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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
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Nummer 196
Samstag, den 17. Juli 1926.
189. Jahrgang
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Nellame=
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(1 Dollar — 420 Mardl. — Im Falle höherer
Gewalt, wie Krieg, Aufruhr, Streik uſw., erliſcht
jede Verpſichtung auf Erfüſlung der
Anzeigen=
aufträge und Telſtung von Schadenerſatz. Bei
Konfurs oder gerſchtiſcher Beitreibung fällt jeder
Nabat weg, Bankkonto: Deutſche Bank und
Darm=
ſädter und Nationalbank.
Franken=Panik in Paris.
Sturz des Franc auf 208,25. — Angſikäufe der Bevölkerung. — Sturm auf die Sparkaſſen.
Die Großbetriebe rechnen bereits in Goldfranken. — Schwere Widerſtände gegen das
Spar=
programm der Regierung. — Caillaux warnt die Spekulation.
Die franzöſiſchen Finanzmaßnahmen.
Caillaux verlangt bedeutende Vollmachten.
EP. Paris, 16. Juli.
In 3½ſtündiger Sitzung faßte der Kabinettsrat geſtern
nach=
mittag nach einem Expoſé Caillaux über die Finanzlage
fol=
gende Beſchlüſſe:
1. Sämtliche Beamtenernennungen werden eingeſtellt.
2. Alle neuen oder Erweiterungsbauten, ſelbſt wenn ſie im
laufenden Budget vorgeſehen ſind, werden aufgeſchoben.
3. Die Miniſter werden zur Verminderung ihres Perſonals
auf die Stärke von 1914 die erforderlichen Anweiſungen
geben.
4. Sobald der Regierung durch Geſetze die nötigen Vollmachten
erteilt ſind, werden Maßnahmen ergriffen werden, um den
Konſum einzuſchränken, der zu übermäßigen Käufen im
Ausland führt.
Das amtliche Communiqué teilt weiter mit, daß der Kabi=
* nettsrat die endgültigen Projekte für die Finanzſanierung und
die Währungsſtabiliſierung fertiggeſtellt hat, die dem Parlament
zur Billigung vorgelegt werden ſollen und über die Caillaux ſich
heute vor der Finanzkommiſſion äußerte. — Aus eingeweihten
Kreiſen erfahren wir, daß die Vollmachten, die Caillaux
ver=
langt, bedeutend weiter gehen, als man zunächſt angenommen
hat, denn die Regierung hat ſich neuerdings Rechnung von dem
Ernſt der Lage abgelegt und ſie iſt mehr als je von der
Notwen=
digkeit ſchneller Maßnahmen überzeugt. Sie wird ſich alſo in
dieſer Frage ſehr feſt zeigen und keine Konzeſſionen machen
ſon=
dern unter Umſtänden die Verantwortung für einen Fehlſchlag
anderen überlaſſen und zurücktreten.
Kein Vertrauen zu dem Spar=Programm nahmen bringen.
der Regierung.
Der heutige Sturz des Franken an der hieſigen Börſe auf
204,5 zum engliſchen Pfund hat in Paris eine Panik
hervor=
gerufen. Auf der Börſe herrſchte eine ungeheure Unruhe. Sie
zeigte zum erſten Male eine gewiſſe Panikſtimmung, die ſich
bis=
her in ſolchem Ausmaße noch nie ſichtbar ausgedrückt hatte. Im
Gegenſatz zur Regierung, die noch immer Ruhe und
Optmis=
mus zur Schau trägt, hat die Bevölkerung in den letzten
Tagen jedes Vertrauen zum Frane verloren. Es
zeigen ſich bereits die typiſchen Erſcheinungen: das plötzliche
ſprunghafte Heraufſetzen der Preiſe,
Kündi=
gung aller Darlehen, Anſturm der Gläubiger
ausdem Papierfranc in die Sachwerte. Jeder will
noch ſchnell etwas kaufen. Der Andrang in den Geſchäften iſt
in den letzten Tagen ſo ſtark geworden, daß verſchiedene ſchließen
mißten, da ſie keine Luſt haben, ſich ausverkaufen zu laſſen.
Etwas hat man in Paris ſcheinbar doch aus der Inſlation
der anderen Länder gelernt. Man nutzt deren Erfahrungen
hier gründlich aus, jetzt ſchon ſehr gründlich, und man ſcheint im
allgemeinen das Weſen der Inflation und die damit verbundenen
Erſcheinungen im Wirtſchaftsleben erkannt zu haben, was be= Goldſtücke zu einem von ihr im Einverſtändnis mit dem
Finanz=
kanntlich bei uns ziemlich lange gedauert hat. In den letzten
Tagen ſind bereits verſchiedene Großbetriebe dazu übergegangen,
ihre Rechnungen in Goldfranes auszuſchreiben und Zahlungen
nur in Goldfranes anzunehmen oder zu verrechnen. Daß dies
für die Konſumenten jetzt ſchon oft untragbare Belaſtungen dar= forderlichen Verträge mit der Bank von Frankreich und Anleihen
ſtellt, ſpüren dieſe am eigenen Leibe. Man rechnet hier im
all=
gemeinen bereits nur nach dem engliſchen Pfund, wie bei uns
nach dem Dollar.
Trotz des günſtigen Londoner Schuldenabkommens iſt die
Stimmung, die nach der Unterzeichnung recht optimiſtiſch war,
wieder peſſimiſtiſch geworden. Niemand rechnet mehr damit, daß
der Frankenſturz in nächſter Zeit aufgehalten werden kann, da
noch faſt unüberwindliche Hinderniſſe zu beſeitigen wären. Man von Behörden und Dienſtſtellen.
glaubt nicht, daß die Kammer die von Caillaux geforderten
Voll=
machten geben wird, und ſieht darin eine Hauptſchwierigkeit für
die Stabiliſierung. Man weiß auch, daß die Sanierung nur mit
großen ausländiſchen Krediten durchzuführen iſt, kennt aber auch
die Scheu der Kammer vor ausländiſchen Anleihen. Dem Spar=
Tprogramm der Regierung ſteht man auch ſehr kühl und
peſſimi=
ſtiſch gegenüber, da man weiß, daß derartige Maßnahmen nur
auf dem Pavier ſtehen und doch nie durchgeführt werden. Schon
jetzt ſteht feſt, daß ſich ſchwere Hinderniſſe dem
Spar=
programm entgegenſtellen werden, die weder die Kammer,
noch die Regierung überwinden können. In einem Lande mit mung vom vergangenen Samstag von den
Kommiſſionsmitglie=
naturnotwendig die ſtaatlichem Aufgaben und damit der ſtaatliche
Apparat in demſelben Maße wie die Inflation wachſen. Ueberall
herrſcht jetzt das größte Mißtrauen gegen den
Franc, beſonders aber an der Börſe, wo bereits für die
näch=
ſten Tage große Verkäufe von Franes vorliegen. Die
Baiſſe=
ſpekulation läßt ſich am beſten aus den Käufen derjenigen Waren
und Papiere erkennen, die auf Termin gehandelt werden. Bis
Ende des Monats wird bereits mit einem ziemlich ſtarken Verfall
des Frane gerechnet.
derr inflationären Charakter des geſtern veröffentlichten
Berich=
tes der Bank von Frankreich, war am Freitag die Urſache zu
einem weiteren Sturz der Deviſe an, der Londoner
Börſe. Der Franc wurde mit 204¾ notiert, erholte ſich ſpäter
auf 202¾ und erreichte nachmittags den Stand von 208½. In
giſche Franc und die italieniſche Lira,
Das Finanzprojekt Caillaux”
Finanzminiſter Caillaux hat im Laufe des Freitags mit
ſeinen beiden Unterſtaatsſekretären die letzte Hand an ſein
Finanz=
projekt gelegt, das er am Nachmittag der Finanzkommiſſion
vor=
legte. Dev Geſetzentwurf ſelbſt hat folgenden Wortlaut:
Artikel I. Die Regierung wird ermächtigt, bis zum 30.
November 1926 durch im Miniſterrat beſchloſſene Erlaſſe alle
zur Verwirklichung der Finanzſanierung und
Währungsſtabiliſierung geeigneten
Maßnah=
men zu ergreifen.
Artikel II. Diejenigen Erlaſſe, die fiskaliſche
Maß=
nahmen enthalten, werden dem Parlament bei Eröffnung
der ordentlichen Seſſion des Jahres 1927 zur Ratifizierung
vor=
gelegt werden, wobei aber die bereits vorgeſchriebenen
Maß=
nahmen endgültig bleiben. In der Begründung wird darauf
hingewieſen, daß der Zweck des Geſetzentwurfes die zur
Durchführung der von den Finanzſachverſtändigen empfohlenen
dringlichen Maßnahmen ſei. Damit ſollten die
Nechte des Parlaments nicht beſchnitten
wer=
den. Die Begründung zerfällt in vier Abſchnitte.
1. Fiskalreformen.
Dieſer Abſchnitt ſieht zunächſt die Anpaſſung der beſtehenden
Steuern an die Verhältniſſe durch Erhöhung oder Erniedrigung
der Steuerſätze vor. Neue Einnahmen ſollen durch die Anpaſſung
gewiſſer Abgaben, der Monopolpreiſe und der Poſt=, Telegraphen=
und Telephongebühren an die Geldentwertung geſchaffen werden.
Die Umſatzſteuer ſoll allgemein mit 2 Prozent im Inland und
für die Einfuhr, mit 1,3 Prozent für die Ausfuhr feſtgeſetzt
wer=
den. Die Regierung behält ſich das Recht vor, die Umſatzſteuer
im Augenblick der Währungsſtabiliſierung außer Kraft zu ſetzen.
Eine Erhöhung der Eiſenbahntarife ſoll 500 Millionen neue Ein=
2. Schatzamt.
Für die nationalen Verteidigungsbonds wird eine beſondere
Kaſſe geſchaffen, die mit dem Zinſendienſt der Rückzahlung und
der Erneuerung der Bonds und der Schatzſcheine beauftragt wird.
Der. Höchſtbetrag der von der Kaſſe verwalteten Bonds wird
auf den gegenwärtigen Satz von 49 Milliarden Franken
feſt=
geſetzt, mit einer Toleranz von 6 Prozent. Die Einnahmen der
Kaſſe beſtehen aus den Budgetannuitäten in Höhe der Zinſen,
einer im Budget vorgeſehenen Amortiſierungsannuität von 500
Millionen, dem Gegenwert eines Teiles der Deviſen, die der
Bank von Frankreich zu Stabiliſierungsmaßnahmen zur
Ver=
fügung geſtellt werden, und ſchließlich, falls dieſe Einnahmen
nicht ausreichen, aus Vorſchüſſen auf die Eingänge des
Tabak=
auf die Sparkaſſen und Banken und eine Flucht monopols. Als weitere Maßnahmen werden, vorgeſehen die
Herabſetzung der umlaufenden gewöhnlichen Schatzſcheine auf
fünf Milliarden Franken, eine Reihe von Konſolidierungs= und
Konvertierungsoperationen, die Rückzahlung der Vorſchüſſe der
Bank von Frankreich und ſchließlich die zur Vorbereitung der
Währungsſtabiliſierung erforderlichen Maßnahmen. Letztere
um=
faſſen die Wiederabtretung der Deviſen, die die Regierung beſitzt
oder ſich zur Stabiliſierung der Währung beſchaffte, an die Bank
von Frankreich und die Ermächtigung der Bank von Frankreich,
miniſter feſtgeſetzten Kurs aufzukaufen. Die gegen Gold oder
Golddeviſen ausgegebenen Banknoten werden in die Höchſtgrenze
für den Banknotenumlauf nicht eingerechnet. Schließlich ſoll die
Regierung zum Abſchluß aller zur Währungsſtabiliſierung
er=
bevollmächtigt werden.
Der 3. Abſatz
bezieht ſich auf die Reviſion der Beamtengehälter,
für die, wie bekannt, der Geſamtbetrag von einer Milliarde und
eine durchſchnittliche Erhöhung von 200 Prozent gegenüber 1919
vorgeſchlagen wird, ſowie auf Erſparniſſe durch Zuſammenlegung
Im 4. Abſatz
werden zur Durchführung der Einſchränkungspolitik
Voll=
machten zur Erlangung von Einfuhrſperren
und zur Anpaſſung der Zölle an den
Großhan=
delsinder gefordert.
Die Stellungnahme der Finanzkommiſſion bleibt abzuwarten.
Die Abſtimmung dürfte nicht vor morgen erfolgen, und es iſt
der gegen das Projekt iſt. Legt man die in der
Kammerabſtim=
fortſchreitender Inflation iſt ein Beamtenabbau nicht möglich, da dern abgegebenen Stimmen zugrunde, ſo ergeben ſich bei drei
Stinmenthaltungen 23 Stimmen gegen und 18 für die Regierung.
EP. Paris, 16. Juli.
Finanzminiſter Caillaux berief heute die Vertreter der
Groß=
banken und Kreditinſtitute zu ſich, um mit ihnen über die
beun=
ruhigende Entwickelung auf dem Kurs= und Wertpapiermarkt zu
unterhandeln. Er wies darauf hin, daß die Annahme ſeines
Die unſichere Lage in Frankreich, verbunden mit Finanzprojektes im Parlament in Kürze einen
Tendenz=
umſchwung hervorrufen müſſe, durch den unvorſichtige
Speku=
lanten ſtarke Verluſte erleiden könnten. Ferner erinnerte
Cail=
laux die Vankvertreter nachdrücklich daran, daß Deviſenkäufe nur
auf genügend begründeten Bedarf der Induſtrie zuläſſig ſeien
Gemeinſchaft mit der Pariſer Deviſe fielen auch der bel= und in dieſer Richtung eine ſtrenge Ueberwachung
vorgenom=
men werde.
(s wird unterſucht.
Die Senſation bei der Unterſuchung über das
deutſche Eigentum.
Von unſerem ſtändigen Berichterſtatter.
a. New York, Anfang Juli 1926.
Der 69. Kongreß der Vereinigten Staaten hat ſich endlich
vertagt. Ehe er zu der ſogenannten kurzen Tagung, die vom 9.
oder 10. Dezember bis zum 4. März nächſten Jahres dauert,
zu=
ſammentritt, finden die Wahlen ſtatt. Das geſamte
Repräſen=
tantenhaus muß neu gewählt werden, und im Senat läuft der
Amtstermin von einigen 30 Mitgliedern mit dem 4. März 1927
ab. Kein Wunder, daß beide Häuſer darauf brannten, heim zu
eilen und zuzuſehen, ob das Zaungehege um ihre politiſchen
Reviere überall dicht und in guter Verfaſſung iſt. So mancher
Abgeordnete wird im November bei der Wahl eine ſchmerzliche
Enttäuſchung erleben. Und es läßt ſich keinesfalls mit
Beſtimmt=
heit vorausſagen, welches Gepräge die 70. Tagung der
amerika=
niſchen Volkstribunen tragen wird.
Wenn nun auch während der Sommerferien die Wände der
mehr oder minder heiligen Hallen des Kapitols nicht den Schwall
fulminanter Rhetorik widerhallen, ſo darf man doch nicht
an=
nehmen, daß in dem Marmorhauſe auf dem den Potomacfluß
überſchauenden Hügel ſo ganz feierliche Stille und beſchauliche
Ruhe herrſche. Mit nichten! Wenn die Herrſchaft aufs Land
gezogen iſt, oder an den Seeſtrand, damn pflegen emſige Hände
ein großes Reinemachen zu veranſtalten. Von den
Kongreß=
tagungen bleibt gewöhnlich allerlei übrig, womit aufgeräumt
werden muß, und beſonders der Senat hat die Gewohnheit, noch
in letzter Stunde Vorkehrungen zu treffen, daß die Geſchäfte zu
deren Erledigung das Plenum keine Zeit oder auch keine Luſt
hatte, von dieſem und jenem Sonderausſchuß über den Sommer
ins Reine gebracht werden.
Schon vor geraumer Zeit hatte der demokratiſche Senator
King aus dem Mormonenſtaate Utah den Antrag geſtellt, durch
einen Sonderausſchuß die geſamte Verwaltung des im Weltkrieg
beſchlagnahmten feindlichen Eigentums, des deutſchen,
öſter=
reichiſchen und ungariſchen, von A bis Z unterſuchen zu laſſen.
Die Unterſuchung ſollte ſchon vor ſechs Monaten beginnen, wurde
aber auf ein Nebengleis geſchoben, als die Regierung mit ihrem
Plan hervortrat, die Rückgabe deſſen, was von dem „feindlichen”
Eigentum noch übrig iſt, mit der Befriedigung der amerikaniſchen
Forderungen an Deutſchland (Oeſterreich und Ungarn ſollten
erſt ſpäter an die Reihe kommen) zuſammenzulegen. Was immer
ſich für ein Defizit ergeben würde, ſollte mit einer Bond=Emiſſion
gedeckt werden, und unter dieſer Decke wäre auch der wahre
Rattenkönig von Schiebungen, von Verzettelung und
Verſchleude=
rung des feindlichen Beſitzes und von ſchlimmerem, wie es ſich
da und dort in allen möglichen Gerichtsſtreiten und Enthüllungen
andeutungsweiſe offenbarte, verſchwunden und vielleicht — der
Vergeſſenheit anheimgefallen. Der einzige derartige Fall, der
tatſächlich das Licht der Oeffentlichkeit erblickte und gewaltiges
Aufſehen erregte, war die Rückerſtattung der American Metals
Compagnie, in welche der frühere Juſtizminiſter Daugherty und
der Ex=Verwalter feindlichen Eigentums Miller verwickelt und
deretwegen beide unter die Anklage geſtellt ſind, eine „
Verſchwö=
rung” zur Benachteiligung der Regierung eingegangen zu ſein.
Während im Kongreß eine Rückgabe=Vorlage um die andere
eingereicht wurde, um alsbald in der Verſenkung zu
verſchwin=
den, blieb Kings Antrag unbeachtet liegen. In letzter Stunde,
unmittelbar vor der Vertagung, kam die Angelegenheit jedoch
noch zur Sprache, und es wurde tatſächlich ein Ausſchuß zur
Ueberprüfung der Verwaltung des Treuhänderamts eingeſetzt,
an deſſen Spitze Vizepräſident Dawes als Senatsvorſitzender
den Senator Borah berief, und zu dem ferner einige
republika=
niſche Senatsmitglieder ſowie zwei Demokraten ernannt wurden.
Borah und mehrere ſeiner Kollegen haben die Amtsführung der
verſchiedenen Feindbeſitz=Verwalter, von denen einer inzwiſchen
geſtorben iſt, mehrfach ſchärfſter Kritik unterzogen. Erſt vor
wenigen Wochen hatte Borah in offener Senatsſitzung erklärt,
der Kongreß ſcheue ſich nur deshalb, eine Regelung der
Ange=
legenheit zu beſchließen, weil viele Mitglieder die Abrechnung
geradezu fürchteten. Borah iſt eine der überragenden
Perſön=
lichkeiten des ganzen Kongreſſ=s. Es geht in Waſhington wenig
vor, wovon der Vorſitzende des Senats=Ausſchuſſes für
Auswär=
tige Beziehungen nicht Kenntnis hätte. Er iſt ſelbſtändig und
gründlich, und daß er ſeine Aufgabe, nicht als einen
Weiß=
waſchungs=Auftrag erachtet, das geht aus der furchtloſen
Stel=
lungnahme hervor, die er der ganzen Angelegenheit gegenüber
eingenommen hat.
Aus der Fülle der dunklen Machenſchaften, die aus allen
Ecken und Enden der Feindbeſitz=Verwaltung hervorragen, dürfte
der Ausſchuß vor allem den Verkauf der deutſchen
Farb=
ſtoff=Patente herausgreifen. Dieſe Patente, die Millionen
bereits feſtzuſtellen, daß die Mehrzahl der Kommiſſionsmitglie= repräſentieren — ihr Wert läßt ſich tatſächlich kaum in Ziffern
ausdrücken, weil ihre Ausbeutung unermeßliche Möglichkeiten
bietet — wurden für 250 000 Dollar an die Chemical Foundation
verkauft. Bald danach traf es ſich ganz zufällig, daß Herr
Gar=
van, der Treuhänder, aus dem Verwalteramte ausſchied und an
die Spitze beſagter Chemical Foundation trat! Die
Bundes=
regierung ſtrengte einen Prozeß um Wiedererlangung der Pa=
Die Vertreter der Großbanken bei Caillaux, tente an, verlor ihn aber in den beiden erſten Inſtanzen, und
die endgültige Entſcheidung des Bundes=Obergerichts ſteht
noch aus.
Sodann wird ſich der Ausſchuß mit dem hochintereffanten und
ſicherlich lehrreichen Kapitel der Anwaltsgebühren befaſſen. Mehr
als drei Millionen Dollar aus dem Geſamtbetrage der feindlichen
Vermögen ſind, auf dieſem Konto ausgegeben worden. Dabei
ſind Poſten, wie z. B. die einem bekannten republikaniſchen
Poli=
tiker vom Juſtizamt bezahlten 60 000 Dollar nicht einbegriffen,
die der verdienſtvolle Mann dafür erhielt, daß er feſtzuſtellen
verſuchte, ob der Eigentümer eines auf ſechs Millionen
bewer=
teten Vermögens tatſächlich, wie er behauptete, amerikaniſcher
Bürger ſei und ſeinen Bürgerkrief bei dem San Franziskoer
Brande verloren hatte! Das Vermögen wurde zurückerſtattet,
Seite 2
Samsfag, den 17. Zuli 1926
Nummer 196
trotzdem das Staats=Departement es ablehnte, den Anſpruch des
Veſitzes auf die amerikaniſche Staatsangehörigkeit zu unterſtützen.
Dann wird von der Kleinigkeit von 250 000 Dollar und einem
anſehnlichen Poſten Liberty Bonds die Rede ſein, welche Juſtiz= Lord d’Abernons von dem Berliner
Botſchafter=
miniſter Harry M. Daugherty, Oberſt Thomas W. Miller und
der inzwiſchen verſtorbene John T. King dafür „bezogen” haben
ſollen, daß ſie entſchieden, die beſchlagnahmten Aktien der
Ame=
rican Metals Co. gehörten einer Schweizer, nicht einer deutſchen den: Miniſterpräſident: Bech, Katholik; Oeffentl. Arbeiten: Clemang,
Geſellſchaft. So behauptet wenigſtens die in Verbindung mit Radikaler; Finanzminiſter: Duvong, Katholik; Juſtizminiſter Dumont,
dieſer Transaktion in New York gegen Daugherty, Miller und Liberaler.
King erhobene Anklage.
mehrfach während der Debatte der Rückgabe=Bills im Unterhaus
aufgeſtellten Behauptungen iſt, daß irgend eine Abteilung des
Schatzamtes Libertybonds unter dem Marktpreiſe verkauft und Das Finanzminiſterium pyift gegenwärtig die Bedingungen dieſer
An=
zu erheblich höheren Preiſen zurückgekauft habe. Wie
Repräſen=
tant Garner ſeinerzeit vor dem Haushaltsausſchuß des
Abge=
ordnetenhauſes behauptete, ſollen dieſe Verkäufe den Vermittlern Warſchau zu errichten, die ſtatutengemäß unabhängig in dem
Ge=
jährlich eine Million Dollar eingebracht haben.
die bislang in keiner Abrechnung der Feindbeſitz=Verwalter
er=
ſchienen war und deren Vorhandenſein erſt bekannt wurde, als
ein New Yorker Blatt die erſte Kunde davon gab. Die Gelder
gebracht wurde, daß jeder rechtmäßige Beſitzer eines
beſchlag=
nahmten deutſchen Vermögens oder Eigentums ſich einen Abzug
von einem Prozent gefallen laſſen mußte. Auf dieſer Zahlliſte
ſtehen insgeſamt 150 Namen, und die jährlichen Ausgaben
be=
zifferten ſich auf ungefähr 300 000 Dollar. Seit der Enthüllung
iſt ein Teil der Liſte bekannt geworden, zum weitaus größten
Teil aber ſind die Träger der Namen nicht im Bundes=
Zivil=
dienſt angeſtellt, und ihre Identität feſtzuſtellen, wird die
Auf=
gabe des Unterſuchungs=Ausſchuſſes ſein.
Und ſchließlich dürfte das Komitee auch die letzthin ſo häufig
ventilierte Frage anſchneiden, ob die amerikaniſchen
Seeverſiche=
rungs=Geſellſchaften tatſächlich zu den ihnen von der gemiſchten
Kommiſſion zugeſprochenen Summen für verlorene Schiffe und
Güter berechtigt ſind, oder ob ſie, wie behauptet wird, während
des Krieges durch die hohen Verſicherungsprämien, die ſie
for=
derten, derartige Ueberſchüſſe erzielten, daß von erlittenen
Schä=
den infolge deutſcher Kriegshandlungen überhaupt nicht die Rede
ſein könne.
Die Unterſuchung beginnt ſofort und dürfte für die Zeit der
verſorgen.
Neue Präſidentſchaftswahlen in Griechenland.
w. Athen, 16. Juli.
Präſident Pangalos erklärte heute dem Vertreter der „
Elef=
theron Bima”, daß die Regierung alle Anſtrengungen mache, um
durch Parlamentswahlen normale Zuſtände im Lande wieder
einzuführen. Pangalos führte aus: „Eine vollſtändige Freiheit
der Abſtimmung bei den kommenden Wahlen ſoll durch die den
Präſidenten des Kaſſationsgerichtshofes unterſtellte Organiſation
hergeſtellt werden. Leider ſcheinen die verſchiedenen Parteien
nicht geneigt zu ſein, irgend eine Löſung anzunehmen; vielmehr
erheben ſie immer neue Anſprüche und Einwendungen, um den
Führern der Parteien jede Möglichkeit zu nehmen, ihre
Unver=
ſöhnlichkeit auf mich abzuwälzen. Daher werde ich nicht zögern,
dem Volke noch einmal die Frage der Präſidentſchaft zur
Ent=
ſcheidung vorzulegen. Nehmen die Parteien dieſe Löſung an,
ſo muß die Präſidentſchaftsfrage vor den Parlamentswahlen
endgültig geregelt werden. Ich würde damit einverſtanden ſein,
daß die neue Volksabſtimmung dann von der Regierung
orga=
niſiert und von Kafanduris oder Mochglakopulos oder irgend
einem anderen Vertrauensmann der Parteien überwacht wird,
damit alle Teile der Bevölkerung die Ueberzeugung gewinnen,
daß in den letzten Präſidentſchaftswahlen keinerlei Druck
aus=
geübt worden iſt. Ich für meine Perſon würde mich ſelbſt mit
der Regierung der Metropoliten von Athen abfinden, und ich
fordere die politiſchen Parteien auf, ſich klar und deutlich zu
er=
klären, damit ich ſehen kann, wie das Volk hierüber denkt.
Soll=
ten dagegen die Parteiführer in der Erkenntnis ihrer Schwäche
auch weiterhin allen meinen Bemühungen Widerſtand
entgegen=
ſetzen, ſo würde ich mich in die Notwendigkeit verſetzt ſehen,
an=
dere Entſcheidungen zu treffen, damit das Volk erfährt, wer die
Wiederherſtellung normaler Zuſtände verhindert. Was die
libe=
ralen Parteien anbelangt, ſo glaube ich, darauf hinweiſen zu
dürfen, daß diejenigen, die ſich Anhänger Venizelos nennen, trotz
ſeiner Ratſchläge ihre intranſigente Haltung nicht aufgegeben
haben."
*Bismarck.
Von Dr. Heinrich Wenz.
Das Leben großer Männer iſt reich an Tragik. Einſam
ſtehen ſie und ihr Werk ihrer Zeit gegenüber. Das gilt für den
großen Philoſophen, für den großen Künſtler und gilt auch für
den großen Staatsmann. Auch das Leben Bismarcks beweiſt das,
Wie hat er ſein Leben lang gekämpft und ſeine ganzen Kräfte im
Dienſte des Vaterlandes verzehrt! Wie groß waren ſeine
Er=
folge! Und doch hat man ihn zeitlebens leidenſchaftlich geſchmäht
und gehaßt. Wie hat die Sorge um ſein Werk ſeinen
Lebens=
abend verdüſtert! Und doch, der großen Menge war das
gleich=
giltig. Was waren ihr die Begriffe Vaterland und Staat! Erſt
die gewaltige Kataſtrophe von 1918 hat das deutſche Volk zur
Selbſtbeſinnung gebracht. Und jetzt, in der Zeit der tiefſten
Schmach, die die deutſche Geſchichte kennt, beginnt die Einkehr.
Immer ſtärker dringen die politiſchen Idcen unſeres größten
Staatsmannes in die ſturmbewegte politiſche Gegenwart ein,
und aus den Niederungen unſerer Tage ſteigt das geiſtige Werk
Bismarcks leuchtender und ſtrahlender denn je vor unſerem
geiſti=
gen Auge auf.
Das Merkwürdige dabei iſt, daß gerade die politiſchen
Geg=
ner zu dieſer Bismarck=Renaiſſance beigetragen haben. Die
„Politik der Großen Mächte” die Akten=Veröffentlichungen des
Auswärtigen Amtes haben erneut offenbart, daß Bismarck der
größte Staatsmann ſeiner Zeit war und ſie haben ferner gezeigt,
daß das Bismarckreich ein Reich des Friedens war. Auch die
zahlreichen Neuerſcheinungen auf dem Büchermarkt haben
man=
ches neue Licht auf das Bismarck=Problem geworfen.
In ſolcher Zeit iſt ein neues Bismarckwerk eine willkommene
Gabe. Sie iſt es um ſo mehr, wenn ſie uns aus der Hand eines
Berufenen gereicht wird. Wir meinen die Bismardbiographie
des Roſtocker Hiſtorikers, des Profeſſors Wilhelm Schüßler, der
ja den Leſern dieſer Zeitung wohlbekannt iſt. Sie wird
zweifel=
los einen beſonderen Platz einnehmen unter den verſchiedenen
Bismardkbiographien, die wir bereits beſitzen. Auch dieſes Werk
zeigt alle Vorzüge Schüßlerſchen Könnens. Eine ausgezeichnete
Sachkenntnis und ſichere Beherrſchung des Sroffes verbinden ſich
mit einem Glanz der Darſtellung, wie ſie bei deutſchen
Schrift=
ſtellern leider nicht allzu häufig iſt.
Schüßler will das Bleibende an Bismarcks Werken
heraus=
arbeiten. Und gerade das iſt notwendig. Mag auch heute ſein
Werk äußerlich zerſchmettert am Boden liegen, ſein geiſtiges Erbe,
wie es in ſeinen Reden, ſeinen Gedanken und Erinnerungen,
ſeinen Briefen erhalten iſt, ſind uns dafür ein um ſo koſtbarerer
Beſitz. Deshalb hat Schüßler das Hauptgewicht auf die Behand=
Vom Tage.
Nach einer „Times”=Meldung wird der offizielle Rücktritt
poſten erſt im Herbſt erfolgen, nachdem Deutſchland, wie man
er=
wartet, Mitglied des Völkerbundes geworden ſei.
Das luxemburgiſche Kabinett iſt wie folgt gebildet wor=
Die franzöſiſche Kammer hat mit 534 gegen 1 Stimme das
Der Ausſchuß wird ferner zu ergründen ſuchen, was an den franzöſiſch=ſchweizeriſche
Schiedsgerichtsabkom=
men ratifiziert.
Eine Gruppe holländiſcher Banken hat der belgiſchen
Regierung einen Kredit von 5 Millionen Gulden angeboten.
leihe, die noch nicht bekanntgegeben worden ſind.
Die Bank von Polen hat beſchloſſen, eine Dollar=Bank in
bäude und mit dem Apparat der Bank von Polen arbeiten ſoll. Die
Auch mit der myſteriöſen Zahlliſte wird man ſich beſchäftigen, Dollarbank wird nach dem Muſter der Golddiskontbank bei der
deut=
ſchen Reichsbank aufgebaut werden.
Der amerikaniſche Innenminiſter hat dem Sowjet=
Finanzminiſter Sokolnikow das Betreten der
Ver=
für dieſe Zahlliſte entſtammen einem Fonds, der dadurch auf= einigten Staaten verboten. Sokolnikow wollte nach New
York kommen, um Kreditverhandlungen für Rußland zu eröffnen.
England und die Walch=Note.
Der Amſchwung in der engliſchen Auffaſſung.
w. London, 17. Juli.
Wie Reuter erfährt, iſt für die wiederholten Andeutungen,
daß die Interalliierte Kontrollkommiſſion ohne Kenntnis der
eng=
liſchen Regierung an Deutſchland in Betreff der Abrüſtung
For=
derungen geſtellt habe, kein tatſächlicher Grund vorhanden. Es
ſcheint unzweifelhaft, daß ein Schriftwechſel zwiſchen der
deut=
ſchen Regierung und der Kontrollkommiſſion erfolgt iſt. Aber
dieſer Schriftwechſel iſt gänzlich aus den Forderungen erwachſen,
die vor einem Jahre an Deutſchland geſtellt wurden. Es iſt keine
Abweichung von der bisherigen Politk eingetreten, da die
frag=
liche Korreſpondenz von dem Vorſitzenden der Kommiſſion nicht
Kongreßferien die deutſchen Blätter mit intereſſantem Leſeſtoff aus eigener Machtvollkommenheit und ohne Bezugnähme auf
ſeine Kollegen in der Kommiſſion, wie das berichtet wurde,
ge=
führt worden iſt. Nach der engliſchen Auffaſſung liegt in der
jüngſten Haltung Deutſchlands hinſichtlich der Abrüſtung nichts,
um Forderungen vorzubringen, wie ſie in einem Teil der
deut=
ſchen Preſſe berichtet worden ſind, obgleich es richtig iſt, daß man
in einigen Kreiſen der Meinung iſt, Deutſchland hätte bei ſeinen
Maßnahmen ſchneller zu Werke gehen können.
Pom Bergarbeiterſtreik.
EP. London, 16. Juli.
Baldwin erklärte, nicht die Regierung ſei für die Fortdauer
der Kohlenkriſe zu tadeln, denn ſie ſei nur durch die Bergarbeiter,
die hartnäckig jede Konzeſſion ablehnten, gezwungen worden, ſich
von den Vorſchlägen der Königlichen Unterſuchungskommiſſion
zu entfernen, die ſie ſich ſofort zu eigen machen würde, wenn eine
Verſtändigung auf dieſer Grundlage möglich wäre. Er hoffe,
daß die Kriſe in kurzem auf einer Baſis der gegenſeitigen
Inter=
eſſen und des guten Willens beigelegt werden könne.
Der Vollzugsausſchuß der Bergarbeiter hat heute
ſeine letzte Sitzung abgehalten. Die geſtrige gemeinſchaftliche
Sitzung mit dem Generalrat der Trade. Union wird von den
Bergarbeiterführern mehr oder weniger als ein Fehlſchlag
be=
trachtet. Heute fand eine mehrſtündige Beſprechung mit dem
Sekretär der Induſtrial Chriſton Fellowsſhips, Kirk, ſtatt.
Es verkautet, daß der Vollzugsausſchuß ſeine Vorſchläge
an=
genommen habe. Danach ſoll die Arbeit auf die Dauer von
vier Monaten zu den Vorſtreiksbedingungen wieder aufgenommen
werden, die Regierung eine Unterſtützung von ſchätzungsweiſe
8 Millionen Pfund zahlen und ſchließlich, wenn in dieſer Zeit
eine Einigung nicht zuſtande komme, der Streitfall auf
ſchieds=
gerichtlichem Wege geregelt werden.
Ein Bericht des Arbeiterblattes „Daily Herald” über die
Beſprechung mit den Trade Unions beſagt: Im Laufe einer
freimütigen Erörterung legten die Vertreter der Bergleute dar,
daß der einzige Weg, ihnen zu helfen, in der Auferlegung eine?
Verbots der Beförderung von Kohlen beſtehen würde, was
je=
doch überall auf Schwierigkeiten geſtoßen ſei. So habe die
Kon=
ferenz der Nationalen Eiſenbahner=Union in der vorigen Woche
eine ſolche Aktion für unmöglich erklärt. Eine Prüfung der
Lage in den einzelnen Bezirken habe ergeben, daß in keinem
derſelben Veränderungen eingetreten ſeien. „Morning Poſt”,
zufolge, waren in Werwickſhire geſtern von 20 000 Bergleuten
4000 an der Arbeitsſtelle erſchienen.
Werden und Weſen ſeines Helden in feſſelnder Darſtellung ge= ſamtheit des Bundes und den berechtigten For=
Politit”, „Volksvertretung und Königtum”, Bismarcks Stellung bei wiſſen wir heute, daß Bismarck die Grundzüge der
Reichs=
mentarismus, Wirtſchaft und Geſellſchaft. Ein beſonderes
Kapi=
tel gilt mit Recht der „Auswärtigen Politik‟. Das bedeutendſte
Kapitel iſt zweifellos der Schlußabſchnitt „Zeit und Nachwelt”,
Hier wird Bismarck mitten hinein in den Kampf unſerer Tage
geſtellt: Und das macht die Lektüre dieſes Buches ſo äußerſt ſeines Mantels faſſen, das iſt alles”
fruchtbar. Wir ringen heute mit einer Fülle politiſcher Probleme.
Nun, im Grunde ſind es dieſelben Probleme, mit denen auch
Bismarck ſich hat auseinanderſetzen müſſen.
Allerdings, ſeine Gegner werfen ihm ſeine „Ideenloſigkeit”, ſein Deutſchland bauen mußte gegen den Willen großer Teile
„Blut und Eiſen” gelöſt hat, weil er „Realpolitiker” war, ſoll er
ein Mann ohne Ideen geweſen ſein. Schüßler weiſt überzeugend
hiſtoriſch denken gelernt hat, weiß, daß auch der große Staats= war es, der den nationalen Staat geſchaffen hat. Und dieſer
mann die großen Bewegungen des Völkerlebens nicht ſchaffen Staat hat in dem Schmelzüegel der Gegenwart ſeine Feuerprobe
kann. Auch er iſt von der Umwelt nicht unabhängig. Und letzten beſtanden. Alles hat man uns geraubt in unſerer ſtaatlichen
Endes iſt der Held nur der Vollſtrecker tieferer Notwendigkeiten. Ohymacht, aber eins iſt uns geblieben, trotz allen äußere und
nalen Staates durch Bismarck. Durch das ganze 19.
Jahrhun=
dert zieht ſich das tiefe Sehnen des deutſchen Volkes nach dem dieſer Genius im Kampf gegen ſeine Gegner nicht ſo greuzenlos
einen Vaterland. 1815 iſt es nicht gelungen. Auch 1848 iſt die einſam geweſen. Es fehlte die geiſtige Rechte, die, wie Schüßler ;
elementaren Mitteln der Waffen geſchehen. Denn ringsum waren / Dazu kam ein Weiteres. Das Schickſal fügte es, daß Biswarck
reich und Dänewark wehrten uns den nationalen Staat. Hier
konnte nur das Schwert entſcheiden. Daß Bismarck vor dieſer ſtrömen der weſtlich=politiſchen Ideenwelt in das deutſche Geiſtes=
Löſung nicht zurückgeſchreckt iſt, bleibt ſein großes Verdienſt. Die leben. Bismarck fühlte es, wie langſam aber ſicher das ohnedies
ihm dies verwerfen, vergeſſen ferner, wie Schüßler ſagt, daß die ſchon brüchige Fundanent ſeines Reiches un erwühlt wurde. Er
Reiche dieſer Welt alle nur mit Blut gekittet ſind.
Daß im Grunde alle ſeine ſtaatsmänniſchen Handlungen
tief=
ſten ſtaatspolitiſchen Erwägungen emſprangen, zeigt beſonders. Aber er predigte tauben Ohren, ſeine Zeit verſtand ihn nicht; ſie
ſein Verfaſſungswerk. Wir ſind heute empfänglicher für die
Vor=
züge der Reichsverfaſſung von 1871. Sie iſt nicht entſtanden nach Primat der auswärtigen Politik zugleich eine ſolche auch für die
dem „Schema weſteuropäiſcher Verfaſſungen, nicht nach Hand= innere lag, für alle Parteien, für den „Liberalismus, der den
len Geſichtspunkten geſchaffen worden; und doch, oder beſſer ge= gründen wollté für die Demokratie, die nach ſeiner Meinung die
ſagt: gerade deshalb iſt ſie ein geniales Werk, deutlich trägt es
lebendigſter Tradition erfüllt iſt. Sie iſt der „geniale Kompro=
Die franzöſiſch=ruſſiſchen
Schuldenverhandlungen.
Unterbrechung der Verhandlungen bis zum Herbſt.
Paris, 16. Juli.
Wie wir ſchon kurz meldeten, verhandelte geſtern Briand in
Gemeinſchaft mit Caillaux und de Monzie, dem Führer des
Ausſchuſſes für die ruſſiſch=franzöſiſche Schuldenregelung, mit
dem ruſſiſchen Botſchafter Rakowſki. Danach werden die
fran=
zöſiſch=ruſſiſchen Schuldenverhandlungen eine Unterbrechung bis
zum Herbſt erfahren. Nach einer Meldung des „Petit Pariſien”
habe man eine Löſung, die in Ausſicht geſtellt worden ſei und die
ſich auf die Entſchädigung der Inhaber der ruſſiſchen
Renten=
papiere bezog, nicht genehmigt, da ſie nicht genügende Vorteile
für die Inhaber der Papiere biete. Außerdem habe die
fran=
zöſiſche Regierung die von der Sowjetunion angebotene Summe
zur Wiederaufnahme des Zinſendienſtes für unbefriedigend
er=
klärt. Der Botſchafter Rakowſki wird ſich im Zuſammenhang
mit den franzöſiſch=ruſſiſchen Schuldenverhandlungen nach
Mos=
kau begeben, um mit ſeiner Regierung darüber Rückſprache zu
nehmen und zu erwirken, daß die Verhandlungen im Herbſt auf
veränderter Grundlage wieder aufgenommen werden.
Niederlage Caillaux” in der Finanzkommiſſion.
EP. Paris, 16. Juli.
Finanzminiſter Caillaux teilte der
Finanzkommiſ=
ſion der Kammer mit, daß er ſofort nach Erledigung des
von ihm vorgelegten Finanzgeſetzes von der Kammer die
Rati=
fizierung der Schuldenabkommen von London und Waſhington
fordern werde. Ohne dieſe Ratifizierung ſei es unmöglich,
aus=
ländiſche Kredite zu erhalten, und er betrachte daher ſeine drei
Vorlagen als ein untrennbares Ganzes. Er werde zu
ſämt=
lichen drei Geſetzentwürfen die Vertrauensfrage ſtellen und, falls
einer davon abgelehnt würde, demiſſionieren. Was das
Wa=
ſhingtoner Schuldenabkommen, angehe, ſo habe er
bereits die ſchriftliche Zuſage erhalten, daß die
franzöſiſch=amerikaniſche Schuld nicht
kom=
merzialiſiert werde.
Auf Befragen erklärte Caillaux, daß der auf der Reiſe nach
Europa befindliche amerikaniſche Schatzſekretär Mellon ein
Schreiben überbrächte, das hinſichtlich der Kommerzialiſierung
der franzöſiſchen Schulden befriedigende Erklärungen abgebe.
Nachdem Caillaux ſich entfernt hatte, beſchloß die
Kommiſ=
ſion, ſich noch heute über das Programm auszuſprechen, um die
Debatte im Kammerplenum morgen zu ermöglichen. Der
Ueber=
gang zur Einzelberatung wurde mit 15:10 Stimmen, bei 13
Ent=
haltungen, angenommen. Die meiſten Mitglieder, die dafür
ſtimmten, erklärten, daß ſie nur die Verhandlungen
beſchleu=
nigen, ſich aber keineswegs für die Texte ſelbſt ausſprechen
wollten.
Nach Caillaux erſchien Briand in der
Finanzkom=
miſſion, um, wie es in der amtlichen Erklärung heißt, im
Anſchluß an Caillaux” Ausführungen kurz zu erklären, daß er
um Beſchleunigung des Verfahrens erſuche und ſich mit
Cail=
laux in der Forderang nach Vollmachten
ſoli=
dariſch fühle. In der weiteren Debatte beantragte der
Berichterſtatter der Finanzkommiſſion, die Anhänge zum Geſetz
in dieſes ſelbſt hineinzunehmen und damit die Vollmachten des
Finanzminiſters auf die in dem Geſetz enthaltenen Maßnahmen
zu beſchränken. Dieſer Antrag iſt dädurch zu erkläxen, daß
nach franzöſiſchem Parlamentsgebrauch ſich die
Kammerabſtim=
mung nur auf das Geſetz ſelbſt bezieht, ſo daß nach ſeiner
An=
nahme die Anhänge hinfällig würden. Caillaux erſchien darauf
wieder in der Kommiſſion, um dieſen Antrag zu bekämpfen.
Darauf wurde Artikel 1. des Geſetzes über die Vollmachten des
Finanzminiſters zur Abſtimmung geſtellt, nach einer nochmaligen
Intervention Caillaux. Der Artikel wurde mit 14:13, bei drei
Enthaltungen, abgelehnt. Nach dieſer Niederlage zogen ſich die
Regierungsvertreter zurück. Nach parlamentariſchem Brauch
hätte die Regierung nunmehr einen neuen Entwurf einbringen
müſſen. Um aber die für morgen angeſetzte Kammerdebatte zu
ermöglichen, nahm die Kommiſſion den Antrag Chapedelein, die
Anhänge mit dem Geſetz zu verbinden, mit 8:3, bei etwa 30
Ent=
haltungen, an. Als die Abſtimmung in der Kammer bekannt
wurde, äußerten ſich viele Abgeordnete ſehr peſſimiſtiſch. Man
hält den Sturz der Regierung in der morgigen Debatte nicht für
unmöglich.
lung derjenigen Probleme gelegt, die gerade für unſere Zeit von / miß zwiſchen Altem und Neuem, zwiſchen Königsrecht und
Intereſſe ſind. Nachdem er in den einleitenden Kapiteln das Volksrecht, Autorität und Demokratie, dem Anſpruch der
Ge=
ſchildert hat, behandelt er in den Kapiteln „Kulturkampf” derungen der Einzelſtaaten.” Mit welch vollendeter
„Sozialiſtengeſetz und Sozialpolitik”, „Neukonſervative, innere Meiſterſchaft hat er hier die Kunſt des Maßhaltens geübt!
Da=
zu den verſchiedenen Problemen der inneren Politik, wie Parla= verfaſſung ſeinem Mitarbeiter in einem Zuge diktiert hat. Gibt
es einen beſſeren Beweis für das Geniale dieſes Rieſengeiſts?
