Einzelnummer 10 Pfennige
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Wöchentliche illuftrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck lämtlicher mit z verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſtattet.
Nummer 172
Mittwoch, den 23. Juni 1926.
189. Jahrgang
27 mm breiie Zeile im Kreiſ: Darmſtadt 25 Reichspfg.
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breit) 2 Reichsmark. Anzeigen von auswärts 40 Reichpfg.
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(4 Dollar — 420 Markl. — Im Falle böherer
Gewalt, wie Krieg, Aufruhr, Streit uſw., erliſcht
ſede Verpſichtung auf Erfüllung der Anzeigene
aufträge und Leiſtung von Schadenerſatz. Bei
Konkurs oder gerichtlicher Beitreibung fällt ſeder
Rabatt weg. Vankkonto: Deutſche Bank und
Darm=
ſädter 8 Natſonalbanl.
Die Zukunft des Bergbaus.
Von unſerer Berliner Redaktion.
Im Reichstag iſt am Dienstag die Novelle zum
Reichsknappſchaftsgeſetz mit 320:58 Stimmen
bei 8 Stimmenthaltungen angenommen worden.
Geſchloſſen für das Geſetz ſtimmten lediglich die
Sozialdemokra=
ten und Kommuniſten; die übrigen Parteien ſtimmten
uneinheit=
lich. Nach der letzten Enwvicklung des Geſetzes im Reichstag
war nicht mehr daran zu zweifeln, daß es die Annahme durch
die Mehrheit des Hauſes finden würde. Es iſt zwar verſucht
wor=
den, eine Einigung zwiſchen den Rechtsparteien und den
Sozial=
demokraten herbeizuführen dergeſtalt, daß alle Erſchwerungen
und Ungerechtigkeiten, die in das Knappſchaftsgeſetz jetzt, neu
hineingekommen ſind, fortfallen ſollen, während ſich dagegen die
Rechte mit der Wiedereinführung der Familienhilfe
einverſtan=
den erklären wollte. Die Familienbeihilfe wurde ſeinerzeit von
den Grubenbeſitzern fallen gelaſſen, weil die
Gewerkſchaftsver=
treter innerhalb der Knappſchaft unter der Führung des
Zen=
trumsabgeordneten Imbuſch plötzlich eine Taktik einſchlugen, die
ſich mit einer geſunden und vernünftigen Sozialpolitik nicht mehr
vereinbaren ließ. Inzwiſchen hat der Abgeordnete Imbuſch es
nun durchgeſetzt, daß die Regierungsvorlage, die urſprünglich die
Doppelverſicherung und ſonſtige Unerträglichkeiten aus dem
Knappſchaftsgeſetz herausbringen wollte, in das Gegenteil
um=
gewandelt wurde. Von nun ab werden die Arbeitgeber durch
Uebertragung von drei Fünftel aller Stimmen auf die
Arbeit=
nehmer nicht nur entrechtet, ſondern auch durch Hinaufſchrauben
der Sozialabgaben mit rund 40 Millionen mehr belaſtet, ſo daß
der geſamte Bergbau ungefähr in Zukunft 430 Millionen
auf=
zübringen haben wird.
Im Lager der Sozialdemokratie erkannte man, daß man auf
dem beſten Wege ſei, die Bergarbeiter in eine neue Notlage
hineinzumanövrieren, da in Zukunft die Sozialabgaben, wie ſie
der Vergarbeiter aufzubringen hat, zwiſchen 1,15 und 1,50 Mark
pro Arbeitstag liegen werden. Dadurch wird das Einkommen
des Bergarbeiters, das ohnehin ſchon unter den zahlreichen
Feierſchichten — die allerdings im Augenblick wegen dem
eng=
liſchen Generalſtreik fortfallen — zu leiden hat, derart geſchmälert,
daß es unzweifelhaft früher oder ſpäter zu neuen Lohnkämpfen
kommen wird. Von der Deutſchen Volkspartei iſt wiederholt auf
die in der Vorlage enthaltenen Gefahren aufmerkſam gemacht
worden. Sie hat aber ſtets dabei zu erkennen gegeben, daß ſie
einer vernünftigen Regelung keineswegs ablehnend
gegenüber=
ſteht. Aehnliche Gedankengänge haben auch die Sozialdemokraten
beherrſcht, konnten ſich aber leider nicht durchſetzen, ſo daß die
eingeleiteten Verhandlungen über eine Ablehnung der Novelle
im Sande verliefen. Die Vorlage iſt nunmehr Geſetz geworden.
Es wird ſich zu zeigen haben, ob die Gewerkſchaften, die nunmehr
maßgebenden Einfluß beſitzen, geneigt ſind, eine vernünftige
Sozialpolitik zu treiben. Es wird ſich zu zeigen haben, welche
Wirkungen die Vorlage auslöſt und damit, ob es möglich ſein
wird, trotz der ganz gewaltigen Mehrbelaſtung nachteilige Folgen
für den Bergbau und den Bergarbeiter zu vermeiden.
Sitzungsbericht.
* Berlin, 22. Juni. (Eig. Bericht.)
Der Reichstag befaßte ſich heute zunächſt mit kleineren Vorlagen.
U. a. wurde ein Geſetzentwurf über die Nückgabe der für
Beſatzungs=
zwecke in Anſpruch genommenen Grundſtücke ohne Debatte dem Ausſchuß
für die beſetzten Gebiete überwieſen. Nach dieſem Geſetzentwurf können
Grundſtücke, die aus Anlaß der Beſetzung in Anſpruch genommen und
mit Neubauten verſehen worden ſind, nach ihrer Freigabe vom Reich bis
zur Herbeiführung einer gütlichen Auseinanderſetzung mit den
Eigen=
hüimern, jedoch nicht länger als ein Jahr, weiter in Anſpruch genommen
werden. Es folgt die erſte Leſung des Geſetzentwurfs über eine
Er=
hebung in der Erwerbsloſenfürſorge, durch die die finanziellen
Wirkun=
gen ermittelt werden ſollen, dire eine Staffelung der
Erwerbs=
loſenunterſtützung nach Lohnklaſſen zur Folgen haben
würden.
In der Debatte nahmen nur die Sozialdemokraten und Kommuniſten
das Wort, die ſich beide gegen die Vorlage ausſprachen.
Reichsarbeitsminiſter Dr. Brauns drückte ſein Erſtaunen über die
Erregung aus, mit der die ganze Frage der Erwerbsloſenfürſorge jetzt
wieder aufgerollt werde. Der vorliegende Geſetzentwurf, der je doch nur
eine Statiſtik verlange, biete wirklich keinen Anlaß zu dieſer Erregung.
Die Regierung wolle auch keineswegs noch vor den Sommerferien eine
grundlegende Aenderung der Beſtimmungen vornehmen. Sie werde
vielmehr dafür ſorgen, daß die Unterſtützungen weitergezahlt werden.
Hierauf wurde die Vorlage in allen drei Leſungen angenommen, ebenſo
debattelos eine Novelle zum G.m.b.H.=Geſetz.
Dann ſetzte das Haus die dritte Beratung des neuen
Reichs=Knappſchaftsgeſetzes fort. Die ganze Ausſprache
drehte ſich aber im weſentlichen um den mit der Vorlage verbundenen
Geſetzentwurf der Regierungsparteien über die Neuregelung der
Kinder=
renten in der Reichsverſicherungsordnung. Die ſozialdemokratiſche
Ab=
geordnete Frau Schröder übte an verſchiedenen Beſtimmungen der
letzteren Vorlage lebhafte Kritik und beantragte eine Erhöhung der
Leiſtungen.
Nachdem noch der Sozialdemokrat Wiſſell nachzuweiſen verſucht
hatte, daß der Entwurf über die Neuregelung der Kinderrente in der
Reichsverſicherungsordnung die Lage der Verſicherten verſchlechtere, und
ein Regierungsvertreten das beſtritten hatte, wurde der Entwurf in
zweiter Leſung angenommen. Ohne weitere Ausſprache wurde auch das
neue Reichsknappſchaftsgeſetz unter Ablehnung aller
Oppoſitionsanträge in dritter Leſung und
endgül=
tig mit 320 gegen 58 Stimmen bei acht
Stimmenthal=
tungen angenommen. Dagegen ſtimmten die Deutſche
Volks=
partei und die Kommuniſten. Eine deutſchnationale Entſchließung, daß
die Reichsregierung vierteljährliche Abrechnung durch die
Sozialverſiche=
rung verlargen ſoll, wurde nach kurzer Debatte abgelehnt.
Hierauf entwickelte ſich eine Geſchäftsordnungsausſprache über einen
volksparteilichen Antrag, den zunächſt auf der Tagesordnung ſtehenden
Geſetzentwurf über die Unzuläſſigkeit eines
Volksbegeh=
rens über die Aufwertungsfrage abzuſetzen. Dabei richtete
der Sozialdemokrat Keil an die Regierung die Frage, ob ſie ſich über
ihre Stellung zum Geſetzentwurf noch nicht einig geworden ſei. Der
Reichsinnenminiſter Külz erwiderte, daß die Erfahrungen mit
dem Volksentſcheid über die Fürſtenenteignung eine erneute Prüfung der
Frage notwendig gemacht hätten, daß dieſe Prüfung aber noch heute
er=
folgen werde. Die Abſetzung des Gegenſtandes von der Tagesordnung
wurde jedoch mit den Stimmen der Sozialdemokraten, Kommuniſten,
Völkiſchen und eines Teils der Deutſchnationalen abgelehnt. Dagegen
wurde ein Zentrumsantrag angenommen, wonach zunächſt die
No=
velle zum Mieterſchutz beraten werden ſoll. Zu dieſem Thema
ſprach jedoch nur noch der Sozialdemokrat Lipinski, der die Vorlage
ablehnte, weil ſie eine Lockerung des Mieterſchutzes bringe, die bei dem
Umfang der Wohnungsnot für die große Maſſe der Bevölkerung
uner=
träglich ſei. Die Hausbeſitzer würden auf Grund des neuen Geſetzes die
Mieten in den alten Wohnungen denen in Neubauten anpaſſen, welch
letztere bekanntlich für die Maſſe der werktätigen Bevölkerung
uner=
ſchwinglich ſeien.
Die Verhandlungen wurden darauf auf Mittwoch, 2 Uhr, verkagt.
Um die Fürſtenabfindung.
Es wird verhandelt.
Von unſerer Berliner Redaktion.
Auf Wunſch des Reichskanzlers hat der Rechtsausſchuß des
Reichstages die Beſprechung der Fürſtenabfindung nochmals um
24 Stunden hinausgeſchoben. Herr Marx iſt Optimiſt und glaubt
daran, daß es ihm gelingen wird, bevor man in die ſachliche
Be=
ratung hineinſteigt, entweder von rechts oder links die
Unter=
ſtützung zu bekommen, die er zur Annahme des Geſetzes im
Reichstage braucht. Soweit der bisherige Gang der Dinge zeigt,
ſcheint er ſich darin zu irren. Vielleicht wäre der richtigere Weg,
weil die Parteien ihre endgültige Stellungnahme doch erſt im
letz=
ten Augenblick treffen, möglichſt raſch die Vorlage durch den
Aus=
ſchuß und das Plenum durch zwei Leſungen hindurchzubringen
und dann erſt vor der dritten Leſung eine Verſtändigung zu
ſuchen. Jedenfalls hat Herr Marx bisher nichts erreicht, obwohl
der ganze Dienstag mit Verhandlungen mit den
Regierungs=
parteien, mit den Sozialdemokraten, den Deutſchnationalen und
der Wirtſchaftspartei vergangen iſt.
Ganz allgemein iſt dabei bei den Unterhändlern der Eindruck
zurüchgeblieben, daß die Deutſchnationalen ſich ſehr
viel ablehnender verhalten, als die
Sozialdemo=
kraten. Das iſt aber wahrſcheinlich nur eine Frage der Taktik.
Die Deutſchnationalen vertreten den Standpunkt, daß alle
die=
jenigen Fragen, die dem Geſetz verfaſſungsändernden Charakter
geben, aus der Vorlage heraus müßten und daß ſie dann bereit
wären, mitzumachen. Darauf wollen ſich weder die Demokraten
noch die Zentrumsleute einlaſſen: Die Sozialdemokraten haben
ihre Forderungen im weſentlichen auf drei Punkte präziſiert: ſie
verlangen die Wahl des Reichsſondergerichtes durch den
Reichs=
tag, verlangen entſchädigungsloſen Wegfall aller Abfindungen für
Kronrenten und verlangen die Möglichkeit, in noch weiterem
Rah=
men als die Vorlage das vorſieht, bereits rechtskräftig
entſchie=
dene Einzelprozeſſe erneut aufzunehmen. Das Zentrum läßt
er=
kennen, das es bereit iſt, den ſozialdemokratiſchen Wünſchen, wenn
damit die Sozialdemokraten zu gewinnen ſind, über die
gegen=
wärtige Vorlage hinaus entgegenzukommen. Auch die
Demokra=
ten arbeiten in derſelben Richtung, während die Deutſche
Volks=
partei und die Bayern daran feſthalten, daß ſie nicht weitergehen
können. Durch unendliche Fortſetzung von Beſprechungen im
en=
geren und weiteren Kreiſe wird man an dieſem negativen
Aus=
gang nichts ändern, bis man nicht den Einzelheiten auf den
Leib rückt.
Nebenher laufen auch noch Beſprechungen über andere
Gegen=
ſtände, die den Reichstag beſchäftigen. Es hat eine Ueberraſchung
gegeben, daß das Reichsknappſchaftsgeſetz mit
ge=
waltiger Mehrheit angenommen wurde. Auch die
Agrarier der rechten Seite ſtimmten dafür. Sie mögen dabei
da=
von ausgegangen ſein, daß es ihnen gelingt, dafür in der Frage
der Zölle beſtimmte Gegenleiſtungen zu erhalten. Der
deutſch=
ſchwediſche Handelsvertrag, um den ſich dieſe Schwierigkeiten
gruppieren, wird am Mittwoch, ohne große Reden durch die erſte
Leſung gehen. Erſt im Ausſchuß wird man ſich dann die Zähne
an der Frage der Zölle ausbeißen. Es ſcheint aber, als ob hier
eine Zwiſchenlöſung gefunden wird, die das Inkrafttreten der
autonomen Zölle auf ein halbes Jahr hinausſchiebt und dafür
den Getreidezoll auf etwa 4—5 Mark feſtſetzt. Indeſſen gehen auch
hier die Dinge noch ſehr ſtark hin und her, daß eine klare Linie,
die zum Abſchluß führen könnte, noch nicht zu erkennen iſt.
Artikel 48. — Ein Ausführungsgeſetz.
* Berlin, 22. Juni. (Priv.=Tel.)
Ewwas reichlich ſpät kommt jetzt ein
Ausführungsge=
ſetz zu dem Artikel 48 der Reichsverfaſſung heraus. Dieſer
Ar=
tikel gibt dem Reichspräſidenten eine Handhabe, bei erheblicher
Störung und Gefährdung der öffentlichen Sicherheit und
Ord=
nung entſprechende Maßnahmen zu veranlaſſen. Viel Aerger und
Streit hat es in den letzten Jahren nach der Revolution gegeben,
wenn es notwendig wurde, auf dieſen Artikel zurück zu greifen.
Stets fehlte das Ausführungsgeſetz, ſo daß es eigentlich eine
un=
angenehme Sache überhaupt ſchon war, an das Vorhandenſein
dieſes Artikels zu erinnern. Der Reichsinnenminiſter Dr. Külz
hat jetzt die Ausarbeitung eines entſprechenden Geſetzentwurfes
angeordnet. Bei der allgemeinen Einſtellung der Demokraten
kann aber wohl heute ſchon geſagt werden, daß der Verſuch
ge=
macht wird, im Geſetz den Wünſchen der Demokraten, die nur zu
oft eine Spitze gegen die Rechtsparteien enthalten, weitgehend
Rechnung zu tragen. Zu den jetzt ſchon beſtehenden Streitfragen
wird alſo demnächſt eine neue hinzutreten.
Politiſche Verantwortung.
Von
Profeſſor W. Schüßler.
Als Bismarck zu Anfang der 80er Jahre einmal die
Bevoll=
mächtigten zum Bundesrat bei ſich empfing, ſagte er ihnen
fol=
gende denkwürdigen Worte: „Glauben Sie mir aus meiner
lang=
jährigen Miniſterpraxis: man muß ſeine Maßregeln immer
da=
nach nehmen, was durchgeführt werden muß, nie danach, was
geſchehen kann.” Und ganz ähnlich ſchrieb er 1888 an das
Staatsminiſterium: „Regierungen müſſen den Mut der eigenen
Meinung haben.” So hatte er ja ſchon einmal im Reichstag
er=
klärt, er halte denjenigen Miniſter für einen elenden Feigling,
der es nicht wage, ſein Land auch gegen den Willen von
Mehr=
heiten zu retten!
Es iſt heute nichts erſchütternder, als ſich dieſe Grundſätze
des Reichsgründers klar zu machen und ſie mit der elenden
Gegenwart zu vergleichen. Wo iſt die Verantwortungsfreudigkeit
und der Verantwortungswille geblieben? Das Charakteriſtiſche
unſerer politiſchen Zuſtände iſt, daß eigentlich niemand die
Ver=
antwortung zu tragen moraliſch und praktiſch imſtande iſt. Denn
es iſt eingetreten, was Bismarck immer als die Unſittlichkeit als
ſolche empfand, daß Deckung geſucht wird für alle Entſchlüſſe der
Regierungen und Parteien bei einer völlig
verantwor=
tungsloſen Inſtanz, die überhaupt nicht zu faſſen iſt, die
namenlos bleibt und die aufzuſuchen deshalb ſo ſehr bequem iſt:
bei der Mehrheit; ſei es nun der Parlamente, der Parteien oder
der öffentlichen Meinung. Früher genügte es Miniſtern, die
ſchwache Naturen waren, ſehr häufig, durch die Unterſchrift des
abſoluten Fürſten „gedeckt” zu ſein. Heutzutage erlangen ſie dieſe
„Deckung” durch die Befchlüſſe der Mehrheiten oder die Billigung
der öffentlichen Meinung.
Das liegt im Weſen des parlamentariſchen Syſtems, wie es
ſeit 1919 bei uns „verankert” iſt. In England, dem klaſſiſchen
Lande des Parlamentarismus, kennt man ein Ausweichen vor
Kämpfen, eine Scheu vor Verantwortung deshalb nicht, weil
an=
geſichts des — praktiſch — noch immer beſtehenden
Zweiparteien=
ſyſtems die kleinere Partei groß genug iſt, jederzeit die größere
zu werden, was der herrſchenden ein heilſamer Anſporn iſt. Bei
uns, bei dem durch das heilloſe Wahlſyſtem noch geförderten
Vielerlei kleiner und kleinſter Parteien iſt eine führende
Regierung mit eigenem Willen und eigener
Verantwortungs=
freudigkeit, d. h. eine Regierung, die das für nötig, nicht nur
das als möglich Erkannte auch durchzuführen entſchloſſen iſt,
ſo gut wie undenkbar. Einfach deswegen, weil jede Regierung
erſt nach endloſem Kuhhandel der Parteien zuſtande kommt und
nur deshalb überhaupt aus den verſchiedenen Parteien gebildet
werden kann, weil das Programm, auf das ſich endlich alle
eini=
gen können, ſo engbegrenzt und farblos wie möglich ausfallen
muß! Eine ſtarke Regierung im parlamentariſchen Staate ſetzt
eine große, ſtarke, tragende Partei voraus. Die ganze
Arm=
ſeligkeit unſerer Regierungen iſt begründet durch ihre Herkunft
aus dem ekelhaften Schacher kleiner und kleinſter Parteigruppen.
Je kleiner nun die deutſchen Parteien ſind, um ſo größer iſt
ihre Angſt, bei den nächſten Wahlen ihre Anhänger zu verlieren;
deshalb tritt die fadenſcheinigſte Demagogie an Stelle ernſthafter
Politik. Weil unſer parlamentariſches Viel=Parteienſyſtem
poli=
tiſche Verantwortung im Grunde ausſchließt, weil ferner keine
Regierung und keine Partei auf irgend längere Sicht arbeiten
kann — Ziele auf weite Sicht ſtecken ſich nur ſtarke,
unabhän=
gige Regierungen! —, ſehen wir das fortwährende Schielen nach
der Gunſt des Wählers. Das heißt aber praktiſch, daß die volle
politiſche Verantwortung auf dieſe namenloſe und ungreifbare
Maſſe der Wähler geſchoben wird. Da aber die tiefſten ſozialen
Schichten bekanntlich die größten Schreier, das Uebergewicht der
Zahl und damit der Fäuſte haben, iſt die letzte entſcheidende
In=
ſtanz die — Straße; wobei unter Straße alle politiſch
verantwor=
tungsloſen, niemals politiſch Gebildeten gehören. So kommt es,
daß die Parteien in ihrer Scheu vor Verantwortung (d. h. vor
dem Verluſt ihrer Wählermaſſen) gerade auf dieſe Schichten am
meiſten Rückſicht nehmen und ihnen ſchmeicheln. So laufen die
Demokraten bei der „Räuberpolitik” der Fürſtenenteignung
hin=
ter den Sozialdemokraten her, dieſe hinter den Kommuniſten.
Das heißt Herrſchaft der Straße, die ſo oft abgeleugnet wird.
Der Kern des Uebels iſt ganz klar: es iſt die Viel=
Parteien=
herrſchaft in Deutſchland, die die politiſchen Entſcheidungen und
die Verantwortung dafür praktiſch einem namenloſen Ungeheuer
aufbürdet. Das iſt das, was man auf gut deutſch politiſche
Unſitt=
lichkeit nennt. Wie ſagt doch Bismarck: „Eine große Nation iſt
nur monarchiſch regierbar; auch ein gewählter Fürſt, ein
Prä=
ſident könnte es machen, an der Form hängt es
nicht, aber die Parteiherrſchaft vermag es nicht.
. . . Die beſte Verfaſſung iſt die Herrſchaft eines, der möglichſt
wenig zu wünſchen hat und möglichſt unabhängig iſt. In ſolchem
Falle können Weiber, Freundſchaften, Einflüſſe Unheil anrichten.
Gegen ſie muß das Parlament Deckung bieten durch Kontrolle,
durch Einſpruch: ihm, nicht der Krone gehört das Veto, es kann
nicht Initiative haben, aber eine ſchädliche Initiative der
Regie=
rung hindern.
Wir haben einen Präſidenten. Iſt die Miſere im Innern
noch immer nicht groß genug, um im Volke die Ueberzeugung zu
erwecken, daß ſeine Stellung im Sinne größerer Machtentfaltung,
größerer Unabhängigkeit von Parlament und Parteien, kurz im
Sinne wahrer politiſcher Verantwortung ausgebaut werden muß?
Seite 2
Mittwoch, den 23. Junt 1920
Nummer 172
Severings (rlaß.
Die Wahrkeit über das Reichsbanner.
Von unſerer Berliner Redaktion.
Der Amtliche Preußiſche Preſſedienſt verwahrt ſich jetzt
ener=
giſch dagegen, daß, wie von deutſchmationalen Seite behauptet
worden war, der preußiſche Miniſter des Innern, Severing,
einen Runderlaß an alle Landräte herausgegeben habe, worin
ihnen die Teilnahme an Veranſtaltungen des Reichsbanners
moraliſch zur Pflicht gemacht werde. Es handelt ſich danach um
den Fall des Landrats von Hannoveriſch=Münden, der einer
Ver=
anſtaltung des Kuffhäuſerbundes beigewohnt habe, aber eine
Einladung zum Reichsbanner abgelehnt hatte. Herr Severing
hat ihm durch einen Erlaß mitgeteilt, daß ihm dies völlig
unver=
ſtändlich ſei, und die allerhöchſte miniſterielle Mißbilligung
aus=
geſprochen. Er geht dabei von der Konſtruktion aus, daß das
Reichsbanner lediglich zur Pflege der republikaniſchen Geſinnung
und zum Schutze der Verfaſſung in Zeiten der Not arbeite.
Des=
halb könne er einen politiſchen Beſuch, „wo es ſich offenſichtlich
um eine Veranſtaltung zur Stärkung des republikaniſchen
Ge=
dankens handele, eine Beteiligung als Ehrengaſt nicht mit dem
Hinweis auf die Notwendigkeit der Unparteilichkeit in ſolchen
Dingen ablehnen”
Das iſt in der Theorie richtig, in der Praxis aber deswegen
falſch, weil das Reichsbanner alles andere als eine unparteiiſche
Organiſation iſt. Aus den zahlreichen Beiſpielen dürfen wir nur
das eine herausgreifen, daß der Bundesgeneral Hörſing dem
Berliner Reichsbanner verbot, ſich am der Einholung des
Reichs=
präſidenten zu beteiligen. Das Reichsbanner hat ſich damit
be=
wußt in Gegenſatz zu dem Schutze der Verfaſſung geſtellt, nur
aus parteipolitiſchen Gründen, nur weil bei der
Präſidenten=
wahl der Kandidat des Reichsbanners durchgefallen war. Es
hat damit ſelbſt den Begriff der Unparteilichheit abgelegt, und
wir empfinden es in der Tat als ungeheuerlich, daß der Miniſter
des Innern ſeine Beamten an einer Komödie teilnehmen läßt,
deren Unwahrhaftigkeit offenſichtlich zutage tritt. Wir möchten
annehmen, daß das auch in dem unvermeidlichen
parlamentari=
ſchen Nachſpiel ausgeſprochen werden wird.
Um den Vorſitz der Zentrumsfraktion.
* Berlin, 22. Juni. (Priv.=Tel.)
Im Reichstage werden Gerüchte umhergetragen, wonach die
Zentrumsfraktion des Reichstages noch in dieſer Woche Herrn
Marx den Poſten des Vorſitzenden der Fraktion abnehmen und
ihn an ſeiner Stelle einem anderen Abgeordneten,
wahrſchein=
lich Herrn Eſſer, übertragen werde. Nach unſeren
Informa=
tionen iſt nicht anzunehmen, daß ſchon in wenigen Tagen die
Führung der Zentrumsfraktion in andere Hände übergehen
wird. Es ſteht zwar feſt, daß man die Führung Herrn Marx
deswegen abnehmen will, weil er durch die Geſchäfte des
Reichs=
kanzleramtes daran gehindert iſt, die Obliegenheiten der
Frak=
tion in dem Maße zu erledigen, wie das von einem
Fraktions=
vorſitzenden erwartet wird. Namen ſind infolgedeſſen ſchon
ge=
mannt worden. Auch der des Abg. Eſſer, dem aber eine ganze
Reihe anderer gegenüberſtehen. Im übrigen iſt auch zum 4. Juli
der Parteiausſchuß des Zentrums zuſammenberufen worden,
ſo=
oaß wahrſcheinlich erſt einmal abgewartet wird, welche Haltung
er einnimmt. Dann wird allerdings mit einem Wechſel in der
Leitung der Fraktion beſtimmt zu rechnen ſein.
*Ein ſozialiſtiſcher Betrugsſkandal in
Frankfurt am Main.
In Frankfurt a. M. iſt ein ſtark an die Affäre des
Berliner Polizeipräſidenten Richter erinnernder
Betrugs=
kandal aufgedeckt worden, in deſſen Mittelpunkt
der ſozialdemokratiſche Stadtrat Langemach
ſteht. Der Stadtrat, der übrigens in der Frankfurter
Sozial=
demokratie eine große Rolle ſpielt, hat im Laufe des
vergange=
nen Jahres die Arbeiter=Herbergsgeſellſchaft um mehr als
40 000 Mark geſchädigt und die unterſchlagenen Summen teils
auf Rennplätzen verſpielt, teils mit leichtſinnigen Damen
ver=
praßt. Er ſelbſt bekommt von der Partei nur ein Gehalt von
400 Mark, das natürlich nicht ausreicht, um ſeine noblen
Paſ=
ſionen zu befriedigen. Seine Parteigenoſſen veranlaßten ihn,
ſich ſelbſt der Staatsanwaltſchaft zu ſtellen, bei der er auch am
Samstag erſchien und ein eingehendes Geſtändnis ablegte. Er
wurde vorläufig nicht in Haft genommen, da eine Strafanzeige
der Gewerkſchaften noch nicht vorlag. Dieſe iſt jedoch ſpäter
er=
folgt, ſo daß die Staatsanwaltſchaft beſchloß, ihn in Haft zu
nehmen. Langemach vertrat im Jahre 1922 vorübergehend den
Landrat von Weilburg an der Lahn und ſcheint ſich auch dort
nicht ganz korrekt benommen zu haben. Er ſoll nach der
Auf=
deckung ſeiner Unterſchlagungen gedroht haben, vor dem Gericht
großangelegte Verfehlungen anderer Perſonen
zu enthüllen. In Frankfurt iſt man der Anſicht, daß die
Ver=
haftung Langemachs noch weitere Kreiſe ziehen wird.
*Die Bildübertragung Telefunken=Karolus.
Was hat der Verſuch Verlin—Wien Neues gebracht?
Von Dr. h. o. Graf von Arco,
Mitgkied des Direktoriums der Telefunken=Geſellſchaft.
Nachdem die erſten Laboratoriumsverſuche ſowohl im
phyſi=
kaliſchen Inſtitut der Univerſirät Leipzig bei Dr. Karolus, wie
auch im Telefunken=Spezial=Laboratorium Berlin, eine genaue
Analyſe der Teilvorgänge für eine geeignete Bemeſſung der
Appargte ergeben hatten, wurde zunächſt von Berlm aus eine
Verſuchsübertragung nach Leipzig gemacht (ca. 200 Kilometer)
und dabei feſtgeſtellt, daß keine Momente berückſichtigt werden
mußten, ſondern daß die Laboratoriumsunterlagen genügend
umfaſſend und richtig waren. Wenige Wochen darauf wurden
die Leipziger Atparate nach Wien geſchafft und ſchon in der
erſten Verſuchsſerie ein ebenſo günſtiges Ergebnis erzielt.
Die Wiener Uebertragung war nach zwei Richtungen hin
gegenüber derjewigen nach Leipzig ein Erſchwernis. Es wurde
hier ein Betriebsſender benutzt, den das Reichspoſtminiſterium
der Telefunken=Geſellſchaft entgegenkommenderweiſe für einige
Nächte zur Verfügung ſtellte, und zwar einer der Röhrenſender
der Rundfunkſendeſtation Königswuſterhauſen, welcher auf Welle
1300 den Rundfunk der ſogenannten „Deutſchen Welle” täglich
für ganz Deutſchland übermittelt. Ohne nennenswerte
Ver=
änderungen wurde er für die Bildübertragung benutzt. Hier
wurden zum erſten Male die elektriſchen Zeichen, welche den
ver=
ſchiedenen Helligkeiten der Bildfläche zugeordnet ſind, über eins
30 Kilometer lange Leitung vom Telefunken=Laboratorium nach
dem Königswuſterhauſener Sender hin übertragen. Die
Ergeb=
niſſe in Wien ſind durch dieſe beiden Umſtände beeinflußt worden.
Die elektriſche Qualität der Leitung nach Königswuſterhauſen
reicht zwar für die Telephonie zur Uebermittlung einer
verſtänd=
lichen Sprache noch aus, nicht aber, um die elektriſchen Zeichen
für die verſchiedenen Bildhelligkeiten in ſchnellem oder gar
ſchnell=
ſtem Tempo richtig zu übertragen. Auch die verhältnismäßig
große Welle von 1300 bildet eine gewiſſe Grenze, die es nicht
ge=
ſtattete, die beim Telefunken=Karolusſyſtem möglichen
Maximal=
geſchwindigkeiten auszunutzen.
Die Verſuche zeigten, und dies iſt für die praktiſche
Einfüh=
rung von größter Bedeutung, daß die atmoſphäriſchen
Störun=
gen, ſoweit ſie eine drahuloſe Telephon= Uebermittlung noch nicht
Vom Tage.
Zu den Mitteilungen über ein Hinauszögern der
deutſch=
tſchechiſchen Handelsvertragsverhandlungen wird
von zuſtändiger Seite darauf hingewieſen, daß die in den Verhandlungen
eingetretene Stockung keinen politiſchen Hintergrund, ſondern lediglich
techniſche Gründe hat.
In Bozen befinden ſich ſeit acht Monaten 31 junge Deutſche
in Unterſuchungshaft, nachdem ſie gelegentlich einer Verſammlung
feſt=
genommen wurden. Jetzt wurde die Unterſuchung abgeſchloſſen. Acht
wurden entlaſſen und 23 des Hochverrats beſchuldigt.
Wie aus Mülhauſen gemeldet wird, hat der Präfekt des
Depar=
tements Haut=Rhin den Bürgermeiſter von Neudorf, Deimtmann, den
Beigeordneten von Ingersheim, Knittel, und den Feuerwehrhauptmann
von Illforth, Wolf, wegen Unterzeichnung des
autono=
miſtiſchen Manifeſtes vom Amte ſuſpendiert.
Nach einer Havasmeldung aus Liſſabon ſetzt ſich das neue
por=
tugieſiſche Kabinett nunmehr aus folgenden Perſönlichkeiten
zuſammen: „Miniſterpräſident und Kriegsminiſter iſt General Gomez
da Coſta, Außenminiſter General Carnona. Im übrigen gehören dem
Kabinett fünf Offiziere und drei Politiker an.
Im Rifgebiet werden die Fliegerbombardements gegen die
unabhängigen Stämme fortgeſetzt und es wird erneut von der
Notwen=
digkeit einer franzöſiſchen Offenſive, die unmittelbar
bevor=
ſtehen ſoll, geſprochen. Gegenangriffe der Marokkaner
werden aus der Gegend von Tazza gemeldet.
Kammer und Senat Frankreichs haben ſich wegen der
noch ungelöſten Kabinettskriſe nach kurzen Sitzungen auf unbeſtimmte
Zeit vertagt.
Die luxemburgiſche Regierung iſt zurückgetreten.
Wie bekannt wird, ſoll Chamberlain wegen der
An=
griffe aus dem konſervativen Lager gegen ſeine
Nuſſen=
politik im Miniſterrat erklärt haben, daß er zurücktreten
würde, wenn dieſe Angriffe von ſeinen Parteifreunden und
Miniſterkollegen nicht aufhören würden.
Seimmarſchall Nataf hat geſtern ſein Rücktrittsgeſuch
eingereicht, das aber vom Seim nicht angenommen wurde. Wie
verlautet, ſoll Rataj aber auf ſeinem Rücktritt beſtehen.
In Grodek, im Kreiſe Rownow, wurde der ukrainiſche
Füh=
rer Wladimir Osbilko, der ſeinerzeit Oberkommandierender
der Truppen Petljuras war, durch einen Schuß durchs Fenſter
getötet. Die polniſchen Blätter ſprechen von einem kommuniſtiſchen
Anſchlag, obgleich die Spur des Täters bisher noch nicht entdeckt wurde.
Der Text des Moſſulvertrages iſt nunmehr vom
eng=
liſchen Auswärtigen Amt in Form eines Weißbuches veröffentlicht
worden.
In Kotaradjah auf Sumatra kam es zwiſchen Aufſtändiſchen und
einer Abteilung Polizeitruppen zu einem Zuſammenſtoß, bei dem
die Eingeborenen ſchwere Verluſte erlitten und 12 Tote zurückließen.
Aus der boliſchewiſtiſchen Gefangenſchaft zurück.
* Berlin, 22. Juni. (Priv.=Tel.)
