten. Vier Operateure wurden ſchwer
ver=
wundet. Unter den Verwundeten befindet ſich auch der bekannte
fran=
zöſiſche Filmregiſſeur Aimard. Das Auswärtige Amt hat der
fran=
zöſiſchen Botſchaft in Warſchau ein Beileidstelegramm übermittelt.
Doppelmord aus Rache und Selbſtmord.
DD. Warſchau. Vor einiger Zeit wurde in einer der
Haupt=
ſtraßen Warſchaus ein dreiſter Ueberfall auf das Büro einer
Zucker=
fabrik verübt. Maskierte Räuber waren eingedrungen und hatten
unter Vorhaltung von Revolvern dem Kaſſierer das Geld abgenommen.
Unter dem Verdacht der Täterſchaft wurde damals ein Amtsdiener
verhaftet, der jedoch einige Tage darauf wegen Mangels an Beweiſen
freigelaſſen werden mußte. Freitag nachmittag drang dieſer Amtsdiener
erneut in das Büro der Zuckerfabrik ein, erſchoß den Direktor und den
Sekretär und ſchoß ſich dann ſelbſt eine Kugel durch den Kopf.
Einigung des deutſchen Proteſtantismus in Afrika.
AD. Auf dem Wege der Einigung des deutſchen Proteſtantismus
in Afrika ſind, wie die Windhuker „Allgemeine Zeitung” berichtet, in
dieſem Jahre entſcheidende Fortſchritte gemacht worden. Zunächſt
haben ſich, wie bereits berichtet, im Januar in Kapſtadt die fünf großen
deutſchen evangeliſchen und lutheriſchen Kirchenkreiſe bzw. Synoden
des ſüdlichen Afrikas zu einem deutſchen Kirchen=Bunde
zuſammenge=
ſchloſſen. Der Bund, in dem auch Südweſt vertreten iſt, bringt die
verſchiedenen deutſchen Gemeinden in ein gegenſeitiges
Freundſchafts=
verhältnis, das ihnen hinſichtlich ihrer kirchlichen Aufgaben eine
wert=
volle Förderung bringen ſoll und überall dem Deutſchtum eine ſtarke
Hilfe ſein wird. Für unſere ehemalige Kolonie Deutſch=Südweſt=Afrika
iſt noch bedeutungsvoller, daß jetzt auch die 9 deutſchen evangeliſchen
Gemeinden der Kolonie ſich zu einem Gemeindeverband
zuſammenge=
funden haben. Eine Frucht dieſer Organiſation iſt die erſte
Gemeinde=
konferenz, welche vom 1. bis zum 4. Oktober in Windhuk ſtattfinden
ſoll. Die Konferenz wird ſich mit den Fragen der evangeliſchen
Jugend=
erziehung in Südweſt, der Einführung eines einheitlichen Geſangbuches,
der Weckung des Miſſionsintereſſes und der Mitarbeit der
Kirchen=
gemeinden an der Erhaltung des Deutſchtums beſchäftigen.
Haturheil-Methode Aneipp!
Dle weitberuhmten
Pfarrer Aneipn-Pillen
das zuverlässige, blutreinigende
Abführmittel
Rheum u. Sapo je 2, Cal. 3. Junip. 1, Aloe 4.
Zu haben in allen Apotheken Mk. 1.—
Geſchäftliches.
Ein luſtiges geſchmackvolles Schaufenſter iſt zurzeit
in der Buchhandlung von Karl Heß, Buchhandlung, Nachf. A. Hoefer,
Eliſabethenſtr. 2, zu ſehen. Selten gelingt es ſo wie hier, einen launigen
Einfall in künſtleriſch einwandfreier Form zum Ausdruck zu bringen,
Mit ausgezeichneter Wirkung wirbt das Fenſter für Velhagen u. Klaſings
Monatshefte, die ſeit vierzig Jahren alle übrigen ähnlichen Blätter
durch Gnite des Inhalts, Glanz der Ausſtattung und Mannigfaltigkeit
des textlich wie bildlich Gebotenen übertreffen. Wer dies Fenſter ſieht —
und jeder Vorübergehende muß es ſehen und verweilend betrachten —
dem drängt ſich ſofort ſinnfällig der Gedanke auf; wer Velhagen u.
Klaſings Monatshefte lieſt, kauft ſich nicht blos allmonatlich ein
an=
regendes Heft, ſondern erſteht, was eigentlich unſchätzbar iſt, ſtändig
wiederkehrende und ſich ſtändig vertiefende Freude.
Hauptſchriftleitung: Rudolf Mauve
Verantwortlich für Politik und Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feuilleton unn
Heſſiſche Nachrichten: Mar Streei=; für Sport: Dr. Eugen Buhlmann; für ded
Schlußdienſt: i. V. Dr. Eugen Buhlmann; für den Inſeratenteil: Willy Kuhle.
Truck und Verlag: L. C. Wittich — ſämtlich in Darmſtadt.
Die ſeutige Nummer hat 20 Seiten.
Seite 14
Sonntag, den 19. September 1926
Nummer 260
Geſchichten aus aller Welt.
(Nachdruck, auch mit Quellenangabe, verboten!)
Eine ſenſationelle Entdeckung.
(m.) Brüſſel. Auch ein kleines Ackerſtädtchen in der
weltabge=
legenen limburgiſchen Campine kann einmal ſeine Senſation haben. So
iſt es dem Städtchen Lommel in der Nähe der holländiſchen Grenze
er=
gangen. Dort ſcheint der Stadtpoliziſt J. ſeine Pflicht mit einem
nach=
ahmenswerten Eifer und Verantwortlichkeitsgefühl zu erfüllen, beſonders
die, die rechtzeitige Schließung der Schankſtätten zur Polizeiſtunde zu
kontrollieren. Beſonders ſcharf ſcheint er dabei auf das Treiben im
Gaſthauſe des Hubert L. aufgepaßt zu haben, in dem man die behördlichen
Beſtimmungen nach berühmten Muſtern für Fetzen Papiers zu halten
ſchien. Einmal ſchon hatte J. den Wirt zur Anzeige gebracht, und vor
einigen Tagen bemerkte er auf ſeinem Patrouillengang in der Nacht,
lange nach der Polizeiſtunde, verdächtiges Licht, das durch die Jalouſien
der Gaſtraumfenſter ſchimmerte. Seiner lauten Aufforderung von
drau=
ßen, ſofort das Licht zu löſchen, wurde mit bewundernswerter
Schnellig=
keit Folge geleiſtet und der brave J. beobachtete weiter wie eine
An=
zahl von Gäſten aus einer Hintertür heimlich herausgelaſſen wurde. Er
eilte dieſen Nachtvögeln nach, um ſie zu ſiſtieren, wurde aber in einer
dunklen Gaſſe von ihnen erwartet, überfallen und braun und blau
ge=
ſchlagen. Während des Kampfes gelang es ihm, den rabiateſten ſeiner
Gegner mit ſeinem blank gezogenen Seitengewehr im Geſicht zu
ver=
wunden. Als er, wie zerſchlagen, ſich von der Walſtatt erhob, war ſein
erſter Gedanke gleich der, ſeinem Vorgeſetzten, dem Herrn Bürgermeiſter,
von dieſer flagranten und unerhörten Verletzung der behördlichen
Au=
torität mitten in der Nacht Meldung zu machen. Wer beſchreibt ſein
Erſtaunen ſeine Verblüffung, ſein Entſetzen, als er das Haus des Herrn
Bürgermeiſters in hellem Aufruhr findet: Frau und Kinder jammern
laut, die Dienſtboten hetzen hin und her und in der Wohnſtube ſteht der
Arzt vor der Chaiſelongue, auf der ſchwer ſtöhnend, das Geſicht
blut=
überlaufen, der Herr des Hauſes liegt, offenbar wie der Arzt
feſt=
ſtellend erklärt, von einer ſcharfen Hiebwaffe verletzt. —
Und es war tatſächlich ſo geweſen: Der Poliziſt, nicht willens, ſich
für die getreue Erfüllung ſeiner amtlichen Pflichten zum Dank von dem
eigenen Vorgeſetzten aus tückiſchem nächtlichen Hinterhalt heraus,
windel=
weich prügeln zu laſſen, erſtattet bei der Aufſichtsbehörde Anzeige und
dieſe enthob den geſtändigen „Führer” ſeiner Gemeinde ſeines Amtes,
von dem er ja eine mindeſtens ſeltſame Auffaſſung gehabt haben muß.
Aus Abd el Krims Stromtid.
—)Paris. Zur Stunde befindet ſich der geſangene „Löwe des
Rifs” — vor Tiſch hieß er anders; als er Frankreich noch zu ſchaffen
machte, hieß er in der Pariſer Preſſe nur „der Schakal der Wüſte‟! —
auf der nicht beneidenswerten Fahrt ins Exil. — Die letzte Gelegenheit
für die rührigen Publiziſten der Seinemetropole aus ſeiner
Vergangen=
heit noch einmal eine verwirrende Fülle von Anekdoten und Ereigniſſen
auszugraben, von denen die folgende launige Geſchichte, wenn ſchon
er=
funden, ſo doch ganz nett erfunden ſein mag. Noch bevor Abd el Krim
ſo ragend in die Oeffentlichkeit und das Intereſſe der geſamten Welt
ge=
treten iſt, war er nichts anderes als ein kleiner Stammeshäuptling, der
lediglich über einen unanſehlichen Trupp gut berittener und, wie das
Folgende lehren wird, nicht wenig unternehmungsluſtiger Wüſtenreiter
verfügte. Eines Tages erſchien vor ihm eine Geſellſchaft von fünf
Euro=
päern in ſeinem Wüſtenzelt, alle fünf nur noch mit jenem leichten
Be=
kleidungsſtück angetan, das man in der poetiſchen Sprache verſchämt als
die „letzte Hülle” zu umſchreiben pflegt. Es waren die Mitglieder einer
italieniſchen Gelehrten=Expedition — unter ihnen auch eine Sekretärin —
die ſich bei Abd el Krim bitter darüber beſchwerten, ganz in der Nähe
von Berittenen überfallen und bis aufs Hemd ausgeplündert worden zu
ſein. Wohl nicht mit Unrecht bezichtigten ſie die Getreuen des bärtigen
Stammesherrſchers als die mutmaßlichen Uebeltäter.
„Trugen Sie dieſe Hemden, als Sie überfallen wurden?” war die
höfliche Frage des Mannes, der viele Jahre ſpäter zwei europäiſchen
Nationen ſo viel zu ſchaffen machen ſollte. Die Frage wurde bejaht.
„Wenn das der Fall iſt, tut es mir leid, Ihnen nicht zu dem Ihrigen
verhelfen zu können!” erwiderte Abd el Krim. „Wären meine Leute
die Schuldigen geweſen, hätten ſie Ihnen beſtimmt nicht einmal das
Hemd gelaſſen!“
Die zehn Gebote der Gaſſe.
(a) New Yoxk. Die männliche und weibliche Jugend eines
dicht=
beſiedelten Viertels unſerer Großſtadt war von der
Volksſchulklaſſen=
lehrerin aufgefordert worden, ihre eigenen 10 Gebote zu ſchreiben. Die
10= und 12jährigen Jungen und Mädchen ſtellten ein abſonderliches
Sammelſurium von Verhaltungsmaßregeln auf, aus dem wir einige
herausgreifen, unter möglichſter Wiedergabe und Uebertragung der, wie
erſichtlich, in manchen Fällen aparten Rechtſchreibung:
Steh morgens früh auf und fergiß nicht wenn der Hahn kreht iſt es
Zeit zum Aufſtehn. Wenn du wohnſt wo kein Hahn iſt kauf dir
eine Weckuhr.
Mach nicht ſpaß und tu ſtummen Tieren weh.
Stiehl deiner Mutter ihr Kleingeld nicht wenn ſie es verſteckt.
Du ſollſt nichts von niemand ſtehlen weil vielleicht der von dem du
ſtehlſt ſo ſchnell laufen kann wie du.
Trink jeden Tag ſieben Glas Waſſer.
Stehl nicht und mach dich nicht luſtig über anderen Jungen ihre
Kleider und häng dich nie hinten an ein Mack=Laſtautomobile an.
Du mußt immer folgſam ſein, deinen Hals waſchen, aufricht ſtehen
und gute friſche Luft ſchlucken.
Sei nicht wie die Kuh wo einen guten Eimer Milch gibt und ihn dann
umſchmeiſt.
Jede Woche ſollſt du ein Bad nehmen und nicht morden.
Mach deiner Mutter keine Sorgen und behandle ſie nicht ſchlecht.
Sei nicht vorwitzig und hau einen mit ſcheelen Augen weil es dir
Unglick bringt.
Verſuche nie einem Hund den Knochen zu ſtehlen oder du haſt beine
Hoſen.
Stehle nie nichts einem blinden Mann.
Prügle niemals deine Frau wenn du jung verheirathet biſk — bezehme
dich bis du es nicht mehr aushalten kannſt.
Lebe immer anſtendig und verlange nie Geld von deinem Vater oder
Onkel wenn ſie betrunken ſind.
Stehel nie in einem Fünf= und Zehn=Cents=Laden und wenn du ein
Mädchen ſchlagſt bis du ein Feigling.
Mach nicht denen nach die im Gefängnis ſind. Sie ſind nicht umſonſt
in den Kefig geſteckt worden.
Sei reinen Sinnes und du wirſt auch reinen Herzens ſein.
Sei treu und laß nie niemand die Flagge deines Landes mit Füßen
tretten.
Beherrſche dich wenn du dich mit einem hauſt wo kleiner iſt als du
und hau dich nie mit einem Größeren.
Du darfſt deine Mutter nicht in die Schnauze hauen wenn ſie dir den
Abſchiedskuß geben will.
Du ſollſt nicht Würfel ſpielen.
Eine kurioſe Miſchung religiöſer Lehren, Reklameüberſchriften,
Ge=
ſundheitspropaganda und jener harten Weisheit der Großſtadtgaſſe
ent=
hüllt ſich in dieſen Lebensregeln der Mietshauskinder, ſagt „Colliers
Weekly” in einer redaktionellen Beſprechung dieſes Moral=Kodex. In
ihrer eigenen, lebhaften Sprache ſpiegeln ſich die Lehren wie die ſozialen
Gebräuche wieder, die ſich dem kindlichen Gemüt eingeprägt haben.
Zum größten Teil iſt Furcht der Beweggrund. Du ſollſt nicht
ſtehlen, man könnte dich erwiſchen! Die Tugend hat die höhere
Sank=
tion der goldenen Regel, aber auch Furcht iſt von Nutzen. Die meiſten
von uns ſind geneigt, im Verfolg unſerer Eigenintereſſen bis an die
äußerſte Gefahrgrenze zu gehen. Die Furcht — vor Mißbilligung ebenſo
wie vor Gewalt — hält uns zurück.
Güte, Rückſichtnahme auf andere, jene Eigenſchaft, die St. Paulus
Barmherzigkeit nennt, hat in dieſer kindlichen Philoſophie wenig Raum.
Sie tritt ja auch in den 10 Geboten Moſes nicht ſtark in die Erſcheinung
und macht ſich ebenſo wenig im täglichen Kampf ums Daſein beſonders
geltend.
Und dennoch gehört ſie zu den Grundlagen unſeres Lebens. Man
laſſe die Tugend außer acht, die einen Mann veranlaßt, die Wahrheit zu
ſagen, auch wenn ſie ihm zum Nachteil gereicht. Man ignoriere die Güte,
die Menſchen bewegt, ihre Habe mit denen zu teilen, die in Nor ſind;
man vergeſſe den Seelenadel, der Männer und Frauen veranlaßt, ſich im
Dienſte anderer zu opfern und man hat einen der Hauptſchlüſſel zur
Löſung unſeres Daſeinsrätſels verloren.
hervorragend bewährt beſ:
I. M. 1R789
Sicht,
Rheuma,
Ischias,
Grippe,
Nerben= und
Kopfſchmerzen,
4
Erkältungskrankheiten.
Togal ſtilli die Schmerzen und ſcheidet die Harnfäure aus. Keine ſchädlichen
Neben=
wirkungen. — Fragen Sie Ihren Arzt! — In allen Apotbeken erhältlich.
Bestandteile: 12,6 lith. 0,46 ahin. 74,3 seid. aget. sal. ad. 100 ampl.
Sport, Spiel und Turgen.
V. f. L. Rot=Weiß 1922 Darmſiadt.
Einigkeit macht ſtark! Mit dieſem Spruch als Leitmotiv trafen ſich
vor kaum 14 Tagen wenige Vertreter der beiden hieſigen Vereine
Schwimm=Sportverein „Möwe” und „Heſſen” V. f. L. zu den erſten
unverbindlichen Vorbeſprechungen für eine Verſchmelzung. In einer
für eine derartige Vereinigung ſeltenen Einmütigkeit konnten die
Ver=
gandlungen in ſchnell aufeinanderfolgenden Sitzungen zum Abſchluß
ge=
bracht werden. In den im „Grünen Zimmer” und „Fürſtenſaal” des
Reſtaurants „Kaiſerſaal=Fürſtenſaal” abgehaltenen
Generalverſamm=
lungen beider Vereine und in der anſchließenden
Gründungsverſamm=
lung, bei der rund 200 Mitglieder anweſend waren, konnte auf der
Baſis vollſtändiger Gleichberechtigung der neue Verein aus der Taufe
gehoben werden. Für die Bildung ſeines Namens wurden die Farben
des ehemaligen Vereins „Heſſen” und das Gründungsjahr des „S. S.
Möwe” verwendet. Unter dem Namen Rot=Weiß 1922,
Darm=
ſtadt. Verein für Leibesübungen E. V., werden beide Vereine in
Zu=
kunft der von ihnen vertretenen Sache dienen. Prinzipiell wurde
be=
ſchloſſen, als Abzeichen etwas vollkommen Neues zu ſchaffen und mit
der Erledigung dieſer Frage den neuen Vorſtand zu beauftragen.
Die nach anfänglichen Schwierigkeiten auch prinzipieller Art im
Lauf der Verhandlungen ſchließlich erzielte Einmütigkeit mag davon
zeugen, daß man auf beiden Seiten die Sache als ſolche, d. h. die
Zu=
ſammenlegung der ſportlichen Kräfte beider Vereine über alles geſtellt
hat und daß man einſeitige Vereinsintereſſen als Fragen zweiter
Ord=
nung betrachtete. Eine mit ſolchen Grundſätzen zuſtandegekommene
Ver=
einigung hat Anrecht auf allſeitige Anerkennung und Förderung, daß
ſich der neue Verein durch Erziehung ſeiner Mitglieder zu ſportlicher
Lebensführung, zu vornehmer Sportgeſinnung und zu Ritterlichkeit im
Sportskampf und im Verkehr mit anderen Sportvereinen verdienen
will.
Handball.
Sportverein 1898—Sportverein Wiesbaden.
Das heute auf dem Stadion zum Austrag kommende
Verbands=
ſpiel der Ligamannſchaft des Sportvereins 1898 gegen die des
Sportvereins Wiesbaden wird auch dieſes Mal ſeine
An=
ziehungskraft auf die Darmſtädter Handballanhänger ausüben; dafür
ſteht der ſüddeutſche Meiſter wegen ſeines gefälligen, flüſſigen Spiels
bei ſeinen Anhängern in zu hoher Achtung. Er wird wohl aus
die=
ſem Spiele als Sieger hervorgehen, wenn ihm auc der Sieg
keines=
falls leicht fallen dürfte. Das knape 3:1=Reſultat des Vorjahres (
aller=
dings in Wiesbaden), und der Umſtand, daß Wiesbaden vor 2 Jahren
als Meiſter des Bezirks Höchſt—Wiesbaden unſerem ſüddeutſchen
Mei=
ſter die Verbandsmeiſterſchaft ernſtlich ſtreitig machte, laſſen ein
inter=
eſſantes Spiel erwarten. Die ſeitherigen Zuſammentreffen zeichneten
ſich ſtets durch große Ruhe und ſportlichen Anſtand aus. Die
Aufſtel=
lung der Darmſtädter Mannſchaft iſt die gewohnte. Die
Neueingeſtell=
ten (der rechte Läufer und der Linksaußen) werden hoffentlich ihre
Fähigkeiten in beſſerem Lichte ſehen laſſen, als dies am letzten
Sonn=
tag der Fall war. Anſchließend an das Ligaſpiel kommt der Alte=
Herren=Klubwettkampf (Leichtathletik) gegen Eintracht=
Frankfurt zum Austrag.
Bemerkt ſei noch, daß das Reſultat des ſehr fraglichen
Fußball=
ligakampfes in Sandhofen dieſes Mal während oder nach dem Spiele
beſtimmt bekannt gegeben wird.
Bei dem Staffellauf „Um die Frankfurter Anlagen”
ſtartet eine Mannſchaft des Sportvereins und wird in der Hauptklaſſe
ſich zum zweiten Male mit Gintracht=Frankfurt und Sportklub 1880
meſſen.
F. C. Union.
Am Sonntag, den 19. September, abſolviert unſere
Jugendmann=
ſchaft ihr 2. Verbandsſpiel. Als Gegner wurde die ſpielſtarke
Jugend=
mannſchaft des „Heſſen” V. F. L. verpflichtet. Das Spiel findet heute
10 Uhr auf dem Heſſenplatze ſtatt, nicht wie urſprünglich feſtgeſetzt, auf
dem S Heidelbergerſtraße.
Fußball.
Die Spiele des F. C. Union.
Am kommenden Sonntag hat die 1. Elf des F. C. Union ſpielfrei.
Lediglich die 2. Mannſchaft und die Alte=Herren=Mannſchaft, die man
zu Ehren des verſtorbenen Mitgliedes F. Weil in Weil=Mannſchaft
um=
getauft hat, ſind auf dem Spielfelde anzutreffen. Während die 2.
Mannſchaft nach Münſter fährt, um dort das fällige Verbandsſpiel gegen
die 2. Elf des Sportver. Münſter auszutragen, haben ſich die alten
„Kanonen” einen hieſigen Gegner ausgewählt. Den Alten Herren des
V. f. R. (Darmſtadt) will man diesmal eine Schlacht liefern. Auf in
den Kampf!
Sportverein Darmſtadt, Jugendabteilung.
Am kommenden Sonntag begibt ſich die 1. Jugendmannſchaft nach
Dießurg, um dort das Rückſpiel um die Gaujugendmeiſterſchaft
auszu=
tragen. Die 2. Jugend empfängt vormittags um 11 Uhr die 1. Jugend
Vorſpiels von 1:9 zu verbeſſern. Die 2a Schüler fährt zum F. V.
Seeheim.
Leichtathletik.
Dr. Peltzer ſiegt in Stockholm.