Und doch hat dieſer ſelbe Mann das tiefe, beſcheidene Wort
ge=
prägt von dm Schritt Gottes durch die Geſchichte, auf den der
Staatsmann lauſchen müſſe: „Dann vorſpringen und den Zipfel
Daß dennoch dies Werk nicht frei von Schwächen war, wußte.
keiner beſſer als ſein Schöpfer. Allein, lagen dieſe in ihm
be=
gründet? Es iſt die große Tragik in ſeinem Schaffen, daß er
vor; weil er Machtpolitiker war, weil er die deutſche Frage mit des deutſchen Volkes, und zwar derjenigen Parteien, die heute
noch erbittarte Gegner des Bismarckreiches ſind. Gewwiß, er hat
ihnen manche Ideale zertrümmert. Wo gehauen wird, da fliegen
nach, wie unhiſtoriſch ſolche Gedankengänge ſind. Wer wirklich auch Späne. Aber eins können ſie ihm alle nicht beſtreiten: Er
Das zeigt gerade die Reichsgründung, die Schaffung des natid= inmeren Feinden: unſere ſtaatliche Einheit. Und ſicher wäre über
ſein Werk nicht dieſe furchtbaxe Kataſtrophe hereingebrochen, wäre
Einheitsbewegung geſcheitert. Und als Bismarck in letzter ſagt, ſein Werk gerechtfertigt und verteidigt hätte während
Stunde das Einigungswerk begann, da konnte es nur mit den und nach ſeiner Zeit. Es fehlten die geiſtigen Führer von Rang.
wir von Feinden umgeben. Nicht nur Frankreich, auch Oeſter= ſein Werk einer Zeit kulturellen Niederganges errichtete, in
einer Zeit, die keine Dämme aufrichten konnte gegen das
Herein=
ahnte die Gefahr. Es iſt erſchütternd, zu ſehen, wie ihn in ſeine
Todesſtunde hinein die Sorge um ſein Deutſchland verfolgte.
merkte nicht, daß in der ſo oft verkündeten Lehre Bismarcks vom
büchern des Staatsrechtes”, ſie iſt überhaupt nicht nach rationa= Staat in den Staat auf den Flugſand des freien Individuums
Tyrannei einer Mehrheit an Stelle der lebendigen
Volksgeſamt=
die Züge ſeines Schöpfers, der als märkifcher Edelmann von „heit ſetzt und durch Entfeſſelung alſer perſönlichen Inſtinkte den
Staat zu unſachlicher Politik, zu einer Schwäche zu führen und
Nummer 196
Samstag, den 17. Juli 1926
Seite 3
Die Zahl der ausländiſchen
Arbeiter in Deutſchland.
Eine Darſtellung des Reichsarbeitsminiſteriums.
* Berlin, 16. Juli.
Verſchiedene Morgenblätter vom 14. d. M. bringen
Aus=
führungen über die Beſchäftigung ausländiſcher Arbeiter in
Deutſchland, in denen ſie zu folgender Aufſtellung kommen:
1. Behördlich zugelaſſene landwirtſchaftliche Vollarbeiter mit
Legitimation: 130 000;
2. ohne Legitimationsverfahren: 60 000;
3. in Preußen allein von den Agrariern verſteckte Ausländer
ohne Legitimation: 148000;
4. Kinder unter zehn Jahren, die die Arbeit von Vollarbeitern
leiſten: 390 000, zuſammen 728000.
5. Behördlich zugelaſſene ausländiſche Induſtriearbeiter 112000,
insgeſamt 840 000. — Die Geſamtzahl der in Deutſchland
beſchäftigten Ausländer wird ſogar auf eine Million und
darüber beziffert.
Dieſe Darſtellung bezeichnet das Reichsarbeitsminiſterium
als falſch und gibt dazu folgende Berichtigung:
Im Jahre 1925 waren in ganz Deutſchland insgeſamt
278 600 ausländiſche Arbeiter zur Beſchäftigung zugelaſſen oder
im Beſitze eines Befreiungsſcheines. Davon entfielen auf die
Landwirtſchaft 148600, auf die Induſtrie 130000. In dieſen
Zahlen ſind einbegriffen auch die Arbeiter in den Ländern, die
das Legitimationsverfahren nicht kennen, denn die Einftellung
und Beſchäftigung ausländiſcher Arbeiter bedarf im ganzen Reich
der behördlichen Genehmigung. Die in der Zuſammenſtellung
nnter Ziffer 2 angeführten 60 000 landwirtſchaftlichen Arbeiter
ſind daher bereits in der Ziffer 1 enthalten. In der
Zuſammen=
ſtellung ſind weiter unter Zifer 3 148000 Ausländer
aufge=
führt, die angeblich in Preußen ohne behördliche Genehmigung.
arbeiten. Es mag zutreffen, daß ſich im Deutſchen Reich
aus=
ländiſche Arbeiter befinden, die ſich bisher der polizeilichen
Kon=
trolle entzogen haben. Ihre Zahl iſt aber nur gering und wird
dadurch aufgewogen, daß von der behördlichen Zulaſſung nicht
in vollem Umfange Gebrauch gemacht wird. Die
Zuſammen=
ſtellung erhöht weiter in Ziffer 4 die Zahl der ausländiſchen
Arbeiter um 390000 Kinder unter 10 Jahren. Es widerſpricht
der Uebung, Kinder unter 10 Jahren als Vollarbeiter zu
rechnen. Eine in Preußen im Januar dieſes Jahres
vorge=
nommene landwirtſchaftliche Betriebskontrolle hat ergeben, daß
auf etwa zwei Arbeiter über 14 Jahren ein Kind unter
vier=
zehn Jahren kommt. Dabei hat dieſe Kontrolle gerade die
kin=
derreichen ausländiſchen Landarbeiterfamilien erfaßt, die über
den Winter in Deutſchland geblieben ſind. Die
landwirtſchaft=
lichen Arbeiter, die im Frühjahr des Jahres als Wanderarbeiter
nach Deutſchland gekommen ſind, haben keine Kinder
mitge=
bracht. Das Verhältnis der landwirtſchaftlichen
Wanderarbei=
ter über 14 Jahren zu den Kindern unter 14 Jahren iſt
infolge=
deſſen zurzeit etwa ſo, daß auf drei bis vier Erwachſene ein
Kind entfällt. Hervorzuheben iſt noch, daß die oben erwähnte
Zahl von 130000 ausländiſchen Induſtriearbeitern etwa zu
70 Prozent aus deutſchſtämmigen beſteht, die nur bedingt als
Ausländer anzuſehen ſind und vornehmlich für die Erteilung
von Befreiungsſcheinen in Betracht kommen. Alles in allem
iſt ſomit feſtzuſtellen, daß die Zahl der in Deutſchland
beſchäf=
tigten ausländiſchen Arbeiter die Höhe von 278 600 tatſächlich
nicht nur nicht überſchreitet, ſie ſogar kaum erreicht. Allerdings iſt
auch dieſe Ziffer höher, als es der gegenwärtigen Lage unſeres
Arbeitsmarktes entſpricht. Aber Reich und Länder ſind bemüht,
eine weſentliche Senkung dieſer Zahl herbeizuführen.
Der neue engliſche Botſchafter in Berlin.
Berlin, 16. Juli.
Sir Ronald Lindſay, der, wie gemeldet, zum engliſchen
Bot=
ſchafter in Berlin ernannt worden iſt, entſtammt einer alten
ſchot=
tiſchen Adelsfamilie. Er trat als Attaché 1898 in den
diplomati=
ſchen Dienſt, wo er in Petersburg, Teheran, Waſhington und
Paris tätig war, während er 1908 Verwendung im Auswärtigen
Amt fand, und zwar als zweiter Privatſekretär von Lord Grey
bis März 1909. Von da ab war er wieder im Außendienſt und
1913 im Haag, dann bis 1919 als Unterſtaatsſekretär im
ägyp=
tiſchen Finanzminiſterium. Danach war er Botſchaftsrat in
Waſhington und Paris, kam 1921 als Unterſtaatsſekretär ins
Auswärtige Amt und ging im März 1925 als Botſchafter nach
Angora (Türkei) als Nachfolger von Henri Rumbold. Er hat ſich
in dieſer Stellung beſondere Verdienſte um das Zuſtandekommen
des engliſch=türkiſchen Moſſulabkommens erworben. Seit 1924
iſt er in zweiter Ehe mit Elizabeth Heyt, einer Tochter des
ver=
ſtorbenen New Yorker Finanzmannes, verheiratet.
Nach der Rheinlandreiſe
des Kanzlers.
Von unſerer Berliner Redaktion.
Der Reichskanzler Dr. Marx hat nach ſeiner Rückkehr aus
dem Rheinland eine Fülle von Arbeit vorgefunden, under der
den breiteſten Raum die alten Streitfragen um Luther
Dorpmüller und nicht zuletzt um Bell einnehmen. Vor
ſeiner Abreiſe ſchien es, als ſei es gelungen mit den Parteien
um die Beſetzung des Reichsjuſtizminiſteriums und damit
gleich=
zeitig des Miniſteriums für die beſetzten Gebiete ins Reine zu
kommen. Das war, wie ſich jetzt herausſtellt, ein verfrühter
Optimismus. Vorläufig liegt das Problem der Aufnahme Bells
in das Reichskabinett noch bei den Parteien zur Löſung. — Auch
der Fall Dorpmüller ſteht nicht ſo, als ob davon geſprochen
wer=
den kann, das Kabinett werde in ſeiner nächſten Sitzung dem
Reichspräſidenten offiziell die Ernennung vorſchlagen. Allein die
Tatſache, daß noch eine weitere Unterredung mit Herrn v.
Sie=
mens notwendig iſt, zeigt doch, daß die Dinge keineswegs ſoweit
gediehen ſind, um von einer unmittelbar bevorſtehenden
Erle=
digung des Falles Dorpmüller ſprechen zu können. —
Schließ=
lich bleibt noch der Konflikt zwiſchen Preußen und
dem Reich übrig wegen der Ernennung Dr. Luthers zum
Ver=
waltungsratsmitglied der Reichsbahn. In dieſer Angelegenheit
liegt, wie wir bereits berichtet haben, ein neuer Brief Preußens
bei dem Kabinett vor, deſſen Inhalt aber vorläufig noch gehheim
gehalten wird.
* Reichspräſident v. Hindenburg hat auf Vorſchlag des
Herrn Reichskanzlers den Reichswiniſter a. D. und
Zentrums=
abgeordneten Dr. Bell zum Reichsminiſter der
Ju=
ſtiz ernannt und ihn gleichzeitig mit der Wahrung der
Ge=
ſchäfte des Reichsminiſters für die beſetzten Gebiete beauftragt.
Die „gefährlichen” Helme.
Koblenz, 16. Juli.
Wie wir erfahren, hat die Inveralliierte Rheinlandkommiſſion
es abgelehnt, einem Antrage des Reichskommiſſars für die
be=
ſetzten Gebiete zu entſprechen, der darum gebeten hatte, eine aus
dem Jahre 1922 ſtammende Verordnung des Oberdelegierten in
Speher aufzuheben, wonach den Polizeibeamten im beſetzten
Ge=
biet das Tragen der Helme mit Spitze verboten iſt. Die
Inter=
alliierte Rheinlandkommiſſion ſieht in dem Tragen der Helme
mit Spitze ſeitens der Polizeibeamten eine „Gefahr” für die
Auf=
vechterhaltung der Ruhe und Ordnung im beſetzten Gebiet, da
die Angehörigen der Beſatzungstruppen durch den Helm mit
Spitze gereizt und dadurch Zwiſchenfälle hervorgerufen werden
könnten. Gegen das Tragen von Tſchakos beſtehen bei der
J. R. K. keine Bedenken.
Hausſuchung bei einer deutſchen Gewerkſchaft
in Kattowitz.
Zu unſerer Meldung vom 14. d. M. über eine Hausſuchung
beim Deutſchnationalen Handlungsgehilfen=Verband in
Katto=
witz wird uns ergänzend mitgeteilt: Am 10. Juli wurden die
Vüroräume der Gewerkſchaft Kaufmänniſcher Angeſtellter
Ober=
ſchleſiens (D.H.V.) ſowie die Privatwohnung des
Geſchäftsfüh=
rers durch uniformierte und Kriminalpolizei im Auftrage der
Kattowitzer Staatsanwaltſchaft durchſucht. Als Grund für die
Durchſuchung wurde antiſtaatliches Veihalten angegeben. In
der Wohnung wurden ſämtliche Einrichtungsgegenſtände, Möbel,
Betten, Kleider, Wäſche, in der Küche ſämtliche
Lebensmittel=
behälter durchſucht, desgleichen ſind die Oefen einer peinlichen
Reviſion unterzogen worden. Beſchlagnahmt wurden u. a.
Photo=
graphien, Anſichtskarten, Beſuchskarten, Privatbriefe und dergl.
mehr. In den Räumen der Geſchäftsſtelle ſind ſämtliche Akten,
die den Verkehr mit den Mitgliedern, mit der Kaſſenverwaltung
und mit dem deutſchen Mutterverband betreffen, beſchlagnahmt
worden. Die Wahrſcheinlichkeit ſpricht dafür, daß hinter
die=
ſen Maßnahmen die polniſchen Gewerkſchaften
ſtehen, denen insbeſondere die von den deutſchen Verbänden
für ihre ſtellenloſen Mitglieder in Polniſch=Oberſchleſien
gelei=
ſteten Zuſchüſſe ſehr unangenehm ſind. Das Vorgehen der
polniſchen Staatsanwaltſchaft in Kattowitz
widerſpricht zweifellos dem Genfer Abkommen,
das den Gewerkſchaften den ungehinderten Verkehr mit ihrem
ehemaligen Stammverbande in Deutſchland verbürgt. Alle
er=
forderlichen Schritte zur Rückgängigmachung des unbegründeten
Eingriffes ſind eingeleitet.
Italiens Außenpolitik.
Italieniſche Verwahrung gegen die Vorwürfe
kriegeriſcher Abſichten.
EP. Rom, 16. Juli.
Eine offiziöſe Mitteilung verwahrt ſich nachdrücklich gegen
„intereſſierte Stimmen im Auslande”, die der fasciſtiſchen
Regie=
rung bei jeder Gelegenheit kriegeriſche Abſichten gegen die Türkei,
Abeſſinien und andere Staaten zuſchrieben und überhaupt
Ita=
lien in ein ſchiefes Licht ſtellten, während es alle Kräfte zur
Er=
richtung des wirtſchaftlichen und finanziellen Gleichgewichts
ver=
wende, um eine durchaus friedliche Außenpolitik zur Einhaltung
der beſtehenden Verträge zu verfolgen. Die Note hebt die guten
Beziehungen zu allen Balkanſtaaten und Abeſſinien hervor,
wo=
hin ſich eine hohe italieniſche Perſönlichkeit begeben hat, um durch
Erwiderung des letztjährigen Beſuches des abeſſiniſchen
Herr=
ſchers in Rom die vorzüglichen Beziehungen zwiſchen Italien
und Abeſſinien zu unterſtreichen. Wie Abeſſinien ſei auch die
Türkei über die Abſichten Italiens beruhigt worden, obwohl die
italienfeindlichen Manöver in Konſtantinopel noch nicht
aufge=
hört hätten. Ferner gedenke Italien durchaus nicht, ſich in die
beßarabiſche Frage einzumiſchen. Ebenſo lehne es Italien ab,
eine Vermittlerrolle zwiſchen Rußland und Rumänien zu
über=
nehmen, wenn Italien auch eine friedliche Regelung begrüßen
würde.
Der „Corriere della Sera” findet die Hartnäckigkeit
unerklär=
lich, mit der man in England die Tätigkeit Italiens im Balkan
und im Nahen Orient verdächtige. Eine Feſtigung der
Bezie=
hungen mit Rumänien verſpreche ſich Italien auch von dem
be=
vorſtehenden Beſuch des Präſidenten Averescu in Rom.
Diplomatiſche Aktivität auf dem Balkan.
* Belgrad, 16. Juli. (Priv.=Tel.)
Auf dem Balkan herrſcht gegenwärtig wieder eine ſtarke
diplomatiſche Aktivität, die in erſter „Linie durch die
rumäniſch=
griechiſchen Verhandlungen hervorgerufen worden iſt. Ein
rumä=
niſch=gricchiſcher Bündnisvertrag kann ſich nur gegen Bulgarien
bzw. gegen Jugoſlawien richten, und daher herrſcht in Sofia
und Belgrad eine gewiſſe Beunruhigung. Griechenland, das
bisher auf dem Balkan ſtark iſoliert war, ſucht Anſchluß an
Rumänien, um ſich gegen die bulgariſchen Anſprüche auf
Maze=
donien und gegen die jugoſlawiſchen Anſprüche auf Saloniki zu
verteidigen. Die bulgariſch=rumäniſchen Grenzzwiſchenfälle der
letzten Zeit haben das an ſich ſchon geſpannte Verhältnis zwiſchen
Rumänien und Bulgarien weiter verſchärft, ſo daß Bulgarien
ſich gezwungen ſieht, den Völkerbund anzurufen. Auch Rumänien
fühlte ſich durch die letzten Vorgänge innerhalb der Kleinen
En=
tente vereinſamt, kein Wunder, daß es ſich jetzt nach anderen
Bündniſſen umſieht. Es hat ſich aus dieſem Grunde zunächſt
an Griechenland gewandt, das gern die Hand geboten hat. Die
politiſche Konſtellation auf dem Balkan ſcheint jetzt ſo zu ſein,
daß Bulgarien und Jugoſlawien auf der einen, Rumänien und
Griechenland auf der anderen Seite ſtehen. Als ſehr beachtlicher
Faktor auf dem Balkan kommt nun noch Italien hinzu, das das
größte Intereſſe daran hat, daß ſich die Balkanſtaaten
unterein=
ander nie einigen. Sein Vorteil beſteht in dem gegenſeitigen
Ausſpielen der Balkanſtaaten gegeneinander. Es iſt nach der
neueſten Entwickelung der politiſchen Verhältniſſe jedoch nicht zu
verkennen, daß Italien ſich niehr auf die Seite Rumäniens und
Griechenlands geſtellt hat. Schon allein die zwar
verſchiedent=
lich dementierten, aber doch wohl teilweiſe richtigen Meldungen
über die Vermittlerrolle Italiens in dem ruſſiſch=rumäniſchen
Streit ließen erkennen, daß Rumänien eine Annäherung an
Ita=
lien geſucht hat. Von italieniſcher amtlicher Stelle wird zwar
wiederum erklärt, daß Italien ſich keineswegs in die
ruſſiſch=
rumäniſche Auseinanderſetzung wegen Beßarabien eingemiſcht
habe, worauf rumäniſche Blätter wieder zu melden wußten, daß
Rumänien ohne italieniſche Hilfe über einen Sicherheitspakt mit
Rußland und über einen Ausgleich in Beßarabien verhandele.
Rumänien ſcheint eingeſehen zu haben, daß die Kleine Entente
für ſeine ruſſiſche Politik überhaupt nicht mehr in Frage kommt
und daß auch der Gegenſatz zu Ungarn und Bulgarien nicht mehr
in der Schärfe beſteht, daß er die Fortführung der Kleinen
En=
tente rechtfertige. Durch den Zerfall der Kleinen Entente bildet
ſich ein neues Bündnisſyſtem auf dem Balkan heraus, das großen
Zündſtoff anzuhäufen geeignet iſt.
damit zur Beute des Auslandes zu machen droht” (Schüßler).
Prophetiſchen Auges ſah Bismarck in die Zukunft; was die Qual
ſeiner ſchlafloſen Nächte war, iſt heute reſtlos Wirklichkeit
ge=
worden. Der Partengeiſt, den er ſo oft angeklagt, ſeiert heute
ſeine Orgien. Und dies in einer Zeit, wo immer mehr die
Schat=
en des Dawes=Abkomens ſich auf uns herabſenken. In ſolchen
Tagen mag es uns ein Troſt ſein, zu ſehen, wie immer mehr die
Geiſteswelt unſeres großen Staatsmanngs zum Gegenſtand der
wiſſenſchaftlichen Forſchung wird, wie in ſteigendem Maße
er=
kannt wird, daß, um mit den Worten Schüßlers zu ſchließen, er
auf jedem Gebiet ſtaatlichen Lebens Schöpfer, Anreger iſt, daß
wir in allem von ihm abhängen, daß wir immer und überall,
wenn wir tiefer graben, auf gewältiges, tragendes Urgeſtein
ſtoßen, das Bismarck heißt” Und wir zweifeln nicht: Bismarck
bleibt auch weiterhin lebendig; an ſeinem Geiſt werden wir uns
aufrichten. Wenn längſt der Meteor Hugo Preuß himabgetaucht
iſt, wird das mächtige Sternbild der Deutſchen weiterſtrahlen
um deutſchen Firmament in unvergänglichem Glanze bis an das
Ende der Tage!
* Oes Forſtmeiſters letzter Bock.
Von Erwin Heſſe.
Ein goldener Sommertag geht zur Rüſte. Durch das dichte
Blätterdach der Buchen fallen die letzten Strahlen der ſcheidenden
Sonne, huſchen über das Silbergrau der Stämme und brechen
ſich in dem plätſchernden Waſſer des Waldbaches. Vom Wipfel
einer einſamen Fichte flötet die Droſſel ihr Abendlied, und in
dem Wildroſenſtrauch, deſſen Ranken über moosüberwucherte
Felsblöcke ins Waſſer hängen, ſingt das Rotkehlchen ſeine ſilberne
Weiſe. Im Wurzelgeflecht des ausgewaſchenen Ufers turnt der
Zaunkönig, und über dem murmelnden Waſſer tanzen die Mücken.
Auf dem ſchmalen Uferpfade kommt der alte Forſtmeiſter herauf.
Vorſichtig ſpäht er nach links, ob nicht in dem Wieſengrunde
hinter den wenigen Stämmen, die dort das Ufer ſäumen,
Reh=
wild ſteht.
Plötzlich bleibt er an einer Krümmung wie verſteinert ſtehen.
denn keine 20 Gänge vor ihm ſteht der kapitale, alte Bock, auf
den er ſchon zwei Jahre weidwerkt, im Waſſer und äſt die
Blatt=
ſPitzen der Brombeerſtauden, die hart am Ufer ſtehen. Es iſt
ein Bild zum Malen, wie der rote Bock in dem flachen,
rauſchen=
den Waſſer ſteht und hie und da eine Blattſpitze von den
Brom=
deerranken pflückt. Unter den Strahlen der Abendſonne leuchtet
ſeine Decke wie Feuer, und über den Lauſchern blitzen die weißen
Enden der rabenſchwarzen Stangen.
Schritt für Schritt tritt der Weidmann ſeitwärts, Riseer
hinter einem breiten Eichenſtamme Deckung findet, und nimmt
dann ganz leiſe und langſam den Drilling von der Schulter.
Der Bock äſt immer noch arglos die Brombeerblattſpitzen und
ahnt nicht, daß der Schütze ſchon das Silberkorn der Waffe ihm
ins Blatt ſenkt. Noch einen Augenblick umſpannt des
Forſt=
meiſters Blick das friedliche Bild, dann krümmt er den Finger
am Abzuge, und jäh zerreißt der Knall des Schuſſes die
träume=
riſche Stille. Im Feuer macht der Bock eine mächtige Flucht
nach vorn, ſteigt ſteil auf und ſtürzt klatſchend ins aufſpritzende
Waſſer.
Der Forſtmeiſter ſetzt aufatmend die Büchſe ab und tritt
langſam ans Ufer. Da liegt der Bock lang hingeſtreckt mitten
im ſeichten Waſſer. Aus der winzigen Oeffnung, die wie
abge=
zirkelt mitten im Blatt ſitzt, ſickert rubinroter Schweiß und färbt
die kreisförmigen Wellen.
Lange ſchaut der Forſtmeiſter auf das prächtige Gehörn zu
ſeinen Füßen und erlebt im Geiſte noch einmal die ſchönen
Stun=
den, die ihm das Weidwerk auf den Bock bot, von dem Tage an,
da er vor zwei Jahren hier zuwechſelte, bis jetzt.
Beim Angeln ſah er ihn zum erſten Male und hätte ihn
ſchießen können, wenn er ſtatt der Angelgerte die Büchſe getragen
hätte. Das wuchtige, gedrungene Gehörn tat es ihm auf den
erſten Blick an, und Tag für Tag pirſchte er ihm Tale und an den
Hängen, aber der Alte merkte es bald und wurde ſo heimlich,
daß er ihn nur zu ſehen bekam, wenn das Büchſenlicht am
Schwinden war.
Dann ſprang er ihm beim Blatten auf wenig Schritte näher
und äugte ihm ſtarr ins Geſicht und als er bei einer Wendung
die Büchſe hoch nahm, war er urplötzlich wie vom Erdboden
ver=
ſchluckt verſchwunden.
Eines Tages holte er ſich beim Anſitz in der Morgenkühle
und der Pirſch im taunaſſen Gras eine Lungenentzündung, die
ihn wochenlang aufs Lager feſſelte.
Immer wieder wünſchte er ſich damals ſeinen Bock noch
ſchießen zu dürfen. Aber erſt nach vielen Wochen, als ſchon längſt
die Schonzeit da war, war er geneſen und ſo hat er den Bock erſt
im Frühjahr wiedergeſehen und als die Schußzeit kam, wieder
Tag für Tag geweidwerkt, bis er ihn heute auf die Decke legte.
Er zieht den Bock ans Ufer und umfaßt die ſchwarzen,
präch=
tig geperlten Stangen mit den blitzenden Enden, denen er den
Ehrenplatz in ſeinem Jagdzimmer einräumen will. Dann ſetzt er
das Horn an die Lippen, „Bock tot” zittert es mit Silberklängen
durch den ſtillen Abend.
Aber plötzlich bricht das Signal mit einem gurgelnden Laut
ab, der Hand entſinkt das Horn, haltlos greift ſie in die Luft
und über dem roten Bock zwiſchen den hellgrünen Brombeer=
büſchen bricht der alte Jäger von einem Herzſchlage getroffen
zuſammen.
Als das Abendrot das Tal mit purpurnen Strahlen
über=
gießt, hat ihn der Forſtgehilfe gefunden und wie er beſtürzt
hin=
zutrat und dem Toten in das friedlich lächelnde Antlitz ſchaute,
erinnerte er ſich ſeines Wunſches den Bock noch zu ſchießen, um
dann, wenn es ſein ſollte, dem Tode ruhig und furchtlos ins
Auge zu ſehen.
Lange blickt der junge Weidmann auf das erſchütternde Bild
vor ſeinen Augen und wünſcht ſich einſt einen gleichen Tod, raſch
und ſchmerzlos mitten in jubelnder Weidmannsfreude im
raunenden, rauſchenden Wald.
Kunſi, Wiſſenſchaft und Leben.
— „Das Theater”, die bekannte illuſtrierte Halbmonatsſchrift für
Theater und Geſellſchaft (Verlag Berlin W 9), bringt auf dem ſoeben
zur Ausgabe gelangenden erſten Juli=Heft eine außerordentlich
wir=
kungsvolle Aufnahme der Schauſpielerin Tora Tefe vom Dramatiſchen
Theater in Stockholm als Heilige Johanna. Ueber das Stockholmer
Theater ſelbſt berichtet der dortige Korreſpondent der Zeitſchrift in
einem ſehr inſtruktiven und reich illuſtrierten Aufſatz. Aus dem
Nor=
den kommt auch ein Aufſatz von Robert Rudolf „Das ſzeniſche
Interieur”, der an Hand zahlreicher Aufnahmen zeigt, wie man in
Helſingfors die Bühne für Werke verſchiedenſter Art einrichtet.
Bemer=
kenswert durch ſein prachtvolles Bildermaterial iſt wieder der Aufſatz
über „Theater in Prag‟. Ein gleichfalls ſehr feſſelnd illuſtrierter
Artikel von Anton Schnack behandelt die viel erörterte Arbeit der
Hol=
torf=Truppe. Der Herausgeber ſelbſt berichtet in einem
illu=
ſtrierten „Aufſatz von ſeinen Eindrücken bei den diesjährigen Feſtſpielen
im Goethe=Theater in Lauchſtädt. Daneben kommen eine Reihe von
Erſtaufführungen in Leipzig, Berlin, Karlsruhe und anderen Städten
in Wort und Bild zur Geltung. Sehr amüſant iſt eine Plauderei über
„Wiener Theaterkinder” mit einer Reihe hübſcher
Illuſtratio=
nen. Zufällig iſt auch die Rubrik „Theater und Mode” in dieſem
Heft zu einem großen Teil dem Thema „Die Mode und die Kinder”
gewidmet, das beſonders illuſtrativ wieder ungemein anziehend
beſpro=
chen iſt. Das Heft, das insbeſondere für die Reiſenden eine begehrte
Bahnlektüre ſein dürfte, iſt wie gewöhnlich in allen Kiosken und auf
jedem Bahnhof zum Preiſe von 2 Mk. zu haben.
— Theodor Bögel der Oberregiſſeur des Würzburger
Stadttheaters, iſt von Guſtav Hartung für die Heidelberger
Feſt=
ſpiele verpflichtet worden. Die Feſtſpiele bringen in der Zeit vom
31. Juli bis 22. Auguft im Schloßhof den „Sommernachstraum”
im Bandhausſaal des Schloſſes den „Urfauſt” und im
Stadt=
theater die Uraufführung von Knut Hamſuns größter
drama=
tiſcher Dichtung „Munken Vendt” — Zu den Hauptdarſtellern
zählen: Albert Steinrück, Heinrich George, Fritz Volk, Karl Ebert,
Gerda Müller, Eliſabeth Lennartz, Otto Wernicke.
Seite 4
Samstag, den 17. Juli 1926
Nummer 196
Ungarn — und ſeine Nachbarn.
Die Nationalverſammlung iſt zurzeit in Somnerferien. Die
meiſten Miniſter haben die Hauptſtadt verlaſſen, aber dennoch
ſcheint die ungariſche Politik gerade jetzt eine intereſſante Periode
durchzumachen. Das ungariſche Parlament war ſtets ein ſeichtes
Waſſer, welches hohe Wellen ſchlug. Trotz heftiger
Zuſammen=
ſtöße zwiſchen der Regierung und einer zahlenmäßig ſchwachen
Oppoſition, trotz verſchiedener Skandalprozeſſe, welche die
Leiden=
ſchaften um ſo mehr entfachten, als ſie alle ihren Grund in der
unglücklichen Lage dieſes verſtümmelten Landes hatten, geſchah
eigentlich niemals etwas, was die politiſche Richtung ernſtlich
beeinflußt hätte. Ungarn iſt kein Land der politiſchen Umſtürze
nachdem die unmittelbarſten Wirkungen des Krieges
überwun=
den waren, hat die Innenpolitik nicht einmal ernſte
Schwankun=
gen durchgemacht. Dem Grafen Bethlen und ſeiner Regierung,
der zwiſchen allen europäiſchen Regierungen auf die längſte
un=
unterbrochene Regierungszeit zurückblicken kann, war es bisher
vergönnt, ſeine eigene innenpolitiſche Linie ſtets einzuhalten.
Eine ſichere und feſtgefügte Regierungsmehrheit hat ihm dazu
verholfen. Dieſe Politik wurde und wird nicht in der Hauptſtadt,
ſondern auf dem Lande gemacht. Die ſtädtiſche Bürgerſchaft,
Handel und Induſtrie, ſelbſt wenn man auch noch die
Sozial=
demokraten dazu nimmt, machen nur eine Minderheit aus und
fühlen ſich gänzlich zurückgedrängt. An Verſuchen von dieſer
Seite fehlte es allerdings niemals, um die Regierungsmehrheit
von innen oder außen zu zerſprengen und ſo die Regierung zu
ſtürzen, aber alles ſcheiterte bisher an der Verſchiedenheit der
ſtädtiſchen und agrariſchen Intereſſen. Jetzt ſcheint es aber, daß
durch die Aufrollung gewiſſer auswärtiger Fragen etwas
Leb=
haftigkeit in die ungariſche Politik kommt. Vielleicht trägt dazu
guch die Tatſache bei, daß in einem Jahre Neuwahlen ſtattfinden
ſollen; ſo genau man auch die Kräfteverteilung der einzelnen
Gruppen in Ungarn kennt und ſo konſervativ auch die
unga=
riſchen Wähler an ihren Parteien feſthalten mögen, die nicht mehr
D
lange herauszuſchiebende Entſcheidung über Fragen der
außen=
politiſchen Einſtellung wird unbedingt ihren Einfluß zeigen.
Denn nicht die Königsfrage iſt — wie man im Auslande
meint — der ſpringende Punkt der ungariſchen Politik. Der
fetzige königloſe Zuſtand, mit der prinzipiellen Betonung der
Monarchie und Vertagung der Perſonenfrage sine die entſpricht
vollkommen dem ungariſchen Charakter, wie ſich dies in der 1000 Geſchichte dieſes Landes=offenbart. Denn ſtets waren
es prinzipielle Fragen des Staatsrechts, um die ſich die
unga=
riſche Politik drehte, und allzu oft begnügte man ſich mit
theo=
retiſchen Löſungen. Die neue Situation in Mitteleuropa und
auf dem Balkan, wie ſie ſich durch die Konferenz der Kleinen
Entente in Bled herauskriſtalliſiert, zwingt aber Ungarn, ſich
mit den neuten Verhältniſſen auseinanderzuſetzen. Während der
Nachkriegszeit hat man in Bubapeſt eine faſt neutral zu nennende
Außenpolitik verfolgt. Alle Kräfte des Landes waren durch die
Sanierung abſorbiert, und durch den würgenden Ring, den die
Kleine Entente um Ungarn zog, war es unmöglich, an eine
außenpolitiſche Orientierung zu denken. Die drei Staaten der
Kleinen Entente haben jede ſo viel ungariſches Land und Volk
bekommen, daß ſie für ihr inneres Gleichgewicht zittern mußten.
Ihr Hauptzweck beſtand darin, Ungarn mit allen diplomatiſchen
Mitteln niederzuhalten. Die Verhältniſſe haben ſich aber
lang=
ſam geändert. Es hat ſich herausgeſtellt, daß Ungarn an keine
Abenteuer mit Waffen denkt, und unter der Einwirkung des
wachſenden ruſſiſchen und italieniſchen Einfluſſes begannen die
Intereſſen der Kleinen Entente immer mehr auseinander zu
gehen. Ungarn war nicht mehr die Hauptgefahr; man hatte aber
geradezu genug wunde Punkte, um ein Kompromiß mit Budapeſt
anzuſtreben: Rumänien wegen Rußland, Jugoſlawien wegen
Italien, und die Tſchechoſlowakei, weil ſie nach der Abſchwächung
des franzöſiſchen Einfluſſes gänzlich iſoliert daſtand. Es entſtand
immer mehr der Anſchein, daß die Staaten der Kleinen Entente
ſich einzeln um die Freundſchaft Ungarns bemühen. Nur
ein=
zeln, denn die Kleine Entente als Ganzes hat ihren
ausgeſpro=
chen ungarnfeindlichen Charakter beibehalten. Beneſch war der
Dn
erſte, der die neue Entwicklung der Dinge erkannt hat.
Demzu=
folge bemühte ſich auch die Tſchechoflotvakei — die ja ſowieſo am
meiſten mit Nationalitätenfragen belaſtet iſt —, mit Ungarn eine
politiſche Verſtändigung herbeizuführen. Die Sache erwies ſich
aber viel zu ſchwierig, denn wohl war Ungarn für eine
wirt=
ſchaftliche Annäherung ſtets zu haben, aber von einer politiſchen
Bindung, wie ſie für die Beruhigung der Tſchechoſlowakei nötig
war, wollte man in Budapeſt nichts hören. Ungarn befindet ſich
ja in der übrigens keineswegs beneidenswerten Lage, daß es
nichts mehr zu verlieren hat. Die Stabiliſierung der durch die
Friedensverträge geſchaffenen Lage liegt den ungariſchen
Poli=
tikern ſehr wenig am Herzen. Auch ſind die gefühlsmäßigen
Bindungen im ungariſchen Volke viel zu ſtark, ſelbſt die ſtärkſte
Regierung würde von der Volksleidenſchaft im Augenblick
weg=
gefegt, wenn ſie ohne eine große territoriale Rekompenſation ſich
auf politiſche Bündniſſe mit den Ententegruppen einließe. Zu
ſolchen Opfern konnte ſich aber Beneſch nicht entſchließen. Alle
tſchechiſchen Annäherungsverſuche und alle Pläne einer
Donau=
konföderation oder eines öſtlichen Locarno wurden daher von
Budapeſt aus kühl abgewieſen. Die Verſuche Beneſchs, mit den
nach dem Auslande geflüchteten ungariſchen Umſtürzlern die
Entſtehung eines ausgeſprochenen Linksregimes in Budapeſt zu
unterſtützen, haben die Lage noch weiter vergiftet.
Anders ſteht es aber um Rumänien und Jugoſlawien. Die
Möglichleiten eines Ausgleiches waren hier vorhanden, und in
der letzten Zeit gab es ſogar gewiſſe Anzeichen einer Annäherung.
Die anfangs recht wohlwollende Haltung der Avarescu=Regierung
in Rumänien den Nationalitäten gegenüber ſchien wirklich eine
Entſpannung zu begünſtigen. Man ſprach ſchon über eine
Orien=
tierung Ungarns rach Rom und Bukareſt, als auf einmal das
Verhältnis zu Jugoſlawien auffallend wärmer wurde. Der jetzt
abgeſchloſſene Vertrag zwiſchen Ungarn und Jugaſlawien, der
faſt alle kommerziellen und adminiſtrativen Fragen zwiſchen den
beiden Staaten regelt, iſt ein politiſches Poſitivum. Wieder
ſcheint es völlig unentſchieden, nach welcher Seite hin ſich Ungarn
ſchlagen wird. Vielmehr entſteht der Anſchein, daß Ungarn eine
Schaukelpolitik zwiſchen Belgrad und Bukareſt verfolgt und auf
die Unabhängigkeit ſeiner Außenpolitik nicht verzichten will.
Palast-Lichtspiele
Täglich das sehenswerte Doppel-Programm!
Der
Prorinnonkel
Das Nachtleben v. Berlin
6 amüsante Akte mit dem
glänzenden Ensemble:
Jakob Tiedtke,
Margarete Kupfer,
Liane Haid,
Harry Hardt,
Lotte Lorring,
Fritz Kampers,
Siegfrled Arno
Marcco’s tollste Wette
6 amüsante u. hnmorvolle Akte voller Sensationen
und toller Abentener mit Joe Stoeckel, Maria
Minzenti. Jack Mylong-Münz, Herm. Pflanz.
Die neue Wochenschau 110323
Residenz-Theater
Das ausernällte Doppel-Programm:
Ueber alles das
Vaterland
Eine überaus spannende Erzählung
aus d. russisch-japanischen Kriege
in 6 Akten
In der Hanptrolle:
Sessue Havakowa
Die neueste Wocbenschau. Anfang 3‟/, Uhr. Letztt Abendvorst. 8 Uhr
Bie abenkeuerliche
Hochzeit
Deberraschungen!
Humor!
Spannung! (10871
In den Hauptr.: Maria Minzenti,
Alice Hechv, Mylong-Münz, Hans
Unterkitrchner usw.
Für
Reſtaurants
und Dielen
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Pianos
Bequeme
Teilzahlung
Heinrich
Arnold
Wilhelminenſtr. 9.
0030a
Tanger eringätien
(Orangeriegarten)
Veranſtaltungen des Städtiſchen Orcheſters
Sonntag, den 18. Juli, vormittags 11 Uhr
Promenade-
R
Nachmittags 4 Uhr
Orangeriehaus
Restaurationsbetrieb
täglich geöffnet.
Bgba
Borldt srascikener
Inhsber P. Heleine
Heute Samstag
Garten-Konzert
ausgeführt vom Städt, Ensemble
ff. Spezlalbier
(e18625
Gepfl. Weine
Gute Küche
Anfang 8 Uhr!
Eintritt frei!
verbunden mit Kinder Feſt u. a.
Im Märchenlande Erzählungen
„von Herrn Fr. Harres.
(Eintritt für Erwachſene 30 Pfg. St. 10363
Eintritt für Kinder 10 Pfg.
— Abends 8 Uhr —
Leitung: M. Weber unter gütiger Mitwirkung
des Doppelquartetts Rheingold. Dirigent
W. Herbert.
im Orangeriehaus ab 9 Uhr BALL.
Illumination und Wiederbolung
des Brillant=Feuerwerks
ausgeführt von der Firma Otto Günther.
Eintritt 30 Pfg.
Zehnerkarten haben Gültigkeſt
Schmetterlingsklub Wallachei
Darmſtadt —
Prima III.Hbg 7853
Eiderfettkäſe
9 Pfund 8 Mk franko.
Dampfkäſefabrik
Nendsburg.
Sonntag, den 18. Juli ds. Js., ab
nachm. 4 Uhr, im Nummelbräu
Sommerfest
beſtehend aus Gartenkonzert, Preisſchießen,
Tombola, Kinderbeluſtigung und Tanz
Der Eintritt zum Gartenkonzert iſt frei!
Es ladet freundlichſt ein.
Der Vorſtand.
NB.: Das Preisſchießen beginnt bereits
vorm 10 Uhr. Sehr wertvolle Preiſe ſtehen
(*18384
zur Verfügung
Bürger=Geſang=Perein
Beſſungen
Chordirektor: Guſtav Wendorf
Sonntag, 18. Juli, nachm. 4 Uhr
Sommerfeſt mit Tanz
im Chauſſeehaus
Chorvorträge, Konzert, Tombola
Preisſchießen Kinderbeluſtigungen
Eintritt: Mitgl 20.9
Tanz: Mitglieder 50 H,
Es ladet höflichſt ein Der Ve
( 18553
B 2.0.m .5.m 5.0.m
Ae
Bundes=F
des Heſſ. Schützenbundes
Sitz Darmſtadt
am 17., 18. und 19. Juli zu Roßdorf auf
dem neuen Schießſtand
Oeffentliches Preieſchießen
Austragen der Meiſterſchaft von Heſſen
Klaſſen= und Gruppenſchießen
Hiſtoriſcher Feſtzug
nachmittags „3 Uhr
Abends Auto=Verbindung für 16 —18
Per=
ſonen bis zu 8 Kilometer 4. Perion 50 Pfg.
Halteſtelle Ecke Roßdörfer= u. Nieder=
Nam=
ſtädterſtraße.
(*18806
Tarnhalle
Woogsplatz
Heute
und Morgen
ab 7 Uhr
Familien-
Konzert
Eintritt
fret
(*18652
Café Reſtaurant.
Neues Schießhaus
T Min. von Straßenbahn=Halteſtelle
Wald=
friedhof
(*19622
Angenehmer Famillen=Aufenthalt
Schattiger Garten• Saal mit Nebenräumen
für Vereine und Geſeliſchaften + Tel. 1243
Operettenſpielzeit Sommer 1926
im Kleinen Haus des Heſſ. Landestheaters
Leitung: Direktor Adalbert Steffter
Heute Samstag, abends 7½, Uhr
(raufführung.
in Anweſenheit des Verfaſſers und
des Komponiſtſen
Das Abenteuer der
Marchesa
Muſikal. Spiel in 3 Akten v. Günther
Bibo. — Muſik von Max Bertuch.
In Szene geſetzt von Direktor
A. Steffter
Abends 14 Uhr
Gaſtſplel Bruno Harprecht
Der wahre Jakob
Schwank in 3 Akten d. Arnold u. Bach
Titelrolle . . Bruno Harprecht a. G.
Morgen Sonntag, nachm. 31, Uhr
Familien= und Fremdenvorſtellung zu
ermäßigten Preiſen v. Mk. 1.00 —4.00
Letztes Gaſiſpiel
Brund Harprecht ... als Muſenfett
Filmzauber
Abends 7 Uhr
Das Abenteuer der
Marchesa
Abends 10½ Uhr (10869
Gaſiſpiel Bruno Harprecht
Der wahre Jakob
Montag, 19. Juſi u. tägl. abends 8 Uhr
Das Abenteuer der
Marchesa
Wirtſchaft „Zum Neckartor”
guter bürgerlicher Mittagstiſch
kalte u. warme Speiſen zu jeder Tageszeit
gut gepflegte Biere und Weine
Angenehme Familienunterhaltung
folide Preiſe (18630
Vereinszimmer noch an einigen Tagen frei.
Inhaber: Guſtav Mahlow
Der
Nur noch
neueste Tom
Aane
Wix-FlIm
FFIm
Tom Min
im Damenstikt
Einer der tollst, Tom Mis-Filme, der
je gedreht wurde in 6 spannend, Akten
Hierzn das große dentsche Tngtspiel;
Der siebente Junge
7 Akte sprühenden Humors
Die neueste Wochenschauf
Anfang 31, Uhr. (10372,
Letzte Abendvorstellung 8 Uhr.
Brauerei-Ausschank
Hanauerhof
Heute
Garten-Bröffnnngs-Konzert
Ausgeführt v. dem Städt. Orchester
Eintritt frei. Anfang 8 Uhr. Eintritt frei.
Bei ungunst. Witterung findet das Konzert
im Saaie statt.
(*18614
Drangeriegarten
(Beſſunger Herrengarten)
Samstag. 17. Zult abends 8 Uhr
Heute Samstag, morgen Sonntag abend
Hotel Prinz Heinrich • Große Garten-Konzerte
Schönster schattiger Garten Darmstadts. —
(*18580
Großes
Militär Konzert
ausgeführt v. ehemal. Militärmuſikern
Leitung:
Obermuſikmeiſter a. D. A. Rühlemann
Aus der Vortragsfolge:
„Alt Heſſ. Parademarſch” v. Landgraf
Ludwig VIII.
„Feſtgruß” Faufare mit Benutz. von
mittelalterl. Tromp. u. Pauken
von A. Rühlemann
„Seld einig” Großes Marſchpot. v.
C. Morena
Tonbilder a. d. Oper „Die Walküre‟
von R. Wagner
Quvertüre zur Oper „Der Freiſchütz”
von C. M. v. Weber
Solis für Trompete und Poſaune
„Grosser Zapfenstreicht
—— 30 Mann ſtarke Kapelle —
Eintrittspreis 50 Pfg.
Studentenkarten 40, Schülerkarten 30 O
(10281fs
Nummer 196
Samstag, den 17. Juſi 1926
Seite 5
Aus der Landeshauptſtadt.
Darmſtadt, 17. Juli.
— Kirchliche Nachrichten. Beſtätigt wurde: die durch den
Dekanats=
tag Oppenheim vollzogene Wahl des evangeliſchen Pfarrers Wilhelm
Schäfer in Oppenheim zum Dekan des Dekanats Oppenheim, und die
durch denſelben Dekanatstag vollzogene Wahl des evangeliſchen Pfarrers
Nichard Sittel in Udenheim zum Stellvertreter des Dekans des
Dekanats Oppenheim.
