Ginzelnummer 10 Pfennige
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Nummer 157
Dienstag, den 8. Juni 1926.
189. Jahrgang
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(4 Dollar — 420 Margl. — Im Falſe höherer
Gewalt, wie Krieg, Aufruhr, Streit uſw., erliſcht
ſede Verpſichtung auf Erfüllung der
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aufträge und Leiſtung von Schadenerſatz. Bei
Konkurs oder gerichtlſcher Beitreibung fällt ſeder
Rabatt weg. Bankkonto: Deutſche Banl und Darme
ſfädter 8 Natſonalbank.
Die Beſetzung des Rates.
Chamberlain über den Moſſul=Vertrag.
* Genf, 7. Juni. (Priv.=Tel.)
Die Beſetzung des Völkerbundsrates iſt mit der bedeutſamen
ſpaniſchen Ausnahme die übliche: Chamberlain für England,
Briand für Frankreich, Scialoja für Italien, Iſhii für Japan,
Mello Franco für Braſilien, Vandervelde für Belgien, Quer
Boule für Spanien, Beneſch für die Tſchechoſlowakei, Sjoeborg
für Schweden und Gugni für Uruguay. Den Vorſitz führt nicht
der ſchwediſche Delegierte, der an der Reihe wäre, weil Miniſter
Uden an der perſönlichen Teilnahme verhindert iſt, ſondern der
Nächſte in der Reihenfolge, Guani=Uruguay.
Nach einſtündiger geheimer Sitzung wurde um 12 Uhr die
40. Tagung des Rates für öffentlich erklärt und der Rat begann
mit der Behandlung einiger minder wichtiger Fragen, die
weni=
ger Aufmerkſamkeit fanden als ein leerer Stuhl am
Rats=
tiſch, nämlich des Braſilianers Mello Franco.
Obwohl die Abweſenheit des Braſilianers mit Unpäßlichkeit
ent=
ſchuldigt wurde, erregte ſie großes Aufſehen, da die hieſige
braſi=
lianiſche Delegation eine ganze Reihe von Perſönlichkeiten
um=
faßt, die Mello Franco ſehr gut hätten vertreten können. Es
han=
delt ſich alſo offenbar um eine beabſichtigte
Demon=
ſtration, die Mello Franco nicht zum erſten Male veranſtaltete.
Der Rat hat ſich bisher einſtweilen dadurch nicht ſtören laſſen,
ſondern ſeine Arbeit in Abweſenheit des Braſilianers fortgeſetzt.
Auf Bericht des Generalſekretärs wurde die Frage der
per=
ſönlichen Arbeit des Arbeitgebers in den Ruheſtunden, die
an=
läßlich des Nachtbackverbotes in den Bäckereien auf der
Inter=
nationalen Arbeitskonferenz aufgetaucht iſt, zur Erſtattung eines
Gutachtens an den Gerichtshof verwieſen. Ferner wurde auf
Antrag Iſhiis der Bericht des Hygiene=Komitees zur Kenntnis
genommen, der die beſonderen für den Epidemienſchutz im Fernen
Oſten ſo bedeutenden Arbeiten der Hygiene=Organiſation des
Völkerbundes billigt.
Am Ende der Sitzung gab Chamberlain eine kurze
Er=
klärung im Rate über den Abſchluß
descengliſch=
türkifchen Vertrages über Moſſul ab. Er erklärte,
er habe noch keine ofizielle Beſtätigung der Unterzeichnung
erhal=
ten, wolle aber nicht verfehlen, ſie dem Rat, da er nicht daran
zweifele, zur Kenntnis zu bringen. Er machte dem Rat
Mittei=
lung von der Grenzänderung im Norden des
Moſ=
ſul=Gebietes, die eine leichte Verſchiebung der
ſogenannten Brüſſeler Linie zugunſten der
Türkei bedeute und erſucht den Rat, da es ſich um ein unter
ſeinem Mandat ſtehendes Gebiet handele, um ſeine Zuſtimmung.
Die nächſte öffentliche Sitzung des Rates iſt auf
Mittwoch anberaumt, was darauf ſchließen läßt, daß die
Zwiſchenzeit durch Privatbeſprechungen über
die Ratsfrage und Sitzungen des
Ungarnkomi=
tees des Rates ausgefüllt ſein wird.
Briand und Chamberlain über die Ratsfrage.
Wie der „Temps”=Berichterſtatter ſeinem Blatt aus Genf
meldet, werden Briand und Chamberlain die durch die Vertagung
des Völkerbundsrates auf Mittwoch früh geſchaffene, Friſt zur
Prüfung der noch ſchwebenden delikaten Fragen, vor allem der
Reorganiſation des Rates, benutzen. Letzteres Problem nehme
immer noch den erſten Platz ein, da die Vertreter von Spanien
und Braſilien weiterhin mit ihrem Austritt aus dem Rat drohen,
wenn ihre Länder nicht einen ſtändigen Ratsſitz erhalten.
Mini=
ſterpräſident Briand zeige ſich trotz dieſer Schwierigkeiten
opti=
miſtiſch. Er habe erklärt, daß bereits einige Hinderniſſe aus dem
Wege geräumt ſeien und daß er während ſeines Genfer
Aufent=
halts alle ſeine Bemühungen auf die Löſung dieſer Frage
kon=
zentrieren würde. Briand beabſichtige, am Dienstag nach Paris
abzureiſen.
Bemerkenswert iſt eine Auslaſſung der „Information” zu
dieſer Frage. Das Blatt hält diplomatiſche Schritte
Briands und Chamberlains in Rio de Janeiro
und Madrid für wahrſcheinlich, um zu einem
Kom=
promiß zu gelangen, fügt aber vorſichtig hinzu, daß Probleme,
bei denen der Nationalſtolz im Spiele ſei, immer ſchwer zu
löfen ſeien.
Die Haltung Spaniens und Braſiliens.
Den Hauptgeſprächsſtoff im Völkerbundshauſe bildet
natur=
gemäß heute die Haltung Spaniens und Braſiliens.
Allgemein zieht man daraus den Schluß, daß eine
Entſchei=
dung in der Ratsfrage in der Juni=Tagung kaum
zu=
ſtandekommen dürfte, ſondern daß man die ganze Frage der
Völkerbundsverſammlung im September überlaſſen wird. Briand
und Chamberlain ſollen beſonders über das Verhalten des
hie=
ſigen braſilianiſchen Botſchafters ſehr empört geweſen und dafür
eingetreten ſein, daß von den Beſtimmungen der
Geſchäftsord=
nung des Rates, die ein Verhandeln auch in Abweſenheit einiger
Mitglieder geſtattet, rückſichtslos Gebrauch gemacht wird. Das
hat der Rat denn auch getan und die ganze Sitzung in
Abweſen=
heit des braſilianiſchen Mitgliedes durchgeführt.
Wie wir noch hören, hatten Spanien und Braſilien
urſprüng=
lich vereinbart, an der 40. Ratsſitzung ſich überhaupt nicht
ver=
treten zu laſſen. Im letzten Augenblick jedoch habe ſich die
ſpa=
niſche Regierung eines Beſſeren beſonnen und ſchließlich den
Ber=
ner Legationsſekretär, der gegenwärtig als Geſchäftsträger
fun=
giert, nach Genf entſandt, ſo daß allein Braſilien der Sitzung
fern blieb.
Die franzöſiſche Kriſe.
Notmaßnahmen. — Konſumbeſchränkungen.
Zurück zur Lebensmittelkarte?
EP. Paris, 7. Juni.
Der durch den geſtrigen Kabinettsratsbeſchluß geſchaffene
und aus vier Miniſtern beſtehende Ausſchuß für die
Konſum=
beſchränkungen wird morgen ſeine erſte Sitzung abhalten
und mit der Ausarbeitung eines Programmes
be=
ginnem, das vovausſichtlich am Donnerstag oder Freitag dem
Miniſterrat vorgelegt werden ſoll. Einer der Miwiſter hat dem
„Temps” verſichert, man beabſichtige keine Störung des Handels
mit dem Auslande, ſondern man wolle den inneren
Verbrauch beeinfluſſen, deſſen Anforderungen
be=
klagenswerte Folgen für die franzöſiſche Handelsbilanz habe. Der
Miniſter berief ſich auf das Beiſpiel Italiens, wo der
Finanz=
miniſter Volpi ähnliche Forderungen erhoben habe.
In der Oeffentlichkeit hat die Ankündigung der
Kon=
ſum=Einſchränkungen lebhafte Bewegung hervorgerufen. Die
Preſſe erinnert an die Kriegszeit und befürchtet die
Rück=
kehr der Lebensmittelkarten. Nach den bisher
vor=
liegenden Nachrichten ſcheint die Regierung Eingriffe in die
Verteilung des in Frankreich produzierten und dorthin
ein=
geführten Brotgetreides ſowie eine Beſchränkung der
Einfuhr von Luxusartikeln, Kohle, Wolle,
Ben=
zin und Getreide zu planen. Als Mittel denkt man offenbar
an Prohibitivzölle, auch für die Hauptlebenswittel. Die
Bäckereien ſollen wenigſtens einmal in der Woche
ſchließen. Die Herſtellung von Konditoreiwaren ſoll
eingeſchränkt und die Verfütterung von Brotgetreide
ver=
hindert werden. Ferner denkt man an die Rückerſtattung der
gegenwärtig 14 Franken pro Doppelzenmer betragenden
Einfuhr=
zölle für Getreide, um eine Brotpreisſteigerung zu verhindern.
Ob eine Herabſetzung der Eiſenbahnfrachten in Frage kommt,
iſt noch zweifelhaft, da hier die Rüchwirkungen auf die
Finanz=
lage der Geſellſchaften zu prüfen wären.
Die geplanten Maßnahmen der Regierung haben bereits
Pro=
teſte der beteiligten Kreiſe hervorgerufen. Der „Intranſigeant
veröffentlicht Auslaſſungen der Bäckerkammer und des Schlächter=
Syndikats, die die Pläne ſchon jetzt rundweg ablehnen.
Saarländiſcher Proteſt gegen den Schutz der
Saarbahnen durch franzöſiſches Militär.
* Genf, 7. Juni. (Priv.=Tel.)
Eine ſaarländiſche Delegation mit Kommerzienrat
Röchling und Rechtsanwalt Levacher an der Spitze iſt hier
ein=
getroffen und hat dem Völkerbundsrat eine Denkſchrift der
Par=
teien des Landesrates des Saargebietes, nämlich des Zentrums
und der Saarländiſchen Volkspartei, betreffend die Entfernung
des franzöſiſchen Militärs aus dem Saargebiet, überreicht. In
der Denkſchrift wird gegen die Forderung der
Regie=
rungskommiſſion proteſtiert, die erklärt, Militär nötig
zu haben, um die internationalen
Eiſenbahn=
linien durch das Saargebiet zu ſchützen.
Die Denkſchrift führt aus, daß es in hinreichender Anzahl
Eiſenbahnlinien gebe, die nicht durch das Saargebiet laufen, aber
eine ſchnelle und ungeſtörte Verbindung zwiſchen Frankreich und
dem beſetzten Gebiet gewährleiſteten. Die vorhandenen
Eiſen=
bahnlinien genügten auch, um eine Armee von mehreren
hundert=
tauſend Mann in ſchnellſter Fahrt zu transportieren und zu
ver=
ſorgen. Eine beigefügte Kartenſkizze macht die Angaben der
Denkſchrift klar erſichtlich. Die Parteien richten ſomit an den
Rat des Völkerbundes das Erſuchen, keinen Vorſchlag der
Regie=
rungskommiſſion zum Beſchluß zu erheben, der einen Schutz
der SSaarbahnen durch franzöſiſches Militär
vorſieht und der den franzöſiſchen Truppen ein
Durchmarſch=
recht durch das Saargebiet einräumt, das ihnen nach
dem Verſailler Vertrag nicht zuſteht.
Zuſammentritt der 9. internationalen Arbeitskonferenz.
Die neunte internationale Arbeitskonferenz für
Seemanns=
fragen, iſt heute vormittag im Genfer Wahlgebäude eröffnet
worden. Zum Präſidenten wurde auf Vorſchlag des
Verwal=
tungsrates des Arbeitsamtes Lord Burnham gewählt, der
be=
reits Präſident der 3. und 4. internationalen Arbeitskonferenz
geweſen iſt. Die Delegationen einer großen Reihe von Staaten
haben infolge der Spezialaufgaben dieſer Konferenz eine
weit=
gehende Veränderung erfahren. Auch die Regierungsvertretung
und die Arbeitgebervertretung der deutſchen Delegation iſt
gegen=
über der achten Arbeiterkonferenz ſehr verändert.
Briands Schlag gegen Ungarn.
Der franzöſiſche Miniſterpräſident Briand hat dem
General=
ſekretär des Völkerbundes heute im Namen der franzöſiſchen
Regierung ein Schreiben zugehen laſſen, in dem zur
Bekämp=
fung von internationalen Fälſchungen die Ausarbeitung einer
Konvention vorgeſchlagen wird. Die franzöſiſche Regierung
ſchlägt vor, die Faſchmünzerei bei fremden Währungen genau ſo
zu beſtrafen wie die der eigenen Währung. Es ſoll ein
inter=
nationales Amt geſchaffen werden, das den Urſprung gefälſchter
Banknoten und das Verfahren der Fälſchung feſtzuſtellen haben
würde. Die Konvention hätte ſich in einem ähnlichen Rahmen zu
bewegen wie die Konventionen des Jahres 1904 und 1910 zur
Unterbindung des Mädchenhandels und der Unterſtützung des
Kampfes gegen die Schundliteratur. Das Schreiben iſt in einer
ſcharfen Form abgefaßt und kann in ſeiner ganzen Art nur als
ein Schlag gegen Ungarn und insbeſondere gegen den Grafen
Bethlen aufgefaßt werden.
Das andere Locarno.
Von unſerem Prager Korreſpondenten.
B. Prag, 6. Juni.
In der letzten Zeit beſchäftigte man ſich in den
wirtſchafts=
politiſchen Kreiſen der Tſchechoſlowakei mit einer Frage, der mit
Rückſicht auf die allgemeine Kriſis des Wirtſchaftslebens in
Europa von vornherein das Intereſſe aller ſchaffenden Stände
gewiß iſt: es iſt das Problem eines wirtſchaftlichen
Lo=
carno oder, beſſer geſagt: es iſt die Idee Paneuropas,
übertragen aus dem politiſchen ins wirtſchaftliche Gebiet, womit
den europäiſchen Staaten aus den Schwierigkeiten geholfen
wer=
den ſoll, in die ſie durch die aus der Anwendung des
protektio=
niſtiſchen Syſtems hervorgegangenen gegenſeitigen Abſperrungen
und Behinderung der freien Konkurrenz geraten ſind. Die
zu=
nehmende Verelendung der europäiſchen Wirtſchaftlichkeit
er=
heiſcht um ſo dringender eine radikale Abhilfe, als durch die
ſo=
genannten Schutzmaßnahmen, mit denen einzelne Staaten gewiſſe
wirtſchaftliche Gruppen befriedigen wollen, bisher die erwartete
Verbeſſerung der allgemeinen Lage nicht eingetreten iſt, wie aus
dem Rückgange der Außenhandlsbilanzen der einzelnen
mittel=
europäiſchen Staatsgebilde zur Genüge hervorgeht; dieſe Staaten
haben den immer mehr wachſenden Abſatzſchwierigkeiten dadurch
begegnen wollen, daß ſie die Einfuhrzölle für Erzeugniſſe der am
ärgſten gefährdeten Induſtriezweige künſtlich in die Höhe
ſchraub=
ten, womit ſie den Abſatz der Inlandserzeugniſſe auf Koſten der
bisher aus dem Auslande eingeführten Ware entſprechend zu
heben hofften. Es konnte nicht ausbleiben, daß das betroffene
Ausland zu Repreſſalien griff, ſo daß heute die europäiſche
Wirt=
ſchaft glücklich dort angelangt iſt, wo ſie keinen Ausweg mehr
weiß: der gegenſeitige Zollſchutz macht die Entfaltung der freien
Konkurrenz unmöglich und würgt einzelne Induſtriezweige zwar
langſam, aber um ſo ſicherer ab.
Es iſt nur zu begreiflich, daß man nach Wegen ſucht, dieſer
wirtſchaftlichen Verkümmerung einen Riegel vorzuſchieben, und
ebenſo naheliegend erſcheint das Mittel, von dem man ſich eine
Beſeitigung der herrſchenden Kriſe verſpricht — trotzdem die
Er=
fahrungen, die mit dem gleichen Mittel auf politiſchem
Ge=
biete gemacht wurden, nicht allzuſehr ermutigend ſind. Der
Aus=
bau des Locarnoſyſtems auch auf wirtſchaftlichen Grundlagen
kann nur dann erfolgreich in Angriff genommen werden, wenn
in den gegenwärtig einander bekämpfenden Staaten, die
wirt=
ſchaftlichen Kreiſe einen ſo ſtarken Einfluß auf die politiſchen
Gruppen ausüben können, daß in der Tat die ungezählten
Schwierigkeiten, die der wirtſchaftlichen Locarniſierung bereitet
werden, überwunden werden könnten. Vor allem wird es
not=
wendig ſein, daß die Behandlung dieſer Frage nicht
beeinträch=
tigt wird durch Zugeſtändniſſe an politiſche Gruppen und daß
die Anregungen und Vorſchläge in erſter Linie aus den gleichen
Kreiſen kommen, welche an der Verwirklichung des Projektes
am ſtärkſten intereſſert ſind.
Von tſchechiſcher amtlicher Seite glaubt man, in der
Anbah=
nung nichtoffizieller Verhandlungen einzelner europäiſchen
Wirt=
ſchaftsgruppen die erſten Anſätze eines wirtſchaftlichen Locarno
ableiten zu können; insbeſondere werden die Verhandlungen
zum Abſchluß eines internationalen Röhrenſyndikats zwiſchen
der Tſchechoſlowakei, Deutſchland, Frankreich, Belgien und Polen
und die Verhandlungen über eine Preiskonvention zwiſchen den
oberſchleſiſchen und tſchechiſchen Eiſenwerken, die
Intereſſen=
gemeinſchaft der deutſch=tſchechiſchen Hutinduſtrie, die Verſuche
zur Bildung einer tſchechiſch=ungariſch=deutſchen Tuchkonvention
und den Abſchluß des großen nordiſchen Holzkartells angeführt.
Man verkennt allerdings nicht die Schwierigkeiten, die ſich der
Annäherung der paneuropäiſchen Idee auf dem Umweg über die
Wirtſchaft entgegenſtellen und betont die Notwendigkeit der
poli=
tiſchen Befriedigung Europas als Grundvorausſetzung für die
Verwirklichung dieſer Pläne, die einer ſachlichen Prüfung und
Durcharbeitung um ſo mehr bedürfen, als ſie ja nicht als
Pallia=
tivmaßnahmen in Frage kommen, ſondern ein dauerndes
Bünd=
nis unter den europäiſchen Staaten errichten ſollen, welches alle
Zollſchrauken überflüſſig macht und wieder Abſatzgebiete
er=
ſchließt, die aus politiſchen Motiven verloren gegangen ſind um
den Preis der Verelendung breiteſter Volksſchichten hüben und
drüben.
Daß der Vorſchlag zu dieſer Art Locarniſierung in der
Tſchechoſlowakei offiziell warm begrüßt wird, iſt bemerkenswert;
die Wirtſchaft dieſes Staates, durch chauviniſtiſche Einflüſſe durch
und durch nationaliſiert, hat ein blatiges Lehrgeld bezahlen
müſſen, denn ſie war bisher blind eingeſchworen auf die
Ideo=
logie jener radikalen Hitzköpfe, die den Staat nicht nur politiſch,
ſondern auch wirtſchaftlich abſchloſſen von ſeinen Nachbarländern.
Dieſe Einſtellung hat ſich bitter gerächt; denn die
tſchechoſlowa=
kiſche Wirtſchaft iſt auf den Auslandsmarkt ſo ſehr angewieſen,
daß die Errichtung von Zollmauern zugunſten der
Inlands=
induſtrie keineswegs den Schaden wettmachen konnte, der aus
dem Verluſte des ſich ebenfalls ſchützenden Auslandsmarktes
ent=
ſtand. Weite Kreiſe des tſchechoſlowakiſchen Volkes ſind heute in
ihrer Lebenshaltung auf einem Niveau angelangt, das dringend
einer Hebung bedarf. Aus der Erkenntnis von der Unhaltbarkeit
der gegenwärtigen Zuſtände heraus begrüßt man daher in der
Tſchechoſlowakei die Idee des wirtſchaftlichen Locarno, ein
Pro=
jekt, deſſen Erörterung vielleicht auch jenen tſchechiſchen Politikern
die Hohlheit ihrer Phraſen erkennen läßt, mit denen ſie bisher
die Selbſtherrlichkeit und Unabhängigkeit ihres Staates von den
übrigen enropäiſchen Staaten verkündet haben!
Seite 2
Nummer 157
Mittelmeerprobleme.
Von unſerem A=Korreſpondenten.
Paris, 7. Juni.
Die Konſequenzen des Rifkrieges und der reſtloſen
Nieder=
lage Abd el Krims ſcheinen die Fragen der Mittelmeerpolitik
wieder in den Vordergrund zu ſtellen. Die Beſetzung des
Rif=
gebietes durch Frankreich und Spanien bedeutete einen Vorſtoß
und eine Machterweiterung der beiden Mächte, ganz unabhängig
von den Motiven, aus denen ſie erfolgt war. England und
Ita=
lien beeilten ſich, ihre Anſprüche und Wünſche in Paris wiſſen
zu laſſen. Die italieniſche Preſſe, am ſchärfſten der
„Secolo”, kündigt an, daß das Gleichgewicht am
Mit=
telmeere bedroht iſt. Etwas weniger laut, aber um ſo
nachdrücklicher betont man engliſcherſeits die
Not=
wendigkeit der Zuziehung Englands zu den
Ver=
handlungen und die Berückſichtigung der wirtſchaftlichen,
ſtrate=
giſchen und politiſchen Intereſſen Englands.
Die franzöſiſche Preſſe iſt einmütig in der
Zurück=
weiſung all dieſer Anſprüche. „Frankreich hat die
Kaſta=
nien nicht für Italien und England aus dem
Feuer geholt!” ſchrieb die „Information”, der man ſonſt
keine großen Sympathien für Spanien und ein enges
franzöſiſch=
ſpaniſches Zuſammengehen nachſagen kann. Die franzöſiſche
Preſſe macht geltend, daß allein Frankreich es war, das Abd el
Krim bezwang und dadurch die Stabilität in Nordafrika
wieder=
hergeſtellt hat. England hat dabei nicht einmal eine wohlwollende
Neutralität gezeigt, weder die engliſchen Behörden in Tanger,
noch die engliſche Preſſe in London. Wenn auch die engliſchen
Wünſche diskreter betont werden als die italieniſchen, man findet
ſie dennoch für ungerechter als die italieniſchen. Denn Muſſolini
hat bei ſeiner bekannt orientfeindlichen Haltung — ſo ſagen die
Franzoſen — Abd el Krim wenigſtens nicht ermutigt und
Frank=
reich moraliſch unterſtützt. Aber auch Muſſolini verübelt man es
ſehr — von dem ſcharfen Ton ſeiner Preſſe ganz abgeſehen —,
daß er die Vereinbarung, demgemäß Frankreich an Libyen und
Italien an Marokko desintereſſiert iſt, nicht reſpektiert.
Frankreich will über die Regelung der Riffrage nur mit
Spa=
nien verhandeln und es ſcheint wahrſcheinlich, daß England und
Italien vor einen kait ascompli geſtellt werden. Wenigſtens iſt
dieſe Abſicht in Paris und Madrid zu erkennen.
Es wäre falſch, die Bedeutung der Verſtimmung zwiſchen
den Mitelmeermächten zu übertreiben. Denn ſelbſt in Afrika wird
die Suppe nicht ſo heiß gegeſſen, wie man ſie kocht. Aber der
Kampf gegen Abd el Krim hat, indem es Frankreich und
Spa=
nien zu einem Bündnis zwang, vielleicht die Konturen einer
neuen Mächtegruppierung ſichtbar werden laſſen. Auf der einen
Seite ſtehen Frankreich und Spanien — deſſen antiengliſchen
Einfluß jetzt man angeblich ſogar in Portugal fühlen ſoll — und
auf der anderen England mit ſeinen vielfach unklaren Relationen
zu verſchiedenen kleineren Mächten am Meeresufer. Und Muſſo=
1ini ſoll, wenigſtens wie man in Paris malitiös behauptet, ſich
wieder zwiſchen zwei Stühle ſetzen ..
Der Fall Leſſing.
Studentenſireik in Hannover. — Auszug
Hannoverſcher Studenten nach Braunſchweig.
Hannover, 7. Juni.
Wie bereits gemeldet, haben ſich heute vormittag etwa 1500
Studenten der Hochſchule von Hannover nach dem Hauptbahnhof
begeben und ſind mit einem für ſie reſervierten Sonderzug nach
Braunſchweig gefahren, um dort zuſammen mit den Studenten
der Techniſchen Hochſchule von Braunſchweig wegen der
Rele=
gation der zehn Studenten zu demonſtrieren. Am Samstag hatte
eine ſtreng geheime Verſammlung der Studenten ſtattgefunden,
in der beſchloſſen wurde, die zehn relegierten Studenten amn der
Hochſchule in Danzig unterzubringen.
Nach ihrer Ankunft in Braunſchweig wurden die
Hannove=
raner von den braunſchweigiſchen Studentenverbindungen
feier=
lich empfangen. Dann zogen alle Studenten in einem
Demon=
ſtrationszug durch die Stadt nach dem Keglerheim, wo eine große
Kundgebung ſtattfand. Zur=Zeit wurden Beratungen gepflogen,
wie man die relegierten Studenten unterbringen ſoll.
Wie weiter verlautet, iſt die Studentenſchaft in Hannover
heute in den Streik getreten. Die Vorleſungen und Uebungen
ſollen geſchloſſen worden ſein. Der Streik ſoll acht Tage lang
durchgeführt werden. Profeſſor Leſſing beabſichtigt trotz allem,
ſeine Vorleſungen abzuhalten und man befürchtet neue
Zuſam=
menſtöße.
*Die deutſche Hochſprache.
Von Dr. Friedrich Noack.
Obwohl ſeit Jahren die Ausſprache unſeres Deutſch
einheit=
lich geregelt iſt und von allen maßgebenden Bildungsſtätten für
Sprache und Geſang dieſe Regelung anerkannt und empfohlen
wurde, iſt bis heute erſt in allerſpärlichſtem Umfang die
Kennt=
nis dieſer Errungenſchaft in die Kreiſe der Gebildeten gedrungen,
ja ſelbſt die Angehörigen redneriſcher Berufe, wie Lehrer,
Geiſt=
liche, Juriſten, Politiker bleiben heute noch meiſtens ohne jede
Anleitung zu richtiger Ausſprache und benutzen die Mundart
an Orten, wo ſie durchaus nicht am Platze iſt. Die
Rechtſchrei=
bung des Deutſchen iſt ja ſchon ſeit Jahrhunderten geregelt, erſt
durch ſtillſchweigende Uebereinkunft, ſpäter durch die
Notwendig=
keit für die Schule einen einheitlichen Kanon aufzuſtellen durch
die Wiſſenſchaft in Verbindung wit den Schulbehörden, nachdem
Luther durch die ſtarke Verbreitung ſeiner Schriften den von
ihm benutzten Stil der ſächſiſchen Kanzlei als im Norden und
Süden Deutſchlands gleich verſtändlich zum Vorbild erhoben
hatte.
Die Notwendigkeit, auch die Ausſprache allgemein zu regeln,
wurde erſt viel ſpäter erkannt, als die Bedeuttung der Bühne für
das deutſche Kulturleben ſich am Ende des 18. Jahrhunderts
ſo ſtark erhöhte, daß gerade die geiſtgen Führer des Volkes an
der Entwicklung des Dramas innigſten Anteil nahmen. Damals
wurde es als überaus ſtörend empfunden, wenn die Schauſpieler
allzuſehr in ihrer heimiſchen Mundart ſprachen, und zwar ganz
beſonders dann, wenn ſich auf dieſe Weiſe die verſchiedenſten
Mundarten miſchten. Man ſtelle ſich Schillers Tell ſächſelnd vor,
Geßler als guten Darmſtädter und Attinghauſen in
Hanno=
verſcher Weiſe ſich am ſſpitzen Sſtein ſſtoßend. Zuweilen ſuchte
man aus der Not eine Tugend zu machen, indem beiſpielsweiſe
von Fachleuten gefordert wurde, Minna von Barnhelm müſſe
einigermaßen merkbar den ſächſiſchen Dialekt ſprechen, Tellheim
dagegen die norddeutſche Sprechweiſe beherrſchen. Aber wie
müßten dann Maria Stuart, Fiesko, wie die Jungfrau von
Or=
leans deklamieren, oder was würde man zu einem böhmiſch
kauderwelſchendem Wallenſtein ſagen? Schon in der Zeit der
Klaſſiker ſah man daher die Notwendigkeit einheitlicher Regelung
ein, und Goethe war einer der erſten, der dieſe Forderung
for=
mulierte. In ſeinen 1803 entſtandenen „Regeln für Schauſpieler”
die er auf Grund ſeiner Erfahrungen am Theater
zuſammen=
faßte, betonte er ausdrücklich die Notwendigkeit, ſich vom
Mund=
artlichen zu befreien. Aber es bedurfte faſt noch der
Unzuläng=
lichkeiten und Klagen eines Jahrhunderts, beſonders wenn
nord=
deutſche und ſüddeutſche Künſtler ſich in einem Enſemble befan=
Gen, bis man endgültig daran ging, einheitlich und auf
wiſſen=
ſchaftlicher Grundlage eine Klärung herbeizuführen. 1896 erging
von intereſſierter Seite aus eine Anfrage an alle bedeutenden
Dienstag, den 8. Juni 1926
Vom Tage.
Wie uns mitgeteilt wirb, ſchweben im Reichsfinanzminiſterium z. Z.
wieder einmal Erwägungen über die Möglichkeit der
Wieder=
einführung der vierteljährlichen
Gehaltszah=
lungen.
An den am 11. Juni anläßlich des 100jährigen Beſtehens
der Preußiſch=rheiniſchen
Dampfſchiffahrtsgeſell=
ſchaft in Köln ſtattfindenden Feierlichkeiten nehmen als
Vertre=
ter der Reichsregierung Reichsaußenminiſter Dr. Streſemann,
Reichsverkehrsminiſter Dr. Krohne und Reichsarbeitsminiſter Dr.
Brauns teil.
Im Jahre 1925 wurden in Pommerellen 13 deutſche
Schülen geſchloſſen. Von rund 13 850 deutſchen Volksſchülern
in Pommerellen können nur rund 7340 in deutſchen Schulen unterrichtet
werden. Die Zahl der deutſchen Kinder, die polniſche
Schulenbeſuchen müſſen, iſt dauernd im Steigen begriffen.
In mehreren Bezirken des Wilnaer Bezirkes ſind
unter den dortigen Nationalitäten, Litauern und Weißruſſen,
Bau=
ernaufſtände ausgebrochen. — Im Bezirk von
No=
wogrudek meuterten die litauiſchen und weißruſſiſchen
Rekru=
ten. Einige Militärgebäude wurden niedergebrannt. Die Polizei
mußte ſich zurückziehen.
General Gomez Da Coſta iſt an der Spitze ſeiner Truppen,
von der Bevölkerung lebhaft begrüßt, in Liſſabon eingezogen.
Die Regierung hat das Parlament aufgelöſt.
Nach den beim Bergarbeiterverband vorliegenden Informationen
rechnen dieengliſchen Bergarbeiter mit einer Dauer
des Streikes bis zum Herbſt, falls die engliſchen Unternehmer
auf der Arbeitszeitverlängerung beſtehen:
Wie aus gut unterrichteten Pariſer Kreiſen verlautet, glaubt man
beſtimmt, daß die weitergeführten Verhandlungen mit den amerikaniſchen
Banken zwecks Aufnahme einer neuen Anleihe
Frank=
reichs in Amerika zu einem günſtigen Abſchluß führen werden.
Nach einer Meldung aus Konſtantinopel iſt die
National=
verſammlung zu einer Sonderſeſſion einberufen worden, um den
Moſſulvertrag zu ratifizieren.
Meldungen aus Mexiko zufolge hat der geheimnisvolle
Tod des Kuriers der britiſchen Geſandtſchaft mit
Namen Knight in der dortigen britiſchen Kolonie großes
Auf=
ſehen erregt, da man einen Mord vermtet.
Nach einer bisher unbeſtätigten Nachricht aus Peking foll General
Wupeifu von Abtrünnigen ſeiner eigenen Armee
gefangen genommen worden ſein.
Die Wahlen in Mecklenburg.
Sozialiſtiſche Generalprobe für kommende
Reichstagswahlen.
Von unſerer Berliner Redaktion.
