Einzelnummer 10 Pfennige
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Ra 3
Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit X verſebenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.* geſiattet.
Nummer 174
Dienstag, den 22. Juni 1926.
189. Jahrgang
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jede Verpſichtung auf (
der
auſträge un
g b
Schadenerſoh.
.
Konlurs oder
licher Beſtrelbung fäll jed
Nabant weg. Banſtonto: Deuſche Bank und Darme
ſädter 8 Nationalbank.
Die „Ruhe” nach dem Sturm.
* Das Schlachtfeld.
Es iſt, das wollen wir, nachdem die Gefahr vorüber iſt,
ehr=
lich zugeben, doch ein Ritt über den Bodenſee geweſen,
den das deutſche Volk mit der Volksabſtimmung vom 20. Juni
hinter ſich gebracht hat. Zunächſt hat es nur theoretiſchen Wert,
wenn man ſich nachträglich noch einmal die Folgen klar macht, die hin die enge Zuſammenarbeit mit der Sozialdemokratie führt.
ein poſitives Ergebnis gehabt hätten. Es iſt aber nicht zuviel
geſagt, wenn man feſtſtellt, daß 20 Millionen Stimmen vermutlich
das Ende des Reiches bedeutet hätten. Ein Staat, der nach den
revolutionären Erſchütterungen noch ſo wenig in ſich gefeſtigt iſt,
ein Staat ohne Präſident, ohne Regierung, mit offener
Auf=
lehnung einzelner Mitglieder — das wäre mehr, als
durchzuhal=
ten geweſen wäre. Die Andeutungen, daß man ja nachher die
Fürſten auf dem Gnadenwege noch vor dem Verhungern hätte
ſchützen können, würden nicht geholfen haben, dazu waren die
Dinge ſchon zu weit gediehen. Die Sozialdemokraten hätten auch
ſchon mit Rückſicht auf die aufgepeitſchten Maſſen ein ſolches
Mittel gar nicht anwenden können. Mit der Annahme waren
eben alle Möglichkeiten zerſchlagen. Es blieb nur die gewaltſame
Bereinigung, die den Bürgerkrieg oder das Auseinanderbrechen
des Reiches zur Folge gehabt hätte.
Wir wollen das nur deshalb noch einmal feſtſtellen, um den
ungeheueren Leichtſian anzuprangern, mit dem die ganze
Bewe=
gung in Szene geſetzt wurde, von denſelben Sozialdemokraten,
die, als ſie die Macht in Händen hatten, ſich wohl hüteten, die
Fürſten zu enteignen. Sie ſaßen unmittelbar nach der Revolution
allein in der Regierung. Statt aber den Fürſten ihr
Privateigen=
tum wegzunehmen, haben ſie nichts Eiligeres zu tun gehabt, als
dieſes Eigentum durch Anbringen von Plakaten zu ſchützen. Ihr
Finanzminiſter Südekum hat dem Kaiſer ſehr erhebliche
Geld=
beträge über die Grenze geſchickt, hat auch mit den Hohenzollern
einen erſten Vergleich geſchloſſen, der erſt, als die Agitation von
unten einſetzte, nicht zur Ausführung kam. Selbſt Herr Zeigner,
der doch dreiviertel Kommuniſt war, hat vor dem ſächſiſchen
Land=
tag unter Zuſtimmung und mit Hilfe der ſehr linksorientierten
ſächſiſchen Sozialdemokratie einen Vertrag mit dem Königshaus
abgeſchloſſen, der von einer Enteignung weit entfernt war.
Wie eine Groteske mutet es an, daß jetzt Herr Scheidemann
in amerikaniſchen Blättern ſeine Weisheit zum beſten gibt.
Der=
ſelbe Herr Scheidemann, der zunächſt als Volksbeauftragter und
ſpäter als Miniſterpräſident des Deutſchen Reiches Gelegenheit
genug gehabt hat, die Enteignung durchzuführen. Statt deſſen
erzählt er jetzt tränenreich, wie er halb verhungert die deutſche
Nepublik ausgerufen habe. Halb verhungert? Einen Tag vor der
Revolution war Herr Scheidemann noch kaiſenlich deutſcher
Staatsſekretär mit einem ſehr anſtändigen Gehalt. Da hatte er
es — weiß Gott — nicht nötig, zu verhungern. Die Amerikaner
wiſſen das freilich nicht ſo, ſie lieben ja derartige ſentimentale
Scherzchen. Aber daß Herr Scheidemann dem Ausland derartige
Mätzchen aufzubinden wagt, iſt doch recht bezeichnend. Man
ver=
ſteht es, daß er ſich hier in Deutſchland während der
Propaganda=
zeit vorſichtig zurückgehalten hat. Vor deutſchen Wählern hätte
er mit dieſen Mätzchen nicht kommen können, ohne wenigſtens
nicht ausgelacht zu werden.
Dabei wird niemand beſtreiten wollen, daß der Erfolg der
Abſtimmung ziemlich groß iſt. 15 Millionen, das iſt faſt die
Hälfte der Stimmen, die ſich an den Reichstagswahlen zu
be=
teiligen pflegen. Aber ein Wunder iſt es ja an ſich nicht. Im
Gegenteil ſpricht es für den geſunden Sinn des deutſchen Volkes,
daß 15 Millionen nicht überſchritten ſind, denn ein ſtarkes
Ent=
die Träger des Staatsgedankens geweſen ſind und unter der
Inflation alles verloren haben, daß ſie jetzt nicht aus der
Geuſen=
ſtimmung heraus, nur weil ſie ſelbſt verarmt ſind, auch den
Fürſten alles nehmen wollten. Was man davon zurückbehalten
hat, iſt das klare Ergebnis, daß der Weg, der mit der
Volksabſtimmung beſchritten war, nur ins
Ver=
daß, wenn dieſe Methode einmal Mode wird, nicht auch die 20
allgemeinen Finanzen aufgebeſſert werden?
und müſſen jetzt die Folgen dafür tragen. Denn zunächſt zur
Leichtſinn. Die Regierung, in der die Demokraten ſitzen, Wendepunkt ſeiner Geſchichte. Behält es ſeinen
Es lag alſo für die Demokraten gar kein Anlaß vor, trotzdem ren, die dann erſt recht in das ganz radikale Lager übergehen
ihre Wähler auf, die Seite der Sozjaldemokraten hinüberzutreiben, werden,
Und das Zentrum? In den letzten Wochen hat es mit
erfolgreich. Gerade in den Induſtriebezirken Weſtfalens, die
ſehr ſtark katholiſch ſind, iſt die Zahl der Stimmen um
Hundert=
tauſende in die Höhe geſchnellt, ſelbſtverſtändlich auf Koſten des plötzlich zurück und erklärte nach der Abdankung der Regierung
Zentrums, das hier einmal am eigenen Leibe merken muß,
wo=
bei der Stange halten könnte, wenn es ſich möglichſt nahe an die unfähigkeit vorwarf, will jetzt als Mitglied des Kabinetts Bartel
Sozialdemokratie hängt. Nachgerade müßte es einſehen, daß die
Dauer mit den Sozialdemokraten doch nicht Schritt halten, Anhänger, die ihn bei ſeinem Vorgehen unterſtützten, in
Oppo=
ſondern wird früher oder ſpäter vor die Gefahr geſtellt ſein, daß ſition ſtehen.
ihm ſeine ſämtlichen Anhänger nach links abrutſchen. Ob freilich
leider zweifelhaft. Vorläufig läßt es auf dem Schlachtfelde ein aber die Verfaſſung dah. gehend ändern, daß der Präſident in
dem Kampf ſchwere Wunden im Gemüte heim, die Aufpeitſchung
und die Verhetzung der Maſſen und Klaſſen iſt ſtärker als jemals
und es wird einer vorſorglichen pfleglichen Behandlung
be=
dürfen, um das wieder auszugleichen, was völlig überflüſſiger vorſieht, daß Staatspräſident und Regierung das Parlament
Weiſe nur zur Erreichung parteitaktiſcher Ziele im Kampf um
den Volksentſcheid zerſtört worden iſt.
*(
Die Bilanzdes Volfsentſcheids
Nach den erſten, lediglich auf Zahlen aufgebauten und mit
Zahlen jonglierenden Kommentaren der Berliner
politiſchen Preſſe hat ſich am Abend des Montag bereits
darin findet, daß ſich beide Parteien in ihren Preſſeorganen, dem
„Vorwärts” und der „Noten Fahne”, heftig angreifen und
be=
ſchimpfen und ſich gegenſeitig die Schuld in die Schuhe ſchieben
dafür, daß der Volksentſcheid nicht das erhoffte Ergebnis
ge=
bracht hat.
Anders dagegen iſt es in der bürgerlichen politiſchen Preſſe.
Die „Germania”, das Organ des Zentrums, kommt zu recht
intereſſanten und nicht unwichtigen Feſtſtellungen. Wie ſie ſich
ausdrückt, abgeſehen von der auffallenden Tatſache, daß in
Krei=
ſen mit überwiegend ſozialiſtiſcher Wählerſchaft die Zahl der Ja=
Stimmen die des Volksbegehrens nicht erheblich überſchritten
hätte, ſei doch feſtzuſtellen, daß zu den 2 Millionen Mehrſtimmen
alle nichtſozialiſtiſchen Parteien beigetragen hätten. „Wir geben
uns nicht der Selbſttäuſchung hin, ſagt die „Germania”, zu
glau=
ben, daß die Zentrumswählerſchaft an dieſem Zuwachs
unbetei=
ligt ſei. Die Zahlen lehren vielmehr, daß ein nicht
unbeträcht=
licher Teil der Zentrumswähler ſowohl beim
Volksbegeh=
ren wie bei der Abſtimmung der Parteiparole nicht gefolgt ſind.
Dieſer Mangel an Parteidiſziplin iſt gerade in dieſem
Falle beſonders bedauerlich. Der Teil unſerer Wähler,
der geſtern mit Ja ſtimmte, hat ſich nicht nur in
Widen=
ſpruch mit der Parteiparole geſetzt, ſondern auch den
Gehor=
ſamunddie Ehrfurcht vor derkirchlichen
Autori=
tät vermiſſen laſſen. Den Gründen dieſer
beklagens=
werten Erſcheinung muß die Partei mit aller Ruhe, aber auch
mit aller Gründlichkeit nachgehen.”
Beachtlich iſt auch die Einſtellung des demokratiſchen „
Ber=
liner Tageblattes”, das von einer „falſchen Bahn” ſpricht, Partei Korfantys, hat noch eingehender und deutlicher zu der
den ſei. Sie habe aber den Weg für eine gerechte, die
Lebensintereſſen des deutſchen Volkes und der
Re=
publik wahrenden Regelung freigemacht. Es wird zwar
Front dagegen gemacht, daß die Begrenzung der Anſprüche der lung der Piaſt=Partei, der Partei des geſtürzten Miniſterpräſiden=
Hohenzollern dem freien Ermeſſen des Sondergerichtes über= ten Witos. Dieſe Partei verlegt das Hauptgewicht ihrer
Forde=
ſagen gehört doch ſchon für diejenigen Schichten dazu, die ſtets laſſen werden ſollen, dennoch ſpricht es ſich für einen
Sonder=
gerichtshof unter Ausſchluß des Rechtsweges aus, von dem
feſt=
geſtellt werden ſoll, was der ehemaligen Onyaſtie als Abfindung
gewährt werden ſoll. Es iſt auch für das Ausſchreiben von
Neu=
wahlen, wenn der Reichstag verſagen ſollte.
Ernſte und der Geſamtſituation nach dem Volksentſcheid
ent=
ſprechende Worte ſagt der Führer der Deutſchnationalen, Graf
Weſtarp, in der „Kreuzzeitung‟. Er ſchreibt u. a.:
derben führen konnte. Zweifelte wirklich ingend jemand, „Der Mißerfolg ſoll uns über die ernſte Bedeutung der abgege= Sozialiſten in einen Kontakt zu kommen, um nicht zum Nachgeben
reicht worden, einen Teil der 12,5 Millionen, die das Volksbegeh=
Millionen ſich zuſammenfinden, die beiſpielsweiſe den Beamten / ren unterzeichnet haben, zur Beſinnung zu bringen. Im
Gegen=
das Recht auf Penſionen abſprechen oder andere Gruppen will= teil, die Zahl derjenigen, die ſich dem kommuniſtiſchen Verlangen dm Seimauflöſungsrecht des Präſidenten einverſtanden erklärt.
kürlich enteignet werden, nur weil die Hoffnung beſteht, daß die aus dem bürgerlichen Lager ſeit der letzten Reichstagswahl ange= klärt, daß die Partei für ein Vetorecht des Präſidenten und ein
ſchloſſen haben, iſt auf 14 Millionen angewachſen. Das zeigt Geſetzgebungsrecht unter keinen Umſtänden ſtimmen würde,
deutlich, welche verheerenden Folgen für das Rechtsbewußtſein
Die Demokraten und das Zentrum hätten eine ſolche unſeres Volkes die Not und das Elend gehabt hat, wie gering
Entwicklung von vornherein rechtzeitig erkennen und viel ent= die Widerſtandskräſte weiter Vollsmaſſen gegen eine auf Lüge, von dem Verhalten der Regierung in der Minderheitenfrage. Es
ſchiedener dagegen angehen ſollen. Sie haben das nicht getan und Verleumdung, Neid und Haß aufgebaute revolutionäre Agi= iſt ausgeſchloſſen, daß auch nur eine Gruppe der nationalen
Min=
tation iſt. Am ſchwerſten iſt, das Zentrum und die derheiten dem Negierungsprojekt zuſtimmt, wenn nicht
gleich=
katholiſche Kirche betroffen worden, deren Mahnun= zeitig die Rechte der Minderheiten geſichert werden und vor allen
Beteiligung aufzurufen, um ſpäter bei der Abfindung eine mög= gen augenſcheinlich von einem großen Teil ihrer Anhänger miß= Dingen eine benachteiligende Aenderung der Wahlordination
lichſt ſtarke Stellung zu haben war, ein verbrecheriſcher achtet worden ſind. Das Zentrum ſteht vor einem unbedingt vermieden wird.
hatte in bindendſter Form zugeſagt, daß ſie ihren ganzen Ein= Linkskurs bei und wagt es weiter nicht gegen den Strom der jüdiſche Fraltion ein, die ſich bereit erklärte, jedem
Regierungs=
fluß zur Verabſchiedung des Abſindungsgeſetzes einſetzen würde, men, ſo wird es den letzten Einfluß auf die Volksmaſſen verlie= Juden anerkaunt werden.
* Der Perfaſſungskampf in Polen.
Von
Rolf Wingendorf, Danzig.
Wohl ſelten hat ein Putſch ſo eigenartige Auswirkungen
Hochdruck, hat ſogar den Episkokat bemüht, aber nicht überall gehabt wie der von Pilſudſti begonnene und ſo überraſchend
ſchnell durchgeführte Militärputſch in Warſchau im Mai.
Pil=
ſudfki, der ohne Zweifel mit ſeinem Vorgehen den
verfaſſungs=
mäßigen Boden verlaſſen hat, ſchnappte dann überraſchenderweiſe
Witos: „Alles geſchieht auf dem Boden der Verfaſſung.
Derſelbe Pilſudſki, der als Putſchiſt den Seim, das Parla=
Das Zentrum hat immer geglaubt, daß es ſeine Arbeiter nur ment, in geradezu beleidigender Weiſe angriff und ihm Arbeits=
und Natgeber des Staatspräſidenten dieſen Seim nicht eintial
ſich ſelbſt auflöſen laſſen, ſondern mit Hilfe desſelben Parlaments
Taktik falſch iſt. Im Wettrennen der Agitation kann es auf die eine Verfaſſungsänderung durchdrücken, gegen die ſeine eigenen
Vor allen Dingen handelt es ſich dabei um die Frage der
Legislative, die in allen parlamentariſchen Staaten ausſchließlich
das Zentrum geneigt iſt, dieſe Schlußfolgerung zu ziehen, bleibt vom Parlament ausgel. Die jetzige polniſche Regierung will
gut Stück Parteidiſziplin. Das deutſche Volk aber trägt aus dem Zeitraum, der zwiſchen einer Parlamentsauflöſung und der
Neueinberufung des Parlaments liegt, Verordnungen mit
Ge=
ſetzeskraft in Angelegenheiten, die bei der Geſetzgebung
vorbehal=
ten ſind, erlaſſen kann. Da gleichzeitig der
Verfaſſungsände=
rungsentwurf im Gegenſatz zu den bisherigen Beſtimmungen
gegen ſeinen Willen auflöſen können, ſo bedeutet die obige
Be=
ſtimmung eine Machtzunahme des Staatspräſidenten, die den
Grundlagen des Parlamentarismus widerſpricht. Der
Staats=
präſident hat jederzeit die Möglichkeit, Regierungsobjekte, die das
Parlament ablehnt, als geſetzeskräftige Verordnungen
herauszu=
bringen, uachdem er einfach gemeinſam mit der Regierung das
Parlament aufgelöſt hat. Hinter dieſen Projekten der Regierung
Bartel ſteht ohne Zweifel Piſudſki, dem daher mit Recht von
einem großen Teil der polniſchen Preſſe und beſonders auch von
den nationalen Minderheiten, vorgeworfen wird, daß er einen
eine reinlichere Scheidung der meiſten vollzogen, die zum Beiſpiel, politiſchen Kurswechſel begangen habe. Tatſächlich kann auch die
im Lager der Kommuniſten und Sozialdemokraten ihren Ausdruck jetzige Regierung ihre Verfaſſungsänderungsvonlage nur
durch=
bringen mit Hilfe der Stimmen derjenigen Parteien, gegen die die
Regierung ſelbſt geſchaffen wurde. Die Sozialiſten ſowohl wie
andere Gruppen der Linken haben eindeutig erklärt, daß ſie nie
einem Geſetzentwurf, der ein Vetorecht des Staatspräſidenten
oder ein Uebertragen der Legislative auf ihn in ſich ſchließt,
zu=
ſtimmen werden.
Der 22. Juni ſoll nun die Entſcheidung bringen. Inzwiſchen
wird von allen Seiten an Kompromißvorſchlägen gearbeitet. Die
Regierung hofft, die Oppoſition der Linken damit ins Wanken
zu bringen, daß ſie den Linksparteien eine Sicherheit gibt, daß die
Wahlordnung nicht zu Ungunſten der kleinen Parteien verändert
wird. Andererſeits verlangt die Rechte gerade eine
Wahl=
ordnungsänderung im umgekehrten Sinne, d. h. vor allen Dingen
eine Entrechtung der nationalen Minderheiten.
Wenn man Pilſudſki und die neue polniſche Regierung
gleichſetzt, was man vorläufig tun kann, ſo ergibt ſich das Bild,
daß die Parteien, die Pilſudſki bekämpfte, für die
Verfaſſungs=
änderung im Sinne des Regierungsvorſchlages ſind, und nur als
Ausgleich ein Feſthalten an dem Kampf gegen die nationalen
Minderheiten verlangt, während die Linksparteien kulturelle
Autonomie für die Minderheiten fordern, aber auch bei einem
ſolchen Zugeſtändnis kaum für das Regierungsobjekt ſtimmen
dürften.
Die Nationaldemokraten, die Partei der äußerſten Rechten,
hat offziell erklärt, daß ſie für eine weitreichende Stärkung der
exekutiven Macht ſei, wenn. „Garantie dafür gegeben wird, daß
dieſe Macht ſtets in polniſchen Händen bleibt”, aus welchem
Grunde Aenderung des Wahlrechts zu Ungunſten der nationalen
Minderheiten verlangt wird.
Eine Verſammlung der chriſtlichen demokratiſchen Partei, der
auf die mit dem Volksentſcheid die Fürſtenfrage gedrängt wor= Frage der Vefaſſungsänderung Stellung genommen. Die Partei
erklärt: „Die Verſammlung iſt für die Vermehrung der Rechte
des Präſidenten, aber für Aenderung der Wahlordination und
gegen die Beſtrebungen der Linken, für die nationalen
Minder=
heiten die Autonomie zu erwirken. Ganz ungeklärt iſt die
Stel=
rung auf eine Aenderung der Wahlbeſtimmungen im Sinne eines
Antrages von Witos. Nach der Witosſchen Wahlordination
wür=
den ſtets Wahlkreiſe mit Minderheitenbevölkerung
zuſammen=
gelegt werden mit rein polniſchen Wahlkreiſen und eine
Vertei=
lung der Reſtſtimmen würde nicht ſtattfinden, ſo daß die
Min=
derheiten noch nicht den dritten Teil ihrer bisherigen Sitze im
Parlament erhalten könnten, was praktiſch einer völligen
Fort=
nahme der ſtaatsbürgerlichen Rechte gleichkäme.
Das Kabinett Bartel verſucht immer noch, mit den polniſchen
benen 145 Millionen Stimmen nicht täuſchen. Es iſt nicht er= g genüber extremen chauviniſtiſchen Forderungen der
Rechts=
parteien gezwungen zu ſein. Die Sozialiſten haben ſich zwar mit
Der Vertreter der Partei hat aber dem Miniſterpräſidenten er=
Die Stellungnahme der nationalen Minderheiten iſt abhängig
Eine gewiſſe Ausnahmeſtellung nimmt, wie faſt immer, die
radikalen, glaubensloſen Bewegung zu ſchwim= erojekt zuzuſtimmen, wenn nur die kulturellen Jutereſſen der
Eine Mehrheit im Seim kann die Regierung Bartel nur
er=
halten, wenn ſie entweder die Stimmen der Rechtsparteien bis
Oienstag, den 22. Junt 1926
Nummer 171
Seite D
einſchließlich der Witos=Gruppe und der Juden erhält oder die
Stimmen der Linksparteien und die der Witos=Gruppe. Beide
Kombinationen werden jedoch kaum Tatſache werden können, da
eine einheitliche Stellungnahme ausgeſchloſſen erſcheint, ſowohl
bei der Rechten wie bei der Linken. Wir daber das Projekt der
Regierung abgelehnt, ſo ſind neue ſchwere Verwicklungen in
Polen unvermeidlich. Zwar beabſichtigen Sozialiſten und
natio=
nale Minderheiten, dann geſchloſſen ihre Mandate niederzulegen
und ſo eine Neuwahl nach dem alten Wahlmodus zu erzwingen.
Wahrſcheinlich aber iſt, daß Pilſudſki, der ſich an keine Partei für
gebunden hält, in dieſem Augenblick eine Militärdiktatur errichtet,
und zwar mit der Begründung, daß Polen regierungslos iſt, da
die Regierung Bartel dann ihr Amt niederlegt und gleichzeitig
auch der Staatspräſident zurücktritt.
In Verfaſſungskämpfen an einem Vetorecht iſt der alte
pol=
niſche Staat zugrunde gegangen! Das neue Polen ſtürzt ſich
wiederum nach nur ſechsjährigem Beſtehen in neue
Verfaſſungs=
kämpfe und kämpft — eine ſeltſame Ironie des Schickſals —
wie=
der um ein Vetorecht.
Die Fraktionen zur
Fürſten=
abfindung.
Ein Aufruf des Zentrums.
Berlin, 21. Juni.
Die Zentrumsfraktion des Reichstages hat heute abend
noch=
mals eine Fraktionsſitzung abgehalten und erläßt folgende
Kund=
gebung:
Durch den Volksentſcheid iſt die entſchädigungsloſe
Enteig=
nung des geſamten Eigentums der ehemaligen Herrſcherhäuſer
abgelehnt worden. Auch nach dem Volksentſcheid hält die
Zen=
trumsfraktion des Reichstages an der Ueberzeugung feſt, daß die
vermögensrechtliche Auseinanderſetzung zwiſchen Fürſtenhaus
und Ländern die derzeit wichtigſte Frage bleibt. Im Hinblick auf
die notwendige Beruhigung des innenpolitiſchen Lebens, des
ge=
ſtörten Rechtsempfindens im Volke, verträgt die geſetzmäßige
Löſung der Auseinanderſetzung keinen Aufſchub
mehr. Noch vor dem Zuſammentritt des Reichstagsplenums hat
die Zentrumsfraktion in einer beſonderen Sitzung zu dieſer
Frage Stellung genommen. Es wurde einſtimmig beſchloſſen, den
Vorſtand der Fraktion zu beauftragen, mit allen parlamentariſchen
Mitteln auf die beſchleunigte Verabſchiedung des
vorliegenden Regierungsentwurfes hinzuwirken.
Dabei darf unter keinen Umſtänden, die in der Sitzung vom
10. Juni 1926 durch den ſtellvertretenden Vorſitzenden der
Frak=
tion namens und im Auftrag der Regierungsparteien abgegebene
Eiklärung abgeſchwächt werden. Dieſe Erklärung legt folgendes
feſt: Durch Geſetz wird den Fürſten nur das Vermögen belaſſen,
welches ſie als unzweifelhaftes Privateigentum erworben haben.
Den Folgen des verlorenen Krieges, der Verarmung des Volkes
und der Geſamtvermögenslage der Fürſten wird ausreichend
Rechnung getragen. Den Ländern ſoll zugeteilt werden, worauf
ſie aus Gründen der Kultur und der Volksgeſundheit Anſpruch
haben. Den Fürſten wird keine beſſere
Aufwer=
tung zuteil als den anderen Staatsbürgern. Die
Zentrumsfraktion ſteht zu dem gegebenen Wort. Der Vorſitzende
wurde ermächtigt, zur Erreichung dieſes Zieles
erforderlichen=
falls alle politiſchen Folgerungen zu ziehen.
*
Die deutſchnationale Reichstagsfraktion hat
heute abend ebenfalls eine Fraktionsſitzung abgehalten, in welcher
der Vorſitzende Graf Weſtarp über ſeine Beſprechung
mit dem Reichskanzler und dem Innenminiſter Dr. Külz
Bericht erſtattete. Es wurde beſchloſſen zunächſt die
Entwick=
lung der Dinge im Rechtsausſchuß des Reichstages
abzu=
warten.
In der Fraktionsſitzung der Deutſchen Volkspartei
wurde ebenfalls gefordert, daß eine raſche Erledigung
der Fürſtenfrage geboten ſei. Auch in der Fraktionsſitzung
der Bayeriſchen Volkspartei kam dieſelbe Anſicht
zum Ausdruck.
*
In der Sitzung der ſozialdemokratiſchen
Frak=
tionkam zum Ausdruck, daß die Sozialdemokraten ſich einer
ſach=
lichen Mitarbeit an dem Geſetzentwurf nicht entziehen würden,
aber auf Verbeſſerungsanträge nicht verzichten
könnten, ſo daß eine Annahme des Geſetzentwurfes en bloe für
ſie nicht in Frage komme.
*Pferderennen
hinter der marokkaniſchen Front.
Von Kaſimir Edſchmid.
Der komandierende General hatte eine internationale
geo=
logiſche Kommiſſion zu einem Pferdefeſt in der Nähe von Tetuan
eingeladen, und auf dieſe Weiſe begaben ſich die wiſſenſchaftliche
Karawane und ein Dutzend Globetrotter auf einen Rennplatz,
der zwiſchen den violett glühenden Bergen Afribas und dem
Wunder Marokkos, der Stadt Tetuan, liegt. Vor ein paar
Wochen hatten die Rifkabylen noch in die Stadt hineingefeuert,
daß die Fenſter platzten. Nachdem die Metallbeſtie durch die
Spanier erobert war, beſtand für Tetuan und ſeine Reiſenden
leine andere Gefahr als die ſpaniſche Küche, obwohl die
Fron=
drei Kilometer hinter der Stadt begann. Tatſächlich macht dieſer
Krieg den Eindruck eines Sports, dem ſich die beteiligten
Kon=
hinentmächte unterziehen müſſen, um ihr Preſtige nicht zu
ver=
lieren, und den ſie mit der höchſten Grandezza durchführen. Ohne
Zweifel müſſen ſich die Offiziere, die durch das wahe Gibraltar
einen ausgezeichneten engliſchen Einſchlag haben, wie die
Sträf=
linge langweilen.
Die Eingeborenen=Regimenter hatten ihre beſten Reiter in
Gala geſandt. Auf dem blumendurchwucherten Raſen ſtanden
zweihundert Pferde von erleſener Raſſe, mit den hohen,
feuer=
roten arabiſchen Sätteln. Der Levantewind hatte ſich gelegt, und
der Landwind feuerte den Saharaſand durch eine zur
Unirdiſch=
keit klar und ruhig gewordene Atmoſphäre, die nicht aus Seide,
aber aus Konturen von himmliſchem Metall beſtand. Davor
tummelten ſich in ihren wehenden Burnuſſen die Araber. Das
Bild war von hinreißender Pracht. Die einen hatten grüne, die
anderen roſane, die anderen blaue Untermäntel. Darüber wehten
die zu Wolken aufgewehten Tuniken ihrer Mäntel. Ihre
Ge=
ſichter trugen die höchſte Ariſtokratie der arabiſchen Raſſe bis zu
den niggerhaften Geſichtern der Atlas=Stämme, ſie waren gelb
und braun und ſchwarz. Ihre Offiziere waren läſſig wie
Prin=
zen. Ihre Lanzen hatten rote ſchmale Fahnen. Ihre Schuhe
waren aus zitronengelbem Leder, die Taſchen und Gürtel und
die Satteldechken aus blauem Samt mit allem Gold= und
Silber=
ſtickwerk behangen. Sie ritten hundertal den mauriſchen
Phan=
taſie=Galopp. Zwei Kapellen ſpielten dazu. Eine marokkaniſche,
die zu ihrem gelben Soldatendreß den Fez mit umickeltem
Tur=
ban und breite Purpurſchärpen trug, und eine
Eingeborenen=
kabelle mit dem runden blauroten Teller ohne Schirm auf dem
Kopf. Auf der Tribüne ſtanden die Damen. Die Offiziere,
welche die herrlichſten Spanier waren, die ich außer den Eſpadas
ſah, waren in oliven Unifowmen und engliſchen Offiziersmützen
Vom Tage.
Der Herr Reichspräſident hat den Staatsſekretär im
Reichs=
miniſterium für Ernährung und Landwirtſchaft Dr. Hagedorn in
Genehmigung ſeines Abſchiedsgeſuchs in den einſtweiligen
Ruhe=
ſtand verſetzt.
Der ſteiriſche Landeshauptmann Dr. Rintelen hat
das durch den Rücktritt des Unterrichtsminiſters Schneider erledigte
Unterrichtsportefeuille endgültig übernommen, womit
die vorübergehende Regierungskriſe beigelegt iſt
Wie der „Daily Tlegraph” berichtet, beſtehe Grund zu der Annahme,
daß die franzöſiſche Beſatzungsarmee id Rheinland
er=
heblichvermindert würde. Alles in allem ſollen zwei Diviſionen
zumickgezogen werden.
Am Samstag nachmittag drang im polniſchen Kriegsminiſterium
eine Frau ein, die auf Marſchall Pilſudſki ein Atten
tat verüben wollte. Sie wurde bemerkt und verhaftet. Die
Bolizei nimmt an, es mit einer Geiſteskranken zu tun zu haben und ließ
ſie in eine Irrenanſtalt zur Beobachtung bringen.
Beneſch iſt geſtern wieder in Prag eingetroffen und ſofort
vom Präſidenten der Republik empfangen worden. Ueber ſeinen
Rück=
tritt wird in den nächſten Tagen von der Partei entſchieden werden.
Der König von England hat an den König von
Spa=
nien ein Telegramm geſandt, in dem er die Hoffnung ausdrückt,
Spa=
nien möge ſein Vorhaben, aus dem Völkerbund
auszutre=
ten, nicht durchführen.
Zwiſchen Italien und der Türkei wird nach dem
Aus=
wanderungsvertrag im Laufe des Monats ein Freundſchafts= und
Neutralitätspakt abgeſchloſſen.
