Darmstädter Tagblatt 1926


21. Mai 1926

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Finzelnummer 10 Pfennige

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Wöchentliche illuſtrierte Beilage: Die Gegenwart, Tagesſpiegel in Bild und Wort
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Nummer 140
Freitag, den 21. Mai 1926.
189. Jahrgang

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8 Nationalbant.

Der deutſche Oelegierte fordert das
Berodt des Siſtgag= und Luftrrieges. Außerdem muß man noch die beſonderen ſchwachen Punkte,
Genf, 20. Mai.
In der hentigen Vormittagsſitzung des Abrüſtungsausſchuſ=
ſes
ergriffen die Vertreter Rumäniens, Polens, Finnlands, Chi=
allgemeine
Einſtellung zum Abrüſtungsproblen zu entwickeln.
Der rumäniſche Delegierte trat in ſehr entſchiedener Weiſe und
unter Hinweis auf die gefährdeten Grenzen ſeines Landes für
finniſche Vertreter forderte dagegen eine univerſelle Regelung
der Sicherheit, wie ſie durch das ſogenannte Genfer Protokoll
vom Jahre 1924 vorgeſehen war. Der polniſche Vertreter er= ins Auge gefaßt ſind.
klärte, wenn alle Staaten ſich verpflichteten, keinen Krieg zu be=
ginnen
und alle Streitfragen auf friedlichem Wege beizulegen, der ſchweren Artillerie und der Kriegsflugzeuge ſowie der
ſo könnte die tatſächliche Abrüſtung verhältnismäßig raſch und Tanks zu erwähnen. Ich meine, man würde erfolgreichere
allgemein durchgeführt werden. Wenn Polen wirkſame Arbeit leiſten können, wenn man nicht auf die bloße Herab=
internationale
Garantien für ſeine Sicherheit ſetzung der jetzigen Rüſtungen ausginge, ſondern auch
erhalten könnte, ſo wäre es zu einer bedeuten=
den
Herabſetzung ſeiner Rüſtungen bereit.
Der Vertreter der Vereinigten Staaten erklärte, daß
der Grad der Sicherheit in Europa von dem Ausmaße der Herab= hier keinen fornellen Vorſchlag im Namen meiner Regie=
ſetzung
ſeiner Rüſtungen abhänge. Er empfehle Einſchränkungen rung oder auch nur in meinem eigenen Namen mache, ſon=
der
Rüſtungen zu Lande und in der Luft auf dem Wege über dern nur einige Gedanken auf Grund unſerer bisherigen
den Abſchluß von regionalen Abkommen. Die Einſchränkung der
Rüſtungen, ſo betonte er, iſt eine der Methoden, um die Sicher=
heit
der Länder zu erhöhen.
Wenn wir warten wollen, bis die abfolute Sicherheit er=
zielt
iſt, ohne inzwiſchen irgendwelche Fortſchritte in der
ſchränkung der Rüſtungen gelangen.
Auch die Vertreter von Argentinien und Chile traten mit der
Bernſtorff, die bisherige Debatte habe vielfach bei ihm den
zum Beweis der Theſe hätte verwenden können: Wie kann gegen den Gaskrieg ausgeſprochen hat.
man der Abrüſtung aus dem Wege gehen? als zu
argentiniſche Delegierte habe geſtern von einem potentiellen Frie=
denswillen
geſprochen. Nach ſeiner Auffaſſung müßte man tionskomitee den Auftrag geben, nach der Reviſion des vorliegen=
wenigſtens
zu einem Zwiſchenabkommen gelangen, aber
ſie in der Zeit vor dem Kriege vorgebracht wurden, Bernſtorff
führte dann etwa folgendes aus:
Man darf doch die Tatſache des Beſtehens des Völker=
bundes
und den Umſtand nicht überſehen, daß dadurch die
Lage vollkommen geändert worden iſt.
ſch bin ſehr erſtaunt darüber, daß man in dieſen Debatten vom
Völkerbund und ſeiner Tätigkeit nicht mehr geſprochen hat, als die Neden Bernſtorffs und Ceeils, daß immerhin auf der Grund=
dies
geſchehen iſt. Der Krieg iſt doch heute mit gewiſſen Aus= lage des vom Völkerbund geſchaffenen neuen Zuſtandes doch ſchon
nahmen eine Unmöglichkeit. Ein kriegeriſcher Konflikt iſt nur etwas geſchehen ſei. Er zitierte die Konvention gegen den privaten
noch zwiſchen dem Völkerbunde ſelbſt und einem Angreiferſtaat Waffenhandel und erklärte, daß der relativen Sicherheit auch nur
vorſtellbar. Außerdem iſt meiner Anſicht nach auch die Sicher= eine relative Abrüſtung entſprechen könne. Frankreichs Schuld ſei
heitsfrage zu ſtark unterſtrichen worden. Unter Be= das nicht, denn alle ſeine Vorſchläge zur Herbeiführung einer
verſammlung fuhr der Redner fort:
Wenn wir überhaupt zu einer Einigung kommen, dann
können wir ſie nur dann in die Praxis umſetzen, wenn möglich ſein.
der Völkerbundsrat wie in dieſer Reſolution
vorgeſehen iſt erklärt, daß die allgemeine
Sicherheit, von der in dieſer Reſolution die Rede iſt,
erreicht iſt.
Die ganze Diskuſſion, die wir hier führen, müßte ſich doch auf arbeiterdelegierten die jüngſten Regierungsvorſchläge zur Löſung
Völkerbund und die B=ſtimmung des Artikels 8 ſeiner die gegenwärtigen Löhne den Arbeitern nicht einmal ein aus=
ſchränkt
iſt, vollkommenignoriert. Wir haben deutſcher= heißt es, daß Baldwin mit ſeinen Vorſchlägen den während des
eine ſehr große Erfahrung bekommen. Weniger Erfahrung haben
das geſtern der belgiſche Senator de Brouckere uns über den gemein angenommen wird, die Regierungsvorſchläge hinſichtlich
durch dieſes Gemälde angeregt, nicht etwa einen formellen Vor= beitern unter 18 Jahren ablehnen.
ſchlag unterbreiten, ſondern nur
eine verſönliche Anregung geben, die dahin geht, die An=
wendung
von Giftgaſen und von Kriegsluftfahrzeugen glait
zu verbieten.
man einem Lande verbieten wollte, ſich gegen (Katholik), Juſtizminiſterium: Hymans (Liberaler), Aeußeres:
gangenheit erwecken, aber für den beſonderen Fall Deutſchlands angegliedert werden ſoll, iſt noch in der Schwebe,

er Streit um die Abrüſtung.
iſt die Lage doch ſo, daß die deutſchen Induſtriezentren, die in
der Nähe der Grenzen liegen, in wenigen Stunden vernichtet
werden können, bevor überhaupt an eine Umwandlung heran=
gegangen
werden kann.
die ein Land aufweiſt, berückſichtigen.
Darunter fällt z. B. die Möglichkeit, die Bevölkerung mit ge= zuſammenzuſtellen.
nügender Nahrung zu verſehen, Schwierigkeiten in der Beſchaf=
les
, Argentiniens und der Vereinigten Staaten das Wort, um fung von Rohmaterialien, beſonders ſolcher, die aus den Kolo= birgt die wirtſchaftliche Lage. Wir haben gewiſſe Beſſe=
unter
Darlegung der beſonderen Verhältniſſe ihrer Länder ihre, nien eingeführt werden müſſen. Schließlich muß man noch auf rungen der Lage zu verzeichnen; aber ſie bleibt nach wie vor
den Abſchluß weiterer regionaler Sicherheitsverträge ein. Der den Eindruck, wie ich auch ſchon in meiner erſten Rede ſagte, daß Linie unter dem Geſichtswinkel der Einwirkung auf ihre wirt=
aber
auf der anderen Seite einige wichtige Punkte überhaupt nicht, alles, was damit zuſammenhängt. Auch der Haß gegen die Für=
Es wäre doch ſicherlich weſentlich, die Frage des Verbots
daran ginge, gewiſſe Kategorien von Rüſtungen überhaupt
auszuſchalten. Außerdem muß die Frage der Kolonial=
truppen
noch berückſichtigt werden. Ich wiederhole, daß ich
Debatte vorbringe. Schließlich möchte ich noch darauf hin=
weiſen
, daß wir und der Völkerbund ſchon aus Preſtige=
gründen
unbedingt zu praktiſchen Ergebniſſen gelangen
müſſen.
Einſchränkung der Rüſtungen zu machen, ſo werden wir dern aufgenommenen Rede des deutſchen Vertreters erhob ſich Reichsbanners, ohne die ungeheure Aaitation beſonders bei der
in einen Giraulus nitiosus geraten, und zu keiner Ein= Lord Robert Ceil, um den von Bernſtorff angeführten Gedanken Einleitung des Volksbegehrens auf Fürſtenenteignung wäre die
zu unterſtreichen, daß durch, das Beſtehen des Völkerbundes Spannung nicht entfernt ſo groß geworden, wie ſie jetzt iſt. Sehen
gegenüber der Vorkriegszeit eine vollkommen veränderte Lage wir zurück, ſo werden wir im letzten Jahrzehnt, auch abgeſehen
gleichen Entſchiedenheit für regionale Abkommen, zur Herab= geſchaffen ſei. Eugland könne ſich nicht vorſtellen, daß es noch von 1918, zweifellos mehrfach Zeiten noch ſtärkerer Spannung
ſetzung der Einſchränkung der Rüſtungen ein. Gegen Schluß irgend einen anderen Krieg geben könne, als einen Völkerbunds= fſtſtellen können. Aber gering iſt das Maß der gegenwärtigen
der Vormittagsſitzung des Abrüſtungsausſchuſſes erklärte Graf krieg gegen einen Angreifer. Er wies ſodann darauf hin, daß Spannung wahrhaftig auch nicht.
die internationale Konferenz zur Kontrolle des Waffenhandels
Eindruck erweckt, daß man die vorgebrachten Argumente beſſer, im vergangenen Jahre ſich in ihrem Schlußprotokoll ausdrücklich ſeres parlamentariſchen Syſtems. Der Sturz des
der anderen Frage: Wie kann man zur Abrüſtung kommen? Der ſtützte der amerikaniſche Delegierte Gibſon einen von Lord hemmungslos ſich die Sonderbeſtrebungen einzelner Parteien
Robert Ceeil geſtellten Antrag, die Kommiſſion ſolle dem Redal= auswirken. Trotz der Zuſtimmung des geſamten Reichskabinetts
den Fragebogens ſich mit dem Entwurf einer Konven=
alle
Argumente, die vorgebracht wurden, hätten ſo geklungen, als tion zu befaſſen, die der kommenden Konferenz als Grund= Reichskanzler! Und das aus dieſem Anlaß! Aber ich will
lage dienen könnte.
wortete internationale Kontrolle der Abrü=
ſtungsmaßnahmen
aus.
Paul=Boncour erwiderte, ohne direkte Bezugnahme auf
zugnahme auf den Schlußabſatz der Reſolution der Völkerbunds= allgemeinen Abrüſtung wären ohne ſeine Schuld nicht zuſtande geſtürzt wurde. Die Durchſetzung der Sondermeinung der Einzel=
gekommen
. Wenn der Mechanismus des Völkerbundes vervoll=, partei; das ſcheint auf der ganzen Linie die Lofung zu ſein. Wo
EP. London, 20. Mai.
Wie zu erwarten war, hat die heutige Konferenz der Berg=
die
Annahme aufbauen, daß dieſe allgemeine Sicherheit erreicht der Bergbautriſe abgelehnt. Wie aus einer gefaßten Entſchlie= fallen . .. Was ſoll geſchehen?. Das Eine iſt jedenfals ſicher:
iſt. In den meiſten Ausführungen wurde der fung hervorgeht, wird die Herabſetzung der Löhne abgelehnt, da wenn unſer parlamentariſches Syſtem in dieſer Form weiter=
Satzung, nach der die Freiheit der Staaten, ſich zu rüſten, be= kömmliches Leben geſtatteten. Am Schluß der Entſchließung Freund dieſes Ueberparlamentarismus iſt, muß das unter den
ſeits in bezug auf die Entwaffnung in den letzten acht Jahren Generalſtreikes verbreiteten Zuſicherungen nicht nachgekommen iſt.
wir aber in bezug auf die Rüſtung der letzten acht Jahre. Ich die Baldwinſchen Vorſchläge aus, die ſie vorausſichtlich morgen einzelne Führex bedeutet immer weniger, die
habe einen tiefen Eindruck empfangen von dem düſteren Gemälde, dem Premierminiſter übergeben werden. Sie werden, wie all= Maſſe immer mehr. Der Abg. Koch hat im Reichstag nach den
Gas= und Luftkrieg vor Augen geführt hat. Ich will, der Zuſanmenlegung der Gruben und der Einſtellung von Ar= (gemeint waren die demokratiſchen Reichsminiſter!) nicht ſelb=
Das belgiſche Kabinett.
EP. Brüſſel, 20. Mai.
Es wäre auf jeden Fall ein recht guter Anfang für unſere Ak= gierung ausgeſprochen haben, hat Jaſpar ſein Kabinett aus Sie iſt vielleicht das mag zutreffen eine Konſequenz der
beiten und würde, in der Welt den denkbar beſten Eindruck / 4 konſervatwen Katholiken, 4 Sozialiſten, einem Liberalen und demokratiſchen Entwicklung. Aber ſie bringt jedenfalls alles
machen. Der belgiſche Delegierte hat in ſeiner Rede auch noch einer außerparlamentariſchen Perſönlichkeit gebildet. Die chriſt= Führertum um. Schnell und ſicher. Man denke: das Reichs=
ausgeführt
, daß es jedem Land erlaubt ſein müſſe, ſich zu ver= lichen Demokraten ſind darin nicht vertreten. Die Miniſter= kabinett beſteht aus Fraktionsvertretern, die von jeder Meinungs=
teidigen
. Zyniſche Grauſamkeit wäre es, wenn liſte iſt die folgende: Miniſterpräſidium und Inneres: Jaſpar äußerung, vor jeder Abſtimmung die Partei befragen müſſen!
Luftangriffe auf ſeine Hauptſtadt zu ſchützen. Vanderbelde (Sozialiſt), Finanzen: Houtart (Katholik), Schatz= Grenzer gehen laſſen. Kein Zweifel; dort zeigen ſich weitere,
Nicht ich habe dieſes Wort von zyniſcher Grauſamkeit gebraucht, amt: Franqu; (Nichtparlamentarier), Kriegsminiſterium; ſehr ernſte Gefahrenmomente. Beiſeite bleibe die oft geſchilderte
Ich möchte aber doch darauf hinweiſen, daß Deutſchlands de Broqueville (Katholik), Landwirtſchaft und öffentliche Arbei= äußere Lage Deutſchlands im Verhältnis zu ſeinen Nachbarn.
Entwaffnung augenblicklich ſo groß iſt, daß wir ten: Baels (Katholik), Induſtrie und Arbeiten: Wauters (So= Sie iſt ſcheinbar gebeſſert; aber ob die Beſſerung haltbar ſein
unſereHauptſtadt nichtgegen einen Luftangriff zialiſt), Verkehr; Anſeele (Sozialiſt), Wiſſenſchaft und Kunſt: wird, ſteht dahin. Beiſeite bleibe heut die große Sorge wegen
verteidigen können. Bei der Frage, der potentiellen Huysmann (Sozialiſt). Der ehemalige Geueralſekretär des Ko= der Geſtaltung der wirtſchaftlichen Verhältniſſe Deutſchlands=
Kriegsſtärke eines Landes muß man berückſichtigen, wie weit die lonienminiſteriums, Arnolds, wurde dem Kolonienminiſter als Wie lange wird der Dawes=Plan noch durchführbar ſein? und
Friedeusinduſtrie in die Kriegsinduſtrie, übergeführt werden Unterſtaatsſekretär beigegeben. Die Frage, ob das Kolonien= was geſchieht, wenn wir ihn nicht mehr durchführen könnens
kann. Ich will keine unangenehmen Erinnerungen aus der Ver= miniſterium dem Außenminiſterium oder dem Finanzminiſterium Aber im engen inneren Zuſammenhang mit mehreren der oben

Der Ernſt der Lage.
Von
D. Dr. Schian.
Die Lage Deutſchlands, die ja dauernd ernſt iſt, muß gegen=
wärtig
wieder einmal als beſonders ernſt bezeichnet werden. Da=
zu
hat der Sturz des Kabinetts Luther nicht wenig beigetragen.
Andere umſtände weiſen in die gleiche Richtung. Vielleicht iſt es
nützlich, wenn ich verſuche, die weſentlichen Gefahrenmomente
Den tieferen Grund vieler Schwierigkeiten dieſes Jahres
die geographiſche Lage eines Landes Rückſicht nehmen. Es iſt höchſt unbefriedigend. Für die Stimmung unſerer Arbeiterſchaft
ein Unterſchied, ob die Grenzen offen daliegen, oder ob ſie durch macht das natürlich beſonders viel aus. Sie ſieht alles man
natürliche Schranken, wie Gebirge uſw. geſchützt ſind. Ich habe kann m. E. wirklich ſagen: alles politiſche Geſchehen in erſter
der Fragebogen auf der einen Seite bis ins einzelne geht, daß ſchaftliche Lage an. Sogar die Frage der Verfaſſungsform und
ſten rührt zum großen Teil daher, daß ſie die Fürſten als Blut=
ſauger
, als Ausbeuter des Volkes, als Schlemmer auf Koſten der
Unbemittelten anſehen. Gerade der Anklang, den das Volks=
begehren
auf Fürſtenenteignung gefunden hat, beweiſt, wie eng
im Empfinden weiter Maſſen der Arbeiterſchaft die Zuſammen=
hänge
zwiſchen der wirtſchaftlichen Lage und der Verfaſſungs=
frage
ſind. Die wirtſchaftliche Not bildet den düſteren Unter=
grund
aller politiſchen Schwierigkeiten der letzten Zeit.
Das zweite Moment von weſentlicher Bedeutung iſt die wie=
der
zunehmende Spannung zwiſchen den ver=
ſchiedenen
Schichten des Volkes. Bis zum Beginn
des Winters 1925/ 26 konnte man von einer erfreulichen Beruhi=
gung
ſprechen. Vielleicht handelte es ſich nur um eine Erſchöp=
fung
nach den furchtbaren Wirren der Inflationszeit? Vielleicht
war aber wirklich eine ruhigere Stimmung eingekehrt? Jetzt iſt
ſie jedenfalls verſchwunden. Die wirtſchaftliche Lage iſt keines=
wegs
die einzige Urſache. Stark mitgewirkt hat planmäßige Ein=
Nach der mit ſichtlichem Intereſſe von den Ausſchußmitglie= wirkung auf die Maſſen. Ohne die dauernde Agitation des
Das dritte wichtige Monrent iſt die ſchwere Kriſis un=
Kabinetts Luther iſt nur ein Glied in der Entwicklung dieſer
In der Nachmittagsſitzung der Abrüſtungskommiſſion unter= Kriſis. Aber allerdings ein ſehr lehrreiches. Denn er zeigt, wie
zur Flaggenverordnung ſtürzt eine der Regierungsparteien den
über die Einzelheiten gar nicht reden. Nur das ſoll hervorge=
hoben
werden, daß das Gefühl für die Mitverantwortung für
In der weiteren Diskuſſion ſprach ſich de Marini, Italien, das große Ganze immer ſchwächer zu werden ſcheint, immer
gegen die von de Brouckere und Lord Robert Ceeil befür= ſtärker dagegen der Wunſch, die eigene Sondermeinung durchzu=
ſetzen
. Man darf in dieſem Zuſammenhang auch nicht an der
Tatſache vorübergehen, daß die Deutſchnationale Partei das
Kabinett hätte ſtützen können, wenn ſie ſich nicht der Abſtimmung
enthalten hätte. So begreiflich und ſo begrüßenswert an ſich der
Wunſch nach rückhaltloſer Entſchiedenheit in der Aufrechterhal=
tung
der Flaggenverordnung war, ſo bleibt es eben doch dabei,
daß der Anlaß des Sturzes eine nationale Tat war; und von
hier aus gibt es viele, die nicht begreifen können, daß eine rechts=
ſtehende
Partei es zuließ, daß das Kabinett aus ſolchem Anlaß
kommnet ſein würde, werde auch eine vollſtändige Abrüſtung aber bleibt das große Ganze?. Wo der Blick für die Wirkungen
des politiſchen Geſchehniſſes? Wo die ſorgfältige Erwägung
der Folgen? Ja, wenn die Möglichkeit beſtünde, anſtelle dieſer
Keine Verſtändigung im engliſchen Bergbaukonflikt. Koalition einer Rechtskoalition zum Siege zu verhelfen! Aber
dieſer Gedanke iſt nach dem Sturz noch unmöglicher als vorher.
Jeder politiſch Denkende mußte ſich ſagen, daß die Folge des
Sturzes ein Ruck nach links ſein müſſe. Dennoch ließ man Luther
arbeitet, dann macht es ſich ſelber tot. Auch derjenige, der kein
gegenwärtigen Umſtänden beklagen.
Im engen Zuſammenhang mit dem zuletzt Ausgeführten
Die Grubenbeſitzer arbeiten zurzeit noch ihre Antwort auf ſteht ein viertes Moment, das unſere Lage kennzeichnet. Der
Zeitungsberichten mit dürren Worten gefordert, daß die Führer
ſtändig handeln, ſondern vorher ihre Partei fragen ſollen. Man
mag dieſe vielleicht ſehr demokratiſche Meinung haben; verwun=
derlich
iſt es doch, daß man, indem man ſie ausſpricht, das Wort
Führer überhaupt in den Mund nimmt. Führer will man,
die bei jeder Maßnahme fragen, wie ſie ſtimmen ſollen! Und
Nachdem die Sozialiſten ſich für die Teilnahme an der Ne= leider ſcheint dieſe Auffaſſung vom Führer um ſich zu greifen.
und nun kann man, muß man wohl den Blick über die
beſprochenen Schwierigkeiten ſtehen die jüngſten Ereigniſſe in

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Freitag, den 21. Mai 1926

Nummer 440

Polen. Das Land der Demokratie par excellence wird durch
eit en militäriſchen Staatsſtreich umgeworfen . . . Und
die Tatſache, daß in Italien nun ſchon lange die Diktatur herrſcht,
darf auch nicht vergeſſen werden . . . Wunderlich doch, daß im
Zeitalter der Demokratie die Revolution, die Gewalt nun ſchon
in zwei Ländern Europas Siege davongetragen hat! So iſt die
Demokratie an ſich doch kein Heilmittel? So iſt ſie nicht die
Löſung aller Schwierigkeiten?
Nur ein paar große Linien habe ich aufzuzeigen verſucht. Sie
führen übereinſtimmend zu der einen leider ſehr gewiſſen Er=
kenntnis
, daß unſere Lage ernſt iſt. Am ernſteſten würde ſie,
wenn wirklich etwa irgendwelche Heißſporne in Deutſchland
meinen ſollten, das polniſche oder das italieniſche Rezept auf
Deutſchland anwenden zu ſollen. Davor bewahre uns Gott!
Was in Polen wird, ob der Staatsſtreich dort zu beſſeren Ver=
hältniſſen
führt, ſteht ſehr dahin. Die Lage iſt dort ſo verfahren,
daß wahrſcheinlich überhaupt keine Regierung, wie ſie auch ge=
ſtaltet
ſei, helfen kann; und jede Revolution, führt nur noch
ſchneller in den Abgrund. Italien aber will für ſich beurteilt
werden. Jedenfalls iſt es unmöglich, das deutſche Volk à la.
Muſſolini zu regieren. Das deutſche Volk iſt ganz anders ge=
artet
. Es will ja Führer, die immer erſt fragen, ob ſie dürfen.
Es will lieber ſterben, als auf die Geltendmachung von hundert=
undeiner
verſchiedenen Anſichten verzichten. Es legt das größte
Gewicht darauf, ſich ſelbſt zu zerfleiſchen und will ſich dieſes Recht
unter keinen Umſtänden nehmen laſſen. Nein, nur ein Narr kann
an ſo etwas denken. Gott gebe, daß Deutſchland keinen einzigen
ſolchen Narren habe! Natürlich iſt auch ſonſt noch vieles und
Ernſtes über dieſe Frage zu ſagen; mit dieſen Bemerkungen ſoll
nur eins bezweckt werden: zu helfen, daß jedermann in Deutſch=
land
begreife, daß es eine Albernheit wäre, dazu ein Verbrechen
allererſter Ordnung, wenn jemand an einen Staatsſtreich denken
wollte. Was die Hausſuchen bei Männern der Rechten zutage
gefördert haben, das gibt Gott ſei Dank keinen Anhaltspunkt da=
für
, daß es ſolche Toren bei uns gibt. Es zeigt wohl, daß manche
utopiſtiſche Anſichten hegen. Mehr nicht. Selbſt die Aeußerung
utopiſtiſcher Anſichten iſt freilich vom Uebel.
Aber mit der nachdrücklichen Abweiſung jeder Diktatur dürfen
wir uns nicht begnügen. Und das iſt die große Frage, die aus
allen den ernſten Erwägungen hervorgeht: Wie beſeitigen
wir die ſchweren Schäden unſeres politiſchen
Lebens?. Was ſoll geſchehen?

Die Frankenkriſe.
Stützungsmaßnahmen Pérets.
Der geſtrige Kabinettsrat im Elyſée befaßte ſich in erſter
Linie mit der Frage der Frankenkriſe. Finanzminiſter Péret er=
ſtattete
Bericht über die Ergebniſſe ſeiner Londoner Reiſe
und über den Stand ſeiner Verhandlungen mit Churchill. Der
Kabinettsrat billigte ſeine in dieſen Verhandlungen beobachtete
Haltung und zeigte ſich befriedigt darüber, daß die Beſprechungen
in freundſchaftlichem und verſöhnlichem Geiſte geführt worden
ſeien.
Nach Schluß der Sitzung erklärte der Finanzminiſter der
Preſſe, die Regierung habe bei Prüfung der Lage auf dem
Wechſelmarkt die Notwendigkeit erkannt, mit Energie und
Kontinuität einzugreifen. Einſtimig ſei man der
Anſicht geweſen, daß zunächſt Maßnahmen techniſcher Natur er=
griffen
werden müßten, um den Frankenſturz zu heben. Da ſich
die Spekulation immer weiter ausbreite, ſchienen die energiſchen
Eingriffe, die man bisher anzuwenden gezögert habe, unver=
meidlich
. Die Regierung habe beſchloſſen, von jetzt aber zur
Verteidigung des Franken alle Hilfsmittel des öffentlichen Kre=
dits
einzuſetzen. Mehrere Mitglieder der Regierung erklär=
ten
, daß von einer Einberufung des Parlaments
vor dem feſtgeſetzten Datum, dem 27. Mai, keine Rede ſein
könne.
Havas glaubt mitteilen zu können, daß unter den Maß=
nahmen
an erſter Stelle die Schaffung eines Aus=
gleichamts
ſtehe. Die Regierung beſchäftigt ſich weiter da=
mit
, um die Rückzahlung der im Auslande befind=
lichen
Kapitalien ſicherzuſtellen. In dieſer Hinſicht ſcheine
ſie prinzipiell nicht gegen die in einem gewiſſen Umfang zu er=
folgende
Abſchaffung des Geſetzes über die Kapitalflucht zu ſein.
Der Erfolg dieſer Maßnahmen bleibt zunächſt abzuwar=
ten
. Wirtſchaftskreiſe und Kaufleute ſcheinen jedenfalls noch
nicht dem offiziellen Optimismus zuzuneigen, und die Preiſe
ſind weiter im Steigen begriffen. Es iſt eine
übliche Inflationserſcheinung, daß die Preiſe zu=
tächſt
gegenüber dem Sturz des Franken zurückgeblieben waren.
Im Laufe der letzten Tage weiſen ſie aber imer mehr die Ten=
denz
auf, ſich dem veränderten Niveau anzupaſſen. Demgemäß
macht ſich bereits in den Kreiſen der Arbeiter und Angeſtellten
große Unzufriedenheit bemerkbar.

*OgsWerkdes Meiſters HansvonKöln.
Von Wilhelm Conrad Comoll.
Aus Spanien iſt eine Nachricht zu uns gekommen, die die
Kunſtfreunde in Deutſchland mit Beſorgnis aufhorchen ließ: Die
Königliche Akademie der Schönen Künſte zu Madrid hat bekannt
gegeben, daß eines der wertvollſten Bauwerke auf ſpaniſcher Erde
von unvermeidlicher Einſturzgefahr bedroht wird, falls nicht aus=
giebige
und ſchnelle Hilfe das Unheil beſeitigt. Es handelt ſich
hierbei um die wunderbaren gotiſchen Haupttürme der Kathedrale
von Burgos, jenes herrlichen und erhabenen Kunſtwerkes eines
deutſchen Meiſters, das ſich durch ſeine große kulturgeſchichtliche
Bedeutung nicht nur in Spanien ſelbſt, ſondern in der ganzen
Welt einen Ruf erworben hat. Hochberühmt ſind die Bogen=
gewölbe
, die die Haupttürme tragen, die nun, da es wohl der
richtigen Ueberwachung und Pflege ermangelte, ſo bedenklich vom
Zahn der Zeit angefreſſen zu ſein ſcheinen, daß nur noch ein
Notſchrei in aller Oeffentlichkeit die Rettung des Werkes ver=
ſpricht
.
Erſchüttert durch die Nachricht, hoffend, daß noch das
Schlimmſte abgewendet werden möge, richten wir nun wieder
unſere Blicke auf das hiſtoriſch und kunſtgeſchichtlich bedeutſame
Gotteshaus, das dort unten im lateiniſchen Süden wie ein vor=
geſchobener
Poſten für den Geiſt der Gotik, für den himmelan=
ſtrebenden
Flug deutſcher Geiſtesarbeit ſchon durch Jahrhunderte
Zeugnis ablegt. Inmitten einer fremden Welt, die noch afri=
kaniſch
mauriſch eingeſtimmt iſt, erhebt ſich die Kathedrale über
den eintönig grauen Häuſern von Burgos als weithin ſichtbares
Wahrzeichen. Wer aus dem nordweſtlichen Grenzlande der Pyre=
näen
, aus den Küſtenſtrichen des Golfes von Biskaya und den
beskiſchen Provinzen zum tafelförmigen Hochlande Altkaſtiliens
hinaufſteigt, kommt in die von nördlichen Winden beherrſchte
kälteſte Zone Spaniens. Acht Monate währt dort oben der
Winter. Oede iſt die Landſchaft, durch die hier der Reiſeweg über
Valladolid nach Madrid führt. In der Höhe von 850 Metern, am
Rande eines einförmig wirkenden Höhenzuges, trifft der Reiſende
auß die Trümmer einer ehemals mächtigen Burganlage: es iſt
das einſt ſtolze Kaſtell, das altehrwürdige Caput Caſtellge, das
aus den Romanzen des Cid bekannte Burgos. In früheren Zei=
ten
ein Königsſitz, um den ſich machtvoller Adel ſcharte, deſſen
Nähe vermögende Kaufherren ſuchten, iſt die Stadt heute zu
einem armſeligen Provinzneſt geworden. Von den düſteren Häu=
ſern
und traurigen Gaſſen der Stadt ſpräche man wohl, ſchon
längſt nicht mehr, wenn nicht die Kathedrale noch immer in das
Land hineingrüßen würde, wenn ihre Türme nicht den Ruhm

Vom Tage.
Generaloberſt v. Kluck, der namentlich durch ſeinen kühnen
Vormarſch auf Paris zu Anfang des Krieges bekannt geworden iſt,
feierte geſtern in voller geiſtiger und körperlicher Friſche ſeinen
80. Geburtstag und ſein 60jähriges Militärjubilaum.
Geſtern wurde der deutſch=holländiſche Schiedsgerichts=
und Ausgleichsvertrag abgeſchloſſen.
Die Verteidiger im Kattowitzer Volksbundprozeß, der
auf unbeſtimmte Zeit vertagt worden iſt, haben bei der Staatsanwalt=
ſchaft
Antrag auf Freilaſſung der in Haft befindlichen 13
Mitglieder des Deutſchen Volksbundes geſtellt.
Die polniſche Nationalverſammlung wird nunmehr
endgüiltig am 29. Mai in Warſchau zuſammentreten. Als Staats=
praſident
wurden in politiſchen Kreiſen genannt: Pilſudſki, Rataj,
Skrzynſki, Paderewſki und Kurasczewſki. Pilſudſki und Rataf
ſollen abgelehnt haben.
Im Frankenfälſcherprozeß hielt geſtern der S taats=
anwalt
ſein Plädoyer, das auf Verurteilung ſämtlicher Angeklag=
ter
hinausging.
Der ſüdſlawiſche Außenminiſter hat heute früh Belgrad
zur Einleitung neuer Verhandlungen zum Abſchluß von
Freundſchaftsverträgen mit Italien und Frankreich verlaſſen.
Die Ausſichten auf eine Verſtändigung im engliſchen
Kohlenbergbau ſind wieder beträchtlich herabgemindert.
Im engliſchen Foreign Office betrachtet man die Abſichten
Spaniens auf die Tangerzone mit Unbehagen und weiſt
immer wieder auf die Unzulänglichkeit der neu errichteten ſpaniſchen
Zollſchranken an der Tangergrenze hin.
Nach dem Oeuvre iſt die Rede davon, das franzöſiſche Kabinett noch
vor dem Wiederzuſammentritt der Kammer am 27. Mai
umzubilden, und zwar im Zuſammenhang mit dem Frankenſturz.
Der Kalifatskongreß in Kairo iſt geſtern ohne ein Er=
gebnis
auseinandergegangen.

Von unſerem Korreſpondenten.
Von der italieniſchen Grenze, 20. Mai.
Wenn des Liedes Stimmen ſchweigen Von dem überwundnen
Mann
In der italieniſchen Abgeordnetenkammer (man kann die=
ſen
fasciſtiſchen Radauklub wirklich nicht mehr Parlament nennen),
hat der Südtiroler deutſche Abgeordnete Tinzl zu ſprechen gewagt. Es
iſt keine Kunſt, in einem Lande, wo jeder ungefährdet ſchimpfen kann,
den Mund aufzutun, es iſt auch kein Mut, auf der Tribüne eines Parla=
ments
ſeine Meinung offen zu ſagen, wenn man nur ein paar Zwiſchen=
rufe
zu gewärtigen hat und dann vergnügt und ſicher im Reſtaurant
mit den Gegnern zuſammenſitzen kann, aber es iſt eine Tat, die nicht
vergeſſen werden ſoll, wenn heute ein aufrechter Mann auf verlorenem
Poſten für ſeine Stammesbrüder mitten in einer Horde verblendeter
und übergeſchnappter Raufbrüder mit mutigem Wort eintritt. Die ita=
lieniſche
Preſſe nimmt natürlich kaum Notiz von der Rede Tinzl in der
römiſchen Kammer: darum Wenn des Liedes Stimmen ſchweigen
Tinzl weiß ſehr wohl, daß heute alle Beſchwörungen, alle Beſchwer=
den
aus dem unterjochten Südtirol in Italien nutzlos verhallen. Er weiß
dies ebenſo gut wie der nicht weniger tapfere krogtiſche Abgeordnete
Beſednjak, der für ſeine unterdrückten Kroaten und Slovenen in Italien
eintrat. Aber Tinzl hatte es noch ſchwerer. Dem Kroaten rief man nur
zu, daß er und ſeine Landsleute doch den Staub Italiens von den
Schuhen ſchütteln möchten, wenn es ihnen ohne Schulunterricht in ihrer
Mutterſprache nicht mehr daheim paſſe. Die Kroaten und Slovenen
ſeien beſiegte Oeſterreicher und hätten als Beſiegte eben einfach zu ge=
horchen
. Dem Deutſchtiroler Tinzl aber wurde nicht nur durch höh=
niſche
Zurufe die Verteidigung ſeiner Landsleute und der gerechten
Sache der deutſchen Irredenta ſo gut wie unmöglich gemacht, ihm
riſſen rüde Burſchen das Manuſkript ſeine Rede aus der Hand, als er
ſeine Ausführungen beginnen wollte. Tinzl aber hatte ſich für eine der=
artige
Wahrſcheinlichkeit vorher gerüſtet, zog einen Durchſchlag ſeines
Manuſkripts aus der Taſche und begann doch zu ſprechen. Da wur=
den
die amtlichen Parlamentsſtenographen auf einmal ſchwerhörig und
die tüchtigen Journaliſten auf der Tribüne verſtanden ebenfalls plötzlich
nicht mehr italieniſch, auch wenn es ſo korrekt wie von Herrn Tinzl ge=
ſprochen
wird. An ſich war das, was er zu ſagen hatte, recht milde und
ausgeſprochen auf einen verſöhnlichen Ton abgeſtimmt. Es war auch
nichts Neues, was er vorzubringen hatte, denn es ſind immer noch die=
ſelben
Klagen, die man ja zur Genüge kennt.
Bezeichnend bei beiden Reden war, daß ſelbſt Muſſolini, dem man
doch ein etwas größeres Format zubilligen möchte als den blinden
Schreiern, die ſich Parlamentarier nennen, nichts beſſeres zu antworten
wußte, als durch höhnende und ſpottende Zwiſchenrufe die Klagen der
Kroaten als eine lächerliche Nebenſächlichkeit abzutun. Bei Tinzls Rede
griff er nicht ſelbſt ein, vielleicht weil man in den vevſierten Kreiſen
weiß, daß die Beſtimmungen über Südtirol in einem gewiſſen Abbau
begriffen ſind. Aber Muſſolini wagt es trotzdem nicht, in der Oeffent=
lichkeit
auch nur von weitem zuzugeben, daß er weniger intranſigent ſein
kann. Dafür hat der Unterrichtsminiſter Fedele die naive Unverfroren=
heit
gehabt, in einem Zwiſchenruf zu ſagen: Der Sieg der italieniſchen
Schule über Eure (deutſche) iſt durch ihre Ueberlegenheit und durch den
höheren Wert unſerer Lehrer bedingt. Die Welt die italieniſche
will und muß getäuſcht werden. Wahrheit, Aufklärung ſind Dinge, die
das heutige Italien nicht verträgt. Aber die Welt endet nicht an der
italieniſchen Grenze, und draußen hört man die Stimmen, die für den
überwundenen Mann, die für Hektor zeugen.

