Einzelnummer 10 Pfennige
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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuffrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
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Nummer 104
Donnerstag, den 15. April 1926.
189. Jahrgang
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Gewalt, wie Krieg, Aufruhr, Streil uſw., erliſcht
ſede Verpſlichtung auf Erfüllung der
Anzeigen=
zufträge und Leiſt ung von Schadenerſatz. Bei
Kenkurs oder gerichtlicher Beitreibung käſt ſedes
Nabatt weg. Bankonto: Deutſche Banl und
Darm=
ſtädter 8 Nationalbank
Deuſcinne, Beihniiiiis iu kupmne.
* Zwiſchen Rapallo und Locarno.
Das Gleichgewicht zwiſchen Oſt und Weſi.
Der engliſchen Politik iſt es gelungen, etwas Leben in die
europäiſche Diplomatie hineinzubringen. Die „Times” wiſſen zu
erzählen, daß die Deutſchen mit den Ruſſen über den Abſchluß
eines Vertrages verhandeln, durch den der Rapallovertrag den
Locarnoverträgen angepaßt werden ſoll und ſie verfehlen nicht
hinzuzufügen, daß damit ſo etwas wie ein deutſch=
ruſ=
ſiſcher Rückverſicherungsvertrag beabſichtig ſei. In
dieſem letzten Zuſatz liegt natürlich die Pointe, denn daraus geht
die Abſicht hervor, die deutſch=ruſſiſchen Beſprechungen zu
dis=
kreditieren und Deutſchland in den Augen der Weltöffentlichkeit
zu verdächtigen.
Wie liegen denn nun die Dinge? Es iſt ja bekannt, daß den
Rrſſen as deutſche Februar=Memorandum, in dem die erſten
Vorſchläge für einen Sicherheitspakt enthalten waren,
ſehr unbequem blieb. Langſam gelang es der deutſchen
Re=
gierung, in Moskau beruhigend zu wirken. Aber die Ruſſen
blieben dabei, daß auch ſie etwas ähnliches in der Hand
haben müßten, weil ſie von ihrem Standpunkt aus befürchteten,
daß der Abſchluß des Locarnovertrages den endgültigen Abmarſch
Deutſchlands nach dem Weſten bedeutete. Wir haben das von
vornherein beſtritten, konnten das auch beſtreiten, weil aus unſerer
geographiſchen und machtpolitiſchen Lage jede Option für den
Weſten oder Oſten ein Ding der Unmöglichkeit iſt. Alle Parteien
ſtehen auf dem Standpunkt, daß wir jede einſeitige Bindung
ver=
meiden müßten und nur eine Friedenspolitik treiben können,
die nach beiden Seiten ausgleichend wirkt. Gerade aus dieſem
Grunde iſt, bevor wir nach Genf gingen, der deutſch=ruſſiſche
Handelsvertrag unter Dach gebracht worden, deshalb iſt der
Re=
gierungskredit für die Lieferungen nach Rußland gegeben
wor=
den, um zu zeigen, daß die Durchführung der Locarnoverträge
unſere Stellung Rußland gegenüber in keiner Weiſe berührt.
Nebenher ſind — nebenbei bemerkt ſchon ſeit einem Jahr —
Beſprechungen über eine Ergänzung des
Rapallover=
trages gelaufen, die ſich ziemlich ſchwierig geſtalteten, die aber
jetzt ſoweit gediehen ſind, daß in abſehbarer Zeit ein Ergebnis zu
erwarten iſt. Eine Verſtändigung über alle Punkte iſt aber noch
nicht erfolgt. Immerhin glaubt man an amtlicher Stelle, daß ſie
unmittelbar bevorſteht und daß dann ein neuer
Staats=
vertrag zwiſchen Deutſchland und Rußland
ge=
ſchloſſen wird, der die beiderſeitigen Beziehungen feſtlegt, um
wieder nicht in Gegenſatz zu Locarno, ſondern in gerader Linie
einer unbeirrbaren deutſchen Friedenspolitik zu liegen. Was der
Vertrag enthalten ſoll, ſteht in allen Einzelheiten noch nicht feſt.
Man wird aber kaum fehlgehen in der Annahme, daß er anknüpft
an die Beſprechungen über den Artikel 16 des Friedensvertrages,
alſo den Ruſſen die Gewähr gibt, daß ſie tatſächlich einen
Durch=
marſch feindlicher Truppen durch Deutſchland in einem etwaigen
Kriege gegen Rußland nicht zu befürchten haben.
Die deutſche Regierung hat — in einer wie uns ſcheinen will
übertriebenen Loyalität — die Weſtmächte über den Gang der
Verhandlungen mit Rußland fortlaufend unterrichtet, ebenſo wie
ſie früher die Ruſſen ins Bild ſetzte über die Verhandlungen, die
nach Locarno führten. Gerade aus dieſer Loyalität ergibt ſich,
daß wir nicht die Abſicht hatten, irgendetwas zu verbergen, daß
es ſich dabei um keinen Geheimvertrag handelt, ſondern daß der
Wortlaut dieſes neuen Vertrages ebenſo reſtlos veröffentlicht
wer=
den wird, wie die Locarnoverträge. Soweit wäre alles in
Ord=
nung, aber die Art, wie von London her die Veröffentlichung
er=
folgt, ſteht natürlich im Dienſte ganz beſtimmter Zwecke.
Eng=
land fürchtet für den Ausgang der Herbſttagung in Genf. Nach
dem bisherigen Verlauf, zumal nach der Rede Paul Boncours in
Warſchau, würde daran Frankreich die Schuld tragen. Durch
dieſe „Enthüllungen” über deutſch=ruſſiſche Verhandlungen ſoll
das moraliſche Recht Frankreichs zu entſprechenden
Unterhand=
lungen mit Polen begründet werden. Mag auch ſein, daß
Eng=
land aus dem Ergebnis ein näheres Zuſammenrücken zwiſchen
Frankreich Deutſchland und Rußland erwachſen ſieht, dem es von
vornherein entgegenarbeiten möchte. Wie ſich dieſe
Veröffent=
lichung auswirken wind, iſt noch nicht zu überſehen, zumal das
amerikaniſche Echo noch ausſteht. Es darf aber feſtgeſtellt
wer=
den, daß auch die amerikaniſche Regierung unſere Verhandlungen
mit Rußland kannte und mit ihnen einverſtanden war. Deshalb
iſt es auch unklug, etwa die Schlußfolgerungen zu ziehen, daß
von Deutſchland die Beſprechungen mit Rußland gerade jetzt
zum Abſchluß geführt worden wären als Gegenzug gegen das
Scheitern der Genfer Frühjahrskonferenz. Das würde ja eben
eine einſeitige Feſtlegung Deutſchlands bedeuten, die wir
ver=
meiden wollen. Die Verhandlungen ſind aufgenommen worden,
als wir glaubten, daß wir im Frühjahr in den Völkerbund
ein=
treten würden. Wir konnten ſie jetzt nicht ins Stocken geraten
laſſen, weil ohne unſere Schuld die Genfer Tagung negativ
aus=
ging. Denn die Richtlinien unſerer Politik können nur ſein, das
Gleichgewicht zwiſchen dem Oſten und dem Weſten weiterhin
aus=
zubalanzieren, alſo etwa in der Formulierung: an Locarno
feſtzuhalten, ohne ein Stück des
Rapallover=
trages aufzugeben und umgekehrt.
Dem „Evening Standard” zufolge hat die Nachricht von
zwiſchen Deutſchland und Rußland geführten
Verhandlungen über einen allgemeinen Vertrag in
Lon=
don keine Ueberraſchung hervorgerufen. Die britiſche
Regierung habe die Zuſicherung erhalten, daß der fragliche
Ver=
trag nichts enthalten werde, was mit dem Völkerbundspakt oder
dem Locarnovertrag unvereinbar ſei.
Rußlands negative Haltung
gegenüber dem Völkerbund.
Die Balkaniſierung Europas. — Die
Gegen=
ſätze zwiſchen Europa und Aſien. — Kein
oſt=
europäiſches Locarno.
* Prag, 13. April. (Priv.=Tel.)
Der ruſſiſche Geſandte in Prag, Antonow=Owſſojenko, gab
unſerem Sonderkorreſpondenten einige Erklärungen zu der
nega=
tiven Haltung Rußlands gegenüber dem Völkerbund und der
Abrüſtungskonferenz. Man müſſe vor allem bedenken, daß es
unter den Regierungen, die Mitglieder des Völkerbundes ſind,
auch ſolche gebe, die bisher zur Regierung der Sowjetunion noch
keine normalen diplomatiſchen Beziehungen hergeſtellt haben,
ſo=
daß es klar ſei, daß eine gegenſeitige rechtlich feſtgelegte
Aner=
kennung die notwendige Vorbedingung eines jeglichen ernſten
Uebereinkommens ſein müſſe.
Weiter wäre zu ſagen, daß der gegenwärtige
Völ=
kerbund nach ſowjetruſſiſcher Auffaſſung in keinem Fall
als Friedensinſtrument angeſehen werden könne, denn
die Aufgabe des Bundes beſtehe im Schutz der durch die
Frie=
densverträge geſchaffenen Lage. Dieſe Verträge haben
Europa balkaniſiert und in ſeinem Boden den
Samen neuer Unzufriedenheit geſät. Da unter
dieſen Verträgen die Unterſchrift
Sowjetruß=
lands nicht ſtehe, und auch in Zukunft inicht
ſtehen werde, ſo könne es auch nicht in den Stab
zu ihrer Verteidigung eintreten. Die Tätigkeit des
Völkerbundes habe die ſowjetruſſiſche Meinung beſtätigt, daß er
eine Organiſation zur Perteidigung der
Nach=
kriegseroberungen und Verteidigung der verübten
Ge=
walt ſei. Da in Europa und Aſien die Knoten der
gegenſätzlichen Intereſſen immer vielfältiger und
verwickelter werden und die Völker ſich immer mehr in den
zahl=
reichen Schlingen abquälen, könne Sowjetrußland keine realen
Erfolge der pazifiſtiſchen Tätigkeit des Bundes anerkennen.
Locarno hebt, während es den Völkerbund offenſichtlich
untergräbt und jeglichen Schein offen vernachläſſigt, die
über=
ragende Kommandantenrolle einer Großmacht,
nämlich Englands, auf dem europäiſchen
Kon=
tinent unverhüllt hervor. England werfe ſich zum oberſten
Schiedsrichter zwiſchen Deutſchland und Frankreich auf.
Schließ=
lich bleibe auch nach Locarno die Frage der deutſchen Oſtgrenzen
offen. Locarno ſei, allgemein geſprochen der Stützbalken
unter dem morſchen Gerüſt von Verſailles. Da
ſie aus einem Material ſtammten, das von der Geſchichte längſt
zum alten Eiſen geworfen ſei, wäre der Gedanke, dieſem
Trag=
balken noch einen weiteren, nämlich das oſteuropäiſche
Locarno, hinzuzufügen, phantaſtiſch.
Die Sowjetregierung habe nicht nur einmal ihre
Friedensliebe bewieſen, ſondern ſei auch jetzt bereit,
jeden ernſtlichen Vorſchlag zu beraten, der auf die Feſtigung des
Friedenswerkes abziele. Sie habe bereits ihre Armee auf 40
Prozent des Standes der zariſtiſchen Armee herabgeſetzt, habe
bereits mehr als die Hälfte ihrer Armee auf den Stand der
na=
tionalen Miliz nach Schweizer Muſter gebracht und ſei bereit,
weitere Schritte in dieſer Richtung zu tun. Die Sowjetregierung
ſei bereit, mit jeder Regierung einen Freundſchafts= und
Neu=
tralitätsvertrag im Geiſte des zwiſchen ihr und der Türkei
ab=
geſchloſſenen Vertrages zu ſchließen. Wenn ſie auch den Eintritt
in den Völkerbund ablehne, ſo würde ſie doch an allen
internatio=
nalen Konferenzen über beſtimmte Fragen von allgemeinem
In=
tereſſe teilnehmen. Wenn ihre Teilnahme an den Konferenzen
für Abrüſtungs= und Wirtſchaftsfragen in Frage geſtellt worden
ſei, ſo ſei dies am wenigſten einer Schuld der Moskauer
Re=
gierung zuzuſchreiben. In den Verhandlungen über die
Be=
dingungen ihrer Teilnahme an dieſen Konferenzen habe die
Sowjetregierung das Maximum der zuläſſigen Nachgiebigkeit an
den Tag gelegt. Leider habe ſelbſt die Vermittlung der
fran=
zöſiſchen Regierung nicht geholfen, und Rußland habe angeblich
bei der ſchweizeriſchen Regierung nicht das Beſtreben gefunden,
den ſchweren, durch die Ermordung des diplomatiſchen
Ver=
treters der Sowjetunion auf ſchweizeriſchem Boden entſtandenen
Zwiſchenfall beizulegen. Aus dieſem Grunde war die
Sowjet=
regierung zu der Erklärung gezwungen, daß ſie ſich der
Möglich=
keit beraubt ſehe, an internationalen Konferenzen teilzunehmen,
die auf dem Territorium der Schweiz ſtattfinden.
Sfrzyuskis Beſuch in Prag.
EP. Prag, 14. April.
Der Prager Beſuch des polniſchen Miniſterpräſidenten
Skrzynski, der ſich programmäßig abwickelt, geht heute abend zu
Ende. — Skrzynski ſtattete heute vormittag dem Präſidenten
Maſaryk auf Schloß Lana einen Beſuch ab. Nach ſeiner Rückkehr
fand in den Abendſtunden in Prag ein Preſſeempfang ſtatt,
wo=
bei der Miniſter hervorhob, daß Polen und die
Tſchecho=
ſlowakei zwar nicht im einzelnen, aber doch dem Weſen nach
dieſelben Friedensprobleme zu löſen hätten, ſo daß ſich eine
freundſchaftliche Annäherung von ſelbſt verſtünde. —
Im übrigen herrſcht hier der Eindruck vor, daß die politiſche
Be=
deutung des Beſuches gerade in Deutſchland keinesfalls
über=
ſchätzt werden dürfe. Die mündlichen Verhandlungen
zwiſchen Beneſch und Skrzynski über eine
gemein=
ſame Taktik in der Frage der Erweiterung des Völkerbundsrats
führten zu keinem Ergebnis. Skrzynski reiſte
heute nacht mit Sonderzug nach Wien.
Eine neue Welt?
Von Prof. W. Schüßler.
Wir haben im Weltkriege faſt zwei Millionen Tote verloren,
das ſind faſt dreimal ſo viel Männer, wie das alte deutſche Heer
zur Friedenszeit zählte. Sie ſind gefallen und geſtorben zur
Ver=
teidigung des Heimatbodens, für die Größe des Deutſchen Reiches
und Volkes. Und trotz aller Opfer die Niederlage, die
Zerſtücke=
lung des Vaterlandes, die Schmach von Verſailles! Das iſt der
furchtbare Gedanke, der die Ueberlebenden quält: warum, wofür
ſind ſie gefallen? War nicht alles umſonſt?
Demgegenüber muß man ſagen, daß in der Welt keine Tat,
am wenigſten die heldenhafte und die mit Blut bezahlte, im ihren
Wirkungen verloren iſt, daß allein für den moraliſchen
Wieder=
aufſtieg unſeres Volkes die gebrachten Opfer neues Leben
ver=
bürgen. Aber wenn man nur ganz kurzſichtig nach den
unmittel=
baren Wirkungen fragt, ſo könnte man ebenſo ſagen: wofür
ſind denn die 1½ Millionen Franzoſen gefallen? Iſt die
Er=
oberung von Eſlaß=Lothringen oder die Schwächung des deutſchen
Nachbarn wirklich ein Preis, der die ungeheuren Opfer nicht nur
an Toten und Verſtümmelten, ſondern auch an Zerſtörungen des
Landes lohnt? Zeugen die jetzigen wirtſchaftlichen Nöte
Frank=
reichs wirklich von „Sieg”? Angeſichts dieſer Tatſachen könnte
Hoffnungsloſigkeit Platz greifen; alles Geſchehen ſcheint ſinnlos
zu ſein, ob man es nun von dieſer oder von jener Seite
be=
trachtet. Allerdings gibt es führende Leute in Deutſchland,
Frankreich und England, die angeſichts der offenbaren
Schickſals=
verbundenheit der europäiſchen Staaten von einem „
Wieder=
aufbau” der Weltwirtſchaft alles erhoffen und die das Jahr
1913/14 gleichſam als das europäiſche Normalwirtſchaftsjahr
be=
trachten. Ja, wenn wir uns nicht irren, ſind Streſemann und
Briand Anhänger dieſes Gedankens, die europäiſche Miſere durch
Wiederaufrichtung der Weltwirtſchaft zu heilen.
Aber auch dieſe Hoffnung wird trügen. Ein furchtbares
Ge=
ſpenſt droht: die Unfähigkeit der europäiſchen Induſtrie, ihre
Produkte auf den ehemaligen Hauptmärkten abzuſetzen; denn
dieſe Märkte ſind offenbar für lange oder für immer geſperrt!
Rußland, Indien, Oſtaſien, Süamerika, Vorderaſien — ſie ſind
ſo gut wie verloren! Bolſchewismus, aſiatiſcher Nationalismus,
amerikaniſche Konkurrenz haben den ſich zerfleiſchenden Nationen
Mittel= und Weſteuropas dieſe Abſatzmöglichkeiten
genom=
men. Schwindender Abſatz aber heißt: ſchwindende
Ernährungs=
möglichkeit für das übervölkerte Europa mit ſeinen
zuſammen=
gepferchten Menſchenmaſſen. Das Geſpenſt des Bolſchewismus
als Ausdruck fürchterlicher ſozialer Kriſen lauert hinter dem
erſten.
Und dieſes Europa — zu dem England als Haupt des
britiſchen Völkerbundes kaum gehört, ebenſowenig wie Rußland
mit ſeinem rieſigen aſiatiſchen Hinterland — iſt” zerriſſen,
zer=
fleiſcht durch den Haß ſeiner Völker, durch den Wahn, daß der
Schaden des Nachbarn der eigne Vorteil ſei; in ſich geſpalten
durch hohe Mauern der Zölle, im Innern aufs tiefſte verfeindet
durch die Laſt der Erinnerungen; dieſes Europa, einſt der Sitz
der politiſchen und wirtſchaftlichen Macht, der Bildung und
Kultur, jetzt verblutend und längſt von Amerika überflügelt,
ſtarrt in die Vergangenheit, weil jedes ſeiner großen Völker einſt
die Herrſchaft über den Erdteil hatte und weil noch heute jedes
ſich zur Herrſchaft über die andern berufen wähnt. Wer dächte
da nicht an die griechiſche Staatenwelt, die den Barbaren zur
Beute wurde?
Iſt das europäiſche Problem denn unlösbar? Müſſen — um
die beiden wichtigſten Seiten dieſes Problems herauszugreifen —
denn Deutſchland und Frankreich auf ewig verfeindet ſein, muß
Mittel= und Oſteuropa für immer ein Chaos bleiben? Was die
erſte Frage angeht, ſo iſt es nicht an uns, ſondern lediglich an
den Franzoſen, „den Krieg zu beenden”; erſt wenn ſie der
deutſchen Nation durch Umgeſtaltung der Verſailler Verträge das
elementarſte Lebensrecht wiedergegeben haben, kann man von
Beginn einer neuen Aera ſprechen. Locarno iſt vielleicht der erſte
Anfang einer ſolchen Entwicklung. Aber an uns iſt es, unſern
Nachbarn und auch manchen Kreiſen unſeres eignen Volkes
im=
mer wieder die enge Schickſalsverbundenheit Frankreichs und
Deutſchlands klar zu machen. Sie ſind die beiden Führervölker
Europas; beide ſind darum verantwortlich für das Schickſal
unſeres Kontinents. Sie haben nur die Wahl, ſich weiter zu
zerfleiſchen und damit Europa für immer auszuſchalten, oder
einen wirklichen Frieden und Freundſchaft zu ſchließen. Dieſer
politiſche Abſchluß würde die Vorausſetzung für den norwendigen
wirtſchaftlichen Zuſammenſchluß ſein, der nach dem Uebergang
Elſaß Lothringens an Frankreich umſo notwendiger iſt. Damit
würde zugleich die Entwirrung des mitteleuropäiſchen Problems
gegeben ſein. Nicht in Berlin und Wien oder Prag oder
Buda=
peſt liegt der Schlüſſel dazu, ſondern nach der heutigen
Macht=
verteilung nur in Paris. Eine ſolche Ordnung Europas würde
aber allein das Geſpenſt der furchtbarſten ſozialen Not bannen
können, und deshalb ſind es gerade die arbeitenden Maſſen beider
Länder, die die Hauptträger dieſes Friedensgedankens ſind. Es
gibt keinen ſchlimmeren Feind auch der deutſchen Arbeiter als
Herrn Poincaré!
Ganz utopiſch wäre, für dieſen politiſchen Weg etwa auf
den Völkerbund zu hoffen. Ein Braſilianer, Chineſe, ein Neger
aus Liberia und ein Auſtralier können und dürfen nicht über
europäiſche Angelegenheiten entſcheiden. Die Parole: Europa
den Europäern! muß endlich ausgeſprochen werden, und das
nächſte Erfordernis iſt, innerhalb des Völkerbundes eine
euro=
päiſche Sektion zu bilden, in welcher Deutſchland und Frankreich
die gegebenen Führer ſein werden. Deutſchland als Land der
Mitte und deshalb als gegebener Vermittler zwiſchen Oſt und
Weſt, Nord und Süd hat in der kommenden Entwicklung eine
ausſchlaggebende Rolle zu ſpielen. Ja. man könnte ſagen, daß
die Stellung als führende Macht innerhalb eines
kontinental=
europäiſchen Völkerbundes die geſchichtlich älteſte für Deutſchland
ſei. Von Karl dem Großen bis zur napoleoniſchen Zeit waren
die Deutſchen, da ſie die Krone des Weltreichs an ſich gebracht
hatten, der Idee nach die Herren des Erdteils. Dieſes univerſale
Reich hat ſeine letzte Verkörperung im alten Oeſterreich=Ungarn
gefunden, und ſein Grundgedanke war, eine Vereinigung vieler
freier Völker zu bilden, um der großen Gemeinſchaft die
Sicher=
heit, Frieden und Ruhe zu verſchaffen, die jeder einzeln in
Ver=
einſamung niemals finden und erhoffen konnte. Das war der
Seite 2
Donnerstag, den 15. April 1926
Nummer 104
Vom Tage.
In Berlin haben zwiſchen Vertretern des Reichs und der
Län=
der in den letzten Tagen Beſprechungen über die innere
Vev=
waltungsreform ſtattgefunden. Die Verhandlungen wurden jetzt
unterbrochen, um den Ländervertretern Rückſprache mit ihren
Negierun=
gen zu ermöglichen.
Der Reichskommiſſar für die beſetzten Gebiete, Freiherr Langwerth
werth von Simmern, hatte in Paris eine längere
Aus=
ſprache mit dem deutſchen Botſchafter über Fragen der
Verwaltung der Rheinlande.
von Simmern, reiſt nach München, um ſich mit der bayeriſchen
Re=
gierung über die Mindeſtforderungen bezüglich der Erleichterung der
Beſatzungslaſten zu beraten.
flowakiſchen Verhandlungen über die Grenzbahnhöfe
nach dreitäglger Dauer für einige Zeit ausgeſetzt worden, um einer
Im Haag begannen die deutſch=holländiſchen Ver= Riftabylen ſeien entſchloſſen, zu für Frankreich günſtigeren
Be=
handlungen über einen Vergleichs= und Schiedsvertrag.
deutſche feſtgenommen worden, die aus dem Kreiſe Natibor, geteilt, daß bis jetzt noch nichts Offtzielles für eine
Friedenslon=
zum Beſuch von Verwandten hinübergereiſt waren. Sie wurden unter
der Beſchuldigung, ſich burch Zugehörigkeit zum Reichsverband
heimat=
treuer Hultſchiner gegen das tſchechoflowakiſche Geſetz zum Schutze des das in der Pariſer Preſſe genannte Datum des 16. April für
Staates vergangen zu haben, in das Gerichtsgefängnis in Hultſchin
ein=
geliefert.
Schiedsvertrag haben zu einem Abſchluß geführt. Dieſer wurde
nach dem Muſter des zwiſchen Oeſterreich und der Tſchechoflouvakei
zu=
ſtande gekommenen Schiedsvertrags vereinbart.
Der Sozial., Juſtiz= ud Forſtminiſter im
jugo=
flawiſchen Kabinet uzunowitſch haben geſtern wegen der dieſen Stämmen gutheißen zu laſſen.
neuen Angriffe Raditſchs ihre Demiſſion erklärt, aber auf Zureden
wieber zurückgenommen. Die radikalen Kabinettsmitglieder haben ihre
Kollegen aufgefordert, Stefan Naditſch nahezulegen aus dem Kabinett
auszuſcheiden. Damit wäre jedoch die Koglition zwiſchen Serben und
Krogten aufgehoben.
In Nizza ſind zwei Itallener unter
Spionagever=
dacht verhaftet worden.
Ehrenlagion verliehen.
men beſchloſſen, die franzöſiſchen Perſonentarife um ſechs ſlowakei, aber auch in Deutſchland, das das jüngſte Mitglied der
Progent zi erhöhen.
Kammer eine Interpellation über die faZeiſtiſche Agi= lichem und vertrauensvollem Geiſte beigetreten, und im gleichen
linis nach Tripolis eingebracht.
In Brüſſel trat geſtern die internationale
Berg=
arbeitervereinigung zuſammen, um ſich mit einer unter= Eſſen, Hamburg und Berlin und dann weiter nach Prag, Wien
ſtützungdaktion für die engliſchen Bergarbeiter zu
beſchäftigen.
* Das deutſche Eigentum in Amerika.
Die amerikaniſche Freigabeaktion.
Im amerikaniſchen Parlament hat ſich in letzter Zeit ſtarker
Widerſtand gegen die von republikaniſcher Seite eingebrachte
Freigabebill bemerkbar gemacht, der es angebracht erſcheinen läßt,
die geſamte Lage nicht zu optimiſtiſch zu betrachten, wie es auf
deutſcher Seite nach den erſten Meldungen, die über die
Frei=
gabe des beſchlagnahmten deutſchen Eigentums herüberkamen,
getan wurde. Eine ganze Reihe von Fragen, die in der
Zwiſchen=
zeit aufgetaucht ſind, bedürfen noch der Klärung. Zu dieſem
Zweck hat das Auswärtige Amt den Geheimrat de Hags nach
Waſhington geſchickt, der ſich dort über dem Stand der
Angelegen=
heit orientieren und im Auftrage der Reichsregierung die
not=
wendigen Verhandlungen mit der Waſhingtoner Regierung
füh=
ren ſoll. Er befindet ſich bereits ſeit dem 11. April unterwegs
und wird in dieſen Tagen in der Bundeshauptſtadt eintreffen.
Schwierigkeiten bereitet die Behandlung der Geſetzesvorlage
in=
ſofern, als die Gegner der Freigabe zu einer ſtarken
Gegenoffen=
ſive übergegangen ſind und andererſeits die Demokraten aus
Parteigründen gegen die republikaniſche Vorlage auftreten
wol=
len. Ein nicht unweſentliches Moment, das die Vorlage
un=
günſtig beeinflußt, iſt die Haltung der Regierungsvertreter, die
nicht geſchloſſen und entſchieden hinter dem Geſetzentwurf ſtehen.
Die Hauptſchwierigkeit beſteht aber anſcheinend darin, daß in der
Bill für die Entſchädigung gegenüber früheren Projekten, die die
Ausgabe von 5prozentigen Schuldverſchreibungen mit der
Ga=
rantie der Vereinigten Staaten vorſehen, jetzt Barzahlung geſetzt
iſt. Hier bietet ſich, um den Meinungsſtreit zu beenden, die
Möglichkeit zu allerlei Kompromißlöſungen, was zu Beſorgniſſen
Anlaß bieten kann. Eine klare deutſche Stellungnahme zu der
Freigabeaktion iſt erſt nach der Rückkehr des Vertreters des
Aus=
wärtigen Amtes zu erwarten.
Die Friedensverhandlungen im Rif.
Waffenſtiliſiand an der franzöſiſchen Front.
EP. Paris, 14. April.
Nach einer Meldung aus Fez iſt gegenwärtig Taurirt, eine
kleine Ortſchaft zwiſchen Taza und Udſchda, der Ort der
Friedens=
verhandlungen. General Mougin, Vertreter des
Generalgou=
vernteurs von Marokko, empfängt dort faſt täglich Delegationen
Der Reichskommiſſar für die beſetzten Gebiete, Freiher Langwerth der Riſtabylen. Unter anderem empfing er am letzten Freitag
den Außenminiſter Abd el Krims, Sidi Mohammed Azerkane.
Man nimmt an, daß in dieſer Unterredung ein Waffenſtillſtand
auf der franzöſiſchen Front beſchloſſen wurde. Tatſächlich wird
Wie aus Dresden gemeldet wird, ſind die deutſch=kſchecho= ſeit acht Tagen keine Kampftätigkeit mehr von der franzöſiſchen
Front gemeldet.
Dem Korreſpondenten der Agentur Radio in Udſchda
zu=
konkreten Formulierung der erörterten Geſichtspunkte Raun zu geben, folge beſtehe jetzt gute Ausſicht auf einen Friebensſchluß. Die
dingungen zu unterhandeln als im Juli des vergangenen Jah=
Kurz vor Oſtern ſind im Hultſchiner Ländchen 23 Reichs= res. General Mougin hat allerdings dem Korreſpondenten
mit=
ferenz in Udſchda beſchloſſen worden ſei. Auf alle Fälle dürfe
den Beginn der Unterhandlungen als verfrüht angeſehen werden.
Ein Friede mit Abd el Krim ſei gegenwärtig möglich, ja ſogar
Die Verhandlungen über einen polniſch=öſterreichiſchen notwendig, denn wenn Frankreich den Krieg fortſetzen würde, ſo
könnte es nur geringe Vorteile erlangen und müßte dieſe mit
großen Opfern erkämpfen. Sofern in Udſchda eine Einigung
zuſtande komme, befäſſe Abd el Krim nach ſeiner Anſicht
genügen=
den Einfluß auf die Rifſtüämme, um das neue Abkommen von
Die internationale Handelskammer.
EP. Paris, 14. Aprtk.
Die internationale Handelskammer, deren Vorſitzender
Wal=
ter Leaf mit einer Reihe Mitarbeiter am 15. April eine Propa=
Briand hat den früheren Präſidenten der Regierungskommiſſion des ganda= und Studienreiſe durch die Länder Mitteleuropas an=
Saargebiets Rault empfangen und ihm das Großkreuz der treten wird, hat heute die Vertreter der zentraleuropäiſchen Preſſe
eingeladen. Er wies in einer Darlegung über den Zweck ſeiner
Die oberſte Pariſer Eiſenbahnkommiſſion hat mit 61 gegen 2 Stim= Reiſe darauf hin, daß in Oeſterreich, Uingarn und der
Tſchecho=
internationalen Handelskammer ſei, eine Propaganda dringend
Der kommuniſtiſche Abgeordnete Berthon hat in der Pariſer notwendig wäre. Deutſchland ſei der Kammer in
freundſchaft=
tation in Tunis und über die politiſchen Folgen der Reiie Muſſo= Geiſte des Friedens und des Vertrauens wolle er ſeine
Propa=
gandgreiſe durchführen, die ihn zuerſt nach Köln, Frankfurt a. M.,
und Bubapeſt führen werde. Er beabſichtige, in allen dieſen
Städten darzulegen, was die Kammer bereits geleiftet habe und
was noch zu tun bleibe, um zu dem Ziel eines von allen
Grenzhinderniſſen befreiten, kommerziell
ge=
einigten Europas zu gelangen, dem man ſpäter auch
Rußland anzugliedern hoffe. Im Namen der einzelnen
Landes=
gruppen ſagten deren Vertreter dem Präſidenten der
Inter=
nationalen Handelskammer ihre Unterſtützung bei dieſer Aufgabe
zu. Der Vertreter Deutſchlands, Dr. Riedberg, wies auf das
beſondere Intereſſe hin, das derartige Beſtrebungen gerade in
Deutſchland, das im Herzen Europas liege, finden müßten. Die
Vertreter der öſterreichiſchen Nachfolgeſtaaten, darunter
Man=
heim=lingarn und Fürth=Oeſterreich, betonten, daß ein
ungehin=
derter Warenaustauſch zwiſchen dem Erzeugungs= und
Abfatz=
gebiet der Tſchechoſlowakei, Ungarns und Oeſterreichs geradezu
eine Lebensfrage dieſer Länder darſtelle.
Ergebnlsloſe Verhandlungen im engliſchen Bergban.
London, 14. Aprik.
Der Sekretär der Grubenarbeitergewerkſchaft Cook hat nach
der geſtrigen Unterredung zwiſchen den Delegierten der
Grubenbeſitzer und =Arbeiter, die drei Stunden
dauerte, eine Mitteilung veröffentlicht, in der erklärt wird, daß
keine Einigung zuſtande gekommen und daß keine neue
Verſammlung einberufen worden ſei. Er habe vom Sekretär
der Transportarbeiter=Internationale ein Telegramm erhalten,
worin dieſer den engliſchen Grubenarbeitern im Falle eines
Aus=
ſtandes alle nur mögliche Hilfe in Ausſicht ſtelle.
Die Blätter beurteilen die Lage im Kohlenbergbau ſehr viel
peſſimiſtiſcher als die geſtrigen Abendblätter. Die meiſten
Blät=
ter erklären unumwunden, daß die Verhandlungen auf
den toten Punkt gelangt ſeien. Der Standpunkt der
Negie=
rung iſt nunmehr der, daß man im Notfall auch einer
Be=
triebseinſtellung in den Kohlenbezirken ins Auge
ſehen müſſe. Auf alle Fälle wird die Regierung vom 30. April
ab die Zahlung der Zuſchüſſe einſtellen. Eine zeitweilige
finan=
zielle Unterſtützung des Kohlenbergbaues wird erſt dann möglich
ſein, wenn eine völlige Verſtändigung beider Parteien erreicht iſt.
Gedanke, der das Unheil der Mittellage Deutſchlands in Heil
zu verwandeln berufen war. Er iſt nicht verwirklicht worden,
weil die Zeit noch nicht gekommen war. Vielleicht daß jetzt nach
der ungeheuren Zeitwende von 1914/18 die Stunde gekommen iſt
für den Aufbau einer neuen Welt. Dann könnten wir ſagen, daß
die Millionen von Kriegern nicht umſonſt geſtorben ſind, daß doch
irgend ein Sinn in dem ſcheinbar ſinnloſen Geſchehen lag. Es
iſt nur die Schickſalsfrage, ob in Frankreich Männer vorhanden
ſind, die durch die Ereigniſſe der letzten Jahre belehrt ſind und
von der alten Vernichtungspolitik gegen Deutſchland ablaſſen
oder nicht. Es iſt wirklich eine Entſcheidung von
weltgeſchicht=
licher Größe, die in Paris zu treffen iſt. Zwar hat Streſemann
von dem Silberſtreifen am Horizont geſprochen, aber man darf
nicht zu optimiſtiſch ſein, ſolange die Franzoſen an Rhein und
Saar ſtehen und Polen und Tſchechen gegen uns hetzen. Wir
können nichts tun als gegen alle Widerſtände, die von Frankreich
und vor allem von England — deſſen Weltreich durch den
deutſch=
franzöſiſchen Zwiſt geſichert iſt — zu erwarten ſind, an dem
Auf=
bau des neuen Europa weiterzuarbeiten. Vielleicht daß ſich dann
einſtmals zeigt, daß der Geiſt ſtärker iſt als Tanks und
Maſchinen=
gewehre und daß der deutſche Führergedanke in Europa ſo
un=
ſterblich iſt wie der Gedanke des ſtets geſuchten, aber nie
verwirk=
lichten „heiligen Reichs der Deutſchen”.
Volk will zu Volk.
Wiener Anſchlußkundgebung im Deutſchen Reichstag.
Geſtern nachmittag fand im Reichstag ein Empfang zu Ehren
des hier weilenden Wiener Lehrer=acapella=Chores ſtatt.
Reichs=
tagspräſident Loebe richtete an die Wiener Sänger eine
An=
ſprache, in der er unter anderem ausführte: Ich begrüße Sie in
dieſem Saal der deutſchen Volksvertretung, in welchem, wie wir
hoffen, dereinſt die Abgeordneten aller öſterreichiſchen Gaue und
aller öſterreichiſchen Parteien als offizielle Vertreter ſitzen
wer=
den, als einſtweilige Vertreter Oeſterreichs, Loebe, der weiter
darauf hinwies, daß der Zuſammenſchluß Deutſchlands und
Oeſterreichs aus dem Stadium eines unerfüllbaren und
ausſichts=
loſen Wunſches in das der Beachtung durch den Gegner und der
politiſchen Auseinanderſetzung getreten ſei, ſchloß mit einem
Hoch auf das gemeinſame deutſche Vaterland. Hierauf ergriff
der Vorſtand des Wiener Chors, Schönbauer, das Wort zu
einer Erwiderungsanſprache, indem er zunächſt den herzlichſten
Dank der Wiener für den freundlichen Empfang in Berlin
aus=
ſprach und dann fortfuhr: Oeſterreich erblickt in ſeinem
An=
ſchluß an das deutſche Bruderland die einzige Rettung.
Heute ſtehen wir in dieſem Hauſe der deutſchen Volksvertretung
als Träger und Künder der geheiligten Gefühle unſeres Volkes,
das den begehrten Einlaß in das Vaterhaus noch nicht finden
kann. Wir können die Millionen Hände, die ſich uns aus den
geöffneten Fenſtern entgegenſtrecken, noch nicht faſſen und nicht
halten. Möge der Ruf „Volk will zu Volk!” bald gehört werden,
Es lebe, ſo ſchloß der Redner, der Friede! Es lebe die
Völker=
verſöhnung! Es werde und lebe ein großes, glückliches, einiges
deutſches Vaterland!
Briend und der Anſchluß.
* Paris, 14. April. (Priv.=Tel.)
Bei der Etatsberatung im franzöſiſchen Senat iſt Briand
die ſehr peinliche Frage vorgelegt worden, welche Haltung er
gegenüber dem Anſchluß Oeſterreichs an das
Deut=
ſche Reich einzunehmen gedenke. Herr Briand hat zwar
durch=
geſetzt, daß ihm die Beantwortung der Frage im Augenblick
er=
laſſen wurde, aber nur gegen die Zuſicherung, daß er bei der
Beratung des Locarnovertrages, die im Senat immer noch
un=
erledigt iſt, darauf zurückkommen werde. Bei dieſer Gelegenheit
wolle er alle erforderlichen „Aufklärungen” geben. Das kann,
wenn Herr Briand wirklich ſein Wort hält, „iht intereſſant
wer=
den. Er iſt zwar Diplomat genug, um ſich mit einer geſchickten
Formulierung um die Schwierigkeiten herumzudrücken. Wenn
er aber wirklich alle erforderlichen Aufklärungen geben will, dann
wird Deutſchland wertvolle Rückſchlüſſe daraus ziehen können,
wieweit der franzöſiſche Miniſterpräſident wirklich bereit iſt, im
Geiſte von Locarno zur Wiederherſtellung des europäiſchen
Frie=
dens beizutragen.
Paul Boncour in Berlin.
Berlin, 14. Mpril.
Paul Boncour iſt heute abend aus Danzig kommend i Ber=
Imn eingetroffen. In Berliner politiſchen Kreiſen hat die
deutſchfeindliche Betätigung Boneours einen um
ſo peinlicheren Eindruck hervorgerufen, als Paul Boneour der
offizielle Vertreter Frankreichs beim Völkerbund iſt. Schon wegen
dieſer Einſtellung wird ſeinem Beſuch eine offizielle Bedeutung
nicht beigemeſſen.
*Berliner Premieren.
ark. Die nicht endenwollende Theaterdepreſſion zwingt die
Büh=
nenleiter zur angeſtrengten Arbeit. Die Premieren jagen einander,
und bei der Unmaſſe der Nieten fällt es nicht immer leicht, die
wenigen Werte herauszufinden. Aus der Fülle der
Neuauf=
führungen wollen wir daher nur einige herausgreifen.
Die Krolloper hat Maſſenets „Werther”
ausge=
graben, wahrſcheinlich um zu beweiſen, daß die Intendanz auch
„melodiöſe” Opern ihrem Repertoire einzuverleiben gedenkt und
nicht nur atonale Muſikdramen, wie etwa Alban Bergs kürzlich
abgelehnten „Wozzek”. Melodiös iſt dieſer vor vierzig Fahren
in Paris erſtmalig geſpielte „Werther” ohne jeden Zweifel, doch
wird das meiſte in der Partitur nur rein äußerlich angefaßt und
die Homophonie nahezu in Permanenz erklärt. Die Fülle des
melodiſchen Gehalts könnte beſtechen, wenn — — Puccini nicht
gekommen wäre, der dieſe Art der Melodieführung durch ſeine
perſönliche Note und eine große Doſis italieniſcher Ekſtaſe längſt
„moderniſiert” hat. Heute iſt ſchon Puccint vielfach vieux jeu,
wie ſollte da noch ſeine unmittelbare Quelle intereſſieren, noch
dazu bei einem völlig handlungsloſen Textbuch. Die Repriſe
war ein künſtleriſcher und geſchäftlicher Fehlgriff — leider nicht
der erſte im Verlauf der Spielzeit.
Guſtav Hartung hielt in das ſtaatliche Schiller=
Theater in Charlottenburg zunächſt als Gaſtregiſſeur ſeinen
Einzug und inſzenierte Knut Hamſuns „Spiel des
Le=
bens”. Hinter der Wirklichkeit ſteht in dieſem ſpannend=
eigen=
artigen Bühnenſpiel ſtets das Myſterium; kein Wunder, daß ſich
Hartung in ſeinem Element fühlte. Er verſuchte das Zerſplitterte
aus dem reell=myſtiſchen Chaos durch Unterſtreichung der oben
erwähnten Hauptmerkmale ein lebensechtes Charakterbild zu
ſchaffen; beides iſt ihm mit Hilfe ſeiner ſuggeſtiven
Individugli=
tät im weſentlichen gelungen. Die Aufführung (mit der Straub
als Tereſita) hinterließ einen ſtarken Eindruck, wenn man
be=
denkt, daß dieſes Theater auf dieſe Art Dramaſpiel bis jetzt kaum
eingeſtellt war, iſt damit ſchon ſehr viel geſagt.