Der Start des deutſchen Weltrekordmanns Dr. Peltzer in Stockholm
fand bei den ſportfreudigen Schweden ein großes Intereſſe. Die Tages=
und Fachzeitungen hatten in den letzten Tagen in durchaus objektiver
Form die Bedeutung des Deutſchen gewürdigt und ſeinen Start auf
ſchwediſchem Boden herzlich begrüßt. Da auch die ſchwediſchen Gegner
Dr. Peltzers durchweg ſehr gute Leute waren, waren alſo alle
Vorbe=
dingungen für ein großes Ereignis gegeben. Leider war aber nur die
Witterung nicht ſo, wie man ſie ſich gewünſcht hätte. Während am
gleichen Tage in den meiſten Teilen Deutſchlands trockenes und warmes
Wetter herrſchte, wies Stockholm nur 6 Grad. Wärme auf bei feuchter,
ſchwerer Luft. Das war natürlich für die Läufer ein ſchweres Handicap
und an ein Unterbieten des Weltrekordes im 1000 Meter=Lauf konnte
ſelbſtverſtändlich nicht gedacht werden. Dennoch erreichte Dr. Peltzer
eine Zeit, die nur um 1,4 Sekunden hinter dem Weltrekord und um
nur 0,6 Sekunden hinter dem deutſchen Rekord zurückbleibt. Er
durch=
lief die 1000 Meter in 2:29,9 Sekunden. Der lange Stettiner wurde
bei ſeinem Erſcheinen im Stockholmer Stadion, von einer großen
Zu=
ſchauermenge herzlich begrüßt. Am Start ſtanden neben dem Deutſchen
die beſten ſchwediſchen Mitteldiſtanzler. Seiner Gewohnheit gemäß ließ
Dr. Peltzer anfangs die Schweden führen, als ihm aber deren Tempo
nicht ſchnell genug war, ging er nach vorn und legte die 500 Meter in
1:15,3 Min. zurück. Später lieferten die Schweden Dr. Peltzer noch
ein=
mal einen hartnäckigen Kampf, jedoch zog der Deutſche in ſeinem
ge=
fürchteten Endſpurt unaufhaltſam auf und davon und ſiegte mit über
15 Meter vor dem nächſten Schweden. Das genaue Ergebnis lautete:
1. Dr. Peltzer=Stettin 2:29,9 Min. 2. Svenſſon=Schweden 2:33 Min.
3. Kellermann=Schweden 2:34 Min. 4. Folke Erikſon=Schweden 2:34,5
Min. Dr. Peltzers Zeit hätte trotz der ungünſtigen Witterung
weſent=
lich beſſer ſein können, wäre er von ſeinen Gegnern ſtärker bedrängt
worden. Immerhin blieb ſein Lauf angeſichts der Verhältniſſe eine
große Leiſtung, die denn auch von den Zuſchauermaſſen mit großem
Beifall quittiert wurde. Ueberzeugender hätte Dr. Peltzers Sieg kaum
ſein können. Die Stettiner Preußen beteiligten ſich dann mit der
Mannſchaft Amlong, Schulze Heller und Dr. Peltzer an der ihnen
wenig liegenden 4 mal 100 Meter Staffel und wurden denn auch
er=
wartungsgemäß geſchlagen. Sieger blieb Göta Stockholm in 44,8 Sek.
vor Preußen Stettin, 47,2 Sek. Amlong=Stettin, der unter den
deut=
ſchen Kurzſtreckenläufern keine Rolle ſpielt, ſtartete in einem 60 Meter
Laufen und wurde nur Vierter. Den Sieg holte ſich hier der Schwede
Lindquiſt in 6,9 Sek. — Der Start der Stettiner Preußen in Stockholm
wird noch ein Nachſpiel haben. Die Deutſche Sportbehörde hatte die
Starterlaubnis für Dr. Peltzer erteilt, dagegen die für Amlong, Heller
und Schulze verſagt. Der ſchwediſche Verband iſt entſprechend
ver=
ſtändigt worden, ſo daß es ſehr zweifelhaft erſcheint, ob die Stettiner
am Samstag die Schwedenſtaffel laufen werden. Die DSB. ſcheint
jedenfalls entſchloſſen zu ſein, ihre oft bekannt gegebenen Beſtimmungen
mit größtem Nachdruck und ohne Anſehen von Perſon und Verein zur
Geltung zu bringen. Ihr neuerliches Einſchreiten im Fall der Stettiner
Preußen iſt das günſtigſte Vorzeichen dafür, daß die für das nächſte
Jahr im Hinblick auf die Amſterdamer Olympiade geplante
Startüber=
wachung der deutſchen Leichtathleten auch tatſächlich durchgeführt wird.
Nurmi
gab Freitag abend in Dresden ſeine Abſchiebsvorſtellung in
Deutſch=
land und gewann über 3000 Meter in 8:27,6 Min. gegen Walpert=
Kaſſel, Boltze=Stettin und Friebe=Breslau.
Tennis.
Bei ben deutſchen Berufsſpieler=Tenwismeiſterſchaften,
die am Freitag in Hamburg ihren Beginn nahmen, ſahen als Gruso
ſieger CA. Becker=Wiesbaden. Richter=Berlin, Hopfenheit=Dresden 1
Rauch=Magdeburg. Die Gruppenſieger beſtreiten am Samstag
Sonntag zuſammen mit dem Titelverteidiger Roman Najuch die E
kämpfe.
Hamburg=Großborſtel.
1. Jungfernſtieg=Rennen. 3000 Mark. 2000 Meter. 1. O. Blum
feld und R. Samſon’s Staſima (E. Haynes). 2. Viſhnu. 3. Glücksritt
Tot.: 13:10. 2½—Kopf. 3 liefen.
2. September=Rengen. 3000 Mark. 1200 Meter. 1. Stall Halm
Melia (Vinzenz), 2. Feinsliebchen. 3. Orlandus. Ferner: Pannhü
Weiße Dame, Schwalberich, Kronprinz. Tot.: 102, Pl. 15, 13, 12:
1½—1½ Lg.
3. Wohldorfer Ausgleich. 3000 Mark. 1600 Meter. 1. Stall 6
ma’s Melantho (Vinzenz). 2. Tornado. 3. Schaumſchläger. Fern
Orma, Loblied, Verdacht, Marquis, Magnus. Tot.: 88, Pl.: 22,
19:10. 1½—½ Lg.
4. Jungmannen=Rennen. Für Zweijährige. 3000 Mark. 1000 Met
1. Stall Niſſen’s Isländer (R. Torke). 2. Fenja. 3. Lago. Fern
Saladin, Falkenauge, Orator, Schlaumeier, Silberkatze, Werden. To
33, Pl.: 14, 13, 20:10. 1—½ Lg.
5. Borſteler Herbſt=Ausgleich. Ehrenpreis und 4200 Mark. B
Meter. 1. G. Becker’s Coeur d’Almee (M. Dreißig). 2. Sonnengr
3. Föhn II. Ferner: Aviator. Tot.: 38, Pl. 16, 14:10. 1—1½ Lg.
6. Kramerkamp=Rennen. 3000 Mark. 1400 Meter. 1. O. Ehr
traut’s Champagner (Ungerer). 2. Fegefeuer. 3. Samita. Ferne
Teufelskerl, Trajan, Gänſeblume, Feſtgulden, Rebus. Tot.: 22, P
14, 14, 19:10. 4—½ Lg.
7. Tarpenbeck=Rennen. 3000 Mark. 1600 Meter. 1. G. Hackebei
Kyon (E. Haynes). 2. Piſtole. 3. Georgiritter. Ferner Ingo, Are
Mimoſe. Tot: 23, Pl.: 11, 12:10. Hals-Kopf.
1. F.C. Nürnberg ſchlug F.C. Fürth 3:1. Das Treffen fand
Samstag vor 3000 Zuſchauern in Fürth ſtatt und brachte einen verdie
ten Sieg des Clubs, der ſchon bei der Pauſe 1:0 führte. Die Tore f
Nürnberg ſchoſſen Kalb, Wieder und Träg. Das Gegentor fiel dur
Appis.
Houben ſiegte in Finnland am Samstag über 200 Meter gegen d.
finniſchen Meiſter Aſtröm in 22 Sekunden. Sein Gegner lag i 3
ng
um 5 Meter zurück.
Bei den Tennis=Meiſterſchaften der Berufsſpieler, die am Samste
in Hamburg fortgeſetzt wurden, qualifizierten ſich die beiden Berlin
Roman Najuch und Richter für das Endſpiel. — In der Doppelmeiſte
ſchaft werden Roman Najuch/Richter und C. A. Becker=Wiesbaden/8
Bartelt den letzten Gang beſtreiten.
Der Frankfurter Skuller Buhl ſiegte in Holland. Bei den Kämpfe
um den Holland=Becher in Amſterdam konnte ſich der Frankfutter Sku
ler Buhl in den Vorkämpfen ſiegreich behaupten. Außerdem gewan
Buhl am Samstag bereits den Junjor=Einer, bei dem er im Entſche
dungslauf den Holländer Varady überlegen abfertigte.
Briefkaſien.
ſchen Mandolinenchöre) Fal. „Komm. Held meiner Träume” aus
Der tapfere Soldat”. — Goetze: „Ein bißchen Talent muß man
haben”, aus „Adrienne” (Angelo Sax, Sopran.) — Joh. Strauß:
Sei mir gegrüßt, du holdes Venezia”, aus „Eine Nacht in
Vene=
dig” (Mariſchka). — Capua: Marie, Marie. — Granichſtaedten:
Pflück' die Blumen” aus „Die Bacchusnacht”, (Alfred Strauß,
Tenor.) — Czibulka: Herzen und Blumen, Lied. — Zikoff:
Ro=
maneska, Fant. — Drei ruſſiſche Volkslieder. (Kuban=Koſaken=Chor.
— Kollo: Franz Schuberts Erdenfahrt. — Goetze: In Potsdamſ.
im Bürgerquartiere. (Angela Sax.) — Drei Lieder. (Alfred Strauß!
Kahnt: Romanze C=dur. — Joh. Strauß: Schatzwalzer. — Drel
ruſſiſche Volkslieder. O 10.30: Tanz=Orcheſter Ette.
Stettin. 9: Morgenfeier „Auf der Reiſe”, Präudium.
Bibelrezitation (Johannes Bauer). — Haydn: „Nun beu4 Lie Flult”
zuſprache
„Zwangsverſteigerung‟. Das wird, wenn die Witwe ihr Nut
nießungsrecht nicht aufgibt, nicht möglich ſein.
N., hier. Uns nicht bekannt.
Rund=Funk=Programme.
Frankfurt.
Sonntag, 19. Sept. 8: Morgenfeier. O 12: Geſangveriſ
Sängerkranz”, Dreieichenham. O 4: Märchenkante. Märchen von
Elſe Hofmann: Der Mond auf Reiſen. — Die dakbaren Roſen
(für Kinder vom 4. Jahre a5). O 5: Hausorch.: Die Oper der
Woche. Joh. Strauß: Eine Nacht in Venedig. Ouv. — Rich.
Strau”: Ariadne auf Naxos, Fant. — Verdi:: Othollo, Fant. —
Rich. Strauß: Roſenkavalier, Walzer. O 6: „Johann Peter Hebel”,
Vortrag und Vorleſungen zu ſeinem 190jährigen Todestag von Alfr.
Auerbach. O 8.30: Böhmiſche Ka rnuſik. Fibich: Quintett für
Klavier, Violine, Klarineite, Horn u. .. Cello, op. 42. — Lieder. —
Dvorak: Quartett in Es=dur für Kiavier, Violine, Viola und Cello,
vp. 87. Ausf.: Magda Spiegel, Alt vom Frankf. Opernhaus die
Herren Eckel, Klavier, Konzertm. Kraus, Violine, Graf, Violg,
Engert, Cello, Stegner, Horn, Englert, Klarinette. Anſchl.: bis
12.30: von Berlin: Tanzmuſik.
Siuttgart.
Sonntag, 19. Sept. 11.30: Muſik. Morgenfeier. Mitw.:
Eliſabeth Holzbaur (Mezzoſopran), H. Conzelmann (Baß), A. Haagen
(Flügel). O 2: Schallplattenkonzert. O 3: Oskar Wöhrle lieſt aus
eigenen Werken. O 3.30: Uebertr. „Funkheinzelmann” von Berlin.
— Anſchl.: Konzert. Mitw.: Gerda Hanſi, Maria Thereſia
Deimann, Carl Struve, Rundfunkorch. Stolzmann: Feuert los!
— Lanner: Hofballtänze. — Keler=Bela: Rakoczy=Ouv. — Hildach:
Lied des Spielmanns. — Mayer=Helmund: Du fragſt mich täglich.
— Maillart: Fant. „Glöckchen des Eremiten”. — Josky: Balladen
und Dichtungen. — Rhoda: Streifzug durch Suppe’s Werke. —
Schumann: Lotosblume. — Lertzing: Arie aus „Waffenſchmied”.
— Halzmann: Treue Freunde, Marſch. O 6.15: Heinz Neuberger,
Nürnberg: Peter Hebel zun 100. Todestag. O 6.45: Vortrag
Mungenaſt: Geſchichtliches und Erbauliches aus einer alten Reichs=
und Kloſterſtadt 4. O 7.15: Frau Stach von Goltzheim: Von
der Frauenkleidung.” O 8: Bunter Abend. Mitw.: Maria
Hendrichs, Lilly Fais=Tiſchler, Gerda Hanſi, Adolf Harlacher, Eugen
Thyſſen, Georg Ott. Rundfunkorch. U. a.: Ohlſen: Abend in
Sevilla, Walzer. — Bizet: Auf in den Kampf, aus Carmen.
Fel=
ſenſchluchtarie aus Carmen. (Hendrichs). — Arie des Don Soſe
aus Carmen. (Harlacher). — Verdi: Sieges=Arie aus Aida.
(Hendrichs). — Mascagni: Romanze aus „Cavalleria”, (Hendrichs).
— Puccini: Wie eiskalt iſt dies Händchen aus „Boheme‟ (
Har=
lacher). — Puccini: Arie der Mim: aus Boheme” (Hanſi). —
Wohlauf noch getrunken. (Thyſſen). — Kalman: Kußlied aus
„Herbſtmanöver”. (Fais=Tiſchler). — Lortzing: Vater, Mutter, aus
„Undine”. (Harlacher). — Maillard: Lied der Roſe aus. Glöckchen
des Eremiten” (Hanſi). — Maillard: Trinklied aus „Glöckchen”.
(Thyſſen). — Die Liebe hat ihre Launen (Faiß=Tiſchler). — Tenne:
Die 9 Schneiderlein. (Hanſi). — Kollo: Mädels, Mädels. wozu
habt Ihr denn die Beinchen. (Fais=Tiſchler).
Berlin.
Sonniag. 19. Sept. 9: Morgenfeier. O 11.30: Berliner
Fan=
farenbläſerkorps. O 1.10: Stunde der Lebenden. „Frank Thieß”
Einl. Worte: Heinz Stroh. Rez.: Edith Korten. O. 3: Dipl.=
Land=
wirt Lieckfeld: „Die Schlempe in ihrer Bedeutung als billiges
Kraftfuttermittel” 3.30: „Funkheinzelmann bei der Waldmaus”,
von Hans Bodenſtedt. O 4.30: Funk=Kapelle. O 6.30: Dr.
Sprin=
ger: „Oeſterreichs Land und Leute” (Von der Großſtadt in die
und Harnzonium: Obexorganiſt Gottlob Labes
[ ← ][ ][ → ] * Die moderne Junggeſellin
Wenn die Welt ſeit Jahr und Tag den Junggeſellinnen
Mitleid und Teilnahme entgegenbringt, ſo ſind dieſe Gefühle
verſchwendet. In Wirtlichkeit iſt die moderne Junggeſellin, die
unverheiratete Frau von heute, kein bedauemswertes Weſen.
denn die Junggeſellin paßt ſich in 99 von 100 Fällen dem
Allein=
leben mit einer Sicherheit an, die jeden Junggeſellen mit Neid
erfüllen muß. Die unverheiratete und erwerbstätige Frau,
ehe=
mals eine Ausnahmeerſcheinung, beginnt unſerem durch
neu=
gerichtete Geiſtesſtrömungen und Lebensformen veränderten
Ge=
meinſchaftsleben einen neuen Einſchlag zu verleihen. Urſache
da=
für ſind nicht allein die jetzt verminderten Ehemöglichkeiten. Die
Frauen, die früher in der Ehe nicht das letzte Lebensziel ſahen,
die ſich bewußt zum Junggeſellenuum bekannten, die als
künſt=
leriſch Schaffende oder als im Erwerbsleben beſonders
Erfolg=
reiche eine Sonderſtellung einnahmen. War und iſt bei dieſen gegenüber eine neue Einſtellung gewinnen. Man darf und kann
Frauen ein ſtark entwickeltes Unabhängigkeitsgefühl und die
Er=
kenntnis, daß ihr Beruf oder Künſtlertum ſich mit den Pflichten
der Gattin und Mutter ſchwer oder überhaupt nicht vereinen
läßt, ohne daß ein Teil Schaden erleidet, ſo wird heute die Zahl
der weiblichen Junggeſellen durch jene Mädchen vergrößert, die
im Gefühle ihres Perſönlichkeitswertes es ablehnen, „nur ver= haben, ſprechen in dieſem Punkte klaſſiſche Sprache. Man darf
heiratet” zu ſein. Durch die in allen Wirtſchaftsſchichten
gewon=
nene Selbſtändigkeit der Frau iſt das Mädchen auch in der Wahl
eines Ehegenoſſen anſpruchsvoller geworden, denn, wen nicht
wirkliche Herzensneigung von vornhinein jede Berechnung
aus=
ſchließt, ſo kalkuliert das kühl denkende Mädchen, ob es durch
die Ehe ſeine mit eigenen Mitteln beſtrittene Lebenshaltung
ver=
beſſern kann.
Die Tatſache des wachſenden weiblichen Junggeſellentums
und der verminderten Ehemöglichkeit iſt — darüber gibt es
keinen Zweifel — als Hemmnis der Bevölkerungspolitik anzu= zicht auf die Ehe. Mitleid und Teilnahme verlangen die
weib=
ſehen. Profeſſor Pinard hat in dieſem Sinne ſogar von einer
„Kriſe der Frau” geſprochen und ſein Zahlenmaterial beſagt, daß
z. B. auf die vierzig Millionen der franzöſiſchen Geſamtbevölte= nete Ehe immer wach bleiben wird. . . .
rung eineinhalb Millionen junge Mädchen kommen, die nicht
heiraten können, eine halbe Million, die aus religiöſen oder
per=
ſönlichen Gründen die Ehe nicht eingehen wollen, ſo daß man
mit Einſchluß der kinderloſen Ehefrauen ein Total von drei
Millionen Frauen zwiſchen 18 und 40 Jahren errechnen kann,
die für die Zutunft der Nation verloren gehen. Aehnliche
Stati=
ſtiken haben faſt alle Länder mach dem Kriege aufzuweiſen.
Aus einer internationalen Umfrage an die, die ſich nicht
verheiraten, geht hervor, daß die Ideale des modernen Weibes
ſich nicht nur auf dem Gebiete der Rocklänge und der Haartracht
geändert haben. Die meiſten jungen im Ewwerbsleben
ſtehen=
den Mädchen ſcheuen Laſt und Verantwortung der Ehe. Das
„einſame” Alter ſchreckt viel weniger als ehedem, wo die
Tätig=
keit der Frau faſt nur auf Haus und Familie beſchränkt war.
Zu=
dem iſt das Problem der „ewig jungen Frau” in der Praxis
weit fortgeſchritten in ſeiner Löſung, Kurzrock und Bubikopf und
ein paar andere Datſendkünſtlereien laſſen den Gedanken auf
Alter nicht aurſkommen, das „alternde Mädchen” gehört der
Ver=
gangenheit an. Auf dieſe Weiſe hat ſich das Junggeſellentum
der Frau als eine neue Form des Frauenlebens immer mehr
ausbreiten können und beeinflußt unverkennbar das moderne
Geſellſchaftsleben. Dabei iſt der Weg der Junggeſellin
ebenſo=
wenig dornenlos wie der des männlichen Unverheirateten. In
vielen Fällen noch hemmungsvoller. Meiſt zwingt ein echt
weib=
licher Trieb die Junggeſellin zur eigenen Küchenführung. Sie
zeigt auch, um nicht wie der Junggeſelle ganz dem Wirthausleben
verfallen zu müſſen, Beſtreben, ihre Häuslichkeit ſo behaglich wie
möglich zu geſtalten. Die meiſten unverheirateten Frauen
be=
ſitzen ein Heim, dem freilich die Wärme des Familienlebens
ab=
geht. Immer mehr bürgert ſich der Brauch ein, daß zwei oder
mehrere Junggeſellinnen ſich zu gemeinſamer Haushaltsführung
zuſammenſchließen, eine Form des weiblichem Junggeſellentums,
Die Kuckucksuhr
„Kuckuck, Kuckuck, ruft’s aus dem Wald!”
„Nicht wahr, Mütterchen, wenn ich einmal heirate, dann
bekomme ich doch auch eine Kuckucksuhr?! Ich kann mir gar
nicht denken, daß man ohne eine Kuckucksuhr leben kann”
meinte Klein=Gretchen nach dem Abendgebet, das ſie, in ihrem
Bettchen liegend, gemeinſam mit der Mutter geſprochen hatte,
als der Kuckuck gerade achtmal ſeinen Ruf ertönen ließ.
„Liebes Kind, du biſt von klein auf gewohnt, unſern Kuckuck
rufen zu hören, und ich verſtehe es ſehr gut, daß du glaubſt,
nicht ohne ihn leben zu können; ich finde ſolch” Kuckucksuhr ja
auch ſo wunderſchön und kann mir denken, daß ſie dein
Kinder=
herz erfreut. Ich liebe unſern Kuckuck auch ſehr, aber ganz
beſon=
ders, ſeitdem er bei deiner Geburt der erſte war, der der Welt
deine Ankunft verkündete und mir dabei gleichzeitig ſeinen
Glück=
wunſch ausſprach.”
„Alſo Mütterchen, abgemacht, du verſprichſt mir, daß du mir
eine Kuckucksuhr ſchenkſt, wenn ich heirate!”
„Nein, liebes Kind, verſprechen kann ich dir gar nichts in
dieſer unſicheren Zeit, aber ſei nur nicht gleich traurig, wir
wol=
len hoffen, daß du deine Kuckucksuhr bekommſt.”
„Nun ſag’ aber mal, Mütterchen, warum gibt’s eigentlich
Kückucksuhren, ich habe doch in Wirklichkeit noch nie einen Kuckuck
geſehen, und alle meine Freundinnen auch nicht, wie ſieht denn
ſolch ein Kuckuck in Wirklichkeit aus und wo lebt er denn?”
„Ja, Gretchen, mit dem lebendigen Kuckuck hat es ſo eine
ähnliche Bewandtnis wie mit einem toten Eſel.”
„Wie meinſt du das, Mütterchen?”
„Wenn man — auch unter Erwachſenen — fragt, wer ſchon
einmal einen toten Eſel geſehen hat, ſo wird ſich in tauſend
Fällen höchſtens einmal jemand melden; einen lebendigen Kuckuck
haben auch nur wenige Menſchen geſehen.”