Die kommuniſtiſche Reichstagsabgeordnete Frau Gohlke,
(Ruth Fiſcher), iſt vor Monaten von den Moskauer
Macht=
habern gezwungen worden, ſich in Moskau einzufinden und
wegen des von der Reichstagsfraktion eingeſchlagenen Kurſes
Rede und Antwort zu ſtehen. Wie erinnerlich, wurde ihr
Er=
ſcheinen in Moskau durch Sperrung der ruſſiſchen Gelder an die
Kommuniſtiſche Partei erzwungen. Inzwiſchen hat es in
Mos=
kau anſcheinend heftige Auftritte gegeben, weil ſich die
Sowjet=
regierung weigerte, Ruth Fiſcher wieder nach Berlin
zurück=
kehren zu laſſen. Nach dem „Vorwärts” dürfte ſie aber gedroht
haben, die Hilfe der deutſchen Reichsregierung in Anſpruch zu
nehmen und ihre Freilaſſung zu erzwingen. Darauf hat man
es in Moskau doch wohl vorgezogen, wegen Ruth Fiſcher keinen
Konflikt mit der Reichsregierung heraufzubeſchwören und ihr
die Ausreiſeerlaubnis zu erteilen. Sie wird alſo demnächſt im
Reichstag wieder auftauchen. Ob ſie aber jetzt nicht auch in die
Fußtapfen ihres aus der Fraktion ausgeſchiedenen Genoſſen
Iwan Katz treten wird, bleibt abzuwarten, denn wenn man
monatelang in Rußland förmlich gefangen gehalten wird, kann
wohl angenommen werden, daß auch die ſtärkſte Begeiſterung
eine merkliche Abkühlung erfährt.
Der Reichsbahnſchutz.
* Berlin, 22. Juni. (Priv.=Tel.)
In letzter Zeit iſt wiederholt von ſozialdemokratiſcher und
kommuniſtiſcher Seite gegen den Bahnſchutz der Deutſchen
Reichs=
bahngeſellſchaft Sturm gelaufen wordem, der von ihnen als rein
wilitäriſche Organiſation hingeſtellt wird. Demgegenüber ſei
da=
ran erinnert, daß der Bahnſchutz im Anſchluß an die Unruhen in
Mitteldeutſchland im Jahre 1922 ins Leben gerufen wurde und
gegenwärtig etwa 10 000 Monn ſtark iſt, ſo daß jeder
Direktions=
bezirk etwa über 300 Mann verfügt. Von Zeit zu Zeit finden
Uebungen ſtatt, die ſich lediglich darauf beſchränken, Bqumaterial
möglichſt raſch an beſümmte Stellen heranzuführen, um bei
Un=
ruhen und Zerſtörungen ſofort die Bahnanlagen wieder in
Ord=
nung bringen zu können. Die Züge des Bahnſchutz ſind
ſelbſtver=
ſtändlich mit Panzerplatten ausgerüſtet. Verbindung mit der
Reichswehr beſteht nicht, wohl aber arbeitet der Bahnſchutz mit
der Polizei zuſammen.
unverſtändlich machen, bei der Bildübertvagung kaum bemerkbar
ſind, oder mit anderen Worten, daß die Bildübertragung nach
dem neuen Syſtem gegen atmoſphäriſche Störungen relativ
un=
empfindlich iſt.
Es zeigte ſich ferner, daß, wenm an der Empfangsſtelle mit
dem Empfänger Telephovie genügend lautſtark, ankommt, eine
ausreichende elektriſche Intenſität auſch für die Bildübertragung
vorhanden iſt.
Neben dieſen beiden ſehr erfreutlichen Feſtſtellungen wurde
noch als dritte bei den Verſuchen gefunden, daß die neue
Me=
thode, einen Synchronlauf zwiſchen den Appavaten der
Bildzer=
legung am Sender und der Bildzuſammenſetzung am Empfänger
herzuſtellen, bei dem Syſtem Telefunken=Kavolus überraſchend
gut und betriebsſicher und ganz ohne Korrektr=Notwendigkeit
arbeitet.
Es ſind ſchon zahlreiche Proben von den ausgeführten
Ueber=
mittlungen von Photographien, Druckſchrift, Handſchrift und
Stenographie in den Tageszeitungen veröffenulicht worden, die,
verglichen wit den Leiſtungen der drahtloſen Uebertragung nach
anderen Syſtemen, als bemerkenswert überlegen bezeichnet
wer=
den können.
Neben der beſonders großen Einfachheit der Apparate und
ihrer Handhabung einſchließlich Synchronlauf im Verhältnis zu
den bisherigen Bildübertragutngsappavaten iſt das
Hauptunter=
ſcheidungsmerkmal des neuen Syſtems die große
Geſchwin=
digkeit der Uebertragung, oder anders ausgedrückt, die
ſehr burzen Zeiten, welche zur Uebermittung von z. B. 1 adem
beſchriebener oder bedruckter Fläche notwendig ſind. Selbft auf
der Welle 1300 Meter und ſelbſt über die Leitung Berlin-
Kö=
nigswuſterhauſen wurde imer noch 1 qdem in nur einer
Minute übertragen. Auf dem Qugdratdezimeter können
bequem 1000 Buchſtaben aufgeſchrieben und lesbar übertragen
werdem. Als Schnelltelegraphenſyſtem betvachtet, bedeutet das
trotz der ſpeziellen verzögernden Momente immer noch eine
Wort=
geſchwindigheit von 200 in der Minute!
Die Tatſache der Schnellübertvagung wird für die
Weiterent=
wicklung des Syſtems von ausſchloggebender Bedeutung ſein.
Wen anſtelle von langen Wellen kurze elektriſche
Wel=
len benatzt und die Zuleitungen zu den Kurzwellenſendern
elektriſch ſo gut wie möglich geſtaltet werden, ſo iſt mit einer faſt
zehnfachen Steigerung der Uebertragungsgeſchwindigkeit zu
rech=
nen. Dies ergibt eine ſehr günſtige Prognoſe für die
Verbilli=
gung von Telegrammen im allgemeinen. Die Unkoſten ſtehen
Ein Weltkohlenſtreif?
Seine Ausſichten.
Am 23. Juni findet in London eine Sitzung des
Exekutio=
ausſchuſſes der Bergarbeiterinternationale ſtatt. Die engliſchen.
Bergarbeitevverbände wollen in dieſer Sitzung den Antrag auff
Ausrufung eines Weltkohlenſtreiks ſtellen. Sie geben ſich
anſchei=
nend der törichten Hoffnung hin, daß es der
Bergarbeiterinter=
nationale gelingen wird, die ihr angeſchloſſenen
Bergarbeiterver=
bände in einen Sympathieſtreik hineinzubringen. Schon ihr erſter=
Verſuch ſchlug fehl, da ſich der Vollzugsausſchuß der
Berg=
arbeiterinternationale in Brüſſel weigerte, einen derartigen
Be=
ſchluß zu faſſen. Selbſt wenn es zu einem Weltſtreik käme,
wäre=
es in erſter Linie Sowjetrußland und Amerika, die ſich an ihm
gar nicht beteiligen. Namentlich Amerika würde ſeine Kohlenaus= enorm ſteigern und verſuchen, alle europäiſchen
Abſatzgebiete=
an ſich zu reißen. Ebenſo unſicher iſt es, ob die gut beſchäftigten
franzöſiſchen und belgiſchen Bergleute ſich berleiten laſſen werden,
die Arbeit niederzulegen. Es bleibt ſchließlich noch Deutſchland,
Aber auch hier haben die Bergarbeiter geſehen, daß ihnen der
engliſche Streik Arbeit und Brot und mancherlei Vorteile bietet.
daß es alſo beſſer iſt, die Arbeit fortzuſetzen, als ſich durch die
gut=
bezahlten, Angeſtellten der Bergarbeiterinternationale in einen.
ſinn= und zweckloſen Sympathieſtreik hineinhetzen zu laſſen. Bei
der ſeltſamen Einſtellung der Führung der beutſchen Bergarbeiter
erſcheint es allerdings nicht ausgeſchloſſen, daß dieſe mit
Begeiſte=
rung ſich dem engliſchen Streik anſchließen werden. Immerhin
hat ſich in den letzten Wochen doch gezeigt, daß der deutſche
Berg=
mann ſo vernünftig war, nicht einmal die Kohlenausfuhr nach
England und den engliſchen Abſatzgebieten hin zu unterbinden,
weil dieſe ihm Lohn und Brot gibt.
Reorganiſierung der engliſchen Berginduſirie
und Wiedereinführung des Achtſtundentages.
EP. London, 22. Juni.
Heute wurde der Wortlaut der beiden Geſetzentwürfe über
die Wiedereinführung des Achtſtundentages im Bergbau und
über die Reorganiſavion der Berginduſtrie veröffentlicht. Im
er=
ſteren Entwurf verlangt die Regierung vom Unterhauſe die
Wie=
derherſtellung des Achtſtundentages für höchſtens fünf Jahre. Der
zweite Entwurf fordert die zwangsweiſe Zuſammenlegung
gewiſ=
ſer Bergbaubetriebe, ſowie die Auflöſung mehrerer Geſellſchaften
zwecks Zuſammenfaſſung in einer einzigen Geſellſchaft.
Diejeni=
gen Grubenbeſitzer, die glauben, daß die Vereinigung ihres Beſitzes
mit anderen Betrieben von öffentlichem Intereſſe ſei, müſſen
einen dementſprechenden Antrag beim Handelsminiſterium
ſtel=
len, das darüber als letzte Inſtanz entſcheiden ſoll. Der
Arbeits=
miniſter hat darüber zu wachen, daß in den Gruben kein Arbeiter
unter 18 Jahren beſchäftigt wird. Für die Eröffnung neuer
Schächte ſind gewiſſe Prämien vorgeſehen. Alle
Bergbaugeſell=
ſchaften haben in ihren Statuten eine Beſtimmung aufzunehmen,
nach der ein Teil der Betriebsgewinne für die Arbeiter
vorzube=
halten iſt.
Der Geſetzentwurf über die Reorganiſierung der Gruben
ent=
hält keinerlei Beſtimmungen über die Navonaliſierung und der
bisher den Grubenbeſitzern gezahlten Entſchädigungen. Baldwin
erklärte heute im Unterhauſe, daß dieſe Frage geeignet ſei, die
nationalen Finanzen zu beeinfluſſen. Die Verluſte des Landes
durch den Kohlenarbeiterſtreik und durch die Konverſion der
öffent=
lichen Schuld, die die Regierung in der nächſten Zulunft plane,
erforderten eine ſcharfe Prüfung, damit nicht das Land in eine
Finanznot hineingezogen werde. Die Regierung wolle die Frage
nach allen Seiten hin prüfen.
Eine deutſch=belgiſch=luxemburgiſche Wirtſchaftsunſon.
Aachen, 22. Juni.
Geſtern nachmittag wurden im Gebäude der hieſigen
Regie=
rung die bereits angekündigten Verhandlungen
zwi=
ſchen der deutſchen Reichsregierung und der
belgiſch=luremburgiſchen Wirtſchaftsunion
er=
öffnet. In der Eröffnungsſitzung begrüßte der Vorſitzende der
deutſchen Delegation, Vortragender Legationsrat v.
Fried=
berg, die belgiſch=luxemburgiſchen Vertreter namens der
Reichs=
regierung. Der Leiter der belgiſch=luxemburgiſchen Delegation,
Suentens, hob in ſeiner Erwiderungsanſprache hervor, daß
die belgiſch=luxemburgiſche Wirtſchaftsunion lediglich für die
ſach=
lichen Erleichterungen im kleinen Grenzverkehr zuſtändig ſei. Die
perſönlichen Erleichterungen im Grenzverkehr dagegen gehörten
zur Zuſtändigkeit der einzelnen Staaten, alſo zur Zuſtändigkeit
Belgiens oder Luxemburgs. Er überreichte ſodann
Gegen=
vorſchläge zu den deutſchen Vorſchlägen über ſachliche
Erleichte=
rungen.
nämlich in direktem Verhältnis zur Benutzungsdauer der
Ein=
richtungen, ud die Benutzungsdquer iſt das, was vom
Tele=
grämm=Abſender bezahlt werden muß.
Bei dieſer Art der Schnellvelegraphie wird das Mitleſen von
unbefugter Seite ſehr erſchwert. Die Telegramme ſind nur dann
entzifferbar, wenn an der Empfangsſtelle ein Synchronapparat
für die Zuſammenſetzung der Zeichen benutzt wird, der ſich mit
dem an der Sendeſtelle verwendeten im ganz genquen Gleichlauf
befindet. Da aber bei dem neuen Verfahren der Gleichlauf ohne
Korrekturzeichen erfolgt, die ein Mitlaufenlaſſen eines dritten
Apparates erleichtern könnten, ſo müßte der unbefugte
Empfän=
ger unter genügender Beherrſchung der Techmik einen
gleichwer=
tigen, wicht korvigierten Synchronapparat zu benutzen in der
Lage ſein. Damit iſt aber in den nächſten Jahren kaum zu rechnen.
Im Gegenſatz zu den übrigen Methoden der
Schmelltelegra=
phie, wo die Zeichen wie im Morſe=Alphabet nacheinander
über=
wittelt werden und bei ſteigendem Tempo für jedes einzelne
Zei=
chen immer wewiger Zeit zur Verfügung ſteht, wird bei der
Bild=
übertragug die Schrift ſo zerteilt, daß ein Buchſtabe ſich nicht
aus den unmittelbar zeitlich aufeinanderfolgenden Teilzeichen,
ſondern zeitlich getrennten, mit der Periode der Umdrehung der
Bildtrommel wiederholten photographiſchen Punktmarken
zuſam=
mengeſetzt, die ſich nach und wach zum geſamten Buchſtaben
zu=
ſammenfügen. Die atmoſphäriſchen Störungen kommen ihrerſeits
im zeitlichen Gruppen angehäuft an. So iſt es unwahrſcheinlich,
daß ein Buchſtabe einer einzelnen noch ſo großen Störungsgruppe
ganz zum Opfer fällt. Es kann nur ein Teil desſelben durch die
Stövungen unlesbar gemacht werden, was aber durch das Auge
in der Regel wieder ausgeglichen werden wird.
Zum erſten Male in der Entwicklung der drahtloſen Techmik
iſt alſo eine Uebertragungsmethode gefunden, welche bei viſueller
Aufnahme der Zeichen ein leichtes Unterſcheiden von Störungen
und Zeichen geſtattet. Bisher ergab die Aufnahme mittels des
Kopfhörers in Verbindung mit der menſchlichen Fähigkeit, die
Signaltöne von den ſtörenden Geräuſchen zu unterſcheiden,
beſſere Reſultate, alls die ſchriftliche Aufzeichnung. Eine gut
aus=
gebildete Fertigkeit des Telegraphiſten in der Unterſcheidung war
bisher das wirkſamſte Mittel, um auch bei Störungen die
Tele=
gramme zu entziffern. Es würde zu weit führen, auch noch auf
einige andere Merkmale hinzuweiſen, welche bei dieſer ſpeziellen
neuen Uebermittlungsmethode die Unterſcheidung von den
Stö=
rungen erleichtern. Jedenfalls iſt dadurch die Konkurrenzfähigkeit
der drahtloſen Techmik gegenüber der Draht= oder der Kabelver=
Nummer 172
Mittwoch, den 23. Juni 1926
Ergeomsidſe Temahungen Mnog.
Nachklänge zur franzöſiſchen Kriſe.
Von unſerem A=Korreſpondenten.
Paris, 20. Juni.
Knapp vor der Abreiſe des Präſidenten der Republik nach
London iſt der Sturz des neunten Briandkabinetts erfolgt. Rein
formell kann man eigentlich nicht von einem Strze ſprechen, da
das Kabinett trotz ſeines Vertrauensvotums zurückgetreten iſt.
In Wirklichkeit jedoch ähnelte der Rücktritt des Kabinetts einem
Sturze, nur daß er nicht auf innenpolitiſche, ſondern auf rein
finanztechniſche Gründe zurückzuführen iſt. Und gerade das
be=
deutet eine neue Wendung in der franzöſiſchen Politik. Die
Parteipolitik iſt nun offen zurückgedrängt, es handelt ſich nur noch
um die Stabiliſierung des Franken. Die Kammer verliert ihre
unſympathiſche Rolle. Ihr kann kein neuer Vorwurf mehr
ge=
macht werden. Sie hat die Regierung unterſtützt und frei ſchalten
und walten laſſen. Was verſagte, war nur die Finanzpolitik.
Und aus dieſer Lage ergibt ſich, daß nicht mehr die perſönlichen
Kombinationen — ſo überraſchend ſie auch ſein könnten —,
ſon=
dern nur die Form der Finanzpolitik eine
entſchei=
dende Bedeutung beſitzt.
Raoul Péret hat mit ſeinem Rücktritt die Sympathien der
weiteſten Kreiſe nicht eingebüßt. Es waren ihm viele Erfolge
beſchieden, der Ausgleich des Budgets, die Erleichterung der
Lage des Treſors und die weitgediehene Vorbereitung des
Bud=
gets für 1927. Aber mit dem rapiden Verfall des Franken wurde
das alles trotz der verhältnismäßig guten Steuereingänge
illu=
ſoriſch. An der Börſe hat Roul Péret verſagt, ſeine
Interven=
tionen waren von wenig Erfolg begleitet. Was zum Beiſpiel dem
italieniſchen Finanzminiſter Volpi ſtets verhältnismäßig gut
ge=
lang, konnte er niemals fertig bringen. Seine Gegner werfen
ihm auch andere Fehler vor, am meiſten übertriebene
Begün=
ſtigung des Treſors, die aber, wenigſtens für den Augenblick,
einen Erfolg ergab. Es ſteht auch außer allem Zweifel, daß die
nationale Selbſtbeſteuerung in einem pſychologiſch ſchlecht
ge=
wählten Moment eingeſetzt wurde. Dieſes Mittel, auf das man
unter anderen Umſtänden große Hoffnungen hätte ſetzen können,
ergab daher nur einen äußerſt mäßigen Erfolg.
Die Lage Pérets war unhaltbar ſchwer. Kammer und
Finanzkommiſſion haben ihm zwar nicht ſo große
Schwierig=
keiten bereitet wie ſeinen Vorgängern — bei der Mehrheit war
er ja das volkstümlichſte Mitglied des Kabinetts —, aber zwiſchen
der Banque de France, dem Expertenkomitee und dem
Finanz=
miniſterium hat er einen viel ſchlimmeren Eiertanz aufführen
müſſen, als alle ſeine Vorgänger. In dem Finanzminiſterium
war er, wie von Anfang an bekannt war, nicht beſonders
volks=
tümlich. Seine Auffaſſung über die Stabiliſierung des Franken
ſtand in direktem Gegenſatz zu dem von der Banque de France
vertretenen Standpunkt. Er ſoll ein Anhänger der Verwendung
der Goldreſerven für die Frankenſtützung geweſen ſein, was mit
dem von der Banque de France vertretenen dogmatiſchen
Stand=
punkt eben nicht zuſammen paßte. Dieſer Konflikt hat auch die
Einigkeit des Expertenkomitees gebrochen, von dem Péret
Unter=
ſtützung in ſeiner recht iſolierten Lage erwartete. Das
Experten=
komitee verſagte auch im übrigen. Es erwies ſich als
ſchwer=
fällig und uneinig und die über ſeine Sitzungen umlaufenden
unkontrollierbaren Gerüchte haben ſehr viel zu der Kopfloſigkeit
an der Börſe beigetragen.
Es iſt ſchwer, eine objektive Beurteilung der Prinzipien
Pérets zu geben, daß ihnen aber in den politiſchen Kreiſen
über=
all viel Sympathie entgegengebracht wurde, iſt ſicher. Er hat
ent=
ſchieden für die finanzielle Selbſtändigkeit gekämpft, und wenn
auch ſeine Pläne für die Stabiliſierung gewagt waren — „die
Reſerven der Banque de France darf nur eine ganz große
Per=
ſönlichkeit angreifen”, äußerte ſich ein bekannter Finanzmann —,
aufgegeben ſind ſeine Pläne noch bei weitem nicht. Ganz gleich,
ob die Rolle der Führung wieder Herrn Briand, Herrn Herriot
oder Poincaré zufällt.
Die Frage, wie der Franken ſtabiliſiert werden muß, iſt akut
geworden. Ihre Löſung läßt ſich keine Minute länger
hinaus=
zögern. Von engliſcher und amerikaniſcher Seite hat man ſchon
recht deutliche Anſpielungen auf eine internationale Hilfe
ge=
macht, aber in Paris iſt man ſich vollſtändig über das klar, was
eine internationale Finanzdiktatur bedeuten würde. In
poli=
tiſchen Kreiſen, rechts wie links, befürchtet man Eingriffe in der
Innenpolitik und ſchließlich einen Zuſammenbruch, wie er in
Belgien erfolgte. Induſtrie und Handel hegen vielleicht gar zu
übertriebene Befürchtungen vor einer Sanierungskriſe. In
Eng=
land wie in Amerika würde man ſehr gern die endgültige
Stabi=
liſierung des Franken ſehen und dazu auch jede Hilfe leihen.
Aber die Bedingungen ſind ſo hart, daß man die Andeutungen,
die man in der engliſchen und amerikaniſchen Preſſe über dieſe
Art der Löſung findet — ſie ſind recht zahlreich — hier mit dem
größten Mißtrauen aufnimmt. Andererſeits zeigen ſich Induſtrie
und Handel in Frankreich recht kurzſichtig, der „gemeinſame
Pla=
fond” wird von dieſen Kreiſen gefordert. Die Gleichheit der
Bons mit dem Bargeld wird in den Fachkreiſen nicht anerkannt.
Sehr viele erblicken darin die offene Inflation, die ſchon keinen
Halt mehr zuließe, wurde doch ſchon die energiſche Unterſtützung
des Treſors durch Raoul Péret als eine Art Inflation
ange=
ſehen. Dennoch iſt die Zahl der Anhänger des gemeinſamen
Pla=
fonds recht groß.
Der Frankenverfall darf nicht weitergehen, wenn man ernſte
Folgen vermeiden will, wie dies ſchon die immer zahlreicher
werdenden Demonſtrationen und Streiks genügend beweiſen. Die
Struktur und die Geſinnung Frankreichs iſt eben ganz anders
als die der mitteleuropäiſchen Staaten, und das ſollten alle
An=
hänger einer offenen oder verkappten Inflation, auch in der
In=
duſtrie, bedenken. Andererſeits aber iſt dieſer Unterſchied nicht
ſo groß, als daß man das Fehlſchlagen aller ſeinerzeit in
Mittel=
europa fehlgeſchlagenen Maßnahmen nicht mit voller Sicherheit
vorausſagen könnte. Wenn man der angelſächſiſchen
Finanz=
diktatur entgehen will, ſo genügt es nicht, mit Maßnahmen, die
in den anderen von der Inflation heimgeſuchten Staaten
fehl=
ſchlugen, zu arbeiten. An irgend einem Punkte müſſen
entſchei=
dende Opfer gebracht werden.
Briand verhandelt weiter.
EP. Paris, 22. Juni.
Briand entfaltete heute eine rege Tätigkeit.
Nach einer zweiſtündigen Konferenz mit Doumer, Poincaré,
La=
val, Painlevé, Perrier, Durand, Leyques und Danielou über die
Finanzfragen empfing er die Führer der verſchiedenen
Kammer=
gruppen, um, wie er ſich in einer Erklärung an die Preſſe
aus=
drückte, die Gewißheit zu erhalten, daß man ihm keine
Apfelſinen=
ſchalen unter die Füße werfen werde. — Unter den Beſuchern
be=
fanden ſich der Vorſitzende der radikal=ſozialiſtiſchen
Kammer=
gruppe, Cazals, Malvy und Bokanowſki von der
republikaniſch=
demokratiſchen Linken, Le Trocquer von der unabhängigen
Lin=
ken, Léon Blum und Paul=Boncour von den Sozialiſten, Dariac
von den Linksrepublikanern, Loucheur und Boret von der
radi=
kalen Linken und Marin von der republikaniſch=demokratiſchen
Union. — Briand zeigte ſich nach dieſen Unterredungen, die eine
Klärung hinſichtlich der Aufnahme ſeines Kabinetts in der
Kam=
mer herbeiführen ſollte, ſehr befriedigt. Er meinte, daß ſich
zur=
zeit in den Geiſtern eine erfreuliche Endwicklung bemerkbar mache.
Trotzdem es den Anſchein hat, als ob Briand an eine Berufung
Doumers als Finanzminiſter denke, verſichert man uns in gut
unterrichteten Kreiſen, daß in der Frage der Beſetzung
des Finanzminiſteriums die Schwierigkeiten
noch lange nicht überwunden ſeien. Es würden immer
noch Verſuche unternommen, Poincaré von ſeinem
ableh=
nenden Standpunkt abzubringen. Offenbar befürchtet
Briand, daß die Kammer mit einer Rückkehr Doumers
ins Finanzminiſterium nicht ganz einverſtanden ſein
könnte, worauf Gerüchte hindeuten, die in den Wandelgängen der
Kammer heute umliefen. Immerhin dürfte eine Entſcheidung in
dem einen oder anderen Sinne für heute abend zu erwarten ſein.
Ein Vorſtoß Caillaux”.
Briand war am Abend immer noch auf der Suche nach dem
Finanzwiniſter. Bisher hat weder Poincaré noch Doumer ſich
zur Annahme des Portefeuilles bereitgefunden. Doumer erklärte
am Nachmittag ſogar im Senat, es ſei mit 10 gegen 1
anzuneh=
men, daß er das Finanzminiſterium nicht übernehmen werde.
Man ſpricht nunmehr davon, daß Briand, der, koſte es was es
wolle, ein Kabinett zu bilden entſchloſſen iſt, und zwar wenn
möglich noch in den heutigen Abendſtunden, ſich mit der Abſicht
trage, dem Vorſitzenden des Finanzſachverſtändigenausſchuſſes,
Sergent, das Finanzminiſterium, und dem Mitglied
dieſes Ausſchuſſes, Riſt, das Schatzamt anzuvertrauen. —
Zur Eile mahnt ein Vorſtoß Caillaux, der in gewiſſen Kreiſen für
den Fall des Scheiterns der Bemühungen Briands als der
kom=
mende Mann betrachtet wird. Auf deſſen Anregung hin hat die
demokratiſche Linke des Senats beſchloſſen, alle Linksgruppen der
Kammer und des Senats zu einer gemeinſchaftlichen Sitzung für
heute abend oder morgen früh einzuladen, wenn Briand mit
ſei=
nen Bemühungen nicht endlich zum Ziel kommen ſollte. Briand
iſt der Anſicht, — das geht aus mehreren von ihm im Laufe des
Tages abgegebenen Erklärungen hervor — daß es ſich zunächſt
darum handeln müſſe, ein feſt umriſſenes Finanzprojekt
aufzuſtel=
len, auf das ſich alle Miniſter einigen könnten. Dadurch würde
die Frage nach der Perſon des Finanzminiſters in den
Hinter=
grund treten, denn dieſer brauchte kein eigenes Programm
vorzu=
legen, ſondern würde ſozuſagen als Kommiſſär des
Geſamtkabi=
netts fungieren. Offenbar ſind dieſe Fragen in einer von 5 bis
Seite 3
6½ Uhr abgehaltenen Beſprechung des vorausſichtlichen künftigen
Kabinetts erörtert worden, nach deſſen Beendigung Briand
mit=
teilte, die Lage kläre ſich mehr und mehr. Er werde um halb
10 Uhr nach dem Quai dOrſay zurückkehren. Doumer fügte
hin=
zu, über die Beſetzung des Finanzportefeuilles ſei noch leine
Ent=
ſcheidung getroffen worden.
Caillaux bei Briand. — Scheitert Briands Miſſion?
Um 7.10 Uhr begab ſich Briand ins Elyſée. Er erklärte,
daß er Doumergue über den Stand ſeiner Bemühungen
unter=
richtet habe. Er begab ſich dann nach dem Quai d’Orſay zurück,
wo er um ½10 Uhr Poincaré, Sergent, Painlevé und Pietri
empfangen werde. Nach 10 Uhr werde man Endgültiges über
ſeine Miſſion erfahren. Großes Aufſehen erregte es, als um
8 Uhr Caillaux am Quai d’Orſay erſchien und ſofort von
Briand empfangen wurde. Man verſichert, daß Briand
daran denke, Caillaux das Finanzminiſterium
anzubieten, nachdem Doumer für dieſen Poſten
endgültig nicht mehr in Frage kommt. Man weiß
ja nun aber, daß Caillaut von jeher gleichzeitig das
Miniſter=
präſidium und das Finanzminiſterium und im Zuſammenhang
damit diktatoriſche Vollmachten gefordert hat. Es iſt
anderer=
ſeits aber auch bekannt, daß Doumergue von einer ſolchen
Kon=
ſtellation nichts wiſſen will und eingeweihte Kreiſe
verſichern, daß Doumergue eher zurücktreten
würde, als Caillaux die Bildung des
Miniſteri=
ums unter ſolchen Umſtänden anzuvertrauen, weil er
glaube, daß das Land dagegen rebellieren würde. Wenn aber
Caillaux Finanzminiſter wird, ſcheint es ebenſo ſicher, daß
Poin=
caré aus dem Miniſterium ausſcheidet. Die Lage iſt ſomit auf
beiden Seiten ungeklärt. Man muß alſo abwarten, ob Briand
tatſächlich heute abend dem Präſidenten ſeine Miniſterliſte
vor=
legt. Nach wie vor iſt mit einem Fiasko der Miſſion
Briands zu rechnen. Nach einſtündiger Unterredung hat
Caillaux den Quai d’Orſay verlaſſen und auf die Frage, ob er
Finanzminiſter würde, geantwortet, das iſt eine ernſte Sache,
die von einer telephoniſchen Mitteilung abhängen wird, die ich
im Laufe des Abends von Briand erwarte.
Gedrückte Stimmung in Paris.
Die Beſprechungen Briands mit Poincaré, Doumer und
Painlevé dauerten bis gegen Mitternacht und wurden dann ohne
Ergebnis abgebrochen. Briand erklärte, daß er ſeine
Beſprechun=
gen morgen früh halb 10 Uhr wieder aufnehmen werde. Infolge
der ergebnisloſen Verhandlungen herrſcht in politiſchen Kreiſen
eine gedrückte Stimmung. Es wird erklärt, daß Briand keine
Unterredung mit Caillaux heute gehabt habe.
Italienfeindliche Kundgebungen in Agram.
EP. Agram, 22. Jumi.
Im Laufe des geſtrigen Tages iſt es zu großen
Kund=
gebungen gegen die Konventionen gekommen, die Jugoſlawien
mit Italien abgeſchloſſen hat und die vor der Ratifizierung durch
die Skupſchtina ſtehen. Die Univerſitätsſtudenten
ver=
anſtalteten geſtern mittag gemeinſam mit der Bevölkerung
lärmende Straßenkundgebungen, bei denen
feindſelige Rufe gegen Italien, Muſſolini und
die Konventionen laut wurden. Polizei vertrieb die
Demonſtranten; auch Kavallerie griff ein. Die Kundgebungen
fanden gegen 8 Uhr abends ihre Fortſetzung. 25 Perſonen
wurden feſtgenommen.
In der Reſolution die der akademiſchen Jugend bei den
be=
abſichtigten, aber von der Polizei verbotenen Verſammlungen
zur Annahme vorgelegt werden ſollte, wird darauf hingewieſen,
daß die Belgrader Regierung durch den Abſchluß der
Konven=
tionen mit Italien das kroatiſche Küſtengebiet den
imperialiſti=
ſchen Angriffen Italiens auf Gnade und Ungnade ausliefere und
die Lebensintereſſen der dortigen Bevölkerung gefährde.
Zum Attentat auf Kemal Paſcha. — 200
Verhaftungen.
London, 22. Juni.
Wie aus Angora gemeldet wird, ſind im Zuſammenhang mit dem in
Smyrna aufgedeckten Komplott gegen Kemal Paſcha bisher annähernd
200 Perſonen verhaftet worden. Kemal hat die verſchiedenen
Verſchwö=
rer perſönlich verhört. Unter den in den letzten Tagen Verhafteten ſollen
ſich auch der Führer, der Oppoſition, General Karabekir Paſcha, der
frühere Premierminiſter, General Refet Paſcha, und General Ali Fuad
Paſcha befinden. Faſt alle ſich noch in der Türkei aufhaltenden
fort=
ſchrittlichen Abgeordneten ſind verhaftet. Das Attentat ſollte von einem
Abgeordneten nud einem Reſerveoffizier während Kemals Umzug in
Smyrna ausgeführt werden, und zwar mit Bombe und Nevolver. Das
Attentat ſollte keinen monarchiſtiſchen Zwecken dienen.
bindung erheblich geſteigert. Es wird ſo häufig von den hohen
Telegvaphievgeſchwindigkeiten, durch moderne Kabel geſprochen,
und ſehr hohe Wortgeſchwindigkeiten werden hierfür genannt.
Der den Dingen Fernſtehende slaubt dabei, daß die Kabelzeichen,
wit dem elektro=magnetiſchen Schreibapparat, dem ſogenannten
Ondulator aufgenommen, ſich auch bei hohem Telegraphiertempo
bequem entziffern laſſen, weil ja das Kabel gegen aimoſphäriſche
Störungen geſichert iſt. Allein der Fall liegt doch weſentlich
an=
ders. Die elektriſchen Konſtanten des Habels laſſen immer die Spielzeit aus dem Verband der Oper ausſcheidet, zum letzten
Ströme nur verhältnismäßig langſam zu ihrer vollen Stärke an= Male die Rolle des Saraſtro. Dieſe ſchöne Leiſtung bewies neben
wachſen. Um dieſe Rekordgeſchwindigkeiten zu erzielen, muß mit
einer ſehr wenig ſchönen und wenig lesbaren Ondulatorſchrift
vorlieb genomen werden. Es iſt mindeſtens eine ebenſo große Es iſt hauptſächlich ſeine wundervolle Stimme, der wir nach=
Kunſt, ſtörungsfreie Morſeſchrift über das Kabel zu leſen, als die
von atmoſphäriſchen Störungen geſtörten Zeichen einer draht= trauern, die nicht einmal beſondere Tiefe, wohl aber jene ſeltene
loſen Uebertragung. Wenn alſo die „reinen” Uebertragungs= ſchwarze” Farbe beſitzt, von der ein eigentümlicher Zauber
aus=
zeichen bei Kabel=Schnell=Telegraphie verkürzt werden können, ſo deht.
bleiben die Enzifferungszeiten und =Schwierigkeiten dieſer etwas
runenhaft anmutenden Schriftart beſtehen.
welches es ſich von den bisherigen anderen Bildübertragungen unterſtützt von einer in der bewährten Schule von Profeſſor
unterſcheidet, und welches bisher durch die hohe Geſchwindigkeit
der Uebertragung in dieſen Zeilen gekennzeichnet worden iſt, iſt
dadurch erreicht worden, daß bei der elektriſchen Auswertung der
Helligkeiten durch zugeordnete elektriſche Stromimpulſe und auch
bei der Rekonſtruktion von Stromimpulſen in Helligkeiten auf
dem Empfangsbild jede Bewegung mechaniſcher Maſſen und
damit jede mechaniſche Trägheit ausgeſchaltet iſt. Dieſes neue
Prinzip iſt natürlich nicht nur auf Bildübertragungen mit
ſyn=
chronrotierenden Geber= und Empfangswalzen beſchränkt,
ſon=
dern dies Prinzip kann auch allen bisher bekannten elektriſchen
Telegraphen=Anoronungen zugute kommen. Seit langen Jahren Verſteigerung gelangende Kollektion neuerer Meiſter aus
vor=
iſt die Technik beſtrebt, die Verzögerungen, welche durch
Maſſen=
beſchleunigungen entſtehen, zu verringern, und ſtrebt deshalb
nach Verkleinerung dieſer Maſſen. Andererſeits wurden die
elektro=magnetiſchen Kräfte nur zur Beſchleunigung derſelben /
geſteigert. Beides führt zum Anwachſen der Kompliziertheit.