Im Staatlichen Schauſpielhaus erlebte die
Ko=
möbie „Duell am Lido” von Hans J. Rehfiſch ihre
Ur=
aufführung. Ein Rededuell zweier Männer, vielleicht zweier
Erdteile (Aſten und Europa), vielleicht ſogar zweier Weltanſchau=
ungen. Die zwei werden in der Hitze des Wortgefechtes die beſten
Freunde und vergeſſen dabei völlig, ſich um die Frau zu
küm=
mern, um die ſie kämpfen. Die aktive Handlung iſt im Stück
minimal und eine Komödie iſt das beſtimmt nicht, eher eine
Charakterſatire, die etwas nachdenklich ſtimmt: ob dieſe
unmög=
lichen Menſchen nicht in der Tat die enervierten der Jetztzeit
darſtellen können und nicht bloß Marionettenfiguren aus
Papier=
maché ſind, die nur in der Phantaſie des Autors exiſtieren.
Intendant Jetzner inſzenierte die Neuheit mit viel Geſchmack und
noch mehr Treppen ...
„Mrs. Cheneys Ende” betitelt ſich ein dreiaktiges
Luſtſpiel von Frederik Lonsbale, das Victor Barnowsky
in ſeinem Theater in der Königgrätzer Straße
her=
ausbrachte. Dieſe Mrs. Cheney iſt eine ganz entzückende,
geiſt=
reiche Hochſtaplerin, die ſich für eine Lady ausgibt, um mit Hilfe
ihrer als Dienſtberſonen verkleibeten Komplizen, einen
groß=
zügigen Diebſtahl auszuführen. Doch die Liebe, die verflixte
Liebe ſcheint alles zu verderben, Mrs. Cheney will nicht
arbei=
ten”. Guten Endes entſchließt ſie ſich doch zur Tat, wird aber
ertappti natürlich vom jungen Lord Dilling, für den ihr im
Grunde genommen unverdorbenes Herzchen ſchlägt. Dann ſollte
ſie verhaftet werden, bleibt jedoch (dies die große Ueberraſchung
ſelbſt für den Theaterfachmann) dank ihrer geiſtigen
Ueberlegen=
heit Herrin der Situation, verulkt die ganze Geſellſchaft und —
Mrs. Cheneys Ende bedeutet den Anfang der Lady Dilling.
Eine ebenſo unwahrſcheinliche wie amüſante Geſchichte mit ſtark
pointierten Wort= und Situationseffekten, eine bühnenfeſte und
beißende Geſellſchaftsſatire, deren überaus witziger Dialog
mit=
unter nicht unangenehm an die Luſtſpiele Wildes erinnert. Ganz
gewiß hat man es hier mit einem kitſchigen Hintertreppenroman
zu tun, doch iſt die Ausarbeitung überraſchend urwüchſig und der
Grund gedanke aus rein bühnenſchematiſchem Geſichtspunkte
wirk=
einheitlich zuſammenzufaſſen, auf einen Ton zu ſtimmen, und lich noch nicht zu oft dageweſen. Die kleine Frau Cheney der
Bergner iſt ein Kapitel für ſich. Wie ſie die Unterſchiede zwiſchen
der diſtinguiereten Dame der Geſellſchaft und dem keſſen
Apachen=
mädel aus dem Withechapel mit einfachen Mitteln bis in die
kleinſten Nuancen feinſtens ausgearbeitet veranſchaulicht, macht
ihr wohl keine nach. Die hochdramatiſche Bergner iſt eine
ge=
borene Luſtſpieldarſtillerin.
Das jüngſte Produkt der „heiteren” Muſe vermochte nicht
einmal die enthuſigsmierten Operettenfreunde heiter zu ſtimmen.
„Prinzeſſin” Huſch” heißt die verunglückte Operette von
Léon Feſſel, dem Komponiſten von Schwarzwaldmädel” zu
dem Auguſt Neidhard das „hiſtoriſche‟ Buch geliefert hat.
Es war keine gute Idee, die volkstümliche Figur der Königin
Luiſe auf die Operettenbühne zu bringen, auf der jeder
Popu=
lariſierungsverſuch (ich erinnere nicht zuletzt au Schubert) mehr
oder minder zur Pietätlofigkeit wird, König und Königin von
Preußen ſtehen inmitten einer fadenſcheinigen Handlung,
um=
geben von Operettengeſtalten ärgſter und abgedroſchenſter Sorte.
Durch den erſten Akt tollt das übermütige Prirzeßchen über die
Bühne, im zweiten Aufzug erſcheint ſie bereits als Königin in
ihrer durch die Reproduktionen in den „guten Stuben”
hinläng=
lich bekannten Tracht, und im dritten — wo ſie ſich mit Erfolg
in die hohe Politik miſcht — ſogar im Staatskleid. Eine recht
unſympathiſche und ungemein undankbare Rolle ſpielt in der
Komödie ihr unentſchloſſener und wankelmütiger Gatte, man
brauchr nicht einmal Monarchiſt zu ſein, um den König ungern
in dieſem Milieu zu ſehen. Jeſſels Muſik plätſchert ohne
Emo=
tion dahin, bringt ein paar gefällige — faſt immer enteignete —
Melodien, ein wohlklingendes, wirkungsvoll aufgebautes
Königs=
lied im zweiten Finale und die landesübliche „farbenprächtige‟
Kapellmeiſter=Inſtrumentation, wie wir ſie ſeit mindeſtens
50 Jahren kennen. Der Komponiſt verſucht durch perſönliches
Dirigieren zu retten was zu retten iſt; dem vielgeprüften
Theater des Weſtens hilft es wenig und bald wird hier
eine neue Direktion ihr Glück verſuchen müſſen.
Des Franzoſen Paul Raynal ,Grabmal des
unbe=
kannten Soldaten” (Kleines Theater) verſucht das
Weltkriegserlebnis in künſtleriſcher Form auf die Bühne zu
brin=
gen. Zwiſchen einem namenloſen Soldaten und ſeiner Braut
ſteht der vom Autor verhaßte Krieg; es werden die durch den
Weltenbrand hervorgerufenen Gegenſätze zwiſchen Fronterleben
und Heimaterleben, zwiſchen Jugend und Alter, zwiſchen Mann
und Frau gezeigt. Der Verſuch ſcheitert vor allem an der
bewuß=
ten Einſeitigkeit des pazifiſtiſchen Autors. Aber auch ſonſt har
ſich da kein Berufener an dieſes gigantiſche Problem
heran=
gewagt; das — zugegeben ſei’s — ernſtgemeinte und mit ſtarker
rhetoriſcher Kraſt geſchriebene Werk verwechſelt eben
Nachkriegs=
reflexion mit dem wirklichen Erlebnis im Kriege und büßt ſchon
dadurch ſeine Wirkung ein. Eine mäßig gelungene Verdeutſchung
(H. v. Gerlach) und die Regie Viertels mit ihrem gähnend
lang=
weiligen Tempo trugen das Uebrige zur Ablehnung bei.
Der Journaliſt C. A. Röllinghoff ſchrieb ein harmlos
unterhaltendes, jedoch bühnenwirkſames Luſtſpiel „Fräulein
Eulenſpiegel”, in dem die mit der Heirat endende Liebe
eines reichen Haustöchterchens zu einem berühmten Poeten recht
nett erzählt wird. Das Stück erlebte im Walhalla=Theater
ſeine erfolgreiche Uraufführung.
Nummer 104
Seite 3
Von unſerem Korreſpondenten.
C.UI.P. London, 14. April.
Dem Vertreter des bekannten Blattes „A.B.C.” in Madrid,
Dr. Andre Reveſz, iſt es gelungen, eine Unterredung mit
Muſ=
ſolini zu erlangen, welche intereſſante Streiflichter auf die
Entwicklung und Anſchauungen des Führers des jungen Italiens
wirft. „Von meiner früheſten Jugend ab habe ich Feſtigkeit des
Charakters gezeigt”, ſagte der Diktator. „Ich nahm ein
leiden=
ſchaftliches Intereſſe an politiſchen Diskuſſionen; ſie haben ſtets
eine eigenartige und mächtige Anziehungskraft auf meinen Geiſt
ausgeübt. Ich habe noch immer den Glauben, daß es eine der
würdigſten Betätigungen des Menſchen iſt, für die Errichtung
derjenigen ſozialen Ordnung zu kämpfen, die zu einem gegebenen
Moment am beſten unſerem eigenen Ideal entſpricht.
Seit meiner früheſten Kindheit drängte mich alles zum
Sozia=
lismus: das Beiſpiel meines Vaters, die große Liebe zum Volke,
die Atmoſphäre der Romagna, alles. Aber der Sozialismus vor
25 Jahren war von dem heutigen ſehr verſchieden. Er wa:
edel=
mütig, aufrichtig, kindlich, enthuſiaſtiſch und traditionell
italie=
niſch. Innerhalb der Partei aber habe ich ſtets gegen die
parla=
mentariſche Korruption der Führer, gegen den Bureaukratismus,
gegen das Bündnis mit den Freimaurern gekämpft. Ich tat mein
Aeußerſtes, die Partei zur Rückkehr zu ihrer urſprünglichen
Rein=
heit zu bewegen. Ende 1912 fah ich jedoch ein, daß alles nutzlos
war. Das war einer meiner Gründe für meinen Bruch mit der
Partei. Der andere dringende war das Problem der
Inter=
vention. Die Führer waren als pazifiſtiſche Bourgeois unfähig,
die gebieteriſche Notwendigkeit des Krieges zu erfaſſen, als eines
Mittels, die Einheit einer jungen Nation zu verſtärken und
Ita=
lien die Stellung unter den Großmächten zu geben, zu der es
be=
rechtigt war. Darum trat ich im Herbſt 1914 aus der Partei aus,
für die ich Armut und Verbannung erduldet hatte, und ich muß
geſtehen, daß dieſe Momente vielleicht die bitterſten meines
Lebens geweſen ſind.
Meine Gleichgültigkeit gegen materielle Reichtümer hat mir
in meiner Laufbahn großen Beiſtand geleiſtet. Ich betrachte Geld
als ein Mittel, nicht als ein Ziel, das Leben wert des Erlebens
zu machen. Um mein Ziel, die Größe und Wohlfahrt Italiens,
zu erreichen, haben mich Entbehrungen und Opfer nicht entmutigt,
ſondern angeſpornt, mit noch größerem Enthuſiasmus zu kämpfen.
Ob Nietzſche oder William James oder George Sorel am meiſten
auf die Bildung meines Chrakters eingewirkt haben? — Sorel.
Nietzſche bezauberte mich, als ich zwanzig war. Er verſtärkte die
antidemokratiſchen Elemente in meiner Natur. James lehrte
mich, daß eine Handlung mehr nach ihren Ergebniſſen wie nach
ihrer doktrinären Grundlage zu beurteilen iſt, den Glauben an
Handeln, den glühenden Willen zu leben und zu kämpfen, dem
der Fascismus einen großen Teil ſeiner Erfolge zu danken hat.
Für mich war das Weſentliche, zu handeln. Aber George Sorel
ſchulde ich am meiſten. Dieſer Meiſter des Syndikalismus hat
durch ſeine Theorien über revolutionäre Taktik am
entſcheidend=
ſten zur Bildung und Diſziplin, der Energie und der Macht der
fasciſtiſchen Kohorten beigetragen.
Die praktiſchen Reſultate? — Sehen Sie um ſich: Nichts als
ein Ueberfluß an Betätigung, unabläſſige Arbeit, proſperierende
Induſtrie. Bei uns gibt es keine Arbeitsloſen. Die Bevölkerung
verdient genug für einen anſtändigen Lebensunterhalt. Hier
herr=
ſchen Frieden, Diſziplin, Sicherheit. Die Maſſen ſind der
Pro=
paganda der Oppoſition gegenüber völlig gleichgültig. Was ſie
wünſchen, iſt Arbeit, Verdienſt, bequemes Leben. Sie verlangen
nicht nach der Freiheit, die der Fetiſch eines vergangenen
Jahr=
hunderts war. Die Einſchränkung der Preſſefreiheit ſoll nicht die
Regierung ſchützen, ſondern unſeren Kredit im Auslande. Mein
Vorgehen gegen die Freimaurer und geheime Geſellſchaften im
allgemeinen hat mehr moraliſche als politiſche Gründe. Warum
verheimlichen ſie ihre Tätigkeiten? Alle, die ſich der Politik
hin=
geben, ſollten ihre Ziele klar und aufrichtig angeben.
Wohin Italien den Ueberſchuß ſeiner Bevölkerung ſenden
ſollte? — Nach dem faſt völligen Abſchluß des nordamerikaniſchen
Gebietes gegen unſere Auswanderer werden ſie ſich in ſtets
wach=
ſender Anzahl dem lateiniſchen Amerika zuwenden, namentlich
nach den Ländern mit einem gemäßigten atlantiſchen Klima. Die
Ausdehnung und Fruchtbarkeit dieſer Gebiete, der dringende
Wunſch nach ihrer intenſiveren Ausnutzung, die Verwandtſchaft
an Raſſe und Sprache zwiſchen den Italienern und dieſen
ſüd=
amerikaniſchen Völkern geſtatten uns, die größten Hoffnungen
bezüglich dieſer fruchtbaren internationalen Zuſammenarbeit
zu hegen.”
Damit wandte ſich die Unterredung dem
außenpoliti=
ſchen Gebiet zu. Dr. Reveſz fragte, welche Anſichten die
Ita=
liener über das öſterreichiſche Problem hätten. Muſſolini
antwortete: „Was hat es für einen Zweck, zu wiederholen, daß
Italien der Annektierung Oeſterreichs durch Deutſchland niemals
zuſtimmen kann? Aber abgeſehen von dieſer Einſchränkung ver=
Donnerstag, den 15. April 1926
folgen wir die Entwicklung Oeſterreichs mit um ſo größerer
Sympathie, als wir zu ſeinem finanziellen Aufbau in großem
Maße beigetragen haben.”
Dr. Reveſz fragte ſchließlich nach den Beziehungen zwiſchen
dem ſasciſtiſchen Italien und Sowjetrußland. In
Oppo=
ſitionskreiſen werde behauptet, daß ſie mehr als herzlich ſeien,
und daß zwiſchen Rom und Moskau tatſächlich ein Vertrag über
eine geheime Allianz beſtehe. Der Diktator erwiderte: „Das iſt
reine Tollheit. Ich kenne das böswillige Gerücht. Es iſt Unſinn.
Die Wahrheit iſt viel einfacher. Die Wahrheit iſt, daß zwiſchen
Italien und Rußland normale Beziehungen beſtehen, herzliche,
wenn Sie dieſelben ſo bezeichnen wollen. Die wirtſchaftlichen
Verhältniſſe beider Länder ergänzen ſich einander, was für die
kommerzielle Entwicklung günſtig iſt, die ſeit der Unterzeichnung
des Vertrages ſehr fortgeſchritten iſt. Die gänzlich verſchiedene
Natur der beiden politiſchen Syſteme ſollte das Beſtehen
fried=
licher Beziehungen nicht notwendigerweiſe verhindern. Italien
hat die innere Ordnung von Sowjetrußland ſtets reſpektiert nach
dem Grundſatz, daß jedes Volk frei iſt, die eigene
Regierungs=
form zu wählen, ohne nach der Billigung anderer Länder
aus=
zuſchauen.”
Völkerbundund Locarnopakt. / Oſteuropäiſcher
Sicherungsvertrag gegen Deutſchland.
London, 14. April.
Der diplomatiſche Berichterſtatter des „Daily Telegraph”
be=
faßt ſich in intereſſanten Ausführungen mit der
Völkerbunds=
frage und dem Locarnopakt. Er ſagt, es ſei noch nicht endgültig
entſchieden, ob die Mächte in der Stdienkommiſſion für die
Völkerbundsfrage durch Miniſter, Botſchafter oder Juriſten
ver=
treten ſein würden. Die Ausſichten für eine Einigung in dem
ſchwierigen Problem der Ratsſitze würden für ſo gering
ange=
ſehen, daß man der Entſendung von Juriſten zuneige, da bei
einer Nichtübereinſtimmung die Folgen dann weniger ernſt ſein
würden. In britiſchen Kreiſen habe man die Zuſicherung
Bon=
cours gegenüber Polen, daß Frankreich den polniſchen
Rats=
anſpruch unterſtützen werde, mit Beſtürzung aufgenommen. Noch
mehr Ueberraſchung habe die von Paris gekommene Anregung
hervorgerufen, den Locarnopakt unter der Vorausſetzung,
daß im Herbſt das Genfer Fiasko ſich wiederholen werde,
da=
hin abzuändern, daß Deutſchland außerhalb
des Völkerbundes bleibe. Die Anregung bedeute, daß
die im Locarnovertrag dem Völkerbund erteilten Befugniſſe, in
einem Konflikt zwiſchen den Vertragspartnern zu entſcheiden,
einer ſchiedsgerichtlichen Körperſchaft übertragen
würde. Solche ſchiedsgerichtlichen Körperſchaften ſeien im
Gegenſatz zum Völkerbundsrat in der Lage, Streitfragen durch
Mehrheitsbeſchlüſſe zu entſcheiden. Ein ſolcher Vorſchlag würde
auf britiſcher Seite keinen Anklang finden. In
Völkerbunds=
kreiſen erkläre man, daß das vorgeſchlagene Verfahren auch eine
Verletzung der Völkerbundsſatzungen bedeuten würde.
Von vielleicht noch größerer Bedeutung ſei die Erklärung
Boncvurs in Warſchau, daß, da die Locarnoverträge für
Oſt=
europa nicht die gleichen Garantien wie für die Weſtmächte
ent=
hielten, die Oſtſtaaten Europas ihre Sicherheit am beſten durch
neue Pakte ſchaffen ſollten. Die meiſten heute zwiſchen den
Oſt=
ſtaaten beſtehenden Verträge enthielten nur eine Garantie gegen
einen ruſſiſchen Angriff. Der neue Gedanke gehe dahin, die
Ver=
pflichtung gegenſeitiger Unterſtützung auf einen deutſchen Angriff
auszudehnen. Dies ſoll die Hauptänderung ſein, die kürzlich in
das polniſch=rumäniſche Bündnis eingefügt wurde. Dieſer Punkt
ſollte ohne Verzug aufgeklärt werden, da das Gerücht von der
neuen Klauſel zu einem ernſten Preſſefeldzug zugunſten einer
deutſch=ruſſiſchen Annäherung geführt habe. Man erwarte daher
in London die Veröffentlichung des polniſch=rumäniſchen Vertra=
ges mit größtem Intereſſe.
Folgenſchwere Beamten=Oemonſtration in Paris.
TU. Paris, 14. April.
Trotz der umfaſſenden Sicherungsmaßnahmen der
Polizei=
präfektur hatten ſich heute abend nach 6 Uhr an wichtigen Pariſer
Verkehrspunkten mehrere Tauſend Beamte zu der geplanten
Kundgebung zuſammengefunden. Es kam zu ſchweren
Zu=
ſammenſtößen mit der Polizei, die gegen die
Demon=
ſtranten vorging. Nach Angaben der Polizeipräfektur ſind dabei
80 Perſonen verwundet worden. Insgeſamt wurden
1200 Verhaftungen vorgenommen.
Frankreichs Schuldenprobleme.
Von unſerem A=Korreſpondenten.
Paris, 14. April.
Die Frage der interalliierten Schulden iſt in den letzten Tagen
ſtark in den Vordergrund getreten. Ueber die Regelung der
Schulden an Amerika waren ſehr verſchiedene und ſich oft
wider=
ſprechende Nachrichten im Umlauf. Es ſcheint, daß man ſich in
gewiſſen Punkten wieder einem übertriebenen Optimismus
hin=
gab. Man war der Meinung, daß die Einigung mit den
Ameri=
kanern ſchnell erfolgen werde, und man nahm an, daß der
Finanzminiſter Raoul Péret eben deshalb ſeine Reiſe nach
Lon=
don verſchieben werde, bis aus Waſhington definitive
Nachrich=
ten eintreffen würden. Die Annahme, daß die Zuſammenkunft
Churchill=Péret vor einer Einigung in Waſhington nur wenig
Zweck hätte, lag nahe. Der „Matin” hat auch ein Interview des
Finanzminiſters ähnlich kommentiert.
Indes, die amerikaniſche Finanzpolitik ſcheint den
franzö=
ſiſchen Unterhändlern wieder eine ſchlimme Ueberraſchung bereitet
zu haben. Nach amerikaniſchen Zeitungsmeldungen hat die
Nach=
richt aus Pariſer Quelle, daß eine Einigung bevorſteht, in
Waſhington, wie auch in New York Ueberraſchung ausgelöſt.
„Man ſteht einer Einigung nicht näher als im Herbſt vorigen
Jahres, als die Verhandlungen unterbrochen wurden”, ſchrieb
der „New York Herald”,
Wir haben an dieſer Stelle ſtets an die kühle und Frankreich
gegenüber recht unfreundliche Haltung des Waſhingtoner Senats
entgegen der optimiſtiſch lautenden Nachrichten über einen
ſchnel=
len und günſtigen Abſchluß der Verhandlungen hingewieſen. An
dem italieniſchen Beiſpiel iſt es unſchwer zu erſehen, daß ſich
die Stimmung in den Waſhingtoner maßgebenden Kreiſen bisher
wenig gewechſelt hat. Erſt nach der Ratifizierung des
Abkom=
mens mit Ikalien werden die Verhandlungen mit Frankreich in
eine entſcheidende Phaſe treten, und wenn auch die
Schulden=
kommiſſion, welche jetzt mit Bérenger, dem franzöſiſchen
Ge=
ſandten in Wafhington, verhandelt, ſich etwas nachgiebiger
zei=
gen wird wie ſeinerzeit Caillaux gegenüber, ſo könnten doch
noch ſehr ernſte Schwierigkeiten bevorſtehen. In den hieſigen
Finanzkreiſen hält man es übrigens vielfach für wichtiger, eine
für einen gewiſſen Zeitraum annehmbare Bedingungen
enthal=
tende Regelung herbeizuführen als das Problem, wie Frankreich
ſeinen Verpflichtungen nach drei oder vier Jahrzehnten
nach=
kommen wird, zu löſen. Die franzöſiſche Politik iſt aber nur
wenig geneigt, dieſe Gedankengänge zu akzeptieren.
Péret geht in dieſen Tagen jedenfalls nach London auf den
ausdrücklichen Wunſch des engliſchen Schatzkanzlers Churchill,
der noch vor der engliſchen Budgetdebatte, alſo vor dem 26. April,
das Problem der franzöſiſchen Schulden an England klären
möchte. Auch daraus ſchließen einige auf die
Unwahrſcheinlich=
keit einer ſchnellen Einigung in Waſhington. Im ganzen aber
werden die Verhandlungen über die interalliierten Schulden in
ziemliche Dunkelheit gehüllt, welche die Gemüter, oft mehr
be=
unruhigt, als es die trockenen Tatſachen ſelbſt tun würden.
Frankreich iſt aber nicht nur Schuldner, ſondern auch
Gläu=
biger. Rußland, Polen, die Staaten der Kleinen Entente und
die Türkei ſchulden ihm ungeheuere Summen. Bis jetzt geſchah
recht wenig um die Eintreibung dieſer Schulden. Die
ruſſiſch=
franzöſiſche Konferenz, welche jetzt in Paris tagen wird, bedeutet
den Auftakt dazu. Wenn die Sowjets die Angebote gewiſſer
franzöſiſcher Gruppen, welche ſich unter anderem beſonders für
Petroleumkonzeſſionen intereſſieren, annehmen, ſo wäre die
prin=
zipielle Schwierigkeit der Verhandlungen beſeitigt. Der erſte
Schritt um die Eintreibung der ausländiſchen Schulden wäre
damit getan, aber auch die franzöſiſche Außenpolitik hätte damit
einen ſtarken Impuls nach einer neuen Richtung bekommen. Es
iſt nun die Frage, ob auch die weiteren Schritte, welche der Quai
d’Orſay in dieſen Angelegenheiten unternimmt, nicht im ſelben
Sinne wirken werden.
Briands Gründe für die Abſage an Rumänien
* Bukareft, 14. April. (Priv.=Tel.)
Das Blatt „Dimineatza” veröffentlicht Einzelheiten über die
tieferen Urſachen des Scheiterns der rumäniſch=
fran=
öſiſchen Bündnisverhandlungen. So wird erklärt,
Briand habe bei grundſätzlicher Bereitwilligkeit auf Abſchluß des
Vertrages darauf hingewieſen, daß ein rumäniſch=franzöſiſcher
Bündnisvertrag im gegenwärtigen Augenblick bei den
angel=
ſächſiſchen Mächten als Teil eines Bündnisſyſtems gegen die
Be=
ſiegten gedeutet werden könnte. Aus dem gleichen Grunde habe
der franzöſiſche Miniſterpräſident und Außenminiſter auch den
Abſchluß eines Bündnisvertrages mit Jugoſlawien abgelehnt.
Die „Geſte der Verſtändigung” werde allerdings kaum ſoweit
gehen, daß Frankreich den ſehr intenſiven Anſtrengungen
Ita=
liens auf Stärkung ſeines Einfluſſes auf dem Balkan ohne
wei=
teres freie Hand laſſe.
Das Taternenfeſt in Hupeh in Mittelchina.
Der Chineſe feiert ſein Neujahrsfeſt ſpäter als wir, in dieſem
Jahre fällt es in unſeren zweiten Monat. Neujahr iſt ſein
ſchönſtes Feſt und es wird gründlichſt gefeiert, mit vielem Lärm,
vielem Feuerwerk und noch viel mehr gutem Eſſen und Trinken.
Am fünfzehnten Abend des Feſtes wird das Laternenfeſt gefeiert.
Im vorigen Jahre erlebten wir es in Wuchang, der Hauptſtadt
der Provinz Hupeh.
Wuchang iſt noch heute mit einer Mauer umgeben, ein
ſchö=
nes Wahrzeichen chineſiſcher Geſchichte. Bei Dunkelwerden
ſchlie=
ßen ſich die mächtigen, eiſernen Stadtorflügel, niemand kommt
hinaus oder herein.
Wir waren, der Einladung unſerer deutſchen Freunde
fol=
gend, am Nachmittag in Hankow über den Jangtſekiang
ge=
fahren. Als wir in Rickfhas durch die Stadt zur Wohnung
unſerer Freunde eilten, fühlten wir ſchon die Feſtſtimmung, die
über dem Alltagsleben lag. Viele hatten ſchon Laternen an
ihren Häuſern hängen, andere eilten, noch ſchnell recht ſchöne
ein=
zuhandeln. Wir ſahen die bizarrſten Gebilde: Häuſer, Tiere,
viele Kugeln! — Unſere Rickſhakulis verlangten natürlich
dop=
pelten Lohn, den man ihnen auch gern gab. Es iſt ein hartes
Leben, immer Pferdchen in Chinas, ach ſo ſchmutzigen Straßen
zu ſein. Gut laufen können ſie, ich möchte nicht mit ihnen um
die Wette rennen müſſen.
Nach Dunkelwerden gingen wir zur Stadtmauer, um die
Lampionszüge im Lande zu ſehen. Auch an der Peripherie der
Stadt waren die Felder mit brennenden Lichtern abgeſteckt. Eine
alte Frau brannte auf ihrem Acker, der nur ſehr beſcheiden war,
Gebetpapier ab, auf dem eine Summe Geldes geſchrieben ſtand.
Bei der Feuerſtelle hatte ſie auch eine Schüſſel mit Reis und
Waſſer hingeſtellt. So ſorgte ſie nach chineſiſcher Weiſe für ihren
lieben Verſtorbenen. — Durch das weite Land, das ſich unſeren
Blicken von der Mauer aus bot, ſchlängelten ſich Scharen von
Laternentragenden mit Beckenſchlagen und Abbrennen von
Feuerwerk. Den einzelnen Zügen voran wird ein mächtiger
Papierdrache getragen, innen erleuchtet. Sein Rachen iſt weit
aufgeriſſen, am Oberkiefer hängt eine Laterne, die Erde, die er
zu verſchlingen droht, darſtellend; wie uns die Leute erklärend
erzählten. Der Drache iſt für die Chineſen die böſe Gewalt!
Kam ein Zug zu einem Feldaltar, die verſtreut in der Landſchaft
liegen, ſo mußte der Drache ſich drehen und wenden.
Ueber dieſes ſonſt ſo ruhige, eigentlich ſtumpfe Land war
eine Fröhlichkeit gegoſſen. Die Soldaten der Torwache riefen uns
einen frohen Gruß zu, andere Chnineſen ſangen ihre uns ſo
ein=
tönig klingenden Weiſen in die Nacht hinaus. Auch wir gerieten
alle in eine gehobene Stimmung und bedauerten die Fremden,
die ſich nicht aus den Konzeſſionen herausgewagt hatten. Am
nächſten Tage erſchien uns dieſe grau in graue Landſchaft ganz
entzaubert, wir glaubten einen ſchönen Traum gehabt zu haben.
Begeiſtert verſprachen wir einander, das nächſte Laternenfeſt ſogar
außerhalb der Stadt mitzumachen, möglichſt in einem Tempel auf
unſeren Feldbetten zu übernachten. Doch iſt es in dieſem
un=
ruhigen Jahr ein fragliches Unternehmen für den Fremden
ge=
worden!
Sehr traurig iſt es, daß dieſe alten, hübſchen Bräuche immer
mehr verſchwinden. Der Chineſe in ſeiner alten Tracht mil
ſeinen althergebrachten Sitten iſt ein Ganzes; er flößt Achtung
ein. Der halbeuropäiſierte Chineſe wirkt lächerlich und unſchön.
Modern war er, ſehr modern, und Elſe C. Kraus
ver=
anſtaltete ihn im Kleinen Haus. Sie ſpielte Krenek, Eisler,
Schönberg, Strawinsky und Tieſſen. Eigentlich ſpielte ſie aber
nur Schönberg und Strawinsky, denn über Schönberg, den
Schöpfer der modernen Muſik, iſt noch keiner ſeiner Schüler und
Nachahmer hinausgekommen. Das Bezeichnendſte iſt vielleicht,
daß die Arbeiten dieſer Nachfolger ſogar ſchon epigonenhaft
an=
muten. Die Suite Opus 26 von Krenek, die drei Klavierſtücke
Opus 31 von Tieſſen, die Sonate von Eisler Opus 1 (die ſogar
im Grunde recht zahme, romantiſch veranlagte Muſik iſt) — alles
iſt ſchließlich derſelbe Klang, dieſelbe Art. Schlußeffekt:
Eintönig=
keit, und ganz zum Schluß: Langeweile. Einzig Strawinsky, der
geniale Frechling, iſt eine geſchloſſene Perſönlichkeit; ſeine Piano=
Rag=Muſik iſt ein Stück famoſen muſikaliſchen Tanzhumors. Das
Publikum fühlte es auch ſofort und ging willig mit.
So iſt der Eindruck der modernen Muſik größtenteils immer
zwieſpältig; überall Wille, Talent, überall Ernſt. Aber über ihren
Lehrmeiſter Schönberg, deſſen Verdienſt es bleibt, der Welt
andere Ohren gegeben zu haben, kommen ſie nicht hinaus.
Viel=
leicht daß es Krenek doch noch beſchieden iſt, den Weg ins Freie
zu finden.
Ganz vorzüglich ſchnitt Fräulein Kraus ab. Eine ſolch
widerborſtige Muſik ſo zu beherrſchen, daß ſie noch dem
Gedächt=
nis wie freie Phantaſie erklingt, iſt an und für ſich ſchon
bewun=
dernswert. Bewundernswerter noch iſt die innere Einfühlung,
der künſtleriſche Ernſt, mit dem Fräulein Kraus klanglich und
geiſtig an die Probleme dieſer Muſik herangeht. Das erfordert
reiches techniſches Rüſtzeug und ſchärfſte muſikaliſche Intelligenz.
Beides beſitzt Fräulein Kraus, und Temperament obendrein. Sie
weiß zu feſſeln und iſt immer intereſſant. Der Hörer fühlt, daß
moderne Muſik ſo gebracht werden muß, wie ſie Fräulein Kraus
bringt. Darum war ihr pianiſtiſcher Erfolg verdient. Das Haus
hätte voller ſein können, aber nicht beifallsfreudiger. O.
C.K. Adam und Eva in Scheidung. Im vergangenen
Som=
mer geriet die amerikaniſche Preſſe in höchſte Aufregung über
einen Verſuch, den eine belannte Dame der Geſellſchaft mit ihrem
jungen Ehemann unternahm, um als „Adam und Eva” im
Na=
turzuſtande zu leben. Das Paar, das mit dem Rufe „Zurück zur
Natur” dem Vorbild des Urelternpaares folgte, war die Doktorin
der bekannten Vaſſar=Univerſität, Helen Davidſon, die Tochter
eines hohen Geiſtlichen, und der „Profeſſor für Leibesübungen”
an der Hochſchule von Allegheny, der Skandinavier Cyllſtrom.
Die junge Dame war für ein ſolches Leben nicht gerade gemacht,
denn ſie hatte noch niemals ſelbſt ein Eſſen gekocht, und einem
ſchrecklichen Schauder vor Schlangen und Inſekten. Aber ihre
Liebe zu dem ſtattlichen Naturmenſchen, der in den
amerikani=
ſchen Blättern als „moderner Höhlenbewohner” geſchildert wird,
ließ ſie alle Bedenken überwinden, und nach einer feierlichen
Hoch=
zeit folgte ſie ihm in die Wildnis des Adirondack=Gebirges, um
mit ihm dort „Flitterwochen im Naturzuſtand” zu verleben. Dieſe
ſo romantiſch begonnene Ehe endete jetzt höchſt nüchtern vor einem
Scheidungsgerichtshof in Pennſylvanien, wo die moderne Eva
unter Tränen über ihre halbjährigen Erfahrungen mit dem
„Höhlenmenſchen” berichtete. Die Hochzeitsreiſe fing ſchon übel
an, indem der junge Ehemann ſich weigerte, in einem Hotel zu
übernachten, und während ſie ſich zur Ruhe niederlegte, ſelbſt im
Garten des Gaſthauſes ſich in eine Decke hüllte. Als man dann
in der Wildnis angelangt war, ging ein furchtbarer Regen nieder,
der die Sachen der jungen Frau völlig durchnäßte. Als ſie ihre
Schuhe und Kleider an dem von dem Manne mühſam entfachten
Feuer trocknen wollte, war er über, dieſes verweichlichte
Beneh=
men entrüſtet. Sie mußte dann, um das Feuer nicht ausgehen
zu laſſen, in die Glut blaſen und bekam davon furchtbaren Huſten.
Später ſtörten ſie Moskitos, Schlangen und anderes Getier, und
ihre beweglichen Klagen riefen bei dem „Höhlenmenſchen” nur
ein Hohngelächter hervor. Als ſie ihm ſchließlich geſtand, daß ſie
ſo nicht mit ihm leben könne, ſoll er ſie ſogar geſchlagen haben.
Da der „Profeſſor” gegen dieſe herzzerreißende Schilderung nichts
vorzubringen wußte, wurde Eva von Adam geſchieden und kehrt
nun glücklich in ziviliſierte Verhältniſſe zurüg.
Seite 4
Donnerstag, den 15. April 1926
Nummer 104
Heſſiſcher Landtag.
Beginn der Ausſprache über das Polizeiweſen.
Präſident Adelung eröffnet die Sitzung um 9 Uhr 30 Minuten.
— Das Haus nimmt die Beratung des Staatsvoranſchlags für 1926
wie=
der auf bei Kap. 44 (Volksgeſundheitspflege).
Abg. Neuter (Soz.) führt Beſchwerde über die Nichtanerkennung
des ſoz. Arbeiter=Samariterbundes durch den Heſſiſchen Staat und die
Verweigerung einer Unterſtützung.
Abg. Roth (Komm.) ſtimmt dem Vorredner zu und richtet im
An=
ſchluß hieran eine Kleine Anfrage an die Regierung betr. die
Wohnungs=
not in der Gemeinde Kelſterbach.
Miniſter Raab gibt Auskunft.
Zu Kap. 45 (Jugendfürſorge und beſondere Maßnahmen zur
Be=
kämpfung von Volkskrankheiten) liegt ein Antrag Dr. Leuchtgens Glaſer
vor, den für die Beſoldung der Bezirksfürſorgerinnen ausgeworfenen
Betrag von 144 000 Mark zu ſtreichen und den anderen Poſitionen des
Kapitels zuzuweiſen.
Abg. Dr. Leuchtgens (Bbd.) begründet ſeinen Antrag mit der
Erklärung, daß das Rirſorgegewerbe viel zu ſehr verſtaatlicht iſt; man
ſolle es viel mehr den privaten Fürſorgevereinen überlaſſen. Heſſen ſei
auf dieſem Gebiete mit der Verſtaatlichung weiter gegangen als die
an=
beren deutſchen Länder. Gerade die ſittlichen Kräfte würden durch die
private Wohlfahrtspflege geweckt und gefördert, durch den Staat würden
ſie dagegen lahmgelegt. Der Staat arbeite auch viel ſchwerfälliger und
ſchematiſcher als die Vereine der freien Liebestätigkeit.
Abg. Harth (Soz.) bittet, den Antrag abzulehnen, ebenſo einen
Antrag Werner, der die Regierung erſucht, die Frage zu prüfen, ob die
Aufgaben der Kreisfürſorgerinnen von chriſtlichen Schweſtern
übernom=
men werden können.
Abg. Birnbaum (D.V.P.) wendet ſich ebenfalls gegen die
Strei=
chung der für die Fürſorgeſchweſter angeſetzten Summe und weiſt auf
ihre Leiſtungen und ihren Aufgabenkreis hin. Die charitativen Verbände
könnten allein nicht dieſe großen Aufgaben übernehmen. Die Redneren
betont nachdrücklich, daß ſie keine den privaten Fürſorgerinnen feindliche
Stellung einnehme, wenn ſie für die Bezirksfürſorgerinnen eintrete.
Abg. Heraeus (Dnatl.) iſt ebenfalls der Meinung, daß die
Be=
zirksfürſorgerinnen nicht entbehrt werden können.
Abg. Roth (Komm.) verlangt, daß die Kreisfürſorgerinnen noch
mehr als bisher zur Geſundheitspflege herangezogen werden.
Abg. Hattemer (Ztr.) wendet ſich gleichfalls gegen die im Antrag
Dr. Leuchtgens geforderte Streichung, ſie pflichtet indeſſen den Abgg. Dr.
Leuchtengs und Dr. Werner inſofern zu, als der Staat allein die
Auf=
gaben der Volksgeſundheitspflege nicht erſtillen könne. Der Staat habe
in der Wohnungsfürſorge, namentlich für minderbemittelte Familien,
verſagt.
Abg. Balſer (Dem.) weiſt darauf hin, daß die chriſtlichen
Schwe=
ſtern allein nicht für die dielen Aufgaben der öffentlichen
Geſundheits=
pflege ausreichen, weshalb die Aufrechterhaltung der Einrichtung der
Fürſorgepflegerinnen notwendig ſei.
In der weiteren Debatte erklären die Abgg. Heraeus (Dntl.) und
Hattemer (Ztr.) gegenüber eine Behauptung der Abg. Balſer, daß die
konfeſſionellen Schweſtern dieſelbe Vorbildung und Ausbildung haben
wie die Kreisfürſorgeſchweſtern.
Der oben erwähnte Antrag Dr. Leuchtgens wird
abge=
lehnt. Der Antrag Dr. Werner wird angenommen. Das
Kapitel 45 — Jugendfürſorge und beſondere
Maßnah=
men zur Bekämpfung von Volkskrankheiten — wird
dann mit 561 000 Mark genehmigt.
Kap. 39 (Aerztlicher Dienſt) wird mit 52 00 Mk. Einnahme und
259 849 Mk. Ausgabe angenommten. — Ein Antrag Galm (Komm.),
wegen einer Statiſtik der Bleiweißerkrankungen, wird nach längerer
De=
batte durch die Regierungsantwort für erledigt erklärt. Ein Antrag
Noth, zu dieſem Kapitel wird abgelehnt.
Die Beratungen wenden ſich jetzt Kap. 42 (Landes=Heil= und
Pflege=
anſtalten und Heilſtätte für Nervenkranke bei Gießen) zu.
Abg. Dr. Niepoth (D.V.P.) weiſt an Hand von Zahlen nach, daß
die Auflvendungen für die ſtaatlichen Anſtalten weit höher ſind als in
den Provinzial=Siechenanſtalten. Die Koſten der Irrenanſtalten ſeien
unerträglich hoch. In einer kleinen Gemeinde, die der Rebner als
Bei=
ſpiel anführt kommen auf den Kopf der Bevölkerung 12 Mark, das könne
eine Gemeinde unmöglich tragen. Würden bie Koſten nicht herabgeſetzt,
ſo würden die Kranken den Anſtalten ferngehalten.
Abg. Kiel (Soz.) berichtet über ſeine Eindrücke bei der Beſichtigung
der Landes Heil= und Pflegeanſtalten in Gießen, die, wie er ſagt, auf
ihn deprimierend gewirkt habe. Er gebe dieſe Schilderung nur, um zu
beweiſen, wie ſchwer die Aufgabe des Pflegeperſonals iſt und welchen
Gefahren ſich Wärter und Wärterinnen ausſetzen. Es ſei daher das
Be=
ſtreben des Pflegeperſonals begreiflich, nach zehnjähriger Tätigkeit in das
Beamtenverhältnis überführt zu werden. Seine Fraktion habe den
An=
trag eingebracht, daß die Pfleger und Pflegerinnen, die ſich am 31. März
1926 in Landes=Heil= und Pflegeanſtalten befinden, in das
Beamten=
verhältnis überführt werden könnten. Es ſei von größter Wichtigkeit,
daß genügenb geſchultes Perſonal vorhanden ſei. Nedner wendet ſich
gegen die Abbauanträge des Abg. Dr. Leuchtgens. Er behauptet, daß
eine Steigerung der Krankenziffer um 23 Prozent und eine ſolche des
Perſonals nur um 10,5 Prozent eingetreten ſei, was den Widerſpruch
der Rechtsparteien hervorruft. Wenn von Herrn Dr. Leuchtgens die 48=
Stundeſtwoche zu beſeitigen angeſtrebt werde, ſo ſei dem
entgegenzuhal=
ten, daß der Dienſt durchſchnittlich 60 Stunden pro Woche erreiche. Das
Allerſchlimmſte bei den Anträgen des Abg. Dr. Leuchtgens ſei die
For=
derung nach einem Abbau der Gehälter und Löhne. Herr Dr.