„Dann erzähle mir doch etwas vom Kuckuck und von unſerer
Kuckucksuhr, Mütterchen, bitte, bitte!”
„Aber, Kind, du mußt doch jetzt ſchlafen und Väterchen
wartet auf mich in ſeinem Zimmer.”
„Ach, Väterchen kann ruhig warten, erzähle du mir bitte
etwas vom Kuckuck, morgen iſt ja Sonntag, da brauche ich ja
nicht ſo früh aufzuſtehen.”
„Na, meinetwegen, ich will deine Neugierde befriedigen, du
mußt aber auch gut aufpaſſen:
Es iſt eine von den vielen Ungerechtigkeiten dieſer Welt, daß
der Kuckuck eine ſolche Volkstümlichkeit beſitzt, denn der Kuckuck
hat mehrere ſchlechte Eigenſchaften; ſo z. B. ſind die Kuchucke
untereinander ſehr unverträglich; die Kuckucksweibchen ſind
ihren Kucucksmännern nicht treu, und ſie ſind auch ſehr ſchlechte
r das deutſche Lied iſt wie die deutſche Thrik
—das Sondereigentum des deutſchen Gemütes;
jedes der Innerlichkeit entſprungene deutſche
Gedicht läßt ſich ſingen und hat die Melodie
ſeine Gefühlsſphäre.
Hans Meher
die aber ebenſo viele Schatten= wie Lichtſeiten hat. Denn nur
ſelten finden ſich wirklich paſſende Kameradinnen zuſammen.
In=
verhalb des Gemeinſchaftslebens muß won der Junggeſellin
die Junggeſellin von heute nicht nach alten Maßſtäben werten.
Man darf nicht vergeſſen, daß an den gegenwärtigen Zuſtänden
nicht nur die Zeitverhältniſſe und Frauen, ſondern auch die
Männer ſchuld ſind. Die wollen ſich nicht die „Laſt einer Frau”
aufladen. Die Junggeſellenſteuern, die einige Länder eingeführt
auch nicht vergeſſen, daß ſich die Lebensform des
Junggeſellen=
tums der Frau von heute ebenſo wie die des männlichen
Jung=
geſellen mehr als je aus Zufälligkeiten, wirtſchaftlichen
Verhält=
niſſen und ſeeliſchen Enttäuſchungen einſpinnt, und nur in
ſel=
tenen Fällen aus ſtrikte vorgefaßter Abſicht. Man muß daher
den weiblichen Junggeſellen richtiges pſychologiſches Verſtändnis
entgegenbringen, das man bisher den „alten Jungfrauen”
ver=
ſagte. Berufsfreude, äußere und innere Selbſtändigkeit bieten
dem modernem weiblichen Junggeſellentum Ausgleich für
Ver=
lichen Junggeſellen von der Welt nicht. Aber Verſtändnis für
ihr Los, hinter dem als Zukunftsideal die glückliche, kindergeſeg=
Fünf Minuten Schönheitspflege...
Schönheitsgeheimniſſe für die arbeitende Frau.
Von K. Bartels.
In Amerika geht jede Fabrikarbeiterin in den „Beauty ſhop”,
in den „Schönheitsſalon”, weil es drüben als Grundſatz aller
Frauen gilt, ſo ſchön und ſo gut als möglich auszuſehen. Das
Intereſſe für Schönheitspſlege — Schönheitspflege iſt immer ein
Beſtandteil der Geſundheitslehre! — reicht heute in allen
zivili=
ſierten Ländern, in denen die Sehnſucht nach erhöhter Schönheit
immer weitere Kreiſe umfaßt, von der graduierten Doktorin bis
zur Arbeiterin. Man ſetzt alles daran, um, was die Natur an
Schönem geſchenkt hat, zu erhalten, um Mängel der Natur zu
korrigieren.
Hausarbeit, Gewerbeſinn, Fabrikarbeit — die nervöſen
Schrittwacher der Neuzeit — haben einen Frauentyp geſchaffen,
der als Gegenmittel für die Schönheitsgifte der Gegenwart die
Regeln der Hygiene und Kosmetik oſt in eins zuſammenfließen
läßt. Wer mit Geſundheitspflege zugleich Schönheitspflege
be=
treiben will, muß, um wirklichen Erfolg zu haben, täglich fünf
Minuten an ſeinem Körper und Ausſehen arbeiten. Fünf
Mi=
nuten! — ſoviel Zeit kaun ſich auch die meiſtbeſchäftigte,
arbei=
tende Fraut leiſtem.
Richtige Körper= und Schönheitspflege ſetzt am Abend ein,
wo wan ſich zur Pflicht und Gewohnheit machen muß, nie zur
Ruhe zu gehen, ohne Geſicht, Körper und Hände von Staub
und Ruß des ganzen Tages zu reinigen. Dabei iſt es
notwen=
dig, die Beſchaffenheit der Haut feſtzuſtellen, um ihr in erſter
Linie erfolgreiche Pflege angedeihen laſſen zu können. Die Haut
iſt ja nicht nur Schutzdecke des Körpers, ſie iſt Sinnesapparat
und ein wichtigſtes Atmungsongam. Bei Pſlege= und Schönheits=
mitteln für die Haut muß Rüchſicht darauf genommen werden,
welche Beſchäftigung die Frau tagsüber ausübt. Eine Frau, die
meiſt in der Küche iſt und Hausarbeit verrichtet, ſchützt ſich vor
dem Küchendunſt, der die „Haut aufzieht”, duurch Auftragen von
Kampferereme, die auch Schutz gegen Staub, Wind und
Sonnen=
brand — alſo Schönheitsmittel für die Sportfrau! — bietet.
Fette Haut ſoll durch kampferhaltiges Waſſer gereinigt und
ent=
fettet werden, wodurch man Pickel= und Miteſſerbildung
ver=
hütet. Große Poren ſchließt man durch zuſammenziehende
Haus=
mittel. Allzutrockener Haut muß man Nährſtoffe zuführen (
Fett=
creme), die man während der Schlafenszeit auf die Haut am
günſtigſten einwirben läßt. Aerztinnen, Arbeiterinnen,
Haus=
frauen, die ihre Hände oft waſchen müſſen, ſollten immer zur
trochenen Hauttereme nach der Waſchung greifen, um die
Hand=
oberfläche geſchmeidig zu erhalten, wie überhaupt die arbeitende
Frau viel mehr wie ſonſt üblich Handpflege treiben ſollte, denn
es iſt ein Irrtum, wenn man annimmt, daß nur die Hand, die
nie arbeitet, „ſchön” iſt. Auch Arbeits= und Berufshände haben
ihren Schönheitstyp, ebenſo wie die Sportshand trotz ihrer
Schwielen und Sehnen ſchön iſt. Einer ſpeziellen Pflege
bedür=
fen die Nägel, auch wenn man ſich keine Form= und
Schimmer=
nägel durch Spezialmaniküre leiſten kann. Wie die Haut muß
man auch das Haar kultivieren. Gut gepflegtes Haar, auch wenn
es kurz geſchnitten iſt, bleibt immer die ſchönſte Zierde der
Frau. Nach Dr. Guthmann unterliegen die Haare einem
dauern=
den Wechſel. Das Haar lebt zwei bis vier Jahre, im Alter von
18—26 Jahrem werden täglich 0,20 Gramm Horn, im Jahre 14,6
Gramm produziert. Das Haar wächſt von der „Papille”, die
unter ſeiner Wurzel liegt. Da der Haarboden ein Teil der Hautt
iſt, ſo ſteht er hinſichtlich ſeiner Geſundheit völlig in
Abhängig=
keit der Geſundheit der Haut. Bei geſunder Haut braucht man
ſich nicht zu ängſtigen, wenn Haare mit der Wurzel ausfallen,
es kann trotzdem guter Nachwuchs kommen. Nach Allgemeinregel
ſoll nicht mehr als der vierte Teil der ausgefallenen Haare unter
20 Zentimeter meſſen, da ſonſt berechtigte Annahme vorhanden
iſt, daß aus irgendeiner Urſache zu viele junge Haare zu Grunde
gehen. Haarpflege erfordert: Luft und Licht. Die hutloſe Mode
iſt für die Frauen eine hygieniſche Mode. Enge Hüte ſind durch
Abſperrung der Blutzirkulation für den Haarwuchs beſonders
nachteilig. Wichtig ſind ferner turneriſche und rhythmiſche
Uebungen, die auch im beſchränkten Zeitwaß viel dazu
beitra=
gen die Schönheit des Frquenkörpers, die Harmonie und Grazie
auszubilden.
Jede Frau hat das Recht und die Pflicht, ſich ſo ſchön wie
wöglich zu machen. Mit der eigenen Vollkommenheit wird ja
die Vervollkomnung des ganzen Volkes angeſtrebt. Darum
pre=
digen Aerzte und Naturwiſſenſchaftler ſoviel von einer ſich auf
Leib und Seele erſtreckenden geſunden Schönheit, die die
arbei=
tende Frau leicht erwerben kann, wen ſie der Schönheitspflege
täglich fünf Minuten widmet . . . .
Die Frau als Jägerin. So merkwürdig es klingt, ſo wenig
ift zu bezweifeln, daß die Ausübung der Jagd noch immer in
weiten Kreiſen als „unweiblich” gilt. Da das deutſche
Weid=
werk nicht nur aus dem Schießen, ſondern noch mehr aus dem
Hegen und Pflegen des Wildes beſteht, wäre es nicht nur
natür=
lich, ſondern ſehr wünſchenswert, daß möglichſt viele Frauen ſich
daran beteiligen. Daß die Jagd in ihrem ſportlichen Teil ebenſo
fördernd auf die Entwicklung körperlicher und geiſtiger
Fähig=
keiten der Frau einwirkt wie jeder andere richtig betriebene
Sport, braucht nicht erſt bewieſen zu werden. Warm ſetzt ſich der
bekannte Jagdſchriftſteller Dr. Fritz Skowronnek in einem Artikel
im neueſten Heft der beliebten Frauenzeitſchrift „Der Bazar”
für die Teilnahme der Frau am Weidwerk ein. In einem
inter=
eſſanten geſchichtlichen Rückblick weiſt er nach, daß dieſe
Teil=
nahme in früheren Jahrhunderten eine ſehr lebhafte geweſen iſt,
und führt auch eine Anzahl der Frauen der Gegenwart ins
Treffen, deren Jagdtrophäen ſich ſehen laſſen dürfen.
Mütter, denn ſie brüten ihre Eier nicht ſelbſt aus, ſondern legen
ſie in die Neſter von andern kleinen Vögeln, und zwar derart,
daß ſie zu den anderen Vogeleiern immer nur ein Kuckucksei in
das fremde Neſt legen; gleichzeitig wirft die Kuckucksmutter eins
von den anderen Vogeleiern aus dem Neſt heraus, damit die
fremde Vogelmutter, welche die Eier im Neſt ausbrütet, an der
Zahl der Eier nicht gewahr wird, daß nun ein fremdes Ei,
näm=
lich das Kuckucksei, hinzugekommen iſt. Der ausgebrütete junge
Kuckuck iſt ſehr gefräßig und wächſt ſchnell; er iſt aber auch
rück=
ſichtslos gegen die anderen kleinen ausgebrüteten Vögelchen,
denen er das Futter fortfrißt und ſie auch aus dem Neſt
heraus=
wirft. Trotzdem wird der junge Kuckuck von ſeinen Pflegeeltern,
deren Brut er vernichtet hat, mit Sorgfalt gefüttert und
groß=
gezogen. Jeder weibliche Kuckuck bekommt einen Mann, da es
zehn= bis fünfzehnmal ſoviel Kuckucksmännchen wie
Kuckucks=
weibchen gibt.”
„Das iſt ja ſehr intereſſant, erzähle nur immer weiter, liebes
Mütterchen.”
„Der Kuckuck iſt ein Wandervogel, der ſich bei uns in
Deutſchland von Mitte April bis zum September aufhält, und
zwar in den Wäldern oder auch in kleineren Waldparzellen und
in größeren Parks. In vielen Gegenden herrſcht noch heute auf
dem Lande der Aberglaube, daß man während des ganzen
Jah=
res Geld hat, wenn man beim erſten Kuckucksruf, den man im
Frühjahr hört, Geld bei ſich trägt; deshalb ſtecken viele
Land=
leute im Frühjahr auch zur Arbeit ein Goldſtück in ihren Anzug.
Dieſer Aberglaube iſt noch ein Ueberbleibſel aus der alten
heid=
niſchen Zeit, in der der Kuckuck als Verkünder der warmen
Jah=
reszeit und als Zaubervogel galt.
Wie alt ein Kuckuck werden kann, iſt noch nicht erforſcht
worden, aber eine Kuckucksuhr kann recht alt werden. So iſt
z. B. unſere Kuckucksuhr jetzt 75 Jahre alt. Sie ſtammt aus dem
Schwarzwald, wo die Großeltern im Jahre 1871 zur Erholung
des aus dem Kriege zurückgekehrten Großvaters weilten. Als
auch die Urgroßeltern dahin kamen, kauften ſie zwei
Kuckucks=
uhren, von denen ſie eine den Großeltern ſchenkten; dieſe iſt
un=
ſere Kuckucksuhr. Im Schwarzwald iſt nämlich ein Hauptſitz
der Uhreninduſtrie.”
„Werden auch Uhren angefertigt, Mütterchen, bei denen
an=
dere Vögel als der Kuckuck die Stundenzahl rufen?”
„Oh ja, liebes Kind, es gibt auch Uhren mit einem Kiebitz
und Uhren mit einer Wachtel; bei den Kiebitzuhren rufen die
Kiebitze ihr „Ki—wit”, und bei den Wachteluhren rufen die
Wachteln ihr „Büllerwück”. Aber die Kuckucksuhren ſind doch
am bekannteſten geworden. Die Uhrmacher können die Rufe
des Kuckucks, des Kiebitz und der Wachtel wohl am beſten
nach=
ahmen; ſie bedienen ſich hierzu kleiner Blaſebälge.
Unſere Kuckucksuhr iſt ja eine einfache Uhr mit einem
Kuckuck, es gibt aber auch Kuckucksuhren mit zwei oder drei
Kuckucken, und dann auch noch Kuckucksuhren, bei denen nach
dem Ruf des Kuckucks ein Muſikwerk ertönt, z. B. kleine
Orgel=
pfeifen einen Choral ſpielen, und Kuckucksuhren, die mit einem
Spielwerk, d. h. einer Spieluhr, verſehen ſind; dieſe letzteren
ſind auch ſehr hübſch: in der ſich öffnenden Tür erſcheinen ein
oder 2 oder drei oder gar vier Jäger im grünen Rock und blaſen
auf Waldhörnern ein Jagdſignal oder auch ein luſtiges
Jäger=
lied, und bei anderen Uhren erſcheinen 1 bis 4 Piqueure im
roten Rock, wie bei den Parforcejagden, und blaſen auf ihren
großen, rund gebogenen meſſingnen Trompeten ein fröhliches
Reiterlied und das Hallali der Reitjagd.
Aber von dem altheidniſchen Zaubervogel muß doch auch
noch etwas Geheimnisvolles in dem Kuckuck der Kuckucksuhr
ſtecken: der Kuckuck in der Uhr der Großeltern iſt in ihrem Hauſe
an der Bernſteinküſte, wo er im Wintergarten hing, heiſer
ge=
worden, und unſer Kuckuck hat im vorigen Jahre, als wir
ver=
reiſt waren, während der ganzen Zeit unſerer Abweſenheit nicht
Kuckuck gerufen, obgleich ich ihn noch im letzten Augenblick
auf=
gezogen hatte; unſere Minna ſagte, das eine Gewicht wäre
immer obengeblieben, und ſie hätte ſich nicht getraut, es
anzu=
faſſen, ſo daß ſie nur das andere Gewicht täglich aufziehen
konnte; aber als wir dann heimgekehrt waren und ich den
Kuckuck wieder aufzog, freute er ſich ſo ſehr über unſere
Rück=
kehr, daß er ſeinen Kuckucksruf wieder erſchallen ließ.” —
Als Gretchen am Sonntag morgen aufwachte, hatte ſie von
all den ſchönen Kuckucksuhren geträumt, von denen ihre Mutter
ihr erzählt hatte. Voll Begeiſterung und Entſchloſſenheit
er=
klärte ſie, daß ſie, wenn ſie erwachſen ſei, im Schwarzwald
einen Uhrmacher heiraten würde, der Kuckucksuhren anfertigen
würde.
„Die Uhren mit den blaſenden grünen Jägern und roten
Piqueuren müſſen ganz beſonders ſchön ſein,” meinte Gretchen,
„aber das mußt du mir noch erklären, Mütterchen, warum der
Kuckuck in der Kuckucksuhr an der Bernſteinküſte heiſer geworden
iſt und warum unſer Kuckuck während unſerer Abweſenheit nicht
Kuckuck gerufen hat”, fragte ſie bittend.
„An der deutſchen Bernſteinküſte weht im Winter ein
ſchar=
fer Wind, da hat ſich der Kuckuck erkältet. Die Fragen aber,
warum der erkältete Kuckuck heiſer geworden iſt und warnn
unſer Kuckuck während unſerer Abweſenheit nicht gerufen hat
das hoch aufgezogene Gewicht blieb doch oben — wird dir,
bes Gretchen, dein zukünftiger Mann, der Schwarzwäl
Kuckucks=Uhrmacher, ſehr leicht und ſehr gern beantworten: a
wenn du ein bißchen nachdenkſt, errätſt du es ſicherl
auch?!"
Schließlich hott’s jo ſchun manchmol was genitzt, wann ich
ennärſchich druff hiegeditte hab. — Awwer daß ſich unſer
Reichs=
finanzminiſter mein Notſchrei vun wääche unſere grenzenloſe
Armud ſo aſch zu Härze nemme dhet, un dhet in Berlin alles
leije un ſteh loſſe un dhet, ſtande pee — was gibſte, was hoſte —
nooch Darmſtadt fahrn, däß hett ich in meine kindliche Einfalt
doch net zu hoffe gewagt.
Noja, ſei Fraa is vun hier. Un do wärds halt ſchun ſo ſei,
un uff däß Wort eraus kumme, däß wo ſchun immer in de
große Bolledick die endſcheidenſt Roll geſpielt hott, nemlich:
Schärrſchee la Famm!
Dann ich denk mir in meim Sinn die Sach ſo: wie der
Dockter Reinhold neilich morjens mit ſeine Eheliebſte beim Kaffee
geſäſſe hott, ſie uff=em Sofa und er ihr wiſawie uff ſeim
Porte=
fällje, un ſie hott dodebei die Morjendpoſt uffgemacht, die wo
ihr vun ihre Leit aus Darmſtadt geſchickt is worrn, un wo
nadier=
lich aach es „Bienche” debei war, do hott ſe uff aamol ſo beim
Läſe zu=em geſagt: „Mei, ſag emol, Männi, do ſchreibt die
Bimmbernellſen, es gingt=en jammerbar ſchlächt drunne in
Darm=
ſtadt; kennſte net emol hiefahrn und kennſt e bißche wos for die
Heſſe dhu? Schließlich, es ſin immerhie mei Landsleit.” — No,
un dodruffhin hott=er valleicht mei Klagelied, däß wo ich wääche
unſere allſeits aerkannte Finanzkallemideet a geſtimmt hab,
äwen=
falls ei gehend dorchſtudiert un hott geſagt: „Kallienche, du hoſt
recht, do muß ich ſchnell emol hiefahrn, dann wann erſt emol die
Bimmbernellſen affengt zu lammediern, do muß ſchun was dra
ſei.” — No, un do hott=em ſei Kallienche ſchnell e Baggeedche
ge=
macht, hott=em e friſch Nachthemd, s Zah’bärſchtje un e Stickelche
Saaf eneigewiggelt, un hott’m noch e paar Schmalzſtulle in die
Daſche geſteckt, for unnerwähks; un dann hott=er ſich uff die Eiſe=
bah’ geſetzt un is, ſparſam un ſtandesgemeeß wie immer,
zwaa=
mol Zweiter mitm nechſtbeſte dorchgehende Perſonezug raſch
hierher kumme, — denk ich mir.
Un hier hawwe ſein dann emol in die Mitt genumme, die
verſchiedene ausſchlaggäwende Perſeenlichkeite, un hawwein emol
klare Wei’ eigeſchenkt. Un ſoviel mer hinnerum heert, hott=er’s
aach kabbiert un hott verſproche, de Heſſe mit=eme dichdiche
Simmche unner die Aerm zu greife. Hoffentlich hellt=er Wort.
Alſo dank vun meim ennärſchiche Hieweis, un dank, daß em
Herr Dockter Reinhold ſei Fraa vun hier is, do ſin mer valleicht
for’s erſte iwwer’s Gröbſte enaus un mir kenne einichermaße
be=
ruhicht in de Winder blinzele.
Dann allem Aſchei nooch wärd’s Herbſt. Do kenne uns aach
die paar goldene Sunneſtrahle net mehr driwwer wäck deiſche.
Gewiſſe Azeiche deide jednfalls druff hie. Beiſpielsmeeßich: die
Milch is uffgeſchlage, des Rindvieh is äwenfalls in e heeher
Grubb kumme, die Ochſe=, Sai= un Kälwerpreis mache ſich
enanner nooch wie die Märzkatze, Holz un Kohle wärrn brenzlich
deier, s Brot berifft ſich uff die Kornernt un ſchlengelt ſich
äwen=
falls in die Heeh, de halwe Wei' ditto, iwwerall ſin Kärwe odder
Metzelſubbe — was brauchs weiders for Beweiſe? — Wer ſo die
Zeiche der Zeit verſteht, der fiehlt’s mit Holzſchuh, daß es em
Winder entgääche geht.
Schließlich hott awwer doch aach jed Johreszeit ihr Vorziech,
un wer jetzt uffm Laafende bleiwe will, der drinkt „Sieße‟.
Allerdings, es gibt ſo haddgeſoddene Brieder, die ſage, der Sieße,
däß weer ſo e Geſiff for uns Weibsleit. Awwer ſei wohlduend
Wirkung is doch net abzuſtreide, un jedenfalls is es aans vun
de aafachſte Middel zum „ſchlanktwärrn.
Un dodebei ſolls ganze Völkerſtemm gäwwe in unſerm deitſche
Vaderland, die wo den Gedderdrank noch net emol dem Name
nooch kenne. Un noch wenicher ſei ſamfde Wirkung. Un die wo
zu dem Zwäck ganz gewehnliche Middel drinke miſſe, Riezenuß
un ſo, wo mehrſtendaals ganz ſaumeeßich bees zu nemme is.
