Darmstädter Tagblatt 1926


21. April 1926

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Einzelnummer 10 Pfennige

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Nummer 110
Mittwoch, den 21. April 1926.
189. Jahrgang

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nädter
8 Nationalbanl.

Regierungserweiterung nach rechts?

Das Ende der Parlamentspauſe.
Kriſengerüchte.
Von unſerer Berliner Redaktion.
Am Dienstag iſt der Reichskanzler zuſammen mit dem
Finanzminiſter wieder nach Berlin zurückgekehrt.
Am Tage zuvor hat der Reichsaußenminiſter ſeine Geſchäfte wie=
der
aufgenommen. Damit hat die Oſterpauſe tatſächlich ihr Ende
gefunden. Die praktiſche Arbeit beginnt wieder. In der Außen=
politik
hat der deutſch=ruſſiſche Vertrag inzwiſchen
Fortſchritte gemacht, ſo daß ſeine Paraphierung unmittelbar be=
vorſteht
wenn nicht im letzten Augenblick noch Schwierigkeiten
auftreten. Dagegen ſind die Verhandlungen nach dem Weſten
ſtehen geblieben. Mit den Völkerbundsmächten ſind
wirkeinen Schritt vorwärts gekommen. Die Aus=
ſichten
für die Studienkommiſſion werden immer ungünſtiger,
aber auch bei der Bereinigung der dringendſten Fragen mit der
Entente treten wir auf der Stelle. Weder die Militärkon=
trolle
, noch die Truppenverminderung im Rh in=
land
, noch die Freigabe der Luftfahrt ſind geſichert,
wenn auch in der letzten Frage zweifellos Fortſchritte zu ver=
zeichnen
ſind.
Für den Augenblick allerdings wendet ſich das Intereſſe
mehr der Innenpolitik zu. Es iſt gar kein Zweifel, daß
wir hier einer neuen Kriſe entgegengehen können, die nicht
nur eine Regierungskriſe, ſondern unter Umſtänden auch eine
Präſidentſchaftskriſe werden kann. Die Differenzen wegen des
Antiduellgeſetzes ſind freilich infolge des letzten Kompromiſſes
behoben. Bei dem Problem der Fürſtenabfindung allerdings geh:
alles drunter und drüber, und daß der Reichspräſident, wenn
etwa der ſozialdemokratiſch=kommuniſtiſche Enteignungsantrag im
Volksentſcheid angenommen werden ſollte, ſeine Unterſchrift
nicht darunter ſetzen würde, iſt unbedingt ſicher.
Die Regierungsparteien ſind alle darin einig, daß vorher
der Kompromißantrag vom Reichstag mit Zwei=Drittel=Mehrheit
angenommen werden muß, um ein Gegengewicht gegen die Agi=
tation
der Enteignungsbolſchewiſten zu ſchaffen. Aber niemand
ſieht ſo recht, wie die Mehrheit geſchaffen werden ſoll. Die Demo=
kraten
ſvollen die Sozialdemokraten heranziehen, die Deutſche
Volkspartei hofft darauf, daß die Deutſchnationalen zur Mit=
arbeit
bereit ſind. Es beſteht alſo die Gefahr, daß hier ein Riß
mitten durch die Koalition geht. Um ſo bedenklicher iſt es, wenn
jetzt der Verſuch gemacht wird, Mißtrauen gegen die Deutſche
Volkspartei zu ſäen, der zum Vorwurf gemacht wird, daß ſie
eine neue Rechtsregierung anſtrebe. Die Volkspartei hat wohl
nie ein Hehl, daraus gemacht, daß ſie das Ausſcheiden der
Deutſchnationalen aus der Regierung bedauert hat und deren
Rückkehr erhofft. Sie iſt auch jetzt noch der Meinung, daß das
die einzige Möglichkeit iſt, um ohne innere Kriſe durch die nächſten
Wochen hindurchzukommen.
Deutſchnationale und Reichs=
regierung
.
Von unſerer Berliner Redaktion.
Das Thema des Tages iſt nach den Anregungen, die der
Reichsaußenminiſter Dr. Streſemann und der volkspartei=
liche
Fraktionsvorſitzende Dr. Scholz ausgaben, die Erwei=
terung
der Regierung nach rechts, die von den
Demokraten und Sozialdemokraten mit allen Mitteln zu ver=
hindern
verſucht wird, während das Zentrum ſich ausſchweigt.
Wir ſagten ſchon, die Vorausſetzung für ein neues
Zuſammenarbeiten mi= den Deutſchnationalen
iſt, daß ſie außenpolitiſch einſchwenken und auch
innenpolitiſch zupoſitiver Mitarbeit entſchloſ=
ſen
ſind. Das iſt natürlich für ſie eine harte Sache, nachdem
ſie wiederholt Mißtrauensvoten gegen die Regierung eingebracht
haben. Der den Deutſchnationalen naheſtehende Tag meint
zwar, daß für die Partei eine Unmöglichkeit zur Zuſammen=
arbeit
mit dem Kanzler und dem Außenminiſter nicht beſtehe.
Die ausgeſt rochenen Parteiblätter aber denken anders darüber.
Es ſcheint alſo zurzeit nicht, als ob die Frage akut werden wird,
zudem da auch die Deutſchnationalen beim Fürſtenkompromiß
ſich lieber in der Rolle der Oppoſition gefallen wollen.
Die Tägliche Rundſchau macht freilich einen erneuten Ver=
ſuch
, ihnen gut zuzureden. Sie weiſt darauf hin, daß gegen eine
zu weitgehende Entſchädigung der Fürſtenhäuſer gerade in den
Kreiſen des deutſchen Bürgertums Widerſpruch vorhanden iſt und
fährt dazu mit Recht fort: Die ſchwerſte Einbuße, die Deutſch=
land
durch den Weltkrieg erlitten hat, iſt die Proletariſierung
ſeiner geiſtigen und wirtſchaftlichen Gentry, die alle ihre Erſpar=
niſſe
hergeben mußte und die heute darbt und hungert und ihre
Lebensarbeit vernichtet ſieht, weil ſie in ihrem patriotiſchen Sinn
das Reich an die erſte Stelle und ihre perſönlichen Intereſſen an
die letzte Stelle ſetzten. Vom Rechte, das mit uns geboren
wurde, iſt ſehr wenig für das deutſche Volk übrig geblieben. Das
kann getragen werden und muß getragen werden, um des Staa=
tes
willen, der leben muß. Aber es muß auch von allen ge=
tragen
werden. Weite und nicht die ſchlechteſten Kreiſe gerade
des nationalen Bürgertums haben es auch vermißt, daß ſchon
während des Krieges von dem großen Schloß=, Haus= und Land=
wirtſchaftsbeſitz
der Fürſtenhäuſer Gebrauch gemacht wurde, um
ſie teilweiſe für diejenigen, die für das Vaterland bluteten, zur
Verfügung zu ſtellen. Gewiß wolle niemand, daß die Fürſten=
häuſer
heute wie die Bettler nur Tiſch und Bett erhalten ſollen,
aber mit nationaler Geſinnung und monarchiſtiſcher Einſtellung
habe die Frage des Fürſtenkompromiſſes nichts zu tun. Sie ſei
lediglich eine Frage des gerechten Ausgleiches aller Volksſchich=
ten
, zu denen auch die Fürſten gehören.

Wenn dieſe Geſichtspunkte bei den Deutſchnationalen Ein=
druck
machen ſollten, ſo würden wir damit politiſch einen guten
Schritt vorwärts kommen. Die Deutſche Volkspartei wird Hand
in Hand mit den Deutſchnationalen den Enteignungsabſichten
der Sozialdemokraten auch in öffentlicher Propaganda entgegen=
treten
. Aber mit der Negation allein iſt es nicht getan. Wir
müſſen ſehen, daß wir eine Löſung finden, um den Streit über
den Fürſtenbeſitz aus der Oeffentlichkeit herauszubringen. Dazu
bedarf es einer poſitiven Löſung, die in der Form des Kom=
promiſſes
der Regierungsparteien gefunden iſt, die aber wirklich
befriedigen und beruhigen nur dann kann, wenn die Deutſch=
nationalen
mitmachen.
Die deutſch=ſpaniſchen
Handelsvertragsverhandlungen.
Neue Entſendung eines d eutſchen Regierungsvertreters
Berlin, 20. April.
Ueber den Stand der deutſch=ſpaniſchen Handelsvertrags=
verhandlungen
erfahren wir von zuſtändiger Seite folgendes:
Bekanntlich hat die Reichsregierung auf Grund der Berichte der
deutſchen Handelsdelegation, die kurz vor Oſtern nach Berlin
zurückkehrte, ſehr eingehende Beratungen unter Hinzuziehung
von Sachverſtändigen über das ganze zur Debatte ſtehende Pro=
blem
gepflogen. Dieſe Beratungen ſind jetzt zum Abſchluß ge=
kommen
. Die Reichsregierung hat den Staatsſekretär
Hagedorn vom Reichsernährungsminiſterium beauftragt, in
einer beſonderen Miſſion nach Madrid zu reiſen,
um dort zu verſuchen, mit Spanien zu einer möglichſt baldigen
Einigung zu kommen. Die deutſche Regierung hat zu dieſem
ungewöhnlichen Mittel gegriffen, um Spanien zu zeigen, welch
außerordentlichen Wert Deutſchland den Verhandlungen beimißt.
Ein höherer Beamter des Reichswirtſchaftsminiſteriums wurde
gerade deshalb mit der Miſſion beauftragt, um Spanien die
außerordentlich ſchwierige Lage des deutſchen Weinbaues mit der
größten Anſchaulichkeit zur Kenntnis zu bringen. Das Ziel
der Verhandlungen bleibt für die Reichsregierung, einen
Ausgleich zu finden, der ſowohl dem deutſchen
Weinbau ermöglicht, weiter zu exiſtieren, und
andererſeits die deutſche Induſtrie in die Lage
verſetzt, für den ſpaniſchen Markt weiter zu
arbeiten.
Die deutſch=ſchweizeriſchen Handelsvertrags=
verhandlungen
.
Bern, 20. April.
Von ſchweizeriſcher Seite wird zu den neu aufgenommenen deutſch=
ſchweizeriſchen
Handelsvertragsverhandlungen folgendes mitgeteilt: Nach=
dem
bereits Ende des letzten Jahres die beiderſeitigen Wunſchliſten aus=
getauſcht
worden waren, ſind nunmehr die Verhandlungen zwiſchen
Deutſchland und der Schweiz über den Abſchluß eines Handelsvertrages
in Berlin aufgenommen worden. Es ſtehen zurzeit insbeſondere die
landwirtſchaftliche Zölle zur Diskuſſion, die für den ſchweizeriſchen
Export nach Deutſchland von weſentlicher Bedeutung ſind. Der pro=
viſoriſche
deutſche Zolltarif hat bereits eine nicht unbedeutende Erhöhung
der Zollſätze auf landwirtſchaftliche Produkte gebracht. In den Verhand=
lungen
wünſcht die Schweiz eine Herabſetzung einzelner Poſitionen zu
erreichen. Ob eine beide Teile befriedigende Löſung erzielt wird, iſt
natürlich ganz ungewiß. Dies gilt auch für induſtrielle und gewerb=
liche
Zölle, die unmittelbar danach an die Reihe kommen werden. Eine
ſchwierige Angelegenheit wird ſodann die Regelung des Stickereiver=
edelungsverkehrs
ſein. Es iſt der Wunſch der ſchweizeriſchen Stickerei=
induſtrie
, daß der Zuſtand wieder hergeſtellt wird, wie er durch den alten
Handelsvertrag mit Deutſchland feſtgelegt war. Man erklärt in Sticke=
reikreiſen
, daß ohne eine befriedigende Regelung des Stickereiverede=
lungsverkehrs
eine Unterzeichnung des Vertrages unmöglich ſei. Ueber
die Dauer der Verhandlungen kann heute noch nichts Beſtimmtes ge=
ſagt
werden, jedenfalls werden ſie bis Ende April oder Anfang Mai
dauern. Der eigentliche Abſchluß ſoll in der Schweiz im Laufe des
Monats Juli erfolgen.
Bevorſiehende Einberufung des Auswärtigen
Ausſchuſſes.
Berlin, 20. April.
Der Auswärtige Ausſchuß des Reichstags iſt noch nicht ein=
berufen
worden. Der Termin der nächſten Sitzung wird in
einer Beſprechung feſtgelegt werden, die am nächſten Donners=
tag
zwiſchen dem Außenminiſter Dr. Streſemann, dem Vor=
ſitzenden
des Auswärtigen Ausſchuſſes, Hergt, und dem Reichs=
tagspräſidenten
Loebe ſtattfinden wird. In parlamentariſchen
Kreiſen rechnet man damit, daß der Auswärtige Ausſchuß ſich
am nächſten Montag verſammeln wird.
Neuregelung der Erwerbsloſenfürſorge.
* Berlin, 20. April. (Priv.=Tel.)
Die Hinauszögerung der Fertigſtellung des Geſetzes über
die Arbeitsloſenverſicherung hat es nötig gemacht, für die Neu=
regelung
der Erwerbsloſenunterſtützung eine Zwiſchenlöſung zu
ſuchen, an der ſchon ſeit geraumer Zeit zwiſchen den Vertretern
der in Frage kommenden Miniſterien und Delegierten der Wirt=
ſchaftsverbände
und Gewerkſchaften gearbeitet wird. Bisher hat
ſich keine Löſung finden laſſen, die die Zuſtimmung aller Kreiſe
gefunden hätte. Zurzeit ſteht ein Vorſchlag zur Erörterung, mit
dem lediglich die Gewerkſchaften nicht zufrieden ſind. Für An=
fang
dieſer Woche ſind in Frankfurt a. M. Beſprechungen zwi=
ſchen
Reichsvertretern und Delegierten der Länder anberaumt,
um die Neuregelung der Erwerbsloſennnterſtützung zu einem
vorläufigen Abſchluß zu bringen.

Franzöſiſche Außenpolitik.
Von unſerem A=Korreſpondenten.
Paris, Mitte April 1926.
Europa befindet ſich in einem Stadium diplomatiſcher Akti=
vität
. Die außenpolitiſchen Probleme haben jetzt auch das Inter=
eſſe
Frankreichs von der Innenpolitik abgelenkt, eine Entwick=
lung
, die man hierzulande vielfach mit Freuden begrüßt. Das
ſoll nicht etwa bedeuten, daß die Entwicklung der außenpoli=
tiſchen
Fragen ſo iſt, daß ſie die Zuſtimmung der hieſigen poli=
tiſchen
Kreiſe und der Preſſe finden würde. Auch nicht, daß die
Bewegung in der Parteipolitik bei einem wirklichen Stillſtand
angelangt wäre. Der Rücktritt des Innenminiſters Malvy, die
Annäherung der Kartellparteien aneinander, ſogar an die Kom=
muniſten
, wie es die Rechtspreſſe behauptet, ſind bedeutſame Er=
eigniſſe
. Es wird nirgends bezweifelt, daß bei der jetzigen Zu=
ſammenſetzung
des Kabinetts= Briand dieſe Tendenzen noch nicht
zum Ausdruck kommen, aber all das geſchieht gewiſſermaßen
hinter den Kuliſſen. Das Intereſſe der franzöſiſchen Oeffentlich=
keit
wird von den Friedensverhandlungen in Marokko, von der
ruſſiſchen Politik und u. a. auch von den Brandreden Muſſolinis
gänzlich abſorbiert.
Eigentümlicherweiſe können die ſtets vieldeutig lautenden
Aeußerungen Muſſolinis, die franzöſiſche Oeffentlichkeit mehr
feſſeln als all die Schwierigkeiten von geradezu erdrückender
Realität, mit denen Frankreich jetzt kämpfen muß. Die in der
letzten Zeit viel beſprochene neue italieniſche Kolonialpolitik,
deren Konzeption noch niemand vielleicht nicht einmal Muſſo=
lini
ſelbſt kennt, muß Frankreich, das in Afrika wie in Klein=
aſien
über bedeutende Macht verfügt und am ganzen Mittelmeer
wichtige politiſche und wirtſchaftliche Intereſſen beſitzt, unbedingt
beunruhigen.
Muſſolinis Bedeutung iſt augenblicklich in Frankreich im
Wachſen. Ein großer Teil der Politiker glaubt allerdings nicht
an irgend einen großzügigen imperialiſtiſchen Aktionsplan Muſſo=
linis
, hält aber die Lage in Europa noch immer für kritiſch ge=
nug
, daß bei einer heiklen politiſchen Situation und ſolche
Situationen kommen jetzt oft genug vor das Eingreifen Muſſo=
linis
eine heilloſe Verwirrung verurſachen könnte. Bei der Be=
urteilung
des italieniſchen Fascismus in Frankreich ſind aber
noch immer innenpolitiſche Motive ausſchlaggebend, wovon ein
Blick auf die Lobeshymnen des Matin oder auf die giftigen
Ausfälle des Oeuvre jeden überzeugen kann.
Auch die marokkaniſche Politik Frankreichs wird ſelbſtver=
ſtändlich
von dem energiſchen Auftreten Muſſolinis etwas be=
rührt
. Frankreich und Spanien zeigen ſich entſchloſſen, ihre
Herrſchaft in Marokko endgültig zu ſichern und zu ſtabiliſieren,
d. h. die Rifſtämme völlig zu unterwerfen. Es ſcheint nun nicht
ausgeſchloſſen, daß jene Pläne, welche auf die Durch=
ſetzung
eines Mandats für Spanien in der
Tangerzone hinauslaufen und vielleicht für ganz
Europa bedeutſam ſein könnten, durch die ſtark betonten Kolo=
nialwünſche
Muſſolinis im Keime erſtickt würden.
Die brüske Antwort Tſchitſcherins, welche er auf die Ein=
ladung
des Völkerbundes zur Abrüſtungskonferenz gab, wurde
in ganz Europa mit ſehr gemiſchten Gefühlen kommentiert. Viel=
leicht
mit Ausnahme Italiens. Man ſtand hier in Paris dieſer
Konferenz von vornherein ſkeptiſch gegenüber, was aus den
Kontroverſen zwiſchen Frankreich und den großen Seemächten
in allen Abrüſtungsfragen leicht erklärbar iſt. Die Abrüſtungs=
konferenz
derliert aber nun durch die Haltung Rußlands ihre
praktiſche Bedeutung. Es iſt wohl möglich, daß dem Völkerbund
dadurch ein neuer eklatanter Mißerfolg erſpart wird, es ſteht
jedoch außer allem Zweifel, daß Tſchitſcherin mit ſeiner Haltung
die Intereſſen aller bewaffneten Großmächte erheblich gefördert
hat. Die ruſſiſche Außenpolitik und die mit ihr zuſammenhän=
genden
Probleme erſcheinen indes auch in anderer Beziehung
rätſelhaft. Die Wirtſchaftsverhandlungen mit Frankreich wären,
wenn ſie zum Ziele führen ſollten, von allergrößter Bedeutung.
Jedenfalls beunruhigen ſie ſchon jetzt die öſtlichen Verbündeten
Frankreichs. Gleichzeitig will man aber in Frankreich die Be=
ziehungen
zu Warſchau und Prag eng knüpfen, wie dies die diel=
beſprochene
Reiſe Paul Boncours, welche in Moskau ein ſtarkes
Echo fand, beweiſt. Die Aufregung darüber in Rußland kann
aber kaum ſtärker ſein, als die Aufregung der franzöſiſchen Preſſe
über die deutſch=ruſſiſchen Verhandlungen. Man hat an ſie viele
phantaſtiſche Kommentare gefügt, Deutſchlands Schlag gegen
Locarno gehört noch nicht zu den ſchlimmſten Preſſeäußerungen.
In ernſten politiſchen Kreiſen will man indeſſen dieſen Dingen
nicht jene große Bedeutung wie die Preſſe beimeſſen oder dies
wenigſtens nicht offen zugeben. Jedenfalls könnte leicht der An=
ſchein
entſtehen, daß man am Quai d’Orſay zwei verſchiedene
politiſche Konzeptionen verfolgt, eine für die Gegenwart und eine
auf längere Sicht ..."
Die Verhandlungen über die interalliierten Schulden gehen
inzwiſchen weiter. Eine Erkrankung des franzöſiſchen Finanz=
miniſters
hat die Zuſammenkunft zwiſchen ihm und dem eng=
liſchen
Schatzkanzler wieder hinausgeſchoben. Franzöſiſcherſeits
zeigt man über dieſe kurze Verſchiebung der Verhandlungen keine
Verſtimmung. Ueber die Verhandlungen mit Amerika kommen
ſtets widerſprechende Nachrichten. Neuerdings wurden wieder
optimiſtiſche Gerüchte lanciert, ſie können auch inſofern eine
Bedeutung haben, als das Verhältnis zwiſchen Bérenger und
Mellon tatſächlich nicht ſchlecht ſein ſoll. Aber niemals iſt der
Staatsſekretär Mellon oder ſeine Umgebung, ſondern ſtets die
in ſich uneinige Schuldenkommiſſion und der für Frankreich
keineswegs günſtig geſinnte Senat die wirkliche Schwierigkeit
geweſen. Es iſt alſo wahrſcheinlich, daß dieſelben Schwierig=
keiten
, welche bei der Ratifizierung der italieniſchen Schulden=
regelung
ſich im Waſhingtoner Senat ergaben, auch Frankreich
zu fühlen bekommen wird. Man ſetzt jetzt die Hoffnung vielfach
auf eine engliſche Vermittlung. Aber alle optimiſtiſchen Kom=
binationen
haben bisher den ſtändigen Rückgang des Franken,
deſſen Stabiliſierung ja für Frankreich die Lebensfrage iſt, nicht
aufhalten können.

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Seite 2

Mittwoch, den 21. April 1926

Nummer 110

Berlin und Moskau.
Ein Pakt und ſeine Bedeutung. Die wachſenden Kräfte.
Von unſerem Korreſpondenten.
CMP. London, 20. April.
Der bekannte Publiziſt Garvin ſchreibt im Obſerver unter
obigem Sammeltitel:
Wir amüſieren uns über die Erregung in den diplomatiſchen
Kreiſen mehrerer Hauptſtädte, nicht weil der abgeſchloſſene Pakt
unwichtig iſt, ſondern weil es abſurd iſt, überraſcht zu ſein. Seit
dem Verſailler Vertrage war es ſicher, daß ſich der Teutone
und der Moskowit ſchließlich einander nähern werden. Es be=
ſteht
nicht der leiſeſte Grund, den roten Teufel an die Wand zu
malen. Aber die Entwicklung erinnert uns alle an mehrere
nackte Wahrheiten, die ſtändig vergeſſen werden: Wenn die Liga
Erfolg hat, wird es zu keinem großen Krieg kommen. Daher iſt
das Abkommen zwiſchen dem Reich und der Sowjet=Republik,
keine Feindſeligkeit gegeneinander zu nähren, einmal keine Be=
drohung
, ſondern eine Verſtärkung des Friedens. Zweitens,
wenn die Liga während der nächſten 10 bis 20 Jahre zuſammen=
bricht
, die anderen diplomatiſchen Verhältniſſe in Europa aber
bleiben wie ſie jetzt ſind, ſo werden Deutſchland und Rußland
ſicher auf derſelben Seite, alſo nicht allein ſtehen. Deutſchland
wird drittens nur dann einen Sitz in Genf einnehmen, wenn
das kürzliche beklagenswerte Fiasko wieder gut gemacht und das
Verſprechen von Locarno in ſeiner urſprünglichen Bedeutung
wieder hergeſtellt wird. Viertens, wenn und wann es ein Mit=
glied
wird, wird es ein Mitglied mit einem Unterſchiede ſein in
dem Sinne, daß es ſtetig ſeine eigenen Anſprüche auf eine Revi=
ſion
des Verſailler Vertrages betonen und in verſchiedenen an=
deren
Fragen eine Vollmacht für Rußland beſitzen wird. Fünf=
tens
haben die Abrüſtungskonferenzen ohne Rußlands Mitarbeit
nicht die geringſte Ausſicht auf ein praktiſches Ergebnis.
Die deutſche und die ruſſiſche Raſſe zählen jetzt ſchon zu=
ſammen
über 200 Millionen. Jüngere Leute werden erleben,
daß dieſe Zahl viel näher an 300 Millionen kommen wird. Das
iſt etwas wie eine der elementaren Kräfte der Erde. Man kann
ſie nicht auf immer durch Papierketten feſſeln, die zwiſchen Paris,
London und Rom mit dem Beiſtande von Warſchau und der
Kleinen Entente gewoben werden. Man betrachte die enormen
Aenderungen der Verhältniſſe während der ſieben Jahre ſeit dem
Verſailler Vertrage. Was wird in den nächſten ſieben ſich er=
eignen
?
Deutſchland iſt endgültig aus dem Chaos und der Spaltungs=
gefahr
aufgetaucht. Die kommuniſtiſche Gefahr iſt gründlich be=
herrſcht
. Der geordnete Sozialismus hat nicht die geringſten
Ausſichten, ſozialiſtiſche Ideen durchzuführen. Kapital und Ar=
beit
ſtreben tätiger zuſammen wie hier. Die induſtrielle Leitung
war nie ſo geſchickt und fortſchrittlich. Die wirtſchaftliche Orga=
niſation
war auf der Grundlage von Truſts und vereinigten
Syſtemen nie ſo machtvoll. Der amerikaniſche Kredit ſtrömte in
ungeheurem Umfange in das Land. Ohne beſtimmte Abſicht,
aber mit voller Wirkung bauen Staaten=Kapitaliſten Deutſch=
lands
kommerzielle Stärke wieder auf, die unbedingt
ſtufenweiſe eine nie erreichte Höhe erlangen muß.
Das Reich wird mit ſeiner jetzigen Bevölkerung von 63 Mil=
lionen
von ſeiner Regierung mindeſtens ebenſo fähig verwaltet
wie irgend eine andere Nation. Die öſterreichiſchen Deutſchen
werden ſich ſchließlich dem Vaterlande anſchließen. Nichts kann
das verhindern. Der Verſailler Vertrag kann es nicht verhin=
dern
, ſondern er fördert es nur durch das einzig daſtehende un=
gerechte
Dekret, das Oeſterreich der Selbſtbeſtimmung beraubt.
Kurz, kluge Staatsmänner überall, die beizeiten mit den
kommenden Tatſachen rechnen, nehmen es als zugeſtanden an,
daß das Deutſchland abmeßbarer Zeit zwiſchen 70 und 80 Mil=
lionen
zählen und bei weitem das größte einzelne Gemeinweſen
auf dieſer Seite des Atlantic ſein wird. Wie kann es dauernd
niedergehalten werden, ſelbſt wenn was unmöglich iſt eine
feſte Kombination von Britannien, Frankreich, Italien, Polen
und der Kleinen Entente zu dieſem ſpeziellen Zweck aufrecht er=
und kleinen bis an die Zähne bewaffneten Nachbarn, wird die
deutſche Raſſe ſtärker als je. Wie kann ſie auf viele weitere
mundſchaft gehalten werden? Wie kann ihr Verlangen nach
Gleichheit in jeder Richtung unter den ziviliſierten Nationen
zurückgewieſen werden? Es iſt eben unmöglich.
Die Deutſchen verſtehen mit ihrem Anſpruch auf Gleichheit
hauptſächlich vier Dinge: Sie fordern erſtens, daß die franzöſiſch=
engliſche
Beſetzung des Rheinlandes nicht durch ſieben Jahre
länger dauern ſoll. Zweitens, daß ſie von kolonialen Unter=
nehmungen
und Beſitz nicht ausgeſchloſſen werden. Drittens, daß ſieben Jahren ein gut Teil mehr, von ihrem diplomatiſchen
ihre Oſtgrenze geändert und ihre Freiheit anerkannt werden ſoll,
eine Raſſenvereinigung durch Annahme eines freiwilligen An=
ſchluſſes
von Oeſterreich zu vollziehen. Viertens, daß ein Deut=

* Die Nordpolfahrt des Luſtſchiffes Norge‟
Von Marine=Baurat Engberding.
Wir haben den bekannten Fachmann des Luftſchiff=
weſens
, Marine=Baurat Engberding, deſſen kürzlich er=
ſchienenes
ausgezeichnetes Buch Luftſchiff und Luft=
ſchiffahrt
in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft
größte Aufmerkſamkeit gefunden hat, um ſeine Anſicht
über die Ausſichten der Amundſenſchen Nordpol= Expe=
dition
mit dem Luftſchiff gebeten. Herr Engberding
ſtellt uns die folgenden Ausführungen zur Verfügung.
Nach dem Weltkriege hat man, abgeſehen von den Ozean=
überquerungen
des engliſchen Luftſchiffes R. 34 und des deutſchen
Reparationsluftſchiffes L. Z. 126, der jetzigen Los Angeles nicht
allzuviel Erfreuliches von Luftſchiffen gehört. In Deutſchland
wurde uns durch die Entente das Arbeiten unmöglich gemacht,
im Ausland ereigneten ſich verſchiedene Kataſtrophen, die frei=
lich
durchweg nur auf Mangel an Erfahrung im Bau und Be=
trieb
der Luftſchiffe zurückzuführen waren. Immerhin hat ſich
dadurch leider wohl bei vielen Menſchen die Anſicht gebildet, als
ob die Luftſchiffahrt doch wohl etwas Problematiſches ſein müſſe
und als ob die Zukunft in der Luft nur dem Flugzeug gehöre.
Ganz zu Unrecht!
Heute bietet ſich nun ſchwer Gelegenheit, dieſe irrige Anſicht
zu beſeitigen, weil eben in der Luftſchiffahrt tatſächlich ein faſt
völliger, ſoweit es Deutſchland angeht, erzwungener Stillſtand
eingetreten iſt, nachdem im Weltkriege eine glänzende Entwick=
lung
das deutſche Luftſchiff zu einer ſo ſtolzen Höhe emporgeführt
hatte, daß man ohne weiteres mit Großluftſchiffen einen welt=
umſpannenden
. Verkehr über und zwiſchen den Erdteilen und
über die Ozeane hin hätte beginnen können. Theoretiſche Arbeit
und Propaganda allein durch das Wort ſind offenſichtlich nicht
imſtande, das Luftſchiff aus ſeinem heutigen Dornröschenſchlaf
zu neuem Leben zu erwecken.
Wir müſſen es daher begrüßen, wenn überhaupt einmal
irgendwo und irgendwie eine bemerkenswerte Luftſchiff=Fahrt
unternommen wird, welche die Aufmerkſamkeit der Welt auf ſich
lenkt und damit praktiſche Propaganda für die Luftſchiffahrt
macht.
Worum handelt es ſich nun bei dem Amundſenſchen Unter=
nehmen
? Im vorigen Jahre hatte der norwegiſche Polarforſcher
bekanntlich eine Flugzeug=Expedition mit zwei Dornier= Flug=
zeugen
zur Erreichung des Nordpols von Spitzbergen aus unter=
uommen
, welche, ehrlich geſprochen, trotz aller nachträglichen Be=

Vom Tage.
Die Reichsregierung teilt mit, daß entgegen anderslautenden Mel=
dungen
die Verfaſſungsänderung des Kompromiß=
vorſchlages
der Regierungsparteien in der Frage der Fürſtenabfin=
dungeinſtimmig
anerkannt wurde.
Der Parteiausſchuß der Sozialdemokratie iſt am Dienstag zum Aus=
trag
des Sachſenkonfliktes zuſammengetreten. Er wird ſeine Entſchei=
dung
wohl erſt am Mittwoch fällen, weil die Meinungen ſehr ſcharf
aufeinanderplatzten und es ja auch an ſich nicht ſo leicht iſt, einen ſo tief=
gehenden
Riß zu verkleiſtern.
Graf Pallevicini neuerdings außevordentlich ſchwere Anklagen gegen die
Regierung, im Zuſammenhang mit den Fälſchungen von tſchechiſchen
und franzöſiſchen Noten. Während ſeiner Rede kam es wiederholt zu
ſtürmiſchen Szenen.
Für das vom italieniſchen Fascismus an die Stelle der verbotenen Mai=
feier
geſetzte Arbeitsfeſt vom 21. April wird dieſes Jahr
vollſtändige Arbeitsruhe vorgeſchrieben. Muſſolini
wird eine Botſchaft an die Nation richten.
Auf eine neue Intervention Rumäniens bei der italieniſchen
Regierung hin, hat es dieſe mit Rückſicht auf ihre Beziehungen mit
Rußland nochmals abgelehnt, die rumäniſche Annektion
Beßarabiens anzuerkennen.
An Borddesamerikaniſchen U=Bootes S. 49 ereignete
ſich geſtern eine ſchwere Exploſion, durch die 11 Mann der Be=
ſatzung
verletzt wurden, davon 2 ſchwer.

ſcher ebenſoviel oder ebenſowenig Recht, ſich zu bewaffnen, haben
ſoll, wie ein Pole oder ein Tſcheche oder ein Angehöriger einer
anderen Raſſe.
Zuſammen eine ſchwierige und formidable Reihe von For=
derungen
. Sie zu erledigen, wird eine lange und mitunter
hazardähnliche Prozedur ſein. Aber ſie kann nicht einfach von
der Hand gewieſen werden. Schließlich werden die Kräfte, die
hinter den verſchiedenen Anſichten ſtehen, ſo abgewogen ſein, daß
ein Bruch oder ein Kompromiß ſtatthaben muß.
Inzwiſchen hat ſich Deutſchland Moskau zugewendet, da es
noch nicht ſicher iſt, daß ſeine Stellung im Herbſt in Genf eine
beſſere ſein wird. Das bedeutet nicht, daß Herr Streſemann den
Geiſt von Locarno aufgegeben hat. Nicht durch ſeine Schuld ſind
die Beſtimmungen von Locarno ſuspendiert. Seine Verein=
barung
mit Tſchitſcherin bedeutet, daß das Reich nicht in den
Völkerbund eintreten will, wenn nicht ſeine moraliſche Gleich=
heit
und ſein Status als Großmacht, wenn nicht ſeine Freiheit,
einen Neutralitätsvertrag mit Rußland zu ſchließen, anerkannt
wird. Deutſchland will nicht in die Verwickelungen hineinge=
zogen
werden, die es nicht beeinfluſſen konnte.
Das Sowjetſyſtem hat jetzt trotz aller Weisſagungen bald
zehn Jahre beſtanden. Es hat den Tod von Lenin ohne Schwie=
rigkeiten
überlebt. Die gewalttätigen Phaſen der Revolution
ſind vorüber. Die Bauern haben ihren privaten Landbeſitz be=
feſtigt
. Der private Handel muß ſich in den Städten mehr und
mehr erholen, trotzdem ſelbſt große Unternehmungen unter ſtaat=
licher
Leitung faſt ebenſo ſicher in einem größeren Maßſtab wie
anderswo weiter gedeihen müſſen. Die Schwierigkeiten der Boden=
kultur
wie der Induſtrie und des Transportweſens ſind freilich
ſehr groß. Aber man muß ſich eines durchaus vor Augen halten.
Jede durchgreifende Aenderung des jetzigen Regierungsſyſtems
kann nur die Errichtung irgend eines für die Weſtmächte und
den Frieden noch weniger günſtigen Regimes bedeuten.
Tſchitſcherin iſt durch den Pakt wohlwollender Neutralität
mit Berlin in Betreff ſeines Verdachtes beruhigt, daß das ganze
Ziel von Locarno nur darin beſtand, den Sowjetſtaat zu iſo=
lieren
und einzukreiſen und das entwaffnete Deutſchland zu
einer Angriffsſtraße gegen Rußland zu machen. Aber ſein Arg=
wohn
gegen Britannien grenzt an Manie. Er hat ſeinen Ver=
trag
mit der Türkei in wohlerwogenem Hinblick auf Moſſul ab=
geſchloſſen
. Da Rußland ſich wegen ſeines Zwiſtes mit der
Schweiz weigert, an jeder Abrüſtungskonferenz in Genf teilzu=
nehmen
, iſt ohne die Sowjets jeder wirkliche Schritt in der Rich=
tung
auf eine allgemeine Abrüſtung eine zugeſtandene Unmög=
lichkeit
.
Das ſind üble Verhältniſſe für die Sache des Friedens und
die volle wirtſchaftliche Geſundung der Welt. Unter dieſen Ver=
halten
werden könnte? Gewaltſam entwaffnet zwiſchen großen" hältniſſen beſteht die einzige feſte Gewißheit in der Lage Euro=
pas
darin, daß der Einfluß Deutſchlands und das Vertrauen zu
ihm als die Belohnung ſeiner hihl abwägenden Weisheit zu=
Jahre hinaus unter irgendeiner Art von Diktatur oder Vor= nehmen muß. Wenn die Weſtmächte weniger weitſehend bleiben,
ſo müſſen ſie für die Folgen mehr und mehr bezahlen. Britan=
uien
und Frankreich weiſen den Bolſchewismus wie den Fascis=
mus
als Ausfuhrartikel zurück. Aber wenn ſie innerhalb ihrer
heimiſchen Sphären bleiben, gehen ſie uns nichts an. Wenn
Downing Street und der Quai d’Orſay nicht ein Blatt aus dem
Buche der Wilhelmſtraße nehmen und ihre eigenen direkten Bei=
legungen
mit Rußland ſuchen wollen, dann wird in den nächſten
Boden zuſammenbröckeln, wie in den letzten ſieben. Eine nach
der anderen bewahrheitet ſich eine jede einzelne Warnung dieſes
Blattes gegen den Vertrag von Verſailles.
geiſterung ein recht großes Fiasko darſtellte. Das Flugzeug
eignet ſich eben grundſätzlich nicht für ſolche Fahrten über den keit, das Geld.
Schnee=, Eis= und Waſſerwüſten des Nordpols. Bei freiwilligen
oder erzwungenen Landungen in dieſem ungeigneten gefährlichen
Gelände, wie ſie beim Flugzeug beiſpielsweiſe bei Motoren=
havarie
leicht erforderlich werden können, iſt faſt immer mit der
Wahrſcheinlichkeit eines Bruches oder der Unmöglichkeit des
Wiederaufſtiegs und damit vielleicht mit dem Untergang der gan= fangreichen Nebenauslagen, wie Stützpunkte mit Ankermaſt und
zen Expedition zu rechnen.
Willen des Führers, ſelbſt beim Ausſetzen ſämtlicher Motoren,
faſt zu den Unmöglichkeiten gehört, weil das Schiff in einem drahtloſen Peilung ſeines Standortes uſw.
ſolchen Notfall ſolange als Freiballon weiterfahren kann, bis die
Havarie behoben iſt. Ebenſo bietet eine freiwillige Landung
und ein Wiederaufſtieg, vorausgeſetzt natürlich, daß die Witte=
rungsverhältniſſe
ſie überhaupt geſtatten (wobei das Luftſchiff ein Mißerfolg möglich, insbeſondere dann, wenn ſtarke Gegen=
nicht
etwa ungünſtiger daſteht wie das Flugzeug) keine Gefahren.
Das hat jetzt auch Amundſen erkannt und zugegeben. Er gab
ſeine Flugzeugpläne auf. Mit Unterſtützung Muſſolinis gelang die Fahrt behindern.
es ihm, das halbſtarre italieniſche Marine=Luftſchiff N. 1, die
heutige Norge, zu einer neuen Polfahrt zu erwerben. Das
Schiff hat etwa 19 000 Kubikmeter Gasraum, eine Maximal=
geſchwindigkeit
von 100 und eine Marſchgeſchwindigkeit von etwa
80 Kilometern in der Stunde, bei drei in Einzelgondeln unter= len, iſt das Uinternehmen des Luftſchiffes Norge bedeutend
gebrachten Maybach=Motoren von je etwa 250 PS.
Amundſen will mit dem Schiff von Spitzbergen über den
Nordpol (1200 Kilometer) nach Point Barrow in Alaska (weitere
2100 Kilometer, zuſammen 3300 Kilometer) fahren und damit den Luftſchiff etwas viel. Die Reſerve an Brennſtoff iſt dabei reich=
ſportlichen
Ruhm für ſich gewinnen, der erſte zu ſein, der mit lich klein, beſonders unter dem Geſichtspunkte, daß man über
dem Luftſchiff über dieſe von ewigem Eiſe bedeckten und bisher gänzlich unbekannte Gegenden fährt und daher gar nicht weiß,
noch von keines Menſchen Fuß betretenen Einöden dahinfährt.
Wie ſind die Ausſichten des Unternehmens? Zunächſt muß Weg ſtellen können.
man ſich, um richtig urteilen zu können, darüber klar ſein, daß es
eine reine Sportfahrt zu Rekordzwecken iſt und nicht etwa eine
wiſſenſchaftliche Unternehmung. Zu letzterer iſt das Schiff viel
zu klein. In Deutſchland hat man ja den Plan einer ſolchen oder offenes Meer. Alle die vielen weiteren, dringend erwünſch=
Nordpol=Expedition mit einem Luftſchiff ſchon ſeit beinahe 20 ten und für die ganze Kulturwelt wertvollſten wiſſenſchaftlichen
Jahren ſehr gründlich durchdacht und vorbereitet. Im Jahre
1910 führte Graf Zeppelin eine eigens dazu ausgerüſtete Expe=
dition
nach Spitzbergen, um die Vorbedingungen der Luftſchiff=
ſahrt
in der Arktis zu unterſuchen. Unterbrochen vom Weltkriege,
wurden die Arbeiten auch von anderer Seite bis in die Gegen=
wart
weitergeführt und zu einem gewiſſen Abſchluß gebracht,
Leider nur in der Theorie. Zux praktiſchen Ausführung fehlte