Leucht=
gens — ſo führt Redner aus — gibt ſich nicht damit zufrieden, daß die
Gehälter und Löhne abgebaut werden, ſondern er verlangt ausdrücklich,
daß ein ſtarker Abbau der Gehälter und Vergütungen erfolgt.
Abg. Dr. Leuchrgens widerſpricht dem mit Recht und lieſt
in einer ſpäteren Richtigſtellung noch einmal den zweiten Satz ſeines
An=
trags vor, in dem es heißt: „Mit Rückſicht auf die Notwendigkeit, das
Pflegeperſonal in dieſen Anſtalten zu ermäßigen, ſind das Heil= und
ſon=
ſtige Pflegeperſonal ſowie die Zahl der Aerzte und
Verwaltungsbeam=
ten, deren Gehälter und Vergütungen in Kap. 41 und 43 angefordert
werden, ſtark zu vermindern”, das heißt alſo, daß nicht die Gehälter und
Vergütungen zu vermindern ſind, ſondern die Zahl des Perſonals. Abg.
Dr. Leuchtgens weiſt nach, daß die Vergleichszahlen des Abg. Kiel nicht
ſtimmen und kommt dann auf die Frage der Anſtellungsverhältniſſe des
Heil= und Pflegeperſonals zu ſprechen. Auch die Sozialdemokraten haben
im Finanzausſchuß erklärt, daß die Anſtellung der im Arbeiterverhältnis
ſtehenden Zeute nicht erwünſcht iſt — Ein deutliches „Hört, hört!” der
Kommuniſten quittiert dieſe Feſtſtellung — und daß dieſe Leute nicht zu
Beamten gemacht werden ſollen. Auch dieſe Feſtſtellung, ſo führt Abg.
Dr. Leuchtgens aus, müſſe er ausdrücklich treffen, um der
Brunnenver=
giftung, die hier verſucht werde, das Waſſer abzugraben. — Abg. Kiel
ruft dem Nedner zu: Sie gehören auch in das Irrenhaus! — Abg. Dr.
Müller erwibert ihm von rechts: E3 gibt auch Leute, die in eine
Idio=
tenanſtalt kommen. Stellv. Präſident Nuß erteilt weder den beiden
Abgeardneten einen Ordnungsruf, noch eine Nüge, ſondern empfiehlt den
Abgeorbneten nur, derartige Liebenswürdigkeiten zu unterlaſſen.
Stellv. Präſident Nuß verlieſt eine Reihe von Anträgen und
Vor=
ſtellungen, die zu dieſem Kapitel noch vorliegen.
Abg. Heraeus (Dnatl.) meint, die Urlaubstage mit 120 bis 150
ſeien doch wohl zu hoch bemeſſen.
Nach weiterer Ausſprache wird über Kap. 42 abgeſtimmt. Von dem
Antrag Dr. Leuchtgens wird der erſte Abſatz angenommen, wonach Heil=
und Pflegeperſonal nur noch auf Grund eines kündbaren Dienſtvertrags
eingeſtellt werden ſoll. — Das Kapitel ſelbſt wird mit 3 258 367 Mk.
Ein=
nahme und 3 613 054 Mk. Ausgabe angenommen. Die übrigen Anträge,
über die noch abgeſtimmt wird, werden zumeiſt nach den
Ausſchußanträ=
gen erlebigt.
Es ſtehen ſodann zur Beratung die Kapitel 32 (Gendarmerie), 33
(Polizei) und 47 (Schutzpolizei).
Abg. Leuſchner (Soz.): Die Hoffnung, daß der Einheitsetat
der Polizei vorgelegt werden würde, hat ſich nicht erfüllt, immer noch
haben wir die überflliſſigen Stäbe, die Kaſſenverwaltungen und
Kanz=
leien, während auf der anderen Seite kein Landeskriminalamt, wie es
die übrigen Länder haben, vorhanden iſt. Immer noch iſt keine
all=
gemeine Polizeiſchule vorhanden und die Beſoldung unzureichend.
Redner hofft, daß eine entſprechende Regierungsvorlage in kürzeſter Friſt
dem Landtag zugeht. Redner verlangt die Einheitspolizei, da dadurch
erhebliche Erſparungen gemacht werden könnten. Auch die polizeiliche
Sicherheit werde ſiher größer. Ohne Bereitſchaftspolizet ſei die
Ein=
heitspolizei nicht denkbar, das heißt der grünen Polizei. Es ſei fraglich,
ob die jetzt beſtehenden 10 Bereitſchaften der Schutzpolizei und 4
Aus=
bildungsgruppen notwendig ſeien. Nedner glaubt, daß es genüge wenn
in Darmſtadt 2 Bereitſchaften, in Oberheſſen ebenfalls 2 Bereitſchaften
und eine in Offenbach vorhanden wären. Es ſei ein großer Ueberſchuß
an Polizeioffizieren vorhanden. Redner vergleicht die Verhältniſſe in
Heſſen mit benen in Baden. Die blaue Polizei muß moderniſiert und
neu eingeteilt werden. Redneu begründet in ſeinen weiteren
Ausfüh=
rungen die von der Sozialdemokratiſchen Partei zu dieſem Kapitel
ge=
ſtellten Anträge.
Abg. Kindt (Dntl.) hält Beſchküſſe über das Polizeiweſen noch
nicht für ſpruchreif, weil der Sechſerausſchuß ſich noch nicht damit und
auch noch nicht mit der Regierungsantwort befaßt hat. Abg. Kaul
(Soz.) ſpricht dagegen.
Abg. Dr. Leuchtgens (Bbd.) iſt ebenfalls für eine
Zurückver=
weiſung an den Ausſchuß, insbeſondere an den Finanzausſchuß. Die
Vertagungsanträge werden abgelehnt.
Miniſter bes Innern von Brentano: Die
Umorgani=
ſation der Schutzpolizei muß kommen, da die Entwaffnungsnote der
Entente beſtimmte Forderungen enthält, die nach Anſicht des Reiches
und ber Länder erfüllt werden müſſen, wenn auch über einzelne
For=
derungen noch verhandelt wird. Es handelt ſich dabei um Fragen von
großer finanzieller Tragweite. Bis zur Klarſtellung dieſer muß die
Um=
organiſation zurückgeſtellt werden. Trotzdem kann mit den Arbeiten
der Vereinheitlichung begonnen werden. Die Ausbildung der
Schutz=
polizei ſoll keinen militäriſchen, ſondern mehr einen polizeilichen
Charak=
ter tragen. Die Ausbildung zur geſchloſſenen Verwendung der
Polizei=
truppen wird auf das notwendige Maß zu beſchränken ſein. Eine
Neu=
aufſtellung und Nachprüfung der Ausbildungsvorſchriften iſt bereits
an=
geordnet. Man wird ſich, ſolange die Verhandlungen zwiſchen Berlin
und Paris ſchweben, einer gewiſſen Reſerv” befleißigen müſſen, um
nicht unangenehme politiſche Folgen herauf zu beſchwören. Ich habe
mich entſchloſſen, die Landespolizeiſchule der Schupo zu einer
Polizeifach=
ſchule für die geſamte Polizei und Gendarmerie auszubauen und ſie
einem höheren Verwaltungsbeamten zu unterſtellen. Dafür iſt der
ſeit=
herige Lanbesgendarmeriedirektor in Ausſicht genommen. Dadurch iſt
ein Beamter, ohne daß er ſeine Stellung und Einkünfte verliert,
ab=
gebaut worden. Entſprechend der Forderung der Entwaffnungsnote
wird eine lokale Anglieberung der Schuppolizet an die
Verwaltungs=
behörden, die Polizeidirektionen, erfolgen und eine Eingliederung der
Verwaltungsſtellen des Miniſteriums. Eine ſtärkere Heranziehung der
Schutzpolizel in den Dienſt der Polizeiämter wurde bereits angeordnet.
Eine Vereinigung der Polizeikörper der heſſiſchen Staatspolizei kann
erſt erfolgen, wenn die Zahlen der zugeſtandenen kaſernierten Polizei
und derjenigen im Einzeldienſt feſtſtehen. Aus Erſparnisgründen habe
ich mich zu eiemt Abbau der Landesgendarmerie entſchloſſen. Der Abbau
iſt bereits im Gange. Außerdem werden 25
Gendarmeriewachtmeiſter=
poſten nicht mehr beſetzt, wodurch 53000 Mark erſpart werden. Von
der blauen Ortspolizei ſollen insgeſamt 300 Beamte auf den Inhaber
geſetzt werden. Auch in den ſachlichen Ausgaben werden Erſparniſſe
gemacht werden. Man ſei bereits, wie Abg. Leuſchner es wünſche, an
das Reich herangetreten wegen einer ſtärkeren finanziellen Beteiligung
des Reiches an den heſſiſchen Polizeiausgaben im Hinblick auf das beſetzte
Gebiet. Der Miniſter freut ſich über die Anträge, die in der Richtung
einer beſſeren Beſoldung der unteren Polizeigruppen gehen. Das von
Herrn Leuſchner gewünſchte Kriminalamt beſteht bereits, nur heißt es
eben Nachrihtenzentrale. Es hat die gleichen Befugniſſe und Aufgaben.
Es fehlen ihm mr bedauerlicherweiſe die Mittel. Der Miniſter kündigt
eine Gemeinſchaftsuniformierung an. Die militäriſche Ausbildung der
Polizei iſt nicht ganz zu entbehren, ſondern höchſtens in ihren Grenzen
zu beſchränken. Die Polizei muß ſchlagfertig ſein, ſie muß diſzipliniert
ſein.
Abg. Kindt (Dntl.) kritiſiert bie Ausführungen des Abg.
Leuſch=
ner. Die Zahl der Polizeioffiziere wäre nicht von Heſſen, ſondern vom
Reich feſtgeſetzt worden, und zwar von einer demokratiſcheren
Regie=
rung. Die Gründung der Polizeiſchule, die der Miniſter angekündigt
hat, ſei der Ausdruck des machtpolitiſchen Strebens der Linken. Die
Unterſtellung der Schule unter einen Juriſten ſei ein Fehler. Der Oberſt
Fendel=Sartorius werde abgebaut; man habe ihm, der die Schule
auf=
gebaut habe, zugemutet, die Stelle eines ſtellvertretenden Leiters der
Polizeiſchule zu übernehmen. Oberſt Fendel=Sartorius ſei der Leiter
eines nichtgewerkſchaftlichen Polizeibeamtenverbandes. Hier wäre der
Schlüſſel für alle dieſe Vorgänge. Es werde überhaupt ein Abbau der
militäriſchen Führung der Polizei vorgenommen, um das Offizierkorps
auszurotten. Auch in ſeinen weiteren Ausführungen ſetzt ſich Abg.
Kindt vorwiegend mit den Erklärungen des Vorredners der
Sozialdemo=
kratie auseinander und mit den Anträgen der Regierungsparteien.
Schluß der Sitzung 1½ Uhr. Nächſte Sitzung Donnerstag,
vor=
mittags 9 Uhr.
Familiennachrichtei
Statt beſonderer Anzeige.
Am 12 April entſchlief in
Düſſel=
dorf nach kurzem Leiden unſere
innigſtgeliebte, treuſorgende Mutter.
Schwiegermutter, Großmutter,
Schweſter, Schwägerin und Tante
Frau
Bw. Gonſtantin Mareus
Dorothea, geb. Ebner
im Alter von 78 Jahren. (5669
In tiefer Trauer:
Emil Markwort und Frau
Marie, geb. Mareus
Alex Mareus und Frau
Marianne, geb. Wächter
Heinrich Mareus und Frau
Maria, geb. Dehene
Wilhelm Schmidt und Frau
Clara, geb. Mareus
und Enkelkinder.
Darmſtadt, Chemnitz, düſſeldorf,
Stutt=
gart, den 12. April 1926.
Die Beerdigung findet am Freitag,
den 16. April 1920, 2 Uhr
nach=
mittags, auf dem Waldfriebhof in
Darmſtabt ſtatt
Trauerhaus: Soderſtraße 10.
Darmſtädter
Nach langem ſchweren Leiden
verſchied unſer Verbandsmitglied
(Kiub Lokälche)
Otto Dege
Stadtoberſekretär.
Die Beiſetzung findet Freitag,
den 16. April, nächtnittags 3 Uhr,
auf dem Friedhof an der Nieder=
Ramſtädterſtraße ſtatt.
Wir bitten, dem Entſchlafenen
recht zahlreich die letzte Ehre zu
erweiſen.
(5676
Der Vorſtand.
Statt ſeder beſonderen Anzeige.
Gott dem Allmächtigen hat es gefallen, geſtern
abend ½7 Uhr meinen lieben, guten Mann,
unſe=
ren allezeit treubeſorgten Vater, Schwiegervater,
Großvater, Bruder und Onkel
Rechnungsrat
eintt
Eiſenbahn=Oberinſpektor i. R.
im 76. Lebensjahre nach kurzem Krankſein infolge
Herzſchlages zu ſich zu nehmen.
In tiefem Schmerz:
Eliſabeth Mayer, geb. Kiſtinger
Anna und Karl Rupff
Elſe und Georg Freund und Kinder
Georg Mayer
Familie Hübner
Darmſtadt. Düffeldorf. München, 14. Aprik 1926.
Die Beerdigung findet ſtatt von der Halle des
Beſſun=
ger Friedhofes am Freitag, den 16. April, 144 Uhr.
(B5689)
Für die vielen Beweise herzlicher Antellnahme und
die reichen Blumenspenden beim Hinscheiden melnes
mir so teuren Mannes und zärtlich liebenden Vaters
Herrn
Druckereibesitzer Auaust Heedt
sagen wir Allen, insbesondere aber Herrn Pfarrer
Kle-
berger für seine trostreichen Worte und den Barmherzigen
Schwestern für die aufopfernde Pflege
Innigsten Dank.
Gertrude Heedt, geb. Schmitz
Elsbeth Heedt.
(6700
Darmstadt, den 14, April 1926,
Aeitt autb
0 Ztr. Tragfähigkeit
mit elektr. Licht,
fahr=
bereit und verſteuert
ſofort preiswert zu
verkaufen (*9465sid
H. Müller
Wilhelminenſtr. 35, I.
Nachruf.
Wir erfüllen hiermit die traurige
Pflicht, unſere Mitglieder von dem
Ableben unſ res Kameraden und
langjährigen Mitglieds
Herrn Oberſtadtſekretär
Otto Dege
in Kenntnis zu ſetzen.
Wir verlieren in dem
Dahin=
geſchiedenen einen guten und treuen
Kameriden, deſſen Andenken wir
tets in Ehren halten.
Die Beerbigung findet am
Frei=
tag, den 16. April, nachm. 3 Uhr,
auf dem Friebhof an der Nieder=
Namſtädter raße ſatt.
Um zahlrelche Beteiligung wirb
gebeten.
(6681
Reichsbund
der Zivildienſtberechtigten
Zweigverein Darwiſtadt.
Der Vorſtand.
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Art !
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Beſſunger=Apotheke —
Einhorn=Apothehe
Löwen=Apotheke.
Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herzlicher
Teilnahme bei dem Hinſcheiden
mei=
nes unvergeßlichen Gatten
Herrn
Daniel Oillmann
ſage ich Allen auf dieſem Wege
meinen innigſten Dank. Insbeſondere
danke ich für die liebevolle Pflege
im Eliſabethenſtift, Herrn Pfarrer
Rückert für die troſtreichen Worte,
ſeinem verehrten Chef, Herrn Herm
Roſenthal und Angeſtellten im Hauſe
Roſenthal für die rege Anteilnahme.
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Nummer 104
Donnerstag, den 15. April 1926
Seite 5
Aus der Landeshauptſitadt.
Darmſtadt, 15. April.
— Ernannt wurben: am 26. März der Hilfslehrer Dipl.=Ing. Petev
Feldmann aus Griesheim b. D. mit Wirkung vom 1. April 1926 an
zum Studienrat an der Landesbaugewerkſchule Darmſtadt; am 9. April:
der Studienrat am Gymnaſium in Mainz Karl Neukummeter zum
Studienrat an der Realſchule i. E. in Vilbel mit Wirkung vom 19. April
d. Js. ab; der Seminarlehrer an der Aufbauſchule ſtir Mädchen in
Darm=
ſtadt Georg Schwinn zum Studienrat an dem Realgymnaſium in
Darmſtadt mit Wirkung vom 19. April 1926 ab; der Lehrer H. Schott
an der Volksſchule zu Griesheim (Kreis Darmſtadt) zum hauttamtlichen
Fortbildungsſchullehrer an der Fortbildungsſchule daſelbſt. Durch
Ent=
ſchließung des Landesamts für das Bildungsweſen wurde der
Zeichen=
lehramtsanwärter Guſtav Pfeffelmann zu Worms zum
Studien=
aſſeſſer ernannt.
— In den Ruheſtand verſetzt wurde am 9. April der Oberſtudienrat
an dem Gymnaſium zu Mainz Dr. Friedrich Wißmann auf ſein
Nach=
ſuchen vom 16. April 1926 ab.
— Volkshochſchule. Die zweite Vogelſtimmen=Exkurſion von Dr.
Schwan findet nächſten Sonntag (18. April) ſtatt. Treſfpunkt diesmal
½7 Uhr vormittags pünktlich an der Woogstreppe. — Wir machen
noch=
mals auf die jetzt beginnenden geologiſchen Wanderungen
aufmerkſam. Es ſind jeweils Sonntags (alle 14 Tage) im ganzen acht
geologiſche Wanderungen in die nähere und weitere Umgebung
Darm=
ſtadts geplant. Erſte Wanderung: Sonntag, 18. April. Treffpunkt:
8 Uhr vormittags vor dem Hochzeitsturm. — Fräulein Kaſten beginnt
mit dem Gymnaſtikunterricht erſt am Donnerstag, 2. April. Der
Kur=
ſus findet in der Turnhalle der Dieſterwegſchule ſtatt. — In der Woche
vom 19—B. April beginnen die Sommerkurſe der Volkshochſchule.
Ueber Art der Kurſe, Vorträge, Führungen und Ferienkurſe gibt der
Arbeitsplan Auskunft. (Zu haben in der Geſchäftsſtelle der
Volkshoch=
ſchule Mathildenplatz 17 und im Verkehrsbüro.) Nach Beginn des
Sommerunterrichts beginnen neue Kurſe erſt wieder im Herbſt.
Anmel=
dungen zu den jetzt beginnenden Kurſen werden in dieſer und nächſter
Woche noch in unſerer Geſchäſtsſtelle, Mathildenplatz 17,
entgegen=
genommen.
— Orpheum. Bruno Kaſtner ſowie das Künſtlerpaar Marga
Peter=GuſtavBertram treten heute Donnerstag, den 15. April,
im Rahmen des Geſamtſpielplans letztmalig auf. — Für die zweite Aprile
hälfte iſt kein Spielplan vorgeſehen, da die gegenwärtige Zeit der
Früh=
lingsblüte ſowie die kommende Frühjahrsmeſſe den Beſuch derartig
un=
günſtig beeinfluſſen, ſodaß auch das Beſtgebotene keinen Anreiz ausübt.
Demgemäß ergibt ſich für ſolche Unternehmungen, die ohnehin durch ihre
außerordentlich hohen Koſten ein großes Riſiko in ſich tragen, in dieſer
kritiſchen Zeit auszuſetzen, um ſich vor erheblichen Verluſten zu bewahren.
— Für Mai ſind Operettenvorſtellungen vorgeſehen.
— Achtes Akademie=Konzert. Für das am Montag, den 19. April,
abends 8 Uhr, im Kleinen baus des Geſſiſchen Landestheaters
ſtattſin=
dende Konzert des Adolf Buſch=Quartetts, macht ſich ein
außerordentliches Intereſſe geltend. Es wird allgemein mit großer
Freude begrüßt, daß Herr Profeſſor Adolf Buſch nach längerer Krankheit
wieder ſowzeit hergeſtellt iſt, baß ein zweites Auftreten des Quartetts in
dieſem Winte; möglich wird. Das Programm bringt Streichquartette
von Brahms: C=Moll, Mozart: 4=Dur und Dvorak: B=Dur. Des großen
Andranges wegen empfiehlt es ſich, ſich möglichſt umgehend bei Konzert=
Arnold, Wilhelmiuenſtraße 9, mit Karten zu verſehen.
— Ausſtellung. Wir verweiſen auf die heutige Anzeige über die
Ausſtellung der Geſellenſtücke und Arbeitsproben.
Die=
ſelbe findet in dem Ausſtellungsgebäude auf der Künſtlerkolonie (
Mathil=
denhöhe) ſtatt; geöffnet von vormittags 9 Uhr bis abends 7 Uhr nur am
Samstag und Sonntag, den 17. und 18. April.
— Städtiſche Akademie für Tonkunſt. Wie bereits mitgeteilt, beginnt
das Sommerſemeſter am Montag, den 19. April d. J8. Zu
Be=
ginn des Semeſters ſind Kurſe für die allererſten Anfänger auf allen
Inſtrumenten und Geſang, ſowie für die Ausbildungsſchüler und das
Seminar zur Vorbereitung für das Staatsexamen für Muſiklehrer und
=lehrerinnen vorgeſehen. Auch für die theoretiſchen Fächer beginnen neue
Kurſe. Anmeldungen täglich im Sekretariat der Städtiſchen Akademie
Eliſabethenſtraße 36. Strechſtunden des Direktors vormittags von 11
bis halb 1 Uhr.
* „Neue Wege ins Jenſeits” lautete der Titel eines
Lichtbildervor=
trags, den geſtern abend Kreisbaurat a. D. Henrich im
Mathilden=
höhſaale hielt. Als derſelbe Nedner vor einigen Jahren an derſelben
Stelle einen Vortrag über okulte Dinge hielt, war der Saal überfüllt,
neſtern war noch nicht der halbe Saal beſetzt. Dieſe Veränderung iſt auf
ſiußere Erſcheinungen zumückzuführen. Nach dem Weltkrieg ſtrömten
diele, die den Verluſt von Angehörigen zu beklagen hatten, in Vorträge.
die ein Wiederſehen mit den Toten verſprachen mit Hilfe des
Okkultis=
mus. Das Publikum hat indeſſen herausgefunden, daß es das, was es
ſuchte, in dieſen Vorträgen nicht fand. Auch Kreisbaurat a. D. Henrich
enttäuſchte ſchon damals, denn das, was er vortrug, war eine hiſtoriſche
Abhandlung über den Okkultismus, wobei mit einer gewiſſen naiben
Gläubigkeit alles als bewieſene Tatſachen hingenommen wurde, was
längſt widerlegt oder gar als Schwindel enthüllt war. Geſtern abend
umhüllte der Redner wieder ſeine Ausſührungen mit einem
wiſſenſchaft=
lichen Mantel, zitierte du Bols=Raymond Plato, Pythagoras, die
Kir=
chenväter, Shakeſpeare und andere Geiſtesfürſten bis zu Goethe. In der
folgenden Darſtellung wurden aus der Entwicklung der okkulten „
Wiſ=
ſenſchaft” einige Beiſpiele angeführt, Meilenſteine der Entwicklung, wie
ſich der Redner ausdrückte. Es wurden die weit verbreiteten
Klopfgeiſter=
geſchichten und Geſchichten von Geiſtererſcheinungen erzählt. Frulichter
und Spukgeiſter ſpielen darin eine Nolle. Es ſind aber nicht nur böſe,
ſondern auch gute Geiſter darunter, Lichtgeſtalter, mit einem höheren
Seeienleben, als es die Medien haben. Dann wurden von dem Nedner
„nediale Zeugniſſe” angeführt und dabei bemerkt, daß die mediale
Ver=
anlagung ſogar vererbbar ſein ſoll. Medien ſind imſtande, ohne
Vor=
bildung Italieniſch. Indiſch oder Chineſiſch zu ſprechen, ſogar
Beethoven=
ſche Sonaten zu ſpielen. Taufriſche Blumen, Steine uſwv. können in der
Luſt erſcheinen. Weiter wurden die Beyriffe telekinetiſche und
teleplaſti=
ſche Erſcheinungen feſtgelegt und als hewieſen hingeſtellt. Der von dem
Nedner viel zitierte Schwvenk=Notzing und die anderen Zeugen ſind ſtark
umſtrittene Perſönlichkeiten. Ueberhaupt wurden nur die Zeugniſſe von
Okkultiſten angeführt, nie jedoch die kritiſchen Aeußerungen. Bei den
wiſſenſchaftlichen Vereinen, auf die ſich der Vortragende berief, handelt
es ſich zumeiſt um ſolche im Auslande, die aber weiter nichts ſind als
Okkultiſtendereine; ihre Mitglieder und Gläubigen werden dann zu
pſh=
chiſchen Forſchern und zu Wahrheitszeugen geſtempelt. Manche dieſer
Schilderungen von medialen Erſcheinungen entbehrten nicht einer
gewiſ=
ſen Kouik; ſo ſollen bei einem Medium die Beine verſchwunden geweſen
ſein ober zeitweilig der Arm gefehlt haben. Dieſe Erſcheinungen ſind
an=
geblich durch Gewichtsverluſte bewieſen. Den höheren Vorgang des
Sterbens, die Trennung von Seele und Leib, ſchilderte Kreisbaurat a. D.
Genrich in längeren Ausfübrungen auf Grund von vkkultiſtiſchen
Zeug=
niſſen. In die Welt der Wirklichkeit wurde dann das Publikum wieder
zurückgeführt durch einen Hinweis, haß die Schriſten des Vortragenden
und ſeiner Geſinnungsgenoſſen im Saale zum Verkauf ausliegen. Im
zlbeiten Teil des Vortrags wurden Aufnahmen von Medien und medialen
Erſcheinungen gezeigt. Die im Anſchluß hieran erwähnte Hellſeherin
Euſapia Pälladind iſt noch bei Lebzeiten als Schwindlerin entlarbt
wor=
den. Der Nedner feierte in ſeinen Schlußworten den Oerultismus als
eine der größten Errungenſchaften des menſchlichen Geiſtes; er weiſt ihm
die Aufgabe zu, Religton und Wiſſenſchaft zu verſöhnen. Zum Schluß
ſpendeten nur vereinzelte Hörer Beifall.
T Für Rentenempfätnger. Auf Grund des Erlaſſes des Herrn
Reichs=
arbeilsmintſters vom 30. Marz 1936 kann der einmalige Betrag von
50 Reichsmark an Beſchädigte, die nach 8 104 des
Reichsverſorgungs=
geſetzes (20 Prozent=Abgefundene) aus der Rentenverſorgung
ausgeſchie=
den und nicht wieder rentenberechtigt geworden ſinb, noch gewährt
wer=
den tvenn ber Antrag bis zum 31. Mai 1926 geſtellt wird. Späiter
ein=
gehenden Auträgen kann auch im Wege des Härteausgleichs nicht mehr
entſprochent vuerden. Den Anträgen, die an das Verſorgungsamt zu
richten ſind, iſt eine Einkommensbeſcheinigung beizufügen.
— Unfall. Geſtern nachmittag gegen 4 Uhr entſtand in der Nähe des
Glasbergs ein Waldbrand, der ſich auf eine Fläche von zirka 700
Qundratmeter ausdehnte. Die ſtädtiſche Großfeuerwehr löſchte den Brand
in einer knappen halben Stunde.
Bohnechaudgerfannſung des Damſädler
Metervereins e. V.
Stiftſtraße 51.
Die diesjährige Hauptverſammlung des Darmſtädter Mieter=Vereins
E. V. hatte eine zahlreiche Zuhörerſchaft im Saalbau zuſammengeführt.
Der 1. Vorſitzende des Vereins, Herr Laufer, eröffnete mit herzlichen
Be=
grüßungsworten und dem Hinweis auf, das Bedeutungsvolle des zur
De=
batte ſtehenden Ahemas die Verſammlung und übergab dem erſten
Geſchäftsführer des Landesverbandes, Herrn Fuchs aus Mainz, das
Wort, der über „Die Abänderung der Micterſchutzgeſetze” ſprach:
Der Redner wies zunächſt darauf hin, wie die Organiſationen der
Hausbeſitzer und ihnen naheſtehende Verbände mehr und mehr
ziel=
bewußt beſtrebt ſind, und ihr Streben beſonders jetzt an den hohen
maßgebenden Stellen geltend machen, die Mieterſchutzgeſetzgebung
energiſch abzubauen.
In letzter Zeit richtet ſich der Vorſtoß der Hausbeſitzer beſonders
gegen das Reichsmietengeſetz, das ihnen, da es ſie an der Ausnutzung
der Konjunktur durch unbehinderte Mieterhöhung hindert, ein
außer=
urdentlicher Dorn im Auge iſt.
Hand in Hand geht damit der Angrif; auf das Mieterſchutzgeſetz,
um durch Wiederherſtellung des freien Kündigungsrechts ein
Bwangs=
mittel zur Höhertreibung der Mietſätze in der Hand zu haben. Es iſt
ſchon ſo weit, daß ein Geſetzentwurf an den Reichstag gelangt iſt, um die
Beſtimmungen über Zuweiſung eines Erſatzraumes zu Fall zu bringen
und die Räumung bei Nichtzahlen der Miete ſchon nach 14tügigem
Ver=
zug zu bewirken. Beſonders die letztere Forderung läßt bei der
gegeu=
wärtigen rieſigen Arbeits= und Erwerbsloſigkeit ſchlimmſte Gefahren
befünchten.
Zum Schluſſe ſeiner Ausführungen richtete der Redner die
ein=
driugliche Mahnung an die Zuhörerſchaft, einmütig zuſammenzuſtehen,
denn nur durch den größten Zuſammenhalt und Ausſchaltung jeglicher
Zerſplitterung ſei eine zielbewußte und energiſche Abwehrarbeit
gewährleiſtet.
Den mit größtem Intereſſe verfolgten und mit lebhaftem Beifall
bedachten Ausführungen ſchloß ſich, nachdem der 1. Vorſitzende, Herr
Laufer, dem Redner für ſeine vortrefflichen Worte gebankt hatte, der
Bericht des Vorſitzenden über die weitverzweigte und intenſive Arbeit an,
die im Laufe des Jahres von den Organen des Vereins für die
Mieter=
ſchaft unſerer Stadt geleiſtet worden iſt.
Eine vom Vorſtand beantragte, ſehr zweckmäßige Satzungsänderung
fand ſodann mit einem aus der Mitte der Verſammlung vorgeſchlagenen
Zuſatz einhellige Annahme. Die Satzungsänderung wird den
Vereins=
mitgliedern im Drucke mitgeteilt werden.
Die Neuwahl des Vorſtandes erbrachte das mit großem Beifall
auf=
genommene Grgebnis, daß ſich alle Stimmen auf den Vorſtand in ſeiner
bisherigen Zuſammenſtellung einmltig vereinigten, ein Reſultat, das
der hat erwarten können, der die vorbildliche, unermüdliche und
erfolg=
reiche Tätigkeit des Vorſtandes bisher verfolgt hat.
In bewegten Worten des Dankes wußte Herr Laufer das ihm und
dem ganzen Vorſtand erneut geſchenkte Vertrauen zu würdigen und
konnte die Mitglieder erneut deſſen verſichern, daß ein jeder
Recht=
ſuchende nach ganzen Kräften im Mieterverein wie bisher ſchon tätige
Hilfe, eingeßenbe Auskunft und Rechtsſchutz vor den Gerichten erhalten
wird.
Nach dem Kaſſenbericht und der Entlaſtung der Rechner und
Kaſſierer fand eine anregende Diskuſſion ſtatt, die noch manche
in=
tereſſante Frage aus dem Mietrecht in Nede und Gegenrede elngehend
behandelte. Beſonders müſſen hervorgehoben werden, die treffenden
Bemerkungen des Hertn Stadtverordneten Hütſch, der eindringlich
davor warnte, den jetzt wieder mit einiger Nellame verbreiteten
Ver=
ſprechungen gewiſſer Herren nachzulaufen, die mit einem Dilettantismus
ohnegleichen und den übertriebenſten Verſprechlingen, die Mieter für
praktiſch undurchführbare Wohnungsbauprojekte einzufangen verſuchen.
R
im Kieinen Haus des Heſſiſchen Landestheatere
Vortrag Emil Hilb zu dem Film:
„Die Wunderſtadt Newo=Hork”
Preiſe: 0.80, 1.20, 1.70, 2.20 Mark
3650
Warnung vor bedenklichen Neugründungen von Spar=
und Bauvereinen. Das Volkswohlfahrtsminiſterium gibt
fol=
gendes bekannt: In unſerer Zeit ſind verſchiedentlich
Wohnungs=
unternehmungen in die Oeffentlichkeit getreten, die ihren
Mit=
gliederr (Genoſſen) oder Sparern gegen verhältnismäßzig
ge=
ringe Einzahlungen in abſehbarer Zeit ein Eigenheim in Ausſicht
ſtellen. Wenn dieſe Unternehmungen auch in der guten Abſicht
gegründet ſein mögen, zu ihrem Telle an der Linderung der
Wohnungsnot mitzuwirken, ſo iſt doch nach Prüfung von
ſach=
kundiger Seite keinerlei Gewähr dafür vorhanden, daß
ſie ihre Verſprechungen auch tatfächlich zu erfüllen
ver=
mögen. Zur Vermeidung von ſchweren Enttäuſchungen muß
dringend davor gewarnt werden, den verlockenden Anpreiſungen
dieſer Unternehmungen zu vertrauen oder ihnen gar etwa ohne
vorherige genaue Prüfung der Sicherheit der Anlage Gelder zu
übergeben. In Zweifelsfällen iſt eine Anfrage an den
Reichs=
verband der Wohnuugsfürſorgegeſelſchaften e, V. in Berlin
SMf 6s, Schützenſtraße 26, zu empfehlen.
Mit
ElSSCHRANKE Neuag”
Ab Lager lieterbar 19 verschiedene Ausführungen.
Mit Zink oder Glaspletten ausgelegt-
(6697
Eintarig Mk. 80.— bis 180.— zweitürig Mk. 145.— bis 280.—
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Fachgeschäft für gediegenen Hausrat, Küchen-Ausstattungen.
— Turngemeinde Beffungen 1865 V. Darmſtadt. Wander=
Abteilung. Am nächſten Sonntag, den 18. April, findet die
dies=
fſthrige zweite Wanderung ſtatt. Diesmal führt der Weg nach
Heppenheim a. d. B. Nach Verlaſſen der Eiſenbahn geht es durch den
Stadtwald, Oberhambach nach Bensheim. Berufene Führer (Guntrum
und Schulz) werden die Teilnehmer auf die Schönheiten der Beryſtraße
aufmerkſam machen, und türfte aller Vorausſicht nach dieſe Wanderung
ganz befonders lohnend ſein. Es iſt zu hoffen, daß recht viele
Turne=
ginnen und Turner ſich früh morgens am Süidbahnhof treffen. Alle, auch
Freunde, ſind willkommen. Die Abfahrt erfolgt 7.10 Uhr vorm. und
ſind Sonntagskarten 4. Klaſſe nach Heppenheim hin und zurück zum
Preis von 1,10 Nmk. zu löſen. Ruckſackverpflegung iſt vorgeſehen. — Die
Liederbücher ſind nicht zu vergeſſen.
* Von deu „Debewag‟, Darmſtädter Bewachuingsgeſellſchaft m. b. H.,
wrden in den letzten 3 Monaten 329 pffene Türen geſchloſſen 115 offene
Türen vorgefunden, die nicht geſchloſſen werden konnten, 77 Lichter
aus=
gelöſcht. 9 offene Geſchäftslokale und 1 defekter Zaun vorgefunden. 1
defekte Tore, 8 zerſchlagene Fenſter, Rolläden und Schaukaſten; 1
Waſſer=
rohrbruch gemeldet, 8 offene Fenſter und Rolläden vorgefunden und 8
ſteckengebliebene Schlüſſel abgeliefert. (S. Anzeige.)
dte Sodener
O Pastillen gegen
W Husten, Heiserkeit Verschleimurg
Ausſchneiden! * Steuerkalender Aufbewahren!
für die Zeit vom 15. bis 30. April.
15. April: Abführung der in der Zeit vom 1. bis 10. April ſerſte
April=
dekade) einbehaltenen Lohnabzugsbeträge, ſoweit dieſe
den Betrag von 100 Nmk. überſteigen. (Keine Schoufriſt.)
17. April: Letzter Tag, an dem die folgenden, am 10. April fällig
ge=
weſenen Steuern noch zuſchlagsfret entrichtet werden
können:
a) Kirchenſteuer,
b) Umſatzſteuer,
Einkommenſteuer,
4) Körrerſchaftsſteuer.
Näheres zu a—d ſiehe im Steuerkalender für die 1. Aprilhälfte.
25. (26.) April: Abführung der in der Zeit vom 11—30. April (zweite
Aprildekade) einbehaltenen Lohnabzugsbeträge, ſoweit
dieſe (für ſich allein oder mit den in der 1. Aprildekade
einbehal=
tenen Lohltabzugsbeträgen) den Betrag von 100 Mmk. überſteigen.
(Keine Schonfriſt.)
25. (26.) April: Erſtes ſtaatliches Ziel der Grundſteuer
vorläu=
figen Gewerbeſteuer und Sonder=
Gebäude=
ſteuer. Die Steuerpflichtigen erhalten in dieſen Tagen den
„Steuerbeſcheid für Landesſteuern” (Grundſteuer,
vorläufiger Gewerbeſteuer und Sonder Gebändeſtelter) für das
Rechnungsjahr 1926, aus dem alles weitere über die genannten
Steuern zu erſehen iſt. Die Zablung hat jeweils bis zum 25.
der Monate Aprilk, Junt, Auguſt uſw. zu erfolgen. (Schonfriſt
eine Woche!)
30. April: Ablauf der Friſt für die Einreichung der Anträge auf
Lohn=
ſteuererſtattung für das Kalenderjahr 1925.
30. April: Aufwertungstermine beachten!
H. W. Wohmann.
Süddeutſchlandflug 1926. Der vom 31. Mai bis 6. Juni 1926
ſtattfindende Süddeutſchlandflug wird — von Maunheim
aus=
gehend — vorausſichtlich die folgenden Städte berühren:
Karls=
ruhe, Baden=Oos, Freiburg, Villingen, Konſtanz,
Friedrichs=
hafen, Lindau, München, Uilm, Stuttgart (Böblingen),
Mergent=
heim, Nürnberg, Würzburg, Frankfurt a. M., Darmſtadt.
Für die techniſch=wiſſenſchaſtliche Leiſtungsprüfung der am
Wett=
bewerb teilnehmenden Flugzeuge ſind fünf Tage vorgeſehen.
Die Prüfungen finden auf dem Neuen Mannheimer Flugplatze
ſtatt. Der Streckenflug findet am 5. und 6. Juni b. J. ſtatt; die
dabei zurückzulegende Strecke beträgt 2000 Kilometer.
— Treue Dienſte. Fräulein Chriſtine Eifert, ſeit 41 Jahren
ununterbrochen als Hausangeſtellte in der Familie des Herun
Geheime=
rats Bichmann hier ſtehend, hat von Sr. Es, dem Herrn
Reichspräſiden=
ten v. Hindenburg ein ihre Tätigkeit und Treue lobendes Schreiben nebſt
niner Ehrengabe erhalten.
Lokale Veranſtaltungen.
Di Herunter erſcheinenden Notlzen ſind ausſchlleßlich als Binweiſe auf Anzelgen zu betrachte.
in kteinem Falle irgendwie alt Beſbrechung oder Krltil”.
— Hiſtoriſcher Verein. Der letzte dies vinterliche Vortrag
findet am nächſten Montag, 19. April, abends, im Vortragsſaale des
Realaymnaſtums ſtattt: Gerr Geheimerat Prof, Dr. Fahrielus aus
Frei=
burg wird über das Problemn des Bevölkerungßaustauſches (nach
Reiſe=
eindrücken in Griechenland) ſprechen.
Reichsbund der Kinderreichen Landesverband Heſſen.
Die Vorarbeiten zur Gründung des Heſſiſchen Landesverbandes ſind ſo
weit fortgeſchritten, daß nunmehr an die Ausführung herangetreten
werden kann. Das ſoll am Sonntag, den 18. April, nachm. 1 Uhr, im
Feierabend, Stiftſtraße 51, geſchehen. Die Vertreter der Ortsgruppen
werden ſich verſammeln, um einen Vorſtand zu wählen und eine
Ge=
ſchäftsordnung feſtzuſtellen. Rege Betelligung der hieſigen und
auswär=
tigen Mitglieder wird ebenfalls erwartet und iſt erwinſcht.
* In der Vortragsreihe der von Dr. Rittelmeyer=Stutgart
geleiteten Chriſtengemeinſchaft ſpricht am Freitag 18. April, abends
8½ Uhr, in der Städtiſchen Akademie für Tonkunſt Dr. Akfred
Heiden=
reich über: „Das Geheimnis der leiblichen Auferſtehung
Ehriſti”. Auf die heutige Anzeige wird verwieſen.
— E8 wird nochmals auf den heute abend ſtattfindenden
Sprech=
abend der Nat=Shz. Deutſchen Arbeiterpartet im Perkeoſaal
hin=
gewieſen. „Herr Stadtb, und Poſtinſpektor Sprenger, aus
Frank=
furt a. M. ſpricht über „Muß das deutſche Volk hungern?, Das Sterben
der deutſchen Landwirtſchaft.”
Kunſtnotizen.
debek Werte, Künfkter und fünſtieriſche Deranſtaltungen, deren im Nachſtebenden Crwdbnung
geſchlebt, behält ſich die Redaktion ibr Urtell vor.
* Wir verweiſen noch einmal auf den Filmvortrag über den Bau
und Betrieb des Rieſendampfers „Golumbus!. Es iſt dies ein ganz
ſeltenes Meiſterwerk der Filmkunſt, das von der Fachpreſſe als der zur
Zeit beſte beutſche Film auf dieſem Gebiet bezeichmet wird. Auch
Fu=
gendlichen ſei ein Beſuch ſehr zu empfehlen. Der Direktor eines Becliner
Gymnaſtums ſchreibt, daß ſelbſt der beſte Lehrer nicht in der Lage ſet,
ſoviel Kenntnis über den Bau und Einrichtungen eines Schlffes zu
ver=
mitteln, wie dieſer Film es in ziwet Stunden tut. Die Vorführung findet
am 15., 18., 17. und 19. Abril, abends 8 Uhr, in der „Techniſchen
Hochſchule” Hörſaal 284, ſtatt. Herr Kapitänleutnant g D. Haushalter=
Hannobzer wird hierzu eilnen itereſſanten Vortraa halten. Es verſäume
niemand, dieſen wundervollen Film anzufehen. Eintrittshreis 1.— Mk.