Havas meldet aus Tokio: Haruichi Naggoka vom Miniſterium für
auswärtige Angelegenheiten iſt offiziell zum japaniſchen
Bot=
ſchafter in Deutſchland ernannt worden.
Kein Rücktritt Meißners.
Wie wir von zuſtändiger Stelle erfahren, ſind alle Gerüchte
über einen angeblichen Rücktritt des Staatsſekretärs beim
Reichspräſidenten, Dr. Meißner, unrichtig. Es iſt auch kein
Er=
atz Dr. Meißners durch eine andere Perſönlichkeit ſeitens des
Reichspräſidenten in Ausſicht genommen.
* Die Leitung des Büros des Reichspräſidenten iſt eine
Stellung, die unter Umſtänden innenpolitiſch von größter
Wich=
tigkeit ſein kann. Der Staatsſekretär gehört zu den engſten
Be=
ratern des Präſidenten und vermag hinter den Kuliſſen einen
entſcheidenden Einfluß auszuüben. Deswegen iſt von rechts her,
als Herr von Hindenburg Reichspräſident wurde, darauf gedrückt
worden, daß Dr. Meißner, der bereits unter Herrn Ebert
Staats=
ſekretär war, durch eine andere Perſönlichkeit erſetzt werde. Der
Reichspräſident hat aber alle dieſe Verſuche mit größter
Ent=
ſchiedenheit zurückgewieſen. Jetzt taucht neuerdings die
Be=
hauptung auf, daß Dr. Meißner als Geſandter nach
Wien gehen würde.
Das iſt ganz offenſichtlich eine Zweckmeldung ,die nur in
die Welt geſetzt wurde, um daran von links her den Kommentar
zu knüpfen, daß Herr Meißner gehen müſſe, weil er ſich mit dem
Loebell=Briefe des Reichspräſidenten nicht einverſtanden erklärt
habe und als aufrechter Republikaner daraus die Folgerungen
zöge. Wenn die Herren ewas beſſer unterrichtet wären, dann
müßten ſie wiſſen, daß die Rolle des Herrn Meißner
bei dem Loebell=Brief tatſächlich ganz anders geweſen
iſt. Soweit wir wiſſen, hat der Staatsſekretär den Schritt des
Reichspräſidenten durchaus gebilligt. Es liegt für ihn politiſch
alſo kein Grund vor, die Leitung des Büros des
Reichspräſiden=
ten aufzugeben. Von amtlicher Seite wird denn auch offiziell
erklärt, daß ein Wechſel in der Leitung des Büros des
Reichs=
präſidenten zurzeit nicht aktuell ſei. Immerhin iſt richtig, daß
ſchon bei früherer Gelegenheit davon geſprochen worden iſt,
Herrn Meißner gelegentlich im diplomatiſchen Dienſt oder im
preußiſchen Verwaltungsdienſt zu verwenden. Das wird früher
oder ſpäter auch einmal ſoweit kommen, zumal da gegenwärtig
wiſchen dem Reichspräſidenten und Herrn
Meißner beſtimmte Meinungsverſchiedenheiten
beſtehen, die aber auf einer ganz anderen Grundlage beruhen,
die auch unter keinen Umſtänden ſtark genug ſind, um Herrn von
Hindenburg zu veranlaſſen, ſich gerade jetzt von ſeinem
Staats=
ſekretär zu trennen.
Als Nachfolger Meißners wurde bereits der
oſt=
preußiſche Deutſchnationale Freiherr von Gayl genannt, einer
der klügſten und ſachlichſten Vertreter der Deutſchnationalen,
Wit glauben aber nicht, daß er für dieſen Poſten in Frage
kommt. Der Reichspräſident iſt eine viel zu ſelbſtändige Natur,
als daß er ſich von irgend einer Seite einen Staatsſekretär
auf=
reden ließe, und aus dieſe mGrunde wird er, wnen einmal ein
Wechſel erfolgen ſollte, nicht Herrn von Gayl heranziehen.
Innenpolitiſche Probleme.
Reichsknappſchaftsgeſetz. —
Aufwertungsbe=
gehren.—Deutſch=ſchwediſther Handelsvertrag.
Fürſtenabfindung.
Der Reichstag hat am Montag ſeine Arbeiten wieder
auf=
genommen. Das Schwergewicht lag aber außerhalb des Plenums.
zumal nachdem der deutſch=ſchwediſche Handelsvertrag, von der
Tagesordnung abgeſetzt war, weil die Demokraten und
Sozial=
demokraten gerne noch einmal in ihren Fraktionen dazu Stellung
nehmen wollten. In den Wandelgängen underhielt man ſich
natürlich ausſchließlich über die Entwicklung der
kom=
menden Woche, die von allen Seiten ſehr kritiſch
be=
urteilt wurde, obwohl es im Auswärtigen Ausſchuß
am Vormittag einen erfreulichen Auftakt gegeben hatte, inſofern.
als die Regierung ſowohl in der Stellungnahme zu den Genfer
Verhandlungen wie zu dem Luftfahrtabkommen
eine Mehrheit von den Deutſchnationalen bis zu den
Sozialdemo=
kraten hinter ſich hatte.
Aber der Drehpunkt iſt — nach dem Volksentſcheid mehr
denn je — die Innenpolitik. Man will nur noch 14 Tage
zuſammenbleiben. In dieſen Tagen aber kann ſich jede Kleinigkeit
zu einer Kriſe auswachſen. Da iſt das neue
Neichsknapp=
chaftsgeſetz, das am Dienstag über die Bühne geht und
vvohl auch eine Mehrheit von Sozialdemokraten, Demokraten und
Zentrum mit ſonſtigen Anhängern finden wird, während die
Deutſche Volkspartei mit wenigen Ausnahmen dagegen ſtimmen
wird. Da iſt der Geſetzentwurf, der den
Volksent=
ſcheid über die Aufwertung verhindern will. Das
Kabinett Marx hat dazu noch nicht Stellung genommen, ob es
auch dieſen Teil der Erbſchaft Luthers übernehmen will. So iſt
die Vorlage für den Dienstag auf die Tagesordnung gekommen
und muß nun in irgendeiner Form wieder abgeſetzt werden. Da
iſt weiter der deutſch=ſchwediſche Handelsvertrag,
der wegen der neuen Getreidezölle von großer Wichtigkeit iſt.
Das heikelſte Problem iſt aber die Frage der
Fürſten=
abfindung. Die Regierungsparteien ſind ſich darin einig, daß
nach dem Ausgang des Volksentſcheides der Verſuch gemacht
wer=
den muß, dieſes Geſetz möglichſt raſch zu verabſchieden, um
end=
lich einmal dieſe ganze Frage aus der Innenpolitik
herauszuneh=
men. Sie ſind deshalb in einer interfraktionellen Beſprechung
am Montag abend darauf abgekommen, daß ſie alle Bedenken, die
ſie gegen Einzelheiten des Geſetzentwurfes haben, zurückſtellen
und ſich gegenſeitig verpflichten, im Ausſchuß wie im Plenum
für eine unveränderte Annahme des Entwurfes, ſo wie er heute
ausſieht, ſich einzuſetzen. Das bedeutet zumal für die Deutſche
Volkspartei ein ſchweres Opfer, weil ſie bisher in einer ganzen
Reihe von Fragen ſich nicht mit dem Entwurf abfinden wollte.
Sie glaubt aber dieſes Opfer bringen zu müſſen, weil ſonſt
Mög=
lichkeiten einer parlamentariſchen Verabſchiedung überhaupt nicht
vorhanden ſind. Der Rechtsausſchuß, dem die Vorlage
über=
wieſen iſt, tritt am Dienstag zuſammmen. Die Regierungsparteien
wollen an Einzelheiten nicht rütteln, ſie wollen nicht reden und
alle Abänderungsanträge ablehnen. Sie hoffen, daß es dadurch
möglich ſein wird, die Beratungen des Ausſchuſſes auf zwei oder
drei Sitzungen abzukürzen. Sie glauben auch, daß ſie dann mit
Hilfe der Sozialdemokratie die deutſchnationalen
Abänderungs=
anträge und umgekehrt mit Hilfe der Deutſchnationalen die
ſozialdemokratiſchen Anträge nicht nur im Ausſchuß, ſondern auch
im Plenum niederſtimmen können. Die beiden Flügelparteien
würden ſich dann im Plenum vor die Frage geſtellt ſehen, ob ſie
die Verantwortung für ein Scheitern mit den Folgen einer
Neu=
wahl auf ſich nehmen oder ſich mit dem Kompromiß abfinden
wollen. So wäre auch im beſten Falle eine Zweidrittelmehrheit
zu erreichen, wenn die gemäßigten Flügel beider Parteien zuletzt
dem Entwurf zuſtimmen. Der Gedanke, durch eine Präambel den
verfaſſungsändernden Charakter des Geſetzes auszuſchalten, iſt
aufgegeben, weil der Kanzler und mit ihm das Zentrum dagegen
Einſpruch erhoben haben.
Es bleibt alſo nichts anderes übrig als der von den
Regie=
rungsparteien angedeutete Weg, von rechts und links Zuzug zu
einer qualifizierten Mehrheit zu erreichen. Ob das möglich ſein
wird, darüber hat der Reichskanzler am Montag abend mit den
Deutſchnationalen und den Sozialdemokraten verhandelt, die
aber erklärt haben, daß ſie erſt ihre Fraktionen hören müßten. Die
Sozialdemokraten tun bisher ſo, als ob ſie nicht auf eine
Auf=
öſung dringen, ſondern ſich mit der Verabſchiedung des
Kom=
promiſſes abfinden würden. Inwieweit das aber Taktik iſt, kann
niemand ſagen, ſo daß auch der Weg, den die Regierungsparteien
jetzt einſchlagen, ſchon in einer Woche zur Auflöſung führen kann,
wenn etwa die Sozialdemokraten im letzten Augenblick die
parla=
mentariſche Erledigung der Vorlage ſabotieren.
mit grünen, roten und roſanen Samtdeckeln awweſend. Neben
dem Rennplatz ſtand eine mächtige weiße, im rechten Winkel
ge=
brochene Wand, gegen welche einige Enthuſiaſten den waſſiven
Gummiball mit Holzſchlägern, des nationale Ballſpiel der
Spa=
nier, trommelten. Dahinter lag ein Tennisplatz, noch etwas
tie=
fer den Bergen zu war aus Aſphalt ein enormer eiförmiger
Tanz=
platz gegoſſen. Auf der anderen Seite der Tribünen waren
Vieh=
herden zuſammengebracht. Man hatte den dreihundert Stieren
die Beine gefeſſelt, und als ſie während dem Coneours, einen
viertel Kilometer auf die Seite kommandiert wurden, fuhren die
Treiber mit ihren Stecken ſo wild in ſie hinein, daß die Stiere
zu hinken anfingen. Das Bild war voll, als veben dieſer im
Hin=
ken galoppierenden Herde ſchwarzer Stiere die Araberpferde
an=
brauſten, die wie die Marathonläufer gingen, mit ihren ſpitzen
klugen Köpfen und den wehenden Schweifen und den lockigen,
ſeidenſträhnigen Mähnen, die ihnen etwas von Frauen verleihen.
Der Start wurde wie das Einſteigſignal bei der Bahn durch
Schellen gegeben. In der Zwiſchenzeit ritten die Teilnehmer
ihre Pferde die Tribünen entlang. Mit Ausnahme der großen
Holztribüne, wo der koſtbave Teppich mit dem „Plus ultra” und
den ſpaniſchen Wappen herunterhingen, waren die Tribünen
in Fom von Pergola=Logen angelegt. Es waren nicht mehr
als hundert Zuſchauer verſammelt, die Damen der Etappenſtäbe
und einige Spanierinnen aus der Stadt, und die Reiſenden,
welche vor der einen Kanone nicht genug Angſt hatten, um die
Fahrt von dem Hafen Ceuta ins Land zu machen. Es war eine
Vorſtellung alſo ganz unter ſich und bewahrte den Charakter
die=
ſer Gala. Zwiſchendurch war ein großer Empfaug. Ein Dutzend
Diener rollte unter den Bäumen die Teppiche der Regimenter
auf, und die europäiſchen Damen und Herren ſetzten ſich auf die
Erde. An vier Ecken waren große Meſſingkocher für den Mokka
niedergeſetzt, und die Diener, die aus Bagdad zu ſein ſchienen,
ſervierten Kuchen und Kaffee. Die Leute ſaßen ſich wie eine
Allee von Obelisken gegenüber, eine bange Straße von
Reiſen=
den und Offizieren, die bei dem Konzert exotiſcher Märſche und
unter phantaſtiſchen Fahnen ihren Kaffee einnahmen
Tetuan liegt etwa zehn Kilometer vom Meer entfernt und
twa vierzig von Ceuta, das die Phönizier ſchon gegen die
Rif=
leute verteidigten. Auf jeder Erhebung am Meere ſteht auf
ſei=
nem Pferd unbeweglich wie ein Götterbild ein Berber, das
Ge=
wehr in der Hand, und hält Wacht. Aehnlich ritten die
einge=
borenen Jockeis, deren Beruf nicht nur, ſondern auch deren
Lei=
denſchaft das Soldatenſein iſt, ihre Gäule an den Tribünen
ent=
lang, die eine Wolke von Glyzinen darſtellten. Teils hatten ſie
nackte Füße, teils waren ſie in koſtbarem Leder, teils in den
ſilberbeſtickten Samtpantoffeln. Die Rifmarokkaner von den
Spanien freundlichen Stämmen trugen den Kopf raſiert und den
Skalp in einer rieſigen Locke. Teils hatten ſie ſchwarze oder graue
Bärte, teils wehmütige Schnurrbärte. Aber ſie ſaßen in ihren
Sätteln, wie kein Menſch ſonſt reiten kann. Wenn das Bild
des Centaurs, der eine große Mythe darſtellt, irgendwo Leben
gewinnen kann, ſo wurde das antike Gefühl für die
vollkom=
mene Einheit von tierriſchem Feuer und Adel und menſchlicher
Weisheit und Schönheit hier dargeſtellt von Burſchen, die
wahr=
ſcheinlich nicht viel mehr als diſziplinierte Banditen ſind.
Der Wind, den das Innere Afrikas ſandte, war eiskalt,
witten durch eine ſchmetternde, praſſelnde Sonne hinein. Die
beiden Elemente machten aus den hundert Starts der
Muſter=
reiter der marokkaniſchen Armee den Prunk Afrikas. Was
zwi=
ſchen den hohen blauen Bergen Marohlos und der weißen
Araberſtadt auf dem Hügel gegenüber an Schönheit
aufgewir=
belter Gewänder und an Kühnheit der Bewegungen ausgedacht
werden kann, vollzog ſich zwiſchen den Höckern, dieſer Sättel,
deren purpurne Tücher um die Wette flogen mit denjenigen aus
Gold und Grün. Die Pferde nahmen in raſendem Galopp die
Köpfe zurück und ſtellten ſie ſenbrecht. Die Reiter ſchwangen
ihre Flinten über dem Kopf im Kreis, jonglierten ſie unter
Ge=
ſchrei und legten ſie plötzlich an und ſchoſſen. Sie galoppierten
tatſächlich ohne Zügel. Sie warfen ſich in den Sätteln herum
wie in ihrem Bette. Nicht nur die Tapferkeit und das Maleriſch
dieſes Bildes prägte ſich unvergeßlich ein, ſondern vor allem die
Leichtigkeit und die weiſe Ueberlegenheit, mit der ſie bewieſen,
daß ſie ihre Kunſt wohl beherrſchten, ſie aber auch liebten.
Nachher war noch eine lange Cour und jedemann fuhr nach
Tetuan eine Viertelſtunde lang im Wagen zurück und eine
Viertelſtunde lang an dem Stolz des kultivierten Afrika vorbei,
an der Mauer und den Minaretts Tetuans, über dem die
Schwalben wie eine Wolke ſtanden, und in dem Tauſend und
eine Nacht deshalb noch glüht, weil dieſe dreißigtauſend
Mau=
ren, Berber, Araber Europa nur im Novwendigſten klug
über=
nommen, es in allem anderen aber mit genialer Klugheit vor die
Mauern gefegt haben.
Buchanzeigen.
Nikolaus Welter: Im Dienſte. Verlag St. Paulus Druckerei,
Luxem=
burg.
Knud Rasmuſſen: Rasmuffens Thulefahrt. Frankfurter
Societats=
druckerei G. m. b. H. Frankfurt a. M. Lieferung 1.
Hans Günther und C. Cnlatti: Wer gibt? Frankh’ſche
Verlagsbuchhand=
lung, Stuttgart. 15.— Mk.
Ebhardt: Der gute Ton. Julius Klinkhardt Verlag, Leipzig. 10.— Mk.
Schaubuch berühmter deutſcher Zeitgenoffen. Ernſt Heimeran Verlac,
München. 5.— Mk.
P. Th. Hoffmann: Das Göttliche. D. W. Callwey Verlag, München.
8.50 Mk.
Nummer 171
Seite 5
Briands Bemühungen.
Unterredung Briands mit Poincaré.
EP. Paris, 21. Juni.
Der heutige Tag brachte die angekündigte Unterredung
Briands mit Poincaré; letzterer erklärte jedoch, daß er vor
Annahme des ihm angebotenen Finanzportefeuilles zunächſt mit
dem Ausſchuß der Finanzſachverſtändigen Fühlung nehmen
müſſe. Er begab ſich, nachdem er mit Briand die
Finanzpro=
bleme und das aufzuſtellende Programm eingehend beſprochen
hatte, ins Finanzminiſterium, wo er mit Péret und dem
Vor=
ſitzenden der Finanzkommiſſion, Sergent, zuſammentraf. Briand
empfing mittlerweile einige ſeiner früheren Miniſter, darunter
auch Péret. — In einer Erklärung an die Preſſe ſtellt Briand
feſt, daß er ſeine Abſicht, ein republikaniſches
Kon=
zentrationskabinett zu bilden, noch nicht
auf=
gegeben habe. Er werde Perſönlichkeiten verſchiedener
Fär=
bung berufen, wenn ſie nur aufrechte und ehrliche Republikaner
ſeien, eine Eigenſchaft, die man ſeiner Anſicht nach Poincaré nicht
abſtreiten könne.
Er halte die Finanzkriſe trotz ihrem Ernſte für
lös=
bar, wenn ſie nicht mit rein politiſihen Erwägungen verquickt
werde. Die Finanzfrage beherrſche alles und ſie werde auch die
Orientierung ſeiner Kombination beſtimmen. Er werde ſich am
Nachmittag noch ins Elyſée begeben, wenn er dem Präſidenten
der Republik etwas mitteilen könne.
Nachdem er mit mehreren Mitgliedern ſeines bisherigen
Kabinetts zu Mittag geſpeiſt hatte, empſing Briand um 3 Uhr
wiederum Poincaré, der ihm aber offenbar ſeine endgültige
Antwort noch nicht überbrachte, da er beim Verlaſſen
des Quai d’Orſay erklärte, es beſtünden noch
Schwierig=
keiten und er werde ſpäter wiederkommen. Trotzdem nimmt
man in politiſchen Kreiſen als ſicher an, daß ſich Poincaré
letzten Endes zum Eintritt in Briands Kabinett
bereitfinden werde.
Poincaré zögert und verlangt diktatoriſche
Maßnahmen. — Kandidatur Caillaux”.
Poincaré hatte kurz vor 6 Uhr abends Briand einen neuen
Beſuch abgeſtattet der aber gleichfalls die endgültige Löſung noch
nicht gebracht hat. Der Grund ſeines Zögerns iſt in
Schwierig=
keiten von nicht zu unterſchätzender Tragweite zu erblicken, die
ſich im letzten Augenblick zwiſchen den beiden Staatsmännern
er=
hoben haben. Poincaré ſoll ſich in ſeinen wiederholten
Be=
ſprechungen mit Péret und den Finanzſachverſtändigen eingehend
über die Finanzlage Frankreichs unterrichtet und davon einen
olchen Eindruck erhalten haben, daß er das Finanzminiſterium
nur dann übernehmen will, wenn Briand ſich mit den von ihm
geſtellten äußerſt ſcharfen Bedingungen einverſtanden erklärt, die
ihm faſt diktatoriſche Vollmachten ſichern würden. Briand aber
glaubt, ihm dieſe Vollmachten nicht zugeſtehen zu können. Es iſt
daher möglich, daß Briands Ablehnung der Poincaréſchen
Be=
dingungen den Verzicht des Letzteren auf das Finanzminiſterium
nach ſich ziehen wird. Aber auch in dieſem Falle würde
Poin=
care in die Briand’ſche Kombination eintreten, und zwar als
Juſtizminiſter. Unter dieſen Umſtänden gewinnt die
Kandi=
datur Caillaux für das Finanzminiſterium
wie=
der an Wahrſcheinlichkeit und man rechnet damit, daß ihn Briand
evtl. in den heutigen Abendſtunden zu ſich berufen wird, weil
Poinicarc ſeinen endgültigen Entſcheid für den Abend in Ausſicht
geſtellt hat.
Die Meinungsverſchiedenheiten zwiſchen
Briand und Poincaré.
Aus zuverläſſiger Quelle erfahren wir, daß der Hauptgrund
der zwiſchen Briand und Poincaré aufgetauchten
Meinungsver=
ſchiedenheiten in der Frage der Ratifizierung des Waſhingtoner
Schuldenabkommens zu ſuchen iſt. Der
Finanzſachverſtändigen=
ausſchuß wird als erſte und grundlegende Vorbedingung für die
Finanzierung die Ratifizierung des Abiommens fordern, um
da=
durch die Aufnahme einer großen Auslandsanleihe zu
ermöglichen. Briand iſt zur Ratifizierung bereit, während
Poincaré das Abkommen nicht unterzeichnen will. Er war in
dieſem Punkte bisher zu keinerlei Zugeſtändniſſen zu beivegen.
Eine Einigung hierüber erſcheint unmöglich, ſo daß
Poincarés Anwartſchaft auf das
Finanzmini=
ſterium endgültig erledigt ſein dürfte. Er wird
vorausſichtlich das Miniſterium für öffentlichen Unterricht
oder das Innenminiſterium übernehmen, dem man
ferner die Verwaltung von Elſaß=Lothringen angliedern würde.
Briand iſt weiterhin entſchloſſen, unter allen Umſtänden ein
Kabinett zuſtande zu bringen, und ſich einen anderen
Finanz=
miniſter zu ſuchen. Als Kandidat wird neuerdings auch der Vor=
Diensfag, den 22. Junf 1926
ſitzende des Finanzſachverſtändigenausſchuſſes, Sergent,
ge=
nannt. Briand begab ſich um 7 Uhr abends ins Elyſée, um dem
Präſidenten der Republik von ſeinen bisherigen Schritten
Be=
richt zu erſtatten. Bei der Rückkehr nach dem Quai dOrſay
er=
klärte er Preſſevertretern, er werde heute abend ſeine
Bemühun=
gen fortſetzen, und vor allem Poincaré nochmals empfangen,
laubt aber nicht, daß er das Kabinett vor morgen früh
zuſtande=
bringen könne. Es handle ſich in erſter Linie noch um die
Be=
ſetzung des Finanzminiſteriums. Auf die Frage, ob er Caillaur
berufen werde, antwortete Briand mit einer ablehnenden
Hand=
bewegung.
Poincaré wurde heute abend gegen 9 Uhr von Briand
wie=
der empfangen. Dieſe Unterredung ſoll endgültig darüber
ent=
ſcheiden, ob Poincaré im 10. Kabinett Briand Mitglied ſein wird
oder nicht. Briand hat erklärt, daß er heute keine weileren
Be=
prechungen mehr haben werde, ſondern dieſe auf morgen
vor=
mittag verſchiebe.
Die Radikalen gegen Poincaré. — Vorwürfe
gegen Herriot.
Die Radikale Kammerfraktion hat heute nachmittag eine
Sitzung abgehalten, in der Herriot über ſeine
Be=
mühungen Bericht erſtattete. Die linksradikalen Mitglieder
machten ihm heftige Vorwürfe, daß er daran gedacht habe, ein
anderes als ein rein kartelliſtiſches Kabinett zu bilden. Herriot
hörte dieſe Vorwürfe eine Zeitlang ſchweigend und ofſenbar
un=
willig an und verließ dann den Saal, ohne ſeinen Gegnern zu
antworten. Dann wurde darüber beraten, ob die Partei von
vornherein die Parole ausgeben ſolle, gegen ein Kabinett zu
ſtimmen, dem Poincaré angehöre. Mit 12:8 Stimmen wurde
ſchließlich beſchloſſen, über dieſe Frage erſt zu entſcheiden, wenn
Poincaré wirklich einer Regierung angehören werde. Von den
60 anweſenden Fraktionsmitgliedern beteiligten ſich nur 21 an
der Abſtimmung.
Außerdem traten die Radikalſozialiſten und Sozialiſten zu
einer Sitzung zuſammen und beſchloſſen, nur einer Regierung ihr
Vertrauen zu ſchenken, ddie in den Finanzfragen diejenigen
Löſungen durchführen werde, die die Linksparteien von jeher
ge=
fordert hätten.
Der Bericht des Reparationsagenten.
Deutſchland erfüllt ſeine Verpflichtungen aus
dem Dawesplan.
Berlin, 21. Juni.
Aus dem Bericht des Generalagenten für Reparations.
zahlungen über die erſten neun Monate des zweiten
Reparations=
jahres, alſo vom 1. September 1925 bis 31. Mai 1926,
ent=
nehmen wir:
1. Verwaltung des Planes. Deutſchland hat
regelmäßig und pünktlich die Zahlungen aus
dem Plan geleiſtet und die Tvansfers an die
Gläubigerſtaa=
ten ſind laufend und ohne Beunruhigung des Wechſelkurſes
vor=
geſiommen worden.
.Arbeit der Kommiſſäre und Treuhänder.
a) Nach dem Bericht des Reichsbank=Kommiſſärs iſt die
deutſche Währung endgültig ſtabiliſiert.
b) Die Reichsbahn hat in ihrem erſten Betriebsjahre
einen Einnahmeüberſchuß von 818
Mil=
lionen RM. erzielt.
Die verpfändeten Einwahmen beliefen ſich während der
erſten ſieben Monate des zweiten Jahres des
Dawes=
planes im Monatsdurchſchnitt auf 156 Millionen
Gold=
mark gegenüber 149 Millionen während des
vorher=
gehenden Halbjahres.
1) Der Treuhänder für die
Eiſenbahnobligatio=
nen iſt der Anſicht, daß der Zeitpunkt für die
Unterbringung der Obligationen noch
nicht gekommen ſei und daß es verfrüht wäre,
beſtimmte Pläne dafür aufzuſtellen oder
Verhandlun=
gen darüber zu eröffnen.
e) Der Treuhänder für die Induſtrie=
Obligatio=
nen teilt wit, daß ſich noch die geſamten
Obligatio=
nen im Betrage von 5 Milliarden Goldmark in
ſei=
nem Beſitz befinden.
3. Das Budget Deutſchlands. Das deutſche
Budget iſt weiterhin im Gleichgewicht.
4. Die öffentliche Schuld. Die öffentliche
Schuld des Reiches hat eine weitere Herabſetzung
erfah=
ren. Dagegen zeige die öffentliche Schuld der Länder und
Ge=
meinden die Tendenz zur Steigerung.
5. Der Außenhandel. In den verfloſſenen ſechs
Mo=
naten hat ſich ein bedeutender Ausfuhrüberſchuß
er=
geben. Er beträgt 570 Millionen Goldmark.
*Das Grabmal des unbekannten Soldaten.
Zur Erſtaufführung im Kleinen Haus des Heſſ. Landestheaters
am Mittwoch, den 23. Juni 1926.
Unter den Büchern über den Weltkrieg, die noch immer nicht
geſchrieben ſind, iſt eines, deſſen Wichtigkeit ſein Fehlen beſonders
empfindlich erſcheinen läßt, nämlich eine „Pſychologie des
Frontſoldaten”, die nehen derjenigen der Etappe und der
Heimat als Grundlage ſür das Seelenleben der Völker für die
Zeit nach dem Kriege wohl noch für ein Jahrzehnt gelten könnte.
Ein Kapitel dieſer Pſychologie des Frontſoldaten dürfte,
wenn dieſes Werk auf Vollkommenheit Anſpruch erheben möchte,
keineswegs fehlen, nämlich die Schilderung des Seelenzuſtandes
des Urlaubes von der Front.
Als ſich ungefähr zur gleichen Zeit — es waren die Julitage
des Jahres 1915 — die deutſche und franzöſiſche Heeresleitung
entſchloſſen, Unlaub aus der Front in die Heimat zu erteilen, da
ging — für Frontſoldaten dieſer Zeit eine unvergeßliche
Erinne=
rung — eine Welle der Erregung durch das endloſe Band von der
Nordſee zur Schweiz, ein immerwährendes Geſprächsthema
zwi=
ſchen Furcht und Hoffen raunte in allen Unterſtänden. Wer von
den Teilnehmern weiß nicht noch heute um jene komplizierten
Verteilungsvorſchläge — nach dem Alphabet, nach der
Front=
dienſtzeit, nach der „Würdigkeit‟! Ein Fieber war ausgebrochen
in der Heimat wie an der Front, von dem ſich heute diejenigen
keine Vorſtellung machen, die mit dem Worte Urlaub nur den
Begriff einer Abwechſlung angenehmer Art im Gleichlauf ihres
Daſeins verbinden können. Zwar um Abwechſlung, Veränderung
ging es hier auch, doch in welch phantaſtiſcher Steigerung! Und
Steigerung iſt es gerade, die eine Grundlage zur Pſychologie des
Urlaubers bildet, dieſe Steigerung der Erwartung, dieſes
Vor=
wegnehmen durch die Phantaſie, der eine Ernüchterung unter den
merkwürdigſten Umſtänden mit Sicherheit folgen mußte.
Die zwei Seiten, die zwei Träger dieſes pſychologiſchen
Zu=
ſtandes: nämlich den Angehörigen zu Hauſe und die
Frontſolda=
ten, befanden ſich von vornherein in einem Gegenſatz, der ſich,
wenn auch ungenau, ſo doch mit den allgemeinen Schlagworten:
achliche und romantiſche Auffaſſung des Krieges bezeichnen läßt.
Die Vorſtellung, die die Heimat ſich vom Kriege machte, war mehr
oder minder ein nebelhaftes mittelalterliches Kliſchee, ein billiger
Oeldruck voll von wehenden Fahnen, Pulverdampf und ſehr im
Hintergrunde brennenden (feindlichen) Dörfern: die von fleißigen
Dichtern der Heimat genährte Terminologie mit Röſſern und
Rei=
ſigen im ſchneidigen Balladenton tat das liebrige dazu, das wahre
Bild des Krieges umzufärben. Der Frontſoldat hingegen, der,
den Krieg täglich erlebend, die Lächerlichkeit ſolcher Vorſtellungen
mpfand, am meiſten gerade, wenn er ein guter, tapferer Krieger
war, ſah ſich in der peinlichen Lage, den lieben Verwandten
ent=
weder etwas vorlügen zu müſſen — und es ſprach für ihn, wenn
er es tat — oder durch ein tatſächliches Bild des Krieges
all=
gemeine Enttäuſchung zu verbreiten. Das Zugeſtändnis der Lüge
hatte übrigens den Vorzug, ihn ſelbſt in die Nähe jenes „Helden”
zu rücken, der der liebſte Traum vor allem der Weiblichkeit war
das Tragikomiſche des Falles ſteigert ſich noch, wenn man weiß,
wie er tatſächlich etwas vom Helden an ſich hat, denn nur blinder
Unverſtand wird den echten Männern der Front dieſe ehrende
Bezeichnung nehmen wollen. Nur wie ganz anders war dieſer
Heldentypus, wieviel weniger glänzend, wie ganz und gar nicht
laut, ſondern ſchweigend, duldend, nur ſelten Gelegenheit
fin=
dend zu jener ſprühenden Tat, die ſein Bild vorzugsweiſe
auszu=
machen ſchien.
