Darmstädter Tagblatt 1926


19. September 1926

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Einzelnummer 15 Pfennige

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Sonntag, den 19. September 1926. 189. Jahrgang
Nummer 260

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Kommiſſionsberatungen in Genf.

Wann?
Von unſerer Berliner Redaktion.
Herr Briand iſt bereits wieder in Paris eingetroffen. Auch
die deutſche Delegation rüſtet ſich zum Auſbruch. Sie wird aller=
dings
nicht geſchloſſen zurückkehren. Der Staatsſekretär der
Reichskanzlei Dr. Pünder, iſt der erſte, der ſeine Sachen gepackt
hat. Er wird ſchon in der Nacht zum Sonntag in Berlin er=
wartet
. Der größte Teil der Delegation kommt am Montag
und der Außenminiſter ſelbſt ſpäteſtens Mitte der kommenden
Woche, ſo daß dann die Beratngen zunächſt im Kabinett und
dann mit den einzelnen Dezernenten vor ſich gehen können.
Herr Squerwein hat im Matin in überraſchend freund=
licher
Form ſich zu dem ganzen Komplex der deutſch=franzöſiſchen
Verhandlungen eingeſtellt, ſachlich aber wenig Neues geſagt.
Was über den Inhalt der Verhandlungen angedeutet werden
konnte, iſt an dieſer Stelle ſchon ſeit Wochen formuliert worden.
Der weitere Verlauf wird davon abhängen, ob es Herrn Briand
gelingt, wenn nicht den Miniſterpräſidenten Poincaré, ſo doch
den Finanzminiſter Poincaré davon zu überzeugen, daß ohne
deutſche Beihilfe an eine Finanzierung der franzöſiſchen Wäh=
rung
nicht zu denken iſt und daß Deutſchland wieder die Hilfe
nur leiſtet gegen umfangreiche politiſche Konzeſſionen, die auf
eine beſchleunigte Räumung des geſamten beſetzten Gebietes
und der Saar hinauslaufen, wobei nicht zu überſehen iſt, daß
auch die Frage der Militärkontrolle eine Rolle ſpielt. Die Ab=
berufung
der Militärkontrollkommiſſion wird wohl kaum noch
große Schwierigkeiten bereiten, aber die dann einſetzende Kon=
trolle
des Völkerbundes in den Formen des Inveſtigations=
protokolls
, ſo wie es der Völkerbund ſchnell vor unſerem Ein=
tritt
noch beſchloſſen hat, iſt für uns umtragbar. Herr Briand
müßte alſo nach der Richtung noch Zugeſtändniſſe machen, daß
dieſem Protokoll die antideutſchen Giftzähne ausgebrochen wer=
den
. Wieder wird es dabei ſo ſein, daß er ſelbſt keine Bedenken
trögt, ebenſowenig wie er gegen die Rückgabe Eupen=Malmedys
etwas einzuwenden hätte. Er ſitzt aber im Kabinett nicht nur
mit Poincaré, ſondern auch mit Herrn Marin, Barthout und
Tardien zuſammen, deren Widerſpruch nun zu überwinden ſein
wird, wenn Poincaré die Ueberzeugung gewinnt, daß die Ret=
tungsaktion
für den Franken ohne Deutſchland nicht zu machen
iſt. Am Dienstag ſoll der erſte Kabinettsrat in Paris ſein, der
im Anſchluß an das Expoſé Briands über ſeine Beſprechungen
mit Dr. Streſemann vielleicht ſchon ein zuverläſſiges Baro=
meter
für die Prüfung der Stimmung innerhalb des franzöſi=
ſchen
Miniſteriums abgibt. Gerade nach den Erfahrungen, die
wir bisher gemacht haben, ſcheint nichts unzeitgemäßer zu ſein,
als ein voreiliger Optimismus, der Zukunftshoffnungen ſchon
als Gegenwartstatſachen betrachtet. Wir begrüßen es deshalb,
daß auch der Vorwärts die Schwierigkeiten, die im franzöſi=
ſchen
Miniſterium liegen, in einem Genfer Telegramm ſachlich
feſtſtellt und dabei zu dem Ergebnis kommt: Unter dieſen Um=
ſtänden
dürfte Briand das klare Verſprechen einer Räumung
der beſetzten Gebiete bis zu einem beſtimmten Termin nicht ab=
gegeben
haben. Er wird lediglich in ſeiner Unverredung mit
Dr. Streſemann ſeine grundſätzliche Bereitwilligkeit zu erken=
nen
gegeben haben, das Problem einer früheren Räumung vor=
urteilslos
zu prüfen und Verhandlungen mit Deutſchland und
den übrigen Rheinpaktmächten von Locarno zu einem die deut=
ſchen
Wünſche befriedigenden Abſchluß zu bringen. Wir glau=
ben
, daß darin in der Tat der ganze tatſächliche Niederſchlag
der Unterhaltungen von Thoiry zuſammengefaßt iſt. Dann aber
verſteht es ſich von ſelbſt, daß noch Monate vergehen, bis nicht
nur eine formelle, ſondern auch eine ſachliche Einigung über
die Verbindung von Militärkontrolle, Räumung des beſetzten
Gebietes, Rückkaufes der Saargruben und Eiſenbahnobligatio=
nen
um nur die weſentlichſten Punkte zu nennen, denn die
Froge des deutſch=franzöſiſchen Handelsvertrages ſpielt da auch
natürlich hinein zuſtande kommt.
* Das Berliner Echo.
Die Aufnahme des Genfer Communiqués in der Berliner
Preſſe iſt, wie ſich das eigentlich von ſelbſt verſteht, ſehr zurück=
haltend
. Von links her glaubt wan allerdings bereits den
Enderfolg in den Anfang hinein imterpretieren zu können, wäh=
rend
auf der Rechten ſtarke Skepſis beſteht, die vor allem die
Sorge ausdrückt, ob der Preis nicht zu hoch iſt, den wir zahlen.
Alle aber behalten ſich ihre endgültige Stellungnahme vor, bis
ſich das Geſamtwerk überſehen läßt. Der Vorwärts deutet
an, daß das ſchon am 1. Oktober möglich ſei. So raſch wird
aber die Entwicklung vermutlich kaum gehen. In amtlichen Krei=
ſen
, wo bisher nur ein kurzes Telegramm des Außenminiſters
vorliegt, rechnet man damit, daß Dr. Streſewann früheſtens
Mitte nächſter Woche in Berlin eintrifft und dann das Kabi=
nett
unterrichten wird, um deſſen Zuſtimmng zu erhalten.
Dann erſt iſt die Grundlage für die Einzelberadung gegeben, die,
eben weil der Komplex ſehr umfangreich iſt, ſich ſehr lange hin=
ziehen
kann. Inwieweit das Parlament in dieſem Vorſtadium
mit der Sache befaßt wird, wird ſich erſt nach der Rückkehr des
Außenminiſters entſcheiden. Vermutlich wird der Auswärtige
Ausſchuß einberufen. Es iſt aber fraglich, ob bei der immerhin
doch durchlöcherten Vertraulichkeit Dr. Streſemann ſich wird
entſchließen können, viel zu ſagen, ohne dadurch das Endergeb=
nis
zu gefährden. Das wird natürlich auch davon abhängen,
wie weit in Paris das Geheimis gewahrt bleibt und ob nicht,
wie ſchon ſo oft, die deutſche Oeffentlichkeit auf dem Umeg
über die Pariſer Preſſe ſtark gefärbte Einzelheiten erfährt, die
dann auch die deutſche Regierung nötigen, aus der Reſerbe her=
auszutreten
.

Das Abrüſtungsproblem.
* Genf, 18. Sept. (Priv.=Tel.)
Aus der Kommiſſionsarbeit des geſtrigen Nachmittags ſind
eine Reihe von nicht unwichtigen Debatten hervorzuheben. So
hat in der dritten Kommiſſion der Präſident der vorbereitenden
Kommiſſion für die Abrüſtungskonferenz ſeinen lange
angekündigten Bericht über den Stand der Arbei=
ten
dieſer Kommiſſion erſtattet und unter Hinweis auf
die 108 Sitzungen der Militärunterkommiſſion die ungeheure
Arbeitsleiſtung hervorgehoben, die dort vollbracht wurde. Er
führte in ſeinem Bericht an, daß über das Datum der
Konferenz noch nichts Beſtimmtes zu ſagen iſt,
weil noch nicht feſtſteht, ob die Arbeiten der vorbereitenden
Kommiſſion im Dezember oder im Februar beendet werden kön=
nen
. Ziemlich ſcharfe Kritik übte dann an den Arbeiten der
vorbereitenden Kommiſſion der däniſche Delegierte
Munck und der norwegiſche Delegierte Lange.
Während aber Munck immerhin die Zuſammenarbeit von
Spezialiſten und Politikern in der Kommiſſion rühmte und nur
die zu eingehenden Unterſuchungen der ſogenannten potentiel=
len
Kriegsmöglichkeiten kritiſierte, ſowie auf das Fehlen Ruß=
lands
hinwies, dem man auch den Vorwand zum Fernbleiben
nehmen müſſe, gab Lange der Befürchtung Ausdruck, daß hier
eine abſtrakte Arbeit geleiſtet werde. Man hätte vielmehr den
status auo als Grundlage annehmen können. Beneſch
machte nach längerer Debatte der dritten Kommiſſion den Vor=
wurf
, daß ſie ſich zu ſehr in die Arbeiten der Vorbereitenden
Kommiſſion einmiſche, und erklärte es, ebenſo wie de Brouc=
kere
=Belgien, für die Hauptaufgabe der dritten Kommiſſion,
dafür zu ſongen, daß die Konferenz ſo raſch als möglich einbe=
rufen
werde.
Der deutſche Delegierte Graf Bernſtorff ſchloß ſich der
Kritik Beneſchs an und klärte den deutſchen Standpunkt dahin=
gehend
auf, daß Deutſchland durchaus nicht von einer irrigen
Auffaſſung ausgehe und daß es ſich durchaus bewußt ſei, ſich
auf den Artikel 16 des Völkerbundes zu ſtützen. Deutſchland iſt
nicht in der Lage, Verpflichtungen zu übernehmen, die nicht mit
ſeiner geographiſchen und militäriſchen Situation übereinſtim=
men
. Deutſchland geht alſo nicht von Konſtruktionen= ſondern
im Gegenteil von realen Verhältniſſen aus. Auch Bernſtorff
ſprach ſich für möglichſt ſchnelle Einberufung der Abrüſtungs=
konferenz
aus. Die Debatte geht am Samstag nachmittag
weiter.
Die Bedeutung des Artikels 16.
Heute vormittag trat das Ratskomitee zur Behandlung der
Frage der Bedeutung des Artikels 16 als Garan=
tie
für die Sicherheit der Staaten zuſamen. Für
Deutſchland nahm an der Sitzung Staatsſekretär von Schubert
teil. Die zur Beratung ſtehende Frage iſt, wie erinnerlich, eine
der wichtigſten Vorfragen für die Löſung des Abrüſtungspro=
blems
. Die franzöſiſche Delegation hatte in der Abrüſtungs=
Kommiſſion einen Antrag geſtellt, der darauf hinauskam, das
Verfahren nach Artikel 16 möglichſt zu beſchleunigen, daß der
Rat in kürzeſter Friſt zu entſcheiden in der Lage iſt, welche
Hilfskräfte militäriſcher, wirtſchaftlicher und finanzieller Art er
dem angegriffenen oder vom Angriff bedrohten Staat zur Ver=
fügung
ſtellen kann. Dazu liegt von Paul=Boncour und Lord
Robert Cecil ein kombinierter Antrag vor, der ein genaues Ver=
fahren
feſtſetzt. Ergänzungsanträge ſind noch von Polen und
Finnland eingebracht worden.
Um dieſe Anträge gab es heute im Ratskomitee in geheimer
Sitzung, wie man hört, eine ziemlich lebhafte Auseinander=
ſetzung
, an der beſonders Paul=Boncour mit großem Nachdruck
ſich für ſeinen Antrag einſetzte, der beſonders von Lord Cecil
und Beneſch unverſtützt wurde.
Die für heute vormittag anberaumte Sitzung der Völker=
bundsverſammlung
iſt auf Montag verſchoben worden. Heute
bleibt der ganze Tog für die Kommiſſionen reſerviert, die ſämt=
lich
im Völkerbundsſekretariat Sitzungen abhalten.
Die Tragweite des franzöſiſchen Antrags.
Das Ratskomitee hat heute nach längerer Debatte beſchloſ=
ſen
, dem Generalſekretär neue Ergänzungsfragen vorzulegen,
um über die Tragweite des franzöſiſchen Antrages auf Beſchleu=
nigung
der Hilfsmaßnahmen des Völkerbundes für einen ange=
griffenen
Staat Klarheit zu gewinnen. Die Fragen, die dem
Generalſekretär unterbreitet werden, betreffen die verſchiedenen
Gelegenheiten, bei denen der Rat einberufen worden iſt, um ſich
mit internationalen Kriſen zu beſchäftigen, die Maßnahmen,
die in jedem einzelnen Falle ergriffen worden ſind, die Schwie=
rigkeiten
, die ſich ergeben haben und weiter wird der General=
ſekretär
gefragt, welche Anträge er zur Verbeſſerung des Verfah=
rens
zu ſtellen hätte, ob die Verkehrsverbindungen genügend
wären, und wenn nicht, warum. Schließlich wird der General=
ſekretär
erſucht, allgemeine Bemerkungen und eine Art von
Gutachten zu erſtatten, über zwei wichtige Punkte des franzöſi=
ſchen
Antrags, nämlich 1. das Studium der Methoden zur Be=
ſchleunigung
des Erlaſſes der Ratsentſcheidungen, um den Ver=
pflichtungen
nach Artikel 16 des Völkerbundspaktes Geltung
zu verſchaffen, 2. die Mittel zur Vervollkommnung der telegra=
phiſchen
und telephoniſchen Verbindungen Genfs mit den ver=
ſchiedenen
Ländern. In der nächſten Sitzung des Komitees, die
Montag oder Donenrstag ſtattfinden wird, ſoll de Brouckäre Be=
richt
erſtatten, inwieweit die Beſchlüſſe der Verſammlung von
1921 zur Durchführung des Artikels 16 dem Sinne des erſten
der genannten franzöſiſchen Anträge bereits genügen.

Die Woche.

Dem feierlichen Auftakt der Aufnahme des Deutſchen Reichs
in den Völkerbund iſt eine Woche ernſter politiſcher Arbeit ge=
folgt
. Während die 7. Völkerbundstagung nach außen hin im
Zeichen rauſchender Feſte ſtand, haben zwiſchen dem deutſchen
und dem franzöſiſchen Außenminiſter Verhandlungen ſtattgefun=
den
, deren Bedeutung kaum zu hoch eingeſchätzt werden kann.
Nicht etwa, als ob wir von den deutſch=franzöſiſchen Beſprechun=
gen
, insbeſondere der ausgiebigen Unterhaltung von Thoiry.
endgültige Ergebniſſe erwarteten. Dazu ſind die Schwierig=
keiten
denn doch zu groß, insbeſondere wenn man den Rahmen
ſo weit ſpannt, wie das offenbar in Genf der Fall war. Daß der
Friede Europas und eine gedeihliche wirtſchaftliche Entwicklung
unſeres Erdteils eine weitgehende deutſch=franzöſiſche Verſtändi=
gung
auf breiteſter Grundlage zur Vorausſetzung hat, iſt eine Er=
kenntnis
, von der wohl nicht nur der deutſche Außenminiſter,
ſondern auch Briand beſeelt iſt. Daran zu zweifeln, haben wir
keine Urſache. Aber in der Geſchichte der Völker und insbeſon=
dere
bei parlamentariſch regierten Staaten iſt nicht immer der
Wille einzelner Führerperſönlichkeiten das Entſcheidende. Wohl
darf Herr Dr. Streſemann ſich von dem Bewußtſein tragen laſ=
ſen
, daß, ſoweit es ſich um die grundſätzliche Einſtellung zum
Kurs ſeiner Außenpolitik handelt, die überwältigende Mehrheit
des deutſchen Volkes hinter ihm ſteht. Ob man das gleiche von
Herrn Briand ſagen darf, muß erſt die Zukunft lehren. Die auf=
geregten
Kommentare der Pariſer Rechtspreſſe zu den Verhand=
lungen
der letzten Woche beweiſen, mit welchem Mißtrauen man
in gewiſſen franzöſiſchen Kreiſen den Verlauf der Dinge in Genf
verfolgt. Und hinter dieſen Kreiſen ſteht der mächtigſte Mann
in Frankreich, Poincaré, Frankreichs Miniſterpräſident, trotz der
parlamentariſchen Linksmehrheit in der Kammer vom onze mai
der Mann, von dem das franzöſiſche Volk gläubig die Befreiung
von. der Valutenmiſere erhofft. Auf der anderen Seite muß feſt=
geſtellt
werden, daß Briand, deſſen Anſehen im franzöſiſchen Volk
noch vor einem Jahre ſchier unerſchütterlich ſchien, in letzter Zeit
manche Einbuße erlitten hat. Es iſt verſtändlich, daß ein Volk,
das jahrelang begeiſtert den Fanfarentönen Poincaréſcher
Kriegervereinsreden zugejubelt hat, einer nüchternen Realpolitik
zunächſt nur ſchwer zugänglich iſt, insbeſondere ein Volk von dem
Charakter des franzöſiſchen. Dazu kommt, daß ſich die Verhält=
niſſe
für Frankreich geändert haben, daß ſeine gepanzerte Fauſt
nicht mehr das ſchwere Gewicht beſitzt wie in den erſten Nach=
kriegsjahren
, nachdem es den Engländern gelungen iſt, die eigene
Stellung gegen den franzöſiſchen Freund ganz erheblich zu ver=
beſſern
und zu ſichern. Frankreichs Gloire iſt etwas verblaßt
und man macht in gewiſſen franzöſiſchen Kreiſen ſehr zu Un=
recht
den Mann verantwortlich, der für die franzöſiſche Außen=
politik
wöhrend der letzten zwei Jahre verantwortlich zeichnete.
Kein Volk reagiert empfindlicher auf jeden Verluſt an politiſchem
Preſtige wie das franzöſiſche. In der Tat hat Frankreich manche
politiſche Sorge, und daß es ſich in faſt allen Fällen um Folgen
jener Poincaréſchen Politik der erſten Nachkriegszeit handelt, die
Frankreichs Anſehen, Frankreichs Geld nicht nur in ganz Europa,
ſondern darüber hinaus in faſt der ganzen Welt engagierte, wird
von der großen Maſſe des franzöſiſchen Volkes naturgemäß nicht
ohne weiteres erkannt. Die Entwicklung der Dinge im Mittel=
meer
man denke an die Wirkung, welche die neueſte Muſſo=
liniſche
Fanfarenrede in Frankreich auslöſen mußte ebenſo
wie die Entwicklung der Dinge auf dem Balkan und im Orient,
bilden eine nicht unerhebliche Belaſtung der perſönlichen Stel=
lung
Briands. Hinzu kommit, daß England an einer wirklichen
deutſch=franzöſiſchen Verſtändigung, die ſich auch auf wirtſchaft=
lichem
Gebiete natürlich erheblich auswirken würde, durchaus
kein Intereſſe hat, ebenſowenig wie auch andererſeits die völlige
Ausſchaltung, die politiſche und wirtſchaftliche Vernichtung des
Deutſchen Reichs, wie ſie Poincaré ſeinerzeit anſtrebte, dem eng=
liſchen
Intereſſe entſprach. Man hat ſeinerzeit in England den
Sturz Poincarés begrüßt. Inzwiſchen haben ſich die Verhältniſſe
aber weſentlich geändert, und ſo wäre es kaum erſtaunlich, wenn
ſich demnächſt derſelbe Poincaré, der jetzt ſeine ganze Perſönlich=
keit
einſetzt für eine Hintertreibung der weitgeſteckten Ziele
Briands, wenn ſich der Mann des Ruhrkriegs demnächſt freund=
licher
engliſcher Unterſtützung erfreuen könnte. Was das aber
bedeutet, liegt ohne weiteres auf der Hand, wenn man ſich ver=
gegenwärtigt
, daß Poincarés Stellung ſteht und fällt mit dem
franzöſiſchen Franc!
Die Genfer Beſprechungen zwiſchen Streſemann und Briand
bilden die gradlinige Fortſetzung der Politik von Locarno. Es
wäre im europäiſchen Intereſſe zu wünſchen, wenn dieſe Politik
jetzt größere praktiſche Erfolge zeitigen würde wie während des
vergangenen Jahres. Noch immer ſind die Steine des Anſtoßes
nicht aus dem Weg geräumt, noch immer ſtehen 70 000 bewaff=
nete
Franzoſen am Rhein, noch immer ſind nicht die berechtigten
Klagen aus dem Saargebiet verſtummt.
Die Außenpolitik hat auch auf dem Parteitag der Deutſch=
nationalen
dieſe Woche eine nicht unerhebliche Nolle geſpielt.
Kein Zweifel, daß man auf der deutchen Rechten die Notwendig=
keit
erkannt hat, die Stellung zu den außenpolitiſchen Problemen
in mancher Beziehung zu revidieren, kein Zweifel auch, daß
man in Zentrumskreiſen einer erwaigen Zuſammenarbeit mit
den Deutſchnationalen nicht mehr ſo ſchroff ablehnend gegenüber=
ſteht
wie noch vor einigen Monaten. Kombinationen aber anzu=
ſtellen
über eine etwaige Regierungsumbildung erſcheint uns
denn doch noch reichlich verfrüht, ebenſo wie die Erörterungen,
die ſich an die Rede des Herrn Silverberg auf der Tagung des
Reichsverbaades der deutſchen Induſtrie anſchloſſen, mehr wie
eine theoretiſche Bedeutung zurzeit kaum haben dürften. Wäh=
rend
es auf der einen Seite eine Reihe innerpolitiſcher Probleme
gibt, die in Regierungsgemeinſchaft mit der Sozialdemokratie
für die Mittelparteien kaum lösbar erſcheinen dürften (im Zen=
trum
denkt man offenbar an das Reichsſchulgeſetz), ſind die
außenpolitiſchen Bedenken gegen einen Wiedereintritt der Deutſch=
nationalen
in die Reichsregierung durch die Verhandlungen des
Deutſchnationalen Parteitages kaum entkräftet. Auch vor Lo=
carno
hatte man den außenpolitiſchen Kurs Dr. Streſemanns
grundſätzlich anerkannt, um im entſcheidenden Moment aus der
Front herauszubrechen. Noch immer ſind in der Deutſchnatio=
nalen
Partei ſich widerſtrebende Krä
Werk und die Sicher=

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Seite 2

Sonntag, den 19. September 1926

heit für einen konſtanten Kurs nicht gegeben. Was wir aber bei
unſerer ſchwierigen außen= und innerpolitiſchen Lage anſtreben
müſſen, iſt ein ſtetiger Kurs des Regierungsſchiffes, der nicht
durch Sonderwünſche von rechts oder links gefährdet werden darf.
M.

Nummer 260

Erklärungen Briands.

Paris, 18. September.
Briand hat heute mittag die Vertreter der Preſſe empfangen
und ihnen u. a. erklärt: Ich bringe aus Genf den beſten Ein=
druck
und die größten Hoffnungen auf die Aufrichtung eines
dauernden Friedens in Europa mit. Die Wahlen zum Völker=
bundsrat
haben dort, wo man Freundſchaft für Frankreich hegt,
die lebhafteſte Befriedigung hervorgerufen. Ueber ſeine Be=
ſprechungen
mit Streſemann könne er vor der Berichterſtattung
im Kabinettsrat, der bekanntlich am Dienstag ſtattfinden wird,
keine Einzelheiten mitteilen. Indeſſen kann ich, ſo erklärte
Briand, ſchon jetzt angeben, welche Richtlinien für mich maß=
gebend
geweſen ſind für mein Vorgehen, nämlich die unverbrüch=
liche
Mitarbeit an der Sache des Friedens in Europa. Frank=
reich
hat lange Jahre hindurch hinreichende Beweiſe ſeines
Heldentums gegeben, um in dem Augenblick, wo es ſich fried=
lichen
Beſtrebungen zuwendet, auch nicht die geringſte. De=
mütigung
erfahren zu müſſen. Ich ſelbſt bin während des
Krieges Miniſterpräſident geweſen, und weiß, was ein europä=
iſcher
Konflikt an Leiden mit ſich bringt. Ich bin unbedingt und
tief innerlich entſchloſſen, alles zu tun, um mit dem Krieg aufzu=
räumen
. Ich weiß noch nicht, ob ich Streſemann vor der nächſten
Völkerbundstagung ſehen werde. Wir werden unſeren Re=
gierungen
Bericht erſtatten und dann weiter ſehen.

Ein Aufſatz Dr. Streſemanns in der Wochen=
ſchrift
LEurope Nouvelle‟.
w. Paris, 18. September.
Die Wochenſchrift VEurope Nouvelle veröffentlicht heute
eine Erklärung des Reichsaußenminiſters Dr. Streſemann, in der
es heißt: Die Reparationsfrage auf der Konferenz von Locarno
bedeutet in einem gewiſſen Sinne einen Wendepunkt im wirt=
ſchaftlichen
Leben Europas. Der Eintritt Deutſchlands in den
Völkerbund, der durch die Konferenz von Locarno vorbereitet
wurde, bedeutet ebenfalls eine erhebliche Neuerung im europä=
iſchen
wirtſchaftlichen Leben. Es liege in der Logik dieſer Ent=
wicklung
, und das habe er auch in ſeiner Rede im Völkerbund
betont, daß Deutſchland den Willen hat, aufrichtig an dem Werk
des Völkerbundes mitzuarbeiten, um einen neuen Fortſchritt in
der politiſchen und wirtſchaftlichen Verſtändigung zwiſchen den
beiden Nationen zu erzielen. Es liege auch nicht weniger im
Geiſte dieſes Programms, daß die Reichsregierung ſich bemühe,
die franzöſiſch=deutſche Verſtändigung, an der man ſeit Jahren
arbeite, zu entwickeln und enger zu geſtalten. Die gemeinſame
Anſicht des franzöſiſchen und deutſchen Außenminiſters, ſo wie
ſie offen beim Eintritt Deutſchlands ſich gezeigt hätte, ſei die
greifbare Kundgebung dieſer logiſchen Notwendigkeit geweſen.
Die Norwendigkeit der Realpolitik erfordere von Deutſchland eine
aktive und vertrauensvolle Zuſammenarbeit. Eine andere Po=
litik
der deutſchen Regierung würde gegen die Logik der Tatſachen
verſtoßen. Aber man habe das Recht, zu hoffen, daß diejenigen
Eelmente der deutſchen öffentlichen Meinung, die das Werk von
Genf noch mit Mißtrauen betrachten, dafür gewonnen würden,
ſobald man die Periode des erſten Kontakts und der Anpaſſung
an den komplizierten Apparat des politiſchen Lebens des Völker=
bundes
überſchritten habe.

Sitzung des Enquete=Ausſchuſſes.
Berlin, 18. September.
Im Rahmen der Arbeiten des EnqueteAlusſchuſſes zur Prüfung der
Wirtſchaftslage tagte geſtern der Unterausſchuß für Geld= und Kredit=
weſen
. Er beſchäftigte ſich zunächſt mit der weiteren Beratung über den
Arbeitsplan des Ausſchuſſes auf Grund eines Entwurfes zu einem
Fragebogen über die Kreditpolitik der privaten Banken, die Zinsſpanne
und die landwirtſchaftlichen Kreditfragen. Der Vorſitzende, Dr. Hilfer=
ding
, erläuterte im einzelnen den umfangreichen Fragebogen und hob
als beſonders wichtig ſür die Volkswirtſchaft die Frage nach der Be=
meſſung
des Eigenkapitals der Banken mit Rückſicht auf die fremden
Gelder hervor. Ferner wurde die Frage der Finanzierung des letzten Kon=
ſums
beſprochen, und unter anderem auf die Gründung der Automobil=
bank
zur Finanzierung der Ankäufe hingewieſen. Zur Prüfung dieſer
Fragen ſollen auch die Mitglieder des dritten Unterausſchuſſes für
Handel und Gewerbe herangezogen werden, da dieſe Fragen nicht nur
durch die Banken, ſondern auch vom Handel beantwortet werden müßten.
Weiter wurde beſchloſſen, die Reichs= und Staatsbehörden um die Auf=
ſtellungen
über Umfang und Form der öffentlichem Kredite zu erſuchen.
Bei den Fragen nach der Zeitſpanne ſollen vor allem die Tätigkeit der
Stemper=Vereinigung, die Höhe der Konditionen, die Nebenproviſionen
und die Gründe einer Ueberſchreitung der Berliner Sätze in der Provinz
unterſucht werden. Dabei ſoll die Reichsbank um Uebermittlung der
Ergebniſſe der von ihr eingeleiteten Enquete erſucht werden.

Vom Tage.

Die von dem ſozialdemokratiſchen Preſſedienſt verbreitete Meldung,
wonach der Reichspräſident an die deutſche Delegation in Genf
ein Telegramm betreffend die Wahl Polens in den Völkerbundsrat ge=
richtet
hat, iſt, wie mitgeteilt wird, nicht zutreffend.
Miniſterpräſident Poincaré empfing geſtern nachmittag
Briand zu einem zweiſtindigen Vortrag über ſeine Verhandlungen
in Genf, dem auch der Vorſitzende des Finanzausſchuſſes Delacroix bei=
wohnte
.
Der frühere Finanzminiſter Loucheur beabſichtigt, anfangs Okto=
ber
zu Verhandlungen mit den deutſchen Stahlindyſtriellen in Berlin
einzutreffen.
Die engliſche Bergarbeitergewerkſchaft hat unter dem Eindruck von
Baldwins Vorſchlägen beſchloſſen, für Montag eine Vollſitzung
der Bergarbeiterexekutive einzuberufen.
Daily Chronicle berichtet aus Madrid, daß die dortige Lage
von neuem ſehr ernſt ſei. Die Infanterie habe ſich der Artil=
lerie
angeſchloſſen und werde in den Kaſernen zurückgehalten.
Sie habe eine formelle Aufforderung an Primo de Rivera gerichtet,
zurückzutreten.
Nach einer Meldung aus Mexiko iſt General Obregon er=
mordet
worden, als er in ſeine Wohnung in Navojoa, im Staate
Sonora, zuwickgekehrt wav, nachdem die Yaqui=Indianer ihn freigelaſſen
hatten.

Eine Tangerkonferenz?

Von unſerem A=Korreſpondenten.

laſſen, ſo daß die franzöſiſchen Truppen auf einer Front von 100
Kilometern ſich den nichtunterworfenen Beni Haled, Ktama und Sem=
hadjas
gegenüberſehen.

Rücktritt des vatikaniſchen Staatsſekretär. s

Caf73.

Kardinal Pietrv Gaſparri,
der als Leiter der vanikaniſchen Atßenpolitik auf eine ungewöhn=
ich
lange und erſolgreiche Tätigkeit zurückblicken kann, hat dem
Papſt ſein Abdankungsgeſuch überreicht. Kadinal Gaſparri
teht im 74. Lebensjahre; er wurde im Jahre 1914 vom Pabſt
Benedikt VX. zum vatikaniſchen Staatsſekretär ernamt.

Die Ratifikation des Waſhingtoner Abkommens.

TU. Genf, 18. September.
Bekanntlich haben ſich im März die Arbeitsminiſter von England,
Deutſchland, Belgien und Frankreich in London getroffen, um über die
Awwendung der Waſhingtoner Konvention auf ihre Länder zu beraten.
Wie das Internationale Arbeitsamt mitteilt, haben die in London ge=
troffenen
Abmachungen bereits ihre Früchte getragen. Die belgiſche
Regierung hat dem Arbeitsamt mitgeteilt, daß die Ratifikationsurkunde
des Waſhingtoner Abkommens niedergelegt wurde. In Frankreich iſt
die Konvention von der Deputiertenkammer bereits mit einſtimmiger
Billigung an den Senat verwieſen worden, ſodaß mit einer baldigen
Natifizierung durch Frankreich gerechnet werden kann. In Deutſchland
wird die Ratifikation im Oktober erfolgen. Die Hauptbeſtimmungen
der Waſhingtoner Konvention ſind auch von England in ſeine neue
Factory=Bill aufgenommen worden.

Paris, 18. September.
Die Tangerfrage kann nicht einſchlafen, trotzdem ſie nicht die
Baſis eines Kompromiſſes bei den Ratsſitzverhandlungen gewor,
den iſt und trotzdem ſeitens der intereſſierten Mächte kein Ent,
gegenkommen für die von Primo de Rivera gewünſchte Löſung
gezeigt wurde. Die ſpaniſche Preſſe hört nicht auf, die Forderun
gen auf Tanger zu betonen. In England wurde eine Zeitlang
mit dem Gedanken, Tanger den Spaniern zu überlaſſen, geſpielt
als aber die Sache ernſt wurde, nahm die Regierungspreſſe willie
die Proteſte der Oppoſition auf. Nur Italien, welches mit dem
Stand der Dinge in Tanger ſich nie zufrieden gab, ſcheint die
ſpaniſchen Anſprüche zu unterſtützen.
Die Tangerfrage iſt wirklich von großer Bedeutung. Der
kleine Hafen Tanger beſitzt nicht nur eine wirtſchaftliche Bedeu=
tung
deswegen würde man noch nicht ſo viel darüber ſpre=
chen
, er ſoll wegen ſeiner geographiſchen Lage ſich zu einem
Rivalen Gibraltars entwickeln können. Und endlich war Tanger
und ſoll es noch immer ſein während der Kämpfe mit Abd
el Krim die Zentrale des Waffenſchmuggels und aller möglichen
umſtürzleriſchen Agitation für ganz Marokko. Dieſe letztere Tat=
ſache
iſt nicht zu unterſchätzen. Solange Tanger neutral ſein wird
und noch dazu dort die durch das Tangerſtatut geſchaffenen un=
möglichen
Zuſtände fortdauern, wird Tanger ſtändig eine Zen=
trale
des Schmuggels, ein Treffpunkt der politiſchen Abenteurer,
mit einem Worte eine ſtändige Gefahr für den Frieden in Nord=
afrika
ſein. Inſofern wären die ſpaniſchen Wünſche auf die Ein=
verleibung
Tangers vollkommen berechtigt, auch im Intereſſe
Tangers. Der dortige herrenloſe Zuſtand ſoll unerträglich ſein,
Bekanntlich wurden die ſpaniſchen Wünſche von Frankreich
wie von England ſeinerzeit glatt abgelehnt. Frankreich beruft
ſich dabei auf die Tatſache, daß Tanger offiziell unter das
Szepter des Sultans von Marokko gehört. Außerdem genießt
dort Frankreich eine Vormachtſtellung, die zwar nicht ſtark genug
war, um während des Rifkrieges den Waffenſchmuggel zu unter=
binden
, aber immerhin manche Vorteile für Frankreich bedeutet.
Eingekeilt in die ſpaniſche Zone ſoll alſo Tanger weiterhin nur
international bleiben. In Spanien iſt man verbittert, eine Zeit=
lang
hat man ſogar mit der Räumung der ſpaniſchen Zone ge=
droht
, was man aber hier nur mit Freude begrüßen würde, da
nämlich Marokko dann unter einheitliche Führung käme.
Die franzöſiſche Politik wird in dieſem Punkte durch ſehr ver=
ſchiedene
Gründe beſtimmt. Es gibt ſehr viele, die jedes Zuſam=
mengehen
mit Spanien in Nordafrika für einen politiſchen Fehler
halten. Während alle arabiſchen Stämme in den Spaniern den
Erbfeind ſehen, begegnet Frankreich vielfach Sympathien, jeden=
falls
wird es nicht ſo gehaßt wie Spanien. Was aber das Wich=
tigſte
iſt, die ſtarre Haltung Frankreichs in der Tangerfrage iſt
eine Wirkung des engliſchen Einflüſſes. Denn England iſt es in
erſter Linie, welches ſich den ſpaniſchen Wünſchen widerſetzt. Dort
iſt man im Hinblick auf die Sicherheit Gibraltars nämlich ſehr
empfindlich.
Nur Italien ſoll die ſpaniſchen Anſprüche unterſtützen, nach
einem Ausſpruch Muſſolinis ſogar ſehr energiſch. Und in San
Sebaſtian werden darüber ſchon zwiſchen Italien und Spanien
Verhandlungen geführt. Wenn Muſſolini allerdings die ſpani=
ſchen
Anſprüche auch hier ſo unterſtützen wird, wie er es in der
Ratsſitzfrage getan hat, kann man in Madrid eine helle Ueber=
raſchung
erleben. Jedenfalls beſitzt aber die ſpaniſche Politik
Mittel, um dieſe Frage wachzuhalten. In Frankreich zeigt man
ſich zwar jetzt nicht prinzipiell jeder Unterhandlung abgeneigt,
aber in abſoluter Verkennung der eigenen Intereſſen der Ueber=
gabe
Tangers an die Spanier nicht gewogen. Und dabei iſt e
gewiß, daß der jetzige Stand der Dinge in Tanger jeden Konflitt
am Mittelmeer verſchärfen, ja vergiften wird.

EP. Lonbon, 18. September.
Nach einer offenbar amtlich inſpirierten Mitteilung berichten die
Times, daß die ſpaniſche Regierung gleichzeitig in London und Paris
eine Note überreichen ließ, in der ſie nicht mehr auf den Einſchluß der
Tangerzone in das ſpaniſche Marokko=Gebiet beſteht. Die ſpaniſche
Regierung ſchlägt vielmehr Beſprechungen zwiſchen Großbritanuien,
Frankreich und Spanien vor, die ſich auf die Zulaſſung Italiens zur
Teilnahme an der Verwaltung von Tanger beziehen ſollen. Dieſen Be=
prechungen
ſoll ſpäter eine Vollſitzung aller Signatarmächte des Alge=
eirgs
=Vertrages folgen.
In unterrichteten engliſchen Kreiſen verlautet, daß die kürzlich im

Foreign Office überreichte ſpaniſche Note eine Variante der ſpaniſchen
Forderung auf Angliederung der Tangerzone darſtelle. Die engliſchen

Sachverſtändigen hätten bereits mit der Prüfung der Note begonnen,
und es werde ein Meinungsaustauſch zwiſchen Frankreich, England und
Spanien über die Frage der Zulaſſung Italiens zu den Verhandlungen

ſtattfinden, obwohl die engliſche Regierung nach wie vor auf dem Stand=
punkt
ſtehe, daß die Einberufung einer Konferenz der Signatarmächte
der Algeciras=Akte nicht erforderlich ſei.

* Techniſche Rundſchau.
Von
Dr. Helmut Thomaſius.

Die nirtſchaftlichen Verhältniſſe unſerer Zeit haben dazu ge=
führt
, daß man ſich jetzt in der Technik mit Fragen zu beſchäftigen
beginnt, die man früher vollkommen vernachläſſigte. Umſtellung,
Organiſation der Arbeit, Normung, Typiſierung, Serienfabri=
kation
, oder wie man ſie neuerdings nennt, Reihenfertigung,
Fließarbeit das ſind ſo die Schlagworte, die man vor einem
Jahrzehnt faſt ſämtlich noch nicht kannte und die gegenwärtig
Geſichtspunkte ſowie Richtlinien für unſer techniſches Schaffen
darſtellen. Dazu kommt das Streben nach einem möglichſt hohen
Wirkungsgrad, d. h. nach Erzielung der höchſten Leiſtung bei
geringſtem Aufwand.
Das merkwürdigſte iſt nun, daß dieſe neue Einſtellung zu
einem erheblichen Teil von Amerika ausgegangen iſt, alſo von
einem Lande, wo man es ſcheinbar am wenigſten nötig hatte.
Hier ſchöpfte man aus dem Vollen, hier gab es die Grundlagen
techniſcher Erzeugung, hier gab es Metalle, vor allem Eiſen,
ferner Kohle, Waſſerkräfte und noch manches andere in Hülle und
Fülle. Hier brauchte man nicht zu ſparen, hier konnte man darauf
loswirtſchaften, hier kam es auf eiwas mehr oder weniger nicht
an. Mit Neid blickten unſere Techniker hinüber ins gelobte Land,
wo man ſich nicht wie bei uns einſchränken, jedes Nebenprodukt
verwerten, aus jedem Stoff alle Möglichkeiten herausholen mußte.
Gerade von drüben kamen nun aber jene Maßregeln, die auf
weiter nichts hinauslaufen, als auf die weiteſtgehende Erſparnis
an Rohſtoff, an Arbeitskraft und an Koſten. Hat der Amerikaner
einen beſſeren Blick für die Notwendigkeiten ſeiner fernen Zu=
kunft
als wir?
Faſt will es ſo erſcheinen. Dafür zeugt eine neue techniſche
Aufgabe, die er ſich eben zu löſen anſchickt. Seit Jahrtauſenden
wiſſen wir, daß der Roſt das Eiſen zerfrißt. Seit Jahrtauſenden
erſetzen wir das, was er zerſtörte, durch Neues. Alles Eiſen, das
verroſtete, iſt für unſer Wirtſchaftsleben verloren. Es verſchwin=
det
zum größten Teile ſpurlos. Die Erde verſchlingt es, der Wind
verweht es, das Waſſer ſchwemmt es hinweg. Ja, es iſt richtig,
die Technik verwendet Roſtſchutzmittel. Eiſen, das bis zu ſeiner
Verwendung irgendwo lagert, beſtreichen wir mit Teer, mit
Fetten, mit Oel, mit Farben oder was es auch ſonſt ſei. Ebenſo
behandeln wir unſere eiſernen Brücken, unſere Funktürme und
zahlreiche andere Erzeugniſſe der Technik. Aber dieſe Anſtriche
vermögen die Vernichtung durch den Roſt nicht auf die Dauer
hintanzuhalten. Es handelt ſich hier nur um eine Hinusſchiebung
des Untergangs, nicht um eine völlige Verhütung. Ueber kurz

oder lang geht alles, was da aus Eiſen iſt, durch Roſt zu=
grunde
. Wir müſſen dann neue Erze aus den Tiefen der Erde
herausholen, ſie verhütten und neues Eiſen erzeugen. Wie die
Vorräte an Kohle, ſo werden ſich auch die an Eiſen einſtmals
erſchöpfen.
Es iſt aber gar nicht nötig, ſich damit zu beſchäftigen, wann
dies der Fall ſein wird. Unſere Sorge muß der Gegenwart
gelten. Hat ſich wohl ſchon jemand ein Bild davon gemacht,
wieviel Eiſen alljährlich durch Roſt vernichtet wird? Nun, die
amerikaniſchen Behörden haben über dieſe Frage ſorgfältige
Unterſuchungen anſtellen laſſen, deren Ergebnis nunmehr vor=
liegt
. Wir erſchrecken, wenn wir es vernehmen. In den Ver=
einigten
Staaten zerfrißt der Roſt im Jahr Eiſen im Werte von
300 Millionen Dollar! Das iſt ein Betrag, den auch ein im
Golde ſchwimmendes und an Eiſenerzen ſo reiches Land auf die
Dauer nicht zu ertragen vermag. Mit dieſem Verluſt allein iſt
es aber noch nicht getan. Er zieht weitere nach ſich. Auf wichtigen
Brücken muß der Verkehr monätelang geſperrt werden, um die
verroſteten Teile auszubeſſern. Die Wolkenkratzer, die durch ihr
eiſernes Fachwerk getragen werden, müſſen zuſammenſtürzen,
ſobald dieſes Fachwerk durch den Roſt allzu ſtark angegriffen iſt.
Man wird ſie vorher abtragen oder dieſes Fachwerk Stück um
Stück durch neues erſetzen müſſen, was vielleicht wenn es tech=
niſch
überhaupt ausführbar iſt koſtſpieliger ſein wird als die
Errichtung eines neuen Gebäudes.
Dieſe Beiſpiele ließem ſich noch um Tauſende vermehren.
Man hat in Amerika ſofort richtig erkannt, um was es ſich jetzt
handelt. Wiſſenſchaft und Technik müſſen Mittel und Wege
finden, um die Roſtbildung zu verhüten. Nun hat man ja in
neurer Zeit Legierungen des Eiſens mit anderen Metallen, ins=
beſondere
mit Nickel und Chrom hergeſtellt, die nicht roſten. Sie
kommen unter der Bezeichnung Edelſtahl bereits in den Handel
Man ſtellt daraus die verſchiedenartigſten mediziniſchen und ſon=
ſtigen
Inſtrumente und allerlei andere Dinge her, die man bis=
lang
aus Gold, Silber, Platin oder auch anderen Metallen an=
fertigte
, die ſich durch ihre Widerſtandsfähigkeit gegen die Be=
ſtandteile
der Luft auszeichnen. Es handelt ſich hiebei allerdings
um Erzeugniſſe kleineren Formats eine Eiſenbahnbrücke aus
Edelſtahl würde unerſchwinglich ſein. So bleibt die Aufgabe zu
löſen, wie man das Roſten des Eiſens verhindert.
Es iſt dies vielleicht die wirtſchaftlich bedeutſamſte Aufgabe,
die der Technik jemals geſtellt wurde. Früher nahm man an, daß
das Roſten des Eiſens eine einfache Vereinigung dieſes Metalls
mit dem Sauerſtoff und der Kohlenſäure der Luft darſtelle,
Später ließ ſich dann beweiſen, daß dabei auch noch elektriſche
Vorgänge mitſpielen. Mit dieſer Erkenntnis iſt der Technik aber
nicht geholfen, iſt ihr das roſtbeſtändige Metall nicht gegeben,

deſſen ſie ſo dringend bedarf. Mam hat in Amerika ein Cor=
roſion
=Committee, alſo eine Roſtkommiſſion gebildet, der die
hervorragendſten Vertreter des Hüttenweſens, der eiſenverarhei
tenden Induſtrien, der zahlreiche Chemiker und Techniker ange=
hören
. Dieſe Kommiſſion hat bereits einen Arbeitsplan aufge
ſtellt, der in großzügig angelegten Laboratorien und Verſuchs=
betrieben
durchgeführt wird. Es handelt ſich darum, zunächſt
die Urſachen der Roſtbildung genauer zu erforſchen und dann
Mittel und Wege zu finden, ſie zu verhüten. Man arbeitet fiebee=
haft
, denn bis dieſe Frage gelöft iſt, büßen die Vereinigten
Staaten Jahr für Jahr 300 Millionen Dollar durch den Roſt
ein. Dieſe Summe ſteigt in dem Maße, wie die Verwendung
des Eiſens wächſt. Die Technik der ganzen Welt aber ſieht den
Arbeiten des Corroſion=Commitee mit geſpannten Erwar?
tungen entgegen!
Amerika, dieſes Land des Ueberfluſſes, dieſes Land, wo
ſcheinbar alles mehr als reichlich vorhanden iſt, deſſen die
Technik bedarf, rechnet aber auch noch mit anderen Nöten. Wik
ſind geneigt, auch ſeine Wälder für unerſchöpflich zu halten. Die
Technik erſetzt das Holz jetzt zwar immer mehr durch Eiſen. Sie
kann es aber nicht vollkommen entbehren. Man braucht immer
noch gewaltige Mengen. Wie gewaltig dieſe Mengen ſind, zeig=
die
amtliche Statiſtik. Noch vor einem Vierteljahrhundert warken
in den Vereinigten Staaten 822 Millionen Acres Land mit Walg
bedeckt. Heute ſind es nur noch 463 Millionen. Der Waldbe=
ſtand
iſt alſo auf die Hälfte zurückgegangen. Der jährliche Bedall
von Technik und Induſtrie an Holz beläuft ſich auf ungefähr 8o
Bill. cbm. Wenn das ſo weiter geht, oder wenn er ſteigt, ſo witd
der Technik bald kein Holz wehr zur Verfügung ſtehen, 905
abgeſehen davon, daß die Preiſe ſchon in Bälde unerſchwinglich
werden müſſen. Mit dem Holz geht es aber genau wie mit deiſe
Eiſen: Dieſes roſtet, das Holz jedoch geht ſchließlich durch die
Fäulnis zugrunde. Es verſchwindet alſo ebenfalls vom Ero=
boden
.
Hier ergibt ſich ſomit eine ähnliche Aufgabe wie für das
Eiſen. Alles von der Technik verwendete Holz muß derart ime
prägniert werden, daß es unzerſtörbar wird oder daß doch wenlge
ſtens eine beträchtliche Verlängerung ſeiner Lebensdauer eintkilt=
Man hat ſofort, als die Gefahr erkannt wurde, eingehende Ei=
hebungen
vorgenommen. Sie lieferten ein betrübliches Bitb=
Von dem Augenblick an, wo Holz irgendeine Verwendung in de=
Technik gefunden hat, iſt mit einer durchſchnittlichen Lebens
dauer von 7½ Jahren zu rechnen. Wird dieſes Holz aber iüe
prägniert, ſo verdoppelt ſich ſeine Lebensdauer. Es wird ii
Durchſchnitt erſt in 15 Jahren untergehen. Der Imprägaierunge=
mittel
gibt es nun gar viele. Meiſt wird in Amerika Kreoſo.
verwendet, das ſich aber nur für beſtimmte Zwecke eignet. Ke