Vorverkauf: Lloydvertretung Anton Fiſcher, Frankfurter Straße 19—14.
*union=Ehenter: Das Stelldichein im Pavillon.
Gine der vikanteſten und ſpannendſten und humorvollſten Szenen bildet
das Stelldichein im Pabillon, das in dem Film „Der Roſenkavalier”
zu=
guterletzt brei gllickliche Paare vereint. Nichard Strauß, der Komponiſt
ber weltberühmten Oper, hat die Muſik dem Film angepaßt und neue
Kompoſitionen hinzugefligt. Michael Bohnen und Paul Hartmann
wir=
ken in den Hauptrollen mit. Der Film iſt nur einige Tage im Unton=
Theater auf dem Spielplan. Jugendliche haben Zuttitt.
* Palaſt=Lichtfpiele: „Die ſpaniſche Tänzerin”.
Spanien! Das Land wilder Sinnlichkeit, heißer Farbenfreude und
zügel=
loſen Temperaments! Die fübliche Sonne verſengt die Landſchaft, die
den Nahmen zu einem abenteuerlichen Sptel von Leidenſchaften und
Ju=
tuigen bildet. Die Geſchichte einer großen Liebe zieht an uns vonüber.
Geboren aus einer Fülle von Gefahren, vereint ſie die Herzen eines
armen Bigeunermüdchens und eines ſpaniſchen Granden. Dret
Jahr=
hunderte liegen die Geſchehniſſe unſeres Rllms zurück. Scharf iſt der
Gegenſatz zwiſchen dem ſteifen und geklnſtelten Leben am Hofe
Phi=
kiops IV., t00 das kalte Zeremoniell jede freie Lebensäußerung im Keim
erſtickt, und dem geſetzloſen und ſorgenfreien Treiben der Bigeuner, die
mit ihrer Anfüchrerin Maritana, Tänzerin und Wahrſagerin zugleich,
im Lande umherziehen und ihre Künſte zum beſten geben.
Gauklerblut. Fahrendes Volkl. Die Poeſie des
Birkus=
lebens, jener fahrenden Leute, die im Wohnwagen von Dorf zu Dork
pil=
gert, hat ſchon früh die Romanſchriftſteller gereizt, und auch der Film
hat ſich dieſe Motive nicht entgehen laſſen, und das mit Necht. Das
lebende Bild zeigt weit eindringlicher und naturgetreuer das Scheinglück
und Fltterdaſeint der fahrenden Leute als es die beſte Feder zu ſchilbern
vermag, und es ſcheint verſtändlich, daß ſich derartige Filme von jeher
einer großen Beliebtheit erfreuten, da ſie Einblicke gewähren in ein recht
intereſſantes Milieu, das dem Durchſchnittsmenſchen aus vielerlei
Gwim=
den ſonſt nicht zugänglich iſt. Einer der neueſten und beſten Filme, der
in Kreiſen des fahrenden Artiſtentums ſpielt, betitelt ſich „Gauklerblut”
ein Siebenakter. Der Film iſt durch die Mitwirkung eines dreſſterten
Affen, der unter anderem auch als beſorgter Hüter eines kleinen Kindes
auftritt, von gauz beſonderem Intereſſe, und wird auch hier den gleichen
Beifall erzielen, wie anderwärts.
Me derhaufen Falcaen uneruenrgengenigenern.
deshalb immer friſche Ware, Parfüimerie Müller,
Rhein=
ſtraße 6, und Filiale „Seifenhaus am Schillerp atz”, 48284
Derrichtigeldeg zur Erlangung blendend weißer Zähne
Drücken Sie einen Strang Chlorodont=Zahnpaste auf die trockene Chlorodont-Zahnbürste (Spezialbürste mit gezahntem Borstenschnitt), bürsten Sie Ihr Gebiß nun
nach allen Seiten, auch von unten nach oben, tauchen Sie erst jetzt die Bürste in Wasser oder besser in Chlorodont-Mundspülwasser und spülen Sie damit unter
Gurgeln gründlich nach. Der Erfolg wird Sie überraschen! Der mißfarbige Zahnbelag, der sich besonders bei Rauchern unangenehm bemerkbar macht, verschwindet
und die Zähne erhalten einen wundervöllen Elfenbeinglanz. Das kostbare Pfefferminz-Aroma verleiht dem Munde herrliche Frische und Wohlgerüch, Kaufen Sie sich
198
noch heute eine Tube Chlorodont-Zahnpaste und die dazugehörige Chlorodant-Zahnbürste. Beide Artikel sind überall zu haben. tprios
Seite 6
Donnerstag, den 15. April 1926
Nummer 104
Oberbürgermeiſter Dr. Gläſſing gab geſtern
den Vertretern der Tageszeitungen zur Information
der Oeffentlichkeit folgendes bekannt:
Der Voranſchlag der Stadt Darmſtadt für 1926 ſchließt in
Einnahme und Ausgabe mit 19 165 800 Mark ab, das ſind rund
1 Million Mark mehr wie in 1925.
Wie immer zeigt der Vermögensſtand der Stadt
Darmſtadt ein äußerſt günſtiges Bild. Doch teilt ſie bei der
das Wirtſchaftsleben lähmenden Kriſe das Schickſal aller Städte
die nur in der Lage ſind, unter außerordentlichen
Schwierig=
keiten ihren Haushaltsplan ins Gleichgewicht zu bringen.
Nachdem bei der Vorprüfung des erſten
Voranſchlags=
enturfs Abſtriche ſelbſt bei notwendigen Ausgaben in Höhe
von etwa 500 000 Mark vorgenommen worden waren, verblieb
bei der laufenden Verwaltung noch ein Fehlbetrag von
1,54 Millionen Mark. Weitere Abſtriche an den Ausgaben
ſind nicht möglich, wenn nicht die geſamte Verwaltung notleiden
ſoll und dieſe ihren Aufgaben gerecht werden will.
Die Deckung des Fehlbetrages wurde, wie aus dem Vorwort
zum Voranſchlag hervorgeht, wie folgt vorgenommen:
1. durch Inanſpruchnahme der angeſammelten
Betriebsmittel der Stadtkaſſe im Teilbetrag
von rund
500 000 Mk.
2. durch Zurücknahme der aus laufenden Mitteln
des Jahres 1924 dem Vermögen für Bauzwecke
zur Verfügung geſtellten .
500 000 „
8. durch Erhebung eines Zuſchlags von 5 Pfg. zum
Waſſerpreis zugunſten der Wohlfahrtspflege . 125000
4. durch Schulgelderhöhung für die auswärtigen
Schüler
114000
5. durch leihweiſe Hergabe der im Jahre 1926 bei
den ſtädtiſchen Betrieben zurückgeſtellten und
dem Vermögen überwieſenen
Werkerhaltungs=
rücklagen . . ...."
300 000
Zuſammen rund: 1 540 000 Mk.
Wie zu erſehen iſt, weiſt der Voranſchlag für 1926 gegen den
des Vorjahres ein Mehr auf von 930 400 Mark, eine Steigerung,
die um ſo weniger als eine hohe zu bezeichnen iſt, als Ausgaben
neu hinzugekommen ſind, die ſich der Einwirkung der
Stadt=
verwaltung entziehen. Es ſind dies: Mehrzuſchuß zum
Landes=
theater in Höhe von 100 000 Mark und der Zuſchuß zu den
Poli=
zeikoſten des heſſiſchen Staates für 1925 und 1926 mit 610000
Mark (1200 Mark für jede Polizeiſtelle). Für rein ſtädtiſche
Auf=
wendungen beſteht alſo nur eine Steigerung von 218 600 Mark.
Auch die Wohlfahrtspflege erfordert einen Mehraufwand von
rund 300 000 Mark, hauptſächlich bedingt durch die Erhöhung der
Unterſtützungsſätze für die allgemeine Fürſorge, die Sozial= und
Kleinrentner. (In 1925 wurden monatlich durchſchnittlich
unter=
ſtützt: 1264 Sozialrentner und 1114 Kleinrentner.)
Der Zuſchußbedarf für 1926 iſt gegenüber dem Jahre 1925
nur um 203 700 Mark höher. Er würde 506 300 Mark weniger
betragen wie im Vorjahre, wenn nicht die erwähnten neuen
Aus=
gaben für Landestheater und Polizei hinzugetreten wären.
Wäh=
rend wir im Jahre 1924 einen Zuſchußbedarf von 6 102900 Mark
hatten, iſt die gegenwärtige Steigerung (bei einem Zuſchußbedarf
von 8080 500 Mark) in der Tat geringer, wenn man berückſichtigt,
welch weitere Aufgaben Reichs= und Landesgeſetzgebung den
Städten fortgeſetzt zugewieſen haben. Auf vielen Gebieten iſt
geradezu eine grundſtürzende Umwälzung erfolgt. Gegenüber den
Verhältniſſen des Jahres 1914 iſt insbeſondere eine vollkommen
neue Verteilung der Laſten erfolgt. Zahlen gewinnen daher nur
dann eine Bedeutung, wenn es möglich iſt, die verſchiedenartigen
Zahlen in dem Zuſammenhang mit den entſcheidenden
Zeitver=
hältniſſen zu beurteilen. Als beſonders wichtige Aufgaben ſeien
die Fürſorge für die Kriegsbeſchädigten und
Kriegshinterbliebe=
nen, die Erwerbsloſenfürſorge, die Wohnungsfürſorge, die
So=
zial= und Kleinrentnerfürſorge hervorgehoben. Während im Jahre
1914 der Zuſchußbedarf für das Fürſorgeweſen rund 300000
Mark betrug, zeigt die Wohlfahrtspflege für 1924, 1925 und 1926
folgende Summen als Zuſchußbedarf: 1 727 000, 2307 700 und
2 599 300 Mark. Die Stadt war vor dem Kriege im Vermögen
die reichſte Stadt Heſſens. Ein großer Teil der alten
wohlhaben=
den Steuerzahler iſt heute verarmt und muß unterſtützt werden.
Die örtliche Zuſammenſetzung der Bevölkerung hat ſich
anderer=
ſeits nach der Richtung gebeſſert, daß der Prozentſatz derer, die
im gewerblichen Leben ſtehen — im Jahre 1914 nahm man
40 Prozent an — ſich erweitert hat. Die Anzahl derer, die heute
neben den Beamten und Angeſtellten ein Einkommen aus Arbeit
haben, iſt gewachſen. Iſt damit eine kleine Beſſerung eingetreten.
ſo beſteht doch immerhin die außerordentlich bedauerliche Tatſache
der Schwächung der Steuerkraft um ſo mehr, als nunmehr auch
die wirtſchaftliche Kriſe den gewerblichen Teil der Bevölkerung
beſonders betroffen hat. Hierzu kommt, daß der Reichstag und
die Landesparlamente fortfahren, im Hinblick auf die Finanznot
der Gegenwart ſich zu entlaſten zum Nachteil der Städte. Die
Senkung des Reichseinkommenſteuertarifs bedingt für die Stadt
einen Einnahmeverluſt in Höhe von 405 000 Mark. Auch die im
Landtag beſchloſſene anderweite Verteilung der Sonderſteuer
bringt für die Zwecke der allgemeinen Verwaltung der Stadt
Darmſtadt, verglichen mit der Einnahme des Vorjahres, einen
Einnahmeverluſt von 500 000 Mark. Die durchaus ungerechte
Beurteilung von ſtädtiſchen Verhältniſſen, wie ſie hier und da
auch in der Oeffentlichkeit zum Ausdruck kommt, dürfte auf einer
mangelnden Information über die Laſtenverteilung und der
nunmehr in der Gegenwart hervortretenden
Einnahmeentziehun=
gen beruhen. Wenn die Reichs= und Landesparlamente fort=
fahren in dem Beſtreben, die Städte immer wieder zu belaſten,
ſo bleibt ſchließlich nichts übrig, als die Oeffentlichkeit darauf
hinzuweiſen, daß auf allen Gebieten, auch auf dem Gebiete der
Wohlfahrt und der Kultur, weiter abgebaut werden muß. Die
Stadt Darmſtadt hat ſeither mit beſonderer Freude und mit
be=
rechtigtem Stolze die Gebiete der Wohlfahrt und der Schulen
gepflegt. Wenn die Wirtſchaftslage ſich nicht beſſert, werden wir
auch hier genötigt werden, an Aufgaben abzubauen, die wir
ſeit=
her als eine Lebensnotwendigkeit erkannt hatten. Die Städte
werden in ihrem Intereſſe, insbeſondere gegenüber den Angriffen
der Wirtſchaft, dafür ſorgen, ihre Verhältniſſe in vollſter
Oeffent=
lichkeit klarzuſtellen. Oeffentliche Finanzwirtſchaft iſt auch nach
meiner Ueberzeugung nicht Selbſtzweck, ſondern nur ein Mittel
zur Förderung des Geſamtwohls. Es iſt aber nicht möglich, in
einer Zeit ſinkender Einnahmen dieſen Grundſatz in ſeiner
Rein=
heit durchzuführen. So ſteht die Entſcheidung der Frage, die die
Wirtſchaftskriſe und die Arbeitsloſigkeit aufwirft, wieder
natur=
gemäß nicht an letzter Stelle. Solange die Arbeitsloſigkeit noch
eine Dauererſcheinung iſt, halten die ſtädtiſchen Verwaltungen
ſich für verpflichtet, durch Arbeitsauſträge, die Ausgaben
ver=
urſachen, zur Beſchäftigung der Arbeitsloſen und zur Linderung
der Notlage beizutragen. Die Abſicht des Unterzeichneten, die
Herſtellung von Straßen und Unterhaltung von Gebäuden in
die=
ſem Notjahre zu unterlaſſen, war daher nicht durchführbar, aber
gerade mit Rückſicht auf die Not der Gegenwart iſt es dann zu
vertreten, dieſe Ausgaben aus Vermögensmitteln zu decken. Es
iſt daher das durchaus geſunde Beſtreben auf weitere fortgeſetzte
Verringerung der Ausgaben in ſolch außergewöhnlicher Zeit
be=
ſonders erſchwert. Die Oeffentlichkeit muß wiſſen,
daß von dem ganzen Zuſchußbedarf auf die
Allgemeine Verwaltung nur etwa rund ein
Neuntel entfällt. Es iſt, da der weitaus größte Teil aller
Ausgaben geſetzlich feſtgelegt iſt, nur eine ſehr geringe
Be=
wegungsfreiheit vorhanden.
Für das Vermögen iſt der Bedarf mit 11 374 300 Mark
ver=
anſchlagt. Soweit die Einnahmen zur Deckung nicht ausreichen,
ſollen die noch fehlenden Mittel durch eine langfriſtige Anleihe
aufgebracht werden. Ein Teil dieſer Anleihe ſoll mit dem
Netto=
ertrage von 4280 000 Mark zu Wohnungsbauzwecken
Verwen=
dung finden. Außerdem ſind 1 400 000 Mark aus der ſtaatlichen
Sonderſteuer eingeſtellt. Nach den neueſten Mitteilungen kann
jedoch mit dieſem Betrag nicht beſtimmt gerechnet werden. Er
wird vermutlich um 400 000 Mark geringer ſein.
Seit Kriegsende wurden folgende Wohnungen geſchaffen:
a) durch die Stadt:
1. Neue Wohnungen . . .
287
2. Neue Barackenwohnungen
36
3. In vorhandenen ſtädtiſchen Häuſern,
Ka=
ſernen und Lazarettbaracken
198
521
b) mit Unterſtützung der Stadt:
1. Neue Wohnungen durch
Baugenoſſenſchaf=
ten und dergleichen
314
2. Durch Private:
a) Neue Wohnungen
106
b) In vorhandenen Häuſern
40 460
Zuſammen:
981
In 1926 iſt die Erſtellung von weiteren 200 Wohnungen in
Neubauten vorgeſehen mit einem Koſtenaufwand von 2 511000
Mark, während 900 000 Mark für Wohnungsbauten mit Hilfe
ſtädtiſcher Darlehen ausgeworfen ſind. 200 000 Mark ſind zur
Erhaltung privater Wohnungen und zur Behebung von
Bau=
gebrechen in ſolchen beſtimmt.
Bereits bei dem Abſchluß des Jahres 1925 ſah ſich die
Ver=
waltung genötigt, entgegen normalen Finanzgrundſätzen auf die
Lage der Wirtſchaft Rückſicht zu nehmen und von der Erhebung
eines neuen Steuerziels zum Ausgleich des Voranſchlagsjahres
1925 abzuſehen. Die Vertreter der Kreiſe der Wirtſchaft wurden
darauf hingewieſen, daß jede Vertagung die Schwierigkeiten für
die Zukunft unter Umſtänden erhöht. Der gegenwärtige
Vor=
anſchlag zeigt dieſe Schwierigkeiten in vollſtem Umfange. Er
wurde ausgeglichen nur unter Heranziehung der noch verfügbaren
Reſerve. Die Wirtſchaftslage hat ſich zurzeit nicht weſentlich
ver=
ändert, wenn auch nicht zu verkennen iſt, daß einzelne beſſere
Nachrichten vorliegen. Es erſcheint daher als ein Gebot der
Vor=
ſicht, in dieſem Voranſchlag für Einnahmeerhöhungen zu ſorgen
um ſo mehr, als niemand die Lage des Voranſchlagsjahres
1926/27 zurzeit überblicken kann. Gegenüber den
Einnahme=
erhöhungen, die andere Städte vorſehen mußten, ſoweit ſie
über=
haupt imſtande waren, ihren Voranſchlag auszugleichen, ſind
die Einnahmeerhöhungen dieſes Voranſchlags verhältnismäßig
gering. Inſolange noch die Parlamente einen
Abbau der Aufgaben und Laſten der
Gemeinde=
verwaltungen nicht vornehmen, wohl aber die
Steuereinnahmen für die Gemeinden abbauen,
inſolange müſſen Deckungsmittel in der
Selbſt=
verwaltung geſchaffen werden.
Hoffentlich wird die allgemeine Wirtſchaftslage ſich beſſera.
Wie der Reichskanzler erklärt hat, „ſetzt die Regierung bei ihrem
Steuerſenkungsplan mit Bewußtſein auf die Karte einer
Beſſe=
rung unſerer Wirtſchaft” Auch der Haushalt der Stadt hängt
entſcheidend von dieſer Beſſerung ab. Möge dieſe
Beſſe=
rung, die trotz der Not für die Stadt Darmſtadt
unter anderem eine erfreuliche Entwicklung des
Sparſinns bei der Städtiſchen Sparkaſſe
ge=
bracht hat und ein ſo gutes Zeugnis für unſere
Bevölkerung ablegt, bald eintreten.
Fahrplanänderungen.
—Infolge ſtarken Rückgangs des Perſonenverkehrs fallen
vom 18. April ds. Js. bis 14. Mai ds. Js. die Eilzüge:
301 Frankfurt a. M. ab. 5.05, Mainz Hbf. an 5.51 vorm.
302 Mainz Hbf. ab 12.28, Frankfurt a. M. an 1.15 vorm.
aus.
Auf der Strecke Mainz—Dortmund bleiben dieſe Züge wie
bisher beſtehen. Zur Erreichung des Anſchluſſes an Eilzug 301
in Mainz, Mainz ab 5.56 vorm. nach Köln—Dortmund, wird
Zug 1243, Frankfurt a. M. ab 4.47 vorm., Mainz an 5.03 vorm.
von Frankfurt a. M. bis Raunheim zwei Minuten, von
Raun=
heim bis Rüſſelsheim 10 Minuten und von Rüſſelsheim bis
Mainz 11 Minuten früher gelegt. Er verkehrt:
Frankfurt a. M. ab 4.45. Mainz Hbf. an 5.52 vorm.
Schnellzug D 131: Nancy—Saarbrücken-Ludwigshafen
—Worms—Mainz—Frankfurt a. M. behält, entgegen
den bisherigen Angaben ſeinen jetzigen Fahrplan auch
vom 18. April ds. Js. (Einführung der Sommerzeit in
Frankreich) bei. Der Zug wird von Paris ab 8.35 vorm.,
Saarbrücken an 4.04, ab 4.12, Ludwigshafen an 6.57, ab
7.06, Mainz an 8.16, ab 8.26, Frankfurt a. M. an 9.04
nachm. durchgeführt.
Zug 523: Worms ab 7.08 nachm., Mainz an 8.42 nachm.,
behält dieſen Fahrplan ebenſalls bei.
Zug 1290 wird wegen noch nicht Beförderung des D 370
von Boppard bis Bingerbrück durchgeführt:
Boppard ab 11.04 vorm.,
Bingerbrück an 12.12 nachm.
(Wie im Fahrplan bis 31. März angegeben.)
Aus den Parteien.
Eine Tagung der Deutſchen Volkspartei in
Rheinheſſen.
Die Deutſche Volkspartei veranſtaltete geſtern in Mainz
eine Tagung ihrer rheinheſſiſchen Vertrauensleute
die aus allen Teilen Rheinheſſens beſonders gut beſucht war. Zahlreich
vertreten waren vor allem Angehörige des Beamtenſtandes, der
Hand=
werker und der Landwirtfchaft, namentlich auch des Weinbaus. Die
volksparteilichen Vertreter der kommunalen Körperſchaften in
Rhein=
heſſen waren nahezu vollzählig zur Stelle. Außer den
Abgeord=
neten der Landtagsfraktion nahm
Reichstagsabge=
ordneter Dr. Becker an der Tagung teil, die vom
Landesvorſitzen=
den, Rechtsanwalt Dingeldey, M. d. L., geleitet wurde und
in ſtundenlanger Beratung einen anregenden, einmütigen Verlauf nahm.
Beſprochen wurden Fragen der heſſiſchen
Landespoli=
tik, im Zuſammenhang damit namentlich auch die gegenwärtige
Pro=
teſtbewegung gegen die falſche Finanzpolitik in
Heſſen. Das ſeitherige Vorgehen der Partei fand einmütigen
Beifall und ſoll mit Entſchiedenheit fortgeſetzt werden. Das
ein=
leitende Referat des Abg. Dingeldey zur politiſchen Lage in Heſſen
fand ſtürmiſchen Beifall. — Einheitliche Auffaſſung beſtand weiterhin
hinſichtlich der Wege und Ziele eines weiteren Ausbaues der
Organiſation der Deutſchen Volkspartei in
Rhein=
heſſen. Hierzu machte Generalſekretär Kollbach
ent=
ſprechende Ausführungen. — Ausführlich wurden ferner
landwirt=
ſchaftliche Fragen, namentlich in Hinſicht auf den Weinbau,
behandelt. Reichstagsabgeordneter Dr. Becker erſtattete
hierzu das Referat, das mit wiederholten Bekundungen herzlichſten
Dankes für die von Dr. Becker auf dieſem Gebiete geleiſtete wertvolle
Arbeit aufgenommen wurde.
Zum Schluß der Tagung fand nachſtehende Entſchließung
einſtimmige Annahme:
Mainz, den 13. April 1926.
Entſchließung.
„Die aus allen Teilen, Rheinheſſens, und aus allen
Berufs=
ſtänden heute zahlreich in Mainz verſammelten
Vertrauens=
leute der Deutſchen Volkspartei ſprachen nach eingehender
politiſcher Ausſprache der Landtagsfraktion für ihre entſchiedene
Politik im Intereſſe des heſſiſchen Volkes, einmütig volles
Ver=
trauen und herzlichen Dank aus. Die rheinheſſiſche Tagung
der Vertrauensleute der Deutſchen Volkspartei ſteht insbeſondere
voll=
zählig auf dem Boden der Ausführungen des Landes= und
Fraktions=
vorſitzenden Rechtsanwalt Dingeldey gelegentlich der
Etats=
beratungen im Landtage.
Ihrem Reichstagsabgeordneten Dr. Becker ſprachen
die rheinheſſiſchen Vertrauensleute der DV.P. für ſein
tatkräf=
tiges und erfolgreiches Eintreten im Intereſſe der
Landwirtſchaft und des rheinheſſiſchen Weinbaus
herzlichen Dank aus.”
Die rheinheſſiſche Tagung der Deutſchen Volkspartei war ei
wei=
teres Zeugnis für die Geſchloſſenheit und Vorwärtsentwicklung der
Partei. Beſonders eindrucksvoll wirkte dieſe Einmütigkeit, weil ſie von
Vertretern aller Berufsſtände aus Stadt und Land zum Ausdruck
ge=
bracht wurde. Deshalb fanden auch die Schlußworte von
Landtags=
abgeordneten Scholz=Mainz, der der großen Aufgaben der
Deutſchen Volkspartei gedachte und dem zuverſichtlichen Glauben an
die Partei, gerade, auch in Rheinheſſen, Ausdruck gab, beſonders
leb=
haften Beifall.
Frauengruppe der Deutſchen Volkspartei
Viel=
fachen Wünſchen entſprechend hat Herr Generalſekretär
Koll=
bach in liebenswürdiger Weiſe ſich bereit erklärt, am Freitag, den
16. April, abends 8 Uhr bei „Sitte” (Alpenvereinszimmer)
einen Vortrag über „Reichs= und Landespolitik” zu halten.
Die Mitglieder werden aufgefordert, recht rahlreich zu dem
Vor=
trag zu erſcheinen.
Tageskalender für Donnerstag, den 15. April 1926.
Landestheater Großes Haus. Anfang 7½ Uhr, Ende 10
Uhr, C 17: Drei Goldoniſche Komödien („Das Caféhaus”, „Herr
Todero Brontolon” „Die zänkiſchen Weiber von Chioggia”). Hierauf
„Das venezianiſche Kloſter” — K leines Haus nachmittags 5½
Uhr und abends 8 Uhr: Filmvortrag „Die Wunderſtadt New York. —
Orpheum, abends 8 Uhr: Gaſtſpiel Bruno Kaſtner. — Techn.
Hochſchule, Hörſaal B34: Vortragsfilm vom Bau und Betrieb
des Rieſen=Lloyddampfers „Columbus” — Städt. Saalbau,
Anfang 6 und 8 Uhr: „Menſch und Tier im Urwald” —
Kino=
vorſtellungen: Union=, Reſidenz=Theater, Palaſt=Lichtſpiele.
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Nummer 104
Donnerstag, den 15. Aprfl 1926
Seite 7
Aus Heſſen.
Starkenburg.
* Arheilgen, 14. April. Die Witterung des verfloſſenen Winterz hat
im allgemeinen nicht ungünſtig auf die Saaten gewirkt. Sie war mit
zwei kurzen Unterbrechungen vorwiegend milde und reich an
Nieder=
ſchlägen. Zum größten Teil haben die Herbſtſaaten den Winter gut
füberſtanden, ihre Entwicklung iſt befriedigend. Mit der
Frühjahrs=
beſtellung der Felder iſt ſchon überall begonnen worden. Die
Baum=
blüte hat ſich herrlich entfaltet. Beſonders Pfirſiſche, Birnen und Kirſchen
ſind über und über mit Blüiten bedeckt. Aprikofen waren etwas in den
Froſt geraten und ſind die Ernteausſichten hierfür nicht viel verſprechend.
Zwetſchen haben günſtig abgeſchnitten. Die Apfelbcumblüte dagegen
verſpricht reichen Fruchtanſatz, ſo daß im allgemeinen mit einem guten
Obſtjahre zu rechnen iſt. Unſere Landwirte haben die Haferausſaat hinter
ſich und ſind gegenwärtig bei der Herrichtung der Felder zur Beſtellung
mit Kartoffeln. Hie und da wurde ſchon mit dem Legen derſelben
be=
gonnen. Die bisherige Witterung war im allgemeinen recht günſtig.
doch wären in Bälde Niederſchläge recht erwünſcht.
* Eberſtadt, 14. April. Schulbeginn. Der Unterricht an den
hieſigen Schulen wird nach Beenbigung der jetzigen Oſterferien am
Montag, den 19. April, vorm. ½8 Uhr, wieder aufgenommen.
* Eberſtadt, 14. April. Im Laubwald tragen jetzt auch die
Bäume neues Blattgrün, während die ſchönſte Blütenpracht bereits
vor=
bei iſt. — Die Arbeitergeſangvereine von Darmſtadt und Umgebung
tref=
fen ſich nach einem am Sonntag gefaßten Beſchluß Ende Auguſt hier zu
zu einem Liedertag und Bezirksfeſt. Eberſtadt wurde infolge ſeiner guten
Lage und Saalverhältniſſe unter einer größeren Zahl von Beverbern
als Feſtort gewählt.
* Ober=Ramſtadt, 15. April. Nächſten Sonntag, den 18. April,
feiern Metzgermeiſter und Gaſtwirt Konrad Diehl und Ehefrau, geb.
Ackermann (Gaſthaus „Zum Adler”), das Feſt der Silberhochzeit. Glück
auf zur Goldenen! — Die Feld= und Gartenarbeiten ſind hier in vollem
Gange. Mit dem Kartoffelſtecken iſt bereits begonnen worden. Der
Stand der Winterſagt iſt in hieſiger Gemarkung gut.
* Babenhauſen, 14. April. Eine wackere Tat, die hohe
An=
erkennung verdient, verbrachte ein Kommando der hieſigen Schutzpolizei
in Sandbach i. O. Die dortige Lungenheilſtätte hatte wegen eines
Un=
glücksfalles die hieſige Polizeibereitſchaft zur Hilfeleiſtung angefordert
Dort waren zwei Arbeiter und ein Arzt in einem 40 Meter tiefen
Brun=
nenſchacht durch ſtarke Gaſe die tags zuvor aus auf dem Boden des
Schachtes ſtehengelaſſenen Benzolbehälter entwichen waren, bewußtlos
geworden und harrten der Rettung. Mit Gasmasken,
Sauerſtoffappa=
raten uſw. verſehen, begaben ſich die Schupobeamten, allen voran Herr
Oberwachtmeiſter Dörr, in den vergaſten, tiefen Schacht. Nach vielen
Mühen gelang es ihnen, die drei Verunglückten vor dem Erſtickungstode
zu retten. — Auf Beſchluß des hieſigen evangeliſchen Kirchenvorſtandes
und der Kirchengemeindevertretung wurde als Erſatz für eine im Kriege
dem Vaterlande geopferte Glocke eine neue bei der Firma Rinker in
Sinn beſtellt. Man rechnet mit ihrem Eintreffen bis Ende Juni. —
Der Eiſenbahnverein von hier und Umgebung veranſtaltet am
kommen=
den Sonntag abend im großen Saalbau „Deutſcher Hof”, einen
Theaterabend, zu dem die Schauſpielertruppe Könner=
Darm=
ſtadt verpflichtet wurde. Zur Aufführung gelangt die Operettenpoſſe
Der Stabstrompeter” oder „Der Bäcker als Millionär” von Manſtädt.
Nach dem 1. Akt findet eine Ehrung der 25 Jahre im Eifenbahndienſt
tätigen Mitglieder ſtatt.
* Aus dem Gerſprenztal, 14. April. Jagdverpachtung. Die
Gemeindejagd zu Ober=Moſſau einem Dörfchen mit 400
Ein=
wohnern, wurde kürzlich neu verpachtet. Dieſe kam auf den ungeheueren
Preis von jährlich 2000 Mk. Pächter ſind Frankfurter Herren.
* Neuſtadt i. Odenw., 13. April. Turnverein (D.T.)
Hand=
ball. Der Anregung des hieſigen Vereins folgend, dem Handballſpiel
auch in unſerem Gau die ihm gebührende Stellung und Bedeutung zu
verſchaffen, hatten ſich über 30 junge Leute aus den Turnvereinen
Hain=
ſtadt, Sandbach, L.=Wiebelsbach und Neuſtadt eingefunden. Nach kurzer
Beſprechung zog die Turnerſchar frohgemut zum Sportplatze an der
oberen Mümlingbrücke. Dort ſtellten ſich die zwei neuen
Handballmann=
ſchaften zu munterem Spiele auf. Das erſte Uebungsſpiel verlief daher
auch in recht anregendſter Weiſe für den neuen Spielzweig unſeres
Be=
ziukes.
* Neuſtadt i. D., 13. April. Kriegerehrung in der ev.
Kirche. In der letzten Sitzung der Kirchengemeindevertretung
Sand=
bach=Neuſtadt wurde ein Beſchluß gefaßt, der auf acht Feldern der
Emporenfüllungen die Namen der 59 ev. Gefallenen unſeres Bezirkes
enthalten ſoll. — Kriegerdenkmal für die im Weltkriege Gefallenen
un=
ſeres Städtchens. Zurzeit ſteht die Denkmalsfrage wieder im
Vorder=
grunde des bffentlichen Intereſſes. Kürzlich tagte der ſchon ſeit langer
Zeit gebildete Denkmalsausſchuß. Auf deſſen Anregung wurde eine
all=
gemeine öffentliche Sammlung vorgenommen. Das Ergebnis war 248
Mark. Bis jetzt ſtehen für das Denkmal 944,83 Mk. zur Verfügung.
Gelegentlich wird die Platzfrage eingehend behandelt werden.
— Michelſtadt, 14. April. Wie in früheren Jahren veranſtaltet der
Geflügelzuchtverein Michelſtadt und Umgebung auch dieſes Jahr am 27.
und 28. November (1. Advent) im Schmerkers=Gartenſaal eine große
allgemeine (Jubiläums)=Geflügel= und Taubenſchau. Nicht nur
Mitglie=
der, ſondern auch der Vereinigung noch fernſtehende Züchter können ihre
Tiere zur Schau bringen. Einige wertvolle Ehrenpreiſe, ebenſo
Zu=
ſchlagsehrenpreiſe in bar, welche neben den Klaſſenpreiſen für beſte Tiere
vergeben werden, ſind jetzt ſchon geſtiftet. Nun gilt es mit den Bruten
raſchmöglichſt zu beginnen, damit die Jungtiere bis dahin ausgewachſen
und legereif ſind. Die Veranſtaltung an ſich gilt der weiteren
Verbrei=
tung der Nutzraſſen, beſonders auf dem Lande. Jahresleiſtungen von
200 und mehr Eier pro Huhn ſind entgegen früher heute keine
Selten=
heit mehr und dies bewieſen die Raſſeſtämme, die am Wettlegen in
Cal=
car am Niederrhein, das ſeitens des Bundes Deutſcher Geflügelzüchter
in den beiden letzten Jahren veranſtaltet wurde, teilnahmen. Die
Ge=
flügelhalrung iſt heute hinſichtlich der Wirtſchaftlichkeit dank des
uner=
müdlichen deutſchen Züchterfleißes in ein viel günſtigeres Stadium
ge=
rückt und verdient ſomit eine höhere Würdigung. Amerika und
Eng=
land, welches uns in unſerem geſamten Wirtſchaftsleben ſtets vorbildlich
war, waren auch in der Geflügelzucht bahnbrechend. So ſind dort eine
große Anzahl Farmen, die nur Geflügelzucht betreiben und ſomit
voll=
ſtändig den Erwerb bringen. Direkte Importen aus dieſen Ländern
halfen an dem Aufſtieg der heutigen deutſchen Geflügelzucht.
* Erbach, 14. April. Verkehrsverbeſſerungen im
Mümlingtal. Es wurde lange ſchmerzlich empfunden, daß es der
Eiſembahnverwaltung nicht möglich war, den letzten von Eberbach in
Er=
bach ankommenden Zug bis Wiebelsbach und die in Wiebelsbach von
Darmſtadt und Frankfurt ankommenden Spätzüge bis Erbach
durchzu=
führen, wie dies früher der Fall war. Die Bewohner des Mümlingtals
mußten dieſes Mangels wegen ſehr frühzeitig die Rückreiſe antreten, ſie
konnten ihren Reiſetag demzufolge nicht richtig ausnützen oder ſie
muß=
ten übernachten, was immerhin mit erheblichen Koſten und
Unbequem=
lichkeiten verbunden war. Durch eine erneute Einrichtung der
Oden=
wald=Kraftwagen=Verkehrs=A.=G. Erbach ſoll dieſer Mangel, zunächſt
allerdings nur zum Teil, beſeitigt werden. Mit Wirkung vom
Sonn=
tag, den 18. April ab, ſtellt die O.K.V.A. nämlich, geſtützt auf einen
Be=
ſchluß intereſſierter Kreiſe, eine Nachtverbindung derart her, daß
einer=
ſeits in Erbach ein Anſchluß an den um 10 Uhr 21 Min. ankommenden
Zug von Mannheim-Heidelberg—Eberbach und andererſeits in
Wie=
belsbach ein Anſchluß an die von Darmſtadt und Frankfurt
ankommen=
den Spätzüge geſtellt wird. Die Fahrten werden vorläufig nur
Mitt=
wochs und Sonntags durchgeführt, bei genügender Frequenz iſt aber
vorgeſehen, dieſelben auf mehrere Tage auszudehnen. Dieſe
Verkehrs=
verbeſſerung iſt außerordentlich begrüßenswert, denn nun kann die ſo
wichtige und äußerſt bequem gelegene, ſüdliche Spätverbindung von der
Pfalz—Stuttgart-Karlsruhe—Würzburg—Mannheim — Heidelberg erſt
richtig ausgenützt werden, während andererſeits durch den Anſchluß an
die Spätzüge in Wiebelsbach das Mümlingtal an alle in Darmſtadt,
Frankfurt und Hanau in den Abendſtunden ankommenden
Fernſchmell=
züge angeſchloſſen wird. Große Reiſen ſind fetzt wieder möglich ohne
übernachten zu müſſen. Aber auch im Lokalverkehr wird die Einlegung
dieſer Spätfahrt von Bedeutung ſein, denn man konnte ja in nördlicher
Richtung nur bis 8 Uhr und in ſüblicher Richtung nur bis 9 Uhr das
Mümlingtal durchfahren. Gewiß wird die Möglichkeit, nun auch in den
ſpäten Abendſtunden von Ort zu Ort kommen zu können, freudig begrüßt
werden. Inſonderheit darf auch darauf hingewieſen werden, daß es
auch wieder möglich iſt, die Veranſtaltungen der Großſtadt abends
be=
ſuchen zu können und daß man in den etwas weiter gelegenen
Großſtäd=
den die Tageszeit zu geſchäftlichen Erledigungen voll ausnützen kann. Es
liegt nun an der Bevölkerung, die Fahrten in weitgehenbſtem Maße zu
frequentieren, ſo daß dieſelben nicht allein aufrecht erhalten bleiben
können, ſondern, daß dieſelben auf mehrere Tage und möglichſt ſogar
recht bald auf alle Tage ausgedehnt werden können,
* Aus dem Kreiſe Erbach 13. April. Kreistagsfitzung. Der
Kampf um die Oberrealſchule Michelſtadt. Eine viereinhalbſtündige, als
dringlich einberufene Sitzung des Kreistages des Kreiſes Erbach befaßte
ſich mit den von 9 Antragſtellern angeregten Maßnahmen zur Sicherung
des Beſtandes der Oberrealſchule Michelſtadt. Nach dem Voranſchlage
für das Rechnungsjahr 1926 würde der Anteil der Stadt an den
ſach=
lichen und perſönlichen Koſten 21 339 Mark betragen. Die Koſten der
baulichen Unterhaltung des Gebäudes beziffern ſich auf 1600 Mark, die
Zinſen für Kapitalaufnahme auf 3240 Mark — zuſammen rund 26 179
Mark, die im laufenden Rechnungsjahre ſicher zu ſtellen ſind. Der
Ge=
meinderat der Stadt Michelſtadt beſchloß, wie bereits gemeldet,
ange=
ſichts der Beteiligung von insgeſamt 72 Schülern, worunter vier die
auf=
gebauten Klaſſen beſuchen, bei einer Geſamtſchülerzahl von 292 die
Be=
willigung von 25 Prozent der Koſten. Unter regſter Anteilnahme der
Kreistagsabgeordneten aller Parteien wurde die Entwickelung des
Strei=
tes um die Erhaltung der Oberrealſchule zum Gegenſtand ausführlicher
Darlegungen des Standpunktes der einzelnen Fraktionen gemacht und
betont, daß neben der Stadt Michelſtadt und dem Kreis die Eltern der
Schüler und die Gemeinden Erbach, Steinbach und Stockheim ein
beſon=
deres Intereſſe an der Anſtalt haben und dokumentieren müßten. Ein
Hauptwiderſtand entſtand durch die nachträgliche Ferderung des heſſiſchen
Staates für das Rechnungsjahr 1924. Der Kreistag vertritt die
Auf=
faſſung, daß die Stadt Michelſtadt zur Tragung dieſer Koſten nicht
ver=
pflichtet ſei, ſtellt ſich aber ſchließlich in ſeiner Beſchlußfaſſung hinter die
Stadt für den Fall dieſe gezwungen würde, die Koſten für das
Rech=
nungsjahr 1924 zu tragen. Aus dem Verlaufe der Debatte war zu
er=
kennen, daß ſämtliche Fraktionen, mit Ausnahme derjenigen des
Bauern=
bundes gewillt waren, alles zu tun, um die Oberrealſchule zu erhalten.
Es bedurfte erſt lebhafteſten Einwirkens auf die Vertreter des
Bauern=
bundes, um auch ſie zu einer der Erhaltung der Anſtalt günſtigen
Be=
ſchlußfaſſung zu veranlaſſen. Gegen 2 Stimmen beſchloß der Kreistag
ſeinerſeits einen Beitrag von 75 Prozent zu den Koſten der
Oberreal=
ſchule Michelſtadt ab Rechnungsjahr 1924 zu leiſten in der Erwartung,
daß es gelingen würde, die Gemeinden Stockheim und Steinbach und die
Stadt Erbach, ſowie die Eltern der Schüler zu einer Sonderleiſtung von
mindeſtens 15 Prozent zu veranlaſſen. Da die Stadt Michelſtadt
be=
reits 25 Prozent übernommen hat, würde alsdann eine Kreisleiſtung von
60 Prozent verbleiben. Es ſoll angeſtrebt werden, die Leiſtungen der
Gemeinden außerhalb Micheſſtadts und der Eltern ab Rechnungsjahr
1927 auf 25 Prozent zu ſteigern. Mit Rüchſicht auf ſeine Garantie=
Uebernahme wünſcht der Kreis, daß er einen Einfluß auf die innere
Verwaltung der Oberrealſchule eingeräumt erhält. Mit dieſem Beſchluß
hat der Kreistag gezeigt, daß er des Vertrauens, das die Wählerſchaft
des Kreiſes in ihn geſetzt hat, ſich würdig erweiſt. Die Oberrealſchule
in Michelſtadt iſt dank der Beſchlußfaſſung des Kreistages geſichert. Eine
ganze Reihe von Abgeordneten, die noch im Januar dieſes Jahres auf
ſchroff ablehnendem Standpunkte ſtanden, haben ſich jetzt mit Rückſicht
auf die Notwendigkeit die Anſtalt zu erhalten, bereit gefunden, für die
Garantieübernahme des Kreiſes zu votieren. Handwerker, Beamte,
An=
geſtellte, Landwirte und Arbeiter, die nicht in der Lage ſind, ihre
Kin=
der in Darmſtadt oder anderswo in teuere Penſion zu ſchicken, können
nunmehr wieder in Ruhe an die Vollendung des Ausbildungsganges
ihrer Knaben und Mädchen denken. In der Entwickelung des höheren
Schulweſens und in ſeiner Sicherung gegenüber den Abbaugefahren
der Jetztzeit bedeutet die Beſchlußfaſſung des Kreistages eine Tat von
nicht zu unterſchätzender Bedeutung.