Das neue Syſtem macht mit einem Schlage die Mechanik
ent=
behrlich und führt die Elektro=Optik als Uebertragungsmittel in
die elektriſche Energiekette ein. Hierdurch werden die teueren
Gebilde der Mechanik unnötig, und ungeahnte neue Entwick=
Präziſion werden eröfſuet
*Heſſiſches Landestheater.
Großes Haus.
Die Zauberflöte.
Oper von Schikaneder — Muſik von W. A. Mozart.
Geſtern abend ſang Walter Hagner, der mit Ablauf dieſer
hervorragenden in anderen Stücken aufs Neue, daß wir durch
ſeinen Weggang einen Verluſt erleiden, den wir bedauern müſſen.
Sein ernſtes, zurückhaltendes, nur zögernd ſich öffnendes Weſen
hatte eine langſame künſtleriſche Entwicklung zur Folge. Um ſo
Das Merkmal des neuen Telefunken=Karolus=Syſtems, durch ſicherer und vornehmer ſtanden ſeine Figuren auf der Bühne,
Beines errungenen kunſt= und ſachgemäßen Stimmbehandlung.
Grade in den letzten Monaten wurde ſein ſtetiger Aufſtieg
deut=
lich ſichtbar. Wir wünſchen dem jungen Künſtler, der geſtern durch
Beifall und Blumen reich ausgezeichnet wurde, in ſeiner neuen
Stellung in herzlicher Dankbarkeit Glück und Erfolg. v. H.
Kunſi, Wiſſenſchaft und Leben.
Die am 29. Juni bei Rudolf Bangel, Frankfurt a. M., zur
wiegend ſüddeutſchem Beſitz vereinigt namhafte, markante
Ar=
beiten der bedeutendſten Maler der letzten hundert Jahre. Es
iſt erſtaunlich, daß viele der zum Verkauf gelangenden Gemälde,
die in Kunſtkreiſen durch Publikationen bekannt ſind, erneut
ihren Beſitzer wechſeln, und es dürfte als ein Kennzeichen der
Zeit angeſprochen werden, Gemälde derartig hohen Ranges in
ſolcher Fülle angeboten zu ſehen.
Vorwiegend ſind es die deutſchen Impreſſioniſten und
ins=
beſondere der Berliner Kreis, der am ſtärkſten vertreten iſt. Von
lungsmögkeiten in Richtung von Geſchwindigkeit, Einfachheit und. Menzel, der mit der Paſtellſtudie eines Arbeiters in einer
Glas=
bläſerei vertreten iſt, gelangt man über Liebermanns verſchiedene
Arbeitsepochen zu Slevogt und Corinth. Es ſei als ein Ereignis
auf dem Kunſtmarkt aus dieſem Kreis beſonders das
Lieber=
mann’ſche Gemälde „Die Spinnerinnen” hervorgehoben, das
als durchgeführte Arbeit eine Studie des bekannten Bildes
gleichen Inhalts der National=Galerie darſtellt. Eine kleine
Sammlung für ſich repräſentieren ſechs Bilder Wilhelm
Trüb=
ners, unter dieſen der aus der Verſteigerung Zitzmann bekannte
„Kreuzgang mit Chorknaben”. Außer zwei kleineren figürlichen
Bildern Hans Thomas findet man von dieſem badiſchen
Alt=
meiſter eines ſeiner die deutſche Weſensart verkörpernden Tal=
und Wieſenbilder. — Drei Spitzweg=Bilder (Sommertag,
Forſt=
haus und Nachtlandſchaft mit Bär) ſind Kabinettsſtücke hohen
Ranges. — Die Münchener Schule iſt außer durch Grützner,
De=
fregger und andere Genremaler durch ein großes Bild Friedrich
Voltz’s vertreten, das eines der Hauptwerke dieſes Künſtlers iſt
und den Arbeiten der Münchener Pinakothek nicht nachſteht. —
Aus dem Düſſeldorfer Kreis ſeien nur Achenbach und Gebhardt,
aus dem Frankfurter Kreis Anton Burger geſtreift. — Eine
weitere Perle der Auktion iſt ein Araberbild Waldmüllers, das
in altmeiſterlicher Feinheit die hohe Kunſt dieſes Klaſſikers der
öſterreichiſchen Malerei zeigt.
Erſtaunlich iſt die Reichhaltigkeit an qualitativ hochſtehenden,
nicht anfechtbaren Gemälden der franzöſiſchen Malerei.
Dela=
croix’s „Chef Arabe” iſt ein Bild von tiefer Leuchtkraft der
Fapben und großer Linie trotz des kleinen Formats. — Die
„Winterlandſchaft” Courbets verrät durch die prickelnde
Leben=
digkeit der Atmoſphäre die hohe Kunſt dieſes Führers der
Schule von Barbizon. — Die virtuoſe Fähigkeit der Franzoſen,
mit wenig Pinſelſtrichen auf kleinem Raum ein Bild erſtehen zu
laſſen, kann man in der phyſiognomiſchen Studie der „Drei
Köpfe” von Daumier bewundern. — Weiterhin wird eines der
ſeltenen Bildniſſe E. Degas überraſchen: Das bekannte
Doppel=
porträt des Ehepaares Maler Rouart.
Genannt ſeien weiterhin noch von ausländiſchen Meiſtern
J. J. Henner, Joſef Jsraels mit einem „Leſenden Mädchen”
eine „Fiſcherflottille” von Mesdag, ſowie eine typiſch die Myſtik
des Nordländers verratende Arbeit des Norwegers Edvard
Munch.
Die angeführten Eemälde ſind nur ein kleiner Auszug des
mit 59 Abbildungen verſehenen Katalogs, der unter Mitarbeit
von Dr. W. Schürmeyer herausgegeben wird.
Seife 4
Mittwoch, den 23. Juni 1926
Nummer 172
Die innere Entwicklung der Tſchechei.
Die Mitarbeit der Deutſchen.
EP. Prag, 22. Juni.
Die inneren Verhältniſſe i der Tſchechoſlowakei ſind jetzt an
einem Punkte angelangt, an dem ſie eine hochpolitiſche Bedeutng
gewinnen. Nachdem die Agrarzölle und die Kongrua, die der
Initiative der tſchechiſchen Agrarier und Klerikalen entſprungen
ſind, mit den Stimmen aller bürgerlichen Parteien gegen die
Sozialiſten und Kommuniſten angenommen wurden, hat ſich der
ſoziale Gegenſatz bei den Tſchechen durch Zwiſchenfälle, die
ſich jetzt Tag für Tag ereignen, bedeutend verſchärft. Der
Vorteil, den die Tſchechen bisher über die Deutſchen hatten, lag
hauptſächlich in ihrer Einheitlichkeit, während die 3,5 Millionen
Sudetendeutſchen, welche die Induſtriegebiete beſiedeln, ſeit
Jahr=
zehnten die Spaltung der bürgerlichen Parteien und
Sozialdemo=
kraten in ihrer ganzen Schärfe kennen.
Es hat ſtets geheißen, daß eine Vereinigung der
deutſchen Parteien ihre Stellung im Staate bedeutend
ſtärken müßte. Dieſe Einigung kam nicht, hingegen zeigen
ſich bei den Tſchechen, die bisher als nationale Koalition ganz
allein die Politik Prags beſtimmten, ſcharfe Riſſe, die kaum mehr
zu überwinden ſind. Die Prager Regierung wird daher,
wenn ſie nicht in das Schlepptau der Kommuniſten geraten ſoll,
in zunehmendem Maße aufeine Mitwirkungder
Deut=
ſchen angewieſen ſein. Während die Deutſchen bisher alle
Vorlagen der Prager Regierung ablehnten, unterſtützen ſie jetzt
zum erſten Male die Arbeit einer tſchechiſchen Regierung, die
allerdings nur eine Beamtenregierung iſt. In dieſem Augenblick
erhält die Stellungnahme der öffentlichen Meinung in
Deutſch=
land eine gewiſſe Wichtigkeit.
Ob der Verſuch einer bürgerlichen deutſch=
tſchechi=
ſchen Koalition gelingt oder nicht, läßt ſich noch nicht
be=
urteilen, aber nachdem die gegenwärtige Situation entſtanden
iſt, können die Deutſchen die Gelegenheit nicht vorübergehen
laſ=
ſen. Es war in den letzten Tagen von tſchechiſchen Konzeſſionen
nationaler Naur die Rede, doch ſind dieſe Dinge noch lange nicht
ſpruchreif. Nachdem die jahrelange Negation jeder aktiven
poli=
tiſchen Betätigung, wie ſie von dem zurüchgetretenen Führer der
Deutſchnationalen, Dr. Lodgman, aufgefaßt wurde, nicht den
geringſten Erfolg aufzuweiſen hatte, muß der gegenwärtige
Ver=
ſuch fortgeſetzt werden. Dieſer poſitive Akt widerlegt endgültig
die tſchechiſche Behauptung, die Deutſchen ſeien Staatsfeinde.
Die Agrarzölle und die Kongrua waren mehr oder minder
partei=
politiſche Vorlagen.
Beſondere Wichtigkeit haben die jetzt zur Verhandlung
ge=
kommenen Finanzvorlagen, da die Deutſchen
zumerſten=
mal einer tſchechiſchen Regierung die Steuern
bewilligen werden. Die Kalkulation der Deutſchen fußt vor
allem darauf, daß die in außerordentlich ſchneller Zunahme
be=
griffene kommuniſtiſche Bewegung die tſchechiſchen bürgerlichen
Parteien in die Arme der Deutſchen treiben wird, da der
Nieder=
gang der tſchechiſchen Sozialdemokratie und vor allem der
tſchechi=
ſchen Nationalſozialiſten, der Partei Beneſchs, ſo gut wie
be=
ſiegelt iſt und die Führung unter den ſozialiſtiſchen Parteien
früher oder ſpäter den Kommnniſten zufallen muß.
Tſchechiſche Widerſtände gegen die Mitarbeit
der Deutſchen.
E.P. Prag, den 22. Juni.
Der nationalſozialiſtiſche „Cesko Slowo”, das Blatt Beneſchs,
pppo=
niert gegen das Vorgehen der Beamtenregierung Cerny, die angeblich
bereit ſei, den Deutſchen für die Unterſtützung bei der Amahme
ver=
ſchiedener Vorlagen im Abgeordnetenhaus, wie bei den Agrarzöllen, der
Kongrua, dem Beamtengeſetz und etlichen Steuern, einige mationale
Konzeſſionen zu gewähren. Dieſes Vorgehen käme einer Beſtechung der
„unerſättlichen‟ Deutſchen gleich, die ſchmählicher ſei, als die Beſtechung
des tſchechiſchen Fürſten Wenzel. Die Drutſchen hätten ſich bereits einen
Sitz im Bodenamt geſichert, und die Zuſage erhalten, daß die Frage
der Grenzwälder im Sinne der deutſchen Wünſche entſchieden werde.
Die politiſche Neu=Orientierung der Tſchechei.
„Narodny Liſty” veröffentlicht eine parteioffiziöſe Erklärung,
daß ſich die nationaldemokraniſche Partei niemals zu
Verhandlun=
gen über einen Ausgleich zwiſchen Deutſchen uud Tſchechen
bereit=
finden werde. Die Nationaldemokratie werde vielmehr den
ſchärfſten Kampf gegen die Beſtrebungen zur Bildung einer
tſche=
chiſch=deutſchen Regierung und auch gegen jede Regierung führen.
die ſich auf die parlamentariſche Unterſtützung der Deutſchen
ver=
laſſe. Der natiovale Charakter des Staates verbiete jede
Zu=
ſammenarbeit mit den Sudeten=Deutſchen.
Um Beneſch.
Der „Venkov”, das offiziöſe Blatt der tſchechiſchen Agrarter
richtet heute in der Beneſch=Frage einen ſcharfen Angriff gegen
die tſchechiſche Nationalſozialiſtſche Partei. Die Tatſache, daß
dieſe Partei, die am letzten Samstag die Raufſzenen im
Parla=
ment hervorgerufen habe, bis jetzt noch immer nicht die
Konſe=
quenzen ziehe, ſei nahezu ein ärgerer Skandal als dieſe
Rauf=
ſzenen ſelbft. „Wenn die Führer der Partei nicht ſo ungebildet
und abgeſtumpft wären,” ſo ſchreibt das Blatt des früheren
Miniſterpräſidenten Schwehla, „ſo würden ſie erklären, daß ſie
wiſſen, was ihre Obſtruktion bedeutet, und die Aemter, die ſie
im Hauſe und im Staate haben, niederlegen.‟ Es heiße jedoch,
daß Beneſch der Aufforderung ſeiner Partei zum Rücktritt micht
nachzukommen gedenke. Dieſen Entſchluß konnte Beneſch vor
den Ereigniſſen am Samstag vertreten. Heute ſei es ummöglich,
daß ein Miniſter im Amt bleibe, deſſen Partei das Parlament
mit Gewalt und Obſtruktion zerſchlagen wollte. Es wäre ein
Skandal, wenn Beneſch dieſen Entſchluß nicht rewidieren ſollte.
Inflation in China.
w. Schanghni, 22. Juni.
Die ſchlimmſte Folge des gegenwärtigen Militarismus iſt das
Ueber=
fluten des Landes mit Millionen von Papierdollars, die von den
mili=
täriſchen Machthabern in den verſchiedenſten Provinzen zur Ausgabe
gebracht werden. Die Noten büßten nicht ſelten drei Viertel ihres
Wer=
tes ein, aber die Soldaten, die mit dieſen Scheinen entlohnt werden,
zwingen die Kaufleute, das Geld als vollwertig anzunehmen. Unter
die=
ſer Inflation leiden beſonders die Kaufleute und die ärmeren Schichten
der Bevölkerung. Beſonders in den Provinzen Chili und Schantung
iſt die Lage ſehr ſchlimm. Die Pekinger Handelskammer überreichte
geſtern den Marſchällen Tſchantſolin und Wupeifu und dem
Miniſter=
präſident Yen, dem Gouverneur von Schantung, Tſchang=Tſung=ſchang,
eine Bittſchrift, worin ſie Abhilfe dieſer Uebelſtände fordert.
Polniſche Probleme.
Erklärungen des polniſchenMiniſierpräſidenten
w. Warſchau, 22. Juni.
Geſtern empfing Miniſterpräſident Bartel die Vorſitzenden
der Parteien im Seim und auch die Weißruſſen, Ukrainer,
Deut=
ſchen und Juden. Nur die Nationaldemokraten waren nicht
er=
ſchienen, was ſie ausdrücklich damit begründeten, daß nur die
Minderheiten zu dieſer Sitzung geboten worden wären. Bartel
erklärte im Verlauf des Empfanges, die Regierung werde an
ihrem bereits bekannt gegebenen Programm feſthalten und zwar
vor allem daran, daß dem Präſidenten das Recht erteilt werde,
den Seim aufzüiöſen und Geſetze auf dem Verordnungswege zu
erlaſſen während der Zeit, in der der Seim nicht tagt. Da der
Seim im Sexiember aufgelöſt werden ſoll=, ſo werde das Budget
für 1927 burch eine vorläufige Verordnung Geſetzeskraft erhalien.
Sofort nach der Beſprechung mit den Parteiführern empfing
ber Min ſterpräſident die Preſſe, der er zunächſt den Brief des
Seimma ſchauls Rataj vorlas, der ſich darin über die ſeiner
An=
ſicht nach alle Erenzen überſchreitend: Krit: der Preſſe am Seim
b=klagt und ſeinen Wunſch, vom Poſten des Seimmarſchalls
zu=
rückzutreten, mitteilt. Zu dieſem Schreiben bemerkte Bartel,
daß er nbſolut auf parlamentariſchem Boden ftehe, daß aber der
Weg einer Legislative durch Erlaß von Verfügungen
gegenwär=
kig der einzig denkbare ſei, und daß weiter vor allen Dingen ein4
mal die wirtſchaftliche Sanierung verſucht und die
Arbeitsloſig=
keit durch Inangriffnahme öffentlicher Arbeiten bekämpft werden
müſſe ehe man das Land, das die Erſchütterungen der Mai=
Revolution durchgemacht habe, einer erneuten Erſchätterung
durch einen Wahlkampf ausſetzen dürfe. Bei der Vorlage des
Budgets für das zweite und dritte Quartal wird Finanzminiſter
Klarner, wie Bartel mitteilte, die Vertrauensfrage ftellen. Bartel
wandte ſich ſchließlich gegen die Hineinziehung des
Staatspräſi=
denten in die politiſche Debatte und bemerkte, falls die Regierung
zurücktreten werde, werde dies auch den Rücktritt des
Staats=
präfidenten zur Folge haben.
Beſchlagnahmtes Flugblatt.
Berlin, 22. Junt.
Wie in einer kleinen Anfrage eines deurſchnationalen
Landtagsabgeordneten ausgeführt wird, verbreitet die
Friedens=
geſellſchaft Hagen in Weſtfalen Flugblätter des Inhalts, daß
Deutſchland geheime Rüſtungen betreibe, daß die vaterländiſchen
Verbände im Bunde mit der Reichswehr ſtünden, um den Krieg
gegen Polen vorzubereiten uſw. Auf die Frage an das
Staats=
minifterium, was man gegen dieſes Flugblatt zu unternehmen
gedenke, ewwiderte der preußiſche Juſüzmimiſter, der
Oberſtaats=
anwalt in Hagen habe beim dortigen Amtsgericht die
Beſchlag=
nahme des Flugblattes „Volk in Not” beantragt und nach
er=
folgter Beſchlagnahme den Oberreichsanwalt von den Vorgängen
in Kenntnis geſetzt, der zuſtändig war, weil eine Strafverfolgung
wegen Landesverrats in Frage kam. Eine beim preußiſchen
Juftizminiſterium von der Friedensgeſellſchaft gegen die
Be=
ſchlagnahme erhobene Beſchwerde iſt deshalb dem
Reichsjuftz=
miniſterim zugeleitet worden.
Elſe Reinemer
Ludwig Andreae, Dipl.Ing.
Verlobte
Konſtanz / Bodenſee (16387
19. Juni 1926.
Davos=Platz.
Darmſtadt.
Statt Karten.
Wir haben uns vermählt
Georg Hofferbert
LinaHofferbert, geb. Schreiner
Darmſtadi, 23. Juni 1926.
C16301)
Todes=Anzeige.
Verwandten, Freunden und
Be=
kannten hierdurch die ſchmerzliche
Mitteilung, daß meine liebe,
treu=
ſorgende Frau, unſere gute Mutter,
Großmutter, Schweſter,
Schwä=
gerin, Tante und Kuſine
Frau
Karoline Müller
geb. Auracher
heute abend ½11 Uhr an den Folgen
ihres langen Leidens plötzlich und
unerwartet im Alter von 43 Jahren
verſchieden iſt.
Um ſtille Teilnahme bitten
Die trauernden Hinterbliebenen:
Joh. Gg. Müller und Kinder,
Heinheimerſtr. 75
Jakob Müller
Heinrich Feldmann ud Frau,
geb. Müller
Karl Auracher.
Darmſtadt, am 21. Juni 1926. (9220
Die Beerdigung findet
Donners=
tag, den 24. Juni 1926, nachmittags
3½ Uhr, vom Portale des Friedhofs
an der Nied.=Ramſtädterſtraße aus
ſtatt.
Für die aufrichtige Teilnahme bei
dem uns ſo ſchwer betroffenen
Ver=
lufte unſeres lieben Sohnes und
Bruders und für die troſtreichen
Worte des Herrn Pfarraſſiſtenten
Weinberger, ſowie für die vielen
Blumenſpenden, die dem
Ent=
ſchlafenen als letzter Gruß
gewid=
met waren, ſagen wir unſeren
tiefgefühlten Dank.
In tiefer Trauer:
Familie Lndwig Ernſt.
Darmſtadt, 22. Juni 1926.
Kaupſtr. 41.
(3219
Nonkurrenzl. bill.
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40
1.40
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Rummer 172
Mittwoch, den 23. Juni 1926
Seite 3
Aus der Landeshauptſtadt.
Darmſtadt, 23. Juni.
— Heſſiſches Landestheater. Das Bühnenbild zu der heutigen
Auf=
führung „Das Grabmal des unbekannten Soldaren”,
wurde nach Entwürfen von Lothar Schenck von Trapp (nicht, wie
in der geſtrigen Nummer irrtümlich angekündigt, von Arthur Pohl)
an=
gefertigt.
In der Aufführung „La Traviata” am Freitag, den 25. Juni,
ſingt die Titelrolle Frau Callam, die dam: vor ihrem Ausſcheiden
aus dem Verband des Landestheaters zum letzten Male auftritt. In
den übrigen Hauptpartien ſingen die Damen Kapper, Müller=Wiſchin und
die Herren Jörn, Aldori, Vogt, Kuhn, Hagner, Hölzlin, Strzeletz.
Muſi=
kaliſche Leitung Paul Gerhard Scholz a. G. Inſzenierung: Kurt Barre.
Heute abend wird im Großen Haus als Volksvorſtellung
zu Einheits preiſen die Operette „Wiener Blut” gegeben.
Es iſt dies die letzte Operettenaufführung in dieſer Spielzeit.
— Operettengaſtſpiel 1926 im Kleinen Haus des Hefſiſchen
Landes=
theaters, Leitung Direktor Adalbert Steffter. Wie bereits
bekannt=
gegeben, beginnt am Samstag, den 26. Juni, die diesjährige
Operetten=
ſpielzeit mit der Operette „Die Tanzgräfin” von Robert Stolz.
In den Hauptrollen ſind beſchäftigt vom vorjährigen Perſonal Herma
Gruſel, Hans Ney und Walter Straſſer; weiter treten auf Marion
Mathäus von der Volksoper Hamburg und Hans Horſten vom Theater
des Weſtens Berlin. Die Regie hat Direktor Steffter, die muſikaliſche
Leitung Kapellmeiſter Fenslein. Der Vorverkauf beginnt heute
Mitt=
woch. Anmeldungen auf Abonnements werden noch entgegengenommen.
— Darmſtädter Künſtler auswärts. Der Orcheſterverein Bayreuth
hatte anläßlich eines dem Andenken C. M. von Webers gewidmeten
Feſt=
konzertes den Klarinettiſten des Heſſiſchen Landestheaters Herrn Fritz
Heynau als Soliſten eingeladen. Die Oberfränkiſche Zeitung ſchreibt:
„ eine hochwillkommene Gabe war hierauf das Klarinettenkonzert in
F=Moll, von Herrn Kammermuſiker Fritz Heynau aus Darmſtadt
hervor=
ragend ſchön geblaſen . . . — Bahreuther Tageblatt: . . . Herr Fritz
Heynau aus Darmſtadt, der uns kein Fremder mehr iſt, blies die
Solo=
ſtimme mit blühendem Ton, eleganter Geſchmeidigkeit und geſchickter
Ausnutzung aller Möglichkeiten, die das dankbare Werk den Regiſtern
ſeines Inſtruments bietet. — Volkstribüne: . . . . gab dem Soliſten,
Herrn Kamermuſiker Heynau aus Darmſtadt, Gelegenheit, beſonders
in techniſcher Beziehung zu glänzen.
— Kammerſänger Richard Tauber. Der weltberühmte Tenor wird
im kommenden Winter im Rahmen der Akademie=Konzerte erſtmalig in
einem Arienabend in Darmſtadt auftreten. Kammerſänger Tauber iſt
bekanntlich ein Schüler von Prof. Beines und hat erſt im letzten
Som=
mer in Herrſchingen am Ammerſee einige Zeit bei Profeſſor Beines
ſtudiert.
— Städtiſche Orcheſter=Konzerte finden heute Mittwoch um 4 Uhr auf
der Ludwigshöhe unter Leitung von Herrn H. Hauske und
abends 8 Uhr im Beſſunger Herrngarten (Orangerie) unter
Leitung des Herrn M. Weber ſtatt. Es gelangt u. a. zur
Auffüh=
rung (Ludwigshöhe): Roſſini: Ouvertüre zu Wilhelm Tell; Beethoven:
Adelaide; Puccini: Motive aus Madame Butterfly; Kienzle:
Evangeli=
mann. — (Herrngarten): K. Kreutzer: Ouvertüre zur Oper „Das
Nacht=
lager zu Granada”; G. Meyerbeer: „Prophet”; Fr. Liſzt: 2. Ungariſche
Rhapſodie; F. Mendelsſohn: Ouvertüre zu „Rug Blas”; C. Zeller:
„Dev Vogelhändler”
— Vereinigung der Freunde des humaniſtiſchen Gymnaſiums. Für
heute nachmittag ſind die Mitglieder der Vereinigung eingeladen zu dem
Lichtbildervortrag des Privatdozenten Dr.=Ing. Dr. Wachtsmuth=
Marburg über „Das iſlamiſche Gotteshaus — die
Mo=
ſchee”: 3.15 Uhr im Saale 137 der Techniſchen Hochſchule. — Heute
abend 8.30 Uhr nehmen die Leſeabende ihren Fortgang. In einer
Reihe von gleichmäßig gut beſuchten, anregenden Abenden führte
Pro=
feſſor Dr. Ausfeld in das ſiebente Buch von Caeſars bellum Gallicum
ein. Gründliche Interpretation des Schriftſtellers und der
wiſſenſchaft=
lichen Literatur, Orientierung an Karten= und Bildmaterial und dazu
die lebensvolle Darſtellung auf Grund des genauen eigenen Studiums
der Oertlichkeiten vermittelten eindrucksvolle Bilder von der Größe der
militäriſchen Operationen der beiden ſtarken Gegner namentlich um
Ger=
govia und Aleſia. Heute abend werden im Anſchluß an dieſe
Caeſar=
abende Lichtbildvorführungen ſtattfinden. Beginn halb 9
Uhr — Gymnaſium. Gäſte ſind willkommen. Im Anſchluß an den
Vor=
trag gemütliches Beiſammenſein. — Wir verweiſen auf die morgen
Donnerstag ſtattfindende fünfte Aufführung der erfolgreichen
Menan=
derkomödie „Das Schiedsgericht” und empfehlen das Stück
wärmſtens zum Beſuche.
— Turngemeinde Woogsplatz. Die Deutſche Turnerſchaft hatte mit
der Deutſchen Sportbehörde zuſammen am letzten Sonntag im Berliner
Stadion gelegentlich der Rheinlandfeier mehreve Wettkämpfe veranſtaltet,
denen große Bedeutung beigemeſſen wurde, zumal nur erſte Turn= und
Sportgrößen zugelaſſen waren. Die Deutſche Turnerſchaft hatte einen
Gerätewettkampf, beſtehend aus Kürübungen, ausgeſchrieben. Eingeladen
waren die drei Turnkreiſe Brandenburg, Rheinland und Mittelrhein,
die zur Zeit über die beſten Turner verfügen. Von unſerem Kreis (
Mit=
telrhein) waren eingeladen: Krätz=Kaſtel, Höflich=Koſtheim, Menz=Mainz,
Bund=Wiesbaden, Bieger=Amöneburg und Fiedler, Turngemeinde 1846
Darmſtadt. Von den beiden anderen Kreiſen waren ebenfalls je ſechs
Turner eingeladen. Beim ſchlechteſten Regenwetter vollzogen ſich die
Wettkämpfe; dementſpvechend war auch der Beſuch. (Man hatte mit
60 000 gerechnet.) Die Wertung des Kampfes war außerordentlich ſcharf
Als erſter Sieger mit 76 Punkten ging Hch. Fiedler,
Turn=
gemeinde 1846, hervor, der ſomit ſich als der beſte Turner erwies. „Gut
Heil” zu dem ſchönen Erfolg. 2. Sieger wurde Witt=Eſſen mit 74
Punk=
ten, 3. Sieger Ehrhardt=Berlin mit 72 Punkten. Die Punktzahl der
übrigen Mittelrheiner iſt: Bieger 68, Bund 67, Krätz 66, Höflich 65,
Menz 62. Im Mannſchaftskampf ſiegte Mittelrhein, es folgte
Branden=
burg, dann Rheinland. Die Rheinlandfeier in Berlin — als Vorübung
für die großen Kampfſpiele in Köln betrachtet — haben den Beweis
er=
bracht, daß unſer Fiedler auf hoher Stufe ſteht, und wenn er weiterhin
in ſo guter Form bleibt, wird Fiedler in Köln ein gewichtiges Wort
mitreden. Unſere beſten Wünſche begleiten ihn heute ſchon. K.
— Dramatiſche Spiele im Gemeindehaus Kiesſtraße 17. Zum Beſten
der Nothilfe in der Lukasgemeinde brachte am Montag abend die
Spiel=
ſchar der Stadtgemeinde ein zweites Luſtſpiel von Kotzebue: „Pachter
Feldhüimmel”, zur Aufführung, das mit ſeinem köſtlichen Humor die
Lach=
muskeln der Zuſchauer faſt zu viel in Bewegung ſetzte. Das Spiel war
in den Rahmen eines Puppenſpiels neu eingekleidet und von einem
witz=
ſprühenden Prolog eingeleitet. Die lange Reihe der Verwicklungen und
Verwechſlungen war ſo reich an Komik, daß die nächſte Aufführung nur
gewinnen kann, wenn die heitere Mimik der Spieler etwas gemäßigt
wird. Die vielen Mitwirkenden boten jeder ſein Beſtes, und wir freuen
uns, daß unſere Jugend ſich wieder ſelbſtlos in den Dienſt unſerer guten
Sache geſtellt hat und unſer Theatermaler ſolch treffende Bühnenbilder
geſchaffen hat. Wer gern ein paar frohe Stunden verbringt, ſichere ſich
an den bekannten Verkaufsſtellen noch eine Eintrittskarte für die
Wieder=
holung des Stückes am Donnerstag, den 24. Juni, abends 8.15 Uhr.
* 80. Geburtstag. Am Donnerstag, 24. 6., feiert des Städt.
Wieſen=
wärters Johannes Gimbel Witwe im Kreiſe ihrer Familie in voller
Rüſtigkeit ihren 80. Geburtstag.
4Profeſſor Eberhardt und der Ballon,Darmſtadt
in der Tſchechoſlowakei interniert.
An dem internationalen Freiballonwettbewerb in Münſter
nahm auch Profeſſor Eberhardt von der Darmſtädter
Tech=
niſchen Hochſchule, als Führer des Ballons „Darmſtadt” teil.
Mitfahrer waren außer dem Führer die Herren Ballonmeiſter
Beuttler und Direktor Deku. Der Ballon „Darmſtadt” ſtieg
als erſter um ½7 Uhr abends in Münſter auf, mßte aber nach
14ſtündiger Fahrt, und zwar infolge dichten Nebels, unter
man=
gelhafter Orientierungsmöglichkeit niedergehen. Die Landung
war etwas ſchwierig, vollzog ſich jedoch ſchließlich glatt, aber wie
alsbald feſtgeſtellt werden konnte, etwa 30 Kilometer von der
Sprachgrenze bei Saaz in der Tſchechoſlowakei. Während es dem
Paſſagier Herrn Deku gelang, alsbald Abreiſeerlcubnis zu
erhal=
ten, wurden Profeſſor Eberhardt und Ballonmeiſter Beuttler
interniert und der Ballon „Darmſtadt” beſchlagnahmt. Es
wur=
den ſofort die notwendigen Schritte eingeleitet, um die Freigabe
des Ballons und der Internierten zu erlangen. Sowohl das
Auswärtige Amt wie die deutſche Geſandtſchaft in der
Tſchecho=
ſlowakei haben die Angelegenheit in Händen.
* Engliſcher Abend. Als Abſchluß der unter Leitung von Herrn
Profeſſor Schilling ſtehenden engliſchen Kurſe der Volkshochſchule
fand am Montag ein „Engliſcher Abend” ſtatt, dem die Teilnehmer der
verſchiedenen Kurſe, ſowie ein ſo zahlreiches Publikum beiwohnten, daß
der Fürſtenſaal kaum die Beſucher alle faſſen konnte. Es zeigte ſich hier,
daß in Darmſtadt ein großer Kreis beſteht, dem die engliſche Sprache
vertraut und der gewillt iſt, ſeine Sprachkenntniſſe zu pflegen und zu
vertiefen. In den Kurſen der Volkshochſchule hat dieſer Kreis
gewiſſer=
maßen eine Organiſation gefunden, denn die meiſten Kursteilnehmer,
namentlich die des „Engliſchen Zirkels”, bleiben dauernd zuſammen.
Welch reges geiſtiges Leben und welch edle Geſelligkeit hier herrſchen,
davon legte der „Engliſche Abend” mit ſeinen mannigfachen
Darbietun=
gen ein beredtes Zeugnis ab. Er begann mit einem ſtimmungsvollen
Klaviervortrag von Frau Profeſſor Schilling und Frl. Wolf,
dem die außerordentlich eindringliche Rezitation von Osk. Wildes „
Sere=
nade” durch Herrn Kleinhens folgte. Daran ſchloſſen ſich mit
wohl=
geſchulter und ſchöner Stimme geſungene Lieder von Frl.
Roth=
ärmel, von denen das zweite von vielen als die engliſche
Ueber=
ſetzung des Roſenliedes von Eulenburg erkannt wurde. Violinſoli von
Herrn Volz legten Zeugnis ab von guter muſikalifcher Technik und
tiefem muſikaliſchem Empfinden. Eine heitere Note in das Programm
brachte Frl. Weber mit einem Lied zur Laute, in vortrefflicher
humo=
riſtiſch=muſikaliſcher Charakteriſtik. Frau Behre=Hacker erſchütterte
die Zuhörerſchaft mit ihren Rezitationen, in denen die Tragik von
Byrons Dichtung „Jephtas Tochter” und die Dramatik der Ballade „Die
Viſion Belſazars” ergreifend zum Ausdruck kamen. Den Abſchluß
die=
ſes Programmteils bildete ein von Frau Profeſſor Schilling innig
geſungenes melodiſches Abendlied, das Fräulein Wildau ſtilſicher am
Klavier begleitete. Jede der Darbietungen war in ihrer Art
ausgezeich=
net und verdiente din überaus ſtarken Beifall, der ihr gezollt wurde.
Der zweite Teil bes Abends bot den Anweſenden ein Luſtſpiel in einem
Akt von John Lenville Hillcox, deſſen engliſcher Titel am beſten wohl
durch „Die Jagd nach dem Glück” wiederzugeben iſt. Es wird darin
der Beſuch eines ſehr vornehmen Heiratskandidaten geſchildert, ſüir deſſen
Empfang die für die Zukunft ihrer Tochter beſorgte Mitter des Hauſes
alles aufbietet; ſogar der Vater muß widerwillig und notgedrungen die
Rolle eines Dieners ſpielen, weil das Dienſtmädchen gerade beurlaubt
iſt. Ein Onkel der Familie kommt zufällig ebenfalls zu Beſuch und
ent=
larvt den ihm bekannten vomehmen Brautwerber als Betrüger und
Abenteurer. Ein Künſtler, der der Tochter Malunterricht erteilt, und
den ſie längſt heimlich liebt, erhält nun ihre Hand. Die Aufführung
verlief außerordentlich lebendig; ſie legte nicht allein Zeugnis ab. von
der Beherrſchung der engliſchen Sprache, ſondern auch von dem
ſchau=
ſpieleriſchen Können der Mitwirkenden. Es waren dies die Damen
Stae=
del, Hutter und Wildau, ſowie die Herren Schnur, Lampert,
Volz und Pikert. Die Aufführung fand ein ſehr lebhaftes Beifallsecho.
Herr Lampert ſprach in warmen Worten namens aller Kursteilnehmer
Herrn Profeſſor Schilling den Dank für die lehrreichen und anregenden
Kurſe aus.