[ ][  ][ ]

Nummer 260

Sonntag, den 19. September 1926

Geite 3

Forderang einer
Exwerbsloſenverſicherung.
Maßnahmen auf lange Sicht.
Stettin, 18. September.
Die Vertretertagung des Deutſchen Städtetages ſetzte heute
ihre Bergtungen fort. Der Vorſitzende, Oberbürgermeiſter Dr.
Boeß=Berlin, gab, nachdem er die Referenten des heutigen
Tages begrüßt hatte, ſeiner Freude darüber Ausdruck, daß
geſtern alle Mitglieder des Reichswirtſchaftsrates ſich für ein
Arbeitsloſengeſetz ausgeſprochen hätten. Dr. Boeß be=
tonte
dann, daß es notwendig ſei, die Arbeitsloſenver
ſicherung von vornherein als ein Ganzes auszubauen. Dar=
auf
nahm
Profeſſor Dr. von Zwiedineck
das Wort zu ſeinem Vortrag über das Erwerbsloſen
problem. Der Referent kennzeichnete die Erwerbsloſigkeit
von vornherein als Erkrankung des ſozialen Körpers von aus=
geſprochen
epidemiſchem Charakter. Einmal trete Erwerbsloſig=
keit
auf als Begleiterſcheinung der Wechſellagen der Wirtſchaft,
alſo als konjunkturale Erwerbsloſigkeit. Daneben müſſe aber un=
bedingt
trotz mancher Widerſprüche eine durch hiſtoriſche Tat=
fachen
ausgelöſte Erwerbsloſigkeitserſcheinung erfaßt werden.
Dieſe letztere habe zurzeit in Deutſchland ihre Wurzel einmal in
unmittelbar politiſch beeinflußten Aenderungen des Arbeits=
angebotes
, in der Verminderung des Heeres= und Marineſtandes
um etwa 600 000 auf der Höhe der Arbeitskraft ſtehende Men=
ſchen
, in der Verdichtung der Bevölkerungsſiedlung durch Rück=
uind
Heimwanderung und in der Aenderung des Altersaufbaues
dieſer Bevölkerung. Zweitens in gleichfalls politiſch verurſachten
Tatſachen, die für die Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt weſentlich
nitbeſtimmend die Marktlage zu Ungunſten der Arbeiter ver=
ſchlechtert
haben. Auch hier wird die wirtſchaftliche Ausſtrahlung
Her Einſchränkung von Heer und Marine, der Verluſt ihres Be=
darfes
für die verſchiedenen Märkte, ferner die ſoziale Umſchich=
tung
infolge des Krieges, Erwerbsnotwendigkeit für viele Mittel=
ftands
= und Wohlſtandselemente der Vorkriegszeit, die Häufung
von Rationaliſierungsmaßnahmen, auf eine kurze Zeitſpanne.
dveil ſeit Kriegsbeginn darin ſo viel nachzuholen war, die Aufzeh=
rung
des flüſſigen Kapitals durch Krieg und Kriegsausgans
(Inflation), die ſich für den Innenmarkt beſonders verhängnis=
voll
auswirkt in dem Darniederliegen der Bautätigkeit, Hem=
mungen
handelspolitiſcher Natur für die Exportinduſtrie, die ins=
beſondere
durch den Autarkie=Fanatismus der vielen kleinen
Volkswirtſchaften maßlos geſteigert werden, endlich nicht zu ver=
geſſen
die paſſive Stellung der Länder mit der größten Erwerbs=
loſigkeit
gegenüber den Ländern mit abgleitender Valuta ( Valuta=
dumping
). Alle dieſe Tatſachen ſcheinen jenen recht zu geben,
die einen Uebervölkerungszuſtand behaupten, nicht nur für
Deutſchland dieſe Auffaſſung vertreten, ſondern auch in Groß=
britannien
, dort namentlich Keynes. Im weiteren geht der Refe=
rent
dazu über, die Fehlerhaftigkeit der Auffaſſung darzutun, als
ob Arbeitszeitverlängerung unbedingt die Erwerbsloſigkeit ſtei=
gern
müßte. Der ſtark ſäkulare, ſtrukturelle Charakter der Er=
zverbsloſigkeitsurſachen
in der Gegenwart bedinge hier doch auch
außergewöhnliche Maßnahmen. Allen Beſtrebungen gegenüber
müſſe aber als wichtigſte Richtlinie gelten, daß alle autoritäre
Tätigkeit, die des Staates wie der Städte und ſonſtiger öffent=
licher
Gebietskörperſchaften, darauf eingeſtellt ſein müßte, die in
jedem Organismus, alſo auch im Volkswirtſchaftskörper verhan=
denen
Selbſtverwaltungsenengien in ihrer Heiltendenz zu för=
dern
, zu verſtärken. Marktbelebung durch Anregung der Nach=
frage
, Schaffung eigener Unternehmungen, die auf dem Arbeits=
markt
die Nachfrage ſteigern, ſeien von vornherein jedenfalls
richtiger als die indirekte Unterſtützung der Produktion. Indem
der Vortragende ſich zu einem gewiſſen Optimismus bekennt,
niicht nur etwa, weil der Geburtenausfall während des Krieges
ſich ab 1928 recht erheblich ſteigend fühlbar machen werde, ſon=
dern
auch weil unter dem Einfluß der Rationaliſierung eine er=
hebliche
Produktivitätsſteigerung eingetreten ſei, betont er den=
noch
mit Nachdruck die Notwendigkeit außerordentlicher auch ſo=
zufagen
ſäkularer Maßnahmen, die geboten ſeien, weil der An=
paſſungsprozeß
zwiſchen ſtrukruell eingeſchrumpfter Nachfrage
und geſteigertem Angebot nur in längerer Zeit von ſelbſt zu er=
warten
ſei. Innere Koloniſation und eine Handelspolitik, die
Nachfrage ſchafft, ohne preisſteigernd zu wirken, verſprächen ſtär=
kere
Erfolge als die Einführung der Arbeitsloſenverſicherung.

Darauf hielten Stadtverordneter Görlinger=Köln und
Rechtsrat Dr. Kleindinſt=Augsburg der Korreferate. Stadt=
verordneter

Görlinger=Köln
führte aus, daß die deutſchen Unternehmer 1924/25 die Folgerun=
gen
aus der Wirtſchaftskriſe nicht hätten zu ziehen brauchen, da
die Kartellorganiſationen und die Zollpolitik, ſie geſchützt habe.
Damit ſei die Kriſe nur vertagt, aber nicht überwunden worden,
wie das unter anderem die Erwerbsloſenziffern zeigten. Ueber
die Umſchichtung auf dem Arbeitsmarkte ließe ſich jedoch vorläu=
fig
kein Urteil fällen, da die Berufs= und Betriebszählung für
1925 noch nicht ausgewertet worden ſei. Die Arbeitsloſigkeit ſei
nicht nur eine ſoziale Gefahr, ſondern bringe auch große wirt=
ſchaftliche
Verluſte. Der Wert der Gütererzeugung von 2 Mil=
lionen
erwerbsfähigen Menſchen und don weiteren 2 Millionen
Kurzarbeitern könne auf 6 Goldmilliarden geſchätzt werden, die
der Volkswirtſchaft verloren gingen. Die Entwöhnung von der
Arbeit, der Nückgang der manucllen Geſchicklichkeit durch Arbeits=
entwöhnung
und die Minderung der phyſiſchen Arbeitskraft durch
Unterernährung bedeuteten weitere Verluſte. Bei der Ratio=
naliſierung
müſſe beachtet werden, daß das wertvollſte Kapital
des Volkes ſeine Arbeitskraft iſt. Die Vermehrung des Ertrages
der Volks irtſchaft durch Leiſtungsſteigerung des Arbeiters müſſe
vom Menſchen als Träger der Arbeitskraft ausgehen und nicht
von der Maſchine. Deshalb müſſe man ſich gegen niedrige Löhne
und lange Arbeitszeit wenden, da der Arbeiter nicht nur als
Produzent, ſondern auch als Konſument angeſehen werden müſſe.
Als zweiter Korreferent wies Rechtsrat
Dr. Kleindinſt
darauf hin, daß auch nach Behebung der Wirtſchaftskriſe die all=
gemeine
Verarmung, die Veränderung im Gefüge der Weltwirt=
ſchaft
durch das Entſtehen neuer Induſtrieländer und die Ratio=
naliſierung
der deutſchen Wirtſchaft beſtehen bleiben würden.
Man müſſe daher mit einer verſtärkten Wirkung der Saiſon=
induſtrie
auf den Arbeitsmarkt rechnen, da viele Zweige der
deutſchen Wirtſchaft in den nächſten Jahren gleichfalls Saiſon=
charakter
tragen würden. Eine große Zahl regelmäßiger Erwerbs=
loſer
und eine erhebliche Ungleichmäßigkeit in der Zahl der Be=
ſchäftigten
würden deshalb weiterhin für den deutſchen Arbeits=
markt
charakteriſtiſch bleiben. Die Maßnahmen gegen die dau=
ernde
Arbeitsloſigkeit müßten deshalb von grundſätzlich anderer
Art ſein, als die gegen vorübergehende Kriſen angewandten
Mittel. Wirtſchaftspolitiſche Maßnahmen von internationaler
Tragweite müßten ergriffen werden. Für Deutſchland gehöre
hierzu insbeſondere die Gewinnung landwirtſchaftlich nutzbaren
Bodens und die Einführung der Arbeitsloſenverſicherung. Nicht
geeignet ſeien hingegen die Arbeitsdienſtpflicht und die produk=
tive
Erwerbsloſenſürſorge zur Behebung der Krife. Der Erwerb
von Kolonien oder Kolonialmandaten ſei gleichfalls nicht immer
von wirtſchaftlichem Werte.
Darauf wurde eine
Entſchließung
angenommen, in der es unter anderem heißt:
Die Bekämpfung der Arbeitsioſigkeit und ihrer Folgen iſt
eine der dringendſten Aufgaben der Gegenwart. Zielbewußte
einheitliche Wirtſchafts= und Handelspolitik, Wiedereinordnung
der deutſchen Volkswirtſchaft in den Weltverkehr und die Welt=
wirtſchaft
und Verringerung entbehrlicher Einfuhr, eine Bilanz=
und Steuerpolitik, die die Wirtſchaft in ihren Aufbaubeſtrebun=
gen
unterſtützt, und Stärkung der Kaufkraft der breiten Maſſen
ſind die wichtigſten Maßnahmen. Die Städte bedauern, daß keine
richtige Verwertung ihrer Erfahrungen bei der Aufſtellung des
neuen Arbeitsbeſchaffungsprogramms erfolgt iſt und erwarten,
daß die Miniſterialkommiſſion eine Ergänzung durch Heran=
ziehung
von Vertretern der Praxis erfährt. Zur Arbeitsbeſchaf=
fung
ſind neben den in Ausſicht genommenen Notſtandsarbeiten
außerordentliche=Mittel, insbeſondere auch der produktiven Er=
werbsloſenſürſorge
, ſür den Wohnungsbau und damit für das
Baugewerbe als Schlüſſelgewerbe zur Verfügung zu ſtellen. Die
Arbeitsloſenfürforge muß baldigſt in eine geſetzliche Ar=
beitsloſenverſicherung
übergeführt werden. Solange
die von der Reichsregierung eingeleiteten Maßnahmen zur Be=
ſchäftigung
der Arbeitsloſen ſich nicht auswirken und die all=
gemeine
Arbeitsmarktlage keine Beſſerung zeigt, iſt die allge=
meine
Verlängerung der Unterſtützungsdauer
über 52 Wochen hinaus dringend notwendig. Die
Städte erklären ſich außerſtande, mehr als ein Nenntel der Koſten
zu tragen."

Zwei neue Ordonnanzen der J. R. K.
Die Ausführungsbeſtimmungen des Rhein=
land
=Befriedungs=Abkommens.
Koblenz, 18. September.
Die Verordnung Nr. 310 der Rheinlandkommiſ=
ſion
, die als Verordnung zur Aufhebung der geſamten Schutzver=
ordnungen
bezeichnet wird, hat folgenden Wortlaut:
Die Rheinlandkommiſſion verordnet in Erwägung deſſen, daß die
Abmachungen von Locarno in den beſetzten Gebieten eine Atmoſphäre
der Entſpannung und der Annäherung herbeiführen ſollen, in Be=
kräftigung
ihres Wunſches, die gedeihlichen Beziehungen zwiſchen der
Bevölkerung und den deutſchen Behörden einerſeits zu fördern und am
Werke des Friedens zwiſchen den Nationen mitzuwirken auf Grund des
Abkommens vom 10. September 1926 folgendes:
Artikel 1. Die Verordnungen Nr. 27, 70, 30, 116, 292 und 293 ſowie
die Anweiſung 26 werden aufgehoben.
Artikel 2. Dieſe Aufhebung beeinträchtigt nicht die durch dieſe Ver=
ordnungen
und Anweiſung erworbenen bzw. vorbehaltenen Rechte,
desgleichen nicht in beſonderen Fällen auf Grund endgültiger Entſchei=
dungen
, die von der Kommiſſion den genannten Beſtimmungen gemäß
getroffen worden ſind, erworbene bzw. vorbehaltenen Rechte.
Artikel 3. Die von dem Zeitpunkt des Inkrafttretens dieſer Ver=
ordnung
auf Grund der im vorſtehenden Artikel 1 bezeichneten Ver=
ordnungen
und der im gleichen Artikel erwähnten Anweiſung eingereich=
ten
Geſuche, über die die Kommiſſion nicht endgiltig entſchieden hat,
ſowie die Geſuche, die ſpäter auf Grund von Tatbeſtänden, die zeitlich
vor dem Inkrafttreten dieſer Verordnung liegen, eingereicht werden,
werden gemäß im oben erwähnten Abkommen vorgeſehenen Beſtim=
mungen
erledigt.
Artikel 4. Dieſe Verordnung iſt im Gebiete des Brückenkopfes Kehl
anwendbar.
Artikel 5. Dieſe Verordnung tritt am 17. September in Kraft.
Die Berordnung Nr. 311 der Rheinlandkommiſſion,
die als Verordnung zur Ausführung gewiſſer im Anſchluß an die
Räumung der ſogenannten Kölner Zone vereinbarten Maßnahmen be=
zeichnet
wird, hat folgenden Wortlaut:
Die Rheinlandkommiſſion verordnet, auf Grund der am 10. Sep=
tember
1926 zwiſchen den in der Hohen Interalliierten Rheinlandkom=
miſſion
vertretenen alliierten Regierungen einerſeits und der deutſchen
Regierung andererſeits erfolgten Vereinbarungen, die am 17. September
1926 in Kraft treten und die Maßnahmen betreffen, die aus Anlaß der
Näumung der ſogenannten Kölner Zone beiderſeits ergriffen werden
können, um gemäß dem Geiſte der Abmachungen von Locarno die von
beiden Seiten gewünſchte Befriedung zu fördern, in Erwägung deſſen,
daß es der Hohen Kommiſſion zuſteht, Beſtimmungen zu treffen, um in
dem beſetzten Gebiet die Ausführung gewiſſer Maßnahmen ſicherzuſtellen,
was folgt:
Artikel 1. In den zwei Wochen nach dem Inkrafttreten der oben
erwähnten Abmackungen übergeben die zuſtändigen alliierten Behörden
in den verſchielen Beſatzungszonen den Deutſchen Behörden die
deutſchen Reichsangehörigen, die in den Gefängniſſen der beſetzten Ge=
biete
in Haft ſind und von den Militärgerichten wegen Taten verfolgt
werden bzw. verurteilt worden ſind, die ſie im Ruhrgebiet, in den
Brückenköpfen Duisburg, Ruhrort und Düſſeldorf und in der ſoge=
nannten
Kölner Zone begangen haben. Ausgenommen ſind nur ſolche
Perſonen, die ein Verbrechen gegen das menſchliche Leben mit Todes=
erfolg
begangen haben.
Artikel 2. Alle vor den alliierten Gerichten bzw. vor den deutſchen
Gerichten, vor letzteren in Sachen, in denen ſie auf Grund der Verord=
nungen
der Kommiſſion befaßt worden ſind, anhängigen Strafverfol=
gungen
anläßlich von Straftaten, die ſeit Beginn der Beſetzung bis zum
1. Februar 1926 in den beſetzten Gebieten begangen worden ſind, wer=
den
endgiltig eingeſtellt. Eine neue Strafverfolgung kann auf Grund
dieſer Straftaten nicht eingeleitet werden. Die wegen ſolcher Straftaten
verurteilten bzw. verfolgten und in den Gefängniſſen der beſetzten Ge=
biete
in Haft befindlichen Perſonen werden freigelaſſen. Vorſtehende
Beſtimmung betrifft nicht Strafverfolgungen oder Verurteilungen wegen
Straftaten des gemeinen Rechts oder Spionage. Inzwiſchen beglichene
Geldſtrafen oder Gerichtskoſten werden nicht erſtattet.
Artikel 3. Dieſe Verordnung iſt im Brückenkopf Kehl anwendbar.
Artikel 4. Dieſe Verordnung tritt am 17. September in Kraft.
Deutſch=polniſche Verhandlungen.
TU. Warſchau, 18. September.
Außonminiſter Zalewski wird am Donnerstag in Warſchau ein=
treffen
. In der nächſten Woche wird er mit dem nach Genf gerufenen
polniſchen Geſandten Olczowski über die Chorzowfrage ſowie über
eine ganze Reihe anderer Streitfragen zwiſchen Polen und Deutſchland,
die infolge des Inkrafttretens der Locarnoverträge entſtanden, verhan=
deln
. Von dieſen Fragen ſoll die wichtigſte die Niederlaſſungs= bziv.
Siodlungsfrage ſein. Mon vermutet, daß es zu der Gründung einer
Schiedsgerichtskommiſſion zwiſchen Deutſchland und Polen kommen
wird. Der heutige Beſuch, den Zalewski im Hotel Metropol dem
Staatsſekretär von Schubert abſtattete, wird ſchon der Regelung dieſer
Fragen gegolten haben.

ſind Fälle bekannt, wo damit behandeltes Holz dreißig bis vierzig
Jahre von jeder Fäulnis verſchont blieb. Aber auch das kann
nicht genügen. Wirtſchaftsleben und Technik fordern eine längere
Verwendbarkeit. Die Technik wird alſo andere Mittel finden,
ſie wird ſich die Aufgabe ſtellen müſſen, dem Holz die Eigenſchaft
der Unzerſtörbarkeit zu verleihen. Wird ſie dieſe Aufgabe löſen?
Und wann?

*Heſſiſches Landestheater.
Kleines Haus. Samstag, den 18. September.
Die weiße Dame.
Oper von E. Scribe, Muſik von Boieldieu.
Dieſe vorzügliche komiſche Oper, die als die einzige des in
Paris ſeinerzeit Allmächtigen ſich auf unſeren Bühnen noch am
Leben hält, verdankt ihren Erfolg, der freilich an Begeiſterung
den des vorigen Jahrhunderts mit Wachtel und Bötel in der
Hauptrolle nicht mehr erreicht, dem ſpannenden Stoff, einer reiz=
vollen
Muſik und der dankbaren Rolle des George Brown
Librettiſt iſt der äußerſt theatergewandte Eugen Seribe, der den
Stoff aus zwei Romanen von Walter Scott ſehr wirkſam zu=
ſammenholte
. Die Muſik kennzeichnet in ihrer volkstümlichen
Melodik, der ſehr friſchen und koletten Rhythmik und einer
formvollendeten Schreibweiſe den Typus der franzöſiſchen komi=
ſchen
Oper, durch den damals Paris die muſikaliſche Führung
Italien entriß. An ſolchen Werken guter Unterhaltungsmuſik
haben wir in Deutſchland keinen Ueberfluß. Es iſt deshalb zu
begrüßen, daß es neu einſtudiert und inſzeniert in ſo hübſcher
Form gebracht wurde. Die populär gewordene Ouvertüre iſt
übrigens von ſeinem Schüler Adam, dem Komponiſten des
Poſtillons
Die Aufführung, von Max Hüsgen ſehr fein geleitet, von
Ostar Fritz Schuh gewandt in Szene geſetzt, war ſlott und an=
mutig
.
Als Anna führte ſich Johanna Buchheim, unſere neue
Koloraturſängerin, ſehr nett ein und fand in Joſef Poerner
als George Brown einen glänzenden Partner. Paula Kap=
per
und Eugen Vogt ſtellten ſehr luſtig das Pächterpaar,
Heinrich Hölzlin war ein prächtiger Gaveſton. In kleinen
Rollen zeichneten ſich Martha Liebel, und die Herren Ebert,
Debus, Jachtmann aus. Die Chöre (Berthold Sander)
voll Leben, klappten gut. Das Bühnenbild hatte unſer vielge=
wandter
Schenck von Trapp geſchmaglvoll hergeſtellt.

*(lternabend des Realgtmnaſiums
zu Darmſtadt.
Aus Anlaß der Hundertjahrfeier des Realgyymnaſiums fand
in der überfüllten Turnhalle am Woogsplatz ein Konzert des
Schülerorcheſters und des Knabenchors unter Mit=
wirkung
früherer Schüler der Anſtalt ſtatt. Es war ein voller
und wohlverdienter Erfolg. Im Realgymnaſium werden ſeit
jeher in voller Erkenntnis der Bedeutung künſtleriſcher Erziehung
für den werdenden Menſchen die muſikaliſchen Kräfte gehegt und
gefördert; der Lohn bleibt nicht aus. Ein ſtattlich beſetztes
Orcheſter ſteht bereit: Streicher, Holzbläſer, Hörner und Trom=
peten
. Und muſiziert wird mit beachtlicher Muſizierfreude und
Temperament. Die ſoliſtiſchen Darbietungen waren teilweiſe
überraſchend. Die Herren Opfermann und Schildge ſpielen Vio=
line
mit viel Verſtändnis für Schönheit des Tons; der begabte
junge Celliſt Herr Andrä verfügt ſchon ober große Fertigkeit, die
ihm ſchwierigſte Paſſagen auch in den höchſten Lagen faſt ohne
Fehl meiſtern läßt; Herr Schwarz zeigte am Klavier flüſſige und
ſichere Technik, und ganz beſonders ſei erwähnt das weiche, ton=
lich
wohlgelungene Waldhoinſolo des Herrn v. Bellersheim.
Als Soliſt bewährte ſich auch Herr Forch als forſcher Xyylophon=
virtuoſe
, und Herrn Hennemanns Vortrag der Löwe=Ballade
Heinrich der Vogler gefiel ſo, daß es nicht ohne Zugabe ab=
ging
. Fräulein Gläſſing begleitete in jugendlicher Anmut und
feiner Anpaſſung an den Sänger. Herr Weyns, jetzt Konzert=
meiſter
in Weimar, war Schüler der Anſtalt und iſt auf dem
beſten Wege, ein Meiſter zu werden. Ganz hervorragend beglei=
tet
von Herrn Hauf, ebenfalls früherer Schüler des Realgym=
niaſiums
, ſpielte er die verteufelte Teufelstrillerſonate von Tar=
tini
in vollendeter, ſonnigſter Tonſchönhcit und reif=muſikaliſcher
Auffaſſung auf vorzüglichem Inſtrument, und zeigte in zwei klei=
nen
Kreisleriſchen Leckerbiſſen flüſſigſte, perlenſte Leichtigkeit und
grazilſte Anmut des Vortrags. Er wurde ſtürmiſch gefeiert, und
ſein vorzüglicher Begleiter mit ihm.
Die Chöre klangen friſch und jugendfroh und das Konzert
ging zu Ende unter herzlichem Beifall der Zuhörer und wohl=
verdienten
Blumenſpenden für den unermüdlichen Steuermann
des Abends, Herrn Oberreallehrer Weide.
Wir gratulieren!
O.

C. K. Der Roman des Briefmarkenkönigs. Der Brief=
markenkönig
Englands, David Field, iſt geſtorben. Sein Leben
war ein Roman, in dem die Briefmarke die entſcheidende Rolle
ſpielte. Davy war ſchon als Knabe ein begeiſterter Marken=

ſammler, und mit 16 Jahren wurde er der jüngſte Briefmarken=
händler
Englands. In ſeinem maleriſchen Laden brachte er die
größten Seltenheiten zuſammen, die ſich in der philateliſtiſchen
Welt finden. Einer ſeiner Hauptkunden war König Georg, der
bekanntlich ein leidenſchaftlicher Markenſammler iſt. Von Field
hat er einige ſeiner größten Seltenheiten erworben, darunter die
berühmte Fehlermarke, die ſo genannt wird, weil das Wort
Pence durch einen Druckfehler in Penoe verwandelt wird.
Der engliſche Herrſcher zahlte für dieſe Marke 9000 Mark, aber
ſie iſt jetzt mindeſtens dreimal ſoviel wert. Als er heiratete,
wählte er natürlich eine Markenſammlerin, und Mrs. Field
brachte ihm eine der ſeltenſten Sammlungen von Dreiecken des
Kads der guten Hoffnung mit in die Ehe. Um ſich trauen zu
laſſen, hatte er einen Geiſtlichen ausfindig gemacht, der den
Namen Stamp Briefmarke) führte. Der Traum ſeiner Kind=
heit
war bereits, einen Briefmarken=Palaſt in London aufzu=
führen
, in dem er ſein Geſchäft betreiben wollte. Dieſer größte
und koſtbarſte Briefmarkenladen der Welt iſt jetzt vollendet; aber
er hat ſeine Marken niemals in dieſem prachtvollen Rahmen ge=
ſehen
, denn er war bereits ſchwer krank, als der Bau aufgeführt
wurde, und die Einrichtung erfolgt erſt jetzt nach ſeinem Tode.
H. W. Die Elbe voll ſchwimmender Teller. Wie allgemein be=
kannt
, haben die Mächtigen unter unſeren Vorfahren auf öffent=
liche
Caſtereien großen Wert gelegt, und viele Fürſten haben ſich
auf dieſe Weiſe die Liebe und das Vertrauen ihrer Untertanen
erworben oder erhalten. Mitunter ſind die Veranſtalter ſolcher
Schmauſereien auf recht ſonderbare Einfälle gekommen, um ihre
Freigebigkeit möglichſt vernehmlich in die Welt zu poſaunen. Am
26. Juni 1730 gab Kurfürſt Auguſt von Sachſen ſeinen Soldaten
in Zeithain an der Elbe ein ſolches Rieſenfeſteſſen, an dem
30 000 Perſonen teilnahmen. Die = und trinkluſtigen Gäſte aßen
regimentweiſe an längs der Elbe aufgeſtellten Tiſchen. Ein
14 Ellen langer Kuchen zierte den Tiſch der Offiziere und wurde
vom Oberlandbaumeiſter von Sachſen mit einem 3 Ellen langen
Meſſer zerſchnitten. Beſonders merkwürdig war aber der vom
Kurfürſten anbefohlene Vorgang mit dem Eßgeſchirr nach auf=
gehobener
Taſel. Jeder Soldat erhielt bei Beginn des Feſtes
einen hölzernen Teller mit einer auf das Feſt bezugnehmenden
Inſchrift. Alle 30000 Mann mußten nach beendeter Abſpeiſung
längs der Elbe Aufſtellung nehmen gleichzeitig auf Kommando
eines Offiziers ihre Teller in den Fluß werfen. Der Zweck dieſes
Unternehmens war, daß durch die fortſchwimmenden Teller in
allen Elbſtädten, ja wohl in den ernſten Gegenden der Erde, die
Kunde von der Freigebigkeit des Kurfürſten verbreitet wurde.
Solche Teller wurden aufgefiſcht und ſind hier und da in deut=
ſchen
Muſeen noch heute vorhanden.

[ ][  ][ ]

Seite 4

Sonntag, den 19. September 1926

Gott ſchenkte uns geſtern einen Sohn.
In dankbarer Freude
Pfarrer Paul Daniel Guyot
und Frau Luiſe, geb. Lettermann.
Darmſtadt, 18. September 1926.

(224419)

Gertrud Schmelzle
Robert Hinze
Verlobte
Darmstadt, 19. September
1926.
(*24253

Minna Lorenz
Chriſtian Schüller

Dankſagung.

Für die überaus vielen Beweiſe herzlicher Teilnahme,
ſowie für die vielen Kranz= und Blumenſpenden beim Heim=
gang
unſeres lieben, unvergeßlichen Eniſchlafenen
Herrn Polizeiwachtmeiſter
Heinrich Horſt
ſagen wir auf dieſem Wege Allen unſeren herzlichſten Dank.
Insbeſondere danken wir Herrn Pfarrer Vogel für die
tröſtenden Worte am Grabe, den Gemeindeſchweſtern für
die liebevolle Pflege, der Polizeidirektion Darmſtadt, dem
Verband heiſiſcher Polizeibeamten, Gruppe Blem, der ge=
ſamten
Darmſtädter Polizei, inſonderheit den direkten Kol=
legen
des Vl. Bezirks, dem Kavallerie=Verein, dem Verein
ehemaliger Leibdragoner, ſowie dem Männer= und Frauen=
verein
der evang. Markusgemeinde für die Kranznieder=
legung
und ehrenden Nachruf. Unſer Dank gilt auch der
Muſik und Geſangsabteilung der Polizeibeamten.
Frau Marie Horſt Wtw.
und Kinder.
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Darmſtadt, Wienerſtr. 47I.


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Herzlichen Dank
für die anläßlich unſerer Ver=
mählung
erwieſenen Aufmerk=
ſamkeiten
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Otto Kreutz und Frau
Emmy, geb. Ebert.

*

Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herzlicher
Teilnahme bei dem Heimgange
meiner lieben Frau, unſerer treu=
beſorgten
Mutter, Großmutter und
Schwiegermutter ſagen wir hiermit
allen Freunden, Verwandten und
Bekannten unſeren verbindlichſten
Dank. Ganz beſonders danken wir
noch Herrn Pfarrvikar Schilling für
die tröſtenden Worte am Grabe.
Im Namen der trauernden
Hinterbliebenen:
Palentin Pohl II.
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[ ][  ][ ]

Nummer 260

Sonntag, den 19. September 1926

Seite 5

eſteg Hefſiſches Sängerbandesfeſt in Maug
Gedächtnisfeiern für Peter Cornelius und Friedrich Lux.

Erſier Feſttag.
Herrliche Spätſommerſonne, freudige, erwartungsvolle Ge=
ſichter
der Mainzer Bevölkerung und herrlicher, froher Feſt=
ſchmuck
, den die Stadt angelegt hatte, begrüßte die Menge der
Gäſte, die ſich ſchon im Laufe des Mittags in Mainz in großer
Menge eingefunden hatte. Wurden auch geſchloſſene Vereine in
größerer Menge erſt am Sonntag von auswärts erwartet, ſo
hatten es ſich doch nur wenige dem Bunde angehörigen Vereine
nehmen laſſen, wenigſtens mit einer Vorſtands= und Fahnen=
Deputation die Feiern des Vorabends mitzumachen.
Um 3 Uhr nachmittags ſand ſich der Bundesvorſtand zu=
ſſammen
, um über Gegenſtände zu beraten, die mit dem Feſt in
engſtem Zuſammenhang ſtanden, Ehrungen verdienter Förderer
und langjähriger Sänger des Bundes, über die Entſendung
eines Huldigungstelegramas an den Herrn Reichspräſidenten
und einer Entſchließung, die den Wunſch des Heſſiſchen Sänger=
bundes
ausſpricht, daß das Reichsehrenmal für die Gefallenen
des Weltkrieges auf dem würdigſten Platz, der Toteninſel bei
Lorch, errichtet werden möge, damit der deutſche Rhein mit dem
Gedächtnis der für das Vaterland Verbluteten in engſter Ver=
bindung
bleibe. Auch wurde dem Bundesvorſtand eine Denk=
ſchrift
des Herrn Karl Mattern, des Vorſitzenden vom Frauen=
lob
=Mainz unterbreitet, die ſich mit Organiſationsfragen be=
ſchäftigt
und in den kommenden Beratungen über den weiteren
Ausbau des Bundes eingehend erörtert werden ſoll.
Gedächtnisfeiern.
Am Nachwittag fanden ſodann auf dem großen Friedhof
zwei Gedächtnisfeiern ſtatt, die dem Feſt einen würdigem ern=
ſten
Auftakt gaben. Es galt dem Andenken zweier bedeutender
Mainzer Meiſter, Peter Cornelius und Friedrich Lux, die beide
gevade zum Geſang und zum Chorlied ein beſonders inniges
Verhältnis hatten. Der geſamte Bundesvorſtand, viele Sänger
und weite Kreiſe der Bevölkerung hatten ſich zu den Feiern an
den beiden Gräbern eingeſunden, umter den Teilnehmern er=
blickte
man ferner den Herrn Miniſter des Innern von Bren=
tano
, die Spitzen der Städte Mainz und Darmſtadt und die Ver=
treter
der Provinz Rheinheſſen. Auch die Nachkommen der bei=
den
hochbedeutenden Meiſter nahmen a der Feier teil. Am
Grabe von Peter Cornelius leitete der Mainzer Liederkranz mit
dem Sancts aus der deutſchen Meſſe von Schubert ein, wo=
rauf
der erſte Vorſitzende des Heſſiſchen Sängerbundes, Herr
Oberregierungsvat Dr. Siegert=Damſtadt, folgende Gedächtnis=
rede
hielt.
Der Heſſiſche Sängerbund kann nicht in Mainz tagen, ohne an die
große Vergangenheit erinnert zu werden, die Mamz gerade auf muſika=
liſchem
Gebiete aufzuweiſen hat. Abgeſehen davon, daß ſich hier am Hofe
der Kurfürſten die muſikaliſchen Größen der Welt trafen und ſpäter im
bürgerlichen Mainz Händel=Feſte und andere bedeutſame Konzerte ab=
gehalten
wurden, die Mainz auf dem Gebiete der Tonkunſt den Ruf einer
beſonderen Kunſtſtadt eintwagen, hat unſere Feſtſtadt ſelbſt eine muſika=
liſche
Größe erſter Orönung hervorgebracht, deren Glanz niemals ver=
blaſſen
wird, einen Stern, der heute noch heller ſtrahlt, als an jenem
Tage, wo die ſterblichen Ueberreſte des Meiſters hier zur letzten Ruhe
gebettet wurden Peter Cornelius.
Am Weihnachtstag 1824 in Mainz geboren am 26. Oktober 1874
in Mainz geſtorben, ein echtes Mainzer Kind, mit allen hervorragenden
Eigenſchaften rheiniſchen Lebens ausgeſtattet. Lebensfreude, ſonniges
Weſen, ſinnige Einfälle waren ihm eigen, dazu eine tiefe Verſunkenheit
im die zarteſten Regungen menſchlichen Empfindens, reiche poetiſch
verklävende Phantaſie.
Künſtlerblut lag in der Familie. Sein Großvater war bedeutender
Kupferſtecher, ſein Vater Schauſpieler, ſein Oheim der berühmte Maler
Peter von Cornelius.
Der Beruf des Vaters weckte im Sohne frühzeitig ein ſtarkes
Intereſſe für die Dichtkunſt, dameben hatte er bei zwei bedeutenden
Mainzer Künſtlern, Panny und Eſſer Muſikunterricht, der für ſeine
weitere Entwicklung von großer Bedeutung war. Zunächſt bereitete er
ſich allerdings für den Schauſpielerberuf vor. Bei ſeinem erſten Auf=
treten
in Wiesbaden erlitte ev aber einen derartigen Mißerfolg, daß er
den Entſchluß faßte, ſich von nun an ganz der Kompoſition zu widmen.
Nach dem Tode ſeines Vaters ſiedelte er nach Berlin zu ſeinem Onkel
üiber und erhielt Kompoſitionsunterricht bei Dehn. Später kam er nach
Weimar zu Franz Liſzt, unter deſſem genialen Einfluß er zu einer
eigenen Perſönlichkeit wird und als Dichterkomponiſt erſtand, wie er
ſich ſelbſt nannte, gleich bewundernswert als Dichter und Muſiker. Er
wandte ſich in ſehr glücklicher Weiſe dev komiſchen Oper zu. Sein köſt=
lichſtes
Werk Der Barbier von Bagdab zählt zu den beſten dieſer
Gattung, wenn es auch ſeinerzeit bei ſeiner Uraufführung in Weimar
unter Liſzt ausgeziſcht wurde. Es kam damals zu einem Theaterſkandal,
der aber ausſchließlich in perſönlicher Feindſchaft gegen Liſzt ſeine Urſache
hatte. Der Barbier von Bagdad teilte damit das Schickſal, fo vieler
Meiſterwerke der Tonkunſt.
Eine ſchwere Enttäuſchug erlitt Cornelius auch als die Mainzer
Liedertafel ihn wiederholt als Dirigenten ablehnte. Auf die Weimarer
Zeit folgte ein fünffähriger Aufenthalt in Wien. Hier entſtand in lang=
wieriger
oft durch Freundſchaftsdienſte füir Wagner unterbrochener Arbeit
ſein Cid, von dem van der Pfordten in ſeinem Buch über Deutſche
Muſik ſchreibt:
Wer das dickſten und komponieren kann, ohne die geringſte An=
lehnung
an Richard Wagner, der iſt fürwahr ein Eigner, ein Großer.
Von Wien kom Cornelius nach München, wo er eine Anſtellung
als Profeſſor der Harmonielehre an der Kgl. Muſiſchule erhielt und von
jetzt an ein weniger ſorgenvolles Leben führen konnte. Dieſe Anſtellung
ermöglichte ihm auch ſeine Heirat mit einer Mainzerin, die er ſchon von
Jugend auf kannte Berta Jung.
Die Lehrtätigkeit beraubte ihn der Zeit für eigenes Schaffen. Seine
Oper Gunlöd machte mr langſame Fortſchritte, er konnte ſie ſchließlich
nicht mehr vollenden, denn der Tod ſetzte ſeinem Leben ein fuühes Ziel.
Er ſtarb in Mainz, wohin er ſich nach erfolgter Kur gegen eine plötzlich
auftretende Krankheit zu kurzem Aufenthalt begeben hatte, im Alter von
50 Jahren.
Für die deutſchen Sänger hat Peter Cornelius eine ganz beſondere
Bedeutung, die zu würdigen ich mir bis jetzt aufgeſpart habe, um unſere
Dankesſchuld zuſammenzufaſſen und gleichſam zu einem Berge aufzu=
türmen
: Cornelius als Liederdichter und Komponiſt von Männerchören,
Seine Lieder, ſeine Duette, ſeine Männerchöre ſind Allgemeinbeſitz ge=
worden
, vopulär im beſten Sinne des Wortes. Die Innigkeit, Geſühls=
wärme
, Schlichtheit der Dichtung, der Reichtum an Melodie und Har=
monie
machen ſie zu einem der edelſten Beſitztümer deutſcher Hausmuſik.
Inmig, amutig bewegt und leiſe von Schwermut angehaucht, iſt ſeine
Weiſe eigentlich ganz entgegengeſetzt der Natur des gewaltigen Drama=
tikers
wie ſie in ſeiner Oper in die Erſcheinung tritt. Eigentümlich iſt
vielen ſeiner Lieder und Chöre etwas ſeltſam ſchwingendes und ſchweben=
des
im Rhythmus. Seine Liebeslieder, Brautlieder, Weihnachtslieder,
ſein berühmtes Vaterunſer, ſeinen Zyklus Trauer und Troſt, brauche
ich nur zu nennen, um bei Ihnen wenigſtens an das eine oder andere
Lied eine ſchöne Erinnerung zu wechen. Etwas ganz Entzückendes ſind

auch ſeine Rheinlieder. Am Rhein wurden ſie ſein, als er ſechs Wochen
in ſeiner Vaterſtadt weilte, um ſich zum zweiten Male um die Dirigenten=
ſtelle
bei der Liedertafel zu bewerben. Eine Sehnſucht nach dem
heiligen Strome durchklingt ſeine Lieder, die leider nicht erfüllt wurde.
Mehr noch als dieſe Lieder intereſſieren uns heute ſeine Männer=
chöre
. Seine fünf Trouerchöre für Männerſtimmen erheben uns zu
einer Andacht, hinter der wirklich alles Weltliche zurückſinkt: Ach wie
michtig, ach wie flüchtig iſt all unſer Leben, oder das: Mitten wir
im Leben ſind von dem Tod umfangen. Von dieſem Lied ſagt
1884 der Kritiker Kretſchmar: Gs iſt ein kleines Wunder, das Mitten
wir im Leben ſind von dem Tod umfangen, und es iſt eine Schande,
daß dieſe Kompoſition ſo wenig bekamnt iſt. Namentlich die bier Takte,
ſo fagt der Kritiker weiter, in denen die Stimmen zum ewigen Gott
rufen, daß er ſie nicht verſinken laſſe, in des bitteren Todes Not,
können einem den Atem verſetzen.
Das herliche Grablied: Pilger auf Erden, ſo raſte am Ziel werden
wir heute als Abſchluß unſerer Feier zu hören bekommen. Bekannt ſind
in Kreiſen der Sänger weiter: Der alte Soldat, ſeine Reiterlieder, ſein
Sonnenaufgang: Herauf, herauf mit deiner Purpurglut.
Die Lieder unſeres Peter Cornelius gehören ins deutſche Haus, ſeine
Chöre in die deutſchen Männergeſangvereine, und wo ſie leben, wohnt
ein guter Geiſt. Sie wirken ſtärker als jede Biographie, denn ſie ſind
ſo aus dem Herzen des Meiſters herausgeſchrieben, daß jeder, der ſeine
Muſik liebt und verehrt, auch mit ihm aufs engſte verbunden iſt. Für
eine ſolche Perſönlichkeit gibt es keinen Tod, ſie lebt und wirkt weiter
und wird noch Tauſende und Abertauſende erheben, tröſten und erbauen,
Dein Gedenken lebt in deinen Liedern fort,
Lieder, die der tiefſten Bruſt entwallen, ſagen mir:
Du lebſt in ihnen allen,
Und gewiß, die Lieder halten Wort!
Das Grablied von P. Cornelius, vorgetragen durch den
Mainzer Liederkranz, bildete den Abſchluß der erhebenden
Feier, die viele Hunderte heſſiſcher Sänger um das Grab des
großen Mainzer Komponiſten verſammelt hatte.
Sodann begab ſich die Feſwerſammlung zu dem Grabe von
Friedrich Lux, wo zuerſt deſſen Bearbeitung von Beethovens
herrlichem Liede Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre für
Männerchor und Blasinſtrumente durch den Männergeſangver=
ein
Mainz zum Vortrag gelangte, und dann die Feſtrede des
zweiten Bundesvorſitzenden, Herrn. Rechtsanwalt Dr. Reen,
folgte.
Seine Feſtrede war eine erſchöpfende Würdigung des her=
vorragenden
künſtleriſchen Schaffens dieſes Mainzer Kompo=
niſten
, ſie war auch ein ſcharf und ſicher gezeichnetes Lebensbild
dieſer hervorragenden Perſönlichkeit und des warmherzigen
Förderers des deutſchen Volksliedes und insbeſondere des deut=
ſchen
Männergeſanges.
Einzug der Fahnen der Bundesvereine.
Ein erhebendes Schauſpiel war ſodann die feſtliche Ein=
holung
der Fahnen der Bundesvereine, die in feierlichem, ſchier
endloſem Zuge vom Bahnhof in die reich und herrlich geſchmückte
Stadt geleitet wurden. In ſchönſtem Flaggenſchmuck prangten
Häuſer und Straßen, Ehrenpforten waren errichtet, als In=
ſchriften
grüßten der deutſche und der heſſiſche Sängerſpruch,
und eine vieltauſendköpſige Menge ſäumte die Straßen, durch
die ſich der Zug der mehreren hundert Fahmen und Banner un=
ter
dem Klang der Muſik bewegte. Ueberall herrſchte ſtolze
Freude, daß es gerade im beſetzten Gebiet wieder möglich war,
ein ſolch glänzendes Feſt zu ſeiern und deutſcher Kultur derart
zu huldigen, und mancher mag im Innern der Hoffnung Aus=
druck
verliehen haben, daß es bald vergönnt ſein möge, am völ=
lig
freien deutſchen Rhein zu verweilen. Und gerade, als der
große, ſtolze Zug ſich durch die Stadt nach der Stadthalle be=
wegte
, da läuteten die Kirchenglocken dem Sonntag ein. Wahr=
lich
, ein erhebendes Erlebnis, das ſich allem denen, die ihm bei=
wohnten
, tief einprägen wird.
Begrüßungsabend in der Stadthalle.
Am Abend verſammelten ſich die ſchon anweſenden aus=
wärtigen
Gäſte in der Stadthalle, wo ſie durch die Ortsgruppe
Mainz des Heſſiſchen Sängerbumdes willkommen geheißen wur=
den
. Kaum vermochte der große, herrlich geſchmückte Saal die
Menge der Gäſte zu faſſen, eine freudige Erregung ging durch
die große Verſammlung. Die würdige, von künſtleriſcher Weihe
erfüllte Feier wurde umrahmt von Maſſenchören, welche die ge=
ſamte
Mainzer Sängerſchaft, etwa 1000 Sänger ſtark, unter der
Leitung von Herrn Kapellmeiſter Otto Naumann vortrug. Der
muſikaliſche Teil des Begrüßungsabends ſtand under dem Zei=
chen
des Volksliedes, und es war für die vielen Vertreter von
kleineren Landbereinen ſicherlich ein ganz beſonders wertvoller
und nachhaltiger Eindruck, das Schlichteſte und Kerndeutſcheſte,
was wir in unſerer Tonkunſt beſitzen, von ſo herrlichem
Stimmenaterial und in ſo hervorragender Ausführung zu hören.
Suchen doch gerade die kleineren Vereine in falſchem Ehrgeiz
allzuoft ſchwere Chöre vorzutragen, deren Bewältigung ihnen
ſtimmlich und geiſtig kaum möglich iſt, und verachten das
ſchlichte Volkslied in umbegreiflicher Voreingenommenheit. Es
war alſo mehr als Zufall, es war der Ausdruck des Willens
des Bundes, die Pflege des Beſten ſeinen Mitgliedern ans Herz
zu legen, wenn man ſich zum Begrüßungsabend für das Volls=
lied
entſchloſſen hatte.
Und wie wurden die Chöre vorgetragen! Unter Otto Nau=
wann
war in zahlreichem Proben die große Sängerſchar zu
einem muſikaliſchen Klangkörper von ſtaunenswerter Klang=
ſchönheit
und Klangfülle verſchmolzen worden, mit größter Auf=
merkſamkeit
und Begeiſterung folgte alles ſeinem Wink und
ſchloß ſich ſeinem großzügigem und feinſinnigen Ausdruckswil=
len
an. Die Einleitung bildete Möhrings prächtiger, feſtlicher
Chor Wogender grüner Rhein, deſſen Vorrtag ſchon begeiſter=
tem
Beifall auslöſte, ſpäter folgte Silchers Loreley, ſein Sah
ein Knab ein Röslein ſtehn, Hanſens Majentanz und zuletzt
ganz beſonders ſonnig und froh im Vortrag Das Wandern iſt
des Müllers Luſt von Zöllner. Es iſt kaum möglich, die tiefe
Wirkung zu beſchreiben, die von dem herrlichen Vortrag dieſer
ſchlichten Lieder ausging. Das war echte Feſtesſtimmung, be=
geiſterte
Hingabe bei den Gebenden, tief empfundener, froher
Dank bei den Hörenden. Selbſt die nicht allzu günſtige Akuſtik
der Stadthalle konnte die Wirkung nicht beeinträchtigen.