Dodro ſieht mer aach, wie weit mer annerwärts noch in de
Ziffi=
liſatzion zurick is, drotz alle Erfindunge un Fortſchritte in de
Wiſſenſchaft un im Verkehrswäſe. Gott ja, ſie kenne
Gefrier=
flaaſch aus Aſchenndienjen eiffiehrn, wo ausſieht wie
friſch=
geſchlacht, Bannane aus Indie, wie friſch vum Baum, läwende
Schällfiſch aus de Nordſee, Maltheſer aus Minche un Kaugummi
aus Amerika — awwer ſoweit hawwe ſe’s doch noch net gebracht,
daß mer unſern ſieße Ebbelbuff aach annern, die wo nix devo
wiſſe, zugut kumme loſſe kann. Die arme Deiwel miſſe ihr
drau=
rich Loos dorch’s Daſein ſchlebbe, ohne daß=en jemals ſo en
Drobbe iwwer die Zung leeft. Mir, wo mir in däre geſäächende
Gäächend läwe, mir kenne uns däß kaum vorſtelle, wie’s dene ſei
muß, wo nix vun ſo=eme gude Ebbelmoſt was wiſſe.
Noch ſchlimmer awwer geht’s valleicht dene, die wo färn der
Heimat in de drobiſche Lender ſchmachte, un die’s dobbelt fiehle,
wann ſo die Zeit kimmt, wo ſe mit ihre Stammdiſchbrieder
bei=
ſcmme geſäſſe hawwe, in de „Spitz”, im „Kammiſohl” beim
Frauen=Rundſchau
Bedingte Weitergewährung von Kinderzu=
Tagen. Eine für Mütter verſorgungsberechtigter Kinder
wich=
tige Entſchließung haben die Verſorgungsbehörden inſofern
ge=
troffen, als ſie bei Anträgen auf Weitergewährung der
Kinder=
zulage nach § 30 des Reichsverſorgungsgeſetzes nur in ganz
be=
ſonderen Fällen von Bedürftigkeit Nachzahlungen für mehr als
6 Monate rückwirkend bezahlen. Sollen berechtigte Anſprüche
Berückſichtigung finden, dann müſſen entſprechende Anträge auf
Kinderzulage ohne jede Verzögerung geſtellt werden.
L.
Preisausſchreiben zur Bekämpfung der
Selbſtmordneigung in Deutſchland. Der
Zentral=
ausſchuß für die Innere Miſſion" hat im Hinblick auf die
er=
ſchreckende Zunahme der Selbmorde in Deutſchland ein
Preis=
ausſchreiben für die beſte Erzählung veranſtaltet, die in
packend=
ſter literariſcher Form gegen dieſe Manie ankämpft und die
Pflicht und den Mut zum Leben ſtählen hilft. Die Erzählung
im Umfange von mindeſtens 12000 Silben muß bis zum 31.
De=
zember d. J. bei der Geſchäftsſtelle: Berlin=Dahlem,
Ziethen=
ſtraße 24, eingegangen ſein, woſelbſt näheres zu erfahren iſt.
Als 1. Preis werden 1000, als 2. Preis 500 Mk. ausgeſetzt. G.K.
Säuglingsſterblichkeit infolge von
Lebens=
ſchwäche. Nach den Ausführungen von Prof. Dr. Rotts
(Leiter des Kaiſerin=Auguſta=Viktoria=Krankenhauſes, Berlin)
iſt die Urſache der Frühſterblichkeit der Säuglinge weniger in
Krankheiten, als in allgemeiner Lebensſchwäche zu ſuchen. Von
den 69 Prozent der Kinder, die im erſten Lebensjahre ſteiken,
Nagel, odder beim Gunder Schorſch, un hawwe des neie Stöffche‟
browiert. So is mer vor korzem en laadmiediche Brief zugange
aus dem färne Braſſillje. Ich will e Stick devo dohieſetze:
Braſſillje, de 25. Juli 1926.
Herzallerliebſtes, hobbelgebobbeltes Bienche!
Endlich hawwe mer widder in unſerm Erdewinkel Braſſillje
e paar Zeile vun Dir in de Finger. Mei Lisbeth maant, ich
ſollt Dir aach mol ſchreiwe, do dhet ich wenichſtens net
pre=
wele. Do hab ich meim Herz en Stoß gäwwe un mit
Feier=
dagsſtimmung agefange. Bei uns is nemlich immer
Feier=
dag, wann Poſt aus Darmſtadt kimmt un es is ebbes vun Dir
debei. Aus Deine Schreiwe ſäh ich, daß die Elektriſch immer
noch net ins Maddinsvärdel geht. Die Hochſchul gibt de
Schliſſel net eraus zu de Dorchfahrt, un die Stadtvädder
wiſſe ſich widder mol net zu helfe. Ich will=ſen ſage: ei fach
die Hochſchul in die Meierei, un die Meierei in die Hochſchul
verleckt, wie’s frieher aach war, dann is jedem geholfe. Mir
kann’s jo ſchnubbe ſei, dann bei uns is jo aach kaa Elektriſch.
Wann ich net laafe will, reit ich, un wann ich net reite will,
bleib ich dehaam in meine Hitt un kätzer mei Lisbeth. Un
wanns emol hadd helt, do hilft mer de Otto vun Beſſunge,
der is aach bei uns. Un wann ich mol widder uff die
Mad=
dienskerb will, zum „Katzebelzer”, Ebbelwei pätze, un die
Elektriſch geht noch net, do wort ich ſo lang, bis unſerm
Landesvadder Ullrich ſein Draam in Erfillung geht, wo mer
bloß en Mandel a zuziehe brauch un en beſtimmte Knobb
ufſ=
zumache, daß mer hieflieje kann, wo mer will. Un wann ich
kaa Geld for=en neie hab, kaaf ich mer en gedragene
Flug=
mandel beim Grienfeld. Däß weer ſo was, wann mer ſo
eniwwer un riwwer flieje kennt, vun Braſſillje nooch
Darm=
ſtadt un redur. Do dhet ich Dich aach emol eillade. Awwer
net ſo, wie’s die Roßdörfer Milchhennler mache. Wann die
nemlich ihr Stadtkunne eilade uff die Kärb, do ſage ſe: de
Sunndag kenne Se aach e bißche zu uns kumme; wann Se
ſo korz nooch=em Middogeſſe kumme, kenne Se bis zum
Nacht=
eſſe widder dehaam ſei. — Aan Vordaal hott awwer die
Fliejerei, nemlich mer rutſcht net ſo aus, wann mer vun de
Kerb haamgeht. Ich waaß noch vun de letzte Maddienskerb,
wo ich mitgemacht hab. Beeſe Zunge hawwe behaubt, es
weer der rauſcher Ebbelwei gewäſe, awwer ich behaubt, die
Gens hatte ’s Pflaſter ausgefräſſe im klaane Schwonegäßje.
Doch for heit noch was annerſter:
Härrlich Land voll Palmefecher,
Der Orangſche ſieße Koſt
Awwer ach, kaan Rheiweibecher
Winkt, un aach kaan Aeppelmoſt!
Lieblich ſchmeckt jo die Banane,
Wunnerbar die Ananaß,
Doch ich kumm net los vum Wahne:
Beſſer ſchmeckt es doch vum Faß.
Mit dene Worte denk ich wehmiedich an mein Stammdiſch
beim Zimmer Heiner un an mei Speezel: de Alex, de Michel,
de Willäm hinner de Stadtkärch, des Siwwemonatskind, de
Fritz, des rot Kaninche, un wie ſe all haaße, die gude Geſelle.
Näwer mer ſteht mei Lisbeth un lacht ſich ins Faiſtche.
Bei uns zwaa is aach alles aan Kommbromiß. Awwer weil
mei Lisbeth immer recht hott, is mir’s aach recht, un mer
kumme gut aus debei, alle zwaa. Un mei Wunſch un
Hoff=
nung is, daß unſer deitſches Vaderland aach bald aanich
werrd un beſſer auskimmt, un e nei Morjendrot e freies
Deitſchland beſcheine mecht.
Däß winſcht Dir Dein Freund Schorſch
un alle Deitſche in Braſſillje.
Poſtſchkribbdumm. Entſchuldiche mei ſchlecht Schrift, awwer
unſer Brüllaff ſitzt mer dauernd uffm Buckel. Däß is aach
ſoe Ding. Wann ich frieher meine Alte als ſo e klaa Aeffche
mit hamm gebracht hab, vun de Metzelſubb un ſo, do hott ſe
gezeedert un gewäddert, un ich hab nix zu ſage brauche. Un
wie ich ihr dohiwwe en richdichgehende Brüllaff gebracht hab,
do hott ſe ſich krumm und ſchebb lache wolle. So dreht ſich
die Welt un die Menſche.
Nochmals Dein Schorſch.
Alſo wann mer däß lieſt, do is mer als widder froh un is
ruhich. — Ach, wie gärn dhet ich dem Schorſch nooch Braſſillje
ſo en Bemmbel „Sieße” ſchicke. Awwer er is net dransbordawel
un hott die neumol Krenk im Leib. Er ennert im
Handrum=
drehe ſei Fabb un ſein Geſchmack, un eh mer ſich’s verſieht,
bräſſendiert er ſich als „Bizzler” odder „Rauſcher” Un in dem
Zuſtand is es bloß was for Kenner, wer do net die richdich Kähl
dezu hott un en ausgepichte Bauch, der ſoll die Finger devo loſſe.
werden 35 Prozent noch keinen Monat alt, während 25 Prozent
ſchon in den erſten 7 Lebenstagen ſterben. Von dieſen früh
Geſtorbenen ſind 80—90 Prozent Frühgeburten.
L. H.
Praktiſche Winke
Wenn die Lederſitze der Schreibtiſch= und
Eß=
zimmerſtühle verbraucht ausſehen. Am meiſten
werden die Sitze von Speiſezimmer= und Schreibtiſchſtühlen
ab=
genutzt und aufgerauht, nicht ſelten aber auch durch Speiſe= und
Fettflecke ſtark verunziert. Dieſe beſeitigt man zunächſt durch
Abreiben mit Benzin oder Auftragen einer krümligen Miſchung
von Benzin und gebrannter Magneſia. Dann überreibt man die
ganzen Lederſtühle mit einer Miſchung von einem Teil
Salmiak=
geiſt in 4 Teilen Waſſer, trägt nach dem Trocknen Wilbra im
gleichen Farbton mit fingerdichem Pinſel gleichmäßig auf und
reibt es am nächſten Tage mit Wollſocken glänzend. Man
ent=
leert die Lederfarbe am beſten in einen Blumennterſetzer, um ſie
immer gut umgerührt zu verwenden und kann auf dieſe Weiſe
auch alle ſeltenen Farbtöne der Sitze, durch Vermiſchen mehrerer
Farben, auf leichte Weiſe erzielen. Hochglanz auf den Lederſitzen
erzielt man durch Einreiben mit weißem Lederereme, das man
jedoch ebenfalls recht gleichmäßig auftragen muß, um keine
dunk=
leren Stellen zu erhalten. Die Sitze werden bei dieſer
Behand=
lung im Ausſehen wie neu.
2.
Stark verblaßte und bertragene Hutblumen
werden wie neu, wenn man ſie von der unteren Seite mit kleinem
harten Pinſel und Dextrin anfeuchtet, halb getrocknet wieder in
Form bringt und nach völligem Trocknen mit trockener
Anilin=
farbe und kleinem Watte
ſch „ſchminkt”.
Dann je miſſerawlicher un verdächdicher als er ausſieht, däßt
feiner is=er; un je gaſchdicher als er ſchmeckt, däßdo beſſer is
äwenfalls. Wodra däß liggt, kann ich Ihne net ſage, däß mu
mer ſälbſt dorch e langjährich un ei gehend Studium
erau=
difftle. Es is mit aans vun de ſchwerſte Exame.
Bienche Bimmbernell.
Poſtſchkribbdumm: Un außerdem hawwe am
Sun=
dag die Jungmaaſter un =magſterinne ihr Maaſterbrief iwwe
reicht krickt. Däß war e ſchee un es ſtimmungsvoll Feier. (Scha
daß de Herr Haſſinger net debei war, der hett do aach ſei Frag
dro gehatt (iwwrichens kann ich Ihne im Verdraue ſage, da
er’s net bei ſeim Uffſatz vun neilich bewende leßt, de Herr Ha
ſinger, ſondern er rickt däre Feſtſeiche enärſchich uff de Binde
un wann=em die Borjemaaſter, die Parrer un die
Schullehr=
dodebei e bißje unner die Aerm greife, kann er valleicht d
Fidulitätsebbedemie noch zum ſteh bringe.) Awwer, wie geſag
der Feſtakt vun de Iwwerreichung vun de Maaſterbrief, deß we
allaa for ſich ſchun e Maaſterſtick! Freilich, ganz ohne Red)
geht halt aach ſoe Feier net ab. Un do muß ich doch ſage, wan
mer ſo bun de gewerbsmeeßiche Redner abſieht, ſin recht ſcheer
Sätz geredd worrn. Gleich zum Beiſpiel de Schorſch Kraus, de
wo in ſeine begrießende Worte, den ſcheene Ausſpruch gedr
hott, vun der freiwilliche Unnerordnung unner
gemeinſames Ganze. Däß is ſehr ſchee geſagt, un di
is aach es ganze Geheimnis vun=ere demogradiſche Rebubblie
die „freiwilliche Unnerordnung.” Un däß bedeit, nooch
mei=
ſchwache Begriffsvermeeche ungefehr ſoviel, wie: daß Menner 1
ſin, die wo ein Heechers über ſich freiwillich aerkenne, u
die wo ihre Driewe, niedriche un edle, im Zaun halte: Menne
for, die ſich „Rechte” un „Pflichte” in jedem entſcheidende Mo
ment mitnanner decke: innerlich freie Menſche, die wo ſich
e=
große Idee verflichtet fiehle, un die wo vor däre große Ide
verantwordungsbewußt ſich beiche. Un die lewendigſt Idee, de
nadierlichſte Geſetz, dem wo mir uns unnerzuordne hawn
haaßt: Vaderland!
s kann ſei, daß de Schorch Kraus, däß de Jungmaaſter u
Maſterinne net ganz ſo genau geſagt hott — awwer ge
maant hott=er’s jedenfalls ſo. Meim Gefiehl nooch.
Aach mein Auguſt, der wo jo leider Gottes, Gott ſei Dan
aach net zu de gewärbsmeeßiche Redner zehlt, der hott, kor
un bindich wie’s ſo ſei Art is, en gelungene Verglich gezog
indem er geſagt hott, es gebt heit zu Dag allerhand Sorde vu
„Maaſter” — Fußballmaaſter, Boxmaaſter, Schwimmaaſte
uſw. Der Vergleich is mir net gleich eigange, awwer noochdet
ich e Nacht driwwer geſchlofe hab, is mer’s klar worrn, was e
domit ſage wollt. Nemlich: die Fußball=, Box= un Schwimm
maaſter miſſe erſt beweiſe, was ſe kenne, un dann krieje ſe de
Diddel „Maaſter”. Un ſo mißt’s aach bei de Handwerks
maaſter ſei, hott=er gemaant. — ’8 gibt awwer aach Magſter, di
krieje erſt de Diddel „Maaſter” un mache dann erſt ihr Mag
ſterſtick. Zum Beiſpiel, no, ſage mer mol die — Pand
maaſter. „Jedenfalls, ich hab im ganze Läwe noch net geheer,
daß en Pandmaaſter erſt ſei Maaſterſtick mache mißt, bevor e
ſei Gewärwe ausiewe derf und wärd uff die Menſchheit los
geloſſe. Un ſo ſolls bei noch mehr „Maaſter” ſei....
Awwer Ehre, wem Ehre gebiehret: in Ernſthofe haww
ſe ſich en neie „Klabberſtorch” zugelegt, der verdient den Tidde
Maaſter ſogar mit Auszeichnung. Dann do ſin in ganz korze
Zeit hinner enanner, un ganz in de Neeh, dreimol Zwilling
uff die Welt kumme. Alſo, alles was recht is, awwer den
Ernſthofener ihr neier Klabberſtorch, der verſteht ſei Handwerl
aus em Aff=äff. Jedenfalls kann mer kinnerloſe Ehepäärcheren
Kuruffenthalt in Ernſthofe mit gudem Gewiſſe empfähle..
Dohärngääche weer mir’s wärklich emol indräſſant, zu wiſſe
wo eichentlich unſer Schenneral=Indendand ſein Urlaab zuge
bracht hott. Wie ich am letztemol ſchun a geditte hab, muß der
Legal in ſeine Erholung eglich Hoorn hawwe loſſe miſſe.
VOR Sru
MACH Zueer Msthnt *
Diräkt ſchkalbiert is er worrn. Wann ich em en gude
Ra=
gäwwe därf, leßt er ſich ſchleunichſt die Hoorn widder lenge!
ſchneide. Jedenfalls, ſo kann=mer’s net loſſe. — Iwwrichens
is er aach mit lange Hoor gemiet worrn, däß verſtößt alſo aad
gääche de Mietverdrag, mit ſo=eme unklaſſiſche Kobb erum zu
laafe, däß leßt mer ſich zur Not bei=eme Miniſter gefalle.. .
For’s Niewergall=Denkmol: Die letzte Fennig=Sammlung:
6.60 Mk. bei de Stadiſtick; vum Pr. L. 3.— Mk. Danke ſchee. —
Es ſin iwwrichens Zweifel wach worrn, ob die Niewergau=
Denkmal=Sammlung effenduwäll kaan Spaß weer. Bidde, däß is
bludicher Ernſt. Em Legal ſei Spielgemeinſchaft hott ſo unge
fehr zwaadauſendfünfhunndert Mack beiſamme und ich ſo eime
850 Mack. Alſo: es wärd ſchun, mer muß nor Geduld hawwe
G
Der zeitgemäße Haushalt
Böhmiſche Zwetſchen=Kuödel. 1½ Pfund am Tag
zuvor gekochte Kartoffeln werden geſchält und gerieben, mit zwe.
Eiern 1 Teelöffel zerlaſſener Butter, 1 Teelöffel Salz und ſohie
Mehl gemiſcht, daß ein geſchmeidiger Teig entſteht. Auf bemeyl
tem Brett fingerdick ausgemangelt, ſchneidet man davon eie
handgroße Quadrate, die man, mit zerlaſſener Butter beſtriche!
mit je 1—2 entſteinten friſchen Pflaumen belegt, in die man a.
Stelle des Steines eine Mandel ſteckte, worauf man die Leid
platte zu runden Knödeln dreht, die man in leicht kochenoen
Salzwaſſer 10 Minuten kochen läßt. Auf ſlacher Schüſſel berd
artig mit brauner Butter überträufelt anrichten.
Pikanter Tomatenauflauf. 1½ Pſund kernloſe
fleiſchige Tomaten werden zerſchnitten und mit 2 Eßlöffel Bune
und 1 Teelöffel Salz im eigenen Saft dick eingekocht. Inzwiſche
kocht man 1 Pfund geſchälte Kartoffeln und miſcht ſie feingerle
ben mit dem Tomatenmark, fügt 2 Téelöffel in Milch glatt ber
rührtes Appels Hühnervollei, 1 Eßlöffel geriebenen Schweizer
käſe ſowie 2 Eßlöffel gelblich geröſtete Zwiebel, Salz und Pfelſe.
nach Geſchmack bei. In vorbereiteter Auflaufform, mit Buniel
flöckchen obenauf, bäckt man das Eanze /—1 Stunde bei maß”
ger Hitze.
Speiſezettel.
Sonntag: Obſtſuppe. Gefülltes Kalbsherz. — Montag: B09
miſche Zwetſcheninödel. — Dienstag: Gefüllte Tomaten. — M1”
woch: Birnenkartoffeln. — Donnerstag: Reis mit Kohlrabſ.
Freitay: Fiſchauſluf mit Tomatenſoße. — Samstag: Sauerkin
Nummer 260
Laft
Sonntag, 19. September
Der Schluß der Kölner Herbſimeſſe.
Ueber das Ergebnis der Kölner Herbſtmeſſe ſchreibt das Meſſeamt
In u. a.: Allgemein iſt das Geſchäftsergebnis der Herbſtmeſſe beſſer
peſen als auf früheren Kölner Meſſen und weit beſſer als auf den
gangenen deutſchen Herbſtmeſſen. Das neue Syſtem der Kölner
eſſe hat ſich alſo in jeder Hinſicht bewährt und als wichtiges,
abſatz=
derndes Moment erwieſen. Die Hepbſtmeſſe iſt in Anbetracht der
rtſchaftslage und nach den Erfahrungen der vorangegangenen
Leip=
er Meſſe geſchäftlich ein überraſchender Erfolg geweſen. Die
Aus=
ler m allen Gruppen waren mehr als zufriedengeſtellt. Das
durch=
rittliche Ergebnis kann mit einem uneingeſchränkten „Gut” bezeichnet
rden. Von einer Reihe von Ausſtellern iſt erklärt worden, daß die
rbſtmeſſe nicht nur das beſte Geſchäft von jeder Kölner Herbſtmeſſe
racht habe, ſondern daß ſeit der Inflation keine neue Meſſe
über=
ipt ein derartig gutes Ergebnis aufweiſen könne. Alles in allem
dieſer Erfolg über den Rahmen der Kölner Meſſe hinaus von
Be=
tung. Er hat nicht nur weſentlich zur Klärung der widerſtreitenden
ſichten über das Meſſoweſen und die einzelnen Meſſen beigetragen,
Dern er iſt ebenſo wichtig als Beweis dafür, daß für eine weitere,
Wirtſchaft dienliche Entwicklung des Meſſeweſens Raum vor=
„den iſt.
Zweifellos kann man hierzu ſagen, daß der Erfolg der Kölner Meſſe
ächlich über den bisherigen anderer Meſſen ſteht. Dies erklärt ſich
r nicht nur aus der bedeutend eingeſchränkten Zahl der Ausſteller,
dern auch aus der tatſächlich fortſchreitenden Beſſerung der
Wirt=
ftslage. Die einzelnen Ausſteller haben dieſe Anſicht durchweg
be=
igt und ſind mit dem Geſchäft, ſoweit es ſich um ſolche Geſellſchaften
Delt, die in der Hauptſache zum Verkauf ihrer Waren ausgeſtellt
ten, ſehr zufrieden. Dies iſt deshalb erwähnenswert, weil eine
Ke Anzahl bekannter Firmen zu nennen iſt, das R.W.E., die J. G.
Geninduſtrie u. a., die ſich an der Ausſtellung in der Hauptſache
I zu Propagandazwecken beteiligt haben und von vornherein, wie
gerade bei der J. G. Farbeninduſtrie in ihrer pharmazeutiſchen
Aus=
ung der Fall war, gar nicht die Abſicht und auch gar keine
Gelegen=
hatten, beſondere Geſchäfte zu tätigen.
Naturgemäß war das Geſchäft am letzten Tag ſchon eingeſchränkter,
konnte man noch kurz vor Schluß der Meſſe um 6 Uhr an einigen
nden tatſächliche Geſchäftstätigkeit bemerken, während andere
Aus=
erfirmen ſchon ſeit längerer Zeit mit dem Abbau ihrer Stände
be=
ftigt waren.