N Lindenfels, 13. April. Gemeinderatsfitzung. Bei
Be=
ratung des Voranſchlages wird die Hauptſumme aller Einnahmen und
Ausgaben im Rechnungsjahr 1926/27 auf 79 455,17 Rm. einſtimmig
an=
genommen. Ein Reſervefonds (Rücklage) iſt hierbei mit über 6000 Mk.
vorgeſehen. — Nachdem eine beſondere Kommiſſion die Vorbeſprechungen
üiber die Errichtung einer Jugendherberge in letzter Woche bereits
gepflogen hatte, hat ſich erfreulicherweiſe der Gemeinderat in ſeiner
heutigen Sitzung einſtimmig bereit erklärt, das Baugelände koſtenlos zur
Verfügung zu ſtellen. Als Platz wurde ein ſchönes ſonniges Plätzchen in
den Almen vorgeſehen, der allen Anforderungen Rechnung trägt. Die
Arbeiten werden ſofort aufgenommen werden, ſodaß in einigen Wochen
das ſchmucke Holzhäuschen unſere Jugendwanderer und =wanderinnen zur
Raſt einladen kann. — Die ſchon lang beſprochene Quellenfaſſung und
deren Zuführung zum Weſſerwerk hat nunmehr durch die Abſage der
Firma Kreuzer und Böhringer ihre Erledigung gefunden. Die
Kultur=
inſpektion hatte einen Vertrag ausgearbeitet, der vom Gemeinderat
ge=
nehmigt war. Da nun die Quelle im Fabrikgelände der Firma Kreutzer
u. Böhringer liegt, mußte der Vertrag erſt ſeine Genehmigung durch die
Firma haben. Inzwiſchen hat nun die Firma ſelbſt Abänderungen
vor=
genommen, wodurch die beabſichtigte Faſſung unterbunden wurde. In
einem Schreiben an die Gemeinde hat die Firma ihren Standpunkt
ver=
treten, was im Gemeinderat fedoch mißfällig aufgenommen wurde. Die
Gemeinde verſucht nun, im eigenen Gelände weitere Quellen dem
Waſſer=
werk zuzuführen. — Die Steinbruchpachtfrage mit der Firma
Kreuzer u. Böhringer konnte nun ebenfalls nicht verabſchnedet werden,
und ſind erneut Verhandlungen notwendig. — Zum Schluſſe wurden noch
Wohnungsfürſorgeangelegenheiten verhandelt. Nach Erledigung der
Tagesordnung verabſchiedeten ſich ſämtliche Gemeindevorſtandsmitglieder
von Herrn Bürgermeiſter Schenck in herzlicher Weiſe. Bekanntlich tritt
ab 15. d3. Mts. unſer Bürgermeiſter ſeinen vierteljährlichen Urlaub an.
* Fürth, 14. April. Weißer Sonntag. Am Weißen Sonntag,
der vom ſchönſten Wetter begünſtigt war, ging die ſtattliche Zahl von
84 Kindern aus der weitausgedehnten Pfarrei in der hieſigen Pfarrkirche
zur erſten hl. Kommunion. Vor dem Gottesdienſte wurden die Kinder in
feierlicher Prozeſſion vom Schulhauſe in die Kirche geleitet.
* Rimbach, 15. April. Mit dem neuen Schuljahr verläßt der
ſeit=
herige Leiter unſerer Höheren Vüirgerſchule, Studienrat Koch unſeren
Ort, um in ſeine neue Tätigkeit als Studienrat des Gymnaſiums zu
Büdingen einzutreten. Unſere Anſtalt, unſere Gemeinde und die
um=
liegenden Orte ſehen Studienrat Koch nur ungern ſcheiden. War es ihm
doch vergönnt geweſen, während ſeiner fünfjährigen hieſigen Tätigkeit
unſere Höhere Bürgerſchule auf eine Höhe zu bringen, die ſie vorher
ent=
behrte. Seine Verdienſte um unſere Schule werden für viele Jahre
hin=
aus ſpürbar ſein. Sein leutſeliges Weſen, ſeine wohlwollende
Gerechtig=
keit, ſeine Vaterlandsliebe eroberten ihm die Herzen von Schüler und
Eltern. Dadurch, daß Studienrat Koch den ganzen Krieg 1914/18 als
Oberleutnant mitmachte, konnte er ſeine Schüler lebendig in das große
Geſchehen einführen. Als Odenwälder verſtand er uns und ſprach auch
bei feſtlichen Veranſtaltungen uns aus dem Herzen. Die beſten Wünſche
begleiten dieſen tüchtigen und freundlichen Menſchen in ſeinen neuen
Wirkungskreis.
* Hirſchhorn, 14. April. Verunglückt. Der Reiſende einer
Darm=
ſtädter Firma wollte das Gleis eines herankommenden Gniterzuges noch
überſchreiten, wurde aber von der Maſchine erfaßt und ſo ſchwer verletzt,
daß er bald darauf ſtarb. Der Reiſende hatte trotz Warnung eines
Be=
anten das Gleis betreten.
Hirſchhorn, 14. April. Die Kirſch= und Birnbäume ſtehen in voller
Blüte. Hoffentlich hat die Kälte in der vergangenen Nacht keinen
Scha=
den verurſacht.
Hirſchhorn, 14. April. Wafſerſtand des Neckars. Am 13.
April: 1,04 Meter; am 14. April: 1,01 Meter. 1 Grad Kälte.
* Von ber oberen Bergſtraße, 14. April. Die
Arbeitsloſig=
keit nimmt in unſerer Gegend immer noch zu. Eine ganze Reihe von
Tabakfabriken haben ihre Betriebe ganz oder teilweiſe einſtellen müſſen.
Dieſer Tage wurde wieder eine Fabrik ſtillgelegt und dadurch 50 Arbeiter
brotlos gemacht.
* Neu=Iſenburg, 14. April. Errichtung eines
Schwimm=
bades. Der Gemeinderat hat im Wege der produktiven
Erwerbsloſen=
fürſorge die Errichtung eines Schwimmbades beſchloſſen, das einen
Koſtenaufwand von 60 000 Mark erfordert. Das Bad ſoll auf
gemeind=
lichem Gelände hinter dem Waſſerwerk errichtet werden. Die Arbeiten
an dem Schwimmbad ſollen ſo beſchleunigt werden, daß das Bad
ſpä=
teſtens Ende Mai in Benutzung genommen werden kann.
Rheinheſſen.
M. Sprendlingen (Rheinh.), 14. April. Unfall. Beim Weinladen
kam hier ein Drehermeiſter auf der glitſchigen Kellertreppe zu Fall
und ſtürzte in den Keller hinab, wobei er ſich einen Rippenbruch und
erhebliche Kopfverletzungen zuzog.
M. Wörrſtadt, 14. April. Gemeinderatsſitzung. Der
Ge=
meinderat hat in ſeiner letzten Sitzung die Arbeiten zur Entwäſſerung
des unteren Ortsteiles vergeben. Von den 13 eingereichten Angeboten
war Johann Ammann, Gonſenheim, der Mindeſtbietende, dem dann
auch die Arbeiten übertragen wurden. Der veranſchlagte Preis beträgt
9976 75 Mk. Die Arbeiten ſollen ſofort in Angriff genommen werden.
Sämtliche Kelleranſchlüſſe ſollen von den anliegenden und intereſſierten
Beſitzern getragen werden.
M. Bingen, 14. Aprik. Strandbad in Kempten. Seitens
der Gemeindeverwaltung Kempten beſteht die Abſicht, auf der an der
Hindenburgbrücke gelegenen Rheinaue und der gegenüberliegenden
Halbinſel, die bisher von der Beſatzung als Sportplatz benutzt wurde,
ein modernes Strandbad einzurichten
* Aus Rheinheſſen, 13. April. Beim Landtage iſt beantragt, bei
Heberprüfung des Ortsklaſſenſyſtems Wörrſtadt und Sprendlingen von
C nach B zu verſetzen. In der Begründung wird geſagt, daß Wörrſtadt
in Anſchaffung der Lebensbedürfniſſe ebenſo teuer wie eine Großſtadt
iſt. Sprendlingen liegt in der Nähe der Badeſtadt Kreuznach. Die
ört=
lichen Verhäliniſſe rechtfertigen eine Verſetzung in die Ortsklaſſe B.
M. Jugenheim (Rheinheſſen), 13. April. Noch keine
Aufklä=
rung. Es wurde bisher noch nicht feſtgeſtellt, ob der Zugführer
Reg=
nitz, der am Morgen des Karſamstag in einem Straßengraben liegen!
tot aufgefunden wurde, verunglückt iſt und dann beraubt wurde oder ob
ein direkter Raubmord vorliegt. Die Gerüchte, die von einer
Verhaf=
tung der Mörder uſw. wiſſen wollen, ſind völlig aus der Luft gegriffen.
Oberbeſſen.
Büdingen, 14. April. Ihr diamantenes Ehejubilänm
begehen in Altwiedermus die Eheleute Jakob Ranz. Beide
Jubi=
lare ſind geſundheitlich und geiſtig noch recht rüſtig.
* Vilbel, 14. April. Am 11. ds. Mts. fand im geräumigen Saale
„Zum Pfau” eine Abendunterhaltung der evang. Jugendvereinigung
ſtatt. Bei gutbeſetztem Hauſe ſorgte ein reichhaltiges Programm für
Abwechſlung. Turneriſche Vorführungen, Geſangsvorträge und
Kon=
zertſtücke einer kleinen eigenen Kapelle folgten in bunter Reihe. Herr
Pfarrer Haßlinger hielt einen intereſſanten Lichtbildervortrag über
Rothenburg ob. der Tauber. Den Hauptteil bildete das zweiaktige
Luſt=
ſpiel „Meiſter Andrea” von Geibel, das flott geſpielt wurde. Es war
eine wohlgelungene Veranſtaltung.
* Gießen, 14. April. Schwer verletzt wurde der
Kriegsbeſchä=
digte Krauskopf aus dem nahen Königsberg in die hieſige Klinik
ge=
bracht. Krauskopf wurde beim Holzmachen durch einen ſtürzenden Baum
am linken Unterarm ſo ſchwer getroffen, daß die Erhaltung der linken
Hand ſehr fraglich iſt.
* Gießen, 14. April. Verhaftet wurde vorgeſtern abend in den
hieſigen Anlagen ein etwa 50 Jahre alter Mann, der ſeit einigen Tagen
ſein Unweſen hier treibt, indem er alleingehenden Mädchen und Frauen
auflauerte und ſie mit unſittlichen Anträgen verfolgte.
* Herchenhain, 14. April. Die Verheerungen in den
Fich=
tenbeſtänden der Herchenhainer Höhe ſind derartig groß, daß die
Aufräumungsarbeiten, die ſchon ſeit einem Monat viele Holzhauer
be=
ſchäftigen, vor Ende Juni kaum beendet ſein dürften. Die Schäden ſind
durch Windbruch entſtanden.
* Grünberg, 13. April. In dem nahen Hattenrod feiert am 18. Juli
der Geſangverein „Eintracht” ſein 50jähriges Beſtehen. Anläßlich dieſer
Feier wird der Volksſängerbund „Cattia” ein Wertungsſingen
ab=
halten; als Wertungsrichter wird ein Herr aus Darmſtadt und ein Herr
aus Gießen fungieren. Dieſes Feſt verſpricht eine größere Ausdehnung
anzunehmen, denn ſchon jetzt werden Vorbereitungen getroffen, und eine
große Anzahl Vereine haben bereits zugeſagt. Der Volksſängerbund
„Cattia” beſteht jetzt 21 Jahre und gehören ihm nur ländliche
Geſang=
vereine an, die ein recht freundſchaftliches Zuſammenwirken pflegen.
Beſonders verdient die Bemühung des Bundesvorſitzenden Opper aus
Ettingshauſen hervorgehoben zu werden.
* Lauterbach, 14. April. Ein Handwerksburſche ſteckte im nahen
Landenhauſen die ihm als Nachtquartier zugewieſene Kammer in Brand.
Nur mit Mühe konnte die Feuerwehr das Haus vor der völligen
Zer=
ſtörung retten. Der Täter war rechtzeitig entflohen.
* Lauterbach, 13. April. Der Bezirksſtenographentag
des Bezirks Kaſſel—Alsfeld findet am 1. und 2. Mai hier ſtatt.
Gleich=
zeitig verbindet der hieſige Stenographenverein Gabelsberger damit ſein
25jähriges Beſtehen. Die Vereinsvertreterverſammlung tagt
am 1. Mai. Am Sonntag, den 2. Mai, findet das Wettſchreiben ſtatt.
In der Hauptverſammlung wird der Verbandsvorſitzende, Lehrer
Schöpp=Mainz, einen Vortrag über „Die Einheitskurzſchrift in
Gegen=
wart und Zukunft” halten. Abends, bei der Feier des 25. Jubiläums
des hieſigen Vereins, iſt die Aufführung eines großen Feſtſpiels geplant.
* Schotten, 14. April. Die bei dem Verwaltungsgerichtshof
einge=
legte Berufung der unterlegenen Partei bei der
Bürgermei=
ſterwahl in Burkhards gegen das Urteil des
Provinzialaus=
ſchuſſes wurde verworfen. Landwirt Kunkel iſt ſomit endgültig als
Bürgermeiſter gewählt.
*
* Weinheim, 13. April. Schwerer Unfall. An der ſehr
beleb=
ten Kreuzung der Bahnhofſtraße und Bergſtraße rannte ein Nadfahrer
mit voller Wucht in ein von Heidelberg kommendes Motorrad. Der
Rad=
fahrer kam zu Fall und wurde bedenklich verletzt. Der Motorradfahrer
kam glücklicherweiſe mit dem Schrecken davon. Das Fahrrad wurde
zer=
trümmert, das Motorrad ſchwer beſchädigt.
IV. 5853
Ger Pocer
und elegant, Wähle die Brisur, die
alle Vorzuge zur Geltung bringt, ſe
persönlicher das Haat zzugeschnittens
ist auf die Trägerin, um so kritischer
wird es betrachtet — im so
sorg=
fältiger muß es gepflest sein.
ElidasHaarpflege
macht das Haar wundervoll
schmiegsam, seidenweich und
glänzend, diskret duftend.
Zur nächsten Kopfwäsche nur
AA
HAARPFLEGE
Seite 2
Balast-Lichtspiele
Mur noch heute und morgen!
Der große Erfola!
Das glä
ramm!
2uobänschte Tänearit
Ein abenteuerlicher Roman in 8 Akten
In der Hauptrolle:
POLA HEGRI
Ein Großfilm aus dem Zirkusleben
Gauklerblut
(Klnder dar Straße) (6597
Ein Artistenschicksal in 7Akten
Ab Bamstag:
Der Film auf den Tausende warten
Die DIder
Sanlchefiber!
mit
Conrad Veidt
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hiermit auf Donnerstag, den 22. April 1926, abends
8‟, in das Reſtaurant Sitte, Karlſtraße, zur diesjährigen
Hauptverſammlung eingeladen.
(5625
Tagesordnung: 1. Jahresbericht. 2. Entlaſtung des
Rechners und des Vorſtandes. 3. Neuwahl des
Vorſtandes. 4. Baubeginn. 5. Mitglieds=Beitrag
für 1926. 6. Verſchiedenes.
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Donnerstag, den 15. April, abends
8 Uhr, im Gewerkſchaftshaus (kleiner Saal)
Tagesordnung:
1. Geſchäftliches.
2. Neuwahl des erſten Vorſitzenden.
3. Sonntagsruhe in Gefahr.
4. Jugendfragen.
5. Verſchiedenes.
(5655
Vollzähliges Erſcheinen erwartet
Die Ortsverwaltung.
Freitag, 16. April, 8½ Uhr abends, in der
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Pfingſten regelmäßig jeden Sonn= und
Feiertag ½11 Uhr in der Akademie für
Tonkunſt ſtatt.
(*9986
Die Chriſtengemeinſchaft (Leiter Dr.
Rittel=
meher, Stuttgart).
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Gall-
ſeife gewaſchene Stoff jed.
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(4965a
nnnnnnnnan na nnnn nnnn
Liederkranz
Sonntag, den 9. Mai 1926
nachmittags 4 Uhr, zur Feier des
40jährig. Vereins=Jubiläums
FEST-
AORLERT
in der Otto Berndt=Halle der
Techniſchen Hochſchule,
EAlexanderſtraße 22. E
Leitung:
Herr Kammermuſiker Max Stetefeld.
Mitwirkende: Frau Eugenie
Stepbanowa, Opernſängerin, v. Heſſ.
Landestheat./Herr O. Klinge (Violine)
Konzertmeiſter, Erfurt / Herr
Kapell=
meiſter Niede vom Heſſiichen Landes=
Theater / Der aktive Chor. (5654
UunUANHHAHHHAUHNZAT
Residenz-Theater
Heute letzter Tag!
Wien wie es weint und lacht!
Wiener Gemütlichkeit
tut sich vor unseren Augen auf in
dem neuen Aafa-Groß-Film:
Sichel Hereen
(Famille Schimek)
In den Hauptrollen
die beliebten deutschen Schauspieler
als K. K Kadett
Max Hansen
als herziges Lisl
Kenia Desni
als Patent-Ekel
Hermann Picha
Wilhelm Dieterle als eifersücht. Bräutigam
Margarethie Kupfer „ als liebebedürft. Witwe
. „
Livio Pavanelli . . .
Lpdia Potechina . . als liebe Schwiegermutter
Olga Tschechowa . . . . . . . . . .
immer noch in Flitterwochen
Ballettmädel an der Wiener Oper, Offiziere,
Soldaten des Deutschmeister-Regiments,
K. K. Kadetten, Hochzeitsgäste,
Nachtbummler.
Aufgenommen in Wien, an der schönen
blauen Donau
Begleitmusik vom Walzerkönig Strauß.
Lustsplel
Neueste Wochenschau
Dle neuesten Modenschöpfungen
Jugendliche haben in der Nachmittags.
Vorstellung ermäßigte Preise (0.50, 0.70, 1.00
Anfang 31, Uhr
Letzte Abendvorstellung 8‟/, Uhr (5706
Besuchen Sie bitte tunl. auch die
Nach-
mittagevorstellung, um Andrang zu der
Abend-Vorstellung zu vermeiden.
ORPHEUM
Heute zum letztenmall
Der glänzende Splelplan
mit perzönl. Gastspiel des weltbekannten
Film-Darstellers:
Drune Kascher
„Der Mitternachtsgast‟
„Verschlafen” — „Betrogene Betrüger”
In den Hauptrollen: Bruno Kastner, Lnisl
Tiersch, Marga Peter, Gustav Bertram.
Im bunten Teil:
Licht — Wisionen
in der
„Silbergrotte
La Perle: „Ein Traum v. Licht u. Schönheit”
Allegro-Famille, Großer Musik-Akt.
Käte und Mlckl In Ihren Tänzen.
Kartenverkauf: Verkehrsbüro, Ernst-
Ludwigs-
platz, de Waal, Rheinstraße 14, Telephon-
(5672
Bestellung Nr. 389.
dewöhnllche Prelse 1.00—300
Ankang 8 Uhr
Union-Theater
Versäumen Sle nicht, sich dlese beiden
auserwählken Fllme anzusehen!
Sukasweibellel
Ein Zeitblld aus Berlin W.
Nach dem Boman „Der Fall Moeser
Begie: Richard Eichberg.
Hauptdarsteller: Lee Parry — Hans Albers
6 Akte!
Olaf Fiord
6 Akte!
„Er‟”, als falscher Professor.
Lustspiel mit Harold Lloyd.
Ben
KosennaTätter
8 Akte
— Hauptdarsteller: Paul Hartmann
und Michael Bohnen.
Anfang 3‟/, Uhr. — Letzte Abendvorstellung 8 Uhr
Zugendliche haben Zutritt!
/ Gewöhnliche Prelse, (*10032
Wo gehen wir hin, wenn wir etwas gutes eſſen wollen?
Aut dum Meeider Manel
Dort gibt es:
ſowie
Mittagstiſch . . 80 Pfg.
Reichhaltige
1 Glas Bier . 16 Pfg.
Speiſenkarte
Nur erſtklaſſ Weine
per Glas . . 30 Pfg.
Rippchen mit Kraut 1 Mk.
zu den billigſten
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Landestheater.
Donnerstag,15. April
Großes Haus.
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Drei Goldoniſche
Komödien:
Das Caféhans,
Herr Todero
Brontolon,
Die zänkiſchenWeiber
von Chioggig
Muſik von
Francesco Malipiero
Hierauf:
Das venezianiſche
Kloſter
Choreogr Komödie Der Barbier
von Alfredo Caſella
Anfang 7½, Ende 10Uhr
Preiſe: 1.20—12 Mk
Klein.Haug. (V.5705
Nachmittags 5½ Uhr
und abends 8 Uhr
Nur 2Aufführungen
des Films:
„Die Wunderſtadt
New= York=
Begleitvortrag:
Preiſe: 0.30, 1.20,
1.70 und 2.20 Mk
Nat.=Soz.
Deutſche Arbeiter=Partei.
Freitag, den 16. April, abends 8 Uhr
pricht Herr Stadtvelordneter und
Poſt=
inſpektor Sprenger aus Frankfurt a. Main
im „Perkeoſaal”, Alexanderſtraße, über:
„Muß das deutſche Volk hungern?
Das Sterben der deutſchenLandwirtſchaft”.
Alle Mitglieder werden gebeten, zu
er=
cheinen mit Freunden und Gäſten
10022) Die Ortsgruppe Darmſtadt
Oo0ooo000o000
P. P.
Bringe hiermit meine Geſchäfts=
Eröffnung in gefl. Erinnerung.
Gaſthaus und Penſion Elſinger
v
Seeheim
an der Bergſkraße.
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offen und in laſchen
Fay=Bier im Ausſchank
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Speiſen zu jeder Tageszeit
Mittageſſen von 1 his 1.50.4
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Samstags u Sonntags Spezialität:
Kalte und warme Rippchen,
Würſtchen. Eisbein in Gelee uſw
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„Zum Seeheimer Hof” liegt in
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Beſitzer: Konrad Eiſinger
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1. Stock Iks (*9970
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K
5
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15., 16., 17. und 19. April,
abends 8 Uhr
Der packende Großfilm
vom Bau und Betrieb d. Riesendampfers
Gorumüus
des Norddeutschen Llovd Bremen
Aus dem Inhalt: Der schwimmende
Palast und seine Geheimnisse. Ohne
Steuermann über den Ozean.
Wind-
stärke 10. Mit 30000 Pierdekräften
nach d. Wunderlande d Wolkenkratzer
Derbekannte(ortragsredner
Kapitänlentnant a. D. Haushalter,
Hannover
wirdzu dies. Filmwerk hochinteressante
und humorvolle Begleitworte sprechen
Von der deutschen Presse mit Stolz
und Genugtuung begrüßt, hat dieser
Film seinen Siegeszug durch das ganze
Vaterland angetreten
Dieses hohe Lied deutschen Geistes
ind deutscher Arbeit wird unsere
frische Jugend begeistern u deutsche
Frauen und Männer aller Stande
bis zum Ende in seinen Bann zielten.
Film der Döring-Film-Werke Hannover
Preiser Mk 1— Vorverkauf
Anton Fischer, Frankfurterstr. 12—14
Näheres siehe auch Plakate
Theaterzettel für Donnerstag, 15. April
(Ohne Gewähr)
„Drei Goldoniſche Komödien”
1. Das Kaffeehaus
Don Marzio,
Heinrich Kuhn
Eugento . . . . . .
Guſtav Deharde
Vittory ſeine Frau . .. Ruth Hoffmann
Derf ce Graf Leandro. Leo Barczinski
Placida, ſeine Frau, als
Pilgerin verkleidet . . . Annelies Roerig
Liſaura, Tänzerin . . . . Ilſe Lahn
Pandolfo, Beſitzer eines
Spielhauſes . .
Heinrich Hölzlin
Ridolfo, Beſitzer eines
Kaffeehauſes
Eugen Vogt
Trappola, Ridolfos Keller Walter Bluhm
Jacob Sattler
Karl Wieſt
Frdr Jachtmann
Albert Meiſe
Jacob Schaaf
Erſter
Zweiterl Kellner des . . Rudolf Strzeletz
Dritter / Kaffeehauſes. . Karl Ebert
Vierter
Erſter
Kellner des
Bweiter / Gaſthofes . Otto Horina
Dritter
Der Hauptmann der Häſcher. Hans Ney
Erſter Häſcher
Wilh. Wegerich
Bweiter Häſcher . . . . . G. Baumgarten
2. Herr Todero Brontolon
Todero, ein alter Geizhals Johs Biſchoff
Pellegrin, ſein Sohn . . Friedrich Kinzler
Marcolina, Pellegrins Frau . PaulaKapper
Banetta, ihre Tochter . . Martha John
Meneghetto Ramponzoli,
Zanettas Bräutigam „Albert Meiſe
Defiderio, Toderos Verwalter Hans Ney
Nicoletto,Defiderios Sohn W. Schumacher
Emil Hilb=New=York / Ceeilia, Marcolinas
Haus=
mädchen
. . Sitta Müller=Wiſchin
Gregorio, Toderos Diener Ludwig Speer
Erite Dame.
Frieda Herbach
Zweite Dame,
Adele Sticker
Erſter Herr
Wilh. Wegerich
Zweiter Herr
Hans Debus
Muſikanten
3. Die zänkiſchen Weiber von Chioggia,
Heinrich Hölzlin
Meiſter Tonio
Donna Pasqua, ſeine Frau E. Stephanowa
Lucietta, ihre Tochter . . Margar Albrecht
Meiſter Fortunato" .
Imre Aldori
Donna Libera, ſeine Frau Martha Liebel
Checca, ihre Tochter . . . Gertrud Callam
Orſetta, ihre Tochter . . . Paula Kapper
Titta Name, Luciettas
Rudolf Strzeletz
Bräutigam . .
Beppe, ſein Bruder,
Orſet=
tas Bräutigam Eugen Vogt
Toffolo, mit dem
Spitzna=
men Marmottina
W. Schumacher
Jſidoro, der Vertreter der
Gerechtigkeit und höch=
Hans Ney
ſten Obrigkeit
anocchia, Küirbisverkäuferin . Anna Herbel
Karl Ebert
Ein Fiſchhändler
Weiber
„Das venezianiſche Kloſter”
Giratone, Tanzlehrer Richard Jürgas
Carlina, ſeine Frau . . . Marg. Carlſen
Mariola, ihre Enkelin, eine
junge Tänzerin
J. Scheinpflug
Lelio, ein junger Tänzer,
Giratones Lieblingsſchülgr Lene Berdolt
Terplichore
Mandav. Kreibig
Erſte alte Dame . .
A. Fleiſchmann
Paula Karſt dr
Zweite alte Dame
Dritte alte Dame
Marie Rapp
Vierte alte Dame
Barv. Hermberg
Conſuelo, Sänger
Gertrud Callam
Jacob Tattler
Der Großtürke
Die uebtiſſindes Kloſters Franziska Roeſe
Gertrud Daniel
Erſte Nonne
Berta Gerhardt
veite Nonne".
Eine junge Engländerin Käthe Gothe
Ein junger Engländer Rich. Scheinpflug
Damen, Herren, Gefolge des Großtürken,
Nonnen, Kinder, Volk uſw, Nymphen
G Krautß
40 Pfo. ſtkelulſ. Farbe Eſcholbrickerktrs.
(43062)
des größten Querſchnittes ein, ſind dort verbolzt und gehen bis
an das Fachwerk der Außenwand durch, außerdem ſind ſie am
Binder oben aufgehängt. Als Dachpfetten werden Holzdoppel=
T=Träger 10/16 Zentimeter aus 3 Zentimeter=Bohlen verwendet,
deren Anwendung ſich überall da rentiert, wo große Mengen von
geeigneten Brettern, wie hier die Lamellen, zur Verfügung ſtehen.
(Abbildung 5.) Die Wandverkleidung wurde ſeinerzeit in
Pfannenblech gewünſcht. Desgleichen ſind die Schiebetore mit
Pfannenblech verkleidet, wodurch ſie außerordentlich leicht
wer=
den. Die Tore verſchwinden in geöffnetem Zuſtande in ſeitlichen
Toraufnahmeſtändern. Die Oeffnung der Halle wurde deshalb
ſeitlich und nicht nach der Flugplatzfront angenommen, weil
ſpäter für ſchwere Maſchinen Transportwagen vorgeſehen ſind,
die die Flugzeuge quer zur Rumpfrichtung in die Halle
trans=
portieren. Zur Zeit nimmt die Halle außer den Flugzeugen der
Hefag noch die der Akademiſchen Fliegergruppe auf. Der ſüdliche
Turm dient meteorologiſchen Zwecken und der Flugleitung zur
Beobachtung der Veranſtaltungen.
Hafenbauten auf Java
Von
Reg.-Baumeister W. Loos-Sörabaya
Tandjöng Prick, der neuzeitliche Hafen von Batavia, liegt
etwa 10 Kilometer öſtlich der alten Handelsſtadt und iſt mit ihr
durch Eiſenbahn, aſphaltierte Straßen und einen
Binnenſchiff=
fahrtskanal verbunden. Von den drei ausgebaggerten
Hafen=
becken ſind die beiden erſten zurzeit im Betrieb. Am zweiten
(neueren) dieſer Becken hat die Java=China=Japan=Linie, die
regelmäßigen Frachtdampferdienſt mit den genannten Ländern
und Amerika unterhält, ein 200 Meter langes und 150 Meter
breites Gelände auf langen Termin gemietet und beſchloß, es
während des mächtigen Aufſchwunges der neutralen Schiffahrt
in den erſten Nachkriegsjahren mit modernen Kai= und
Lager=
ſchuppen zu bebauen. Da das Gelände öſtlich dunh eine
Kai=
mauer für größte Schiffe und weſtlich durch einen Prauenkanal
(für Laſtkähne und Leichter) begrenzt wird, war es auch für
Umſchlag beſonders geeignet, ſo daß man beſchloß, auch die dafür
nötigen Anlagen zu ſchaffen. Gute Zugangsſtraßen,
Bahn=
anſchluß und Geleiſe für Portalkrane auf dem Kai waren
be=
reits vorhanden.
Durch das Zivil=Ingenieurbureau Bakker und Meyboom
wurde im Jahre 1919 ein Enturf aufgeſtellt, wonach Ende des
Jahres die Vergebung der Bauarbeiten ſtattfand. Den
Erfor=
derniſſen des Betriebs war natürlich durch ausführliche
Beſpre=
chung mit dem Bauherrn Rechnung getragen, jedoch hat die
eigenartige Beſchaffenheit des damaligen Frachtverkehrs; mit
Japan und Amerika zu einer Einteilung und Ausrüſtung
ge=
führt, die ſich in normalen Zeiten als nicht mehr praktiſch
er=
wies. U. a. gehören hierzu die beiden offenen Querhallen von
je 1000 Quadratmeter Grundfläche, verſehen mit großen
elektri=
ſchen Laufkranen, die hauptſächlich für die damals noch aus
Ame=
rika importierten großen und ſchweren Stücke (Maſchinen und
Autos) beſtimmt waren. Jetzt werden ſie wenig gebraucht, da
die meiſten Maſchinen wieder mit anderen Linien aus Europä
kommen. Zwiſchen dieſen Querhallen an der Oſtſeite des
Ge=
ländes befindet ſich, vom Hafenbecken durch den 15 Meter breiten
Kai getrennt, der Hauptbau der ganzen Anlage, ein zirka 5000
Quadratmeter großer zweiſtöckiger Kaiſchuppen, der mit
elektri=
ſchen Liften, zwei Schrägaufzügen und fünf Wanddrehkranen
ausgerüſtet iſt.
Jenſeits der Zufahrtsſtraße, am Prauenkanal, ſtehen ein
zirka 6000 Quadratmeter großer Lagerſchuppen mit
Schmalſpur=
gleiſen, ein Bureaugebäude und zwei Beamtenwohnungen mit
einigen Nebenanlagen, Magazin, Werkſtätten uſw. Quer über
das ganze Gelände vom Kai durch den Schuppen und über die
Straße bis zum Prauenkanal läuft eine doppelte, 150 Meter
lange Elektro=Hängebahn für Maſſengüter. Für das Dach des
Kaiſchuppens wählte man eine Konſtruktion mit
obenaufliegen=
den Balken, wegen der glatten Unteranſicht, einfacher Schalung
und gleichmäßiger Wärmebeſtrahlung. In Wirklichkeit hat ſich
dieſe Anordnung nicht bewährt, da die Ausführung ſchwierig
war und das Betonieren von Platte und Balken nicht
unmittel=
bar nacheinander geſchehen konnte, auch die waſſerdichte
Be=
deckung (Aſphalt und Dachpappe) ſehr erſchwert und verteuert
wurde.
Beſonders ſchwierig war auf dem erſt wenige Jahre vorher
angeſpülten Gelände die Gründung. Nach gewiſſenhaften
Probe=
bohrungen, die feſten Grund erſt bei 16—18 Meter Tiefe
an=
gaben, beſchloß man, die ſchweren Bauten an der Kaiſeite, die
reine Eiſenbetonbauten werden ſollten, auf 17—20 Meter lange
Eiſenbetonpfähle zu ſetzen. Einrammen dieſer Pfähle ohne
Ein=
ſpülen war nicht möglich. Die Hafendirektion befürchtete das
Verſchieben des Eiſenbeton=Kaiſſons, auf denen die Kaimauer
gegründet iſt. Sie forderte deshalb das Anfchütten eines 6 Meter
hohen Sanddammes gegen die Kaimauer von der Waſſerſeite
aus, der während der Gründungsarbeiten liegen blieb und
ſpä=
ter weggebaggert wurde. Die einſtöckigen Lagerſchuppen, Bureaus
uſw., ausgeführt in Eiſenbetonfachwerk mit Ziegelausmauerung,
Dachſtühle in Eiſenkonſtruktion, z. T. auch Holz, und mit
Falz=
ziegeln gedeckt, erhielten eine Eiſenbetonplatten=Gründung, die
den Baugrund nur mit 0,25 Kilogramm pro Quadratzentimeter
belaſten durfte.
Sehr wichtig war, des intenſiven Verkehrs mit eiſernen
Schiebkarren wegen, die Wahl des Bodenbelags. Für Kai und
offene Hallen wurden 30 000 Granitplatten 0,40X0,40 Meter aus
Hongkong beſchafft. Sie wurden in eine 10 Zentimeter dicke
Betonlage eingebetet und die Fugen vergoſſen. Im Kaiſchuppen
wurde Beton verwandt, in dem Granitſplitt und europäiſcher
Sand verwandt wurden, weil das javaniſche Sand= und
Kies=
material zu weich iſt. Die Lagerſchuppen bekamen einen
Aſphalt=
boden, der auf ziemlich primitive Weiſe durch Uebergießen von
verſchiedenen Lagen Kies mit erwärmtem Petroleum=Aſphalt
her=
geſtellt wurde. Gerade in den letzten Jahren iſt man auf Java
zu beſſeren Verfahren übergangen.
Das Ergehnis der Ausſchreibung im Frühjahr 1920 war,
daß der Auftrag für die geſamten Bauarbeiten der „Maatſchappy
voor Havenwerken” gegeben wurde, die bis dahin u. a.
Hafen=
bauten in China ausgeführt hatte, während etwa gleichzeitig die
Transportanlagen und Hebezeuge in Europa beſtellt wurden.
Alsbald begannen die Bauarbeiten, die, hauptſächlich in der
erſten Zeit, unter Arbeitermangel und erſchwerter Geräte= und
Materialanfuhr aus Europa litten. Im großen ganzen waren"
die Arbeiten Ende 1922 erledigt. Eine Anzahl Nebenarbeiten
zogen ſich hinaus bis Mitte 1923. Die Geſamtbaukoſten betrugen
4,3 Millionen Gulden. Auf die elektriſchen Transportanlagen
entfallen hiervon 420 000 fl.
Das Bemerkenswerte an dieſem Bau iſt die Ausführung an
Ort und Stelle in ungünſtigem Klima, mit größtenteils
ungeüb=
ten und wenig leiſtungsfähigen Arbeitskräften und z. T. äußerſt
primitiven, z. T. auch höchſt modernen Hilfsmitteln und ſehr
ver=
ſchiedenartigen Materialien, deren Beſchaffung oft große Mühe
machte. Die nachſtehende kurze Schilderung der Ausführung be=
15. April 1926
bb. 2. Konstruktion der Hallenwand.
Man gewann, ſo einen bequemen Erſatz für koſtſpielige und
ſtörend in den Raum hineinragende Gitterſtänder. Die
Kran=
laufbahn wurde in 7 Meter Höhe in einfacher Weiſe auf Konſolen
an den Stützen befeſtigt. Als Dachkonſtruktion dienten leichte
Eiſengitterträger mit Oberlicht über dem Sattel. Jetzt konnten
Lie Mauern, die lediglich raumumſchließende Bedeutung haben,
mur 25 Zentimeter ſtark auf eine Höhe von 8 Meter raſch aufge=
bb. 3. Flnghalle Darmstadt im Bau.
führt werden. Und zwar wurde der äußere Flanſch jeder
Eiſen=
ſtütze (alle 5 Meter) mit eingemauert, ſo daß die hohe Mauer durch
die Verbindung mit den Stützen die nötige Querverſteifung
er=
hielt, ferner nach außen nur die verfugte Backſteinfaſſade in
Er=
ſcheinung tritt. (Abbildung 2.) Das Gewicht der Mauer wurde
Abb. 4. Herstellung des Lamellenbinders auf der Baustelle.
Der Mitteilteil der im Endſtadium 150 Meter langen Hallenfront
wird ſpäter als Obergeſchoß und Bekrönung das Bürogebäude
aufnehmen.
Ein weiteres Beiſpiel von Hallenſpezialkonſtruktion iſt die im
vorigen Jahre unter Leitung der vorgenannten Architekten durch
Zimmermeiſter Haury unter Zuziehung anderer Darmſtädter
Zimmermeiſter ausgeführte Flughalle der Hefag auf dem
neuen Flugplatz am Lichtwieſenweg. Die tragende Konſtruktion
beſteht hier aus Holzbogenbindern in Abſtänden von 5 Meter nach
Syſtem Kallenbach=Gotha, die auf Betonfundamenten ruhen.
(Abbildung 3.) Die Herſtellung des „Lamellenbinders”, der aus
lauter einzelnen Brettſtücken zuſammengeſetzt iſt, wurde an Ort
und Stelle folgendermaßen vorgenommen: Auf einer
Bretter=
bühne wurde der umgeklappte, in der Stützweite 22 Meter
meſſende Bogen aufgeriſſen, und die innere Kurve mit einer
Schablone durch Aufnagelung von Holzkeilen auf den Boden
begrenzt. Gegen die Schablone wurde nun die erſte Lage
La=
mellen, und zwar Bretter 16/200 Millimeter gedrückt und pro=
Abb. 1. Eisenkonstruktion der Hallen der „Süddentschen Glaswerke
G. m. b. H.‟, Darmstadt.
Stützen des geſamten Syſtems wurden ſtehende Doppel=T=Träger,
die im Betonfundament eingelaſſen und mit Grundplatte in der
üblichen Weiſe verankert wurden. Um den T=Träger=Stützen
eine vermehrte Standſicherheit zu geben, wurde der Steg unten
4,50 Meter hoch aufgeſchlitzt und die eine Hälfte nach dem Inneren
der Halle ſchräg abgebogen, ſodaß die Stütze jetzt auf 2 Beinen
mit einer Standweite von 75 Zentimeter aufſtand. (Abbildung 1.)
Abb. 5. Doppel-T-Träger aus Holz (Dachpfetten).
viſoriſch befeſtigt. Die nächſte Lage Bretter wurde wiederum
gegen die erſte gedrückt, mit dieſer kalt verleimt und vernagelt.
In derſelben Weiſe geht es fort, bis der ganze Binder, der
die Form eines hochſtegigen Doppel=T=Trägers hat, fertig
ver=
leimt und vernagelt iſt. (Abbildung 4.) Die Flanſchen des
Binders, 200 Millimeter breit, beſtehen je aus 5 Lagen Brettern
16 Millimeter oder 4 Lagen Brettern 20 Millimeter ſtark, der
Steg, in einer zu= und abnehmenden Breite von 24 bis 84
Zen=
timeter, beſteht aus entſprechender Anzahl Bohlen von 7
Zenti=
meter Breite. 2 Binder werden jeweils aufeinandergelegt und
ſo verleimt und vernagelt. Die fertigen Binder werden mittels
Flaſchenzuges aufgerichtet, verſetzt und mit dem Fundament
ver=
bolzt. Die Längsverſteifung der Halle erfolgt durch Fachwerk der
Außenwand zwiſchen den Bindern, ferner durch Zangen 2X 7/14,
die auf Zugbändern 2X7/16 aufliegen. Die Zugbänderzangen
ſchließen jeden Binder an der Stelle der ſtärkſten Belaſtung und
Nummer 4
DARMSTADTER TAGBLATT — HESSISCHE NEUE
Neue Hallenbauten
in Darmstadt
Von
Reg.-Baumeister a. D. Großmann, Arch., Darmstadt
Auch die Konſtruktion freitragender Hallen, für die wir heute
eine große Auswahl erprobter Ausführungsmöglichkeiten haben,
kann von örtlichen Faktoren dergeſtalt beeinflußt werden, daß
neue Idcen den beſonderen Anforderungen entſpringen.