Nach dem erſten Chor ergriff Herr Alfred Fuchs, Vorſitzen=
der
der Ortsgruppe Mainz, das Wort und begrüßte die Ver=
ſammlung
mit herzlichen Worten.
Nach der Begrüßung ergriff der Herr
Miniſier des Innern von Brentano
das Work und führte folgende Gedanken aus:
In den Annalen des Heſſiſchen Sängerbundes wird der 26. Oktober
ſtets als der wichtigſte Tag gelten: der Tag der Gründung im Saalbau
zu Darmſtadt, die begeiſterte Kundgebung, an dem ſich der Gedanke der
Einigung durchgerungen hatte, an dem durch alle Kreiſe des Bolkes das
Bewußtſein ſich Bahn brach, was Geſang und Lied für das deutſche Volk
bedeuten. Die Zerſplitterung hatte ein Ende, die lange Jahre im Ge=
ſangsweſen
geherrſcht hatte. Der ich teilnehmen konnte an dieſer er=
hebenden
Feier war damals ſchon der Ueberzeugung, daß das ſtolze Werk
gelungen ſei, die Mehrzahl der heſſiſchen Sängen unter einem Banner
zu einen. Schon damals war es zum Bewußtſein des Volkes gekommen,
daß Geſang und Lied eines der wertvollſten Kulturgüter ſind, deren
Pflege eine Tat für die geſamte Volksknltur iſt. Aber ich möchte vor
allem auch den Gedanken nicht miſſen, daß das Lied alle Hemmniſſe
überbrückt, alle Herzen bereint und ſelbſt in Zeiten der Uneinigkeit ein
Band iſt, das Getremtes vereint und vor allem das, was in uns allen
das Heimatgefühl und die Liebe zu unſerem Lande erweck= und erhält.
Das deutſche Volkslied, dieſe herrliche Gabe, die von der Seele des deut=
ſchen
Volkes erzählt. Das glänzende Bundesfeſt, ſeit Jahren auch für
das Goldene Mainz das herrlichſte Feſt, das ſeit langer Zeit gefeiert
wurde, ſoll neu bekräftigen, was die Gründungsfeier verſprochen hatte.
Es war eine großartige Kundgebung, wie wir ſie heute nachmittag er=
lebten
, als die ſtolzen Fahnen die herrliche Stadt und eine vieltauſend=
köpfige
jubelnde Menge dunchzogen. Wie weiſe hat der Bundesvorſtand
gehandelt, daß er gerade Mainz auswählte. Unſere heſſiſche Heimat iſt
ſchön, und wohin wir unſere Blicke lenken, in die Wälder Starkenburgs
oder des Vogelsberges, in die herrlichen lieblichen Täler, überall finden
Herz und Auge Erquickung. Ueberall erweckt es bei den Einwohnern
Heimatliebe und das Gefühl der Treue und Begeiſterung für das
Heſſenland. Aber alle unſere anderen Provinzen ſind einig in ihrer
Liebe zu dem deutſchen Rhein ud zu der Stadt am Rhein, die ſeit
weit mehr als einem Jahrtauſend ein Kulturzentrum war, und welche
die Wacht am Rhei gebildet hat, und die vor allen rheiniſchen Städten
ſich durch eine ruhmreiche, bewegte Vergangenheit auszeichnet.
Iſt es nn die herrliche Stadt, iſt es nun der Strom, der ſich von
den Alpen her durch die deutſchen Lande ergießt, der allein ſolche Be=
geiſterung
und Liebe erwecken?. Es iſt auch der deutſche Wein, der die
Herzen löſt und Begeiſterung weckt, der dem Lande Charakter verleiht,
der das rheiniſche Temperament weckt und Freude und Frohſinn überall
verbreitet. Es ſind auch die rheinheſſiſchen Frauen und Mädchen, deren
Liebreiz begeiſtert, deren fveundlicher Blick, wie das Lied ſagt, ſo ver=
zaubernd
wirkt. Darum öffnet weit eure Herzen. Nur am Rhein, da
ſollſt du leben. So wollen wir all des Schönen und all der Schönen, die
uns umgeben, gedenken und unſere Herzen ſollen ſich begeiſtern für die
Heimat, für den herrlichen Rhein, ſütr Wein, Frohſinn, rheiniſches Tem=
perament
, für die lieben Frauen und die herrliche Stadt. Mit einem
Hoch auf den Rhein, die Stadt Mainz und die Frauen klang die tief=
empfundene
Rede aus, in das die Feſtverſammlung begeiſtert einſtimmte.
Beim Erſcheinen des Vorſitzenden des Deutſchen Bundes, Herrn Dr.
Friedrich Liſt, ſtimmte die ganze Verſammlung den deutſchen Sänger=
ſpruch
an. Später ergriff der Provinzialdirektor der Provinz Rhein=
heſſen
,
Herr Geh. Rat Dr. Uſinger
das Wort. Wer in den letzten Tagen die Straßen un=
ſeres
lieben Mainz durchſchritt, der glaubte ſich verſetzt
in die alten Zeiten, wo ſo viele Feſte vorbereitet wurden.
Zwiſchen damals und jetzt liegt eine ſchwere Zeit. Mainz ſchien als
Feſtſtadt geſtorben. Heute ſehen wir, daß es noch lebt. Wir ſehen es
an der Bevölkerung, die voller Erwartung der feſtlichen Ereigniſſe harrt.
Wir ſehen es an der großzügigen Stadtverwaltung, die das Feſt mit
größtem Intereſſe vorbereitete. Wir ſehen es an der gaſtfreien Bürger=
ſchaft
. Stadt Mainz und Rheinheſſen begrüßen von Herzen die Sänger
aus Starkenburg und Oberheſſen. Sie begrüßen den deutſchen Sänger=
bund
. Wir ſind uns bewußt, daß dieſe große Kundgebung nicht möglich
war, daß der Sängerbund nicht beſtehen konnte, wenn nicht ein Mann
wäre, der als Ziel ſeines ganzen Strebens die Einigung des heſſiſchen
Sangesweſens betrachtete. Redner erzählt dann in launigen Worten,
wie Oberregierungsrat Dr. Siegert als junger Mann in Gießen ſich
ſchon für die Sängerbünde wie für eine heimliche Geliebte intereſſierte.
Wie er ausging von dem Odenwälder Sängerbund und von dem Mittel=
rheiniſchen
Sängerbund und ſeine Fühler allmählich weiter ſtreckte.
Seine humorvolle Rede klang in einem Hoch auf den erſten Vorſitzenden,
Herrn Dr. Siegert, aus.
Dieſer dankt in bewegten Worten dem Herrn Miniſter von Bren=
tano
, dem Provinzialdirektor und den Mainzer Sängern, die das Sän=
gerfeſt
ſo herrlich vorbereitet haben und durchführten. In begeiſterten
Worten warb er für die Sache des Bundes, für das deutſche Lied und
für die Vaterlandsliebe. Begeiſtert jubelte ihm die Verſammlung zu.
Den Abſchluß des Konzertes bildete der zündende Vortrag des
Deutſchen Liedes von Kalliwoda, ſo daß die wundervolle Kundgebung
nicht nur dem heſſiſchen Sängerbund, der Mainzer Sängerſchaft und
ihrem hervorragenden Leiter Otto Naumann zur höchſten Ehve ge=
reicht
, ſondern das Heimat, Vaterland und deutſches Volk von den
Tauſenden von Anweſenden in herrlichſter Weiſe gefeiert wurden. In
die letzte Strophe ſtimmten alle anweſenden Sänger begeiſtert mit ein.
Begeiſterter Beifall war das Echo dieſer herzlichen Be=
grüßungen
.
Zwiſchen den Maſſenchören ſang die Konzertſängerin Ria
Ginſter aus Franfurt a. M. Ihre ſympathiſche klare Stimme,
ihr liebenswürdiger, feindurchdachter Vortrag brachte die Volks=
liedbearbeitungen
von Brahms zu ausgezeichneter Wirkung.
Sind dieſe doch inſofern ein Curioſum in der deutſchem Muſik=
literatur
, als Brahms die ſchlichten Volksmelodien i glücklich=
ſter
Weiſe mit reichen, kunſtvollem Klavierbegleitungen verſehen
hat, die in wundervoller Stimmungsmaleni ſich den Melodien
anſchmiegen. Die Künſtlerin und ihr vorzüglicher, ſich hervor=
ragend
anpaſſender Begleiter, Herr Kapellmeiſter Erich Riede=
Darmſtadt wurden herzlich gefeiert.
Nach dem Konzert blieben die Mainzer Sänger mit ihren
Gäſten zuſammen, und ein von echt rheiniſcher Fröhlichkeit er=
füllter
Kommers hielt ſie bis lang in die Nacht hinein in herz=
licher
Verbrüderung zuſammen.

[ ][  ][ ]

Nummer 260

Sonntag, den 19. September 1926

Seite !)

Aus der Landeshauptſtadt.

Darmſtadt, 19. September.
Die 100 Jahrfeier der Realſchule in Darmſiadt
Um Irrtümer zu begegnen, wird darauf hingewieſen, daß mangels
ausreichender Lokalitäten die beſonderen Feiern der beiden aus der
Darmſtädter Realſchule hervorgegangenen Schulgattungen ( Oberreal=
ſchulen
und Realgymnaſium) getrennt gehalten werden müſſen, und
zwar veranſtalten die beiden Oberrealſchulen und
die Vereinigung ehemaliger Real= und Oberreal=
ſchülerihre
Feiern in den Tagen vom 6.8. November,
während das Realgymnaſium ſeine Veranſtaltungen bereits im Laufe des
Monats September begeht.
Die von den Oberrealſchulen und der Vereinigung ehemaliger Real=
und Oberrealſchülern vorbereiteten Feiern rücken heran und noch immer
ſind nicht alle diejenigen von den Aufrufen erfaßt, die an den Veran=
ſtaltungen
Intereſſe haben werden. Das Beſtreben der Veranſtalter iſt
darauf gerichtet, die Feier zu einem rechten Wiederſehen unter den ehe=
maligen
Schulkameraden auszugeſtalten, und es iſt Sorge getragen, daß
die einzelnen Jahrgänge bis zu den früheſten, von denen Vertreter noch
am Leben ſind, ſich leicht zuſammenfinden werden. Für die zum Teil
von weit herkommenden Beſucher wäre es eine ſchmerzliche Enttäuſchung,
wenn ſie gar ſo viele der ehemaligen Freunde und Kameraden unter den
Verſammelten vergeblich ſuchen müßten. Es iſt indeſſen zu hoffen, daß
die Bande der gemeinſamen Erinnerung an lange, Seite an Seite
durchlebte Schutljahre, die Freude am Austauſch all der kleinen und
großen Ereigniſſe einer glücklichen und ſorgloſen Jugendzeit ſtark ge=
nug
ſind, um alle die an den Tagen des Wiederſehens zuſammenzu=
rufen
, die es wenn auch unter ſchweren Umſtänden irgend ermög=
lichen
können. Jeder der ehemaligen Schüler werbe deshalb in ſeiner
engeren und weiteren Umgebung um Beteiligung und rüttele die Zögern=
den
auf! Die Anſchrift der von den Aufrufen noch nicht erfaßten Scküler
wolle man an Herrn Fr. Brommer, Polizeioberleutnant, Darmſtadt,
Rhönring 54, einſenden. Auch Eltern und Verwandte ehe=
maliger
Schüler werden gebeten Mitteilungen
über deren gegenwärtigen Aufenthalt zu machen.
Neben den offiziellen Feiern iſt für beſte Unterhaltung geſorgt. Einem
beſonderen Wohnungsausſchuß obliegt die Sorge für die geeignete Unter=
kunft
. Alles Nähere iſt erſichtlich aus dem Aufruf, der auf die Mitteilung
der derzeitigen Anſchrift jedem ehemaligen Schüler bereitwilligſt zu=
geſandt
wird.
Ernannt wurden: am 25. Auguſt 1926: der Gendarmeriewacht=
meiſter
auf Probe Gg. Bleſſing aus Glattbach; am 26. Auguſt: die
Gendarmeriewachtmeiſter auf Probe Fr. Kreß aus Dieburg, Hch. Nie=
meier
aus Billenkamp, G. Plößer aus Ob.=Ramſtadt zu Gendarmerie=
wachtmeiſtern
, ſämtlich mit Wirkung vom 1. September 1926; am 13. Sep=
tember
: die Lehrer Friedrich Daub zu Glattbach, Kreis Bensheim,
Georg Heupt zu Hammelbach, Kreis Heppenheim, Georg Speck=
hardt
zu Eckartshauſen, Kreis Büdingen, zu Lehrern an der Volks=
ſchule
zu Neu=Iſenburg, Kreis Offenbach a. M. Uebertragen wurde
dem Pfarrer Theodor Meiſinger zu Fränkiſch=Crumbach die evan=
geliſche
Pfarrſtelle zu Reinheim, Dekanat Reinheim.
Die am 10. d. Mts. unterbrochenen Verhandlungen des
Landesabſtimmungsausſchuſſes über das Volksbegehren auf Auf=
löſung
des 3. Heſſiſchen Landtags werden am Dienstag, den
21. September 1926, vormittags 10 Uhr, im Staats=
miniſterialgebäude
, Neckarſtraße 7, fortgeſetzt. Die Verhandlun=
gen
ſind öffentlich.
Dienſtjubiläum am Hefſ. Landestheater. Herr Jean Hahn, Logen=
ſchließer
, Erbacher=Straße 9, beging zu Beginn der diesjährigen Spiel=
zeit
die Feier ſeines 25jährigen Dienſtjubiläums bei vollſter Rüſtigkeit.
An verdienter Anerkennung wird es dem Jubilar nicht gefehlt haben
und winſchen wir, daß er ſeinen Dienſt noch recht lange in der ſeither
bewährten Weiſe bei guter Geſundheit verſehen möge.
Heſſiſches Landestheater. In die durch den Tod des Herrn Dr.
med. Siegfried Loeb erledigte Stellung des Vertrauensarztes des Landes=
theaters
iſt Herr Dr. med. Otto Leydhecker eingetreten und hat die
laufenden Geſchäfte des Theaterarztes bereits übernommen. Die
Herren Sanitätsrat Dr. Brüning, Sanitätsrat Dr. Kolb und Dr Oppen=
heimer
haben dem Landestheater ernent und weiterhin ihre Mitarbeit
zur Verfügung geſtellt.
Die Uraufführung von Bert Brechts neueſtem Werk, dem Luſtſpiel
Mann iſt Mann oder Die Verwandlung des Packers Galy Gay
in den Militärbaracken von Kilkoa 1925 begegnet in der Theaterwelt
dem allergrößten Intereſſe. Zahlreiche auswärtige Beſucher, Kritiker
und Theaterfachleute haben bereits ihr Erſcheinen angemeldet. Es
empfiehlt ſich daher ſüir die hieſigen Intereſſenten der Aufführung, ſich
rechtzeitig Plätze zu ſichern. Der Vorverkauf für die am Samstag, den
25. September, ſtattfindende Aufführung beginnt am Mittwoch, den
22. September, an der Tageskaſſe des Großen Hauſes.
Am Donnerstag, den 23. September, finder die erſte Volksvorſtellung
ſtatt, und zwar wurde Zellers vom Publikum mit großem Beifall auf=
genommene
Operette Der Vogelhändler gewählt. Preiſe= 1.,
2. 3. Mk. Die Generaldirektion betont ausdricklich, daß die Operette
nicht in die Mieten gegeben wird.
Arien= und Balladenabend Theo Heuſer Roſenſtock. Am 8. Ok=
tober
, abends 8 Uhr, ſingt in der neuen Otto=Berndt=Halle Opernſänger
Theo Heuſer, mit Generalmuſikdirektor Roſenſtock am Flügel, Arien
rechtfertigen auch diesmal wieder die Erwartung auf einen außerordent=
lich
hohen Kunſtgenuß. Bei der allgemeinen Beliebtheit der beiden mit= Filmen, in denen ſie das Publikum begeiſtert. Vortrefflich ſind außer=
wirkenden
Künſtlern darf mit einem beſonders ſtarken Intereſſe des dem Nobert Scholz, Adolphe Engers als feiſter Liebhaber Albert Paulig
hieſigen kunſtliebenden Publikums gerechnet werden.
Darmſtädter Künſtler auswärts. Die Darmſtädter Porträtmale=
rin
Elſa Pfiſter=Kaufmann hat für den Verlag Robert Forberg in
Leipzig ein Bildnis von Otto Klemperer gezeichnet, das den bekannten
Kapellmeiſter und Komponiſten beim Dirigieren Mozartſcher Rezitative
zeigt. Das Bildnis wird im Forbergſchen Tonkunſtkalender von 1927 Di2 Mlenmter esſchelnenden Noſizer ſind ausächlleßlich eis Sinweiſe auf Anzigen zu beiradlen
erſcheinen.
Alt=Darmſtadt. Vereinigung für Ortsgeſchichte und Heimatkunde.
Hotel Prinz Karl, Alt=Darmſtadt=Zimmer. Donnerstag, abends 8½
Uhr, Vortragsabend. Es ſpricht Herr Ph. Weber über namhafte alte
Darmſtädter Häuſer, mit Bildervorführung.
Orangeriegarten. Das Schweizer Garde=Orcheſter d’Oswald muß
ſich infolge anderweitiger Verpflichtung mit dem heutigen Tage vom (Siehe Inſerat.)
Darmſtädter Publikum verabſchieden. Wer bisher noch keine Gelegenheit
hatte, den Konzerten des Orcheſters zu lauſchen, ſollte doch nicht ver=
fehlen
, ſeine Schritte heute nach dem Orangeriegarten zu lenken. Be=
reits
um 11 Uhr vormittags findet ein Promenadekonzert ſtatt, das ſich Landestheater Großes Haus, Anfang 5½ Uhr, Ende 10
auch über die Mittagszeit hinzieht. Eines jener rühmlichſt bekannten,
vorzüglichen Orangeriehaus=Menüs, mit Schweizer Garde=Orcheſter=Muſik
gewürzt, mag in der Tat etwas Pikantes ſein. Nachmittags um 4 Uhr
foll die Jugend auf ihre Rechnung kommen. Die ſchon öfters vorher
veranſtalteten Kinderfeſte waren ja ſtets ein beredtes Zeugnis dafüir,
daß man es verſteht, den Wünſchen und Anſprüchen der kleinen Damen
und Herren in bezug auf Unterhaltung gerecht zu werden. Selbſtver=
ſtändlich
wird auch die Schweizer Garde in Uniform das Kinderfeſt mit=
verſchönern
helfen. Den Glanzpunkt der einzelnen Veranſtaltungen
wird dann der um 8 Uhr abends im Orangeriehaus ſtattfindende Ehren=
und Abſchiedsabend des Orcheſters bilden. Herr Kapellmeiſter d'Oswald
wird hierbei mit einem ausgewählten Konzertprogramm aufwarten,
dann aber auch dafür Sorge tragen, daß die vielleicht etwas trüde Ab=
ſchiedsſtimmung
durch ein anſchließendes Tänzchen verſcheucht wird.
Schon an dieſer Stelle ſei dem Schweizer Garde=Orcheſter ein herzliches
Lebewohl zugerufen und auf ſeinen weiteren Konzertreiſen viel Glück
und ein in jeder Beziehung voller Erfolg gewünſcht!
Orpheum. Hoheit tanzt Walzer, Operette von Leo Aſcher. Der
Kartenverkauf für heute, Sonntag, findet ſtatt: Verkehrsbüro von 9 bis
12 Uhr, Zeitungskiosk, Ernſt=Ludwigplatz, von 10 Uhr vormittags bis
6 Uhr nachmittags, ſowie an der Orpheumskaſſe ab 3 Uhr ununter=
brochen
. (Siehe heutige, Anzeige.)
Straßenſperre. Wegen Vornahme von Pflaſterarbeiten wird
die Gutenbergſtraße zwiſchen Heinheimer= und Lichtenbergſtraße vom
20. September bis 2. Oktober ds. Js. für den Fuhrwerks=, Auto= und
Nadfahrverkeht geſperrt.

*Ein wichtiger Schritt zur Behebung
der Wohnungsnot.

H.K. Die Wohnungsnot zu lindern, damit aber auch gleich=
zeitig
eine Belebung der Bautätigkeit herbeizuführen, iſt ein
Problem, das ſeit Jahren von Staat, Gemeinden und den Orga=
niſationen
des Baugewerbes intenſiv bearbeitet wird. Schon vor
3 Jahren wurde ſeitens der Heſſiſchen Handwerkskammer der
Verſuch gemacht, alle intereſſierten Kreiſe, die Architektenſchaft,
die Bauinduſtrie, das Baugewerbe und die Wohnungsſuchenden
zu einer großen Organiſation zuſammenzufaſſen, die unter dem
Namen Heſſiſcher Bauwirtſchaftsbund ſich in den Dienſt dieſer
gemeinnützigen Sache ſtellen ſollte.
Der Plan konnte nicht in dem gedachten Umfange zur Aus=
führung
gebracht werden. Es rang ſich aber immer mehr die
Erkenntnis durch, daß, wenn auch nicht allgemein, ſo doch örtlich
das private Baugewerbe mehr Initiative entfalten müſſe und
zur Hebung ſeines Anſehens, zur Linderung der Arbeitsloſigkeit
und des Wohnungselends die Erſtellung von Wohngebänden
aufzunehmen habe. Daß eine Mitwirkung der Privatbauwirt=
ſchaft
an der Löſung des Problems nur unter Beachtung der ge=
ſunkenen
Kaufkraft der Bevölkerung möglich ſei, ſtand von An=
fang
an feſt. Klar war auch, daß das Privatbaugewerbe im
Intereſſe ſeines Anſehens nur ſolide, neuzeitlich hergerichtete
Wohnungen erſtellen kann, die trotzdem im Preiſe denkbar nied=
rig
gehalten ſein mußten.
Dies war der Grundgedanke, der zur Gründung von drei
Wohnungsbaugenoſſenſchaften in Darmſtadt führte, die auf ge=
meinnütziger
Grundlage ihre Tätigkeit in Verbindung mit Archi=

Im Einzelverkauf iſt unſere
Montagausgabe
für die Zukunft bereits um
2 Uhr vormittags
bei den bekannten Verkaufsſiellen erhältlich.
Wir verweiſen ausdrücklich auf den aus=
gedehnten

Sportteil
der ſicherlich Anklang finden wird.

tekten und namhaften Baufirmen aufnahmen. Die Gemein=
nützigkeit
kommt zum Ausdruck in der Faſſung der Satzungen
und insbeſondere in den Kalkulationen, bei denen äußerſte Be=
ſchränkung
waltete.
Die drei Genoſſenſchaften erſtellen zurzeit in Darmſtadt
18 Häuſer in verſchiedenen Gegenden der Stadt, teils als Etagen=
häuſer
, teils als Ein= oder Zweifamilienhäuſer. Die Bauwerke
gehen ihrer Vollendung entgegen und ſind ſämtlich bereits im
Rohbau fertiggeſtellt. Käufern oder Mietern iſt hierdurch Gelegen=
heit
gegeben, auch Sonderwünſche geltend zu machen. Die Unter=
nehmungen
ſtellen einen Verſuch der privaten Bauwirtſchaft in
Darmſtadt dar, ſich aftiv an der Löſung einer Aufgabe zu be=
teiligen
, der zurzeit im Intereſſe der Volksgeſundheit und der
Bekämpfung der Arbeitsloſigkeit vordringlichſte Bedeutung zu=
kommt
.
Keunſinotizen.
Ueber Werke, Künffler und fünſtieriſche Veranſtaltungen, deren im Nachſiehenden Grwdlnng
geſchlebt, behdli ſich die Nedaktion ibr Urtell vor.

Union=Theater. Der Prinz und die Tänzerin. Prinz
Carol, durch Willy Fritſch mit allem Charme dargeſtellt, iſt ein junger
Prinz, der ſich in eine Tänzerin verliebt und nun an dem kleinen Hofe
und Balladen. Seine ſo überaus erfolgreichen früheren Liederabende allerhand große und kleine Konflikte auslöſt. Die weibliche Titelrolle iſt
der hübſchen Lucie Dorgine anvertraut. Man kennt ihre Art aus ſieben
und Hermann Piecha, beide in amüſanten Hochchargen. Dieſer erſtklaſſig
beſetzte Film darf ſich überall eines großen Erfolges erfreuen.
Lokale Veranſialtungen.
m keinem Falle irgendwie als Beſprechung ober Kritk.
Im Hotel Prinz Heinrich findet heute Sonntag abend
Konzert ſtatt. Der Beſuch iſt ganz beſonders zu empfehlen. Siehe Anz.
Der Freundſchaftsbund Darmſtadt veranſtaltet
unter Mitwirkung der Kapelle Weſp heute Sonntag, den 19. September,
muſikaliſche Darbietungen, alte und neue Länze, aufs beſte geſorgt.

Tageskalender für Sonntag, den 19. September 1926.
Uhr, I. 1: Triſtan und Iſolde‟. Kleines Haus. Anfang
7½ Uhr, Ende 10 Uhr, Zuſatzmiete I (1): Die Geſchwiſter und
Die Mitſchuldigen. Orpheum, abends 8 Uhr: Hoheit tanzt
Walzer. Schloß=Café: Frühkonzert, Konzert. Café
Rheingold: Konzert und Tanz. Ludwigshöhe: Kon=
zert
. Orangeriegarten, vorm. 111 Uhr: Promenade=
Konzert; nachm. 4 Uhr: Großes Konzert mit Kinderfeſt; abends
8 Uhr: Abſchiedsabend des Schweizer Garde=Orcheſters. Tanz.
Sportplatz=Reſtaurant nachm. 4 Uhr: Großes Kinderfeſt,
Konzert; abends: Großes Brillantfeuerwerk. Herrngarten,
vorm. 11 Uhr: Promenaden=Konzert. Arheilger Mühl=
chen
: Original=Jazzband. Darmſtädter Oekonomen=
Verein: Rheinfahrt nach St. Goar. Meenzer Müller,
nachm. 4 Uhr: Großes Konzert. Deutſch=Oeſterr. Alpen=
verein
, Sektion Darmſtadt: Ausflug nach Amorbach.
Turngemeinde Darmſtadt 1846, Große Werbe=Woche nach=
mittags
2½ Uhr auf dem Hochſchulſportplatz: Großes Jugendfeſt; an=
ſchließend
Volksturnen. Kinovorſtellungen; Union=, Re=
ſidenz
=Theater, Palaſt=Lichtſpiele. Pfungſtadt: Nachkirchweihe.

Die Badeanſtalten im Woog.
Man ſchreibt uns: Da die Badezeit im Woog ihrem Ende entgegen=
geht
, iſt es möglich, ein Urteil über den Verlauf abzugeben und Wünſche
über Verbeſſerungen zu äußern.
Zunächſt fei lobend anerkannt, daß ſeitens der Verwaltung alles
Mögliche getan wurde, um das Baden angenehm zu machen. Es herrſchte
Ordnung und Sauberkeit, und dies trug dazu bei, das Baden im Woog
auch in Kreiſen beliebt zu machen, die ſich ſeither ferngehalten haben.
Ausſchreitungen, wie ſie füüher wohl vorgekommen ſind, fehlten ganz.
und es herrſchte ein anſtändiger Ton. Hierbei ſei auch des taktvollen
Verhaltens der dienſttuenden Polizeibeamten mit Anerkennung gedacht.
Das alles darf aber nicht vergeſſen laſſen, daß noch viel zu tun iſt, um
unſere herrliche Badegelegenheit, um die uns viele Fvemde beneider,
vollkommen zu machen. Die Wünſche ſeien hierbei auf das Licht= und
Luftbad auf der Inſel beſchränkt:
1. Die Zahl der Zellen genügt bei ſtarhem Betriebe nicht: Abhilfe
könnte durch Verlängerung der Halle nach Süden leicht geſchaffen wer=
den
. Hierbei ſei die Entfernung der offenen Auskleidehallen auf der
Südſeite angeregt, da es mißſtändig und anſtößig wirkt, durch die offe=
nen
Zugänge derſelben das An= und Auskleiden der Inſaſſen beobachten
zu müſſen. 2. Für die Männer müßten noch mehr Brauſen, mindeſtens
vier, vorhanden ſein, zumal die beiden vorhandenen vielfach auch von
Damen benützt werden, obwohl dieſen ſelbſt mehrere Brauſen zur Ver=
fügung
ſtehen. 3. Der Sandbelag iſt gewiß nicht ideal; er wird bei
ſtarker Benützung lehmartig und ſchmutzt ſehr. Ein Neubelag mit
Rheinſand wäre das beſte, wird aber ſehr teuer werden. Dagegen könnte
durch tägliches Durchharken und ſorgfältige Entfernung aller Steine viel
gebeſſert werden. 4. Dringend nötig iſt eine Vorrichtung zum Auf=
hängen
der Badetücher auf der Inſel während des Aufenthalts im
Waſſer. Der jetzige Zuſtand des Aufhängens der Wäſche an den Bäumen
und Büſchen iſt unhaltbar. 5. Erwinſcht iſt das Anbringen einer Uhr
und ein öffentlicher Fernſprechanſchluß auf der Inſel. 6. Zu erwägen
wäre das Aufſtellen eines Kioskes zum Verkauf von Zeitungen, Bröt=
chen
, Obſt uſw. 7. Dringend erwünſcht ein Trinkbrünnchen auf der
Inſel. 8. Der Zugang zum Waſſer iſt zu verbeſſern; der jetzige Zuſtand
der Boden aus grobem Kies und ſcharfen Steinen beſtehend iſt für
Badegäſte ohne Schuhe ſehr unbequem; am beſten wäre Betonierung
der leicht geneigten ſchiefen Ebene. 9. Ganz unhaltbar und geradezu
unbegreiflich iſt es, daß auf der Inſel keine Badekarten verkauft werden.
Der Weg zum Schalter auf dem weſtlichen Woogsdamm bedeutet für die
Bewohner des Südteils der Stadt einen Zeitverluſt von beinahe zehm
Minuten. Warum überträgt man dem Beamten, der die Karten auf
der Inſel locht, nicht auch den Verkauf?. Auf Fremde wirkt der jetzige
Zuſtand geradezu grotesk.
Die Badegäſte wären für Berückſichtigung der geäußerten Wünſche
dankbau und würden deren Erfüllung mit vermehrtem Beſuche und ver=
ſtärkter
Propaganda lohnen. Vielleicht empfiehlt ſich eine Beſprechung
des Publikums mit den maßgebenden Organen, um auch Wünſche anderer
zu Gehör zu bvingen. Die Anberaumung einer ſolchen in den Blätterm
wirde ſicher das Intereſſe vieler Badegäſte finden und ein ſtädtiſcher
Naum hierfür wird ſich wohl leicht bereitſtellen laſſen.

Großes Brillautfeuerwerk mit Kriegsbombardement und großes
Kinderfeſt. Heute Sonntag, den 19. September, findet, wie aus der
geſtrigen Anzeige in unſerer Zeitung erſichtlich, nachmittags 4 Uhr, auf
dem Sportplatz=Reſtaurant am Böllenfalltor ein großes Kinderfeſt, ver=
bunden
mit Volksbeluſtigungen aller Art ſtatt. Auf den hierbei ſtatt=
findenden
Kinderfeſtzug, u.a. die Kinderfahnenpolonäſe, wird beſonders hin=
gewieſen
. Gbenſo wird für die Kinder das Eſelfuhrwerk in Tätigkeit
ſein und Eſelreiten ſtattfinden. Während der Kinderfahrten iſt Konzert.
Bemerkt ſei noch, daß jedes 50. Kind, das in Begleitung der Eltern die
Kaſſe paſſiert, ein ſchönes Geſchenk erhält. Der Wirtſchaftsbetrieb liegt
in den bewährten Händen des Sportplatz=Reſtaurants=Reſtaurateurs
Hühnergart. Auch nach Schluß des Kinderfeſtes iſt großes Konzert. Bei
einbrechender Dunkelheit findet ein großes Brillant=Feuerwerk mit
großem Kriegsbombardement, ausgeführt von der 1. Darmſtädter Kunſt=
feuerwerkerei
Wallenſtein, ſtatt mit anſchließender großen Fackelpolonäſe
unter Vorantritt einer Muſikabteilung, an der jeder Beſucher teilnehmen
kann. Den Abſchluß der Veranſtaltungen bildet ſodann in ſämtlichen
Näumen des Sportplatz=Reſtaurants und auf den Terraſſen ein großs
Konzert mit Geſangseinlagen des Konzertſängers Willi Pfaff, von der
Joachim’ſchen Geſangsſchrle, welcher nach Beendigung ſeines Geſangs=
ſtudiums
an dieſem Abend zum erſten Male an die Oeffentlichkeit tritt,
Die Terraſſen des Sportplatz=Reſtauranis ſind farbenprächtig illuminiert,
Die Preiſe ſind ſehr gering gehalten. Mitglieder des Sportvereins 3
haben gegen Vorzeigen der Mitgliedskarte Preisermäßigung.
Darmſtädter Wochenmarktpreiſe am 17. September. Speiſekartof=
feln
45. Salatkartoffeln 4, Buſchbohnen 1520, Stangenbohnen 2
bis 25, Gelbe Bohnen 2530, Blumenkohl 1070, Römiſchkohl 15,
Wirſing 510, Weißkraut 76, Rotkraut 715, Kohlrabi (oberirdiſche)
810, Spinat 1215, Erbſen 4050, Tomaten 812, Zwiebeln 1215,
Gelbe Rüben 68, Rote Rüben 810. Weiße Rüben 810, Kopfſalat
1015, Endivien 1015, Einmachgurken (100 Stück) 100300, Salat=
gurken
1040, Radieschen (Bündel) 10, Rettiche 515, Meerrettich 80
bis 100, Sellerie 1050, Schwämme 1030. Trauben 40, Eßäpfel 12
bis 20, Fall= und Kochäpfel 612, Eßbirnen 1020, Kochbirnen 610,
Preiſelbeeren 70, Brombeeren 3540, Pfirſiche 2535. Zwetſchen 18
bis 22, Zitronen Stick 410, Nüſſe Pfd. 60. Schweinefleiſch 132150,
Kalbfleiſch 120. Rindfleiſch 80110, Hackfleiſch 80140, Hausm. Wurſt
80240, Geflügel 120180. Süßrahmbatter 210, Landbutter 19020,
Eier 1315, Handkäſe 515, Schmierkäſe 1 Pfd. 3035 Pf.
* Bezirksſchöffengericht. 1. Der Knecht Adam Bohn von Lam=
pertheim
, in Kleinrohrheim wohnhaft, iſt geſtändig, am 26. Mai 1926
in Kleinrohrheim eine einem Mitknecht gehörige Uhr aus deſſen
Schrank mittelſt falſchen Schlüſſels entwendet zu haben. Die Uhr hat
er dann gegen eine Armbanduhr bei einem Uhrmacher umgetauſcht.
Der Arbeitskollege hat die Uhr wieder zurückerhalten. Es wird die ge=
ſetzliche
Mindeſtſtrafe von 3 Monaten Gefängnis beantragt, auf die
das Gericht auch erkennt. 2. Schreinergeſelle Wilh. Funk in Groß=
Zimmern ſteht unter der Anklage, mittelſt einer gefälſchten Beſcheine
gung des Deutſchen Holzarbeitererbandes einen Betrugsverſuch gegeſ
über dem Finanzamt Dieburg als Vertreter des Reichsſteuerfiskus be
gangen zu haben. Funk erklärt, er habe einen Lohnſteuererſtattungs=
anſpruch
wegen 9 Mark an die Finanzkaſſe gehabt, den das Finanzamt
an ſich auch zugeſtanden, deſſen endgültige Anerkennung aber noch von
der Beibringung einer Beſcheinigung des früheren Arbeitgebers ab=
hängig
gemacht habe. Es wird behauptet, auf dem Büro des Holz
arbeiterverbandes ſei geſagt worden, eine noch nötige Ausfüllung der
Daten über die Arbeitsloſigkeit (Kurzarbeit) möge Angeklagter ſelbſt
vornehmen. Der Staatsanwalt betont, der Nachweis der Urkunden=
fälſchung
laſſe ſich nicht führen, eine Verwechſlung könne dem Ange=
klagten
unterlaufen ſein, weshalb Freiſprechung beantragt wird, auf
die das Urteil auch erkennt. 3. Ein Handlungsgehilfe in St. iſt
des Betrugsverſuchs angeklagt. Er ſoll im Dezember 1925 bei Auſ=
gabe
eines Wertbriefs über 80 Mark an eine auswärtige Zigarrenfirma.
die Abſicht gehabt haben, den Reichspoſtfiskus um 80 Mark zu ſchädi=
gen
. Er behauptet beſtimmt, in den Wertbrief 80 Mark in Scheinen
zu 20 und 10 Mark eingelegt zu haben. Später ſei ihm mitgeteilt wor=
den
, der Wertbrief ſei am Beſtimmungsort ohne Geld angekommen. Bei
Aufgabe des Briefs bei der Poſt wog derſelbe 20 Gramm, bei Ankunſt
am Beſtimmungsort aber nur 14 oder ½ Gramm weniger. Die Vei=
handlung
wird wegen weiterer Crmittlungen u. a. auch Zuziehung
eines poſtaliſchen Sachverſtändigen vertagt. 4. Elektrotechniker Karl
Bruno Richard Eiſenträger von Hamburg iſt des Zechbetrugs
gegenüber einem hieſigen Wirte und ähnlicher Schwindeleien gegenüber.
einer Kleiderfirma und einem Studenten angeklagt. Er iſt öfter vor=
beſtraft
. Arbeit ſuchend iſt er nach Darmſtadt gekommen, es war dies
im MailJuni 1925. Er beſtreitet die Anklage, bei dem Studenten
habe er Gaſtfreundſchaft genoſſen, eine Abſicht, von Darmſtadt zu ver=
ſchwinden
, habe er nicht gehabt. Bei dem Wirt hat er ſich unter einem
ſalſchen Namen einlogiert und eine Zechſchuld von 8,60 Mark hintek=
laſſen
. Die Verhandlung wird zwecks weiterer Ermittlungen, insbe=
ſondere
Vernehmung des Obermonteurs Fiſcher und des heute entſchul=
digten
Studenten ausgeſetzt.
Aus den Barteien.
Deutſche Volkspartei. Die Fahrtteilnehmer an unſetem
Familienausflug nach Auerbach am heutigen Sonntag bitten wir, recht=
zeitig
, nachmittags, ſich am Hauptbahnhof einzufinden, da der Sonderzug
rünktlich 2 Uhr aus Gleis 6 abfährt. Rückfahrt ab Auerbach ebenfalls
mit Sonderzug punkt 8 Uhr.

Ri
H
Bei Nieren-, Blasen- und Frauen-
leiden
, Harnsäure, Eiweiß, Zucker
1925: 16 000 Badegäste

Haupt-Niederlage in Darmstadt:
Friedr. Schaefer

V

[ ][  ][ ]

Nummer 260

Sonntag, den 19. Geptember 1920

Seite 7

Aus Heſſen.

Griesheim, 18. Sept. Wie man hört, ſoll in hieſiger Gemeinde
Gründung einer Gemüſe=Anbau= und Abſatzge noſſen=
aft
ins Auge gefaßt werden. Immer mehr drängt ſich hier die
derzeugung auf, daß die Märkte der umliegenden Städte beſonders
ch die ausländiſche Gemüſeeinfuhr überfahren ſind und bei dem da=
ch
herbeigeführten Preisdruck die hieſigen Produzenten ihre Rech=
g
nicht mehr finden können, ſo daß Mittel und Wege geſucht werden
ſen, um andere Abſatzgebiete zu erſchließen. Da dies aber nur auf
aſſenſchaftlichem Wege erreicht werden kann, will man die Sache
allernächſter Zeit ernſtlich in die Hand nehmen. Man ſieht es jetzt
tählich ein daß es ſo wie bisher nicht weitergehen kann, wenn
esheim mit ſeinem Gemüſebau nicht ganz ins Hintertreffen geraten
eine teilweiſe Umſtellung in unſevem Feldgemüſebau vermieden
den ſoll. Bei der Verſteigerung der Birnenernte aus den
einheitlichen Obſtanlagen längs der Landwehr, auf dem Hinter=
en
und dem Weg vom Leimenweg nach dem Hinterreichen wurden
eſamt 104 Mark erlöſt.
Eberſtadt, 17. Sept. Schau= und Werbeſchwimmen.
am vergangenen Sonntag im hieſigen Gemeindebad von dem Turn=
in
1876 e V. Eberſtadt veranſtaltete Schau= und Werbeſchwimmen
de durch die ungünſtige Witterung im allgemeinen ſehr beeinflußt.
bdem hatten ſich etwa 200 Zuſchauer von der Veranſtaltung nicht
nken laſſen. Leider vermißte man unter den Zuſchauern die Ge=
rdevertretung
ſowie den Ausſchuß für Leibesübungen, und wäre es
für dieſe in erſter Linie am Platze geweſen, der äußerſt lehrreichen
anſtaltung im Intereſſe der Allgemeinheit beizuwohnen. Arheilgen,
6=Zimmern, Michelſtadt und andere kleine Landplätze wirken in dieſer
ehung vorbildlich. Die Veranſtaltung wurde durch die Schwimm=
ilungen
der Darmſtädter Turnerſchaft unterſtützt und wurden ſämt=
Schwimmarten im Stil mit Erläuterung gut vorgeführt. Alsdann
den von Turnerinnen und Turnern Staffelkämpfe in ſämtlichen
vimmarten vorgeführt, welche ein Bild von guter Schulung zeigten
das Intereſſe der Beſucher beſonders weckten. Die Intereſſen der
tſchen Lebensrettungsgeſellſchaft hatte Lehrer Schneider üübernommen,
Vorführungen und entſprechenden Erläuterungen wurden mit be=
erer
Aufmerſamkeit verfolgt. Sportbegeiſtert folgten die den
bildenden Waſſerballſpiele, welche von zwei kombinierten Turner=
nſchaften
und im Anſchluß von zwei kombinierten Turnerinnen=
ilungen
vorgeführt wurden.
* Roßdorf, 18. Sept. Glück im Unglück hatte geſtern der
ivermeiſter Wagner von Spachbrücken. Wagner fuhr wit ſeinem
orrad in langſamem Tempo durch die Erbacher Straße in der Rich=
nach
Darmſtadt. In der Nähe der Kirche kam das Fuhrwerk des
Keßler, Erbacher Straße, auf der linken Straßenſeite fahrend, ent=
r
und wich auch auf wiederholtes Signal nicht nach rechts aus.
Wagner kurz vor dem Fuhrwerk noch weiter nach links vorbeifah=
wollte
, bog Keßler ſcharf nach links, um in ſeine Hofreite zu fahren.
ner pannte mit der Bruſt gegen die Deichſel, wurde vom Rad ge=
dert und blieb kurze Zeit bewußtlos liegen. Außer einigen Haut=
ürfungen
und einem kleinen Defekt am Motorvad blieben augen=
ich
keine Folgen zurück. Der Zuſammenſtoß iſt nur auf das un=
hriftsmäßige
Fahren des Wagenlenkers zurückzuführen. Die Er=
Sloſenziffer unſerer Gemeinde iſt erfreulicherweiſe zurückgegangen;
relden ſich gegenwärtig 45 Perſonen.
g= Groß=Bieberau, 18. Sept. Für das Handwerk und das Ge=
e
hat die Handwerkskammer=Nebenſtelle zu Offenbach in entgegen=
gender
Weiſe Amtstage eingerichtet, an denen alle Gewerbetreiben=
ihre
Angelegenheiten mündlich erledigen können. Der erſte Amts=
indet
bereits kommenden Montag, den 20. September, nachmittags
2 bis 4 Uhr, im Gaſthaus Schellhaas ſtatt. Für die Intereſſenten
er Gegend iſt das von Vorteil. Durch die Erbauung verſchie=
Arbeiterhäuſer ſind zwei neue Straßen entſtanden, die nun durch
Verlängerung der Gochertſtraße mit dem Marktplatz verbunden
en ſind. Unſer Marktflechen, der ſich ſeither immer nur in der
Srichtung ausdehnte, nimmt nun auch in der Breite zu. Die Orts=
altung
hat die neuen Straßenzüge durch Kavaliſation mit dem
bach verbunden.
Semb (Kreis Dieburg), 17. Sept. Die Ortsgruppe Semd des
ralverbandes deutſcher Kriegsbeſchädigten und Kriegerhinterblie=
re
. V. (Sitz Berlin) veranſtaltete eine öffentliche Verſammlung.
Redner war der Vorſitzende des Gaues Südweſt, Herr Hecker,
kfurt a. M., erſchienen. Herr Hecker behandelte die Verſorgung
Fürſorge für Kriegsbeſchädigte und Kiegerhinterbliebene und die
ſſationsprobleme der Kriegsopfer in etwa einſtündigen Ausfüh=
en
. Die Verſammlung, die einen guten Beſuch aufzuweiſen hatte,
te für die erſchienenen Kreiſe manche Aufklärung. In der Aus=
he
fand der Referent Zuſtimmung. Mit Dankesworten an den
=enten und den ebenfalls erſchienenen Landesverbands Vorſitzenden
Landesverbonds Starkenburg=Rheinheſſen des Zentpalverbandes
cher Kriegsbeſchädigten und Kriegerhinterbliebenen e. V., Herrn
haltungsinſpektor Scheerer, (Offenbach) konnte der Vorſitzende der
gruppe, Herr Sturmfels (Semd) die gut verlaufene Verſammlung
ßen.
2 Reichelsheim i. O., 18. Sept. Vertxetung, Veterinärarzt
Schneider dahier iſt bis anfangs Oktober beurlaubt und wird durch
Fereisveterinärarzt zu Bensheim vertreten.
Fürth f. O., 16. Sept. Einhaltung der feſtgefetzten
Stage. Das hieſige Amtsgericht läßt in den Gemeinden des
htsbezirks bekannt machen, daß wegen Ueberhäufung der Dienſt=
ifte
das Publikum ſich ſtreng an die Amtstage halten muß. Aus=
en
können nur in ganz dringenden Fällen gemacht werden.
Waldmichelbach, 17. Sept. Bürgermeiſterwahl. In der
dargemeinde Siedelsbrunn wurde Herr Peter Horle zum Bürger=
er
gewählt und in den Dienſt eingewieſen.
Michelſtadt, 18. Sept. Verkehrseinſchränkung. Auf
von der Odenwald=Kraftwagenverkehrs=A.=G. befahrenen Strecke,
chWiebelsbach, mußte eine neue Verkehrseinſchränkung ſtattfin=
Nachdem erſt vor kurzer Zeit die Nachtfahrten, die es der Be=
gung
des hinteren Odenwaldes ermöglichten, im Anſchluß an den
r Zug von Darmſtadt und Hanau ihre Heimatorte noch zu er=
r
. auf Samstag und Sonntag beſchränkt wurden, ſo mußte jetzt auch
Samstagfahrt ausfallen. Der Verkehr wird nur noch Sonntags
cht erhalten.
Michelſtadt, 18. Sept. Der ſeitherige Pächter des der Brauerei
gehörenden Reſtaurants Zum Deutſchen Haus, Herr Johann
öbel, hat, nachdem die vorbezeichnete Schankwirtſchaft zukünftig
den Brauereibeſitzer Dörr ſelbſt betrieben wird, in ſeinem eigenen,
alls in der Bahnhofſtraße, liegenden Hauſe ein neues Café=,Bier= und
reſtaurant eröffnet. Die Räume dieſes neuen Zur Einhardsklauſe‟
ennenden Lokals ſind nach neueſtem Stile errichtet und ausgeſtattet
6 dieſelben auf jeden Beſucher einen äußerſt ungenehmen Eindruck
en, und derſelbe glaubt, ſich in einer Weinklauſe einer Großſtadt
efinden.