— Ausſtellung „Darmſtädter Gruppe”, Kunſthalle am Rheintor. Die
Ausſtellung der „Darmſtädter Gruppe” iſt ab 15. Juli von vormittags
10 Uhr bis nachmittags 6 Uhr durchgehend geöffnet, an Sonntagen von
11 Uhr vormittags bis 4 Uhr nachmittags, zu dem Eintrittspreiſe von
50 Pfg. Trotz der Ferienzeit iſt ein lebhaſter Beſuch der Ausſtellung
und gute Nachfrage zu verzeichnen. Verkauft wurde am Eröffnungstage
von Willi Hofferbert „Clivia”, Oelgemälde, andere Verkäufe ſtehen in
Verhandlung. Wie bei früheren Ausſtellungen der Darmſtädter Gruppe
finden auch bei dieſer Ausſtellung Führungen durch Maler Alexander
Poſch ſtatt. Nähere Termine über die Führungen werden an dieſer
Stelle noch bekannt gegeben.
— Kunſtpflege in Heſſen. Zwiſchen dem Ständigen Rat zur Pflege
der Kunſt in Heſſen und dem Heſſiſchen Künſtlerkartell iſt nunmehr der
lange erſtrebte Zuſammenſchluß gefunden worden. Es wurde wieder
eine Arbeitsgemeinſchaft für bildende Kunſt, wenn auch auf anderen
Grundlagen wie früher, in Darmſtadt gegründet, deren Arbeitsgebiet ſich
auf ganz Heſſen erſtreckt. Mitglieder ſind nur je drei Vertreter des
Ständigen Rates und des Künſtlerkartells und ein Schriftführer. Es
wurden beauſtragt die Herren Oberregierungsrat Emmerline. (
Vor=
ſitzender), Geheimerat Profeſſor Dr. Back. Oberregierungsrat Henrich
und die Herren Studiendirektor Dr. Rill (ſtellvertretender Vorſitzender).
Profeſſor Hoelſcher, Auguſt Soeder und Oberſt von Hahn. Die
Geſchäfts=
ſtelle befindet ſich im Darmſtädter Stadthaus, Zimmer Nr. 70.
— Im Schloßmuſeum, finden täglich Führungen vormittags
11 und 11½ Uhr, nachmitags 3½ und 4 Uhr, Sonntags nur 11 und 11½
Uhr ſtatt. Samstag geſchloſſen.
— Operettenſpielzeit Sommer 1926 im Kleinen Haus des Heſſiſchen
Landestheaters. Leitung Direktor Adalbert Steffter. Auf die heute
Samstag, abends 7½ Uhr, ſtattfindende Uraufführung „Das Abenteuer
der Marcheſa”, ein muſikaliſches Spiel von Bibo, Muſik von Bertuch,
ſei hiermit nochmals hingewieſen und werden der Verfaſſer und der
Komponiſt der Uraufführung beiwohnen. Leiter der Aufführung iſt
Direktor Steffter; die Uraufführung wird der Komponiſt Max Bertuch,
erſter Kapellmeiſter am Metropoltheater in Verlin dirigkeren. Abends
11 Uhr wird als Nachtvorſtellung zum erſten Male der Schwank. Der
wahre Jakob” von Franz Arnold und Ernſt Bach (den bekannten
Dich=
tern von „Die ſpaniſche Fliege”) gegeben, in der Titelrolle mit Bruno
Harprecht als Gaſt. Die weiteren Hauptrollen ſind beſetzt mit den
Damen Kuhn, Calligaris, Senger und Schäfer, ſowie den Herren
Jeli=
koff. Ney, Reichart, Schüßler und Straſſer. Leiter der Aufführung iſt
„Spielleiter Rudolf Jelikoff. Infolge des großen Erfolges wird morgen
Sonntag, nachmittags 3½ Uhr, nochmals die Poſſe „Filmzauber” mit
Bruno Harprecht als Gaſt in der Rolle des „Muſenfett” gegeben, und
zwar als Familien= und Fremdenvorſtellung zu ermäßigten Preiſen von
1 bis 4 Mark. Abends 7 Uhr iſt eine Wiederholung von „Das
Aben=
tener der Marcheſa” und als Nachtvorſtellung um 10½ Uhr „Der
wahre Jakob” mit Bruno Harprecht als Gaſt in der Titelrolle. Montag
(4. Abonnementsvorſtellung für Montags=Mieter), den 19. Juli und
täglich abends 8 Uhr gelangt. „Das Abenteuer der Marcheſa” zur
Wiedergabe.
Sonntag, den 18. Juli von 11 Uhr vormittags ab nach folgendem
Pro=
gramm: Beethoben: Marſch aus. Die Ruinen von Athen”; Kelacela; lege ihr ſanft die Hand auf die Schulter und erwidere ſanſt: Aber geh.
Nakoezy=Duvertüve: Fr. Abt: Lied: O Jugend, wie biſt du ſo ſchön; das hat ſie ja doch gar nicht ſo gemeint. Sie ſpricht immer ſo gut von
C. M. v. Weber: Klänge aus Freiſchitz; Walzer: Donauwellen; Habani=
Die Poſaunen von Jericho; ausgeführt vom Städtiſchen Orcheſter. Hat aberr garr keinen Geſchmahck!” — Ja Himmeldonnerwetter! Was
Leitung Herr M. Weber.
tag, den 18. Juli im Orangeriegarten ſtattfindende Promenadenkonzert,
Kinderfeſt und Abendkonzert unter gütiger Mitwirkung des
Doppel=
quartetts Nheingold. Dirigent W. Herbert hingewieſen. Das Brillant=
Feuerwerk wird ausgeſüihrt von der hieſigen Firma Otto Günther, deren Aber es kommt nicht von Leipzig, ſondern vom Noquetteweg. Na ja!
Qualitäts=Fenerwerke im vergangenen Jahre gelegentlich des
Schwimm=
feſtes im Woog und der Gartenbau=Ausſtellung noch in beſter Erinnerung abends bis etwa 2 Uhr nachts geſellſchaftlich beiſammen geweſen iſt,
jeden Liebhaber der pyrotechniſchen Künſte etwas bringen.
um 6 Uhr treffen ſich die Wanderluſtigen am Oſtbabnhof und löſen meiner muſ die Sache nicht ſo lgut erzählt werden. Sie geht mich ja
Sonntagsfahrkarten 4. Klaſſe Eberbach und zumick zum Preiſe von 350
Mark. — Dieſe unſere fünfte Wanderung führt nach Schöllenhach—— auch gar nicte an. Und dann, offen geſtanden, ſie intereſſiert mich auch
gelegenheit, und können ſich die Schwimmkundigen in den kühlen Fluten ſür meine Nechnung ein tadelloſes Modeniournal zuſtellen zu laſſen,
des Nackars nach Herzensluſt tummeln. Die Marſchzeit beträgt ungefähr, da lappt die Haustür, ein paar ſchmelle Schritte, und außer einem
liebe=
füinf Stunden und der Weg bietet manches Schöne für das Auge Führer bedürftigen Kater, deſſen Geſang ich ja ſchon gewöhnr vin, redet da
ſind diesmal die Turner Ed. Meißner und Jul. Wolf. Turnerinnen
noch nicht kennen gelernt, deshalb rafft Euch auf und folgt recht
zahl=
geſehen.
—Rheinfahre der Ballonſchule Darmſtadt. Etwa 5o0 ginder mit deren Schatten wir abſattelten. Mein Freund Tom Mis holte ſeine
ihren Lehrern und Eltern zogen am Donnerstag früh, bei herrlichem Brandybottle aus der Satteltaſche, wir ſtreckten uns behaglich inz weiche
Wetter mit klingendem Spiel durch die Rheinſtraße zum Bahnhof. Von Gras und taten uns gütlich. Unſere Unterhaltung entbehrte nicht einer
hier aus fuhren ſie nach Mainz, um eine Rheinfahrt nach Koblenz zu gewiſſen Klarheit, denn es redete keiner was, und ſo verfiel ich bald in
machen. Der Platz auf dem Dopveldeckdampfer, Kronprinz Cäeilie”, einen leichten Halbſchlummer. Da auf einmal: „Juhl Juhl Juh! Jufüh!
reichte knapp aus, um alle Teilnehmer aufzuehmen. Als jedoch die Fahrt Juiüfe jüh!” Mit einem Satz war Tom Mis auf den Belnen und wies
begann, jubelten die Buben, und helle Freude ſtrahlte aus ihren Ge= lautlos mit ſeinem langen Sirſchooter nach der Richtung des Gehölzes.
ſichtern. Wie groß wurden ihre Augon, als ſie die vielen Burgen und Und auch ich griff nach meiner Mauſer, die ich neben mich in das Gras
Nuinen ſaben; ganz beſonders beim Anblick des Loreleifelſen und dem gelegt hatte. Ein Raſſeln und Klirren, und meine Hand war naß. Ja,
Nationaldenkmal. Eine Ueberraſchung brachte Herr Lehrer Hilsdorf mit Herrgott ſakral. Niſcht verfallene Blockhitte! Niſcht Tom Mig! Wieder
der Weihe der Schulfahne. Er wies auf das Symbol der Faßnen, der der verdammte Noquetteweg. Und ich hatte mit der Hand in das auf
Zuſammengehörigkeit hin, und daß die Schüler im Geiſte der Kraft, der dem Nachttiſch ſtehende Waſſerglas gegriffen, das ſich ſchleunigſt empfoh=
Liebe und der Zucht ihr folgen ſollen. „Raſtlos vorwärts mußt du len hatte!. Aber da unten vom Roauetteweg tönte es herauf: „Juhuhu!
ſtreben‟. Die Schüler ſchloſſen den Weiheakt ihrer Fahne mit dem Liede Juhui!” Fröhliche Muſenſöhne waren es, die nach Hauſe zogen.
Brüder reicht die Hand zum Bunde‟. Die Fahne hat die Farben der Na, jal Sie befanden ſich in dem heiligen indiſchen Zuſtand,
Reichsfahne und trägt die Inſchrift Ballonſchrle Darmſtadt 15. Juli Allah hatte ihren Herzen die Freude und ihren Zungen die
1926” und auf der anderen Seite das Stadtwappen. Sie zuurde am Kiel Kraft verliehen, ſie zu verkünden! Gott weiß es und Gott will es! Na
des Dampfers befeſtigt und trotzte dem inzwiſchen eingetretenen Gewitter, jal. Ich ſah nach der Uhr, es war 2½! Gefaßt erhob ich mich von
Abends 11 Uhr kamen die Teilnehmer wieder hier an. Wegen der un= meinem Lager und ging ein friſches Glas holen. Als ich ſchon im
Be=
günſtigen Witterung mußte der geplante Lampionzug unterbleiben.
Verein in ſeinem LichtLuftbade am Lichiwieſenweg, nächſt dem Flugplatz genommen hatte, lehnte an meinem Gartengitter, und wiederholte in
hiervon entfernt) neben dem Damenluftbad= und Herrenluftbadabteil ich! Wenn er nicht bald kommt, dann geh ichl, Das Klagelied rührte
einen neuen großen Familienſpielplatz mit Turngeräten und Spiel= mich tief und ich rief mild hinab in die laue Nacht: „Freund! Willſt du
gelegenheit für Kinder errichtet. Die Dauerkarten für die Benutzung des nicht lieber gleich gehen?‟ Da raffte ſich der Jüngling auf und rief mir
Luftbades und Spielplatzes ſind ab. 15. Juli ds. Js, um die Hälfte er= etwas Unfreundliches zu. Ich verſtand wohl, was ich ſolte, erwiderte
Lufthad mit ſeinen Kindern für wenia Geld zu beſuchen. Wer dem Ver= hing er. Ich ſah nach der Uhr. Gs war drei! Alsdann genga ma ſchlafn!
ein für naturgemäße Lebens= und Heilweiſe Naturheilverein) beitritt Vielleicht gehts diesmal.
und nach ſeinen Lehren lebt, bahnt ſich und ſeiner Familie den Weg zu. Wolram von Eſchenbach bot ihm die Freundeshand. „Zwei Harfen
einer glücklichen Zukunft.
lich eingetretenen warmen Sommerwetter ziehen die erholungsbetürftis Bim=berimmbimehim! Bim=berrimebimmbim! Ja nein! Die
Deko=
gen Städter ſoviel wie möglich hinaus in die kühlen Wälder. Da ſei, ration im Tannhäuſer ſieht doch anders aus und dann, wie kommt denn
auf eiren Uebelſtand aufmerkſam gemacht, der ſich vielfach bei dem An= mein Schlafzimmerſchrank auf die Bühne? Wieder war es der
Noquette=
bringen von Hängematten ergibt. Durch die Reibung der Stricke nament= weg! Wandervögel zogen aus und ließen alle Saiten ſtürmen! Einer
lich, wenn es ſich um noch junge Baumanlagen handelt, leidet die Ninde, hatte in der Freude des Wiederſehens ſeine Zupfgeigen auf das Pflaſter
der Bäume, und es entſtehen Einſchmitte, die auf den Baum nachteilig geſchmiſſen, daß ſie klirrte. Ich ſah nach der Uhr. Es war 4 Uhr. Ein
wirken. Wer ſeine Hängematte benutzen will, ſuche ſich daher möglichſt prächtiger Tag! Die Sonne lachte verlockend! Na ja! Die Jugend will
ſtarke, ältere Bäume aus und lege zwiſchen den Baum und die Hänge= auch ihre Freude haben. Auch ich habe einſt Geſüihle gehabt. Aber
zu=
matte am beſten einen Streifen Lederpappe.
Verwaltungsſonderzug nach Niebermendig zur Abti Maria Gots weiß e3 und Gott will es! Alſo verſuchen wirs.
Laach. Ein gut Teil, wohl das ſchönſte Stück unſeres Rheines kann der
Teilnehmer am Sonntag, den 18. Juli, in beguemer Fahrt genießen, lich iſt, vor meinem Fenſter ihren Verkaufsſtand gegen act Uhr auf=
Bei Andernach biegt der Zua in die Eifel ein und endet in Niedermendig, zurichten, wobei ſie Milch und Stadtneuigkeiten verzapft, mit ihren
Nach Beſichtigung von Niedermendig und Einnahme des Mittageſſens Nannen klapperte.
wird der Laacher See und die Abtei beſucht. Auf der windgekräuſelt
weiten Fläche des Ses bietet ſich fröhlichen Menſchen Gelegenheit, in Ton in der Nacht iſt: Leiſe!”
Kähnen ſchaukelnd des Lebens Sorgen zu vergeſſen und ſich ganz der
gewaltigen Macht derr auf ſie einwirkenden Naturreize hinzugeben.
Während man früher das einzig ſchöne Naturdenkmal nur von Nieder= Strecke Groß=Bieberau-Brandau—Gadernheim eine
mendig aus über die verkehrsreiche Landſtraße erreichen konnte führt Kraftpoſt eiugerichtet.
jetzt ein ſtaubfreier Fußweg nach Maria Laach, der unter ſchattigen
Kaſtanienbäumen hindurch über die weitbrühmten Grubenfelder führt, ſchaft konnte geſtern Freitag ſein 25ſährige: Dienſtiubiläum begehen.
um ſchließlich in einen herrlichen Buſchwald einzumünden. Auf der
höchſten Stelle des Waldes angelangt, ſieht der Wanderer den Laacher
Sce in ſeiner ganzen Pracht und Herrlichkeit vor ſich liegen. Nur ſchwer Landestheater, Kleines Haus, abends 7½ Uhr: Uraufführung:
wird er ſich von dem Zauberhand, in den ihn der Anblick der in ihrer
Art einzigartigen Kraterlandſchaft gefangen hat losreißen, um in Café Rheingold: Konzert und Tanz — Ludwigshöhe;
wenigen Minuten das Ziel des Tages, die ehrwürdige Abtei Maria Konzert. — Drangeriegarten Beſſunger, Zerrngarten),
Laach zu erreichen. Die Rückfahrt ab Niedermendig erfolgt um 7 Uhr, abends 8 Uhr: Großes Militär=Konzert. —
Kinovorſtel=
ſo daß die in den Aushängen aufgeführten Anſchlußzüge erreicht werden, lungen: Union=, Reſidenz=Theater, Palaſt=Lichtſpiele.
*Der gute Ton in der Nacht.
Eine Nacht am Roquetteweg.
Das Schickfal fordert von mir, daß ich Tags über arbeite; ſogar
erheblich!. Deshalb habe ich nachts das dringende Bebürfnis, zu ſchlafen,
Meiſt ſo von 11 Uhr ab.
Eines Tages war ich beſonders müde. Ich hatte den ganzen Tag
über und noch in die Nacht hinein bis nach Elf geſchrieben. Es ging
auf Zwölf, als ich mein Lager aufſuchte. Raſch griff ich noch aus meiner
Nachttiſchbibliothek ein hochphiloſophiſches Werk heraus und las noch
eine halbe Seite, um ſchneller einſchlafen zu können, und entſchlummerte
bald.
Zarrelinde bei Dixmuiden! Bis in die tiefe Nacht hatte eine
Ta=
tarennachricht, eine ſogenannte Agentenmeldung, uns wachgehalten.
Nach=
dem wir uns tagsüber 1000 Meter im Feſſelballon hatten grindlich
durch=
frieren laſſen. So freuten wir uns mächtig auf unſeren Schlafſack. Aber
nein! Ein Sturmangriff ſollte gegen 12 Uhr nachts erfolgen, da hieß es
bereit ſein. So ſaſſen wir ſtumpfſinnig in unſever Bauernſtube. Kaſino
genannt, und tranken — Cointreau. Denn alles ſonſt Triakbare hatten
wir bereits verſ. , um Verzeihung, verkonſumiert. Da gegen 11½
Uhr gab es in der Nähe ein großes Gebumbſe, etwa eine viertel Stunde
lang, dann war wieder Totenſtille. Gleich darauf erſchten der
Trupp=
führer und entließ uns in unſere Quartiere, „J habs ja eh gwußt”
meinte Hauptmann Toni Mieranek, „Daß dös wieder bloß an großn
Holler gibt! Erſt theans a wengerl ſchiaßn und dann ſans wieder ſtat,
Alsdann genga ma ſchlaffn!” Ich folgte ſeiner freundlichen Einladung,
ſuchte das neben meiner Schlafſtätte fehlende Fenſter durch eine Zeitung
zu erſetzen, lüllte mich in meinen Schlafſack ein und entſchlummerte
ſanft.
Trrr! Trrrl Trrr—rrr—rrr—RR! — Pfumm! — Himmelſakra!
Alarm!. Was iſt denn wieder los?. Ich fahre auf und befinde mich auf
einmal in einer ganz fremden Umgebung! Aber nein! Da iſt mein
Nacht=
tiſch mit ſeiner wohlaſſortierten Schlafbibliothek und da drunten am
Roquetteweg tritt ein Motorradfahrer andauernd und verzweifelt auf
den Starter, um das widerſpenſtige Vehikel wieder in Gang zu bringen!
Na ja!. Ich ſehe nach der Uhr, es iſt 12½. Dann lehne ich mich an die
Fenſterbank des offenen Fenſters und rufe freundlich hinab: „Nicht wahr.
wenn das Luder nun doch anzieht, dann fahren Sie raſch weg, damit
entferntere Leute ſich auch an dieſen Verſuchen erfreuen können!‟ Etwas
Aber da — Trrr — pfumm — trrr — das Luder zieht an und entführt Schimpanſen wurde am Berahang gegenüber dem Elephantenhauſe ein
deinem Herrn und Meiſter nicht mehr!. Diesmal brauche ich kein
philo=
ſophiſches Buch, um ſofort wieder einzuſchlafen.
in jeder Rollenzahl geben wir zu fabelhaft billigen Preisen
Ständig ab.
Aang, Zorn &
Co-
vorm. Frankkurter Tapetenfabrik
Schlefermacherstr. 23, hinter dem Gerichtsgebäude.
Vernruf 1513
— Morgenmuſik im Beſſunger Herrngarten (Orangeriegarten), ruſſiſchen Akzent, „ich finde das gemein von deinerr Mutterr, ſie hat
ge=
dir, du glaubſt gar nicht, wie ſie dich verehrt.” „Sooh? Tutt ſie?
ſches Ständchen; C. Komzack: Tonſtück am Lagerfeuer; W. Lindemann: Gutt! Aber dann ſoll ſie ſich nicht ſo kleiden. Sie gibbt viell Gehld aus.
iſt denn das nun wieder! Wie komme ich denn auf einmal nach Leipzig?
— Städtiſches Orcheſter. Es ſei hiermit nochmals auf das am Sonn= Und dann, meine Schwiearmutter iſt doch ſchon lang im ewigen Oſten!
Träum ich wieder?, Oderd. Aber nein, die Stimme tönt weiter: „Aein,
wenn man bedenkt, was die Frau Geheimrat für ihre Toiletten ausgibt.
Aber ſie verſteht es ja gar nicht, ſich zu kleiden!‟ Deutlich hör ich es!
Ich kann es ja vollkommen verſtehen. Wenn man von etwa 8 ubr
dann iſt dieſe Zeitſbanne freilich zu knaßp, um alle Lebenswicltigkeiten Pochſcheckkonto bei dem Poſtgirokontor im Haan, und umgekehrt die
ſind. Das Feuerwerk, im Rahmen der Veranſtaltung gehalten, wird fur auszupacken. Da braucht man dann beim Nachhauſeweg an der Haustür, niederländiſchen Poſtſcheckunden Beträge auf Poſtſcheckonten in
Deutſch=
mindeſten3 noct eine Stunde, um wenigſtens die allerwichtigſten Sachen
—Turngemeinde Beſſungen 1865 e V, Darmſtadt — Wander= zu beſprechen. Aber nur nicht ſo laut! Und dann iſt das mit dem ſchlech=
Abteilung. Wandern heißt es am Sonntag, den 18. Juli. Morgens, ten Anzug der Frau Geheimrat doch eine interne, diskrete Sache, Wegen in Reichsmark oder in hollindiſcher Währung (Gulden und Cents) aus=
Leiningen Schloß und Park)—Kailbach nach Eberbach. Hier iſt Bade= gar nicht: Schon erwäge ich, ob ich die erregte Dame nicht dadurch
be=
ruhigen ſoll, daß ich ihr zuſichere, der Frau Geheimrat mit früheſter Poſt
und Turner, viele von Euch haben ſicher dieſen Teil des Odenwaldes drunlen am Noquetteweg niemand mehr. Alsdann genga ma ſchlafn!
Nach mehrſtündigem, ermüdendem Ritt, den wir mit aller Vorſicht
reich dem Nufe der Wander=Abteilung. Ruckſackverpflegung iſt vor= esfüoren mußten, denn da hinten hinter dem fernen Gehölz ſchien es
nicht ſauber zu ſein, fanden wir endlich eine verfallene Blockhütte in
griffe war, meine Schlafſtätte wieder aufzuſuchen, da tönten leiſe Klage=
— Naturheilverein e. V., Darmſtadt. Auf prächtigem Naſen hat der rufe vom Noquetteweg herauf. Ein Jüngling, dem Allah die Freude
(elktr. Straßenbahnlinie Nr. 2. Halteſtelle Schießhausſtraße, 5 Minuten bitter klagendem, ſingendem Ton: Wenn er nicht bald kommt, dann geh
mäßigt, ſo daß jedem Gelegenheit gegeben iſt, während den Ferien das aber nur milde: „Nein Freund! Zu ſo ſpäter Stunde nicht mehr!‟ Da ſtadt e. V. Wir erinnern nochmals an das heute Samstag abend ſtatt=
Es war ein prachtvoller Abend. Ofterdingen hatte ausgeſungen und
— Vorſicht beim Anbringen von Hängematten. Bei dem nun end= fielen tönend da zu Boden” und die Sänger ließen alle Saiten ſtürmen”, mit einer reichhaltigen Tombolg, ſowie einem Preisſchießen mit ſehr
nächſt bin ich müde! Werde ich vielleicht doch noch etwas ſchlafen können?
Diesmal gings!. Ich erwackte erſt, als die Milchfrau, die ſo freund=
Und die Moral von der Geſchicht? Ja die iſt einfach: „Der gute
A. b. L.
Errichſtung einer Kraftpoftlinie. Vom 18. Juli ab wird auf der
* Dienſtjubiläum. Juſtizſekretär Karl Reiß bei der Staatsanwalt=
Eeehn
„Das Abenteuer der Marcheſa.” — Schloß=Café: Konzert.
De Katerſe des Shortbereint Damſolt 1899 C.3.
Auf vielfache Anfragen aus dem Leſerkreis teilt uns der Verein
folgendes mit:
Im Augenblick der Verhaftung unſeres Lotterieeinnehmers Kreiſel
waren von 60 000 zum Abſatz genehmigten Loſen nach polizeilicher
Feſt=
ſtellung 22 N6 Loſe abgeſetzt. An barem Geld waren hiervon 2900 Rm.
vorharden, die K. im Laufe der Zeit an uns abgeführt hatte. Für den
Sportverein kam jetzt nur noch das eine Ziel in Frage, unter Verzicht
auf jeden eigenen Gewinn aus dieſem mit großen Hoffnungen
be=
gonnenen Unternehmen die Oeffentlichkeit der Losinhaber nach allen
Kräften und Möglichkeiten vor Verluſt dadurch zu bewahren, daß die
Ziehung unter allen Umſtänden vorgenommen wurde. Hierfür galt es
zunächſt, alle erreichbaren Geldmittel aus dieſem Unternehmen flüſſig
zu machen. Dies iſt geſchehen durch Eintreibung der noch vorhandenen
Außenſtände, und vor allem durch Erklärung des Konkurſes über das
Vermögen des 9. Das Konkursverfahren wurde auf das ſchnellſte
durch=
geführt und iſt einſchließlich der Verwertung der Maſſe bereits beendet
bis auf die noch ſchwebende Auseinanderſetzung mit den als
Haupt=
gläubigern des K. in Betracht kommenden Steuerfisken. Mit dem
Reichsfiskus iſt eine für uns günſtige Ginigung durch Steuerverzicht
bereits erzielt. Die mit Stagt und Stadt noch ſchwebenden
Verhand=
lungen laſſen hiernach ein gleiches Ergebnis erhoffen.
Der Gang der Lotterie wird dauernd durch Kreis= und Polizeiamt
überwacht. Daß die Behörden hier ſelbſt uns Vertrauen entgegenbringen,
zeigt die Tatſache, daß uns in Anerkennung unſerer ununterbrochenen
Liquidierungsarbeiten die geſetzten Friſten ſtets noch verlängert wurden.
Insbeſondeve hat der Steuerfiskus auch die Lotterieſteuer weiter
ge=
ſtundet. Dieſe beträgt 162/ (11) Prozent des Losumſatzes und bildet
das einzige Hindernis, das nach Abſchluß obiger Verhandlungen der
Ziehung noch entgegenſteht. Es beſteht begründete Hoffnung, daß uns
dieſe Steuer mit Rückſicht auf unſere unverſchuldete Lage und im
In=
tereſſe der Losinhaber erlaſſen wird. Die hierfür erforderlichen Schritte
können aber erſt dann unternommen werden, wenn nach Abſchluß obiger
Steuerverhandlungen die Höhe des geſamt zur Verſigung ſtehenden
Lotteriekapitals ermittelt iſt. Dies iſt in Kürze zu erwarten. Die
Ziehung wird alsdann umgehend erfolgen.
— Neues aus dem Frankfurter Zoo. Im Vogelhaus ſind wiederum
Grimmiges murmelt der Mann und tritt noch wütender auf den Starter, neue Transporte ſeltener exotiſcher Vögel eingetroffen. Für die
den Mann mit Windeseile mindeſtens über einen Kilomerer weit. Dann geräumiger Freikäfig mit Turn= und Dreſſurgeräten erſtellt. Der
Rad=
bleibt es wieder ſtehen. Nett von dir, liebe Karre, daß du wenigſtens fahrunterricht der Schimpanſen macht gute Fortſchritte. Die etwa 4
½=
ſo weit gelaufen biſt. In dieſer Entfernung ſtört mich dein Kampf mit jährige Beſſi beherrſcht die Kunſt des Radfahrens ſchon ziemlich ſicher.
* Goldene Hochzeit. Maler Prof Hch. Kröh, der am 7 Mai
ſeinen 85. Gehurtstag begehen konnte, feierte am Donnerstag mit ſeiner
Gattin das Feſt der Goldenen Hochzeit. Neben zahlreichen
Gratula=
tionen wurde dem Jubelpaar am Abend ein Ständchen gebracht.
— Die bienenwürtſchaftliche Ausſtellung für die Provinz Starkenburg
ſollte am 10. und 11. Juli 1926 in Neuſtadt i. Odw,. abgehalten werden;
TAPAIBNLLEBNS ſie iſt auf den 14. und 15. Auguſt d. 28, verlegt worden. Das ſchöne
Frühjahrswetter im März und April ließ anfangs die beſten
Hoffnun=
gen auf eine reiche Honigernte aufkommen. Aber wie ganz anders
ſollte es werden. Die kalten Nordwinde im Mai und der viele Regen
bis Ende Juni brachten es dahin, daß bis zu dieſer Zeit wohl in ganz
ſgagzs. Heſſen bein Bienenzüchter ein Pfund Honia zu ſchleudern brauchte.
Und da ſollte eine bienenwirtſchaftliche Ausſtellung veranſtaltet werden?
Iſt doch in normalen Jahren bis Ende Juni drei Viertel der
Honig=
ernte bei uns eingeheimſt. Eine Ausſtellung aber ohne Honig iſt eine
„Hörſt du. Adolfl” ſagt meine Schwiegermutter in ihrem ſcharfen. Auß ohne Kern. So hat der Vorſtand des Starkenburger
Bienenzüchter=
vereins mit der Ausſtellungsleitung beſchloſſen, die Ausſtellung in
Er=
ſagt —”. Ich ſetze meine Teetaſſe ab, rücke meinen Gartenſtuhl näher, wartung beſſerer Zeiten auf den 14. und 15. Auguſt d. Js. zu verlegen.
Die beſſere Tracht iſt mn auch wirklich gekommen. Das feucht=ſchwüle
Sommerwetter der letzten Tage brachte außerordentlich gute Tracht. So
konnte die Schleuder jetzt doch wohl überall in Tätigkeit geſetzt werden.
Die Ausſtellung ſelbſt verſpricht dann doch das zu werden, was ſie ſein
ſoll nämlich ein Abbild der Bienenzucht in Starkenburg. Zu ihrem
Beſuche lädt der St.B. V. alle Bienenzichter und Intereſſenten recht
herzlich ein. — Die für den 10. und 11. Juli vorgeſehenen Sonderzüge
verkehren nicht. Es wird Sorge getragen, daß ſie am 14. und 15. Anguſt
fahren.
Aufnahme des Poſtüberweiſungsverkehrs mit den Niederlanden.
Am 6. Juli wird der Poſtüberweiſungsverkehr mit dem miederländiſchen
Zentral=Poſtgirokontor im Hagg aufgenommen. Demgemäß können
Poſt=
ſcheckunden Beträge von ihrem Poſtſcheckonto in Deutſchland auf ein
land überweiſen. Die Ueberweifungen nach den Niederlanden, zu denen
die innerdeutſchen Poſtüberweiſungsvordrucke zu berwenden ſind, können
geſtellt werden. Der Betrag der Ueberweiſungen iſt nicht begrenzt. Die
Gebühr beträgt ſür fe 100 Reichsmark 5 Pfg. mindeſtens 20 Pfg.
Mit=
teilungen für den Empfänger ſind auf dem Abſchnitt der
Ueberweiſun=
gen nach den Niederlanden zugelaſſen. Das von dem Niederländiſchen
Zentral=Poſtgirokontor herausgegebene Verzeichnis ſeiner
Poſtſcheckun=
den Ausgabe 1994 einſchließlich der ſeither erſchienenen Nachträge,
kann durch Vermittelung der deutſchen Poſtſcheckämter zum Preiſe von
1 Gulden 7 Cents lezogen werden. Außer mit den Niederlanden beſteht
Poſtüberweiſungsverkehr noch mit Danzia. Dänemark, Letland,
Luxem=
burg, Oeſterreich, Schweden, Schweiz und Ungarn.
Lokale Veranſtaltungen.
Die Biterunter erſchelnenden Notizen ſind aueſchlleßllch als Kinweiſe auf Anzeigen mu befrachte.
in krinem Falle irgendwie als Beſprechung oder Krick.
— Militärkonzert im Orangeriegarten (Beſſunger
Herrngarten). Auf das heute ſtattfindende Militärkonzert, Anfung 8 Uhr,
wird nochmals hingewieſen. In Anbetracht der Reichhaltigkeit des
Pro=
gramms iſt dem Veranſtalter, Herrn Obermuſikmeiſter a. D. Rühlemann,
ein voller Garten zu wünſchen. Es wird nochmals darauf hingewieſen,
daß bei einbrechender Dunkelheit der Garten illuminiert iſt. (Siehe
heutige Anzeige.)
—Garten=Konzert. Im Hotel Prinz Heinrich (Bleichſtraße)
finden Samstag und Sonntag abend die beliebten Gartenkonzerte der
Kapelle Rühlemann ſtatt. Der Beſuch iſt ſehr zu empfehlen, (S. Anz.)
— Vereinigung früherer Leibgardiſten
Darm=
ſtadt. Die Vereinigung ehem. 116er Darmſtadt hat uns zu ihrem am
Sonntag, den 18. Juli, ſtattfindenden Ausflug mit Muſik nach Nieder=
Beerbach eingeladen. Die Vereinigung ehem. 116er verbindet mit dieſem
Ausflug gleichzeitig ihr 5jähriges Stiftungsfeſt.
— Der Bürgergeſangverein Befſungen begeht am
Sonntag, den 18. Juli, in den Räumen des Chauſſeehauſes ſein
Sommer=
feſt. Den Beſuch dieſer Veranſtaltung können wir nur empfehlen, zumal
ſich die Preiſe für Eintritt und Tanz in mäßigen Grenzen halten. Eine
flottſpielende gut beſetzte Kapelle und eine reichhaltige Tombola werden
ebenfalls dazu beitragen, die Beſucher in jeder Weiſe zufrieden zu ſtellen.
Siehe Anzeige.
— Sommernachtfeſt des Sportvereins 1898
Darm=
findende Sommernachtfeſt auf dem „Heilig Kreuz”.
—Schmetterlingsklub Wallachei, Darmſtadt, hält
am Sonntag, den 18. Juli, im Rummelbräu ſein diesjähriges
Sommer=
feſt ab. Außer Gartenkonzert, Tanz und Kinderbeluſtigungen iſt dasſelbe
wertvollen Preiſen verbunden. (Siehe Anzeige.)
Kunſtnotizen.
Ueber Werte, Künſtler und künſfleriſche Veranſtaltungen, deren Im Nachſtehenden Erwähnung
geſchſeht, behält ſich die Redaktion ibr Urtell vor.
— Palaſt=Lichtſpiele: „Der Provinzonkel‟. Der
Regiſſeur Noa hat mit Schwung und Humor den großen Schlager für
die Sommermonate gedreht, unterſtützt, von der fabelhaften Photographie
Kantureks und einem humor= und anmutsvollen Enſemble. Für den
Humor ſorgen der herrliche Mudicke Arnos, die unerbittlich komiſche
Agathe der Kupfer, Tiedtkes Emil in tauſend Nöten, für die Anmut die
reizend pikante Liane Haid und die heiratsluſtige Lotte Lorring. — Ein
ſehr glänzender Film. Marco, der Mann der Senſationen, der Hüne
des Volkes, welcher mit ſeinen unerhörten Kraftleiſtungen überall
Auf=
ſehen erregte, in ſeiner neueſten Filmſchöpfung: Marcos tollſte Wette.
Außer Joe Stöckel wirken in führenden Rollen mit: Maria Minzenti,
Hermann Pfanz. Jack Mylong=Münz und Viktor Gehring.
—Union=Theater. Verrüickte Erbſchaften. Was man manchmal über
dieſes Thema hört, iſt haarſträubend. Hier iſt nicht die Rede von alten
Damen, die ungezählte Millionen der Kische vermachen. Warum denn
nicht, ſie werden ſchon wiſſen, warum ſie das tun. Böſer iſt es ſchon,
wenn ſo eine verſchrobene Dame ihr Vermögen dem Dienſtmädchen
ver=
macht, nur um die liebe Verwandſchaft zu ärgern. Jüngſt ſetzte in
Amerika ein Sonderling ſeinen Hund zum Univerſalerben ein. Was foll
man dazu ſagen? Daß aber Tom Mix, der kühnſte Cowboydarſteller des
Weſtens, ein Damenheim mit 70 grauhaarigen Inſaſſinnen erben würde,
hätte er ſich nie träumen laſſen. Es hat ihm viel Kopfzerbrechen gebracht,
und war mit ſein aufregendſtes Abenteuer. Sie können ſich ſelbſt davon
ſiberzeugen, wenn Sie ſich den neuen Fox=Film „Tom Mis im
Damen=
venſiongt” auſehen, der zurzeit im Union=Thegter zu ſehen iſt.
Seite 6
Samstag, den 17. Zuli 1926
Nummer 196
Aus Heſſen.
Starkenburg.
* Griesheim, 16. Juli. Am Sonntag, den 18. Juli, feiert der hieſige
Gefangverein,Liedertafel” ſein Sommernachtsfeſt in
Stunden. — Der hieſige Motorradklub veranſtaltet am
kommen=
den Sonntag eine Schnitzeljagd, an der ſich alle Fahrer
Gries=
heims beteiligen können; Ausnahmen für auswärtige Fahrer ſind
zuge=
laſſen. Start des Fuchſes vormittags 5 Uhr. Die Meute wird um 6 Uhr
abgelaſſen. Für die Fahrer ſind verſchiedene Preiſe und Plaketten
vor=
geſehen.
* Griesheim, 16. Juli. Vor dem franzöſiſchen Militärgericht in
Mainz hatten ſich am Dienstag der Kommandant der Freiwilligen
Feuer=
wehr, der Vorſitzende der Freien Turnerſchaft und der Vorſitzende der
Ortsgruppe des Reichsbanners zu verantworten, weil das Trommler=
und Pfeiferkorps der Freiwilligen Feuerwehr und dasienige der Freien
Turnerſchaft dem Verbot zuwider bei dem Reichsbannerfeſt an Pfingſten
geſpielt haben und der Vorſitzende des Reichsbanners dies geduldet hat.
Wegen dieſes Vergehens gegen das Verbot wurde der Kommandant der
Feuerwehr, Herr Jakob Schmidt, zu einer Geldſtrafe von 150 Mk. evtl.
einem Monat Gefängnis, der Vorſitzende der Freien Turnerſchaft, Herr
Valentin Engel, in eine Geldſtrafe von 250 Mk. evtl. zwei Monate
Ge=
fängnis und der Vorſitzende des Reichsbanners. Herr Heinrich
Feuer=
bach, ebenfalls in eine Geldſtrafe von B0 Mk. ebvtl. 2 Monate Gefängnis
verurteilt. Dieſelbe Strafe erhielt auch der Bürgermeiſter von
Dorn=
heim als Kommandant der dortigen Freiwilligen Feuerwehr, deren
Trommler= und Pfeiferkorvs ebenfalls gegen das Verbot verſtoßen hatte.
Wir möchten bei dieſer Gelegenheit wiederum darauf hinweiſen, alles zu
vermeiden, was den franzöſiſchen Militärgerichten Anlaß zum
Einſchwei=
ten geben kann.
* Eberſtadt, 16. Juli. Ein ſchweres Unwetter ging geſtern
über unſere Gemarkung nieder. Es war mit ſchweren Regengüſſen und
Hagelſchlag verbunden. Während des Unwetters ſtieg das Waſſer der
Modau vorübergehend um über 30 Zentimeter an.
* Pfungſtadt, 16. Juli. Die Sommerferien werden laut
Beſchluß des hieſigen Schulvorſtandes am Samstag, den 24. Juli.
be=
ginnen. — Die im Jahre 1867 geborenen Schulkameraden und
Kame=
radinnen treffen ſich heute abend in der „Traube” zu einem gemütlichen
Beiſammenſein.
* Nieder=Ramſtadt, 16. Juli, Gemeinderatsbericht.
Ge=
meinderat Steiger erſtattek Bericht für die Elektrigitätskommiſſion. Im
Anſchluß hieran wurde beſchloſſen, die Reparatur der Akkumulatoren=
Batterie der Fa. Akkumulatorenfabrik in Hagen zu übertragen, ferner
den defekten Generator am Dieſelmotor durch die Firma J. Zeller aus
Darmſtadt herſtellen zu laſſen. Neben der Erledigung einiger
oraani=
ſatoriſcher Fragen wurde noch die Zuſtimmung dazu erteitt, daß im Werk
zwei Volontäre auf einige Wochen zur Ausbildung eingeſtellt werden
können. — Auf den Vorſchlag der Baukommiſſion werden die
Weißbin=
derarbeiten in den verſchiedenen gemeindlichen Häuſern an die bieſigen
Weißbindermeiſter vergeben. — Die Anwohner der obenen Bahnhofſtraße
ſuchen erneut darum nach, daß die Ausführung des längſt beſchloſſenen
Regenwaſſerkanals nunmehr in Anbetracht der günſtigen Jahreszeit
vor=
genommen wird. Unter der Vorausſetzung, daß die Arbeit als
Not=
ſtandsarbeit durchgeführt werden kamn, wird dem Anſinnen ſtattgegeben.
Die Bauleitung wird der Kreisbauverwaltung übertragen. Bei dieſer
Gelegenheit wurde wiederholt der Zuſtand der obeven Bahnhofſtraße bei
ſchlechter Witterung gerügt. Es wurde beſchloſſen, nochmals bei der
Kreisverwaltumg vorſtellig zu werden, daß ein erhöhter Fußſteig mit
Floßrinne erſtellt wind. Bezüglich der Beſchwerden über die
angefor=
die Berechnung einer Ueberprüfung durch die Baukommifſion zu unter= ſind. Unter dieſen befinden ſich auch ſolche der Schuvo in Darmſtadt.
ziehen. Zur Behebung der dringenſten Wohnungsnot ſollen
baldmög=
lichſt noch zwei Häuſer erbaut werden. Als Bauplätze wurden
auser=
ſehen die Steinmannſchen Plätze im ehemaligen Schneiderſchen Garten,
die von ſeiten der Gemeinde ſofort zurückgekauft werden ſollen. Die zu erſcheinen.
Bauleitung wird dem Architekten Herdt übertragen. Der erforderlich
werdende Kredit wird genehmigt. Im weiteren wird beſchloſſen, mit
den Eigentümern des Baugeländes in der Kilianſtraße wegen Abtretung
von Bauplätzen in Verbindung zu treten. — In Anbetracht deſſen, daß
das Baugelände am Pfaffenberg jetzt und in abſehbarer Zeit bebaut
wird, ſtellt der Gemeinderat feſt, daß das Gelände als in den Bereich
Ges Ortsbauplans gehörig zu zählen iſt. — Ginem Baugeſuch des L.
Heilman aus Darmſtadt zum Zwecke der Erbauung eines
Einfamilien=
hauſes im Villenviertel „Trautheim” wird ſtattgegehen. — Der
Bürger=
meiſter berichtet über die letzte Verbandsſitzung. Von dem Beſchluſſe des
Verbandes, in dieſem Jahre die Tätigkeit des
Modaubachräumungsver=
ſchloſſen, die notwendig werdenden Arbeiten im Rahmen der im
Voran=
ſchlag vorgeſehenen Mittel ausführen zu laſſen. Mit Stimmenmehrheit
arbeiten einen Stundenlohn von 70 Pfg. zu vergüten. — Die
vorge=
nommene Nachbrüfung der Blitzableiteranlage auf dem Schulhauſe
er=
gab den Befund, daß die Anlage einer gründlichen Umarbeitung bedarf,
wenn ſie ihren Anſprüchen genügen ſoll. In Anbetracht der Dringlich=
Verwaltung wird angeraten, dafür beſorgt zu ſein, daß die
Straßen=
wurde gerügt, daß ſich die Klagen über Blumendiebſtähle auf dem Fried= alsbald bekannt machen zu laſſen.
hofe häufen. Die Verwaltung wurde beauftragt, den Friedhofswärter
anzuweiſen, daß eine ſchärfere Ueberwachung vorgenommen wird.
ausſchuß die Ausführung der Arbeiten für das zu errichtende Ehrenmal
für die im Weltkrieg Gefallenen der Firma Arnold in Darmſtadt
über=
ſuch des Turnvereins um Bewilligung von Beihilfen für die Teilnehmer 1
bei den deutſchen Kampfſpielen in Köln kann der Gemeindergt
konſequenz=
halber nicht entſprechen, wie überhaupt grundſätzlich derartigen Geſuchen
nicht nähergetreten werden ſoll, obſchon der gute Zweck, den der Beſuch
derartiger Veranſtaltungen verfolgt, nicht verkannt werden ſoll.
* Ober=Ramſtadt, 16. Juli Gemeinderatsſitzung. Zu Be=
Kommuniſtiſchen Partei den 4. Punkt der Tagesordnung. Geſuch der
ſenſchaft „Selbſthilfe” zur Errichtung von Wohnhäuſern. zurück. — Die
am 27. Juni 1996 hier ſtattgefundene Beigeordnetenwahl hat das
Kreis=
amt mit Verfügung vom 6. Juli genehmigt. Der Gemeinderat nimmt erſcheint, dortſelbſt ſtändig einen Verkehrsſchutzmann zu poſtieren.
hiervon Kenntnis. — Gaſtwirt Georg Peter Rodenhäuſer hat um
Um=
tauſch von Privat= gegen Gemeindegelände nachgeſucht. Bei ſchriftlicher
Die Firma Granit= und Shenit=Induſtrie Ober=Ramſtadt ſucht um Er= bilien=Büro Rudolf Ebert, Auerbach a. d. B.
laubnis nach, zwei Warnungstafeln bezüglich der Sppengungem im
Stein=
bruch Buchwald aufſtellen zu dürfen. Der Gemeinderat iſt im Prinzitp
damit einverſtanden. Die Verwaltung wird beauftragt, beim Kreisamt
dieſerhalb zunächſt berichtlich vorſtellig zu werden. Ein weiterer Antrag
dieſer Firma um Waſſerzuleitung nach dem Steinbruch durch das Orts= I
netz wird genehmigt unter der Bedingung, daß alle dadurch entſtehenden
Koſten uſp. zu Laſten der Antragſtellerin gehen und der Waſſerverbrauck.
(Ortsaruppe Ober=Ramſtadt) hat beantragt, den Gemeinderatsbeſchluß
über Beſchaffung und Einrichtung eines Eiſenbahnwagens als Notwoh= genommen werden.
nug aufzuheben. Der Antrag wird bei ſchriftlicher Abſtimmung mit
10 gegen 2 Stimmen bei 5 unbeſchriebenen Zetteln abgelehnt. — Die Er= gegen zwei Uhr wurde im Hauſe des Herrn Dr. Spiro ein
Einbruchs=
weiterung des Waſſerleitungsnetzes in der Neugaſſe, Ablergaſſe und Am
amts Darmſtadt genehmigt. Die Arbeiten ſollen hier öffentlich
ausge=
rechnung des Modaubachverhandes für 1924 wird zur Kenntnis gebracht
und die Auszahlung der Reſtſumme von 147,35 Mk. vom Gemeinderat
genehmigt. — Der Mieterverein hat beantragt, die Gemeinde ſolle
meh=
rere Wohnbaracken ankaufen, um darin Mieter, die ihren Mietzahlungem
nicht nſchkämen, unterzubringen. Der Antrag wird vorerſt zurückgeſtellt.