Der Ausgang der Wahlen in Mecklenburg wird in der
Ber=
liner Preſſe, ſoweit ſie links orientiert iſt, mit großer Genugtuung
beſprochen. Daran beteiligen ſich am eifrigſten auch die
demo=
kratiſchen Blätter, obwohl die Demokraten ſelbſt einen ſehr
ſtar=
ken Verluſt erlitten haben und faſt zur völligen
Bedeutungsloſig=
keit herabgeſunken ſind. Noch mehr allerdings haben die
radi=
kalen Parteien, und zwar die Kommuniſten und die
Deutſchvöl=
kiſchen gleichmäßig verloren, aber auch die Deutſchnationalen
haben eine ſehr ſtarke Einbuße erlitten. Das wird ſich auch
daraus erklären laſſen, daß die Deutſchvölkiſchen den Kampf
gegen das von ihnen mißbilligte Kabinett Brandenſtein führten
und die ganze Schärfe ihrer Agitation gegen die
Deutſchnatio=
nalen richteten. Sie haben dadurch erreicht, daß diejenigen
Schich=
ten, auf die die Deutſchnationalen ſich in erſter Linie ſtützen, die
Landwirte angeekelt von dem ganzen Treiben
zu Hauſe blieben und die Wahlbeteiligung ſehr
herabſank infolgedeſſen, während die Sozialdemokraten ihre
Leute bis zum letzten Mann auf die Beine brachten.
Dieſe Verſchiebung läßt ſich alſo ſehr wohl aus lokalen
Grün=
den erklären. Es iſt aber unvermeidlich, daß ſie weitergehende
politiſche Folgen haben wird. Für die Sozialdemokvaten waren
die Wahlen in Mecklenburg eine Art Generalprobe auf die
Stim=
mung der Maſſen. Sie glauben, daß ſie richtig gehen werden,
wenn ſie vermuten, daß es ihnen gelingen werde, bei einer
Neu=
wahl die Kommuniſten aufzurollen und gleichzeitig auch den
Deutſchnationalen ſchwere Verluſte beizufügen, ſodaß vielleicht
eine neue Mehrheit der Weimarer Koalition möglich wäre. Die
Wahlen in Mecklenburg können daher der Auftakt
für die Vorbereitungen einer Reichstagswahl
ſein. Jedenfalls werden die Sozialdemokraten jetzt nichts mehr
unverſucht laſſen, um die Auflöſung des Reichstags
ſpäteſtens im Herbſt zu erzwingen.
deutſchen Bühnem, wie ſie ſich zu einer allgemeinen Regelung
verhielten, und lebhafteſte Zuſtimmug war die Folge. Beſonders
der Generalintendant der Berliner Oper, Graf Hochberg trat mit
größter Enengie für dieſe Sache ein, und als der 44.
Verſamm=
lung der deutſchen Phillologen und Schuulmänner die gleiche Frage
vorgelegt wurde, erklärte die germaniſtſche Sektion, ſie würde es
mit Freuden begrüßen, wenn der deutſche Bühnenverein bereit
wäre, ſich zu gemeinſamer Arbeit an dieſem nationalen Werke
mit der germaniſtiſchen Wiſſenſchaft zu verbänden”
So kam es 1898 zu den erſten eingehenden Verhandlungen in
Berlin, die von Bühnenküſtlern, Germaniſten, Nord= und
Süd=
deutſchen gleichmäßig gepflegt wurden, und ihre Ergebniſſe
wur=
den von Th. Siebs im gleichen Jahre in ſeiner „deutſchen
Büh=
nenausſprache” niedergelegt. Unmittelbar darauf wurde vom
deutſchen Bühnenverein der Beſchluß gefaßt, dieſe Arbeiten den
deutſchen Bühnen als Kanon für ihre Autsſprache zu empſehlen,
und 1899 beſchloſſen die deutſchen Schutlmänmer, dieſe Regelung
auch „für andere Gebiete der deutſchen Sprachpflege, insbeſondere
durch die Schule, nutzbar zu machen, inſoweit im Leben und
Ver=
kehr eine Annäherung an die Sprache der Kunſt möglich und
zweckmäßig iſt” „Selbſtverſtändlich mußte eine derartige
Rege=
lung ein Kompromiß zwiſchen den verſchiedenſten
Sprachgewohn=
heiten ſein, ſo wurde dem Süddeutſchen beiſpielsweiſe zugemutet,
das ſ im Anlqut und in offener Sillbe noch langem Vokal
ſtimm=
haft (ſummend) zu ſprechen, während einem großen Teil der
Norddeutſchen es durchaus ungewohnt war ſt und ſp im Anlaut
wie ſcht und ſchp zu bilden. Und ſo blieben eine Anzahl ſtrittiger
Punkte, die noch in ſpäteren Verſammlungen geklärt oder
er=
gänzt werden mußten. Eine weitere, beſonders ſchwievige
Auf=
gabe war es, auch die Verbindung mit der Geſangskunſt
herzu=
ſtellen, da auch hier es noch mancherlei Weiterungen bedurfte,
um den Anforderungen der Praxis völlig gerecht zu werden.
1908—09 fanden die diesbezüglichen Verhandlungen ſtatt,
und faſt jede neue Auflage des Siebs’ſchen Werkes enthielt
Neuerungen und Verbeſſerungen vor allem wurde dem die
Regeln enthaltenden Teil guch ein Ausſprachewörterbuch der
wichtigſten und gebräuchlichſten deutſchen Worte beigegeben, das
eine leichte Orientierung ermöglicht. Schließlich wurde auch der
Name „Deutſche Hochſprache” geprägt, um die
Allgemeinbedeu=
tung der Errngenſchaft im Namen anzudeuten, und nicht der
Anſicht Vorſchub zu leiſten, es handele ſich nur um eine für das
Theater geltende Vorſchrift.
Wie ſteht es nun heute mit der Anwendung dieſer
Hoch=
ſprache? Leider muß man antworten: herzlich ſchlecht! Wohl iſt
ſie von den Bühnen anerkannt, wohl bemühen ſich zahlreiche
ſtaatliche Inſtitute für Geſangausbildung, den heranwachſenden
Sängern dieſe gleichmäßige Ausſprachpraxis zuzuführen, wohl
wird auch bei der Beurteilung von Leiſtungen der Männerchöre,
wenn ſie gewertet oder beim Wettſingen beurteilt werden,
allge=
mein die Hochſprache vorausgeſetzt, aber im Privatunterricht und
Wiederzuſammentritt des Reichstags.
Nachruf für Oeſer. — Das Reichsknappſchaftsgeſetz.
* Berlin, 7. Juni. (Eig. Ber.)
Der Reichstag trat heute nachmittag halb 4 Uhr zum erſten Male
nach den Pfingſtferien wieder zuſammen. Präſident Loebe eröffnete die
Sitzung mit einem Nachruf auf den verſtorbenen
General=
direktor der Reichsbahngeſellſchaft, Oeſer, der fünf
Jahre lang dem Reichstag angehörte und in der Vollkraft ſeiner Jahre
tapfer ſeinen Mann geſtanden habe. Von der ſchweren Bürde, die die
Friedensdiktate auf die Schultern Deutſchlands wälzten, ſei Oeſer
im=
mer ein großer Teil der Verantwortung zugefallen. Er habe ſie auf
ſich genommen mit jener Fähigkeit und Lebenskraft, die ſein beſonderes
Kennzeichen waren. Der Präſident gedachte ferner auch des Ablebens
des ehemaligen Staatsminiſters von Berlepſch, deſſen Name Jahrzehnte
mit der deutſchen Sozialpolitik untrennbar verbunden geweſen ſei. Die
Abgeordneten hatten ſich zu Ehren der Verſtorbenen von ihren Sitzen
erhoben.
Das Haus erledigte ſodann zunächſt einige kleinere Vorlagen. Ein
Antrag, den Ausſchuß zur Wahrung der Rechtsverhältniſſe der
Reichs=
bahnbeamten aufzulöſen und alle die Reichsbahn betreffenden
Ange=
legenheiten dem Verkehrsausſchuß zu überweiſen, wurde ohne Debatte
angenommen.
Hierauf ſetzte das Haus bei ſehr geringer Beteiligung die vor den
Pfingſtferien begonnene Debatte über das neue
Reichs=
knappſchaftsgeſetz fort. Der Sozialdemokrat Janſchke
begründete eine Reihe Anträge ſeiner Fraktion, die eine Erhöhung der
Verſicherungsleiſtungen auf verſchiedenen Gebieten fordert.
Der Deutſchnationale Dr. Leopold übte an der
Vor=
lage ſtarke Kritik. Namentlich beanſtandete er, daß der Entwurf
be=
züglich der Altersrenten eine ungerechtfertigte Bevorzugung der
Tages=
arbeiter gegenüber den Untertagearbeitern im Bergbau bringe. Der
Redner warnte ſchließlich vor Ueberſpannung der dem Bergbau
aufgebür=
deten Laſten.
Der Volksparteiler Winnefeld bezeichnete es als einen
großen Fortſchritt der neuen Vorlage, daß nunmehr die Familienhilfe
geſetzlich feſtgelegt werde. Allerdings erſcheine die Erhöhung der
Kran=
kenverſicherung bis 75 Prozent etwas weitgehend. Die
Beitragsleiſtun=
gen hätten eine Grenze und die Belaſtung der Unternehmer, die heute
beſtehe, könne nicht einfach hinwegdiskutiert werden. Der Redner
brachte dann noch verſchiedene ins Einzelne gehende
Verbeſſerungsvor=
chläge an der Vorlage vor.
Die Weiterberatung wurde auf Dienstag nachmittag 2 Uhr angeſetzt.
Die Trauerfeier für Oeſer.
Berlin, 7. Junf.
Heute vormittag 11 Uhr fand im Hauſe Wilhelmſtraße 79 die
Trauerfeier für den verſtorbenen Generaldirektor der Deutſchen
Reichs=
bahn, Rudolf Oeſer, ſtatt. Aufgang und Räume waren in ſchwarz
aus=
gelegt und mit Lorbeer geſchmückt. Im Mittelzimmer war die
Toten=
maske des Verſtorbenen aufgeſtellt. Ningsherum ſah man reiche
Kranz=
ſpenden von allen Behörden und großen Induſtrieunternehmungen. Im
großen Saal war der Sarg unter reichem Blumenſchmuck, zu Füßen die
Reichsdienſtflagge, aufgebahrt. Neben den nächſten Angehörigen des
Verſtorbenen ſah man in der Trauerverſammlung u. a. Reichskanzlev
Marx, Reichsaußenminiſter Dr. Streſemann, die Reichsminiſter
Stingl und Krohne, Reichstagspräſidenten Loebe, den
preußi=
ſchen Miniſterpräſidenten Braun, ſowie den ehemaligen
Reichs=
kanzler Dr. Luther und den früheren Fimanzminiſter von
Schlieben, außerdem die in= und ausländiſchen Mitglieder
des Verwaltungsrates der Deutſchen Reichsbahn, ſowie zahlreiche
Par=
lamentarier und Führer der Induſtrie. Nach dem Vortrag eines
Streichquartetts unter der Leitung von Profeſſor Deman von der
Staatsoper hielt Pfarrer Graue die geiſtliche Anſprache.
Reichskanzler Dr. Marx ſprach dann für den Neichspräſidenten, die
Reichsregierung und die preußiſche Staatsregierung warme Worte des
Gedenkens an den Toten. Er zeichnete ein Lebensbild des Verſtorbenen,
deſſen letztes Ziel es geweſen war, die Reichsbahn in neue
Organiſations=
linien zu bringen. Es war das Verdienſt von Rudolf Oeſer, daß die
Reichsbahn das Eigentum von Volk und Reich blieb, aber auch in der
ſchwierigen Aufgabe der inneren Umorganiſierung bewies Oeſer eine
hervorragende perſönliche Fähigkeit. Der Reichskanzler ſchloß mit dem
Wunſche, daß die Reichsbahn im Sinne Oeſers ſozial weitblickend
weiter=
arbeiten möge und in dieſem Sinne die Geſchicke des Unternehmens im
Intereſſe der ganzen Wirtſchaft und des deutſchen Volkes leiten möge.
Nach dem Reichskanzler ſprachen der Präſident des
Verwaltungs=
rates, Dr. C. F. von Siemens, der bereits neugewählte Generaldirektor
Dorpmüller, Reichstagsabgeordneter Dr. Erkelenz für die Demokratiſche
Partei und Rektor der Techniſchen Hochſchule in Karlsruhe, derem
Ehrendoktor der Verſtorbene war. Die Einäſcherung des Verſtorbenen
findet heute nachmittag um 6 Uhr im Wilmersdorfer Krematorium im
Beiſein nur der nächſten Angehörigen ſtatt.
im nicht von Organiſationen überwachten Geſang herrſcht größte
Willkür. Es wäre an und für ſich nichts dagegen zu ſagen, wenn
ältere Lehrkräfte, die vor 30—50 Jahren ihre Ausbilldung
erhal=
ten haben, aus Beharrlichſeit am Alterprobten feſthalten, denn
ihr Sprachgefühl iſt meiſt derart gut, daß nur geringe
Abwei=
chungen gegenüber der Hochſprache feſtzuſtellen ſind. Auf9
ſchärfſte muß man ſich aber dagegen wenden, daß jabvaus,
jahr=
ein Redeanweiſungen, Geſangslehren, Lehrbücher für
Dirigen=
ten und ähnliches im Druck erſcheint, das keinerlei Notiz von
der Hochſprache nimmt, ſondern der Willkür Tür und Tor offen
läßt. Und jeder Verfaſſer baut ſich ein eigenes Himmelchen das
er für recht und gut hält, ſo daß auf dieſem Gebiete eine ebenſo
große Fülle von Unſinn und Dilevantismus produziert wird,
wie in dem, was über Geſangstechnik geſchrieben wird. So
wur=
den dem Verfaſſer dieſer Zeilen bei einem Dirigentenkurſus, auf
dem er die Regeln der Hochſprache darlegte, mehrere gedruckte
Anleitungen für Dirigenten vorgelegt, bei deren Vergleich ſich
er=
gab, daß ſie in gewiſſen Punkten alle voneinander abwichen, keine
aber mit der Hochſprache übereinſtimmte. Daß es auf dieſe Weiſe
nicht weitergeht, muß jedem Einſichtigen klar ſein. Denn auch
in den zahlreichen Geſangslehren findet man die
widerſprechend=
ſten Anweiſungen. Enwweder iſt alles erlaubt, und dann ift es
gleichgültig, ob man ewick, ewich oder ewiſch ausſpricht, oder aber
eine Norm gilt wie für die Schauſpieler, ſo auch für die Sänger,
Chorvereine, Redner und diejenigen, die korrekt ſprechen wollen,
und dann wird es beſſer ſein, man richtet ſich nach den Regeln
der Hochſprache, die von hervorragenden Sprachkenwern in
jahre=
langer, intemſiver Arbeit aufgeſtellt worden ſind, als nach den
An=
weiſungen irgend eines Herrn X oder Y.
Und hier wäre es endlich an der Zeit, daß auch an ſtaatlichen
Inſtituten, an denen Lehrer, Prediger uſw. ausgebildet werden,
die Hochſprache gelehrt würde. Einſtweilen geſchieht das nicht,
denn ich verſäume nie, bei Dirigentenburſen oder bei Vorleſungen
über Redekunſt meine Hörer zu fragen, ob ihnen, ſoweit ſie
Lehrer ſind oder in ähnlichen Berufen ſtehen, jemals die
Hoch=
ſprache im Zuſammenhang als Lehrgegenſtand begegnet ſei, und
erhalte regelmäßig die Antwort, daß darauf nicht das mindeſte
Gewicht gelegt wird. Ebenſo iſt es bei den Kandidaten, die von
den Predigerſeminarien kommen, auch ſie ſprechen allgemein ihren
heimatlichen Dialekt, und wenn ſie in eine andere Gegend
ver=
ſetzt werden, ſo ſprechen ſie ihn ruhig weiter. Wenn num
heut=
zutage bei der ſehr ſtark fortſchreitenden Kultur des Chonweſens
Tauſenden in andauernden Bemühungen für die Zwecke des
Geſanges die Hochſprache näher gebracht wird, ſo ſollte man ſich
doch gerade in gebildeten Kreiſen bewußt werden, daß damit auch
Tauſende von Kritiken für die Sprechweiſe der Berufsredner
entſtehen.
Für einen gebildeten Menſchen ſollte es ſelbſwerſtändlich
ſein, daß er neben der Mundart ſeiner Heimat, die er nicht
ber=
geſſen und vernachläſſigen ſoll, die Hochſprache ſo beherrſcht, daß
Nummer 157
Dienstag, den 8. Juni 1926
Seite 3
Hindenburg
und die Fürſtenenteignung.
Das Volksbegehren ein großes Unrecht — eine
Gefahr. — Bedenklicher Vorſioß gegen die
Grundlagen der Moral und des Rechtes.
Staatsminiſter v. Loebell, der als Präſident des
Reſchs=
bürgerrates zugleich der Vorſitzende des Büngerblocks war zur
Vorbereitung der Wahl Hindenburgs, hat an den
Reichspräſi=
denten vor einigen Wochen einen Brief gerichtet, worin er ihm
die Folgen entwickelt, die aus der Annahme des Volksentſcheids
über die Fürſtenenteignung hervorgehen könnten und worin er
ihm nahelegt, in einer öffentlichen Kundgebung dagegen
Stel=
lung zu nehmen.
Der Reichspräſident hat in einem Brief an Herrn v. Loebell
eine offizielle Kundgebung abgelehnt mit Rückſicht darauf, daß
die Reichsregierung ihren Standpunkt bereits klar und deutlich
erklärt habe, in einem zweiten Teil aber ſeine perſönliche
Auf=
faſſung dahin ausgeſprochen, daß dieſes Volksbegehren ein
gro=
ßes Unrecht und ein bedenklicher Vorſtoß gegen das Gefüge der
Moral iſt. Er hofft daher, daß das deutſche Volk ſich gegen die
Aufpeitſchung der Inſtinkte der Maſſen zur Wehr ſetzen und den
Entſcheid ablehnen werde.
Soweit iſt alles in Ordnung. Nun geſchieht aber etwas ſehr
Merkwürdiges. Der „Vorwärts” der auf irgend einem
Schleich=
weg in den Beſitz dieſes Briefes gekommen iſt, behauptet, daß
Herr v. Loebell die Abſicht habe, das Dokument zu veröffentlichen.
Bevor noch Herr v. Loebell ſich dazu äußern kann, beginnt der
„Vorwärts”, einzelne Sätze aus dieſem Brief, ſoweit es ihm
zweckmäßig erſcheint, abzudrucken, immer in der ſcheinheiligen
Form, daß er den Reichspräſidenten gegen eine ſchwere
Indis=
kretion in Schutz nehmen müſſe. Herr v. Loebell hat darauf
er=
widert, indem er den Wortlaut des Briefes veröffentlicht, mit dem
Hinzufügen, daß er über den Abdruck verfügen kann. Wir halten
es für ausgeſchloſſen, daß Herr v. Loebell einen ſolchen Schritt
tut, ohne ſich vorher der Zuſtimmung des Reichspräſidenten
ver=
ſichert zu haben. Eine Beſtätigung darüber war nicht zu erhalten,
weil der Reichspräſident ſelbſt ebenſo wie ſein Staatsſekretär am
Montag noch nicht in Berlin war.
Der „Vorwärts” hat ſich ſelbſt mit dieſer Aktion einen
gro=
ßen Bärendienſt geleiſtet. Es iſt unvermeidlich, daß der Brief
des Reichspräſidenten einen ſtarken Eindruck macht und
zweifel=
los manche, die ſonſt vielleicht für die Enteignung geſtimmt
hät=
ten, davon abhalten wird, weil er die Folgen zeigt, die am Ende
dieſes verhängnisvollen Weges unvermeidlich ſind. Der Brief
Hindenburgs hat folgenden Wortlaut:
Sehr geehrte Exzellenz!
Von Ihrem Schreiben vom 19. Mai habe ich mit lebhaftem Intereſſe
Kenntnis genommen. Ihrer Anregung, zu dem Volksbegehren auf
ent=
ſchädigungsloſe Enteignung der Fürſtenvermögen in einer öffentlichen
Kundgebung Stellung zu nehmen, vermag ich aber aus ſtaatsrechtlichen,
ſich aus der verfaſſungsrechtlichen Stellung des Präſidenten des
Deut=
ſchen Reiches ergebenden Gründen nicht zu entſprechen. Auch von einem
Erlaß an die Reichsregierung möchte ich abſehen. Die Reichsregierung
hat bereits in einer Kundgebung vom 24. April d. Js. vor dem deutſchen
Volke klar und deutlich erklärt, daß die entſchädigungsloſe Enteignung
den Grundſätzen, die in einem Rechtsſtaate die Grundlage für jede
Geſetzgebungsarbeit zu bilden haben, widerſpricht. Sie hat, von dieſem
Standpunkt ausgehend, ſowohl in der erwähnten amtlichen Kundgebung
als auch durch den Reichsminiſter des Innern in der Reichstagsſitzung
vom 28. April d. Js. ausgeſprochen, daß ſie das Volksbegehren auf
ent=
ſchädigungsloſe Enteignung der Fürſtenvermögen auf das entſchiedenſte
ablehne.
Die unter dem Reichskanzler Dr. Marx am 17. Mai 1926 neu
ge=
bildete Reichsvegierung hat ſich in einer Erklärung vom 19. Mai dieſen
Standpunkt ausdrücklich zu eigen gemacht. Ich kann daher annehmen,
daß die Regierung, ohne daß es eines beſondere Schrittes meinerſeits
bedarf, Ihre Auffaſſung über die rechtliche Tragweite und Gefahr des
Volksbegehrens teilt. Was die von Ihnen berührten, im weiteren
Ver=
lauf der Dinge von mir perſönlich zu treffenden Entſcheidungen anlangt.
ſo muß ich mir — wie es die Verfaſſung vorſieht — meine Entſchließung
vorbehalten, bis das Ergebnis des Volksentſcheids und der ſich hierauf
gründenden Ausführungsgeſetze vorliegt und die Frage der Vollziehung
dieſer Geſetz an mich herantritt. Ich will es aber doch nicht unterlaſſen,
Ihnen meine perſönliche Auffaſſung dahin mitzuteilen, daß ich die von
Ihnen geäußerten Beſorgniſſe in vollem Umfange teile, und die gleichen
Bedenken, die Sie auch ſchon von Anfang dieſer Entwickelung der Dinge
an auch der Reichsregierung gegenüber zum Ausdruck gebracht haben.
Daß ich, der ich mein Leben im Dienſte der Könige von Preußen und
der deutſchen Kaiſer verbracht habe, dieſes Volksbegehren zunächſt als
er ſich mit deutſchſprechenden Ausländern und mit Angehörigen
anderer Mundarten ohne jede Schwierigkeit verſtändigen kann
In Norddeutſchland iſt dies im allgemeinen der Fall, und ſelbſt
im ſchlichten Volk findet man wenige, die neben ihrem
Platt=
deutſch nicht auch ſo borrekt zu ſprechen verſtehen, daß ſie ein
Süddeutſcher nicht bequein verſtünde. Leider iſt dieſe
Anſchau=
ung in Süddeutſchland ſehr wenig verbreitet, ſo daß es für
Aus=
länder oder Norddeutſche zuweilen ſchwer, mitunter faſt
unmög=
lich iſt, einen Süddeutſchen zu verſtehen. Bei weniger Gebildeten
wird man das ſtets entſchuldbar finden, bei Gebildeten aber wird
es der Fremde enüveder als bedauerlichen Bildungsmangel oder
als Unhöflichkeit auslegen, daß man ſich nicht die Mühe nimmt.
ſo korrekt und deutlich zu ſprechen, daß es der andere auch
ver=
ſtehen kann. Es mag in der vielgerühmten ſüddeutſchen
Gemüt=
lichbeit begründet liegen, daß man ſich in ſolchen Dingen weniger
zuſamnennimmt, tatſächlich iſt es aber eine unentſchuldbare
Läſſigkeit, die wir bei dem undeutlich ſprechenden Engländer
oder Amerilaner ſtets zu rügen bereit ſind, bei uns ſelber aber
nicht beachten.
Aus den angegebenen Gründen wäre es notwendig, daß vor
allem auf den ſtaatlichen Bildungsanſtalten mehr Wert darauf
gelegt würde, daß diejenigen, die ſpäter in den Beruf des
Leh=
rers, Predigers oder Redners übergehen, während ihrer
Aus=
bildungszeit nicht nur ſtiliſtiſch in der Redekunſt geſchult würden
ſondern daß es ihnen zur Pflicht gemacht würde, auch in der
Ausſprache die Sorgfalt an den Tag zu legen, die man von
einem Gebildeten verlangen muß. Gelegenheit, ja Notwendigkeit,
in der Mundart zu ſprechen, wird es im Leben häufig genug
geben, aber man ſoll ſich andererſeits deſſen bewußt ſein, daß
ſelbſt der einfache Mann es als ſtörend emdfindet, wenn bei
offi=
ziellen oder feierlichen Gelegenheiten der Nedner nicht imſtande
iſt, gewählt zu ſprechen, und zwar ſtiliſtiſch wie in der Ausſprache.
Möge alſo die Bewegung, die einſtweiben nur von der
Deklama=
tions= und Geſangskunſt ausgeht, und die in breiteſte Volkskreiſe
durch ein wohlgcleitetes Geſanavereinsweſen hineingetragen
wird, zukünftig eine ſtärſere Stütze in der Wirkſamkeit der
Schule und des öffentlichen Lebens erhalten, damit jeder, der
orthographiſch richtig ſchreiben kann, es auch für
ſelbſtverſtänd=
lich hält, daß dieſem Können eine klanglich richtige Ausſprache
zur Seite ſteht.
4. Konzert des Muſikvereins.
ist Großen Haus des Landestheaters am Montag, den 7. Juni.
F.N. Mit einem überaus gelungenen Konzert, das ganz dem
Schaffen Hugo Wolfs gewidmet war, ſchloß der Muſikverein
ſeine dieswinterliche Tätigkeit ab. Hiermit nahm er die
Tradi=
tion früherer Jahre wieder auf, auch in ſeinen Hauptkonzerten
von Zeit zu Zeit kleinere Chorwerke zur Aufführung zu bringen.
Wenn auch die Pflege des Oratoriums und verwandter Stil=
ein großes Unrecht, dann aber auch als einen bedauerlichen Mangel an
Traditionsgefühl und als großen Undank empfinde, brauche ich Ihnen
nicht näher auszuführen. Ich will mich aber bemühen, die Frage der
Enteignung hier nicht als eine politiſche, ſondern lediglich als eine
moraliſche und rechtliche Angelegenheit zu betrachten. Ich ſehe in ihm
unter dieſem Geſichtspunkt einen ſehr bedenklichen Vorſtoß gegen das
Preſtige des Rechſtstaates, deſſen tiefſtes Fundament die Achtung vor
dem Geſetze und dem geſetzlich anerkannten Eigentum iſt. Es verſtößt
gegen die Grundlagen der Moral und des Rechts.
Würde dieſes Volksbegehren Annahme finden, ſo würde einer der
Grundpfeiler, auf dem der Rechtsſtaat beruht, beſeitigt und ein Weg
er=
öffnet, der auf abſchüſſiger Bahn haltlos bergab führt, wenn es dem
Zu=
fall einer vielleicht noch dazu leidenſchaftlich erregten Volksabſtimmung
geſtattet ſein ſoll, verfaſſungsmäßig gewährleiſtetes Eigentum zu
ent=
ziehen oder zu verneinen. Es könnte aus dem jetzt vorliegenden
Einzel=
fall die Methode entſtehen, durch Aufreizung der Inſtinkte der Maſſe
und Ausnutzung der Not des Volkes mit ſolchen Volksabſtimmungen auf
dem Wege der Enteignung weiter zu gehen und damit dem deutſchen
Volke die Grundlagen ſeines kulturellen, wirtſchaftlichen und ſtaatlichen
Lebens zu entziehen. Ich ſehe hierin eine große Gefahr, die gerade in
unſerer Lage, in der die Zuſammenfaſſung aller wirtſchaftlichen und
ideellen Kräfte für unſere Selbſtbehauptung am notwendigſten iſt, unſere
ſtaatlichen Grundlagen bedroht und in einem Zeitpunkt, wo wir eben
die erſten Schritte auf dem Wege zu neuer wirtſchaftlicher Geltung getan
htben, unſere Stellung in der Welt ſchädigt.
Ich bin überzeugt, daß trotz der ſtarken, vielfach wenig ſchönen
Agitation für das Volksbegehren das ruhige Urteil und der geſunde
Sinn unſeres Volkes dieſe moraliſche und rechtliche Seite der Frage
nicht verkennen und die unabſehbare Gefahr, die allen Schichten des
Vol=
kes hier droht, nicht überſehen werden. Ich hoffe daher zuverſichtlich,
daß unſere Mitbürger in der Entſcheidung am 20. Juni dieſen
Erwäg=
ungen Rechnung tragen und Schaden abwenden werden, der ſonſt dem
erſten Grundgeſetz jeden Staates, dem Rechte und der Gerechtigkeit,
er=
wachſen würden.
Mit freundlichen Grüßen bin ich Ihr ſehr ergebener
von Hindenburg.
Flaggenſtreit und Volksentſcheid.
* Berlin, 7. Juni. (Priv.=Tel.)
Das Reichskabinett hat am Montag nachmittag die
parlamen=
tariſche Seſſion gewiſſermaßen neu eröffnet mit dem Reichstag,
der eine kleine Tagesordnung abſolvierte, ſich im übrigen aber
in der Wandelhalle mit dem Hindenburg=Brief beſchäftigte.
Zen=
trum und Demokraten machen gegen dieſen Brief
verfaſſungs=
rechtliche Bedenken geltend und ſuchen ſie gleichzeitig auszunutzen,
um innerpolitiſche Schwierigkeiten zu machen. Das Kabinett ſelbſt
hat beſchloſſen, in der Flaggenfrage von ſich aus nichts zu tun,
ſondern zunächſt den vorgeſehenen parlamentariſchen Ausſchuß
arbeiten zu laſſen, der durch Anhörung von Sachverſtändigen oder
duich Zuziehung weiterer intereſſierter Kreiſe den Verſuch machen
ſoll, eine Einheitsflagge zu ſchaffen.
Aktueller iſt das Thema der Fürſtenabfindung. Es
iſt ſchon ſeit längerer Zeit der Gedanke aufgetaucht, ob nicht die
Möglichkeit beſteht, den Kompromißentwurf der
Regierungs=
parteien ſo umzugeſtalten, daß er nicht mehr verfaſſungsändernd
iſt, ſondern nur einer einfacher Mehrheit bedarf. Das
Reichs=
miniſterium des Innern glaubt auch bereits einen Weg gefunden
zu haben, auf dem das möglich iſt.
Ueber dieſe Frage will der Kanzler am Dienstag mit den
Parteien verhandeln. Es ſcheint auch, als ob die
Sozialdemo=
kraten wenigſtens bereit waren — ob ſie es jetzt nach dem
Hin=
denburg=Brief ſind, iſt zweifelhaft —, unbeſchadet ihrer
Einſtel=
lung zum Volksentſcheid einem ſo geänderten Entwurf
zuzu=
ſtimmen, der dann beim Volksentſcheid bereits als beſchloſſenes
Geſetz vorläge und natürlich die Einſtellung des Zentrums wie
der Demokraten ändern müßte, die daraufhin ihre Wähler
auf=
fordern würden, beim Volksentſcheid zu Hauſe zu bleiben.
Wie=
weit ſich hier noch beſtimmte Möglichkeiten ergeben, wird ſich erſt
am Dienstag bei den Verhandlungen, mit den Parteien
über=
ſehen laſſen.
Das vorläufige Geſamtergebnis der
Landtags=
wahlen in Mecklenburg.
Nach den bis Montag mittag erfolgten Zählungen war
fol=
gendes vorläufige Geſamtergebnis der Mecklenburgiſchen
Land=
tagswahlen feſtzuſtellen: Deutſchnationale 59 746 (95 176) 12
Sitze, Sozialdemokraten 105 619 (74924) 21 Sitze, Deutſchvölkiſche
24527 (63 511) 5 Sitze, Kommuniſten 17681 (44765) 3 Sitze,
Deutſche Volkspartei 21 973 (23962) 4 Sitze, Demokraten 8102
(11 738) 1 Sitz, Mieterpartei 7296 (—) 1 Sitz, Wirtſchaftliche
Partei des Mecklenburgiſchen Mittelſtandes 15 902 (5121) 3 Sitze,
Nationalſozialiſtſiche deutſche Arbeiterpartei 4343 (—) 0 Sitze.
148 kleine Stimmbezirke ſtehen noch aus, die das Reſultat in
einzelnen Ziffern und Sitzberechnungen noch korrigieren können.
gattungen die Hauptaufgabe des führenden gemiſchten Chores
einer Stadt ſein muß, ſo bringt das Aufführen nur
abendfüllen=
der Werke andererſeits den Verzicht, auf mehr kantatenartige
Formen mit ſich, der bei der großen künſtleriſchen Bedeutung
vie=
ler derartiger Werke einen Verluſt bedeutet.