Gottes predigten, wie keine zweite im ganzen Lande. Herrlich
durchbrochen, durchleuchtet von der Farbe des Himmels, ragen
ihre Helme auf. Ein Filegran aus Stein hebt ſich mit entzücken=
der
Leichtigkeit empor, und es iſt begreiflich, daß König Philipp
der Zweite einmal das Wort ſprach, die Laterne ſei ein Gebilo
der Engel, kein Werk von Menſchenhand.
Der deutſche Altmeiſter der ſpaniſchen Kunſtgeſchichtsforſchung,
Carl Juſti, hat an dieſe Aeußerung des ſpaniſchen Königs an=
geknüpft
, als er niederſchrieb, wie er inmitten der troſtloſen hoch=
kaſtiliſchen
Landſchaft dieſes Bauwerk fand: Im Schweigen die=
ſer
Oede wirkte es auf ihn wie eine aus den Lüften tönende
Muſik von Menſchen= und Engelzungen, ein Hymnus von Ge=
ſchlechtern
, Taten und Gedanken, die längſt im Strom der Zei=
ten
verſunken ſind. Herrlicheres Lob kann man wohl nicht ſpen=
den
. Doch es muß verdient ſein; denn wie ſchon von altersher
nennt auch heute noch das Volk dieſes Gotteshaus Mutter und
Haupt der Kirchen Caſtiliens. Anfänglich geht der Bau auf eine
kleine Kapelle zurück, die 1096 Alfons I. im romaniſchen Stil
hatte errichten laſſen. Als ſie nicht mehr genügte, wurde Biſchof
Mauricio von Burgos die treibende Kraft für den Ausbau. Er
wußte den jungen König Ferdinand für den Kathedralenbau zu
erwärmen, und ſetzte ſo all die Eindrücke durch, die er auf einer
Rciſe in Frankreich und Deutſchland empfangen hatte. Er war
als Brautwerber des Königs an den Hof nach Speyer gezogen
und führte die Tochter des ermordeten Königs Philipp von
Schwaben, Prinzeſſin Beatrix, nach Spanien. In Deutſchland
wie auch in Frankreich wuchſen damals die großen Dome empor,
und ſo iſt es verſtändlich, wenn das Gotteshaus in Burgos, von
den anderen Bauten beeinflußt, mancherlei Anklänge aufweiſt.
Biſchof Mauricio konnte die Kirche nicht vollenden. Es bleibt
ihm aber der Ruhm, mit dem Bau die erſte Kirche im mittel=
franzöſiſchen
Kathedralſtil des 13. Jahrhunderts auf ſpaniſchem
Boden begonnen zu haben, wo er ſich dann eine neue Provinz
erobern konnte.
Mit vollendetem Chor, doch ohne Türme, ſtand der Bau
Mauricios, bis ihn um die Mitte des 15. Jahrhunderts Biſchof
Alonſo de Cartagena mit neuer Bauluſt förderte. Er berief
fremde Baukünſtler nach Spanien, und unter dieſen befand ſich
auch Hans von Köln. Auch Biſchof Alonſo hatte auf einer Konzil=
fahrt
die deutſchen Dome kennen gelernt, die ſeinen Bauwillen
angeſpornt haben müſſen, und ſo wuchſen nun unter dem Meiſter,
der in der Kölner Dombauhütte geſchult worden war, die herr=
lichen
Steinnadeln auf, die das Entzücken der Welt und ein
Meiſterwerk des 15. Jahrhunderts wurden. In den baugeſchicht=
lichen
Akten der Kathedrale von Burgos iſt Hans von Köln viele

Pfingſipauſe.
Der Reichstag hat am Mittwoch dem Kabinett Marx zu eimem
guten Start verholfen und ſich dann ſchleunigſt, damit nur kein
neues Unheil entſtehe, auf eine ausgiebige Pfingſtpauſe begeben,
die bis zur Volksabſtimmung nur durch eine kurze Pauſe unter=
brochen
werden ſoll. Das neue Miniſterium hat dadurch die
Möglichkeit bekommen, die Regierungsmaſchine neu anzukurbeln
und durch die Tat zu zeigen, daß es imſtande iſt, den Weg zwi=
ſchen
den innerpolitiſchen Fährniſſen hindurch zu finden.
Eine ſachliche Feſtſtellung vorab, die gleichzeitig die politiſche
Bedeutung der letzten Tage erſchöpft: In der ſonſt ſo farbloſen
Regierungserklärung iſt an der Durchführung
der Flaggenverordnung mit aller Entſchieden=
heit
feſtgehalten worden, die bei dem Reichskanzler
Dr. Luther mißbilligt wurde. Demokraten und Zentrum haben
ſich das ſtillſchweigend angehört und dieſen Teil der Erklärung
auch zur Kenntnis genommen, ſich alſo damit einverſtanden er=
klärt
. Ein merkwürdiger Widerſpruch! Das Kabinett Luther
wird geſtürzt auf Grund eines Mißbilligungsantrages, der ſich
zwar nur gegen die Perſon des Kanzlers richtet, aber doch auf
Grund eines Beſchluſſes, den das Kabinett einſtimmig gefaßt
hatte, den zwei demokratiſche und zwei Zentrumsminiſter deckten.
Dieſelben Miniſter kommen wieder, einer von ihnen führt das
Kabinett ſogar, und nun iſt auf einmal von dem ganzen Anlaß
nicht mehr die Rede. Der Mantel der Nächſtenliebe wird darüber
gedeckt. Die Demokraten tun ſo, als ob alles in ſchönſter Ord=
nung
wäre, ſogar die Sozialdemokraten wagen nicht, wider den
Stachel zu löcken. Sie haben zwar einen Antrag vorbereitet, der
in Form eines Geſetzentwurfes die ganze Flaggenverordnung wie=
der
aufheben ſollte. Sie haben es aber nicht gewagt, dieſen An=
trag
mit zur Abſtimmung zu bringen. Er liegt vorläufig bei den
Akten und wird vielleicht in einigen Monaten erſt wieder heraus=
geholt
, um in dem großen Papierkorb, der parlamentariſchen
Kommiſſion zu verſchwinden, die ſich an dem Problem der neuen
Flagge die Zähne ausbeißen ſoll. Der Antrag wird dadurch zu
einer ziemlich bedeutungsloſen Geſte, die ziemlich voreilig geweſen
wäre, wenn man nicht annehmen müßte, daß die Sozialdemokraten
von den beiden linken Regierungsparteien direkt Verhaltungs=
maßnahmen
bekommen haben und durch eine unzeitgemäße Attacke
die Bewegung in der Richtung der Großen Koalition nicht ſtören
wollten. Denn die Zurückhaltung, die Sozialdemokraten und
Demokraten zeigten, iſt offenbar nur zum Teil auf eine gute Stim=
mung
zurückzuführen, ſie beruht zum anderen Teil aber auch
darauf, daß die Demokraten den politiſchen Erfolg, den ſie mit der
Miniſterſtürzerei erreichen wollten, ſichergeſtellt zu haben glauben.
Das Kabinett Dr. Luther war nach beiden
Flügeln neutral. Es war ausgeſprochen ein
Kabinett der Mitte, das nach links und rechts
gleich unabhängig blieb, aber auch nach beiden
Seiten die Möglichkeit der Verlängerung hatte.
Rein äußerlich ſieht das Kabinett Marx genau ſo aus. Es
beſteht aus den alten Männern und auch aus dem alten Pro=
gramm
. Tatſächlich aber darf man nicht verkennen, daß es nach
der ganzen geiſtigen Einſtellung des neuen Kanzlers um eine
Nuance nach links abgerutſchtiſt. Herr Marx iſt nun ein=
mal
der Prophet der Großen Koalition, und deshalb werden
die Deutſchnationalen rein pſychologiſch wenig geneigt ſein, ihm
aus der Verlegenheit zu helfen, wenn einmal die Sozialdemo=
kraten
nicht mitmachen und ihn im Stich laſſen. Vielleicht ſehen
die Deutſchnationalen jetzt auch ſchon ein, daß ſie, allein um dieſer
unausbleiblichen Folgen willen, klug daran getan hätten, die ver=
ſchiedenen
Mißtrauensvoten gegen das Kabinett Luther abzu=
lehnen
und dadurch den Kanzler, der ihnen innerlich doch viel
näher ſtand, zu halten, wenigſtens ſolange zu halten, bis die
äußeren Vorausſetzungen wieder gegeben waren, die eine Verbin=
dung
nach rechts und links gleich möglich machten.
Denn darüber muß man ſich im Klaren ſein, daß Herr Marx
ſein Kabinett, wie es heute ausſieht, auch nur als ein
Uebergangskabinett betrachtet und bei nächſter
Gelegenheit verſuchen wird, zur Großen Koali=
tion
zu kommen. Handhabe dazu ſoll ihm die ſchriftliche
Abmachung mit der Deutſchen Volkspartei geben, die am Sonn=
tag
vereinbart wurde. Sie ſah, um das nebenbei zu ſagen, ur=
ſprünglich
ganz anders aus. Das Zentrum wollte in dieſen Pakt
das Ziel der Großen Koalition mit hineinmauern. Das iſt von der
Deutſchen Volkspartei abgelehnt und die Vereinbarung ſo umge=
ſtaltet
worden, daß ſie Licht und Schatten nach beiden Seiten
gleich verteilt. Wir ſehen aber auch noch nicht recht, wie Herr
Marr ernſthaft mit den Sozialdemokraten zu Rande kommen will.
Selbſt wenn man einmal annimmt, daß in der Frage, die ihm
am meiſten am Herzen liegt der Reichsſchulgeſetzgebung eine
innere Uebereinſtimmung mit den Sozialdemokraten überhaupt
nicht herzuſtellen iſt um der parteipolitiſchen Zwecke willen wird
dieſe wichtige Kulturaufgabe wohl noch einige Zeit zurückgeſtellt

Male als Juan de Colania aufgeführt, und im 12. Baujahr wirb
er als Maestro de las obras genannt. Seine entwerfende und
ausführende Arbeit iſt einwandfrei feſtgelegt und alles weißt
daran nach Deutſchland; verwandte Züge führen nach Köln,
Freiburg, Baſel.
Hans von Kölns Name iſt aber auch noch weiter mit der
künſtleriſchen Entwicklung der Kathedrale verknüpft. Der deutſch=
Meiſter heiratete in Spanien und gründete eine Familie von
Baumeiſtern. Alle arbeiteten nach ihm an dem Dombau. Simon
von Köln, der älteſte Sohn von Hans, war 30 Jahre daran tätig,
und Franz von Köln, in Spanien als Francisco de Colonia wie
Simon gerühmt, ſchufen manche herrlichen Einzelheiten und Bei=
gaben
, durch die dieſes wunderbare Steingedicht noch an Wert
gewann.

Kunſi, Wiſſenſchaft und Leben.
Der Weg zur Freiheit, das bisherige Mittei=
lungsblatt
des Arbeitsausſchuſſes Deutſcher Verbände in Berlin,
iſt nunmehr in eine halbmonatlich erſcheinende außenpolitiſche
Zeitſchrift umgewandelt worden. Wie uns mitgeteilt wird, will
die Zeitſchrift wie bisher alle mit dem Diktat von Verſailles zu=
ſammenhängenden
außenpolitiſchen Fragen behandeln und
namentlich Stellung nehmen zu den Fragen der Kriegsſchuld,
der Reparationen, der Sicherheit und Abrüſtung, der Minder=
heiten
, der Kriegsgreuel, zur Kolonial= wie zur Völkerbundfrage.
Die erſte Nummer der Zeitſchrift, herausgegeben aus Anlaß des
fünfjährigen Beſtehens des Arbeitsausſchuſſes Deutſcher Ver=
bände
, iſt erſchienen und enthält neben Geleitworten des Reichs=
kanzlers
und einer Reihe deutſcher Staats= und Miniſterpräſi=
denten
Artikel von Dr. Schnee über Deutſchlands Stellung in
der Weltpolitik, Reichsminiſter a. D. Dr. Hamm über Deutſch=
land
und die Weltwirtſchaft vom Fürſten von Bismarck über
Europa und Amerika von Dr. Heinrich Krone über Kultur=
leiſtungen
deutſcher Kunſt und Wiſſenſchaft in Vergangenheit
und Gegenwart von Staatsminiſter Dr. Südekum über Kriegs=
ſchuldfrage
und Völkerverſöhnung‟. Eine beſondere Abteilung iſt
der ausländiſchen Bewegung gegen Verſailles gewidmet und be=
richtet
über die Stellung des Auslandes zu den aus Verſailles
ſich ergebenden Fragen, namentlich zur Frage der Kriegsſchuld.
Vom 1. Juni d. J. ab wird die Zeitſchrift im Abonnement ab=
gegeben
. Der Preis beträgt für die einzelne Nummer 0,60 Mk.,
im Monatsabonnement (2 Nummern) 1 Mk.. Beſtellungen ſind
zu richten an den Arbeitsausſchuß Deutſcher Verbände, Berlin
NW. 7, Schadowſtraße 2.

[ ][  ][ ]

Nummer 140

Freitag, den 21. Maf 1926

Seite 3

werden , ſo liegen doch in der täglichen Arbeit Gegenſätze genug,
die es dem Zentrum unmöglich machen ſollten, ſich auf ein ge=
meinſames
Programm mit den Sozialdemokraten zu einigen.
Die kommenden Wochen werden ſicher eine wilde Hetze
wegender Fürſtenenteignung bringen, und wenn auch
von der Zentrale aus ſicherlich die Parole ausgegeben wird, den
Kampf gegen das Eigentum auf die Fürſten zu beſchränken, die
Agitatoren im Lande draußen werden nicht davor zurückſchrecken,
den Entrechteten klarzumachen, daß auch die Kirchen auf gewal=
tigen
Vermögen ſitzen, daß alſo die Kirchen an die Reihe kommen
müſſen, wenn die Fürſten enteignet ſind. Das iſt ja gerade das
Gefährliche an dieſem Kampfe, daß er die Leidenſchaften hoch=
peitſcht
und ſeine Wirkungen nicht verſchwinden, wenn auch die
Entſcheidung ſchon gefallen iſt. Sollte die Sozialdemokratie die
Schlacht am 20. Juni verlieren, dann kann ſie den Uebergang von
der Enteignung zur Abſimmung ſchon mit Rückſicht auf ihre
Anhänger nicht ſehr ſchnell finden. Selbſt wenn aber in lang=
wierigen
Verhandlungen das ganze Thema bereinigt werden
ſollte, bleibt immer noch der Flaggenſtreit. Man kann
eine Kommiſſion einſetzen, man kann die Heraldiker mobil machen,
man kann alle möglichen Kompromißvorſchläge vorbringen, man
wird aber keine Löſung finden eine die der Deut=
ſchen
Volkspartei und den Sozialdemokraten
zugleich genehmwäre. Solange alſo die Kommiſſion über
der neuen Flagge tagt, das wird vorausſichtlich mehrere Monate
ſein, iſt an ein Zuſammengehen zwiſchen den Flü=
gelparteien
der Großen Koglition nicht zu
denken.
Inzwiſchen wird aber durch den Eintritt Deutſch=
lands
in den Völkerbund der deutſchnationale Zorn über
die Locarnoverträge ſich gelegt haben, und im Herbſt könn=
ten
dann die Verhandlungen über die Bildung
einer Mehrheitsregierung unter gleicher Kräf=
teverteilung
nach rechts und links geführt werden.
Aus ſachlichen, nicht aus politiſchen Gründen glauben wir nach
wie vor, daß die Löſung nur durch eine Koalition
der bürgerlichen Parteien gefunden werden kann, die
aber deswegen keinesfalls eine Kampfſtellung gegen die Sozial=
demokraten
einzunehmen braucht.
Die Sonderſteuer
des heſſiſchen Finanzminiſters.
Der Heſſiſche Wirtſchafts= und Ordnungs=
block
ſchreibt uns:
Es hat geraume Zeit gedauert, bis die ſonſt ſo geſprächigen
Preſſeſtellen der heſſiſchen Regierung zu der Veröffentlichung
über die heſſiſche Sonderſteuer ſich äußern konnten. Man durfte
geſpannt ſein, wie der heſſiſche Finanzminiſter unſere eingehen=
den
Darlegungen, über die beſondere Höhe dieſer Steuer in
Heſſen, über den geringen Anteil des Wohnungsbaues an der
Steuer und ferner über die Frage, daß der heſſiſche Finanz=
miniſter
ſich zu Unrecht hinter reichsgeſetzliche Vorſchriften ver=
ſchanzt
hat, beantworten würde. Die Antwort liegt nun vor und
iſt dürftig genug ausgefallen. Es genügt, darauf hinzuweiſen,
daß der heſſiſche Staat tatſächlich die Höhe der Sonderſteuer und
ihren Anteil für die Deckung des allgemeinen Finanzbedarfs,
alſo nicht für den Wohnungsbau, bis an die oberſte zuläſſige
Grenze des Reichsgeſetzes geſchraubt hat. Es iſt neulich bereits
von anderer Stelle in der Preſſe wiederholt dargelegt worden,
daß dieſer Ausſchöpfung der letzten Möglichkeiten aus der Son=
derſteuer
gegenüberſteht eine Vernachläſſigung aller derjenigen
reichsgeſetzlichen Beſtimmungen, die wirkliche Steuermilderungen
für die Steuerzahler mit ſich bringen würden. Die geſetzlich
vorgeſchriebenen Nachläſſe für die Steuerzahler ſind in Heſſen
nur in einem Bruchteile des von dem Reichsgeſetz vorgeſehenen
Umfange tatſächlich durchgeführt worden. Und das alles hat der
Finanzminiſter unter Umgehung des üblichen geſetzgeberiſchen
Weges durch Verordnung dekretiert.
Das Schönſte leiſtet ſich aber die Preſſeſtelle der Regierung
mit ihrer ſtatiſtiſchen Gegenüberſtellung der Steuerzahlungen in
Preußen, Sachſen, Thüringen und Württemberg. Ganz verſteckt
wird zu dieſer Gegenüberſtellung bemerkt, es ſeien amtliche
Zahlen, die vorausſichtlich vom 1. Juli ab Wirkſamkeit
erlangen! Nur dem aufmerkſamen Leſer wird klar werden,
daß alſo die Vergleichsziffern des Finanzminiſters für den
Steuerzahler im Augenblick jeglichen Wertes entbehren. Denn
es handelt ſich um Vorſchläge, die vom 1. Juli ab gedacht ſind
und von denen man heute überhaupt noch nicht weiß, ob ſie
jrmals Geſetzeskraft erlangen werden. Die von uns gegebenen
Ziffern dagegen entſprechen den augenblicklichen tatſächlichen Ver=
hältniſſen
. Sie zeigen dem heſſiſchen Steuerzahler genau, was
von ihm verlangt wird und was im Vergleich dazu in anderen
Staaten, insbeſondere aber in den Staaten mit ſozialiſtenfreier
Regierung, gefordert wird. Dieſes Bild iſt ſo ungünſtig und ver=
nichtend
für die heſſiſche Finanzpolitik, daß auch langatmige
Erklärungen des Preſſeamtes daran nichts ändern können.

Keine Stimme für die Enteignung

Die bürgerlichen Parteien enthalten ſich der Stimme
bei der Abſtimmung über die Fürſtenenteignung.

Als erſte der großen Parteien hat das Zentrum ſeine
Parole fürden Volksentſcheid am 20. Juni heraus=
gegeben
und unter eingehender Begründung ſeinen Wählern ge=
raten
, ſich der Stimme zu enthalten. Aehnlich werden
vermutlich auch die anderen bürgerlichen Parteien verfahren.
Die Deutſchnationalen entſcheiden ſich dieſer Tage. Sie ſchei=
nen
aber noch einen Schritt weitergehen zu wollen, weil ſie
was für die Lage kennzeichnend iſt einen ſtarken Terror von
links her befürchten. Sie wollen deshalb denjenigen ihrer Mit=
glieder
, die unter ſozialdemokratiſchem Druck oder aus Angſt vor
dem Boykott gezwungen werden, ihre Stimme abzugeben, raten,
einfach den Zettel abzugeben, ohne das Ja oder Nein anzuzeich=
nen
. Solche Blätter wären an ſich ungültig; da aber die Abſtim=
mung
geheim iſt, würde daraus auch unter ſchärfſter ſozialdemo=
kratiſch
=kommuniſtiſcher Kontrolle ein Nachteil niemand entſtehen
können.
Die Parole der Deuiſchen Volkspartei: Keine
Beteiligung am Volksentſcheid.
Die Nationalliberale Korreſpondenz veröffentlicht einen
Aufruf des Reichsausſchuſſes der Deutſchen Volkspartei zur
Fürſtenabfindung, in dem darauf hingewieſen wird, daß die ent=
ſchädigungsloſe
Enteignung gegen Moral, Recht und Verfaſſung
verſtoße. Der Aufruf verweiſt auf die Mitarbeit der Partei zur
geſetzlichen Regelung dieſer Frage. Die Deutſche Volkspartei
werde mit allen Kräften dafür eintreten, daß die Vorlage der
Reichsregierung, der die preußiſche Regierung im Reichsrat zu=
geſtimmt
habe, Geſetz wird. Der Aufruf ſchließt: Die Deutſche
Volkspartei fordert ihre Anhänger im Lande auf, das Volk über
die drohende Gefahr aufzuklären und der Verhetzung entgegen=
zutreten
. Unſere Parole lautet: Keine Beteiligung am
Volksentſcheid. Jeder bleibe am 20. Juni der
Abſtimmungfern. Die Zuſtimmung zu dem komniſtiſchen
Geſetzentwurf iſt mit den Grundſätzen der Deutſchen Volkspartei
unvereinbar.
Um die Rückwirkungen. Neue deutſche
Demarche in Paris und London geplant.
* Berlin, 20. Mai. (Priv.=Tel.)
Es iſt ſeit einiger Zeit betreffs der in Locarno zugeſagten Rück=
wirkungen
ziemlich ſtill geworden. Vor allen Dingen hat die
franzöſiſche Regierung ſich unter dem Druck der franzöſiſchen
Militärs ziemlich ſchwerhörig gezeigt, auch den ſehr nachdrücklich
geltend gemachten deutſchen Wünſchen gegenüber, die eine Ver=
minderung
der Truppen verlangten, auf Grund der Zuſagen, die
uns Briand ſeinerzeit gemacht hat, daß im beſetzten Gebiet die
Truppenzahl auf den etat normal, d. h. auf den deutſchen
Friedensſtand ermäßigt würden. Die deutſche Regierung
plant jetzt, wie man in politiſchen Kreiſen erzählt, unmittelbar
nach Pfingſten eine neue Demarche in Paris und Lon=
don
, um auf die Folgen hinzuweiſen, die auch ſchon ſtimmungs=
mäßig
in Deutſchland gegenüber dem Völkerbund entſtehen wür=
den
, falls nicht bald eine fühlbare Erleichterung des gegenwär=
tigen
Druckes eintritt.
Wer wird deutſcher Geſandter in Wien?
Um die Neubeſetzung des durch den Tod des Geſandten
Pfeiffer freigewordenen Poſtens in Wien iſt ein heißes Wett=
rennen
entſtanden. Auf der einen Seite ſteht die zünftige Diplo=
matie
, die ihre Anſprüche geltend macht, weil ſie ſich durch das
dauernde Hineinſchieben von Außenſeitern in ihren Rechten be=
nochteiligt
glaubt, auf der anderen Seite aber wird gerade von
Zentrumsſeite aus entſcheidendes Gewicht darauf gelegt, daß
nach Wien ein Katholik geſchickt wird, der auch parlamentariſche
Beziehungen hat. Wie dieſer Kampf ausgehen wird, läßt ſich
noch nicht überſehen. Man erfährt, daß auf der Bewerberliſte
nicht weniger als 22 Namen ſtehen. In erſter Linie kommt zur=
zeit
in Frage der ehemalige bayeriſche Miniſterpräſident Graf
Lerchenfeld, der auch als Nachfolger Dr. Luthers genannt wurde,
und der deutſche Generalkonſul in Amſterdam Prinz Hatzfeld.

Infanteriſt Scholz.
Volksvergiftung. Klaſſenverhetzung.
Bolſchewiſtiſche Hetztätigkeit in Deutſchland.
Die Ruſſen laſſen zurzeit nicht nur einen hiſtoriſchen Film
in Deutſchland laufen, ſondern neben ihrem berüchtigten Pan=
zerkreuzer
Potemkin noch eine ganze Reihe anderer bolſche=
wiſtiſcher
Hetzfilme, die zumeiſt aus Oeſterreich eingeführt wer=
den
und unter öſterreichiſcher Firmenbezeichnung gehen, denen
aber ſofort anzumerken iſt, daß ſie ſämtlich in Rußland oder für
bolſchewiſtiſche Ziele hergeſtellt worden ſind. Selbſtverſtändlich
ſind es Machwerke reinſter kommuniſtiſch= bolſche=
wiſtiſcher
Tendenz. Es ſeien hier einige genannt: Freies
Volk, Sein Mahnruf Lenins Tod, Das Wunder des Sol=
daten
Iwan, Hunger in Deutſchland uſw. Nicht weniger als
16 ſolcher Filme ſind zur Durchſeuchung des deutſchen
Volkes mit bolſchewiſtiſchen Ideen hergeſtellt wor=
den
. Der neueſte trägt den Titel Infanteriſt Scholz und kann
als Höchſtleiſtung bolſchewiſtiſcher Hetztätigkeit in Deutſchland
angeſehen werden. Das Filmwerk gruppiert ſich um einem
Munitionsfabrikanten und einen Arbeiter namens Scholz. Er=
ſterer
iſt die Ausgeburt des Kapitaliſten marxiſtiſch= bolſche=
wiſtiſcher
Prägung, während letzterer alles durch den Krieg ver=
liert
, ſelbſt das Augenlicht, der ſich dann während der kommu=
niſtiſch
=bolſchewiſtiſchen Revolution in Deutſchland an die Spitze
der Aufſtändiſchen ſtellt und der natürlich von der Reichs=
wvehr
erſchoſſen wird, die ſich was ebenfalls wieder beſonders
herausgearbeitet iſt nicht im geringſten um das fünfjährige
Kind des erſchoſſenen Aufrührers kümmert. Wir haben es hier
mit einer Klaſſenverhetzung zu tun, die durch nichts mehr über=
boten
werden kann. Das alles ſpielt ſich unter den
Augen der Behörden ab, die anſcheinend jeden Blick für
die revolutionäre Tendenz dieſer Filme verloren haben und an=
ſcheinend
auf dem Standpunkt ſtehen, daß auch der Infanteriſt
Scholz ein hiſtoriſcher Film iſt.
Die Wühlarbeit der Unabhängigen.
* Berlin, 20. Mai. (Priv.=Tel.)
Im Unterſuchungsausſchuß des Reichstages zur Erforſchung
der Urſachen des Zuſammenbruches 1918, der ſchon ſeit ſechs
Jahren mit mehr oder weniger großen Unterbrechungen tagt, ift
es in den letzten Tagen recht intereſſant geweſen. Wie noch er=
innerlich
hatte der Sozialdemokrat Dittmann einen eingehenden
Bericht erſtattet, den er gleichzeitig auch als Propagandaſchrift
verwerten ließ und worin er eine ſehr einſeitige Darſtellung über
den Grund der Marinemeuterei 1917 gab. Der deutſchvolkspartei=
liche
Abgeordnete Brüninghaus hat in einer zweitägigen Sitzung
ſehr eingehend erwidert und Dittmanns Vorwürfe treffend wider=
begt
. Wes Geiſtes Kind Herr Dittmann iſt, dafür nur ein Zitat
aus dem gewiß unverdächtigen Vorwärts, der Herrn Dittmann
beſcheinigt, daß ſeine beſchworenen Ausſagen im Ledebourprozeß
über die Tätigkeit der Unabhängigen in der Regierung in ſchrof=
fem
Widerſpruch ſtehen mit dem, was derſelbe Herr Dittmann
als Referent der Reichsregierung auf dem Ratskongreß ausge=
führt
hat. Herr Dittmann hat nun am Mittwoch verſucht, die
Beweisführung des Abg. Brüninghaus zu widerlegen. Gelungen
iſt ihm das nicht. Seine Anklage, daß die Meuterei zurückzuführen
wäre auf ſchlechte Ernährung, iſt kläglich zuſammengebrochen.
Beſtehen bleibt, daß die Unabhängigen ſyſtematiſch Vertrauens=
männer
in der Marine geſucht und dadurch darauf hingearbeitet
haben, auch von hier aus den Kriegswillen Deutſchlands zu unter=
graben
.
Unbelehrbar.
* Berlin, 20. Mai. (Priv.=Tel.)
Der demokratiſche Parteivorſtand, der am Donnerstag in
Berlin tagte, hat einen Entſchluß herausgehen laſſen, worin er
noch einmal dem Reichskanzler Dr. Luther die Schuld für den
Konflikt zuſchiebt und dem Parteivorſitzenden wie der Fraktion
für die kraftvolle und unbeirrbare Führung ſeinen Dank aus=
ſpricht
. Das iſt ſehr billig, zumal wenn man dagegenhält, daß
die Demokraten ja tatſächlich dieſelbe Flaggenverordnung, um
die ſie Herrn Luther ſtürzten, als Grundlage der Regierung
Marx anerkannten und damit zugegeben haben, daß ihre ganze
Aktion ebenſo überflüſſig wie übereilt war.

4 Der Fünfzigſte.
Wie unbeſtimmt iſt dieſe Ueberſchrift! Iſt das 50. Mitglied
gemeint, das ein neuer Verein beſonders freudig willkommen
heißt, oder die 50. Wiederkehr eines Hochzeitstages oder eines
anderen Dienſtanfangs, oder die Fünfzigjährung eines Vorgangs
der Weltgeſchichte? Nein, wir haben es hier mit dem 50. Tage
innerhalb eines einzigen Jahres zu tun. Zweimal gibt im chriſt=
lichen
Kalender dieſe Zahl einem Sonntage den Namen: das
lateiniſche Zahlwort Q uinquageſimä führt der 50. Tag vor
Oſtern, und unſer Wort Pfingſten bedeutet zunächſt auch nur
den 50., nämlich den 50. Tag nach Oſtern.
Welchen Wandel hat das Wort Fünfzigſte erlebt, bis es zur
Form Pfingſten gelangt iſt? Die Antwort lautet: Gar keinen!
Denn das zweite Wort iſt nicht aus dem erſten hervorgegangen.
An und für ſich wäre es ſchon möglich, daß ein Wort ſich ſo än=
derte
. Wenn aus Schümendenwag (d. h. ſchäumenden Woog)
Schönmattenwag entſtanden iſt, aus Baumgartsviertel über
Bangertsviertel ſchließlich Pankratiusviertel, oder wenn Pala=
tium
zu Pfalz geworden iſt, Kienföhre zu Kiefer, dann könnte
man auch jenes glauben. Indes iſt Pfingſten aus dem griechi=
ſchen
Zahlworte pentekoſte hervorgegangen, das weiter
gar nichts heißt als: der Fünfzigſte.
Schon früh muß dieſer beſcheidene Name für den Tag der
Gründung der erſten Chriſtengemeinde weit verbreitet geweſen
ſein; denn als der weſtgotiſche Biſchof Wulfila im 4. Jahr=
hundert
ſeinem Volke die Bibel gab, bemühte er ſich nicht, vom
gotiſchen Worte für fünfzig, von fimftigjus, eine Ableitung zu
ſchaffen; er übernahm einfach Pentekoſte faſt unverändert. Von
den Goten gelangte es zu weſtlicher wohnenden Germanen. Aber
hier mußte es ſich eine durchgreifende Wandlung gefallen laſſen,
während im franzöſiſchen Pentecote die Urform beinahe un=
verſehrt
geblieben iſt. Zunächſt nahm ihm der Deutſche die grie=
chiſche
Endbetonung und legte den Nachdruck um drei Silben
vor. Das hatte natürlich zur Folge, daß die letzten Teile gekürzt
wurden, und ſo ſchwächte ſich auch das o und verſchwand ſchließ=
lich
. Nur wenig hat der Deutſche die Mitlaute angetaſtet, die
überhaupt dem feſten Knochengerüſte gleichen, während die Selbſt=
laute
das nachgiebige Fleiſch ſind. Der Uebergang von p zu pf
hat ſich ſtreng nach der bewundernswerten Regel vollzogen, die
wir die hochdeutſche Lautſchiebung nennen. Weil man
dieſe ſeltſame Erſcheinung, die Tauſenden deutſcher Wörter ein
beſonderes Gepräge gegeben hat, der Zeit der Völkerwanderung
zuweiſen muß, ſo kann jener griechiſche Ausdruck nicht ſpäter zu
uns gekommen ſein. Wäre er nach vollzogener Schiebung be=

kannt geworden, ſo hätte er das einfache p bewahrt. Und wäre
er erſt zur Humaniſtenzeit oder noch ſpäter eingedrungen, ſo
trüge er noch heute ſein fremdes Ausſehen; denn ſeit 400 Jahren
ſind wir beinahe unfähig, Fremdwörter einzudeut=
ſchen
. Unſere wackeren Altvordern machten aus Diabolus Teu=
fel
, aus Epiſkopus Biſchof, Spikarium ward Speicher, Trajek=
torium
Trichter. So hat man Hunderte fremder Wörter derart
umgeſtaltet, daß ſie unſerer Sprache nun völlig angepaßt ſind.
Dagegen tragen die ſpäter von den Gelehrten eingeführten aus=
ländiſchen
Wörter noch heute ihre Undeutſchheit zur Schau, z. B.
direkt, intereſſant, Gouverneur, Prinzip, Pſychologie, Identität,
Milieu, Parallelismus, Expedition. Durch ihren fremden Klang
fallen ſie ſofort auf und ſtören dadurch das ſchöne Ebenmaß deut=
ſcher
Rede. Dabei beſteht nicht die mindeſte Ausſicht, daß ſie all=
mählich
unſerer Art angeglichen werden könnten. Wenn der
ſchlichte Mann etwa Muſik deutſch betont, alſo auf erſter Silbe,
ſo wird er belächelt; die fremdſprachige höhere Bildung ſiegt
über den geſunden Aneignungstrieb. Darum bleiben uns die
allermeiſten Fremdwörter wie Bleiklumpen im Magen liegen,
ohne daß wir ſie verdauen. Unſere Vorfahren waren kühner und
ſtärker. Unbefangen wollten ſie ſprechen, wie ihnen der Schnabel
gewachſen war. Ihnen war die lebendige Sprache noch nicht eine
papierene Schreibe‟. Sie ſchraken nicht davor zurück, ein Wort,
das keine deutſche Geſtalt beſaß, ſo lange zu kneten, bis es hei=
miſches
Gepräge hatte. Als Klang trat damals das Wort durchs
Ohr in den deutſchen Geiſt; der deutſche Mund, der es wieder
ausſprcch, gab ihm deutſche Form. Auf dieſe Art iſt aus Pente=
koſte
unſer Pfingſten geworden, und dieſer Name klingt nun ſo
deutſch wie Oſtern und Weihnachten und weckt eine Fülle an=
genehmer
Vorſtellungen, und iſt doch bei Licht beſehen ein ganz
Pickert.
nüchternes, inhaltsarmes Ordnungszahlwort!