* Groß=Umſtadt, 16. Juli Neue Zugverbindungen. Seit
4. Juli verkehrt der Zug 5.43 ab Groß=Umſtadt nach Wiebelsbach auch
an Sonntagen mit Anſchluß nach Höchſt-Eberbach-Heidelberg
und nach Darmſtadt. Es iſt demnach den Beſuchern von Groß=Umſtadt
und ſeiner ſchönen Umgebung Gelegenheit gegeben, die Heimreiſe zeitiger
anzutreten als dies bisher möglich war. Auch die Verbindungen Groß=
Umſtadt ab 5.30 vorm. (nur werktags) nach Wiebelsbach mit Anſchluß
nach Darmſtadt und Gberbach, und 9.22 vorm. (täglich) mit Anſchluß
zum Odenwaldeilzug nach Darmſtadt ſind im Fahrplan nachzutragen.
Das hieſige altberühmte Nathaus, mit dem Marktbrunnen eine vie
beſuchte Sehenswürdigkeit, von dem ſchon der Chroniſt Winkelmann 1697
ſchrieb: „Die Stadt hat den Ruhm, daß ſie das ſchönſte und herrlichſte
Rathaus dort herum habe”, zeigt leider ſeit einiger Zeit bedenkliche
Sen=
kungen und Mauerriſſe, ſo daß eine gründliche Herſtellung notwendig
wird.
Dieburg, 16. Jali. Arbeitsmarktlage im Kreiſe
Die=
burg. Stichtag 15. Juli 1926. Stellungſuchende: ſämtliche
Berufs=
gruppen zuſammen N65, darunter männliche 2391, weibliche 374.
Er=
werbsloſenunterſtützungsempfänger: männliche 2160, weibliche 319,
ins=
geſamt 2479.
* Sandbach, 16. Juli. Schulausflug an den Rhein.
Bei prächtigſtem Wetter fand am Mittwoch der 4. Schulausflug des
Kreiſes Erbach an den Rhein ſtatt, an dem ſich aus Sandbach 80 Volks=
Scherers Konzertgarten. Die beliebte Bergſträßer Kapelle ſowie der gut und Fordbildungsſchüler, ſowie 20 Erwachſene beteiligten. Ein
Sonder=
geſchulte Geſangverein garantieren jedem Beſucher einige genußreiche zug brachte früh morgens die zahlreichen, gemeinſam reiſenden
Schul=
klaſſen über Darmſtadt nach Mainz. Leiter dieſer Fahrt war
Herr Rektor Schäfer zu König, deſſen Mädchen die Maſchine des Zuges
mit einem mächtigen Kranz geſchmückt hatten. In Mainz ſtand der
große Dampfer „Undine” bereit, der die begeiſterte Schar bis
St. Goarshauſen und zurück nach Aßmannshauſen brachte.
In prächtiger Fahrt gings zunächſt am Rheingau entlang, mit
ſeinen grünen Rebhügeln, freundlichen Städtchen und Dörfern,
herr=
lichen Landhäuſern und wohlgepflegten Gärten, bis Bingen. Nun kam
das herrliche Felſental des Rheins in Sicht. Burg auf Burg grüßte
herab, die Weinberge wurden immer ſteiler, die menſchlichen
Anſied=
lungen rückten immer näher an den Fluß heran, den Straßen und
Eiſenbahn an vielen Stellen kaum Platz laſſend. Welche Fülle von
wertvollen Anſchauungsobjekten ſtürmte auf die Kinder ein: Das
Nie=
derwaldenkmal, die Mündung der Nahe, das Binger Loch mit dem
Mäuſeturm, die weltberihmten Weinorte Rüdesheim, Aßmannshauſen,
Bacharach, die Lorcher Toteninſel, das hiſtoriſche Kaub, die
ſagenum=
wobene Lorelei, die vielen Schiffe aller Art u. a. m. In glühender
Sonnenhitze wurde von Aßmannshauſen aus der Niederwald erſtiegen.
In meiſterhaft anſchaulicher Weiſe wurde der Aufbau des Denkmals
kurz erläutert. Man weiß nicht, wovon man mehr überwältigt war:
der machtvollen Erinnerung an die einmütige, ſiegreiche Erhebung des
deutſchen Volkes und die Wiederaufrichtung des zweiten Deutſchen
Reiches 1870/71 oder dem wundervollen Fernblick auf dieſes herrliche
Stück deutſchen Bodens zu unſeren Füßen!. Der Abſtieg erfolgte nach
Rüdesheim, deſſen zahlreiche Straußwirtſchaſten beſonders die
erwach=
ſenen Teilnehmer der Rheinfahrt zu raſcher Einkehr einluden. Zum
Glück ertönte bald die Schiffsglocke zum Aufbruch, und nun gings nach
Mainz zurück. Im Hauptbahnhof ſtand der Sonderzug bereit, der die
tauſendköpfige Menge der Odenwälder Rheinfahrer in angeregteſter
Stimmung den heimatlichen Bergen zuführte.
* Erbach, 16. Juli. Eulbacher Markt. Das Odenwälder
Vollsfeſt der Eulbacher Markt, teilweiſe auch Wieſenmarkt genannt.
wird auch in dieſem Jahre ſeine Anziehungskraft wieder ausüben. Der
Marktkommiſſion iſt es gelungen, nicht nur wie alljährlich alle möglichen
Arten von Schaub uden, Verkaufsſtänden, Zirkuſſe uſw. zu verpflichten,
ſondern ſie veranſtaltet zuſammen mit dem Odenwälder Reiterverein
diesmal deſſen 11. Neiterfeſt, wobei die Veranſtaltungen zwei Tage
um=
faſſen. Welch große Bedeutung unſere Reiterfeſte ſün die heimiſche
Pferdezucht haben, iſt bekannt. Ueberall werden daher derartige
Ver=
anſtaltungen ins Leben gerufen. Der Eulbacher Markt findet am
Sonn=
tag, den 18., Montag, den 19. und Sonntag, den 25. Juli d8. Js,. ſtatt.
Am 19. Juli, dem zweiten Markttage werden im ganzen 7 Nennen
ver=
anſtaltet, und zwar das Eröffnungsrennen, das für alle gewerblich
tätigen Pferde offen iſt, ſowveit ſie nicht in den beiden Vorjahren in
anderen Rennen gingen. 2. Das Hürdenrennen um den Heſſenhreis,
Hierbei werden 6 Hürden aufgeſtellt werden. 3. Das Eulbacher
Markt=
rennen, 4. Das Rennen um den Preis vom Mümlingtal, 5. Das Nennen
um den Preis der Stadt Erbach, 6. Das Eulbacher Jagdrennen ſtr
Voll=
blüter — es iſt dies das erſte Mal, daß hier ein Rennen nur für
Voll=
blüter ſtattfindet — und ſchließlich 7. Das Erbacher Jagdrennen: Am ſtürzte 10 Meter hoch von einem Dache. Er brach beide Oberſchenkel
Warmblutpferde, das Odenwald=Trabrennen, das Trabrennen um den
Preis von Starkenburg, ſowie die beiden Jagdſpringen für die Klaſſe
11 und ſchließlich das Zigaretten=Nennen. Die Nennungen ſind ſehr.
derten Kanglanſchlußkoſten in der Fahr= und Stiſtſtraße wird beſchloſſen, zahlreich, beſonders inteveſſant, weil viele auswärtige Pferde gemeldet
Die Rennen ſind ſo gelegt, daß die auswärtigen Beſucher, mit den
Mittagszügen in Erbach von Nord und Süid noch eintreffen können und Bäder erfreuen; ein Luft= und Sonmenbad, wie es faſt alle mittleren
um 1.30 Uhr am 19. d3. Mts, und 1,15 Uhr am B. d3. Mts, rechtzeitig
EWimpfen 12. Juli. Das Rothenburg ob dem Neckar hat am
Sonn=
tag, den 18. Juli, wieder eine große Beleuchtung der
Stadt=
ſilhouette ud der Hohenſtaufenkaiſerpfalz. Nächſt Heidelbergs
Schloßbeleuchtung zählt diejenige Wimpfens zu den größten
Sehens=
würdigkeiten. Vormittags um 11= Uhr ſindet anf dem althiſtoriſchen
Marktplatz ein Platzkonzert ſtatt. Im Anſchlüß hieran die unent=
Pfalz, der Altſtadt und der Klöſter.
15. Juli 1.11 Meter, am 16. Juli 1,05 Meter.
* Birkenau, 15. Inli. Steuerbefprechtag. Das Finanzamt
bandes ſtillſchweigend einzuſtellen, wird Kenntnis genommen und be= Fürth wird am Mittwoch, den 21. Juli, anf dem hieſigen Rathauſe
einen Steuerbeſprechtag abhalten, und zwar für hier und die
Nachbar=
wurde beſchloſſen, für die zurzeit im Gange beſindlichen Bachräumungs= orte: Reflektanten haben dies vorher auf der hieſigen Bürgermeiſterei
anzumelden.
Kreisamt Heppenheim wird nächſtens nachfolgende Amtstage abhalten:
Am Donnersta den 22. Juli, vormittags 9 Uhr, im Rathaus zu
Wimp=
keit wird beſchloſſen, die Arbeiten ſofort ausführen zu laſſen. — Der ſen und am Mittwoch, den 28. Juli, nachmittags 2½2 Uhr, auf dem
Bürgermeiſtereibüro in Mörlenbach. Die Bürgermeiſtereien der in Be= Probinzialverſammlung ab. Generalſekretär Dr. Bauer
kanalſchächte zeitlich gereinigt werden. — Von ſeiten des Gemeinderats tracht kommenden Gemeinden haben die Termine in ortsüblicher Weiſe tigten Wünſche der Landwirtſchaft, ferner eine geſuchde Handels= ud
* Bensheim, 16. Juli, Tod durch Verbrennen. Das
Die Anſchaffung eines jüngeven Gbers und zweier Zuchtziegenhöcke wird Port=Arthur, wurde vorgeſtern nachmittag von den Eltern beauftragt,
beſchloſſen. — Der Bürgermeiſter gibt noch bekannt, daß der Denkmals= Reisbrei auf dem Gasherd in der Küche zu kochen. Hierbei fing der die ſchwierige wirtſchaftliche Lage hin, die durch den Verluſt großer Ab=
Aermel Feuer, und in kurzer Zeit brannte das ganze Kleid. Zu allem ſatzgebiete (Kolonien) und die geſunkene Kaufkraft entſtanden ſei.
Unglück war das bedauernswerte Kind allein in der Wohnung, ſo, daß
tragen habe, weil dieſe Riuma die Wenigſtfordernde ſei. — Einem Ge= die Nachbarſchaft erſt auf die Hilferufe aufmerkſam wurde und leider
zu ſpät eingreifen konnte. Die Verletzte wurde mit ſchweren
Brand=
an der gefähr lichen Ecke der Bahnhofſtraße. Der
Metzgermeiſter Schuchmann von hier, der mit ſeinem Fahrrade die Gieſen noch einige Tage verleben und dann nach Offenbach zurückehren.
Bahnhofsſtraße hinunterfuhr, ſtieß an der Ecke des Kreisamts mit dem Zwiſchen Lindenſtruth und Reiskirchen, auf der Staatsſtraße Alsfeld—
ginn der geſtrigen Sitzung zieht Gemeinderat Radomicki im Auftrag der der Radfahrer, als auch der Kraſtwagenführer trugen erhebliche Ver= Fahtt in den Straßengraben rannte, ſich überſchlug und die vier Inſaſſen
Kommuniſtiſchen Partei um Aufnahme von 50 Mark für die Baugenoſ= die Schuld an dem Zuſammenſtoß trifft. Die Häufigkeit derartiger tot, die übrigen mehr oder weniger ſchwer verletzt. Das Sanitätsauto
Zuſammenſtöße an dieſer äußerſt gefährlichen Stelle geben jedoch immer von Gießen holte die Verletzten ab.
wieder Veranlaſſung, darauf hinzuweiſen, daß es dringend nowendig
Abſtimmung wird das Geſuch mit 11 gegen 5 Stimmen abgelehnt. — Mannheim übergegangen. Die Vermittlung erfolgte durch das Immo= Familie und zwei bekannten Herren aus Weſtfalem im Auto nach Kiſin=
16. Juli 2,42 Meter.
glaubt, daß an dem Diebſtahl mindeſtens zwei Perſonen beteiligt ſind. Stelle getötet. Ihr dreijähriges Töchterchen, ihr Vater und ihr Bruder
* Groß=Gerau, 16. Juli, Wohnungsbau. Die Gemeinde hat blieben unverletzt, während ihre Mutter und die beiden Herren aus
mittels einer Waſſeruhr feſtgeſtellt wird. — Die Kommuniſtiſche Partei den Bau von drei Doppelwohnhäuſern mit 12 Wohnungen beſchloſſen. Weſtfalen leichte Verletzungen erlitten.
— Die Städtiſche Badeanſtalt wird Anfang nächſter Woche in Betrieb
Küchler wird nach dem Lageplan und Koſtenvoranſchlag des Kulturbau= leute aufmerkſam und durch ihr Erſcheinen ſuchte der Gaſt das Weite. — herunter. Nicht nur die Kleider, ſondern Arme, Beine und Kopf waren
Das geſtrige ſchwere Gewitter ging außer einem ſtark anhaltenden Regen
ſchrieben und die weitere Bedingung geſtellt werden, daß dabei nur ſchadloz über unſere Gemarkung. — Wie verlautet, ſoll die überwie= hat es übernommen, den durch die Lungenſeuche geſchädigten
hieſige Arbeiter und Erwerbsloſe beſchäftigt werden dürfen. — Die Ab= gende Mehrheit der hieſigen Einwohnerſchaft ſich für die Waſſerleitung Landwirten Gebrauchsvieh zu vermitteln. Bei der Vermittlungsſtelle
unterzeichnet haben.
Rheinbeſſen.
* Nierſtein, 16. Juli. Die am 3. d. Mts. dahier geländete
weib=
liche Leiche wurde als die 21jährige Tochter der Eheleute K. L. Wäckerle
erkannt. Das Mädchen iſt während des Badens im Rhein ertrunken.
Jedenfalls laſſen die Eltern die Leiche ihrer Tochter in ihre Heimat nach
Söllingen. Amt Raſtatt, in Baden überführen. — Durch die vielen und
ſchweren Gewitterregen iſt trotz eifrigen Spritzens mit Kupferkaltbrühe
die Peronoſpora in verſchiedenen Lagen in erſchreckendem Umfange
auf=
getreten. Die Winzer ſcheuen keine Mühe und Arbeit und laſſen es ſich
micht verdrießen, immer und immer wieder gegen dieſen gefährlichen
Feind des Weinſtocks anzukämpfen. „So ſieht man täglich ganze
Kolon=
nen beſpannter Fuhrwerke mit Fäſſern in die Weinberge ſahren, und
Dutzende von Arbeitern begleiten die Züge mit der Spritze auf dem
Nücken; und ſo gebt es Tag für Tag unter glühender Sonnenhitze berg
auf berg ab, die Reben mit Kupferkalkbrühe zu beſtäuben. Auch das
Didium macht ſich bemerkbar und rückt man dieſem Feinde mit Schwefel.
entgegen. Fürwahr, das Los des Winzers iſt nicht beneidenswert.
Hoffentlich lohnt ihn ein guter Traubenherbſt. — Geſchäftlich iſt es
etwas ruhiger geworden, nur vereinzelt kommen Weinverkaufsabſchlüſſe
zuſtande. Anſcheinend wartet man den Abſchluß der Traubenblüte ab,
die noch in einigen nicht beſonders bevorzugten Lagen noch nicht zum
Abſchluß gelangt iſt
M. Nieder=Saulheim (Rheinh.), 15. Juli. Blinddarm=
Epi=
demie. Zu dem epidemiſchen Auftreten von Blinddarm=Entzündungen
innerhalb der letzten 4—5 Wochen in einigen Orten des Kreiſes
Oppen=
heim ſchreibt das Kreisgeſundheitsamt Oppenheim, daß, wie den
ärzt=
lichen Berichten zu entnehmen war, ſolche Erkrankungen beſonders in
den Gemeinden Undenheim, Hahnheim und Nieder=Saulheim vorkamen
und daß ein ſehr großer Prozentſatz zur Operation kam. Mit
Aus=
nahme vereinzelter beſonders gearteter Fälle, die trotz rechtzeitiger
Op=
ration nicht gerettet werden konnten, zeigten die Erkrankungen einen
gutartigen Verlauf und ein Teil der Operierten befindet ſich ſchon wieder
zu Hauſe. Von etwa 30 bekannt gewordenen, in den letzten Wochen
vor=
gekommenen Erkrantungen mußten 2 operiert werden. Auf Grund von
Erfahrungen neigte man der Anſicht zu, daß an ſich harmloſe
Erkrankun=
gen übertragbaren Charakters, wie leichte Grippe oder
Halsentzündun=
gen oder Darmſtörungen, die eine gemeinſame äußere Urſache haben
könnten, zu gewiſſen Zeiten den ſo ſehr empfindlichen Wurmfortſatz —
denn dieſer iſt der Sitz bei der ſogenannten Blinddarmentzündung — in
Mitleidenſchaft zieht und zu einer raſchen Entzündung bringt, daß bei
dieſer heimtückiſchen Erkrankung in den weitaus meiſten Fällen wegen
der drohenden Gefahr der Bauchfellentzündung nur eine Operation in
Frage kommt, iſt allgemein bekannt. Die Entſcheidung, ob eine
Behand=
lung zu Hauſe durchgeführt werden kann oder ob zur Operation oder
etwa zum Zweck der Beobachtung eine Aufnahme in einem Krankenhaus
erforderlich iſt, kann nur der Arzt treffen. Man kann daher nur
emp=
fehlen, beim Auftreten von Schmerzen in der rechten unteren
Bauch=
gegend mit Temperaturſteigerung ſeinen Hausarzt zu befragen und ſeine
Anordnungen genau zu befolgen. Da in den letzten Tagen
Neuerkran=
kungen ſich nicht mehr ereigneten, auch die angeführten Beiſpiele früherer
Beobachtungen ſich innerhalb weniger Wochen abſpielten und dann ein
gehäuftes Vorkommen nicht mehr auftrat, dürfe man wohl das
epide=
miſche Auftreten der Blinddarmentzündung in der hieſigen Gegend als
beendigt betrachten.
Oberheſſen.
arunn
ppelin=Eckener=Spende0
Weil ſonſt das Erbe Zexpelins dem deutſchen
bolke für immer berlaren getzt. Wüſt du
das berhüken, Lunn zahle deinen Beitrag dem
Ortsausſchuß. Wa ein ſolcher nicht varhanden
Iſ, bei den öffentlichen Kaſſen, Banken oder
auf Poſſcheck=Kanto Ztuttgart 3845.
* Vilbel, 16. Juli. Der Dachdeckergehilfe Eckhardt
Sonntag, den 25. Juli findet der Schluß der Veranſtaltug ſtatt. Er und erlitt innere Verletzungen. — Die Autolinie von Vilbel
wird eingeleitet durch drei Schaufahren, dem folgen: Jagdſpringen für nach Offenbach wird kaum zuſtande kommen, da Bergen, Enkheim
und Fechenheim ihre Beteiligung ablehnten. — Zwei Einbrüche
wur=
den verübt, und zwar in dem Hauſe eines Waſſerhändlers und bei einem
Mauver.
— Bad=Nauheim, 16. Juli. Man ſchreibt uns: Das vielbeſuchte
heſſiſche BadNauheim, deſſen Freguenz ſich noch bedeutend heben muß,
entbehrt leider eines neuzeitlichen Kurmittels, deſſen ſich weit kleinere,
und größeren Städte Deutſchlands längſt beſitzen, und das Wiesbaden
vorbildlich angelegt hat. Die in Nauheim vorhandenen Strandbäder,
Liegehallen uſw., können ein richtiges Luft= und Sonnenbad nicht
er=
ſetzen und wenn man Kurgäſte häufig außerhalb der Stadt bemüht ſieht,
durch teilweiſe Entledigung der Kleider die wohltätigen Sonnenſtrahlen
beſſer zu genießen, ſo zeigt das, wie groß das Bedürfnis, Sonnenbäder
zu nehngenn,” getvorden iſt. „Vorläuſig könnte mit ganz geringen Koſten
einem Bade im Freien ein Sonnenbad angegliedert werden. Prächtige
geltlichen Füchrungen durch die hiſtoriſch berühmten Baulihkeiten der Plätze für eine größere Anlage ſind mehr als genügend dorhanden
Wenit bei der Errichtung erfahrene Fachleute zu Nate gezogen werden,
— Hirſchhorn, 16. Juli. Waſſerſtand des Neckars am kann Nauheim bald ſeinem alten Ruhm einen neuen hinzufügen, der zur
Mehrung der Beſucherzahl nicht umweſentlich beitragen wird. Wir
hof=
ſen gerne, daß es nur der Anregung bedurfte, um noch in dieſer Saiſon
in Nauheim auch die Wohltat eines Luſt= und Sonnenbades genießen
zu können.
* Friedberg, 16. Juli. In der Nähe des alten Römerkaſtells
Capersburg am Winterſtein hat der Taunusklub ein Waldheim
errichtet, welches nächſten Sonntag eingeweiht werden ſoll. Das Heim
* Aus dem Kreiſe Heppenheim, 15. Juli., Amtstage. Da8 dient zugleich als Jugendherberge, iſt mit 15 Betten und Kochgelegenheit
verſehen.
* Rockenberg, 16. Juli. Der Heſſiſche Bauernverein hielt hier eine
forderte in ſeinem Vortrag das Eintreten des Staates für die berech=
Zollpolitik. Allmählig müſſe das Gleichgewicht der Preiſe zwiſchen
in=
duſtriellen Produkten und landwirtſchaftlichen Erzeugniſſen wieder
her=
neunjährige Töchterchen der Eheleute Adam Stumpf, wohnhaft beigeführt werden. Durch Proteſte und Demonſtrationen könne eine
Lin=
derung der Not nicht erreicht werden. Abgeordneter Weckler wies auf
* Gießen, 16. Juli. Auf der Heimfahrt von der Sommerfriſche
ge=
tötet wurde die 26 Jahre alte verheiratete Tochter des hieſigen
Bier=
wunden in das hieſige Hoſpital verbracht, woſelbſt ſie noch an dem= brauereibeſitzers Denninghoff. Sie war mit ihrem Manne, einem
Archi=
ſelben Abend verſchieden iſt. — Wieder ein Verkehrsunfall telten aus Offenbach a. M. in der Sommerfriſche geweſen. Der Vater
Denninghoff holte ſie in Begleitung ſeines Sohnes ab, ſie wollten in
Kraftwagen der Firma Althammer aus Schönberg zuſammen. Sowohl Gießen verlor Denninghoff die Herrſchaft über das Auto, das in voller
letzungen davon. Es konnte bis jetzt noch nicht feſtgeſtellt werden, wen unter ſich begrub. Die junge Frau, Mutter eines Kindis, war ſofork
WSN. Gießen, 15. Juli. Schwerer Autounfall. Ein ſchwerer
Autounfall, bei dem eine junge Frau das Leben verlor, ereignete ſich
— Zwingenberg, 16. Juli. Beſitzwechſel. Der herrliche Beſitz geſtern abend auf der Landſtraße Grünberg—Gießen. Der
Brauerei=
des Herrn Dr. jur. Fuchs iſt käuflich an einen Herrn Direktor aus beſitzer A. Denninghoff von Gießen hatte ſich geſtern früh mit ſeiner
gen begeben. Als ſie ſich geſtern auf der Rückfahrt gegen 5½ Uhr
zwi=
ſchen Grünberg und Gießen befanden, kam der Wagen an einer ſcharfen
— Gernsheim, 16. Inli. Waſſerſtand des Rheins am Straßenkurve von der Landſtraße ab auf das Feld und ſtieß dort gegen
eine eiſerne Stütze der elektriſchen Ueberlandleitung. Dabei wurde die
* Alein=Gerau, 16. Juli. Fahrraddiebſtahl. In einer der mitfahrende Tochter Denninghoffs, eine in Offenbach verheiratete Frau
letzten Nächte wurde hier aus einer Hofreite ein Fahrrad geſtohlen. Man Collin, mit dem Kopfe gegen den Eiſenmaſt geſchleudert und auf der
* Bühingen, 18. Juli. Einen entſetzlichen Tod fand ein
13jähriger Schuljunge aus dem benachbarten Aulendiebach. Nach
Buben=
art wollte er ein Vogelneſt beſichtigen, das in dem Maſt der Ueberland=
Erzhauſen, 16. Juli. In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag leitung eingebaut war. Er geriet dabei mit der Starkſtromleitung in
verſuch gemacht. Durch das Bellen des Hofhundes wurden Nachbars= Berührung: im Nu brannte er lichterloh und ſtürzte tot aus der Höhe
ſtark verkohlt.
* Lich, 16. Juli. Der Landwirtſkaftskammerausſchuß für Oberheſſen
ſind bis jetzt etwa 50 Tiere Simmentaler und Vogelsberger Raſſe
be=
ſtellt worden.
* Laubach, 16. Juli. In dem benachbarten Münſter wurde der
92 Jahre alte Peter Heß von einem Pferde getötet,
Der Landwirt und Fuhrmann Heß hatte von Jugend auf ein
Fuhrge=
ſchäft betrieben, und noch als Greis, widmete er ſich der Pferdezucht.
Seine Oldenburger Stute hatte ein Fohlen, und er wollte ihnen den
Verſchlag öffnen und ſie in den Garten laufen laſſen: Dabei klopfte er
der noch jungen Stute auf den Hals. Sie ſprang plötzlich heraus und
warf den alten Mann um, ſo daß er mit dem Kopf auf die Steine ſchlug
und bewußtlos liegen blieb. Er iſt geſtorben
* Alsfeld, 16. Juli. Im Baſaltbruch bei Homberg wurde der 35
Jahre alte, verheiratete Arbeiter Kraus von abſtürzenden Felsmaſſen
verſchüttet und getötet.
* Honzbeug g. d. Ohm.
Zum Beſten der zu erbauenden
Lutherkirche in Bieber bei Of
wurde bei dem Jahresfeſt des
Guſtav=Adolf=Vereins Homberg Kirtorf geſammelt. Pfarrer Weiß aus
Bieber war Feſtrediger und Suterintendent Wagner=Gießen ſprach
namens der Kirchenbehörde. Der Poſannenchar Homberg und die
Ge=
ſangvereine aus Lehrbach, Arnshain und Wahlen verſchönten die Feier.
Nummer 196
Samstag, den 17. Juſi 1926
Seite 7
Nachrichten des Standesamts Darmſtadt.
Geſtorbene. Am 26. Juni: Jakob Paul, Student, ledig, 20 J.,
Erfurt, Ziethenſtr. 33, hier, Hochſchulſportplatz; Leißler, Karl Wilhelm,
10 Mon., Große Bachgaſſe 7. — Am 27. Juni: Schäfer Auguſte, geb.
Ruths, 56 J., Ehefrau des Zimmermeiſters in Hähnlein, Kreis
Bens=
heim, hier, Eliſabethenſtift; Schüler, Georg Philipp Chriſtian,
Zigarren=
arbeiter, 69 J., Magdalenenſtr. 7. — Am 28. Juni: Schliephake, Viktor
Wilhelm Georg Ludwig Karl, Oberſt a. D., 57 J., Eichbergſtr. 14.
Am 29. Juni: Röder, Peter, Schrankenwärter, 42 J., Ober=Ramſtadt,
hier, Eliſabethenſtift; Hübner, Peter, Kohlenhändler, 64 J., Kleine
Bachgaſſe 6; Heiner, Louis, Mechaniker, 76 J., Emilſtr. 1: Schiefer,
Johann Theodor Wilhelm, Telegraphen=Oberleitungsaufſeher i. R., 72
J., Karlsſtr. 28. — Am 30. Juni: Dexheimer, Heinrich Eduard Otto,
Kaufmann, 65 J., Müllerſtr. 33; Adler, Thereſe, geb. Neu, 89 J.,
Witwe des Kaufmanns, Saalbauſtr. 27; Kabſchel, Marie Roſalie, ohne
Beruf, ledig, Pfungſtadt, Stadtkrankenhaus. — Am 1. Juli: Balzer
Margarethe, geb. Herdt, 67 J., Ehefrau des Straßenreinigers, Lang
gaſſe 49. — Am 25. Juni: Dillmann, Heinrich, Weißbindermeiſter, 53
J., Rundeturmſtr. 15. — Am 7. Juli: Weinreich, Anton, Privatmann,
79 J., Bechſtr. 64; Minier, Friedericke, geb. Rummel, 86 J., Witwe des
Schuldieners, Kaſinoſtr. 7: Scheid, Adam, Privatmamn, 81 J.,
Darm=
ſtraße 21; Jayme, Karl Philipp, Waldarbeiter, 41 J., Hahn, Kr.
Die=
burg, hier, Stadtkrankenhaus. — Am 3. Juli: Dexheimer, Eliſabethe,
geb. Koch, 48 J., Witwe des Muſikers, Karlsſtr. 61. — Am 4. Juli:
Walz, Eliſabeth, Geſchäftsinhaberin, ledig, 52 J., Karlſtr. 115; Huck,
Eliſabethe Chriſtine, 21 J., ledig, Wixhauſen, hier, Stadtkrankenhaus;
Gölz, Eliſabetha, geb. Kindinger, Wite des Landwirts, 50 J.,
Fuhr=
mannſtr. 5. — Am 5. Juli: Reiſer, Katharina Joſephine, geb. Geier,
32 J., Ehefrau des Fabrikarbeiters, Groß=Zimmern, hier, Alicehofpital.
— Am 4. Juli: Schäfer, Margarethe, geb. Kalter, 32 J., Ehefrau des
Schiffsmatroſen, Gernsheim, hier, Alicehoſpital; Bleſſing, Eliſabeth,
Pflegeſchweſter, 35 J., ledig, Grafenſtr. 9. — Am 23. Juni: Riethmüller
Nudolf Georg, Lehrling, 15 J., Schwanenſtr. 8. Am 5. Juli: Lang,
Werner Hans, 7 Mon., Mühlſtr. 26; Langsdorf, Suſanne Emilie, geb.
Borger, 56 J., Ehefrau des Eiſenbahn=Oberſekretärs, Lagerhausſtr. 26.
— Am 6. Juli: Schaaf, Florentine, Privatin, ledig, 67 J., Nieder=
Ramſtädterſtr. 30. — Am 7. Juli: Walter, Adam, Handarbeiter, 59 J.,
Kiesſtr. 25. — Am 6. Juli: Langendorf, Jakob 1., Schneider, 53 J.,
Gräfenhauſen, hier, Stadtkrankenhaus; Vetter, Sophie, geb.
Hoffer=
berth, 80 J., Witwe des Taglöhners, Exerzierplatz, Baracke 8b. — Am
7. Juli: Hannes, Margarethe, geb. Kunkel, 64 J., Witwe des
Fabrikan=
ten, Liebigſtr. 25. — Am 8. Juli: Friedrich, Katharina, geb. Bing, 75
J., Witwe des Landwirts, Teichhausſtr. 50.
V
Gottesdienſtliche Anzeigen.
Evangeliſche Gemeinden.
7. Sonntag nach Trinitatis, den 18. Juli 1926.
In allen Kirchen Kollelte für den Heſſiſchen Landesverband
evangeliſch=
kirchlicher Frauenvereine.
Stadtkirche: Samstag, den 17. Juli, abends 8½ Uhr: Andacht. —
Sonntag, den 18. Juli, vorm. 10 Uhr: Hauptgottesdienſt. Pfarrer
Vogel. — Um 11½ Uhr: Kindergottesdienſt. Pfarrer
Lauten=
ſchläger.
Die Stadtkirche iſt wochentags von 9 bis 6 Uhr zu ſtiller Andacht
geöffnet. Eingang: Nordtüre.
Stadtkapelle: Vorm. 8 Uhr: Predigtgottesdienſt Pfarrer Vogel.
Schloßkirche: Vorm. 9 Uhr: Chriſtenlehre. Pfarrer
Zimmer=
mann. — Um 10 Uhr: Hauptgottesdienſt. Pfarrer Zimmermann.
— Um 11½ Uhr: Kindergottesdienſt Pfarrer Zimmermann. —
Abends 6 Uhr: Abendgottesdienſt. Pfarraſſiſtent Lein.
Amtshandlungen an Auswärtigen: Pfarrer
Lauten=
ſchläger, Hügelſtraße 28, Telephon 2033.
Gemeindehaus (Kiesſtr. 17): Sonntag, vorm. 9 Uhr: Chriſtenlehre
für die Reformationsgemeinde. Pfarrer Lautenſchläger.
Walderholungsſtätte beim Beſſunger Forſthaus: Vorm. 11½ Uhr:
Kindergottesdienſt. Pfarrer Wagner,
Krankenpflege durch Diakonen: 1. Hauptſtation: Forſtmeiſterſtr. 9,
Fernſprecher 2883; 2. Nebenſtation: Mauerſtraße 5 (in der
Kinder=
ſchule der Martinsgemeinde).
Martinskirche: Vormittags 8½ Uhr: Chriſtenlehre für den Oſt=
bezirk in der Kirche. Pfarraſſiſtent Weinberger; für den Weſtbezirk
im Gemeindehaus. Pfarrer D. Waitz. — Um 10 Uhr:
Hauptgottes=
dienſt. Pfarraſſiſtent Weinberger. — Um 11 Uhr:
Kindergottes=
dienſt für den Oſtbezirk. Pfarrer Beringer,
Altersheim: Vorm. 10 Uhr: Predigtgottesdienſt. Pfarraſſiſtent
Lein.
Johanneskirche: Vorm. 10 Uhr; Hauptgottesdienſt. Pfr. Goethe.
Paul=Gerhardt=Haus (Gemeindehaus der Waldkolonie): Vorm.
½9 Uhr: Hauptgottesdienſt. Pfarrer Goethe.
Beſſunger Kirche (Petrusgemeinde): Vorm. 8¾ Uhr:
Chriſten=
lehre für die Mädchen. Pfarrer Pabſt — Um 10 Uhr:
Hauptgottes=
dienſt. Pfarrer Pabſt. — Vorm. 7 Uhr: Ausflug der
chriſtenlehr=
pflichtigen Knaben. Abmarſch Ecke Landskron=Ludwigshöhſtraße.
Montag, abends 8 Uhr: Vereinsabend der Mädchenvereinigung. —
Dienstag, abends 8½ Uhr: Kleiner Kreis der Jugendvereinigung (
Berg=
predigt). — Mittwoch, abends 8 Uhr: Kleiner Kreis der
Mädchenver=
einigung. — Donnerstag, nachm. 3 Uhr: Nachmittagsausflug der
Frauen. Treffpunkt um 3 Uhr an der Kaſtanienallee. — Donnerstag,
abends 8 Uhr: Bibelſtunde der Jugendvereinigung.
Pauluskirche: Vorm. 10 Uhr: Hauvtgottesdienſt. Pfarraſſiſtent
Dr. Wendel. — Der Kindergottesdienſt fällt aus. — Sonntag, abends
8 Uhr: Vereinsabend der Jugendvereinigung. — Montag, abends
8 Uhr: Vereinsabend des Jugendbundes. — Abends 8 Uhr: Flickabend
für Frauen und Mädchen. — Mittwoch, abends 8 Uhr: Aelteren=
Beſprechabend für beide Jugendvereine. — Samstag, abends 8 Uhr:
Turnen der Jugendvereinigung und Bücherauslage.
Stiftskirche: Vorm. 10 Uhr: Hauptgottesdienſt. Pfarraſſiſtent
Beringer. — Der Kindergottesdienſt fällt aus — Donnerstag, den
22. Juli, abends 8 Uhr: Betſtunde. — Evang.
Sonntagsver=
ein: Sonntag, den 18. Juli, nachm. 4—7 Uhr: Vereinsſtunden (
Ge=
burtstagsfeier).
Evangel, Kirche zu Eberſtadt: Vorm. 83 Uhr: Chriſtenlehre
der Knaben. — Um 9½ Uhr: Gottesdienſt. Pfarrer Paul. — Um
11 Uhr: Kindergottesdienſt. — Dienstag, abends 8 Uhr:
Mädchenver=
einigung. — Mittwoch, abends 8 Uhr: Kirchengeſangverein. —
Don=
nerstag, abends 8 Uhr: Wartburgverein.
In der Provinzial=Pflegeanſtalt: Vorm. 10 Uhr: Gottesdienſt.
Pfarraſſiſtent Wolf.
Evang. Gemeinde Traiſa: Vorm ½10 Uhr: Hauptgottesdienſt.
— Chriſtenlehre und Kindergottesdienſt fällt aus. — Mittwoch:
Frauenabend.
Kirche zu Nieder=Ramſtadt: Vorm. ½10 Uhr: Hauptgottesdienſt
mit Feier des heil. Abendmahls. — Um ½11 Uhr: Chriſtenlehre. —
Dienstag: Jugendvereinigung und Kirchenchor. — Mittwoch;
Jung=
mädchenverein. — Donnerstag: Frauenverein.
Evangeliſche Gemeinde Roßdorf: Vorm. 9½ Uhr:
Hauptgottes=
dienſt — Um 10½ Uhr: Chriſtenlehre. — Nachm. 4 Uhr:
Mitglie=
derverſammlung des Evang. Bundes im Gemeindeſaal. Vortrag und
Ausſprache: „Was haben wir an unſerer Kirche?‟ — Donnerstag,
abends 9 Uhr: Jungmädchenvereinigung.
Evang. Stadtmiſſion (Mühlſtr. 24): Vorm. 9 Uhr: Gebetsſtunde,
— Um 11½ Uhr: Kindergottesdienſt. — Nachm. 3½ Uhr: Bibelſtunde
(Prediger Semmel). — Dienstag, abends 8½ Uhr:
Bibelbeſprech=
ſtunde (Kriegerdankbund). — Mittwoch, nachm. 4 Uhr: Kinderbund
für Knaben und Mädchen. — Donnerstag, abends 8½ Uhr:
Bibel=
ſtunde (Prediger Semmel). — Freitag, abends 8½ Uhr:
Blaukreuz=
bibelſtunde und Bibelſtunde in der Stadtmädchenſchule Beſſungen
(Kleinſchmidt). — Samstag, abends 8 Uhr: Poſaunenchor,
Jugendbund für E. C. (Mühlſtr. 24). Sonntag, nachm. 2½ Uhr:
Bibelbeſprechſtunde für Jünglinge. — Um 4¾ Uhr:
Bibelbeſprech=
ſtunde für Jungfrauen. — Abends 8½ Uhr: Weißkreuzſtunde für
Jung=
frauen. — Dienstag, abends 8½ Uhr: Gebetsſtunde für Jungfrauen.
— Mittwoch, abends 8 Uhr: Freundeskreis für Jünglinge. —
Donners=
tag, abends 8 Uhr: Gebetsſtunde für Jünglinge. — Freitag, abends
8½ Uhr: Freundeskreis für junge Mädchen.
Chriſtlicher Berein Junger Männer Darmſtadt, e. V.,
Alexander=
ſtraße 22 (Infanterie=Kaſ., Hof links): Sonntag, den 18. Juli, vorm.
9 Uhr: Weißkreuzſtunde. Alle jungen Männer, die ſich eine reine
Jugendzeit erhalten oder erkämpfen wollen, heißen wir herzlich
will=
kommen. — Abends 8½ Uhr: Familienveranſtaltung.
Evangeliſations=
vortrag (Herr Dr. Avemarie). — Montag, den 19. Juli, und Freitag,
den 23. Juli, abends 8 Uhr: Turnen in den Turnhallen in der
Soder=
ſtraße, bezw. der Ludwigs=Oberrealſchule. — Dienstag, den 20. Juli,
abends 8½ Uhr: Männer=Bibelſtunde (Herr Dr. Avemarie). —
Mittwoch, den 21. Juli: Der Heimabend fällt aus. — Donnerstag;
den 22. Juli, abends 8½ Uhr: Familienbibelſtunde (Herr Miſſionar
Jürgens). — Samstag, den 24. Juli, nachm. 3 Uhr: Jungſcharſtunden.
Möttlinger Freunde=Kreis: Montag, abends 8½ Uhr, im
Feier=
abendſaal, Stiftſtr. 51: Bibelſtunde. Lehrer Spamer=Braunshardt,
Ehriſtlicher Jugendverein Darmſtadt (Dieburgerſtraße 26, I.);
Sonntag, den 18. Juli, vorm. 9 Uhr: Morgenwache. — Abends 8 Uhr;
Liturg. Paul=Gerhardtfeier. — Montag, den 19. Juli, abends 8 Uhr:
Turnen in der Turnhalle (Soderſtraße); Mütterabend. — Dienstag;
den 20 Juli, abends 81 Uhr: Gebetsſtunde. — Mittwoch, den 21. Juli;
abends 8½ Uhr: Familien=Bibelſtunde. — Donnerstag, den 22. Juli;
abends 8½ Uhr: Jugendbibelſtunde, — Freitag, den 24. Juli, abends
8½ Uhr: Turnſtunde. — Samstag, den 25. Juli, abends 8 Uhr:
Po=
ſaunenchor. — Jeden Mittwoch von 5—7 Uhr: Jungſcharſtunden.
Sin=
gen, Spielen, Vorleſen, Andacht.
Die Ehriſtengemeinſchaft. Sonntag, den 18. Juli, vorm. 9 Uhr;
im Haus Heideldergerſtr. 9½, III.: Menſchen=Weihe=Handlung. —
Mon=
tag, den 19. Juli, abends 8½ Uhr, Heidelbergerſtr. 9½, III.: Offener
Gemeinde=Abend mit Gäſten: „Wie macht man eine Urlaubsreiſe?”
(Dr. A. Heidenreich=Frankfurt a. M.),
Katholiſche Gottesdienſtordnung in der St. Martinskapelle (Herde
weg) und in Liebfrauen (Klappacherſtraße),
Sonntag, den 18. Juli 1926.
Beichtgelegenheit in der Martinskapelle: Samstag, nachm;
von 5—7 Uhr und abends 8 —8½ Uhr und Sonn= und Feiertags
mor=
gens von ½7 Uhr an.
Heil. Meſſen: Sonn= und Feiertags in der Martinskapelle:
Mor=
gens 7 und 8 Uhr (mit Predigt),
Hochamt und Predigt in der Liebfrauenkirche: Sonn=n.
Feier=
tags, morgens ½10 Uhr.
Nachmittagsgottesdienſtan Sonntagen: Um 2 Uhr
Chriſten=
lehre. — Um ½3 Uhr: Andacht.
An Feſten um ½3 Uhr: Feierliche Veſper in Liebfranen.
Sonſtige Gemeinſchaften.
Ehriſtliche Verſammlung (Waldſtr. 18): Sonntag, den 18,
Fuli=
vorm. 11½ Uhr: Sonntagsſchule. — Nachm. 4½ Uhr: Verkündigung
des Wortes Gottes. — Mittwoch, den 21. Juli, abenbs 8½ Uhr:
Ge=
betsſtunde. — Freitag, den 23. Juli, abends 8½ Uhr: Bibelſtunde,
Jedermann iſt freundlich eingeladen.
Ehriſtl. Gemeinſchaft Darmſtadt (Mollerſtraße 40): Sonntage
vorm. ½10 Uhr: Heiligungsſtunde. — Nachm. ½4 Uhr: Jugendbund,
— Abends 8½ Uhr: Evangeliſation. — Dienstag, abends ½9 Uhr;
Bibelſtunde.
Epangeliſche Gemeinſchaft (Eliſabethenſtraße 44): Sonntag, den
18. Juli, vorm. 10 Uhr: Gottesdienſt. — Um 11 Uhr:
Sonntags=
ſchule. — Abends 8 Uhr: Gottesdienſt. — Montag; den 19. Juli, abends
8½ Uhr: Jugendbund. — Donnerstag, den 22. Juli; abends 8½ Uhr
Bibelſtunde. Prediger Sauer.
Kirche Feſu Ehriſti der Heiligen der letzten Tage (Darmſtadt
Nieder=Ramſtädterſtr. 13): Sonntag, den 18. Juli, vorm. 10½ Uhr;
Sonntagsſchule, — Abends 7½ Uhr: Gottesdienſt. — Mittwoch, den
21. Jult, abends 7½ Uhr: Fortbildungsverein. Jedermann
will=
kommen.
Gemeinde gläubig getaufter Chriſten (Baptiſten), Mauerſtr. 17:
Sonntag, den 18. Juli, vorm. 10 Uhr: „Der Chriſt im ſozialen Leben”,
— Um 11 Uhr: Sonntagsſchule. — Abends 8½ Uhr: „Braucht der
ge=
wiſſenhafte Menſch das Evangelium?” — Donnerstag, den 22. Juli,
abends 8½ Uhr: Bibelbeſprechung über den Schluß des Römerbriefes,
Jedermann iſt bei freiem Eintritt willkommen,
Die Heilsarmee, Schulzengaſſe 3: Sonntag; dorm. 10 Uhr:
Heili=
jungsſtunde. — Um 11½ und 3 Uhr: Kindergottesdienſt. — Abends
7½ Uhr: Freiverſammlung auf dem Marktplatz. — Um 8½ Uhr:
Oeffent=
liche Heilsverſammlung. — Mittwoch und Freitag; abends 8½ Uhrz
Oeffentliche Verſammlung. Es ladet ein Kapitän M Engel.
Die Heilsarmee Pfungſtadt, Pfarrgaſſe 19: Sonntag; morgens
10 Uhr: Heiligungsſtunde. — Abends 8½ Uhr: Oeffentl.
Heilsver=
ſammlung. — Mittwoch, abends 8½ Uhr: Oeffentl. Heilsverſammlung
— Freitag, abends 8½ Uhr: Heiligungsverſ. Adjutantin Land.
Die glückliche Geburt eines
kräftigen Mädels zeigen in
dankbarer Freude an
Moritz Mah und Frau
Berta, geb. Moſes
Darmſtadt, z. Zt. Privat=Klinik
(e18601
Dr. Roſenthal.
Familiennachrichten
Statt Karten.
Ihre Vermählung geben bekannt
Dr. phil. Emil Vogel
Lisbet Vogel
geb. Steinmetz
(e18654
Eberstadt
Pfungstadt
17. Juli 1928.
Heppenheim a. d. B.
Ihre am 18. Juli, nachmittags
21/, Uhr in der Martinskirche
statfindende Trauung zeigen
an
(*18560
Warie Leißler
Rudolf Spleß.
Statt beſonderer Anzeige.
Heute friih wurde meine liebe,
gute Frau, unſere herzensgute,
treuſorgende Mutter,
Schwieger=
mutter, Großmutter, Schweſter,
Schwägerin und Tante
Frau
Helene Eckel
geb. Rebſcher
durch einen ſanften Tod von ihrem
ſchweren Leiden erlöſt.