Die polniſche Regierungskriſe.
Austritt der Sozialiſien aus der Koalition.
Skrzynski weigert ſich, eine Rechtsregierung
zu bilden und droht mit dem Rücktritt.
EP. Warſchau, 20. April.
Nachdem zwei Tage vergeblich an einem Ausgleich zwiſchen
In der ungariſchen Nationalverſammlung erhob dem Programm des Finanzminiſters Zdiechowfki und dem Sa=
nierungsprogramm
der Sozialiſten verhandelt worden war, iſt
die poiniſche Regierungskriſe ausgebrochen, da
die Sozialiſtiſche Partei ihren Austritt aus der
Koglition erklärt hat und daher auch die nationale Arbei=
terpartei
die Koalition nicht mehr unterſtützen kann. Der Mini=
ſterrat
, der über die Demiſſion beſchließen ſollte, wurde auf
heute vertagt, um den Parteien Zeit zu laſſen. Alle polniſchen
Frattionen haben während der letzten Nacht über die Löſung der
Ktriſe beraten. Miniſterpräſident Skrzynſki weigert ſich,
eine Rechtsregierung zu bilden, und wünſcht
nach dem Verfall der Koalition auf alle Fälle
ſeinen Poſten als Miniſterpräſident niederzu=
legen
. Die ſozialiſtiſchen Miniſter werden heute ihre Demiſſion
einreichen aber es iſt noch nicht klar, wie ſich das Kabinett weiter
verhalten wird. Die Gerüchte über eine Diktatur Pil=
ſudſki
DmowſkiWitos ſind falſch. Pilſudfki äußerte,
daß er nicht die geringſte Luſt habe, zwei politiſche Leichen, wie
ſie Dmowſki und Witos darſtellen, wieder zu beleben.
Oemiſſion der polniſchen ſozialdemokratiſchen Minifter
Entſprechend einer kürzlich durch den Abgeordneten Daſzinſki
abgegebenen Erklärung, hat der Sozialdemokratiſche Klub in einer
geſtern nachmittag abgehaltenen Sitzung den einſtimmigen Be=
ſchluß
gefaßt, die der ſozialdemokratiſchen Partei angehörenden
Miniſter aus der Regierung zurückzuziehen. Darauf begaben ſich
der Arbeitsminiſter Baxlitzki, der Miniſter für ſoziale Für=
ſorge
Ziemienſki und Vizeminiſter Hausner, in das
Miniſterpräſidium, wo ſie dem Miniſterpräſidenten ihre Demiſ=
ſionsgeſuche
überreichten. Ueber die weitere Entwick=
lung
der Lage herrſcht noch keine Klarheit, da in der Rechten und
im Zentrum Kräfte am Werke ſind, die den Miniſterpräſidenten
bewegen wollen, an der Spitze des Rumpftabinetts zu verharren
und allenfalls nach dem 1. Mai eine Umbildung der Regierung
nach rechts vorzunehmen. Jedenfalls erwartet man, daß bis mor=
gen
nachmittag die endgültige Entſcheidung fallen wird.
Der polniſch=rumäniſthe Garantievertrag.
Warſchau, 20. April.
Die polniſche amtliche Telegraphenagentur gibt heute den Text des
zwviſchen Polen und Rumänien am 26. März 1926 in Bukareſt abge=
ſchloſſenen
Garantievertrages bekannt. In Artikel 1 des Vertrages ver=
pflichten
ſich Polen und Rumänien gegenſeitig, das Ganze ihres Terri=
toriums
und die gegenwärtige politiſche Unabhängigkeit zu ſchützen,
insbeſondere vor Ueberfällen von außerhalb. In Artitel 3 des Ver=
trages
heißt es: Wenn beide Staaten trotz ihrer Friedensbeſtrebungen
ſich im Kriegszuſtand der Abwehr befinden ſollten, verpflichten ſie ſich,
einer ohne den anderen weder zu verhandeln, noch einen Waffenſtillſtand,
noch einen Frieden abzuſchließen.
Zu den weiteren Artikeln des Vertrages iſt u. a. folgendes verein=
bart
: Zwecks Uebereinſtimmung verpflichten ſich beide Regierungen, in
Angelegenheiten der Außenpolitik, die beide vertragſchließende Staaten
angehen, ſich gegenſeitig zu verſtändigen. Keine der beiden vertrag=
ſchließenden
Mächte darf ohne vorherige Verſtändigung mit der an=
deren
Macht mit einer dritten Macht ein Bündnis abſchließen. Der Ver=
trag
wird auf die Dauer von fünf Jahren, vom Datum ſeiner Unter=
zeichnung
an gerechnet, abgeſchloſſen, jedoch kann eine jede der beiden
Regierungen nach Ablauf von zwei Jahren kündigen; indem ſie die
andere Seite ſechs Monate zuvor hiervon benachrichtigt.
Ein baltiſch=ruſſiſcher Garantievertrag?
Nach einer Meldung der polniſchen Telegraphenagentur hat der
lettiſche Geſandte in Kowno geäußert, daß ſeine Regierung ſich bereit
erklärt habe, einen Garantievertrag mit Rußland, zuſammen mit den
anderen baltiſchen Staaten, zu unterzeichnen. Nach ſeinen Erklärungen
ſollen die litquiſche und die eſtniſche Regierung derſelben Anſicht ſein.
Die engliſche Kohlenkriſe.
Die Vertreter der Grubenbeſitzer hielten geſtern eine Ver=
ſammlung
ab, um die Vorſchläge für ein nationales Lohnab=
kommen
auszuarbeiten, die ſie demnächſt den Arbeitern vorlegen
wollen. Die Delegierten der Grubenarbeiter traten gleichfalls
zu mehreren Sitzungen zuſammen. Sie erwarten, daß der Pre=
mierminiſter
mit ihnen Fühlung nehmen wird. Die für heute
angekündigte Konferenz zwiſchen den Grubenbeſitzern und dem
Premierminiſter iſt vertagt worden. Man nimmt jedoch an, daß
morgen eine Vollſitzung zwiſchen den beiden Parteien ſtattfinden
wird, an der der Premierminiſter teilnimmt.

in unſerem verarmten Deutſchland bislang nur eine Kleinig=
Will man die Sicherheit des Gelingens haben und ſollen die
wiſſenſchaftlichen Ergebniſſe einer ſolchen Fahrt von wirklichem
Wert und Umfang ſein, ſo braucht man dazu ein Groß=Luftſchiff
von ſchätzungsweiſe etwa 150 000 Kubikmeter Gasraum. Dazu
kommen dann alle übrigen gleichfalls recht koſtſpieligen und um=
der
ſonſt benötigten Ausrüſtung in Spitzbergen und Alaska, da=
Anders beim Luftſchiff, bei dem eine Landung gegen den neben mehrere Land=Funkſtationen um das Polarbecken herum
zur Nachrichtenverbindung mit dem Luftſchiff und zur bauernden
Ein kleines Schiff kann große Forſchungsaufgaben am Nord=
pol
nicht erfüllen. Seine Fahrt wird zudem ſtets ein Riſiko dar=
ſtellen
. Hat es Glück, ſo gelangt es ans Ziel. Ebenſogut aber iſt
winde, Schneeſtürme, ausgedehnte Nebelbänke, Verſagen der
Orientierung (z. B. bei Ausfall der Funkentelegraphie= Einrich=
tung
) oder noch manche andere unerwartet auftretende Umſtände
Freilich, eins möchte ich ganz beſonders betonen: Gegenüber
den Flugzeug=Expeditionen, die zur ſelben Zeit auf dem gleichen
bezw. umgekehrten Wege den Pol erreichen und überfliegen wol=
ausſichtsreicher
; ihnen gegenüber beſitzt es grundſätzliche Vor=
teile
, ohne ihre Mängel zu haben.
Die 3300 Kilometer Mindeſtſtrecke, die ſich unter Umſtänden
beträchtlich erhöhen können, ſind für dieſe Fahrt für das kleine
welche unverhofften Hinderniſſe ſich der Fahrt vielleicht an den
Und wenn alles gut geht, welches iſt dann das Ergebnis?
Im günſtigſten Falle wohl kaum mehr als die Feſtſtellung, ob
in den überfahrenen Gegenden wirklich das vermutete Land liegt
Beobachtungen, wie ſie ein Groß=Luftſchiff durchführen könnte,
wird man mit der Norge nicht anſtellen können, weil man
wegen der geringen Tragfähigkeit des Schiffes nicht die benötig=
ten
Inſtrumente und wiſſenſchaftlichen Beobachter mitnehmen
kann und weil man mit Rückſicht auf den geringen Brennſtoff=
vorrat
und den knapp bemeſſenen Fahrballaſt keine Zeit und Ge=
legenheit
haben wird, die dringend erwünſchten Zwiſchenlanduu=

[ ][  ][ ]

Nummer 110

Seite 3

Heſſiſcher Landtag.
Präſident Adelung eröffnet die Sitzung um 9 Uhr 45 Minuten.
Abg. Dingeldey richtet an die Regierung eine Kleine Anfrage
wegen der Verteilung der Reichswinzerkredite, die verſchiedentlich zu
Unzuträglichkeiten geführt habe.
Miniſterialdirektor Uebel verlieſt hierzu eine längere Erklärung,
in der ausgeführt wird, daß die Unterlagen für die Kredite die Anträge
der Winzer waren. Dieſe Anträge ſind von den örtlichen Kommiſſionen
nachgeprüft worden. Außerdem iſt noch die Nachprüfung durch das
Kreisamt und erforderlichenfalls durch das Landwirtſchaftsamt erfolgt.
Erſt nach zweimaliger Prüfung hat die Auszahlung des Kredits ſtatt=
gefunden
. Wenn der Regierung Fälle nachgewieſen würden, wonach
eine Kreditgewährung unſtatthaft ſei, ſo werde eine Nachprüfung er=
folgen
.
Die Beratungen werden bei Kapiteln 7599, Miniſterium für Ar=
beit
und Wirtſchaft, wieder aufgenommen.
Abg. Haury (Dtſch. Vp.) erklärt, daß die von dem Abg. Weber
vorgebrachten Behauptungen über die Zwangsinnungen unzutreffend
ſeien. Wenn wirklich einmal ein Zwang auf Mitglieder ausgeübt wor=
den
wäre, ſo wäre dies auch abgeſtellt worden. Die Sozialdemokratie
ſei die größte Zwangsorganiſation, die einen ſcharfen Terror ausübt
auf Arbeiter, die ihre Arbeitskraft billiger anbieten. Der Redner kriti=
ſiert
die Vergebung der Stuhllieferung für Bad=Nauheim an eine
außerheſſiſche Firmen. Heſſen habe die ſchärfſten Beſtimmungen
für die Sonderſteuer auf den bebauten Grundbeſitz und mache von kei=
ner
reichsgeſetzlich gewährten Erleichterung Gebrauch. Die auf Veran=
laſſung
des Finanzminiſters verteilten Flugblätter ließen keinen Zwei=
fel
mehr an einem rigoroſen Vorgehen der Regierung. Um die Bau=
tätigkeit
anzukurbeln, verſagten die Maßnahmen; für einen Quadrat=
meter
Grundſtück in Darmſtadt habe die Regierung 40 Mark verlangt.
(Hört, hört!)
Abg. Böhm (Dntl.) weiſt auf die Schwierigkeiten der Kreditpolitik
hin. Eine Rettung aus der Not könne nur durch Beſeitigung des Ver=
ſailler
Vertrages geſchehen. Der Redner verlangt eine Auſwertung im
Rahmen des wirtſchaftlich Möglichen. Weiter geht der Redner auf die
wirtſchaftlichen Erſcheinungen ein, die mit der Inflation und dem
Dawes=Gutachten verknüpft ſind. Dann kommt Abg. Böhm auf den
deutſch=ſpaniſchen Handelsvertrag zu ſprechen und erwähnt die Tatſache,
daß eine Reihe ſozialdemokratiſcher Führer in großen induſtriellen
Unternehmungen Aufſichtsratspoſten bekleiden. (Lebhafte Unruhe bei den
Sozialdemokraten.) Der frühere Reichskanzler Bauer bekleide nicht
weniger als 8 Aufſichtsratspoſten. Die Demokraten wüßten überhaupt
nicht, was ſie wollten: in Berlin faßten die Demokraten ganz andere
Beſchlüſſe wie in Heſſen, und umgekehrt, und dann ſprächen ſie von
Einmütigkeit in ihrer Partei. Der Redner zählt eine Reihe von gegen=
ſätzlichen
Parteibeſchlüſſen auf. Abg. Böhm verlieſt u. a. einen Brief
eines Demokraten an die Frankfurter Zeitung, in dem dieſer Be=
ſchwerde
führt über die Art der Berichterſtattung über die heſſiſchen
Steuerverhältniſſe und die Steuerproteſtverſammlungen. In dieſem
Briefe wird aber auch die Steuerpolitik der heſſiſchen Regierung ver=
urteilt
. In ſeinen weiteren Ausführungen fordert der Redner die
Wiedereinführung der Warenhausſteuer zur Bekämpfung der Waren=
häuſer
, und vertritt Forderungen der Mittelſtandspolitik.
Miniſter Raab meint, daß man aus den Reden den Eindruck ge=
winne
, als wäre man niht im heſſiſchen Landtag. Ueber die Urſachen
der Wirtſchaftskriſe herrſche wohl darin Einigkeit, daß dieſelben in der
Weltwirtſchaft und in dem verlorenen Kriege zu ſuchen ſeien. Ueber die
Beſeitigung gingen die Anſichten im Hauſe ſtark auseinander; die einen
verlangten freie Wirtfchaft, die anderen Zwangsmaßnahmen. Weder die
heſſiſche noch die Reichsregierung dürften ſich nur der Forderung der
Landwirtſchaft widmen. Aus den Debatten hätte man die Meinung ge=
winnen
können, es gebe nur Landwirte in Heſſen. Die heſſiſche Regie=
rung
ſei grundſätzlich gegen Schutzzölle, ſie wolle aber gute Handels=
beziehungen
zu allen Staaten erreichen und wäre in dieſem Sinne in
Berlin tärig. Der deutſchen Volkswirtſchaft könne das Siedlungsweſen
viel helfen, wenn auch nicht gerade in Heſſen. Die deutſche Volkswirt=
ſchaft
werde entweder Waren oder Menſchen exportieren müſſen. Die
bedauernswerteſten Opfer der Volkswirtſchaft wären die Arbeitsloſen.
Alle öffentlichen Inſtanzen, Reich, Länder und Gemeinden müßten für
ſie eintreten. Die Regierung werde ſich für die baldige Verabſchiedung
eines Arbeitsloſen=Unterſtützungsgeſetzes beim Reich einſetzen. Der Red=
ner
wendet ſich gegen die Forderungen der Pflichtarbeit eines Arbeits=
dienſtjahres
, der Beſeitigung der Schiedsſprüche bei Tarifſtreitigkeiten.
Der Miniſter macht dann Mitteilungen über die ſtcatlichen Notſtands=
arbeiten
, deren Umfang und die Zahl der Unterſtützten. Weiter führt
der Miniſter Zahlen an über die Unterſtützungsrenten für Kriegshinter=
bliebene
, Schwerkriegsbeſchädigte uſw., Kleinrentner, um die Arbeiten
ſeines Miniſteriums zu charakteriſieren. Der Abbau der Wohnungs=
zwangswirtſchaft
wäre jetzt nicht durchzuführen. Die Zahl der Woh=
nungsſuchenden
in Heſſen habe ſich vermehrt. Die Preisabbaumaßnah=
men
der Reichsregierung ſeien fehlgeſchlagen, die Zinspolitik der Ban=
ken
ſei für den geſunden Menſchenverſtand nicht faßbar. Gegen die
Preispolitik der Zwangsinnungen habe die Handwerkskammer wiederholt
die warnende Stimme erhoben; man dürfe Einzelfälle nicht verallgemei=
nern
. Der Redner verlangt dann die Beibehaltung des Miniſteriums
für Arbeit und Wirtſchaft, deſſen Aufhebung bekanntlich die Oppoſitions=
parteien
verlangen. Zum Schluß ſeiner Rede gibt der Miniſter der
Hoffnung Ausdruck, daß die Wirtſchaftslage ſich in Zukunft beſſern werde.
Abg. Mann (Soz.) bemerkt zu Ausführungen des Abg. Dr. MKl=
ler
, daß er urſprünglich Kredite für die Landwirtſchaft verlangt habe,
jetzt jedoch wäre er dahinter gekommen, daß die Kredite für die Land=
wirtſchaft
gefährlich ſeien. Begabtenprüfungen hätten ergeben, daß
Volksſchüler ein größeres Maß von Allgemeinbildung hätten, als
Sekundaner. Wenn Sozialdemokraten Aufſichtsratsſtellen von kommu=
nalpolitiſchen
Unternehwingen bekleideten, ſo wäre das für dieſe nur
von Nutzen. Der Redner kritiſiert dann das Geſchäftsgebaren und die
Lohnpolitik der Reichsbank. Er beſprach hierauf Fragen der Zollpolitik

Mittwoch, den 21. April 1926

und trat für den Freihandel ein, bekämefte die Warenhausſteuer und
wandte ſich gegen die Aufhebung der Wohnungszwangswirtſchaft.
Abg. Glaſer (Bbd.) erklärt, daß der Bauernbund ſeinen Antrag
auf Streichung von 6 Landwirtſchaftsämtern zurückziehe zugunſten eines
Antrages, nur 3 Landwirtſchaftsämter abzubauen, der von den Koali=
tionsparteien
geſtellt iſt. Der Bauernbund habe den Mut, ſeinen Leuten
zu ſagen, daß geſpart werden müſſe, auch an den eigenen Intereſſen,
aber die Koalitionsparteien hätten das nicht. Die Koalitionsparteien
hätten zuerſt die Anträge des Bauernbundes bekämpft, dann aber in
vielen Fällen ganz ähnliche Anträge geſtellt. Wenn die Regierung dem
Bauernbund gefolgt wäre, ſo wäre auch geſpart worden. Der heutige
Schutzzoll wäre durchaus ungünſtig für die Landwirtſchaft. Die Regie=
rung
müiſſe für die Landwirtſchaft beſſer ſorgen, als es bisher der Fall war.
Abg. Kindt (Dntl.) erinnerr an die Tatfache, daß das deutſche
Volksvermögen ſtark abgenommen hat. Die Erzbergerſche Steuerreform
habe dem deutſchen Volke ſchwer geſchadet. Miniſter Raao habe die Not=
wendigkeit
von Schutzzöllen zugegeben, doch waren die Demokraten, wie
die Ausführungen des Abg. Büchner gezeigt hatten, in der Behandlung
dieſer Frage farblos. Landwirtſchaft und Induſtrie wären aufeinander
angewieſen. Der Redner befürwortet dann ſeine Anträge zum Woh=
nungsweſen
; die Vorſchläge der Regierung führten nicht zum Ziel. Auch
weiſe die Regierung keine Wege, aus der wirtſchaftlichen Not heraus=
zukommen
. Die Verſuche des Abg. Mann, die ſozialdemokratiſchen Füh=
rer
Bauer, Heilmann, Südekum und viele andere als Aufſichtsratsmit=
glieder
zu verteidigen, ſei nur ein Eiertanz geweſen. Die Verteidi=
gung
der Warenhäuſer durch die Sozialdemokratie würden ſich die
Deutſchnationalen merken. Unter den Forderungen, die der Redner dann
ſtellte, befand ſich auch die einer Herabſetzung der Jagdpachtpreiſe.
Abg. Dr. Büchner (Dem.) erwidert auf Angriffe ſeiner Gegner,
daß auch in anderen Parteien gegenſätzliche Meinungen zwiſchen indu=
ſtriellen
und agrariſchen Vertretern vorhanden ſeien. Der Freihandel
ſei für ihn ein Ideal; er wiſſe ſehr wohl, daß, wenn alle anderen Staa=
ten
ſchutzzöllneriſch wären, man nicht allein Freihandel treiben könne.
Aber er werde ſich ſtets gegen Hochſchutzzölle wenden. Die Intereſſen
der exportierenden Induſtrie an dem deutſch=ſpaniſchen Handelsvertrag
wären größer als die des Weinbaues. Der Redner wiederholt und ver=
teidigt
nochmals verſchiedene Erklärungen ſeiner früher gemachten Aus=
führungen
gegen Angriffe aus dem Hauſe.
Die Generaldebatte wird hiecauf geſchloſſen und die Spezialberatung
eröffnet. Zunächſt werden verſchiedene Anträge zu dieſen Kapiteln ver=
leſen
und darüber Bericht erſtattet; es ſind darunter auch die Anträge
über die Straußwirtſchaften. Aus dem Ausſchußbericht geht hervor,
daß man ſich innerhalb des Ausſchuſſes nicht auf einen der geſtellten
Anträge einigen konnte, ſondern dafür einen Antrag Lückel annahm,
der dem Winzer in Abänderung des bisherigen Zuſtandes geſtattet, den
Termin für den Ausſchank ſeiner Kreszenz ſelbſt zu wählen. Während
früher das letzte Vierteljahr nur freigegeben war, iſt jetzt der Ausſchank
während 5 Monaten im Verlaufe des Jahres ſtatthaft.
Abg. Lux (Soz.) ſpricht zu den Kapiteln 82 bis 85, Landwirtſchaft=
liches
Unterrichtsweſen, Landwirtſchaftskammer uſw. Der heſſiſche Staat
behandele die Landwirtſchaft nicht ſchlechter, als andere deutſche Länder.
Schluß der Sitzung 2 Uhr. Nächſte Sitzung Mittwoch, vor=
mittags
9 Uhr.

In unſerem Bericht vom 16. April hatten wir bezüglich der Aus=
führungen
des Herrn Abg. Dr. Büchner u. a. ausgeführt: Redner
verteidigt die Kartelle. Dieſer ſchreibt uns dazu u. a.:
Ich habe lediglich erklärt, daß die Kartelle eine Folge der allgemei=
nen
Kriegsorganiſation ſind, habe aber die Preisbildung der Kartelle
ſowohl diesmal als auch vorher in meiner Etatsrede, auf die ich aus=
drücklich
Bezug genommen habe, unbedingt bekämpft.
Ich habe ſtets betont, daß ich prinzipiell auf dem Standpunkt der
freien Wirtſchaft ſtehe, ſo daß ich in Konſequenz dieſes Standpunktes
ſelbſtverſtändlich nicht die Kartelle verteidigen kann.
Deutſchvolksparteiliche kleine Anfragen im
Landtag.

Auf Grund des Landtagsbeſchluſſes zu Kap. 57 ſoll an den ein=
klaſſigen
Schulen ein Abbau nicht vollzogen werden.
Ich frage an:
1. Sind entgegen dieſem Beſchluß einklaſſige Schulen abgebaur
worden?

2. Wie heißen
haben?

die Gemeinden, die dadurch ihre Schulen verloren
Dr. Niepoth, Birnbaum und Dr. Keller.

Nach Art. 10 der Verordnung, die Sonder=Gebäudeſteuer für das
Rj. 1926 betreffend, ſind hilfsbedürftigen Perſonen, die die durch die
Sonderſteuer bedingte Mieterhöhung nicht tragen können, durch die Für=
ſorgeverbände
entſprechend zu unterſtützen. Entgegen dem Sinn die=
ſer
Beſtimmungen weigern ſich einzelne Bezirksfürſorgeverbände, be=
dürftigen
Hausbeſitzern insbeſondere Kleinrentnern für ihre eigene
Wohnung die Unterſtützung zu gewähren, auch wenn die in Betracht
Kommenden keinesfalls in der Lage ſind, die außerordentliche Steuer=
belaſtung
zu tragen, und gezwungen wären, ihr Haus, vielleicht ihr
letztes Eigentum, zu verkaufen.
Ich frage an:
1. Sind diefe Vorgänge der Regierung bekannt?
2. Iſt die Regierung bereit, die Fürſorge=Verbände zu veranlaſſen,
ihren Verpflichtungen gegenüber den bedürftigen Hausbeſitzern
nachzukommen?
3. Insbeſondere, iſt ſie bereit, den Fürſorge=Verbänden auch über
den in der Verordnung feſtgeſetzten Zuſchuß von 10 Prozent des
Steuerfalls hinaus, Erſatz der entſtehenden Koſten zu gewähren?
Dr. Niepoth.

Von Herrn Direktor W. Lemke, Offenbach, erhalten wir
die nachſtehende Zuſchrift:
Als Oruckfache Nr. 592 hat der Herr Finanzminiſter des
Volksſtaates Heſſen dem Landtag eine Denkſchrift mit dem Ueber=
druck
Die Beteiligung des Heſſiſchen Staates an dem Rheiniſch=
Weſtfäliſchen Elektrizitätswerk A.=G. Eſſen (R. W. E.) über=
reicht
. Die Druckſchrift, deren Verfaſſer vermütlich die Berater
des Herrn Miniſter ſind, iſt inſofern zu begrüßen, als ſie die
Elektrofragen Heſſens aus dem bisherigen Dunkel mehr in das
Licht der Oeffentlichkeit rückt. Was an der Denkſchrift auffällt,
iſt ihre teilweiſe verblüffende Aehnlichkeit mit dem Typ einer
Feſtſchrift, zu Ehren irgend eines Geſchäftsjubiläums. Im vor=
liegenden
Falle wäre das R. W. E. die Iubilarin. An ſich iſt
der Inhalt für den Uneingeweihten intereſſant, er wird auch dem
R. W. E. durch ſeinen Propaganda=Einſchlag willkommen ſein.
Wenn ſich die Denkſchrift ſtreng ſachlich an das geſtellte Thema
Weſen und Bedeutung des R. W. E. gehalten hätte, gäbe ſie
kaum Veranlaſſung, ſich näher mit ihr zu befaſſen. Da dies nicht
der Fall iſt, ſondern über den urſprünglichen Rahmen hinaus
Vergleiche und Schlüſſe gezogen ſind, treten in ihr Schwächen
zutage, die nicht ſtillſchweigend übergangen werden dürfen, weil
ſich gerade aus ihnen die gegenſätzliche Einſtellung der meiſten
heimiſchen Elektrizitätsunternehmen, zu der regierungsſeitigen
Behandlung der Elektrofragen Heſſens herleitet.
Der oder die Verfaſſer der Denkſchrift bekunden in langen
Ausführungen ein Wiſſen über die techniſchen und geldlichen
Größenwerte dieſer landesfremden Geſellſchaft, das in ſeiner
Gründlichkeit nichts zu wünſchen übrig läßt. Demgegenüber ver=
ſagt
das Wiſſen, wenn es ſich um die ureigenſten Leiſtungen der
einheimiſchen Werke handelt. Man vergleiche nur die bis zu
halben Prozenten genau angegebenen Leiſtungen und Werte des
R. W. E. mit dem Satz der Denkſchrift, welcher lautet: Zum
Vergleich ſei angeführt, daß die zurzeit in ganz Heſſen inſtallierte
Leiſtung etwa 50 000 bis 60 000 Kilowatt betragen mag. Es iſt
ebenſo bedauerlich wie bedenklich, daß diejenige Regierungsſtelle,
welche die Elektrofragen Heſſens bearbeitet und die in das elektro=
wirtſchaftliche
Räderwerk eingreift, ſich an Stelle poſitiver Zahlen
mit dem kautſchukartigen Satzgebilde etwa 50 000 bis
60 000 Kilowatt betragen mag behelfen muß, wenn es ſich
um heſſiſche Dinge handelt. Dieſes Selbſtbekenntnis des Nicht=
vertrautſeins
mit der tatſächlichen Leiſtungsfähigkeit der heimi=
ſchen
Werke wird gleicherweiſe zutage treten, wenn die Frage
nach der Größe des in heſſiſchen Anlagen inveſtierten Volksver=
mögens
auftaucht. Wie kann man beurteilen wollen, ob die
Beteiligung bei dem R. W. E. oder einer anderen Geſellſchaft
(auf die Geſellſchaft ſelbſt und ihren Namen kommt es nicht an)
vorteilhaft oder ſchädlich für die Volkswirtſchaft Heſſens iſt, wenn
man die Grundlagen eines ausſchlaggebenden Wirtſchaftsteiles
nur ſagenhaft kennt? Das Richteramt darüber, was der Elektro=
wirtſchaft
des Landes in ihrer Geſamtheit nottut, ſetzt vor allen
Dingen voraus, daß die Urteilenden gründlicher mit der Materie
vertraut ſind, als es tatſächlich der Fall iſt.
Braucht man ſich bei alledem zu wundern, wenn die
bodenſtändigen heſſiſchen Elektrizitätsunternehmen gegen die
regierungsſeitige Aufmachung und Behandlung der Elektrofragen
des Landes Front machen und verlangen, daß nur ſolche Stellen
in dieſen Teil des Wirtſchaftslebens eingreifen dürfen, die auf
Grund umfaſſender Kenntnis der einſchlägigen Verhältniſſe dazu
tatſächlich in der Lage ſind? In dieſem Zuſammenhang be=
trachtet
, wird die Denkſchrift auch dem Fernerſtehenden manches
offenbaren, was ihm bisher nicht bewußt geweſen iſt.
In ihrem weiteren Verlauf geht die Denkſchrift auf die Durch=
führung
der Nord=Süd=Leitung des R. W. E. durch heſſiſches
Gebiet ſowie auf die Demarkation (Abgrenzung) ein. Auch in
der Behandlung dieſer Fragen befindet ſich die Regierung nicht
im Einklang mit der Mehrheit der heimiſchen Werke. Es wäre
völlig irrig, zu glauben, die heſſiſchen Elektrizitätsunternehmen
würden ſich einer weitſichtigen Elektropolitik entziehen oder die
Zufuhr fremden Stromes unterbinden wollen. Nicht um eine
hermetiſche Abſchließung heſſiſchen Gebietes handelt es ſich, ſon=
dern
darum, daß auch hier ohne Kenntnis und Beachtung der
Belange aller heimiſchen Werke einſeitige und unvollkommene
Abmachungen getroffen wurden. Hierdurch werden die heſſiſchen
Werke direkt oder indirekt auf eine Linie gedrängt, die mit Trug=
ſchlüſſen
durchſetzt iſt und die deshalb keinen Anſpruch darauf
machen kann, die Intereſſen der Geſamtheit zu wahren. Daß die
heſſiſchen Unternehmungen nie engherzig geweſen ſind, beweiſen
ihre vielſeitigen Verbindungen mit landesfremden Werken, über
die ſich ſeit Jahren ein Stromgeſchäft in einwandfreier Form
abwickelt; das beweiſt ferner ihr Angebot zur Zuſammenarbeit
mit der Regierung lange vor dem Akutwerden der Beteiligung

gen zu machen. Man muß vielmehr verſuchen, auf dem kürzeſten
Wege ſo raſch wie möglich das Ziel zu erreichen. Die wiſſen=
ſchaftliche
Ausbeute kann alſo auch unter den günſtigſten Um=
ſtänden
nur recht ſpärlich ſein.
Findet man ſich mit dieſem Mangel ab, ſo wird freilich eine
gelungene Fahrt nicht nur eine Reklame für die Menſchen be=
deuten
, welche ſie unternahmen, vor allem für den, der ſie ver=
anlaßte
, Amundſen, und ganz beſonders für den italieniſchen
Oberſt Nobile, der das Schiff erbaute und führte, ſondern auch
eine gute Propaganda für die Luftſchiffahrt im allgemeinen.
Ereignet ſich aber ein Unfall, ſo wird das große Publikum
ſicherlich wieder fälſchlicherweiſe die Schuld daran dem Prinzip
des Luftſchiffes zuſchieben, ſtatt ſie in der Rekordſucht derjenigen
zu ſuchen, die unter allen Umſtänden die Erſten mit dem Luft=
ſchiff
am Pol ſein wollten und dazu ein zu kleines Schiff nahmen=
ohne
Rückſicht darauf, daß bei ernſthafter Durchführung dieſer
Pläne die Möglichkeit beſtand, vielleicht in einem Jahr ein wirk=
lich
leiſtungsfähiges und allen Anſprüchen genügendes Groß=
Luftſchiff einzuſetzen. Freilich, das hätte ein deutſches Schiff
fein müſſen, und dazu konnte man ſich eben nicht verſtehen! Wäre
es denn wirklich ein ſo großes Unglück geweſen, wenn der Menſch
dieſe Nordpolgegenden, die ſeit Jahrmillionen in unberührter
Einſamkeit dalagen, ein ganzes Jahr ſpäter zu Geſicht bekom=
men
hätte?
Aus Raummangel kann ich leider auf ſo manche weiter inter=
eſſante
Fragen dieſer Nordpolfahrt nicht eingehen. Warten wir
zunächſt den weiteren Verlauf ab. Das Schiff ſcheint gut zu ſein,
ebenbürtig früheren deutſchen Luftſchiffbauten. Es iſt vielleicht
ganz gut, darauf hinzuweiſen, daß die deutſche Luftſchiff= Indu=
ſtrie
ſelbſtverſtändlich jeden Augenblick in der Lage ſein würde,
ein zum mindeſten gleich leiſtungsfähiges Luftſchiff wie die
Norge zu bauen. Bereits vor etwa zehn Jahren beſaßen wir
ein noch größeres, entſprechend leiſtungsfähigeres Luftſchiff ähn=
lichen
Syſtems, das Parſeval=Luftſchiff P. L. 27.
Die Führung der Norge ſcheint gleichfalls gut zu ſein,
wenigſtens weiſt darauf der glückliche Verlauf der bisherigen
Ueberführungsfahrten hin: von Rom bis London 1650 Kilo=
meter
, London bis Oslo 1150 Kilometer und Oslo bis Lenin=
grad
1100 Kilometer. Dieſe Fahrten waren für das kleine Luft=
ſchiff
eine anerkennenswerte Leiſtung. Es iſt übrigens auch
intereſſant, ſie mit Leiſtungen heutiger Flugzeuge zu vergleichen.
Bei allen ſolchen Unternehmungen" gehört ein gut Teil
Glück dazu, um ſie erfolgreich durchzuführen. Hoffen wir, daß
die Norge eine glückhafte Fahrt hat. i. wird de it der
Luftſchiffahrt der ganzen Welt nützen.