3. Kammermuſik=Abend
des Schnurrbuſch=Quartetts.
L. Spohrs einſt ſo berühmtes Nonett op. 31 wirkt auch noch
heute; von den Zeitgenoſſen bewundert, erfüllt ſeine Form=
beherrſchung
, ſein gedanklicher Inhalt, Zeichnung und Farbe
auch heute noch mit Reſpekt; der Wechſel zwiſchen dem Holz=
und dem Streichquartett, meiſterlich gemiſcht für damalige
Begriffe bietet reizvollen Klang und Abwechſlung genug, um
auch uns noch das Werk mit Jutereſſe nicht nur hiſtoriſchem
hören zu laſſen; zudem ſpielten Schnurrbuſch, Horn und
Klammer und die Herren Geißler (Flöte), Heynau

(Klarinette), Münch (Oboe), Wiſchert (Fagott), Jaud
(Horn) und Fricke (Kontrabaß) mit außerordentlich rhyth=
miſcher
Präziſion und Klarheit und wurden daher mit freund=
lichſtem
Beifall für ſich und das Werk bedacht. Vielleicht wäre
der Eindruck bei größerer innerer Gegenſätzlichkeit der Vortrags=
folge
noch nachhaltiger geweſen. So aber waren alle drei Dar=
bietungen
: auch das Streichquartett As=Dur op. 105 von Dvorak
und ein Streichquartett D=Dur von dem in Auerbach lebenden
Julius Klags auf den gleichen Grundton liebenswürdigen, un=
problemigen
Muſizierens geſtimmt, dem ſchließlich eine gewiſſe
Eintönigkeit folgen mußte. Die Kompoſition von J. Klaas iſt
die Arbeit eines weichen, lyriſchen Talentes, deſſen Muſik im
Gewande gefälliger Form und Vertrautheit mit dem Kammer=
muſikſtil
wohl zu feſſeln vermag; das gilt beſonders von dem
pikanten Scherzo und dem munter fließenden Schlußrondo.
Mit der ihm eigenen gediegenen Gewiſſenhaftigkeit führte
das Schnurrbuſch=Quartett das Werk aus; lebhafter Beifall
dankte ihm für ſein Sich=Einſetzen für einen unbekannten Autor
und rief auch den ſympathiſch=beſcheidenen Komponiſten heraus. O.

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Verlag, Leipzig. 1,80 Mark.
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lag
, Leipzig. 1,80 Mark.
Johannes Wolf: Sing= und Spielmuſik aus älterer Zeit. Quelle und
Meher, Verlag, Leipzig. 1,80 Mark.
Karl W. Verhoeff: Seltſame Entdeckungsfahrten der Ameiſen Emſe und
Fleiß und ihre Folgen. Quelle u. Meher, Verlag, Leipzig. 6 Mark.
E. Hoffmann=Krayer: Geſchichte des deutſchen Stils in Einzelbildern.
Quelle u. Meher, Verlag, Leipzig. 6 Mark.
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3 Mk., 4. Mk.
W. Liepmann, Weltſchöpfung und Weltanſchauung. Quelle u. Meher,
Verlag, Leipzig. 4,60, 6 Mark.
Prof. Dr. W. F. Bruck: Das Ausbildungsproblem des Beamten in Ver=
waltung
und Wirtſchaft. Quelle u. Meher, Verlag, Leipzia. 2,20 Mk.
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Oldenburg.
Niels Bukh: Gymnaſtik im Bild. Gerhard Stalling, Sportverlag, Olden=
burg
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Rudolf von Laban: Gymnaſtik im Tanz. Gerhard Stalling, Sportverlag,
Oldenburg
Dr. Käthe Schirmacher: Von Mann und Weib. Verlag G. Braun,
Karlsruhe, 80 Pf.

[ ][  ][ ]

Geite,4
Die Nöte der Türkei.
Um Moſſul.Die Bedrohung Kleinaſiens durch Italien.
Die Erneuerung der Dardanellenfrage.
Von unſerem Korreſpondenten.
C. M. P. London, 20. Mai.
Die Verhandlungen des Sir Ronald Lindſay über die Moſſul=
frage
hatten bis zum Vorabend des hieſigen Generalſtreiks er=
freuliche
Fortſchritte gemacht. Die Haltung der türkiſchen Regie=
rung
war durch die klaren Darlegungen des Sir Nonald über
den Einfluß der Regelung der Moſſulfrage auch auf größere
Probleme unbedingt günſtig beeinflußt worden. Mit Beginn des
Generalſtreiks änderte ſich das plötzlich. Es war da zwar kein
Umſchwenken, aber plötzlich ein Ausweichen, ein Zögern, wahr=
ſcheinlich
durch übertriebene Nachrichten aus London veranlaßt,
zu verzeichnen. Vielleicht hatte man den anti=konſtitutionellen
Charakter des Kampfes richtig erfaßt, aber nicht die Stärke der
nationalen Gegenſtrömung, welche die Stellung der britiſchen
Regierung zu einer ganz uneinnehmbaren machte. Vielleicht!
Auf alle Fälle tat Sir Ronald das einzig Richtige: er kehrte nach
Konſtantinopel zurück. Selbſtverſtändlich machte das tiefen Ein=
druck
. Die abſolute Klärung der hieſigen Sachlage tat das
übrige. Jedenfalls haben die Verhandlungen wieder ihren Fort=
gang
genommen und ſich erneut hoffnungsvoll geſtaltet. Immer=
hin
ein bemerkenswerter und für die Trübungen in Angora
charakteriſtiſcher Zwiſchenfall.
Die Türkei hat aber noch andere große Nöte. Daß der Herr
Diktator Muſſolini unter ſeinen Anhängern mit ſeiner Rhetorik
über die Zukunft eines italieniſchen Kolonialreiches Schule macht,
iſt kaum verwunderlich, und um ſo weniger bei Männern, denen
er wichtige Außenpoſten anvertraut hat. So hat auch der ita=
lieniſche
Gouverneur von Rhodos halb aus der Schule geplau=
dert
, halb ſeinem natürlichen Beſtreben Folge gegeben, ſeinem
hohen Chef wohlgefällige Vorarbeit zu leiſten, als er kürzlich
die etwas kühne Behauptung aufſtellte, daß Kleinaſien italieniſche
Koloniſten bewillkommnen würde. Daß dies in Angora falſch
oder eigentlich ganz richtig aufgefaßt wurde, war eine natürliche
Folge, und wieder ſetzte eine rege, faſt fieberhafte Tätigkeit an
den Dardanellen=Ufern ein, um unwillkommene Gäſte gebührend
zu empfangen. Gleichzeitig wurde aber von der Engen= Kommiſ=
ſion
eine Ausarbeitung genauer Beſtimmungen darüber gefor=
dert
, welchen Gattungen von Kriegsſchiffen aller Nationen ge=
ſtattet
werden könnte, die Engen zu paſſieren. Bei der Ausarbei=
tungen
des Vertrages von Lauſanne iſt man ſeinerzeit ſorglich
um den heißen Brei herumgegangen. Das böſe Italien drückt

Freitag, den 21. Mai 1926
Angora wie ein Alp, denn das Fundament der neuen Türkei
und aller ſeiner Zukunftspläne iſt doch ein abſolut türkiſches
Kleinaſien.
Die Freundſchaft zwiſchen den beiden Diktatoren am Joniſchen
und Adriatiſchen Meer iſt in ſo mancher Beziehung etwas unan=
genehm
, wennſchon man hier auch an eine baldige Betätigung
des Dranges nach Oſten bei beiden noch nicht glaubt. Pangalos
hat für die britiſche Flottenmiſſion und die franzöſiſche Armee=
miſſion
die Kontrakte gekündigt. Italien iſt in immer ſteigendem
Maße der Lieferant militäriſcher Rüſtung aller Art für die grie=
chiſche
Wehrkraft geworden, ein ſehr erfolgreicher Konkurrend
für Englands wie Frankreichs Schwer=Induſtrien. Es wäre von
Seiten des Generals Pangalos nur logiſch, wenn er ſeinen
Freund auch darum bitten würde, ihm tüchtige Männer zur Lehre
der Verwendung dieſer italieniſchen Produkte zu leihen.
Achtung Albanien!
Der italieniſche Ueberfall. Wie man Politik macht.
Von unſerem L.=Korreſpondenten.
Mailand, 20. Mai.
Ueber Wien iſt in die deutſche Preſſe die Meldung gelangt,
daß italieniſche Banden auf Motorbooten, aus der Richtung von
Brindiſi kommend, an der albaniſchen Küſte gelandet ſind und
ſich ins Innere geſchlagen haben. Die albaniſche Regierung be=
wahre
zunächſt noch Stillſchweigen über dieſes Ereignis, doch
ſeien Regierungstruppen auf dem Wege, um gegen dieſe Banden
in der Nähe von Tirana vorzugehen. Selbſtverſtändlich läßt ſich
von Italien aus, von Nom oder Mailand aus, zu dieſer Mel=
dung
nichts ſagen. Man wird hier erſt dann etwas von den
Vorgängen in Albanien falls ſie ſich bewahrheiten erfahren,
wenn das Ausland ſchon längſt davon weiß und wenn ſie den
Zweck erfüllt haben, dem ſie zweifellos dienen ſollen. Wenn der
Bandeneinfall nach Albanien Tatſache iſt (die Wahrſcheinlichkeit
iſt nicht gering), ſo handelt es ſich mit ziemlicher Sicherheit um
eine beſtellte Arbeit, die den Auftakt zu einer größeren italieni=
ſchen
Aktion in Albanien bilden ſoll. Im Friedensvertrag mit
Oeſterreich und in einem ſpäteren interalliierten Abkommen hat
(wenn das Gedächtnis nicht täuſcht) Italien das Recht zuge=
ſprochen
erhalten, in Albanien, wenn es nötig wird, die Polizei=
gewalt
auszuüben. Da im Augenblick dieſer Niederſchrift die
notwendigen Vertragstexte und Anterlagen nicht zur Hand ſind,
kann hier nur der Erinnerung nach auf dieſe Seite des alba=
niſchen
Konflikts hingewieſen werden. Dazu wäre ferner die
Erklärung Englands, Frankreichs, Italiens und Japans vom
November 1921 zu berückſichtigen, in der Italien für den Fall

Nummer 140
einer territorialen Verletzung Albaniens mit der Wiederherſtel=
lung
der territorialen Grenzen dieſes Landes beauftragt wird.
Unter dieſen Umſtänden würde Italien, wenn es auf Grund
von Verträgen die Polizeigewalt in Albanien ausübt (um die
Banden, die es ſelbſt erſt hat einbrechen laſſen, zu beſtrafen),
ein vom Völkerbund nicht anfechtbares Recht haben, ſeine Hand
jetzt de lacto auf Albanien zu legen.
Deshalb: Achtung, Albanien!
London und die Genfer Rats=
Konferenz.
Von unſerem Korreſpondenten.
C. M. P. London, 20. Mai.
Geſtern hat die Konferenz der Kommiſſion über die Reorga=
niſation
des Völkerbundsrates geſchloſſen. Im Ganzen iſt man
hier mit dem Ergebnis zufrieden, d. h. in Kreiſen, die ſich zurzeit
überhaupt für dieſe Kommiſſionen intereſſieren, ihnen aber natür=
lich
kein zu großes Gewicht beimeſſen, da ihnen ja kein Entſchei=
dungsrecht
zuſteht. Die Hauptſache iſt, daß das Prinzip der Ein=
ſtimmigkeit
erneut anerkannt werden ſoll, und ebenſo, daß die
Anträge des Viscount Cecil über den Status und die Wahl der
nichtpermanenten Mitglieder durchgegangen ſind. Daß ſich Spa=
nien
und Braſilien nicht beteiligten, konnte kaum überraſchen.
Von Argentinien namentlich, aber auch von Uruguay hatte man
eigentlich eine andere Haltung erwartet. Aber man iſt nicht ge=
neigt
, die Haltung der vier Intranſigenten tragiſch zu nehmen.
Man glaubt und hierin erkennt man einen Hauptnutzen der
Konferenz daß der Verlauf der Konferenz, die Geſamtſtim=
mung
der erdrückenden Mehrheit der Delegierten auf ſie nicht
ohne tiefen Eindruck geblieben ſind. Unter dieſen Eindrücken
werden ſie ſich hoffentlich die Hauptfragen noch einmal ruhiger
überlegen und mit ihnen ihre Regierungen.
Unter den Vorſchlägen befinden ſich zwei, welche die größte
Bedeutung erlangen könnten, und gegen dieſe richtete ſich be=
greiflicherweiſe
auch die Oppoſition der vier Delegierten. Die
eine Klauſel ſagt, daß neugewählte nichtpermanente Mitglieder
ihre Sitze ſofort nach ihrer Wahl einnehmen können, mit anderen
Worten, daß die betreffenden bisherigen Mitglieder ſofort ihre
Sitze räumen müſſen. Sodann ſollen die neuen Mitglieder ſchon
in der nächſten Verſammlung gewählt werden, mithin die alten
ausſcheiden. Es iſt daher leicht möglich, daß die jetzigen Intran=
ſigenten
, wenigſtens zwei von ihnen, hinausgewählt werden,
wenn ſie bis dahin nicht zur Ueberzeugung kommen, daß es für
die anzuſtrebenden Ziele unumgänglich erforderlich iſt, daß ſie
ihre Obſtruktionspolitik aufgeben.

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[ ][  ][ ]

Rmmer 440

Freitag, den 21. Mai 1926

Seite 5

Das Volksbegehren für Landtagsauflöſung.
Aus der Landeshauptſtadt.

Darmſtadt, 21. Mai.
Wie wird das Pfingſiwetter?
Im Vordergrund des Intereſſes ſteht für alle diejenigen, die wieder
einmal einige Tage ſich von den Strapazen des Alltags in der grünen
Natur erholen wollen, die brennende Frage, wie ſich das Pfingſtwve ter
geſtalten wird. Bis vor wenigen Tagen ſah man in dieſer Hinſickt noch
ſehr ſkeptiſch in die Zukunft. Die ſogenannten Eisheiligen und die
Tage vorher hatten uns eine für den Wonnemonat immerhin ungewöhn=
lich
rauhe Witterung gebracht und mancher Naturfreund ſah ſein Pfingſt=
programm
ſchon verregnet. Nun haben uns geſtern und heute die
Wettermacher eine angenehme Ueberraſchung gebracht: Sie prophezeien
uns für die bevorſtehenden Feiertage äußerſt gutes Wetter. Bei öſtlichen
bis ſüdlichen Winden ſollen wir warmes und trockenes Wetter bekommen,
und die Temperaturen ſollen ſogar noch etwa3 über normal anſteigen.
Von Regenfällen ſoll laut Wetterprognoſe der Pfingſtausflügler verſchont
bleiben. Alles in allem alſo angenehme Ausſichten und mancher, der
bisher noch ſchwankend war, wird wohl jetzt am Samstag oder Sonntag
ſein Ränzel packen und Pfingſten, das typiſche Frühlingsfeſt, in der
freien Natur feiern.
Techniſche Hochſchule Darmſtadt. Rektor und Senat der Techn.
Hochſchule Darmſtadt haben Herrn Calvin V. Riee in New York,
Seeretary of the 4meriean Societr ok Mechanieal Knginears in An=
erkennung
ſeiner hervorragenden techniſchen Leiſtungen und ſeiner Ver=
dienſte
um die Wiederherſtellung der Zuſammenarbeit deutſcher und
amerikaniſcher Ingenieure die Würde eines Doktor=Ingenieurs Ehren=
halber
verliehen.
Ernannt wurden die Oberzollſekretäre H. Hebelt. H. Rödel=
ſperger
, beide zu Darmſtadt, W. Witterſtädter zu Mainz, K. Willenküicher
zu Worms zu Zollinſpektoren mit Wirkung vom 1. März I. J.
Heſſiſches Landestheater. Am Pfingſtſonntag gelangt im
Großen Haus unter muſikaliſcher Leitung von Generalmuſikdirektor
Richard Lert, der das Werk bereits vor einigen Wochen mit großem
Erfolg leitete, Richard Wagners Parſifal zum Gedächtnis des
Geburtstages des Meiſters zur vorausſichtlich letzten diesjährigen Auf=
führung
. An dieſem Abend ſingt Heinrich Hölzlin zum erſten Male
die Partie des Gurnemanz. Am Montag, den 24. Mai, findet eine
Wiederholung von Mozarts Zauberflöte mit Marg. Albrecht
als Pamina, Walter Hagner als Saraſtro, Karl Ebert als Papageno und
Imre Aldori als Sprecher ſtatt. Muſkaliſche Leitung: Generalmuſik=
direktor
Joſeph Roſenſtock.
Im Kleinen Haus geht am Pfingſtſonntag Kotzebues erfolg=
reiches
Luſtſpiel Die deutſchen Kleinſtädter, am Pfingſt=
montag
Molieres Herr von Pourceaugnac in der Bearbei=
tung
von Otto Stockhauſen in Szene
Gemeinſames Artillerie=Denkmal. Man ſchreibt uns: Es wird verbände Frau Paula Mueller=Otfried, Führerin des Deutſch=
von
vielen Seiten begrüßt werden, daß ſich die beiden heſſiſchen Feld= Evangeliſchen Frauenbundes, kommt aus Hannover zu uns ſie
artillerie=Regimenter, das Mutterregiment Nr. 25 und das Tochter=
regiment
Nr. 61, entſchloſſen haben, das Andenken an ihre Vergangen= führt die Familie zur Erinnerung an den Großvater Otfried
heit und ihre Toten im Weltkrieg in einem gemeinſamen Denkmal zu
ehren. Der Entwurf des Ver Denkmals von Herrn Prof. Cauer iſt auch Müller, den berühmten Archäologen. Ver Paula Mueller kennt,
vom Verein ehem. 6ler Artilleriſten für das gemeinſame Ehrenmal an=
genommen
worden. Der heſſiſchen Artillerie und ihren Toten, ſo ſoll Worte uns Wege zeigen werden, wie evangeliſche Frauen mit=
die
Inſchrift auf dem Sockel des Denkmals lauten. Die Arbeiten zur
Herſtellung des Denkmals ſchreiten fort. Jeder, der einen ſichtbaren An= Wiederaufbau des Volkslebeus. Größer ſind die Ziele geworden,
teil an dem Denkmal der heſſiſchen Artillerie nehmen will, wird gebeten,
auf das Poſtſcheckonto Frankfurt a. M. 20 444, Denkmalskaſſe Feldart=
Regts, 2 bzw. Verein ehem. 6ler Artilleriſten, Poſtſcheckkonto Frank=
furt
a. M. 65 917 ein Scherflein einzuzahlen.
Rentnerbund, Ortsgruppe Darmſtadt. In der ſehr gut beſuchten
Mitgliederverſammlung erſtattete der Vorſitzende Bericht über den Stand
der Aufwertungsbewegung. An Hand von Preſſemeldungen aus allen
Teilen des Deutſchen Reiches wurde nachgewieſen, daß die Enteignung
deutſchen Volksvermögens leidenſchaftlichſte Ablehnung findet. Die Tat=
ſache
, daß die Reichsregierung das Volksbegehren für eine gerechte Auf= Redner ſind gewonnen Herr Prof. D. Heiler=Marburg und Herr Miſ=
vertung
durch eine neue Geſetzesvorlage erdroſſeln will, wurde mit Ent=
rüſtung
aufgenommen. Die Erbitterung, daß den betrogenen Sparern
die letzte Möglichkeit ihr Recht zu ſuchen, genommen wird, fängt an, ſich
kataſtrophal auszuwirken. Einen wichtigen Punkt der Tagesordnung
bildete der Bericht der Geſchäftsſtelle. Dieſe hat unter dem Titel Auf= trag Die wichtigſten Aufgaben des Heimatſchutzes
wertungs=Volksbegehren, im Anſchluß an die Veranſtaltung des Sparer= werden die Mitglieder des Heſſiſchen Bundes für Heimatſchutz ſowie alle
bundes im Saalbau nach Abſchluß der Einzeichnungen für den Zu= Freunde der Heimat und Natur nochmals hingewieſen.
laſſungsantrag für eine gerechte Aufwertung um der Volksſtimmung
Nechnung zu tragen, noch weitere Liſten aufgelegt. Dieſes Vorgehen, Reederei hat für Pfingſten einen beſonderen Fahrplan aufgeſtellt und
das den Zweck hat, dem Vorkämpfer Dr. Beſt, der mit unbeugſamem
rung zu unterſtützen, wurde mit Begeiſterung gutgeheißen. Die Probe= verhältniſſen angebaßt und iſt auch für die Benutzung der täglich vor=
abſtimmung
für eine gerechte Aufvertung hat in allen Bebölkerungs= mittags 7 und 930 Uhr ab Mainz fahrenden Schmelldampfer der Nieder=
ſchichten
eine überraſchend günſtige Aufnahme gefunden. Von keiner
Seite unterſtützt, aus den unzureichenden Mitteln einer kleinen Ver=
einskaſſe
beſtritten, hat ſie in einem Zeitraum von knapp 3 Wochen allein
in Darmſtadt bis jetzt über 6000 Stimmen gebracht. Die Anfragen aus
in Heſſen, darunter 2 größere Städte, Liſten aufgelegt ſind, die, ſoweit werke Kraftwagen, Krafträder und dergleichen geſperrt. Die
Nachrichten vorliegen, eine große Anzahl Stimmen aufweiſen. Das Vor=
poſten
=Gefecht der Geſchäftsſtelle für Aufwertung und Volksbegehren
hat den Boden für den eigentlichen Kampf um des Volkes Recht, der mit folgt über die neugebaute Straße TannenbaumGundernhauſen.
Unterſtützung aller an der Aufwertung beteiligten Organiſationen nun=
mehr
beginnen ſoll, gut vorbereitet. Zum Schluſſe wurden noch die Herrenfahrrad mit der Aufſchrift Exguiſit, Fabriknummer 1046 753 mit
Art, wie der Erlaß der Mietzinsſteuer neuerdings geregelt iſt., zur ſchwarzem Rahmenbau, ſchwarzen Felgen, ſchwarzen Schutzblechen, hoch=
Sprache gebracht, und der Vorſtand beauftragt, einen ſcharfen Proteſt
an die Stadtverwaltung zu richten. Insbeſondere ſoll gegen das lange
Anſtehen der Geſuchſteller Einſpruch erhoben werden.
Turngemeinde Beſſungen 1865 e. V. Darmſtadt, Wanderabteilung. Polizeiamt, Hügelſtraße 31/33, Zimmer 1, melden.
Die 3. Wanderung fand trotz des geuade nicht einladenden Wetters
wie immer ging es trotz des niedergehenden leichten Regens auf die fängnis abzüglich 2 Monate Unterſuchungshaft erhöht.
Fahrt. Beim Verlaſſen des Zuges in Schriesheim hörte es ja auf zu
regnen. In Schriesheim angekommn, ging es durch die Altſtadt nach
der Strahlenburg, wo eine 3a=ſüindige Frühſtücksraſt war, bei Radio=
vorträgen
. Bei dem Weitermarſch über den Oelberg nach dem Weißen=
ſtein
, kamen die Wanderer durch die ſtarke Bewölkung ganz um die herr=
liche
Ausſicht. Natürlich war auch die Beſteigung des Turmes auf dem
Weißenſtein nicht lohnend. Die eingelegte Mittagsraſt, bei guter Ver=
pflegung
, dauerte 1½ Stunden. Der weitere Weg führte an der Holder=
mannseiche
, Zollſtock, Heiligenberg mit Kloſterruine. Mickelsberg und
Bismarckſäule vorbei auf dem Philoſophenweg nach Heidelberg als End=
ziel
. Auf dieſem Weg wurden die Teilnehmer einigermaßen entſchädigt
durch wundervolle Ausblicke auf Heidelberg und Umgebung. In Heidel=
berg
ſelbſt war Einkehr in der Brauerei Ziegler, doch hatten die Turne=
rinnen
und Turner unterwegs bemerkt, daß am Neckar Fahrgelegenheit
war. Schmell wurde ſich geſtärkt und mit dem Motorboot Neckarauf= und
abwärts gefahren, für Landratten ein herrliches Vergnügen. Aber auch
hier galt wieder, wenn es am ſchönſten iſt, muß man aufhören, denn die
Heimfahrt war auf 6.05 Uhr feſtgeſetzt und mußte dem Mahnwort der
Führer wohl oder übel Folge geleiſtet werden. Wohlbehalten kamen
die Teilnehmer um 807 Uhr in Darmſtadt=Seid an und mußten ſich noch
in der Heimat, beim Verlaſſen des Zuges, eine gehörige Negentaufe ge=
fallen
laſſen. Die ſchöne Wanderung wird bei den Teilnehmern gewiß
in Erinnerung bleiben.
Lichtbilder=Vortrag. Am 25. Mai findet abends 8 Uhr
im Fürſtenſaal ein großer Aufklärungs=Lichtbildervortrag (150 Bilder)
über Schlacht und Grauen, die Werdeſtunde des deutſchen Mannes
Da die bereits angeſchlagenen Plakate aus Verſehen den Namen ihrer
Druckerei nicht trugen, wurden ſie am Dienstag nachmittag auf Befehl
des hieſigen Polizeiamtes überklebt. Da ein erneutes Ankleben wegen der
beſtehenden Schwierigkeiten in Frage geſtellt iſt, ſeien hier einige Punkte
des Vortrages angeführt. Aus dem erſten Teil: Der deutſche Soldat 1914
bis 1918; Front und Heimat; die Hölle von Verdun; imn Blutrauſch der
Sommeſchlacht: die Gemeinſchaft in Blut und Schlamm geſchweißt;
Offizier und Soldat; der Krieg als Verbrechen; der Krieg eine Not=
wendigkeit
: Pflichtbewußtſein, Zwang oder Begeiſterung: das Matyrium
des Frontſoldaten. Aus dem zuveiten Teil: Der deutſche Staatsbürger
1918 Monarchie oder Republik; Schwarz=wveiß=rot oder ſchwarz=rot=gold?
Die Reaktion; Vaterländiſche Verbände und Reichsbanner; Verleumdung,
das beliebte politiſche Kampfmittel; Heroismus oder Fanatismus? Ver=
antwortung
oder Geſinnungstüchtigkeit? Parteiſtaat oder Volksſtaat
Deutſchland und Frankreich Freundſchaftsverhältnis: Fihrertum und
Maſſenpſychoſe. Der Eintritt (30 Pf.) iſt ſo niedrig gehalten, daß jeder=
mann
dieſen äußerſt wichtigen Vortrag beſuchen kaun. Vorverkauf Ver=
kehrsbüro
. (Siehe Anzeige in der Sonntagsnummer dieſer Zeitung.)

Der Heſſiſche Wirtſchafts= und Ordnungs=
block
ſchreibt uns:
Das Volksbegehren für die Auflöſung des heſſiſchen Land=
richten
aus dem ganzen Lande beweiſen, den lebhafteſten An=
drei
Provinzen, aus Stadt und Land, wird übereinſtimmend
eingeſchriebene Mitglieder der Regierungs=
Partei, ſich in die Liſte für das Volksbegehren eingetragen
haben. Aus einzelnen Gemeinden liegen uns die Liſten bereits Behandlung ein Rückſtand von 133000 Mk. zu verzeichnen war. Der ſtel=
vor
. Aus ihnen ergibt ſich, daß in die Liſte ſich erheblich
mehr Wähler eingezeichnet haben, als bei den letzten Land=
tagswahlen
in den betreffenden Gemeinden Stimmen auf die
drei Rechtsparteien zuſammen entfielen. Das ſchwer geſchädigte
und durch die heſſiſche Finanzpolitik verbitterte Volk des Heſſen=
landes
iſt aufgewacht. Es hat erkannt, daß es ſein Schickſal in
der Hand hat. Niedergeſchlagenheit und Kleinmut herrſcht in Mk., für Krankenhauspflege 187 105 Mk., an Krankengeld 592 994 Mk.
den Reihen der Linksparteien und innerhalb der Regierung, die
nun einſehen müſſen, wie bitter ſich ihre kurzſichtige, parteipoli=
tiſch
eingeſtellte Führung des Staates an ihnen ſelbſt rächen muß.
Die Parteien des Wirtſchafts= und Ordnungsblockes werden nicht
erlahmen, ſondern die Arbeit durchführen, bis eine gründliche
Aenderung des heſſiſchen Regierungsſyſtems erreicht iſt.

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* Dritter Evangeliſcher Frauentag Deutſchlands. Die ſtell=
vertretende
Vorſitzende der Vereinigung Evangeliſcher Frauen=
iſt
in Hoya am 7. Juni 1865 geboren. Den Namen Otfried
und es kennen ſie viele in Darmſtadts Mauern, weiß, daß ihre
aubeiten können am wirtſchaftlichen ſozialen und nationalen
welche die harte Zeit den Frauen ſteckt. Es gilt jetzt nicht nur
Einzelnot lindern, ſondern die Quellen kennen lernen, aus denen
die Not kommt und helfen dieſelben zu verſchütten. Denn durch=
greifende
Hilfe kann nur gelingen, wenn der Einfluß des geſun=
den
Frauenempfindens in die Geſetzgebung hineingetragen wird.
Möge die gute Saat auf guten Boden fallen.
Die Heſſiſche Miffionskonferenz wird ihre diesjährige Haupt=
verſammlung
am Montag, den 14. Juni, in Darmſtadt abhalten. Als
ſionsinſpektor SteckNeuendettelsau.
Hefſiſcher Bund für Heimatſchutz. Auf den heute, nachmittags 6½
Uhr, im Hörſaal Nr. 326 der Techniſchen Hochſchule ſtattfindenden Vor=
Pfingſtverkehr auf dem Rhein. Die Niederländiſche Dampfſchiff=
finden
hiernach an den beiden Feiertagen Abfahrten ab Mainz tatwärts
Villen und gewohner Geiſtesſchärfe den Kampf um deutſches Recht er= vormittags 7. 8. 430 und 10 Uhr mit entſprechenden Rückfahrgelegen= land) am beſten eignet. Der neue Sender, der vorausſichtlich im Herbſt
neut aufnimmt, in dieſem ſchweren Waffengang gegen die Reichsvegie= heiten ſtatt. Die Fahrpreiſe der G=ſelſchaft ſind den heutigen Zeit= dieſes Jahres in Betrieb kommt, wird mit 60 Kw. Nöhrenleiſtung der
ländiſchen Dampfſchiff=Reederei kein Zuſchlag zu entrichten.
Straßenſperre. Die Kreisſtraße von Roßdorf nach Gun=
dernhauſen
iſt wegen Walzarbeiten von Dienstag, den 25. Mai
der Umgegend ſind ſo zahlreich eingelaufen, daß bereits an 27 Plätzen d. J., ab für einen Zeitraum von etwa zwei Wochen für Fuhr= von Darbietungen auf den neuen Sender möglich ſein.
Umleitung nach Gundernhauſen, Dieburg und Aſchaffenburg er=
Herrenloſes Fahrrad. In der Rheinſtraße ſtehen geblieben iſt ein
gebogener Lenkſtange mit ſchwarzen Gummigriffen und Torpedofreilauf.
Perſonen, die glauben. Auskunft über die Herkunft des Rades geben oder
ein Eigentumsrecht geltend machen zu können, wollen ſich auf dem hieſ.
programmäßig ſtatt. 44 Turnerinnen und Turner fanden ſich am Treff= ſtadt wegen Betrugs wurde auf die ſtaatsanwaltliche Berufung die abenteuer, die er gerne erleben möchte. Er kommt dadurch in die tollſten
punkt Südbahnhof ein, um 5.05 nach Weinheim abzudampfen. Fröhlich vom Bezirksſchöffengericht erkannte Strafe auf 1 Jahr 2 Monate Ge= Situationen, aber auch zu Geld. Im letzten Augenblick will man ihm

oder eine Reiſe unternehmen
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Ausgabe iſt bedeutend erweitert und
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Darmſtädter Tagblattes / In den
Buchhandlungen / Bahnhofsbuch=
handlungen
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und bei den Zeitungsverkäufern