So war es ein entſchiedenes Verdienſt, vier Chorwerke von
Hugo Wolf zu Gehör zu bringen, da dieſer feinnervigſte unter
den neueren Lyrikern faſt nur durch ſeine Lieder mit
Klavier=
begleitung bekannt iſt. Alle Chöre, ob früher oder ſpäter
ent=
ſtanden, tragen den Stempel reifſter Meiſterſchaft, großartiger
formaler Abrundung und im Innerſten empfundenen Ausdrucks.
Sie wurden auch von dem Muſikverein vollendet vorgetragen.
Weihevoll der herrliche Morgenhymnus, dieſe
Sonnenaufgangs=
ſteigerung mit dem hellglänzenden Orcheſter, zierlich, graziös das
reizende Elfenlied aus Shakeſpeares „Sommernachtstraum” für
Sopranſolo und Frauenchor, welcher in entzückender Weichheit
und Tonreinheit erklang. Eine wirklich virtuoſe Chorleiſtung
war dann der „Feuerreiter”, den Wolf nach ſeinem Klavierlied in
genaueſter Uebereinſtimmung der Melodie und Form, die Kla
vierbegleitung auf das Orcheſter übertragend, ſelbſt bearbeitet hat
Hervorragend die Belebung des Vortrages durch Roſenſtock,
prachtvoll die genauen Einſätze und die Klarheit der Wiedergabe
etwas ſchwach leider der Männerchor, ſowohl in Bezug auf die
Zahl der Mitwirkenden als auch durch die im Theater ja ſtets
ungünſtige Aufſtellung. Zuletzt hörten wir den Frühlingschor
aus Wolfs undollendeter Oper „Manuel Venegas”, der letzten
Arbeit vor der geiſtigen Umnachtung des Meiſters. Die
wunder=
volle Klarheit und Heiterkeit dieſes Chors beweiſt, wie unberührt
das innere Schaffen des Komponiſten von den Vorboten der
herannahenden Krankheit war, und die zarte, duftige
Wieder=
gabe dieſes in freundlichſter Harmonik gewiegten Werkes war
über alles Lob erhaben. Uleberall fühlte man die feine, ſubtile
Arbeit Roſenſtocks, der Chor und Orcheſter nicht nur mitriß,
ſon=
dern auch in den Schrauken objektiver und klarer Darſtellung zu
halten verſtand und dem Fritz Bohne in der Einſtudierung der
Chöre wichtige Vorarbeit geleiſtet hatte. Und gerade die Miſchung
von Subjektivem und Objektivem, von leidenſchaftlicher Hingabe
und klarſtem Ausdruckswillen, der ſelbſt das feinſte Detail
durch=
dringt, iſt für die Kunſt Hugo Wolfs von größter Wichtigkeit, und
hier begegneten ſich in hervorrggendſter Weiſe mit den
Intentio=
nen des Meiſters ſowohl Roſenſtock als Dirigent und
Klavier=
begleiter als auch die Soliſtin des Abends.
Lotte Leonhard=Berlin, die außer dem Solo im
Elfen=
lied 14 Lieder ſang — zwei gab ſie noch zu —, gehört zu der
allerbedeutendſten Konzertſängerinnen Deutſchlands. Ihre
glockenklare, in vollkommener Weiſe gebildete und ausgeglichene
Sopranſtimme zeichnet ſich tieniger durch ſinnlichen Klangreiz als
dielmehr durch eine gewiſſe Objeltivität des Tones aus, deſſen
edle Ruhe gleichwohl der reichſten Färbung und Schattierung
Zuſammentritt des Enquete=
Ausſchuſſes.
Reichswirtſchaftsminiſter Curtius über
Produktion und Abſatz.
Berlin, 7. Junk.
Im Plenarſitzungsſaal des vorläufigen
Reichswirtſchafts=
rates trat heute der große Enquete=Ausſchuß zur
Unter=
ſuchung der Produktionsbedingungen und der
Abſatzmöglichkeiten der deutſchen Wirtſchaft
zu=
ſammen. Außer den Mitgliedern des Ausſchuſſes hatten ſich
zahlreiche Vertreter des Wirtſchaftslebens eingefunden; beſonders
zahlreich waren Parlamentarier aller Parteien anweſend. Die
Reichsregierung vertraten Reichswirtſchaftsminiſter Dr. Curtius
und Reichsernährungsminiſter Haslinde.
Reichswirt=
ſchaftsminiſter Dr. Curtius eröffnete die Tagung mit
einer Rede, in der er beſonders verwies auf den im Geſetz
auf=
geführten Unterausſchuß, der die Beziehungen zwiſchen
Arbeits=
zeit, Arbeitslohn und Arbeitsleiſtung erforſchen ſoll. Es handele
ſich hierbei um einen beſonderen Ausſchnitt aus dem ganzen
Komplex der Produktionskoſten und Rationaliſierungsfragen.
Der Verein für Sozialpolitik verſpreche ſich von dieſer
Unter=
ſuchung bei Anwendung einwandfreier Ermittelungsmethoden
eine Milderung des heute zwiſchen Arbeitgeber und Arbeitnehmer
herrſchenden Streites.
Ueber die deutſche Wirtſchaft ſei eine ſchwere Kriſis
hereingebrochen, die eine fortwährende allgemeine
wirt=
ſchaftliche Depreſſion nach ſich gezogen hat. Mit Recht
hat daher der Reichstag im Volkswirtſchaftsausſchuß jüngſt
auf=
gefordert, daß ſich der Enqueteausſchuß auch mit den Gründen
und Auswirkungen der Kriſe beſchäftigen müſſe.
Eine weitere Bedeutung der Enquete liege darin, daß ſie das
Schlußwort ſprechen werde in den vielfachen Denkſchriften und
Tagesmeinungsſtreitigkeiten wirtſchaftlicher Verbände. In der
Zeit zwiſchen Anregung und Einberufung ſeien dem
Enquete=
ausſchuß bedeutſame aus der Weltwirtſchaftslage entſpringende
neue Zwecke zugewachſen. In den verſchiedenen Ländern der
Welt habe man erkannt, daß es notwendig ſei, eine
interna=
tionale Fühlungnahme der wirtſchaftlichen
Sachverſtändigen aus allen Ländern herbeizuführen
zum Zwecke der Unterſuchung der Erzeugung und
Abſatzbedin=
gungen in der ganzen Welt.
Nicht zuletzt haben die Unterſuchungen des Enqueteausſchuſſes
Bedeutung für alle die Fragen, die unmittelbar oder mittelbar
mit dem Zentralproblem der Reparationen zuſammenhängen.
Schon heute ſtehe feſt, daß die Entwicklung unſerer Wirtſchaft ſich
in weſentlichen Punkten anders herausgeſtellt hat, als ſie den
Bankſachverſtändigen bei der Abfaſſung dieſes Berichtes
vorge=
ſchwebt hat. Zwei Frageſtellungen ſeien geeignet, als leitende
Geſichtspunkte zu dienen: Inwieweit, die
wirtſchaft=
liche Notlage der Gegenwart den Ausgangspunkt auf
der Angebotſeite und wie weit ſie ihn auf der Seite der
Nach=
frage bildet. Weiterhin ergibt ſich die Möglichkeit, auch das
Sein=
ſollende in wiſſenſchaftlicher Betriebsweiſe am Ende der
Unter=
ſuchung ins Auge zu faſſen. Der Miniſter wies darauf hin, daß
neben dieſer Gruppierung des Arbeitsplanes für das Gelingen
der Enquete auch die Arbeitsmethoden entſcheidend ſein werden.
Ueber die landwirtſchaftlichen Unterſuchungen richtete
Reichs=
ernährungsminiſter Dr. Haslinde noch einige Worte an den
Enqueteausſchuß. Die Arbeiten des Ausſchuſſes müßten ein
klares Bild von der tatſächlichen Lage der Landwirtſchaft und
den Urſachen der jetzigen unbeſtreitbaren Agrarkriſe bringen.
Profeſſor Dr. Harms dankte im Namen der Mitglieder des
Enqueteausſchuſſes den Regierungsvertretern für deren
Ein=
führungsworte. Die Sitzung wurde dann abgebrochen, nachdem
in Ausſchuß zur Vorbereitung der Wahl des Vorſitzenden
ein=
geſetzt worden war. Die Wahl ſoll in nichtöffentlicher Sitzung
am Nachmittag erfolgen. Die nächſte öffentliche Sitzung findet
am Dienstag vormitrag ſtatt.
Japaniſche Kriegspläne gegen Amerika?
„American”, ein Blatt der Hearſt=Preſſe, veröffentlicht
angeb=
liche Kriegspläne Japans gegenüber den Vereinigten Staaten,
wonach Japan eine militäriſche Eroberung der Philippinen als
nächſtes und wichtigſtes Ziel anſtrebt. Der japaniſche Generalſtab
ſoll bereits ein Vorbereitungsprogramm für den kommenden
Krieg aufgeſtellt haben; außerdem ſoll von Japan die
Ausbeu=
tung der wirtſchaftlichen Hilfsquellen in Korea und der
Mand=
ſchurei beabſichtigt ſein, ebenſo der Abſchluß eines
Freundſchafts=
paktes mit China.
fähig iſt. Eine reiche Skala dynamiſcher Abſtufungen feinſten
Grades ſteht zur Verfügung und wird beſonders nach dem Piano
und dem Pianiſſimo hin ſo wundervoll künſtleriſch verwertet,
daß man beim Lauſchen unwillkürlich den Atem anhält. Dazu
kommt ein bis ins Kleinſte fein durchdachter Vortrag, der die
Parallelen zwiſchen dichteriſchem und muſikaliſchem Ausdruck ſo
vollendet ausnutzt, daß man es verſtehen kann, daß dieſe
Künſt=
lerin für Bachs religiöſe Kunſt wie für Wolfs Lyrik eine ideale
Interpretin iſt, da beide Meiſter die beſonders innige Verbindung
von Wort und Ton und die ſeltene Idealmiſchung von
Empfin=
dung und verſtandesklarer Ausprägung auszeichnet. Eine
über=
aus deutliche Ausſprache unterſtützt Lotte Leonhard, ſo daß wir
uns bewußt ſind, hier ſeit langer Zeit im Hönzertſaal keiner ſo
be=
deutenden Sängerin und Künſtlerin begegnet zu ſein. Nur
weniges ſei aus den einzelnen Liedern hervorgehoben. Wie ſie
in „Sie blaſen zum Abmarſch” das Marſchartige, die Freude an
dem militäriſchen Bild mit dem tiefen Abſchiedsſchmerz verband,
wie „Prezioſas Sprüchlein gegen Kopfweh” kindlich hell, „Wer
tat deinem Füßlein weh?” als virtuoſes Deklamationslied, „Wenn
du zu den Blumen gehſt” wieder in herrlichſtem bel canto
vor=
getragen wurde, das war meiſterhaft. In entzückendſten Farben
bis ins zarteſte pp ſchwelgten die beiden geſchwiſterlichen
Goethe=
lieder „Die Spröde” und „Die Bekehrte”, hellſten Jubel Mörikes
„Er iſt’s” Am herrlichſten aber bewährte ſich die Vortragskunſt
der Sängerin an den fabelhaft charaktervollen Miniaturbildern
des „Italieniſchen Liederbuchs”, des lyriſchen Spätwerkes von
Hugo Wolf. Naivität, Innigkeit, tiefſter Schmerz, eiferſüchtige
Heftigkeit und Gefühlswärme wechſelten wunderſam ab.
Kongenial begleitete Joſeph Roſenſtock. Bei der großen
Be=
deutung, die dem Klavierpart als ausdeutendem und ſelbſtändig
ergänzendem Ausdrucksfaktor bei Hugo Wolf zukommt, bedarf es
eines ſo feinen, anſchlagsſchönen und klaren, dabei ſich innigſt
anſchmiegenden Spiels wie das Roſenſtocks, um die Lieder zu
ſolcher Idealwirkung zu bringen wie an dieſem Abend, der den
anweſenden Hörern, die begeiſterten Beifall ſpendeten, lange
un=
vergeßlich bleiben wird.
Leider gab es aber noch unbeſetzte Plätze, und das gibt Anlaß
zu einer ernſten Mahnung. In anderen, etwa gleichbedeutenden
Städten ſind die Konzerte der Oratorienvereine ausabonniert, ſo
daß es ſchwer iſt, Zutritt zu erlangen. In Darmſtadt ſind ſich
diele derer, die vermöge ihrer Bildung, ihres Kunſtverſtändniſſes
und nicht zuletzt auch vermöge ihrer Gehaltsklaſſe dazu berufen
wären, ein ſo wichtiges Kunſtinſtitut wie den Muſikverein zu
unterſtützen, ſich ihrer Verantwortung als Träger und Erhalter
der künſtleriſchen Kultur zu wenig bewußt. Man wundert ſich,
bei den Muſikvereinskonzerten Perſönlichkeiten zu vermiſſen, die
in jeder anderen Stadt ſich unbedingt als Patrone eines ſolchen,
aſt 100 Jahre alten Vereins einfinden würden.
Dienstag, den 8. Juni 1926
Seite 4
Nummer 157
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Wo? ſagt die Geſchſt.
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(TV. 8549
Gunnar Tolnaes
ist einer der Wenigen, denen man nicht ott genug
begegnen kann. Sein neuer Film ist im Gegensats
zur „Lieblingsfran des Maharadscha” ganz auf die
heitere Note gestimmt.
Berliner Tageblatt:
„. Darstellende Kunst, bisher ohne
Nachwelt, erlangt hier zum erst. Mal die
ganze Verewigung, Begie u.
Schauspiel-
kunst geben etwas zeitlos Gültiges,
Eisen-
stein hat hier den gewaltigsten u.
kunst-
vollsten Film geschaffen, den die Welt
sah.
(Ernst Blass)
Börsencourier!
. .. Er ist der vollkommensteAusdruck
einer Welt, wie es „Goldrausch”” war.
Ein Bildepos, dessen Wirkungen zu den
größten gehören, was Menschengeist und
Ereignisse in den letzten Jahr. geschaften
haben. . . Ein zeugnisablegendes,
gul-
tiges Menschenwerk, wie die Iligs — wie
das Nibelungenlied. (Hlerbert Ihering)
Lustlges Beiprogramm
KaMn ReNnn
Germania:
. . Ein Meisterwerk russisch. Filmkunst.
Die filmische Gestaltung grandios. Eine
unerhörtelebendigkeit durchpulst diesen
Film, zwingt den Zuschauer in atemlose
Sponnung.
(E. Bormann)
Berliner Morgenpost:
„ . . Ein historisches Dokument von
bisher noch nicht gesehener
Monumen-
talitat. Solche Menschenmassen hat 1m
Füm noch keiner auf die Beine gebracht.
. ein unvergesslicher,überwältigend.
Eindruck. Man steht vor etwas
Ein-
maligem, Niedagewesenem.
Neueste Wochenschau
Beginn der Vorstellungen: 3½—5—6¾ und 8- Uhr.
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(Inft.=Regt. 80 von allen
Kriegsforma=
tionen) aus Darmſtadt und Umgebung
werden gebeten, ſich zu einer Beſprechung
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Fuchs, Martinshalle, Liebfrauenſtraße,
am Dienstag, den 15. ds. Mts., 8 Uhr
abends, einzufinden.
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Mittwoch, 9. Juni
abends 8.30 Uhr
in der
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Karkſtr.
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verſammlung
Um vollzählig.
Er=
ſcheinen wird
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beten. (B8554
Der Vorſtand.
J. A.: Dr. Grimm.
Ehem. Angehörige d. 76. Reſ.= Dib.
Ortsgruppe Darmſtadt
Am Mittwoch, den 9. Juni, abends 8.30
Uhr, findet bei Grohe, Karlſtraße, unſere
Monatsverſammlung
ſtatt, zu der wir die Kameraden nebſt
An=
gehörigen herzl, einladen.
(eu5oné
Rer Krtte
F alle Farben, empf. (B.4358
Emaluelag secher Nachf, Ludwigshöhſt. 1
V
(Ohne Gewähr)
„Die Geſchwiſter”
Perſonen:
Wilhelm, ein Kaufmann. JoachimBüttner
Marianne, ſeine Schweſter,KäteFoerdera. G.
Fabrice.
.. . . . . Robert Klupp
Brieſträger . . . . . . . Richard Ftirgas
„Die Mitſchuldigen”
Perſonen!
Der Wirt
Hugo Keßler
Sophie, ſeine Tochter . . Beſſie Hoffarth
Söller, ihr Mann . .. . Robert Klupp
Alceſt ...."
.. . Hans Schalla
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Friedrich Kinzler
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Emil Schultze
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Schießhausſtr. 29
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Die Geſchwiſter
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[ ← ][ ][ → ]Nummer 157
Aus der Landeshauptſtadt.
Darmſtadt, 8. Juni.
* Einweihung
der Kapelle des Paul Gerhardt=Hauſes.
Seit Sonntag iſt Darmſtadt um ein evangeliſches Gotteshaus reicher.
DDas 250jährige Gedenken an den Todestag des Sängers unſerer
ſchön=
fſten Kirchenlieder bot den Anlaß, daß das neu erbaute ev. Gemeinde=
Thaus in der Waldkolonie den Namen „Paul Gerhardt=Haus”,
erhielt. In dem ſtattlichen dreiſtöckigen Bau iſt im unterſten Stockwerk
geine geräumige Kirche mit über 200 Sitzplätzen eingebaut, die am
geſtri=
egen Sonntag ihrer Beſtimmung übergeben werden konnte. Die Weihe
rvollzog in Vertretung des Superintendenten Herr Dekan
Weißger=
er unter Aſſiſtenz der Pfaxrer Marx, Wagner Goethe und
Georgi. Die Gemeinde des Weſtbezirks füllte die Kirche bis auf den
letzten Platz und viele mußten noch ſtehen. Würdevoll wirkte der den
Raum nach Weſten abſchließende und dem Auge des Kirchenbeſuchers
einen wohltuenden Ruhepunkt bietende Chorraum mit ſeinem
ſtim=
mungsvollen Kloſtergewölbe zwiſchen hohen Spitzbogenfenſtern in ihrer
bunten Verglaſung, davor der ganz eigenartige Backſteinaltar im
ſinni=
gen Schmauck eines Feldblumenſtraußes auf dunkelgwiner, von den
Vor=
ſtandsmitgliedern des Frauenvereins geſtifteten Altardecke und zwei
ſchlichten Holzleuchtern mit brennenden Kerzen; in den Ecken friſches
Maiengrün und oben über dem Oelgemälde des gekreuzigten Heilands,
eine Stifftung des Männervereins. Dekan Weißgerber legte ſeiner
Weihe=
rede die Worte aus dem Propheten Sacharjis Kap. 2, V. 10 und 11,
zu Grunde und ſprach von der großen Freude der Gemeinde, daß nun
auch ihr eine Stätte gegeben ſei, da die nach Gott ſehnſüchtigen
Men=
ſchen Ruhe für ihre Seelen, Erquickung und Kraft aus Gottes Wort ſich
holen können. Nach dem Beſchluß des Kirchenvorſtandes gab er dem
Haus dann den Namen „Paul Gerhardt=Haus” und wünſchte ihm, daß
immerdar der Geiſt ſeines Gottvertrauens und ſeiner Gottinnigkeit in
ihm wohnen möge, wie er aus ſeinen herrlichen Liedern zu uns ſpricht.
Dann beſtieg der ſeitherige Pfarrer des Weſtbezirks, Pfarrer Wagner,
die geſchickt am Chorpfeiler eingebaute, ebenfalls in Backſtein gehaltene
Kanzel, um im Anſchluß an Pſalm 84, Vers 2—5, der Gemeinde Glück=
und Segenswinſche auszuſprechen, und ſeinem Nachfolger,
Pfarraſſiſten=
ten Georgi, der nun ſeine volle Kraft für die Arbeit im Außenbezirk
einſetzen dürfe, auf die Hoheit und Schönheit ſeines Amte. hinzuweiſen,
in das er am Vormittag in feierlichem Ordinationsgottesdienſt in der
Johanneskirche durch Dekan Weißgerber eingeführt worden war. Paul
Gerhardtſche Lieder hatten die Feier durchwoben und den rechten Ton
angeſchlagen, der nun weiter durch die geweihten Räume klingen ſoll.
Um 3 Uhr ſchloß ſich für geladene Gäſte eine Dankesfeier an,
bei der der Kirchenchor der Johannesgemeinde mitwirkte und Pfarrer
Marx nach einem kurzen Altardienſt einen Ueberblick gab über das
Zuſtandekommen des Baues. Mancherlei Schwierigkeiten galt es zu
überwinden, aber die immer klarer erkannte Notwendigkeit drängte doch
ſchließlich zur Tat, die dann auch ſo wohl gelang. Beſondeve Föroerung
wurde dem Bau zuteil durch das verſtändnisvolle Entgegenkommen der
ſtädtiſchen Behörde, durch Unterſhitzung des Landeskirchenamtes und die
aufopfernde Tätigkeit der Sammler des Kirchbauvereins. Auch die
an=
deren evangeliſchen Gemeinden der Stadt haben faſt ausnahmslos etwas
zu dem Werk beigetragen, ſodaß über 2500 Mk. abgeliefert werden
konn=
ten. Die Johannesgemeinde hat 14 000 Mark dazu geſammelt.
Betei=
ligt bei der Ausführung des Baues waren folgende Firmen:
Ried=
linger=Koch (Maurer= und Betonarbeiten), Dieter=Eberſtadt
(Steinmetzarbeiten), Zimmermeiſter Wöhrn (Zimmerarbeiten),
Bau=
hütte (Dachdeckerarbeiten), Preußner (Spenglerarbeiten),
Bü=
dinger (Schloſſerarbeiten und Ausführung des goldenen Kreuzes auf
dem Dach des Chores), Kunſtſchloſſerei Emmel (Wetterbahn)
Glas=
maler Endner ſtellte in liebenswürdiger Weiſe die Notfenſter mit
bunter Verglaſung zur Verfügung. Plan und Leitung lag in den
Hän=
den der Architekten Stumpf u. Oſterrath. Letztere haben nicht
nur durch künſtleriſche und zuverläſſige Ausführung, ſondern auch durch
verſtändnisvolles Entgegenkommen das ſchöne Werk ermöglicht und der
Gemeinde damit weſentliche Dienſte erwieſen. Pfarrer Marx ſprach
ihnen und Herrn Koch (Firma Riedlinger) ganz beſonderen Dank des
Kirchenvorſtandes als des Bauherrn aus. Es ſprachen dann noch Dekan
Weißgerber im Sinne der Kirchenbehörde, Pfarrer D. Waitz im
Namen der evangeliſchen Gemeinden Darmſtadts und Herr Heß im
Namen der Gemeindeglieder des Weſtbezirks. Beſondere Grüße zu dem
Tage hatten mit Segenswünſchen geſchickt: Provinzialdirektor Dr.
Kranzbühler im Namen des Kreisamts, Oberbürgermeiſter Dr. Gläſſing,
Miniſterialdirektor Dr. Kratz, Geheimrat von Hahn, und einige
aus=
wärtige Glieder der Johannesgemeinde. Als man auf Wunſch der
Eltern um 4 Uhr noch zu einem Kindergottesdienſt zuſammenrief, war
im Nu das Haus zum dritten Male bis auf den letzten Platz beſetzt, und
Pfarrer Goethe hielt nun der frohen Kinderſchar ihren erſten
Jugend=
gottesdienſt. So tat ſich gleich am erſten Tage kund, daß hier ein lang
gehegtes Bedüürfnis nach kirchlicher Verſorgung endlich befriedigt worden
iſt und zu erwarten ſteht, daß ſich ſehr bald um unſer Paul Gerhardt=
Haus ein reens kirchliches Leben entfalten wird. Weiter ergibt ſich dann
für alle evangeliſchen Gemeindeglieder unſerer Stadt die Aufgabe, Mittel
zur Verfügung zu ſtellen zur Fertigſtellung der oberen Räume des
Hau=
ſes, damit recht bald eine Gemeindeſchweſter ihren Einzug zum Wohle
der Kranken dort halten und der neue Hirte auch inmitten ſeiner Herde
ſeiner Wohmung beziehen kann.
— Erſtennung. Durch Entſchließung des Heſſiſchen Landesamts für
das Bildungsweſen wurde der Studienreferendar Dr. Emil Schäfer
zu Grebenau zum Studienaſſeſſor ernannt. — Zum Steueramtmann
befördert wurde der Oberſteuerinſpektor Jakob Philipp Olff beim
Finanzamſt Mainz I.
— Heſſiſches Rotes Kreuz (Heſſ. Landesverein und
Alice=
frauemverein). In dem dem Alicefrauenverein gehörenden Alice=
Hoſpital ſind zur Zeit 50 Aerzte zugelaſſen, um ihre Patienten dort zu
behandeln. Den Pflegedienſt verſehen 10 Stammſchweſtern und etwa
12 Schülerinnen. 1925 wurden dort 904 Kranken an 15 645 Pflegetagen
von 33 Aerzten behandelt. Es wurden 960 Operationen und 959
Rönt=
gendurſhleuchtungen vorgenommen. Ein Freibettenfonds geſtattet die
Aufnahme von mittelloſen Kranken. Da er leider nur über geringe
Mittel verfügt, ſei das Intereſſe der Oeffentlichkeit auf dieſe
ſegens=
reiche (Einrichtung beſonders gelenkt. Mögen zahlreiche Spenden an dem
Roten Kreuz=Tage es ermöglichen, auch dieſem Fond3 erhebliche Beträge
zuzufüchren.
— Den Mitgliedern des Verkehrsvereins ſtehen Karten zu
ermäßig=
ten Preiſen ſür den Rezitationsabend „Balladen der Liebe” am
10. Juni, abends 8 Uhr, im Kleinen Haus von Herrn Schanſpieler und
Regäfſeur Heilinger, ehemal. Mitglied des Heſſiſchen
Pandes=
theaters, im Verkehrsbureau zur Verfügung.
— Rezitationsabend Heinrich Heilinger. Die Kartennachfrage
zu dem von Heinrich Heilinger veranſtalteten Rezitationsabend
„Balladen der Liebe”, der eine Auswahl der ſchönſten
Liebes=
dichtungen in Proſa und Poeſie bringen wird, iſt
erfreulicher=
weiſe ſehr ſtark, ſo daß es dringend ratſam ſcheint, ſich im
Vor=
verkauf mit Eintritskarten zu verſehen. Es wird in der
laufen=
den Saiſon die letzte Gelegenheit ſein, den beliebten Künſtler noch
einmal zu hören. Die Vorverkaufsſtellen ſind: Leopold Schutter,
Zigarrenhaus Guttmann, Klavierſalon Arnold (
Wilhelminen=
ſtraße), Bücherſtube Bodenheimer und Blumenſalon Müller.
— Volfshochſchule. Wir machen hiermit nochmals auf den heute
Dienstag, den 8. Juni, abends 8 Uhr, im Saale 236 der Techniſchen
Hochſchule ſtattfindenden Vortrag des Herrn Prof. Walger
auf=
merkſam. Es ſollen in dieſem Vortrag einige Erlebniſſe der
Mengen=
lehre, angewandt auf Philoſophie und Religion, behandelt werden, und
zwar in der Weiſe, daß mathematiſche Kenntniſſe der Hörer nicht
er=
forderlich ſind.
— Eine Auszeichnung Darmſtädter Induſtrie. In der
Gewerbe=
ſchau Bingen erhielt die Firma Heinrich Arnold.
Wilhel=
minenſtraße 9, für die Vorzüglichkeit ihrer ausgeſtellten eigenen Fabrikate
— Flügel, Pianos und Kunſtſpielpianos — die höchſte Auszeichnung,
die Goldene Medaille.
— Hohes Alter. Herr Heinrich Horn, Wagenwärter i. R., hier,
Liebigſtraße 65, feiert heute in völlig geiſtiger und körperlicher Friſche
ſeinen 88. Geburtstag.
Fahndung. Aus Mülheim a. d. Ruhr iſt ſeit Samstag, den
20. März 1926, nachmittags, die Volksſchülerin Hilde Anna Maria
Zinſinger, geboren am 21. Dezember 1913 in Mülheim a. d. R.,
von dort ſpurlos verſchwunden. Zuletzt wurde dieſelbe an dem
frag=
lichen Nachmittag bei zwei Frauensperſonen geſehen. Es iſt
anzuneh=
men, daß die Zinſinger entſtihrt worden iſt. Perſonen, die irgendwelche
Angaben über den Aufenthalt der Vermißten machen können, werden
gebeten, dieſes bei der Kri; ſialpolizei, Hüigelſtraße 31—33, auf Zimmer
Nr. 13 zu melden.
Dienstag, den 8. Juni 1926
Der Sieg der Farbe.
Die entſcheidende Zeit unſerer Malerei in 40 farbigen Lichtdrucken.
Man ſchreibt uns:
Die Kunſthandlung von Müller u. Rühle, (Fliſabethenſtr. 5,
hat uns ſchon des öfteren durch zeitgemäße Ausſtellungen den
Werde=
gang der neueren Malerei vermittelt. So erſt kürzlich die Kollektib=
Ausſtellung der Piperdrucke und vorher der Medicidrucke.
Beides kunſtvollendete Reproduktionsarten klaſſiſcher und moderner
Kunſt. Heute überraſcht uns dieſe Firma durch eine Ausſtellung „Der
Sieg der Farbe‟
Daß die meiſten Menſchen in Deutſchland, ſoweit ihnen die bildende
Kunſt nicht einfach Hekuba iſt, ausſchließlich dem ſtofflichen
Bild=
inhalt ihre Aufmerkſamkeit ſchenken, von der formalen Löſung der
Aufgabe dagegen ſo gut wie gar keine Notiz nehmen, iſt eine Tatſache,
die man nicht einfach auf ſich beruhen laſſen ſollte. Alle ernſt gemeinte
„Kunſterziehung” muß vielmehr von hier ausgehen und ſich das Ziel
ſtellen, den Menſchen die Augen für das im eigentlichert Sinne
Künſtle=
riſche zu öffnen, das erſt da beginnt, wo das „Motiv” aufhört, ſeine
Macht auf das Gewit auszuüben. Dieſe Arbeit zu leiſten, unternimmt
ein Reproduktionswerk, das unter dem Titel „Der Sieg der
Farbe” die entſcheidende Zeit unſerer Malerei in 40 farbigen
Licht=
drucken zur Anſchauung bringt. Die Berliner „Photographiſche
Geſellſchaft” in deren Verlag die Blätter erſcheinen, hat ſich
da=
mit auf eine ſehr hohe Warte der Kunſtpädagogik begeben, indem ſie
unter entſchloſſener Abkehr von dem üblichen Publikumsgeſchmack nur
ſolche Kunſtwerke ihrer Sammlung einverleibte, die in, den letzten
fünf=
undſiebzig Jahren für die Entwicklung des Maleriſchen und des „Bildes”
in ſeiner ſtrengſten Bedeutung als typiſche Zeugniſſe zu gelten haben.
So ſubjektiv die Auswahl auch ausgefallen ſein mag — die Herausgabe
lag in den Händen von Adolf Behne — im Ganzen iſt hier doch
eine Leiſtung vollbracht, der man freudig zuſtimmen darf, um ſo
freu=
diger, als der Preis der auch einzeln verkäuflichen Blätter nicht anders
als beſcheiden zu nennen iſt. Hoffen wir, daß recht viele Schulen
in der Lage ſein mögen, dieſe treffliche kleine Gemäldegalerie moderner
Malerei als Ganzes zu erwerben! Gegen die Ausſtattung unſerer
Klaſ=
ſenräume mit Nachbildungen antiker Kunſtwerke iſt gar nichts
einzu=
wenden, vorausgeſetzt, daß ſie das Auge für andeue Reize nicht blind
macht. Sie bedarf der Ergänzung. Hier wird ſie i einer Vollendung
geboten, die kluge Pädagogen auffordern ſollte, die Gelegenheit beim
Schopfe zu faſſen. Dieſe Blätter bedeuten einen Hölſepunkt der
Repro=
duktionstechnik unſerer Zeit.
Die Sammlung umfaßt alle an dem Triumph der Farbe beteiligten
Nationalitäten der abendländiſchen Kunſt. Seiner Bedeutung
entſpre=
chend iſt Frankreich allein mit 19 Beiſpielen vertreten, Deutſchland folgt
mit 12, der Reſt verteilt ſich auf die Italiener, Ruſſen, Holländer und
Norweger.