So war es bei den Lager= und Fabrikationshallen der „
Süd=
deutſchen Glaswerke, G. m. b. H.” von denen im
vorigen Jahre ein Teil auf dem Gelände der Firma an der
Weiterſtädterſtraße unter Leitung der Architekten Krug und
Großmann (Endwurf Jacob Krug) errichtet wurde.
Ge=
fordert waren hier 150 lfd. Meter zuſammenhängender
Hallen=
raum von 12 Meter Spannweite und zirka 11 Meter Höhe,
be=
liebig teilbar, mit durchlaufendem 3 Tonnen=Kran mit
Unter=
flanſchlaufkatze, die auf Auslegern durch die Tore zum Beladen
der Waggons fahren kann, alles bei möglichſter Raumausnutzung
auf dem beſchränkt zur Verfügung ſtehenden Gelände. Das
Ganze ſollte repräſentativen Charakter tragen; Backſteine, die in
größeren Mengen auf der Bauſtelle vorhanden waren, ſollten
verwendet werden.
Unter Zuſammenarbeit mit der Firma Donges=
Eiſen=
bau kam man auf die Idee, eine Verbindung von Stein und
Eiſen in folgender Form anzuwenden: Eiſenbinder alle 5 Meter.
Es gibt nur ein Glück:
Die Pflicht;
Hur einen Troſt:
Die Arbeit;
Kur einen Genuß:
Das Schöne.
Carmen Splva (1843—1216)
in ſtatiſcher Hinſicht folgendermaßen ausgenutzt: Die
Eiſenbeton=
fundamentſtreifen, auf denen die Mauer ruht, wurden mit den
Sockeln der Eiſenſtützen verankert und gleichzeitig einbetoniert.
So überträgt ſich die geſamte Mauerlaſt auf die Stützen=
Funda=
mente und wirkt einem durch ſtarken Winddruck etwa entſtehenden
Kippmoment der Eiſenſtützen um den Fußpunkt enngegen. Die
gleichfalls aus ſtatiſchen Gründen vorgenommene untere
Ab=
ſchrägung der Stützen, die im Innern 50 Zentimeter aus der
Mauer hervorragt, iſt ſo bemeſſen, daß ſie als Widerlager für die
längs der Wand zur Aufbewahrung kommenden großen und
ſchweren Spiegelglasſcheiben dient. Die Stützen werden zu
dieſem Zwecke durch aufgeſchraubte Polſterleiſten verbunden.
So=
mit bleibt die Backſteinmauer auch frei von inneren Wandlaſten.
Fenſter ſind in der Mitte jedes Binderfeldes, nur 60 Zentimeter
breit und 5 Meter hoch, vorgeſehen, die gerade, den ſchmalen
Gang beleuchten, der zwiſchen den Stapeln von Glasſcheiben an
jedem Binder entſteht. Das ſchmale Format der Fenſter
wiede=
rum gibt der Außenfaſſade eine beſondere architektoniſche Note.
Nummer 4.
Technik der Gegenwart
Donnerstag, 15. April 1926.
handelt hauptſächlich den Kaiſchuppen als das wichtigſte und
ſchwierigſte Bauwerk.
Nach Einbenen des Geländes, Aufſtellen der Hilfswerkſtätten
uſw. wurde mit der Herſtellung der Eiſenbetonpfähle in Reihen
an Ort und Stelle begonnen. Danach koſtete es noch einige
Mühe, die nötigen Dampframmen, 23 Meter hoch und mit 5
Ton=
nen Bärgewicht zu bekommen und aufzuſtellen. Herbſt 1920 war
eine, und erſt Frühjahr 1921 waren beide in vollem Betrieb. Es
waren etwa 600 Pfähle mit 3—4 Tonnen Gewicht zu vammen.
Durch eine Anzahl von Probebelaſtungen bis zu 75 Tonnen pro
Pfahl wurden zwiſchendurch noch Stichproben genommen, um
ſicher zu ſein, daß die Pfahllänge, Fallhöhe des Baers und das
Eindringen bei der letzten Hitze richtig gewählt waren. Ueber
den in Gruppen von 3—6 Stück gerammten Pfählen wurden die
Säulenfüße aus Beton hergeſtellt. Daran ſchloß ſich das
Ein=
ſchalen und Armieren der Säulen und Balken, das bei den
gro=
ßen Spannweiten und der ungeſchulten Mannſchaft im Anfang
ſehr mühſam vorwärts kam. Der Beton wurde in einer
Miſch=
maſchine gemiſcht, die bis zu 70 Kubikmeter pro Arbeitstag
leiſtete. Die Verteilung des Betons geſchah größtenteils mit
einem 40 Meter hohen Betonierturm, Syſtem Insley, deſſen
Kippbehälter durch einen Benzinmotor hochgezogen wurde. Der
ganze Kaiſchuppen und die Querhallen, zuſammen 200 Meter
lang, konnten mit Hilfe dieſes Turmes von nur zwei
Aufſtel=
lungsplätzen aus betoniert werden.
Die ganze Anlage weicht von europäiſchen Bauten wenig ab,
obwohl alles der Art des Betriebes und der Güter, ſowie den
örtlichen Verhältniſſen angepaßt iſt.
Die Anlage iſt ſeit Frühjahr 1923 im Betrieb, der allerdings
nicht ſo intenſiv iſt wie in den erſten Nachkriegsjahren, obwohl
der Verkehr im letzten Jahre wieder zugenommen hat.
ElektrizitätausWärme?
Von
Dipl.=Ing. A. Lion-Berlin.
Die beweglichſte, transportfähigſte und ſpeicherungsfähigſte
Form der Energie iſt die elektriſche Kraft und die Gewinnung
dieſer Kraft, die die Stromnetze unſerer Städte und Induſtrie=
Zentren ſpeiſt und in den Akkumulatoren=Batterien der großen
Elektrizitätswerke geſpeichert wird, aus der Kraft des fließenden
Waſſers oder aus der bei der Verbrennung von Brennſtoffen
frei werdenden Wärme iſt die Grund=Aufgabe der ſtaatlichen
und pribvaten Kraftwirtſchaft. Ueberall, wo, wie in Deutſchland,
Waſſerkräfte nicht faſt unbegrenzt zur Verfügung ſtehen, iſt es
von größter Bedeutung, daß die vorhandenen Brennſtoffe
weit=
möglichſt ausgenutzt werden bei der Umſetzung der in ihnen
ge=
ſpeicherten Wärme in elektriſche Energie, das heißt, daß der
„Wirkungsgrad” der betreffenden Anlage möglichſt groß iſt. Bei
dieſer Umſetzung iſt bis heute der Umveg über die mechaniſche
Energie nicht zu umgehen geweſen. In allen derartigen Anlagen,
gleichgültig, ob die wärmeerzeugende Zerſetzung des Brennſtoffes
in einer Dampf=Kraftanlage (Keſſel und Dampfmaſchine oder
Turbine) oder einem Motor erfolgt, wird die freiwerdende
Wärme erſt in Bewegungs=Energie unngewandelt und dann
erſt in elektriſche in einem angeſchloſſenen Generator. Jede
Energie=Umwandlung bedeutet einen Verluſt, eine
hundertpro=
zentige Ausnutzung iſt nicht möglich. Gelingt es bei dieſem
Umſetzungs=Prozeß den Umweg über die mechaniſche Energie
auszuſchalten, alſo die Wärme ummittelbar in Elektrizität
umzu=
wandeln, dann iſt es vielleicht möglich, die vorhandenen
Brenn=
ſtoffe beſſer als bisher auszunutzen, ein volkswirtſchaftlich ſehr
wichtiges Ergebnis.
Mit dieſer Aufgabe hat ſich der Phyſiber M. Paul beſchäftigt
und einen Apparat gebaut, der die Möglichkeit dieſes kürzeren
Weges beweiſt. Wenn auch damit noch nicht die pnacktiſche
Aus=
wertbarkeit dieſes Weges bewieſen iſt, ſo ſind die konſtruktiven
Schwierigkeiten einer derartigen Maſchine nicht ſo groß, daß eine
auf Grund dieſer Gedanken gebaute Anlage unmöglich und
un=
wirtſchaftlich erſcheint. Die grundlegende Verſuchs=Anordnung,
die die Abbildung 1 ſchematiſch zeigt, nutzt die bekannte
phyſi=
kaliſche Erſcheinung aus, daß die magnetiſche Leitfähigkeit von
Eiſen und anderen magnetiſierbaren Stoffen muit ſteigender
Abb. 1. Versuchsanordnung zur unmittelbaren Umwandlung von
Wärme in elektrische Energie.
Temperatur abnimmt. Aus in gewöhnlicher Weiſe
zuſammen=
gepaclten Transformatorenblechen wird ein magnetiſcher Kreis a
gebildet, der an einer Stelle unterbrochen iſt und hier aus dünnen
Blechen beſteht, die mit genügend großen Zwiſchenräumen
neben=
einanber in der Längsrichtung des magnetiſchen Kreiſes liegen.
Dieſe Bleche beſtehen aus einem Material, das die erwähnte
Abhängigieit ihrer Magnetiſierbarkeit von der Temperatur in
beſonders hohem Maße zeigt. Gewiſſe Eiſen=Nichel= und Nickel=
Kupfer=Legierungen ſind hierfür beſonders geeignet. In dieſem
Ring wird ein magnetiſches Feld erzeugt, und zwar durch einen
Hilfs=Gleichſtrom in der Spule a. Dieſe Spule iſt durch eine
Selbſtinduktion d derart gedroſſelt, daß Sättigungs=Schwankungen
des Kerns praktiſch keine Aenderung des Gleichſtroms
verur=
ſachen. Wird nun den Blechen b Wärme zugeführt, dann erhöht
ſich ihr magnetiſcher Widerſtand, und infolgedeſſen nimmt die
Kraftlinienzahl im Eiſenkern ab. Durch die heraustretenden
Kraftlinien wird in der Spule é ein Stromſtoß erzeugt. Ein
Stromſtoß in entgegengeſetzter Richtung in dem elektriſchen
Lei=
ter e wird durch eine nachfolgende Abkühlung der Bleche b
er=
zeugt. Man kann alſo in der Spule einen Wechſelſtrom erzeugen
durch abwechſelndes Erwärmen und Abkühlen der Bleche b. Die
Energie dieſes Stroms ſtammt ausſchließlich aus der den
Ble=
chen zugeführten Wärme, ſoweit ſie nicht bei der folgenden
Ab=
kühlung wieder abgeführt wird und verloren geht.
Die Schwierigkeit, aus dieſer Verſuchs=Anordnung eine
Ma=
ſchine zu entwickeln, liegt nicht in der Auswahl mägnetiſcher
Stoffe, die in dem für die Praxis in Frage kommenden
Tempe=
ratur=Bereich genügend temperatur=empfindlich ſind. Schwierig
iſt die konſtruktive Durchbildung, die die möglichſt vollſtändige
Ausnutzung der zugeführten Wärme ermöglicht und die
Steue=
rung dieſer in irgend einer Form zugeführten Wärme. Um die
Wärme=Aufnahmefähigkeit der Bleche b möglichſt klein zu machen,
wird nur ein kleiner Teil des magnetiſchen Ringes aus ihnen
gebildet. Ihre „Wärme=Trägheit” muß möglichſt gering ſein,
weshalb ſie ſo dünn wie möglich ſein und mit großen
Zwiſchen=
räumen nebeneinander liegen müſſen. Dann iſt eine 25 oder
50 mal in der Sekunde abwechſelnde Erwärmung und Abkühlung
möglich und damit die Erzeugung eines Wechſelſtromes von 25
oder 50 Frequenzen. Da in einem derartigen Ring immer nur
ein kleines Temperatur=Intervall ausgenutzt werden kann, müſſen
eine Anzahl ſolcher Kreiſe hintereinander geſchaltet werden,
even=
tuell mit Materialien, deren Temperatur=Empfindlichkeit in
ver=
ſchiedenen Temperatur=Höhen liegt, entſprechend der Temperatur
des ſich beim Durchgang durch die Maſchine abkühlenden
Wärme=
mittels. Ueberhaupt iſt die Ausnutzung der in dieſem Medium
enthaltenen Wärme das Wichtigſte bei dieſer Maſchine.
Weſent=
lich und konſtruktiv nicht ganz einfach iſt auch die Steuerung des
Wärme= und Kühl=Mediums, von deren Geſchwindigkeit die
Frequenz des erzeugten Gleichſtromes unmittelbar abhängt.
Ge=
lingt es, dieſer konſtruktiven Schwierigkeiten Herr zu werden, iſt
es möglich, daß damit eine Anlage geſchaffen wird, deren
Wir=
kungsgrad den der bisher günſtigſten Anlage, nämlich den der
Dieſelmotor=Generator=Anlage (ca. 25 Prozent), überſteigt,
wo=
durch eine weſentlich beſſere Ausnutzung der vorhandenen
Brenn=
ſtoffe erreicht iſt.
Ausbau von
Kleinwasserkräften
Von
Dipl.=Ing. Franz Degler-Rastatt
Die Zeit der Kriegs= und Nachkriegswirtſchaft lenkte die
Allgemeinheit in einem Maße auf die Bedeutung des Ausbaues
unſerer Waſſerkräfte hin, daß man es faſt als eine nationale
Aufgabe betrachten muß, daß dieſe unverſiegbaren Schätze unſerer
Volkswirtſchaft nutzbar gemacht werden. Es zeigte ſich aber für
den Waſſerbautechniker immer, daß es eine gewiſſe untere Grenze
gab, bis zu der herab unter allgemeinen Geſichtspunkten ein
Aus=
bau von Waſſerkräften möglich war, weil es zu allen Zeiten, ſelbſt
wenn die Verhältniſſe zwiſchen Kaufkraft der Mark und
Bewer=
tung der elektriſchen Energie ſich ganz zu Gunſten der letzteren
verſchoben hatten, ein wirtſchaftliches Minimum gab, das
erfor=
derlich war, um den Ausbau zu rechtfertigen. Dieſes Verhältnis
war in der Hauptſache darin begründet, daß die bisherigen
Ma=
ſchinen (Turbinen und Dynamos) für die Kleinwaſſerkräfte in
ihrer Art jedes für ſich wohl erſüklaſſig durchkonſtruiert waren,
aber wenn man damit eine Kleinwaſſerkraftanlage ausbaute, ſo
wird die Anlage zu umſtändlich und unhandlich, um noch
ertrag=
reich zu ſein, obwohl gerade in jenen Gegenden des öfteren das
Bedürfnis vorliegt, ſolche kleinen Waſſerkräfte auszubauen. So
iſt der Anſchluß entlegener Guts= und Bauernhöfe, die
Verſor=
gung der weitab von der großen Straße des Verkehrs und der
Abb. 1. Kleinwasser Dynamo 1,5 KW. 115 Volt.
Wirtſchaft liegenden Gaſthöfe und Gewerbebetriebe aus einem
Ueberlandwerk vielfach wirtſchaftlich nicht möglich, weil die
Zu=
leitung des Stromes und die Umformung zu teuer iſt.
Nun iſt hier etwas grundlegend Neues geſchaffen wonden
durch die Erfindung der ſogenannten „Peterſen=Dynamo‟. Die
Maſchinenfabrik Eßlingen hat dieſe neue Type einer
Gleichſtrom=
maſchine zuſammen mit der Turbinenfabrik Neumeyer in
Mün=
chen zu einem einheitlichen Ganzen zuſammengebaut und ſo die
ſelbſtregelnde Kleinwaſſerdynamo (Bauart „Eßlingen=Reindl”)
geſchaffen. Gegenüber der früheren Ausführung fällt bei der
neuen Type auf, daß der bisher zur Beherrſchung der Anlage
erforderliche Regler vollkommen überflüſſig iſt, inſofern, als bei
allen Schwankungen der Drehzahl und der Belaſtung der
Peter=
ſen=Dynamo gleiche Spannung abgibt. Die Turbine läuft
näm=
lich immer mit voller Beaufſchlagung und nimmt bei Leerlauf
die ſogenannte Durchgangsdrehzahl an, während ſie bei voller
Belaſtung mit der ſogenannten Grunddrehzahl, der ſonſt bei
Tur=
binen bei allen Beaufſchlagungen üblichen Drehzahl, läuft.
Da der Maſchinenſatz in wirklich vollendeter Form zu einem
abgerundeten Ganzen vereinigt iſt, iſt die Bedienung ſehr einfach,
denn ſie beſchränkt ſich lediglich auf das Oeffnen des Schiebers
und kann von jedem Laien in Betrieb geſetzt werden. Auch die
beiden Lager, die als Kugellager ausgebildet ſind bedürfen
monatelang keiner Wartung und Schmierung. Der
Maſchinen=
ſatz wird in drei Größen für 0,75, 1,5 und 3 Kilowatt gebaut und
iſt ſo normaliſiert, daß die drei Typen für ſämtliche Gefälle und
Waſſermengen Anwendung finden können. In der Folge einige
Beiſpiele:
Für ein Gefälle von 10 m mit 30 Liter Waſſer pro Sekunde
von 20 m mit 15 Liter Waſſer pro Sekunde
oder
von 60 m mit 5 Liter Waſſer pro Sekunde
oder
ergeben ſich 1½ Kilowatt Dauerleiſtung.
Damit können ca. 60 Metallfadenlampen von 25 Kerzen
ge=
ſpeiſt werden. Ferner alle Arbeiten verrichtet werden, die in
einem Bauernhof mittlerer Größe oder in einem
Wirtſchafts=
betrieb vorkommen. Außerdem kann nachts warmes Waſſer
be=
reitet und aufgeſpeichert wenden, oder zwei Zimmer geheizt
werden.
Die Hauptvorzüge der Kleinwaſſerdynamo dieſer neuen
Bau=
art beſtehen alſo darin, daß die Anſchaffungs= und Baukoſten
durch die einfache und ſerienmäßige Bauart auf ein Minimum
herabgedrückt ſind und damit auch kurze Bauzeit und einfache
Montage, ſowie billige Waſſerbauten erzielt werden. So iſt es
z. B. möglich, innerhalb 3 Wochen eine betriebsfertige Anlage zu
erſtellen.
KURZE MITTEILUNGEN
* Die größte Freiſtrahlturbine ber Welt wird gegenwärtig von der
bedeutendſten deutſchen Turbinenfabrik J. M. Voith gebaut. Die
Tur=
bine leiſtet bei einem Nutzgefälle von 316—355 Meter eine Arbeit von
36 000 PS. Acht derartige Turbinen ſind für den Ausbau der
Waſſer=
kräfte der Nore von der norwegiſchen Regierung in Auftrag gegeben
worden. Vergleichsweiſe ſei erwähnt, daß die Turbinen am
Schwarzen=
bachwerk in Baden 27 000 PS, diejenigen am Walchenſeewerk 18000 PS
leiſten. Die erſtere iſt eine Francisturbine, letztere ebenfalls eine
Frei=
ſtrahlturbine.
* In der Entwicklung des Flugweſens geben die Geſchwindigkeiten,
die bei dem Seeflugzeugwettbewerb um den „Jacques Schmeider=Pokal”
bisher erreicht wurden, einen wertvollen Beitrag. Beim erſten
Wett=
bewerb 1918 wurden auf einer Geſamtſtrecke von 150 engl. Seemeilen
(278 Klm.) im Durchſchnitt 7 2,6 Klm. ſtündlich erzielt. Im Jahre
1914 wurde die Höchſtleiſtung auf 139, 7 Klm/Stde. erhöht.
Wäh=
rend des Weltkriegs ruhte der Wettbewerb. Das Jahr 1920 brachte
eine weſentliche Steigerung auf 1 72, 3 Klm./Stde. Im Jahre 1921
wurden 178,5 Klm./Stde, im Jahre 1 922 eine
Durchſchnittsgeſchwindig=
keit von 234,5 Klm. /Stde. erreicht. Der folgende Wettbewerb 1923
ergab den Sieg eines emerikaniſchen Fliegers auf einer Strecke von
186 Seemeilen mit 285, 4 Klm./Stde. Durchſchmnittsleiſtung. Im
folgen=
den Jahre wurde der Wettbewerb nicht ansgetragen, da keine
Meldun=
gen aus berſchiedenen Ländern vorlagen. Im vergangenen Jahre 1925
hat Amerika den Rekord mit einer Steigerung auf 3 74, 2 Klm./Stde.
gehalten. Der Flug ging über eine Strecke von 350 Klm.
* Staubfreie Landſtraßen. Eine der unangenehmſten Begleiterſchei=,
nungen des immer mehr anwachſenden Kraftwagenverkehrs iſt die
Staub=
entwickelung auf unſeren Landſtraßen. Aus Schweden kommt jetzt die
Nachricht, daß es gelungen iſt, ein Verfahren zur erfolgreichen
Bekämp=
fung dieſer Plage auszuarbeiten, bei dem die bei der Zellſtoffgewinnung
in großen Mengen abfallende Sulfitablauge Verwendung findet.
Man hat ſich ſchon ſeit vielen Jahren bemüht, für dieſes läſtige
Abfall=
produkt eine geeignete Verwertungsmöglichkeit zu finden. Die
Herſtel=
lung von Spiritus aus Sulfitablauge, die um 1909 aufkam, hat in
Schweden zwar einen beträchtlichen Umfang angenommen; ſie geſtattet
aber nur die Aufarbeitung von etwa 16 Prozent der abfallenden Lauge,
da die hieraus gewinnbaren Mengen von techniſchem Sprit den
Landes=
bedarf reichlich decken. Die reſtlichen 84 Prozent mußten bisher
unaus=
genützt in die Waſſerläufe gelaſſen werden, wo ſie durch ihren Gehalt
an ſchwefliger Säure und anderen ſchädlichen Beſtandteilen das Waſſer
ſtark verunreinigten und den Fiſchbeſtand gefährdeten. Man hat nun
ſchon vor einigen Jahren verſucht, die Sulfitablauge zur
Staubbekämp=
fung auf Landſtraßen zu verwenden; das Verfahren hat ſich aber nicht
bewährt. Erſt dem Schweden Göſta Ekſtröm iſt es jetzt gelungen, die
bisherigen Mängel der Straßenbehandlung mit Sulfitablauge zu
be=
ſeitigen. Der Fortſchritt des Ekſtrömſchen Verfahrens beſteht darin, daß
die Sulfitablauge nach der Beſprengung der Landſtraßen unlöslich
gemacht wird, ſo daß ſie nicht mehr vom Regen ausgewaſchen werden
kann. Man ſetzt die vorher eingedickte Sulfitablauge dem Waſſer in den
Sprengwagen zu und nimmt nach der Beſprengung der Landſtraßen
mit der Lauge eine ſolche mit Kalkmilch vor. Durch eine derartige
Be=
handlung, die bei nicht zu ſtarkem Verkehr nur einmal im Sommer
vorgenommen zu werden braucht, werden die Straßen für viele Monate
ſtaubfrei; der Ueberzug gibt ihnen gleichzeitig eine bedeutend erhöhte
Haltbarkeit und Widerſtandskraft, ſo daß die Unterhaltungskoſten
ver=
mindert werden. Die Koſten für eme derartige Staubbindung ſollen
ſehr gering ſein. Die Stadt Stockholm hat nach dem neuen Verfahren
ihre Straßen und die Landſtraßen ihrer Umgebung in weitgehendem
Umfange ſtaubfrei gemacht. Da auch außerhalb Schwedens der neuen
Erfindung großes Intereſſe entgegengebracht wird, hofft man dort, daß
die eingedickte Sulfitlauge bald ein wichtiger Ausfuhrartikel wird. Auch
in Deutſchland wird man die aus Schweden kommenden Nachrichten
nachprüfen müſſen, um nicht hinter dem Auslande in der wichtigen
Frage der Staubbekämpfung zurüickzuſtehen. Da Deutſchland über eine
große Anzahl von Sulfitzellſtoffabriken verfügt, wird es in der Lage
ſein, ſeinen Bedarf an Sulfitablauge für Staubbindungszwecke im
eigenen Lande zu decken.
Dr. G. B.
* Eine Trinkwaſſerleitung aus Holz. Bei Zuleitungen zu
Waſſer=
kraftanlagen verwendet man auch in Deutſchland ſchon ſeit längerer
Zeit Holzrohre. Neuartig iſt eine Leitung, die Gotha im
ver=
gangenen Jahr für die Zuführung von Trinkwaſſer aus Holz ausführen
ließ. Die Rohrleitung hat einen Durchmeſſer von 40 Zentimeter bei
einer Länge von 9,3 Kilometer. Das Rohr beſteht aus 16 Dauben mit
einer Stärke von 33 Millimeter. Die einzelnen Dauben wurden in der
Längsrichtung verſetzt, gegeneinander angeordnet und an der
Stirn=
fläche durch 2,5 Millimeter ſtarke Eiſenplättchen, die in das Holz
ein=
getrieben wurden, gedichtet. Das Rohr wird durch Rundeiſenringe von
16 Millimeter Durchmeſſer in Abſtänden von etwa 20 Zentimeter
zu=
ſammengehalten. Die Rohrleitung ſteht unter einem Druck von 32
Atmo=
ſphären und fördert 147 Liter in der Sekunde. Die Koſten betrugen über
500 000 Mk., dabei war die Holzleitung um 85 000 Mk. billiger als eine
gußeiſerne Rohrleitung gleichen Durchmeſſers. Ausgeführt wurde die
Leitung von der Holzrohrbau=A.=G. in Freiburg i. Br.
* Die Brüffeler Weltausſtellung 1930. Nach langer Pauſe wird das
Jahr 1930 wieder eine Weltausſtellung bringen. Die belgiſche
Regie=
rung hat den Plänen eines vorbereitenden Komitees zu einer
Welt=
ausſtellung zugeſtimmt. Zuerſt war geplant, nur die Staaten des
Völker=
bundes zuzulaſſen, doch iſt dieſe Beſchränkung inzwiſchen fallen gelaſſen
worden. Die erſte Weltausſtellung fand 1851 in London, die
bedeu=
tendſte 1910 in Paris und die letzte 1915 in San Franzisko ſtatt. Seit
1851 iſt noch niemals eine derartig große Pauſe von 15 Jahren
ent=
ſtanden. Die größte Spanne betrug 9 Jahre (1879 Sidney und 1888
Melbourne).
NEUE BÜCHER UND ZEITSCHRIFTEN
* Die Holzverkohlung und ihre Erzeugniſſe. Von Dr. Günther Bugge.
Mit 40 Abbildungen. 140 Seiten. Sammlung Göſchen Band 914.
Walter de Gruyter u. Co., Berlin W 10 und Leipzig. 1925. Preis
1,25 Rmk.
Wie in vielen Zweigen der Technik erſt die wiſſenſchaftliche
Durch=
dringung den weſentlichen Fortſchritt brachte, ſo hat auch auf dem Gebiet
der Holzverkohlung die Chemie eine Entwicklung ungeahnten Ausmaßes
gebracht. Von dem Meiler bis zur liegenden oder ſtehenden Retorte
eines neuzeitlichen Betriebes iſt ein langer Weg, an dem jeweils neue
wiſſenſchaftliche Erkenntniſſe die Zeiger zum Fortſchritt waren. Mit
der Entwicklung der Gewinnungsſtelle ging die Ausbeute an
Verkoh=
lungsprodukten und deren weitere Verarbeitung Hand in Hand. Die
Aufarbeitung der Deſtillationsprodukte wird vom Verfaſſer mit
beſon=
derer Sorgfalt behandelt, und das mit Recht, ſind doch ganze Induſtrien
auf der Weiterverarbeitung von Produkten der Holzverkohlung
auf=
gebaut. Auch die ſynthetiſche Gewinnung der Erzeugniſſe der
Holzver=
kohlung wird in einem beſonderen Abſchnitt behandelt.
Das Werk fügt ſich glücklich in den Rahmen der „Sammlung Göſchen”
ein, die vielfach kurzgefaßte Lehrbücher üüber Sondergebiete herausbringt,
wo es ſonſt an gemeinverſtändlicher Literatur fehlt.
* Luegers Lexikon der geſamten Technik. Herausgegeben von E. Frey,
Oberregierungsbaurat a. D. Dritte Auflage. Deutſche Verlagsanſtalt,
Stuttgart, Berlin und Leipzig, 1926. Preis 75 RM.
Zum dritten Male unternimmt der Verlag die dankenswerte
Auf=
gabe, ein Geſamtnachſchlagewerk, für die Technik und ihre
Hilfswiſſen=
ſchaften herauszugeben. Die dritte Auflage iſt vollſtändig neu bearbeitet,
wvas notwendig war, denn ſeit dem Erſcheinen des erſten Bandes der
zweiten Auflage ſind 22 Jahre vergangen. In dieſem Zeitabſchnitt hat
die Technik mit ſolchem Eifer vorwärts geſtrebt, daß eine Umarbeitung
des ganzen Werkes ſelbſtverſtändlich ſein mußte. Es kann wohl nur
durch den Krieg und ſeine Folgen erklärt werden, daß der zeitliche
Ab=
ſtand zwiſchen der zweiten und dritten Auflage ſo groß war. Die vierte
folgt — wir hoffen im Intereſſe des Verlags auf ein baldiges
Vergrei=
fen der ganzen Auflage — hoffentlich in kürzerem Abſtand.
Der Herausgeber hat ſich einen Stab von 120 Mitarbeitern
ausge=
wählt, unter denen ſich die bedeutendſten Vertreter deutſher Technik
befinden. Wir nennen beiſpielsweiſe Brix, Buhle, Klut, Melan, Mörſch,
Stübben. Der Umfang des ganzen Werkes iſt auf ſechs Bände und einen
Negiſterband vorgeſehen. Wir wollen hoffen, daß die letzten Buchſtaben
des Alphabets nicht zu kurz kommen, denn im erſten Band ſind nicht
ein=
mal zwei Buchſtaben behandelt worden. Man ſollte einzelnen
Sach=
bearbeitern ben Raum etwas beſchränken, denn es geht zweifellos über
den Nahmen eines Lexikons hinaus, wenn beiſpielsweiſe Aufſätze von 20,
ja ſogar 40 Seiten Umfang aufgenommen werden.
Inhaltlich ſind die einzelnen Abhandlungen meiſtens knapp, aber
erſchöpfend. Alle Verfaſſer haben ſich bemüht dem neueſten Stand der
Technik gerecht zu werden; der Verlag hat keine Koſten geſcheut, um
durch treffliche Abbildungen das geſchriebene Wort wirkſam zu ergänzen.
Die äußere Ausſtattung des Werkes iſt muſtergültig.
* Die Bildtelegraphie. Von Dipl.=Ing. Gerhard Fuchs. Mit 35
Ab=
bildungen. Berlin 1926. Verlag von Georg Siemens, Berlin W 57.
Preis ungeb. 6,00 Mk., in Leinwand geb. 7,50 Mk.
Die Uebertragung des geſprochenen Wortes über Raum und Zeit,
mit und ohne direkte Verbindung, iſt uns heute zur
Selbſtverſtändlich=
keit geworden. Die Uebertragung des Bildes dagegen auf dem Draht
oder auf drahtloſem Wege iſt trotz langer Verſuche immer noch nicht
zu der Vollkommenheit entwickelt, daß ſie ſich allgemein einbürgern
konnte. Ein Bedürfnis dafür iſt zweifellos vorhanden; das Intereſſe,
auch des großen Publikums, kann nicht geleugnet werden, zumal es
im=
mer wieder durch Zeitungsmeldungen über neue Erfindungen auf dieſem
Gebiete angeregt wird. Patentanwalt Fuchs hat ſich deswegen einer
ſicherlich dankbaren Aufgabe unterzogen, wenn er, abſchließend im
No=
vember 1925, einmal alle wichtigeren Methoden der Bildtelegraphie in
einer gemeinverſtändlichen Abhandlung zuſammenfaßt. Er beſchränkt
ſich nicht nur auf die drahtliche Uebermittlung, er behandelt auch
ausführ=
lich die drahtloſe Uebertragung und insbeſondere das Problem des
Fernſehens. Ein Mißgeſchick muß es genannt werden, daß kurz nach
dem Abſchluß des Büchleins die neue Erfindung des Dr. Karolus bekannt
wurde, wodurch ein weſentlicher Fortſchritt in dem kaum einige Monate
alten Werk fehlt. Ein Zeichen, wie raſtlos die Technik immer noch
vor=
wärts ſtürmt.
DERBöNLICHES AUB DER TECHNIK
Anton von Rieppel, bis 1920 Generaldirektor der MA.N.,
verſtarb Ende Januar. Ein deutſcher Ingenieur von ſeltenem Ausmaß
und gewaltiger Tatkraft iſt mit ihm dahingegangen. H ſſen verdankt
ihm die Erhaltung der Zweigſtelle der M.A.N. in Guſtavsburg.
Prof. Dr. 6. Kamerlingh Onnes, Ordinarius der Phyſik
an der Univerſität Leiden, iſt geſtorben. Ihm gelang als erſtem 1908
die Verflüſſigung des Heliums, wodurch eu den abſoluten Nullpunkt
nahezu erreichte.
Nummer 104
Donnerstag, den 15. April 1926
Geite 11
Frühlings=Turniereim Schnee
Das internationale Oſter=Ski=Springen au
dem Feldberg.
Von Kaſimir Edſchmid.
Der Rheingau ſteht in einem phantaſtiſchen Duft, in einer
wie nie ſo anmutig und wild aufgebrochenen Wolke von Roſa,
von Weiß und von Rot, während die Flächen des königlichen
Schwarzwald noch voll Schnee lagern. Der Kontraſt iſt toll.
Ueber der Ebene, die ein raſcher Sommer von Blüten ſchäumen
läßt, läuft man in Deutſchland noch Ski — ein raffinierlicher
Genuß, der durch die Konkurrenzen noch geſteigert wird, welche
alle Oſtern den Feldberg zum Kampfplatz der Elite des
inter=
nationalen Springſports machten. In der Tat, die ſteil aus
Schwarzwaldtannen gebaute Max=Egon=Schanze hat nicht nur
das Ausſehen eines modernen olympiſchen Monuments, ſondern
auch den Aſpekt einer gewiſſen Größe, die den Sport heute mehr
als je adelt.
Kaum je iſt auf dem Feldberg ſo ſportlich und im Niveau ſo
tadellos geſprungen worden und ſelten waren in den letzten
Jah=
ren große internationale Springen ſo intereſſant in den
verſchie=
denen Stilarten durchſetzt. Es waren Schweizer, Tiroler und
morwegiſche Springer vertreten, außerdem Schwarzwälder,
baye=
riſche urd Thüringer. Die Extraklaſſe war eigentlich nur in den
jüngeren Springern da, hier aber auf die erſtaunlichſte Weiſe.
Vor allem aber iſt es intereſſant zu wiſſen, wer nicht ſprang. Von
den Schwarzwäldern fehlte Dr. Baader, der einmal einer der
beſten Springer Mitteleuropas war. Wenn ein Deutſcher wie
Baader in Holmenkollen Dritter wird, ſo iſt das ungeheuer, denn
die Norweger ſind in ihren beſten Leuten immer noch zehnfach
dem Kontinent überlegen, auf dem die Deutſch=Tſchechen und die
Tſchechen ſich ungewöhnlich in den Vordergrund gearbeitet haben.
Leider iſt es faſt vollkommen unmöglich, eine Art internationale
Rangliſte für die Skiſpringer aufzuſtellen, da die großen
Konkur=
renzen nur immer ſehr zufällig beſucht ſind, da weiterhin die
Norweger bei ihren ſehr ſtreugen Amateur=Beſtimmungen
olym=
piſche Winterſpiele ablehnen, und da ſchließlich die auf den
ver=
ſchiedenen europäiſchen Schanzen erzielten Sprungweiten gar
nicht vergleichbar ſind. Während man in Norwegen zum Beiſpiel
bis 70 Meter erreichen kann, gibt die Julier=Schanze in St. Moritz
nur in den 30 Metern her. Das liegt an den Konſtruktionen der
Schanzen. Außerdem ſind auch die Reſultate, wie beim Derby,
Zufall. Die Nervoſität der Springer, der Zuſtand des Schnees,
die Art, wie die Sprungſki präpariert ſind, machen den Erfolg
mehr aus als die Kühnheit der Craks von annähernd geicher
Klaſſe. Hierzu kommt, daß die Rekorde dauernd gebrochen
wer=
den. 30 Meter, was heute, mit raſendem Anlauf von einem faſt
ſenkrechten Holzgerüſt herunter, die Achtzehnjährigen als glatte
Sache ſpringen, bedeutete vor zehn Jahren einen unerhörten
Heroismus. Die Junioren nehmen das Gefährliche und das
Riſiko als ſelbſtverſtändliche Vorausſetzung. Kurz: man kann
über die Qualität einer Ski=Springkonkurrenz immer erſt etwas
Unbedingtes hinterher ſagen. Die bekannten Namen
brau=
chen nichts zu bedeuten, und die Außenſeiter und Neulinge ſind
oft die beſtechendſten Ueberraſchungen.
So ſchien, zuerſt, die deutſche Vertretung mäßig, da auch die
Brüder Neuner und die Leute auf dem Rieſengebirge fehlten.
Bei den Schweizern fehlten die Namen von Eidenbenz, die
bei=
den Girardebille und Peter Schmid. Die Oeſterreicher fehlten faſt
ganz. Und trotzdem war das Niveau glänzend, ja die Craks
über=
boten ſich mit einer Wolluſt an dieſem Oſtertag, daß faſt alle außer
Konkurrenz noch einen vierten Sprung wagten, bei dem ſie ſich
weiterſchraubten, wobei der Thüringer Recknagel mit 47½ Meter
den weiteſten Sprung ſtand.
Dieſe Thüringer waren überhaupt eine amüſante
Ueber=
raſchung. Dieſe blaſſen Zwanzigjährigen, die mehr wie Glas=
bläſer als wie Heroen ausſahen, die den kühnſten Männerſport
betreiben, ſtellten einen neuen Typus des Sportmannes dar.
Daß dieſe leichten, ſchwachen Jungen derartige Weiten erreichen,
iſt nur mit einem enormen und höchſt zähen Training erklärbar.
Ihre Sprungart iſt dabei verhältnismäßig edel. Ihr körperlicher
Status ähnelt durchaus dem der jungen Weſtſchweizer, unter
denen Wuilleumier aus dem berühmten Skineſt La Chaux de
Fonds der Vertreter einer neuen Stilart zu ſpringen iſt.
Wäh=
rend der Bayer Müller mehr die moderne, norwegiſche Technik
zeigte und den erſten Preis mit 43, 44, 41 Meter erhielt, zeigten
die Schweizer entgegen dem heftigen, nach vorn geſchleuderten
Abſprung der Norweger das Syſtem des Gleitens. Nicht klaſſiſch
in der Höhe liegend wie Baader, ſondern ſehr flach, ungemein
graziös, vogelhaft ſchwebend, ſich nicht heftig von dem
Sprung=
bock loswerfend, ſondern darüberfliegend. Ner norwigſche
Stu=
dent Finn Thoreſen ſprang dagegen wie ein antiker Stier, mit
der ganzen Wucht und Brutalität eines enormen Körpers,
un=
gemein männlich in der Luft nach vorn arbeitend, voll
ger=
maniſcher Energie. Bei nur etwa 35 Konkurrenten verlief ein
derartiges Springen in fabelhaft ſportlicher Form. Die
Sprin=
ger waren deutlich in drei ziemlich homogene Klaſſen geteilt und
waren ebenſo begeiſtert wie die Zuſchauer, die, aus etwa 2000
Kennern beſtehend, von der ſportlichen Geſinnung der
Kämpfen=
dei entzündet wurden. Bei den Schwarzwäldern fehlte der
Schwarzwaldmeiſter für 1926 Sepp Allgaier, der einen Ufa=Film
in Grönland herſtellt, mit dem eine Anzahl weſtdeutſcher
Sports=
leute in den Norden gezogen iſt. Ausgezeichnet war die Haltung
des bayeriſchen Siegers Müller. Er erinnert an Kjellberg in der
gedrungenen Figur, in dem feurigen Elan und in dem
pracht=
vollen Schwung. Er brachte den Sieg nach Deutſchland. In dem
Geſamtklaſſement war zweiter Sieger Auguſt Biſchoff, Engelberg
(Schweiz), dritter: Wuilleumier aus La Chaux de Fonds, vierter:
Finn Thoreſen aus Oslo. Die Schwarzwälder Erich Pfeiffer
uind Otto Klausmann, die zu den beſten Springern zählen, waren
unglücklich geſtürzt. Einen ungewöhnlich raſſigen und eleganten
Stil zeigte der Freiburger Student Hermann Richter, der Sechſter
wurde.
Auf dem Schnee vor dem Feldbergerhof ſtand ein Park von
Autos, Bugattis aus Straßburg, Lanzias aus der Schweiz,
Mer=
cedes aus dem Rheinland, Opel aus Frankfurt, die eine ſportlich
intereſſierte Elite in den Schwarzwald gefahren hatten. Abends
fuhren ſie in jene betäubende Duft= und Farbenwolke zurück, die
man gegen die Vogeſen hin deutlich vom Feldberg aus liegen
ſieht und die in der erſten Aprilwoche das Geſicht des blühenden
Weſtdeutſchlands iſt.
Sohns.
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Wetterbericht.
Wettervorherſage für Freitag, den 16. April 1926.
(Nach der Wetteulage vom 14. April 1926.)
Zeitweiſe ſtärkere Bewölkung und Milderung der
Nachttempera=
turen, ſonſt wenig Aenderung des herrſchenden Wetters.
Die Heſſiſche Oeffentliche Wetterdienſtſtelle.
Briefkaſten.
J. W. in V. § 100 Abſ. 1 des Einkommenſteuergeſetzes beſtimmt:
„Macht ein Steuerpflichtiger glaubhaft, daß ſich ſein Einkommen für
einen Steuerabſchnitt gegenüber dem zuletzt feſtgeſtellten Einkommen
vorausſichtlich um mehr als den fünften Teil, mindeſtens aber um 100
Reichsmark niedriger berechnen wird, ſo iſt ihm auf Antrag der auf den
wahrſcheinlichen Betrag der Verminderung des Einkommens entfallende
Teil der Vorauszahlungen zu ſtunden.”‟ Ergibt hiernach Ihre Bilanz
den angegebenen Einkommensverluſt, ſo werden Sie dies dem
Finanz=
amt nachweiſen müſſen und unter Vorlage der Bilanz den Antrag auf
Erlaß bzw. Stundung der Steuer ſtellen können.