— Sonnwendfeier des „Jung=Odenwaldklubs”. Am Samstag fand
auf dem Otzberg die Sonnwendfeier der nördlichen Bezirke des Jung=
Odenwaldklubs ſtatt. Die Ortsgruppen Auerbach, Darmſtadt, Eberſtadt,
Erbach, Groß=Umſtadt, König, Langen, Neu=Iſenburg, Reinheim,
Roß=
dorf, Sprendlingen, Zell i. O. und zahlreiche Ortsgruppen des
Oden=
waldklubs nahmen daran teil. Da ſich endlich gutes Wetter einſtellte,
trafen mehrere Gruppen ſchon in den frühen Nachmittagsſtunden auf
dem Otzberg ein, wo ſich bald im Burghof reges Leben entwickelte. Dank
der freundlichen Hilfe des Förſters Hamel und der Ortsgruppe Lengfeld
ging die Quartierverteilung raſch und reibungslos von ſtatten. Die
Mädchen waren alle in der Jugendherberge Otzberg untergebracht, die
Jungen bezogen Scheunenquartiere in Hering. Bei einbrechender
Dun=
kelheit begann die Feier. Sie wurde durch ein gemeinſames
Odenwald=
lied und einen Sonnwendſpruch, den Aenne Becker (Mädchengruppe
Darmſtadt=Beſſungen) ſprach, eröffnet. Nach einer kurzen Anſprache des
erſten Vorſitzenden des Jung=Odenwaldklubs wurde beim Geſange des
Liedes „Flamme empor” der Holzſtoß entzündet. Dann ſprach Herr
Oberſtudiendirektor Kiſſinger der Ehrenvorſitzende des Jung=
Odenwaldklubs, treffliche Worte, erfüllt von Heimat= und
Vaterlands=
liebe, zu der um das Feuer verſammelten Jugend. Sein begeiſtert
auf=
genommenes „Friſch auf!” galt der deutſchen Heimat. Nach einigen
Feuerſprüchen der Jungmannſchaft Erbach tanzte die Mädchengruppe
Langen mehrere Volkstänze, am brennenden Feuer. Packende Worte des
zweiten Vorſitzenden denen der Gemeinſchaftsgedanke zugrunde gelegt
war, ſchloſſen die erhebende Feier. — Am Sonntag unternahmen dann
die verſchiedenen Gruppen Wanderungen in den Odenwald.
Lokale Veranſtaltungen.
Die bierunter erſchelnenden Rotizen ſind ausſchließlich als Hinweiſe auf Am
in keinem Faſſe irgendwie als Beſprechung oder Krill
u betradten
— Hiſtoriſcher Verein. Wir machen unſere Mitglieder auf
die Hauptverſammlung des Verbandes der Heſſiſchen Geſchichts= und
Altertumsvereine in Mainz am 26. und 27. Juni aufmerkſam; die
verſchiedenen Veranſtaltungen ſind im Maiheft von Volk und Scholle
angegeben. Wegen der Teilnahme am Mittageſſen erbitten wir möglichſt
umgehende Anmeldung, bis Freitag mittag um 1 Uhr auf der Kanzlei
des Staatsarchivs. Die Teilnehmer, die erſt am Sonntag nach Mainz
fahren, benutzen den Zug um 8.08 Uhr. (Sonntagskarte 4. Klaſſe.)
Verwaltungs=Sonderzug nach Miltenberg und Amorbach
—Das idylliſche Maintal, an der Stelle, wo der Speſſart und
der Odenwald nahe aneinander herantreten, iſt das Ziel des
Sonderzuges der Reichsbahndirektion Mainz am Sonntag, den
27. Juni ds. Js. Wie die ſeitherigen Veranſtaltungen, beſonders
die letzte Fahrt nach Baden=Baden, bewieſen haben, iſt es eine
feſt zuſammengefügte Gemeinde aus vielen großen und kleinen
Städten, die gern die Gelegenheit wahrnimmt, einen Sonntag
zur Ausſpannung in freier Natur zu benutzen. Der Zug, der in
der Zeit zwiſchen 6,43 Uhr bis 8,09 Uhr vormittags Wiesbaden,
Mainz, Groß=Gerau, Darmſtadt und Dieburg berührt, verlangt
vom Geldbeutel keine allzugroßen Opfer. Der
Fahrpreis für die Hin= und Rückfahrt ſchwankt zwiſchen 6 und
3.20 Mk. In Klein=Heubach iſt Gelegenheit zum Ausſteigen
ge=
geben. Am Vormittag fährt der Zug bis Miltenberg, wo er 9,31
Uhr eintreffen und 2,30 Uhr nachmittags nach Amorbach
weiter=
fahren wird. Die Rückfahrt erfolgt um 7,05 Uhr nachmittags.
In Miltenberg iſt dann wieder Gelegenheir zum Einſteigen
ge=
boten. Die Karten können bei den Fahrkartenausgaben, ſowie
den Verkehrs= und Reiſebureaus bis zum 26. Juni, abends
9 Uhr, gelöſt werden. S. a. die Aushänge auf den Bahnhöfen.
— Techniſche Nothilfe und Hochwaſſer. Die gegenwärtige
Hochwaſſer=
kataſtrophe hat bereits an verſchiedenen Plätzen zum Einſatz der
Techni=
ſchen Nothilfe geführt. U. a. wurde in Mücheln bei Merſeburg, in
Kamenz bei Bautzen, in Neiſſe (Schleſien), in Dresden, im
Kreiſe Liebenwerda und Kottbus Nothilfe in größerem Umfange in
An=
ſpruch genommen. Die Hilfeleiſtung beſteht im weſentlichen im
Aus=
pumpen von Kellerräumen, in Bergungs= und Deichſtützungs rbeiten.
Kunſtnotizen.
deder Wertte, Künſtier und Hünftleriſche Deranſkaltungen, deren im Nachſtehenden Crwddnung
geſchſebt, bebält ſich die Redaktien ibr Artell vor.
— Union=Theater: „Huſarenfieber‟. Der kaum
über=
ſtandenen Epidemie der Militärtragödien ſind jetzt als Nachkur einige
Luſtſpiele aus der glorreichen Zeit des zweierlei Tuch gefolgt. Mit dem
„Huſarenfieber”, das, an dem Beifall des Publikums gemeſſen, auch heute
noch einen hohen Grad zu erreichen ſcheint, hat die Kriſis unbedingt fürs
erſte einen glücklichen Abſchluß gefunden. Hans Brennert und Georg
Jacoby haben — unter Konſultierung des Spezialiſten für Humor Rob.
Liebmann — das richtige Rezept gefunden; eine ſtarke Doſis
Heiterkeits=
pulver, vermiſcht mit Charme. . . . Jacoby hat dazu, als erprobter,
zielbewußter (Regiſſeurs=) Heilgehilfe kraftvoll aſſiſtiert. So entſtand ein
heiteres Spiel, das Kadelburg=Skowronneks einſt ſo populäres
Bühnen=
werk von der Verſtaubheit des Milieus zu befreien vermochte. Was die
Autoren aus eigenem hinzugefügt haben, gibt einem Stabe bewährter
Darſteller volle Gelegenheit zur Entfaltung ihrer vis comica. Vor allem
dem köſtlichen Jakob Tiedtke als Alt=Raffke Nippes, dem
liebenswürdi=
gen ſchneidigen Georg Alexander, der mit der Huſaren=Attila auf die
Welt gekommen zu ſein ſcheint, dem eleganten Paul Otto als
Duodez=
fürſt, dem in ſeiner Zurückhaltung doppelt wirkſamen Paul Heidemann
als Ordonnanz Kellermann, dem Filmneuling Max Hanſen als
nüch=
ternen Liebhaber. Dazu als militär=ſchmachtende reizende Bürgerstochter
Elga Brink — nicht mit Unrecht preisgekrönte Schönheit — als
ent=
gückende „Nippes=Figur, und Edith Meller, die als echte Automobiliſtin
den Munterkeitsmotor wohl anzukurbeln verſteht.” — Der Film läuft
heute zum letzten Male im U. T.
— Palaſt=Lichtſpiele: Der neue Meßtro=Film der Ufa „Der
Mann ſeiner Frau” ſpielt an der Küſte der italieniſchen Riviera, in
Genua und Rapallo. Die Hauptrollen dieſes Films werden verkörpert
von Luep Doraine. Nils Aſther, Erich Kaiſer Tietz, Rudolf Klein=Rogge
und Luigi Servanti. Helene Broſetta, die Gattin eines Erfinders, ſucht
ihm bei der Verwertung ſeiner genialen Erfindung behilflich zu ſein.
Broſetta will von einer Unterſtützung nichts wiſſen; trotzdem gelingt es
der Schönheit und Liebenswürdigkeit Helenes, den Bankier Harkley für
ſich und damit für die Erfindung ihres Gatten zu intereſſieren, ohne
da=
bei den Preis zu zahlen, den der Bankier fordert. Broſetta glaubt, daß
ſeine Frau ſich verkauft, und will ſie von ſich ſtoßen. Den Ausgang
dieſes Stoffes ſchildert der Film in glänzend gelungenen Aufnahmen
und vorbildlicher Darſtellung der belebten Darſteller. — Im
Beipro=
gramm läuft auf vielſeitiges Verlangen noch einmal der ſeinerzeit mit
ſo großem Beifall aufgenommene Film „Varieté” mit Emil Jannings
und Lya de Putty als Träger der Hauptrollen. Dieſe beiden, inzwiſchen
nach Amerika ausgewanderten Darſteller haben in Gemeinſchaft mit dem
Regiſſeur E. A. Dupont hier ein großes Meiſterſtück deutſcher Filmkunſt
geſchaffen, das keinem, der es ſah, je vergeßlich iſt. Der Film enthält
eine unerhörte techniſche Fertigkeit, gepaart mit einer ſeltenen
Beobach=
tungsgabe. Zählt man hierzu die unglaubliche Echtheit der geſchaffenen
Varieté=Atmoſphäre, ſo kann man den Film zu den ſehenswerteſten der
Weltproduktion rechnen.
— Reſidenz=Theater. Das R.=T. bringt diesmal zwei Filme;
in einem Programm, die beide lohnen, angeſehen zu werden: „Die
Inſel der Träume” nach dem gleichnamigen Roman von Paul
Roſenhayn. Liane Haid ſpielt in dieſem Film die Rolle der Prinzeſſin
Katja Ermoloff, die ihrem Gatten treu bleibt, trotzdem ſich dieſer als
ehrloſer Lump erweiſt. Harry Liedtke ſpielt einen reichen Amerikaner
John Jellicoe, der vom erſten Moment an, wo er Katja erblickt, die
ſchöne Frau liebt. Er tut alles, was in ſeinen Kräften liegt, um das
Schickſal, das ihr an der Seite ihres unwürdigen Gatten droht,
aufzu=
halten. Er kauft ihr Mangangruben ab, die es gar nicht gibt, und
er=
möglicht es dadurch dem Prinzen, ſeine Wechſel zu bezahlen und die
Ge=
liebte vor dem Zuſammenbruch und Elend zu retten. Erſt als Katja
feſtgeſtellt hat, daß auf ihren Beſitzungen überhaupt kein Mangan
vor=
handen iſt, erklärt Jellicoe ihr ſeine Liebe, um entrüſtet von ihr
zurück=
gewieſen zu werden Ein Mord, der am Prinzen aus Eiferſucht von einem
früheren Freund ſeiner Maitreſſe begangen wird, befreit Katja aus der
unerträglichen Ehe, ſodaß ſie an der Seite Jellicoes einer neuen und
beſſeren Zukunft entgegenſehen kann. Die übrigen Hauptrollen des
ſpan=
nenden Spieles werden von Alfons Fryland, Paul Biensfeld und Alex.
Murski geſpielt.
Aus den Parieien.
— Jugendgruppe der Deutſchen Volkspartei. Am
heutigen Mittwoch, den 23. Juni, treffen ſich die Mitglieder der Gruppe
zu einem Abendſpaziergang. Treffpunkt 8.15 Uhr Ecke Rhönring und
Kranichſteiner Straße. Gäſte willkommen. — Bei Regenwetter kommen
wir auf der Geſchäftsſtelle der Partei zuſammen.
Tageskalender für Mittwoch, den 23. Juni 1926.
Landestheater, Großes Haus, Anfang 7½, Ende 10 Uhr,
Volksvorſtellung zu Einheitspreiſen: „Wiener Blut”, — Kleines
Haus, Anfang 71 Uhr, Ende 10 Uhr, D 19 (für diejenigen D=
Mieter, die Zuſatzmiete II haben), zum erſten Male: „Das Grabmal
des unbekannten Soldaten”. — Orpheum: Keine Vorſtellung.
— Kinovorſtellungen: Union=, Reſidenz=Theater, Palaſt=
Lichtſpiele.
TV. 9181
[ ← ][ ][ → ]Seife 6
Mſttwoch, den 23. Juni 1926
Rmmer 472
Aus Heſſen.
Starkenburg.
* Arheilgen, 22. Juni. Der hieſige Obſt= und Gartenbau=Verein
be=
abfichtigt, am 4. Juli einen Ausflug nach Geiſenheim im Rheingau zu
unternehmen, um daſelbſt die Wein= und Obſtbauſchule zu beſuchen. —
Hier wurde einer unſerer älteſten Ortsbürger zu Grabe getragen. Herr
Heinrich Storck 1. Bäckermeiſter hatte ein Alter von faſt 87 Jahren
erreicht. Welch großenBeliebtheit ſich der Verſtorbene erfreute, bewies die
übergroße Beteiligung bei ſeinem letzten Gang. — Der von Seiten des
Arbeiter=Samariter=Vundes veranſtaltete Blumentag ergab ein recht
er=
freuliches Reſultat; denn allgemein war die Opferfreudigkeit aus Anlaß
des guten Zweckes, dem die Sache dient. — Die hieſige Freiwillige
Feuer=
wehr beteiligte ſich in ſehr großer Zahl an dem 50jährigen Jubelfeſte
der Freiwilligen Feuerwehr zu Eberſtadt. — Der Jugendtag der hieſigen
Schule findet Donnerstag, den 24. 63. Mts., „Johannistag”, ſtat.
Erzhauſen, 20. Jui. Die Maſernkrankheit tritt zurzeit
hier unter der Schuljugend ſtark auf, wenn die Kran=heit weiteren
Um=
fang mimmt, werden die Schulen geſchloſſen werden. — Die
Land=
wirte erwarten mit Sehnſucht gutes Wetter. Die Heuernte ſoll
be=
ginnen und ein großer Teil Wieſen ſteht unter Waſſer, ſo daß ſelbſt bei
Eintritt trockener Witterung einige Tage vergehen, bis die Gräben das
Waſſer von dem Abzugsgraben aufnehmen.
* Ober=Ramſtadt, 22. Jumi. Der diesjährige Jugendtag findet hier
am Donnerstag, den 24. Juni, ſtatt. Um 1 Uhr nachmittagé marſchieren
die Schulkinder (etwa 560 vom Schulhauſe Schießberg durch die
Orts=
ſtraßen nach der Ludwigseiche. Herr Lehrer Kraußmüller wird daſelbſt
eine Anſprache halten. Darauf folgen turneriſche Frei= und Stabübungen,
Neigen der Mädchen uſw.. Den Kindern wird, wie im Vorjahre, ein
Weck geſchenkt. Eltern und Erzieher ſind zu der Veranſtaltung
freund=
lichſt eingeladen.
Groß=Umſtadt, 22. Juni. Schwimmbaderöffnung. Nach
vielen Mühen und manchen Schwiertgkeiten, die zu überwinden waven,
iſt es dem Schwimmverei für Groß=Umſtadt und Umgegend unter der
zähen und zielbewußten Leitung ſeines Vopſitzenden, des Herrn Dr. med.
Böttger, gelungen, am Sonntag das neu errichtete Schwimmbad zu
er=
öffnen und der Oeffentlichkeit zu übergeben. In der Eröffnungsrede
ſchilderte der Vorſitzende den Werdegang des Bades und dankte allen
denen, welche ihn mit Wort ud Tat unterſtützt haben. Herr
Beigeord=
neter Joſt gibt dem Dank der Stadt für das geſchaffene Werk Ausdruck
und empfiehlt es dem Schutze des Publikums. Herr Dr. med. Friedrich
aus Darmſtadt war in dankenswerter Weiſe mit einer Abteilung des
Darmſtädter Schwimmklubs Jung=Deutſchland” erſchienen. Er begrüßte
und beglückwünſchte die Stadt zu der ſchönen Anlage und wies auf die
vielſeitigen Vorteile des Schwimmens und Badens hin. Alsdann folgten
die Vorführungen der Schwimmer als: Seiten= Bauch= Rücken=, Hand
über Hand= und Unterwaſſer=Schwimmn. Nach Beendigung des
Wett=
ſchwimmens, an dem ſich auch Mädchen beteiligten, erfolgte die
Preisver=
teilung. Erwähnt ſei noch, daß ſich auch eine Staffel Erbacher
Schwimm=
genoſſen eingefunden hatte. Das Bad hat einen Flächeninhalt von 3000
Quadratmeter, hat friſches, klares Waſſer in genügender Menge. Dem
Schöpfer der geſundheitsfördernden und gemeinnützigen Anlage ſei auch
an dieſer Stelle herzlicher Dak geſagt.
* Ober=Klingen, 22. Juni. Sonntag, den 27. Junf, findet unſer
dies=
jähriges Waldfeſt ſtatt. Abmarſch um 2 Uhr von der Linde Oberklingen.
Redner, Pfarrer, Wagner, Darmſtadt. Mehrere Geſangchöre und
Poſaunenchöre wirken mit.
* Michelſtadt, 22. Jui. Kraftverkehr mit Bayern., Am
Sonntag, den 2. Junf fand die erſte durchgehende Fahrt der Kraftpoſt
von hier bis Amorbach ſtatt, die von jetzt ab jeden Samstag und
Somn=
tag, und außerdem an Feiertagen durchgeführt wird. Die Fahrt geht
hier 11.30 ab, iſt in Erbach 11.34 und in Amorbach 12.46. Die
Rück=
fahrt geht in Amorbach 12.46 ab, und iſt in Erbach 3.33 und in
Michel=
ſtadt 3.47. Ab 1. Juli wird allerdings Erbach, infolge der Kündigung
des Garantievertrages, aus dieſer Verkehrslinie ausſcheiden. Außer
dieſen direkten Fahrten verkehren Mittwochs und Samstags von
Viel=
brunn aus, im Anſchluß an die von König kommende Linie, Wagen nach
Amorbach, und zwar in Vielbrum ab 8.20 in Amorbach an 941, in
Amorbach ab 9.50, in Eulbach an 10.35 und Vielbrunn an 10.47. In
Eulbach iſt Umſteigegelegenheit nach Erbach (an 11.04) und Michelſtadt
(an 11.19). Außerdem geht ein Kraftpoſtwagen in Vielbrunn ab 5.00 nach
Eulbach, dort im Anſchluß an den von Michelſtadt (ab 400) und Erbach
(ab 4.14) ankommenden Wagen 5.12 ab und trifft 5.51 in Amorbach ein.
Die Rückfahrt geht 605 in Amorbach ab und trifft 702 in Vielbrunn
ein. Dort iſt 7.21 Anſchluß nach König, von wo Erbach und Michelſtadt
mit dem hier 824 eintreffenden Odenwald=Neckar=Gilzug bequem zu
er=
reichen ſind. Für den Betrieb der Teilſtrecken nach Amorbach hat die
Stadt Amorbach 7 Prozent und die Gemeinde Boxbrunn 3 Prozent
der Garantieſumme übernommen. — Pflichtfeuerwehr. Die
Einteilung der Pflichtfeuerwehrleute findet am Samstag, den 26. Juni,
um 5. Uhr in der Stadtſchule ſtatt. Alle männlichen Perfonen von 17
bis 30 Jahren ſind zum Erſcheinen verpflichtet. Befreit ſind nur die
Mitglieder der freiwilligen Feuerwehr.
* Erbach f. D., 17. Juni. Eulbacher Markk. Der bekamnte
Eulbacher Markt findet in dieſem Jahre hier am 18., 19. und 25.
Juli ſtatt. Wie alljährlich ſo wird auch in dieſem Jahre der
Odem=
wälder Reiterverein ſein Reiterfeſt während der Markttage abhalten.
Dieſe Veranſtaltungen werden diesmal auf zwei Tage ausgedehnt werden
und zwar auf Montag, den 19. Juli und Sonntag, den 25. Jnli. Für
den erſten dieſer beiden Tage ſind 6 Galopprennen vorgeſehen. Wir
laſſen die Rennen hier folgen, da die Ausſchreibugen erſt in einigen
Tagen herausgehen können, 1. Gröffnungsrennen, offen für
alle gewerblich tätigen Pfende, ſoweit ſie nicht in den beiden Vorjahren
in anberen Rennen plaziert wurden. Ehvenpreis und 75 Mk. dem
erſten Sieger, 50 Mk. dem zweiten und 25 Mk. dem dritten. Entfernung
ca. 800 Meter. 2. Gulbacher Marktrennen, offen für alle
land=
wirtſchaftlich tätigen Pferde der Provinz Starkenburg, Wagenſchlag.
Ehrenpreis und 100 Mk. dem erſten Sieger, 60 Mk. dem zweiten und
40 Mk. dem dritten. Entfernung 1200 Meter, 3. Preis der Sadt
Erbach (Züchterpreis). Offen für alle ſelbſtgezogenen Pferde, die
nachweislich von Hengſten des heſſ. Lanbgeſtüts abſtammen. Nachweis
der Abſtammung und Aufzucht muß gebracht werden. Ehrenpreis der
Stadt Erbach und 100 Mk. dem erſten Sieger, 60 Mk. dem zweiten und
40 Mk. bem britten. Entfernung 120 Meter. Für dieſe drei
vor=
genannten Rennen beträgt der Einſatz 5 Mk. 4. Heſſen=Preis:
(Hürdenrennen). Offen für alle Reiter und Pferbe. Auf der Bahn
werden ſechs Hürden verteilt. Ehrenpreis und 150 Mk. dem erſten
Sieger 100 Mk. dem zweiten und 30 Mk. dem dritten. Entfernung
2000 Meter. 5. Preis vom Mümlingtal, ebenfalls offen für
alle Pferde. Ehrenpreis und 120 Mk. dem erſten Sieger, 80 Mk. dem
zweiten und 40 Mk. dem dritten. Entfernung 2000 Meter. 6.
Gul=
bacher Marktrennen, offen für alle Reiter und Halbblutpferde.
Ehrenpreis und 800 Mk. dem erſten Sieger, 150 Mk. dem zweiten und
100 Mk. dem dritten. Entfernung 3000 Meter. Die Einſätze ſind 10
Mk. für das 4. 8 Mk. für das 5. und 15 Mk. für das 6. Rennen. Der
zweite Tag des Reiterfeſtes, am Sonntag, den 25. Juli, wird durch
ein Schaufahren für Pferde von Landwirten, Gewerbetreibenden und
für Kutſchpferde eingeleitet, 2. Jagdſpringen für Warmblutpferde. Offen
für alle landwirtſchaftlich oder gewerblich tätigen Pferde zu weiten von
Landwirten oder denen Angeſtellten. Hinderniſſe nicht über 80 em hoch.
Ehrenpreis und 150 Mk., die auf die beſten fünf Reiter verteilt werden.
3. Odenwald=Trabrennen, offen für alle landwirtſchaftlich
tätigen Pferde Oldenburger Abſtammung. Ehrenpreis dem Sieger und
150 Mk., die ebenfalls auf die fünf beſten Reiter verteilt werden. End
fernung. 1200 Meter. 4. Preis von Starkenburg (
Trab=
rennen), offen für alle landwirtſchaftlich tätigen Pferde Belgier
Ab=
ſtammung. Ehrenpreis dem Sieger und 150 Mk., die wieder auf die
fünf beſten Reiter verteilt werden. 5. Jagdſpringen Klaſſe I.
Offen für alle Pferde, die in Springkonkurrenz noch nicht geſiegt haben.
Hinderniſſe nicht über 1.10 Meter hoch. Ehrenpreis und 200 Mark, die
auf die vier beſten Reiter verteilt werden, 6. Fagdrennen Klaſſe M.,
offen für alle Pferde und Reiter. Hindrniſſe nicht über 1.20 Meter hoch.
Ehrenpreis dem Sieger und 300 Mk., die auf die fünf Beſten verteilt
werden. 7. Zigarretten=Rennen. Offen für alle Pferde und
Reiter. Erinnerungsgaben fe nach Beteiligung. Das diesjährige
Reiter=
feſt verſpricht ſehr intereſſant zu werden, da mit reger Beteiligung
gerechnet wird.
m. Beerfelden, 22. Juni. Die Unterbrechung der Regenzeit veranlaßt
5ie Landwirte unſerer Gegend, nunmehr die Heuernte energiſch in
Angriff zu nehmen. In naſſen Lagen hätte das Gras doch bald Schaden
gelitten. — Auch in bieſiger Gegend fangen die Heidelbeeren an
ſonnigen Hängen an zu reifen und — vielleicht zu früh — wird ſchon
eifrig gepflückt. Pro Pfund werden 20 Pfg. bezahlt. — Der jetzige Stand
berſpricht einen guten Ertrag.
Hirſchhorn, 22. Juni, Waſſerſtand des Neckars. Am 21.
Sni; 2,35 Weter: mm 22. Junii 1,91 Meter.
Der Tempel des Mithras in Dieburg.
Die wichtigſden Ergebmiſſe der Ausarabungen am Mithrastempel
Begen naturgen ſäß auf religionsgeſchichtlichem Gebiete. Die
Dan=
künſtleriſchen Vaxiationen, ſondern offzielles Dogma, und hier ſind die danach für den Volksentſcheid am 2. Juni rund 9000 Mk., während das
wichtigſten Szenmn aus der Legende des Mithras in einer bis dahin 10 000 Seelen mehr zählende Darmſtadt mit 3000 Mk. auskommt. Die
Roſſe als Symbale der Weltmächte, das böſe Prinzip als alten Mann darunter allerdings 35 000 Mark Rücklage an den Erneuerungsſtock des
Bekämpfung der, vom Böſen erzeugten Dürre, indem er mit dem
Schwerte Waſſer aus dem Felſen ſchlägt, ſeine Flucht vor den Wider=
Rücken fortträgt, ihn in der Höhle opfert und wieder abſchleppt. Es
folgt dann eine ſehr merkwürdige Szene: ein Baum mit drei Mithras= knüpften ſich keine Beſchlüſſe. Der Schriftführer gab ſodann Aufſchluß
köpfen, alſo eine Dreieinigkeitsdarſtellung, zum Schluß das Mahl des
Himmelfahrt im Sonnenwagen. Mehrere dieſer Szenen aus der Legende
Bilder völlig geſſchert, ſodaß wir aus dieſer Altartafel nun den Mythus
des Mithras rek vnſtruieven können.
Die Mithra /religion, die durch die Heere über das ganze weite
Ge=
biet des Römerneiches verbreitet wurde, hat übevall die verwandten
einheimiſchen Goitheiten in ſich aufgeſogen. Auf dem Boden der grie= Fahnenſchmuck. Es war aber nicht zu Ehren des Volksentſcheides
ge=
chiſchrömiſchen (ultur iſt Mithras mit dem Sonnengott ſo volſtändig flaggt, wie man anfänglich vielfach in der Bevölkerung glaubte, ſondern
zuſammengefloſſey, daß er ganz offiziell als Sol Mithras bezeichnet
es nicht anders gegangen zu ſein. Die Hauptfigur unter den im Dieburger. „In Offenbach ſelbſt merkte man von dieſer Feier wenig, und es fiel das
Tempel gefundeiven Statuen iſt ein Merkur. Auch in einem
Mithras=
hatte leider keine Inſchrift. Nun wiſſen wir, daß die Römer den
ger=
maniſchen Wodan als Merkur bezeichnet haben, ſodaß wir hier alſo den
Germanengott iu der Waske des römiſchen Gottes erkennen dürfen. Und
zu allem Ueberf ſuß fand ſich in den letzten Tagen in der nächſten Nähe
der Fundſtelle der großen Merkurſtatue ein Uleines Altärchen mit der
Weihinſchrift: 19e0 Kanto Merenrio”, „dem blonden Merkur”!
Die Mithras geligion erſchöpſte ſich micht in kultiſchen Aeußerlichkeiten
unſerem Sinne, die ſich an die Seelen wandte. Damit ſteht ſie dem
Chriſtentum am allernächſten und es haben auch in verſchiedenen Pukten
lange geſchwankt hat, ob er den Mithrasglauben oder das Chriſtentum
zur offiziellen Abeichsreligion machen ſolle. Wie nahe ſich beide ſtehen,
zeigt auch eine naugefundene Steingruppe aus dem Dieburger Mithräum,
auf einer Bank ſitzend eine Frau, die ein Kind auf dem Arme hält und ſonnigem Wetter ſofort nach.
nährt, ganz im Typus eines mittelalterlichen Madonnenbildes.
Die für die Heimatgeſchichte ganz ungewöhnlich bedeutſamen
Aus=
grabungen ſind uunmehr abgeſchloſſen und die werwollen Funde werden
nun zunächſt fachmäßig konſerviert und die zerbrochenen Stücke wieder
zuſammengeſetzt, ehe ſie aufgeſtellt werden können.
A Reichels ſeim f. D., 22. Juni. Doppeljübiläum eimes
Ge=
ſangvereins. Eiaten ſeltenen Ehrentag, ein Doppeljubiläum, durſte heute
der älteſte der knieſigen Männergeſangvereine, die „Eintracht”, bei gutem
Wetter feſtlich begehen: die Feier des 80jährigen Beſtehens, verbunden
mit dem 50jähr yen Jubiläum der Fahnenweihe. Es war ein ſtattlicher
Feſtzug, gebildeb aus vielen auswärtigen Brudervereinen und ſämtlichen
einheimiſchen Vh=reinen, der aus dieſem Anlaß durch unſer feſtlich
ge=
ſchmücktes Stäjuchen zog. Die beiden älteſten Sänger des
Jubilar=
vereins, die deur feſtgebenden Verein ſeit 59 Jahren ununterbrochen aktiv
angehören, die Herren Maurermeiſter Michael Hörr und Jakob
Traut=
mann 5. wurden in einem Landauer hinter dem künſtlich hergeſtellten
Loreleh=Felſen, auf dem die Nixe mit goldenem Haar und der Lyra
thronte, gefahren. Nach dem Begrüßungslied („Rein muß das Herz
des Sängers ſein‟. Dirigent Herr Fritz Werner) und den
Begrüßungs=
worten im Nauuen des Jubelvereins durch den Ehrenvorſitzenden, Herrn
Geometer Geoig Bagert, nahm Herr Bürgermeiſter Heiſt das Wort,
um die Feſtnäſl= im Namen unſerer Gemainde willkommen zu heißen
und in markiger, finnvoller Weiſe den Jubelverein, der ein Shick der
Geſchichte von Reichelsheim verkörpere, zu ſeinem Ehrentag zu
beglück=
wünſchen und ferneres Blühen und Gedeihen zuzurufen und forderte
zum Hoch auf denſelben auf. Die Feſtrede des Herrn Pfrs.
Klingel=
höffer enthielt Streiflichter aus der Chronik des Vereins, beſonders
wurde der Gründev und des erſten verdienſtvollen Därigenten, des
Präzeptors Wällenbücher, wie auch der beiden jetzt 67= bzw. 72jährigen
älteſten Mitglieder in ehrender und paſſender Weiſe gedacht. Desgleichen
hob der Redner den Sinn der der Fahne eingeſtickten Worte „Durch das
Schöne ſtets deas Gute” hervor, auf die Weihe der Fahne vor 50 Jahren
verweiſend. Frl. König brachte in ausdrucksvoller Weiſe einen poetiſchen
Feſtgruß dar und Frl. Lieſel Spalt überreichte unter entſprechenden
Worten dem Fahnenträger, Herrn Peter Spalt, den von den Frauen
und Jungfrauen geſtifteten goldenen Kranz mit der Zahl 80. Am
frühen Morgen, des Feſttages fand auf dem Friedhofe zu Ehren des erſten
und des langjährigen vorletzten Dirigenten (Präz. Willenbücher und
Lehrer Werner) eine ſchlichte Feier ſtatt, wobei der Ehrenvorſitzende eine
Anſprache unter Niederlegung von Kränzen an deven Gräbern hielt.
Bereits am Samstag abend wurden zwei Mitglieder (Gg. Bangert und
Gg. Klügler) für ihre 35jährige Zugehörigkeit mit Diplomen und andere
mit Ehrenzeichen bedacht.
E. Von der Bergſtraße, 22. Juni. Troſtloſe Ausſichten für unſere
Bienenzüchter. Der außerordentlich reiche Blütenflor in dieſem
Früh=
jahr berechtigte auch unſere Bienenzüchter zu den ſchönſten Hoffnungen,
zumal eine gnte Uebenwinterung der Bienenvölker ſtattgefunden hatte,
und ein günſtüiger Vorfrühling einſetzte, der bis Ende April andauerte.
Der Mat brachte jedoch alsbald einen Rückſchlag in der Witterung und
der Juni machte es dem Mat nach. Es regnete faſt jeden Tag. Kam
dann ab und zu einmal die Sonne zum Vorſchein, ſo fielen mehr
Schwärme, als dem Büchter lieb war, denn dieſe mußten, wollte man ſie
erhalten, gefünttert werden. In den abgefütterten Völkern wurde der
knappe Honigvorrat durch die viele Brut verbraucht und ſomit war an
ein Honigſchleudern nicht zu denken. Zudem iſt die Haupttracht überall
da, wo man nicht auf die wilde Heide rechnen kann, vorüber, und die
Honigzellen bleiben leer. Die Lage der Bienenzüchter iſt um ſo
trauri=
ger, weil viele von ihnen ohne weitere Einnahwen ſind und daher ihre
Futtervorräte für den Winter nicht kaufen können. Aehnliche Klagen
kommen auch aus dem Odenwald und aus Rheinheſſen.
Gernsheim, 22. Juni. Wafſerſtand des Rheins. Am 22.
Funi: 3,73 Bemtimeter.
* Offenbach, 21. Juni. Die Ortsgruppe der Deutſchen (iberalen)
Volkspartei hielt am Samstag ihre monatliche
Mitgliederver=
ſammlung ab. In Verhinderung des erſten Vorſitzenden ſtand ſie
unter der Leitung des zweiten Vorſitzenden. Der Hauptgegenſtand der
Tagesordnung waren Mitteilungen über Verabſchiedung des ſtädtiſchen
Voranſchlags für 1926. Er ſchließt bekanntlich mit einem Fehlbetrag
von 1,6 Millionen ab, für deſſen ſofortige Deckung man auch im Schoße
Zweisitzer
213 Mark
monatliche Abzahlung
inner-
halb Jahrestrist / Anzahlung
1000 Mark inkl. Versicherung
gegen Feuer, Diebstahl,
Haft-
pflicht und Zusammenstösse
Lieferung durch die 800 deutschen Opel-
Vertreter, sowie durch die Kredit-Abt.