Die trauernden Hinterdliebenen:
In deren Namen:
Gg. Eckel.
Darmſtadt, Im Wingert 10, König i. O.,
Grünberg i. Schl., Chicago=Ill, Miami=
Florida, den 16. Juli 1926. (10321
Die Beerdigung findet am
Mon=
tag, den 19 Ju i1926, nachm. 4 Uhr,
auf dem Beſſunger Friedhof ſtatt,
Todes=Anzeige.
Heute morgen entſchlief ſanft mein lieber Mann,
unſer guter Vater, der
Eiſenbahninſpektor i. R.
Herr Franz Wirth
im 73. Lebensjahr.
Die trauernden Hinterbliebenen:
Frau Emma Wirth, geb. Schmidt
H. A. Wirth
Dr. med. Ernſt Wirth
Dr. med. Karl Wirth und Frau
Gretel, geb. Wörner.
Darmſtadt, den 16. Juli 1926.
(10373
Soderſtraße 12.
Die Beerdigung findet Montag, den 19. Juli,
nach=
mittags 3 Uhr, von der Kapelle des alten Friedhofs
an der Nieder=Ramſtädterſtraße aus ſtatt.
Statt jeder beſonderen Anzeige.
Am 13. d8. Mts. verſchied nach ſchwerem Leiden
unſere gute Mutter, Schwiegermutter und
Groß=
mutter
Oind Suthle Meun
geb. Schwinn
Witwe des Schuhmachermeiſters
Roßdörferſtraße 67.
Die trauernden Hinterbliebenen:
Karl Krrbs u. Fran Freya, geb. Schmidt
Heinrich Krebs u. Frau Eliſabeth, geb. Müller
Enkel Karl=Heinz u. Bruno Krebs.
Die Einäſcherung fand in der Stille ſtatt, (*18548
jeder Art, ſchnell und preiswert
Heinrich Lautz, Rheinſtraße
Telephon 111 und 112
(9699a
Beratung in allen geschäftlichen
Fragen und Schwierigkeiten
Felix Graetz, Handels-Sachverständiger V. D. H.-S.
Darmstadt. Herdweg 92, Tel. 2637 (10147msm
Todes=Anzeige.
Heute nacht verſchied nach langem, mit großer
Geduld ertragenem Leiden im Alter von 78 Jahren
unſer lieber, guter Vater, Schwiegervater,
Groß=
vater, Bruder und Onkel
Herr
Ant. Andreas Effler
Hofkutſcher i. R.
Darmſtadt, Taunusſtr. 1, Höchſi a. M., Budenheim,
(*18624
den 16. Juli 1926.
Die trauernden Hinterbliebenen:
Greta Effler
Marie Effler
Käthe Schmaus Wtw., geb. Effler
und Kind.
Die Beerdigung findet Montag, den 19. Juli um
4 Uhr, vom Waldfriedhof aus ſtatr.
Am 15. Jali entſchlief nach
kurzem ſchweren Leiden meine
liebe Frau, unfere gute Mutter
und Schwiegermutter
Frau
Arſala Enaux
im 48. Lebensjahr. (18590
Die tranernden Sinterbliebenen:
Fr. Enaux und Kinder
Karl Katz und Frau.
Darmſtadt, Leipzig, 15. Juli 1926.
Die Beerdigung findet am
Sams=
tag nachmittag 4 Uhr auf dem
Waldfriedhofe ſtatt.
Statt jeder beſonderen Anzeige.
Todes=Anzeige.
Unſereliebe, gute Mutter,
Schwie=
germutter, Großmutter, Schweſter
und Schwägerin
Frau Johanna Wilk Bw.
geb. Roll
iſt heute Nacht von kurzem
ſchwe=
ren Leiden, wenige Tage vor ihrem
76. Geburtstag, durch einen ſanften
Tod erlöſt worden.
4 ImNamen d.tieftrauernd. Hinterbliebenen:
Ludwig Wilk.
Darmſtadt, Bremen, 16. Juli 1926.
(10342
Schützenſtr. 7.
Die Beerdigung findet Montag,
den 19. Juli 1926, nachm. ½4 Uhr,
von dem Portal des alten
Fried=
hofs aus ſtatt.
Von Veileidsbeſuchen bittet man
Ab ſtand zu nehmen.
Stottern
welches nur
beiAngſt=
gefühlen u. ſchnellem
Reden auftritt, kann
radikal beſeitigt
wer=
den durch Selbſthilfe
u. ohneBerufsſtörung
mit meiner billigen,
ärztlich empfohlenen
und patentierten
Me=
thode Erfolg evtl ſchon
in 2-3Wochen, auch da,
wo andere Verſuche
verſagten. Bei
Kin=
dern v. 7. Jahre an.
Auskunfk in Darmſtadt
Donnerstag, 22. Fuli
v. 8—4 Uhr, im Hotel
Schmitz, Rheinſtr 50
Eugen Frei,
Stutt=
gart, Kronenſtr. 46.
(I. St.10274)
Paßbilder
in einer Stunde 91:
billig und gut.
Thiele Nachf.
vur Bleichſtr. 9, Zd1912,
Todes=Anzeige.
Geſtern abend entſchlief ſanft
nach kurzem, ſchwerem Leiden unſer
lieber Vater, Großvater,
Urgroß=
vater, Schwiegervater und Onkel
Herr Heinrich Götz
im 87. Lebensjahre.
Im Namen dertrauernd, Kinterdliebenen:
Georg Götz
Frau E. Schröbel, geb. Götz Wtw.
Familie Ph. Ganbatz
Familie Hch. Götz
Familie Gg. Schneider
Enkel und Arenkel.
Darmſtadt, den 15. Juli 1926.
(*18658
Liebfrauenſtr. 35.
Die Beerdigung findet Montag,
den 19. Juli, nachm. 3½ Uhr, vom
Portale des Waldfriedhofs ſtatt.
Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herzlicher
Teilnahme und die zahlreichen
Blu=
menſpenden bei dem Heimgange
meines lieben Mannes ſage ich allen
Verwandten und Bekannten
herz=
lichen Dank. Beſonders danke ich
Herrn Dr. Hammer für ſeine
auf=
opfernde Liebe während feiner
Be=
handlung und den Brüdern des
Herz=Jeſu=Hoſpitals für ihre
für=
ſorgliche Pflege.
(B. 10344
Dle trauernde Witwe:
Veronica Huber
Herdweg 21.
Seite 8
Samstag, den 17. Juli 1926
Nummer 196
Faporite und Karlsberg.
Eine Betrachtung aus entſchwundener Zeit.
Von Dr. H. Krauße d’Avis.
Von zwei Fürſtenſchlöſſern, die im 18. Jahrhundert, mit allem
Reichtum und Glanz ausgeſtattet, die Bewunderung der
Zeit=
genoſſen hervorriefen, ſoll hier die Rede ſein. Einſt Stätten
reichen höfiſchen Lebens, zeigt heute kein Stein mehr die Stelle,
wo vor nur 140 Jahren — das ſind zwei Menſchenalter — jene
prächtigen Schloßbauten ſtanden.
Bei Mainz, gegenüber der Mainmündung, liegt auf einer
durch landſchaftliche Schönheit ausgezeichneten Anhöhe die
ſtädtiſche Anlage. Von der Terraſſe, hinter der ſich jetzt ein großer
Wirtſchaftsgarten ausdehnt, erfreut man ſüch der herrlichen
Aus=
ſicht auf den unten vorbeifließenden Strom und auf die Berge
des Taunus und des Rheingaues mit dem davor liegenden
„blauen Ländchen”, ſo genannt wegen der blaudunſtigen
Atmo=
ſphäre, die dieſes ſchöne Landſchaftsbild auszeichnet. An dieſer
Stelle der Anlage ſtand ehedem das kurfürſtliche Luſtſchloß
Favo=
rite. Sein Bauherr war der Kurfürſt Lothar Franz Graf von
Schönborn (1695—1729). Manch anderes Luſtſchloß in
Deutſch=
land führte noch den gleichen Namen „Favorite”; doch hatte
dieſes Wort in damaliger Zeit nicht nur dieſe eine Bedeutung,
was leicht zu Verwechſlung Anlaß geben konnte. Wurde da ein
fürnehmer Fremder, der erſt zwei Tage in Mainz weilte, bei
einem Hoffeſte von dem auf ſeinen jüngſt vollendeten neuen
Schloßbau ſtolzen Kurfürſten gefragt, wie ihm „ſeine neue
Favo=
rite” gefalle, worauf der fürnehme Herr bedauerte, „er habe noch
nicht die Ehre gehabt, ihr vorgeſtellt zu werden.”
Hier entſtand alſo ein groß angelegter Garten wit Terraſſen,
Irrgärten und hohen beſchnittenen Taxuswänden, Teichen mit
ſerudelnden Waſſern, Kaskaden und zierlichen Blumenparketts.
Erſt im letzten Abſchnitt dieſer Anlagen ſtanden die
Baulich=
keiten: auf der Höhe das Hauptgebäude; von deſſen Front zogen
ſich rechts und links ſechs Pavillons paarweiſe in wachſendem
Abſtand von der Mittelachſe auf Terraſſen den Abhang hinab.
Sämtliche Bauten waren eingeſchoſſig und trugen oben noch
einen Mezzanin mit Ochſenaugenfenſtern. Das Hauptgebäude
mit Mittelriſalit und fünffenſtrigen Flügeln zeigte zwiſchen den
Fenſtern ſchwere korinthiſche Pilaſter und reichgeſchmückte
Fenſterumrahmungen; mit geringen Abweichungen wiederholte
ſich dieſe Dekoration bei den Pavillons.
Es iſt wunderlich, daß hier an der Weſtgrenze des Reiches,
an der Eingangspforte zu Frankreich, zu einer Zeit, in der an
deutſchen Fürſtenhöfen bei baukünſtleriſchen Schöpfungen das
Beiſpiel von Verſailles noch bevorzugt wurde, bei der ganzen
Anlage des kurfürſtlichen Luſtſchloſſes dieſer franzöſiſche Einſchlag
nur beſchränkt ſich bemerkbar macht. Da das Luſtſchloß den
Charakter einer Villa suburbang tragen ſollte, kopierte man
hier zwar gern die Anlage von Marly mit dem verhältnismäßig
kleinen rechteckigen Schloßbau und den davor gruppierten
Pavil=
lons, eine Art, die einem ungezwungenen Hofleben am eheſten
angepaßt ſchien. Die Baulichkeiten ſelbſt aber zeigten die reichen
Barockformen der fränkiſchen Bauweiſe, als deren
Hauptweſens=
züge uns in der Großgliedrigkeit der Anlage das lebhafte
Wechſel=
ſpiel von Licht und Schatten, Bewegtheit der Linien bei
Grund=
riß und Faſſade, und ein überraſchender Reichtum von
Dekora=
tionsmotiven der Außen= und Innenarchitektur entgegentreten.
Der künſtleriſche Schöpfer dieſer in den Jahren 1700—1710
errich=
teten Anlage war der Bamberger und Kurmginzer Baudirektor
Maximilian von Welſch.
Schloß Favorite, von den kunſtliebenden Kurfürſten mit
rei=
chen Schätzen der Bildhauerei und der in hohem Anſehen
ſtehen=
den Mainzer Möbelkunſt ausgeſtattet, war über 80 Jahre der Ort
glanzvoller Feſte; bis dann im Jahre 1793 als Folge der
fran=
zöſiſchen Revolution dieſe ganze Schloßanlage völlig zerſtört
wurde. Die Figur eines Flußgottes, die in den jetzigen
Garten=
anlagen Aufſtellung fand, iſt der letzte. Zeuge vergangener
Herr=
lichkeit, von der wir nur Kunde haben durch alte Reiſeberichte
und ein großes Kupferſtich=Abumk), das uns die ganze Anlage
der Favorite heute noch bewundern läßt.
*) Salomon Kleiner, Wahrhaffte und eigentliche Abbildung der chur
fürſtl. mayntziſchen Faborita. Augsburg 1726.
Anders und doch ähnlich iſt das Schickſal des Schloſſes
Karls=
berg. Zwiſchen den Städten Zweibrücken und Homburg in der
Pfalz lag eine Meierei, ein kleines Landgut. Der Zufall ließ den
Herzog Karl Auguft von Zweibrücken=Birkenfeld mal zu einem
Nachmittagsimbiß dort einkehren. Dem hohen Herrn gefiel die
Lage des Hauſes, er kaufte die Meierei, und mit Anſpannung
aller Kräfte wurde hier ein Schloßbau größten Stils errichtet.
Das war im Jahre 1777, alſo zu einer Zeit, da die
Rokokoherr=
lichkeit der großen Fürſtenhöfe ihren Höhepunkt ſchon erreicht, gar
überſchritten hatte. Und ſo beeilte man ſich hier in der Pfalz
das Verſäumte ſchleunigſt nachzuholen und womöglich zu
über=
bieten.
Der fürſtliche Baudirektor Joh. Chriſtian v. Mannlich hatte
hier als Leiter des Baues eine ſchwere Aufgabe. Ungeheuer
war die Anzahl der Arbeiter, für die eine ganze Barackenſtadt
errichtet werden mußte. Der Schloßbau war von rieſigem
Aus=
maß, er enthielt tauſend Zimmer. Der Hauptbau mit zwei
lang=
gezogenen Flügeln umfaßte einen großen Ehrenhoft nach hinten
zogen ſich weitausgedehnte Parkanlagen. Getrennt vom Schloß
aber mußten Stallungen für 1000 Pferde und eine ungeheure
Reitbahn zu ihrer Dreſſur und Bewegung gebaut werden.
Da=
zu kamen die Wohnungen für die Stallmeiſter, Pferdeknechte,
Jäger, Köche, Diener und Negert eine Orangerie mit Wohnungen
für die Kammerherren, Pagen, Offiziere, Aerzte, Kapläne und
Gärter. Und ſchließlich noch eine Kaſerne für 1400 Gardiſten
und Zwinger für 1000 Hunde. In einem großen Wintergarten
ſtanden Palmen, von deren Höhen herab bunte Papageien
krächzten. Unheimlich war auch der Reichtum an Kunſtwerken,
mit denen Karlsberg ausgeſtattet wurde. Zu den Kunſtmöbeln
einheimiſcher Schreiner wurden aus Paris Statuen aus Bronze
und Oefen aus emailliertem Kupfer bezogen. Die Tapeten waren
aus Seidendamaſt mit Goldſtickerei und wurden ebenfalls in
Paris gefertigt. Der beſondere Kunſtſinn des Herzogs zeigte ſich
im Beſtreben, in dieſem, ſeinem neuen Reſidenzſchloß eine
Ge=
mäldegallerie anzulegen, zu der als Grundſtock die Sammlungen
des Herzogs Klemens von Bayern und des Baudirektors von
Pigage in Mannheim erworben wurden. Dieſe und weitere
Ge=
mälde füllten das weite Schloß dermaßen, daß bald eine
Ge=
mäldegallerie angebaut werden mußte; zwanzig Kriſtallüſter
hingen hier von der Decke hernieder und hundertvier vergoldete
Armſeſſel vor den mit grüner Seide aus Lyon beſpannten
Wän=
den bildeten die Einrichtung des langen Saales.
In dieſer Umgebung allen Reichtums entfaltete ſich denn
auch das entſprechende höfiſche Leben mit ſeinem bunten Treiben,
Jagden, Theateraufführungen und frohen Feſten. Zu einem
beſonderen prunkvollen Feſte gab die Vermählung von des
Her=
zogs Bruder Veranlaſſung. Dieſer Prinz Maximilian, der
ſpäter der erſte König von Bayern wurde, heiratete 1785 eine
heſſiſche Prinzeſſin. Mit allem Glanz war die Hochzeit in
Darm=
ſtadt gefeiert worden, aber der Herzog Karl Auguſt wollte dieſes
Feſt noch überbieten, als er wenige Wochen ſpäter das junge
Paar in Schloß Karlsberg empfing. Der Gedanke dieſes Feſtes war
ein Jahrmarkt in Venedig. Aus Paris wurden Schauſpieler,
Seiltänzer und Taſchenſpieler verſchrieben, die für die Theater
und Jahrmarktsbuden gebraucht wurden. In dem großen Hofe
wurde Tag und Nacht gearbeitet, bis der Markusplatz von
Venedig fertig daſtand. Eine Schau wilder Tiere fand hier ſtatt,
daneben zeigten Modiſtinnen aus Metz, Straßburg und Paris
ihre Schöpfungen; viele Tauſende kleiner Lämpchen auf den
Ge=
ſimſen und den Schaubuden erleuchteten das Ganze, und blühende
Orangebäume erfüllten die Nacht mit ihrem Duft. Den Beſchluß
dieſes lebhaften Jahrmarkttreibens und feſtlichen Balles bildete
ann in früher Stunde das obligate Rieſenfeuerwerk.
Dies war vielleicht eins der letzten großen Hoffeſte überhaupt,
die in ſolchem glanzvollen Stil gefeiert wurden. Denn wenige
Jahre ſpäter kam die Revolution in Frankreich, und im Jahre
1793 zogen mit Mord und Brand franzöſiſche Truppen heran,
verbündeten ſich mit Verbrechern, die ſie aus den Gefängniſſen
befreiten und bereiteten auch Karlsberg den Untergang. Das einſt
o prächtige Schloß war den Flammen preisgegeben worden
mit einem des barbariſchen Volkes würdigen Apparate, das die
ſchauerlichſten Verbrechen mit Raffinement auszuführen wußte.
Man hatte bis von Lothringen Stroh herbeiſchleppen laſſen, um
damit alle Gemächer des Schloſſes zu ebener Erde auszuſtopfen.
Dann ſetzte es der Kommiſſär im Namen der Nation mit bren=
nender Fackel in Flammen, unter dem Beifall einer
tauſend=
köpfigen Schar und dem Geſang ihres ſchrecklichen: „Ca jra!”
Glücklicherweiſe kommen ſolche Verbrechen nicht ſo ſchnell,
als daß man nicht Zeit hätte, auf der Flucht mitzunehmen, was
einem als das wertvollſte dünkt. Und das war hier des Herzogs
Gemäldeſammlung. Natürlich nur Teile davon konnten auf
hoch=
gepacktem Wagen nach Mannheim mitgeführt werden und kamen
ſpäter bei Verlegung der Reſidenz mit nach München, wo ſie den
Grundſtock bildeten für die ſpäteren Sammlungen in den
Pina=
kotheken. Das Münchener Reſidenzmuſeum zeigt heute auch ein
über die Maßen künſtleriſch reiches Prunkbett mit Seſſeln und
Ofenſchirm, die einſt im Schloß Karlsberg ſtanden. Wer weiß
heute noch von Karlsberg? Kein Stein zeigt heute mehr die
Stelle, und die Pflugſchar geht hinweg über den Boden, auf dem
keine zwanzig Jahre lang ein ſo reiches Leben ſich entfaltet und
in der herrlichſten Kunſtſchöpfung ſich offenbart hatte.
Faborite und Karlsberg, beides Wohnſitze kunſtliebender
Fürſten, Stätten hoher Kultur, beide über Nacht vernichtet,
ver=
ſchwunden, vergeſſen.
Rund=Funk=Programme.
Frankfurt.
Samstag, 17. Juli. 3.30: Aus dem deutſchen Liederkranz.
Alfred. Lemmel ſpielt a. d. Flügel: Chopin: Walzer op. 34, 1.
— Sinding: Frühlingsrauſchen op. 32, 3. — Grieg:
Morgen=
ſtimmung op. 46. — Mozart: Menuett a. d. Es=dur=Sinfonie.
— Chopin: Polonaiſe in A=dur. O 4.30: Hausorch.
Wunſch=
nachmittag. Fortſ. v. 10. Juli: Märſche. Mendelsſohn:
Hoch=
zeitsmarſch a. Sommernachtstraum” — Reckburg: „O.
Deutſch=
land hoch in Ehren”, — Wagner: Huldigungsmarſch. — Schubert:
Ungariſcher Marſch. — Jeſſel: Aufzug der Stadtwache (a. d.
Biedermeierzeit). — Nichard Strauß: Parademarſch der
Königs=
jäger zu Pferde. — Radek: Fridericus Rex. — Marſch des 1. Batls.
Garde von 1806. O 5.45: Leſeſtunde (für die reifere Jugend):
Studtmann: „Aus der Chronik eines fahrenden Schülers” von
Clemens Brentano. O 6.15: Pfarrer Taesler: Schillers
Glaubens=
bekenntnis=Gedichte. O 6.45: Dr. L. H. Schütz: „Sprache und
Literatur der Araber”. O 7.15: Briefkaſten. O 7.45: Frankf.
Bund für Volksbildung. Privatdozent Dr. Wülker: „Tier=
Beob=
achtungen im Sommer”. O 8.15: Operetten=Abend. Ausf.: Alfred
Strauß (Tenor). Mitw.: Hausorch. O 9.15: Konzert der „
Frauen=
chorvereinigung an der Städt. Muſikhochſchule” in Mainz. 15
Darbietungen (11. Jahrh. bis jetzt). Sol.: Frl. Elſe Kämmerer
(Sopran), Frl. Emilia Rühl (Klavier), Frl. Erna Sternberg (Klav.).
Chormeiſter: Studienrat H. Werle, Mainz.
Stuttgart.
Samstag, 17. Juli. 3: sGretle von Strümpfelbach erzählt.
O 4: Konzert. Mitw.; Hilde Binder, Gerda Hanſi, H. Hanus.
O 6.15: E. M. Mungenaſt: Die Totenbrücke von Metz in der
Legende und Erzählung. O 6.45: Morſekurs. O 7.15: Dr. Olga
Stieglitz: Vom Schaffen des Muſikers. O. 8: Kammermuſikvereinig.
des Philh. Orch. Siro: Suite (Viol, u. Klav.). — Faure:
Streich=
quartett. O 9: Funkbrettl. Leitg.: G. Ott. Schleak:
Teutonen=
marſch. — Heitere Lieder: Gerda Hanſi, W. Fricke, Käte Mann,
H. Hanus, Kitty Rolfen, G. Ott (humor. Rez.), — Roſen=
Boſton. — Käte Mann, H. Hanus (Duett), — Stuber: Ouv.
„Der Feenſee” u. a. mehr.
Berſin.
Sonnabend, 17. Juli. 6: „Gymnaſtik”, O 12: Viertelſtunde
für den Landwirt. O 4.30: Heinz Stroh: „Vom Weſen der Kritik”,
O 5: Funk=Kapelle. Weber: Ouv. „Prezioſa”. — Schubert: Ballett
und Zwiſchenaktsmuſik aus „Roſamunde‟. — Tſchaikowsky: Trepak
(ruſſ. Tanz). — Mouſſorgsky: Gopak (ruſſ. Tanz). — Wolf:
Pourquoi, Valſe Caprice. — Schmalſtich: Madrigal. — Millöcker:
Potp. „Gaſparone‟. — Lindemann: Voselhochzeit=Lieder, Marſch,
— Lehner: Radio=Oneſtep. O 7: Dr. Buſchan, Stettin: „Aus
den Kinderjahren der Menſchheit”, O 7.25: Artur Zickler: „Vom
fahrenden Scholaren zum Wandervogel”. O 7.55: Dr. Kritzinger:
Der Pulsſchlag der Welt.” O 8.30: „Am Strande‟. Ein Hörbild,
Regie: Alfred. Braun. O 10.30: Tanzmuſik (Kapelle Kermbach).
Königswuſterhauſen. Sonnabend, 17. Juli. 1.10: Dr. Max
Burkhardt: Muſikaliſche Darbietungen für Schüler: Volkslieder zur
Laute. O 3: Prof. Dr. Amſel und Weſtermann:
Einheitskurz=
ſchrift. O 3.30: Dr. W. Grabert: Die Auswirkung des
Volks=
tums in vier großen ſeeliſchen Stileinheiten. O 4: Derſelbe: Der
Eſprit francais: Die einheitliche und zuſammenfaſſende Offenbarung
des franzöſiſchen Weſens. O 4.30: Mitt, des Zentralinſtitutes.
O 5: Elſe Steup: Bücher von Taten und Abenteuern,
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Rummer 196
Samstag, den 1T. Juſi 4926
Seite 9
Reich und Ausland.
* Frankfurter Chronik.
WSN. Aus dem Frankfurter Polizeibericht. In der
Scharnhorſtſtraße geriet geſtern ein Motorradfahrer beim Ueberholen
eines Nadfahrers auf den Bürgerſteig. Durch den Anprall wurde ſeine
auf dem Sozius ſitzende Frau ſo erheblich verletzt, daß ſie ärztliche Hilfe
in Anſpruch nehmen mußte. — Erhängt hat ſich am Mittwoch ein in der
Moſelſtraße wohnender Kaufmann. Die Leiche wurde nach dem
Haupt=
friedhof verbracht. — Totgefahren wurde am Mittwoch an der Ecke
Fran=
ken=Allee und Schlößborner Straße das 3jährige Kind Helene
Baum=
garten von einem Auto der Firma Eisgünther. Nach Zeugenausfagen
ſoll den Führer keine Schuld treffen. — Einen von auswärts kommenden
Fahrraddieb, der mit einem Komplizen hier in Frankfurt mehrere
Fahr=
raddiebſtähle ausgeführt hat, konnte die Polizei geſtern feſtnehmen, dem
Komplizen iſt ſie auf der Spur. — In der jetzigen warmen Jahreszeit
kommt es häufig vor, daß Perſonen, die ſich in den Anlagen auf den
Bänken ausruhen, einſchlafen. Hierbei werden ſie ſehr oft beſtohlen
oder der Wertgegenſtände, die ſie bei ſich führen beraubt. In der
ver=
gangenen Nacht wurde auf dieſe Weiſe einem Schlafenden ein Phoko=
Apparat entwendet. — 2 Beamte des Einbruchskommiſſariats nahmen
heute Morgen in der Nähe der Feſthalle den Schuhmacher Karl Weber
feſt, der vergangene Nacht in Hofheim i. T. einen Einbruch verübt hatte
und dabei Hemden, 80 eingelegte Eier und 2 Damenfahrräder
ent=
wendete. Er war auf dem Wege nach Höchſt, um die Sachen dort zu
verkaufen. Sein Fahrrad hatte er in einem Kornfeld verſteckt. Als die
Polizei die Beſtohlenen in Hofheim benachrichtigte, ſtellte ſich heraus,
daß ſie von dem Diebſtahl noch garnichts gemerkt hatten. —Einen
Ge=
ſchäftsinhaber verprügelt haben geſtern nachmittag einige ziemlich ſtark
betrunkene Arbeiter in der Schützenſtraße. Sie drangen in das
Geſchäfts=
lokal von Brandelſtetter ein, überfielen den Geſchäftsinhaber und
leiſteten, als die Polizei erſchien, Widerſtand. — Neuer
Zoll=
ſchwindel. Ueber den angeblichen Zollbeamten, von dem wir vor
kurzem berichteten, daß er als Zollbeamter Frauen ein Paket von
Ver=
wandten aus Amerika bringt, können wir mitteilen, daß ſchon wieder
ein neuer Fall bekannt geworden iſt, in dem der Unbekannte ebenfalls
9,80 Mk. einer Frau im Waſſerweg abverlangte. Der Inhalt des Pakets
— das immer aus einer kleinen flachen Zigarrenkiſte beſteht war
wieder eine Flaſche Waſſer und mehrere Hundertmillionenſcheine aus der
Inflationszeit. — 9 Monate Gefängnis für Waſſerſprit.
Der Kaufmann Eugen Fehrenbach hatte ſich heute vor dem
Schöffenge=
richt wegen folgendem Gaunerſtückchen zu verantworten: Er hängte
einem Zeugen ein Faß Waſſer als guten Sprit auf. Die Abnahme
ging dadurch von ſtatten, daß er vor der Koſtenprobeentnahme den
Schlauch präparierte und mit Sprit ſüllte, worauf der Zeuge das Faß
Waſſer als guten Sprit ankaufte. Dem betrügeriſchen Kaufmann trug
das Geſchäft einen 9=monatlichen Aufenthalt hinter ſchwediſchen
Gar=
dinen ein. — Die Hellſeherin und der geſtohlene
Hoch=
zeitsſchmuck. Auf Empfehlung einer Aerztin hatte eine hieſige
Witwe, die ſoeben aus dem Krankenhaus entlaſſene Näherin Gertrud
Bockelmann bei ſich aufgenommen. Eines Tages bemerkte die Bockelmann,
daß ihre Beſchüitzerin Brillantſchmuck anlegte und ſich auf eine Hochzeit
begab. 24 Stunden ſpäter reiſte Gertrud ab, unter Mitnahme des
Schmuckes und anderer Wertſachen, ſowie Bargeld. Der Geſamtwert
betrug etwa 2000 Mark. Die Beſtohlene wandte ſich in ihrer Ratloſigkeit
an eine Hellſeherin, die erklärte, daß die Diebin ſich in einer großen
Stadt wiederfinden und ſich von dem Erlös Kleider und Putz kaufen
werde. Die Ausgeriſſene wurde richtig in Mannheim verhaftet. Das
geſtohlene Gut konnte zum Teil wieder herbeigeſchafft werden. Die
rück=
fällige Diebin erhielt 1 Jahr Gefängnis.
Jugendlicher Lebensretter.
WSN. Hanau a. M.: Donnerstag nachmittag fiel ein Kind von
fünf Jahren in die Kinzig. Ein vorüberkommender 13jähriger
Junge konnte es unter eigener Lebensgefahr vom Tode
desEr=
trinkens retten.
Schweres Unwetter bei Hanau a. M.
WSN. Groß=Auheim. Hier ging am Donnerstag nachmittag
ein ſchweres Unwetter nieder. Zahlreiche Fenſterſcheiben und
Glas=
dächer wurden zertrümmert ſowie die ganze Erntevernichtet. In
die Fabrik von Brown, Bovery u. Co. drangen ungeheure
Waſſer=
maſſen ein und beſchädigten mehrere Maſchinen. In der Fabrik
wur=
den 200 Fenſter zertrümmert.
Beim Baden ertrunken.
Mülheim a. M. Vorgeſtern nachmittag ertrank in einem
Waſſerloch beim Forſthaus die 14jährige Tochter des Dachdeckers
Brehm. Sie badete mit zwei weiteren gleichaltrigen Mädchen, wobei
ſie plötzlich den Grund unter den Füßen verloren. Ein zufällig
vor=
beifahrender junger Burſche konnte zwei der Mädchen noch retten,
wäh=
rend das dritte Mädchen trotz mehrſtündiger Wiederbelebungsverſuche
nicht mehr ins Leben zurückgerufen werden konnte.
Beſchädigung des Gelſenkirchener Flugplatzes durch eine
Windhoſe.
TU. Gelſenkirchen. Durch eine Windhoſe die am
Don=
nerstag nachmittag bei einem ſchweren Gewitter über den
Flug=
platz hinwegfegte, wurde großer Schaden angerichtet. Von der erſt
kürzlich neu erbauten Tribüne wurde faſt das ganze Dach
abge=
deckt. Ein Teil davon wurde etwa 100 Meter weit, ein anderer
30 Meter fortgeſchleudert. Auch von der alten Tribüne wurde ein
Stück vom Dach abgedeckt. Ferner wurden von mehreren Häuſern im
benachbarten Katernberg große Teile von Dächern abgedeckt. Der
angerichtete Schaden iſt bedeutend.
Ehrung eines Heidelberger Gelehrten.
WSN. Heidelberg. Die ruſſiſche Akademie der Wiſſenſchaften
in Leningrad hat Geh.=Rat Prof. Keſſel von der hieſigen
Uni=
verſität, zu ihrem Ehrenmitglied ernannt.
Schweres Unwetter bei Bruchſal.
Bruchſal. Am Donnerstag abend ging über die Gemarkungen
von Ober= und Unter=Grombach ein ſchweres Unwetter mit
wolkenbruchartigem Regen und Hagelſchlag nieder, das in den
Gekreide=
feldern außerordentlichen Schaden anrichtete. Die Waſſermaſſen
wühl=
ten metertiefe Löcher in die Felder. Eine etwa ein Meter hohe
Waſſermaſſe wälzte ſich nach Unter=Grombach herunter, wobei
ſogar Telegraphenſtangen mitgeriſſen wurden. In Under=Grombach
wurden faſt alle Keller unter Waſſer geſetzt und viele Vorräte vernichtet.
In einem Gaſthaus wurden über 10 000 Liter Wein
wegge=
ſchwemmt. Die Feuerwehr von Bruchſal mußte zu Hilfe gerufen
werden und war die ganze Nacht über mit Auspumpen der Keller
be=
ſchäftigt. Die beiden Gemarkungen bilden ein Bild der Verwüſtung.
Der Schaden iſt noch unüberſehbar.
Baden=Baden.
Mr. Jacob Gould Schurmann, der amerikaniſche
Bot=
ſchafter in Berlin, iſt mit ſeiner Familie zu einem längeren
Erholungs=
aufenthalt hier eingetroffen und hat in Brenners Stephanie=Hotel
Wohnung genommen. Das anhaltend ſchöne Wetter wirkt weiterhin
belebend auf die Frequenz. Die Frequenzziffer unſeres Kurortes bis
15. Juli beträgt: 40 685.
Ein Auto verbxannt.
Weilburg. Donnerstag abend gegen 7 Uhr geriet auf der
Weilſtraße ein mit zwei Reiſenden aus Wiesbaden beſetztes Auto in
Brand. Die Inſaſſen ſprangen ſchnell heraus und mußten zuſehen,
wie das Auto total verbrannte. Sie mußten die Rückreiſe mit der
Bahn antreten.
Bau einer Rheinbrücke zwiſchen Köln und Mühlheim.
TU. Köln. Die Stadtverordnetenverſammlung genehmigte in
ihrer Sitzung durch einſtimmigen Beſchluß den Bau einer feſten
Nheinbrücke zwiſchen Köln und Mühlheim. Die Koſten in Höhe
von insgefamt 22 Millionen Mark ſollen aus Anleihemitteln
aufgebracht werden.
Helgoland im Luftverkehr.
IU. Berlin. Vorgeſtern vormittag wurde die Bäderflugſtrecke
zwiſchen Bremerhaven und Helgoland eröffnet.
Ent=
ſprechend der Wichtigkeit dieſer Strecke wird der Dienſt auch hier durch
den zweimotorigen, zwölfſitzigen Dornier=Wal=Flugboot=Typ verſehen
und findet in zwei Kurſen ſtatt, deren Flugplan folgender iſt:
1. 10 Uhr ab Bremerhaben, an 12.10 Uhr, 10.40 Uhr an Helgoland
ab 11.30 Uhr, von Berlin mit dem D=Zug in Bremerhaven eintreffende
5.20 Uh
Badegäſte haben ſofort Anſchluß nach Helgole
Bremerhaven, an 17.40 Uhr, 16.10 Uhr an Helgoland, ab 1700 Uhr
In Bremerhaven Anſchluß an den 18.37 Uhr nach Berlin abgehenden
2Zug vorhanden. Der Flugpreis beträgt auf der einfachen Strecke
25.— Mark.
Projektierung neuer Flugzeuglinien.
Errichtung einer Fluglinie zwiſchen Europa und Amerika
über Jsland.
EP. Kopenhagen. Die beiden Hamburger Profeſſoren Dr.
Danmeyer und Dr. Georgi von der deutſchen Seewarte ſind in
Reyk=
javik auf der Inſel Island eingetroffen, um mit Unterſtützung des
dor=
tigen meteorologiſchen Inſtituts eine Reihe von Meſſungen der
Wind=
ſtärke in den höheren Luftſchichten ſowie der Sonnenſtrahlung
vorzu=
nehmen. Die Forſchungen ſtehen in Verbindung mit dem Plan der
Er=
richtung einer Fluglinie zwiſchen Europa und Amerika über Island.
Wie verlautet, ſoll nächſtes Jahr eine größere deutſche
wiſſen=
ſchaftliche Expedition zu weiteven Unterſuchungen nach Island entſandt
werden. Die projektierte Fluglinie ſoll von Hamburg ausgehen und
dann weiter über Scapa Flow, die Faröer=Inſeln, Island und Kap
Farvel nach New York führen.
Die finniſche Luftſchiffahrtsgeſellſchaft in Helſingfors hat beſchloſſen,
nächſtes Jahr eine enge Zuſammenarbeit mit der holländiſchen
Flugzeug=
geſellſchaft einzuleiten. Auf der Strecke Helſingfors—Stockholm-
Kopen=
hagen ſollen Rieſenflugzeuge mit Plätzen für 20 Perſonen verkehren und
zwar mit Anſchluß an die holländiſchen Routen nach London und Paris
Die Fahrt von Helſingfors nach Kopenhagen ſoll während der Nacht
durchgeführt werden, und zwar ſoll der Start in Helſingfors abends um
7 Uhr angetreten werden und die Flugzeuge am anderen morgen um
9 Uhr in Kopenhagen eintreffen.
Der Biſchof von Rottenburg geſtorben.
Rottenburg. Der Biſchof von Nottenburg, Dr. Paul Wilhelm
v. Keppler, iſt Freitag vormittag 9 Uhr an den Folgen einer
Herz=
lähmung im Alter von 74 Jahren in Rottenburg verſchieden. Er
zelebrierte noch die Heilige Meſſe, mußte aber bei der Wandlung
ab=
brechen. Er wurde noch mit den Sterbeſakramenten verſehen und
ver=
ſchied dann um 9 Uhr.
Das türkiſche Meſſeſchiff „Kara Deniz” in Hamburg.
Hamburg. Vorgeſtern morgen iſt das türkiſche Meſſeſchiff
„Kara Deniz”, das auf einer Propagandafahrt durch die verſchiedenen
Welthäfen begriffen iſt, in den Hamburger Hafen eingelaufen. Zu
ſeinem Empfange und ſeiner Beſichtigung hatten ſich auf Einladung des
türkiſchen Konſulats in Hamburg Vertreter des Reiches, der Preſſe, des
Hamburger Senates, der Behörden, der Kaufmannſchaft, ſowie der
übrigen Preſſe an Bord des Dampfers eingefunden. Auch der
tür=
kiſche Botſchafter, Exz. Kemaleddin Sami Paſcha, und der türkiſche
Landwirtſchaftsminiſter waren zu dieſem Zweck mit dem Flugzeug nach
Hamburg gekommen. Der Präſident der türkiſchen Ausſtellung, Rafi,
ſprach den Dank für die freundliche Aufnahme und das
Entgegen=
kommen der Hamburger Behörden aus. Er gedachte dabei der
freund=
ſchaftlichen Beziehungen, die beide Völker verbinden. Die Ausſtellung
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ſolle zeigen, was die Türkei heute auf den Gebieten der Landwirtſchaft
der Induſtrie und des Handels zu leiſten vermöge. Legationsrat Freih.
v. Nichthofen hieß als Vertreter des Auswärtigen Amtes die türkiſchen
Freunde in Deutſchland willkommen, während Bürgermeiſter Dr.
Pe=
terſen die Grüße der Freien und Hanſeſtadt Hamburg überbrachte. Die
Bordkapelle intonierte das Deutſchlandlied und die türkiſche
National=
hymne. Im Anſchluß an die Begrüßungsfeierlichkeiten erfolgte ein
Rundgang durch die Ausſtellung, die ein anſchauliches Bild von dem
Weſen und der Arbeit der heutigen Türkei gibt.
Dampferbrand bei Cherbourg.
Hambuug. Der deutſche Dampfer, an deſſen Bord in der
Nähe von Cherbourg Feuer, ausgebrochen iſt, iſt der Dampfer
Iſebeck” der hieſigen Reederei Knvehr u. Burchard. Einzelheiten
über den Brand liegen noch nicht vor,
Stapellauf von drei Torpedobootszerſtörern in Wilhelmshaven.
TU. Wilhelmshaven. Auf der Marinewerft fand am
Don=
nerstag mittag der Stapellauf der brei Zerſtörer=Neubauten 103, 104
und 105 ſtatt. Die Taufe hielt der Stationschef, Vizeadmiral Bauer.
W 103 wurde auf den Namen „Seeadler‟. D 104 auf den Namen
„Greif” und W. 105 auf den Namen „Albgtros” getauft.
Die Magdeburger Mordaffäre.
TU. Magdeburg. Am 10. Juli 1925 verſchwand aus
Magde=
burg der Kaufmann und Buchhalter Helling auf rätſelhafte Weiſe
Es wurden ſtrafbare Handlungen vermutet. Mehrere Magdeburger
Einwohner wurden feſtgenommen. Die Verbachtsmomente waren ſo
ſchwer, daß Haftbefehl gegen ſämtliche Feſtgenommene erlaſſen wurde.
Am Mittwoch morgen begaben ſich der Unterſuchungsrichter und der
Leiter der Landeskriminalpolizei in Begleitung mehrere
Kriminalbeam=
ten nach Groß=Rottersleben. Dort fand man in einem Keller die Leiche
Hellings, und zwar 70 Zentimeter unter der Bodendecke, die aus Ton
beſtand. Es wurde beſtätigt gefunden, was die Ermittlungen bereits
ergeben hatten, daß ein Verbrennen der Leiche verſucht worden war.
Die Leiche wurde ſofort nach Magdeburg überführt, wo ſie in ſichere
Verwahrung genommen wurde.
Geſtändnis der Mörder.
Der Chauffeur des ſtellvertretenden Direktors Hugo Haas, der
L. Haas, A.=G., in Magdeburg, und der arbeitsloſe Schröder haben
ein Geſtändnis abgelegt, in dem ſie angaben, daß Haas ſie
zum Mord an Helling veranlaßt he
Zwei ſchwere Unfälle in Thüringen.
TU. Weimar. Ein ſchweres Autounglück ereignete ſich in
der Nähe von Eiſenach. Ein mit acht Perſonen beſetztes Auto raſte
in voller Fahrt gegen einen Baum. Fünf der Inſaſſen wurden ſo
ſchwer verletzt, daß an ihrem Aufkommen gezweifelt wird. Die
Kraftwagen wurde vollkommen
anderen drei bli
Unfall ereignete ſich in der Nähe
zertrümme
rnſpinnerei Werns
rs der K
Gotha, wr
hauſen infolge Verſagens der Steuerung gleichfalls gegen einen Baum
wurde aus dem Wagen geſchleudert und
führ. Direktor Menz
ſchwer verletzt. Der Chauffeur erlitt leichtere Verletzungen.
Beſchränkte Garderobehaftung.
Genügt die Bekanntmachung der Haftungsbeſchränkung durch Aushmug?
Grundſätzliche Reichsgerichtsentſcheidung vom 14. Mai 1926.
Es iſt heute üblich, daß der Unternehmer von Veranſtaltungen, bei
denen die Aufbewahrung von Garderoben der Beſucher gegen Marlen
erforderlich iſt, ſich gegen beſonders hohe Anſprüche dadurch zu ſchützen
ſucht, daß er die Haftung auf einen beſtimmten Höchſtbetrag beſchrankt.
Die Zuläſſigkeit dieſer Haftungsbeſchränkung iſt
durch das Reichsgericht anerkannt worden, nach der neueſten
Reichsgerichtsentſcheidung auch ſür den Fall, daß der Beſucher behauptet,
die durch Aushang bekannt gemachte Haftungsbeſchränkung nicht
ge=
kannt zu haben. Dieſer intereſſanten Reichsgerichtsentſcheidung
liegt der folgende Streitfall zugrunde:
Der Kläger beſuchte am 2. Januar 1925 ein Konzert der Sing
ka=
demie in Berlin und übergab der Garderobenfrau gegen 2
Garderoben=
marken zwei Pelze, einen Hut und einen Schirm. Als er die Sachen
wieder abholen wollte, waren ſie bereits auf gefälſchte Garderobenmarken
ausgegeben. Kläger verlangt Schadenerſatz und iſt auf Zahlung eines
Teilbetrages von 2000 Reichsmark klagbar geworden. Die beklagte
Konzertdirektion=W. hat ſich im Verſäumniswege verurteilen laſſen. Die
beklagte Singakademie iſt unbedingt zur Zahlung von 300 Mark
ver=
urteilt worden, da ſie ihre Haftung auf den Höchſtbetrag von 150
Reichs=
mark beſchränkt hat. Die Entſcheidung über einen höheren
Haftungs=
betrag wurde von der Leiſtung eines Eides des Klägers abhängig
ge=
macht darüber, daß er den Aushang der Haftungsbeſchränkung der
Be=
klagten vor Verluſt ſeiner Sachen nicht gekannt habe. — Auf die Reviſion
der Beklagten hat das Reichsgericht die Verurteilung zu dem Betrage
von 300 Mark beſtätigt, dagegen das Urteil des Kammergerichts inſoweit
aufgehoben, als eine weitere Haftung für den Fall der Eidesleiſtrrag
des Klägers in Ausſicht geſtellt iſt. Aus den reichsgerichtlichen
Entſchei=
dungsgründen hierzu teilen wir einige Ausführungen von größter
Be=
deutung für derartige Haftungsbefehle mit: Zwar hat das
Kammerge=
richt mit Recht die Auffaſſung abgelehnt, daß der Aufdruck der
Haftungs=
beſchränkung auf der Marke ſelbſt genüge, um die
Haftungs=
beſchränkung zum Vertragsinhalt des Aufbewahrungsvertrages zu
machen. Doch kann die Anſicht des Vorderrichters nicht gebilligt werden,
daß auch Anſchläge über die Haftungsbeſchränkung unverbindlich ſeien,
wenn der Benutzer der Kleiderablage ſie nicht geleſen hat. Es kann
nicht verlangt werden, daß die Haftungsbeſchränkung jedem Beſwyer
mündlich zur Kenntnis gebracht wird. Vielmehr muß jedermann mit
der Verkehrsſitte der Bekanntmachung durch öffentlichen Aushang
rech=
nen. Das Kammergericht, an das die Sache zur weiteren Entſcheidung
hierüber zurückverwieſen iſt, hat deshalb nur noch zu prüfen, ob die
Bedingungen der öffentlichen Bekanntmachung durch genügend zahlreiche
Aushänge an ſofort in die Augen fallenden Stellen in deutlich lesbarer
Schrift erfüllt worden ſind. Was die Haftung der Beklagten an ſich
(hier 300 Reichsmark) betrifft, ſo iſt ſie gerechtfertigt, da in dieſer
Be=
ziehung mit Nückſicht auf den Verkehr in der Großſtadt ſtrenge
Anfor=
derungen zu ſtellen ſind und die Garderobemarken Fälſchungen zuließen,
die bei dem ſchnellen Verkehr der Abfertigung ſchwer erkennbar waren.
Hier handelt es ſich um die Stadt Berlin. Das Kammergericht hat
da=
her — guch im Hinblick auf die hohe Garderobengebihr von 1
Retchs=
mark mit Recht ſtrengere Anforderungen geſtellt, als dies vielleicht unter
anderen Verhältniſſen geboten wäre. (Aus den „Reichsgerichtsbriefen”
Karl Mißlack, Leipzig, Kochſtraße 76.)