Von der Ortskrankenkaſſe
wird uns geſchrieben: Der Ausſchuß der A. O. K. trat am vergangenen
Montag zu einer Sitzung zuſammen, um vor allem die Abrechnung für
das Jahr 1925 ſatzungsgemäß entgegenzunehmen. Die Sitzung wurde
geleitet von dem Vorſitzenden des Ausſchuſſes, Herrn Direktor M ay.
tags hat, wie jeden Tag in großer Zahl bei uns einlaufende Nach= Der Reviſionsbericht vom Ni. 1994 wurde zur Kenntnis des Ausſchuſſes
gebracht. Er wies weſentliche Beanſtandungen nicht auf. Ein intereſſames
klang in den weiteſten Maſſen des Volkes gefunden. Aus allen. Bild bot dahingegen die Abrechnung für das Jahr 1925. An Einnahmen
waren zu verzeichnen: Erträge aus Kapitalien 10 047 Mk. Beiträge der
Arbeitgeber und verſicherungspflichtigen Mitglieder 1 539 146 Mk., Bei=
berichtet
, daß keineswegs etwa nur die bisherigen Anhänger der träge der verſicherungsberechtigten Mitglieder 191 737 Mk. Vermögens=
drei
Rechtsparteien, ſondern weit darüber hinaus langjährige anlagen 40 014 Mk., aus ſonſtigen Einnahmen 118 193 Mk., zuſammen
1897 139 Mk. Dieſen Einnahmen ſtehen 1 787 740 Mk. Ausgaben gegen=
parteien
insbeſondere der Demokratiſchen über ſodaß ein Ueberſchuß von 109 399 Mk. verbleibt. Hier mutz aber
gleich hervorgehoben werden, daß noch am Jahresſchluß für ärztliche
vertretende Geſchäftsführer der Kaſſe. Herr Baßler, ging dann die ein=
zelnen
Pcſitionen der Ausgaben durch und gab namentlich bei den Aus=
gaben
für die Aerzte intereſſante Gegewüberſtellungen von 1914. 1924
und 1925. Im Jahre 1914 wurden für ärztliche Behandlung 132 473 Mk.
ausgegeben, 1924 351 924 Mk. 1925 450 820 Mk. Dabei betrug die Mit=
gliederzahl
in den gleichen Jahren 20 265, 25 953 und B 05. Aus den
einzelnen Poſitionen hob der Berichterſtatter noch folgendes hervor:
Für Zahnbehandlung wurden ausgegeben 84 554 Mk. für Arznei 171 583
an perſönlichen Verwaltungskoſten 142500 Mk., an ſachlichen Verwal=
tungskoſten
24 465 Mk.
Bei Beſprechung der Vermögensnachweiſung wies der Geſchäfts=
führer
auf die dort aufgeführten Beitragsrückſtände hin, die eine Höhe
von 120 000 Mk. am Jahresende aufwieſen, von denen allerdings 35000
Mk. bereits eingegangen und 56 000 Mk. ſichergeſtellt ſind. Nichtsdeſto=
weniger
, betonte der Geſcheftsführer, daß es unerläßlich ſei, für die Zu=
kunft
gegen ſäumige Zahler viel energiſcher vorzugehen. Das Phyſika=
liſche
Inſtitut der Ortskrankenkaſſe hat ſich gut entwickelt. Es hat eine
Einnahme von 92 007 Mk. zu verzeichnen.
Der Vorſitzende des Vorſtandes. Herr Knoblauch, wies darauf
hin, daß weitere Steigerungen unter keinen Umſtänden Platz greifen
können, und wenn der Preußiſche Landtag jetzt den Beſchluß gefaßt habe,
den Preußiſchen Wohlfahrtsminiſter zu erſuchen, den 2proz. Abſchlag
auf die Mindeſtſätze der Preußiſchen Gebührenordnung (die ja faſt für
das ganze deutſche Reich maßgebend ſind) aufzuheben, ſo können die
Krankenkaſſen dem nicht zuſtimmen, und zwar ſolange nicht, als ſich nicht
die Aerzte bereit finden, gemeinſam mit den Krankenkaſſen dafür zu
ſorgen, daß die Geſamtausgaben nicht höher ſteigen.
Herr Dr. Happich brachte zum Ausdruck, daß die Kaſſenärzre=
organiſation
immer dafür eintrete, daß den Kaſſenmitgliedern eine gute
Behandlung unter Schonung der Kaſſenfinanzen zuteil werde. Er dankte
namentlich dem Vorſitzendent des Vorſtandes, daß er in obiektiver Weiſe
zu der Arztfrage Stellung genommen habe, als er zum Ausdruck
brachte, daß das Beſtreben darauf hinausgehen müſſe, die einzelne
wirkliche ärztliche Leiſtung ordentlich zu bezahlen, nebenſächliche ent=
ſprechend
geringer. Er wünſchte lediglich aber noch Feſtſtellung der
Morbididät. Nach eingehender Ausſprache wurde folgende einſtimmige
Meinungsäußerung feſtgeſtellt:
In der Arztfrage ſteht der Ausſchuß auf dem Standpunkt, daß eine
Erhöhung der Ausgaben für ärztliche Behandlung unmöglich iſt. Es
muß der Aerzteorganiſation überlaſſen bleiben, Mittel und Wege mit
dem Vorſtand der Kaſſe zu ſuchen, um unnötige Leiſtungen zu unter=
laſſen
und dafür die wirkliche ärztliche Leiſtung entſprechend zu bezahlen.
Der Ausſchuß ſieht in der großen Zahl der zugelaſſenen Aerzte, die in
einem ſchreienden Mißverhältnis zu der Zahl der Verſicherten ſteht, einen
Hauptanlaß für die über das Normale hinausgehenden Ausgaben für
ärztliche Behandlung. Die Arbeitgeber wie Arbeitnehmer des Aus=
ſchuſſes
glauben dringend, vor einer Ueberſpannung warnen zu ſollen.
Sie ſind nicht gewillt, den Beitrag zu erhöhen, um eine Erhöhung der
Ausgaben für ärztliche Behandlung Platz greifen zu laſſen. Der Aus=
ſchuß
iſt ferner einmütig der Auffaſſung, daß der Vorſtand in Zukunft
für eine raſchere Beitreibung der Beitragsrückſtände zu ſorgen habe
unter eventueller Beiſeitelaſſung zuweitgehender Rückſichtnahme.
Promenaden=Konzert. Das Städtiſche Orcheſter konzertiert am
Freitag, den 21. Mai, nachmittags von 56 Uhr bei geeigneter Witte=
rung
vor der Johanneskirche nach folgendem Programm: Möllendorf:
Alter Parademarſch. Roſſini: Quvertüre zur Oper Der Barbier von
Sebilla, Wagner: Einleitung zum 3. Akt und Tanz der Lehrbuben
aus den Meiſterſingern. Métra: Walzer Die Glocken von Corneville.
Kamm: Paraphraſe über Es war ein Knab gezogen. Strauß: Beſuch
mich mal in Korſika, aus der Tereſina. Padilla: Valenzia, One=Step.
(Leitung M. Weber. Da das Städtiſche Orcheſter abends dienſtlich
beſchäftigt iſt, läßt ſich eine andere Zeit für die
Promenadenkonzerte als die oben angegebene leider nicht er=
möglichen
.
Funkmitteilung. Entſcheidung über den endgültigen Rhein= und
Ruhrſender. Die Frage, wo der Nheinland=Rundfunkſender endgültig
errichtet werden ſoll, iſt jetzt nach eingehenden Meſſungen dahin ent=
ſchieden
worden, daß ſich als Standort eine Höhe bei Langenberg ( Nhein=
größte
deutſche Rundfunkſender warden. Seine Darbietungen werden
im ganzen Ruhrgebiet und auch linksrheiniſch von Weſel bis ſüdlich Köln
mit Detektor und einfachen Luftleitern aufzunehmen ſein; für die laut=
ſtarke
Aufnahme mit Röhrengerät iſt die Reichweite natürlich bedeutend
größer. Beſprechungsräume werden in Köln und Diſſeldorf eingerichtet;
aber auch von anderen rheiniſchen Städten aus wird die Uebertragung
Kunſinotizen.
Ueder Wertie, Künfdter und fünftieriſche Beranſtoltungen, deren im Nachſtebenden Krechnung
geſchlebt, bebält ſich die Redaltioen ibr Urtell ves.
Harold Lloyd Mädchenſcheu. Ein neuer Harold Lloyd=
Film der Ufa Harold Llohd Mädchenſcheu gelangt im Union=
Theater zur Aufführung. Der in der ganzen Welt beliebte Komiker be=
kleidet
diesmal den Poſten eines Schneiderlehrlings, eines bis über die
Ohren verliebten noch dazu. Da aber auch in Amerika eine ſolche Stellung
kein genügendes Fundament für die Gründung eines Hausſtandes bildet,
geht Harold Lloyd kurz entſchloſſen unter die Dichter. Ein neuer
Große Strafkammer. In der Strafſache gegen W. R. in Eber= Caſanova, erzählt er mit glühender Phantaſie all die tauſend Liebes=
noch
die Braut vor der Naſe wegheiraten. Nun beginnt eine Hetzjagd,
wie man ſie ſelbſt in amerikaniſchen Filmen noch nicht geſehen hat.
Natürlich iſt Er Sieger, und das Publikum geht befriedigt, aber mit
ſchmerzendem Zwerchfell nach Hauſe.
Reſidenz=Theater. Der Film Seine Söhne (Die ſich
ihrer Eltern ſchämen), der in dieſer Woche im Reſidenz=Theater läuft,
bringt Rudolf Schildkraut den alten Schildkraut unvergeßlichen
Andenkens wieder nach Deutſchland. Er ſpielt einen armen Alten, der
an ſeinen beiden Söhnen das größte Leid und die größte Freude ſeines
Lebens erlebt. Aber wie er dieſen zärtlichen, ſtrengen, fluchenden, ſeg=
nenden
Vater ſpielt, iſt eine Meiſterleiſtung, die auch dem Abgehärteſten
das Waſſer in die Augen treibt. Neben ihm ein paar ausgezeichnete
Schauſpieler: Der jüngere Sohn, der in einem fabelhaften Boxkampf
gegen einen überlegenen Gegner antritt, um ſich Geld für die Erholungs=
reiſe
ſeines Vaters zu erkämpfen, die Mutter, die zuſehen muß, wie ihr
armer Junge blutig geſchlagen wird und ihn doch im entſcheidenden
Augenblick der Tradition ihres Volkes getreu nochmal zum Kampf
anfeuert, den älteren Bruder, der den Vater vor ſeiner Braut und den
verſammelten Hochzeitsgäſten verleugnet, und ein ſüßes, junges Ding
von Mädel, das die Braut des Boxers wird.
Tageskalender für Freitag, den 21. Mai 1926.
Landestheater, Großes Haus, Anfana 7½ Uhr, D 21: Wiener
Blut. Kleines Haus, Anfang 8 Uhr, Ende 10 Uhr: Volks=
vorſtellung
zu ermäßigten Preiſen: Der Glasſchrank. Orpheum:
Keine Vorſtellung. Heſſ. Bund für Heimatſchutz abends
6½ Uhr, im Hörſaal der Techn. Hochſchule: Vortrag mit Lichtbildern
des Herrn Dr.=Ing. Lindner=Berlin über Die wichtigſten Aufgaben
des Heimatſchutzes. Kinovorſtellungen: Union=, Reſidenz=
Thegter, Palaſt=Lichtſpiele.

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[ ][  ][ ]

Seite 6

Nummer 140

Aus Heſſen.
*Die Gasverſorgung in Eberſtadt.
H. Die Provinz Starkenburg beſchäftigt ſich zur Zeit mit der Frage
der Gasfernverſorgung. Die Provinz, ſämtliche Kreiſe und die Städte
Darmſtadt und Offenbach haben ſich grundſätzlich b=reiterklärt, eine Fern=
gasverſorgungs
=Geſellſchaft zu gründen, die die Aufgabe hat, alle in Be=
tracht
kommenden Gemeinden mit Gas zu verſorgen und ſchließlich eine
gemeinſame Gaserzeugungsanſtalt zu errichten. Die Gründe des Zu=
ſammenſchluſſes
ſind die Erreichung eines billigen Gaspreiſes, Herſtellung
von Zechenkoks und größte Beweglichkeit in der Gasabgabe, um hierdurch
die neuen Aufgaben der Gasfernverſorgung für Raumbeheizung uſw.
zu löſen.
Die Gemeinde Eberſtadt wird auf Grund eines auf die Dauer von
30 Jahren berechneten Vertrags ſeit 1899 von einem im Induſtriegelände
am Main=Neckar=Bahnhof errichteten Gaswerk des Unternehmers Carl
Franke=Bremen mit Gas verſorgt. Der Vertrag läuft im Jahre 1929
ab. Die Entſcheidung über die Verlängerung des Vertrags iſt zwei
Jahre vor Ablauf der Vertragszeit zu treffen, und zwar auf Anordnung
der Firma. Die Gemeinde ſteht alſo in Kürze vor der Entſcheidung der
Frage, ob ſie alsdann falls ſie ſich zu einer Verlängerung des Ver=
trags
nicht entſchließt in der Lage iſt, das Gaswerk Eberſtadt für die
Gemeinde zu erwerben. Da es der Gemeinde bei ihre heutigen finan=
ziellen
Lage kaum möglich ſein dütrfte, die zum Ankauf des Gaswerks er=
forderlichen
Mittel aufzubringen, umſoweniger, als ſie für eine neuzeit=
liche
Ausgeſtaltung des Betriebs erhebliche Summen aufzuwenden hätte,
war bereits im Vorjahre daran gedacht worden, die zu gründende Fern=
gasverſorgungs
=Geſellſchaft zum Ankauf des Gaswerks zu bewegen. Das
wäre zweifellos eine glückliche Löſung, insbeſondere deshalb, weil die
Gemeinde einer Verlängerung des Gasvertrags ablehnend und dem
Anſchluſſe an die Ferngasverſorgung ſympatiſch gegenüberſteht. Da
aber die Gasfernverſorgungs=Geſellſchaft zunächſt zahlreiche Gasfern=
leitungen
zu velegen hat, wird ſie kaum in der Lage ſein, die zum An=
kauf
des Gaswerks Eberſtadt erforderlichen Mittel aufzubringen. Die
Direktion der ſtädtiſchen Betriebe Darmſtadt, deſſen Direktor Nuß der
Vater des begrüßenswerten Gedankens der Gwündung einer Ferngas=
geſellſchaft
, iſt, hat nun vor einiger Zeit mit den Francke=Werken A.G.
Bremen verhandelt und iſt hierbei zu dem Ergebnis gekommen, für eine
allmähliche Ueberleitung des Gaswerks in den Beſitz der Gemeinde fol=
genden
Vorſchlag als eine Löſung der Frage zu machen:
Die Allgemeine Gas= und Elektrizitäts=Geſellſchaft (A. G. E. G.) Bre=
men
hat den Francke=Werken ihren Aktienbeſitz an dem Gas= und Elektri=
zitätswerk
Eberſtadt in Höhe von 99000 Mk. zum Verkauf an die Ge=
meinde
feſt an Hand gegeben. Die Francke=Werke. Bremen ſind bereit, den
Kaufpreis der Aktien in 8prozentigen Goldefandbriefen der Hypotheken=
bank
zum Kurſe von 88 Prozent in Zahlung zu nehmen. Die A.G. E.G.
Bremen hat den Verkauf der Aktien an die Gemeinde Eberſtadt davon
abhängig gemacht, daß die Gemeinde Eberſtadt mit ihr gleichzeitig einen
Verwaltungsvertrag für die Gas= und Elektrizitätsverſorgung Eber=
ſtadts
abſchließt. Die Gemeinde Eberſtadt müßte, wenn ſie ſich dem Vor=
ſchlage
anſchließt, nach Erwerb der Aktien die Gas= und Elektrizitäts= Ge=
ſellſchaft
Eberſtadt liquidieren und mit dem Gaswerk Darmſtadt einen
Gaslieferungsvertrag und gleichzeitig mit der A.G. E. G.=Bremen den
erwähnten Verwaltungsvertrag abſchließen.
Die Vorteile, die ſich für die Gemeinde aus den geſchilderten Ver=
handlungen
ergeben ſollten, ſind folgende:
1. Die Gemeinde Eberſtadt kommt in einem Zeitraum von 20, höchſtens
28 Jahren in den vollſtändigen Beſitz des Gaswerks und der Elektri=
zitätsverſorgungsanlage
Eberſtadts, ohne hierfür iagend welche Ka=
pitalien
aufgewendet zu haben.
2. Die Gemeinde Eberſtadt erhält außerdem alljährlich die Hälfte des
aus der Gas= und Elektrizitätsverſorgung Eberſtadts zu erzielenden
Reingewinns.
3. Die Verpflichtung für Verzinſung und Tilgung des Kaufpreiſes der
Aktien fällt nicht der Gemeinde Eberſtadt, ſondern der A.G.E.G.
zur Laſt.
Der Finanzausſchuß des Gemeinderates hatte ſich in einer Sitzung am
24. März d8. Js., bei der Direktor Francke=Bremen und ein Vertreter
der Direktion der ſtädtiſchen Betriebe anweſend waren, mit dem Vor=
ſchlage
beſchäftigt, ohne zu einem Ergebnis zu kommen. Die Angelegen=
heit
ruht ſeit dieſer Zeit. Soll ſie rechtzeitig und einer befriedigenden
Löſung entgegengeſührt werden, dann iſt es notwendig, daß der Ge=
meinderat
ſich alsbald mit der Beratung der beiden im Entwurf vor=
liegenden
, oben erwähnten Verträge, gegebenenfalls unter Hinzuziehung
eines tüchtigen Sachverſtändigen, eingehend beſchäftigt. Es gilt dabei,
die nicht geringen Belange der Gemeinde nach jeder Richtung hin ziel=
bewußt
zu vertreten und zu wahren.

* Arheilgen, 2. Mai. Hohes Alter. Am 21. d. Mts. feiert
Herr Metzgermeiſter Philipp Hartung, ſeinen 86. Geburtstag.
Schon nach kurzer Zeit ihres Beſtehens iſt es der hieſigen Ortsgruppe
der Deutſchen Bau= und Siedlungsgemeinſchaft gelungen, zwei Häuſer
zu errichten. Ein junger hieſiger Einwohner iſt nach 6jähriger Ab=
weſenheit
geſtern nacht aus der franzöſiſchen Fremdenlegion in Algier
zurückgekehrt. Der ſchon verloren Geglaubte erfreut, ſich des beſten
Wohlbefindens.
Griesheim, 19. Mai. Infolge der andauernden Niederſchläge der
letzten Wochen hat ſich der Grundwaſſerſtand derartig erhöht, daß ſämt=
liche
Keller in den niederen Ortsteilen wieder mit Waſſer angefüllt ſind.
Sogar in den höheren Lagen, in denen Grundwaſſer noch nie beobachtet
worden iſt, beginnen ſich die Keller ebenfalls anzufüllen. Da dieſe Miß=
ſtände
, die ſich nun ſeit faſt 10 Jahren in ſehr unangenehmer Weiſe be=
merkbar
machen, auf die Dauer unerträglich ſind, gewinnt die Ausdeh=
nung
der Riedentwäſſerung auf unſere Gemarkung wieder umſomehr an
Bedeutung, da man ſich von deren Verwirklichung allgemein eine erheb=
liche
Verbeſſerung der Verhältniſſe, ja ſogar ein völliges Verſchwinden
der Kellerwaſſerplage verſpricht.
* Wembach i. O., 20. Maj. Am zweiten Pfingſttag iſt hier wieder
das Miſſionsfeſt unter den Buchen des nahen Waldes, bei ungün=
ſtigem
Wetter in der Kirche. Miſſionar Walther wird predigen. Er
war ſeither in Kamerun und iſt in unſerer Gegend wohlbekannt durch
Evangeliſationen in Ueberau, Klingen und Brensbach. Der Poſaunen=
Chor von Reinheim und Kirchen=Chor von Groß=Bieberau werden mit=
wirken
. Die Feier beginnt um 2 Uhr. Sicher werden wieder Viele
aus der Umgegend an unſerem chriſtlichen Waldfeſt teilnehmen.
* Groß=Umſtadt, 19. Mai. Rotes Kreuz. Am Sonntag wurde
die hieſige freiwillige Sanitätskolonne vormittags gegen 10 Uhr durch
den Provinzialinſpektor, Herrn Dr. Rakow aus Buchſchlag, der mit noch
einigen Herren vom Roten Kreuz erſchienen war, alarmiert. Die Mann=
ſchaften
, 28 an der Zahl, waren über Erwarten ſchnell zur Stelle, und
die inſpizierenden Herren verfehlten nicht, offen ihre Anerkennung dar=
über
auszuſprechen. Infolge der Ungunſt der Witterung konnte die ge=
plante
Geländgübung nicht ſtattfinden, und die Uebungen wurden im
Saale des Gaſthauſes zum Weißen Roß abgehalten. Unglücksfälle der
verſchiedenſten Art wurden gemeldet. Raſch und ſachgemäß wurden die
erforderlichen Maßnahmen getroffen, Verbände wurden angelegt und der
Abtransport vorgenommen. Die dabei geſtellten Fragen wurden kurz,
ſachlich und in zufriedenſtellender Weiſe beantwortet. Die Kolonne,
unter Führung des ausbildenden Arztes, Herrn Dr. Böttger, und des
Kolonnenführers, Herrn Breul, hat gezeigt, daß ſie voll und ganz den
Anforderungen entſprochen hat, die man an ſie ſtellte, und das uneinge=
ſchränkte
Lob, das ihr zuteil wurde, war wohl verdient. Auch Geräte
und Uniformierung wurden als muſtergültig bezeichnet. Herzlichen Dank
den wackeren Sanitätern für ihre treue uneigennützige Arbeit.
Lützelbach, 18. Mai. Die Tagung des ehemaligen erſten Batail=
lons
Landwehr 116, die in Lützelbach ſtattfand, nahm einen glänzenden
Verlauf. Groß war die Ueberraſchung, als die aus allen Richtungen
herbeigeeilten Kameraden in dem mit Kamerad Böhms ,Beemſchen
und Ehrenpforten reich geſchmückten Lützelbach einzogen. Froh war das
Wiederſehen nach dieſer langen Reihe von Jahren. Die Begrüßung
wollte gar kein Ende nehmen. In Szenen und Reden entwickelte ſich
alsbald ein kameradſchaftliches Zuſammenſein, frei von jeglicher Poli=
tik
und den Sorgen des Alltags, das anerkennenswert und rührend
war. Die Gaſtlichkeit des Hauſes Böhm trug ihr Nötiges dazu bei,
daß Stimmung herrſchte. Einſtimmig kam man daher überein, daß
dieſer Tag im Jahre einmal abgehalten werden ſoll, und beſchloß,
Wiederſehen zu feiern am zweiten Sonntag im Mai 1927 bei Kamerad
Dicker Schorſch in Fränkiſch=Crumbach, wozu ſchon jetzt eingeladen
wird.
König, 19. Mai. Die 62. ordentliche Generalverſammlung der
Vereinsbank König, e. G. m. b. H., die am 15. Mai 1926 im Gaſthaus
Zum Adler ſtattfand, nahm den Rechenſchaftsbericht und die Rechmung
des Jahres 1925 zur Kenntnis. Zu den einzelnen Zahlen der Bilanz gab
auch der anweſende Reviſor des Verbandes der heſſiſchen Genoſſenſchaften
Schulze=Delitzſcher Richtung. Herr Schneider, Darmſtadt, kurze Erläute=
rungen
und ermahnte die Mitglieder, die Bank durch Zuweiſung ihrer
Geſchäfte und durch vege Werbetätigkeit imn der Gewinnung neuer Mit=
glieder
und Frrunde zu fördern. Das Inſtitut hinwieder ſei alsdann in
der Lage, den Mitgliedern im Falle der Not viel nachhaltige Hilfe an=
gedeihen
zu laſſen. Ueber der Prüfung der Jahresrechnung und Bilanz be=
richtete
der Aufſichtsrat. Die Vorſchläge der Verwaltungsorgane uber
die Verteilung des Gewinns, der reſtlos dem eigenen Vermögen zu=

Freitag, den 21. Mai 1926

gefihrt wird, wurden einſtimmig angenommen. Dem Vorſtand und
Aufſichtsrat wurde wegen der Geſchäftsführung Entlaſtung erteilt. Das
ſatzungsgemäß ausſcheidende Vorſtandsmitglied, Herr Weißbindermeiſter
Philipp Koch 6. in König wurde ebenſo wie die ausſcheidenden Aufſichts=
ratsmitglieder
, die Herren Rektor Schäfer, Wilhelm Schimpf 2. und
Feiſt Frank, wieder, Herr Landwirt Friedrich Wilhelm Schwobel,
Momart, neu in den Aufſichtsrat gewählt.
* Michelſtadt, 19. Mai. Konzert. Das erſte Mitgliederkonzert,
welches der Mozartverein am Sonntag im Städtiſchen Saalbau ver=
anſtaltete
, ſtand vollkommen in dem Zeichen des Wiedererwachens des
Vereins. Hierauf wies auch der Vorſitzende des Vereins, Oberſtudien=
direktor
Dr. Weiner, in ſeiner Begrüßnugsanſprache hin, denn mußte
man doch in den letzten Jahren mit Bedauern den durch innere Kriſen
verurſachten ſteten Rückgang beobachten. Es galt nun, dieſem Rückgang
energiſch Widerſtand zu leiſten und Wege zu finden, die die Möglichkeit
ſchufen, den Verein auf ſeine frühere Höhe wieder zurückzuführen. Daß
es gelungen iſt, dieſe Wege zu finden, konnten wir am verfloſſenen
Sonntag mit größter Befriedigung feſtſtellen, legten doch die unter der
neuen Leitung des Muſiklehrers Jöſt=Höchſt zum Vortrag gekommenen
Muſikſtücke beredtes Zeugnis hiervon ab. Sehr bedauerlich iſt nur, daß
dem Konzert nicht der Beſuch beſchieden war, den die vorzüiglichen
Leiſtungen der Mitwirkenden verdient hätten. Ein geſchmackvoll zu=
ſammengeſtelltes
Programm ließ uns Werke erſter Meiſter hören, von
denen beſonders gefielen: Martha‟ Ouvertüre von Flotow. Inter=
mezzo
und Baccarole aus Hoffmanns Erzählungen von Offenbach,
Donauſagen von Fueik und Fledermaus, Potpourri von J. Strauß.
Wollen wir hoffen und wünſchen, daß dem Mozartverein zukünftig nicht
nur von ſeinen Mitgliedern, ſondern auch von den heute dem Verein
noch fernſtehenden Muſikfreunden das Intereſſe und die Förderung
zuteil werden möge, welche erforderlich iſt, demſelben nicht nur ſeine
frühere Stellung zurückzugewinnen, ſondern auch tatkräftig mitzuwirken
an dem weiteren Ausbau und der Vervollkommnung des Vereins.
* Erbach, 19. Mai. Gemeinderatsſitzung. Der Bürger=
meiſter
berichtet zunächſt über die bis jetzt entſtandenen Koſten für die
Ausarbeitung des bereits vor längerer Zeit beantragten Kartenwertes.
Die Gebührenſätze der Feldgeſchworenen, die auf Grund der Ausſtih=
rungsbeſtimmungen
zum Abmarkungsgeſetz neu feſtzuſetzen waren, wer=
den
in ihrer ſeitherigen Höhe beibehalten. Für die nach der Verordnung
über die Bildung der Grundwert= und Gewerbeausſchüiſſe bei den Finanz=
ämtern
nunmehr zu bildenden Ausſchüſſe der Gemeinden beſtimmt der
Gemeinderat als Mitglied Herrn Bürgermeiſter Dengler und als Stell=
vertreter
Herrn Beigeordneten Egner. Der Antrag der Grabenanlieger
auf Kanaliſierung des ſeitherigen Abwäſſergrabens wird einer erneuten
Prüfung dahingehend unterzogen, ob die Möglichkeit beſteht, die in die=
ſer
Straße vorhandenen zuei Gräben in einem Kanal zu vereinigen.
Ein Antrag verſchiedener Gemeinderatsmitglieder wird der Finanz= und
verwaltungskommiſſion zur Pmifung überwieſen. Der Antrag des Schul=
vorſtandes
auf Anlage einer Waſſerleitung für die Kochküche und Aus=
beſſerung
des Springbrunnens im neuen Schurlhaus wird genehmigt. Da
das ſeitherige Pachtverhältnis bezüglich des Sportplatzes an der Michel=
ſtädter
Straße gelöſt wurde, beſchließt der Gemeinderat auf Antrag des
Vereins für Raſenſport, das Gelände von der Standesherrſchaft zu pach=
ten
. Der Ankauf eines Anweſens in der Hauptſtraße wird von dem
Gemeinderat abgelehnt.
g. Finkenbach, 20. Mai. Der hieſige Kriegerverein beging
am Sonntag ſein 2jähriges Fahnenjubiläum. Das Feſt
war leiber durch die Witterung ſehr behindert, trotzdem konnte der Feſt=
nachmittag
programmäßig verlaufen. Die auswärtigen Vereine ließen
ſich nicht abhalten, ſondern trafen ſo zeitig ein, daß der Feſtzug um 3
Uhr durch das feſtlich geſchmückte Tal dem Feſtplatz zuſtreben konnte, wo
der hieſige Geſangverein die Gäſte durch ein Lied und der Präſident des
Feſtvereins durch herzliche Worte begrüßte, ein beſonderen Gruß galt
dem Vertreter der Haſſia, Herrn Lehrer Ihrig=Darmſtadt. Prologe
wurden geſprochen von Frl. H. Siefert und Frl. H. Fiſcher unter Ueber=
reichung
einer von den Feſtjungfrauen geſtifteten wunderſchönen Fahnen=
ſchleife
. Den Dank des Vereins erſtattete der Fähnrich, Herr Schreiber.
Die Feſtrede hielt Herr Pfarrer Grießner=Beerfelden. In volkstümlichen
und begeiſternden Ausführungen wußte der Redner die Bedeutung des
Feſtes zu würdigen. Später beglückwüſchte der Vertreter der Haſſia,
Herr Lehrer Ihrig, den Verein zu ſeiner Feier. Die Kühle machte den
Aufenthalt auf dem Feſtplatz für die Dauer ungemütlich, man ſuchte die
Wirtſchaften auf, wo noch lange munteres und angeregtes Treiben
herrſchte.
* Lindenfels 19. Mai. (Volksbank). Die frühere hieſige
Spar= und Darlehnskaſſe wurde vor zwei Jahren in die jetzige Volksbank
umgewandelt. Wer heute noch die Zeiten der Inflation ſich vor Augen
führen konn, und zurückdenkt an den Tag, wo auch die hieſige Sparkaſſe
vor einem Nichts mehr ſtand, wird erſtaunt ſein heute zu hören, wie
ſich eine kleine Bank auf dem Lande emporgearbeitet hat. Die dies=
jährige
Generalverſammlung der Genoſſen, welche im großen Saale des
Hotel Heſſiſches Haus ſtattfand, war gut beſucht. Nach den Mit=
teilungen
betrug der Geſamtumſatz im Geſchäftsjahr 1925 über 3 Mil=
lionen
R.=M., eine Summe, welche ſelbſt in Friedenszeiten nicht er=
reicht
wurde. An aufgewerteten Hypotheken kommen üüber 28000 R.=M.
wieder in die Kaſſe herein, die Spareinlagen mit Kartengeldern machen
wvieder langſame gute Fortſchritte, ein Reſervefonds von über 19000
Reichsmark iſt vorhanden. Trotz bedeutender Anſchaffungen, erhöhter
Verwaltungskoſten uſw. verbleibt ein Reingewinn von über 2100 R.=M.
Bei den Mitgliedern hat ein Zugang von 31, ein Abgang von 28 ſtatt=
gefunden
, ſodaß jetzt ein Mitgliederſtand von 205 vorhanden iſt. Die
Seele der Genoſſenſchaft iſt ihr Rechner Ph. Pfeifer (Kaiſerwirt), der ruhe, während der S.C. zu Darmſtadt, und zwar das Corps Chattige,
es endlich fertig gebracht hat, daß täglich öffentliche Zahlſtunden abgehal=
ten
werden. Die umliegenden Landorte haben endlich den Wert einer
Bank kennen und ſchätzen gelernt. Ihr Beſuch zur Generalverſammlung
war verhältnismäßig beſſer als von Lindenfels ſelbſt. Aber das Geſamt=
intereſſe
der Genoſſen iſt gut, die Bank iſt weiter ausbaufähig. Mit guten
Hoffnungen geht es vorwärts. (Neues Kurhaus.) Zur Zeit
ſchweben Verhandlungen über den Ankauf eines größern Geländekom=
plexes
im Oſten unſeres Stadtteils. Es wird beabſichtigt, dort ein Kur=
haus
zu errichten. Von welcher Bedeutung für unſeren Kurort dieſes
Unternehmen iſt, das erſehen wir am beſten an dem hier ſchon beſtehenden
Kurhaus und Sanatorium. Es beſteht daher für alle in Frage kommen=
den
Grundſtücksbeſitzev eine gewiſſe lokals Verpflichtung, unſerem
Städtchen zum weiteren Ausbau zu verhelfen. Und unſere Gemeinde=
verwaltung
möge ſich bahnbrechend in den Dienſt zur Verwirklichung des
Projekts einſetzen. (Burgfeſt.) Die Vorbeſprechungen des Ver=
einsvorſitzenden
zur Abhaltung des diesjährigen Burgfeſtes kamen zu
einem gewiſſen Abſchluß. In nächſter Woche dürfte die Bekanntgabe
von Einzelheiten ſchon erfolgen.
beerernte iſt in dieſem Jahre zu erwarten. Es dürfte ſich deshalb für
die daran intereſſierten Gemeinden der Umgebung ſowie die gräflichen
und fiskaliſchen Behörden empfehlen, im Einvernehmen mit dem Forſt= zuſammengeworfen wurden, ſangen die Studenten das Lied Gaudeamus
ſperren, damit nicht ſchon die unausgereiften Beeren abgeriſſen wer=
den
, wie das in jeder Sommerszeit geſchieht, zum allgemeinen Schaden.

den Bezug der Zeitung zu erneuern.
Die Poſt fordert für alle Beſtellungen ab
23. eines jeden Monats 20 Pfg. Zuſchlag.

empfehlen wir, rechtzeitig bei der Geſchäfts=
ſtelle
Antrag auf Nachſendung unter Kreuz=
band
zu ſiellen. Name, Ort und beſonders
auch die Poſtanſtalt deutlich ſchreiben.

muß bei Nachſendungen die Ueberweiſung
bei dem Poſiamte beantragt werden,
das die Zeitung zuſiellt. (Gebühr 30 Pfg)
Der Verlag.

* Die Brandkataſtrophe in Neu=Iſenburg.
Die Leſer werden das große Unglück, noch in guter Erinnerung
haben, das ſich am Mittag des 4. Dezember 1925 in Neu=Iſenburg in
einem der Herſtellung von Feuerwerksartikeln gewidmeten Unternehmen
ereignete und dem ſechs blühende jugendliche Menſchenleben zum Opfer
fielen.
Unter der Anklage der fahrläſſigen Tötung ſtanden am 29. Januar
1926 deshalb, der Kaufmann Peter Leichum von Neu= Iſen=
burg
und Fabrikant Friedrich Sturm in Frankfurt a. M. vor
dem Bezirksſchöffengericht Offenbach. Beide wurden damals ſchuldig be=
funden
und mit je 1 Jahr 6 Monaten Gefängnis beſtraft,
Während das Erkenntnis gegen L. rechtskräftig wurde, verfolgte Sturm
das Nechtsmittel der Berufung, das auch vorſorglich der Staatsanwalt
einlegte. So kam die Sache nochmals zu eingehender Beurteilung vor
der hieſigen Strafkammer.
Sturm betrieb von 19021907 einen Handel mit Feuerwerkskörpern,
1910/1911 war er in Dienſten der Badeverwaltung von Pyrmont. Sturm
ſtand ſchon einmal vor der Strafkammer in Frankfurt a. M., weil er
Feuerwerkskörper in ſeiner Wohnung in Heddernheim gelagert hatte;
damals gingen zwei Menſchen zu Grunde, Sturm wurde aber vom Ge=
richt
freigeſprochen.
Die Anklage findet die Fahrläſſigkeit, die kauſal war, darin, daß
beide einen Ofen im Vorraum anbrachten, der mit einer Oeffnung in
den Arbeitsraum hineinragte und andererſeits darin, daß ſie in dem
Arbeitsraum ſtatt zugelaſſenen 3 Arbeitern deren 12 beſchäftigten. Die
Konzeſſionsbedingungen wurden vernachläſſigt, Petroleumlicht benutzt, es
wurden auch mehr Feuerwerkskörper im Lagerraum als zuläſſig ( näm=
lich
über 30 Kg.) gehalten. Feuerlöſchgeräte wurden nicht bereitgehal=
ten
, am ſehr kalten Unfalltage war die Pumpe zudem eingefroren. Eine
Arbeiterin brachte, um ſich zu wärmen, an dieſem Tage einen Backſtein
mit und legte ihn in die Ofenöffnung. Ein anderer Arbeiter wollte ihn
wegnehmen, er entfiel ihm und der heiße Stein muß am Boden liegen=
den
Pulverſtaub entzündet haben, und raſch gerieten die errichteten Holz=
hütten
in Brand. Von 3 Mädchen fand man nur die ſtark verkohlten
Leichen, 3 weitere Perſonen ſtarben bald an den erlittenen Brandwun=
den
im Offenbacher Krankenhauſe. Nach dem Brande ſtand nur noch
der mit Eierbriketts ſehr ſtark geheizte Ofen, deſſen Rohr noch glühte.
Die Sachverſtändigen der Gewerbeinſpektion ſtellten eine Reihe von Ver=
fehlungen
gegen die Konzeſſionsbedingungen ſowie die Unfallverhütungs=
vorſchriften
der chemiſchen Berufsgenoſſenſchaft feſt, insbeſondere waren
auch die Arbeitsplätze nicht ſo eingerichtet, daß der Ausgang leicht zu
erreichen war. Beide Angeklagte verfuhren in der Betriebsführung ſehr
nachläffig, beſtellten auch keinen verantwortlichen Vertreter gegenüber
der Arbeiterſchaft. Ein Zeuge hebt hervor, daß Sturm einmal Rollen
mit Pulver gefüllt auf den Ofen legte, daß auch das Rauchverbot in
zwei Fällen übertreten wurde. Wenigen Arbeitern nur gelang es, ſich,
als die Stichflamme und darauf Qualm entſtand, zu retten.
Die Verteidigung focht das Urteil in der Schuldfrage und hinſicht=
lich
des Strafmaßes an.
Das Berufungsgericht entſchied daß beide Berufungen
zurückzuweiſen ſeien, ſo daß es bei der erkannten Strafe ver=
bleibt
. Es erblickte die Fahrläſſigkeit darin, daß Sturm mit der Mög=
lichkeit
habe rechnen müſſen, daß ſich infolge der Ofenöffnung am Boden
lagernder Pulverſtaub entzünde und ſo die Arbeiter gefährde, anderer=
ſeits
darin, daß wohl mit Rückſiächt auf das Weihnachtsgeſchäft in
dem betreffenden Raum der Vorſchrift entgegen ſtatt 3 Arbeiter deren
12 beſchäftigt wurden, die ſich nur ſchwerer retten konnten.

