Darmstädter Tagblatt 1926


18. Juli 1926

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Einzelnummer 10 Pfennige

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Wöchentliche illuſtrierte Beilage: Die Gegenwart, Tagesſpiegel in Bild und Wort
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189. Jahrgang
Sonntag, den 18. Juli 1926.
Nummer 197

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Nabatt weg. Bankkonto: Deuiſche Vanl und Darm=
ffädter
und Natioralbank.

*
Oas 1o Maoient Biind geſtatg.

Die Niederlage
der franzöſiſchen Regierung.
Die Regierung bleibt mit 45 Stimmen in der
Minderheit. Rücktritt der Regierung Briand.
EP. Paris 17. Juli.
Das 10. Kabinett Briand iſt heute abend gegen 8 Uhr
in der Kämmer geſtürzt worden. Die Regierung erlitt die
Niederlage, als darüber abgeſtimmt wurde, ob zur artikelweiſen
Beratung der Finanzvorlage übergegangen werden ſolle oder
nicht. Die Regierung hatte bei dieſer Abſtimmung die Vertrauens=
frage
geſtellt. Der Antrag wurde mit 288 gegen 243 Stimmen
abgelehnt, d. h. die Regierung iſt mit einer Minderheit von 45
Stimmen zu Fall gekommen. Das Kabinett hat ſich nach
der Abſtimmung ſofort ins Elyſee begeben, um Doumergue
die Demiſſionzuüberreichen. In Kammerkreiſen ſpricht
man davon, daß entweder Herriot oder Leon Blum mit der Ka=
binettsbildung
beauftragt werden dürften.
Der kritiſche Tag in Frankreich.
Die Ereigniſſe, die zum Sturz Briands führten, laſſen ſich,
wie folgt, wiedergeben: Miniſterpräſident Briand hatte vor
Beginn der Kammerſitzung eine längere Beſprechung
mit Caillauxüber die im Parlament zur Behandlung ſtehen=
den
Fragen. In der Umgebung des Finanzminiſters erklärt
wan, die Regierung habe die Abſicht, von der Kammer die Be=
endigung
der Diskuſſion über die Finanzprojekte ſpäteſtens in
der Nacht vom Samstag auf Sonntag zu fordern und im Falle
der Annahme der Projekte ſofort die Durchberatung im Senat
zu beantragen.
Die Kammer ſelbſt hat um 3 Uhr nachmittags ihre Sitzung
begonnen. Bevor ſie zur eigentlichen Beratung des Vollmachten=
geſetzes
überging, wollte ſie ſich über einen Antrag des radikalen
Abgeordneten Chautemps ausſprechen, der die Ablehnung
der Vorlage wegen ihres verfaſſungswidrigen
Charakters fordert. Die Sozialiſtiſche Partei hat beſchloſ=
ſen
, für dieſen Antrag zu ſtimmen; ferner haben ſich zahlreiche
Abgeordnete, die bei der letzten Abſtimmung gegen die Regie=
rung
geſtimmt haben, zur Unterſtützung dieſes Antrages auf die
Rednerliſte ſetzen laſſen, ſo der ehemalige radikale Budgetmini=
ſter
Bonnet, der ſozialiſtiſche Republikaner Brunet, der Führer
der republikaniſch=demokratiſchen Linken Bokanowsky, der Führer
der republikaniſch=demokratiſchen Union Marin und der Sozialiſt
Renaudel.
Die Regierung wird ſich dieſem Antrag naturgemäß wider=
ſetzen
und dazu bereits die Vertrauensfrage ſtellen. Zur eigent=
lichen
Debatte ſind 14 Redner vorgemerkt, ſo daß unter allen Um=
ſtänden
mit einer Nachtſitzung zu rechnen iſt. Man erwartet eine
Intervention Herriots, da dieſer, offenbar um an den Verhand=
lungen
teilzunehmen, den Kammervorſitz einem Vizepräſidenten
übergeben hat. Bei
Eröffnung der Kammerſitzung
iſt faſt das geſamte Kabinett auf der Regierungsbank vertreten.
Die Tribünen ſind wie immer an großen Tagen, dicht beſetzt.
Herriot hat den Vorſitz an den Vizepräſidenten Bouyſſou abge=
treten
und auf den Bänken der Radikalen Platz genommen.
Der Generalberichterſtatter der Finanzkommiſſion, de Chappe=
delaine
, verlas den Bericht, der unter Würdigung des
Ernſtes der Lage zu dem Schluß kommt, daß das Parlament
unter keinen Umſtänden die von Caillaux geplante Beſchränkung
ſeiner geſetzgeberiſchen Macht zulaſſen könne.
Herriots Vorſioß gegen die Regierung.
Nach dem Berichterſtatter ergriff Herriot das Wort, um,
wie er erklärte, nicht als Parteiführer, ſondern als Kammerprä=
ſident
den Miniſterpräſidenten zu beſchwören,
der Kammer nicht bis Ende November ihre
Rechte und Pflichten zu entziehen. Zahlreiche
Abgeordnete ſeien ſich darüber klar, daß die ernſte Lage Ab=
hilfe
erfordere, aber ſie ſeien als gute Republikaner beun=
ruhigt
, wenn man von einer Diktatur ſpreche.
Die Kammer könne die Einzelheiten, wie etwa den Stabiliſie=
rungskurs
, nicht feſtſetzen, lehne jedoch eine vollſtändige Auf=
gabe
ihrer Zuſtändigkeit bis Ende des Jahres ab. Vom parla=
mentariſchen
und republikaniſchen Standpunkt aus beunruhige
ihn der vorliegende Geſetzentwurf ſowohl durch das, was er ent=
halte
, als auch durch das, was er nicht enthalte. Die beiden
Artikel ſeien voller Gefahren. Wenn die Parlamentsarbeit zu
lange dauere, könne die Regierung die äußerſte Dringlichkeit
beantragen. Er könne, ſchloß Herriot unter dem toſenden Beifall
der Linken und äußerſten Linken, ſeine Zuſtimmung zu der Re=
gierungsvorlage
nicht geben. Man befinde ſich in einer Zeit, in
der man nichts überſtürzen dürfe, ſondern nachdenken müſſe. Er
fordere daher die Regierung zu einer Zuſammenarbeit, nicht zu
einer Unterdrückung des Parlaments auf.
Briand ſiellt der Kammer die Wahl: entweder
Kammerpräſident oder Miniſierpräſident.
Minifterpräſident Briand beſtieg ſofort die Rednerixibüne zu
einer Erwiderung. Er als Republikaner ſei überzeugt, daß das
von der Regierung vorgeſchlagene Verfahren die Autorität des
Parlaments nicht ſchädige, ſondern befeſtige. Wenn Herriot

Pflichten als Kammerpräſident habe, ſo habe er Verantwortlich=
leiten
als Regierungschef, und wenn dieſe Standpunkte unver=
einbar
miteinander ſeien, ſo werde die Kammer zwiſchen
zwei Vertrauensfragen geſtellt: Entweder Kam=
merpräſident
oder Miniſterpräſident, was außer=
ordentlich
tragiſch ſei. Ein guter Republikaner dürfe
nichtdem Parlamentsmechanismus das Heil des
Landes opfern. Heute müſſe er es ausſprechen, daß dem
Lande binnen 48 Stunden eine aktionsfähige Regierung nottue.
Wenn das Parlament dem Lande dieſe Regierung gebe, ſo ver=
kleinere
es ſich nicht, ſondern werde größer. Statt die republika=
niſchen
Einrichtungen abzuſchwächen, werde es ſie durch dieſe
Selbſtverleugnung ſtärken. Nach kurzer Unterbrechung der
Sitzung teilte der radikale Abgeordnete Chautemps mit,
daß er ſeinen Antrag auf Ablehnung der Vorlage
wegen Verfaſſungswidrigkeit zurückziehe.
Marin lehnt die Vollmachten für Caillaux ab.
Darauf wird die Debatte über den Geſetzentwurf aufgenom=
men
. Louis Marin legte den Standdunt der Mittelparteien dar.
Er erklärte, die von Caillaux geforderten Vollmachten ſeien über=
mäßig
und gefährlich und dürften vom Parlament nicht bewil=
ligt
werden. In der Information habe der engliſche Wirt=
ſchaftler
Keynes behauptet, der Zweck der vom Finanzminiſter
geforderten Vollmachten ſei der, ſich des Goldbeſtandes der Bank
von Frankreich zu bemächtigen. Finanzminiſter Caillaux ruft
dazwiſchen: Nein! Marin fährt fort: Jawohl, morgen werden
Sie anders denken wie heute. Die Regierung will uns vor
vollendete Tatſachen ſtellen, wie ſeinerzeit beim Locarnoabkom=
men
. Briand proteſtiert gegen dieſe Behauptung. Er habe in
der Locarnofrage ſtets das Parlament auf dem Laufenden gehal=
ten
. Marin beantwortete weiterhin die Frage, warum die Re=
gierung
dieſe Vollmachten haben wolle, dahin, daß ſie Auslands=
anleihen
aufzunehmen gehenke. Dieſe Anleihen lehnten ſeine
Freunde wegen der damut verbundenen Kriſen ab. Frankreich
müſſe ſich ſelbſt retten. Die Kammer werde niemals das
Waſhingtoner Abkommen billigen. Die Abſicht, mit dem Gold=
beſtand
der Bank von Frankreich Dollarnoten zu kaufen, ſei ge=
fährlich
und dumm. Marin macht weiter, unterſtützt durch Tar=
dieu
, eine Anſpielung auf das ſogenannte Rubikon=Projeit Cail=
laux
:, das in den ſeinerzeitigen Verhandlungen vor dem Staats=
gerichtshof
eine Rolle ſpielte und der Entwurf zu einem Staats=
ſtreich
geweſen ſei. Er erklärte, die heutige Vorlage ſehe dem
damaligen Projekt äußerſt ähnlich. Er lehne die von der Regie=
rung
geforderten Vollmachten mit Rückſicht auf die Verfaſſung
ab. Wenn er jemals ſich entſchließen würde, ſolche Vollmachten
zu bewilligen, dann jedem anderen eher als Caillaux. Nach
einem kommuniſtiſchen Redner ſprach der Sozialiſt Renaudel,
der die Vollmachten gleichfalls ablehnte.
Im Laufe der weiteren Debatte kam es dann zu jener Ab=
ſtimmung
, die, wie bereits oben gemeldet, Briands Sturz zur
Folge hatte.
Briand will ſich von den Regierungsgeſchäften
zurückziehen. Kommt Poincaré jetzt?
In den Kammerkreiſen ſpricht man jetzt mehr von einem
Kabinet Poincaré oder Louis Marin. Als Finanzminiſter dürf=
ten
entweder Poincaré oder Marin ſelbſt in Frage kommen. An
eine Betrauung Léon Blums glaubt man weniger. Briand
dürfte ſich von den Regierungsgeſchäften zurückziehen und die
Uebernahme irgend eines Poſtens beſtimmt ablehnen. Caillaux
wird bis auf weiteres als erledigt angeſehen, doch iſt mit der
Möglichkeit zu rechnen, daß, wenn ihm die ſpäteren Ereigniſſe
recht geben, ſeine politiſche Laufbahn doch noch nicht als beendet
angeſehen werden dürfte. Wenn Poincaré oder Louis Marin
in ein Kabinett eintreten, dürften ſie als Bedingung für ihre
Mitarbeit die Ablehnung des Waſhingtoner Schuldenabkommens
fordern.
Herriot iſt für ½11 Uhr ins Elyſée geladen, um als Kam=
merpräſident
über die Stimmung zu berichten. Nach ihm wird
Senatspräſident de Selves empfangen werden. Doumergue hat
erklären laſſen, daß er die Kriſe ſo ſchnell als möglich beigelegt
ſehen möchte, und dazu evtl. die ganze Nacht verwenden will, da=
mit
his Montag ein Kabinett gebildet ſein könne.
Zu der Abſtimmung erfahren wir noch, daß für die Regie=
rung
nur die bürgerlichen Kartellfraktionen geſtimmt haben, gegen
ſie der linke Flügel der Radikalen, die Kommuniſten, Sozialiſten
und die geſamte Rechte.
Profeſſor Keones über das franzöſiſche
Währungsproblem.
EP. Paris, 17. Juli.
Die Information brachte geſtern einen Artikel des bekann=
ten
engliſchen Wirtſchaftstheoretikers Keynes, worin dieſer
den Standpunkt vertritt, daß Frankreich auch ohne äußere An=
leihen
ſeine Währung zwiſchen 160 und 170 für das Pfund
ſtabiliſieren könne. Der Betrag, der von den Sachverſtändigen
als äußere Anleihe vorgeſehen ſei, nämlich 200 Millionen Dollar,
könne ohne Schaden dem Goldbeſtand der Bank von Frankreich
entnommen werden und als neue Manövriermaſſe Verwendung
finden. Die verbleibenden 2½ Milliarden Franken wären noch
genügend als Metalldeckung. Wenn immerhin das franzöſiſche
Publikum gegen die Veräußerung eines Teiles des Goldbeſtan=
des
Bedenken habe, ſo ſei der Plan Caillaux für eine äußere
Anleihe vorzuziehen. Wenn man ſtabiliſieren wolle,
ſo ſei die erſte Vorbedingung dazu, daß die ge=
ſamte
Nation in das Stabiliſierungsſyſtem
Vertrauen habe.

Die Woche.
Mit der Unterzeichnung des engliſch=franzöſchen Schulden=
abkommens
vom 12. Juli hat Caillaux unſtreitig einen Erfolg er=
zielt
. Einen beſcheidenen Erfolg, aber doch immerhin einen Er=
folg
, inſofern, als er die innerpolitiſche Stellung des franzöſiſchen
Kabinetts ſtärkt. Nicht erreicht haben die Franzoſen die immer
wieder angeſtrebte grundſätzliche Verkuppelung der franzöſiſchen
Zahlungen an England mit den deutſchen Reparationszahlungen,
und die etwas allgemein gehaltene Zuſage Englands, in eine
neuerliche Prüfung der Sachlage einzutreten, falls Deutſchland
mit ſeinen Zahlungen in Verzug geraten ſollte, bedeutet nicht
allzu viel. Man iſt gewiß dem franzöſiſchen Finanzminiſter in
London in einigen Punkten endgegengekonmen, aber ſchon das
weitere Sinken des franzöſiſchen Franc zeigt deutlich, daß das
Abkommen vom 12. Juli allein noch keineswegs die Löſung aller
Schwierigkeiten bedeutet. Es unterliegt keinem Zweifel, daß die
hauptſächlichſte Bedeutung dieſes Abkommens darin liegt, daß
es eine der Schwierigkeiten beſeitigt, die der Aufnahme fremder
Sanierungskredite bisher im Wege ſtand. Eine der Schwierig=
keiten
, nicht die Hauptſchwierigkeit, denn erſt in dem Augenblick
wird man ernſthaft an die Behebung der franzöſiſchen Währungs=
nöte
denken können, in dem die amerikaniſchen Finanzgewaltigen,
die ſich dieſer Tage an der Riviera ein Renöezvous geben, ihr
Plazet dazu geben, in dem Augenblick alſo, in dem die Franzoſen
durch das kaudiniſche Joch des amerikaniſch=franzöſiſchen Schul=
denabkommens
gehen. Die Ratifizierung oder Nichtratifizierung
des Mellon-Bérengerſchen Abkommens erſt wird über das
Schickſal des franzöſiſchen Franc und damit auch über das Schick=
ſal
der Regierung BriandCaillaux entſcheiden. Ob es ihr ge=
lingt
, dieſe Ratifizierung durchzuſetzen und durch ein Ermächti=
gungsgeſetz
von der Kammer die notwendigen Vollmachten zu
bekommen, muß zunächſt immerhin recht fraglich erſcheinen, trotz=
dem
die Maßnahmen, für die Herr Caillaux dieſe Vollmachten
fordert, nicht annähernd ſo durchgreifend ſind, wie die, mit denen
wir ſeinerzeit die Stabiliſierung unſerer Währung erkaufen
mußten. Finanzielle Opfer für den Staat hat man in Frankreich
noch niemals ſehr gern gebracht, und der franzöſiſche Finanzmini=
ſter
kennt ſeine Leute. Aber weil dem ſo iſt, wird man gut tun,
die weitere Entwicklung der Dinge in Frankreich mit einer Skep=
ſis
zu betrachten.*) Es iſt nicht leicht für ein Volk wie das fran=
zöſiſche
, ſich aus dem Wahn des Le boche paiera tout zurück=
zufinden
in die rauhe und wewig erfreuliche Wirklichkeit. Die
außen= und innerpolitiſche Lage Frankreichs iſt alles andere als
roſig, woran auch das mit den Spaniern geſchloſſene Rifabkom=
men
wenig ändert. Schon mehrſach haben wir darauf hingewie=
ſen
, daß ſich eine neuerliche große Auseinanderſetzung über den
Geſamtkomplex nordafrikaniſcher Fragen anbahnt, eine Ausein=
anderſetzung
, bei der Frankreich vorläufig ziemlich iſoliert daſteht.
Unterdeſſen hat es Herr Walch, unſer franzöſiſcher Oberkon=
trolleur
, für an der Zeit gefunden, die Welt daran zu erinnern,
daß jene berüchtigte Kontrollkommiſſion noch immer fortbeſteht,
deren einzige Aufgabe darin beſteht, feſtzuſtellen, ob man nicht
vielleicht doch noch irgendwo einmal einen verroſteten Gewehr=
lauf
vergeſſen hat. Daß das deutſche Volk reſtlos entwaffnet iſt,
weiß die ganze Welt, mit Ausnahme vielleicht von Herrn Förſter,
deſſen Phantaſie ſelbſt ſeinen pazifiſtiſchen Freunden mittler=
weile
offenbar allzu üppig wuchert. Mit Ausnahme natürlich
auch von Herrn Walch, der jetzt entdeckt hat, daß der General
von Seeckt für das ſchwergerüſtete Frankreich wieder einmal eine
ernſte Lebensgefahr bedeutet. Was Herr Walch und die Pariſer
Regierung wit der neuen Entwaffnungsnote (Nr. 24 000)) ernſt=
haft
bezwecken, iſt wirklich etwas ſchleierhaft, wenn man nicht
annehmen will, daß es ſich um einen recht plumpen Verſuch han=
delt
, dadurch, daß man den verdienten General von Seeckt in die
Debatte zerrt, eine Art Erisapfel unter die deutſchen Parteien
zu werfen. Es gibt vielleicht Menſchen, die es ſchon als eine Art
Fortſchritt empfinden, daß man in Paris uns gegenüber von der
Politik der Keulenſchläge zur Politik der Nadelſtiche allgemach
übergegangen iſt. Alle diejenigen aber, die der Auffaſſung ſind,
daß eine wirkliche deutſch=franzöſiſche Verſtändigung für beide
Völker außerordentlich wertvoll ſein würde, muß die neuerliche
Walchnote außerordentlich nachdenklich ſtimmen. Zu einer Ver=
ſtändigung
gehören immer mindeſtens zwei, und es iſt deswegen
ſicherlich nur nützlich, daß der deutſche Reichskanzler gelegentlich
ſeiner Rheinlandreiſe dieſer Tage mit ſehr ernſten Worten darauf
hinwies, daß die weiter andauernde Beſetzung ausgedehnter
Teile des Rheinlandes nichts anderes ſei, als eine Fortſetzung
des Kriegszuſtandes, und daß er ankündigte, daß eine Aufgabe
der deutſchen Regierung bei den Septemberverhandlungen in
Genf darin liegen werde, an die Verſprechungen von Locarno
eindringlich zu erinnern.
Vor eine ganze Reihe weiterer ſehr ernſter Aufgaben wird
ſich die deutſche Regierung im Herbſt allerdings geſtellt ſehen.
Im Corriere della Sera hat dieſer Tage Herr Salandra den
Zuſammenſchluß der Vertreter Italiens, Frankreichs und der
Tſchechoſlowakei im Völkerbund propagiert, um alle Entſcheidun=
gen
in der Frage des deutſch=öſterreichiſchen Anſchluſſes gemein=
ſam
zu treffen. Herr Salandra hat ſich zu Muſſolini bekehrt,
auch hinſichtlich der Robuſtheit ſeiner Ausdrucksweiſe. Man
macht aus ſeinem Herzen keine Mördergrube, und braucht nicht
mehr das alte Märchen, daß man den Weltkrieg geſührt habe,
um die Völker vom Joche des deutſchen Militarismus zu be=
freien
. Jetzt ſagt Herr Salandra unumwunden, daß man den
Weltkrieg nicht gewonnen habe, um ſtatt des kaiſerlichen Deutſch=
lands
ein noch größeres republikaniſches Deutſchland erſtehen zu
*) Die in ſpäter Nachtſtunde eingegaugene Meldung von dem
Sturz der Regierung BriandCaillaux hat inzwiſchen unſere
Auffaſſung beſtätigt.

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Seife 2

Sonntag, den 18. Juli 1926

Nummer 197

ſehen, und daß es nicht im Intereſſe Europas liege, ein Reich
aller Deutſchen zuzulaſſen, das in der Geſchichte noch nie beſtanden
habe! Viel Feind, viel Ehr! iſt offenbar die Parole des kom=
menden
oder vielmehr kommen ſollenden neuerlichen römiſchen
Imperiums, wobei allerdings abzuwarten bleibt, ob es Herrn
Muſſolini tatſächlich verſuchen wird, ſich dem naturnotwendigen
Gang der Geſchichte entgegenzuſtemen.
Innerpolitiſch beruhigen ſich bei uns allwählich die Gemütter,
Froh bewegt ſind nach und nach wohl ſämntliche zweitauſend=
vierhundertachtundreißig
deutſche Parlamentarier den heimiſchen
Penaten zugeeilt, um ſich von der ſchweren Arbeit des Regierens
zu erholen. Bei der endlich eingetretenen ſomnerlichen Hitze ein
recht angenehmer Zuſtand. Menſchenfreunde ſind vielleicht ver=
ſucht
, zu demken, daß eine Ausdehnung dieſes Zuſtandes auch auf
andere Jahreszeiten ganz erfreulich wäre.
Dk.

Die Affäre Birk.
Der eſtländiſche Geſandte in Moskau zu den
Kommuniſten übergegangen.
EP. Reval, im Juli.
Der eſtländiſche Geſandte in Moskau, Birk, veröffentlicht
in der Moskauer offiziellen Jsweſtia einen Brief, in dem er
mitteilt, daß er nach ſeinem Abſchieb, auf der Reiſe nach Frank=
reich
befindlich, erfahren habe, daß der eſtländiſche Geveralſtab
auf ihn ein Attentat vorbereitet habe. Des weiteren führt er
aus, er habe ſeinen Abſchied wegen Meinungsverſchiedenheiten
mit dem eſtländiſchen Außenminiſter genommen. Der Vorſchlag
der Sowjetregierung auf Abſchluß eines Sicherheitswertrages
mit Eſtland ſei vom jetzigen Außenminiſter und den ihm nahe=
ſtehenden
Perſonen aus dem Generalſtab ſabotiert worden,
Dieſe Kreife hätten Angſt, ihre Politik offen zu betreiben, die
nicht den Intereſſen des eſtniſchen Volkes entſpräche, ſondern
den Intereſſen fremder Mächte. Birk nennt ſeine Gegner
Feinde des eſtniſchen Volkes, und beteuert, nicht früher zu
ruhen, bis alle Intrigen enthüllt ſeien.
Durch die Veröffentlichung dieſes Briefes iſt volle Klarheit
in die geheimnisvolle Affäre Birk gebracht worden. Bekannt=
lich
hat der Geſandte Birk under etwas merbwürdigen Umſtänden
ſeinen Abſchied genommen, nachdem er trotz mehrfacher Mahnun=
gen
der Regierung nicht in Eſtlanb erſchienen war, um Rechen=
ſchaft
über ſeine Tätigkeit abzulegen. Nachdem ſich einige An=
haltspunkte
ergeben hatten, daß er in einem gewiſſen Zuſam=
menhang
mit den Komniſten ſtehe, haben in Reval bei ſeiner
Frau und bei ihm naheſtehenden Perſonen Hausſuchungen ſtatt=
gefunden
, bei denen belaſtendes Material gefunden worden ſein
ſoll. Es muß alſo mit der Tatſache gerechnet werden, daß der
frühere eſtniſche Geſandte auf die Seite der Komuniſten über=
gegangen
iſt.
Während man ſich nun fragt, wie dies geſchehen konnte, ſo
wird man folgende Erhlärung finden: Bekanntlich haben faſt
alle Beamten der diplomatiſchen Vertretungen der kleinen Staa=
ten
ihre Macht dazu mißbraucht, um durch Schmuggel verſchie=
dener
Waren unter dem Deckmantel von Kurierpaketen Wert=
gegenſtände
, die ſie billig in Moskau erwerben konnten, über die
ſowjetruſſiſche Grenze zu bringen. Es hat den Anſchein, als
hätte Birk ſich auch in dieſer Weiſe betätigt. Nun iſt wahrſchein=
lich
den Sowjetbehörden belaſtendes Material in dieſer Hinſicht
in die Hände gefallen, und ſie haben dieſes Material benutzt, um
Birk under ihren Einfluß zu beugen. Dieſer iſt dann unmerklich
imer ſtärker geworden, ſo daß ſich Birk dann zuletzt ganz in der
Hand der Bolſchewiſten befunden hat. Es liegen außerdem An=
haltspunkte
dafür vor, daß eine Beamtin der ſowjetruſſiſchen Ge=
heimpolizei
auch auf ihn einen weitgehenden politiſchen und per=
ſönlichen
Einfluß ausgeübt hat. Im Reſultat hat ſich ergeben,
daß alſo der Geſandte Eſtlands ſchon ſeit längerer Zeit wahr=
ſcheinlich
wohl in engem Kontakt mit den Kommmiſten ge=
arbeitet
hat. Es iſt dies nicht das erſte Mal, daß ein Beamter
der eſtländiſchen politiſchen Vertretung in Moskau zu den Kom=
muniſten
übergeht, ſondern es iſt dies ſchon der vierte Fall. Ein
Beweis daſür, wie groß die moraliſchen Gefahren ſind, denen
ſich die Vertreter ausländiſcher Mächte in Moskqu ausgeſetzt
ſehen.

Vom Tage.
Die Oberpräſidenten der Rheinprovinz und von Heſſen=Naſſau, der
Landeshauptmann der Rheinprovinz und der Landeshauptmann von
Naſſau haben die Vertreter der Frontkämpferverbände auf den 26. Juli
nach Lorch zu einer Beſichtigung des Platzes für das
Reichsehrenmal eingeladen.
Nach einer Havasmeldung aus Brüſſel hat die Kammer den
Geſetzentwurf zur Schaffung einer autonomen Eiſenbahn=
geſellſchaft
angenommen.
In franzöſiſchen Kreiſen wurde behauptet, der amerikaniſche
Schatzſekretär M ellon habe an Caillaux ein Schreiben gerichtet,
worin gewiſſe Zuſicherungen über die Nichtkommer=
zialiſierungder
Schuld und die Transferklauſelge=
macht
werden.
Der britiſche Botſchafter Ronald Lindſay und der Delegierte
des Irak Suleiman Fothy ſind nach Angvra abgereiſt
um die Ratifikationsinſtrumente des Moſſulvertrages auszutauſchen.
Rumäniens Antwort auf die Einladung der griechiſchen
Regierung in Verhandlungen wegen Abſchluß eines Freund=
ſchaftspaktes
einzutreten, wird ablehnend ſein.
Schatzſekretär Mellon und Pierpont Morgan haben ſich in
New York nach Europa eingeſchifft.
Die Regierung von Indien hat jetzt endgültig die ſübafrikaniſche
Regierung eingeladen, eine Deputation nach Indien zu ſenden, um
über die ſogenannte aſiatiſche Frage in Südafrika zu ver=
handeln
.
Die Kantoner Regierung hat beim diplomatiſchen Korps
in Peking gegen die Wiederaufnahme der Tarifkonfe=
renz
proteſtiert.

Die Germersheimer Ausſchreitungen.
Die diplomatiſchen Perhandlungen.
Die diplomatiſchen Verhandlungen über den Fall Germers=
heim
befinden ſich zurzeit noch im Fluß. Einem beſchleunigten
Tempo ſteht namentlich die Zuſammenſetzung der Interalliier=
ten
Rheinlandkommiſſion hinderlich im Wege, die nur eine Ver=
waltungsbehörde
iſt, deren Mitglieder ihren Regierungen in
Paris, London oder Brüſſel direkt unterſtellt ſind. Sie können
alſo von ſich aus keinerlei Entſcheidungen treffen, ſondern müſſen
vorher die Informationen und Ratſchläge ihrer heimiſchen Re=
gierung
abwarten. Verzögernd wirkt vor allem auch, daß die
franzöſiſchen Mitglieder ſehr häufig in Frankreich weilen, ſo daß
es ſchwer iſt, mit ihnen eine Ausſprache herbeizuführen. Der
Reichskommiſſar für die beſetzten Gebiete, Freih. Langwerth von
Simmern, befindet ſich dieſerhalb in keiner beneibenswerten
Lage, weil man allgemein glaubt, es hänge in erſter Linie von
ihm ab, daß die Entſchuldigung und Beſtrafung der an den Aus=
ſchreitungen
beteiligten Militär= und Zivilperſonen umgehend
herbeigeführt wird. Der Reichskommiſſar hat ſich ſofort, nach=
dem
ihm die Vorfälle bekannt wurden Bayern hat ihm ſogar
eine umfangreiche Denkſchrift zugehen laſſen an die Rhein=
landkommiſſion
gewandt. Ebenſo hat auch der deutſche Bot=
ſchafter
in Paris, von Hoeſch, entſprechende Vorſtellungen er=
hoben
. Da aber die Rheinlandkommiſſion nur eine zivile Ein=
richtung
iſt, müſſen alle Beſchwerden, ſoweit ſie das franzöſiſche
Militär angehen, über Paris den Militärbehörden zugeleitet
werden. In Paris ſitzen aber bekanntlich militäriſche Perſön=
lichkeiten
, die an einer raſchen Beſtrafung oder einer Entſchul=
digung
bei den deutſchen Behörden gar kein Intereſſe haben.
Das neue Kabinett in Luxemburg.
w. Luxemburg, 17. Juli.
Die neue Regierung iſt nunmehr endgültig gebildet. Ihre
Mitglieder leiſteten bereits den verfaſſungsmäßigen Eid zu Han=
den
der Großherzogin und übernahmen ſofort die Führung der
Geſchäfte. Die Dienſtzweige wurden wie ſolgt verteilt: Bock
(Rechtspartei) Aeußeres, Oeffentlicher Unterricht und Acker= und
Weinbau, Dupong (Rechtspartei) Finanzen, Zollverwaltung, So=
ziale
Fürſorge und Arbeit, Cloman (Nadikaler) Oeffentliche Ar=
beiten
, Handel und Induſtrie, Dumont (Radikaler) Juſtiz und
Inneres. Die Sozialiſtiſche Partei ſogte der neuen Regierung
den Kampf an. Wie ſich die kleineren Parteien, die Nationalen
und die Diſſidenten und Klerikalen zur neuen Regierung ſtellen
werden, iſt noch nicht bekannt. Die Nationalen, zu denen Prüm
zählt, werden kaum für die neue Regierung zu haben ſein, wäh=
rend
bei den Diſſidenten und Klerikalen doch ſchon mehr grund=
ſätzliche
Geneigtheit zur Mitarbeit zu finden ſein wird, eine trag=
fähige
Mehrheit von mindeſtens 30 bis 47 Abgeordweten iſt je=
doch
ſicher.

Polen und Deutſchland.
Die deutſche Einfuhr nach Polen. Rückgang
des polniſchen Ausfuhrhandels.
In den nächſten Tagen werden die Handelsvertragsverhand=
lungen
mit Polen ihren Fortgang nehmen. Ob die Warſchauer
Regierung allmählich eingeſehen hat, daß der vertragsloſe Zu=
ſtand
Polen gerade nicht dienlich iſt, wird ſich nun erweiſen. Pil=
ſuöſki
ſoll zwar nach der Uebernahme der Macht haben durch=
blicken
laſſen, daß ihm ſehr viel an dem baldigen Zuſtandekom=
men
eines Wirtſchaftsvertrages liege. Die fortſchreitenden Ent=
eignungen
deutſchen Grundbeſitzes zeigen aber, daß ſich wohl im
Grunde genommen ſo gut wie nichts geändert hat und daß man
glaubt, die Verhandlungen günſtig beeinfluſſen zu können, wenn
man Deutſchland verärgert. Für uns liegen die Dinge aber
keineswegs ſo, als wenn wir darauf angewieſen wären, Polen
allerlei Konzeſſionen zu machen, um möglichſt bald in ein geord=
netes
Handelsvertragsverhältnis zu gelangen. Einmal waren
wir nicht diejenigen, die den Wirtſchaftskrieg vom Zaun brachen,
ſondern Polen, und zum andern liegt ein überſichtliches ſtatiſti=
ſches
Material vor, das gerade nicht die Stellung der polniſchen
Unterhändler feſtigt. Richtig iſt, daß die deutſche Einfuhr nach
Polen im Monatsdurchſchnitt 1924 von rund 23 Mill. Dollar
auf 13 Mill. Dollar ſür April 1926 zurückgegangen iſt. Von dieſer
Abnahme ſind aber alle anderen Stgaten ebenfalls betroffen wor=
den
, ſo daß Deutſchland auch heute noch an erſter Stelle der ein=
führenden
Länder in Polen ſteht. Dagegen hat aber in noch
ſchärferem Maße die Ausfuhr Polens nach Deutſchland nachge=
laſſen
. Für 1924 betrug ſie 401 Mill. Mark, im erſten Quartal
1925 ca. 136 Millionen, im zweiten Quartal 1926 nur noch 55
Millionen. Das ſind, auf das Jahr umgerechnet, 220 Mill. Mark.
Die Situation iſt alſo für Polen keineswegs roſig. Sie
haben nun zu erkennen gegeben, daß der polniſche Kohlenexport
für die Zukunft eine hedeutſame Stütze des polniſchen Außen=
handels
ſein werde, ſo daß ſie ſich nicht mehr die Blöße zu geben
brauchten, um die Zulaſſung höherer Einfuhrmengen für Kohlen
nach Deutſchland zu bitten, wodurch ihnen Zugeſtändniſſe an
Deutſchland erſpart bleiben würden. Das iſt aber nur eine
Selbſttäuſchung, denn die gegenwärtige Steigerung ihrer Kohlen=
ausfuhr
iſt nur eine Folge des engliſchen Streikes und wird mit
der Wiederaufnahme der Arbeit in England ſofort zurückgehen.
Außerdem arbeiten die polniſchen Gruben auch ſtark mit Verluſt,
ſo daß ſich der heutige Export ſchon aus ſinanziellen Gründen
nicht aufrecht erhalten laſſen wird. Außerdem iſt das polniſche
Verkehrsnetz auch gar nicht für einen ſolchen Export eingerichtet,
ſo daß es doch immer die Ausfuhr einer großen Menge Kohlen
nach Deutſchland unbedingt nötig hat. Alles in allem kann feſt=
geſtellt
werden, daß die Polen in einer ungünſtigen Stellung
kämpfen. Trotzdem werden ſie wohl nichts unverſucht laſſen.
die Verhandlungen zu ſtören und zu belaſten. Wir kamen aber
bisher durch und werden auch weiterhin ohne Polen auskommen,
Polniſche Rüſiungen gegen Litauen?
Die litauiſche Preſſe iſt durch Nachrichten über militäriſche
Bewegungen an der polniſch=litauiſchen Demarkationslinie im
höchſten Maße beunruhigt. So wird u. a. gemeldet, auf pol=
niſcher
Seite werde die Bevölkerung mit Gewehren, Maſchinen=
gewehren
und Handgranaten bewaffnet. In Wilna ſollen fort=
während
bewaffnete Jugendgruppen aus Warſchau eintreffen,
und es verlautet, daß die Einwohner an der Demarkations=
linie
gezwungen werden, Partiſanformationen zu bilden. Ge=
rüchtweiſe
heißt es ferner, an die ausgebildeten Formationen
ſei der Befehl ergangen, die litauiſchen Grenzwachen anzugreifen
und die geſamte Demarkationszone zu beſetzen. Die Zuſammen=
kunft
Pilſudſkis mit Zelikowfki wird im Zuſammenhang mit
den Vorgängen an der Demarkationslinie eifrig kommentiert.

Ein Schritt Borahs in der Frage des
beſchlagnahmten Eigentums.
Senator Borah hat als Vorſitzender der Kommiffion zur
Unterſuchung der Fragen, betreffend das beſchlagnahmte, ehe=
malig
feindliche Vermögen Informationen über das angeblich
zwiſchen dem früheren Verwalter des beſchlagnahmten Ver=
mögens
, Miller, und der engliſchen Regierung abgeſchloſſene
Abkommen eingefordert, wonach angeblich 125 Millionen Dollar
an die engliſchen Treuhänder überwieſen worden ſein ſollen.
Senator Borah erklärte hierzu, das Abkommen ſei nach Kriegs=
ſchluß
abgeſchloſſen worden, und ſpäter hätten zwiſchen den
Vereinigten Staaten und England über dieſe Frage weitere
Verhandlungen ſtattgefunden. Das Abkommen ſei abgeſchloſſen
worden, obwohl die amerikaniſchen Gerichte ein amerikaniſches
Prioritätsrecht auf die beſchlagnahmten Werte anerkannt haben.

*Das Tor zur Welt.
Frank Thieß’ neuer Roman.
In vier Büchern wird Frank Thieß ben Weg unſerer Jugend
zeichnen. Das erſte Buch Abſchied vom Paradies ein Roman
unter Kindern getaucht in den köſtlichſten Frühlingsduft auf=
brechender
Knoſpen, wird im Frühling 1927 erſcheinen. Der vor=
liegende
zweite Band führt uns auf die Schwelle des Tores zur
Welt, zum großen Leben. Mit der Mitleidloſigkeit echter Liebe
zieht der Dichter in dieſer bunten, heiteren traurigen und unerhört
lebensnahen Schülergeſchichte den Schleier von Dingen, die ber
Unverſtand gemeiniglich verbirgt oder nicht ſehen will. Das Chaos
im Jüngling, das erſte Liebesfühlen im Mädchen drängt zur Ge=
ſtaltung
und formt ſich durch Abnung und Irrtum zur Reife
Den dritten Band des Geſamtwerkes bildet der bereits 1924 er
ſchienene Roman Der Leibhaftige; ein vierter Band Die Feuer=
ſäule
(erſcheint vorausſichtlich 1928) wird das Ganze abſchließen
und nach den Jahren der Verwirrung die großen geiſtigen und
Zeligiöſen Zielpunkte der Jugend unſeres Jahrhunderts erkennen
laſſen.
Soweit der Verlagsproſpekt. Vor etwa 1½ Jahren ſchrieben
wir an dieſer Stelle, daß Frank Thieß ſeinen Werken nach einer
der ganz wenigen berufenen Führer der jungen deutſchen Gene=
ration
iſt. Die Romanſerie, deren zweiter Band uns jetzt zur
Beſprechung vorliegt, beſtätigt, was wir dem Dichter voraus=
geſagt
, der heute für die neugegründete Sektion für Dichtung an
der Preußiſchen Akademie vorgeſchlagen. Derſelben Akademie,
zu der Gerhart Hauptmann abgelehnt hat. Abgelehnt mit einer
Vegründung, die auf jeden Fall anfechtbar. Auch Frank Thieß
wird ablehnen. Wenn er aber die Möglichkeit, eine Akademie
für Dichtung lebend zu erhalten, vorausgeſetzt annehmen
ſollte, dann dürfte allerdings in dieſer Akademie ein Menſch
wirken, der gerade, weil er reſtlos Menſch iſt, Menſch, der mit
beiden Füßen feſt auf der Erde ſteht und dabei doch das tiefſt
Seeliſche des Menſchtums mit der Berufung des Dichters, mit
heißblütigem Herzen und kriſtallklarem Verſtand erfaßt hat, weil
er den Mut hat, die tiefſten Seelenprobleme, das Gedankliche bis
über die Grenzen, die hinüberführen in das Ueberſinnliche, das
unſere Zeit ja bewegt wie kaum eine andere, dem helfenden Arzk
gleich zu behandeln und weil er die Gottesgabe beſitzt, mit ern=
ſtem
Herzen an die dichteriſche Bearbeitung dieſer Dinge zu gehen
und ſie in Worte zu faſſen, die dieſe Dinge nicht profanieren,
ſondern ihnen die goldene Faſſung geben, weil ihm der Weg zu
Gott immer und unbedingt durch das Leben, durch die Welt
geht, weil ihm Liebe in jeglicher Gefühlsform Religion iſt, kurz.
weil er Menſch iſt, auserleſen als Werkzeug, göttliche Berufung
zu tragen, der Jugend ein geiſtiger Führer erſtehen, der ſeines=
gleichen
in vollem Umfange unter den Lebenden nicht hat.

Das geſamte Leben eines Menſchen, welcher zu Gott will,
ſagt Frank Thieß, läuft in gleichzeitiger Bejahung und Uebex=
windung
der Welt. Denn vielleicht liegt hier, wenn nicht der
tiefſte, ſo doch der eigentümlichſte Gebanke der neuen Ethik, daß
in Wahrheit nicht einer, ſondern alle Wege zu Gott führen, ja,
mehr als das, viel mehr: daß es überhaupt keinen anderen Weg
zu reinſtem Gottgefühl gibt, als eben den durch die Welt hin=
durch
.
Dieſes Bekenntnis geht in ſeiner tiefſten Erfaſſung und Ver=
ſinnlichung
burch Frank Thieß ſämtliche Werke. Es geht vor
allem durch die oben angekündigten Jugendromane, deren zweiter
20 Jahre im Dienſie der deutſchen Preſſe.
Karl Buſch’ ſen. ſeltenes Jubiläum.

Der Verleger und Redakteur Karl Buſch ſen., Wattenſcheid,
feierte dieſer Tage in voller geiſtiger Friſche und körperlicher
Rüſtigkeit ſeinen 90. Geburtstag. Karl Buſch konnte gleichzeitig
das ſeltene Jubiläum einer 70jährigen journaliſtiſchen Tätigkeit
begehen.