Zeitlich beginnt die Folge mit den Vorboten des maleriſchen
Bild=
gehalts, mit Blechen, Marées und Daumier, denen ſich die Schule von
Fontainebleau mit drei Bildern von Daubigny, Covot und Troyon
an=
ſchließt. Es folgen Courbet, Leibl, Liebermann und die franzöſiſchen
Freilichtmaler mit Proben von Manet, Renoir und Tegas. Die „
Poin=
tilliſten” ſind durch Seurat, Signac und Croß vertreten. Cézanne,
Gau=
gui, van Gogh, Munch, Hodler eröffnen die Reihe der einer neuen
Monumentalität zuſtrebenden Malergeneration, die ſich in Matiſſe,
Picaſſo, den Expreſſioniſten, Kubiſten, Futuriſten und Konſtruktiviſten
fortſetzt und ihren Abſchluß in den Farbenſpielen eintes Kandinsky,
Lé=
ger, Mondrian uſw. findet. Daß der Experimentierſucht der
Allerjüng=
ſten etwas zu viel Platz eingeräumt worden iſt, ſoll nicht in Abrede
geſtellt werden, kann den hohen Wert der Geſamtleiſtung aber nicht
be=
einträchtigen. Schließlich ſtehen wir dieſen Dingen auch noch zu nah,
um uns mit wohlfeilen Urteilsgründen behelfen zu dürfen. Summariſche
Ablehnung iſt leicht, ſachliche Pmifung ſchwer, und ai Ende ſollten wir
dankbar ſein, daß uns hier Gelegenheit geboten wird, uns in der Tugend
vorurteilsloſer Wertung zu üben. Auf alle Fälle verdient die Kühnheit
des Unternehmens jede Anerbennung,
(8563
Der Neu-Guinea-Filnn:
one. Annehännien Kamneälen
läuft im Kleinen Haus des Hess. Landestheaters
noch heute Dienstag und morgen Miktwoch,
abends 8 Uhr, Preise: 0.70, 1.00, 1.50, 2.00 Mk.
— Vereinigung früherer Leibgardiſten. Die Offenbacher, Frankfurter
und Darmſtädter Vereinigungen hatten ſich ein Stelldichein in
Neu=Iſenburg gegeben. Trotz des um die Abfahrtszeit drohenden
Ge=
witters war die Beteiligung der Darmſtädter Kameraden mit ihren
An=
gehörigen recht zahlreich. Am Bahnhof Neu=Iſenburg ſetzte ſich unſere
Regimentskapelle an die Spitze, und mit klingendem Spiele wurde zur
Turnhalle marſchiert, wo uns bereits die Offenbacher und Frankfurter
Kameraden erwarteten. Kamerad Fuchs 1. Vorſitzender von
Offen=
bach, als Leiter der Veranſtaltung, begrüßte die Erſchienenen und gab
ſeiner Freude Ausdruck, daß ſich ſo viele ehemalige Regimentskameraden
eingefunden hätten. Die Zuſammenkunft ſolle dazu dienen, den Kampf
des Alltags auf einige Stunden vergeſſend, in alter Kameradſchaft im
Gedenken an unſer ſtolzes Leibgarderegiment zuſamimen zu ſein. Zu
Herzen gehende Begrüßungsworte fand der erſte Vorſitzende der
Darm=
ſtädter Vereinigung, Kamerad Kalbhenn. Er gedachte beſonders
der im Weltkriege gefallenen Leibgardiſten und der den Ueberlebenden
pbliegenden Ehrenpflicht, dieſen und dem älteſten Aegiment würdiges
Denkmal zu errichten. Um recht bald zu dem geſteikten Ziele zu
kom=
men, müßten alle Kameraden mithelfen und auch moch abſeits ſtehende
ehemalige Leibgardiſten werben und heranbringen. Er ſprach die
Hoff=
nung aus, daß, ehe die Stunden zur Neige gingen, es gelingen möge,
recht viele Neu=Iſenburger Kameraden zu einer neuen Ortsgruppe zu
vereinigen. Ein dreifaches, donnernd aufgenommenes Hoch auf unſer
geliebtes deutſches Vaterland und auf das Leibgarheregiment beſchloß
ſeine Rede, worauf die Kapelle in alter Schneid dem Leibgardemarſch
ſpielte. Ein ausgewähltes Konzert, bei dem die alten Regimentsmärſche
und der Zapferſtreich nicht fehlten, ausgeführt vom Orcheſter der
Be=
amtenvereinigung ehemal. Militärmuſiker unter vorzüglicher Leitung
des Kameraden Buslau, humoriſtiſche Vorträge des Kameraden
Griesbacher=Offenbach trugen ſehr zur guten Stimmung, die
vor=
herrſchte bei. Ein veranſtaltetes Preisſchießen gab vielen Kameraden
Gelegenheit zu prüfen, ob ſie noch in der Uebung ſind, und die beſten
Schützen konnten einen wohlverdienten Preis mit nach Hauſe nehmen.
Auch dem Tanz wurde gehuldigt und die Kleinen durch eine
Fähnchen=
polonäſe erfreut — kurz, es kam jeder auf ſeine Rechnung. Zu ſchnell
vergingen die Stunden, und als wir mit dem altbekannten Liede „Muß
i denn, muß i denn, zum Städtle hinaus” abmarſchierten, ſchieden wir
mit Dankbarkeit und dem Bewußtſein, daß die Offenbacher Kameraden
alles getan hatten, um die ſo ſchön verlebten Stunden nicht ſo ſchwell
vergeſſen zu machen.
* 118er Tag. Auf Einladung des Vorſtandes des Verbandes
ehe=
maliger Angehöriger des aktiven, Reſerve= und Landwehrregiments
tra=
fen ſich in Darmſtadt im Fürſtenſaal in der Grafenſtraße die alten 118er
Kameraden, die ſich ſeit ihrer aktiven oder Kriegsdienſtzeit nicht mehr
geſehen hatten, und feierten da ihr Wiederſehen. Kam. Lammert
eröffnete die Sitzung und berichtete über die Denkmalfrage. Es wurde
einſtimmig beſchloſſen, ein den gefallenen Kameraden würdiges Denkmal
zu errichten, und zwar womöglich in der alten Gauniſonſtadt Worms.
Die nötigen Schritte zur Sammlung eines Denkmalfonds ſollen
einge=
leitet werden. Eine Tellerſammlung ergab ſchon einem recht anſehnlichen
Betrag. Als Ort für den nächſtjährigen Regimentstag wurde Bensheim
a. d. B. gewählt. Der Verbandsbeitrag wurde auf 25 Pfg. im Jahr
feſtgeſetzt. Vertreter der Traditionskompagnie und der
Offiziervereini=
gung übermittelten Grüße. Sehr wurde bedauert, darß aus dem ganzen
hinteren Odenwald faſt kein Vertreter erſchienen war, obgleich doch dart
das zweite Bataillon des Reſerve=Regiments aufgeſtellt worden war
und auch viele bei dem aktiven Regiment gedient hatten. Es ergeht
da=
her an alle alten 118er die Aufforderung, ſich dem Verbande
anzuſchlie=
ßen und, wo mehrere Kameraden an einem Orte vereinigt ſind, eine
Ortsgruppe zu gründen. Alles Nähere iſt durch Kamerad Gilbert
in Offenbach, Senefelderſtraße 4, zu erfahren, der auch Anmeldungen
annimmt.
* Jubiläum. Am 10. Juni werden es 25 Jahre, daß Frau Eva
Fleiſchhacker im Dienſte der Familie L. Hofmunn, Nikolaiweg 4,
ſteht. In unermüdlichſter treuſter Pflichterfüllung hat ſie dem Hauſe
ge=
dient. Selbſt heute noch, als 77jährige, füllt ſie, körperlich und geiſtig
rüſtig, ihren Platz im Leben aus.
— Ein treuer Mieter iſt der Invalide Peter Creter. Derſelbe
wohnt am 10. Juni 46 Jahre im Hauſe Weinbergſtraße Nr. 12.
Trotz=
dem ihm vor genau 13 Jahren ſeine Frau ſtarb, iſt er ſeiner Wohnung
treu geblieben; er ſteht im 77. Lebensjahre und allein.
Seite 5
*Der Sonderzug nach Baden=Baden,
der am vergangenen Sonntag von der Reichsbahn veranſtaltet wurde,
bewies durch die ſehr ſtarke Beteiligung des Publikums — waren es
doch allein aus Darmſtadt mehrere hundert Teilnehmer —, wie beliebt
dieſe Einrichtung zu werden beginnt. Es war ein guter Gedanke der
Neichsbahnverwaltung, durch dieſe Sonderzüge mit bedeutend
ermäßig=
tem Fahrpreiſe die Reiſeluſt des Publikums zu fördern und vielen,
denen es an Zeit, vielleicht auch an Geld zu längeren Reiſen fehlt,
Ge=
legenheit zu geben, doch einmal im Laufe eines Sonntags geſchichtlich
vder landſchaftlich hervorragende Orte unſeres Vaterlandes zu beſuchen.
Aber die Reichsbahn ſorgt nicht nur für billige Fahrpreiſe, ſondern ſie
iſt auch beſtrebt, am Beſtimmungsorte ſelbſt ihren Gäſten den
Aufent=
halt ſo angenehm wie möglich zu machen. Daß das Ziel oft recht weit
geſteckt iſt, iſt zu begmißen. So ging es im vergangenen Jahre nach
der Wartburg, vor einigen Wochen nach Würzburg, während diesmal
die Parole Baden=Baden lauvete. Baden=Baden, mit eine der
köſtlichſten Perlen im deutſchen Bäderkranz, mit Naturſchönheiten
ohne=
gleichen, weltberühmt, Heilbad und Luxusbad, mit ſchönen Frauen aller
Nationen, mit noch ſchöneren Kleidern. Es iſt verſtändlich, daß dieſer
Ausflug ganz beſondere Anziehungskraft ausübte, und ſo mögen es
wohl 16—1800 Perſonen geweſen ſein, die der Sonderzug der
Reichs=
bahn am Sonntag vormittag in flotter dreiſtündiger Fahrt nach Baden=
Baden brachte. Dank der Fürſorge der Reichsbahn führten dort große
Luxusautos die Feſtteilnehmer zu ebenfalls verbilligten Preiſen in 1
½=
ſtündiger Fahrt durch und um Baden=Baden an die ſchönſten Plätze und
Sehenswüirdigkeiten des von der Natur ſo reich bedachten Oos=Tales.
Eine Ausweiskarte, für wenige Pfennige durch die Reichsbahn erhalten,
berechtigte den Beſucher nicht nur zum freien Beſuche der Kurkonzerte,
des Kurhauſes, der Trinkhalle u. v. a., ſondern gab auch dem Einzelnen
Anleitung zu möglichſt praktiſcher Ausnützung des von der
Badever=
waltung in ſo reichem Maße Gebotenen. Ein Beſuch des Kurhauſes mit
ſeinen ſtilvollen und koſtbaren Innenräumen, der Trinkhalle, ſowie eine
Fahrt mit der Bergbahn zum Merkur=Gipfel wird wohl kein
Feſtteil=
nehmer verſäumt haben. Alles in allem: es war ein erlebnisreicher Tag
für die Gäſte der Reichsbahn, und man empfand allenthalben die gute
Organiſation der Sache. Zu beanſtanden war nur, daß ein Teil der
Ausflügler den am Vormittag im Zuge innegehabten Platz am Abend
nicht wieder einnahm, ſondern andere Plätze aufſuchte, was natürlich für
die Inhaber der betreffenden Plätze unangenehm war. Zum Abſchied
von Baden=Baden ſpielte die Feuerwehrkapelle auf dem Bahnſteig einige
flotte Märſche. Das Wetter war ſchön und die Stimmung gut und alle
Beteiligten werden zufrieden ſein: nicht nur die Fahrtteilnehmer,
ſon=
dern auch die Gaſthöfe und Hotels in Baden=Baden, und nicht zuletzt
auch die Reichsbahn, deren Beſtrebungen in betreff der billigen
Aus=
flugs=Sonderzüge den Dank und die Unterſtützung des reiſeluſtigen
Publikums verdienen.
Fahrpreisermäßigung bei der Straßenbahn. Nach der heutigen
Bekanntmachung der Heſſiſchen Eiſenbahn=A. G. werden vom 1. Juni ab
die Fahrſcheinheftchen mit 10 Fahrſcheinen für 3 und 4
Teil=
ſtrecken nur noch zu 1,60 Mark abgegeben. Es ſtellt dies eine
Erleichte=
rung für das fahrende Publikum dar. Hoffentlich wird von dieſer
Ein=
richtung ausgiebiger Gebrauch gewacht.
— Gemeindegrundſteuer. Die von der
Stadtverordnetenverſamm=
lung beſchloſſene Erhöhung der Steuer von 20 Pfg. auf 26 Pfg. je
100 Mark Steuerkapital hat die miniſterielle Genehmigung nicht
er=
halten.
* Kreisausſchuß. Geſuch des Julius Emil Birnbaum in
Darmſtadt um Erteilung der Erlaubnis zum Betrieb eines
Schau=
ſpielunternehmens. Der erſchienene Geſuchſteller will ein wanderndes
Theater betreiben, das er „Deutſches Schauſpielhaus” nennen möchte.
Mit einem Perſonal von etwa acht Kräften will er im Kreiſe Darmſtadt
eigene Stücke, z. B. „Hinter Kloſtermauern” „Diebiſche Elſter”, zur
Aufführung bringen, dagegen in Darmſtadt den beſtehenden
Unterneh=
men keine Konkurvenz machen. B. beſitzt keine großen Geldmittel und
bittet, von Kautionsleiſtung Abſtand zu nehmen. Der Kreisausſchuß hat
das Geſuch mangels Bedürfniſſes abgelehnt und wegen der
Kautions=
frage Bedenken gehabt. B. betont, ein Bedürfnis liege vor, an eine
Schmiere ſei nicht zu denken; er ſei bereit, 200—300 Mk. Kaution zu
leiſten. Bühnenverein und Genoſſenfchaft haben gegen die hünſtleriſche
Befähigung beſondere Bedenken nicht erhoben, wohl aber wurde die
Angelegenheit in finanzieller Hinſicht für noch ungeklärk erachtet. Gegen
ein etwa beabſichtigtes Spielen auf Teilung haben ſich die
begutachten=
den Stellen ausgeſprochen. Eine Kaution von 1500 Mk. und ein
Be=
triebskapital von 5000 Mk. werden für erforderlich gehalten. Gegen
den ablehnenden Beſcheid des Kreisausſchuſſes hat Geſuchſteller Klage
erhoben. Er hebt hervor, ein Teilungsunternehmen komme nicht in
Frage, die engagierten Kräfte ſollten prozentual am Reingewinn
betei=
ligt werden; er bittet um Erteilung wenigſtens widerruflicher oder
be=
ſchränkter Erlaubnis. Regiſſeur Sauer und Opernſänger Hohmann habe
er bereits zur Mitwirkung gewonnen. In Bayern habe er z. B. in
Regensburg Erfolge gehabt. Der Vertreter des Polizeiamts, Aſſeſſor
Dr. Bernauer, hebt hervor, es ſchwebe auch eine Betrugsſache gegen
Birnbaum mit Rückſicht auf ein Zeitungsinſerat: „Wer Luſt hat, zum
Film zu gehen”, wodurch ſich viele Perſonen benachteiligt fühlten.
Birn=
baum erklärt, er habe für die Auskunft im Einzelfalle nur 2,20 Mark
berechnet, was doch nicht zu hoch erſcheinen könne; er ſei früher
Film=
regiſſeur geweſen. Die meiſten Anfragenden ſeien Neugierige geweſen.
Die am 22. Juni ſtattfindende Verhandlung werde die Klärung bringen.
Der Kreisausſchuß weiſt das Geſuchab, weil Geſuchſteller
die nötigen Betriebsmittel nicht nuchzuweiſen vermag und ein
Bedürf=
nis nicht vorhanden iſt.
Kunſinotizen.
Ueber Werte, Künſkier und künſtieriſche Veranſtaltungen, deren im Nachſehenden Erwäßnung
geſchleht, behält ſich die Redaktion ihr Urteſl vor.
* Union=Theater: In fünf backenden Akten wird uns der
Sittenfilm „Claire, die Geſchichte eines jungen
Mäd=
chens” vor Augen geführt. Die gute Beſetzung: Lia de Putti, Ed. von
Winterſtein, Eberhard Leithoff, Frieda Richard, Theod. Loos, Erich
Kaiſer=Tietz, bürgt für ein erſtklaſſiges Spiel. — Als weiteren Film
bringt das T.=U. „Sklaven der Liebe”, eine Geſchichte von heißer
Liebe und flammendem Haß. Ein Film, bezwingend in der Schönheit
klarer Bilder und erſchütternd durch die Größe menſchlicher Leidenſchaft.
* Reſidenz=Theater: Gunnar Tolyaes iſt einer der
Weni=
gen, denen man gar nicht oft genug begegnen kann. Daß er ſich auch
ohne den gleißenden Prunk eines indiſchen Fünſten (Liebling des
Maha=
radſcha) alle Sympathien zu erobern weiß, bezeugt ſein neuter
Groß=
film „Ihre kleine Majeſtät‟. Der Film iſt ganz auf die heitere
Note geſtimmt und darf ſich, wie faſt alle nordiſchen Filme, eines großen
Erfolges erfreuen. Die Leitung des R.=T. hat keinen ſchlechten Griff
gemacht, ſich dieſen Film zu ſichern, zumal Gunnar Tolnges in ſeiner
Maharadſcha=Rolle ſeinerzeit in Darmſtadt beſonders gut gefiel.
Lokale Veranſtaltungen.
Die Glerunter erſchelnenden Notzizen ſind ausſchſießlich als Hinweiſe auf Auzeigen zu betrachten,
in keinem Falle irgendwie als Beſprechung oder Kritül.
— Die Ortsgru pe Darmſtadt ehemal. Angehöriger der
76. Reſ.=Div. macht in heutiger Anzeige auf ihre
Monatsverſamm=
lung am Mittwoch, den 9. Juni, bei Grohe (Karlſtraße) aufmerkſam.
Aus den Parteien.
Ueber „Danzig und die deutſche Oſtmark” ſpricht am
9. Juni, abends 8 Uhr im Hörſaal 330 der Techniſchen Hochſchule Frau
A. Kalähne, Mitglied des Volksrates Danzig. Eintritt frei. Die
vater=
ländiſchen Verbände ſind freundlichſt eingeladen und werden um regen
Beſuch gebeten.
— Deutſche Volkspartei Frauengruppe. Frau
Anni Kalähne=Danzig wird am Mittwoch, den 9. Juni, abends 8 Uhr,
im Hörſaal 330 der Techniſchen Hochſchule einen Vortrag halten über
„Danzig und die deutſche Oſtmark”, Sie iſt Mitglied des
Volksſtaates Danzig und hat als ſolches reiche Kenntniſſe über die
deut=
ſche Not im Oſten. Wir fordern die Männer und Frauen unſerer Partei
auf, dem Vortrag beizuwohnen und durch ihre Teilnahme an demſelben
der tapferen Mitkämpferin ſeir die Erhaltung des Deutſchtums zu
be=
weiſen, daß auch wir im Weſten uns eins fühlen im Denken und Wollen
mit unſeren ſchwerbedrückten Volksgenoſſen im Oſten.
Tageskalender für Dienstag, den 8. Juni 1926.
Landestheater Großes Haus, Anfang 7½ Uhr, Ende 10
Uhr, K 17 (Bühnen=Volksbund): „Die Geſchwiſter”; hierauf: „Die
Mitſchuldigen”. — Kleines Haus, abends 8 Uhr, Neu=Guinea=
Film: „Unter unbekannten Kannibalen”, — Orpheum: Keine
Vorſtellung. — Zirkus Birkeneder Meßplatz: Vorſtellung.
— Alldeutſcher Verband, abends 8 Uhr, bei Chriſt,
Grafen=
ſtraße, Weißer Saal, Vortrag: „Tirpitz und ſeine Gegner”. —
Kino=
vorſtellungen: Union=, Reſidenz=Theater, Palaſtlichtſpiele,
Gf
* VI. Wertungsſingen des Gaues Bergſiraße
in Eberſtadt.
Grüß” Gott mit hellem Klang!
Heil deutſchem Wort und Sang!
H. Eberſtadt, 8. Juni. Der Gau Bergſtraße des
Odenwald=
ſſängerbundes veranſtaltete geſtern hierorts ſein 6.
Wertungsſin=
gen. Der Zweck der Wertungsſingen iſt der des friedlichen Wettſtreits,
bei dem jeder Verein alljährlich einmal vor dem Forum der
Bruderver=
eine Zeugnis ablegt von ſeinem Können. Zugleich wird damit das
Ge=
meinſchaftsgefühl und die Geſelligkeit einer Vielheit von Vereinen
geför=
dert uins gepflegt. Urſprünglich bewertete man die erzieltem Leiſtungen
der Vereine bei dem Wertungsſingen durch Punktierung. Dieſes Syſtem
ließ man aber fallen, weil es ſchädliche Folgen zeitigte und das
Geſangs=
weſen zur Form des Sports herabdrückte. An ſeine Stelle ſetzte man
deshalb das Syſtem der ſachlichen Kritik, die von ſachkundigen Händen
geübt und dem Kreiſe der Dirigenten und Präſidenten der beteiligten
Vereine unmittelbar am Schluſſe des Wertungsſingens bekannt gegeben
wird. Sie wird ſpäter ſchriftlich niedergelegt und den Vereinem
zuge=
ſtellt. Alle Vereine haben ein und denſelben Pflichtchor zu ſingen. Als
ſolchſer war den Vereinen des Gaues Bergſtraße für das 6.
Wertungs=
ſingen der durchkomponierte Chor von Karl Häfer „Der Wald” geſtellt
worden. Dem Text der Kompoſition liegt ein feierlicher Gruß und
an=
dachtsvolles Preiſen der Schönheit des Waldes, ſeines Wechens von Luſt
und Liebe und Offenbarens ſtarker Kraft zu Grunde, Kraftvoll und
feier=
lich zugleich iſt die Weiſe, die Tieſen menſchlichen Empfindens
bezwin=
gend. Neben dem Pflichtchor hatte jeder Verein einen ſelbſtgewählten
Chor zu Gehör zu bringen.
Der Verlauf des Feſtes.
Am Samstag abend fand im dichtbeſetzten Saale „Zum Schwanen”
ein Kommers ſtatt, den die beiden hieſigen, dem Odenwald=
Sänger=
bund angeſchloſſenen Vereine „Germania” und „Männerquartett
Har=
monie” veranſtalteten und an dem neben der Muſikkabelle „Edelweiß
die übrigen hieſigen Geſangvereine „Frohſinn”, „Sängerluſt”, „
Lieder=
kranz” und „Laſſalia” mitwirkten. Das Streichorcheſter der Kapelle:
leitete mit dem „Kalif von Bagdad” und einer Phantaſie aus „Carmen”
die Veranſtaltung ſtimmungsvoll ein. Nach einem von Fräulein Dehmer
geſprochenen Prolog hielt Herr Redakteur Heinz Heinrich Roth die
Be=
grüßungsanſprache, in der er den deutſchen Männergeſang feierte und
die Verdienſte der deutſchen Männergeſangvereine in kultureller und
auf=
bauender Beziehung für unſer deutſches Vaterland hervorhob. Der
Präſident des Geſangvereins „Liederkranz” Bürſtadt, Held, überbrachte
die Grüße ſeines Vereins, Herr Bitter=Darmſtadt ſprach als Vertreter
des Heſſiſchem Sängerbundes, überbrachte deſſen Güße, mahnte zur
Einigkeit in den Vereinen und der Organiſationen untereinander, um
die edle Aufgabe des deutſchen Liedes zu erfüllen, wandte ſich gegen die
ſteuerliche Belaſtung geſanglicher Veranſtaltungem, welche die
Entwick=
lung und Förderung des Geſangsweſens in der Gegenwart hemmten
und bezeichnete als Ziel des Zuſammenſchluſſes der Vereine die
Aner=
kennung der Tätigkeit der Geſangvereine als volksbildende gemeinnützige
Arbeit im Volksleben. Er ſchloß mit den Worten: „Unſer Streben der
Heimat, der Sangeskunſt, dem Vaterland‟. Die beiden veranſtaltenden
Vereine „Germania” und „Männerquartett Harmonie” brachten
gemein=
ſſchaftlich vier Chöre unter der Leitung ihrer Dirigenten, Chormeiſter
Metzner=Darmſtadt und Lehrer Knöß=Eberſtadt, zu Gehör, die
übrigen vier Geſangvereine ſangem unter der Leitung ihrer Dirigenten
je einen Einzelchor. Lehrer Seitz=Hähnlein erfreute das Publikum durch
den Geſang von vier Liedern für Tenor, die großen Beifall fanden und
ihm reichen Beifall einbrachten. Eine Glanznummer des Abends war
zweifellos das Violinſolo des jugendlichen Herrn Shmits, der, mit Hermn
Pfeiffer am Klavier, das Rodeſche Violinkonzert Nr. 7 zum Vortrag
brachte. Frei von Hemmungen und dem Gefühl von Unſicherheit rang
er ſich — wvie ſchon früher — ohne Noten meiſterhaft durch und erzielte
Klangbilder von ungezwungenſter veizvollſter Wirkung. Ihm wurde
ſtürmiſcher, langanhaltender Beifall für ſeine erſtklaſſige Leiſtug zuteil.
Schließlich, als Dritter im Bunde, trat Herr Hanauer=Darmſtadt, der
den Eberſtädtern längſt bebannt iſt, auf und trug, beſonders mit ſeinen
Rezitationem heiteren Inhalts, reichlich zur Stimmung des Abends bei.
So verlief der Kommers in harmoniſcher Weiſe und wird allen Gäſten
in angenehmer Erinnerung bleibem.
Der Feſtſonntag
ſetzte um 6 Uhr mit einem Wechen der Kapelle „Edalweiß” ein. Sodann
wurdem die mit den Frühzügen eingetroffenen Vereine des Gaues mit
Muſik abgeholt und in den Saal „Zum Schwanen” geleitet, woſelbſt
die Sänger von dem Vorſitzenden des Gaues, Willy Nold=Eberſtadt, unter
Hinweis auf den Zweck des Treffens mit warmen Worten begrüßt
wur=
den. Um 8½ Uhr begann das Wertungsſingen, bei dem Privatdozent
Dr. Nogck=Darmſtadt und Muſikdirektor Röttger=Alzey als Kritiker
wirk=
ten. Insgeſamt nahmen 680 Sänger des Gaues an dem Singen teil,
das ein Ereignis von nicht zu unterſchätzender Bedeutung war. In
raſcher Aufeinanderfolge traten die 18 Vereine des Gaues auf und
ent=
ledigten ſich ihrer Aufgabe. Jeder Verein gab ſein Beſtes. Durchweg
erzielten ſie gute Leiſtungen, was ihnen und ihren Dirigentem zur Ehre
gereicht. Um 1 Uhr war das Singen beendet. Es folgte die Kritik, die
anregend war und ihre befruchtende Wirbung auf die Vereine nicht
ver=
fehben wird. Um 2 Uhr fand ein Feſtzug ſtatt, der ſich durch verſchiedene
Ortsſtraßen nach dem Marktplatz bewegte. Dort hieß nach dem Geſang
des Sängergrußes: „Grüß: Gott mit hellem Klang, Heil deutſchem Wort
und Sang”, Herr Bürgermeiſter Schäfer die Sänger namens der
Gemeinde herzlich willkommen, und brachte ein dreifaches Hoch auf den
Odenwald=Sängerbund aus, in das die Maſſe kräftig einſtimmte.
Hier=
auf erſcholl der Pflichtchor als Maſſenchor der Gauvereine, dirigiert von
dem Gau=Chormeiſter, Muſikdirektor Döbert=Bensheim. Leider warem
infolge des eingetretenen Regenwetters die Sänger nicht vollzählig
ver=
ſammelt, was die beabſichtigte Wirkung natürlich beeinträchtigen mußte.
In Vertretung des Vorſitzenden des Odenwaldſängerbundes,
Ober=
regierungsrats Dr. Siegert, der durch Krankheit am Kommen verhindert
war, hielt Herr Lehrer Belz=Seeheim, der Dirigent des dortigen
Män=
nergeſangbereins, die Feſtrede. Der Redner führte etwa folgendes aus:
„Wiederum hat ſich der Gau Bergſtraße, der Gau des heſſiſchem
Paradieſes, zuſammengefunden, um ſeine Kräfte als Glied des
Oden=
wald=Sängerbundes zu meſſen. Wir wenden unſeren Blick nach Oſten,
„nach dem Wald mit ſeinen duftigen Zweigen” und grüßen ihn, wie wir
ſoeben in unſevem Liede gehört haben, „vieltauſendmal”, wir wenden
uns aber auch nach Weſten und rufen laut: „Bleib deutſch, du herrlich
Land am Rhein”, indem wir uns mitten auf dem Marktplatze in
Eber=
ſtadt befinden, einem aufſtrebenden Induſtrieorte, in deſſen Mühlen,
Werkſtätten und Fabriken täglich viele den Kampf ums Daſein führen,
zu einer Zeit, wo uns alle ſchwere Not und Sorge quält und drückt.
Trotzdem rufe ich Euch zu: „Kopf hoch‟. Wohl iſt keine Zeit, um Feſte
zu feiern. Aber was wir wollen, iſt ernſt und ein löblich Tun. Die
Chöre der Vereine haben es heute bewieſen, daß es uns ernſt iſt: daß
uns trotz allem keine Nor trennen ſoll und Gefahr. Laßt uns
gemein=
ſam unſere Herzen erheben zum deutſchen Geſang, aus deſſen Streben
zur Sonne Licht und Kraft uns entgegenquillt. Noch ſind die 7 dürren
Jahre nicht vorüber. Trotzdem und erſt recht wollen wir wie die Kiefer
in der nahen Tanne die Wurzeln unſerer Kraft tief in den Boden
un=
ſeres Vaterlandes einſchlagen und unverbrüchlich zuſammenhalten. Was
wir im Liede geloben, das muß uns ernſt ſein, das wollen wir in die
Tat umſetzen. Nötiger war die Hilfe in der Nor noch nie. Alles iſt
aber nur leerer Schall, wenn wir es nicht ernſt nehmen mit dem alles
einigenden deutſchen Lied. Darum laßt ſeine wärmende erhebende
Stimmung auf uns einwirken und Lebensmut dahinter ſtellen. Und
abermals grüßt uns die Burg Frankenſtein mit dem heiligen Ritter
Georg auf ihren Zinnen. Laßt uns ſeine Liebe und ſein Opfer für das
Volk auch unſere Loſung ſein. Laßt uns von ihm lernen und verankert
dort ſtehen, wohin uns die Not ſtellt‟. Der Redner gedachte noch des
großen Komponiſten Karl Maria von Weber, deſſen 100. Todestag wir
am 5. Juni gefeiert haben und ſchloß mit den Worten: „Laßt uns
unſe=
rem Wollen umfaſſenden Ausdruck geben, indem wir weit ins Land
hin=
ausrufen: Unſer deutſches Volk und unſer deutſches Lied: ſie leben hoch!“
Im „Schwanen” verſammelten ſich beim frohen Geſang die
Sanges=
gäſte, bis die Zeit zum Aufbruch rief. Für Eberſtadt bleibt der Tag eine
ſchöne Erinnerung.
Griesheim, 7. Juni. Der unlängſt wegen Blutſchande verhaftete
Arbeiter von hier iſt aus der Unterſuchungshaft wieder entlaſſen
wor=
den, da die Tochter bei ihrer gerichtlichen Vernehmung die Ausſage
machte, ſie habe bei der polizeilichen Vernehmung die Unwahrheit geſagt.
* Griesheim, 6. Juni. Ein 19jähriger Burſche aus
Erz=
hauſen, der wegen Raddiebſtahls ſchon verſchiedene Male zu
Gefängnis=
ſtrafen berurteilt worden war und ſich zuletzt in der Fürſorgeanſtalt zu
Wabern befand, iſt von dort ausgerückt und hat bei ſeiner hier
wohn=
haften Schweſter Unterſchlupf geſucht. Er wurde von der Gendarmerie
feſtgenommen und der Anſtalt wieder zugeführt, woſelbſt ſeines
Blei=
bens indes wieder nicht lange ſein dürfte, denn er erklärte, daß er bei
der erſten beſten Gelegenheit der Anſtalt wieder den Rücken kehren
werde=
Dämnstag, den 8. Juni 1926
Nummer 157
* Griesheim, 6. Jui. Die Maul= und Klauenſeuche iſt
neuerdings wieden in drei Gehöften feftgeſtellt worden. In einem Falle
iſt eing wertvolle Kuh an der Seuche verendet. Die polizeilichen
Maß=
nahmen zur Verh tung einer Weiterverbreitung der Seuche ſind bereits
erlaſſen. Unter dieſe Maßnahme fällt namentlich das freie Umherlaufen
von Hunden, Katzen und Hühnern auf der Straße und der Ausflug von
Tauben. Die Beitzer der genannten Tiere, welche dieſe dem
Verbot=
zuwider frei auf dir=Straße umherlaufen laſſen, werden unnachſichtlich zur
Anzeige gebracht. Innerhalb einiger Monate iſt es jetzt zum drittenmal,
daß die Seuche hier feſtgeſtellt wurde. Das follte unſeren Viehhaltern
doch zu denben geben und ſie zu größter Vorſicht bei Auftreten der
Seuche mahnen, em ſich vor Schaden und unſeren Ort von ſo läſtigen
Verkehrsmaßnahngen zu bewahren.
H. Eberſtadt, 6. Juni. Kirſchendiebſtähle. Die Zeit der
Kirſchenernte naht und ſchon treiben die Kirſchendiebe ihr frevelhaftes
Spiel in den Kirſ/ ſſtücken oder an einzelnſtehenden Kirſchbäumen. Nicht
genug damit, daß die Diebe ſchon durch das Betreten der Grundſtücke
erheblichen Flurſcſerden anrichten und die Bäume ihrer Frucht berauben,
reißen ſie mit rrſher Hand Zweige und Aeſte herunter, wodurch die
Bäume auf Jahre hinaus in ihrem Ertrage beeinträchtigt werden.