So vollzog ſich der Urlaub ſchon von dieſem Geſichtspunkt aus
als Kompromiß — in wie vielem anderen war er noch mehr als
das, nämlich und diesmal von der Seite des Frontſoldaten aus,
eine ſchwer zu verwindende Enttäuſchung. Machte er doch den
gleichen Fehler, wie die ihn freudig Aufnehmenden, ſah er doch,
verführt durch die roſige Brille der vorher angedeuteten
Erwar=
tung, das Bild der Heimat in unſachlicher Steigerung! Die
Feldpoſtbriefe und das, was zwiſchen die Zeilen hinein
geheim=
niſt wurde, umgaben die Heimat mit einem romantiſchen
Schim=
mer, der Schritt für Schritt zerſtört werden mußte; alles war in
inen Duft von Edelmut, Opferſinn, Großherzigkeit getaucht und
ſtand nun gar bald wieder — 14 Tage reichten aus — in ſeiner
armen Menſchlichkeit da.
Dieſe Pſychologie des Fronturlaubers, dieſe Veränderung
der Seele iſt das Thema, das ſich der Franzoſe Raynal als Ziel
ſeines Dramas geſetzt hatte. Es iſt bezeichnend für die unerhörte
Wucht des Kriegsereigniſſes, daß es bis heute nur einer
ver=
ſchwindend geringen Anzahl von dramatiſchen Dichtern gelungen
iſt, den Krieg in ein Drama zu zwingen; in Deutſchland haben
wir nur in Unruhs „Geſchlecht” und Brechts „Trommeln in der
Nacht” wirklich geſtaltete Werke dieſes ungeheueren Geſchehens.
Auch Raynal iſt Geſtaltung gelungen, ihm beſonders anzurechnen,
als er der Nation angehört, die den Sieg für ſich in Anſpruch
nimmt und deren Träger darum romantiſcher Blendung des
Blickes und der Phraſe beſonders ausgeſetzt iſt. Raynal iſt weder
Pazifiſt noch Militariſt, er iſt nur Dichter der Klage, daß dieſes
ſein mußte, nicht der Anklage, daß es geſchah. An dem
ein=
jachen, aber durch beſondere Verſtrickung zwingendem Beiſpiel
eines Fronturlaubs wird die Wirkung des Krieges auf Front
und Heimat gezeigt, und beiden wird der Dichter gerecht. Daß
reine Ahnung davon gibt, daß der Krieg neben vielem Schrecken
auch eine herrliche Frucht brachte: jene unvergleichliche Kamerad=
Der Euchariſtiſche Kongreß
in Chicago.
Kein Religionshaß?/Das päpſiliche Ziel.
Die Kanzler=Depeſche. /Das Wortvom
Kultur=
wahnſinn. — Euchariſtie und weltliche (inheit.
EP. Chicago, 21. Juni. (Funkſpruch.)
Kardinal Piffl aus Wien hat in einem Interview erklärt, daß der
Empfang in Chicago überwältigend und die Stadtausſchmückung
wundervoller ſei als bei den Kongreſſen in Wien und Rom. Es ſcheine
ein Religionshaß vorhanden zu ſein; er habe früher immer
angenommen, daß die Bewohner Amerikas das Leben mehr von der
materiellen Seite auffaßten. Jetzt ſei er aber zu einer anderen
Mei=
nung gekommen. — Ueber die Verſchmelzung der
ruſſiſch=
griechiſchen mit der römiſch=katholiſchen Kirche
befragt, ſagte Piffl, daß dies der ſehnlichſte Wunſch des Papſtes ſei, der
hoffe, die Wiedervereinigung aller katholiſchen
Kirchen im Heiligen Jahre zuſtande gebracht zu haben. Die
Hauptaufgabe aller Kirchen ſei die Anſtrebung eines dauernden ſozialen
Völkerfriedens.
Geſtern wurde der Kongreß offiziell mit einem Pontifikalamt
in der Kathedrale eröffnet. Der Biſchof von Namur, Heylig,
zele=
brierte, während Kardinal Mundelein von Chicago den päpſtlichen
Legaten Bonzano einführte. Hierauf verlas Monſ. Dunne eine
ie deutſche
Botſchaft des Papſtes an den Kongreß.
Gruppe hielt ein Pontifikalhochamt in der Benediktus=Kirche. in
Anweſenheit von Kardinal Piffl=Wien ab, wobei der Biſchof von
Os=
nabrück, Berning, die Feſtpredigt hielt.
Reichskanzler Dr. Marx ſandte an den Kardinal Mundelein
von Chicago eine Glückwunſchdepeſche, in der er u. a. ſein perſönliches
Nichterſcheinen bedauert. Die Beratungen des Kongreſſes mögen den
Weltfrieden fördern und das Empfinden ſtärken, daß die Völker der
Welt zuſammengehören. — Am Nachmittag geſtaltete ſich die
Maſſen=
verſammlung der deutſchen Sektion zu einer kraftvollen
Demonſtration des katholiſchen Deutſchtums. An dieſer Verſammlung
nahmen unter dem Vorſitz des Biſchofs Schrembs von Cleveland
10 000 Perſonen teil, der unter toſendem Beifall erklärte: „Wir haben
keinen Grund, uns unſeres Deutſchtums zu ſchämen; ſind vielmehr
ſtolz darauf, Deutſchamerikaner zu ſein.” Als erſter Feſtredner kam
Prof. Karl Hilgenreiner, deutſches Senatsmitglied in der
tſchechoſlowa=
kiſchen Republik, zu Wort, der die ſtarke katholiſche Mehrheit von drei
Millionen deutſchen Tſchechoflowaken betonte. Spenglers Wort von
dem „Untergang des Abendlandes” ſei in Europa
ge=
prochen worden. Wenn nicht ein Retter komme, gehe
die Alte Welt an ihrer äußeren Kultur zugrunde.
Euchariſtie bedeute Erlöſung vom
Kulturwahn=
ſinn.
Von lebhaftem Beifall begrüßt, ſprach Altbundeskanzler
Dr. Seipel, den der Vorſitzende als berühmten Kanzler und
Ret=
ter Oeſterreichs vorſtellte. Dr. Seipel erklärte, daß er nur als
Pilger ohne politiſche Abſichten gekommen ſei. Drei deutſchſprechende
Redner aus drei verſchiedenen Staaten, nämlich Deutſchland,
Tſchecho=
ſlowakei und Oeſterreich, ſeien Symbol für die Vereinigung mit den
deutſchen Glaubensbrüdern in Amerika. Hier gebe es keine
prachlichen Grenzen und die Euchariſtie triumphiere
iber die weltliche Einheit. Der Friede werde nicht durch
juriſtiſche Formeln, weder des Völkerbundes noch des internationalen
Schiedsgerichts gefeſtigt. Er, Seipel, wolle die Kriegsſchuldfrage nicht
rörtern, aber der Krieg ſei nicht ſinnlos geweſen, wenn die Menſchheit
geläutert aus ihm hervorgegangen ſei.
Kardinal Faulhaber=München nannte das Land, wo
der Euchariſtiſche Kongreß tagt, ein Frühlingsland und dankte den
Deutſch=Amerikanern namens des Vaterlandes für ihre Heimatstreue.
Sodann hielt er eine Hauptrede über die Lebenswerte des
euchariſtiſchen Dogmas und über Euchariſtie und
Fa=
milienleben. — Kardinal Piffl=Wien dankte dem freien
Amerika mit warmen Worten für die Gaben der Menſchlichkeit an die
Wiener Kinder. Dieſe Gaben ſeien keine Almoſen geweſen.
Kürzere Anſprachen hielten hierauf Biſchof Berning von Osnabrück
und Kardinal Haynes von New York, der den Kongreß nicht zuletzt
auf Grund der Teilnahme von Vertretern des Deutſchtums international
nannte. Den Höhepunkt in den Ereigniſſen bildete das Erſcheinen des
päpſtlichen Legaten, der der Verſammlung den Segen erteilte
und ſich als Freund der deutſchen Raſſe Nationalität
und des deutſchen Katholizismus bekannte.
Zum Attentat auf Muſtafa Kemal Paſcha.
EP. London, 21. Juni.
Wie aus Smyrna berichtet wird, ſind bis jetzt in der
Ange=
legenheit des Komplotts gegen den Staatspräſidenten mehr
als 40 Verhaftungen, darunter etwa zehn
Ab=
geordnete der Oppoſition vorgenommen worden. Es
ſei die Rede davon, die Nationalverſammlung einzuberufen, um
die parlamentariſche Immunität der Verhafteten aufzuheben.
Der Präſident der Nationalverſammlung habe jedoch erklärt, daß
dies nicht nötig ſei, weil die Verhafteten auf friſcher Tat ertappt
worden ſeien. — In Konſtantinopel ſind 15 Perſonen verhaftet
worden, die nach Smyrna gebracht werden. Alle gehören der
Fortſchrittspartei an. Man glaubt, daß die am meiſten
kompro=
mittierten Teilnehmer am Komplott gehängt werden.
ſchaft, die der ſchönſte Gewinn dieſer leidvollen Jahre iſt, das darf
man ihm, zumal, da es von anderen Dichtern kaum noch erkannt
vorden iſt, beſonders hoch anrechnen. Bei ſolchen dichteriſchen
Vorzügen braucht kaum geſagt zu werden, daß in dieſem Werk
kein Wort gegen den Feind fällt, keine Spur von Ueberhebung
zu finden iſt, ob Deutſche oder Franzoſen die Handelnden dieſes
Dramas, ſind nichts als Träger jener Erſchütterungen der
Hei=
mat und der Front, die das Geſicht Europas auf Jahre hinaus
J. G.
entſcheidend verändert haben.
*Metaphyſik des Reiſens.
Von Dr. Philipp Krämer.
In fremde Länder reiſen heißt: neue Landſchaften der
eige=
nen Seele entdecken. Rüſte das weiße Schriff reiſelüſtern nach
den unendlichen Meeren des Oſtens, ſein Kiel treibt immer
heim=
wärts zu den bergenden Häfen des eigenen Ichs. Die Welt iſt
nur ſo groß, als du ſelbſt biſt. Nur ſo ſchön iſt die Welt, als du
elbſt biſt. Die Welt iſt nur ſo arm und ſo reich, als du ſelbſt biſt.
Alles Reiſen iſt eine ſinnliche Art der Selbſterkenntnis. Reiſen
heißt: auf eine berauſchende Weiſe ſich ſelbſt erkennen. Sehen
heißt: wiedererkennen, auch das Fremdeſte. Hören heißt: ſich
er=
nnern, auch des nie Vernommenen.
Keine Landſchaft ſchenkt dir, was du ihr nicht zuvor gegeben.
Dieſelbe Landſchaft wird anders, wenn du anders biſt. Jede
Reiſebeſchreibung iſt eine anſchauliche Form der
Selbſtbeſchrei=
bung. Den Reiſenden und nicht die Reiſe ſpiegelt das Reiſebuch.
Jode Reiſe des Künſtlers iſt darum ſentimental. Nicht erſt
Law=
rence Sterne hat es gewußt oder Daniel Defoe. Die gedämpfte
Trauer altengliſcher Reiſe=Epen verrät die Seelen der
namen=
loſen Sänger. Sind die Irrfahrten des Odyſſeus nicht eine
Heim=
fahrt des göttlichen Homer zu ſich ſelber? Erſt als ſie
auswander=
en aus den Hainen des Paradieſes entdeckten die erſten
Men=
ſchen ſich ſelber. Sie verließen den engen Garten Gottes und
entdeckten die weiten Wunder des Ichs. Am Ende ihrer Reiſe
erwartete ſie der Tod. Seitdem heißt reiſen: ſich auf den Tod
vorbereiten.
Wie anders konnte Moſes ſterben, als er die Wüſtenreiſe
durch die Seele ſeines Volkes, die keine andere war als ſeine
eigene, beendet hatte. Erſt als der Matroſe rief: „Land! Land!”
war Kolumbus zum Sterben reif. Auch Reiſen, die wir nicht
ge=
macht haben, ſind aufſchlußreich. Immanuel Kant war ſolch ein
Reiſender. Aber ich lobe ihn nicht. Ich lobe das ſo ſchmerzliche
Lächeln Marc Aurels, des Reiſekünſtlers unter den Philoſophen,
und die füße Schwermut ſeiner kühnen Erkenntniſſe.
Seite 4
Nummer 124
* Die Säulen des Moſſulini.
Nachſtehende ſchwarz gefunkte Meldung wird aus einer
prima erſtklaſſigen Quelle via Bagdad—Kreta gegeben:
„Nomaden fanden in der Wüſte knapp am Rande der Oaſe
von El Humbug einen Depeſchenſack, der von einem Flugzeug
ab=
geworfen worden war. Wie verlautet, hatten engliſche Flieger,
die den Kurierdienſt zwiſchen Malta und Meſopotamien verſehen,
dieſen Sack mit Depeſchen der engliſchen Regierung mit einem
Poſtſack verwechſelt, der Propagandamaterial für ſyriſch=arabiſche
Oaſen enthielt und deshalb bei El Humbug, abgeworfen
wer=
den ſollte.”
Aus den Dokumenten dieſes diplomatiſchen Flugſacks, deſſen
Inhalt offenbar zur Information einer hohen meſopotamiſchen
Stelle beſtimmt war, wird nun aus Kreta folgende Auswahl
gegen drei Monate Ziel abgegeben. Man laſſe ſich dabei nicht
durch das alte Wort von den Kretern, die lügen, ſtören. Dieſer
Anwurf aus alten Tagen iſt ein Unrecht an den ſehr ehrenwerten
Kretern. Denn nicht nur ſie, ſondern auch andere lügen. Die
Meldung aus El Humbug aber lautet folgendermaßen:
Rapallo an London: Herr Chamberlain hat in ſeiner
Unter=
redung mit Herrn Muſſolini auch das Thema des Moſſulkonflikts und
der Beziehungen Großbritanniens zur Türkei berührt. Herr
Muſ=
ſolini hat ſich dabei eifrig bemüht, von engliſcher Seite eine feſte
Zuſage für ſeine Handlungsfreiheit gegenüber der Türkei zu
er=
halten und zugleich ſich erboten, die engliſche Preſſion auf die
Türkei durch eine direkte Diverſion gegen die kleinaſiatiſche Küſte
zu unterſtützen. Herr Chamberlain hat in gewohnter Weiſe
die=
ſen Wünſchen des Herrn Muſſolini keinen Widerſtand
entgegen=
geſetzt und Herrn Muſſolini in dem Glauben gelaſſen, daß er auf
Englands Einverſtändnis und direkte Unterſtützung rechnen
könne, wenn er ſich gegen Kleinaſien einſetzt. Eine Bindung
Eng=
lands nach irgendeiner Seite iſt dabei nicht erfolgt, obwohl Herr
Chamberlain die wohlwollendſte Anteilnahme an den italieniſchen
Beſtrebungen zugeſagt hat. Von dieſem Teil der Unterredung iſt
der türkiſche Botſchafter in London ſofort in Kenntnis zu ſetzen.
jedoch in der Form, daß er an eine Indiskretion aus Downing
Street glauben muß. Der engliſche Agent in Angora iſt
anzu=
weiſen, über die Rapallobeſprechungen in Angora in geeigneter
Weiſe Auskunft zu geben.
Dſenstag, den 22. Juni 1926
Rom an London: Vertrauliche Berichte melden unſerem
Miliärattaché die auf der Beilage näher bezeichneten
Konzentra=
tionen italieniſcher Land= und Seeſtreitkräfte und die
Vorberei=
tungen der italieniſchen Stellen für eine Landung an der
klein=
aſiatiſchen Küſte und einen Vormarſch ins Innere. Der Angriff
der Italiener dürfte unmittelbar bevorſtehen.
London an Angora: Die Meldung unſeres Militärattachés
aus Rom iſt mit größter Beſchleunigung auf dem bekannten Wege
dem türkiſchen Kriegsminiſter zuzuleiten. Zugleich ſoll mit der
türkiſchen Regierung in neue Verhandlungen zwecks Löſung des
Moſſulproblems eingetreten werden. Neue Inſtruktionen gehen
gleichzeitig ab.
Angora an London: Unter dem Druck der italieniſchen
Rüſtungen und kriegeriſchen Reden Muſſolinis iſt es gelungen,
mit der Türkei zu einem brauchbaren Abkommen über die
Moſſul=
frage zu kommen. Die Unterzeichnung ſteht bevor.
Rom an London: Unter dem Eindruck der Unterzeichnung der
Moſſulabkommens hat Italien die faſt beendeten Vorbereitungen
zu einer Diverſion gegen die Türkei eingeſtellt. Man iſt in Rom
perplex über die Wirkung der italieniſchen Rüſtungen. Muſſolini
ſpricht im Senat über die Wonnen des Friedens.
Chamberlain an Kemal: In anbetracht, daß der Konflikt
wegen des Gebietes von Moſſul zwiſchen den beiden Nationen
der Engländer und Türken nicht zum Geringſten jetzt durch die
Anſtrengungen des Herrn Muſſolini zu einem friedlichen
Aus=
gleich geführt hat, und in anbetracht, daß die italieniſche Nation
es mit beſonderer Genugtuung empfindet, wenn ihr
Regierungs=
haupt vom Auslande geehrt und ſeine Verdienſte um den Frieden
anerkannt werden, in anbetracht ſchließlich, daß die Rüſtungen
Italiens dem Lande recht beträchtliche Unkoſten ohne entſprechende
Vorteile auferlegt haben, beſchließen die beiden jetzt verſöhnten
Regierungen von Großbritannien und der Türkei, zur bleibenden
Erinnerung an den Frieden von Moſſul ein rühmendes Denkmal
zu errichten. Da die Grenze der weſtlichen Mittelmeerintereſſen,
die Italien gern ausüben möchte, ungefähr durch die Säulen des
Herkules bezeichnet werden und dieſelben Aſpirationsgrenzen
nach Oſten ſich bis in das Gebiet von Moſſul erſtrecken, liegt es
nahe, Herrn Muſſolini in Moſſul ſelbſt zu ehren. Deshalb
kom=
men die Türkei und England überein, als Dank für die
Friedens=
ſtiftng Muſſolinis an der Grenze des Gebietes von Moſſul die
Säulen des Moſſulini zu errichten. Zugleich wird im amtlichen
Sprachgebrauch vom 30. Grad öſtlicher Länge an (Bucht von
Adalia) zum ehrenden Gedächtnis für den Friedensheld nur noch
der Name Moſſulini gebraucht. Evviva Moſſulini! Dr. R. L.
Handelsvertragsfragen. — Das Waſhingtoner
Abkommen. — Das Knappſchaftsgeſetz.
* Berlin, 21. Juni. (Eig. Bericht.)
Die heutige Reichstagsſitzung begann um 3.15 Uhr nachmittags.
Zu=
nächſt gab der Präſident vor Eintritt in die Tagesordnung einige
ge=
ſchäftliche Mitteilungen bekannt, unter denen beſonderes Intereſſe die
Nachricht erregte, daß der preußiſche Innenminiſter Severing um eine
Verlängerung ſeines Krankenurlaubes um weitere ſechs Wochen
nach=
geſucht habe. Das Haus beſchloß dann die Ueberweiſung des deutſch
ſchwediſchen Handelsvertrages an den Handelspolitiſchen Ausſchu
machte die Abſtimmung aber wieder rückgängig, nachdem
Sozialdemo=
kraten und Deutſchnationale verlangten, daß dieſer Gegenſtand von der
Tagesordnung abgeſetzt werden ſolle. Demgemäß wurde ſchließlich
be=
ſchloſſen.
Nachdem der deutſch=ſchwediſche Handelsvertrag von der Tagesord
nung abgeſetzt war, wurde der Zuſatzantrag zum deutſch=öſterreichiſcher
Wirtſchaftsabkommen debattelos dem Ausſchuß überwieſen. Die Novelle
zum G.m.b.H.=Geſetz wurde gleichfalls ohne Ausſprache durch Annahme
erledigt.
Eine kürzere Debatte entſpann ſich über den Bericht des
ſozial=
politiſchen Ausſchuſſes über das Waſhingtoner Abkommen be
züglich der Beſchäftigung der Frauen vor und nach der Niederkunft
Der Ausſchuß hat hierzu eine Entſchließung gefaßt, in der die
Reichs=
regierung erſucht wird, das Waſhingtoner Abkommen, das den
Schwan=
gerenſchutz gegenüber der bisherigen deutſchen Geſetzgebung weſentlidk
erweitert, zu ratifizieren.
Reichsarbeitsminiſter Dr. Brauns bemerkte hierzu kurz, daß die
Negierung grundſätzlich nichts gegen die Ratifizierung einzuwenden
habe, daß ſie es aber für den beſſeren Weg halte, erſt die deutſche
Ge=
ſetzgebung dem Waſhingtoner Abkommen anzupaſſen und dann zu
rati=
ſizieren.
Mit Rückſicht auf die Erklärung des Miniſters beantragte das
Zen=
trum die Zurückverweiſung der Angelegenheit an den Ausſchuß. Gegen
den Proteſt der Kommuniſten wurde die Zurückverweiſung beſchloſſen.
Das Haus begann ſchließlich noch die dritte Leſung des neuen
Knappſchaftsgeſetzes, mit der die zweite Leſung eines Geſetzentwurfes
verbunden wurde, der die Kinderrente bei der Angeſtelltenverſicherung
den neuen Beſtimmungen des Knappſchaftsgeſetzes anpaſſen will. Es
ſprach nur noch der Sozialdemokrat Becker, der gegen einzelne Punkt
der Vorlage lebhafte Bedenken äußerte und weitere
Verbeſſerungs=
anträge ſeiner Fraktion in Ausſicht ſtellte.
Gegen 5 Uhr wurde die Weiterberatung auf Dienstag nachmittags
2 Uhr vertagt.
Familiennachrichten
Statt Karten.
Kräftiger Junge angekommen.
Emil Sichel und Frau
Trudi, geb. Haas.
Frankfurt a. M., Mainzer Landſtraße 49
21. Junf 1926. (16281
Am Sonntag, 27. Juni begehen Herr
Kammermuſiker i. R. Guſtav Adam
und Frau den Tag der (46259
Silbernen Hochzeit.
Todes=Anzeige.
Freunden und Bekannten die
ſchmerzliche Mitteilung, daß
Mon=
tag früh unſer lieber, guter Vater,
Großvater, Urgroßvater,
Schwie=
gervater, Bruder und Onkel
Herr
Heinrich Schanz
Weichenſteller i. R.
nach kurzem, mit Geduld
ertrage=
nem Leiden im Alter von 81 Jahren
ſanft dem Herrn entſchlafen iſt.
Die trauernden Hinterbllebenen.
Arheilgen, Gundernhauſen, Meſſel.
Die Beerdigung findet Mittwoch
den 23. Juni, nachmittags 5 Uhr,
in Arheilgen, vom Sterbehauſe,
Bornſtraße 30, aus ſtatt. (9142
Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herzlicher
Teilnahme beim Hinſcheiden
unſe=
res lieben Entſchlafenen ſprechen
wir hiermit unſeren innigſten Dank
aus. Beſonders danken wir Herrn
Sanitätsrat Dr. Göring für die
aufopfernde Behandlung und Herrn
Pfarrer Kleeberger für die
ergreifen=
den Worte am Grabe.
(*16214
Im Namen
der trauernden Hinterbliebenen:
Frau Lina Böttcher.
Dankſagung.
Allen denen, die unſerem lieben
Erik während ſeiner Krankheit,
ſowie bei ſeinem Heimgang
ſo=
viel Liebe und treues Gedenken
erwieſen, ſagen wir unſeren
innigen Dank.
(*16303
Familie Martin Eidenmäller.
Durch den unerbittlichen Tod wurde uns
unſer lieber Sohn, Bruder und Bräutigam,
unſer guter
Fritz
plötzlich genommen.
Er ruht auf dem Gottesacker in Köln.
In tiefſtem Schmerz:
Profeſſor Helmke, Studienrat.
Gießen, Darmſtadt, den 16. Juni 1926. (16216
Wir bitten herzlich, keine Beileidsbeſuche zu machen.
Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe aufrichtiger Teilnahme und
die zahlreichen Kranz= und Blumenſpenden anläßlich des
Heimganges unſerer lieben Entſchlafenen
Grete
ſagen wir Allen auf dieſem Wege unſeren herzlichſten
Dank. Ganz beſonderen Dank den Barmherzigen
Schweſtern für die liebevolle Pflege.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Adam Kern, Schuhmachermeiſter.
Darmſtadt, den 21. Juni 1926.
Todes=Anzeige.
Plötzlich und unerwartet wurde
Sonntag nachmittag 3 Uhr
in=
folge Schlaganfalls mein über
alles geliebter, guter Gatte, unſer
treuſorgender, lieber Vater,
Schwiegervater und Großvater
Gaſtwirt
im Alter von 53 Jahren nachk
kurzem Leiden von uns gerufen.
In tiefer Trauer:
Margarete Haußner, geb. Hilbert
Lehrer Pabſt u. Frau, geb. Haußner
Emma Haußner
Giſela Pabſt.
Darmſtadt, den 20, Juni 1926.
(*16262
Feldbergſtraße.
Die Beerdigung findet am Mitt
woch, den 23. Juni, nachmittags
3½ Uhr, vom Portale des
Wald=
friedhofes aus ſtatt.
Prakt. Zahnarzt
Darmstadt
Wilhelminenplatz 17
Tätigkeit wiederaufgenommen
16230id
(*16307
Von der Reiſe
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Umstadt: Adler-Dres.
Nummer 171
Dienskag, den 22. Juni 1926
Seite 5
Aus der Landeshauptſtadt.
Darmſtadt, 22. Juni.
— Ernannt wurde am 17. Juni 1926 der Regierungsbaumeiſter Karl
Leißler aus Mainz vom 1. Juli 1926 an zum Bauamtmann mit der
Amtsbezeichnung „Regierungsbaurat”.
— In den Ruheſtand verſetzt wurden am 8. Juni: der Lehrer an der
Volksſchule zu Heppenheim (Kreis Worms) Heinrich Rodrian auf
ſein Nachſuchen vom 1. Juli 1926 ab; am 14. Juni: der Lehrer an der
Volksſchule zu Reinhardshain (Kreis Gießen) Heinrich Keil auf ſein
Nachſuchen vom 1. Juli 1926 ab; am 15. Juni: der Lehrer an der
Volks=
chule zu Mainz Philipp Konrad auf ſein Nachſuchen vom 1. Juli
1926 ab. Vom 1. Juli 1926 an tritt in den Ruheſtand der Förſter Ad.
Schmidt IX. zu Lampertheim, auf Grund des § 1 des Geſetzes über
die Altersgrenze der Staatsbeamten vom 2. Juli 1923 bzw. 19. Dez.
1923. Auf Grund des Geſetzes über die Altersgrenze der Staatsbeamten
vom 2. Juli bzw. 19. Dezember 1923 (Reg.=Bl. S. 509 und S. 511) in
der Faſſung des Geſetzes vom 8. Oktober 1925 (Reg.=Bl. S. 249) iſt am
1. Juni 1926 in den Ruheſtand getreten: Juſtizoberwachtmeiſter bei dem
Amtsgericht Friedberg Georg Lohnes. Auf Grund der gleichen
Be=
ſtimmungen treten am 1. Juli 1926 in den Ruheſtand: Juſtizſekretär
Otto Geilfus beim Landgericht der Provinz Oberheſſen in Gießen
und der Strafanſtaltsoberwachtmeiſter beim Landgerichtsgefängnis Hch.
Lutz in Darmſtadt; ferner trat nach gleichen geſetzlichen Beſtimmungen
am 1. Juni 1926 der Werkmeiſter Johann Hübner an der Techniſchen
Hochſchule Darmſtadt in den Ruheſtand.
Erledigt ſind: eine Lehrerſtelle für einen katholiſchen Lehrer an
der Volksſchule in Weſthofen (Kreis Worms); Dienſtwohnung iſt
vorhanden; eine Lehrerſtelle für einen katholiſchen Lehrer an der
Volks=
ſchule in Schwabenheim a. d. S. (Kreis Bingen). Dienſtwohnung
vorhanden, aber nicht frei; eine Schulſtelle für eine katholiſche Lehrerin
an der Volksſchule in Kempten (Kreis Bingen). Dienſtwohnung nicht
vorhanden, Mietwohnung kaum zu beſchaffen; eine Lehrerſtelle für
einen evangeliſchen Lehrer an der Volksſchule in Elsheim (Kreis
Bingen). Dienſtwohnung vorhanden und verfügbar; eine Lehrerſtelle
für einen evangeliſchen Lehrer an der Volksſchule in Heuchelheim
(Kreis Gießen). Wohnung für einen verheirateten Lehrer ſchwer zu
be=
ſchaffen; eine Lehrerſtelle für einen ebangeliſchen Lehrer an der
Volks=
ſchule in Wieſeck (Kreis Gießen). Wohnung für einen verheirateten
Lehrer iſt ſchwer zu beſchaffen; eine Schulſtelle für eine evangeliſche
Lehrerin an der Volksſchule in Wieſeck (Kreis Gießen). Dienſtwohnung
nicht vorhanden.
— Heſſiſches Landestheater. Die Generaldirektion macht wiederholt
darauf aufmerkſam, daß die Friſt für die Erneuerung der
Mie=
ten am 30. Juni abläuft. — Die Konzertmieten können bis
ſyöte=
ſtens 15. Juli erneuert werden.
Die Mietabteilung der Hauptkaſſe iſt ab Montag, den 21. Juni, bis
Mittwoch, den 30. Juni, von 8 Uhr vormittags bis 7 Uhr abends,
un=
unterbrochen geöffnet.
In der heutigen Aufführung „Zauberflöte” ſingen die Damen
Albrecht, Callam, Kapper, Gercke, Liebel, Jacobs, Müller=Wiſchin,
Roe=
rig, Welzel und die Herren Poerner, Ebert, Aldori, Strzeletz. An dieſem
Abend ſingt Walter Hagner, der mit Ablauf dieſer Spielzeit aus
dem Verband des Landestheaters ausſcheidet, zum letzten Male die Partie
des Saraſtro. Muſikaliſche Leitung: Generalmuſikdirektor Joſeph
Roſenſtock.
Am Mittwoch, den 23. Juni, wird im Kleinen Haus abends 7.30 Uhr
Raynals Tragödie „Das Grabmal des unbekannten
Sol=
daten” zum erſten Male aufgeführt. Die Aufführung findet als 19
Vorſtellung der Miete D zu, und zwar derjeniglen D=Mieter,
die Zuſatzmiete IV haben und alſo ſeinerzeit bei der
Erſtauffüh=
rung des „Herakles” nicht berückſichtigt werden konnten. In der
Auf=
führung ſpielen Beſſie Hoffart, Joachim Büttner und Max Nemetz.
In=
zenierung: Jacob Geis. Bühnenbild: Arthur Pohl.
Am Samstag, den 26. Juni, wird im Großen Haus als
Volksvor=
ſtellung zu Einheitspreiſen (0,50, 1, 1,50, 2 Mk.) Rickelts Luſtſpiel „Der
Glückspilz” gegeben.
— Auf Veranlaffung der Induſtrie= und Handelskammer Darmſtadt
iſt von der Oberpoſtdirektion Darmſtadt neuerdings angeordnet worden,
daß der Briefkaſten beim Poſtamt I in der Rheinſtraße nochmals um
12.30 Uhr nachts geleert wird. Die bis zu dieſem Zeitpunkt
aufgeliefer=
ten Sendungen werden mit den Nachtſchnell= und Frühzügen befördert,
während die Weitergabe der nach 12.30 Uhr bei dem Poſtamt I
aufge=
gebenen Sendungen bei einer Schlußzeit um 5.05 Uhr vormittags auf
die nach 5.30 Uhr abgehenden Frühzüge ſichergeſtellt iſt. Durch dieſe
dankenswverte Verbeſſerung wird vermieden, daß die Beförderung von in
den Briefkaſten des Hauptpoſtamts eingelegten Sendungen unliebſame
Verzögerungen erleidet.