Band der Verlag E. Engelhorns Nachf., dem es ebenſo zur Ehre
gereicht, dieſen Dichter für ſich gewonnen zu haben, wie es dieſer
dankend anerkennen wird, einen Verlag gefunden zu haben, der
ſeinen Werken Hüter und Verbreiter iſt, heute vorlegt.
Frank Thieß hat den Noman Der Leibhaftige vor einigen
Jahren vorauserſcheinen laſſen. Ein Roman, der aus dem Leben
gegriffen, ſicher ſehr viel eigenes Erleben enthält. Vielleicht iſt
ihm mit dem Abſchluß dieſes Romans die Notwendigkeit aufge=
gangen
. zurückzugreifen auf frühere und früheſte Jugend und
über das britte Werk hinüberzuleiten in die Reife. Vielleicht aber
auch iſt das Zurückgreifen auf das Leben, das im Tor zur Welt
geſchildert wird, größer und wertvoller noch als die Irre des
Leibhaftigen und die Wege, die Thieß aus dieſer Irre zeigt.
Wer hätte nicht erfahren und welcher Erfahrene wäre ſich im
Unklaren darüber, daß die Jahre der Entwicklung, das Abſchließen
der lichten, ſonnigen Jugend und damit der Drang, den Kampf
mit dem Leben aufzunehmen, die bedeutungsvollſten im Men=
ſcheindaſein
ſind. Wer ging nicht zum mindeſten gedanklich ge=
rade
in dieſen Jahren durch alle Tiefen und durch alle Höhen
des Daſeins? Wem aber wohl entſtand gerade hier ein Führer,
da er am dringlichſten notwendig war? Ein Führer, der es ver=
ſtand
, nicht zu führen, denn dieſes Schäumende, Impulſivſte,
Gärende, Drängende, alle Feſſeln ſprengen Wollende dieſes
Lebensalters kann keinen Führer ertragen. Wer hätte das ſo
erkannt und ſo zu ſchildern vermocht wie Frank Thieß
Das Tor zur Welt iſt ein Roman aus der Gymnaſiaſten=
zeit
, Oberſekundaner und Primaner ſind die handelnden Per=
ſonen
, aber dieſer Roman iſt nicht erſchöpft mit dem, was dieſe
Perſonen tun oder wollen, er umfaßt auch nicht ein, ſondern das
ganze Leben. In den Kreis der jungen Menſchen treten andere,
treten vor allem die, die im Leben dieſer jungen Menſchen ſo
unendlich viel ſündigen, aber auch, die es mit Sonnenſchein er=
füllen
. In dieſes Leben tritt die Gefahr des Schmutzes, aber
auch immer wieder der leuchtende Strahl, der aus dieſem Schmutz
herausführt zur Reinheit, zur Erfaſſung des Göttlichen. Eine
unendlich feine, liebevolle Kleinarbeit iſt es, die dieſem Roman
das Gepräge gibt. Aber in dieſer Kleinheit ſchürfen, heißt nicht
unter einem Wuſt von Nebenſüchlichem das Koſtbare heraus=
zuſuchen
, ſondern dieſe Kleinſchilderung iſt ſo unendlich groß,
weil ſie ſo unendlich tief und ſo brutal wahr iſt. Gewiß, es iſt
eine Kampfanſage gegen verknöchertes Lehrertum, aber es iſt
nichts Gehäſſiges in dieſem Kampf. Es iſt ein Kampf gegen
Auswüchſe, die leider auch heute immer noch auftreten. Es iſt
ein Kampf gegen Väter, die im haſtenden, raffenden Erwerbs=
leben
es vergeſſen, daß auch ſie einſt jung, daß auch ſie einſt
Stürmer und Dränger waren, und die die Mühe ſcheuen, ſich um

[ ][  ][ ]

Nummer 197

Sonntag, den 18. Juſi 1926

Seite 3

Rund um die Septembertagung
Unklarheit in Genf. Neue Intrigenmöglichkeiten.
* Genf, 17. Juli. (Priv.=Tel.)
Punkt elf der Dagesordnung für die ſiebente Völkerbunds=
verſanimlung
im September lautet: Prüfung des Berichtes der
erſten Kommiſſion der außerordentlichen Bundesverſammlung
vom März 1926, betreffend das deutſche Aufnahmegeſuch. Außer=
dem
liegen noch zwei Entſchließungen dieſer außerordentlichen
Verſammlung für die Septembertagung vor. Sie lauten: 1. Die
Verſaimmlung bedauert, daß die aufgetauchten Schwierigkeiten die
Erreichung des Zweckes, zu dem die außerordentliche Verſamm=
lung
einberufen worden war, nicht geſtatdeten, und drückt den
Wunſch aus, daß dieſe Schwierigkeiten bis zur nächſten Verſamm=
lung
im September behoben werden, um zu dieſer Zeit den Ein=
tritt
Deutſchlands in den Völkerbund zu ermöglichen. 2. Die
Verſammlung beſchließt die Verſchiebung des Berichtes ihrer
erſten Kommiſſion, betreffend die Aufwahme Deutſchlands in den
Völkerbund, auf die außerordentliche Tagung im September.
Alſo geſchehen am 17. März 1926.
Seither ſind genau vier Monate verfloſſen. Man fragt ſich
heute mit Recht, was geſchehen iſt, um die Schwierigkeiten zu be=
ſeitigen
, die gemäß der bevorſtehenden erſten Entſchließung im
März beſtanden haben. Die Andort iſt mehr als negativ. Die
Schwierigkeiten ſind heute vielleicht größer als damals. Zwar
haben Spanien und Braſilien ſehr deutlich zu verſtehen gegeben,
daß ſie im September nicht anweſend ſein werden, ſo daß ihrer=
ſeits
keine materiellen Hinderniſſe zu erwarten wären, wenn
man ihre Abweſenheit nicht als moraliſches Hindernis empfindet.
Andererſeits hat die Studienckommiſſion für die Ratsreform keine
Löſung gebracht, obzwar es ſchon damals hieß, daß mit der Ver=
wehrung
der bisherigen nichtſtändigen Sitze von 6 auf 9, wovon
drei wieder wählbar ſind, die Frage der fünf ſtändigen Ratsſitze
(einſchließlich Deutſchland) zur Ruhe kommen werde. Die Be=
merkung
Scialojas auf der Junitagung des Rates hat jedoch
alles wieder fraglich gemacht. Der ausgezeichnete italieniſche
Furiſt interpretierte den Beſchüuß der Studienkommiſſion dahin,
daß die geſamte Zahl der Sitze vierzehn, die Zahl der nichtſtän=
digen
neun und die Zahl der ſtändigen Ratsſitze fünf betrage,
Würde die Zahl fünf erhöht, müßte die Zahl neun verwindert
werden. Dieſe Auslegung kann die Frage der ſtändigen Rats=
ſitze
jederzeit wieder in den Vordergrund ziehen. Den Intrigen
ſind Tür und Tor geöffnet, wobei damit an Polen gedacht wer=
den
muß.
Es verlautete während der letzten ordentlichen Ratstagung
im Juni, daß eine außerordentliche Ratstagung für Ende Juli
oder Anfang Auguſt geplant ſei, und Scialoja ſprach ſogar
öfentlich davon. Im Augenblick hört man von einer außer=
ordentlichen
Tagung noch nichts, und die Vorbereitungen für
die Verſammlung müßten daher während der 41. ordentlichen
Ratstagung getroffen werden, die für den 3. September einbe=
rufen
wurde. Bis zu dieſem Zeitpunkt müßten alle beteiligten
Regierungen ihre Abſichten bereits vollſtändig feſtgelegt haben,
um ihre Delegierten für die Verſammlung inſtruieren zu können,
wie ſie ſich den verſchiedenen Kombimationen gegenüber zu ver=
halten
haben werden. Hierzu ſtehen noch genau ſieben Wochen
zur Verfügung. Angeſichts der bekannten großen innerpolitiſchen
Schtvierigkeiten, mit denen die Herren Briand und Beneſch per=
ſönlich
zu kämpfen haben, iſt es nicht mehr unbegreiflich, daß die
Völkerbundspolitik für ſie vorläufig in den Hintergrund getreten
hu ſein ſcheint. Es iſt vielleicht der chroniſchen franzöſiſchen Kriſe
zuzuſchreiben, daß der alte franzöſiſche Militariswus dem Herrn
Paul Boncour und dem Oberſt Recquin in Genf, ſowie dem Ge=
neral
Walch in Berbin erlauben konnte, die Entſcheidungen der
vorbereitenden Abrüſtungskonferenz ſamt ihren Ausläufern in
Genf und in der Interalliierten Militärkontrollkommiſſion in
Berlin nach Herzensluſt auszulegen. Der deutſche Völkerbunds=
eintritt
wird damit ſicherlich erſchwert. Entſcheidend ſind viel=
leicht
dieſe franzöſiſchen Herren doch nicht.
Es iſt anzunehmen, daß die Reichsregierung in naher Zeit
ſich im Beſitze ganz unzweideutiger Zuſicherungen befinden wird,
um gegen Vorbereitungen politiſcher Schachzüge und wöglichſt
auch gegen Ueberraſchungen geſchützt zu ſein, bevor ſie an die
abermalige Reiſe nach Genf denkt. Solche Ueberraſchungen gibt
es freilich viele. Hätte zum Beiſpiel am 17. März der albaniſche
Delegierte ſeinen Gedanken, Deutſchland einfach durch die Bun=
desverſammlung
divekt aufzunehmen, in geſchäftsordnungsmäßi=
ger
Form vorgelegt, wäre Deutſchland damals ſofort Völker=
bundsmitglied
geworden, ohne daß die Ratsfrage geregelt ge=
weſen
wäre. England ſcheint es mit dem deutſchen Eintritt
weiterhin ernſt zu meinen. Baldwin dürfte ſich während der
friedlichen Tage im September zur Kur irgendwo in die Genfer
Umgebung begeben, wo er ſich auch im vorigen Jahre aufhielt,
als Locarno geſchloſſen wurde. Zweifelhaft bleibt allein die Hal=
tung
Frankreichs, das im März alle Fäden der Intrige in der
Hand hielt und ſie auch heute noch zu ziehen beliebt.

Die neuen Noten
der Militärkontrollkommiſſion.
Unwille der engliſchen Preſſe.
EP. London, 17. Juli.
Die Handlungsweiſe der interalliierten Kontrollkommiſſion,
in Berlin aus eigener Machtvollkommenheit wichtigere Noten zu
überreichen, hat in England anſcheinend den Willen verſtärkt, die
Tätigkeit dieſer Kommiſſion ſo einzuſchränken, daß die politiſchen
Zwecke nicht mehr geſtört werden. Nach Deutſchlands Eintritt
in den Völkerbund beabſichtigt man in energiſcherer Weiſe als
bisher an das Problem heranzugehen, die Tätigkeit der Militär=
Kontrollkommiſſion und der Botſchafterkonferenz zu beenden. Man
erwartet daher auch nicht, daß die deutſche Regierung allzu große
Eile in der Beantwortung der letzten Note zeigen wird. Der
diplomatiſche Berichterſtatter des Daily Telegraph teilt mit,
daß außer der engliſchen auch andere Regierungen keinerlei
Kenntnis von dem Schritt der Kontrollkomiſſion erhalten
hätten. Der Zeitpunkt für dieſen Schritt ſei ſehr ungünſtig ge=
wählt
. Man könnte damit rechnen, daß zwiſchen den alliierten
Regierungen vertrauliche Beſprechungen ſtattfinden würden, um
die Wiederkehr eines ſolchen Zwiſchenfalles zu vermeiden. Wenn
man auch angeſichts des kommenden Eintritts Deutſchlands in
den Völkerbund im Augenblick nicht die Frage aufzuwerfen
brauche, warum nach Ablauf von fünf Jahren der Vorſitz in der
Kontrollkommiſſion und Reparationskommiſſion noch immer von
Frankreich beſetzt ſei, ſo beſtünde doch kein Grund, die Debatten
immer in Paris abzuhalten oder Großbritannien durch im Rang
jüngere Generäle vertreten zu laſſen. Die ganze Stellung der
Botſchafterkonferenz und der Militär=Kontrollbehörden müſſe un=
bedingt
erneut unterſucht werden. Man würde die Lehren aus
dem jetzigen Zwiſchenfall nicht vergeſſen.
Die Kriſe im engliſchen Bergbau.
w. London, 17. Juli.
Der Biſchof von Litchfield hat Baldwin in einem Schreiben
dam erſucht, eine Abordnung der Kirchenfürſten im Zuſammen=
hang
mit dem Bergbau zu empfangen und dem Schreiben eine
Mitteilung des Bergarbeiterverbandes beigelegt, in der es heißt,
der Vollzugsausſchuß des Verbandes ſei bereit, eine Annahme
zu empfehlen, falls eine Verſtändigung auf der Grundlage der
geſtern gemeldeten Vorſchläge der Kirchenfürſten zuſtande komme
die eine Durchführung ſämtlicher Empfehlungen der Kohlen=
kommiſſion
zwecks Reorganiſation der Induſtrie vorſehe.
Baldwin antwortete, er willige darin ein, eine Abordnung der
Kirchenfürſten am Montag abend zu empfangen, fügte aber hinzu,
daß die Bedingungen für eine Wiederaufnahme der Arbeit
nur durch Uebereinkommen zwiſchen den Bergherren und den
Bergarbeitern feſtgeſetzt werden könnten. Die Regierung ſei ent=
ſchieden
gegen die abermalige Gewährung von Unterſtützungen
an die Kohleninduſtrie zwecks Wiederaufnahme der Arbeit zu
den alten Bedingungen. Angeſichts der verhängnisvollen Folgen
der Arbeitsniederlegung auf die Staatsfinanzen komme die Ge=
währung
einer Unterſtützung nicht im geringſten in Frage.
Baldwin hebt beſonders hervor, daß ſich die Kommiſſion in
ihrem Bericht gegen eine weitere Leiſtung von Unterſtützungen
ausgeſprochen habe.
Die günſtige Finanzlage der Vereinigten Staaten.
EP. New York, 16. Juli.
Die Vereinigten Staaten ſind in der Lage, von Jahr zu Jahr
ihre enorme Schuldenlaſt abzutragen, während faſt alle Länder
Europas unter den Wehen der Nachkriegszeit leiden. Vor weni=
gen
Wochen meldete das Finanzminiſterium, daß die Ausſichtem
auf einen Ueberſchuß von 250 Millionen Dollar
am Ende des Monats Juni mehr als günſtig ſeien. Kurz
darauf hatte das Bundesſchatzamt ſeine Prognoſe dahin zu korri=
gieren
, daß der Ueberſchuß wahrſcheinlich die Höhe von 400
Millionen erreichen werde. Das Reſultat iſt in der Haupt=
ſache
darauf zurückzuführen, daß die Ergebniſſe der Einkommen=
ſteuer
weſentlich günſtiger waren, als wan angenommen hatte.
Anſcheinend hat das Finanzminiſterium die zu erwartenden grö=
ßeren
Beträge aus den Einkommenſteuern unterſchätzt, da die
Mai=Schlußberichte weſentlich größere Beträge zeigen. Es iſt
nicht verwunderlich, daß aus dieſer günſtigen Finanzlage die
Hoffnung auf weitere Steuerverringerung erwuchs. Das Finanz=
miniſterium
betont jedoch, daß im Geſamtzuſtand des Landes
noch kein Wechſel ſichtbar iſt, der den bisherigen Regierungskurs
verändern könnte.

Interalliierte Schulden und
Dawesplan.
Von unſerem Korreſpondenten.
C. M. P. London, 17. Juli.
Von allen Nachkriegsproblemen hat den Alliierten wohl keines
ſo große Kopfſchmerzen verurſacht, wie die Fundierung ihrer
Kriegsſchulden. Wir haben unſere ehemaligen Gegner mit Ab=
ſicht
Alliierte genannt, denn als ſolche pflegen ſie ſich mit Vor=
liebe
zu bezeichnen, ſobald die Rede auf die Rückzahlung der
Kriegsſchulden kommt. Die Franzoſen und Italiener und die
übrigen Schuldnerſtaaten behandelten dieſe Frage nie ohne mah=
nende
Hinweiſe auf die Waffenbrüderſchaft während des Welt=
krieges
, auf die Opfer an Gut und Blut, die man, ihrer Auffaſſung
nach, hauttſächlich im Intereſſe der Gläubigernationen gemacht
habe. Nur das ſtolze England, Schuldner und Gläubiger in
einer Perſon, fundierte ſeine Schulden an die Vereinigten Staa=
ten
auf Heller und Pfennig, ohne mit der Wimper zu zucken.
Aber auch hier ſprachen Gründe mit, die eher auf kaufmänniſche
Weitſichtigkeit als auf eine allzu große Bereitwilligkeit, mit der
Rückzahlung noch vor der Fundierung aller übrigen Schulden
zu beginnen, ſchließen laſſen.
Bei der Behandlung des interalliierten Schuldenproblems
müſſen wir deutlich zwiſchen der ſentimentalen und der realen
Seite unterſcheiden, denn in dieſen beiden Punkten iſt man in
den Hauptgläubigerſtaaten England und Amerika grundverſchie=
dener
Auffaſſung. Diesſeits des Atlandiſchen Ozeans hat das
angeblich ſentimentale Moment zweifellos den Sieg davonge=
tragen
, allerdings aus Gründen, die alles andere als ſentimental
ſind. Der Not gehorchend, nicht dem eigenen Triebe, hat England
Konzeſſionen machen müſſen, die die Amerikaner immer mehr in
den Ruf unbarmherziger Geldverleiher geraten laſſen. Aber Eng=
land
hatte ei unmittelbares Intereſſe an einer ſchnellen Erledi=
gung
des Schuldenproblems. Das engliſche Schatzamt, deſſen
Kaſſen durch die fortwährenden induſtriellen Wirren zwar keines=
wegs
erſchöpft, ſo aber doch über Gebühr in Anſpruch genommen
waren, brauchte Geld.
Weſentlicher aber noch war, daß ſchwebende nord= und oſt=
afrikaniſche
Fragen einen Bruch mit Frankreich oder Italien
wegen der Schuldenrückzahlung unerwünſcht ſcheinen ließen. Und
ſo war es denn kein Zufall, daß dem engliſcheitalieniſchen Noten=
wechſel
im Dezember vergangenen Jahres, in welchem man ſich
der gegenſeitigen Unterſtützung in Abeſſinien verſicherte, vier
Wochen ſpäter die Unterzeichnung des für Italien ſo günſtigen
Schuldenabkommens folgte. Aehnlich liegen die Verhältniſſe bei
den ſoeben unterzeichneten engliſch=franzöſiſchen Schulden=
abmachungen
, obwohl hier die Meinungen über die Höhe des
Kaufpreiſes noch ſehr auseinandergehen.
Im Gegenſatz zu dieſen günſtigen Fundierungsabkommen
mit England mehren ſich in den Vereinigten Staaten in der letz=
ten
Zeit die Stimmen derer, die die vertraglichen Rechte Ameri=
kas
Punkt für Punkt gewahrt wiſſen wollen, und ſelbſt die neuer=
dings
wieder franzoſenfreundliche Hearſtpreſſe macht in dieſer
Hinſicht keine Ausnahme. Noch vor kurzem erklärte der durch
ſeine Europareiſen ſo berühmt gewordene Oberſt Houſe, daß die
Vereinigten Staaten keineswegs aus Sympathie für die Alliier=
ten
in den Krieg getreten ſeien, ſondern lediglich zum Schutze
ihrer eigenen Intereſſen.
Abgeſehen von dieſen Erwägungen, hat das am Montag
unterzeichnete Abkommen indeſſen eine Reihe von Fragen in den
Vordergrund gerückt, an denen auch Deutſchland ein unmittel=
bares
Intereſſe haben dürfte. Das Abkommen enthält u. a. eine
ſogenannte Sicherheitsklauſel, die beſtimmt, daß die Abmachungen
einer Reviſion unterzogen werden ſollen, falls Deutſchland,
unter dem Dawesplan, in Verzug gerät. Wie nun in unter=
richteten
Kreiſen verlautet, beabſichtigt/Caillaux, ſeinen Londoner
Erfolg in dieſer Frage in Waſhington als diplomatiſches Druck=
mittel
zu benutzen, um auch die Amerikaner zur Inſertion einer
derartigen Klauſel zu bewegen. Sollte das gelingen, dann können
die interalliierten Schuldenabmachungen in Zukunft als integrie=
render
Teil des Dawes=Abkommens betrachtet werden. Dann
würde die Sicherſtellung der Dawes=Zahlungen die erſte Voraus=
ſetzung
für die Sicherung der interalliierten Schulden ſein, ein
Bild, deſſen Ausmalung ſich erübrigt. Es muß indeſſen abge=
wartet
werden, wie ſich die große Menge der amerikaniſchen Ein=
leger
, die ihr Geld in Deutſchland, inveſtiert haben, zu einer
ſolchen franzöſiſchen Forderung ſtellen. Denn ſchon lange hegt
man in dieſen Kreiſen die Befürchtung, daß die ungeheuren
Laſten, die uns der Dawesplan auferlegt, eine ungeſtörte Ab=
wicklung
des Zinſendienſtes der Privatanleihen gefährden wür=
den
, ja, es ſind ſogar ſchon Stimen laut geworden, die aus
dieſem Grunde von der amerikaniſchen Regierung eine Reviſion
des Dawesplanes verlangten.

das Seelenleben der Söhne zu kümmern, die Jugend verſtehen
zu lernen. Aber dieſer Kampf hat nichts Aufhetzendes, ſein Ziel
iſt Verſtehen und Verſöhnung. Dieſes Buch iſt kein Rechtfertigen
all deſſen, was die Jugend in dieſer Lebensepiſode Unrechtes tut.
Aber es iſt ein liebevolles Verſtehen, ein tief inneres Eingehen
auf die ſchweren Seelenkämpfe, die der Jüngling zu beſtehen hat,
und die er allein beſtehen muß, ſoll er Mann werden und das
Leben meiſtern lernen.
Es iſt nichts Sentimentales an Frank Thieß und ſeinen
Werken, und ſein Weg, der immer irgendwie zu Gott führt, iſt
nicht Dogma, nicht bigott. Seinem ethiſchen Grundſatz folgend,
führt er logiſch und folgerichtig durch alle Realitäten, auch Niede=
rungen
des Lebens. Er kennt keinen Menſchen, der ſchlecht iſt,
denn jeder Menſch iſt Gottes Geſchöpf. Er kennt aber Menſchen,
die in anderer Augen ſchlecht erſcheinen können, weil dieſen das
letzte Verſtehen abgeht. Er umfaßt alles mit der großen Liebe,
die nicht will, ſondern die gibt; für ihn iſt die Liebe eine un=
unterbrochene
Kette freudigen Opfernwollens.
Dieſes Kor zur Welt iſt bei aller Anerkennung des für den
Kampf mit dem Leben real Notwendigen ein Losreißen von den
Jahren der Kindheit, ein unſtillbares, ſchäumendes Drängen zum
Kampf mit dem Leben. Dieſes Drängen ſelbſt iſt ſchon Kampf,
und zwar der ſchwerſte Kampf, denn es iſt der mit ſich ſelbſt
und in zweiter Linie erſt der mit der Umwelt. Dieſen Gymna=
ſaſten
der Kleinſtadt wird nichts erſpart. Nur wer ſelbſt gleiches
erlebte, kann ſo unendlich liebevoll, kann mit ſo großem Ver=
ſtändnis
ſchildern. Unmerklich aber werden dieſe Gymnaſiaſten,
wie der Liſer dieſes Romans aus den Wirrniſſen herausgeführt,
an ſicherer Hand geleitet durch Tiefen und über Höhen, immer
aber in eine irgendwie geſicherte Ausſicht, das kommende Leben
zu beſtehen. Jeder nach ſeiner Art und ſeinem Vermögen. Frank
Thieß läßt das Chaos aufleben, nicht um ſeine Wellen über uns
zuſammenſchlagen zu laſſen, ſondern ſein Weg führt aus dem
Chaos hinaus in die erſten ſchüchternen Verſuche hinein, das
Leben ſelbſt zu geſtalten. Frank Thieß iſt kein Dozent, kein
Lehr= und kein Schulmeiſter. Er zeichnet mit friſchen, wahren
Strichen buntes, ſtark pulſierendes Leben. Er formt kein Drama
und keine Tragödie. Dies Buch iſt in Wahrheit unerhört natur=
nahe‟
Es iſt keine Erzählung und kein Roman. Es iſt Leben=
Weißt du, Dietrich, am Ende iſt doch das Leben rätſelhaft und
geheimnisvoll. Man keimt und weiß nicht, daß man wird. Man
keimt und weiß nicht, daß es Keimen iſt, ſondern wie eine Krank=
heit
ſchafft es Unruhe, Qual und Schmerzen. Sprachſt du nicht
einmal ein merkwürdiges Wort von einem Magier aus? Halt,
laß mich überlegen, ich hab’ es damals nicht verſtanden, vielleicht
verſteh’ ich es nun: Verbrennen heißt jedes Verlangen
Max Streeſe.

* Morgenſtunde.
Von Waldvogel.
Dunkel liegt der bewaldete Höhenrücken vor mir, als ich
durch das Gartentürchen nach dem nahen Hochwald ſchreite. Da
ſtößt die kalte Naſe meines Hundes an meine Hand, er bettelt
um Mitnahme. Nun, komm, treuer Gefährte froher Weidmanns=
ſtunden
! und freudewedelnd begleitet er mich. Der dürr=
laubfarbige
Pudelprinter iſt ja mein ſtändiger Begleiter be
meinen Pürſchgängen und Anſitz und gehorcht dem leiſen Wink;
auch fällt er ſeiner braunen Behaarung halber nicht auf und liegt
beim Anſitz mäuschenſtill neben mir.
Morgendämmerung bedeckt noch den Hang, an deſſen Rand
die Deckung ſtößt, an der ich ſitze. Leiſe ertönt das melodiſche
Geklingel des Rotkehlchens, welches ſich den Schlaf aus den
ſchwarzen Perläuglein wiſcht. Dort warnt die Amſel und
wie ich mit dem Glaſe den dämmerigen Waldrand abſuche,
chnürt bedächtig Reinecke vom Felde her über den Weg und
verſchwindet in der Dickung. Im Oſten rötet ſich der Himmel,
und die Vogelwelt erwacht. Amſelſchlag und Finkengezwitſcher
dazwiſchen der herrliche Geſang des Schwarzplättchens, Kuckuck=
und Taubenruf verkünden den erwachenden Tag.
Da bricht der erſte Sonnenſtrahl über des Speſſarts dunklen
Kämmen hervor und funkelt über die grünenden Hügel unſerer
Heimat. Freund Lampe hoppelt über den friſch gemähten Klee=
acker
in den Wald und ſucht in dem verwachſenen Graben hinter
dem Brombeerbuſch ſein Lager auf.
Und dort die alte Ricke, wie vertraut ſie nach der Dickung
geht, umgeben von ihren lieblichen Kitzchen, die ſie in munteren
Sprüngen begleiten. Jetzt äugt ſie mich mit vorgeſtreckten Luſern
an und weiß nicht, was ſie von dem dunklen Klumpen an der
alten Buche halten ſoll. Auch die Kitze ſtehen unbeweglich und
achten auf ihre beſorgte Mutter. Doch ich und mein Hund bleiben
bewegungslos, und der Wind zieht vom Feld in den Wald. Da
wird die Alte wieder vertraut und zieht langgſam ins Holz.
Zitternd äugt mein Hund dem Wilde nach, aber er rührt ſich
nicht. Dort unten ſchimmert es in dem Kornfelde wieder rot,
Behutſam nehme ich das Glas hoch und beäuge das Stückchen
Rehwild, welches langſam heranzieht. Vorſichtig ſchiebt es ſich
aus dem Halmwald heraus, die gedrungene Geſtalt, der kurze
Hals, das öftere Aufwerfen laſſen mich ſofort den guten Bo=
erkennen
. Schon erblicke ich auch das ſtarke Gehörn, deſſen weiß=
Enden in der Morgenſonne leuchten. Langſam, oft verhoſfend
zieht er näher und iſt längſt im Bereich meiner Büchſe. Doch
die lehnt ruhig an der Buche. Habe heute meine Freude am
Schauen und will nicht die Morgenandacht, die Herz und Gemüt

durchzieht, durch den Donner des Schuſſes ſtören. Jetzt ſteht er
auf dem Randweg, naſcht am ſüßen Steinklee und tritt dann ver=
traut
in die Dickung. Ziehe hin, ich habe heute Frieden im
Herzen und Sonnenſchein um mich, das iſt mir mehr wert als
das Schießen. Der gute Bock ſteht zudem hier ſicher und ſoll ſich
vererben und noch beſſer werden.
Ah da biſt du ja auch, Freund Turmfalke, mit deinem
roſtroten Röckchen und fühlſt dich wohl auf dem Draht der elek=
triſchen
Leitung, die vom Nachbardorf durch unſer Feld führt.
Jetzt wirft er ſich in die Luft und ſchwebt über die Aecker. Ueber
dem leeren Kleeacker bleibt er mit kurzem Flügelſchlag in der
Luft ſtehen: er rüttelt und äugt nach Beute. Plötzlich nimmt
er die Flügel zuſammen und ſchießt pfeilſchnell zur Erde. Aha!
Das Mäuslein hat auch einen Morgenſpäziergang gemacht
und zappelt bereits in den ſpitzen Fängen des Falken. Lang=
amen
Fluges ſchwebt er mit ſeiner Beute zu dem Erdhaufen
und verzehrt dort ſein Frühſtück. Bald wiederholt der ſchlanke
Falke ſeinen Jagdzug, und noch manche Heuſchrecke und mancher
Käfer müſſen ſein Frühſtück bereichern helfen, bis er dann eiligen
Fluges über Täler und Hügel ſeinen Horſt aufſucht, der ſich in
dem Gemäuer des alten Wartturms drüben in der Nähe der
blauweißen Grenze befindet. Lange ſitze ich noch und genieße
mit offenen Augen und frohem Herzen den frühen Morgen mit
all ſeiner Pracht und Schönheit. Dann wandere ich durch den
frünenden Bergwald meinem Heim zu und freue mich, daß
Gottes Güte und Allmacht mich wieder ſo Schönes ſehen ließ.

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[ ][  ][ ]

Seite 4

Sonntag, den 18. Juli 1926

Nummer 192

Die Verlobung ihrer Tochter Maria
mit Herrn Dr.=Ing. Kurt Niſchk be=
ehren
ſich ergebenſt anzuzeigen
Oberkirchenrat Karl Wagner
Superintendent von Oberheſſen
und Frau Luiſe, geb. Ferber.

Gießen
Südanlage 13

Meine Verlobung mit Fräulein
Maria Wagner beehre ich mich er=
gebenſt
anzuzeigen
Dr. Ing. Kurt Niſchk
Berlin=Friedrichshagen
Mi 4.3

Im Juli 1926.

(10390

Or. phil. Karl Kißel
Studienaſſeſſor
und Frau Elſe, geb. Lang
Vermählte us72s
Darmſtadt, 17. Juli 1926.

Glückſelig die Toten, die im
Herrn ſterben. (Offenb. /4, 13.)
Todes=Anzeige.
Freitag morgen 10 Uhr entſchlief
ſanft in Chriſto unſere liebeMutter,
Schwiegermutter und Tante
Frau
Maria Brunner
geb. Kiſſeberth
im vollendeten 86. Lebensjahr.
Im Namen dertrauernd. Hinterbliebenen: E
Anton Brunner.
Darmſtadt, den 16. Juli 1926.
(eisgsß
Nhönring 33, I.
Die Beerdigung findet am Mon=
tag
, den 19. Juli, nachm. 4 Uhr,
auf dem alten Friedhof ſtatt.

Nachruf.
Am 13. d8. Mts. verſchied plötz=
lich
und unerwartet unſer Sanges=
bruder

Herr
Hans Weſp
im blühenden Alter von 26 Jahren.
Seine gediegenen Charaktereigen=
ſchaften
verbunden mit treuer An=
hänglichkeit
zu unſeremVerein ſichern
ihm ein immerwährendes Ange=
denken
.
Geſangverein Liederhalle‟.
Darmſtadt, den 16. Juli 1926. (1osst

Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe inniger
Teilnahme und die zahlreichen Kranz=
ſpenden
bei dem Heimgange unſeres
teuren Entſchlafenen ſagen wir allen
Verwandten und Bekannten unſeren
herzlichen Dank. Beſonders danken
wir Herrn Pfarrer Behringer für
ſeine troſtreichen Worte am Grabe,
ſowie den Beamten des Poſtamts
II und I und dem Bund Deutſcher
Poſt= und Telegraphenbeamten.
Die tleftrauernden Hinterbllebenen:
Margarete Becker, geb. Körner
und Kinder.
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[ ][  ][ ]

Nummer 197

Seite 5

Aus der Landeshauptſiadt.
Darmſtadt, 18. Juli.
Ernannt wurden: am 21. Juni der Schulamtsanwärter Heinrich
Marquardt aus Bobſtadt, Kreis Bensheim, zum Lehrer an der katho=
liſchen
Volksſchule zu Hofheim, Kreis Bensheim. Am 28. Juni 1926 der
Juſtizinſpektor bei dem Amtsgericht Alzey Heinrich Ludwig Magſaam
zum Juſtizinſpektor bei dem Amtsgericht Waldmichelbach; am 2. Juni
1926 der Juſtizwachtmeiſter bei dem Amtsgericht Fürth Philipp Helf=
rich
zum Juſtizwachtmeiſter bei dem Amtsgericht Gießen; am 30. Juni
1926 der Oberaſſiſtent beim Amtsanwalt II Darmſtadt, Friedrich Wilhelm
Eidebenz, zum Juſtizſekretär; am 1. Juli der Lehrer Wilhelm
Lang zu Nieder=Florſtadt, Kreis Friedberg, zum Lehrer an der Volks=
ſchule
zu Vilbel, Kreis Friedberg; der Schulamtsanwärter J. Lauben=
heimer
aus Weinolsheim Kreis Oppenheim, zum Lehrer an der Volks=
ſchule
zu Egelsbach, Kreis Offenbach a. M.; am 6. Juli der Lehrer Frie=
drich
Page zu Darmſtadt zum Rektor an der Volksſchule daſelbſt.
Fenſterſchmuck=Prämiierung. Der Verkehrsverein läßt uns
wiſſen, daß der Hinweis auf die demnächſt wiederum ſtattfindende
Prämiierung von Fenſterſchmuck an Balkonen und Fenſtern ein
großes Intereſſe ausgelöſt hat. Obgleich der Meldſchluß erſt für
den 25. Juli feſtgeſetzt iſt, hat ſich ſchon eine große Anzahl zwecks
Beteiligung an dem Wettb=werb gemeldet. Es iſt dies um ſo
mehr zu begrüßen, als durch dieſen Wettbewerb auch in weiteren
Kreiſen das Intereſſe für Blumenſchmuck ausgelöſt wird, von
dem die Stadt Mainz bis jetzt bedauerlicherweiſe noch nicht viel
aufweiſt.
Darmſtädter Gruppe Ausftellung Kunſthalle am Rhein=
tor
. Wir möchten, um Irrtümern vorzubeugen, nochmals darauf
hinweiſen, daß nicht der 200. Beſucher unſerer Ausſtellung, ſon=
dern
der Inhaber der Nummer einer Eintrittskarte, auf die
das Los fällt, innerhalb 200 Beſuchern unſerer Ausſtellung,
das Anrecht hat auf ein koſtenloſes Porträt ſeiner eigenen Per=
ſon
. Das Porträt wird, wie ſchon bekannt gegeben, jeweils von
den Malern Alexander Poſch oder Willi Hofferbert (Darmſtadt)
angefertigt. Auch wird die entſprechende Nummer der Eintritts=
karte
, auf die das Los fällt, in der Preſſe bekannt gegeben.
Union Handelsgeſellſchaft. Ueber den Waſſereinbruch in
die Treſor= und Kellerräume ſind in verſchiedenen Zeitungen
übertriebene Meldungen gemacht worden. Es ſind keinerlei
Wertpaxiere und ſonſtige Wertſachen beſchädigt worden. Das
Waſſer hat lediglich ältere Akten und dergleichen zerſtört.
Operettenſpielzeit Sommer 1926 im Kleinen Haus des Heſſiſchen
Landestheaters. Leitung Direktor Adalbert Steffter. Heute Sonntag
finden drei Vorſtellungen ſtatt. Nachmittags 3½ Uhr iſt infolge des
großen Erfolges nochmals eine Wiederholung der Poſſe Filmzauber
und zugleich das letzte Gaſtſpiel von Bruno Harprecht in der Rolle des
Muſenfett; abends 7 Uhr wird Das Abenteuer der Marcheſa wieder=
holt
, und als Nachtvorſtellung um 10½ Uhr der Schwank Der wahre
Jakob mit Bruno Harprecht in der Titelrolle. Morgen Montag
(4. Abonnementsvorſtellung für Montagsmieter) und täglich finden Wieder=
holungen
von Das Abenteuer der Marcheſa ſtatt. Es wird darauf hin=
gewieſen
, daß die Mietkarten für die 2. Rate ſchon eingelöſt werden
können.
Mozart=Verein. Das Rheinfeſt an Bord der Undine am
8. Auguſt iſt als echtes Familienfeſt gedacht. Deshalb dürfen auch Kin=
der
der Mitglieder teilnehmen. Der prächtige Dampfer bietet genügend
Raum, ſo daß auch dem Tanz gehuldigt werden kann. Berühmt ſind die
Dampfer der Köln=Düſſeldorfer Dampfſchiffahrt durch ihre Leiſtungen
in Speiſe und Trank bei mäßigen Preiſen. Die Feſtmuſik ſtellt das
Städtiſche Orcheſter. Die Fahrt nach Mainz und zurück erfolgt im
Sonderzug. Bei all dieſen Vorzügen koſtet die Teilnehmerkarte nur
5,50 Mk., Kinder unter 10 Jahren 3 Mk. Der Vorverkauf bei O. Titze,
Eliſabethenſtraße 4, iſt eröffnet. Es empfiehlt ſich, die Karten ſo frih
wie möglich zu löſen, da über eine beſtimmte Teilnehmerzahl nicht hin=
ausgegangen
werden ſoll, um die Gewütlichkeit des Feſtes durch Ueber=
füllung
nicht zu ſtören.
Die Hoch= und Deutſchmeiſter kommen! Dieſe Ankündigung dürfte
genügen, alle Freunde echter Wiener Muſik auf ein beſonderes Er=
eignis
hingewieſen zu haben. Die Leitung, die Herren Gg. Becker und
C. Canz, hat es nicht an Mühe und Koſten fehlen laſſen, das Gaſtſpiel
zu ermöglichen, und zwar wird dasſelbe am 24. Juli, abends 8 Uhr, im
Orangeriegarten ſtattfinden. (Siehe Anzeige.)
Darmſtädter Wochenmarktpreiſe am 17. Juli. Kartoffeln und
Gemüiſe: Alte Kartoffeln 46 Pf., Neue Kartoffeln 8 Pf., Buſchbohnen
3035 Pf., Stangenbohnen 4050 Pf. Gelbe Bohnen 50 Pf. das Pfd.,
Blumenkohl 10100 Pf. das Stück, Römiſchkohl 20 Pf., Wirſing 15
Pf., Weißkraut 20 Pf. Rotkraut 30 Pf. das Pfd., Kohlrabi (oberirdiſche)
58 Pf. das Stück, Erbfen 1015 Pf., Tomaten 3035 Pf., Zwiebeln
20 Pf., Gelbe Rüben (Bünde) 6 Pf. Rote Rüben (Bündel) 10 Pf., Kopf=
ſalat
510 Pf. Endivien 1020 Pf., Salatgurken 2080 Pf. Rettiche
1015 Pf. das Stück. Meerrettich 80 Pf., Schwämme 2030 Pf. das
Pfd. Obſt: Stachelbeeren 1525 Pf. Johannisbeeren 1723 Pf., =
äpfel
2030 Pf., Aprikoſen 5060 Pf. Eßbirnen 2030 Pf., Heidel=
beeren
2538 Pf., Kirſchen 2540 Pf., Mirabellen 3035 Pf. Pfirſiche
3050 Pf., Pfaumen 1825 Pf. das Pfund, Apfelſinen 515 Pf. das
Stück, Bananen 5060 Pf. das Pfd., Zitronen 410 Pf. das Stüick.
Schweinefleiſch 125140, Kalbfleiſch 110. Rindfleiſch 80100, Hackfleiſch
80130 Pf., Hausm. Wurſt 80240 Pf. Sonſtige Waren: Süßrahm=
butter
200210, Landbutter 190200 Pf. das Pfd., Eier 1314 Pf.

*Kleines Haus Sommertheater.
Uraufführung. Samstag, den 17. Juli.
Das Abenteuer der Marcheſa
Von Günther Bibo und Max Bertuch.
Das Sommertheater Adalbert Steffter hatte geſtern
einen großen Tag, richtiger Abend: Eine Uraufführung und
als Nachtvorſtellung eine Erſtaufführung.
Das Abenteuer der Marcheſa: In der Biblio=
thek
des Schlößchens Frohenſtein an der Donau treibt der Wiener
Univerſitätsprofeſſor Hubert Würdinger Quellenſtudien über die
Entſtehung des deutſchen Minneliedes und erfreut ſich bei ſeiner
Arbeit an der Munterkeit der Reſerl=Marie, die allgemein als
Adoptivtochter des alten Schloßkaſtellans gilt.
Die Beſitzerin des Schloſſes, Komteſſe Mary=Agathe, die ihre
Jugend auf Frohenſtein verlebte und, um aus der Enge und Ein=
ſamkeit
der Heimat herauszukommen, einen ſehr alten italieniſchen
Grafen geheiratet hatte, kehrt als Marqueſa di Torelli nach
Frohenſtein in Begleitung des Generaldirektors einer Wiener
Film=Aktiengeſellſchaft nach 17jähriger Abweſenheit zurück. Ihr
wechſelvolles Leben, das ſie nach dem raſchen Ableben ihres Gat=
ten
geführt hat, hat ſie als Sujet zu einem Filmmanuſkript
verwandt, und der in ſie verliebte Generaldirektor will den Film
aufnehmen.
Die Marcheſa hat einſt in einer Frühlingsnacht am Luganer
See ein Liebesabenteuer mit einem jungen Wiener Studenten
gehabt, und dieſer Student iſt der jetzige Profeſſor Hubert Wür=
dinger
, der die ſchöne italieniſche Gräfin niemals vergeſſen
konnte.
Vor 17 Jahren hatte die Gräfin ihr Töchterchen Renate=Marie
nach Frohenſtein gebracht, und von da an war ſie unſtet in der
Welt herumgereiſt; der Vater ihres Töchterchens war jener junge
Student, der jetzige Profeſſor Würdinger.
Das iſt etwa der Inhalt der Handlung dieſes liebenswür=
digen
, auch etwas pikanten Spiels mit Muſik, wie es die Au=
toren
genannt haben. Und zwar treffend genannt haben. Der
Verſuch der Autoren, einen Mittelweg zu finden zwiſchen Komö=
die
und muſikaliſchem Volksſtuck, darf als gelungen bezeichnet
werden. Mit Recht hat der Librettiſt darauf verzichtet, einen
Text von literariſchem Wert zu ſchaffen. Die Handlung iſt an=
pruchslos
, leicht verſtändlich, aber flott geſchildert, die handeln=
den
Perſonen ſind gut ſkizziert.
Das Spiel iſt von Direktor Steffter ſelbſt in Szene ge=
ſetzt
und kommt in der gebotenen Aufmachung ſicher den Inten=
tionen
der Autoren beſtens entgegen. Als ehemals darſtellender
Künſtler weiß Herr Steffter, worauf es ankommt, und ſieht mit
ſicherem Blick, was unterſtrichen werden muß, um beim Publikum
das Verſtändnis zu finden, das den Erfolg garantiert.