Wolkenbruch am Fuße des Nordharzes.
Braunſchweig. Wie die Blätter melden, iſt in der Nacht zum
Freitag die Gegend von Oker, am Fuße des Nordharzes, von einem
Wolkenbrach heimgeſucht worden, wie er ſeit vielen Jahren nicht
zu verzeichnen geweſen iſt. Er dauerte, begleitet von heftigen
Ge=
wittern nahezu eine Stunde. Der Blitz ſchlug in den
Transfor=
mator der Ueberlandzentrale, und der Ort war in Dunkel gehüllt. Das
Kirchenviertel ſtand einen halben Meter unter Waſſer. Viele Keller
und Gärten wurden überſchwemmt. Unermeßlicher Schaden iſt wiederum
angerichtet worden.
Schwere Gewitter i Ober=Oeſterreich.
Linz. Im Gebiet der Enns und des Steyrtals ging am
Donnerstag nachmittag ein heftiges Gewitter nieder. Die
dor=
tige Bundesſtraße wurde auf drei Kilometer in eine Steinwüſte
verwandelt. Aus einem Häuschen auf einem Berghang wurde eine
Frau mit ihrem Kinde durch das Fenſter hindurch
fortgeſchwemmt. Bei Ternburg überraſchten die Fluten
mehrere Perſonen in einem Hauſe, die trotz angeſtrengteſter
Hilfeleiſtung ertranken. Am Freitag gingen wiederum ſchwere
Gewitter in Oberöſterreich nieder. Mehrere Gehöfte wurden
durch Blitzſchlag eingeäſchert.
* Praktiſche Neuerung bei den ſchweizeriſchen Bundesbahnen.
Mit Wirkung vom 15. d. M. wird nachſtehende Neuerung eingeführt:
Wer in den Fall kommt, für eine andere auswärts wohnende Perſon das
Fahrgeld für eine Reiſe zu zahlen, kann bei der Billettausgabe einer
ſchweizeriſchen Station gegen Bezahlung des entſprechenden
Billett=
preiſes einen Gutſchein kaufen. Die Perſon, welche den Gutſchein vom
Käufer erhalten hat, kann den betreffenden Fahrausweis gegen Abgabe
des Scheins unentgeltlich beziehen. Der Bezug hat innerhalb eines
Monats zu erfolgen. Gutſcheine werden ausgeſtellt für alle Billette, die
an jedermann ohne beſonderen Ausweis abgegeben werden,
ausgenom=
men Abonnements, und zwar für den geſamten Verkehr, jedoch nicht für
den Verkehr nach und von dem Ausland. Sie werden nicht nur für
Fahrten nach der Sration, die den Gutſchein ausgibt, ſondern auch für
andere Fahrten ausgegeben. Die Ausfertigung der Gutſcheine erfolgt
unentgeltlich.
Vier Perſonen ertrunken.
Paris. Wie die Morgenblätter aus Paris melden, kenterte
auf der Meuſe, in der Nähe von Bar=le=Due, ein Boot, in dem ſich
fünf Perſonen befanden. Nur eine Perſon konnte gerettet werden,
während die übrigen vier ertranken.
Große Waldbrände in Kanada.
TU. London. Die Hitzwelle in Kanada verurſachte mehrere
große Waldbrände, durch die beſonders in Britiſch=Columbien und
in den Alberta=Provinzen beträchtlicher Schaden angerichtet wurde.
Vier Automobiliſten fanden den Tod in den Flammen. In
dem Hafen von Vancouver ſind 15 Brände ausgebrochen und die Stadt
Withecourt in der Provinz Alberta iſt vom Feuer ſchwer bedroht.
Zuſammenſtoß zwiſchen Eiſenbahn und Elefonten.
* London. Wie aus Singapore gemeldet wird, ſtieß am
Mitt=
woch der Poſtzug aus Malaya in voller Fahrt auf zwei große
Elefanten, die aus den Dſchungeln herausgetreten waren. Der
eine Dickhäuter wurde ſofort getötet, der andere flüchtete in die
Dſchungeln. Während die Zuginſaſſen und der Lokomotibführer mit
dem Schrechen davonkamen, wurde die Lokomotive durch den
Zuſammen=
ſtoß erheblich beſchädigt.
Neues Erdbeben.
Vietorig (Britiſch=Columbien). Vorgeſtern wurde ein um
½3 Uhr nachmittags beginnendes, eine Stunde dauerndes ſtarkes
Erdbeben regiſtriert. Der Herd des Bebens liegt 1100 Meilen
ent=
fernt, wahrſcheinlich in der Gegend von Alaska.
Wir möchten nicht verſäumen alle Bruchleidende auf die in der
heutigen Nummer erſcheinende Anzeige der Firma Dr. Ludwig
K. Weisbrod Freisbach (Pfalz) zu verweiſen, die das
beſonders bewährte Dr. Weisbrods Hebel=Bruchband herſtellt und deren
Vertreter ſich nur kurze Zeit hier aufhalten kann.
Wetterbericht.
Wetterausſichten für Sonntag, den 18. Juli 1926.
(Nach der Wetterlage vem 16. Juli 1926.)
Vorwiegend heiter, nördliche bis öſtliche Winde, außer
Gewitter=
neigung trocken und warm.
Hefſiſche Oeffentl. Wetterdienſtſtelle.
Hauptſchriftleitung: Rudolf Mauve
Verantwortlich für Politik und Wirtſchaft: Rudolf Mauve
Verantwortlich für Feuilleton und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe
Verantwortlich für Sport; Dr. Eugen Buhlmann
Veran
Die heutige Nummer hat 16 Seiten.
[ ← ][ ][ → ]Seife 10
Samstag, den 17. Juli 1926
Nummer 196
Sport, Spiel und Turnen.
Der Sport des Sonntags.
Leichtathletik.
3. Jugendſportfeſt des Sportvereins Darmſtadt 98.
Die reichsoffenen Wettkämpfe für Jugendliche haben in der dritten
Auflage nach leider zweijähriger Pauſe ein weitreichendes Intereſſe
ge=
funden. 162 Teilnehmer aus weiterer und näherer Umgebung werden
um 10 Uhr zum erſten Startſchuß im Stadion verſammelt ſein. Alle
Vereine von Namen ſind vertreten. Eintracht=Frankfurt, M. T. G. und
V. T. R. Mannheim, Speyer, Frankenthal, Offenbach, Limburg,
Darm=
ſtadt, Groß=Gerau, Arheilgen, Eberſtadt, Rüſſelsheim uſw. Die
Wett=
kämpfe werden in der Knabenklaſſe, in zwei Jugendklaſſen (bis 16 und
18 Jahre) und für Jungmannen (bis 20 Jahre) ausgetragen. Das
Pro=
gramm umfaßt alle Kampfarten: Laufen über alle gebräuchlichen Strecken,
Staffeln, 3 mal 200, 4 mal 100, 3 mal 1000, 300, 200, 100, 100 Meter. Alle
Würfe und Sprünge. Die Einzelkämpfe und Staffeln ſind ſo zahlreich
beſetzt, daß um 10 Uhr für alle Kampfarten die Vorkämpfe beginnen.
Die Entſcheidungen werden um 3.30 Uhr gelaufen. Um 4.30 Uhr beginnt
das Handballſpiel der Liga gegen V.f.R. Mannheim. Nach Spielende
werden die Entſcheidungen fortgeſetzt. Es dürfte für den Nachmittag
damit ein hochwertiges ſportliches Programm gegeben ſein. Wenn man
nach der ſportlichen Leiſtungsfähigkeit der Teilnehmer fragt, ſo wird
man überraſcht ſein, daß die Leiſtungsfähigkeit der älteſten Jugendklaſſe
den Aktiven in nicht viel nachſteht. So werden die kurze Strecke wohl
nicht weit über 11 Sek. abgehen, oder der Weitſprung die
Sechsmeter=
grenze überſchreiten. Im Speerwerfen düirfte die 40 Meter=Marke
über=
ſchritten werden. Im übrigen werden die großen Felder ſchon dafür
ſorgen, daß nur der Beſte mit ſeiner Höchſtleiſtung Sieger wird. Sie
werden auch dementſprechend belohnt durch die Sieger=Plakette mit der
Lilie. Maler Hartmuth Pfeil hat ſich durch den Entwurf dieſer Plakette
das unſtreitbare Verdienſt erworben, anſtelle des hiſtoriſchen Wuſt von
Sportplaketten etwas künſtleriſch Einwandfreies und Bleibendes
geſchaf=
fen zu haben. Juwelier Schmitt hat die Plakette in feiner Ausführung
herausgebracht. Wir erwarten die Darmſtädter Jugend am Sonntag
zahlreich vertreten, da für alle Jugendliche freier Eintritt.
Sportverein 1898—V. f. R. Mannheim.
Im Rahmen der nationalen Jugendwettkämpfe, die
am Sonntag zum Austrag kommen und auf die an anderer Stelle
hin=
gewieſen iſt, iſt um 4 Uhr ein Ligahandballſpiel des
Süd=
deutſchen Meiſters gegen die ſpielſtarke und flinke Mannſchaft
des V. f. R. Mannheim eingeſſüigt. Es iſt dies das einzige Spiel,
das die achtwöchige Ruhe des Meiſters unterbricht. Das Vorſpiel, das
im Mai in Mannheim ſtattfand, endete zwar mit 8:1 zugunſten
Darm=
ſtadts; ob aber eine Wiederholung des Sieges in der Höhe möglich ſein
wird, bleibt dahingeſtellt, zumal die Darmſtädter Mannſchaft ohne Jans
und Golm antreten muß und die Mannheimer Mannſchaft inzwiſchen
an Spielſtärke bedeutend gewonnen hat. In der Darmſtädter Mannſchaft
werden zwei neue Kräfte aus dem Nachwuchs erprobt, der ja in reichem
Maße vorhanden iſt.
Die Aufſtellung der Mannſchaften lautet wie folgt: Mannheim:
Weiß; Diehl, Kolb; Höß, Schönberger, Kempf; Hügel, Norgen, Kehl,
Erbrecht, Freff. Darmſtadt: Trautwein; Reuter, Schnell; Kadel,
Allwohn, Maier 3.; Frendel, Hennemann, Götz, Werner, Fiedler,
Gauſiromſchwimmen im Rhein bei Gernsheim.
Das wegen des ſtarken Hochwaſſers am 27. Juni abgeſagte
Strom=
ſchwimmen des Main=Rhein=Gaues der D.T. findet nunmehr Sonntag,
den 18. Juli, im Rhein bei Gernsheim ſtatt. Ein Schwimmen im freien
Rhein iſt immer ein Ereignis. Auch diesmal wird dasſelbe ſeine
An=
ziehungskraft nicht verfehlen. Das Schvimmen iſt bekanntlich
aus=
geſchrieben über die Strecken von 2000, 3000, 5000 und 7500 Meter, offen
für Turnerinnen, Altersturner und Jugendliche. Das Meldeergebnis iſt
ein gutes. Insgeſamt ſtarten 103 Teilnehmer, die ſich auf die einzelnen
Gruppen verteilen. Die Gruppe der Jugendturner iſt am ſtärkſten
be=
ſetzt, aber auch all die übrigen haben gute Beteiligung. Start zum
Stromſchwimmen iſt pünktlich 2 Uhr mittags. Ziel vor der Hafeninſel.
Nach Beendigung des Schwimmens finden noch Waſſerballſpiele und
ſonſtige Darbietungen, ſowie Konzert uſw. ſtatt, ſo daß für alle ein
unterhaltungsreicher Sonntagnachmittag an den Ufern des Rheins bei
Gernsheim bevorſteht.
Breitenſträter ſchlägt Charles.
Im Hauptkampf des am Freitag auf der Radrennbahn
Berlin=Treptow abgehaltenen Freiluft=Kampfabends konnte der
frühere deutſche Schwergewichtsmeiſter Hans Breitenſträter
den Belgier P. Charles, der 26 Pfund mehr wog als Br., in
der 4. Runde die Entſcheidung erzwingen. Durch einen mit
ungeheurer Schnelligkeit geſchlagenen Körperhaken mußte Charles
bis 8 zu Boden. Mit größter Energie erhob er ſich, mußte aber
kurz darauf noch einmal bis 8 zu Boden. Wieder riß er ſich
empor, doch ſchickte ihn Breitenſträter ein drittes Mal zu Boden,
worauf Charles den Kampf aufgab.
Tennis.
Tennis=Turnier T. G.D. 1846 — Heimgarten=Frankfurt.
Das am Sonntag ausgetragene Turnier zwiſchen der Tennis=Abtlg.
der T. G.D. 1846 und des Frankfurter Tennisvereins Heimgarten auf
den neu angelegten Plätzen hinter dem großen Woog des erſtgenannten
Vereins, fand beim beſten Tenniswetter ſtatt. Eine Menge Zuſchauer
hatte dieſes höchſt intereſſante Spiel angelockt. Früh um 9.30 Uhr
be=
gannen die Kämpfe und dauerten bis in die ſpäten Abendſtunden. Von
den vielen hartnäckigen Kämpfen, die zum größten Teil erſt in 3 Sätzen
ihr Ende nahmen, iſt insbeſondere das Damen=Einzel der beiden
Spitzenſpielerinnen, Frl. Böhm=Frankfurt und Frl. Roth=Darmſtadt,
zu erwähnen. Frl. Roth ſchlug Frl. Böhm überlegen in 2 Sätzen 6:4,
6:0. Trotz Aufgebots ihrer beſten Spieler konnte der Tennisverein
Heim=
garten nur den knappen Sieg 11:10 mit nach Haufe nehmen. Im
Sep=
tember wird die Tennisabteilung in Frankfurt zur Revanche antreten.
Allgemeines Tennis=Turnier in Düſſeldorf.
Am Donnerstag nachmittag begann bei ſchönem Wetter das große
internationale Düſſeldorfer Tennis=Turnier, an dem eine ſpaniſche
Mannſchaft und zwei Schweizer Spieler neben beſter deutſcher Klaſſe
teilnehmen. Die Beſetzung des Turniers iſt auch quantitativ mit über
200 Teilnehmern außerordentlich ſtark. Der erſte Spieltag, wo die
Spanier, Schweizer noch nicht eingegriffen hatten, brachte folgende
Er=
gebniſſe: Herreneinzel: Herberg—Dr. Albersheim 2:6, 6:0, 6:2.
Dameneinzel: Frl. Salacker—Frl. Hermes 6:0, 6:2. Gräfin
Bre=
dow—Fr. Krämer 6:0, 6:3. Frl. Probell—Frl. Burchhartz 6:3, 6:4,
Frl. Vormann—Frl. Preitz 6:0, 6:3. Frl. M. Lupp—Fr. Schulte 6:4,
6:2. Fr. Horſt—Frl. Schürmann 6:1, 6:0. Frl. Börſing—Frl. Voigt
7:5, 7:5. Frl. Kallmeher—Frl. Wirtz 6:1, 6:3. Fr. Horſt—Frl. Börſing
7:5, 6:2. Fr. Vormann—Frl. M. Lupp 6:0, 6:3. Gemiſchtes
Doppel: Frl. Kallmeyer=Demaſius — Fr. Lang=Corpes 6:0, 6:1.
Damendoppel: Fr. Vormann=Fr. Lent—Fr. Schützer=Frl. Börſing
6:2, 6:0.
Bei der Fortſetzung des 2. Vorſchlußſpieles um den Davis=Pokal
zwiſchen Frankreich und Schweden in Stockholm ſchlugen die Franzoſen
Boratra/Brugnon die Schweden Malmſtröm/Wallenberg leicht 6:4, 6:1
6:1 und gewannen damit das dritte von 5 Spielen.
Der Budapeſter Nemzety S. C. hat die bekannten Schwimmer Karl
Bartha, Fr. Jung, Joh. Nemeth und Eugen Lajtha wegen unſportlichen
Benehmens auf der Turnee durch Deutſchland bis Ende Dezember 1926
disqualifiziert. Dieſe ſchwere Beſtrafung kurz vor den
Europameiſter=
ſchaften hat in Ungarn großes Aufſehen verurſacht.
Fritz von Opel erhält das Deutſche Radſportabzeichen ehrenhalber.
Gelegentlich des 2. Deutſchen Radſporttages und des 7. Kongreſſes
der Deutſchen RadfahrerUnion am letzten Sonntag in Meiningen verlieh
der Vorſtand der Vereinigung Deutſcher Radſportverbände dem
Junior=
chef der Firma Adam Opel, Rüſſelsheim Herrn Fritz von Opel,
in Anerkenung ſeiner hervorragenden Verdienſte für den deutſchen
Radſport das Deutſche Radſportabzeichen ehrenhalber.
Man ſollte annehmen, daß nach den letzten „Großkampf=Wochen”
im Sport einmal eine gewiſſe Entſpannung einträte. Aber dem iſt nicht
ſo; kaum haben bei den Deutſchen Kampfſpielen in Köln die Beſten
aller Sportgebiete um die Kampfſpiel=Meiſterſchaften gerungen, da rüſten
ſich in allen deutſchen Landesverbänden die Schwimmer und
Leichtathle=
ten zu neuen Titelkämpfen. Rudern, Tennis und Radſport marſchieren
mit einem ſehr umfangreichen Programm auf, und im Motorſport ſteht
die deutſche Induſtrie in entſcheidenden Kämpfen. Still iſt es dagegen
noch im
Fußball.
Im Gebiete des Deutſchen Fußball=Bundes hält die Sperrfriſt mit
einer Ausnahme an. Dieſe Ausnahme wird von der nun endlich
zu=
ſtande kommenden Reiſe des 1. F.C. Nürnberg ins Saargebiet
am Sonntag gegen Saar 05 Saarbrücken gebildet.
Die Verbandsmeiſterſchaften in der Leichtathletik
bilden die letzte große Prifung für die Meiſterſchaften, die einige Wochen
ſpäter in Leipzig ſtattfinden. Bei dieſen Verbandskämpfen wird nicht
nur um Titel, ſondern auch um die Teilnahmeberechtigung an den
Deut=
ſchen Meiſterſchaften gekämpft. Leider hat ſich aber in den letzten
Jah=
ren der üble Brauch eingebürgert, daß eine Reihe von „Größen” an den
Verbandsmeiſterſchaften nicht teilnimmt, weil ſie ſicher ſind, dennoch für
die „Deutſchen” gemeldet zu werden. Eine rühmliche Ausnahme macht
hiervon faſt nur Süddeutſchland, zu deſſen leichtathletiſchen
Titelkämpfen ſich noch immer die Elite des Landes vollzählig verſammelt.
Die diesjährigen ſüddeutſchen Meiſterſchaften finden auf dem 60er Platz
in München ſtatt. Das ausgezeichnete Meldeergebnis läßt ſpannende
Kämpfe auf der ganzen Linie und eine hochwertige Sportausbeute
er=
warten. Sſiddeutſchland hat ſich in den letzten Jahren wieder zum
füh=
renden deutſchen Landesverband emporgearbeitet. Seine Titelkämpfe
begegnen daher im ganzen Reich auch einem beſonderen Intereſſe. —
Die übrigen Landesverbände kämpfen an folgenden Orten: „Weſt in
Duisburg, Nord in Hamburg, Brandenburg in Berlin, Mittel in Leipzig,
Baltenverband in Stolp und Südoſtdeutfchland in Breslau. Am Tage
der Verbandsmeiſterſchaften gibt es im Reich ſonſt keine anderen
Ver=
anſtaltungen, da Startverbot herrſcht
Kreisfeſte im Schwimmen.
Auch die Schwimmer halten am Sonntag ihre
Verbandsmeiſter=
ſchaften, oder auch Kreisfeſte genannt, ab. Die ſüddeutſchen Schwimmer
treffen ſich in Nürnberg. Da ſich die beſten Kräfte des Südens in
die Teilnehmerliſte eingeſchrieben haben, kann man mit hochwertigen
Kämpfen rechnen.
Rudern.
Ueberragende Ergebniſſe gibt es im Ruderſport an dieſem
Sonn=
tag nicht, dafür ſtehen aber eine Reihe von mittelgroßen Regatten auf
der Tagesordnung: in Königsberg, Schwerin, Hanau, Heidelberg,
Duis=
burg, die 6. Donau=Regatta in Deggendorf. Recht gut befetzt, und zwar
weniger der Quantität als der Qualität nach, ſind die Veranſtaltungen
in Hanau und Heidelberg.
Motorſport.
Am Sonntag nimmt die „Große Automobil=Sportwoche” in San
Sebaſtian mit dem „Großen Preis von Europa”, für
Rennwagen ihren Beginn. Deutſchland iſt durch drei große
Mercedes=
wagen, die von Carraciola, Chriſtian Werner und Wall=Mannheim
geſteuert werden, bei dieſer Veranſtaltung vertreten, jedoch gehen die
Mercedeswagen nicht ſchon am Sonntag bei den Rennwagen, ſondern
erſt am Mittwoch beim Rennen der Tourenwagen.
Tennis.
Das allgemeine Turnier des V. f. R. Mannheim weiſt eine
vorzügliche Beſetzung auf, ſchrieben ſich doch ſo bekannte Spiele= wie
der Ungar Bela von Kehrling, H. Kleinſchroth, Fritz=Frankfurt, Klopfer,
Dr. Buß und Oppenheimer in die Meldeliſte ein.
Radſport.
Bahnrennen finden ſtatt: auf der Berliner Olympiabahn
mit Sawall, Möller und Feja; in Chemnitz mit Weltmeiſter Linart,
Saldow, Krupkat, Bauer, Weiß und Junghanns; außerdem in Krefeld
und in Dresden. — Straßenrennen: Der Bund Deutſcher
Radfahrer ſchickt ſeine Straßenfahrer in folgende Rennen: Quer durch
Holſtein” „Rund um Schneidemühl”, „Quer durch Oldenburg und
Oſtfriesland‟. — Der V.D.R.V. veranſtaltet den „Großen Opelpreis
von Heſſen=Naſſau mit Start und Ziel in Mainz.
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Nummer 7
DARMSTADTER TAGBLATT — HESSISCHE NEUESTE NACHRICHTEN
iabahn
ſter Li
Krefeld
robleme der
Elektrizitätswirtschaft.
Von
Dr. G. Nonnenmacher, Köln
Die deutſche Elektrizitätswirtſchaft iſt zur Zeit Gegenſtand
heftiger Meinungskämpfe. Sie iſt in einer kriſenhaften
Ueber=
gangszeit; erſt nach der endgültigen Klärung der Meinungen
und nach dem Ausgleich der ſcharfen Intereſſengegenſätze wird
ſich die Zukunftsentwicklung klar herausſchälen.
Man darf nicht vergeſſen, daß der gewaltige und vielgliedrige
Organismus unſerer Elektrizitätswirtſchaft in wenigen
Jahr=
zehnten entſtanden iſt, und daß die öffentliche Stromperſorgung
erſt in der Nachkriegszeit ihren größten Aufſchwung erlebt hat.
Im Jahre 1913 wurden von öffentlichen Elektrizitätswerken etwa
3 Milliarden Kilowattſtunden verkauft, während die Induſtrie
etwa 10 Milliarden Kilowattſtunden in eignen Anlagen erzeugte.
Für 1925 wird die öffentliche Stromlieferung auf rund 10
Milliarden Kilowattſtunden beziffert. Weit mehr als die
wach=
ſende Zahl der Kleinverbraucher hat zu dieſer Steigerung der
Uebergang der Induſtrie auf die öffentliche Stromberſorgung
beigetragen.
Die Elektrizitätswirtſchaft iſt zu einer öffentlichen
Ange=
legenheit geworden. Dieſer öffentliche Charakter iſt noch dadurch
beſonders verſtärkt, daß Kommunen, Länder und Reich nicht nur
an den Großverſorgungswerken, die zum Teil gewaltige
Verſor=
gungsgebiete faſt monopolartig beherrſchen, ſtark beteiligt ſind,
ſondern auch in erheblichem Umfang die Stromerzeugung und
everteilung in eigener Verwaltung und auf eigene Rechnung
be=
treiben. Bekanntlich hat die beſonders lebhafte Betätigung
Preußens auf dieſem Gebiet den größten Stein des Anſtoßes
abgegeben, der nun all dieſe Fragen erſt recht ins Rollen brachte.
Man erinnerte ſich wieder des Schlagwortes aus dem
Soziali=
ſierungsgeſetz von 1919, daß „öffentliche Dienſte in die öffentliche
Hand gehören” und ſah nun hinter jeder Geſte dieſer öffentlichen
Hand die Gefahr der „kalten” Sozialiſierung.
So ſehr man aber auch betont, daß die aktive Beteiligung
der Staaten an der Stromerzeugung noch keine wirtſchaftlichen
Vorteile gebracht hat, ſo energiſch fordert man anderſeits eine
überſtaatliche Organiſation, welche die Stromerzeugung und
Höchſtſpannungsübertragung auf geſunder, von Sonderintereſſen
freier Grundlage zum Nutzen der Allgemeinheit regelt, ein
ver=
nünftiges Wegerecht ſchafft, den Kohle und Kraftreſerve
ſparen=
den Zuſammenſchluß großer Stromquellen herbeiführt,
Streit=
fragen zwiſchen den einzelnen Unternehmen ſchlichtet, kurz die
oberſte Entſcheidung im allen Fragen hat, welche die
zweck=
mäßigſte Entwicklung der deutſchen Elektrizitätswirtſchaft
be=
treffen.”
Eine ſolche überſtaatliche Organſſation konnte allerdings
dieſe Unmenge ſchwerer Fragen nur dann erfolgreich bearbeiten,
wenn die bedeutendſten Fachleute der Elektrizitätswirtſchaft frei
von Sonderintereſſen und von hoher=Warte aus mit den exakten
Methoden techniſch=wirtſächftlicher und techniſch=
volkswirtſchaft=
licher Unterſuchungen an der Löſung grbeiten. Zahlen entſcheiden,
nicht Schlagworte. Bisher werden die vielen Meinungskämpfe
doch vorwiegend mit Schlagworten und mit unbewieſenen
Be=
hauptungen geführt.
Da iſt zum Beiſpiel der erbitterte Kampf zwiſchen den
Ueber=
landwerken und der Dieſelmotoreninduſtrie, der — losgelöſt aus
dem Rahmen der Gefamtprobleme — garnicht entſchieden werden
kann. Die Induſtrie rechnet dem landwirtſchaftlichen oder
get=
werblichen Verbraucher vor, daß er mit einem Dieſelmotor billiger
fährt als mit dem Kraftſtrom des Ueberlandwerkes; als
Gegen=
maßnahme ſchneidet das Ueberlandwerk dem neuen
Dieſelmotor=
beſitzer auch den Lichtſtrom ab, oder es unterbietet den
Dieſel=
motor durch eine plötzliche, ganz unwahrſcheinlich große
Er=
mäßigung des Kraftſtromtarifs. An ſich läßt ſich die
wirtſchaft=
liche Grenze zwiſchen eigener Krafterzeugung und
Fremdſtrombe=
zug in jedem Einzelfall rechneriſch ganz genau beſtimmen;
die Ueberlandzentralen ſuchen aber dieſe Grenze künſtlich und oft
mit Gewaltmaßnahmen zu verſchieben, ſobald Not an Mann iſt.
Das geſchieht ſicher in berechtigtem Intereſſe, denn die
Kraft=
ſtrombezieher ſind das Rückgrat der Elektrizitätswirtſchaft; der
Zuſtand zeigt aber doch, daß ſich die Elektrizitätswirtſchaft in
dieſer Beziehung noch nicht oder nicht wehr in ſtabilem
Gleich=
gewicht befindet.
Dann iſt da der Meinungsſtreit „Großkraftwerk” oder
„Mittelkraftwerk”. Vor noch nicht langer Zeit war es allgemeines
Dogma, daß die Zukunft der immer weitergehenden
Zentrali=
ſierung der Stromverſorgung gehöre; das Rieſenkraftwerk
un=
mittelbar am Fundort des Brennſtoffs und von dort aus der
Ferntransport der lektriſchen Energie bis zu den entlegenſten
Verbrauchsſtellen galt als die wirtſchäftliche Löſung. Inzwiſchen
mehrten ſich die Stimmen, die demgegenüber für
Dezentrali=
ſation in Mittelkraftwerke eintraten, die nicht am
Brennſtoff=
fundort, ſondern im Verbrauchszentrum liegen. Klingenbergs
letztes Werk, der jetzige Bau des Kraftwerks Rummelsburg bei
Berlin, iſt ein Muſterbeiſpiel für dieſen Wandel der
Anſchau=
ungen. Berlin hatte bisher den größten Teil ſeines
Strombe=
darfs mit Hochſpannungsleitungen aus dem mitteldeutſchen
Braunkohlengebiet bezogen; jetzt geht es dazu über, ſtatt der
elektriſchen Energie Kohlen zu transportieren und erſt vor den
Toren Berlins den Strom aus der Kohle zu erzeugen.
Auch bei dieſer Entwicklung kann wieder nur die rechneriſche
Auswertung aller Vor= und Nachteile, und nicht etwa
gefühls=
mäßige Stellungnahme den Ausſchlag geben. Ueber die
wirt=
ſchaftliche Reichweite des elektriſchen Energietransportes liegen
bereits ſehr gründliche Unterſuchen vor. Im weſentlichen ſtehen
dabei die Koſten für die elektriſche Fernleitung und die damit
verbundenen Energieverluſte den Koſten für die
Brennſtoffan=
fuhr gegenüber. Der Brennſtofftransport beeinträchtigt die
Wirt=
ſchaftlichkeit eines Werkes umſo weniger, je hochwertiger der
Brennſtoff. iſt. Die techniſchen Fortſchritte der
Brennſtoffvered=
lung, vor allem auch die Entwicklung der Kohlenſtaubfeuerung
haben daher, wie das Beiſpiel Rummelsburg zeigt, die
Verhält=
niſſe zugunſten der Dezentraliſation verſchoben. Auf der
Gegen=
ſeite fällt aber wiederum ins Gewicht, daß man auch auf dem
Ge=
biete der elektriſchen Fernleitungen bedeutende Fortſchritte
ge=
macht hat, die den Transport der elektriſchen Energie gegenüber
der Vorkriegszeit ſehr verbilligt haben. Die gegenwärtige
Ueber=
teuerung beträgt bei den Kraftwerken und Umſpannwerken
durch=
ſchnittlich etwa 65 Proz., bei den Fernleitungen dagegen nur
eiwa 30 Prozent.
Auch die Fernleitungstechnik tritt in ein neues Stadium gleichen Waſſermenge innewohnt, die Möglichkeit einer „
Speiche=
der Entwicklung. In der zurückliegenden Zeit handelte es ſich
darum, von großen Zentralen aus ein angeſchloſſenes Verſor= innerhalb gewiſſer Grenzen dem Bedarf angepaßt werden. So
gungsgebiet zu beliefern. Die großen energiewirtſchaftlichen ſind Hochdruckwerke billiger und wertvoller als Niederdruckwerke.
Gedanken der Nachkriegszeit haben das Problem der
Verkupp=
lung ſolcher Verſorgungsgebiete untereinander in den
Vorder=
grund gerückt. Vor allem ſpielen dabei die großen Kohlenzen=
Ob auch der Erde
Mehr Krieger als Kräuter
Zum Weltkampf entwuchſen,
Sei furchtlos, mein Volk.
Voll ſtolzer Gedanken
Durchdauert unſterblich
Der Deutſche die Stürme
Mit ſtarker Geduld
Wilhelm Jordan (1813—1904)
tralen in Weſtdeutſchland und in Mitteldeutſchland einerſeits
und die neu geſchaffenen Waſſerkraftwerke in den Alpen
ander=
ſeits eine große Rolle. Mit der Ueberbrückung dieſer großen
Entfernungen wird eine Steigerung der bisher üblichen
Hoch=
ſpannung von 100 000 Volt auf das Doppelte nötig und damit
werden neue techniſche Fortſchritte in Deutſchland zum erſtenmal
in die Praxis umgeſetzt, von denen in einem ſpäteren Aufſatz
die Rede ſein ſoll.
Auch hier prallen die Meinungen noch gegeneinander.
Aehn=
lich wie im einzelnen Betrieb kann auch in der Geſamtwirtſchaft
die Verkupplung der verſchiedenen Energiequellen durch den
Aus=
gleich der Belaſtungen ſehr große Erſparniſſe bringen. Und
gerade die mit den Jahreszeiten ſtark ſchwankenden
Waſſer=
kräfte der Apen, deren Ausbau erſt begonnen hat, verlangen
ganz beſonders nach einem ſolchen Ausgleich. Wir ſtehen erſt in
den Anfängen einer neuen, unter viel größeren Geſichtspunkten
zu leitenden Energiewirtſchaft. Sie von vornherein in klare
Bahnen zu lenken und alle von Sonderintereſſen verſchuldeten
Irrungen und Wirrungen zu verhüten, wird ſicher nur bei
un=
eigennütziger Zuſammen rbeit der beſten und weiteſtblickenden
Fachleute möglich ſein.
*Rlesenspeicher
der weißen Kohle.
Das Badische Murgwerk, ein deutsches Hochdruek-
Wasserkraftwerk.
Von
cand. Dipl.=Ing. A. Otto Müller, Frankfurt a. M.
Die in Deutſchland zur Verfügung ſtehenden Waſſerkräfte
ſind in vielen Fällen der Ausnutzung nur ſchwer zu erſchließen,
weil eg ſichmeiſt um Niederdruchwaſſerkräfte handelt, d. h.
Waſſer=
kräfte mit geringenlGefällshöhen und ſehr großen Waſſermengen.
Die Köſten d58Mushäuesrfolcher Waſſerkräfte ſind wegen der
notwendigen ausgedehnten Waſſerbauten und der für die großen
Waſſermengen zu bemeſſenden Maſchinen recht beträchtlich.
Außerdem haftet den Niederdruchwerken, die meiſt als
Flußkraft=
werke entſtehen der Nachteil an, daß ihre Leiſtung nur klein und
nicht „ſpeicherfähig” iſt. Das den Flußlauf herabkommende
Waſſer kann weder zurückgehalten noch vermehrt werden.
Be=
züglich der Leiſtungsabgabe, ſind ſolche Werke deshalb auf die
Zuſammenarbeit mit anderen Werken angewieſen, deren Leiſtung
nach Bedarf ohne Verluſt geregelt werden kann. Der Ausgleich
zwiſchen der vom Fluß gelieferten und der von den
Ver=
bräuchern benötigten Leiſtung hat durch Werke zu erfolgen, deren
Stromerzeuger durch Dampfmaſchinen oder in neuerer Zeit auch
durch Dieſelmaſchinen angetrieben werden.
Bedeutend günſtiger verhalten ſich in allen dieſen
Be=
ziehungen die Werke, die mit geringen Waſſermengen und großen
Gefällshöhen arbeiten: die Hochdruckanlagen. Sie entſtehen bei
der Ausnutzung von Gebirgswaſſerkräften, ſind, alſo bezüglich
ach becken
660m (R.
Schnorzendachbecken
660m ün.
Hochdruckstader,
Ausgleichneine
Ausgteichnerk
Hasserschlösser
Rohrleitung
Tafthaus 315m UK.
Abb. 1. Schematischer Lageplan.
des Bodenerwerbs ſchon billiger als die Flußwaſſerkräfte. Dann
aber arbeiten ſie mit kleineren Maſchinenabmeſſungen, und
end=
lich iſt ſowohl durch die Bequemlichkeit der Schaffung großer
Staubecken, als auch durch den großen Arbeitswert, der der
rung” des Triebwaſſers gegeben, d. h. die Waſſerentnahme kann
Als Beiſpiel möge angeführt werden, daß bei den
Mainkraft=
werken, die mit Gefällen von 2 bis 3,5 Meter arbeiten, der
Ar=
beitswert eines Kubikmeters Waſſer im Höchſtfalle 000956 kmh
beträgt, während die gleiche Waſſermenge im Baberine=Werk
(einem Schweizer Bahnkraftwerk mit 860 Meter Gefällshöhe)
einen Arbeitswert von 2,35 kmh beſitzt.
In Deutſchland gibt es nur wenige ſolcher Hochdruckanlagen,
von denen das Walchenſeewerk des Bayernwerbes vielleicht das
bekannteſte iſt. Daneben geht zurzeit in Baden eine Anlage
ihrer Vollendung entgegen, die man ſehr wohl als ein
Hochdruck=
werk bezeichnen kann, und die außerdem ſowohl durch die Größe,
als auch durch die außerordentlich günftige Verwertbarkeit der
gewonnenen Energie ſich auszeichnet. Es ſind dies die
Kraft=
gewinnungsanlagen des Badiſchen Murgwerkes, die die
Waſſer=
kräfte der Murg und ihrer Zuflußbäche im nördlichen
Schwarz=
wald ausnutzen.
Das Murgwerk beſteht aus zwei Teilen: dem eigentlichen
Murgwerk und dem Hochdruck= oder Schwarzenbachwerk.
Einmal wird nämlich das Waſſer der Murg ſelbſt durch ein
Wehr aufgehalten und durch einen durch den Berg getriebenen
Kanal (Stollen), der im weſentlichen die gleiche Richtung hat wie
der Flußlauf, mit nur ſehr geringem Gefälle weitergeführt. Die
Höhendifferenz zwiſchen dem eigentlichen Flußbett, das ein
ziem=
lich ſtarkes Gefälle beſitzt, und dem faſt wagerecht verlaufenden
Stollen wird mit wachſender Entfernung vom Wehr immer größer
und beträgt ſchon nach 10 Kilometern faſt 150 Meter. An dieſer
Stelle tritt der Stollen wieder ats dem Berg aus, beinahe
ſenk=
recht über der tief unten verlaufenden Murg. Er mündet in das
Waſſerſchloß ein (das iſt ein in den Felſen hinein geſprengter
Ausgleichsbehälter), und von hier gehen eiſerne Rohre ſteil den
Berg hinunter zum Krafthaus, wo das Waſſer in den Turbinen.
ſeine Arbeit abgibt und dann in das alte Bett zurückgeführt wird.
Im Krafthaus ſtehen fünf Francis=Turbinen von je 7000 PS, die
an den Stromerzeugern zuſammen 26000 Kilowatt abzugeben
im=
ſtande ſind.
Zweitens aber ſind die Waſſer gefaßt worden, die der
Schwan=
zenbach und die Raumünzach, zwei von links in das Murgtal ein=
ach bechen
Eintaufdauderk.
Waverschtoß u.
drateliange
„Hagerschlaß u.
Lpporaietunger R.
g 34 5
Abb. 2. Längenschnitt.
mündende Seitenbäche, liefern, und zwar in engen Hochtälern,
die ungefähr 350 Meter über dem Krafthaus liegen. Die
Hoch=
täler, in denen ſich ſonſt die Riederſchläge ſammelten und von
denen aus ſie durch die Bäche der Murg zugeführt wurden, ſind
durch Sperrmauern verſchloſſen und ſo in gewaltige Staubecken
verwandelt worden. Von dieſen Staubecken führen wiederum
Stollen durch den Berg bis zum Hochdruckwaſſerſchloß, das an
demſelben Hang wie das Niederdruckwaſſerſchloß, nur eben höher
liegt, und das mit dem Krafthaus ebenfalls durch
Drückrohr=
leitungen verbunden iſt. Von der Höhe des Austritts des
Nieder=
druckſtollens an verlaufen beide Rohrleitungen nebeneinander her,
in großen Abſtänden durch gewaltige Betonklötze im Boden
ver=
akert. Die Energie des Waſſers wird in Freiſtrahlturbinen, das
ſind Löffelräder, die von dem darauf ſpritzenden Waſſerſtrahl
be=
wegt werden, in mechaniſche Energie und dann von den
Gene=
ratoren in elektriſche Energie umgewandelt. Es ſind zwei
Tur=
binen aufgeſtellt, deren jede 27 600 PS leiſtet, d. h. faſt ſo viel als
alle Maſchinen des Frankfurder Elektrizitätswerkes
zuſammen=
genommen.
Beſondere Bedeutung beſitzt das Werk jedoch wegen ſeiner
ſorgfältigen und techniſch vorbildlichen Zuſammenarbeit.
Zuerſt iſt es ſelbſtverſtändlich, daß die tagsüber abgegebene
Energie ohne weiteres dem Bedarf angepaßt werden kann, da der
dauernde Bedarf von dem eigentlichen Murgwerk gedeckt wird,
der Mehrbedarf jedoch in beliebigen Größen aus den Staubecken,
d. i. aus dem Hochdruckbecken, entnommen werden kann, —
ent=
halten doch die beiden Staubecken zuſammen eine Arbeitsmenge
von 19,0 Millionen Kilowattſtunden, das iſt die Arbeitsmenge,
die das Frankfurter Elektrizitätswerk im Verlauf von ungefähr
acht Monaten abgibt.
Intereſſanter und wertvoller iſt die Zuſammenarbeit über
den Verlauf eines ganzen Jahres hin.
Im Frühjahr, wenn die Waſſerführung der Murg groß iſt,
wird die geſamte Leiſtung nur dem Murgwerk entnommen, die
Hochdrackleitung
Mare
Ra
Unleitung zur Fumd
Abb. 3. Schema der Speicherung überschüssigen Murgwassers.
Staubecken bleiben geſchloſſen und füllen ſich durch die reichlich
fallenden Niederſchläge hoch an. Nachts jedoch, wenn die
abzu=
gebende Energie kleiner iſt als der vom Murgwerk gelieferten
Leiſtung entſpricht, werden mit dem überſchüſſigen Strom im
Krafthaus zwei große Pumpen angetrieben, die das Murgwaſſer
vom Niederdruckwaſſerſchloß zu den Hochdruckbecken
hinauf=
pumpen und ſo das Waſſer auch nachts nicht fortlaufen laſſen,
ſondern zur Verwertung am Tage zurückbehalten. Abbildung 3
ſtellt ſchematiſch den Mechamismus der Speicherung dar. Die
Turbine des Schwarzenbachwerkes arbeitet nicht, da ja ſchon die
Turbinen des Murgwerkes viel Energie erzeugen, die zum
Teil geſpeichert werden ſoll. Fölglich ſind die Turbinenſchieber E
geſchloſſen. Im Niederdruckwerk laufen die Turbinen A und
Samskag, 17. hdi 1926.
Technik der Gegenwart
Nummer 7.
traiben die Generatoren B an, die zum Teil ihren Strom an das
Netz abgeben, zum andemn Teil dem Generator C, der vom der
Taurbine losgekoppelt iſt und als Motor läuft, antreiben.
Carbei=
tet über das Zahnradvorgelege 2 auf die Pumpe, die das
Murgwaſſer über den Schieber G her anſaugt und über E in die
Hockdruckleitung und damit in die hochgelegenen Stauubeiclen
drückt. Die Pumpe verbraucht eine Leiſtung von 9000 PS bei
1000 Umdrehungen in der Minute. Sie fördert bis zu 2
Kubik=
meter Waſſer im der Sekunde.
Etwa 70% der Energie, die nachts ſonſt weglauuſen würrde,
können ſo gewonnen werden. Dabei muß als beſonders günſtig
betont werden, daß das Waſſer beim Speichern nur um den
Unter=
ſchied der Höhen beider Waſſerſchlöſſer gehoben zu werden braucht,
wogegen es bei der ſpäteren Verwendung die ganze Gefallshöhe der
Hochdruckwerke ausnutzt. Die Staubecken füllen ſich alſo im
Früh=
jahr teils durch die natürlichen Niederſchläge, teils durch die vom
Pumpwerk zugeführte Waſſermenge, während die ganze Arbeit
vom Niederdruckwerk oder eigentlichen Murgwerk geleiſtet wird.
Im Sommer geht die Waſſerführung der Murg erheblich
zu=
rück und könnte kaum ein Zehntel der im Frühjahr abgegebenen
Energie liefern. Da ſpringen die Staubecken ein und geben die
im Frühjahr aufgeſammelte Energie ab, ſo daß das elektriſche
Leitungsnetz auch im Sommer die gleiche Leiſtung wie im
Früh=
jahr erhält. In etwas kleinerem Maßſtabe wiederholt ſich dieſer
Vorgang im Herbſt und Winter, wobei im Herbſt wieder die
Becken ſich füllen, ohne Arbeit zu leiſten, und dafür die
Minder=
leiſtung der Murg im Winter decken. Wäre nur das eigentliche
Murgwerk gebaut worden, ſo hätte man die eingebaute Leiſtung,
die doch möglichſt das ganze Jahr über abgegeben werden ſoll,
nicht größer machen dürfen als der kleinſten Waſſerführung der
Murg im Somer entſprochen hätte. Die großen Waſſermengen,
die im Frühjahr und im Herbſt zur Verfügung ſtehen, hätten in
den Maſchinen dann nicht ausgenutzt werden können, das Waſſer
wäre nutzlos über die niederzulegenden Wehre gelaufen. Durch
die Zuſammenarbeit der beiden Werke iſt dieſer Wehrverluſt bis
auf wenige Prozente verringert worden, das heißt, es fällt kaum
ein Tropfen Waſſer in dem Gebiet des Werkes, der nicht zur
Arbeitsleiſtung herangezogen wird.
Endlich iſt das Werk noch beachtlich wegen ſeines hiter dem
Kraſthaus gelegenen Ausgleichsweihers. Bekanntlich werden
zur Tragung der Koſten der Erſtellung von Staumauern die
am Fluß gelegenen Gemeinden mit herangezogen mit der
Be=
gründung, daß die Hochwaſſergefahr durch den Bau der Sperre
vermindert und die Waſſerführung des Fluſſes vergleichmäßigt
wird. Da aber die aus dem Krafthaus in den Fluß
zurückgelan=
gende Waſſermenge direkt gegeben iſt durch die im Krafthaus
er=
zeugte Leiſtung, ſo folgt, daß auch die Waſſerführung des Fluſſes
in dieſem Tempo ſchwankt, daß er alſo in unmittelbarer Nähe
des Werkes nachts kaum Waſſer führt, während er abends und
vormittags reichlich geſpeiſt wird. Die Verhältniſſe verkehren ſich
wegen der geringen Waſſergeſchwindigkeit in einiger Entfernung
vom Werk in das Gegenteil, ſo daß es geſchehen kann, daß z. B.
30 Kilometer abwärts tagsüber der Fluß trocken liegt und alles
Waſſer nachts vorbeigeht. Das ſind Verhältniſſe, die für die
be=
troffenen, gleichfalls am Fluß liegenden Kraftwerke und Mühlen
unmöglich zu ertragen ſind. Zur Vermeidung des Uebelſtandes
hat man daher beim Murgwerk erſtmalig zwiſchen das
gewiſſer=
maßen wie eine pulſierende Quelle anzuſehende Krafthaus und
den Fluß ſelbſt ein Ausgleichbecken eingefügt, aus dem ein völlig
gleichmäßiger Abfluß des Waſſers ſtattfindet.
Die orthophone
Sprechmaschine.
Von
Dr. Alfred Gradenwitz.