* Auerbach, 20. Mai. Bienenwirtſchaftlicher Lehr=
kurfus
. Am 30. Mai beginnt wieder ein bienenwirtſchaftlicher Lehr=
kurſus
des landwirtſchaftlichen Bezirksvereins Bensheim. Der Kurſus
verteilt ſich auf ſieben Sonntagnachmittage von 2 bis 5 Uhr im Mai,
Juni und September. Zur Deckung der Koſten hat jeder Teilnehmer
3 Mark zu entrichten. Der Kurſus findet diesmal in Auerbach ſtatt.
Oberpoſtſekretär Pfeifer, Martinſtraße 13, nimmt Anmeldungen bis
R. Mai entgegen.
* Bensheim, 20. Mai. Straßenſperrung. Die Straße
BürſtadtWorms wird wegen Kleinpflaſterarbeiten vom B. Mai ab
für die Dauer der Arbeiten für den Verkehr mit jeglichen Fahrzeugen
geſperrt. Der Verkehr erfolgt über BobſtadtHofheimWorms oder
LampertheimWorms.
* Zwingenberg, 20. Mai. Vor dem Kreisausſchuß des Kreiſes Bens=
heim
wurde über die Einwendungen gegen die Bürgermeiſterwahl in
Zwingenberg verhandelt. Es ſollen verſchiedene auf die Wahlhandlung
bezügliche geſetzliche Beſtimmungen nicht beachtet worden ſein. Der Kreis=
ausſchuß
hielt die teilweiſe Nichtbeachtung dieſer Beſtimmungen in ihrem
Umfange nach nicht für ausreichend, um die Wahl für ungültig zu er=
klären
, auch bei Berückſichtigung der Tatſache, daß der Gewählte mit
49 Stimmen Mehrheit aus der Wahl hervorgegangen iſt. Das Urteil
lautete auf Abweiſung der Einwendungen unter Verurteilung der Rekla=
manten
in die Koſten des Verfahrens mit Ausnahwe der durch die
anwaltliche Vertretung eutſtandenen.
Von der Bergſtraße, 20. Mai. Weinheim gleicht in dieſen
Tagen, wo in ſeinen Straßen ein farbenbuntes humorvolles Treiben
herrſcht, einer richtigen Studentenſtadt, wie alljährlich in der Woche vor
Pfingſten, wo der Weinheimer Seniorenkonvent auf der Wachenburg
ſeine Pfingſttagung abhält. Vorort iſt diesmal die Franconige= Karls=
die
örtlichen Empfangsvorbereitungen traf. Das war keine leichte Sache,
da der Beſuch aus allen Teilen Deutſchlands noch niemals ſo ſtark ge=
weſen
iſt als in dieſem Jahre. Vorgeſtern abend wurde von der Burg
Windeck aus ein Fackelzug herunter nach der Stadt unternommen. Ein
Student aus Darmſtadt hatte durch Sturz einen leichten Unfall. Mittels
Sanitätsauto wurde er von der Burg Windeck abgeholt und in ſein
Quartier im Schwarzen Adler übergeführt. Glücklicherweiſe ſtellte ſich
die Verletzung als unbedeutend heraus. Abends 10 Uhr kam der Fackel=
zug
auf dem Marktplatz an. Auf dem Balkon des Rathauſes wohnten
Landrat Pfaff, Oberbürgermeiſter Huegel, Bürgermeiſter Dr. Meiſer
und die Alten Herren mit ihren Damen dem impoſanten Schauſpiel bei.
Diplom=Ingenieur Günther (Franconiae=Karlsruhe) hielt eine Anſprache,
in der er der freundſchaftlichen Beziehungen zwiſchen Weinheim und
dem W.S.=C. gedachte. Die Rede ſchloß mit einem Hoch auf die Stadt
Weinheim ſowie deren Oberhaupt, Oberbürgermeiſter Huegel, und auf
die ganze Bürgerſchaft. Ein vielhundertſtimmiger Chorus ſang darauf
das Windecklied mit dem Refrain. Die Windeck und Weinheim ſollen
ſtets blühen‟. Der Sprecher der Karlsruher Franken gab dann das
rs. Fürth, 20. Mai. Heidelbeerernte. Eine reiche Heidel= Kommando zum Zuſammenwerfen der Fackeln, indem er erklärte, daß
dies dem Andenken der Toten gelten und der Glaube an die deutſche
Zukunft aus den Gluten emporlodern möge. Während dann die Fackeln
amte die Wälder für die Heidelbeeren Suchenden bis zur Erntezeit zu igitur. Die Stadt= und Feuerwehrkapelle unter Leitung von Muſik=
meiſter
Heſſe ſpielte ſtudentiſche Stücke. Am Mittwoch abend fand im
Feſtſaale der W. S. C.=Wachenburg der Abſchiebskommers ſtatt, über
deſſen Verlauf wir ausführlich berichten werden.
* Viernheim, 2. Mai. Gemeinderatsfitzung. 1. Nicht
weniger als drei neue Straßen, die Nibelungen=, Bertholdus=Pfenningh=
und die Römerſtraße befinden ſich z. Zt. im Bau. Zur Pflege des
Heimatſinns hat ſich die Gemeindevertretung in dankenswerter. Weiſe
bereit erklärt, dieſen Straßen hiſtoriſche und mit der Ortsgeſchichte eng
verbundene Namen zu geben. Die Chauſſierungsarbeiten wurden in
eigener Regie als Notſtandsarbeiten ausgeführt. In der geſtrigen
Sitzung wurden die Plaſterarbeiten dem Maurermeiſter Gg. Lahres
übertragen. 2. Die Mitglieder der Wohnungskommiſſion haben ihr Amt
niedergelegt. Begreiflich iſt dieſe Amtsmüdigkeit durch die vielen Anfein=
dungen
und Beleidigungen, denen die Mitglieder ausgeſetzt ſind. Nach
entſprechender Beratung wurde Gemeinderat Jak. Mandel und die Ein=
wohner
Joh. Stumpf und F. W. Klee, erſterer als Vorſitzender und
letztere als Beiſitzer gewählt. 3. Die auf dem Nathausturm neuauf=
geſtellte
Feueralarmſirene wurde bei einem Probeglarm auf
ihre Geeignetheit geprüft. Zu dieſem Zweck wurden 6 Feldſchützen in
verſchiedenen Himmelsrichtungen bis zu 2 Km. vom Ort poſtiert, wobei
feſtgeſtellt wurde, daß die Sirene auch über dieſe Entfernung noch gur
hörbar iſt. Es foll deshalb eine zweite oder größere Sirne nicht auge=
ſchaft
werden. 4. Die Rezeßbauvergſitung an die Bürger Hags,
Werle, Herbert und Schmitt, welche von dem Verein zur Förderung
des Wohnungsbaues Häuſer erworben haben, wurde genehmigt. 5.
Die ſeit längerer Zeit hilfsbedürftige und von der Gemeinde unterſtützte
Familie M. bittet um Uebernahme der Transportkoſten in ihre Heimat.
Der Antrag fand debatteloſe einſtimmige Annahme, 6. die Luſtbar=
keitsſteuer
für das Jubiläumskonzert des Arbeitergeſangvereins
Harmonie wurde erlaſſen. 7. Das Geſuch des N. Neff, der ein Haus
außerhalb des Ortsbauplans an der ehem. Ziegelhütte erbauen will,
wird abgelehnt. 8. Verſchiedene Darlehensgeſuche wurden bis
zur Stellung geeigneter Sicherheiten zurückgeſtellt.
Hirſchhorn, 20. Mai. Waſſerſtand des Neckars am
19. Mai, 104 Meter, am 2. Mai 1,06 Meter.
Gernsheim, 20. Mai. Waſſerſtand des Rheins am
20. Mai 97 Zentimeter.
Offenbach, 19. Mai. Die Tat eines Rohlings. Der Sohn
eines hieſigen Schreinermeiſters mißhandelte den Lehrling ſeines Vaters
in der roheſten Weiſe. Er prügelte ihn und trat ihn in den Leib, bis er
bewußtlos liegen blieb. Der Bedauernswerte mußte daraufhin ins
Krankenhaus eingeliefert werden.

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IIIf

Nummer 140

Freitag, den 21. Mai 1926

Ot

Oberheſſen.

b. Friedberg, 20. Mai. In einer ſehr ſtark beſuchten Verſammlung
im Ratskeller entwickelte am Dienstag abend Regierungsrat Dr. Rind=
fuß
ſeine Gedanken zur Behebung der Wohnungsnot in einem Vortrage:
Neue Wege zur Finanzierung des Wohnbaues. Der Weg zum
eigenen Heime führt durch die Sparkaſſe, das war das
Leitmotiv des Vortrages. Durch Anlage eines Sparkontos bei einer
öffentlichen und mindelſicheren Sparkaſſe, das mit 4 Prozent verzinſt
wird, ſichert man ſich, je nach der Höhe dieſer Einlage, die Anwartſchaft
auf Gewährung eines Baudarlehens zum Zinsfuß von 5 Prozent. Bei
einer Darlehensſumme von 5000 Mark muß die jährliche Einlage min=
deſtens
100 Mark betragen, bei 7500 Mk. 150 Mk. uſw. bis zur Höchſt=
gewährung
von 20000 Mk. Nach Gewährung des Darlehens muß das=
ſelbe
verzinſt und getilgt werden und beträgt die Zins= und Tilgungs=
ſumme
bei Mk. 5000 Mk. 300, bei Mk. 7500 Mk. 450 uſw. bis Mk. 20 000
Mk. 1200. Ueber die Gewährung der Darlehen entſcheidet ein Schieds=
gericht
von ſechs Perſonen, in einem mit der betreffenden Kaſſe abzu=
ſchließenden
Vertrage werden alle näheren Bedingungen feſtgelegt. Je
größer die Beteiligung iſt, um ſo mehr Mittel ſtehen zur Verfügung
und um ſo leichter iſt die Befriedigung der Bauluſtigen. Wenn auch
auf dieſem Wege die Wohnungsnot nicht mit einem Schlage beſeitigt
werden kann, ſo iſt doch dadurch ſicher ein großer Fortſchritt zu erzielen,
auch wird der Sparſinn eine ſtarke Anregung finden. Beſonders für
jüngere Leute, die ſich in abſehbarer Zeit ein eigenes Heim gründen
wollen, aber auch für ältere Leute, z. B. Beamte, die zu einer gewiſſen
Zeit doch ihrer Verſetzung in den Ruheſtand entgegenſehen müſſen,
werden durch dieſe Anregung doch eine Reihe von Möglichkeiten geboten
werden. Der Vortrag fand großen Anklang, eine lebhafte Ausſprache
und verſchiedene Anfragen bewieſen das lebhafte Intereſſe der Er=
ſchienenen
. Man kann dem unermüdlichen Vorkämpfer in dieſer Sache,
Herrn Regierungsrat Dr. Rindfuß, der ſich dieſes Gebiet zur Lebens=
aufgabe
gemacht hat, für ſeine rührige Tätigkeit nur dankbar ſein und
hoffen, daß dieſelbe von Erfolg gekrönt iſt.
* Lich, 20. Mai. Große Aufregung herrſcht unter den hieſigen
Landwirten, da die Lungenſeuche immer weiter um ſich
greift bzw. in weiteren Stallungen feſtgeſtellt werden konnte. Von
dem Viehbeſtand von etwa 500 Stück iſt bereits ein Viertel abgeſchlachtet
worden und ſchon ſind weitere 50 Tiere dem Tode durchs Meſſer ver=

fallen. Von ſämtlichen Viehbeſtänden hat das Veterinäramt Blutproben
genommen, und mit Bangen warten die betreffenden Viehzüchter auf
das Ergebnis der Unterſuchung. Acht weitere Stallungen und der Ge=
meindebullenſtall
ſind von der unheimlichen Seuche befallen, ſämtliche
vier Faſelochſen müſſen geſchlachtet werden. Ein hieſiger Bäcker verlor
dieſer Tage ſein ganzes Vieh. Dieſer Tage hielten Miniſterial=
rat
Dr. Bailing=Darmſtadt und Veterinärarzt Dr. Stein hier
Vorträge über Auftreten Verbreitung und Auswirkung der Seuche.
Man vermutet, daß die Lungenſeuche bei der Demobilmachung 1918/19
durch ausländiſches Rindvieh eingeſchleppt worden iſt.
* Bab Salzhauſen, 19 Mai. Der Sängerbund Mittleres
Niddatal, der 10 Geſangvereine umfaßt, hielt ein Reform= Wett=
ſingen
in dem Konzertſaal unſeres Badeortes ab. Es wurde ein Pflicht=
chor
von jedem der 10 Vereine geſungen. Die vorgetragenen Chöre
zeigten beachtenswerte Leiſtungen. Bei einem Geſangskonzert trugen die
Bundesvereine unter Leitung des Dirigenten Lehrer Lentz=Geiß=Nidda
zwei Maſſenchöre vor, die begeiſterte Aufnahme fanden. Als Preisrichter
waren Kantor Samper=Darmſtadt und Lehrer Blaß=Großen=Linden
tätig.
* Gießen, 19. Mai. Ein Deutſcher Abend zum Beſten der
Ausbildung deutſcher Kolonialſchweſtern wurde am Sonntag abend im
Stadttheater abgehalten. Unter den Gäſten befanden ſich auch die
Spitzen der Behörden: Provinzialdirektor Graef, Univerſitätsrektor
Prof. Dr. Bürker, Oberbürgermeiſter Keller. Eingeleitet wurde die
Feier durch den Friderieus=Rex=Marſch, den das Studentenorcheſter der
hieſigen Studentenhilfe in ausgezeichneter Weiſe zum Vortrag brachte.
Frau Provinzialdirektor Graef wies in einer Anſprache auf den Zweck
des Abends hin, es gelte, in fernen Gebieten, wo Deutſche wohnen,
Krankenhäuſer und Kinderſchulen zu errichten und mit Schweſtern zu
verſehen. Goethes einaktiges Schauſpiel Die Geſchwiſter wurde unter
Leitung von Karl Juhnke vom Stadttheater in hervorragender Weiſe
geſpielt. Der zweite Teil des Abends wurde ausgefüllt durch Erlebtes
und Erlauſchtes, das der Mundartdichter Georg Heß aus dem Hüttenberg
mit Burſchen und Mädchen aus Leihgeſtern in Szene ſetzte. Wir er=
wähnen
die Szenen unter der Dorflinde, Lenchen im Penſionat, Spinn=
ſtube
, alles, was ſo des Nachts im Dorf paſſiert. Sämtliche Darſteller,
darunter der Mundartdichter Georg Heß, traten in der ſchmucken
Hüttenberger Tracht mit Bändern, Häubchen, Schnallenſchuhen und
Ningelſtrümpfchen auf. Die Szenen zeigten die Sitten und Gebräuche

der Güttenberger, die alte Spimſtube mit ihren Tänzen und Volks=
liedern
. Die Darbietungen hatten den geradezu brauſenden Beifall des
voll beſetzten Hauſes voll und ganz verdient. Eine Wiederholung des
Abends dürfte ſich ſicher empfehlen. Das Stück klang aus in dem Ge=
danken
: Alle Deutſche in Stadt und Land müſſen in der großen Nor
treu zuſammenſtehen. In dieſem Sinne bildete das Deutſchlandlied den
Abſchluß des gelungenen Abends.
* Gießen 19. Mai. In der Frauenverſammlung der Deutſchen
Volkspartei hielt Landtagsabg. Frl. Birnbaum einen Vortrag über die
politiſche Lage in Heſſen. Sie gab Aufklärung über die wichtigen Tages=
fragen
, wie Flaggenſtreit, Fürſtenabfindung, Volksentſcheid, Aufwertung
der Spareinlagen, Hypotheken uſw., Abbau im Schuldienſt und beſprach
die Haltung der Volkspartei in dieſen Fragen. Ebenſo kam zur Sprache
die Unterſtützung des Staates zum Landestheater und zur Gießener
Bühne, ſowie das Volksbegehren auf Auflöſung des Landtages.
* Alsfeld, 19. Mai. Ein Zuſammenſtoß zwiſchen einem
Kraftwagen und einem Fuhrwerk trug ſich auf der Straße
AlsfeldHersfeld zu. Ein Landwirt aus dem Dorfe Lingelbach befand
ſich auf dem Heimwege mit ſeinem Fuhrwerk. Vor einem aus der Gegen=
richtung
kommenden Laſtauto ſcheute plötzlich ſein Pferd und rannte mit
dem Wagen gegen den Kraftwagen. Dem Pferde wurde der eine Huf
abgefahren, ſodaß es ſofort abgeſchlachtet werden mußte, während der
Landwirt mit dem Schrecken davon kam.
* Reiskirchen, 20. Mai. Unſer Pfarrer Hellwig, der mehrere
Jahre ſchwer nervenleidend war, iſt im Alter von 40 Jahren plötzlich
geſtorben. Heute wurde er auf dem Friedhof zu Gießen unter ſtarker
Beteiligung der hieſigen Gemeinde und der Pfarrer des Dekanats
Gießen beerdigt. Dekan Gußmann=Lollar legte einen Kranz am Grabe
nieder. Das Mitleid mit der Witwe und den ſeichs kleinen Kindern iſt
allgemein.
* Lumda, 20. Mai. Gelegentlich einer Beſichtigung der hieſigen
Gemarkung wird uns durch das Landwirtſchaftsamt Grünberg
folgende Beobachtung mitgeteilt: Wie in der Nachbargemeinde Velters=
hain
, ſo ſind auch hier die Haferfelder zum großen Teil von Draht=
wurm
befallen und der Weizen durch den Roſt ſtark gefährdet.
Eine ſofortige Kainitgabe von 34 Zentner auf den Morgen
iſt, wenn man nicht einen empfindlichen Ernteausfall an Stroh und
Körnern haben will, unbedingt erforderlich, dem befallenen
Weizen gibt man 11½ Zentner Superphosphat.

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Seite 8

Freitag, den 21. Mai 1926

Nummer 140

Helſingfors.

Von unſerem Sonderberichterſtatter.
E. Chr. Sch. Helſingfors, im Mai 1926.
Schon bald nachdem der Stettiner Dampfer die einzige
Zwiſchenſtation auf ſeiner Fahrt nach Finnland, die eſtniſche
Hauptſtadt Reval, hinter ſich gelaſſen hat, tauchen weit vorn die
Spitzen und Kuppeln der Türme von Helſingfors aus den klar=
blauen
Fluten der Oſtſee auf. Die Einfahrt in den Hafen der
finniſchen Hauptſtadt, die nun ſchnell erreicht iſt, wird mit Rechr
als eine der ſchönſten auf der Welt geprieſen. Zu beiden Seiten
dehnt ſich die tannenbewaldete Küſte. Zur Rechten blicken finſter
die Mauern und Wälle der einſt ſo wehrhaften Feſte Sweaborg
oder Snomenlinna (Finnenſchloß), wie nationaliſtiſcher finniſcher
Geiſt ſie neuerdings getauft hat. Ein paar altersſchwache, freilich
nur mehr noch Dekorationszwecke erfüllende Geſchütze laſſen die
Einfahrt gefährlich erſcheinen, während ihre wirkliche Gefahr doch
nur in den oft dicht unter dem Waſſerſpiegel liegenden Felſen
und Riffen zu ſehen iſt. Eine Wendung des Dampfers, und
vor uns liegt die auf hügeligem Gelände ſich in ihrer ganzen
Weite auf einmal darſtellende Stadt mit dem charakteriſtiſchen
Wahrzeichen in der Mitte, der kuppelgekrönten proteſtantiſchen
Nikolaikirche.
Der rege Verkehr im Hafen, die hin und herjagenden Motor=
pinaſſe
und Dampfboote, die zahlreichen fremden Dampfer, die
die Kais beleben, zeigen, daß dieſes noch ſo junge Reich es ver=
ſtanden
hat, raſch feſte Fäden zu den übrigen Staaten Europas
zu knüpfen.
Betritt man nun zum erſten Male in Helſingfors finniſchen
Boden, ſo iſt man im erſten Augenblick ein wenig enttäuſcht: ſo
ſchön iſt das Bild der Stadt und ſo ſchändlich iſt das Pflaſter!
Doch die in Mengen der Ankommenden harrenden kleinen, echt
ruſſiſchen, auf Gummirädern flink dahinſchaukelnden Droſchken=
wägelchen
helfen ſchnell über die hier beſonders peinvolle Not=
wendigkeit
des Pflaſterlebens hinweg. Schon nach zwei Minuten
biegt der Wagen in die Eſplanadegatan; die Prachtſtraße Helſing=
fors
, ein. Schöne, völlig großſtädtiſch anmutende Häuſer zur
Rechten und zur Linken und rieſige alte Kaſtanienbäume zur
Seite des Promenadenweges in der Mitte geben dieſer Straße
ein geradezu feudales Gepräge. Hier flutet das Leben der finni=
ſchen
Großſtadt. Hier ſieht man, obwohl erſt um die Mittags=
ſtunde
, Alt und Jung im Bummelſchritt durch die Straßen ziehen,
während eine Militärkapelle mit mehr Getöſe als Temperament
flotte Weiſen ſpielt. Hier hört man faſt alle Sprachen der Welt
durcheinanderſchwirren; nur ruſſiſch nicht, das iſt verpönt.
Ein Gang durch die wenigſtens in ihren Flächenmaßen den
Eindruck einer Millionenſtadt machenden finniſchen Metropole
verwickelt aber einander recht ſehr widerſprechende Eindrücke.
Bald glaubt man in Rußland zu ſein, ſo niedrige, dürftige Holz=
häuſer
ſtehen an der Straße, bald wirkt ein Bau, vor dem man
ſteht, ſo urwüchſig, ſo echt finniſch, daß man das Gefühl hat, bei
einem Volke zu ſein, das eine ganz ſtark ausgeprägte Eigenart
beſitzt. Schließlich aber überwiegt doch dies letztere Gefühl. Das
Haus, das echt finniſche, gibt letzten Endes dieſer Stadt, die ja
doch in ihrer Vergangenheit zwei Fremdherrſchaften, eine ſchwe=
diſche
und eine ruſſiſche, ſah, das Gepräge und charakteriſiert ſie
damit als die Hauptſtadt des neuen finniſchen Reiches. Wirkt
das allerdings monumentale Gebäude des Hauptbahnhofes auch
nicht gerade als eine architektoniſche Beſonderheit, abgeſehen von
den vier eigentümlichen, in Granit gehauenen ungeheueren Figu=
ren
zu beiden Seiten des Haupteinganges, ſo zeigt der gleich
neben dem Bahnhof liegende Bau des finniſchen Nationaltheaters
ganz unverkennbar eine ganz beſondere Note in ſeiner Architek=
tur
, einen ganz charakteriſtiſchen, eben finniſchen Stil. Die Strenge
der Linienführung, die durchdringende, wuchtige Maſſigkeit der
Flächenordnung, die noch unterſtrichen wird durch das verarbei=
tete
Material, das zwiſchen blendend weißem Granit und leuch=
tendem
Sandſtein wechſelt, und ſchließlich bei aller Einfachheit
doch nicht ganz fehlende Ornamentik, all das ſcheint die wohl am
meiſten hervortretende Eigenſchaft der Finnen gewiſſermaßen

zu verkörpern: der unbeugſame Wille zur Tat, der ſeinen ſicht=
barſten
und fühlbarſten Ausdruck in dem endgültigen Abſchütteln
des Joches der Fremdherrſchaft gefunden hat.
Aber auch ſonſt in tauſend Kleinigkeiten und Nichtigkeiten
des Alltags zeigen ſich Finnland und das finniſche Volk als
etwas Geſundes, Vorwärtsſtrebendes. Ueberall herrſcht pein=
lichſte
Sauberkeit und Ordnung, ſei es auf der Straße, ſei es in
den Häuſern, Läden und Geſchäften. Die Züge fahren pünktlich
ab und kommen pünktlich an, überall ſind die Beamten entgegen=
kommend
und liebenswürdig. Dazu kommt das ſich ſtets gleich=
bleibende
, ruhige, freundliche und ſelbſtſichere, dabei aber keines=
wegs
blaſierte Auftreten des Finnen, das immer wieder bei jeder
Begegnung das Gefühl verſtärkt, daß man, wen man auch vor ſich
hat, einer wirklichen Einheit gegenüberſteht, die in ihrer volklichen
Geſamtheit von einem außerordentlich ſtarken nationalen Willen
und Nationalbewußtſein getragen wird.
Manches, worauf man hier ſtößt, mutet den Fremden, und
nicht zuletzt den leider oft viel zu kritiſchen Deutſchen, zweifellos
zumindeſt merkwürdig an. So, wenn er ſich im Gaſthaus, auf=
merkſam
gemacht auf das in Finnland beſtehende Alkoholverbot,
mit heldenhafter Selbſtüberwindung perlendes Sodawaſſer be=
ſtellt
und dabei ſieht, wie am Nebentiſch der finniſche Gaſt ver=
ſtohlen
eine kleine Flaſche aus der Rocktaſche zieht und in ſein
Sodewaſſer aus eigenem Beſtande den dazu gehörenden Whisky
gießt. Dabei findet niemand etwas. Kann man ſich doch auch
Whisky oder Porterbier uſw. ganz offen im Gaſthaus beſtellen,
nur bekommt man es zu ſo exorbitanten Preiſen, daß einem
eigentlich ſchon von vornherein der Appetit vergehen kann, gar
nicht zu reden von dem ſogenannten zweiprozentigen Bier, das
in Finnland behördlicherſeits freigegeben, iſt als harmlos.
Man ſieht alſo, gar ſo ſchlimm iſt es mit der Trockenlegung in
Finnland doch nicht.
Was im übrigen die Stadt Helſingfors an Sehenswürdig=
keiten
zu bieten vermag, das gruppiert ſich im Weſentlichen im
Regierungsviertel um den Senatsplatz, den großen hiſtoriſchen
Platz Helſingfors, den noch heute ein Standbild des Zaren
Alexander II. ziert. Hier liegt das ſchmuckloſe Gebäude der Uni=
verſität
und ihm gegenüber das Stadthaus, das eine mit korin=
thiſchen
, das andere mit joniſchen Säulen an der Hauptfront ge=
ziert
, ſonſt kahle, ſchmucklos nüchterne Bauten, erinnernd an die
Zeit der geldknappen ruſſiſchen Herrſchaft. Nur der gewaltige
Bau der Nikolaikirche unterbricht die Einförmigkeit dieſes Bildes.
Zu oberſt einer an die 80 Stufen zählenden rieſigen, breiten Ter=
raſſe
, die die ganze eine Seite des Senatsplatzes ſäumt, liegt der
mächtige Bau, das Wahrzeichen der finniſchen Hauptſtadt; wirk=
lich
wirkungsvoll mehr nur in ſeiner wuchtigen Größe, ſonſt
ſchlicht und einfach, wie er aber eben dem finniſchen Volke ent=
ſpricht
. Großartig und prächtig wirkt dagegen auf den Beſchauer
der ſtattliche Bau des Ständehauſes, dem gegenüber das Haupt=
gebäude
der Finnland=Bank, der finniſchen Reichsbank, liegt.
Zwei monumentale Bauten, das Ständehaus im altgriechiſchen
Stil errichtet, die Finnland=Bank der Typus des bei aller Ueppig=
keit
doch vornehm wirkenden Bankpalaſtes.
Aber ſchließlich ſpiegeln alle dieſe Bauten doch nicht das
eigentliche Finnland wieder; das tritt dem aufmerkſamen Be=
obachter
eben nur in den obenerwähnten neueſten Bauten ent=
gegen
, ſonſt aber bleibt das wirkliche Finnland, trotz Sprachen=
kult
und allen Bemühungen, in Helſingfors ſelbſt unterdrückt und
verſteckt unter ſchwediſchen und ruſſiſchen Reſten und unter inter=
nationalem
Neuem.
Das wahre Finnland, deſſen Herz warm für Deutſchland
ſchlägt, das offenbart ſich doch erſt draußen auf dem Lande, in
der faſt unerſchöpflichen reichen Fülle der Naturſchönheiten, die
dieſem begnadeten Lande verliehen ſind.
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(I. L. 7007

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rung
ab. Der andere Teil müßte mit gerichtlicher Klage vorgehen.
G. B. 1918. Natürlich die Fläche der bewohnbaren Räume
kann u. E. gemeint ſein. Eine Beſcheinigung über die Belaſtung wäre
wohl beizufügen.
Vogel. Nach § 550 BGB. kann, wenn Mieter von der gemieteten
Sache einen vertragswidrigen Gebrauch macht und dieſen Gebrauch un=
geachtet
der Abmachung des Vermieters fortſetzt, Vermieter auf Unter=
laſſung
klagen. Es liegt deshalb in Ihrem Intereſſe, gütliche Einigung
zu erſtreben und den Schlüſſel auszuhändigen.
Rund=Funk=Programme.
Frankfurt.
Freitag, 21. Mai. 3.30: Lehrer Metzker: Nachdenkliche Ge=
ſchichten
von Johann Peter Hebel für Kinder vom 10. Jahre ab).
O 4.30: Spiel und Beſchäftigung des Kindes, von Lehrer Stricker.
Hierauf: Wochenſchau des Frankf. Hausfrauenv. O 5.45: Aus den
Briefen der Günderode. Sprecher: Stadtmann. O 6.15: Frankf.
Vereinigung für Heimatkunde. O 6.30: Stunde des Südweſtd. Radio=
clubs
. O 7: Ueber Hundezucht. von Dr. Stroh. O 7.30: Uebertr.
aus dem Stadtth. Caſſel: Die Entführung aus dem Serail. Kom.
Oper von Mozart. Perſ.: Selim Baſſa; Konſtanza; Blonde, deren
Mädchen; Belmonte: Pedrillo, Diener; Osmin, Aufſeher. Ort: Land=
gut
des Baſſa. Mitte des 16. Jahrh.

Stuttgart.

Freitag, 21. Mai. 4.15: Rundfunkorch. Suppe, geſt. 1895.
Ouv. Dichter und Bauer. Vergißmeinnicht, Lied. Ouv. Ein
Morgen, ein Mittag, ein Abend in Wien Melodien aus
Boccaccio‟. Ouv. Die ſchöne Galathee‟ Melodien aus
Das Penſionat‟. Ouv. Leichte Cavallerie‟. O 6.15: Vortrag
Hilde Zimmermann: Neuzeitliche Hausführung. O. 6.45: Vortrag
Oberbauinſp. Digel: Unſere Sorgenkinder bei der Berufswahl.
O 7.15: Vortrag Stadtpf. Dr. Schairer, Hedelfingen: Von der
Seele zum Geiſt eine Pfingſtwanderung. O 8: Sinfonie=Konzert.
Leitung: Hans Seeber van der Floe. Tſchaikowsky: Nußinacker=
Suite. Liadow: Ruſſiſche Volkslieder. Anſchl. Altes und Neues
aus der Süddeutſchen Heimat. Em Lichtkarz. Spinnſtube= Zuſammen=
kunft
Buaba ond Mädla Lieder Geſchichten Tanz=
muſik
. Einl. Worte: Georg Ott.
Berlin.
Freitag, 21. Mai. 4.10: Dorothee Goebeler: Soll ich mit
einer Freundin reiſen? O 5: Funk=Kapelle. Morſe: Blauäuglein.
Lehar: Durch die weiten Felder, Walzer. Lalo: Ouv. Le
roi d’Ys‟. Verdi: Fant. Troubadour. Giordano: Inter4
mezzo aus Il voto. de Micheli: Petite Suite Nr. 2. Corto=
paſſi
: Ruſticanella. Fairman: Bo=La=Bo, Oneſtep. O 7: Dr.
Endres: Lübeck 700 Jahre freie Reichsſtadt. O 7.25: Hochſtetterx
Pfingſten von heut und zu Großvaters Zeit‟, O 7.55: Prof,
Dr. Marcuſe: Pendelmeſſungen und Mondbeobachtungen zur Er=
forſchung
der Erdgeſtalt. O 8.30: Kammermuſik von Haydn bis
Schönberg. 17. Ab. Havemann=Quartett: Prof. Havemann, 1.
Violine; G. Knieſtädt 2. Violine: H. Mahlke, Bratſche: Ad. Steiner,
Cello. Smetana: Streichquartett e=moll. Rubinſtein: Klavier=
quintett
, op. 99, g=moll. O 9.30: Einakter. (Geſpr. von Roſa
Bertens.)

thode des volkswirtſchaftlichen Rechenunterrichtes. O. 4: Dr. Kaethe
v. Herwarth: Die Stellung der Landfrau und die daraus erwachſen=
den
Aufgaben. O 4.30: Mitteilungen des Zentralinſtitutes. O. 5rt
Dr. Max Winckel: Genußmittel. O 7.30: Prof. Dr. Glaſer; Arzt
und Coueismus. O 7.55: Geh. San.=Rat Prof. Dr. Strauß:
Ueber Bäder und Bäderkuren.
Hauptſchriftleitung: Rudolf Mauve
Verantwortlich für Politik und Wirtſchaft; Rudolf Mauve
Derantwortlich für Feuilleton und Heſſiſche Nachrichten: Mar Streeſe
Verantwortlich für Sport: Dr. Eugen Buhlmann
Verantwortlich für Schlußdient: Andreas Bauer
Verantwortlich für den Inſeratenteil: Willy Kuhle
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Nummer 140

Freitag, den 21. Mai 1926

Seite 9

Reich und Ausland.
Hochwaſſer im Rheinland.
Köln, 20. Mai.
Der Rhein iſt ſeit geſtern um etwa einen Meter ge=
ſtiegen
. Die Wieſen am Induſtriehafen ſind überſchwemmt,
desgleichen die Uferwege. Ein weiteres Steigen wird nicht er=
wartet
, da die Nebenflüſſe zum Teil im Fallen begriffen ſind.
Bei Reß führt die Iſſel ſtarkes Hochwaſſer. Am Dienstag mittag
überflutete das Waſſer an zwei Stellen in einer Breite von fünf=
zig
Metern den Damm, ſo daß faſt das ganze Niedevungsgebiet
zwiſchen Iſſel und Hamminkel bis Blumenkampf einen großen
See bildet. Verſchiedene Landwirte mußten im Dunkel der Nacht
ihr Vieh auf Karren ausdem Waſſer holen. Das neue
Hochwaſſer bedeutet für die Bewohner dieſes Gebietes eine Kata=
ſtrophe
.

Süddeutſchlandflug 1926.
In Würdigung der großen Bedeutung, die dem Süddeutſchlandflug
für die Förderung des deutſchen Flugſportes zukommt, hat die Oberpoſt=
direktion
Karlsruhe genehmigt, daß alle Poſtſendungen, die während der
Zeit der Veranſtaltung von Mannheim abgehen, einen beſonderen
Poſtſtempel Süddeutſchlandflug tragen. Mannheim wurde aus dem
Grunde gewählt, weil der Mannheimer Flughafen der Ausgangs= und
Endpunkt des Streckenfluges des Wettbewerbs ſein wird, auch werden
hier die techniſchen Leiſtungsprüfungen ſtattfinden.

Die Pulverfabrik Haßloch in
die Luft geflogen.
Etwa 20 Todesopfer, 60 20 Verletzte.
Wertheim a. M., 20. Mai. (Eigener Drahtbericht.)
Heute vormittag gegen 10½ Uhr iſt in dem etwa 4 Kilometer
entfernten bayeriſchen Orte Haßloch a. M., aus bisher noch un=
bekannter
Urſache, die Pulverfabrik in die Luft geflogen. Die
ganze Fabrik wurde vernichtet. Ein Teil, der in der
Nähe der Exploſionsſtelle liegenden Häuſer wurde ſtark beſchädigt.
An der Exploſionsſtelle befindet ſich ein rieſiger Trichter. Die
Zahl der Toten iſt noch nicht bekannt. Doch rechnet man mit
mindeſtens 15 bis 20. Die Zahl der Verwundeten iſt er=
heblich
größer. In das Krankenhaus zu Wertheim ſind
etwa 20 Verwundete eingeliefert worden, von denen eine
große Anzahl bereits geſtorben iſt. Die Trümmer=
ſtätte
bietet einen troſtloſen Anblick. Die Rettungsarbeiten ſind,
da weitere Exploſionen zu befürchten ſind, ſehr erſchwert. Der
furchtbare Luftdruck hat nicht nur im hieſigen Ort, ſondern auch in
den Orten der Nachbarſchaft die Fenſterſcheiben zerſtört.
Nähere Einzelheiten.