Die=
ſes Jahr ſind, wie ſich aus den von Vertretern der Landwirtſchaft in der
Gemeinderatsſitzung am Donnerstag vorgebrachten Klagen ergab, die
Diebe beſonders fahlreich am Werke und haben bereits beträchtlichen
Schaden angerichtek. So ſind z. B. auf einem Kirſchenſtück vor wenigen
Tagen 8 ſchöne, reichbehangene Kirſchbäume durch Herunterreißen der
Aeſte ihrer Frucht böllig beraubt worden. Die Feldfrevler ſtellen ſich oft
noch, wenn ſie auf friſcher Tat ertappt werden, dem Feldſchutzperſonal
entgegen und führen, wie in zwei Fällen feſtgeſtellt worden iſt,
Schuß=
waffen bei ſich und bedrohen damit ihre Verfolger. Gemeinderat
Guß=
mann beantrage daher in der Sitzung die Einrichtung eines erhöhten
Feldſchutzes währe ed der Kirſchenernte durch eine Verſtärkung des
Feld=
ſchutzperſonals, da nit eine ſcharfe Fahndung nach den Kirſchendieben
einſetzen kann. Die: Gemeinderat erkannte die Dringlichkeit und
Not=
wendigkeit des Ankrags und beſchloß außer der Verſtärkung des
Per=
ſonals auch noch geeignetes Perſonal der Schipo zu Streifen und
Patrouillen heranz rziehen und dieſerhalb bei den maßgebenden Stellen
durch die Verwalt ung vorſtellig zu werden. Da die Eltern für die
Taten ihrer mindeerjährigen Kinder haftbar ſind, werden ſie gut tun,
wenn ſie die Kinde” rechtzeitig entſprechend belehren und vor
Felddieb=
ſtählen warnen.
8 Ober=Ramſtaiſt, 7. Jun. In der Schwurgerichtsfache gegen Garl
Ritſcheu und Anna Emig vom hier, die wegen Meineids angeklagt und
wegen fahrläſſigen Falſcheides verurteilt wurden, hat das Reichsgericht
auf Neviſion der A=xgeklagtem das ergangene Urteil aufgehoben und die
Sache zur nochmalim Verhandlung und Entſcheidung an das
Schwur=
gericht zurückverwieſin.
* Ober=Ramſtadu, 6. Juni. Am nächſten Sonntag, den 13. Juni,
findet in ganz Demtſchland der diesjährige Rotkreuz=Tag ſtart.
Aus dieſem Anlaß wird in der Woche vom 6. bis 13. durch den hieſigem
Alice=Franenverein eine Hausſammlung zugunſten des Roten Kreuzes
vorgenommen, die jAdermann auf das warmſte empfohlen ſei. Jede Gabe,
auch die kleinſte, ißt willkommen, dienen doch die zuſammenkommenden
Gelder der Mildermg des ſozialen Elends. — Die Zahl der
Erwerbs=
loſen betrug am Aſchenende hier 265 Perſonen.
* Erbach i. O., 11. Juni. Der ſeit langen Jahren hier als
Archiv=
vorſtand und Kuſtoß der Sammlungen im Gräflichen Schloß tätige
Archivrat Karl Morneweg (geb. in Groß=Bieberau), der ſich auch
als Schriftſtellev einen Namem gemacht und um die Geſchichte des
Odenwaldes Verdienſte erworben hat, beging heute ſeinen 70.
Geburts=
tag, zu dem ihm zeihlreiche Glückwümſche dargebracht wurden.
Hirſchhorn, 7. Juni. Waſferſtand des Neckars. Am 6.
Juni: 2,52 Meter; am 7. Juni: 1,89 Meter. Regen. — Die
Ketten=
ſchleppſchiffahrt was wegen des zu hohen Waſſerſtandes am 5. und
6. d. M. eingeſtellt.
s. Vom Odenwild, 6. Juni. Mit dem 50fährigen
Stif=
tungsfeſt des Männergeſangvereins Sandbach war heute das
Wertungsſingeen des Mümlinggaues vom Odenwälder
Sänger=
bund verbunden. (Es wurde im zwei Sälen geſungen, in dem Saal von
Nottler, Kritiker Eſerr Dr. Werner=Frankfurt, ſangen folgende Vereine:
Wald=Amorbach, SCieder=Kinzig, Kich=Brombach, Erlenbach, Rimhorn,
Zell, Männergeſangverein Höchſt i. O., Sängerluſt Michelſtadt,
Stein=
bach, Liederkranz „Höchſt, Sängerriege Beerfelden, Liedertafel König,
Männergeſangverem Groß=Umſtadt, Liederkranz Erbach, Liederkranz
König; in dem zweiten Saal, Kvitiker Herr Dr. Poppen=Heidelberg,
ſangen: Männergeſſangverein Sandbach, Weitengeſäß,, Kirch=Brombach,
Konkordia Hainſtadt, Eintracht Würzberg, Harmonie Hummetroth,
Mon=
nart, Neuſtadt, Müümling=Grumbach, Böllſtein, Eintracht Breitenbrunn,
Langen=Brombach, Liederkranz Stockheim, Tugendbund Erbach,
Sänger=
kranz Beerfelden, Liederkranz Michelſtadt. — Die Leiſtungem der
Ver=
eine zeigten, daß amif dem Gebiete des Männergeſangvereins im
Müm=
linggau äußerſt eenſt und eifrig gearbeitet wird. Auch die kleinſten
Vereine boten beachtenswerte Leiſtungen. Wer die Entwicklung des
Männergeſangs in den letzten zwei Jahrzehnten und beſonders nach dem
Kriege verfolgt, der wird ſtaunen über die Fortſchritte, beſonders in
Ausſprache und Apffaſfung. Dieſe Beſſerung bahnte ſich an durch die
Gründung des Bundes. Seit die Vereine ſich mit anderen meſſen,
beſ=
ſere Vereine fingen hören und ſachgemäß kritiſiert und beraten werden,
ſind die Leiſtungen ungleich beſſer geworden. — Allerdings ſei inbezug
auf die Kritik als Mangel feſtgeſtellt, daß in jedem Saal nur ein
Kri=
tikev wertet. Bekqymtlich iſt im Geſang, wie überhaupt in der Kunſt,
vieles Geſchmacks= und auch Modeſache, und iſt darum Glücksfache, ob
ein Verein gut oder weniger gut „gewertet” wird. — Ueber mittag ſetzte
ein zarter Regen ern, der ſich ſo verſtärkte, daß von einem Feſtzug keine
Rede ſein konnte. So eilten die Vereine nach dem Bahnhof, um ſo raſch
als möglich ins Bhochene und in die Heimat zu kommen. Dem
feſt=
gebenden Verein mzid den am Feſtplatz beteiligten Geſchäftsleuten hat
der Regem einen üſhllen Streich geſpielt.
Y. Aus dem enwalde, 6. Juni. Der Ortsgruppe Weiheim des
Odenwaldklubs wunde in ihrer letzten Monaksverſammlung eine
Ueber=
raſchug angenehmer Art zuteil, indem der Odenwalddichter Adam
Kar=
rillon (zurzeit in Wiesbaden) als Gaſt erſchien und eine Anſprache hielt,
in der er ſeine Frrude über ſeine Ernennung zum Ehrenmitglied durch
den Hauptausſchuß des Odenwaldklubs ausſprach. Der 73jährige Dichter
ſprühte von Launel und Humor und bewies hiermit, daß ſein Herz jung
geblieben iſt. Er erzählte von ſeinen Jugendtagen im Odenwald vor
über 60 Jahren uhnd erklärte als den ſchönſten Ort der Welt neben
ſeinem Geburtsort Wald=Michelbach das nahe dabei gelegene
Affolter=
bach. Weit ſei er in der Welt umhergekommen, aber das Liebſte ſei
ihm doch der Odenwald geblieben, zu dem er immer wieder zurückkehren
müſſe. Er bat den Vorſitzenden, dem Hauptausſchuß in Darmſtadt
ſeinen warmen Dank für die Ernennung zum Ehrenmitgliede des
Ohen=
waldklubs nebſt ſeiwen verbindlichſten Grüßen zu übermitteln. Die Bede
ſchloß mit einem fveudig aufgenommenen Hoch auf den Odenwaldklub.
Der Klubvorſitzendie Pfarrer Kaufmann würdigte in lichtvollen Worten
die markige Perſönkichkeit des Odenwalddichters als des großen poetiſchen
Fürſppechers menſihlicher Duldſamkeit und Bekämpfers jeder Art von
Intoleranz. Wegim ſeines Sarkasmus und ſeiner ungeſchminkten
Dar=
ſtellungsweiſe habe ſich der Dichter neben einer Welt von Freunden
ge=
rade auch im Odenſpald manchen Feind zugezogen, aber jemand, der alles
überbrücken und allen Gegenſätzen aus dem Wege gehen wolle, werde
nie ſein Ziel erreichen. Heimat und Natur, das ſind die unverſiegbaren
Kraftquellen, aus denen Dr. Adam Karrillon ſeine dichteriſche Kraft
ſchöpfte. Der Redner ſchloß mit einem dreifachen Hoch auf die Heimat.
Pfarrer Kaufmann machte noch die erfreuliche Mitteilung, daß, angeregt
durch eine Notiz di— „Dorflinde”, ein Freund des Odenwaldklubs aus dem
Saargebiet eine Spende für Errichtung der Weinheimer Gedenktafel für
die Gefallenen des Odenwaldklubs eingeſandt habe.
Gernsheim, 7. Juni. Wafſerſtand des Rheins. Am 7.
Juni: 2,79 Meter.
* Gießen, 7. Jſmi. Der geſtrige große Flugtag war eine
flugſport=
liche Veranſtaltung erſten Ranges, und ſo kam es, daß eine zahlreiche
Menſchenmenge ſich trotz leichten Regens eingefunden hatte. Der
Flug=
tag wurde veranſtltet von der Geſellſchaft für deutſches Flugweſen in
Berlin in Zuſammenarbeit mit der Luftverkehraktiengeſellſchaft
Ober=
heſſen=Lahngau. Das Programm brachte Kunſtflüge der verſchiedenſten
Arten, Fallſchirmebſprünge, Ballonjagden und dergl. Das
Verkehrs=
flugzeug Gießen führte Rundflüge aus. — Der Flugtag konnte nicht
zur vollſtändigen Ausführung kommen, weil das Wetter ſchlecht war. Es
regnete faſt den geinzen Tag, und infolgedeſſen waren nicht alle
Flug=
zeuge erſchienen. Es wurden auch Schauflüge, aber nicht alle,
ausge=
führt, ſo daß das Publikum nicht auf ſeine Rechnung kam. Es iſt
des=
halb für nächſten Mittwoch die Fortſetzung des Flugtages geplant. An
dieſem Tag werden weitere Schau=, Kunſt= und Verkehrsflüge
ſtatt=
finden, vorausgeſetzt, daß das Wetter gut iſt.
EÜSSSpupEL
Große Gewerbeſchau in Bingen a. Rh.
*M. Bingen, 7. Juni.
Am Samstag, vormittags um 11 Uhr, wurde die große
Gewerbe=
ſchau, die in Verbindung mit dem Verbandstag des Rhein=Main=
Gaſt=
wirte=Verbandes (Heſſiſcher Landesverband), im Deutſchen
Gaſtwirte=
verband in der Zeit vom 5. bis 14. Juni hier ſtattfindet, eröffnet.
Zu der Eröffnungsfeierlichkeit hatten ſich die Spitzen der ſtaatlichen und
ſtädtiſchen Behörden, ferner die verſchiedenen Korporationen uſw.
ein=
gefunden. Nach einem ſchneidig vorgetragenen Marſch der Binger
Feuerwehrkapelle begrüßte der Vorſitzende der Hotel= und Gaſtwirte=
Innung Bingen und Umgegend Herr Heinrich Kühn, die erſchienenen
Gäſte, insbeſondere den Schutzherrn und Ehrenpräſidenten der
Veranſtal=
tung, den Miniſter des Innern von Brentano=Darmſtadt, Herrn
Kreis=
direktor Schön=Bingen, Bürgermeiſter Lippert=Bingen. Dekan Eich=
Bingen. Das Wort nahm hierauf der Vorſitzende des Rhein=Main=
Gaſt=
wirte=Verbandes, Jakob Schmauber=Darmſtadt, der der Innung Bingen
für die Durchführung dieſer herrlichen Veranſtaltung den herzlichſten
Dank übermittelte. Er dankte den Vertretern des Staates, der Stadt
und der Preſſe, die zu dem guten Werk beigetragen haben. Hierauf
erfolgte die offizielle Eröffnung durch Herrn von Brentano. Er
über=
brachte die Grüße der Heſſiſchen Regierung und ſchloß mit dem Wunſche,
daß es dem Handwerk, dem Gewerbe und der Landwirtſchaft immer gut
gehe, dann gehe es uns allen gut. Es folgte hierauf ein Rundgang
durch die Ausſtellung, der eine geraume Zeit in Anſpruch nahzn. Die
Herren äußerten ſich ſehr befriedigt über das Geſehene. Was die
Aus=
ſtellung ſelbſt anbelangt, ſo kann dieſe als überaus gediegen bezeichnet
werden. Dieſe Ausſtellung hält, was ſie verſprochen, ſie iſt eine
Gewerbe=
ſchau, ſie gibt Kunde vom deutſchen Fleiß und deutſcher Strebſamkeit auf
allen Gebieten. Da iſt vertreten das heimiſche Gewerbe,
Haushaltungs=
gegenſtände, die Erzeugniſſe der Induſtrie, die Wein= und Sekthranche,
das Handwerk mit ſeinen vielerlei Artikeln, die für den Gaſtwirte= und
Hotelbetrieb notwendigen Artikel uſw.
Der große hiſtoriſche Feſtzug, der anläßlich der Gewerbeſchau in
Bingen von den Innungen und Vereinen der Stadt Bingen geſtern
veranſtaltet wurde, nahm einen tadelloſen Verlauf. Dieſe
Veranſtal=
tung hatte nach Bingen eine ganz ungeheure Menſchenmenge geführt,
die ſchon ſtundenlang vor Beginn die Straßen der Stadt bevolkerten.
Man kann ſagen, daß ſich das ganze Städtchen tatſächlich „hob‟. Der
Feſtzug ſtellte ſich auf dem Fruchtmarkt und in den Vorſtädten auf, um
dann ſeinen Weg durch die Straßen der Stadt zu nehmen. Leider ging
gerade, als er im Gange ſich befand, ein heftiger Regenguß nieder, der
aber glücklicherweiſe, abgeſehen von ſeiner Heftigkeit, doch kurz genug
war, um die ſo ſchöne Veranſtaltung nicht beeinträchtigen zu können.
Auf alle Fälle darf man ſagen, daß in Bingen ſeit Jahren eine in ſo
großem, bedeutenden Maßſtabe durchgeführte Veranſtaltung wie die
Gewerbeſchau ſamt dieſem Feſtzuge nicht mehr durchgeführt worden iſt
und daß gerade der Feſtzug an Schönheit und folgerichtiger
Durchfäh=
rung ſeiner Idee nichts zu wünſchen übrig ließ. Die Leitung des Zuges,
wie überhaupt die Durchführung hatte der Zugausſchuß, an deſſen Spitze
der bewährte Direktor der Binger Baugewerkſchule, Herr Tölg, ſtand
und der geſamte Lehrkörper der Anſtalt, der ſich bereitwillig und
un=
eigennützig in den Dienſt der Sache geſtellt hatte. So konnte alles ſeinen
programmäßigen Verlauf nehmen. Der Feſtzug ſtand im Zeichen der
Idee, „Ehrt eure deutſchen Meiſter, dann bannt ihr gute Geiſter!”
Voraus kamen drei Herolde hoch zu Roß mit einer Standarte, dann die
Feuerwehr mit ihrer Muſikkapelle, hierauf in wahrhaft farbenprächtigem
Bild die Chargierten der Verbindungen der Studierenden des
Rheini=
ſchen Technikums, Bingen, mit ihren Fahnen. Die Studenten in ihrer
vollen Wichs erregten allgemeine Aufmerkſamkeit. Sehr ſchön war auch
der unter der Deviſe „Gott grüß die Kunſt” fahrende Wagen der
Buch=
drucker, „Gutenberg bei ſeiner Tätigkeit mit ſeinen Gehilfen” damn
kam ein Wagen mit Bergknappen, weiter die Küferzunft mit großen
Fußgruppen und zwei reich ausgeſtatteten Wagen, ſchließlich ein
Wein=
transport von einſt und einer aus der Jetztzeit, dem ſith die Brauerzunft
mit einem entſprechenden, ſehr ſchönen Wagen anſchloß. Beſondere
Aufmerkſamkeit wurde auch dem Wagen der Friſeuximung, der eine
Gruppe Damen und Herren der Biedermeierzeit mit ihren kunſtvollen
Friſuren und eine Gruppe aus der Jetztzeit mit Bubiköpfen zeigte.
Einen prachtvollen Wagen zeigte die Bäckerinnung, die den Binger
Mäuſeturm, ganz aus Brötchen, Wecken und Brot aufgebaut, zeigte und
ſchließlich ein kleiner humoriſtiſcher Wagen mit Dienſtheuten der
frühe=
ren und heutigen Beförderungsweiſe. Dazwiſchen fehlte der
Schiffer=
verein nicht und die Metzgerinnung, die einen ſtattlichen Zug aufgebracht
hatte. Weiter kam die Maler= und Tüncherinnung wit Fußgruppen
und einem großen, vornehmen Wagen, eim Wagen der Sektherſtellung
vor hundert Jahren und dann die Baugewerkſchule in einem ſchier
un=
endlichen Zug in prachtvollen Koſtümen. Hier wurden die alten
Bau=
methoden durch die Bauleute, Werkmeiſter und Baumeiſter der älteſten
und der ſpäteren Vergangenheit gezeigt und als Krönung der alte
Binger Kranen in vollendetem Aufbau und naturgetreuer Wiedergabe,
ſo wie dieſes Holzbauwerk gearbeitet hat, mitgeführt. Den Schluß der
hiſtoriſchen Bilder bildete der große Wagen der Hotel= und Gaſtwirte=
Innung Bingen „Abend am Rhein”, der als ein würdiger Abſchluß
be=
trachtet werden darf. Dazwiſchen waren viele charakteriſtiſche
Fuß=
gruppen und noch verſchiebene Wagen und außerdem folgten dem Zuge
die Vertxeter der Binger Innungen und Vereine ſowie der Feſtausſchuß
uſw. Das alles bewegte ſich durch die reichgezierten und geſchmückten
Straßen unſerer Stadt, bejubelt und begrüßt von den Twuſenden, die
Bingen aufgeſucht hatten, um auch nicht enttäuſcht, ſondenn zufrieden
nach Hauſe zu wandern. — Nachzutragen iſt noch, daß die Binger
far=
bentragenden Verbindungen des Rheiniſchen Technikums geſtern abend
dem Protektor der Veranſtaltung, Herrn Miniſter des Innenn und der
Juſtiz v. Brentano einen Fackelzug brachten. Der Vorſitzende des
Lokal=
verbandes der Techniſchen Verbindungen, Bingen, Herr Walter
Scheu=
rich. hielt, als die farbenprächtige Schar mit ihren leuchtenden Fackeln
am Rheine vor dem Balkon des Starkenburger Hofes, wo der Miniſter
wohnt, aufmarſchiert war, dieſem eine Begrüßungsanſprache, worauf der
Miniſter mit herzlichen Worten erwiderte und feſtſtellte, daß ſie in Bingen,
gerade in Bingen am Rhein, in einer ſo netten Gegend und in einer ſo
netten Stadt ihre Studien machen könnten und ſicher in ſpäterer
Zeik=
als „Alte Herren” mit Freude auf die in Bingen verlebten Semeſter
zurückblicken würden. Er widmete ſein Hoch den Verbindungen mnd dem
alten Bingen. Hierauf erwiderte Herr Scheurich mit einem CZelöbnis
für das deutſche Vaterland, worauf die Muſikkapelle das Deutſchlandlied
intonierte und die Hunderte und Tauſende, die ſich auf dem Fruchtmarkte
ringsum eingefunden hatten, gemeinſam dieſes Lied ſangen. Es gab
dies eine tiefergreifende Feier. Später waren die Vorſtände der
Ver=
bindungen im Hotel bei dem Miniſter zu Gaſt, bei welcher Gelegenheit
noch manche Rede und Gegenrede gewechſelt wurde. — Die Geweubeſchau
wurde vorgeſtern und geſtern bereits von Tauſenden beſucht. Der
Montag brachte eine Aufführung von Hebbels „Nibelungen” auf dem
herrlichen Naturtheater der Burg Klopp durch die Binger Volksbühne,
* Schlitz, 6. Juni. Im 9. Lebensjahr ſtarb die älteſte
Eitwoh=
nerin unſerer Stadt, Frau Friederike Mertz. Frau Mertz hat 50 Jahre
das Amt der „Totenwäſcherin” bekleidet.
* Weinheim a. d. B., 6. Juni. Vierres Weinheimer
Mufük=
feſt. In der bis auf den letzten Platz beſetzten Turnhalle des
eal=
gymnaſiums fand dieſer Tage der erſte Muſikabend des vierten
Wein=
heimer Muſikfeſtes ſtatt. Die Veranſtaltung läßt gleich ihren Vorgängern
an Großzügigkeit kaum zu wüinſchen übrig; nur iſt ſehr zu bedauern,
daß in einer aufſtrebenden Stadt wie Weinheim kein Konzertſaal zur
Verfügung ſteht, ſodaß das Feſt in einer räumlich und akuſtiſch ganz
unzulänglichen Turnhalle abgehalten werden mußte. Siegfried Wagner
dirigierve. Er ſieht älter aus, als er iſt; denn obwohl er am 6. Junk
erſt ſeinen 57. Geburtstag beging, hat er doch ſchon ergrautes Haar.
Seiner Stabführung ermangelt auch beim Spiele ſeiner eigenen
Ton=
ſchöpfungen das Temperament. Doch über ſein Antlitz huſcht ab und zu
ein freundliches Leuchten, und mit ſeinen Blicken weiß er faſzinierend
zu wirken. Sein intereſſanter Charakterköpf erweckt warmes Intereſſe.
Bei ſeinem hieſigen Gaſtauftreten wurden ihm ſowohl als Dirigent, als
auch als Komponiſt begeiſterte Huldigungen zuteil, die aber wohl in der
Hauptſache dem virtuoſen Spiel des Frankfurter Symphonieorcheſters
galten, das ſich auf einen Wink Siegfried Wagners von den Plätzen
erhob, um ſich für den Beifallsſturm zu bedanken. Am beſten gefühl dem
Publikum die Freiſchütz=Ouvertire, die anläßlich des 100. Todestages von
Carl Maria von Weber (6. Juni) vorgetragen wurde, ſowie die
Ouver=
türe von Richard Wagners Meiſterſingern, die den erſten Muſikabend
abſchloß. Im Rahmen desſelben machten die edlen Geſangsdarbietungen
der Opernſängerin Frau Elſe Gentner=Fiſcher aus Frankfurt a. M., die
vor einer Gaſttournee durch Südamerika ſteht, den nachhaltigſten
Ein=
druck. Mit ſüßem Schmelz ſang ſie erſt drei Weſendonck=Lieder („Der
Engel” „Schmerzen” und „Träume”) unter Orcheſterbegleitung, und
dann „Jſoldes Liebestod” aus der Oper „Triſtan und Jſolde‟. Hierbei
mußte jedoch die Stimme der Sängerin mit dem Orcheſter kämpfen. Und
wenn die Künſtlerin nicht über phänomenale ſtimmliche Mittel verfügen
wüirde, ſo hätte ſie ihre herrliche Stimme kaum zur Geltung zu bringen
vermocht. Der Soliſtin wurden ſtürmiſche Ovationen bereitet. Auch
mehrere Roſenbuquets wurden ihr überreicht. Der heutige zweite
Muſikabend gilt dem Gedächtnis des im Alter von 30 Jahren im Welt=
K.
kriege gefallenen Komponiſten Rudi Stephan aus Worms.
Nummer 157
Seite 7
* Tripolitaniſche Reiſeeindrücke.
Von Alfred Krauße d’Avis.
Frankreich war ſchon ſeit Jahrhunderten beſtrebt, den Völkern
Nordafrikas ſeine Kultur zu bringen. Auch in Tripolis iſt das
mehrfach geſchehen, obgleich die dortigen Völker den hohen Wert
dieſer Liebesgabe nicht einſehen wollten. Die letzte kulturelle
Durchdringung Tripolitaniens durch die Franzoſen fand im
Jahre 1728 ſtatt und endete mit der reſtloſen Zerſtörung der Stadt
Tripolis. Dieſe Zerſtörung war ſo gründlich, daß heute faſt nichts
mehr aus früheren Zeiten zu ſehen iſt.
So kommt es, daß der Reiſende nur eine moderne Stadt
vor=
findet, obwohl dieſer Hafen ſchon in phöniziſcher Zeit Bedeutung
hatte. Nach den Phöniziern kamen Römer, Vandalen, Araber,
Normannen, Spanier u. a., von denen jeder dem Lande ſeinen
Stempel aufzudrücken verſuchte, bis es ſchließlich ein türkiſcher
Vaſallenſtaat wurde. Solche Tributärſtaaten der Türkei pflegten
in beſchaulicher Ruhe dahinzuleben. Der Stillſtand auf allen
Gebieten der Kultr und Wirtſchaft zeigte ſich als allgemeine
Verſchlafenheit, die nur ab und zu eine Unterbrechung erfuhr,
wenn grade jemand geköpft wurde. So lebten dieſe Staaten
da=
hin, bis irgend ein gewaltſames Ereignis, meiſt von außen
kom=
mend, Leben in die Bude brachte. Für Tripolis kam dieſer
Augenblick, als im Jahre 1912 Italien der Hohen Pforte
mit=
teilte, das Land ſei nunmehr eine italieniſche Kolonie. Dieſe
diplomatiſche Aktion wird zwar in der italieniſchen Geſchichte als
„Krieg mit ſiegreichem Ausgang” gebucht. Das ſtimmt aber nicht
ganz, denn zum Krieg führen gehören immer zwei. Türken, die
ſich hätten wehren können, waren kaum da, und wenn geſchoſſen
wurde, ſo waren das Schießereien, die heute noch nicht aufgehört
haben.
Der Hafen von Tripolis macht, vom Schiff aus geſehen, ein
gutes Bild. Die Kaianlagen ſind in Ordnung, die Dienſtgebäude
in gutem Zuſtand. Weiß liegt die Stadt mit ihren niedrigen
Häuſern am blauen Meer, überragt von einigen Minaretts und
dem am Hafen ſich ſteil auftürmenden Kaſtell, dem früheren
Serail. In dieſer Stadt lebt ein Völkergemiſch der verſchiedenſten
Menſchen. Berber ſtellen den Hauptbeſtandteil der Bevölkerung,
daneben Araber, Juden und Neger. Die Vermiſchung dieſer
Raſſen und Völker iſt ſehr gering. Miſchlinge ſah ich faſt keinen.
Zu den ſeit langer Zeit hier, anſäſſigen italieniſchen Malteſern
treten nun m neueſter Zeit die Italiener, mit ihrer hamitiſchen
Schutztruppe, den Askaris.
Unberührt von aller Politi; zeigt ſich noch das afrikaniſche
Leben auf den Märkten. Die Karawanen kommen aus der Wüſte,
und aus den benachbarten Oaſen komt der Einzelne auf ſeinem
Kamel und bringt ſeine Waren zum Verkauf. Vor
Jahrtauſen=
den kann es auch nicht anders ausgeſehen haben. Gleichmäßig
geht alles ſeinen Gang, ab und zu ein bißchen Geſchrei, ſonſt
Ruhe. Noch unberührt ſieht auch die Altſtadt aus, mit ihren
engen Straßen, in denen man den hochbeladenen Kamelen und
Eſeln kaum ausweichen kann. Im Bazarviertel Händler und
Handwerker ſtreng nach der Gattung geordnet. Alles noch
ziem=
lich unverdorben, da die große Menge des Reiſepöbels
glück=
licherweiſe noch von hier fernbleibt. Iſt Tripolis einmal von den
Reiſebüros „erfaßt” dann iſt es bald mit der Poeſie vorbei. Heute
kann man hier noch ſo ſchön einkaufen und handeln, weil man
als Käufer ernſt genommen wird. Das ganze Geſchäftsverfahren
iſt noch nicht auf Täuſchung und Betrug eingeſtellt, was ſich ſofort
ändert, wenn die Fremden kommen, wie im türkiſchen Orient, von
Aegypten gar nicht zu reden. Wird man hier übers Ohr
ge=
hauen, dann geſchieht es in einer ſo netten freundlichen Art, daß
man dem Kaufmann gar nicht böſe ſein kann, weil er ſich ſtets
entſchuldigt und die Sache beim nächſten Einkauf unbedingt
wie=
der gut macht. Es herrſcht noch natürliche Ehrlichkeit, wenn auch
in orientaliſcher Form.
Neben dieſer Altſtadt haben die Italiener neue Stadtteile
entſtehen laſſen, die dem nüchternen Beſchauer Achtung einflößen.
Ueberſichtliche Verteilung von Straßen und Plätzen, gut
aus=
ſehende Kaſernen und eine in Größe und Ausführung
bewun=
dernswerte promenadenartige Einfaſſung des Hafens. Nach
Dienstag, den 8. Junf 1926
dem erſten Eindruck muß man dem Italienern Organiſationstalent
zuſprechen. In der viele Kilometer langen Oaſe öſtlich der Stadt
haben ſie auch überall zugepackt und gearbeitet. Windmotoren
holen das Waſſer aus dem Boden, eine landwirtſchaftliche Schule
ſorgt für Ausbildung, Straßen und Eiſenbahn für Verkehr.
Man kann aber den Eindruck nicht los werden, daß hier
Kräfte=
verbrauch und Leiſtung noch keineswegs ausgeglichen ſind. Aber
der große Haken kommt erſt, wenn man die Stadt nach der
ande=
ren Seite verläßt. Hinter der militäriſch immer noch brauchbaren
Stadtmauer beginnt die Wüſtenſteppe, die nach wenigen
Kilo=
metern in die reine Sandwüſte übergeht. Und hier zeigt ſich
dem ſtaunenden Wanderer ein nicht unbekanntes Kriegsbild:
Stacheldraht! Eine Stellung nach der anderen ausgebaut, an
den Wegen Durchläſſe mit ſpaniſchen Reitern. In größeren
Entfernungen befeſtigte Lager, dazwiſchen Wachtürme. Die
ganze Kriegsanlage iſt keineswegs unnötig, denn die nicht zu
verheimlichende Wahrheit iſt, daß Italiens Machtbereich jenſeits
des Stacheldrahts recht problematiſch iſt. Es ſind Militär= und
Polizeipoſten im Lande, i das auch kurze Stichbahnen zu
ein=
zelnen Oaſen führen. Aber das alles erinnert etwas an das erſte
Auftreten des Deutſchen Ordens in Preußen: ſicher war nur der
erſte befeſtigte Stützpunkt; die vielen Uleinen Poſtierungen
hingen meiſt in der Luft. In dieſem Lande, das bei einer Größe
von 900 000 Quadratkilometern (Deutſchland 472 000) eigentlich
nur aus Wüſte und Oaſen beſteht, iſt es nicht ganz leicht, die
wirkliche Macht in der Hand zu behalten.
Wüfte und Oaſe ſind zwei Begriffe, die ſich ſo leicht ſagen, aber
erlebt ſein müſſen, um ſie ganz zu verſtehen. Von der Stadt hat
mian’s nicht ſchwer, um in die Wüſte zu komen. Eigentlich führen
alle Wege dorthin. Weg heißt aber im Wüſtenſand nur die
Linie, auf der ſich der Verkehr bewegt. Wer nicht geübt iſt, ſieht
ihn überhaupt nicht. Menſch und Vieh der dortigen Gegend
kennt ihn aber an den kleinen Merkmalen, die der Verkehr mit
ſich bringt. Es würde jetzt ſehr ſchön klingen, wenn ich von
Menſchen= und Kamelſkeletten ſprechen würde, die von Löwen und
Hyänen ſauber abgenagt dort am „Wege” herumliegen. Ich
habe aber leider keine geſehen und muß mir alſo die Beſchreibung
verkneifen. Das einzige Merkmal, das ich auf eigene Fauſt
end=
deckte, war eine leere Konſervenbüchſe. Sonſt waren noch viele
Merkmale da, die wohl die eingeborenen Berber ſahen, aber
nicht ich.
Der erſte Eindruck, den die Wüſte macht, iſt doch ein großer.
Ich war vielleicht eine Stunde von der letzten Siedlung weg.