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zirks-Sparkasse Groß-Bieberau

Erbach i. D., UI. Setzt. Die Gendarmeriebeamten des Kreiſes
Erbach hielten im Gaſthaus zum Schwanen in Reichelsheim eine Grup=
pen
=Verſammlung ab, an der als Vertreter des hieſigen Kreisamtes
Herr Regierungsrat Dr. Feilbach teilnahm. Herr Dr. Feilbach erſtat=
tete
ein längeres Referat über Einteilung und Inhalt des Bürger=
lichen
Geſetzbuches‟. Es ſei hier erwähnt, daß das Kreisamt Erbach
und im beſonderen Herr Dr. Feilbach keine Mühe und Arbeit ſcheuen,
um den Gendarmeriebeamten des Kreiſes, auf den Gebieten die die=
ſelben
beſonders intereſſieren, lehrreiche Anleitungen und Aufklärun=
gen
zu geben. Es ſei dieſerhalb dem Heſſiſchen Kreisamt und Herrn
Dr. Feilbach auch an dieſer Stelle öffentlicher Dank der Gendarmerie=
beamtenſchaft
ausgeſprochen. Außer dieſen Vorträgen in Verſamm=
lungen
werden den Beamten von Herrn Dr. Feilbach und Herrn Kreis=
kommiſſar
Jöſt Fragen zu ſchriftlicher Beantwortung geſtellt, die von
den einzelnen Beamten mit größter Sorgfalt und Gewiſſenhaftigkeit
durchgearbeitet und beantwortet werden müſſen, da dieſelben der Zen=
ſur
durch die vorgenannten Herren unterworſen werden. Auch für dieſe
Mühe im Intereſſe unſeres Standes ſei den beiden Herren herzlichſt
gedankt. Nach Beſprechung von verſchiedenen beruflichen Fragen trat
man in den gemütlichen Teil, der leider durch die mit der Okva anzu=
tretende
Heimfahrt ſehr viel zu kurz war. Mögen die Gendarmerie=
beamten
unſeres Kreiſes recht oft Gelegenheit haben, derartige beleh=
rende
Verſammlungen zu beſuchen, zum Segen ihres Berufes und un=
ſerer
Bevölkerung.
N. Von der Bergſtraße, 18. Sept. Einem faſt unglaublichen Schild=
bürgerſtreich
iſt in Weinheim einer der beiden prachtvollen alten Akazien=
bäume
zum Opfer gefallen, die vor dem Neubau des Reichsbankgebäu=
des
ſtanden, und deren Erhaltung von der Berliner Bauleitung im In=
tereſſe
des architektoniſchen Eindruckes angeordnet worden war. Dagegen
ſollte an der Hinterſeite ein Baum entfernt werden, der den Aufgang
zur Treppe ſperrte. Durch ein unbegreifliches Mißverſtändnis hieben
die drei mit der Fällung beauftragten Leute vorgeſtern abend anſtatt=
deſſen
den einem der beiden vorderen Bäume um, die das landſchaftliche
Bild ſchmückten. Jetzt bleibt nichts übrig, als auch die zweite Akazie
zu beſeitigen und dafür zwei neue Bäume anzupflanzen.
* Auerbach, 17. Sept. Neubau. Auf der Ebene am Wege durch
die Wolfsſchlucht zum Furſtenlager, auf dem ſogen. Marſchallacker, von
wo man eine wundervolle Ausſicht in die weite Rheinebene hat, wurde
mit dem Neubau eines größeren Hauſes begonnen. Die Erbauerin iſt
Frau Dr. med. Heck aus Frankfurt a. M., die ſchon vor dem Kriege
das fragliche Gelände käuflich evworben hat.
* Bensheim, 17. Sept. Beurlaubt. Herr Kreisdirektor Rein=
hart
hat geſtern einen fünfwöchigen Urlaub angetreten. Vieh=
ſeuche
. Die Maul= und Klauenſeuche, die im Kreiſe Bensheim ſehr
verbreitet war, hat in der letzten Zeit nachgelaſſen, und hofft man, daß
ſie bald wieder überwunden ſein wird. Gutes Wetter für
die Trauben. Das ganz vorzügliche Wetter kommt dem geringen
Traubenbehang in den Weinbergen ſehr zu ſtatten, ſo daß der Wein
ein recht guter zu werden verſpricht und die Quantität, wenn auch in
geringerem Maß, etwas erſetzt.
* Aus dem Kreiſe Heppenheim, 17. Sept. Amtstage. Das Kreis=
amt
Heppenheim wird nächſtens folgende auswärtige Amtstage abhal=
ten
: Am Dienstag, den 21. September, vormittags 11 Uhr, im Rathaus
zu Neckarſteinach, und am ſelben Tage, nachmittags 2 Uhr, im
Rathaus zu Hirſchhorn. Am Donnerstag, den 23. September, vor=
mittags
10 Uhr, im Rathaus zu Waldmichelbach. Die Bürger=
meiſtereien
der in Betracht kommenden Gemeinden haben dies in orts=
üblicher
Weiſe bekannt zu machen.
* Hambach, 17. Sept. Goldene Hochzeit. Dieſer Tage feier=
ten
die Eheleute Johann Wilhelm und Ehefrau Maria Anna, geb.
Fiſcher, von hier das Feſt der Goldenen Hochzeit. Dem allgemein be=
liebten
Jubelpaar wurden aus allen Kreiſen der Bevölkerung viele
Glüchwünſche und Geſchenke dargebracht. Herr Reg.=Nat Jann gra=
tulierte
namens der heſſiſchen Regierung.
Hirſchhorn, 18. Sept. Waſſerſtand des Neckars. Am 17.
September: 0,61 Meter; am 18. September: 0,63 Meter.
* Wimpfen, 17. Sept. Neue Neckarbrücke. Die Arbeiten
an der neuen Neckarbrücke haben nun energiſch begonnen. Man hofft,
bis zum Juli nächſten Jahres die neue Brücke dem allgemeinen Ver=
kehr
übergeben zu können.
A. Lampertheim, 18. Sept. Der Tabakbau ſcheint ſich in dieſem
Jahre recht rentabel zu geſtalten, indem die Grumpen, die in Vor=
kriegszeiten
67 Mk. pro Zentner koſteten, heuer mit 30 Mk. bezahlt
werden. Bis jetzt kamen 200 Zentner dieſer am Stengel bereits dürr
gewordenen unterſten Tabaksblätter zum Verkauf. Die Waxe iſt von
vorzüglicher Qualität.
* Biblis, 18. Sept. Vom Zuge torgefahren. In der Nähe
des Bahnüberganges Biblis-Bobſtadt ließ ſich vergangene Nacht ein
Handwerksburſche vom Zuge überfahren. Er wurde am Morgen mit
abgefahrenem Kopfe von Streckenarbeitern gefunden. Der Tote war
barfuß, ſeine Kleider ſehr zerfetzt. Die Perſonalien konnten bis jetzt
noch nicht feſtgeſtellt werden, da der Tote keine Ausweispapiere bei ſich
trug.
* Aus dem Lahntal, 18. Sept. Beim Obſtabmachen vom Baum ge=
ſtürzt
und ſchwer verletzt iſt in Atzbach ein Landwirt. Er mußte ſofort
in die Gießener Klinik gebracht werden, wo er nach zwei Tagen ſtarb.
* Friedberg, 18. Sept. Der Haſſiabezirk Friedberg hielt unter dem
Vorſitz des Bezirksvorſtehers, Direktor Schmidt=Friedberg, ſeine
Herbſtverſammlung ab. Dem langjährigen Vorſitzenden des
Kriegervereins Aſſenheim, Landwirt Leichtnonn, wurde das Ehrenkreuz
der Haſſia verliehen. Oberwachtmeiſter Klee=Butzbach ſprach über Ver=
ſorgung
der Kriegsopfer. Der nächſte Frühjahrsbezirkstag ſoll in Rei=
chelsheim
(Wetterau) ſtattfinden
* Bab=Nauheim, 18. Sept. Auf dem Winterſtein bei Bad=Nauheim
wurde heute der Römerturm eingeweiht. Als Vertreter der Behörden
waren u. a. Miniſterialrat Dr. Kratz, Darmſtadt, Miniſterialrat Walter
von der Forſtabteilung Darmſtadt, Reichstagsabgeordneter Prof. Dr.
Werner, Butzbach, der Rektor der Univerſität, Dr. Bürger, Profeſſor
Helmke anweſenb. Anſprachen wurden von Oberbaurat Haag, Fiedberg,
Profeſſor Helmke, Profeſſor Herzog von der Univerſität Gießen gehalten,
Der Turm wurde von einem Deutſch=Amerikaner, Guſtav=Oberländer,
geſtiſtet. Ausführlicher Bericht folgt.
* Homberg a. d. Ohm, 18. Sept. Von einem Faſelochſen
getötet wurde die Frau eines Landwirts in Gemünden; ſie war
beim Melken ausgeglitten und unter den neben der Kuh ſtehenden
Ochſen gefallen. Das erſchreckte Tier wurde wütend und trat wieder=
holt
auf die Frau, welche als Leiche herausgezogen wurde.

I, K. 13334

Warum kostet

ein Daket
Dn Vhompsons
Seifenpulver
nur 30 Og?
Weil hierzu eine Lokung genom.
ment wird, die so einfdch und bil-
lig
wie nur irgend möglich ist.
An der Saokung wird alles, dm
Inhalt wiebts gespart.

* Verwaltungsgerichtshof.
1. Klage des Mainzer Rudervereins gegen die Ge=
meinde
Weiſenau wegen Erhebung von Ver=
gnügungsſteuer
. Erſchienen Rechtsanwalt Dr. Pagenſtecher
Gainz) als Vertreter des Vereins, für die Gemeinde der Bürgermeiſter.
Der Kläger veranſtaltete auf dem Rhein am 13./14. Juni 1925 eine
Regatta. Die Gemeinde hielt ſolche für ſteuerpflichtig. Der Verein
erhob Klage auf Feſtſtellung, daß eine Steuerpflicht nicht beſtehe, und
begehrte Rückerſtattung der Steuer. Maßgebend iſt die Reichsverord=
nung
von 1923. Der Kreisausſchuß wies die Klage ab. Die Regatta,
die Bühnen mit Reſtaurationsbetrieb und Muſikkapellen aufweiſe, ſei
eine Art Volksfeſt, ſei eine ſportliche Veranſtaltung, die der Senſations=
luſt
diene, nicht der Leibesübung. Dagegen hob der Provinzialausſchuß
Rheinheſſen auf Berufung dieſes Urteil auf, indem er die Steuerpflicht
verneinte, dagegen beließ er es bei dem erſten Urteil, ſoweit Rückzah=
lung
der bezahlten Steuer von 1065 Mark begehrt wurde. Die Gründe
führten aus, daß es ſich um eine ſportliche Veranſtaltung handle, die
der Leibesübung diene, ſie ſei auch keine gewerbsmäßige Veranſtaltung,
denn dieſe Veranſtaltungen ſeien gewöhnlich mit einem Defizit verbun=
den
. Verwieſen wird in den Gründen auf zahlreiche Entſcheidungen des
preußiſchen Verwaltungsgerichts. Gegen dieſes Urteil hat die Gemeinde
Reviſion zum Verwaltungsgerichtshof erhoben. Der Bürgermeiſter er=
klärt
, hier müſſe in dieſer die Sportwelt bewegenden Frage endlich ein=
mal
Klarheit geſchaffen werden; er verweiſt auf ein Urteil des Darm=
ſtädter
Oberlandesgerichts in der Stempelfrage. Maßgebend ſei, daß
die Muſik die Nichtruderer am Schluſſe des Starts unterhalte, durch
dieſe muſikaliſchen Darbietungen werde die Vergnugungsſteuerpflicht be=
gründet
, der Verein ſelbſt betreibe bei der Regatte die Wirtſchaft. Auch
die Eisfeſte des Vereins müßten ſteuerpflichtig ſein. Die Gemeinde
Weiſenau müſſe eine grundſätzliche Entſcheidung wünſchen. Die 1065 M.
Steuer hätten die Regattabeſucher bezahlt. Die Gemeinde verwahrt ſich
ſchließlich dagegen, daß ſie zu den gefamten Koſten des Verfahrens ver=
urteilt
worden ſei, obwohl ſie doch zur Hälfte obgeſiegt habe. Der
pberſte Gerichtshof in Heſſen müſſe in dieſer Frage Klarheit ſchaffen.
Der Vertreter des Vereins betont, dieſer habe Anſchlußreviſion auf
Rückerſtattung gezahlter 1065 M. aus Billigkeitsgründen unterlaſſen.
(Der Verein hat die Steuer beſonders neben dem Eintrittspreis von
den Beſuchern erhoben.) Der Verein müſſe aus techniſchen Gründen
an der Weiſenauer Strecke für Regatten feſthalten, deshalb beſtehe für
ihn ein rechtliches Intereſſe an der Feſtſtellung der Steuerfreiheit auch
für künftige Fälle. Die Regatta ſei ein feſtſtehender Begriff, der ſich
aus dem Verlauf derartiger Veranſtaltungen ergebe. Das ſei in ganz
Deutſchland das typiſche Bild einer Regatta. Die Regatta bedeute
ſportlichen Wettkampf zur Schulung und Abwertung der einzelnen Lei=
ſtungen
im Start. Die jungen Leute, die dieſem Sport huldigten (einen
Leibesübung), müßten die Koſten der Veranſtaltung von deren Be=
ſuchern
erheben. Rudern ſei Sport und Leibesübung. Rudern ſei
grundſätzlich Leibesübung, bleibe es auch, wenn es ſportmäßig betrieben
werde. Das preußiſche Oberverwaltungsgericht habe die Steuerpflicht
der Regatten verneint. Muſik und Reſtauration machten die Regatta
nicht zu einem ſteuerpflichtigen Betrieb, denn der Verein habe keinen
gewerbsmäßigen Betrieb er ſetze Geld zu. Ueberſchüiſſe muſſe der Ver=
ein
ſatzungsgemäß zu Leibesübungen verwenden. Für die Regatten
würden (Geſolei!) von hoher Seite zur Propagierung des Sports, der
körperlichen Ertüchtigung Preiſe geſtiftet, vom Reichspräſidenten, von
den einzelnen Ländern. Der Mainzer Ruderverein habe nur den Zweck,
die Leibesübungen zu fördern. In Baden bejahe man im Verwal=
tungsgerichtshof
die Steuerpflicht der Regatten, in Preußen (Grünau!)
und Bayern (Schweinfurt!) verneine man ſie, das wirte grotesk
im einigen Deutſchen Reich. Der Vertreter des Staats=
intereſſes
erörtert, daß heſſiſche Beſtimmungen (über Urkundenſtempel)
hier nicht in Frage kommen, ſondern nur die des Reichsrechts, die 1923
zugunſten des Sports abgeändert wurden, um ihm weitgehendſt enk=
gegenzukommen
. Die Tendenz des Reichsrats ſei es, liebhaberſportliche
Veranſtaltungen frei zu laſſen, dieſen Standpunkt teile auch der Reichs=
finanzminiſter
. Gerade aufgetretene Zweifel habe man durch die neue
Faſſung der Verordnung beſeitigen wollen. Der Vertreter des Staats=
intereſſes
hält in der Grundfrage die Entſcheidung des Provinzialaus=
ſchuſſes
für richtig. Im Einzelfalle bleibe zu prüfen, ob bei einer Ne=
gatta
des Klägers ein Ausnahmefall der Verordnung vorliege. Mir
dieſer Berichtigung des Urteilstenors möge die Rebiſion als unbe=
gründet
verworfen werden. Das Urteil ändert das ange=
fochtene
Urteil dahin ab, daß die Anforderung aus
Anlaß der Negatta vom 13. /14. Juni 1925 feitens der
Gemeinde Weiſenau für unzuläſſig erklärt wird.
Im übrigen verbleibt es bei der Entſcheidung des
Provinzialausſchuſſes. Die Koſten des Verfahrens
werden gegeneinander aufgehoben.
2. Einwendungen gegen die Gemeinderatswahl
in Ober=Ingelheim. Der erſchienene Joh. Rauth IV. von
Ober=Ingelheim hatte gegen die am 15. November 1925 ſtattgehabte
Gemeinderatswahl Einwendungen zum Kreisausſchuß Bingen erhoben,
von denen nach Rücknahme der anderen durch den Reklamanten nur noch
eine intereſſiert: Auf dem Wahlvorſchlag der deutſchdemokratiſchen
Partei ſtand der Name des Bürgermeiſters Bauer, obwohl er das
paſſive Wahlrecht nicht gehabt habe. Der Kreisausſchuß Bingen hat den
Einſpruch verworfen. Die Wahlkommiſſion hätte allerdings den Namen
des Bürgermeiſters ſtreichen können, was nicht geſchah. Bürgermeiſter
Bauer lehnte aber ſpäter ab, da er als Bürgermeiſter kandidieren wolle.
(B. wollte als Berufsbürgermeiſter kandidieren.) An Bauers Stelle
trat der im Wahlvorſchlag nachverzeichnete Bewerber. Gegen dieſes
Urteil hat Rauth Berufung zum Provinzialausſchuß der Provinz Rhein=
heſſen
verfolgt. Bauer war der Meinung, er ſcheide am 31. Dezember
1925 als Bürgermeiſter aus und ſei nach dieſem Zeitpunkt als Gemeinde=
rat
wählbar. In der Beweisaufnahme in dieſer Inſtanz trat zutage,
daß die Meinung ging, Vauer ſei nur als Zugkandidat auf den Wahl=
vorſchlag
geſetzt worden wie Hindenburg bei der Reichspräſidentemwahl.
Das Urteil des Provinzialausſchuſſes der Provinz Rheinheſſen vom
11. Mai 1926 verwarf die Berufung als unbegründet. Der Einwand
unlauterer Vorgänge bei der Wahlhandlung ſei unbeachtlich, da nach
feſtſtehender Rechtſprechung des Verwaltungsgerichtshofs ſolche Einwen=
dungen
nur der Kreisdrrektor erheben könne. Hiergegen hat Nauth
Reviſion beim Verwaltungsgerichtshof eingelegt. Er führte aus: Das
Kreisamt Bingen hätte den Wohlvorſchlag zurückgeben und die Strei=
chung
des Namens Bauer veranlaſſen müſſen. Der Name Bauer habe
nur als Lockmittel gedient. Die Gemeinde Ober=Ingelheim iſt im Ter=
min
in der Reviſionsinſtanz nicht vertreten. Rauth führt aus, nur
durch die Liſtenverbindung mit den Demokraten habe die Sozialdemo=
kratie
zwei Sitze errungen, Bauer habe ſich aufſtellen laſſen, um Stim=
men
zu fangen. Deshalb möge die Wahl für ungültig erklärt werden,
gegebenenfalls möge die Sache zwecks weiterer Beweiserhebung in die
Vorinſtanz zurückverwieſen werden. Der Vertreter des Staatsintereſſes
will ſich auf die Erörterung beſchränken, ob das Geſetz verletzt iſt. Die
Einwendungen ſeien wohl friſtgerecht erhoben, ſie beträfen das Wahlver=
fahren
, rügten aber unlautere Beeinfluſſung der Wahl. In letzterer
Beziehung ſtehe nur dem Kreisdirektor das Recht, die Wahl zu bean=
ſtanden
, zu. Möglich ſei, daß bei falſch aufgeſtelltem Wahlvorſchlag
(wie hier) das Wahlreſultat geändert werde, da eine zugkräftige nicht
wählbare Perſon auf dem Zettel geſtanden habe. Den ſtrikten Beweis
dafür müſſe hier der Reklamant führen. Dem Ermeſſen des Gerichts=
hofs
werde überlaſſen, zu entſcheiden, ob dieſer Beweis geführt ſei.
Das Urteil verwirft, die Reviſion mit Koſten=
folge
. Der Beweis, den Reviſionskläger zu führen verſucht habe,
ſei namentlich mit Rückſicht auf das Wahlgeheimnis zu
führen unmöglich. Aus welchen Motiven der Bürgermeiſter ſich auf
die Wahlliſte habe ſtellen laſſen, könne dahingeſtellt bleiben.

* Alsfeld, 18. Sept. Altbürgermeiſter Johannes Walther zu Bil=
lertshauſen
und ſeine Ehefrau feierten bei völliger geiſtiger und körper=
licher
Rüſtigkeit das ſeltene Feſt der Goldenen Hochzeit.
Schotten, 18. Sept. Ein Zeichen, wie der Sparſinn auch im
Vogelsberg im Wachſen begriffen iſt, geben die beiden Bezirksſparkaſſen
Schotten und Laubach. In Schotten betrugen am 1. Auguſt die Geſamt=
einlagen
325 921 Mark, die Bahl der Einlagebücher 840, dagegen am
1. September 332 983 Mk. und 866 Einlagebücher. In Laubach entfielen
am 1. Auguſt auf 560 Einlagebücher Spareinlagen in Höhe von 238 965
Mark, am 1. September ſtiegen dieſe Zahlen auf 564 Einlagebücher mit
244 754 Mark. In den Kreistag des Kreiſes Schotten wurden
neu gewählt: Landwirt Albert Keil zu Feldkrücken, Landwirt Heinrich
Müth 2. zu Volhartshain und Schloſſer Heinrich Weber zu Steinberg.

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Muſikaliſcher Leiter: Joſeph Roſenſtock
In Szene geſetzt von Joſeph Schlemback
Perſonen:
Triſtan
.. . . . . . Gotthelf Piſto
König Marke . . . . . . Heinrich Hölzl.
Jſolde . . . . . . . . . . Ch. Maſſenbur

Kurwenal . . . .
Melot . . . ..
Brangäne . . . .
Hirt .. . . . ..
Steuermann . .
Junger Seemann

. . Johs. Biſchoff
. Leo Barezinskt.
. . Anna Jacobs
Rudolf Strzeletz
.. Hans Ney
.. Rudolf Strzele

Schiffsvolk. Ritter und Knappen,
Schauplatz der Handlung: 1. Aufzug: Bu
See auf dem Verdeck von Triſtans Schif
während der Ueberfahrt von Irland nal
Kornwall. 2. Aufzug: In der Königliche
Burg Markes in Kornwall. 3. Aufzug
Triſtans Burg in der Bretagne
Spielwart: Fritz Wilde
Preiſe der Plätze: 1.20 bis 12 Mk.
Eintritt der Mieter in den Zuſchauerrau
nur gegen Vorzeigung der Mietkarte zula)
Pauſen nach dem 1. und 2. Aufzug
Ende 10 Uhr
Anfang 5½ Uhr

Kleines Haus
Zuſatzmiete I, 1
In der Neueinſtudierung u. Neuinſzenierut
Die Geſchwiſter
Schauſpiel in einem Akt von Goethe
In Szene geſetzt von Ernſt Legal
Perſonen:
Wilhelm, ein Kaufmann . Joachim Büttn
Marianne ſeine Schweſter Käte Foerder
Fabrice . . . . . . . . . Robert Klupx
Briefträger . . . . . . . Richard Jürgg
Die Mitſchuldigen
Luſtſpiel in Verſen und drei Akten vonGoe.
In Szene geſetzt von Ernſt Lega!
Perſonen:
Der Wirt . . . . . . . Hugo Keßler
Sophie, ſeine Tochter . . Beſſie Hoffark
Söller, ihr Mann . . . . Robert Klupx
Aieeſt .. . . . . . . . . W. Mahenknel
Ein Kellner . . . . . . . Ernſt Rottluf!
Der Schauplatz iſt im Wirtshaus
Spielwart: Adolf Schmidt
Die Bühnenbilder derbeiden Stücke ſindne
Enwürfen von Lothar Schenck von 2kſ=
Preiſe der Plätze: 1.20 bis 7.20 Mk.
Eintritt der Mieter in den Zuſchauerral
nur gegen Vorzeigung derMietkartezuſa
Pauſe nach dem erſten Stück
Ende 10 Uhr
Anfang 7½ Uhr

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Nummer 260

Sonntag, den 19. September 1926

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Cigaretten hergestellt werden, kommt also anf 1000 Cigaretten eine Belastung von weniger als 1 Pf.
oder genauer:
Die Verteuerung der Kalkulation einer Schachtel Eigaretten Im
Verkaufswert von M. 1. bis M. 1,50 beträgt nur iso Pfennig.
Für diesen winzigen Betrag holen wir das Letzte aus dem Orienttabak herans, indem wir dem
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Seite 10

Sonntag, den 19. September 1926

Nummer 261.

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[ ][  ][ ]

Nummer 9

AAAOAOUAOR AeA
DARMSTADTER TAGBLATT HESSISCHE NEUESTE NACHRICHTEN 19. Settember 1926

Schmieden einst u. jetzt
Von
Ing. Fr. Scheuermann, Frankenthal (Pfalz.)

ffertigung von Schwertern und Degen. Es war daher auch nicht hat man ja verſucht, der notwendigen Geſchicklichkeit des Schmie=
verwunderlich
, daß die Waffenſchmiede, die zu jeder Hofhaltung dens durch immer erweiterte Ausdehnung des Geſenkſchmiedens
gehörten, von jeher beſonders angeſehen waren. Von den deut= zu begegnen; aber auch das hat nur unter beſtimmten Voraus=
ſchen
Orten, die ſich
einen beſonderen
Ruf erwarben, iſt.
insbeſondere. So=
lingen
zu nennen,
beſſen Klingen um
1500 Weltruf be=
ſaßen
. Hier hat eine
räumlicheTrennung
von Schmieden und
Schleifereien zu ei=
mer
durchgreifenden
Arbeitsteilung und
hoher, Kunſtfertig=
keit
geführt.
In der Solinger
Induſtriegeſchichte
wird die Herſtel=
lung
von Meſſern
erſt um 1472 im
Privilegium der
Schmiede erwähnt.
Den Solingernſtan=
die
beſonders rei=
Geschmiedet im Borsig-Werk Tegel.
nen Eiſenerze des
Siegerlandes zur Verfügung, aus denen der Stahl durch weiteres nicht erſichtlich, wie man den größten Teil der Frei=
Ausſchmelzen mit Holzkohle gewonnen wurde. Später begann formſchmiedearbeiten in nächſter Zeit durch weitere Ausbildung
man in kleinen Hochöfen, Roheiſen zu erblaſen, deſſen hoher mittels mechaniſcher Hilfsmittel einſchränken kann, um dadurch
Kohlenſtoffgehalt auf den Rennherden durch Friſchen vermindert die Notwendigkeit einer großen Zahl gelernter Schmiede zu ver=
wurde
. Je nach der Natur des Erzes erhielt man zufällig meiden. Zahlenmäßig iſt vielleicht von Intereſſe, daß ſich im
hartes, ſtahlhartes oder weiches Eiſen. So mußte alſo der
Schmied die Eiſen= und Stahlſtücke vor der Verarbeitung erſt
auf ihre Härte prüfen und ausſuchen und durch Schweißen und
mehrfaches Ueberſchmieden der ungleichen Sorten ſich ein gleich=
mäßiges
, gebrauchstüchtiges Material herſtellen. Dieſen Vor=
gang
nannte der Schmied das Gärben, das große Erfahrung
und Geſchicklichkeit erforderte. Der Solinger Metzſchmied jener
Tage hatte durch das Gärben des Stahles und das umſtändliche
Ausſchmieden der Klinge weſentlich mehr zu beſorgen, als wir
nach heutigen Begriffen zunächſt als in das Arbeitsgebiet des
Schmiedes gehörig annehmen. Bei den zur Verfügung ſtehen=
den
einfachſten Werkzeugen und den Prüfungsbedingungen war
daher eine tägliche Leiſtung von 10 Stechmetz nicht gering, ſon=
dern
als eine durchaus angemeſſene Schmiedeleiſtung einzu=
ſchätzen
. Dies war aber nur dadurch möglich, daß man damals
ſchon erkannt hatte, wie ſich die Fertigkeit im Handwerk durch
Vererbung von Geſchlecht auf Geſchlecht ſteigern ließ. Tatſächlich
konnten ſich nur auf dieſem Wege die Anlagen entwickeln, die zu
der außerordentlichen Geſchicklichkeit in der Verarbeitung des un=
gleichen
Stahlmaterials und in der Handhabung des Hammers
führten.
Mit der Einführung des Waſſerrades konnten die Schmiede
mit dem ſchnellſchlagenden, ſchweren Schwanzhammer arbeiten,
und das Gärben des Stahles ſchneller und beſſer ausführen.
Man vervollkommnete das Verfahren, zerteilte den ausgeſchmie=
deten
Stab, ſetzte die Stäbe in Paketen erneut der Schweißhitze
aus, hämmerte wieder und nannte dieſes Verfahren raffinieren
des Stahls.
Worin beſteht denn das Schmieden?
Das Schmieden beſteht darin, daß das auf richtige Tempe=
ratur
erhitzte Metall zwiſchen Amboß und Hammer ſo bearbeitet
wird, daß beim Fließen des Metalls die gewünſchte Form ent=
fteht
. Man unterſcheidet zwei Arten des Schmiedens: Frei=
formſchmieden
und Geſenkſchmieden. Mit der Entwicklung der
Technit wurden die Schmiedeſtücke immer größer, ſo daß ſie allein
durch die Körperkraft des Schmiedes und ſeiner Helfer nicht
mehr hergeſtellt werden konnten und der Dampfhammer ſeinen
Einzug in die Schmiede hielt. Jetzt ſind Hämmer bis zu 15000
Kilogramm Bärgewicht in Betrieb. Neben den Dampfhämmern
haben ſich die Lufthämmer, Federhämmer und Fallhämmer ein=
geführt
. Aber die Größe der Schmiedeſtücke wuchs weiter, ſo daß
die Kraft der Hämmer auch nicht mehr ausreichte und die hydrau=
liſche
und dampfhydrauliſche Schmiedepreſſe gebaut werden mußte
um mit Druckleiſtungen bis über 10 000 Tonnen (1 Tonne 1006 Bild 3. Geschmiedeter zweiteiliger Hintersteren eines Schiffes.
Kilogramm) die großen Schmiedeſtücke des Großmaſchinen= und
Schiffbaues bearbeiten zu können.
Die Schmiedearbeit ſtellt an den einzelnen Schirrmeiſter und 315 produktiven Arbeitern ausſchließlich der Transportarbeiter
Heſſen Helfer große Anforderungen. Es kommt nicht nur auf 180 gelernte Hammerſchmiede befinden. Dieſe haben ihren
eine Handfertigkeit an, ſondern der Schmied muß im Gegen= Beruf meiſtens in einer Dorfſchmiede oder in kleineren Betrieben
ſatz beiſpielsweiſe zum Schloſſer und Dreher, dem die Arbeits= gelernt und ſind erſt in ſpäteren Jahren zur Induſtrie über=
ſtücke
vorgezeichnet.
werden über ein
beſonders ausge=
prägtes
Gefühl und
Augenmaß bei der
Entwicklung ſeiner
Schmiedeſtücke ver=
fügen
. Wenn man
auch für die Ferti=
gung
der verſchiede=
nen
Schmiedeſtücke
Blechſchablonen u.
Lehren als Meßge=
räte
verwendet, ſo
gehört doch ein be=
ſonderes
Maß von
Geſchicklichkeit dazu,
mit dem geringſten
Aufwand von Ma=
terial
auszukom=
men
und die Zu=
gaben
, die für die
mechaniſche Bear=
beitung
des Schmie=
deſtückes
noch ge=
macht
werden müſ=
ſen
, auf das kleinſte
Bild 4. Schmieden einer Lokomotiv-Treibstange
Maß zu beſchrän=
unter
dem Dampthammer.
ken.
um dies zahlenmäßig hervorzuheben, ſei erwähnt, daß bei= zeuge und Vorrichtungen, die ihm ſein Handwerk weſent=
ſpielsweiſe
ein ſo ſchwieriges Stück wie der Feuerbuchs=Boden= lich erleichterten. So entſtanden die ſogenannten Lagen, die
ring mit einer Zugabe von höchſtens 10 mm nach einer Seite ge= nichts anderes als kleine offene Geſenke ſind und aus denen
liefert werden muß. Wenn man aber weiter bedenkt, daß ein zu ſich dann im Laufe der Zeit das Geſenk in ſeiner heu=
ſtarker
Schlag des Hammers entweder eine nochmalige ſonſt tigen Form entwickelt hat.

unnötige Erwärmung des Schmiedeſtückes unnötig macht
wenn es überhaupt noch vor dem Ausſchußwerden gerettet wer=
den
kann , ſo ſind hieraus deutlich die hohen Anforderungen
an die Geſchicklichkeit des Schmiedes erkennbar.
Weiter iſt hervorzuheben, daß eine gut durchgebildete Schmie=
dearbeit
bei der weiteren Fertigung erhebliche Koſten für Ar=
Urſprünglich beſtand die Schmiedekunſt nur in der An= beitszeit und Material erſpart. Bei kleineren Schmiedearbeiten
ſetzungen, alſo in erſter Linie
für Reihenfertigung Geltung
und ſcheidet bei größeren und
großen Schmiedeſtücken ganz
aus. Die Entwicklung der Tech=
nik
hat zu einer fortſchreitenden
Beanſpruchung des Materials
geführt. Wenn auch die Gießerei
heute in der Lage iſt, gegoſſenes
Material und Konſtruktionsteile
für hohe Beanſpruchungen zu
liefern, ſo wird der Konſtrukteur
doch in vielen Fällen den aus
Stahl geſchmiedeten Teilen den
Vorzug geben, um die volle Ge=
währ
für die Feſtigkeit der Ma=
ſchinenteile
übernehmen zu kön=
nen
. Gerade im deutſchen Ma=
ſchinenbau
hat bisher immer die
Solidität der Konſtruktion eine
entſcheidende Rolle geſpielt.
Teile, die anderwärts aus ge=
goſſenem
Material verfertigtwer=
den
damals, ſchon Bild 1. Kurbelwelle eines Schiffsdieselmotors. Genicht 45000 kg den, werden bei uns durch die Bild 2. Schmieden einer Turbinentrommel mittels einer dampf- fertigung weniger
teurere, aber ſolidere Schmiede=
arbeit
hergeſtellt. Es iſt bis auf

hrtranlischen Presse und 2000000e kg Pressdruck.

Hammerſchmiedebetrieb der Firma Borſig in Berlin von insgeſamt
gegangen. Angeſichts dieſer ver=
hältnismäßig
großen Zahl von
Facharbeitern im Schmiedebe=
trieb
tritt die Notwendigkeit der
Heranbildung eines entſprechen=
den
Nachwuchſes als beſondere
Pflicht jedes Werkleiters in Er=
ſcheinung
. Einer Geſamtzahl
von 1511 gelernten Schmieden
in ſämtlichen Betrieben Groß=
Berlins ſtehen 13 Schmiedelehr=
linge
gegenüber, von denen
ſoweit die Firmen dem Ver=
band
Berliner Metallinduſtriel=
ler
angehören auf die Firma
Borſig allein 11 entfallen.
Das Geſenkſchmieden,
das in faſt jederBeziehung einen
Gegenſatz zum Freiformſchmie=
den
bildet, hat ſich aus dieſem
allmählich entwickelt. Für die
Herſtellung von Werkſtücken, die
eine beſondere Kunſtfertigkeit
verlangten, z. B. das Schmieden
einer runden Stange, eines ku=

Im Gegenſatz zum Freiformſchmieden, bei dem es
ſehr auf die Geſchicklichkeit des gelernten Schmiedes ankommt, der
neben ſeiner Handfertigkeit noch über ein gutes Gefühl und
ſicheres Augenmaß verfügen muß, kann das Geſenkſchmie=
den
von jedem ungelernten oder angelernten Arbeiter ausge=
führt
werden, wenn nur das Geſenk richtig hergeſtellt iſt und in
dieſer richtigen Herſtellung des Geſenkes liegt zum größten Teil
die Kunſt und Schwierigkeit des Geſenkſchmiedens.
Die mit der Anfertigung des Geſenkes verknüpften hohen
Koſten weiſen ſelbſt darauf hin, daß für die Einzelanfertigungen
Wirtſchaftlichkeit
erſt dann beginnt,
wenn Schmiede= Er=
zeugniſſe
in größe=
ren
Serien ver=
langt
werden. Da=
her
kommt es auch,
daß die gewaltige
Entwickelung des
Geſenkſchmiedens
in den letzten Jah=
ren
Hand in Hand
ging mit der Zu=
nahme
der Maſſen=
fabrikation
, wie ſie
beiſpielsweiſe die
Kleineiſeninduſtrie
oder der Automo=
bilbau
mit ſich
brachten.
Indeſſen kann
auch unter Umſtän=
den
bei der An=
Stücke das Schmie=
den
im Geſenk ſehr
wirtſchaftlich ſein, wenn es ſich dabei um größere Stücke handelt,
die, falls ſie von Hand geſchmiedet werden, eine ſehr lange und
teuere mechaniſche Bearbeitung erfahren müßten, wobei natürlich
die Geſtehungskoſten des Geſenkes niedriger ſein müßten
als die dadurch erzielten Erſparniſſe an Bearbeitungskoſten. In
vielen Fällen wird ſich ſogar eine Verbindung, von Frei= und
Formſchmieden und Geſenkſchmieden als vorteilhaft, wenn nicht
als notwendig ergeben.
Kurz zuſammengefaßt ſind die Vorteile des Geſenk=
ſchmiedens
dem Freiformſchmieden gegenüber folgende:
1. Beträchtliche Erſparnis an Löhnen und Arbeitszeit;
2. Unabhängigkeit von den hochqualifizierten gelernten Schmie=
den
, die nur in geringer Zahl, auf dem Arbeitsmarkt zu
haben ſind;
8. Gleichmäßigkeit der hergeſtellten Werkſtücke, die überdies mit
viel geringerer Zugabe an den ſpäter zu bearbeitenden Stel=
len
angefertigt werden können, als beim Schmieden von
Hand. Dadurch erleichterte und verbilligte Weiterverarbeitung.
(Es werden heute Arbeiten im Geſenk ausgeführt mit einer
Genauigkeit von Bruchteilen von Millimetern, ſo daß man
vielfach von einer weiteren Bearbeitung abſehen kann.)
4 Ausführungsmöglichkeit von Werkſtücken, die von Hand durch
Freiformſchmieden überhaupt nicht herſtellbar ſind. Endlich:
5. Da die Fertigung durch Zeitaufnahmen ſehr leicht feſtgeſtellt
und kontrolliert werden kann, ſo kann die Feſtſetzung der
Akkorde auch mit viel größerer Sicherheit erfolgen, als beim
Handſchmieden, was bei der Herſtellung von Maſſenar=
tikeln
von beſonders großem Vorteil iſt, da hier meiſtens
ſehr ſcharf kalkuliert werden muß, um konkurrenzfähig zu ſein.
Wie ſchon weiter oben erwähnt, beſteht die Hauptſchwierig=
keit
beim Geſenkſchmieden in der richtigen Herſtellung der Ge=
ſenke
. Um die Grundſätze dafür aufſtellen zu können, müſſen wir
uns kurz mit dem Verhalten des Eiſens beim Schmieden unter
dem Hammer und der Preſſe beſchäftigen.
Beim Freiformſchmieden wird das Material zwiſchen
Hammer und Amboß durch den Schlag des Hammers oder den
Druck der Preſſe zum Fließen gebracht und kann ſich dann in
wagerechter Richtung nach allen Seiten frei ausdehnen. Man
nennt dieſes Ausweichen des Materials in wagerechter Ebene
Fließen und unterſcheidet dabei im beſonderen Strecken
bzw. Breiten wenn der Druck ſenkrecht zur Längsachſe und
Stauchen wenn der Druck in der Längsachte erfolgt. Dabei zeigt
ſich, daß das Material in Nichtung der Querachſe ſchneller fließt,
als in der Richtung der Längsachſe, da in der Richtung der
Querachſe der geringere Widerſtand iſt.
Beim Geſenkſchmieden wird durch die Wandungen
des Geſenkes das Material am Fließen in wagerechter Rich=
tung
gehindert und daher gezwungen, nach oben und unten aus=
zuweichen
, um ſo die Geſenkform auszufüllen. Dieſes Aus=
weichen
in ſenkrechter Richtung nennt man das Wachſen oder
Steigen des Materials.
Um ganz ſicher zu ſein, daß das Material die Geſenkform
auch vollſtändig ausfüllt beim Hineindrücken, muß es etwas reich=
licher
bemeſſen ſein,
als es dem Volu=
men
des fertigen
Schmiedeſtückes
entſpricht. Das über=
ſchüſſige
Material
wird beim Schmie=
den
an den Sei=
ten
herausgepreßt
und bildet den ſo=
genannten
Grat,
der dann ſpäter
durch eine beſonde=
re
Abgratpreſſe be=
ſeitigt
werden muß.
Dieſe augenſchein=
lich
unbequeme und
überflüſſige Erſchei=
nung
der Gratbil=
dung
iſt aber von
weſentlicher Bedeu=
tung
für das Ge=
ſenkſchmieden
. Zur
näheren Erklärung
muß man ſich ver=
gegenwärtigen
, daß

gelichen Kopfes uſw., erſann der Bild 5. Anwärmen eines Feuerbuchs-Bodenringes einer Lokomotive beim Zuſammen=
auf
Hammer und Amboß ange=

wieſene Schmied ſich Hilfswerk=

anf dem Rundtener.
drücken eines Ma=
terials
dieſes im=
mer
in Richtung des geringſten Widerſtandes auszuweichen
verſuchen wird. Der Grat bildet nun mit ſeiner großen
Oberfläche bei geringer Höhe infolge der Oberflächenreibung
einen großen Widerſtand gegen das Fließen des Materials
und hindert es ſo am Entweichen nach außen, ehe das ganze Ge=

[ ][  ][ ]

Sonntag, 19. September 1926.

Technik der Gegenwart

Nummer 9.

ſenk ausgefüllt iſt. Geſteigert wird dieſe Wirkung des Grates
noch dadurch, daß ſich derſelbe infolge ſeines dünnen Quer=
ſchnittes
ſchneller als das Material in dem Geſenk abkühlt und
dadurch eine erhöhte Feſtigkeit erhält.
Bisher haben wir nur vom Fließen und Wachſen des
Materials geſprochen, welches unter der Einwirkung von Druck
entſteht, ohne einen Unterſchied zu machen zwiſchen dem lang=
ſam
wirkenden Druck der Preſſe und dem ſchlagartigen Druck des
Hammerbärs. Dieſen Unterſchied in der Wirkung können wir
uns bildlich durch einen einfachen Verſuch, der aber ſelbſtver=
ſtändlich
nur der Idee des Vorhergegangenen entſprechen ſoll,
klar machen.
Wenn man mit der flachen Hand auf eine Waſſeroberfläche
drückt, ſo verſpürt man zwar einen gewiſſen Gegendruck, jedoch
wird man ohne Mühe tief in das Waſſer eindringen können, weil
die Waſſerteilchen Zeit haben, der Bewegung der Hand auszu=
weichen
. Schlägt man dagegen mit großer Geſchwindigkeit auf
das Waſſer, ſo wird man einen kräftigen Schlag auf der Hand
ſpüren und nicht ſehr tief in das Waſſer eindringen können; die
Waſſerteilchen haben nicht genügend Zeit, nach der Seite aus=
zuweichen
, ſondern ſpritzen hoch auf, wobei ihr Widerſtand ſich
durch einen ſtarken der Schlagwirkung entgegengeſetzten Druck
fühlbar macht.
Mit anderen Worten: Bei jeder erzwungenen Formände=
rung
eines Materials ſetzen deſſen kleinſte Teilchen der auf ſie
einwirkenden Kraft einen mehr oder minder großen Widerſtand
entgegen, der von der Kohäſion (Zuſammenhalt) des Materials
abhängig iſt. Dabei iſt es jedoch nicht gleichgültig, in welcher
Zeit die Formänderung vor ſich geht, weil mit Zunahme der
Geſchwindigkeit, mit der die Formänderung erzwungen wird,
auch die innere Reibung des Materials zunimmt. Je größer
aber die innere Reibung iſt deſſo größer muß auch die zur Form=
änderung
aufzuwendende Kraft ſein.
Auf den Schmiedeprozeß übertragen folgt daraus: Die Druck=
geſchwindigkeit
des Hammers oder der Preſſe beeinflußt die
Geſchwindigkeit, mit der die kleinſten Eiſenteilchen (Moleküle) ſich
zu der neuen Form zuſammenfügen müſſen. Dieſe Geſchwindig=
keit
nennt man Formänderungsgeſchwindigtett oder
Deformationsgeſchwindigkeit.
Die Steigerung der Formänderungsgeſchwidigkeit läßt ſich
aber nicht beliebig erzwingen, ſondern es gibt für jedes Material
ein gewiſſes Maximum, das von der Feſtigkeit und ſomit auch
von der Temperatur abhängig iſt. Iſt die einwirkende Kraft
groß genug, dieſes Maximum zu überwinden, ſo findet eine
weitere Deformation nicht mehr ſtatt; das Material wird zer=
ſtört
, die Kohäſion wird überſchritten.
Eingehende Unterſuchungen ſind über die Abhängigkeit der
maximalen Formänderungsgeſchwindigkeit von der Feſtigkeit und
Kohäſion der einzelnen Materialien noch nicht vorgenommen
worden. Es wäre im Intereſſe der geſamten Schmiedetechnik
nur wünſchenswert, wenn die Wiſſenſchaft zuſammen mit der
Praxis dieſe wichtigen Fragen durch einwandfreie Verſuche
klären würden.
Auf Preſſe und Hammer angewendet, ergibt ſich daraus
folgendes:
Bei der verhältnismäßig langſam wirkenden Preſſe iſt die
Druckgeſchwindigkeit kleiner als die maximale Formänderungs=
geſchwindigkeit
des Eiſens; dasſelbe hat Zeit auszuweichen, und
wird dies nach den Seiten hin tun, ohne daß der Druck zwiſchen
Bär und Schmiedeſtück übermäßig groß wird. Das Material
fließt in die Breite.
Beim Hammer, der mit einer Geſchwindigkeit von etwa
5 bis 6 Meterſekunden aus das Schmiedeſtück aufſchlägt, iſt die
Druckgeſchwindigkeit wahrſcheinlich größer, als die maximale
Formänderungsgeſchwindigkeit des Eiſens.
Nun ſind die Formänderungsgeſchwindigkeiten der einzelnen
Teilchen eies Schmiedeſtückes nicht überall gleich groß; ſie ſind
im Innern kleiner als außen und es wird ſich daher hier
der größte Widerſtand bilden, d. h. das Material wird nicht
mehr in die Breite fließen, ſondern nach oben und unten auszu=
weichen
verſuchen, eine Erſcheinung, die den Hammer beſonders
geeignet zum Geſenkſchmieden macht.
Andererſeits wird hierdurch ein Verluſt bedingt, da der=
jenige
Teil der Energie, der nicht zur Deformation ausgenutzt
werden kann, durch das Werkſtück, Amboß und Schabotte, auf
Fundament und Erdboden abgeleitet wird. Durch dieſen nicht
unbeträchtlichen Energieverluſt iſt der Hammer der Preſſe gegen=
über
wirtſchaftlich im Nachteil.
Zu erwähnen bliebe noch, daß, wie Verſuche ergeben haben,
das Material beim Schlag durch den Hammerbär im Geſenkober=
teil
ſchneller ſteigt, als im Unterteil und zwar etwa doppelt ſo
ſchnell.
Für die Praxis ergibt ſich hierau, daß, wenn ein Werkſtück
unter dem Hammer in das Geſenk geſchlagen werden ſoll, die
hervorragenden Teile und die Rippen möglichſt immer im Ober=
teil
verlegt werden müſſen.
Die vorſtehend fachtechniſchen Ausführungen des Aufſatzes
ſind Vorträgen entnommen, die Herr Dir. Dr. v. Litz und Herr
Dipl.=Ing. Großmann kürzlich in der Arbeitsgemeinſchaft deut=
ſcher
Betriebsingenieure gehalten haben. Das Material zu der
geſchichtlichen Einleitung iſt von der Franz Hendrichs veröffent= als die auf der direkt geſehenen C=C=, weil ſich in demſelben
lichten Geſchichte der Solinger Induſtrie, herausgegeben vom Geſichtswinkel mehr Menſchen zeigen; man hat alſo den Ein=
Verein für Technik und Induſtrie in Solingen, entnommen.