Frankfurter Chronik.
WSN. Einverurteilter Konzertſchwindler. Vor dem
Frankfurter Großen Schöffengericht hatte, ſich der in Köln wohnende
4jährige Kaufmann Arthur Riffert unter der Anklage des Betrugs
zu verantworten. Der Angeklagte verkaufte am 20. Januar für ein an
dieſem Tage ſta.tfindendes Blindenkonzert Karten, indem er ſich mit Er=
folg
perſönlich an beſſere Kreiſe wandte. Als das Konzert nun ſtattfin=
den
ſollte, erſchienen wohl achtzig Kartenbeſitzer, aber konzertiert wurde
nicht. Riffert hatte der Saalbaudirektion von Altona aus geſchrieben,
daß das Konzert abgeſagt werden müßte. Das ſchönſte war, daß die
Künſtler in Hannover keine Anhnung hatten, daß ſie hier ſpielen ſollten.
Der Angeklagte, der bereits in München und Freiburg unter dem Ver=
dacht
, ſolche Schwindeleien begangen zu haben, in Haſt geweſen iſt, wurde
zu ſieben Monaten Gefängnis verurteilt, von denen ihm drei bei guter
Führung bedingt erlaſſen werden, da er noch unbeſtraft war.
Ein Polizeibeamter ſchwer verletzt.
Im. Pirmaſens. Mittwoch früh ſpielte ſich hier ein aufvegender
Vorfall ab. Zwei Polizeibeamte wollten den 30jährigen Fabrikarbeiter
Paul Zwick feſtnehmen. Im Augenblick der Feſtnahme ſprang dieſer
jedoch aus dem Fenſter und ſchoß den hier ſtehenden Polizei=
wachtmeiſter
Schmitt mit einem Revolver nieder. Ebenſo gab er
auf Straßenpaſſanten, die ſeine Flucht verhindern wollten, mehrere
Schüſſe ab, die jedoch fehlgingen. Schmitt liegt in ſchwerverletztem
Zuſtande im Krankenhauſe darnieder. Der Täter iſt entkommen.
Die ehemaligen deutſchen Kriegsgefangenen in Sibirien.
Berlin. Seit der im Auguſt 1923 erfolgten Errichtung eines
deutſchen Konſulats in Nowoſibitkk (früher Nikolgjewzk) wurden von
dieſem 216 ehemalige deutſche Kriegsgefangene, die in Sibirien freiwillig
zurückgeblieben waren, ermittelt. Sie wurden ſämtlich davon unterrichtet,
daß ſie auf Reichskoſten heimgeſchafft werden können. Von dieſer Mög=
lichkeit
machten im ganzen nur 50 Gebrauch, die, ſoweit ſie verheiratet
ſind, mit ihren Familien nach Deutſchland zurückehrten. Die übrigen
haben entweder die Heimkehr endgültig abgelehnt oder noch keine oder
eine nur unbeſtimmte Erklärung abgegeben. Andere wieder entziehen
ſich den Bemühungen des Konſulats. Einige erhielten bereits ihre Päſſe
und Reiſegeld, letzteres zum Teil mehrmals, ohne die Heimreiſe anzu=
treten
. Mehrere ehemalige Gefangene haben ihre Reichsangehörigkeit
aufgegeben und ſind ſowjetruſſiſche Staatsangehörige geworden. Die
häufig in Anfragen an das Auswärtige Amt, an die deutſchen Vertre=
tungen
in Sowjetrußland und andere amtlichen Stellen zum Ausdruck
gebrachte Anſicht, daß ehemalige deutſche Kriegsgefangene wider Willen
n Sowjetrußland zurückgehalten würden, iſt falſch. Ebenſo iſt die häufig
geäußerte Vermutung, daß die früheren Gefangenen, beſonders die in
Sibirien zurückgebliebenen, keine Möglichkeit hätten, mit ihren Ange=
hörigen
in briefliche Verbindung zu treten, durchaus unbegründet, da
zwiſchen Sowjetrußland und Deutſchland ein geregelter Poſtverkehr
beſteht.
Die Reviſion Grans verworfen.
Veipzig. Der Strafſenat des Reichsgerichts verwarf geſtern die
Reviſion des Hans Grans aus Hannover, der als Komplize des Maſ=
ſenmörders
Haarmann ſeinerzeit im Haarmannprozeß mitangeklagt und
ſchließlich vom Schwurgericht Hannover am 19. Januar 1926 wegen
Beihilfe zum Mord in zwei Fällen zu zwölf Jahren Zuchthaus,
zehn Jahren Ehwverluſt und Stellung unter Polizeiaufſicht ver=
urteilt
worden war.
15 Jahre Zuchthaus.
Die Reviſion des Zahntechnikers Hugo Rumpf aus Erfurt, der
bom Schwurgericht Erfurt wegen verſuchten Mordes zu
15 Jahren Jahren Zuchthaus und zehnjährigem Verluſt der
bürgerlichen Ehrenrechte verurteilt worden iſt, iſt vom 3. Strafſenat des
Reichsgerichts verworfen worden. Bekanntlich hatte Numpf ver=
ſucht
, ſeine Mutter ſowie ſeinen jüngſten Bruder mit Arſenik zu ver=
giſten
. Trotz des beſtehenden Verdachtes, daß Rumpf auch ſeine zwei
Schweſtern und ſein uneheliches Kind, die unter verdächtigen Erſchei=
nungen
geſtorben ſind, vergiftet hat, konnte mangels genügender Beweiſe
eine Verurteilung wegen vollendeten Mordes nicht erfolgen.

Ueber die Kataſtrophe erfahren wir noch folgende Einzel=
heiten
: Die geſamten Fabrikanlagen ſind durch die Exploſion
von Grund auf zerſtört worden. Einzelne Teile der Anlage
brennen noch. Die Räumungsarbeiten der Feuerwehr und Sani=
tätsmannſchaften
machen gute Fortſchritte werden jedoch durch
drohende Exploſionen erſchwert. Bisher ſind
9 Tote und 30 Verletzte geborgen
worden. Durch die Erploſion wurde der umliegende Wald
bis zur halben Höhe total umgelegt. Sämtliche Telephon=
leitungen
ſind zerſtört. In Haßloch ſelbſt gibt es faſt keine ganze
Fenſterſcheibe mehr. Die Ziegel wurden von den Dächern ge=
worfen
und auch ſonſt wurde großer Schaden an den Gebäuden
angerichtet. Gleich nach der Exploſion wurden 30 Opfer nach
dem Hoſpital in Wertheim gebracht, von denen bisher ſchon drei
geſtorben ſind. Die Zahl der Verwundeten, die in die um=
liegenden
Hoſpitäler eingeliefert werden, erhöht ſich andauernd.
Man ſchätzt ſie bisher bereits auf ungefähr 60 bis 70. Man
glaubt, daß weit
über 20 Perſonen getötet
wurden und vermutet unter den Trümmern noch weitere Opfer.
Unter den Toten und Verletzten befinden ſich auch zahl=
reiche
Arbeiterinnen. Die Verletzungen ſind zum größ=
ten
Teil Verbrennungen. Von Aſchaffenburg ſind
Schupo=Abteilungen zur Hilfeleiſtung an die Un=
glücksſtelle
abgegangen. Die Urſache der furchtbaren Kataſtrophe
iſt immer noch vollkommen ungeklärt.
Im bayeriſchen Landtag wurde heute abend eine
Trauerkundgebung
anläßlich der Kataſtrophe in Haßloch abgehalten. Präſident
Königsbauer teilte mit, daß bisher 6 Tote und etwa 20
Schwerverletzte feſtgeſtellt ſeien. Eine große Anzahl von Fami=
lien
ſei damit in tiefſte Trauer verſetzt worden. Dem zuſtän=
digen
Bezirksamt ſandte der Landtag eine Beileidskundgebung.
Der Miniſter für Volkswohlfahrt hat ſofort einen größeren Be=
trag
zur Abwendung der erſten Not der Hinterbliebenen und
Angehörigen der Verletzten überwieſen. Die Staatsregierung
erklärte ebenfalls alles zu tun, was möglich iſt, um den von der
Exploſion Betroffenen zu helfen.

Ein Liebespaar tot aufgefunden.
* Würzburg. Dienstag früh wurden in der Waldabteilung Bühl
bei Rupprechtshauſen die Leichen eines gutgekleideten Liebespaares auf=
gefunden
. Nach vorgefundenen Papieren handelt es ſich um den etwa
24 Jahre alten, verheirateten Reiſenden Schumann und um eine etwa
19 Jahre alte, verheiratete Kolb, aus Berka (Thüringen).
Schweres Unwetter im Staate Illinvis.
TU. Paris. Nach einer Meldung aus Chicago iſt der Staat
Illinois von einem ſchweren Sturmwetter heimgeſucht worden,
bei dem der amerikaniſche Flieger Patrick, der zum erſten Male im
Jahre 1990 den Flug von New York nach Nome untemahm, getötet
wurde. Viele Gebäude wurden durch den Orkan zerſtört,
der beſonders in den Vorſtädten von Chicago größere Verwüſtungen an=
richtete
. Telegvaphen= und Fernſprechleitungen haben ſtark gelitten, ſo
daß ihre Wiederherſtellung nach Angaben der Behörden längere Zeit in
Anſpruch nehmen wird. Der Sturm war von ſtarken Hagelſchauern
begleitet, die auf den Feldern große Verwüſtungen anrichteten.

Die deutſche Nation führend auf dem diesjährigen Euchariftiſchen
Kongreß in Chikago vertreten.
Es liegen heute authentiſche Zahlen vor über die Beteiligung der
europäiſchen Nationen am diesjährigen 9. Internationalen Euchari=
ſtiſchen
Kongreß in Chikago. Nach dieſen Zahlen ſind die Mitteilungen
über die überaus ſtarke Beteiligung der europäiſchen Nationen, welche
vielfach in der Preſſe zu leſen waren, ſtark übertrieben. Die Geſamt=
beteiligung
aus ganz Europa dürfte die Liffer von 1000 nicht erreichen.
Die ſtärkſte Gruppe von 200 Vertretern ſtellt die Tichechoflowakei. Die
Koſten für die tſchechiſchen Vertreter werden durch die Tſchecho= Ameri=
kaner
zum weitaus größten Teil bezahlt. Die tſchechiſche Gruppe benützt
den Dampfer einer amerikaniſchen Linie, der aber nicht den Charakter
eines Kongreßſchiffes trägt. Die einzige Nation, welche einen eigenen
Kengreßdampfer nach Amerika ſchickt, iſt die deutſche. 110 Vertreter ſind
für dieſen Dampfer bereits feſt angemeldet, die doppelte Zahl wird noch
erwartet, da die Mehrzahl der Anmeldungen erſt in den letzten Wochen
vor der Ausreiſe eingehen dürfte. Es beteiligen ſich an führenden Per=
ſönlichkeiten
aus dem katholiſchen Leben u. a. der Biſchof von Osnabrück,
Dr. Berning, der Fürſtbiſchof von Klagenfurt, Dr. Hefter, der Erzbiſchof
von Bamberg, Dr. v. Hauck. Von der Fürſtbiſchöflichen Delegatur in
Berlin beteiligt ſich Herr Delegaturrat Dr. Banaſch. Der Deutſche Caui=
tasverband
wird vertreten durch ſeinen Präſidenten, Herrn Ptälat Dr.
Kreutz, die katholiſche Schulorganiſation Deutſchlands durch den ſtellber=
tretenden
Generalſekretär, Prof. Dr. Schröteler, der Prieſterverein
Deutſchlands durch ſeinen Vorſitzenden Heurn Erzprieſter Limberg. Aus
den Kreiſen der Behörden nehmen teil: Regierungsp äſident Dr. Son=
nenſchein
, von Osnabrück, Reichswirtſchaftsrichter Dr. Toſetti=Berlin
u. a. m., aus den wiſſenſchaftlichen Kreiſen: Herr Univ.=Prof. Dr. Karl
Hilgenreiner, Herr Prof. Dr. Lang und viele andere Auch die deutſche
Wirtſchaft iſt maßgebend vertreten, ebenſo wird die Preſſe Vertreter ent=
ſenden
. Auf direkte Anregung von Papſt Pius Kl. hin wevden Referate
über ſpezielle Themen gehalten. Eines derſelben wird Kardinal Faul=
haber
auf dem Kongreß in einem Vortrag behandeln. Die Teilnehmer=
gruppen
der anderen europäiſchen Nationen, welche geſchloſſen auftreten,
ſind ſehr ſchwach. Sie belaufen ſich bei Frankreich auf zirka 3040 Kon=
greßfahrer
, bei Italien auf zirka 50, bei England und Holland eben=
falls
je auf etwa 50, bei Ungarn auf etwa 30. Jedenfalls iſt Deutſchland
das einzige europäiſche Land, das ein eigenes Schiff ausſchließlich für
ſeine Kongreßteilnehmer, die geſchloſſen auftreten, entſendet.
Bewährt ſich das Luftſchiff zu Polarforſchungen?
EP. Oberſt Nobile hat in einem Interview über die Be=
deutung
des Nordpolfluges für die weitere Verwendung der Luftſchiffe
u. a erklärt, ein Hauptvorteil der Norge ſei ihre Widerſtands=
ſähigkeit
und ihre Tragkraft geweſen, die erlaubt habe, in Spitzbergen
eine Nutzlaſt von Brennſtoff für einen Flug von über 4000 Meilen mit=
zunehmen
. Die gewöhnliche Fluggeſchwindigkeit betrug 95 Kilometer in
der Stunde, während bei günſtigem Winde auch 105 Kilometer erreicht
wurden. Wenn es nötig geweſen wäre, hätte die Norge bis 123 Kilo=
meter
in der Stunde zurücklegen können, d. h. die Höchſtgeſchwindigkeit
des Luftſchiffes. Die Ergebniſſe des Fluges bewieſen, daß der Einwand
unangebracht geweſen ſei, die Norge ſei zu klein für eine derartige
Expedition. Bei künftigen Polarflügen ſollten jedoch alle Metallteile der
Luftſchiffe verhüllt werden, um das Anſetzen von Eis zu verhindern. Die
Gasventile hätten nie verſagt. Es habe ſich auf ihnen kein Eis gebildet,
weil ihre Metallteile zum Schutz gegen den Einfluß der Kälte mit einer
beſonderen Subſtanz beſtrichen worden ſeien. Auch die Maßnahmen zum
Schutz der Motoren gegen die Kälte hätten ſich bewährt, ſo daß immer
nur zwei von den drei Motoren im Gang geweſen ſeien, während der
dritte warm gehalten wurde, und ſo ſtets wieder in Tätigkeit treten
konnte. Schlimm war für die Expedition nur das Verſagen des
Radioapparates vom 87. Breitegrad an zwiſchen dem Nordpol
und Alaska. Es fehlte dadurch jede Nachricht über das Wetter, und man
habe deshalb die Richtung nicht nach den günſtigen Witterungsverhält=
niſſen
wählen können, ſondern den Flug fortſetzen müſſen, ohne zu wiſſen,
welches Wetter man antraf.
Die nafſen Exterritorialen.
EP Waſhington. Das Recht der ausländiſchen Diplomaten,
alkoholiſche Getränke zu halten, iſt in bedeutender Weiſe eingeſchränkt
worden, da die Behörden beſchloſſen haben, daß alkoholiſche Getränke für
die Diplomaten von den Eiſenbahnen nicht befördert wer=
den
dürfen, ſondern von den Häfen bis nach Waſhington in den eigenen
Autos der Diplomaten zu befördern ſind.

Geſchäftliches.
Am 9. Mai fand auf dem Meiſterſchaftsplatz des Lawn=Tennis=
Turnier=Klubs Rot=Weiß, Berlin, der große Nevanchekampf des
Berufstennisſpielers Najuch gegen den Guropameiſter Kozeluhſtatt.
Wie bekannt, endete dieſes ſchönſte und wohl techniſch vollkommenſte
Spiel, das Berlin nach den Kriegsjahren geſehen hat, mit dem Sieg
Roman Najuchs. Wir erhielten dazu die intereſſante Mitteilung, daß
auch dieſer Kampf mit dem neuen Dunlop=Tennisball Nr. 902 ausge=
kämpft
wurde, und man ſieht, daß alle großen Meiſter dieſes weißen
Sports in kunzer Zeit ein große9 Zutrauen zu dieſem erſt ehen neu
eingeführten Ball gewonnen haben.

Wetterbericht.
Wettervorherſage für Samstag, den 22. Mai 1926.
(Nach der Wetterlage vom 20. Mai 1926.)
Das atlantiſche Tiefdruckgebiet, das eine erneute Verſchlechterung
der Wetterlage in Ausſicht ſtellte, hat in den letzten 24 Stunden auf
dem Kontinent nicht an Raum gewonnen; ſein Druckfallgebiet wirkt ſich
vorläufig nordöſtlich aus. Damit dauert die auf ſeiner Vorderſeite be=
dingte
Aufheiterung und Erwärmung zunächſt an, ſo daß Regenwetter
noch nicht in Ausſicht iſt. Die beſtehenden Druck= und Tempevaturver=
hältniſſe
laſſen höchſtens auf die Ausbildung von gewitterhaften Stö=
Heſſ. Oeffentl. Wetterdienſtſtelle.
rungen ſchließen.

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[ ][  ][ ]

Seite 10

Freitag, den 21. Mai 1926

Nummer 140

Male

Statt Karten
Die Geburt ihres
Sohnes zeigen hoch=
erfreut
an
Or. jur. Albert Moeßner und
Frau Edith, geb. Gutjahr
Darmſtadt, den 20. Mai 1926.
(*13511
Wehprechtſtr. 20
z Zt. Klinik Dr. Hoffmann und Dr. Wolff

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Die Ankunft eines
geſunden Töchterchens
zeigen in dankbarer
Freude an
Bruno Franz und Frau
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11.70
1.30
4.20

Heute entſchlief nach langem
ſchwerem Krankenlager mein lieber
Mann, unſer guter Vater, Groß=
vater
und Urgroßvater
Johann Anton Schuchmann
Amtsobergehilfe i. R.
im Alter von 78 Jahren.
In tiefer Trauer:
Kath. Schuchmann Bwe.
geb. Vonderſchmidt.
Familie Sch. Schuchmann
Friedr. Fronmann
Worms=bochheim
Hans Eckart
Darmſtadt, den 19, Mai 1926.
(*13456
Rheinſtr. 49
Die Beerdigung findet am 22. Mai
vormittags 11 Uhr, auf dem Wald=
friedhof
ſtatt.

Verein
Krieger=
18 F 74.
Am 19. d. Mts verſchied
unſer lieber Kamerad, der
Mitbegründer unſeres Vereins
Ehren=Mitglied
Johann Anton
Schuchmann
Oberamtsgehilfe i. R.
Die Beerdigung findet Samstag,
den 22. d. Mis, vorm. 41 Uhr, auf
dem Waldfriedhof ſtatt.
Wir bitten um zahlreiche Be=
teiligung
.
Der Vorſtand.
7729)

Dankſagung.
Für die liebevolle Anteilnahme
bei dem Hinſcheiden unſeres
lieben Entſchlafenen ſagen wir
Allen auf dieſem Wege unſe=
ren
tiefgefühlten Dank. (13447
Katharina Ruppel
und Kinder.

in allen Größen
Tallor d. Otolal sailter und Preislagen

V70

Otto Beringer
Hanna Beringer, geb. lhrig
Vermählte
(*13474
22. Mai 1926 Darmstadt
Stuttgart

Urbanstr. 41B.

Mühlstr. 1.

Kirchl. Trauung: Samstag, den 22. Mai 1926.
nachmittags 2 Uhr. in der Kapelle.

Ihre Vermählung beehren sich anzuzeigen
Hermann Braun
Ingenieur
Wadel Braun, geb. Köhler
Beckstr. 50
Darmstadt
((13385)

Siatt beſonderer Anzeige.
Heute verſchied im 74. Lebensjahr meine treue
Lebensgefährtin, unſere unvergeßliche Mutter,
Schwiegermutter, Großmutter, Schweſter und
Schwägerin
Frau Luiſe Neuß
geb. Geuter,
(*13465
Im Namen der Hinterbliebenen:
Georg Neuß, Rechnungsrat i. R.
Darmſtadt u. Frankfurt a. M., am 19. Mai 1926.
Die Beerdigung findet am Samstag, den 22. d. Mts.,
vormittags 11 Uhr, auf dem Friedhof an der Nieder=
Ramſtädterſtraße ſtatt.
Von Beileidsbeſuchen bittet man abzuſehen.

Verſchiedene

derche
Meſſ.=Gaslüſter
u. verſch, Gaslampen
billtigſt zu verk. Näh
Geſchäftsſt ( 13470

Statt beſonderer Mitteilung.
Heute entſchlief ſanft unſere liebe Mutter,
Schwiegermutter und Großmutter
Emilie Cramolini
geb. Diefenbach
im 72. Lebensjahr.
(B. 7781
Guſti Pfeiffer, geb. Cramolini
Lina Werner, geb. Cramolini
Ludwig Eramolini, Major im Reichs=
wehr
=Miniſterium
Ernſt Cramolini, Prokuriſt
Emilie Cramolini
Marie Cramolini
Hermann Pfeiffer, Kreisdirektor
Ernſt Werner, Kreisdirektor
Lily Cramolini, geb. Hauck
6 Enkel.
Darmſtadt, Heppenheima. d B, Offenbach a M.,
Charlottenburg, Potsdam, den 20 Mai 1926
Die Beerdigung findet Samstag, den 22. Maſ, vor=
mittags
11½ Uhr, von der Friedhofskapelle (Nieder=
Ramſtädterſtraße) aus ſtatt.

Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herz=
licher
Teilnahme bei dem Heim=
gange
unſerer lieben Entſchla=
fenen
ſagen wir allen Beteilig=
ten
, insbeſondere Herrn Pfarrer
Schäfer für die troſtreichen
Worte, unſeren aufrichtigen
Dank.
Im Namen der trauernden
Hinterbliebenen:
J. Hirſchinger.
(B.7750

Nachruf.
Am 11. Mai d. Js. verſchied unſer Rabbiner i. R.
Herr
Dr. Oabid Selber.
Faſt 2 Jahrzehnte hat der Verſtorbene in unſerer
Gemeinde und im Rabbinatsbezirk als Rabbiner gewirkt
und ſeine ganze Kraft ſeinem heiligen Berue geweiht.
Eine rechte Gelehrtennatur hat der Verklärte während
ſeines ganzen Lebens ſich als Diener der Wiſſenſchaft
bewährt; ſeine reichen, in unermüdlichem Forſcherdrang
erlangten Kenntniſſe auf talmudiſchem und philoſophiſchem
Gebiete hat der Verſiorbene Freunden und Schülern
während ſeiner Amtstätigkeit und auch noch nach ſeiner
infolge Erkrankung im Jahre 1906 erfolgten Penſſo=
nierung
in einer jegensreichen Lehrtätigkeit zu teil werden
laſſen.
Das Andenken an den charakterfeſten, aufrechten
Mann wird in unſerer Gemeinde unvergeſſen ſein.
Der Vorſtand
der iſraelitiſchen Religionsgemeinde
Darmſtadt.

Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herzlicher
Teilnahme bei dem Heimgange unſe=
rer
lieben Entſchlafenen, beſonders
Herrn Pfarrer Beringer für die
troſtreichen Worte am Grabe der
Verſchiedenen, ſagen wir auf dieſem
Wege allen Freunden und Bekann=
ten
herzlichen Dank.
(*13453
Im Namen der Hinterbliebenen:
Frau Heinr. Dedelley Btw.
Köln=Aippes, Darmſtadt, 20. Mai 1926.

Unsar

beſeitigt. Herr Dr. med. S. in L. hat mit
Obermeyers
Medizingl Herbg=Zeife
bei unreinem Teint prächtig? Erfolge erzielt.
Ver St. M. ,85, 9000 verſt irkt M. 1. Zur
Nachbehandlung iſt Herba=Freme beſonders
zu empfehlen. Zu hab n in allen
Apotheken, Drogerlen un Parfümerſen
na K

Darmſtadt, 17. Maſ 1926.

(7704

T
Dr. M. Plehn
Verreist bis 28. Mai
Kayſer= und Bismarck=Fahrräder
erſtklaſſige Markenräder zu mäßigen Preiſen
Reparaturen und Erſatzteile.
Otto Urſchel, Mechaniker
Schulſtraße 11. (IV.7477) Darmſtadt.

RM
4oer, evg., ſ. St. in
frauenl Haush., evtl.
Heirat.
(*13492
Angebote u. B 84
an die Geſchäftsſt.

Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herzlicher
Teilnahme bei dem Heimgange unſe=
rer
lieben Entſchlafenen ſagen wir
auf dieſem Wege tiefgefühten Dank.
Im Namen der Hinterbliebenen:
Friedrich Murck.
Darmſtadt, den 20. Mai 1926. (13433

he
in der Richtung nach
Viernheim, Aann=
heim
und zurück, ſo=
wie
ſonſtige Fuhren
nimmt an (e13519
Joh. Kugler
Liebfrauenſtraße 33.
Telephon 1011.

68000 Mk.
v. Geſchäftsmann auf
2½ Jahre v. Selbſtg.
geſucht. Auf Wunſch
monatl. Rückzahlung
v 250 Mk. Angeb u.
J. 355 an die Geſch.
7504 omf.

Statt Karten.
Tieferſchüttert zeigen wir den frühen Heimgang unſerer
heißgeliebten Tochter und Schweſter
Lina Schreiber
an. Nach kurzer, ſehr ſchwerer Erkrankung entſchlief ſie ſanft
durch Herzlähmung am 14. Mai.
Familien H. Schreiber und A. Herbert.
Darmſtadt, Pallaswieſenſtraße 14.
(*13436

Die Einäſcherung fand in der Stille ſtatt.
Es wird gebeten, von Beileidsbeſuchen abzuſehen.

Nachruf.
Unſere liebe
Lina Schreiber
wurde uns durch eine tückiſche Krankheit plößz=
lich
entriſſen. Wir betrauern voll aufrichtigen
Schmerzes den Heimgang derFrühverſtorbenen
Sie war ein liebenswerter, edler und ſelten
wertvoller Menſch, voll Hilfsbereitſchaft und
treueſter Pflichterfüllung.
(13435
Wir vergeſſen ſie nie.
Berlin.
Familie Maaß.

[ ][  ][ ]

Nummer 140

Freitag, den 21. Mai 1926

Seite 11

Sport, Spiel und Turnen.

Boxen.

Tennis.

Sportverein 98 E. V., Darmſtadt.
Man ſchreibt uns: Am Mittwoch abend fand im mittelmäßig be=
ſuchten
Saalbau der Werbeabend der neugegründeten Boxabteilung des
Spoxtvereins 98 Darmſtadt ſtatt. Das erſte Mal ſtellte ſich die Box=
kampfmannſchaft
des Vereins dem Darmſtädter Sportpublikum vor und
fand volle Anerkennung. Bei einzelnen Kämpfen, wie z. B. Schmidt 1.
im Mittelgewicht und beſonders Heß im Leichtgewicht, frappierte die
gut ausgebildete Technik und Beinarbeit, ein Zeichen des vorzüglichen
Trainings. Wenn die Mannſchaft noſt härter im Geben und Nehmen
wird, iſt ſie ſicher in Kürze eine Kampfmannſchaft, die im Ring ein ge=
wichtiges
Wort mitzureden hat.
Nach einigen einleitenden Worten ſtellte Dr. Grünewald die Mann=
ſchaft
des Vereins vor. Herr Hans Dang leitete in einer kurzen An=
ſprache
auf die Kämpfe hin. Er zeigte, wie die Ausbildung der natür=
lichen
Waffe, der Fauſt, dem Menſchen Kraft gibt und Widerſtand er=
möglicht
, wie ſchon im Altertum der Fauſtkampfſport in Blüte war und
das Training für den Wettkampf den Sportler allſeitig ausbildet. Dem
Profeſſionalboxſport wies er als Aufgabe, Pionier für den Amateur=
ſport
zu ſein, Ziel zu geben und Weg zu bahnen. Nach kurzer Pauſe
kletterten dann zwei Federgewichtler Schäfer und Wenz vom Sport=
verein
98 durch die Seile. Wenz zeigte ſehr ſchöne Schlagarbeit,
während die Technik von Schäfer die beſſere war. Nach 8 Runden zu
je 3 Minuten trennten ſich die Gegner unentſchieden. Im Papier=
gewicht
trafen ſich dann Mayer vom B.C. Fechenheim und Ganſert vom
Spv. 98 zu 3 Runden zu 2 Minaten. Ganſert war der Beſſere der bei=
den
Jugendlichen. Er hat den Sieg beſonders ſeiner ruhigen, über=
legten
Boxweiſe zu verdanken, die in anderen Kämpfen teilweiſe ver=
mißt
wurde. Gattmann vom 1. Offenbacher Boxklub und Trumpf=
heller
vom Spv. 98 maßen ſich dann im Schwergewicht. Der erſtere,
Meiſter im Mainbezirk, zeigte große Kampferfahrung. Seine wohi=
gezielten
Schläge verfehlten auch die Wirkung nicht, ſo daß Trumpf=
heller
in der 2. Runde durch einen rechten Graden in die Herzgrube,
dem ſcharfe Schwinger folgten, zu Boden mußte. Einen unentſchie=
denen
Kampf zeigten dann Meyer vom B.C. Heros Fechenheim und
Schmidt 2. vom Spv. 98. Nah der Pauſe fanden ſich dann im Mittel=
gewicht
Hehnemann vom A. Spv. 95 Darmſtadt und Windſchmidt vom
Spv. 98. Auch ſie gingen über 3 Runden unentſchieden. Beiden Geg=
nern
fehlt noch Technik. Einen verhältnismäßig techniſch ſchönen
Kampf lieferten ſich dann Osburg vom Spv. 98 und Weckbach vom
A. Spv. 95 Darmſtadt. In der 3. Runde ging Osburg bis auf 5 zu
Boden, erholte ſich ſchnell, doch war ſein Sekundant das Handtuch. Sie=
ger
Weckbach. Einen Punktſieg erhielt im nächſten Kampf Heß vom
Spv. 98 gegen Bock vom A. Spv. 95 Darmſtadt zugeſprochen. Heß zeigte
den techniſch ſchönſten Kampf des Abends. Einen harten und doch
fairen Kampf ſah man dann im Mittelgewicht zwiſchen Schmidt 1. vom
Spv. 98 und Rayk vom A. Spv. 95 Darmſtadt. Der Kampf ging über
3 Runden. Der Sieg wurde von den Punktrichtern einſtimmig
Schmidt 1. zugeſprochen, der beſonders mehr vom Kampf in den beiden
erſten Runden hatte, doch fand die faire Kampfesweiſe Rayks beim
Publikum volle Anerkennung und Beifall. Der Sportverein 98 Darm=
ſtadt
kann mit ſeiner erſten Boxveranſtaltung zufrieden ſein. Die
Kämpfe zeigten, daß gute Kräfte in der Abteilung ſind. Der Abend
hat ſicher ſeinen Zweck erreicht, zu werben für den Boxſport und ihm
neue Anhänger auch in Darmſtadt zuzuführen.

Internationales Tennis=Turnier in Wien. Schöne Erfolge der
deutſchen Teilnehmer.
Das internationale Tennis=Turnier auf den Plätzen des Wiener
Park=Clubs hat in ſeinem bisherigen Verlauf den deutſchen Teilnehmern
ſchöne Erfolge gebracht. Mit beſonderem Intereſſe verfolgte man das
Wiederauftreten der deutſchen Meiſterin, Frau Neppach. Im gemiſchten
Doppelſpiel ſchlugen zunächſt Frau Dr. Friedleben=Oppenheim das Paar

Deutſche Fußballmeiſterſchaft.
Es beſteht unſererſeits die Abſicht bei genügender Beteiligung
(mindeſtens 28 Perſonen) zu dem Zwiſchenrundenſpiel der
deutſchen Meiſterſchaft in Nürnberg
F. S. P. Frankfurt / Hertha B. S. C. Berlin
ein oder mehrere Geſellſchaftsauto ab Darmſtadt fahren zu laſſen.
Die Abfahrt ſoll Sonntag, den 30. Mai, morgens 6 Uhr, er=
folgen
, ſodaß die Wagen ca. um 2 Uhr in Nürnberg eintreffen.
Nach einer einſtündigen Rundfahrt durch die Stadt bringen die
Wagen die Teilnehmer zum Sportplatz. Rückfahrt ab Nürnberg
1 Stunde nach dem Spiel.
Der Fahrpreis für Hin= und Rückfahrt wird ca. 25. Mark
betragen.
Anmeldungen werden bis ſpäieſtens Dienstag, den 25. Mal,
an den Verlag, Rheinſtraße 23, zu Händen des Herrn Proku=
riſten
Kuhle, der auch ſede weitere Auskunft erteilt, erbeten.
Verlag des Darmſtädter Tagblatt
Heſſiſche Neueſte Nachrichten.
7755

Dyrenfurth=Eisler 6:3, 6:3; in der nächſten Runde fertigten die Deut=
ſchen
dann das Paar Ellyſſen=Mateika 5:7, 7:5, 6:2 ab. Frau Neppach
ſiegte mit Graf Salm als Partner gegen W. Ellyſſen=Artems 9:7, 6:4.
In den Einzelſpielen hatten die deutſchen Damen bislang leichtes
Spiel. Frau Friedleben ſiegte über Frau Saar 6:1, 6.1, während
Frau Neppach zunächſt Frau Redlich 6:1, 6:1 und dann Frau Dyren=
furth
6:2, 6:1 ſchlug.

Radfahren.

100=Kilometer=Fahren des Hefſ. und Naſſ. Radfahrer=Bundes.
Mit rieſigen Lettern zeigen die Plakate die Zahl 100 Kilometer an,
die am erſten Pfingſtfeiertag, nachmittags 2½ Uhr, auf der Opelbahn als
Mannſchaftsfahren nach Art der Sechstage=Rennen ausgetragen werden.
Dieſes Rennen, welches ſchon immer auch für den verwöhnten Sports=
mann
ſeine Anziehungskraft nie verfehlte, iſt in ſeinen Beſtimmungen
ganz dem natürlichen Sechstage=Renen angepaßt. Es dürfte alſo unter
allen Umſtänden hervorragender Sport zu erwarten ſein. Drei=
zehn
Wertungsſpurts mit Punkten, die ſich von Wertung zu Wertung
immer erhöhen, ſowie die zahlreichen Präwienkämpfe werden an alle
Fahrer ganz beſondere Anforderungen ſtellen und die Beſucher keinen
Augenblick außer Spannung laſſen. Eingeleitet wird dieſes Rennen mit
einem Erſtfahren, betitelt Mein erſter Sieg, zu welchem 40 Nennungen
vorliegen. Zu dem 100=Kilometer=Fahren haben ſich alle Gau= und Bun=
desmeiſter
eingeſchrieben. Sie dürften bei den 24 Paaren, die in dieſem
Rennen ſtarten, ihren Meiſter finden. Da der Bund keine Koſten und
Mühe ſcheute und auch die Eintrittspreiſe der wirtſchaftlichen Lage an=
paßte
, wäre der Veranſtaltung ein zahlreicher Beſuch ſehr zu wünſchen.

Schwimmen.

Der Schwimmverein München von 1899 eröffnet am Samstag und
Sonntag mit einem ganz groß aufgezogenen Feſt die deutſche Sommer=
ſaiſon
. Sämtliche erſtklaſſige Rennen der Veranſtaltung ſind ſowohl
qualitativ wie auch quantitativ außerordentlich gut beſetzt. Im Vorder=
grund
des Intereſſes ſteht der Start der Amerikafahrer Rademacher
und Frölich. Rademacher hat einen Rekordverſuch über 200 Meter
Bruſt angemeldet; ſein eigener Weltrekord ſteht auf 2:31,1 Min.
Weiter ſtarten von der 1. deutſchen Klaſſe Heinrich=Leipzig, Berges=
Darmſtadt Treis Köln, Gropper=Augsburg, Heitmann=Magdeburg,
Schubert=Breslau, Fauſt=Göppingen, Weiß=Nürnberg uſw. Auch die
Damen= und Staffelwettbewerbe ſind ganz erſtklaſſig beſetzt. Gleich=
zeitig
beginnt in München ein bis zum 26. Mai dauernder Vorberei=
tungskurſus
des Deutſchen Schwimmverbandes für die Olympiſchen
Spiele 1928.

Sportliches Allerlei.

Die Hockeyſaiſon ſchließt Pfingſten mit einigen Turnieren ab. Recht
gut beſetzt iſt das Turnier des T.V. Sachſenhauſen 1857, bei dem u. a.
folgende Mannſchaften erſcheinen werden: Eſſener Turn= und Fechtklub,
Turu=Düſſeldorf, Jahn=München, Turngemeinde Heidelberg. Ein an=
deres
Turnier in Düſſeldorf iſt ausſchließlich mit weſtdeutſchen Mann=
ſchaften
beſetzt.
Die am 8. Mai in Leipzig von Frl. Lotte Lehmann= Dres=
den
erzielte Leiſtung von 1:17,6 Min. im 100 Meter=Freiſtilſchwimmen
iſt jetzt als neuer deutſcher Rekord anerkannt worden.
Das in Barcelona ausgetragene Vorrundenſpiel um den Davis=
Pokal ſah Argentiien (Robſon, Obarrio) gegen Ungarn (von Kehrling,
Takacz, Kirchmeher) mit 3:2 erfolgreich. Der vorjährige deutſche Tennis=
meiſter
von Kehrling ſpielte in großer Form und bezwang Robſon 6:3,
3:6, 6:3, 6:2, konnte aber ſchließlich die Geſamtniederlage nicht abwenden.
Die dritte Etappe, GenuaFlovenz, des Radrennens Rund um
Italien wurde von Binda mit einer Stundengeſchwindigkeit von
22.134 Km. gewonnen.

Empfehle für die Pfingſtfeiertage:
1a Holländer Maſtkalbfleiſch
ſowie
Deutſches Kalb= u. Hammelfleiſch
zu den billigſten Tagespreiſen
Ludw. Dintelmann
Mathildenpl. 7 Darmſtadt Teleph. 1457
I. Spezial=Kalb= und Hammelſchlächterei

Darmſtadts.

(*13500

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IN ALLEN MODEFARBEN
ZUM HAKELN VON HUTEN

MARIE WEVGANDT
9 WILHELMINENSTR. 9
(7715)

Bauarbeiten.
Die Zimmer=, Dachdecker= und Speng=
lerarbeiten
bei Errichtung von Wohn=
hausneubauten
am Rhönring, Gruppe
VIIIX, und am Orpheum ſollen ver=
geben
werden.
Die Bedingungen liegen bei dem
unterzeichneten Amte, Grafenſtr. Nr. 30,
Zimmer Nr. 9, offen.
Angebote ſind bis Freitag, den
28. Mai 1926, vormittags 10 Uhr,
einzureichen.
(st7716
Darmſtadt, den 20. Mai 1926.
Städt. Hochbauamt.