Meinen arabiſchen Träger ließ ich warten, weil ich
photographie=
ren wollte, und ging allein weiter. Hinter mir am Horizont ein
Wachturm, die Sonne am Himmel, ein Verlaufen war alſo
aus=
geſchloſſen. Nachdem ich eine Zeitlang durch den Sand geſtapft
war, bekam ich plötzlich Angſt, ich könnte mich verlaufen. Gegen
jede Vernunft wurde ich unruhig. Ich wußte doch, der Wachturm
und mein „Ali” am Weg mßten zu ſehen ſein. Schließlich
drehte ich mich um — und ſah von keinem was! Ich gig auf die
nächſte Höhe — und ſah wieder nichts. Jetzt ſchlug mir das Herz
doch etwas, und die Geſchichte von dem Verirrten in der Wüſte,
der jahrelang im Kreiſe herumlief, kam mr in den Sinn. Sollte
ich mich wirklich ſo dumm angeſtellt haben, daß in der Nähe des
Wachturms die Kamele Grund hätten, den homo sapiens
aus=
zulachen? Mit Uhr und Sonne ſtellte ich nochmals die
Himmels=
richtung feſt — und richtig, hinter einem Sandberg guckte auch
der Turm hervor. Er ſtand da, wo er hingehörte, und mein Ali
ließ ſich auf ſeinem befohlenen Platz die Sonne auf den Bauch
ſcheinen.
Dieſes ganze Ereignis, das eine halbe Minute dauerte, ließ
mich doch erkennen, wie es ſein könnte, wenn —?
In der Oaſe iſt Waſſer, das den Pflanzenwuchs ermöglicht.
Es muß aber aus der Tiefe erſt gehoben werden. Was man hier
ſieht, muß in den bibliſchen Zeiten auch ſchon ſo geweſen ſei.
Unverändert ſcheinen die Brunnen, aus denen Menſch und Tier
in harter Arbeit von morgens bis abends das Waſſer ſchöpfen.
Die Arbeit lohnt ſich aber, denn der Boden iſt ſo fruchtbar, daß
faſt das ganze Jahr geerntet werden kann.
Für Italien iſt Tripolis das Land, das ſie nicht nr
wirt=
ſchaftlich heben wollen, ſondern es ſoll auch dem ſtändig
wach=
ſenden Volke Siedlungsland geben. Daß Muſſolinis Pläne
weiter gehen und Tunis und Malta ſchon in die Berechnungen
eingezogen werden, weiß jeder. Zunächſt ſoll aber Tripolis ein
Bild italieniſcher kolonialer Leiſtungsfähigkeit geben. Wie ſchon
oben erwähnt, iſt der erſte Eindruck günſtig. Aber um
afrika=
niſchen Beſitz dauernd halten zu können, iſt die richtige Löſung der
Eingeborenenfrage das Wichtigſte.
Steht einem europäiſchen Volke überhaupt das Recht zu,
afri=
kaniſche Länder zu koloniſieren, dann muß man ihm auch das
Recht einräumen, ſo zu arbeiten, daß bei aller Förderung der
Eingeborenen die Arbeit zugunſten des europäiſchen Volkes
aus=
fällt. Es muß alſo Vorſorge getroffen werden, daß die farbigen
Völker nicht eines Tages den weißen Heirn mit ſeinen eigenen
Waffen aus dem Lande jagen. Die Erziehung der Eingeborenen
muß auf der Baſis der ſtrengſten Gerechtigkeit erfolgen und ſo
durchgeführt werden, daß die Farbigen die ihnen durch die
Be=
ſetzung erwachſenden Vorteile begreifen lernen. Es muß aber
immer der nötige Abſtand zwiſchen weiß und ſchwarz gewahrt
bleiben! Mit demokratiſchen Weltverbrüderungsideen kann man
nicht koloniſieren.
Was ich in dieſer Hinſicht von den Italienern ſah, gibt zu
denken. Nur ein Beiſpiel: Abends auf der Terraſſe des beſten
Kaffeehauſes der Stadt. Sämtliche Tiſchchen ſind von ſchwarzen
Soldaten beſetzt. Zwei italieniſche Offiziere ſuchen Platz. An
den meiſten Tiſchen einzelne Stühle frei, jedoch kein Tiſchchen.
Weil die Eurotäer keinen Platz finden, gehen ſie weiter. —
Europäiſche Soldaten, gleich welcher Nationalität, wären
zuſam=
mengerückt und hätten ihren Offizieren ein Tiſchchen freigemacht.
Die Schwarzen rührten ſich nicht, die weißen Offiziere hatten zu
gehen.
Die Geſchichte lehrt, daß ſolche Ueberdemokratie meiſt ein
ſchweres Blutbad im Gefolge hat. Ob Muſſolinis ſtarke
Per=
ſönlichkeit ſich hier zum Guten durchſetzen kann, werden die
nächſten Jahre zeigen.
Briefkaſten.
M. S. 35. Das kommt auf die Grundbuchverhältniſſe an. Es iſt zu
ermitteln, wem das Haus im Grundbuch zugeſchrieben iſt. Wenden Sie
ſich wegen Auskunft, auch bezüglich der zweiten Frage, an das zuſtändige
Grundbuchamt.
P. Sch. 81. Nach § 6 R.M.G. iſt der Inſtandſetzungszuſchlag von
dem Vermieter für die erforderlichen laufenden Inſtandſetzungsarbeiten
fachgemäß zu verwenden. Der Vermieter hat der Mietervertretung auf
Antrag die Verwendung der Gelder nachzuweiſen. Hat der Vermieter
die Ausführung notwendiger laufender Inſtandſetzungsarbeiten
unter=
laſſen oder die Gelder nicht ſachgemäß verwendet, ſo wenden Sie ſich
am beſten an den Inſtandſetzungsausſchuß (Städtiſches Hochbauamt).
Nach J. Nach § 817 B.G.B. hat der Empfänger durch die Annahme
der Leiſtung gegen die guten Sitten verſtoßen, denn er durfte für die
Einwilligung in die Untermiete von Ihnen kein Entgelt verlangen. Sie
wären alſo nach den vorgetragenen Verhältniſſen, insbeſondere wenn
auch eine ſtrafbare Nötigung in dem Verhalten zu erblicken wäre,
be=
rechtigt, Rückerſatz bezw. Schadenerſatz aus dem Geſichtspunkte einer
unerlaubten Handlung zu verlangen. Immerhin iſt der Fall derart
gelagert, daß nur unter Zuziehung eines Rechtsverſtändigen gerichtliche
Schritte unternommen werden ſollten.
Wetterbericht.
Wettervorausſage für Mittwoch, den 9. Juni 1926
nach der Wetterlage vom 7. Jumi 1926.
Eine über Mittel= und Oſteuropa liegende Tiefdruchkſtörung zeigt
nur wenig Ortsveränderung und verurſacht noch in ganz Deutſchland
zeitweiſe regneriſches Wetter. Von Südweſten her dringt zwar höherer
Druck in unſer Gebiet vor, jedoch bleibt bei ſüdlichen bis weſtlichen
Winden der unbeſtändige Witterungscharackter erhalten.
Hauptſchriftleitung: Rudolf Mauve
Verantwortlich für Politik und Wirtſchaft: Rudolf Mauve
Verantwortlich für Feuilleton und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe
Verantwortlich für Sport: Dr. Eugen Buhlmann
Verantwortlich für Schlußdienſt: Andreas Bauer
Verantwortlich für den Inſeratenteil: Willy Kuhle
Druckh und Verlag: 2. C. Wittich — ſämtlich in Darmſtadt.
Die heutige Nummer hat 12 Seiten.
S Leichk quellend. Milchig ſüß. Vikamine.
Familiennachrichten
Todes=Anzeige.
Gott dem Allmächtigen hat es
gefallen, meinen innigſtgeliebten,
herzensguten Mann, unſerenlieben,
guten Vater, Schwiegervater und
Großvater
Herrn
Martin Antz
geſtern im 68. Lebensjahre zu ſich
in die Ewigkeit abzurufen.
Die trauernden Hinterbliebenen:
Frau Marg. Antz
Familie Heinrich Antz
Familie Wilh. Meß.
Darmſtadt, Gera, den 7. Juni 1926.
Schuknechtſtr. 56.
(8536
Die Beerdigung findet am 8. Juni
1926, nachm. 3½ Uhr, vom Portale
des Friedhofs an des Nieder=
Ram=
ſtädterſtraße aus ſtatt.
Salus-Oel
u. Tabletten=Verkauf
befindet ſich noch wie
früher (14771gid
Beſſungerſtr. 81, pt.
Vervielfältigungen
Abschriften
S. Guttmann
Wilhelminenstr 8
(210ea)
Todes=Anzeige.
Gott dem Allmächtigen hat es gefallen,
unſeren innigſigeliebten, treuſorgenden Vater,
Schwiegervater, Großvater, Bruder,
Schwa=
ger und Onkel
Herrn Lehrer i. R.
Peter Berck
im Alter von 64 Jahren heute plötzlich
in=
folge eines Schlaganfalls zu ſich zu rufen.
In tiefer Trauer:
Jakob Heß und Frau Katharine,
geb. Berck
Jakob Schindel und Frau Sophie,
geb Berck
Ernſt Hammann und Frau Marie,
geb Berck.
Malchen, Siedelsbrunn i. Odenw und
Darmſtadt, den 7. Juni 1926.
Die Beerdigung findet Mittwoch, den 9. Juni,
nach=
mittags 2 Uhr, in Malchen ſiatt. (*15061
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Für die liebevolle Anteilnahme bei dem
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ſagen wir Allen auf dieſem Wege unſeren
tiefgefühlten Dank.
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Umstadt: Adler-Drog.
Seite 8
Nummer 157
Reich und Ausſand.
* Frankfurter Chronik.
Ein Kurpfuſcherprozeß. Vor den Schranken des Gerichtes
hatte ſich in der Berufungsinſtanz die 44jährige Ehefrau Johanna Blank
zu verantworten, die wegen fortgeſetzten Betruges in den Jahren 1924
und 25 zu 3 Monaten Gefängnis verurteilt worden war. Nicht weniger
als 80 Zeugen, in der Hauptſache aus dem Bauernſtande, waren geladen.
Die Angeklagte hat angeblich mit einem Glasröhrchen den Patienten
Würmer und Bazillen aus dem Körper entfernt. Auch will ſie
Gallen=
ſteine mit ihrem Magnet verteilt haben. Wie einträglich das Geſchäft
war, zeigt ſich darin, daß ſie nicht weniger als vier Häuſer in Offenbach
und ein beträchtliches Bankkonto beſitzt. In ihrer Sprechſtunde waren
durchſchnittlich 25—30 Patienten anweſend. Das jährliche
Brutroein=
kommen wurde von dem Vorſitzenden auf ungefähr 50—60 000 Mark
geſchätzt. Die als Sachverſtändige geladenen Aerzte ſtellten feſt, daß ſie
durch ihren Magnetismus einige Erfolge und zwar in der
Augenbehand=
lung gehabt habe, ſonſt aber eine anſehnliche Ignorantin ſei. Die
Ver=
handlung dauert fort. — Ein Schwindelunternehmen.
Nach=
dem der Kaufmann Willi Schwerte, der hier eine Großhandlung in
Zigarren und Zigaretten betrieb, durch allerlei ſchwindelhafte Angaben
Zigarren= und Zigarettenfirmen um namhafte Beträge hereingelegt
hatte, verſchwand er eines Tages nach Italien. Geld zum Bezahlen
ſeiner Schulden hatte er nie, aber ein Auto, mit dem er einen „
kredit=
fähigen” Eindruck machte. Alle größeren Zigarettenfirmen ſind dem
Kaufmann ins Garn gegangen und namhafte Summen ſoll der
Ange=
klagte, wie aus der Verhandlung vor dem Erweiterten Schöffengericht,
wo ſich der Kaufmann wegen Betrugs einzufinden hatte, hervorging, in
„Damengeſellſchaft” verpraßt haben. Der Schaden, den der Angeklagte
anrichtete, reicht faſt an 20000 Mark heran. Das Gericht verurteilte den
Angeklagten wegen fortgeſetzten Betrugs zu einer Gefängnisſtrafe von
ſechs Monaten. — Die Frankfurter
Eingemeindungs=
frage. Die Frankfurter Eingemeindungsfrage iſt zu einem vorläufigen
Abſchluß gekommen. Die Verträge mit Griesheim, Schwanheim und
Soſſenheim ſind fertiggeſtellt und werden der „Frankf. Ztg.” zufolge
demnächſt bereits der Stadtverordnetenberſammlung zugehen. Die
Eim=
verleibung bedarf jedoch noch eines durch den preußiſchen Landtag zu
ſchaffenden beſonderen Geſetzes. Durch die Eingemeindung werden die
drei Gemeinden Griesheim mit 480 Hektar Geſamtfläche und 11 500
Einwohner, Schwanheim mit 1793 Hektar und 5300 Einwohner und
Soſſenheim mit 638 Hektar Geſamtfläche und 4400 Einwohner ihre
Selbſtändigkeit verlieren und mit der Stadt Frankfurt vereinigt. Die
erweiterte Stadt Frankfurt würde dann einen Flächenzuwachs von rund
2912 Hektar und rund 21000 Einwohner erhalten und damit einen
Geſamtflächenraum von 16 390 Hektar und faſt 500 000 Einwohner
auf=
zuweiſen haben.
Ueberſchwemmungen in Baden und Wüttemberg.
fm. Karlsruhe. Die wolkenbruchartigen Niederſchläge während
der letzten Wochen ließen die Zuflüſſe des Oberrheins mächtig
an=
ſchwellen. Infolge des Hochwaſſers wurde die Neckarſchiffahrt eingeſtellt:
der Rhein iſt ſtellenweiſe über ſeine Ufer getreten. Der Pegelſtand des
Bodenſees hat ſich ebenfalls gehoben; angrenzende Ortſchaften ſtehen
unter Waſſer. In Lindau ſind zahlreiche Wohnhäuſer vollſtändig vom
Waſſer umſchloſſen. In Oberſchwaben hat das Hochwaſſer erheblichen
Schaden angerichtet; man ſpricht dort von einer Hochwaſſerkataſtrophe.
Groß iſt der Schaden, der in Aulendorf angerichtet wurde. Der
Bahn=
hof iſt dort vollſtändig vom Waſſer eingeſchloſſen und in den Kellern
der Häuſer ſteht das Waſſer. In Uttenweiler ſteht das Waſſer einen
Meter hoch und iſt auch ins Rathaus eingedrungen. Auch die Donau
iſt über ihre Ufer getreten; um den Waſſermaſſen einen Ablauf zu
er=
möglichen, mußten Brücken gewaltſam beſeitigt und Pfeiler geſprengt
werden. In Sulmingen wurden vier Männer bei Aufräumungsarbeiten
an einer Brücke von den Fluten mitgeriſſen. Hinter Oberzell iſt der
Bahndamm gefährdet. Die Bahnlinie Hailtingen-Buchau iſt an
mehreren Stellen beſchädigt und mußte geſperrt werden. In dem vom
Waſſer umfluteten Löwental ſtürzte das Dach eines Doppelhauſes
zu=
fammen, eine Reihe Lehmhäuſer ſind unmittelbar bedroht. Infolge des
ununterbrochenen Regens iſt auch für Friedrichshafen am Bodenſee eine
Hochwaſſerkataſtrophe in die Nähe gerückt. Die Nachrichten aus
Ober=
ſchwaben zeigen, daß die Ueberſchwemmungen, die die fortgeſetzten ſtarken
Regengüſſe während der letzten Tage herbeigeführt haben, ſo ernſt ſind,
wie ſie ſeit Jahren nicht geweſen ſind. Aehnliche Schäden wurden durch
Hochſvaſſer ſeit dem Jahre 1867 in Württemberg nicht mehr angerichtet.
Am ſchlimmſten war die Hochwaſſerkataſtrophe in Biberach und im
Rot=
tumtal, in Ravensburg und im Schuſſen=Tal, ſowie im Teuringertal.
Auch im Saulgau und ſeiner Umgebung ſind die Schäden ſehr groß.
In zahlreichen Orten und Städten mußten Häuſer geräumt werden
und mit Mühe konnte man die vom Waſſer Betraffenen retten.
Das Hochwaſſer in Bayern.
München. Der Scheitel der Hochwaſſerwelle der oberen Donau
iſt Sonntag vormittag bei einem Pegelſtand von 240 Zentimeter in
Dil=
lingen angekommen. Damit iſt der Scheitel des Hochwaſſers vom Juli=
Auguſt 1924 um 4 Zentimeter überſchritten. Da die beiderſeitigen
Donauzuflüſſe unterhalb der Lechmündung der Donau keine beſonders
großen Waſſermengen zuführen, wird ſich die Donauwelle flußabwärts
weſentlich verflachen. Montag früh wurden auch von dem Oberlauf der
Cſar und dem Tegernſeer Gebiete wieder kräftige Niederſchläge gemeldet.
Todesſprung aus dem Eiſenbahnzug.
fm. Mannheim. Am Samstag nachmittag ſprang eine
geiſtes=
geſtörte Frau zwiſchen Bobenheim und Frankenthal aus einem in voller
Fahrt befindlichen beſchleunigten Perſonenzug. Sie war ſofort tot.
Bon einer einſtürzenden Scheune verſchüttet.
Stuttgart. In Oberſtetten ſtürzte Samstag bei Bauarbeiten
der ſteinerne Giebel einer Scheune ein. Dabei wurden die mit
Aus=
beſſerungsarbeiten beſchäftigten Perſonen verſchüttet. Vier davon,
darunter der Beſitzer der Scheune, waren ſofort tot, ein weiterer
Ver=
unglückter wurde ſo ſchwer veletzt, daß an ſeinem Aufkommen
ge=
zweifelt wird.
Ein bedauerlicher Unglücksfall.
R. St. Goarshauſen. Ein bedauerlicher Unglücksfall hat ſich
auf der hieſigen Kleinbahnſtation ereignet. Der Zugführer Franz
Strobel von Naſtätten geriet beim Rangieren der Kleinbahn zwiſchen
vorgeſchobenes Langholz und Lokomotive, wobei ihm die Bruſt
einge=
drückt wurde, was den ſofortigen Tod des Mannes zur Folge hatte. Der
Werunglückte wurde in das hieſige Leichenhaus und ſpäter mit der
Kleinbahn nach Naſtätten gebracht. Seitens der Staatsanwaltſchaft ſind
eingehende Ermittelungen über die Schuldfrage eingeleitet worden. —
In den Rhein geſtürzt iſt ein junges Mädchen, welches mit
Waſſer=
ſchöpfen beſchäftigt war. Der Zufall wollte es, daß etwas unterhalb der
Unfallſtelle eine Frau ebenfalls zum Waſſerſchöpfen herunterkam. Sie
fah das Mädchen, das ſchon einige Meter weit abgetrieben war und ihren
Bemühungen gelang es, dasſelbe dem naſſen Element zu entreißen.
Wäre die Frau nicht hinzugekommen, ſo wäre das Mädchen zweifellos
abgetrieben und ertrunken.
Raubmord in Koblenz.
WSN. Koblenz. Am 4. Juni, vermutlich zwiſchen 6 und 7 Uhr
nachmittags, iſt an der in Koblenz wohnhaften 78jährigen
Beamten=
witwe Hubertine Lehnerts ein Raubmord verübt worden. Der Tod iſt
infolge Zertrümmerung der Schädeldecke und Verletzung des Gehirns
und Strangulation, wobei ein Feuerhaken und ein Handtuch benutzt
wurden, eingetreten. Geraubt wunde eine goldene Damenuhr mit einer
Kette und Schieber nud etwa 100 Mark Bargeld. Mutmaßlicher Täter
iſt ein Landſtreicher oder Bettler, ungefähr 40 Jahre alt, rötlich=blondes
Haar, rötlicher Stoppelbart, rundes rötliches Geſicht, kleine geſetzte
Ge=
ſtalt, trägt grauen Hut und dunkelgrauen Rock.
Tödliche Autounfälle.
Buer. (Weſtf.) Ein mit vier Perſonen beſetztes Auto fuhr
Sonntag Nacht gegen einen Baum. Der Wagen wurde vollſtändig
zer=
trümmert. Von den Inſaſſen war der Kaufmann Kerkhoff aus Hagen
ſofort tot, der Wagenführer erlitt eine ſchwere Gehirnerſchütterung und
einen doppelten Armbruch. Die beiden anderen Fahrtteilnehmer kamen
mit dem Schrecken davon.
München. Samstag vormittag 10 Uhr eriegnete ſich auf der
Ingolſtädterſtraße ein ſchweres Autounglück. In der Nähe von
Schleiß=
heim geriet der Wagen eines Münchener Direktors ins Schleudern und
ſtürzte um! Der Direktor, der ſeinen Wagen ſelbſt lenkte, war ſofort
tot. Seine beiden Töchter ſowie ein mitfahrender Betriebsleiter wurden
ſchwer verletzt, während der ebenfalls mitfahrende Sohn des Direktors
unverletzt blieb.
Der Dynamitſelbſtmord des Ingenieurs.
Zu dem Selbſtmord des Ingenieurs Bargheer aus Hannover, der
ſich am Bahnhof Heerſtraße bei Berlin durch Dynamit in die Luft
ge=
ſorengt hat, meldet die Montagspoſt”, daß Bargheer bei dem
Bau des Hammerkanals in Mecklenburg beſchäftigt war. Am 28. Mai
hatte er plötzlich ſeine Apbeitsſtelle verlaſſen. Wie feſtgeſtellt wurde,
hat er die den Arbeitern abgezogenen Beträge für Lohnſteuer und
In=
validenverſicherung nicht abgeführt, ſondern für ſich verbraucht.
Dienstag, den 8. Juni 1926
Die Kindermorde in Breslan.
c. Berlin. Wie die Blätter zu der Ermordung von zwei
Schul=
kindern in Breslau ergänzend melden, handelt es ſich um den achtjährigen
Knaben Otto Fehſe und deſſen elfjährige Schweſter Erika. Die Mutter
der Kinder, die Witwe iſt, hatte ſie am Samstag gegen 5 Uhr
nach=
mittags mit dem Auftrag fortgeſchickt, ein Paket auf das Poſtamt zu
tragen. Als ſie gegen 8 Uhr noch nicht zurück waren, hatte die Mutter
bei der Kriminalpolizei Anzeige erſtattet. Beim Anblick der
aufgefun=
denen Leichenteile erkannte ſie ſofort ihre Kinder wieder. Nach dem
Befund der Leichenteile iſt beiden Kindern von dem Täter die Kehle
durchſchnitten worden. Alle Anzeichen deuten auf einen Luſtmord hin.
Dem „Montag Morgen” zufolge hat der Regierungspräſident von
Breslau eine Belohnung von 2000 Mark für die Ermittlung des Täters
ausgeſetzt.
Grubenunglück im Waldenburger Revier.
In der fünften Abteilung des Mayranſchachtes in Feldhammer bei
Waldenburg in Schleſien wurden drei Bergleute während der Arbeit
von einem Pfeiler verſchüttet. Es gelang der Rettungskolonne, nach
ſtundenlanger Arbeit zwei der Bergleute in völlig erſchöpftem Zuſtande
freizulegen. Der dritte konnte nur als Leiche geborgen werden.
Schlagwetterexploſion.
Meißen bei Minden (Weſtf.) Sonntag abend gegen 8 Uhr
er=
eignete ſich auf dem hieſigen Kohlenbergwerk eine Schlagwetterexploſion.
Außer einem Bergarbeiter, dem die Bedienung der Pumpe am
Wetter=
ſchacht oblag, und der inzwiſchen als Leiche geborgen wurde, befand ſich
niemand in der Grube.
Italieniſche Automobiliſten beſchießen ein Schwyzeriſches
Automobil.
Schwyz. Sonntag nachmittag wollten zwei Inſaſſen eines
italie=
niſchen Luxusautos ein vorausfahrendes ſchwyzeriſches Auto überholen.
Der Wagen aus Schwyz machte aber nicht Platz und fuhr mit der
höchſt=
zuläſſigen Geſchwindigkeit weiter. Darauf ſchoſſen die Italiener
kurzer=
hand aus einem Browning drei bis vier Schüſſe auf das vorausfahrende
Auto, wobei eine Kugel den Benzinbehälter durchlöcherte und den
Wagen dadurch zum Halten zwang. Gleichzeitig flohen die Italiener,
indem ſie rückwärts fuhren, da die Straße zum Vorbeifahren zu ſchmal
war. Als ſie endlich den Platz zum Umkehren gefunden zu haben
glaubten, gerieten ſie in einen Wieſengrund, wo ſie ſtecken blieben, wo
ſie von herbeigeeilten Leuten feſtgehalten wurden, nachdem man ihnen den
Revolver, deſſen ſie ſich neuerdings bedienten, entriſſen hatte. Dem
Eingreifen der Polizei iſt es zu verdanken, daß die aufgeregte
Bevölke=
rung die Italiener nicht lynchte.
Opferwilligkeit.
EP. Das Krankenhaus in Briſtol erließ in der Preſſe einen Aufruf,
in dem Freiwillige geſucht werden, die bereit ſeien, einen Teil ihrer Haut
zu opfern, um einem Inſaſſen des Krankenhauſes das Leben zu retten.
E3 handelte ſich um einen Einwohner von Radſtock, der das Opfer eines
Automobilunfalles geworden war. Der Aufruf hatte einen ungeahnten
Erfolg: binnen 48 Stunden trafen im Krankenhaus nicht weniger als
120 Angebote ein, darunter ſolche aus allen Bevölkerungsſchichten, vom
Geſchäftsmann und Künſtler bis zum ſtreikenden Bergarbeiter. Das
erſte Angebot ſtammte von einem in London anſäſſigen Italiener. Die
Aerzte haben beſchloſſen, zu der Hautübertragung 42 Perſonen
heran=
zuziehen; die erſten „Opfer” werden die Gattin und ein Bruder des
Verunglückten ſein.
Das amerikaniſche Alkoholverbot bleibt.
Waſhington. Die Prohibitionskommiſſion des Senats hat
mit 4 gegen 1 Stimme beſchloſſen, alle Vorſchläge für die Abſchaffung
des Alkoholverbots, einſchl. eines neuen Referendums über die Frage
auf unbeſtimmte Zeit zu vertagen. Die Naſſen” haben ſomit eine
entſcheidende Niederlage erlitten. Dieſer Beſchluß muß allerdings
noch der juriſtiſchen Kommiſſion des Senats unterbreitet werden, doch
nimmt man in politiſchen Kreiſen an, daß die Beſtätigung unter allen
Umſtänden als garantiert angeſehen werden kann. Der Präſident der
Prohibitionskommiſſion hat in ſeinem Bericht erklärt, daß der 18.
Zu=
ſatzantrag zur Verfaſſung, wodurch das Alkoholverbot eingeführt wurde,
in den geſetzlichen Formen angenommen worden ſei. Die
Aufrechterhal=
tung des Alkoholverbots könne aus moraliſchen und wirtſchaftlichen
Gründen nur befürwortet werden.
Soll man Fehlgeburten töten?
Ein Entrüſtungsſturm durchtobt gegenwärtig die Vereinigten
Staa=
ten wegen der Nachricht, daß die Aerzte die Tötung eines in Soethbond
im Staate Indiang zur Welt gekommenen Paares ſiameſiſcher Brüder
forderten. Die Aerzte führen zur Begründung an, daß die ſiameſiſchen
Brüder ſpäter nur eine unnütze Laſt für die Geſellſchaft bilden würden.
Dieſe Meinung vertritt auch der Vater, während ſich die öffentliche
Meinung auf ſeiten der Mutter ſtellt, die gegen das ſummariſche
Ver=
fahren der Aerzte energiſch proteſtiert. Die „ſiameſiſchen Brüder” aber
erfreuen ſich, unbekümmert ob des über ihnen ſchwebenden Unheils,
einer vorzüglichen Geſundheit und haben ſeit ihrer Geburt bereits
tüch=
tig an Gewicht zugenommen.
Rund=Funk=Programme.
Frankfurt.
Dienstag, 8. Juni. 3.30: Vortr. Lehrer Stricker. Die
Butter=
blume. Wie die Glockenblume entſtanden iſt. Woher die
Johannis=
beere ihren Namen hat. O 4.30: Hausorcheſter. (Rob. Schumann,
geb. 8. Juni 1810). Ouv. Genovefa” Aus „Phantaſieſtücken”
Drei Lieder. Romanze a. Sinfonie D=moll. Drei Lieder. Erſter
Satz a. Klavierqu. Es=dur. Scherzo. Mitw.: Johanna Hillitzer
(Sopran). O 5.45: Aus dem Roman „Pitt und Fox” von Huch,
Sprecher: Studtmann. O 6.15: Uebertr. von Caſſel: Dr. Greve
ſpricht über „Grünlandpflege‟ O 6.45: Uebertr. von Caſſel: Emil
Echzell vom Lehrergeſangverein ſpricht über „Franz Schubert und
ſeine Bedeutung für den Männerchor” O 7: Vortrag von Prof.
Fleſch. O 7.30: Schach. O 8: Vorführung der abeſſiniſchen
Somali=
truppe aus dem Zoo. Einl. Worte von Dir. Priemel. O 8.15:
Anl. des Geburtst. von R. Schumann: „Manfred‟ Dramat.
Gedicht von Byron, Muſik von Schumann. Perſ.: Manfred:
C. Ebhardt; Ein Gemſenjäger: Dr. Praſch; Der Abt von St.
Mauritius: Dr. Praſch; Die Alpenfee: Anny Weinert; Ariman,
Fürſt der Unterwelt: E. Schwedt; Nemeſis: Lola Stein; Aſtarte;
Anny Weinert u. a.
Stuttgart.
— Aus den „Kinderſcenen” — Ouv. „Julius Cäſar”. —
Abend=
lied. — Urbach: Frühlingstau auf Schumanns Grab., Fant. O 6.15:
Hum. Vortrag in engl. Sprache. O 6.45: Morſe=Kurſus. O 7.15:
Rechtsanwalt Geiſt: Friedrich Gerſtäcker und das
Auslanddeutſch=
tum. O 8: Ouverturen=Abend. Gluck: Iphigenie in Aulis. —
Mozart: Figaro. — Weber: Beherrſcher der Geiſter. — Pfitzner;
Chriſtelflein. — Offenbach: Orpheus. — Joh. Strauß: Fledermaus.
Anſchl. Wunſchabend.
Berlin.
Dienstag, 8. Juni. 12: Die Viertelſtunde für den Landwirt.
O 3,45: Stunde mit Büchern. O 5: Funk=Kapelle. Thomas: Ouv.
Mignon” — Suppe: Aus der Operette. Das Penſionat” —
Strauß: Hofballtänze. — Körner: Wer weiß? Lied. — Mackbet;
Vergißmeinnicht. Interm. — Keler: Die Schmetterlingsiagd. —
Nedbal: Valſe triſte. — Egen: Jawohl! Foxtrot. O 6: Tee=Muſik
aus Adlon (Marek Weber). O 7: Engliſch. O 7.30: Prof. Wegener:
Eine Wanderung durch deutſche Gaue. O 7.55: Prof. Bonn:
Welt=
wirtſchaftliche Neubildungen. O 8.30: Funk=Orcheſter. Mitw.: Nud
Schmidt. Flügel. Einl. Worte: R. Kaſtner. Beethoven: Konzert
c=moll, op. 37. — Mahler: 9. Sinfonie.
Königswuſterhauſen. Dienstag, 8. Juni. 3: C. M. Alfier;
u. v. Enſeren: Spaniſch für Anfänger. O 3.30: Direktorin v.
Röſſing: Die Geſchmacksbildung der Verkäuferin. O 4:
Gewerbeober=
lehrer Röhl: Die Berufsſchule für Köche. O 4.30: Mitteilungen des
Zentralinſtitutes. O 5: Margerit Barth, Jugendleiterin:
Sommer=
freuden.
Fußball.
Das Endſpiel um die Deutſche Fußball=Meiſterſchaft in Frankfurt a. M.
Der D. F. B.=Spielausſchuß hat ſich noch einmal mit der Frage nach
dem Austragsort des Endſpiels um die deutſche Fußball=Meiſterſchaft
beſchäftigt. Man kam ſchließlich zu der Auffaſſung, daß Weſtdeutſchland
in den letzten Monaten große Sportereigniſſe genug geſehen habe und
daß ſpeziell Köln ja noch ſtark durch die „Deutſchen Kampfſpiele” in
Anſpruch genommen werde. Man einigte ſich ſchließlich darauf, das
Endſpiel im Frankfurter Stadion austragen zu laſſen. Die Frankfurter
Stadion=Verwaltung hat bereits den Auftrag erhalten, die
Vorberei=
tungen zur Durchführung des Kampfes zu treffen.
Sport, Spielund Turnen.
Süddeutſchlandflug 1926.
Beendigung des 1. Streckenfluges. — Die Sieger der 2. Etappe.