Schnakenplage. Die Schnakenplage hat in dieſem Jahre ſchon jetzt
m einer ſolchen Stärke eingeſetzt, daß ihre ſyſtematiſche Bekämpfung
ungeſäumt in Angriff genommen werden muß. Während in den Jahren
vor dem Kriege die Vertilgung der Schnaken und Schnakenbrut meiſt
überall ſorgfältig durchgeführt wurde, iſt dies in den Jahren ſeit dem
Kriege vielfach unterblieben. Nach § 3 der Polizeiverordnung über die
Bekämpfung der Schnakenplage vom 6. Februar 1912 ſind die
Grund=
ſtückseigentümer, die Mieter und Pächter verpflichtet, in den Monaten
April bis September einſchließlich mindeſtens einmal monatlich die
Jau=
chen= und Abortgruben mit einem zur Vernichtung der Schnakenbrut
ge=
eigneten Mittel (Petroleum, Saprol oder dergleichen) zu übergießen. Bei
Unterlaſſung erfolgt Beſtrafung und polizeiliche Durchführung der
Maß=
regeln auf Koſten der Säumigen. Das Polizeiamt fordert alle
Grund=
ſtückseigentümer, Mieter und Pächter in der Stadt und Gemarkung
Darmſtadt auf, oben genannte Bekämpfungsmaßregeln aufs genaueſte
durchzuführen.
— Bootsunfall im Woog? Das am Sonntag, den 20. Juni, vom
S. V. „Möwe” abgehaltene Schwimmfeſt brachte den Zuſchauern einen
Augenblick begreiflicher Aufregung. Während drei Paare des
feſtgeben=
den Vereins einige Griffe zur Rettung Ertrinkender vorführten, fielen
zwei Schüler, die ſich das Rettungsſchwimmen vom Boor aus anſehen
wollten beim Wenden kopfüber ins Waſſer. Sie wurden von zwei
an=
deren Schühern, die ſofort in Kleidern ins Waſſer ſprangen, gerettet,
und beide zum Leben zurückgerufen. Dieſe Rettung wurde von den
zahl=
reichen Zuſchauern erſt mit Spannung, dann mit Vergnügen verfolgt, da
ſich herausſtellte, daß dieſer „Unglücksfall” ein Programmpunkt des
Schwimmfeſtes war. — In dieſem Falle handelte es ſich alſo nur um
eine Uebung. Man ſollte aber nie vergeſſen, wie nahe verwandt dieſe
Uebungen der traurigen Wirklichkeit ſind! Man ſollte nie vergeſſen, daß
jährlich ungefähr 7—8000 Deutſche ihren Angehörigen durch Ertrinken
entriſſen werden. Darum die erneute Mahnung: Lernt ſchwimmen, lernt
urſus beginnt Samstag, den 26. Juni, nachmittags 5 Uhr, im Woog.
Auskunft an der Kaſſe des Woogs oder bei Dr. Perner,
Olbrich=
weg 6 (Tel. 2232).
Unfälle. Auf der Chauſſee Darmſtadt—Eberſtadt ſtürzte gegen
Abend ein Motorradfahrer am Ausgang Eberſtadts. Mit einer leichten
Gehirnerſchütterung und Hautabſchürfungen wurde er von der
Sanitäts=
kolvnne vom Roten Kreuz (Tel. 400) nach dem Stadtkrankenhaus
ver=
bracht. — In der Nacht vom 20. zum 21. Juni ſtürzte ſich in
ſelbſtmörde=
riſcher Abſicht eine weibliche Perſon in den Woog. Ein zufällig des Wegs
kommender Paſſant rettete ſie vor dem Tode des Ertrinken; auch ſie
wurde von der Sanitätswache vom Roten Kreuz (Telephon Nr.
400) nach dem Stadtkrankenhaus gebracht.
— Schwurgericht der Provinz Starkenburg. Eine Tagung beginnt
am 8. Juli. Bisher ſind in drei Fällen Termine anberaumt.
Der 13. Verbandstag des beſſiſchen Maler=
und Tünchermeiſterverbandes.
Am 12. und 13. Juni hat der Heſſiſche Maler= und
Tünchermeiſter=
verband ſeinen 13. Verbandstag in Mainz abgehalten. Ein zahlreicher
Beſuch, auch aus den angrenzenden Bezirken, die Anweſenheit des
Reichs=
bundvorſitzenden Kruſe=Berlin zeugten von der Bedeutung, die man
die=
ſer Tagung beimaß. Leider zeigten die Behörden nicht dasſelbe
Inter=
eſſe. Lediglich die Handelskammer Darmſtadt war durch den Leiter ihrer
Mainzer Nebenſtelle, Syndikus Dr. Schwanke, und ihr Mitglied
Schöntag vertreten. Das iſt zu bedauern, denn die Tagung arbeitete
ſehr ſcharf die Urſachen der gegenwärtigen Notlage der Handwerker
heraus.
Sie erblickt die Wurzel allen Uebels in der bekanntlich ja in jeder
Weiſe kataſtrophalen Wohnungszwangswirtſchaft und der rückſichtsloſen
Belaſtung der angeblich unentwerteten und durch die Aufwertung
ent=
laſteten Hausbeſitzer. Sie erdroſſeln die private Bau= und
Reparatur=
tätigkeit und geben den Behörden eine konkurrenzloſe Monopolſtellung
als Auftraggeber des Gewerbes. Allgemein wurde darüber Klage
ge=
führt, daß dieſe Stellung rückſichtslos, insbeſondere bei der Aufſtellung
der Richtpreiſe, ausgenützt wird. Die Behörden halten es für richtig,
die hohe Belaſtung des Handwerks durch Steuern und Soziallaſten zu
ignorieren, und die Preiſe, die heute ſchon kaum die Geſtehungskoſten
decken, noch herabzudrücken, während ſie andererſeits einem Abbau der
Löhne und Soziallaſten ſich widerſetzen.
Die Folge iſt eine große Geſchäftsſtille, die wieder umfangreiche
Arbeiterentlaſſungen zur Folge hat. Immer wieder wird die
Erwerbs=
loſenfürſorge ſtark beanſprucht. Da aber ihre Beträge den Arbeitsloſen
kaum vorm Verhungern ſchützen, leiſten ſie häufig „Schwarz”= oder
Pfuſcharbeit und entziehen ſo die kleinen Aufträge dem legitimen
Hand=
werk. Dieſes wird dadurch wirtſchaftlich ſo geſchwächt, daß es als
Käufer=
ſchicht auf dem freien Markt allmählich ganz ausfällt. Mit der Zeit
aber muß auch ſeine Steuerkraft dahinſchwinden.
Aus dieſer Sachlage heraus kam die Tagung zu folgenden
For=
derungen:
1. Die Organiſation muß ausgebaut, die Aufklärungsarbeit erweitert
und vertieft werden.
2. Bei Arbeitsvergebungen, Preisfeſtſetzungen uſw. muß den Behörden
geſchloſſen gegenübergetreten werden.
3. Von den politiſchen Parteien iſt eine ſtärkere Berückſichtigung der
Belange des Handwerks zu fordern. Auch ihnen gegenüber muß
nach dem Vorbild anderer Gruppen durch geſchloſſenes Auftreten
beſſere Berückſichtigung erzwungen werden.
Der über alle wirtſchaftliche Vernunft angeſ hwollene
Beamtenappa=
rat muß energiſch abgebaut, die überhohen Gehälter müſſen
ver=
mindert, die oberen Gehaltsgruppen zuſammengelegt werden.
Ins=
beſondere aber muß der Beamtenapparat von den lediglich aus
Parteirückſichten hineingelangten Elementen gereinigt werden.
Die Tagung offenbarte in allen Handwerksfragen eine erfreuliche
Einmütigkeit und reife Einſicht.
T.
Af
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— Reichsbund der Kinderreichen, Ortsgruppe Darmſtadt. Als eine
„Feier zu Ehren der deutſchen Mutter” war der feſtliche
Sonntagnachmittag ausgeſtaltet, der zahlreiche Familien mit ihren
An=
gehörigen und Kindern im dichtgefüllten Saale des Rummelbräu
ver=
inte. Unſer verehrter Dichter Robert Schneider hatte es ſich
nicht nehmen laſſen, ſein Wohlwollen den Kinderreichen durch einen
Vor=
trag aus ſeiner heiteren Kunſt zu bekunden; ja ein beſonderes neues
kleines Kunſtwerk war dem Feſte gewidmet. Auch andere hervorragende
Kräfte hatten ſich in den Dienſt der guten Sache geſtellt; als eine Soliſtin
erſten Ranges Frau Aga Zeh, welche mit ihrer ſympathiſchen
Alt=
ſtimme reizende Lieder von Brahms, Reger (Mariä Wiegenlied), Hugo
Wolf, R. Reinick, H. Hermann der dankbaren Zuhörerſchaft vortrug.
Herr B. Zeh, dem auch ein „Wiegenlied” ſeine zarte Kompoſition
ver=
dankte, begleitete ſeine Gattin mit feinſinniger Einfühlung. Der
Geſang=
verein „Sängerluſt” unter ſeinem ſtellv. Dirigenten Herrn Kläden
er=
reute mehrfach mit ſeinem bekannten guten Männergeſang in ernſter
und heiterer Weiſe. Herrn Kleinerts Feſtanſprache feierte in
würdiger Weiſe die Stellung der Frau und Mutter in unſerem Familien=
und Volksleben. Anſchließend ſtellte der Vorſitzende Herr Prof. Heußel
die Zuſtimmung der Feſtverſammlung zu einer Entſchließung feſt, deren
Wortlaut anſchließend folgt. Nächſt dem Poſaunenchor der
Martins=
gemeinde, der ſich in Liedern und Märſchen klangvoll hören ließ,
ge=
denken wir noch mit herzlichem Dank des Mitſpiels der Schuhplattler=
Abteilung des hieſigen Bayernvereins unter Leitung ihres Herrn Rederer.
Herr Berwegge wußte auf ſeiner Zither die Plattler, Haushammer und
Heidauer den Steirer und den gelungenen „Watſchentanz” taktſicher zu
begleiten. Wenn wir an das ſo wohlgelungene Familienfeſt mit ſeiner
reichen Abwechſlung zurückdenken, erweitern wir unſeren Dank an alle
Beteiligten, auch auf den Konſumverein und Herrn Bäckermeiſter Noll,
die den Kindern viele Brezeln ſpendeten, und auf die Firmen Schubkegel.
Lehrbach und Süddeutſcher Kohlenverband, die die Kinderherzen mit
Fähnchen und Lampions für den Heimweg erfreuten. — Die
Entſchließ=
ung lautet: Anläßlich einer Veranſtaltung zu Ehren der deutſchen
Mut=
er richten die im Bund der Kinderreichen vereinigten Familien von
Darm=
ſtadt und Umgebung an Staats= und Gemeindebehörden, ſowie an die
Volksvertretung folgende Entſchließung; 1. Die für kinderreiche Familien
beſonders brennende Wohnungsfrage bedarf dringend der
außerordent=
lichen Fürſorge der Staats= und Gemeindebehörden wie der
unausgeſetz=
ten Förderung durch die Volksvertretung. Insbeſondere iſt auf eine
beſſere und gerechtere Verteilung des vorhandenen Wohnraums
hinzu=
arbeiten; bei Neubauten iſt auf Wohnungen für Familien mit größerer
Kinderzahl viel mehr Rückſicht wie bisher zu nehmen; die Woehnungen
müſſen ihnen billiger, als gegenwärtig Brauch iſt, zur Verfügung geſtellt.
werden. 2. Gegen alle Verſuche und Beſtrebungen, die auf einen Abbau
der ſozialen Zulagen für Beamte und Angeſtellte abzielen, erheben wir
ſchärfſten Widerſpruch, und verlangen zugleich auf Grund des § 119 der
Reichsverfaſſung weiteren Ausbau der ſozialen Zulagen und deren
Aus=
dehnung auf alle Berufskreiſe unſeres Volkes in Geſtalt einer
Eltern=
ſchaftsverſicherung. 3. Den kinderreichen Familien ſind mehr als bisher
Steuervergünſtigungen zuzuwenden, zumal ſie mit indirekten
Verbrauchs=
ſteuern am höchſten belaſtet ſind. Nicht eine Enteignung, wohl aber eine
gerechte ſteuerliche Höchſtleiſtung der großen Einkommen iſt mit allen
rechtlichen Mitteln zur Entlaſtung der kinderreichen Familien
durchzu=
etzen.”
— Bautätigkeit in Darmſtadt. Man ſchreibt uns: Durch die Deutſche
Bau= und Siedlungsgemeinſchaft werden in dieſem Jahre 20 Neubauten
mit zinsloſem Geld erſtellt. Dadurch werden weitere 20 Wohnungen frei,
die wiederum dazu beitragen, die Wohnungsnot in Darmſtadt zu
ver=
ringern. Durch erfreuliches Entgegenkommen der Stadtverwaltung war
es möglich, Bauplätze zu annehmbaren Bedingungen zu erhalten. Da in
dieſem Jahre weitere zinsloſe Baudarlehen auf die Ortsgruppe
Darm=
ſtadt entfallen, hofft man, daß die Stadt Darmſtadt auch für die Zukunft
mit billigen Bauplätzen an die Hand geht, ſodaß auch dieſe Neubauten
alsbald ausgeführt werden können.
Der regelmäßige Luftverkehr im MonatMai.
Im zweiten Flugbetriebsmonat der „Deutſche Luft=Hanſa” wurde
der Ausbau des vorgeſehenen Streckennetzes beendet. Der Flugverkehr
wurde im April bereits mit guten Anfangserfolgen begonnen und auf
der während der einhalbjährigen Winterruhezeit gelegten Grundlage
reibungslos weitergeſichert. Die Wetterverhältniſſe, von denen der
Luftverkehr immer noch in gewiſſer Weiſe abhängig iſt, waren im Mai
ungünſtiger als im Vormonat. Die Luft barg viele Feuchtigkeit,
be=
onders im Weſten Deutſchlands, teilweiſe auch in Süd= und
Mittel=
deutſchland. Der größte Feind des Flugzeugs, der Nebel, trat in vielen
Gegenden, beſonders als Bodennebel auf. Trotzdem wurde der rege
mäßige Verkehr auf allen Linien mit einem Flugzeugpark von insgeſamt
104 eingeſetzten Flugzeugen ohne bedeutende Unterbrechung durchgeführt.
Man kann die Zuverläſſigkeit und Regelmäßigkeit als ſehr gut
bezeich=
nen. Das gleiche darf man von der Pünktlichkeit ſagen. Es wurden
ca. 800 000 Flugkilometer zurückgelegt. 5959 flugplanmäßige Teilſtrecken
(d. h. zwiſchen Start und Landung) ſind durchflogen worden. Während
im Anfang des Monats 41 Linien im vegelmäßigen Streckenverkehr
ein=
gerichtet waren, finden wir am Schluß des Monats 46 Linien. Im
erſten Flugbetriebsmonat durchflogen die Flugzeugs der Luft=Hanſa
411 560 Kilometer im fahrplanmäßigen Verkehr. Verglichen mit den
plan=
mäßig zu fliegenden Flugkilometern bedeutet das eine Regelmäßigkeit
von 98,7 Prozent.
Gut eingeführt hat ſich, wie vorauszuſehen war, die am erſten Tage
des Monats eröffnete Nachtſtrecke nach Königsberg, die den Anſchluß
an die Moskau=Linie der Deruluft herſtellt. Die Hauptgäſte auf
die=
ſem großen internationalen Luftweg ſtellt die Induſtrie der
Elektro=
technik, ferner der Gummi=, Holz=, Stahl= und Papierinduſtrie. Dieſen
Wirtſchaftszweigen hat der im vergangenen Jahre mit Sowjetrußland
abgeſchloſſene Handelsvertrag den weiten ruſſiſchen Markt geöffnet. Das
Flugzeug bildet ſich für dieſe Kreiſe immer mehr als das am meiſten
benutzte Verkehrsmittel aus.
An Frachten wurden auf der Rußlandſtrecke im vergangenen Monat
beſonders Filme und Quarzlampen verſandt. Die Frequenz auf den ins
Ausland führenden Strechen der Luft=Hanſa war im allgemeinen gut,
nach dem Süden ſehr gut.
Auch im zweiten Betriebsmonat haben ſich keine Unglücksfälle
er=
eignet. Es ſind weder Menſchenleben zu beklagen, noch Verletzungen
von Paſſagieren vorgekommen. Vom Standpunkt der Sicherheit
be=
trachtet, hat der Luftverkehr der beiden erſten Monate mit einem
Sicher=
heitsergebnis von 100 Prozent die Erwartungen erfüllt, die in ihn geſetzt
worden ſind..
* Bezirksſchöffengericht. Auf Gläubigerbegünſtigung lautet die
An=
klage, die die Staatsanwaltſchaft gegen einen Fabrikanten in R. und
2 weitere Perſonen in R. erhoben hat. Der Fabrikant ſoll im Februar
dieſes Jahres oder um dieſe Zeit den beiden anderen als Schuldner, der
ſeine Zahlungen eingeſtellt hat, in Kenntnis ſeiner Zahlungsunfähigkeit
in der Abſicht, ſie vor den übrigen Gläubigern zu begünſtigen,
Sicherun=
gen oder Befriedigungen gewährt zu haben, die dieſelben nicht in der
Art oder nicht zu der Zeit zu beanſpruchen hatten; die beiden anderen
ſollen den Erſteren zu der von demſelben begangenen ſtrafbaren
Hand=
lung der Gläubigerbegünſtigung angeſtiftet haben. Die Angeklagten ſind
ſämtlich unbeſtraft. Der Fabrikant will in gutem Glauben
gehandelt=
haben. Für Gefälligkeitswechſel wollte er Sicherheit gewähren durch
von ihm angekauftes, im Heidelberger Wald lagerndes Holz, über das
er nicht ohne Zuſtimmung desjenigen, der ihm die Gefälligkeit getan,
verfügen wollte. Im Februar 1926 wurde Geſchäftsaufſicht verhängt,
dann aber das förmliche Konkursverfahven eröffnet. Der Fuhrmann des
Fabrikanten hat dem einen der Bürgen zu deſſen Sicherung Holz (
Bret=
er) zugefahren, das aber dann doch ſpäter in die Konkursmaſſe fiel. Im
anderen Falle wurde das Holz noch unter Verrechnung der Wechſelſchuld
förmlich verkauft. Der Staatsanwalt erachtet, in dem einen Falle des
Verſprechens der Sicherheitsgewährung durch das Heidelberger Holz liege
eine ſtrafbare Handlung nicht vor, wohl aber im anderen Falle; hier
ſeien indes mildernde Umſtände für den Täter und den Anſtifter gegeben,
die zur Sicherheit gewährten Bretter ſeien ja in die Konkursmaſſe
ge=
fallen. Die Verteidigung des Gemeinſchuldners ſtellt darauf ab, de
dieſer mit der Begünſtigung nicht einverſtanden geweſen, durch
Unter=
laſſen jeder Tätigkeit könne eine Begünſtigung hinſichtlich der Wegnahme
der Bretter nicht begangen werden, der Gemeinſchuldner müſſe deshalb
auch in dem weiteren Falle der Anklage freigeſprochen werden. Der
Ge=
meinſchuldner erhält unter Freiſprechung im übrigen eine Geldſtrafe
von 150 Mark; die gleiche Geldſtrafe der Anſtifter im Falle der
Ueberlaſſung der Bretter; der weiter der Anſtiftung Angeklagte erzielt
Freiſprechung.
Kunſtnotizen.
Ueber Werts, Künfder und künffüieriſche Deranſſaltungen, deren lm Nachſtebenden drwignung
geſchiebt, beban ſich die Redartion ihr Ürtell vor.
— Reſidenz=Theater: „Die Inſel der Träume”, der
neueſte Ufafilm nach dem Roman von Paul Roſenhayn gelangt ab heute
zur Vorführung. Unter der bewährten Regie von Paul Ludwig Stein
ind in den Hauptrollen Liane Haid, Alfons Fryland und Harry Liedtke
beſchäftigt. Namen, die an und für ſich ſchon den Erfolg verbürgen.
Für die Photographie zeichnet Curt Courant, ſür die Bauten Walter
Reimann. Es iſt ein überaus ſpannender Abenteurerroman, der da vor
den Augen des Publikums abrollt, zugleich aber auch ein intereſſanter
Beitrag zur Sittengeſchichte unſerer Zeit, da in packender Weiſe das
Milieu geſchildert wird, in dem ein Teil der ruſſiſchen Emigranten lebt,
einſtige Nabobs, die über Nacht zu Bettlern oder Hochſtaplern geworden
ſind. — Als weiterer Film: „Wie erziehe ich meine Frau”. Ein Ratgeber
für Eheleute und ſolche, die es werden wollen.
Parlamentariſches.
Eine Anfrage der Abgg. Fenchel, Heraeus, Schott und
Balſer lautet:
Durch Kauf vom 12. Juli 1921 hat der Heſſiſche Staat den geſamten
Beſitz des Grafen Altleiningen=Weſterburg in Ilbenſtadt erworben.
Aus=
drücklich ſind in dem Kaufvertrag die mit der Herrſchaft Ilbenſtadt
ver=
bundenen kirchlichen Rechte und Laſten auf den Staat übergegangen. Als
Laſten werden bezeichnet: 1. Zur Pfarrbeſoldung Aſſenheim jährlich
2,86 Hektoliter Korn; 2. zur Pfarrbeſoldung Bönſtadt jährlich 17,92
Hektoliter Korn; 3. die Bau= und Unterhaltungspflicht an der
Pfarrhof=
reite zu Södel; 4. desgleichen an der Pfarrhofreite Rendel. Die
Lei=
ſtungen zu 1 und 2 werden ohne Angabe von Gründen ſeit 1923 trotz
Nahnung nicht erfüllt, ud die Bauverpflichtungen zu 3 und 4 werden
nur unter Vorbehalt und ehne eine Verpflichtung anzuerkennen, erfüllt.
Hierüber iſt in den erwähnten Kirchengemeinden eine Beunruhigung
ein=
getreten, und ſie werden auf den Rechtsweg gegenüber dem Staat
ge=
drängt. Seit vielen Jahrhunderten beſtehen dieſe Verpflichtungen.
Weder das ehemalige Kloſter Ilbenſtadt noch deſſen Rechtsnachfolger, der
Graf Altleiningen=Weſterburg, haben jemals die Leiſtungen beſtritten
oder ihre Erfüllung verweigert. Der Heſſiſche Staat tur dies. — Wir
fragen die Regierung, was ſie zu tun gedenkt, um dieſen Beſchwerden
bzuhelfen.
Tageskalender für Dienstag, den 22. Juni 1926.
Landestheater Großes Haus, Anfang 7½ Uhr, Ende 10¾
Uhr, K 18 (Bühnenvolksbund): „Die Zauberflöte” — Kleines
Haus: Keine Vorſtellung. — Orpheum: Keine Vorſtellung.
Kinovorſtellungen: Union=, Reſidenz=Theater, Palaſt=
Lichtſpiele.
Nummer 174
Seite 6
Aus Heſſen.
50. Jahrfeier
der Freiwilligen Feuerwehr Eberſiadi.
H. Eberſtadt hat ein ſchönes Feſt erlebt. Alle, die daran teilnahmen,
werden es in ihrem Leben nie vergeſſen. Für die Freiwillige
Feuer=
wehr iſt das Jubilänmsfeſt zu einem Markſtein in ihrer Geſchichte
ge=
worden. Von neuem durfte die Wehr erfahren, wie innig ſich die
Be=
völkerung mit ihr verbunden fühlt, wie dankbar ſie ihr gegenüber iſt in
Anerkennung ihres edlen Zweckes willen. Rein äußerlich ſchon zeigte
ſich dieSympathie und Zuneigung in der reichen Beflaggung und
Schmückung der Häuſer und Straßen des Ortes. Niemand in der großen
Gemeinde, der nicht auch innerlich an dem Ehrentage der Wehr herzlichen
Anteil genommen hätte. Für ſie, für ihre treuen wackeren Mannen haben
alle ein fühlend Herz gehabt. Jubelnd ſchlug es ihnen am Samstag
und Sonntag entgegen. Alle haben von dem Geiſte geatmet, der ſie
be=
ſeelt. Und die Wehr wieder erkannte, welche Achtung, Wertſchätzung
und Liebe ſie in unſerer Gemeinde genießt. In ihr iſt an ihrem Feſte
von neuem lebendig geworden das hohe Lied der Nächſtenliebe und der
Wille, es damit auch weiterhin ernſt zu nehmen. So darf geſagt werden,
daß das Jubiläum auch ſeine befruchtende Seite gehabt hat. Als Vorbild
dient das Beiſpiel, daß der Wehr ein Stamm erhalten geblieben iſt,
deſſen Aeſte teilweiſe auf eine 40=jährige und höhere Dienſtzeit
zurück=
blicken konnten, darunter der Ehrenoberbrandmeiſter Ludwig Dächert
der ſich zu den Gründern der Wehr rechnen kann und das Glück genas;
das Feſt in ſeltener körperlicher Friſche im 73. Lebensjahre mitzuerleben.
Daß es der Wehr aber auch an einem ſchönen Feſtwetter nicht gebrach,
mag ſie als ein fneundliches Zeichen Jupiters buichen, der ihren
Stoß=
ſeufzer, mit dem vielen Regen doch wenigſtens für die Feſttage Schluß
zumachen, gnädigſt erhört hatte.
Der Verlauf des Feſtes.
Eingeleitet wurde das Jubiläum des 50jährigen Beſtehens der
Frei=
willigen Feuerwehr Eberſtadts durch einen wirklich ſolennen Feſtkommers
am Samstag im ſchön dekorierten Saale „Zum Schwanen.‟ Etzwas ſei
gleich vorweg geſchickt: Die verſtärkte Kapelle der Wehr lieferte eine ganz
vorzügliche Feſtmuſik, auch am Feſtſonntag. Sie brachte Stimmung in
das Publikum und hielt es wach bis zum Schluß, ſtändig durch ſüürmiſchen
Beifall zu Zugaben gezwungen. Der erſte Feſtpräfident, Ludwig
Krug, begrüßte die zahlreichen Gäſte mit herzlichenWorten und brachte
ein dreifaches Hoch auf die Wehr und ein zweites auf den
Ehrenober=
brandmeiſter Dächert aus in die das Publikum begeiſtert einſtimmte.
Frl. Anna Fiſcher ſprach mit warmen Pathos einen ſchönen von Heinz
Heinrich Roth gedichteten Prolog, der, ebenſo wie das folgende lebende
Bild, den Zweck und Sinn einer Feuerwehr verherrlichte. Den übrigen
Teil des Programms ſtellten die hieſigen Gefangvereine, die, je drei
zu einem Gruppenchor vereinigt, den ſchönen Chor von Heim: „In die
Ferne” und den ebenſo ſchönen Männerchor von Uthmann: „Mein Lied‟
unter der Leitung der tüchtigen Dirigenten Pfeiffer und Möbus
zu Gehör brachten und gute Leiſtungen vollbrachten. Die drei hieſigen
Turnvereine teilten ſich in das vorgeſehene turneriſche Programm. Sie
boten Sehenswertes und trugen zu einem ſchönen Abſchluß des
Abends bei.
Der Feſtſonntag
begann mit einem großen Wecken, bei dem den beiden Feſtpräfidenten,
dem Kommandanten Schäfer und den Jubilaren Ständchen
darge=
wärtigen Wehren mit Muſik eingeholt. Dadurch entwickelte ſich ſehr
bald ein lebhafter Verkehr in dem vom Wetter begünſtigten Feſtorte.
Um 11 Uhr fand auf dem Schulhofe eine Inſpektion der Wehr durch den
Kreisfeuerwehrinfpektor Schnell ſtatt. Ihr folgte eine Angriffs= den Vertreter des Kreisamts Dieburg ſtatt. Eine größere Anzahl von
übung auf der Oberſtraße. Einer befriedigenden Kritik der Inſpektion
und Uebung auf dem Rathaushofe folgte eine Anſprache des Genannten Eine beſondere Ehrung erhielt der verdiente Spritzenmeiſter Hock der
an die Wehr mit anſchließender Ehrung des mehrerwähnten
Ehren=
oberbrandmeiſters Dächert. Dem Oberſteiger der Wehr, Adam
Dieter II. überreichte Kreisfeuerwehrinſpektor Schnell im Auftrage
der Landesregierung dus Diplom für 40jährige Dienſtzeit und das
ent=
ſprechende Dienſtabzeichen. Bürrgermeiſter Schäfer richtete ebenfalls
eine Anſprache an die Wehr, überreichte namens der Gemeinde dem
Ehrenoberbrandmeiſter Dächert eine ehrende Urkunde und zeichnete 5
Wehrleute, nämlich Georg Gerhardt II. Johanes Götz III., Jakob
Hammel, Friedrich Kölfch II., und Jakob Ludwig Meher (
Kommando=
führer), durch Ueberreichung von Diplomen für 20jährige
unmter=
brochene Dienſtzeit aus.
Um 2 Uhr nachmittags ſetzte ſich vom Mühltal aus ein impoſanter
Vereine eingeordnet waren, in den paſſierenden Straßen von der
ſpalierbildenden Bevölkerung lebhaft begrüßt. Den noch lebenden
ten Wagen einen Ehrenplatz bereitet, ein Teil der Jubilare fuhr auf der
ſchöngeſchwückten Spritze. Auf dem Feſtplatz im nahen Griesheimer
Wald angelangt, begrüßte zunächſt Bürgermeiſter Schäfer die
tauſend=
köpfige Feſtverſammlung, beſonders die auswärtigen Wehren, namens
der Gemeinde mit warmen Worten, die er in den Ruf: „Gut Wehr!”
ausklingen ließ. Der zweite Feſtpräfident, Heinz Heinrich Roth hielt
die Feſtrede, die in kraft= und ſinnvoller Weiſe das Werk der Feuerwehren
als ein Werk der Nächſtenliebe prfes und es als ſittliche Pflicht be= verletzten ins Krankenhaus nach Darmſtadt.
zeichnete, der Feuerwehr gegenüber dankbar zu ſein und ihr den Tag
verherrlichen zu helfen, den ſie im Ehren beſtehen ſolle. Er faßte ſeine
Ausführungen zuſammen in ein dreifaches Hoch auf die Freiwillige
Feuerwehr Eberſtadts, in das die Feſtverſammlung begeiſtert einſtimmte.
Das Feſt hatte inzwiſchen eine mehrtauſendköpfige Menge, es wurden
allein 4000 Feſtkarten verkauft, angezogen und verlief ohne Störung.
Kein Wunder, wo es ſich in den ſchmucken Vier= Wein= und
Kaffee=
zellen inmitten friſchen Waldesgrün bei dem erſtklaſſigen Konzert der
Feuerwehrkapelle ſo ſchön leben ließ. Am Abend erſtrahlte erſtmals Angebot belief ſich auf 7620 Mk., das höchſte auf 26385 Mk.
die Zugangsſtraße zum Feſtplatze und dieſer ſelbſt in elektriſcher
Be=
leuchtung, wofür die Gemeinde geſorgt hatte. Spät nach Mitternacht
dürfte es geweſen ſein, bis das muntere und luſtige Treiben da draußen
im Walde und auch bei dem Feſtballe im Bergſträßer Hof — auch da
ſtopfte es ſehr — erloſchen war.