Sonntag, den 18. Juli 1926

Der Akademiſche Bauingenieur=Verein e. V. Darmſtadt bertan=
ſtaltete
am Freitag in der Techniſchen Hochſchule einen Vortragsabend;
Profeſſor Rüth, Ehrenmitglied des Vereins, ſprach über Bauſchäden
und Sicherungsarbeiten am Mainzer Dom. Der Vortrag war begleitet
von zahlreichen Lichtbildern. Der Redner zeigte zunächſt einen Grund=
rißplan
des Domes und teilte das Bauwerk in drei Hauptgruppen ein:
1. Die Oſtgruppe, zu der ein Turm und ein Teil des Chores gehören.
2. Die Weſtgruppe, die ebenfalls aus Turm, Querſchiff und einem Teil
des Chores beſteht, und 3. die romanichen Schiffe mit den ſpäter erſt
errichteten gothiſchen Seitenſchiffen. Die Anfänge des Domes reichen noch
vor das Jahr 1000 zurück; er wurde von Erzbiſchof Willegis errichtet,
doch im Jahre 1009 wurde er, am Tage der Einweihung durch eine
Feuersbrunſt vernichtet. Willegis begann einen Neubau, der unter ſeinen
Nachfolgern fertig wurde, aber ebenfalls dem Feuer zum Opfer fiel.
Der Dom wurde dann in anderer Form wieder errichtet und unter
Kaiſer Heinrich 4., der ſich dafür verwandte, erhielt er die Geſtalt einer
Baſilika. 1137 wurde das Gebäude dem Gottesdienſt übergeben; es ſtellt
heute noch den Kern und den Grundgedanken des Domes dar. In den
unruhvollen Kriegsjahren der nächſten Zeit verfiel der Dom, ſodaß be=
reits
um 1200 umfangreiche Erneuerungsarbeiten notwendig wurden.
Im Jahre 1237 war die romaniſche Bauzeit für ihn angeſchloſſen. Gegen
Ende des 13. Jahrhunderts wurde die nördliche Seite durch den An=
bau
einer gotiſchen Kapelle erweitert und im Anfang des 14. Jahr=
hunderts
geſchah dasſelbe auf der Südſeite. Die ſtarken Strebepfeiler
an den Außenwänden ſind urſprünglich keineswegs nur zur Vergröße=
rung
des Gebäudes errichtet, ſondern auch zur Verſtärkung der Trag=
fähigkeit
; die vorzügliche Wahl der Abmeſſungen für die Standfeſtigkeit iſt
geradezu auffallend. Statiſche Berechnungen werden die Bauhütten kaum
angeſtellt haben, aber ſie hatten die großen Erfahrungen für ſich, die ſie ja
vererbten. Im Jahre 1767 vernichtete ein Blitzſchlag den Oſtturm. Nach
Abbildungen aus jener Zeit hatte er ein romaniſches Steildach auf
gotiſchem Unterbau. Der Weſtturm hatte drei romaniſche Stockwerke
las84
K
und Beutschmeisten
k o m m en a m 24. u inde n
Orangeriendarten
und einen Helm. Durch einen Brand wurden ſpäter dieſe Aufbauten
zerſtört. In ihrer damaligen Form waren die Aufbauten (Türme) archi=
tektoniſch
ſehr wertvoll, aber nach 50 Jahren etwa wurden ſie abgetragen,
was höchſt bedauerlich iſt. Man glaubte, ſie wären für die Fundamente
zu ſchwer, was jedoch nicht der Fall war. Die Aufbauten erhielten nun=
mehr
ihre gegenwärtige Geſtalt. Im Lichtbilde zeigte dann der Redner
die Fundamente der Bauten in vergangenen Zeiten, vom Willegis=Dom
angefangen bis zur Gegenwart. Er kam auf die Abſenkungen des
Grundwaſſers zu ſprechen durch die Rheinregulierung und die Kanali=
ſation
in Mainz; der Grundwaſſerſpiegel wurde um nicht weniger als
3 Meter geſenkt. Die Pfahlroſte unter den Grundmauern verfaulten
bei demſchwankenden Waſſerſtand; es bildeten ſich Hohlräume, und es
iſt ein Wunder geweſen, daß der Bau nicht zuſammengeſtürzt iſt. Die
Veränderungen der ſtatiſchen Verhältniſſe offenbarten ſich dann in klaf=
fenden
Fugen, die an verſchiedenen Stellen des Gebäudes zutage traten,
das ſich in ſeiner Geſamtheit geradezu in einem labilen Gleichgewichts=
zuſtand
befand. Es konnte deshalb bei Vornahme der Sicherungsarbeiten
im Innern nicht abgeſtützt, ſondern es mußte mit äußerſter Vorſicht
zu Werke gegangen werden. Zunächſt wunden die Unterfangungsarbeiten
für die Fundamente vorgenommen, wozu beſondere Arbeitsſtollen an=
gelegt
werden mußten. Bei der Unterfangung wurden Zement, Sand
und Splitt in beſtimmtem Miſchungsverhältnis verwandt, ſo daß die
Abbindung in verhältnismäßig kurzer Zeit eintrat und demgemäß die
Arbeiten ununterbrochen vonſtatten gehen konnten. An dieſe Arbeiten
ſchloſſen ſich die Abſtützungen der Pfeiler, ſchließlich folgten die oberen
Sicherungsarbeiten. An Hand von zahlreichen Lichtbildern wurden zu=
nächſt
die Zerſtörungen am Dom gezeigt, ihre Urſachen dargelegt, und
im Anſchluß hieran eingehend die Erneuerungsarbeiten geſchildert. Hier=
bei
machte der Redner Angaben über den Stand der Arbeiten, die jetzt
zum größten Teil als vollendet gelten können, ſodaß der Dom als ge=
ſichert
angeſehen werden kann. In ſeinen Schlußworten wies Profeſſor
Rüth auf die Pflicht der Gegenwart hin, den ſtolzem Bau des Mainzer
Doms am ſchönen deutſchen Rhein der geſamten Kulturwelt zu erhalten.
Der Redner fand mit ſeinen Darlegungen lebhaften Beifall bei der
Zuhörerſchaft. Es folgten dann noch Filmvorführungen zur Veranſchau=
lichung
der Sicherungsarbeiten.
Beffunger Herrngarten. Heute finden drei Konzerte des Städt.
mit Kinderfeſt, u. a. Märchenerzählungen des Herrn Fr. Harres, deſſen
Wirken in der vorjährigen Gartenbauausſtellung noch in beſter Erinne=
rung
ſtehen dürfte. 8 Uhr abends Konzert, bei welchem das hier beſtens
bekannte, vielfach preisgekrönte Doppelquartett Rheingold ſeine Mit=
wirkung
zugeſagt hat. Gegen Schluß des Konzertes findet die Wieder=
holung
des Brillant=Feuerwerks ſtatt, diesmal in umfangreicherer Aus=
Ab 9 Uhr im Orangeriehaus Ball.

Die Muſik der Komponiſt Max Bertuch leitete ſelbſt
das Orcheſter iſt zum mindeſten eigenartig. Manchmal in
ihrem Tribut an den Jazzkönig ſicher gewagt, aber mit großem
Geſchick und ſicherem Gefühl für das heute Wirkſame empfunden
und temteramentvoll geſchrieben. Man mag zur Jazzmuſik ſtehen,
wie man will, den alles beherrſchenden vibrierenden Rhythmus
hat ſie und den vermittelt ſie auch dem Hörer. Dabei iſt natür=
lich
auch nicht auf Melodien verzichtet, ſogar nicht auf die unent=
behrliche
Doſis Sentimentalität, ſo daß im Ganzen die Muſik
gut illuſtriert, ohne daß Bekanntes gar zu ſehr auffällt. Die
getragene, ſchwere Ouvertüre des erſten Aktes (die beiden an=
deren
werden durch Jazz eingeleitet) leitet hinüber zu Lied= und
Tanzkompoſitionen, an denen das Spiel viele Schlager hat,
und mit beſonderem Geſchick ſind die originellen Uebergänge zu
den Jazzklängen erfunden. Das Orcheſter ſpielte unter der Lei=
tung
des Komponiſten mit Temperament und Geſchmack.
Die Aufführung war ſehr gut und von beſter Laune getragen.
Die Künſtler gaben durchweg ihr Beſtes und zeigten beſonders
im Tanz beſte Einfühlung in den oft grotesken Charakter des
Jazz. Standen Hans Horſten als Profeſſor Würdinger und
Marion Mathäus als Marcheſa in geſanglicher Hinſicht an
erſter Stelle, ſo waren Herma Gruſel, Walter Straſſer
und vor allem Paul H. Schüßler im Tanz in ihrem Element.
Den Schloßkaplan gab R. Jelikoff ſehr lebenswahr. Das
Zuſammenſpiel war hervorragend und von ſprudelnder Laune
getragen.
Das Publikum nahm die Neuheit, mit liebenswürdigſter
Freundlichkeit auf. Der rauſchende Beifall, vielfach bei offener
Szene Wiederholungen heiſchend, dokumentierte den durch=
ſchlagenden
Erfolg. Komponiſt und Librettiſt, Direktor
Steffter und die Künſtler wurden unzählige Male vor die Rampe
gerufen, woraus zu ſchließen iſt, daß das Stück ſich lebensfähig
im Spielplan halten wird.
Nachtvorſtellung: Der wahre Jakob.
Schwank in drei Akten von Franz Arnold und Ernſt Bach.
Die bekannten Schwankdichter geben uns in dem vorliegen=
den
eines ihrer Meiſterwerke. Der Stadtrat Peter Struwe aus
Pleißenbach an der Pleiße iſt mit ſeinem Freunde Heinrich Böck=
lein
, einem Verlagsbuchhändler, nach Berlin gefahren, zum Kon=
greß
des Vereins zur Aufhebung gefallener Mädchen. Vor
Beginn desſelben ſind beide in ein Varieté gegangen, in dem
die Tänzerin Yvette auftritt. Struwes freiheitsdurſtiges Herz
begeiſtert ſich ſogleich für ſie, und er ſucht ſie nach der Vor=
ſtellung
im Hotel auf. Seinen Freund Böcklein weiß er vorher
zu entfernen.
Die Gattin Struwes iſt zum zweiten Male verheiratet und
beſitzt aus erſter Ehe eine Tochter, die angeblich in Kanada lebt,
in Wirklichkeit aber niemand anders iſt, als die Tänzerin Yvette.
Frau Struwe hat die Abweſenheit ihres Mannes dazu benutzt,

Auf den guten Willen kommt es an!
Das neue Luftſchiff, das aus dem Ertrag der Zeppelin=
Eckener=Spende gebaut werden ſoll, dient nicht ſo ſehr bloß
wiſſenſchaftlichen Aufgaben, die viel koſten und nichts eimbringe.,
es leitet vielmehr den Luftſchiff=Weltverkehr ein, der
Tauſenden von deutſchen Volksgenoſſen neue Arbeit und Ver=
dienſtmöglichkeiten
geben wird. Auch die Zeppelin=Eckener=
Spende hätte ſich lieber eine beſſere Zeit für die Sammlungen
ausgeſucht. Aber gerade die ſchlechte Zeit zwingt ſie, ſchnelle
Hilfe herbeizuſchaffen.
Ja, aber wer ſoll die Mittel ſpenden, damit das wichtige
Werk vollendet werden kann? Jeder, der es vermag! Die oft
gehörte Berufung auf die ſchlechten wirtſchaftlichen Verhältniſſe
iſt natürlich manchmal begründet. In vielen Fällen aber be=
mäntelt
ſie nur Lauheit und Bequemlichkeit. Die Erfahrungen
auf dem Lande haben gezeigt, daß ſelbſt in den armſeligſten
Gebirgsdörfern bei gutem Willen ein paar Groſchen aufgebracht
werden können. Wo die Arbeitsloſigkeit beſonders groß iſt und
wo Naturkataſtrophen die Bevölkerung ſchwer geſchädigt haben.
dort wird niemand eine Spende verlangen. Wohl aber darf man
ſich an die zahlreichen anderen Bevölkerungskreiſe wenden, die
ſicherlich imſtande ſind, einen Groſchen für die deutſche Sache zu
opfern und damit ein nationales Kulturwerk zu retten. Auf die
großen Summen kommt es ja gar nicht in erſter Limie an; eine
Kleinigkeit, von möglichſt vielen geſpendet, wird weit ſicherer
zum Ziele führen.
Und ſind es nicht viele, die dieſe Kleinigkeit endbehren kön=
nen
? Wer die ungeheuren Summen kennt, die aus dem zu=
ſammengefchrumpften
Volksvermögen in Deutſchland noch täglich
für überflüſſige Luxusbedürfniſſe verſchleudert
werden wer einmal darüber nachdenkt, wieviel Geld täglich für
einen Genußmittelverbrauch, der das Maß einer vernünftigen
Bedürfnisbefriedigung weit überſteigt, hinausgeworfen wird,
dem wird man es ſchwer begreiflich machen könen, daß das
Scherflein für das Volksopfer nicht auch noch gegeben werden
könnte. Eine einzige Zigarre, zwei Zigaretten, ein halbes Glas
Bier, ein paar Pralines weniger verzehrt und die Gabe würde
nicht einmal zu ſpüren ſein. Nur der gute Wille muß
vorhanden ſein. Aufden kommt es an!
Deshalb keine Zudringlichkeit gegen diejenigen, die ſelbſt
michts haben, aber auch keine Lauheit, keine Bequem=
lichkeit
, ſondern ein warmer Appell an alle diejenigen, die
noch in der Lage ſind, ein Scherflein zur Erhaltung des Werkes
des Grafen Zeppelin und zur Schaffung neuer Erwerbsmöglich=
keiten
auf dieſem Gebiete beizutragen!

Alt=Darmſtadt. Vereinigung für Ortsgeſchichte und Heimatkunde.
Hotel Prinz Karl. Der Vereinsabend galt unſeren Heimat= und Dialekt=
dichtern
. In einer kurzen Einleitung gab Herr Ph. Weber einen Ueber=
blick
über das Weſen der Dialektdichtung. Er ſührte unter anderem aus,
daß nicht nur die glänzenden Farben eines Romans, und auch nicht allein
die ſchönſten Gedichte der neueren oder der klaſſiſchen Zeit uns ſo ſehr
mit dem Fühlen und Denken des Volkes vertraut machen, wie allein die
Dialektdichter. Hier leſen wir in der Seele, hier tritt uns das ſonnige
Gemüt in Freude und auch im Leid entgegen. Hier wird uns das Herz
warm, und hier lernen wir uns von Menſch zu Menſch verſtehen. Er
verwies als Beiſpiel auf Namen, wie: Fritz Reuter, Klaus Groth u. a.,
und zeigte, wie der rechte Mundartdichter der Mann der Heimat= und
Mutterſprache im beſten Sinne iſt, wie ihm die Vorſehung etwas von
der ſtillen Muſe in die Wiege gelegt hat, und wie er dadurch zu den
gottbegnadeten Philoſophen gehört, die über dem Alltag mit ſeinem
Haſten und Jagen ſtehen, und die ſich etwas von dem ſonnigen Humor
bewahrt haben, der auch anderen etwas zu geben vermag. Nicht Reim=
ſchmiede
, wie es viele gibt, die alles vergewaltigen, was ihnen unter die
Feder kommt, auch nicht Gelegenheitsdichter, die manchesmal etwas
brauchbares für den Hausgebrauch liefern, ſondern Dichter, die dieſen
Namen in Ehren tragen und die uns die Mutterſprache und den Mutter=
laut
lieb machen, und damit Heimarbeit treiben, die da bleibt. Der
Redner ging aus von unſerem unſterblichen E. E. Niebergall, und führte
von da aus zu denen, die bis in unſere Zeit geſchafft haben, längſt ver=
geſſene
. Aber auch liebe und vertraute Namen wurden genannt, wie
z. B. B. G. Volk, G. Büichner, Nerking, Mai, Heß, Schäfer, Göbel,
E. Pfersdorff, H. Enders, H. Rüthlein, Jäger, H. Hohmann, K. Schaff=
Orcheſters ſtatt. 11 Uhr Promenadekonzert. 4 Uhr Konzert, verbunden nit, W. Kaminſty, der jetzt noch lebende und wirkende Senior und vor
allem der altbeliebte und bekannte Robert Schneider. Reiche Proben
der Heimatdichtkunſt wurden dargeboten und eine ganze Reihe der
Heimatdichter kamen perſönlich unter reichem und dankbarem Beifall zu
Wort. Auch mancher neu aufblitzende Stern und manches Talent in den
Reihen der Alt=Darmſtadt=Gemeinde, wie R. Anton, H. Stiſie, H.
Schäfer und de Philipp ſteuerten wohlgelungene Beiträge bei, die den
dehnung als bei der letzten Veranſtaltung des Städtiſchen Orcheſters. Abend verſchönern halfen. Der Abend, der trotz der ſommerlichen
Schwüle ſich eines ausgezeichneten Beſuches erfreute, ließ bei den Hörern
ein feines Echo zurück. Der nächſte Vereinsabend iſt am 29. Juli. Herr
Gg. Röder wird über die Geſchichte und Entwicklung der Darmſtädter
Apotheken berichten.
Wie die Induſtrie= und Handelskammer Darmſtadt mitteilt, wird
vom 1. Auguſt ds. Js. an in dankenswertem Entgegenkommen der Reichs=
poſtverwaltung
an Werktagen eine zweite Ortsbriefzuſtellung
in Arheilgen ſtattfinden. Hierdurch wird einem aufs Unangenehmſte
empfundenen Mißſtand abgeholfen werden.

um ihre Tochter zu beſuchen. Bei ihrem Hotel begegnen ſich
beide, das erſte Mal, ohne ſich zu erkennen. Nach Struwes Rück=
kehr
reiſt ihm die ihm unbekannte Tochter, die er nur als Tän=
zerin
Yvette kennt, nach, und ſein Entſetzen iſt um ſo größer, als
er gerade den Schwierigkeiten entgangen iſt, die ihm dadurch
entſtanden ſind, daß ſein Schwager, der Geheimrat Stülpnagel,
einen Bericht über den Kongreß von ihm verlangte. Um dieſes
Grundmotiv wiſſen die Verfaſſer die luſtigſten und ſpannendſten
Szenen mit den dazu gehörigen Nebenfiguren zu zeichnen, bis
ſich am Schluß, ſchon der Kataſtrophe nahe, ſchon die ganze An=
gelegenheit
in Wohlgefallen auflöſt.
Auch dieſer ausgelaſſene Schwank fand, unter der flotten
Spielleitung von Ruſolf Jelikoff, eine ausgezeichnete Auf=
führung
, in deren Mittelpunkt, alles durch ſeine Laune und ſein
Temperament mitreißend, als Gaſt Bruno Harprecht ſtand.
Eine ſchicke und gleich temperamentvolle Partnerin war ihm Hedi
Kuhn als Yvette. Die ebenſo ſteife und moraltriefende, aber
oberfaule Geſellſchaft aus Pleißenbach wurde durch Hans Ney,
Rudolf Jelikoff und Walter Straſſer glaubhaft verkör=
pert
, während Max Reichart als Fred und P. H. Schüßler
als James Elliſon das friſch=lebendige Element geſund vertraten.
Die kleineren Rollen waren, entſprechend verteilt, gut beſetzt.
Die Bühnenbilder beider Stücke waren ganz ausgezeichnet
und charakteriſtiſchen Rahmen gebend. Georg Pfeiffers Kunſt
verdient alles Lob. Das Publikum nahm auch die Nachtvor=
ſtellung
mit Intereſſe hin und ſpendete rauſchenden Beifall und
* X
Blumen.

Kunſt, Wiſſenſchaft und Leben.
* Georg Bünau: Wettinerhand im Vögte=
land
. Band IV der Bilder aus Thüringens Vergangenheit.
Herausgegeben von Dr. Werner Scholl. Leipzig, A. Deichertſche
Verlagsbuchhandlung, 1926. 242 Seiten. Gebunden 5 Mark.
Der Herausgeber hat, ſeinem Vorſatz getreu, auch in dieſem
Jahr einen neuen Band dieſer geſchichtlichen Romanreihe heraus=
gebracht
. Der Schauplatz iſt diesmal das Vogtland. Die geſchil=
derte
Zeit iſt die Mitte des 13. Jahrhunderts. Hauptperſonen
der Handlung ſind die Vögte von Weida, Plaue und Gera, Ahn=
herren
des Geſchlechts Reuß. Man darf nicht ein nach allen Rich=
tungen
durchgebildetes Kunſtwerk erwarten, ſondern mehr eine
geſchichtlich getreue Erzählung, die vor allem die deutſche Ver=
gangenheit
dem Leſer lebendig machen, den Heimatſinn wecken
und deutſche Art pflegen will. Von dieſem Geſichtspunkt aus
kann man ſich des neuen Bandes aufrichtig freuen. Er bietet ein
getreues Bild jener Zeit, ſchildert einläßlich und verläßlich, läßt
die Handlung ohne allzuviel Beiwerk in einfachen Bahnen, ver=
ſteht
es, das Intereſſe des Leſers wachzuhalten und flicht manche
Bemerkung ein, die zum Nachdenken reizt. Alſo ein gutes Buch,
zumal (aber nicht allein) für unſere männliche Jugend ſehr ge=
eignet
.
M. Schian, Breslau.

[ ][  ][ ]

Sonntag, den 18. Juli 1926

Nummer 197

Geite 6

Das ſchweizeriſche Automobilgeſetz. Die neue Geſetzesvorlage zur
einheitlichen Regelung des Automobil=Verkehrs in der Schweiz ſieht Be=
ſimmungen
über die Haftpflicht und über die obligatoriſche Verſicherung
nlicht nur der einheimiſchen, ſondern auch der ausländiſchen Fahrer vor.
Damit wird alſo eine Beſtimmung, die bisher ſchon für die
Schweizer galt, auch auf die Ausländer ausgedehnt. Die
usführungsbeſtimmungen für die Ausländerverſicherung
terden jedoch ſo gefaßt ſein, daß ſie nicht einer Einreiſeerſchwerung
gleichkommen, und daß darunter der Fremdenverkehr nach der Schweiz
licht leiden wird. Hierüber liegen bereits beruhigende Zuſicherungen der
Jundesbehörden vor. Das Geſetz unterliegt der Volksabſtimmung, die
dorausſichtlich zur Annahme des Geſetzes ſühren wird.
C. Die Juni=Witterung in Darmſtadt. Der erſte Monat des dies=
ihrigen
meteorologiſchen Sommers war vorwiegend trüb, kühl und
ctwas zu näß. Bis zum 19. lagerten barometriſche Tiefs im Norden
und Nordoſten, die uns kühle ſüdweſtliche und weſtliche Winde und faſt
täglichen Regen brachten, während das letzte Monatsdrittel unter der
Herrſchaft hohen Luftdrucks ſtand und von warmem, trockenem Wetter
begleitet war. Das Monatsmittel der Temperatur betrug 15,1 Grad
Celſius (1,8 under dem Durchſchnitt), während ſich die Gegenſätze auf 26,4
am 21. und 7,5 am 2. ſtellten. Die Zahl der Sommertage beſchränkte
ich auf einen, während der langjährige Durchſchnitt acht beträgt. Unter
den Windrichtungen herrſchte die ſüdweſtliche vor, doch war auch die
nordöſtliche häufig. Die Bewölkung war mit der Monatsziffer von 7,1
(1,5 über normal) eine hohe; heitere Tage fehlten, trübe gab es 12. Die
17. Tage mit Niederſchlag lieferten eine Summe von 74,2 Millimeter
(12 über dem Durchſchnitt), wovon auf 19. als dem regenreichſten Tag
18,8 entfielen. Die Zahl der Gewitter beſchränkte ſich auf 2. Die letzten
11 krockenen Tage förderten das Einbringen der reichlichen Heuernte.
Hinſichtlich der Regenſumme bildeten in Starkenburg die Gegenſätze
Böllſtein mit 126,7 und Gernsheim mit 42,7 Millimeter, in Rheinheſſen
Wöllſtein mit 87,5 und Alzey mit 56,0. In Oberheſſen war Friedberg
mik 110,3 der näſſeſte und Lauterbach mit 49 Millimeter die trockenſte
Stätion.
Lokale Veranſtaltungen.
Die blerunker erſchelnenden Notizen ſind ausſchließlich als Hinweiſe auf Anzeigen zu betractn
in keinem Faſſe irgendwie uls Beſprechung oder Kritü.
Der Traum von der ewigen Jugend iſt das Thema,
über das Herr Dr. Avemarie am Sonntag, den 18. Juli, abends 8½
Ihr, im Heim des Chriſtl. Vereins junger Männer, Alexanderſtraße
einen Evangeliſationsvortrag hält. Es iſt jedermann, insbeſondere die
Jugend, herzlich eingeladen. Der Eintritt iſt frei.
Tageskalender für Sonntag, den 18. Juli 1926.
Landestheater, Kleines Haus, nachm. 3½ Uhr, Familien= und
Fremdenvorſtellung zu ermäßigten Preiſen: Filmzauber. Abends
7 Uhr: Das Abenteuer der Marcheſa. Abends 10½ Uhr: Der
wahre Jakob. Beſſunger Herrngarten ( Orangeriegar=
ten
), vorm. 11 Uhr: Promenadkonzert. Nachm. 4 Uhr: Konzert und
Kinderfeſt. Abends 8 Uhr: Konzert und Tanz. Turnhalle
Woogsplatz, ab 7 Uhr: Familienkonzert. Hotel Prinz
Heinrich; Großes Gartenkonzert. Schloß=Café: Konzert.
Café Rheingold: Konzert und Tanz. Ludwigs=
höhe
: Konzert. Chauſſeehaus, nachm. 4 Uhr: Bürger=
Geſangverein Beſſungen: Sommerfeſt mit Tanz. Rummel=
bräu
, nachm. 4 Uhr: Schmetterlingsklub Wallachei: Sommerfeſt.
Garten=Reſtauration Eintracht, abends 8 Uhr:
Unterhaltungsmuſik.
Bundesfeſt d. Heſſ. Schützen=
bundes
zu Roßdorf, nachm. ½3 Uhr: Hiſtoriſcher Feſtzug.
Heſſ. Odenwald=Verein, Darmſtadt: Rheinfahrt bis
Koblenz. Kinovorſtellungen: Union=, Reſidenz=Theater,
Paläſt=Lichtſpiele.

Derge
e n
Sie nicht für die Reiſe mitzunehmen:
Robert Schneider: Gedichte in Heſſen= Darm=
ſtädter
Mundart. Mit ſieben Original=Holzſchnitten
von Hartmuth Pfeil . . . . . . . . Preis 2.80 Mk.
Robert Schneider: Die Wildſau un annern
uſiige Sache. Mit acht Original=Holzſchnitten von
Hartmuth Pfeil . . . . . . . . . . . Preis 2.80 Mk.
Wilhelm Diehl: Der gefangene Pfarrer. Eine ge=
ſchichtliche
Erzählung aus der Zeit des 3ojähr. Krieges.
In Ganzleinen=Geſchenkband . . . . Preis 4.50 Mk.

AUS KRIIIKEN
Wer Sinn hat für Alt=Darmſtädter Humor, für unver=
bildetes
heſſiſches Volkstum, wer herzlich lachen will, der
greife zu Schneiders Büchern. Die Geſchichte vom Rendner
Briehinkel die Parodie vom Erlkeenich wird man
ſo bald nicht vergeſſen.
Neue Badiſche Landeszeitung.
Wer nach den ernſien Stunden des Lebens das Bedürfnis
fühlt, ſein Gemüt zu befreien und zu erheitern und einmal
recht von Herzen zu lachen, der greife nach dieſen Blüten eines
geſunden Humors. Prof. Henkelmann im Bergſtr. Anzeigeblatt.
Der Gefangene Pfarrer iſt ein Meiſierſtück geſchichtlicher
und poetiſcher Darſiellung,
Mainzer Journal.

Zu baben in jeder Buchhandlung und in der Geſchäftsſtelle
L. C. Wittich’ſche Hofbuchdruckerei
Abteilung Buchverlag/Darmſtadt

Die Sprechſtunden der Fürſorge= und Beratungsſtelle für Lungen=
kranke
fallen in der Zeit vom 19. Juli bis 14. Auguſt d. J. aus
Auskunft wird während dieſer Zeit erteilt täglich von 89.30 Uhr
vormittags, ſowie Dienstags und Freitags von 34 Uhr nachmittags in
der Fürſorgeſtelle des Stadtkrankenhauſes, Grafenſtraße 9.

Kunſtnotizen.

Ueber Werte, Künſſler und künſtieriſche Veranſtaltungen, deren im Nachſſehenden Erwähnung
geſchſebt, behält ſich die Redaktion ibr Urteil vor.

* Palaſt=Lichtſpiele. Der Provinzonkel, Berliner Aben=
teuer
in 6 Akten. J. Tiedtke ſpielt den Provinzonkel famos, und Mar=
garete
Kupfer war die durchaus ebenbäirtige Gattin. Beide haben zum
luſtigen Erfolg das Erheblichſte beigetragen. Liane Haid zeigte als Tän=
zerin
, daß ſie vieles zugelernt hat. Sie hatte ausgezeichnete Momente.
Den pfiffigſten, geriſſenſten und in ſeiner Mimik unwiderſtehlichſten
Schieber ſtellte Siegfried Arno auf die Beine. Man hatte ſeine volle =
Freude an dieſem Burſchen, der auch, als alles ſchief geht, nicht einen
Augenblick ſeine gute Laune verliert. Die Photographie Otto Kantureks
hatte wunderbare Bilder vom Berliner Nachtleben eingefangen.
Marccos tollſte Wette ſpielen außer Marcco, dem Hauptdar=
ſteller
, Maria Minzenti, Hermann Pfanz, Jack Mylong=Münz, Viktor
Gehring in führenden Rollen mit. Neben der äußerſt ſpannenden, an
tollen Abenteuern und Senſationen überaus reichen Handlung, ſehen
wir die ſchönſten Landſchaftsbilder, und bringt uns dieſer Film von
London nach Calais, Lauſanne, Genua, Venedig, Trieſt, München, Ham=
burg
. Vom Münchener Rathaus iſt das Glockenſpiel wunderbar auf=
genommen
. Sehr viel Neues und Intereſſantes bringt uns die neue
Deulig=Woche. Motorrad=Geſchicklichkeitsfahren, die Schwebebahn auf
die Zugſpitze, neuer Flugzeugtyp, tollkühne Fallſchirmabſprünge, der
Flug zum Nordpol, die Norge auf Spitzbergen, Amundſen und ſein
Konkurrent Byrd dem Nordpol entgegen. Dieſes ganz hervorragende
und ſehenswerte Doppelprogramm gelangt nur noch heute Sonntag zur
Aufſührung.
Stimmen aus dem Leſerkreiſe

Gür die Veröffentlichung

zunwertuns; für ſie bleibt anf Grund des 9.21 Wſ. 2 des Preſſegeſetzes in vollem Umfonge
der Eitender verantwortlich.) Einſendungen, die nicht verwendet werden, können nicht
zurückgeſandt, die Ablebnung nicht Eearlindet werden
Herzlichen Dank der Behörde bzgl. Sperrung des Weges entlang der
ſog. Gichtmauer zwiſchen Dieburger= und Kranichſteinerſtraße für den
Verkehr mit Kraftwagen und Motorrädern. Wer geſehen hat, gerade in
letzter Zeit mit welcher Rſickſichtsloſigkeit gegenüber den Fußgängern
und Erholungsſuchenden, dieſer Weg befahren wurde, wird die Sper=
rung
mit größter Freude begrüßen. Nun noch eine Bitte. Polizei und
Feldſchutz, verfahren Sie rückſichtslos gegen die Radfahrer, die, entgegen
der Beſtimmung, den Fußweg entlang der Gichtmauer befahren und
die Fußgänger beläſtigen. Beſonders die jüngere Weiblichkeit glaubt,
das Recht zu haben, dieſe Beſtimmung ignorieren zu dürfen. Durch
unaufhörliches Klingeln verſuchen ſie, die Fußgänger zum Verlaſſen
des Fußweges zu zwingen.

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Nummer 192

Sonntag, den 18. Zuſ 4926

Seite 7

Aus Heſſen.
Starkenburg.

Eberſtadt, 17. Juli. Der Bahnübergang 30 der Mai=
Neckarbahn bei der Blockſtelle Tanne iſt geſchloſſen worden. Der Ver=
kehr
iſt auf den Bahnübergang an der Schlangenſchneiſe verlegt worden.
* Pfungſtadt, 17. Juli. Erntebeginn. Die Ernte hat in der
Gemarkung Pfungſtadt bereits begonnen. Insbeſondere wird eben die
Wintergerſte abgemäht. Bei dem letzten Gewitter ſchlug der Blitz
mehrmals in die elektriſche Lichtleitung. Außerdem wurde in der Nähe
der Modau ein Pappelbaum vom Blitz getroffen. Die diesjährige
Genearlvevſammlung des Ziegenzuchtvereins findet am Sonntag nach=
mittag
im Gaſthaus Zur Traube ſtatt
Hahn bei Pfungſtadt, 16. Juli. Arbeitsmarkt. Die Zahl
der Erwerbsloſen beträgt 36 darunter 8 weibliche. Zuſchlagsempfangs=
berechtigt
ſind 46 Perſonen. Am Sonntag mittag findet hier ein
Gemarkungsrundgang ſtatt.
* Ober=Ramſtadt, 16. Juli. Die Kirchenſteuerbeſcheide für 1926 ſind
in dieſen Tagen ausgegeben worden. Da das 1. Ziel ſchon fällig iſt,
eimpfiehlt es ſich, etwaige Einſprüche möglichſt bald bei den zuſtändigen
Stellen vorzubringen. Dabei iſt zu beachten, daß Einſprüche gegen die
Höhe der Kirchenſteuer, die ſich auf eine falſche Einſtufung in die Kirchen=
ſteuergruppen
gründen, unter Vorlage eines Nachweiſes über das Ein=
kommen
in 1924 bei dem Finanzamt Darmſtadt=Land anzubringen ſind.
Dagegen können Einſprüche, die ſich auf Arbeitsloſigkeit, Kurzarbeit oder
beſondere Notſtände gründen, an allen Wochentagen nachmittags zwiſchen
5 und 7 Uhr im Pfarrhaus hier erhoben werden. Zur ſelben Zeit iſt
der Pfarrer zu jeder Auskunft in Kirchenſteuerangelegenheiten bereit.
Belege über die Arbeitsloſigkeit ſind bei der Reklamation zu erbringen.
Michelſtadt, 17. Juli. Die Sommerferien an der Oberrealſchule
beginnen am 17. ds. Mts. und dauern 4 Wochen. Nachdem ſchon 14
Tage ſeit Beginn der Sommerferien an der Volksſchule verfloſſen ſind,
beginnt der Unterricht an derſelben wieder am 2. Auguſt. Die Lehrer
der Landwirtſchaftsſchule beabſichtigen mit ihren ehemaligen Schülern
am 23.-Juli eine Fahrt nach Ludwigshafen, zur Beſichtigung der dor=
tigen
Chemiſchen Fabrik. Straßenbau. Die Materialien für
das Kleinpflaſter der Frankfurter Straße ſind teilweiſe angefahren.
Die Anwohner der Frankfurter Straße leiden, durch den regen Auto=
verkehr
in derſelben, ſehr unter der Staubplage.

s. Aus dem Kreiſe Erbach, 17. Juli. Die Schülerfahrten an
den Rhein ſind nunmehr beendet. Sie fanden ſtatt am 9., 12., 13.
14. und 15. Juli; die Anmeldungen waren nämlich ſo zahlreich erfolgt
daß dieſe fünf Fahrten mit je zirſa 800 Teilnehmern erfolgen konnten.
Sämtliche Fahrten waren vom beſten Wetter begüinſtigt, was für deren
Gelingen doch ſehr weſentlich war. Die Stimmung der Jugend war ſtets
ausgezeichnet, denn was gab es da alles zu ſehen war doch alles neu,
ſo ganz anders als zu Hauſe. Hier Burgen und Himmel, Wald, Wieſen
und kleine Dörfer, Ruhe und Stille dort ein breiter Strom, durcheilt
von großen und kleinen Fahrzeugen, ſchöne Städte und Städtchen, Bur=
gen
und Weinberge, alles Leben und Bewegung. Die jugendlichen Rei=
ſenden
waren darum auch bis zum letzten Ende des Ausflugs lebendig
und munter. Wohl floß manches Schweißtröpflein, wohl vermißte man
zuweilen die kühle heimatliche Quelle, die raſch den brennenden Durſt
tillt. Dieſe kleinen Reiſebeſchwerden ſind jedoch bald vergeſſen, doch die
gewonnenen Eindrücke haften im kindlichen Gemüt und werden die Kin=
der
bis in ihre ſpäten Lebensjahre hinein begleiten.
*Von der Bergſtraße, 17. Juli. Neue Kartoffeln. Die erſten
neuen Kartoffeln ſind nun käuflich zu haben; dieſe koſteteten zuerſt 10
Pfg. das Pfund, nun kann man ſie in den Läden ſchon zu acht Pfg.
haben. Alte gute Speiſekartoffeln werden ſchon für 2,50 Mk. pro Ztr.
abgegeben. Für Johannisbeeren und Stachelbeeren zahlen die Händ=
ler
1012 Pfg. Neben den Frühbirnen gibt es nun auch Pfirſiche,
Mirabellen, Pflaumen und Aprikoſen. Der Preis richtet ſich nach der
Qualität. Brieftauben. Am großen Brieftaubentag in Wien
beteiligten ſich auch einige Weinheimer Brieftaubenzüchter. Am Sonn=
tag
morgen wurden die Tierchen zum Heimflug aufgelaſſen, und ſchon
am Nachmittag um 5 Uhr trafen die erſten Tauben dahier an, andere
erſt am Montag.
Aus dem Kreiſe Heppenheim, 17. Juli. Straßenſperre.
Wegen Ausführung von Kleinpflaſterarbeiten wird die Neckarſtraße
Hirſchhorn, d. h. die Strecke vom Gaſthaus Zum Naturaliſter
bis zum Bahnhofsgebäude von Montag, den 19. Juli ab, auf vorläufig
4 Wochen für ſämtlichen Fuhrwerks=, Auto= und Motorradverkehr ge=
ſperrt
. Der leichte Fuhrwerks=, Perſonenauto= und Motorradverkehr
wird in Hirſchhorn, wie an den Abſperrſtellen angegeben, umgeleitet;
bei Laſtkraftwagen kann dies nicht geſchehen.
Hirſchhorn, 17. Juli. Waſſerſtand des Neckars am
16. Juli 1,05 Meter, am 17. Guli 1,32 Meter. Stillſtand.
* Lampertheim, 17. Juli. Die letzte Sitzung des Gemeinderats
galt der Beratung des Voranſchlags und der dadurch bedingten Feſt=
ſetzung
der Höhe der Gemeinedſteuerausſchläge. Es wurde ein Schreiben
des Bürgermeiſters an die Gemeinderatsmitglieder zur Verleſung ge=
bracht
, welches ſich mit der Finanzlage der Gemeinde befaßt. Vor
Eintritt in die Tagesordnung übergab der Wortführer der Fraktion der
Deutſchen Volkspartei ein Schreiben, nach welchem dieſe beantragt,
Rubrik 22: allgemeine Verwaltung, geſondert zu beraten, und machte
hierzu die nötigen Ausführungen. Die Finanznot der Gemeinde erfor=
dere
die Durchprüfung der für die einzelnen Beamten, Angeſtellten und
Arbeiter feſtgeſetzten Gehälter. Es könne dies durch eine zu bildende
Kommiſſion vorgenommen werden. Die anſchließende Ausſprache führte
denn auch bei der Abſtimmung mit 15 gegen 10 Stimmen zur Bildung
einer ſolchen, die ſich aus den Gemeinderatsmitgliedern Kärcher, Bär und
Schmidt von der Deutſchen Volkspartei und Malzner vom Zentrum zu=
ſammenſetzt
. Dem Antrag verſagten Kommuniſten, Sozialdemokraten
und linker Flügel des Zentrums ihre Billigung. An den weiteren Ru=
briken
des Voranſchlags wurden teilweiſe noch einige Aenderungen vor=
genommen
. Nachdem dieſe erfolgt, ſoll der Haushaltsplan zur Geneh=
migung
vorgelegt werden. Vorläufig ſieht dieſer in Einnahme und Aus=
gabe
525 363,40 Rm. vor. Nach dem Voranſchlag ſind an Gemeinde=
umlagen
172 000 Rm. aufzubringen. Sodann ſtanden auf der Tages=
ordnung
noch 6 Wirtſchaftskonzeſſionsgeſuche, welche genehmigt wurden,
da es ſich teilweiſe um Uebergänge handelt. Unter Mitteilung wird
zunächſt einem Geſuch des roten Frontkämpferbundes um Ueberlaſſung
des Sedanplatzes als Feſtplatz gelegentlich ſeiner demnächſt ſtattfindenden
Fahnenweihe zugeſtimmt. In nächſter Zeit ſoll die einheitliche Vertil=
gung
der Ratten durchgeführt werden. Jeder Einwohner hat ſich der
Anordnung zu fügen. Die Koſten des Verfahrens ſtellen ſich ſür ein
größeres Gehöfte auf 1.50 Rm., für ein kleineres auf 1 Rm., jedoch ſollen
noch Unterhandlungen gepflogen werden, ob ſich nicht eine Verbilligung
ermöglichen läßt. Das Elektrizitätswerk Rheinheſſen erhält die Ge=
nehmigung
, auf dem Sedanplatz einen Leitungsmaſt aufzuſtellen, um von
dieſem aus leichter die Beleuchtung des Platzes bei Feſtlichkeiten und
Schauſtellungen durchführen zu können. Dem Wirt Zum Rheingold
Philipp Heiſelbetz, wird geſtattet, von der Kaiſerſtraße nach ſeinem Keller
einen überdeckten Schacht anzulegen. Für das Gauturnfeſt in Bür=
ſtadt
werden dem dortigen Turnverein zwei Waldhütten leihweiſe über=
laſſen
. In nichtöffentlicher Sitzung wurden dann die Darlehensgeſuche
erledigt.
* Aus dem Lande, 17. Juli, wird uns geſchrieben: Am 1 September
1922 wurde die frühere Medizinalkaſſe des ehemaligen Großherzogtums
Heſſen in die Heſſiſhe Beamtenkrankenkaſſe umgewandelt, der dann die
Gemeindebeamten, die Volksſchullehrer, die mittleren und die oberen
Staatsbeamten (von Beſoldungsgruppe 10 ab) beitreten konnten. Nach=
dem
auch die meiſten Beamten durch die Geldentwertung ihr Vermögen
verloren haben, iſt eine ſolche Kaſſe als Sicherung gegen größere Krank=
heitsfälle
durchaus notwendig. Die bisher ſegensreich wirkende Kaſſe
hat nun im verfloſſenen Geſchäftsjahre mit einem erheblichen Fehlbe=
trage
man ſpricht von 146 000 Mark abgeſchloſſen, den nun die
Mitglieder durch erhöhte Beiträge decken müſſen. Da die Kaſſe eine
ſtaatliche Einrichtung iſt, hat die Staatskaſſe den Fehlbetrag einſtweilen
vorgelegt. Der Fehlbetrag iſt zweifellos dadurch entſtanden, daß die
Leiſtungen der Kaſſe über ihre Kraft gingen. Es ſcheint aber auch
nicht oft genung der Stand der Kaſſe feſtgeſtellt worden zu ſein. Be=
kannt
iſt ja, daß man im vergangenen Jahre den Unterſchlagungen an
der Kaſſe in Höhe von 9225 Mark nur dadurch auf die Spur kam, daß
ſich die beiden Beamten, die die Unterſchlagungen begingen, durch zu
große Ausgaben verdächtig machten. In bedenklichem Umfange ſind vor
allem die Koſten für Aerzte und Zahnärzte geſtiegen, während die
Koſten für Krankenhausbehandlung und Heilmittel faſt unverändert
blieben. Um des Fehlbetrages Herr zu werden, mußte die Kaſſe ihre
Leiſtungen bereits einſchränken. Eine weitere Maßnahme zur Erzielung
von Erſparniſſen ſoll der Abbau der Abgabeſtelle für Heilmittel in
Darmſtadt ſein, da die Einrichtung nur von einem Bruchteil der Mit=
glieder
benutzt werden kann. Vor allem aber verlangen die Mitglieder
Einfluß auf die Geſchäftsführung der Kaſſe. Die Kaſſe beſitzt zurzeit
wohl einen Beirat, zuſammengeſetzt aus Vertretern der Standes=
vereine
der Beamten; aber daß ihm Beſchwerden vorgelegt werden, kann
dieſer Beirat nicht verlangen. Er iſt in der Hauptſache nur gutachtlich
zu hören. Man iſt in Beamtenkreiſen der Meinung, daß es noch man=
ches
Kopfzerbrechen machen wird, bis der Fehlbetrag beſeitigt und
Sicherungen gegen Wiederholung einer ähnlichen Ueberraſchung ge=
troffen
ſind.