Für die Provinzial=pflegeanſtalt
Eberſtadt ſollen im Wege des öffent=
lichen
Anerbietens zur Lieferung ver=
geben
werden:
100 Stück Unterhemden für Männer,
300 Stück Unterhoſen für Männer, 200
Stück Männerhemden, 100 Stück ge=
ſtrickte
wollene Wämſe, 100 Paar rind=
lederne
Männer=Arbeitsſtiefel, 100 P.
rindlederne Frauen=Arbeitsſtiefel, 50
P. Rindbox=Männer=Sonntagsſchuhe,
24 P. warme Schnallenſchuhe, 50 Stück
Filzhüte, 50 Stück Schirmkappen, 60
Stück wollene Betteppiche, 60 Stück
Federkiſſen, 18 Stück Federbettdecken,
100 Kilo Roßhaare und 80 Kilo Strick=
wolle
, grau und ſchwarz.
Die in dem Angebot anzuerkennenden
Lieferungsbedingungen liegen am 25. Mai
1926 auf dem Verwaltungsbüro offen,
woſelbſt auch jede Auskunft erteilt wird.
Angebote und Muſter ſind bis zum Er=
öffnungstermin
, den 1. Juni 1926,
vorm. 8 Uhr, einzureichen.
Ein Verſand der Bedingungen nach
auswärts erfolgt nicht. Von jeder Gat=
tung
darf nur ein Muſter angeboten!
werden. Muſter und Angebote ſind von
einander getrennt zu halten.; (7743
Eberſtadt, den 19. Mai 1926.
Direktion
der Provinzial=Pflegeanſtalt=

II2e
nostftelde
O 4
tein ſchönges Mat ſchiſte dt,
Ne e e e
A2
dern deſcant, uichen Weie
50
0
T4
0
!

Allein-Verkae
er due Stul det Wrilen inlerteien Stchert
stammenden Waren
Füig Darmstadt

7757

Unſer am
Hauptgüterbahnh. in Darmſtadt
gelegenes Lagerhaus mit Gleisan=
ſchluß
iſt ſofort ſehr günſtig zu ver=
aufen
oder zu vermieten. Dasſelbe ſteht
auf bahnfiskaliſchem Gelände und be=
findet
ſich, in tadelloſem baulichem Zu=
ſtande
, hat elektr. Lichtanſchluß, Keller
und Lagerboden mit je ca. 300 qm Fläche
ſowie kleines Büro.
(7748f1
Anfragen ſind zu richten an die
Landwirtſchaftl. Zeutralgenoſſenſchaft
e. G. m. b. H.
Darmſtadt, Sandſtraße 36.

Für die Landes=Heil= und Pflegean=
ſtalt
Philippshoſpital bei Goddelau
ſollen auf dem Wege des öffentlichen
Anerbietens zur Lieferung vergeben
werden:
1. 10 000 Stück Zigarren,
2. 250 Kilo Rauchtabak,
3. 3 000 Stück Putzlumpen,
4. 1250 Kilo weiße Kernſeife.
Die in dem Angebot anzuerkennenden
Lieferungsbedingungen liegen dahier am
26., 27. und 28. Mai d8. Js. offen. An=
gebote
ſind verſchloſſen und verſehen mit
der Aufſchrift: Angebote zu der am
19. Mai 1926 ausgeſchriebenen Lieferung
bis zum Eröffnungstermin den 2. Juni
1926, vorm. 10 Uhr, entweder durch
die Poſt einzureichen oder in den Ver=
dingungskaſten
einzulegen.
Die einzureichenden Warenmuſter
müſſen getrennt von den Angeboten ver=
packt
mit der Aufſchrift Muſter zum An=
gebot
verſehen werden.
Die Lieferung iſt ganz frei, entweder
Anſtalt oder Station Goddelau=Erfelden
anzubieten. Angebotsformulare können
von der Anſtalt bezogen werden. (7706
Goddelau, den 19. Mai 1926.
Direktion der Landes=Heil= und
Pflegeanſtalt Philippshoſpital
bei Goddelau.

Die für heute im Hauſe Eliſa=
bethenſtraße
53 (Hof) irrtümlicher=
weiſe
angeſetzte Verſteigerung (7758
fällt aus.
Weinheimer,
Gerichtsvollzieher in Darmſtadt.

Zahle 100 Mark, wenn Kampolda,
nicht in einer Minute
Flöhe,
(mit Brut) beiMenſch
Kopf=
P. und Tier vertilgt.
leider=Puufe Guſt. Kanzler, Darmſtadt
Filz=
Schulſtraße 12.
Keine Wanzen mehr! Einmalige An=
wendung
Kampolda.
(I. T. 6839

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[ ][  ][ ]

Nummer 140

Freitag, 21. Mai

Der Ausweis der Reichsbank.
Nach dem Ausweis der Reichsbank vom 15. Mai
hat die geſamte Kapitalanlage in Wechſeln und Schecks, Lom=
bards
und Effekten um 31.7 auf 1347.3 Mill. RM. zugenommen.
Die Beſtände an Wechſeln und Schecks ſind mit 1249 Mill. RM.
ausgewieſen, haben ſich alſo um 29.1 Mill. RM. erhöht, wobei
zu berückſichtigen iſt, daß für 49.5 Mill. RM. rediskontiert ge=
weſene
Wechſel in das Portefenille der Bank zurückgeliefert wur=
den
. Die Geſamtſumme der weiterbegebenen Wechſel hat ſich
demnach auf 149.1 Mill. RM. ermäßigt. Die Lombardbeſtände
zeigen eine Zunahme um 2,6 auf 9.3 Mill. RM., die Beſtände an
Effekten ſind mit 89 Mill. RM. unverändert geblieben.
An Reichsbanknoten und Rentenbankſcheinen zuſammen ſind
156.1 Mill. RM. in die Kaſſen der Bank zurückgeſtrömt; der Um=
lauf
an Reichsbanknoten verringerte ſich um 1582 auf 2783.2
Mill. RM., während der Umlauf an Rentenbankſcheinen um 2.1
auf 1133.1 Mill. zugenommen hat. Die Beſtände der Reichsbank
an ſolchen Scheinen haben dementſprechend eine Abnahme auf
423.4 Mill. erfahren. Die fremden Gelder zeigen eine Vermeh=
rung
um 49,6 auf 671.7 Mill. RM.
Die Beſtände an Gold und deckungsfähigen Deviſen haben
insgeſamt um 75.3 auf 1763.9 Mill. RM. abgenommen, und zwar
ſind die Beſtände an deckungsfähigen Deviſen um 75.4 auf 277.3
Mill. zurückgegangen, während die an Gold um 98 000 auf 1491.6
Mill. RM. angewachſen ſind.
Die Deckung der Noten durch Gold allein beſſerte ſich von
50.7 Proz, in der Vorwoche auf 53,6 Proz,, die durch Gold und
dickungsfähige Deviſen von 62,5 auf 63.4 Proz.

Vogelsberger Volksbank Schotten. Die verbeſſerte Wirtſchaftslage
und die erhöhte Spartätigkeit zeigt auch das 20. Geſchäftsjahr der
Vogelsberger Volksbank. In 155 Fällen gewährte die Bank Kredite bzw.
Darlehen. Gegenüber dem Vorjahre haben ſich die Betriebsmittel auf
434 389 75 (im V. 312 369) Mark erhöht. Die Spareinlagen betragen
94 500 Mark. Der Geſamtumſatz ſtieg von 6 767 271 Mark auf 9 144 013,37
Mark. Die Zahl der Mitglieder beträgt 465. 5796,69 Mark als Rein=
gewinn
werden auf die ſatzungsmäßigen Rücklagefonds überſchrieben.
Schnellpreſſenfabrik Heidelbera A.=G., Heidelberg. Der auf Antrag
einer Minorität vor zwei Monaten zurückgeſtellte Vergleichsvorſchlag,
der entſprechend der allgemeinen Regelung in der Kahngruppe eine Be=
friedigung
der Gläubiger bei 30 Prozent vorſah, wird in einer der dem=
nächſtigen
Gläubigerverſammlungen abermals vorgelegt werden, da die
in der Zwiſchenzeit vorgenommene Prüfung der Verhältniſſe nicht die
Möglichkeit eines beſſeren Angebots ergeben hat.
Mainkraftwerke A.=G., Höchſt a. M. In der o. G.=V. in der zum
Lahmeyer=Konzern gehörenden Geſellſchaft, in der 28 000 Mark Vorzugs=
aktien
und 19 506 620 Mark Stammaktien vertretencdaren, wurden die
Anträge der Verwaltung genehmigt. Hiernach gelchgt eine Dividende
von 8 Prozent auf die Stammaktien und 6 Prozent auf die Vorzugs=
aktien
zur Verteilung.
Die Zuſammenſchlußbeſtrebungen in der Jute=Induſtrie. In Berlin
haben Beſprechungen der Vertreter der wichtigenen Betriebe der deut=
ſchen
Jute=Induſtrie ſtattgefunden, die aber noch nicht zu abſchließenden
Ergebniſſen geführt haben. Die Zuſammenſchlußbeſtrebungen ſind jedoch
weſentlich gefördert worden und verſprechen einen guten Erfolg. Neue
Vorſchläge, die gemacht wurden, bedürfen noch eingehender Beratung.
Die Lage der deutſchen Zuckerinduſtrie. Geſtern fand die 76. ordent=
liche
Hauptverſammlung des Vereins der deutſchen Zuckerinduſtrie ſtatt.
Der Vorſitzende des Direktoriums, Dr. Emil Preßler, erſtattete nach Er=
ledigung
der Regularien Bericht über die Lage. Seinen Ausführungen
war zu entnehmen, daß ſowohl die Zuckerrübenanbaufläche wie auch der
Ertrag je Flächeneinheit gegenüber der Vorkriegseinheit noch um 20
Prozent zurückgeblieben ſind. Die Geſtehungskoſten ſind in der Land=
wirtſchaft
und der Induſtrie ſtark geſtiegen. Die meiſten Fabriken können
heute nur bis zu einer Mark Rübengeld ausſchütten gegenüber einem
Friedensrübengeld von 1001,10 Mk. Ungünſtig beeinflußt wird die
Lage ferner durch die ſchlechte Konjunktur am Weltmarkt und durch
das Prämienſyſtem anderer Rübenzuckerſtaaten. Während die anderen
Rübenzuckerländer ihre Zölle in den letzten Jahren, weſentlich erhöht
haben und ihre Rübenzuckerinduſtrie, durch Prämien ſchützen, iſt der
deutſche Rübenzuckerzoll auf die Hälfte des vor der Brüſſeler Konvention
geltenden Satzes ermäßigt worden. Zu einer neuen eventuellen inter=
nationalen
Zuckerkonvention verhält ſich die deutſche Rübenzuckerinduſtrie
nicht ablehnend. Was die Rationaliſierungsbeſtrebungen anbelangt, ſo
ſeien hier für die Zuckerinduſtrie beſondere Vorausſetzungen gegeben.
Die Zuckerfabriken ſind an den Standort der Rüben gebunden und
können daher nicht beliebig zuſammengelegt werden, ohne daß durch
eine Zuſammenlegung ein Teil der Anbaufläche verloven geht. Auch
die Zuchtrichtung bei Rübenzuckerſamen kann eine gewiſſe Rolle ſpielen.
Eine Steigerung des Rübenanbaues iſt mit allen Mitteln anzuſtreben,
denn nur die volle Ausnutzung der Fabrikanlagen ermöglicht eine Sen=
kung
der Produktionskoſten und damit auch eine geſteigerte Wettbewerbs=
fähigkeit
auf dem Weltmarkt. Die Verſammlung nahm dann eine Ent=
ſchließung
an, in der die Zuckerinduſtrie vor allem Wiederherſtellung des
vor der Brüſſeler Konvention geltenden Zollſatzes und Belegung des
ausländiſchen Prämienzuckers mit einem Strafzoll in Höhe der gewähr=
ten
Prämien verlangt. Als allgemeines Ergebnis der Verhandlungen
läßt ſich feſtſtellen, daß nach Ueberwindung der derzeitigen Schwierig=
keiten
durchaus Hoffnung auf den Wiedexaufſtieg der deutſchen Zucker=
induſtrie
und Wiedererlangung der früheren Weltgeltung des deutſchen
Zuckers beſteht.

Frankfurter Effektenbörſe.
Frankfurt a. M., 20. Mai.
Da am kommenden Samstag die Börſe ausfällt und ſomit eine drei=
tägige
Unterbrechung des Börſengeſchäfts eintritt, bewegte ſich heute der
Verkehr an der Börſe in etwas ruhigeren Grenzen, doch blieb die Ten=
denz
unvermindert feſt. Auf dem Markte der J.=G.=Aktien hat zwar die
Nachfrage ſtark nachgelaſſen, wenn auch der höchſte Kurs ziemlich be=
hauptet
bleibt; dafür iſt aber für Elektro= und Montanwerte das In=
tereſſe
weſentlich geſtiegen. Auch die Banken traten heute etwas mehr
in den Vordergrund. Beſonders begehrt waren Rheinſtahl plus 2 Proz.,
Riebeck Montan plus 5 Proz. Mannesmann plus 2 Proz., A.E.G. plus
2 Proz, Lahmeyer plus 2 Proz., Siemens u. Halske plus 21g Proz,
Darmſtädter Bank plus 1 Proz, und Deutſche Bank plus 1½ Proz.
Schiffahrtswerte konnten wieder ſtark anziehen, doch bleibt die Haltung
in dieſen Werten außerordentlich ſchwankend. Auf allen anderen Gebie=
ten
überwogen ebenfalls ſtark die Kursbeſſerungen, die ſich aber angeſichts
der immerhin etwas eingeſchränkten Umſatztätigkeit in engen Grenzen
hielten. Auf dem in= und ausländiſchen Rentenmarkte hat das Geſchäft
ſtark nachgelaſſen, eine Erſcheinung, die immer zu Zeiten zu beobachten
iſt, wenn auf den Effektenmärkten das Geſchäft lebhaft iſt. Auf dem
Pfandbriefmarkt hat dagegen heute die Nachfrage etwas zugenommen
und hatte Kursſteigerungen von bis zu 20 Pfennigen zur Folge. Im
Freiverkehr war es ſtill und wenig verändert. Nach einer vorübergehen=
den
leichten Abſchwächung ſetzte plötzlich eine ſtärkere Nachfrage nach den
Montanwerten ein, die darauf durchweg noch ein weiteres Prozent ge=
winnen
konnten. Auch die übrigen Werte konnten ihre erſten Kurſe wie=
der
erreichen. Die Börſe ſchloß daraufhin in feſter Haltung, obwohl die
Regierungserklärnug infolge ihrer Dürſtigkeit keine gute Meinung an der
Börſe fand. Der Geldmarkt hat ſich weiter entſpannt. Der Satz für
tägliches Geld erreichte mit 4½ Prozent wieder ſeinen niedrigſten Stand.
Bei lebhafter Geſchäftstätigkeit konnten die hohen Nachbörſen=
kurſe
, beſonders für Montanwerte (Phönix 81), noch überſchritten wer=
den
. Auch für Elektrowerte ergaben ſich vereinzelt noch weitere Stei=
gerungen
. J. G.=Werte ſtill; von den Banken Dresdener Bank be=
feſtigt
. Geſucht waren außerdem alle Werte des Miagkonzerns, ohne
daß Kurſe mangels Materials zuſtande kommen konnten. Die Neben=
märkte
waren dagegen wieder vernachläfſigt.
Berliner Effektenbörſe.
Berlin, 20. Mai.
Die feſte Grundſtimmung der Börſe blieb dank zahlreicher auslän=
diſcher
Kauffaufträge ſowie der zunehmenden Beteiligung des Publi=
kums
beſtehen. Beſonders begünſtigt waren wiederum Elektrizitäts=,
Montan= und chemiſche (Farbeninduſtrie) Aktien. Für dieſe Werte er=
gaben
ſich Gewinne von anfänglich 1 bis 1½ Prozent und ſpäter bis
2 Prozent, einige wie A.E.G., Bergmann, Siemens u. Halske, Mannes=
mann
, Niebeck Montan, beſſerten ſich um 2 bis 4 Prozent; allerdings
konnten dieſe Gewinne ſpäter nicht voll aufrechterhalten werden. Auf
den übrigen Märkten gingen die Beſſerungen über 1 Proz, ſehr wenig
hinaus, für einzelne Papiere waren auch ebenſolche Rückgänge ſtark zu
ſehen. Stöhr Kammgarn ſtieg um 4½ Prozent. Von Schiffahrtswerten
waren Paketfahrt und Lloyd 1½ bis 2½ Prozent, die übrigen ungefähr
1 Prozent gebeſſert. Der Rentenmarkt hat ſich wenig verändert.
19. 5. 1 20. 5.
19. 5. 1 20.
89. 88. 5emoor Zement
Aſchaffb. Zellſtof
35.1 159.
84. Birſch Kupfer ..
Augsb.=Nürnb. Maſch. 1 80.
88.5
59.
Ramag=Meguin..
33.5 38.5 5öſch Eiſen .
101.227 101.5
Hohenlohe Werke",
Berl. &. W. Vorzug.
15.
18.
Berlim. KarlsruheInd. / 61.5 62.125läahla Porzellan
59.
70.
Braunkohlen=Briketts 108. 106. Lindes Eismaſch .. /189.75 1130
Bremer Bulkan.
54.5 55. Lingel Schuhe. . ..
33.
32.625
109. 1103. Linke & Kofmann.
Bremer Wolle.
53.75 54.
64. 12. Boewe & Co...
Teutſch.=Atlant. Tel.
145. 149.75
Teutſche Maſchinen 55.75 56. . Lorenz ...
108.5 176.
Teutſck. Nieb. Tel. 1 14. 14.5 Ndl. Kohle ...
1107.75 1107.

Teutſche Erdöl ....
Teutſche Petroleum.
Tt. Kaliwerke ..
Tonnersmarckhüitte.
Lynamtt Nobel. .
Elektr. Lieferung.
Farben=Ind. A=G.
C. Friſter ....."
Caggenau Vorz...
Eelſenk Eußſtahl ..
Geſ. f. elektr. Untern
Halle Maſchinen.
Kan.Maſch.Egeſt.
Kania Lampfſch.. ...

91. 91.5 Nordd Gummi. .. . 69. 70. Drenſtein.. 74.25 111o.5 109. Rathgeber Waggon 40.5 75. 70.5 Rom acher Hütten. 25.75 79.75 78. Roſt Lucker ... 62.5 115.25 116.625l Rütger werke ..... 77.5 171.- 169.5 Sachſenw. 75.5 49.5 50.25 Sächſ. Gußſt:7 67.5 48. 94. Siemen Glas h1s.5 23.5 25.125 Ber. Lauſitzer Gl. 108. 143. 142.75 Bolrkſtedter Porzell. 39.25 138.25 135.5 Peſtſ. E.Langendreer 42. 61.* 60.625 Wittener Gußſtahl 40.25 1431.5 132.25 Manderer=Werke. 1120.

73.12
25.
60.
79.5
78.5
68.
113.
106.5
38.5
43.5
41.
121.5

Deviſenmarkt.

WienD.=Oſt. abg
Prag
Budapeſt.
Japan..
Rio de Fan
Bulgarien.
Belgrad
Konſtantinopel
Liſſabon..
Danzig ..
Athen ..
Kanada ....
Uruguay.

19. 5.
Geld / Brief
59 25 53 39.
12.-716 12.456
5.36 5.89
1.573 1.977
6.5321 6 624
3.033 3.053
7.337 7.47
2 235 2.275
2i.315 21.765
80.30 81. 10
5.39
4.157 4257
1.385 1.305

20. 5.
Geld Brief
59 23 50 72

12.416112.16
5.96 65 88

1.96s
3.6/9
3 033
337
2.35
e1 455
80 80
5.54
T753
T255

1.573
062
3 363
7.477
2.305
2i.505
81.10
5.555
4.705
7.305

Viehmärkte.

Mannheimer Viehmarkt vom 20. Mai. Dem heutigen Kleinvieh=
markte
waren zugefahren: 130 Kälber und 201 Schweine. Bezahlt wur=
den
pro 50 Kilogramm Lebendgewicht für Kälber 6082, für Schweine
7881 Mark. Marktverlauf: Mit Kälbern ruhig, langſam geräumt,
mit Schweinen ruhig. Ueberſtand. Ferkelmarkt ausgefallen.

Die britiſche und die deutſche
Kohleninduftrie.
Von unſerem Korreſpondenten.
C.M. P. Lonbon, 20. Ani.
Ein prominenter Fachmann und Expert in wirtſchaftlichen Verhält=
niſſen
, der nicht genannt ſein will, weiſt darauf hin, daß die Produktion
der deutſchen Braunkohlen eine drohendſte Gefahr
für die britiſchen Induſtrien in ihrem Wettbewerb. be=
deute
. Die deutſche Maſchineninduſtrie ſei der deutſchen Braunkohlen=
induſtrie
in bewundernswerter Weiſe zu Hilfe gekommen. Es ſei ver=
blüiffend
, dem Betrieb, z. B. der Tätigkeit der gigantiſchen Ausgrabungs=
maſchinen
, zuzuſehen. Bei Zugrundelegung gleicher Heizkraft koſte die
Förderung der Braunkohle nur ein Drittel derjenigen der Steinkohle,
und ſie verbilligte ſich noch ſtetig durch Einführung von Verbeſſerungen
der mechaniſchen und maſchinellen Ausſtattung. Deutſchland könne die rohe
Braunkohle ſehr billig in elektriſche Kraft wandeln, und die Entwicke=
lung
elektriſcher Kraſt durch Ausnutzung billiger Braunkohle neben
billiger Waſſerkraft werde mit gewaltiger Energie vorwärts geführt.
Zur Herſtellung von Patentheizmitteln müſſe in Britannien Kohlen=
ſtaub
mit Pech und Teer als Bindemitteln in einem teuren Prozeß zu=
ſammengepreßt
werden. Die deutſchen Briketts guter Klaſſe ſeien in
jeder Beziehung weit überlegen.
Man ſpreche hier immer von der mechaniſchen Ueberlegenheit und der
großen Gefahr der deutſchen Steinkohlengruben, aber kaum je von der
Bedrohung durch die deutſche Braunkohleninduſtrie. In der Produktion
ſei die letztere der erſteren jedoch jetzt weit überlegen. Von 1889 bis
1925 ſei die Förderung der deutſchen Steinkohlen von 673 auf 132,7,
die der Braunkohlen aber von 17,6 auf 139,8 Millionen Tonnen geſtie=
gen
, alſo um das Achtfache. Vergleiche man das letzte Vorkriegsjahr
mit dem vorigen, ſo finde man einen Rückgang der Steinkohlenförde=
rung
, bzw. ein noch Zurückſtehen derſelben um acht Millionen, ein Stei=
gen
der Braunkohlenförderung um 45 Millionen Tonnen. Ein böſes
Vorzeichen für die Zukunft! Und nach der Anſichtadeutſcher Sachver=
ſtändiger
ſei die Braunkohleninduſtrie noch einer weiteren ungeheuren
Ausdehnung und Verbeſſerung fähig. Daß ſie ſich ſogar in einer Pe=
riode
akuter Depreſſion ſchon ſoweit entwickeln konnte, ſei ein Beweis,
welch ein formidabler Wettbewerb da entſtanden ſei. Billige Braun=
kohle
, aus ihr produzierte billige Patentheizmittel und billige elektriſche
Kraft könnten in der ernſteſten Weiſe nicht nur die britiſche Kohlen=
induſtrie
, ſondern die britiſchen produzierenden Induſtrien im allge=
meinen
auf das ernſthafteſte ſchädigen. England gewann ſeine hervor=
ragende
induſtrielle Stellung nicht ſo ſehr durch das Genie ſeiner Ein=
wohner
, als durch ſeinen Beſitz eines Ueberreichtums an dem billigſten
Heizmittel der Welt.
Wenn ſich die britiſchen Grubenbeſitzer und =arbeiter nicht beizeiten
beſinnen, werden ihre Induſtrie und die anderen vielleicht in die elen=
deſten
Zeiten geraten. Früher wanderten fremde Induſtrien unter der
Anlockung von billigen Heiz= und Kraftmitteln nach England. Für
Großbritannien ſind billige Heiz= und Kraftmittel eine Sache von Leben
und Tod. Beſitzer und Arbeiter müßten ſich daher zuſammentun, um
die Kohle dadurch zu verbilligen, daß ſie die Produktion pro Arbeiter
beträchtlich erhöhen. Es iſt abſurd, daß der dunchſchnittliche britiſche
Grubenarbeiter pro Woche nur ſoviel Kohlen fördert, wie der durch=
ſchnittliche
amerikaniſche pro Tag. Eines iſt aber ganz ſicher: Der brie=
tiſche
Grubenarbeiter denkt jetzt und immer nur an das eigene Inter=
eſſe
. Er verſteht gar nicht wie er früher ſchon bewieſen hat , warum
er fremden Genoſſen je Beiſtand leiſten ſollte, wenn ſie eine Kriſis
durchzumachen haben. Das ſollte die Grubenarbeiter anderer Länder
zu nüchternen Ueberlegungen führen, wenn von ſeiten in Internatio=
nalität
Befangener die Betätigung von Sympathien gegenüber den bri=
tiſchen
Kämpfern befürwortet wird. Mit ſeinem berühmten Wahlſpruch
business ürst meint der Brite doch nichts anderes als3 british business.
Produktenberichte.
Frankfurter Produktenbericht vom 20. Mai. Auch heute war der
Beſuch der hieſigen Produktenbörſe infolge des iſraelitiſchen Feiertages
recht ſchwach. Die Umſatztätigkeit war gering; jedoch konnten ſich die
Preiſe, mit Ausnahme von Hafer und Weizenmehl, die eine Kleinigkeit
nachgaben, behaupten. Weizen 29,5029.75, Noagen 19.0019.25, Som=
mergerſte
22.0024.00, Hafer, inl. 21.5023.50, Mais 17.75, Weizenmehl
41.7542.25 Roggenmehl B.,002825, Weizenkleie 9.259.50, Roggen=
kleie
11.00 Mark.
Mannheimer Produktenbericht vom 20. Mai. Die Börſe verkehrte in
ruhiger Haltung, doch iſt nahe Ware nach wie vor ſtark geſucht. Man
nannte vorbörslich im nicht offiziellen Verkehr gegen 12½ Uhr: Weizen,
inl. kein Angebot, ausl. 30.2533.B, Roggen, inl. 20.B20,75, ausl.
22.25 22.50, Hafer, inl. 20.5021 50, ausl. 19.2 24.00, Braugerſte, inl.:
kein Angebot ausl. 26.00R.50. Futtergerſte 18.2519.25, Mais mit
Sack 17. 7518.00, Weizenmehl 41. 7542.B, Brotmehl 27.0032.00, Rog=
genmehl
29.0031.00, Kleie 9.25, Biertreber, mit Sack 14.7515.3 Mk.,
alles per 100 Kilogramm, waggonfrei Mannheim.
Berliner Produktenbericht vom 20. Mai. Die bevorſtehenden Feier=
tage
beſchränkten die Umſatztätigkeit auf ein Minimum. Im Weizen=
lieferungsmarkt
ſetzte Mai=Weizen 1½ Mark niedriger ein, weil weitere
Andienungen erfolgt ſind und das hierzu verwendete Material, ein Ge=
miſch
von kanadiſchem und argentiniſchem Weizen, nicht den Beifall aller
Mühlen findet. Inlandsweizen iſt weiter ohne Angebot. Noggen in
effektiver Ware iſt durchaus nicht reichlicher offeriert, das herauskom=
mende
Material findet zu unveränderten Preiſen Aufnahme. Im Lie=
ferungsgeſchäft
war Mai=Roggen leicht befeſtigt, Juli=Roggen dagegen,
auf Nachrichten über Regenfälle in verſchiedenen Gegenden des Reiches,
ſchwächer. Weizen= und Roggenmehl blieb bei unveränderten Forde=
rungen
der Mühlen faſt ohne Umſatz. Gerſte blieb geſchäftslos. Auch
Hafer begegnete nur geringem Intereſſe, ohne daß aber auch das An=
gebot
reichlicher geworden iſt.

Kommanditgeſelſchaft auf Aktien Darmſtadt. Sranffurter Kurzbericht vom 20. Mai 1986.

Staatspapiere
1) Deutſche
5% Reichsanleihe
42Reichsanleihe
3½%
3%
Dollar=Schatzanw.
K.=Schatzanw. 23
K.=Schatzanw. 24
4½%IPundV N.=
Schatz
WVI.-IK.
47 D.Schutzgb. .
Sparprämienanl.
4% Preuß. Konſ.=
8½%0
43Baden alt
3!.

39
1896
49Bahern ...
3!
8.16% Heſt. unt. 23
42
8½%
Bet Nie.
b) Sonſtige,
uropüiſche
3% Bos. E.B 1914/
47 L. Inv. 1914
4½% 1898 .
4½% 1902 .

5 7 Bulg. Talak
4).% Oſl. Staatsr.
v. 19131
4½%bſt. Schatz. 14

9.387

5.70
0.239
0.335
0.38

K36

18.5
6.37
0.32
0.35

3.40
3.15

171,

Oſt. Goldr.
41e%n Silberr.
4% einh. R. (kon.)
43% Port,(Spz.) II
5% Num. am.R.03
4½%7 Gold. 13.
am kond.
z am.05
420 Türk. (Adm. /03
% (Bagb.)I
Bagd 11
4% 1911 Boll.

4½% Ung. St. 19131
4½% St. 1914/ 17,6
42
Goldr.
47 St. 10 /16.55
42 Kronr.
3%0 Eiſ.Tor.
Außereuro=
päiſche

5% Mex am. inn. 23.25
5% äuß. 99
4% Gold. 04 131.74
konſtinn
4½% Frigat. 138.5
5%0 Tamaulipas .
Sachwert= Schuld=
verſchreibungen

Mit Zinsberech=
nung

6% Doll. Golb. 1932/ 95.25
6% Gold.1935/ 94.25
8%0 Frk.=Gyp.=B.,/ 93
Goldpfdbr. R.1.
8%0 Frif. Hyp.=Bk.=
Reihe
ſ. Pfanddr. B.
Gold Reihe 2 78.5
Em. 81 99

17½
7.40
6.90
9.40

5% Neck. AG. Gld23/
8%Pfälz.=Hyp.=Bk.
24
8% Rh.=Hyp. Gd.24
29 Rhein=Main=
Donau.; Gold 23
Ohne Zins=
berechnung

% Bd.=Bd..Hz. 23
Bdw. Kohl. 23
0 Fr. Pf. Bk. 6. I
62 Großkr. Mannh.
Kohl. 23
6% Heid. Holzw. 23
6% Heſſ. Brk.=Rog.
Roggan 23
6% Mannh. Stadt=
Kohl ..... . . . 23
% Offenb. Holz..
% Pfälziſche=Hpp.
Bi. Gld .... 24
Pr. Kaliv..
5 Pr. Roggenwv.
Rh. .B.6d. 24
½2 Sächſ. Brk. 23.
Roggenw.23
5% Südd. Feſt=B. 6
Borkriegs=Hyp.=B.
Pfandbriefe.
Bahr. Vereinsb.
Bayr. Handelsb.
Bahr. Hyp. u. Wech
Frrf. Hyw.=Bk.
Frkf. Pfandbr.=Bk.
Hamb. Hyp.=Bk. . .
Meining, Hyp.=Bk.
Pfälz. Hyp.=Bk.
eu3. Pfbr.=Bk.
Rhein. Hyp.=B.
Süidd. Bodenkr.
Württ, Hyp.=B..

99.5
97.25
77

12.01
2.04

13.1

4.65
7

13.25

2.25
5.40
6.70
2.48
6.20
2

14.82
11.49
13
9.5
gig
12
10.35
11.58
11.75

Staatl. od. prov,
garantiert.
Heſſ. L.=Hyp.=B.
Landeskr. Caſſel.
Naſſau. 2dsb. ..
Obligationen v.
Transportanſt.
4½ Eliſ.=Bahn ..."
42 Galiz. Carl=
Lud.=B.
5% Oſt. Südb. (L.)
2,6% Alte ..
2.6%9 Neue
42Oſt. Staatsb. 83
3%Oſt. I.b.8.E.
3%Oſt. . 9. E.
3%Oſt. 1885...
3%Oſt. Erg. Netz
4%0 Rud. Silber.
4% Rud. Salzkg.)
4½%Angt., S.1.
41.% Anat., S. II
4½% Anat. S.III
3% Salon. Monaſt.
5%0 Tehuantepee.
4½%
Bank=Aktien
Allg. D.-Credit.
Bad. Bk. ...
Biſ.Brauind. . ..
Barmer Bankv.
Bay. Hyp.=Wchſ.
Berl. Handelsgef.
Comm.u. Privatb.
Darmſt. u. Nat.=Bk.
Deutſche Bank ...
D. Eff.u. Wchſ=Bk.
D. Hhp.=Bk. M
2 Vereins=Bk.
Disk.Geſellſch.
Dresdener Bk., .
Frauff. Br. .

7.9
6.3

2.15
13.25
13.35
6.3

17.5

16.75
147,

211,
26.6

93
124
138½,
85
107.25
105.75
128.5
4257
95.35
108.75
83
122.5
110
83

94.9

Frrſi. Hyp.=Bk.
Frkf. Pfdbr.=Bk. /107.
Gotha Grundkr. Bk.)
Metallbank. .... 94
Mitteld Creditb.
Oſterr. Creditanſt. 6.83
Pfülz. Hyp.=Bk. . . / 97.5
Reichsbank=Ant. 143
Rhein Creditbk. . . 98
Rhein=Hup.=Bk. . 1102.2-
Südd. Disc.=Geſ. 97.5
Wiener Bankoerein! 5.85
Bergwerkö=Akt.
25.75
Berzelius ..
Bochum. Bergb. 196
Buderus. ... . . . . / 64.5
Dt. Luxemburg . . . 1100
140
Eſchw. Berow..
Gelſenkirch. Baw.. /105
118.25
Harp Bergb.=
1102.
Iſe Bergb.
78"
Genußſchei
Kali=Aſchersleb. /121.5
Kali. Salzdetfurt.
Fali Weſterregln 1124
Klöcknerwerke.
Mannesm.=Röhr. / 96
Mansfelder .
Oberbedarf . ..../ 50
Obſchleſ. Eiſ. Caro) 54
Otavi=Ant.
30.25
Phönix=Bergb.
79.2
Rhein Braunk.
141.7*
Rhein. Stahlw.. .. 103
Rombach. Hütte. 24.90
A. Riebeck Montan
Tellus Bgb.
Ber Laurahütte 38,
Juduſtrie=Akt.
Eichbaum(Mannh. / 65
Henninger ..... 121
Löwenbr.=München1 202

Mainz Aktienbr.
Schöfferhof (Bind.) 185
Schwarz=Storchen 102
Berger
105

Akkum. Berlin.."
Adler & Oppenh.
Adlerw. (v. Kleyerl
A. E.G. Stamm...
GSA.E. G. Vig.4.
5% A. E. G. Bzg.B.
Amme Bieſecke ...
Aſchaff Zeliſtoff.
Badenia (Weinh.)
Bad. Maſch. Durl.
Bad. Uhren, Furtw.
Bamag=Meguin .
Bahr. Spiegel ...
Beck & Henkel ....
Bergmann El.. ...
Bing Metall.
Brem.=Beſigh=Ol.
Fement Heidelb.
Cement. Karlſtadt
Cement. Lothr.
Chem Albert. ..
Chem Brockh.
Chem. Milch ....
Daimler Motoren.
Dt. Eifenhandel.
Deutſche Erdöl ...
D. G.u. Silb. Scheid.
Dingler Maſch.
Dreso Schnellpr.
Dürrlopp..
Dürr. Ratingen .
Dnckerhoff & V.
Eiſenw. Kaiſerst.
Eiſenw. L. Meyer
El. Lieferit:ic. .
(E. Licht. Kraft 1
Eiſ. Bao Wolle.
Einag.
Email. Ulrich
Enzinger Werke.