* Karl Beyer.
Zum Andenken an den 21. April.
Ein echter Darmſtädter, der kaum aus ſeiner Vaterſtadt
herauskam und treu an ihr hing, und ein echter Künſtler, der es
ernſt nahm mit ſeiner Kunſt, der jahrzehntelang als Theatermaler
viel zum Blühen unſeres heimiſchen Theaters beitrug, iſt hier
am 21. April vor hundert Jahren geboren. Mancher unſerer
Leſer, dem der Name fremd iſt, wird bei dieſer Gelegenheit gern
etwas Näheres über das Leben, Können und Schaffen dieſes her=
vorragenden
heſſiſchen Künſtlers vernehmen.
Karl Beyer iſt aus ganz einfachen Darmſtädter Klein=
bürgerkreiſen
erwachſen, am 21. April 1826 als Sohn der kinder=
reichen
Familie des Hoflackiers Peter Beyer geboren, eines,
wie ſein Enkel Profeſſor Adolf Beyer ſich ausdrückt, in allen
Sätteln gerechten gewerblichen Malers, Antiquars und Kunſt=
liebhabers‟
. Das zeichneriſche Talent des Jungen wurde, wie
ſo vieler Darmſtädter Künſtler, im Muſeumszeichenſaal von
Galerieinſpektor Seeger ausgebildet. Eugen Bracht ſchildert
in ſeinen Lebenserinnerungen eingehend die vorzügliche Art des
Seegerſchen Unterrichts nach Gipsabgüſſen. Als Landſchafter
war Beyer ganz ſelbwachſen. Dann kam er als Schüler zu Hof=
maler
Peter App, deſſen große künſtleriſche Bedeutung erſt
jetzt mehr und mehr erkannt wird. Hierauf folgte eine kurze
Lehrzeit bei einem Frankfurter Theatermaler.
Im Jahre 1851, dem Todesjahr Schilbachs, begann die
Tätigkeit Beyers am Hoftheater als Mitarbeiter Aug. Schwed=
ters
. Im Beſitz des Stadmuſeums ſind noch die Entwürfe zu
dem in die Verdiſche Oper Die ſizilianiſche Veſper eingefügten
Ballett Die vier Jahreszeiten, die große Bewunderung erreg=
ten
(ſ. Winter: Vor und hinter den Kulifſen, der Seite 10 ff.
eine genaue Beſchreibung davon gibt, ohne Beyer jedoch zu nen=
nen
). Seine Hauptwirkſamkeit fällt in die Zeit nach dem Theater=
brand
(1871). Für das damalige Interimstheater, das heutige
Kleine Haus, ſchuf er 42 vollſtändige Dekorationen. Hervor=
ragende
Leiſtungen waren die Schöpfungen zu Aida Pro=
phet
, Zauberflöte Oedipus, Stumme von Portici‟ Die
Entwürf= zum Roquette’ſchen Schauſpiel. Der Roſen=
garten
, die der Sohn, Profeſſor Adolf Beyer, dem Stadtmuſeum
zum Geſchenk gemacht, waren ſamt den Koſtümbildern an Ro=
quettes
100. Geburtstag 1924 daſelbſt ausgeſtellt und erregten
das Entzücken der Beſucher. Der gewaltige Umfang von Beyers
Tätigkeit für das Theater konnte in der im Jahre 1924 im
Landesmuſeum veranſtalteten Theaterausſtellung erſehen werden

wo mehr als 50 Blätter von ihm ausgeſtellt waren. Neuerdings
hat das Theatermuſeum in Köln Entwürfe von ihm aufgenommen.
Daneben hat Beyer auch Tüchtiges als Landſchafter geleiſtet,
wie die Bilder im Landesmuſeum (ſ. Verzeichnis Nr. 483/85)
und Stadtmuſeum beweiſen. Beſonders gefallen hat das 1871
gemalte Stück Motiv bei Nieder=Ramſtadt das 1906 auf der
Jahrhundertausſtellung in der Berliner Nationalgalerie neben
Lucas und Schilbach die heſſiſche Landſchaftsmalerei würdig ver=
treten
hat.
Nach ſeinem Abgang vom Hoftheater 1889 errichtete er eine
eigene Werkſtätte für Theatermalerei, aus der z. B. die Ausſtat=
tung
der Walküre für Baſel, ſowie zahlreiche Arbeiten für die
deutſche Oper in Rotterdam, für Frankfurt a. M. u. a. hervor=
gingen
. Bis zu ſeinem Tode am 18. Juli 1903 war er unermüd=
lich
künſtleriſch tätig.
Daneben ging noch ſeine Tätigkeit als Graphiker. 1856 gab
er das Uniformwerk über das Großherzöglich Heſſiſche Militär
in Steinzeichnungen (bei Küchler) und 1858 Der Heſſiſche Ahnen=
ſaal
, 40 Bildniſſe der Familienmitglieder (bei Schödler) her=
aus
, allerlei Feſtzüge, z. B. den Faſtnachtszug 1886, Bilderſchmuck
für Zeitſchriften, Entwürfe zu Glasfenſtern, Stickereien, Fah=
nen
u. a. m.
Demnächſt wird eine umfaſſende Gedächtnisausſtellung im
Kunſtgewerbemuſeum eröffnet, die erſt ganz das künſtleriſche
Werk von Karl Beyer überblicken und würdigen läßt. K. Noack.

C. K. Der Bühnenerfolg der Rechtsanwältin. Einer der
erfolgreichſten weiblichen Rechtsanwälte Frankreichs, Frl. Alice
Dufrene, die ſich durch ihre erfolgreiche Verteidigung in meh=
reren
großen Scheidungsprozeſſen einen bekannten Namen ge=
macht
hat, hat jetzt ihre Laufbahn aufgegeben, um auf der Bühne
Triumphe zu erwerben. Das Theaterblut, das in ihr ſteckt, ließ
ſie ſich nicht mit den Erfolgen im Gerichtsſaal begnügen. Sie
iſt die Tochter der verſtorbenen Blanche Dufrene, die eine der
beſten Schülerinnen Sarah Bernhards war. Bei ihrem erſten
Auftreten im Odéon=Theater feierte ſie einen Triumph, und
dieſer wurde ihr hauptſächlich bereitet von den früheren Kollegen,
die das Theater füllten. Unter den Huldigungen, die ihr zuteil
wurden, befand ſich auch ein großer Blumenſtrauß; er kam von
einem Galeriebeſucher, der auf einer beigefügten Karte mitteilte,
er ſei bei ihrem erſten Auftreten erſchienen, um ſich dafür dank=
bar
zu bezeigen, daß ſie ihn durch ihre beredte Verteidigung vor
einer langen Gefängnisſtrafe bewahrt habe.

[ ][  ][ ]

Nummer 140

Seite 4

Mittwoch, den 21. April 1926

bei dem R. W. E. Bekanntlich hat die Regierung von dieſem
Angebot keine Notiz genommen.
Daß der Staat die Durchführung der Nord=Süd=Leitung
des R. W. E. durch das Landesgebiet geſtattet hat, iſt nichts
Abſonderliches, ebenſo ſelbſtverſtändlich iſt das Verlangen nach
vollem Erſatz der entſtandenen Schäden von dem Erbauer der
Leitung. Hierüber braucht man nicht viele Worte zu verlieren.
Weniger ſelbſtverſtändlich erſcheint es dagegen, aus dieſem ein=
fachen
und alltäglichen Vorgang einen Grund für die Beteiligung
bei dem R. W. E. bezw. die Uebernahme eines Aufſichtsrats=
poſtens
abzuleiten und dieſes als nachträgliche pſychologiſche
Auswirkung zu bezeichnen. Viel wichtiger wäre es geweſen, das
pſychologiſche Moment, wenn es nun einmal ein ſolches geben
ſoll, ſich auf den Abſchluß einer Demarkation auswirken zu
laſſen. Unter Demarkation iſt eine Abmachung zu verſtehen, die
feſtlegt, ob und unter welchen Bedingungen die Nord=Süd=
Leitung des R. W. E. zur Lieferung elektriſchen Stromes in
Heſſen herangezogen werden darf und ſoll. Solche Demarka=
tionen
ſind aus techniſch=wirtſchaftlichen Gründen notwendig und
in der Elektropraxis allgemein üblich. Ihre Unterlaſſung war
ein Verſäumnis, das ſich bereits als empfindlicher Nachteil aus=
gewirkt
hat. Wenn in zwölfter Stunde doch noch eine, wenn auch
unvollkommene Demarkation in die Wege geleitet iſt und das
Verſäumte wenigſtens teilweiſe wieder gutgemacht werden
konnte, ſo iſt dieſes nur dem Eingreifen des Heſſiſchen Städte=
tages
zu verdanken.
Die Denkſchrift befaßt ſich zum Schluß mit den Strom=
preifen
des R. W. E. gegenüber denjenigen der heſſiſchen elektro=
wirtſchaftlichen
Unternehmungen und weiſt mit ſanftem Nach=
druck
auf den Unterſchied zugunſten des R. W. E. hin. Bei einem
oberflächlichen Vergleich werden die heſſiſchen Lieferer, die noch
einen feſten Strompreis von 50 Pfg. für eine Licht= Kilowatt=
ſtunde
erheben, allerdings ſchlechter abſchneiden; die anderen
Unternehmen dagegen, die mit Grundgebühren oder Wohnungs=
tarifen
arbeiten, und deren gibt es mehrere, werden den Ver=
gleich
mit den R. W. E.=Preiſen kaum zu ſcheuen brauchen. Der
objektive heſſiſche Beobachter darf nicht nur fragen, weshalb die
Strompreiſe des R. W. E. zum Teil niedriger ſind als die heſ=
ſiſchen
, ſondern auch, weshalb letztere höher ſind. Die Antwort
hierauf zu geben, ſollte gerade das Finanzminiſterium als Ver=
faſſer
der Denkſchrift die geeignetſte Stelle ſein. Das Finanz=
miniſterium
weiß beſſer als ſonſt jemand, welch’ ungeheure Laſten
für ſoziale und kulturelle Zwecke von den Schultern des Reiches
und der Länder auf diejenigen der Kommunen abgewälzt ſind
und daß dieſe Laſten nur unter äußerſter Anſpannung aller
Hilfsquellen getragen werden können. Bei der vorwiegend kom=
munal
eingeſtellten heſſiſchen Elektrizitätswirtſchaft gehören zu
dieſen Hilfsquellen leider auch die elektrowirtſchaftlichen Unter=
nehmungen
. Eine Aktiengeſellſchaft wie das R. W. E. hat gewiß
auch ihre Laſten an Steuern zu tragen, immerhin bleibt dieſer
Druck hinter dem durch Erwerbsloſenunterſtützungen, Schullaſten
und dergl. verurſachten weit zurück. Mit dem Rückgang der den
Kommunen in ganz beſonderem Maße aufgebürdeten Laſten
wird ſich ganz von ſelbſt ein Ausgleich in den Strompreiſen an=
bahnen
, ſo daß man auch hier das Kind mit dem Bad nicht aus=
zuſchütten
braucht. Wenn hiermit die hauptſächlichſten Gründe
genannt ſind, ſo bleibt noch eine wichtige Frage offen, nämlich
die, ob es volkswirtſchaftlich richtiger iſt, die Elektrizitätswirt=
ſchaft
Heſſens landesfremden Unternehmen auszuliefern und die
Stromgelder nach außer Landes abzuliefern oder die Strom=
einnahmen
im Lande zu laſſen, ſelbſt wenn durch außergewöhn=
liche
Laſten der Strompreis derzeit etwas höher iſt. Die Unten=

grabung der Selbſtändigkeit der heſſiſchen Unternehmen würde
ungezählte Millionen an Volksvermögen vorzeitig vernichten
und in der kommunalen Finanzwirtſchaft Hilfsquellen ausſchal=
ten
, für die der Staat einen Ausgleich ſchaffen müßte, wenn er
in der Elektrizitätswirtſchaft ohne Rückſicht auf die bodenſtän=
digen
Unternehmen eigene Wege geht.
Ueber all dieſe Dinge läßt ſich nicht mit einer Handbewegung
hinweggehen, ſie vertragen auch nicht den ſorgloſen Optimismus,
der dem Leſer aus der Denkſchrift entgegenſchaut. Die am Schluß
meiner Veröffentlichung vom 27. 1. 1926 ausgeſprochene War=
nung
hat ſich leider als nur zu berechtigt erwieſen, denn zwi=
ſchenzeitlich
iſt das Elektrizitätswerk der Stadt Bingen, trotz
des heſſiſchen Aufſichtsratsmandats, in die Hände des R. W. E.
übergegangen. Daß nicht ein Ausnahmefall, ſondern metho=
diſches
Vorgehen vorliegt, beweiſt die Schilderung des Ober=
bürgermeiſters
der Stadt Trier in der Frankfurter Zeitung
vom 11. 3. 1926.
Weniger Optimismus und mehr Vorſicht ſollte das Gebot
der Stunde ſein.
Die Friedensverhandlungen
in Marokko.
Die Riſieute gegen Vorausleiſiungen.
Paris, 20. April.
Havas veröffentlicht aus Udida eine offizielle Erklärung
der Rifunterhändler über die erſten Verhandlungen. Es
heißt darin, die Annahme der von den Franzoſen und Spa=
niern
geſtellten Bedingungen, nämlich: der Gefangenen=
austauſch
und Beſetzung beſtimmter Stellungen
durch die franzöſiſch=ſpaniſchen Truppen vor Beginn offi=
zieller
Verhandlungen, könne nach ihrer Anſicht nicht
erwogen werden. Eine Annahme ſolcher Bedingungen vor
den eigentlichen Verhandlungen ſei unlogiſch, da die Rifkaby=
len
, wenn man ſich nicht einigen würde, getäuſcht ſein wür=
den
; ſie müßten erſt mit Abd el Krim Rückſprache nehmen. Die
Unterhändler ſelbſt glauben, daß die Bedingungen niemals an=
genommen
werden würden, wenn von den Partnern nicht Kon=
zeſſionen
gemacht werden. Der Delegierte der Rifleute, Kaid
Haddu, iſt heute vormittag im Flugzeug aus Abd el Krims
Hauptquartier in Taurirt eingetroffen und hat der Rifdelegation
über ſeine Beſprechungen mit Abd el Krim Bericht erſtattet. Auf
den Wunſch Mohamed Azerkan’s hat er ſich in einem Flugzeug,
das General Simon zur Verfügung geſtellt hat, wieder zu Abd
el Krim zurückbegeben, um neue Inſtruktionen einzu=
holen
.
Das Oeuvre proteſtiert heute entſchieden dagegen, daß
Spanien die Friedensverhandlungen durch ſtändig neue
übertriebene Forderungen ſyſtematiſch ſabotiere.
Weiter bezeichnet es das Blatt als eine unehrenhafte
Handlungsweiſe, daß die vier Grundforde=
rungen
an Abd el Krim in ultimativer Form geſtellt
worden ſeien. Dadurch würde den Rifkabylen vor den Kopf ge=
ſtoßen
und die Verhandlungen von vornherein kompromittiert.
Frankreich und Spanien müßten auch den leiſeſten Vorwurf des
böſen Willens vermeiden. (!)

Italiens Kolonialpolitik.
EP. Mailand, 20. April.
Die Ziele der italieniſchen Kolonialpolitik und die Bedeu=
tung
der Mittelmeerfahrt Muſſolinis werden in einem von höch=
ſter
Stelle ſtammenden. Leitartikel des Popolo d’Italia näher
umſchrieben. In dem Artikel heißt es u. a.: Muſſolini
hat mit ſeinen Reden keine Drohungen ausgeſprochen, ſondern
nur berechtigte Forderungen aufgeſtellt. Ita=
lien
hat in Verſailles durch ſeinen Ausſchluß von der kolo=
nialen
Seite eine grauſame Ungerechtigkeit erlitten. Infolge
ſeiner Uebervölkerung hat es mehr als jeder
andere Alliierte Gebiete an der Sonne nötig.
Das iſt die Hauptbedeutung derlybiſchen Reiſe.
Italien ſteht jetzt im Vordergrund der öffentlichen Diskuſſionen
in Europa und in der ganzen Welt. Alle Blätter des Konti=
nents
und Amerikas ſprechen täglich ausführlich von unſerem
Leben, unſerer Entwicklung und unſeren Abſichten. Muſſo=
lini
hat die Welt gezwungen, ſich mit der ita=
lieniſchen
Frage zu befaſſen. Muſſolini hat ohne
Drohungen und beſtimmte Hinweiſe eine Kundgebung der Kraſt
und der Möglichkeiten unſeres Volkes geben wollen. Während
er über 2 Millionen Freiwilliger und eine ganze Generation voll
Leben und Begeiſterung verfügen kann, verlangt Muſſolini nur
Felder zur Urbarmachung. Das italieniſche Volk iſt
auf, jedem Gebiet in fieberhaftem Aufſchwung
begriffen. Die Arbeitsloſigkeit iſt in Italien faſt unbekannt
und die Bevölkerung vermehrt ſich, was ein Beweis der körper=
lichen
Geſundheit der Raſſe iſt. Italien bekämpft die
Geburtenbeſchränkung nicht, und wächſt und ver=
mehrt
ſich nach dem Geſetz der Bibel. Dieſe Tatſache muß
anerkannt werden und es müſſen die unvermeidlichen
Folgen daraus gezogen werden. Es gibt plutokratiſche Nationen,
die ungeheure Kolonialreiche verwalten. Dagegen iſt Italien
in kolonialen Fragen zurückgeblieben und weiß nicht, wie
es das gewaltige und beunruhigende Problem
ſeiner Uebervölkerung löſen ſoll nachdem ſeiner
Auswanderung in Amerika die Türen verſchloſſen wurden und
immer mehr Zollſchranken gegen ſeine Induſtrietär gkeit aufge=
richtet
wurden. Die Frage verwickelt ſich und wird immer ern=
ſter
. Italien iſt ein außergewöhnlich arbeitſames Volk, hat aber
nicht die Koloniſierungs= und die Wirtſchaftsfreiheit. Es iſt
daher nötig, die Frage auf diplomatiſchem,
d. h. auf friedlichem Wege zu löſen.
Die franzöſiſch=ruſſiſchen Verhandlungen.
EP. Moskau, 20. April.
Im Volkskommiſſariat für auswärtige Angelegenheiten iſt
ein Bericht Rakowskis über die franzöſiſch=ruſſiſchen Verhand=
lungen
eingetroffen. Rakowski teilt nach der Jsweſtija mit,
daß die franzöſiſche Regierung der Anleihe=
frage
erſt nach Regelung der Schuldenfrage
nahetreten wolle, und auf der Rückzahlung der
Zinſen der einſtigen Kriegsanleihen beharre.
Die franzöſiſchen Banken übten auf die Pariſer Regierung einen
Druck aus, in der Frage der Entſchädigungen keine Konzeſſionen
zu gewähren. Während Tomski, der ſoeben in Moskau einge=
troffen
iſt, mit einer Verhandlungsdauer von drei Monaten
rechnet, beurteilt Rakowski die Lage peſſimiſtiſch und rechnet ſo=
gar
mit dem Abbruch der Verhandlungen.

Familiennachrichten

Für die uns anläßlich unſerer Ver=
mählung
zugegangenen zahlreichen Blu=
menſpenden
, Geſchenke und Glückwünſche
ſprechen wir allen Freunden und Be=
kannten
hiermit unſeren herzlichſten Dank
(*10597
aus.
Karl Müller und Frau
Gretel, geb. Görmann
Lichtenbergſtr. 89.

Für die überaus zahlreichen Glück=
wünſche
zu unſerer Goldenen Hochzeit
ſprechen herzlichſten Dank aus
Zimmermeiſter Nikolaus Vogel
und Frau
Groß=Umſtadt: (10595

Todes=Anzeige.
Geſtern abend 9½ Uhr entſchlief
ſanft nach kurzem Krankenlager
meine innigſtgeliebte Frau, unſere
liebe, unvergeßliche, treuſorgende
Mutter, Schwiegermutter, Groß=
mutter
, Urgroßmutter, Schweſter,
Schwägerin und Tante
Louſſe Siermann
geb. Schütz
im 71. Lebensjahre. (*10667
Im Namen der trauernd. Hinterbliebenen:
Ludwig Biermann
Johannes Treuſch
und Frau, geb. Biermann
Auguſt Jährling
und Frau, geb. Biermann
Karl Jungknecht
und Frau, geb. Biermann
nebſt Enkelkinder.
Darmſtadt, Jerſey City (Amerik ),
den 20. April 1926.
Die Beerdigung findet Donners=
tag
, den 22. April, nachmittags
½3 Uhr, auf dem Friedhof an der
Nieder=Ramſtädterſtraße ſtatt.

Wirtſchaftlich gute
Erfindung
an Kapitaliſt z. verk
Angeb. unt. V 9 Ge=
ſchäftsſtelle
(*10610

Auto
4 Sitzer, eleg. Wagen
mit allen Schikanen,
billig zu verkaufen.
Stühler, Mainz,
Raimundiſtr 2. /10547

Todes=Anzeige.
Schmerzerfüllt geben wir allen
Verwandten, Freunden und Be=
kannten
die traurige Nachricht, daß
mein lieber Mann, unſer treube=
ſorgter
Vater, Bruder, Schwager
und Onkel
Herr
Wilhelm Schillich
von ſeinem langen, mit großer Ge=
duld
ertragenem Leiden im Alter
von 45 Jahren verſchieden iſt.
Die trauernden Hinterbliebenen:
Frau Lina Schillich u. Kinder.
Darmſtadt, den 20. April 1926.
Neue Niederſtr. 19. (B. 6051
Die Beerdigung findet Donners=
tag
, den 22. April 1926, nachm.
4 Uhr, von der Kapelle des Wald=
friedhofes
aus ſtatt.

Train=Pereinigung 18.
Wir ſetzen hiermit unſere Ka=
meraden
von dem Ableben unſe=
res
lieben Kameraden

in Kenntnis.
Die Beerdigung findet Donners=
tag
, den 22. April 1926, nach=
mittags
4 Uhr, auf dem Wald=
friedhof
ſtatt.
Um zahlreiches Erſcheinen wird
(6045
gebeten.
Der Vorſtand.

Heute früh entſchlief im Eliſabethen=
ſtift
unerwartet mein lieber Gatte, unſer
guter Vater, Bruder, und Schwager

im 60, Lebensjahre.
Marie Hein
geb. Köhler
Reinheim, 19. April 1926.
Die Beerdigung findet Donnerstag nachm.
1/.3 Uhr in Reinheim ſiatt.
(6015

Dr. Lud wig Mayer
prakt. Arzt und Kinderarzt zurück
Tel. 3030. (6008a) Elisabethenstr. 70.

Statt beſonderer Anzeige.
Am 19. April, abends, iſt unſere
liebe, treue Schweſter u. Schwägerin
Fräulein
ing Koeſter
ſanft verſchieden nach ſchwerem
Leiden, das ſie mit großer Geduld
ertragen hat.
Caroline Noack, geb. Koeſter
Karl Noack, Stadtbibliothekar i. R.
Die Beerdigung findet Donners=
tag
, den 22., um ½4 Uhr, auf dem
alten Darmſtädter Friedhof ſtatt
Die Einſeguung um ½3 Uhr im
Eliſabethenſtif

Todes=Anzeige.
Am 19. April entſchlief ſanft
nach langem ſchweren, mit Geduld
ertragenem Leiden mein lieber
Mann, Onkel und Schwager
Herr

imvollendeten Alter von 65 Jahren.
Im Namen dertrauernd Hinterbliebenen:
Frau Helene Gerhardt
geb. Kuntze
Marie Reh
Darmſtadt, den 20. April 1926.
(B.6038
Weinbergſtr. 15
Die Beerdigung findet Mittwoch,
den 21. April, nachmittags 3½ Uhr,
vom Portale des Beſſunger
Friedhofs aus ſtatt.

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Neigungsehe. Grdl. Klavierunter=
richt
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Geſchäftsſt. (*10578

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allen Apotheken, Drogerien u. Parfümerien erhältl.

Frau Nanm Kater BeiGallenſtein-n. Leverleiden
ſowie chroniſcher Stuhlverſtopfung und
allen ihren üblen Folgen wie Hämorrhoiden,
verdächtigen inneren (Heſchwülſten und
Wucherungen hat ſich Nymphoeid her=
vorragend
bewährt Glänzende Zeugniſſe.
Kein Abführmittel. Einzigartig in der
Zuſammenſetzung, ſicher und prompt in der
Wirkung. Preis der Packung 5.50 Mark.
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München 38 G. 43. (II Mch 5381

Verreiſt bis 20. Mai
Dr. II. Rechel
Facharzt für Hals
Naſen= und Ohren=
leiden
.
(*10657

Dtsch. Schäteraund
Rüde), dreſſiert,
wachſam, ſcharf, folg=
ſam
, Stammb., um=
ſtändeh
. für 50 zu
verkauf E. Achen,
Rheinſtr. 41. *10572
Schäferhund
10 Mt alt, billig zu
verkauf. Friedrichſtr.
Nr. 34, pt (*10574
Reinrafſ. Tedkel
6 W. alt, Prachttiere,
zu perk. Andreß,
Wenckſtr. 35, I. (* 0571

Alle

77märfe 7Ke7Ker fenfier 7nfee FrFenEFF FFerFitefFFffeFrennranm
Geburts., Verlobungs=,
Vermählungs=
und Todesanzeigen
liefert in kürzeſſer Zeit
L. C. Wittich, Darmſtadt
Rheinſtraße 23


Damen= und Kinder=
garderobe
in u. auß
d. Hauſe an. Karl=
ſtr
. 40, II , lks (210664

Für Anfängeru Fort=
geſchritt
. gewiſ enh
Klavier= Unterricht.
Frl. v. Bothmer
Karlſtr 85. (*10575m

Englisch
wird gründlih ge=
lehrt
Langjähr. Aus=
landspraxis
Auch ge=
viſſenhafte
u. erfolg
reiche Nachhilfe an
Schüler. Angeb u
V 26 Geſchſt. (*10637

Schatz, ich kenn nichtt Meine Huhnerz
weitergehen 1 augen-Zehen

TEEE NOKL HiIft Ta4

Guälen mich sanz
kolassal-

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Groß-Umstadt: Adler-Drogerie.

[ ][  ][ ]

Nummer 110

Mittwoch, den 21. April 1926

Seite 5

Aus der Landeshauptſtadt.
Darmſtadt, 21. April.
Hefſiſches Landestheater. Heute geht im Großen Haus nach länge=
rer
Pauſe Der Roſenkavalier von Richard Strauß in Szene,
der der Miete E zufällt. Anfang 7 Uhr. Im Kleinen Haus wird um
7½ Uhr Guſtav Fr. ytags Luſtſpiel Die Journaliſten wiederholt.
Zehntes Sinfoniekonzert. Als Abſchluß der dieswinter=
lichen
Sinfoniekonzerte bringt das Konzert am Montag, den 26. April,
drei Neuheiten für Darmſtadt, die allerwärts in den letzten Jahren auf
den Programmen der großen Konzertinſtitute verzeichnet waren: Stra=
winsky
, Bela Bartök und Caſella, Namen hervorragender Vertreter
der modernen Muſik, die längſt als Führer anerkannt ſind, und deren
Werke berechtigtes Aufſehen erregen. Von Strawinsky kommt ſeine Be=
arbeitung
der Pulcinella=Suite von Pergoleſe, von Bela Bartök, deſfen
Tanzſuite, wohl das meiſt geſpielte Werk des diesjährigen Winters, und
von Caſella, deſſen Ballett. Das venezianiſche Kloſter den Komponiſten
als einen Meiſter in der Beherrſchung des moderen Orcheſterapparates
zeigte, ſeine Rhapſodie. Italia zur hieſigen Erſtaufführung.
* Darmſtädter Künſtler auswärts. Der Hugo=Wolf=
Liederabend in Bad Oeynhauſen von Dr. Friedrich
Noack (Darmſtadt) unter Mitwirkung von Frl. Lina Cramer
(Darmſtadt) geſtaltete ſich zu einem ebenſo erleſenen Vortrags=
wie
Konzertabend. Herr Dr. Noack verſtand es glänzend, in das
Weſen und Schaffen des eine ganze Epoche der Liedſchöpfung
heraufführenden ſteiermärkiſchen Komponiſten einzuführen, er iſt
ſelber ein wohlgeſchulter Geſangskünſtler, der über einen ſchönen,
vollen Baß=Bariton verfügt, und überdies ein feinfühliger Pia=
niſt
, der den Klavierpart der Wolfſchen Liederſchöpfungen ſo zu
meiſtern verſteht, daß auch er neben der Geſangſtimme voll zu
ſeinem Recht kommt . . . Geradezu vorbildlich unterſtützt wurde
er dabei von der jugendlichen Sängerin, die, über einen ſelten
umfangreichen Sopran von beſtrickendem Wohllaut und eine
vielſeitige Ausdrucksfähigkeit im Vortrag verfügend, die zahl=
reichen
Liederproben aus den verſchiedenſten Hugo Wolf’ſchen
Zyklen prächtig zu Gehör brachte.
Volkshochſchule. Am Montag, den 3. Mai, findet im Großen
Hauſe des Landestheaters ein Konzert ſtatt unter Leitung des Herrn
Genralmuſikdirektors Roſenſtock und unter Mitwirkung von Gertrud
Gercke, Konzertmeiſter Drumm, Kammermuſikerin Franziska Fiſcher und
Kammermuſiker Martin Geißler. Es kommen Werke von Bach, Beet=
hoven
, Mozart und Schubert zum Vortrag. Am Dienstag, den 4. Mai,
abends 8 Uhr, ſpricht im Saale des Muſikvereins Herr Hernried über
Muſikprobleme unſerer Zeit Unſere Mitglieder erhalten ermäßigte
Karten zum Konzert zum Preiſe von 80 Pf. bis 2 Mk., zum Vortrag
zum Preiſe von 30 und 50 Pf. Meldungen zur Geſchäftsſtelle der Volks=
hochſchule
erbeten,
Evangeliſcher Bund. Es wird nochmals hingewieſen auf den
Vortrag, den Univerſitätsprofeſſor D. Dr. Deißmann=Berlin
heute abend um 8.15 Uhr in der Aula des Gymnaſiums (Karlſtraße)
hält. Das Thema: Der hiſtoriſche Wert der Evangelien darf allſeitiges
Intereſſe beanſpruchen, wenn es von einem ſo bedeutenden Theologen
wie Deißmann behandelt wird. Möchte niemand die Gelegenheit ver=
ſäumen
, den Vortrag dieſes Gelehrten von Weltruf zu hören. Karten
zu 1 Mk. und 50 Pfg. ſind noch in den Buchhandlungen Waitz und Heck=
mann
zu haben!
Kunſthalle am Rheintor. Die Ausſtellung der Joh. G. Köhler=
Plakate iſt beendet; ſie wird in Frankfurt wiederholt werden. Die
Kollektionen Strecker und Neitzel ſind bis Mittwoch, den 21. April,
4 Uhr nachmittags, zu ſehen. An dieſem Tage wird die hochintereſſante
Ausſtellung geſchloſſen.
Bayern=Verein Darmſtadt. Trotz des ſchönen Frühlingswetters
war die vom Bayern=Verein veranſtaltete Frühlingsfeier im Konfordia=
ſaale
gut befuc.t. Nach einer Begrüßungsanſprace des 1. Vorſitzenden,
Herr Ritter, in welcher er beſonders die eigentliche Heimat und den
Volkscharakter ſtizzierte, wurde die Feier mit dem ſchönen Lied Morgen=
gebet
von MZendelsfohn=Bartholdy eröffnet. Dieſer Chor wurde von
den Bayern unter der altbekannten Leitung des Dirigenten, Ehrenmitglied
Herr Hippauf, in trefflicher Weiſe zu Gehör gebracht. Es folgten die
heimgewöhnten Schulplattlertänze der Plattlerabteilung, die wieder
priginelle Tänze vorführte. Auch die beiden Theaterſtücke bayeriſche
Gebirgspoſſen, im Dialekt vorgetragen von Herrn Leder, Frl. Franziska
Weiß, Herrn 1I. Eckle, Frl. Creszens Weiß, Frau Leder, Frl. Buchner,
Herrn Salzuer und Herrn H. Stimpfle, wirkken erheiternd. Die An=
weſenden
waren voll befriedigt von dem Gebotenen, und reicher Beifall
lohnte die Darſteller, und ſo kann der Bahern=Verein wieder auf eine gut
gelungene Veranſtaltung zunickblicken.
Im Verein der Funkfreunde findet am Donnerstag, den 24. 4.,
abends, im oberen Saale des Bürgerhofes, Eliſabethenſtraße 2, eine ſür
alle Nadioliebhaber hochintereſſante Vorführung von Lautſprechern durch
Herrn Oberpoſtſekretär Altvater ſtatt. Es ſoll allen Intereſſenten hier=
bei
Gelegenheit gegeben ſein, ihre eigenen Lautſprecher gegeneinander zu
vergleichen, um feſrzuſtellen, welchem Typ von Lautſprechern heute der
Vorzug zu geben iſt. Der Empfang findet mit einem Miradyne=Gerät
ſtatt, ſo daß ein einwandfreier Vergleich möglich iſt. Auch Nichtmitglieder
können ihre Lautſprecher an dieſem Abend zum Vergleich mitbringen.
Das Land Heſſen. In der Bücherreihe Deutſche Stadt Deut=
ſches
Land, die der Schriftſteller Erich Köhrer in Berlin herausgibt
(in der Deutſchen Verlags=Aktiengeſellſchaft, Berlin W 9), und von der
bereits elf Bände vorliegen, iſt, wie wir hören, gegenwärtig ein Werk
über Das Land Heſſen in Vorbereitung, das in Wort und Bild
eine Geſamtdarſtellung der geſchichtlichen, kulturellen und wirtſchaftlichen
Entwicklung und Zukunftsmöglichkeiten des Landes Heſſen geben foll.
Führende Perſönlichkeiten des Landes Heſſen, wie
Archivdirektor Dr. Dieterich, Prof. Bader, Miniſterialrat Dr. Löhlein,
Geheimrat Dr. Back, Oberbürgermeiſter Dr. Gläſſing, Dr. Human der
Syndikus der hieſigen Handelskammer, Dr. Meesmann von der Mainzer
Handelskammer, und andere haben bereits ihre Mitarbeit an dem Werk
zugeſagt, ſo daß die Erwartung berechtigt iſt, daß auch das Land Heſſen
in der Bücherreihe würdig vertreten ſein wird. Wir werden auf das
Werk, deſſen Vorbereitung wegen ſeines Umfanges einige Monate immer=
hin
in Anſpruch nehmen wird, nach Erſcheinen zurückkommen.
Was ſoll unſer Junge werden? Im Anſchluß an den Artikel in
Nr. 107 des Darmſtädter Tagblattes erlauben wir uns darauf aufmerk=
ſam
zu machen, daß die Ausſichten auf ſpäteves Fortkommen in der
Drogenbranche recht günſtig ſind. Junge Leute, welche eine dreijährige
Lehrzeit in einer guten Fachdrogerie mit gutem Reſultat in unſerer
Drogiſten=Fachſchule abſolvieren, haben bei Erlernung einer fremden
Sprache die beſten Ausſichten auf Anſtellung in Iu= und Exportgeſchäften
des Auslandes. Es liegen uns von Lehrlingen, die hier ausgebildet
wurden, derartige Nachrichten vor, und Drogiſten, welche jahrelang im
Auslande mit Erfolg tätig ſind, beſtätigen uns dieſe Mitteilungen. Tat=
ſache
iſt, daß Deutſchland mehr wie je auf Verbindungen mit dem Aus=
lande
angewieſen iſt, und junge Leute, die weiterkommen wollen, haben
mit dieſem Faktor zu rechnen. Näheres über den Lehrgang erfahren In=
tereſſenten
in der Drogiſten=Fachſchule, Karlſtraße 94, von 812 Uhr
und in der Zentral=Drogerie, Eliſabethenſtraße 30.
Rückerſtattung der Reichsweinſteuer. Mit Wirkung vom 1. April
1926, hat der Reichstag die Steuer aufgehoben. Im württ. Landtag hat
der Abg. Scheef (Dem. Partei) betont, es entſpreche der ſteuerlichen
Gerechtigkeit, daß den Verbraucherwirten, die Weinſtener für ihren bis
zum 1. April 1926 nicht verkauften Wein wieder zurückerſtattet werde. Er
fragt das Finanzminiſterium, welche Schritte von ihm bei den zuſtändigen
Reichsſt llen unternommen werden, um den beſonderen Verhältniſſen in
Württemberg Rechnung zu tragen.

Reichsgeſundheitswoche und Sport.
Zum erſten Male wird von ſtaatlicher Seite der Wert der Geſund=
heit
der Staatsbürger in Deutſchland in der richtigen Weiſe betont. Man
ringt ſich allmählich zu der durch die ſporttreibenden Kreiſe ſchon lang
feſtgelegten Erkenntnis durch, daß das Kapital, das für dieſen Zweck an=
gelegt
wird, nicht verloren iſt, ſondern ſich in erhöhte Leiſtungsfähigkeit
und erhöhtes Wohlbefinden der Staatsangehörigen umſetzt und dadurch
die Grundlage zu einer geſunden und kräftigen Vorwärts= und Aufwärts=
entwicklung
gibt. Seither faſt ausfchließlich von privaten Einrich ungen
getragen, erblicken die ſporttreibenden Kreiſe in der Werbekraft der
Reichsgeſundheitswoche einen Bundesgenoſſen ihrer eigenen, bisher leider
nur allzuoft nicht in genügendem Maße bewerteten Beſtrebungen. Sie
wird ein Anſporn ſein, die ſportliche Arbeit zum Wohle der Allgemein=
heit
in altbewährter Arbeit fortzuſetzen und weiter auszubauen und zu
bertiefen. Es kann nicht nur Zweck der Geſundheits=
woche
ſein, Kranken zu helfen, ſondern auch dafür
zuwerben, die Geſunden zuſtählen und vor Verweich=
lichung
zu ſchützen und Krankheiten zu verhindern.
Der Sport holt ſeine Iinger heraus aus den Kneipen und Städten
in friſche Luft, gibt ihnen nach vielfach unnatürlicher und ſchädlicher
beruflicher und außerberuflicher Betätigung Gelegenheit zum Ausgleich
dieſer Schäden, lernt ſie ſpielen, kämpfen und ſiegen, erzeugt dadurch
neben der körperlichen Ausbildung Willensſtärke und Kraftbewußtſein
und erſtrebt in Gemeinſchaft mit einer weitgehenden geiſtigen Ausbildung
in Schule und Beruf das Ideal des harmoniſchen Menſchen.
Erſt wenn Körper und Geiſt ſich in dieſer Einheit finden, iſt das
Erziehungsziel erreicht. Beides vereint, zu höchſter Leiſtungsfähigkeit
zu bringen, iſt die überaus ſchwere aber ſchöne Aufgabe des Sportes.
Indem wir als Sportler die nötige Kampfesfreude mitbringen, betrach=
ten
wir uns als weſentlichen Faktor in der Volksgeſundheitsbewegung
und =Erziehung. Mögen deshalb alle gleichgerichteten Beſtrebungen ſich
treffen in dem gemeinſamen Ziel: Der geſunde und leiſtungsfähige
Menſch.