* Arheilgen, A. Juni. In der letzten Sitzung des Gemeinderats
wurde mitgeteilt, daß die Innenarbeiten in den von der Gemeinde
er=
bauten Häuſern vergeben wurden. Außerdem wurde ein Schreiben des
Kreisamtes bekannt gegeben, nach welchem die Genehmigung zu der
erhöhten Zinsgarantie für die elektriſche Bahn nicht erteilt wurde. Um
nun zu einer baldigen Löfung zu kommen, wurde beſchloſſen,, auf dem
gefaßten Beſchluſſe zu beharren und das Verwaltungsſtreitverfahren
einzuleiten. Die Gemeindeſteuern ſollen vorläufig auf Grund der
vor=
jährigen Steuerbeſcheide erhoben und nach Ausgabe der neuen Beſcheide
eine Verrechnung vorgenommen werden. Die Anfchaffung einer Anzahl
Schränke für Schulzwecke fand Genehmigung. Die Neuherrichtung in
den Gemeindewohnungen wurbe gutgeheißen. Gegen die Errichtung
von Tankſtellen in der Darmſtädter und Frankfurter Straße wurden
keine Einwendungen erhoben. Von der Erſtattung von Schäden aus der
Separatiſtenzeit und für die durch die Maul= und Klauenſeuche
einge=
gangenen Tiere wurde Kenntnis genommen. Die Einladung des
Geſang=
vereins „Frohſinn” zu ſeinem am 3., 4. und 5. Juli, ſtattfindenden
50jährigen Jubelfeſte wurde zur Kemtnis gebracht. Gegen den
Vor=
wurf der Taktloſigkeit, die laut Darmſtädter Tagblatt der Ortsvorſtand
anläßlich des Turnfeſtes an den Tag gelegt habe, erhebt der
Bürger=
meiſter Proteſt. Es folgte eine geheime Sitzung. — Große Sorge
be=
reitet zur Zeit unſeren Landwirten das Wetter. Nach einem ſchönen
April haben wir ſeit Anfang Mai ausgeſprochenes Regenwetter. Kein
Tag vergeht ohne Regen. Wir haben bald den längſten Tag im Jahre
und die Zeit naht, wo die Tage wieder abnehmen, und doch haben wir
noch nicht einen Tag mit ſommerlicher Hitze gehabt. Die Feldarbeiten
verzögern ſich. Den Halm= und Hackfrüchten iſt dieſe Zeit ja gut
ge=
weſen, ſie ſtehen jetzt üppig und verheißen guten Ertrag. Für die
Heu=
ernte droht dagegen Gefahr. Heißes, ausgeſprochenes Soommerwetter
iſt nötig, um die Futterernte trocken unter Dach und Fach zu bringen.
Ein recht baldiger Witterungsumſchlag wäre ſehr erwünſcht.
* Traiſa, 21. Juni. Der bereits ſeit Dienstag voriger Woche
ver=
mißte Arbeiter und Gemeinderat Halm wurde im Walde erhängt
aufgefunden. Es liegt zweifellos Selbſtmord vor. Das Motiv zur Tat
dürfte darin zu ſuchen ſein, daß ſich der Mann, der ſonſt allgemein einen
guten Ruf genaß und eine angeſehene Perſönlichkeit war, nicht darüber
hinwegſetzen konnte, daß er infolge der wirtſchaftlichen Lage arbeitslos
werden ſollte.
* Nieder=Ramſtadt, 21. Juni. Die Generalverſammlung des hieſigen
Spar= und Darlehenskaſſenvereins fand ſtatt. Laut
Bilanz hatte die Kaſſe einen Reingewinn von etwas über 300 Mark im
Geſchäftsjahr 1925 zu verzeichnen, wovon 200 Mark dem Aufwertungs=
und der Reſt dem Reſervefonds überwieſen wurden. Aus dem
Geſchäfts=
bericht des Vorſitzenden des Aufſichtsrates, Bürgermeiſtereiſekretär
Steuernagel, ging hervor, daß der Aufwertungsfonds bereits auf über
10000 Mart angewachſen iſt. Hierbei ſind noch unberückſichtigt die
Be=
träge, welche bei dem Aufwertungsgericht angemeldet wurden und deren
Erledigung noch ausſteht. Die Einlagen ſtiegen in einem derart günſtie
Dienstag, den 22. Juni 1926
gen Verhältnis an, daß nicht allein faſt alle an die Kaſſe
herangekom=
menen Darlehnsamträge genehmigt, ſondern auch darüber hinaus noch
anſehnliche Beträge bei dem Zentralgeldinſtitut angelegt werden
konn=
ten. Im allgemeinen kann der Geſchäftsgang als ein günſtiger
bezeich=
net werden. Ungürſtig beurteilt konnte eigentlich nur das
Warenge=
ſchäft werden, weil viele der Mitglieder ſich nicht bewußt ſind, daß ſie
durch den Bezug ihrer Waren bei dem Verein, nicht nur einen
perſön=
lichen Vorteil haben, ſondern dadurch auch wieder den Gewinnanteil
der Kaſſe ſelbſt ſtärken, womit wiederum der Aufwertungsfonds
be=
trächtlich erhöht weuden kann. Es liegt daher im Intereſſe aller
Mit=
glieder, ihre Waren nur durch die Kaſſe zu beziehen. Um dies zu
er=
leichtern, wurde beſchloſſen, daß der Vereinsdiener von jetzt ab durch
Nachfragen bei den Mitgliedern Beſtellungen entgegennehmen und auf
Wunſch ins Haus brängen ſoll.
* Groß=Umſtadt, 21. Juni. Gemeinderatsſitzung. Der
Voranſchlag der Oberreal= und höheren Landwirtſchaftsſchule für 1927
wurde beſtimmungsyemäß dem Gemeinderat vorgelegt. Nach
Einſicht=
nahme und der Erläuterung einzelner Poſten iſt nichts gegen denſelben
zu erinnern. Der Buſchuß der Stadt beträgt danach rund 30 000 Mark.
Der Voranſchlag der höheren Bürger= (Mädchen= Schule lag
eben=
falls vor und wurde in allen ſeinen Teilen genehmigt. — Die Beſchlüſſe
der Feldbereinigungskommiſſion vom 10. September 1325, 1. Februar
1926 und 31. Mai 1926 bezüglich der Aufwertung der gekauften und
zugeteilten Grudſtüäcke werdenvom Gemeinderat anerkannt. — Es lag
ein Geſuch um Errichtung einer Straßentankſtelle vor dem Gaſthaus
„Zum Lamm” vor. Dasſelbe wurde abgelehnt. Dagegen wird ein
Ge=
ſuch um Ueberlaſſung von je 2 Kiefern= und Fichtenſtämmen aus der
Holzernte 1922 genchmigt — Heinrich Dörr I beabſichtigt das Grundſtück
Fl. I Nr 1189, Grabgarten an der Höchſter Straße, 1106 qm groß,
an=
zukaufen. Einem dahingehenden Geſuch wird entſprochen und die
Bürger=
meiſterei beauſtragt, den Kaufvertrag mit dem Intereſſenten
abzuſchlie=
ßen. — Das Geländer an der Stadtgrabenbrücke iſt ſchadhaft geworden.
Es wird daher dem Schloſſermeiſter Reichwein die Lieferug eines
ſchmiedeeiſernen Geländers übertragen,
r. Babenhauſen, 21. Juni. Turneriſcher Erfolg. Bei dem
am 19. und 2. d. M. in Bensheim ſtattgefundenen Gaufrauenturnfeſt
errang der hieſige Trnverein 1891 wieder ſchöne Erfolge. So waren im
Sechs= und Neunkampf der Oberſtufe Siegerinnen: Babette Breitwieſer,
Sophie Henkel und Kätha Ranis. In der Unterſtufe wurden mit
Prei=
ſen ausgezeichnet däe Turnerinnen: M. Fiſcher, E. Pilger, K. Will,
H. Bauer, G. Will und M. Kraft. Den wackeren Turnerinnen, die ſich
über die glänzende Aufnahme in Bensheim begeiſtert ausſprachen, ein
kräftiges „Gut Heil!"
Eine Rheinfahrt unternehmen kommenden
Donnerstag gemeinſam die beiden höheren Schulen von Dieburg und
Babenhauſen.
Dieburg, 19. Juni. In Mosbach fand der
Kreisfeuer=
wehrtag des Kreiſes Dieburg in Verbindung mit dem 25jährigen
Fubiläum der Freßv. Feuerwehr von Mosbach ſtatt. Die Gemeinde
Mosbach hatte ſich zum feſtlichen Empfang der auswärtigen Gäſte
ge=
ſchmückt. Der Kreisfeuerwehrtag ſtand unter Leitung des Herrn
Re=
gierungsrates Walter vom Kreisamt Dieburg. Als auswärtige Gäſte
waren erſchienen, die Herren Oberamtmann Reuter vom Bezirksamt
Obernburg und Gewerberat Greſer als Vorſitzender des
Kreisfeuer=
wehrverbandes Obernburg, ferner Herr Obevingenieur Herzog=Groß=
Umſtadt, der Heag, der in der Hauptverſammlung einen Vortrag über
dieBehandlung von Starkſtromleitungen bei Bränden und über
Kurz=
ſchluß hielt. Vertreten waren außer den Feuerwehren des Kreiſes
Die=
burg und einzelnen Bürgermeiſtereien des Kreiſes noch verſchiedene
be=
nachbarte bayeriſche Feuerwehren, vor allem die Freiw. Feuerwehr
bracht wurden. Von 8 Uhr ab wurden die zahlveich eingetroffenen aus= Wenig=Umſtadt, die unter der Leitung ihres tüchtigen Kommandanten
ſich an der gemeinſchaftlichen Brandangriffübung erfolgreich
beteiligte. Nach der Hauptverſammlung fand die Verleihung von
Feuer=
wehrehrenzeichen im Auftrage des Herrn Miniſters des Innern durch
Feuerwehrleuten konnte für 25jährige Dienſte ausgezeichnet werdem.
Feuerwehr Radheim dem das Ehrenzeichen des Geſamtminiſteriums
für 40jährige treue Dienſte in feierlicher Form überreicht wurde.
An=
ſchließend fand eine kurze Feuerwehrübung ſtatt, ausgeführt von den
Feuerwehren Mosbach Radheim und Wenig=Umſtadt, die befriedigend
verlief. Nach dem Mittageſſen ſollte ein Feſtzug ſtattfinden, der infolge
des eintretenden Regenwetters leider nicht zu ſtande kam.
r. Neuſtadt i. O., 3. Juni. Letzten Sonntag fanden hier die
Wett=
kämpfe des Odenwaldgaues der Deutſchen Turnerſchaft in volkstümlichen
Uebungen ſtatt, ſtark beeinträchtigt durch Regen, der ſich beſonders in
den Ergebniſſen im Laufen und in den Sprüngen hemmend bemerkbar
wachte. Es waren 189 Turner und Turnerinnen gemeldet. In
folgen=
den Uebungen wurden die Kräfte gemeſſen: 100, 200, 400, 800, 1500,
Feſtzug in Bewegung, dem etwa 30 Wehren und ſämtliche hieſigen 3000 Meter Lauf, Hochſprung über Latte Weitſprung, Dreiſprung,
Stabhoch, Weithoch, Kugelſtoßen (7,5 Kg.), Steinſtoßen (15 Kg.),
Speer=
wurf, Diskus, Schlagballwurf, Kugelſchocken. — Fünfkampf der Männer;
Gründern und Jubilaven der Wehr hatte die Gemeinde in ſchöngeſchmück= 100 Meter Lauf, Hochſprung, Weitſprung, Kugelſtoßen, Speerwurf;
deutſcher Vierkampf der Frauen: 100 Meter Lauf, Hochſprung,
Weit=
ſprung, Kugelſtoßen. Die Leiſtungen waren durchweg ſehr beachtenswert.
Waldmichelbach, 21. Juni. Schwerer Unfall. In einem
Steinbruch der Gemarkung Hartenrod wurde ein in den mittleren
Jah=
ren ſtehender verheirateter Arbeiter von einem Rollwagen überfahren.
Dabei wurde ihm ein Bein abgefahren und das andere ſtark gequetſcht.
Die ſofort herbeigerufene hieſige Sanitätskolonne brachte den Schwer=
* Fürth, 21. Juni. Arbeitsvergebung. Die zum Neubau
eines katholiſchen Pfarrhauſes im benachbarten Hammelbach
erforder=
lichen Arbeiten ſollen auf dem Wege der Submiſſion vergeben werden.
Angebote ſind bis zum 25. d. M. an die Kreisbauverwaltung
Heppen=
heim zu richten.
2 Aus dem Odenwalb, 21. Juni. Submiſſionsblüte. Einen
gewaltigen Preisunterſchied brachte die Vergebung der Maurerarbeiten
zum Kirchenbau der Gemeinde Reiſenbach bei Buchen. Das niedrigſte
Hirſchhorn, 21. Juni. Waſſerſtand des Neckars. Am 20.
Juni: 277 Meter; am 21. Juni: 2,35 Meter. — Stark fallend.
Höch=
ſter Stand geſtern morgen 10 Uhr: 2,78 Meter. Die
Kettenſchlepp=
ſchiffahrt war wegen des zu hohen Waſſerſtandes am 20. d. M. nicht
in Betrieb.
Von der Bergſtraße, 21. Juni. Die Maul= und
Klauen=
feuche iſt neuerdings wieder ausgebrochen in Bensheim, Auerbach,
Alsbach, Langwaden, Bürſtadt und Hofheim.
* Zwingenberg, 21. Jum. Beamtenwohnungen. Die
Ge=
meinde beabſichtigt ein Beamtenwohnhaus mit ſechs Wohnungen zu
er=
bauen, wodurch das Baugewerbe auch Beſchäftigung erhalten ſoll, was
ſehr zu begrüßen wäre. Prächtige Bauplätze ſind an der Straße nach
Alsbach und im Orbis vorhanden und müßte ein Platz von der
Ge=
meinde hier angekauft werden. Das Baukapital ſoll die
Landeshypo=
thekenbank in Darmſtadt zum großen Teil bereits zugeſagt haben.
Wohnungswechſel. Herr Landgerichtsrat Dr. Fuchs vom
Land=
gericht in Darmſtadt, der bisher hier wohnte, wird nach Darmſtadt
überſiedeln, wo er ſich bereits ein Haus käuflich erworben hat. Seine
hieſige prächtige Villg im Orbis ſoll er zu verbaufen beabſichtigen.
4 SitzerLimousine
330 Mark
monatliche Abzahlung
inner-
halb Jahresfrist / Anzahlung
1000 Mark inkl. Versicherung
gegen Feuer, Diebstahl,
Haft-
pflicht und Zusammenstösse
Liefkerung durch die 800 deutschen Opel-
Verketer, sowie durch die Kredit-Abt.
Adam Opel, Rüsselshelm-M.
(TV.9146)
Viernheim, 21. Juni. Gemeinderatsbericht. Zu einer
wichtigen und dringenden Sitzung hatte ſich der Gemeinderat am
Frei=
tag abend verſammelt. Als Hauptverhandlungspunkt ſtand die
Waſſer=
verſorgung Viernheims auf der Tagesordnung. Der neue Gemeinderat
entwickelte in ſeinem halbjährigen Beſtehen eine erſtaunliche Aktivität,
die, falls alle papiernen Kalkulationen und Hoffnungen richtig ſind,
jedenfalls zum wirtſchaftlichen Fortſchritt der Gemeinde viel beiträgt.
Neue Fußſteige mit Zementplatten wurden in den Hauptſtraßen
herge=
ſtellt. Die Ferngasverſorgung durch Mannheim wurde beſchloſſen und
auch bereits in Angriff genommen. Nunmehr wird mit aller Energie
die Waſſerverſorgung betrieben, die für unſere Gemeinde ſo wichtig
iſt. Nach vielen Verhandlungen mit den ſtädtiſchen Werken Mannheim
und dem Kulturbquamt Darmſtadt beſchloß der Gemeinderat nunmehr
einſtimmig, mit der Erſtellung einer Waſſerverſorgungsanlage nach dem
Projekt des Kulturbauamts noch in dieſem Jahre zu beginnen. Mit der
Ausführung des Projekts wird das Kulturbauamt Darmſtadt beauftragt,
Die Aufnahme der erforderlichen Mittel in Höhe von 500 000 Mk. bei
der Kommunalen Landesbank in Darmſtadt wird genehmigt. — Zu
Zwechen der Gaspropaganda werden 5000 Mk. verwendet. — Die Koſten
für 1700 Brezel anläßlich des Jugendtages werden auf die Gemeinde
übernommen. — Hierauf wurden die Ausſchlagsſätze der 1926er
Ge=
meindeumlagen nach lebhafter Debatte wie folgt feſtgeſetzt:
Sonder=
ſteuer 54 Pfg., Gebäude 24 Pfg., Grundſtücke 45 Pfg., Landw. Betr.=
Kap. 60 Pfg., Gew.=Betr. /Kap. 60 Pfg., Gewerbeertrag 82 Pfg. — Bei
der in den nächſten Tagen zur Zwangsverſteigerung kommenden hieſigen
Chem. Fabrik der Heſſ. Teerproduktion A.=G. wird der Bürgermeiſter
ermächtigt, bis zu 40 000 Mk. mitzubieten.
Gernsheim, 21. Juni. Waſſerſtand des Rheins. Am 21.
369 Zentimeter.
Jun;
Gießen, 21. Juni. Der Vaterländiſche Block veranſtaltete
auf dem Univerſitätsſportplatz ein Sportfeſt, das ſich einer guten
Beteili=
gung erfreute. Sechs Mannſchaften nahmen am Geländemarſch, 12
Wett=
kämpfer am Hindernislauf, 24 Schießgruppen am Kleinkaliberſchießen
teil. Der Staffellauf dunch Gießen zeigte fünf Mannſchaften. Auch die
übrigen Wettkämpfe waren ſtark beſetzt. — Auf der Ganſaburg fand ein
evangeliſches Waldfeſt ſtatt, wobei als Freilichtſpiel Andreas
Hofer zur Aufführung kam. Pfarrer Haupt=Gießen war Feſtredner,
Poſaunenchöre, und Kirchengeſangvereine wirkten mit. — Der
Natur=
heilverein veranſtaltete auf der Liebigshöhe ſein 15.
Stiftungs=
feſt mit Kinderfeſt. — Die Herbſtmeſſe iſt in Verbindung mit dem
Herbſtpferdemarkt für 26. September bis 3. Oktober feſtgelegt.
Das Hoch= und Deutſchmeiſter=Orcheſter — Kapelle des
ehemaligen berühmten Wiener Regiments — wird Ende Juli in der
Volkshalle ein großes Konzert geben.
* Groß=Felda, 21. Juni. Seltenes Jagdglück hatte ein
Förſter in Oberohmen zu verzeichnen. Er ſaß auf dem Anſtand, als
plötzlich kurz hintereinander zwei Rehböcke, erſchienen, die er mit den
zwei Schüſſen ſeiner Doppelflinte erlegte.
Lang=Göns, 21. Juni. Ein Miſſionsfeſt mit Dekanatsfeſt
fand geſtern ſtatt. Aus der geſamten Umgegend hatten ſich zahlreiche
Teilnehmer eingefunden. Der Hauptgottesdienſt in der Kinche war
überaus ſtark beſucht. Zum Eingang ſpielte der Poſaunenchor Lang=
Göns, verſtärkt durch Bläſer aus Klein=Linden unter Leitung von Boller=
Lang=Göns, einen Choral. Feſtprediger Dromershaus aus Frankfurt
ſprach über die Worte des verlorenen Sohnes: „Ich will mich aufmachen
und zu meinem Vater gehen.‟ Den Altardienſt verſah Ortsgeiſtlicher
Pfarrer Wahl. Der Kirchengeſangverein Klein=Linden ſang unter
Lei=
tung ſeines Dirigenten Germer zwei Chöre: „Die güldne Sonne” und
„Nach deiner Macht‟. Die beiden Nachmittagsgottesdienſte wurden vor
der Kirche abgehalten, es ſprachen Pfarrer Dromershaus über die Weiſen
aus dem Morgenland, Dekan Gußmann=Kirchberg und die Vertreter
der Hermannsburger und der Baſeler Miſſionsgeſellſchaften über die
äußere Miſſion in den verſchiedenſten Miſſionsgebieten von Aſien, Afrika
und Guinea. Eine Kollekte für die äußere Miſſion ſchloß ſich an die
Gottesdienſte.
* Bad=Salzhauſen, 21. Juni. Geſtern fand die Gedächtnisfeier an
das hundertjährige Beſtehen unſeres Kurhauſes unter
ſtarker Beteiligung der Bewohner von Nidda und Umgegend ſtatt. Die
Badedirektion hatte im Verein mit dem Verkehrsberein Nidda=
Salzhau=
ſen eine Feſtordnung aufgeſtellt, die ſich dank des günſtigen Wetters
programmäßig abwickeln konnte und einen würdigen Verlauf, nahm.
Vormittags fand im Konzerthaus ein Feſtgottesdienſt ſtatt, der durch
Mitwirkung muſikaliſcher und geſanglicher Kräfte aus Nidda und den
Nachbarorten verſchönert wurde. Anſchließend erfolgte eine Führung
durch die Kuranlagen zur Beſichtigung der Lithiumquelle, der
Stahl=
quelle und der Schwefelquelle, der Gradierwerke des
Kaufmannserho=
lungsheims und Ernſt=Ludwig=Heims. Das Feſteſſen wurde im Kurhaus
eingenommen. Nachmittags begann im Beiſein von Vertretern der
Be=
hörden der Feſtakt im Konzerthaus. Die rühmlichſt bekannte
Militär=
kapelle Topp aus Gießen ſorgte für eine gute Unterhaltung.
Butzbach, 21. Juni. Todesſturz vom Scheunengerüſt,
Der 53 Jahre alte Gaſtwirt Diehl in dem benachbarten
Oberhör=
gern ſtürzte beim Futterholen in der Scheune vom Gerüſt und bliet
bewußtlos in der Tenne liegen. Er hatte ſich ſchwere Schädelverletzungen
zugezogen, an deren Folgen er bald darauf verſtarb.
Rund=Funk=Programme.
Frankfurt.
Dienſtag, 22. Juni. 4.30: Hausorch.: Pückini (geb. 22. Juni
1858). Fant. „Das Mädchen aus dem goldenen Weſten”.
— Arie
des Rudolf „Wie eiskalt iſt dies Händchen” a. „La Boheme‟. —
Fant. „Tosca
— Arie des Linkerton „Leb wohl mein Blütenreick
„Madame Butterfly”. — Fant. „Manon Lescaut”. — Arie des
Des Grieux „Wo lebte wohl ein Weſen” a. Manon Lescau
Fant. „Gianni Schicchi”
Mitw.: Hans Brandt, Tenor,
v. Frankf.
Opernhaus. O. 5.45: Leſeſtunde: Aus Pitt und For” von Fr.
Huch.
— 6.15: Uebertr. von Caſſel: „Die Blumen in Wald un
Feld”, Vortr. Schulz, Leiter des Bot. Gartens Caſſel. O. 6.45:
„Das Heufieber”, Vortrag v. Prof. Dr. Alwens. O 7.15: Stunde
der Frankf. Vere. für Heimatkunde. O 7.30: Engliſche
Literatur=
probe
O 7.45: Engliſcher Sprachunterricht. O 8.15: Alte Nacht
muſik”. Locatelli (1693—1764): Trio für Flöte, op. 3, Nr. 1. —
Zwei Lautenlieder: „Mit Lieb’ bin ich umfangen”: „Gut Nacht
Küffner (1776—1856): Serenade, op. 49.
Drei Lautenlieder=
„Schönſtes Schätzchen”; „Wo find’ ich denn deines Vaters Haus”
„Szina kumm vör de Dör”. — Küffner: Serenade, op. 4. Ausf.:
Herm. Munk=Hannover (Sänger zur Laute). Mitw.; Alfr.
Ti=
bursky, Flöte: Alfr. Meinel, Violine. Am Flügel: Dr. Merten.
9.15: Uebertr. von Caſſel: Konzert des Streichquartetts des
Caſſeler Staatstheaters.
Stuttgart.
Dienstag, 22. Junf. 4: Aus dem Reiche der Frau. O 4.15:
Funkorcheſter „Mehul: Ouv. „Die Jagd‟‟
Puccini: Fant.
Madame Butterfly”, Fant. „Tosca”, Fant. „Manon Lescaut”.
Fant. aus „La Boheme‟, S 6.15: Dr. Schneider: Japaniſch
Lyrik. O 6.45: Morſe=Kurſus. Für Fortgeſchr. O 7.15: Dr.
Rüdiger: Erlebniſſe und Eindrücke von einer Grenzlandfahrt.
„Fortunios. Lied
Lyriſche Oper in einem Akt von Offenbach.
Perſ.: Fortunio, Advokat: G. Ott; Marie, ſeine Gattim: Maria
Fiechtl; Paul, Valentin, Emil, Georg, Schreiber bei Fortunio:
bekanntgegeben.
Berlin.
Dienstag, 22. Juni. 12: Viertelſtunde für den Landwirt.
O 3.45: Stunde mit Büchern. O. 5: Funk=Kapelle. Spendſen:
Feſt=
polonaiſe. — Gungl: Amoretten=Tänze. —
Balfe: Ouv. „
Zigeu=
nerin”
— Frederikſen: Aus dem Nordlande, Suite. — Sudeſſi: De
Loin, Marietta. — Ed. May: Haſt du denn das gewollt, Boſton. —
B=ahms: Ung. Tänze, Nr. 4. O 6.45: Ing. Fladerich: Fließende
Fertigung im deutſchen Kraftwagenbau. O 7:
Prof. Dr. Manes:
Streifzüge in die Verſicherungswiſſenſchaft. O 7.30: Dr. Keßler:
Der Rertungsdienſt auf dem Wannſee und dem anſchließenden
Havelgebiet”, O 7.55: Prof. Dr. Wegener: Der deutſche Rhein.
d 8.30: Du mein Berlin, Spiel der Wellen von Hans Brennert.
Mitw.: Annemarie Haſe, Senta Söneland, Wilhelm Bendow, Alfred
Braun, Paul Graetz (Funk=Orch.).
Stettin.
7.30: Oberbürgermeiſter Dr. Ackermann: „Der
Stettiner Hafen”. O 8.30: Konzert. Leßle: Streichquartett op 12
Streichquartett d. Städt. Orch. Stettin. — Schubert: Um Brunnen
vor dem Tore. — Werner: Heidenröslein (Stadtſetr. Erbar, Tenor;
G. Clemens, Bariton: Emil Schlez, Baß; H. Vockerodt, Baß. Die
letzten drei vom Stadtth. Stettin).
Heitere Rezitationen (Ernſt
Helmbach v. Stadtth. Stettin). —
Silcher: Oberſchwäbſches
Tanz=
liedchen. — Kirchl: Der Schmied.
— Heitere Rezitationen (
Helm=
bach). — Weber: Lützows wilde Jagd. — Prinz Eug=7, der edle
Ritter, Volksweiſe.
Königswuſterhauſen. Dienstag, 22. Juni. 3: C. S1. Alfieri u.
Frl. v. Eyſeren: Spaniſch für Anfänger. O 3.30: Direktorin von
Röſſing: Die Lehrkräfte der Verkäuferinnenſchule. O 4:
Gewerbeober=
lehrer Dalichow: Die Berufsſchule für Fleiſcher. O 4.30: Mitt. des
Zentralinſtitutes. O. 5: Margerit Barth, Jugendleiterin;: Kinder
geſelligkeit.
Nummer 171
Dienstag, der 22. Juni 1926
Seite 7
Reich und Ausland.
* Frankfurter Chronik.
Liebesdrama im Frankfurder Hauptbahnhof.
Samstag nachmittag gegen 5 Uhr wurde den Frankfurter Nachrichten
zufolge im Südausgang des Frankfurter Hauptbahnhofes die etwa
2jährige Marie Kleeſpieß aus Gelnhauſen von dem 36jährigen
Gra=
veur Kurt Hanſchmann aus Leipzig durch mehrere Schüſſe
niederge=
ſtreckt. Das Mädchen brach ſchwer verletzt zuſammen und wurde ſofort
ins Krankenhaus geſchafft und operiert. Der Täter gibt an, das
lungenleidende Mädchen auf deſſen Wunſch niedergeſchoſſen zu haben.
Er ſelbſt wollte ſich nach der Tat gleichfalls erſchießen, wurde jedoch
gehindert und feſtgenommen. Der Zuſtand des Mädchens iſt
hoff=
nungslos.
Der „Deutſche Fleiſcher=Verband”
dem über 60 000 deutſche Fleiſchermeiſter als Mitglieder angehören,
hält vom 28. Juni bis 1. Juli im Heidelberg ſeinen diesjährigen
Ver=
bandstag ab. Die geſamte deutſche Zollgeſetzgebung, ſoweit ſie Vieh,
Fleiſch, Gefrierfleiſch, Fette uſw. betrifft, ſoll einer ausführlichen
Be=
handlung unterzogen werden.
Zugentgleiſung.
fm. Heidelberg. Sonntag früh entgleiſte bei Neckarhauſen ein
Güterzug, der das Geleiſe ſperrte und den Zugverkehr zwiſchen
Heidel=
berg Würzburg und Heidelberg—Meckesheim zum Teil erheblich ſtörte.
Die Aufräumungsarbeiten waren in drei Stunden ſo weit gefördert,
daß der Verkehr zunächſt eingleiſig wieder aufgenommen werden
konnte. Verletzt wurde niemand.
Brand in einer Schreinerei.
Im. Mannheim. Durch Fahrläſſigkeit entſtand in der Nacht
zum Sonntag in einer Möbelſchreinerei in der Käfertalerſtraße ein
Zrand, der das Dach, ſowie die Einrichtungen und Holzvorräte ſchwer
beſchädigte. Der Schaden iſt bedeutend.
* Blutiges Ehedrama.
fm. Lörrach. Ein hier wohnender Arbeiter geriet mit ſeiner Frau
in Streit, in deſſen Verlauf er ſchoß und ſeine Frau am Halſe
ſchwer verletzte. Der Täter wurde von der Polizei feſtgenommen, die
Frau wurde ins Krankenhaus eingeliefert.
Betrüger mit außer Kurs geſetzten Geldſcheinen.
fm. Karlsruhe. In verſchiedenen badiſchen Orten wurden
Ge=
ſchäftsleute durch Einnahme außer Kurs geſetzter Geldſcheine geſchädigt.
Unter anderem wurden alte 50 Mark=Darlehnskaſſenſcheine vom 5.
Au=
guſt 1914 in Zahlung gegeben; auch mit alten Billionenſcheinen die
zuſammengefaltet in Zahlung gegeben wurden, arbeiteten die Betrüger,
die noch nicht feſtgenommen werden konnten.
* Totſchlag und Selbſtmord.
fm. Karlsruhe. Ende voriger Woche wurde in
Altſchweier=
eine 53 Jahre alte Frau begraben, die plötzlich geſtorben war. Da
Stimmen laut wurden, daß der Tod der Frau nicht unter natürlichen
Umſtänden erfolgt ſei, wurde die Leiche ausgegraben und ſeziert. Dabei
ergab ſich, daß der Frau die Hirnſchale eingeſchlagen worden war. Der
Ehemann, der die Tat im Rauſch begangen hatte, erhängte ſich nach
ſeier Ginlieferung im Gefängnis.
Das Hochwaſſer des Bodenſees.
km. Konſtanz. Die diesmalige Periode des Hochwaſſers
er=
reichte am Sonntag einen gewiſſen Höhepunkt. In der Nacht zum
Sonntag ſtieg der Bodenſee um rund neun Zentimeter. Das Rondell
im Konſtanzer Stadtgarten iſt bereits überflutet. Doch iſt jetzt ein
Stillſtand des Steigens des Waſſers feſtzuſtellen. Die Niederungen an den
Ufern des Sees ſind zu Waſſerbuchten geworden. Die Riedwieſen ſind
ſämtlich überſchwemmt. Das Hochwaſſer des Bodenſees ſpielt auch der
Inſel Reichenau übel mit. Durch die Ueberflutung iſt die Inſel kleiner
geworden; die tiefer gelegenen Grundſtücke ſtehen ſämtlich unter Waſſer.