Adam Opel, Rüsselsheim-M.
gV.9185
der Stadwerwaltung keinen Vorſchlag machen konnte, ſo daß ſeine Be
ſeitigung bei Vorlage der Rechnung für 1925 im Herbſte dieſes Jahres
erwogen werden muß. Schon jetzt rechnet man mit einer Steigerung
dieſes Fehlbetrages auf 2 Millionen. Beſonders erwähnenswert waren
in der Erörterug Einzelheiten, die ein Redner im Vergleich mit dem
ſtellungen auf der aufgefundenen Altartafel geben ſelbſwverſtändlich keine Voranſchlage der Stadt Darmſtadt für 1926 gab. Offenbach verbraucht
unbekannten Vollſtändigkeit wiedergegeben. Wir ſehen die kosmiſchen Badeanſtalten Offenbachs verlangen einen Zuſchuß von 117 000 Mark,
mit bloßem Schtw ert, die Felsgeburt des Mithras, ſeine erſte Tat, die Bades in der Herrnſtraße, der heute wieder auf Anleihe zu mehmen
wäre. Andernfalls hätte man ihn ganz ſtreichen müſſen. Die
Darm=
ſtädter Badeanſtalten kommen dagegen ohne ſtädtiſchen Zuſchuß aus. An
ſachern auf den Baum. Im oberen und rechten Bildſtreifen iſt Mithras den Offenbacher Volksſchulen ſtrich man dieſes Jahr 70 000 Mark ab,
dargeſtellt, wie ein das Gefängnis des Stiers zerbricht, den Stier auf dem während Darmſtadt auf 192000 Mark Abſtrich ging. Es hat zudem
weniger Schüler. An die ausgedehnte und anregende Ausſprache
über die Abwehrarbeit zum Volksentſcheid über den Geſetzentwurf zur
Mithras mit dan Sonengott über dem geopferten Stier und ſeine entſchädigungsloſen Enteignung der Fürſtenvermögen und über den
Erfolg des Volksbegehrens auf Auflöſung des heſſiſchen Landtages, das
ſind neu, und vor allem haben wir hier die Reihenfolge der einzelnen für Offenbach als überaus günſtig bezeichnet werden muß. Wie bekannt,
wird dieſem Volksbegehren demnächſt ein Volksentſcheid über das
Weiterbeſtehen des heſſiſchen Landtages erfolgen.
Offenbach, 22. Juni. Die ſtädtiſchen Gebäude trugen am Sonntag
das Flaggen galt der Freien Turnerſchaft im Stadtteil Bürgel, die 25
wird. Auch derd germaniſchen Licht= und Himmelsgott Wodan ſcheint Jahre beſteht und mit dieſer Gründungsſeier ihre Bannerweihe verband.
Flaggen deſto mehr auf. Man erinnerte ſich wieder, daß die Stadt keine
heiligtum in Sttſchſtadt am Main fand ſich eine Merkurſtatue, auf deren Fahnen herausſteckte, als zu Pfingſten auf dem Bieberer Berge das Denk=
Inſchrift Merkwe mit Mithras gleichgeſetzt wird. Die Dieburger Statug, mal für die Gefallenen des 168. Infanterie=Regiments enthüllt wurde.
Rheinheſſen.
* Gan=Algesheim, 22. Juni. Die fortgeſchrittene Entwicklung der
Reben macht eine weitere Beſpritzung der Weinberge notwendig. Da die
Triebe noch ſehr weich ſind, ſollten mur Löſungen von ¼prozentiger bis
höchſtens 1prozentiger Kupferkalkbrühe Verwendung ſinden. Die
wie die der amdwen römiſchen Götter, ſondern war eine Religion in zweite Beſpritzung iſt eilig und ſehr notwendig, da ſtärkere
Peronoſpora=Ausbrüche zu befürchten ſind. Wo ſtarker Wurmfall zu
be=
obachten iſt und gegen den Wurm mit Staubmittel nicht gearbeitet wurde,
Angleichungen ſhittgefunden. Bekannt iſt ja, daß Kaiſer Konſtantin follte nicht verſäumt werden, der Kupferkalkbrühe 150—160 Gramm
Urania=Grün oder Sileſiagrün beizufügen, das ſelbſwerſtändlich mit den
nötigen Kalkmengen abgeſtumpft werden muß, um Verbrennungen zu
verhüten. Wer mit dem Schwefeln noch im Rückſtande iſt, hole dies bei
M. Nieder=Saulheim, 22. Juni. Fund. In der Pörtelgaſſe iſt
man bei den gegenwärtig ſtattfindenden Drainagearbeiten auf die drei
Meter dicke Grundfeſte des mittelalterlichen „Pörtel” (Pförtleins)
ge=
ſtoßen. Die Fundamente mußten geſprengt werden. — Unfall. Die
Pferde eines mit Bachſteinen beladenen Fuhrwerks aus udenheim
ſcheuten und gingen durch, den Fuhrmann mit ſich ſchleifend, der ſchwere
Verletzungen erlit. Er wurde mit einem Auto nach Hauſe befördert,
M. Bingen a. Rh., 22. Juni. Ein raffinierter
Schwind=
ler trieb dieſer Tage hier ſein Unweſen, und zwar ging er bei ſeinen
Geſchäften wie folgt vor: Er übernachtete bei einer Familie, ging dann
am folgenden Morgen weg mit der Verſicherung, Milch und Eier holen
zu wollen. Das war aber Schwindel, er kehrte nicht mehr zurück und
blieb den Logisbetrag ſchuldig. Ein Milchgeſchäft aufſuchend, verlangte
der Schwindler 20—30 Eier. Da dieſe ausverkauft waren, ging er weg,
kam aber nach emiger Zeit wieder und ließ ſich 10 Liter Miſch geben.
Gleichzeitig frug er, ob man ihm 100 oder 20 Mk. wechſeln könne. Als
man dies verneinte, bat er um 5 Mk. Kleingeld mit der Bemerkung, die
Bank ſei jetzt noch geſchloſſen und er würde den Betrag beim Abholen der
Mälch zurückzahlen. Die 5 Mk. wurden ihm ausgehändigt, als Sicherheit
gab er dem Verkäufer ein ausgefülltes Wechſelformular, wonach die
Reichsbank Bingen den Betrag von A1 RM. an die Ordre von Hanz
Nieſenecker in Mainz in Rechnung ſtellen ſoll. Das Formular trägt eine
unleſerliche nachgemachte Unterſchrift, auch ſind die Schriftzüge recht
un=
beholfen. Vor dem Schwindler wird hiermit gewarnt.
Oberheſſen.
* Vilbel, 22. Juni. Der Stadtvorſtand befaßte ſich eingehend mit
der Niddaregulierung, die ſeit Wochen innerhalb der Stadt
und in der Gemarkung in der Richtung Bonames im Gange iſt. Da
das Waſſer infolge des anhaltenden Regens ſehr geſtiegen war, mußten
die Arbeiten zeitweiſe eingeſtellt werden. Die Profilerweiterung, die
eigentlich am 31. Mai beendet ſein ſollte, hat ſich ſehr verzögert. Auch
an dem Lauf der Nidder wird von der Landesgrenze bei Dorfelden bis
zum Engeltaler Steg eifrig gearbeitet. Die Regulierung der Wetter
wird, da ſie nicht ſo dringend erſcheint, ſpäter ausgeführt. — Der
Stadt=
vorſtand ſtimmte der Autolinie Vilbel—Offenbach zu. —
Sein 50jähriges Arbeitsjubiläum feierte Werkmeiſter W.
Klöß. Er trat mit 17 Jahren bei der Firma Wilhelm Hanke als
Zimmer=
geſell ein. Durch Fleiß, Treue und Gewiſſenhaftigkeit brachte er es zum
Werkmeiſter. Der Geſangverein Liederkranz brachte dem Jubilar ein
Ständchen.
I. Friebberg, 92. Juni. Nach einer ſehr lebhaften Agitation ſeitens
der Linksparteien wurden hier bei der Abſtimmung über den
Volks=
entſcheid 2625 Stimmen abgegeben (etwa 500 Stimmen mehr als beim
Volksbegehren), davon 2521 Ja, 104 Nein. — In dem Ratskeller hielt am
Samstag der Ortsgewerbeverein ſeine Hauptverſammlung unter
Vor=
ſitz des Stadtverorndeten Heß ab. Der Vorſitzende berichtete über die
Einrichtung einer Handwerkskammernebenſtelle für die Kreiſe
Fried=
berg, Bübingen und Schotten, an deren Spitze als Syndikus Dr. Reif
ſteht. Der genannte Herr hielt ſodann einen Vortrag über das
Borg=
unweſen deſſen ſchädliche Wirkungen ſich beſonders in den
Handwerker=
kreiſen bemerkbar machen und das für viele Geſchäfte bei den jetzigen
hohen Bankkrediten geradezu von verhängnisvoller Bedeutung ſei. Er
gab die geeigneten Mittel an, um dieſen Schaden zu bekämpfen und
die ausſtehenden Forderungen einzutreiben. Nach Erledigung des
ge=
ſchäftlichen Teils (Vorſtandswahl, Rechnungsablage uſw.) knüpfte ſich
noch eine lange und angeregte Ausſprache über brennende Punkte,
be=
ſonders über Mittel zur Hebung der Bantätigkeit an.
* Gießen, 22. Juni. In der oberen Kaiſerallee entſtand im alten
Schützenhaus nachts 12½ Uhr ein Feuer, das von der Reichswehr
zuerſt bemerſt wurde. Eine Kompagnie Reichswehr war innerhalb
weniger Minnten alarmiert und mit Feuerwehrgeräten zur Stelle.
So=
fort traf auch die freiwillige Feuerwehr aus der Stadt ein und in
zwei=
ſtündiger angeſtrengter Arbeit gelang es, den Brand zu löſchen. Der
Dachſtuhl braunte vollſtändig aus und das vierſtöckige Haus wurde ſchwer
beſchädigt. Der Beſitzer Weller wurde in Haft genommen, da er
ſich über ſeinen Verbleib nicht ausweiſen konnte. — Schwer verletzt
wurde ein Kind in die Klinik gebracht, das ſich nach alter übler
Gewohn=
heit an einen Wagen gehängt hatte, herunterfiel und überfahren wurde.
* Münzenberg, 22. Juni. Die Turnerjuoend des
Mittal=
rheinkreiſes der Deutſchen Turnerſchaft veranſtaltete am Samstag
und Sonntag ihre diesjährige Johannisfeier in den Ruinen unſerer
Burg, auch Wetterauer Tintenfaß genannt. Die hieſige Stadt, der
Turnverein und der Gau Heſſen hatten große Vorbereitungen getroffen,
und in dankenswerter Weiſe ſtellte die Bürgerſchaft Freiquartiere zur
Verſügung. Samstag abend traf bereits ein Sonderzug von Butzbach ein,
der auch zahlveiche Gäſte von Frankfurt brachte. Abends wurde auf der
Burg das Sonnwenbfeuer abgebrannt; den geräumigen Burghof füllten
Hunderte von jungen Turnern. Am Sonntag fand im Kloſter Arnsburg
die Johannesfeierſtunde ſtatt, danach marſchierten die Turner durch das
herrliche Gottesackertal auf die Hardt bei Lich, wo die Vexanſtaltung
ihren Abſchluß fand.
* Vom Vogelsberg, 22. Juni. Die letzten ſchlechten Erntejahre haben
wieder mit größter Deutlichkeit gezeigt, daß der Vogelsberger Bauer das
Hauptgewicht auf die Viehzucht legen muß. Der Landwirt muß ſich
den veränderten Verhältniſſen anpaſſen und ſeine Geſamtwirtſchaft mehr
und mehr auf die Viehzucht einſtellen. An eine ventable Viehzucht iſt
aber nur zu denken, wenn auch alle Grundbedingungen hierzu erfüllt
ſind. Deshalb ſind geſundheitlich einwandfreie Ställe, zweckmäßige
Jung=
viehaufzucht durch Anlage von Weiden und Tummelplätzen, ſowie
Weide=
betrieb auch für das Großvieh unerläßlich. In vielen Gemeinden des
Vogelberges hat man dies ſeit Jahren erkannt, mit Hilfe des Staates
die Hutweiden melioriert. Oedungen zu Wieſen und Weiden angelegt
und einen geordneten Weidebetrieb eingeführt. Seit den letzten 20
Jahren ſind auf dieſe Weiſe hunderte von Morgen Nutzland entſtanden,
die Zahl der Tiere iſt bedeutend geſtiegen, die Raſſe verbeſſert und die
Milch= und Fleiſchleiſtung gehoben worden. Der Grünlandbund und die
Landwirtſchaftskammer ſind in neuerer Zeit eifrig in dieſer Beſtrebung
tätig, Weideanlage und Weidegang heißt allenthalben die
Parole. Die Landwirtſchaftskammer hat zu den bereits vorhandenen
Jungviehweiden als fünfte die Beide auf dem Warthof bei Grünberg
in dieſem Fmihjahr zugefügt.
Nummer 172
Deutſchlands Fall und Erhebung.
Mittwoch, den 23. Juni 1926
Seite 2
X. Heinrich von Kleiſt als Vaterlandsdichter.
Von
Profeſſor Dr. phil. b. c. Karl Berger
Wenn das oft von ſchweren Kriſen bedrohte Leben Heinrich
von Kleiſts mit dem Jahre 1807 zu Ende gegangen wäre, ſo
könnte die Nachwelt das gewaltige Aufſteigen einer
dramatiſch=
dichteriſchen Kraft von der „Familie Schroffenſtein” bis zu dem
Gipfel, den die „Pentheſilea” bezeichnet, bewundern, ſie könnte
den Schöpfer von Novellen wie „Michael Kohlhaas”, „Die
Mar=
quiſe von O.‟, „Das Erdbeben von Chili” unter die erſten
Meiſterwerke deutſcher Erzählungskunſt rechnen, aber ſie hätte
keinerlei Anlaß, an Kleiſt bei Nennung der Freiheitsſänger und
Vaterlandsdichter aus der Zeit zwiſchen Fall und Erhebung auch
nur zu denken. Zum Schöpfer einer vaterländiſchen und
kriege=
riſchen Dichtung, zum Meiſter preußiſch=deutſcher Poeſie, zum
machtvollſten dichteriſchen Vorkämpfer der Befreiung iſt er erſt
geworden, als auch in ihm durch den Sturz und die Demütigung
Preußens der Haß gegen den fremden Gewaltherrn und die Liebe
zum Vaterlande ſich immer ſtärker entzündete und von dieſer
einen gewaltigen Empfindung ſchließlich alle übrigen verzehrt
wurden. Die große geiſtige Umwandlung, die nach dem
Zu=
ſammenbruch als nowwendige Vorbedingung der Erhebung ſich
vollziehen mußte, kommt bei keinem der Verkündiger des neuen
Geiſtes klarer und großartiger zum Ausdruck als bei ihm, der
jeden einmal eingeſchlagenen Weg mit ungeſtümer
Leidenſchaft=
lichkeit bis zu ſeinem Ende durchſtrömte. Wenn je einem
Menſchenkinde, ſo ſchien dieſem märkiſchen Sprößling eines
alt=
vommerſchen Soldatengeſchlechts Bahn und Ziel ſeines Lebens
in der Wiege ſchon vorgezeichnet: Herkunft, Umgebung und erſte
Erziehung wieſen den am 18. Oktober 1769 zu Frankfurt a. d. O.
geborenen Hauptmannsſohn auf den militäriſchen Beruf. Für
ſeine ſpätere Entwicklung war es nicht gleichgültig, daß
glän=
zende Bilder preußiſchen Waffenruhms die Träume ſeiner
Kinderjahre umſchwebten, daß der Stolz auf König Friedrichs
glorreiche Taten ſchon der Seele des Werdenden tief eingeprägt
ward, aber das alles ſchien verſunken und vergeſſen, als der
junge Feuergeiſt im unklaren Taſten nach ſeinem wahren inneren
Beruf der Raub peinigender Zweifel und Kämpfe ward. Dem
ſechszehn= bis ſiebzehnjährigen Fahnenjunker verdüſterte ſich
wäh=
rend ſeiner Teilnahme an den rheiniſchen Feldzügen bald „die
große Welt des heiteren Krieges”; er ſehnte ſich fort aus den
Greueln kriegeriſcher Verrichtungen nach den „
menſchenfreund=
licheren Taten” des Friedens, aus Haß und Zwietracht in die
Stille der Natur. Dieſem Friedensſchwärmer ward das ganze
Soldatenweſen im öden Garniſondienſt vollends verleidet, als
die Ideen des philoſophiſchen Jahrhunderts ſein Herz
erſchütter=
ten, als Humanitätsgefühle und Aufklärungsgedanken die
Stim=
mung des von heißen Sehnſüchten nach dem Glück geiſtiger
Voll=
kommenheit bewegten Gardeleutnants erſt recht erweichten.
Immer ſchon „mehr Student als Soldat” ſchließlich völlig
be=
herrſcht von dem Drange, m ſelbſtherrlicher Freiheit dem Kultus
ſeines eigenen Ichs, der Vollendung ſeiner Perſönlichkeit zu
leben, kehrte der weltunkundige Idealiſt im Frühjahr 1799 dem
ihm längſt widerwärtig gewordenen Berufe den Rücken und
wandte ſich den Wiſſenſchaften zu, ohne dabei an ein beſtimmtes
Amt für ſpäter zu denken. So wenig wie an ſein äußeres
Fort=
kommen dachte der Schüler der Humanitätsphiloſophie bei ſeinem
„Lebensplan” an Staat und Geſellſchaft: nur in ſeinem Ich
ſuchte er ſein Glück, nur der vollkommenſten Ausbildung ſeines
Selbſt zu leben erſchien ihm mehr als Pflicht. „Wo kann der
Blitz des Schickſals mich treffen, wenn ich das Glück feſt im
In=
nerſten bewahre?” ſchrieb er in herausfordernder Zuverſicht, ohne
zu ahnen, daß dieſer den edelſten Beweggründen entſprungene
Eigennutz, weil er über die Forderungen des Lebens und die
Schrecken der bürgerlichen Gemeinſchaft ſich hinwegſetzte, ſchon die
Keime zu ſchweren Kämpfen und Drangſalen in ſich ſchloß. Und
doch, der Entſchluß Kleiſts, ſich den Wiſſenſchaften zu widmen und
dadurch ein höheres Maß von geiſtiger Freiheit zu erringen, war
nur geboren aus dem unbewußten Drange nach ſeinem wahren
Beruf. Das ſichere Gefühl deſſen, was er ſein müſſe, entwickelte
ſich in ihm unter den ſeltſamſten inneren Hinderniſſen. Er, der ſo
trotzig auf ſein Ich pochte und ſo ſelbſtgewiß Beſitz von
unbe=
dingter Wahrheit ergreifen wollte, wurde durch Kant, bei dem
andere Klärung gefunden, in namenloſe Vewwirrung geſtürzt:
Des Denkers Lehre vom Schein aller Dinge traf den
Himmels=
ſtürmer wie ein Wetterſtrahl; ſeiner Illuſion beraubt, glaubte
er alles verloren, und ſeine Begeiſterung für die Wiſſenſchaft
ver=
wandelte ſich in Ekel an ihr, ſein Traum von Glück und Tugend
in Verzweiflung an aller Wahrheit und allen Geſetzen des
ſitt=
lichen Lebens. Und doch lag auch in dieſer bitterſten Enttäuſchung
eine Befreiung: von einer Quelle abgelenkt, aus der für eine
Dichterſeele kaum mehr viel zu ſchöpfen war, wie Franz Servaes
treffend bemerkt hat, wird er jener anderen Quelle zugeführt, die
ewig reich und unerſchöpflich ſprudelt: dem Leben. Damit aber
erwachte endlich in ihm die einzige Freude, zu der er geboren
war, die Luſt an ſchöpferiſcher Tätigkeit. Aber auch dieſes
Evan=
gelium des höchſten Lebensgenuſſes erklang dem von allen
Au=
toritäten Losgelöſten, Staat, Geſellſchaft und Stand feindſelig
Betrachtenden wieder nur als ein Ruf zum Selbſtgenuß, zur
Dar=
ſtellung ſeines von keinerlei Sorgen um Volk und Vaterland
be=
rührten Ichs. So ſtürmt er, von innerer Unruhe getrieben,
jahrlang auf unſtäten Wanderfahrten durch Deutſchland,
Frank=
reich und die Schweiz, dem Traumbild des Dichterruhmes nach= voll Frieden und Freuden gemacht haben würde. Man ſieht ſie
jagend, das lockend vor ſeiner Seele ſteht. Ein, Bürger des einen wahrhaft königlichen Charakter entwickeln. Sie hat den
äſthetiſchen Staats”, egoiſtiſch abgekehrt vom öffentlichen Leben ganzen großen Gegenſtand, auf den es jetzt ankommt umfaßt;
und der Gegenwart, flieht er mit ſeinen dichteriſchen Träumen, ſie, deren Seele noch vor kurzem mit nichts beſchäftigt ſchien, als
in eine fremde Vergangenheit. Und in dieſen anderen Regionen wie ſie beim Tanzen oder Reiten gefalle, ſie verſammelte alle
lebte Kleiſt auch noch mit ſeiner Dichtung, als die verheerenden
Wetter in verderbenſchwangeren Wolken ſich über ſeinem Vater= doch nur allein Rettung kommen kann, um ſich; ja, ſie iſt es,
lande zuſammenzogen. Trotz klarer Erkenntnis des kommenden
Unheils erblickte er darin vor allem eine Gefährdung der Kunſt
und der äſthetiſchen Intereſſen, eine Störung der zum
künſtle=
riſchen Schaffen und Genießen notwendigen „Unbefangenheit des
Gemüts” in Zeiten, „wo das Elend jedem in den Nacken ſchlägt.”
Doch die Stunde ſollte kommen, wo auch dieſer im Ich=
Kultus aufgehende ſelbſtherrliche Sohn der Mark dem Vaterlande
wieder ſein volles Herz und damit ſein Schaffen leidenſchaftlich
zuwandte. Nach einem völligen Zuſammenbruch ſeiner
Geſund=
heit hatte er Anfang Mai 1805 eine Zuflucht in Königsberg als
Diätar bei der Domänenkammer gefunden. Dort gelangte er zur Kleiſts natürlicher Widerwille gegen die Franzoſen wurde noch
Ruhe und Reife. Dort entſtanden in einſamem Schaffen zahl= geſteigert durch die Niedertracht, die ſie politiſche Gefangene wie
reiche Werke, von denen freilich nicht ein einziges verrät, daß
vaterländiſche Sorgen die Seele ihres Schöpfers bewegen. Doch
wie ſeine Briefe aus der Schweiz beweiſen, hatte er bereits 1802 ſönlich erfahrene Unbill. Nach dem Schandfrieden von Tilſit
die ſeinem Vaterlande drohende Gefahr vorausgefühlt und gegen
Napoleon, den „Allerweltskonſul”, den „allgemeinen Wolf”, einen
unauslöſchlichen Haß gefaßt. Die Franzoſen aber, dieſe „Affen
der Vernunft”, waren ihm bei ſeinem Pariſer Aufenthalt „reifer „Rheinbundfürſten, vollends reif für die heilige Idee des
Vater=
zum Untergang als irgendeine andere europäiſche Nation”
er=
ſchienen. Seinem Mißtrauen gegen den korſiſchen
Emporkömm=
ling gab die Entwicklung der politiſchen Verhältniſſe recht, die begleitete, daß er nicht bloß mit innerſtem Herzerbeben die Macht
Kleiſt in ſeiner Königsberger Zurückgezogenheit ſcharfäugig
ver=
folgte. Der Feldzug von 1805 ſchien ihm kaum mehr als
„einen ſchönen Untergang” erwarten zu laſſen. Bitter fragte er,
warum der König nicht ſofort, nachdem die Franzoſen durch
Ans=
bach marſchiert, ſeine Stände zuſammenberufen und durch einen freilich, wo er noch ſtark von neuen literariſchen Unternehmungen
kühnen Krieg die Verletzung der preußiſchen Neutralität gerächt in Anſpruch genommen war, erſchienen ſeine erſten Dresdener
habe. Und mit der verwegenen Entſchloſſenheit, die ſpäter der
Dichter der „Hermannsſchlacht” ſeinen Helden leiht, fordert er
einen Opferwillen, wie ihn das Volk der Erhebung 1813 bewährt
hat: „Würde ſich nicht etwas von Nationalgeiſt bei ihnen geregt
haben, wenn der König alle ſeine goldnen und ſilbernen Geſchirre
hätte prägen laſſen und wenn er nach dieſem Beiſpiel gefragt
Sport, Spiel und Turnen.
Turnen.
Deutſche Turner=Erfolge in Amerkka.
Das 33. Bundesturnfeſt des Nordamerikaniſchen Turnerbundes wurde
in Louisville (Kentucky) unter rieſiger Anteilnahme der Bevölkerung und
Turnern abgehalten. Die deutſche „Amevikariege” zeigte zunächſt in der
ſehr geräumigen Waffenhalle in Anweſenheit von 30 000 Zuſchauern ein
Schauturnen; die Leiſtungen der Deutſchen löſten großen Jubel aus,
der ſich wiederholte, als Georg Seibl, der Führer der nordamevikaniſchen
Turner und Dr. Berger, der erſte Vorſitzende der Deutſchen Turnerſchaft
ihre Begrüßungs= ud Dankanſprachen hielten. Am folgenden Tage
ſetz=
ten die eigentlichen Wettbewerbe ein. Leider konnten zwei der
ausſichts=
reichſten deutſchen Turner, Kirchgatter=Berlin und Huck=Gamburg infolge
leichter Verletzungen nicht an den Kämpfen teilnehmen. Die übrigen
lit=
ten noch ſtark unter den Strapazen der tagelangen Bahnfahrten, konnten
aber dennoch eine Reihe ſchöner Erfolge erzielen. Im Geräte=Sechskampf
gelang es Pfeiffer=Frankfurt a. M. den dritten Platz zu belegen,
Kauf=
mann=Netzſchkau wurde 4., Weingärtner=Pirmaſens 5., Sachs=Forſt=L. 6.,
Wölffinger=Fürſtenhauſen=Saar 8., Nord=Göppingen 9., Sinnwall
Cux=
haven 10. — Auch im Achtkampf konnten ſich die Deutſchen plazieren:
Wölffinger 3., Nord 5., Weingärtner 7. Sachs 10., Sinnwell 11.,
Kauf=
mann 13., Pfeiffer 15. — Von Louisville aus begeben ſich die deutſchen
Turner über St. Louis, Cincinnati, Philadelphia, Waſhington nach New
York. In Waſhington ſoll die „Amerikariege” vom Präſidenten der
USA. Coolidge empfangen werden.
Sportverein 98 bei denNahetalkampfſpielen inKrenznach
Die in Sportkreiſen ſehr bekannten Nahetalkampfſpiele des FV.
Kreuznach 07 hatten auch in dieſem Jahre eine erſtklaſſige Beſetzung
auf=
zwweiſen. Koblenz, Bingen, Frankfurt, Frankenthal und viele andere
waren auf dem Plan. Das Wetter war endlich mal günſtig, die Bahn
leider ſehr weich, da ſie bis vor kurzem unter Hochwaſſer ſehr zu leiden
hatte. Sportverein 98 hatte nur eine kleinere Mannſchaft auf wenige
Konkurrenzen gemeldet. Die Einzelläufer verzichteten teils zu Gunſten
der Staffeln, teils um Zeit für einige angenehme Stunden in dem ſchönen
Badeſtädtchen Kreuznach zu finden.
Die Schwedenſtaffel 400, 300 20, 100 wurde denn auch in guter
Zeit von 2:6.1 mit 50 Meter Vorſprung vor Koblenz gewonnen. In der
Olympiſchen Staffel machte ſich der Ausfall von Jans, der gegen Halle
antreten mußte, unangenehm bemerkbar. Nach hartem Kampf belegte
Sportverein 98 knapp hinter Boruſſia=Frankfurt den zweiten Platz. Die
Staffeln liefen Engelhardt 1, Schuette, Pabſt und Hartmann. — Das
Speerwerfen gewann Kriche=Sportverein 98 bei ſtarker Konkurrenz mit
48,85 Metern.
Die 1500 Meter gewann der in blendender Form befindliche
Kauf=
mann=Boruſſia vor Engelhardt 2. Hellreien, ſeit längerem Ausſetzen
wieder im Nennen, gab in ausſichtsreicher Poſition 300 Meter vor dem
Ziel auf. — Bauer kam im Dreikampf (100 Meter Weitſprung,
Kugel=
ſtoßen) bei dem ſich mehrere erſte Senioren beteiligten, zu einem 5. Platz.
— Zwei erſte, zwei zweite und ein fünfter Sieg waren ſomit das
Re=
ſultat von fünf gemeldeten Konkurrenzen. — Der erſtmalig mitgeführte
Reiſebegleiter Kühne zeigte ſich ſeiner ſchwierigen Aufgabe gewachſen.
Tennis=Turnier in Bad=Kiſſingen.
Der Bad Kiſſinger Lawn=Tennis=Turnierklub brachte vom 17. Juni
ab ſein diesjähriges Allgemeines Tennis=Turnier zum Austrag, das dank
einer ganz ausgezeichneten Witterung einen recht harmoniſchen Verlauf
nahm und überall guten Sport brachte. Die Entſcheidungen fielen wie
folgt: Im Herreneinzel um den Ehrenpreis des Gaſtgebers ſiegte Lane=
Hannover gegen DeſſartNürnberg mit 8:6, 6:2, zurückgezogen. In den
dritten Preis teilten ſich Richter=Nürnberg und R. Stephanus fr.=
Hanno=
ver. — Das Dameneinzel gewann erwartungsgemäß Frau Friedleben=
Frankfurt gegen Frau Stephanus=Hannover nach hartem Kampf in drei
Sätzen 6:3, 4:6, 6:3. Dritte wurden Frl. Deichmann=Kiſſingen und
Grä=
fin Bredow=Hannover. Ueberraſchend war die Niederlage der polniſchen
Meiſterin, Frl. Richter, die gegen die Gräfin Bredow nach Dreiſatzkampf
6:3, 5:7, 0:6 unterlag. — Das Herendoppel wurde eine Beute von Lane=
Stephanus, die die beiden Nürnberger Deſſart=Brunner 6:3, 6:1
abfer=
tigten. Den dritten Preis erhielten Floda=Richter und Dr. Grüter=Dr.
Schmal. — Im Gemiſchten Doppel behaupteten ſich das Ehepaar Stepha=
nus gegen Gräfin Bredow=Lane mit 7:5, 6:4. — Frl. Richter=Richter und
Frau Dr. Friedleben=Floda ſicherten ſich den dritten Platz. — Ein
Damen=
doppel gelangte nicht zum Austrag.
Fußball.
Sportvereiniguna Arheilgen-V.ſ.B. Heidelberg 5:0 (1:0).
Obige Mannſchaften lieferten ſich am Sonntag am „Mühlchen” ein
hochintereſſantes Freundſchaftsſpiel. Trotz des guten Wetters hatten ſich
nur wenige Zuſchauer eingefunden. Allerdings waren auch die letzten
Spiele am „Mühlchen” wenig dazu angetan, eine große Anziehungskraft
auszuüben. Waren doch die Gäſtemannſchaften faſt immer recht ſchwach
und bezogen mehr oder weniger hohe Niederlagen. Mit dem
ſonntäg=
lichen Spiel ſcheint in der Beziehung die langerſehnte Beſſerung
einge=
treten zu ſein. Obwohl für den Fernſtehenden das Reſultat alles beſagen
muß, war der heurige Gegner der Sportvereinigung keine 5 Tore
ſchlech=
ter als die Arheilger ſelbſt. Man darf ſogar behaupten, daß Heidelberg
im Feldſpiel Gbis zum Strafraum) beſſer war, wie die Arheilger, die es
allerdings (d. h. Murmann) beſſer verſtanden, die zahlreichen
Torchan=
cen auszunutzen. Man muß den Gäſten zu Gute haletn, daß ſie mit
eini=
gen Erſatzleuten ſpielten und daß ſie gegen eine heute ausnahmsweiſe
gute Deckung anzukämpfen hatten. Die Leute aus Heidelberg hatten ihre
beſten Leute im Tormann, linken Verteidiger und Mittelläufer. —
Ob=
wohl auch Arheilgen mit 2 Mann Erſatz ſpielte, zeigte es heute eine
an=
nehmbare Leiſtung, und läßt für die Zukunft noch Gutes erhoffen. Gut
waren Mittelläufer, Mittelſtürmer, rechter Läufer und die Verteidigung.
— Als Schiedsrichter war Blümel (Eintracht Darmſtadt) recht gut. Er
hat wenig Fehlentſcheidungen getroffen. Allerdings ſtellte auch das faire
Spiel keine allzu großen Anforderungen. — Nach dem Spiel blieb man
noch einige Stunden gemütlich zuſammen.
Autoſport.
Das Endergebnis der 24=Stundenfahrt.
Nach Beendigung der 24 Stundenfahrt über die bekannte Rennſtrecke
im Taunus ſtehen nunmehr die endgültigen Ergebniſſe dieſer Teilaufgabe
der Süddeutſchen Tourenfahrt 1926, feſt. In der Klaſſe bis 750
Kubik=
zentimeter Tourenwagen ſchieden von ſechs Teilnehmern allein 5 und
zwar Frau Schiefelbein (Hanomag), Martens (Hanomag), Höpfner
(Hanomag), Stein (Helios) und Albrecht (Helios) aus. Lediglich
Bute=
muth auf Hanomag konnte ſich ſtrafpunktfrei durchſetzen. Von drei
Teil=
nehmern in der Klaſſe 751—1100 Kubikzentimeter Tourenwagen ſchieden
zwei, Kurz (SHW), Stölzle (SHW), aus, während Görtz auf Opel
Strecke und Zeit ſtrafpunktfrei bewältigte. Tourenwagen 1501—2000
Kubikzentimeter: Lauprecht (Adler), ſtrafpunktfrei, Dachtler (Mauſer) 56
Strafpunkte, Rabe Mauſer) 291 Strafpunkte, Setzbold Mauſer) ſteht
noch aus. Frau Vollbrecht (Adler) ausgeſchieden. Tourenwagen 201 bis
3000 Kubikzentimeter: Wruck (Adler) ſtrafpunktfrei, Frl. v. Opel (Opel)
ſtrafpunktfrei, Bergmann (Opel) ſtrafpunktfrei, Jörns (Opel)
ſtrafpunkt=
frei, v. Gerſonn (Selve) 28 Strafpunkte, Schmidt (Adler) 57 Strafpunkte,
Kalinowski (Opel) 20 Strafpunkte, Dörper (Opel) 57 Strafpunkte.
Aus=
geſchieden: Schinzinger (Benz) Hans v. Opel. Touernwagen 3001 bis
5000 Kubikzentimeter: Krantz (Auſtro=Daimler) ſtrafpunktfrei, Dr.
Krails=
heimer Mercedes) ſtrafpunktfrei, Krauß (Renauld) 5 Strafpunkte, Kleher
(Adler) 20 Strafpunkte. Tourenwagen 5001—8000 „Kubikzentimeter:
Außer v. Berckheim, der mit 20 Strafpunkten belegt wurde, ſämtliche
nach=
ſtehende 7 Fahrer ſtrafpunktfrei: Cargeiola (Mercedes), Merz Mereedes),
Nallinger Mercedes), Kimpel (Mercedes), Eiſenlohr Matzbach)
Schobin=
ger (Maybach), Bwick (Maybach). — Sportwagen bis 1100
Kubikzenti=
meter: Frau Folville (Amilear) 5 Strafpunkte, Zimmermann (Pluto)
be=
reits in der erſten Runde ausgeſchieden. — Sportwagen 1101—1500
Kubikzentimeter: In dieſer Klaſſe erſchien lediglich Volz am Start, der
ſeinen Adlerwagen ſtrafpunktfrei durchſteuerte. — Spotrwagen 1501 bis
2000 Kubikzentimeter: Glöckler (NSU) ſtrafpunktfrei, Giſchel (Simſon
Supra) ausgeſchieden. — Sportwagen 2001—3000 Kubikzentimeter:
Hart=
mann (Laneia) ſtrafpunktfrei, Cleer (Alfa Romeo) 20 Strafpunkte, Scholl
(Honch) 5 Strafpunkte, Köllner (Steiger) ausgeſchieden. — Sportwagen
3001—5000 Kubikzentimeter: Drei ſtrafpunktfreie Benzwagen von W.