Wir bitten unſere verehrl. Inſerenten davon
Vormerkung nehmen zu wollen, daß Anzeigen,
die beſtimmt am anderen Tage erſcheinen ſollen,
bis ſpäteſtens
(6059mdf
46 Uhr abends
an den Schaltern der Geſchäftsſielle aufgegeben
ſein müſſen. Größere Empfehlungsanzeigen
bitten wir bereits bis 4 Uhr nachm. einzuſenden.
e r Ver a g

Reichsgeſundheitswoche. Der Verband Daruſtädter Frauenver=
eine
ladet zu einem Vortrag ein, der äußerſt intereſſant zu werden
verſpricht. Es ſind in den letzten Jahren tiefgreifende neue Erkennt=
niſſe
in Bezug auf die Ernährungslehre gefunden worden. Dieſe Er=
gebniſſe
ſollten geiſtiges Eigentum jeder deutſchen Hausfrau ſein, die es
nicht mit der Ernährung ihrer Lieben allein genügen läßt, ſondern in
erſter Linie deren Geſundheit zu fördern trachtet. Was deutſche Forſcher,
wie Abderhalden. Emil Fiſcher, Caſimir Funk, Ragner Berg, Hofrat
Röſe u. a. in mühſamer langjähriger wiſſenſchaftlicher Arbeit gefunden,
wird ein Spezialiſt und Praktiker auf dieſem Gebiete in allgemein ver=
ſtändlicher
Form vorgetragen. Ueber die Vorträge des Redners, Herrn
Baumann aus Buchenbach i. Br. liegen glänzende Kritiken vor. Der
Beſuch des Vortrages, der am 22. April, abends 8 Uhr, in der Aula
des Ludwig=Georgs Gymnaſiums (Eingang Karlſtraße) ſtattfindet, kann
daher aufs wärmſte empfohlen werden. Ein kleiner Eintritt zur Deckung
der Koſten wird erhoben. Karten ſind zu haben im Verkehrsbüro, Volks=
hochſchule
, Haus der Jugend, Stiftsſtraße.
Programm zur Rundfunk=Morgenfeier im Frankfurter Sender
am Sonntag, den 25., April, vormittags 89 Uhr, veranſtaltet vom
evangeliſchen Poſaunenchor Fechenheim (Leiter Gg. Wörner). 1. Choral:
Lobet Gott, ihr Menſchenkinder von Ch. L. Thomas (Poſaunenchor).
2. Klaviervortrag: Aus Erinnerungen an Ilinskoe von
S. K. H. dem vorm. Großherzog Ernſt Ludwig von Heſſen
(am Flügel: Herr Organiſt Chriſtian L. Thomas). 3. Choral:
Iſt Gott mein Schild und Helfersmann von J. S. Bach ( Poſaunen=
chor
), 4. Anſprache: Pfarrer Stoppel, Fechenheim. 5. Arie aus Joſua;
O hätt ich Jubals Harf v. Gg. Fr. Händel (Frl. Alix, Fechenheim).
6. Veſpergeſang v. d. Borteiansky (Poſaunenchor). 7. Schlußſatz der
Orgelſonate C=Moll v. F. Mendelsſohn=Bartholdy (am Meiſterharmo=
nium
: Herr Organiſt Thomas), 8. Poſaunen=Pſalm v. A. Bernh. Ueber=
waſſer
.
Die Turngemeinde Darmſtadt 1846 lädt ihre Mitglieder zu der
am Sonntag, den 25. ds. Mts., ſtattfindenden Wanderung herzlichſt ein.
Es geht diesmal an die Bergſtraße. Die Wanderluſtigen treffen ſich um
7 Uhr am Turnhauſe und marſchieren dann über die Marienhöhe, durch
das Mühltal nach Jugenheim, wo im Gaſthaus Zum Anker die Mit=
tagsraſt
gehalten wird. Nach ausreichender Stärkung wird die Wan=
derung
nach dem Endziel Auerbach fortgeſetzt. Für die Teilnehmer am
Mittagstiſch ſowie für die Jugendlichen unter 20 Jahren, die bei der
Rückfahrt von Auerbach auf Jugendfahrſchein fahren wollen, liegen beim
Hausmeiſter Einzeichnungsliſten auf. Bei der Einzeichnung in die Liſte
für den Jugendfahrſchein iſt gleichzeitig das Fahrgeld in Höhe von
50 Pf. zu entrichten. Die Marſchzeit der Wanderung beträgt etwa ſieben
Stunden. Der Wanderausſchuß bittet auch diesmal alle Abteilungen
um zahlreiche Beteiligung.
Auszeichnung. Aus Anlaß ihrer am 15. April vollendeten 47 Dienſtzeit hat Fräulein Eliſabeth Rapp aus Habitzheim bei
Frl. Strecker, Frankfurter Straße 66, hier, von dem Herrn Reichspräſi=
denten
den ſchriftlichen Ausdruck lobender Anerkennung mit herzlichen
Glückwünſchen nebſt einem Ehrengeſchenk erhalten.
Dieuſtjubiläum. Am Montag, 19. April, waren es 40 Jahre, daß
Herr Juſtizſekretär der hieſigen Staatsanwaltſchaft Wilh. Schütz,
Eckhardtſtraße 3, ſich im Staatsdienſt befand.
Hohes Alter. Am Donnerstag, den 22. April, begeht Herr J. B.
Mayer, Bismarckſtraße 46, in ſeltener Geiſtesfriſche ſeinen 84. Ge=
burtstag
.
Unfall. Geſtern mittag fiel im Herrngarten beim Ausäſten eines
Baumes ein Arbeiter herunter und erlitt innere Verletzungen. Die
Sanitätswache vom Roten Kreuz, Tel. 400, verbrachte ihn in das Städt.
Krankenhaus.

Das Volksbegehren für eine
gerechte Aufwertung.
Geſtern abend ſprach im großen Saal des Städtiſchen Saalbauc
der bis auf den letzten Platz gefüllt war, nach kurzen Begrüßungsworte
des Profeſſors Axt.
Oberlandesgerichtspräſident Dr. Beſt
über das Thema Das Volksbegehren für eine gerechte Aufwertung
Er führte u. a. aus: Das Volksbegehren für eine gerechte Aufwertun
iſt vom Sparerbund eingeleitet worden. Redner begründet den de
Volksbegehren zugrunde liegenden ausführlichen Geſetzentwurf u
kommt auf die Leitſätze zu ſprechen. Die Inflation hat man bewu
abſichtlich gefördert zu dem Zweck, Reich und Großkapital koſtenlos
entſchulden. (Sehr richtig!) Es war ſchon Ende 1922 davon die Red
die Mark zu ſtabiliſieren. Das haben aber die Großinduſtriellen un
darunter der verſtorbene Stinnes, hintertrieben. Stinnes hat, wie Re
ner zuverläſſig hörte, gedroht, wenn ihr die Mark fetzt ſtabiliſiert, we
den die Betriebe eingeſtellt. So blieb es bei der Inflation, bis es g
lungen war, die Mark auf eine Billion zu ſenken, bis man alſo d
Schulden tilgen konnte. Man hat dann in der dritten Steuernotve
ordnung alles unberührt gelaſſen, worin das Großkapital ſein Geld a=
zulegen
pflegt. Die Hypotheken, Sparguthaben und Pfandbriefe,
denen der Mittelſtand und der kleine Sparer ſeine Erſparniſſe anz
legen pflegt, die hat man als Vermögensanlage ein ganz neuer Begri
für vogelfrei erklärt und hat es fertiggebracht, ſie auf 25 Prozer
und die Induſtrieobligationen auf 15 Prozent aufzuwerten. Dieſe
bzw. 15 Prozent können nach dem Aufwertungsgeſetz zu Gunſten de
Schuldners herabgeſetzt werden, niemals aber, wenn die Verhältniſſe de
Gläubigers noch ſo gut ſind, erhöht werden.
Nun zu dem neuen Aufwertungsgeſetzentwurf, den wir Umwertun=
nennen
, weil er bricht mit einem Namen, der eine Lüge iſt. Es wa
eine nicht geringe Strömung bei uns vorhanden, die vorſchlug, die Un=
wertung
auf 100 Prozent feſtzuſetzen. Die große Mehrheit hat ſie
jedoch dafür ausgeſprochen, den Normalſatz auf 50 Prozent feſtzuſetzer
Dies geſchah nach dem Grundſatz, Schuldner und Gläubiger gleichmäßi
zu bedenken, weil wir nicht das Unrecht, das die bisherige Geſetzgebun/
dem Gläubiger zufügte, den Schuldnern zufügen wollten, weil wir de
mittleren Weg gehen und dadurch von der Gerechtigkeit nicht abweiche=
wollten
. Wir verlangen alſo, daß ein Satz von 50 Prozent geſetz
wird, und zwar nicht nur für die Hypotheken, ſondern auch für die au
deren Vermögensanlagen, auch für die Induſtrieobligationen, für die
Pfandbriefe, für die Sparkaſſenguthaben und für die Anſprüche au
Verſicherungen. Wir haben beſchloſſen, daß der Mindeſtſatz 50 Prozen
beträgt. Die 50 Prozent können, im Gegenſatz zum Aufwertungsgeſetz
nicht nur zu Gunſten des Schuldners herabgeſetzt, ſondern ſie könner
auch zu Gunſten des Gläubigers heraufgeſetzt werden. Das ſtellt eine
beſchränkte Individualaufwertung dar, weil die Aufwertung, entſpre
chend den Verhältniſſen des einzelnen Schuldners erfolgt. Redner geh=
dann
auf Einzelheiten des Entwurfs ein und kommt auf die Einwänd
der Gegner des Entwurfs zu ſprechen. Dieſe geben als Gründe ihren
Ablehnung an, daß die geplante Umwertung unzählige Prozeſſe zu=
Folge haben werde. Das war im vergangenen Jahr nicht nur unrichtig
ſondern eine bewußte Lüge. Man führt auch die Kreditnot der Wirt=
ſchaft
an. Es iſt in der Rechtsgeſchichte noch nicht dageweſen, daß man
den alten Gläubiger als Gläubiger totſchlägt, ihn ſeiner Forderungen=
beraubt
, damit die Schuldner ohne weiteres auf ſeine Koſten neue Kre=
dite
aufnehmen können. Wir hatten ſchon oft in Deutſchland eine In=
flation
. Man hat die Zahlung der Schulden wohl geſtundet und die
Zinſen herabgeſetzt, aber daß man den Gläubiger entrechtet, das blieb
Herrn Dr. Luther vorbehalten. Man erklärte ferner, die Wirtſchaft
könne die Umwertung nicht tragen. Unter der Wirtſchaft verſteht man
natürlich nicht die Sparer, die mit ihrem Fleiß und ihrem Sparſinn
die geraubten Milliarden aufgebracht haben, ſondern unter der Wirt=
ſchaft
verſteht man die Großlandwirtſchaft und die Großinduſtrie. Herr
Reichsbankpräſident Dr. Schacht hat geſagt, die Inflation iſt ein Natur=
ereignis
geweſen, wie etwa ein Erdbeben. Damals wußte ich nicht, daß
Herr Schacht ein nicht ganz unbefangener Sachverſtändiger war. Es iſt
mir der Briefwechſel zugegangen zwiſchen einer Frau Hauptmann B.
aus Erdmannsdorf in Schleſien und Herrn Schacht, der in entwerte=
tem
Geld eine beträchtliche Hypothekenſchuld abgetragen hat.
Wir verkennen nicht, daß die Wirtſchaft ſich in einer Kriſe befindet.
Aber die Sachwerte, in denen man die Spargelder angelegt hat, ſind
nicht nur erhalten, ſondern ſie ſind vielfach noch erhöht worden. Die ge=
rechte
Aufwertung iſt gerade die Vorausſetzung für das Gedeihen der
Wirtſchaft. Redner widerlegt auch den Einwurf, daß das Reich und die
Einzelſtaaten und Gemeinden die gerechte Aufwertung der öffentlichen
Anleihen nicht tragen können. Einzelne Staaten ſind vollſtändig in der
Lage, die Anleihen aufzuwerten. Als Beiſpiel führt Redner Bremen
und Hamburg an. Man hat werbende Betriebe geſchaffen, die ſehr
wohl eine Verzinſung der Anleihen geſtatten, die Gemeinden haben ſo=
gar
zum Teil Anlagen geſchaffen, die ſie, als Deutſchland in der Blüte
ſtand, nicht bauen konnten.
Der Kampf, den wir zu kämpfen haben, iſt ſehr ſchwer. Die Macht
des Kapitals iſt ſehr groß, denn ſie hat die Preſſe hinter ſich. Der Kampf
kann nur dann zum Ziele führen, wenn jeder der Entrechteten ſeine
Schuldigkeit tut, ſeine Schuldigkeit auch dann tut, wenn ihnen unſer Ge=
ſetzentwurf
nicht in jeder Beziehung gefällt. Wenn Milliarden, die von
Millionen geſpart wurden, geraubt werden, wird nicht nur die Einzel=
exiſtenz
, ſondern vor allem die Rechtsordnung erſchüttert, und ſie iſt
und bleibt die Grundlage jedes Rechtsſtaates.
Die Verſammlung zollte den Ausführungen des Präſidenten Beſt
ſtürmiſchen Beifall.
Nach Dankesworten an den Vortragenden verlieſt Prof. Axt fol=
gende
Entſchließung, der von der Verſammlung einſtimmig zugeſtimmt
wird:
Entſchließung.
Die Verſammlung nimmt mit Genugtuungt und Befriedigung von
dem Vortrage des Oberlandesgerichtspräſidenten Dr. Beſt Kenntnis und
ſtimmt ſeinen Ausführungen zu. Sie dankt ihm für ſeine unermüdliche
Tätigkeit im Dienſte der gerechten Sache und ſtellt ſich auf den Boden
der von dem Sparerbunde aufgeſtellten Umwertungsgeſetze. Sie er=
blickt
in ihnen eine gerechte und wirtſchaftlich tragbare Löſung der für
unſer ganzes Volk lebenswichtigen Umwertungsfrage und der damit
im Zuſammenhang ſtehenden ſozialen Probleme der Rentner, Sparer,
Kriegsbeſchädigten, Mieter, Hausbeſitzer, Reichsbankgläubiger uſw.
Mit beſonderer Genugtuung ſtellt ſie feſt, daß der Sparerbund den
Beſchluß gefaßt hat, unverzüglich mit ſeinem Geſetzentwurfe den Antrag
auf das Volksbegehren bei der Reichsregierung einzureichen und
iſt gewillt, alle Kräfte einzuſetzen, um demſelben zum Siege zu ver=
helfen
. Sie iſt ſich bewußt, daß ſie damit nur für die in der Reichsver=
faſſung
verankerten ſtaatsbürgerlichen Grundrechte der Unverletzlichbeit
des Eigentums und des gleichen Rechtes für alle eintritt, und weiſt die
in den letzten Tagen erfolgte Drohung eines Mitglieds der Regierung
Luther als einen Eingriff in verfaſſungsmäßige Rechte zurück. Unbeirrt
durch ſolche Verſuche, den an dem ſparenden Volke begangenen Ver=
mögensraub
zu verewigen, ruft ſie das deutſche Volk zum Kampfe für
Gerechtigkeit und Wirtſchaftsehrlichkeit auf, damit Die Heiligkeit des
Rechtes in deutſchen Landen hochgehalten und die Gerechtigkeit wieder
die Grundlage und Seele unſeres Staates wird.
Die Kreisſtraße WorfeldenKlein=Gerau wird wegen Inſtand=
ſetzungsarbeiten
vom 22. April ab für einen Zeitraum von etwa vierzehn
Tagen für den Fuhrwerksverkehr geſperrt. Infolgedeſſen verkehrt der
Poſtkraftwagen ſüir dieſe Zeit nur auf dem Wege über Büttelborn
DornbergGroß=Gerau ſowohl auf dem Hin= als auch auf dem Rückweg.
Die Umfahrten über Gräfenhauſen, Schneppenhauſen, Braunshardt,
Worfelden und Klein=Gerau kommen für dieſen Zeitraum in Wegfall.

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[ ][  ][ ]

Seite 6

Nummer 140

Mittwoch, den 21. Vpril 1926

in Frankfurt a. M. vom 27.29. April 1926.

Durch die Weltkonferenz für praktiſches Chriſtentum in Stockholm
im Auguſt des vorigen Jahres iſt nicht nur die deutſche evangeliſche
Chriſtenheit, ſondern die geſamte deutſche Oeffentlichkeit machtvoll hin=
gewieſen
worden auch auf eine Bewegung, die bei dem Zuſtandekommen
der Weltkonferenz mit in erſter Linie Pate geſtanden hat, auf den Welt=
bund
für internationale Freundſchaftsarbeit der Kirchen. Wie deſſen
Name ſchon beſagt, derſucht er, durch Fühlungnahme der chriſtlichen
Kirchen aller Länder untereinander freundſchaftliche und vertrauensvolle
Beziehungen zwiſchen den Völkern zur Herbeiführung und Stärkung des
Friedens herzuſtellen, ein Arbeitsweg, den ſich die Stockholmer Welt=
konferenz
für dieſen Fragenkomplex ganz zu eigen machte und für deſſen
Notwendigkeit und Unerſetzbarkeit die heutige weltpolitiſche Lage die
beſte Belehrung gibt. In den ſchickſalsſchweren Tagen des Kriegsaus=
bruchs
am 12. Aug. 1914 in Konſtanz begründet, hatte der Weltbund von
Anfang an Gelegenheit, feine Stimme für ſein hehres chriſtliches Ziel
zu erheben. Er hat das trotz Krieg und Kriegsfolgen unentwegt getan
und nicht geruht, in perſönlicher Ausſprache ſeiner Mitglieder der ver=
ſchiedenſten
Länder ebenſo wie auf Teil= und Geſamtkonferenzen immer
wieder hinzuweiſen auf die Friedensbotſchaft des Evange=
lirums
, aufzudecken die bitteren Quellen des Haſſes und der Vergewalti=
gung
, hinzuwirken auf Verſöhnungs= und Verſtändigungsarbeit, auf
Gerechtigkeit und Minderheitenſchutz, gegen Ruhrbeſetzung und Flücht=
lingselend
, auf allgemeine Abrüſtung und Anerkennung der Schieds=
gerichtsbarkeit
. Er hat ſich mit ſeinen Aufrufen und Eingaben gewandt
an die Kirchen und an die Chriſten, an die Regierungen und an den
Völberbund. Noch ſteht ſeine Arbeit am Anfang, aber es iſt ein ver=
heißungsvoller
Anfang, der inneven Beteiligung und Mitarbeit aller
Gutgeſinnten wert.
Es iſt darum für unſer Heſſenland erfreulich, daß die diesjährige
Jahresverſammlung des deutſchen Zweiges des Weltbundes ganz in
unſerer Nähe ſtattfindet und ſomit allen Freunden der Sache günſtigſte
Gelegenheit zu ihrem Beſuch bietet. Die Tagung wird ſein vom 27.29.
April in Frankfurt a. M. in der Loge Einigkeit, Kaiſerſtraße 37. Ver=
handlungsgegenſtände
ſind: 1. Die ſoziale Erneuerung der Menſchheit
als Aufgabe der Chriſtentums (D. Titius=Berlin und D. Keller=Zürich);
2. Die Stellung des Chriſtentums zur Friedensfrage (Pfarrer Kappus=
Zuffenhauſen und Prof, D. Foerſter=Frankfurt); 3. Die Stellung des
Chriſtentums zu einer Einigung der Kirchen in beſonderer Berückſichti=
gung
der Probleme von Glaube und Verfaſſung (D. Lang=Halle und
D. v. Pechmann=München). An den drei Abenden der Verhandlungstage
ſind vorgeſehen ein Volksabend mit dem Thema: Verſöhnung der Klaſ=
ſen
, der Völker, der Konfeſſionen; ferner eine gottesdienſtliche Feier in
der Matthäuskirche und eine Jugendverſammlung in der deutſch= refor=
mierten
Kirche, wo auch der Volksabend ſtattfinden wird. Namhafte
Redner ſind zu dieſen Sonderveranſtaltungen gewonnen, z. B. Biſchof
D. Nuelſen=Züirich, Pfr. Liz. Wallau=Frankfurt. Tagungskarten ſind
gegen Einſendung von 3 Mk. ſchon im voraus zu haben bei der Geſchäfts=
ſtelle
der Deutſchen Weltbundsvereinigung, Berlin 0 17, Fruchtſtr. 64,II.
Vorſitzender des Ortsausſchuſſes iſt Pfr. Manz=Frankfurt, Gagernſtr. 26.
Anmeldungen für Freiquartiere und Anfragen wegen Hotelquartieren
ſind an Frau Profeſſor Cahn, Frankfurt, Am Dornbuſch 10, II, zu
Liz. W.
richten.

Regelung des Straßenverkehrs während der Frühjahrsmeſſe 1926.
Auf Grund des § 27 der Polizeiverordnung, die Abhaltung der Früh=
jahrs
= und Herbſtmeſſe betreffend, vom 6. Dezember 1924, wird wegen
der Frühjahrsmeſſe ſür die Zeit vom 24. April bis 5. Mai 1926 einſchließ=
lich
angeordnet: 1. Der zwiſchen Mühl= und Stiftſtraße liegende Teil
der Lindenhofſtraße, der zwiſchen Soder= und Lindenhofſtraße liegende
Teil der Teichhausſtraße, der zwiſchen Lindenhof= und Landgraf= Georg=
ſtraße
liegende Teil der Mühlſtraße vor dem Hallenſchwimmbad, die
Landgraf=Georgſtraße zwiſchen Mühlſtraße und dem alten Schlachthof=
platz
, und der alte Schlachthofplatz wird für Fuhrwerke, Autos und Fahr=
räder
geſperrt. 2. Auf den das Meßgelände angrenzenden Straßenteilen
darf nur im Schritt gefahren oder geritten werden.
* Große Strafkammer. In der zweiten Inſtanz wurde auf beider=
ſeits
erhobene Berufung gegen den Fahrradhändler und =lehrer Alois
Islinger von Mannheim wegen fahrläſſiger Tötung verhandelt. Noch
einmal wurde die ganze Beweisaufnahme, teilweiſe ergänzt, wieder
unter Aufbietung des Sachverſtändigenapparates aufgerollt. Die Ver=
handlungen
zogen ſich bis zum Abend hin. Das Reſultat war: Ver=
werfung
der Berufungen, ſo daß es bei dem Urteil von
vier Monaten Gefängnis bleibt. Wie noch erinnerlich, trug
ſich der Unfall an einem Herbſtſonntag des vorigen Jahres in Arheilgen

zu, wo der auf dem Motorrad ſitzende Schäfer von Islingers Auto er=
faßt
, tödlich verunglückte. Wir haben anläßlich der Verhandlung vor
dem Bezirksſchöffengericht ausführlich berichtet, ſodaß wir uns heute auf
dieſen kurzen Bericht beſchränken können.
* Amtsgericht I. 1. In einer Strafſache gegen einen hieſigen Kauf=
mann
handelt es ſich wieder einmal um die Frage, ob der Laden pünkt=
lich
um 7 Uhr abends geſchloſſen war. Gegen den bezüglichen Straf=
befehl
wurde Einſpruch eingelegt. Die Verteidigung hebt hervor, daß
der erlaſſene Strafbefehl in der Ausfertigung nicht erkennen laſſe, an
welchem Tage die ſtrafbare Handlung begangen ſein ſolle; es war das
Datum derſelben verſehentlich weggelaſſen worden. Tatſächlich handelt es
ſich um den Silveſtertag. Um dieſen formellen Mangel zu beheben,
bleibt nichts anderes übrig, als den Strafbefehl in richtiger Abſchrift
nochmals zuzuſtellen, um ſo das Verfahren auf den richtigen Weg zu
bringen. 2. Wegen unberechtigten Fiſchens in der Ruthſenbach ſteht
Georg Hönig von Böllſtein, hier wohnhaft, vor Gericht. Am 26. Nov.
1925, mittags 12 Uhr, beobachtete der Förſter des Forſthauſes Faſanerie
zwei Perſonen am Bach innerhalb des Wildgartens in Richtung Stein=
brücker
Teich; der eine hatte ein Fiſchnetz in der Hand, der andere eien
Fiſchkeſſel. Der Förſter beſchlagnahmte den Keſſel und gab den Fiſchen
die Freiheit wieder. Der Angeklagte hatte auch noch einen ſtarken Kup=
ferdraht
bei ſich, mit dem man gut Schlingen legen kann. Der andere
entkam, vom Hund des Förſters geſtellt; Hönig will ihn nicht kennen.
Das Urteil erkennt auf 10 Tage Haft, Keſſel und Draht werden
eingezogen. 3. Ein Mann aus dem Odenwald iſt mit ſeinem Per=
ſonenauto
in öſtlicher Richtung die Rheinſtraße entlang gefahren, wobei
er die linke Seite der Straße (zwiſchen Grafenſtraße und Luiſenplatz)
benutzte, trotzdem die rechte Fahrbahn vollſtändig frei war. Da er an=
ſcheinend
die in Darmſtadt geltenden Vorſchriften nicht kennt, wird die
im Strafbefehl ausgeſprochene Strafe auf 7 Mark herabgeſetzt.
* Bezirksſchöffengericht. Anfangs Februar 1926 fand, wie von uns
berichtet, im Landhauſe der Frau Eliſabeth Löhr=Bopp bei Neuſtadt
i. O. ein Einbruchsdiebſtahl ſtatt, der jetzt zur Aburteilung gelangt. Die
dieſerhalb Angeklagten, Hilfsarbeiter Joh. J. Schroth in Dieburg,
Friedr. Joſ. Hepp. Maurer, daſelbſt, Gg. Herbert von da, haben
nach der Anklage mittels Einbruchs und Einſteigens und mittels Er=
brechens
von Behältniſſen, Schränken und Innenräumen des Landhauſes,
das allein ſteht und nicht an der Straße liegt, Gegenſtände im Werte
von mindeſtens 1500 Mk. entwendet. Hepp erklärt, die hintere Garten=
türe
ſei offen geweſen, auch der Laden habe offengeſtanden. Die An=
geklagten
waren arbeitslos. Nach der erſten Auskundſchaftung der Oert=
lichkeiten
durch Hepp und Herbert gingen in der Folge die drei Angeklag=
ten
ans Werk. Die Eigentümerin war nicht anweſend, da die Läden
verſchloſſen waren, wurde zur Vornahme der Diebesarbeiten Licht an=
gezindet
. Aus der Küche drangen die Diebe in die Zimmer vor. Die
geſtohlenen Sachen wurden bei den Dieben noch vorgefunden und die
Täter in Unterſuchungshaft genommen. Schroth erklärt, er ſei, wie die
anderen zwei, auch arbeitslos geweſen, als Vater von 5 Kindern ſei er
der Verſuchung erlegen. Durch anonymen Brief kam die Sache heraus.
Die Täter waren ſofort geſtändig. Schmiedemeiſter Neff in Neuſtadt
führt über die 10 Minuten vom Ort entfernte Villa die Aufſicht. Der
Staatsanwalt erachtet die Angeklagten auch für überführt, im Innern
des Gebäudes Behältniſſe erbrochen zu haben; es liege eine einheitliche
Handlung por; Hepp erſchien als die Seele der Sache, er habe den
Herbert verführt, bei Schroth komme mildernd in Betracht, daß er un=
beſtraft
iſt. Gegen Hepp werden 1½ Jahre, gegen Schroth 10 Monate,
gegen Herbert 6 Mongte Gefängnis beantragt. Die Verteidigung des
Herbert bittet um mildernde Umſtände, Anrechnung der Unterſuchungs=
haft
und Aufhebung des Haftbefehls.
Das Urteil erkennt gegen Schroth auf 5 Monate Gefäng=
nis
unter Anrechnung von 1 Monat 1 Woche Unterſuchungshaft, gegen
Hepp auf 1 Jahr 3 Monate Gefängnis under Anrechnung
von 1 Monat Unterſuchungshaft, gegen Herbert auf 8 Monate
Gefängnis unter Anrechnung von 1 Mon. 1 Woche Unterſuchungshaft.
Kunſtnotizen.
deber Werie, Künfder und fünfſſeriſche Deranſtaltungen, deren im Nachſtehenden Grwähr
geſchiebt, bebalt ſich die Redaltion ihr Urteil vor.
Palaſt=Lichtſpiele. Die Brüder Schellenberg‟. Der
Film überraſcht durch ſichere, treffende Ausdrucksformen. Es bleibt ein
ſtarkes Intereſſe vom erſten bis zum letzten Akt und eine tiefe Freude
an der geleiſteten künſtleriſchen Arbeit. Der Regiſſeur Karl Ginne hat=
reifes
Verſtändnis für das Weſen des Films. Was er denkt, wird Bild.
Was er ſagt, wird Bild. Und dieſe Bilder reihen ſich in raſcher Folge
aneinander, geſchickt abgetönt, geſchickt geſteigert. Durch mancherlei Ein=
fälle
ſenſationell verbrämt. So ward die Zeit, unſere Zeit, auf die Lein=
wand
geworfen. Die Fülle der Darſtellungseinzelheiten verblüfft. Veidt
hat hier die dekadente Läſſigkeit ganz überwunden. Zu ſeinem Beſten
und zu dem des Films. Lil Dagover ſieht unerhört ſchön aus. Der
jugendliche Werner Fütterer formt ſeine kleine Rolle meiſterhaft und
gibt ihr ſprudelndes Leben. Dieſes ganz hervorragende Filmwert ge=
langt
nur noch heute und morgen zur Aufführung.

Reſibenz=Theater. Menſchen untereinander. Menſchen
miteinander. Menſchen nebeneinander. Du ſteigſt die Treppen in einem
dieſer Großſtadthäuſer hinauf, gleichgültig und gedankenlos, vorbei an
gleichgültigen Türſchildern, auf denen ebenſo gleichgültige Namen ſtehen,
und dennoch hinter den Schildern, hinter den Türen wohnt das Leben,
das laute, freche, tückiſche, anrüchige, und das ernſte, leife dunkle, ge=
meſſene
, das verwilderte und das gehegte, das der komiſch=ränkevollen
Heiratsvermittlerin (bitte, ſtark kingeln!) und des ſchwindſüchtigen
Ballonhändlers, des kümmerlichen Klavierpädagogen und des korrekten
Regierungsrats. Vorderhaus, Hinterhaus: von der Portierloge bis
oben zum vierten Stock ziehen ſich tauſend leiſe, tauſend unſichtbare,
tauſend unbemerkte Fäden. Menſchen untereinander . . . Menſchen mit=
einander
. . . Menſchen nebeneinander. So gleichgültig iſt das alles
und doch ſo wichtig, wie das Leben ſelbſt. Und ganz in dieſem Sinn hat
Gerhard Lamprecht, der Schöpfer der Verrufenen dieſen Film nach
einem Manuſkript von Luiſe Heilborn=Körbitz und Eduard Rothauſer
geformt und geſtaltet, ein buntes Gewürfel der verſchiedenen Lebens=,
ſphären, ein Unter=, Mit= und Nebeneinander, trefflich und gut (wie
übertrieben) pointierter Milieus und nicht nur Milljöhs Aus=
ſchnitt
und Symbol der Großſtadt zugleich. Das Gefüge der Handlung
iſt, dem Stoff entſprechend, locker und beweglich, es entbehrt aber trotz=
dem
nicht des ſpannenden Reizes, zumal Lambrecht ſeine ſtarke Begabung
wieder durch eine Reihe außerordentlich treffender und gut eingeſetzter
Einfälle dokumentiert. Dazu ein glänzendes, ſicher charakteriſierendes
Enſemble: die Gläßner (die ſich als heiratsluſtige keſſe und ſchließlich
böſe betrogene Hausbeſitzerin einen berechtigten Sonderapplaus holt),
Aud Egede Niſſen, die ſeit langem nict ſo ausgezeichnet und beſeelt
im Spiel war, die köſtliche Elſa Wagner, Käte Haack, Margarete Kupfer,
Olga Limburg, Lydia Potechina, Hermine Sterler, Mathilde Suſſin,
Renate Brauſewetter und die Tänzerin Hilde Schewior, die ſich in einer
kleinen Rolle als ganz ſtarkes Filmtalent erweiſt, ferner Abel, Bildt,
Aribert Wäſcher (der ſich nur vor der Gefahr, Schünzel allzu ſehr zu
kopieren, hüten muß), Kaiſer=Tietz, Eduard Rothauſer, Hermann Picha
und eine Fülle anderer bekannter und ubekannter Namen. Es war
ein voller Erfolg. Lamprecht und der deutſche Film dürfen ſtolz auf
ihn ſein.
Lokale Veranſtaltungen.
Ausſtellung für künſtleriſche Frauenkleidung.
In dieſen Tagen veranſtaltet Frau Marg. Schaefer eine Ausſtellung
von Sachen der Do=Be=Kunſt, Werkſtätten für künſtleriſche Frauen=
kleidung
, Berlin, in Worms a. Rh., die die Beachtung der für das Kunſt=
handwerk
intereſſierten Frauenwelt verdient. Noch immer iſt Kunſt=
handwerk
das richtige Wort für die Arbeit feiner Frauenhände, es gibt
Stücke, die in ihrer Art wirkliche kleine Kunſtwerke ſind. Die Vertraut=
heit
mit der Technik der verſchiedenen Handarbeiten beweiſt, daß die
Schöpferinnen dieſer Kunſt ſchon in beſſeren Tagen ihr Werk verſtan=
den
; was aber einſt frohes Schaffen in frohen Mußeſtunden war, mußte
heute Broterwerb werden. Andere glücklichere Frauen erfreuen ſich
nun dieſer Erzeugniſſe fleißiger Hände, aber den Küinſtlerinnen bleibt=
die
tiefe Befriedigung, den veränderten Zeitverhältniſſen aus eigner
Kraft Herr geworden zu ſein. In der Do=Be=Kunſt haben ſich eine
große Anzahl Damen des Mittelſtandes zur gemeinſamen Arbeit ver=
einigt
und ermöglichen ſo die Erhaltung eines guten Stückes alter Kul=
tur
. Es wird erreicht, die Eleganz und den Schwung moderner Mode
in dezente und vornehme Form zu bringen, die alles halbwelthaft= und
undeutſche vermeiden. Wir verweiſen auf die heutige Anzeige.
Künſtleriſche Frauenbekleidung. In dieſer Woche
erwarten wir in unſerer Stadt die Frühjahrsausſtellung der Do=Be
G. m. b. H. Dieſe Geſellſchaft, die ſchon durch ihre hervorragenden
künſtleriſchen Leiſtungen in weiten Kreiſen Süddeutſchlands gut bekannt
iſt, bringt auch dieſes Jahr wieder neue, ſehenswerte Kunſtſchöpfungen.
Da es ſich um die Arbeiten einer Mittelſtandsorganiſation handelt, die
nicht nur beſtrebt iſt, wirklich gute Kunſt preiswert und für jedermann
geeignet anzubieten, ſondern auch auf der anderen Seite durch Nach=
bildung
und Beſchäftigung der vielfach verarmten Kreiſe des Mittelſtan=
des
viel Not lindert und poſitive Lebensarbeit ſchafft, ſo ſei ſchon heute
auf die demnächſtige Ausſtellung der Do=Be aufmerkſam gemacht. Wir
verweiſen auf die Anzeige dazu in dieſem Blatte.

Tageskalender für Mittwoch, den 21. April 1926.
andestheater Großes Haus, Anfang 7 Uhr, Ende 10½ Uhr,
E 19: Der Roſenkavalier. Kleines Haus. Anfang 7 Uhr,
Ende 10 Uhr (Zuſatzmiete VIII (10): Die Journaliſten. Ein=
ladung
zur Waſchprobe mit Vortrag, von Frau Dr.
Jacobs, im Fürſtenſaal, Grafenſtr, nachm. 4½ und abends 7½ Uhr.
1. Vereinigung ehemal. Real= und Oberreal=
ſchüler
zu Darmſtadt, abends 8 Uhr, bei Sitte (im Gelben Zim=
mer
), Karlsſtraße: Monats= und Hauptverſammlung. Kauf=
männiſcher
Verein. Darmſtadt, e. V., abends 8 Uhr, im Ver=
einslokal
: 2. April=Vereinsabend. Kinovorſtellungen:
Union=, Reſidenz=Theater, Palaſt=Lichtſpiele.