Irgendeine Ernte dürfte auf ihnen nicht mehr zu erwarten ſein; Ställe
und Keller mußten geräumt werden. Das Hochwaſſer ſcheint aus der
Inſel drei Inſeln machen zu wollen, indem es die Verbindungsſtraßen
überflutet. Die Abwicklung des Verkehrs ſtößt auf Schwierigkeiten.
Erdrutſche.
Konſtanz. Auf der Weſtſeite eines Tales im Amt Stockach ſind
am Sonntag als Folge der großen Niederſchläge der letzten Woche
um=
fangreiche Erdmaſſen ins Rutſchen gekommen, die ſich langſam zu Tal
verſchieben. Zwei Gebäude im Dorfe Zizenhauſen, die rechtzeitig
ge=
räumt werden konnten, wurden verſchüttet.
Großer Silberdiebſtahl in Kaſſel.
WSN. Kaſſel. Vor einigen Tagen wurde in Kaſſel ein großer
Wohnungseinbruch verübt. Den Dieben fiel dabei u. a. ein
Brillant=
diadem im Werte von 4000 Mark, ſowie zahlreiche andere Gegenſtände,
wie Uhren, Silberzeug uſw. in die Hände. Der Wert der geſtohlenen
Sachen beträgt ungefähr 6000 Mark. Leihanſtalten, Goldarbeiter und
Goldaufkäufer werden vor Ankauf gewarnt.
Weiteres Steigen der Elbe.
TI. Dresden. Nachdem am Samstag abend die Waſſerflut um
3.50 Meter über Null zurückgegangen war, begann abends acht Uhr das
Waſſer wieder zu ſteigen. Die Waſſerbaudirektion nimmt an, daß das
Anwachſen den ganzen Mittag über anhalten wird und am Montag
abend der Dresdener Elbepegel einen Stand von 4,10 Meter über Nult
erreichen wird.
Schwerer Autounfall.
Görlitz. Das Auto des Baſaltwerkbeſitzers Kraze aus Görlitz
fuhr auf dem Wege nach Frankfurt a. d. Oder auf einen Sandhaufen
und dann gegen einen Baum. Die drei Inſaſſen wurden
herausge=
ſchleudert. Frau Kraze erhielt ſchwere Kopfverletzungen und verſtarb
alsdann. Herr Kraze wurde leichter verletzt. Der Chauffeur blieb
un=
verletzt. Die Schuldfrage iſt noch nicht geklärt.
Ein Reichswehrſoldat in Trier feſtgenommen.
Berlin. In das franzöſiſche Militärgefängnis wurde der
Reichswehrſoldat Scheer aus Flensburg eingeliefert, der ſich ohne
Erlaubnis der Beſatzungsbehörden bei ſeinen Verwandten in Bitburg
aufgehalten hatte und dort von franzöſiſchen Gendarmen feſtgenommen
worden war.
Eine Internationale Luftfahrtausſtellung in Berlin.
Bei einer kürzlich ſtattgefundenen Beſprechung zwiſchen Vertretern
aller am Luftfahrtweſen intereſſierten Organiſationen, Verbände und
Behörden wurde im Prinzip die Veranſtaltung einer Internationalen
Ausſtellung für Luftfahrtweken in der Neichshauptſtadt von allen
Teil=
nehmern gutgeheißen. Bezüglich der Fragen, ob die Ausſtellung
inter=
national oder nur international ausgeſtaltet werden foll und ob der
Zeitpunkt der Durchſührung Herbſt 1927 oder das Frühjahr 1928 ſein
ſoll, wird die Entſcheidung endgültig in der kommenden Woche fallen,
Die Ausſtellung ſoll alle Gebiete des Luftfahrtweſens umfaſſen; ſie wird
vor allem neben der Darſtellung des modernen Luftfahrtweſens auch eine
Schau der hiſtoriſchen Entwicklung bringen. Als Ausſtellungsgelände
ſind alle drei Hallen am Kaiſerdamm vorgeſehen.
Bundestag des Bundes deuiſcher iechniſcher
Zollbeamten.
Breslau. Der Bund deutſcher techniſcher Zollbeamten E. V.
hielt ſeinen 24. Bundestag in Breslau in den Räumen des
Landes=
hauſes ab. Als Vertreter des Reichsminiſters der Finanzen begrüßte
der Präſident des Landesfinanzamtes Breslau, Hammann, die aus allen
deutſchen Gauen zuſammengekommenen Zollbeamten. Im
Mittel=
punkte der Verhandlungen ſtanden die verantwortliche Tätigkeit der
Leiter der Bezirkszollinſpektionen und die Frage der Vereinfachung der
Verwaltungstätigkeit. Hiepbei wurde zum Ausdruck gebracht, daß es
im Intereſſe der deutſchen Wirtſchaft läge, die Befugniſſe der bezirklichen
Dienſtſtellen inſoweit zu erweitern, daß der unnötig lange
Inſtanzen=
weg bis zum Reichsfinanzminiſterium verringert und nur für
grund=
ſätzliche Fragen in Anſpruch genommen würde. Zur Erreichung dieſes
notwendigen Zieles wurden die Wege für die geeignete Vor= und
Aus=
bildung der leitenden Beamten des zolltechniſchen Dienſtes gewieſen,
wie dies in anderen außerdeutſchen Ländern im Intereſſe ihrer eigenen
Wirtſchaft und des Ausfuhrhandels geſchehen iſt. Umſo dringender
wird dieſe Frage zu löſen ſein, als die durch den Verſailler Vertrag
in Mittel= und Oſteuropa geſchaffenen neuen Wirtſchaftsverhältniſſe
dem Deutſchen Reiche nicht nur überaus wertvolle Abſatzgebiete
genom=
men haben, ſondern dieſe Staaten auch verſuchen, mit hohen Zollmauern
und überaus komplizierten Zollvorſchriften ihre nationale Wirtſchaft
zu fördern. In perſönlicher Beziehung wurde erneut darauf
hinge=
wieſen, daß der Vertrag, der bei der Bildung einer einheitlichen
Reichs=
zollverwaltung mit den Beamten der früheren Länderzollverwaltungen
abgeſchloſſen wurde, und der den leitenden Beamten des zolltechniſchen
Dienſtes die früher herausgehobene Stellung gewährleiſten ſollte, bis
heute noch nicht erfüllt ſei. Es wäre bedauerlich, wenn dieſe
Unter=
bewertung verantwortlicher Dienſtſtellungen vielleicht zu einer
Dienſt=
verdroſſenheit der beteiligten Beamten führen würde. Am Ende der
Tagung wurde beſchloſſen, die hundertjährige Wiederkehr des für die
deutſche Wirtſchaft ſo bedeutungsvollen Gründungstages des deutſchen
Zollvereins (22. März 1833) in würdiger Weiſe dem deutſchen Volke
in Erinnerung zu bringen. Das Ereignis jenes Tages bedeutete
gleich=
zeitig den Anfang der Errichtung einer deutſchen Zollverwaltung und
wirkte ſich politiſch aus in der Gründung des Deutſchen Reiches.
30 Perſonen an Fleiſchvergiftung erkrankt.
Im Laufe der letzten Tage ſind in Kalkberge=Rüdersdorf bei Berlin
30 Perſonen an ſchwerer Fleiſchvergiftung erkrankt, die ſie ſich durch
den Genuß von Schabefleiſch zugezogen haben. Das Fleiſch ſtammt aus
einer Schlächterei in Kalkberge, die es in Berlin gekauft hatte. *
Schlächterei iſt vorläufig von der Polizei geſchloſſen worden. Fünf
beſonders ſchwer erkrankte Perſonen mußten ins Krankenhaus
trans=
portiert werden, da bei ihnen Lebensgefahr beſteht.
Zu den Unterſchleifen bei der Reichsbahn in Frankfurt a. d. O.
Wie die „Voſſiſche Zeitung” aus Frankfurt a. d. Oder meldet,
handelt es ſich bei den verhafteten Beamten um den techniſchen
Eiſen=
bahninſpektor Jüngling, der in den Betriebswerkſtätten in Frankfurt
a. d. Oder tätig war. Weitere Beamte ſollen in die Unterſuchung
ein=
bezogen worden ſein. Die nunmehr abgeſchloſſenen Gutachten der
Sach=
verſtändigen haben dem „Lokglanzeiger” zufolge ergeben, daß allein die
bei dem Umbau des Bahnhofs Neubentſchen hinterzogenen Summen
über 4 Millionen Mark betragen. Insgeſamt ſoll die Reichsbahn um
etwa 15—16 Millionen geſchädigt worden ſein.
Tod in den Bergen.
DD. Wien. Ende voriger Woche traf in Admont ein Telegramm
ein, in dem mitgeteilt wurde, daß drei Touriſten aus Wien, die
von Admont aus eine Partie unternommen hatten, nicht zurückgekehrt
ſeien. Eine Rettungsexpedition brach ſofort auf und fand die
Ver=
mißten als Leichen auf. Sie lagen jedoch an einer Stelle, die wegen des
hohen Schnees nicht zugängig war. Auch von Wien aus trafen
Ret=
tungsexpeditionen ein, die mit der erſten Expedition erneut zur Bergung
der Leichen aufbrachen.
Ein Fund aus der Steinzeit.
Moskau. In dem Dorfe Suponewe bei Brianſk wurde am
Fluß=
ufer eine Wohnſtätte aus der Steinzeit entdeckt. Mit dieſer Entdeckung
wird, wie die Telegraphenagentur der Sowfetunion hervorhebt, die in
der Wiſſenſchaft vertretene Anſicht, daß der Menſch der frühen Steinzeit
unter den ſtrengen klimatiſchen Verhältniſſen Nordrußlands nicht leben
konnte, widerlegt.
Riefenfeldbrand in Italien.
DD. Mailand. In der Nähe von Settimo San Pietro iſt ein
rieſiger Feldbrand ausgebrochen, der ſich in raſender Schnelligkeit
aus=
dehnte. Die Ernte von 80 Herktar iſt vernichtet. Die mit Feldarbeiten
be=
ſchäftigten Bauern mußten in größter Eile flüchten. Ein Mädchen kam
in den Flammen um. Das Feuer iſt durch den Funkenwurf einer
Loko=
motive entſtanden.
Sieben Tote bei einem Zugzuſammenſtoß in Frankreich.
TU. Paris. Bei Tours entgleiſte der Eilzug Paris-Bovdeaux.
Sieben Perſonen wurden getötet und 30 verletzt, darunter ſieben ſchwer.
Die Maſchine ſtürzte in einen 7 Meter tiefen Graben. Ein
Perſonen=
wagen und ein Packwagen wurden ineinandergeſchoben.
Sängerfeſt in Philadelphia.
Philadelphia. Hier wurde das Sängerfeſt des nordöſtlichen
Sängerbundes mit einem Feſtkonzert bei einem Rieſenbeſuch eröffnet.
Bundespräſident Henninger erklärte in ſeiner Eröffnungsrede u. a.:
8 Jahre nach Beendigung des unglücklichen Krieges, welcher auch d.
Ideen des Bundes ſo ſchwer geſchadet hat, feiern wir wieder das
Sängerfeſt und endlich ſcheint das alte Band, das ſtets die alte Heimat
mit dem Adoptivland vertnüpft, ſich wieder nen um die alte und neue
Heimat zu ſchlingen.
Briefkaſten.
A. Z. 1. Ja. 2. Es entſpricht der Verkehrsſitte, daß ein Haus in
dem Leute zur Miete wohnen, am Tage für den Verkehr offen zu halten
iſt. 3. An ſich können Sie Schadenserſatz verlangen, wenn Ihnen
nach=
weislich durch ein Verhalten, das gegen 88 226, 826 B.G.B. verſtößt,
Schaden zugefügt wurde. 4. Da die Anbringung eines Briefkaſtens am
Hauſe nach der Verkehrsſitte ſchon mit Rückſicht auf den von Ihnen
aus=
geübten nicht verwehrt werden kann, ſteht der beabſichtigten Aufſchrift
nichts im Wege. 5. Ja, natürlich.
H. S. 91. Da bleibt nichts übrig, als ſich mit der Verkäuferin
güt=
lich zu verſtändigen.
V. K. in E. Die Landwirtſchaftskammer hier wird auf Anfrage
ge=
eignete Mittel angeben.
Wetterbericht.
Wettervorausſage für Mittwoch, den 23. Juni 1926.
nach der Wetterlage vom 21. Juni 1926.
Zunächſt weiter vielfach heiter bis wolkig und durchweg trocken
Die Heſſiſche Wetterdienſtſtelle.
bei ſpäterer Trübung.
Sport, Spiel und Turnen.
Kegeln.
200 Kugelkampf.
Am verfloſſenen Sonnttage fand dieſes echt ſportliche Kegeln, das
ſeit dem 16. Mai 1926 im Gange iſt, ſeinen Abſchluß. Es erreichten
in den beiden letzten Tagen: 1. Seibert=Haſſia 1023 Holz. 2. Gebhardt=
K. K. 23 985 Holz. 3. Becher=Donnerst.=Geſ. 973 Holz. 4. Eitenmüller=
Haſſia 968 Holz. 5. Ott=Molly 945 Holz. 6. Schmitt=Keglerluſt 934
Holz. 7. Bäumer=Chattia 908 Holz. 8. Dillemuth=Donnerst.=Geſ. 902
Holz. 9. Horn=Sportkegler 851 Holz. 10. Walter=Konkordia 710 Holz.
Allgemeines über den 200 Kugelkampf.
Was alle Erwartungen überſtieg, iſt eingetreten. 64 Kegelbrüder
fanden an dem Kegeln Intereſſe und gaben ihre Meldungen dem
Sportausſchuſſe ab. Bei dieſem Kampfe handelte es ſich nicht um die
Erringung beſonderer Siegeslorbeeren, ſondern um ein gutes Training
und einen Verſuch darüber, wem es gelänge, die für Erringung des
Sportabzeichens geforderte Zahl von 1100 zu erringen. Dabei war noch
die Abſicht verbunden, zu erproben, wie die Dauerleiſtung von einer
Stunde bei 200 Kugeln, ſich auf den Körper auswirke. Das Kegeln
dieſer Art lehrte, daß die Anforderungen für Erringung des
Sportab=
zeichens auf Aſphalt recht ſchwere ſind. Dies ergibt ſich am beſten
daraus, daß von den 64 Kegelbrüdern nur einer die Zahl 1100 erreicht
hat. Dies war, wie bereits früher betont, Kegelbruder Scherer=Haſſia,
der 1109 Holz für ſich buchen durfte. Eine prächtige Leiſtung, die alle
Anerkennung verdient. Ihm fällt die ausgeſetzte Medaille zu. —
Eine ſehr anerkennenswerte Leiſtung brachte auch Sportwart
Schöne=
feld zuſtande, der mit 1090 Holz an zweiter Stelle rangiert. Ihm
wäre es ſicher auch gelungen 1100 Holz zu erreichen, wenn er nicht bei
einigen Serien ſich auf Handwalzen umgeſtellt hätte. Den auf Aſphalt
üblichen Durchſchnitt von 5 Holz und mehr erreichten 23 Kegelbrüder,
Die beſte 10er Serie gelang Scherer mit 74 Holz, während Bangert=
Kranz die beſte 50er Serie mit 294 Holz erreichte. — Die Auswirkungen
des Kegelns auf den Körper waren im allgemeinen gute. Alle
Körper=
teile werden bei einem derartigen Kegeln in Bewegung geſetzt und eine
gute Blutzirkulation bewirkt. Die meiſten Kegler bemerken von einer
Ermüdung wenig und waren erſtaunt, als ſchon der Schlußruf ertönte.
— Es beſtätigte ſich, daß das Kegeln, nach ſportlichen Regeln betrieben,
eine gute Leibesübung darſtellt.
Fußball.
Fußballwerbetag in Weiterſtadt.
Vor mehr als 300 Zuſchauern, begünſtigt durch herrliches Wetter,
nahm am verfloſſenen Sonntag der Fußballwerbetag des Sportvereins
Weiterſtadt einen glänzenden Verlauf. — Den Auftakt bildete das Spiel
der 2. Mannſchaft gegen die 3. Viktoria Griesheim, das bis ¼ Stunde
noch unentſchieden ſtand und in dem Weiterſtadts 2. noch unverdient
0:2 unterliegen mußte.
Weiterſtadts alte Herren—alte Herren Union Darmſtadt 2:8 (0:4).
Weiterſtadts Mannſchaft, die zum erſten Male ſpielte, hatte einige
Schwächen aufzuweiſen. Dieſe nützte Union (in verſtärkter Aufſtellung)
gut aus und konnte das Reſultat auf dieſe Höhe bringen. Weiterſtadt
hatte verfehlt, für das 1. Spiel ſeiner alten Herren eine ſolche
ſpiel=
ſtarke Mannſchaft zu verpflichten.
Sp. V. Weiterſtadt 1.—komb. 1. und 2. Viktoria Griesheim 5:2 (1:2).
Weiterſtadts 1. Mannſchaft hat verdient gewonnen und konnte
all=
gemein gefallen. Die Verteidigung mit Torwart war gut. Jedoch de
Sturm fand ſich erſt gegen Ende der 1. Spielhälfte zum ſchönen
Kom=
binationsſpiele zuſammen. Griesheims Mannſchaft war gleichwertig,
ſie ließ jedoch in der 2. Halbzeit bedenklich nach, was Weiterſtadt 1
zum Siege verholfen hat.
Schwimmen.
Internationales Schwimmfeſt von Poſeidon Berlin.
Auch die Fortſetzung des Poſeidonſchwimmfeſtes brachte die
erwar=
teten ſcharfen Kämpfe. Ueberraſchend kam das Verſagen des Leipziger
Heinrich, der im 1000 Meter Freiſtil nur den vierten Platz belegen
konnte. Lauffer hatte ein leichtes Gewinnen gegen den Magdeburger
Heidtmann, Heinrich wurde im Spurt noch von dem Amerikaner Webb
abgefangen. Im 100 Meter Bruſtſchwimmen konnte der Ungar Jung
nicht über den dritten Platz hinaus. Kummert=Magdeburg ſicherte ſich
das Rennen nach hartem Kampf knapp gegen den Berliner Möller. Die
Ergebniſſe: 2. 4mal 100 Meter Lagenſtaffel: 1. Poſeidon Berlin 5:19
Min., 2. Berliner Schwimmklub. — 100 Meter Freiſtil für Damen: 1.
Darkow=Spandau 1:25,6 Min.;
2. Braun=Berlin. — Große Staffel (100,
200, 300 Meter): 1. Magdeburg 96 8:082 Min.; 2. Weſtfalen
Dort=
mund 8:08,4 Min. — 4mal 100 Meter Lagenſtaffel: 1. Hellas
Magde=
burg 5:02 Min.: 2. Berlin 89 5:13,8. — 2. 100 Meter Freiſtil: 1. Galle=
Berlin 1:09,4 Min.; 2. Mehlberg=Berlin 1:10,2; 3. Jung=Berlin.
Springen: 1. Liebſchläger=Zeitz 97,08 Punkte; 2. Luger=Berlin 96,4;
3. Schumm=Köln 95,24. — Junioren=Lagenſtaffel 4mal 100 Meter: 1.
Berliner Schwimmklub 5:44,8 Min. — 100 Meter Freiſtilſchwimmen=
1. Walter Lauffer=Amerika 1:03 Min.: 2. Heidtmann=Magdeburg 1:04
Min.; 3. Ruſſel Webb=Amerika 1:05 Min.; 4. Heinrich=Leipzig 1:05
Min. — Bruſtſchwimmen 100 Meter: 1. Kummert=Magdeburg 1:25
Min.; 2. Möller=Berlin 1:25,6 Min.: 3. Jung=Budapeſt 1:26 Min.
Im weiteren Verlauf des Poſeidon=Schwimmfeſtes gab es noch
recht intereſſante Kämpfe und als Senſation des Tages einen
Welt=
rekord des Amerikaners Walter Lauffer, der die 100 Meter Rücken in
1:11,2 Min, durchſchwamm. Der bisherige Weltrekord ſtand auf 1:12,4
wurde alſo recht beträchtlich unterboten. Heinrich=Leipzig trat hier nicht
an. — 2. Bruſtſchwimmen 100 Meter: 1. Hügel=Berlin 1:22,8 Min.; 2.
Lauſſe=Berlin 1:25,8. — Damen=Bruſtſchwimmen 100 Meter: 1. Frl.
Zimmermann=Berlin 1:37,2 Min. — 2. Freiſtilſtaffel (100, 200. 400,
200, 100 Meter): 1. Poſeidon Berlin 14:01,7 Min. — Gemiſchtes
Turm=
ſpringen: 1. Luber=Berlin 95,92 Punkte; 2. Schumm=Köhn 89,/46.
400 Meter Freiſtilſchwimmen: 1. Mießbach=Leipzig 5:51,9 Min.; 2.
Hand=
ſchuhmacher=Dortmund. — 2. Rückenſchwimmen 10 Meter: 1. Carſch=
Ber=
lin 1:21,9 Min. — 3mal 100 Meter Freiſtilſtaffel für Damen: 1.
Span=
dau 04 4:244 Min. — Große Berliner Staffel 6mal 100 Mete
Magdeburg 96 7:07,2 Min.; 2. Berlin 89 — 100 Meter
Rückenſchwim=
men: 1. Walter Lauffer=Amerika 1:11,2 (Weltrekord); 2. Dahlem=
Ruhr=
ort 1:20 Min.: 3. Crentſchel=Leipzig. — Waſſerballſpiel: Hellas
Magde=
burg—NSC. Budapeſt 6:0 (1:0).
Hauptſchriftleitung: Rudolf Mauve
Verantwortlich für Politik und Wirtſchaft: Rudolf Mauve
für
Verantwortl
ſilleton und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeie
Verantwortlich für Sport: Dr. E.
n Buhlmann
Verantwortl
h für Schlußdient: Andreas Bauer
Verantwortlich für den Iinſeratenteil: Willy Kuhle
Druch und Verlag: L. C. Wittich — ſämtlich in Darmſtadt.
Die heutige Nummer hat 42 Geiſten.
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(1,9153
*
D
Male
DttIN
Seite 8
Dienstag, den 22. Juni 1926
Nummer 171
Der Freiballon.
Von Profeſſor Eberhardt, Darmſtadt.
Der Freiballon dient der Meteorologie zu wiſſenſchaftlichen
Fahrten, zwecks Erforſchung der Geheimniſſe unſerer Atmoſphäre,
der Lufthülle des Erdballs. Weiter bildet er heute das einfachſte
und beſte Mittel, zukünftige Konſtrukteure von Luftfahrzeugen
aller Art mit dem wechſelvollen Elemente vertraut zu machen, in
dem ſich ſpäter ihre Fahrzeuge zu bewegen haben. Insbeſondere
dient er dazu zukünftig praktiſch im Fahr= oder Flugdienſt tätige
Perſonen einzuweihen in die Eigenarten des Mediums, in dem
ſie heimiſch werden müſſen.
Dieſe Zuſammengehörigkeit, dieſes Vertrautſein des
Luft=
fahrers mit den mächtigen Geiſtern der Atmoſphäre, vermittel
ſich ihm nicht im Flugzeug oder Luftſchiff, das mit mehrfacher
D=Zug=Geſchwindigkeit Luft und Wolken zerreißt.
Nur im Freiballon iſt er eins mit der Atmoſphäre, ein Teil
ihrer ſelbſt. Er ſieht in der Wolke das ununterbrochene
Ent=
ſtehen und Vergehen ihrer Beſtandteile, da er ſich ſelbſt mit ihr,
in ihr bewegt, mit der gleichen Geſchwindigkeit.
Er erkennt, die von der Erde oder von Bergeshöhe geſehene
ſſcharf umriſſene Kumuluswolke iſt kein fertiges Produkt, ſondern
ein ſich abſpielender Prozeß. Er erkennt, während der
wechſel=
vollen Fahrten bei verſchiedener Wetterlage und verſchiedener
Jahreszeiten klar die drohende Gewitterbildung, trotzdem ſich
für den meteorologiſch ungeſchulten Laien noch keinerlei Anzeichen
bemerkbar machen. Er weiß dann ſpäter als Flieger oder
Luft=
ſchiffer, wie er das kommende Wärmegewitter umläuft, wie er
dem Frontgewitter vorauseilt, oder es, rechtzeitig landend,
vor=
überziehen läßt.
Die für den Luftfahrer unbedingt erforderliche theoretiſch
meteorologiſche Schulung findet ihre praktiſche Krönung in der
Ausbildung im Freiballon. Nicht umſonſt bezeichnet man ſie als
die „hohe Schule der Luftfahrt”
Die wiſſenſchaftliche Bedeutung des Freiballons wurde in
vollſtändiger Form erſt von deutſchen Meteorologen, den
Pro=
feſſoren Berſon und Süring, unter beſonderer Mithilfe von
Prof. Aßmann und dem damaligen Oberleutnant Groß, ſpäter
Kommandeur des preußiſchen Luftſchiffbataillons, ausgenützt, in
teilweiſe ſehr gefährlichen Fahrten bis zu 10000 Meter Höhe,
aus der dieſe weltberühmten Forſcher aus eiſiger Kälte, mit
künſtlicher Sauerſtoffatmung arbeitend, oft ſchwierig gelandet
ſind, mit einer Fülle wertvollſter Beobachtungen. (Siehe das
berühmte Werk Aßmann und Berſon: „Wiſſenſchaftliche
Luft=
fahrten” 3 Bände.) Der in Deutſchland hochentwickelte „Frei
ballonſport” hat ſich, deutſchem Geiſte gemäß, von jeher auf
wiſſenſchaftliche Schulung eingeſtellt. Dies zeigt ſich auch bei uns
in der Ausſtellung des Führerzeugniſſes. Es werden mindeſtens
verlangt: 8 Fahrten, darunter eine Nachtfahrt, mindeſtens eine
Fahrt mit Leuchtgas, das ſich erheblich unruhiger fährt als der
wiel leichtere Waſſerſtoff, ſchließlich eine Alleinfahrt, und
außer=
dem eine theoretiſche Prüfung
Da Darmſtadt nun auch ſeine Freiballonfahrten hat, dank
hochherziger Stiftungen für den Lehrſtuhl für Luftfahrt an
unſerer Techniſchen Hochſchule und dank außerordentlichen
Ent=
gegenkommens der Stadt, iſt es wohl wünſchenswert, einiges
über das Weſen und die Konſtruktion eines Freiballons
mitzu=
teilen.
Die Sportleiſtung eines Freiballons wird darin erblickt
ent=
weder eine möglichſt große Strecke zurückzulegen, oder auch ſich
möglichſt lange in der Luft zu halten. Man unterſcheidet ſonach
Weit= und Dauerfahrten. Die Kunſt des Führers beſteht in
beiden Fällen im weſentlichen darin, möglichſt ſparſam mit den
Ballaſtvorräten zu wirtſchaften. Der Ballaſt wird in Form von
getrocknetem, fein geſiebtem Sand in Säcken a 15 Kilo
mit=
geführt. Die vollendete Kunſt erfordert reiche Erfahrung und
genaue Kenntnis der theoretiſchen Grundlagen über das
Ver=
halten des Ballons und ſeiner Gasfüllung, unter den
verſchie=
denen Einflüſſen der Atmoſphäre.
Ferner werden immer mehr beliebt die Zielfahrten. Auf
Grund der Wetterkarten und der Wettermeldungen verſucht der
Führer ein von ihm ſelbſt gewähltes Ziel zu erreichen, das
jeder Konkurrent vor der Abfahrt in verſchloſſenem Umſchlag dem
Startleiter übergibt. Wer dem ſelbſtgewählten Ziel am nächſten
kommt, iſt Sieger.
Der ſcheinbar unlenkbare Freiballon, „das Spiel der Winde‟
zieht in der Hand des gewiegten Führers gehorſam die
ge=
wünſchte Bahn.
Die Zielfahrt erfordert beſonders gute meteorologiſche
Schu=
lung und Erfahrung des Führers, ſowie hochentwickelte
Fahr=
kunſt. Sie bildet die beſte Vorſchule für große Fahrt, bei der
es ſich darum handelt, die Oſtſee oder Nordſee mit Sicherheit zu
paſſieren, oder auch durch Hochnehmen des Ballons, zum Beiſpiel
an der Oſtſeeküſte entlang zu laufen, um die See zu vermeiden,
wie das bei der Gordon=Bennett=Fahrt 1912 von einigen Ballons
in vorbildlicher Weiſe durchgeführt wurde.
Beim Aufſtieg wird der Freiballon vom Winde erfaßt und ſo
lange durch deſſen Druck beſchleunigt, bis er die Geſchwindigkeit
und Richtung des Windes reſtlos angenommen hat. Iſt dieſer
Beharrungszuſtand erreicht, ſo beſteht zwiſchen dem Ballon und
der ihn umgebenden Atmoſphäre kein Geſchwindigkeitsunter
ſchied mehr.
Der Luftſchiffer im Freiballon fühlt daher für gewöhnlich
keinen Windhauch, wenngleich er unter Umſtänden mit der
Geſchwindigkeit eines Schnellzuges über die Erde davongeführt
wird. Gelangt jedoch der Ballon in Luftſchichten, in denen die
Richtung oder die Geſchwindigkeit des Windes eine andere iſt
ſo ſucht ſich die ſchwere Maſſe des Freiballons zunächſt infolge
ihrer Beharrung in derſelben Richtung und mit der alten
Ge=
ſchwindigkeit weiter zu bewegen, und erſt allmählich nimmt das
Fahrzeug die Geſchwindigkeit und Richtung der Luftſtrömung an,
in die es geraten iſt. Nur in ſolchen Fällen fühlt der Luftſchiffer
während der Fahrt auf kurze Zeit Wind, und die Richtung, aus
der er den Luftzug erhält, läßt ihn wiſſen, daß ſein Fahrzeug
Richtung oder Geſchwindigkeit geändert hat und in welchem
Sinne.
Die Verſuche, die unmittelbar nach Erfindung des
Frei=
ballons (1782) angeſtellt wurden, denſelben mit Hilfe von
Segel=
flächen und Steuerrudern zu lenken, waren daher vergeblich,
denn der Wind vermag nach Eintritt des Beharrungszuſtandes
keinerlei Kräfte mehr auf irgendeinen Teil des Fahrzeuges
aus=
zuüben.
Als Form für den Gasraum wählte man von jeher die
Kugel, da ſie ein gegebenes Volumen mit der kleinſten möglichen
Oberfläche einzuſchließen vermag. Das Gewicht der Gashülle
wird alſo ein Minimum, und ein möglichſt geringes
Konſtruktions=
oder Leergewicht iſt ſelbſtverſtändlich für jegliches Luftfahrzeug
in erſter Linie anzuſtreben.
Die Gashülle muß unten ſtets offen ſein, denn das Gas
ſucht ſich energich auszudehnen, zunächſt beim Steigen, da der
äußere Luftdruck dann dauernd abnimmt, oder wenn es durch
Sonnenbeſtrahlung erwärmt wird. Die Gastemperatur kann
bei Tag bis zu 60 Grad mehr, bei Nacht bis zu 20 Grad weniger
betragen als die Lufttemperatur.