Zuſammenſchlußbeſtrebungen in der Waggoninduſtrie. Zwiſchen
Linke=Hofmann=Lauchhamer Akt.=Geſ., Bexlin, der Waggonfabrik
der Zypen u. Charlier, Köln, Talbot, Aachen, der Waggon= und
ſchinenfabrik Akt.=Geſ. vorm. Buſch, Bautzen, der Gothaer
Waggon=
ik Akt.=Geſ., Gotha, der Waggon=Fabrik AG. in Uerdingen und
Eiſenbahn=Verkehrsmittel Akt.=Geſ. in Berlin ſchweben, der „Köln.
” zufolge, gegenwärtig Verhandlungen, die einen engen Zuſammen=
6 dieſer Unternehmungen hinſichtlich ihrer Erzeugung zum Ziel
n. Der Zuſammenſchluß ſoll in Form einer völligen Verſchmelzung
Geſellſchaften, und zwar unter Gründung einer neuen Aktiengeſell=
* erfolgen.
Geringfügige Veränderung des Aktienindes im Auguſt. Die ſeit
ang dieſes Jahres andauernde Steigerung der Aktienkurſe iſt
rdings zum Stillſtand gekommen. Der Aktienindex hat bis zum
uiſt eine ununterbrochene Steigerung erfahren, um ſeit Anfang
uſt bis zum 9. September zu ſtagnieren. Der von der Deutſchen
k auf Grund des Kurswertes des Aktienkapitals errechnete Durch=
„ttskurs aller an der Berliner Börſe notierten Aktien belief ſich am
jeptember auf 131,5 (9. Auguſt 131/4, 9. Juli 118,9, 4. Januar 68,3
.). Der Index, bei dem der 4. Januar gleich 100 geſetzt iſt, betrug
9. September 192,53 (9. Auguſt 192,38 9. Juli 174,08). Unter den
nen Aktienkategorien haben die Terminpapiere von Anfang
uuſt bis Anfang September ſogar einen Rückgang des Durchſchnitts=
2s von 165,5 auf 159,8 und des Index von 222,75 auf 21507 zu
ver=
nen, während ſämtliche Kaſſapapiere eine Steigerung von 103,9 auf
bzw. von 159,35 auf 166,72 verzeichneten.
Jahresverſammlung der Nobel Induſtries Limited. In der
Jah=
exſammlung der Nobel Induſtries Limited beſtätigt der Vorſitzende,
die Verbindung mit wichtigen deutſchen Werken, die vor dem Kriege
nd, wieder aufgenommen iſt und die britiſche Geſellſchaft Aktien der
amit A.=G. und Köln=Rottweiler übernommen hat. Er fügte hinzu,
der Oeffentlichkeit jetzt mehr oder weniger bekannt ſei, ſei die
ge=
rte Gefellſchaft in enge Verbindung mit der J. G. der
Farbenindu=
getreten. Er ſagte weiter, die deutſche Tätigkeit auf dem Gebiete
chemiſchen Forſchung ſei ſeit langem bemerkenswert und die eng=
Geſellſchaft hoffe, durch die neue Verbindung an den Früchten
* Entwicklung Anteil zu haben, ohne deshalb in den eigenen
Be=
ungen auf dieſem Gebiete nachzulaſſen.
Frankfurter Effektenbörſe.
Frankfurt c. M., 18. Sept.
Infolge des hohen jüdiſchen Feiertages bewegte ſich das Geſchäft
der heutigen Samstagshörſe in den allerbeſcheidenſten Grenzen,
iſt die Tendenz als durchweg feſt zu bezeichnen. Das Kursniveau
gte ſich im allgemeinen um etwa 1 Prozent über dem der geſtri=
Abendbörſe. Obwohl es etwas verſtimmte, daß die Verhandlungen
die Gründung des europäiſchen Eiſenkartells wieder ergebnislos
en, konnten ſich die Montanwerte doch um durchſchnittlich 1
Pro=
beſſern. Die Schiffahrtswerte bleiben weiter begehrt, Hapag plus
Prozent, Lloyd plus 1,5 Prozent zur erſten Notiz. Auf dem
Senmarkt iſt Danatbank favoriſiert und 2 Prozent höher, ebenſo
ſche Bank plus 1,25 Prozent. J.G.=Werte blieben vernachläſſigt,
allen übrigen Marktgebieten überwogen die Kursgewinne. Auf
Nentenmarkt iſt das Geſchäft wieder rege. Die Balkanwerte blei=
acäh
Bremer Wolle
Deutſch.=Atlant. Tel.
Teutſche Maſchinen
Deutſch.=Nied. Tel.
Teutſche Erdbl ...."
Teutſche Petroleum
Dt. Kaliwerke
Donnersmarckhütte.
Tynamit Nobel. ..
Elektr. Lieſerung. . .
7. G. Farben .....
R. Friſter .......
Gaggenau Vorz.
Gelſenk. Gußſtahl..
8. f. elektr. Untern.
Halle Maſchinen ...
Kan.Maſch.Egeſt. . .
Hanſa Dampſchf. ..
156.— 109.75 Kahla Porzell 85.— 150.75 Lindes Eismaſ 151.— 50.25 71.— Lingel Schuh 65.— 134. 133.75 Linke u. Hofmann 85.75 70.75 2. Loewe u. Co., 183.— ſ. 1o2.— 401.75 E. Lorenz 112.— 12.373 Ndl. Kohle, 121.— 140.— 141.— Nordd. Gummi Orenſtein 105.5 117.- Rathgeber Wagge 65.— 83.— 83.— Rombacher Hütten 14.— 133.25 134.— Roſitzer Bucker 75.5 184.75 146.— Rütgerswerke 415.25 I. 1279,5 279.87 Sachſenwerk 111.25 11 55.— 55.— Sächſ. Gußſtahl. 1a9.75 46.62: 47.— Siemens Glas 25.— Ver. Laufitzer Gla 128.— 173,25 11 73,25 Volkſtedter Porzell. 12.— H143.75 143.— WWeſtf. E. Langendreer 60.25 70.125 31.— WWittener Bußſtahl 60.— 60.25 1185.— 189.125! Wanderer=Werke. 153.—
Deviſenmarkt.
Amſterdam=R.
Buenos=Aires.
Brüſſel=Antw.
Lslo ......."
Kopenhagen.
Stodholm.. .
Selſingfors...
Italien ......
London...... !
New=York. .. .
Paris.. . ..
Schweiz ...
Sponien.
Ar
168.05/188.
1.703 1.70
21.88
111.431
112.14
Arteſ
11.35 11.4311 41 11.45
92.12
10.55740.597
81.03/ 6t.23
18. 9.
Geld Briel
67 94 168 3
1.705 1.76
57 37 52 0s
77.7Ma zattä6
1n2. 37li 12. 12112.41
t0. 654 10.594
15.19/ 15.43/ 15.e5l 15.28
20.355lag. 405/e0. 289 20.2991
4.183/ 4.2031 4.182 4.3571
1.81 11.85i 11.20 11 841
81.50 81.261
63.74 63.30 63.77 63.931
Wien2.,Oſt, abg
Prag .........
Budapeſt. ...
Japon......"
Rio de Janeiro
Sofia
Jugoſlavien.. ..
Konſtantinopel.
Liſſabon ....
Danzig ....
Athen .
Kanaba
üruguat
845
153.—
67.625
87.—
182.—
112.—
108.—
14.375
116.—
112.—
60.—
159.—
18. 9.
Geld /Brief
a9 03 59.73
12.318112.454
5.6521 5.e62
2.041/ 2.045
u.638/ 0.633
3.032 3 0
7.416 7.336
2.1851 2.205
z1 53 21.54
81.33 81.*8
1.59 1.
418 4255
4 191 1.20
N
ben ſtark begehrt, vor allem Goldrumänen 27: Talonſerben von 1895 22=
Serben von 1909 17. Auch Pfandbriefe ſind weiter feſt, Deutſche
An=
leihen aber vollſtändig vernachläſſigt. Auch der Freiverkehr war
ge=
ſchäftslos. Im weiteren Verlaufe blieb die Stimmung anhaltend feſt.
Danatbank wurden bis 225 geſteigert. Die Börſe ſchloß ſchließlich faſt
geſchäftslos. Tägliches Geld 5 Prozent. London-Paxis 172.
Berliner Effektenbörſe.
Berlin, 18. Sept.
Die Samstagsbörſe war außergewöhnlich ſchlecht beſucht, da der
hohe isrgelitiſche Feiertag den größten Teil der Börſenbeſucher von
den Börſenſälen fernhielt. Wenn das Geſchäft ſchon in den letzten
Tagen im allgemeinen unter dem Zeichen größter Nuhe ſtand, ſo kam
die Umſatztätigkeit heute nahezu völlig zum Erliegen. Von einem
regu=
lären Effektenverkehr konnte bei der abſoluten Umſatzloſigkeit und der
gleichzeitigen Zurückhaltung des Publikums kaum noch geſprochen
wer=
den. Eine einheitliche Tendenzbildung war bei dieſer Lage nicht
mög=
lich. Die erſten amtlichen Kurſe zeigten größtenteils nur
Veränderun=
gen von Bruchteilen eines Prozentes nach beiden Seiten. Erſt ſpäter
belebte ſich die Umſatztätigkeit in einigen Spezialwerten. Bevorzugt
wurden gegen Ende der erſten Börſenſtunde Darmſtädter Bankaktien,
die von ſpekulativer Seite um faſt vier Prozent auf 22425
heraufge=
trieben wurden. Ferner fanden Schiffahrtsaktien unter Führung von
Norddeutſcher Lloyd Beachtung. Die Großterminmärkte lagen dagegen
nach wie vor verödet. Die Grundſtimmung der Börſe war trotz der
Stille freundlich. Lebhaft erörtert wurden in erſter Linie die
politi=
ſchen Fragen, die ſich an die Konferenz Streſemann=Briand knüpfen.
Günſtige Aufnahme fand auch der zuverſichtliche Monatsbericht der
deut=
ſchen Bank. Die vorläufige Unterbrechung der
Eiſenmarktverhandlun=
gen trat gegenüber den politiſchen Debatten in den Hintergrund, zumal
für früher oder ſpäter doch mit einer Einigung gerechnet wird.
Kurs=
mäßig konnte ſich die feſte Stimmung allerdings nicht auswirken. Auch
die Fuſion in der Waggoninduſtrie fand allgemeine Kursſtimmung und
das Kursniveau der beteiligten Geſellſchaften eine Beſſerung. Buſch
Waggon plus 2,5 Prozent, Linke Hoffmann plus 1. Am Geldmarkt
gab der Satz für Tagesgeld im Hinblick auf die Bereitſtellung größerer
Beträge zum Ultimo, die dem Markt eine außerordentlich flüſſige Note
gab, auf 3,5—5 Prozent und darunter nach. Monatsgeld unverändert
5,75—7 Prozent. Der Debiſenmarkt lag international wie ſtets an den
Samstagen ſehr ruhig. Die Kurfe der fremden Valuten zeigten kaum
Veränderungen. Die Befeſtigung der Mark hielt an. Der Dollar ging
gegen die Mark auf 4,1980 zurück. Im einzelnen iſt über die
Kursbe=
wegungen nicht viel zu berichten. Montanwerte, chemiſche Werte und
Elektroaktien zeigten nur ſehr kleine Schwankungen bei behaupteter
Grundtendenz. Unter Schiffahrtswerten eröffneten Norddeutſcher Lloyd
1 Prozent höher, um bald weiter 125 Prozent zu gewinnen. Hapag
plus 2, Hamburg=Süd plus 2, Hanſa plus 1,5. Bemerkenswert war
eine vierprozentige Befeſtigung der Zellſtoff Waldhof=Aktien und eine
Erhöhung der Harburger Gummiaktien um 32/. Prozent. Heimiſche
Nenten vernachläſſigt und abbröckelnd. Auslandsxenten dagegen
be=
feſtigt, namentlich Türken und Anatolier.
Im weiteren Verlauf der Börſe teilte ſich die feſtere Haltung der
erwähnten Spezialmärkte auf die übrige Börſe mit, die bei regen
Abſchlüſſen eine allgemeine Befeſtigung verzeichnen konnte, die
Kurs=
erhöhungen gingen aber über 1 Prozent nicht hinaus. — Privatdiskont
kurze Sicht 5 Prozent, lange Sicht 4,75 Prozent. Ein
Nachbörſenver=
kehr im üblichen Sinn fand heute nicht ſtatt, da ſich die Börſenräume
nach dem offiziellen Schluß raſch leerten.
117. 9. 1 18 9
17.9. 18. 9.
Aſchaffb. Zellſtoff /127.— 127.75 Semoor Zement
Augsb.=Nürnb. Maſch / 96.— 1 90.25 öirſch Kupfer
114— 1113.—
Bamaa=Meguin ..
43.75 böſch Eiſen
133.— 1135.—
Berl E. W. Vorzug,
Sohenlohe Werke
19.6 19.5
Pom ſüddeutſchen Produktenmarkt.
Am ſüddeutſchen Produktenmarkt entwickelte ſich in dieſer Woche
wieder ein umfangreiches Brotgetreide=Geſchäft. Die Preiſe
blieben dabei gut behauptet, zum Teil leicht befeſtigt, einmal infolge
des klei gebliebenen inländiſchen Angebotes an Weizen und Roggen,
dann auch auf die erhöhten Seefrachten und die hohen Forderungen des
Auslandes hin. Die Rheinfrachten blieben unverändert. Weizen,
badiſch=pfälziſcher Herkunft, wurde mit B8,75—29 RM.,
württembergi=
ſcher Herkunft mit 29,10 MM., mitteldeutſcher Herkunft mit 29—29,50
RM. und rheiniſcher mit 29 RM., Frachtgrundlage Mannheim,
gehan=
delt. Für badiſch=pfälziſchen Roggen lauteten die Forderungen auf
23 RM., die Mühlengebote auf 22,25—22,50 RM. Für rheiniſchen
Rog=
gen wurden 24—24,50 RM. die 100 Kg. frachi= und verſicherungsfrei
Mannheim verlangt. Das Geſchäft in ausländiſchem Weizen
voll=
zog ſich in amerikaniſcher, La Plata= und ruſſiſcher Herkunft. Gehandelt
wurden u. a. Manitoba I zu Fl. (1 Fl. — 1 holl. Gulden — 1,6849 RM.)
14,25—14,60 per Oktober, 14 40—14,50 per September, Hard
Winter II rheinſchwimmend 14,87½—15,10, fracht= und verſicherungsfrei
Mannheim, ſeeſchwimmend 14,50—14,80, September 14,/40—14,75,
Ok=
tober 14,50; Ned Winter 1 15,20 fracht= und verſicherungsfrei Mannheim,
II 14,80 fracht= und verſicherungsfrei Mannheim; desgl. mit Knoblauch
14,20 fracht= und verſicherungsfrei Mannheim bzw. 13,80—13,90
ſee=
ſchwimmend fracht= und verſicherungsfrei Rotterdam. Ruß=Weizen,
76/77 Kg. fällig, bedang 15,10—15,25 RM. fracht= und
verſicherungs=
frei Mannheim; 77/78 Kg. ſeeſchwimmend 15,10 Fl. fracht= und
ver=
ſicherungsfrei Rotterdam; Paruſo, 76½ Kg. fällig, 13,95—14,05 Fl.
fracht= und verſicherungsfrei Rotterdam. Die zahlreichen Angebote lagen,
ſoweit ſie nicht zum Abſchluß führten, meiſt etwas über dieſen Preiſen.
Am Gerſtenmarkt waren unter Vernachläſſigung geringerer
Sor=
ten gute Sachen weiter geſucht. Pfälzer Gerſte erzielte, je nach
Quali=
tät, 23,25—26,50 RM., Ausſtichqualitäten über Notiz bezahlt; Auſtral=
Gerſte 28—30 RM., Plata=Gerſte 22,50—23,50 RM. Hafer angeboten;
einige Abſchlüſſe erfolgten zu 8,50—8,60 Fl. fracht= und
verſicherungs=
frei Rotterdam; im Waggongeſchäft bedangen die 100 Kg. 17
bis 18 RM. Hier im Lager befindlicher Mais mit altem Zoll wurde
waggonfrei zu 19 Fl. offeriert, in Rotterdam fällige Ware mit 815 bis
8,20 Fl. Mehl weiter feſt; in Roggenmehl erfolgten einige Verkäufe
nach Frankreich und Belgien. Es koſten die 100 Kg. mit Sack:
Weizen=
mehl, Spezial 0 41,50—41,75 RM., niederrheiniſches 41,25—41,50 RM.,
Roggenmehl, 70 Prozent, 33—33,50 RM., 65 Prozent, 35 RM.,
Aus=
zugsmehl. 37 RMM., Weizennachmehl 18,50—20,50 RM.
Futtgr=
mittel unverändert, Weizenfuttermehl kaum angeboten.
Wirtſchaftliche Rundſchau.
Die vorausſichtlichen Quoten der Internationalen
Rohſtahlgemein=
ſchaft. Wie wir zuverläſſig erfahren, iſt mit einer Unterzeichnung des
Eiſenpaktes am morgigen Tage unter allen Umſtänden zu rechnen, ſei
es mit oder ohne Belgien. Nach den bisherigen Verhandlungen geht
man von einer Geſamtjahresproduktion von 28 697 000 Tonnen aus.
Hiervon ſind vorgeſehen: für Deutſchland etwa 42 bis 43 Prozent gleich
etwa 13 Mill., für Frankreich 39 Prozent gleich etwa 12 Mill., für
Bel=
gien und Luxemburg 11,6 Prozent gleich 3½ Mill. und für das
Saar=
gebiet 5,7 Prozent gleich etwa 1½ Mill. Der Vertrag ſoll auf 5 Jahre
abgeſchloſſen werden, jedoch mit der Maßgabe, daß von ſeiten eines
beteiligten Landes früheſtens am 1. Mai 1929 zum 1. Oktober 1929
ge=
küindigt werden kann. Erfolgt keine Kündigung ſeitens eies Landes,
ſo läuft der Vertrag alsdann auf die Dauer von 5 Jahren weiter.
Sollte die angenommene Jahresproduktion übertroffen werden, ſo
er=
hält Deutſchland die erſten 5 Mill. Tonnen allein zugewieſen. Eine
Aenderung der Zollverhältniſſe iſt zunächſt nicht vorgeſehen.
Arbeitsgemeinſchaft der deutſchen Binnenſchiffahrts=Geſellſchaften.
Die in der Perſonen=Binnenſchiffahrt tätigen deutſchen
Dampfſchiffahrts=
geſellſchaften (die Düſſeldorf=Kölner Dampfſchiffahrtsgeſellſchaft, die
Elbe=Schiffahrtsgeſellſchaft, die Weſer=Dampfſchiffahrtsgeſellſchaft, die
Moſel=Dampfſchiffahrtsgeſellſchaft u. a.) haben eine Arbeitsgemeinſchaft
gegründet, deren Aufgabe es iſt, die Intereſſen der Perſonen= und
Binnenſchiffahrt wahrzunehmen. Mit der Geſchäftsführung iſt die
Köln=Düſſeldorfer Dampfſchiffahrts=Geſellſchaft (Preußiſch=Rheiniſche
Dampfſchiffahrtsgeſellſchaft in Köln) beauftragt worden.
L. Weil u. Reinhardt Aktiengeſellſchaft, Mannheim. Wie wir
er=
fahren, hat die Stinnes G. m. b. H. MülheimſRuhr in der
letzten Zeit die geſamten Aktien des Unternehmens, das im ſüddeutſchen
Eiſenmarkt eine ſehr bekannte Stellung einnimmt, erworben. Bisher
befanden ſich lediglich 51 Prozent der Aktien der Geſellſchaft im Beſitz
der Stinnes G. m. b. H., die ſie von der in Liquidation befindlichen
Stinnes=Eiſen A. G., Mülheim/Ruhr, übernommen hatte. Aus dieſem
Grunde ſind die Direktoren Reinhardt und Weil aus dem Vorſtand der
Geſellſchaft ausgeſchieden. Direktor Weil iſt als ſtellvertretender
Vor=
ſitzender in den Aufſichtsrat gewählt worben, deſſen Vorſitz Amtsrichter
a. D. Thomas von der Stinnes G. m. b. H., Mülheim, innehat.
Direktor Roſſenbeck iſt zum erſten Vorſtandsmitglied der Geſellſchaft
beſtimmt worden.
Kraftwerke Rheinau A.=G., Mannheim. Dem Geſchäftsbericht der
Kraftwerke Rheinau A.=G., Mannheim iſt zu entnehmen, daß die
Ge=
ſellſchaft für das abgelaufene Geſchäftsjahr einen Betriebsüberſchuß
von 529 072 RM. verzeichnen kann. Nach Abzug der geſetzlichen
Nück=
lagen verbleiben 384 939 RM. zur Verfügung der Generalverſammlung,
die in Köln ſtattfinden ſoll. Die Dividende wurde auf 8 Prozent
feſt=
geſetzt (im Vorjahre 6 Prozent.) Auf neue Rechnung werden 4726 RM.
zorgetragen. Der Geſchäftsbericht beſagt weiter, daß die Geſellſchaft
nur mit größter Mühe die ungünſtige Wirtſchaftslage überwunden
hätte. Der Ausbau der Anlagen wurde fortgeſetzt, um die
Leiſtungs=
fähigkeit zu ſteigern und den Anforderungen der Abnehmer auf
ſtörungsfreie Lieferung in einem höheren Maſſe gerecht zu werden.
rauf Arlien, Burmfinst. Brandfarter HKarsörtiche Ban 10. orpt. Tead.
atspapiere
Deutſche
riegsanleihen
7 Reichsanl.
2. Reichsanl.
2. Schutzgb. b.
—11u. 13....
Schutzg. b. 14
reuß. Konſ.
aden. .. . . ..
ayern .. ....
eſſen. ......
fürttemberger
Lusländiſche
DS. E. B. 1914
L. Inv. 1914
1898 ..
„ 1902 ...
ulg. Tabako2
Oſt. Staatsr.
13. Kdb. 1918
Oſt. Schatz. 14
Oſt. Silberr.,
Goldr. ...
14% „einh. R.(kon)
3% Port, (Spz.) II
5% Rum am. R.03.
4½% „Gold. 13..
425 „ am konv.:
4½ „ am. 05..
42Türk. (Abm.)031
42 Türk. Bagd. I
„ (Bagd.) II
4% „ 1911 Boll.
4½½ Ung. St. 1913
4½% „ St. 1914
4½ „ Goldr...
% „ St. 10 ..
4% „ Kronr. ..
3% „ Eiſ. Tor. G.
0.a86
6.45
6.45
603
7.1
Außereuro=
päiſche
5% Mex.am. inn.
5% „ äuß. 99
4% „ Gold 04,ſtf.
3% „ konſ. inn.
43% „ Irigat.
5½ Tamaulivas I.
Sachwert=
Schuld=
verſchreibungen
Mit
Binsberech=
nung
10% Berl. H.=Bk. G.
6% Berl. St.=Gold.
8½ Darmſt. St.=G.
8% D. Hhp.=Bank
Meining., Goldpf./
8% Frtf.=Hyp.=B.=
Goldpfdbr. . . .