Das Schüfftan-

Verfahren
Von
Dipl.-Ing. A. Llon, Berlin
Die Kinvtechnik iſt um ein neues Verfahren bereichert worden,
das in der Zuſammenſetzung verſchiedener Szenen auf ein und
demſelben Bildſtreifen außerordentliche Möglichkeiten bietet und
außerdem noch dazu angetan iſt, die Koſten für einen Film ſehr
ſtark herabzuſetzen. Bis vor kurzem war es noch notwendig, den Film=Dramaturgen, =Regiſſeutr, =Architekten und = Opera=
wenn
man zwei oder mehrere Teilſzenen auf denſelben Bild= teur. Wie man gleich große Gegenſtände und Figuren durch
ſtreifen bringen wollte, dieſen mehrmals zu belichten, alſo die
Aufnahmen nächeinander vorzunehmen und jedesmal den Film
teilweiſe zu kaſchieren abzudecken. Die Täuſchung gelang ſcheinen laſſen, B.B= und C=C=. Man kann einen Teil eines Ge=
durchaus
nicht immer ſehr gut; es war ſchwierig, die Grenzen bäudes, auf dem ſich Menſchen bewegen, natürlich aufnehmen,
zwiſchen den beiden Aufnahmen auf dem Streifen zu verwiſchen, die Faſſade desſelben Gebäudes dagegen als kleines Modell,
Perſonen zu erreichen. Das neue Verfahren, das nach dem Er=
ſinder
Schüfftan=Verfahren genannt iſt, erlaubt die gleich= in natürlicher Größe vielleicht unmöglich oder unerſchwinglich
zeitige Aufnahme von 2 oder mehr Teilſzenen, alſo bei ein= teuer iſt, während man ſich mit Hilfe dieſes Verfahrens billiger
maliger Kurbel=Umdrehung und einmaliger Belichtung. Das
Verfahren iſt ſo einfach, daß man ſich faſt wundern muß, noch
nicht darauf gekommen zu ſein. Außerdem erfordert es keine hier eine Trick=Möglichkeit vorhanden, wie man ſie bisher nicht
große Apparatur. Man kann den normalen Aufnahme=Apparat
verwenden mit einer beliebigen Optik. Notwendig iſt nur ein wenigen Tagen hergeſtellt und vorher auf dem Papier viel
oder mehrere gute Spiegel, die auf einem feſten Stativ mit= ſicherer berechenbar als Rieſenbauten. Es beſteht ſogar die
einander vereint ſein müſſen, das eine gegenſeitige Verſchiebung Möglichkeit, vorhandene Filme als Beſtandteile einer neuen Auf=
und Drehung in allen Richtungen erlaubt. Die beiden Teil= nahme zu verwenden. Einige Aufnahmen aus den Filmen
ſzenen die Möglichkeit, auch mehr als 2 Szenen aufzunehmen,
ſoll hier außer Betracht gelaſſen werden liegen nicht in der= Schüfftan=Verfahrens aufgenommen worden. Inzwiſchen iſt es
ſelben Richtung vorm Apparat; nur eine liegt in ſeiner Achſe,
die andere irgendwo ſeitlich von ihm. Die letztere wird durch
Spiegelung in die Achſe des Apparates geworfen. Der Spiegel Anwendung.

befindet ſich vorm Apparat und würde die erſte Szene verdecken,
wenn ſein ſpiegelnder Belag nicht teilweiſe abgekratzt wäre und
das Spiegelglas ſo die Lichtſtrahlen teilweiſe durchließe, ſodaß
gleichzeitig mit der geſpiegelten Teilſzene die in der Achſe des
Apparates liegende Teilſzene aufgenommen werden könnte, der=
art
, daß ſich die beiden Szenen auf der Mattſcheibe zu einem
Ganzen zuſammenſetzen.
Abbildung 1 zeigt das Prinzip des Verfahrens: AB0D
ſeien die Eckpunkte des Spiegels 8, der in einem Winkel von
etwa 45 Grad zur Achſe des Objektivs ſteht. Die eine Szene
ſpiele ſich in der Ebene A: B. G. D' ab, ſie wird, da ſie ungefähr
parallel zum Spiegel S liegt, in das Objektiv geworfen. Die
zweite Szene ſpiele ſich in der Ebene E RG H ab. Damit ſie
zuſammen mit der erſten Szene aufgenommen wird, iſt es nötig,
den Belag des Spiegels zwiſchen W RGH abzukratzen. Die
beiden Teilſzenen 4 B‟0 D und E RGHergänzen ſich auf der
Mattſcheibe zu einer Einheit. Natürlich wird all das nicht auf=
genommen
, was ſich innerhalb der geſtrichelten Linie E.FrG.H.

Abb. 1. Wirkungsweise des Schüttanverfahrens.
abſpielt, weil ja die Fläche EPGH nicht ſpiegelt, ſondern die
Lichtſtrahlen durchläßt. Bei dieſer Anordnung kommt allerdings
die Szene A, B,C,D, verkehrt ins Objektiv; in der Richtung
der Lichtſtrahlen geſehen liegt nämlich A B zuerſt links, nach
der Spiegelung (A B) rechts. Die hinter dem Spiegel ſich ab=
ſpielende
Szene, E, F,0, HI. dagegen kommt richtig in den Appa=
rat
. Es gibt eine einfache Möglichkeit, dieſe Verkehrung der
geſpiegelten Szene zu berhindern, ſodaß beide Szenen in den
Apprat kommen in derſelben Stellung in ber ſie ſich in Wirklich=
keit
abſpielen. Abbildung 2 zeigt dieſe Anordnung, die mit 2
Spiegeln arbeitet. Zwiſchen den Spiegel Si und die geſpiegelte
Szene Au A= wird ein Umkehrſpiegel geſchaltetet, S. O ſei wieder
das Objektiv. Die 2mal gebrochenen Strahlen au a= begrenzen
das Aufnahmefeld des Apparates, während au und o die Szene
begrenzen, die durch den Spiegel hindurch aufgenommen wird.
Man ſieht, daß der Stahl ar erſt rechts liegt, nach der erſten Bre=
chung
links, nach der zweiten wieberum rechts, daß das geſpie=
gelte
Bild AuA= alſo in der richtigen Lage ins Objektiv kommt.
Natürlich kann die Entfernung der beiden Szenen vom
Apparat verſchteben ſein. Was unter demſelben Geſichtswinkel
ſcheinbar in derſelben Ebene ſpielt, erſcheint gleich groß. In
Abb. 2 liegen zum Beiſpiel die beiden Abſchnitte BuB= und C= C=
unter
einem gleich großen Geſichtswinkel, aber in verſchiedener
Entfernung vom Apparat. Wenn Menſchen zwiſchen B= und B=
ſpielen
würden, und ebenfalls zwiſchen C= und C=, dann wür=
den
die auf der geſpiegelten Szene Spielenden kleiner wirken

druck, als wenn Rieſen und Zwerge zuſammen ſpielen, eine
Möglichkeit, die man bei Schaffung des Gulliver=Films aus=
genutzt
hat. Kleine Tiere können als ſchreckliche Ungetüme auf=
treten
, wenn ſie nahe genug am Apparat ſind und gleichzeitig
mit ihnen Menſchen in größerer Entfernung aufgenommen wer=
den
. Man hat auch Spiegel angewandt, die während des Spiels
eine allmähliche Aenderung der Kaſchierung erlauben. Der
Film zeigt an der Grenze der Aufnahmen keine ſcharfen Kon=
turen
, wie bei den oben erwähnten Verfahren. Denn erſtmal
liegt er ja nicht in der Einſtell=Ebene des Objektivs, wird alſo
unſcharf aufgenommen, dann wird die Oeffnung nicht ſcharf
herausgekratzt, ſondern in allmählichem Uebergang, um die Kon=
tur
noch mehr zu verwiſchen. Dann noch vorhandene Schärfen
werden durch Lichteffekte ausgeglichen.
Das Verfahren bietet außerordentliche Möglichkeiten für
verſchieden entfernte Aufnahme in verſchiedener Größe erſchei=
nen
laſſen kann, ſo kann man auch verſchieden große Gegen=
ſtände
durch richtige Wahl der Entfernung als gleich groß er=
ein
gutes Zuſammenſpiel der nacheinander aufgenommenen und kann durch dieſe Kombination erſtaunliche Wirkungen er=
zielen
, kann Gebäude von innen und außen zeigen, deren Bau
Holz=Modelle bedienen kann. Was ſonſt Zehntauſende koſten
würde, iſt jetzt mit ein paar hundert Mark erſchwinglich. Es iſt
kannte. Es wird auch Zeit geſpart; denn derartige Modelle ſind in
Varieté und Brüder Schellenberg ſind ſchon mit Hilfe des
weiter ausgebaut worden und findet in den bdemnächſt erſchei=
nenden
Filmen Dr. Guter und Metropolis ausgedehnte

Eine hunderttausendstel
Sekunde
Von
Dipl.=Ing. Krebs, Mainz
Ein Augenblick bezeichnet volkstümlich einen denk
bar kurzen Zeitabſchnitt, der nur noch durch die Gedanben
ſchnelle übertroffen werden kann. Die Technik bringt auch dieſe;
Meiſterſtück fertig, allerdings rechnet ſie mit feſten, vergleichbaren
Zahlen, die ſie in Bruchteilen von Sekunden dem Aeinſter
Zeitmaßſtab ausdrückt. Das wenſchliche Auge iſt im Stande
in einer Sekunde etwa zehn Bilder zu faſſen, wird der Vorgan=
ſchneller
, dann verſchwinden die Bilder ineinander. Dem tech
niſchen Forſcher liegen aber oft Probleme vor, die in ſo kurze
Zeit ablaufen, daß er die Einzelheiten nur durch Hilfsmitte
erfaſſen kann. Ein Beiſpiel möge dies erläutern: Wir ſtehen a
der Schranke eines Bahnüberganges und warten auf den Schnell
zug, der mit 50 Kilometer Stundengeſchwindigkeit herangebrauf
kommt. Die Schienen klaffen am Stoß um ein ganz geringel
Maß, angenommen: 5 Millimeter. Der wartende Beſchauer hör
nun ein hartes tack tack tack und beobachtet auch, daß jede
Mal beim Uebergang eines Rades ein Schlag erfolgt und de
Schienenſtoß ſich federnd hebt. Der Techniker möchte die Einzel
heiten des Vorganges erfaſſen, um daraus Schlüſſe und Berech
nungen ableiten zu können. Zunächſt ermittelt er, daß der Vor
gang des Ueberſpringens des Nades über den freien Raun
zwiſchen den beiden Schienenenden ⁄ow Sekunde in Anſprug
nimmt. Er möchte aber beiſpielsweiſe auch wiſſen, um wel
ches Maß ſich der Stoß geſenkt hat. Hier wird das Kino
das ſonſt allgemein nur zur Unterhaltung dient, zum Hel
fer ernſter Arbeit. Mit den handelsüblichen Apparaten kön
nen bis zu hundert Aufnahmen in der Sekunde gemach
werden, mit der Zeitlupe bis zu fünfhundert Bilder, das allee
genügt demnach für unſer Beiſpiel noch nicht. Mit Hilfe des
Funkenkinematographen, den zuerſt Geheimrat Crantz angegeben
hat und der von Boas, Berlin, hengeſtellt wird, können bis zu
10 000, unter beſtimten Vorausſetzungen ſogar bis zu 100004
Aufnahmen in einer Sekunde hergeſtellt werden. Hier ſind alſo
alle Einzeilheiten eines Vorganges, auch wenn er nur ſoo
Sekunde gedauert, feſtgehalten. Der Forſcher kann den Vor=
gang
in allen Teilen ſtudieren und die Bilder in Ruhe ausmeſſen,
Der Laie aber ſtaunt, denn hier wird die Geſchwindigkein wahr=
lich
zur Hexerei.

KURZE MITTEILUNAEN
* Das höchſte Gebände der Welt iſt bis fetzt immer noch das New
Yorker Woolworth=Gebäude mit einer Höhe von 257 Meter. Den Eiffel=
turm
kann man als Gebäude, nicht im Sinne eines bewohnbaren
Hauſes mit ausgebauten Stockwerken gelten laſſen, da er nur ein Eiſen=
gerüſt
darſtellt. Seit 1912 hält das Woolworth=Gebäude dieſen Rekord.
Vor wenigen Wochen wurde nach den Plänen der deutſchſtämmigen
Architekten Kamper und Sohn in Detroit ein nteues Gebäude begonnen,
das 284 Meter hoch werden ſoll. Der Book=Turm, ſo heißt das neue
Gebäude, erhält 4 Stockwerke unter der Erde und 81 über der Erde.
Mit ſeinen 85 Stockwerken wird er 34 Stockwerke mehr erhalten, als das
Woolworth=Gebäude mit nur (l) 51. Auf dem 81 Stockwerk wird der
größte Scheinwerfer der Welt aufgeſtellt werden, der von hier aus eine
Fläche von 238 Kilometer Durchmeſſer beleuchten kann.
* Zur Umwandlung der Elemente nahmen hervorragende Forſcher
in einer Sitzung der Deutſchen Chemiſchen Geſellſchaft auf Grund eige
ner Forſchungen Stellung. Die Herren Prof. E. H. Rieſenfeld,
E. Triede, F. Haber und Dr. E. Diehme bekundeten übereinſtimmend,
daß es bis jetzt noch nicht gelungen iſt, Gold aus Queckſilber in gemiſch
nachweisbaren Mengen zu gewinnen. Es iſt anzunehmen, daß der Ar=
tum
von Miethe, Stammreich und des Japaners Naggoka auf dem Ui=
ſtand
beruht, daß in urſprünglich völlig goldfreie Löſungen oder feſt
Körper leicht kleinſte Mengen Gold gelangen können. Auch bei längeten
Unterſuchungen hat eine Vermehrung der Goldmenge mit den felnſten
Verfahren nicht nachgewieſen werden können, ſo daß bis heute der Be=
weis
für die Umwandlung von Queckſilber in Gold nicht als erbracht
angeſehen werden kann.

NEUE BÜCHER UND ZEITSCHRIFTEN
* Induſtrie=Bibliothek, Deutſchlands Großbetriebe. Herausgegeben von
Max Schröder, Chefredakteur W. E. Schulz. Heft 6. Der Lufte
ſchiffbau Zepbelin und ſeine Lochtergeſellſchäf=
ten
Verlag M. Schröder, Berlin=Halenſee, Georg=Wilhelmſtr, 940.
Preis kartoniert 3. R.Mk.
Der Verlag beabſichtigt, mit dem vorliegenden Band der Zeppelin=
Eckener=Spende in ihrer Werbearbeit zu helfen. Wenn das Intereſſe
für Zeppelins Werk in Deutſchland noch gefördert werden kann, dann
iſt hier zweifellos ein ebenſo wirkungsvoller wie ſchöner Weg einge=
ſchlagen
worden. Man hat in der Begeiſterung ſür das Werk ſelbl
zwar nicht die Werkleute, ſicher aber die Werkſtatt oder beſſer noch die
Werkſtätten etwas in den Hintergmnd treten laſſen. Im neuartigſten
Teil des Heftes ſchildert der Generaldirektor des Zeppelin=Konzerns die
Entwickelung der Unterabteilungen Tochtergeſellſchaften nämſich
die Delag, den Mahbach=Motorenbau, die Zahnradfabrik, die Beppelmn=
Hallenbau=Geſellſchaft, die Dornier=Metallbaugeſellſchaft und die Zeb=
pelin
=Waſſerſtoff= und Sauerſtoffwerke. Begeiſterung iſt für jedes Werl
von großer Tragweite erforderlich, möge das vorliegende Heſt zu ſeinen
Teil helfend beitragen, damit das großer Werk der Beppelin=Eckene
Spende gelingt.
* Anten Flettner, Mein Weg zum Rotor. Verlegt bei Kochlet und
Amelang, Leipzig 1926 Preis Pappband 4. R.=Mk.
Noch iſt der Name Flettner in aller Munde. Es wird deswegen
auch in weiten Kreiſen ein ganz beſonderes Intereſſe dafür vorhanden
ſein, zu leſen, wie der Erfinder zu ſeinen Gedanken kam und durch
welche Widerſtände er zu dem Ziel des fertigen Baues ſich hindurch=
arbeiten
mußte. Es iſt heute beinahe Pflicht eines jeden Menſchen ge=
worden
, der in der breiteren Oeffentlichkeit einen Namen hat, ſeine
Lebenserinnerungen zu ſchreiben. Der ſonſt ziemlich ſtumme Techniker
rafft ſich heute immer mehr dazu auf, auch ſeiner Arbeit im Schriftum
die notwendige Geltung zu verſchaffen. Er iſt mehr wie ein anderek
berufen, durch die Schilderung aneifernd auf die Jugend einzuwirken.
Daneben wirkt das vorliegende Buch, insbefondere auch durch die guten
und zahlreichen Abbildungen (114) aufklärend über die Erfindungen
Flettnerz ſelbſt, wie über derven Weiterentwicklung durch andere Gr=
finder
(Savonius). Den ausgeſprochenen Zweck, die Allgemeinheit für
ſeine Idee zu intereſſieren, hat der Verfaſſer ohne Zweifel erreicht.
* Luegers Lexikon der geſamten Technik. Herausgegeben von Oben=
regierungsbaurat
a. D. E. Frey. Deutſche Verlagsanſtalt Stuttgart,
Berlin und Leipzig 1926. Preis geb. 45. R.=Mk.
Anfangs dieſes Jahres erſchien der erſte Band und ſchon folgt ihmt
wenige Monate ſpäter der zweite, enthaltend die Bachſtaben B0-hl.
Eine Fülle von Stoff umfaßt dieſer kleine Bruchteil des Alphabetes auf
über 800 Druckſeiten. Als Auskunftsgeber auf allen Gebieten der
Technik und üüber Grenzgebiete ſteht der Lueger, wohl einzig und un
erreicht im deutſchen Schrifttum dar. Es wird wohl keine Bücheret unb
kein größerer techniſcher Betrieb ohne dieſes Werk auskommen wollen,
zumal der Preis gegenüber dem Inhalt und der Ausſtattung als ſehr
mäßig bezeichnet werden muß. Beſonders wertvoll als Ratgeber wird
das Werk auch dadurch, daß bei vielen Aufſätzen reichlich Literatur=
angaben
gemacht ſind, auf deren weitere Ausgeſtaltung der Herausgeber
beſonderen Wert legen ſollte. Es iſt doch wohl nicht angebracht, heute
noch Werke von 1857 anzuführen. Hiſtoriſch wichtige Werke findet mant
in der Fachliteratur.

PERSONLICHES AUS DER TECHNIK
Die Würde eines Dr. Ing. e. h. wurde dem Gründer des Münchener
Forſchungsheimes ſür Wärmeſchutz Herrn Dyckerhoff verliehen.
Seinen 60. Geburtstag feierte kürzlich der Direktor der Holzver=
kohlungsinduſtrie
A.=G., Konſtanz, Kommerzienrat Dr. Ipg. e/h. Heille
rich von Hochſtetter.
Der Deutſche Gießereiverband verlieh ſeine höchſte Auszeichntutch=
die
Siegfried=Werner=Denkwünze, dem Geh. Reg.=Rat Prof. Dr. Iy6.b
Rudeloff, Berlin=Dahlem.

[ ][  ][ ]

Nummer 260

Sonniag, den 19 September 1926

Seite 13

Reich und Ausland.
Bünſtige Entwicklung des deutſchen Luftverkehrs.
Das im Frühjahr des Jahres zwiſchen Deutſchland und der
Botſchafterkonferenz abgeſchloſſene Luftabkommen hat das
deutſche zivile Flugweſen von den mancherlei Hemmungen und
FFeſſeln, die der Verſailler Vertrag ihm auferlegt hatte, in der
Hauptſache befreit. Die Bahn iſt damit frei für eine
amfaſſende und großzügige Entwicklung der
beutſchen Luftſchiffahrt. Diefe iſt nunmehr in der
Lage, alle techniſchen Fortſchritte, die die ausländiſche Luftſchiff=
fahrt
in den Jahren ſeit Verſailles zu verzeichnen hat, ſich auch
ihrerſeits zunutze zu machen.
Eine Prüfung der Ergebniſſe des deutſchen
Luftverkehrs in den Jahren 1924 und 1925 (für
oas Jahr 1926 liegen noch keine abſchließenden Berichte vor) er=
bringt
den Beweis, daß der deutſche Luftverkehr auch unter den
bisherigen politiſchen Hemmungen an techniſcher Vollkommen=
heit
, Betriebsſicherheit und Zweckmäßigkeit der Linienführung
nichts zu wünſchen übrig ließ.
Die Geſamtſtreckenlänge des deutſchen Luftverkehrsnetzes
betrug im Jahre 1923 nur rd. 3400 Km., ſie ſteigerte ſich im
Jahre 1924 auf rd. 7000 Km., was einer Verdoppelung gleich=
kommt
, und im Jahre 1925 auf 13000 Km., alſo auf mehr als
das Dreifache des Jahres 1924. Die Zahl der Fluglinien
ging von 6 im Jahre 1923 auf 56 im Jahre 1925, alſo auf mehr
als das Neunfache herauf. Ueber ein Drittel dieſer Linien
wurde von Berlin aus betrieben. Die Verkehrslinien waren
mit 53,5 v. H. des Geſamtnetzes Inlandlinien, die übrigen führ=
ten
ins Ausland oder hatten Anſchluß an die großen internatio=
nalen
Flugſtrecken. Der Flugpark umfaßte zuletzt 324 (1924: 249)
Flugzeuge. Die Zahl der ausgeführten Flüge verſechsfachte ſich
gegenüber dem Jahre 1923.
Die Verkehrsergebniſſe zeigten das gleiche erfreu=
liche
Bild. Der Perſonenflugverkehr ſteigerte ſich von
1923 bis 1925 um das Sechsfache, die geflogenen Perſonenkilo=
meter
von rund 2 Millionen (1923) auf 10,6 Millionen im
Jahre 1925. d. h. um das Fünffache. Ein Ruhmesblatt des deut=
ſchen
Flugverkehrs iſt in der Regelmäßigkeit des Dienſtes zu er=
blicken
. Sie betrug im Jahre 1924: 84,8, im Jahre 1925: 89,9
v. H. Die Verteilung des Flugverkehrs, auf die Innen= und
Auslandsſtrecken war dabei folgende: Im innerdeutſchen Luft=
verkehre
wurden 1925: 32 071 Perſonen oder 58,1 v. H. des Ge=
ſamtperſonenverkehrs
, auf den Auslandsſtrecken 23 114 Perſonen
oder (41,9) gegen 4076 (30,4 v. H.) bzw. 9346 (69,6 v. H.) im
Jahre 1924 befördert. Am meiſten befahren wurde die Strecke
BerlinKönigsberg mit 3254 Fluggäſten. Den ſtärkſten Per=
ſonenflugverkehr
von den nach dem Ausland führenden Strecken
zeigte die Linie Berlin-Zürich mit 5075 Paſſagieren. Der
Luftfrachtverkehr reichte zwar nicht an die Zahlen des
Perſonenflugverkehrs heran, zeigte aber trotzdem eine günſtige
Endwicklung im Jahre 1925. Dabei war beſonders das An=
awachſen
des Luftpoſtverkehrs (einſchl. Zeitungen) bemerkens=
wert
. Die Geſamtnutzlaſtſtrecke (Perſonen, Güter und Poſt ins=
geſamt
) betrug in Tonnenkilometer au gedrückt für:
1924
1925
tEm
tkm
zuläſſige Höchſtnutzlaſt:
613 437
2 263 015
tatſächliche Nutzlaſt:
271 582
917 549
Im Jahre 1926 (8 Monate) iſt nach den bisher vorliegen=
den
Ergebniſſen ſchätzungsweiſe die Zahl von 1 Million tEm
erreicht worden.
Was die Stärke des Flugzeugverkehrs anbelangt, ſteht Ber=
lin
als größter Flughafen mit 6464 angekommenen und abge=
flogenen
Flugzeugen an erſter Stelle, an zweiter Stelle Ham=
burg
, an dritter Leipzig. Auch im Luftfrachtverkehr
nimmt Berlin mit rund 358 To. den erſten Platz ein, Leipzig
ſeiſt 161 To., Hannover rund 130 To. auf. Im Perſonen=
berkehr
marſchiert Hamdurg mit 11 765 Reiſenden an der
Spitze. Berlin rückt hier mit 11720 Reiſenden an die zweite
Stelle, erreicht aber nahezu die Zahlen von Hamburg. Dann
folgen München (8747), Leipzig (7482), Bremen (6542) und
Frankfurt a. M. (5475) Reiſende. Alle Anzeichen ſprechen da=
für
, daß dieſe Zahlen durch die kommende Entwicklung bald ins
Vielfache geſteigert werden.
Tragiſcher Tod.
Heidelberg. Im Stadtteil Handſchuhsheim ſtarb dieſer Tage
ein junges Mädchen am Tage ihrer Hochzeit unter tragiſchen Um=
ſtanden
. Einige Tage vor dem Hochzeitstage mußte ſie ſich in zahn=
arztliche
Behandlung begeben. Nach dem Ziehen des Zahnes ſtellte
ſich Blutvergiftung ein, die zur Folge hatte, daß die Hochzeit ver=
choben
werden mußte. An den Folgen dieſer Vergiftung ſtarb nun
das Mädchen an dem Tage, an dem die Hochzeit ſtattfinden ſollte. Die
Staatsanwaltſchaft hat eine Unterſuchung eingeleitet, um eine etwaige
Schuld am Tode des Mädchens feſtzuſtellen.
Ein Schnellzug zertrümmert ein Fuhrwerk.
Im. Karlsruhe. Beim Ueberqueren eines Bahnübergangs un=
weit
Sinzheim fuhr der 7 Uhr=Schnellzug auf ein Leiterfuhrwerk auf.
Dieſes wurde vollſtändig zertrümmert und das Pferd verletzt. Der
Fuhrmann vermochte noch rechtzeitig abzuſpringen.
Eine einzigartige Automobilhöhenſtraße im Schwarzwald.
Im. Baden=Baden. Baden=Baden plant die Schaffung einer
Automobilhöhenſtraße von Baden=Baden über die Höhenkurorte Bühler=
9ohe, Plättig, Sand, Hundseck, dann weiter über Unterſtmatt, Ruhſtein,
Kniebis bis Freudenſtadt. Wenn dieſe Straße, die ſich auf einer durch=
chnittlichen
Höhe von 900 Metern durch den ſchönſten Teil des nörd=
ichen
Schwarzwaldes zieht, tatſächlich durchgeführt wird, ſo dürfte eine
Straße entſtehen, die in Europa in bezug auf Naturſchönheit ihres=
gleichen
ſucht. Die behördlichen Teilnehmer einer Beſichtigungsfahrt
auf der in Ausſicht genommenen Strecke waren ſämtlich begeiſtert von
dem genialen Gedanken, der von dem Baden=Badener Oberbürgermeiſter
ausgeht.
Brennendes Autv.
Dillenburg. Samstag vormittag gegen 10 Uhr ſchlug in der
Oranienſtraße aus dem Motor des Laſtkraftwagens einer Firma aus
Sinn plötzlich eine mächtige Stichflamme. Der Chauffeur verſuchte das
Feuer zu erſticken, was aber wegen der Gewalt der Flamme nicht ge=
ang
. Inzwiſchen hatte ſich eine große Menſchenmenge angeſammelt,
Ind zwei Hilfsbereite eilten mit Feuerlöſchern herbei. Nun gelang es
I kurzer Zeit, den Brand zu löſchen und die Exploſion des Benzinbe=
Zälters zu verhindern. Der Wagen iſt nicht unerheblich beſchädigt.
Einbruchsdiebſtahl.
WSN. Dillenburg. Einen Einbruch in ein Gemüſegeſchäft
Derübten einige etwa 20jährige Burſchen von hier. Nachdem ſie ſich am
Sage mit den lokalen Verhältniſſen vertraut gemacht hatten, drangen ſie
dends zwiſchen 9 und 10 Uhr in das Geſchäft ein, erbrachen die Laden=
Eſſe und nahmen ferner große Mengen Lebensmittel mit. Der Polizei
ſElang es ſofort, die beiden Burſchen als Täter feſtzuſtellen und einen
erſelben zu verhaften. Der andere iſt nach dem Einbruch ſpurlos
verſchwunden.
Zum Magdeburger Mordprozeß.
Berlin. Nach einer Meldung der B. Z. am Mittag aus Mag=
eburg
ſchwebt gegen den zum Tode verurteilten Schröder noch ein
Skrafverfahren wegen Verleumdung, das der Induſtrielle Haas gegen
Schröder eingeleitet hat, um zu erforſchen, wer eigentlich den Namen
Haas in die Mordangelegenheit hineingetragen hat, denn auch in dem
Jcordprozeß ſei nicht klar geworden, auf welche Weiſe man Haas in
Verbindung mit dem Verbrechen brachte. Das Diſziplinarverfahren,
as gegen den Unterſuchungsrichter, Landgerichtsrat Dr. Kölling ein=
eleitet
worden iſt, und das auf den Landgerichtsdirektor Hofmann, der
ich als Verfaſſer des Briefes an den Polizeipräſidenten und als Be=
ater
Köllings bekannt hat, ausgedehnt worden iſt, iſt im Gange. Auch
2as Diſziplinarverfahren gegen den Kriminalkommiſſar Tenholt, der
vorläufig beurlaubt worden iſt, geht ſeinen Gang.

Eine neue Abſiammungslehre.
Aufſehenerregender Vortrag auf dem Salzburger
Anthroyologenkongreß.

Profeſſor Max Weſtenhöfer,
der außerordentliche Profeſſor der rathologiſchen Anatomie an
der Berliner Univerſität, hielt auf dem Anthropologenkongreß in
Salzburg einen aufſehenerregenden Vortrag, in dem er im
Gegenſatz zu der Darwinſchen Abſtammungslehre erklärte, daß
der Menſch eine ältere Säugetierform ſei als der Affe. Weſten=
höfer
führt den Menſchen in direkter Linie auf das älteſte Säuge=
tier
, auf das ſogenannte Sprunggelenktier, zurück, während der
Affe ſeiner Anſicht nach von menſchenähnlichen Tieren abſtammt
und in biologiſchem Sinne eine Weiterentwicklung bedeutet.

Das Problem der Farbenkinematographie gelöft.

Emil Wolff=Heide,
dem Berliner Photochemiker, iſt es nach jahrelangen Verſuchen
gelungen, das Problem der Farben=Kinematographie auf einfache
und praktiſche Weiſe zu löſen. Seine Erfindung bedingt weder
bei dem Aufnahmeverfahren noch bei dem Wiedergabeverfahren
eine Abänderung der bisherigen Apparatur.

Der Wildpark als Siedlungsland.
Eine Siedlerrevolution in Oeſterreich.
* Wien. In Oberau bei Orth, eine Stunde von Wien entfernt,
hat ſich am Freitag eine kleine Siedlerrevolution ereignet. 120 Per=
ſonen
, Mitglieder des Vereins Kolonien in der Heimat haben ohne
vorherige Ankündigung von den dortigen Beſtänden des Kriegsge=
ſchädigtenfonds
Beſitz ergriffen und ſofort mit dem Roden des Terrains
begonnen. Zahlreiche Laſtautos führten den Siedlern Arbeitsgeräte,
Möbel uſw. nach. Es handelt ſich um den früheren Wildpark des ehe=
maligen
Krongutes, der nach dem Zuſammenbruch auf die Krongutver=
waltung
übergegangen iſt. Fachleute haben erklärt, daß der ungefähr
600 Hektar große Teil für Siedlungszwecke nicht geeignet ſei, ſo daß
er für Siedlungen nicht verwandt worden iſt. Die Verſuche, die Leute
zu einer freiwilligen Rückkehr zu bewegen, blieben erfolglos. Nunmehr
ſind alle Wege dorthin durch ein großes Gendarmerieaufgebot beſetzt, um
jeden weiteren Zuzug zu verhindern. Man hofft jedoch, daß es möglich
ſein wird, die Siedler zum Abzug zu bewegen. Man will jede gewalt=
ſame
Entfernung vermeiden. Die Beſitzergreifung des früheren Wild=
parkes
durch die Siedler hat hier großes Aufſehen erregt.

Armut in Wien.

*Enthüllte tſchechiſche Enteignungsmanöver.
Wie die Aktionäre der Privatbahnen in der Tſchechoflowakei geprellt
wurden.
r. Prag. Der währnd der letzten Prager politiſchen Skandal=
affären
vielgenannte nationalſozialiſtiſche Abgeordnete Stribrny hat
ſich zu ſeiner Rechtfertigung der Oeffentlichkeit gegenüber bemüßigt ge=
fühlt
, eine Verteidigungsſchrift zu publizieren, in welcher er u. a.
ſeine Erfolge als Eiſenbahnminiſter aufzählt. Was dabei heraus=
kommt
, iſt nichts anderes als die Beſtätigung deſſen, was von deutſcher
Seite immer wieder behauptet und von den Tſchechen immer wieder
abgeleugnet worden iſt: daß nämlich die Politik der Kriegsanleihe=
geſetzgebung
, der Bodenreform, der ſogenannten Erſparungsmaßnahmen
bei der Beamtenreduktion und der Noſtrifizierungsgeſetzgebung auf die
wirtſchaftliche Schädigung vor allem der deutſchen Bevölkerung des
Staates hinausgelaufen iſt. Stribrny ſagt wörtlich: Ich habe durch
freiwilligen Kauf ein Drittel aller tſchechoſlowakiſchen Bahnen zu
außerordentlich günſtigen Bedingungen verſtaatlicht. Nur ein Beiſpiel
dafür: einen Kilometer der von mir verſtaatlichten Bahnen ( Buſch=
tiehrader
, Auſſig=Teplitzer und andere Lokalbahnen) bezahlten wir ſamt
Wagenpark genau mit einem Zehntel deſſen, was von uns die Ver=
bündeten
für einen Kilometer der von Oeſterreich übernommenen
Bahnen ohne Wagenpark verlangen. Wir haben alſo aus deutſchen
und jüdiſchen Händen die Bahnen für ein Zehntel des Preiſes gekauft,
den von uns unſere Befreier verlangen.
Aus dieſem Geſtändnis geht hervor, daß die tſchechiſche Wirtſchafts=
politik
bewußt harauf hinarbeitet, ohne Rückſicht auf die Bindungen
durch die Friedenskonferenz die nichttſchechiſchen Bürger des Staates
zu übervorteilen und ſie mit Hilfe von Enteignungsgeſetzen um ihr
Eigentum, bzw. um die gerechte Entſchädigung zu bringen. Die ſeiner=
zeit
von der deutſchen Preſſe aufgeſtellte Behauptung, daß in der
Tſchechoſlowakei unlautere Manipulationen gegen den wirtſchaftlichen
Beſitzſtand der deutſchen Minderheit unternommen werden, wurden
anläßlich des erſten Kongreſſes der Union der Völkerbundliga in Prag
als Verleumdung der Staatsverwaltung hingeſtellt, da von einer Be=
nachteiligung
der deutſchen Bevölkerung keine Rede ſein könne. Wenn
heute der ehemalige Eiſenbahnminiſter ſelbſt eingeſteht, daß die In=
haber
der Titres des Buſchtiehrader und der Auſſig=Teplitzer Bahn be=
wußt
geſchädigt worden ſind, und wenn er zu ſeiner Verteidigung (!)
anführt, es genüge die Feſtſtellung, daß die Vermögenskonfiskation in
der Tſchechoflowakei nicht allgemein, ſondern lediglich auf Koſten deut=
ſcher
Volksangehöriger, gleichgültig, ob ſie tſchechoſlowakiſche, reichs=
deutſche
oder öſterreichiſche Staatsangehörige waren, dann zeigt ſich die
ganze Verlogenheit und Hinterhältigkeit einer Politik, mit welcher ein=
zelne
tſchechiſche Führer ſich die Sympathie der Maſſe erringen wollen,
von der ſie annehmen, daß ſie alles gutheißen, was gegen die ver=
haßten
Deutſchen innerhalb der Staatsgrenzen unternommen wird.
Die Verdrängung der deutſchen Wirtſchaft geht Hand in Hand mit
einer Geſetzgebung, die ſich nicht ſcheut, zu ſo unmoraliſchen Hilfsmitteln
zu greifen, wie ſie in der Veröffentlichung Stribrnys eindeutig ge=
nannt
ſind. Hier handelt es ſich um Verträge, deren Anfechtung möglich
erſcheint, da ſie eine Verletzung über die Hälfte darſtellen. Die Ak=
tionäre
der erwähnten Bahnen ſind in einer einzig daſtehenden Weiſe
Opfer eines Schachzuges geworden, deſſen moraliſche Einſchätzung noch
dadurch erleichtert wird, daß der Hauptbeteiligte damit der Oeffentlich=
keit
beweiſen will, wie ſehr er im Intereſſe des Staates gehandelt
hatte, als er ſich zu dem Raube entſchloß.

Eine Eſel= und Pferde=Schlächterei in Wien.
Die Bevölkerung Wiens bekommt die Folgen der allgemeinen
wirtſchaftlichen Depreſſion und vor allem der Arbeitsloſigkeit be=
ſonders
zu ſpüren. Bei der herrſchenden großen Armut ſind die
Preiſe für Rind= und Schweinefleiſch für einen großen Teil der
Bevölkerung faſt unerſchwinglich geworden. Nun haben ſich in den
ärmeren Bezirken Eſel= und Pferde=Schlächtereien etabliert.

Ein Gebot zur Sittlichkeit.
EP Budapeſt. Sämtlichen höheren Mädchenſchulen der Haupt=
ſtadt
iſt eine Verordnung der Unterrichtsbehörde zugegangen, in der
den Schülerinnen das Tragen von kurzen Röcken und ausgeſchnittenen
Kleidern verboten wird, desgleichen die Benutzung von Schönheits=
mitteln
, das Tragen von Bubiköpfen und der Eton=Friſur. Auch der
Beſuch von Tanzlokalen wird den Mädchen verboten.
Eine Journaliſten=Zeitung.
Aus Preßburg wird uns gemeldet: Das Syndikat der ungariſchen
Journaliſten in der Tſchechoſlowakei hat, einvernehmlich mit der Ver=
legerorganiſation
, beſchloſſen, am 1. November 1926 eine Zeitung
der Journaliſten in der Auflage von 50 000 Exemplaren herauszu=
geben
. An dieſem Tage wird kein einziges ungariſches Blatt in der
Tſchechoſlowakei erſcheinen und der Reingewinn dieſes Unternehmens
fällt zur Gänze dem ungariſchen Journaliſten=Syndikat zu.
Schwerer Unfall bei einer Filmaufnahme.
Warſchau. Bei einer Filmaufnahme in der Umgebung von
Lomza ereignete ſich eine ſchwere Kataſtrophe. Eine franzöſiſche Firma
drehte eine Ulanen=Attacke. Während der Aufnahmen wurde durch
einen ſtarken Windſtoß eine große Staubwolke aufgewirbelt, ſo daß
die Reiter nichts ſehen konnten und über die Filmoperateure und
Photographen hinwegſtürmten. Vier Operateure wurden ſchwer ver=
wundet
. Unter den Verwundeten befindet ſich auch der bekannte fran=
zöſiſche
Filmregiſſeur Aimard. Das Auswärtige Amt hat der fran=
zöſiſchen
Botſchaft in Warſchau ein Beileidstelegramm übermittelt.
Doppelmord aus Rache und Selbſtmord.
DD. Warſchau. Vor einiger Zeit wurde in einer der Haupt=
ſtraßen
Warſchaus ein dreiſter Ueberfall auf das Büro einer Zucker=
fabrik
verübt. Maskierte Räuber waren eingedrungen und hatten
unter Vorhaltung von Revolvern dem Kaſſierer das Geld abgenommen.
Unter dem Verdacht der Täterſchaft wurde damals ein Amtsdiener
verhaftet, der jedoch einige Tage darauf wegen Mangels an Beweiſen
freigelaſſen werden mußte. Freitag nachmittag drang dieſer Amtsdiener
erneut in das Büro der Zuckerfabrik ein, erſchoß den Direktor und den
Sekretär und ſchoß ſich dann ſelbſt eine Kugel durch den Kopf.
Einigung des deutſchen Proteſtantismus in Afrika.
AD. Auf dem Wege der Einigung des deutſchen Proteſtantismus
in Afrika ſind, wie die Windhuker Allgemeine Zeitung berichtet, in
dieſem Jahre entſcheidende Fortſchritte gemacht worden. Zunächſt
haben ſich, wie bereits berichtet, im Januar in Kapſtadt die fünf großen
deutſchen evangeliſchen und lutheriſchen Kirchenkreiſe bzw. Synoden
des ſüdlichen Afrikas zu einem deutſchen Kirchen=Bunde zuſammenge=
ſchloſſen
. Der Bund, in dem auch Südweſt vertreten iſt, bringt die
verſchiedenen deutſchen Gemeinden in ein gegenſeitiges Freundſchafts=
verhältnis
, das ihnen hinſichtlich ihrer kirchlichen Aufgaben eine wert=
volle
Förderung bringen ſoll und überall dem Deutſchtum eine ſtarke
Hilfe ſein wird. Für unſere ehemalige Kolonie Deutſch=Südweſt=Afrika
iſt noch bedeutungsvoller, daß jetzt auch die 9 deutſchen evangeliſchen
Gemeinden der Kolonie ſich zu einem Gemeindeverband zuſammenge=
funden
haben. Eine Frucht dieſer Organiſation iſt die erſte Gemeinde=
konferenz
, welche vom 1. bis zum 4. Oktober in Windhuk ſtattfinden
ſoll. Die Konferenz wird ſich mit den Fragen der evangeliſchen Jugend=
erziehung
in Südweſt, der Einführung eines einheitlichen Geſangbuches,
der Weckung des Miſſionsintereſſes und der Mitarbeit der Kirchen=
gemeinden
an der Erhaltung des Deutſchtums beſchäftigen.
Haturheil-Methode Aneipp!
Dle weitberuhmten
Pfarrer Aneipn-Pillen
das zuverlässige, blutreinigende
Abführmittel
Rheum u. Sapo je 2, Cal. 3. Junip. 1, Aloe 4.
Zu haben in allen Apotheken Mk. 1.
Geſchäftliches.
Ein luſtiges geſchmackvolles Schaufenſter iſt zurzeit
in der Buchhandlung von Karl Heß, Buchhandlung, Nachf. A. Hoefer,
Eliſabethenſtr. 2, zu ſehen. Selten gelingt es ſo wie hier, einen launigen
Einfall in künſtleriſch einwandfreier Form zum Ausdruck zu bringen,
Mit ausgezeichneter Wirkung wirbt das Fenſter für Velhagen u. Klaſings
Monatshefte, die ſeit vierzig Jahren alle übrigen ähnlichen Blätter
durch Gnite des Inhalts, Glanz der Ausſtattung und Mannigfaltigkeit
des textlich wie bildlich Gebotenen übertreffen. Wer dies Fenſter ſieht
und jeder Vorübergehende muß es ſehen und verweilend betrachten
dem drängt ſich ſofort ſinnfällig der Gedanke auf; wer Velhagen u.
Klaſings Monatshefte lieſt, kauft ſich nicht blos allmonatlich ein an=
regendes
Heft, ſondern erſteht, was eigentlich unſchätzbar iſt, ſtändig
wiederkehrende und ſich ſtändig vertiefende Freude.
Hauptſchriftleitung: Rudolf Mauve
Verantwortlich für Politik und Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feuilleton unn
Heſſiſche Nachrichten: Mar Streei=; für Sport: Dr. Eugen Buhlmann; für ded
Schlußdienſt: i. V. Dr. Eugen Buhlmann; für den Inſeratenteil: Willy Kuhle.
Truck und Verlag: L. C. Wittich ſämtlich in Darmſtadt.
Die ſeutige Nummer hat 20 Seiten.