Wäre der prallgefüllte Ballon völlig geſchloſſen und das
Gas ſomit nicht in der Lage, ſich auszudehnen, ſo würde die
da=
durch bedingte Zunahme des Gasdruckes bald die
Feſtigkeits=
grenze des Ballonſtoffes erreichen, und ſchließlich die Hülle ſchon
in geringer Höhe zum Platzen bringen.
weichen kann, ſo daß oft langdauernde, gefährliche Schleiffahrten
vor der Landung in Kauf genommen werden mußten, da der
Anker in den ſeltenſten Fällen feſthielt. Von der Verwendung
eines Ankers iſt man daher ſeit langem abgekommen.
Um ein unerwünſchtes Oeffnen der Reißbahn zu verhindern,
wird die Reißleine nicht unmittelbar von der Spitze der Reißbahn
zum Korbe geführt, ſondern ſie iſt vorher durch eine Feder I in
einem am Ventil befeſtigten Ring I geſichert, aus dem ſie nur
durch einen energiſchen Ruck gelöſt werden kann (ſiehe Fig. 3).
Erſt dann iſt der Ballon klar zur Landung.
Außer der Reißbahn beſitzt der Freiballon als weiteres
Lan=
dungsorgan das Schleppſeil K, ein ſtarkes Seil aus Kockosfaſer
von zirka 100 Meter Länge, welches am Korbring befeſtigt iſt, und
zwar auf derſelben Seite, auf der ſich die Reißbahn befindet. Es
hat den Zweck, den Ballon vor der Landung ſo einzuſtellen, daß
die Reißbahn auf der Luvſeite liegt, ſo daß alſo die beim Reißen
unter dem Druck des Windes in der Fahrtrichtung zur Erde
ſinkende Hülle den Reißſchlitz ſtets oben behält, wodurch allein
eine ſchnelle Entleerung und damit eine ſichere Landung
gewähr=
leiſtet iſt. Ferner dient das Schleppſeil dazu, den Fall des
Ballons kurz vor der Erde zu mildern, da das Gewicht des
Fahrzeuges von dem Augenblick ab, in dem das Schleppſeil den
Boden berührt, allmählich um das ganze Gewicht des
Schlepp=
ſeiles entlaſtet wird.
Schließlich hat das vor der Landung auf der Erde nachge
ſchleifte Seil die Aufgabe, durch ſeinen beträchtlichen
Reibungs=
widerſtand die Fahrgeſchwindigkeit des Ballons zu bremſen.
Bei ſcharfem Wind und ſchwierigen Geländeverhältniſſen ſtell
die ſichere Durchführung einer glatten Landung hohe Anforde
rungen an die Kaltblütigkeit, Umſicht und raſche Entſchlußfähig
Der Ballon beſitzt daher ſtets am unteren Pol eine
kreis=
förmig Oeffnung A (ſiehe Fig. 1) an die ſich mittels eines
Holz=
ringes ein kurzer zylindriſcher Anſatz ſchließt, der Füllanſatz,
der außerdem bei der Füllung des Ballons zum Anſchluß der
Gasleitung dient. Der Luftdruck beträgt in zirka 6000 Meter
Höhe etwa die Hälfte des Luftdruckes an der Erde, d. h. alſo, daß
ſich das Gasvolumen des Ballons in dieſer Höhe nach dem
Geſetze von Mariotte auf das Doppelte ausgedehnt hat. Das ſich
dehnende Gas verläßt den Ballon durch den offenen Füllanſatz,
und ſtrömt bei ſchnellem Steigen rauſchend ins Freie.
Im Zenit des Ballons befindet ſich ein Ventil B, das durch
Zug an einer durch den Füllanſatz zum Korbe führenden Leine,
der Ventilleine C, geöffnet werden kann, wodurch ein Teil des
Gaſes zum Ausſtrömen gebracht wird.
Bei Nachlaſſen des Zuges an der Ventilleine ſchließt ſich das
Ventil ſelſttätig durch kräftige Federn, die den Ventilteller
gas=
dicht gegen eine Gummimembrane preſſen. Die ſchematiſche
Kon=
ſtruktion eines Ventils zeigt Fig. 2.
Die ganze Hülle umſchließt ein dichtes Netz aus Hanfſeilen
(in Fig. 1 nicht ſichtbar da der Ballon im Schnitt gezeichnet iſt),
deſſen untere Maſchen in eine Anzahl Leinen auslaufen, die
Netzleinen D, die an dem aus Stahlrohr beſtehenden Korbring E.
enden (ſiehe Fig. 1). In neuerer Zeit verwendet man auch
netz=
loſe Freiballons. Die vom Korbring auslaufenden Leinen D
führen dann zu einem Liekbogengurt, der etwas unterhalb des
Aequators auf die Hülle aufgenäht iſt. Der Korbring trägt an
kräftigen Hanfleinen den Korb zur Aufnahme der Inſaſſen
Außerdem führen vom Korbring nach oben zu dem Holzring des
Füllanſatzes zwei Leinen, die Füllanſatzleinen E, welche den
Zweck haben, den Abſtand des Füllanſatzes vom Korbringe zu
begrenzen. Ohne dieſe Leinen würde der fallende Ballon, durch
den Luftwiderſtand unten eingedrückt werden, ſtark an Gas
verlieren, und damit den Fall beſchleunigen.
Der Korb beſteht aus Weidengeflecht, da dieſes Material
große Elaſtizität beſitzt, die beim Aufſchlag auf die Erde unter
Umſtänden in hohem Maße erforderlich iſt, um eine Zerſtörung
des Korbes zu verhindern.
Als Landungsvorrichtung beſitzt ferner jeder Freiballon die
Reißbahn, das iſt ein zungenförmiger Streifen G, der, vom Zenit
bis zum Aequator der Kugel laufend, an der Hülle mittels
Para=
gummis angeklebt iſt und mit Hilfe der an ſeiner Spitze be
feſtigten und durch den Füllanſatz zum Korbe führenden
Reiß=
leine H aufgeriſſen werden kann, wodurch ein klaffender Riß in
der Hülle entſteht, der eine raſche Entleerung derſelben ſichert.
Erſt nach Erfindung und dem allgemeinen Bekanntwerden
der Reißbahn war die Möglichkeit einer ſicheren Ladung auch bei
ſcharfem Wind gegeben.
Der zur Erde gehende Ballon wird bei ſtarkem Winde mit
großer Kraft und Geſchwindigkeit über das Gelände geſchleift,
und Hinderniſſe, wie Gebäude, Bäume, Felſen uſw., können
ſchwere Kataſtrophen im Gefolge haben, wenn es nicht gelingt,
durch ſchnelle Entleerung des Gasinhaltes das Fahrzeug zum
Halten zu bringen. Dieſe Möglichkeit iſt durch die Einführung
der Reißbahn gegeben. In früheren Zeiten benutzte man als
Landungsorgane einen Anker und das Ventil, durch deſſen
ver=
hältnismäßig geringe Oeffnung der Gasinhalt nur langſam ent=
keit des Führers. Bei ſchwerem Sturm iſt eine glatte Landung
auf feſter Erde faſt unmöglich. Der Luftſchiffer muß dann Wald
oder Waſſer aufzufinden ſuchen.
Die Ausrüſtung des Freiballons an Inſtrumenten beſteht im
allgemeinen aus zwei Barometern zur Beſtimmung der Höher
lage des Fahrzeuges, und zwar aus einem Aneroid=Barometer
deſſen Zeiger den Luftdruck und die dieſem entſprechende Höhen
lage abzuleſen geſtattet, und ferner aus einem Barographei
deſſen Schreibſtift auf einem durch ein Uhrwerk in Drehung ge
ſetzten Zylinder eine Höhenkurve aufzeichnet, die die
Höhenla=
des Ballons für jeden Augenblick der Fahrt feſthält.
Aus dieſen beiden Höhenmeſſern erkennt der Luftſchiff
eine Aenderung der Höhenlage ſeines Fahrzeuges jedoch nicht
ſchnell, als es ihm erwünſcht iſt, da ſich der Zeiger bzw. d
Schreibſtift ſehr langſam und für das Auge kaum wahrnehmb
bewegt. Aus dieſem Grunde gehört zur Ausrüſtung des Fr
ballons noch das Statoſkop ein Apparat, der ſofort die Aend
rung der Höhenlage verrät. Er beſteht aus einem Aluminiut
gehäuſe mit einer kreisrunden Oeffnung, welche wit einer Gu
mimembrane verſchloſſen iſt. An eine weitere Oeffnung des (
häuſes iſt ein kurzer Gummiſchbauch angeſchloſſen. Drückt me
dieſen mit der Hand zu, ſo dehnt ſich beim Steigen des Ballo
die nun im Innern des Gehäuſes eingeſchloſſene Luft unter de
Nachlaſſen des Luftdruckes aus und zieht ſich umgekehrt bei
Fallen des Fahrzeuges zuſammen. Hierdurch wird die Gumr
membrane in einem Fall nach außen, im anderen nach innen
drückt welche Bewegung mechaniſch auf einen Zeiger übertvag
wird, deſſen Ausſchlag nach der einen oder anderen Seite aug
blicklich Intenſität und Sinn einer Vertikalbewegung angibt.
Ferner braucht der Luftſchiffer Ballonkompaß und Karte
damit er ſich ſtets über Fahrtrichtung und Gelände orientie
kann.
Die neuerdings konſtruierten Ballonkompaſſe, die cardaniſ
außerhalb der Bordwand aufgehängt ſind, geſtatten durch
mit dem Kompaß verbundenes Fernrohr, nicht nur die Fahrt
richtung, ſondern auch die Fahrtgeſchwindigkeit abzuleſen,
lange man die Erde ſieht.
Beide Größen ſind ſehr wichtig, namentlich dann, wenn ba
geſchloſſene Wolkenſchichten zu paſſieren ſind, und der Ball
über der Oberfläche des Wolkenmeeres weiter fährt.
Ueber oder in geſchloſſenen Wolkenſchichten hört jede Orie
tierung auf. Alles ſteht ſcheinbar ſtill. Unbeweglich ſteht d
Ballon über dem blendend weißen Wolkenmeer, darüber wö
ſich tiefblauer Himmel und heiß ſtrahlt die Sonne auf die gel=
Kugel. Das Gas wird ſtark erwärmt, gegenüber der umgebend
eiſig kalten Luft.
Der Luftſchiffer ſchätzt nun die Aenderung von Richtung u
Geſchwindigkeit des Windes in der erſtiegenen Höhe, auf Grur
ſeiner meteorologiſchen Kenntniſſe und der ihm bekannten We
terlage. Er zeichnet die wahrſcheinliche Fahrtlinie in ſeine Kart
ein, und kann zu jeder Zeit angeben, wo er ſich ungefähr befinde
In der Nähe des Meeres, oder feindlicher Grenzen wird e
der Sicherheit halber öfters unter die Wolken gehen und ſich di
Gegend anſehen und danach ſeine geſchätzte Fahrtlinie korrigiere
Dieſes Manöver koſtet freilich Ballaſt, denn der durch Vent
zug unter die Wolkendecke gezwungene Ballon geht nach Ab
bremſen der Fallbewegung in ſeine alte Gleichgewichtshöhe, d.
über die Wolken zurück, und überſteigt ſie noch um einiges in
folge des abgeworfenen Ballaſtes. Ohne Bremſung würde de
Ballon bis zur Erde durchfallen, da die Gleichgewichtslage ein
Ballons keine ſtabile iſt.
Es wird noch intereſſieren, was mit einem ſolchen Freiballe
ſportlich geleiſtet werden kann.
Den Weltrekord für Dauer und Strecke hält zurzeit de
Ingenieur Hugo Kaulen, der am 13. Dezember 1913 in Bitter
feld ſtartete, und den 1600 Kubikmeter faſſenden Ballon „Dui
burg” in ununterbrochener 87ſtündiger Fahrt über die enorn
Strecke von 3600 Kilometer führte. Die Landung erfolgte M
Perm nahe der ruſſiſch=ſibiriſchen Grenze. Die für die Weitfahr
maßgebende Luftlinie betrug 2800 Kilometer.
Damit war der bisher von den Franzoſen gehaltene Welt
rekord von 2425 Kilometern (Paris bis Charkow) an Deutſch
land gebracht.
Die Abfahrt erfolgte in Bitterfeld am 13. Dezember um
3 Uhr nachmittags, die Landung gegen 6 Uhr morgens ar
17. Dezember. Der Ballon mußte alſo durch vier lange und
kalte Winternächte gebracht werden, eine ſtrapaziöſe Leiſtung, die
an die Ausdauer und Zähigkeit der Beſatzung die höchſten
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Tagung des Hauptausſchuſſes des
DeutſchenInduſtrie=und Handelstages
Der Deutſche Induſtrie= und Handelstag hielt
unter dem Vorſitz ſeines Präſidenten Franz von
Mendels=
ohn die diesjährige Sommertagung ſeines
Hauptaus=
ſchuſſes ab, die auf Einladung der Leipziger Handelskammer
in Leipzig ſtattfand.
Nach einer Begrüßung, die im Namen der ſächſiſchen
Staats=
regierung Miniſterialdirektor Dr. Kliem vom ſächſiſchen
Wirt=
ſchafsminiſterium überbrachte, nahm das Wort Staatsſekretär Dr.
Trendelenburg vom Reichswirtſchaftsminiſterium zu einem
Vortrag über „Aufgaben und Vorbereitung der
InternationalenWeltwirtſchaftskonferenz des
Völkerbundes.‟ Der Redner ſchilderte die Entftehung, den
Verlauf und das Arbeitsergebnis der vorbereitenden Konferenz
und brachte zum Ausdruck, wie die deutſchen Teilnehmer den
Ein=
druck gewonnen haben, daß aus der öffentlichen Meinung heraus
ſich gute Möglichkeiten für ein internationales Zuſammenwirken
auf einer Weltwirtſchaftskonferenz ergeben haben. Die Mitarbeit
Deutſchlands ſei in vollem Umfange begrüßt worden. Die
Welt=
wirtſchaftskonferenz iſt nicht die erſte internationale Konferenz,
die ſich mit Welwwirtſchaftsfragen befaßt und an der ſich
Deutſch=
land beteiligt. Neben ihr ſtehen die Arbeiten der Internationalen
Handelskammer und die der Interparlamentariſchen Konferenz.
Von dieſen drei Stellen genießt die Welwirtſchaftskonferenz wohl
die ſtärkſte amtliche Autorität, da ſie unter der unmittelbaren
Lei=
tung des Völkerbundes ſteht und ſich die allgemeinſten Aufgaben
geſetzt hat.
Dem Vortrag fügte Staatsſekretär a. D. Meyer, M. d. R.,
Syndikus der Handelskammer Beulin, als Teilnehmer der
Londoner Tagung der Interparlamentariſchen
Union, einen Bericht über deren Ergebniſſe an.
Reichsminiſter a. D. Hamm, Präſidialmitglied des
Deut=
ſchen Induſtrie= und Handelstages, erörterte die mit dieſen
Fra=
gen zuſammenhängenden Arbeitsaufgaben und Möglichkeiten der
dritten in Betracht kommenden internationalen Stelle, nämlich
der Internationalen Handelskammer und ihrer
deutſchen Mitgliedskörperſchaften.
Sodann hielt Profeſſor Dr. Wiedenfeld von der
Uni=
verſität Leipzig einen längeren Vortrag über „Sachſen in
Deutſch=
lands Volkswirtſchaft”.
In einem Referat über „Sozialhaushalt und Reform der
Sozialverſicherung” behandelte Dr. Lohmann vom Deutſchen
Induſtrie= und Handelstag, die Höhe des Sozialetats.
Der Redner erkannte an, daß die Sozialverſicherung und ſoziale
Fürſorge nicht als Laſt ſchlechthin bezeichnet werden dürfen, da
ſie als notwendiger Teil der Wirtſchafts= und Staatsordnung im
Sinne einer auch für die Wirtſchaft unendbehrlichen Stetigkeit der
Arbeits= wie der Kaufkraft wirken. Die gegenwärtige Notlage auf
dem Arbeitsmarkt erfordert hohe Aufwendungen. Um ſo mehr
miſſe dafür geſorgt werden, daß vor Beginn ſozialer
Teilrefor=
men der ſoziale Geſamtauſwand und die Geſamtlage der
Wirt=
ſchaft betrachtet und nur innerhalb eines einheitlichen, die
Be=
laſtungsgrenzen umſchreibenden Sozialhaushalts etwa
notwen=
dige Aenderungen vorgenommen werden.
In der Ausſprache erkannte Miniſterialdirektor
Grie=
ſer vom Reichsarbeitsminiſterium die ſachliche Behandlung an.
Die Feſtſtellung, daß die Sozialpolitik als Teil der
Wirtſchafts=
politik behandelt werden wüſſe, fand in der Ausſprache ſtarke
Unterſtreichung.
Frankfurter Effektenbörſe.
Frankfurt a. M., 21. Juni.
Eine ganz enorme Aufwärtsbewegung kennzeichnete den Beginn der
neuen Woche an der Börſe. Der ſehr ruhige Verlauf des geſtrigen
Wahltages gab der Börſe die nötige Vorbedingung für die ſich heute
entwickelnde außerordentlich lebhafte Kauftätigkeit. Namentlich die
J.G. Werte ſtanden im Brennpunkt des zeitweiſe ſtürmiſchen Geſchäftes.
Man will Käufe aus Verwaltungskreiſen der J.G. feſtgeſtellt haben,
anderſeits wird behauptet, daß Auslandskäufe in dieſem Papier die ſtarke
Kursſteigerung veranlaßt haben . Es läßt ſich ſchwer ſagen, welche von
beiden Verſionen die richtige iſt; Tatſache aber iſt jedenfalls, daß auch
Berlin am hieſigen Platze als Käufer in J.G. Werten auftrat, was
übrigens auch für die Montanwerte zutrifft. Der J.G. Kurs eröffnete
bereits mit 208 und ſtieg dann in ſchneller Folge bis zur erſten Notiz
auf 214,75. Gleich darauf ſtreifte der Kurs 220, und war dann mit
218,5 zeitweiſe fixiert. Der Kursgewinn gegen Samstag beträgt alſo
zirka 17 Prozent. Auf allen übrigen Gebieten war die Umſatztätigkeit
bedeutend kleiner und dementſprechend die Kursbeſſerungen geringer.
Aber auf dem Montanmarkt ergaben ſich doch auch Gewinne von 3 bis
5 Prozent, die ſich im weiteren Verlaufe ebenfalls noch ſteigerten.
Be=
ſonders wurden Rheinſtahl und Phönix gehandelt. Verhältnismäßig ſtill
war die Tendenz auf dem Elektro= und Schiffahrtsmarkte. Erſterer
hatte Kursbeſſerungen von nur 1 bis 2 Prozent zu verzeichnen,
wäh=
rend ſich die Schiffahrtswerte nur gut behaupten konnten. Größere
Kursbeſſerungen wieſen dagegen die Banken heute auf, von denen
Danatbank und Deutſche Bank 5 Prozent gewinnen konnten. Deutſche
Anleihen und ausländiſche Renten blieben vollkommen vernachläſſigt,
aber behauptet. Auch im Freiverkehr war die Tendenz ſehr ſtill, aber
feſter. Becker Stahl 23,5; Benz 67,5; Brown Boveri 97,5; Entrepriſe
7,5; Growag 60; Krügershall 114; Ufa 38,5 und Unterfranken 81.
Nach einer vorübergehenden leichten Abſchwächung für J.G. z. B. auf
217 befeſtigte ſich der Markt erneut, ſo daß die J.G. Werte bald wieder
ihren höchſten Tageskurs erreichen konnten. Die Börſe ſchloß
darauf=
hin in außerordentlich feſter und zuverſichtlicher Haltung. Der
Geld=
markt blieb weiter außerordentlich leicht. Tägliches Geld 4 Prozent.
Auch an der Nachbörſe erfuhr die abnorme Steigerung der Farbenwerte
keine Unterbrechung. Gegen 3 Uhr nannte man J.G. Farbeninduſtrie
mit 225.
Berliner Effektenbörſe.
Berlin, 21. Juni.
Wegen des Volksentſcheides war die Börſe darauf eingeſtellt
ge=
weſen, daß der Entſcheid in der tatſächlich eingetretenen Ziffer fallen
werde. Die Aufwärtsbewegung war in der Vorwoche durch allerlei
Sorgen im Zuſammenhang mit dem Volksentſcheid gehemmt worden.
Da dieſe Beeinträchtigung nunmehr fortgefallen iſt, und das Publikum
ſich am Terminmarkt ſtärker beteiligte und vor allem das Ausland in
Erwerbungen in den bekannten deutſchen Standard=Papieren in großem
Umfange fortfuhr, gewann die Hauſſe=Bewegung an Ausdehnung und
bei angeregtem zeitweiſe ſehr lebhaftem Geſchäft erfolgte beträchtliche
und zum Teil ſprunghafte Kursſteigerungen. Der unverändert leichte
Geldſtand trug dazu das ſeinige bei. Die ſenſationelle ſtürmiſche
Auf=
wärtsbewegung der Farbeninduſtrieaktien, die in raſchen Sprüngen
an=
zogen, ſtand im Mittelpunkt des Intereſſes und war vornehmlich auf
ſtarke ausländiſche Käufe zurückzuführen. In ſtrammer
Aufwärtsbe=
wegung befanden ſich auch alle Montan= Elektrizitäts=, chemiſche,
Wag=
gon= und Maſchinenaktien, denen ſich die bisher vernachläſſigten
Kali=
aktien anſchloſſen. Die Kursſteigerungen hielten ſich im Rahmen von
2—6 Prozent und neben Eiſen waren es vor allem auch wieder die Stein=
und Braunkohlenwerte, ſowie die Papiere der Brennſtoffgruppe (Köln=
Rottweiler, Dynamit=Nobel) ferner Siemens und Halske, Erdöl, um nur
die wichtigſten herauszugreifen, in denen große Umſätze ſtattfanden. Auch
Schiffahrtswerte liegen um 1—4 Prozent höher. Die Nachricht von der
endgültigen Verſchiebung der Freigabeverhandlungen wegen der
Ver=
tagung des Kongreſſes bis zum Herbſt machte keinen Eindruck, weil die
Börſe darauf bereits eingeſtellt war. Auch Bankaktien ſetzten ihre
Auf=
wärtsbewegung bei 4 bis 2prozentigen Kursbeſſerungen fort. Bot ſo
der Terminmarkt bei ſteigenden Kurſen ein Bild angeregteſter
Geſchäfts=
tätigkeit, ſo war das große Gebiet der zu Einheitskurſen gehandelten
Induſtriepapiere doch nicht mehr wie bisher vernachläſſigt, weil ſich
das Puplikum allmählich ſtärker hierfür zu intereſſieren beginnt. Am
Rentenmarkt iſt das Intereſſe für Standard=Obligationen namentlich
der Serie 4 und im Zuſammenhang damit auch für andere
Standard=
werte weiter wach. Rheiniſche wertbeſtändige Anleihen änderten ihren
Kursſtand nur unbedeutend. Von landſchaftlichen Goldpfandbriefen
verloren oſtpreußiſche 1,10 Prozent von ihrer letzttätigen Kursſteigerung.
Vorkriegs=Hypothekenpfandbriefe vermochten ihren Kursſtand neuerdings
um 20—40 Pfennig aufzubeſſern. Trotz gelegentlicher Schwankungen
blieb die Grundſtimmung auf den Terminmärkten auch im Verlaufe
ausgeſprochen feſt. Von Deviſen waren Paris und Brüſſel
internatio=
nal erholt, ſo daß die Notierungen für Deviſe Paris 24 und für Deviſe
Brüſſel bis 5 höher wurde.
Auch im weiteren Verlauf blieb die Haltung feſt. Die
anfäng=
lichen Steigerungen konnten nicht nur faſt durchſchnittlich aufrecht
er=
halten werden, ſondern ſetzten ſich vielfach weiter fort. Unter ſtarken
Schwankungen gewannen Farbeninduſtrie ſchließlich weitere 6 Prozent
gegenüber dem Anfangskurſe. Privatdiskont beide Sichten 4,5 Prozent.
Gegen Schluß der Börſe nahm die Spekulation Gewinnſicherungen vor,
in deren Folge ſich das Kursniveau faſt allgemein abſchwächte.
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Wirtſchaftliche Rundſchau.
Hauptverſammlungen des Burbach=Konzerns. Geſtern fanden in
Magdeburg die Jahresverſammlungen folgender Geſellſchaften des
Burbach=Konzerns ſtatt: Der Gewerkſchaften Burbach, Walbeck,
Salz=
münde, Günthershall, Schwarzburg, Hildasglück, Carlshall, Volkenroda,
Beienrode, Wilhelmshall=Oelsburg, ſowie der Aktiengeſellſchaften
Krü=
gershall, Wittekind und Niederſachſen. Die Tagung wurde vom
Vor=
ſitzenden durch einen Vortrag über die Lage der Kalinduſtrie
einge=
leitet. Das laufende Geſchäftsjahr habe bisher einen nicht
unweſent=
lichen Abſatzrückgang gegenüber 1925 gebracht, der ſich von Januar bis
Mai auf rund 1,4 Millionen Doppelzentner oder 12 Prozent beläuft.
Da dieſer Ausfall hauptſächlich im Inlande eingetreten ſei, muß auch die
Kaliinduſtrie darauf hinwirken, daß der deutſchen Landwirtſchaft
ge=
holfen wird. Deshalb habe ſich das Kaliſyndikat an der zur Feſtigung
des Roggenpreiſes gegründeten Getreidehandelsgeſellſchaft namhaft
be=
teiligt. Dafür muß aber auch von der Landwirtſchaft erwartet werden,
daß ſie für die ſchwierige Lage der Kalündurſtrie Verſtändnis zeige und
einſehe, daß die Kalipreiſe auf ihrem ganz anormalen Stand nicht
ver=
bleiben können. Die Kaliinduſtrie ſei in dieſer Hinſicht nicht mit der
Stickſtoffinduſtrie zu vergleichen, die mit ganz neuen
Produktionsver=
fahren arbeite, während die Kaliwerke auf ihre natürlichen
Lager=
ſtätten angewieſen ſeien und einen Fortſchritt nur durch Verbeſſerung
ihrer Anlagen herbeiführen können. Von allgemeiner Bedeutung ſei
die vom Kaliſyndikat für die geſamte Induſtrie aufgenommene
Aus=
landsanleihe.
Der Betriebsſtand des Burbach=Konzerns iſt folgender: Es arbeiten
mit Fabrik Burbach=Bartensleben, Krügershall, Volkenroda, Beienrode
und Niederſachſen. Wittekind gewinnt Kainit und Steinſalz,
Wilhelms=
hall=Oelsburg macht Aufſchlußarbeiten, um möglichſt bald vollquotenreif
zu werden. Endgültig ſtillgelegt ſeien Walbeck, Buchberg, Schwarzburg,
Carlshall und Glückauf=Bertha, während Salzmünde und Günthershall
als Bereitſchaftswerke in Reſerve ſtehen. Hinſichtlich der Bilanzen ſei
zu erwähnen, daß ſich die Abſchreibungen in der üblichen Höhe halten
und bei den ſtillgelegten Werken ſo bemeſſen ſind, daß ſie mit Abſchluß
der Stillegungsperiode endigen. Angeſichts der Geſamtlage der
Kali=
induſtrie habe ſich die Konzernleitung nur ſchwer entſchloſſen, bei den
Betriebswerken eine Dividende vorzuſchlagen. Entſcheidend für dieſen
Entſchluß war die Rückſicht auf den allgemeinen Wirtſchaftsſtand, die es,
da die Gewerken und Aktionäre ſeit dem Ausbruch des Krieges nichts
erhalten haben, erfordere, endlich einen Ertrag zu ſehen, um nicht
völ=
lig den Mut zu verlieven.
In den ſich anſchließenden einzelnen Verſammlungen wurden die
Regularien glatt erledigt und ausſcheidende Verwaltungsmitglieder
wiedergewählt, ſoweit ſie nicht auf ihre Wiedevwahl verzichtet hatten.
Bei der Aktiengeſellſchaft Krügershall erfolgte die Zuwahl des um die
Entwicklung der badiſchen Kaliinduſtrie beſonders verdienten
Staats=
rates Dr. Marum in Karlsruhe. Die Ausſchüttung folgender
Dividen=
den wurde einſtimmig beſchloſſen: Bei den Gewerkſchaften Burbach 1
Million RM., Volkenroda 800 000 RM., Beienrode 500 000 RM., bei den
Aktiengeſellſchaften Krügershall 10 Prozent, Wittekind und Niederſachſen
je 8 Prozent. Bei Krügershall wurde die Verlegung des Sitzes vom
Halle nach Teutſchenthal ſowie der Austauſch eines Feldes mit den
Mansfeldſchen Kaliwerken genehmigt. Gemäß dem Vorſchlage des
Vor=
ſitzenden erteilten die Gewerkenverſammlungen von Salzmünde,
Carls=
hall, Hildasglück und Schwarzburg ihre Zuſtimmung, daß an Stelle des
Grubenvorſtandes auch ein Repräſentant gewählt werden kann. Die
Gewerkenverſammlungen von Günthershall und Schwarzburg beſchloſſen
die Abſtoßung von wertvollen Braunkohlen= und Erzfeldern.
Enzinger Unionwerke A. G., Mannheim. Die Gewinn= und
Verluſt=
rechnung ſchließt nach 346 612 Mk. (im Vorjahre 230 514 Mk.)
Abſchrei=
bungen mit einem Reingewinn von 578 308 Mk. (294 120 Mk.) ab. Die
heutige Generalverſammlung beſchloß, daraus eine Dividende von ſechs
Prozent (4 Prozent) zu verteilen und 103 321 Mk. (54 196 Mk.) auf neue
Rechnung vorzutragen. Zur Erhöhung der Liquidität wurde beſchloſſen,
von den vorhandenen 470 000 Mk. Vorzugsaktien 450 000 Mk. einzuziehen
und das Aktienkapital ſo auf 6,6 Millionen abzurunden. Der Reſt von
20 000 Mk. Aktien ſoll vergeben werden. Da die Vorratsaktien der
Ge=
ſellſchaft zur freien Verſügung ſtehen und in der Bilanz nicht bewertet
ſind, kommt ein Entgelt nicht in Frage. Der freiwerdende Betrag wird
zu Abſchreibungen verwendet. Aus Altersgründen haben die Herren
Thelen=Berlin und Seb. Uhlmann=Berlin auf ihren Sitz im Aufſichtsrat
verzichtet. Die Geſchäfte im neuen Kalenderjahr haben ſich als
zufrieden=
ſtellend entwickelt.
Pharmazeutiſches Inſtitut Ludwig. Wilhelm Gans (Pharmagans)
A. G., Oberurſel. Die heutige Generalverſammlung der Pharmagans
genehmigte einſtimmig ſämtliche Punkte der Tagesordnung. Der Verluſt
in Höhe von 33000 Mk. wird durch 10 000 Mk. aus dem Refervefonds
auf 23 000 Mk. herabgeſetzt, die auf neue Rechnung vorgetragen werden.
Koſtheimer Celluloſe= und Papierfabrik AG., Mainz=Koſtheim. Da
der Betrieb auch im Jahre 1925 noch ſtill lag, wird eine Dividende
wiederum nicht zur Verteilung gelangen. Es läßt ſich noch nicht
über=
ſehen, ob die Bilanz mit einem Verluſt (i. V. 128 705 RM.) abſchließen
wird. Das Unternehmen iſt zur Zeit nicht entſprechend ſeiner
Leiſtungs=
fähigkeit beſchäftigt.
Internationale Stickſtoff AG., Wiesbaden. Die ordentliche
Haupt=
verſammlung genehmigte den Abſchluß für das Geſchäftsjahr 1925 und
erteilte der Verwaltung Entlaſtung. Der Ueberſchuß von 2102 RM.
wird auf neue Rechnung vorgetragen. Neu in den Aufſichtsrat gewählt
wurde Bankier Julius Ullrich, Köln, und Dipl.=Ing. Auguſt Gerſtäcker,
Karlsruhe.