8% Frkf. Pfbr.=Bk.
Boldpfdbr.
5% Frkf. Pfbr.=Bk.
Goldpfdbr. .. ..
8½ Komm. Ldb. D.
Goldſchuldver. . .
3.50
10
13.75
27.5
(.5s
8.75
23.5
151,
R.5
25
32.25
392),
K
100
100
89.5
81
18% Heſſ. Ldb. Gold.)
108 Komm=Elektr.
Mark (Hag.) Gold.
88 Mannh. St.=G.
88 Mainz St.=G.
8” Naſſ. Ldb. Golh.
82 Pfälzer H.=B.
Goldpfandbr. . .
8% Pforzh. St.=G.
82 Pr. C.,B.=Cr.=B.
Goldpfandbr.,
82 Rh. Hhp.,B. G.
7.%Rh. St.=W. 25!
10½ Rh.=Weſtf. B.=
Cr.,Bk., Goldpf.
Pie
8¾Südd. B.=Cr.=B.
Goldpfandbr. . ..
Ohne
Zing=
berechnung
5½ Bdw. Kohl. 23
6½ Großkr. Mannh.
Kohl. 23
62 Heſſ. Brk.=Rog.
23
5% „ Roggen .. 231
50 Pr. Kaliw. „
5% Pr. Roggenw.
5 %Südd. Feſt=B.6
Borkriegs=Hyp.=B.
Pfandbriefe
Bayl, Bereinsb. ..
Bahr. Handelsb.
Bahr. Hhp.u. Wechſ
Berliner Hhp.=Bk.
Frkf. Hyp.=Bk.
Frkf. Pfandbr.=Bk.
Hamb. Hhp.=Bk.
Mecklb. Hhp.=u. Wb.
Meining, Hhp. B!
Nordd. Br.=Cr.=Bk.
Pfälz. Hyp.=Bk.
Preuß. Bod.=Cr.=B
Pr. Cent.=B.=Cr.=B
Preuß, Pfdbr.=Bk.
„Rhein. Htzp.=B.
Rh.=Wſtf. B.=Cr.=B.,
104.25 Südd. Bodenkr.
Württ. Hyp.=Bk.
98
00.5
100
100
108
5.4
13.1
12.9
14.5
10.09
10.8-
13.25
10.7
10.9
10.7
Staatl. ob. prov.
garantiert
Heſſ. L.,Hhp.=B...
Landesk. Caſſel ..
Naſſau. 26sb. ..
Ohligationen v.
Transportanſt.
4½Dux. Bdb Em.91
49
„ 98
4½ Gliſ.=Bahn ſtfr.
4½ Galiz. Carl=
Lud.=B.
abg.
48
4½ Kaſchau=Oderb.
„ abg.
5% Oſt. Nwſtb. 74
5% Oſt. Südb. (L).
2,6% Ate „
2,60 Neue„
5% Oſt.=Ung. 73/74
42 Oit. Staatsb.83
3%Oft. „ 1.b.8.E.
3%Oſt. „ 9. E.
3%Oſt. „ 1885
3%Oſt. „ Erg.Netz
39 Raab Oedbg. 83
81
97
32
48 Rud. Silber ..
4 Rud. Salzkg.
4½% Anat.. S.I
4½½ Anat., S. II
4½% Anat. S, III
180 Salon. Monaſt.
5% Tehuantepee.
4½%
Bank=Aktien
Allg. D.=Kredit:. . 1
Bad. Bk. ... . . . . .
Bk. f. Brauind. . . .!
Nffe
1
12.50
9.75
18
18
7.1
5.95
13.5
16.5
19.85
24.;
10.85
27
124
Barmer Bankb. „
Bah, Hhp.=Wchſ.,
Berl. Handelsgeſ.
Comm.u. Pribzatb.
Darmſt. u. Nat.=Bk.
Deutſche Bant.
D. Eff. u. Wchſ.=Bk.
D. Hyp.=Bk. Mein.
D. Vereins=Bk.
Disk.,Geſellſch. ...
Dresdener Bk. ...!
Frankf. Bk.
Frkf. Hyp.=Bk.,. .!:
Frrf. Pfdbr.=Bk. ..
Gotha. Grundkr. Bk.
Lux. Intern. Bank
Metallbank. . .
Mitteld. Credith.
Pfälz. Hhp.=Bk.
Reichsbank=Ant. ..
Rhein. Creditbk. . . .
Rhein=Hyp.=Bk. ..
Südd. Disc.=Geſ.
Oſterr. Creditanſt.
Wiener Bankverei,
Bergwerks=Akt.
Bochum,Bergb. ..
Buderus........
Dt. Luxemburg...
Eſchw. Bergw..
Gelſenkirch. Bgw. .II
Harp. Bergb...
Fiſe Bergb. St.. .1!
Genußſchein.
Kali=Aſchersleb.
Kali. Salzdetfurt..
Kali. Weſterregln.
glöcknerwerke ...
Mannesm.=Röhr.
Mansfelder .....
Oberbedarf ......"
Obſchleſ. Eiſ. CCaro)
Otavi=Min.=Ant..
Phönix=Bergb. ...
Rhein.Braunk. . .. /2
Rhein. Stahlw.. .. 1
A. Riebeck Montan!
131.5
AGe
139
70.23
Rombach. Hütte
Salzwerk Heilbr.
Tellus Bgb.. ....
Ver. Laurahütte.
Ver, Stahlwerke.
Induſtrie=Akt.
Brauereien
Eichbaum(Mannh.)
Henninger ..
Hereules. Heſſiſck
Löwenbr.=Münch
Mainz. Aktie
Schöfferhof(Bir
Schwarz=Storchen
Tucher, Nürnberg
Werger
Arum. Berlin.
Adler & Oppenh..
Ablerw. (v. Kleher
6O E. A. G. Vzg. A.
5% A. E. G. Bzg. B..
A. E. G. Stamm..
Anglo=Cont. Guano
Aſchaff. Zellſtoff ..
Badenia (Weinh.)
Bad. Maſch. Durl.
Bad. Uhren, Furtw.
Bamag=Meguin
Baſt Nürnberg
Bahr. Spiegel
Beck & Henkel
Bergmann El.
Bing. Metall.
Brem.=Beſigh=Dl.
Bürſtenfbr. Erlang,
Eement=Heidelb.
Cement, Karlſtadt
Cement, Lothr..
Chem. Albert. .. . .
Chem. Brockh.
Chem. Milch ..."
Daimler Motoren . / 80
Dt. Eiſenhandel. . .
Deutſche Erdöl ...!!
D. G. u. Silb. Scheid.
Dingler, Zweibrück!
105.75
258.5
168
233
123
82.75
83.1.
158
129
9.25
120
33
44.5
66
64.9
129.5
144
140.25
78
142.5
136.5
O Ku
Dürrkopp .. . .. ..
Dürr, Ratingen ..
Ohckerhoff & V..
Eiſenw. Kaiſersl.,
Gl. Lichte u. Kraft
Ei. Lieferung ..
Elſ. Bad, Wolle .
Email. Ulrich
Enzinger Berke..
Eßlinger. Maſch.
Ettlinger Spinn.. .
Faber Bleiſtift
Faber & Schleicher
Fahr, Pirmaſens.
Farbenind. J. G.
Felten & Guilleau.
Feinmech. (Fetter)
Feiſt, Sekt. Frkf.
Frankfurter Gas..
Frankfurter Hof..
Frkf.=M. Pok.u. W.
Fuchs Waggon St.
Geiling & Cie.
Germania Linol..
Gelſenk. Gußſt.
Goldſchmidt, Th..
Botha Waggon..
Gritzner, Maſch.. ..
Grün & Bilfinger,
Hafenmühle Frkft.
Hammerſen
Hanfw. Füſſen ...
Hanſa=Lloyzd, Br.
Hartm. & Braun.
Heyligenſtaedt . .
Hilpert, Armatur.
Hindrichs=Aufferm.
Hirſch, Kupfer
Hoch=Tief Eſſen ..
Holzmann
Holzverk. Ind., ...
Hydrom. Breslau,
Fnag .........
Funghan: St.. . .
Kammg. Kaiſersl,
Karlsruher Wa ch.
200
281
79
Karſtadt, R... ...
Klein Sch. & Becker
39.5 Knorr, Heilbronn
77.25 Konſerv. Braun ..
38 Krauß, Lokom. . ..
2ahmeher ......."
Lech. Augsburg...
Lederw. Rothe ...
Spicharz.
48
Lingel Schuhiv.
Löhnberg. Mühle.
Ludwigsh. Walzm.
Lüdenſcheid Metall
Lux, Induſtrie
37.75 Mainkraft Höchſt
Mars=W. Nürnberg
Metallgeſ, Frkf.
Miag. Mühlenb. . .
Moenus, Stamm
98
Motorenf. Deutz.
84
Motorenf. Oberurſ.
Münch. Lichtſpielk.
0.5 Reckarſ. Fahrz. . ..
Neckarw. Eßlingen
191.75 Oleawerke Frankf.
Beters Union
Pfälz. Näh Kahſer
21.5 Philipps.
110 Porzellan Weſſel
112.5 Brometh. Frkf.
Rein. Gebb. &=Schal
Rhein.Elektr.
Rhenanig. Aachen
91
Ritgerswerke
S hleußner.
99
Schneid. & Hanau.
Schnellpr Frank.
Schramm Lackf.
Schrift, Stemp.. . .
Schuckert, Elektr. 1
Schuhf. Weſſel
Schuhf. Herz
50.71 Schulz Grünlack.
Seilind. Wolff.
s0 Siemens Glas ...!
90.1 Siemens & Halske
125 Südd. Immoh.
— 1shüring, Lief.-Geſ.
Ve
76
41.7‟
212.25
25.5
24,75
105
99.8
143
111
44
83.75
92,
54
78
78.25
118
136.5
63.25
Ahren Furtwängl.
Beithwerke.
Ver. f. Chem.Ind.
Ver.d. Olfbr. Mann
Ver. Faßf. Caſſel..
Gummi. Bln.=Frkf.
Pinſel=Nürnberg..
Ultramarin ......"
Zellſtoff Berl. ..
Vogtl. Maſch.
Voigt & Haeffner:
Volthom. Seil ..
Wahß, & Frehtag:
Wegelin Rußfbr..
Zellſt. Waldhof ..
Zuckerf. Waghäuſe
Buckerf. Frankenth.
Buckerf. Heilbronn.
Zuckerf. Offſtein.
Zuckerf. Rheingau
Zuckerf. Stuttgart.
Transport= und
Verſicherungs=Akt.
A. Dt. Eiſenbahn
Dt. Eiſenb.=Geſ.
El. Hochbahn=Berl.
Schantung E. B.
Südd. Eiſenb.=Geſ.
Hapag
Nordd, Llotzd.
Frkft. Allg. Ver).
Frankona Rückv
Darmſt. Berte
Bahnbedauf
Dampfk. Rodberg.
Helvetig Konſ.
Gebr. Lutz.
Motor 1. Darmſt.
Gebr. Noeder .
Venuleth & Ellenb.
139
108
119.9
109=
160.5
1571,
103.75
11
[ ← ][ ][ → ]Seite 18
Sonntag, den 19. September 1926
Nummer 200
Die wirtſchaftliche Lage des Handwerks im Auguff.
Die vom Deutſchen Handwerk in dem vorigen Berichtsmonat
ge=
äußerten Hoffnungen auf baldige Beſſerung den wirtſchaftlichen Lage
haben ſich nach den Mitteilungen des Deutſchen Handwerks= und
Ge=
werbekammertags nicht erfüllt. Die Anzeichen einer Belebung, die aus
anderen Berufsgruppen gemeldet werden, fehlen beim Handwerk noch.
Im Gegenteil iſt feſtgeſtellt worden, daß ſich die Kurve des
Beſchäfti=
gungsgrades verſchiedentlich wieder in abſteigender Linie bewegt. Die
auf die Lage im Bergbau infolge der Vorgänge in England geſetzten
Hoffnungen haben ſich nur ſo weit verwirklicht, als ſie günſtigenfalls eine
langſame Abdecknung der bei den Handwerkern aufgelaufenen
Verbrau=
cherſchulden zur Folge haben werden. Auch iſt eine Einwirkung des zum
Teil günſtigeren Geſchäftsganges der Induſtrie auf das Handwerk nicht
zu verſpüren. In mehreren Berufsgruppen mußte ſogar eine
Erweite=
rung der Kurzarbeit vorgenommen werden. Nur wenige
Handwerks=
betriebe haben noch regelmäßige Beſchäftigung aufzuweiſen. Die Klagen
über die Schwarzarbeit, die Beſchäftigung von Erwerbsloſen nicht nur
durch Private, ſondern auch gewerbliche Unternehmer, nehmen beſtändig
zu und bedeuten eine ſchwere Konkurrenz ſür das Handwerk. Zum
großen Teil müſſen Arbeiten und Lieferungen zu Preifen übernommen
werden, die kaum noch die Geſtehungskoſten decken. Die
Kreditbeſchaf=
fung iſt für den Handwerker noch immer ſchwierig. Die finanzielle Lage
wird außerdem durch die fälligen Steuerforderungen kataſtrophal
ver=
ſchärft. Die Arbeitsloſenziffer im Handwerk hat nicht abgenommen.
Beſonders betroffen davon ſind Angehörige des Bekleidungsgewerbes,
groß iſt auch die Arbeitsloſigkeit unter den Maurer= und Zimmergeſellen,
obwohl die Sommerzeit ſonſt die Hauptſaiſon des Baugewerbes darſtellt.
Das Geſchäft in landwirtſchaftlichen Traktoren. Ueber die
Vertei=
lung des vom Reich bewilligten Betriebskredites von 6 Mill. an die
Fabriken, die landwirtſchaftliche Traktoren herſtellen, iſt nunmehr
end=
gültig von den zuſtändigen Stellen befunden worden. Es ſind im ganzen
nur 5 Fabriken dabei berückſichtigt worden und zwar nur ſolche, deren
Fabrikate anerkannt gut waren, die aber gegenwärtig aus Mangel an
Betriebsmitteln nicht in der Lage waren, Beſtellungen auszuführen bzw.
den Bedarf zu dechen. Die ſo unterſtützten Fabriken ſind nunmehr
ebenſo wie die nicht kapitalsbedürftigen in die Möglichkeit verſetzt, für
ihre Lieferungen die Landkraftmaſchinen=Finanzierungsaktiengeſellſchaft
in Anſpruch zu nehmen. Von dieſem Inſtitut wird mitgeteilt, daß das
Geſchäft gegenwärtig äußerſt lebhafte Formen angenommen habe.
Zahl=
reiche Anträge der einzelnen Fabriken liegen vor, und in vielen Fällen
ſei das Geſchäft auch bereits ſoweit gediehen, daß auf Grund der
ein=
gegangenen Unterlagen und Wechſel die Auszahlungen erfolgen konnten.
Das Inſtitut beſchränkte ſich dabei bisher nur auf die Finanzierung des
Ankaufs von Traktoren nebſt Anhängegeräten. Der Umfang der
Ge=
ſchäfte wird den Betrag des Aktienkapitals von 2 Mill. Rm. bald
über=
ſchreiten.
Schwierige Lage der ruſſiſchen Textilinduſtrie. Der höchſte
Wirt=
ſchaftsrat iſt jetzt aus Anlaß des am 1. Oktober beginnenden neuen
Wirtſchaftsjahres damit beſchäftigt, für den Rat für Arbeit und
Ver=
teidigung einen detaillierten Bericht über die Ein= und
Ausfuhrausſich=
ten im Wirtſchaftsjahr 1926/27 auszuarbeiten. Danach iſt die Lage der
Textilinduſtrie in Rußland ungünſtiger geworden als im vorigen Jahre.
In dieſem Zweige der Induſtrie kann die Direktive der Parteileitung,
den Import nach Möglichkeit herabzuſetzen, keineswegs angewendet
werden. Im Gegenteil, man wird nicht mehr umhin können, den
Im=
port von Textilwaren bedeutend zu erhöhen. Als Grund wird vom
Wirtſchaftsrat das ſchlechte Ergebnis der Baumwollernte in Turkeſtan
angegeben, die trotz der Vergrößerung der Anbaufläche um 8 Prozent
im Vergleich zum Vorjahre doch um 20 Prozent niedriger iſt, was auf
Witterungseinflüſſe zurückgeführt wird. Im ganzen wird in dieſem
Jahre eine Ernte von 40 Millionen Pud Baumwolle erwartet.
Steigender Bedarf an elektrotechniſchen Artikeln in Spanien. Die
Einfuhr von elektrotechniſchen Artikeln hat ſich nach einer Mitteilung
der „Electrical Review of London” in der letzten Zeit in
bemerkens=
werter Weiſe geſteigert. Insbeſondere ſtieg die Nachfrage nach
Dyna=
mos, Elektromotoven, Transformatoren, Schaltgetrieben und ähnlichen
Apparaten, von denen im vergangenen Jahre rund 53000 Kg.
einge=
führt wurden. Von dieſer Einfuhr entfielen allein auf Deutſchland
30 Prozent, auf die Vereinigten Staaten 20 Prozent. An der Einfuhr
von elektriſchem Draht und Kabeln, die ſich gegen das Vorjahr um 50
Prozent gehoben hat, war Deutſchland ebenfalls ſehr ſtark und zwar
mit 38 Prozent, beteiligt. Auch in der Lieferung anderer
elektrotech=
niſcher Artikel, wie Trocken= und Akkumulatoren=Batterien, Telegraphen=
und Telephon=Apparaten, Ausrüſtung für elektriſche Beleuchtung uſw.,
nimmt Deutſchland auf dem ſpaniſchen Markt eine günſtige Stelle ein,
die ſich durch den Abſchluß des deutſch=ſpaniſchen Handelsvertrages
zwei=
fellos noch verbeſſern laſſen wird.
Viehmärkte.
Berliner Viehmarkt vom 18. September. Angetrieben waren 687
Ochſen, 458 Bullen, 825 Kühe und Färſen, 1150 Kälber, 5930 Schafe,
6253 Schweine und 12 Ziegen. Preiſe: Ochſen a) 54—57: b) 50—53;
() 44—48: d) 38—42; Bullen a) 53—55; b) 48—52: c) 44—46: Kühe
und Färſen a) 54—56; b) 42—50; c) 32—40; d) 26—30; e) 22—24;
Freſſer 40—43; Kälber h) 88—94: c) 80—90; d) 65—75; e) 58—63:
Stallmaſtſchafe a) 60—65; b) 45—52; c) 35—40; Weidemaſtſchafe a) 60
bis 64; b) 48—55; Schweine a) 80—81; b) 81—83; c) 81—82; d) 79—80;
e, 77—78: Säue 72—74; Ziegen 20—25. — Marktverlauf: Bei Rindern,
Schafen und Schweinen ruhig. Holſteiner Rinder 1. Qualität zirka
5 Mark über Notiz. Bei Schafen fette Stallämmer geſucht. Kälber
ziemlich glatt.
Amerikaniſche Kabelnachrichten.
* New York, 18. Sept. (Priv.=Tel.)
Weizen. Der heutige Markt verlief in ſchwacher Haltung auf
gün=
ſtige Berichte aus Kanada und ſchleppende Exportnachfrage. Die
Ter=
mine gaben bis 1 C. nach.
Mais. Zu Beginn verlief der Markt in ſtetiger Haltung, da
über=
mäßige Niederſchläge aus den Maisgebieten gemeldet wurden. Als aber
dann angeſichts der Weizentendenz Abgaben vorgenommen wurden und
die heimiſche Lokonachfrage ſchleppend blieb, wurden Liquidationen
all=
gemein, ſodaß der Markt mit Eindußen bis zu 1 C. ſchließt.
Hafer. Auch hier erfolgten Abgaben, die eine Abſchwächung zur
Folge hatten.
Baumwolle. Der Markt begann in ſtetiger Haltung auf Meldungen
von Stürmen in den Golſſtaaten. Später wurde jedoch der Markt
ſchwächer, da die Pflanzer abgabeluſtig waren und die
Kommiſſions=
firmen Verkäufe tätigten. Die Termine gaben 15—20 Punkte nach.
Kleine Wirtſchaftsnachrichten.
Eine offizielle Note teilt mit, daß die Verhandlung über ei.
internationales Eiſen= und Stahlkartell vorläufig nicht beendet werde
konnten. Die belgiſchen Delegierten haben ſich in die Unmöglichkeit ver
ſetzt geſehen, ihre Zuſtimmung zu den Vorſchlägen zu erteilen.
Die letzte 6½prozig. Emiſſion von 40 Mill. Rm. Preuß. Staat=
Schatzanweiſungen iſt zum Berliner Börſenhandel zugelaſſen worder
Die neuen Schatzanweiſungen wurden vom Samstag, den 18. September
ab gleich den alten Stücken geliefert.
Die letzte diesjährige ſüddeutſche Wollauktion findet am 7. Oktohe
in Ulm ſtatt. Zum Ausgebot kommen ca. 2000 Zentner, vorwiegen
Rückenwäſche.
Die Hamburgiſchen Elektrizitäts=Werke Akt.=Geſ. in Hamburg
hielten die Genehmigung, eine 7prozentige Anleihe in Form von
haberſchuldverſchreibungen in Höhe von 25 Mill. RMM. auszugeben.
Anleihe iſt innerhalb von 25 Jahren mit gleichbleibenden Jahresbetre
gen im Wege der Ausloſung zu tilgen.
In Paris wurde das „Comptoir Franco Belge-Sarrois pour la Ven
des Tubes d Aciere Al Exportation” gegrfindet, das denſelben Zweck m
das Verkaufsbüro des Röhrenverbandes in Düſſeldorf erfüllen ſoll. Vo
ausſichtlich werden in Polen und in der Tſchechoſlowakei eigene Verkauf
büros errichtet.
Der belgiſche Schatzminiſter wird nächſte Woche wieder nach Londo
fahren, um mit den engliſchen Banken über die Aufnahme einer Anleih
weiter zu verhandeln. Die Einführung einer belgiſchen Goldwährun
als unmittelbar bevorſtehend wird aber dementiert.
Der auf den 1. September berechnete engliſche Lebenshaltungsind
wies gegenüber dem Durchſchnitt des Jahres 1914 eine Steigerung vo
72 Prozent auf (im Auguſt 70 Prozent). Die Erhöhung wird auf d.
Preisſteigerung für Kohle, Eier und Milch zurückgeführt.
Im tſchechiſchen Außenminiſterium fand geſtern eine interminiſterie
Beratung zur Vorbereitung der am 30. September wieder beginnende
Handelsvertragsverhandlungen zwiſchen Deutſchland und der Tſchech
ſlowakei ſtatt. Es wurden die tſchechiſchen Ergänzungswünſche erörte
und das weitere Vorgehen feſtgelegt.
Amerikaniſche Intereſſenten haben zuſammen mit engliſ hen Geſel
ſchaften die Trinidad Oilfields, Incorp. gegründet zum Erwerb vo
2700 aeres Trinidad=Petroleumfeldern.