[ ][  ][ ]

Seite 14

Sonntag, den 19. September 1926

Nummer 260

Geſchichten aus aller Welt.
(Nachdruck, auch mit Quellenangabe, verboten!)
Eine ſenſationelle Entdeckung.
(m.) Brüſſel. Auch ein kleines Ackerſtädtchen in der weltabge=
legenen
limburgiſchen Campine kann einmal ſeine Senſation haben. So
iſt es dem Städtchen Lommel in der Nähe der holländiſchen Grenze er=
gangen
. Dort ſcheint der Stadtpoliziſt J. ſeine Pflicht mit einem nach=
ahmenswerten
Eifer und Verantwortlichkeitsgefühl zu erfüllen, beſonders
die, die rechtzeitige Schließung der Schankſtätten zur Polizeiſtunde zu
kontrollieren. Beſonders ſcharf ſcheint er dabei auf das Treiben im
Gaſthauſe des Hubert L. aufgepaßt zu haben, in dem man die behördlichen
Beſtimmungen nach berühmten Muſtern für Fetzen Papiers zu halten
ſchien. Einmal ſchon hatte J. den Wirt zur Anzeige gebracht, und vor
einigen Tagen bemerkte er auf ſeinem Patrouillengang in der Nacht,
lange nach der Polizeiſtunde, verdächtiges Licht, das durch die Jalouſien
der Gaſtraumfenſter ſchimmerte. Seiner lauten Aufforderung von drau=
ßen
, ſofort das Licht zu löſchen, wurde mit bewundernswerter Schnellig=
keit
Folge geleiſtet und der brave J. beobachtete weiter wie eine An=
zahl
von Gäſten aus einer Hintertür heimlich herausgelaſſen wurde. Er
eilte dieſen Nachtvögeln nach, um ſie zu ſiſtieren, wurde aber in einer
dunklen Gaſſe von ihnen erwartet, überfallen und braun und blau ge=
ſchlagen
. Während des Kampfes gelang es ihm, den rabiateſten ſeiner
Gegner mit ſeinem blank gezogenen Seitengewehr im Geſicht zu ver=
wunden
. Als er, wie zerſchlagen, ſich von der Walſtatt erhob, war ſein
erſter Gedanke gleich der, ſeinem Vorgeſetzten, dem Herrn Bürgermeiſter,
von dieſer flagranten und unerhörten Verletzung der behördlichen Au=
torität
mitten in der Nacht Meldung zu machen. Wer beſchreibt ſein
Erſtaunen ſeine Verblüffung, ſein Entſetzen, als er das Haus des Herrn
Bürgermeiſters in hellem Aufruhr findet: Frau und Kinder jammern
laut, die Dienſtboten hetzen hin und her und in der Wohnſtube ſteht der
Arzt vor der Chaiſelongue, auf der ſchwer ſtöhnend, das Geſicht blut=
überlaufen
, der Herr des Hauſes liegt, offenbar wie der Arzt feſt=
ſtellend
erklärt, von einer ſcharfen Hiebwaffe verletzt.
Und es war tatſächlich ſo geweſen: Der Poliziſt, nicht willens, ſich
für die getreue Erfüllung ſeiner amtlichen Pflichten zum Dank von dem
eigenen Vorgeſetzten aus tückiſchem nächtlichen Hinterhalt heraus, windel=
weich
prügeln zu laſſen, erſtattet bei der Aufſichtsbehörde Anzeige und
dieſe enthob den geſtändigen Führer ſeiner Gemeinde ſeines Amtes,
von dem er ja eine mindeſtens ſeltſame Auffaſſung gehabt haben muß.
Aus Abd el Krims Stromtid.
)Paris. Zur Stunde befindet ſich der geſangene Löwe des
Rifs vor Tiſch hieß er anders; als er Frankreich noch zu ſchaffen
machte, hieß er in der Pariſer Preſſe nur der Schakal der Wüſte‟!
auf der nicht beneidenswerten Fahrt ins Exil. Die letzte Gelegenheit
für die rührigen Publiziſten der Seinemetropole aus ſeiner Vergangen=
heit
noch einmal eine verwirrende Fülle von Anekdoten und Ereigniſſen
auszugraben, von denen die folgende launige Geſchichte, wenn ſchon er=
funden
, ſo doch ganz nett erfunden ſein mag. Noch bevor Abd el Krim
ſo ragend in die Oeffentlichkeit und das Intereſſe der geſamten Welt ge=
treten
iſt, war er nichts anderes als ein kleiner Stammeshäuptling, der
lediglich über einen unanſehlichen Trupp gut berittener und, wie das
Folgende lehren wird, nicht wenig unternehmungsluſtiger Wüſtenreiter
verfügte. Eines Tages erſchien vor ihm eine Geſellſchaft von fünf Euro=
päern
in ſeinem Wüſtenzelt, alle fünf nur noch mit jenem leichten Be=
kleidungsſtück
angetan, das man in der poetiſchen Sprache verſchämt als
die letzte Hülle zu umſchreiben pflegt. Es waren die Mitglieder einer
italieniſchen Gelehrten=Expedition unter ihnen auch eine Sekretärin
die ſich bei Abd el Krim bitter darüber beſchwerten, ganz in der Nähe
von Berittenen überfallen und bis aufs Hemd ausgeplündert worden zu
ſein. Wohl nicht mit Unrecht bezichtigten ſie die Getreuen des bärtigen
Stammesherrſchers als die mutmaßlichen Uebeltäter.
Trugen Sie dieſe Hemden, als Sie überfallen wurden? war die
höfliche Frage des Mannes, der viele Jahre ſpäter zwei europäiſchen
Nationen ſo viel zu ſchaffen machen ſollte. Die Frage wurde bejaht.
Wenn das der Fall iſt, tut es mir leid, Ihnen nicht zu dem Ihrigen
verhelfen zu können! erwiderte Abd el Krim. Wären meine Leute
die Schuldigen geweſen, hätten ſie Ihnen beſtimmt nicht einmal das
Hemd gelaſſen!
Die zehn Gebote der Gaſſe.
(a) New Yoxk. Die männliche und weibliche Jugend eines dicht=
beſiedelten
Viertels unſerer Großſtadt war von der Volksſchulklaſſen=
lehrerin
aufgefordert worden, ihre eigenen 10 Gebote zu ſchreiben. Die
10= und 12jährigen Jungen und Mädchen ſtellten ein abſonderliches
Sammelſurium von Verhaltungsmaßregeln auf, aus dem wir einige
herausgreifen, unter möglichſter Wiedergabe und Uebertragung der, wie
erſichtlich, in manchen Fällen aparten Rechtſchreibung:
Steh morgens früh auf und fergiß nicht wenn der Hahn kreht iſt es
Zeit zum Aufſtehn. Wenn du wohnſt wo kein Hahn iſt kauf dir
eine Weckuhr.
Mach nicht ſpaß und tu ſtummen Tieren weh.
Stiehl deiner Mutter ihr Kleingeld nicht wenn ſie es verſteckt.
Du ſollſt nichts von niemand ſtehlen weil vielleicht der von dem du
ſtehlſt ſo ſchnell laufen kann wie du.
Trink jeden Tag ſieben Glas Waſſer.
Stehl nicht und mach dich nicht luſtig über anderen Jungen ihre
Kleider und häng dich nie hinten an ein Mack=Laſtautomobile an.
Du mußt immer folgſam ſein, deinen Hals waſchen, aufricht ſtehen
und gute friſche Luft ſchlucken.
Sei nicht wie die Kuh wo einen guten Eimer Milch gibt und ihn dann
umſchmeiſt.
Jede Woche ſollſt du ein Bad nehmen und nicht morden.
Mach deiner Mutter keine Sorgen und behandle ſie nicht ſchlecht.
Sei nicht vorwitzig und hau einen mit ſcheelen Augen weil es dir
Unglick bringt.
Verſuche nie einem Hund den Knochen zu ſtehlen oder du haſt beine
Hoſen.
Stehle nie nichts einem blinden Mann.
Prügle niemals deine Frau wenn du jung verheirathet biſk bezehme
dich bis du es nicht mehr aushalten kannſt.
Lebe immer anſtendig und verlange nie Geld von deinem Vater oder
Onkel wenn ſie betrunken ſind.
Stehel nie in einem Fünf= und Zehn=Cents=Laden und wenn du ein
Mädchen ſchlagſt bis du ein Feigling.
Mach nicht denen nach die im Gefängnis ſind. Sie ſind nicht umſonſt
in den Kefig geſteckt worden.
Sei reinen Sinnes und du wirſt auch reinen Herzens ſein.
Sei treu und laß nie niemand die Flagge deines Landes mit Füßen
tretten.
Beherrſche dich wenn du dich mit einem hauſt wo kleiner iſt als du
und hau dich nie mit einem Größeren.
Du darfſt deine Mutter nicht in die Schnauze hauen wenn ſie dir den
Abſchiedskuß geben will.
Du ſollſt nicht Würfel ſpielen.
Eine kurioſe Miſchung religiöſer Lehren, Reklameüberſchriften, Ge=
ſundheitspropaganda
und jener harten Weisheit der Großſtadtgaſſe ent=
hüllt
ſich in dieſen Lebensregeln der Mietshauskinder, ſagt Colliers
Weekly in einer redaktionellen Beſprechung dieſes Moral=Kodex. In
ihrer eigenen, lebhaften Sprache ſpiegeln ſich die Lehren wie die ſozialen
Gebräuche wieder, die ſich dem kindlichen Gemüt eingeprägt haben.
Zum größten Teil iſt Furcht der Beweggrund. Du ſollſt nicht
ſtehlen, man könnte dich erwiſchen! Die Tugend hat die höhere Sank=
tion
der goldenen Regel, aber auch Furcht iſt von Nutzen. Die meiſten
von uns ſind geneigt, im Verfolg unſerer Eigenintereſſen bis an die
äußerſte Gefahrgrenze zu gehen. Die Furcht vor Mißbilligung ebenſo
wie vor Gewalt hält uns zurück.
Güte, Rückſichtnahme auf andere, jene Eigenſchaft, die St. Paulus
Barmherzigkeit nennt, hat in dieſer kindlichen Philoſophie wenig Raum.
Sie tritt ja auch in den 10 Geboten Moſes nicht ſtark in die Erſcheinung
und macht ſich ebenſo wenig im täglichen Kampf ums Daſein beſonders
geltend.
Und dennoch gehört ſie zu den Grundlagen unſeres Lebens. Man
laſſe die Tugend außer acht, die einen Mann veranlaßt, die Wahrheit zu
ſagen, auch wenn ſie ihm zum Nachteil gereicht. Man ignoriere die Güte,
die Menſchen bewegt, ihre Habe mit denen zu teilen, die in Nor ſind;
man vergeſſe den Seelenadel, der Männer und Frauen veranlaßt, ſich im
Dienſte anderer zu opfern und man hat einen der Hauptſchlüſſel zur
Löſung unſeres Daſeinsrätſels verloren.

hervorragend bewährt beſ:

I. M. 1R789

Sicht,
Rheuma,
Ischias,

Grippe,
Nerben= und
Kopfſchmerzen,

4

Erkältungskrankheiten.

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Sport, Spiel und Turgen.

V. f. L. Rot=Weiß 1922 Darmſiadt.
Einigkeit macht ſtark! Mit dieſem Spruch als Leitmotiv trafen ſich
vor kaum 14 Tagen wenige Vertreter der beiden hieſigen Vereine
Schwimm=Sportverein Möwe und Heſſen V. f. L. zu den erſten
unverbindlichen Vorbeſprechungen für eine Verſchmelzung. In einer
für eine derartige Vereinigung ſeltenen Einmütigkeit konnten die Ver=
gandlungen
in ſchnell aufeinanderfolgenden Sitzungen zum Abſchluß ge=
bracht
werden. In den im Grünen Zimmer und Fürſtenſaal des
Reſtaurants Kaiſerſaal=Fürſtenſaal abgehaltenen Generalverſamm=
lungen
beider Vereine und in der anſchließenden Gründungsverſamm=
lung
, bei der rund 200 Mitglieder anweſend waren, konnte auf der
Baſis vollſtändiger Gleichberechtigung der neue Verein aus der Taufe
gehoben werden. Für die Bildung ſeines Namens wurden die Farben
des ehemaligen Vereins Heſſen und das Gründungsjahr des S. S.
Möwe verwendet. Unter dem Namen Rot=Weiß 1922, Darm=
ſtadt
. Verein für Leibesübungen E. V., werden beide Vereine in Zu=
kunft
der von ihnen vertretenen Sache dienen. Prinzipiell wurde be=
ſchloſſen
, als Abzeichen etwas vollkommen Neues zu ſchaffen und mit
der Erledigung dieſer Frage den neuen Vorſtand zu beauftragen.
Die nach anfänglichen Schwierigkeiten auch prinzipieller Art im
Lauf der Verhandlungen ſchließlich erzielte Einmütigkeit mag davon
zeugen, daß man auf beiden Seiten die Sache als ſolche, d. h. die Zu=
ſammenlegung
der ſportlichen Kräfte beider Vereine über alles geſtellt
hat und daß man einſeitige Vereinsintereſſen als Fragen zweiter Ord=
nung
betrachtete. Eine mit ſolchen Grundſätzen zuſtandegekommene Ver=
einigung
hat Anrecht auf allſeitige Anerkennung und Förderung, daß
ſich der neue Verein durch Erziehung ſeiner Mitglieder zu ſportlicher
Lebensführung, zu vornehmer Sportgeſinnung und zu Ritterlichkeit im
Sportskampf und im Verkehr mit anderen Sportvereinen verdienen
will.

Handball.

Sportverein 1898Sportverein Wiesbaden.
Das heute auf dem Stadion zum Austrag kommende Verbands=
ſpiel
der Ligamannſchaft des Sportvereins 1898 gegen die des
Sportvereins Wiesbaden wird auch dieſes Mal ſeine An=
ziehungskraft
auf die Darmſtädter Handballanhänger ausüben; dafür
ſteht der ſüddeutſche Meiſter wegen ſeines gefälligen, flüſſigen Spiels
bei ſeinen Anhängern in zu hoher Achtung. Er wird wohl aus die=
ſem
Spiele als Sieger hervorgehen, wenn ihm auc der Sieg keines=
falls
leicht fallen dürfte. Das knape 3:1=Reſultat des Vorjahres ( aller=
dings
in Wiesbaden), und der Umſtand, daß Wiesbaden vor 2 Jahren
als Meiſter des Bezirks HöchſtWiesbaden unſerem ſüddeutſchen Mei=
ſter
die Verbandsmeiſterſchaft ernſtlich ſtreitig machte, laſſen ein inter=
eſſantes
Spiel erwarten. Die ſeitherigen Zuſammentreffen zeichneten
ſich ſtets durch große Ruhe und ſportlichen Anſtand aus. Die Aufſtel=
lung
der Darmſtädter Mannſchaft iſt die gewohnte. Die Neueingeſtell=
ten
(der rechte Läufer und der Linksaußen) werden hoffentlich ihre
Fähigkeiten in beſſerem Lichte ſehen laſſen, als dies am letzten Sonn=
tag
der Fall war. Anſchließend an das Ligaſpiel kommt der Alte=
Herren=Klubwettkampf (Leichtathletik) gegen Eintracht=
Frankfurt zum Austrag.
Bemerkt ſei noch, daß das Reſultat des ſehr fraglichen Fußball=
ligakampfes
in Sandhofen dieſes Mal während oder nach dem Spiele
beſtimmt bekannt gegeben wird.
Bei dem Staffellauf Um die Frankfurter Anlagen
ſtartet eine Mannſchaft des Sportvereins und wird in der Hauptklaſſe
ſich zum zweiten Male mit Gintracht=Frankfurt und Sportklub 1880
meſſen.
F. C. Union.
Am Sonntag, den 19. September, abſolviert unſere Jugendmann=
ſchaft
ihr 2. Verbandsſpiel. Als Gegner wurde die ſpielſtarke Jugend=
mannſchaft
des Heſſen V. F. L. verpflichtet. Das Spiel findet heute
10 Uhr auf dem Heſſenplatze ſtatt, nicht wie urſprünglich feſtgeſetzt, auf
dem S Heidelbergerſtraße.

Fußball.

Die Spiele des F. C. Union.
Am kommenden Sonntag hat die 1. Elf des F. C. Union ſpielfrei.
Lediglich die 2. Mannſchaft und die Alte=Herren=Mannſchaft, die man
zu Ehren des verſtorbenen Mitgliedes F. Weil in Weil=Mannſchaft um=
getauft
hat, ſind auf dem Spielfelde anzutreffen. Während die 2.
Mannſchaft nach Münſter fährt, um dort das fällige Verbandsſpiel gegen
die 2. Elf des Sportver. Münſter auszutragen, haben ſich die alten
Kanonen einen hieſigen Gegner ausgewählt. Den Alten Herren des
V. f. R. (Darmſtadt) will man diesmal eine Schlacht liefern. Auf in
den Kampf!
Sportverein Darmſtadt, Jugendabteilung.
Am kommenden Sonntag begibt ſich die 1. Jugendmannſchaft nach
Dießurg, um dort das Rückſpiel um die Gaujugendmeiſterſchaft auszu=
tragen
. Die 2. Jugend empfängt vormittags um 11 Uhr die 1. Jugend

Vorſpiels von 1:9 zu verbeſſern. Die 2a Schüler fährt zum F. V.
Seeheim.

Leichtathletik.

Dr. Peltzer ſiegt in Stockholm.
Der Start des deutſchen Weltrekordmanns Dr. Peltzer in Stockholm
fand bei den ſportfreudigen Schweden ein großes Intereſſe. Die Tages=
und Fachzeitungen hatten in den letzten Tagen in durchaus objektiver
Form die Bedeutung des Deutſchen gewürdigt und ſeinen Start auf
ſchwediſchem Boden herzlich begrüßt. Da auch die ſchwediſchen Gegner
Dr. Peltzers durchweg ſehr gute Leute waren, waren alſo alle Vorbe=
dingungen
für ein großes Ereignis gegeben. Leider war aber nur die
Witterung nicht ſo, wie man ſie ſich gewünſcht hätte. Während am
gleichen Tage in den meiſten Teilen Deutſchlands trockenes und warmes
Wetter herrſchte, wies Stockholm nur 6 Grad. Wärme auf bei feuchter,
ſchwerer Luft. Das war natürlich für die Läufer ein ſchweres Handicap
und an ein Unterbieten des Weltrekordes im 1000 Meter=Lauf konnte
ſelbſtverſtändlich nicht gedacht werden. Dennoch erreichte Dr. Peltzer
eine Zeit, die nur um 1,4 Sekunden hinter dem Weltrekord und um
nur 0,6 Sekunden hinter dem deutſchen Rekord zurückbleibt. Er durch=
lief
die 1000 Meter in 2:29,9 Sekunden. Der lange Stettiner wurde
bei ſeinem Erſcheinen im Stockholmer Stadion, von einer großen Zu=
ſchauermenge
herzlich begrüßt. Am Start ſtanden neben dem Deutſchen
die beſten ſchwediſchen Mitteldiſtanzler. Seiner Gewohnheit gemäß ließ
Dr. Peltzer anfangs die Schweden führen, als ihm aber deren Tempo
nicht ſchnell genug war, ging er nach vorn und legte die 500 Meter in
1:15,3 Min. zurück. Später lieferten die Schweden Dr. Peltzer noch ein=
mal
einen hartnäckigen Kampf, jedoch zog der Deutſche in ſeinem ge=
fürchteten
Endſpurt unaufhaltſam auf und davon und ſiegte mit über
15 Meter vor dem nächſten Schweden. Das genaue Ergebnis lautete:
1. Dr. Peltzer=Stettin 2:29,9 Min. 2. Svenſſon=Schweden 2:33 Min.
3. Kellermann=Schweden 2:34 Min. 4. Folke Erikſon=Schweden 2:34,5
Min. Dr. Peltzers Zeit hätte trotz der ungünſtigen Witterung weſent=
lich
beſſer ſein können, wäre er von ſeinen Gegnern ſtärker bedrängt
worden. Immerhin blieb ſein Lauf angeſichts der Verhältniſſe eine
große Leiſtung, die denn auch von den Zuſchauermaſſen mit großem
Beifall quittiert wurde. Ueberzeugender hätte Dr. Peltzers Sieg kaum
ſein können. Die Stettiner Preußen beteiligten ſich dann mit der
Mannſchaft Amlong, Schulze Heller und Dr. Peltzer an der ihnen
wenig liegenden 4 mal 100 Meter Staffel und wurden denn auch er=
wartungsgemäß
geſchlagen. Sieger blieb Göta Stockholm in 44,8 Sek.
vor Preußen Stettin, 47,2 Sek. Amlong=Stettin, der unter den deut=
ſchen
Kurzſtreckenläufern keine Rolle ſpielt, ſtartete in einem 60 Meter
Laufen und wurde nur Vierter. Den Sieg holte ſich hier der Schwede
Lindquiſt in 6,9 Sek. Der Start der Stettiner Preußen in Stockholm
wird noch ein Nachſpiel haben. Die Deutſche Sportbehörde hatte die
Starterlaubnis für Dr. Peltzer erteilt, dagegen die für Amlong, Heller
und Schulze verſagt. Der ſchwediſche Verband iſt entſprechend ver=
ſtändigt
worden, ſo daß es ſehr zweifelhaft erſcheint, ob die Stettiner
am Samstag die Schwedenſtaffel laufen werden. Die DSB. ſcheint
jedenfalls entſchloſſen zu ſein, ihre oft bekannt gegebenen Beſtimmungen
mit größtem Nachdruck und ohne Anſehen von Perſon und Verein zur
Geltung zu bringen. Ihr neuerliches Einſchreiten im Fall der Stettiner
Preußen iſt das günſtigſte Vorzeichen dafür, daß die für das nächſte
Jahr im Hinblick auf die Amſterdamer Olympiade geplante Startüber=
wachung
der deutſchen Leichtathleten auch tatſächlich durchgeführt wird.
Nurmi
gab Freitag abend in Dresden ſeine Abſchiebsvorſtellung in Deutſch=
land
und gewann über 3000 Meter in 8:27,6 Min. gegen Walpert=
Kaſſel, Boltze=Stettin und Friebe=Breslau.

Tennis.

Bei ben deutſchen Berufsſpieler=Tenwismeiſterſchaften,
die am Freitag in Hamburg ihren Beginn nahmen, ſahen als Gruso
ſieger CA. Becker=Wiesbaden. Richter=Berlin, Hopfenheit=Dresden 1
Rauch=Magdeburg. Die Gruppenſieger beſtreiten am Samstag
Sonntag zuſammen mit dem Titelverteidiger Roman Najuch die E
kämpfe.

Hamburg=Großborſtel.
1. Jungfernſtieg=Rennen. 3000 Mark. 2000 Meter. 1. O. Blum
feld und R. Samſon’s Staſima (E. Haynes). 2. Viſhnu. 3. Glücksritt
Tot.: 13:10. 2½Kopf. 3 liefen.
2. September=Rengen. 3000 Mark. 1200 Meter. 1. Stall Halm
Melia (Vinzenz), 2. Feinsliebchen. 3. Orlandus. Ferner: Pannhü
Weiße Dame, Schwalberich, Kronprinz. Tot.: 102, Pl. 15, 13, 12:
1½1½ Lg.
3. Wohldorfer Ausgleich. 3000 Mark. 1600 Meter. 1. Stall 6
ma’s Melantho (Vinzenz). 2. Tornado. 3. Schaumſchläger. Fern
Orma, Loblied, Verdacht, Marquis, Magnus. Tot.: 88, Pl.: 22,
19:10. 1½½ Lg.
4. Jungmannen=Rennen. Für Zweijährige. 3000 Mark. 1000 Met
1. Stall Niſſen’s Isländer (R. Torke). 2. Fenja. 3. Lago. Fern
Saladin, Falkenauge, Orator, Schlaumeier, Silberkatze, Werden. To
33, Pl.: 14, 13, 20:10. 1½ Lg.
5. Borſteler Herbſt=Ausgleich. Ehrenpreis und 4200 Mark. B
Meter. 1. G. Becker’s Coeur d’Almee (M. Dreißig). 2. Sonnengr
3. Föhn II. Ferner: Aviator. Tot.: 38, Pl. 16, 14:10. 11½ Lg.
6. Kramerkamp=Rennen. 3000 Mark. 1400 Meter. 1. O. Ehr
traut’s Champagner (Ungerer). 2. Fegefeuer. 3. Samita. Ferne
Teufelskerl, Trajan, Gänſeblume, Feſtgulden, Rebus. Tot.: 22, P
14, 14, 19:10. 4½ Lg.
7. Tarpenbeck=Rennen. 3000 Mark. 1600 Meter. 1. G. Hackebei
Kyon (E. Haynes). 2. Piſtole. 3. Georgiritter. Ferner Ingo, Are
Mimoſe. Tot: 23, Pl.: 11, 12:10. Hals-Kopf.
1. F.C. Nürnberg ſchlug F.C. Fürth 3:1. Das Treffen fand
Samstag vor 3000 Zuſchauern in Fürth ſtatt und brachte einen verdie
ten Sieg des Clubs, der ſchon bei der Pauſe 1:0 führte. Die Tore f
Nürnberg ſchoſſen Kalb, Wieder und Träg. Das Gegentor fiel dur
Appis.
Houben ſiegte in Finnland am Samstag über 200 Meter gegen d.
finniſchen Meiſter Aſtröm in 22 Sekunden. Sein Gegner lag i 3
ng
um 5 Meter zurück.
Bei den Tennis=Meiſterſchaften der Berufsſpieler, die am Samste
in Hamburg fortgeſetzt wurden, qualifizierten ſich die beiden Berlin
Roman Najuch und Richter für das Endſpiel. In der Doppelmeiſte
ſchaft werden Roman Najuch/Richter und C. A. Becker=Wiesbaden/8
Bartelt den letzten Gang beſtreiten.
Der Frankfurter Skuller Buhl ſiegte in Holland. Bei den Kämpfe
um den Holland=Becher in Amſterdam konnte ſich der Frankfutter Sku
ler Buhl in den Vorkämpfen ſiegreich behaupten. Außerdem gewan
Buhl am Samstag bereits den Junjor=Einer, bei dem er im Entſche
dungslauf den Holländer Varady überlegen abfertigte.

Briefkaſien.

ſchen Mandolinenchöre) Fal. Komm. Held meiner Träume aus
Der tapfere Soldat. Goetze: Ein bißchen Talent muß man
haben, aus Adrienne (Angelo Sax, Sopran.) Joh. Strauß:
Sei mir gegrüßt, du holdes Venezia, aus Eine Nacht in Vene=
dig
(Mariſchka). Capua: Marie, Marie. Granichſtaedten:
Pflück' die Blumen aus Die Bacchusnacht, (Alfred Strauß,
Tenor.) Czibulka: Herzen und Blumen, Lied. Zikoff: Ro=
maneska
, Fant. Drei ruſſiſche Volkslieder. (Kuban=Koſaken=Chor.
Kollo: Franz Schuberts Erdenfahrt. Goetze: In Potsdamſ.
im Bürgerquartiere. (Angela Sax.) Drei Lieder. (Alfred Strauß!
Kahnt: Romanze C=dur. Joh. Strauß: Schatzwalzer. Drel
ruſſiſche Volkslieder. O 10.30: Tanz=Orcheſter Ette.
Stettin. 9: Morgenfeier Auf der Reiſe, Präudium.
Bibelrezitation (Johannes Bauer). Haydn: Nun beu4 Lie Flult
zuſprache

Zwangsverſteigerung‟. Das wird, wenn die Witwe ihr Nut
nießungsrecht nicht aufgibt, nicht möglich ſein.
N., hier. Uns nicht bekannt.
Rund=Funk=Programme.
Frankfurt.
Sonntag, 19. Sept. 8: Morgenfeier. O 12: Geſangveriſ
Sängerkranz, Dreieichenham. O 4: Märchenkante. Märchen von
Elſe Hofmann: Der Mond auf Reiſen. Die dakbaren Roſen
(für Kinder vom 4. Jahre a5). O 5: Hausorch.: Die Oper der
Woche. Joh. Strauß: Eine Nacht in Venedig. Ouv. Rich.
Strau: Ariadne auf Naxos, Fant. Verdi:: Othollo, Fant.
Rich. Strauß: Roſenkavalier, Walzer. O 6: Johann Peter Hebel,
Vortrag und Vorleſungen zu ſeinem 190jährigen Todestag von Alfr.
Auerbach. O 8.30: Böhmiſche Ka rnuſik. Fibich: Quintett für
Klavier, Violine, Klarineite, Horn u. .. Cello, op. 42. Lieder.
Dvorak: Quartett in Es=dur für Kiavier, Violine, Viola und Cello,
vp. 87. Ausf.: Magda Spiegel, Alt vom Frankf. Opernhaus die
Herren Eckel, Klavier, Konzertm. Kraus, Violine, Graf, Violg,
Engert, Cello, Stegner, Horn, Englert, Klarinette. Anſchl.: bis
12.30: von Berlin: Tanzmuſik.
Siuttgart.
Sonntag, 19. Sept. 11.30: Muſik. Morgenfeier. Mitw.:
Eliſabeth Holzbaur (Mezzoſopran), H. Conzelmann (Baß), A. Haagen
(Flügel). O 2: Schallplattenkonzert. O 3: Oskar Wöhrle lieſt aus
eigenen Werken. O 3.30: Uebertr. Funkheinzelmann von Berlin.
Anſchl.: Konzert. Mitw.: Gerda Hanſi, Maria Thereſia
Deimann, Carl Struve, Rundfunkorch. Stolzmann: Feuert los!
Lanner: Hofballtänze. Keler=Bela: Rakoczy=Ouv. Hildach:
Lied des Spielmanns. Mayer=Helmund: Du fragſt mich täglich.
Maillart: Fant. Glöckchen des Eremiten. Josky: Balladen
und Dichtungen. Rhoda: Streifzug durch Suppe’s Werke.
Schumann: Lotosblume. Lertzing: Arie aus Waffenſchmied.
Halzmann: Treue Freunde, Marſch. O 6.15: Heinz Neuberger,
Nürnberg: Peter Hebel zun 100. Todestag. O 6.45: Vortrag
Mungenaſt: Geſchichtliches und Erbauliches aus einer alten Reichs=
und Kloſterſtadt 4. O 7.15: Frau Stach von Goltzheim: Von
der Frauenkleidung. O 8: Bunter Abend. Mitw.: Maria
Hendrichs, Lilly Fais=Tiſchler, Gerda Hanſi, Adolf Harlacher, Eugen
Thyſſen, Georg Ott. Rundfunkorch. U. a.: Ohlſen: Abend in
Sevilla, Walzer. Bizet: Auf in den Kampf, aus Carmen. Fel=
ſenſchluchtarie
aus Carmen. (Hendrichs). Arie des Don Soſe
aus Carmen. (Harlacher). Verdi: Sieges=Arie aus Aida.
(Hendrichs). Mascagni: Romanze aus Cavalleria, (Hendrichs).
Puccini: Wie eiskalt iſt dies Händchen aus Boheme‟ ( Har=
lacher
). Puccini: Arie der Mim: aus Boheme (Hanſi).
Wohlauf noch getrunken. (Thyſſen). Kalman: Kußlied aus
Herbſtmanöver. (Fais=Tiſchler). Lortzing: Vater, Mutter, aus
Undine. (Harlacher). Maillard: Lied der Roſe aus. Glöckchen
des Eremiten (Hanſi). Maillard: Trinklied aus Glöckchen.
(Thyſſen). Die Liebe hat ihre Launen (Faiß=Tiſchler). Tenne:
Die 9 Schneiderlein. (Hanſi). Kollo: Mädels, Mädels. wozu
habt Ihr denn die Beinchen. (Fais=Tiſchler).
Berlin.
Sonniag. 19. Sept. 9: Morgenfeier. O 11.30: Berliner Fan=
farenbläſerkorps
. O 1.10: Stunde der Lebenden. Frank Thieß
Einl. Worte: Heinz Stroh. Rez.: Edith Korten. O. 3: Dipl.= Land=
wirt
Lieckfeld: Die Schlempe in ihrer Bedeutung als billiges
Kraftfuttermittel 3.30: Funkheinzelmann bei der Waldmaus,
von Hans Bodenſtedt. O 4.30: Funk=Kapelle. O 6.30: Dr. Sprin=
ger
: Oeſterreichs Land und Leute (Von der Großſtadt in die

und Harnzonium: Obexorganiſt Gottlob Labes

[ ][  ][ ]

* Die moderne Junggeſellin
Wenn die Welt ſeit Jahr und Tag den Junggeſellinnen
Mitleid und Teilnahme entgegenbringt, ſo ſind dieſe Gefühle
verſchwendet. In Wirtlichkeit iſt die moderne Junggeſellin, die
unverheiratete Frau von heute, kein bedauemswertes Weſen.
denn die Junggeſellin paßt ſich in 99 von 100 Fällen dem Allein=
leben
mit einer Sicherheit an, die jeden Junggeſellen mit Neid
erfüllen muß. Die unverheiratete und erwerbstätige Frau, ehe=
mals
eine Ausnahmeerſcheinung, beginnt unſerem durch neu=
gerichtete
Geiſtesſtrömungen und Lebensformen veränderten Ge=
meinſchaftsleben
einen neuen Einſchlag zu verleihen. Urſache da=
für
ſind nicht allein die jetzt verminderten Ehemöglichkeiten. Die
Frauen, die früher in der Ehe nicht das letzte Lebensziel ſahen,
die ſich bewußt zum Junggeſellenuum bekannten, die als künſt=
leriſch
Schaffende oder als im Erwerbsleben beſonders Erfolg=
reiche
eine Sonderſtellung einnahmen. War und iſt bei dieſen gegenüber eine neue Einſtellung gewinnen. Man darf und kann
Frauen ein ſtark entwickeltes Unabhängigkeitsgefühl und die Er=
kenntnis
, daß ihr Beruf oder Künſtlertum ſich mit den Pflichten
der Gattin und Mutter ſchwer oder überhaupt nicht vereinen
läßt, ohne daß ein Teil Schaden erleidet, ſo wird heute die Zahl
der weiblichen Junggeſellen durch jene Mädchen vergrößert, die
im Gefühle ihres Perſönlichkeitswertes es ablehnen, nur ver= haben, ſprechen in dieſem Punkte klaſſiſche Sprache. Man darf
heiratet zu ſein. Durch die in allen Wirtſchaftsſchichten gewon=
nene
Selbſtändigkeit der Frau iſt das Mädchen auch in der Wahl
eines Ehegenoſſen anſpruchsvoller geworden, denn, wen nicht
wirkliche Herzensneigung von vornhinein jede Berechnung aus=
ſchließt
, ſo kalkuliert das kühl denkende Mädchen, ob es durch
die Ehe ſeine mit eigenen Mitteln beſtrittene Lebenshaltung ver=
beſſern
kann.
Die Tatſache des wachſenden weiblichen Junggeſellentums
und der verminderten Ehemöglichkeit iſt darüber gibt es
keinen Zweifel als Hemmnis der Bevölkerungspolitik anzu= zicht auf die Ehe. Mitleid und Teilnahme verlangen die weib=
ſehen
. Profeſſor Pinard hat in dieſem Sinne ſogar von einer
Kriſe der Frau geſprochen und ſein Zahlenmaterial beſagt, daß
z. B. auf die vierzig Millionen der franzöſiſchen Geſamtbevölte= nete Ehe immer wach bleiben wird. . . .
rung eineinhalb Millionen junge Mädchen kommen, die nicht
heiraten können, eine halbe Million, die aus religiöſen oder per=
ſönlichen
Gründen die Ehe nicht eingehen wollen, ſo daß man
mit Einſchluß der kinderloſen Ehefrauen ein Total von drei
Millionen Frauen zwiſchen 18 und 40 Jahren errechnen kann,
die für die Zutunft der Nation verloren gehen. Aehnliche Stati=
ſtiken
haben faſt alle Länder mach dem Kriege aufzuweiſen.
Aus einer internationalen Umfrage an die, die ſich nicht
verheiraten, geht hervor, daß die Ideale des modernen Weibes
ſich nicht nur auf dem Gebiete der Rocklänge und der Haartracht
geändert haben. Die meiſten jungen im Ewwerbsleben ſtehen=
den
Mädchen ſcheuen Laſt und Verantwortung der Ehe. Das
einſame Alter ſchreckt viel weniger als ehedem, wo die Tätig=
keit
der Frau faſt nur auf Haus und Familie beſchränkt war. Zu=
dem
iſt das Problem der ewig jungen Frau in der Praxis
weit fortgeſchritten in ſeiner Löſung, Kurzrock und Bubikopf und
ein paar andere Datſendkünſtlereien laſſen den Gedanken auf
Alter nicht aurſkommen, das alternde Mädchen gehört der Ver=
gangenheit
an. Auf dieſe Weiſe hat ſich das Junggeſellentum
der Frau als eine neue Form des Frauenlebens immer mehr
ausbreiten können und beeinflußt unverkennbar das moderne
Geſellſchaftsleben. Dabei iſt der Weg der Junggeſellin ebenſo=
wenig
dornenlos wie der des männlichen Unverheirateten. In
vielen Fällen noch hemmungsvoller. Meiſt zwingt ein echt weib=
licher
Trieb die Junggeſellin zur eigenen Küchenführung. Sie
zeigt auch, um nicht wie der Junggeſelle ganz dem Wirthausleben
verfallen zu müſſen, Beſtreben, ihre Häuslichkeit ſo behaglich wie
möglich zu geſtalten. Die meiſten unverheirateten Frauen be=
ſitzen
ein Heim, dem freilich die Wärme des Familienlebens ab=
geht
. Immer mehr bürgert ſich der Brauch ein, daß zwei oder
mehrere Junggeſellinnen ſich zu gemeinſamer Haushaltsführung
zuſammenſchließen, eine Form des weiblichem Junggeſellentums,

Die Kuckucksuhr
Kuckuck, Kuckuck, ruft’s aus dem Wald!
Nicht wahr, Mütterchen, wenn ich einmal heirate, dann
bekomme ich doch auch eine Kuckucksuhr?! Ich kann mir gar
nicht denken, daß man ohne eine Kuckucksuhr leben kann
meinte Klein=Gretchen nach dem Abendgebet, das ſie, in ihrem
Bettchen liegend, gemeinſam mit der Mutter geſprochen hatte,
als der Kuckuck gerade achtmal ſeinen Ruf ertönen ließ.
Liebes Kind, du biſt von klein auf gewohnt, unſern Kuckuck
rufen zu hören, und ich verſtehe es ſehr gut, daß du glaubſt,
nicht ohne ihn leben zu können; ich finde ſolch Kuckucksuhr ja
auch ſo wunderſchön und kann mir denken, daß ſie dein Kinder=
herz
erfreut. Ich liebe unſern Kuckuck auch ſehr, aber ganz beſon=
ders
, ſeitdem er bei deiner Geburt der erſte war, der der Welt
deine Ankunft verkündete und mir dabei gleichzeitig ſeinen Glück=
wunſch
ausſprach.
Alſo Mütterchen, abgemacht, du verſprichſt mir, daß du mir
eine Kuckucksuhr ſchenkſt, wenn ich heirate!
Nein, liebes Kind, verſprechen kann ich dir gar nichts in
dieſer unſicheren Zeit, aber ſei nur nicht gleich traurig, wir wol=
len
hoffen, daß du deine Kuckucksuhr bekommſt.
Nun ſag’ aber mal, Mütterchen, warum gibt’s eigentlich
Kückucksuhren, ich habe doch in Wirklichkeit noch nie einen Kuckuck
geſehen, und alle meine Freundinnen auch nicht, wie ſieht denn
ſolch ein Kuckuck in Wirklichkeit aus und wo lebt er denn?
Ja, Gretchen, mit dem lebendigen Kuckuck hat es ſo eine
ähnliche Bewandtnis wie mit einem toten Eſel.
Wie meinſt du das, Mütterchen?
Wenn man auch unter Erwachſenen fragt, wer ſchon
einmal einen toten Eſel geſehen hat, ſo wird ſich in tauſend
Fällen höchſtens einmal jemand melden; einen lebendigen Kuckuck
haben auch nur wenige Menſchen geſehen.
Dann erzähle mir doch etwas vom Kuckuck und von unſerer
Kuckucksuhr, Mütterchen, bitte, bitte!
Aber, Kind, du mußt doch jetzt ſchlafen und Väterchen
wartet auf mich in ſeinem Zimmer.
Ach, Väterchen kann ruhig warten, erzähle du mir bitte
etwas vom Kuckuck, morgen iſt ja Sonntag, da brauche ich ja
nicht ſo früh aufzuſtehen.
Na, meinetwegen, ich will deine Neugierde befriedigen, du
mußt aber auch gut aufpaſſen:
Es iſt eine von den vielen Ungerechtigkeiten dieſer Welt, daß
der Kuckuck eine ſolche Volkstümlichkeit beſitzt, denn der Kuckuck
hat mehrere ſchlechte Eigenſchaften; ſo z. B. ſind die Kuchucke
untereinander ſehr unverträglich; die Kuckucksweibchen ſind
ihren Kucucksmännern nicht treu, und ſie ſind auch ſehr ſchlechte

Grr 555r 55
r das deutſche Lied iſt wie die deutſche Thrik
das Sondereigentum des deutſchen Gemütes;
jedes der Innerlichkeit entſprungene deutſche
Gedicht läßt ſich ſingen und hat die Melodie
ſeine Gefühlsſphäre.
Hans Meher

die aber ebenſo viele Schatten= wie Lichtſeiten hat. Denn nur
ſelten finden ſich wirklich paſſende Kameradinnen zuſammen. In=
verhalb
des Gemeinſchaftslebens muß won der Junggeſellin
die Junggeſellin von heute nicht nach alten Maßſtäben werten.
Man darf nicht vergeſſen, daß an den gegenwärtigen Zuſtänden
nicht nur die Zeitverhältniſſe und Frauen, ſondern auch die
Männer ſchuld ſind. Die wollen ſich nicht die Laſt einer Frau
aufladen. Die Junggeſellenſteuern, die einige Länder eingeführt
auch nicht vergeſſen, daß ſich die Lebensform des Junggeſellen=
tums
der Frau von heute ebenſo wie die des männlichen Jung=
geſellen
mehr als je aus Zufälligkeiten, wirtſchaftlichen Verhält=
niſſen
und ſeeliſchen Enttäuſchungen einſpinnt, und nur in ſel=
tenen
Fällen aus ſtrikte vorgefaßter Abſicht. Man muß daher
den weiblichen Junggeſellen richtiges pſychologiſches Verſtändnis
entgegenbringen, das man bisher den alten Jungfrauen ver=
ſagte
. Berufsfreude, äußere und innere Selbſtändigkeit bieten
dem modernem weiblichen Junggeſellentum Ausgleich für Ver=
lichen
Junggeſellen von der Welt nicht. Aber Verſtändnis für
ihr Los, hinter dem als Zukunftsideal die glückliche, kindergeſeg=
Fünf Minuten Schönheitspflege...
Schönheitsgeheimniſſe für die arbeitende Frau.
Von K. Bartels.
In Amerika geht jede Fabrikarbeiterin in den Beauty ſhop,
in den Schönheitsſalon, weil es drüben als Grundſatz aller
Frauen gilt, ſo ſchön und ſo gut als möglich auszuſehen. Das
Intereſſe für Schönheitspſlege Schönheitspflege iſt immer ein
Beſtandteil der Geſundheitslehre! reicht heute in allen zivili=
ſierten
Ländern, in denen die Sehnſucht nach erhöhter Schönheit
immer weitere Kreiſe umfaßt, von der graduierten Doktorin bis
zur Arbeiterin. Man ſetzt alles daran, um, was die Natur an
Schönem geſchenkt hat, zu erhalten, um Mängel der Natur zu
korrigieren.
Hausarbeit, Gewerbeſinn, Fabrikarbeit die nervöſen
Schrittwacher der Neuzeit haben einen Frauentyp geſchaffen,
der als Gegenmittel für die Schönheitsgifte der Gegenwart die
Regeln der Hygiene und Kosmetik oſt in eins zuſammenfließen
läßt. Wer mit Geſundheitspflege zugleich Schönheitspflege be=
treiben
will, muß, um wirklichen Erfolg zu haben, täglich fünf
Minuten an ſeinem Körper und Ausſehen arbeiten. Fünf Mi=
nuten
! ſoviel Zeit kaun ſich auch die meiſtbeſchäftigte, arbei=
tende
Fraut leiſtem.
Richtige Körper= und Schönheitspflege ſetzt am Abend ein,
wo wan ſich zur Pflicht und Gewohnheit machen muß, nie zur
Ruhe zu gehen, ohne Geſicht, Körper und Hände von Staub
und Ruß des ganzen Tages zu reinigen. Dabei iſt es notwen=
dig
, die Beſchaffenheit der Haut feſtzuſtellen, um ihr in erſter
Linie erfolgreiche Pflege angedeihen laſſen zu können. Die Haut
iſt ja nicht nur Schutzdecke des Körpers, ſie iſt Sinnesapparat
und ein wichtigſtes Atmungsongam. Bei Pſlege= und Schönheits=

mitteln für die Haut muß Rüchſicht darauf genommen werden,
welche Beſchäftigung die Frau tagsüber ausübt. Eine Frau, die
meiſt in der Küche iſt und Hausarbeit verrichtet, ſchützt ſich vor
dem Küchendunſt, der die Haut aufzieht, duurch Auftragen von
Kampferereme, die auch Schutz gegen Staub, Wind und Sonnen=
brand
alſo Schönheitsmittel für die Sportfrau! bietet.
Fette Haut ſoll durch kampferhaltiges Waſſer gereinigt und ent=
fettet
werden, wodurch man Pickel= und Miteſſerbildung ver=
hütet
. Große Poren ſchließt man durch zuſammenziehende Haus=
mittel
. Allzutrockener Haut muß man Nährſtoffe zuführen ( Fett=
creme
), die man während der Schlafenszeit auf die Haut am
günſtigſten einwirben läßt. Aerztinnen, Arbeiterinnen, Haus=
frauen
, die ihre Hände oft waſchen müſſen, ſollten immer zur
trochenen Hauttereme nach der Waſchung greifen, um die Hand=
oberfläche
geſchmeidig zu erhalten, wie überhaupt die arbeitende
Frau viel mehr wie ſonſt üblich Handpflege treiben ſollte, denn
es iſt ein Irrtum, wenn man annimmt, daß nur die Hand, die
nie arbeitet, ſchön iſt. Auch Arbeits= und Berufshände haben
ihren Schönheitstyp, ebenſo wie die Sportshand trotz ihrer
Schwielen und Sehnen ſchön iſt. Einer ſpeziellen Pflege bedür=
fen
die Nägel, auch wenn man ſich keine Form= und Schimmer=
nägel
durch Spezialmaniküre leiſten kann. Wie die Haut muß
man auch das Haar kultivieren. Gut gepflegtes Haar, auch wenn
es kurz geſchnitten iſt, bleibt immer die ſchönſte Zierde der
Frau. Nach Dr. Guthmann unterliegen die Haare einem dauern=
den
Wechſel. Das Haar lebt zwei bis vier Jahre, im Alter von
1826 Jahrem werden täglich 0,20 Gramm Horn, im Jahre 14,6
Gramm produziert. Das Haar wächſt von der Papille, die
unter ſeiner Wurzel liegt. Da der Haarboden ein Teil der Hautt
iſt, ſo ſteht er hinſichtlich ſeiner Geſundheit völlig in Abhängig=
keit
der Geſundheit der Haut. Bei geſunder Haut braucht man
ſich nicht zu ängſtigen, wenn Haare mit der Wurzel ausfallen,
es kann trotzdem guter Nachwuchs kommen. Nach Allgemeinregel
ſoll nicht mehr als der vierte Teil der ausgefallenen Haare unter
20 Zentimeter meſſen, da ſonſt berechtigte Annahme vorhanden
iſt, daß aus irgendeiner Urſache zu viele junge Haare zu Grunde
gehen. Haarpflege erfordert: Luft und Licht. Die hutloſe Mode
iſt für die Frauen eine hygieniſche Mode. Enge Hüte ſind durch
Abſperrung der Blutzirkulation für den Haarwuchs beſonders
nachteilig. Wichtig ſind ferner turneriſche und rhythmiſche
Uebungen, die auch im beſchränkten Zeitwaß viel dazu beitra=
gen
die Schönheit des Frquenkörpers, die Harmonie und Grazie
auszubilden.
Jede Frau hat das Recht und die Pflicht, ſich ſo ſchön wie
wöglich zu machen. Mit der eigenen Vollkommenheit wird ja
die Vervollkomnung des ganzen Volkes angeſtrebt. Darum pre=
digen
Aerzte und Naturwiſſenſchaftler ſoviel von einer ſich auf
Leib und Seele erſtreckenden geſunden Schönheit, die die arbei=
tende
Frau leicht erwerben kann, wen ſie der Schönheitspflege
täglich fünf Minuten widmet . . . .