Außer den drei bereits gemeldeten Flugzeugen kehrt am
Samstag=
abend noch ein viertes, D 857 (Pilot Schonger) vom 1. Etappenflug
zurück, die Maſchine wurde jedoch vom weiteren Wettbewerb
ausge=
ſchloſſen, da ſie bei einer Notlandung in der Nähe von Karlsruhe fremdes
Material zur Reparatur benutzt hat. Die übrigen Flugzeuge
ver=
brachten an folgenden Orten die Nacht zum Sonntag: In Freiburg
D 764, D 868, D 514; in Friedrichshafen: D 893, D 611, D 829,
D 649. D 874; in München: D 608; in Ulm: D 790; in Karlsruhe:
D 797. D 609 mußte wegen Motorſchadens in Mergentheim
zurück=
bleiben. Von dieſen Maſchinen beendeten acht am Sonntagvormittag
mit der Landung im Ziel Mannheim den 1. Streckenflug und zwar:
D 886 von Freiburg kommend um 6,40 Uhr, D 764 von Freiburg
kom=
mend um 7,42 Uhr, D 514 ebenfalls von Freiburg kommend um 7.45 Uhr;
von den in Friedrichshafen übernachteten Maſchinen trafen fünf, D 893,
D 874, D 611, D 649 und D 828 in der Zeit von 8,20 bis 10,15 Uhr in
Mannheim ein. Alle ſtarteten nach kurzem Aufenthalt noch am gleichen
Vormittag zum 2. Streckenflug; als letzte Maſchine begab ſich D 893
BACD. (Pilot Fuchs=Darmſtadt) um 1,54 Uhr auf die lange Reiſe.
Die zweite Etappe des Streckenfluges führte faſt über die gleiche
Strecke wie am 1. Tage, nur daß ſie in umgekehrter Richtung geflogen
wurde. Es ging von Mannheim über Karlsruhe, Freiburg zum
Boden=
ſee, von dort nach München, Stuttgart, Nürnberg und von dort aus
über die alte Strecke nach Frankfurt, Darmſtadt und Mannheim.
Die drei am Samstag pünktlich zurückgekehrten Maſchinen konnten
auch am Sonntag erſt mit einer Stunde Verſpätung abgehen, da die
Witterung in den frühen Morgenſtunden ziemlich ungünſtig war. Es
ſtarteten: D 840=Heinkelmaſchine (Pilot von Manteuffel) um 5,27 Uhr,
D 884=Uder (Pilor Walz) und D 854=Junkers (Pilor Steindorff)
gleich=
zeitig um 5,22 Uhr. Zur allgemeinen Ueberraſchung kehrte kurz nach
einem Gewitter die Junkers=Maſchine D 854 (Pilot Steindorff) bereits
um 2,32 Uhr nach Mannheim zurück und beendete damit, wie am erſten
Tage als erſte Maſchine den 2. Streckenflug. Die nach Zehntauſenden
zählende Menſchenmenge auf dem Mannheimer Flugplatz mußte dann
noch über fünf Stunden warten, bis um 8 Uhr die zweite Maſchine
D 840=Heimkel (Pilot Manteuffel) zurückkam. Kurz vor Anbruch der
Dunkelheit kehrte dann noch D 884=Udet=Flamingo (Pilot Walz) zurück.
Damit beendeten die gleichen drei Maſchinen, die auch am Vortage
pünktlich zurückgekehrt waren, als Sieger den 2. Streckenflug. Erſter
war an beiden Tagen D 854=Junkers; D 884=Udet=Flamingo, der am
erſten Tage den zweiten Platz belegt hatte, mußte ſich dagegen diesmal
mit dem dritten Platz begnügen.
Am Montag vormittag kam dann noch eine weitere Maſchine,
D 790=Flocke=Wulff, zurück, jedoch nicht vom 2., ſondern vom 1.
Strecken=
flug. — D 165=Flocke=Wulff iſt bei Obereſtendorf durch Unvorſichtigkeit
beim Tanken verbrannt. D 609=Daimler wurde bei Schwanheim durch
Defekte zu einem längeren Aufenthalt genötigt. D 874=Raab Katzenſtein
überrannte in München den Steg des Startausſchuſſes und beſchädigte
ſich den rechten Flügel; die Maſchine konnte aber ſpäter den Flug
fort=
ſetzen. D 797, die noch auf der 1. Etappe war, hat in Stuttgart einen
Achſenbruch erlitten.
Im Laufe des Montagnachmittags ſind weitere fünf Maſchinen vom
2. Streckenflug zurückgekehrt und zwar: D 847=Raab=Katzenſtein (Pilot
Katzenſtein) um 1,10 Uhr, D 764=Udet=Flamingo (Pilot Bäumer) um
2,10 Uhr, D 649=Albatros (Pilot Offermann) um 2.12 Uhr, D 829=Udet
(Pilot Krono) um 2,35 Uhr und D 847=Udet (Pilot Schonger) um 3,10
Uhr. — Die letztere Maſchine flog allerdings „außer Konkurrenz”. —
Damit ſind insgeſamt ſieben Maſchinen und eine außer Konkurrenz
ge=
ſtartet vom 2. Streckenflug zurückgekehrt. Ausgeſchieden ſind neuerdings:
D 779=Meſſerſchmidt, die um 12,17 Uhr vom 1. Streckenflug zurückkam,
aber die Bedingungen nicht erfüllt hatte: D 886=Udet=Flamingo (Pilot
Stumpff) mußte um 9,58 Uhr in Wildbad notlanden und gab auf.
Ausgeſchieden ſind alſo insgeſamt 7 Maſchinen, fünf ſtehen noch im
Wettbewerb: D 609=Daimler, die noch vom 1. Streckenflug her in
Stuttgart liegt und kaum noch für den Wettbewerb in Frage kommt,
D 893, die Montag vormittag zwiſchen Freiburg und Villingen
not=
landen mußte und dann bis abends keine Nachricht mehr gab, D 790=
Flocke=Wulf, die um 11,15 Uhr in Baden=Oos notlandete und ſeitdem
überzählig iſt, D 514=Dietrich=Buſſard, die in Frankfurt a. M. mit einem
Kolbenbruch liegt und D 611=B4GD „Mohamed”, die in Nürnberg
zurückgeblieben iſt. Da nach den letzten Meldungen aus den Etappen
kaum noch mit der Rückkehr einer weiteren Maſchine vor der letzten
Friſt (Montag abend 8 Uhr) zu rechnen iſt, kann der Wettbewerb als
abgeſchloſſen gelten.
Turnen.
„Heſſen”, Verein für Leibesübung, Darmſtadt.
Geſtern fand im Oſſenheimer Wäldchen bei Friedberg das
Jugendtreffen des Südweſtdeuiſchen Turnverbandes ſtatt. Es
vereinigte etwa 400 Jungen und Mädels zum friedlichen
Wett=
kampf. Die Jugendlichen waren eingeteilt in zwei Altersklaſſen,
und zwar in Vierzehn= bis Sechzehnjährige ſowie Sechzehn= bis
Achtzehnjährige. Die vom Verein entſandten vierzehn
Jugend=
lichen hatten die geſtellten Bedingungen erfüllt. Im
Geräte=
turnen ſtehen Lieſel Schuchmann, Fritz Hanſt und Ernſt Meiſter
an erſter Stelle. Nachſtehend die Ergebniſſe:
Klaſſe 14 bis 16 Jahre, männliche Jugend: 1. Sieg Fritz
Hanſt, 7. Gerd Kiſſel, 9. Arthur Blind. — Klaſſe 16 bis 18 Jahre:
7. Ernſt Meiſter, 15. L. Hechler, 22. Georg Keil.
Jugendturnerinnen: 2. Sieg Lieſel Schuchmann, 5. Giſela
Frankenfeld, 7. Eliſabeth König, 8. Eliſabeth Bott, 10. Anni Uhde,
11. Elſe Freund, 17. Reſi Frankenfeld, 22. Luiſe Wagner.
Das Mittageſſen aus der Feldküche, ſowie die Quartiere in
den um Friedbeng liegenden Ortſchaften waren vorzüglich und
die „Heſſen”=Jugend wird ſich noch lange dieſes ſchönen Tages
erinnern.
Tennis.
Junioren=Städtewettſpiel kombinierte Mannſchaft Frankfurt—Tennis=
und Eisklub Darmſtadt.
Am Sonntag ſahen die Junioren des Tennis= und Eisklub
Darm=
ſtadt ſich vor eine ſchwere Aufgabe geſtellt. Sie ſpielten gegen eine
kombinierte Juniorenmannſchaft der drei ſtärkſten Frankfurter Vereine.
Leider mußte das Wettſpiel wegen ſchlechten Wetters bei einem Stande
von 5:2 für Darmſtadt abgebrochen werden. Alle abgebrochenen Kämpfe
ſtanden ausgezeichnet für Darmſtadt, ſodaß Darmſtadt wohl bei
Fort=
führung des Turniers ziemlich glatt gewonnen hätte. Dies iſt ein neuer
Beweis für die derzeitige Spielſtärke der Darmſtädter Junioren.
Nachſtehend die Ergebniſſe, Frankfurt an erſter Stelle genannt:
Herren=Einzel: Henke=Kleinlogel 6:4, 6:1; Schlüchtermann=
Sames=
reuther 4:6, 6:2, 2:6; Bertheim=Klaß 4:6, 3:6; Grages=Schmitt 3:6,
8:6, 3:3, abgebrochen; Schleſinger=Bünte 2:6, abgebrochen; Stein=
Moldenhauer 7:9, 6:4, 1:3 abgebrochen. Damen=Einzel: Frl. Zieher=
Frl. Fiſcher 5:7, 3:6; Frl. Zint=Frl. Kleinſchmidt 6:1, 4:4 abgebrochen;
Frl. Rothſchild=Frl. Hedderich 3:6, 0:6; Frl. Pittſcher=Frl. Seuffert
0:6, 0:6. — Das Spiel Frl. Zint=Frl. Kleinſchmidt wurde wegen
Ver=
letzung ovn Frl. Kleinſchmidt abgebrochen, zählt alſo als Punkt für
Frankfurt. Das Geſamtergebnis lautet 5:2 für Darmſtadt, da die
Doppelſpiele nicht ausgetragen werden konnten.
Schwimmen.
Waſſerballſpiel Darmſtadt—Worms.
Heute abend 7½ Uhr findet im Woog ein Verbandsſpiel um die
ſüddeutſche Waſſerballmeiſterſchaft zwiſchen Jung=Deutſchland Darmſtadt
und „Heſſen” Worms ſtatt. Ihr erſtes Spiel konnte die einheimiſche
Mannſchaft gegen den Erſten Frankfurter Schwimmklub glatt gewinnen
und wir glauben, daß auch der Liganeuling Heſſen Worms keine allzu
großen Siegesausſichten hat, denn die Jung=Deutſchland=Mannſchaft iſt
in dieſem Jahr ein ernſter Anwärter auf einen der beiden erſten Plätze
in Süddeutſchland. Der Kreis V (Süddeutſchland) darf in dieſem
Jahr zum erſten Mal entſprechend ſeiner Größe und Spielſtärke 2
Mannſchaften zur Teilnahme an den Deutſchen Meiſterſchaften melden.
Das Ende liegt zwiſchen Nürnberg, Karlsruhe und Darmſtadt; der
Meiſter vom Vorjahr, S. V. Mannheim wird wohl kaum mehr eine
erſte Rolle ſpielen, da er in ſeiner Spielſtärke erheblich zurückgegangen
ſt. — Darmſtadt wird mit folgender Mannſchaft antreten: Federlin,
Berges, Kemmer; Orlemann; Gils, Heberer; Göth.
Außer dem Tormann ſpielt alſo die Mannſchaft komplett, und zwar
in derſelben Aufſtellung, mit der ſie die Spiele in der vorigen Saiſon
beſtritt. Vor dem Ligaſpiel treffen ſich die 2. Mannſchaft und die
Jugendmannſchaft in einem Trainingsſpiel.
Aus der ſüdweſideutſchen
Lederwirtſchaft.
fm. Karlsruhe, 5. Junt.
Die Konjunkturbelebung im Schuhhandel, die ſich der Induſtrie
mit=
iteilte, hat ſeit der Oſterſaiſon mit geringen Schwankungen angehalten.
Such über Pfingſten und damüber hinaus blieb der Verkauf trotz
ungün=
ſſtiger Witterung im ganzen nicht unbefriedigend. Im Einzelhandel wer=
Den namentlich die modernen Schuhformen von der Nachfrage bevorzugt.
NGefragt werden hellfarbige Sommerartikel, auch Lackſchuhe. Die
Her=
ſſtellung von Stapelſchuhwerk, der die Konjunkturbelebung durch die
Jahreszeit weniger zugute kommt, hat auch eine leichte Erholung im
Weſchäftsgang zu verzeichnen. In Herrenſchuhen werden zum größten
TTeile braune Halbſchuhe verlangt, ſolche mit Crépegummiſohlen führen
fſich gut ein. In Damenſchuhen finden moderne Spangenſchuhe mit einer
roder mehreren Spangen, wie auch Leinenſchuhe in blond, beige, grau,
Tbraun ihr Publikum. Die nahezu halbjährige Zurückhaltung der
Käuſer=
ſchaft, die erſt mit der Oſterzeit ihr Ende fand, führte zu einer leb
aaf=
tteren Verkaufstätigkeit nach dieſer, doch iſt wohl damit zu rechnen, daß
der durch dieſe Konſumpauſe entſtandene vermehrte Bedarf in
abſeh=
barer Zeit wieder gedeckt ſein wird. Stellenweiſe iſt der Abſatz während
der Pfingſtſaiſon über denjenigen an Oſtern hinausgegangen. Im
Rah=
men der allgemeinen wirtſchaftlichen Depreſſion und im Vergleich zu
anderen Branchen der Bekleidungsinduſtrie darf die gegenwärtige
Ge=
ſchäftslage des Schuhhandels als relativ günſtig angeſprochen werden,
weil Schuhe und Strümpfe zurzeit die beſondere Gunſt der Mode
be=
ſitzen und heute zu den wenigen Artikeln gehören, die trotz geſunbener
Kaufkraft breiter Schichten guten Abſatz finden. Nach der Mode wird
durchweg der leichte Schuh bevorzugt, wobei ſich vriginelle und elegante
Geflechte aus exotiſchen Häuten beſonderer Beliebtheit erfreuen;
viel=
fach kommen die Lieferanten ſolcher von der Mode vorgeſchriebenen
Lederarten mit der Lieferung kaum nach (es hat bereits eine
Verknap=
pung des Materials eingeſetzt), ſo daß die Schuhinduſtrie Mühe hat,
dem gegenwärtig geſteigerten Bedarf entſprechend zur feſtgeſetzten Zeit
gerecht zu werden.
In Offenbacher Lederwaven hält ſich der Abſatz in den
durch die verminderte Kaufkraft bedingten Grenzen. Trotz Ferien= und
Reiſeſaiſon ließ ſich ein nennenswerten geſchäftlicher Aufſchwung hierin
nicht feſtſtellen, da ſich das Publikum nur auf die unbedingt notwendigen
Einkäufe beſchränkt. Die Raſtatter Lederfabriken, die großenteils
Auto=
polſterungen liefern, arbeiten durchweg verkürzt. Etwas günſtiger
ge=
ſtaltet ſich der Geſchäftsgang in den Weinheimer Lederfabriken. Nach
dem Bericht des Badiſchen Arbeitsamts blieb die Geſamtlage der
Leder= und lederverarbeitenden Induſtrie in Baden
während der letzten Wochen anhaltend ungünſtig. Aehnlich lauten die
Berichte über die Lage der Lederinduſtrie Württembergs. Aus der
Pfalz wird mitgeteilt, daß die leichte Beſſerung der
Schuh=
imduſtrie im Bezirk Pirmaſens anzuhalten ſcheint, wohingegen
ſie in den übrigen Bezirben, uamentlich in Zweibrücken, einen neuerlichen
Rüickgang verzeichnet. In Pirmaſens iſt trotz der erfreulichen Beſſerung
der Arbeitsmarktlage die Induſtrie doch noch lange nicht imſtande, alle
Arbeitskräfte aufzunehmen und ein Vergleich mit dem Frühjahrsgeſchäft
allgemein günſtiger Wirtſchaftsjahre läßt ſich nicht ziehen. Der
Zah=
lungseingang iſt noch ſtockend und wird ſich im Sommer, der Zeit der
Geſchäftsſtille, eher verſchlechtern. In Elſaß=Lothringen und Frankreich
herrſcht das typiſche, auch uns bekannte Inflationsbild: bei feden neuen
Preiserhöhung hält ſich das Publikum zurück, um ſpäter doch zu kaufen.
Die mit Aufträgen zufriedenſtellend verſehenen Fabriken ſuchen natürlich
beſonders den Export und die ſüdweſtdeutſche Schuh= und Lederinduſtrie
verſpürt ſowohl auf den Auslandsmärkten, ſowie auch in den
Grenz=
gebieten Badens und der Pfalz die verſtärkte franzöſiſche Konkurrenz.
Am ſüddeutſchen Ledermarkt war Bodenleder bei ſtabilen
Prei=
ſen ſtark begehrt. Beigefarbige und blonde Farben in Oberleder ſtanden
im Mittelpunkt des Intereſſes bei verhältnismäßig zufriedenſtellenden
Umſätzen. Es herrſchte der Eindruck vor, als ob die Nachfrage jüngſt
etwas abgenommen hätte. Der größere Umfang der Verkaufstätigkeit
wird darauf zurückgeführt, daß von den Lederfabriken anhaltend Ware
aus früheren Abſchlüſſen abgeliefert wurde.
Internationale Eiſenbahnverhandlungen.
Das Tarifamt bei der Gruppenverwaltung Bayerns der Deutſchen
Reichsbahngeſellſchaft teilt mit: In Fiume fanden Verhandlungen der
am deutſch=italieniſchen Güterverkehr beteiligten Eiſenbahnverwaltungem
Deutſchlands, Italiens, der Schweiz, Oeſterreichs und der
Tſchechoflowa=
kei ſtatt. Sie betrafem in der Hauptſache die Ausgeben des direkten
deutſch=italieniſchen Gütertarifs, an dem ſchon ſeit meb/ als einem Jahre
gearbeitet worden iſt. Ueber dieſen konnte unter den beteiligten
Ver=
waltungen volle Einigung erzielt werden. Danach iſt geplant, den Tarif
zum 1. Auguſt herauszugeben. Der Gütertarif wird in 5 Teile
zerfal=
len. Für die Verfrachter iſt von Intereſſe, daß in dem Tarifſtand alle
verkehrswichtigem Güter, ſowie alle Stationen aufgenommen worden
ſind, die einen nennenswerten Verkehr mit Italien haben. — Außerdem
waren zu gemeinſamer Beratung, die an dem adriatiſchen Güterverkehr
beteiligten Eiſenbahnverwaltungen Italiens, Oeſterreichs, der
Tſchecho=
ſlowakei und der Donau=Save=Adria=Geſellſchaft mit Vertretern der
deutſchen Reichsbahngeſellſchaft zuſammengekommen, welche die
Aus=
gleichung des Wettbewerbes zwiſchen den italieniſchen Adriahäfen und
den deutſchen Nordſeehäfen im Verkehr mit der Tſchechoſlowakei zum
Ziele hatten. Sie bildete die Fortſetzung von Verhandlungen, die im
September v. J. in München eingeleitet und durch das Schlußprotokoll
zum italieniſchdeutſchen Handelsvertrag veranlaßt worden ſind. Wenn
auch dieſe neuen Verhandlungen noch zu keiner reſtloſen Klärung der
äußerſt verwickelten Verkehrsfragen führten, ſo iſt immerhin eine gewiſſe
erfreuliche Annäherung der beiderſeitigen Anſichten zu verzeichnen. Es
iſt beabſichtigt, im September noch einmal zu verhandeln.
Frankfurter Effektenbörſe.
Frankfurt a. M., 7. Jumi.
Trotz ber Diskontermäßigung der Reichsbank erfuhr das
Börſenge=
ſchäft keine beſondere Belebung. Zwar wurden namentlich im Anfang
verſchiedene Deckungen vorgenommen, ſo daß die erſten Kurſe mehr oder
wemiger ſtark über die Samstagnotierungen hinaufgeſetzt werden
konn=
ten, aber nach Erledigung dieſer Orders wurde die Tendenz wieder
nachgebend. Einzig die Montanwerte blieben behauptet, auf Berichte
aus Bergwerkszeitungen, daß die Montanwerte an den deutſchen Börſen
nicht entſprechend gewürdigt worden ſeien. Das private Publikum, das
ſchon in der zweiten Hälfte der vergangenen Woche ſich mehr von der
Börſe zurückgezogen hat, iſt auch heute noch nicht am Geſchäft wieder
beteiligt geweſen, das ſich ſo vollkommen innerhalb der berufsmäßigen
Kreiſe abſpielt. Auch die Zuckerwerte gingen etwas zurück. Auf den
Rentenmärkten waren anfangs Kriegsanleihen etwas feſter und bis
0,412,5 gehandelt, ſpäter aber waren ſie im Einklang mit der
allgemei=
nen Stimmung ſchwächer und bis 0,400 heruntergehandelt. Von den
ausländiſchen Renten behaupteten die Türken ihre letzten Notierungen,
dagegen ſchwächten ſich die Mexikaner ziemlich erheblich ab. Der
Frei=
verkehr war luſtlos und abgeſchwächt. Becker Stahl 27,5; Benz 68;
Entrepriſe 7; Growag 58; Krügershall 101,5; Ufa 47 und Unterfranken
81. Im weiteren Verlaufe machte die Abſchwächung noch größere
Fort=
ſchritte, ſo daß auf allen Gebieten die Kurſe bis zu den
Samstagnotie=
rungen und teilweiſe ſogar noch tiefer heruntergingen. So waren
be=
ſonders die Werte des Metallbankkonzerns heute ſtark gedrückt und z. B.
Scheideanſtalt minus 7 Prozent. Der Geldmarkt bleibt unverändert
leicht. Tägliches Geld ging auf 4 Prozent als Folge der
Reichsbank=
diskontherabſetzung herab.
Der weiteren Abſchwächung konnte an der Abendbörſe Einhalt
ge=
boten werden, doch beſchränkte ſich im allgemeinen die Geſchäftstätigkeit
anfangs nur auf einige Deckungskäufe der Baiſſiers. Die niedrigſten
Nachbörſenkurſe konnten aber auf faſt allen Gebieten überſchritten
wer=
den. Man will auch frandzöſiſche Kapitalfluchtkäufe beobachtet haben.
Berliner Effektenbörſe.
Berlin, den 7. Juni.
Am heutigen Vormittag herrſchte in Börſenkreiſen eine ziemlich
ge=
drückte Stimmung. Man rechnete allgemein mit einer Fortſetzung des
am Samstag eingeleiteten allgemeinen Kursrückganges, auch auf die
heute erfolgte Diskont=Herabſetzung der Reichsbank, jedoch
be=
gann der Verkehr in beruhigter Stimmung und mit befeſtigten Kurſen.
Gelſenkirchener ſtellten ſich ſogar um 2½, Farbeninduſtrie um 1¾4 Proz.
höher. Die Kursgeſtaltung war aber ungleichmäßig, da vereinzeltes
Angebot noch nicht genügend Aufſchlag gegenüberſtand: das Geſchäft war
nicht beſonders umfangreich. Im Verlaufe zeigte ſich die Kaufkraft nicht
groß genug, um der wieder ſtärker werdenden Realiſationsneigung das
Gegengewicht zu bieten, ſo daß die Kurſe wieder anders glitten und
gegen die Samstags=Schlußnotierungen vom empfindlichen Einbußen
vielfach 2—3 Prozent zu verzeichnen hatten. Die Spekulation iſt
offen=
bar beſtrebt, ihre Hauſſeengagements zu löſen. Gute
Widerſtandsfähig=
keit bekundeten Schiffahrtsaktien. Bankaktien verloren Bruchteile eines
Prozentes. Deutſche Fonds gaben nach anfänglicher guter Haltung
gleichfalls etwas nach. Der Geldmarkt blieb flüſſig. Tagesgeld 4½—6,
Monatsgeld 5½—6 Prozent.
Die Verflauung machte gegen Schluß der Börſe auch an der
Nach=
börſe immer weitere Fortſchritte, ſo daß Kursabſchläge bis zu 5 Prozent
gegenüber den Anfangskurſen zu verzeichnen waren. Man ſieht an der
Börſe in der Diskontermäßigung eine Vorbereitung für öffentliche
Anleihen. Die Banken ſollen bereits ihre Kunde zum Tauſch der Aktien
in Reichsbahnanleihen, die demnächſt aufgelegt wird, angeregt haben.
7. 6.
6. 6.
5. 6. 1 7. 6.
Aſchaffb. Zellſtoff 1o1.—
Hemoor Zement..
8
158.75
Augsb.=Nürnb. Maſch./ 78.5
92.— 94.—
Hirſch Kupfer ..
Bamag=Meguin".
35.25 35.— Höſch Eiſen
108.— 1104.—
Berl. E. W. Vorzu
91.5 89.75 Hohenlohe Werke
17.25 17.25
Berlin. Karlsruhe.
73.875/ 71.75 Kahla Porzellan
75.—
74.—
Braunkohlen=Briketts/ 116.— 4116.75 Lindes Eismaſch.
137.— 1135.25
Bremer Vulkan.
55.— 1 54.25 Lingel Schuh
29.1251 29.875
Linke u. Hofman
Bremer Wolle".
102.—
56.5 56.5
64.— L. Loewe u. Co.
Deutſch.=Atlant. Te
164.5 160.—
61.25 C. Lorenz.
Deutſche Maſchiner
1102.25 1101.25
13.25 Nbl. Kohle.
Deutſch.=Nieb. Tel.
117.—
115.25 113.5 Norbb. Gummi
Deutſche Erböl
80.—
78.— Orenſtein.
Deutſche Petroleu=
78.8751 77.—
Dt. Kaliwerke.
38.—
119.1251 118.125/ Nathgeber Wagg
39.—
71.— V 71.75 Rombacher Hütten
Donnersmarckhütt
25.625) 25.75
96.5 96.— Roſitzer Zucker
Dynamit Nobel.
60.5
F. G. Farben
187.75 Rütgerswerke.
189.—
90.— 1 87.—
127.5 1125.5 Sachſenwckk ..
Elektr. Lieferung.
75.75
46.—
46.— Sächſ. Gußſtahl.
R. Friſter
73.5 73.—
45.5 46.— Siemens Glas
Gaggenau Vorz.
119.5
Gelſenk. Gußſtahl . . . 1 28.— V 26.5 1 Ver. Lauſitzer Glas
113.—
G. f. elektr. Untern. 1155.— 1152.— 1 Volkſtedter Porzell.
39.5
Halle Maſchinen ... / 13‟.— 1132.— 1 Weſtf. E. Langendreer! 42.—
41. —
Han. Maſch. Egeſt
61.-
60.— Wittener Gußſtahl ..! 48.—
Hanſa Dampſchf.
137.— 1137.— Wanderer=Werke. . 1128.5 1128.5
Deviſenmarkt.
Amſterdam=R.
Buenos=Aires.
Brüſſel=Antw.
Oslo ........
Kopenhagen..
Stockholm . . . .
Helſingfors ...
Italien ..."
London.
New=York.
Paris.
Schweiz".
Spanien".
5. 6.
Geld / Briefl
168.59/169 09
1.689/ 1.693
6
92 13 92,6
110.6811
112.24112.52
10.56 110.59
15.92/ 15.2
20.409 20.76
7.195/ 4.301
12!
6333 6350
7. 6.
Geld
168.54 168.9
1.651
1.93
92.73
Brief
1.635
12.94
92.9
10.96 111.23
12.25/112.54
19.5‟
10.33
20.41
2.
31. 1
63.54
10.5‟
15.87
20.463
205
91
WienD.=Oſt. ab=
Prag ...."
Budapeſt..
Fapan ..
Rio de Janeiro
Zulgarien..
Belgrad".
Konſtan tinopel.
Liſſabon .
Danzig".
lthen ..
inad
63.58lüruguah .
ſ.
Brie
59 44
12.48
5.895
1.979
0646
3.06
2.295
21.495
81.13
5.41
8.
F. 285
Denntalaasſchaßfibang vei keichsvan
In der heutigen Zentralausſchußſitzung der Reichsbank verglich
Reichsbankpräſident Dr. Schacht zur Begründung der Hevabſetzung des
Reichsbankdiskonts von 7 auf 6,5 Prozent und Herabſetzung des
Lom=
bardzinsfußes von 8 auf 7,5 Prozent, die Lage der Reichsbank von Ende
März und den Zeitpunkt der letzten Diskontherabſetzung mit der Lage
von Ende Mai. Er ſtellte dabei feſt, daß ſich die Inanſpruchnahme der
Reichsbank in der Zwiſchenzeit nicht unweſentlich verändert habe. Die
Beſtände der Bank an Wechſel, Schecks und Lombardforderungen
betru=
gen Ende März einſchl. der rediskondierten Summen 1707 Millionen,
Ende Mai 1369 Millionen, alſo 338 Millionew wewiger. Dieſe Senkung
entfällt ganz überwiegend auf die Inlandskreditgewährung der Bank.
Die Zinsſätze für tägliches Geld und Monatsgeld, für Privatdiskont
und für bankgirierte Warenwechſel ſeien gleichfalls zurückgegangen. Wenm
auch die Momente, die zur Flüſſigkeit des offenen Geldmarktes
beitrü=
gen, zum Teil vorübergehender Natur ſeien, ſo könne ſich doch die
Reichsbank der Zinsbildung am freien Markde nicht entziehen und müſſe
überdies den Wünſchen der Wirtſchaft, ihr alle Vorteile einer
Grmäßi=
gung ihrer Diskontrate zukommen zu laſſen, nachkommen. Allerdings
laſſe die labile Geldmarkt= und Wirtſchaftslage ein vorſichtiges Vorgehem
angezeigt erſcheinen. Man gehe deshalb nur um ½ Prozent herunter
und mache eine weitere Ermäßigung von der Entwicklung der nächſten
Wochen abhängig.
Diskontermäßigung der Reichsbankk um ein halbes Prozent. Der
Reichsbankdiskontſatz iſt am Montag ermäßigt worden, allerdings nur
um ½ auf 6½ Prozent. Der Lombardſatz ſinkt entſprechend von 8 auf
7½ Prozent. Begründet wurde der ſchon ſeit längerer Zeit erwartete
Schritt damit, daß ſich ſeit der letzten Diskontermäßigung die Spanne
zwiſchen Diskontſatz und Marktdiskont weiter vergrößert habe, und daß
die ſtarke Beanſpruchung des Kapitalmarktes mit zirka einer Milliarde
keinem Einfluß auf den Markt ausgeübt habe.
Eine Neuregelung der Wollverwertung in Deutſchland. Dieſer Tage
wurde in Berlin unter dem Vorſitz des Direktors der Preußiſchen
Hauptlandwirtſchaftskammer, Graf v. Baudiſſin, der bisherige
Wollver=
wertungsverband deutſcher Landwirtſchaftskammern in die „
Wollverwer=
tungsvereinigung deutſcher Landwirtſchaftskammern, Schafzuchtverbände
und der D. L. G.” umgewandelt. Die Vereinigung umfaßt nunmehr
die bedeutungsvollſten Orgamiſationen zur Förderung der Schafzucht und
Wollverwertung in der Form einer rein landwirtſchaftlichen
Zentralver=
tretung zur Herbeiführung der beſtmöglichen Wollverwertung. Nach
den auf die jetzigen Bedürfniſſe und Aufgaben umgeſtellten Satzungen
hat die Wollverwertungsvereinigung ben Zweck, geeignete Einrichtungen
zur öffentlichen Verſteigerung oder ſonſtigen Verwertung deutſcher
Schaf=
wolle aus erſter Hand und die Förderung aller mit der Wollverwertung
zuſammenhängenden Maßnahmen zu ſchaffen. Die Vereinigung hat
gemeinnützigen Charakter. Zur techniſchen Durchführung der
Wollver=
ſteigerung und jeder anderen geeigneten Art der Wollverwertung iſt die
mit der Wollverwertungsvereinigung in engem Vertragsverhältnis
ſtehende Deutſche Wollgeſellſchaft geſchaffen worden, deren
Verwaltungs=
rat aus den Vorſtandsmitgliedern der Wollverwertungsvereinigung und
Vertretern der Deutſchen Wollgeſellſchaft beſteht und in dem die
Land=
wirtſchaft die Majorität beſitzt. Die Landwirtſchaft hat ſich damit eine
Einrichtung geſchaffen, die die Berückſichtigung ihrer Intereſſen bei der
Wollverwertung ſichert und gleichzeitig dem Handel und der Induſtrie
die Möglichkeit eines zweckmäßigen Wolleinkaufs bietet. Die
Wollver=
wertungsvereinigung hat ihren Sitz in Berlin S.W. 11, Hafenplatz 4.
Den Vorſitz hat Baudiſſin übernommen.
Gabriel Leberecht A.=G., Ulm a. b. Donau=Frankfurt a. M. Die
Geſellſchaft ſchließt 1925 dividendenlos (i. V. 6 Prozent auf RM. 150000
A.=K.) mit einem Reingewinm von RM. 27 465 (RM. 146 599) nach RM.
19 821 (27 347) Abſchreibungen.
Die Zigarettenfabriken Waldorf=Aſtoria A.G. und Manoli A.G.
bleiben für die laufenden Geſchäftsjahre dividendenlos. Die hohen
Steuerlaſten, Konkurrenzkampf und wechſelnde Konjunktur ſeien nach
der Ausführung der Verwaltung die weſentlichen Gründe für die
gegen=
wärtige Notlage der Zigaretteninduſtrie.