Daß die Sprechmaſchine keineswegs dazu verurteilt ift, dem
Rundfunkempfänger auf allen Gebieten das Feld zu räumen,
be=
weiſt nicht nur die gelegentliche Verwendung von Schallplatten
für Radioſendungen. Eine weit eindringlichere Sprache reden
die verſchiedenen neuen Konſtruktionen, die gerade in letzter Zeit
für Grammophone vorgeſchlagen wurden.
Aehnlich wie an Stelle der früheren Rivalität zwiſchen
Elektrizität und Gas gegenſeitige Unterſtützutng und gemeinſame
Arbeit getreten iſt, hat auch die Sprechmaſchine aus der Techmik
ihres Konkurventen wertvolle Lehren gezogen.
In wie weitgehendem Maße aber die Grundprinzipien der
Radiotechnik beim Bau von Sprechmaſchinen verwertet werden
könen, beweiſt die in den Bellſchen Telephonlaboratorien zu
New York von Herrn Henry C. Harriſon konſtruierte ſogenannte
orthophone Sprechmaſchime.
Da die Sprechmaſchine eim mechaniſches Syſtem zur
Aufſpei=
cherung und Uebertragung von Schallwellen iſt, und da ſie in
bezug auf dieſe ein ähnliches Verhalten zeigt wie ein
Rundfunk=
empfänger elektriſchen Strömen gegenüber, konnte der Erfinder
auf radſiotechmiſcher Baſis rein rechneriſch die Anſorderungen
feſtſtellen, denen die einzelnen Teile eines Grammophons
ge=
nügen müſſen.
Wenn der Erfinder die Lehre von der elektriſchen
Wellen=
übertvagurng auf ahuſtiſche Verhältniſſe angewandt hat, mßte
natürlich jede elektriſche Größe durch die entſprechende
mecha=
niſche erſetzt werden. So entſpricht z. B. der elektriſchen Ladung
die ſich fortpflanzende Schallmenge, dem elektriſchen Strom die
Fortpflanzungsgeſchwindigkeit, dem Potenvial die Kraft der
Schallbewegung, der Indukvanz die Maſſe, dem reziproken (
um=
gekehrten) Wert der Kapazität die Elaſüzität und dem elektriſchen
der mechaniſche Widerſtand, d. h. der Reibungsverluſt. Ebenſo
wie bei der Konſtruktion leiſtungsfähiger Sendevorrichtungen
kommt es bei der von guten Schallapparaten darauf an, die
Im=
pedanz in allen Teilen möglichſt auszugleichen, da nur dann die
Wellenenergie gleichmäßig und ohne Reflexion hindurchpaſſiert
und nur dann Reſonanz vermieden wird. So grundverſchieden
auch Konſtruktionsteile wie Nadelträger, Membran und
Gram=
mophonhorn anſcheinend ſind, können ſie doch hinſichtlich der
Im=
pedanz gegeneinander ausgeglichen werden. Hierdurch aber erhält
die Sprechmaſchine einen im weſentlichen gleichförmigen
wecha=
niſchen Widerſtand, und da die volle Schallenergie an die umgebende
Luft abgegeben wird, erzielt man eine durchaus getreue
Wiedergabe.
Der Konſtruktion einer orthophonen Sprechmaſchine wird ein
ähnliches Schaltchema zugrundegelegt, wie es beim Bau von
Rundfunkempfängern benutzt wird, vur daß den einzelnen
Grö=
ßen ſtets die entſprechende mechaniſch=akuſtiſche Deutung gegeben
werden muß. Nebenſchlüſſe einer akuſtiſchen Kraftleitung ſind
dadurch gekennzeichnet, daß der akuſtiſche Kraftſtrom (wie er ſich
aus der Schwingungsgeſchwindigkeit ergibt) von der
Haupt=
leitung aus durch ſie hindurchgeht und in den freien Raum fließt.
Reihenelemente der Schaltung werden hingegen von dem
geſam=
ten gkuſtiſchen Kraftſtrom durchfloſſen. Die rechneriſchen
Ergeb=
niſſe werden durch das Experiment geprüft, und hiermit wird
zum erſten Mal die Konſtruktion einer Sprechmaſchine auf
wiſſenſchaftlich=techniſche Baſis geſtellt.
Während der vor etwa 20 Jahren übliche alte Phonograph
nur etwa eine Oktave umfaßte und die neueſten Sprechmaſchinen
etwa 3 Oktaven wiedergeben, umfaßt der neue Apparat nicht
weniger als 5½ Oktaven und gibt daher Schallwellen von hoher
und niederer Frequenz, d. h. die für Klangſchönheit und
Klang=
farbe maßgebenden Ober= und Untertöne, im vollen Umfange
wieder. Hieraus ergibt ſich eine überaus klare Wiedergabe und
der Eindruck voller Naturtreue, außerdem aber eine plaſtiſchere
Wiedergabe der Töne, die nicht aus der Schallkapſel, ſondern frei
aus dem Raum herauszukommen ſcheinen und eine räumliche
Trennug der einzelnen Inſtrumente, bezw. Stimmen geſtatten.
Zentralheizungen.
Von
Dipl.=Ing. G. Roß.
Der Sommer iſt die Zeit, an Maßnahmen zur Abwehr der
Kälte des Winters zu denken. Alle Bquarbeiten laſſen ſich im
Sommer ohne Schwierigkeiten und mit geringeren Koſten ſowie
in ſchnellerer Zeit durchführen, als im Winter. Auch will man
bei Einſetzen der kälteren Jahreszeit mit ſeiner Heizungsanlage
fertig ſein. Unter dieſem Geſichtspunkte werden einige
Aus=
führungen über den heutigen Stand der Zentralheizungstechnik
von allgemeinem Intereſſe ſein.
Als Zentralheizungen für Wohnungen verwendet man heute
faſt ausſchließlich die Warmwaſſerheizung, die rentabel im
Be=
trieb und einfach zu handhaben iſt, und ihre Wärme gleichmäßig
abgibt. Die Niederdruckdampſheizung kommt vorwiegend bei
Geſchäftshäuſern und ſolchen Räumlichkeiten in Betracht, die eine
raſche Erwärmung nötig haben, um dann ebenſo raſch wieder
kalt geſtellt zu werden. Auch Heißluftheizungen werden gelegentlich
verwendet, wenn die beſonderen Verhältniſſe des Grundriſſes
hierfür geeignet ſind und genügender Kellerraum zur Verfügung
ſteht, vorwiegend als Großraumheizung.
Die Vorzüge der Zentralheizung gegenüber der gewöhnlichen
Ofenheizung ſind bekannt: Nur eine Feuerſtelle (Erſparnis an
Abb. 1. Etagenheiznug.
Zeit und Sauberkeit der Haushaltung), in allen Räurmen, auch
in Trepßenhaus und Flur angenehme Tempevatur (
Verminde=
rung der Erkrankungen infolge Erkältung, Verfügbarkeit der
ge=
ſamten Wohnung auch im Witer), Regulierfähigkeit der
Tempe=
ratur nach Wunſch uſw. Den Heizkeſſel für Einfamilienhäuſer
wind man vorzugsweiſe in den Keller ſtellen, am beſten direkt
neben das Kokslager, ſodaß einfachſte und raſcheſte Bedienung
gewährleiſtet iſt. Nachlegen des Ofens am Morgen und Abend
genügt, da die Regulierung der Brennſtärke (Luftzufuhr)
auto=
matiſch erfolgt. Hat zudem die Küche im Erdgeſchoß keinen
Kohlenherd, ſodern etwa Gas und elektriſchen Kochapparat, ſo
wird in die Wohnung überhaupt kein Kohlenſtaub hereingebracht.
Vielfach angewandt werden heute die ſogenannten
Etagen=
cheizungen, bekannt unter dem Namen Narag=Heizung uſw. Bei
dieſer Art iſt ein den gewöhnlichen eiſernen Zimmeröfen
ähneln=
der kleiner Heizkeſſel im Flur oder in der Küche aufgeſtellt, der die
in den Räumen befindlichen Heizkörper (Radiatoren) in der
üb=
lichen Weiſe mit Warmwaſſer ſpeiſt. So läßt ſich eine
Etagen=
wohnung auch nachträglich bequem und ohne große Koſten mit
einer Zentralheizung verſehen. Wichtig iſt hierbei die geſchickte
Unterbringung der Rohrbeitungen, man verſäuue daher nicht,
einen Architekten zuzuziehen. Die Etagenheizungen, die auch
Abb. 2. Heizung eines Einfamilienhauses mit einer Etagenheizung
ſelben Effekt wie eine Zentralheizung im Keller. Die
gebräuch=
lichſten Syſteme garantieren für eine Innentemperatur von
— 20 Grad Celſius bei einer Außentemperatur von — 20 Grad
Celſius.
Es intereſſieren ſchließlich einige Rentabilitätszahlen.
Die Anlage einer Zentralheizung mit Keſſel für ein 9
Zim=
mer=Einfamilienhaus in 3 Stochwerken koſtet mit allen
Neben=
arbeiten zirka 1800 Mark. Der Brennſtoffverbrauch während
der ganzen Heizperiode des Winters kommt i unſerer Gegend
auf 180—200 Zentner Zeckenkoks — zirka 400 Mark, bei
Ver=
wendung von Gaskoks des Darmſtädter Gaswerks — 350 Mark.
Die Anlage einer Etagenheizung für eine 4=Zimmerwohnung
ſtellt ſich auf zirka 800 Mank, der Brennſtoffverbrauch auf zirka
60 Zentner — zirka 120 Mark.
Aus den beigefügten Abbildungen iſt die Anlage einer
Etagen=
heizung erſichtlich. Das Waſſer ſteigt aus dem Heizkeſſel in das
meiſtens im Bad oder einem ſonſtigen Nebenraum an der Decke
untergebrachte Ausdehwungsgefäß und fällt von dort durch
Fall=
ſtränge in die Heizkörper der einzelnen Räume, um von dieſen im
den Keſſel zurückgeleitet zu werden. Es findet alſo ein ſtändiger
Kreislauf ſtatt. Das Waſſer braucht nur einmal in der
Heiz=
periode durch einen kleinen Nachſchub ergänzt zu werden.
Auch die größeren Zentralheizungen mit Keſſel im Keller
ſind nach dieſem Syſtem erbaut. Die Anlagen ſind abſolut
be=
triebsſicher, irgendwelche Etploſionsgefahr beſteht nicht. Iſt die
Anlage nicht im Betrieb, ſo muß bei Froſtgefahr das Waſſer
natürlich aus dem Syſtem herausgelaſſen werden. Ein Roſten
der Rohre findet nicht ſtatt. Die Lebensdauer einer
Zentral=
heizung iſt praktiſch unbegrenzt. Unterhaltungskoſten entſtehen
ſo gut wie gar keine.
* Ein Autobus für 98 Perſonen bringt die amerikaniſche
Auto=
induſtrie auf den Markt. Der Autobus hat ſich nach dem Kriege immer
mehr die Landſtraße erobert, und dürfte wohl auch weiterhin berufen
ſein, an Stelle der meiſt unwirtſchaftlichen Kleinbahnen, den Verkehr mit
kleinen Ortſchaften zu ermöglichen. In Deutſchland hat man bis jetzt
zur Entlaſtung der Straßendecke nur dreiachſige Wagen gebaut. Der
neue amerikaniſche Wagen hat vier Achſen, die wie bei den D=Wagen der
Eiſenbahn in zwei Drehgeſtellen zuſammengefaßt ſind. Beſonders
be=
merkenswert an dem Wagen iſt, daß hier das Dieſelelektriſche Prinzip
der Lokomotiven auf das Auto übertragen iſt. Durch einen Benzinmotor
von 110 P8 wird in einem Generator elektriſche Energie erzeugt, die zwei
Motore von je 28 P8 antreibt. Die Motore ſind in der Mitte jeden
Drehgeſtelles federnd aufgehängt und treiben durch Zahnradvorgelege
acht Näder gleichzeitig an. Als Verſuch erſcheint dieſe Anordnung
außer=
ordentlich intereſſant, doch wird die fortſchreitende Technik wahrſcheinlich
andere Wege beſchreiten. Die Lenkung des Wagens geſchieht durch die
vier Vorderräder, die aber nicht parallel zur Wagenachſe wie ſonſt beim
Auto allgemein üblich verſtellt werden, ſondern radikal, ſodaß die Räder
jeweils Tangenten an den Kwimmungskreis bilden. Die vier Räder des
hinteren Drehgeſtelles folgen denen der Vorderräder auch beim Fahren
durch Kurven, ſodaß ſie in den Spuren der Vorderräder laufen. Trotz
der Länge von 11,6 Meter kann der Wagen Kurven mit einem Halbmeſſer
von 13 Meter befahren. Der Abſtand zwiſchen den Drehgeſtellzapfen
beträgt 8,9 Meter, der Abſtand der Drehgeſtellachſen 136 Meter; die
Spurweite iſt 1,75 Meter. Die höchſte Geſchwindigkeit des Fahrzeuges
wird zu 66 Kilometer in der Stunde angegeben. Der Wagen iſt mit
Handbremſe und einer Luftdruckbremſe, die 4, 6 oder 8 Näder bvemſen
kann, ausgerüiſtet. Außerdem kann durch eine Kurzſchlußbremſe elektriſch
in vier Stufen gebremſt werden.
* Das erſte deutſche Zeitungstransportflugzeug wurde kürzlich von
den Ernſt Heinkel Flugzeuawerken, G. m. b. H. für die „B. Z. am Mittag”
gebaut. Die Maſchine iſt eine Weiteventwicklung des Poſtflugzeuges
„H. D. N” und führt die Bezeichnung „H. D. 39‟ Beſonderer Wert
wurde beim Bau auf leichte Belade= und Entlademöglichkeit,
Notwendig=
keit des wahlweiſen Abwurfs von Zeitungspaketen auch durch den Führer
allein, die Möglichkeit auch auf ſchlechtem Gelände ſicher landen zu
können, gelegt. Ein beſonderer Laderaum iſt zur Aufnahme der
Zeitungs=
pakete beſtimmt und durch einen Gang vom Führerraum aus zugänglich
gemacht. Es ſind zehn Aufhängepunkte für Pakete mit einem
Höchſt=
gewicht von je 50 Kilo vorgeſehen, ſo daß zuſammen bis zu 500 Kilo
Zeitungen mitgeführt werden können. Durch Betätigung eines
Hand=
hebels am Führerſitz können die Pakete abgeworfen werden, ſo daß auch
ohne Begleitmann eine Verteilung möglich iſt.
* Sonnenkraftmaſchine. Für unſere Gegend kommt eine Ausnützung
der Sonnenenergie vorausſichtlich erſt dann in Frage, wenn es gelingen
ſollte, eine unmittelbare Erzeugung von elektriſcher Energie aus Wärme
wirtſchaftlich und im Großbetrieb durchzuführen. Die Ausnützung der
Sonnenſtrahlen, insbeſondere der in ihnen enthaltenen Wärmeenergie,
hat ſchon vielfach Erfinder angeregt — es beſtehen etwa 180 Patente
dieſer Art — und auch zu vereinzelten Ausführungen und praktiſchen
Nutzanwendungen geführt. Im Januarheft der V. D. D. Zeitſchrift
macht Ing. Remſchardt neue Vorſchläge zur Grreichung dieſes Zieles.
Eine Anzahl von Hohlſpiegeln in Form von Rotationsparaboloiden
wer=
den in einem Eiſenrahmen zuſammengebaut und mittels eines Geſtänges
in die günſtigſte Richtung geſtellt. Im Brennpunkt wird ein
Waſſer=
gefäß aus Gußeiſen oder Blech eingebaut, in dem der zum Betrieb einer
Dampfmaſchine erforderliche Waſſerdampf erzeugt wird. Das letzte
Gefäß ſoll als Dampfüberhitzer ausgenützt werden. Bei der Annahme
einer nutzbaven Sonnenwärme von 680 Kalorien in der Stunde berechnet
Nemſchardt eine erforderliche Spiegelfläche von 6 Quadratmetern für
die Pferdekraft. In Kimberlny würde man beiſpielsweiſe unter
Berück=
ſichtigung der Sonnenſcheindauer (21. Juni 7½ Stunden, 21.
Dezem=
ber 9½ Stunden) und Anwendung von Wärmeſpeichern für eine
Dampf=
maſchine von 100 PS eine Spiegelfläche von 1100 Quadratmetern
benö=
tigen. Man ſieht, die Maſchine erfordert eine ſehr große Anlage bei
allerdings geringen Betriebskoſten. Remſchardt glaubt deswegen auch,
daß die Anlage wirtſchaftlich vorteilhaft ſein wird.
* Glasfilter. Zum Filtrieren d. h. Abſcheiden feſter Stoffe aus
Flüſſigkeiten, hat man ſeither im chemiſchen Laboratorium meiſtens
Fil=
trierpapier, oft auch Glaswolle oder auch Aſbeſt verwandt. Neuerdings
ſind nun Filter hergeſtellt worden, die ganz aus Glas beſtehen und als
Platten in die Apparatur feſt eingeſchmolzen werden. Gemahlenes Glas
wird auf eine beſtimmte Korngröße ausgeſiebt. Dieſes Glaspulver wird
ſoweit erhitzt, daß die einzelnen Körner am Rande zuſammenſchmelzen,
ohne ganz zuſammenzufließen. Je nach Wahl der Korngröße erhält man
Filter verſchiedenen Durchlaßvermögens. Infolge der Durchſichtigkeit
des Glaſes kann man den Filtervorgang verfolgen, was durch die Wahl
farbigen Glaspulvers bei weißen Niederſchlägen noch beſſer ermöglicht
wird.
KURZEMITTEILUNGEN
* 282 Kilometer Stundengeſchwindigkeit im Automobil hat der
Eng=
länder Thomas mit einem 400 P8 Rennwagen erreicht und damit eine
neue Welthöchſtleiſtung aufgeſtellt. Seither hielt der Benz 20 PS
Renn=
wagen dieſen Rekord mit 228 Kilometern Stundengeſchwindigkeit.
Er=
ſtaunlich iſt es geradezu, daß dieſe Höchſtleiſtung ſeit 1911 in Geltung war.
Dies hat wohl einmal ſeine Urſache darin, daß man in den letzten Jahren
die Steigerung in der Zuverläſſigkeit ſuchte (Dauerfahrten) und nicht in
der Steigerung der Geſchwindigkeiten (Rennen), und ferner darin, daß
ſehr weſentliche Steigerungen wegen dem Luftwiderſtand und der
Rad=
reibung nicht mehr zu erwarten ſind. Die höheren Geſchwindigkeiten
fallen ferner heute dem gefahrloſeren Flugzeug zu.
NEUE BÜCHER UND ZEITSCHRIFTEN
durch 2 Geſchoſſe durchgeführt werden können, gewährleiſten den= Beiträge zur Geſchichte der Technik und Induſtrie. Jahrbuch des
Ver=
eins deutſcher Ingenieure. Herausgegeben von Conrad Matſchoß.
15. Band. Gr. 80 VT/306 Seiten mit 146 Abbildungen und 20
Bild=
niſſen. Berlin 1925. V.D J.=Verlag G.m.b.H., Berlin. Preis in
Ganzleinen gebunden 25 Rmk.
Die Jahrtauſendfeier der Rheinlande hatte den Blick von ganz
Deutſchland auf den induſtriereichſten Teil unſeres Heimatlandes gelenkt.
In allen Arten deutſchen Schrifttums iſt aus Anlaß der Feier der
Rhein=
lande mehr oder weniger ausführlich in Wort und Bild gedacht worden.
Die Induſtrie gibt heute dem Rheinland ein ganz beſonderes Gepräge,
es war deswegen notwendig, auch den Zuſammenhang zwiſchen
Rhein=
land und Induſtrie einer beſonderen Betrachtung und Würdigung zu
unterziehen. Das Jahrbuch der V.D.J. war hierfür ganz ohne Frage
die gegebene Stelle. Es hat ſich auch mit viel Hingabe und großem
Erfolg dieſer Aufgabe unterzogen.
Ein einleitender Aufſatz von Archivdirektor Dr. P. Wentzke gibt eine
zuſammengefaßte Schilderung der geſchichtlichen, wirtſchaftlichen und
kul=
tuvellen Entwicklung der Zuſammengehörigkeit der Rheinlande zum
Reich. Gbenſo zuſammenfaſſend ſchildert Dr. W. Däbritz=Eſſen in
mehreren Kapiteln Entſtehung und Aufbau des rheiniſch=weſtfäliſchen
Induſtriebezirkes. Neben den Bodenſchätzen, die als Grundlage
indu=
ſtrieller Entwicklung notwendig ſind, bedarf jede Beſiedlung einer
ge=
nügenden Verſorgung mit Gas, Waſſer und elektriſcher Energie zum
häuslichen und induſtriellen Bedarf. Direktor Roſellen=Neuß ſchildert,
von der geſchichtlichen Entwicklung ausgehend, die hierfür im
Rhein=
land getroffenen Maßnahmen, bis zur neuzeitlichen Fernverſorgung.
Neben dieſen drei umfaſſenden Aufſätzen werden in dem vorliegenden
Buche in Einzeldarſtellungen aus berufener Feder noch behandelt: Der
Braunkohlenbergbau, die induſtrielle Entwicklung der Stadt Neuß, die
Eiſenhütteninduſtrie in der Eifel, die Eiſengewinnung in der ſüdlichen
Rheinprovinz, die Aachen=Stolberger Meſſinginduſtrie, die
Dampfkeſſel=
induſtrie, die Glasinduſtrie des Saargebietes, die Zuckerinduſtrie die
Spiegelglasinduſtrie, die Solinger Schwertinduſtrie und die
Samt=
induſtrie. Der letzte Aufſatz, aus der Feder von Kurt Geisler=Berlin,
ſchildert an der Hand von Jubiläumsdenkſchriften einzelner Werke deren
Entwicklung. Wir nennen nur einige der bekannteſten Namen: Henckels=
Solingen Gasmotorenfabrik Deutz, Klein, Schanzlin u. Becker=
Franken=
thal, Badiſche Anilin= und Sodafabrik=Ludwigshafen.
Wie immer, ſo auch in dieſem Jahr, legt man nur ungern die „
Bei=
träge zur Geſchichte der Technik und Induſtrie” aus der Hand. Sie
bieten in unſerem techniſchen Zeitalter einen Lefeſtoff, reich an
An=
regungen und packend in der Schilderung einer friedlichen, arbeitſamen
(Entwicklung, die uns modernen Menſchen näher liegt als die Darſtellung
der blutigen Kämpfe früherer Herrſcher um Land und Macht.
* Die Erfindung. Internationale Zeitſchrift für Patentweſen. Off. Organ
des internationalen Verbandes für Patentweſen e. V. und des
Deut=
ſchen Reichsverbandes für Patent= und Muſterſchutz e. V.
Ver=
lag für geiſtiges Eigentum G.m.b. H., Berlin NW. 9, Potsdamerſtr. 1.
Preis vierteljährlich 15 Mk.
Nach einigen einführenden Aufſätzen über Patentweſen bringt die
neue Zeitſchrift die deutſche Patentklaſſen=Einteilung und danach, als
weſentlichſten Beſtandteil, eine Zuſammenſtellung der in den europäiſchen
Staaten ausgelegten bzw. erteilten Patenten. Die Angaben zu jeder
einzelnen Erfindung umfaſſen meiſt nur einige Stichworte, doch ſind ſie
ſo gehalten, daß der Intereſſent beurteilen kann, ob die Erfindung für
ſein Sondergebiet von Bedeutung iſt. Bei ausländiſchem Patent iſt
neben dem Wortlaut der Heimatſprache eine deutſche Ueberſetzung
auf=
genommen.
Die halbmonatlich erſcheinende Zeitſchrift wird Fachleuten,
Handwer=
kern, Induſtriellen, Patentanwälten uſw. bald ein unentbehrlicher Führer
durch das Erfindungsweſen werden. Durch ſie wird es allen Intereſſenten
möglich ſein, mit einem kurzen Blick — die „Zuſammenſtellung” iſt in
Regiſterform nach den deutſchen Patentklaſſen eingeteilt — feſtzuſtellen,
wo ein Eingreifen zum Schutz der eigenen Rechte notwendig werden
wird, oder wo ſonſtige Umſtände ein näheres Eingehen erheiſchen.
PERSONLICHES AU8 DER TECHNIK
Direktor Guſtav Henkel, der Mitbegründer der
Maſchinen=
fabrik Beck und Henkel in Kaſſel, vollendete ſein 70. Lebensjahr.
Der bekannte Schmiedefachmann Paul Schweißgut in
Dort=
mund iſt geſtorben.
Nummer 196
Tautf
Samstag, 17. Juſi
Börſe und Geldmarkt.
Nach der wochenlangen Hauſſeſtimmung iſt an der Börſe nunmehr
Ruhe eingetreten, die allerdings von einer recht beträchtlichen
Kurs=
erſchütterung eingeleitet worden iſt. Es iſt vielleicht kein Zufall, daß
dieſe Erſchütterung gerade an dem Tage eingetreten iſt, an dem die
Auflegung der deutſchen Tranche der Stahlwerk=Anleihe einen ſo
glän=
zenden Erfolg gehabt hat. Es iſt während der Hauſſe vielfach, u. a.
auch an dieſer Stelle, die Anſicht ausgeſprochen worden, daß ſie von
einem Teil der Großbanken ſtark geſchürt werde, um der Stahlwerk=
Anleihe einen guten Boden zu bereiten. Nach Unterbringung der
An=
leihe hat für die Banken die Hauſſe ziemlich an Intereſſe verloren.
Auch für das große Publikum, das ſich bekanntlich in erheblichem Maße
an den Termin=Spekulationen beteiligt hatte, galt der Kursſturz als ein
Warnungsſignal, ſeine Gewinne glattzuſtellen. Hinzu kommt, daß in
der vergangenen Woche eine Reihe von erwarteten Finanz=Transaktionen
mit ihren genauen Modalitäten bekannt geworden ſind und damit der
Börſenphantaſie der Wind aus den Segeln genommen worden iſt. Und
wie immer in ſolchen Fällen hat ſich herausgeſtellt, daß die Phantaſie der
Wirklichkeit weit vorausgeeilt iſt. Man hatte bei den J.G.=Farben eine
große Kapitalerhöhung erwartet, die mit einem recht beträchtlichen
Be=
zugsrecht verbunden ſein ſollte. Herausgekommen iſt lediglich die Fuſion
mit Köln=Rottweil, wobei das Umtauſchverhältnis bereits durch die
Börſe vorweg reguliert worden iſt. Bewahrheitet haben ſich trotz der
verſchiedenſten Dementi die Kapitalerhöhungen der großen
Schiffahrts=
geſellſchaften. Hier enttäuſchte das Bezugsrecht, obwohl man ſich hätte
ſagen müſſen, daß die Geſellſchaften keinerlei Veranlaſſung haben, bei
dem berzeitigen Kursſtande mit der Neu=Emiſſion, noch näher an den
Pariſtand heranzugehen, als ſie dies tun. In erheblichem Maße hat auf
die Kursgeſtaltung die Maßnahme der Reichskreditgeſellſchaft eingewirkt,
und insbeſondere auch die Form, in der dieſe Maßnahme
bekanntgege=
ben worden iſt. Es handelt ſich darum, daß die Reichskreditgeſellſchaft
an der Börſe bekanntgegeben hat, daß ſie für den Medio Juli nur noch
etwa die Hälfte der Reportgelder, die ſie zu Ultimo Juni zur Verfügung
geſtellt hat, zur Verfügung zu ſtellen beabſichtige. Die
Reichskreditgeſell=
ſchaft begründete dieſen Schritt mit der Ueberlaſtung ihres Perſonals,
eine Begründung, der man wenig Stichhaltigkeit beimaß, da hierin das
Eingeſtändnis techniſcher Unzuläſſigkeit liegt. Man nimmt vielmehr an,
daß das Ergebnis dieſes Schrittes Einengung der Spekulation, auch in
der Hauptſache beabſichtigt war. Daneben dürfte man richtig vermuten,
wenn man in dieſem Schritt einen Druck auf den Börſenvorſtand ſieht,
den Medio abzuſchaffen. Der Wunſch auf Abſchaffung des Medio iſt
be=
kanntlich an der Börſe ſehr verbreitet. Der Widerſtand ſoll im
weſent=
lichen bei den Banken liegen, die auf die mit der Medio=Prolongation
verbundenen Proviſions=Einnahmen nicht verzichten wollen. Auch die
Bereitwilligkeit, die verſchiedene Banken zum Ausdruck gebracht haben,
bei der Prolongation zum Medio beſonderes Entgegenkommen zu zeigen,
vermochte nicht, einen Umſchwung herbeizuführen. Unter
Berückſich=
tigung unſerer geſamten Wirtſchaftslage haben ia ſchließlich auch die
Börſenkurſe eine Höhe erreicht, die auch eine Stetigkeit der Beſſerung
ſchon vorwegnimmt. Man wird baher, zumal wir jetzt mitten in den
Ferien ſtechen, mit einigen ruhigen Wochen, an der Börſe zu rechnen
haben. Eine unbekannte Größe bildet noch die bevorſtehende Einführung
der Aktien der Vereinigten Stahlwerke an der Börſe. Man iſt ſich nicht
klar darüber, ob neben den Aktien der Muttergeſellſchaft nun auch noch
das geſamte Aktienkapital der Tochtergeſellſchaften der Vereinigten
Stahl=
werke an der Börſe eingeführt werden ſoll, da alsdann für einen und
denſelben Sachwert zwei Arten von Aktien im Umlauf wären. Hierüber
werden wohl die nächſten Tage, wenn der Proſpekt, der der
Zulaſſungs=
ſtelle bereits eingereicht iſt, veröffentlicht iſt, Klarheit bringen.
Wie zu erwarten war, war die Anſpannung am Gekdmarkt zum
Halbfahres=Ultimo nur von geringer Dauer. Schon die
Diskontermäßi=
gung der Reichsbank ließ darauf ſchließen; daß die alte Flüſſigkeit recht
bald wieder eintreten werde, und bereits eine Woche nach dem Ultimo
war der alte Satz von 3—5 Prozent für tägliches Geld wieder erreicht.
Der Medio har überhaupt keine Einwirkung auf die Geldſätze gehabt.
Es erſcheint aber zweifelhaft, ob ſich diefer Geldüberfluß bis zum Herbſt
hält. Es ſtehen zurzeit dem Markt kurzfriſtiger Gelder große
Geld=
mengen zur Verfügung, die in Bälde ihrem endgültigen Zwecke
zuge=
führt werden. Die ſtarke Beanſpruchung an den inneren Kapitalmarkt,
ſowohl von kommunaler Seite wie auch für die Durchführung des
Ar=
beitsloſenprogramms, und ſchließlich die im Herbſt zu erwartende 200=
Millionen=Reichsanleihe dürfte doch mit der jetzigen Geldabundanz auf
längere Zeit ein Ende machen.
Frankfurter Effektenbörſe.
Frankfurt a. M., 16. Juli.
Der Kursabbröckelungsprozeß an der Börſe machte heute wieder
größere Fortſchritte. Trotz der ſchwachen Haltung der lateiniſchen
Valuten haben die Kapitalfluchtkäufe vollkommen aufgehört.
Infor=
mierte Kreiſe verſichern ſogar auf eine Rundfrage, daß verſchiedentlich
Realiſationen für franzöſiſche Käufer vorgenommen würden, da die
auf den gekauften Effekten ruhenden Kursgewinne im Hinblick auf die
Frankenſtabiliſierungsabſichten jetzt mitgenommen werden. Das
her=
auskommende Material konnte heute nicht ſo leicht wie in den letzten
Tagen untergebracht werden, da das Publikum gegenwärtig auch nur
geringe Unternehmungsluſt bekundet. Die Folge davon waren heute
ſtärkere Kursrückgänge, die bis zu 6 Prozent ausmachten. Auch die
Banken wurden von der allgemeinen ſchwachen Haltung erfaßt und
ver=
loren bis zu 2 Prozent. Auf dem Montanmarkt verloren
Gelſen=
kirchen und Phönix 4 Prozent, die übrigen Werte 1 bis 3 Proz. Von
den Schiffahrtswerten waren Lloyd ſtark angeboten und minus 6 Proz.,
auch Hapag waren 3 Prozent niedriger. Sehr kleines Geſchäft hatten
auch die J.=G.=Werte, die zum erſten Kurs 3 Prozent niedriger
ein=
ſetzten. Beſſer hielten ſich die Elektrowerte, von denen nur Bergmann
und Siemens u. Halske 2½ Proz. verloren, die übrigen aber nur knapp
1 Prozent. Der Rentenmarkt war ebenfalls allgemein ſchwächer.
Deutſche Kriegsanleihen gingen weiter bis 0.460 zurück. Von den
ausländiſchen Renten waren beſonders die türkiſchen im Angebot. Für
Freiverkehrswerte beſtand wieder kaum Intereſſe. Becker=Stahl 90.—
Brown=Boveri 115.—, Benz 8.—, Entvepriſe 7½, Growag 60.—
Ufa 42.— und Unterfranken 81.—. Nachdem im weiteren Verlaufe
zunächſt noch ein weiterer Kursrückgang eingetreten war — J.=G. gingen
auf 240.— zurück —, ſtellte ſich zu den niedrigen Kurſen etwas
Deckungsbegehr ein, ſo daß bald die erſten Kurſe faſt wieder erreicht
wurden. Die Börſe ſchloß ſehr ſtill und luſtlos. Geld wieder leicht.
Tägliches Geld 4½ Prozent.
Die geringe Erholung, die nachbörslich zu verzeichnen war, machte
an der Abendbörſe neuen Kursrückgängen Platz. Da der
Fran=
kenſturz nicht mehr mit den üblichen Inflationskäufen verbunden iſt,
wird er ſehr unangenehm empfunden, da er ſich ſo nur
konkurrenz=
ſtärkend für die franzöſiſche Induſtrie auswirkt. Die Umſatztätigkeit
blieb wieder ſehr beſcheiden und der Beſuch unter normal.
Berliner Effektenbörſe.
Berlin, 16. Juli.
Das Börſengeſchäft verlief heute wiederum außerordentlich ſtill. Die
geringe Umſatztätigkeit ſührte im Gegenſatz zu den letzten Tagen ſofort
bei Börſenbeginn zu empfindlichen Kursrückgängen. Elektrizitätsaktien
gaben 2—2½, Bankaktien 1—2, chemiſche Werte 2 und 3 Prozent,
Schiff=
fahrtsaktien bis 5 Prozent her. Zu der Verſtimmung trug die neue
Baiſſebewegung des franzöſiſchen Franken, die diesmal noch keine
Ka=
pitalflucht heute auslöſte, und der im engliſchen Bergarbeiterſtreik
be=
ginnende Einigungswille bei. Das letztere Moment drückte beſonders
auf Montanaktien. Recht ſchwach eröffneten Hapagaktien, da der
Ver=
trag mit Harriman nach dem Bekannzwerden weiterer Einzelheiten fetzt
in einem weſentlich ungünſtigeren Lichte daſteht, als dies nach dem erſten
Communiqué der Hapag der Fall war. Die Aktien der Rombacher
Hüitte gingen weiter ſcharf zurück, nachdem die amtliche Verlautbarung
ſoeben die Kapitalzuſammenlegungsabſichten im Verhältnis 10:1
be=
ſtätigte. Die Werte der Schultheiß=Kahlbaum=Oſtwerke=Gruppe waren
um 3—5 Prozent gedrückt. Die Abgaben an den Aktienmärkten
ſtamm=
ten jedoch hauptſächlich aus Kreiſen der Börſe ſelbſt und wurden mit
dem bevorſtehenden Differenzzahlungstermin ſowie mit Reiſedispoſitionen
in Verbindung gebracht. Trotz der Rückgänge war die Stimmung nicht
ausgeſprochen flau, da das Angebot eben wr wegen der großen
Um=
ſatzloſigkeit fühlbarer auf das Kursniveau wirken konnte und an ſich
verhältnismäßig gering war. Am Geldmarkt war tägliches Geld
unver=
ändert leicht. Der Satz betrug 4—5½ Prozent. Für erſte Firmen
3 Prozent. Monatsgeld 5—6 Prozent. Am Deviſenmarkt war Paris
ſtärker gedrückt 203—205. London-Brüſſel hielt ſich auf 209—211, da
man in Belgien der Valutaſpekulation energiſch entgegenzutreten ſcheint.
Mailand und Warſchau gleichfalls unverändert. London—Spanien mit
30,80 ſchwächer. Im einzelnen eröffneten von Montanaktien Deutſch.=
Luxemb. 5, Gelſenkirchen 4, Stolberger Zink 5, RiebickMontan 5, Rh.
Braunkohlen 5, Phönix 4 Prozent ſchwächer. Kaliwerte verloren 4—5
Prozent. Farbeninduſtrieaktien begannen wit 242. Unter chemiſchen
Werten lagen Dynamit=Nobel auch um 5 Prozent gedrückt. Elektroaktien,
wie ſchon erwähnt, etwas weniger ermäßigt. Nur Bergmann minus 4,
Sachſenberg minus 3. Unter Schiffahrtsaktien begannen Hapag mit
145½ nach 150½ an der geſtrigen Nachbörſe. Nordd. Lloyd mit 140¾4
nach 144. Hamburg Süd mit 129 nach 134. Unter Bankaktien mußten
Darmſtädter Bank 4½, Dt. Bank und Diskonto je 2½, Reichsbank
2 Prozent hergeben. Im übrigen waren unter Induſtrieaktien noch
ver=
ſchiedene weitere Verluſte im Ausmaß von 3—4 Prozent zu verzeichnen.
Eine Ausnahmeſtellung nahmen Kammgarn Stöhr ein, die um 234 höher
einſetzten. Heimiſche Renten matt. Kriegsanleihe 0,455 nach 0,465.
Nach Feſtſetzung der erſten Kurſe verharrte das Geſchäft in einem
un=
vermindert engen Rahmen, doch bröckelte das Niveau nicht in dem
bis=
herigen Umfang weiter ab.
15 7. 1 16. 7
15. 7. 1 16. 7.
Aſchaffb. Bellſtoff
100.— 103,5 Hemoor Zement
171.5 169.—
Augsb.=Rürnb. Maſch)/ 90.75 88.— ſHirſch Kupfer ..... . /121.5 (124.—
Bamac=Meguin
74.— 6öſch Eiſen
1124 2- 1121.—
Berl. E. W. Vorzüg.
Hohenlohe Werke
17.
17.-
Verlin. KärlsruheInd / 85.75 84.5 Kahla Porzellan
84.5 81.5
Braunkohlen=Brikettsl 129.875/128.— ILindes Eismaſch. . . /146.— 1144.—
Bremer Vulkan.
53.5 52.5 Lingel Schuh
42.
42.—
Bremer Wolle
128.— 123.— (Linke u. Hofmann
77.75 75.5
Deutſch.=Atlant. Tel. 64.875/ 63.25 12. Loewe u. Co.
17,.6 163.25
Deutſche Maſchinen 1 98.—
95.— 15. Lorenz.
1102.5 1101.625
12.5
1.
Deutſch.=Nied. Tel.
Nol. Rohle.
1130.— 130.—
Deutſche Erdöl .... / 137.5 134.5 Norbd. Gummi:
8).
Deutſche Petroleum
Orenſtein
92.—
Dt. Kaliwerke
118.25 117.— MNathgeber Waggon „/ 52.— 10125
77.—
Donnersmarckhütte,
m.
Rombacher Hütten / 17.1251 17.25
119.- 1118.—
Dynamit Nobel.
Roſitzer Zucker .....! 6
62.—
Elettr. Lieferung: / 135.— 1134.5 Rütgerswerke .. .. /102.6 99.—
J. G. Farben ..
243.25 2a0.75 Sachſenwerk ....."
81.— 79.—
54.— 53.—
R. Friſter
Sächſ. Gußſtahl. . . . 1 92.— 1 92.—
..
Gaggenau Vorz.
43.5 45.5 Siemens Glas ..t l1u6.— 1117.5
Gelſenk. Gußſtahl,
29.— 27.—
Ver. Lauſitzer Glas. 1107.75 167.75
G. f. elektr. Untern. 1 153,26 150.25 Volkſtedter Porzell. 40.5 39.5
Halle Maſchinen ..
140.— 1140.— Weſtf. E. Langendreer 1 65.
63.—
Han. Maſch. Egeſt.
72.
Wittener Gußſtahl ..1 58.5
Hanſa Dampſchf. 1,0 143:25 145.— Wanderer=Werke. /443.5 143.5
Deviſenmarkt.
Amſterdam=R
Buenos=Aires.
Brüſſel=Antw.
Oslo ......"
Kopenhagen.
Stockholm . .
Helſingfors.
Italien ..
Lonvon......!
New=York. .
Paris.. . . .. . .
Schweiz ...."
Spanien ..
7.
Gelb / Brie// Gelb /Brief
168.56 168 9
1.704/ 1.70
95‟
g183 327
M1125:
i12.31
19.55
14.1
20.7M1
112.
0.59
14.21
20.453
4.195/ 4.30*
10 39 10 4.
1.181 81.38
66.40 66 56
16. 7.
1.707/ 1.711/Prag ..."
12.31/112.5s/Bulgarien..
10.55 16.59 Belgrad".
20.401 23.453/Liſſabon.
4.195/ k.205/ Danzig.
9.86 9.90 lAthen
66.30 66.334ruiguah
168.S1/169.03/WienD.=Oſt. ab.
9.70 9.74/Budapeſt. . . . .
91 93/ 92-17/Japan ...."
26/111.54/Rio be Janeiro
14.13 14. 17/Konſtantinopel.
81. 205/31.405lKanada ....
15.
Geld
29.31
12.420
5.67
1.98
9.850
3.04
7.415
2.23
21 42:
81 63
5.13
72i5
7.
Zrief
59.431
2.36
5.0
1.977
K.66
3033
7.82
2.31
21.479
81.21
5.
.205
4 22
16. 7.
Gelo B
39.38 59.50
12.422 12.352
5.87 5.39
1.370 1.974
0.6811 0.663
3.03
7.41
1i=
81.37
5.19
4.758
4.213
3.04
7.73
2.32
21.455
91.57
520
4.208
1.225
(
Toſol
Die Veulſche Heiſhsbagngefenſchan
iin Jum 2.20.
Berlin. Der Güterverkehr im Juni wurde durch ſtarke
Kohlenförde=
rung gekennzeichnet. Auf den arbeitstäglichen Durchſchnitt entfielen bei
26 Arbeitstagen gegen 24 im Mai 125 000 gegen 126 000 Wagen im
Vor=
monat. Die Geſamtwagengeſtellung überſtieg die Vormonate um 200 000.
Der ſtarke Kohlenverkehr erklärt ſich aus der Steigerung des Abſatzes
wegen des engliſchen Bergarbeiterſtreikes und der zum 1. Juli
bevor=
ſtehenden Kohlenpreisſteigerung. Auch das Hochwaſſer verurſachte eine
Verkehrsabwanderung auf die Eiſenbahn. Im Nuhrbezirk wurden an
einzelnen Tagen bis 140 Sonderzüge mit Kohlen gefahren. Sehr ſtark
war auch der Kohlenverſand aus Polniſch=Oberſchleſien. Von dort
wur=
den 450 000 Tonnen in zahlreichen Beharfszügen abgelaſſen. Die
Kohlen=
abfuhr richtete ſich zum großen Teil nach Scehäfen. Allerdings waren die
Umſchlagseinrichtungen in den Häfen dem außergewöhnlich hohen
Ver=
kehr zum Teil nicht gewachſen. In Altona, Hamburg, Harburg, Stettin
ſind infolgedeſſen erhebliche Verzögerungen in der Entladung eingetreten.
Für Brennſtoffſendungen nach Ruhrort=Duisburg mußte eine
fünfzig=
prozentige Annahmeſperre verhängt werden. Aus den wichtigſten
Kohlengebieten wurden 185 000 Wagen mehr als im Vormonat
ab=
befördert. Eine erhebliche Verkehrszunahme wieſen die künſtlichen
Düngemittel auf, da die niedrigeren Sommerpreiſe Anreiz zum
früch=
zeitigen Bezug ausübten. Die Bautätigkeit war auch im Juni recht
ſchwach. Der Verſand an Bauſtoffen hielt ſich ungefähr auf der Höhe des
Vormonats. An Zement wurden z. B. 31 000 Wagen befördert.
Die allgemeine Wirtfchaftslage und das ſchlechte Wetter haben den
Perſonenverkehr ungünſtig beeinflußt. Es wurden im ganzen 2563 gegen
5548 Bſige im Vormonat, in den das Pfingſtfeſt fiel, über Plan gefahren.
Die Betriebsergebniſſe im Mai 1926 zeigen folgendes Bild:
Geſamt=
einnahmen 371 900 000 (417 643 000) Reichsmark. Geſamtausgaben
378 314 000 (351 728 000) Reichsmark. Die Deckung der Mehrausgaben
erfolgte durch Inanſpruchnahme des Vortrages aus 1825. Die
Auf=
wendungen für werbende Anlagen im Betrage von 17 515 000 wurden
dem Erlös aus der Begebung von Vorzugsaktien entnommen. Für den
Dienſt der Reparationsſchuldenverſchreibungen wurde eine monatliche
Zahlung geleiſtet. Daneben iſt das Steuererträgnis aus den
Beförde=
rungen im April 1926 in der vorgeſchriebenen Höhe am Fälligkeitstage
an den Generalagenten für Reparationszahlungen abgeführt worden.
Gegenüber der Geſamteinnahme des erſten Vierteljahres 1925 mit
1 048 353 000 bleibt die des gleichen Zeitabſchnittes des Jahres 1926 mit
919 022 000 um 129 331 000 zurück, d. h. 1926 brachte gegenüber 1925 eine
Einbuße von 12,8 b. H. Die arbeitstägliche Einnahme im gleichen
Zeit=
raum ermäßigte ſich von 13 794 000 in 1925 auf 12092 000 in 1926, das
iſt ein durchſchnittlicher Ausfall von 1 702 000 Reichsmark.
Wirtſchaftliche Rundſchau.
750 000.— Reichsmark 8proz, zu 109 Proz. rückzahlbare Gold=
Hypothekaranleihe der Bayeriſchen Aktien=Bierbrauerei, Afchaffenburg.
Laut Inſerat in der vorliegenden Nummer unſeres Blattes, legt ein
Bankenkonſortium unter Führung des Bankhauſes Gebr. Arnhold,
Dresden-Berlin, dem u. a. die Darmſtädter und
National=
bank, Kommandit=Geſellſchaft auf Aktien, Darmſtadt, angehört,
750 000.— Reichsmark 8proz. Gold=Hypothekaranleihe der Bayeriſchen
Aktien=Bierbrauerei, Aſchaffenburg zur Zeichnung auf. Die Braueret
iſt im Jahre 1867 als Aktiengeſellſchaft errichtet worden. Das
Grund=
kapital beträgt 1 505 000.— Rm., eingeteilt in 1 500 000.— Rm.