Die Frau als Jägerin. So merkwürdig es klingt, ſo wenig
ift zu bezweifeln, daß die Ausübung der Jagd noch immer in
weiten Kreiſen als unweiblich gilt. Da das deutſche Weid=
werk
nicht nur aus dem Schießen, ſondern noch mehr aus dem
Hegen und Pflegen des Wildes beſteht, wäre es nicht nur natür=
lich
, ſondern ſehr wünſchenswert, daß möglichſt viele Frauen ſich
daran beteiligen. Daß die Jagd in ihrem ſportlichen Teil ebenſo
fördernd auf die Entwicklung körperlicher und geiſtiger Fähig=
keiten
der Frau einwirkt wie jeder andere richtig betriebene
Sport, braucht nicht erſt bewieſen zu werden. Warm ſetzt ſich der
bekannte Jagdſchriftſteller Dr. Fritz Skowronnek in einem Artikel
im neueſten Heft der beliebten Frauenzeitſchrift Der Bazar
für die Teilnahme der Frau am Weidwerk ein. In einem inter=
eſſanten
geſchichtlichen Rückblick weiſt er nach, daß dieſe Teil=
nahme
in früheren Jahrhunderten eine ſehr lebhafte geweſen iſt,
und führt auch eine Anzahl der Frauen der Gegenwart ins
Treffen, deren Jagdtrophäen ſich ſehen laſſen dürfen.

Mütter, denn ſie brüten ihre Eier nicht ſelbſt aus, ſondern legen
ſie in die Neſter von andern kleinen Vögeln, und zwar derart,
daß ſie zu den anderen Vogeleiern immer nur ein Kuckucksei in
das fremde Neſt legen; gleichzeitig wirft die Kuckucksmutter eins
von den anderen Vogeleiern aus dem Neſt heraus, damit die
fremde Vogelmutter, welche die Eier im Neſt ausbrütet, an der
Zahl der Eier nicht gewahr wird, daß nun ein fremdes Ei, näm=
lich
das Kuckucksei, hinzugekommen iſt. Der ausgebrütete junge
Kuckuck iſt ſehr gefräßig und wächſt ſchnell; er iſt aber auch rück=
ſichtslos
gegen die anderen kleinen ausgebrüteten Vögelchen,
denen er das Futter fortfrißt und ſie auch aus dem Neſt heraus=
wirft
. Trotzdem wird der junge Kuckuck von ſeinen Pflegeeltern,
deren Brut er vernichtet hat, mit Sorgfalt gefüttert und groß=
gezogen
. Jeder weibliche Kuckuck bekommt einen Mann, da es
zehn= bis fünfzehnmal ſoviel Kuckucksmännchen wie Kuckucks=
weibchen
gibt.
Das iſt ja ſehr intereſſant, erzähle nur immer weiter, liebes
Mütterchen.
Der Kuckuck iſt ein Wandervogel, der ſich bei uns in
Deutſchland von Mitte April bis zum September aufhält, und
zwar in den Wäldern oder auch in kleineren Waldparzellen und
in größeren Parks. In vielen Gegenden herrſcht noch heute auf
dem Lande der Aberglaube, daß man während des ganzen Jah=
res
Geld hat, wenn man beim erſten Kuckucksruf, den man im
Frühjahr hört, Geld bei ſich trägt; deshalb ſtecken viele Land=
leute
im Frühjahr auch zur Arbeit ein Goldſtück in ihren Anzug.
Dieſer Aberglaube iſt noch ein Ueberbleibſel aus der alten heid=
niſchen
Zeit, in der der Kuckuck als Verkünder der warmen Jah=
reszeit
und als Zaubervogel galt.
Wie alt ein Kuckuck werden kann, iſt noch nicht erforſcht
worden, aber eine Kuckucksuhr kann recht alt werden. So iſt
z. B. unſere Kuckucksuhr jetzt 75 Jahre alt. Sie ſtammt aus dem
Schwarzwald, wo die Großeltern im Jahre 1871 zur Erholung
des aus dem Kriege zurückgekehrten Großvaters weilten. Als
auch die Urgroßeltern dahin kamen, kauften ſie zwei Kuckucks=
uhren
, von denen ſie eine den Großeltern ſchenkten; dieſe iſt un=
ſere
Kuckucksuhr. Im Schwarzwald iſt nämlich ein Hauptſitz
der Uhreninduſtrie.
Werden auch Uhren angefertigt, Mütterchen, bei denen an=
dere
Vögel als der Kuckuck die Stundenzahl rufen?
Oh ja, liebes Kind, es gibt auch Uhren mit einem Kiebitz
und Uhren mit einer Wachtel; bei den Kiebitzuhren rufen die
Kiebitze ihr Kiwit, und bei den Wachteluhren rufen die
Wachteln ihr Büllerwück. Aber die Kuckucksuhren ſind doch
am bekannteſten geworden. Die Uhrmacher können die Rufe
des Kuckucks, des Kiebitz und der Wachtel wohl am beſten nach=
ahmen
; ſie bedienen ſich hierzu kleiner Blaſebälge.

Unſere Kuckucksuhr iſt ja eine einfache Uhr mit einem
Kuckuck, es gibt aber auch Kuckucksuhren mit zwei oder drei
Kuckucken, und dann auch noch Kuckucksuhren, bei denen nach
dem Ruf des Kuckucks ein Muſikwerk ertönt, z. B. kleine Orgel=
pfeifen
einen Choral ſpielen, und Kuckucksuhren, die mit einem
Spielwerk, d. h. einer Spieluhr, verſehen ſind; dieſe letzteren
ſind auch ſehr hübſch: in der ſich öffnenden Tür erſcheinen ein
oder 2 oder drei oder gar vier Jäger im grünen Rock und blaſen
auf Waldhörnern ein Jagdſignal oder auch ein luſtiges Jäger=
lied
, und bei anderen Uhren erſcheinen 1 bis 4 Piqueure im
roten Rock, wie bei den Parforcejagden, und blaſen auf ihren
großen, rund gebogenen meſſingnen Trompeten ein fröhliches
Reiterlied und das Hallali der Reitjagd.
Aber von dem altheidniſchen Zaubervogel muß doch auch
noch etwas Geheimnisvolles in dem Kuckuck der Kuckucksuhr
ſtecken: der Kuckuck in der Uhr der Großeltern iſt in ihrem Hauſe
an der Bernſteinküſte, wo er im Wintergarten hing, heiſer ge=
worden
, und unſer Kuckuck hat im vorigen Jahre, als wir ver=
reiſt
waren, während der ganzen Zeit unſerer Abweſenheit nicht
Kuckuck gerufen, obgleich ich ihn noch im letzten Augenblick auf=
gezogen
hatte; unſere Minna ſagte, das eine Gewicht wäre
immer obengeblieben, und ſie hätte ſich nicht getraut, es anzu=
faſſen
, ſo daß ſie nur das andere Gewicht täglich aufziehen
konnte; aber als wir dann heimgekehrt waren und ich den
Kuckuck wieder aufzog, freute er ſich ſo ſehr über unſere Rück=
kehr
, daß er ſeinen Kuckucksruf wieder erſchallen ließ.
Als Gretchen am Sonntag morgen aufwachte, hatte ſie von
all den ſchönen Kuckucksuhren geträumt, von denen ihre Mutter
ihr erzählt hatte. Voll Begeiſterung und Entſchloſſenheit er=
klärte
ſie, daß ſie, wenn ſie erwachſen ſei, im Schwarzwald
einen Uhrmacher heiraten würde, der Kuckucksuhren anfertigen
würde.

Die Uhren mit den blaſenden grünen Jägern und roten
Piqueuren müſſen ganz beſonders ſchön ſein, meinte Gretchen,
aber das mußt du mir noch erklären, Mütterchen, warum der
Kuckuck in der Kuckucksuhr an der Bernſteinküſte heiſer geworden
iſt und warum unſer Kuckuck während unſerer Abweſenheit nicht
Kuckuck gerufen hat, fragte ſie bittend.
An der deutſchen Bernſteinküſte weht im Winter ein ſchar=
fer
Wind, da hat ſich der Kuckuck erkältet. Die Fragen aber,
warum der erkältete Kuckuck heiſer geworden iſt und warnn
unſer Kuckuck während unſerer Abweſenheit nicht gerufen hat
das hoch aufgezogene Gewicht blieb doch oben wird dir,
bes Gretchen, dein zukünftiger Mann, der Schwarzwäl
Kuckucks=Uhrmacher, ſehr leicht und ſehr gern beantworten: a
wenn du ein bißchen nachdenkſt, errätſt du es ſicherl
auch?!"

[ ][  ][ ]

Schließlich hott’s jo ſchun manchmol was genitzt, wann ich
ennärſchich druff hiegeditte hab. Awwer daß ſich unſer Reichs=
finanzminiſter
mein Notſchrei vun wääche unſere grenzenloſe
Armud ſo aſch zu Härze nemme dhet, un dhet in Berlin alles
leije un ſteh loſſe un dhet, ſtande pee was gibſte, was hoſte
nooch Darmſtadt fahrn, däß hett ich in meine kindliche Einfalt
doch net zu hoffe gewagt.
Noja, ſei Fraa is vun hier. Un do wärds halt ſchun ſo ſei,
un uff däß Wort eraus kumme, däß wo ſchun immer in de
große Bolledick die endſcheidenſt Roll geſpielt hott, nemlich:
Schärrſchee la Famm!
Dann ich denk mir in meim Sinn die Sach ſo: wie der
Dockter Reinhold neilich morjens mit ſeine Eheliebſte beim Kaffee
geſäſſe hott, ſie uff=em Sofa und er ihr wiſawie uff ſeim Porte=
fällje
, un ſie hott dodebei die Morjendpoſt uffgemacht, die wo
ihr vun ihre Leit aus Darmſtadt geſchickt is worrn, un wo nadier=
lich
aach es Bienche debei war, do hott ſe uff aamol ſo beim
Läſe zu=em geſagt: Mei, ſag emol, Männi, do ſchreibt die
Bimmbernellſen, es gingt=en jammerbar ſchlächt drunne in Darm=
ſtadt
; kennſte net emol hiefahrn und kennſt e bißche wos for die
Heſſe dhu? Schließlich, es ſin immerhie mei Landsleit. No,
un dodruffhin hott=er valleicht mei Klagelied, däß wo ich wääche
unſere allſeits aerkannte Finanzkallemideet a geſtimmt hab, äwen=
falls
ei gehend dorchſtudiert un hott geſagt: Kallienche, du hoſt
recht, do muß ich ſchnell emol hiefahrn, dann wann erſt emol die
Bimmbernellſen affengt zu lammediern, do muß ſchun was dra
ſei. No, un do hott=em ſei Kallienche ſchnell e Baggeedche ge=
macht
, hott=em e friſch Nachthemd, s Zah’bärſchtje un e Stickelche
Saaf eneigewiggelt, un hott’m noch e paar Schmalzſtulle in die
Daſche geſteckt, for unnerwähks; un dann hott=er ſich uff die Eiſe=

bah’ geſetzt un is, ſparſam un ſtandesgemeeß wie immer, zwaa=
mol
Zweiter mitm nechſtbeſte dorchgehende Perſonezug raſch
hierher kumme, denk ich mir.
Un hier hawwe ſein dann emol in die Mitt genumme, die
verſchiedene ausſchlaggäwende Perſeenlichkeite, un hawwein emol
klare Wei’ eigeſchenkt. Un ſoviel mer hinnerum heert, hott=er’s
aach kabbiert un hott verſproche, de Heſſe mit=eme dichdiche
Simmche unner die Aerm zu greife. Hoffentlich hellt=er Wort.
Alſo dank vun meim ennärſchiche Hieweis, un dank, daß em
Herr Dockter Reinhold ſei Fraa vun hier is, do ſin mer valleicht
for’s erſte iwwer’s Gröbſte enaus un mir kenne einichermaße be=
ruhicht
in de Winder blinzele.
Dann allem Aſchei nooch wärd’s Herbſt. Do kenne uns aach
die paar goldene Sunneſtrahle net mehr driwwer wäck deiſche.
Gewiſſe Azeiche deide jednfalls druff hie. Beiſpielsmeeßich: die
Milch is uffgeſchlage, des Rindvieh is äwenfalls in e heeher
Grubb kumme, die Ochſe=, Sai= un Kälwerpreis mache ſich
enanner nooch wie die Märzkatze, Holz un Kohle wärrn brenzlich
deier, s Brot berifft ſich uff die Kornernt un ſchlengelt ſich äwen=
falls
in die Heeh, de halwe Wei' ditto, iwwerall ſin Kärwe odder
Metzelſubbe was brauchs weiders for Beweiſe? Wer ſo die
Zeiche der Zeit verſteht, der fiehlt’s mit Holzſchuh, daß es em
Winder entgääche geht.
Schließlich hott awwer doch aach jed Johreszeit ihr Vorziech,
un wer jetzt uffm Laafende bleiwe will, der drinkt Sieße‟.
Allerdings, es gibt ſo haddgeſoddene Brieder, die ſage, der Sieße,
däß weer ſo e Geſiff for uns Weibsleit. Awwer ſei wohlduend
Wirkung is doch net abzuſtreide, un jedenfalls is es aans vun
de aafachſte Middel zum ſchlanktwärrn.
Un dodebei ſolls ganze Völkerſtemm gäwwe in unſerm deitſche
Vaderland, die wo den Gedderdrank noch net emol dem Name
nooch kenne. Un noch wenicher ſei ſamfde Wirkung. Un die wo
zu dem Zwäck ganz gewehnliche Middel drinke miſſe, Riezenuß
un ſo, wo mehrſtendaals ganz ſaumeeßich bees zu nemme is.
Dodro ſieht mer aach, wie weit mer annerwärts noch in de Ziffi=
liſatzion
zurick is, drotz alle Erfindunge un Fortſchritte in de
Wiſſenſchaft un im Verkehrswäſe. Gott ja, ſie kenne Gefrier=
flaaſch
aus Aſchenndienjen eiffiehrn, wo ausſieht wie friſch=
geſchlacht
, Bannane aus Indie, wie friſch vum Baum, läwende
Schällfiſch aus de Nordſee, Maltheſer aus Minche un Kaugummi
aus Amerika awwer ſoweit hawwe ſe’s doch noch net gebracht,
daß mer unſern ſieße Ebbelbuff aach annern, die wo nix devo
wiſſe, zugut kumme loſſe kann. Die arme Deiwel miſſe ihr drau=
rich
Loos dorch’s Daſein ſchlebbe, ohne daß=en jemals ſo en
Drobbe iwwer die Zung leeft. Mir, wo mir in däre geſäächende
Gäächend läwe, mir kenne uns däß kaum vorſtelle, wie’s dene ſei
muß, wo nix vun ſo=eme gude Ebbelmoſt was wiſſe.
Noch ſchlimmer awwer geht’s valleicht dene, die wo färn der
Heimat in de drobiſche Lender ſchmachte, un die’s dobbelt fiehle,
wann ſo die Zeit kimmt, wo ſe mit ihre Stammdiſchbrieder bei=
ſcmme
geſäſſe hawwe, in de Spitz, im Kammiſohl beim

Frauen=Rundſchau
Bedingte Weitergewährung von Kinderzu=
Tagen. Eine für Mütter verſorgungsberechtigter Kinder wich=
tige
Entſchließung haben die Verſorgungsbehörden inſofern ge=
troffen
, als ſie bei Anträgen auf Weitergewährung der Kinder=
zulage
nach § 30 des Reichsverſorgungsgeſetzes nur in ganz be=
ſonderen
Fällen von Bedürftigkeit Nachzahlungen für mehr als
6 Monate rückwirkend bezahlen. Sollen berechtigte Anſprüche
Berückſichtigung finden, dann müſſen entſprechende Anträge auf
Kinderzulage ohne jede Verzögerung geſtellt werden.
L.
Preisausſchreiben zur Bekämpfung der
Selbſtmordneigung in Deutſchland. Der Zentral=
ausſchuß
für die Innere Miſſion" hat im Hinblick auf die er=
ſchreckende
Zunahme der Selbmorde in Deutſchland ein Preis=
ausſchreiben
für die beſte Erzählung veranſtaltet, die in packend=
ſter
literariſcher Form gegen dieſe Manie ankämpft und die
Pflicht und den Mut zum Leben ſtählen hilft. Die Erzählung
im Umfange von mindeſtens 12000 Silben muß bis zum 31. De=
zember
d. J. bei der Geſchäftsſtelle: Berlin=Dahlem, Ziethen=
ſtraße
24, eingegangen ſein, woſelbſt näheres zu erfahren iſt.
Als 1. Preis werden 1000, als 2. Preis 500 Mk. ausgeſetzt. G.K.
Säuglingsſterblichkeit infolge von Lebens=
ſchwäche
. Nach den Ausführungen von Prof. Dr. Rotts
(Leiter des Kaiſerin=Auguſta=Viktoria=Krankenhauſes, Berlin)
iſt die Urſache der Frühſterblichkeit der Säuglinge weniger in
Krankheiten, als in allgemeiner Lebensſchwäche zu ſuchen. Von
den 69 Prozent der Kinder, die im erſten Lebensjahre ſteiken,

Nagel, odder beim Gunder Schorſch, un hawwe des neie Stöffche‟
browiert. So is mer vor korzem en laadmiediche Brief zugange
aus dem färne Braſſillje. Ich will e Stick devo dohieſetze:
Braſſillje, de 25. Juli 1926.
Herzallerliebſtes, hobbelgebobbeltes Bienche!
Endlich hawwe mer widder in unſerm Erdewinkel Braſſillje
e paar Zeile vun Dir in de Finger. Mei Lisbeth maant, ich
ſollt Dir aach mol ſchreiwe, do dhet ich wenichſtens net pre=
wele
. Do hab ich meim Herz en Stoß gäwwe un mit Feier=
dagsſtimmung
agefange. Bei uns is nemlich immer Feier=
dag
, wann Poſt aus Darmſtadt kimmt un es is ebbes vun Dir
debei. Aus Deine Schreiwe ſäh ich, daß die Elektriſch immer
noch net ins Maddinsvärdel geht. Die Hochſchul gibt de
Schliſſel net eraus zu de Dorchfahrt, un die Stadtvädder
wiſſe ſich widder mol net zu helfe. Ich will=ſen ſage: ei fach
die Hochſchul in die Meierei, un die Meierei in die Hochſchul
verleckt, wie’s frieher aach war, dann is jedem geholfe. Mir
kann’s jo ſchnubbe ſei, dann bei uns is jo aach kaa Elektriſch.
Wann ich net laafe will, reit ich, un wann ich net reite will,
bleib ich dehaam in meine Hitt un kätzer mei Lisbeth. Un
wanns emol hadd helt, do hilft mer de Otto vun Beſſunge,
der is aach bei uns. Un wann ich mol widder uff die Mad=
dienskerb
will, zum Katzebelzer, Ebbelwei pätze, un die
Elektriſch geht noch net, do wort ich ſo lang, bis unſerm
Landesvadder Ullrich ſein Draam in Erfillung geht, wo mer
bloß en Mandel a zuziehe brauch un en beſtimmte Knobb ufſ=
zumache
, daß mer hieflieje kann, wo mer will. Un wann ich
kaa Geld for=en neie hab, kaaf ich mer en gedragene Flug=
mandel
beim Grienfeld. Däß weer ſo was, wann mer ſo
eniwwer un riwwer flieje kennt, vun Braſſillje nooch Darm=
ſtadt
un redur. Do dhet ich Dich aach emol eillade. Awwer
net ſo, wie’s die Roßdörfer Milchhennler mache. Wann die
nemlich ihr Stadtkunne eilade uff die Kärb, do ſage ſe: de
Sunndag kenne Se aach e bißche zu uns kumme; wann Se
ſo korz nooch=em Middogeſſe kumme, kenne Se bis zum Nacht=
eſſe
widder dehaam ſei. Aan Vordaal hott awwer die
Fliejerei, nemlich mer rutſcht net ſo aus, wann mer vun de
Kerb haamgeht. Ich waaß noch vun de letzte Maddienskerb,
wo ich mitgemacht hab. Beeſe Zunge hawwe behaubt, es
weer der rauſcher Ebbelwei gewäſe, awwer ich behaubt, die
Gens hatte ’s Pflaſter ausgefräſſe im klaane Schwonegäßje.
Doch for heit noch was annerſter:
Härrlich Land voll Palmefecher,
Der Orangſche ſieße Koſt
Awwer ach, kaan Rheiweibecher
Winkt, un aach kaan Aeppelmoſt!
Lieblich ſchmeckt jo die Banane,
Wunnerbar die Ananaß,
Doch ich kumm net los vum Wahne:
Beſſer ſchmeckt es doch vum Faß.
Mit dene Worte denk ich wehmiedich an mein Stammdiſch
beim Zimmer Heiner un an mei Speezel: de Alex, de Michel,
de Willäm hinner de Stadtkärch, des Siwwemonatskind, de
Fritz, des rot Kaninche, un wie ſe all haaße, die gude Geſelle.
Näwer mer ſteht mei Lisbeth un lacht ſich ins Faiſtche.
Bei uns zwaa is aach alles aan Kommbromiß. Awwer weil
mei Lisbeth immer recht hott, is mir’s aach recht, un mer
kumme gut aus debei, alle zwaa. Un mei Wunſch un Hoff=
nung
is, daß unſer deitſches Vaderland aach bald aanich
werrd un beſſer auskimmt, un e nei Morjendrot e freies
Deitſchland beſcheine mecht.
Däß winſcht Dir Dein Freund Schorſch
un alle Deitſche in Braſſillje.
Poſtſchkribbdumm. Entſchuldiche mei ſchlecht Schrift, awwer
unſer Brüllaff ſitzt mer dauernd uffm Buckel. Däß is aach
ſoe Ding. Wann ich frieher meine Alte als ſo e klaa Aeffche
mit hamm gebracht hab, vun de Metzelſubb un ſo, do hott ſe
gezeedert un gewäddert, un ich hab nix zu ſage brauche. Un
wie ich ihr dohiwwe en richdichgehende Brüllaff gebracht hab,
do hott ſe ſich krumm und ſchebb lache wolle. So dreht ſich
die Welt un die Menſche.
Nochmals Dein Schorſch.
Alſo wann mer däß lieſt, do is mer als widder froh un is
ruhich. Ach, wie gärn dhet ich dem Schorſch nooch Braſſillje
ſo en Bemmbel Sieße ſchicke. Awwer er is net dransbordawel
un hott die neumol Krenk im Leib. Er ennert im Handrum=
drehe
ſei Fabb un ſein Geſchmack, un eh mer ſich’s verſieht,
bräſſendiert er ſich als Bizzler odder Rauſcher Un in dem
Zuſtand is es bloß was for Kenner, wer do net die richdich Kähl
dezu hott un en ausgepichte Bauch, der ſoll die Finger devo loſſe.
werden 35 Prozent noch keinen Monat alt, während 25 Prozent
ſchon in den erſten 7 Lebenstagen ſterben. Von dieſen früh
Geſtorbenen ſind 8090 Prozent Frühgeburten.
L. H.

Praktiſche Winke
Wenn die Lederſitze der Schreibtiſch= und =
zimmerſtühle
verbraucht ausſehen. Am meiſten
werden die Sitze von Speiſezimmer= und Schreibtiſchſtühlen ab=
genutzt
und aufgerauht, nicht ſelten aber auch durch Speiſe= und
Fettflecke ſtark verunziert. Dieſe beſeitigt man zunächſt durch
Abreiben mit Benzin oder Auftragen einer krümligen Miſchung
von Benzin und gebrannter Magneſia. Dann überreibt man die
ganzen Lederſtühle mit einer Miſchung von einem Teil Salmiak=
geiſt
in 4 Teilen Waſſer, trägt nach dem Trocknen Wilbra im
gleichen Farbton mit fingerdichem Pinſel gleichmäßig auf und
reibt es am nächſten Tage mit Wollſocken glänzend. Man ent=
leert
die Lederfarbe am beſten in einen Blumennterſetzer, um ſie
immer gut umgerührt zu verwenden und kann auf dieſe Weiſe
auch alle ſeltenen Farbtöne der Sitze, durch Vermiſchen mehrerer
Farben, auf leichte Weiſe erzielen. Hochglanz auf den Lederſitzen
erzielt man durch Einreiben mit weißem Lederereme, das man
jedoch ebenfalls recht gleichmäßig auftragen muß, um keine dunk=
leren
Stellen zu erhalten. Die Sitze werden bei dieſer Behand=
lung
im Ausſehen wie neu.
2.
Stark verblaßte und bertragene Hutblumen
werden wie neu, wenn man ſie von der unteren Seite mit kleinem
harten Pinſel und Dextrin anfeuchtet, halb getrocknet wieder in
Form bringt und nach völligem Trocknen mit trockener Anilin=
farbe
und kleinem Watte
ſch ſchminkt.

Dann je miſſerawlicher un verdächdicher als er ausſieht, däßt
feiner is=er; un je gaſchdicher als er ſchmeckt, däßdo beſſer is
äwenfalls. Wodra däß liggt, kann ich Ihne net ſage, däß mu
mer ſälbſt dorch e langjährich un ei gehend Studium erau=
difftle
. Es is mit aans vun de ſchwerſte Exame.
Bienche Bimmbernell.

Poſtſchkribbdumm: Un außerdem hawwe am Sun=
dag
die Jungmaaſter un =magſterinne ihr Maaſterbrief iwwe
reicht krickt. Däß war e ſchee un es ſtimmungsvoll Feier. (Scha
daß de Herr Haſſinger net debei war, der hett do aach ſei Frag
dro gehatt (iwwrichens kann ich Ihne im Verdraue ſage, da
er’s net bei ſeim Uffſatz vun neilich bewende leßt, de Herr Ha
ſinger, ſondern er rickt däre Feſtſeiche enärſchich uff de Binde
un wann=em die Borjemaaſter, die Parrer un die Schullehr=
dodebei
e bißje unner die Aerm greife, kann er valleicht d
Fidulitätsebbedemie noch zum ſteh bringe.) Awwer, wie geſag
der Feſtakt vun de Iwwerreichung vun de Maaſterbrief, deß we
allaa for ſich ſchun e Maaſterſtick! Freilich, ganz ohne Red)
geht halt aach ſoe Feier net ab. Un do muß ich doch ſage, wan
mer ſo bun de gewerbsmeeßiche Redner abſieht, ſin recht ſcheer
Sätz geredd worrn. Gleich zum Beiſpiel de Schorſch Kraus, de
wo in ſeine begrießende Worte, den ſcheene Ausſpruch gedr
hott, vun der freiwilliche Unnerordnung unner
gemeinſames Ganze. Däß is ſehr ſchee geſagt, un di
is aach es ganze Geheimnis vun=ere demogradiſche Rebubblie
die freiwilliche Unnerordnung. Un däß bedeit, nooch mei=
ſchwache
Begriffsvermeeche ungefehr ſoviel, wie: daß Menner 1
ſin, die wo ein Heechers über ſich freiwillich aerkenne, u
die wo ihre Driewe, niedriche un edle, im Zaun halte: Menne
for, die ſich Rechte un Pflichte in jedem entſcheidende Mo
ment mitnanner decke: innerlich freie Menſche, die wo ſich e=
große
Idee verflichtet fiehle, un die wo vor däre große Ide
verantwordungsbewußt ſich beiche. Un die lewendigſt Idee, de
nadierlichſte Geſetz, dem wo mir uns unnerzuordne hawn
haaßt: Vaderland!
s kann ſei, daß de Schorch Kraus, däß de Jungmaaſter u
Maſterinne net ganz ſo genau geſagt hott awwer ge
maant hott=er’s jedenfalls ſo. Meim Gefiehl nooch.
Aach mein Auguſt, der wo jo leider Gottes, Gott ſei Dan
aach net zu de gewärbsmeeßiche Redner zehlt, der hott, kor
un bindich wie’s ſo ſei Art is, en gelungene Verglich gezog
indem er geſagt hott, es gebt heit zu Dag allerhand Sorde vu
Maaſter Fußballmaaſter, Boxmaaſter, Schwimmaaſte
uſw. Der Vergleich is mir net gleich eigange, awwer noochdet
ich e Nacht driwwer geſchlofe hab, is mer’s klar worrn, was e
domit ſage wollt. Nemlich: die Fußball=, Box= un Schwimm
maaſter miſſe erſt beweiſe, was ſe kenne, un dann krieje ſe de
Diddel Maaſter. Un ſo mißt’s aach bei de Handwerks
maaſter ſei, hott=er gemaant. 8 gibt awwer aach Magſter, di
krieje erſt de Diddel Maaſter un mache dann erſt ihr Mag

ſterſtick. Zum Beiſpiel, no, ſage mer mol die Pand
maaſter. Jedenfalls, ich hab im ganze Läwe noch net geheer,

daß en Pandmaaſter erſt ſei Maaſterſtick mache mißt, bevor e
ſei Gewärwe ausiewe derf und wärd uff die Menſchheit los
geloſſe. Un ſo ſolls bei noch mehr Maaſter ſei....
Awwer Ehre, wem Ehre gebiehret: in Ernſthofe haww
ſe ſich en neie Klabberſtorch zugelegt, der verdient den Tidde
Maaſter ſogar mit Auszeichnung. Dann do ſin in ganz korze
Zeit hinner enanner, un ganz in de Neeh, dreimol Zwilling
uff die Welt kumme. Alſo, alles was recht is, awwer den
Ernſthofener ihr neier Klabberſtorch, der verſteht ſei Handwerl
aus em Aff=äff. Jedenfalls kann mer kinnerloſe Ehepäärcheren
Kuruffenthalt in Ernſthofe mit gudem Gewiſſe empfähle..
Dohärngääche weer mir’s wärklich emol indräſſant, zu wiſſe
wo eichentlich unſer Schenneral=Indendand ſein Urlaab zuge
bracht hott. Wie ich am letztemol ſchun a geditte hab, muß der
Legal in ſeine Erholung eglich Hoorn hawwe loſſe miſſe.

VOR Sru

MACH Zueer Msthnt *

Diräkt ſchkalbiert is er worrn. Wann ich em en gude Ra=
gäwwe
därf, leßt er ſich ſchleunichſt die Hoorn widder lenge!
ſchneide. Jedenfalls, ſo kann=mer’s net loſſe. Iwwrichens
is er aach mit lange Hoor gemiet worrn, däß verſtößt alſo aad
gääche de Mietverdrag, mit ſo=eme unklaſſiſche Kobb erum zu
laafe, däß leßt mer ſich zur Not bei=eme Miniſter gefalle.. .
For’s Niewergall=Denkmol: Die letzte Fennig=Sammlung:
6.60 Mk. bei de Stadiſtick; vum Pr. L. 3. Mk. Danke ſchee.
Es ſin iwwrichens Zweifel wach worrn, ob die Niewergau=
Denkmal=Sammlung effenduwäll kaan Spaß weer. Bidde, däß is
bludicher Ernſt. Em Legal ſei Spielgemeinſchaft hott ſo unge
fehr zwaadauſendfünfhunndert Mack beiſamme und ich ſo eime
850 Mack. Alſo: es wärd ſchun, mer muß nor Geduld hawwe

G

Der zeitgemäße Haushalt

Böhmiſche Zwetſchen=Kuödel. 1½ Pfund am Tag
zuvor gekochte Kartoffeln werden geſchält und gerieben, mit zwe.
Eiern 1 Teelöffel zerlaſſener Butter, 1 Teelöffel Salz und ſohie
Mehl gemiſcht, daß ein geſchmeidiger Teig entſteht. Auf bemeyl
tem Brett fingerdick ausgemangelt, ſchneidet man davon eie
handgroße Quadrate, die man, mit zerlaſſener Butter beſtriche!
mit je 12 entſteinten friſchen Pflaumen belegt, in die man a.
Stelle des Steines eine Mandel ſteckte, worauf man die Leid
platte zu runden Knödeln dreht, die man in leicht kochenoen
Salzwaſſer 10 Minuten kochen läßt. Auf ſlacher Schüſſel berd
artig mit brauner Butter überträufelt anrichten.
Pikanter Tomatenauflauf. 1½ Pſund kernloſe
fleiſchige Tomaten werden zerſchnitten und mit 2 Eßlöffel Bune
und 1 Teelöffel Salz im eigenen Saft dick eingekocht. Inzwiſche
kocht man 1 Pfund geſchälte Kartoffeln und miſcht ſie feingerle
ben mit dem Tomatenmark, fügt 2 Téelöffel in Milch glatt ber
rührtes Appels Hühnervollei, 1 Eßlöffel geriebenen Schweizer
käſe ſowie 2 Eßlöffel gelblich geröſtete Zwiebel, Salz und Pfelſe.
nach Geſchmack bei. In vorbereiteter Auflaufform, mit Buniel
flöckchen obenauf, bäckt man das Eanze /1 Stunde bei maß
ger Hitze.
Speiſezettel.
Sonntag: Obſtſuppe. Gefülltes Kalbsherz. Montag: B09
miſche Zwetſcheninödel. Dienstag: Gefüllte Tomaten. M1
woch: Birnenkartoffeln. Donnerstag: Reis mit Kohlrabſ.
Freitay: Fiſchauſluf mit Tomatenſoße. Samstag: Sauerkin

[ ][  ][ ]

Nummer 260

Laft

Sonntag, 19. September

Der Schluß der Kölner Herbſimeſſe.
Ueber das Ergebnis der Kölner Herbſtmeſſe ſchreibt das Meſſeamt
In u. a.: Allgemein iſt das Geſchäftsergebnis der Herbſtmeſſe beſſer
peſen als auf früheren Kölner Meſſen und weit beſſer als auf den
gangenen deutſchen Herbſtmeſſen. Das neue Syſtem der Kölner
eſſe hat ſich alſo in jeder Hinſicht bewährt und als wichtiges, abſatz=
derndes
Moment erwieſen. Die Hepbſtmeſſe iſt in Anbetracht der
rtſchaftslage und nach den Erfahrungen der vorangegangenen Leip=
er
Meſſe geſchäftlich ein überraſchender Erfolg geweſen. Die Aus=
ler
m allen Gruppen waren mehr als zufriedengeſtellt. Das durch=
rittliche
Ergebnis kann mit einem uneingeſchränkten Gut bezeichnet
rden. Von einer Reihe von Ausſtellern iſt erklärt worden, daß die
rbſtmeſſe nicht nur das beſte Geſchäft von jeder Kölner Herbſtmeſſe
racht habe, ſondern daß ſeit der Inflation keine neue Meſſe über=
ipt
ein derartig gutes Ergebnis aufweiſen könne. Alles in allem
dieſer Erfolg über den Rahmen der Kölner Meſſe hinaus von Be=
tung
. Er hat nicht nur weſentlich zur Klärung der widerſtreitenden
ſichten über das Meſſoweſen und die einzelnen Meſſen beigetragen,
Dern er iſt ebenſo wichtig als Beweis dafür, daß für eine weitere,
Wirtſchaft dienliche Entwicklung des Meſſeweſens Raum vor=
den iſt.
Zweifellos kann man hierzu ſagen, daß der Erfolg der Kölner Meſſe
ächlich über den bisherigen anderer Meſſen ſteht. Dies erklärt ſich
r nicht nur aus der bedeutend eingeſchränkten Zahl der Ausſteller,
dern auch aus der tatſächlich fortſchreitenden Beſſerung der Wirt=
ftslage
. Die einzelnen Ausſteller haben dieſe Anſicht durchweg be=
igt
und ſind mit dem Geſchäft, ſoweit es ſich um ſolche Geſellſchaften
Delt, die in der Hauptſache zum Verkauf ihrer Waren ausgeſtellt
ten, ſehr zufrieden. Dies iſt deshalb erwähnenswert, weil eine
Ke Anzahl bekannter Firmen zu nennen iſt, das R.W.E., die J. G.
Geninduſtrie u. a., die ſich an der Ausſtellung in der Hauptſache
I zu Propagandazwecken beteiligt haben und von vornherein, wie
gerade bei der J. G. Farbeninduſtrie in ihrer pharmazeutiſchen Aus=
ung
der Fall war, gar nicht die Abſicht und auch gar keine Gelegen=
hatten
, beſondere Geſchäfte zu tätigen.
Naturgemäß war das Geſchäft am letzten Tag ſchon eingeſchränkter,
konnte man noch kurz vor Schluß der Meſſe um 6 Uhr an einigen
nden tatſächliche Geſchäftstätigkeit bemerken, während andere Aus=
erfirmen
ſchon ſeit längerer Zeit mit dem Abbau ihrer Stände be=
ftigt
waren.
Zuſammenſchlußbeſtrebungen in der Waggoninduſtrie. Zwiſchen
Linke=Hofmann=Lauchhamer Akt.=Geſ., Bexlin, der Waggonfabrik
der Zypen u. Charlier, Köln, Talbot, Aachen, der Waggon= und
ſchinenfabrik Akt.=Geſ. vorm. Buſch, Bautzen, der Gothaer Waggon=
ik
Akt.=Geſ., Gotha, der Waggon=Fabrik AG. in Uerdingen und
Eiſenbahn=Verkehrsmittel Akt.=Geſ. in Berlin ſchweben, der Köln.
zufolge, gegenwärtig Verhandlungen, die einen engen Zuſammen=
6 dieſer Unternehmungen hinſichtlich ihrer Erzeugung zum Ziel
n. Der Zuſammenſchluß ſoll in Form einer völligen Verſchmelzung
Geſellſchaften, und zwar unter Gründung einer neuen Aktiengeſell=
* erfolgen.
Geringfügige Veränderung des Aktienindes im Auguſt. Die ſeit
ang dieſes Jahres andauernde Steigerung der Aktienkurſe iſt
rdings zum Stillſtand gekommen. Der Aktienindex hat bis zum
uiſt eine ununterbrochene Steigerung erfahren, um ſeit Anfang
uſt bis zum 9. September zu ſtagnieren. Der von der Deutſchen
k auf Grund des Kurswertes des Aktienkapitals errechnete Durch=
ttskurs aller an der Berliner Börſe notierten Aktien belief ſich am
jeptember auf 131,5 (9. Auguſt 131/4, 9. Juli 118,9, 4. Januar 68,3
.). Der Index, bei dem der 4. Januar gleich 100 geſetzt iſt, betrug
9. September 192,53 (9. Auguſt 192,38 9. Juli 174,08). Unter den
nen Aktienkategorien haben die Terminpapiere von Anfang
uuſt bis Anfang September ſogar einen Rückgang des Durchſchnitts=
2s von 165,5 auf 159,8 und des Index von 222,75 auf 21507 zu ver=
nen
, während ſämtliche Kaſſapapiere eine Steigerung von 103,9 auf
bzw. von 159,35 auf 166,72 verzeichneten.
Jahresverſammlung der Nobel Induſtries Limited. In der Jah=
exſammlung
der Nobel Induſtries Limited beſtätigt der Vorſitzende,
die Verbindung mit wichtigen deutſchen Werken, die vor dem Kriege
nd, wieder aufgenommen iſt und die britiſche Geſellſchaft Aktien der
amit A.=G. und Köln=Rottweiler übernommen hat. Er fügte hinzu,
der Oeffentlichkeit jetzt mehr oder weniger bekannt ſei, ſei die ge=
rte
Gefellſchaft in enge Verbindung mit der J. G. der Farbenindu=
getreten
. Er ſagte weiter, die deutſche Tätigkeit auf dem Gebiete
chemiſchen Forſchung ſei ſeit langem bemerkenswert und die eng=
Geſellſchaft hoffe, durch die neue Verbindung an den Früchten
* Entwicklung Anteil zu haben, ohne deshalb in den eigenen Be=
ungen
auf dieſem Gebiete nachzulaſſen.
Frankfurter Effektenbörſe.
Frankfurt c. M., 18. Sept.
Infolge des hohen jüdiſchen Feiertages bewegte ſich das Geſchäft
der heutigen Samstagshörſe in den allerbeſcheidenſten Grenzen,
iſt die Tendenz als durchweg feſt zu bezeichnen. Das Kursniveau
gte ſich im allgemeinen um etwa 1 Prozent über dem der geſtri=
Abendbörſe. Obwohl es etwas verſtimmte, daß die Verhandlungen
die Gründung des europäiſchen Eiſenkartells wieder ergebnislos
en, konnten ſich die Montanwerte doch um durchſchnittlich 1 Pro=
beſſern
. Die Schiffahrtswerte bleiben weiter begehrt, Hapag plus
Prozent, Lloyd plus 1,5 Prozent zur erſten Notiz. Auf dem
Senmarkt iſt Danatbank favoriſiert und 2 Prozent höher, ebenſo
ſche Bank plus 1,25 Prozent. J.G.=Werte blieben vernachläſſigt,
allen übrigen Marktgebieten überwogen die Kursgewinne. Auf
Nentenmarkt iſt das Geſchäft wieder rege. Die Balkanwerte blei=

acäh
Bremer Wolle
Deutſch.=Atlant. Tel.
Teutſche Maſchinen
Deutſch.=Nied. Tel.
Teutſche Erdbl ...."
Teutſche Petroleum
Dt. Kaliwerke
Donnersmarckhütte.
Tynamit Nobel. ..
Elektr. Lieſerung. . .
7. G. Farben .....
R. Friſter .......
Gaggenau Vorz.
Gelſenk. Gußſtahl..
8. f. elektr. Untern.
Halle Maſchinen ...
Kan.Maſch.Egeſt. . .
Hanſa Dampſchf. ..

109.25
156. 109.75 Kahla Porzell 85. 150.75 Lindes Eismaſ 151. 50.25 71. Lingel Schuh 65. 134. 133.75 Linke u. Hofmann 85.75 70.75 2. Loewe u. Co., 183. ſ. 1o2. 401.75 E. Lorenz 112. 12.373 Ndl. Kohle, 121. 140. 141. Nordd. Gummi Orenſtein 105.5 117.- Rathgeber Wagge 65. 83. 83. Rombacher Hütten 14. 133.25 134. Roſitzer Bucker 75.5 184.75 146. Rütgerswerke 415.25 I. 1279,5 279.87 Sachſenwerk 111.25 11 55. 55. Sächſ. Gußſtahl. 1a9.75 46.62: 47. Siemens Glas 25. Ver. Laufitzer Gla 128. 173,25 11 73,25 Volkſtedter Porzell. 12. H143.75 143. WWeſtf. E. Langendreer 60.25 70.125 31. WWittener Bußſtahl 60. 60.25 1185. 189.125! Wanderer=Werke. 153.

Deviſenmarkt.

Amſterdam=R.
Buenos=Aires.
Brüſſel=Antw.
Lslo ......."
Kopenhagen.
Stodholm.. .
Selſingfors...
Italien ......
London...... !
New=York. .. .
Paris.. . ..
Schweiz ...
Sponien.

Ar

168.05/188.
1.703 1.70

21.88
111.431
112.14

Arteſ

11.35 11.4311 41 11.45

92.12

10.55740.597
81.03/ 6t.23

18. 9.
Geld Briel
67 94 168 3
1.705 1.76
57 37 52 0s
77.7Ma zattä6
1n2. 37li 12. 12112.41
t0. 654 10.594
15.19/ 15.43/ 15.e5l 15.28
20.355lag. 405/e0. 289 20.2991
4.183/ 4.2031 4.182 4.3571
1.81 11.85i 11.20 11 841
81.50 81.261
63.74 63.30 63.77 63.931

Wien2.,Oſt, abg
Prag .........
Budapeſt. ...
Japon......"
Rio de Janeiro
Sofia

Jugoſlavien.. ..
Konſtantinopel.
Liſſabon ....
Danzig ....
Athen .
Kanaba
üruguat

845
153.
67.625
87.
182.
112.

108.
14.375

116.
112.

60.
159.