Die öffentlichen Sparkaſſen im Freiſtaat
Heſſen und die öffentliche Lebensverſicherung.
Um die Spartätigkeit der Einwohner des Freiſtaates Heſſen auf dem
Wege über die Lebensverſicherung zu fördern, hat der Heſſiſche Spar=
kaſſen
= und Giroverband in Darmſtadt in ſeiner Mitgliederverſammlung
am 31. März d. Js. den Beitritt als Grindungskörperſchaft zur Heſſen=
Naſſauiſchen Lebensverſicherungsanſtalt in Wiesbaden beſchloſſen. Die
Heſſen=Naſſauiſche Lebensverſicherungsanſtalt in Wiesbaden iſt auf öffent=
lich
=rechtlicher Grundlage von den beiden Bezirksverbänden des Regie=
rungsbezirks
Wiesbaden und Kaſſel, die auch die unbeſchränkte Haftung
für die Verpflichtungen der Anſtalt übernommen haben, in den Jahren
1913 bzw. 1918 für die preußiſche Provinz Heſſen=Naſſau gegründet
worden. Durch den Beitritt des Heſſiſchen Sparkaſſen= und Girover=
bandes
in Darmſtadt und demnächſt auch der Heſſiſchen Landesbank und
der Heſſiſchen Kommunalen Landesbank in Darmſtadt als Gründungs=
lörperſchaft
wird die Heſſen=Naſſauiſche Lebensverſicherungsanſtalt in
Wiesbaden zu einer Groß=Heſſen=Naſſauiſchen Lebensver=
ſicherungsanſtalt
, öffentliche Verſicherungsanſtalt
ür den Freiſtaat Heſſen und die preußiſche Provinz
Heſſen=Naſſau erweitert. Die erweiterte Anſtalt gilt damit als
einheimiſche (Heſſiſche) öffentliche Lebensverſicherungsanſtalt.
Die Aufnahme der Lebensverſicherung durch die öffentlichen Spar=
kaſſen
in Heſſen gehört ohne weiteres zu deren Aufgabenkreis. Die
Lebensverſicherung an ſich iſt nur eine beſondere Art des Sparens mit
dem in der jetzigen Wirtſchaftszeit beſonders bedeutungsvollen Moment
des regelmäßigen Sparzwanges. Die neue Tätigkeit unſerer heſſiſchen
Sparkaſſen verdient daher um ſo größeren Erfolg, als die aus Heſſen
mit Hilfe der Lebensverſicherung aufkommenden Kapitalien nur den Ein=
geſeſſenen
in Form von Hypotheken uſw. durch die Sparkaſſen wieder
zugeführt werden, was für den weiteren Aufbau unſerer heimiſchen Wirt=
ſchaft
von erheblicher Bedeutung ſein wird.
Hinſichtlich der Erfolge der öffentlichen Lebensverſicherungsanſtalten
in Deutſchland ſei bemerkt, daß dieſe nach vorläufigen Feſtſtellungen im
Jahre 1925 einen Antragszugang von 386 Millionen Goldmart Verſiche=
rungsſumme
erzielten. Dieſer Zugang überſteigt den des Jahres 1924
noch um 62 Millionen Mark. Der geſamte Antragszugang ſeit Stabili=
ſierung
der Währung erreichte bisher die Höhe von rund 850 Millionen
Mark. Mit dieſen Erfolgen ſteht die öffentliche Lebensverſicherung an
der Spitze aller deutſchen Lebensverſicherungsunternehmungen.

Gernsheim, 17. Juli. Waſſerſtand des Rheins am
17. Juli 2,34 Meter.
Groß=Gerau, 17. Juli. Filmverbot. Der bekannte Film
Grüß mir das blonde Kind am Rhein iſt durch die Beſatzungsbehörde
für das beſetzte Gebiet verboten worden. Ferner weiſt das Kreisamt
darauf hin, daß das Verbot der Rheinlandkommiſſion, Selbſtſchüſſe zu
Jagd= und Sicherheitszwecken zu legen, nach wie vor beſteht. Blitz=
ſchlag
. Während des letzten Gewitters, das über dem Ried zur Ent=
ladung
kam, ſchlug der Blitz hier mehrmals ein. In der Bierhandlung
Metzger, Felſenkeller, ſchlug der Blitz in dem Augenblick in das Anweſen
ein, als es von einem Manne betreten wurde. Dieſer wurde betäubt.
Die Freiwillige Sanitätskolonne leiſtete ihm die erſte Hilfe. Auch in der
Mainzer Straße ſchlug der Blitz in eine Hofreite und riß mehrere Dach=
ziegel
vom Hauſe. Die im Laufe des Unwetters niedergehenden Regen=
maſſen
waren ſo ſtark, daß das Waſſer an mehreren Stellen in die Keller
der Häuſer drang. In einem Stalle in der Mainzer Straße ſtand das
Vieh bis zu den Knöcheln im Waſſer. Todesfall. Die langjäh=
rige
Lehrerin an der hieſigen Volksſchule und Realſchule, Fräulein Anna
Stumpf, iſt im Alter von 68 Jahren geſtorben. An ihrem Grabe
widmeten ihr Studiendirektor Dr. Lettermann für die Realſchule und
Rektor Schneider für die Volksſchule ehrende Nachrufe. Die Ge=
richtsferien
haben begonnen. Während der Ferien werden vom
Amtsgericht Groß=Gerau nur die ausdrücklich als Ferienſachen bezeich=
neten
Strafſachen erledigt.
Ck. Wixhauſen, 17. Juli. In der Nacht auf Freitag wurde das hie=
ſige
Verkaufsgebäude des Konſumvereins von Dieben heimgeſucht. Der
oder die Diebe hatten es hauptſächlich auf Kleidungsſtücke abgeſehen.
Nachforſchungen ſind bereits im Gange.
WSN. Offenbach, 17. Juli. Eine Einbrecherbande in
Offenbach dingfeſt gemacht. Der Kriminalpolizei iſt es jetzt
endlich gelungen, die Einbrecherbande, die in den letzten Monaten in
Offenbach, Bürgel, Oberrad, Mühlheim und anderen Mainorten zahl=
reiche
ſchwere Einbruchsdiebſtähle, hauptſächlich in Gaſtwirtſchaften,
Metzgerläden, Trinkwaſſerhäuschen uſw. gemacht hat, feſtzunehmen. Es
handelt ſich um ſieben junge Burſchen zumeiſt aus Offenbach und Ober=
rad
, die alle im Alter von 1921 Jahren ſtehen. Hauptſchlich hatten ſie
es auf Zigarren, Zigaretten, Schnaps, Wurſtwaren und Schokolade ab=
geſehen
. Aber auch Fahrräder haben ſie mitgehen heißen. Die Geſell=
ſchaft
wird ſich demnächſt wegen Bandendiebſtahls vor Gericht zu ver=
antworten
haben.
* Offenbach, 17. Juli. Der am 30. Juni ds. Js. an dieſer Stelle
gebrachte Artikel über die neuen evangeliſchen Kirchenſteuern bedarf
der Richtigſtellung. Die evangeliſchen Kirchenſteuern für das Jahr 1926
ſind gegenüber denjeningen für 1925 tatſächlich von 22 Proz. auf 15
Proz. der Einkommenſteuer gefallen. Als Berechnungsgrundlage diente
bei Gehalts= und Lohnempfängern für 1925 das Einkommen im Jahre
1924 und für 1926 das Einkommen von 1925. Die Vermehrung der
Steuergruppen hat nicht ungünſtig für den Steuerpflichtigen gewirkt,
ſie iſt vielmehr als durchaus gerecht zu begrüßen. Im allgemeinen hat
das Finanzamt auch ſehr vorſichtig eingeſchätzt. Aus dem Kirchenſteuer=
beſcheid
, iſt die Steuerberechnung erſichtlich, und für jeden Pflichtigen
iſt das Nachrechnen leicht möglich: 15 Proz. des für jede Einkommen=
teuergruppe
unter Berückſichtigung des Familienſtandes feſtgeſetzten
Einkommenſteuer=Pauſchbetrages ergeben die Kirchenſteuer (7 Prozent
Zu dem Kernpunkt
Landes= und 8 Prozent Ortskirchenſteuer).
der Angelegenheit wird uns von unſerem Berichterſtatter geſchrieben:
Es ſoll garnicht beſtritten werden, daß die Kirchenſteuer von 22 auf
15 Prozent der Einkommenſteuer geſunken iſt. Um ſo auffallender iſt
aber die Tatſache, daß die Lohn= Gehaltsempfänger, gleiches Einkommen
in den Jahren 1924 und 1925 vorausgeſetzt, mehr Kirchenſteuern als
1925 zahlen müſſen. Die Vermehrung der Steuergruppen mag als
durchaus gerecht zu begrüßen ſein, Tatſache iſt und bleibt, wie man
ſich durch Umfragen leicht überzeugen kann, daß hier die Vermehrung
der Steuergruppen die Pflichtigen ſchärfer heranzieht. Stichproben,
von amtlicher Seite vorgenommen, werden die Richtigkeit dieſer Feſt=
ſtellung
erweiſen. So wirkt ſich die Vermehrung der Steuergruppen
in Wirklichkeit ungünſtig für die Gehalts= und Lohnempfänger aus.
Daß darin Abſicht lag, ſoll auch heute nicht behauptet werden.
Rheinheſſen.
R. Oppenheim, 16. Juli. Während der Beurlaubung des Kreis=
veterinärarztes
Dr. Engelmann zu Oppenheim, die am 19. d. M. be=
ginnt
, wird dieſer im ſüdlichen Teil des Kreiſes Oppenheim vertreten
ch das Kreisveterinäramt Worms, im Norden und Weſten durch die
d.
Aemter zu Mainz bzw. Alzey und Bingen. Die Vertretung in der
Fleiſchbeſchau geſchieht durch die Veterinärärzte Weißheimer in
Guntersblum für Oppenheim, Dienheim und Ludwigshöhe, Dr. Mayer
in Undenheim für Dalheim und Frieſenheim, Dr. Zimmer in Boden=
heim
für die Orte Dexheim, Schwabsburg, Nackenheim und Nierſtein.
r. Biſchofsheim, 17. Juli. Gemeinderat. Der Bürgermeiſter
eröffnete am Mittwoch abend nach kurzen Begrüßungsworten die Ge=
meinderatsſitzung
. Vor Eintritt in die Tagesordnung wurde eine Be=
chwerde
ſeitens des Gemeindeparlaments vergebracht, und zwar darüber,
daß zwiſchen den einzelnen Gemeinderatsſitzungen große Pauſen ſeien,
trotzdem genügendes Material vorliege. Es ſei dies weiter nichts als
eine Verſchleppungspolitik über Gemeinderatsbeſchlüſſe. Es ſoll künftig
eden erſten und dritten Mittwoch eine Gemeinderatsſitzung ſtattfinden.
An Hand einer Aufſtellung wurde vorgebracht, daß mehrere früher ge=
faßte
Gemeinderatsbeſchlüfſe bis jetzt noch nicht erledigt ſeien, und man
erwarte deren Erledigung bis zur nächſten Sitzung. Es wurde ſcharf
die allgemeine Geſ häftsführung kritiſiert und eine beſſere Führung ver=
langt
. Der Bürgermeiſter will in nächſter Sitzung über die einzelnen
Punkte Rechenſchaft und Aufklärung geben. Den Bauluſtigen wird
eine ſteuerliche Erleichterung für Neubauten zuteil. Den Bauenden,
die im Kalenderjahr 1926 mit ihrem Wohnungsbau beginnen, wird die
Gemeindegrundſteuer in Höhe von 3 Prozent auf Antrag von der Fertig=
ſtellung
des Wohnhauſes an und für die nächſten fünf Jahre zurück=
erſtattet
. Die Steuer bezieht ſich nur auf das Gebäude, nicht aber auf
die Hofreite. Ein Bau wird als begonnen betrachtet, wenn mit dem
Mauerwerk angefangen wird. Mik dem Bau muß innerhalb eines Jah=
res
begonnen werden. Der Gemeinderechner hat eine Dienſtkaution von
6000 Mark (wertbeſtändige Hypothek) zu ſtellen und wird ſein Grund=
ſtück
mit einer Sicherungshypothek von 6000 Goldmark belaſtet, da man
Bargeld heute nicht in dieſer Höhe verlangen kann. Für die Aus=
rüſtung
eines Elektrikers bei der Feuerwehr werden die nötigen Mittel
bewilligt, da dies von außerordentlich großer Wichtigkeit iſt, zumal heute
ſiberall Hochſpannungsleitungen in den Orten ſind und durch dieſe bei
Bränden viele Unglücksfälle entſtehen können.
1

Oberbeſſen.
Büdigen, 16. Juli. In dem neuen Kreisamtsgebäude wurde die
erſte Kreistagsfitzung unter dem Vorſitz des Kreisdirektors Dr. Gaßner
abgehalten. Es galt, den Voranſchlag der Kreiskaſſe für 1926 zu beraten.
Er wurde nach längerer Ausſprache mit einer Einnahme und Ausgabe
in Höhe von 648 160 Mark genehmigt. Auch die Kreisſteuer von 270 900
Mark wurde bewilligt. Die Grund= und Gewerbeſteuer ſoll ſchärfer her=
angezogen
, die Sonderſteuer vom bebauten Grundbeſitz entlaſtet werden.
Die Ausführungen des Schularztes waren außerordentlich intereſſant.
Bei dem Bericht über den Geſundheitszuſtand der Schulkinder hob er
beſonders hervor, daß die Schilddrüſenſchwellung im Kreiſe Büdingen
unter den Schülern ſehr verbreitet ſei, 25 Prozent aller Kinder litten
darunter. Im kommenden Jahr ſollen Heilverſuche mit Jodtabletten ge=
macht
werden. Der Vorſitzende teilt mit, daß das Kinderheim in
Bingenheim einen erſreulichen Aufſchwung nehme. Es iſt dies ein ſo=
ziales
Inſtitut des Kreiſes, das für die amren Kinder ſich ſegensreich
bewährt hat. Der Kreistag beſchloß, anfangs September eine gemein=
ſame
Beſichtigung des Kreiskinderheims vorzunehmen. Die durch die
Nidder=Regulierung entſtandenen Aenderungen der Gemarkungsgrenzem
Leuſtadt=Glauberg=Effolderbach=Stockheim wurden gutgeheißen.
b. Friedberg, 16. Jali. In der öffentlichen Stadtverordnetenſitzung
vom 14. Juli, die von dem Beigeordneten Windecher geleitet wurde,
beſchloß man nach einem Referate des Beigeordneten Dr. Leuchtgens
die Errichtung einer Wohnbaracke auf dem Gelände vor der früheren
Bergkaſerne. Die Baracke ſoll acht Wohnungen mit Einzelzimmern und
Zubehör enthalten und ſoll in erſter Linie dazu dienen, Wohnungsloſen
ein Obdach zu gewähren. Die Notwendigkeit der Errichtung wurde ein=
ſtimmig
bejaht, bei größeren Familien kann auch eine Zuteilung größerer
Näume ſtattfinden. Bei dieſer Gelegenheit kam auch die Vergebung der
Arbeiten zur Sprache und wurde gewünſcht, daß von den Unternehmern
eine möglichſte Berückſichtigung der hieſigen Arbeitsloſen ſtattfinden ſolle,
Bad=Nauheim, 17. Juli. Der Taunus zeigt in dieſem Sommer
wieder einen ganz beſonderen Beerenreichtum, Heidelbeeren und Him=
beeren
liefern bereits, gute Erträge und täglich wandern ganze Scharem
von Leuten aus den Taunusdörfern ins Gebirg, um die Beeven zu
ſammeln und auf den Markt zu bringen. Die Beerenernte iſt eine will=
kommene
Verdienſtgelegenheit für viele Arbeitsloſe. Auch eine gute
Haſelnußernte ſcheint der Taunus liefern zu wollen. Die Sträucher
zeigen einen guten Behang.
Bad=Nauheim, 17. Juli. Zur Genugtuung der zahlreichen mit
dem Ferienbeginn eingetroffenen Gäſte hat die Schönwetter=Peviode
dieſer Tage über das Landſchaftsbild den Glanz des Hochſommers ge=
egt
. Auf den idylliſchen Ruheplätzen des ausgedehnten Kurparks, am
Großen Teich und in den nahegelegenen ſchattigen Laub= und Nadel=
waldungen
läßt ſich ſelbſt ein überreicher Segen an Wärme und Licht
leicht ertragen. Beſonders bequem kann man in der kühlen Salzluft
der Gradierwerke, im Luftbad und im Strandbad an der Uſa einer zu
geſtrengen Regentſchaft der Sonne trotzen. Vor allem ſchätzbar ſind die
durch den dann einſetzenden Taunuswind ſtets kühlen Sommerabende,
die den feenhaften Reiz einer Parkbeleuchtung oder eines Feuerwerks
doppelt genußreich machen. Im Auguſt iſt ein großes Tennisturnier
vorgeſehen, das gemäß den Traditionen Bad=Nauheims wieder ein ſport=
liches
und geſellſchaftliches Ereignis werden wird.
WSN. Bad Nquheim, 16. Juli. Staatspräſident Ulrich, der die
heilkräftigen Quellen Bad Nauheims ſchon mehr als 3 Jahrzehnte zur
Stärkung ſeiner Geſundheit benutzt, iſt mit Gemahlin zum Kurgebrauch
hier eingetroffen. Ein wie lohnendes Geſchäft das Betteln
auch in der heutigen ſchweren Zeit noch ſein kann, düirfte nachſtehender
Vorfall wieder treffend beweiſen. Am vergangenen Sonntag, der unſerem
Bad außerordentlich lebhaften Verkehr brachte, wurde im hieſigen Park
ein Bettler aufgegriffen, der im Beſitz von 87 RM. war, die er ſich im
Laufe des Tages im Park und in deſſen Umgebung erbetkelt hatte.
* Aus der Wetterau, 17. Juli. Die Ernte hat begonnen, als
erſtes Getreide wird die Wintergerſte geſchnitten. Der Stand des Ge=
treides
iſt gut, die Lagerung iſt nicht ſo ſchlimm, wie man zuerſt annahm,
auch die Schädlinge und Getreidekrankheiten ſcheinen durch die Frucht=
barkeit
des Wetterauer Bodens gut überwunden worden zu ſein. Zum
Glück wurde beſonders der Kern der Wetterau von ſchweren Unwettern
verſchont. Die Landwirte hoffen, in dieſem Jahre in ausgedehntem
Maße die Mäh= und Bindemaſchinen benutzen zu können, was die Ar=
beiten
außerordentlich erleichtert und beſchleunigt.
* Gießen, 17. Juli. Schwere Einbrüche vor dem Schöf=
fengericht
. Der Taglöhner Peter Fiſcher war in die Lehrerwoh=
nung
zu Petterweil eingedrungen und ließ ſämtliche Lebensmittel
mitgehen. Zum Hohn ließ er eine faſt geleerte Weinflaſche auf dem
Tiſch ſtehen. Er wurde zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt. Der
Anſtreicher Karl Müller wohnte zu Lauterbach bei Frl. Auguſte
Scheer und ſtahl ihr 110 Mk. und Wertgegenſtände; bei Gaſtwirt Wien=
hold
brach er ein und entwendete 60. Mk. Da Müller wegen Diebſtahl
ſechsmal vorbeſtraft iſt, wurde er zu einem Jahr 7 Monate Zuchthaus
verurteilt. Der Verſuch des Einbruchs in eine Jägerhütte bei Ober=
Erlenbach brachte einem dortigen Arbeiter 5 Monate Gefängnis
ein. Der Jagdpächter Reuter hatte ihn bei der Tat erwiſcht.
* Gießen, 17. Juli. Zwei große ſtudentiſche Feſtlich=
keiten
finden in den jetzt begonnenen Sommerferien ſtatt. Morgen
begeht die Burſchenſchaft Germania ihr 75 jähriges Jubiläum, und in
14 Tagen feiert das Corps, Starkenburgia ſein 100 jähriges Beſtehen.
Die Geſchichte der Burſchenſchaft Germania iſt auf das engſte mit der
Envwicklung Gießens als Unwerſitätsſtadt verbunden. Zwiſchen 1815
und 1820 bildete ſich die erſte Burſchenſchaftliche Vereinigung unter dem
Namen Die chriſtlich deutſche Germania. Man hielt ſie für eine po=
itiſche
Verſchwörervereinigung, und die Behörde bekämpfte ſie aufs hef=
igſte
, denn man verſtand damals noch nicht den Gedanken an ein großes
einiges Deutſchland, welches das Ziel der Germania war. Jr
Sommerſemeſter 1851 konnte endgültig die Burſchenſchaft Germania
gegründet werden, die aber erſt 1863 die offizielle Anerkennung des
Senats fand. 1871 ging das Burſchenſchafterideal in Erfüllung. 1901
feierte die Germania ihr 50jähriges Jubiläum und weihte ihr eigenes
Haus ein. Die Stadt iſt reich in ſtudentiſchen Farben geſchmückt.
* Ettingshauſen, 16. Juli. Fortgeſetzte ſchwere Diebſtähle wurden
hier in letzter Zeit verübt. Dem Händler Wilhelm Fuchs wurde die
Ladenkaſſe geplündert und der Inhalt in Höhe von 200 Mark geſtohlen.
Der Frau des Bahnvorſteh
s Joſt wurden 20 Mk., einem anderen
Einwohner Geld nebſt Brieftaſche geſtohlen. Man iſt der Täterin auf
der Spur, die Staatsanwaltſchaft wird ſich mit den Diebſtählen dem=
faſſen
, da Anzeige erfolgt iſt.
nächſt
Ulrichſtein, 17. Juli. Eine nette Ueberraſchung wider=
fuhr
einem Landwirt, der mit dem Landauer auf den Hoherodskopf
ahren wollte. In der Nähe unſeres Städtchens wurde die anfangs
laute Unterhaltung der Wagengeſellſchft etwas ruhiger. Da hörte man
ſeltſame Töne aus dem Innnern des Wagens kommen, erſtaunt ſchauten
ſich die Reiſenden an, man dachte an einen Bauchredner. Der Kutſcher=
ſitz
wurde aufgehoben, mit geſträubtem Gefieder und zornigem Gegacker
flog eine Henne heraus und ſetzte ſich auf die Lehne. Im Kaſten aber
piepſten acht muntere Hünchen, die gerade aus den Eiern geſchlüpft
waren und ſich ob der Störung höchſt verwunderten. Was war zu tun?
Man ergriff die ſich zur Wehr ſetzende Henne und ſteckte ſie wieder zu
hren Kindern, und weiter ging die Fahrt dem Ziele zu. Am Abend
erreichte die glückliche Mutter mit ihren 8 Kleinen wieder ihr Heimat=
dorf
.
* Aus dem Vogelsberg, 17. Juli. Eine Schäferhütte aus=
geraubt
haben Diebe am Hof Schönau bei Gedern. Auch dem
Schäfer Link aus Oberſeemen wurde vorige Woche die Wäſche aus
ſeiner Hütte entwendet.

IV. 8600)

lch
rauche
fast
micht
mehr

Herz und Hausarzt haben es mir verboten. Einst
rauchte ich leidenschaftlich, darum brauche ich jetzt
einen Ersatz, der mich das Rauchen verschmerzen
1äßt. Nach allen Versuchen bin ich bei diesen
Pfeffermünztäfelchen geblieben; sie regen an und
sind doch fürs Herz unschädlich. Achten Sie aber
auf den Namen der echten

r. MLLER8
PFEFFERMÜNZ

Vertr./ O. Brückmann, Darmstadt, Rheinstr. 12½

[ ][  ][ ]

Seite 8

Sonntag, den 18. JZuli 1920

Nummer 192

Wanderfahrten im Kanu.
Freiluftleben / Lagerromantik.
Heut wirft mich aus der Stube
Ein ſtarker Sonnenſchein,
Friſch auf, mein Schifferbube,
Es muß gerudert ſein!
Scheffel.
Eine ganze Reihe von Jahren ſpäter, als der Schneeſchuh vom
hohen Norden her ſich die Welt zu erobern begann, hat das Kanu, deſſen
Urheimat bekanntlich gleichfalls in den nördlichſten Regionen unſerer
Erde zu ſuchen iſt, ſeinen Siegeszug angetreten. Heute erfreuen ſich viele
Tauſende der Segnungen, die das kleine, aber überaus praktiſche Wander=
boot
ſeinen Beſitzern vermittelt. Ueberall, auch in Deutſchland, auf
Flüſſen, Seen, ja ſelbſt auf den ſtürmiſch dahin jagenden Wildflüſſen des
Hochgebirges iſt das flinke, wendige Paddelboot zu finden.
Zu Hauſe, unter meinen Büchern ruht ein kleines, ſchlichtes Buch,
mein Wanderbuch. Es beſitzt keinen Ledereinband und auch keinen Gold=
ſchnitt
, aber es iſt mir wertvoller als alle anderen. In ihm ſind meine
Erlebniſſe, weine Eindrücke und meine Begegnungen, wie ich ſie auf
vielen frohen Fahrten in die engere Heimat und die ſchöne weite Welt
hatte, eingetragen. Gern greife ich in ſtillen Mußeſtunden zu dieſem
Büchlein und blättere in ſeinen vielfach vergilbten Seiten, die ſo viele
liebe Erinnerungen in mir wachrufen. Da iſt vor allem immer die Er=
innerung
an köſtliche Tage der Freiheit und des herrlichen Ungebunden=
ſeins
, von denen jeder ein Sonntag war. Oft war ich allein, oft aber
auch im Kreiſe gleichgeſinnter, froher Wandergefährten. Stetig trug der
Strom mein Schifflein nahen oder fernen Zielen entgegen, und damit
neuen Eindrücken und Erlebniſſen. Wie oft wurde ich Zeuge ſeltſamer
Kontraſte. Ich durchfuhr weite Flußſtrecken, ohne daß ich mit Menſchen
in irgendwelche Berührung kam, in ſtille, weltverlorene Buchten lenkte
ich abends mein Boot, über das ſich bald der Schein meines Lagerfeuers
verbreitete. Wie ſeltſam aber wurde mir zu Mute, wenn eine große
unbekannte Stadt den Abſchluß einer Tagesetappe bildete und ich wieder
den ſchnellen Pulsſchlag eines haſtenden großſtädtiſchen Lebens ſpürte
und fremde Stimmen mich umſchwirrten Wie ungewöhnlich mir dies
alles erſchien nach tagelanger Einſamkeit, und wie wohl es dann auch
wieder tat, von einem Bürger dieſer Stadt in eine freundliche Unter=
haltung
gezogen zu werden, ſich von ihm erzählen zu laſſen, was ſchön
und ſehenswert in ſeinem Heimatorte ſei. Wie ſchön aber war es dann
auch, durch die winkligen, engen Gaſſen einer alten hiſtoriſchen Stadt zu
pilgern und ſich den Anblick von Baudenkmälern vergangener Zeiten
und Kulturen hinzugeben, an denen gerade die Stromſtädte ſo ungemein
reich ſind.
Gern erinnere ich mich meiner Weggeſellen, mit denen mich
mein freiwilliges Argonautenſchickſal häufig zuſammenſchlug und ich
habe an viele Schiffer, Fährleute und Flößer nur die angenehmſten Er=
innerungen
. Die Ehrlichkeit ihres Herzens und ihre einfache, aber doch
klare Denkungsart, die einen ſo großen Gegenſatz zu den problematiſchen
und daher ſo unglücklichen Menſchen in den Städten bilden, haben mich
oft überraſcht. Und wenn ich nun weiter in meinem Wanderbuch
blättere, ſo ſtoße ich auch auf die Namen meiner Begleiter auf großen
und kleinen Wanderfahrten. Gern denke ich zurück an den langen hoch=
beinigen
, aber gar nicht hochmnäſigen rheiniſchen Jungen, mit dem ich ſo
manches Abenteuer auf unſeren gemeinſamen Kanufahrten auf Rhein,
Main und Neckar erlebte, an jene beiden prächtigen Faltbootfahrer aus
der Wiener Stadt, die ich einſt auf einer Donaufahrt kennen lernte.
Welcher Kanufahrer hätte nicht ſchon Abenteuer erlebt? Sie
ſind in den meiſten Fällen wohl weit harmloſer, als der furchtſame
Spießer, dem daheim am wohlſten iſt, ſich denken mag. Iſt es nicht etwa
ein Abenteuer, wenn man mitten in ſtoßfinſterer Nacht im Zelt aufwacht
und feſtſtellen muß, daß einem der Sturm das Zeltdach über dem Kopf
eingeſchlagen hat oder ein ſtarker Gewitterregen die Lagerſtätte in einen
kleinen See zu verwandeln droht? Iſt es nicht ein ergötzliches Aben=
teuer
, wenn der Paddler, der ja auf ſeinen Fahrten ſein eigener Koch iſt,
feſtſtellen muß, daß er den Tee anſtatt mit Zucker mit Salz angerührt
oder die Kartoffeln anſtatt des Fettes mit Vaſeline geröſtet hat, womit
ich übrigens der anerkannten Kochkunſt manches Kanufahrers keinen Ab=
bruch
getan haben will. Selbiges hat ſich auch ſchon ereignet, als holde
Kanufrauen in unſerer Mitte weilten. Iſt es nicht zuletzt abenteuerlich,
durch Schwall und Wirbel des klippenreichen Wildfluſſes zu
ſtürmen, im ſtarken Wellengang ſeinen Mann zu ſtellen und den Natur=
elementen
zu trotzen? Wir ſuchen, ja wir brauchen dieſe Abenteuer, denn
in der Lage unſerer Städte iſt kein Raum, kein Sinn für ſolche Dinge,
nach denen wir ſchon in unſerer Kindheit Sehnſucht trugen.
Lagerromantik! Ein Zauberwort für alle Freunde des Wan=
derns
! Und insbeſondere für alle Flußwanderer. Viele bunte Neminiſ=
zenzen
knüpfen ſich an mein freies Lagerleben, wie ich es auf den großen
Ferienfahrten führen durfte. Oh, es ſchläft ſich gut im Zelt, wenn ſich
über ihm der helle Himmel einer Sommernacht ausſpannt und aus der
Nähe das leiſe Rauſchen des Fluſſes vernehmbar iſt. Wie einſam ſchön
waren die Abendſtunden an irgendeinem idylliſchen Lagerplatz, den aus=
zuſpähen
immerhin einiges Geſchick erfordert. Gern erinnere ich mich
auch der großen Wanderfahrten, an denen viele Hunderte deutſcher
Kanufahrer teilnehmen, der großen Zeltſtädte, die jeweils abends am

Stromufer entſtanden, und welche die ganze maleriſche Buntheit
eines Heerlagers vergangener Zeiten zeigten, die luſtigen Lagerſpiele
und des lauten Allotrias, das die Kanufahrer um die Lagerfeuer auf=
führten
.
Der ſchwediſche Forſcher E. Nordenſkiöld hat in ſeinem Buche
Die Wälder ſchöne Worte über das Lagerleben gefunden. Sie ſeien
daher hier wiedergegeben: Wie ſchön iſt doch ein ſolches Lagerfeuer,
wenn man müde von der Tagesarbeit, dem anderen ſeine Erlebniſſe und
Pläne erzählt, oder in Träume verſinkt, wenn man ſieht, wie die
Flammen ſich zu Erinnerungen geſtalten und erlöſ hen. Erſt am Lager=
feuer
fühlt man die volle Kraft, wie das Leben in der Narur uns feſſelt
und unwiderſtehlich feſthält. Der ſtille Wald, die phantaſtiſch beleuchteten
Bäume, die Zigeunerfreiheit. Habt ihr jemals an einem Feuer
im Walde geſeſſen und geträumt? Habt ihr dann empfunden, wie die
ſchmeichelnden Flammen ſich tief in euer Innerſtes hineinbohren, und
alles, was dort auf dem Grunde verborgen liegt, hervorhoben, etwas,
von dem man ſelbſt nichts weis und das zu dem Beſten gehört, was
man beſitzt?
Nordſkiöld hat Recht. Dieſe Dinge verdienen unſere ganze Liebe.
Sie ſöhnen uns aus mit den Widerwärtigkeiten, an denen das Leben nicht
arm iſt. Wandern Schauen und Erleben! ein ſchöner, ſehn=
ſuchtsvoller
, Dreiklang! Glücklich derjenige, der ihn verſteht und erlebt.

Rund=Funk=Programme.
W
Frankfurt.
Sonntag, 18. Jul:. 8: Morgenfeier, Evangeliſcher Verein Nord=
oſt
, Frankfurt a. M. O 11: Vortragsſtunde Joſeph Bunzl=Berlin:
Das Paradies der Tiere. O 12: Chorkonzert. O 3: Die Stunde
der Jugend: Aus dem deutſchen Märchenborn, vorgetr, von der
Märchentante. Grimm: Die Gänſemagd. Rotkäppchen (für Kin=
der
vom 4. Jahre ab). O 4: Uebertr. von der Gerbermühle: Kon=
zert
des Harmonie=Orcheſters des Frankfurter Orcheſtervereins. O 5:
Hausorch.: Quer durch Europa. Pagel: Schweden in Lied und
Tanz. Leopold: Ruſſiſches Echo, Potp. über ruſſ. Weiſen.

*Edelkaſianie und Nußbaum
ſind ihrem Wuchs und der lebhaft grünen Farbe ihrer Belaubung nach
zwei der ſchönſten Bäume, deren Kultur in unſerer Gegend aber zurzeit
ſtark vernachläſſigt wird. Beſonders trifft dies für den Kaſtanien=
baum
(Castanea sativa) zu, der weit mehr, als jetzt geſchieht, ange=
er

pflanzt zu werden verdient, da er in geſchützten Lagen auch in unſere
Gegend, zumal an ſonnigen Hängen der Bergſtraße, aber auch in
größeren, parkartigen Gärten gut gedeiht und nicht nur ein ſehr wider=
ſtandsfähiges
Holz, ſondern vor allem die nahrhaften Früchte liefert, die
im lufttrockenen Zuſtand neben etwa 73 Prozent Kohlehydrate (Stärke
und Zucker) 11 Prozent Eiweißſubſtanz, 3 Prozent Fett und 3 Prozent
Nährſalze enthalten und daher an Nährwert manche Getreidearten (z. B.
den Reis) übertreffen. Das Holz der nach etwa 80 Jahren houbaren
Kaſtanienbäume wird im Elſaß, z. B. in der Gegend von Buchsweiler,
wegen ſeiner Widerſtandsfähigkeit gegen Fäulnis mit Vorliebe für Reben=
pfähle
der Weinberge verwendet; die Rinde des Baumes enthält ziem=
lich
reichliche Mengen verwendbarer Gerbſtoffe. Wenn auch in beſonders
kühlen Sommern die Fruchternte einmal ausbleibt, ſo müſſen wir in dem
Kaſtanienbaum doch ein wertvolles Gewächs erkennen, das ſowohl
Zier= als Nutzbaum zugleich iſt. Unter dieſen Umſtänden muß
man ſich eigentlich wundern, daß in unſeren größeren Gärten und Höfen
heute noch immer ſo mancher andere Baum angepflanzt wird, der an
Schönheit und Nutzbarkeit hinter der Kaſtanie weit zurückſteht. Jeden=
falls
könnte ein Teil der jetzt überall nur als Zierbäume gepflanzten
Linden und Ahorn u. a. ſehr wohl durch die Edelkaſtanie erſetzt werden,
zumal dieſer Baum, der ja in der badiſchen und Rheinpfalz ſowie im
Taunus als Waldbaum angepflanzt wird, kaum irgend einer beſonderen
Pflege bedarf. Die Ausſaat der im Spätherbſt reifen Früchte erfolgt
alsbald nach der völligen Reife; die Kaſtanien werden etwa 6 bis 7
Zentimeter tief in den Boden geſteckt und zum Schutz gegen die Winter=
kälte
noch etwas mit Laub bedeckt. Die Keimung erfolgt alsdann im
folgenden Frühjahr. Der Baum liebt einen mäßig feuchten guten Boden,
gedeiht aber auch noch in ziemlich trockenem. Daß er keine beſonders
großen Anſprüche an Boden und Klima ſtellt, geht daraus hervor
daß er ſogar vereinzelt auch in Norddeutſchland, z. B. in der Umgebung
von Berlin dort allerdings nur in geſchützten Gärten vorgefunden
wird. Zur Ausſaat in hieſiger Gegend kommen ſelbſtverſtändlich nur die
Pfälzer= oder Taunus=Kaſtanien in Frage, die in Deutſchland läng
akklimatiſiert ſind; die italieniſchen würden hier ſchwerlich gedeihen. E
wäre bei den guten Eigenſchaften des Kaſtanienbaumes dringend=
wünſchen
, daß er wenigſtens von Privatleuten, die über geeignetes G
lände verfeigen, wieder öfter angebaut würde. Erwähnt ſei noch, de
nach einer Statiſtik vom Jahre 1878 damals ſich in Heſſen insgeſamt 1401
Edelkaſtanien vorfanden, deren Beſtand inzwiſchen wohl erheblich zurück=
gegangen
ſein dürfte.
Aber auch der Walnußbaum (Juglans regia) ſollte wieder
häufiger kultiviert werden, da auch er als Zier= und Nutzbaum zugleich
gelten kann. Zum Glück weiſt ja unſer Land einen noch ziemlich erheb=
lichen
Beſtand an dieſen, die Kaſtanie an Nutzbarkeit noch übertreffenden
Bäumen auf; aber ihre Zahl iſt während des Krieges doch ganz be=
deutend
vermindert worden, ohne daß für genügende Nachpflanzung
geſorgt worden wäre. Beim Wiedereinſetzen der Bautätigkeit droht dem
Nußbaumbeſtand eine neue Gefahr, da zahlreiche Nußbäume auf Feldern
und Gartenland ſtehen, die ſpäter zu Bauplätzen verwandt werden dürf=
ten
. Ueberdies zeigt man ja gerade hier in der Gartenſtadt‟ Darmſtadt
eine recht weitgehende Rückſichtsloſigkeit in der Vernichtung ber Baum=
beſtände
. Eine Mahnung zur Schonung unſerer Obſtbäume, insbeſondere
der nicht raſch wachſenden, durch Holz und Früchte beſonders wert=
vollen
Naßbäume, und zur eifrigen Nachpflanzung derſelben, dürfte
daher gerade in heutiger Zeit durchaus am Platze ſein. Möchten die
übereifrigen Baumvernichter doch ſtets daran denken, daß ein Baum zwar
in einigen Stunden gefällt werden kann, daß aber der etwa zum Erſatz
neu gepflanzte Nachwuchs mehrerer Menſchenalter bedarf, bis
er zur Stattlichkeit und Nutzbarkeit des zerſtörten herangewachſen iſt.
Dr. R.

Stunde des Rhein=Mainiſchen Verbandes für Volksbildung. O 8.30:
Schubert=Abend. Sonate in Cdur, op. 140. Vier Lieder: Dem
Unendlichen. Sehnſucht. Dithyrambe. Gruppe aus dem Tartarus.
Allegro in A=moll, op. 144. Vier Lieder: Der Sieg. Mem=
non
. Ganymed. An Schwager Chronos, Fant. op. 103. Ausf.
Joh. Willy, Baß; Dr. Merten und Erich Kohlhöfer, Klavier,
O 9.30: Uebertr. Caſſel. Anſchl. bis 12 Uhr: Von Berlin: Tanzm.
Stuttgart.
Sonntag, 18. Juli. 11.30: Muſikaliſche Morgenfeier. Mitw.:
A. Köhler (Viola da Gamba), A. Indig (Violine) A. Haagen
(Cembalo). Bach: Ital. Konzert. Buxtehude: Trio=Sonate.
Loillet: Sonate. O 2: Schallplattenkonzert. O 3: Aus den Werken
von Gottfried, Keller (geb. 19. Juli 1819, geſt. 16. Juli 1890).
Rez.: Fred Höger. O 3.30: Uebertr. aus Berlin: Funkheinzelmann.
Anſchl.: Nachmittagskonzert. Mitw.: Maria Thereſia Deimann,
Maria Fiechtl, Hans Hofele, Funkorch. Blankenburg: Feſtjubelmarſch.
Feldmann: Aegyptiſche Nächte.
Auber: Ouv. Der erſte Glücks=
tag‟
.
Drei Geſangsvorträge. Fant. Poſtillon von Lon=
jumeau

Drei Geſangsvorträge.
Kannemann: Rheiniſcher
Sang. Schlenk: Bayer. 21er Inf.=Marſch. O 6.15: Dr. Schneider:
Chineſiſche Lyrik 1. O 6.45: Fritz Nothardt: Die Idee einer
Arbeitsgemeinſchaft am Süddeutſchen Rundfunk. O 7.15: Nothardt:
1. Diskuſſionsvortrag: Gedanken über den freien Willen. O 8:
Bunter Abend. Mitw.: Käte Mann, Gerda Hanſi, Elſe Frommer
Erich Baudiſtel, Hans Hanus, Max Heye, Rundfunkorch. 26
Darbietungen, als 17. Schwank von Max Heye: Die Brautſchau.
Berlin.
Sonntag, 18. Juli. 6.30: Frühkonzert des Berl. Fanfaren=
Bläſerkorps. Während der Pauſe: Gymnaſtik durch Rundfunk.
O 9: Morgenfeier. (Männerchor der Baptiſten=Gemeinde. Berlin
Charlottenburg. Anſprache Prediger Otto Muske.) O 11.30: Muſi=
kaliſche
Miniaturen. 14 Darbietungen. O 2.20: Herbert Roſen:
Die Poſtwertzeichen des Deutſchen Reiches (3. T.). O 3: Diplom=
Landwirt Dr. Steding: Wettbewerb zwiſchen Pferd und Motor in
Landwirtſchaft u. Induſtrie. O 3.30: Das Märchen vom Struwel=
prinzen
, von Hans Bodenſtedt. Erzählt vom Funkheinzelmann.
2 4.20: Arthur Silbergleit: Der Wald in der deutſchen Dichtung,
Nalerei und Muſik. O 5: Alt=Wiener Bänkel und Walzer.
hrammel: Wien bleibt Wien, Marſch (Funkkapelle). Sioly:
in a echter Weana (Rudolf Hofbauer). Strauß: Donaulieder,
Walzer (Funkkapelle).
Pick: Wiener Fiakerlied. Krakauer:
Gold und Silber (Hofbauer). Ziehrer: Wiener Bürger, Walzer.
Komzak: Spaziergänge in Wien, Potpourri. Strauß: Feſche
heiſter, Walzer (Funkkapelle). Sioly: Das wars nur a Weana.
Das hat ka' Goethe g’ſchrieb’n (Hofbauer).
Strauß: Meim
Lebenslauf iſt Lieb und Luſt, Walzer (Funkkapelle). Sioly: Weil=
a'
alter Drahrer bin (Hofbauer). Strauß: Radetzky=Marſch
(Funkkapelle). O 7: Prof. Hönemann: Die zeichnende Kunſt.
G 7.25: Dr. Zucker: Reiſe und Kunſterlebnis (Bauten und Bilder).
7.55: Kappſtein: Eine Mittelmehrfahrt (Konſtantinopel). O 8.30;
Wagner=Abend. Dir.: Selmar Meyrowitz v. d. Berl. Staatsoper,
Soliſtin: Belli Hermann, Sopran. Vorſpiel zu Lohengrin.
Einſam in trüben Tagen, aus Lohengrin Belli Hermann).
Meiſterſinger=Vorſpiel. Tannhäuſer=Ouv.
Hallenarie aus
Tannhäuſer (Hermann). Ouv. Rienzi O 10.30: Tanzmuſik.
Stettin. 9: Morgenfeier. Präludium. Brahms: Wenn
ich mit Menſchen =und Engelszungen redete (Helene Schröder= Falken=
berg
, Sopran). Aus der Bergpredigt (Joh. Bauer Rez.).
Bach: Adagio aus dem B=dur=Konzert (Hans Neitzel, Violine).
Anſprache Paſtor Maſch. Beethoven: Von der Liebe des Näch=
ſten
(Schröder=F.). Lorenz: Melodie, A=dur (Neitzel), Schluß=
choral
. Am Harmonium und Flügel: Organiſt Labes.

Hauptſchriftleitung; Rudolf Mauve
Verantwortlich für Politik und Wirtſchaft: Rudolf Mauve
Verantwortlich für Feuilleton und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe
Verantwortlich für Sport: Dr. Eugen Buhlmann
Verantwortlich für Schlußdienſt: Andreas Bauer
Verantwortlich für den Inſeratenteil: Willy Kuhle
Druck und Verlag: L. C. Wittich ſämtlich in Darmſtadt.

Die heutige Nummer hat 16 Seiten.