Rund=Funk=Programme.
Frankfurt.
Donnerstag, 15. April. 4.30: Humoriſtiſche Potpourris des
Hausorch. Fetras: Walzerflut” (Hundert Jahre in fünfzehn
Minu=
ten). — Urbach: „Muſik. Seifenblaſen” — Ochs: Variationen über
„Kommt ein Vogerl geflogen”. — Lindemann: „Hier Schlager! Wer
dort?‟ — Aſton: „Muſik. Poſſen” O 5.45: Leſeſtunde. O 6.15:
Uebertr. von Caſſel. O 6.45: „Die Polizei in Deutſch=Oſtafrika im
Frieden und im Kriege” von Oberſtleutnant Götzinger. O 7.15:
Italieniſch. O 8.15: „Bal de Soiree bei Ninon de Lenclos”,
Ra=
meau: Ballettmuſik a. d. Oper „Zoroaſter” — Ronſard: Gedichte.
— Stücke für Claveein von Daguin, Rameau, Lully, Couperin.
— Racine: Rede des Theramen a. „Phädra”. Rameau: Ballettmuſik
a. „Zoroaſter”. — Moliere: „Die Zierpuppen” Komödie. Leit.:
Herr Toni Impekoven vom Schauſpielhaus. Mitw.: Mitglieder des
Schauſpielh. Anſchl.: Uebertr, von Berlin: Tanzmuſik.
Stuttgart.
Donnerstag, 15. April. 4.15: Rundfunkorcheſter. 1.
Blanken=
burg: Auf Adlerſchwingen. 2. Ziehrer: Wiener Bürger. 3. Balfe:
Ouv. „Die Belagerung von Rochelle”, 4. Popy: Pierrot ſommeille.
5. Bizet: Roma=Suite. 6. Hentſchel: Liebeswerben. 7. Blankenburg:
Unter dem Friedensbanner. O 6.15: Dramaturg. Funkſtunde.
O 6.45: Aerztevortrag: Schädigung durch Auspuffgaſe von
Kraft=
fahrzeugen und andere Raucharten in der Großſtadt. O 7.15:
Schach=
funk. O 8: Eine Frühlingsfahrt durch deutſche Gaue, von Carl
Struve. 3. Abenb. „Nur am Rhein, da möcht’ ich leben” Anſchl.:
Stunde der Lebenden. Mitw.: Anne=Liſe von Normann, A.
Har=
lacher, E. Stockinger, Rundfunkorch. 1. Schillings: Vorſpiel „Der
Pfeifertag”. 2. Hausegger: a) Ueber die Heide; b) Ewig jung iſt
nur die Sonne. 3. Dicht. d. Lebenden (Stockinger). 4. W.
Hoyer=
mann: „Gott”. 5. Scheinpflug: Fant. Das Hofkonzert”. 6.
Pfitz=
ner: a) Stimme der Sehnſucht; b), Sonſt”, 7. Eichhorn: a)Notturno;
b) Ave Maria. 8. Dicht. d. Lebenden (Stockinger). 9. Senffardt:
a) Gefunden; b) Wenn die Wolken wieder ſo roſig zie’n. 10:
d’Al=
bert: Fant. „Die toten Augen”. 11. a) v. Schillings: Das
Herbſt=
vbild; b) Weingartner: Lied der Ghavaze. 12. Rich. Strauß:
Aller=
ſeelen. 13. Sibelius: Suite mignonne.
Berlin.
Donnerstag, 15. April. 4.30: Konzert. Ph. E. Bach:
So=
nata II (Alfred Lichtenſtein, Flöte; Eliſ. Leſſer, Violine; Erna Klein,
Klavier.) — a) Mozart: Der Hölle Rache, Arie aus „
Zau=
berflöte”: b) Schubert: Die junge Schäferin; c) Brahms:
Vergeb=
liches Ständchen; d) Löwe: Niemand hat’s geſeh’n. (Eliſe de Haas.)
— Ceſar Cui: Fünf kleine Trios (Lichtenſtein, E. Leſſer, E. Klein).
— a) Arditi: Parlawalzer; b) L. Delibes: Chanſon Eſpagnole
(El. de Haas, Sopran). — Goepfart: Trio (Lichtenſtein, El. Leſſer,
Erna Klein). O 6.35: Prof. G. v. Hanfſtengel: Förderweſen und
Wirtſchaftlichkeit”, O 7: Wirkl. Geh. Oberreg.=Rat Dr. Bumm:
„Die Reichsgeſundheitswoche‟. O 7.30: Frau Elſa Herzog: Wie
kleidet ſich die bürgerliche Frau?‟ O 7.55: Dr. Schirokauer: „Sinn
und Weſen der dichteriſchen Formen.” O 8.30: „Die Kataſtrophe‟
von Gramatzki. O 9: Kammermuſik von Haydn bis Schönberg,
Havemann=Quartett: Schumann=Abend. Streichquartett A=dur, op.
41. — Klavierquintett Es=dur, op. 44. O 10.30: Tanzmuſik (Funk=
Tanz=Kapelle).
Königswuſterhauſen. 3: Prof. Dr. Amſel u.
Oberſchul=
lehrer Weſtermann: Einheitskurzſchrift. O 3.30: Stadtrat Dr.
Muthe=
ſius: Pflegekinderweſen. O 4: Miniſterialrat Dr. Ottendorf:
Kör=
perliche Erziehung an den preußiſchen Mädchenſchulen. O 4.30: Dr.
Baader: Geſundheitsgefahren des Berufes. O 5: Frau Dr.
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Seite 12
Donnerstag, den 15. April 1926
Nummer 104
Reich und Ausland.
* Frankfurter Chronik.
Fahrläſſige Tötung durch einen Heilkundigen.
Mitte Dezember vorigen Jahres begab ſich die Frau eines Schreiners
aus Niederrad in die Behandlung des dort ſeit über 25 Jahren tätigen
Heilkundigen Max Joſeph Leidl. Die Frau hatte am Hinterkopfe ein
erbſengroßes Geſchwür. Er verſchrieb der Frau, den Karbunkel mit
Oelläppchen aufzuweichen, und ſpäter, das ſich öffnende Geſchwür mit
Waſſer und Kernſeife auszuwaſchen. Nach einigen Wochen
verſchlim=
merte ſich der Zuſtand der Frau. Erſt in letzter Stunde wurde ein Arzt
hinzugezogen, der die Frau operierte und ihre Ueberführung ins
Kran=
kenhaus veranlaßte, wo ſie nach zwei Stunden verſtarb. Leidl hatte ſich
deshalb wegen fahrläſſiger Tötung vor dem erweiterten Schöffengericht
zu verantworten. Die Beweisaufnahme ergab, daß der Angeklagte die
beſorgten Angeheörigen der Frau mit den Worten: „Alles hat ſeine
Zeit!” vertröſtet habe und daß er nie darauf gedrungen habe, einen
Arzt zu Rate zu ziehen. Erſt in letzter Stunde habe er dazu geraten.
Die Sachverſtändigen Dr. Lenz, Dr. Sebeling und Dr. Roth
be=
kundeten übereinſtimmend ,daß das Leben der Frau hätte gerettet
wer=
den können, wenn rechtzeitig ein operativer Eingriff erfolgt wäre. Das
Gericht verurteilte den Angeklagten nach mehrſtündiger Verhandlung
wegen fahrläſſiger Tötung zu vier Monaten Gefängnis. Der
Ange=
klagte habe nicht rechtzeitig einen Arzt zwecks Vornahme eines
vpera=
tiven Eingriffs zugezogen. Staat deſſen ſei der Eiter durch
unſach=
gemäße Behandlung in die allgemeine Blutbahn gekommen und habe den
Tod herbeigeführt. — Meſſe. Der dritte Meſſetag trug im
allge=
meinen, ebenſo wie die beiden vorhergehenden Tage ſtilles Gepräge.
Die Kaufluſt war nach wie vor mäßig. Immerhin ſind die Ausſteller
zu einem erheblichen Teile mit ihren Abſchlüſſen zufrieden, da ſie ja
bekanntlich im allgemeinen für die diesjährige Frühjahrsmeſſe nicht mit
einem allzugroßen Geſchäft rechneten. Ein hervorſtechendes Merkmal
des dritten Tages waren wiederum, wie an den Vortagen, kleinere
Auf=
träge. Die Verkehrsſchau zieht nach wie vor den größten Teil der
Zu=
ſchauer an ſich; auch heute hatte die Ausſtellung, die übrigens noch nach
dem offiziellen Meſſeſchluß geöffnet bleibt, wieder zahlreiche Beſucher
angelockt. — Hochſchulnachrichten. Dem außerordentlichen
Pro=
feſſor in der Naturwiſſenſchaftlichen Fakultät, Dr. Otto Szaſz, iſt mit
Wirkung vom Sommerſemeſter 1926 ab ein Lehrauftrag für höhere
Analyſis erteilt worden. — Frankfurter Frühjahrsfliegen.
Die Frankfurter Flugplatzgeſellſchaft veranſtaltet am Sonntag, den 18.
April, nachmittags 4 Uhr, auf dem Frankfurter Flughafen am Rebſtock
(Straßenbahnlinie 12) ein Frühjahrsfliegen, bei dem alle Spielarten
der höheren Flugkunſt vorgeführt werden, wie Geſchwaderexerzieren.
Ge=
ſchwaderloopings und Trudeln, Luftkampf, Geſchicklichkeitsflüge,
Luft=
ſprung uſw. Im ganzen werden zehn Flugzeuge daran teilnehmen,
davon acht Sportmaſchinen und zwei Verkehrsflugzeuge der „Deutſchen
Lufthanſa” für Rundflüge über Frankfurt und Umgebung. Das
Haupl=
intereſſe werden die beiden Piloten Weichel und Baumgart in Anſpruch
mehmen. Weichel, wohl zur Zeit neben Udet der beſte und verwegendſte
Luftkünſtler, hat vor kurzem bei der Räumung von Köln in ſeinem
Flugzeug die Rheinbrücke durchflogen. Der Name Baumgart iſt durch
den Luftkampf vom 20. Juni 1916 über Ypern bekannt geworden, wo
36 engliſche Flugzeuge gegen nur drei deutſche Maſchinen kämpften.
Baumgart wurde bei dieſem Kampf durch ein Exploſivgeſchoß, das ihn
im Rücken traf, zur Landung gezwungen, aber zuvor hatte er ſieben
engliſche Maſchinen außer Gefecht geſetzt. Ein ſolcher Luftkampf, von
zwei Maſchinen vorgeführt, und ein Luftſprung aus dem Flugzeug wird
die Veranſtaltung beſchließen, deren Dauer auf 2½ Stunden feſtgeſetzt
iſt, ſobaß auch auswärtige Teilnehmer dem Ereignis bequem
bei=
wohnen können.
Deutſche Turner in Amerika.
Berlin. Wie wir erfahren, wird die Deutſche Turnerſchaft neben
der am deutſchen Turntag in Würzburg gutgeheißenen Vertretung auch
eine Muſterriege von wahrſcheinlich 9 Turnern zum nordamerikaniſchen
Bundesturnfeſt nach Louisville entſenden. Auf die Aufforderung zur
Teilnahme ſind 78 Meldungen von Turnern eingegangen, die ihre
Bereit=
willigkeit erklärt haben, in die Riege eingeteilt zu werden. Von dieſen
hat der Turnausſchuß für das Männerturnen 21 im ganzen als beſonders
geeignet Erſcheinende ausgewählt, die zum 25. April nach Leipzig
ein=
berufen werden, wo die Ausleſe fortgeſetzt wird. Die Ausreiſe erfolgt
am 31. Mai mit dem Norddeutſchen Lloyddampfer „Columbus‟. Die
Rückreiſe wird am 1. Juli mit dem Lloyddampfer „Berlin” erfolgen.
Außer dem amerikaniſchen Bundesturnfeſt in Louisville, wo übrigens
unter den Leitern der dortigen Turnvereine ein alter rheiniſcher
Män=
verturner, Philipp Hollenbach aus Gau=Algesheim, mit in der Führung
ſteht, wird eine Anzahl von großen Städten mit ſtarkem deutſchen
Ein=
ſchlag wie Cincinnati uſw. beſucht. Mit der Führung der deutſchen
Ver=
tretung wurbe der Vorſitzende der Deutſchen Turnerſchaft, Profeſſor Dr.
Berger beauftragt, während der Leiter der Niege noch vom Turnausſchuß
beſtimmt wird.
Rätſelhafte Mordtaten.
DD. Leipzig. In den frühen Morgenſtunden wurde Dienstag
in den Gartenanlagen an der Straße des 18. Oktober eine männliche
Leiche aufgefunden, die mehrere Schußverletzungen am Kopfe aufwies.
Die behördlichen Ermittelungen ergaben, daß es ſich um einen 45 Jahre
alten Mann aus Weißenfels handelt. Neben der Leiche lag ein
Trom=
melrevolver, aus dem drei Patronen abgefeuert waren. Da Uhr,
Brief=
taſche und andere Wertgegenſtände fehlten, nimmt man an, daß
Raub=
mord vorliegt.
DD. Köln. Ein Reichswehrſoldat, der in einem Tanzlokal in
Schnellenbach bei Gummersbach ſein Seitengewehr zum Tanz abgelegt
hatte, fand dieſes nachher über und über mit Blut beſudelt vor. Bei
den Nachforſchungen wurde im Garten des Lokals ein 22jähriger
Gärtner=
gehilfe mit einem Stich in der Bruſt und einer klaffenden Wunde am
Halſe aufgefunden. Der Tod war bereits eingetreten. Ueber den Täter
und den Beweggrund zur Tat herrſcht noch völliges Dunkel.
Schiffszuſammenſtoß im Hamburger Hafen.
Hamburg. Geſtern morgen ſtießen vor der Einfahrt des
Kuh=
wärder Hafens die engliſchen Dampfer „Euryphus” und „Hodder”
im Nebel zuſammen. „Euryphus” wurde an Steuerbordback, „Hodder”,
am Vorderſteven beſchädigt.
Eine Familie im Auto verunglückt.
Berlin. Der BB” zufolge geriet auf der Chauſſee Stettin—
Swinemünde bei Gallnow der vollbeſetzte Kraftwagen des Hoteliers
Zorn Beſitzer des Hotels „St. Hubertus” in Swinemünde, ins
Schleu=
dern und ſtürzte in voller Fahrt die Böſchung hinab. Die Ehefrau des
Zorn jun, trug einen Schädelbruch und ſchwere innere Verletzungen
davon, an deren Folgen ſie verſtarb. Zorn ſen, erlitt ſchwere Verletzungen
an den Schultern ſowie innere Verletzungen. Frau Zorn ſen, brach veide
Handgelenke. Zorn jun. und deſſen fünf Jahre alter Sohn kamen mit
Hautabſchürfungen davon.
Die Unregelmäßigkeiten in Frankfurt a. d. O.
Berlin. Von eingeweihter Seite wird mitgeteilt: Eine Reihe
kom=
muniſtiſcher Blätter hat im Zuſammenhang mit den
Unregel=
mäßigkeiten in Frankfurt a. d. O. gegen den Präſidenten
der dortigen Reichsbahndirektion Behauptungen erhoben, in denen der
Vorwurf des Betrugs enthalten iſt. Dieſe Behauptungen ſind bereits
vor einiger Zeit Gegenſtanb einer Unterſuchung der Staatsanwaltſchaft
in Frankfurt a. d. Oder geweſen, die ihre vollſtändige Haltloſigkeit
ergeben hat.
Paſſive Reſiſtenz der Sechstagefahrer.
Berlin. Seit geſtern mittag wird das Berliner Sechstage=
Rennen, an dem die bekannteſten internationalen Fahrer beteiligt
ſind, in paſſiver Reſiſtenz gefahren. Die Fahrer wollen damit
demonſtrieren, daß ſie bis jetzt noch nicht bezahlt worden ſind. Die
Sport=
hallendirektion verhandelt, um zum mindeſten das Rennen bis abends
10 Uhr fortzuſetzen. Die Steuerbehörde hat die Karten beſchlagnahmt.
Z. R. III. — ein „Wrack”.
Berlin. (Priv.=Tel.) Schon vor längerer Zeit gingen durch
die amerikaniſche Preſſe Mitteilungen über den Zuſtand des ehemaligen
Zeppelinluftſchiffes Z. R. III, das jetzt den Namen „Los Angelos” führt,
wonach das Luftſchiff einem Wrack gleich und nicht in der Lage ſei,
längere Flüge ausführen zu können. Dieſe Mitteilungen haben eine
begreifliche Aufregung im amerikanifchen Publikum hervorgerufen, ſo
daß ſich das Kriegsdepartement veranlaßt ſah, einen baldigen größeren
Flug der „Los Angelos” in Ausſicht zu ſtellen, der jetzt vor ſich gehen
ſoll. In der Zwiſchenzeit iſt eifrig an der Beſeitigung der zahlreichen
Schäden, die in der Hauptſache auf eine wenig pflegliche Behandlung des
Luftkreuzers und die geringen Erfahrungen des amerikaniſchen Perſonals
zurückzuführen ſind, gearbeitet worden. Dennoch ſcheint es nicht
ge=
lungen zu ſein, das Luftſchiff wieder völlig zu reparieren, ſodaß
un=
beſorgt ein größerer Flug angetreten werden kann. Verſchiedene Leute
der Beſatzung ſollen ihre Meinung dahin ausgeſprochen haben, daß ſie
keine große Luſt hätten, mit dem Luftſchiff unter den augenblicklichen
Bedingungen zu fliegen. Trotzdem drängt das Staatsdepartement
dar=
auf, daß der Flug unternommen wird, um ſo mehr, als er vom
ameri=
kaniſchen Volke erwartet wird. Dieſe Aeußerungen der Mannſchaften
zeugen gerade nicht davon, daß die Amerikaner gute Luftſchiffer ſind,
denn ſonſt hätten ſie von vornherein für eine gute Inſtandhaltung des
Luftkreuzers geſorgt und vor allem ſich die Ratſchläge der deutſchen
Flieger zu Gemüte geführt, die ſie ſeinerzeit bei der Uebergabe des
Luftſchiffes glaubten in den Wind ſchlagen zu müſſen.
Der ehemalige Direktor der polniſchen Poſtſparkaſſe vor Gericht.
DD. Warſchau. Vor dem Warſchauer Bezirksgericht findet zur
Zeit der Prozeß gegen den früheren Direktor der polniſchen
Poſtſpar=
kaſſe, Hubert Linde, wegen Vergeudung von Staatsgeldern ſtatt. Linde
wird u. a. vorgeworfen, in Lodz für 77 908 Dollar ein Haus gekauft zu
haben, deſſen tatſächlicher Wert kaum 24000 Dollar betrug; von dem
mit=
angeklagten Induſtriellen Bau für die Poſtſparkaſſe eine nicht vorhandene
Menge Ziegeln und Holz für 90 000 Zloty erworben und ſeinem Bruder
eine Garantie für Darlehen in Höhe von 10 000 Pfund Sterling und
20 000 Dollar gewährt zu haben, ſür die die Poſtſparkaſſe ſpäter
auf=
kommen mußte. Linde wirb ferner beſchuldigt, von zahlreichen Perſonen
auf Rechnung der Sparkaſſe an der Börſe nicht notierte Aktien gekauft
zu haben, wodurch die Kaſſe einen Verluſt von 2 Millionen Zloty
er=
litten hat. Neben Linde haben ſich noch der bereits genannte
Indu=
ſtrielle Bau ſowie der ehemalige Chef der techniſchen Kontrolle der
Poſt=
ſparkaſſe wegen Betrugs zu verantworten.
Der Erpreſſungsprozeß Weiß=Fuchs.
EP. Wien. Der heutige fünfte Verhandlungstag des
Erpreſſungs=
prozeſſes Weiß=Fuchs geſtaltete ſich zu einem politiſchen Prozeß, in dem
die Verteidigung die Rolle des Anklägers übernahm. Der Verteidiger
Dr. Rode griff zunächſt Caſtiglioni heftig an, ebenſo den Staatsanwalt
Dr. Immendörfer, der die Anklage zurecht gezimmert und ein
perſön=
liches Intereſſe daran habe, Weiß unſchädlich zu machen, weil
Immen=
dörfer in der Sokolfälſchungsaffäre des ungariſchen Prozeſſes Meszaros
ſchwer kompromittiert worden ſei, was Weiß aufgedeckt habe. Der
Ver=
teidiger behauptet weiter, die Anklage ſei in der Wiener ungariſchen
Geſandtſchaft ausgeheckt worden. Nach dieſen Angriffen auf den
Staats=
anwalt und die ungariſche Geſandtſchaft ſchloß der Gerichtshof den
Ver=
teidiger aus. Darauf meldete der zweite Verteidiger Beweisanträge an,
über die das Gericht morgen beſchließen wird.
Neue Erdſtöße in Toskana.
Rom. Auf dem Monte Aniata in Toskana, beſonders in der
Um=
gebung der Stadt Abbia San Salviatore, ereigneten ſich geſtern abend
zwiſchen 8,40 bis kurz nach 9 Uhr wiederum drei ſtarke Erdſtöße, die
ſich ungefähr in Abſtänden von zehn Minuten folgten. Die Bevölkerung
wurde von Panik ergriffen und verließ ihre Häuſer. Seit drei Monaten
iſt dieſe kleine Stadt das Zentrum von ſtarken Erdbeben.
Das Luftſchiff „Norge” in Oslo eingetroffen.
Oslo. Das Luftſchiff „Norge” traf Mittwoch mittag hier um
1,25 Uhr ein.
* Ein populärer Sonderling.
A. B. London.
Popularität iſt Beliebtheit beim Volk. Man kann ſich auf
verſchie=
dene Weiſe beim Volk beliebt machen. Die leichteſte und ſchnellſte
Me=
thode iſt die des Geldverſchenkens, vorausgeſetzt natürlich, daß man Geld
zu verſchenken hat. Auch innerhalb dieſer Begrenzung gibt es noch
Variationen. Ein gutes Rezept — und nach dieſem verfuhr der kürzlich
in England verſtorbene amerikaniſche Millionär Bayard Brown —
iſt folgendes: Kaufe dir eine Dampffacht (wenn du kannſt, verſteht ſich),
bemanne ſie mit 2 Kapitänen, 12 Seeleuten und 20 Statiſten, die nicht
unbedingt Seeluft gerbchen zu haben brauchen. Verproviantiere dieſe
Jacht mit Kohle und Lebensmitteln, halte ſie ſtändig unter Dampf, laß
ſte aber niemals in See gehen, ſondern verankere ſie in ber Nähe eines
friedlichen Fiſcherdorfes. Das berſchafft dir freilich noch keine
Popu=
larität, ſondern nur die wohlwollende Beachtung der Dorfbewohner und
ihre neugierige Anteilnahme an deinem ſeltſamen Tun. Nun ſtelle dich
aber auf Deck und wirf Kohlenſtücke unter die freundlich geſinnten Gaffer,
die deine Jacht umdrängen. Die Wirkung iſt eine angenblickliche. Um
ihr die gewünſchte Richtung im Sinne der Popularitätserwerbung zu
geben, darfſt du allerdings nicht vergeſſen, dieſe Kohlenſtücke in
Zehn=
pfundnoten einzuwickeln. Das iſt weſentlich, und wenn du das tuſt, ſo
iſt beine Popularität in dem friedlichen Fiſcherdorfe und weit darüber
hinaus geſichert und beſiegelt. Beweis: der amerikaniſche Millionär
Bahard Brown. Dieſer findige Kopf hat nach dieſem einfachen Rezept
ſeit 36 Jahren verfahren und erfreute ſich wahrer Volkstümlichkeit an
der ganzen engliſchen Oſtküſte von Harwich bis hinauf nach Hull. In
dem Maße, daß er ein beliebter Ausflugsziel wurde, und die Leute von
nah und fern zuſammenſtrömten, um ſich von ihm bewerfen zu laſſen.
Nun iſt Bahard Brown tot. Er ſtarb am 9. April 1926. An dem
gleichen Tage ſtarb der berühmte Dr. Axham, bekannt durch ſeine
Auf=
lehnung gegen den ärztlichen Ehrenrat, der ihn wegen eines formalen
Verſtoßes gegen die Berufsetikette aus dem Aerzteſtand ausgeſtoßen
hatte, obtvohl die geſamte öffentliche Meinung Englands gegen den
Ehrenrat für Dr. Axham Stellung nahm. An demſelben Tage ſtarb auch
ber beliebte Schauſpieler J. D. Beveridge, bekannt durch ſeine
Perſoni=
fizierung Shawſcher Charaktere und u. a. des Dr. Juettner in „Alt=
Heidelberg‟. Am 9. April ſtarb ferner der geſchätzte Maler Percy
Big=
land. Und nicht zu vergeſſen: am 9. April vor 300 Jahren ſtarb Francis
Bacon, der große Philoſoph und Zeitgenoſſe Eliſabeths und
Shakeſpea=
res, in weiteſten Kreiſen bekannt vor allem dadurch, daß er, wie jetzt
end=
gültig feſtzuſtehen ſcheint, die Shakeſpeareſchen Dramen nicht
geſchrie=
ben hat. Aller dieſer Toten gedenkt die Preſſe in erſten würdigen und
— kurzen Nachrufen. Aber in Bahard Brown ſchwelgt die Preſſe,
denn Bayard Brown war kein Gelehrter oder Künſtler, aber er war
populär. Bacon, Axham, Beveridge und Bigland waren in ihrer Art
bekannt und bemerkensſvert, gewiß, aber waren ſie populär? Nein! Sie
ſtanden nicht auf dem Verdeck einer Dampffacht, die trotz 2 Kapitänen,
12 Seeleuten und 20 Statiſten niemals in See ging, und ſie ſchmiſſen
nicht mit Zehnpfundnoten umwickeltenKohlen um ſich! Darum haben ſie
wohl Anſpruch auf eine gemeſſene biographiſche Notiz, aber die vollen
Seiten und Spalten, die monumentalen Ueberſchriften, die Photographien
von Jacht und Mann und Mannen, die gelten dem Andenken Bahyard
Broluns, des Lieblings der Oſtküſte.
Bahard Brown war ein Amerikaner. Vor 36 Jahren war er, 40, nach England gekommen, hatte ſich für 42000 Pfund die für den
damaligen Prinzen von Wales gebaute, von dieſem aber aus irgend
welchen Gründen nicht abgenommene Jacht Valfrehia gekauft und
ſeit=
dem auf ihr als Sonderling gehauſt. Was bewog dieſen Millionär,
ſei=
nemt Heimatlande und gewiſſermaßen der Welt überhaupt Valet zu ſagen
und ſich lebendigen Leibes in dieſem Schiff zu begraben?. Warum ließ
er außer der Beſatzung niemand in Bord, nicht einmal ſeine eigene
Schweſter, die vor Jahren eigens von Amerika herübergekommen war,
ihren Bruder zu beſuchen? Warum ſtarrte er oft ſtundenlang aufs
Meer hinaus, als ob er auf irgend ein Zeichen oder eine Botſchaft
war=
tete, die niemals kam? Warum unterhielt er ſich mit ſeinen Mitmenſchen
nur auf Diſtanz und gab auf Fragen unverſtändliche Antworten?
War=
um warf er auf gewiſſe ſeiner Verehrer mit konſtanter Bosheit nur
Kohlen und keine Zehnpfundnoten, während andere regelmäßig mit der
ſo beliebten Kombination bedacht wurden?. Warum ließ er ſich ſtets,
wachend oder ſchlafend, von ſechs ſtämmigen Getreuen bewachen? Warum
übte er ſich täglich im Gewehrſchießen? Warum — warum — uſw. Das
ſind die großen Fragen, die die Zeitungen beſchäftigen und die Gemüter
in ihren Tiefen erregen. Und keiner weiß warum. Und alle ſind mit
Erklärungen bei der Hand. Eine Liebesaffäre, ſagen die einen. Eine
bildſchöne Amerikanerin, deren halbverbrannte Photographie man in
der Kabine des einem Herzſchlag erlegnen Sonderlings gefunden hat —
ober gefunden haben ſoll — oder nach dem Bericht von glaubwürdigen
Freunden von vertrauenswerten Verwandten, von eingeweihten
Ange=
hörigen der Beſatzung, als Photographie einer bildſchönen Amerikanerin
erkannt zu haben glaubt — — alſo die Amerikanerin iſt der Schlüſſel zu
dem Geheimnis. Eine Todfeindſchaft zwiſchen Vater und Sohn, wollen
andere wiſſen. Eine ſchwere Verirrung und geſellſchaftliche Aechtung,
ſagen wieder andere. Weltſchmerz, Menſchenverachtung, Ueberſättigung,
Geiſteskrankheit und noch vieles andere muß herhalten. Vielleicht hat
der eine recht, vielleicht der andere, wahrſcheinlich keiner. Der, der es
wußte, iſt ſtumm.
Ernſte Kämpfe mit Ku Klux Klanern im Amerika.
TU. New York. In Illinois iſt es zu ernſten Unruhen
ge=
kommen. Die Ku Klux Klaner, die über Maſchinengewehre verfügten,
gingen gegen die Menge vor, wobei es zu einem heftigen Kampfe kam.
Die Menge griff unter Leitung der Polizei die Ku Klux Klaner an,
die von einem Geiſtlichen und zwei Frauen geführt wurden. Der
An=
griff wurde jedoch abgeſchlagen, wobei ſechs Perſonen, darunter drei
Beamte, getötet wurden. Ueber Illinvis iſt der Belagerungszuſtand
verhängt worden. Man erwartet, daß die Kämpfe eine Fortſetzung
fin=
den werden, da die Ku Klux Klaner zum Aeußerſten entſchloſſen ſind.
Zur Unterſtützung der Polizei ſind Truppen herbeigerufen worden.
Einſturz eines Leuchtturmes.
Philadel phia. Der im Jahre 1765 erbaute hiſtoriſche
Leucht=
turm auf der Höhe des Kap Henlopen an der Einfahrt in die Delaware=
Bai iſt infolge eines Sturmes eingeſtürzt.
Wer hebt die Navarino=Flotte?
EP. Der griechiſche Geſandte Caclamanos hat im Auftrage ſeiner
Regierung ein öffentliches Ausſchreiben erlaſſen, in dem er zur Abgabe
von Angeboten auf Hebung der Navarino=Flotte auffordert.
Bekannt=
lich hat bei Navarino am 20. Oktober 1827 eine kombinierte engliſche,
franzöſiſche und ruſſiſche Flotte der türkiſch=ägyptiſchen Flotte eine
Schlacht geliefert, in der über 30 Schiffe der Türken, in der Mehrzahl
Vierdecker, vernichtet wurden. Die Türken ſteckten ſelbſt ihre Schiffe in
Brand, um ſie nicht in die Hände der Feinde fallen zu laſſen. Die
griechiſche Regierung glaubt, daß dieſe Wracks einen großen hiſtoriſchen
und archäologiſchen Wert beſitzen und beabſichtigt daher ſie heben zu
laſſen, falls ſich bei den von ihr vorgeſchlagenen Bedingungen ein
Unternehmer findet.
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Hauptſchriftleitung: Rudolf Mauve
Verantwortlick für Politik und Wirtſchaft: Rudolf Mauve
Derantwortlich für Feuilleton und Heſſiſche Nachr chten: Max Streeſe
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Verantwortlich für den Inſeratenteil: Willy Kuhle
Druck und Verlag: 2. C. Wittich — ſämtlich in Darmſtadt.
Die heutige Nummer hat 16 Seiten.
DerName
MOAr Stto
Rauchen Sie deßhalb
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MANOLI-ZIGARETTEN
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derBegrit
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Der Grundbeſitz der Großbanken.
Von Eduard Butzmann, Berlin=Wilmersdorf.
Das Finanzierungsgeſchäft der Großbanken erſtreckte, ſich in der
Vorkriegszeit in erheblichem Umfange auch auf das Terrain= und
Grund=
ſtücksweſen. Jede Großbank beſaß eine oder mehrere, meiſt in der
Geſellſchaftsform der Aktien=Geſellſchaft oder der Geſellſchaft m. b. H.
betriebene Unternehmungen, welche ſich mit der Erſchließung baureifer
oder baureif zu machender Terrains befaßten. Die den Großbanken
hieraus zufließenden Geſuinne waren ſehr anſehnlicher Art, zumal das
Terrain= und Baugeſchäft als Schlüſſelinduſtrie geeignet war, einen
großen Kreis von der Großbank jeweils naheſtehenden
Induſtriennter=
nehmungen nutzbringend zu beſchäftigen. Infolge der Zwangswirtſchaft
im Grundſtücksweſen und des immer noch in größerem Umfange
fehlen=
den Leihkapitals auf längere Friſt führen die den Großbanken
gehören=
den Terraingeſellſchaften zurzeit noch ein ſehr beſcheidenes Daſein und
bedürfen der ſparſamſten Wirtſchaftsführung, um ſich aus ſich ſelbſt
er=
halten zu können oder wenigſtens nur geringe Zuſchüſſe zu ihrer
Er=
haltung zu benötigen. In den Bilanzen kommt der Beſitz der
Groß=
banken auf Grund der ihnen gehörigen Terraingeſellſchaften nirgends
zum Ausdruck, weshalb es leider nicht möglich iſt, ſich über den
Um=
fang der hierin liegenden ſtillen Reſerven ein auch nur einigermaßen
zutreffendes Bild zu machen. Es genügt aber ſchon, die in den Bilanzen
unter den Aktiven offen angeführten Grundſtütckswerte herauszugreifen,
um zu erkennen, welch große Bedeutung der Grundbeſitz für unſere
Großbanken hat.
Der bedeutendſte Grundbeſitz unter allen Großbanken wird von
der Deutſchen Bank ausgewvieſen, welche den für 1924 mit 46,5 Millionen
Neichsmark bewerteten Beſtand durch Einverleibung der Eſſener
Kredit=
anſtalt und der Siegener Bank um 3,5 auf 50 Millionen Reichsmark
vermehrt hat. Da die Deutſche Bank über ein Aktienkapital von 150
Mil=
lionen Reichsmark verfügt, ſo iſt alſo ein Drittel davon allein in
Grund=
ſtücken feſtgelegt worden. Dabei iſt jedoch zu berückſichtigen, daß die
für dieſes Eigentum eingeſetzten Werte nur einen Bruchteil deſſen
dar=
ſtellen, den ſie in Wirklichkeit haben. Man darf alſo getroſt annehmen,
daß der Grundbeſitz der Deutſchen Bank allein geeignet iſt, für das
Aktienkapital volle Deckung zu gewähren.
In nur geringem Abſtand hinter der Deutſchen Bank folgt die
Dis=
konto=Geſellſchaft mit einem bilanzmäßig ausgewieſenen Beſtande von
45,72 Millionen an Bankgebäuden und ſonſtigen Liegenſchaften. Dabei
ſind die Grundſtlicke der der Diskonto=Geſellſchaft gehörigen
Norddeut=
ſchen Bank in Hamburg und des A. Schaaffhauſenſchen Bankvereins in
Köln mitgerechnet. Hier iſt der Anteil dieſer Vermögenswerte im
Ver=
gleich mit dem Aktionkapital von 100 Millionen Reichsmark mit 45,72
Prozent noch bedeutend höher als bei der Deutſchen Bank, weshalb auch
hier mit Recht angenommen werden darf, daß der Wert der Grundſtücke
der Diskonto=Geſellſchaft das Kommandit=Kapital vollkommen deckt.
Bei der Dresdener Bank und der Darmſtädter und Nationalbank,
die ſich mit einem Aktienkapital von 78 bzw. 60 Millionen Reichsmark
an die vorſtehend genannten Großbanken anſchließen, ſtehr der in der
Bilanz aufgeführte Grundbeſitz ungefähr im gleihen Verhältnis zum
Aktienkapital. Die Dresdener Bank verzeichnet ihre Immobilien mit
31,302 Millionen Reichsmark, das ſind 40,13 Prozent des Aktienkapitals,
und die Danatbank mit 25 Millionen Reichsmark, alſo 41,66 Prozent des
Geſellſchaftskapitals.
Etwas größer als bei der Danatbank iſt der Beſitz der Kommerz=
und Privatbank an Grundſtücken. Derſelbe beträgt 26,15 Millionen
Reichsmark und nimmt im Verhältnis zum Aktienkapital von 42
Mil=
lionen Reichsmark den höhſten Prozentſatz unter allen Großbanken ein,
nämlich 62,26 v. H.
Nicht ganz ſo umfangreich iſt der Grundbeſitz verhältnismäßig bei
der Mitteldeutſchen Kreditbank, welche laut Bilanz faſt die Hälfte ihres
Aktienkapitals von 22 Millionen Reichsmark mit ihrem Immobilienbeſitz
belegt, nämlich mit 10,7 Millionen Reichsmark, die 48,63 Prozent bes
Aktienkapitals ausmachen.
Ueber den geringſten Grundbeſitz, wenn man die in der Bilanz
aus=
gewieſenen Zahlen zugrunde legt, verfügt die auch mit dem Aktienkapital
an letzter Stelle ſtehende Großbank, nämlich die Berliner Handels=
Geſellſchaft. Dennoch mächt der Imobilienwert mit 7,367 Millionen
Reichsmark nicht weniger als 33,486 Prozent des Geſellſchaftskapitals aus.
Die kurze Ueberſicht geſtattet einen Einblick nicht nur in die
Bedeu=
tung des Grundbeſitzes für die Großbanken und des Anteils derſelben
am geſamten Grundſtücksweſen, ſondern zugleich in die ungeheuren
ſtillen Reſerven, welche ſämtliche Großbanken in den ihnen gehörigen
Grundſtücken und Gebäuden aufweiſen.
Frankfurter Effektenbörſe.
Frankfurt a. M., 14. April.
Nachdem heute vormittag im inoffiziellen Verkehr außerordentlich
niedrige Kurſe genannt worden waren, Norddeutſcher Lloyd waren bis
138 und J.G. der Farbeninduſtrie bis 136 heruntergehandelt worden,
und nachdem auch vorbörslich noch nicht viel höhere Kurſe umgingen,
konnte ſich während des Börſengeſchäftes die Tendenz vorübergehend zum
Teil recht erheblich befeſtigen, doch konnten damit die Kurſe noch lange
nicht diefenigen der geſtrigen Abendbörſe erreichen. Neben der
Unge=
wißheit über das Schickſal der Freigabeangelegenheit übte aber heute
auch die Medivregulierung einen nachteiligen Einfluß auf die
Kursge=
ſtaltung aus und außerdem beobachtete man auch eine lebhafte
Betäti=
gung der Baiſſepartei, die ihrerſeits verſchiedentlich energiſche Vorſtöße
gegen den Kursſtand unternahm. Lloyd brachten es aber trotzdem
ſchließlich wieder bis auf 142 und J.G. der Farbeninduſtrie auf 137.
Auf den meiſten Gebieten war die Umſatztätigkeit wieder ſehr
einge=
ſchränkt, da, abgeſehen von der Spekulation, allgemeine Zurückhaltung
beobachtet wurde. Deutſche und ausländiſche Renten waren ebenfalls
gegen die geſtrigen Abendkurſe abgeſchwächt und hatten mit Ausnahme
der türkiſchen Renten nur ganz geringe Umſatztätigkeit. Der
Freiver=
kehr war überwiegend ſchwächer. Später ſchleppte ſich das Geſchäft in
ſehr matter Stimmung hin; auch zeigte ſich bald, daß die
Widerſtands=
fähigkeit nicht groß genug war, um dem erneuten Vorgehen der Baiſſe=
partei ſtandzuhalten. Im weiteren Verlaufe mußten vielmehr wieder
neue Kursverluſte hingenommen werden, ſo daß das Kursniveau bis
nahe an das des Vormittagsverkehrs herabglitt. Nur für türkiſche
Nen=
ten zeigte ſich plötzlich ſtarkes Kaufintereſſe. Scheinbar ſuchten die durch
die Glattſtellungen auf dem Aktienmarkt freigewordenen Kapitalien eine
neue Betätigung auf dem türkiſchen Rentenmarkt. Begehrt waren
be=
ſonders Zolltürken und Bagdad II., Zolltürken ſtiegen auf 13,35 nach
12,65 und Bagdad II auf 12,12 nach 11,80. Geld war wieder ſehr leicht.
Tägliches Geld war mit 4,75 Prozent reichlich zu haben.
Die Abendbörſe verkehrte in außerordentlich luſtloſer und kaum
ver=
änderter Haltung. Irgend eine Bewegung von Bedeutung iſt nicht
ein=
getreten. Die türkiſchen Renten konnten die nachbörslich erzielte
Kurs=
beſſerung nicht behaupten. Zolltürken 13,20. Bagdad II 11,70;
Kriegs=
anleihen 0,425; Baher, Hypotheken= und Wechſelbank 100,75; Berliner
Handelsgeſellſchaft 150; Darmſtädter Bank 136: Deutſche Bank 133,5;
Diskontogeſellſchaft 121; Dresdener Bank 111; Bochumer 89,5;
Gelfen=
kirchen 95,25; Harpener 104,5; Mansfeld 87; Phönix 77,25: Rheiniſche
Braunkohlen 134; Rheinſtahl 92; Rombacher 34,5; Laurahütte 40 G.;
AEG. 100; Bergmann 92 G.; Daimler 62; Scheideanſtalt 112;
Dycker=
hoff 55; Licht und Kraft 109: J.G. der Farbeninduſtrie 136,25;
Holz=
mann 75,5; Lahmeher 93,5; Rütgerswerke 80; Voigt und Häffner 86;
Hapag 140; Norddeutſcher Lloyd 137,5.
Berliner Effektenbörſe.
Berlin, 14. April.
Die ungünſtigere Beurteilung der wirtſchaftlichen Lage durch die
Börſe fand eine neue Stütze in den letzten Berichten vom Arbeitsmarkt,
die nicht die ſonſt übliche Erleichterung durch die Satſongewerbe,
ſon=
dern bielmehr ein Anhalten der Arbeitsloſigkeit im bisherigen Umfang
melden. Außerdem wirkten noch die Ausführungen in der
Hauptver=
ſammlung der Diskontogeſellſchaft nach, in denen bekanntlich vor einer
zu günſtigen optimiſtiſchen Beurteilung der nächſten Ausſichten gewarnt
wurde. Das Publikum fehlte bei Kaufaufträgen völlig, wobei die
jetzi=
gen Steuertermine berückſichtigt werden müſſen. Bei dieſer insgeſamt
peſſimiſtiſchen Veranlagung der Börſe finden ungünſtige
Freigabe=
gerüchte, mit denen die Baiſſegruppe arbeitete, einen gülnſtigen Boden.