Italiens Wirtſchaft und die Liraſtabiliſierung. Die „Tribuna”
billigt vollkommen die Gründe, die die Regierung einſtweilen von der
Wiedereinführung der Goldwährung in Italien abhalten und ſchreibt
dazu: Die Regierung ſieht mit Recht die Produktion als das wichtigſte
Gebiet der ganzen Wirtſchaft an. Eine nicht ſtabiliſierte Währung iſt
gewiß ein Nachteil, aber die Einführung der Goldwährung wäre noch ein
größeres Uebel, denn ſie würde die Induſtrie lahm legen und auf dem
Arbeitsmarkt eine ſchwere Kriſe hervorrufen.
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Staatspapiere
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Kronr.
Eiſ. Tor.
Außereuro=
päiſche
5% Mex am. in
auß. 99
Gold. 04
..
fonſ inn.
½%0 Frigat.
5% Tamaulipat
Sachwert=
Schuld=
verſchreibungen
Mit
Zinsberech=
nung
% Doll. Gold. 1932
Golb.1935
8% Frk.=Hyp.=B.
Goldpfdbr. R.1.
8% Frtf. Hyp.=Bi.
Reihe 21
5 % Frſ. Pfandbr. B.
Gold Reihe 2
Em. 9
82
n.25
4 75
9.47
11
181,
13½
18
173,
Ane
27.90
42.25
97
95.5
97.5
S8.5
78.75
98.5
5% Neck. AG. Glb23
8% Pfälz.=Hyp.=Bk.
24
8%6 Rh.=Hyp. 6b.24
% Rhein=Main=
Donau.. Gold 2.
Ohne
Zins=
berechnung
Bd.=Bd..Hz.
Bdw. Kohl. 23
Fr. Pf. Bk.G.
2 Großkr. Mannh.
6% Heid. 6
6% Heſſ. Brk.=Ro
% „ Roggan.
%a Mannh. Stadt=
Kohl ........
5% Offenb. Holz
20 Pfälziſche=Hpp=
Bk. Gld. .... 24
5% Pr. Kal
Br. Rog
326 Rh. 5.B.Gd.
52 Sächſ, Brk. 2
Noggenw. 23
5 % Südd. Feſt=B.G
Vorkriegs=Hyp.=B.
Pfandbriefe
Bayr. Vereinsb.
Bahr. Handelsb.
Bahr. Hyp.u. Wechſ
Frkf. Hyp.=Bk. ..
Frkf. Pfandbr.=Bk.
Hamb. Hyp.=Bk.
Meining. Hnp.=Bk.
zi.
Pfälz. Hyp.=B
Preuß. Pf.br.=Bk.
Rhein. Hyp.=B. ..
Südd. Bodenkr. ..
Württ. Hhp.=B....
97.5
97.75
76.8
16.25
12.65
13.75
14.40
2.2
2.08
17
14.82
11.5
13.
33
12
9:.
10.30
11.90
13.5
Staatl. od. prob.,
garantiert
Heſſ. L.=Hhp.=B...
Landeskr. Caſſel ..
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4% Eliſ.=Bahn ..
4½ Galiz. Carl
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Neue
4¾Oſt. Staatsb. 8”
%Oſt. 1.b.8.E.
3%Oſt. 9.
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4½½ „
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g. D.=Credit. ..
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Frankf. Br. ....!
7.5
4.52
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17.80
17.75
8.1
16.4
14
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as
97.25
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98
Frkf. Hyp.=Bk. ...
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Metallb
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98.75
112
19
1.05
102.25
104
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196
5.35
75
122,5
79
15
3.
119.5
07.5
101.5
89.5
128.3
123.75
42.5
Eichbaum(Mannh.) 60
Henninger ....
...!
Löwenbr.-Münchenlazg
140
Mainz. Aktienbr.
Schöfferhof (Bind.)
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Aſche
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(Weinh.
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Emag. ........."
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Enzinger Berke...
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67
71
126.5
01.5
116.5
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89,5
71:5
78.5
As
94
21.1
33
77.5
Seite 10
Nummer 174
Dienstag, den 22. Juni 1926
Produktenberichte.
Frankfurter Produktenbericht vom 21. Juni. Infolge der
Beſſe=
rung, die in der Witterung eingetreten iſt, war die Stimmung anfangs
eher etwas ſchwächer, da man in Verbindung damit noch mit einer
Beſſerung der Ernte rechnete. Im weiteren Verlaufe aber zeigte es ſich,
daß im Angbot in prompter Ware auch heute noch keine Beſſerung
ein=
getreten iſt, ja ſogar, daß eine weitere Verknappung ſich bemerkbar
machte. Die Verkäufer waren daher außerordentlich zurückhaltend und
wußten die Situation auszunutzen. Für Weizen und Roggen konnten
ſie einen Preisaufſchlag von je 50 Pfennigen durchſetzen. Weizenmehl
erzielte einen Aufſchlag von 25 und Roggenmehl ſogar von 75 Pfg.
Weizenkleie war dagegen etwas mehr angeboten und 25 Pfg. billiger.
Preiſe: Weizen 31,5—32; Roggen 22—22,5; Sommergerſte 22—24; Hafer
inl. 21—2
3: Mais gelb 17,5—17,75; Weizenmehl 43—43,25; Roggenmehl
30,5—31; Weizenkleie 9; Roggenkleie 11: Erbſen 32—42; Linſen 45 bis
75; Heu 10—10,5; Weizen= und Roggenſtroh 6—6,5: Treber 14,5.
Mannheimer Produktenbörſe vom 21. Juni. Infolge der großen
Geſchäftsabſchlüſſe, die Ende der letzten Woche ſtattfanden, verkehrte der
heutige Markt in ruhiger Haltung. Für nahe Ware beſteht aber immer
noch Nachfrage. Man nannte im nicht offiziellen Verkehr gegen 12½
Uhr: Weizen inl. nicht angeboten, Weizen ausl. 30,75—33,75; Roggen
inl. 21,75—22; Hafer ausl. 19,25—23,5; Braugerſte ausl. 26—27;
Futter=
gerſte 19,75—21; Mais, alte Ernte 17,5—17,75: Mais, neue Ernte 18,25
bis 18,5; Weizenmehl 43; Brotmehl 26,5—32; Roggenmehl 30—32,5;
Kleie 9—9,25; Biertreber 14.
Schwetzinger Spargelmarkt vom 21. Juni. Die Spargelzeit geht
langſam ihrem Ende entgegen. Auf den meiſten Aeckern wird nur noch
bis Ende dieſer Woche Spargel geſtochen. Zum geſtrigen Spargelmarkt
waren 6—7 Zentner angefahren. Erſte Sorte koſtete 55—60; zweite
Sorte 20—30 Pfennig.
Berliner Produktenbericht vom 21. Juni. Die etwas ſchwächeren
Meldungen von den Auslandsmärkten und die Ermäßigung der
Cif=
forderungen um 10 bis 12 Cents machten hier wenig Eindruck. Für
vordere Ware blieb die Frage beſtehen, im Lieferungsmarkt blieb das
Geſchäft aber ziemlich gering, was man zum Teil auch auf die immer
noch beſtehende Unſicherheit bezüglich der Zölle zurückzuführen ſucht.
Roggen in prompter Ware war vereinzelt angeboten, das herauskom
mende Material fand aber ſchlankweg Aufnahme. Infolge der weiter
wenig günſtigen Nachrichten über den Felderſtand, den aber andererſeits
auch beruhigendere Meldungen gegenüberſtehen, und wegen der
unge=
klärten Zollfrage hielten die Abgeber von Herbſtware mit Angebot
zu=
rück, ſo daß auch die Herbſtſichten im Lieferungsmarkt eine weitere
Be=
feſtigung erfuhren. Für Mehl blieb die Grundſtimmung feſt. Es war
aber noch deutlich eine gewiſſe Zurückhaltung feſtzuſtellen, nachdem am
Samstag noch lebhaftes Geſchäft ſtattgefunden hatte. Hafer hatte in
mittleren Qualitäten unveränderte Marktlage, feine Sorten waren
eher feſter gehalten. Auch für Futtergerſte blieb die Tendenz weiter feſt,
Viehmärkte.
Frankfurter Viehmarkt vom 21. Juni. Der Auftrieb des heutigen
Hauptmarktes beſtand aus 323 Ochſen, 49 Bullen, 993 Färſen und Kühen,
ferner aus 533 Kälbern, 83 Schafen und 3302 Schweinen. Verglichen
mit dem Auftrieb vom 14. Juni war der heutige in Ochſen um 90 und
in Färſen und Kühen um 30 niedriger, während die Zahl der
angetrie=
benen Bullen unverändert war. Auch Kälber ſtanden ziemlich in der
gleichen Anzahl zum Verkauf, dagegen fehlten etwa 46 Schafe, während
der Antrieb in Schweinen 300 Stück mehr betrug. Bezahlt wurde pro
Zentner Lebendgewicht: Ochſen Klaſſe a) 55—63; b) 47—54: c) 40—45;
Bullen Klaſſe a) 48—53; b) 40—47; Kühe Klaſſe a) 53—60; b) 48—54:
c1) 44—52: c2) 35—47: d) 30—43: e) 15—28; Schafe a) 45—50; b) 3:
bis 40; Kälber b) 65—69; c) 56—64: d) 47—54; Schweine im Gewicht
von 160—200 Pfund 76—79; unter 160 Pfund 70—75; von 200—240
Pfund 75—78; von 240—300 Pfund 75—78; über 3 Zentner 75—77 und
Sauen und Eber 60—70. Marktverlauf: Sperrmarkt. In Rindern und
Kleinvieh langſamer Handel und ausverkauft. Beſte Kälber über Notiz.
In Schweinen gedrücktes Geſchäft und etwas Ueberſtand. Ruhiges
Ge=
ſchäft. Die Großhandelspreiſe wurden wie folgt feſtgeſetzt: Ochſenfleiſch
Qual. 95—98; 2. Qual. 85—94; Bullenfleiſch 85—90; Kuhfleiſch
1. Qual. 75—85: 2. Qual. 55—70; 3. Qual. 40—50; Kalbfleiſch 1.
Qual. 85—95; 2. Qual. 80—85; Schweinefleiſch 1. Qual. 90—95;
Gefrierfleiſch, Rindfleiſch, Vorderviertel 52 und Hinterviertel 64,
Mannheimer Viehmarkt vom 21. Juni. Zum heutigen
Schlachtvieh=
markt wurden angetrieben: 224 Ochſen, 145 Bullen, 7732 Kühe, 76
Kälber, 70 Schafe und 2167 Schweine. Die Preiſe ſtellten ſich wie folgt:
Ochſen: a) 57—60; b) 51—54: c) 44—48: d) 42—45: e) 32—37; 1) 28
bis 31; Bullen a) 48—51; b) 45—47: c) 40—42: d) 34—37; Kühe a) 46
bis 51; b) 38—50; c) 26—30; d) 14—18: e) 58—60; 5) 44—50; Kälber:
b) 70—74: c) 64—68: d) 56—60; Schafe: b) 40—44; Schweine: a) 76—78;
76—78; c) 78—79; d) 76—77; e) 75—77; 1) 44—75; g) 58—64. —
Marktverlauf: Mit Großvieh ruhig, langſam geräumt, mit Kälbern
ruhig, Ueberſtand, mit Schweinen ruhig, Ueberſtand.
Amerikaniſche Kabelnachrichten.
* New York, 21. Juni. (Priv.=Tel.)
Weizen: Der heutige Markt nahm einen ſehr ſchwachen Verlauf
auf günſtige Wetterberichte und ſchleppende Nachfrage des Auslandes
für Lokoware. Die Kurſe ſchloſſen etwa 1,5 C. niedriger.
Mais: Der Markt verkehrte ebenfalls in ſchwacher Haltung, da die
Zufuhren größer waren als erwartet und die heimiſche Lokonachfrage
nur klein war. Die Termine zeigen leichte Abſchwächungen.
Hafer: Der Markt verlief in ſchwacher Haltung in
Uebereinſtim=
mung mit Weizen und Mais. Die Termine gaben etwa 1 C. nach.
Baumwolle: Im Anfangsverkehr war die Haltung ſchwach auf
gün=
ſtige Witterungsmeldungen und größere Verkaufsluſt der Pflanzer.
Später konnte jedoch eine Erholung eintreten, da die Wallſtreet
Deckungskäufe vornahm und aus dem Südweſten übermäßige Kühle
ge=
meldet wurde. Die Termine zeigen noch Einbußen von 10—15 Punkte.
Kaffee: Der Markt begann in feſter Haltung auf das Anziehen der
braſilianiſchen Deviſenrate und erhöhte braſilianiſche Forderungen.
Später trat ein Umſchwung ein, da jetzt ſchwächere europäiſche
Kabel=
meldungen eintrafen und Glattſtellungen vorgenommen wurden. Die
Schlußkurſe weiſen noch Avancen von 25—30 Punkten auf.
Zucker: Käufe des Handels und zurückhaltende kubaniſche Offerten
riefen einen ſtetigen Verlauf hervor.
Kakao: Das Ausland war heute wieder in größerem Umfange am
Markt, weshalb die Tendenz feſter war. Später überwogen jedoch
Glattſtellungen. Zur Schwäche neigten beſonders ſpätere Termine. Die
Schlußnotierungen zeigen noch größere Gewinne.
Kleine Wirtſchaftsnachrichten.
Die nom. 70 Millionen Rmk. 6½prozentigen Schatzanweiſungen der
Deutſchen Reichspoſt, eingeteilt in Abſchnitte zu 10 000, 5000, 1000 und
500 Rmk., rückzahlbar am 1. Oktober 1930, ſind zum Börſenhandel an
der Berliner Börſe zugelaſſen worden. Die Notiz wird am 21. Junf
d. J3. aufgenommen.
Auf der Wollauktion in Ulm wurden zirka 650 Loſe ausgeboten. Die
Auktion verlief bis zum Schluß anregend bei gleichbleibender Preisbaſi=
Käufer waren Großhandel und Induſtrie, und die Preiſe bewegten ſich
etwa auf der Baſis der letzten Londoner Auktion.
Unter Führung der Firma S. P. Scaramanga=London wurde mit
dem Charitasverband Mainz eine 6½prozentige Anleihe in Höhe von
3 Mill. Dollars mit 21jähriger Laufzeit abgeſchloſſen.
Die Nachfrage nach Schienen iſt in den letzten Wochen faſt überall
ſtark zurückgegangen, was man größtenteils auf die Schwierigkeiten
zu=
rückführt, denen die definitive Gründung des Internationalen
Schienen=
kartells, z. B. die engliſchen Forderungen auf Beibehaltung der
reſer=
vierten Gebiete, in letzter Zeit begegnet.
Der belgiſch=amerikaniſche Kunſtſeiden=Konzern Tubize Silk Co.
America plant, It. New Yorker Kabelbericht, die Errichtung einer
Zweig=
abrik im Staate Virginia, deren Baukoſten auf 5 Millionen Dollar,
deren künftige Arbeiterzahl auf 5000 Köpfe geſchätzt wird.
In Danzig wurde ein Protokoll von dem Danziger Finanzſenator
Dr. Volkmann und dem Präſidenten der Lemberger Finanzkammer
Ra=
ſinski unterzeichnet, das die Anwendung der polniſchen Ausfuhrzölle auf
Danzig für das Wirtſchaftsjahr 1926/27 neu regelt.
Das Vollzugskomitee der Transkaukaſiſchen Regierung hat dem
Kon=
zeſſionär Harriman die Genehmigung erteilt, Maſchinen für 2 Mill.
Dollar aus Deutſchland und Amerika einzuführen.
Die mit Rußland über die Herausgabe der 1919 nationaliſierten
Wagen der Internationalen Schlafwagengeſellſchaft und die
Wiederein=
ſtellung derſelben gepflogenen Verhandlungen haben zu keinem Ergebnis
geführt.
Aus Wien wird gemeldet, daß die öſterrreichiſchetſchechoſlowakiſchen
Handelsvertragsverhandlungen noch in dieſer Woche zum Abſchluß
ge=
langen werden. Allerdings dürfte das Abkommen nur von ſehr geringem
Umfange ſein.
Die Niederöſterreichiſche Escomptegeſellſchaft wird die
Vorjahrsdivi=
dende in der Höhe von 15000 Kronen auch für das abgelaufene
Ge=
ſchäftsjahr zur Verteilung bringen. — Die Unionbank wird für das ab
gelaufene Geſchäftsjahr eine Dividende von 5000 (1000) Kronen bezahlen
Wie gemeldet wird, hat die Türkei einer deutſch=ſchweizeriſchen Gruppe
das Konzeſſionsrecht für ihr Alkoholmonopol erteilt. Die deutſch=
ſchwei=
zeriſche Gruppe verpflichtet ſich, 10—12 Mill. düirk. Lire zu zahlen. Die
Konzeſſion hat eine Laufzeit von 25 Jahren.
Die amerikaniſche Kunſtſeidenerzeugung für 1926 wird auf 85 Mill.
Lb. geſchätzt, während im Jahre 1925 nur etwa 50 Mill. Ob. erzeugt
wurden.
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Seite 11
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60)
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Man ſah es ſeinen Zügen an, daß er das Spiel beileibe micht
verloren gab.
„Herr Vorſitzender! Ueber die Vorwürfe des Angeklagten
äußere ich mich jetzt nicht. Ich will dem Gericht nur noch einen
Zeugen vorführen, der Sie endgülltig von der Schuld des
An=
geklagten überzeugen wird. Es iſt — der Zeuge, der den Schuß
gehört hat.”
Die Wirkung der Worte war ungeheuer.
Einen Moment lang ſchien der große Saal erſtarrt zu ſein,
dann gellte ein Schrei aus dem Publikum zum Richtertiſche
empor:
„Erbärmliche Lüge! Ein beſtochener Zeuge!” ſchrie Kerpen.
Fräulein Weißgerber vom Deutſchmeiſterklub bekam
Wein=
krämpfe, die durch eine Aeußerung des neben ihr ſitzenden
Pro=
feſſors Schwabe ausgelöſt wurden.
Dann richteten ſich aller Augen auf Klaus Michael, deſſen
Geſicht voll Stauen war. Eine unſäglche Müdigbeit und
Bitter=
keit trat in ſeine Züge.
Werner war kalkweiß geworden und wartete auf ein
erlöſen=
des Wort des Bruders. Doch er ſaß
udwartete.
„Laſſen Sie den Zeugen vortreten!
Der Staatsanwalt gab dem Gerichtsdiener einen Wink. Der
verließ den Saal und erſchien nach wewigen Augenblicken mit
einem mittelgroßen, einfach ausſehenden Mann.
Oltti. 3
„Sie ſind der Schneidermeiſter Alex Schürer?”
„Jawohl.
Sie wohnen in Neukölln und ſind imn der Lage, eine
wich=
tige Ausſage zu machen!
„Jawohl. Ich habe den Schuß gehört.”
Kuin R e
Der Zeuge wurde vereidigt. Er berichtete dann, daß er am
Mordabend im Treptower Park ſpazieren gegangen ſei. Kurz
nach viertel zehn Uhr habe ſch einen Schuß gehört. Ein kurzer,
ſcharfer Knall ſei es geweſen. Er habe ſich darüber keine
Gedan=
hen gemacht und nicht nachgeforſcht. Das ſei alles, was er
aus=
ſagen könne.
Der Vorſitzende wandte ſich an Klaus Michaek
„Aeußern Sie ſich dazu.”
„Das wäre große Verſchwendung. Daß Erich Michgel
er=
ſchoſſen wurde, das wiſſen wir genau, und da iſt es gewiß nicht
verwumderlich, wenn einer den Schuß gehört hat.”
„Bedenken Sie die Zeit, Angeklagter. Sie waren genau zur
gleichen Zeit im Treptower Park.”
„Die Zeit ſtimt nicht. Solange ich im Park war, iſt kein
Schuß gefallen.”
„Ich habe den Schuß gehört, genau um die Zeit,” ſagte der
Zeuge beſtimmt.
„Ich glaube gern, daß Sie bei der Ausſage bleiben, Herr
Zeuge. Ihre Ausſage iſt ja fünfzigtauſend Mark wert.”
Was wollen Sie damit ſagen, Angeklagter?” fragte der
Vorſitzende.
„Wiſſen Sie nicht, daß der Komerziennat fünfzigtauſend
Mark dem ausgeſetzt hat, der unſere Schuld poſitiwv nachweiſen
kann? Der Zeuge mß Ihnen doch wundervoll in den Kram
paſſen.”
Seine Worte waren voll Schärfe und Jronie.
Der Vorſitzende war dunkelrot geworden.
„Angeklagter, ich muß Ihre Vorwürfe aufs ſchärfſte
zurück=
weiſen. Verſcherzen Sie ſich nicht die Milde des Gerichtshofes
„Zum Teufel mit Ihrer Milde!” ſchrie Klaus auf. „Ich
will Gerechtigkeit, nichts anderes
Angeklagter, ich empfehle Ihnen, ein offenes Geſtändwis
ab=
zulegen.”
„Soll ich Sie belügen?”
Da verſagten Werner die Nerven. Die Sorge um das Leben
des geliebten Bruders drückten ihn ſchwer. Ein tränenloſes
Schluchzen quälte ſich aus ihm.
Hlaus fuhr zufammen. Das furchtbare Weh des Bruders
erſchütterte ihn aufs ſtärbſte. Einen Augenblick ſchwankte er, dann
riß er ſich zuſamen.
„Arer Kerl! Was wirſt du allein auf der Welt tm?” Er
zog ihn an ſich und fuhr ihm über das wellige Haar. Seine
Lip=
pen zuckten und ſeine Augen waren voll Tränen.
Da ſchrie Werner auf in ſeinem Schmerze, und der Schrei
drang in alle Seelen.
Das Publikum war teilweiſe aufgeſtanden, im diefſter
Er=
ſchütterung ſah es auf das rührende Bild.
Die Gatun des Aſſeſſors Baumann, der mit am
Richter=
tiſche ſaß, wurde ohnmächtig. Als ſie wieder zu ſich kam, weinte
ſie und ſagte einmal ums andere Mal: „Das kanm kein Menſch
mehr aushalten.”
Da keime Ruhe eintnat, ließ der Vorſitzende dem Saal räumen.
Es gelang aber erſt, als man eine Hundertſchaft der Sipo
herbei=
gerufen hatte.
Als die Rämung vollzogen war, began der Staatsanwalt
ſein Schlußplädoyer. Seine Rede war burz und ſachlich und
vom tiefſten Ernſt getragen.
Er beantragte für Klaus Michael die Todesſtrafe und für
Werner — das Richterkollegium wollte feimen Ohren nicht
trauen — Freiſpruch, da er eine Schuld in dieſem Falle nicht
nachweiſen könne.
Werner hatte ſich wieder gefaßt. Er ſah, mit welch
über=
wenſchlicher Anſtrengung ſich Klaus aufrecht erhielt.
Nach dem „Schuldig” der Geſchworenen wurde das Urteil
verkündet:
Klauus Michgel wurde wegen Mordes aus niedriger
Gewinn=
ſucht zum Tode verurteilt. Werner wegen Mangel an Beweiſen
freigeſprochen.
Gefaßt verließen die Brüder den Saal.
17.
Am 10. Oktober wurde Klaus Michgel nach dem Sinſener
Zuchthaus abtransportiert.
Der Abtransport erfolgte auf Anordmumg des
Juſtizmni=
ſters, weil auch er der Anſicht war, daß der Reichspräſident die
Todesſtrafe in lebenslängliches Zuchthaus umwandeln würde.
Vor dem Landgericht ſtand das große Gefängwisautomobil,
dazu beſtimmt, Klauts nach dem etwa 30 Kilometer von Berlin
entfernten Zuchthaus zu bringen.
Acht Beamte der Sicherheitspolizei warteten, um als
Be=
gleitung mitzufahren. Keiner ſah Klaus eine Erregung an, als
er mit ſeinem Bruder aus dem Gebäude trat.
Aber Werner war es, als ob ſeine Füße zu Blei würden.
Jeder Schritt ward ihm ſchwerer, und je näher der Augenblick
der Trennung kam, um ſo ſchmeller ſchlug ſein Herz.
Eine ſo unſägliche Troſkloſigkeit und Verlaſſenheit ergriff
ihn, daß er an die Mutter denken mrßte, die er doch nie gekannt.
Klaus ſtand am geöffneten Schlage und ftreckte dem Bruder
beide Hände entgegen.
„Lebe wohl, Werner!”
Der Bruder ſchien ihn wohl zu hören, doch nicht zu begreifen.
Er ſtarrte ihn faſſungslos an, wollte ſprechen und fand kein
arm=
ſeliges Wörtchen.
„Lebe wohl, Werner!” Klaus ſchrie es, dann riß er ihn an
ſich und küßte ihn.
Endlich ſchien Wermer aus ſeiner Betäubung zu erwachen.
Aus ſeinen ſchönen Augen fprang ein jäher Schreck, der ſich zum
Entſetzen ſteigerte.
„Klaus, du — gu gehſt — du — —!‟
Der Verurteilte hörte es. Seim Herz konmte die ungeheure
Bitternis baum mehr faſſen.
„Lebe wohl!” Jetzt, beim dritten Male, ſchrillte ſeine Stimme
im höchſten Schmerz.
Dann ſprang er in den Wagen.
Rattern, ein Hupenton.
Die Begleitperſonen ftiegen ein, und das Auto rollte davon.
Werner ſtarrte dem Wagen mach. Verzweifelt irrten feine
Augen. Er hörte nicht, wie Kerpen, dem ſelbſt ein Schluchzen
in der Kehle ſaß, begütigend auf ihn einredete.
Geiſtesabweſend ſchritt er dem Gerichtsgebäude zu. Am den
Stufen blieb er ſtehen und fuhr ſich mit der Hand über das
lochige Haar. Dann packte ihn eime betäubende Schwäche. Er
wankte und ſtützte ſich an dem Steinbild des großen Löwen.
„Klaus!” ſchrie er auf in ſeinem großen Schmerz, und ein
wildes Schluchzen ſchüttelte ihn.
Dann ſank er um.
Wie im Traume fühlte er noch, daß ihn zärtliche
Frauen=
hände ſtützten. Eine behannte, ach, ſo liebe Stimme bat unter
Weinen:
„Stirb nicht, Werner. Ich bin bei dir, blleib’ mir.”
Frau Maya war es.
Er öffnete die halbverſchleierten Augen und ſah ſie am. Wie
ein armes, verlaſſenes Kind flüſterte er:
„Mutter, meine Mutter
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geben werden. Bedingungen liegen bei
uns zur Einſicht offen, woſelbſt auch die
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reicht, zum Selbſtkoſtenpreis abgegeben
werden
Die Angebote ſind verſchloſſen,
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rei, mit entſprechender Aufſchrift
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ſehen, bis zum Eröffnungstermin,
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tag, den 6. Juli ds. Js., vorm. 10
Uhr bei uns einzureichen. Zuſchlagsfriſt
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4 Tage.
Darmſtadt, den 21. Juni 1926.
Heſſ. Hochbauamt Darmſtadt.
Becker.
Verdingung.
Die Ausführung der Erd=, Maurer=
und Pflaſtererarbeiten zur Herſtellung
einer Kaskade in km 51,025 (bei Tunnel
Frau Nauſes, zwiſchen den Bahnhöfen
Höchſt—Wiebelsbach) und Befeſtigung
von Bahngräben zwiſchen km 50,840 und
51,100 der Strecke Eberbach-Hanau ſoll
öffentlich vergeben werden.
Bedingun=
gen liegen beim unterzeichneten
Betriebs=
amt und der Bahnmeiſterei 64 in Groß=
Umſtadt zur Einſicht offen.
Angebots=
vordrucke ſind beim unterzeichneten
Be=
triebsamt, Zimmer 16, gegen poſtfreie
Einſendung von 1,50 RM. in bar
nicht in Briefmarken — ſoweit Vorrat
reicht, erhältlich. Angebote ſind
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chloſſen, poſtfrei mit der Aufſchrift:
Herſtellung einer Kaskade zwiſchen Höchſt
und Wiebelsbach” bis zum
Eröffnungs=
ermin 5. Juli 1926, vormittags
10½, Uhr, an das unterzeichnete
Be=
triebsamt einzureichen.
(TV,9167
Zuſchlagsfriſt: 3 Wochen.
Darmſtadt, den 21. Juni 1926.
Eiſenbahnbetriebsamt 2.
In das Handelsregiſter, Abteilung 4,
iſt bei der Firma Ludwig Körbel in
Schlierbach (Nr. 355 des Regiſters) am
21. Juni 1926 folgendes eingetragen
wor=
den: Die Firma iſt erloſchen.
(9164
Groß=Umſtadt, den 21. Juni 1926.
Hefſ. Amtsgericht.
Donnerstag, des 24. ds. Mts.
nachmittags 3 Uhr, werden in der
Dragonerkaſerne (Marienplatz 1)
achtroi
chläurter
öffentlich zwangsweiſe gegen Barzahlung
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verſteigert.
Darmſtadt, den 21. Juni 1926.
Schäfer, ſtädt. Pfandmeiſter.
Landestheater
Dienstag, 22. Juni
Großes Haus.
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(Bühnenvolksbund)
Die Zauberflöte
Oper von Mozart
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Lustspiel aus vergangenen Zeiten
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Hanptdarsteller:
Elga Brink, Edith Meller,
Gg. Alexander,
Hans Mlerendorfk
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Theaterzettel für Dienstag, 22. Juni
(Ohne Gewähr)
„Die Zauberflöte‟
Perſonen:
Saraſtro . . . . . . . . Heinrich Hölzlin
Tamino . . . . . . . . . Joſef Poernei
Sprecher
.... . . . Imre Aldori
Erſter Prieſter . . . . . . Jacob Sattler
Zweiter Prieſter . . . . Albert Meiſe
Königin der Nacht . . . . Gertrud Callan
Pamina, ihre Tochter. . Margar.Albre
Erſte ) Dame in Dien= Gertrud Ger=
Zweite ſten der Königin. Martha Liebel
Dritte) der Nacht Anna Jacobs
Erſter Knabe . . . . Sitta Müller=Wiſchin
Zweiter Knabe . . . . . Annelies Roerie
Dritter Knabe . . . . . . Käthe Welzel
Papageno . . . . . . . . Karl Ebert
Papagena . . . . . . . . Paula Kapper
Monoſtatos, ein Mohr . . Eugen Vogt
Erſter Wächter an der Feuer=
und Waſſerpforte . . . Rudolf Strzeletz
Zweiter Wächter an der Feuer=
und Waſſerpforte . . . Georg Mundt
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Darmſtadt, den 22. Juni 1926.
Telegraphenbauamt.
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organiſche
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weichmittel Bur=
Die Saſche durrand rein. nusſchon ſeitvielen
Monaten und beſtätige Ihnen hierdurch, daß ich mit demſelben ſehr
zufrieden bin. Mittags weiche ich der Vorſchrift gemäß ein und den
nächſten Morgen wird ausgeſpült und einmal mit Seife gekocht.
Dann iſt die Wäſche zart und rein, der Schmutz hat ſich gelöſt, ſchwimmt
oben auf dem Einweichwaſſer. Burnus ſpart viel Mühe und Arbeit,
und kann ich dieſes Mittel aus meiner Praxis warm empfehlen. Eine
etwaige Schädigung der Wäſche habe ich nicht beierkt, Frau Schnechel,
Dresden=A, Carlowitzſtraße 41.” Kein anderes Mittel ſchont die Wäſche
ſo wie Burnus, zumal auch das viele Reiben, Bürſten uſw. überflüſſig
wird. Die Hauptarbeit iſt mit dem Einweichen getan. Alles Nähere in
der Broſchüre „Verbilligte, ſchonende Schnellwäſche”, die wir Ihnen auf
Wunſch ſenden und die Sie auch
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