63.73
116.5
80
63.5
84
89
9e.75
37.5
51.23
421,
119
S11,
44
98
107.5
99.75
43
63.5
50
91
113
97
44
46
25.2)
116
121.:
31
0.23
38
88.5

Eßlinger Maſch:.
Ettlinger Spinn.
Faber Bleiſtiſt.
Faber & Schleicher
Fahr, Birmaſens
Farbenind. F. 6.
Felten & Guilleau.
Feinmech. (Fetter)
Feiſt, Sekt.
Franrfurter Gas .
Frankfurter Hof.. .
Frrf.=M. Bol u. W.
Fuchs Waggon
Ganz, Lidw.
Geiling & Cie.
Germania Linol..
Geſſenk. Gußſt.
Goldſchmidt. Th..
Gotha Waggon.
Greffenius
Gritzner, Maſch. . .
Grin & Bilfinger.
Hafenmühle Frkf.
Hammerſen
Hanfw. Füſſen
Hartm & Braun.
Heyligenſtaedt . ...
Hilpert, Armatur.
Hindrichs=Aufferm.
Hirſch Kupfer.
Hoch=Tiefbau ...
Holzmann ....
Holzverl. Ind..
Hydrom. Breslau=
Fnag .......
Funghans ..
Kammg. Kaiſersl.
Karlsruher Maſch.
Karſtadt R.
glein. Sch. & Becker
Knorr, Heilbronn
Konſerv. Braun
Krauß Lokom.
Lahmeher .......!"
Lech. Augsbura...

44.25
188
63
38
159.5
62
33
89
6;
42
0.60
41
150.75
25.5
77.5
84
109.5
93.25
72

72
2.
28
8
88
31
51.7
81. z
30
0.63

26
210.3
R.
33
19
8
107.*

Lederw Rothe
Spicharz 33.5
Lingel Schuhw.. . .
Söhnberg. Mühle
Ludwigsh. Walfim.
Lidenſcheid Metall
Luther, Mühlenb.
Lur Induſtrie ...
Mainkraft Höchſt
Metallgeſ. Frkf. . . 1106.5
Meyer. Dr. Prul.
Miag.Mühlenb.. . . 1111
Moenus Stamm..
Motorenf. Deutz
Motorenf, Oberurſ. 44
Neckurſ. Fahrz.
Neckarw. Eßlingen 1102
Beters Union ....
Pfälz. Näh. Kayſer
Philipps. . .
Porzellan Weſſel
Prometh. Frf.
Nein Gebb.SSchall,
Rhein. Elektr. .../100
Rhein. Metall=Bf.=
Rückforth ......!
Rütgerswerke ....
Schleußner ......
Schneid. & Hanau.
Schnellpr. Frank.=
Schramm Lackf.
Schrift. Stempel
Shucker Eleftr. . . 1
Shuhf. Weſſel... / 40.25
Schuhf. Herz ...
Schuh. Leander. . .
Schult Grünlack.
Seiind Wolff ...
Sichel & Co.. .....
Siemens Glas ...
Siemens & Halske, 152.75
Sidd Immob. 43
Thür, eiektr. Lief. ..
ufren Furtwärgl.

3
101.25
33
83.5
74.75
44
29

64
25
77.5
60
63
63
104
35

87
33

Beithwerke
Ver f.Chem. Ind.
Ver. d. Olfbr Mann.
Ber Faßf. Caſſel.
Gummi. Bln.=Frrf.
Pinſel=Nürnberg.
Uiltramarin ......
Zellſtoff Berl. . ...
Vogtl. Maſch. ...
Voigt E Haeffner
Volthom. Seil ..
Wanß & Frehztag.
Wegelin Rußfbr.
Zellſt. Waldhof ..
Zuckerf. Waghäuſel
Zuckerf. Frankenth.
Zuckerf. Heilbronn.
Zuckerf. Offſtein
Zuckerf. Rheingau=
Zuckerf. Stuttgart.
Transport= und
Be=ſicherung=Rſt.
A. Dt. Ei enbahn. . .
Dt. Eiſenb.=Geſ...
El. Hochbahn Berl.
Schantung E.B..
Südd. Eiſenb.=Geſ.
Hapag ..........!!
Nordd. Llohd. . ...

Frrf. Alg. Verſ.
Frankona Rück.
Darmſt. Berte
Bahnbedarf
Dampfk Rodberg
Helvetia Konſ.
Gebr. Luttz ....
Motorf. Darmſt.
Gebr. Roeder .
Bernleth 4 Alenb.

7a
59.75
50
62
57
112
63.5
46.5
91.75
32
195.75
121.5
8.25
49.25
59.5
74.5
*9
60.1

56.6
80

132.6
129.76

94.5
K

13as

go

[ ][  ][ ]

Rummer 440
Wirtſchaftliche Rundſchau.
Rütgerswerke Aktjengeſellſchaft. Der Aufſichtsrat der Rütgerswerke
Aktiengeſellſchaft genehmigte die vom Vorſtand vorgelegte Bilanz. Der
mit 618 009 Rm. ausgewieſene Reingewinn ſoll zuſammen mit dem
Vortrag vom Vorjahre von 334 556 Nm. auf neue Rechnung vorgetragen
werden, womit der Gevinnvortrag auf 952 565 Rm. anwächſt. Eine
Dividende gelangt demnach nicht zur Verteilung, nachdem die Steuern,
die die Geſellſchaft einſhließlich der Tochterbetriebe abzuführen hatte,
ſich auf rund 6 Prozent des eingezahlten Geſellſchaftskapitals beliefen.
Der Geſchäftsbericht führt aus, daß die Hoffnungen, die auf das Jahr
1925 geſetzt worden waren, durch die im Herbſt 1925 eingetretene ſchwere
Abſatzkriſe ſtark enttäuſcht wurden. Die Hauptabteilungen des Ge=
ſchäfts
haben zwar mit Nutzen gearbeitet, ihre Gewinne wurden aber
größtenteils durch die Verluſte der niederſchleſiſchen Bergwerke auf=
gezehrt
.
Um die Beteiligung des Handels an der Getreide=Handelsgeſellſchaft.
Im Reichsernährungsminiſterium fanden unter dem Vorſitz des Staats=
ſekretärs
Hagedorn Beſprechungen mit Vertretern des Handels, der
Mühlen und Bäcker über deren Beteiligung an der Getreide= Handels=
geſellſchaft
ſtatt. Obwohl die Vertreter dieſer drei Wirtſchaftsgruppen
dargelegt hatten, warum das Angebot der Getreide=Handelsgeſellſchaft
abgelehnt werden mußte, wurde ſeitens des Miniſteriums, um das in
Ausſicht genommene Einvernehmen herzuſtellen, wiederholt Kapitalbetei=
ligung
angeregt. Gegenüber den Vorſchlägen auf Schaffung eines Bei=
rats
verhielt ſich das Miniſterium ablehnend, ſtellte dagegen in Ausſicht,
daß Vereinbarungen über grundſätzliche Richtlinien in der Geſchäftshand=
habung
der Geſellſchaft unter Mitwirkung der drei Wirtſchaftsgruppen
getroffen werden ſollen. Die letzte Entſcheidung in dieſer Angelegenheit
hat ſich der Reichsminiſter für Ernährung und Landwirtſchaft vorbehalten.
Chemie und Wirtſchaft. Man ſchreibt uns: Der ſeit einiger Zeit
entfeſſelte Kampf um die bedrohte deutſche Vorrangſtellung auf dem
Gebiete der chemiſchen Technik hat die führenden Verbände der deutſchen
chemiſchen Induſtrie veranlaßt, einen auch die Allgemeinheit intereſſie=
renden
, neuartigen Weg zu beſchreiten. In Verfolgung des Zieles, die
Leiſtungsfähigkeit der chemiſchen Induſtrie zu erhöhen, überdies den Be=
darf
an voll ausgebildeten Chemikern zu erweitern und ihn aus der
übergroßen Zahl der alljährlich die Hochſchulen verlaſſenden jungen Che=
miker
zu decken, gründeten der Verein Deutſcher Chemiker, Bund ange=
ſtellter
Akodemiker techniſch=naturwiſſenſchaftlicher Berufe und der Arbeit=
geberverband
der chemiſchen Induſtrie Deutſchlands, gemeinſam mit dem
Verein zur Wahrung der Intereſſen der chemiſchen Induſtrie Deutſch=
lands
, die Deutſche Zentralſtelle für Chemie und
Wirtſchaft, Berlin. Die Beſtrebungen und Ziele der neuen Stelle;
die Verbindungen zwiſchen reiner und angewandter Chemie noch mehr zu
feſtigen, Anregungen aus Wiſſenſchaft und Technik gegenſeitig zu über=
mitteln
, in den nicht ausgeſprochen chemiſchen, wohl aber der Chemie
naheſtehenden Betrieben und in Kreiſen der Landwirtſchaft Verſtändnis
für die Bedeutung der Wiſſenſchaft zu fördern, chemiſch vollwertig aus=
gebildete
Kräfte der Technik zur Verfügung zu ſtellen, Spezialausbil=
dungsſtätten
für Chemiker mit Hochſchulbildung zu errichten, werden
mehr noch als für die chemiſche Induſtrie im engeren Sinne, für die
abrigen Wirtſchaftszweige und die geſamte deutſche Wirtſchaft von außer=
prdentlicher
Bedeutung ſein. Als Leiter der Stelle iſt Dr. Otto Lange,
Dozent an der Techniſchen Hochſchule zu München, nach Berlin berufen
worden, wo er ſeine Tätigkeit bereits begonnen hat. Dr. Lange, der
über langjährige Betriebserfahrungen verfügt, iſt in der Fachwelt durch
Herausgabe mehrerer chemiſcher Werke (Chemiſch=techniſche Vorſchriften,
die Neubearbeitung des Blücher=Auskunftsbuches u. a.) bekannt geworden.
Die Deutſche Zentralſtelle für Chemie und Wirtſchaft hat ihr Büro bis
Fuli d. J. beim Arbeitgeberverband der chemiſchen Induſtrie Deutſch=
lands
, Berlin W 10, Sigismundſtraße 7, von da ab beim Verein Deut=
ſcher
Chemiker, Potsdamer Straße 103 a.

Freitag, den 21. Maf 1926

Seite 15

Lieferungs= und Zahlungsbedingungen des Kaliſyndikats. Das
Deutſche Kaliſyndikat hat, wie der Hannoverſche Kurier erfährt, für die
Sommer= und Herbſtmonate folgende Zahlungsbedingungen feſtgeſetzt:
Für die erſte Periode vom 16. Mai bis 15. Juni wird bei Zahlungen
in bar, gemäß der in der Preisliſte und in den Verkaufsbedingungen
feſtgeſetzten Friſt eine Barzahlungsvergütung von 6 Prozent (d. h. 1,5
Prozent Kaſſaſkonto und 4,5 Prozent Sondervergütung) auf den Roh=
preis
der Waren eingeräumt. Für die zweite Periode vom 16. Juni bis
31. Juli beträgt die Barzahlungsvergütung 3 Prozent (1,5 Prozent Kaſſa=
ſkonto
und 1,5 Prozent Sondervergütung) und für die dritte Periode
vom 1. Auguſt bis auf weiteres wird bei Barzahlungen ein Kaſſaſkonto
von 1,5 Prozent eingeräumt. Außer der Barzahlungsmöglichkeit iſt die
Begleichung durch Wechſelkredit vorgeſehen. Für die erſte Periode vom
16. Mai bis 15. Juni iſt das Syndikat bereit, einen einmonatigen Wechſel=
kredit
, gerechnet vom Verladetage der Ware ab, mit einmaliger Prolon=
gationsmöglichkeit
, jedoch nicht über den 25. November hinaus, zu ge=
währen
. Die Diskontſpeſen gehen in voller Höhe zu Laſten des Syn=
dikats
, die Stempelkaſten zu Laſten des Beſtellers. Dieſe Vergünſtigungen
kommen bereits für alle Abladungen ab 16. Mai in Frage. Die Wechſel
müſſen wie bisher ſchnellſtens den Kaliwerken zugeſtellt werden. Die
Wechſel über die Juniverladungen müſſen die Werke ſpäteſtens am
30. Juni in Händen haben. Auch für die zweite Periode vom 16. Juni
bis 31. Juli und für die dritte Periode vom 1. Auguſt bis auf weiteres
iſt das Syndikat bereit, Wechſel mit einer Höchſtlaufzeit von drei Mo=
naten
entgegenzunehmen, und zwar gerechnet vom Verladetag der Ware
ab. Eine Prolongation der Wechſel in der zweiten und dritten Periode
kann jedoch nicht ſtattfinden. Die Verzugszinſen werden von 15 Prozent
auf 10 Prozent jährlich ermäßigt.
Amerikaniſche Kabelnachrichten.
* New York, 20. Mai.
Weizen: Meldungen von zu großer Trockenheit im Frühjahrsweizen=
gebiet
ſowie kleinere Ankünfte als erwartet, und eine gebeſſerte aus=
ländiſche
Lokonachfrage hatten zunächſt eine ſehr feſte Tendenz zur Folge,
wobei beſonders die Maipoſitionen ſich ſtark erhöhen konnten. Als ſpäter
aus dem Frühjahrsweizengebiet der Eintritt von Niederſchlägen gemeldet
wurde, trat eine Abſchwächung ein. Im Schlußverkehr wurde die Hal=
tung
erneut feſt, beſonders fanden jetzt in Maiterminen ſtärkere Deckungs=
käufe
ſtatt. Die Termine konnten 1½2 C., Maitermine ſogar 334 C.
gewinnen.
Mais: Der Markt nahm einen feſten Verlauf im Anſchluß an die
Hauſſebewgung am Weizenmarkt und auf kleinere Ankünfte. Die Ter=
mine
konnten meiſt ½ C. anziehen.
Hafer: Angeregt durch die Feſtigkeit am Weizenmarkt konnte auch
hier eine Befeſtigung eintreten.
Baumwolle: Im Anfangsverkehr verurſachten die füngſten Tem=
veraturmeldungen
aus dem Südweſten und wohltuende Niederſchläge in

etwas 612 Pkt. unter geſtern.
Kaffee: Im Gegenſatz zu geſtern konnte ſich der Markt unter dem
Eindruck höherer braſilianiſcher Forderungen und der gebeſſerten Deviſen=
rate
, ſowie auf die Beſſerung des heimiſchen Konſums wieder befeſtigen.
Zucker: Die gebeſſerte Kaufluſt der Raffinerien, ſowie die Feſtigkeit
der Lokopreiſe verurſachten eine feſte Grundtendenz, wobei die Kurſe
37 Pkt. anziehen konnten.
Kakao: Auch heute bewahrte der Lokomarkt ſein feſtes Ausſehen und
trug zum ſtetigen Verlauf des ganzen Marktes bei.

Kleine Wirtſchaftsnachrichten.
Der vierte Zivilſenat des Reichsgerichts hat als Revi=
ſionsinſtanz
die Klagen des Oberfeuerwehrmanns Jänſch=Dortmund und
des Betriebsanwalts Winter=Leipzig, hinter denen der Reichsbank=
gläubigerverband
ſteht, gegen die Reichsbank, auf Anerkennung
der Vorkriegsbanknoten abgewieſen.
Der Zentralverband deutſcher Haus= und Grundbeſitzervereine hat
ſeinen Mitgliedern den Vorſchlag unterbreitet, ſchon jetzt durch mäßige
Vorauszahlungen die bei der Rüickzahlung der Aufwertungshypotheken
anfangs 1932 notwendigen Beträge bereit zu ſtellen. Da dies aber nur
wenigen Hausbeſitzern bis zu dieſem Zeitpunkt möglich ſein wird, iſt vor
kurzem die Deutſche Hauptbank für Hypothekenſchutz
A.=G. gegründet worden, um die Hausbeſitzer 1932 vor Schwierigkeiten zu
ſchützen.
Der Haushaltsausſchuß des Reichstages ſtimmte nach längerer
Debatte einer Vorlage der Reichsregierung zu, wonach die Reichs=
regierung
ermächtigt wird, eine Garantie für die Zah=
lung
einer jährlichen Vorzugsdivdende in Höhe von
7 Prozent für die demnächſt auszugebenden Vorzugsaktien der Deut=
ſchen
Reichsbahngeſellſchaft im Betrage von 150 Millionen Goldmark
bzw. für die dafür auszugebenden Zertifikate zu übernehmen.
Im Steuerausſchuß des Reichstages wurde ein Antrag des Zentrums
auf Beſeitigung der nach Paragraph 62 des Verkehrsſteuergeſetzes
gegebenen Ermächtigung der Reichsregierung zur ſelb=
ſtändigen
Herabſetzung der Börſenumſatzſteuer gegen
die Deutſche Volkspartei und den größten Teil der Deutſchnationalen an=
genommen
.
Die auf den Stichtag des 19. Mai berechnete Großhandels=
indexziffer
des ſtatiſtiſchen Reichsamtes iſt gegenüber dem 12. Mai
von 123,5 auf 123,1 oder um 0,3 Prozent zurückgegangen. Von
den Hauptgruppen haben die Agrarerzeugniſſe auf 122,5 und die In=
dnürieſtoffe
auf 124,1 nachgegeben.
Nachdem die Verhandlungen zwiſchen den deutſchen
Banken und den Ruſſen über den 300 Millionenkredit
zur Förderung der deutſchen Ausfuhr nach Rußland auf einem toten
Punkt angelangt waren, iſt der Leiter der Berliner Sowjetshandels=
bertretung
nach Moskau gereiſt, um neue Inſtruktionen einzuholen.
Er ſoll angeblich Vollmachten für Konzeſſionen in der umſtrittenen
Zinsfrage mitgebracht haben. Es iſt deshalb mit einer Wiederaufnahme
der Verhandlungen zu rechnen.
Der Wochenausweis der Bank von Frankreich weiſt
eine Zunahme der neuen Vorſchüſſe an den Staat um
250 Millionen und des Banknotenumlaufs um 14 332275
Franken auf. Die laufenden Privatkonten haben ſich um rund 784 Mil=
lionen
Franken vermindert.
Der belgiſche Senat hat mit 110 Stimmen den von der Kam=
mer
angenommenen Geſetzentwurf ratifiziert, durch den die Belgiſche
Nationalbank zu Vorſchüſſen an den Staat bis zu
1½ Milliarden Franken ermächtigt wird. Dieſer Kredit ſoll zur
Auslöſung der ſechsmonatigen Schatzſcheine dienen.
Die ſcharfen Einſchränkungen des Deviſenhandels haben den Va=
lutamarkt
in Italien beinahe ſtillgelegt und den Lira=
kurs
leicht gebeſſert. Die Deviſen dürfen nur noch an den
Börſen von Mailand und Rom gehandelt werden.
Die Ankündigung des rumäniſchen Miniſterpräſidenten Avcreseu, daß
eine Außenanleihe Rumäniens in Italien von Mufſolini amt=
lich
unterſtützt werden würde, wird allgemein ſo aufgefaßt daß die
italieniſche Regierung dieſe Anleihe von 200 Millionen Lüre ſchon garan=
tiert
habe. Das Geld wird in erſter Linie zuv Stützung des Ley=Kurſes
b=nutzt werden.

Bei
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Nummer 140

Freitag, den 21. Mai 1926

Seite 17

Luftkurort Zell i. O.
Ein erhabenes Gefühl von kraftſtrotzender Naturſtärke über=
mannt
den Wanderer, wenn er von hoher Warte einen Blick ins
Mümlingtal ſendet und ſeine Augen über die im Umkreis gele=
genen
, von herrlichen Wäldern umſäumten Berge ſchweifen läßt.
Der Katzenbuckel, Finkenberg, Centwald, Eichelsberg bis zum
Höhenzuge Otzberg und Breußerg, der Monartsberg, das Höllen=
ſeld
mit der Teufelshecke, der Hohe Berg, Steinig, Zeller Kopf,
Habrich und die Böllſteiner Höhe in ihren dominierenden Lagen
und der hochromantiſchen, waldreichen Berglandſchaft bieten ein
einzig daſtehendes, mit maleriſchen Reizen reich verziertes und ſelten
ſchönes Bild, mit einer tiefergreifenden typiſchen Ausprägung.
Mitten in dieſer entzückenden, in ihrer Art einzig daſtehen=
den
Gruppierung, 189,6 Meter über dem Meeresſpiegel, im Her=
zen
des Odenwaldes, unmittelbar an der Hauptſtrecke Darm=
ſtadt
Eerbach, liegt abſeits vom unruhigen Verkehr, fern von
rauchenden Fabrikſchornſteinen, von allen Seiten mit Sonntags=
rückfahrkarten
und die jetzt neuerdings eingelegten beſchleunigten
Perſonenzüge, welche an hieſiger Station halten, leicht erreichbar,
an der Mümling, das im Jahre 1113 erſtandene, alte friedliche
Dörfchen Zell i. O. mit ſeiner Bahnſtation Zell-Kirchbrombach.
Im Keſſel und in einer Kette von Bergkegeln eingeſchloſſen, um=
ſäumt
von prächtigen Wäldern, bildet es infolge ſeiner geogra=
phiſchen
, von Natur aus bevorzugten wunderbaren Placierung
eine landſchaftliche Schönheit für ſich, wie nur ſelten das Auge
eine zu ſehen bekommt. Durch ſeine geſchützte Lage und das be=
ſonders
günſtige Klima, die unmittelbar bis ans Dorf angrenzen=
den
Fichten=, Tannen= und Laubwälder, welche ſich ſtundenlang
nach den derſchiedenen Richtungen erſtrecken bietet es eine reine,
friſche, würzige, wohltuende, ozonreiche Waldluft und bleibt
jedem Kurgaſt und Touriſten eine unvergeßliche Erholungsſtätte,
ein idhlliſcher Ort, wo man ſeine Geſundheit und neuen Lebens=
mut
findet.

Von der weiten Maſſe und dem großen Publicm iſt Zell i. O.,
die Perle des geſchichtlich bekannten, in der Nibelungenſage von
Dichtern ſo zahlreich beſungenen Odenwaldes, welches von der
Natur aus zum Kurort und zur Erholungsſtätte beſtimmt iſt,
noch nicht enideckt. Nicht nur durch ſeine ſelten ſchöne Landſchaft,
durch die anmutigen Wieſen, Felder, Naturquellen und ſein aus=
gezeichnetes
Klima, ſondern auch durch ſeine gute, volksbäuer=
liche
, kräftige Verpflegung, den gepflegten feuchtfröhlichen Humor,
den Männergeſang und Turnerſport, die nicht überall gebotenen
Kletterpardien, im Winter mit den ſchön angelegten Rodelbahnen
u. a. m., erfreut ſich Zell i. O. einer ſtattlichen Anzahl ſtändig
wiederkehrender Kurgäſte.
Kein Luxus= und Großſtadtballaſt, kein Toiletten= und Geſell=
ſchaftszwang
, kein ſeelenentfremdender Hofgeiſt erſchweren hier
Gemüit und Seel. Nach zermürbender ſeeliſcher und körperlicher
Großſtadtarbeit, nach einem an Fabrikſchornſteine gewöhnten An=
blick
finden hier Erholungsſuchende ohne aufgebürdete geſell=
ſchaftliche
Verpflichtungen, in molliger Abgeſchiedenheit Heilung
von Gebrechen des Leibes und der Seele.
Keine ins Ungemeſſene ſteigende Preiſe der Weltodebäder
belaſten hier die Ausgabenſeite, auch keine die Nerven aufrei=
benden
Erlebniſſe behindern den angeſtrebten Heilprozeß geſuch=
ter
Erholung in der ungeſtörten Natur, der friedlichen, wohl=
tuenden
Ruhe und harzig reinen Luft.
Mit ſeinem im Frühjahr erwachenden Leben, dem herrlichen
Blütenſchmck und der anregenden Luft bietet Zell i. O. ſchon
jetzt etwas, was den meiſten Weltmodebädern abgeht.
Lange klare und ſonnige Tage, eine herzhafte und gewürzte
Waldluft erfreuen im Somer neben den bekannten Erſcheinun=
gen
der üppig grünenden und ſtolz emporſteigenden Höhenzüge
Herz und Gewit. Das günſtige Klima wirkt anregend und läßt
Alltagsſchwere und Sorgen bei prächtigen Spaziergängen in er=
quichkendem
Schatten vergeſſen.

Bis i den Oktober hinein halten Naturſchönheiten hier an;
die herbſtliche Laubfärbung, vermiſcht mit dem Immergrün der
Tannen und Fichten und der Buntheit der Buchen, ſowie der
vielen anderen Vertreter unſerer echten deutſchen Wälder, wirkt
als ſcheidende Herbſtpracht auf den Kurgaſt und Wanderer er=
hebend
. Eine friſchere Luft regt alle Lebensgeiſter erneut und
mächtiger an, beeinflußt kräftiger und nachhaltiger den Stoff=
wechſel
.
Bei Blutarmt, Abgeſpanntheit, Bleichſucht, Nervoſität, Lun=
genkrankheiten
und Schlafloſigkeit wird Luftkurort Zell i. O. ganz
beſonders empfohlen und iſt gleichzeitig ein ſtark beſuchter Auf=
enthalt
für Rekonvaleſzenten und Erholungsbedürftige aller Art.
Vorbildlich ſorgt der Verbehrs= und Kurverein im Zell i. O.
für Unterkunftsmöglichkeiten. Eine große Anzahl von Sitz= und
Ruhebänken an lauſchigen, gut angelegten und ausgeſuchten
Ruheplätzen ſprechen von aufgenommenem und gut verſtande=
nem
Pflichtgefühl. Eine ſtattliche Anzahl ſelten ſchöner Spazier=
wege
verſchönern die gaſtliche Stätte, welche mit Quellwaſſer=
leitung
und elektriſchem Licht der Zeit entſprechend verſorgt iſt.
Die anſäſſigen Vereine verſchönemn an Feſttagen und zu paſ=
ſenden
Zeiten durch angebrachte Arrangements den Aufenthalt
und ſorgen für abwechſelungsreiche Unterhaltung.
Wünſche und Bedürfniſſe werden hier noch pfleglich behan=
delt
, ſo daß Zell i. O. eine Kraft= und Geſundheitsquelle, ja ein
wahrer Jungborn für jeden aus Stadt und Beruf lommenden
Erholungfuchenden iſt, aus dem er neu geſtärkt wieder in den
lauten Alltag zurückkehrt.
Soweit ein Bedürfnis für Stahlbäder und Trinckkuren bor=
liegt
, können ſolche in dem nur 2 Kilometer entfernt liegenden,
durch günſtige Zugverbindungen bequem erreichbaren Stahlbab
König genommen werden.
Verbehrs= und Kurverein von Zell i. O. erteilt weiter jede
gewünſchte Auskunft über alle Unterkunftsfragen.

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Seite 18

Mu dau
iſt der höchſtgelegenſte Kurort des badiſchen Odenwaldes, liegt
am waldumſäumten Eingang des Mudtales, das zu einem der
ſchönſten Täler, dem Uenglertstal, nach Amorbach führt. Was
Mudau ſeinen Reiz gibt, das iſt die ſchöne Lage ſeiner verträum=
ten
Odenwaldeinſamceit. Ringsum ſind hohe herrliche Wälder.
Unfern iſt der berühmte Fürſtlich Leiningſche Wildpark mit ſeinen
edlen Hirſchen, ſeinen Wildſchweinen, ſeinem roten Märchenſchloß
Waldleiningen. Unfern ſt die berühmte Ruine der einſt ſo
ſtolzen Wildenburg, wo Wolfram um 1200 den Parziwal dich=
tete
. Unfern ſind die alten Wachtümme und Kaſtelle der römi=
ſchen
Mümlinglinie und die alte Kirche in Steinbach, ein goti=
ſcher
Bau aus dem 13. Jahrhundert, der uns dank der Denkmals=
pflege
erhalten geblieben iſt.
Fern vom Getriebe der Großſtadt, ohne jede Induſtrie, eig=
net
ſich Mudau vermöge ſeiner Höhenlage in waldreicher Um=
gebung
beſonders zum Erholungsaufenthalt für Neröſe, Rekon=
valeſzenten
und Bleichſuchtleidende. In ozonreicher Höhenluft
wirkt die Waldesruhe wohltuend auf die entkräfteten Newen,
und mit neuer Schaffensfreude lehrt jeder in ſeinen täglichen
Beruf zurück. Mudau bietet reiche Gelegenheit zu abwechſelungs=
vollen
Spaziergängen und Ausflügen. Wer Höhenluft ſucht, wer
den paradieſiſchen Frieden liebt und doch auch einen Ort mit
Arzt, Apotheke und allerhand Geſchäften wünſcht, der komme in
das als gut bekannte Hotel Engel‟. Das Hotel hat 55 Bet=
ten
, freundliche Fremdenzimmer mit Balkon, Loggien und Veran=
den
. Waſſerleitung, Waſſerkloſetts, Zentralheizung, Vad, elektri=

Freitag, den 21. Mai 1926

ſches Licht, Telephon Nr. 4, Autogarage, elektriſche Entſtäubungs=
anlage
und Forellenbach. Mudau iſt Endſtation der Nebenbahn
Mosbach-Mudau, außerdem bequem mit dem Poſtauto, von
Gberbach oder Buchen aus zu erreichen.
Schloß Reichenberg i. O.
Ein ſelten ſchönes Fleckchen Erde, das uns hier umgibt!
Dieſes Urteil des bekannten Odenwaldgeſchichtsforſchers Karl
Morneweg über unſer Schloß Reichenberg, der Höhenburg, die
ſchon ſieben Jahrhunderte die 350 Meter hohe Bergkuppe ſchmückt,
wird von allen Beſuchern geteilt, die ſich den Sinn für kunſt= und
kulturgeſchichtliche Worte und für landſchaftliche Reize ünſeres
Odenwaldgebietes bewahrt haben. Altes und Neues umfängt
uns hier: Die ſtarken, hohen Umfaſſungsmauern, die Ruinen
des ehemaligen Herrnhauſes, der mächtige Krumme Bau, die
Reſte des Küchenbaues, der maleriſche Ziehbrunnen mit alten
Wappen, der Burggarten, der weite Zwinger, die Reſte des Ge=
fängniſſes
mit dem Verlies und im umeren Hof das mittelalter=
liche
Burgtor, die Mauern einer gotiſchen Kapelle und das ſtatt=
liche
Amtshaus, das in ſeinen prächtigen hohen Mauern das im
vorigen Jahre neu erſtandene Kur= und Erholungsheim mit allen
neuzeitlichen Einrichtungen (elektriſches Licht, Zentralheizung,
eigene Quellwaſſerleitung u. a.) enthält. In unſerer Reichen=
berger
Burg arbeitete 1529 der große Maler Matthias Grüne=
wald
, der Schöpfer des Iſenheimer Altarbildes, auch iſt ſie die
Geburtsſtätte und Jugendaufenthaltsort des berühmten Bota=
nikers
Dr. C. G. Nees von Eſenbeck (17761858), deſſen Vater

Nummer 140

hier das Rentmeiſteramt in Erbach=Erbachſchen Dienſten betlei=
dete
. Bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts war unſer Reichen=
berg
häufig die Reſidenz der Erbacher Grafen. Als im pfälziſch=
bayriſchen
Erbfolgekrieg der Landgraf von Heſſen 1504 die Burg
zu belagern begann, ließ ihm der Kommandant ſagen, er würde
bei dem erſten Schuß die beiden jungen Herrinnen auf die
Mauern ſtellen und ihn für ihr Schickſal verantwortlich machen,
vyrauf die Belagerung aufgehoben wurde (Morneweg, Oden=
waldführer
). Dieſe unſere altehrwürdige Höhenſtätte mit ihrer
friedlich behaglichen Ruhe und ihrer reinen Luft iſt wohl einer
der günſtigſten Orte für Nervenleidende, Rekonvaleſzenten,
für Nuhe= und Erholungsbedürftige, jeglichen Alters und Ge=
ſchlechts
, und das noch um ſo mehr, als die Höfe, Zwinger und
unmittelbare Umgebung, insbeſondere die auf der Südſeite ge=
legene
Schloßterraſſe mit ihrem herrlichen Blick auf die Orte
Reichelsheim und umliegende Dörfer, mit alten Bäumen, mit
Ruhebrücken und gärtneriſchen Anlagen reichlich ausgeſtattet ſind,
und die anerkannt gute Küche des Kur= und Erholungsheimes
durch ſeinen Inhaber, den Hofpächter des benachbarten Hofgutes
Fronhof, der auch als der erfolgreichſte Züchter des Odenwälder
Nolviehes bekannt iſt, täglich mit den friſcheſten Erzeugniſſen
ſeines umfangreichen Betriebes mit Weideanlagen verſehen wird.
Von der Station Reichelsheim iſt die Burg auf einem Fußpfad
in 15 Minuten und auf dem Fahrweg in 30 Minuten zu errei=
chen
. Auch hat Reichelsheim Kraftwagenverkehr mit der Berg=
ſtraße
nach den Stationen Bensheim und Weinheim ſowie in das
Mümlingtal. Adreſſe: Jakob Siefert, Kur= und Erholungsheim
Schloß Reichenberg, Poſt Reichelsheim i. Odw., Fernſpr. Nr. 129
und 13. Amt Reichelsheim i. Odw.

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Nummer 140

Seite 19

Freitag, den 21. Mai 1926

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des Geſchäftsführers des Deutſchen
Bundes Heimatſchutz, Herrn Dr. Ing.
Lindner=Berlin über:
Die wichtigſten Aufgaben des
Heimatſchutzes.
am Freitag, den 21. Mai 1926, nachm.
6½), Uhr, im Hörſaal Nr. 326 der
Techn. Hochſchule, hier.
Um zahlreichen Beſuch unſerer
Mitglieder wird freundl. gebeten.
Der Vorſtand.
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deutſchen Soldaten und Der deutſche
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4ut 33 Uhr. Tetzte 4benchtiostelung 8 Uhr.

Seite 20

Freitag, den 21. Mai 1926

Burseff
A.
Grun

Nummer 140
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billigem Selt-Beaug
WieHauptmarkenderbe
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kosthandlungen
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nal
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Koblenz Henkell & Co., Biebrich-Wiesbaden,
Chr. Adt. Kupferberg & Co, Mainz Macheus
Müller, Eltville Schults Grünlack", Rüdesheim.
Söhnlein Rheingold’, Schierstein.

WUR BIS 1.YULI STEUERERET
SEKT

Theaterzettel füir Freitag, 21. Mai
(Ohne Gewähr)
Wiener Blut
Perſonen:
Fürſt Ypsheim=Gindelbach, Premierminiſter
von Reuß=Schleiz=Gre z. Heinrich Kuhn
Balduin, Graf Bedlau, Geſandtervon Reuß=
Schleiz=Greiz in Wien. Guſtav Deharde
Gabriele, ſeine Frau . . . Ch. Maſſenburg
Graf Bitowski .. . . Richard Fürgas
Demoiſelle Franziska Cagliari, Tänzerin im
Kärtnertor=TheaterinWien PaulaKapper
KaglerihrVater, Kgruſſelbeſitzer HansNeyz
Conteſſe Tint . .
M. Fleiſchmann
Comteſfe Mimi . . . . . Frieda Herbach.
Pepi Pleininger, Probier=
mamſell
. . . . . Sitta Müller=Wiſchin
Joſef, Kammerdiener des
Grafen Zedlau .
. . Eugen Vogt
Anna, Stubenmädchenbei
Demoiſelle Cagliari .. Marta John
Der Haushofmeiſter beim.
Grafen Bitowsk'
Wilh. Wegerich
Hans Ausfelder
Ein Fiakerkutſcher
Der Wirt vom Kaſino in
Hietzing .. . . . . Otto Horina
Die Liſi vom Himmelpfortgrund,
Annelies Roerig
Wäſchermädel . .
DieLori von Thurtzbrückel,
Martha Liebel
Wäſchermädel
Ein Grenadier ..... Karl Wieſt
Ein Deutſchmeiſter
Georg Mundt
Ein Kellner
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Der Glasſchrank
Perſonen:
Nudelmann, Oktroiaufſeher G. Rodenhäuſer
Frau Nudelmann . . . . Elſe Arnold
Marie, ihre Tochter.
Marie Rückert
Speckberger,Kanzleidiener Richard Hinz
Frau Speckberger.
Eiſe Lauckhardt
Lisbeth, ihre Tochter. . . Anne Dörſam
Anton Klappbächer
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Ernſt Stößel
Hecht, Agent . .
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Die neueste Wochenschau.
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Seine Sohne

(Die sich ihrer Eltern schämen)
7 Akte 7
Die Presse schreibt:
ein Film, der so mitreißend interessant
und aufregend wohl fast noch nie gezeigt
wurde ..."
(Berliner Tageblatt).
s0 meisterhaft gespielt, daß man mitten
ins Leben zu blicken vermeint ...
(Berliner Lokal-Anzeiger).
Luster Heatanskackt deelnferno
Lustspiel in 2 Akten.
Neueste Wochenschau (e13521
Jugendliche haben Zutritt!

Aaſans 8½ Uhr. letzte 4bendrastelung 8 fihr

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Gust-Vorstellungen
Ezu PfingstenE

Ensemble:
Frankfurter Theater
B An beiden Feiertagen
Sonntag, 23., Montag, 24., sowie
Dienstag, 25. Mai:
Familie Schimek‟
Schwank in 3 Aufzügen v. Gustav Kadelburg
In der Pallenberg-Rolle
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Oskar Patschky

Gut erh gr. Teppich
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