Schiffahrtsaktien erlitten ſchon vormittags einen empfindlichen
Kursein=
bruch, da von Hamburger Seite große Poſten verkauft wurden. Die
erſten amtlichen Kurſe hielten ſich teilweiſe hinter den geſtrigen
Schluß=
ſätzen. Dieſe Mattſtellung der Schiffahrtswerte übertrug ſich auf die
geſamte übrige Börſe. Die Kursverluſte waren ſonſt nicht fo erheblich
wie in dieſen Papieren. Während der erſten Stunde trat
verſchiedent=
lich eine beſcheidene Erholung ein, die aber nur von kurzer Dauer war.
Am Geldmarkt blieb das ſtarke Angebot von Tagesgeld von 4 bis 6
Prozent beſtehen. Monatsgeld nominal 6,5—7,5 Prozent. Am
Devi=
ſenmarkt lag die ſpaniſche Währung infolge der Friedensverhandlungen
weiter feſt (London=Madrid 33,97), dagegen gab Oslo und das engliſche
Pfund (London=Oslo 22,40, London=Kabel 48 607, etwas nach.
Franken=
valuten unverändert, New York=Warſchau ſchwankend, ca. 9,20. — Im
einzelnen gaben Hapag anfangs von 152,25 auf 143,5 (vorm. 141),
Nord=
deutſcher Lloyd von 147,25 auf 141 nach. Nach den erſten Kurſen nannte
man Hapag mit 144,5 und Lloyd mit 142. Unter Bankaktien büßte die
Bank für Brauinduſtrie 4 Prozent ein, die Großbanken waren 1,75 bis
2 Prozent höher. Montanaktien zeigten Rückgänge von 2—2,5 Prozent
Rheinſtahl ſogar 8 Prozent, Gelſenkirchen bis 3,25. Stolberger Zink
machten eine Ausnahme und eröffneten 1,75 Prozent feſter. Von den
übrigen Induſtrieaktien hielten ſich die anfänglichen Verluſte
durchſchnitt=
lich im Rahmen von 2—3 Prozent. Verſchiedentlich waren aber auch
hier bis Hprozentige Einbußen zu verzeichnen (Akkumulatoren, Berger
Tiefbau, Baſalt und Stöhr). Heimiſche Renten ſchloſſen ſich der
rück=
nängigen Bewegung an, desgleichen Auslandsrenten, allerdings erwieſen
ſich letztere ſpäter als widerſtandsfähiger.
Aſchaffb. Zellſtof
Augsb.=Nürnb. Maſch
Kamag=Meguin
Berl E. W. VorZug.
Berlin. KarlsruheInd
Braunkohlen=Briketts
Bremer Vulkan.
Kremer Wolle
Deutſch.=Atlant. Tel.
Teutſche Maſchinen
Deutſck.Nieb. Tel.
Teutſche Erdöl ..."
Deutſche Petroleum
Dt. Raliwerke
Tonnersmarckhütte.
Tynamtt Nobel.
Clektr. Lieferung.
Farben=Ind. A.=G.
G. Friſter ......."
Faggenau Vorz. ...
Gelſenk Eußſtahl".
6. f. eleftr. Untern.
Salle Maſchinen
Kon Moſck Cgeſt. ..
Eanſa Dampfſch. . . . .
89.5 14. 4
87.376 Semoor Zement 13. 4.
180.— 14. 4.
175.— 87.— 84.— Sirſch Kupfer". 88.— 87.5 42.25 42. — Söſch Eiſen 93. — 93.— 76.25 74.25 Hohenlohe Werke 18 8 17.5 63.— Kahla Porzellan 71.875 68.— 1o1.5 102.— Lindes Eismaſch. 135.— 1137.75 52.— 50.— Lingel Schuhe.
111.— inte & Sofmann 35.75 32.25 109.25 54.75 54. 125 72.— Raf 9. Loewe & Co.. 142.— 61.5 60.75 8 Lorenz 100.25 101.— 16.— 15.75 Mdl. Kohle. 115. — 113.5 92.5 92.— Nordd Gummi. 76.— D5.— Orenſtein. 80.— 120.625 19.— 1Nathgeber Waggon
Rombacher Hütten 425 84.— 81.— 35.— 34.— 82. 62* 42.5 Roſitzer Zucker 74.— 205.5 105.— Rütgerswerke 81.525 80.5 138— 136.— Sachſenwerk .. 66.25 58.5 56.25 Sächſ. Gußſtahl.. 71.5 46.6 46.5 Tiem n Glas 120.— üüss 0 75 31.375 Ver. Lauſitzer Glas. 101.— 100.— 135.12 194.— Volkſtedter Porzell. 40.— 39.— 135. 137.5 Weſtf. E. Langendreer 43.— 44.— 64.5 64,5 Wittener Gußſtahl 45.— 40.— 145.— 141.— Eanderer=Werke. 125.— 125.—
Deviſenmarkt.
Amſterdam-R.
Buenos-Aires
Brüſſel=Antw.
Cslo ...
Kopenbagen
Stockholm ..
elſingfors ..
Italien ....."
London ..."
New=York..."
Faris... ....
Schweiz..
panien
13. .
Celn Brie
183.27 158.691
3/ 1.61
hel 16.06
51 91.4
11003/110.31
jtß. 76 11e.74
10. 552 10.532
B.87
0.3=
4.f95
7.533
80.32
59.31
15.895
25. 447
7.205
14.476
81.1
69.97
17. 4
Welb / Brief
169 16 19 67
653 1.619
15 83 1
au 74 s0
os 93116.2
12.30 112 bW Gulgarien
ti0.65 19.5
18.081 18. 92
20 331 20.441
95 4.30
11 43
93581 155
59 65 539
Prag ..."
Audapeſt. . . .
Japan .. ....
Nio de Janeiro
Belgrad.. .
Konſtantinopel
Liſſavon ..
Danzig ...
Athen ......
anaba . .
zuat
13. 4.
Geid Brie
Vien d.-Oſt.abgkz3 17 59 311/ 19
12.421 12.75112 418
5.355 5.04
1.947 1.e4
0.579
3.037 3.057
7.33 7.40
2 045 2.033
21.325e1.315/21 34,
1.6.
8.
4.z03 731
14.
Geld
5.56:
1.973/ 1.947
3.579
2.075
80 85
53
3i5
.
Brief
i*
0581
7.0
4.085
2i.37
81.
138
Geſchäftsbericht der Hamburg=Amerika=Linie für 1925.
Wie bereits gemeldet, hat ſich für das Geſchäftsjahr 1925 ein
Ge=
ſamterträgnis (zuzügl. Gewinnvortrag aus 1924) von 16 496 672 Rm.
(i. V. 7 960 217 Rm.) ergeben. Handlungsunkoſten, Steuern und ſoziale
Laſten beanſpruchten 7 C15 934 Rm. (7 659 501 Rm.), Anleihezinſen 99 821
Rm., ſodaß ſich ein Reingewinn von 9380 918 Rm. (i. V. 223 982 Rm.
+ 83 734 Rm. Abſchreibungen) ergibt, der wie folgt verwendet werden
ſoll: Abſchreibungen auf Seeſchiffe und Hilfsfahrzeuge 7 950 674 Rm.,
auf Grundbeſitz, Gebäude und Anlagen uſw. 596 612 Rm. und auf
Be=
teiligungen und Werrpapiere 663 943 Rm. Wie im Vorjahre, ſo werden
auch diesmal 30 000 Rm. dem Grunderwerbsſteuer=Reſerve=Konto
über=
wieſen, während der Reſt in Höhe von 139 688 Mm. (193 982 Rm.) auf
neite Nechnung vorgetragen werden ſoll. — Zu dieſem Abſchluß, der,
insbeſondere in Anbetracht der beträchtlichen Abſchreibungen, gegenüber
dem Vorjahre eine weſentliche Beſſerung aufweiſt, bemerkt die
Verwal=
tung, daß er die Ausſchüttung einer Dividende nicht rechtfertige. Das
abgelaufene Geſchäftsjahr habe die am Schluſſe des letzten Jahresberichts
ausgeſprochenen Hof’nungen nicht voll erfüllt. Infolge der nur
unzu=
reichenden Zunahme des Welthandels ſei eine Konſolidierung des
Frach=
tenmarktes ausgeblieben. Der Frachtindex zeigte eine weiterhin
weichende Tendenz. Nur im transatlantiſchen Paſſagiergeſchäft ſei eine
fühlbare Beſſerung gegen das Vorjahr eingetreten.
Im Berichtsjahr wurden einige als Kapitalanlage erworbene
Be=
teiligungen mit Vorteil abgeſtoßen, ein Anteil an einer Rhein=
Schiffahrtsgeſellſchaft erworben, das Kapital der Niederſachſen
Verſiche=
rungs A.G. erhöht. Der Flottenbeſtand der Geſellſchaft
einſchließ=
lich der Neubauten ſetzt ſich zuſammen aus 75 Seeſchiffen, 5
Seebäder=
dampfern 13 Sceſchleppern und 146 Flußfahrzeugen mit insgeſamt
466 554 Br.Reg. Tons. — In der auf den 31. Dezember 1925 gezogenen
Bilanz iſt beſonders auffallend die Zunahme des Poſtens „Seeſchiffe,
Flußdampfer uſw.” von 76 490 662 Rm. im Vorjahre auf 91 452 223 Rm.
„Schuldner” zeigen eine Zunahme von 8067 028 Rm. auf 9 139 981 Rm.
Bei dem Konto „Beteiligungen bei Verkehrsunternehmungen uſw.” hat
ſich infolge der im Berichtsjahr vorgenommenen Abſtoßungen ein
Rück=
gang von 9 606 895 Rm. auf 7 996 461 Rm. ergeben. Das Konto „
Kaſſen=
beſtand und Guthaben bei Banken” zeigt keine beſonders bemerkenswerte
Veränderung (1 563 226 Rm. gegenüber 1 450 258 Rm. i. V.), dagegen
iſt der Wechſelbeſtand ganz erheblich, und zwar von 180 960 Nm. auf
2 757 662 Rm. angeſvächſen. Ebenſo wie Beteiligungen an „
Verkehrs=
unternehmen” ſind auch „Wertpapiere und Beteiligungen an anderen
Geſellſchaften” ziffernmäßig zurückgegangen, nämlich von 776 064 Rm.
auf 569 571 Rm. Auch „Vorräte” weiſen einen Rückgang von 3 775 976
Rm. auf 2 418 793 Rm. auf. — Unter den Paſſiven iſt, nach Ablauf
der Anmeldungsfriſt, die nach dem Geſetz vorgeſehene Aufwertung
(Vorkriegs=Schuldverſchreibungen) mit 4 285 650 Rm. ausgewieſen.
Die=
ſer neu erſcheinende Poſten iſt den früher hierfür gemachten
Rückſtellun=
gen entnommen. Neben der Neueinſtellung dieſes Poſtens iſt die
erheb=
liche Zunahme der Gläubiger von 18 778 262 Rm. auf 29 029 766 Rm.
beſonders bemerkenswert. Leider fehlt hier eine Trennung zwiſchen
kurzfriſtigen und länger befriſteten Verbindlichkeiten. Wie es ſcheint, iſt
die im Dezember vorigen Jahres perfekt gewordene Amerika=Anleihe
in der Bilanz noch nicht berückſichtigt. Das Konto „Unabgerechnete Reiſen
und Koſten” zeigt keine erhebliche Veränderung (25 978 457 Rm.
gegen=
über 26 145 863 Rm. t. V.). „Tratten überſeeiſcher Agenturen” ſind mit
190 245 (131 133) Rm. ausgewieſen. Ueber die Ausſichten des laufenden
Geſchäftsjahres macht der Bericht keine Angaben.
Die Ausſichten der deutſchen Hüttenwerke.
Die „Deutſche Bergwerkszeitung” unterſucht die Abſchlüſſe der
Hüttenwerke für das Jahr 1924/25, die ſie unter Würdigung der
Zeitver=
hältniſſe, als einigermaßen befriedigend bezeichnet. Erſt das neue
Ge=
ſchäftsjahr, das für die meiſten Hüttenwerke am 30. Juni 1926 abläuft,
habe der Induſtrie den Höhepunkt der Kriſe gebracht. Es laſſe ſich
ſchon heute vorausſagen, daß das Jahr 1925/26 erheblich niedrigere
Pro=
duktionsziffern aufweiſen werde, als das vergangene Jahr. So betrug
die Rohſtahlproduktion eines der größten rheiniſch=weſtfäliſchen
Hütten=
werke, wenn man die Rohſtahlproduktion des Monats Juli 1924 — 100
ſetzt, im Juli 1925 — dem erſten Monat des neuen Geſchäftsjahres —
82,54 Prozent und im März 1926 — dem neunten Monat — 71,43 Proz.
Es bleibe abzuwarten, in wieweit es gelungen ſei, durch
Rationaliſie=
rungsmaßnahmen, die ſich aus der Produktionsverminderung ergebende
Erhöhung der Selbſtkoſten auszugleichen. Jedenfalls aber werde man
auf die Abſchlüſſe des Jahres 1925/26 noch keine großen Hoffnungen
ſetzen können.
Frankfurter Boden A.=G., Frankfurt a. M.
Die Verwaltung der Geſellſchaft, in der anſtelle des zurückgetretenen
ganzen Aufſichtsrates Herr Dr. Heinzheimer den Vorſitz führte, legte der
a. o. G.=V. eine neue Goldmarkeröffnungsbilanz vor, nach der ſich eine
Umſtellung von 62/:1 ergibt. Die Herabſetzung des A.=K. gleicht
be=
ſonders eine weſentliche Verminderung der Aufwertungsforderungen
uus, die ſich mehr verringert haben, als die Aufwertungsſchulden. Die
G.=V. genehmigte dieſe Eröffnungsbilanz. Die Verwaltung zog ſodann
ihre Anträge auf Genehmigung der Bilanz und Gewinn= und
Verluſt=
rechnung ſowie Entlaſtung des Vorſtandes und Aufſichtsrates für 1924
zurück mit der Begründung, daß die Aufſtellung der Abſchlüſſe für 1924
erſt nach Eintragung der Goldmarkeröffnungsbilanz möglich ſei und
deren Annahme in der G.=V. ungewiß geweſen wäre.
Glektrizitätswerk Eiſenach in Eiſenach. Das Unternehmen hat bei
einem Aktienkapital von 500 000 RM. im Geſchäftsjahr 1925 einen
Roh=
gewinn von 312 405 RM. erzielt. Nach Abzug von 213 752 RM. für
Handlungsunkoſten, Steuern, Abſchreibungen uſw. ergibt ſich ein
Rein=
gewinn von 108 653. RM. Hieraus ſollen 7 Prozent Dividende — 35 000
RM. verteilt, 40 000 RM. an den Erneuerungsfonds, 20 000 RM. an das
Konto für Wohlfahrtseinrichtungen überwieſen, 1666 NM. dem
Auf=
ſichtsrat vergüttet und der Reſt von 6987 RM. vorgetragen werden.
5½ Reichsanleihe
4% Reichsanleihe
3½%
„
3%
Dollar=Schatzanw.
K.=Schatzanw. 23
K.= Schntzanw. 24
4½½ IV undV R.=
Schatz
4½%HI.-IX.
426 D. Schutzgb.
Sparprämienanl.
4% Preuß. Konſ...
3½%
8%
49 Baden alt ..
8½
zöf 1896
48 Bahern ......"
8½½ ..
8-16% Heſſ. unt. 281
8½% ..
48 Württ. alte
b) Sonſtig ",
europäiſch=
5% Bo8. E.B 1914
5% L. Inv. 1914
898
418 1902 .I
4% Bulg. Tab/!
4½% Oſt. Staatsr.
v. 19131
4½½bſt. Schatz. 14
49 Oſt. Goldr.
Larfs, Silberr.
2.2*
4% „einh. R. (kon.
0.41813% Port. (Spz./ III 7.25
5% Rum. am. R.03
4½%m Golb. 13. 7.75
am konv.
475
am.05 4.10
5.80
0.2*1
0.39
0.40
0.42*
0 Türk. Abmt. 03
(Bagd.) I
(Bagb /1I
1011 Boll.
13.15
41 % Ung. St 1918
„ St 1914
Goldr.
St 10
„ Kronr.
22.3
0.37
0.375
38 Eiſ Tor,
Außereuro-
püiſche
5½ Mex am inn
„ auß 99
Gold. 04
kont inn 13.3
3½ Tamaulibas 120
Sachwert=
Schuld=
verſchreibungen
Mit
Zinsberech=
nung
6 % Doll. Gold. 1931
Gold 1935
8% Frk.=ßyp.B.=
Goldpfdbr. R.1.
8% Frkf. Hyp.=Bf.
Reihe 2
5 % Fkſ. Pfandbr. B
Gold Reihe
Em. 3000
22
18.30
18.5
170
20.75
6.26
Frrigat. 31.25
96.2
15
50 Neck. AG. Glb231
8% Pfälz.=Hhp.=Bk.
24
8% Rh.-Syp. 0b.24
5 % Rhein=Main=
Donau. Golb 23
Ohne
Zins=
berechnung
26 Bb.=Bb. 6z 23
% Bdw Kohl. 23
5% Fr. Pf.Bk.G. I
6% Großkr. Mannh.
Kohl. 2:
6‟ Heid. Holzw. 23
6% Heſſ Brk.=Nog.
2e
Roggan 23
6% Mannh. Stabt=
2
Kohl
z0 Offenb. Holz
58 Pfülziſche=Hpp.
Br. Gilo 24
5% Pr. Kaliw.
Pr. Rongenw.
50 Rh. . B. 6b. 24
5% Sächſ. Brk. 23.
5% Roggenw 231
5 % Südd Feſt=B G
Vorkriegs=Hyp.=B.
Pfandbriefe
Bahr Vereinsb.
Bahr. Hanbelsb
Bahr. Hyv. u. Wech
Frkf. Hyp.=Bk.
Frrf. Pfandbr. =Bk.
Hamb. Hyp.=Bk.
Meining Hyp.=Bk.
Pfälz Hhp.=Bk.
Preuß Pf br.=Bk.
Rhein Hhp.=B. .
Sübb Bobenkr.
Württ. Hyp.=B....
100
97.75
79
11.82
2.16
13.23
18
13.5
12.8
2.25
5.3
2.37
12.8
11.175
9.15
9.17
12
9.1
10.15
9.5
10.975l
Staatl. ob. prov,
garantiert
Heft. L.=byp.=B...
Lanbeskr. Caſſel ..
Naſſau. Ldsb. ..
Obligationen v.
Transportanſt.
4% Eliſ.=Bahn ...
4% Galiz. Carl-
Lud.=B
5% Oſt. Sübb (V.
2,6%0 Alte ..
2,6% Neue
420 Oſt. Staatsb. 83
3%Oſt. „ L.b.8.E
8%Oſt. , 9. E.
3%Oſt . 1885
3%Oſt. Erg. Netzl
40 Rud. Silber.
4% Rud Salzkg.)
½% Anat S1
½% Anat. S. II
½% Anat S.III
3% Salon Monaſt.
5% Tehuantepee.
4½%0
Bant=Aktien
Allg. D.=Crevtt 102.5
Bad. Bk
Bt f. Brauind.
Barmer Bankv,
14.5 Ban ohp..Wchl
Berl Handelsgeſ. 115).75
Comm.u Privatb. 1114
125/g Darmſt. u. Nat=Bk.
Deutſche Bank
D. Eff.u Wchſ. =Bt.
D Hyp.=Bk. Meint.
D Vereins=Bk.
Disf.-Geſellſch. . ..
Dresdener Br.....
Frankf. Br. ....."
7.95
7.3
42
85.15
191
13 „75
134.78
4
02
121
11
87
ſe
Frkf. Pfdbr.=Bk.
Gotha Grundkr. Bk.
Metallbank
Mittelb. Crebitb.
Oſterr. Creditanſt.
Pfälz. Hyp.=Bk.
Reichsbank=Ant
Rhein Crebitbk
Rhein=Hyp.=Bk
Sübb. Disc.=Geſ.
Wiener Bankverein
Bergwerfs=Akt.
Berzelius ..."
Bochum. Bergb.
Buverus...."
Dt. Luxemburg. 83
Eſchw. Bergw... . 1147
Gelſenkirch. Bgw. 95.25
Harp Bergb.
Ilſe Bergb.
Genußſchein.
Kali=Aichersleb. 125
Kali Salzdetfurt
Kali. Weſterregln
Klöcknerwerke.
Mannesm.=Röhr
Mansfelder
Oberbedarf
Obſchle Eiſ. (Garo)
Otavi=Ant.
Phönix=Bergb
Rhein Braunk.
Rhein Stahlw. 92
Rombach Hütte
A. Rebeck Montan
Tellus Bgb.
Ver Laurahütte
Induſtrie=Akt.
Eichbaum(Mannh.
Henninger ......!.
Löwenbr.=München!
39
1194.75
109
B8
165
32.2
78.:
86
87.5
2‟
773
134
35.7
93
60
Malnz Aktienbr.
Schöfferhof (Bind.)
Schwarz=Storchen
Werger
Akkum. Berlin..
Adler & Oppenh.
Adlerw (v. Klehe
I.E. G. Stamm.
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Donnerstaa,den 15. April 1926
Nummer 104
Preußiſche Bergwerks= und Hütten=A.=G.
Die Generalverſammlung der preußiſchen Bergwerks= und Hütten=
A.=G. genehmigte in ihrer Sitzung vom Mittwoch den Abſchluß für das
Geſchäftsjahr 1925. Dieſer ergibt einen Bruttoüberſchuß von 19 688 420
Mk. 85 Pfg., der ſich durch den Vortrag aus dem Jahre 1924 auf
21 234 593,44 Mark erhöht. Bei den Wahlen zum Aufſichtsrat wurden
die Herren Berghauptmann a. D. Bennhold, Bergrat Kramer,
Ober=
landforſtmeiſter Dr. Freiher von dem Buſche, Gewerkſchaftsfekretär
Franz, Reichsminiſter a. D. Wiſſel wiedergewählt und anſtelle des
aus=
geſchiedenen Oberfinanzrates Remak Miniſterialrat Wellmann in den
Aufſichtsrat gewählt.
Beſſerung des Arbeitsmarktes. Die Entwicklung des Arbeitsmarkts
in der zweiten Hälfte des März zeigt eine weitere Beſſerung.
Die Zahl der Hauptunterſtützungsempfänger iſt im Geſamtergebnis von
rund 2 056 000 am 15. 3. auf 1942000 am 1. April, d. h. um 3,5 vom
Hundert zurückgegangen. Im einzelnen hat ſich die Zahl der männlichen
Hauptunterſtützungsempfänger von 1 712000 auf 1624000 vermindert,
während bei den weiblichen Hauptunterſtützungsempfängern eine kleine
Zunahme von 315 000 auf 319 000 eingetreten iſt.
Von der Frankfurter Meſſe. Im weiteren Verlauf der Frankfurter
Frühjahrsmeſſe hielt ſich das Geſchäft in ſehr engen Genzen, die ihm
durch die ſchlechten Verhältniſſe geſetzt ſind. In der Textilbranche,
ſo=
wie in Schuh und Leder haben die vorerſt angeknüpften Verbindungen
zu Geſchäftsabſchlüſſen geführt. Es handelt ſich dabei freilich zumeiſt
nur um kleinere Aufträge, da die Einkäufer nur den dringendſten
Be=
darf für die nächſte Zeit eindechen, ſoweit ſie eben die Lage überſchauen
können. Winteraufträge, die früher bereits auf der Frühjahrsmeſſe
er=
teilt wurden, blieben denn auch völlig aus. Es wurde für den Sommer
gekauft. Das Geſchäft in den übrigen Branchen liegt noch ſtiller als
bisher. Ueberall wird große Zurückhaltung geübt. Das Ausland iſt
als Einkäufer diesmal faſt garnicht aufgetreten.
Auflegung der Reichspoſt=Inlandsanleihe. In der geſtern vormittag
ſtattgefundenen Sitzung des Verwaltungsrates der Reichspoſt wurde
unter Vorſitz des Reichsbankpräſidenten Dr. Schacht über die Ausgabe
der Inlandsanleihe der Deutſchen Reichspoſt verhandelt. Es kommt
zu=
nächſt ein Teilbetrag von 70 Millionen des bereits früher vom
Verwal=
tungsrat bewilligten Geſamtkredites in Höhe von 150 Millionen Mark in
Frage. Nach Rückſprache mit den Bankenvertretern werden heute
end=
gültige Beſchlüſſe gefaßt werden. Die Anleihe ſoll durch die Ausgabe
6,5prozentiger Schatzanleihen der Reichspoſt mit einer drei= bis
vierjäh=
rigen Laufzeit aufgebracht werden. Später würde die Anleihe vielleicht
unter Zuziehung ausländiſchen Kapitals in langfriſtige Obligationen
umgewandelt werden können.
Die achtprozentige Anleihe der Stadt Ludwigshafen a. Rh. Die ſeit
einiger Zeit im Gange befindlichen Verhandlungen wegen Begebung
einer achtprozentigen Anleihe der Stadt Ludwigshafen ſind geſtern
vor=
mittag zum Abſchluſſe gelangt. Ein unter Führung der Rheiniſchen
Kreditbank ſtehendes Konſortium badiſch=pfälziſcher Banken, dem auch
das Bankhaus J. Dreyfus u. Co. in Frankfurt a. M. angehört, hat die
Anleihe im Betrage von 4 Millionen Reichsmark feſt übernommen. Der
ſofort beginnende Verkauf erfolgt zu 94,5 Prozent.
Internationale Mercan. .. Marine Co., New York. Obwohl der
Präſident der Geſellſchaft P. Franklin vor kurzem die Meldung
demen=
tierte, daß engliſche Intereſſenten die Geſellſchaft zu übernehmen
beab=
ſichtigen, zeichnen ſich die Aktien der International Mercantile Marine
Co. an der New Yorker Fondsbörſe durch außerordentliche Feſtigkeit und
Kursſteigerungen aus. Man nimmt daher an, daß trotz des Dementis
Verhandlungen geführt werden, über die zurzeit noch ſtrenges
Still=
ſchweigen gewahrt wird. Die geſamten Aktiven der Geſellſchaft, die mit
einem A.=K. von 120 Mill. Dollar arbeitet, belaufen ſich auf 233 Mill.
Dollar.
Produktenberichte.
Frankfurter Produktenbericht vom 14. April. Das inländiſche
An=
gebot in Weizen hat faſt vollkommen aufgehört, und da auch die
Welt=
hauſſe in Weizen weitere beträchtliche Foriſchritte gemacht hat, wurden
heute auf dem hieſigen Produktenmarkt bei ſtarker Nachfrage wieder
recht erhebliche Preisſteigerungen erzielt. Prompte Ware iſt nur ſehr
ſchwer und mit einem weiteren Aufgeld zu haben, während für ſpätere
Termine beſonders die zweite Hand etwas offeriert. Auch für Mehl
wurden entſprechende Preisſteigerungen durchzudrücken verſucht, doch
be=
gegnete dieſer Verſuch größerem Widerſtand. Weizen 29,50—30; Roggen
19,75—20,25; Sommergerſte für Brauzwecke 22,50—24,50; inländiſcher
Hafer 22,50—23,50; Mais gelb 18,50—19; Weizenmehl 41,50—42,50;
Roggenmehl 29—29,50; Weizenkleie 10,25—10,50; Roggenkleie 11,25 bis
11,50.
Berliner Produktenbericht vom 14. April 1926. Die Berliner
Pro=
duktenbörſe ſteht weiter im Zeichen ſehr geringfügiger Geſchäftstätigkeit,
da im Lande das Angebot ſehr klein bleibt, die an und für ſich ſchon
im Aufſtieg befindlichen Weizenpreiſe erfuhren heute inſofern eine
kräf=
tige Höherbewertung, als Amerika bis 4 Cent erhöhte Notierungen
ge=
meldet hatte und in Uebereinſtimmung hiermit auf die eif=Forderungen
anzogen. Lokoware ſtellte ſich etwa 3—4 Mark. Terminware 3 Mark
höher. Im Anſchluſſe an die Aufwärtsbewegung in Weizen ſtellte ſich
auch der Roggen feſter. Mai=Lieferung war zwar verſtärkt angeboten,
wurde aber von einer Seite, die man mit den Preisſtützungsbeſtrebungen
in Zuſammenhang bringt, zu erhöhten Preiſen aufgenommen.
Liefe=
rung 2—2,5 Mark höher. Gerſte feſt. Hafer ſtetiger. Mehl erneut hoch
gefordert, aber nur vereinzelt umgeſetzt. Futtermittel und Oelſaaten
gut behauptet.
Viehmärkte.
Berliner Viehmarkt vom 14. April. Der Antrieb beſtand heute aus
507 Ochſen, 487 Kühe, 1098 Färſen und Kühen, 4000 Kälber, 5633 Schafe,
10 284 Schweine, 60 Ziegen und 366 Schweinen aus dem Auslande.
Be=
zahlt wurde per 50 Kilo Lebendgewicht: Ochſen Klaſſe a) 52—55; b) 47
bis 50; c) 42—45: d) 37—40; Bullen Klaſſe a) 50—52: b) 46—48:
c) 42—45; Färſen und Kühe Klaſſe a) 50—53; b) 40—45: c) 32—38;
d) 25—30; e) 2—23; Freſſer 36—42; Kälber Klaſſe b) 82—88; c) 70 bis
80; d) 50—65; e) 40—48; Stallmaſtſchafe Klaſſe a) 50—55; b) 42—48;
c) 30—38; Schweine Klaſſe a) geſtrichen; b) 76—77: c) 74—77: d) 73 bis
74; e) 70—72. Sauen 60—72. Ziegen 2—25. — Marktverlauf: Be=
Rindern und Kälbern ziemlich glatt, bei Schafen und Schweinen ruhig.
Vom 11. bis 13. Mai iſt Maſtviehausſtellung. Anmeldetermin ſpäteſtens
24. April. Am 12. Mai wie gewöhnlich Viehmarkt.
Amerikaniſche Kabelnachrichten.
* New York, 14. April.
Weizen: Da erhöhte Liverpooler Notierungen vorlagen und die
aus=
ländiſche Lokonachfrage ſtark hervortrat, auch Froſtbefürchtungen aus
dem weſtlichen Winterweizengürtel gemeldet wurden, begann der Markt
in feſter Verfaſſung. Auf dem erhöhten Niveau wurden jedoch
Glatt=
ſtellungen und Liquidationen vorgenommen, ſo daß die anfänglichen
Avancen, mit Ausnahme des Maitermins, wieder verloren gingen und
die Termine ſogar noch etwas nachgaben.
Mais: Anfangs verurſachten ungünſtige Witterungsmeldungen und
kleinere Ankünfte eine Befeſtigung. Später trat auf Liquidationen eine
Abſchwächung ein.
Hafer: Im Gegenſatz zu Weizen und Mais verkehrte der Markt in
feſter Haltung.
Baumwolle. Der Markt begann in feſter Haltung auf hauſſegünſtige
Verbrauchsberichte aus Amerika. Später trat indes eine Abſchwächung
ein, ſodaß die Termine 3—5 Punkte nachgaben.
Kaffee. Größere Nachfrage des hieſigen Handels und höhere
braſi=
lianiſche Preiſe führten zuerſt zu einer weiteren Aufwärtsbewegung.
Dann traten Glattſtellungen ein und auf ermäßigte Braſilforderungen
ſetzte ſich eine Abſchvächung durch.
Zucker. Deckungskäufe der Baiſſiers und Meldungen von
Arbeiter=
wirren auf Kuba verurſachten eine Erholung des Marktes bei
Kurs=
avancen von einigen Punkten.
Kakao. Da die Fabriken heute beſſere Kaufluſt zeigten, konnte ſich
der Markt befeſtigen.
Kleine Wirtſchaftsnachrichten.
Im Monat März 1926 ſind in den deutſchen Münzſtätten geprägt
worden: 1800 102 RM. Einmarkſtücke, 15 768 846 RM. Zweimarkſtücke,
157 267,75 RM. Fünfpfennigſtücke, 755 087,90 RM. Zehnpfennigſtücke.
Von den übrigen Münzſorten fanden weder in Silbermünzen, noch in
Pfennigſtücken Prägungen ſtatt.
Die zurzeit in Berlin weilende mexikaniſche Studiengeſellſchaft
ſtat=
tete den Siemenswerken in Berlin=Siemensſtadt einen Beſuch ab.
Im Berliner Sportpalaſt wurde geſtern die 15. allgemeine deutſche
Gaſtwirtsmeſſe, verbunden mit einer Reichshotelmeſſe, eröffnet.
Die Auguſt Thyſſen=Hütte erklärt auf Anfrage, daß die verbreiteten
Gerüchte, wonach durch den Tod von Auguſt Thyſſen in der Bildung
des Montantruſtes Schwierigkeiten entſtanden ſeien, gänzlich
unbe=
gründet ſeien.
Eine größere Anzahl von Baſalt= und Hartſteinbruchbeſitzern aus
Heſſen=Naſſau, Waldeck und Weſtfalen hat ſich in Kaſſel zu einem
Wirt=
ſchaftsverband der Hartſteininduſtrie zuſammengeſchloſſen.
Frankreich, Belgien und Luxemburg haben nach einer Brüſſeler
Meldung ein Zollabkommen unterzeichnet. Dieſes Abkommen ſoll
ins=
beſondere der neuen Lage Rechnung tragen, die ſich aus der 30
prozenti=
gen Erhöhung des franzöſiſchen Zolltarifs ergeben hat.
Die Abſchwächung am amerikaniſchen Seidenmarkt macht weitere
Fortſchritte. Abſchlüſſe kommen in der Hauptſache nur zuſtande, wenn
Preiskonzeſſionen bewilligt werden.
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Zeilhard, den 12. April 1926.
Heſſ. Bürgermeiſterei Zeilhard.
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Am Freitag, den 16. April 1926,
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(Schluß.)
Der Stationsvorſteher nimmt noch den Fahrbericht des
Zug=
führers enigegen, die Bremſen werden angelegt und geöffnet,
der alte Weiß, der den Zug durchführen ſou, hat die neue
Ma=
ſchine ſchon beſtiegen.
„Die Ausfahrt iſt frei! Sie können los, Herr
Regierungs=
baumeiſter! Na, viel Glück!”
„Danke! Wird ſchon gehen! Na, denn in Gottes Namen
los!”
Becker ſpringt auf die Maſchine; der Vorſteher bebt den
Signalſtock, die Schiebemaſchine gibt Signal, der Vorſpann
ant=
wortet und die Schiebemaſchine fangt an, den Zug langſam aus
der Station zu drücken. Sowie der Zug im Rollen iſt, öffnet
Weiß den Regulator ſeiner Maſchine und nimmt der
Schiebe=
maſchine Wagen für Wagen ab.
Mit mächtigem Puſten fördern die beiden Maſchinen den
Z 57 die Steigung hinauf. Ein Pfiff der Schiebemaſchine, Weiß
antwortet mit der Signalpfeife, der Brechpunkt der Steigung iſt
erreicht, die Schiebemaſchine bleibt ſtehen und fährt zurück.
„Nun können wir lospflaſtern! Herr Baumeiſter! Jetzt
kommen 5 Kilometer faſt gerade Strecke mit ein wenig Gefälle.
Da kann man ſchon was ristieren!“
„Was haben Sie denn für normale Fahrzeit für dieſe Strecke,
Weiß?”
„Viereinhalb Minuten, Herr Baumeiſter! Aber ine ſtarke
Minute können wir da ſchon herausholen!“
„Und dann?”
„Gibt’s wieder Steigung und Kurven; da iſt nichts zu
machen!“
„Na, die Minute macht’s Kraut auch noch nicht fett!” brummt
Becker übelgelaunt.
In drei Minuten wird die Gerade durchflogen; ſchon beginnt
Weiß langſam zu bremſen.
„Herrgott, Weiß! Wozu bremſen? Laſſen Sie doch laufen!”
„Ich kann nicht, Herr Baumeiſter! Jetzt kommt die ſcharfe
8=Kurve, da komme ich ſo nicht durch!”
„Ach was! Mit 60 wird’s bei dem Radius ſchon noch
gehen!”
„Vorſchrift iſt 40!” brummt Weiß. Er gehorcht aber und
umklammert mit feſter Hand den Ventilhebel der
Druckluft=
bremſe.
Donnerstag, den 15. Aprul 1926
Geite 15
Der Zug läuft in die Kurve ein; kreiſchend reiben ſich die
Spurkränze der Räder an den Schienen, die Maſchine fängt an
zu wanken.
„Bremſen! Weiß! Bremſen! Es geht doch nicht!
Mit ironiſchem Lächeln beobachtet Weiß den nunmehr
ängſt=
lich gewordenen Regierungsbaumeiſter; er hat längſt leiſe und
unmerklich die Bremſe angelegt. Der Zug fährt wieder ruhiger.
Langſam läuft der Zug in die letzte Station vor D’dorf ein;
dann kommt das große Gefälle.
„Herr Vorſteher! Bitte ſobald als möglich abfahren zu
laſſen!“
„Gewiß! Herr Regierungsbaumeiſter! Aber Sie können
noch nicht raus. Die Ausfahrt iſt noch zu. Erſt muß der
Güter=
zug noch herein.”
„Herrgott! Wie lange kann denn das noch dauern?”
„Ja, ich weiß nicht! Er müßte eigentlich ſchon
fahrplan=
mäßig den letzten Block überfahren haben. Aber es iſt noch nichts
ſignaliſiert.”
„Alſo hat er Verſpätung!”
„Vermutlich! Wird wohl wieder ſchwer geladen haben und
dazu die lange Steigung!”
Niedergeſchlagen kontrollierte Becker ſeine Zeitnotizen. Die
paar Minuten, die eingeſpart werden konnten, gehen nun hier
wieder verloren.
Endlich hört man den Güterzug die Steigung heraufkeuchen.
Es dauert noch eine ganze Weile, bis der letzte Wagen des
endloſen Zuges das Einfahrtsſignal paſſiert hat. Nervos läuft
Becker auf dem Perron auf und ab.
Endlich Abfahrt!
„Nun Weiß! Jetzt gilt’s! Nun aber los, was die
Ma=
ſchine laufen kann!“
„Ja, n Stücksgen wird das ja wohl gehen, aber nicht lange.
Sonſt fliegen wir in der Kurve raus!”
„Ach was! Sie ſind zu ängſtlich! Ich weiß auch, wie
ge=
fahren wird. Wiſſen Sie was, ich übernehme den Regulator
ſelbſt.”
„Wie Sie wollen, Herr Baumeiſter!” ſagt Weiß und tritt
zu=
rück. Becker übernimmt den Regulator und läßt den Zug mit
offener Bremſe laufen. Immer ſchneller geht die Fahrt. Becker
blickt vergnügt auf den Kilometerzeiger: 80 Kilometer, 85
Kilo=
meter — 90 Kilometer!“
„Na, noch ein bißchen mehr, dann werden wir’s ſchon
ſchaffen!“
„Herr Baumeiſter! Setzen Sie die Bremſe ein! Sie
kön=
nen den Zug nicht mehr halten!“
„Ach wol. Laſſen Sie nur!”
Immer ſchneller geht die Fahrt! 100 Kilometer — 105
Kilo=
meter!!!! Immer noch ſteigert ſich die Geſchwindigkeit! Da
wird es Becker ſelbſt unheimlich und langſam ſetzt er die
Bremſe ein. Aber was iſt das!! —
Der Zug ſauſt fort als wie vom Teufel gejagt, auf eine
Entfernung von kaum mehr als einen halben Kilometer wird
die gefährliche Einfahrtskurve ſichtbar.
Da kann ſich Weiß nicht mehr halten. Er ſpringt zu und
reißt dem Baumeiſter den Bremshebel aus der Hand. Durch
wiederholtes kräftiges Einſetzen ſucht er die Geſchwindigkeit zu
mindern. Die Räder ſchleifen mit ohrenzerreißendem Kreiſchen
an den Bremsklötzen und auf den Schienen, die Funken ſtieben
von den Rädern und vom Geleiſe — aber ſchon iſt der Zug
in der Kurve!”
Die Maſchine bäumt ſich auf wie ein wütendes Pferd!. Da
ein betäubendes Gepolter, Kreiſchen, Raſſeln, als wie wenn
ſchwere Ketten aneinanderklirren — die Maſchine iſt aus dem
Geleife! Noch einige 30 Meter holpert ſie über die Schwellen,
den Zug nach ſich reißend, dann ein Wanken, und mit
donnern=
dem Getöſe ſtürzt die Maſchine ſeitlich um, der Tender ſtellt
ſich quer, hinter ihm türmen ſich umgeſtürzte Wagen.
Mit halben Leibe unter dem umgeſtürzten Tender begraben
liegt Weiß mit gebrochenem Rückgrat, regungslos. Dicht bei
ihm auf der Strecke der bewußtloſe Regierungsbaumeiſter. Vor
der Gruppe ſteht mit ſchlotternden Knien der Heizer, der noch
rechtzeitig abſpringen konnte, unfähig, einen Laut
hervorzu=
bringen.
Minutenlang Totenſtille!
Dann auf einmal laute Schreckensrufe, Aechzen und
Stöh=
nen wie von Verwundeten, aus der Ferne die erregten Laute
der heraneilenden Stationsbeamten.
Der Vorſteher eilt mit langen Schritten auf den immer noch
regungslos liegenden Weiß zu, der eben die Augen öffnet und
mit leerem Blick um ſich ſieht. Der nahe Tod hat in das
wetterharte Antlitz ſchon ſeine ſichtbaren Spuren gegraben.
„Aber um Gotteswillen, Weiß! Wie ging denn das zu?
Wie konnte das geſchehen?! Sie, unſer älteſter, zuverläſſigſter
Führer! Sie, der in ſeiner langen Dienſtzeit nie einen Unfall
hatte! Mein Gott! Weiß! Wie kommen Sie dazu?!”
Mit dankbarem Lächeln über dieſe letzte Anerkennung
drückt der Alte ſchwach die Hand des Vorſtehers. Dann weiſt er
mit matter Bewegung auf den regungslos neben ihm liegenden
Regierungsbaumeiſter; kaum hörbar flüſtert er: „Der Herr
Miniſter wünſcht!” und — ſtirbt!
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Seite 16
Donnerstag, den 15. April 1926
Nummer 104
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