Kindermilch
vom Hofgut Georgenhauſen
von geſunden, unbedingt tuber=
kuloſefreien
Kühen, die in beſon=
derem
Stall, unter ſteter ärztlicher
Kontrolle ſtehen und nach Vorſchrift
gefüttert werden.
Das amtliche Unterſuchungsatteſt ſagt:
Die Milch hat all. Anforderungen
entſprochen, die an eine gute und
einwandfreie Kindermilch zu ſtellen
ſind. Die Milch zeignet ſich durch
beſonders reine Beſchaffenheit und
hohen Fettgehalt aus. Tuberkel=
bazillen
konnten auch durch Tier=
impfung
nicht nachgewieſenwerden.
Außerdem wie bisher:
Vollmilch in Flaſchen
in bekannt einwandfreierQualität.
Beides in 1 und ½ Literflaſchen
frei Haus geliefert, direkt vom Hof=
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Adolf Mäller, Hofgut Georgenhauſen
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Der Kölner Dom in Gefahr
Das hervorragendste nationale Kunstdenkmal auf deutschem Boden, das Wahrzeichen deutscher Einigkeit,
ist bedroht. Sein Gestein hält nicht stand. Die Bauschäden werden täglich größer. Mit kleinen Mitteln
kann nicht mehr geholfen werden, wenn nicht aus der bisherigen Absturzgefahr einzelner Teile eine Ein-
sturzgefahr
für konstruktiv wichtige Bauteile entstehen soll. Es handelt sich jetzt darum, ob wir das
Nationaldenkmal am deutschen Strome erhalten oder verfallen lassen wollen.
io
Der Zentral-Dombau-Verein
ruft alle Kreise und Schichten des deutschen Volkes auf. Denn trotz der Not der Zeit ist die unversehrte
Erhaltung des Domes eine Ehrenpflicht des ganzen deutschen Volkes, der es sich nicht entziehen kann, ohne
sich selbst aufzugeben.
Tretet dem Dombau-Verein beil
Unser Ruf geht zunächst an die Kölner, die den Dom in ihren Mauern bergen und stets seine opfer-
freudigsten
Freunde und Hüter waren.
Alsdann an die übrigen Rheinländer, denen Dom und Strom die untrennbaren ewigen Symbole der
Heimat und des Glückes sind.
Schießlich an das ganze deutsche Volk, das sich dem treuen Wächter am deutschen Rheine gerade
jetzt, wo er ihm wieder gesichert ist, in alter Liebe und neuer Begeisterung zuwenden wird.
Für den Vorstand des Zentral-Dombau-Vereins:
Karl Josef Kardinal Schulte, Erzbischof von Köln
Ehrenvorsitzender.
Reichsminister a. D. Dr. Frenken
Präsident.
Konsul Heinr. Mans Kommerzienrat Alfred Neven-Dullont Geh. u. Oberbaurat Hertel
stellv. Präsident.
Schriftführer.
Dombaumeister.
Kommerzienrat Dr. Abn, Dompropst Dr. Middendorf, Erzdiözesanbaurat Renard,
Jacob Schmitz-Valkenberg, Bankdirektor Wilhelm Schmitz.
*
Vorstehendem Aufruf schließen wir uns mit der Bitte an, recht zahlreich Mitglied des Zentral-Dombau-
Vereins zi Köln zu werden. Kölner, Rheinländer, Deutsche, werdet alle Mitglied und helft dadurch, den
Kölner Dom zu retten!
Dr. h. c. Adenauer, Oberbürgermeister von Köln.
Dx. h. c. Fuchs, Oberpräsident der Rheinprovinz.
Dr. h. c. Horion, Landeshauptmann der Rheinprovinz.

ag

Sekretariat des Zentral-Dombau-Vereins e. V., Köln, Dombauhütte.
werden erbeten auf das Postscheckkonto des Vereins: Köln Nr. 53169.

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[ ][  ][ ]

Am 15. Juli fand auf der Marinewerft in Wilhelmshaven die Taufe und der Stapellauf von drei neuen deutſchen Torpedobootszerſtörern, Seeadler, Greif und
Links: Vizeadwiral Bauer (1) mit ſeinem Töchterchen (2) und ſeiner Gemahlin (3) begeben ſich zum Taufakt.
Rechts: Der neue Torpedobootszerſtörer Greif (in der Mitte) beim Ablauf. An den Seiten die beiden anderen neuen Schiffe.

Reich und Ausland.
* Frankfurter Chronik.
WSN. Maſuriſche Schulkinder in Frankfurt a. M.
Am Samstag kamen, 60 maſuriſche Schulkinder, die gegenwärtig eine
Reiſe durch Deutſchland machen, nach Frankfurt, wo ſie im Ober=
lyzeum
in der Eſchersheimer Landſtraße ein Konzert geben werden,
deſſen Ertrag den Kindern die weitere Fortſetzung der Reiſe ermöglichen
ſoll. Ein Schwindelgenie. Der 54jährige aus Wiesbaden
ſtammende Buchhändler Exner, der ein dickes Strafregiſter aufzuweiſen
hat, hatte ſich heute wiederum wegen zahlreicher Betrügereien vor dem
Richter zu veranworten. Beſonders üble Erfahrungen machten katho=
liſche
Kreiſe in Frankfurt und Würzburg mit ihm, die er gehörig
neppte. Mit dem Antlitz eines Biedermanns und der Schläue eines
Fuchſes wickelte er ſeine Opfer ein und prellte ſie um große und kleine
Beträge. Sein Treiben war umſo verwerflicher, als er ſich ſeine Opfer
zumeiſt in unbemittelten Kreiſen ſuchte und Leuten, die ſich eine Exi=
ſtenz
ſchaffen wollten, im betrügeriſcher Weiſe ſelbſt den letzten Heller
herauslockte. Für eine zu gründende Großbuchhandlung ſuchte er
mittels Inſerat einen Teilhaber; der Mann wurde ſein Geld reſtlos
los und hatte den Aerger obendrein. Für eine Zeitſchrift ſammelte
Exner Inſerate, und ließ ſich von den Inſerenten Vorſchuß geben.
ohne von dem Verlag je einen Auftrag gehabt zu haben. Exner will
ſeine Schwindelmanöver aus Not begangen haben. Wie groß ſeine
Notlage war, geht aber daraus hervor, daß er große Autotouren
machte, und ein Liebhaber teurer und guter Weine war. Der Staats=
anwalt
beantragte 5 Jahre Zuchthaus. Das Gericht erkannte auf 2½
Jahre Zuchthaus und 5 Jahre Ehpverluſt. Am Freitag abend iſt der
neue Frankfurter Sender auf dem Heiligenſtock durch die
Oberpoſtdirektion und die Sendergeſellſchaft eröffnet worden. Nach einer
kleinen Feier wurde der Sender in Betrieb genommen, der eine vor=
treffliche
Lautſtärke zeigte. Der Sender arbeitet mit zwei Kilowatt
Antennenleiſtung, d. h. 14 Kilowatt Arbeitsſtärke. Auch Marburg
komm jetzt in den Bereich des Detektorenempfanges. Bei einer
Nazzia auf dem Mainraſen ſind in der vergangenen Nacht unter den
dort ſtehenden Möbelwagen 11 Männer und zwei Frauen verhaftet
worden. Neun Männer und zwei Frauen wurden in das Polizei=
gefängnis
eingeliefert. Ein in der Waldſchmidtſtraße wohnender
funger Mann ſollte, da er an einem Halsleiden litt, operiert werden.
Anſcheinend aus Angſt vor dieſer Operation ſchnitt er ſich die Hals=
ſchlagader
durch und verblutete. Der Schloſſer Walther Kunz
wurde an dem Uebergang der Votg=Kreuzerſtraße von der Straßenbahn
überfahren und erlitt derartige Verletzungen am Kopf, daß er in
das Krankenhaus überführt werden mußte. Ein Arbeiter in der
Kloſtergaſſe wurde am Freitag mittag in ſeiner Wohnung tobſüch=
tig
. Er bedrohte ſeine Frau mit Erſtechen, die ſich nur durch Flucht
über die Dächer retten konnte. Er wurde in eine Heilanſtalt überführt,
Als im vorigen Jahr bei der Firma Kowes u. Schütz in Rödel=
heim
ein großer Brand entſtand, der erheblichen Schaden anrichtete,
wurde damals von dem Sachverſtändigen Brandſtiftung ange=
nommen
. Nunmehr iſt die Geſellſchaft in weitere Zahlungsſchwierig=
keiten
gekommen, die Konkurs zur Folge hatten. Die bisherigen Er=
mittlungen
über die ganze Angelegenheit haben nun zur Verhaftung
der beiden Vorſtandsmitglieder geführt.
Zum Fall Fleſſa.
Frankfurt a. M. Bei der kommenden Tagung des Schwur=
gerichts
wird im Fall Fleſſa nunmehr auch eine Frau dazu berufen ſein,
das Nichteramt auszuüben. Unter den ausgeloſten Geſchworenen be=
findet
ſich Frau Charlotte Görlich, ferner wirken als Geſchworene
Elektrotechniker Karl Trittler, Apotheker, Hermann Rüdiger, Bad=
Homburg, Mechaniker Heinrich Hertel, Kaufmann Hugo Müller, Mu=
ſiker
Heinrich Pattbera. Als Sachverſtändige werden neu hinzugezogen:
Prof Dr. Löwenſtein=Bonn, der bekannte Spezialiſt auf dem Gebiete der
Hyſterielehre, Prof. Dr. Goldſtein. Direktor des Neurologiſchen Inſti=
tuts
in Frankfurt a. M. Prof. Dr. Friedländer, Freiburg i. B., der
frühere Leiter der Heilanſtalt Hohemark. Zu den Gutachtern wird
wiederum Univerſitätsprofeſſor Popp gehören, dann aber auch zwei
Sachverſtändige, die Herren Bock und Trappert, da die Frage, ob die
Angeſchuldigte überhaupt den tödlichen Schuß willentlich abgegeben hat,
in der neuen Verhandlung eine beſondere Rolle ſpielen. Als Ergän=
zungsgeſchworener
wurde noch Dr. med. Baumſtark. Bad=Homburg,
ausgeloſt.
Der Eiſenbahnwagen im Hochzeitsſchmuck.
fm. Ludwigshafen. In Mundenheim bezog dieſer Tage ein
fung verheirgtetes Chepaar ſeine neue Wohnung in einem Eiſenbahn=
wagen
.
Tödlicher Motorradunfall.
WSN. Friedrichsfeld. Ein Paſſant wollte hier auf einen
Laſtkraftwagen aufſpringen, als im gleichen Augenblick ein Motorrad=
fahrer
das Auto überholte. Der Mann lief direkt in das Motorrad
hinein, ſo daß der Fahrer ſtürzte und einen ſchweren Schädelbruch erlitt,
an deſſen Folgen er kurz nach der Einlieferung in das Krankenhaus
verſtarb. Der Paſſant kam mit leichteren Hautabſchürfungen davon.
* Ein Schüler ſeines großen Meiſters.
fm. Karlsruhe. Das Karlsruher Schöffengericht beſchäftigte
ſich mit den im Februar dieſes Jahres die ganze Stadt in Aufregung
und Spannung verſetzenden raſch aufeinander folgenden, raffiniert
ausgeführten Faſſaden=Einbrüchen. Ihr Urheber waren zwei aus Lan=
dau
ausgebrochene Sträflinge, von denen der eine, namens Metzler, nach
dem Gutachten des Staatsanwalts eine weltberühmte Autorität auf dem
Gebiete der Faſſadeneinbrüche iſt. Ihm iſt es auch gelungen, mit der
beträchtlichen Beute zu entkommen, während man ſeinen Komplizen, den
Hilfsarbeiter Paul Ott aus Oſtpreußen, feſtnehmen konnte. Er gab in
der Verhandlung zu, bei allen Kletterdiebereien Schmiere geſtanden zu
haben. Er wurde zu einem Jahre zehn Monaten Gefängnis verurteilt.
Aufgedeckter Weltreiſe=Schwindel.
fm. Karlsruhe. Das Artiſtenpaar Willi Iſrael und Frau
Hildegard geb. Hahn, aus Deſſau, die auf Grund einer Wette zu Fuß
um die Welt reiſen wollten, wurden in Wiesloch von einem anderen
Weltreiſendenehepaar Charles und Emmy Henry, Deutſch=Schweizer,
auf friſcher Tat dabei betroffen, daß ſie nicht nur Fuhrwerke, ſondern
ſogar die Bahn beuutzten. Sie mußten den Betrug von der hie=
ſigen
Poliyei zugeben und ſcheiden ſomit beim Austrag der Wette aus.

Der Magdeburger Mordſkandal.
DD. Magdeburg. Die Polizei iſt mit weiteren Ermittlungen
über die Ermordung des Buchhalters Hermann Helling beſchäftigt.
Neuerdings wird ſtark in Zweifel gezogen, daß der verhaftete Sohn
des Großinduſtriellen Louis Hags die Mörder zur Ausführung des
Verbrechens veranlaßt hat. Ueber den Vorgang des Mordes werden
jetzt noch folgende Einzelheiten bekannt: Der Ermordete war ſeit
1919, nachdem er aus engliſcher Gefangenſchaft zurückgekehrt war, Buch=
halter
bei der Firma Louis Haas, A.=G. Im Laufe der Zeit hatte er
ſich eine Vertrauensſtellung erworben. Im Frühjahr vorigen Jahres
wurde er abgebaut, hoffte jedoch, wieder einmal bei der Firma Stel=
lung
zu finden. Mit dem Sohn des Geſchäftsinhabers kam er ver=
ſchiedene
Male nach ſeiner Entlaſſung zuſammen, um mit ihm über
eine Wiedereinſtellung zu ſprechen, da er mit Rudolf Haas befreundet
war. Am Nachmittag des 10. Juli vorigen Jahres wollte er wieder=
um
zu einer Ausſprache mit Rudolf Haas zuſammenkommen. Gegen
mittag wurde er aber von Schröder zu einer Autofahrt eingeladen.
Helling ſteckte ſich, wie ſeine Angehörigen ausſagen, viel Geld ein und
fuhr ab. Nach dieſer Autofahrt, die nach dem 23 Kilometer von Magde=
burg
entfernt gelegenen Groß=Rottmersleben führte, ſtiegen Helling und
der Chauffeur Fiſcher ab und begaben ſich in das Schröderſche Haus.
Dort wurde Helling auf bisher noch nicht aufgeklärte Weiſe von den
beiden Begleitern ums Leben gebracht und im Keller verſcharrt. Der
Verdacht, daß Haas einen Mord inſzeniert hat, um Helling, der angeb=
lich
von großen Steuerhinterziehungen wußte, endgültig zum Schwei=
gen
zu bringen, iſt von den Mördern Schröder und Fiſcher bei ihrer
Vernehmung geäußert worden. Das Finanzamt Magdeburg, das ſo=
fort
ſämtliche Bücher der Firma rividierte hat eine Steuerhinter=
ziehung
oder Unterſchlagung bisher nicht finden können. So zweifel=
haft
dieſe Ausſagen auch klingen mögen, ſo ſah ſich doch die Polizei
veranlaßt, Rudolf Haas ebenfalls in Haft zu nehmen. Bei ſeiner heu=
tigen
Vernehmung auf dem Landgericht in Magdeburg beſtritt er mit
aller Entſchiedenheit die Ausſagen der beiden Mörder und bezeichnete
das Ganze als ein Täuſchungsmanöver, um ſo den Raubmord auf eine
falſche Fährte zu lenken. Wie verlautet, ſtehen weitere Verhaftungen
von Perſonen, die von dem Verbrechen gewußt haben ſollen, bevor,
Ueber das Vorleben des Mörders Hermann Schröder
werden jetzt folgende Einzelheiten bekannt: Schröder der im Jahre
1903 geboren iſt war Schmiedelehrling, diente vier Jahre bei der
Reichswehr als Pionier und trat ſpäter der Fechtverbindung Allania
bei. Dort war Karl Biſchof ſein Leibburſche. Um als Student gelten
zu können, brachte ſich Schröder ſelbſt mit dem Raſiermeſſer künſtliche
Schmiſſe bei und gab ſich trotz ſeiner geringen Vorbildung als Stu=
dent
der Rechte aus. Er arbeitete, wie er erklärte an einer Doktor=
arbeit
und behauptete ſpäter, er ſei an der Unwerſität Marburg pro=
moviert
worden und fälſchte ein Doktordiplom, mit dem er ſein Zim=
mer
ſchmückte. Einen eigentlichen Beruf hatte er nicht, ſondern betä=
tigte
ſich gelegentlich als Agent eines Leichenbeſtattungsunternehmens.
In dem Hauſe, das er von ſeinen Eltern in Rottmersleben geerbt hatte,
haben ſich bereits zwei ſchauerliche Vorfälle abgeſpielt. In dem Keller,
in dem die Leiche Hellings aufgefunden worden iſt, verbrannte ſein
Vater, als er in der Trunkenheit mit einer Laterne ſtürzte, und in
demſelben Haus erſchoß Schröder durch unvorſichtiges Hantieren mit
einem Browning ſeine Mutter.
Dem Mörder Schröder konnte bereits nachgewieſen werden, daß er
ſeine Eltern ermordet hat, um ſich in den Beſitz ihres Häuschens und
einer kleinen erſparten Summe Bargeldes zu ſetzen. Es iſt wahrſchein=
lich
, daß er auch andere ſchwere Straftaten auf dem Gewiſſen hat. Ein
weiterer Mord wird wahrſcheinlich noch nachgewieſen werden
können, auch wenn er ſich nicht entſchließen ſollte, ein umfaſſendes Ge=
ſtändnis
über alle Verbrechen, die er bisher verübt hat, abzulegen. Es
ſcheint, daß es ſich bei der gewaltſamen Tötung des Kaufmanns Helling
durch Schröder und Fiſcher um einen ganz gewöhnlichen Raubmord han=
delt
. Schröder wird ſich um jeden Preis in den Beſitz jener kleinen
Summe Bargeldes habe ſetzen wollen, die der Ermordete bei ſich ge=
tragen
hat. Der verhaftete Großinduſtrielle, der angab, Schröder über=
haupt
nicht gekannt und ihn niemals geſehen zu haben, hat übrigens
einen Entlaſtungszeugen angegeben, der am Freitag nachmittag ver=
nommen
werden ſollte. Von den Ausſagen dieſes Mannes wird es
abhängen, ob Rudolf Haas noch weiter in Haft behalten oder aber frei=
gelaſſen
wird. Kriminalkommiſſar Busdorf hat ſich in Begleitung ſeiner
Beamten vorgeſtern abend wieder nach Magdeburg begeben, wo er be=
abſichtigt
, Schröder neuerlich zu vernehmen.
In der Hellingſchen Mordaffäre iſt durch die Verhaftung des
Chauffeurs Fritz Groſſe, die in einem Orte in der Altmark er=
folgte
eine neue Wendung eingetreten. Groſſe ſteht im Verdacht, die
tödlichen Schüſſe auf den Buchhalter Helling abgegeben zu haben. Zwei
weitere Verhaftungen ſollen bevorſtehen. Am Samstag nachmittag
fand auf dem Magdeburger Weſtfriedhof die Obduktion der Leiche des
ermordeten Buchhalters ſtatt nachdem vorher eine Gegenüberſtellung
der verhafteten Haas und Fiſcher mit der Leiche vorgenommen worden
war. Allgemein fiel die Ruhe des Direktors Haas auf, während Fiſcher
ſich weigerte, die Leiche zu ſehen, und fortgeführt werden mußte. Die
Obduktion dauerte drei Stunden. Die Identität wurde zweifellos
feſtgeſtellt. Der Tod iſt durch drei Kopfſchiſſe, herbeigeführt worden.
Die Schüſſe, aus einem Neun=Millimeter=Trommel=Revolver, müſſen von
hinten abgegeben worden ſein. Die Ausſagen der Angeklagten haben
bisher keine Klärung gebracht. Schröder iſt der einzige, der bisher ein
Geſtändnis abgelegt hat. Er behauptet nach wie vor, von Haas zu
dem Mord angeſtiftet worden zu ſein, weil Helling ein unbequemer
Zeuge in einem Steuerprozeß ſei. Haas beſtreitet dagegen entſchieden,
Schröder und Fiſcher gekannt zu haben.
Volksbildungstag auf der Burg Lauenſtein a. d. S.
Die Geſellſchaft für Volksbildung veranſtaltet am 18. und 19. Sept.
auf der herrlich gelegenen Burg Lauenſtein a. d. S., auf der in den
letzten Jahren eine Reihe von Verſammlungen ähnlicher Art ſtattgefun=
den
haben, eine Zuſammenkunft ihrer Mitglieder aus Thüringen und
Franken. Die Tagesordnung wird noch bekannt gegeben. Freunde der
Beſtrebungen der Geſellſchaft ſind als Gäſte und Teilnehmer willkommen.
Vier Arbeiter durch Blitzſchlag verletzt.
Münſter i. W. Während eines Gewitters ſchlug in der Um=
gebung
von Münſter i. W. der Blitz in eine mit Heuaufladen beſchäf=
tigte
Landarbeitergruppe. Vier Arbeiter erlitten ſchwere Brand=
wunden
; die beiden Pferde wurden getötet. Der Heuwagen
verbrannte.

Nach Unterſchlagung von drei Millionen flüchtig.
TU. Berlin. Nach Unterſchlagung von drei Millionen Mark iſt
der 40jährige Bankier Bernd Schröder aus Frankfurt
an der Oder der dort Beleihungsaufträge für die Berliner Roggen=
Rentenbank ausführte, flüchtig geworden. Schröder hat ſich allem
Anſchein nach nach Hamburg gewandt, wo ihn die Kriminalpolizei noch
vermutet. Vermutlich will er nach Amerika zu entkommen verſuchen.
Die Unterſchlagung des Frankfurter Bankiers erregte in der ganzen
Oſtmark ungeheures Aufſehen. Viele Hunderte von Landwirten aus
den Kreiſen Schwiebus, Königsberg uſw. haben durch Schröder ihr
Geld verloren. Schröder hatte vor einiger Zeit das Frankfurter Bank=
geſchäft
von Hagedorn käuflich erworben. Er führte es aber unte
eigener Firma weiter und eröffnete ein Konto=Korrentgeſchäft. Vor
allem vermittelte er An= und Verkäufe von Hypothekenbriefen im Auf=
trage
der Roggenrentenbank in Berlin. Hauptſächlich hat er Roggen=
rentenbriefe
unterſchlagen. Am Freitag wurde ſeine Flucht entdeckt.
Die Nachforſchungen der Polizei ergaben, daß mehrere Millionen Mark
fehlen. Schröder hatte, wie ſich jetzt herausſtellte, in den letzten Tagen
ſeine Villa in Frankfurt a. d. O. verpfändet und war ſeitdem nicht mehr
in ſeiem Bankgeſchäft erſchienen. Der flüchtige Bankinhaber war
früher Geſchäftsführer einer bekannten Bank in der Oſtmark und Spar=
kaſſendirektor
in Schwiebus.
Auf einer Vergnügungskahnfahrt ertrunken.
Boppard a. Rh. Bei einer nächtlichen Kahnfahrt auf dem Rhein
A.

des Kutters halten, während, der fünſte, ein Bjähriger Muſikete
Schmitz aus Eſchweiler, ertrank.
Herbſtmanöver in der Pfalz.
Kaiſerslautern. Für die großen Manöver werden im
Bereich des 32. Armeekorps alle Vorbereitungen getroffen, die im Sep=
tember
zwiſchen der 41. und 57. franzöſiſchen Diviſion ſtattfinden ſollen.
Die Mitteilungen an die Gemeinden bezüglich der Einquartierung ſind
bereits zugegangen. Die Leitug liegt in den Händen des Generals
Torge. Auch Truppenteile der Trierer Diwviſion und der Mainzer
Luſtbrigade werden daran teilnehmen.
Neuere prähiſtoriſche Funde.
Speher. Bei den Kanaliſationsarbeiten im Domgarten zu
Speher ſtößt man fortgeſetzt auf prähiſtoriſche Funde. So fand man
jetzt den Reſt einer dem Gott Sol geweihten Inſchrift. Beſonders
bemerkenswert iſt auch eine an der gleichen Stelle aufgefundene Säuls
aus Kreide, die ein Chriſtusmonogramm aufweiſt. Bei der Durchfüh=
rung
der Arbeiten in der Hauptſtraße iſt mit weitern wertvollen Alter=
tumsfunden
zu rechnen.
Schweres Autvunglück.
WSN. Schweinfurt. Zwiſchen Rothof und Stadtlauringen
verunglückte in vorvergangener Nacht der Maſchineningenieur Albin
Eller von hier tödlich. Sein Vater wurde ſchwer verletzt. Das
Auto war in eine vom Hochwaſſer zum Teil weggeſchwemmte Straßen=
unterführung
geſtürzt.
Eine 87jährige Frau überfahren und getötet.
Nürnberg. Am Donnerstag nachmittag wurde bei der Station
Behringerdorf eine 87jährige Frau beim Ueberſchreiten der Gleiſe von
einem Schnellzug überfahren und getötet.
Brandunglück.
Ibbenbüren (Weſtfalen). In dem benachbarten Wehe ſtürzte
bei einem Brand, der ein Wohngebäude mit ſämtlichem Inventar ſowis
die Stallugen und die Scheune einäſcherte, ein Hausgiebel ein. Die
Tochter des Beſitzers und drei andere Perſonen wurden unter den
Trümmern begraben. Eine Perſon war ſofort tot, die drei anderen
wurden ſchwer verletzt.
Schiffsunglück.
Montreal. In dem vom St. Lorenzſtrom durchfloſſenen
St. Louisſee ſind bei dem Untergang eines Schleppdampfers fünf
Männer und eine Frau ertrunken.
Verhaftung eines Raubmörders.
Königsberg. Der geſuchte Raubmörder Fritz Bernecke iſt
geſtern vormittag in Königsberg von Beamten der Schutzpolizei
verhaftet worden.
Kindertränen
ſollten alle Kinderpflegerinnen weniger zu Schlummer= u. Scherzliedchen
veranlaſſen, ſondern vielmehr zum eifrigen Bemühen um das körperliche
Wohl des Säuglings. Wie oft werden lange Liedchen geſungen, wo durch
Beſtreuen der naſſen und wunden Körperſtellen des Kindes mit dem
Vaſenol=Kinder=Puder alsbald die Schmerzen des Kindes behoben ſind.
(.r. 10400
Geſchäftliches.
Im Geſchäftslokal der Firma Gebr. Moll, Inhaber Chriſtian Moll,
Darmſtadt, Beſſungerſtraße 1, ſind z. Zt. 6 Stück ganz vernickelte Saal=
Maſchinen ausgeſtellt. Die Maſchinen ſind für den Arbeiter=Nadfahrer=
Verein Waldesgrün, gegr. 1903, Darmſtadt=Süd, geliefert und von der
Maſchinenfabrik Gritzner, Durlach i. B., hergeſtellt. Zwangloſe Be=
ſichtigung
iſt gerne geſtattet.
(*18713
Petterbericht.
Wettervorherſage für Montag, den 19. Juli 1926.
(Nach der Wetterlage vom 17. Juli 1926.)
Durch das Zuſtrömen der kühleren nördlichen Luft iſt der Druck
über Deutſchland kräftig angeſtiegen, ſo daß die Schönwetterlage erneut
geſichert iſt. Die Temperaturen dürfen bei Winden aus öſtlicher Rich=
tung
die hohen Temperaturen zu Beginn und Mitte der letzten Woche
wieder erreichen. Die ſtarke Erwärmung führt ſpäter zu einer erneuten
Abſchwächung des Drucks und Gewitterneigung.
Heſſ. Oeffentl. Wetterdienſtſtelle

[ ][  ][ ]

Geite 40

Sonntag, den 18. Zuſl 4926

Nummer 197

Süddeutſche Leichtathletik=
Meiſterſchaften.
Die Kämpfe am Samstag.
Engelhardt=Darmſtadt Sieger im 800=Meter=Lauf.
VecT
* München, 17. Juli. (Eig. Bericht.)
Auf dem 60er=Platz nahmen am Samstag nachmittag vor etwa 20
Zuſchauern bei ſchönſtem Wetter die ſüddeutſchen Leichtathletik= Meiſter=
ſchaften
ihren Beginn. Der erſte Tag dieſer Kämpfe brachte neben einer
Reihe von Vorkämpſen auch ſchon vier Entſcheidungen. Im 5000 Meter=
Lauf hatten die Teilnehmer ſtark unter der Hitze zu leiden,
die Zeit des Siegers, Kettner=Stuttgart iſt mit 16:10,8 Minuten denn
auch ziemlich mäßig, bleibt ſie doch um eine volle Minute hinter dem
deutſchen Rekord zurück. Ein recht gutes Rennen lief Helber vom V.f.B.
Stuttgart, der nur um wenige Meter hinter dem Sieger zurückblieb.
Gute Leiſtungen gab es im Hochſprung und im 800 Meter=Lauf. Schwarz=
fiſcher
=DSV. München und Hacker=Jahn München kamen im Hochſprung
beide auf 1,80 Meter; der Sieg fiel durch Stechen an Schwarzfiſcher.
Im 800 Meter=Lauf blieben die erſten vier Leute ſämtlich unter
zwei Minuten. Der Sieger Engelhardt=Darmſtadt kam ohne
großen Kampf zu ſeinem Erfolg, ſeine Zeit bleibt denn auch mit 1:58.1
Min. hinter dem Kampfſpielergebnis Engelhardts zurück. Die vierte
Entſcheidung des Tages fiel im 110 Meter=Hürdenlauf, bei dem ſich der
Karlsruher Steinhardt den Titel in 16,3 Sek. vor Borne=Landau
holte.
In den Vorkämpfen gab es einige Ueberraſchungen. So unterlagen
im 200 Meter=Lauf die Favoriten Hubbrich und Wondratſchek (beide
Stuttgarter Kickers); in die Entſcheidung gelangten hier van Rappard=
Phönix Karlsruhe, Kraemer=München 1860, Faiſt=Phönix Karlsruhe und
Klähn=Frankfurt 1880. Für die Entſcheidung in der 4 mal 100 Meter=
Staffel qualifizierten ſich Stuttgarter Kickers, München 1860, Phönix=
Karlsruhe und Boruſſia=Frankfurt. Die Frankfurter wurden in ihrem
Vorlauf hinter Karlsruhe Zweiter, konnten aber zur allgemeinen Ueber=
raſchung
die Staffel des DSV. München auf den dritten Platz verweiſen.
Bei der Kickers=Staffel lief der Schlußmann Corts, ein wundervolles
Rennen; er machte gegen den Schlußläufer von München 1860 10 Meter
Boden gut.
Die Ergebniſſe:
800 Meter: 1. Engelhardt=S. V. Darmſtadt 98 1:58,1
Min.; 2. Zimmermann=Karlsruher F.V. 1:58,5 Min.; 3. Januwein=
München 1860 1:58,8 Min.; 4. Haßler=Jahn München 1:59,2 Min.
5000 Meter: 1. Kettner=Stuttgarter Kickers 16:10,8 Min.; 2.
Helber=V.f.B. Stuttgart 16:14 Min.; 3. Karl=Jahn Regensburg 16:33
Min.; 14. Täufer=ASV. Nürnberg 16:46,4 Min. Hochſprung:
1. Schwarzfiſcher=DSV. München 1,80 Meter; 2.: Hacker=Jahn
Müinchen 80 Meter (durch Stechen entſchieden); 3. Rubi=Offenburg 1,76
Meter; 4. Hauſer=Kickers St. 1,71 Meter. 110 Meter=Hürden:
1. Steinhardt=Phönix Karlsruhe 16,3 Sek.; 2. Borne=V.f.R. Lan=
dau
16,6 Sek.; 3. Zeh=Stuttgarter Kickers, Handbreite zurück.
Radfahren.
Großer Opelpreis von Heſſen und Naſſau.
Bekanntlich findet am heutigen Sonntag auf der zirka 180 Kilometer
langen Strecke MainzAlzeh-Worms-Lorch-Darmſtadt Ofſen=
bach
FrankfurtWiesbaden-Mainz der Große Opelpreis von Heſſen
und Naſſau ſtatt. Für die Ausrichtung zeichnet der Heſſiſch= und
Naſſauiſche Radfahrerbund, der glänzende Vorarbeit geleiſtet hat. Das
Rennen iſt offen für ſämtliche Fahrer der Vereinigung Deutſcher Rad=
ſporvverbände
, und die 15 wertvollen, von den Opelwerken in liebens=
würdiger
Weiſe zur Verfügung geſtellten Preiſe haben bewirkt, daß zirka
80 Fahrer aus allen deutſchen Gauen ihre Meldung abgegeben haben.
die Deutſche Radfahrer=Union entſendet Damm= und Dumm=Köln, Bütt=
ner
, B. Wolke, R. Wolke, Mroczoſeck, Buſe; Baron= und Nickel=Berlin,
Gebr. Schuler=Mannheim, Munk=Worms uſw., von der Concordia kom=
men
Becker und Ebbel aus Hamborn, der Pfälz. Radfahrer=Bund ſendet
Dobler, Dangel und Traub und vom Heſſ. und Naſſ. Radfahrer=Bund
erſcheinen Treuſch, Hembes, Bloch uſw.
Der Start iſt vormittags um 7Uhr an der Mainzer Radrenn=
bahn
; die erſten Fahrer werden das Ziel am Rheinufer gegen 1 Uhr
mittags erreichen.
Die Radweltmeiſterſchaften in Mailand und Turin
Vom 24. Juli bis 1. Auguſt werden in Mailand und Turin die dies=
jährigen
Radweltmeiſterſchaften zum Austrag gebracht. Das offizielle
Meldeergebnis der deutſchen Teilnehmer lautet folgendermaßen:
Stehermeiſtſchaft: Sawall und Saldow. Amateur=
flieger
=Bahnmeiſterſchaft: Oſzmella, Steffes, Engels, Oskar
Rütt. Straßenmeiſterſchaft: M. Günther, H. Hundertmark,
O. Gugau, W. Meyer, Zeißner.

Tennis.
Juternationales Tennisturnier in Mannheim.
Das diesjährige Tennisturnier des V. f. R. Mannheim hat doch
nicht ganz die gute Beſetzung aufzuweiſen wie im vergangenen Jahre
Immerhin ſind in von Kehrling, Kleinſchroth und Wetzel einige erſt=
klaſſige
Spieler als Gegner für die ſtark vertretene einheimiſche Klaſſe
zur Stelle. Der erſte Tag brachte noch keine beſonderen Ereigniſſe. Die
Ergebniſſe lauteten
derreneinzel um die Meiſterſchaft der Pfalz:
Waldeck=Würzweiler 6:3 zurckgez.; Dr. BußKrebs 6:0, 6:3.
Herrendoppel um die Meiſterſchaft von Baden:
Waldeck/HeinzWood/Kennen 6:0, 6:3.
Dameneinzel: Frl. v. HöldtFr. Münſch 6:4, 6:1. Frl. Kaiſer
Frl. Bartſch 6:1, 6:1. Frl. v. MandelbaumFrl. Amſon 6:4, 6:4. Frl.
ZöpfelFrl. Pudel ohne Spiel. Frl. WolffFrl. Jacoby 3:6, 6:3, 6:4.

Allgemeines Tennis=Turnier in Düſſeldorf.
Auch der zweite Tag der Düſſeldorfer Veranſtaltung war von
gutem Wetter begünſtigt. Erſtmalig griffen auch die Ausländer ein
und zeigten ausgezeichnete Leiſtungen, bei den Spaniern beſonders der
junge Juanico.
Herreneinzel; NoblonGunthermann 6:0, 6:3; Compes
Janſſen 6:4, 6:1; WarkallaHerberg 7:5, 6:3; TaruellaCompes
b:1, 6:0; Nourneh-Meinke 6:3, 6:4; JuanicoBremmert 6:1, 6:1;
DemaſiusDr. Burghartz 6:1, 7:5; Nourneh-Taruella 6:3, 6:8, 6:3.
Herrendoppel: Brockhoff/SiegertJbels/Pferdmenges 6:4,
4:6, 7:5; Juanico/NoblonRemmert/Gunthermann 6:1, 6:3; Nour=
ney/Statz
Compes/H. Kümpers 7:5, 10:8.
Gemiſchtes Doppel; Fr. Lend/LüdkeFr. Krämer/Brockhoff
6:1, 6:1; Frl. Kallmeyer/DemaſiusFr. Lang/Compes 6:0, 6:1; Fr.
Peitz/PohlhauſenFr. Schulte/Zehrmann 6:2, 6:2; Fr. Vormann/Jug=
nico
Fr. Horſt/Gebhardt 6:1, 6:0; Fr. Jakobini/NourneyEhepaar
Burkhartz 6:1, 6:4; Fr. Wiebalk/HerbergFrl. Wirtz/Meinke 6:2, 6:3;
Frl. Kallmeher/DemaſiusFr. Herberg/Gonzales 6:1, 6:3; Gräfin
Bredow/Noblon-Fr. Hoeſch/Thümmel 6:4, 6:4; Fr. Vormann/Jug=
niev
Fr. Peitz/Pohlhauſen 6:0, 7:5; Frl. Weihe/BootſchFr. Wie=
halk/Herberg
6:2, 6:4.

Leichtathletik.
Athletikabteilung des Sp.=V. 98.
1 Süddeutſche Meiſterſchaften.
Zu den Meiſterſchaften in München hat der Verein folgende Mel=
dungen
abgegeben: 100 Meter Pabſt, 4 mal 100=Staffel Pabſt, Jans
Schnelle, Engelhard I, 800 Meter Engelhard I, 5000 Meter Engelhard II.
Nach den Erfolgen der vergangenen Sonntage war es folgerichtig,
die Wettkampfmannſchaft zu den Meiſterſchaften zu entſenden, wenn auch
die Koſtenfrage wie bei den anderen Vereinen nicht einfach zu löſen
war. Die Beſprechung der einzelnen Wettkämpſe ergibt für die Darm=
ſtädter
folgendes Bild:
100 Meter: Pabſt. Er hat in Frankfurt gegen den vorjährigen
Meiſter Klähn gezeigt, daß er unbedingte Platzausſichten hat. Aller=
dings
iſt Klähn Verteidiger der Meiſterſchaft, aber in München ſind die
Stuttgarter anweſend, die Sieger der Kampfſpiele. Der ſüddeutſche
Meiſter heißt Corts, der als engliſcher Meiſter der ſchnellſte Mann auf
dem Kontinent iſt. Die Frankfurter, Stuttgarter, Karlsruher Sprinter
müſſen die beiden Plätze unter ſich verteilen, ſo daß man ſich im voraus
ſchon eine Vorſtellung von den Vor= und Zwiſchenläufen machen kann.
Trotz der Schwere der Aufgabe erwarten wir Pabſt in der Entſcheidung.
Die 4X100 Meter=Staffel geht ebenfalls einen ſchweren Gang. Sind
doch bei den deutſchen Kampfſpielen in Köln, alle drei Sieger in der
4X100 Meter=Staffel ſüddeutſche Mannſchaften: 1. Stuttgart, 2. Frank=
furt
1880, 3. Karlsruhe und Boruſſia=Frankfurt umplaciert. Die Darm=
ſtädter
Mannſchaft iſt nicht ſchlechter als die genannten, mit Ausnahme
von Stuttgart, die in Köln bei nomaler Witterung rekordfähig waren.
Daß der kurzen Staffel auch eine gewiſſe Doſis Glück gehört, weiß jeder
und das iſt der Stabwechſel. Und den Stabwechſel kann man bei der
Bewertung einer Mannſchafts nie in Rechnung ſtellen. Das mußte Bo=
ruſſia
in Köln erfahren. Hoffen wir, daß der Stabwechſel glückt, dann
dürfen wir einen Platz erwarten. Leider kann ſich Jans durch ſeine
Rippenverletzung immer noch nicht ganz entfalten.
Die 800 Meter ſieht den Kampfſpielſieger Engelhard am Ablauf.
Die Münchener Mittelſtreckler werden ſich vielleicht zuſammentun, um
den Darmſtädtern das Leben ſauer zu machen. Ob bei den Münchener
Bahnverhältniſſen ſeine Zeit der letzten großen Rennen erreichen wird,
iſt kaum möglich. Daß Engelhard nach ſeinem Kampfſpielſieg mit ar
der Spitze der Mittelſtreckler ſteht, war in mehreren deutſchen Zeitungen
zu leſen. Engelhard, ein Klaſſe=Läufer, hat ſich internationale Geltung
verſchafft.
2. Sportabzeichen=Prüfung.
Von der nächſten Woche ab finden regelmäßig Prüfungen für das
Sportabzeichen ſtatt. Die Prüfungen finden nur Mittwochs abends ab
6.30 Uhr für Aktive und Jugendliche ſtatt. Bei Beginn der Prüfung
muß jeder Teilnehmer im Beſitze des Urkundenheftes ſein. Erhältlich
bei Sporthaus Adelmann und Sporthaus Joſt, Aliceſtr. 35.
3. Ferienſchulungswoche.
Am erſten Ferientag, Montag, den 19. Juli, 912 Uhr, beginnt
die Schulungswoche. Die Uebungen finden während der Dauer von
14 Tagen täglich ſtatt. Das Uebungsprogramm umfaßt Handball und
Leichtathletik zu gleichen Teilen, ſo daß neben der körperlichen Ausbil=
dung
auch eine techniſche Fertigung in den einzelnen Sportarten ge=
währleiſtet
iſt. Ueber das genaue tägliche Progxamm wurde an dieſer
Stelle früher ſchon berichtet. Da die Teilnahme für jedermann der
Schule frei iſt, erwarten wir einen regen Zuſpruch aus Schülerkreiſen
und hoffen auch diesmal einige Lehrer dabei zu ſehen.
Dr. Peltzers Empfang in Stettin.
Der Empfang des um 5.15 Uhr in Stettin angekommenen Welt=
rekordmannes
Dr. Otto Peltzer geſtaltete ſich zu einem großen Ereignis
Ungefähr 800 Mitglieder des S. C. Preußen=Stettin waren im Sportdreß
am Bahnhof erſchienen und überreichten ihrem erfolgreichen Sport=
kameraden
einen großen Blumenſtrauß. Im Fürſtenzimmer wurde Dr
Peltzer darauf von den Vertretern der Stadt und der Vereine beghück=
wünſcht
und durch einige Anſprachen geehrt. Sodann wurde er auf den
Schultern ſeiner Vereinskameraden unter Begleitung einer Schupokapelle
zum Sportplatz getragen, wo von der Stadt aus eine große Siegesfeier
abgehalten wurde. Am Dienstag, den 20. Juli, veranſtaltet die Stadt
Stettin zu Ehren des großen Sportsmannes ein Feſtbankett.
Rheinfahrt 1926.
Die erſte größte motorſportliche Veranſtaltung auf
dem Rhein nach vielen Jahren 1913 wurde die letzte ausgetragen
findet in der Zeit vom 4. bis 10. Auguſt unter dem Titel Rheinfahrt 1926
ſtatt. Der Deutſche Motor=Yacht=Verband hat die Durchführung dieſer
Fahrt dem Niederrheiniſchen Motor=Yacht=Klub in Düſſeldorf übertragen.
Startort iſt Mainz, Ziel Düſſeldorf. Neben dem ſportlichen Teil der
Wettfahrt ſind in den großen Rheinſtädten wie Mainz, Wiesbaden
Koblenz, Köln und Düſſeldorf zahlreiche geſellſchaftliche Veranſtaltungen
geplant. Das Sportprogramm umfaßt Klaſſenrennen, Gleichmäßigkeits=
wettfahrten
, Geſchwaderfahrten, Zuverläſſigkeitsfahrten uſw. Nach der
Begrüßung der Teilnehmer am 4. Auguſt in Mainz und Wiesbaden
folgt am nächſten Tage ein Gleichmäßigkeitswettbewerb.
verbunden wit einem Meilenrennen vor Biebrich. Dem
6. Auguſt iſt eine Geſchwaderfahrt von Wiesbaden über St. Goar nach
Koblenz vorbehalten. Am Samstag wird die Strecke Koblenz, Königs=
winter
, Köln ebenfalls im Geſchwaderverbande zurückgelegt, wobei die
Strecke Königswinter=Köln als Zuverläſſigkeits=Probefahrt gilt. Am
Sonntag, den 8. Auguſt, folgt die Strecke Köln=Hitdorf ohne Wertung,
dann eine Zuverläſſigkeitsfahrt HitdorfDüſſeldorf über ca. 39 Kilo=
meter
. Der Montag bringt Gleichmäßigkeitswettfahrten und Klaſſen=
rennen
vor Düiſſeldorf und am Dienstag erreicht die Rheinfahrt mit
Geſchicklichkeitsprüfungen und Schönheitskonkurrenz ihr Ende. Es ſtehen
eine Anzahl wertvoller Ehrenpreiſe bereit. In erſter Linie iſt der Große
Rheinpreis für die 1½ Liter=Klaſſe zu nennen, mit dem nun auch der
beutſche Motorbootſport die Kämpfe in dieſer ſportlich wertvollen inter=
nationalen
Klaſſe aufnimmt.
Die franzöſiſchen Leichtathletikmeiſterſchaften.
Am Sonntag wurden im Colombes=Stadion zu Paris die franzö=
ſiſchen
Leichtathletik=Meiſterſchaften ausgetragen, die teilweiſe ganz her=
vorragende
Ergebniſſe ergaben. Im Hinblick auf den demnächſt ſtatt=
findenden
Dreiländerkampf DeutſchlandFrankreichSchweiz ſind die
erzielten Ergebniſſe von erhöhtem Intereſſe für uns, da ſie über den
gegenwärtigen Stand der franzöſiſchen Leichtathletik Aufſchluß geben,
Degrelles lief die 100 Meter in 10,8 Sek., eine Zeit, die auch in Deutſch=
land
nicht immer erzielt wird. Degrelles hat Théard geſchlagen, ein
Beweis für ſeine Klaſſe. Auch die übrigen Zeiten ſind als ſehr gut zu
bezeichnen. Die neuen franzöſiſchen Meiſter ſind:
100 Meter: Degrelles 10,8 Sek. 200 Meter: Mourlon 22 Sek.
400 Meter: Galthier 49,8 Sek. 800 Meter: Baraton 1:57,2 Min.
1500 Meter: Pelegy 3:59,8 Min. 5000 Meter: Morland 15:15,6 Min.
10 000 Meter: Dolques 31:59,5 Min. 110 Meter Hürden: Sempt
15,6 Sek. 400 Meter Hürden: Adelhein 56,8 Sek. 4 mal 100 Meter:
U. A. J. Paris 42,6 Sek. (neuer franzöſiſcher Rekord) 4 mal 400 Meter:
Racing=Club de France. Hochſprung: Menard 1,83 Meter. Weit=
ſprung
: Pinſon 6,87 Meter. Speerwerfen: Degland 54,02 Meter.
Diskuswerfen: Paoli 39,57 Meter. Kugelſtoßen: Pgoli 13,79 Meter.
Hammerwerfen: Saint 41,37 Meter.