Die amerikaniſchen Baumwollverbände haben an das amerikaniſc
Ackerbauminiſterium das Erſuchen gerichtet, zwei neue lieferbare Bauy
wollklaſſen aufzuſtellen.
Das Verhältnis der Goldreſerve zum Notenumlauf und Depoſite
der zwölf amerikaniſchen Bundesreſervebanken wird in dieſer Woche m
71,6 Prozent angegeben und der Stand der New Yorker Bundesreſerv
bank mit 74,8 Prozent.
Die American Leather Manufacturers Inc. in Fond du Lac (
Wi=
conſin, U. S. A.) hat in Frankfurt a. M. eine Zweigniederlaſſung errichte
die ſich mit dem Handel und der Ein= und Ausfuhr von Leder befaſſe
wird.
In Briſbane (Auſtralien) wurden am 15. September 8600 Balle
Wolle (Beſtware) bei guter Konkurrenz verſteigert. Hauptabnehme
waren Deutſchland, Frankreich und Japan; England hielt ſich an dieſe
Tage zurück. Scoured=Wollen ſtiegen um weitere 5 Prozent im Preiſ
Bekanntmachung.
Ueber das Vermögen der Firma
Werner Stähle, G. m. b. H., in
Liquidation in Darmſtadt, iſt heute,
am 16. September 1926, nachmittags
4 Uhr, das Konkursverfahren eröffnet
worden. Der Rechtsanwalt Kern in
Darmſtadt iſt zum Konkursverwalter
er=
nannt. Offener Arreſt mit Anzeigefriſt
und Forderungsanmeldefriſt ſind bis zum
11. Oktober 1926 beſtimmt. Erſte
Gläu=
bigerverſammlung auf den gleichen
Tag, vorm. 10 Uhr, vor dem
unter=
zeichneten Gerichte, Zimmer 202, und
allgemeiner Prüfungstermin auf
Mon=
tag, den 1. November 1926,
vor=
mittags 9 Uhr, daſelbſt.
Darmſtadt, den 16. Sept. 1926.
Heſſiſches Amtsgericht I. (13510
Bekanntmachung.
In der Zwangsverſteigerungsſache
Finger fällt der auf Dienstag, den
21. September 1926, nachm. 3½ Uhr,
an=
beraumte Verſteigerungstermin aus.
Darmſtadt, den 18. Sept. 1926. (13511
Heſſiſches Amtsgericht I.
Verkauf.
Zwei Auslegetiſche mit
Glasauf=
ſatz preiswert zu verkaufen.
(1347
Finanzamt (Liegenſchaftsverwaltung
Wilhelminenſtraße 15.
A
Beoruver Aover 0
Baudekoration und Kunſtgewerbliche
Werkſtätten (13504a V
Telephon 1241 Wendelſtadiſtr. 29 F
4
Cf 2777
Abert Rimbach
Damenschneidere
jetzt Waldſtraße 1,,I.
(11762a
Kartoffeln
Beſtellung auf Ia Induſtrie=
Winterkar=
toffeln werden entgegengenommen
Hügelſtr. 63, III. Döngesborngaſſe 7
(*24471
im Laden.
Lieferung frei Keller.
Friedrichſtr. 18, 11.
möbl. Zimmer mit
Benſ. zu vm. (13313a
Eliſabethenſtr. 19 II
Mbl. Zim. ſof. z. vm.
Sis
Schön möbliertes
Wohn= u. Schlafzim
mit Balkon und evtl
Klavierbenutzung bill
zu vermieten. Ein
zuſehen Biktoriaſtr
Nr. 75, II. (*24232fg
Lagerhausſtr. 16, I
gr. möbl Zimmer mit
2 Bett u Küchenben.
zu vermieten, (*24496
Zwangsverſteigerung.
Die umſtehend bezeichneten Grundſtücke, die zur Zeit der
Eintragung des Verſteigerungsvermerks auf den Namen der
Eliſe Ehriſtine Palmy, geb. Kredel, Ehefrau des
Fabrikanten Ludwig Palmy II., in Gundernhaufen
im Grundbuch eingetragen waren, ſollen
Dienstag, den 28. September 1926, nachm. 31, Uhr,
durch das unterzeichnete Gericht an Gerichtsſtelle, Zimmer 219,
verſteigert werden.
Die Verſteigerung erfolgt im Wege der
Zwangsvoll=
ſtreckung.
Der Verſteigerungsvermerk iſt am 18. Mai 1926 in das
Grundbuch eingetragen worden.
Inſoweit Rechte zur Zeit der Eintragung des
Verſtei=
gerungsvermerks aus dem Grundbuche nicht erſichtlich waren,
ſind ſie ſpäteſtens im Verſteigerungstermin vor der
Auf=
forderung zur Abgabe von Geboten bei dem unterzeichneten
Gericht anzumelden und, wenn der Gläubiger widerſpricht,
glaubhaft zu machen, widrigenfalls ſie bei der Feſtſtellung
des geringſten Gebots nicht berückſichtigt und bei der
Ver=
teilung des Verſteigerungserlöſes dem Anſpruche des
Gläu=
bigers und den übrigen Rechten nachgeſetzt werden.
Diejenigen, welche ein der Verſteigerung entgegenſtehendes
Recht haben, werden aufgefordert, vor der Erteilung des
Zuſchlags die Aufhebung oder einſtweilige Einſtellung des
Verfahrens herbeizuführen, widrigenfalls für das Recht der
Verſteigerungserlös an die Stelle des verſteigerten
Gegen=
ſtandes tritt.
(10710a.
Darmſtadt, den 15. Juli 1926.
Heſſiſches Amtsgericht I.
Bezeichnung der Grundſtücke:
Grundbuch für Darmſtadt, Bezirk I., Band XKl., Blatt 1070
Betrag der
Nr. Flur Nr. Kulturart u. Gewann Am Schätzung
722 Grasgarten, Riedlingerſtr. 35 500 G.=M.
T 722‟,, Hofreite Nr. 20 daſelbſt 143 10000 G.=M.
T 7.3 Grasgarten daſelbſt 106 1500 G.=M.
Möbl. Wohn= u.
Schlafzimmer
mit Küche. Speiſe
kammer und Keller
an kinderloſes Ehe
paar zu vermieten.
Anzuſehen von 9 bis
(*24418
½1 Uhr.
Heſſ. Fröbelverein
Kiesſtraße 63.
Heinrichſtr.
nöbl Manſ.
zu vermiet.
104, I.
Zimmer
(*24454
Landwehrſtr. 33, pt.,
Frau Baier, ſchön
möbl. Zimmer, elektr.
Licht, mit oder ohne
Penſ. zu vm. (13517
Ohlyſtr. 36, I., möbl.
Zim. zu vm. (*24466
Geſchäftsräume
Lebensmittel —
Kolonialwaren
Leiſtungsfähige Großſirma
mit ausgedehntem Filialnetz ſucht
2Büroräume, Zentr,
1. Stock, Teleph., zu
verut. Ang. u. T 8
an d. Geſch. (*24483
Garage
f. kl. Auto zu verm.
Wilhelminenpl. 15, II
(*24411)
Leeres Zimmer
evtl. Manſ. m. klein.
Nebenraum in gut.
Hauſe von berufstät.
Frl. geſ. Gefl. Ang.
an Frau Poitzſch,
Herdweg 41. (*24406
Beſchlagnahmefreie
2-0d.3Zimmerw
v. kinderloſ. jg. Ehep
für bald im Zentr. od.
Nähe Zentr geſucht.
Ang. unt. S 224 an
die Geſchſt. (13452sg
Jg. Ehep. b. K. ſucht
b. Zimmer im
Mar=
tinsviertel. Zu erfr
bei Harff,
Eckhardt=
ſtraße 1. (24445
in geeigneter Lage zu mieten oder
beſtehendes Geſchäft zu
über=
nehmen. Angebote unter S 242
Geſchäftsſtelle.
(13484
ab 15. Okt.
Geſuch gemeinſchftl.
Wohn= und Schlafz.
für 2 Student. Nähe
Bahnhof. Ausführl.
Ang. an Eberhardt
Bl.=Wilmersdorf,
Jo=
hannisbergerſtr. 5.
(*24472)
Geſucht
beſchlagnahmefreie
Wohnung
in mitteldeutſch.
Kur=
ort 5—6 Zimm.
An=
gebote mit Preis u.
dank, Berlin W. 9.
(IV. 13505)
Schöne beſchlagnah
mefreie 3Zim.=Wohn.
mit elektr. Licht pp.,
in geſunder Lage,
Villenkolonie Eber
ſtadt od. Bergſtraße
ſofort zu mieten
ge=
ſucht. Gefl. Ang. u
S 241 Geſchſt. (13483
Geldverkehrf
Darlehen und Kredite
werden bei ſolider
Grundlage beſorgt
Beſte Referenzen!
Anfragen m. 30 H in
8211 an Invaliden= Marken nnter T 13
a. d. Geſchſt. (*24494
1 od 2 modern eing, ſpeziell für Beamte u
mit elektr. Licht zu 6 Monate w. verm.
Geſchäftsſt. (*24500 u. T 17 Gſchſt. (*24495
109. Jahrgang Zeitung für Südweſtdeutſchland 109. Jahrgang
Verlag: Thieme’ſche Druckereien G. m. b. H.
Erſcheink läglich 1 mal (auch Sonnkags)
Die angeſehene polikiſche Tageszeitung der Pfalz von anerkannk
führender Bedeutung. Familienblakk, der beſſeren Bürger= und
Beamkenkreiſe. Ein ſtändig gehaltenes Informakionsorgan
zahl=
reicher Handel= und Gewerbekreibender ſowie der Induſtrie= und
der Finanzkreiſe der Pfalz.
Ansekaunt hertorragendes Inſertionsorgan.
Skuſtrierte Wochenbeitaf: Zeitbilser.
die einzige in der Pfalz erſcheſiende Zeitſchrift, deren
Druck im Selbſtverlag erſolgt und deren inkereſſanke
Bilder aus der ganzen Pfalz ſebſt au genommen und im
eigenen Akelier her geſtellt werden.
Dorzügliche Inſert’ſonsgelegenheit!
in größeren Summen zu den
neueſten Bedingungen ſofort zur
Verfügung. Erbitte Eilangeb /B.9118
Hans Heldmann
Schießhausstraße 53
Mathis=Bage
7/16, Vierſitzer, ir
tadelloſem Zuſtan
2500 Mark. (13524g
vermittelt (für Geldgeber loſtenlos)
Bank=
geſchäft Fried rich Zaun, Darmſtadt,
Luiſenplatz 1. Fernſpreher 1308—9. (9694a
Deckbett, ar. n.
Waſch=
topf, Schnürſtief. /44),
ſchw. ſteif. Hut billig
zu veik. Eliſabethen= /OchiafMtarnss.
ſtr. 74, II. 24412 Eiche mit Spiegel
Kartoffellkiſten z. v.
Schneider. Diebur
zerſtraße
Gute
Pflaſterſtein
zu verkauf. (133
Näheres Baubü
Pallaswieſenſtr.
Feſtangeſtellte gegen
Zimmer /Möbelſicherheit au
mieten geſucht. An= Beſte Referenzen!
geb. u= T 18 an die Anfr. m. 20 H inMark
1 dreiflamm.
Gas=
kocher mit
Wärm=
ſchrank, Junker & Ruh,
Mk. 18.—
Ludwig Kfing
Inſtallationsgeſchäft
Spenglerei u Repa
raturwerkſtätte
Luiſenſtr. 2, am Ma
thildenplatz. (*24434
Fernſprecher 2822.
Hausfrauenbund
Kleiderſtelle
Alexan=
derſtraße 27, Verkauf
und Annahme von
Darlehen gut erhalt. Kleidern.
Schuhen, Wäſche und
dergl. für Frauen,
Männer und Kinder
Geöffnet Montag,
Mittwoch u.
Frei=
tag von 10—12 und
3—6 Uhr. (8823a
Cutaway m. geſtr.
Hoſe, erſtkl. Maßarb.
u. Stoff, kaum getr.,
preisw, zu verk für
mittl Figur. Ang. u
S 239 Geſchſt. /*24430
1 Waſſer=Reſervoir,
Zinkblech, gliedr. a
100 Lt.), auch als
Re=
genfaß geeign, ein
Herd links), 100X70.
1 kl Eisſchranl, eine
Waſchmaſchine (
Ka=
vin) z. vk.
Wittmann=
ſtr. 6, part. (B13512
billig ab= ſchranku weiß. Marm
Habe zugeben:/ 450 Mark
Eiche mit 180 breitem
Spiegelſchrank
490 Mark
beſtehend aus Büfett,
Kredenz. Auszugtiſch
und 4 Lederſtühlen in
Eiche von (*24488 Legehühner zu
500 Mark a
Küchen
beſtehend aus Büfett,
Anrichte, Tiſch und vom Böllenfall”
2 Stühlen, von
175 Mark an
Möbelhaus
Wilhelm
Emrich Wwe.
Gr. Ochſengafſe 15
Telephon Nr. 919.
5/20, großer, ſchö
Vierſitz., 5fach ball
bereift, erſtkl. Pri
ſionsarbeit, jett 4
Mark ab Fabrik;
erſtk. aſſig ausgefük
Limouſine nur 5
Mk. ab Fabr. B
Ratenzahlung (135
J. Donges&Wie
Gut erh. 1tür Kl
derſchrank, 6 jur
ſucht. Ang. u. 82
an d. Geſchſt /24
erloren
Gelde lein. Somn
Joppe auf dem W
nach Rheinſtraße 1
loren. Abzug, ge
Belohnung
Rheinſtr. 23,
Entſlogen
Kanarienvoge
gelb, entflogen.
zugeb geg. Bel
Hundt, Frantfuu
ſtr. 62, III.
SEntlaufen
Schreibtiſch=Garnituren
(Marmor), Steilig, mit
Uhr zum Spottpreis
v. 25.— Rmk. zu verk.
Zuſchr. erbitte unter
S 183 an die Geſchſt.
(*24278)
Mehrere Rollen mit
verſchied.
Tragfähig=
keit, Kaſtenwagen, 1
Häckſel=Maſchiue, 1
Rübenzerkleinerungs=
Maſchine billig zu verk.
Angeb. unter S 194
an d. Geſchſt (13425sg
Faft neuer Ofen
(Guß)u. Gaslampen
billi abzugeb. Näh
Geſchäftsſt. (*24199
Kl
jaſt neu, preiswer
zu verkauf. (*2445
Willy Ner
th,
Darmſt.,
Eliſabethen=
ſtr. 49. Teleph 1060
2fl. Gasherd m. Geſt.
preisw. abzug (*24470
Schützenſtr. 8, I. Iks
Schwz. Zwergpin
„Hexe” entl. G
gute Bel. abzg.
berger, Georgenſt
Vor Ank wird
Junge
u. alte Stallh4
blaue Wiener,
Wilh. Meiſel, Oz
gerie=Allee 32.
C. cch. Reick
Darmstadt
emptehlen sich zur kurzfr
Ausführ. a. Spezialarb. d. Färber”
Bleicherei, Appretur, Decd
Chemische Reinigull
gegründet 1905
Fallgsntiesenstr.148 Fheinstt.
Tel. 141
Tei. 1501 (9838.
Nummer 260
Sonntag, den 19. Geptember 1920
Seite 19
Der Flurſchütz.
Roman von Alfred Bock.
(Nachdruck verboten)
„Das Gebſchnitzige hat in ihr geſteckt,” ſagte der Balthaſar
öckel, ein Vetter des Flurſchützen. „Wart, wann war’s dann?
a, den erſten Advent. Da ſein ich ihr drunten am
Wittges=
rn begegnet. Und da trug ſie in der Schürz Nußkern und
peckſtückcher auf die Futterplätz. Dernachert hatte ſie ſo ihr
reud dran, wann die Meiſen kamen und die Baumläufer.”
„Wer gegen das Menſchenvolk weichmütig iſt, iſt’s auch gegen
18 Vieh,” gab die Ortsdienerin ihre Meinung kund.
„Gell, Sonntag hat ſie ſich gelegt?” fragte die Sägmüllerin.
„Jawohl,” verſetzte der Flurſchütz.
„Man ſagt als, wann ſich eins den Sonntag legt, ſteht’s
cht wieder auf.”
Der Witmann ſchüttelte den Kopf: „Ich geb' nix dadrauf.”
„Sag das nicht,” tat der Bettelkaſpar klug, „8 heißt auch,
ann ein Baum im Jahr zweimal blüht, ſtirbt eins aus dem
aus. No und dieſen Herbſt dein Quetſchenbäumchen? Das
ifft doch zu.”
„Ich geb nix darauf,” wiederholte der Flurſchütz ärgerlich.
„Ich mein als,” miſchte ſich die Schnappersgritt ins
Ge=
räch, „die Marie hätt ſich die vorvorige Woch bei der Wäſch
tviel getan. Da hat ſie während in der „Näſſ geſtanden und s
ar ihr ſchon hundsſchlecht.”
„Was hilft das Klabern hinterher?” ſagte der Ortsdiener
id ſchielte nach der offenen Küche, woher ihm ein angenehmer
uſt in die Naſe ſtieg.
Der Katzenhannes, der ein großer Schlemmer war, ſprach
alblaut vor ſich hin:
„Weckſupp, Fleiſch und Hirſebrei
Eßt mer und trinkt Bier debei.”
Die Gritt verſtand die Anſpielung, humpelte in die Küche und
chtete gleich darauf Weckſuppe, Rindfleiſch und Hirſebrei an.
er Flurſchütz ſelber ſchaffte das Bier herbei. Mit gutem
ppetit machte man ſich über das Eſſen her, und das Lagerbier,
ns man in langen Zügen trank, ließ die Trauerſtimmung bald
erſchwinden. Als abgegeſſen war, rückten die Männer
zuſam=
ien und zündeten ihre Pfeifen an. Die Frauen ſuchten die
Bank am warmen Kachelofen auf. Von der Verſtorbenen wurde
nicht mehr geſprochen.
Der Balthaſar Röckel erzählte, er wolle am andern Tage
ſchlachten. Jetzt im Winter war die rechte Zeit dazu. Selten,
daß einem Bauer auf der Tenne noch etwas zu dreſchen
ver=
blieben war. Die Feldarbeit ruhte, höchſtens fuhr man den
Dung hinaus. Man ſprach von der Herbſtſaat und von dem
Schaden, den die Mäuſe angerichtet hatten. Endlich brachte der
Ortsdiener die Rede auf den Grenzſtreit zwiſchen den
Eſchen=
rödern und den Weißenbörnern, der kürzlich auf ſonderbare
Weiſe zum Austrag gekommen war. Nachdem die Parteien
jahrelang eine Maſſe Geld verprozeſſiert hatten, beſchloſſen ſie,
ohne Gericht und Advokaten einen Vergleich zu ſchließen. Zu
dem Behuf wurden aus Eſchenrod und Weißenborn je fünf
Schiedsmänner beſtellt. Der Sägmüller und der Balthaſar
Nöckel waren auch dabei. Im Adler zu Weißenborn ſollte die
Sache geſchlichtet werden. Die Weißenbörner waren zuckerſüß
und wußten den Eſchenrödern nicht genug Ehre anzutun. „Was
nutzt das Gezänk?” ſprachen ſie hehlings, „trinkt erſt, ihr Leut;,
trinkt.‟ Die Eſchenröder, der Sägmüller und der Balthaſar
Röckel voran, ließen ſich das nicht zweimal ſagen und tranken,
bis ſie ſternvoll waren. Jetzt zogen die ſchlauen Weißenbörner
ein Schriftſtück heraus. Das ſollten die Schiedsmänner von
Eſchenrod unterſchreiben. Und ſie gingen auf den Leim, der
Sägmüller und der Balthaſar voran. Andern Tags wurde es
kund; ſie hatten die ſtrittige Gewann den Weißenbörnern
zu=
geſprochen. Die Eſchenröder waren fuchsteufelswild und fielen
über ihre Schiedsmänner her. Aber geſchehen war geſchehen
Schließlich betrachtete man den Fall von der humoriſtiſchen
Seite und begnügte ſich damit, die Schiedsmänner zu verhönſchen
und zu verſpotten. Das geſchah auch jetzt wieder bei dem
Leichenſchmaus, ja der Katzenhannes entblödete ſich nicht, mit
ſeinem Bierbaß zu brummen:
„So Schiedsleut wie von Eſchenrod
Hat nie kein Menſch getroffen,
Die ſchlichten nicht, wann ſie nüchtern ſind,
Die ſchlichten nur beſoffen!“
Der Sägmüller und der Balhaſar Röckel waren wütend und
tranken in ihrem Zorn mehr als ſie vertragen konnten. Es
währte nicht lange, ſo erhob ſich ein Spektakel, wie er im
Wirts=
haus gang und gäbe war.
Der Bettelkaſpar hatte ſich den Frauensleuten zugeſellt und
tiſchte ihnen allerhand Spukgeſchichten auf. Das war ſein Feld.
Ueber den Michelsteich hatte er einen Irrwiſch fliegen ſehen
und hatte ihm nachgerufen:
Irrwiſch brennſt wie Hawwerſtroh,
Komm und leucht mir aach e ſo;
Wann du mich kriegſt vor der Tür,
Därfſt du mir geben ein: Tritt hinne für.”
Die Weiber lachten, der Bettelkaſpar aber ſagte ganz
ernſthaft:
„Da iſt nix zu lachen. Hat doch der Pfarrer erſt neulich
gepredigt: viele Dinge, gibt es zwiſchen Himmel und Erde,
wovon eure Menſchweisheit ſich nichts träumen läßt.”
„Das iſt wahr,” bekräftigte die Sägmüllerin, „ich brauch bloß
an die Geſchicht: mit dem rote Kuhlche zu denken.”
„Was war’s mit dem rote Kuhlche?” ging man ſie an.
Die Sägmüllerin ſetzte eine gewichtige Miene auf.
„Ich ſein doch von Gonterskirchen. Da iſts paſſiert. Und
ich habs rote Kuhlche gut getannt. Das war ein Eiterbiſſer,
ein roher Rüppel, ſchlug ſeine Frau und riß ſie an den Haaren
herum. Die Frau duckt’ ſich und war mausſtill. Aber die Haar'
hat ſie aufgehoben, die der Unfläter ihr ausreißen tat. Wies
Kuhlche — zum Glück — geſtorben war, ſpricht die Frau: „Weil
du mich ſo mißhandelt haſt, ſollſt du im Grab keine Ruhe
haben!” Und legt ihm den Bützel Haar unter den Kopf. Nu
wird er begraben. Auf einmal tuts da drunten ein Krach. Die
Mannsleut ziehen den Sarg herauf und gucken nach. Gott ſei
bei uns! Hat ſichs Kuhlche herumgedreht und liegt akrat auf
m Geſicht. Da haben ſie den Haarbützel weggetan, daß er
etzener doch ſeine Ruh haben ſollt.”
Die Weiber überlief es kalt, und der Bettelkaſpar tat ein
übriges, ihnen das Gruſeln beizubringen.