V. 5694

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schlechter Blutbeschaffenheit beruhen. Schon nach
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[ ][  ][ ]

Nummer 110

Mittwoch, den 21. April 1926

Geite 7

Aus Heſſen.
Starkenburg.
Griesheim, 18. April. Ein in der Schützenſtraße wohnender älte=
rer
Arbeiter kam in Darmſtadt zu Fall und erlitt einen mehrfachen
Nippenbruch.
H. Eberſtadt, 18. April. Einer unſerer älteſten Mitbürger, der
Landwirt Johann Friedrich Mennel 1., iſt im Alter von 86 Jahren ver=
ſtorben
. Die Ausgabe der Leſeholzſcheine findet am kommenden Mitt=
woch
und Donnerstag, jeweils von vormittags von 812 Uhr und nach=
mittags
von 26 Uhr bei der Gemeindekaſſe, ſpäter nur noch an den
üblichen Kaſſenſtunden (vormittags von 812 Uhr) ſtatt. Der Holz=
hauerlohn
beträgt pro Los 13,20 Mk.
* Eberſtadt, 20. April. Wieder freigelaſſen. Der jugend=
liche
Täter, der dieſer Tage den Tod eines jungen Mädchens verurſacht
hat, iſt wieder freigelaſſen worden.
* Hahn bei Pfungſtadt, 2. April. Unfall. Auf der Straße
nach der Hahnmühle fuhr ein Motorradfahrer ſo unglücklich gegen einen
auf der Straße liegenden Backſtein, daß er vom Rade fiel und neben
erheblichen Hautabſchürfungen eine Gehirnerſchütterung davontrug.
Ein hieſiger Schreiner geriet mit der linken Hand in eine Fräsmaſchine
und verletzte ſich an drei Fingern ſehr ſchwer.
* Groß=Umſtadt, 20. April. Gemeinderatsſitzung. Durch
die ſtarke Zunahme des Autoverkehrs werden die Anwohner der Haupt=
verkehrsſtraßen
mehr und mehr beläſtigt. Es ſind deshalb verſchiedene
Beſchwerden bei der Bürgermeiſterei eingegangen. Der Gemeinderat
beſchließt daher, daß der Bürgermeiſter bei dem Kreisamt Dieburg
dahin vorſtellig wird, daß die Durchfahrtsſtraßen innerhalb der Stadt
geteert bezw. mit einem ſtaubbindenden Mittel beſprengt werden.
Ein Antrag auf Entwäſſerung der Wieſen in der Taubenſemd wird nach
längerer Erörterung abgelehnt. Ueber die allzugroße Fahrgeſchwin=
digkeit
der durchfahrenden Kraftfahrzeuge, ein Unfug, der in der letzten
Zeit immer mehr zunimmt, wird vielfach Klage geführt. Es ſoll daher
bei dem Kreisamt beantragt werden, eine dahingehende Polizeiverord=
nung
, die Fahrtgeſchwindigkeit der Kraftfahrzeuge innerhalb bewohnter
Orte betreffend, zu erlaſſen. Infolge einer Eingabe der Steinbruch=
arbeiter
wird beſchloſſen, den Akkordlohn für den Kubikmeter Stück=
ſteine
auf 2 Mk. zu erhöhen. Ein eingegangenes Baudarlehensgeſuch
wird abgelehnt. Der Turnverein Münſter bittet um leihweiſe Ueber=
laſſung
der ſtädtiſchen Tanzbühne. Dem Wunſche wird unter Erſtattung
von 30 Mk. Leihgebühr entſprochen. Ferner lag ein Geſuch um
Erbauung von Wohnbaracken vor. Es wurde mit Rückſicht auf die
mangelnden Mittel abgelehnt. Die Gebühren der Feldgeſchworenen
werden auf 3 Mk. pro Tag feſtgeſetzt; auch werden die Bezüge der
Ortsbürger für Ablöſung des Losholzes neu geregelt und auf 13 Mark
pro Jahr feſtgeſetzt. Für die zu den Kulturarbeiten im 2. Feld erfor=
derlichen
Steine werden folgende Preiſe feſtgeſetzt: 1. Für Stückſteine pro
Kubikmeter 3 Mk., für Steinſchlag pro Kubikmeter 5 Mk., für Schotter
pro Kubikmeter 3 Mk. und für Kies pro Kubikmeter 2 Mk.
r. Babenhauſen, 20. April. Zum Theaterabend des Eiſen=
bahnvereins
kann man der Leitung des wieder ins Leben gerufenen
Vereins nur gratulieren. Es war ein ausgezeichneter Gedanke von ihr,
ſich die Theatertruppe Könner=Darmſtadt zu verpflichten. Dieſe
ſpielte die vieraktige Operettenpoſſe Der Stabstrompeter oder der
Bäcker als Millionär mit einem Bombenerfolg. Voran der Direktor
der Theatergeſellſchaft, Herr Th. Könner, als Bäckermeiſter Mampe.
Sein Spiel, ſeine Mimik und Komik bildeten eine vortreffliche Geſamt=
leiſtung
. Nicht minder gut waren auch alle anderen Darſteller, ſo daß
das im Saalbau Deutſcher Hof äußerſt zahlreich anweſende Publikum
ſich vorzüglich unterhielt und mit ſtarkem Beifall, gar oft auf offener
Szene, den flotten Spielern dankte. Allen Damen und Herren gebührt
ein Geſamtlob. Nach dem 1. Akt fand eine Ehrung der 25 Jahre und
darüber im Eiſenbahndienſt tätigen Mitglieder ſtatt. Herr Oberbahn=
meiſter
Eigelsheimer begrüßte im Namen des Vorſtandes die Gäſte,
forderte die Eiſenbahner auf, tatkräftig am Wiederaufbau des Vereins=
lebens
mitzuwirken und berteilte an eine ganze Reihe von Eiſenbahn=
beamten
und Arbeitern Ehrenurkunden. In das Hoch auf die Jubilare
wurde begeiſtert eingeſtimmt. Herr Eiſenbahninſpektor Uhl dankte im
Namen der Geehrten. Die Pauſen wurdn von vortrefflicher Klavier=
muſik
ausgefüllt. Alles in allem: die Eiſenbahner haben es mit dieſem
Theaterabend glänzend verſtanden, den Reigen ihrer Veranſtaltungen
nach langer Pauſe vielverſprechend einzuleiten.
r. Babenhauſen, 20. April. Das Handballwettſpiel, das
Zwiſchen den Polizeiſportvereinen Darmſtadt und Babenhauſen ſtatt=
finden
ſollte, fiel zum Leidweſen vieler Sportfreunde aus. Trotzdem
ſollten die Spörtbegeiſterten auf ihre Koſten kommen, da guter Fußball=
ſport
geboten wurde. Zunächſt ſpielte auf dem Exerzierplatze die
Jugendmannſchaft des Sportvereins Germania gegen die gleiche von
Mainaſchaff 5: 1. Die erſten Mannſchaften ſpielten 5 :2. Böhm als
Mittelſtürmer war ausgezeichnet, und die Hintermanſchaft war au
beiden Seiten gut.
* Reinheim, 20. April. Im Rahmen der Reichsgeſundheits=
woche
veranſtaltet die Arkeiter=Samariterkolonne am Donnerstag, den
22. ds. Mts., abends 8 Uhr, einen Uebungsabend im Saale Zum
Kühlen Grund, wobei das Anlegen von Verbänden, Transportieren
der Verletzten uſw. gezeigt wird. Der Uebungsabend ſteht unter Lei=
tung
des Kolonnenarztes Herrn Dr. Goldmann.
* Fränkiſch=Crumbach, 20. April. Am kommenden Donnerstag, den
22. April, abends ½9 Uhr, wird Herr Miſſionar Jürgens in hieſiger
Kirche einen Lichtbildervortrag über ſeine Arbeit in Nieder=
ländiſch
=Indien halten. Der durch ſeine Evangeliſationspredigten hier
nunmehr heimiſch und beliebt gewordene Redner wird gewiß eine zahl=
reiche
Zuhörerſchaft finden.
* Michelſtadt, 20. April. Evangeliſcher Bund. Unter Mit=
wirkung
des Poſaunenchors, des Kirchengeſangvereins und Jugend=
vereins
fand vorgeſtern ein Familienabend des Evangeliſchen Bundes,
Zweigverein Michelſtadt, in Schmerkers Garten ſtatt. Der Saal war
bis auf den letzten Platz gefüllt. Muſikſtücke wechſelten mit Geſängen
des Kirchenchors, Gedichtvorträgen und allgemein geſungenen Liedern.
Im Mittelpunkt des Abends ſtand ein Vortrag von Herrn Oberpfarver
Herber über das Thema: Evangeliſch oder katholiſch? Erſt gegen
11 Uhr war das reichhaltige Programm erſchöpft. Im Mai ſoll ein
Familienausflug ſein, auf den jetzt ſchon hingewieſen wird.
* Michelſtadt, 20. April. Bei den Arbeiten an der neu anzulegen=
den
d’Orvilleſtraße fand man im Erdreich mehrere kugelartige Steine.
Einige ſehen aus wie zuſammenhängende Eier, ſodaß man erſt der An=
ſicht
war, Muſcheln vor ſich zu haben. Dies dürfte jedoch nicht der Fall
ſein, da die den Muſcheln eigentümliche Zeichnung fehlt. Es wäre jeden=
falls
intereſſant, das Urteil eines Fachmannes über den Fund zu hören.
* Erbach, 20. April. Ein Kraftomnibus erlitt auf der Straße
von Reichelsheim i. O. bis Bockenrod wohl infolge der ſchlechten Stra=
ßenverhältniſſe
einen komplizierten Federbruch. Der Wagen, deſſen
Steuerung dann verſagte, rannte gegen einen Baum und ſchlug um.
Von den Fahrgäſten wurden einige durch Glasſplitter, glücklicherweiſe
jedoch nur in leichter Art, verletzt.
Hirſchhorn, 20. April. Waſſerſtand des Neckars am
19. April 0,87 Meter, am 20. April 0,95 Meter.
r. Wimpfen a. N., 19. April. In Verbindung mit dem Landwirt=
ſchaftskammerausſchuß
für die Provinz Starkenburg veranſtaltet unſere
Stadt am 11. Mai d. J. einen Zuchtviehmarkt, verbunden mit Preiszuer=
kennung
. Die aufgetriebenen Rinderfaſel und Eber werden, falls zucht=
fähig
und zuchtzielentſprechend unentgeltlich gekört. Reinraſſige, an=
gekörte
Zuchtfaſel des heſſiſchen Fleckviehſchlages werden mit einer Ge=
ſamtſumme
von 300 Mark prämiiert, ebenſo erhalten angekörte Eber
des deutſchen Edelſchwein= und des veredelten Landſchwein=Schlages,
ferner weiße, hornloſe Ziegenböcke der Starkenburger Edelziegen=Raſſe
je 80 Mark. Die Stadt ſtellt gußerdem noch Mittel zur Verfügung für
Prämiierung weiblichen Zuchtviehes. Züchter und Gemeinden der Pro=
dinz
Starkenburg können an der Veranſtaltung teilnehmen.
E. Bickenbach, 19. April. Ueberfall. Einem Autobeſitzer von
Auerbach, der mit ſeinem Bruder geſtern abend einige Freunde nach Ar=
heilgen
verbracht hatte, ging auf der Rückfahrt in der Nähe des iſraeli=
tiſchen
Friedhofs bei Bickenbach das Benzin aus. Während der Bruder
ſich in die zurückgelegene Ortſchaft begab, um Erſatz herbeizuſchaffen,
nahte ſich plötzlich eine Bande von 1012 Landſtreichern dem Auto und
drohte, ſich desſelben zu bemächtigen. Dem Autobeſitzer, der allein der
Rotte machtlos gegenüberſtand, kam der zurückkehrende Bruder mit ſei=
nem
Freunde alsbald zur Hilfe, und vereint ſuchten nun die drei, die
Angreifer abzuwehren. Hierbei wurden dieſelben jedoch derart mit Meſ=
ſerſtichen
traktiert, daß ſie blutüberſtrömt ſich noch in der Nachn in Zwin=
genberg
in ärztliche Behandlung begeben mußten. Lebensgefahr beſteht
vorläufig bei keinem der Verletzten. Der Gendarmeriebehörde wurde
Anzeige erſtattet.
* Aus dem Kreiſe Heppenheim, 19. April. Kreistagsſitzung.
Am Samstag, den 24. ds. Mts., vormittags 9½ Uhr beginnend, findet
im Kreisamtsgebäude eine öffentliche Sitzung des Kreistages ſtatt mit
folgender Tagesordnung: Prüfung der Kreiskaſſenrechnung pro 1924,
Rechenſchaftsbericht für 1924, Feſtſtellung des Kreiskaſſenvoranſchlags für
1926 und Wahlen. Am Mittwach, den 21. d. M., nachmittags um
1 Uhr, wird bei Gaſtwirt Menges in Weinheim unter dem Vorſitz
des Kreisgeſundheitsarztes Dr. Heid eine Verſammlung der Heb=
ammen
des Kreiſes Heppenheim abgehalten. Sämtliche Hebammen
haben an der Verſammlung teilzunehmen,

Das Stauwehr Hirſchhorn a. N.

Der Heimatſchutz Hirſchhorn ſchreibt uns: Die Verſchandelung des
Neckartales nimmt ihren Fortgang. Vor uns liegen die vorläufigen
Bläne der Neckarbaudirektion Stuttgart über das Stauwehr

Hirſchhorn! An den Ausgang des Städtchens gegen Eberbach zu,
hart unter die gotiſchen Bogen und Spitzpfeiler der alten, herrlichen
Karmeliterkirche und die Wehrmauer der großzügigen, alten Schloß=
anlage
, unmittelbar unter das ſchlichte, alte Karmeliterkloſter, kommt
das Kraftwerk mit Brücke und Stauwehr, eine Kulturſchande erſten
Ranges! Das Kraftwerk kommt hart anſchließend an alle die alten
Kulturdenkmäler Hirſchhorns; das langeſtreckte Dach des Maſchinen=
hauſes
, das quer zum Lauer zu ſtehen kommt, wird das herrliche alte
Städtebild, das gerade von der Eberbacher Straße ſo eindrucksvoll
wirkt, vollkommen vernichten. Statt der ſchon ſo oft be= und ver=
ſprochenen
Sandſteinbrücke ſoll eine Eiſenbrücke einfachſter und gemein=
ſter
Konſtruktion entſtehen und damit der intimen Schönheit des Neckar=
tales
an dieſer Stelle den Todesſtoß verſetzen. Das nennen die Herren
in Stuttgart Anlehnung an den perſönlichen Charakter von Städtchen
und Landſchaft. Man hat bisher den Gegnern des Kanals plauſibel
gemacht, durch den erhöhten Schiffverkehr würden die großen Schäden,
die entſtehen, leicht behoben. Da aber der Schiffverkehr auf das andere
Ufer verlegt wird, iſt auch ,der am meiſten in die Augen ſpringende
Punkt mit dem die Bevölkerung geködert wurde, zu Waſſer geworden.
Man ſagte uns, es ſei nur ein vorläufiger Plan. Weshalb wird aber
ein ſolcher Plan, der der reinſte Hohn auf alles Althergebrachte iſt, nur
und überhaupt vorläufig gutgeheißen? Weshalb lehnt man einen ſolchen
Plan an kompetenter Stelle nicht kurzer Hand ab?. Weshalb muß erſt
die Bevölkerung in Unruhe verſetzt werden? Welche Abſichten hat die
Neckarbaudirektion überhaupt mit Hirſchhorn? Sind auch hier nach Art
des plötzlich auftauchenden Treidelweges in Heidelberg, ähnliche Pläne
vorgeſehen? Es iſt ja nicht auszudenken, was dann noch alles im
Schoße der Neckarbaudirektion ſeiner Geburtsſtunde harrt und welche
Ueberraſchungen das arme verſchandelte Neckartal noch alles erleben
muß! Wir fragen deshalb die Neckarbaudirektion: Wo iſt die ver=
ſprochene
Buntſandſteinbrücke auf dem Plan?. Wo iſt die viel gerühmte
Rückſichtnahme auf die hiſtoriſchen Wahrzeichen der Stadt Hirſchhorn:
Wo die auch Heidelberg gegenüber betonte Anpaſſung an die landſchaft=
lichen
Schönheiten des Neckartales? Wir verlangen Berückſichtigung der
Eigenart Hirſchhorns und des Neckartales, Verlegung des Maſchinen=
hauſes
auf linke Ufer, eine Buntſandſteinbrücke nach Art der Ziegel=
häuſer
und Bildung eines Preisgerichts, das auszuſchreibende Pläne
zu begutachten hat! Denn Hirſchhorn und das Neckartal dürfen nicht
den Neckarinqufſitoren in Stuttgart zum Opfer fallen! Es geht um
unſere Heimat, und bei Hirſchorn um ſeines der ſchönſten Stadtbilder
Deutſchlands. So, wie bei Hirſchhorn, geht es bei allen Neckarorten!
Darum, Neckartäler, erwacht, kämpft für die Eigenheit unſerer Neckar=
orte
und die Schönheiten des Neckartales, von denen ja nur allzubald
nichts mehr übrig bleiben wird!

* Langen, 20. April. Als Notſtandsarbeiten ſollen nach
einem Beſchluß des Gemeinderats mehrere Straßen hergeſtellt und
Kanalarbeiten ausgeführt werden.
* Dietzenbach, 20. April. Kirchengeſangvereinsfeſt. Das
diesjährige Bezirksgeſangsfeſt des Bezirksvereins Dreieich findet am
Sonntag, den 2. Mai, hier ſtatt.
* Klein=Gerau, 20. April. Straßenſperre. Die Kreisſtraße
WorfeldenKlein=Gerau wird demnächſt gewalzt werden. Aus dieſem
Grunde iſt ſie vom 22. April ab auf etwa 2 Wochen für jeden Durch=
gangsverkehr
geſperrt. Der Umleitungsweg geht über Mörfelden.
* Groß=Gerau, 20. April. Ueberfall. In einer der letzten
Nächte wurde ein Einwohner aus Dornberg in der Gernsheimerſtraße
von einem Unbekannten überfallen. Bei dem dabei entſtandenen Hand=
gemenge
wurde dem Ueberfallenen die Uhr abgenommen.
* Trebur, 20. April. Wohnungsbau. Die hieſige gemein=
nützige
Baugenoſſenſchaft Trebur hat die Errichtung von ſechs Wohn=
häuſern
beſchloſſen.
* Königſtädten, 20. April. Der hieſige Gemeinderat ſteht
dem Plan der Erweiterung der Kraftpoſtlinie von Nauheim nach König=
ſtädten
ſehr unſympathiſch gegenüber, da man das Projekt in ſeiner
Ausführung für unrentabel hält, wenigſtens ſolange die Straße nach
Rüſſelsheim nicht für den Durchgangsverkehr eingerichtet iſt. Anderer=
ſeits
hält man den Zuſchuß zur Errichtung einer Poſtagentur für zu
hoch. Der Gemeinderat befchloßz, bei der Oberpoſtdirektion ein Geſuch um
eine zweimalige Poſtbeſtellung einzuführen.
Rheinheſſen.
* Wörrſtadt, 20. April. Eine Bezirksobmännerver=
ſammlung
der Bauernſchaft fand Samstag in Wörrſtadt ſtatt. Ge=
genſtand
der Verhandlungen war die Einleitung einer Proteſtbewegung,
die den Zweck verfolgen ſoll, das Volkbegehren mit dem Ziel der Land=
tagsauflöſung
vorzubereiten. Alles war ſich klar darüber daß die in
Heſſen betriebene Finanzpolitik auf die Dauer von der geſamten Wirt=
ſchaft
nicht zu ertragen iſt und umgehender Reſtaurierung bedarf. So=
mit
wäre auch an die heſſiſche Regierung der Zeitpunkt des offenen
Konfliktes mit breiten Volksſchichten herangekommen, den ſie ſchwerlich
beizulegen imſtande ſein wird. Der Mai iſt noch nicht gekommen
aber die Zigeuner oder beſſer geſagt die Pferdehändler von bekannter
Hautfarbe haben ihren Wandertrieb bereits entfaltet und erſcheinen in
Maſſen in Wörrſtadt und Umgegend. Zu Nutz und Frommen der Bevöl=
kerung
iſt ihnen jedoch die Landjägerei dauernd auf den Verſen, ſodaß
ſie nirgends recht warm werden können. Das ſcheint Ihnen allerdings
nicht angenehm zu ſein, denn die mürriſchen Geſichter verraten nichts
Gutes. Solange eine Ueberhandnahme der braunen Geſellen nicht zu
verzeichnen war, ſtand ihnen die Landbevölkerung ſogar freundlich
gegenüber.
M. Wörrſtadt (Rheinh=ſſen), 19. April. Gemeinderatsſitzung.
Die letzte Gemeinderatsſitzung beſchloß, daß die Gemeinde der Kommu=
nalen
Landesbank mit dem Sitz in Darmſtadt als Mitglied beitritt. Ein
Darlehen von 20000 Mark ſoll bei dieſer Bank aufgenommen werden.
Punkt Feldjagd. Der Gemeinderat beſchloß nach Kenntnisnahme der
Schreiben von Rechtsanwalt Keil: Der Beſchluß vom 5. März 1926 wird
aufrecht erhalten, jedoch wird der Bürgermeiſter ermächtigt, ſür die
Pächter der Jagdbogen 3 und 4 Antrag auf Entſchädigung für das nicht
zu bejagende Gelände zu ſtellen. Die Baufluchtlinté Verbindungsweg
Rommersheimer StraßeDorfgraben wird von der Ecke des Hauſes
Peter Kaſpar in gerader Linie bis zur Ecke der Eigentumsgrenze feſt=
gelegt
. Die Belieferung mit blauen Uniformröcken aus blauem Pilot=
ſtoff
für die Freiwillige Feuerwehr wurde Herrn Leop. Meyer zum
Preiſe von 16 Mk. pro Stück übertragen unter der Bedingung, daß die
Röcke innerhalb 3 Wochen geliefert werden. Die Schneiderarbeiten wer=
den
von den hieſigen Schneidern ausgeführt. Was die übrigen Aus=
riſtungsgegenſtände
anbelangt, ſo werden dieſe von Geher u. Kölſch in
Mainz bezogen. Genehmigt wurde die Benzinpumpanlage auf dem
Gebiete des Kaufmanns Jakob Schröder, Pariſer Straße 46. Im
Dorfgraben ſollen an verſchiedenen Stellen Bänke errichtet werden.
M. Ingelheim a. Rh., 20. April. Spargel=Großmarkt. Auf
dem erſten hier abgehaltenen Spargel=Großmarkt waren die Zufuhren
wegen des ungünſtigen Wetters gering. Es wurden bezahlt für Spar=
geln
1. Sorte 75 Pfg. bis 1 Mk., 2. Sorte 4550 Pfg. je Pfund.
m. Flomborn, 18. April. Verbandsfeſt. Am 1. und 2. Mai
d. Js. hält in Flomborn der Verband rheinheſſiſcher evgl. Poſaunenchöre
ſein erſtes Verbandsfeſt ab. Gleichzeitig feiert der hieſige Poſaunenchor
ſein 20jähriges Beſtehen, wobei der Gründer des Vereins, Herr Pfarrer
Hamm, als Gaſt anweſend ſein wird. An die Begrüßungsfeier, die in
dem Saale von Michael ſtattfindet, ſchließt ſich dann der Feſtgottesdienſt
an mit Maſſenchorfeier am Kriegerdenkmal. Nachmittags 2 Uhr beginnt
der Feſtzug durch das Dorf. Nach den Vorbereitungen zu urteilen, wird
das Feſt zu einer würdigen Feier für die Gemeinde.

V. 4303)

Oberheſſen.
* Vilbel, 18. April. Innerhalb des Stadtparlamentes kam es
wiederum zu einer heftigen Sitzung wegen des Streites zwiſchen
dem Beigeordneten Bergmann und dem ſozialdemokratiſchen Stadtrat
Kroner. Dieſer Zwiſt beſchäftigt ſchon ſeit Wochen die öffentliche Mei=
nung
und die Lokalpreſſe unſeres Städtchens. Bei Vergebung der Re=
gulierungsarbeiten
der Nidda (Profilarbeit) wurde unter ſieben An=
geboten
die Arbeit dem Unternehmer Köppler für den Preis von rund
70 000 Mark übertragen. Die höchſte Forderung betrug 128000 Mark.
Für das Frankfurter Künſtlertheater bewilligte der Gemeinderat
100 Mark für jede Vorſtellung. Bürgermeiſter Rechtien teilt mit, daß
die Hochwaſſerentſchädigungen, die durch das Kreisamt ge=
regelt
wurden, ſehr gering ausgefallen ſei, und nur etwa 10 Mark
betrügen.
* Friedberg, 17. April. Der Frühjahrsgauturntag des
Gaues Wetterau fand unter dem Vorſitz des 1. Gauvertreters
Dietz in Friedberg=Fauerbach ſtatt. Als Hauptpunkt der Tagesordnung
wurde das Verbandsjugendtreffen am 6. Juni im Ofſenheimer Wäld=
chen
verhandelt. Dem Verband gehören 130 Vereine an. Man rechnet
mit einer Beteiligung von 500 Turnern. Ein Feſtzug durch Oſſenheim,
Maſſenfreiübungen und Jugendſpiele am Ehrenmal des Turn=Gaues
Wetterau ſind geplant. Das Wetturnen wird im Oſſenheimer Wäldchen
abgehalten. Am 20. Juni findet die Gauturnfahrt nach Eichen an der
Nidder ſtatt. Das Gaufeſt wird in Nieder=Rosbach am 4. Juli ab=
gehalten
.
* Bad=Nauheim, 18. April. Heute vormittag wurde durch den Ober=
kirchenrat
Superintendent Wagner=Gießen der neuernannte Pfarrer
Knodt in ſein Amt eingeführt. Pfarrer Knodt war 12½Jahre in Schlitz
als erſter Pfarrer tätig und hat ſich daſelbſt ſehr verdient gemacht. So
iſt er der eigentliche Gründer des Heimatmuſeums, das vor etwa
14 Tagen eingeweiht wurde. Er war Kreisurkundenpfleger des Kreiſes
Lauterbach und Archivar bei dem Grafen Görtz.
* Gießen, 17. April. Nur etwa zwei Jahre ſind verfloſſen, daß
ſeitens der Studentenhilfe das Studentenwohnhaus Egerheim erbaut
wurde, und heute iſt bereits die Nachfrage ſo groß, daß die Räume nicht
ausreichen. Deshalb hegt man jetzt den ſehnlichſten Wunſch, in Bälde ein
Studentenhaus zu erbauen, das eine zentrale Zuſammenfaſſung der
örtlichen Wirtſchaftsarbeit enthalten ſoll. Die Studentenhilfe hat eine
Werbeſchrift für den Ban des Studentenhauſes an zahlreiche Mitbürger
verſandt. Man hofft auf Beiträge zu dem Bau, damit die Verwirk=
lichung
bald erfolgen kann. Wie ſegensreich bis jetzt die Studentenhilfe
gewirkt hat, geht aus dem Jahresbericht 1925 hervor. Im Speiſehaus
wurden 60 434 Mittageſſen und 29 380 Nachteſſen ausgegeben. Das
Egerheim iſt mit 47 Studierenden voll beſetzt. Die Gärtnerei bebaut
11 Morgen Land und kann ſogar ihre Erzeugniſſe noch an die Kliniken
abgeben. Die Fürſorge iſt beſonders ausgebaut, es ſind Freitiſche, Krau=
kentiſche
, Krankenfürſorge, Tuberkuloſefürſorge, Gewährung von Dar=
lehen
eingerichtet. Erholungsaufenthalte für Geſunde und Kranke
werden vermittelt, in Bad=Nauheim, Elmau, Helmſtädt konnten bisher
Studenten untergebracht werden. Die Darlehenskaſſe der Deutſchen
Studentenſchaft gewährte 57 Darlehen im Geſamtbetrage von 13 640 Mk.
* Aus der Wetterau, 20. April. Auf der Landſtraße nach Nieder=
florſtadt
verbrannte das Laſtauto eines Unternehmers aus Florſtadt.
Die Inſaſſen konnten das Fahrzeug rechtzeitig verlaſſen.
* Alsfeld, 18. April. Der Kampf gegen den Kiefern=
ſpanner
. In der Nachbargemeinde Eifa iſt ein großer Walddiſtrift
vom Kiefernſpanner ſchwer bedroht. Im vorigen Jahr fraßen die
Schädlinge den Wald vollſtändig kahl. Die Forſtbehörde hat nun veran=
laßt
, daß Schulkinder und ältere Leute zum Einſammeln der Puppen des
gefürchteten Waldverwüſters verwendet werden ſollen. Für ein Pfund
Puppen bekommen die Sammler 10 Mark. Auch iſt dem Schweinehirt
geſtattet, ſeine borſtige Herde zur Bekämpfung der Schädlinge in den
Wald zu führen.
w Vom Lande, 20. April. Die immer wieder in allen Teilen
Deutſchlands und auch in unſerer engeren Heimat auftretende Maul=
und Klauenſeuche ſchädigt unſere Landwirte in ſo mannigfacher
Beziehung, daß in Bezug auf Vorbeugung und Bekämpfung nicht genug
getan werden kann. Stimmen aus Norddeutſchland preiſen als Vor=
beugungsmittel
an die regelmäßige Anwendung von Superphosphat oder
Superphosphatgips nebſt Torfſtreu in den Viehſtällen. Jahrelang blie=
ben
Viehſtälle durch dieſes Mittel von der Seuche verſchont und außer=
dem
gewann man einen vorzüglichen ſtickſtoffhaltigen, phosphorreichen
Stalldünger, der zu Winterroggen nach Kleegras, zu Kartoffeln, zu
Grünmais und namentlich auf Gemüſeländereien eine ungleich beſſere
Wirkung äußert als der gewöhnliche Stalldünger. Weiter ſeien die
praktiſchen Erfahrungen eines geſuchten Tierarztes wiedergegeben:
Wenn die gebräuchliche Auspinſelung des Maules von unkundiger Hand
ausgeführt wird, ſtiftet ſie nur Schaden, da oft die im Heilen begriffenen
Wunden wieder aufgeriſſen werden. Nach vielen Verſuchen mit antiſep=
tiſchen
Mitteln wird Salpeterſäure als wirkſames Heilmittel angewandt.
Ein Eßlöffel Salpeterſäure, etwa 15 Gramm, wird mit einem Liter
Waſſer vermiſcht und von dieſer Miſchung jedem Tiere täglich 23
Eßlöffel ins Getränk gegeben. Iſt die Seuche im Stalle noch nicht aus=
gebrochen
, ſo wird ſie durch dieſes Mittel in der Regel abgehalten. Sind
aber die Tiere ſchon infiziert, ſo hören die neuen Erkrankungen ge=
wöhnlich
nach 23 Tagen, längſtens nach acht Tagen, auf. Um die
Klauen vor Infektion zu ſchützen,, ſind dieſelben gründlich zu reinigen
and der Spalt iſt mit Holzteer dick zu beſtreichen. Vor und nach dem
Melken ſind die Euter mit einer Miſchung von drei Litern Waſſer und
einem Eßlöffel Salpeterſäure abzuwaſchen. Schweine und Kälber blei=
ben
von der Seuche verſchont, wenn von der oben angegebenen Miſchung
täglich zwei Eßlöffel gegeben werden, ſogar dann, wenn ſie Milch von
ſeuchenkranken Kühen erhalten. Die bei Maul= und Klauenſeuche an=
gewandten
Mittel ſind ja ſehr zahlreich, daß die meiſten aber nicht
ſchützen und helfen, zeigt die Erfahrung und der Umſtand, daß dieſe
Seuche ſozuſagen nie erliſcht, darum: prüfen und das Beſte behalten!

Rund=Funk=Programme.
Frankfurt.

Mittwoch, 21. April. 3.30: Stunde der Jugend: Die Raben=
ſchlacht
und Dietrich von Bern O 4.30: Hausorch. Wunſchnach=
mittag
. O 6.15: Hofhafnermeiſter Murawski=Hanau: Die Zunft
des Mittelalters und die Innung der Neuzeit, eine geſchichtl. Be=
trachtung
. O 6.45: Italieniſch. O 7.15: Prof. Schaeffer=Stuckert:
Eine Stunde im zahnärztlichen Sprechzimmer O 7.45: Schach=
ſtunde
. O 8.15: Wiener Humor. (14 Darbietungen.) Ausf.: Dr.
Fortner=Wien, Rezitat.; Alois Reſni, Tenor; Harmonieorch. Leit.:
A. Weilert.
Siuttgart.

Mittwoch, 21. April. 3: Jugendſtunde. O 4.15: Funkorch.
Leo Blech: Militärmarſch. Fetras: Mondnacht auf der Alſter,
Walzer. Auber: Ouv. Die Stumme von Portici. Haydn:
Serenade:. Lortzing: Fant. Undine‟ Becce: Legende
d'amour. Blon: Die Freundſchaftsflagge. O 6.15: Engliſch.
O 6.45: Dr. Schneider: Moderne Aſtrologie. O 7.15: Dr. Helene
Fernau: Wert und Weſen der Sprecherziehung. Grundzüge der
Anatomie und Phyſiologie. O 8: Die ſchönſten Luſtſpiele der
Weltliteratur. Einf. Worte: Paul Enderling. Anſchl.: Das Glas
Waſſer, Luſtſpiel in fünf Akten von Scribe. Perſ.: Anna, Köni=
gin
von England; Herzogin Marlborough; Vicomte Bolingbroke;
Macham, Fähnrich; Abiaail; Marauis Torey, Geſandter; Thompſon,
Sekretär. Handlung: London. Zeit: 1710. Anſchl.: Tanz=Abend.
Mitw.: Hilde Binder, H. Hofele, H. Werder, Tanzkapelle des
Philharm. Orch. Das Programm umfaßt 18 Tänze u. Vorträge.

Berlin.
Dimrwog, zu. Zprſl. 4: Die Journaliſten. Luſtſpiel von G.
Freytag. Hauptperſ.: Oberſt a. D. Berg: F. Gregori. Ida, ſeine
Tochter: Eva Holberg. Adelheid Runeck: Marg. Schön. Senden,
Gutsbeſitzer: H. Bernecker. Prof. Oldendorf, Redakteur, Konrad
Bolz, Redakteur, Bellmaus, Mitarbeiter der Zeitung Union: Th.
Loos, A. Braun, H. Kaſſing. Schmock, Mitarbeiter der Zeitung
Coriolan: M. Maur. Piepenbrink, Weinhändler: A. Patry u. a.
Handlung: Provinzhauptſtadt. O 6.35: Geh. Sanitätsrat Prof. Hol=
länder
: Der Arzt in der Vergangenheit. O 7: Engliſch. O 7.25:
Aſtronom Kißhauer. Jena: Das Geheimnis der Sternwarten.
O 7.50: Geh. Juſtizrat Heilfron: Streifzüge durch das bürgerliche
Recht. O 8.30: Das Tempo der Zeit (Walther Mehring). Am
Start: Der Dichter, Paul Graetz. O 9.30: Lohengrin. Eine Gro=
teske
von Kurt Goetz. O 10.30: Funk=Tanz=Kapelle.
Königswuſterhauſen. Mittwoch, 21. April. Studienrat Frie=
bei
und Lektor Mann: Engliſch für Anfänger. O 3.30: Dieſelben:
Engliſch für Fortgeſchrittene. O 4: Geh. Rat Prof. Dr. Sievers:
Die Romantiker. Zuſammenhang mit Dichtung und Muſik. O. 5:
Frl. Anna von Gierke: Geſundheitliche Gefahren für das Schulkind.
O 7: Dir. Lehmann vom Hauptverband Deutſcher Krankenkaſſen:
Geſundheitsſicherung, eine Aufgabe der Krankenkaſſen,

[ ][  ][ ]

Seite 8

Nummer 110

Mittwoch, den 21. April 1926

v. d Goltz Paſcha ein Leben
fürs Vaterland.
Die Prachtgeſtalt Colmars Frhr. v. d. Goltz, eines Sol=
daten
vom Scheitel bis zur Sohle, Organiſator der türkiſchen
Armee, eine nach Lauterkeit des Charakters, nie verſagender
Tatkraft und umfaſſendſten Kenntniſſen große Erzieher= Per=
ſönlichkeit
, tritt uns in der in der ſoeben vom Oberſtltn. v.
Schmiterlöw im Verlage K. F. Köhler, Berlin=Leipzig ( Ganz=
leinen
Mk. 9.) veröffentlichten Biographie entgegen.
Wir geben bereits heute folgenden intereſſanten Abſchnitt
wieder:
Der Weltkrieg.
Keine Verwendung an der Front; Generalgouververneur von
Belgien.
Berlin=Grunewald, 5. 8. 1914.
Hubertusallee 34.
Mein lieber Schmiterlöw!
Was aus mir werden ſoll, weiß ich noch immer nicht. Ge=
ſtern
ſah ich Moltke wieder für einen Augenblick im Dom und
fragte ihn, ob wir nicht bald eine Beſtimmung erhielten, was er
nur mit einem Lächeln beantwortete. Ich fügte noch im Scherz
hinzu, daß mir ein Wagenpferd ſchon aus dem Stalle gezogen
worden ſei und jetzt als Trainpferd diene. Hierauf antwortete
auch er mit einem Scherz. Nun da haben Sie doch ſchon etwas
vom Krieg gehabt!"
Hieraus möchte ich ſchließen, daß mir keine höhere Stellung
vorbehalten iſt. Es iſt ferner unmöglich, daß ich zu den Bera=
tungen
herangezogen wäre. Ich bin bisher amtlich ganz
unbeachtet geblieben und habe auch verſchiedene mir jetzt ſchon
wieder in den Mund gelegte Ausſprüche, wie beiſpielsweiſe den
ſehr albernen: Je mehr Ruſſen ins Land kommen, deſto beſſer;
denn die kommen alle nicht wieder hinaus nicht getan.
Ueber die Lage, die mit der Kriegserklärung Englands ge=
ſchaffen
iſt, brauche ich nichts zu ſchreiben, denn wir ſind einerlei
Meinung.
Der Anfang für dieſe ganze funchtbare Lage war die Auf=
kündigung
des ſogenannten Rückverſicherungsvertrages mit Ruß=
land
durch Caprivi.
Noch iſt Polen nicht verloren.
Dein alter Krapülinſki."
Brüſſel, den 5. 9. 1914.
Mein teurer Waſchlapfki!
Statt mich im teuren Vaterlande zu verwenden, hat man
mich hierher geſendet, wo ich auf fremdem Boden nicht viel
leiſten werde, zumal da ich wenig Neigung für Verwaltungs=
fragen
beſitze.
Indeſſen iſt es beſſer, hier zu ſein, als ſich daheim in Unge=
duld
zu verzehren. Geſtern wohnte ich dem erſten Gefechte bei,
der Einnahme von Termonde. Ich war ſelig in alten Erinne=
rungen
an 1870/771, doch fehlt dieſem Krieg das Chevalereske.
Durch die Beteiligung der Bevölkerung verwildert er. Als ich
geſtern mit General v. Boehn an einer Giebelwand im Schatten
ſaß und wir uns friedfertig unterhielten, ſchoß was du meiner
Amanda aber nicht erzählen darfſt ein Mann, der mitten
unter unſeren Soldaten ſtand, auf etwa 80 Meter auf uns.
Das Geſchoß ſchlug dicht vor unſeren Füßen ins Pflaſter. Ehe
wir es hindern konnten, war der Schütze eine Leiche. Als er
feuerte, hatte er den ſicheren Tod vor Augen, ließ ſich aber da=
durch
nicht abhalten. So groß iſt der Fanatismus. Von den
Greueln, die geſchehen ſein ſollen, ſcheint aber doch manches recht
übertrieben zu ſein.
Davon mehr bei der nächſten großen Bowle Punſch.
Innige Wünſche für Helenens Wiederherſtellung.
Dein getreuer Dr. Krapülinſki.
Das Goltz als Reſidenz angewieſene Kgl. Schloß ließ er ſehr
bald als Lazarett einrichten, und bewohnte eine Stube, in der
ſein Bett hinter einem Schirm ſtand. Dieſe Anſpruchsloſigkeit
machte einen guten Eindruck auf die Einwohner von Brüſſel;
ebenſo auch die notwendig werdende Geldoperation, die nur zu
erreichen war, weil er bei der Anleihe auch für die Stadtſäckel
ſorgte. Hiervon ſpäter.
Brüſſel, den 19. 11. 1914.
Mein lieber alter Freund!
Die Kämpfe an der Yſer dauern noch fort. Unſere braven
Truppen ſind des wochenlangen Liegens in den Laufgräben
reichlich müde, aber anderes iſt ihnen bei der gegenwärtigen
Kriegsmethode und Kriegführung nicht beſchieden. Für die letztere
fehlt mir wie Dir das volle Verſtändnis. Wir haben nach alter
Art den Sieg in der Zuſammenfaſſung der Kräfte an einer Stelle
geſucht. Das iſt aber nicht mehr Mode. Alles dehnt ſich auf un=
endlich
lange Linien aus, auf die die Kräfte überall gleichmäßig
ſtark oder ſchwach, wie man es nennen will, verteilt ſind. Frei=
lich
muß man anerkennen, daß das friſche fröhliche Draufgehen
von 1870/71 durch die Natur des Kriegstheaters und die Art
der Verteidigung unmöglich gemacht worden iſt. Jeder Buſch,
jede Hecke, jedes Wäldchen oder Gehöft iſt durch Stacheldraht
und ähnliche Teufeleien zur hartnäckigſten Verteidigung einge=
richtet
und zu einem nur ſehr ſchwer zu durchdringenden Hinder=
nis
gemacht worden. Ein Schützengraben liegt hinter dem an=
deren
. Bei unſeren Gegnern ſind ſie ſehr ſorgfältig ausgebaut
und gegen Steilfeuer mit Stahlplatten eingedeckt. Ein unend=
lich
wertvolles Material iſt darin verwendet. Schützen, ſogar
Maſchinengewehre in Baumkronen waren, ſolange das Laub
noch hielt, keine Seltenheit. Das kann man freilich alles nur
wahrnehmen, wenn man ſich die Mühe gibt, vorn in erſter Linie
zu ſein; und das bin ich glücklicherweiſe oft genug geweſen. Man
kann ſich nur Schritt für Schritt mit Spaten und gelegentlich
auch mit Handgranaten vorwärtsarbeiten. Dabei erſtirbt natür=
lich
der Offenſivgeiſt, und bei den wiederholt befohlenen Stürmen