Ruſſiſche Bauaufträge für Deutſchland. Wie aus Moskau gemeldet
wird, ſind die Verhandlungen zwiſchen dem Zentralen Bau= und
Mieter=
verband und der deutſchen Firma Paul Kaſſel u. Co. wegen Ausbau
einer größeren Anzahl von Wohnhäuſern in Moskau beendigt. Von
gut unterrichteter Seite wird mitgeteilt, daß eine gemiſchte
Aktiengeſell=
ſchaft zu dieſem Zweck gegründet werden ſoll. Die Aufgabe der
Geſell=
ſchaft wird ſein, im Auslande, hauptſächlich in Deutſchland, eim Kapital.
von drei Millionen Rubel zu ſchaffen und die Baumaterialien,
haupt=
ſächlich in Deutſchland, einzukaufen. Der Rat der Volkskommiſſare wird
dieſer Tage das Projekt der neuen Aktiengeſellſchaft behandeln und, wie
man annimmt, dasſelbe beſtätigen. Die Geſellſchaft nimmt dann am
15. Juli ihre Tätigkeit auf.
Produktenberichte.
Frankfurter Produktenmarktbericht vom 7. Juni. Die ſtark
erhöh=
ten Auslandsnotierungen gabem dem hieſigen Produktenmarkt eine
ſtär=
kere Anregung, ſo daß bei ziemlich lebhafter Nachfrage namentlich für
prompte Ware ſich Kursſteigerungen einſtellten. In der Hauptſache
warem Weizen, Roggen und die Mehle bevorzugt.
Mannheimer Produktenmarkt vom 7. Juni. Beeinflußt durch die
erhöhten ausländiſchen Forderungen nahm der Markt während den
heu=
tigen Vormittagsſtunden einen feſten Verlauf. Beſonders für nahe
Ware beſteht nach wie vor großes Intereſſe. Man nannte im nicht
offi=
ziellen Verkehr gegen halb 12 Uhr: Weizen, ausländ. 30,75—34, Weizen
inl. nicht angeboten, Roggen inl. 21,25—21,5; Roggen ausl. 23—23,5;
Hafer inl. 20,5—21,5; Hafer ausl. 19,25—23,75; Braugerſte inl. nicht
angeboten, Braugerſte ausl. 26—27,5; Futtergerſte 18,25—19,25; Mais
17,5—18; Weizenmehl 42—42/; Brotmehl 29—31,25; Roggenmehl 29
bis 31; Kleie 9; Treber (im Sack) 14,25—14,75. Tendenz: feſt.
Hrantfärter Kursberiche vom 7. Bum Tesd.
Staatspapiere
)Deutſche
% Reichsanleihe
4½ Reichsanleihe .
½% „
Sſo
ollar=Schatanw.
2.=Schatzanw. 23
„Schatzanw. 24
½% IPundV R.=
Schaß
4½%VI.-IK. „
% D. Schutzgb.. .
parprämienanl.
26 Preuß. Konſ..
8½% „
39o
4%Baden alt ...
½2‟
„ 1896
9 Bahern ......
3G ..
8-16% Heſſ. unt. 28
3180ff.
48 Württ, alte „
b) Sonſtige,
europäiſche
% Bos. E.B 1914
4% „L. Inv. 1914
O 1898
4½% 1902
4% „....."
1.4
5% Bulg. Tabak
4½% Oſt. Staatsr.
v. 1913
½%4Oſt. Schatz, 1.
Oſt. Goldr. /18
4ifs%a„ Silberr. / 2.5
14½ „einh. R. (kon.)/ 1.25
0.39751 3% Port. (Spz.) III 8.1
5% Rum. am. R.03
2%„ Gold. 13. 7.8
am. konv.
am.05 / 3.6
4% Türk. (Adm./03/
(Bagd.) I 15.25
20
0.34 148 Bagd,II 13
4% „ 1911 Zoll./ 12.75
0.2:5/ 4½% Ung. St. 1918 16.1
4½½ „ St. 1914/ 17.8
4% Goldr. 117.75
% „ St. 10
% „ Kronr.
* „ Eiſ. Tor, 221,
Außereuro=
päiſche
5% Mex am. inn.
0 „ äuß. 99.
18
u.37 /4% „ Gold. 04
—
3% „ konſ.inn.
4½%„ Irrigat.
5% Tamaulipas ..
Sachwert=
Schuld=
verſchreibungen
Mit Zinsberech=
37
nung
36.25
3.3 6% Doll. Golb. 1932/ 95.5
„ Gold.1935/ 94.5
12
8% Frk.=Hyp.=B./ 98
Goldpfdbr. R.1.
8% Frkf. Hyp.=Bk.=
12
Reihe 21 99
5%Fkf. Pfandbr. B./ 78
3.25
„ Gold Reihe 2/ 78
1 —
Em. 31 98.5
*
120 Neck. AG. Gld23
8% Pfälz.=Hyp.=Bk.
24
O Rh.=Hyp. Gb. 24
5 % Rhein=Main=
Donau.. Gold 23
Ohne
Zins=
berechnung
60 Bd.=Bd..Hz. 23
50 Bdw. Kohl. 23
50 Fr. Pf. Bk. G. I
6% Großkr. Mannh.
Kohl. 2‟
6% Heid. Holzw. 23
6% Heſſ. Brk.=Rog.
23
Roggan. 23
8% Mannh. Stadt=
Kohl . . . . . . . . 2"
6L Offenb. Holz..
5% Pfälziſche=Hpp.
Bk. Gld. . . . . 24
Pr. Kaliw.. .
Pr. Roggenw.
0 Rh. H. B. Gb. 24
50 Sächſ. Brk. 23
% Noggenw. 23
5 % Südd. Feſt=B.0
Vorkriegs=Hyp.=B.
Pfandbriefe
Bahr. Vereinsb..
Bahr. Handelsb.
Bahr. Hyp. u. Wech
Frkf. Hyp.=Bk.
Frrf. Pfandbr.=Bk.
Hamb. Hyp.=Bk.
Meining. Hyp.=Bk.
Pfälz. Hhp.=Bk.
Preuß. Pf.br.=Bk.
Rhein. Hyp.=B.
Südd. Bodenkr.
Württ, Hyp..=B....
17.5
97.25
17.2
16.5
2.03
13.35
13.30
18
2.25
5.6
2.:
14.7
14.9
11.325
127/.
9.5
9.025‟
1:
9.35
10.25
10.95
11.4
Staatl. od. prov.
garantiert
Heſſ. L.=Hyp.=B...
Landeskr. Caſſel ..
Naſſau. Ldsb. . .
Obligationen v.
Transportanſt.
4% Eliſ.=Bahn ...
4% Galiz. Carl=
Lud.=B.
5% Oſt. Südb. (V.)
2,6% Alte .
2.6% Neue „
4%Oſt. Staatsb. 83
3%Oſt. „ 1.b.8.E.
3%Oſt. 9. E.
3%Oſt. „ 1885..
3%Oſt. „ Erg. Netz
4% Rud. Silber.
4% Rud. Salzkg.)
4½% Anat., S.I
4½%Anat., S. II
4½% Anat., S.II
3% Salon. Monaſt.
5% Tehuantepec..
4½%
Bank=Aktien
IIIg. D.=Credit. ..
Bad. Bk. ... . . . .."
Bkf. Brauind. . .
Barmer Banko.
Bay. Hyp.=.Wchſ.
Berl. Handelsgeſ.
Comm. u. Privatb.
Darmſt. u. Nat.=Bk.
Deutſche Bank...
D. Eff. u. Wchſ.=Bk.
D. Hyp.=Bk. Mein.
D. Vereins=Bk. .
Disk.=Geſellſch. ...
Dresdener Bk.. ..
Frankf. Br. ...
7.40
6.3
3.2
Xw
13.25
13.25
7.75
4.85
30. 2!
9=
132
93
114
108.25
137
138.5
90
111
84
29.5
116.25
93.5
M
Frkſ. Bſdbr.=Bk.
Gotha Grundkr. Bk.
Metallbank. . .
Mitteld. Creditb.
Oſterr. Creditanſt.
Pfälz. Hyp.=Bk....
Reichsbank=Ant. . .
Rhein. Creditbk. . . .
Rhein=Hyp.=Br. ..
Südb. Disc.=Geſ.
Wiener Bankverein
Bergwerks=Akt.
Berzelius
Bochum. Bergb.
Buderus..
Dt. Luxemburg . . .
Eſchw. Bergw.,
Gelſenkirch. Bgw...
Harp. Bergb.
Ilſe Bergb.
Genußſchein. .
Kali=Aſchersleb. ..
Kali. Salzdetfurt.
Kali. Weſterregln".
Klöcknerwerke.
Mannesm. =Rö
Mansfelder
Oberbedarf
Obſchleſ. Eiſ. (Carv
Otavi=Ant.
Phönix=Bergb.
Rhein Braunk.
Rhein. Stahlw
Rombach. Hütte
A. Riebeck Montan
Tellus Bgb.
Ver. Laurahütte.
Induſtrie=Akt.
Eichbaum(Mannh
Henninger
Qöwenbr.=München
11.
109
109.5
6.50
103
147-/g
101
112
103.5
5%e
415
n17
110.75
131
115.5
14
129.75
106.5
136.5
82.5
104½
93.5
50
5-,75
29
88.5
149
118
24.5
114.
61.25
38.5
64
205
Mainz. Aktienbr.
Schöfferhof (Bind.
Schwarz=Storchen
Werger .........
Akkum. Berlin.
Adler & Oppenh.
Adlerw. (v. Kleher)
A. E. G. Stamm.
6% A. E. G. Vig.4
5% A. E. G. Vzg.B.
Amme Gieſecke
Aſchaff. Zellſtoff.
Badenia (Weinh.)
Bad. Maſch. Durl.
Bad. Uhren, Furtw.
Bamag=Meguin.
Bahr. Spiegel ...
Beck & Henkel ..
Bergmann El.
Bing. Metall.
Brem.=Beſigh=Hl.
Cement Heidelb..
Cement. Karlſtadt
Cement. Lothr. .
Them Albert. .
Chem. Brockh..
Chem. Milch.
Daimler Motoren.
Dt. Eiſenhandel
Deutſche Erdöl
D. G. u. Silb. Scheid.
Dingler Maſch
Dresd. Schnellpr.
Därrkopp.
Dürr. Ratingen ..
Dyckerhoff & W.
Eiſenw. Kaiſersl.
Eiſenw. L. Meher.
El. Lieferung. . . ..
Gl. Licht= u. Kraft
Elſ. Bad. Wolle..
Emag.
Email. Ulrich
Enzinger Berke. .I
141
191
06
117
122.5
19.75
6
88
94
93.5
27.71
35.5
431
118
49.5
45
102
115
103
43.25
45.*
111.2:
129.75
94.75
68
40
40
23.1
125
141.7.
29
zinger Maſch:.
Ettlinger Spinn. . . 1189
Faber Bleiſtift ..
Faber & Schleicher
Fahr, Pirmaſens..
Farbenind. J. G. 188.75
Felten & Guilleat
Feinmech. (Fetter)) 6
Feiſt, Sekt.
Frankfurter Uhs.
Frankfurter Hof.
Frkf.=M. Pok u. W./ 43
Fuchs Waggo
Beiling E
Germania Lir
Gelſenk. Gußſt.
Goldſchmidt, Th.
Gotha Waggon
Greffenius
Gritzner, Maſch..
Grün & Bilfinger.
Hafenmühle Frkf.
Hammerſen
Hanfw. Füſſen ...
Hartm & Braun ..
Heyligenſtaedt.
Hilpert, Armatur.
Hindrichs=Aufferm
Hirſch Kupfer
Hoch=Tiefbau
Holzmann ..
Holzverk. Ind.... .
Hydrom. Breslau".
Fnag
Funghans".
Kammg. Kaiſersl..
Karlsruher Maſch.. 32
Karſtadt R.
Klein. Sch. & Becker
Kenorr, Heilbronn
Konſerv. Brann
Krauß. Lokom. .."
Lahmeher .. . . . ."
Lech, Augsburg. .. 406.35
Aee
43.1
37.25
135
32
85
0.70
43.5
148.5
27.50
83.25
48.5
98.75
89
72
64
3
64.5
92.5
79
63.5
62
0.6
89
193
5*
33
Meien Muife
Spicharz.
Lingel Schuhw.. . .
Vöhnberg. Mühle".
Ludwigsh. Walzm.
Lüdenſcheid Metal
Luther, Mühlenb.
Lux Induſtrie ..
Mainkraft Höchſt
Metallgef. Frkf.
Meher, Dr. Paul.
Miag. Mühlenb..
Moenus Stamm. .
Motorenf. Deutz ..
Motorenf. Oberurſ.
Neckarſ. Fahrz. . . .
Neckarw. Eßlingen.
Beters Union".
Pfälz. Näh. Kayſer
Philipps..
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Seilino, Wolff..."
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Siemens Glas
Siemens & Hulske.
Südd Immob.
Z.)ür eleftr. Lief.
Uhren Furtwängl..
Beithwverke ......
Ver,f.Chem. Ind..
29
35
7
45
28
98
120.5
16
116
32
a1
86
71.25
40
29.5
57
74
80.25
23.5
87.5
18
59.5
110.25
37.3
29
43.5
44.5
152.5
58,1
Ver. d. Olfbr. Mann.
Ver. Faßf. Caſſel
Gummi. Bin.=Frkf.
Pinſel=Nürnberg ..
Ultramarin .. . . . .
Zellſtoff Berl. .
Vogtl. Maſch.
Voigt & Haeffner
Volthom. Seil ..
Wayß & Freytag.
Wegelin Rußfbr. . .
Zellſt. Waldhof .."
Zuckerf. Waghäuſel
Zuckerf. Frankenth.
Zuckerf. Heilbronn.
Zuckerf. Offſtein ..
Zuckerf. Rheingau
Zuckerf. Stuttgart
Transport= und
Berſicherungs=Akt.
A. Dt. Ei enbahn. .
Dt. Eiſenb.=Geſ. .
El. Hochbahn Berl.
Schantung E. B..
Sütdo. Eiſenb.=Geſ.
Hapag
Nordd. Liohzd.
Frkf. Allg. Verſ.
Frankona Rückv.
Darmſt. Werte
Bahnbedari
Dampfk Nodberg
Helvetia Konſ. .. ..
Gebr. Lutz ....
Motorf. Darmſt.
Gebr. Roeder ..
Venuleth& Ellenb.
7
67.5
54
122.5
62.5
47.5
91
32. 5
110.5
115
137
66
54
85
67.75
78
3.20
110
36.25
94.25
[ ← ][ ][ → ]Seſte 10
Dienstag, den 8. Juni 1926
Nummer 157
Viehmärkte.
Frankfurter Pferdemarkt vom 7. Juni. Der Auftrieb des heutigen
Pferdemarktes ſtellte ſich auf 650 Stück. Die zahlreichere Beſchickung des
Marktes war auf eine größere Zufuhr leichterer Arbeits= und
Lauſ=
pferde zurückzuführen. Zum Marktbeginn wollte ſich das Geſchäft nicht
recht entwickeln, jedoch kam im Laufe des Marktes noch ein
zufrieden=
ſtellender Marktverkehr zuſtande und etwa zwei Drittel der
aufgetriebe=
uen Pferde dürften umgeſetzt worden ſein. Die Landwirte waren
dies=
zal weniger zahlreich vertreten und beſchränkte ſich das Geſchäft in der
Hauptſache auf die Händler und einige Private, die ihren Bedarf decken
wolklen. Die Preiſe ſtellten ſich wie folgt: Beſte Arbeitspferde ſchweren
belgiſchen Schlages 1500—1700 Mk. pro Stück. Arbeitspferde mittleren
Schlages 1100—1140, Arbeitspferde leichten Schlages 700—1100. Gute
Wagenpferde (Hallſteiner Raſſe) 1000—1400, Geſchäftswagenpferde 400
bis 700, Schlachtpferde erſte Qualität 26,50 pro 50 Kilo, zweite Qualität
17,50 pro 50 Kilo. — Der nächſte Pferdemarkt findet am 5. Juli ſtatt.
Frankfurter Schlachtviehmarktbericht vom 7. Juni. Der Auftrieb
Geſtand heute aus 365 Ochſen, 32 Bullen, 1058 Färſen und Kühen, ferner
461 Kälbern, 53 Schafen und 3413 Schweinen. Verglichen mit dem
Auf=
trieb des letzten Hauptmarktes vom 31. Mai war der Auftrieb in
Rin=
dern zirka 60 weniger, Schweine zirka 400 mehr. Bezahlt wurde pro
Zentner Lebendgewicht: Ochſen a) 56—60; b) 47—55; c) 40—45; Bullen
a) 48—52; b) 40—47; Färſen und Kühe a) 53—60; b) 46—52: c) 1 44
bis 52; b2 35—45: d) 30—34; e) 15—28; Kälber b) 69—75; c) 60—68;
d) 50—59; Schafe wurden infolge des geringen Antriebes nicht notiert.
Schweine Klaſſe a) 77—80; b) 72—76; c) 77—80; d) 77—80, und Sauen
und Eber 60—70. Im Vergleich zu den Notierungen des letzten
Haupt=
marktes vom 31. Mai waren Ochſen, Bullen und Färſen und Kühe im
Preiſe vollkommen unverändert, gegenüber den Notierungen des letzten
Nebenmarktes vom 3. Juni waren Kälber eine Mark billiger, Schweine
aber zwei Mark teuerer. Die Fleiſchgroßhandelspreiſe wurden wie folgt
feſtgeſetzt: Ochſenfleiſch 1. Qual. 90—95; 2. Qual. 80—90; Bullenfleiſch
80—90; Kuhfleiſch 1. Qual. 70—80; 2. Qual. 60—70 und 3. Qual. 40—55;
Kalbfleiſch 1. Qual. 90—100; Schweinfleiſch 90—96; Gefrierfleiſch,
Rind=
fleiſch, Vorderviertel 52—54 und Hinterviertel 64.
Mannheimer Schlachtviehmarkt vom 7. Juni. Zufuhr: 219 Ochſen,
87 Bullen, 554 Kühe und Färſen, 689 Kälber, 447 Schafe, 799 Schweine.
Preiſe: Ochſen: a) 60—62; b) 54—58: c) 48—52: d) 45—48; e) 36—40;
k) 32—34; Bullen: a) 52—54; b) 48—50; c) 38—40; Kühe und Färſen:
a) 49—52; b) 42—45: c) 30—35: d) 16—22; e) 59—62; f) 48—54. Kälber:
a) —: b) 82—8: c) 76—80; d) 68—72: e) 56—60; Schafe: a1) —: 2) —
b) 38—42; Schweine: a) 80—82; b) 81—83; c) 83—84; d) 80—82; e) 80
bis 81; k) 79—80; g) 66—70. — Mit Großvieh mittelmäßig geräumt,
mit Kälbern lebhaft geräumt, mit Schweinen mittelmäßig, kleiner
Ueber=
ſtand.
Amerikaniſche Kabelnachrichten.
* New York, 7. Juni. (Priv.=Tel.)
Weizen: Der Markt war heftigen Schwankungen unterworfen. Er
begann zunächſt in feſter Haltung auf dauernde ungünſtige Berichte aus
Kanſas und auf ungünſtige Ernteberichte aus Weſteuropa. Gleichzeitig
machte ſich heute eine größere Nachfrage für Lokowaren ſeitens des
Aus=
landes und Inlandes bemerkbar. Auch lagen große Aufträge
amerika=
niſcher Mühlen vor. Später trat jedoch ein Tendenzumſchwung ein,
da jetzt unter dem Eindruck privater Erntetaxierungen umfangreiche
Liquidationen vorgenommen wurden. Die Termie konnten jedoch mit
Avancen von ½—1 ſchließen.
Mais: Der Markt begann in feſter Haltung in Sympathie mit der
Hauſſe am Weizenmarkt und auf ungünſtige Witterungsbreichte. Später
trat jedoch auch hier eine Abſchwächung ein auf Verkäufe der
Kommiſ=
ſionsfirmen und auf Zunahme der ſichtbaren Vorräte. Die
Schluß=
termine zeigen Avancen von ½—1 Prozent.
Baumwolle: Im Anfangsverkehr lagen niedrigere Liverpooler
Kabel=
meldungen vor, die auch am hieſigen Markt eine Abſchwächung
hervor=
riefen. Außerdem traten Lokofirmen als Verkäufer auf. Später konnte
ſich die günſtige Haltung indeſſen durchſetzen auf Käufe der
Wallſtreet=
ſpekulanten und auf ungünſtige Niederſchläge im Südweſten. Die
Ter=
mine ſchließen einige Punkte über den letzten Notierungen.
Kaffze: Der Markt verkehrte in ſtetiger Haltung auf das Anziehen
der braſilianiſchen Deviſenraten und im Einklang mit ſpäteren
braſiliani=
ſchen Forderungen. Die Termine ſchließen mit Avancen von 20—25
Punkten.
Kakao: Im Anfangsverkehr war die Haltung weiter ſehr feſt, da
die Käufe des Auslands anhielten und auch die Fabriken weiter mit
Käufen am Markte waren. Höhere Liverpooler Notierungen und die
Feſtigkeit der Lokporeiſe trugen zur Aufwärtsbewegung bei. Im
Schluß=
verkehr wurden jedoch Glattſtellungen vorgenommen, die eine
Ab=
ſchwächung hervorriefen. Die Termine ſchließen indeſſen mit weiteren
Avancen von 25—30 Punkten.
Zucker: Eine hauſſegünſtige Kubaſtatiſtik und eine etwas größere
europäiſche Nachfrage verurſachen einen ſtetigen Marktverlauf, wobei die
Termine 2—3 Punkte anziehen konnten.
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iſt bei der Firma Georg Leitner
Ehe=
frau Margaretha von Langſtadt (Nr.
366 des Regiſters) am 2. Juni 1926
fol=
gendes eingetragen worden: Die Firma
iſt erloſchen.
(853
Groß=Umſtadt, den 2. Juni 1926.
Heſſ. Amtsgericht.
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Währung des Verſandlandes anzuführen.
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finden am 21. und 22. Juni ſtatt.
Am 9. Juni begeht Geheimer Baurat Dr.=Ing. ehrenhalber Sigm.
Bergmann, Gründer und Generaldivektor der Bergmann=
Elektrizi=
tätswerke, die Feier ſeines 7 5. Geburtstags.
Die ſächſiſche Textilinduſtrie verhandelt mit einer Chicagoer
Banken=
gruppe unter Führung der Kontinental= und Kommerzial=Bank zwecks
Aufnahme einer Anleihe von 25 Mill. Dollar mit 20jähriger Laufzeit,
Tprozentiger Verzinſung. Vorausſichtlich wird die Anleihe zu einem
Emiſſionskurs von 94 Prozent Anfang Herbſt aufgelegt.
Die Junkerswerke haben von der perſiſchen
Regie=
rung die Konzeſſion zur Ausdehnung der erſten
Luftpoſt=
linie Europa-Teheran auf zwei weitere Luftlinien erhalten,
und zwar nach dem Irak und nach Buſchir am Perſiſchen Golf.
Nach „Ere Nouvelle” iſt die franzöſiſche Ernte in dieſem Jahre ſehr
ſchlecht. Man rechnet mit einem Defizit von acht Millionen Zentnern.
Es iſt vorauszuſehen, daß beträchtliche Mengen ausländiſchen Getreides
angekauft werden müſſen.
Das Naphtha=Syndikat der Sowjetunion teilt mit,
daß vor einigen Tagen der Vertrag mit der Vacuum=Oil=Company über
den Verkauf von 120 000 Tonnen Petroleum unterfertigt wurde.
Die günſtige Stimmung an den Schweizer Börſen im Monat Mai
zeigt deutlich der von der „Nationalzeitung” veröffentlichte Aktienindex.
Er betrug Ende Mai 150,3 Prozent gegen 130,8 Prozent im Mai 1925.
Die Induſtrieaktien weiſen davon die ſtärkſte Aufwärtsbewegung auf.
Schweizeriſchen Blättermeldungen zufolge, hat die Gruppe
italieni=
ſcher Banken, die der polniſchen Regierung eine Anleihe von 10
Millio=
nen Dollar gewähren wollte, infolge der Vorgänge in Polen ihre
Zu=
ſage telegraphiſch wieder zurückgezogen.
Der heutige aktuelle Bankausweis der Clearinghouſe=Banken zeigt
eine Surplus=Reſerve von Dollar 11 728000 und eine Abnahme der
Darlehen von Dollar 39 710 000. Die Depoſitengelder haben eine
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Nummer 157
Dienstag, den 8. Juni 1926
Seite 14
URHEBER-REcHTSScHUTZ DURCH VERLAG OSKAR MEISTER WERDAU
(Nachdruck verboten)
Herr Eſchler=Hochheim ſtand mit dem Juſtizrat Leverkom,
eem Verteidiger der Brüder, zuſammen.
Er hörte der erregten Auseinanderſetzung, die von vielen
Seſten begleitet war, ohne zu unterbrechen, zu.
„So ſind Ihre Hoffnungen recht mäßige, Herr Juſtizrat?”
„Leider, leider, Herr Eſchler. Sie machen es einem aber
wirklich zu ſchwer, die Jungens! Was glauben Sie, wie mich
FTlaus Michael angefahren hat, als ich ihm ſagte, er ſollte
erklä=
en, daß er gewußt habe, daß Ihr Fräulein Nichte tatſächlich
ine ſo enorm reiche Erbin iſt. Angebrüllt hätte er mich am
fiebſten. Er hat es ſich dann ſchließlich verbeten. Ueberhaupt hat
r mir unterſagt, zu verſuchen, ihm durch irgendwelche juriſtiſche
miffe helfen zu wollen. Auslünfte gibt er nach wie vor kaum
und — ja, er hält ſich völlig unſchuldig, und das gewügt ihm”
Eſchler=Hochheim ſchüittelte den Kopf.
„Sie müſſen es aber doch verſuchen.”
„Was?”
„Ihn überrumpeln. Ich bin überzeugt, daß er, wenn der
Worſitzende die Frage an ihn richtet, vielleicht doch — ja ſagt. Es
rnuß verſucht werden.”
„Gut. Ich tu’s. Aber Erfolg? Ich verſpreche wir nichts.
SHar nichts.”
„Könnte ich Klaus Michael noch einmal ſprechen?”
„Ganz unmöglich, völlig ausgeſchloſſen.”
„Verſuchen Sie es mit Werner Michael, daß er auf Klaus
Sinwirkt. Stellen Sie es den Brüdern doch vor, daß es ſich nicht
riur um ſie ſelber, ſondern auch um das Lebensglück meiner
Michte handelt.”
Es wird nichts nützen. Ueberhaupt, ſeitdem Klaus Michael
Sie Tatſache, daß Ihre Nichte ſo enomn reich iſt, weiß, iſt er gänz=
Tich verändert. Schroffer und härter. Einen Tag wurde er
geradezu heftig.”
Der Induſtrielle ſann und ſuchte nach einem helſenden,
rettenden Gebanken. Hanna, ſein geliebtes Töchterchen, ſtand
wor ſeinem geiſtigen Auge, und er empfand das ungeheure Weh
nmit, das ſie trug.
„Wir müſſen einen Freiſpruch durchbringen, Herr Juſtizrat,
vir müiſſen, denn ſie ſind unſchuldig.”
„Ich glaube au die Schuldloſigkeit der Brüder, aber an den
Freiſpruch —? Die Geſchworenen machen es aus und
Staats=
anwalt Dr. Wälfung wird ihnen die Köpfe heiß machen.”
„Staatsanwalt. Wälfung —?
„Ja, Herr Eſchler, der Mann, den wir am meiſten zu
fürch=
den haben. Er haßt die Brüder, denn er war zwei Wochen der
Verlobte von Frau Maya von Syrtinghall. Sie kennen die
ſchöne Frau nicht? — Zur Erkläruntg: Frau von Syrtinghall hat
nach vierzehntägiger Brautſchaft die Verlobung gelöſt, denn ſie
liebt — Werner Michſael.”
„Aha — ſo enträſelt ſich der Fall.”
„Ja. — Uebrigens unterhält Werner Michael ſeitz der
Ent=
lobung keinerlei Beziehung zu der ſchönen Frau.”
Der Induſtrielle ſchüttellte den Kopf.
„Wie das Leben ſpielt — Haß, innmer wieder regieren Haß
und Liebe.”
*
Die Verhandlung ging weiter.
Sie brachte zunächſt die Vereidigung und Vernehmung des
Zeugen Kerpen.
Nachdem die Perſonalien verleſen und geprüft waren,
be=
gann die Vernehmnung.
„Sie waren Zeuge jenes Auftritts auf dem Deutſchmeiſter=
Sportklub=Platzes.”
„Ja.”
„Wollen Sie uns den Hergang ſchildern.”
„Gern! — Erich Michael ſtand mit ſeinen beiden
Klubfreun=
den, Graf Edward Carnills und Alfreb Seyſſing, zuſammem und
war mit ſeinen Freunden beſchäftigt, die auf dem Platze
befind=
lichen Deutſchmeiſter zu gloſſieven. Speziell weibliche Mitglieder
des Deutſchmeiſter wurden durchgehechelt. Seine ſpöttiſchen
Re=
den ärgerten mich, aber ich fand leinen Grund zum Einſchreiten,
denn die Spöttereien hielten ſich in erlaubten Grenzen. Plötzlich
trat Klaus Michael zu mir. Ganz plötzlich ſtand er an meiner
Seite. Da deutete Erich Michael auf Fräulein Hanna Eſchler,
die ſich mit ſtud. Hetzer unterhielt und ſagte: „Kind, guckt euch die
Hanna Eſchler an, die Geliebte meines netten Onkels Klaus. Die
werde ich mir auch noch haufen. Na ja, es bleibt ja in der
Familie.”
Die Zuhörer rückten vor Spannung mit den Stühlen.
„Und dann —?
„Klaus Michael trat vor und faßte Erich Michael an der
Bruſt. Er ſagte zwar erbittert, aber doch völlig ruhig: Ihre
unverſchämte Aeußerung werden Sie ſofort zurücknehmen!
Erich Michgel lachte: Ich denke nicht daran, Onkelchen. Da ſchlug
ihn Klaus Michael mit einer Okrfeige zu Boden.”
„Ich mache Sie auf Ihren Eid aufmerkſam. Beſinnen Sie
ſich genau auf alles, was geſprochen wurde”, ſagte der Vorſitzende.
„Ich weiß es noch wie heute
„Was geſchah dann?”
„Erich Michgel wurde von ſeinen Freunden aufgerichtet. Er
ſchrie Klaus an: Das werden Sie büßen, mein Herr. Ich ſchicke
Ihnen meinen Sekundanten. Klaus Michael andwortete kalt:
Mit einem Lumpen ſchlage ich mich nicht.”
Der Vorſitzende ſah in die Akten.
„Ihre Darſtellung, Zeuge, ſtimmt mit den anderen Ausſagen
im weſentlichen überein. Beanwvorten Sie mir jetzt eine Frage,
überlegen Sie es ſich ganz genau: Glauben Sie, daß von dem
Augenblick des Zuſammenſtoßes ab Klaus Michael den
Ermor=
deten gehaßt hat?"
Kerpen überlegte.
„Das weiß ich nicht, Herr Richter. Er hatte nur den
Ein=
druck, als ob die Angelegenheit von Herrn Klaus Michael als
erledigt angeſehen wurde.”
„Klaus Michael äußerte ſich nicht, daß er ſeinem Stiefneffen
Haß entgegenbringe?"
„Nein, beſtimmt nicht.”
„Klaus Michael ſoll ſich danach doch in Drohungen ergangen
ſein.”
Der Richter verſuchte, dem Zeugen auf den Zahn zu fühlen.
„In meiner Gegenwart beſtimt nicht. Ich halte es
über=
haupt für ausgeſchloſſen.”
„Was halten Sie von dem Angeklagten, Zeuge?‟
„Nur Gutes. An den Wahnwitz der Mordbeſchuldigung
habe ich keine Sekunde geglaubt. Die Brüder Michael ſind die
beſten Sportsleute und Kerle überhaupt.”
„Sie ſind freundſchaftlich mit den Brüdern verbunden?”
„Ich bin ſo glücklich, Herr Richter.”
Die freien, faſt ſtolzen Worte des aufrechten Sportsmannes
verfehlten ihre Wirkung auf das Publikum und Gericht nicht.
Ein Blick Klaus Michaels dankte ihm, und das war ihm ein
föſtlicher Lohn.
Nach der Vernehmung Kerpens wurde Hanna aufgerufen.
Als das ſchöne Mädchen, blaß, aber gefaßt, vor dem
Ge=
richtshof erſchien, ging ein Raunen der Spannung durch den
Saal.
Seit wann kennen Sie die Brüder Michael?” fragte der
Vorſitzende nach den Perſonalfeſtſtellungen freundlich.
„Seit dem 24. Februar dieſes Jahres.”
Sie ſind, wenn ich ſo ſprechen darf, die gute Kameradin
ßer Angeklagten geweſen.”
„Ich bin ſie noch, Herr Richter!” ſagte Hanna herzlich, und
habei blickte ſie auf die Brüder. An des Geliebten Zügen blieb
ihr Auge hängen. Eine Blutwelle verjagte die Bläſſe auf ihren
Wangen. Klaus ſah ſie offen und voll herzlicher Liebe an.
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