30 Jahre Renn=Klub Frankfurt a. M.
Am 4. Juli dieſes Jahres waren 30 Jahre verfloſſen, daß der
Rennklub Frankfurt a. M. durch Vereinigung des Rheiniſchen Renn=
Vereins und des Vereins für Hindernis=Rennen gegründet wurde. Seit
dieſer Zeit iſt der Nennſport in Frankfurt a. M. in ſtetem Wachſen und
Aufblühen begriffen und hat ſich zu einem maßgebenden Faktor im ge=
ſellſchaftlichen
und wirtſchaftlichen Leben der Stadt Frankfurt a. M.
entwickelt. Es mag daher nicht unangebracht erſcheinen, auf die Ge=
ſchichte
des Frankfurter Rennſports während der langen Jahre ſeines
Beſtehens einen gedrängten Rückblick zu werfen. Die erſten Rennen in
Frankfurt fanden vor 63 Jahren am B. und 24. Auguſt 1863 aus Anlaß
des Fürſtenkongreſſes auf dem Griesheimer Exerzierplatz ſtatt. Das da=
malige
Komitee ſtand unter Leitung des Prinzen Nikolaus von Naſſau.
Unter den Namen der Direktion findet man ferner den Prinzen Fried=
rich
Wilhelm von Heſſen, den Grafen Waldſtein, die Herren Ludwig
v. Erlanger, L. Mettenheimer und andere. Dieſe erſte Veranſtaltung
war ein voller Erfolg, und es wurde ſodann am 16. November 1863 der
Rheiniſche Renn=Verein gegründet, deſſen Direktorium aus den Herren
Prinz Nikolaus von Naſſau, Baron A. von Bethmann, Generalkonful
H. Mumm, Generalkonſul Georg Berna und Graf A. Waldſtein be=
ſtand
. In dem erweiterten Komitee findet man die bekannten Frank=
furter
Namen der Herren Dr. W. C. v. Erlanger, M. v. Bethmann,
C. v. Rothſchild. Chr. Hauck, C. du Fah, M. Gontard Adolf B. H.
Goldſchmidt, Albert Metzler, Adolf Grunelius und andere mehr.
Der Verein begann nun ſofort mit der Anlage einer Rennbahn
auf dem Gelände in Niederrad, von der man zum erſten Male im Jahre
1865 eine genauere Beſchreibung leſen kann. Im gleichen Jahre wurde
dieſe Bahn, die unter tatkräftiger Leitung von Herrn A. Mumm mi=
Unterſtützung des Hoppegartener Rennbahninſpektors Hochheimer ge=
baut
wurde, durch vorzüglich verlaufene Rennen eingeweiht . Schon im
nächſten Jahre mußte ſie des Krieges halber pauſieren. Dann aber be=
gannen
die Rennen wieder, um nur noch im Jahre 1870 und teilweiſe
auch in den Jahren des Weltkrieges auszufallen. Schon damals wurden
die klaſſiſchen Prüfungen, die die Frankfurter Bahn heute noch beſitzt,
gelaufen, ſo von 1868 ab das Wäldchens=Rennen, ihm folgten das Land=
grafenrennen
für Zweijährige und das Alexanderrennen für Dreijährige,
benannt nach Baron Alexander von Bethmann, der ſich um den Renn=
betrieb
beſonders verdient gemacht hatte. Während in den erſten Jahr=
zehnten
der Rennſport noch eine ziemlich exkluſive Sache war, trat An=
fang
der 8der Jahre der Sport aus ſeiner Zurückhaltung immer mehr
heraus.
Frankfurter und Darmſtädter Kreife vereinigten ſich, um Schlepp=
jagden
zu reiten und kleine Herrenreiten abzuhalten. Auf der zur Ver=
fügung
geſtellten Niederrader Bahn wurden Mitte der 80er Jahre einige
interne Renntage abgehalten, als deren Leiter wir die Herren W. Freh=
eiſen
, A. Hauck, Freiherr v. Holzhauſen, Freiherr v. Schenck und Lt.
v. Storch finden. Im Februar 1886 wurde dann neben dem Rheiniſchen
Rennverein ein Verein zur Hebung der Pferdezucht gegründet, der in
der Hauptſache ſich den Trabrennen widmen wollte. Herr v. Moeſſinger,
der ſelbſt vor den Toren Frankfurts ein berühmtes Trabergeſtüt und
einen großen Rennſtall unterhielt, ſetzte ſich mit der ihm heute noch eig
nen Tatkraft und Entſchloſſenheit für die Sache ein. Die erſten Trab=
rennen
wurden dann im Jahre 1888 abgehalten. Schon damals legte
man einige kleine Hindernisrennen ein und kurz darauf verwandelte ſich
die junge Körperſchaft in einen Verein für Trab= und Hindernisrennen
in dem Herr Moeſſinger die treibende Kraft blieb, tatkräftig unterſtützt
durch die Herren W. Freheiſen und v. Willich. Bald ließ man die
Trabrennen ganz fallen und gründete einen reinen Verein für Hinder=
nisrennen
. Erſtmalig erſcheint hier auch der damalige Kommandeur der
13er Huſaren, Oberſt Freiherr v. Biſſing, auf dem Plan, ein Mann, der
ſich dann ſpäter um die Weiterentwicklung des Frankfurter Rennſportes
ganz beſondere Verdienſte erworben hat. Im Jahre 1896 trat dann ſo=
dann
die oben erwähnte Verſchmelzung der beiden Vereine ein, die zur
Gründung des jetzt 30 Jahre beſtehenden Frankfurter Renn=Klubs führte.
Den erſten Vorſtand des Frankfurter Renn=Klubs bildeten außer den lei=
der
inzwiſchen verſtorbenen Herren Stadtrat Albert v. Metzler, General.
v. Biſſing, Eduard v. Grunelius, C. v. Lang=Puchhof. F. Jorden, Ober=
landſtallmeiſter
F. v. Willich, die heute noch in der Leitung des Vereins
tätigen Herren Geheimrat Dr. A. v. Weinberg, Wilhelm Moeſſinger und
W. Freyeiſen.
Im Laufe dieſer 30 Jahre denn bereits am 18. Oktober 1896 hielt
der Renn=Klub ſeinen erſten Renntag ab hat ſich der Frankfurter
Rennſport zu einem maßgebenden Faktor im deutſchen Rennbetrieb ent=
wickelt
. Die großen Rennen, insbeſondere die klaſſiſchen Ereigniſſe im
Auguſt und Oktober brachten von jeher die beſten deutſchen Ställe mit
den bekannteſten Pferden und Reitern hier an den Start und wohl kaum
eine der Größen des deutſchen Rennſportes hat es verſäumt, ſich dem
Frankfurter Publikum vorzuſtellen. Jsbeſondere genießen Landgrafen=
rennen
, Alexanderrennen, Oktobearennen für Zweijährige und Wäld=
chensrennen
nach wie vor den Ruf begehrter Trophäen im deutſchen
Turfleben.
Die prächtige Bahn, die anfangs von den Rennbahn=Verwaltern
Gehlen, Wackerbart und Schön (von letzterem über 18 Jahre) ſtets aufs
trefflichſte betraut wurde, beſitzt in ihrem fetzigen Verwalter B. Erdner,
der ſchon ſeit 30 Jahren im Dienſte des Renn=Klubs ätig iſt, einen Be=
amten
, der es mit großer Sachkenntnis und unermüidlichem Eifer ver=
ſteht
, das Geläufe in bekannt muſtergültigem Zuſtand zu halten. Gleich
falls ſeit 30 Jahren waltet noch der erſte Sekretär des Renn=Klubs, Herr
H. Krauſe, im deutſchen Rennbetrieb längſt eine bekannte und geachtete
Perſönlichkeit mit großen renn= und verwaltungstechniſchen Fähigkeiten
in ungeminderter Arbeitskraft und Friſche ſeine3s Amtes.
Da die diesjährign Jubiläumsrennen am 15. Auguſt mit der Ein=
weihungsfeier
der Alten Brücke zuſammenfallen, und in das Feſt=
programm
der ſtädtiſchen Veranſtaltungen einbezogen werden, werden
ſie, ganz beſonders ausgeſtaltet, einen hervorxagenden Platz in dem
Programm der ſtädtiſchen Feier einnehmen. Allein für dieſen Tag ſollen
neben einem koſtbaren Ehrenpreis der Stadt Frankfurt a. M. und einer
Reihe weiterer wertvoller Ehrenpreiſe M. 66000 an Geldpreiſen und
Züchterprämien zur Verteilung kommen. Der Herr Reichspräſident
und die Regierungen der deutſchen Bundesſtaaten und von Oeſterreich,
die ſeitens der Stadt Frankfurt a. M. als Ehrengäſte zu den Ein=
weihungsfeierlichkeiten
geladen ſind, werden nach dem Weiheakt auf der
Brücke und den Veranſtaltungen am Main auf der Niederräder Bahn
am Nachmittag zugegen ſein.
Ein hervorragender ſportlicher Verlauf der Rennen iſt ſchon da=
durch
gewährleiſtet, daß nach alter Tradition im deutſchen Rennſport
dieſe Auguſttage von anderen großen Rennen in der Zentrale zu
Gunſten Frankfurts freibleiben und deshalb die erſten deutſchen Ställe
mit ihren beſten Pferden ferner aber auch unſerer bekannteſten Herren=
reiter
und berühmteſten Klaſſejockeis hier am Plätze ſein werden.
Glanzvolle Tage werden alſo dieſe lange ruhmreiche Periode des Frank=
furter
Rennſportes abſchließen und in eine neue, hoffentlich ebenſo
ruhmreiche hinüberleiten.

Das Schachturnier in Budapeſt.
Nach der letzten Runde iſt der endgültige Stand wie folgt: Sieger
Grünfeld und Monticelli je 9½ Zähler. 3. Rubenſtein, Kmoch,
Takacs je 9 Zähler. 6. Dr. Nagy 8½ Zähler. 7. Reti und Colle je 8
Zähler. 9. Dr. Tartakower und Mattiſon je 7½ Zähler. 11. Vaida 6½
12. Yates, Steiner, Havaſi je 6, 15. Prokeſch 5½. 16. Snoſko=Borowſki
4½ Zähler,

[ ][  ][ ]

=Narziſſenfeſt in Montreux.
G. P. Montreux.
In angenehmer Ruhe gleitet der Dampfer Suiſſe über die
leichtbewegte Fläche des Lac Léman, des lieblich=ſüßen Sees
der Eitelkeiten des Narziſſen=Sees dahin, deſſen maleriſch=
belebte
Ufer ſich verliebt, verzückt in den buntſchillernden Fluten
widerſpiegeln. . . Der See ſchillert
hellgrün, hellblau, hellila
hellroſa. . . In eine ſinfoniſche Kompoſition dieſer Farben iſt er
getaucht. Etwas konventionell, wie die ganze Natur dieſer Ge=
gend
, aber dennoch berückend ſchön. . . Eine märchenhafte Waſ=
ſerallee
von Genf über Ouchy, Lutry, Vebey nach Clarens,
Montreux, Territet. . . Und ebenſo voller Charme, ebenſo ein=
ſchmeichelnd
, ebenſo graziös wie dieſe Namen, klingen die Melo=
dien
, welche die Bordmaſik ſpielt und welche alles Graue, Pein=
liche
, Aergerliche, alle Sorgen mannigfaltigſter Art vergeſſen, für
wenige Stunden nie=geweſen erſcheinen laſſen..
Bereits am Ufer empfängt die Ankommenden ein Trubel
ohne gleichen. Dieſe Leute verſtehen Feſte zu feiern. Faſching im
Juni, Narziſſen=Karneval! Meilenweit, den ganzen Quai ent=
lang
, von Ort zu Ort Menſchen, Wagen, Blumen, Konfettis,
Lachen, Kreiſchen. . . Aus allen Gegenden der Schweiz ſind die
für die Feſte ſchwärmenden Schwyzer in Scharen herbeigeſtrömt
und mengen ſich mit den Fremden, deren es hier vielleicht noch
mehr als Einheimiſche gibt. Die Schweiz wird wieder, mit jedem
Jahre immer mehr und mehr, das Zentrum internationaler Le=
bensgewießer
, das es ehemals war. Das iſt der erſte Eindruck,
den man überall erhält. In den großen Hotels iſt dieſe Wieder=
geburt
bereits eine vollzogene Tatſache.
Auf die Gefahr hin banal zu erſcheinen ich liebe Luxus=
hotels
. Hier ſieht mwan das große und das kleine Leben gleich
nervös pulſieren, die großen und kleinen Leidenſchaften der Men=
ſchen
ſich gleich zügellos austoben. . .
In der Halle des Palace=Hotels iſt wieder ein Menſchen=
theater
erſter Klaſſe zu genießen. Anläßlich des Feſtes haben ſich
die Snobs aller Länder hier vereinigt und ergotzen diejewigen,
die nicht zu ihnen gehören, durch ihr unnachahmliches Treiben.
Der reiche franzöſiſche Graf, deſſen Herkunft dunkel, dem einige
Halbwelt=Typen aber weißgemacht haben, daß er eigentlich ein
Orléan ſei und ihn beharrlich mit Monſeigneur anreden, er=
zählt
gerade von ſeinen Ahnen, die 300 Jahre vor Chriſti Geburt
in Südfrankreich landeten: Wir ſtammen von den Phöniziern
ab . . ." ſagt er laut, und alle Schmarotzer nicken beifällig. Noch
um eine Nuance lauter ſpricht der ſich im Nebenſeſſel räkelnde
Lord, er verſpeiſt tagelang nur Gin und Soda, ernährt aber
eine ſtattliche Anzahl eleganter Erbſchleicher und berichtet ſeinen
Zuhörern, wie er geſtern um 5 Uhr morgens eine Montmartre=
Kneipe verließ, ein Taxi nahm und dem erſtaunten Chauffeux
zurief: Go to Montreux ... Zum Narziſſenfeſt. Und mit einem
gewöhnlichen Taxi=Auto kam er tatſächlich aus Paris hier ange=
ſauſt
. Auch unſere alte Freundin, die hyſteriſche Baronin aus
Wien muß etwas ſagen: Nein, nein wehrt ſie jemanden ab,
der ſie durchaus nicht bedrängt, ich kann wicht länger bleiben.
Mein Freund Briand ruft mich nach Genf. Ohne mich will er
die Finanzkontrolle Oeſterreichs nicht aufheben.
Unterhaltſame Menſchen . . . Nachher ſieht man ſie alle am
See luſtwandeln und dieſer, konventionell=höflich wie alles und
alle in dieſer freundlichen Gegend, läßt dieſes und noch tolleres
Treiben lächelnd gewähren. Der See der Eitelkeiten iſt nach=
ſichtig
: ſei es das Götterantlitz des märchenſchönen, braunlockigen
Narziſſus, mögens die Rückenfronten alberner Paviane ſein,
allen hält er willig ſeine roſa=blau=grüne Spiegelfläche hin,
allen ſpiegelt er die albernen Konterfeie zurück. Die Natur, die
ſich allen gibt, hat eben manchmal etwas Dirnenhaftes an ſich:
Das Feſt der Narziſſen. Man ſieht viel Schönes, viele
Dinge, die durchaus ein Recht haben, eitel zu ſein, mit ihren
Reizen zu prunken. Da zieht vor unſeren Augen der Zug
der geſchmückten Wagen vorbei. Einer ſchöner als der andere.
Man muß es ihnen laſſen: ſie haben viel Geſchmack dieſe
reichem Leute aus allen Ländern, die ſorglos=nichtstuend in der
Schweiz leben, alle ſchöne Autos beſitzen und nun, ſtolz ob dieſer
exkluſiven Selbſtbeſchränkung, an uns leutſelig=lächelnd vorbei=
defilieren
. Wir zollen ihnen und ihren Blumenwagen uneinge=
ſchränkte
Bewunderung. Wir überzeugen uns, daß Reichtum ein
integraler Beſtand von Schönheit iſt. (Auch der götrergleiche
Narziſſus war ein reicher Jüngling trug er doch ein ſeidenes

Große Seelen dulden ſtill.
Schiller (Don Carlns I. 4).

Hemd, ein mit Edelſteinen beſticktes Gürtelband und einen
maſſiv=goldenen Reifen im braunen Lockenhaar . . .) Beſondere
Bewunderung erregt ein prachtvoller Rolls Royce=Wagen, der
ein mächtiges Aquarium trägt, in welchem ein Rieſen=Goldfiſch
ſich neckiſch tummelt. Zwei goldhäutige junge Damen ſitzen am
Steuer und lächeln wit verheißungsvollen Goldfiſchaugen. Auch
Goldfiſche ſind begehrenswerter als Stichlinge und ein Lied zum
Preiſe des Reichtums dringt leicht und natürlich aus der Kehle.
An der raffinierteſten Stelle des Quais iſt ein Freilicht=
theater
errichtet. Den Hintergrund bilden maleriſche Baum=
gruppen
, durch deren ſaftiges Grün man wiederum die Berg=
rücken
des Jura hindurchſchimmern ſieht. Auf der Bühne des
Freilichttheaters tanzen Ballet=Ratten aus Brüſſel. (Ebenfalls
nur etwas für ganz reiche Leute . . .) Am beſten gelang ein Tanz
Delfter Porzellan genannt der von einigen charmanten zer=
brechlichen
, weiblichen Figuren ſo vortrefflich interpretiert wurde,
daß man ſo recht eine Vorſtellung davon bekam, wie gefährlich
das Berühren ſo koſtbarer Dinge ſein muß . . . Dicht daneben iſt
ein Rummel. Das Volk der Schwyzer fährt Karuſſell. Die Sitze
ſind nicht befeſtigt, ſondern hängen loſe an eiſernen Ketten und
fliegen frei durch die Luft, ſo daß die Schädel der Karuſſell=
fahrer
dauernd aneinander ſtoßen. Aber die Schwyzer haben harte
Schädel, die Püffe tun ihnen nicht weh, ſie lachen, jauchzen und
tragen ein durchaus munteres Naturell zur Schqu. (Unſereins
wäre längſt im Leichenſchquhauſe . . .)
Der Clou des Feſtes iſt die venetianiſche Nacht. Venetia=
niſche
Nächte ſind immer bezaubernd und die Ecke des Genfer
Sees bei Montreux iſt nachst immer beſonders berückend: oben
und unten, hinten und vorne, rechts und links überall Lichter,
Lichter ohne Zahl, dahinter die geheimnisvollen Silhouetten der
Bergrieſen und über den Häuptern der himmliſche Sternenbal=
dachſin
Gottes.; Heute iſt die Zahl der Lichter verzehnfacht, ver=
hundertfacht
. Faſt jedes Haus iſt heute illuminiert. Selbſt auf
der Waſſerfläche gewahrt man tauſende von ſchwimmenden Oel=
flämmchen
. Ein Gewimmel von beleuchteten Dampfern, Böten
und mannigfaltigſten Waſſerfahrzeugen. Am Ufer von Ouchy,
Lutry, Vevey bis nach Clarens, Montreux, Territet eine nicht
endenwollende Kette bunter Lampions. So iſt dieſes nächtliche
Bild unbeſchreiblich, phantaſtiſch ſchön. Wie überhaupt an dieſem
Orte, an dieſem Tage alles ſchön iſt, alles mit ſeiner Schönheit
prunkt, mit ihr koketiert; alles Ding den Fremdling fragt: Sind
wir nicht ſchön ... .2 und alles Ding ſeine Herkunft auf den
göttergleichen, braunlockigen Jüngling Narziſſus zurückzuführen
ſcheint . . . Nicht umſonſt hat die Natur die Wiege dieſer Blume
gerade hierher, an die Abhänge dieſer märchenhaften Bergufer
verlegt . . . Das Feſt der Narziſſen iſt vorbei, aber die Natur
feiert hier ein ewiges Feſt. . . .
Seelenfäden.
Von Cl. Bunge=Elberfeld.
Unſerem Empfinden tun manche Menſchen gerade durch das
wohl, was ſie am tiefſten verborgen zu halten glauben: ihre
ſeeliſche Keuſchheit! Sie ſelbſt ahnen garnicht, daß wir ihr Ge=
heimſtes
aufſpürten, ihren koſtbarſten Schatz, den ſie angſterfüllt
hüten und den ſie nur zu oft bergen hinter ſcharfkantigem Fels=
geſtein
funkelnden Spottes, geiſtvollen Witzes oder ſorglos= un=
bekümmerter
Weltkind=Gebärden!
Meiſt ſind es die Menſchen, in deren Geſellſchaft wir uns
am glänzeſten amüſieren, und mit denen zuſammen unſer
Uebermut keine Grenzen kennt. Was ſie uns aber in Wirklichkei
bedeuten und was es iſt, von ihrem Weſen, das uns mit ſo
ſtarken, unzerreißbaren Fäden an ſie feſſelt, das iſt ihnen ſelbſt
garnicht bewußt! Laßt es ſie nicht merken, wenn ſie euch bleiben
ſollen, was ſie euch ſind! Denn es gibt Menſchen, die das Be=
dürfnis
haben, ja, denen es ſogar zwingende Notwendig=
keit
bedeutet, ſich mit dem empfindſamſten Teil ihrer Seele zeit=
lebens
unter den Schutz einer Maske zu flüchten! Weil ſie nur

dann ſich unverwundbar fühlen, nur dann gefeit gegen die
täppiſchen Zugriffe ſeeliſch robuſterer Zeitgenoſſen. Das Gefühl
der Sicherheit würde es ihnen rauben, ſich und ſei es auch von
den liebſten Menſchen im Beſten, was ſie beſitzen, entlarvt
zu wiſſen!
Genau umgekehrt führt uns das Leben mit Menſchen zu=
ſammen
, die übrigens meiſt Frauen durch die bloße
Art ſich zu geben, ihre Gedanken und Unzufriedenheiten äußern,
es ſpielend fertig bringen, dir, für eine kleine Weile wenigſtens,
das ſchönſte Gleichmaß deines Empfindens zu rauben!
Menſchen, die ähnlich einem Wirbelwind, erkältend hinfegen über
die zarteſten Triebe deines ſo wohlbehüteten Seelengartens und
die dich zurücklaſſen in einem faſt peinvollen Zuſtande innerſten
Aufgewühltſeins!
In dem bekannten Buch Dorian Grays Bildnis von Oscar
Wilde, ſagt der geiſtvolle Spötter Lord Henry den meiſten Frauen
nach, daß ſie den ſchönſten Roman verdürben, weil ſie ihm
durchaus ewige Dauer verleihen möchten! Ob er ganz im
Unrecht iſt mit dieſer Behauptung? Mir ſcheint nicht! Denn daß
tatſächlich gerade auf weiblicher Seite immer wieder die große
Unklugheit begangen wird, der eigenen Liebgsgeſchichte mit
aller Gewalt ein Kapitel mehr anhängen zu wollen, iſt wohl
ganz gewiß der tiefere Grund mancher mühſam ſich hinquälenden,
reizlos oder gar ermüdend gewordenen Gegenſeitigkeit. Die
Frau ſollte geſchmackvoll und feinnervig genug ſein, ſich ſelbſt
und dem Manne, der ſie zu lieben aufhörte, den peinvollen
Augenblick zu erſparen, da er ihr von der Vergänglichkeit ſeiner
Gefühle ſprechen muß. Sehr viel nachträgliche Feindſeligkeit oder
befangenes Sich=Meiden würde überflüſſig gemacht, wenn man
als Frau gerade um der ſchönen Erinnerungen willen
rechtzeitig den Stolz und die Kraft aufbrächte, das Ende zu
wollen, bevor es angezwungen wird!
Mir ſcheint, in Liebesdingen ſind ſehr viele Männer ziemlich
gleich: ihrer Veranlagung nach bringen ſie es fertig, neben=
einander
Liebe oder was ſie ſo nennen in den verſchie=
denſten
Schattierungen zu erleben! Nur, daß die Freierempfin=
denden
unter ihnen eine wenigſtens am liebſten, haben, oder
doch in ihrem Herzen am höchſten ſtellen. Und das iſt dann, wenn
ſie glücklich verheiratet ſind, die eigene Frau!
*Oie ſtille Gaſſe.
Solch eine Straße gibt es. Solch eine verſunkene, ganz nahe
an der grellen, brauſenden.
Es werden nicht allzu viele von dieſer Gaſſe etwas wiſſen,
Nur die drin wohnen und ihre Freunde gehen hier aus und
ein. Denn da ſind keine Geſchäfte und keine Sehenswürdig=
keiten
. Aber gerade deshalb iſt es eine Sehenswürdigkeit.
Wenn es Abend wird, leuchtet die runde, weiße Garten=
mauer
im Strahl der Gaslaterne, die ein gebogener Eiſenarm
aus dem Nachbarhaus herüberhält. Der Wind ſtreicht an der
Front der hohen ſtillen Häuſer hin und rührt die Blätter des
Efeus an, die ſich um ein paar erleuchtete Fenſter legen. So gibt
es ein paar helle freundliche Bilder in der Dämmerung der
verſchollenen Gaſſe. Ein blondes Mädchen, das ſchreibend zwi=
ſchen
hohen Bücherregalen ſitzt. In einem ganz blaß tapezierten,
niedrigen Raum ein rauchender Weißhaariger mit der Zeitung.
Solche, die Stille brauchen und ein ungeſtörtes Leben,
wohnen in dieſer Gaſſe. Die weißen Schilder an den altmodiſchen
Türen melden von den Inſaſſen. Ein paar Aerzte wohnen hier,
Lehrerinnen, für die ſeit alters ein beſonderes Heim hier ſteht.
Alte Beamtenwitwen, die in Verbindung mit der Stadt bleiben
und doch auch manchmal einen Blick ins Grüne tun möchten.
Die Gaſſe iſt heimelig und vertraut zügleich. Die Häuſer=
wand
, wie eine Mauer, Front an Front nebeneinander, vergilbt
und mit bunten Regenbogenfenſtern in der Türfüllung. Die
andere Seite mit den tief in die Gärten geſtellten niedrigen
Häuschen. Einmal ſpringt eine Hausecke unvermutet in die
Finſternis. Einmal gähnt das tiefe Tor eines Kohlenkellers. In
dieſer ſeltſamen Gaſſe dürfen ſelbſt die Bäume noch ungehindert
wachſen.
Laubengänge laufen tief ins verſchwiegene Gelände hinein.
Beim Anblick der kleinen Biedermeierhäuschen, die zwiſchen
Eſchen ſtehen, denkt man an längſt entſchwundene Zeiten. Wie
ſchön, wie friedlich iſt die ſtille Gaſſe.
Friedrich Wilhelm Fuchs.

*Der Siein im Ofen.
Als der Bauer Andreas Grochowina noch lebte, ſtand in
ſeiner Hütte ein Ofen. Der ſah aus wie alle Oefen, auf denen
die Leute den Winter ſchlafen, es war jedoch ein beſonderer
Ofen. Aber das wußte niemand als der Andreas und ſeine Frau.
Mit dem Ofen verhielt es ſich ſo: Wenn man darauf ſchlief
dann träumte man die wunderbarſten Dinge. Man war nich=
mehr
ſo dumm wie ein Menſch, ſondern man wußte, was der
liebe Gott mit den Leuten von Skorowice vorhatte. Darum
waren der Bauer und ſeine Frau auch angeſehener als Hochwür=
den
ſelbſt. Denn wenn ein Bauer auf dem Acker am Wald
Weizen ſäen wollte, ſo fragte er den Andreas darum. Der legte
ſich über Nacht auf ſeinen Ofen und träumte dann, ob der Bauer
Weizen ſäen ſollte oder nicht. Oder wenn die jungen Leute über
ihre Liebſten etwas wiſſen wollten, dann ließen ſie die Andreas=
bäuerin
darüber ſchlafen, und wenn eine Bäuerin ein Kindchen
bekommen ſollte, dann taten ſie auch ſo. Am anderen Morgen
fagte ihnen dann die Gevatterin Beſcheid.
So waren alſo der Andreas und ſeine Frau ein rechter Segen
für das Dorf Skorowice. Sie nahmen auch nicht viel dafür: ein
gutes Weizenbrot, ein paar Eier, ein bißchen Speck, je nachdem
einer zu geben hatte. Als aber die beiden geſtorben waren, fiel
der Ofen von ſelbſt zuſammen, und niemand konnte den Leuten
ſeitdem mehr einen guten Rat geben oder ihnen die Zukunft
vorausſagen. Nur eine alte Frau, die Seffka, hat ſich einen Stein
von dem Ofen aufgehoben, und wenn ſie beim Schlafen ihren
Kopf darauf legte, dann fangen ihr wunderliche Sachen an zu
träumen. Aber meiſtens iſt ihr dieſes Kiſſen zu hart, und es
iſt auch garnicht mehr ſicher, ob ihr die Wahrheit träumt, darum
glauben ihr die Leute nicht und nennen ſie manchmal eine alte
ce. Wie aber der Andreas Grochowina zu dem wunderbaren
Ofen gekommen iſt, das ging ſo zu:
Vor langen Jahren lebte im Dorf ein junger Burſche mit
Namen Andreas. Der war ärmer als ſeine eigenen Stiefelſohlen,
denn die Stiefelſohlen beſaßen nicht mehr und nicht weniger als
andere Stiefelſohlen, aber der Andreas hatte garnichts und das
iſt noch weniger, als andere Burſchen in ſeinem Alter beſaßen.
Er hatte nicht einmal ein Hemd auf dem Leib, ſondern nur einen

zerlumpten Rock und eine alte grüne Hoſe. Der Arme wußte
nicht einmal, wo ſeine Eltern wohnten, denn ſie hatten ihn ſchon
als Kind dem alten Bettler Kukurka gegeben. Der Alte war
blind und das Jungchen mußte ihn von einem Dorf ins andere
führen. Wenn er auch gar nichts beſaß, ſo hatte er doch ſchon an
Hundert Dörfer geſehen und kannte viele Bauern mit Namen
und von Geſtalt und Gemüt. Selbſt die Hunde kannte er in den
Gehöften. Er wußte wohl, bei wem man um Gotteswillen über=
nachten
konnte, und wer einen vom Hof trieb
Der Bettler Kukurka war ein weiſer Mann, und das Jung=
chen
ging gern mit ihm. Den ganzen Weg erzählte ihm der Alte
Geſchichten von den Heiligen, von den Tieren und den Menſchen
Er belehrte den Andreas beſſer, als eine Schule in Warſchau
es konnte. Gott und alle Heiligen, was hörte das Jungchen nicht
für wunderbare Sachen! Wie man den Menſchen ihr Gemüt vom
Geſicht ableſen kann, wie man im Bachwaſſer die Engel ſehen
kann, wenn man es dreimal mit der Stirne berührt und dann
auf den Grund ſchaut, wie man in den Augen der Tiere leſen
kann, ob einem der liebe Gott gnädig iſt und noch wunderbare
Dinge genug! Gab es auch nicht viel zu eſſen bei dem Bettler
Kukurka, wen man auch im Winter fror, ſo gab es doch ſolche
Weisheit und Wunder zu hören, daß dem Andreas die Welt gut
und ſchön erſchien.
Eines Tages im Winter kamen die beiden nach Skorowice
und übernachteten bei einem Bauern im Kuhſtall. Da weckte der
Bettler in der Nacht den kleinen Jungen auf und ſprach:
Ich ſterbe nun, mein Sohn, und du wirſt allein auf der Welt
bleiben. Gehe morgen bei Sonnenaufgang drei Stunden weit
nach Oſten in den Wald. Dort wirſt du einen großen weißen
Stein finden. An den ſollſt du dreimal klopfen. Danach wird
dir dein Leben gefallen.
Als der Bettler Kukurka das geſagt hatte, ſtarb er mit Freu=
den
, denn er wollte die Mutter Gottes und die Engel gern von
nahe ſehen. Der arme Andreas aber weinte ſehr. Er machte ſich
bei Sonnenaufgang auf und ging drei Stunden nach Oſten in
den Wald. Wo der Wald am dichteſten war, fand er den weißen
Stein. Da wurde ihm ſchon leichter ums Herz. Er kniete
nieder und betete, und dann klopfte er nur ganz leiſe an den
Stein, denn ſeine Finger waren ſteif von der Kälte. Aber kaum

hatte er das dritte Mal geklopft, als ein rieſengroßer ſchwarzer
Drache aus dem Stein fprang und ſchrie:
Was willſt Du von mir?
Aber der Andreas ſah in ſeinen Augen, daß es nur von
außen ein Drache war und ſprach:
Vor Dir will ich nichts
Da fuhr das Tier zurück in den Stein und Andreas klopfte
noch einmal. Da ſprang ein Wolf heraus, und ſeine Zähne waren
ſo lang und ſpitz, daß dem Jungen der Atem wegblieb. Der
Wolf ſchrie:
Was willſt Du von mir?
Der Burſche ſah aber an den Augen, das es kein richtiger
Wolf war und ſprach:
Von Dir will ich nichts!
Da fuhr der Wolf zurück in den Stein, und der Junge klopfte
noch einmal daran. Er dachte ſchon. Was für ein böſes Tier
wird jetzt herausſpringen? Aber leiſe und mild ſtieg die Wald=
frau
vom grünen Blatt aus dem weißen Stein und fragte:
Warum klopfſt Du an mein Haus?
Der Kleine fiel auf ſein Geſicht, denn etwas ſo ſchönes hatte
er noch nie geſehen, wie dieſe Waldfrau vom grünen Blatt. Sie
trug ein Kleid von grüner Seide und eine goldene Krone. Weil
der Junge garnicht antwortete, fragte ſie noch einmal:
Warum klopfſt Du an mein Haus?
Der Bettler Kukurka hat mich hergeſchickt, ſagte Andreas.
Komm mit ſagte die Waldfrau und nahm ihn bei der
Hand. Da wurden ſie kleiner und kleiner, bis ſie durch ein
Mauſeloch kriechen konnten. Zuerſt gingen ſie durch einen langen
dunklen Gang und danach kamen ſie in einen Saal, der war ſo
hell wie die Sonne ſelbſt. Die Fee führte ihn zu einem Tiſch,
darauf lag eine goldene Rute. Die Fee ſprach:
Mit dieſer Rute kannſt du alles Gold der Welt gewinnen,
aber das Herz wird dabei zu Stein.

Da dachte der Junge an des Bettlers Worte: Die Heiligen
ſehen ein gutes Herz größer an, als alles Gold der Welt, und
jagte: Ich will die Rute nicht haben‟. Danach führte ihn die
Fee in einen anderen Saal. Darin war es grau wie ein Winter=
nachmittag
. Die Waldfrau zeigte ihm kleines grünes Buch und
ſagte:

[ ][  ][ ]

Endlich ſin verſtummt die Klage
Vun der elend ſchlechte Zeit,
Un en Seifzer, net zu ſage,
Aus bedrickte Härze ſteiht.
Dhat mer doch e Johr lang blacke
Sich mit vieler Nod un Mieh,
Jetzt dhut mer die Koffer packe
Un macht ärchend ſo wohie.
Un es fehrt, wer ſich’s kann leiſte,
In’s Gebärch un an die See.
Doch ich glaab die allermeiſte
Bleiwe diß Johr in de Neeh;
Awwer fort macht halt e Jeder,
Sälbſt ins gottvergäſſenſt Neſt,
Nor damit ſich äwe ſpeder
Damit Brulljes mache leßt.
Däßhalb is mer aach ſchun Woche
Lang net richdich mehr im Blei,
Un es ſteckt aam in de Knoche
Bloß die Ferjeraaſerei.
s wärd Familljerat gehalte,
Her un hie und hie un her,
Was mer dhut for’s feinſte halte
Un was aach des billigſt weer.
Dann däß is doch beim Verraaſe
Stets en große Unnerſchied,
Ob mer nemlich bloß nooch Draaſe,
Odder an die Bergſtroß zieht,
Odder ob mer in de Schweiz ſich
Brälle leßt um’s gude Geld,
Odder ob mer gor bereits ſich
In Baries ſein Pooſch*) beſtellt.
Wann nor aaner an me Ort war,
Wo noch Kaaner hie konnt geh!
Un der wo aam weitſte fort war,
Hott des greeßte Rennomeh,
Awwer wem’s zu nix dhut reiche,
Der is jammerbar blamiert,
Dann der wärd vun ſeinesgleiche
Vorerſt nix mehr äſtimiert.
Däßhalb: nemmt die letzte Greede
Vun de Hochkant, ſeid net dumm;
Domit macht Eich ſchleunigſt bleede
Eh die Ferje ſin erum
Doch wann ihr zurick dhut kumme,
Peift ihr uff den ganze Kram,
Un ich heer eich ſeifzend brumme:
Ach, dehaam is doch dehaam!
Wie ich däß Gedicht die Woch morjends meine ſpitzfinniche
Zwangsmiedern beim Kaffee vorgeläſe hab, do hab ich jo zwar
m vornerei net uff e Lob gerächent. Awwer daß ſe ſeecht, däß
Gedicht dhet mir widdermol ehnlich ſähe, un do kemt widdermor
mei mißginſtich Naduräll zum Vorſchei, indem daß ich jetzt, wo
ich mei gehatt hett, de Annern bloß de Spaß an de Ferje ver=
egele
wollt un ſo alſo däß war mer doch e bische zuviel.
Wo annern Leit froh weern, un dhete zehe Finger denooch läcke,
wann ſe ſchun e paar Dag vorher wißte, was am Sunndag mor=
ſend
im Blatt drinn is, do ſeecht die ſo. No die Iſche, die ſoll
mer noch emol kumme, daß ich=er was vorläs.
Allerdings, wann ich’s noch emol zu dhu hett, do hett ich mich
net in gebundener Form zu de Ferje geaißert. Sundern wann
ich mer’s recht iwwerleg, do hett ich eichentlich, noochdem endlich
die langweiliche värzeh. Dag vun meine ſummerliche Geiſtes=
abwäſendheit
erum ſin, do hett ich eichentlich aach ſo e Annöhsche
ins Blatt enei ricke ſolle loſſe kenne: Von der Reiſe zurick.
Bienche Bimmbernell, Neehdern un Schurnaliſtin. Däß hett
doch nooch was ausgeſähe, un die liewe Freunde un Verwandte
hette ſich die Gälbſucht an de Krobſch geärchert, was ja ſchließlich
die Haubtſach is, wann die Kur bei aam richdich aſchlage ſoll.
Aach hett ich ſchun im Stille e paar geheert, die wo geſagt
hette: Die? Die hott’s aach needich ins Bad zu fahrn.
die, mit ihre ordinär geſunde Faſſong, un mit ihre uffreizende
Hinnerfront, un mit ihre reakzionäre Zugſtiwwel " No un
was ſo aam ſo hinnerm Buggel all noochſage, die liewe Freunde
un Verwandte .
Wie geſagt, ſo e Annöhsche hett ich eichentlich ins Blatt ricke
ſolle loſſe. Awwer gottlob, ich bin net die, die wo fort macht,
bloß um daß ſich die annern Leit ärchern ſolle. Ganz abgeſähe
devo, daß ich aach gor net nennenswärt verriſſe gewäſe war, im
Fall mer net de Aaſiedel, s Owwerwaldhaus, die Ludwigsheeh,
s Helle Kreiz un ſo, zu de auswärdiche Luxusſummerfriſche
rächne will. Im iwwriche bin ich leidergoddes, goddſeidank
geſundheitlich äwe recht uff de Heeh, ’s fehlt mer nix, außer was
uns all fehlt. Un mei Gäldbeidel ſchreibt mer däßhalb e Koſt
vor, wo kaa vernimfdicher Dockter was debei finne kann; färner
ſorgt mer jo allerſeits, vun de Stadträt a uffwärts, ſo ausgiewich
devor, daß ich ſtehts heidern Sinns un frohen Gemieds

*) Pooſch Pferch, Bett.