habe ich häufig, namentlich wenn gemeinſames Handeln der be=
nachbarten
Truppenteile anbefohlen war, das alte Bild geſehen:
Und da keiner mochte leiden,
daß der andere vor ihm ſtürme,
ſtürmte keiner von den beiden.
Dies wird dir als erfahrenem Krieger die Langſamkeit un=
ſerer
Fortſchritte erklären. Die Verluſte ſind dabei ſehr große.
Anfangs hielt ich alle Gefechte nur für Vorpoſtenkämpfe, bei
denen der Kampfplatz ziemlich frei von Toten und Verwundeten
bleiben würde. Aber ich begriff nach einiger Zeit meinen Irr=
tum
. Die Verluſte mehrten ſich über mein Erwarten, weil alles
in erſter Linie und gleichmäßig nahe am Feinde war. An der
Yſer werden wir wohl nicht unter 60 000 Toten und Verwun=
deten
bleiben. In etwa acht Tagen hoffe ich indes, daß Ypern
in unſerer Hand ſein wird. Unſere Truppen ſind dabei fort=
dauernd
guten Mutes und ſelbſt die vorn ſtehenden Landſturm=
bataillone
ſchlagen ſich trefflich. Der Unterſchied zwiſchen den
verſchiedenen Kategorien verſchwindet mehr und mehr. Wenn
ich geſund heimkehren ſollte, ſo werden wir dies alles gründlich
bei der großen Punſchbowle am Kaminfeuer, deſſen Flammen
traulich flackern, beſprechen können.
Die Landung in England muß allerdings den Abſchluß
dieſes großen Krieges bilden, ſonſt bleibt der Frieden, der ge=
ſchloſſen
wird, ein fauler. Ob dein Freund Krapülinſki indeſſen
auserſehen ſein wird, ſie zu führen, iſt mir recht fraglich. Im
Militärkabinett iſt das maßgebende der Kalendertag der Geburt,
und wir beiden edlen Polen gelten eben als zwei ſchon zu alt
gewordene Schlachzitzen, um ſie noch brauchen zu können.
In meinem gegenwärtigen Pſeudovaterlande herrſcht Ruhe
und Ordnung, mehr, als es die liebe deutſche Preſſe wahr haben
will.
Mit dem herzlichſten Gruß in lebhafter Erinnerung an die
alten ſchönen Zeiten von 66 und 70 verbleibe ich
dein treuer Mitpole Dr. Krapülinſki.
Wie verſprochen, machte Goltz bei der Punſchbowle viele
intereſſante Mitteilungen über ſeine Tätigkeit als Generalgou=
verneur
. Mit leuchtenden Augen ſprach er von ſeinen Erleb=
niſſen
an der Front, die er ſo oft wie irgend möglich aufſuchte,
und dann meiſt in der Schützenlinie zu finden war. In ſeiner
einfachen Weiſe ſprach er von Detailerlebniſſen, als wenn ſich
das alles von ſelbſt verſtanden hätte. Bei einem Vorgehen ſah
er einen Landwehrmann zurückbleiben; er ging zu ihm heran,
um ihn zu ermahnen, vorwärts zu gehen. Sobald ich mich
etwas geruht habe, werde ich ſchon wieder in die Reihe
kommen, die alten Beine wollen nicht mehr recht, ſagte der
Mann und ging dann mit vorwärts.
Einmal blieb die ganze Schüitzenlinie plötzlich ſtehen, weil
ein Drahtzaun den Weg ſperrte, den Goltz nicht ſehen konnte.
Sobald er ſich von dieſem Hindernis überzeugt hatte, ſuchte und
fand er eine Stelle, wo der Draht fehlte. Raſch wollte er dieſelbe
paſſieren und rief zurück, ihm zu folgen; da ſchlug er die Länge
nach hin, aber unmitelbar darauf ging die Ladung aus einem
Maſchinengewehr, welches vorher auf dieſe Falle gerichtet war,
über ihn hinweg und mähte die Nachfolgenden nieder. Goltz
war über einen damals noch unbekannten ſogenannten Stolper=
draht
zu ſeinem Glück zu Fall gekommen. Bald hieß es in ſeiner
Brigade, er ſei kugelfeſt, und auch nachdem er einen Streifſchuß
am Auge erhielt, war an dieſem Glauben nicht zu rütteln. Dieſe
leichte Wunde, welche bei ſeiner Durchreiſe nach Konſtantinopel
noch nicht ganz verheilt war, hatte auch wieder einen Beweis
ſeiner unglaublichen Kaltblütigkeit und ſeines unverwüſtlichen
Humors gegeben. Wie leicht konnte das in dem Auge gehen,
ſagte er mit lachendem Munde. Das iſt das Holz, aus dem
Feldherren gemacht werden, für die jede Truppe durch dick und
dünn geht.
Zu gern ſprach er von ſeinem Schnellen Max, wie er ſein
prachtvolles Auto getauft hatte, welches vom Großfürſten Nikolai
Nikolajewitſch in Berlin beſtellt wurde, am 1. Auguſt 1914 abge=
liefert
werden ſollte, und Goltz dann übergeben wurde.*)
Mit großem Vergnügen erzählte Goltz, wie er in Begleitung
nur eines Adjutanten mit den Schnellen Max nach Oſtend,
gefahren und dasſelbe zur kampfloſen Uebergabe gebracht habe,
während Beſeler Truppen dagegen anmarſchieren ließ. In der
menſchenleeren Vorſtadt nötigte er einen anſtändig ausſehenden
Herrn, zu ihm ins Auto zu ſteigen und ihn auf kürzeſtem Wege
zum Maire zu bringen. Der Herr weigerte ſich ganz beſonders,
weil er fürchtete, von ſeinen Mitbürgern dafür geſtraft zu wer=
den
. Goltz beruhigte ihn hierüber damit, er würde ihm den
Revolver während der Fahrt durch die Stadt auf die Bruſt
halten, damit jeder ſehe, daß er nur gezwungen dieſen Dienſt
erweiſe. Da Goltz zu ſeinem Vergnügen ſah, daß er ſeinen
Revolver vergeſſen hatte, mußte derjenige des Adjutanten aus=
helfen
. Der ruhigen Vorſtellung, die blühende Stadt vor einer
Beſchießung zu bewahren, zeigte der Maire bald Verſtändnis
und die Beſelerſche Truppe konnte mit klingendem Spiel in Oſt=
ende
einziehen, ohne daß ein Schuß gefallen war.
In dieſer Zeit kam Bethmann Hollweg nach Brüſſel. Orien=
tierte
ſich über alles, fuhr dann auch nach Oſtende, überzeugte ſich
von der überall herrſchenden Ruhe und ſprach ſich über ſämtliche
getroffenen Maßregeln ſehr günſtig und mit voller Billigung
aus. Goltz war ſonſt nicht ſein Freund, fällte aber doch nach dieſer
intimen Begegnung ein anerkennendes Urteil über das verſtän=
dige
Eingehen auf alle ſeine Maßnahmen. Bethmann war dann
auch bei der Sitzung im Großen Hauptquartier gelegentlich der
Beratung über den behufs Kontributionszahlung mit Brüſſel
abgeſchloſſenen Vertrag ganz auf der Seite von Goltz.
Zur Abklärung, daß die nachfolgenden Briefe ſchon aus Kon=
ſtantinopel
datiert ſind, muß vorher erwähnt werden, daß es

*) Sollte der Großfürſt jetzt in Paris dieſe Zeilen leſen, ſo wird
es ihn intereſſieren, daß mir ſein großer Gegner, der frühere Kriegs=
miniſter
Suchomlinoff, am Tiſch gegenüber ſitzt und an einem 2. Teil
ſeines Werkes arbeitet. Dieſer prächtige Herr iſt nach vielen Irrungen
in einem Dorf geſtrandet, wo ich mich ſeiner annehmen und ihn hier
nach Hopfenberg in ein für ſeinen Zuſtand ſehr gutes Sanatorium mit=
nehmen
konnte.

zwiſchen Goltz und dem Generalintendanten des Feldheeres in
der Kontributionsfrage zu einem perſönlichen Konflikt kam, weil
aus ganz nichtigen Gründen die Aufhebung des Vertrages ge=
fordert
wurde. Zu der zur Erledigung dieſer Frage am 23. No=
vember
ſtattfindenden Sitzung im Großen Hauptquartier war der
damalige Reichsbankpräſident Havenſtein als Sachverſtändiger
hinbeordert. Nach Anhörung beider Seiten erklärte Havenſtein
die Finanzoperation des Feldmarſchalls v. d. Goltz für eine denk=
bar
glückliche und ſagte dem Generalintendanten, daß er mit
ſeiner Methode der Gewalt keinen Franken Kontribution er=
halten
hätte. Trotz dieſer glänzenden Rechtfertigung bat Goltz um
anderweitige Verwendung, die ihm auch umgehend gewährt
wurde.
Konſtantinopel, Pera, Rue du telegraphe 15
21. 1. 1915.
Mein teuerſter Waſchlapſki!
Nun weile ich wieder inmitten meiner Jungpolen, die mich
aufs herzlichſte empfangen haben und ſuche, als fünftes Rad am
Wagen, etwas zu tun, was bekanntlich nicht leicht iſt.
Im Kaukaſus hat leider einer der vielen angehenden Bona=
partes
, die hier aus dem Boden ſproſſen, eine Unklugheit be=
gangen
und ſeiner Armee eine Aufgabe geſtellt, der ſie bei ihrem
inneren Zuſtande nicht gewachſen ſein konnte, und ſie dadurch
ſchwer geſchädigt. So groß wie die Ruſſen es machen, iſt das
Unglück aber lange nicht. Wenn Erzerum gehalten wird, iſt nicht
viel verloren. Wäre dies Intermezzo nicht paſſiert, ſo ſtänden die
Dinge überraſchend gut und würden es, bei vernünftiger Ein=
ſchränkung
der erſtrebten Ziele, auch bis zum Ende bleiben.
Jedenfalls war der Entſchluß der Türkei zum Bündnis mit
uns mannhaft und gut; die Politik, aus der er hervorging, eine
einfache und richtige.
Man hat geſagt, daß, wenn Deutſchland unterliegen ſollte,
die Türkei ohnehin verloren ſein würde, daß es alſo logiſch ſei,
ſogleich die Gefahren mit Deutſchland zu teilen, dafür aber auch
ſeine Kräfte zu vermehren. Meiner Anſicht nach noch Verdienſt
des Großveziers.
Einen intereſſanten Kriegszug auf der Goeben habe ich
bereits ins Schwarze Meer gemacht, und hoffe ich auch noch auf
andere kriegeriſche Ereigniſſe.
Wie du weißt, habe ich in Belgien 23 Gefechten beigewohnt
und war weit mehr im Feuer als 1866, 1870/71 zuſammengenom=
men
. Ewas davon hoffe ich auf dieſem klaſſiſchen Boden der
Kriege des Altertums noch zu erleben. Sollte ich heimkehren,
was ich mir einmal nicht recht wünſchen kann, ſo beſprechen wir
das Geſchehene ordentlich bei einer ungeheueren Bowle Punſch.
Polen iſt noch lange nicht verloren.
Dein getreuer Schlachtziz Dr. Krapülinſki.
Der Kriegszug auf der Goeben ſollte doch einmal zur Be=
ſprechung
bei der großen Bowle Punſch kommen, allerdings ſollte
dies die letzte Begegnung mit meinem teuerſten Freunde ſein.
Unter dem Vorwande, dem Kaiſer im Namen des Sultans
die neu geſtiftete Kriegsmedaille zu überreichen, fuhr Goltz ins
Große Hauptquartier, um für ein Bündnis mit Bulgarien und
für die Eröffnung des ſerbiſchen Feldzuges Stimmung zu
machen. Da er nur einen Tag für Berlin Zeit hatte, waren alle
Nächſtſtehenden zur Teeſtunde nach ſeiner Wohnung beſtellt. Hier
ſah es bei meiner Ankunft ſchon bunt aus, denn auch verſchiedene
Ausländer warteten auf ihn, der ſich im Kriegsminiſterium, wo
er wegen Munition pp. verhandelte, verſpätet hatte. Wie Goltz
endlich kam, ffürmte er an den in Ihrer Exzellenz Zimmer zahl=
reich
Verſammelten vorbei, um erſt die am längſten Wartenden
zu befriedigen.
Da uns ſchon bekannt war, daß die Goeben im Schwarzen
Meer auf eine grobe Seemine gelaufen war, die jedem andern
Schiff ein Ende bereitet hätte, rief er: Waſchlapſki, was glaubſt
du wohl, woran ich dachte, wie mir das Ende im Waſſer ſo gut
wie ſicher war? Und raus war er. Käthe Krauſe, ſeine älteſte
Tochter, die neben mir ſaß, meinte: Natürlich, Polen iſt noch
nicht verloren, worin ich ihr zuſtimmte. Als Goltz ſich nun end=
lich
uns widmen konnte, ſagte er: Nein, Waſchlapſki, das war
diesmal erſt mein zweiter Gedanke, der erſte war der Wunſch,
wenn doch das ganze Meer eine einzige große Bowle Punſch
wäre. Ganz zweifellos war dies die volle Wahrheit, denn in den
ſchwierigſten Situationen hat ihn nie der Humor verlaſſen.
Nach dem einfachen Abendeſſen in der Familie kredenzte uns
die verehrte Amanda Punſch und wir verlebten intereſſante, ge=
mütliche
Stunden, nicht ahnend, daß es die letzten ſein würden.

Briefkaſien.
W. M. T. Für die gegen Sie erhobenen Anſprüiche kann wohl nur
§ 1298 BGB. in Betracht kommen. Dieſer Paragraph beſchränkt Inhalt
und Umfang des Anſpruchs beim Rücktritt vom Verlöbnis ſeitens des
anderen Teils dahin, daß nur der Schaden zu erſetzen iſt, der daraus
entſtanden iſt, daß in Erwartung der Ehe Aufwendungen gemacht oder
Verbindlichkeiten eingegangen wurden. Weiter iſt auch der Schaden zu
erſetzen, den der andere Teil dadurch erleidet, daß er in Erwartung der
Ehe ſonſtige ſein Vermögen oder ſeine Erwerbsſtellung berührende Maß=
nahmen
getroffen hat. Bei der kurzen Dauer des Verlöbniſſes und der
Art der geltend gemachten Entſchädigungsforderungen fehlt jede Be=
ziehung
zu 8 1298. Auf der anderen Seite muß ein wichtiger Grund
zum Rücktritt vom Verlöbnis vorliegen, den wir in ihrer ſubjektiven
Einſtellung nicht zu finden vermögen. Doch ſind, wie ſchon ausgeführt,
die gegen Sie geltend gemachten Schadenserſatzanſprüche nach dem Wort=
laute
des Geſetzes nicht wohl zu begründen und Sie werden deshalb gut
daran tun, ſich dagegen zu wehren.

Hauptſchriftleitung: Rudolf Mauve
Verantwortlich für Politik und Wirtſchaft: Rudolf Mauve
Verantwortlich für Feuilleton und Heſſiſche Nachrchten: Mar Streeſe
Verantwortlich für Sport: Dr. Eugen Buhlmann
Verantwortlich für Schlußd enſt: Andreas Bauer
Verantwortlich für den Inſeratenteil: Willy Kuhle
Druck und Verlag: L. C. Wittich ſämtlich in Darmſtadt.

Die heutige Nummer hat 14 Seiten.

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Nummer 110

Miftwoch, den 21. April 1926

Seite 9

Reich und Ausland.
Ein Rieſenbetrugsprozeß in Aſchaffenburg.
WSN. Aſchaffenburg. Das Aſchaffenburger erweiterte
Schöffengericht befaßte ſich am Freitag und Samstag mit einer großen
Betrugsaffäre, wobei verſchiedene Aſchaffenburger Kleiderfabrikanten
um die Kleinigkeit von insgeſamt 76 000 Mark hereingelegt wurden. Der
Prozeß hat für Frankfurt inſofern beſonderes Intereſſe, als ſämtliche
Angeklagten in Frankfurt anſäſſig ſind. Angeklagt waren der Kauf=
mann
Max Mildenberg und ſeine Ehefrau, der aus Ungarn
ſtammende Schlächter Joſef Farkas, der Althändler Philipp Kabel,
der Schneider Severin Maier und der Partiewarenhändler Theodor
Schubach, ſämtlich in Frankfurt a. M. wohnhaft. Die Beweisauf=
nahme
ergab, daß Mildenberg durch Vorſpiegelung falſcher Tatſachen
u. a. durch den alten Schwindel mit dem Onkel aus Amerika, zahl=
reiche
Aſchaffenburger Kleiderfabrikanten zur Hergabe von Waren ver=
anlaßt
hat, die er zuerſt mit eigenen Wechſeln bezahlte, die auch einge=
löſt
wurden; ſpäterhin verſtand er es, unter den fadenſcheinigſten Vor=
wänden
, trotzdem er ſchon längſt zahlungsunfähig geworden war, neue
Waren von den vertrauensſeligen Fabrikanten zu erhalten, die ſich durch
ſein großſpuriges Auftreten einſeifen ließen. In einzelnen wurden ge=
ſchädigt
der Fabrikant Eugen Müßig um 19 800 Mark, die Firma Anton
Keßler um 10 800 Mk., der Fabrikant Joſef Kann um 14 500 Mk., der
Kleiderfabrikant Kreuz um 21 400 Mk., die Firma Helios um 10300
Mark und einige weitere Firmen um kleinere Beträge. Zu der Ver=
handlung
waren insgeſamt 45 Zeugen geladen. Der Zeuge Donndorf=
Framfurt, für deſſen Fabrik Mildenberg die Kleider geliefert haben
will, erklärte, daß dieſer ihm völlig unbekannt ſei. Die Behauptungen
des Hauptangeklagten, daß er u. a. die Poſt, die Kriminalpolizei, zahl=
reiche
große Frankfurter Firmen ſowie die größeren Sportvereine mit
Kleidern beliefert habe, ſtellten ſich im Verlaufe der Verhandlung zu
einem erheblichen Teile als Schwindel heraus. Der Staatsanwalt bean=
tragte
gegen Mildenberg wegen acht Vergehen des Betrugs 3 Jahre
6 Monate Gefängnis, gegen ſeine Ehefrau wegen 5 Vergehen 1 Jahr
6 Monate Gefängnis, gegen die vier weiteren, als Hehler in Betracht
kommenden Angeklagten, mangels an Beweiſen Freiſprechung. Das
Gericht verurteilte Max Mildenberg wegen 8 Vergehen
des Betrugs zu einem Jahr ſechs Monaten, ſeine Ehefrau
wegen 3 Betrugsvergehen zu fünf Monaten Gefängnis. Die
vier anderen Angeklagten wurden freigeſprochen, da der Nachweis einen
ſtrafbaren Handlung nicht erbracht werden konnte.
Großfeuer im Taunus.
Uſingen. Im benachbarten Dorf Haſſelbach brach in der
Nacht zum Montag Großfeuer aus, das einen gewaltigen Umfang
annahm. Als die Feuerwehr auf der Brandſtelle anlangte, ſtand das
Haus des Gemeinderechners Jeck bereits in hellen Flammen und das
Feuer hatte bereits auf vier Nachbargehöfte übergegriffen. Trotz der
Bemühungen von vier Wehren aus den Nachbarorten gelang es nicht,
dem Feuer Einhalt zu tun. Während das Haus des Gemeinderechners
bis auf die Grundmauern niederbrannte, wurden die
übrigen bis auf den Parterreſtock vernichtet. Leider be=
fand
ſich unter den niedergebrannten Häuſern auch ein aus dem Dreißig=
jährigen
Kriege ſtammendes Haus mit reichem Fachwerk, das unter
Denkmalſchutz ſteht. Der Schaden iſt ſehr groß. Sieben Familien ver=
loren
ihre ganze Habe und wurden obdachlos.
Kühne Rettungstat eines Verkehrspoliziſten.
Berlin. In Dahlem bei Berlin wurde am Sonntag nachmittag
eine achtjährige Schülerin von einem Priatauto angefahren. Der
Verkehrspoſten, Polizeioberwachtmeiſter Söhnel, warf ſich im letzten
Augenblick dem langſam fahrenden Auto entgegen und hob mit über=
menſchlicher
Kraft am Vorderteil das Auto an. Dadurch wurde
das Kind vor größerem Schaden bewahrt. Es trug lediglich Haut=
abſchürfungen
davon.
Der Automobilſkandal.
Berlin. Zu der großen Unterſchlagungsangelegenheit beim
Reichsverband der Automobilinduſtrie will die B. Z. erfahren, daß
der Vorſtand des Verbands, der eine Unterſuchungskommiſſion einge=
ſetzt
hatte, die den gefchäftsführenden Direktor Dr. Sperling vom
Amt ſuſpendierte und ihm das Betreten der Geſchäftsräume verbot, in
ſeiner letzten Sitzung die friſtloſe Entlaſſung Dr. Sperlings
ausgeſprochen hat. Dr. Sperling wird treuloſes Verhalten vorgeworfen,
das in der Hauptſache darin beſtehen ſoll, daß er die großen Kapitalien
bei einem wenig vertrauenswürdigen Bankhaus unterbrachte, wofür ihm
anſehnliche Proviſionen gezahlt worden waren.
Todesurteil gegen einen Gattenmörder.
Berlin. Das Potsdamer Schwurgericht verurteilte geſtern den
30jähr. Arbeiter R. Pritzkow aus Brandenburg, der ſeine Frau im
Januar d. J. im Schlaf erdroſſelt hat, zum Tode. Der Ange=
klagte
, dem von allen Zeugen das beſte Zeugnis ausgeſtellt wurde,
hatte ein wahres Martyrium in ſeiner kaum halbjährigen Ehe er=
tragen
müſſen. Am Mordtag war es wieder zum Streit gekommen,
und abends faßte der Angeklagte den Entſchluß, den ewigen Zwiſtig=
keiten
ein Endezu machen. Mit einer Schnur die er unter das Kopf=
kiſſen
legte, wartete er, bis ſeine Frau eingeſchlafen war. Um Mitter=
nacht
führte er dann den Mord aus. Der Angeklagte war zum Teil
geſtändig. Der Oberarzt der Landesirrenanſtalt Görden gab ſein
Gutachten dahin ab, daß Pritzkow durch die vielen Aufregungen in
einem ſogenannten Affektzuſtand gelebt habe; die Geſchworenen
nahmen aber Mord an.
Eine Liebestragödie.
Berlin. In der vorvergangenen Nacht ſpielte ſich hier eine
ſchreckliche Liebestragödie ab. Der Geliebte der Frau eines Poſt=
beamten
erſchoß in ihrer Wohnung ihr dreifähriges Kind und
brachte darauf ſich und der Frau lebensgefährliche Schüſſe bei. Frau
Hirſch hatte am Abend mit ihrem Mann und dem Freund ein Kino
beſucht, in dem der Film Roſenmontag geſpielt wurde. Nach Schluß
der Vorführung begleitete Frau Hirſch und ihr Geliebter den Mann
nach ſeiner Dienſtſtelle, wo er die Nacht über zu tun hatte. Bei ſeiner
Rückkehr fand er im Schlafzimmer das dreijährige Kind tot im Bett,
ſeine Frau und deren Freund mit ſchweren Schußwunden am Boden
liegend. Auf dem Tiſch ſtanden in einer wit Sand gefüllten Schüſſel
drei brennende Kerzen. Aus langen Abſchiedsbriefen geht hervor, daß
Frau Hirſch mit ihrem Freund ſeit langem in den Tod gehen wollte.
Die Schwerverletzten gaben noch Lebenszeichen von ſich und wurden
nach dem Krankenhaus gebracht. Mit ihrem Aufkommen iſt micht zu
rechnen.
Tödlicher Autounfall.
Hamburg. Bei einem Autounfall verunglückte hier der Kam=
merſänger
Wilhelm Buers tödlich. Das Auto fuhr beim
Ausbiegen vor einem Straßenbahnwagen gegen den Maſt einer
elektriſchen Leitung, wobei es vollſtändig zertrümmert wurde. Der
Chauffeur blieb unverletzt.
Schweres Autounglück.
Breslau. Auf der Rückkehr von einer Schwarzfahrt nach einem
Breslauer Vorort überfuhr ein Kraftwagen an der Rathenaubrücke
die Kurve, ſtieß gegen einen Prellſtein, ſtürzte um und begrub ſämtliche
Inſaſſen unter ſich. Zwei waren auf der Stelle tot. Der Chauffeur
ſtarb ſpäter im Krankenhaus, während die drei übrigen Inſaſſen mehr=
oder
weniger ſchwere Verletzungen erlitten.
Großfeuer in einem oſtpreußiſchen Dorf.
DD. Königsberg. Am Samstag nachmittag brach in einem
Stallgebände in Kowallewen (Kreis Johannisburg) ein Brand
aus, der ſich mit großer Schnelligkeit ausbreitete. In wenigen Stunden
waren 15 Gebäude in Aſche gelegt. Sieben Familien haben
nur das nackte Leben retten können. Das Feuer ſoll durch Unvorſich=
tigkeit
beim Ausſtreuen glühender Aſche entſtanden ſein.
Drei Skifahrer beim Jungfraujoch vermißt.
Bern. Drei einheimiſche Skifahrer ſind am letzten Donnerstag
von Interlaken aus aufgebrochen, um die Tonr Jungfraufoch- Ober=
aarjoch
-KonkordiaplatzGrimſel zu machen. Sie wollten am Sonntag
zuruck ſein, kehrten aber bisher nicht zurück. Eine Hilfs=
kolonne
iſt bereits aufgebrochen, hat aber noch keine Spuren von den
Vermißten gefunden.
Der Schnellzug RoſtowKiew entgleiſt.
DD. Moskau. In der Nacht von Samstag zum Sonntag ent=
gleiſte
der Schnellzug Roſtow=Kiew in der Nähe der Station Sinn=
jelnikowo
. Die Lokomotive und zwei Perſonenwagen ſtürz=
ten
eine Böſchung hinunter und wurden vollſtändig zertyüm=
mert
. Zwei Perſonen wurden getötet, 20 ſchwer verletzt.
Furchtbare Waldbrände.
Paris. Eine Meldung der Agentur Indo Pacifie aus Tokio
beſtätigt die am 10. April von der Pariſer Ausgabe der Daily Mail aus
New York verbreitete Nachricht, wonach auf den beiden Bergen
Rocko und Maja, in der Nähe von Kobe Waldbrände ge=
wütet
haben, die mehr als 4000 Morgen ausgewachſenen Hochwald
bernichtet haben. 150 Menfchen ſollen verletzt ſein,

Tagung der Wirtſchaftshilfe der
Deutſchen Studentenſchaft in Aachen.
II.
W. B. Am Samstag (17. April) nahmen die Beratungen, über
deren Verlauf wir bereits berichteten, ihren Fortgang.
Zu Beginn der Vormittagsſitzung erſtattete der Haupt=
geſchäftsführer
der Wirtſchaftshilfe Dr. Schairev
einen Bericht über das Weltſtudentenwerk, jene Organi=
ſation
, die aus der Eunopäiſchen Studentenhilfe hervorgegangen iſt
und über deren Tagung in Gex (Frankreich) im Auguſt 1925 wir ſeiner=
zeit
berichtet haben. Dr. Schairer, der ſelbſt Mitglied des Exekutiv=
komitees
des Weltſtudentenwerkes iſt, ſprach zunächſt über die Entwick=
lung
der Organiſation, die in den Jahren 19211924 allein der Deut=
ſchen
Studentenſchaft Spenden in der Höhe von 2 Millionen Goldmark
geſammelt von Studenten aus mehr als 30 verſchiedenen Ländern, zur
Verfügung geſtellt hat. Die deutſchen Studenten haben unter Betonung
des Selbſthilfegedankens dieſes Kapital damals vor allem zur Einrichtung
von Werkſtätten und Studentenſpeiſungen verwendet. Das Welt=
ſtudentenwerk
iſt nun an die Wirtſchaftshilfe der Deutſchen Studenten=
ſchaft
mit der Bitte herangetreten, im Laufe dieſes Jahres eine Schu=
lungswoche
zu veranſtalten, um den Studenten der anderen Länder
Gelegenheit zu geben, die deutſchen ſtudentiſchen Selbſthilfeeinrichtungen
an Ort und Stelle zu ſtudieren und dieſe Erfahrungen für ihre eigenen
Organiſationen zu berwerten. Die Wirtſchaftshilfe begrüßt dieſen
Plan lebhaft, in der Erwägung, daß gerade bei einer ſolchen Schulungs=
woche
die wertvollſten Kreiſe der ausländiſchen Jungakademiker Gele=
genheit
haben, mit Deutſchland und ſeinen geiſtigen Kräften in Berüh=
rung
zu kommen. In Verfolgung der kulturpolitiſchen Ziele des Welt=
ſtudentenwerks
ſoll die diesjährige Tagung in Karlovci (Jugoſlawien)
ſich mit den füngſten Studentenbewegungen in China und Indien wie auch
der deutſchen Jugendbewegung befaſſen, um die ſich hier ankündigende
neue Geiſteshaltung herauszuarbeiten. In der folgenden bewegten
Debatte wurde über die Gründung einer Ortsgruppe des Weltſtudenten=
werks
in München berichtet, die ſich das gemeinſame Studium der
ſtudentiſchen Wirtſchaftsfragen zur Aufgabe gemacht hat. Insbeſondere
wurde der Plan der Schulungswoche von Dozenten und Studenten leb=
haft
begrüßt.
Das folgende Referat von Herrn Peters=Dresden be=
faßte
ſich mit dem Amerika=Werkſtudentendienſt. Es iſt der
Wirtſchaftshilfe der deutſchen Studentenſchaft durch das Entgegenkom=
men
der amerikaniſchen Regierung und weiteſter Wirtſchaftskreiſe ge=
lungen
, jungen deutſchen Ingenieuren und anderen Jungakademikern
die Möglichkeit zu ſchaffen, jährlich mehrere Monate in den verſchieden=
ſten
Induſtriebetrieben Amerikas zu arbeiten und ſich dabei einen Ein=
blick
in die amerikaniſchen Arbeitsverhältniſſe zu verſchaffen. Der Refe=
vent
betonte die hohe ſoziale Bedeutung dieſer neuen Arbeit und
berichtete, daß ſchon heute eine Reihe von jungen Landwirten in Amerika
im erwähnten Sinne tätig iſt, denen in nächſter Zeit Ingenieure und Natio=
nalökonomen
folgen werden. Auch an dieſes Referat knüpfte ſich eine
lebhafte Ausſprache, in der die Wichtigkeit der Fühlungnahme der aka=
demiſchen
Kreiſe der beiden Länder hervorgehoben wurde.
Nachdem der erſte Teil der Nachmittagsſitzung mit einer
längeren Diskuſſion über interne Fragen der Organi=
ſation
der örtlichen Studentenhilfen (Geſchäftsführer, ſtudentiſche
Mitarbeit und ihr ehrenamtlicher Charakter u. a. m.) ausgefüllt war,
ſprach cand theol. Maldfeld=Dresden über Krankenfür=
ſorge
und Erholungsaufenthalte der Wirtſchafts=
hilfe‟
Er gab wertvolles ſtatiſtiſches Material über den Geſund=
heitszuſtand
der heutigen Studentenſchaft und die Abwehrmaßnahmen,
die die Wirtſchaftshilfe beſonders gegen die Tuberkuloſegefahr ergriffen
hat. Er forderte Ausbau und ſtrenge Durchführung der regelmäßigen
Studentenunterſuchungen und berichtete, daß die Wirtſchaftshilfe in
Aroſa (Schweiz) ein Sanatorium für lungenkranke deutſche Studenten
eröffnet habe. Freilich iſt der Andrang viel größer als die Zahl der
vorhandenen Plätze. Nicht weniger wichtig iſt die vorbeugende Arbeit.
Jährlich werden mehrere Erholungsaufenthalte veranſtaltet in dieſem
Frühjahr konnten etwa 600 Studenten in ſolchen Aufenthalten unter=
gebracht
werden und für unterernährte Kommilitonen beſondere
Krankenfreitiſche ausgegeben. Der Referent forderte des weiteren eine
Zentraliſierung der verſchiedenen akademiſchen Krankenverſicherungen
und brachte eine entſprechende Entſchließung ein, die einſtimmig ange=
nommen
wurde. Die Diskuſſion, die ſeinen Ausführungen folgte, be=
faßte
ſich im weſentlichen mit Fragen der Auswahl der kranken und
erholungsbedürftigen Kommilitonen.
Am Abend fand für die Tagungsteilnehmer eine vom Stifts=
kapitel
veranſtaltete Führung durch den feſtlich erleuch=
teten
Aachener Kaiſerdom ſtatt, die einen ſtarken Eindruck von
vergangener Pracht und Größe hinterließ.
Der Sonntag (18. April), der letzte Tag der Tagung führte die
Tagungsteilnehmer nach einer ſehr ſchönen Autofahrt in die Eifel nach
Burg Nideggen, wo von der Regierung der Witterſaal als
Tagungsraum zur Verfügung geſtellt war. In ihm fand die letzte
Sitzung der Tagung ſtatt. Dr. Schairer gab, einen Bericht über
Die Studienſtiftung des deutſchen Volkes und
zeigte, daß dieſem jungen Zweig der Wirtſchaftsarbeit vor allem in finan=
zieller
Hinſicht gewiſſe Grenzen gezogen ſind. Da die Auswahl unter den Be=
werbern
nur ganz beſonders hervorragende Studenten erfaſſen ſoll
wird die beſchränkte Zahl derer, die Aufnahme finden können, von ſelbſt
eine Verſchärfung der Maßſtäbe bei der Auswahl mit ſich bringen. Die
Aufnahme ſelbſt wird von einem Ausſchuß vorgenommen, dem Vertreter
der Unterrichtsverwaltungen der einzelnen Länder der Wirtſchaftskreiſe,
der Dozentenſchaft und der Studentenſchaft angehören. Der Referent
nannte als Höchſtmitgliederzahl der Studienſtiftung die Zahl von
1000 Studenten, die in etwa vier Jahren erreicht ſein wird. Das
Korreferat erſtattete Herr Maldfeld, der zu den Ausfüh=
rungen
von Dr. Schairer zahlenmäßige Unterlagen gab,
nach denen ſich zurzeit etwa 400 Studenten in der Studienſtiftung be=
finden
, für die im Jahre 1925 etwa 235 000 Mark ausgegeben worden
ſind. Nachdem der Referent einige Bemerkungen und Richtlinien für
die techniſche Durchführung der Studienſtiftung gegeben hatte, ſetzte
die Diskuſſion ein, die wichtige Anregungen, insbeſondere für den
Maßſtab der Auswahl gah.
Damit ſtand man am Ende der inhaltsreichen Tagung. Der
Vorſitzende der Wirtſchaftshilfe der Deutſchen Stu=
dentenſchaft
Prof. Schlink=Darmſtadt der die Tagung
auch geleitet hatte, gab in ſeinem Schlußwort ſeiner dankbaren
Freude über ihr Gelingen Ausdruck und dankte allen Kreiſen, die dazu
beigetragen hatten. Auch die Aachener Studentenſchaft ließ
durch ihren Vertreter der Wirtſchaftshilfe nochmals danken, daß man
ihre Grenzlandhochſchule als Tagungsort gewählt habe. Mit kurzen
Worten von Prof. Schlink, der der Geſchäftsführung, und von Prof.
Bleicher=Frankfurt a. M., der dem Vorſitzenden der Wirtſchafts=
hilfe
dankte, fand die Tagung ihr Ende. Dann traten die Teilnehmer
die ebenfalls vom Wetter begünſtigte Heimfahrt an.
Rückblickend auf die Tagung darf geſagt werden, daß, obwohl die
Fülle des Stoffes und der Mangel an Zeit leider wiederholt dazu
nötigten, intereſſante und wertvolle Debatten vorzeitig abzubrechen, ſie
allen Teilnehmern ſtarke Anregungen für die örtliche Studentenhilfs=
arbeit
gegeben hat und wiederum ein lebendiges Zeugnis dafür war,
wie der deutſche Student mit den großen Schwierigkeiten der Gegenwart
fertig zu werden gelernt hat. Möge es der Wirtſchaftshilfe der Deut=
ſchen
Studentenſchaft auch weiterhin vergönnt ſein, ihre Arbeit erfolg=
reich
durchzuführen zum Wohle ihrer Kommilitonen und für eine beſſere
Zukunft des deutſchen Vaterlandes!

Sport, Spielund Lurnen.

Geſchäftliches.
Radium=Solbad Kreuznach hat nach Uebernahme der
Kur= und Badeverwaltung durch die Stadt Kreuznach ſeinen Kurbe=
trieb
voll eröffnet. Das Bad wird in alter Form weitergeführt. Der
Kurbetrieb iſt bereits im Gange. Alle Meldungen, daß Bad Kreuznach
in dieſem Jahre geſchloſſen halte oder nur einen Teilkurbetrieb durch=
führe
ſind falſch. Richtig iſt, daß alle Kureinrichtungen und
Kur=Anlagen in moderner Weiſe inſtand geſetzt und teilweiſe erweitert
ſind. Die Kurmittel und Kurtaxpreiſe ſind gegen das Vorjahr bedeu=
tend
herabgeſetzt. Die Hotels haben Friedenspreiſe. Die Kurverwaltung.
Heilanzeigen Bad Kreuznachs: Konſtitutionelle Erkrankungen des kind=
lichen
Alters, Frauenleiden, Gicht, Rheuma, Jschias, tuberkulöſe Er=
krankungen
der Drüſen und Knochen, alle chroniſchen Erkrankungen; die
eine Umſtimmung des Körpers erfordern, Hautkrankheiten und Alters=
erſcheinungen
.

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Handball.