Stamm=
aktien und 5000.— Rm. Vorzugsaktien. An Dividenden auf die
Stamm=
aktien wurden für die letzten beiden Jahre 10 Prozent p. a. und
12 Proz. p. a. verteilt. Die Produktionsfähigkeit der Brauerei beträgt
140 000 Hektoliter. In den erſten neun Monaten des laufenden
Ge=
ſchäftsjahres hat ſich der Abſatz gegen die gleiche Zeit des Vorjahres
um 17 Prgzent gehoben. Die Anleihe iſt durch Eintragung einer
Sicherungshypothek an erſter Stelle ſicherzuſtellen. Die
ber=
pfändeten Grundſtücke und Gebäude ſind im Jahre 1911 ohne
An=
rechnung des bedeutenden Maſchinenparks auf 1877 5M.— Mark
ge=
ſchätzt worden, und es ſind ſeitdem Verbeſſerungen im großen Stile
ge=
ſchaffen worden. Die Brauerei iſt hochmodern eingerichtet und befindet
ſich in tadelloſem Zuſtand. Die Anleihe iſt bis 1932 unkündbav
und wird von da ab mit 2,185 Prozent, zuzüglich erſparter Zinſen,
getilgt, und zwar im Falle der Ausloſung zu 102 Prozent. Die
Zeichnung findet vom 17. bis 23. Juli 1926 — vorzeitiger Schluß
vor=
behalten — ſtatt. Der Zeichnungskurs beträgt 92½ Prozent.
Sperrzeichnungen werden vorzugsweiſe berüchſichtigt. Es iſt
anzu=
nehmen, daß, da die Anleihe ſehr günſtig ausgeſtattet erſcheint, ſich eine
ſtarke Nachfrage dafür bemerkbar machen wird. Am hieſigen Platz
werden Zeichnungen von der Darmſtädter und
National=
bank, Kommanditgeſellſchaft auf Aktien, entgegengenommen, woſelbſt
auch ausführliche Zeichnungsaufforderungen erhältlich ſind.
Bilanz der Röchling=Stahlwerke. Das Werk veröffentlicht nunmehr
ſeine Bilanz per 31. Dezember 1925 ſowie die Gewinn= und
Verluſtrech=
nung für das vergangene Geſchäftsjahr. Danach betrug der Reingewinn
von 1925 98 366 F1s. Dieſer wird durch den Gewinnvortrag von 1924
auf 188 934 Frs, erhöht, die auf neue Rechnung vorgetragen werden.
Die Bilanz weiſt bei einem Aktienkapital von 2 Millionen Frs. und
Re=
ſerven in Höhe von 1 Million Frs. Kreditoren im Betrage von 6 397 900
Frs. auf. Ferner beſitzt die Aktiengeſellſchaft bei den Röchlingſchen
Stahl=
werken eine Schuld von 23 150 937 Frs. Die Grundſtücks= und
Werks=
anlagen haben nach der Bilanz einen Bugang von 1 872906 Frs.
erfah=
ren, ſo daß ihr Geſamtwert nunmehr 7 710 163 Frs. beträgt. Darauf
ſind 415 769 Frs. abgeſchrieben. Rohſtoffe und Fabrikate ſtehen mit
10 160 711 Frs. zu Buche. Debitoren 15 627 981 Frs. An Bankguthaben
werden 52 407 Frs, ausgewieſen. In der Generalverſammlung wurden
die durch das Los ausgeſchiedenem Aufſichtsratsmitglieder
Kommerzien=
rat Louis Röchling, Kommerzienrat Auguſt Röchling=Mannheim und
Kommerzienrat Heinrich Röchling=Mannheim wiedergewählt.
Mransdrter Karsseeict ben Po. dan Leb.
0.453*
Staatspapiere
e)Deutſche
5% Reichsanleihe
4% Reichsanleihe.
3½½
Dollar=Schatzanw.
K.=Schatzanw. 23
K.=Schatzanw. 24
4½%TVundV R.,
Schatz.
4½%HI.-IX. .
4% D. Schutzgb.
Sparprämienanl.
4% Preuß Konſ...
3½%
4% Baden alt
8½½
30 „ 1808
4% Bahern ......"
3½½— ..
3%
8-16% Heſſ. unt. 28
4% „ ..."
8½%, ...."
.
4% Württ. alte
b) Sonſtige,
europäiſche
5% Bos.E. B 1914
4%L. Inv. 1914
½% 1898 ..
4½% „1902 ..
4½ „......."
3 % Bulg. Tabak
4½% Oſt. Staatsr.
v. 19131
kZ4Oſt. Schatz. 14 —
1% Oſt. Goldr.
4ſe% Silberr.
% „einh. R. (kon.)
7.24
0.45
G.46
7.
0.41
5.25
4.45
3% Port. (Sv).) III
5% Rum. am. R.03
4½%- Gold. 13
am. konv.
am.05
%
O Türk. (Adm.)03
(Bagd.) I
4% (Bagd,/II
4% „ 1911 Boll.
00 Ung. St. 1913
4½% St. 1914
Goldr.
St. 10.
Kronr.
8%
Eif. Zor
Außereuro-
püiſche
5% Mex am. inn.
2 äuß. 99.
4% „ Golv. 04
30 „ kon) inn
4½%„ Irrigat.
5% Tamaulipas
Sachwert=
Schuld=
verſchreibungen
Mit
Zinsberech=
nung
6% Doll. Golv. 1932
6% „ 30 9.193
3% Frk.=Hyp.=B
Goldpfobr. R.1
8% Frkf. Hyp.=Bt.
Reihe 2
5%Frf. Pfandbr. B.
Gold Reihe 2
8.5
n.75
15.6
4.3)
6
26
1928
13‟
15.8
94ig
19.5
18.05
1.99
87
98.5
98
32.5
Em. 3199
30 Neck. A6. G1023
8% Pfälz.=Hyp.=Bk.
24
1 8% Rh.=Hyp. Gb.2
5% Rhein=Main=
Donau.. Gold 23
Ohne
Zins=
berechnung
6V Bo..=Bo..6j. 2
2 Bow. Kohl. 2:
%a Fr. Pf. Bk. 6. I
6% Großkr. Mannh.
Kohl. 23
6% Heib. Holzw 23
6% Heſſ. Brk.=Rog.
Roggen . 23
88 Mannh. Stadt.!
Kom .... . . . . 23
6% Offenb. 6olz.
5% Pfüchziſche=Hpp
Bt. Glo .... 2
% Pr. Kaliw.
50 Pr Roggenw.
5% Rh.H. B. Go. 24
5% Süchſ. Vrk. 23.
5% „ Roggenw 23
5% Südd Feſt=B 6
Borkriegs=Hyp.=B.)
Pfandbriefe
Bayr. Vereinsb.
Bayr. Handelsb
Bahr. Hyp. u. Wechſl
Frkf. Hyp.=Bk..
Frki. Pfandbr.=Bk.
Humb. Hyp.=Be...
Neining. Hyv =Bf.,
Pfilz. Hyv.=Bk.
Preuß Pf.br.=B4
Rhein. Hyp.=B
Süod. Bodenkr.
Bürtt. Hyp.B...
97.5
97.5
79
16.5
12.6
2.1.
14
14.4
18.6
2.33
5.35
7.1)
15
12.9
10.10
12.25
Staatl. od. prov.
garantiert
Heſſ. L.=Hyp.=B.
Landestr. Caſſel".
Naſſau Ld3b. ..
Obligationen v.
Transportanſt.
4‟ Eliſ.=Bahn ..
4½ Gallz. Carl=
Lud.=B.
5% Oſt. Süob (9.)
2,6% Alte ..
2.60 Neue
4% Oit. Staatsb. 8
% Oſt „ L.b.8,C.
3%Oſt. 9. E.
3%Oſt. 1885.
3% Oſt. Erg. Net
4% Rud. Silber..
4½ Ruv. Salzkg.)
4½% Anat. S.1
4½% Anat., S. II
4½% Anat., S.IIII
3% Salon. Monaſt.
5% Tehuantepee.
1½%
Bank=Nktien
Allg D.=rebit.
Bao. Bk.
Bt f.Beuutind.
Barmer Banko. ../111
Bay. Hyp.:.W.hi. 11 29.5
Berl. Hanbelsgeſ.. .117.
Comm. u. Peivatb. /1277).
Dacmſt. u. Nat.=Bk. /174.2.
Deutſche Bank .. . / 13)
D. Eff.n. Wh/=Bk. /190
D. Hyp.-3:. Nein./115
D. Vereinz=Bk. . . 39.75
Disk.=Geſellſh. . . . /150
Dresdener Br... . . 1133
Frankf. Br. . . . . 1499.5
6.6
6,65
5
4.75
12.7
19.1.
18
6.25
23.25
167
142
144
Rch
Frkf. Pfobr.=Be.
Gotha Geundkr. Bk.
Metallbank.
Meitteld. Crebltb.
Oſterr, Credltanſt.
Pfält. Hyp.=Br....
Reichsbank=Ant. ..
Rhein. Crebitbk. ...
Rhein=Hyp.=Be. ..
Südd. Disc.-Geſ.
Wiener Bankvereil
Gergwerkä=Akt.
Berzelius
Bochum. Bergb.
Buverus.
Dt. Luxemburg. 133
Eihw. Bergw..
Gelſenkirch. Bgw..
Hurp Bergb....
Fiſe Bergb.
Genußichein.
Kali=Aichersieb.
Kalt. S ilzberfurt. 1180
Kill. Weſterregln „1149
Rlöcknerwerke..
Minnezm. Röh=
Minsfelver ..
Overbeparf....
Oöſchlef. Eiſ. (Caro)
Otnvi=Aak. ......
Pyönix-Bergb. . . /1072
Ryein Braunk. . . .
R)ein. Stahlw.. . /13)
Rombah. Hütte..
A. Riebek Nontan
Tellus Bg6.
Ver Laurahütte".
Induſtrie=Akt.
Eichbaumi Mannh. )
Henninger ......."
Lowenbr.=München!
114
114.5
133
114
120.5
112
159.5
116
118
43
134
81
137
167.75
132
10)
133.5
105.25
120
107
33.23
3—.7.
157
15
41.5
32.75
Mrinz. Aktienb.
Shöfferhof (Bind.)
Shwarz= Störhen
Werger
7.95 Nrrum Beellt ..
Aoler & Oopenh..
Aolerw. (v. Riehzer)
A. G. G. Stamm. .
115.5 160 N. 5.G. Pf9.4.
5 % A. E. B. V)y.B.
5.17- Anne Gieſecke
Aichiff. 3zliſtoff .1105.5
Bioenig (Weing.)
Bzo. Myſh. DZri
Byo. Uhrer, Fürtiv.
Bumig=Neguin ..
Buyr. Spiegel ...
Beck & Henkel ....! 48
Bergminn El. .. .
Bing M=kall. . ...
Brem.=Beſigh=Hi.
2 ment Heibelb. 1193.5
jement. Kurlſtadt
Cement. Lothr.
Chem Albert.....
Chem Brocky. ..
Chem. Milh ..."
Duimler Nitoren..
Dr Eiſenhandel...
Deurſch= E=
D. G.u. Silb. S heid.
Dingler Mrſch
Drezu. Shrellpe.
Dürrtopp.
Dürr, Ratingen
D„kerhoff KB.
Eiſenw. Kriferzt.. .
Eiſetw 9 Neyer
. Lieferun).
Fl. Liht=A. Rraft 113
Elſ. B15 Wille.
Enig
Enail. Uirich
Enzinger Berke.
224
123.5
126.5
133
720
192
44
45.5
123.75
6½
413
121.75
86
59.75
33
13
5.3)
03.2)
A
43.75
zu
133.75
Ezlinger Mrſhi.
Ectlinger S oinn..
Fuber Bleiſtift .
Faber & S hleicher
Fahr, Plemrſens.
Farbenind. F. G.
Felten & Glilleau.
Feinmeh (Fetter
Feiſt. Sekk
..
Frankfucter G13.
Frankfurter Hof.
Frkf. M Byru. W
Fah3 Bagzon..
Eeiling & Cie. ..."
Germanig Linol.
G=lſenk. Gißſt. . ..
Gülbſhmniot, Th..
Göthr Wayyon.
Geeffenius
Geitzner, Mrſch..
Geün & Bilfinger.
bifetnihle Frkf.
Hinnocſen . ...
Hinfw Füſſen ...
Hart & Bexun ..
Gehligenſttedt....
Hilpert, Aemitur.
Hindrich3=Auffeem.
Hirſh Kupfer ....
boh=Tiefbzu ....!
Huzmann .. . . . . ."
Holzoeck. Jtd....
Hydrom. Breslau
Fnag ......"
Fanghans
ſetmn), Kxierst
Kirlsraher Niſch
Kicſtadt R.
Rlein. Sh.6 Beket
Knorr, Heilbeonn.
Konſers. Beaun ..
Krauz Lotomn.
Lahmeyer .. .. . .."
Beh, Aug3burg
23.5
60
37
212
127.73
79
47
85
63,73
5
17
27
2.1)
g5
3)
3.
24.5
3).5
121
82
21
0.75
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39
97.5
112.25
33
Levero Roty
Soihurt
Lingel Shthv.,
V1hnberg. Mihle
Lto vigsh. Wilzm
Lü eniheib Mstal
Zuther, M1hlenb.
Lts Induſtrie ...
N tinkraft Höht,
Nekaligei. Flkf. ...
Neher Dr. Piul.
Niag. Mihtend...
Wietaz Stamn
Nitorenf. Dau
Nytorenf. Obesuri.
Ryrir
N=ckrv. Ezlingen
Feters Union
Bfü, Niy Layſer
Bzilipos.
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Rhein. Metall=Vj.
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Siemens & Hrlste.
Siv) Inniz.
Thür elektr. Blef. ..
Thrett Ftrtw ingt.
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X
33.25
83
53.5
22
93
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111
47
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83
149
21
14.23
1.
113.75
49
Md Me
Vet Faßf. Caſſel.
Gmmi. Bin. Frkſ.
Binſel=Nienberg..
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Zell
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Vogtl, Maſch.
Boigt” Haeffner
Volthom. Seil ..
Bahz & Freytag.
Wegelin Rußfbr..
Zellſt Waldhof ..
Zuckerl. Waghäu ſ
Frankenth.
Zuckeef,
Heibronn=
ickerf. Offſtein".
Zuckerf. Rheingau
Zikerf. Stuttgart
Tranzport= und
Berit herungs=Akt.
N. Dr. Ei entbahn
Dr. Eiſenb.=Geſ. ..
El. Hohbahn Berl.
S hantung E.B.
Süvp. Elſenb.=Ge
Hivag
Nr5b Li
.
Ferf. Allg.
Frankona Rückv.
Darmt. Berte
Bahnbedar;
.25 Danofe Rooder
Helvetia Konſ.
Bevr. Zu3
Motorf. Darmſt
Gebr. Roeder.
Venuleth 4 Ellenb.
5.5
3.5
67
89.5
40.5
101
154.5
78.5
79.25
99.5
80
72.75
122.5
147.75
141.75
97
Seife 14
Samstag, den 17. Juli 1926
Nummer 196
Der neue Hapag=Harriman=Vertrag.
Zu dem neuen Hapag=Harriman=Vertrag ſchreibt das „Hamburger
Fremdenblatt”: Aus den beiden vorgeſtern von der Hamburg=Amerika=
Linie veröffentlichten Communiqués über die Umgeſtaltung des
Harri=
man=Vertrages und die beantragte Kapitalerhöhung iſt in der geſamten
Preſſe und Oeffentlichkeit der Eindruck entſtanden, daß der Kaufpreis
mit der Uebergabe der 10 Mill. Rm. Hapag=Aktien an Harriman voll
bezahlt worden ſei. Dieſe Auffaſſung iſt in einer vorher abgehaltenen
Preſſekonferenz durch die Art der zu den Communiqués mündlich
gege=
benen Erklärungen verſtärkt worden. Jetzt treffen aus Amerika
Mel=
dungen ein die von einem ganz unverhältnismäßig höheren Kaufpreis
ſprechen. Die Meldungen ſtimmen nicht überein, ſie kommen aber auſ
einen Preis von ungefähr 8 Mill. Dollars einſchließlich 10 Mill. Rm.
Aktien. Trotz der ungeheuren Verſchiebung in der Beurteilung der
Hapag=Harriman=Transaktion, die ſich hieraus ergeben würde, hüllt ſich
die Hapagverwaltung in Schweigen und erklärt auf Anfrage, ihren
Communiqués nichts hinzuzufügen zu haben. Nach unſeren anderweitig
eingeholten Informationen ſind die amerikaniſchen Meldungen mit
größ=
ter Wahrſcheinlichkeit zutreffend. Das würde bedeuten, daß die
Ham=
burg=Amerika=Linie für die drei Dampfer, von denen der eine 1908, die
anderen 1920 in Fahrt geſetzt worden ſind, etwa 35 Mill. Rm. bezahlen
müßte. Die durchweg günſtige Beurteilung des neuen Vertrages wird
aber auch dadurch beeinträchtigt, daß die amerikaniſchen Meldungen von
einer höheren Aktienbeteiligung Harrimans an der Hapag als nicht
un=
wahrſcheinlich gehalten werden. Das könnte heißen, daß Harriman
tat=
ſächlich in größerem, allerdings nicht anzugebendem Umfang Aktien der
Hamburg=Amerika=Linie aufgekauft hat. Damit würde aber auch der
Anteil Harrimans an der Hapag weſentlich höher werden.
Frankfurter Deviſenmarkt. (Frankenbaiſſe.) Im Uſanceverkehr
war heute Paris außerordentlich ſchwach. Die Pfundparität gegen
Paris betrug 205. Hieſige informierte Kreiſe betonen, daß es auch
Caillaux auf der Baſis ſeines Programms tretz der in London
er=
zielten „Zugeſtändniſſe” nicht gelingen werde, die Stabiliſierung des
Franken durchzuführen. Daß man in Frankreich ſelbſt noch ſehr
peſſi=
miſtiſch geſtimmt iſt, geht daraus hervor, daß die Frankenbaiſſe in der
Hauptſache auf franzöſiſche Frankenverkäufe zurückzuführen iſt. — An
der Pariſer Börſe wurde das engliſche Pfund geſtern bereits mit
24.5 Franken, an der Londoner Börſe ſogar mit 28.25 Franken
ge=
handelt.
Erhöhung der polniſchen Einfuhrzölle? An der Danziger Börſe
kur=
ſierte heute das Gerücht, daß vom Montag ab in Polen eine
Verord=
nung in Kraft treten foll, nach der die Zölle zunächſt um 30 Prozent
er=
höht werden ſollen, wodurch die Zlotyentwertung, die heute faſt 50
Pro=
zent beträgt, jedoch nicht ganz aufgewogen werden dürfte.
Produktenberichte.
Mainzer Produktenbericht vom 16. Juli. Weizen und Roggen nicht
notiert, Hafer 22,50—24, Braugerſte nicht notiert, Futtergerſte 18—21,
Weizenmehl 43,75—44,25, Roggenmehl 32,50, Weizenkleie, fein 10,
Weizen=
kleie, grob 11, Roggenkleie 10,50, Weizenfuttermehl 12—12,50,
Malz=
keime 13—14,50, Biertreber 14,75—15,75, Kleeheu, neue Ernte 6.80—7,
Wieſenheu, alte Ernte 11,50—12, Maſchinenſtroh 4—4,50, Drahtpreßſtroh
6—6,50, Weiße Bohnen 25—25,50, Haferflocken 41—41,50, Graupen 31,50,
Tendenz: Unverändert. Futtermittel gefragt.
Frankfurter Produktenbericht vom 16. Juli. Der hieſige Markt
konnte ſeine feſte Tendenz weiter behaupten. Nur Roggenmehl erfuhr
eine Abſchwächung. Preiſe: Weizen 32—32,50, Roggen 23,50,
Sommer=
gerſte und Hafer inl. nicht notiert, Hafer ausl. 21,50—23, Mais gelb
18,25—18,50 Weizenmehl 42—44, Roggenmehl 32,50—33,50, Weizenkleie
9,25—9,50, Roggenkleie 11,25.
Berliner Produktenbericht vom 16. Juli. Der Geſamtbörſe fehlt es
von dem Ausland an Anregung, während andererſeits auch der Kreis
der Käufer an allen Märkten ein recht kleiner geworden iſt. Das
Kurs=
niveau war für Weizen unter dem Einfluß des guten Wetters nicht ganz
behauptet, während für Roggen die anhaltend großen und billigen
Offerten in alter Ware dieſes Gebietes unter ſtarkem Druck halten.
Amerikaniſche Kabelnachrichten.
* New York, 17. Juli. (Priv.=Tel.)
Weizen: Der heutige Markt zeigte während des größten Teiles
ſeines Verlaufes eine feſte Haltung auf höhere Liverpooler Kabel und
ungünſtige Wetterberichte aus dem Sommerweizengürtel. Später trat
jedoch ein Tendenzumſchwung ein auf beſſere Witterungsberichte aus
Kanſas und Kanada. Die Termine zeigen noch Aufbeſſerungen bis
3 Cents.
Mais: Der heutige Markt verkehrte zunächſt in feſter Haltung
auf günſtige Witterungsberichte und geſteigerte heimiſche Lokonachfrage.
Später trat jedoch eine Abſchwächung ein. Die Termine zeigen nahezu
keine Veränderungen.
Hafer: Die Termine zeigen heute nur unweſentliche
Verände=
rungen. Das Geſchäft war gering.
Baumwolle: Käufe und Deckungen der Wallſtreet verliehen dem
Anfangsverkehr eine feſten Tendenz. Später trat eine Verflauung ein
auf Verkaufsluſt der Pflanzer und günſtige Witterungsberichte aus den
ſüdatlantiſchen Staaten.
Kaffee: Käufe der Walſtreetſpekulation und Stützungskäufe von an
der Valoriſation intereſſierten Firmen gaben dem Anfangsverkehr ein
feſtes Gepräge. Später trat auf ſpekulatives Angebot eine
Ab=
ſchwächung ein.
Kleine Wirtſchaftsnachrichten.
Die Liquidationskurſe des Mediotermines zeigen größtenteils eine
Abſchwächung gegenüber dem Stande am Ultimo Juni, die
verſchiedent=
lich über 10 Prozent, ja bis 15 Prozent ausmacht. Widerſtandsfähig
lagen Schiffahrtsaktien, beſeſtigt haben ſich ſämtliche Bankaktien.
Die Hamburg=amerikaniſche Paketfahrt=Aktiengeſellſchaft (Hamburg=
Amerika=Linie) beruft die Aktionäre nunmehr zu der angekündigtem
H.V. am 2. Auguſt zuſammen.
Nachdem erſt am 12. ds. Mts. die Zinkblechpreiſe erhöht worden
ſind, hat der Zinkhüttenverband in Berlin ebenſo wie die verſchiedenen
Zinkblechhändlervereinigungen Deutſchlands die Grundpreiſe für
Zink=
bleche mit Wirkung ab 14. ds. Mts. weiter um 1 Rm. je 100 Kg. erhöht.
Der in Holland im Betrage von 2 Millionen Dollar zur Zeichnung
gelangte Anteil der Anleihe der Aktiengeſellſchaft ſächſiſcher Werke iſt
ſtark überzeichnet worden. Die Zuteilung muß daher ſtark eingeſchränkt
werden.
Der ruſſiſche Exportplan ſür Tabak ſieht im laufenden
Wirtſchafts=
jahre eine Menge von 450 000 Pud vor, davon entfallen auf den
Kuban=
bezirk 140 000 Pud, auf den Maikopbezirk 20 000 Pud, auf die Ukraine
50 000 Pud, auf Transkaukaſus 100 000 Pud und auf die Krim 10 000 Pud.
Im öſterreichiſchen Handelsminiſterium fanden Verhandlungen wegen
Schaffung eines Garantiefonds für Rußlandexporte ſtatt. Die
Regie=
rung erklärte, nach einer Wiener Meldung, daß ſie nicht in der Lage ſei,
nach dem deutſchen Vorbild eine Ausfallhaftung zu übernehmen.
Die Verhandlungen werden auf privater Baſis fortgeſetzt.
Infolge der ſehr guten rumäniſchen Ernte hat es ſich gezeigt, daß
der Waggon= und Lokomotivparkt der rumäniſchen Eiſenbahnen den
Anforderungen der Landwirtſchaft und der Ausfuhrkreiſe nicht genügt.
Deswegen hat die rumäniſche Regierung einen neuen außerordentlichen
Kredit in Höhe von 600 Mill. Lei bewilligt für den Fall, daß die
be=
ſtehenden Kredite nicht genügen ſollten.
Die deutſche Botſchaft in Waſhington erhielt eine Bekanntmachung,
in der vor der Eingehung von ſpekulativen Engagements in
Reichs=
banknoten aus der Vorkriegszeit gewarnt wird, da eine Aufwertung
nicht in Frage kommen könne.
In New York fand die erſte große konſtituierende Verſammlung der
American=Ruſſian=Chamber of Commerce unter Beteiligung bekannter
Führer der amerikaniſchen Finanz= und Wirtſchaftswelt ſtatt.
49 kleine Bankinſtitute im Staate Georgia (Amerika) mit
Geſamt=
aktiven von 10 439000 Dollar haben ihre Schalter geſchloſſen. Die
Zu=
ſammenbrüche ſtehen im Zuſammenhang mit den bekannten
Spekulations=
ſchiebungen im Staate Florida, wo ebenfalls Bankſchwierigkeiten
ein=
getreten ſind.
Ausden Amtsverkündigungen des Kreisamts
Darmſtadt und den Bekanntmachungen des
Polizeiamts Darmſtadt.
Gefunden: 1 Herrenfahrrad. 1
vier=
eckiger geſchliffener Amethyſt. 1 braunes
Portemonnaie mit 43. Pfg. 1 Roller. Eine
Tula=Armbanduhr in Zugarmband 1 ſilb
Nadel mit viereckigem grünen Stein. Ein
Doublé=Kneifer. 1 Taſchentuch, gez. A.
1 graue Kinderſchürze. 1 Karton
Frauen=
wäſche und Kleider (vor einiger Zeit in
einem Bäckerladen zur Aufbewahrung
ab=
gegeben wordenſ. 1 Fünfmarkſchein. —
Zugelaufen: 1 junge graue Katze, 1 junger
ſchwarzer Dackel.
Sonntagsdienſt und Nachtdienſt in
den Apotheken Darmſtadts: Es verſehen
den Sonntag8dienſt und in der Woche vom
17. Juli bis einſchließlich 24. Juli den
Nachtdienſt die Löwen=Apotheke,
Ballon=
platz 11, die Adlerapotheke,
Wilhelminen=
platz 17, die Hirſch=Apotheke, Nieder=
Ram=
ſtädterſtraße 21.
Oetgebang don Buuurornen
Auf Grund des Miniſterial=Erlaſſes
vom 16. Juni 1893 und deſſen
Ergän=
zungen ſollen nachſtehende Bauarbeiten
an der Techn. Hochſchule in Darmſtadt
im öffentlichen Wettbewerb. vergeben
werden:
1. Dachdeckerarbeiten (250 qm
Schie=
ferbedachung, 530 qm Holzzementdach=
Erneuerung);
2. Spenglerarbeiten (Erneuern von
50 Ifdm. Kiesleiſten mit Kandeln und
80 qm Zinkverkleidung an Kehlen uſw.);
3. Weißbinderarbeiten (Erneuern der
Anſtriche im Innern der Gebäude in
4 Loſen von je 650—800 qm
Leim=
farben= und 400—800 qm
Oelfarben=
anſtrich ſowie äußerer Fenſteranſtrich
in 4 Loſen von je 400—800 qm Fen=
*
ſter= und Lädenanſtrich);
4. Pflaſter= und Chauſſierarbeiten
(rund 100 qm Pflaſter und 150 qm
Chauſſierung).
Die Angebotsunterlagen ſind, ſoweit
vorrätig, vom 16. d8. Mts. ab gegen
Gebühren auf unterzeichnetem Amte
er=
hältlich.
Eröffnungstermin der eingegangenen
Angebote Montag, den 26. Juli 1926,
vorm. 10 Uhr. Zuſchlagsfriſt 14 Tage.
Darmſtadt, den 13. Juli 1926.
Heſſ. Hochbauamt Darmſtadt.
J. V.: Hofmann. (TV,10337
Arbeitsvergebung.
Die äußere Herſtellung des
Dienſtge=
bäudes Wilhelminenſtraße Nr. 3 in Putz
und Anſtrich wird auf Grund des
Mini=
ſterial=Erlaſſes vom 16. September 1893
und deſſen Ergänzungen öffentlich
aus=
geſchrieben. Bedingungen ſind auf
unſe=
rem Amte, Paradeplatz 3, einzuſehen.
Angebotsunterlagen daſelbſt, ſolange der
Vorrat reicht, zu den Selbſtkoſten
erhält=
lich. Angebote ſind verſchloſſen, poſtfrei
mit entſprechender Aufſchrift zum
Eröff=
nungstermin am Samstag, d. 24. Juli
1926, vormittags 10 Uhr, einzureichen.
(10370
Zuſchlagsfriſt 8 Tage.
Darmſtadt, den 14. Juli 1926.
Heſſ. Hochbauamt Darmſtadt.
J. V.: Hofmann.
Die elektr. Inſtallationsarbeiten
(Licht= u. Klingelanlagen) für 3
Häuſer=
gruppen im Rhönring und das ſtädt.
Gebäude vor dem Orpheum ſollen
als=
bald vergeben werden. Angebotsformu=/Wendelſtadtſtraße 38,
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von zuſammen 2,50 Mk. auf dem techn.
Büro der unterzeichneten Verwaltung ſchrank, gut erhalt.,
erhältlich, woſelbſt auch die Angebots= zu verk.
Gutenberg=
unterlagen eingeſehen werden können.
Angebote ſind bis Montag, den
26. Juli 1926, vormittags 10 Uhr,
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furterſtraße 69, 1. Stock, aufgehängten
Angebotskaſten einzulegen. (st10361
Direhtion der ſtädtiſchen Betriebe.
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billig zu verk. (*18607
Barkhausſtraße 15
Guterhal ener (18573
Kinderklappſtuhl
bill abzug. Karlſtr. 3,III
Die Unterzeichneten laden hierdurch ein zur Zeichnung aut
nom. Reichsmark 750000.—
80bo ige zu 1020/0 rückzahlbare Gold-Hypothekaranleihe der
Bayerischen Aktien-Bierbrauerei Aschaffenburg von 1926
auf Feingoldbasis (1 Reichsmark —. 1/„no kg Feingold) — unkündbar bis 1932
Die Anleihe ist an erster Stelle an dem Brauerei- und
Mälzerei-
grundstück der Gesellschaft sicherzustellen.
Aut die Stammaktien wurden für das Geschäftsjahr 1923/24 10, p. a. und 1924/25
12‟, p- a. an Diridende verteilt.
Die für die Anleile verpfändeten Grundstücke und Gebände, welche einen
Flächenraum von ca. 102000 am umfassen, sind im Jahre 1911 auf Mk.
1827 527.— geschätzt worden, in welcher Summe die zu der gleichen Zeit
auf Mk. 563 731.— geschätzten Maschinen und Apparate nicht enthalten sind. Die
Brauerei ist seit dem Jahre 1911 durch Anschaffungen großen Stils bedentend
ver-
bessert worden. Sie ist hochmodern eingerichtet, und befndet, sich in tadellosem
Zu-
stande.
Die Anleihe ist in Abschnitten von RM 500 und 1000 ausgefertigt, trägt Zinsscheine, die
am 2. Januar und 1. Inli fällig sind. Die Anleihe ist bis 1932 unkündbar und wird von
da ab im Falle der Auslosung mit 102% getilgt.
Die Einführung der Anleihe an der Börse zu Dresden ist in
Aus-
sicht genommen.
Zeichnungsfrist: 17. bis 23. Juli 1926. Vorzeitiger Schluß vorbehalten.
Zeichnungskurs: 92//,‟ zuzüglich Stückzinsen und Börsenumsatzsteuer.
Zeichnung mit mindestens 6monatlicher Sperrverpflichtung werden vorzugsweise
berück-
sichtigt. Die Bezahlung der zugeteilten Stücke hat spätestens bis 5, Angust ds. Js, zu
er-
folgen.
Zeichnungen werden von den Unterzeichneten entgegengenommen, woselbst auch
aus-
führliche Zeichnungsaufforderungen zur Einsichtnahme ausliegen.
Dresden, Berlin, Darmstadt, im Jnli 1926.
Gebr. Arnhold
S. Bleichröder
(10319
Darmstädter u. Hationalbank Kommanditgesellschaft auf Aktien
Gut. Herrenfahrrad
und ein neuer
kom=
pletter Rahmen billig
abzugeb.
Landwehr=
ſtraße 45, p. (*18499fs
Gebr. Damenrad
für 50 ℳ z. vk. (*18662
Frankfurterſt. 88, Hof
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(wie neu) billig z. verk
Karlſtr. 14, Laden.
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Wendelſtadtſtr. 15, I.
Verloren
Sonntag, 11. Juli,
früh zw. 5 u. 6 Uhr,
grünlich grauer,
ge=
fütterter Gabardine=
Herren=Mantel mit
der Firma „
Bam=
berger & Hertz” auf
dem Wege Ohlyſtr.—
Roquetteweg —
Böl=
lenfalltor. Bitte
ab=
geben geg. gute
Be=
lohnung Mathilden=
(*18623
ſtr. 31, 11.
Verloren
1 Ohrring, ſchwarzer
Stein in Gold gefaßt,
geg. Belohn abzug
Mornewegſtraße
Vaſche
Freibank hof.
Samstag vorm. von
8—12 Uhr u. nachm.
von 4 Uhr ab. (10318
Rind= u Schweineſleiſch,
Bekanntmachung.
Das Konkursverfahren über das
Ver=
mögen der Firma Bernhard Schwab
r. Nachfolger in Bad=Nauheim wird
mangels Maſſe eingeſtellt.
(10346
Bad=Nauheim, den 10. Juli 1926.
Heſſ. Amtsgericht.
DeAusfihrungder Detondecken
zwiſchen eiſernen Trägern beim Umbau
des Maſchinenhauſes im Städt. Gaswerk
ſoll vergeben werden. Die
Vergebungs=
unterlagen liegen in den üblichen
Dienſt=
ſtunden auf unſerem Amte,
Frankfurter=
ſtraße 69, Zimmer 22, zur Einſicht offen.
Die Angebote ſind bis Montag, den
26. Juli 1926, vormittags 10 Uhr,
hierher einzureichen.
(st10362
Direktion der ſtädtiſchen Betriebe.
Främmgolzberhteigeräng.
Mittwoch, den 28. und Donnerstag
den 29. Juli, jedesmal 9 Uhr Vorm.
beginnend, werden im Frankfurter Hof
dei Bahnhof Rüſſelsheim aus zerſtreuten
Diſtrikten des Staatswaldes verſteigert:
Schnittholz: Eiche, fm: 1 St. 1 Kl.
— 1,97; ſonſtige Stämme Eiche, fm:
5 St. 1. Kl. — 15,1; 9 St. 2. Kl. — 12,1;
4 St. 5. Kl. — 1,3; 171 St. 6. Kl. — 52,2;
Eſche, fm: 1 St. 4. Kl. — 1.04; Buche,
fm: 3 St. 1. Kl. — 3,4; 17 St. 5. Kl.
— 8,2; 4 St. 6. Kl. — 1,1; Hainbuche,
Im: 3 St. 3. Kl. — 2,1: 23 St. 4. Kl.
— 10,6; 22 St. 5. Kl. — 7,6; 24 St. 6. Kl.
—5,6; Birke, fm: 2 St. 4. Kl. — 1,9;
2 St. 5. Kl. — 0,7; 9 St. 6. Kl — 2,3;
Erle, fm: 4 St. 4. Kl. — 2,4; 6 St. 5. Kl.
—2,1; 5 St. 6. Kl. — 2,0; Ulme, fm:
1 St. 2. Kl. — 1,7: 2 St. 4 Kl. — 0,9;
Linde, fm: 1 St. 4. Kl. — 0,6; 1 St.
5. Kl. — 0,5;
Schnittholz: Kiefer, fm: 2 St.
2. Kl. — 2,6; Sonſtige Stämme:
6 St. 1 Kl. — 15,2; 52 St. 2. Kl. — 89,1;
58 St. 3. Kl. — 51,9; 6 St. 4 Kl. — 4,1.
Die Laubholzſtämme werden am 28.,
die Kiefern am 29. Juli ausgeboten. Die
Stämme ſind vorher einzuſehen. Die
Kiefern ſind geſchält.
Nummernverzeich=
niſſe ab 19. d. M. hier gegen Gebühr von
1 Mk. erhältlich. Auskunft erteilen die
Herren Förſter Vöglin auf dem Unteren,
Olff auf dem Oberen Königſtädter
Forſt=
haus ſowie unterzeichnete Behörde.
Jagdſchloß Mönchbruch, den 12. Juli 1926.
(10324 Forſtamt Mönchbruch.
Berunntmacung.
Nachdem der Heſſiſche Sparkaſſen=
und Giroverband den Beitritt als
Gründungskörperſchaft zur Heſſen=
Naſſauiſchen
Lebensverſicherungs=
anſtalt in Wiesbaden beſchloſſen hat,
können
alle Arten v. Lebensverſicherungen
zu günſtigſten Bedingungen und
niedrigſten Beitragsſätzen durch
Bermittlung unſerer Kaſſe
oder durch die Vertreter bei unſerer
vorgenannten Lebensverſicherungsanſtalt
abgeſchloſſen werden.
(St10329
Auskünfte bereitwilligſt.
Darmſtadt
[ ← ][ ][ → ]Nummer 196
Samstag, den 17. Juli 1926
Seite 18
Matrikel 43012.
(Im Käfig durch die Welt).
1. Wie ich Legionär wurde.
Den Tagebuchblättern eines Fremdenlegionärs nacherzählt
von Arthur Dix.
3)
(Nachdruck verboten
Es herrſchte eine wahnſinnige Hitze, unterbrochen durch
un=
heimliche Regengüſſe. Dazu das ſchwere Gepäck. Wenn der
Herr Sergeant glaubte, daß man nicht tapfer genug marſchiere,
dann gab es einen Schlag mit dem Gewehrkolben vor den Kopf.
Machte bei ſolcher Gelegenheit der eine oder der andere
Kame=
rad ſchlapp, ſo daß er auf dem Weg: liegen blieb, dann kümmerte
ſich keine Seele um ihn; und nach 6 Wochen fanden wir bei
er=
neutem Marſch durch die Gegend ſein Knochengerippe ohne Kopf.
Die Marokkaner, die irgendwo einen gefallenen oder
liegenge=
bliebenen Feind auffanden, gingen nicht eben glinpflich mit ihm
um, ſondern leiſteten ſich an den halbtoten Wehrloſen noch alle
möglichen Brutalitäten.
Dank einer ſchier unverwüſtlich ſtarken Körperkonſtitution
habe ich die ſchauderhaften Strapazen der damaligen
Marokko=
zeit bis auf den oben erwähnten Fall erſtaunlich gut überwunden,
brachte es in meinem leiſtungsfägigen Zuſtande ſogar zu der
hohen Würde eines Gruppenführers. Aber wie ſehnte ich mich
aus dieſem Lande des Grauens fort, und wie begierig ergriff ich
die Gelegenheit, die ſich mir zu einer Lufweränderung bot —
ohne damals zu ahnen, daß ich ſpäter unter noch viel ſchwereren
umſtänden Marokko doch noch einmal wiederſehen ſollte!
Eines Tages wurden in Matmada Freitrillige zur Kavallerie
angefordert. Als bewährter Gruppenführer hatte ich das Glück,
daß meine Meldung berückſichtigt wurde. Nur vier Mann waren
wir, die zu der neuen Aufgabe ausgewählt wurden, und zwar
zwei Franzoſen und zwei Deutſche. Ich muß hier einſchalten,
daß Franzoſen an ſich ja naturgemäß nicht in die „Fremben” gehören; nur in Ausnahmefällen mit beſonderer
Zu=
laſſung der höchſten militäriſchen Stellen werden ſie in die
Frem=
denlegion eingereiht, was dann für ſie als beſondere Ehre gilt.
Sie begleiten den Poſten von Inſtrukteuren, beziehen eine
Zu=
lage von 2 Franken täglich und betätigen ſich in der Hauptſache
als Schnüffler, Spitzel und Denunzianten, jederzeit gern bereit,
dem eigentlichen Fremdenlegionär auf irgend eine Art zu einer
. Souncken in zir eimn Damrich Aaualiacs.
Kanonenfutter über die Verpflichtungen hinaus ſo lange zu
er=
halten, bis auch der geſundeſte und kräftigſte an Leib und Seele
ſiech eingeht.
Angeblich ſollte ſchon damals das Kommando der freiwilligen
Kavallgniſten nach Syrien gehen. Es wurden wegen dieſer
Ver=
wendung in Vorderaſien Türken und Balkanier, die ſich vereinzelt
in der Fremdenlegion befanden, von vornherein aus dem Kreiſe
der Bewerber für das Kavalleriekommando ausgeſchieden.
Tat=
ſächlich kamen wir aber gar nicht nach Syrien, das ich erſt viel
ſpäter kennen lernen ſollte, ſondern als berittene Polizeitruppe
nach Tunis zur Unterſtützung der franzöſiſchen Gendarmerie
bezw. der Zollbegmten, deren Aufgabe es iſt, die großen
Kamel=
karawanen aus Tripolis und von der Gegenſeite der Sahara zu
überwachen.
Fußmarſch, Auto= und Eiſenbahnfahrt führten uns durch
Marokko und Algerien hinüber nach Tunis. Unſer Standort
war Gafſa, mitten im öſtlichen Tunis. Der Transport war
einigermaßen erträglich, da während des Marſches unſer Gepäck
auf Kamelkarren mitgeführt wurde und wir nur morgens von
2—8 Uhr marſchierten, je etzwa unſere 25 Kilometer zurücklegend.
Bei Tage hatten wir vollkommene Ruhe. In Gafſa gab es drei
Wochen lavalleriſtiſche Ausbildung, dann wurden wir auf die
einzelnen Zollſtationen an der Grenze abgeſchoben. Bei den
größeren Zollpoſten kamen auf etwa 3 Gendarmen 2 Gruppen
Legionäre (18 Mann) mit einem Sergeanten.
Unſere Lage war hier gar nicht ſo übel. Wir unternahmen
Spazierritte gegen die Schmuggler, die über Tripolis Seide und
namentlich Tabak aus Aegypten einzuführen verſuchen. Die
Schmugglerware wird beſchlagnahmt, und da ſie zum Teil ſehr
wertvoll iſt, ſo macht es ſchon etwas aus, wenn der Legionär ein
zehntel Prozent vom Wert der beſchlagnahmten Ware als
Be=
lohnung für ſich erhält. Außerdem war ſelbſtverſtändlich die
Gelegenheit für „Selbſtverſorgung” mit Tabak auf dieſem Wege
ſtets willkommen. Aber was half das Geſd, das man aus der
Löhnung und den Beſchlagnahmon erhielt? Es gab in der öden
Gegend nichts dafür zu kaufen, und wenn wir hier im leichten
Kavalleriedienſt auch weder über ſonderliche Strapazen noch
über gemeine Behandlung zu klagen hatten, ſo packte einen
ſchließ=
lich doch das Heimweh und die Sehnſucht, wieder unter andere
Lebensbedingungen zu kommen. Dazu noch zwei ganz große
Ver=
ſuchungen: Eiumak hatte ich ja ein Pferd zur Verſügung, mit dem
ich unbewacht meine Ritte zur Schmugglerſuche unternehmen
konnte, und daß ich eine Kaſſe zu verwalten hatte, in der ſich
durchſchnittlich 5—7000 Franken befanden, alſo ein Betrag, der
iuir die Maliſctein eriſſete, den Wef 1n die Feihel zu. FS.
kaufen.
Freiheitsdrang, Heimweh, Verſuchung, die beiden ſeltenen
Möglichkeiten zur Flucht zu nutzen, wurden täglich größer und
eines ſchönen Abends entführte mich mitſamt der wohlgefüllten.
Kaſſe mein wackerer Gaul in ununterbrochenem Gewaltritt von
8 Uhr abends bis 10 Uhr morgens zur Küſte, zum Hafen am
Tuneſiſchen Golf von Gabes. An eine Flucht über die
Tripoli=
taniſche Grenze wäre nicht zu denken geweſen, da auch die
Ein=
geborenen den als flüchtigen Frembenlegionär Erkannten ſofort.
die Kehle abſchnitten und ſich den Lohn geholt hätten.
Glücklich in der Hafenſtadt angelangt, miſchte ich mich unter
die in der dortigen Bevölkerung durchaus überwiegenden
Italie=
ner, fand, mit Geld ja reichlich verſehen, freundliche Aufnahme,
biederte mich beſonders mit einem Italiano an, den der Berliner
als „dof” bezeichnen würde und der von der Fremdenlegion
nicht viel Ahnung hatte. Er kaufte mir meine Uniform ab und
verhalf mir zu Zivilkleidern. Zunächſt wurde einige Tage gut
gelebt und eine Gelegenheit zur endgültigen Flucht abgewartet.
Ein ſpaniſcher Küſtendampfer ſollte ſie mir bieten. Natürlich
konnte ich nicht als Paſſagier ausreiſen, ſondern verbarg mich
zu=
nächſt im Radkaſten, um den Moment des Ankerlichtens
abzu=
warten und dann aus meinem Verſteck heraus irgendwie auf
das Schiff zu gelangen. Man kann ſich vorſtellen, daß die Lage
eine nicht gerade bequeme und ſichere war, aber ſchließlich war ich
ja an allerlei gewohnt, und als Lohn winkte die Freiheit. Doch
irgend ein mir heute noch unerklärlicher Verrat machte einen
Strich durch die Rechnung.
In mein Verſteck, in dem ich mich für abſolut unauffindbar
halten konnte, lugte plötzlich ein franzöſiſcher Gendarm herein,
der mich als Legionär anſprach und aufforderte,
herauszukom=
men. Die Situation war über alle Maßen fatal; denn wenn man
irgend ein Anzeichen dafür entdecken ſollte, daß ich mit der Kaſſe
durchgebrannt war, dann hätten mir für „militäriſchen
Dieb=
ſtahl” 15 Jahre „traveaux koroés” geblüht, d. h. eine in
mörde=
riſchem Klima von Cayenne zu verbringende Zwangsarbeit, bei
der es ohne Erbarmen und ohne Rückſicht auf das Klima nicht
einmal eine Krankmeldung gibt, bis der Mund ſich für ewige
Zeit für jede Beſchwerde verſchließt. Mildere Fälle werden mit
„traneaux publies” geahndet, wobei man als Zuchthäusler
be=
handelt wird und in algeriſchen Bergwerken unter ausgeſucht
ungeſunden Produktionsbedingungen zu arbeiten hat, aber doch
immerhin noch unter Menſchen iſt.
(Fortſetzung folgt.)
Alleinſtehend. Witw.
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