bin, un net needich hab, for deier Gäld ärchendwvo annerſter
Areechung un Ablenkung zu ſuche. Wer lache will, find hier Ge=
läächenheit
genug. Un wer ſich erhohle will, aach.
So hott zum Beiſpiel mei Freund, de Klibbſtaa drauß am
Bellefalldor, ſich net lang ſtumbe loſſe, un hott ſtaatlicherſeits
Heerd Benk in de Wald geſtellt, die wo ihresgleiche ſuche.
Net aafach vun dene Benk, wo mer druffſchreiwe kann Nur fier
Verwaxene ſundern richdiche Nadurſchäßlongche, wo die
Knorrn ſchee abgehuwwelt ſin, damit mer kaa Dälle in die vier
Buſchſtawe krickt. Wann jetzt em Klibbſtaa ſei Kolleech, de
Burk, ſtädtiſcherſeits, am Lichtwiſſewähk un ſo do erum, aach noch
e paar Dutzend gemiedliche neie Benk in die Gäächend blanze
dhet, do kennt er ſich bei de erholungsſuchende Bärjerſchaft elend
erausreiße un ſälbſt bei de reakzionärſte Spießer e rot Reckelche
verdiene.
Was de Bohnebärcher bedrifft, den wo ich neilich emol ge=
ſtumbt
hab, vun wäche daß er unſere alte Druhhäärcher, die wo
net mehr ganz feſt uff de Baa ſin, daß=er alſo dene e verbillicht
Wbbnnemang in de Wald enaus eiräume dhut, wos alſo de
Bohenbärcher bedrifft, ſo ſcheint der mei Bitr iwwerläſe zu
hawwe. Dann ich waaß, die Heag hatt doch ſchun immer e
ſehr einehmendes Wäſe am Leib, warum ſoll ſich däß net aach
emol uff die Art geldent mache.
Lowe, aus vollem Hals lowe, kenne mer aach unſer Stadt=
gärtnerei
, dann unſer Kuhralage ſind im Schuß bis uff de
Härrngadde. No valleicht erläwe mer däß aach noch . s war
nor e Glick, daß letzt unſere Stadträt per Zufall dahinner kumme
ſin, daß mer ſchun beinoh e halb Johr net mehr dorch kann, un
daß mer hinner verſchloſſene Diern drinn erum geworſchtelt hott.
s hott gehaaße, weil duſchur s neie Gras verdrete dhet werrn
no mer kann aach ſo ſage.
Wann mer ſich awwer bei de Stadt driwwer uffhellt, daß die
gärdneriſche Alage vum Bubligumm un beſunners vun de
Kinner, net geniechend gewärdigt, wärrn, ſo därf aach e
Stadtgärtner (wie neilich im Beſſunger Härrngadde), wann er
heeflich uffden Unfug vun de Kinner hiegewieſe wärrd, aam net
gleich abkanzele un de Growe raushenke un zu aam ſage: Loß,
Sundern
jie hawwe’s frieher aach net annerſter gemacht
er ſoll ſich die Erziehungsmethod vum alte Härrngaddeuffſeher
Heppenheimer, de Häwwes ſeelich, zu Nutze mache, daß hott
noch immer gefrucht un noch nie was geſchadd. Un was die
ullgiſche Studende a geht, die wo nachts de Leit die Blumme=
käſte
vun de Fenſter nemme um ſe bloß e bische in de
Stadt ſpaziern zu drage, naus in Roßdörfer Wald un ſo,
ſo dhet ſichs empfähle, wann des hoche Räcktorat, dene Herrn
emol ennerſchich de Unnerſchied zwiſche me Witz un zwiſche
growe Unfug klor mache dhet. Zeit weer’s.
Was nu die Badeverhältniſſe am Woog bedrifft, ſo macht ſich
do der bekannte Mangel widder geldent: is es drieb und kiehl,
dann waaß die Kontroll net, wie ſe die Zeit dodſchlage ſoll;
is es warm un ſunnich, kimmt mer vor lauter Kontroll net
dra. Awwer de große Woog is ſchließlich kaa Finanz= und noch
wenicher e Stadtkaß; wann die Menſchheit dohie muß, do hott
ſe Zeit, wohärngääche wann ſe bade will, do bräſſierts meiſtens,
Em Gunther is däß beſſer vun de Schibb gange, un der is aach
net gleich uffgeſchnabbt, wann emol aaner ſo dorchgewitſcht is.
Ich maan awwer, däß mißt ſich mache loſſe, daß mer, während
de Hochſäſſong nochmiddags noch aans odder zwaa Kaſſe ereffent,
dann wie e Gewidder ſin die paar ſcheene Däg erum, un mer
is net dra kumme.
Annererſeits mecht ich de verehrlichte Diräckzion vun de
ſtädtiſche Bedriewe im Name vun meine Mitſchweſtern de Dank
ausſpreche defor, daß ſe ſich zugänglich gezeicht hott un ſo be=
reitwillichſt
uff mein Vorſchlag ei gange is, ſodaß mir vum
ſchwächere Geſchlächt äwenfalls Mondags im Schwimmbad for
fuffzeh Fennich in de Genuß vun ſo eme erfriſchende Brauſe=
bad
kumme därfe. Jetzt ſoll mer nor kaans mehr kumme un
ſoll was iwwer unſer Schwimmbad ſage wolle, ſunſt krickt er
mich an Hals. Ich hab de Gasnuß zum Dank zu=eme Kobbche
Kaffee un=eme Stick Heidelbiernkuche ei gelade, ich will emol ſähe
ob=er Koraaſch hott, un kimmt, der Aaſpenner. Un do wär’ ich=
em
aach emol ausenannerſetze, daß mer im Hochſummer e
Schwimmbad net ſchun morjens im neun Uhr uffmacht, däß
is entſchiede zu frieh, ſundern eher de Mittag im drei; mer
lann’s jo awends dodevor e bische frieher zumache.
Schließlich mecht ich noch e Neiichkeit ausklawattſche. Nem=
lich
’s ſexte Bollezeiräffier, däß wo fimfunzwanzich Johr lang
broffeſoriſch in de Nidderremſchter Stroß kammbiert hott, däß
is während meim Urlaub ganz unuffellich ins Gewerkſchafts=
haus
Sied=Oſt iwwergeſiedelt, däß wo die Stadt owwe in de
Heinrichſtroß gebaut hott. s hott allerdings net viel gefehlt, do
wer’s Eſſig gewäſe, nemlich weil weder de Staat, noch die Stadt
die Hausmiet bezahle wollt. No im Notfall weern ſchließlich die
Schutzleit ſälbſt for die Miet uffkumme, ſoviel hette die ſich an
ihre große Gehälter noch abknabbſe kenne.
Ja, un weil ich grad vun de Bollezei redd die Ende=
bärzeln
hott zwar neilich behaubt, ich hett däßhalb zwaamol nix
geſchriwwe, weil ich mer uff bollezeiliche Aordnung hie, värrzeh
Dag lang kalte Uffſchleech uff’s Maul hett mache miſſe, weil ich
was geſagt hett, was mer net ſage därft, ſie wißt’s aus beſter
Quell; no die Leit redde viel, wann de Dag lang is; ſo is jo
aach behaubt worrn, de Direkter Steffter hett mich als Opperädde=
Subbrädde for’s klaane Haus angaſchiern wolle; als wann der

uff mich agewieſe weer alſo weil ich grad vun de Bollezei
redde dhu: wie ſteht däß nu eichentlich mit dene ihrne Summer=
aziech
? In Berlin hawwe ſe wenichſtens ſtroherne Schappo
krickt, anſtatts die fendillationsloſe Schildkabbe, un ſie ſin dort
aach ſunſt net ſo dick agezoge bei däre Hitz. Ich will jo net ſage,
daß ſe ſo leicht agezoge ſei miſſe, wie de Owwermaaſter vun de
Bollezei=Innung, awwer däß Koſtiem, wo ſe bei däre Hitz äwe
ahawwe, nemme ſe mer den Verglich net for iwwel, awwer däß
grenzt ſchun an Dierquehlerei un do mißt ſich eichentlich de Dier=
ſchutzverein
eneihenke, wann die im Landtag kaa Eiſähe hawwe.
Iwwrichens is im Landdag, wie ich mer hab ſage loſſe, äwe
aach gor niemand dehaam, de Lade is zu. Aach de Reichsdag hott
ich pärr gemacht un is in Ferje gange. No was mich bedrifft,
ſich vermiß ſe net, die Härrſchafte, ich leb doch
Bienche Bimmbernell.
Poſtſchkribbdumm: Da, jetzt hab ich beinoh die ganz
Seit vollgemacht, un hab ganz vergäſſe zu verzehle, was ich
eichentlich in meine Ferje all erlebt un gedriwe hab; no 8
nechſte mol. For heit awwer dank ich all dene, die wo in ihrne
Ferje aach e bische an mich gedenkt hawwe. Vum Rhei
kumme die Grieß un Kiß gleich ganze ſäckzionsweis, un veraanz=
lingt
aach aus de ſunſtiche Weltgäächende. Aſwer es fraad
aam, wann die liewe Menſchekinner in ere gude un ſcheene
Stund aach an aam denke. Wie zum Beiſpiel unſer Darmſtädter
Liebling, die Marga Peter, däß goldich Oos mit Locke; nem=
lich
die macht mit ihrm Guſtaf do owwe am Nordkab erum
Do wärrn die Aeßkimo
Warum ſoll er nich mit ihr . . . ."
emol lache kenne, daß=en de Länwerdrahn aus alle Knobblecher
leeft. Sie leßt iwwrichens alle Darmſtädter härzlich grieſe.
Un unſer Darmſtädter beriehmter Affriga= un Negerſprochforſcher
Miſchlich, der ſchreibt mer ſogar aus=em allerallerſchwärzeſte
Erddaal dauſende un awermals dauſende Meilen von hier
entfernt, dort, wo man die Eier im Sande brühtet, dort wo die
Menſche ſo dunkel ſin, ſo daß mer am hellichte Dag e Licht
a’ſtecke muß, um daß mer net wedder ſe rennt , alſo dort ſitzt
unſer Darmſtädter Gelehrter un macht Sprochſtudje. Aach er leßt
allerſeiz beſtens grieße. No un mei Freund Siegfried, der
Kommboniſt un Spitzeverſteckeler, der denkt ſogar in Baries un=
ner
ſeine Mannekees an die Bimmbernellſen (Däß leßt dief
blicke! Der Setzerlehrling). Er hott mer als dritte Rate aach
fuffzich Franke fors Niewergall=Denkmal geſchickt.
Ferner is vum Berliner Heſſeawend im Zoologiche‟
en härzliche Gruß un 94 Mack kumme, näbſt dem Gedicht, däß
wo’s Maurers Hans dort zum Beſte gäwwe hott:
Wer uff de Heſſe=Owvend mecht,
Un freit ſich ſeiner Mudderſproch,
Dem ſcheints gewiß net mehr wie recht,
Daß an den Mann mer denke aach,
Wo unſer Sproch uff Erderund
Berihmt gemacht hodd iwwerall
Im Dattrich un im Dolle Hund
De Ernſcht Elias Niewergall.
Form Niewergall ſei Denkmal wärd,
Geblächt noch heit un uff de Stell,
Un daß des Gäld ſich net verärrt,
Schickt mer’s an’s Bienche Bimmbernell.
Im Heinerhärz, ob alt ob jung,
Hott er ſei Denkmal jo ſeit Johrn,
Doch gibts noch immer Leit genug,
Wo nix vum Niewergall erfohrn.
Un dodrum ſetzt uff jeden Fall
Wann’s aach de Spirwes net hiezieht ,
E. Denkmal for de Niewergall,
Un ſetzt’s dohie, wo mer’s aach ſieht!
Ich glaab, daß jeder dozu ſtimmt.
Beim Niewergall geht’s Härz aam uff
Drum: wann noochher de Deller kimmt,
Dann ſeid ſo gut un leckt was druff.
No un ſo ſin uffm Heſſe=Awend 94 Mack z'ſammekumme.
Un ferner ſin ei gange: Kli. 2 Mack; E. B. 5 Mack; H. Schm. 10
Mack; Dr. Külz, Marburg, 10 Mack; vun de Poſt= un Dellegrafe=
beamtinne
: 30 Mack; un vum Deitſch=Oeſtreichiſche Alweverein
Säkzion Starkenborch, bitte) 25 Mack. Allen Gäwern härz=
lichen
Dank. Ich denk, däß is en Aſporn for all die, die wo noch
verſchemt abſeiz ſteh. No, nix deſto drotz, mir wärrn die Kiſt
ſchun ſchmeiße aach ohne die Miesmächer .. .."
Jetzt, was ich noch ſage wollt (Gott, die wärd jo widder gor
net färdich. Der Setzerlehrling. Halts Maul, dummer Bub, un
ſchwäzz net immer nei) , alſo ſage wollt; es wärd Ihne uff=
gefalle
ſei, daß heit kaa Bildercher drinn ſin. Ja, mein Freund
un Speezel konnt diesmol kaa enei mache, dann er hott raſch
nooch Berlin gemißt, den erſte Preis in Empfang nemme,
der wo unner dreiundreißich Kabbazidhete, die wo in Deitſch=
land
dezu uffgefordert wohrn, ausgerächent uff ihn gefalle is.
Gell, do guckt=er?! Ja, ’s is doch e Kerl, mein Ooſe=Pfeil! De
feierliche Emfang am Bahnhof hat ich iwwernumme, dann unſer
ſemtliche Borjemaaſter ſin äwenfalls ausgefloge, un nur noch
eine Säule nemlich de Herr Mueller, ſteht als Rocher vun
Brongs in unſerm ſtädtiſche Weltgedriewe un ſingt die Wacht
am Rhein

Mit dieſem Buch kannſt Du Ruhm erwerben, aber der Sinn
wird davon hoffärtig.
Da dachte der Junge daran, daß der Bettler Kukurka zu ihm
geſagt hatte: Alle Weisheit der Welt iſt dem nichts nütze, der ein
hoffärtiges Herz hat. Und er anwortete:
Ich will das Buch nicht haben.
Danach führte ihn die Waldfrau in das dritte Gemach. Das
war klein und beſcheiden, aber durch das Fenſter ſah man in den
Garten Gottes, und das Herz wurde einem warm. Die Fee zeigte
ihm einen kleinen grauen Stein und ſprach:
Das iſt eine beſcheidene Gabe, aber wenn Du auf dem Stein
ſchläfſt, wirſt du gute Gedanken haben und den Menſchen raten
können. Willſt Du den Stein haben?
Der Junge dachte an des Bettlers Worte: Wer den Menſchen
helfen kann, der iſt eine Gabe Gottes. Und er ſprach:
Ja, dieſen Stein will ich haben!
Die Waldfrau vom grünen Blatt gab ihm den Stein, führte
ihn in den Wald zurück und entließ ihn. Andreas aber ſteckte
den Stein in die Taſche und wanderte nach Skorowice zurück.
Dort nahm ihn ein Bauer um des Herrn Jeſu willen in ſein Haus
Auch des Bauern Tochter gewann ihn lieb, und obwohl er nur
ein armer Knecht war, gab der Alte ſie ihm zur Frau, denn es
war weit und breit kein klügerer und beſſerer Burſche zu finden,
als er. Als der Alte geſtorben war, bekam Andreas die Wirt=
ſchaft
. Er baute einen neuen Ofen in die Stube und baute den
Stein, den ihm die Waldfrau vom grünen Blatt gegeben hatte,
hinein. Er erzählte niemand die Geſchichte vom weißen Stein
außer ſeiner Frau, und er ließ ſie manchmal auf dem guten Ofen
ſchlafen. Dadurch wurde ſie ſo klug wie er, und ſie lebten in
Frieden miteinander und mit dem ganzen Dorf, bis ſie mit
Freuden ſtarben.
Hat aber auch die alte Seffka ſich einen Stein von dem Ofen
aufgehoben, den richtigen hat ſie doch nicht bekommen, denn den
echten Stein hat ſich die Waldfrau vom grünen Blatt wieder ge=
holt
, als der Ofen auseinander fiel.

Praktiſche Winke
Ueber das Reinigen und Bleichen vor=
jähriger
weißer Sonnenſchirme. Sollte die Sonne
dieſes Jahr noch ein Einſehen haben und in Aktion treten, ſo
werden auch die von der diesjährigen Mode beſonders bevor=
zugten
Sonnenſchirme wieder aus ihrem Schattendaſein ge=
riſſen
. Wo noch vorjährige, guterhaltene Sonnenſchirme vor=
handen
ſind, ſollte man dieſe beizeiten einer gründlichen General=
reinigung
unterziehen, um beizeiten gerüſtet zu ſein.
Nachdem man den Griff durch Umwickeln mit mehreren
Tüchern oder einem ſelbſtgenähten, nach dem Griffe abgepaßten
Schlauch aus Gummiſtoff gegen Näſſe geſchützt hat, bereitet man
ſich eine ſtarke Seifenlöſung aus 1 Eimer handwarmen Waſſer
und 2 Eßlöffel Dixin (zuvor gut verquirlt). Mit einer Handbürſte
bearbeitet man den Schirm nun ſtrichweiſe mit dem Seifenwaſſer,
worauf man ihn mit klarem Waſſer nachbürſtet und nachſpült.
Dem letzten Spülwaſſer fügt man etwas Waſchblau bei. Sollte
der Schirm einen gelblichen Schimmer haben, ſo bleicht man ihn
in aufgeſpanntem Zuſtande durch öfteres Uebergießen mit klarem
Waſſer und ſetzt ihn ſtarker Sonnenbeſtrahlung aus.

Vogelfang mit Netzen. Die Chineſen, die ſo viele
merkwürdige Sitten haben, gehen auch mit Netzen auf die Vogel=
jagd
. Wie J. Boyer in der Umſchau erzählt, bedient man ſich
in einigen Provinzen Chinas großer Netze, die an eliptiſch ge=
bogenen
Stücken von ſpaniſchem Rohr angebracht ſind. Mit die=
en
Netzen ziehen die Chineſen zu zweien oder dreien auf den
Vogelfang. Einer hält das Neſt an einem Bambusſtock ausge=
breitet
und verbirgt ſich unter Sträuchern, um auf die Vögel zu
(auern, die dann hineinflattern und ſo gefangen werden, ähnlich
wie unſere Kinder Schmetterlinge erhaſchen. Auf dieſe Weiſe
jagen die Chineſen die Tragopane, eine Art Faſanen, und noch
manches andere Geflügel.
B.

Der zeitgemäße Haushalt
Ueber das Schwefeln der Waſch= und Trag=
körbe
. Jetzt im Somer, wo man die Wäſche im Freien trock=
nen
und bleichen kann, ſollte man die Waſchkörbe ebenfalls
einer Bleiche unterziehen. Nachdem man ſie mit heißem Seifen=
waſſer
(auf 1 Eimer Waſſer nimt man 3 Eßlöffel Dixin) und
harter Bürſte gründlich, namzentlich in den Ecken und an den
Henkeln gereinigt oder mit der Gießkanne oder dem Schlauch gut
übergoſſen und geſpült hat, zündet man auf einem alten Blumen=
unterſetzer
Schwefelfäden an, den man im Waſchhaus. (bei ver=
ſchloſſener
Tür und Fenſter) aufſtellt und läßt die ſich entwickeln=
den
Dämpfe auf die naſſen Körbe einwirken.
Durch dieſes Verfahren erhalten die Körbe, ſelbſt die ver=
gilbteſten
, ein tadelloſes, ſchneeweißes Ausſehen.
V.
Feine Gemüſeſuppe ½ Pfund Mark= und Gries=
knochen
ſetzt man mit 1 Möhre, ½ Kohlrabi, 2 Porreeſtangen
½ Sellerie, 1 Zwiebel und 1Peterſielienwurzel zum Kochen auf.
Schneidet das gar gewordene Gemüſe in feine Streifchen, fügt
Teller voll roher Kartoffeln bei, zerſtampft dieſe, kräftigt die
Suppe mit 2 Eßlöffel geriebenem Schweizerkäſe und 1 Teelöffel
Appels Worceſterſoße und gibt ſie mit geröſteten Semmelwürfeln
I.
zu Tiſch.
Speiſe=Zettel.
Sonntag: Weinkaltſchale mit Schneeklößchen. Huhn=
frikaſſee
. Kopfſalat. Montag: Feine Gemüſeſuppe Eier=
kuchen
mit geſchmorten Stachelbeeren. Dienstag: Johan=
nisbeerkaltſchale
, Käſeſpatzen mit Gurken=Bohnenſalat. Mitt=
woch
: Gemüſe von jungem Kohlrabi mit gebratener Leber.
Donnerstag: Spinat mit Bratkartoffeln und Setzei.
Freitag: Heidelbeerkaltſchale. Schellfiſch mit Paprikaſoße.
Samstag: Hefeklöße mit geſchnorten Heidelbeeren.

[ ][  ][ ]

* Vom ſüddeutſchen Holzmarkt.
(Von unſerem Sonderberichterſtatter.)
Die Tendenz auf dem Nadelſtammholzmarkt konnte ſich immer
noch nicht erholen, da auch jegliche Anregung zu Käufen fehlt. Der Rück=
gang
in den Preiſen, der ſchon ſeit Wochen und Monaten ſich vollzieht,
zeigt ſich immer offenkundiger, ſo daß nunmehr auch der Waldbeſitz in
die Gemeinſchaft der notleidenden Holzwirtſchaft verſtrickt iſt, der er ſich
zwar noch durch betontes Halten auf die Aufwurfpreiſe zu entziehen
ſucht, ſich aber doch zu Preiszugeſtändniſſen bequemen muß, wenn er
nicht ganz auf ſeinen Rundhölzern ſitzen bleiben will. Auch in Heſſen
zeigt ſich, da nunmehr die Statiſtik für den vergangenen Monat vor=
liegt
, die ſinkende Tendenz für die Rohware, deren Durchſchnittspreiſe
im Juni zwiſchen 100 und 105 Prozent ſchwankten. Aus den übrigen
ſüddeutſchen Forſten iſt weſentlich Neues nicht zu berichten.
Die Marktlage für Schnittmaterial hat ſich noch keineswegs
beſſern können, wenn auch, worauf wir ſchon in unſerem letzten Berichte
abhoben, ſich eine gewiſſe Stabilität der Preiſe anzubahnen ſcheint
Wenigſtens iſt die erſte Hand und der Großhandel beſtrebt, den Markt
nicht mehr durch Schleuderangebote zu verpfuſchen. Auf der anderen
Seite muß aber doch in Rechnung geſtellt werden, daß der augenblickliche
Holzbedarf äußerſt minimal iſt. 16 1 512 unſortierte, ſägefallende
Bretter, faul= und bruchfrei, waren in oberbayeriſchem Produktions=
gebiet
bahnfrei zu 4046 Mark und Schwarzwaldbretter bahnfrei
KarlsruheMannheim von etwa 52 Mark aufwärts angeboten. Hobel
fähige Bretter zeigten ebenfalls etwas ſtabilere Preiſe, die bahnfrei
Karlsruhe Mannheim ſich auf etwa 6365 Mk. je Kubikmeter ſtellten.
Bahnfrei Karlsruhe=Mannheim wurden ſortierte Bretter Schwarzwälder
Provenienz in Ausſchußware zu etwa 53 Mk., X=Wave zu 4346 Mk.,
gute Bretter zu 7678 Mk., reine und halbreine Bretter zu 9496
Mk. angeboten. Im Geſchäft mit Rheinland=Weſtfalen ſtellten ſich die
regulären Forderungen des ſüddeutſchen Großhandels frei Mittelrhein
für Ausſchußware auf etwa 5660 Mk., X=Ware 4650 Mk., gute‟
Ware 7580 Mk. und reine und halbreine Ware auf etwa 96100 Mk.
je Kubikmeter. Ausſchußdielen bot man für etwa 6064 Mk., X=Dielen
für 5055 Mk., gute‟ Dielen für 7986 Mk. und reine und halbreine
Dielen für etwa 100105 Mk. je Kubikmeter an. Ab Oberbahern ver=
langte
man etwa 4246 Mark, bahnfrei KarlsruheMannheim von 55
Mark aufwärts je Kubikmeter unſortierte Tannen= und Fichtendielen.
Mit üblicher Waldkante geſchnittenes Tannen= und Fichtenbauholz mit
vegelmäßigen Abmeſſungen wurde bahnfrei KarlsruheMannheim zu
etwa 5455 Mk. je Kubikmeter angeboten.
Der Verband Sächſiſcher Induſtrieller zu
wichtigen Wirtſchaftsfragen.
Der Geſamtvorſtand des Verbandes Sächſiſcher Induſtrieller be=
ſchäftigte
ſich in der vor einigen Tagen abgehaltenen Sitzung nach Ge=
nehmigung
des Geſchäftsberichts mit handels= und wirtſchaftspolitiſchen
Fragen von beſonders aktueller Bedeutung. Als eine ſolche betrachtet
er die Frage der Behebung der gegenwärtigen ſchweren landwirtſchaft=
lichen
Kriſis. Auch in induſtriellen Kreiſen verfolgt man ſchon ſeit
langem mit Beſorgnis die Entwicklung der Agrarkriſe, die von nach=
teiligſten
Wirkungen auf die geſamte Volkswirtſchaft begleitet iſt. An
der baldigen Wiederherſtellung des in der Landwirtſchaft liegenden be=
deutenden
induſtriellen Abſatzmarktes durch die Beſeitigung ihrer gegen=
wärtigen
Notlage hat nicht nur die Induſtrie, ſondern die geſamte
Volkswirtſchaft ein ſtarkes Intereſſe, weshalb nach Anſicht des Geſamt=
vorſtandes
, darauf geachtet werden muß, daß die Behandlung wirt=
ſchaftspolitiſcher
Fragen in wechſelſeitiger Fühlungnahme unter dem
Geſichtspunkt der Bedürfniſſe der Geſamtwirtſchaft erfolgen muß.
Weiter erfolgte eine eingehende Ausſprache über die Fendelspolitiſche
Lage Deutſchlands. Im Mittelpunkt derſelben ſtand ei4 Vortrag des
Reichstagsabgeordneten Dr. Lefeune=Jung über handelspolitiſche
Fragen. In ausführlichen Darlegungen ſchilderte der Redner die
großen Gefahren, die für Mitteleuropa, insbeſondere für Deutſch=
land
, daraus erwachſen, daß faſt alle Induſtrieſtaaten der Welt ins=
beſondere
aber die für Deutſchlands Export auch jetzt noch ſo wichtigen
Staaten Europas, ihre Zölle mit kurzen Unterbrechungen erhöhen oder
neue Schutzzölle einführen. Der Geſamtvorſtand war mit dem Vor=
tragenden
darin einig, daß unter allen Umſtänden Mittel geſucht wer=
den
müſſen, um die zunehmende Abſperrung des Auslandes gegen den
deutſchen Export zu verhindern oder zu mildern, und zu überlegen, wie
mindeſtens der frühere Zuſtand weitgehender handelspolitiſcher Zuſam=
menarbeit
zwiſchen den am Weltverkehr beteiligten Ländern wieder
hergeſtellt werden kann. Der Verband ſächſiſcher Induſtrieller wird an
der Prüfung und Durchführung jedes neuen Vorſchlags, der das Ziel
hat, die handelspolitiſche Stellung Deutſchlands zu verbeſſern, als eine
der wichtigſten Aufgaben der großen Wirtſchaftsverbände tatkräftig mit=
arbeiten
und alle Wege zu öffnen verſuchen, die der ſächſiſchen Indu=
ſtrie
eine wirkſame Mitarbeit bei der Feſtlegung des handelspolitiſchen
Syſtems der Zukunft ſichern. Grundſätzlich war der Geſamtvorſtand
der Anſicht, daß eine engere Fühlung der deutſchen Auslnndsvertre=
tungen
mit den allgemeinen Wirtſchaftsveränden der großen Induſtrie
bezirke eine Notwendigkeit ſei, um deren Bedürfniſſe und Eigenart
kennen zu lernen. Der Geſamtvorſtand ſieht in der Förderung der
Exprrtbeziehungen der deutſchen Induſtrie eine der wichtigſten Auf=
gaben
des Auswärtigen Amtes, deren Erfüllung übrigens auch eine
bisher tiel zu wenig gewürdigte Maßnahme produktiver Erwerbs=
loſenfürſorge
darſtellen würde. Auf Antrag einer Reihe von Mit=
gliedern
befaßte ſich der Geſamtvorſtand ferner mit der Frage der Kom=
munaliſierung
, die in Sachſen auch in letzter Zeit auf immer weitere
Zweige der Privatwirtſchaft, neuerdings auch auf das Verſicherungs=
weſen
, erſtreckt wird, obwohl die bisherigen Erfahrungen doch keines=
wegs
zur Fortſetzung der Sozialiſierungs= und Kommunaliſierungs=
Experimente ermutigen. Gerade deshalb muß die Wirtſchaft dieſer
Entwicklung nachdrücklich entgegentreten.

Frankfurter Effektenbörſe.
Frankfurt a. M., 17. Juli.
Zum heutigen Wochenſchluß lagen einige Deckungen vor, ſo daß
gegen die Kurſe der geſtrigen Abendbörſe überwiegend kleine Kursbeſſe=
rungen
durchgeſetzt werden konnten. Die Umſatztätigkeit ließ aber nach
der Erledigung der beſcheidenen Aufträge wieder ſtark nach. Nur für
Banken war die Befeſtigung nachhaltiger und die Umſatztätigkeit etwas
größer. Der Montanmarkt verharrte in luſtloſer Haltung, nur Rom=
bacher
waren auſ Rückkäufe geſucht und um 3 Prozent gegen den nied=
rigſten
Stand von geſtern abend gebeſſert. Auf dem Rentenmarkt waren
deutſche Anleiben behauptet, ausländiſche aber gaben teilweiſe ſtark nach.
Beſonders die türkiſchen Renten waren ſtark angeboten und bis 2 Pro=
zent
niedriger. Im Freiverkehr war die Tendenz behauptet. Becker
Stahl 20½, Brown Boveri 115, Benz 86, Entreprife 7, Growag 60, Ufa
40½ und Unterfranken 80. In der zweiten Börſenſtunde erfuhr die all=
gemeine
Tendenz eine neue Anregung durch die Erholung des franzö=
ſiſchen
Franken bis auf 198 für die Londoner Parität. Dazu kamen
nach einer Unterbrechung weitere Deckungskäufe und auch Kauforders
für Berliner Rechnung. Die Umſatztätigkeit blieb aber immer in engen
Grenzen, aber die Kursbeſſerungen machten Fortſchritte und dehnten ſich
ſchließlich beſonders auch auf die Montanwerte aus, die zum Schluß
bis 2 Prozent feſter lagen. Auch für die ausländiſchen Renten trat eine
leichte Erholung ein. Geld war ſehr leicht. Tägliches Geld 4½ Prozent.
Berliner Effektenbörſe.
Berlin, 17. Juli.
Am letzten Wochentage trat eine freundlichere Stimmung der Börſe
ein. Die Engagements haben durch die Abgaben an den Vortagen eine
Bereinigung erfahren, ſo daß heute kaum noch Bedürfnis beſtand. Die
erſten Kurſe bröckelten zwar noch leicht ab, doch ſetzte ſich ſchon bald nach
Feſtſetzung der erſten amtlichen Notierungen eine Erholung um 1½
bis 2 Prozent durch. Namentlich Montanwerte wurden etwas mehr ge=
fragt
, da die Reichsbahnberichte über lebhafte Kohlentransporte im Juni
günſtige Nachrichten üüber die Beſchäftigung des Stahltruſtes und die
vorläufig abgebrochenen Verhandlungen zur Beilegung des engliſchen
Bergarbeiterſtreiks ſtimulierten. Auch die leichte Beſſerung des Franken
kurſes gab der Börſe eine Anregung. Nachdem ſich die ſogenannten
Frankenfluchtskäufe mehr als Hauſſeausſtreuung beſtimmter Kreiſe er=
wieſen
haben und von ſolchen Käufen jetzt nicht mehr die Rede iſt, hielt
man die Frankenverſchlechterung an der Börſe nun wieder als das, was
ſie in Wirklichkeit iſt, eine ungeheuere Erſchwerung der deutſchen Ausfuhr=
arbeit
durch Forderung des franzöſiſchen und belgiſchen Dumpings. Die
Umſätze am Deviſenmarkt waren allerdings ebenſo wie an der Aktien=
börſe
unbedeutend. London-Paris ſetzte mit 202¾ ein und erholte ſich
dann auf 199. Geſtern abend 209. London-Brüſſel notierte 200 nach 205,
Mailand wiederum verändert. Geldſätze zeigten bei unvermindert leichter
Veranlagung des Marktes keine Veränderung. Tagesgeid 45 Prozent,
Monatsgeld 56 Prozent. Im einzelnen hielten ſich am Montan=
aktienmarkt
die Anfangsnotierungen durchſchnittlich ½1 Prozent unter
dem Nachbörſenſtand, holten dieſe Rückgänge aber bald wieder ein.
Farbeninduſtrie begannen mit 240241½. Sonſtige chemiſche Werte
kaum verändert. Nur Goldtſchmidt minus 2½ Prozent und Oberkoks
minus 2 Prozent. Dt. Erdöl= und Rütgerswerke büßten ebenfalls 3 Proz.
ein. Von Elektrowerten: Akkumulatoren minus 5½ Prozent, Licht und
Kraft minus 3½ Prozent. Die übrigen Papiere nur geringfügisy der=
ändert
. Das Intereſſe für Bankaktien hat erheblich nachgelaſſen. Der
Makt lag jedoch von vornherein widerſtandsfähig, zum Teil ½ Prozent
feſter. Schiffahrtsaktien zunächſt abbröckelnd, ſpäter leicht erholt. Sonſtige
Induſtriewerte zeigten kaum nennenswerte Kursbewegungen. Zu er=
wähnen
wäre nur Ludwig Loewe als 5½ Prozent niedriger. Am Renten=
markt
herrſchte in Auslandsrenten völlige Ruhe. Privatdiskont beide
Sichten 4½ Prozent. Der Börſenſchluß war wieder feſter.
16. 7 1 17.
16. 7. 1 17.
Aſchaffb. Zellſtoff

69.5
Hemoor Zement ./.1169.
105.5
103.5
Augsb.=Nürnb. Maſch) 88.
91.5 Hirſch Kupfer ... ..!
23.*
124.
Bamag=Meguin ..
74. / 73.75 (böſch Eiſen ......."
1. 1121.
Berl. E. W. Vorzug.
Hohenlohe Werke ...
17.
Berlin. Karlsruhe Ind
84.5
83.875/Kahla Porzellan ... ! 81.5
81.2
Braunkohlen=Briketts) 128
123.
Lindes Eismaſch. . .
141.
44.
Bremer Vulkan. . . ."
52.
Lingel Schuh .. .. .".
52.
Bremer Wolle ..
123.
28.25 Linke u. Hofmann ..

Deutſch.=Atlant. Tel.
63.125/2. Loewe u. Co... . . /165.25 1162
63.2
Deutſche Maſchinen
C. Lorenz .. . . . . . . . 1101.625/ 98.5
96.
97.
12.5
Deutſch.=Nied. Tel.
2.
129.875
Ndl. Kohle .... . . . . . /130.

Deutſche Erdöl ...."
Deutſche Petroleum
Dt. Kaliwerke ...
innersmarckhütte.
ynamit Nobel. . ..
Elektr. Lieferung. . .
J. G. Farben ....."
R. Friſter ....
.
Gaggenau Vorz.. . .
Gelſenk. Gußſtah.
G. f. elektr. Untern.
Halle Maſchinen ..."
Han. Maſch. Egeſt. . .
Hanſa Dampſchf. . . .

134.5 133.* Nordd. Gummi . . . . . 8) 80.5 Orenſtein .. 92. 117. 16.5 Rathgeber 50.125 77. 74. Rombacher Hütten . 17.2 118. 117.5 Koſitzer Zucker ..... 134.5 32. Kütgerswerke ... . .. 240.75 241.25 Sachſenwerk .. . . .." 3" 53. Sächſ. Gußſtahl. . . . 45.5 46. Siemens Glas..." 117.5 2 Ver. Lauſitzer Glas. 107.75 150.25 150.25 Volkſtedter Porzell. 39.5
140. 35.5 Weſtf. E. Langendreer 63. 72. 70. Wittener Gußſtahl. 145. 1145. 1Wanderer=Werke. .. . 143.5

91.75
49.
5
1!
61.875
7.
Arrc
104.*
61.
58.
143.5

Deviſenmarkt.

Amſterdam=R.
Buenos=Aires
Brüſſel=Antw.
Oslo ...."
Kopenhagen.
Stockholm . .
Helſingfors ..
Italien .....
London... . ."
New=York. .
Paris.. . . . . .
Schweiz ...."
Spanien ...."

6. 7

159.61
93.
4.195
9.86

Brief
69.03
1.707 1.711
9.74
92.17
1.26/111.54
112.31/112.59112.33112
15 10.59
4.
20
9.90

17. 7
Geld / Brie
68.61 159 03
1.716/ 1.710
10.31
03 92.-7
111.23111.52
10.55211.59
14.=51 14.29
20.40/ 20.45320 4y2 20.454
4.*
4.19
10 30/ 10.3
B1.205/31.405/ 81.19/ 81.33
86.20 65.361 66.27 66 43

WienD.=Oſt. abg
Prag .........
Budapeſt. . . ..
Fapan ...."
Rio de Janeiro
Zulgarien.. .."
Belgrad .."
Lonſtantinopel
Liſſabon .... ."
Danzig ....."
Athen .......
Kanada ... . .
Uruguan . . . . ."

13
Geld. / Brie
59.36 59.
4,
2.77

3.
31

39

21.4
21.7
81.37/ 81.50.
5"
5.7
4.14
4.205
K.215 1.22

17
734
ſt.
9
1495
81.
5.03
4.1
*21

7.
Brief
59.
2.7
5.80
659/ C.660
73
31.5.
5.11
4.203
1.22

Der Markt hat in dieſer Woche aufſteigende Tendenz verfolgt. Die
Nachfrage der Mühlen wie des Einfuhrhandels geſtaltete ſich lebhafter
als in den vorausgegangenen Zeitabſchnitten. Beachtlich bleibt für die
Erklärung, daß beiſpielsweiſe Chicago den Juli=Termin für Weizen
binnen Wochenfriſt von 1377/ auf 144½, für Roggen von 96¾ auf 104
Cents je buſhel erhöht hat, daß das amerikaniſche Ackerbaubüro in ſeiner
Veröffentlichung vom 10. Juli das Ergebnis der Winterweizenernte auf
568 Millionen buſhel, das der Sommerweizenernte auf 200 Millionen
buſhel ſchätzt, was für Winterweizen eine Beſſerung, für Sommerweizen
eine Verminderung um 14,3 Prozent bedeutet. Die ebenfalls veröffent=
lichte
Schätzung des kanadiſchen ſtatiſtiſchen Amtes der kanadiſchen Weizen=
ernte
mit 327,23 Millionen buſhel gegen ein vorjähriges Ergebnis von
417 Millionen buſhels trug gleichfalls zur Befeſtigung der Märkte bei.
Obwohl ſich die Erntenachrichten aus den europäiſchen Ländern inhalt=
lich
gebeſſert haben, ſo daß mit einer normalen Ernte gerechnet wird,
bleibt doch nicht zu überſehen, daß die Vorräte in allen Einfuhrländerm
recht gering und der Auffüllung bedürfen. Daraus erklärk es ſich, daß die
amerikaniſchen Märkte ſchon jetzt hohe Preiſe für ihre verfügbare Ware
fordern. Auch an unſerem Markt iſt Angebot in neuer Ware noch nicht
vorhanden. In der Vorderrfalz hat zwar der Roggenſchnitt kräftig ein=
geſetzt
und bei Fortdquer der ſommerlichen Witterung dürfte die Roggen=
ernte
der Vorderpfalz im Laufe der nächſten Tage voll in Fluß kommen.
Es würden danach immerhin noch 14 Tage bis 3 Wochen vergehen, ehe
die erſten Angebote neuen Roggens für nennenswerte Mengen zu er=
warten
wären. Von alter Ware lagen weder bei Weizen, Roggen, Hafer
noch Gerſte Angebote vor. Die Preiſe für Auslandsware erhöhten ſich
auch im Waggongeſchäft gegenüber der Vorwoche, und zwar durchweg um
eine Viertelmark pro Doppelzenter, Mais infolge der gleichfalls un=
günſtigen
Mitteilungen des amerikaniſchen ſtatiſtiſchen Büros noch etwas
mehr. Dieſes gibt den Stand mit 77,9 Prozent gegen 86,4 Prozent um
die gleiche Jahreszeit und 84,1 Prozent in dem letzten Zehnjahresdurch=
ſchnitt
; gleichzeitig nimmt es das Anbaugebiet um 0,6 Prozent niedriger
als im Vorjahre an. Im Cif=Geſchäft koſteten die 100 Kilo (im
Gulden): Manitoba I, tough, 21. Juli fällig, 17,055 eif Rotterdam, per
Oktober 15,70 eif Rotterdam; Manitoba II, tough, 20. Juli fällig, 16,775.
Olober 15,35; III, rheinſchwimmend, 16,2516,60 cif Mannheim,
III, teugh, 21. Juli fällig, 16,725; III, ſeeſchwimmend, 16,40, Oktober
15,00 cif Rotterdam; Kanſas II, 2. Auguſt ladebereit, 14,9510,05,
27. Juli ladebereit, 14,9515,10, Auguſt=Abladung 14,7014,85, Hard
Linter II, Auguſt, 14,3014,75, Juli 14,5514,95, cif Rotterdam; Red
Winter II, ſeeſchwimmend, 16,4516,75; 17. Juli ausgehender Dampfer
15,375, 3. Auguſt ausgehender Dampfer 15,15 eif Rotterdam; Auſtral=
Weizen, diſponibel, Rotterdam, 17,60 cif Mannheim; Azima, rhein=
ſchwimmend
15,8016,50, desgl. 75/76 Kilo, diſponibel Rotterdam, 16,50
eif Mannheim. Plata=Weizen wurde wenig gehandelt, mam
nannte Baruſo, 76 Kilo, ſeeſchwimmend, bald fällig, 15,9016,25 Fl.
cif Mannheim, Baril, nach Muſter, loko Rotterdam, 15,90 Fl. eif
Notterdam. Im Waggon=Geſchäft galt, in Reichsmark, je 100 Kilo,
Manitoba I 33,75, II 33,25, III 32,25, Azima 32,50, Auſtral 34,00, Baril,
74 Kilo, 31,25, 76 Kilo, 31,50. Hafer notierte waggonfrei Mannheim,
white clipped,
75 Rm., Kanada Feed I, 22 Rm.; Plata, fag, 19,25
Rm., clipped 19,25 Rm., Donau=Hafer 46/47 Kilo, 19,75 Rm. eif Mann=
heim
, und Plata, fag, Auguſt=Abladung, 8,875 Fl. eif Rotterdam. Rog=
gen
wurde kaum genannt, Weſtern Rye, ladend, Fl. 12,00 cif Rotterdam.
Das Gerſtengeſchäft blieb ohne Anregung, däniſche Gerſte 25,75
bis 26,50 Rm, auſtraliſche, prompt 26,5027,50 Rm., waggonfrei Mann=
heim
. Jür neuen La Plata=Mais, ſeeſchwimmend, wurden Sept.
Oktober 8,40 Fl., November 8,45, Dezember 8,50 Fl. verlangt. Mit Er=
leichterung
wurde an der Donnerstags=Börſe die telegraphiſche Mit=
teilung
des Vorſtandsmitgliedes der Mannheimer Produktenbörſe, Natan
begrüßt, daß die Zollfrage für die bis zum 31. Dezember die Grenze
paſſierenden Getreidemengen derart geregelt ſei, daß ab 16. bis 31. Juli
nachts ſämtliche Getreideſendungen in Emmerich mit Begleitſchein II
auf Konnoſementsgewicht abgefertigt werden können. Dies war auch für
den Mehlhandel bzw. die Mühlen bedeutungsvoll, weil die vor=
verkauften
Mehle unter Einkalkulierung des alten Zollſatzes verkauft
worden ſind. Die Stimmung am Mehlmarkt war im Wochenver=
lauf
angenehmer, und es fanden auch bereits Abſchlüſſe auf September=
Oktober=Lieferung ſtatt. Promptes Mehl machte ſich knapper und blieb
geſucht. Man verlangte für Weizenmehl, Spez. 0, zuletzt 43,5043,7:
im. (Vorwoche 42,7543 Rm.). An der Donnerstagsbörſe waren 43,50
Rm. der bezahlte Preis. Mitteldeutſches Weizenmehl war mit 36,75
bis 37,75 angeboten, wozu 2,70 Fracht bis Mannheim rreten; mittel=
deutſches
Spezial 0, aus 50 Prozent Auslandsweizen, und 50 Prozent
Inlandsweizen hergeſtellt (wobei allerdings die Frage zu klären bleibt,
aus welchem Ausland der verwendete Weizen ſtammt), wurde per Sep=
tember/Oktober
mit 39,50 Rm. franko Mannheim gehandelt. Roggen=
mehl
koſtete in 60proz. Ausmahlung 3435 Rm., 65proz. 34, 70proz. 30
75 Rm.; norddeutſches Roggenmehl war per Juli/Anguſt angeboten
in 65proz. Ausmahlung zu 3030,75, 60 proz. zu 31 Rm., ſüddeutſches
Weizenbrotmehl mit 28,7533 Rm., niederrheiniſches mit 32,50 bis
herunter zu 28 Rm. Nachmehl ſtellte ſich franko Mannheim auf 1818,50
Rm. Auslandsmehl kommt zurzeit, auch wegen der ungeklärten Mehl=
zollfrage
nicht zum Verkauf. Der Futtermittelmarkt geſtaltete
ſich lebhafter. Man rechnet mit einem vorzüiglichen Einbringen der
neuen Ernte, was die Landwirtſchaft veranlaſſen würde, ihr Getreide zu
verkaufen und ſich dagegen Futterartikel zu kaufen. Der bisher ſtark
vernachläſſigte Futtermittelmarkt hat dadurch einen neuen Impuls be=
kommen
. Futtermehl anziehend, Bollmehl, ver September 11,50 Rm.,
Kleie 99,25 Rm., per Herbſtmonate 9,7510 Rm., ausländiſhe Bier=
treber
1515,50, Palmkernkuchen 12,7513,50 Rm., Malzkeime 12,50
bis 13,50, Raxskuchen 14 Rm., Kokoskuchen 19 Rm., Erdnußkuchen 20
Rm., Trockenſchnitzel 1111,50 Rm., die 100 Kilo ab ſüddeutſchen
Stationen. Am ſüddeutſchen Tabakmarkt wurden einige Partien
1925er bauernfermentierter Tabake in der Preislage von ca, 6062 Rm.
pro Zentner umgeſetzt.

icht

1

Staatspapiere
a) Deutſche
5% Reichsanleihe
4½ Reichsanleihe

Dollar=Schatzanw
K. Schatzanw. 23
K.=Schatzanw. 24
4½% TVundV R.=
Kne"
4½%Vl.-IX.
4½ D. Schutzgb.
Sparprämienanl.
Preuß Konſ..
3½%
42Baden alt ...
3½%
3o
1896
4½Bahern .....
3½%- ...
3

8-16% Heſſ. unt. 28
.
320tt.
4% Württ. alte
b) Sonſtige,
europäiſche
5% Bos.E.B 191=
L. Inv. 1914
4½9
1898 ..
4½½ 1902 ..