Sportverein 1898 in Halle. Süddeutſchland gegen Weſtdeutſchland
in Darmſtadt.
Am letzten Sonntag wurde der Siegeszug der Darmſtädter Hand=
ballmannſchaft
in Halle fäh unterbrochen. Die Mannſchaft des Polizei=
ſportvereins
Halle, körperlich ausgeglichen, bot keine beſſere Leiſtung als
die Darmſtädter Mannſchaft. War in der erſten Halbzeit Halle über=
legen
, ſo war es in der zweiten Halbzeit Darmſtadt. Man muß beden=
ken
, daß Halle auf eigenem Platze vor zirka 7000 lokalbegeiſterten, mit
tauſenden von Wimpeln verſehenen und mit Kuhglocken und ſonſtigen
Signalapparaten lärmenden Zuſchauermenge ihr Spiel abſolvieren
mußte und ein Schiedsrichter zur Stelle war, der den deutſchen Hand=
ballregeln
eine allzu zärtliche Auslegung gab. Darmſtadt fühlte ſich in
dieſem Toſen von Jubel und Begeiſterung allein. Dennoch herrſchte im
Vertrauen auf eigenes, oft bewährtes Können zuverſichtlichſte Stimmung.
Nach verſchiedenen pffiziellen Reden gab um 4 Lihr der Schiedsrichter
Sooſt=Berlin den Ball frei. Darmſtadt ſtattete dem gegneriſchen Tor=
wächter
den erſten Beſuch ab. Der von Drape=Halle gut gehaltene Ball
wurde ſofort in rafantem Zuſpiel von der Hallenſer Mannſchaft in ge=
fährliche
Nähe des Darmſtädter Tores gebracht, woſelbſt jedoch die ſehr
gefährlich ausſehende Situation durch die Verteidigung leicht geklärt
wurde. Ein ebenſo bravourös unternommener Angriff der Darmſtädter
Mannſchaft war die Antwort. In der 8. Minute erhält Jans, nach ge=
ſchickter
Täuſchung, den Ball, ſchüttelt den angreifenden Gegner mit
raſcher Durchbruchstaktik ab und erzielt ſo das 1. Tor für die ſüddeutſche
Mannſchaft. Doch bald hat Halle wieder das Heft in der Hand. Man
merkt in der Mannſchaft keinen einzigen Verſager. Gutes Stellungs=
ſpiel
, Aufnehmen des Balles im ſchärfſten Lauf, dabei den linken Sturm=
flügel
beſonders gut und durchſchlagskräftig bedienend, oft wechſelnd im
Syſtem, eben noch hohes Zuſpiel, dann wieder Ballabgabe in Kniehöhe,
ſtellten die Darmſtädter Mannſchaft vor Aufgaben, die zu löſen die Ver=
teidigung
und die Läuferreihe zunächſt nicht ganz in der Lage war. Die
12. Minute bringt für Halle durch den ſchußgewaltigen Sauerhering
unter toſendem Jubel der Zuſchauer den Ausgleich. Minutenlanger
Beifall und Kuhglockengeläute gaben der Hallenſer Mannſchaft neuen
Angriffsgeiſt. In der 15. Minute geht Halle durch ein weiteres Tor in
Führung. In der 19. Minute erhöht Halle das Reſultat auf 3:1. Zwei
Minuten vor Schluß der erſten Halbzeit erzielen die roten Teufel ihr
4. Tor. Mit 4:1 für Halle geht es in die Pauſe. Nach der Pauſe kommt
die Darmſtädter Mannſchaft überraſchend auf. In der 4. Minute ſchießt
Hennemann ein unhaltbares Tor, ſo das Reſultat auf 4:2 ſtellend. Eine
ganze Viertelſtunde lang liegt nun Darmſtadt in dauerndem Angriff
der durch ein weiteres Tor von Jans ſeine Krönung erfährt. Wider
Erwarten wird dieſes Tor von dem Schiedsrichter nicht gegeben, da
Jans über die 13=Meter=Linie beim Abwurf des Balles hinausgetreten
ſei. Die Darmſtädter Mannſchaft proteſtierte gegen dieſe Entſcheidung
ohne Erfolg. An dieſer Entſcheidung des Schiedsrichters zerſchellten die
immer klarer werdenden Siegeschancen der Darmſtädter Mannſchaft,
Auch ſonſt war der Schiedsrichter in ſeinen Entſcheidungen nicht ein=
wandfrei
. Das nach den Regeln erlaubte Ballabnehmen unterband der
Schiedsrichter durch zahlloſe Strafſtöße, ſo der Haller Mannſchaft zahl=
reiche
Tormöglichkeiten bietend. Aus einem ſolchen unberechtigten Straf=
ſtoß
reſultiert das 5. Tor von Halle in der 19. Minute. Eine Minute
ſpäter holt Darmſtadt durch Fiedler ein Tor wieder auf, das Reſultat
auf 3:5 ſtellend. Die noch vorhandenen 10 Minuten Spielzeit laſſen
noch wenig Siegeshoffnung zu. Hin und her wogt der Kampf, dem
Darmſtädter Torwart Trautwein Gelegenheit gebend, ganz hervorragen=
des
Können zu zeigen. Vier Minuten vor Schluß des Spieles erzielt
Halle das 6. Tor.
Der Sieg der Haller Mannſchaft war einwandfrei, wenn auch nicht
in der Höhe von 6:3 Toren gerechtfertigt. Die Haller Mannſchaft hatte
beſonders in der erſten Halbzeit mehr vom Spiel und verſtand es unter
Ausnutzung ihrer ſehr einheitlich arbeitenden Läufer= und Verteidiger=
reihe
die beſten Angriffe der Darmſtädter zu unterbinden. Dies gelang
der Darmſtädter Läufer= und Verteidigerreihe nicht im gleichen Aus=
maße
. Trautwein im Tor hielt, was zu halten war; er hatte einen
ſeiner beſten Tage. Der Eindruck, den die Darmſtädter Mannſchaft in
Halle hinterließ, war ein ſehr guter. Kenner des Handballſportes er=
klärten
, noch nie ein ſolch ſchönes Spiel geſehen zu haben.
Die Niederlage in Halle gab der Darmſtädter Mannſchaft Veran=
laſſung
, die Haller Mannſchaft auf Pfingſten nach Darmſtadt zu einem
Herausforderungskampf einzuladen. Das Spiel iſt ſo gut wie geſichert.
Die Werbung für den Handballſport geht unentwegt weiter. Wie
bereits gemeldet, findet der in der geſamten Sportprefſe ſchon lange
angezeigte Repräſentativkampf Süddeutſchland gegen Weſtdeutſchland
am nächſten Sonntag auf dem Stadion in Darmſtadt ſtatt. So iſt auch
Darmſtadt in die Reihe der Städte getreten, die einen Länderwettkampf
zu organiſieren haben. War ſchon anläßlich des Spieles um die Süd=
deutſche
Meiſterſchaft gegen die Spielvereinigung Fürth eine Rekord=
zuſchauermenge
für Darmſtadt aufgeboten, ſo muß dieſe durch das
nächſtſonntägliche Repräſentativſpiel Süddeutſchland gegen Weſtdeutſch=
land
noch überboten werden. Das Intereſſe für dieſes Spiel macht ſich
jetzt ſchon weit über Darmſtadts Grenzen hinaus geltend. Die beiden
Mannſchaften treffen bereits Samstag früh in Darmſtadt ein, woſelbſt
ſie Hotelunterkunft beziehen. Die Süddeutſche Mannſchaft ſpielt nach=
mittags
um ½5 Uhr ein Verſtändigungs= und Uebungsſpiel gegen eine
kombinierte Städteelf der Stadt Darmſtadt, bei mäßigem Eintrittspreis.
Samstag abend finden ſich Spieler, die Vertreter der deutſchen Sport=
behörde
und die Länderſpielwarte zu einem Begrüßungsabend zuſammen.
Der Ort wird noch bekannt gegeben. Ebenſo werden wir in den nächſten
Tagen die Aufſtellung der einzelnen Ländermannſchaften veröffentlichen.

Fußball

1. V. f. R. Erbach 1. Sportklub 08 Dietzenbach 3:5 (2:3).
Am vergangenen Sonntag weilte die 1. Mannſchaft des Sportklubs
06 Dietzenbach in Erbach zu einem Privatſpiel, und konnte Dietzenbach
nach ſchönem Spiel mit 5:3 als Sieger den Platz verlaſſen. Erbach war
wohl in der erſten Halbzeit ſtark überlegen, aber vor dem Tore zu un=
entſchloſſen
, ſonſt hätten für Erbach in der erſten Halbzeit 3 Tore mehr
fallen müſſen. In der 2. Halbzeit war das Spiel ausgeglichener. Erbach
ſpielte zu Beginn der 2. Halbzeit nur mit 10 Mann, da ein Mann in=
folge
Verletzung ausſcheiden mußte. Es machte ſich dadurch eine kleine
Umſtellung notwendig, die nicht ganz vorteilhaft war. Aber trotzdem
iſt das Reſultat für Erbach ehrenvoll, da Dietzenbach im vorigen Jahr
noch Kreisliga ſpielte, und eine flinke und ſchön kombinierte Mann=
ſchaft
ins Feld ſtellt, zumal die 2. Mannſchaft Dietzenbach gegen 1. Höchſt
an Oſtern 8:1 gewann.
F. C. Konkordia=Gernsheim Sp.V. Waldhof 1:4.
Zu einem Freundſchaftsſpiel ſtanden ſich am Sonntag=Nachmittag
um 3 Uhr auf dem Konkordia=Sportplatz Auf den Jägeräckern die
1. Mannſchaft des Fußballklubs Konkordia 1910 Gernsheim und die
Ligareſervemannſchaft des Sportvereins Mannheim=Waldhof gegenüber.
Zahlreiche Sportanhänger umſtanden den Platz. Nachdem der Schieds=
richter
den Ball freigegeben hatte und ſeitens der beiden Mannſchaften
der übliche Sportgruß ausgetauſcht war, ging die Gäſtemannſchaft ſofort
in Führung, und es entſpann ſich ein intereſſanter Kampf. Es war
ein Hin= und Herwogen, das nach eineinhalbſtündigem Spiel mit 4:1
zugunſten der Ligareſerve Waldhof ausging. Was die Gäſtemannſchaft
insbeſondere auszeichnete und ſich auch dadurch der Platzmannſchaft über=
legen
zeigte, war das vorzügliche Zuſammenſpiel, die Gewandtheit, Auf=
merkſamkeit
und Ballbehandlung der Spieler. Die Gernsheimer Mann=
ſchaft
lieferte im Verlaufe des Kampfes ſehr ſchöne Momente, die aber
im Vergleich zur Spielweiſe der Gäſtemannſchaft einem Schattenbilde
gleichen. An und für ſich waren die Konkordianer nach unſeren Sports=
begriffen
gut, aber der Spielverlauf beſagte mit aller Deutlichkeit, daß
der einheimiſchen Mannſchaft die Unterlagen zu einem formvollendeten
Spiel fehlen. Dieſer Uebelſtand, wenn man ſich ſo ausdrücken ſoll, wird
aber bei dem guten Mannſchaftsmaterial behoben durch eifriges und
ernſtes Training. Der Spielverlauf zeigte auch, daß einige Spieler es
nicht unterlaſſen konnten, den Schiedsrichter, der ſeines Amtes nach
beſten Kräften waltete, wegen irgend eines Verſehens anzugreifen. Dieſe
Ungebührlichkeit iſt von den Spielern, das ſei allgemein geſagt, unter
allen Umſtänden zu unterlaſſen.
Flugſport.
Süddeutſchlandflug 1926.
Der vom 31. Mai bis 6. Juni ſtattfindende Süddeutſchlandflug wird
von Mannheim ausgehend vorausſichtlich die folgenden Städte
berühren: Karlsruhe, Baden=Oos, Freiburg, Villingen, Konſtanz, Fried=
lichshafen
, Lindau, München, Ulm. Stuttgart, Mergenrheim, Nürnverg,
Würzburg, Frankfurt, Darmſtadt. Für die technifh=wiſſenſchaftliche Lei=
ſtungsprüfung
der am Wettbewerb teilnehmenden Flugzeuge ſind 5 Tage
vorgeſehen. Der Streckenflug findet am 5. und 6. Juni ſtatt. Die dabef
zurückzulegende Strecke beträgt rund 2000 Km.

[ ][  ][ ]

Nummer 110

Ablehnende Haltung der Reichsbahn in
Fragen der Frachtſiundung.
Der Reichsverband der Deutſchen Induſtrie hatte eine Entſchließung
gefaßt, in der beantragt wurde, erſtens die jetzige Proviſion von 2 vom
Tauſend für die halbmonatlich. Frachtſtundung bei der Deutſchen Ver=
kehrskreditbank
ganz fortfallen zu laſſen, und zweitens, die Reichsbahn
möge in eine Prüfung der Frage eintreten, ob nicht durch Wiederaus=
ſchaltung
der Verkehrskreditbank aus dem Frachtſtundungsverfahren und
durch Wiedereinführung einer Stundung nach Art der Vorkriegszeit den
Intereſſen von Wirtſchaft und Reichsbahn beſſer gedient wird. Auf dieſe
Entſchließung hat die Reichsbahnhauptverwaltung den Beſcheid ertellt,
daß eine Wiedereinführung der früheren bahnſeitigen Frachtſtundung
(bei völliger Ausſchaltung der Deutſchen Verkehrskreditbank) nicht in
Frage kommen könne. Es könne ſich zurzeit nur darum handeln, das
Bankſrundungsverfahren zu verbeſſern und zu vereinfachen. Eine weitere
Herabſetzung der Frachtſtundungsgebühren könne zurzeit ebenfalls nicht
in Ausſicht genommen werden.
Eine badiſche Wirtſchaftsbank.
Unter dem Vorſitz von Präſident Lenel fand dieſer Tage eine Voll=
berſammlung
der Handelskammer ſtatt. Das Gebäude der Handels=
kammer
in B. 1. 7h wurde an die Handwerkskammer verkauft, womit
ſich die Vollverſammlung einverſtanden erklärte. Das neue Gebäude in
L. 1. 2 (ehem. Mannheimer Bank) wurde von den Kammermitgliedern
beſichtigt und die Umbaupläne genehmigt. Die Geſchäfte der Badiſchen
Landesauftragsſtelle, deren Auflöſung zur Erörterung ſtand, werden
vorläufig ein weiteres Jahr von der Kammer weitergefehrr. Di=
Gründung einer Kreditanſtalt, für die badiſche Wirtſchaft zu Bunſten
mittlerer und kleinerer Unternehmungen ſteht dank der Initj ribe
der badiſchen Handelskammern bevor. Der badiſchen Regierung iſt auf
ihren Wunſch bereits ein von einem Ausſchuß des Badiſchen Induſtrie=
und Handelstages bearbeiteter Geſetzentwurf vorgelegt worden. Gegen=
ſtand
weiterer Beſprechung bildete die Rheinbrückenfrage, der Beſuch
mexikaniſcher Kaufleute in Mannheim, der für Anfang Mai bevorſteht,
Inbetriebnahme der Mannheimer Rundfunkbeſprechungsſtelle und die
Autoſtraße MannheimHeidelberg.

Maßnahmen gegen die Deviſenſpekulation in Frankreich. Die fran=
zöſiſche
Regierung hat beſchloſſen, neue Maßnahmen nach einigen
Abendblättern ſoll es ſich um ein Geſetz handeln, das demnächſt dem
Parlament zugehen werde, gegen die Deviſenſpetulation zu ergreifen,
durch die die Börſenmakler angehalten werden ſollen, über ihre Börſen=
pperationen
Erklärungen abzugeben und ein Regiſter zu führen. Die
Kaufleute ſollen dadurch nicht in den ihnen zugeſtandenen Freiheiten be=
ſchränkt
werden.
Prohibitive Einfuhrzölle für Luxuswaren in Rumänien. Die Wirt=
ſchaftsdelegation
der Regierung hat prinzipiell beſchloſſen, auf Luxus=
waren
prohibitive Einfuhrzölle einzuführen. Die Zollkommiſſion des
Finanzminiſteriums iſt beauftragt worden, den neuen Zolltarif für
Luxuswaren auszuarbeiten.
Eine Warnung des Handelskommifſariats der Sowjetunion. Die
Jsweſtija veröffentlicht eine an Privatperſonen gerichtete Warnung
des Handelskommiſſariats vor unmittelbaren Verhandlungen mit Aus=
landsfirmen
und vor Valutaüberweiſungen ins Ausland, zwecks Bezug
von Waven ohne Genehmigung. In dieſer Warnung wird darauf
hingewieſen, daß die erwähnten unmittelbaren Verhandlungen mit Aus=
landsfirmen
und Valutaüberweiſungen ſtrafrechtlich verfolgt werden.
Frankfurter Effektenbörſe.
Frankfurt a. M., 20. April.
Nachdem heute die Beurteilung der Freigabeangelegenheit wieder
etwas optimiſtiſcher geweſen iſt und gleichzeitig für Chemie= und Elektro=
werte
große Meinungskäufe vorgenommen wurden, konnte ſich die Ten=
denz
der Börſe allgemein befeſtigen. Schon vorbörslich fanden große
Umſätze in den Werten der J. G. der Farbeninduſtrie ſtatt, und will
man wiſſen, daß es ſich hierbei um Käufe gut informierter Kreiſe ge=
handelt
habe. Kurz vor Beginn des offiziellen Verkehes fanden von
Berlin aus ſtärkere Abgaben ſtatt, die mit den zwiſchen Bayern und dem
Reich aufgetauchten Meinungsverſchiedenheiten begründet wurden. Bei
Beginn des Börſengeſchäftes aber waren dieſe Einwände vollkommen
vergeſſen. Chemiewerte erreichten faſt ihre höchſten Kurſe, während die
Elektrowerte ganz erhebliche Kursſteigerungen durchſetzen konnten. Na=
mentlich
Siemens u. Halske, Schuckert, Bergmann und A.E.G. ſtanden
im Vordergrund des Intereſſes. Siemens u. Halske gewannen zum
erſten Kurs 5 Prozent. Auch die Schiffahrtswerte wurden von der all=
gemeinen
Tendenz günſtig beeinflußt und gewannen gegen die geſtrigen
niedrigſten Kurſe faſt 4 Prozent zurück. Das Geſchäft in Schiffahrts=
werten
blieb aber ſehr gering, da man der Tendenz auf dieſem Markte
vorläufig etwas Mißtrauen entgegenbringt. Banken waren ſehr ſtill und
kaum verändert. Der Kaſſamarkt war durchveg ebenfalls erholt, doch
rrat hier die Feſtigkeit nicht ſo ſehr in die Erſcheinung wie auf den
variablen Märkten. Während die deutſchen Anleihen ſich etwas be=
feſtigen
konnten, waren die ausländiſchen Renten meiſtens etwas ſchwä=
cher
. Namentlich die türkiſchen Renten gaben ſtärker nach auf die Mobil=
machung
der Jahresklaſſen 1920 bis 1925. Mexikaner konnten ſich da=
gegen
weiter im Kurſe beſſern. Auch der Freiverkehr war etwas er=
holt
. In der zweiten Börſenſtunde wurde das Geſchäft wie üblich etwas
ſtiller und war dann auch gleichzeitig mit Glattſtellungen und Gewinn=
ſicherungen
verbunden. Die variablen Werte verloren dabei bis 1 Pro=
zent
. Auf dem Kaſſamarkt waren Tränker und Würker ſtark angeboten
auf die Enttäuſchung, die der dividendenloſe Abſchluß hervorgerufen
hatte. Geld blieb weiter flüſſig. Tägliches Geld 5 Prozent.
Die Abendbörſe verkehrte in außerordentlich luſtloſer und leicht
abgeſchwächter Haltung. Die erneute Abſchwächung des franzöſiſchen
Franken, der an der Abendbörſe bis 147½ gegen London genannt wurde,
verſtimmte ſehr. Deutſche Anleihen und ausländiſche Renten waren
phne Umſatz.

Berliner Effektenbörſe.
Berlin, 20. April.
Die Verſtimmung über die Vertagung der amerikaniſchen Freigabe=
werte
hat ſich bereits gelegt. Die Tendenz der Dividendenpapiere war
bereits im heutigen Vormittagsverkehr leicht erholt und zeigte auch bei
Börſenbeginn eine freundlichere Entwicklung. Das Geſchäft ſetzt aller=
dings
ſehr zögernd ein, da eine gewiſſe Unſicherheit nach der geſtrigen
Erſchütterung zurückgeblieben iſt. Die Spekulation nahm teilweiſe Rück=
käufe
vor, die mit einer günſtigeren Waſhingtoner Meldung über die
Freigabefrage begründet wurden. Außerdem fanden in den Papieren,
die geſtern den Hauptſtoß auszuhalten hatten. Deckungen der Baiſſe=
Partei ſtatt, ſo daß verſchiedentlich 23prozentige Beſſerungen gegenüber
den Nachbörſekurſen des Vortages eintraten. Eine Folge der Freigabe=
enttäuſchung
iſt die Tatſache, daß die Börſe ſich nunmehr von der Frei=
gabefrage
zu emanzipieren ſucht. Die Aufmerkſamkeit wurde dadurch
mehr auf heimiſche Wirtſchaftsfragen gelenkt. Jusbeſondere fand die
leichte Veranlagung des Geldmarktes wieder ſtärkere Benchtung. Tages=
geld
wird mit 34½ Prozent weiter reichlich angeboten. Die kürzlichen
Ermäßigungen der Privatdiskontnotiz haben immer noch keine Anpaſ=
ſung
an den Freigabeverkehr gebracht, der ſich auf etwa 4½ Prozent
ſtellt. Man rechnet daher an der Börſe mit einer weiteren Senkung der
Privatdiskontnotiz. Der ſtändige Rückgang des Frankenkurſes, der
heute mit 147 Franken für ein Pfund einen neuen Nekordtiefſtand er=
reichte
, führte der Börſe außerdem Auslandskäufe zu, die mit der Flucht
aus dem Franken zuſammenhängen. Das Intereſſe des weſtlichen Aus=
landes
erſtreckt ſich ſpeziell auf die deutſchen Papiere mit inte nationalem
Charakter, von denen wiederum Farbinduſtrie=Aktien bevorzugt werden.
Der Handel in dieſen Papieren wurde daher ſpäter ſehr lebhaft. Am
Deviſenmarkt lag außer dem franzöſiſchen Franken auch die belgiſche
Währung matt (133½ gegen London). Die Disfontermäßigung in Nor=
wegen
brachte eine leichte Abſchwächung des Wechſelkurſes 110 auf 22.3
gegen London. Im übrigen hatte die ſpaniſche Währung beſonders Be=
wegung
. London=Madrid lag mit 33,8 etwas ſchwächer. Die Befeſti=
gungen
der Deutſch=Atlantiſchen Telegrapbengeſellſchaft machte neue
Fortſchritte. Der Kurs zog um 2½ Prozenr an. In den an der Frei=
gabe
intereſſierten Werten waren ausnahmslos auf Deckungskäufe Ec=
holungen
zu verzeichnen. So erhöhten ſich Berliner Handelsanteile um
*ſ. Prozent, Stöhr um 1, Hapag um 2½, Norddeutſcher Lloyd um 3½/,
Hamburg=Süd um 2½. Unter Montanaktien, die bis 2 Prozent ge=
wannen
, zeichneten ſich Buderus, Harvener, Ilſe Mannsfeld, Rheiniſche
Braunkohlen und Rheinſtahl durch Feſtigkeit aus. Kali=Aktien ſtiegen
um 12 Prozent, chemiſche Werte minus 3 Prozent. Der Elektroaktien=
markt
war vernachläſſigt. Nur Siemens, Halske und Schuckert notierten
ſehr feſt. Von ſonſtigen Märkten konnten Schultheiß um 3 Prozent,
Deſſauer Gas um 2½, Berger Tiefbau um 3 Prozent ſteigen. Heimiſche
Renten lagen nicht einheitlich, eher aber freundlicher. Am Markt der
Auslandsrenten war in ruſſiſchen Werten, ferner in bosniſchen, maze=
doniſchen
und mexikaniſchen Renten namhaftes Geſchäft.
Privatdiskont beide Sichten 434 Prozent. Der Erwerb eines gro=
ßen
Aktienpaketes der Darmſtädter und Nationalbank durch die ameri=
kaniſche
Inveſtitionsgeſellſchaft belebte das Geſchäft in Bankaktien, die
zu anziehenden Kurſen aus dem Markt genommen wurden. Die Füh=
rung
hatten Darmſtädter Bank=Aktien mit 130. Sehr feſt gingen auch
Deutſche Bank=Aktien mit 1273 Commerzbank mit 113 und Handels=
anteile
mit 153 um. Die höchſten Kurſe der Spritwerte konnten ſich
nachbörslich annähernd behaupten. Kahlbaum ſtellten ſich ſchließlich auf
96 nach 91, Oſtwerke auf 143 nach 134, Schultheiß auf 165½ nach 158½
Im übrigen verſtimmte nachbörslich die ſehr ſchwache Verfaſſung der
Frankenvaluten und des Zloty, der gegen New York auf 10¾ nachgab.

20. 4.
159.
88.
96.5
19 23
73.75
147.
36.875
59.5
104.25
115.
79.-
61.75
36.5
73.5
82.25
67.
70.5
122.
96.875
39.25
47.2,
4:.25
124.

20. I.
Geld / Brie
59.17 59 31
12.415 12.455
5.37 5.69
1.369 1.973
0.568 0 590
3 055 3.055
7.384 7.704
2075 2.535
21.325 21.375
80.30 81.10
4315 137

Aſchaffb. Zellſtof 19 4
89. 20. 4. 91.5 geinsot Zement 19. 4. Augsb.=Nürnb. Maſch. 83. 82. Eirſch Kupfer. 83. Kamag=Meguin". 40.5 Höſch Eiſen". 95 25 Verl. E. W. Vorzug. 76. bohenlohe Werke 186 Berlin. KarlsruheInd. 65. 67.625/Rahla Porzeilan 73.75 Braunkohlen=Briketts 103.75 1107.25 Lindes Eismaſch 145. Bremer Vulkan. . 51. 49.25 Lingel Schuhe.. 35. Kremer Wolle 114. 1112. PLinte & Hofmann 58.875 Teutſch.=Atlant. Tel. 70.75 2. Loewe & Co.. 149.75 Teutſche Maſchinen 6e. 64. T. Lorenz 191.5 Deutſck.=Nied. Tel 15. Ndl. Kohle. Teutſcke Erdöl". 93. 94.375 Nordd Gummi. Teutſche Petroleum. 75. 77. Orenſtein. 80.75 Tt. Haliwerke 18.5 120.75 Rathyeber Wag Tonnersmarckhütte. / 81. 80. Rombacher Hütten 35. 125 Tynamtt Nobel.. 84.75 86.75 Roſitzer Zucker Elektr. Lieferung. 109. 109.5 Rütgerswerke 81.25 Farben=Ind. A.=G... 144.5 1147. Sachſenwert .... 65.375 E. Friſter 57. 56. Sächſ. Gußſtahl.. 70. Gaggenau Vorz... 1 49. 47.5 Siem n Glas.. Eelſenk Eußſtahl. 31. 30. Ver Lauſitzer Glas. H. f. eleitr. Untern. 139.5 141.87. Volkſtedter Porzell. Halle Maſchinen 1135. 135. Beſtſ. E. Langendreer 46.25 Kan. Maſck.Cgeſt. . 64. 64. Wittener Gußſtahl 45.5 Canja Dampfſch. . . . . 1132. 134. 1Banderer=Werke. . .. 1122.

Deviſenmarkt.

Amſterdam=R.
Buenos=Aires.
Brüſſel=Antw.
Oslo ........
Kopenhagen.
Stockholm . .
Helſingfors ...
Italien ..
London..
New=York..
Paris. . .
Schweiz ..
Spanien ..

19. 4.
Geld Brief
168. 7 163.69
1 679 1.68
565 15 69
9i s6 92 20
og 83 110.71
1112.3. 112.58
10.545 10.5851
16.66 16.94
20335 253.441
195 4.708
1.96. 81 181 30.99/ 81.1:
6172 60 88

20 4
Geld / Brief
68.31 168.73
1.880 1.68
15 245 15.235
91 49 91.71
163 83 11.11
12.25 114.5.
40.55/ 1ü.59
15.87 15.9
20.335 29.477
4.1851 4.205
2 14 261 13 81 13.8-
6n.24 60.30

Prag.
Budapeſt..
Fapan.
Rio de Faneiro
Bulgarien..
Belgrad ..
Konſtantinypel.
Liſſabon ......"
Danzig .."
Athen ...
Kanada ...
Urnguah ..

A. I. Ant4 Brie 158 138/59.21 12 415 12 458 5.267 5.93! 1.970 1.974 1.58 0.58 3 06 307 7.33 7.404 2.073 4.05: 21 3½ 21.373 30 88 81.01 53 5.7 1.20 21 ( 31 1.32

Zur ruſſiſchen Wirtſchafts= und
Finanzlage.
Von beſonderer Seite wird geſchrieben: In der U. d. S. S. R.
iſt in der Zeit vom Oktober 1925 bis März 1926 der Kleinhan=
delsindex
von 215 auf 234 geſtiegen. (November 217, Dezember
224, Januar 226, Februar 230, März 234; die ſtärkſte Erhöhung
iſt demnach vom November zum Dezember erfolgt), ſo daß von
einer empfindlichen Verminderung der Kaufkraft
des Tſcherwonez geſprochen werden kann. Dieſe Vermin=
derung
ſtellt zwar keine unmittelbar drohende Gefahr für die
Stabilität der ruſſiſchen Währung dar, wird jedoch auch von den
Sowjetwirtſchaftlern als ſehr ernſtes Symptom der gegenwär=
tig
beſtehenden wirtſchaftlichen Schwierigkeiten bezeichnet. In
mehreren Reden führender Perſönlichkeiten wie Rykow, Kuy=
byſchew
, Kamenew u. a., werden dieſe Schwierigkeiten mit voll=
kommener
Offenheit behandelt, um der öffentlichen Meinung die
Maßnahmen des Sparſamkeitsregimes die Einſchränkung der
Induſtriekredite uſw. begreiflich zu machen und die allzu roſigen
Stimmen aus dem Lager der Induſtrie zu dämpfen. Ueber die
währungstechniſche Lage des Tſcherwonez iſt zu
ſagen, daß die Einſchränkung des Staatsbanknotenumlaufs (von
78 auf 72 Mill. Tſcherwonez) vom 1. Januar bis 1. April be=
trächtlicher
iſt, als die durch die Ausfuhr von Gold zur Abdeckung
eines Teiles des deutſchen 100=Millionen=Kredits im Januar ein=
getretene
Verminderung der Deckung an Edelmetallen und
Valuten. Seit Februar hat ſich die Deckung wieder etwas er=
höht
. Auf den ausländiſchen Börſen, an denen der Tſcher=
wonez
notiert wird, iſt keinerlei Kursabſchwächung eingetreten.
Es iſt klar, daß eine ernſtliche Erſchütterung der Währung im
Innern auf die Auslandsbörfen hätte zurückwirken müſſen; tat=
ſächlich
hält jedoch der Tſcherwonez an den Börſen von Reval,
Riga, Kowno, Rom, Mailand und Charbin nach wie vor die
Goldparität, ohne daß zu Gunſten ſeines Kkurſes eine Inter=
vention
erfolgt wäre. Die ausländiſchen Verpflichtungen der
ſtaatlichen und übrigen Handelsorganiſationen des Sowjetbunds
werden prompt und ohne außergewöhnliche Maßnahmen ( Aus=
landskredite
, Goldausfuhr) abgedeckt. Die geſpannte Lage des
inneren Marktes beruht in erſter Linie auf dem trotz der Stei=
gerung
der Produktion andauernden Mangel an Induſtrie=
waren
, der die Bauernſchaft zu künſtlicher Zurück=
haltung
ihrer Produkte veranlaßt und den Export be=
einträchtigt
. Beachtlich iſt übrigens, daß der Bauernſchaft die
Zurückhaltungspolitik zum großen Teil erſt durch die Ermäßi=
gung
der Landwirtſchaftsſteuer und die Verlegung der wichtig=
ſten
Zahlungstermine vom Herbſt auf das Frühjahr ermöglicht
wurde. Da nunmehr die Endtermine für die Zahlung dieſer
Steuer heranrücken und andererſeits die Ausſichten für die kom=
mende
Ernte ſich im allgemeinen günſtig geſtalten, iſt am Ge=
treidemarkt
neuerdings eine Entſpannung eingetreten (relativ
ſteigende Zufuhren und Nachgeben der Preiſe, vor allem bei
Weizen). Während alſo normalerweiſe das Frühjahr eine Er=
ſchöpfung
der Vorräte und demzufolge ein Anziehen der Preiſe
mit ſich bringt, wurden in dieſem Jahre die Bereitſtellungspro=
gramme
für die Monate Februar und Marz (90 Mill. Pud) zu
119 Prozent durchgeführt (107 Mill. Pud). Es iſt daher eine
Steigerung des ruſſiſchen Exports zu erwarten (der Februar=
Export betrug 43 Mill. Rbl., gegen 34 Mill. Rbl. im Januar), bei
einem gleichzeitigen Zurückgehen der Einfuhr infolge energiſcher
Einſchränkung des Importplans. Ob die Erwar=
tungen
der ruſſiſchen Wirtſchaftler, die aus dem Außenhandel
namentlich der Monate April bis Juni einen großen Aktipſaldo
erwarten, ſich verwirklichen werden, bleibt natürlich abzuwarten.
Die Wirtſchaftslage des Sowjetlandes iſt geſpannt, aber der
hoffnungsloſe Peſſimismus, wie er in den letzten
Wochen öfter zum Ausdruck kam, iſt übertrieben.
Vereinigte Kunſtſeidefabriken A. G., Frankfurt a. M.
Die o. H.=V., in der 12 Aktionäre mit 2 766 300 Rm. Kapital (A.=K.
3 Mill. Rm.) vertreten waren, genehmigte einſtimmig den bereits be=
kannten
Abſchluß und beſchloß, den Reingewinn nach 650 347 Rm. Ab=
ſchreibungen
mit 40 802 Rm. vorzutragen. Anſtelle des verſtorbenen
Jean Andreae wurde Bankdirektor Ludwig Deutſch (Darmſtädter und
Nationalbank) neu in den A.=R, gewählt. Der Vorſtand, der die Ent=
ſpicklung
des Unternehmens ſchilderte, bemerkte, daß die erhoffte günſti=
gere
Entwicklung nicht eingetreten iſt. Der Konjunkturumſchwung
ſowie die Lohnſtreitigkeiten hätten die teilweiſe Schließung des Werkes
notwendig gemacht. Seit der Schließung ſei man jedoch damit be=
ſchäftigt
, die Moderniſierung des Betriebs weiter durchzuführen, ſo daß
man bei einer Wiederaufnahme des Werkes imſtande ſei, ein konkurrenz=
fähigeres
Produkt herzuſtellen. Man hofft, möglichſt bald und rationell
wieder in Betrieb zu kommen. Der Ausbau des Werkes habe natur=
gemäß
auch eine Anſpannung der geldlichen Mittel mit ſich gebracht.
Das Mutterunternehmen Vereinigte Glanzſtoff=Fabriken, Elberfeld,
hätte dem Werk in jeder Hinſicht die beſte Unterſtützung gewährt. Von
den von 0,55 auf 2,40 Mill. Rm. geſtiegenen Kreditoren entfallen auf
die Vereinigte Glanzſtoff=A.=G. Elberfeld, über 2 Mill. Rm. Bankier
Blum vom Bankgeſchäft J. Rothſchild, jun. bedauerte, daß auch diesmal
die Aktionäre wieder leer ausgingen.

Branrfärter Harborlicht voit Bu. Aprit Teao.

Staatspapiere
a) Deutſche
5% Reichsanleihe
4% Reichsanleihe
8½%
8
Dollar=Schatzanw
K.=Schatzanw. 23
K.=Schatzanw. 24
4½½ IVundV R.
Schatz.
4½%HI.-1X. .
4½ D. Schutzgb..
Sparprämienanl.
4% Preuß. Konſ...
8½½
8%
49Baden alt ...
8½½
8% 1898
4%Bahern ....."
8½%- ...
3%
...
8-16% Heſſ. unt. 28
S

8½%, ..."
....."
4% Württ. alte .
b) Sonſtig ",
europäiſche
5% Bos. C.B 1914
5% L.Inv. 1914
4½% 1898
4½% 1902.
4½ ....."

4½ Bulg. Tabe!
4½% Oſt. Staatsr.
v. 1913
4 ½%Oſt. Schatz. 14

0 432!
0.49
0.*39

0.38
5.9
0.279

0.425

0.42*
0.43

20
0.42

0.392
0.45

3.4
3.15

% Oſt. Goldr.
41/6% Silberr.
4½ einh. R. (kon.
3% Port. (Spz.) III
5% Rum. am. R.03
4½% Gold. 13.
am. konv.
am.05
42
4% Türk. (Adm. )03
4% (Bagd.) I
4½ (Bagd III
4% 1911 Zoll.

4 ½a% Ung. St. 1914
4½% St 1914
4% Goldr.
4% St 10
4% Kronr.
3% Eiſ. Tor.
Außereuro:
päiſche
5% Mex am. inn.
5% äuß. 99 .
4½ Gold, 04
80 fonf inn
4½% Irrigat..
5% Tamaulipas
Sachwert= Schuld=
verſchreibungen

Mit Binsberech=
nung

6% Doll. Gold. 1932
6% Gold 1935/
8% Frk.=Hyp.=B=
Goldpfdbr. R.1.
3% Frkf. Hyp.=Bf.=
Reihe 2
5% Fkſ. Pfandbr. B.
Gold Reihe 2
82 Em. 3

5% Neck. AG. G/d2: 21 8% Pfälz.=Hyp.=Bk. 24 99.5 8% Rll.=Hyp. Gd.24 97.1 7.35 5 2. Rhein=Main= 8o Donau. Gold 2= 8.5
3 Ohne Zins= berechnung
6% Bd.=Bd..Hz 17.5 50 Bdw. Kohl. 2 12.3 12 5% Fr. Pf. Bk. G 2.10 11.60 6% Großkr. Mannh. 13.45 12.9 Kohl. 23 165. 6% Heid. Holzw. 23 6% Heſſ. Brk.=Rog. 23 4.5 18.60 Roggan 23 6.40 17.55 820 Mannh Stadt= Kohl
.. . . 23 60 Offenb. Holz. 19.75 5% Pfälziſche=Hpp.
Bk. Gld ... 24 2.25 21.5 5½ Pr. Kaliw. 5.49 9 Pr. Roggenw. 6.80 42.7 15% Rh. H. B. Gd. 24 22.5 1 5% Sächſ Zrk. 23. 32.2. 50 Roggenw.23 5% Südd. Feſt=B G Borkriegs=dyp.=B. Pfandbriefe
Bayr Vereinsb. Bahr. Handelsb 14.5 96.25 Bahr. Hyp. u. Wechſ 13.* Frrf. Hyp.=Bk.
Frif. Pfandbr.=Bk. 11.5 95 99.5 Hamb. Hyp.=Bk 9.40 Meining Hyp=Bf. 9.1 100 Pfälz. Hyp.=Bk. 12.25 Preuß Pfbr.=Bk. 9.20 Rhein Hyp.=B 10.41 78.25 Südd Bodenkr. 11 100 Württ. Hyp.=B.... 11.25

Staatl. od. prov.
garantiert
Hefſ. L.=Hyp.=B.
Landeskr. Caſſel.
Naſſau Ldsb.
Obligationen v.
Transportanſt.
4 Eliſ.=Bahn.
4% Galiz Carl=
Lud.=B.
5% Oſt Südb 1L.
2,6% Alte
2.6% Neue
4%Oſt. Staatsb 83
3%Oſt . 1.b.8.E
3%Oſt . 9. E.
3%Oſt 1885
3½%Oſt. Erg. Netz
4% Rud Silber.
4½ Rud Salzkg.)
4½% Anat SI
4½% Anat. S. II
% Anat S.III
Salon. Monaſt.
5% Tehuantepec.
4½%
Bant=Aktien
Allg. D.=Eredit.
Bad. Bk
Bk f. Brauind. .
Barmer Banlv.
Bay Hyp=Wch
Berl Handelsgeſ
Comm. u. Privatb
Darmſt. u. Nat=Bk.
Deutſche Bank
D Eff.u Wchſ=Br.
D Hyp.=Bk. Mein.
D Vereins=Bk.
Disk.=Geſellſch. ..
Drezdener Bk....
Frankf. Br. .....!

n.52
7.4

2.95
235

18

2.55
13½

102
&O
31.5
81
101.5
149
113.2
129.5
127.2
95
103
87
121.)
12
87

Br.
Frkf. Bidbr.=Br.
Gotho Grundkr. Bk.
Metallban?
Mitteld. Creditb.
Oſterr. Creditanſt.
Pfälz Hyp.=Bk.
Reichsbank=Ant
Rhein Creditbk
Rhein=Hyp.=Bk.
Südd. Disc.=Geſ.
Wiener Bankverein
Bergwerfé=Akt.
Berzelius
Bochum. Bergb.
Buderus.
Dt. Luxemburg . ..
Eſchw. Bergw...
Gelſenkirch. Bgw.
Harp Bergb.
Ilſe Bergb
Genußſchein.
Kali=Aſchersleb
Kali Salzdetfurt
Kali. Weſterregln
Klöcknerwerke.
Mannesm.=Röhr.
Mansfelder
Oberbedarf
Obſchle/ Eiſ. (Caro)
Otavi=Ant
Phönix=Bergb.
Rhein Braunk.
Rhein Stahlw.
Rombach. Hütte
A. Riebeck Montan
Tellus Bgb.
Ver Laurahütte

106
93.9
103
.3
86.5
41.75
88
96.*
6‟s

61.5
9.
150
98
109.5
90.75
129
160
135
80
B8.9
92
3
58
30
81
95
36.5
95.:
61.
39

Induſtrie=Akt.
Eichbaum(Mannh.) 64
Henninger".
1119
Löwenbr.=München 197

Mainz Aktienbr.
Schöfferhof (Bind.//180.5
Schwarz=Storchen /100.5
104
Werger

Akkum. Berlin.
Adler & Oppenh."
Adlerw (v. Kleyer
A. E. G. Stamm
6%A. E. G. Vzg.A
5% A. E. G. Vzg. B
Amme Gieſecke
Aſchaff, Zeliſtoff
Badenia (Weinh.)
Bad Maſch. Durl
Bad Uhren Furtw.
Bamag=Meguin
Bahr. Spiegel
Beck & Henkel
Bergmann El.
Bing Metall.
Brem.=Beſigh=Ol.
Cement Heidelb.
Cement Karlſtadt
Cement. Lothr.
Ehem Albert.. ...
Chem Brockh.
Chem. Milch.
Daumler Motoren.
Dt Eiſenhandel
Deutſche Erdö‟
D. G. u. Silb. Scheid.
Dingler Maſch
Dresd. Schnellpr
Dürrfopp
Dürr Ratingen
Dyckerhoff & W.
Eiſenw Kaiſerst
Eiſenw 2 Meyer
El Lieferung.
El Licht- u. Kraft
Elſ. Bad. Wolle
Emag
Email. Ulrich ...
Enzinger Werke. ..