Walb, Frau E. Merck, Dr. Tigler geſteuert. Es ſchieden aus: Reinecke
Preſto), Rhein (Stehr), Duvont (Steyr), P. v. Guilleaume (Stehr), C.
v. Guilleaume (Dakland). — Sportwagen 5001—8000 Kubikzentimeter:
Frhr. v. Wentzel=Moſau (Mercedes) ſtrafpunktfrei — allein in dieſer
Klaſſe.
hätte, was die Nation zu tun willens ſei?” Wie Kleiſt in den
finſteren Stunden nach dem Zuſammenbruch der öſterreichiſchen
Erhebung 1809 es als eine Aufgabe des Patrioten darſtellte,
Na=
poleon aus dem Wege zu räumen, ſo warf er bereits im
De=
zember 1805 die wilde Frage auf: „Warum ſich nur nicht Einer
findet, der dieſem böſen Geiſte der Welt die Kugel durch den
Kopf jagt?‟ Dieſer Haß ſteigerte ſich nach dem Zuſammenbruch
Preußens mit jedem Nackenſchlag, den der Eindringling dem
Vaterlande verſetzte. Jetzt klagte er nicht mehr über eigene
Leiden oder um die zerſtörte „Unbefangenheit des Gemüts”,
ſon=
dern baute auf eine beſſere Vorſehung: „Eswwäre ſchrecklich, wenn
dieſer Wüterich ſein Reich gründete. Nur ein ſehr kleiner Teil
der Menſchen begreift, was für ein Verderben es iſt, unter ſeine
Herrſchaft zu kommen.” Und wieder läßt ſich aus dem
ſchmerz=
lichen Ausruf: „Wir ſind die unterjochten Völker der Römer” der
zukünftige Dichter der „Hermannsſchlacht” vernehmen. „Die
un=
geheure Erſcheinung des Augenblicks”, drängte mehr und mehr
alle Sorgen um das eigene Ich zurück, und es ſchien ihm, als ob
das allgemeine Unglück die Menſchen erzöge und ſie weiſer und
wärmer mache. Damals lernte er auch die ihm wohlgeſinnte
Königin Luiſe, die mit dem Hofe gen Oſten geflohen war,
be=
wundern: „In dieſem Kriege, den ſie einen unglücklichen nennt,
macht ſie einen größeren Gewinn, als ſie in einem ganzen Leben
unſere Männer, die der König vernachläſſigt und von denen uns
die das, was noch nicht zuſammengeſtürzt iſt, hält.”
Im Januar 1807 verließ Kleiſt, ein innerlich gewandelter
und geſundeter Mann, mit ein paar befneundeten Herren die
oſt=
preußiſche Hauptſtadt, um ſich über Berlin nach Dresden zu
be=
geben. Man hat Grund zu vermuten, daß er insgeheim
Ver=
bindung mit irgendwelchen Anſtalten gegen den Landesfeind
ſuchte. Vor den Toren des von den Franzoſen beſetzten Berlin
als frühere preußiſche Offiziere peinlich verhört und dann wegen
Spionageverdachts verhaftet, wurden die drei auf das Fort Joux
bei Partarlier im Jura verbracht, derſelben Feſtung, wo einſt
Mirabeau als Gefangener geſchmachtet und geſchwelgt hatte.
gemeine Verbrecher behandeln ließ. So verband ſich mit dem
Schmerz um das unglückliche Vaterland der Unwille über per=
Mitte Juli aus der (zuletzt in Chalons an der Marne milder
gewordenen) Haft entlaſſen, ward der Heimgekehrte in Dresden,
der Hauptſtadt des dem Franzoſenkaiſer treueſten unter den
landes, und zwar ſo, daß er nicht nur als düſterer Zukunftsſeher
die ſchmachvollen Vorgänge mit gelegentlichen Schmerzensrufen
des Unheils heranfluten ſah, ſondern auch im Zentrum ſeines
Weſens, als Dichter, von all dem Ungeheuren ergriffen wurde
und alle ſeine Kräfte in den Dienſt des geſchändeten Volkstums
und des mit dem Untergang bedrohten Staates ſtellte. Zunächſt
Dichtungen und ſonſtigen Veröffentlichungen von ſeiner
leiden=
ſchaftlichen Vaterlandsgeſinnung noch ganz unberührt. In der
gemeinſam mit dem zwei Jahre jüngeren Adam Müller
her=
ausgegebenen Literatur= und Kunſtzeitſchrift „Phöbus” herrſchten
die dichteriſchen Beiträge und das Aeſthetiſch=Kritiſche bei weitem
vor, aber Müller gab als erſter Romantiker auch politiſchen Be=
trachtungen in einem Kunſtblatt Raum. Der 1805 katholiſch
ge=
wordene Berliner Schriftſteller war ein Schüler ſeines ſeit 1802
dem öſterreichiſchen Staate mit glänzender Feder dienenden
Landsmannes Friedrich Gentz, der in ſeiner Ueberſetzung des
Werkes von Edmund Burke zuerſt die franzöſiſche Revolution,
dann durch zahlreiche Streitſchriften das eroberungsſüchtige
Frankreich und Napoleon unermüdlich bekämpft hatte. Das
ge=
legentliche Zuſammentreffen mit dieſem Meiſter politiſchen
Kampfes, der dauernde Verkehr mit deſſen bedeutendſtem Jünger
und die intime Berührung mit den Dresdener Kreiſen, deren
eifrigſte politiſche Arbeit es war, alle Nationalgeſinnten zu
ſam=
meln und auf den großen Tag der allgemeinen Erhebung
vorzu=
bereiten, aber auch der feindſelige Gegegenſatz zu den
napoleon=
frommen Französlingen der Hauptſtadt des Rheinbundſtaates,
das alles mußte die leidenſchaftliche Stimmung Kleiſts, in Haß
und Liebe, verſtärken. Sein Ingrimm mochte aufkochen bei der
Kunde von dem großen Prunk= und Galafeſte zu Erfurt (Oktober
1808), an dem der „gekrönte Plebejer” ſich von ſeinen „
hochge=
borenen Bedienten”, den deutſchen Fürſten, huldigen ließ und
ſelbſt Goethe, den deutſchen Geiſtesfürſten, ſchmeichelnd für ſich
einnahm. Während aber in der thüringiſchen Hauptſtadt trotz
wachſender Not Heuchelei und Knechtsgeſinnung ihre Triumphe
feierten, griff in Spanien die Erhebung des ganzen Volkes immer
mächtiger um ſich, der verſklavten Welt wie mit Flammenzeichen
kündigend, welche Kraft des Widerſtandes beleidigter
National=
ſtolz, heldenmütiger Freiheitsſinn und wilder Fremdenhaß auch
gegen einen übermächtigen Feind zu entfeſſeln vermögen. Durch
die Nachrichten von der Pyrenäenhalbinſel wurden auch die
deut=
ſchen Patrioten zu neuen Hoffnungen ermutigt: ſollte eine
plötz=
liche Erhebung „nach ſpaniſchem Beiſpiel” nicht auch im
Vater=
lande möglich ſein? Wie hätte der leidenſchaftlichſte unter
Deutſchlands Dichtern da ruhiger Zuſchauer bleiben können!
Sein Preußenſtolz, ſein heißes Mitgefühl für die Herrſcher ſeiner
Heimat, der in Dresden genährte Haß gegen den
deutſchver=
geſſenen ſächſiſchen Rheinbundsfürſten, der dem Unterdrücker
Schergendienſte leiſtete, hatte bereits ſymboliſch=verhüllten
Aus=
druck gefunden an jener Stelle des „Michael Kohlhaas”, wo dem
Brandenburger Hauſe Herrlichkeit und Macht bis in die fernſten
Zeiten und vor allen Fürſten der Welt, dem wortbrüchigen
Sach=
ſen dagegen der Untergang ſeines Hauſes und Reiches prophezeit
wird. „Ein Gottesdienſt des Vaterlandes” — das war nach
Adam Müllers Wort die griechiſche Tragödie, und Kleiſt machte
Anſtalten, es aufzugreifen, zunächſt durch Einkehr in die Fülle
deutſchen Lebens: mit ſeinem im Sommer 1808 entſtandenen
hiſtoriſchen Ritterſchauſpiel „Das Kätchen von
Heil=
bronn” erſtrebt er auf dem Umweg über die heimiſche Vorzeit
Beziehung zur Gegenwart, indem er in dem lebenden
Geſchlech=
die Sehnſucht nach der Wiederkehr herrlicherer Zeiten durch die
Darſtellung einer prächtigen und mächtigen Vergangenheit zu
wecken ſucht. „Die Kehrſeite der Pentheſilea”, ſo hat der Dichter
das Kätchen ſelber genannt: dort maßloſes Liebesbegehren, hier
ſchrankenloſe Liebeshingabe; dort feſſelloſe Willkür, die vor
keiner Geſetzesverletzung zurückſchreckt und in Selbſtzerſtörung
endet, hier Verzicht auf den eigenen Willen, um in freier und
freudiger Unterordnung dem Geliebten zu dienen, ſich ihm mit
Leib und Seele zu opfern. Der Ich=Kultus, dem der Dichter
ſo lange gefröhnt, iſt hier in ſein Gegenteil verkehrt; an die Stelle
eines zügelloſen, alle Ordnungen und Bindungen mißachtenden,
nur das eigene Selbſt kennenden Freiheitsſtrebens iſt der
Opfer=
gedanke getreten, die Idee des Aufgehens in einem höheren und
außer dem eigenen Ich Liegenden, eine Geiſtes= und
Willens=
richtung, die, von dem ganzen Volke eingeſchlagen und auf die
Sache des Vaterlandes übertragen, zur Befreiung führen mußte.
(Fortſetzung folgt.)
Seife 8
Mittwoch, den 23. Juni 1926
Nummer 172
Reich und Ausland.
* Frankfurter Chronik.
Die Intendantenfrage an der Oper. Wie bekannt iſt,
hat der Intendant unſerer Oper, Profeſſor Krauß, ein günſtiges
An=
gebot nach Wien erhalten. Der Aufſichtsrat der Städtiſchen Bühnen
A.=G. hat ſich mit dieſer Angelegenheit beſchäftigt, und es ſteht zu
hoffen, daß die Verhandlungen mit Profeſſor Krauß dahin führen
werden, daß er der hieſigen Bühne erhalten bleibt. Die Entſcheidung
wird jedoch erſt in einigen Tagen durch den Magiſtrat fallen, dem
ent=
ſprechende Vorſchläge unterbreitet worden ſind. — Der Mord im
Hauptbahnhof. Die am Samstag nachmittag von ihrem
Ge=
liebten durch mehrere Revolverſchüſſe ſchwer verletzte 22jährige Marie
Kleeſpieß aus Kaſſel bei Gelnhauſen iſt nach ihrer Einlieferung in das
Städtiſche Krankenhaus, ohne das Bewußtſein wieder erlangt zu haben,
verſtorben. Der Täter wurde, wie bereits gemeldet, feſtgenommen.
Durch Vernehmung des Täters, des 21jährigen Graveurs Hanſchmann,
wurde feſtgeſtellt, daß er mit der Kleeſpieß ein Liebesverhältnis
unter=
hielt und ſie ohne ihr Wiſſen erſchoß. Es liegt einwandfrei Mord vor.
Als Motiv der Tat gab Hanſchmann an, daß er die Kleeſpieß, die
lungenleidend, geweſen ſei, von ihrem Leiden habe befreien wollen.
Der Täter zeigt nicht die geringſte Spur von Neue; er iſt vielmehr
über die gelungene Tat befriedigt. Von den 7 Schüſſen wirkte ſchon der
erſte tödlich. Hanſchmann hatte, wie einwandfrei feſtgeſtellt werden
konnte, ſchon ſeit Wochen die Abſicht, die Kleeſpieß zu töten, ohne daß
dieſe eine Ahnung davon hatte. Die Kleeſpieß war früher hier in
Stellung und wohnte zuletzt in Kaſſel bei Gelnhauſen bei ihren Eltern.
Sie erfreute ſich eines guten Rufes. Hanſchmann wird morgen dem
Gericht vorgeführt. — Feſtnahme eines Schwindlers.
Feſt=
genommen wurde der Kaufmann Baptiſt Sartorius aus Ludwigshafen;
er gab ſich hier in Frankfurt und anderen Städten als Vertreter der
Heidelberger Allgemeinen Obſt= und Gemüſezeitung aus und zog
er=
hebliche Abonnementsgelder ein. Geſchädigte wollen ſich im
Polizei=
präſidium melden. — Der Unfall an der Hauptwache. Die
Identität der heute vormittag an der Hauptwache beim Abſpringen
von einem Straßenbahnwagen tödlich verunglückten jungen Dame im
Alter von 21—24 Jahren konnte bisher noch nicht feſtgeſtellt werden.
Die Leiche wurde nach dem Hauptfriedhof gebracht. Bei der Toten
wurden zwei Trambahnfahrſcheine gefunden, nach denen ſie am
Samstag von Bad Homburg (Luiſenſtraße) nach Frankfurt (
Gallus=
anlage) und Sonntag morgen von der Zobelſtraße nach der
Haupt=
wache gefahren iſt.
* Die Hochwaſſergefahr vorüber.
Im. Karlsruhe. Das Hochwaſſer des Rheins hat ſeinen
Höhe=
punkt erreicht. Bei Kehl zeigte der Rhein am Montag einen
Pegel=
ſtand von fünf Metern. Nach den vorliegenden Berichten rechnet man
mit einem Steigen von höchſtens noch fünfzehn Zentimetern. Nachdem
eine Beſſerung des Wetters eingetreten iſt, dürfte jetzt ein allmählicher
Rückgang des Hochwaſſers eintreten.
Eine neue Kraftwagenbremſe.
fm. Karlsruhe. Der Obermonteur Hruſchka aus Zweibrücken
hat, wie die Blätter berichten, eine neue Bremsvorrichtung für
Auto=
mobile beim Reichspatentamt zur Patentierung angemeldet, die einen
in voller Fahrt befindlichen Kraftwagen ſelbſt bei abſchüſſiger Strecke
auf fünf Meter ſtellt, ohne daß Gummi oder Wagen irgendwie
be=
ſchädigt werden und eine Ueberſchlagungsgefahr vollkommen
ausge=
ſchloſſen iſt.
In Argentinien feſtgenommen und ausgeliefert.
fm. Waldshut. Im Dezember 1920 dar der Jagdaufſeher
Ernſt Schaubhut aus Wiechs in der Maulburger Heide durch einen
Schuß tödlich verletzt worden. Der Verdacht richtete ſich ſpäter gegen
den inzwiſchen ausgewanderten Hermann Hafner, der jetzt auf
Ver=
anlaſſung der Unterſuchungsgehörde in Argentinien feſtgenommen und
in das hieſige Bezirksgefängnis eingeliefert wurde.
* Ein geheimnisvoller Einbrecher im Finanzamt.
Im. Baden=Baden. Am hellen Mittag iſt im Finanzamt
ein=
gebrochen worden, dabei wurden ſämtliche Akten über die
Steuerrück=
ſtände aus den Jahren 1924 und 1925 aus den Büchern geriſſen, teils
verbrannt oder in Fetzen geriſſen. Die Polizei hofft, auf Grund der
vorgefundenen Fingerabdrücke den Täter zu ermitteln und über den
Grund und etwaige Hintermänner Aufſchluß zu erhalten.
Neues Hochwaſſer.
Lindau. Der fortwährende Zuſtrom großer Waſſermaſſen
in=
folge des Regens und aus Flußläufen hat ein weiteres ſtarkes Steigen
des Bodenſees bewirkt. Der Lindauer Hafenpegel hat am Sonntag
vormittag 5,40 Meter gezeigt. Infolge dieſes hohen Waſſerſtandes iſt
auch der Seehafen überſchwemmt und die ganze Oſtfront unter Waſſer
geſetzt. Beträchtliche Ueberſchwemmungen ſind ſeit Samstag auch auf
dem nördlichen Ufer eingetreten. In den Kellern der angrenzenden
Häuſer ſteht das Waſſer bis zu einem halben Meter hoch.
Neues Hochwaſſer der Jſar.
München. Die ſtarken Regengüſſe der vergangenen Nacht im
Mittenwaldgebiet haben eine neue Hochwaſſerwelle der Jſar, die am
Sonntag ihren höchſten bisherigen Stand erreichte, verurſacht, jedoch iſt
infolge der gegenwärtigen Beſſerung der Witterung mit einem
Zuvück=
gehen der neuen Hochwaſſerwelle zu rechnen.
Speiſevergiftungserſcheinungen bei der Reichswehr.
München. Bei den mit Speiſevergiftungserſcheinungen in das
Standortlazarett München aufgenommenen 43 Unteroffizieren und
Mannſchaften der Fahrabteilung 7 und der Minenwerferkompagnie
des 19. Infanterie=Regimentes hat die bakteriologiſche Unterſuchung in
drei Fällen Paratyphus ergeben. Außer dem bereits mitgeteilten
Todesopfer ſind keine weiteren Todesfälle eingetreten. Lediglich ein
Kranker liegt noch im Fieber. Alle übrigen ſind fieberfrei und können
vorausſichtlich in einer Woche nach Abſchluß der Unterſuchung als
dienſtfähig zur Truppe entlaſſen werden. Die Anſteckungsquelle hat ſich
noch nicht ermitteln laſſen. Die Unterſuchung iſt noch im Gange,
* Ertappter Schmuggler.
fw. Zweibrücken. Hineingefallen iſt ein Schmuggler, dem es
vor ein paar Tagen gelungen war, ſeidene Damenkleider unverzollt
über die Saarlandgrenze zu bringen. Auf dem Weg des Hauſierens
vertrieb er hier ſeine Schmuggelware, wobei er das ausgeſprochene
Pech hatte, in die Wohnung eines Zollbeamten zu kommen, der ſich den
Geſchäftstüchtigen etwas näher anſah: Es handelt ſich um den 23
Jahre alten Kaufmann Sally Heinrich aus Jarotſchin in Polen, den
das Gericht im abgekürzten Verfahren zu 172 RM. Geldſtrafe
ver=
urteilte.
Brandunglück.
Köln. In der Dachpappen= und Aſphalt=Fabrik Beer Söhne in
Kalſcheuren brach Montag abend, wahrſcheinlich infolge Entzündung
eines Deſtillationsapparates, ein Feuer aus, das raſch einen großen
Umfang annahm. Ein Werkmeiſter wurde durch eine Stichflamme
ſchwer verletzt; er iſt inzwiſchen geſtorben. Außerdem wurden zwei
Arbeiter erheblich verletzt, ihr Zuſtand iſt bedenklich. Der Keſſelwärter
liegt wahrſcheinlich unter den Trümmern. Der Werkmeiſter und die
Verletzten ſind ſämtlich Familienväter. Die Fabrik iſt bis auf kleine
Nebengebäude vollkommen niedergebrannt.
Großfeuer in Hannover=Linden.
Hannober. Am Sonntag nachmittag brach in Hannover ein
Großfeuer aus, dem das Holzlager und das Dampfſägewerk der Firma
Fritz Garbe in Hannover=Linden vollkommen zum Opfer fiel. Der
Schaden beträgt ungefähr 80—90 000 RM. Es wird Brandſtiftung
ver=
mutet. Gegen 6 Uhr konnte die Gefahr als beſeitigt angeſehen werden.
Im Bett vom Blitz erſchlagen.
Rummelsburg (Pommern). Auf der benachbarten
Bahn=
ſtation Lanken ſchlug ein Blitz in das Wohnhaus des Eiſenbahnbeamten
Kanthak. Die im Bett liegende etwa 6 Jahre alte Tochter des K.,
die eben eine ſchwere Krankheit durchgemacht hatte, wurde durch den
Blitz getroffen und getötet.
Hans Tavſen=Feier in Viborg.
DNJ. Als 400 Jahrfeier zur Erinnerung an die erſte Predigt, die
Hans Tavſen ,einer der bedeutendſten Vorkämpfer der Reformation in
Viborg vom Fenſter des Johanniterkloſters aus hielt, veranſtaltete die
Stadt in dieſen Tagen eine Reihe großer Feſtlichkeiten mit dem
ge=
ſchichtlichen Hintergrund der Reformationszeit. Keine andere Stadt als
Viborg war hierzu beſſer geeignet, da die Stadt reich an
mittelalter=
lichen Gebäuden iſt und in ihrer alten Domkirche eines der
intereſſan=
teſtne Baudenkmäler Dänemarks beſitzt. Das Feſt geſtaltete ſich daher
zu einer eindrucksvollen Feier unter großer Beteiligung der
Be=
völkerung.
Werbeſiempel für Induſtrieerzeugniſſe.
Zu der in den letzten Tagen in der Preſſe mehrfach erörterten Frage
der Reklamepoſtſtempel hat der Reichsverband der Deutſchen Induſtrie,
wie uns mitgeteilt wird, in einer Eingabe an das Reichspoſtminiſterium
Stellung genommen. In der Eingabe heißt es:
„Wie dem Reichspoſtmimiſterium bekannt iſt, ſind in den letzten
Monaten verſchiedene Wirtſchaftszweige wegen der zurzeit in Gebrauch
befindlichen Reklameſtempel bei dem Miniſterium und an anderen
Stellen vorſtellig geworden. Gleichzeitig wurde ſowohl von uns als auch
von anderer Seite wiederholt auf die im Ausland gebräuchlichen
Stem=
pel hingewieſen, bei denen nicht für eine beſtimmte Ware Reklame
ge=
macht wird, ſondern für die Waren des betreffenden Landes im
allge=
meinen. Wir erinnern hierbei an die in England, den Niederlanden
und Dänemark in Gebrauch befindlichen Poſtreklameſtempel.
Dieſe Sachlage hat uns Gelegenheit gegeben, unſere Mitglieder zu
einer Stellungnahme zu den verſchiedenen vorliegenden Anträgen
auf=
zufordern. Als Ergebnis konnte feſtgeſtellt werden, daß ein großer Teil
der von uns Befragten ſich auf den Standpunkt ſtellt, ein derartiger
Stempel ſoll überhaupt beſeitigt werden. Der Reſt der Befragten
wünſcht entweder den Gebrauch eines die deutſchen Waren im
allgemei=
nen empfehlenden Stempels oder den Gebrauch von Stempeln für
be=
ſtimmte Artikel, Orte, Meſſen u. ä. m. Infolgedeſſen hat ſich auch der
Vorſtand des Reichsverbandes kürzlich mit der Angelegenheit beſchäftigt
und ſich dabei einmütig auf den Standpunkt geſtellt, daß es in erſter
Linie wünſchenswert ſei, wenn durch eine Aenderung des
Weltpoſtver=
trages erreicht würde, daß alle dem Weltpoſtverein angeſchloſſenen
Län=
der auf den Gebrauch derartiger Stempel verzichten würden und wenn
in dem Weltpoſtvertrage beſtimmt würde, daß der Stempel lediglich
zur Entwertung der Marke ſowie zur Orts= und Zeilangabe dienen ſoll.
Solange dieſer Zuſtand noch nicht erreicht iſt, ſoll gegen die Verwendung
ds Stempels in der bisherigen Form ein Einſpruch nicht erhoben werden.
Die Frage, ob die Vergebung des Rechts, Briefe mit einem
gewünſch=
en Stempel verfehen zu laſſen, an die Reichspoſtreklame=Geſellſchaft
zweckmäßig iſt, ſollte hiermit nicht berührt werden. Im übrigen müßte,
ſolange die bisherige Uebung fortbeſteht, dafür Sorge getragen werden,
daß durch die Reklameſtempel nicht andere berechtigte Intereſſen des
Ab=
ſenders oder des Empfängers berührt werden.
Auf Grund dieſer Stellungnahme unſeres Vorſtandes geſtatten wir
uns die Bitte auszuſprechen, bei der nächſten Weltpoſtkonferenz dafür
einzutreten, daß eine Beſtimmung aufgenommen wird, wonach die
An=
wendung derartiger Reklameſtempel in allen Ländern ausgeſchloſſen iſt.”
Die Sonder-Ausstellung
für Fleischerei-Maschinen,
Kühlanlagen usw. während der
Tagung des deutschen Fleischer-
Verbandes in der „HARMONIE"
Heidelberg, beginnt:
(TV.9188
Sonntag, den 27. Juni
Spritſchieberprozeß. — Plädoyer des Verteidigers.
TU. Berlin. Im Spritſchieberprozeß begann am Samstag zu
Beginn der Sitzung der Verteidiger des angeblagten Kommiſſars
Peters, Rechtsanwalt Dr. Walter Jaffe, mit ſeinem Prädoher, das er
mit den Worten begann: „Es raſt der See er will ſein Opfer haben.”
Die Verteidigung führte dann aus, daß bei der Strafvergebung die
Geiſtesverfaſſung der Inflationszeit berüchſichtigt werden müſſe. Durch
die Inflation ſei damals in der Beamtenſchaft eine Korruption und
eine ſinkende Volksmoral breit geworden. Bei der Finanzverwaltung
habe ſich ein Spitzeltum breit gemacht. Der Vertreter der
Finanzver=
waltung in dieſem Prozeß habe das mit den Worten beleuchtet: Wir
ſind nicht kleinlich bei der Bezahlung von Belohnungen. Wir nehmen
unſere Zeugen, woher wir ſie kriegen.‟ Der Angeklagte Peters ſei
34 Jahre im Staatsdienſt geweſen und habe als tüchtiger Beamter
ge=
golten. Seine Verfehlungen ſeien nur auf die im Kriege erlittenen
ſchweren Schädelverletzungen zurückzuführen. Während verſchiedene
höhere Beamte vom Monopolamt nur vom Dienſt ſuspendiert worden
ſeien, habe die Finanzverwaltung den Angeklagten zum Sündenbock
ihrer eigenen Korruption gemacht. Die ganze Anklage ſei lediglich ein
Komplex von Kombinationen und Indizien. Am Schluß ſeines
Plä=
dohyers beantragte Dr. Jaffe aus tatſächlichen und juriſtiſchen Gründen
die Freiſprechung des Angeklagten Peters. Er appellierte an das
menſchliche Empfinden der Richter, die bei Bemeſſung der Strafe die
vernichtete Exiſtenz des Angeklagten, den gebrochenen Menſchen und
ſeine tadelloſe Vergangenheit berückſichtigen möchten.
Ein Motorrad rennt in die Zuſchauermenge.
fm. Baſel. Vor Beginn eines Motorradrennens lockerte ſich
während des Trainings bei dem Fahrer Walter Wiedner die Lenkſtange
ſeiner Maſchine, ſo daß dieſe ſteuerlos am Straßenrand anprallte.
Der Fahrer wurde kopfüber mehrere Meter weit geſchleudert und
er=
litt einen Beinbruch. Die herrenloſe Maſchine rannte weiter in voller
Fahrt in die Zuſchauermenge hinein. Vier Perſonen erlitten ſchwere
Knochenbrüche und ſonſtige Verletzungen.
Banditen in Italien.
EP. Mailand. An der Straße Pavia—Aleſſandria wurden
zwei Carabinieri von vier Banditen überfallen und ermordet, als die
Carabinieri den Banditen ihre Ausweispapiere abverlangte.n. Der
Ueberfall ereignete ſich während der Nachtzeit. — In der Gegend, in
der ſich die Tat ereignete, herrſcht in der Bevölkerung eine ſtarke
Er=
regung über das Treiben der Banditen, die in der letzten Zeit
ver=
ſchiedene Raubmorde begangen haben."
Exploſion einer Handgranate.
Budapeſt. Auf dem Exerzierplatz in Poprad in der
Tſchecho=
ſlowakei explodierte eine Handgranate. Ein Leutnant und ſechs Mann
wurden ſchrecklich verſtümmelt.
Kopenhagen als Touriſtenſtadt.
DN.J. Kopenhagen erwartet in dieſem Sommer einen beſonders
ſtarken Fremdenbeſuch. Außer zahlreichen engliſchen, holländiſchen und
amerikaniſchen Vergnügungsdampfern wird der der Hamburg=
Süd=
amerika=Linie gehörige Dampfer „Monte Sarmiento” allein im Juni
dreimal der däniſchen Hauptſtadt mit Touriſten einen Beſuch abſtatten.
Ferner haben eine größere Anzahl deutſcher und tſchechiſcher
Reiſe=
geſellſchaften ihre Ankunft gemeldet. Die Stadt iſt für den großen
Fremdenſtrom gerüſtet. Sei bietet beſonders im Sommer eim reizvolles
Bild mit ihren lebhaften freundlichen Straßen und zahlreichen
baum=
beſtandenen Plätzen und öffentlichen Gärten. Tivoli, der großartige
alte Vergnügungspark im Herzen der Stadt iſt in dieſem Jahre in
ſeinen Gartenanlagen teilweiſe neu geſtaltet worden. So hat man
für den Abendbeſuch einen prächtig erleuchteten „Roſengarten”
ge=
ſchaffen. Eine Reihe neuer Volksbeluſtigungen iſt ebenfalls eingeführt
worden. Noch mehr als in früheren Jahren wird jetzt hier unter
freiem Himmel und in vornehmen Tanzpaläſten der Tanzkunſt gehuldigt.
Auch das dem Tivoli gegenüber liegende Skalatheater wartet in dieſem
Sommer mit einer vortrefflichen Revue auf. Kopenhagen im Sommer
iſt in erſter Linie eine Stadt, in der man ſich von der Arbeit des
Jahres erholt und vergnügt.
Verlorene Flieger.
EP. Rio de Janeiro. Ueber das Schichſal der Flieger
Dug=
gan und Olivero, die mit dem italieniſchen Mechaniker Campanello, der
ſchon ſeinerzeit de Pinedo auf ſeinem Weltflug begleitet hatte, auf dem
Flugzeug „Buenos Aires” von New York nach Buenos Aires
unter=
wegs waren, fehlt ſeit einer Woche jede Nachricht. Ein braſilianiſches
Geſchwader hatte an der Mündung des Amazonenſtroms ſeine
Nach=
forſchungen nach den Fliegern aufgenommen. Das Flugzeug wurde
von einer Fiſcherbarke bei der Intel Marca an der Küſte des
braſili=
aniſchen Staates Para aufgefunden. Die drei Inſaſſen ſind unverſehrt.
Das Flugzeug mußte unweit des Zieles infolge Benzinmangels eine
Notlandung vornehmen. Es iſt nun nach Vigia in der Bucht von
Marajo geſchleppt worden, wo es nach ſeiner Verſorgung mit Benzin
den Flug nach Buenos Aires fortſetzen wird.
Wetterbericht.
Wettervorausſage für Donnerstag, den 24. Juni 1926
nach der Wetterlage vom 22. Juni 1926.
Außer Neigung zu gewitterhaften Regenfällen trocken, auf
heiternd und warm.
Die Heſſ. Wetterdienſtſtelle.
Sicherheitsübereignung bei Zahlungsſchwierigkeiten.
furt a. M. mit ihren „Hauptgläubigern” (5800 und 6800 Mark), der
Firma Gebr. H. & Co. in Frankfurt a. M. und der Firma
H. & Co. in Mannheim einen Vertrag ab, worin dieſe
Gläu=
biger ihre Forderungen auf 75 Prozent des Nennbetrages mit dem
Vorbehalt „reduzierten”, daß für den Fall des Uebrigbleibens weiterer
Aktiven ſie ausſchließliches Recht darauf haben. Zugleich übertrug ſie
den beiden Hauptgläubigern gemeinſam, das
Eigentum” an einer Reihe von Betriebsgegenſtänden (1 Lokomotive.
Muldenkipper, Schwellen, Schienen und dergleichen), die zum Teil bei
anderen Firmen lagerten. Da die Firma Gebr. H. & Co. in Frankfurt
am Main, welche der Schuldnerin nahe ſteht, die übereigneten Sachen
von dieſer gekauft hat und ihre Herausgabe verweigert, hat die andere
Gläubigerin, die Mannheimer Firma, gegen die Firma Gebr. H. & Co.
Klage auf Herausgabe und Teilung des gemeinſamen Eigentums
er=
hoben. Die Beklagte hält der Klage entgegen, daß die Uebereignung
nur fiduziariſch zu Sicherheitszwecken erfolgt, eine Teilung der
Gegen=
ſtände unter den Gläubigern daher nicht zuläſſig ſei. Das Landgericht
trat der Beklagten bei und wies die Klage ab, da die Parteien zu einer
Verfügung über das gemeinſame Eigentum ohne Zuſtimmung der
Schuldnerin nicht befugt ſeien. Dagegen hat das Oberlandesgericht
Frankfurt a. M. zu Gunſten der Klägerin entſchieden; das
Reichsgericht hat die Entſcheidung des Oberlandesgerichts in der
Form gebilligt, daß die Veklagte für verpflichtet erklärt wird, alle
übereigneten Gegenſtände an einen von der Klägerin bezeichneten
Ge=
richtvollzieher zum Zwecke der nach §§ 1232—1240 BGB.
vorzunehmen=
den Verſteigerung herauszugeben oder in ihre Herausgabe, zu willigen,
Aus den reichsgerichtlichen Entſcheidungsgründen
zu dieſem Urteil bringen wir folgendes zur Kenntnis: Das
Ober=
landesgericht bejaht das Recht der Klägerin zu jederzeitiger Aufhebung
der Gemeinſchaft (§ 749, Abſ. 1, BGB.) auch für den Fall des
Vor=
liegens einer nur fiduziariſchen Uebertragung. Von einer ſolchen konnte
nach dem Inhalt des Vertrages nur in dem Sinne die Rede ſein, daß
die Parteien behufs Befriedigung durch Verkauf der Sachen deren
Eigentümer geworden wären mit der Verpflichtung, den überſchüſſigen
Teil an die Schuldnerin herauszugeben. Auch dann würde aber nach
begründeter öffentlicher Verſteigerung die Verteilung des Erlöſes
zwiſchen den Parteien nach dem Verhältnis ihrer Forderungen zu
er=
folgen haben. In Anlehnung an die reichsgerichtliche Rechtſprechung iſt
das Oberlandesgericht davon ausgegangen, daß die durch eine
Veräuße=
rung der übereigneten Gegenſtände von der Schuldnerin herbeigeführte
Unmöglichkeit von der Schuldnerin zu vertreten wäre; ihre Auffaſſung
daß ſie mit Zuſtimmung der Beklagten als einer der Hauptgläubiger
zum Verkauf der Sachen berechtigt geweſen wäre, kann nicht gebilligt
werden. Die Reviſionsangriffe konnten deshalb keinen Erfolg haben
(Aus den „Reichsgerichtsbriefen” Karl Mißlack, Leipzig, Kochſtraße 76.)
Briefkaſten.
Z. in St. § 56 des Eink. St. G. vom 10. Auguſt 1925 beſtimmt, daß
bei der Veranlagung beſondere wirtſchaftliche Verhältniſſe, die die
Lei=
ſtungsfähigkeit des Steuerpflichtigen weſentlich beeinträchtigen, durch
Ermäßigung oder Erlaß der Einkommenſteuer berückſichtige werden
können, wenn das Einkommen 30 000 Mark nicht überſteigt. Als
Ver=
hältniſſe dieſer Art gelten insbeſondere außergewöhnliche Belaſtungen
durch Unterhalt oder Erziehung einſchließlich Berufsausbildung der
Kin=
der. Sie werden gut daran tun, die Höhe der Koſten eingehend zu
be=
gründen.
L. An ſich unterliegen auch gewerbliche Räume in Heſſen zur Zeit
noch dem Reichsmietengeſetz. Eine Ausnahme beſteht nur für Neubauten:
oder durch Um= oder Einbauten neugeſchaffene Räume, wenn ſie nach
dem 1. Juli 1918 bezugsfertig geworden ſind oder künftig bezugsfertig
werden. Auf letztere findet das Reichsmietengeſetz keine Anwendung.