Drüben bei den Männern zahlte eben der Sägmüller die
Hänſeleien des Ortsdieners mit doppelter Münze heim und
be=
rührte Vorkommiſſe aus der Amtstätigkeit des Dorfpoliziſten,
die dieſen in ein ſchiefes Licht ſtellten. Um ein Haar, und die
beiden wären aneinander geraten. Da winkte Jakob, der
„Maler”, ſeinem Vater mit den Augen zu. Dieſer erhob ſich
und gab damit das Zeichen zum allgemeinen Aufbruch.
Auf der Straße ſchimpfte der Sägmüller über das
knick=
ſerige Leid. Der Flurſchütz, der Knauſer, habe nicht einmal ein
Kännchen Branntwein ausgegeben. Der Ortsdiener, deſſen
Ge=
reiztheit gegen den Schiedsmann mit einem Male verflogen
war, ſpuckte aus und behauptete, die Weckſuppe habe wie
Spü=
licht geſchmeckt.
(Fortſetzung folgt.)
DNENIL NOa
OTA
Reiz und Anmut eines jugendfriſchen, zarten Teints erzielen und bewahren Sie durch tägliche Ereme Mouſon=Hautpflege.
die milde Creme Mouſon=Seife reinigt in ſchonendſter Weiſe das empfindliche Gebilde der Haut, während Creme Mouſon
alle Ungleſchmäßigkeiten des Teints und den läſtigen Hautglanz beſeitigt. Ereme Mouſon erhält die Haut ſammetweich
geſchmeidig un) verleiht ihr ein vornehmes, mattes Ausſehen.
In Tuben Mk. 0.40, Mk. 0.60, Mk. 0.80. in Ooſen Mk. 0.75 und Mk. 1.30, Seife Mk. 0.70
OitEIIE Moddolr Trn Z
V. 9897
Noch e
Wi heiß a
Die Waschwirkung
ist nur halb so gross we bei
richtiger Unwendung:
Persil wird kalt
aufgelöst!
Um besten nehmen Sie einen
Limer, verrühren Wersil mit der
band u. tun diese Lösung in
den gleichfalls mit kalten Ms
ser gefüllten Tessel, dann
wird die Wasche hinzugelegt
und gebocht
Sie glauber garnicht wie wich
tig der Lunkt „balt auflösen
für ein bequemes A. billiges
Waschen ist!
Zum Weichmcchen des Massers ver
rührt man vorher einige Handvoll
Genko Bleich-Sodo im Ressel-Jeh
men Sie duch zum Sinweichen nur
die altbeuäkrte Heutg Beick- Soda.
Lampenschirm-destelle
30 cm Durchm. 1,10.4
50„
2,00„
60 „ „ 2,60 „
70 „ „ 3,40„
44—2—22 alle Formen gl. Pr.
a Jap=Seide 4,80.ℳK, Ia Seid.=Batiſt1,60 ℳ
Fern ſämtl. Zubehör zur Seide paſſend, wie
Seidenfranſ; Schnüre, Rüſchen, Wickelband
uſw., ſow. fert Schirme in gr. Ausw. billig.
Spezial=Geſch. f. Lampenſchirmbedarf
Beſſungerſtraße 9.
A. Metz, einſe 2, Hermannſr
Gßſeßt
Elektr.
Bügeleiſen
2½kg —2Jahre
Garantie —
ein=
ſchl. Zuleitung
Mk. 8.50, (131714
Gustav Geilf
Holzſtraße 7,
Nieder=
Ram=
ſtädterſtr. 51.
Teleph. 2104
Pelzwaren
auf Wunsch Teilzahlung
Lederbekleidung, Herrenhüte, Schirme
große Auswahl
billige Preise 1si4e
Alfred Zimmermann
Rheinstraße 23 Eigene Kürschnerei
Die
als Schutz
aeR
A
An der bezeichneten Schwiele, einer Folge des
Senkfußes, leiden unzählige Menſchen. Sie iſt
zweifellos die läſtigſte von allen Hornhäuten auf
der Fußſohle.
Es gibt kein beſſeres Mittel dagegen als die
pneu=
meite, Spezialtype Tängs quer (ſiehe Abb.) mit
ihrem unvergleichlich weichem Luftkifſen.
Pneumette berhindert und befeitigt Schwielen,
in=
dem ſie deren Arſache beſeitigt. Die Erfolge ſind
ausgezeichnete, meiſt tritt ſofortige Schmerz:
befreiung ein.
Von der Spezialtupe Pneumette=Cängsduer
ſind über 250 000 Paare im Gebrauch. Sie
erhalten ein Paar
BTage zur Probe.
Beginnen Sie heute noch mit dem Verſuch.
Koftenloſe fachmänniſche Beratung. (13518
Verlangen Sie von Kreuzberſand Alfred Klotz,
München, gratis die Broſchüre „Fußſchmerzen”.
WilhelmWeber
Wilhelminenplatz, Ecke Sandstraße.
Empfehle mich zur Anfertigung ſämtl. vorkommender
orthopädischer Arbeiten
ſow. eleg. Geſellſchaftsſchuhe, Straßen=u. Sportſtiefel.
Geite 20
Sonntag, den 19. September 1926
Nummer 260
Aei
W. Zimmermann
Darmſtadt, Grafenſtraße 21
Enächſt Rheinſtr
Vom Guten das Beste!
Reinhardts la.
Schlitzen
geſetzl. geſch. unter Nr. 232 081
Arezon=Kernſeife,Arezon=Schmierſeife,
Arezon=Waſchextrakt mit Schnitzelſeife,
Arezon=Bleiche, Seifenpulver, ſowie
ſämtliche Waſch= und Putzartikel für
Groß= und Hausbezug frei Haus
Spezialität:
Schlitzer Leinen, Weißzeug,
Küchen=
wäſche, Bade= und Frottiertücher
Schlitzer Seifen-Depot (10064a
Heidelberger-
L.Copplcus straße 70
Poſikarte genügt / 7 Nach auswärts franko
Wer probt, der lobt!
Des deutſchen Volkes
Freiheit bleibt ein Traum
wenn weite Kreiſe glauben, daß die
ausländiſchen Erzeugniſſe beſſer und
billiger als die deutſchen ſeien, und Schulbild, in Sprachen
das Geld ins Ausland geben. An ebenf. Kenntn.,perfekte
Gediegenheit der Arbeit und
Preis=
würdigkeit ſind die Erzeugniſſe der
deutſchen Automobil=Induſtrie dem im Karteiweſen erf., im
Ausland ebenbürtig und überlegen.
Mit an erſter Stelle ſteht
Mau
Miet=Klaviere
A. W. Zimmermann
Darmſtadt, Grafenſtraße 21
Auächſt Rheinſtr
120 P8.
SABPS.
O35 P8.
4995 Mark
6975 Mark
9800 Mark
inkl. 5facher Bereifung, Vierradbremse, Allwetterkarosserie
hochwertiges, ausgeprobtes Eabrikat
Generalvertretung:
Autovark „Süd‟ W. Zelder, Darmstadt
Größte und leistungsfähigste Auto-Reparatur-Anstalt am Platze, unter neuer
fachmännischer Leitung.
(13506
Vt
Weiblich
AaA
Preis des offenen Vierſitzers 5950.— R.=M
Der Innenſteuer Limuſine 7200.— R.=M.
Mit 6facher Ballonbereiſung 775X145.
Aga wird endgültig weiterfabriziert.
Verlangen Sie Angebot u. Vorführung
Generalvertreter: (11776a
Techniſches Büro „Heß
Darmſtadt / Elifabethenſiraße 52
Mill Ber
Spenglerei und Installation
Autogen-Schweißerei
empfiehlt sich zur Ausführung
sämtlicher ins Fach schlagenden
Arbeiten, bei billigst. Berechnung.
Kostenvoranschläge unverbindlich
Lager in Gasherden, Badeöfen
und Badewannen.
Wohnung:
Pankratiusstrasse 26½, I.St.
Telephon 2013. (13500
Werkstatt: Kranichsteinerstr. 8½
Geb., ſer. Damem. höh.
Stenotypiſt , 180Silben,
m. all. Büroarb., auch
Verk bew., ſ. geg. beſch.
Geh. Stell. Gefl. Ang.
u. T 7 Geſch. (*24482
Geb. Dame
lange i. Ausl. tätig,
perf. im Haush. und
Pflege, ſucht paſſend.
Wirkungskreis b. ält.
Ehep., einz. Dame v.
Herrn. Ang. u. 8 231
an die Geſch. (*24424
Tücht. Alleinmädchen
(24 Jahre) in allen
Hausarb. bew., ſucht
z. 1. 10. paſſ. Stell.
in nur kinderl. chriſtl.
Haush Gute Zeugn.
vorh. Näh. bei Petri,
Poſtſchaffner, Stadt=
Allee 59 (*24407
Jg., kautionsfäh. Mann,
für alle Arbeiten ſehr
gut geeignet, intellig.
Auftreten, ſucht
Vertrauensſtellung
Angebote unter T 4
Geſchäftsſt. (*24474
ASfene EteilenK
Weiblich
Ordentliche
Putzfrau
2mal wöchentl. 2—3
Stund. u. z. Waſchen
ſucht Zintel,
Rhein=
ſtraße 8, H. I.
Vorzu=
ſpr. v. 10 U. ab. /*24469
Frobel-Seminar
Saalbaustraße 8
(*24417
Bildungsanſtalt für Fröbelſche
Erzieherinnen und Kindergärtnerinnen
Dienstag, 12. Oktober beginnt ein neuer Kurſus.
Anmeldungen werden Montags und Donnerstags
von 2—4 Uhr Bismarckstr. 18 entgegengenommen.
Proſpekte jeden Vormittag
Die Vorſteherin:
in der Anſtalt
Saalbauſtraße 8 zu erhalten.
Th. Schultz=Gora.
Natürliche
Mineralwäſſer
aller gebräuchlichen Quellen
Bilin — Brückenau — Dürkheim
Ems — Fachingen — Friedrichshall
Gießhübl — Homburg — Karlsbad
Kiſſingen — Lamſcheid — Lauchſtädt
Levicv=Marienbad=Mergentheim
Mondorf — Neuenahr — Ober=Salz
brunn — Ofen (Apenta u. Hunyadi
Janos) — Salzſchlirf — Vichy
Weilbach=Wiesbaden=Wildungen
u. a.
(12597a
Kaiſer Friedrich Quelle Offenbach a. M.
Martin Jahn, Darmſtadt
Pallaswieſenſtr. 30
Telexson 305
Tragen Sie ſchon
Umſtands=Binden
mit Einſatzteil, porös
Reform=Leibbind.
Büſtenhalter uſw.
Niederlage: ( 24492
Bismarckstr. 48
Verkauf zu Originalfabrikpreiſen.
F
Der Amateurphotograpb
Bvergleiche einmal die Arbeit des Fach=
Omanns mit der des Nichtfachmnanns und C
er kommt nur noch in (*24409 C
Faller’s=Atelier, Ballogplatz 6
Toreingang. — Sonntags geöffnet!/4
M0f05
PalSS!
Haushält.! Weg
Aufg. m. frauenloſ.
Haush. ſuche ich für
m. langi., durchaus
zuverl. Haushälter.
evgl., 46 J. alt), die
wirkl. zu haushalt.
u. gut büirg zukoch
verſt., ähnl. Stelle
beſſ. frauenl.
Haus=
halt. Ang. u.. W462
an Ann=Exped. D.
Frenz, G. m. b. H.,
Mainz. (TV,13487
Weißnäherin
beſtempfohl., perfekt,
Neuanfert. u. Ausb.
hat noch Tage frei.
Gefl. Ang. unt. S 240
an die Geſch. (*24429
Ehrl., fleißig. Mädchen,
das gut kochen, ſowie
ſämtl. Hausarbeiten
vorſtehen kann, ſucht
bei älteren Leuten in
ruhig, Hauſe tagsüb.
Stellung ab 1. Okt.
1926, Angeb. unt. T 2
an d. Geſchſt. (*24476
m
Darne, in all. hausl.
Arb. bew., ſ. Stellg.
in frauenloſ. Haush.
Zeugniſſe vorh.
An=
geb. u. S 250 an d.
Geſchäftst. (* 24463
Perf. Weißzeugnäherin,
die auch akurat
aus=
beſſert empfiehlt ſich.
Ref. ſt. zu Dienſten.
Zu erfrag. in d.
Ge=
ſchäftsſtelle. (*24464
Mädchen ſ Stellung
zu Kindern als
Zweit=
mädchenin beſſ. Hauſe
Angeb. u. S 244 an
die Geſchſt (24449
Mann
Junger Mann ſucht
Stelle als
Stenotypiſt
auch ſtndenw.
Ange=
bote erbeten u. 8 234
an die Geſch. (524427
Sung. Kaufmann
6 Klaſſ. Realgymua
1 Jahr Handelsſchule,
3 Jahre Lehrzeit in
Textilwarenfabr. des
Vat. i. Süddeutſchl.,
ſucht zur Weiterbild.
Poſten in Textilbr.
bei beſch. Anſprüchen.
Gefl. Zuſchr. erbeten
unter § 243 Geſchſt.
*24448)
A. W. Zimmermann
Darmſtadt, Grafenſtraße 21
jächſt Rheinſtr
Halfel.
ſchein 2 u. 3b, ſucht
Stellung, übernimmt
auch andere Ar; eit be
mäßigen Anſprüchen
Angeb. u. S 233 an
die Geſchit. (*24126
erhalten gegen weitgehendste Zahlungserleichterung
ohne jeden Preisaufschlag: Bettstellen,
Spiralma-
tratzen, Auflegematraizen, Veckbetten, Kissen,
Waschkommoden, Nachtschränke, Kleider- und
Spiegelschränke, Küchenschränke, Vertikos, Tisch,
und Stühle, Trumeans, Schreibtische,
Bücher-
schränke, Büfetts, Standuhren, Spiegel, Bilder,
Bettvorlagen, Steppdecken, Dirans, Chaiselongues,
Flurgarderoben sowie sämtl. Kleinmöbel, ebenso
vollständige Woluungseinrichtungen in nur solider
gediegener Ausführung bei billigster Berechnung und
bietet Ihnen mein über 29 Jahre bestehendes
Unter-
nehmen, mein ständig wachsender Kundenkreis die
beste Gewähr für meine Leistungsfähigkeit. leh bitte
um gefl. Besichtigung meines reichhaltigen Lagers,
um sich von der Auswahl und Preiswertigkeit zu
überzengen.
Adam Karn Nachf.
Inh.:
Friedrich Eissenhauer
Darmstadt, nur Bleichstr. 51, n. d. alten Bahnhof
Offene Auszeichnung (11372a) Kostenlose Lagerung
Für unſere
Ab=
teilung (13467
Beſchäftigungen.
Beſellſchaftsſpiele,
Jugendſchriften
ſuchen wir eine
ſachkundige oder
befähigte jüngere
9. Fair & Göhne.
Damen
die bei Privaten ber.
eingef. ſind, z.
Mit=
nahme ein.
leichtver=
käufl. Modeartik. geſ
Näh. Geſchſt. (*24434
Aelt. Alleinmädchen,
welch, ſelbſtänd kocht,
geſucht. (*24383s9
Wilhelmſtr. 23, I
Beſſ tücht. Mädchen
in klein. Haushalt bis
nach d. Spül. geſucht.
Viktoriaſtr. 30, I.
(*24490)
Solid. tücht. Mädchen
geſ. vorſt. u. 10 Uhr.
Heinrichſtr. 68. (524442
Alleinmadch.
im Kochen bew. mit
Zeugniſſ. geſ. Ernſt=
Ludwigſtraße 18, II.
KMid6
Durchaus zuverl
un=
abh Frau od. Mädch.
für alle Arb. b. n. d.
Spülen geſ. tagsüb.
Näh. Geſchſt. r24413
Buverläſſ.
ehrliche Berſon,
die auch etw. kohen
kann, täglich einige
Std bis u. d Srülen
in kl. Hausl) geſucht.
Näh. Geſchſt. (*24502
Dierker’s Privat=Handelsſchule
gegr. 1899
Schulſiraße 3, I. Telephon 3249
Aelteſſes Inſtitut am Platze
Das Winterſemeſter beginnt am 4. Oktober
Gewiſſenhafte Ausbildung für den kaufm. Beruf für
Damen und Herren in Tages= und Abendkurſen.
in Schönſchreiben, Buchhaltung, Reichs=
Einzelfacher Lurzſchrift. Maſchinenſchreiben jederzeit.
Anmeldungen rechizeitig erbeien. 12108a
Wir suchen per 1. Oktober od. 1. Nouember
tüchtige, branchekundige
Verkäuferinnen
für unsere Abteilungen
Damen-Konfektion, Kleiderstoffe
Seidenstoffe, Weißwaren
Gebr. Rothschild
G. m. b. H.
(13295 mg
Köchin
äußerſt preiswert (12821a
W. Zimmermann
Darmſtadt, Grafeniraße 21
nächſt Rheinſtr. W
tüchtig Mädchen, das
kochen u. backen
ver=
ſteht, ebenſo fleißiges
gewandtes (*24396s9
Hausfädchen
geſucht. Ang. unter
S 223 Geſchäfteſt
Br. tücht, geſetztes
Mädchen, in Küche
u. ſorgfält. Hausarbeit
erf, zum 1. Okt. geſ.
Vorzuſt. Wittmann=
(*24320
ſtr. 17, II.
Lehrmädchen
auf kaufm. Büro ſof.
geſ., mögl. nicht mehr
ſchulpflichtig. Schriftl.
Angeb. u. S 248 an
die Geſchſt. (*24461
13490
Karlstraße 39.
Stütze
zu älterer Dame nach
Worms geſucht.
An=
geb. mit Zeugniſſen
unt. T 19 an d
Ge=
ſchäftsſtelle. (13519
Braves Mädchen als
Aushilfe geſ. (*24436
Mühlſtraße 37, part.
Jung., fleiß. Mädch.
v. Lande, das ſchon
in Stellg, war, gute
Zeugniſſe beſitzt, zum
Okt. geſ.
Heinrich=
ſtraße 69. (*24447
Männlich
Klavierſpieler
f. Samstags u.
Sonn=
tags u. während der
Meſſe tägl. geſucht.
Nühlſtr. 37. (*24435
Fleißiger, zuverläſſig.
ledig, m Führerſchein
2 und 3h, der auck
ſonſtige Nebenarbeit,
verrichtet, von
Metz=
gerei per ſofort
ge=
ſucht. Angebote mit
Gehaltsanſprüchen b
freier Koſt und
Woh=
nung ſind zu richten
unter U 5o6 an die
Geſchäftsſt. (13335g0
Geſucht ſofort
an allen Orten fleißige, ſtrebſame
Perſonen zur Uebernahme einer
Trikotagen=u. Strumpfſtrickerei
auf unſ. Feminaſtrickmaſchine. Leichter
u. hoher Verdienſt Günſt. Bedingung
Vorkenntniſſe nicht erforderl. Proſpekt
(fV 13119
gratis und franko.
Trikotagen= und Strumpffabrit
Neher & Fohlen, Saarbrücken 3
Generalvertretung
für behördl. begutackteten, glänzend
aufgenommenen Haushaltsartikel an
ſeriöſen Herrn
zu vergeben.
Geboten werden außer nachw. hohem
Gewinn laufend feſte Zuſchüſſe. —
Intereſſenten, welche über Mk. 300-,
welche ſichergeſteilt werden, verfügen,
wollen ſich Montag oon 10—5 Uhr bei
Herrn Füttner, Hotel Darmſtädter
Hof, vorſtellen.
(1. 13489
Süddeutſche Mühle ſucht einen tüchtigen Vertreter, der
in Darmſtadt und Umgebung gut eingeführt iſt, zum
Verkauf von feinen Weizen= und Roggenmehlen. Die
Firma iſt bereits ſeit langen Jahren dort eingeführt.
Angebote mit Lebenslauf, Zeugnisabſchriften und
Ge=
haltsanſprüchen, aber nur von Bewerbern, die
nach=
weislich mit Erfolg in der Branche gearbeitet haben,
ſind zu richten unter 5 246 an die Geſchäftsſt. d. Bl.
Stadt=Reiſender
f gutgeh. Gebrauchs=
Artikel geſucht. Gefl.
Adreſfe unter T. 5
an die Geſchäftsſtele
dieſes Blattes /*23473
gebleidet ardd!
Zu beziehen durch:
Karl Herzberge
Vertreter geſuchtm
Höhſte Verdienſtmöglichkeiten durck
proviſionsweiſen Verkauf unſerer
Lichtreklame=Artikel
Transparent=Laternen, Leuchtplakate
automat. Blink= u. Schaltuhren, Re
klame=Scheinwerfer, Diapoſitive).
Leichter Verkauf. Hohe Proviſion
Für alle Firmen, Läden, Lokale
Etagengeſchäfte etc, paſſend. Branche.
kenntn. nicht erforderl. Auch bequem
Nebenartikel für Reiſende, (1 I. Dr.1330.
Gebr. Diendorf, Spezialfabr. f. mod
Lichtreklame, Dresden=A. 27/3.
Wiener Firma
ſucht
repräſentative Herre
für modernen Vertrieb ſeriöſen Artikels
nachgewieſene Adreſſen. Büroraum u
Kaution bis zu 1000 Mark, die beidortig
Großbank deponiert bleibt, erwünſcht Naſe
Zuſchriften unt „DauernderVerdienſt476
an Haaſenſtein & Vogler A. G., Wien
Schulerſtraße 11.
(TV.134
Wir ſuchen tüchtigen, zielbewußten Herr
mit Organiſations=Talent u. ca. 500—1000.
f. Auslief.=Lager zur Leirg. einer ſelbſtändif
Vertriebsſtelle 2
Monatsverdienſtca.890.—M!
nachweisbar u. mehr. Branchekenntn. u b
Räumen. erf. Wohnſitz gl. Ang. an The
G. m. b. H., Leipzig=R., C 1. (II. Dr.133
Hermittien
geſucht, die Schilder eines bedeutend
Sportverbandes an Hotels uſw. abſetze
Ausgezeichneter Nebenverdienſt, kein Riſi,
wenig Mühe. Angebote unter 13380
(II. Bln. 134
an Ala, Berlin W. 35.
Suche beſtensein
geführte
Vertreter
für den Verkau
meiner Original
marken. Offerter
a. JohannArnoli
Generalvertr. de
Fa. H. W. Schlichte
Steinhagen,
Frankfurt a. M.
Niddaſt. 60. (T 1348
Hirndeck
werden in Penſi
genomm „Sehr g:
reichl. Verpflegur
Gewiſſenhafte Ueb
wach ung. FeinſteE.
pfehlung. E. Solde
Kiesſtr. 58, I. (*244
m
Hobelbänke und
Werkzeugſchränke
abzugeben. Arheilg
ſtraße 33. (*24
Saemoniam=
A. W. Zimmermann
Darmſtadt, Grafenſtraße 21
ZE nächſt Rheinſtr