55
103
76.75
68.7.
83.23
91
102
38
44.5
54
10
99
56.25
54.9
93
107
100
58
46
53
112.7
8.
98
3
25.75
32. 0
17
1:1
111.
0.2
40.1
96

Eßlinger Maſch:
Ettlinger Spinn. 1203
Faber Bleiſtift
Faber & Schleicher
Fahr. Pirmaſens 43.5
Farbenind. J G.
Felten & Guilleau.
Feinmech. Jetter
Feiſt. Sekt
Frankfurter Gas
Frankfurter Hof.
Frkf.=M. Pok u. W
Fuchs Waggon
Ganz. Ludw.
Geiling & Cie.
Germania Linol.
Geiſent Gußſt.
Goldſchmidt Th.
GHotha Waggon ..
Greffenius
Gritzner Maſch.. ..
Grün & Bilfinger 1102
Hafenmühle Frkf..
Hammerſen
Hanſw. Füſſen ...
Hartm & Braun.
Heyligenſtaedt..
Hilpert Armatur.
Hindrichs=Aufferm.
Hirſch Kupfer
Hoch=Tiefbau
Holzmann
Holzverk. Ind
Hydrom Breslau
Inag
Junghans
Kammg Kaiſersl.
Karlsruher Maſch
Karſtadt R

8)
57
147.7:
73
35
78.5
69
48.75
0.67
a8
142
31
83.*
53.5
81.5
102.5
60
67.*
75
61
60
38.5
0.70
85
S9.4
1.5
108

Klein Sch. & Beckerl a4.5

Miten Maie
Spicharz
Lingel Schuhw.. . .
Löhnberg. Mühle.
Ludwigsh. Walzm

60

Lüdenſcheid Metall/ 58.5

Knor Heilbronn
Konſerv Braun
Krauß Lokom
Lahmeyer ..."
Lech. Augsburg..

78
43
56
90.7-

Luther, Mühlenb
Lux Induſtrie
Mainkraft Höchſt
Metallgeſ. Frkf.
Nener Dr. Paul.
Miag. Mühlenb..
Moenus Stamm
Motorent. Deutz
Motorenf Oberurſ
Neckar). Fahr;
Neckarw. Eßlingen
Beters Union
Pfälz. Näh Kayſer
Philipps
Porzellan Weſſel
Prometh. Frkf.
Rein Gebb. & Schal
Rhein Eleftr
Rhein Metall=Vz.
Rückforth
Rütgerswerke.
Schleußner
Schneid & Hanau
Schnellpr Frank..
Schramm Lackf.
Schrift Stempel
Schucke Eleftr.
Schuhf Weſſel
Schuhf. Herz
Schuh. Leander.
Schultz Grünlack
Seilind Wolff.
Sichel & Co..
Siemens Glas
Siemens & Halske
Südd Immob. 64.5
Thür eleftr. Lief 77
Ahren Furtwäng

81.5
35
96
107.5
105
42.5
47
74
106
84.5
47.*
35.5

61.5
92.5
2. .25

25
40.2-
72.4
84.5
93
44
33.2:
46.5
42.5
4.25
243.

Miinee
Ver. f. Chem. Ind..
Ver. d. Olfbr. Mann
Ver Faßf. Caſſel".
Gummi. Bin.=Frkf.
Pinſel=Nürnberg..
Ultramarin .. . ."
Zellſtoff Berl. ...
Vogtl. Maſch. ..
Voigt & Haeffner
Volthom. Seil .
Wahß & Freytag
Wegelin Rußfbr. . .
Zellſt Walehof..
Zucker). Waghäuſel
Zuckerf. Frankenth.
Zuckerf. Heilbvonn
Zuckerf. Offſtein
Zuckerf. Rheingau.
Zuckerf. Stuttgart
Transport und
Zerſicherung =Akt.
A. Dt. Ei enbahn.
Dt Eiſenb.=Geſ.
El. Hochbahn Berl.
Schantung E. B.".
Südd Eiſenb. Gef
Hapag
Nordd Llohd.
Frkf Allg. Ver).
Frankono Rückv.
Darmſt. Berte
Bahnbedar
Dampfl Rodberg
Helvetia Konſ..
Gebr. Lutz
Motorf. Darmſt.
Gebr. Roeder

Venulethé Ellenb

69.4
*2
69.75
82
110
66
a9
88.5
36.75
1:2.6
117
124.75
61.25
53.5
62
25
62.30

411
133

32.25
19.75

55
30.5

[ ][  ][ ]

Nummer 110

Mittwoch, den 21. April 1926

Seite 11

Zuckerfabrik Frankenthal.
Die Zuckerfabrik Frankenthal, die bei der bevorſtehenden
Fuſion die übrigen vier ſüddeutſchen Zuckerfabriken in ſich aufnehmen
wird, ſchließt das Geſchäftsjahr 1924/25 nach Abſchreibungen von
623 790 Rm. mit einem Ueberſchuß von 120 807 Rm. ab. In der auf den
31. Auguſt 1925 gezogenen Bilanz erſcheinen Anlagen mit 6,75 Mill.
Nm. (6,45 Mill. Rm. in der Reichsmark=Eröffnungsbilanz), Vorräte mit
5,21 (2,06) Mill. Rm., Kreditoren mit 8,02 (4,33) Mill. Rm. Der Ueber=
ſchuß
wird vorgetragen. Nach dem Verwaltungsbericht wirkte der große
Zuckerimport nach Deutſchland preisdrückend und hinderte außerdem den
Abſatz der inländiſchen Erzeugung. Verhängnisvoll haben ſich ferner die
Durchfuhrausnahmetarife gezeigt. Die Zuckerfabrik Heil=
bronn
ſchließt das abgelaufene Geſchäftsjahr nach Abſchreibungen von
131 170 Rm. mit einem Reingewinn von 139 947 Rm., der ebenfalls vor=
getragen
wird. In der Bilanz erſcheinen Vorräte mit 503 622 Rm.
(417 689 Rm.), Außenſtände mit 1,66 (1,88) Mill. Rm. und Gläubiger
mit 1,23 (1,39) Mill. Rm. Die Badiſche Geſellſchaft für
Zuckerfabrikation, Mannheim=Waghäuſel, weiſt nach Abſchrei=
bungen
von 284 520 Rm. auf Wertpapiere und 236 939 Rm. ordent=
lichen
Abſchreibungen einen Reingewinn von 296 998 Rm. aus, der eben=
falls
vorgetragen werden ſoll. In der Bilanz ſtehen Waren mit 1,33
(0,77) Mill. Rm., Wertpapiere mit 1774 (2,02) Mill. Rm., Debitoren
und Bankguthaben mit 3,79 (3,60) Mill. Rm. zu Buche, denen Gläubiger
mit 1,53 (1,46) Mill. Rm. gegenüberſtehen.
Main=Kraftwerke, A.=G., Höchſt a. M. Der Abſchluß für 1925 er=
gibt
einen Rohgewinn von 3 682 095 Rm. Nach Abzug der Handelsun=
koſten
, Steuern, Abgaben und nach Abzug der Zuweiſung zur Anlage=
kapitalsbildungs
= und Erneuerungsrücklage, und unter Berückſichtigung
der Anleihezinſen verbleibt ein Reingewinn von 1 799 093 Rm., aus dem
der H.=V. (20. Mai) eine Dividende von 8 Prozent auf die Stamm= und
von 6 Prozent auf die Vorzugsaktien vorgeſchlagen wird. Auf die Ge=
nußrechte
von Anleihe=Altbeſitz entfallen demnach 4, Prozent.
Frankfurter Pfandbriefbank, Frankfurt a. M. Die H.=V. des zur
Gemeinſchaftsgruppe deutſcher Hypothekenbanken gehörigen Inſtituts,
in der 27 Aktionäre mit rund 4,8 Mill. A.=K. vertreten waren, geneh=
migte
einſtimmig den bereits bekannten Abſchluß von 8 Prozent Divi=
dende
. Neu in den A.=R. wurde Dr. Albert Hahn (Effektenbank Frank=
furt
a. M.) und Bankier Wilhelm Homberger, Frankfurt a. M., gewählt.
Generalverſammlungen der bayeriſchen Großwafſerkraftwerke. In
den geſtern abgehaltenen Generalverſammlungen der Bahernwerke A.=G.,
Mittlere Jſar A.=G. und Walchenſeewerk A.=G. wurden die Anträge
der Verwaltung einſtimmig genehmigt. Mitteilungen über die Ent=
wicklung
der Geſellſchaften wurden nicht gemacht.

Produkienberichte.
Frankfurter Produitenbericht vom 20. April 1926. Das Geſchäft war
heute bedeutend ſtiller. Die Umſätze bewegten ſich in verhältnismäßig
engen Rahmen. Auch die ausländiſchen Notierungen, die in der Mehr=
zahl
eine Kleinigkeit niedriger lauteten, boten keine Anregung. Die
geſtrigen Preiſe blieben aber vollkommen behauptet, da zu billigeren
Preiſen kein Angebot beſtand. Weizen 30,5030,75 Roggen 20,7521,
Sommergerſte für Brauzwecke 22,7524,75, inländiſcher Hafer 2324,
Mais 18,7519, Weizenmehl 42,2543, Roggenmehl 29,5030, Weizen=
kleie
10,50 und Roggenkleie 11,5011,75.
Berliner Produktenbericht vom 20. April. Der geſtrigen Hauſſe=
bewegung
in Weizen und Roggen folgte heute eine etwas ruhigere Ten=
denz
, da das Ausland ſchwächere Preismeldungen verzeichnete, anderer=
ſeits
aber die Käufer für ſofortige wie auch ſpätere Lieferungen infolge
der hohen Preife ſehr vorſichtig geworden ſind. Das Vortagspreisniveau
war bei Beginn des heutigen amtlichen Verkehrs nicht ganz behauptet.
Effektiver Weizen eröffrete etwa 1 Mk. ſchwächer, auch Noggen ebenſo
im Preiſe niedriger. Im Lieferungsgeſchäft bewegten ſich die Rückgänge
für beide Getreidearten in Grenzen bis zu 2 Mk. Gerſte ſtiller, da die
Käufer mit ihren Abſchlüſſen vorſichtiger ſind. Auch Hafer folgte der
allgemeinen Tendenz. Futtermittel ſtill und faſt ohne Veranderung.
Amerikaniſche Kabelnachrichten.
* New York. 20. April.
Weizen: Der Markt zeigte im Anfangsverkehr eine feſte Haltung
in Uebereinſtimmung mit höheren Liverpooler Notierungen und beſſere
Nachfrage des Auslandes für Lokoware. Später wurde die Haltung
recht ſchwach auf Meldungen von wohltuenden Regenfällen in den weſt=
lichen
Winterweizenvierteln und auf Liquidationen. Der Schluß ſtand
unter dem Zeichen von Baiſſedeckungen, doch ſchließen die Termine noch
mit Einbußen von 1½2 Prozent.
Mais: Anfangs war die Haltung feſt, dann aber wurde der Markt
ebenfalls ſchwach im Einklang mit Weizen und auf günſtige Witterungs=
berichte
. Die Termine geben ½¾ C. nach.
Hafer: Der Markt verkehrte ebenfalls in abgeſchwächter Haltung.
Baumwolle: Der Markt zeigte anfangs eine ſchwächere Haltung auf
günſtigere Temperaturmeldungen aus dem Süidweſten und den atlan=
tiſchen
Staaten. Später konnte eine Befeſtigung eintreten.
Kaffee: Der Markt verkehrte in ſtetiger Haltung auf erhöhte Braſil=
preiſe
und das Anziehen der braſilianiſchen Deviſenrate.
Zucker: Meldungen über bevorſtehende Beilegung der Streikunruhen
auf Kuba und größeres Angebot riefen eine Abſchwächung hervor.
Kakao: Der Markt verkehrte in ſtetiger Haltung ausgehend von der
Feſtigkeit des Lokomarktes.

Viehmärkte.
Mainzer Viehmarkt vom 20. April. Der Antrieb war heute ver=
hältnismäßig
ſehr klein. Er beſtand im einzelnen aus 26 Ochſen, 30
Bullen, 436 F:=fen und Kühen, 240 Kälber und 648 Schweinen. Bezahlt
wurde je 50 Kilo Lebendgewicht: Ochſen 4052 Mk., Bullen 3545,
Färſen und Kühe Klaſſe a) 4556, b) 3844, c) 2032 und d) 1020,
Kälber 5476 und Schweine 6472. Marktverlauf: Bei ruhigem Handel
ausverkauft.
Kleine Wirtſchaftsnachrichten.
Vor einiger Zeir iſt eine Automobilbörſe für den Bezirk Weſtfalen
in Dortmund gegründet worden. Nunmehr iſt ein Arbeitsausſchuß ge=
wählt
worden, der die laufenden Arbeiten zur Einrichtung einer Börſe
erledigen ſoll.
Wie wir erfahren, machen ſich Beſtrebungen geltend, die Bed=
burger
Wollindnſtrie A.=G. mit der Gladbacher Woll=
induſtrie
A.=G., M.=Gladbach, zu verſchmelzen, die bekanntlich erſt
vor nicht zu langer Zeit die Gladbacher Textilinduſtrie A.=G. aufgenom=
men
hat.
Die franzöſiſche Frankenbaiſſe ſetzte ſich geſtern in beſchleunigtem
Tempo fort. Für 100 Nm. wurden bis 790 franzöſiſche Franken gezahlt.
Das Pfund Sterling notierte geſtern an der Pariſer Börſe am Schluß
146,84 Fr., der Dollar ſchloß mit 30,32 Fr. Nachbörslich notierte das
Pfund Sterling bereits 147 Fr.
Im Zuſammenhang mit der innerpolitiſchen Lage in Polen und
den angekündigten Maßnahmen des Finanzminiſters hat der Zloty an
der heutigen Danziger Börſe eine ſtarke Senkung erfahren. Er ging
von 56½ Gulden für 100 Zloty auf 52½ Zurüick.
Die Bank von Norwegen ſetzte ab geſtern den Diskont von 6 Proz.
auf 5 Prozent herab.
Das Bankhaus Ulen u. Co., Neſv York, das ſchon ca. 20 Mill. Dollar=
Anleihen für polniſche Städte inveſtiert hat, hat nach polniſchen Meldun=
gen
durch das polniſche Finanzminiſterium weiter angeboten, auch anderen
Städten Anleihen zu gewähren.
Wie verlautet, beſteht die Abſicht, in der amerikaniſchen Seiden=
wareninduſtrie
eine Betriebseinſchränkung vorzunehmen, da auf dem
Seidenwarenmarkt die Verſchlechterung der Lage anhält und die Vor=
räte
im Großhandel in manchen Fällen übermäßig groß ſind.
Auf dem Oelmarkt hat die ſaiſongemäße Nachfrage für Gaſolin ein=
geſetzt
und zur Befeſtigung des Marktes beigetragen. Heiz= und Gasöle
liegen ebenfalls recht feſt, weniger feſt dagegen Schmieröle.

Krankenkiſſen d00 Heinmüller’s

Gummiwaren- und Sanitätshaus,
Schulstr. Nr. 1 am Ludwigspl (159a

9o0 Vaſſerkiſſen

Ausden Amtsverkändigungen des Kreisamts
Darmſtadt und den Bekanntmachungen des Gras=Berſteigerung.
Polizeiamts Darmſtadt.

Gefunden: 1 Taſchentuch mit farbigen
Streifen, gez. E. S. Eine Anzahl ver
ſchiedene Schlüſſel 1 ſchwarze Kinder
Zipfelmütze. 1 grauer Damenhandſchuh
1 ſchwarzer Kinderſchuh. 1 kleine Schere
1 grüne Damenſtrickjacke. 15 Mk. 1 Paar
gelbe Damenhandſchuhe 1 kleines ſchwarz
Portemonnaie mit 60 Pfg. Zugelaufen:
T ſchwarzer Spaniel.

Spülung des Waſſerrohrnetzes.
In der Zeit vom Hamstag, den
17. April bis Montag, den 3. Mai
Ifd. Js., wird das ſtädt. Waſſerrohrnetz
geſpült,
Dabei läßt ſich eine Trübung des Lei=
tungswaſſers
nicht vermeiden, auch muß
die Waſſerlieferung von abends 10 Uhr
bis morgens 5 Uhr unterbrochen werden.
Den Waſſerabnehmern wird deshalb
empfohlen, ſich rechtzeitig mit Waſſer zu
verſorgen.
Bei den Druckrohrſpülungen wird die
Waſſerlieferung nur vermindert.
Straßenverzeichnis mit der Bezeich=
nung
der einzelnen Spülabteilungen
kann an den bekannten Aushangſtellen
des Herrn Oberbürgermeiſters eingeſehen
werden.
Hpülplan:
Hauptdruckrohr I Samstag, 17. April
Abteilung A Montag, 19.
B Mittwoch, 21.
b Freitag, 23.
C Samstag, 24.
Montag, 26.
D Mittwoch, 28.
d Freitag, 30.
E Samstag, 1. Mai
von abends 10 Uhr ab.
Hauptdruckrohr II Montag, 3. Mai, vor
(st5645
nachmittags 4 Uhr ab.
Direktion der ſtädt. Betriebe.

Am Donnerstag, den 22. April
vorm. 9 Uhr, ſollen im Lokal, Die=
burgerſtr
. 80, gepfändete Gegenſtände
aller Art zwangsweiſe, gegen Barzah=
lung
, verſteigert werden, insbeſondere
1 Faß Oel, 1 Farbenkiſte, 1 Regal,
20 Faß Farben, 80 Sack Kreide,
1 Farbenmühle u. a. m. (6057
Darmſtadt, den 21. April 1926.
Bender
Stellvertreter des Gerichts=Vollz.
Jungermann in Darmſtadt.

Am Donnerstag, den 22. April,
vormittags 10 Uhr, verſteigere ich
zwangsweiſe gegen Barzahlung:
einen Flügel, eine Nähmaſchine ( Sin=
ger
), 1 Schreibtiſch, 1 Handwagen,
verſchiedene Herren= und Damenräder,
1 Waſchmaſchine (Dampfbetrieb), 14
Flaſchen Sekt, 100 Flaſchen Wein, 10
(6021
Flaſchen Schwedenpunſch.
Darmſtadt, den 21. April 1926.
Weinheimer,
Gerichtsvollzieher in Darmſtadt.

Verſteigerungs=Anzeige.
Am Samstag, den 24. April, nachm.
1 Uhr, läßt die Unterzeichnete in ihrem
Wohnhauſe, Hintergaſſe 1,
das Werkzeug
einer vollſtändigen Schreinerwverkſtatt, da=
runter
2 Hobelbänke, Bandſäge, Gehrungs=
ſäge
, öffentlich meiſtbietend verſteigein.
Groß=Umſtadt, den 19. April 1926.
Johs. Nelius Wwe.
6001)

Die Grasnutzungen an den =
ſchungen
und in den Straßengräben
der Kreisſtraßen des Kreiſes Darmſtadt
ſollen an Ort und Stelle auf drei Jahre
meiſtbietend verpachtet werden, und zwar
Montag, den 26. April, vorm. 8 Uhr,
Straße Darmſtadt Griesheim
Wolfskehlen mit Abzw. nach Büttel=
born
; beginnend an der Abzweigung
nach Mainz;
an demſelben Tage, nachm. 21 Uhr,
Straße DarmſtadtWeiterſtadt
BraunshardtWorfelden mit Ab=
zweigung
nachSchneppenhauſen; be=
ginnend
am Bahnübergang der Ried=
bahn
;
an demſelben Tage, vorm 8 Uhr, Straße
Darmſtadt Roßdorf Spach=
brücken
; beginnend am Glasberg;
an demſelben Tage, nachm. 21/, Uhr
Straße RoßdorfGundernhauſen;
beginnend am Ortsausgang von Noß=
dorf
; daran anſchließend Straße Roß=
dorf
Ober=Ramſtadt; beginnend
bei Roßdorf;
Dienstag, den 27. April, vorm. 8 Uhr,
Straße. Darmſtadt Arheilgen
Baierseich; beginnend an der Ham=
melstrift
; daran anſchließend Abzwei=
gung
Frankfurterſtr. Erzhauſen;
an demſelben Tage, nachm. 2‟/. Uhr,
Straße ArheilgenKranichſtein;
beginnend bei Arheilgen; daran an=
ſchließendStraßeGichtmauer
- Bahn=
übergang
Kranichſtein ( Drei=
ſchlägerweg
);
an demſelben Tage, vorm. 8 Uhr, Straße
Eberſtadt Nieder=Ramſtadt
Ober=Ramſtadt; beginnend beiEber=
ſtadt
;
Mittwoch, den 28. April, vorm. 8 Uhr,
FrankfurterſtraßeAumühle; da=
ran
anſchließend Frankfurterſtraße
WixhauſenGräfenhauſen;
an demſelben Tage, nachm. 2, Uhr,
Straße DarmſtadtGräfenhauſen
Mörfelden, beginnend ander Kreis=
abdeckerei
;
an demſelben Tage, vorm. 8 Uhr, Straße
Ober=Ramſtadt Nieder=Modau,
beginnend am Ortsausgang Ober=
Ramſtadt; daran anſchließend Straße
Ober=Ramſtadt Rohrbach und
Ober=Ramſtadt-Hahn;
an demſelben Tage, nachm. 2½, Uhr,
Straße Ober=Ramſtadt- Tannen=
baum
, beginnend bei Ober=Ramſtadt:
Donnerstag, den 29. April, vorm
8 Uhr, Straße Emmelinenhütte
Nieder=Ramſtadt Waſchenbach,
beginnend an der Emmelinenhütte; Telephon2154/10644
an demſelben Tage, nachm. 2 Uhr, Straße
DarmſtadtSchachenmühlen, be=
ginnend
am Böllenfalltor; daran an=
ſchließend
Abzweigung gegen Nieder=
Ramſtadt, dann Abzw. nach Traiſaſin ruhig, Lage, 8X4
am Bahnwärterhaus und dann Straße fahrt. Hof und 300 am
Emmelinenhütte Traiſa;
an demſelben Tage, vorm. 8 Uhr, Straße kaufen Anzahl genüg.
DarmſtadtMeſſelUrberach, be= 5000 . Wohnung
ginnend an der Kaſtanienallee, daran
anſchließend MeſſelOffenthal, als=
dann
Straße Meſſel Eppertshau=
ſen
und Straße MeſſelBahnhof;
Freitag, den 30. April, vorm. 8 Uhr, Tel. 3084. *10618
Straße Darmſtadt Eberſtadt
Bickenbach, beginnend an der Halte=
ſtelle
Ludwigshöhe;
an demſelben Tage, vorm. 8 Uhr, Straße / 22000. Anzahl nach
DarmſtadtEſchoAbrüchen, begin= bereinkunft. 2 gr
nend an der Trainkaſerne; daran an=
ſchließend
Straße Eſchollbrücken
Crumſtadt, beginnend bei Eſcholl=
brücken
;
Montag, den 3. Mai, vorm. 8 Uhr, /Wohnung beziehbar.
Straße Kühler GrundNieder=
Beerbach, beginnend am Kühlen
Grund:
an demſelben Tage, nachm. 2, Uhr, Landwehrſtr. 39, pt
Straße Bickenbach-Pfungſtadt Telephon=Ruf 2067.

Griesheim (bis Waſſerweri km 10.0),
beginnend bei den Torfgruben, darar
anſchließend Pfungſtadt Eſcholl=
brücken
;
an demſelben Tage, nachm. 4 Uhr, Straße
PfungſtadtGriesheim, beginnend
am Waſſerwerk;
Dienstag, den 4. Mai, vorm. 8 Uhr,
Straße Eberſtadt Pfungſtadt
Hahn-Kreisgrenze, beginnend bei
Eberſtadt; daran anſchließend Eſcholl=
brücken
-Hahn, beginnend bei Hahn;
an demſelben Tage, nachm. 2, Uhr,
Straße Darmſtadt Einſiedel, be=
ginnend
bei den Hirſchköpfen. (6014

Darmſtadt, den 19. April 1926.
Der obere Baubeamte bei der
Kreisverwaltung.

Die Einrichtung einer Niederdruck=
Warmwaſſerheizungsanlage in dem ſtädt.
Gebäude, Landgraf=Philipp=Anlage
ſoll vergeben werden. Die Vergebungs=
unterlagen
liegen in den üblichen Dienſt=
ſtunden
auf unſerem Amte, Frankfurter=
ſtraße
69, Zimmer 22, zur Einſicht offen.
Die Angebote ſind bis Samstag, den 1.
Mai, vorm. 10 Uhr, hierher einzureichen.
An auswärtige Firmen werden die An=
(St. 6052
gebote nicht abgegeben.
Darmſtadt, den 19. April 1926.
Direktion der ſtädt. Betriebe.

Bekanntmachung.
Das Geſchäftsaufſichtsverfahren über
dieFirmaA. Monsheimer , Kartonage=
fabrik
in Mörfelden, iſt beendigt, da
der den Zwangsvergleich beſtätigende Be=
ſchluß
des Amtsgerichts Groz=Gerau vom
12. März 1926 rechtskräftig geworden iſt.
Groß=Gerau, den 8. April 1926.
6016) Heſſiſches Amtsgericht.

In das Vereinsregiſter wurde heute
eingetragen: Turnerſchaft Ober=Roden
eingetragener Verein. Sitz: Ober=Roden.
Die Satzung iſt am 16. September 1921
errichtet. Der Vorſtand beſteht aus;
1. Andreas Kern, Schloſſer, 2. Philipp
Lutz, Kaufmann, 3. Johann Leopold
Hörner, Schleifer und 4. Johann Weber,
Former, alle in Ober=Roden.
(6044
Dieburg, den 3. April 1926.
Amtsgericht.

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Mittwoch, den 21. April 1926

Nummer 110

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Die drei besten Komiker in dem Lnstspielprogramm
Der Roman eines Berliner Hiethanges

Menschen

unterelnander

3 Akte aus einem interess. Hause.
Regie: Gerhard Lamprecht.
Der dentsche Großtilm mit der großen Be-
setzung
(20 prominente Schauspieler).
In den führenden Rollen:
Erika Glässner, Aud Egede Nissen, Alfred
Abel, Eduard Rothauser, Renate
Brausewetter, Margarete Kupfer.

Die Presse schreibt:
Einer der interessantesten und besten Filme
des Jahres. Er hatte mit Recht einen großen Er-
folg
. . . schon die Idee . ausgezeichnet
(Berliner Börsen-Courier)
Das Publikum hatte leicht klatschen. So
etwas bekommt es nicht alle Tage zu sehen".
(Neue Berliner Zeitung)
Hat mit diesem ebenso tief ergreifenden wie
andererseits von köstlichem Humor besonnten
Werk einen der besten Filme, nicht nur jüngster
Zeit, sondern überhaupt der gesamten deutschen
Produktion geschaffen.
(Neue Zeilt)
Den Menschen des interessanten Haus ver-
leiht
eine vorzügliche Darstellung wirkliches
Leben. Man ist im Zweifel, wen man an erster
Stelle nennen soll . .
(Berliner Lokal-Anzeiger)
. . . Es ist eine Starbesetzung (von den vierzig
Personen sind beinahe die Hälfte Prominente‟
(Vossische Zeitung)
Ein voller Erfolg Lamprecht und der
deutsche Film dürfen stolz auf ihn sein . .
(8 Uhr-Abendblatt)
Im Beiprogramm:
Lustsplel in 2 Akten. (6055
Neueste Wochenschau. Hodenschau.
Anfang 3½ Uhr. Letzte Abendvorstellung 8 Uhr

Tarur kafachell ais Hanel

Eine lustige Geschichte in 6 Akten.
Buster Keaton als Sträffing
Lustspiel in 2 Akten.
Jugenaliche haben Zutritt! (*10678
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Werdenberg . . . Anna Jacobs
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Lerchenau .
.. . . Heinrich Kuhn
Octavian, gen Quinguin Hedwig Werle
Herr von Faninal, ein
reicher Neugeadelter . . Joh. Biſchoff
Sophie, ſeine Tochter Margar. Albrecht
Jungfer Maria ne Leit=
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, die Duenna Eug. Stephanowa
Valzacchi, ein Intrigant Eugen Vogt
An ina, ſeine Begleiterin Martha Liebel
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Der Haushofmeiſter bei
der Feldmarſ hallin Jacob Satsler
Der Haushofmeiſter bei
Rudolf Strzeletz
Faninal . . . .
Walter Hagner
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(*10/52)

[ ][  ][ ]

Nummer 410

Mittwoch, den 21. April 1926

OUM
URHEBER-RESHTSSCHUTZ DURCN VERLAG OSKAR MEISTER WERDAU
5)
(Nachdruck verboten)
Sie traten zu den jungen Leuten, die Sportdreß bereit
ſtanden und ſich unterhielten.
Hanna, die freundlich begrüßt wurde, ſtellte die Brüder vor.
Die atmeten auf. Gottlob, hier herrſchte ein anderer Ton.
Ich bringe Ihnen Konkurrenz, meine Herren!
Immer willkommen, Fräulein Eſchler! rief ſtud. med.
Kerpen, der beſte Läufer des Vereins, dem man eine blendende
Zukunft vorausſagte.
Sie können heute gleich mit antreten, wandte er ſich an die
Brüder.
Wenn es Gäſten geſtattet iſt, ſogte Werner raſch und ſah
fragend auf den Bruder.
Aber ſelbſtverſtändlich, Herr Michael. Wir kennen uns doch
übrigens vom Gambrinus her. Sind Sie Läufer?
Wir haben uns bis heute noch nicht öffentlich betätigt,
geſtand Werner.
So! Eine Art Erleichterung ſprach aus dem Ton.
Immerhin, wenn Sie glauben, Ihren Mann zu ſtellen, ſind
Sie uns bei dem privaten Matſch herzlich willkommen.
Wir werden uns erlauben, mit anzutreten.
Soll uns angenehm ſein. Wünſchen Sie Dreß?
Wenn es ein privater Matſch iſt, den Sie unter ſich aus=
fechten
, daun werden Sie uns gewiß auch ein Mitlaufen in die=
ſen
einfachen Sportanzügen geſtatten, warf Klaus ein.
Sie benachteiligen ſich, meine Herren.
Tut nichts. Wir wollen ja nur einen Verſuch machen. Du
biſt doch einverſtanden, Werner?
Selbſtverſtändlich, Klaus.
Immer mehr Mitglieder fanden ſich ein, die dem intereſſanten
Wettkampf zuſehen wollten. Das Tennis war eben auch beendet.
Die Spieler geſellten ſich zu den Zuſchauern.
Nach wenigen Minuten erſchien auch Profeſſor Schwabe und
ſah zu ſeinem Mißvergnügen, daß die Brüder Michael mit an=
getreten
waren.
Klaus und Werner waren voll Spannung, als ſie am Start
waren.
Es ging über zweihundert Meter.
Sie kannten keine Unruhe. Es lag in dem vom Vater er=
erbten
Naturell, daß ſie allen Dingen mit Ruhe und Selbſtver=
trauen
ins Geſicht ſahen.
Wie wollen wir laufen? fragte Werner.
Dicht an den Führenden halten. Wenn ich dir zurufe:
Los, dann alle Kräfte heraus.
Warum wollen wir nicht in Front gehen und verſuchen,
alle zu ſchlagen?
Weil das andere ſchwerer iſt. Ich glaube, im Endkampf
nehmen wir es ſchon mit allen auf. Sie haben ja von unſerem
harten Training vom Vater her keine Ahnung.
Los zum Start!
Die Brüder nahmen gleich den anderen Startſtellung ein.
Der Schuß ſiel, und der Start klappte glänzend. Am ſchlech=
teſten
kamen natürlich die Brüder Michgel weg, die im Starten

völlig ungeübt waren, und nur der Geſchmeidigkeit ihrer Körper
war es zu danken, daß ſie einen noch verhältnismäßig günſtigen
Start erwiſchten.
Die Brüder Michael liegen dicht hinter Kerpen, der führt
und mit Macht auf das Ziel losſteuert.
Die Brüder ſind leichtfüßig wie Gazellen. Mühelos halten
ſie das von Kerpen vorgelegte Tempo. Ihr Laufen iſt von einer
Präziſion ohne gleichen.
Werner wartet auf das Loſungswort des Bruders. Schon
will er auf eigene Fauſt vorbei an dem Führenden, da ziſcht ihm
Klaus zu:
Los!
Da kam die unerhörte Senſation.
Die Brüder Michael ziehen in Front, das Tempo weſentlich
verſchärfend.
Die Zuſchauer können ſich nicht faſſen.
Kerpen nimmt alle Kräfte zuſammen. Es hilft nichts.
Immer weiter ziehen die Brüder Michael ab, ſich ſelbſt einen
wahnſinnigen Endkampf liefernd.
Auf gleicher Höhe ſind ſie, als ſie das Zielband paſſieren.
Kerpen folgt acht Meter hinter ihnen.
Einen Augenblick ſind die Zuſchauer ſtarr. Dann bricht der
Beifall über die ungewöhnliche Leiſtung los.

Seite 13

All umdrängen die Brüder Michael, beglückwünſchen ſie und
ſchütteln ihnen die Hände.
Die Brüder ſind über ſich ſelbſt verwundert. So leicht hatten
ſie ſich den Sieg nicht vorgeſtellt, für ſo groß hielten ſie ihr Kön=
nen
nicht.
Kerpen trat zu den beiden und ſchüttelte ihnen die Hände.
Unterliegen iſt unangenehm. Aber Hand aufs Herz
Sie ſind die beſten Läufer, meine Herren. Der Kerpen ſchlägt
den Sulliven vielleicht, aber die Brüder Michgel ihn auf alle
Fälle. Allerherzlichſten Glückwunſch! Sie ſind unglaubliche
Menſchen.
Wohltuend berührten die Worte des prachtvollen Sports=
mannes
.

Und Hanna, das herrliche Mädel mit dem kecken Jungen=
geſicht
! Sie war ganz toll vor Freude, tanzte förmlich um beide
herum, ſcherzte und lachte mit ihnen.
Sie war unſagbar ſtolz auf ihre Kaneraden.
Nun werden Sie ſoſtolz werden und die arme Hanna nicht
mehr anſehen, ſagte ſie ſchelmifch.
Werner lachte.
Wollen Sie ſtill ſein, Sie ganz Schlimme. Wir bleiben die
alten was Klaus?
Der nickte nur und faßte Hannas Hand.
Das weiß Fräulein Hanna ganz genau.
Das Wort war dem Mädchen die größte Freude.
Die Zeit! ſchrie Kerpen plötzlich.
Die Stoppuhr wurde genommen, und Kerpen ſah ſelbſt nach.
Soll’s möglich ſein? Beim Zeus, es ſtimmt! Ganz auf=
geregt
war er.
Zeit 21,9! Der Weltrekord iſt geſchlagen!
3.
Als die Brüder Michael am nächſten Tag in den Gambri=
nus
kamen, wurden ſie mit einem donnernden Hoch empfangen.
Der junge Krapfenhans ein fideler Wiener, ſaß am Kla=
vier
, ihm zur Seite ſtand der dicke Müller, der die Teufelsgeige
mit verklärtem Geſicht ſchmetterte. Er war bereits beim vier=
zehuten
Glas angelangt.
Würdig geſellte ſich den beiden Stud. jur. Hetzer bei, der
die Klarinette ſpielte. Aber er brachte die Töne etwas gequetſcht
ans Tageslicht, denn das Inſtrument war heiſer, und er konnte
nicht ſpielen.
So hatte denn das Geräuſch, das die drei verurſachten, mit
Muſik zivar nichts zu tun, aber es paßte gut zu der begeiſterten,
brüllenden, Gläſer ſchwingenden und qualmenden Gäſteſchar.
Die Brüder, die eine ſolche Ovation durchaus nicht erwartet
hatten, lachten mit und ließen ſich die Hände ſchütteln.
Kinder, was iſt denn bloß in euch gefahren? ſagte Werner.
Oho! Nur nicht ſo beſcheiden tun. Menſchenskinder, wie
kommt ihr auf die Idee, den Weltrekord zu ſchlagen? rief ihnen
Hetzer zu.
Red' mer nich mehr drüber, entſchied der dicke Müller. Ich
ſür meine Perſon bin für Helles!
Herr Gambrinus!
Was ſteht zu Dienſten?"
Hans Effler, ſeines Zeichens Hilfslehrer, ein fideler Blond=
kopf
von dreiundzwanzig Jahren, der ſtändig im Skat verlor,
eilte herbei.
Ah, der Herr Hans! Na, wieder mal den Rohrſtock mit dem
Bierſeidel vertauſcht?
Der lachte über ſein gutes Jungengeſicht.
Jawvoll, Herr Weltrekordler. Wie iſt das Befinden? Alſo
Helles!
Klaus ſchüttelte dem Gaſtwirtsſohne die Hand.
Jawvohl, Helles. Was Sie im Keller haben, kann heute alle
werden.
Ich habe ſechzehn Halbe im Keller.
Ein Wort iſt ein Wort. Raus mit dem Stoff!
Da brach ein wahrer Hexenſabbat los. Der Wiener ver=
prügelte
das arme Klavier, daß es ſchrie, die Teufelsgeige trat
in Aktion, unterſtützt durch die Klarinette, und die Studenten
trampelten Beifall.
Der ganze Gambrinus ſchwamm vor Begeiſterung.
(Fortſetzung folgt.)

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