Rund=Funk=Programme.
Frankfurt.
Mittwoch, 23. Juni. 12: Uebertr. des Promenadenkonzertes
um Lachhannes. Blon: Treu zur Fahne, Marſch. — Suppe: Ouv.
Banditenſtreiche”. — Ivanovici: Carmen Sylva, Walzer. — Jeſſel:
Unter afrikaniſchem Himmel, Intermezzo. — Adam: Fant. Poſtillon
von Lonjumeau”. O 3.30: Stunde der Jugend. Rektor Wehrhan:
Gudruns Klage” (für Kinder vom 10. Jahre ab). O 4.30:
Hausorch.: Neuere Operetten. O 5.45: Die Bücherſtunde. O 6.15:
Schillers Weltanſchauungsgedichte (Elegie, Fantaſie, Freundſchaft;
Lied an die Freunde, Götter Griechenlands, Künſtler)” Vortrag
Pfarrer Taesler. O. 6.45: Stenographie. O 7.15: Studtmann:
Vom Deutſchtum in Südweſtafrika. O 7.45: Schach. O 8.15: Klav.=
Abend. Bach: Aus den „Goldberg=Variationen” — Scarlatti: Vier
Sonaten. — Mendelsſohn: 17 Variations ſerieuſes op. 54. Zwei
Charakterſtücke op. 7 in A=dur und E=dur. Scherzo op. 16 in
C=moll. — Chopin: Sonate in H=oll op. 58. Ausf.: Theophil
Demetriescu=Berlin. O 9.15: Aus Verdi=Opern. Ouv. „Johanna
d’Arc” Arie a. „Ernani”. Ouv. Die Macht des Geſchickes”. Arie
a. „Don Carlos”. Aus „Die ſizilianiſche Veſper”, Ausf.: Walter,
Schneider (Baß) v. Fr. Opernh. Kammerorch.
Stuttgart.
Mittwoch, 23. Juni. 2: Schallplattenkonzert. O 3:
Jugend=
ſtunde. O 4: Aus dem Reiche der Frau. O 4.15: Funkorcheſter.
Roſenthal: Paradeklänge, Marſch. — Siede: Herbſtgedanken, Walzer,
— Roſſini: Ouv. „Die Italienerin in Algier”. — Petſchernoff:
Zwei Romanzen. — Ralf: Rubinſtein=Moſaik. — Ries: Gondoliera.
— Gilbert: Was jeder ſingt. O 6.15: Rolf Formis: Das
Wich=
tigſte über Wechſelſtröme. O 6.45: Engliſch. O 7.15: E. Mungenaſt:
Das Kulturland Lothringen. O 8: Tanzabend. Mitw.: Hilde
Binder, Kitty Rolfen, H. Werder, Philharm. Orch. Kalman:
Komm mit nach Varasdin. Ich möchte träumen. — Malderen:
Traum=Tango. — Pordes: Vom Schloßplatz bis zum Brandenburger
Tor. — Stolz: Manon. — Arnold: Du, nur du. — Pierrots
Teſtament. — Friend: Chili Bom=Bom. — Cornelius: Adjöh Marie.
— Schloß: Hantning, Boſton. — Daly: Ah Madame, One=ſtep. —
Heymann: Ach Du. — Zeller: Sei nicht bös. — Wenn ſich zwei
Menſchen küſſen. — Donaldſen: O Baby, Shimmy. — Scherzinger:
Marcheta, Shimmy. — Furani: El Eſtandarte, Tango. — Lubbe:
Die Landpartie. O 9.30: Ein gebildeter Hausknecht oder Verfehlte
Prüfungen. Poſſe mit Geſang von D. Kaliſch. Perſ.: Bernhard,
Gutsbeſitzer: K. Köſtlin; Auguſte, ſeine Frau: Erna Faßbinder;
Frohberg, Kaufmann: C. Struve; Roſa, ſeine Frau: Elſe Frommer;
Karoline, Geſellſchafterin: Hilde Gerber; Fleury; L. Puſchacher:
Nitſche, Hausknecht: Max Heye. Handlung: Bernhards Gaſthof.
Berlin.
(Mittwoch, 23. Juni. 4.30: Erſtes Kinderfeſt der Funk=Stunde.
O 6.45: Gartendir. Leſſer: „Rundſchau für Blumen= und
Garten=
reunde.” O 7.10: Dr. Gumpertz: „Vom Hören und Nichthören.”
O 7.35: Dr. Tichauer: „In den Maſchen des Strafgeſetzes (
Er=
klärung — Geſtändnis — Widerruf)”. O 8: Dr. Stein: Zu der
lebertragung aus der Staatsoper am 24. Juni.” O 8.30: Bunter
Abend. Armandola: Gondoliere. — Volpatti: Ma blonde aimee.
— Gillet: Avec toi. (Bruinier, Klavier; v. Szpanowski, Violin;
J. Berger, Cello. — Strauß: Zitronen=Walzer. — Benedict:
Varia=
tionen über „Carneval in Venedig” (Frida Weber=Fleßburg,
Sspran.) — Plattdeutſche Rezitat. (Th. Ahrend.) — Puccini: Aus
„Boheine‟. — Burke: Ja der Sonnen;hein. — Padilla: Valencia.
(W. Schwarz, Kunſtpfeifer.) — Königsb=iget: Violet. — M. Knopf:
Berlin, du kannſt beruhigt ſein. — Stransky: In Jena ſind alle
Mädel ſo blond. (Alex. Fießburg, Tenor.) — Plattdeutſche Rezitat.
(Ahrend.) — Rubinſtein: Die Nacht. — De Sena: Sorrento=
Ta=
rantelle. — Dickens: Boſton. (Bruinier, v. Szpanowski, Berger.)
— Knopf: Wenn der Spatz, aus „Die Mädels von Davos”
Kalman: Hazaza aus „Zigeunerprimas” — Kalman: Mädels gibt
es wunderfeine, aus „Cſardasfürſtin” (Frida Weber=Fl. u. Alex.
Fleßburg.) — Gillet: Coeur briſe. — Del Monte: Vieille hiſtoire.
(Bruinier, v. Szpanowski, Berger.).
Königswuſterhauſen. Mittwoch, 23. Juni. 1.10: Lektor
Gran=
der u. Walinski: Franzöſiſch für Schüler. O 3: Studienrat Friebel
und Lektor Mann: Engliſch für Anfänger. O 3.30: Dieſelben: Engl.
f. Fortgeſchrittene. O 4: Geh.=Rat Prof. Dr. Sievers: Stadtbau und
Siedlung. O 4.30: Mitt. des Zentralinſtitutes. O 5: A. von Gierke,
Leiterin d. Jugendheims Charlottenburg: Spiele, Spielplatz,
Spiel=
ſtunden.
Hauptſchriftleitung: Rudolf Mauve
Verantwortlich für Politik und Wirtſchaft: Rudolf Mauve
Verantwortlich für Feuilleron und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe
Verantwortlich für Sport: Dr. Eugen Buhlmann
Verantwortlich für Schlußdienſt: Andreas Bauer
Verantwortlich für den Inſeratenteil: Willy Kuhle
Druck und Verlag: 2. C. Wittich — ſämtlich in Darmſtadt.
Die heutige Nummer hat 12 Seiten.
[ ← ][ ][ → ] Der deutſche Außenhandel
im Mai 1926.
Die Aktivität der deutſchen Außenhandelsbilanz zeigt im
Mai gegenüber dem Vormonat eine weitere Abſchwächung. Der
Ausfuhrüberſchuß im Mai beträgt insgeſamt 25 Millionen RM.,
im reinen Warenverkehr 27 Millionen RM. gegen 56 Millionen
RM. im April und 278 Millionen RM. im März.
Die reine Wareneinfuhr im Ma zeigt gegenüber dem
Vor=
monat eine Abſchwächung um 20 Mill. RM. Während die
Ein=
fuhr an Lebensmitteln um 14,6 Mill. RM. zugenommen hat,
weiſt die Einfuhr an Rohſtoffen eine Abnahme um 32,6 Mill.
RM. auf; ebenſo iſt die Fertigwareneinfuhr leicht
zurückge=
gangen (um 2,8 Mill. RM.). Die reine Warenausfuhr zeigt im
Mai gegenüber dem Vormonat einen Rückgang um 49,7 Mill.
NM. Die Fertigwarenausfuhr iſt gegenüber dem Vormonat
um 49,/4 RM. zurückgegangen. Die Ausfuhr an Lebensmitteln
zeigt eine Abnahme um 2,8, die Ausfuhr an Rohſtoffen eine
Zu=
nahme um 2,2 Mill. RM.
Im einzelnen iſt folgendes zu berichten: Die Einfuhr an
Lebensmitteln und Getränken zeigt gegenüber dem Bormonat
eine Zunahme um 14,6 Mill. RM. Einfuhrſteigerungen ſind
feſtzuſtellen hauptſächlich bei Weizen (um 15,6 Mill. RM.), Hafer,
Kartoffeln; Abnahmen dagegen bei Butter, Fleiſch und Reis.
Die Einfuhr an Rohſtoffen und halbfertigen Waren weiſt
gegenüber dem Vormonat eine Abnahme um 32,6 Mill. RM.
auf. Die Textilrohſtoffeinfuhr zeigt gegenüber dem Vormonat
eine Abnahme um 12,1 Mill. RM. (darunter Wolle mit 4,2,
Baumwolle mit 9,7 Mill. RM.). Abnahmen weiſen ferner auf
Oelfrüchte und Oelſaaten (um 9 Mill. RM.), Mineralöle, nicht
ölhaltige Sämereien und Steinkohlen. Die Einfuhr an
Fertg=
waren zeigt im Mai gegenüber dem Vormonat eine leichte
Ab=
ſchwächung (um 2,8 Mill. RM.). Die Einfuhr an
Textilfertig=
waren und Maſchinen liegt um ein Geringes unter, die Einfuhr
an Walzwerkerzeugniſſen und Eiſenwaren unweſentlich über der
entſprechenden Einfuhr des Vormonats.
Die Ausfuhr an Lebensmitteln und Getränken weiſt
gegen=
über dem Vormonat eine geringfügige Abnahme (um 2,8 Mill.
RM. )auf.
Die Ausfuhr an Rohſtoffen und halbfertigen Waren zeigt
gegenüber dem Vormonat eine umweſentliche Zunahme (um
2,2 Mill. RM.). Die Ausfuhr an Textllrohſtoffen iſt nahezu
unverändert geblieben. Dagegen weiſt die Ausfuhr an
Stein=
kohlen eine Zunahme um 13,7 Mill. RM. auf, während die
Aus=
fuhr an Kaliſalzen und Aluminium eine Abnahme zeigt.
Bei der Ausfuhr an Fertigwaren iſt gegenüber dem
Vor=
monat eine Abnahme um 49,4 Mill. RM. feſtzuſtellen. An der
Ausfuhrminderung ſind hauptſächlich beteiligt: die
Textilfertig=
waren mit 8,2 Mill. RM., Walzwerkerzeugniſſe und Eiſenwaren
mit 12,3 Mill. RM., Maſchinen mit 11,7 Mill. RM., ſowie
Leder, Papier und Papierwaren.
Die Einfuhr an Gold und Silber zeigt im Mai gegenüber
dem Vormonat eine Abnahme um 2,1 Mill. RM., die Ausfuhr
iſt ebenfalls leicht zurückgegangen.
Frankfurter Effektenbörſe.
Frankfurt a. M., 22. Juni.
Die außerorbentlich lebhafte Geſchäftstätigkeit an der Börſe hat ſich
heute wiederholt. Es ſcheint, daß alle Welt ſich auf den deutſchen
Effekten=
märkten zu engagieren ſucht. Scheinbar locken die verhältnismäßig ſtark
zuſammengelegten Kapitalien der großen deutſchen Unternehmungen das
ausländiſche Spekulantentum an, da ſich dadurch die Möglichkeit bietet,
eine ſtarke Aufwärtsbewegung darin ohne große Schwierigkeiten
hervor=
zurufen. Es lagen wieder ganz bedeutende Kaufaufträge vor, die ſchon
vorbörslich ein weiteres ſprunghaftes Anziehen der Kurſe des Chemie=
und Montanmarktes, auf dem ſich das Hauptgeſchäft abſpielte, zur Folge
hatten. So erreichten J.G. Werte vorbörslich 243, der erſte amtliche
Kurs wurde aber mit 240 feſtgeſetzt. Für die ſtarke Aufwärtsbewegung
in J.G. Werten werden auch die Gerüchte noch verantwortlich gemacht,
die immer hartnächiger auftauchen und von einer bevorſtehenden
Kapitals=
erhöhung der J.G. Farbenindnſtrie etwas wiſſen wollen. Die auch in
ein imaginäres Verhältnis zu den J.G. Werten gebrachten Rheinſtahl
und Riebeck Montan folgten heute ſtark der Aufwärtsbewegung der
Far=
beninduſtrieaktien und gewannen zirka 9 Prozent, während ſich die
üb=
rigen Montanwerte mit Kursbeſſerungen von durchwen 3 Prozent
be=
gnügten. Ruhiger war das Geſchäft auf dem Elektvizitätsmarkt. AGG.
waren allerdings in ſtarker Nachfrage und 3 Prozent höher, dagegen
er=
fuhren die übrigen Werte dieſes Gebietes nur beſcheidene
Kursbeſſerun=
gen. Banken waren ſogar nur gut behauptet. Von den Motorenaktien
zogen Adlerwerke weiter kräftig an. Die beabſichtigte Einziehung der
Vorratsaktien macht einen ausgezeichneten Eindruck; außerdem ſcheinen
aber auch Intereſſenkäufe eine gewiſſe Nolle zu ſpielen. Die Werte des
Metallbankkonzerns zogen weiter an, namentlich Scheideanſtalt lagen ſehr
feſt. Später wurde die Tendenz außerordentlich ſchwankend. Ein großer
Teil der Börſenbeſucher zog ſich vom Geſchäft zurück, das vorübergehend
einen ſehr unſicheren Eindruck machte. Vielfach wurden die hohen Kurſe
ſeitens der Platzſpekulation zu Abgaben benntzt, ſo daß auf allen
Ge=
bieten die erſten Kurſe nicht behauptet werden konnten. Verſchiedentlich
gab es Einbußen von 2 bis 3 Prozent; J.G. Werte fielen z. B. um 3
Prozent. Deutſche und ausländiſche Renten waren ohne Geſchäft und
hafte und feſte Treiben auf dem Effektenmarkt. Becker Stahl 23, Benz
65, Brown Boveri 97,5, Entrepriſe 8, Growag 60, Krügershall 117, Ufa
38 und Unterfranken 83. Die von den franzöſiſchen Finanziers
befür=
wortete Heranziehung deutſcher Obligationen als Mittel zur franzöſiſchen Der ſüddeutſche Nadelholzmarkt hat an feiner ſchlechten
Ver=
ſogar gegen Schluß verſchiedentlich wieder kleine Steigerungen beobachtet angebot nur ſchlechten Abſatz findet und in den Waldungen ſich die
werden. Der Geldmarkt iſt weiter ſehr leicht. Tägliches Geld 4 Proz. Stapel mehren. Es iſt eben ſo, daß die Sägewerke nicht mehr willens
ſchwankend blieb. Vorſichtige Kreife ziehen ſich mehr und mehr von dem mehr dem Ende nähernde erſte Halbjahr 1926 eine einzige große Ent=
Geſchäft zurück, das einen recht unſicheren Charakter angenommen hat, täuſchung, und auch dem zweiten Halbjahr kann vorerſt keine beſſere
aber trotz alledem ſehr lebhaft bleibt.
Berliner Effektenbörſe.
geſtern ſtark gekauft worden waren. Fauben wurden vorwiegend zu holzverarbeitenden Induſtrie die deutſche Rundholzdecke zu genügen
einem etwa 20 Prozent höher liegenden Kurs als die geſtrigen Schluß= vermag.
kurſe gehandelt. Der erſte Kurs wurde mit 237, alſo 11 Prozent
Sprengſtoffkonzeuns war das Geſchäft ſehr ſtürmiſch, angeblich auf lage vermag auch der hoffnungsfreudigſte Platzholzhandel nicht mehr den
engliſche Käufe. Weiter waren Deutſche Erdöl geſteigert. Schließlich Mut zur Betätigung aufzubringen. Die Stapel werden höher und höher,
Werte, zumal des Bier= und Spritkonzerns. Im übrigen war das befriedigen zu können. Daß auch die erſte Hand immer mehr an den
wieder etwas, dagegen waren Rheinſtahl und Harpener weiter feſt, ſägefallende Bretter, faul= und bruchfrei, wurden ab oberbayeriſchen
eröffnete recht feſt. Am Bokaktienmarkt und am Markt der Kali= bahnfrei Karlsruhe=Mannheim ſich auf etwa 62 Mk. ſtellten. E3 iſt
ver=
aktien hatten die geſtrigen Steigerungen heute Abgaben zur Folge, ſtändlich, daß das Geſchäft in ſortierten Brettern ſowohl auf dem ſüd=
Maße zu Gewinnſicherungen. Nur Farbenwerte bleiben weiter feſt, engſten Grenzen bewegte. Die Preisideen des ſüddeutſchen Großhandels,
Feſtigkeit von Oberſchleſier. Karo gewanuen 1½, Oberbedarf 1½, 1½” und 2” Ausſchußdielen zu 60 Mk., K=Dielen zu 50 Mk. je Kubik=
Maſchinenmarkt waren Orenſtein und Deutſche Maſchinen bevorzugt. frei Karlsruhe=Mamnheim konnte man unbeſäumte Fichten= und
Tannen=
ſtille 0,395.
Im weiteren Verlauf war die Tendenz unter Schwankungen leicht heim von 55 Mk. gn.
abgeſchwächt, ſpäter aber feſter. Farbeninduſtrie ſchwankten zwiſchen
237 und 239. Für einzelne Werte hielt die feſte Haltung an. So
wurden am Elektrizitätsmarkt namentlich Siemens lebhaft erholt.
Große Umſätze fanden auch in Daimler zu ſteigenden Kurſen ſtatt.
Privatdiskont beide Sichten 4½ Prozent. Gegen Schluß der Börſe
auf faſt allen Mauktgebieten von zirka 3—4 Prozent führten.
21. 6. 1 22. 6.
Aſchaffb. Zellſtoff
93.— 94.— Ibemoor Zement .
169.—
11.—
Augsb.=Nürnb. Maſch ) 83.— 89.5 ſHirſch Kupfer
Bamag=Meguin ..
35:375/ 37.— 5öſch Eiſen
Berl. E. W. Borzug.
Hohenlohe Werke
157.
17.—
Berlin. Karlsruhe Ind ! 72.5 74.5 Kahla Porzellan
Braunkohlen=Briketts) 130.— 1131.— Lindes Eismaſch.
Bremer Bulkan.
51.875/ 50.— 1Lingel Schuh
35.— 34.—
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105.25 1110.— Linke u. Hofmann
62.5 64.—
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68.6251 69.25 12. Loewe u. Co...
171.— H171.5
78.— . Lorenz n
Deutſche Maſchinen
Deutſch.=Nied Tel. .
Deutſche Erdöl .
Deutſche Petrolenm.
Dt. Kaliwerke
Donnersmarckhütte.
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Glektr. Lieferung.
R. Bwiſter
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Han. Maſch. Egeſt. ..
Hanfa Dampſchf. ...
47.5 45.—
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24.— 24.— Ver. Bauſitz Sächſ. Gußſtahl. Siemens Glas 159.— 1 180.— Volkſtedter Porzell. 133.5 1 136.— Beſtf.E.Langendreer 60.25 63.— Bitzener Gußſtahl 135.— 140.— 1Banderer=Werke.
Deviſenmarkt.
Amſterdam=R.
Buenos=Aires.
Brüffel=Antw.
Oslo ......"
Kopenhagen..
Stockholm. . . .
Helſingfors ..
Italien .....
London. .
New=York.
Paris.. .....
Schweiz ....
Spanien ..
21. 6.
158.83159.51
1.697 1.7001
12,02 12.081
52 71 92.35
111.26 17.54
112.52112.81
10.55/ 10.5
15. 12 15.16
20. ki4 20.465
Zis6 .2u5
11.98 12.02
M. 77581.373
68.6il 64-77
22. 8.
Geld Brief! Geib Briefl.
168. 78 188 90/WienD.=Oſt. ab.
1697 1.638 Prag ..
32 75 98
111.2:
112.61 z12 83 Bulgarien.
10.56 9.60 Belarad
20. 71 120. 255/ Liſſabon
3.195 1. 305/ Danzig
71.71 11 7öſethen
58.16 68 3duruguah
7 11 93/Budapeſt.
Japan.
3Rio de Faneiro
15.11 15 ½5lKonſtantinopel
F1 (ganada .
21. 6.
Geid Brie
59.31 59 75 5
12.722 12,732
5.85 5.83
1.362 1.865
0.553 1.855
3.035 3.045
7.735 7.755
2255 2.245
21.375 21.725
30.35 81.15/80.95 181.16
513 5271
7.539 k. 2091
kanm verändert. Auch der Freiverkehr reggierte faſt kaum auf das leb= Pom ſaddeunchen Bolzmärk.
(Von unſerem Sonderberichterſtatter.)
Stabiliſierung vermochte keinen ungünſtigen Einfluß auszuüben, um ſo faſſung nichts verloren, ſonder es wirkt ſich immer mehr auf ihm die
mehr nls man davon überzeugt iſt, daß der Gemeralagent für die Repa= ungünſtige Lage der Allgemeinwirtſchaft aus. Von einer Belebung der
rationszahlungen dieſe Abſicht durchkrenzen dürfte. Der Geſchäftsumfang ſchon lange anhaltenden Depreſſion läßt ſich auch nicht die Spur
voraus=
ließ ſpäter ſtark nach, die Grundſtimmung blieb aber feſt. Es ronnten ahnen, was zur Folge hat, daß das nicht einmal übermäßige Nundholz=
Nach dem ſcharfen Kursrückgang verkehrte die Abendbörſe wieder in ſind, die Aufwurfpreiſe zu bewilligen oder viel über ſie hinauszugehen,
allgemein gut erholter Stimmung. Weiteren Auslandskäufen ſtanden wenn auch der Waldbeſitz in letzter Zeit es nicht an Beweiſen ſeines
aber fortgeſetzt heimiſche Realiſationen gegenüber, ſo daß die Tendenz Entgegenkommens hat fehlen laſſen. Auf jeden Fall war das ſich nun=
Prognoſe geſtellt werden. Am meiſten ſind die Hoffnungen auf ein
einigermaßen befriedigendes Baujahr ins Waſſer gefallen, und auch
die Finanzierung des Wohnungsbaues durch die öffentlichen Mittel der
Hauszinsſteuer, Mietzinsſteuer, Gebäudeſonderſteuer, oder wie man ſie
Verlin, 2. Juni. ſonſt zu benamſen beliebt, hat ſich als ungenügend erwieſen. Kein
Auch heute lagen zu Beginn der Börſe wieder größere Provinz= Wunder, daß die Sägewerke vorſichtig geworden ſind und allmählich
angeblich auch Auslandskäufe vor, namentlich in den Werten, die kaufmänniſch rechnen lernen, zumal auch geſteigerten Anſprüchen der
Troftlos, wie ſchon lange, bietet ſich auch das Bild des ſüddeutſchem
höher als der geſtrige Nachbörſekurs genannt. Auch in den Werten des Schnittwarenmarktes. Angeſichts der ungünſtigen
Wirtſchafts=
gewammen Schultheaiß etwa 7 Prozent und entſprechend auch die anderen ſo daß er oſt zu Verluſtpreiſen abſtoßen muß, um ſeine eigenen Gläubiger
Geſchäft nicht ganz einheitlich. Am Montanaktienmarkt kam teilweiſe Konſumenten herantritt und den Markt mit Untergeboten überſchwemmt,
ziemlich viel Material heraus. Infolgedeſſen verloren Bochumer fördert die Abbröckelung der Bretterpreiſe. 16 11 5—12” unſortierte
wie überhaupt rheiniſche Kohlenwerte erneut geſteigert waren. Auch Verladeſtationen ſchon von 38 Mk. an, aß Schwarzwälder Sägewerken
am Elektromarkt war das Geſchäft micht ganz einheitlich. Erheblich von 50 Mk. an je Kubikmeter angeboten. Einzöllige hobelfähige Bretter
gekauft wurden hier AFG. und Schuckert. Der Schiffahrtsaktiemmarkt notierten ob Oberbayern zwiſchen 50—56 Mk., während die Forberungen
Im Verlauf der erſten Stunde ſchritt die Spekulation in erheblichem deutfchen als auch dem rheiniſch=weſtfäliſchen Abſatzmarkt ſich in aller=
Tagesgeld unverändert leicht 3½—5 Prozent. Lateinvaluten wieder die ſich aber in kaum einem Falle durchſetzen ließen, lauteten frei
Mittel=
leicht abgeſchwächt. London=Paris 173 London=Brüſſel 171½, London= rhein für 18 1‟ 5—12‟ Ausſchußbretter etwa 5ſ—62 Mk. für K=Bretter
Mailand 135½ Von Einzelheiten ſind noch zu erwähnen die relative 10 Mk. billiger, je Kubikmeter. Ebenfalls frei Mittelrhein waren 16 12‟
Laura 22½ Prozent. Auch Klöckner weiter ſteigernd. Von Elektro= meter zu haben. 21/22 Millimeter ſtarke Fichten= und
Tannenhobel=
werten AEG. pl. 33/z, Felten pl. 4. Von Waggonaktien Ratgeber pl. bretter, mit Nut und Feder oder glattkantig, wurden bahnfrei Karlsruhe=
2½ Von Schiffahrtswerten Deutſch=Auſtralier pl. 5, Kosmos pl. Mannheim in unſortierter Ware zu 1,95—2,03 Mk. in Ia Ware zu 2,12
32g. Von Bankaktien Bank elehtr. Werte ſehr feſt pl. 3ſg. Kommerz= bis 2,17 Mk., in IIy Ware zu 1,69—1,66 Mk. und einzöllige Rauhſpund=
und Privatbank pl. Vſg. Im übrigen leichte Abſchwächungen. Am bretter zu 1,42—1,465 Mk. angeboten je Kubirmeter. Gleicherweiſe bahn=
Auch Auſtralwerte erneut befeſtigt. Fremde Werte wieder erholt bei dielen zu 72—78 Mk., Möbelkiefern zu 87—93 Mk. und Modellkiefern zu
geringen Veränderungen. Mazedonier Gold erreichten unter Geſchäfts= 58—64 Mk. je Kubikmeter haben. Mit üblicher Waldkante geſchnittene
Tannen= und Fichtenbauhölzer offerierte man bahnfrei Karlsruhe=Mann=
Wirtſchaftliche Rundſchau.
Zur Konzentration in der deutſchen Elektrizitätswirtſchaft. Die
ſchritt die Spekulation zu Gewinnſicherungen, die zu Abſchwächungen Konzentration in der deutſchen Elektrizitätswirtſchaft, die nach den
bis=
herigen großen Zuſammenſchlüſſen in der chemiſchen und
Montan=
induſtrie als eine wirtſchaftliche Umgruppierung von größtem Aus=
21. 6. 22.6. maße bevorſteht, ſcheint der Zahl der beſtehenden
Elektrizitätsunter=
un3,5 u1s,s nehmungen nach noch nicht weit vorangeſchritten zu ſein. Es beſtanden
12o.s 118,55 nämlich Ende 1924 2699 Unterehmungen mit einem Abſatz von 9
Mil=
liarden KW.=Stunden. Das Bild ändert ſich jeboch erheblich, wenn
8a.— 87.— man die Leiſtungen der größten Werke für ſich betrachtet. An der
145.— 1142.— Spitze der Stromperteilungsgeſellſchaften ſtehen die Elektrowerte des
Reiches, die 1925 allein 1577 Mill. KW.=St. abſetzten, und das Rheiniſch=
Weſtfäliſche Elektrizitätswerk mit 1089 KW.=St., das Bahernwerk mit
109.5 17o.— Walchenſee und Mittlere Jſar mit 400 KW.=St., die pteußiſchen Unter=
nehmungen des Main—Weſer=Gebiets mit 280 Mill., das Badenwerk
—
mit 120 Mill. Auf dieſe ſechs Unternehmungen allein entfällt ſomit
84.75 91.—
eine Stromabgabe von 4 Milliarden, d. h. faſt die Hälfte des Geſamt=
43.— abſatzes. Nimmt man die übrigen großen Lieferungsgeſellſchaften
24.75 25.125 hinzu, ſo die Lahmehzer und Siemens=Schuckertgruppe, ſo zeigt ſich,
61.75 55.-
99.— 99.125 daß beveits jetzt eine verhältnismäßig geringe Anzahl von Unter=
91.— 91.—
nehmungen weitaus den größten Anteil am Stromabſatz beſitzt.
58.25 73.25
117.5 us.5
Eine Millionenanleihe der Provinz Weſtfalen. Wie die Blätter er=
1111.s fahren, iſt die Genehmigung für die Auslandsanleihe der weſtfäliſchen
38.25 38 25 Städte im Laufe der Woche zu erwarten. Nach holländiſchen Blätter=
42.5 49.—
meldungen werden bereits in New York Verhandlungen über eine Vier=
48.— 52.5
7a8.— 1450.— Millionen=Dollaranleihe der Landesbank der Provinz Weſtfalen geführt.
Ein Teil der Anleihe wird in den Niederlanden und in der Schweiz zur
Ausgabe gelangen.
Dampfkeffelfabrik vorm Arthur Rodberg, A.=G., Darmſtadt. Die
22. 6.
Rodberg A.G. hat ſich durch die ſeit längerer Zeit anhaltende ſchlechte
Geld Br.
59 33 5 5 Geſchäftslage gezwungen geſehen, den Antrag auf Geſchäfts=Aufſicht zu
12 777/72,757 ſtellen. Der Status der Firma iſt durchaus aktiv. Die Firma wird
5.67 5.8
demnächſt Maßnahmen vorſchlagen, die die Weiterführung des Geſchäftes
1.363 1.W7 ermöglichen.
A.S6A C.665
3.025/ 3 031
Konſtruktionswerk elektrotechniſche Fabrik A.=G. Bingen (Rhein).
7.735 7.155 Die geſtrige Generalverſammlung der dem Lahmeher=Konzern ange=
2.B7 2-211 hörende Geſellſchaft beſchloß den Verluſt von RM. 96 030 (einſchließ=
21 375/81 125 lich Verluſt von 14 989 a. d. V.) auf neue Rechnung vorzutragen. Das
5.i91 5.2/ Ergebnis habe neben dem ungünſtigen Umſatz durch die vielen Kon=
9/ 47.309 kurſe der Kundſchaft jene Verſchlechterung erfahren. Die Geſellſchaft
6.355 1235 1.225 1.335 (A. R. 56 000 RM.) ſoll in Stille liquidiert werden.
Frankfurter Kursbericht vom 22. Zun 1926.
Staatspapiere
a)Deutſche
5% Reichsanleihe .!
4% Reichsanleihe
8½%
3%
Dollar=Schatzanw.
R.=Schatzanw. 23
R.=Schatzanw. 34
4½%oINundV R.
Schatz.
4½%H.-IX. .
47 D. Schutzgb. .. .
Sparprämienanl.
42 Preuß. Konf..
5½%
4% Baden alt .
3½%
3% „ 1896
49Bahern ....."
3½%, „..0.417:
„
8.16% Heſſ. unt 28 77
4½ „ ....
3½% „.
..
4% Württ. alte .
b) Sonſtige,
europäiſche
26 Bos. E.B 1914
4%,2.Inv. 1914
4½% 1898 .!
4½% „1902
4% „......
5 % Bulg. Tabal
4½% Oſt. Staatsr.)
v. 1919
AA4Sſt. Echatz. 1411
Aan
0.37
9.38*
0.60
0.365
6.37
0.395
3.8
3.8
t. Goldr. —
41e8 Silberr.—
4%o „einh. R./kon.)
5% Port /(Spz.) III
5% Rum. am. R.03
4½%r Gold. 18.
am konv.
am.05
4%
425 Türk. (Adm.03
(Bagb.) 1
148
Bagd. /71
4¾
1911 Zoll.
4%
4½% Ung. St. 1913
42
42
3%
4½% „ St. 1914
Goldr.
St. 10
Kronr.
Eiſ. Tor
Außereuro=
päiſche
5% Mex am. inn.
äuß. 99
52
Gold. 04
konſ inn.
n Frigat.,
5% Tamaulipas.
Sachwert=
Schuld=
verſchreibungen
Mit
Zinsberech=
nung
6% Doll. Gold. 19321 97
68
Go.d.1935/ 95.5
8% Frk.=Hyp.=B.)
Goldpfdbr. R.1. 98
8% Frrf. Hyp.=Bk./
Reihe 2/ 98.5
5%Frſ. Pfandbr.B. 79.7‟
Gold Neihe 21
Em. 9 98.,5
e7.:
48
4 90
9.70
3
21.3
14.9
5.7
17.9
1.84
21
29.5
% Neck. AG. Glb23/
89 Pfälz.=Gyp.=Br.
24
8% Rh.=Hyp. 6d. 24
5% Rhein=Main=
Donau.. Gold 23
Ohne
Zins=
berechnung
6% Bd.=Bd.=G5. 23
5% Bdw. Kohl. 23
5% Fr. Bf.Bk.G.
62 Großkr. Mannh.
Kohl. 23
6% Heib. Holzw. 23
62 Heſſ. Brk.=Rog.
23
Roggen 23
Mannh. Stadt=
Kohl .......23
6% Offenb. Holz..
5% Pfälziſche=Hpp.
Br. Gld ... 24
Pr. Kaliw.. ..
5% Pr. Noggenw.
5½% Rh. b. B. 6d. 24
5% Sächſ. Brk. 23.
5% „Roggenw.23
2 Südd Feſt=B.6
Borkriegs=Hyp.=B.
Pfandbriefe.
Bahr. Vereinsb..
Bahr. Handelsb.
Bahr. Hyp.u. Wechſ
Frkſ. Hyp.=Bk.
Frkf. Pfandbr.=Bk.
Hamb. Hyp.=Bk. .
Meining. Hyp.=Bk.
Pfälz. Hyp.=Bk.
Preuß. Pf.br.=Bk.
Athein. Hyp.=B. ..
Südd. Bodenkr. ..
Württ. Hyp.=B....!
97.5
97.75
77
16.5
12.60
2.04
13.85
14.40
2.25
3.65
6.90
2.51
2.08
14.80
21.60
13.17
9.17
12
10.40
11
41.4
Staatl. vd. prov.)
garantiert.
Heff. L.=Hyp.=B...
Landeskr. Caſſel ..
Naſſau. 2dsb. ..
Obligationen v.
Transportanſt.
49 Eliſ.=Bahn ...
42 Galiz. Carl=
Lud.=B.
5% Oſt. Südb. (9.)
2,6% Alte .
2.6% Neue
4% Oſt. Staatsb. 83
3%Oſt. 1.b.8.E.
3%oſt. 9. E.
8%Oſt. 1885...
8½Oſt. . Erg. Netz
4% Rud. Silber.
4½ Rud. Salzkg.)
4½% Angt., S.1
4½% Anat., S. II
4½% Anat. S.III
82 Salon. Monaſt.
5% Tehuanteper.
4½%
Bank=Aktien
Allg. D.-Credit. 1105.5
Bad. Bk. . ...
Brf.Brauind. ..
Barmer Banw.
Bay, Hyp.=Wchſ. .
Berl. Handelsgeſ.