18. 9.
Geld /Brief
a9 03 59.73
12.318112.454
5.6521 5.e62
2.041/ 2.045
u.638/ 0.633
3.032 3 0
7.416 7.336
2.1851 2.205
z1 53 21.54
81.33 81.*8
1.59 1.
418 4255
4 191 1.20

N

ben ſtark begehrt, vor allem Goldrumänen 27: Talonſerben von 1895 22=
Serben von 1909 17. Auch Pfandbriefe ſind weiter feſt, Deutſche An=
leihen
aber vollſtändig vernachläſſigt. Auch der Freiverkehr war ge=
ſchäftslos
. Im weiteren Verlaufe blieb die Stimmung anhaltend feſt.
Danatbank wurden bis 225 geſteigert. Die Börſe ſchloß ſchließlich faſt
geſchäftslos. Tägliches Geld 5 Prozent. London-Paxis 172.
Berliner Effektenbörſe.
Berlin, 18. Sept.
Die Samstagsbörſe war außergewöhnlich ſchlecht beſucht, da der
hohe isrgelitiſche Feiertag den größten Teil der Börſenbeſucher von
den Börſenſälen fernhielt. Wenn das Geſchäft ſchon in den letzten
Tagen im allgemeinen unter dem Zeichen größter Nuhe ſtand, ſo kam
die Umſatztätigkeit heute nahezu völlig zum Erliegen. Von einem regu=
lären
Effektenverkehr konnte bei der abſoluten Umſatzloſigkeit und der
gleichzeitigen Zurückhaltung des Publikums kaum noch geſprochen wer=
den
. Eine einheitliche Tendenzbildung war bei dieſer Lage nicht mög=
lich
. Die erſten amtlichen Kurſe zeigten größtenteils nur Veränderun=
gen
von Bruchteilen eines Prozentes nach beiden Seiten. Erſt ſpäter
belebte ſich die Umſatztätigkeit in einigen Spezialwerten. Bevorzugt
wurden gegen Ende der erſten Börſenſtunde Darmſtädter Bankaktien,
die von ſpekulativer Seite um faſt vier Prozent auf 22425 heraufge=
trieben
wurden. Ferner fanden Schiffahrtsaktien unter Führung von
Norddeutſcher Lloyd Beachtung. Die Großterminmärkte lagen dagegen
nach wie vor verödet. Die Grundſtimmung der Börſe war trotz der
Stille freundlich. Lebhaft erörtert wurden in erſter Linie die politi=
ſchen
Fragen, die ſich an die Konferenz Streſemann=Briand knüpfen.
Günſtige Aufnahme fand auch der zuverſichtliche Monatsbericht der deut=
ſchen
Bank. Die vorläufige Unterbrechung der Eiſenmarktverhandlun=
gen
trat gegenüber den politiſchen Debatten in den Hintergrund, zumal
für früher oder ſpäter doch mit einer Einigung gerechnet wird. Kurs=
mäßig
konnte ſich die feſte Stimmung allerdings nicht auswirken. Auch
die Fuſion in der Waggoninduſtrie fand allgemeine Kursſtimmung und
das Kursniveau der beteiligten Geſellſchaften eine Beſſerung. Buſch
Waggon plus 2,5 Prozent, Linke Hoffmann plus 1. Am Geldmarkt
gab der Satz für Tagesgeld im Hinblick auf die Bereitſtellung größerer
Beträge zum Ultimo, die dem Markt eine außerordentlich flüſſige Note
gab, auf 3,55 Prozent und darunter nach. Monatsgeld unverändert
5,757 Prozent. Der Debiſenmarkt lag international wie ſtets an den
Samstagen ſehr ruhig. Die Kurfe der fremden Valuten zeigten kaum
Veränderungen. Die Befeſtigung der Mark hielt an. Der Dollar ging
gegen die Mark auf 4,1980 zurück. Im einzelnen iſt über die Kursbe=
wegungen
nicht viel zu berichten. Montanwerte, chemiſche Werte und
Elektroaktien zeigten nur ſehr kleine Schwankungen bei behaupteter
Grundtendenz. Unter Schiffahrtswerten eröffneten Norddeutſcher Lloyd
1 Prozent höher, um bald weiter 125 Prozent zu gewinnen. Hapag
plus 2, Hamburg=Süd plus 2, Hanſa plus 1,5. Bemerkenswert war
eine vierprozentige Befeſtigung der Zellſtoff Waldhof=Aktien und eine
Erhöhung der Harburger Gummiaktien um 32/. Prozent. Heimiſche
Nenten vernachläſſigt und abbröckelnd. Auslandsxenten dagegen be=
feſtigt
, namentlich Türken und Anatolier.
Im weiteren Verlauf der Börſe teilte ſich die feſtere Haltung der
erwähnten Spezialmärkte auf die übrige Börſe mit, die bei regen
Abſchlüſſen eine allgemeine Befeſtigung verzeichnen konnte, die Kurs=
erhöhungen
gingen aber über 1 Prozent nicht hinaus. Privatdiskont
kurze Sicht 5 Prozent, lange Sicht 4,75 Prozent. Ein Nachbörſenver=
kehr
im üblichen Sinn fand heute nicht ſtatt, da ſich die Börſenräume
nach dem offiziellen Schluß raſch leerten.
117. 9. 1 18 9
17.9. 18. 9.
Aſchaffb. Zellſtoff /127. 127.75 Semoor Zement
Augsb.=Nürnb. Maſch / 96. 1 90.25 öirſch Kupfer
114 1113.
Bamaa=Meguin ..
43.75 böſch Eiſen
133. 1135.
Berl E. W. Vorzug,
Sohenlohe Werke
19.6 19.5

Pom ſüddeutſchen Produktenmarkt.
Am ſüddeutſchen Produktenmarkt entwickelte ſich in dieſer Woche
wieder ein umfangreiches Brotgetreide=Geſchäft. Die Preiſe
blieben dabei gut behauptet, zum Teil leicht befeſtigt, einmal infolge
des klei gebliebenen inländiſchen Angebotes an Weizen und Roggen,
dann auch auf die erhöhten Seefrachten und die hohen Forderungen des
Auslandes hin. Die Rheinfrachten blieben unverändert. Weizen,
badiſch=pfälziſcher Herkunft, wurde mit B8,7529 RM., württembergi=
ſcher
Herkunft mit 29,10 MM., mitteldeutſcher Herkunft mit 2929,50
RM. und rheiniſcher mit 29 RM., Frachtgrundlage Mannheim, gehan=
delt
. Für badiſch=pfälziſchen Roggen lauteten die Forderungen auf
23 RM., die Mühlengebote auf 22,2522,50 RM. Für rheiniſchen Rog=
gen
wurden 2424,50 RM. die 100 Kg. frachi= und verſicherungsfrei
Mannheim verlangt. Das Geſchäft in ausländiſchem Weizen voll=
zog
ſich in amerikaniſcher, La Plata= und ruſſiſcher Herkunft. Gehandelt
wurden u. a. Manitoba I zu Fl. (1 Fl. 1 holl. Gulden 1,6849 RM.)
14,2514,60 per Oktober, 14 4014,50 per September, Hard
Winter II rheinſchwimmend 14,87½15,10, fracht= und verſicherungsfrei
Mannheim, ſeeſchwimmend 14,5014,80, September 14,/4014,75, Ok=
tober
14,50; Ned Winter 1 15,20 fracht= und verſicherungsfrei Mannheim,
II 14,80 fracht= und verſicherungsfrei Mannheim; desgl. mit Knoblauch
14,20 fracht= und verſicherungsfrei Mannheim bzw. 13,8013,90 ſee=
ſchwimmend
fracht= und verſicherungsfrei Rotterdam. Ruß=Weizen,
76/77 Kg. fällig, bedang 15,1015,25 RM. fracht= und verſicherungs=
frei
Mannheim; 77/78 Kg. ſeeſchwimmend 15,10 Fl. fracht= und ver=
ſicherungsfrei
Rotterdam; Paruſo, 76½ Kg. fällig, 13,9514,05 Fl.
fracht= und verſicherungsfrei Rotterdam. Die zahlreichen Angebote lagen,
ſoweit ſie nicht zum Abſchluß führten, meiſt etwas über dieſen Preiſen.
Am Gerſtenmarkt waren unter Vernachläſſigung geringerer Sor=
ten
gute Sachen weiter geſucht. Pfälzer Gerſte erzielte, je nach Quali=
tät
, 23,2526,50 RM., Ausſtichqualitäten über Notiz bezahlt; Auſtral=
Gerſte 2830 RM., Plata=Gerſte 22,5023,50 RM. Hafer angeboten;
einige Abſchlüſſe erfolgten zu 8,508,60 Fl. fracht= und verſicherungs=
frei
Rotterdam; im Waggongeſchäft bedangen die 100 Kg. 17
bis 18 RM. Hier im Lager befindlicher Mais mit altem Zoll wurde
waggonfrei zu 19 Fl. offeriert, in Rotterdam fällige Ware mit 815 bis
8,20 Fl. Mehl weiter feſt; in Roggenmehl erfolgten einige Verkäufe
nach Frankreich und Belgien. Es koſten die 100 Kg. mit Sack: Weizen=
mehl
, Spezial 0 41,5041,75 RM., niederrheiniſches 41,2541,50 RM.,
Roggenmehl, 70 Prozent, 3333,50 RM., 65 Prozent, 35 RM., Aus=
zugsmehl
. 37 RMM., Weizennachmehl 18,5020,50 RM. Futtgr=
mittel
unverändert, Weizenfuttermehl kaum angeboten.
Wirtſchaftliche Rundſchau.
Die vorausſichtlichen Quoten der Internationalen Rohſtahlgemein=
ſchaft
. Wie wir zuverläſſig erfahren, iſt mit einer Unterzeichnung des
Eiſenpaktes am morgigen Tage unter allen Umſtänden zu rechnen, ſei
es mit oder ohne Belgien. Nach den bisherigen Verhandlungen geht
man von einer Geſamtjahresproduktion von 28 697 000 Tonnen aus.
Hiervon ſind vorgeſehen: für Deutſchland etwa 42 bis 43 Prozent gleich
etwa 13 Mill., für Frankreich 39 Prozent gleich etwa 12 Mill., für Bel=
gien
und Luxemburg 11,6 Prozent gleich 3½ Mill. und für das Saar=
gebiet
5,7 Prozent gleich etwa 1½ Mill. Der Vertrag ſoll auf 5 Jahre
abgeſchloſſen werden, jedoch mit der Maßgabe, daß von ſeiten eines
beteiligten Landes früheſtens am 1. Mai 1929 zum 1. Oktober 1929 ge=
küindigt
werden kann. Erfolgt keine Kündigung ſeitens eies Landes,
ſo läuft der Vertrag alsdann auf die Dauer von 5 Jahren weiter.
Sollte die angenommene Jahresproduktion übertroffen werden, ſo er=
hält
Deutſchland die erſten 5 Mill. Tonnen allein zugewieſen. Eine
Aenderung der Zollverhältniſſe iſt zunächſt nicht vorgeſehen.
Arbeitsgemeinſchaft der deutſchen Binnenſchiffahrts=Geſellſchaften.
Die in der Perſonen=Binnenſchiffahrt tätigen deutſchen Dampfſchiffahrts=
geſellſchaften
(die Düſſeldorf=Kölner Dampfſchiffahrtsgeſellſchaft, die
Elbe=Schiffahrtsgeſellſchaft, die Weſer=Dampfſchiffahrtsgeſellſchaft, die
Moſel=Dampfſchiffahrtsgeſellſchaft u. a.) haben eine Arbeitsgemeinſchaft
gegründet, deren Aufgabe es iſt, die Intereſſen der Perſonen= und
Binnenſchiffahrt wahrzunehmen. Mit der Geſchäftsführung iſt die
Köln=Düſſeldorfer Dampfſchiffahrts=Geſellſchaft (Preußiſch=Rheiniſche
Dampfſchiffahrtsgeſellſchaft in Köln) beauftragt worden.
L. Weil u. Reinhardt Aktiengeſellſchaft, Mannheim. Wie wir er=
fahren
, hat die Stinnes G. m. b. H. MülheimſRuhr in der
letzten Zeit die geſamten Aktien des Unternehmens, das im ſüddeutſchen
Eiſenmarkt eine ſehr bekannte Stellung einnimmt, erworben. Bisher
befanden ſich lediglich 51 Prozent der Aktien der Geſellſchaft im Beſitz
der Stinnes G. m. b. H., die ſie von der in Liquidation befindlichen
Stinnes=Eiſen A. G., Mülheim/Ruhr, übernommen hatte. Aus dieſem
Grunde ſind die Direktoren Reinhardt und Weil aus dem Vorſtand der
Geſellſchaft ausgeſchieden. Direktor Weil iſt als ſtellvertretender Vor=
ſitzender
in den Aufſichtsrat gewählt worben, deſſen Vorſitz Amtsrichter
a. D. Thomas von der Stinnes G. m. b. H., Mülheim, innehat.
Direktor Roſſenbeck iſt zum erſten Vorſtandsmitglied der Geſellſchaft
beſtimmt worden.
Kraftwerke Rheinau A.=G., Mannheim. Dem Geſchäftsbericht der
Kraftwerke Rheinau A.=G., Mannheim iſt zu entnehmen, daß die Ge=
ſellſchaft
für das abgelaufene Geſchäftsjahr einen Betriebsüberſchuß
von 529 072 RM. verzeichnen kann. Nach Abzug der geſetzlichen Nück=
lagen
verbleiben 384 939 RM. zur Verfügung der Generalverſammlung,
die in Köln ſtattfinden ſoll. Die Dividende wurde auf 8 Prozent feſt=
geſetzt
(im Vorjahre 6 Prozent.) Auf neue Rechnung werden 4726 RM.
zorgetragen. Der Geſchäftsbericht beſagt weiter, daß die Geſellſchaft
nur mit größter Mühe die ungünſtige Wirtſchaftslage überwunden
hätte. Der Ausbau der Anlagen wurde fortgeſetzt, um die Leiſtungs=
fähigkeit
zu ſteigern und den Anforderungen der Abnehmer auf
ſtörungsfreie Lieferung in einem höheren Maſſe gerecht zu werden.

rauf Arlien, Burmfinst. Brandfarter HKarsörtiche Ban 10. orpt. Tead.

atspapiere
Deutſche

riegsanleihen

7 Reichsanl.
2. Reichsanl.
2. Schutzgb. b.
11u. 13....
Schutzg. b. 14
reuß. Konſ.
aden. .. . . ..
ayern .. ....
eſſen. ......
fürttemberger
Lusländiſche
DS. E. B. 1914
L. Inv. 1914
1898 ..
1902 ...

ulg. Tabako2
Oſt. Staatsr.
13. Kdb. 1918
Oſt. Schatz. 14
Oſt. Silberr.,
Goldr. ...

14% einh. R.(kon)
3% Port, (Spz.) II
5% Rum am. R.03.
4½% Gold. 13..
425 am konv.:
4½ am. 05..
42Türk. (Abm.)031
42 Türk. Bagd. I
(Bagd.) II
4% 1911 Boll.
4½½ Ung. St. 1913
4½% St. 1914
4½ Goldr...
% St. 10 ..
4% Kronr. ..
3% Eiſ. Tor. G.

0.a86

6.45
6.45

603

7.1

Außereuro=
päiſche

5% Mex.am. inn.
5% äuß. 99
4% Gold 04,ſtf.
3% konſ. inn.
43% Irigat.
5½ Tamaulivas I.
Sachwert= Schuld=
verſchreibungen

Mit Binsberech=
nung

10% Berl. H.=Bk. G.
6% Berl. St.=Gold.
8½ Darmſt. St.=G.
8% D. Hhp.=Bank
Meining., Goldpf./
8% Frtf.=Hyp.=B.=
Goldpfdbr. . . .
8% Frkf. Pfbr.=Bk.
Boldpfdbr.
5% Frkf. Pfbr.=Bk.
Goldpfdbr. .. ..
8½ Komm. Ldb. D.
Goldſchuldver. . .

3.50
10
13.75
27.5
(.5s
8.75

23.5
151,

R.5
25
32.25
392),

K
100
100
89.5
81

18% Heſſ. Ldb. Gold.)
108 Komm=Elektr.
Mark (Hag.) Gold.
88 Mannh. St.=G.
88 Mainz St.=G.
8 Naſſ. Ldb. Golh.
82 Pfälzer H.=B.
Goldpfandbr. . .
8% Pforzh. St.=G.
82 Pr. C.,B.=Cr.=B.
Goldpfandbr.,
82 Rh. Hhp.,B. G.
7.%Rh. St.=W. 25!
10½ Rh.=Weſtf. B.=
Cr.,Bk., Goldpf.
Pie
8¾Südd. B.=Cr.=B.
Goldpfandbr. . ..
Ohne Zing=
berechnung

5½ Bdw. Kohl. 23
6½ Großkr. Mannh.
Kohl. 23
62 Heſſ. Brk.=Rog.
23
5% Roggen .. 231
50 Pr. Kaliw.
5% Pr. Roggenw.
5 %Südd. Feſt=B.6
Borkriegs=Hyp.=B.
Pfandbriefe
Bayl, Bereinsb. ..
Bahr. Handelsb.
Bahr. Hhp.u. Wechſ
Berliner Hhp.=Bk.
Frkf. Hyp.=Bk.
Frkf. Pfandbr.=Bk.
Hamb. Hhp.=Bk.
Mecklb. Hhp.=u. Wb.
Meining, Hhp. B!
Nordd. Br.=Cr.=Bk.
Pfälz. Hyp.=Bk.
Preuß. Bod.=Cr.=B
Pr. Cent.=B.=Cr.=B
Preuß, Pfdbr.=Bk.

Rhein. Htzp.=B.
Rh.=Wſtf. B.=Cr.=B.,
104.25 Südd. Bodenkr.
Württ. Hyp.=Bk.

98
00.5

100
100
108

5.4

13.1
12.9
14.5
10.09
10.8-
13.25
10.7
10.9
10.7

Staatl. ob. prov.
garantiert
Heſſ. L.,Hhp.=B...
Landesk. Caſſel ..
Naſſau. 26sb. ..
Ohligationen v.
Transportanſt.
4½Dux. Bdb Em.91
49
98
4½ Gliſ.=Bahn ſtfr.
4½ Galiz. Carl=
Lud.=B.
abg.
48
4½ Kaſchau=Oderb.
abg.
5% Oſt. Nwſtb. 74
5% Oſt. Südb. (L).
2,6% Ate
2,60 Neue
5% Oſt.=Ung. 73/74
42 Oit. Staatsb.83
3%Oft. 1.b.8.E.
3%Oſt. 9. E.
3%Oſt. 1885
3%Oſt. Erg.Netz
39 Raab Oedbg. 83
81
97
32
48 Rud. Silber ..
4 Rud. Salzkg.
4½% Anat.. S.I
4½½ Anat., S. II
4½% Anat. S, III
180 Salon. Monaſt.
5% Tehuantepee.
4½%
Bank=Aktien
Allg. D.=Kredit:. . 1
Bad. Bk. ... . . . . .
Bk. f. Brauind. . . .!

Nffe
1
12.50

9.75
18

18
7.1

5.95

13.5
16.5
19.85

24.;
10.85
27

124

Barmer Bankb.
Bah, Hhp.=Wchſ.,
Berl. Handelsgeſ.
Comm.u. Pribzatb.
Darmſt. u. Nat.=Bk.
Deutſche Bant.
D. Eff. u. Wchſ.=Bk.
D. Hyp.=Bk. Mein.
D. Vereins=Bk.
Disk.,Geſellſch. ...
Dresdener Bk. ...!
Frankf. Bk.
Frkf. Hyp.=Bk.,. .!:
Frrf. Pfdbr.=Bk. ..
Gotha. Grundkr. Bk.
Lux. Intern. Bank
Metallbank. . .
Mitteld. Credith.
Pfälz. Hhp.=Bk.
Reichsbank=Ant. ..
Rhein. Creditbk. . . .
Rhein=Hyp.=Bk. ..
Südd. Disc.=Geſ.
Oſterr. Creditanſt.
Wiener Bankverei,
Bergwerks=Akt.
Bochum,Bergb. ..
Buderus........
Dt. Luxemburg...
Eſchw. Bergw..
Gelſenkirch. Bgw. .II
Harp. Bergb...
Fiſe Bergb. St.. .1!
Genußſchein.
Kali=Aſchersleb.
Kali. Salzdetfurt..
Kali. Weſterregln.
glöcknerwerke ...
Mannesm.=Röhr.
Mansfelder .....
Oberbedarf ......"
Obſchleſ. Eiſ. CCaro)
Otavi=Min.=Ant..
Phönix=Bergb. ...
Rhein.Braunk. . .. /2
Rhein. Stahlw.. .. 1
A. Riebeck Montan!

131.5

AGe

139
70.23

Rombach. Hütte
Salzwerk Heilbr.
Tellus Bgb.. ....
Ver. Laurahütte.
Ver, Stahlwerke.
Induſtrie=Akt.
Brauereien
Eichbaum(Mannh.)
Henninger ..
Hereules. Heſſiſck
Löwenbr.=Münch
Mainz. Aktie
Schöfferhof(Bir
Schwarz=Storchen
Tucher, Nürnberg
Werger
Arum. Berlin.
Adler & Oppenh..
Ablerw. (v. Kleher
6O E. A. G. Vzg. A.
5% A. E. G. Bzg. B..
A. E. G. Stamm..
Anglo=Cont. Guano
Aſchaff. Zellſtoff ..
Badenia (Weinh.)
Bad. Maſch. Durl.
Bad. Uhren, Furtw.
Bamag=Meguin
Baſt Nürnberg
Bahr. Spiegel
Beck & Henkel
Bergmann El.
Bing. Metall.
Brem.=Beſigh=Dl.
Bürſtenfbr. Erlang,
Eement=Heidelb.
Cement, Karlſtadt
Cement, Lothr..
Chem. Albert. .. . .
Chem. Brockh.
Chem. Milch ..."
Daimler Motoren . / 80
Dt. Eiſenhandel. . .
Deutſche Erdöl ...!!
D. G. u. Silb. Scheid.
Dingler, Zweibrück!

105.75
258.5
168
233
123

82.75
83.1.
158
129
9.25
120
33
44.5

66
64.9
129.5
144
140.25

78
142.5
136.5

O Ku
Dürrkopp .. . .. ..
Dürr, Ratingen ..
Ohckerhoff & V..
Eiſenw. Kaiſersl.,
Gl. Lichte u. Kraft
Ei. Lieferung ..
Elſ. Bad, Wolle .
Email. Ulrich
Enzinger Berke..
Eßlinger. Maſch.
Ettlinger Spinn.. .
Faber Bleiſtift
Faber & Schleicher
Fahr, Pirmaſens.
Farbenind. J. G.
Felten & Guilleau.
Feinmech. (Fetter)
Feiſt, Sekt. Frkf.
Frankfurter Gas..
Frankfurter Hof..
Frkf.=M. Pok.u. W.
Fuchs Waggon St.
Geiling & Cie.
Germania Linol..
Gelſenk. Gußſt.
Goldſchmidt, Th..
Botha Waggon..
Gritzner, Maſch.. ..
Grün & Bilfinger,
Hafenmühle Frkft.
Hammerſen
Hanfw. Füſſen ...
Hanſa=Lloyzd, Br.
Hartm. & Braun.
Heyligenſtaedt . .
Hilpert, Armatur.
Hindrichs=Aufferm.
Hirſch, Kupfer
Hoch=Tief Eſſen ..
Holzmann
Holzverk. Ind., ...
Hydrom. Breslau,
Fnag .........
Funghan: St.. . .
Kammg. Kaiſersl,
Karlsruher Wa ch.

200
281

79

Karſtadt, R... ...
Klein Sch. & Becker
39.5 Knorr, Heilbronn
77.25 Konſerv. Braun ..
38 Krauß, Lokom. . ..
2ahmeher ......."
Lech. Augsburg...
Lederw. Rothe ...
Spicharz.
48
Lingel Schuhiv.
Löhnberg. Mühle.
Ludwigsh. Walzm.
Lüdenſcheid Metall
Lux, Induſtrie
37.75 Mainkraft Höchſt
Mars=W. Nürnberg
Metallgeſ, Frkf.
Miag. Mühlenb. . .
Moenus, Stamm
98
Motorenf. Deutz.
84
Motorenf. Oberurſ.
Münch. Lichtſpielk.
0.5 Reckarſ. Fahrz. . ..
Neckarw. Eßlingen
191.75 Oleawerke Frankf.
Beters Union
Pfälz. Näh Kahſer
21.5 Philipps.
110 Porzellan Weſſel
112.5 Brometh. Frkf.
Rein. Gebb. &=Schal
Rhein.Elektr.
Rhenanig. Aachen
91
Ritgerswerke
S hleußner.
99
Schneid. & Hanau.
Schnellpr Frank.
Schramm Lackf.
Schrift, Stemp.. . .
Schuckert, Elektr. 1
Schuhf. Weſſel
Schuhf. Herz
50.71 Schulz Grünlack.
Seilind. Wolff.
s0 Siemens Glas ...!
90.1 Siemens & Halske
125 Südd. Immoh.
1shüring, Lief.-Geſ.

Ve
76

41.7
212.25
25.5

24,75
105
99.8
143
111
44

83.75

92,
54

78

78.25
118
136.5
63.25

Ahren Furtwängl.
Beithwerke.
Ver. f. Chem.Ind.
Ver.d. Olfbr. Mann
Ver. Faßf. Caſſel..
Gummi. Bln.=Frkf.
Pinſel=Nürnberg..
Ultramarin ......"
Zellſtoff Berl. ..
Vogtl. Maſch.
Voigt & Haeffner:
Volthom. Seil ..
Wahß, & Frehtag:
Wegelin Rußfbr..
Zellſt. Waldhof ..
Zuckerf. Waghäuſe
Buckerf. Frankenth.
Buckerf. Heilbronn.
Zuckerf. Offſtein.
Zuckerf. Rheingau
Zuckerf. Stuttgart.
Transport= und
Verſicherungs=Akt.
A. Dt. Eiſenbahn
Dt. Eiſenb.=Geſ.
El. Hochbahn=Berl.
Schantung E. B.
Südd. Eiſenb.=Geſ.
Hapag
Nordd, Llotzd.

Frkft. Allg. Ver).
Frankona Rückv

Darmſt. Berte
Bahnbedauf
Dampfk. Rodberg.
Helvetig Konſ.
Gebr. Lutz.
Motor 1. Darmſt.
Gebr. Noeder .
Venuleth & Ellenb.

139

108
119.9
109=

160.5
1571,

103.75

11

[ ][  ][ ]

Seite 18

Sonntag, den 19. September 1926

Nummer 200

Die wirtſchaftliche Lage des Handwerks im Auguff.
Die vom Deutſchen Handwerk in dem vorigen Berichtsmonat ge=
äußerten
Hoffnungen auf baldige Beſſerung den wirtſchaftlichen Lage
haben ſich nach den Mitteilungen des Deutſchen Handwerks= und Ge=
werbekammertags
nicht erfüllt. Die Anzeichen einer Belebung, die aus
anderen Berufsgruppen gemeldet werden, fehlen beim Handwerk noch.
Im Gegenteil iſt feſtgeſtellt worden, daß ſich die Kurve des Beſchäfti=
gungsgrades
verſchiedentlich wieder in abſteigender Linie bewegt. Die
auf die Lage im Bergbau infolge der Vorgänge in England geſetzten
Hoffnungen haben ſich nur ſo weit verwirklicht, als ſie günſtigenfalls eine
langſame Abdecknung der bei den Handwerkern aufgelaufenen Verbrau=
cherſchulden
zur Folge haben werden. Auch iſt eine Einwirkung des zum
Teil günſtigeren Geſchäftsganges der Induſtrie auf das Handwerk nicht
zu verſpüren. In mehreren Berufsgruppen mußte ſogar eine Erweite=
rung
der Kurzarbeit vorgenommen werden. Nur wenige Handwerks=
betriebe
haben noch regelmäßige Beſchäftigung aufzuweiſen. Die Klagen
über die Schwarzarbeit, die Beſchäftigung von Erwerbsloſen nicht nur
durch Private, ſondern auch gewerbliche Unternehmer, nehmen beſtändig
zu und bedeuten eine ſchwere Konkurrenz ſür das Handwerk. Zum
großen Teil müſſen Arbeiten und Lieferungen zu Preifen übernommen
werden, die kaum noch die Geſtehungskoſten decken. Die Kreditbeſchaf=
fung
iſt für den Handwerker noch immer ſchwierig. Die finanzielle Lage
wird außerdem durch die fälligen Steuerforderungen kataſtrophal ver=
ſchärft
. Die Arbeitsloſenziffer im Handwerk hat nicht abgenommen.
Beſonders betroffen davon ſind Angehörige des Bekleidungsgewerbes,
groß iſt auch die Arbeitsloſigkeit unter den Maurer= und Zimmergeſellen,
obwohl die Sommerzeit ſonſt die Hauptſaiſon des Baugewerbes darſtellt.

Das Geſchäft in landwirtſchaftlichen Traktoren. Ueber die Vertei=
lung
des vom Reich bewilligten Betriebskredites von 6 Mill. an die
Fabriken, die landwirtſchaftliche Traktoren herſtellen, iſt nunmehr end=
gültig
von den zuſtändigen Stellen befunden worden. Es ſind im ganzen
nur 5 Fabriken dabei berückſichtigt worden und zwar nur ſolche, deren
Fabrikate anerkannt gut waren, die aber gegenwärtig aus Mangel an
Betriebsmitteln nicht in der Lage waren, Beſtellungen auszuführen bzw.
den Bedarf zu dechen. Die ſo unterſtützten Fabriken ſind nunmehr
ebenſo wie die nicht kapitalsbedürftigen in die Möglichkeit verſetzt, für
ihre Lieferungen die Landkraftmaſchinen=Finanzierungsaktiengeſellſchaft
in Anſpruch zu nehmen. Von dieſem Inſtitut wird mitgeteilt, daß das
Geſchäft gegenwärtig äußerſt lebhafte Formen angenommen habe. Zahl=
reiche
Anträge der einzelnen Fabriken liegen vor, und in vielen Fällen
ſei das Geſchäft auch bereits ſoweit gediehen, daß auf Grund der ein=
gegangenen
Unterlagen und Wechſel die Auszahlungen erfolgen konnten.
Das Inſtitut beſchränkte ſich dabei bisher nur auf die Finanzierung des
Ankaufs von Traktoren nebſt Anhängegeräten. Der Umfang der Ge=
ſchäfte
wird den Betrag des Aktienkapitals von 2 Mill. Rm. bald über=
ſchreiten
.
Schwierige Lage der ruſſiſchen Textilinduſtrie. Der höchſte Wirt=
ſchaftsrat
iſt jetzt aus Anlaß des am 1. Oktober beginnenden neuen
Wirtſchaftsjahres damit beſchäftigt, für den Rat für Arbeit und Ver=
teidigung
einen detaillierten Bericht über die Ein= und Ausfuhrausſich=
ten
im Wirtſchaftsjahr 1926/27 auszuarbeiten. Danach iſt die Lage der
Textilinduſtrie in Rußland ungünſtiger geworden als im vorigen Jahre.
In dieſem Zweige der Induſtrie kann die Direktive der Parteileitung,
den Import nach Möglichkeit herabzuſetzen, keineswegs angewendet

werden. Im Gegenteil, man wird nicht mehr umhin können, den Im=
port
von Textilwaren bedeutend zu erhöhen. Als Grund wird vom
Wirtſchaftsrat das ſchlechte Ergebnis der Baumwollernte in Turkeſtan
angegeben, die trotz der Vergrößerung der Anbaufläche um 8 Prozent
im Vergleich zum Vorjahre doch um 20 Prozent niedriger iſt, was auf
Witterungseinflüſſe zurückgeführt wird. Im ganzen wird in dieſem
Jahre eine Ernte von 40 Millionen Pud Baumwolle erwartet.
Steigender Bedarf an elektrotechniſchen Artikeln in Spanien. Die
Einfuhr von elektrotechniſchen Artikeln hat ſich nach einer Mitteilung
der Electrical Review of London in der letzten Zeit in bemerkens=
werter
Weiſe geſteigert. Insbeſondere ſtieg die Nachfrage nach Dyna=
mos
, Elektromotoven, Transformatoren, Schaltgetrieben und ähnlichen
Apparaten, von denen im vergangenen Jahre rund 53000 Kg. einge=
führt
wurden. Von dieſer Einfuhr entfielen allein auf Deutſchland
30 Prozent, auf die Vereinigten Staaten 20 Prozent. An der Einfuhr
von elektriſchem Draht und Kabeln, die ſich gegen das Vorjahr um 50
Prozent gehoben hat, war Deutſchland ebenfalls ſehr ſtark und zwar
mit 38 Prozent, beteiligt. Auch in der Lieferung anderer elektrotech=
niſcher
Artikel, wie Trocken= und Akkumulatoren=Batterien, Telegraphen=
und Telephon=Apparaten, Ausrüſtung für elektriſche Beleuchtung uſw.,
nimmt Deutſchland auf dem ſpaniſchen Markt eine günſtige Stelle ein,
die ſich durch den Abſchluß des deutſch=ſpaniſchen Handelsvertrages zwei=
fellos
noch verbeſſern laſſen wird.
Viehmärkte.
Berliner Viehmarkt vom 18. September. Angetrieben waren 687
Ochſen, 458 Bullen, 825 Kühe und Färſen, 1150 Kälber, 5930 Schafe,
6253 Schweine und 12 Ziegen. Preiſe: Ochſen a) 5457: b) 5053;
() 4448: d) 3842; Bullen a) 5355; b) 4852: c) 4446: Kühe
und Färſen a) 5456; b) 4250; c) 3240; d) 2630; e) 2224;
Freſſer 4043; Kälber h) 8894: c) 8090; d) 6575; e) 5863:
Stallmaſtſchafe a) 6065; b) 4552; c) 3540; Weidemaſtſchafe a) 60
bis 64; b) 4855; Schweine a) 8081; b) 8183; c) 8182; d) 7980;
e, 7778: Säue 7274; Ziegen 2025. Marktverlauf: Bei Rindern,
Schafen und Schweinen ruhig. Holſteiner Rinder 1. Qualität zirka
5 Mark über Notiz. Bei Schafen fette Stallämmer geſucht. Kälber
ziemlich glatt.
Amerikaniſche Kabelnachrichten.
* New York, 18. Sept. (Priv.=Tel.)
Weizen. Der heutige Markt verlief in ſchwacher Haltung auf gün=
ſtige
Berichte aus Kanada und ſchleppende Exportnachfrage. Die Ter=
mine
gaben bis 1 C. nach.
Mais. Zu Beginn verlief der Markt in ſtetiger Haltung, da über=
mäßige
Niederſchläge aus den Maisgebieten gemeldet wurden. Als aber
dann angeſichts der Weizentendenz Abgaben vorgenommen wurden und
die heimiſche Lokonachfrage ſchleppend blieb, wurden Liquidationen all=
gemein
, ſodaß der Markt mit Eindußen bis zu 1 C. ſchließt.
Hafer. Auch hier erfolgten Abgaben, die eine Abſchwächung zur
Folge hatten.
Baumwolle. Der Markt begann in ſtetiger Haltung auf Meldungen
von Stürmen in den Golſſtaaten. Später wurde jedoch der Markt
ſchwächer, da die Pflanzer abgabeluſtig waren und die Kommiſſions=
firmen
Verkäufe tätigten. Die Termine gaben 1520 Punkte nach.

Kleine Wirtſchaftsnachrichten.
Eine offizielle Note teilt mit, daß die Verhandlung über ei.
internationales Eiſen= und Stahlkartell vorläufig nicht beendet werde
konnten. Die belgiſchen Delegierten haben ſich in die Unmöglichkeit ver
ſetzt geſehen, ihre Zuſtimmung zu den Vorſchlägen zu erteilen.
Die letzte 6½prozig. Emiſſion von 40 Mill. Rm. Preuß. Staat=
Schatzanweiſungen iſt zum Berliner Börſenhandel zugelaſſen worder
Die neuen Schatzanweiſungen wurden vom Samstag, den 18. September
ab gleich den alten Stücken geliefert.
Die letzte diesjährige ſüddeutſche Wollauktion findet am 7. Oktohe
in Ulm ſtatt. Zum Ausgebot kommen ca. 2000 Zentner, vorwiegen
Rückenwäſche.
Die Hamburgiſchen Elektrizitäts=Werke Akt.=Geſ. in Hamburg
hielten die Genehmigung, eine 7prozentige Anleihe in Form von
haberſchuldverſchreibungen in Höhe von 25 Mill. RMM. auszugeben.
Anleihe iſt innerhalb von 25 Jahren mit gleichbleibenden Jahresbetre
gen im Wege der Ausloſung zu tilgen.
In Paris wurde das Comptoir Franco Belge-Sarrois pour la Ven
des Tubes d Aciere Al Exportation gegrfindet, das denſelben Zweck m
das Verkaufsbüro des Röhrenverbandes in Düſſeldorf erfüllen ſoll. Vo
ausſichtlich werden in Polen und in der Tſchechoſlowakei eigene Verkauf
büros errichtet.
Der belgiſche Schatzminiſter wird nächſte Woche wieder nach Londo
fahren, um mit den engliſchen Banken über die Aufnahme einer Anleih
weiter zu verhandeln. Die Einführung einer belgiſchen Goldwährun
als unmittelbar bevorſtehend wird aber dementiert.
Der auf den 1. September berechnete engliſche Lebenshaltungsind
wies gegenüber dem Durchſchnitt des Jahres 1914 eine Steigerung vo
72 Prozent auf (im Auguſt 70 Prozent). Die Erhöhung wird auf d.
Preisſteigerung für Kohle, Eier und Milch zurückgeführt.
Im tſchechiſchen Außenminiſterium fand geſtern eine interminiſterie
Beratung zur Vorbereitung der am 30. September wieder beginnende
Handelsvertragsverhandlungen zwiſchen Deutſchland und der Tſchech
ſlowakei ſtatt. Es wurden die tſchechiſchen Ergänzungswünſche erörte
und das weitere Vorgehen feſtgelegt.
Amerikaniſche Intereſſenten haben zuſammen mit engliſ hen Geſel
ſchaften die Trinidad Oilfields, Incorp. gegründet zum Erwerb vo
2700 aeres Trinidad=Petroleumfeldern.
Die amerikaniſchen Baumwollverbände haben an das amerikaniſc
Ackerbauminiſterium das Erſuchen gerichtet, zwei neue lieferbare Bauy
wollklaſſen aufzuſtellen.
Das Verhältnis der Goldreſerve zum Notenumlauf und Depoſite
der zwölf amerikaniſchen Bundesreſervebanken wird in dieſer Woche m
71,6 Prozent angegeben und der Stand der New Yorker Bundesreſerv
bank mit 74,8 Prozent.
Die American Leather Manufacturers Inc. in Fond du Lac ( Wi=
conſin
, U. S. A.) hat in Frankfurt a. M. eine Zweigniederlaſſung errichte
die ſich mit dem Handel und der Ein= und Ausfuhr von Leder befaſſe
wird.
In Briſbane (Auſtralien) wurden am 15. September 8600 Balle
Wolle (Beſtware) bei guter Konkurrenz verſteigert. Hauptabnehme
waren Deutſchland, Frankreich und Japan; England hielt ſich an dieſe
Tage zurück. Scoured=Wollen ſtiegen um weitere 5 Prozent im Preiſ

Bekanntmachung.
Ueber das Vermögen der Firma
Werner Stähle, G. m. b. H., in
Liquidation in Darmſtadt, iſt heute,
am 16. September 1926, nachmittags
4 Uhr, das Konkursverfahren eröffnet
worden. Der Rechtsanwalt Kern in
Darmſtadt iſt zum Konkursverwalter er=
nannt
. Offener Arreſt mit Anzeigefriſt
und Forderungsanmeldefriſt ſind bis zum
11. Oktober 1926 beſtimmt. Erſte Gläu=
bigerverſammlung
auf den gleichen
Tag, vorm. 10 Uhr, vor dem unter=
zeichneten
Gerichte, Zimmer 202, und
allgemeiner Prüfungstermin auf Mon=
tag
, den 1. November 1926, vor=
mittags
9 Uhr, daſelbſt.
Darmſtadt, den 16. Sept. 1926.
Heſſiſches Amtsgericht I. (13510

Bekanntmachung.
In der Zwangsverſteigerungsſache
Finger fällt der auf Dienstag, den
21. September 1926, nachm. 3½ Uhr, an=
beraumte
Verſteigerungstermin aus.
Darmſtadt, den 18. Sept. 1926. (13511
Heſſiſches Amtsgericht I.

Verkauf.
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Zwangsverſteigerung.
Die umſtehend bezeichneten Grundſtücke, die zur Zeit der
Eintragung des Verſteigerungsvermerks auf den Namen der
Eliſe Ehriſtine Palmy, geb. Kredel, Ehefrau des
Fabrikanten Ludwig Palmy II., in Gundernhaufen
im Grundbuch eingetragen waren, ſollen
Dienstag, den 28. September 1926, nachm. 31, Uhr,
durch das unterzeichnete Gericht an Gerichtsſtelle, Zimmer 219,
verſteigert werden.
Die Verſteigerung erfolgt im Wege der Zwangsvoll=
ſtreckung
.
Der Verſteigerungsvermerk iſt am 18. Mai 1926 in das
Grundbuch eingetragen worden.
Inſoweit Rechte zur Zeit der Eintragung des Verſtei=
gerungsvermerks
aus dem Grundbuche nicht erſichtlich waren,
ſind ſie ſpäteſtens im Verſteigerungstermin vor der Auf=
forderung
zur Abgabe von Geboten bei dem unterzeichneten
Gericht anzumelden und, wenn der Gläubiger widerſpricht,
glaubhaft zu machen, widrigenfalls ſie bei der Feſtſtellung
des geringſten Gebots nicht berückſichtigt und bei der Ver=
teilung
des Verſteigerungserlöſes dem Anſpruche des Gläu=
bigers
und den übrigen Rechten nachgeſetzt werden.
Diejenigen, welche ein der Verſteigerung entgegenſtehendes
Recht haben, werden aufgefordert, vor der Erteilung des
Zuſchlags die Aufhebung oder einſtweilige Einſtellung des
Verfahrens herbeizuführen, widrigenfalls für das Recht der
Verſteigerungserlös an die Stelle des verſteigerten Gegen=
ſtandes
tritt.
(10710a.
Darmſtadt, den 15. Juli 1926.
Heſſiſches Amtsgericht I.
Bezeichnung der Grundſtücke:
Grundbuch für Darmſtadt, Bezirk I., Band XKl., Blatt 1070
Betrag der
Nr. Flur Nr. Kulturart u. Gewann Am Schätzung
722 Grasgarten, Riedlingerſtr. 35 500 G.=M.
T 722,, Hofreite Nr. 20 daſelbſt 143 10000 G.=M.
T 7.3 Grasgarten daſelbſt 106 1500 G.=M.

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[ ][  ][ ]

Nummer 260

Sonntag, den 19. Geptember 1920

Seite 19

Der Flurſchütz.
Roman von Alfred Bock.

(Nachdruck verboten)
Das Gebſchnitzige hat in ihr geſteckt, ſagte der Balthaſar
öckel, ein Vetter des Flurſchützen. Wart, wann war’s dann?
a, den erſten Advent. Da ſein ich ihr drunten am Wittges=
rn
begegnet. Und da trug ſie in der Schürz Nußkern und
peckſtückcher auf die Futterplätz. Dernachert hatte ſie ſo ihr
reud dran, wann die Meiſen kamen und die Baumläufer.
Wer gegen das Menſchenvolk weichmütig iſt, iſt’s auch gegen
18 Vieh, gab die Ortsdienerin ihre Meinung kund.
Gell, Sonntag hat ſie ſich gelegt? fragte die Sägmüllerin.
Jawohl, verſetzte der Flurſchütz.
Man ſagt als, wann ſich eins den Sonntag legt, ſteht’s
cht wieder auf.
Der Witmann ſchüttelte den Kopf: Ich geb' nix dadrauf.
Sag das nicht, tat der Bettelkaſpar klug, 8 heißt auch,
ann ein Baum im Jahr zweimal blüht, ſtirbt eins aus dem
aus. No und dieſen Herbſt dein Quetſchenbäumchen? Das
ifft doch zu.
Ich geb nix darauf, wiederholte der Flurſchütz ärgerlich.
Ich mein als, miſchte ſich die Schnappersgritt ins Ge=
räch
, die Marie hätt ſich die vorvorige Woch bei der Wäſch
tviel getan. Da hat ſie während in der Näſſ geſtanden und s
ar ihr ſchon hundsſchlecht.
Was hilft das Klabern hinterher? ſagte der Ortsdiener
id ſchielte nach der offenen Küche, woher ihm ein angenehmer
uſt in die Naſe ſtieg.
Der Katzenhannes, der ein großer Schlemmer war, ſprach
alblaut vor ſich hin:
Weckſupp, Fleiſch und Hirſebrei
Eßt mer und trinkt Bier debei.
Die Gritt verſtand die Anſpielung, humpelte in die Küche und
chtete gleich darauf Weckſuppe, Rindfleiſch und Hirſebrei an.
er Flurſchütz ſelber ſchaffte das Bier herbei. Mit gutem
ppetit machte man ſich über das Eſſen her, und das Lagerbier,
ns man in langen Zügen trank, ließ die Trauerſtimmung bald
erſchwinden. Als abgegeſſen war, rückten die Männer zuſam=
ien
und zündeten ihre Pfeifen an. Die Frauen ſuchten die

Bank am warmen Kachelofen auf. Von der Verſtorbenen wurde
nicht mehr geſprochen.
Der Balthaſar Röckel erzählte, er wolle am andern Tage
ſchlachten. Jetzt im Winter war die rechte Zeit dazu. Selten,
daß einem Bauer auf der Tenne noch etwas zu dreſchen ver=
blieben
war. Die Feldarbeit ruhte, höchſtens fuhr man den
Dung hinaus. Man ſprach von der Herbſtſaat und von dem
Schaden, den die Mäuſe angerichtet hatten. Endlich brachte der
Ortsdiener die Rede auf den Grenzſtreit zwiſchen den Eſchen=
rödern
und den Weißenbörnern, der kürzlich auf ſonderbare
Weiſe zum Austrag gekommen war. Nachdem die Parteien
jahrelang eine Maſſe Geld verprozeſſiert hatten, beſchloſſen ſie,
ohne Gericht und Advokaten einen Vergleich zu ſchließen. Zu
dem Behuf wurden aus Eſchenrod und Weißenborn je fünf
Schiedsmänner beſtellt. Der Sägmüller und der Balthaſar
Nöckel waren auch dabei. Im Adler zu Weißenborn ſollte die
Sache geſchlichtet werden. Die Weißenbörner waren zuckerſüß
und wußten den Eſchenrödern nicht genug Ehre anzutun. Was
nutzt das Gezänk? ſprachen ſie hehlings, trinkt erſt, ihr Leut;,
trinkt. Die Eſchenröder, der Sägmüller und der Balthaſar
Röckel voran, ließen ſich das nicht zweimal ſagen und tranken,
bis ſie ſternvoll waren. Jetzt zogen die ſchlauen Weißenbörner
ein Schriftſtück heraus. Das ſollten die Schiedsmänner von
Eſchenrod unterſchreiben. Und ſie gingen auf den Leim, der
Sägmüller und der Balthaſar voran. Andern Tags wurde es
kund; ſie hatten die ſtrittige Gewann den Weißenbörnern zu=
geſprochen
. Die Eſchenröder waren fuchsteufelswild und fielen
über ihre Schiedsmänner her. Aber geſchehen war geſchehen
Schließlich betrachtete man den Fall von der humoriſtiſchen
Seite und begnügte ſich damit, die Schiedsmänner zu verhönſchen
und zu verſpotten. Das geſchah auch jetzt wieder bei dem
Leichenſchmaus, ja der Katzenhannes entblödete ſich nicht, mit
ſeinem Bierbaß zu brummen:
So Schiedsleut wie von Eſchenrod
Hat nie kein Menſch getroffen,
Die ſchlichten nicht, wann ſie nüchtern ſind,
Die ſchlichten nur beſoffen!
Der Sägmüller und der Balhaſar Röckel waren wütend und
tranken in ihrem Zorn mehr als ſie vertragen konnten. Es
währte nicht lange, ſo erhob ſich ein Spektakel, wie er im Wirts=
haus
gang und gäbe war.
Der Bettelkaſpar hatte ſich den Frauensleuten zugeſellt und
tiſchte ihnen allerhand Spukgeſchichten auf. Das war ſein Feld.

Ueber den Michelsteich hatte er einen Irrwiſch fliegen ſehen
und hatte ihm nachgerufen:
Irrwiſch brennſt wie Hawwerſtroh,
Komm und leucht mir aach e ſo;
Wann du mich kriegſt vor der Tür,
Därfſt du mir geben ein: Tritt hinne für.
Die Weiber lachten, der Bettelkaſpar aber ſagte ganz
ernſthaft:
Da iſt nix zu lachen. Hat doch der Pfarrer erſt neulich
gepredigt: viele Dinge, gibt es zwiſchen Himmel und Erde,
wovon eure Menſchweisheit ſich nichts träumen läßt.
Das iſt wahr, bekräftigte die Sägmüllerin, ich brauch bloß
an die Geſchicht: mit dem rote Kuhlche zu denken.
Was war’s mit dem rote Kuhlche? ging man ſie an.
Die Sägmüllerin ſetzte eine gewichtige Miene auf.
Ich ſein doch von Gonterskirchen. Da iſts paſſiert. Und
ich habs rote Kuhlche gut getannt. Das war ein Eiterbiſſer,
ein roher Rüppel, ſchlug ſeine Frau und riß ſie an den Haaren
herum. Die Frau duckt’ ſich und war mausſtill. Aber die Haar'
hat ſie aufgehoben, die der Unfläter ihr ausreißen tat. Wies
Kuhlche zum Glück geſtorben war, ſpricht die Frau: Weil
du mich ſo mißhandelt haſt, ſollſt du im Grab keine Ruhe
haben! Und legt ihm den Bützel Haar unter den Kopf. Nu
wird er begraben. Auf einmal tuts da drunten ein Krach. Die
Mannsleut ziehen den Sarg herauf und gucken nach. Gott ſei
bei uns! Hat ſichs Kuhlche herumgedreht und liegt akrat auf
m Geſicht. Da haben ſie den Haarbützel weggetan, daß er
etzener doch ſeine Ruh haben ſollt.
Die Weiber überlief es kalt, und der Bettelkaſpar tat ein
übriges, ihnen das Gruſeln beizubringen.
Drüben bei den Männern zahlte eben der Sägmüller die
Hänſeleien des Ortsdieners mit doppelter Münze heim und be=
rührte
Vorkommiſſe aus der Amtstätigkeit des Dorfpoliziſten,
die dieſen in ein ſchiefes Licht ſtellten. Um ein Haar, und die
beiden wären aneinander geraten. Da winkte Jakob, der
Maler, ſeinem Vater mit den Augen zu. Dieſer erhob ſich
und gab damit das Zeichen zum allgemeinen Aufbruch.
Auf der Straße ſchimpfte der Sägmüller über das knick=
ſerige
Leid. Der Flurſchütz, der Knauſer, habe nicht einmal ein
Kännchen Branntwein ausgegeben. Der Ortsdiener, deſſen Ge=
reiztheit
gegen den Schiedsmann mit einem Male verflogen
war, ſpuckte aus und behauptete, die Weckſuppe habe wie Spü=
licht
geſchmeckt.
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