2% Bulg. Tabat
4½% Oſt. Staats=
v
. 1913
4l.%Oſt. Schatz. 14

0.462

5.6
D. 24

0.41

*
0.41

0.41

17.23

425 Oſt. Goldr.
41/6% Silberr...
4½ einh. R. (kon.

3% Port. (Spz.) IIN 7.5
Rum. am. R.03
%- Gold. 13
am. kond.

% am.05

2 Türk. (Adm. 03
Bagd.)
Bagd.)I
% 1911 3o
4½% Ung
i. 191

St. 1914
Goldr.
St. 1
r.
Eiſ. Tor.

Außereuro=
päiſche

5% Mex am. inn.
äuß. 9
Gold. 04
4½
onf inn
3½
4½% Frrigat.
5% Tamaulipas
Sachwert= Schuld=
verſchreibungen

Mil Zinsberech=
nung

6 Doll. Goib. 1932/ 87
35 1.193/ 96.5
8% Fri.=Hyp.=B
Golopfobr. R.1. 193
8% Frkf. H33.31.
Reihe 2/ 93.
5%Fkſ. Pfandbr. B
Golo teihe 21 82
Emn. 31
*.

19.7

25.

5% Neck. AG. 6(d23
8½Pfälz.=Hyp.=Bk.
8% Rh.=Hyp. Gb. 24
% Rhein=Main=
Donau.. Gold 22
Ohne Zins=
berechnung

6% Bd.=Bd.=Hz. 2
%0 Bdw. Kohl. 23
5% Fr. Pf. Bk. G
6% Großkr. Mannh.
Kohl. 23
6% Heid. Holzw. 23
6% Heſſ. Brk.=Rog.
23
5% Roggen 23
6% Mannh. Stadt=
Pohl ..
D
15
6% Offe
Pfälziſche=Hpp
Bk. Glo .... 24
% Pr. Kaliw.
Pr. Roggenw.
5% Rh.H. B. G5 24
5% Sächſ. Brk. 23.
Roggenw.23
5% Südd Feſt=B G
Vorkriegs=Hyp.=B.
Pfandbriefe
Bayr. Vereinsb
Bayr Handels!
Bahr. Hyp. u. Wechſ
Frkf. Hyp.=Bk.
Frkf. Pfandbr.=Bk.
Hamb. Hyp.=Bk.
Pkeining. Hyp.=Bk.
Pfälz. Hyp.=Bk.
Preuß Pf.br.=Bk
Rhein Hyp.=B
Südd Bodenkr.
Württ. Hyp.=B....

99

13.65

5.58
7.1

2.03

16.4
1 ½.5
11.25
12.8
8.35
12.1)

Staatl. od. prov.
garantiert
Heſſ. L.=Hyp.=B..
Landeskr. Caſſel ..
Naſſau Ld3b. ..
Obligationen v.
Transportanſt.
42 Eliſ.=Bahn ..
4% Galiz. Carl=
Lud.=B
5% Oſt. Südb. (8.
2.6% Alte
6% Neue
Staatsb. 83
dſt . 1.b.8.E.
Oſt. . 9. E.
%Oſt.
1885
3%Oſt. Erg. Net
Rud. Silber.
4% Rud Salzkg.)
4½%Anat S.1
%Anat., S. II
Anat., S.I
2 Salon. Monaſt.
2 Tehuantepec.
4½½
Bank=Aktien
Allg. D.Kredit.
Bad. Br...."
Bkf. Brauind
Barmer Bankv.
Bay. Hyp.=.Bhr
Berl. Handelsgeſ.
Comm. u. Peivatb
Darmſt. u. Nat.=Bk
Deſttſche Bank
D Eff.u. 18 hr=Zr.
9. Hyp.=Bk. N
9 Vereins=Bk.
Disf.-Geſellſ h
Dresoener Br...
Frankf. Be .....

4.83

A.
6. 30
4.8
16.5

142
103
129.5
123
173
151
199

Frkf. Hyp.=Bk. ...
Frkf. Pfobr.=Bk
Gotha Grundkr. Bk.
Metallbank. . . . . . .
Mitteld. Creditb.
Oſterr. Creditanſt.
Pfälz. Hyp.=Bk...
Reichsbank=Ant. . .
Rhein. Creditbk.
Rhein=Hyp.=Bk. .
Südd. Disc.=Geſ
Wiener Bankverein
Bergwerks=Akt.
Berzelius ......"
Bochum. Bergb.
Buverus. .... .."
Dt. Luxemburg . .
ſhw. Bergw... ..
Gelſen irh. Bgw.. .
Hirp Bergb.. .. ..
Fie Bergb. .....
Genußſchein. .
Kali=Aſchersleb .
Kali Silzoetfurt.
Kali. Weſterregln
Klöcknerwerke. .
Minnesm.=Röhr
Minzfelder ..
Ooerbedarf..."
Ooſhien. Eif. (Caro)
Otavi=Ant.
Pyönix=Bere
Ryein. Bcaunk
Ryein Stahlw.
Kombah. Hütte
A. Riebek Nontan
Tellas Bg6.
Ver Liarahütte
Jadateie=Akt.
Eihönu ni Naanh.
Hen inger
Böwenbr.=München

112.-
114.5
133.5
112.75
120
7.50
9
16
117.5
128

5.25

45
83
135.5
13
157.5
135
132
10)

143
194.5
120
193.5
54
73.5
108
129.
16
70
31

Mrin;. Aktienbr.
S höfferhof (Bind.
Shwir;=Storchen
KRer 8.
...
Akkum Berlin ..
Adler & Oopenh.
Avlerw. (v. Kieger
A. E. G. Stamm . . .
vA. E. G. Vig.A.
% A. E. G. Vfg. B..
Amme Gieſecke ..
Aſchaff. Zeliſtoff
Badenia (Weinh.
Bro. Mrſh. Darl
Bad. Uhren, Furtw.
Bamag=Neguin ..
Bayr S iegel .."
Beck & Henkel ..."
Bergminn El. . .
Bing Metall. ..."
B:em.=Beſigh=Ol..
ment Heidelb.
ement Karlſtadt
Tement. Lothr. . .
Them Albert... .
Chem Brockh. ..
yem. Nilh ...."
Dumler Mytoren.
Dt. Eiſeny indel
Deutſ he Ecv5
D. B. u. Silb, S heid.
Dingler Ny/1
Dceso. Shiellpr
Dirrkopg
Dirr Rutingen
Dykerhoff E W.
Eiſenv Kriferzt
Eiſenv 2 Neyer
. Liefer17)
f. Liht= u. Neuft
Elf. B15 Wille
Eniy ......."
Enail. Ulri h ....
Enzinger Berke...!

2u.5
8
72.

93.
26
4
46.5
4?
63
54
193.1
114
12).75
31.7.
70.2.
83.
133.75
133
5.2;
103
43
43.75
31

3

Eßlinger Mrſch:.
Ettlinger Soinn..
Faber Bleiſtift
Faber & Shleicher
Fahr, Pirmaſen3
Farbenind. F. G.
Felten & Gtilleau
Feinmeh. (Feiter
Feiſt. Sekt.....
Frankfurter G13
Frankfurter Hof..
Frkf.=M Pvk.u. A
Fuh3 Waggon..
Beiling E Tie. ..
GHermania Linol..
Gelſenk. Gußſt. . .
Goldſh nidt. Th.
Botha Waggon ...
Breffenius ..
Britzner, Mrſch..
Geün & Bilfin
bafenmühle Frkf.
Ham nerſen
Hrnfw Füſſen ..
Hartm & Braan
Heyligenſtaevt..
Hilpert, Arm itur.
Hindrichz=Auffecn
Hirſh Kupfer ...
boh=Tiefbau ..
Holzmann .. . . . ."
Holzvert. Fad..
59dron. Breslau
Fnaz ......."
Fanghanz ...
Fim ; Kaiſersl
Ptelsruher Mrich
Larſtadt R..
Rlein Sh. E Becker
Lader Heilbronn
Konierv. Frain
Krauß Lokom
2ah neher .. . ..
Zeh. Augsburz...

183
80
3)
243.25
71
48
65
65.5
0.3
56. 25
17).5
25
92.9)
6)
4
92
79
75
24.5
32
79.75
12)
39.5
5:
23
1.73
9)
49

112
33.5

Lederiv Rothe
Spicharz.
Lingel Schuhw.. .
Vöhnberg. Mühle
Lud vigsh. Walzm.
Lüdenſcheid Metall
Zather, Mühlenb.
Lux Induſtrie.
Mrinkraft Höchſt
Metallgeiſ. Frkf. ...
Neyer Dr. Paul.
Miag. Mählenb.. ..
Moenus Stamm.
Mitorenf Deutz
Nitorenf. Oberurſ.
Nekarſ. Fahr;.
Neckarw. Eßlingen
Beters Union.
Pfälz. Nih Kayſer
Byilippz. . .
Purzellan Weſſel
Brometh. F
Rein Gebb
eShal
ſhein. El
Ryein. Metall=Vf.
ikforth
Rütgerswerke ....
S hlenßner . . . . ..
Shreid & Hanau.
Shnellpr Frank..
Shramn Lak=
Sheift Steno-
Shuke. Elektr.. .
Shihf Beſſel...
Shuhf. Her;
Shilz Grünlack..
Seilino Wolff.."
Sihel E Lo......"
Sienen3 Gla;
Sienen3 & Htlske
Siv Innvb.
Eyir eleftr. Vie
Uhren Furtwängl.
Zeithverke .. . .."
Ver.f. Chem. Ind..

30
42.75
38
34
57
29
93.25
125.75
11
47

85.5

82
119
23
97

11.
43
50

Ver d. Olfbr. Mann.
Ver, Faßf. Caſſel
Gummi. Bin.=Frkf
Vinſel=Nürnberg.
Ultramarin . . . . ."
Zellſtoff Berl. ...."
Vogtl. Maſch. ..
Voigt * Haeffner".
Volthom. Seil...
Wayß & Freytag. .
Wegelin Rußfbr. . .
Zellſt. Waldhof".
Zuckerſ. Waghäu ſel
Zuckerf. Frankenth.
Zuckerf. Heilbronn.
Zuckerf. Offſtein".
Zuckerf. Rheingau.
Zuckerf. Stuttgart

Tran3port= und
Zerſicherungs=Akt.
1. Dr. Ei enbahn. . .
Dt. Eiſenb.=Geſ..
El. Hohbahn =Berl.
S hantung E. B.
Südd. Eiſenb.=Geſ.
Hapng
Noro) Lion.

80

130

100.5
102
150.5
77
65.5
78.10

Frkf. Allg. Ver
Frankona Rücko.

Darmſt. Werte
Bahnbedar
Danpft Koobers
Helvetin Konſ.
Zepr Zutz..
Notorf. Darmit
Gebr. Roeder
Venuleth & Elleno.

79

147
143

22.25
5.4

32.5

[ ][  ][ ]

Sonntag, den 18. Zuſi 1926

Nummer 192

Seſfe 14

Wirtſchaftliche Rundſchau.
W. Diefenbronner, A.=G., Frankfurt a. M. Die Geſellſchaft, über
deren Vermögen am 26. März d. J. die Geſchäftsaufſicht verhängt wor=
den
war, wird am 10. Auguſt eine ao. H.=V. abhalten, in der über den
bisherigen Verlauf des Geſchäftsaufſichtsverfahrens Bericht erſtattet
werden ſoll. Darauf ſoll die Auflöſung des Unternehmens beſchloſſen
und die Liquidationseröffnungsbilanz zur Genehmigung vörgelegt
werden.
Gieſche=A.=G. in Kattowitz. Die polniſche Gieſch=A.=G. hat eine
ao. H.=V. in Kattowitz abgehalten. In dieſer wurde das Aktienkapital
auf 100 Millionen Zloty feſtgeſetzt. Die Verſammlung ſtand in Zuſam=
menhang
mit der Beteiligung der Firma W. A. Harriman u. Co. In
dem Vertrag zwiſchen Harriman und der polniſchen Regierung, der am
3. Juli unterzeichnet worden iſt, garantiert Harriman der Regierung
einenMindeſtbetrag von 1 500 000 Dollar an Einkommenſteuer für den
Zeitraum bis Ende 1931 und leiſtet für Gieſche eine Anzahlung von
einem Drittel dieſer Summe. Die Firma Harriman übernimmt die
Verpflichtung, die Produktionsfähigkeit der Gieſche=A.=G. durch Inve=
ſtitionen
zum Zwecke techniſcher Neuerungen zu heben. Als Inveſti=
tions
= und Umſatzkapital legt Harriman 10 Millionen Dollar ein. Die
Finanzierung wird durch Bildung einer amerikaniſchen Aktiengeſellſchaft
geregelt, die alle Aktien der Gieſche=A.=G. übernimmt.

Viehmärkte.

Berliner Viehmarkt vom 17. Juli. Der Auftrieb beſtand heute aus
W54 Rindern, darunter 452 Bullen, 360 Ochſen und 1242 Färſen und
Kühen, ferner aus 1470 Kälbern, 9796 Schafen, 8329 Schweinen, 11 Zie=
gen
. Bezahlt wurde pro Zentner Lebendgewicht: Ochſen, Klaſſe a) 57
bis 60, b) 5054, c) 4548, d) 3740; Bullen, Klaſſe a) 5355, b)
bis 50, c) 4346; Färſen und Kühe, Klaſſe a) 5360, b) 4248, c) 30
bis 37, d) 24B, e) 1820 und Freſſer 3642; Kälber, Klaſſe a) ge=
ſſtrichen
, b) 6368, c) 5662, d) 4853, e) 4045; Stallmaſtſchafe, Klaſſe
a) 5358, b) 3949, c) 2535; Schweine, Klaſſe a) geſtrichen, b) 7273,
c) 7173 und d) 7071, e) 6869; Säue 6466, Ziegen 2025. Markt=
verlauf
: In allen Viehgattungen ſehr ruhig.

Produktenberichte.

Berliner Produktenbericht vom 17. Juli. Die geſtern im Zeitverkehr
eingetretene feſtere Tendenz machte heute für Brotgetreide keine Fort=
ſchritte
. Lediglich im Zeithandel ſetzten ſich für Herbſtmonate kleine
Kursbeſſerungen durch und zwar der Weizen um 2 Mk., der Roggen und
1 Mk. Das Angebot in altem Roggen wird kleiner, aber auch die Nach=
frage
zieht ſich zurück. Die Nachfrage in neuer Wintergerſte findet durch
reichhaltiges Angebot einen Ausgleich. Hafer hat kleine Umſätze und
keine beachtenswerte Preisveränderungen. Mehl ruhig, Roggenmehl
etwas ſtetiger.
Amerikaniſche Kabelnachrichten.
New York, 17. Juli. (Priv.=Tel.)
Weizen: Nach der geſtrigen Aufwärtsbewegung begann heute der
Markt in abgeſchwächter Haltung, da die Liquidationen einen größeren
Umfag erreichten und das Ausland nur eine mäßige Lokonachfrage
zeigte. Später konnte jedoch eine neue Befeſtigung eintreten au
Deckungskäufe der Baiſſe und Käufe der Kommiſſionsfirmen. Die Ter=
mine
zeigten weitere leichte Erhöhungen.
Mais: Weniger günſtig lautende Ernteberichte und Käufe der
Kommiſſionsfirmen führten eine Befeſtigung herbei, die bis zum Schluß
anhielt. Die Termine zeigen Aufbeſſerungen bis zu ¾ Cent..
Hafer: In Uebereinſtimmung mit Weizen und Mais verkehrte auch
dieſes Marktgebiet in feſter Haltung.
Baumwolle: Im Anfangsverkehr lag der Markt etwas ſchwächer
auf günſtige Temperaturberichte. Dann konnte aber eine Erholung
eintreten, da jetzt aus dem Südweſten zu große Kühle gemeldet wurde
und Meldungen über größere Schäden durch den Baumwollwurm ein=
gingen
. Die Termine zeigen Aufbeſſerungen von 5 bis 6 Punkten.
Deutſche Luftſchiffahrts=A.=G. in Friedrichshafen a. B. Die H.=V.
genehmigte den Abſchluß 1925, der einen Verluſt von 27 376 Rm. aus=
weiſt
. Nach dem Geſchäftsbericht ſoll das neue Luftſchiff in erſter Linie
Propagandafahrten dienen, die die Verwendbarkeit der Zeppeline im
Fernverkehr zu erweiſen hätten. Die Delag=Beſatzung, die unter großen
Opfern zuſammengehalten werden konnte, wird bei dieſen Fahrten wieder
Verwendung finden.

Kleine Wirtſchaftsnachrichten.
Die Handelsvertragsverhandlungen zwiſchen Deutſchland und der
Tſchechoſlowakei haben wieder begonnen. Die Verhandlungen ſollen zu=
nächſt
nur von kurzer Dauer ſein und ſodann im Herbſt fortgeſetzt werden.
Der Verkauf der Bismarckhütte der Alpinen Montan=
geſellſchaft
an die Verein. Stahlwerke dürfte in der nächſten Zeit perfekt
werden. Der Kaufpreis wird, wie wir erfahren, zum größten Teil in bar
entrichtet werden; er dürfte ſich zwiſchen 89 Millionen bewegen, ſo daß
die Alpine Montangeſellſchaft ihre Bankſchuld abdecken könnte.
Auf Donnerstag, den 22. Juli, hat der Verein zur Wahrung der
gemeinſamen wirtſchaftlichen Intereſſen in Rheinland und Weſtfalen
ſeine Vorſtands= und Hauptausſchußmitglieder zu einer Sitzung in den
Stahlhof zu Düſſeldorf eingeladen.
Die Bonds der baheriſchen Staatsanleihe, deren zweite Tranche in
Höhe von 10 Millionen Dollar heute in New York aufgelegt wurde,
wurde ſtark überzeichnet.
Die Nationalbank von Belgien verteilt ſür das erſte Halbjahr 1926
eine Dividende von 192,30 Frs. einſchl. Steuer. Nach Abzug der Steuer
ſrellt ſich die Dividende auf 150 Frs.
Das Polniſche Naphta=Kartell hat in Wien, Paris, London und
Danzig eigene Verkaufsſtellen für Paraffin errichtet.
Infolge der großen und immer ſteigenden Ausfuhr, insbeſondere
aus Polniſch=Oberſchleſien, ſind die Haldenbeſtände ſtark zurückgegangen.
Offiziell wird bekanntgegeben, daß die Verkaufsverhandlungen, die
amerikaniſcherſeits von der International Mercantile Marine Company
und der Morgan Grenfell Company mit Whithy Furneß u. Co. über
den Verkauf der White Star Line geführt worden ſind, ſind im gegen=
ſeitigen
Einverſtändnis abgebrochen worden.
Weitere fünf Kleinbanken im Staate Georgia und weitere vier Klein=
banken
im Staate Florida mußten ihre Schalter ſchließen. Die Bundes=
reſervebank
dieſer Staaten arrangieren eine Stützungsaktion, um weitere
Zuſammenbrüche zu verhüten.
Die amerikaniſchen Banken nahmen weitere Einſchränkungen der
Darlehen vor und brachten 20 Millionen Dollar zum Abruf

Vergebung
von Spenglerarbeiten.
Auf Grund des Miniſterial=Erlaſſes
vom 16. Juni 1893 und deſſen Ergän=
zungen
ſoll die Erneuerung von 220 qm
Zinkverdachung, 301 Ifd. m Dachrinnen
und 301 lfd. m Regenabfallrohre am
Landtagsgebäude dahier im öffentlichen
Wettbewerb vergeben werden.
Die Angebotsunterlagen ſind ſo=
weit
vorrätig vom 17. d8. Mts. ab
gegen Gebühren auf unterzeichnetem Amte
erhältlich.
Eröffnungstermin der eingegangenen
Angebote Montag, den 26. Juli 1926,
vormittags 11 Uhr. Zuſchlagsfriſt
14 Tage.
Darmſtadt, den 15. Juli 1926.
Heſſ. Hochbauamt Darmſtadt.
J. V.: Hofmann. (TV. 1042

Arbeitsvergebung.
Die bei Errichtung einer Schwimm=
badeanlage
in Mörfelden, Kreis Groß=
Gerqu, vorkommenden Arbeiten mit etwa
4000 chm Erdbewegung ſowie Beton=
und Maurerarbeiten uſw. ſollen öffent=
lich
vergeben werden.
Angebotsvordrucke ſind von uns ge=
gen
Bareinſendung von 1,50 Mk. zu be=
ziehen
.
Die Bedingungen und die Planunter=
lagen
für die Ausführung liegen bei der
unterzeichneten Behörde zur Einſicht offen.
Angebote ſind verſchloſſen, mit ent=
ſprechender
Aufſchrift verſehen, bis Frei=
tag
, den 30. Juli ds. Js., vormit=
tags
10 Uhr, bei uns, Bleichſtraße 1,
einzureichen, woſelbſt auch die Eröffnung
in Gegenwart der Bieter ſtattfindet. Zu=
ſchlagsfriſt
2 Wochen. Zuſchlag vor=
behalten
.
(10422
Darmſtadt, den 15. Juli 1926.
Heſſiſches Kulturbauamt.

Zur Herſtellung der Waſſerverſor=
gungsanlage
für die Gemeinde Viern=
heim
(Kreis Heppenheim) ſollen die An=
gebote
für die erforderlichen Arbeiten
und Lieferungen, und zwar:
Los I: Herſtellung der Gräben und Ver=
legen
der Rohre für die Zuleitungen
(etwa 3300 m);
Los II: Lieferung der erforderlichen
Gußeiſenrohre (350 mm Durchm.) und
Formſtücke für die Zuleitungen;
Los III: Herſtellung der Rohrgräben
mit Rohrverlegung (etwa 26000 m)
für das Ortsrohrnetz und die Haus=
anſchlußleitungen
;
Los II: Lieferung der erforderlichen
Gußeiſenrohre und Formſtücke für das
Ortsrohrnetz und die Hausanſchlüſſe;
Los V: Lieferung der erforderlichen
Armaturen;
Los II: Herſtellung der geſamten Ar=
beiten
und Lieferungen,
Donnerstag, den 29. Juli 1926, vor=
mittags
10 Uhr, auf der Bürgermeiſterei
Viernheim (Kreis Heppenheim) entgegen=
genommen
und eröffnet werden. Es
können Angebote auf Rohr= und Arma=
turenlieferungen
, auf Grabarbeiten und
Verlegungsarbeiten getrennt und auch
auf die Geſamtarbeiten und Lieferungen
eingereicht werden.
Pläne und Bedingungen ſind bei uns
und bei der Bürgermeiſterei Viernheim
einzuſehen. Angebote für alle Loſe ſind,
ſoweit der Vorrat reicht, nur bei der
nachverzeichneten Behörde, und zwar ge=
gen
Bareinſendung von 2 Mk. für jedes
Los zu erhalten. Die Angebote ſind ver=
ſchloſſen
, mit entſprechender Aufſchrift
verſehen, aus der das einzelne Los er=
kenntlich
iſt, bis zu obigem Zeitpunkt
bei der Bürgermeiſterei Viernheim
einzureichen. Die Gemeinde behält ſich
freie Auswahl unter den Unternehmern
und die Vergebung der Arbeiten im Ge=
ſamten
oder in einzelnen Loſen vor. Zu=
ſchlagsfriſt
14 Tage.
(10419
Darmſtadt, den 15. Juli 1926.
Heſſiſches Kulturbauamt.

Zwangsverſteigerung.
Das nachſtehend bezeichnete Grundſtück, das zur Zeit
der Eintragung des Verſteigerungsvermerks auf den Namen
des Hotelbeſitzers Adolf Reuter und deſſen Ehefrau Helene,
geb. Engels in Darmſtadt, als Geſamtgut der Errungen=
ſchaftsgemeinſchaft
im Grundbuch eingetragen war, ſoll
Dienstag, den 10. Auguſt 1926, nachmittags 3 Uhr,
durch das unterzeichnete Gericht an Gerichtsſtelle, Zimmer
219, verſteigert werden.
Die Verſteigerung erfolgt im Wege der Zwangsvoll=
ſtreckung
.
Der Verſteigerungsvermerk iſt am 16. April 1926 in das
Grundbuch eingetragen worden.
Inſoweit Rechte zur Zeit der Eintragung des Verſteige=
rungsvermerks
aus dem Grundbuche nicht erſichtlich waren
ſind ſie ſpäteſtens im Verſteigerungstermin vor der Auffor=
derung
zur Abgabe von Geboten bei dem unterzeichneten
Gericht anzumelden und, wenn der Gläubiger widerſpricht,
glaubhaft zu machen, widrigenfalls ſie bei der Feſtſtellung
des geringſten Gebots nicht berückſichtigt und bei der Ver=
teilung
des Verſteigerungserlöſes dem Anſpruche des Gläu=
bigers
und den übrigen Rechten nachgeſetzt werden.
Diejenigen, welche ein der Verſteigerung entgegenſtehen=
des
Recht haben, werden aufgefordert, vor der Erteilung des
Zuſchlags die Aufhebung oder einſtweilige Einſtellung des
Verfahrens herbeizuführen, widrigenfalls für das Recht der
Verſteigerungserlös an die Stelle des verſteigerten Gegen
ſtandes tritt.
Darmſtadt, den 10. Juni 1926.
(9090a
Heſſiſches Amtsgericht I.
Bezeichnung des Grundſtücks:
Grundbuch für Darmſtadt, Bezirk IV, Band V, Blatt 307.
Betrag der
Nr. Flur Nr. Kulturart u. Gewann Am Schätzung
1 IV 369 Hofreite Nr. 6 Luiſenplatz 2252 350 000 RM.

Zwangsverſteigerung.
Die nachſtehend bezeichneten Grundſtücke, die zur Zeit
der Eintragung des Verſteigerungsvermerks auf den Namen
des 1. Kreisamtsdieners Wilhelm Klöß und deſſen Ehefrau
Eliſabeth, geb. Schlegelmilch in Darmſtadt, als Geſamt=
gut
der Errungenſchaftsgemeinſchaft zu 1/., 2. Oberſteuer=
ſekretär
Heinrich Herbert zu Darmſtadt zu ½/., 3. Hedwig,
Günther und Erna Herbert zu Darmſtadt zu je .= im
Grundbuch eingetragen waren, ſollen
Freitag, den 13. Auguſt 1926, nachmittags 31/, Uhr,
durch das unterzeichnete Gericht an Gerichtsſtelle, Zimmer 219,
verſteigert werden.
Die Verſteigerung erfolgt zum Zwecke der Aufhebung der
in Anſehung der Grundſtücke beſtehenden Gemeinſchaft.
Der Verſteigerungsvermerk iſt am 12. April 1926 in das
Grundbuch eingetragen worden.
Inſoweit Rechte zur Zeit der Eintragung des Verſteige=
rungsvermerks
aus dem Grundbuche nicht erſichtlich waren,
ſind, ſie ſpäteſtens im Verſteigerungstermin vor der Auffor=
derung
zur Abgabe von Geboten bei dem unterzeichneten
Gericht anzumelden und, wenn der Gläubiger widerſpricht
glaubhaft zu machen, widrigenfalls, ſie bei der Feſtſtellung
des geringſten Gebots nicht berückſichtigt und bei der Ver
teilung des Verſteigerungserlöſes dem Anſpruche des Glän=
bigers
und den übrigen Rechten nachgeſetzt werden.
Diejenigen, welche ein der Verſteigerung entgegenſtehen=
des
Recht haben, werden aufgefordert, vor der Erteilung des
Zuſchlags die Aufhebung oder einſtweilige Einſtellung des
Verfahrens herbeizuführen, widrigenfalls für das Recht der
Verſteigerungserlös an die Stelle des verſteigerten Gegen=
ſtandes
tritt.
(9091a
Darmſtadt den 14. Juni 1926.
Heſſiſches Amtsgericht I.
Bezeichnung der Grundſtücke:
Grundbuch für Gemarkung Darmſtadt, Band X, Blatt 694.

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3
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Nummer 197

Matrikel 43012.
(Im Käfig durch die Welt).
1. Wie ich Legionär wurde.
Den Tagebuchblättern eines Fremdenlegionärs nacherzählt
von Arthur Dix.
(Nachdruck verboten
4
In Sekundenſchnelle blitzte mir die Ausſicht auf traveaus
foreés oder mindeſtens traveaux publies durch das gemar=
terte
Hirn, und da ich auf alle Fälle vorbereitet war, gelang es
mir, beim Herauskriechen aus dem Radkaſten wenigſtens alles
ins Waſſer zu werfen, was ich an Geld, Wertſachen und verräte=
riſchen
Papieren bei mir hatte. Dabei vergaß ich allerdings in
der Weſtentaſche eine Erkennungsmarke, die ich als Andenken
hatte mitnehmen wollen und die mir nun doch zum Verräter
wurde. Ich wurde in die Zuavenkaſerne geſchafft, verleugnete
mit Hilfe des längſt erlernten, abſolut fließenden Franzöſiſch
und meines ſchwarzbraunen Ausſehens durchaus mein Deutſch=
tum
, wurde aber ſchließlich durch den Trick eines Elſäſſers als
Deutſcher entlarvt. Inzwiſchen war auch eine Meldung meines
Regiments über die vollzogene Flucht überall verbreitet, glück=
licherweiſe
ohne Hinzufügung eines Wortes über die gleichfalls
entſchwundene Kaſſe. (Wie ich ſehr viel ſpäter von einem be=
freundeten
Legionär erfuhr, war am folgenden Tage auch einer
der Gendarmen mit den neu eingegangenen Kaſſenbeſtänden ver=
duftet
, und ihm war vermutlich die Geſamtentleerung angekreidet
worden.) Man zog mir mein Zivil aus, ſteckte mich in rote
Zuavenhoſen, behielt mich bei ganz guter Behandlung vier Tage
im Gefängnis, bis die Meldung vom Regiment im Zuſammen=
hang
mit der in meinen Zivilſachen nachträglich entdeckten Er=
kennungsmarke
mein Schickſal beſiegelte.
Noch hätte ich vielleicht mit einer verhältnismäßig gelinden
Strafe davonkommen können, zumal man ja keinerlei Geld oder
Wertſachen bei mir gefunden hatte; aber die Situation wurde
kritiſch, als im Unterſuchungsgefängnis der Sergeant ein Bild=
chen
meiner Mutter und meiner Schweſter fand, das ich nach einer
Photographie auf den Belag eines Stückchens Spiegelglas ein=
geritzt
hatte. Als der brutale Kerl dieſes mir teuere Andenken
auf den Boden warf und mit den Worten: Hier brauchen wir
keinen Spiegel! mit ſeinem Abſatz zerſplitterte, muckte ich un=
willkürlich
auf. Schon ſetzte es Ohrfeigen und Fußtritte, und
meine Lage war retjungslos verfahren. Während andere Ge=
fangene
ihre Löhnung weiterbeziehen, auch durch allerlei Arbeit
einen Nebenverdienſt erlangen können, um ſich Tabak zu kaufen
und einige Nahrungsmittel über die nur einmal täglich gelieferte
Mahlzeit hinaus, ging ich all dieſer Vergünſtigungen verluſtig
und ſah der für meinen Fall vorgeſehenen Strafe entgegen. Im=
merhin
war mir nicht mehr nachzuweiſen als die unerlaubte
Entfernung aus dem Dienſt und eine herzlich geringfügige Ver=
ſchleuderung
von Heeresgut, nämlich das Weggeben meiner Uni=
form
, als ich mir mit italieniſcher Hilfe Zivilkleidung beſorgte.
Auf dieſe beiden Vergehen zuſammen ſtand ein Jahr Militär=
gefängnis
, aber mit Strafaufſchub. Der Strafaufſchub iſt nicht

Sonntag, den 18. Juli 1926
etwa zu bewerten als bedingte Begnadigung, die ja ſchließlich
zu völligem Straferlaß führen kann, ſondern in dem früher dar=
gelegten
Sinne nur ſo, daß ich, anſtatt ins Gefängnis zu wan=
dern
, zunächſt meine fünf Jahre abzudienen hatte und dann bei
guter Führung nachträglich zwar nicht ins Gefängnis zu gehen
brauchte, aber das volle Jahr in der Fremdenlegion nachzudienen
hatte. Dabei verſteht ſich, daß während dieſes Strafjahres, ſollte
ich es geſund überleben, auf alle Fälle Grund für eine neue
Strafe, alſo für meine weitere Feſſelung an die Fremdenlegion,
gefunden worden wäre.
Ich war froh, dem Unterſuchungsgefängnis entrückt zu ſein,
das ich mit dem Mörder eines Berliner Kaſſenboten, einem
fianzöſiſchen Raubmörder aus dem Schnellzug Paris-Lyon und
angenehmen Zeitgenoſſen ähnlichen Kalibers zu teilen hatte. Der
Traum von der Freiheit aber war ausgeträumt und es ging
wieder an den Ausgangspunkt zurück, zu meinem inzwiſchen nach
Sidi=Bell=Abbes verlegten Stammregiment. Die Gitter des
Käfigs hatten ſich wieder eng und feſt um mich geſchloſſen.
3. Tongkin und Syrien.
Seltſam wandelbar ſind die Legionärs=Geſchicke. Wenn es
Fortunens Launen paßt, hebt ſie uns aus dem Inferno mitten
hinein ins Paradies. Jawohl, ins Paradies! Und ſei es auch
nur, um uns nachher den Sturz in tiefſte Höllenſchlünde um ſo
furchtbarer empfinden zu laſſen. Behaftet mit einjähriger Ge=
fängnisſtrafe
, bzw. entſprechender Verlängerung meiner Ver=
pflichtung
für die Legion, ſah ich mich in Sidi=Bel=Abbes wieder,
wo alle Art Beſtandteile der Legion in Depots (compagnie
passage) eingeteilt wurden. Hier gab es zunächſt vier Wochen
Arbeitsdienſt. Eine ganz paſſable Angelegenheit. Man machte
Maurerarbeiten oder ſpielte Holzhacker für die Zivilbevölkerung
oder wurde mit Gartenarbeiten in dem üppigen Kaſinogarten des
Offizierkorps beſchäftigt. Auf alle Fälle handelte es ſich um eine
durchaus ziviliſtiſche Betätigung, in der man durch die Vorgeſetz=
ten
ſo gut wie gar nicht behelligt wurde, alſo um eine erträgliche
Lebensführung. Und doch lockte es mich zu neuen Aufgaben oder
auch zu neuen Möglichkeiten, irgendwie den Sprung in die immer
heißer erſehnte Freiheit zu wagen.
Gelegenheit zu angenehmer Veränderung ſchien ſich zu bieten
durch die von oben kommende Anfrage nach Freiwilligen nach
Tongkin. Für den Legionär gilt Tongkin als höchſtes Ziel der
Wünſche. Allerdings nur für den, der auf freiwillige Meldung
dorthin verſetzt wird. Nicht für die Strafkompagnien, denen auch
in Franzöſiſch=Hinterindien die niederträchtigſte Behandlung zu=
teil
wird. Dieſe ſchwerbeſtraften Legionäre werden verprügelt
wie die Hunde, müſſen in ungeſundeſtem Klima den ganzen Tag
ohne Pauſe ſchwere Arbeit verrichten, mit Schaufel und Picke die
Wegebauten durch das ſchwierige Gelände vortreiben und ſich
jede Brutalität gefallen laſſen.
Die Strafe, die ich in Tunis erhalten hatte, war nicht ſt
hoch, daß ſie mich dieſen Höllerqualen ausgeſetzt hätte; aber ſie
war doch genug, um die Ablehnung meiner Meldung als Frei=
williger
zu begründen. Doch man wird als Legionär moraliſch
abgebrüht und lernt Schleichweige gehen, wenn es gilt, irgend
eine Erleichterung des traurigen Loſes zu erreichen.
Da ich mit einem franzöſiſchen Burequangeſtellten auf wich=

Seite 19

tigem Poſten befreundet war, gelang es mir, zu erwirken, daß die
Akten über meine Strafe ſich plötzlich irgendwo verkrümelt hatten.
Meine Papiere hatten ſich ein wenig verändert, und mit dieſen
veränderten Papieren wurde ſchließlich meine Meldung als Frei=
williger
doch genehmigt. Es war geſchafft, das Kommando nach
Tongkin war mir geſichert.
Im Hafen von Oran wurden wir Freiwilligen einer überaus
eingehenden Unterſuchung mit Blutproben uſw. uſw. unterzogen.
Kranke oder beſtimmter Krankheiten auch nur entfernt Verdäch=
tige
wurden gerade von Tongkin abſolut ausgeſchloſſen. Die
fünfundvierzigtägige Ueberfahrt vollzog ſich bei gutem Wetter
und guter Verpflegung glatt und ohne nennenswerte Zwiſchen=
fälle
. Nur während der Durchfahrt durch den Suezkanal und
während des kurzen Anlegens im Hafen von Singapore mußten
wir Legionäre ungeachtet der Hitze die Mäntel anziehen, um=
ſchnallen
, ſchwere Patronengürtel umlegen und uns unter Deck
aufhalten. Dieſe Maßregel hatte den Zweck, an beiden Stellen
Fluchtverſuche unmöglich zu machen, zu denen ſowohl die geringe
Breite des Suezkanals wie der Hafen von Singapore hätten ver=
leiten
können, wenn wir in ganz leichter Uniform geweſen wären.
Denn in dem engliſchen Hoheitsgebiet des Kanals iſt ein Stoppen
des Dampfers, die Verfolgung eines Schwimmers oder das
Schießen auf ihn verboten. Die Flucht wäre alſo leicht, wenn die
ſchwere Montierung den Verſuch eines Hinüberſchwimmens nach
dem Kanalufer trotz der kurzen Strecke nicht doch ausſichtslos er=
ſcheinen
laſſen würde. Trotz allem iſt einer meiner Kameraden
durch eine Schiffsluke in den Kanal hinabgeſprungen, beim
Springen irgend einen roten Lappen mit dem Ruf Hoch die
Internationale! wehen laſſend.
Es war uns nicht möglich, das Ergebnis ſeines tollkühnen
Wagniſſes zu beobachten. Doch erſcheint es mir ſo gut wie aus=
geſchloſſen
, daß er das andere Ufer erreicht haben könnte, ohne
unterwegs elend zu verſacken.
Unſer Transportdampfer legte ſchließlich im Golf von Tong=
kin
an ſeinem Beſtimmungsort Hei=fong an. Unterwegs Er=
krankte
wurden von der Quarantäne nicht durchgelaſſen, ſondern
mußten angeſichts des erſtrebten Zieles auf dem Schiff wieder die
Rückfahrt antreten. Unſer Kommando von etwa 30 Mann wurde
in Hei=fong in Depots eingeteilt. Meine Truppe kam in das In=
nere
des Landes nach dem Garniſonsort Tapko. Kommandos
nach Tongkin gelten grundſätzlich nur für eine Zeit von 18 Mona=
ten
, da ein Europäer das mörderiſche Klima auf längere Dauer
nicht verträgt. Wen aber Malaria und andere Tropenkrankheiten
nicht packen, für den iſt ein nicht zu langer Aufenthalt in Tongkin,
zumal unter dem Geſichtswinkel eines an Schlimmſtes gewöhn=
ten
Legionärs, tatſächlich der Himmel auf Erden. Nur wenn die
Garniſon gewechſelt werden muß und der Weg durch den tiefen
Urwald führt, wird unvermeidbar marſchiert. Den Weg weiſen
dann in der Hauptfache Tigerpfade, die durch voranmarſchierende
Chineſen oder Anamiten mit der Axt entſprechend erweitert wer=
den
. Wo die Urwaldrieſen fallen, zeigt ſich ein fabelhaftes Getier
in allen nur ausdenkbaren Farbtönen. Schmetterlinge und Spin=
nen
in einer Größe, von der ſich der Europäer keine Vorſtellung
macht, und mit einer geradezu blendenden Leuchtkraft ſatteſter
Farben. So lange der Körper ſich geſund hält, ſchwelgt das Auge
in paradieſiſcher Pracht.
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Sonntag, den 18. Juli 1926

Nummer 197

Var noch heute das sehenswerte Doppel-Programm!

4 Proyinnonkel
Das Nachtleben v. Berlin

6amüsante Akte mit dem
glänzenden Ensemble:
Jakob Tiedtke,
Margarete Kupfer,
7
Liane Haid,
Harry Hardt,
Lotte Lorring,

Fritz Kampers,
W siegfried Arno
Marcco’s tollste Wette
6 amüsante u. humorvolle Akte voller Sensationen
und toller Abenteuer mit Joe Stoeckel, Maria
Minzenti. Jack Mylong-Münz, Herm. Pflanz.
Die neue Wochenschau (10385
Letzte Abendvorstellung 8 Uhr
Anfang 3 Uhr

Operettenſpielzeit Sommer 1926
im Kleinen Haus des Heſſ. Landestheaters
Leitung: Direftor Adalbert Steffter

Heute Sonntag nachm. 31, Uhr
Familien= und Fremdenvorſtellung zu
ermäßigten Preiſen v. M. 1.00 4.00
Letztes Gaſiſpiel
Bruno Harprecht . . als Muſenfett

Filmzauber
Abends 7 Uhr
Das Abenteuer der
Marchesa
0411
Abends 10½, Uhr
Gaſiſpiel Bruno Harprecht
Der wahre Jakob
Morgen Montag u. tägl. abends 8 Uhr
Das Abenteuer der
Marchesa

Meitadtärtan eiragt
Fernruf 3640
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Sonntag abend 8 Uhr (*18682

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Näh. Geſchäftsſtelle.

Theater

Nur noch heute und morgen das auserwählte Doppel-Programm:
Dieabenteuerliche
Ueber alles das

Vaterland

Eine überaus spannende Erzählung
aus d. russisch-japanischen Kriege
in 6 Akten
In der Hanptrolle:
Sessue Hayakowa
Die neueste Wochenschau. Anfang

Hochzeit
Veberraschungen!
Humor!
Spannung! (10414
In den Hauptr.: Maria Minzenti,
Alice Hechy, Mylong-Münz, Hans
Unterkirchner usw.
2 Uhr. Letzte Abendvorst. 8 Uhr

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Sonntag, den 18. Juli 1926
11 Uhr: Promenadenkonzert
(St. 10413
* Uhr: Konzert verbunden mit Kinderfeſt
8 Uhr; Konzert unter gütiger Mitwirkung des
Doppelquartett Rheingold‟
Illumination und Wiederholung
des Brillantfeuerwerks
9 Uhr Ball im Orangeriehaus

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Heute nachmittag und abends
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Anfang 8 Uhr (:1871. Eintritt frei

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