Comm.u. Privatb. 1
Darmſt. u. Nat.=Bk. 1
Deutſche Bank ../744.5
D. Eff.u. Wchſ.=Bk.
D. Hyp.=Bk. Mein.
D. Vereins=Bk..
Disk.=Geſellſch. ...!
Dresdener Bk... ..!
Frankf. Br. ....!
7.49
4.5
3.30
8.8)
17.30
17.75
4.10
15.25
31.3
150.5
96. 15
120
170
116
153.25
9o
111
84
137.75
21.5
99"
Hyp.=Br.
Frkf. Bfobr.=Br. .
Gotha Grundkr. Bk.)
Metallbank.
Mitteld. Creditb.
Oſterr. Creditanſt.
Pfälz. Hyp.=Bk....
Reichsbank=Ant. . .
Rheim.Creditbk. ..
Rhein=Gyp.=Bk.
Sütdd. DiscGeſ.
Wiener Bankverein
Bergwerks=Akt.
Berzelins .
Bochum. Bergb.
Buderus.......
Dt. Luxemburg . . .
Eſchw. Bergw..
Gelfenkirch. Bgw.,
Harp. Bergb. — ./139
Flſe Bergb. .... /433;ſg
Genußſchein.
Kali=Aſchersleb. ..
Kali. Salzdetfurt.
Kali, Weſterregln.
elöcknerwerke.
Mannesm.=Nöhr.
Mansfelder ..
Oberbedarf
Obſchleſ. Eiſ. Caro)
Otawi=Ant. .
Phönix=Bergb. .
ſhein Braunk.
Rhein. Stahlw. . . 133.75
Rombach. Hüitte.
A. Riebeck Montan
Tellus Bgb.
Ber. Laurahütte.
Juduſtrie=Akt.
Eichbaum(Mannh.)
Henninger .......
Löwenbr.=München!
9‟
112
120
111
102.75
155
108
121
106
5.35
46
7
126
127.75
138.5
98.5
147
155.5
98.5
119
107
59.75
62
103.75
168.5
25.75
127
72
60
1a2.5
1217
Mainz. Aktienbr. /154
Schöfferhof (Bind.//201
Schwarz=Storchen 118
Werger ...... . . . 1125
Akkum Berlin..
Adler & Oppenh.
Adlerw. (v. Kleher)
A. E. G. Stamm..
6% A.E. G. Vzg.4.
5% A. E. G. Vzg. B.
Amme Gieſecke..
Aſchaff. Zeliſtoff..
Badenia (Beinh.)
Bad. Maſch. Durl.
Bad. Uhren, Furtw.
Bamag=Meguin .
Bahr. Spiegel ..
Beck e Henkel ...
Bergmann El.. — 4
Bing Metall.
Brem=Beſigh=Dl.
Eement Heidelb..
Fement. Karlſtadt
Cement. Lothr.
Ehem Albert. . ...
Chem. Brockh.
Ehem Milch .
Daimler Motoren.
Dt. Eiſenhandel.
Deutſche Erdöl . /138.5
D. G. u. Silb. Scheid. /147
Dingler Maſch.
Dresd. Schnellpr.
Dürrkopp..
Dürr. Ratingen .
Dyckerhoff EB..
Eiſenw. Kaiſersl.
Eiſenw. 2. Meyer.
G. Lieferung.....
El. Licht u. Kraft 1
Eſf. Bad. Wolle...
Emag.
Email. Ulrich ....
Eivzinger Werke. .
79.75
129.75
78.25
69.75
93.5
120.5
1.
42.5
120.25
50
99.85
119
128
42.5
99
40
40.9
25
12
135
145.3
31.55
d.242
37.4
77
Eßlinger Maſch:.
Ettlinger Spinn.
Faber Bleiſtiſt
Faber & Schleiche
Fahr, Virmaſens.
Farbenind. F. G. 1238
Felten & Guillenu., 137.5
Feinmech. (Fetter)
Feiſt, Sekt.
Frankfurter Gas
Frankfurter Hof.
Frkf.=M. Pok u. V.
Fuchs Waggon.
Geiling & Cie.
Germania Linol.
Gelſenk. Gußſt..
Goldſchmidt, Th.
Gotha Waggon ..."
Greffenius .....
Britzner, Maſch..
Grüin & Bilfinger.
Dafenmähle Frkf.
Hammerſen
Hanfw. Füſſen „./6.
Hartm & Braun.
Geyligenſtaedt. . . . 22.5
Hilpert, Armatur.
Hindrichs=Aufferm. 80
Hirſch Kupfer.
Hoch=Tiefbau ..
Holzmann..
Holzverk. Ind.
Hydrom B
Fnag .
Funghans
Kammg. Kaiſersl
Karlsruher Maſch.
Karſtadt R.
Klein. Sch. & Becter
Kenorr, Heilbronn
Konſerv. Braun /33.*
Krauß, Lokom. ..
Lahmeyer ....... /124.5
Lech, Angsburg .!1
3
80
62
41
68
23
92
67.5
46
9.52=
46
144
92
93
94.75
72
82
23.5
32
1125
79.753
72
58.5
3.93
83.1
84
1102.5
62
159
Lederw Rothe
Spicharz
Lingel Schuhw..
Löhnberg. Mähle
Ladwigsh. Walzm.
Lädenſcheid Me
Luther, Mählt
ur Induſt.
Mainkraft
Metallgeſ.
Meyer. De
Miag.Mühlen
Moenus E
Motoren!
Motorenſ. Oberurf
Nekarſ. Fahrz.
Neckarwv. Eßlingen
Beters Union
Prälz. Näh. Kayſer
Philipps.
Vorzellan We
Prometh. Frrf
Rein Gebb. &
Nhein. Eleitr.
Rhein. Metall=
Rüickforth.
Ritgerswer
S hleusner
S hneid.
Schnellpr
Schram
Schrift.
Shucker Elekt,
Shuhf Veſſel:.13271
S huhf Herz
Shulß Grünlack.
Seilind, Wolff.
Schel & To...
Siemens Glas
Siemens & Halste 11677
Sidd Immod.
Ehür eleltr. Lieſ...
Uhreit Furtwängl.
Beithwerke ......"
Ver,f. Chem. Ind...!
3
36
72.3
134
1122.5
32.5
43.5
86
109
85
41
56
1/93
114
28.5
98.5
18
55
64.25
71‟
117.99
3:
5o
43
3.10
31.
70
Ver. d. Olfbr.Mann.
Ver. Faßf. Caſſel..
Gummi. Bln.=Frkf.
Binſel=Nürnberg
Ultramarin .
Zellſtoff Berl.
Vogtl. Maſch.
Voigt & Haeff
Volthom. Seil
Wayß & Freyta.
Wegelin Rußfbr.
Zellſt. Waldhof ...
Zuckerf. Waghäuſel
Zuckerf. Frankenth.
Zuckerf. Heilbronn.
Zuckerf. Offſtein ..
Zuckerf. Rheingant.
Zuckerf. Stuttgart,
Transport= und
Berſicherungs=Akt.
A. Dt. Ei enbahn. .
Dt. Eiſenb.=Geſ.
El. Hochbahn Berl.
Schantung E. B.
Südd. Eiſenb.=Geſ.
Hapag
Nordd, Lloyzd:.
Frkf. Allg. Ver
Frankonn Rückv.
Darmſt. Werte
Bahnbedarf
Dampft Rooberg
Helvetia Konſ. . .
Gebr. Lutz ......"
Motorf. Darmſt
Gebr. Roeder ....
Venuleth & Ellenb.
6is
73.:
152.
75.5
62
78.5
3.20
115.25
1a6
140
93.5
62
20.25
8
Seſte 10
Mittwoch, den 23. Juni 1926
Nummer 122
Enzinger Unionwerke A.=G., Mannheim. Die o. H.=V. genehmigte
einſtimmig Bilanz ſowie Gewinn= und Verluſtrechnung für das
Geſchäfts=
jahr 1925/26 und erteilte dem Vorſtand und Aufſichtsrat Entlaſtung.
Nach Abſchreibungen von 345 612 RM. verbleibt ein Reingewinn von
578 308 RM., aus dem 6 Prozent Dividende verteilt, 114 101 RM. als
Tantieme und Gratifikationen vergütet und 104 321 RM. auf neue
Rech=
nung vorgetragen werden ſollen. Die ausſcheidenden
Aufſichtsratsmit=
glieder wurden einſtimmig wiedergewählt. Punkt 4 der Tagesordnung,
Einziehung von nom. 450 000 RM. Vorratsaktien und entſprechende
Ver=
minderung des Grundkapitals, wurde genehmigt. Einſtimmig wurde die
Verlegung des Geſchäftsjahres auf das Kalenderjahr beſchloſſen.
Dr. C. Schleußner A.=G., Frankfurt a. M. Das Unternehmen
be=
veitet ſeinen Aktionären eine ſtarke Enttäuſchung. Die angekündigte
Zu=
ſammenlegung des Aktienkapitals wird im Verhältnis von 2:1 auf
270 000 erfolgen. Das Geſchäftsjahr 1925 brachte einen Betriebsverluſt
von 49 336 Mark. Das Auslandsgeſchäft ſei durch die Konkurrenz der
Inflationsländer ſehr erſchwert worden. Die Haupturſache des
un=
günſtigen Abſchluſſes iſt aber die notwendig gewordene Abſchreibung
auf Beteiligungen von 108 427 Mark. Im laufenden Jahre habe man
durch den Verkauf eines Grundſtückes die Liquidität erheblich beſſern
können
Filzfabrik A.=G., Fulda. Nach den kurzen Berichtsmitteilungen
war 1925 der Betrieb vollbeſchäftigt; doch ſeien bei der finanziellen
Kriſis Verluſte nicht zu vermeiden geweſen. Der Abſatz ſei durch die
Konkurrenz aus valutaſchwachen Ländern ungünſtig beeinflußt worden.
Nach 43 719 RM. (B049) Abſchreibungen ergeben ſich 34 482 RM.
(32 238) Reingewinn, woraus wieder 5 Prozent Dividende (gleich
30 000 RM.) verteilt und 4438 RM. (2238) vorgetragen werden ſollen.
Aus der Bilanz: Kreditoren 1,03 Mill. RM. (0,91 Mill.) gegen 0,56
(0,50) Mill. RM. Debitoren und 0,57 (0,32) Mill. RM. Vorräte. (
Ge=
neralverſammlung 22. Juni.)
Rheiniſch=Weſtfäliſches Kohlenſyndikat. Die Mitgliederverſammlung
genehmigte die Uebertragung des Bergwerkseigentums der
nächſtſtehen=
den Mitglieder: Bochumer Verein für Bergbau= und
Gußſtahlfabri=
kation, Deutſch=Luxemburgiſche Bergwerks= und Hütten=A.=G.,
Gelſen=
kirchner Bergwerks A.G. (außer Zeche Monopol), Phoenir A. G. für
Bergbau und Hüttenbetrieb und Zollverein Thyſſen (Lohberg und Rhein)
an die Vereinigten Stahlwerke A. G. (Stahltruſt). Letztgenannte
Geſell=
ſchaft wird als Mitglied in das Syndikat aufgenommen. Im
Zuſam=
menhang hiermit genehmigte die Mitgliederverſammlung nachſtehenden
Verkaufsverein: Vereinigte Stahlwerke A.G., Gelſenkirchner Bergwerks
A. G., Rheiniſche Stahlwerke Gewerkſchaft Hermann V Gewerkſchaft
Auguſte Viktoria, Gebrüder Stumpf G. m. b. H. einſchließlich
Apler=
becker Aktienverein. für Bergbau und Eſſener Bergwerksverein König
Wilhelm, wobei der Gelſenkirchener Bergbau A. G. das Recht
zugeſtan=
den wird, mit einer Friſt bis zum 9. Juli zurückzutreten. Die
vorſtehen=
den Beſchlüſſe treten am 1. Juli in Kraft.
Die achte Woche der Arbeitsruhe im engliſchen Kohlenbergbau. Die
Wirkungen des Bergarbeiterſtreiks auf die übrige engliſche Induſtrie
machen ſich immer ſtärker bemerkbar. In der Eiſen= und Stahlinduſtrie
iſt die Produktion praktiſch eingeſtellt. Die Roheiſenvorräte ſind nahezu
erſchöpft. Zahlreiche Aufträge für Eiſen und Stahl ſind auf dem
Kon=
tinent untergebracht worden. Aehnlich iſt die Lage im Maſchinenbau
und der Schiffbauinduſtrie. Auch in der Porzellaninduſtrie hat ſich die
Anzahl der Fabriken, die wegen Kohlenmangels ſchließen mußten, in
der letzten Woche erheblich vermehrt. Ueber die Hälfte der Arbeiter
iſt entlaſſen worden, während der Reſt Kurzarbeit verrichtet.
Produktenberichte.
Frankfurter Produktenbörſe vom 22. Juni 1926. Trotz etwas
nied=
rigerer Auslandsnotierungen konnten ſich auch heute die hohen Preiſe
vollkommen behaupten, da das Angebot immer geringer wird. Preiſe:
Weizen 31½—32, Roggen 22—22½, Sommergerſte 22—24, Hafer inl. 21
bis 23, Mais gelb 17½—17½4, Weizenmehl 43—43½, Roggenmehl. 30½
bis 31, Weizenkleie 9, Roggenkleie 11.
Berliner Produktenbericht vom 22. Juni. Der Markt vermochte ſich
der Wirkung der auch heute wieder ſchwächeren Meldungen vom
Aus=
lande und der Ermäßigung der Cifofferten für Kanada und
Hartwinter=
weizen nicht zu entziehen, zumal auch aus dem Inlande verſchiedentlich
weniger peſſimiſtiſche Nachrichten über den Felderſtand vorlagen. Es
wird vielfach der Meinung Ausdruck gegeben, daß ein nachhaltiger
Wit=
terungsumſchlag auch den auf dem ſchwereren Boden zweifellos
vorhan=
denen Schaden noch ausgleichen kann. Roggen blieb in vorderer Ware
knapp angeboten. Dagegen kam für Herbſtlieferung weniges Angebot
heraus, wodurch im Lieferungsmarkt die ſpäteren Sichten niedriger
er=
öffneten. Das Mehlgeſchäft iſt bei unveränderten Preiſen ruhiger.
Roggenmehl bleibt verhältnismäßig knapp offeriert. Für Hafer und
Gerſte hat ſich die Marktlage kaum verändert.
Viehmärkte.
Mainzer Schlachtviehmarkt vom 22. Juni. Der Auftrieb beſtand aus
54 Ochſen, 17 Bullen, 448 Kühen und Färſen, 246 Kälbern, 26 Schafen
und 800 Schweinen. Preiſe: Ochſen 40—54, Bullen 35—48, Färſen und
Kühe Klaſſe a) 46—58; b) 38—46: c) 20—35: d) 12—20; Kälber 48—64;
Schweine 65—79. — Marktverlauf: Lebhaft geräumt.
Amerikaniſche Kabelnachrichten.
* New York, 22. Juni. (Priv.=Tel.)
Weizen: Im Anfangsverkehr neigte der Markt weiter zur Schwäche
auf günſtige Wettermeldungen aus allen Gebieten. Später konnte ſich die
Haltung etwas befeſtigen auf ſpekulative Käufe, doch ſchließen die Kurſe
noch etwas unter geſtern.
Mais: Die ſchwächere Haltung ſetzte ſich im Anfangsverkehr heute
fort. Später konnte ſich die Haltung befeſtigen auf Deckungskäufe im
Einklang mit der Weltenhauſſe. Die Kurſe zeigen noch Abſchwächungen
bis zu ½ Ct.
Hafer: Der Markt verkehrte ebenfalls in abgeſchwächter Haltung.
Baumwolle: Im Anfangsverkehr war die Haltung befeſtigt auf
Deckungskäufe der Wallſtreetſpekulation. Dann wurde der Markt ſchwach
auf ſtärkere Verkaufsneigung der Pflanzer und ungünſtige Berichte aus
den europäiſchen Spinnereizentren. Die Termine zeigen noch
Aufbeſſe=
rungen bis zu 20 Pkt.
Kaffee: Auf Beſſerung der braſilianiſchen Deviſenrate war die
Hal=
tung anſteigend. Später trat indes eine Abſchwächung ein.
Zucker: Der Markt zeigte ein ſchwächeres Ausſehen. Beſonders lagen
nahe Termine auf ſpekublative Abgaben niedriger.
Kakao: Heute hielt die Aufwärtsbewegung an, da die Baiſſe
eben=
falls zu Deckungskäufen ſchritt. Der Lokomarkt zeigte ein ſehr feſtes
Gepräge. Die Kurſe gewannen etwa 20 Pkt.
d
Kleine Wirtſchaftsnachrichten.
Das am 4. Oktober 1924 unterzeichnete Handelsabkommen
zwiſchen dem Deutſchen Reich und Guatemala iſt gemäß Artikel II.
Abſatz 2, des Abkommens am 3. Juni 1926 in Kraft getreten. Die
Rati=
fikations=Urkunden ſind am 12. Juni 1926 in Guatemala ausgetauſcht
tvorden.
Die tſchechoſlowakiſch =deutſchen
Handelsver=
tragsverhandlungen, die nach dem deutſchen Vorſchlag am
18. Juni hätten beginnen ſollen, ſind neuerlich auf unbeſtimmte Zeit
vertagt worden.
Wie das Reichsverkehrsminiſterium mitteilt, tagt am
2. Juli in Düſſeldorf der Hauptausſchuß des Reichswaſſerſtraßenbeirats
und am 3. Juli in Koblenz der Schiffahrtsausſchuß des
Reichswaſſer=
ſtraßenbeirates.
Eine auf den 22. ds. Mts. zu Berlin anberaumte Verſammlung des
Ausſchuſſes der Getreidebörſen und Körperſchaften
Deutſchlands ſoll endgültig zu der Frage des Eintritts in den zu
bilden=
den Beirat der Getreidehandelsgeſellſchaft Stellung nehmen.
Die am Sonntag abgeſchloſſene „Ausſtellung deutſcher
Er=
findungen” im Merkurhaus, Berlin, hat vielen kleinen Erfindern
überraſchend große Erfolge gebracht. Von einem neuartigen
Schrauben=
ſchlüſſel ſind mehrere Waggons ins Ausland verkauft worden.
Am 5. Juli 1926 feiert der Generaldirektor der Kattowitzer
Aktien=Geſellſchaft für Bergbau= und Eiſenhüttenbetrieb in Kattowitz,
Geheimer Bergrat Dr.=Ing. h. c. Guſtav Williger ſeinen 70.
Ge=
burtstag.
Die Pariſer Finanzzeitung „Journal de la Bourſe” erklärt, daß die
Internationale Schlafwagengeſellſchaft eine
Kapi=
talserhöhung plane. Eine neue Aktie zu 100 Franken ſoll 4 alten
Aktien zugeteilt werden.
Infolge des engliſchen Kohlenſtreiks liegen die Teerpreiſe
in Belgien ſehr feſt und es iſt kaum noch genügend Ware zur
Brikett=
herſtellung zu erhalten. Der Umſtand hat auch zu einer Rekordhöhe der
Brikettpreiſe geführt.
Wie aus Danzig gemeldet wird, ſoll dort in nächſter Zeit eine
größere engliſch=polniſche Bank gegründet werden, die au
breiter Grundlage die polniſche Ein= und Ausfuhr finanzieren ſoll. Das
Anlagekapital wird ſich auf fünf Millionen Danziger Gulden belaufen.
Die rumäniſche Regierung hat den Großinduſtriellen
Ab=
geordneten Ingenieur Jaroslawici beauftragt, nach London zu fahren,
um mit einem dortigen Bankenkonſortium Verhandlungen über die
Auf=
nahme einer größeren Auslandsanleihe zu führen.
Die Bankfirma Dillon Read u. Co. wird heute Mittwoch 35
Mil=
lionen Dollar 6½prozentige Bonds der Vereinigten Stahlwerke A.=G.
zur Zeichnung anbieten.
Das Repräſentantenhaus hat den vom Senat
eingebrach=
ten Geſetzentwurf, der die Fortführung der Unterſuchungen über das
Kalivorkommen in den Vereinigten Staaten vorſieht, angenommen. In
Texas ſind, wie weiter gemeldet wird, neue Kalilager entdeckt
worden.
Die Baumwollproduktion Argentiniens für 1926
wird nunmehr amtlich auf 450 000 Ballen geſchätzt und hat ſich damit
gegenüber dem Vorjahre faſt verdoppelt.
Aus den Amtsverkändigungen des Kreisamts
Darmſtadt und den Bekanntmachungen des
Polizeiamts Darmſtadt.
Gefunden: 1 blaues Einkaufsnetz mit
5 Handkäſen. 5 Schlüſſel am Ring. 1
leere=
braunes Portemonnaie. 1 Sturmlaterne.
2 Paar braune Herren=Glacéhandſchuhe
1 goldene Nadel mit Perle und 3
Brillan=
ten. 1 mittelgroßer Schlüſſel. 1
Füllfeder=
halter. 1 Schraubenzieher. — Zugelaufen
1 getigerter Jagdhund. 1 junge hellgelbe
deutſche Dogge. 1 Fox. 1 Dobermann u
grauer Baſtard.
Bebauungsplan.
Der auf Grund Verfügung des Herrn
Miniſters des Janern vom 31. Mai d8.
Js. feſtgeſtellte Bebauungsplan für
den Speſſartring zwiſchen
Kranich=
ſteiner= und Dieburgerſtraße und
für die Aenßere Ringſtraße
zwi=
ſchen Alfced=Meſſel=Weg und
Die=
burgerſtraße liegt bei dem Städt.
Hoch=
bauamt zur Einſicht offen. (st9214
Darmſtadt, den 19. Juni 1926.
Der Oberbürgermeiſter.
Bebauungsplan.
Der auf Grund der Verfügung des
Herrn Miniſters des Innern vom 31. Maf
ds. Js. feſtgeſtellte Fluchtlinienplan
für die Frankfurterſtraße zwiſchen
Rhönring und Nordbahnhof liegt
bei dem Städt. Hochbauamt zur
Ein=
ſicht offen.
(st9213
Darmſtadt, den 19. Juni 1926.
Der Oberbürgermeiſter.
Bebauungsplan.
Der auf Grund Verſügung des Herrn
Miniſters des Innern vom 31. v. Mts.
feſtgeſtellte Bebauungsplan über die
Feſtſetzung der Fluchtlinie und
Offenhaltung der
Straßenabzwei=
gungen aufder Südſeite der
Rhein=
ſtraße, von der Feldbergſtraße bis
zu der Main=Neckar=Eiſenbahn, liegt
bei dem Städt. Hochbauamt zur
Ein=
ſicht offen.
(st9212
Darmſtadt, den 18. Juni 1926.
Der Oberbürgermeiſter.
Am Donnerstag, den 24. Juni
1926, vormittags 10 Uhr, verſteigere
ich im Verſteigerungslokale Luiſenſtr. 32
zwangsweiſe meiſtbietend gegen
Bar=
zahlung:
(9207
1 antiken Schrank, 1 antike Truhe;
ferner verſchied. Schreibtiſche,
Bücher=
ſchränke, Schreibmaſchinen, 1
Chaiſe=
longue, 1 Küchenſchrank, 2 Klubſeſſel,
1 Ladeneinrichtung, 24 Bde. Meyers
Lexikon, 1 Nähmaſchine u. and. mehr.
Darmſtadt, den 23. Juni 1926.
Weinheimer,
Gerichtsvollzieher in Darmſtadt.
Bekanntmachung.
Der in der
Zwangsverſteigerungs=
fache Koch—von Maſſenbach auf den
29. Juni 1926, nachmittags 31/, Uhr, ar
Gerichtsſtelle Zimmer 219 anberaumte
Verſteigerungstermin fällt aus. (920
Darmſtadt, den 17. Juni 1926.
Heſſiſches Amtsgericht I.
Montag den 28. Juni 1926,
nach=
mittags 2 Uhr, wird im Rathausſaale
zu Pfungſtadt die Heugrasernte von den
Gemeindewieſen (Eimen, Hirtenſtücke),
Dicksheck, Seeheimer=, Kauf= und
Gulden=
wieſen, Driangel, Entefang und
Spital=
lach ſowie ſämtliche Wieſen an der
Torf=
grube (planierte Stücke) uſw., zirka 100
Morgen, öffentlich verſteigert. (9195ms
Pfungſtadt, den 21. Juni 1926.
Heſſ. Bürgermeiſterei Pfungſtadt.
Schwinn.
Verſteigerung
Samstag, den 26. Juni 1926,
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Nummer 172
Mittwoch, den 23. Juni 1926
Seite 11
K
URHEBER-RECHTSSCHUTZ DURCH VERLAG OSKAR MEISTER WERDAU
61)
(Nachdruck verboten)
Gedämpfte Stille herrſchte in der Villa „Honwa‟. Das
Dienſtperſonal ſchlich durch die Räume, um die ſchlummernde,
wieder geneſende Hanna nicht zu wecken.
Sie hatte die Kriſe gur überſtanden, und von den treuen
Pflegeeltern war eine ſchwere Sorge gewichen — um aber einer
genau ſo ſchhveren Platz zu machen.
Wenn Hanna von dem Urteil hörte, was dann?
„Was iſt mit „Klaus, Tante?” hatte ſie bebend gefragt.
„Sag’s Tante, ſag’s ohne Sorgen. Iſt er verurteilt?”
Schwveren Herzens nickde Frau Eſehler=Hochheim.
„Zu — Zuchthaus, Tante?‟
„Ja — mein Kind.”
„Hat wir Klaus geſchrieben?”
„Ja, aber du ſoll dich — —
Hanna ſtemmte ſich in den Kiſſen hoch. In die bleichen
Wangen ſtieg ein feines Rot der Freude.
Gib mir den Brief, bitte, Tante. — Er regt mich nicht auf.”
Die Krankenſchweſter lenkte ein.
„Geben Sie nur unſerer Patientin den Brief, gnädige Frau.
Sie durften es gar nicht ſagen. Jetzt hätte unſer armes Haſcherl
doch den ganzen Tag leine Ruhe.”
Da ging Frau Eſchler=Hochheim den Brief holen. Hanna ſah
die Schweſter dankbar an.
Frau Eſchler=Hochheim trat zu ihrem Gatten.
„Hanna möchte den Brief von Klaus haben.”
Herr Eſchler=Hochheim ſtöhnte ſchwer auf. „Der unſelige
Brief, Liebe. Er drückt mich ſchon tagelang. Wenn ich ihn Hanna
ſoch vorenthalten könnte.”
Nur ſchweren Herzens händigte er ſeiner Frau das
Schrei=
ben aus.
„Was macht unſer Kind?”
„Sie iſt noch mart, ſehr watt, Ernſt. Aber ich glaube, ſie iſt
über dem Berg, wenn nücht der Schlag —
„Ja, wenn nicht — —. Kom’, ich begleite dich.”
Er ſolgte ihr ins Krankenzimmer, wo Hanwa ſehnſüchtig des
Briefes harrte.
„Nun, wieder wohlauf, Töchterchen?”
„Ja, danke, Onkek!” Sie ſah nur auf den Brief. Als ſie
ihn endlich in den Händen haue, ſank ſie im die Kiſſen zurück.
Die Schwäche übermannte ſie.
„Erſt ein Weiſchen ausruhen. Brav ſein. Nicht wahr?”
Hanna wickte kindlich froh und preßte den Brief an das Herz.
Stum ſaßen die Menſchen, die ſie liebten bei ihr und
warte=
ten mit bebendem Herzen.
Nach einigen Minuten fragte Hanma: „Darf ich jetzt,
Schwe=
ſter? Mir iſt gut.”
Ja, ich will Ihnen den Brief öffnen.”
„Rein, nein,” wehrte Hanna ängſtlich ab und zerriß die
Hülle. Und las.
Herr Eſchler=Hochheim war blaß geworden. Sein Herz ging
ſtürmiſch, er glaubte, ein jeder müſſe den Schlag hören.
w
Hanna las lange. Wort für Wort. In ihrem weißen,
zar=
ten Geſicht begann es zu arbeiten.
Aber kein heftiger Ausruf erfolgte, nur die Tränen floſſen.
Das leichte Weinen wurde ſtärber, ſteigerte ſich bis zum
Schluchzen.
„Du darfft nicht verzagen, Töchterchen,” ſagte Eſchler=
Hoch=
heim herzlich. „Ich habe nur noch eine Aufgabe in dieſem Leben,
dich glücklich zu machen, und da muß und werde ich alles tun, um
Klaus” Unſchuld an den Tag zu bringen.”
„Ja, das mußt du tun. Nim alles, was ich beſitze, laß kein
Mittel unverſucht. Tu alles, Onkel. Ich kann ja nicht ohne
Klaus leben.”
Nach wenigen Minuten war ſie vor Schwäche eingeſchlaſen.
Da nahm der Induſtrielle das Schreiben und las es mit ſeiner
Frau. zuſommen.
Nur wenige herzliche Sätze enthielt es.
Klaus nahm Abſchieb von der Geliebten.
18.
Unter Frau Mayas Pflege genos Werner bald.
Aber er war noch ſo zerrüttet, daß mit ihm michts
anzu=
fangen war.
Teilnahmslos lag er in den Kiſſem und ſchien zu grübeln,
ohne Frau Maya eines freundlichen Blickes zu würdigen.
Stän=
dig waren ſeine Gedanken beſchäftigt.
Und Frau Maya vermochte nichts zu reden.
So blieb der Zuſtand einige Tage. Bis Kerpen kam.
„Es darf nicht ſo weiter gehen, Werner.”
„Was ſoll’s denn?” Unſäglich müde klang es.
Aufrappeln müſſen Sie ſich, wenm Ihnen das Leben Ihres
Bruders lieb iſt.”
Werner zuckte zuſammen, ſeine Haltung wurde unwillkürlich
ſtraffer.
„Alles für Klaus, alles! Sie wiſſen es, Kerpen.”
„Dann müſſen Sie eben die Lethargie überwinden. Reißen
Sie ſich zu höchſter Leiſtungsfähigkeit zuſamen. Es geht um
ſein Leben. Die Bemühungen Eſchler=Hochheims beim
Juſtiz=
miniſter waren ohne Erfolg. Klaus iſt alſo ernſtlich gefährdet.”
Werner ſamn eitte Wefle ſtill für ſich, dann ſagte er: „Ich
verſtehe alles nicht, Kerpen. Es will mir nucht in den Kopf, daß
es einen Menſchen gibt, der an meines Brders Schuld glauben
kann. Aber ich will mich nach Ihnen richten.”
„Herr Eſchler=Hochheim erwartet uns. Wann ſind Sie
ſo=
weit, daß wir ihn gemeinſam beſuchen können?"
„Heute noch.”
„Sagen wir, morgen früch zehn Uhr hole ich Sie ab. und
dann wollen wir mit dem Lauftraining wieder einſetzen.”
„Warum?”
„Sie mnütſſen zur Olympiade lauſen.”
„Nie, Kerpen, nicht ohme Klaus.”
„Vielleicht doch, in Klaus' Intereſſe. Sie müſſen laufen.
Sie müſſen der Weltmeiſter auf der kurzen Strecke werden.”
„Warum ich?‟
„Ich habe die Ueberzeugung, daß Ihre Welomeifterſchaft
Klaus vor dem Tode ſchützt. Wir wiſſen ja nicht, ob wir in den
zwei Monaten, die uns offen fſtehen, den Mörder finden.”
Ich dankte Ihnen, Kerpen,” ſagte Werner. „Sie meinen es
gut. Ich will alles tun, was Sie gutheißen.”
Die beiden Männer reichten ſich die Hände.
„Nun, Werner, leſen Sie einmal die Anzeige. Herr Eſchler=
Hochheim hat eine Million ausgeſetzt dem, der den Mörder
nach=
weiſt.”
Er reichte Werner ein Zeitungsblatt. Eine ganze Seite nahm
die Anzeige, die die Morgenſenſation geweſen war, ein.
„Was macht Hanna.”
„Ich konmme eben von ihr. Sie weiß nichts von dem
Todeg=
urteil. Nur Zuchthaus glauwbt ſie. Sie iſt geſundheitlich ſehr
herunter. Ihr Onkel hat die Abſicht, ſie bis zur völligen
Gene=
ſung außerhalb Berlins unterzubringen. Dort iſt auch die
Ge=
fahr, daß ſie vorzeitig die Wahrheit erfährt, nur eine geringe.
Sie ginge an Klaus: Tode zugrunde.
„Ja, ſie leidet ann ſchlimmſten.”
Dämmerung begann den Rqum zu füllen. Beide Männer
ſchwiegen. Ihre Gedanken weilten bei Klaus. Bis Kerpen das
Geſpräch wieder begann.
Warum ſind Sie ſo hart zu Frau Maha?”
Ein finſterer Zug erſchien auf Werners Antlitz.
„Nicht davon reden, Kerpen, ich bitte Sie.”
„Doch. Als Freund muiß ich zu Ihmen ſprechen.”
„Wenn Sie wüßten, wie es mich quält, hier gehegt und
ge=
pflegt zu werden, gerabe von ihr. Wenn Sie wüßten, wie ich ſie
geliebt habe, ſie, die mich doch ſo verriet.”
„Sie müiſſen vergeben. Sehen Sie doch, wie die Frau
ge=
litten hat an ihrem unſeligen Irrtum. Seien Sie Menſch.”
Die eindrucksvollen Worte verfehlten ihre Wirkung nichſt.
Werner griff nach des Freundes Hand und drückte ſie ſtum.
Nach wenigen Minuten ging Kerpen, und Werner war
wie=
der allein.
Lange ſann er vor ſich hin. Er begriff nicht, daß er ſo ruhig
liegen konnte mit dem Gedanken: Klaus iſt in Gefahr. Unſäglich
müde war er, und ſeine Seele war nach den qualvollen Wochen
voll Sehnſucht nach ein wenig Güte und Freundlichkeit. Der
Beſuch Kerpens hatte ihn geradezu erfriſcht. Ja, Kerpen hatte
recht, es ging umms Ganze, und er wollte ſeinent Rate folgen und
zur Olympiade laufen.
Für den Bruder ſiegen.
(Fortſetzung folgt.)
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„Wiener Blut‟
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Fürſt Ypsheim=Gindelbach, Premierminiſter
von Reuß=Schleiz=Greiz. Heinrich Kuhn
Balduin, Graf Zedlau, Geſandter von Reuß=
Schleiz=Greiz in Wien. Guſtav Deharde
Gabriele, ſeine Frau . . . Ch. Maſſenburg
Graf Bitowski . . . . . Richard Jürgas
Demoiſelle Franziska Cagliari, Tänzerin im
Kärtnertor=Theater inWien. PaulaKzpper
Kagler,ihrVater , Karuſſellbeſitzer. HansNey
Comteſſe Tini . . . . . . M. Fleiſchmann
Comteſſe Mimi . . . . . Frieda Herbach
Pepi Pleininger,
Probier=
mamſell . . . . . . Sitta Müller=Wiſchin
Joſef, Kammerdiener des
Grafen Zedlau . . . . Eugen Vogt
Anna, Stubenmädchenbei
Demoiſelle Cagliari . . Marta John
Der Haushofmeiſter beim
Grafen Bitowski
Wilh. Wegerich
Ein Fiakerkutſcher .
Hans Ausfelder
Der Wirt vom Kaſino in
Hietzing . . . . . . . . Otto Horina
Die Liſi vom Himmelpfortgrund,
Wäſchermädel.
Annelies Roerig
DieLori von Thurybrückel,
Wäſchermädel
Martha Liebel
Ein Grenadier
Karl Wieſt
Ein Deutſchmeiſter
Georg Mundt
Ein Kellner.
Eduard Domeck
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Sprechzeit:
Freitag . . . . 10—12 Uhr
Samstag . . . 10—12 Uhr
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Spezial=Lektivn",
nach Vereinbarung.