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 Heſſiſche Neueſte Nachrichten 
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt 
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort 
Nachdruck ſämtlicher mit X verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſtattet. 
Nummer 101 
Montag, den 12. April 1926. 
189. Jahrgang
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(t Dollar — 420 Marl. — Im Falle höherer 
Gewalt, wie Krieg, Aufruhr, Streik uſw., erliſcht 
ſede Verpſichtung auf Erfüllung der 
            Anzeigen=
uſträge und Teiſſ ung von Schadenerſatz. Bel 
Kenkurs oder gerichtlicher Beitreibung fällt ſeder 
Rabatt weg. Bankonto: Deutſche Bank und 
            Darm=
ſtiüdter 8 Nationalbonk
 Der franzöſiſche Staatshaushalt für 
1940 vor dem Senat. 
EP. Paris, 11. April. 
Der Berichterſtatter der Finanzkommiſſion des Senats, 
Shéron, hat heute im Senat den Bericht über das Budget für 
1926 eingereicht. Er ſchlägt vor, daß die Ausgaben für die 
autonome Geſtaltung des Poſtweſens, die durch die Anleihen 
gedeckt werden ſollten, ins ordentliche Budget aufgenommen 
            wer=
den. Der Berichterſtatter teilte mit, daß von 100 Franken 
            Steu=
ern, die der Franzoſe bezahle, 58,50 für die Verzinſung der 
Staatsſchuld verwendet wurden, 17,20 für Verteidigungszwecke 
und nur 23,30 Franken für die ziilen Ausgaben. Der Bericht 
kommt zu dem Schluß, daß das Budget dieſes Jahr ins 
            Gleich=
gewicht komme, vorausgeſetzt, daß die nationalen 
            Verteidigungs=
ſcheine und die Schatzſcheine regelmäßig erneuert werden. 
(Allein für den Verfalltag vom 3. Mai ſind jedoch bekanntlich 
üiber 3 Milliarden Franken Verteidigungsſcheine zur Auslöſung 
angemeldet.) Das Ziel, das unentwegt verfolgt werden müſſe, 
beſtehe in dem Grundſatz, daß keine einzige Banknote mehr 
            aus=
gegeben werden dürfe. Das Heil der franzöſiſchen Finanzen 
hänge von der Einhaltung dieſer Deviſe ab. 
Die Schulden Frankreichs an Amerika. 
EP. Waſhington, 11. April. 
Im Staatsdepartement dementiert man die in Frankreich 
verbreiteten Meldungen, daß ein prinzipielles Abkommen in der 
Schuldenfrage zwiſchen Frankreich und Amerika bereits zuſtande 
gekommen ſei. Man könne höchſteus davon ſprechen, daß eine 
Verhandlungsbaſis gefunden ſei. Im übrigen hätten offizielle 
Unterredungen in den letzten Tagen nicht ſtattgefünden. Ein 
Abkommen ſei auch erſt dann möglich, wenn das Abkominen 
Mellon-Volpi ratifiziert ſein werde. Dieſe Ratifizierung ſei 
jetzt aber fraglicher als je, insbeſondere, weil ſich zahlreiche 
            Sena=
toren durch die Kampagne des Kuklux=Klan gegen den 
            Fascis=
mus beeinfluſſen laſſen. 
Zuſammentritt der Abrüſtungskonferenz. 
Die „Chicago Tribune” berichtet von nicht offiziellen 
            Ver=
handlungen zwiſchen verſchiedenen europäiſchen. Mächten wegen 
einer nochmaligen Vertagung der Abrüſtungskonferenz, die am 
18. Mai unter den Auſpizien des Völkerbunds in Genf beginnen 
ſoll. Dieſe Verhandlungen ſeien durch die jüngſte Erklärung 
Tſchitſcherins veranlaßt, daß Rußland ſich nicht an einer, auf 
ſchweizeriſchem Boden ſtattfindenden Konferenz beteiligen würde. 
Die Meinungsaustauſche zwiſchen einigen an Rußland 
            grenzen=
den Staaten wieſen darauf hin, daß keine von ihnen ſich mit der 
Herabſetzung der Rüſtungen einverſtanden erklären würde, 
            ſo=
lange nicht auch die Sowjetregierung in die Herabſetzung der 
Stärke der ruſſiſchen Armee einwilligen würde. Polen, die 
            Tſche=
choſlowakei und Rumänien ſeien beſonders daran intereſſiert. 
und Frankreich werde durch ſeine Beziehungen zur kleinen 
            En=
tente ebenfalls unmittelbar berührt, doch beabſichtigten dieſe 
            Re=
gierungen nicht, dem Völkerbund offiziell eine nochmalige 
            Ver=
tagung vorzuſchlagen, beſonders wegen der Stellungnahme der 
offiziellen amerikaniſchen Kreiſe zu dieſer Frage. 
Rußland lehnt die Einladung des Völkerbundes ab. 
Tſchitſcherin beantwortete die letzte Note des Völkerbundes, 
mit welcher Sowjetrußland zur Teilnahme an der bevorſtehenden 
Abrüſtungskonferenz in Genf eingeladen wurde, und lehnte eine 
Beteiligung mit der Begründung ab, daß es der Moskauer 
            Re=
gierung vor Beilegung des Konfliktes mit der Schweiz infolge der 
ſtarren Haltung des ſchweizeriſchen Bundesrates unmöglich ſei, 
an einer Konferenz auf ſchweizeriſchem Boden teilzunehmen. 
Um die Durchführung des Dawesplanes. 
New York, 11. April. 
Der Bericht der amerikaniſchen Sektion der Internationalen 
Handelskammer in Paris über die Wirtſchaftslage in 
            Deutſch=
land und die Möglichkeit einer Durchführung des Dawesplanes 
wird hier jetzt in allen Einzelheiten bekannt, ſo daß die 
            ameri=
kaniſche Preſſe in der Lage iſt, eingehend zu dieſer intereſſanten 
Abhandlung Siellung zu nehmen. In dem Bericht wird betont, 
daß Amerika als größter Kreditgeber Deutſchlands ein 
            beſon=
ders großes Intereſſe an der Entwicklung der deutſchen 
            Wirt=
ſchaft habe. Mit amerikaniſcher Gründlichkeit wird deshalb ein 
genaues Bild des deutſchen Außenhandels und der deutſchen 
Finanzwirtſchaft gegeben. Die bedeutendſten Stellen in der 
            Ab=
handlung ſind wohl jene, die ſich mit der deutſchen 
            Zahlungs=
fähigkeit und dem Transferproblem beſchäftigen. Wie ſchon von 
anderen amerikaniſchen Stellen, wird auch in dieſem Bericht die 
Frage aufgeworfen, ob der Prioritätsanſpruch, den Deutſchlands 
Gläubiger auf die Reparationszahlungen beſitzen, ewa auch 
gegenüber privaten Kapitalinveſtierungen des Auslandes in 
Deutſchland erhoben werden darf. Die Annuität des zweiten 
Jahres wird in dieſem Bericht als Höchſtleiſtung Deutſchlands 
erklärt, ſodaß Zahlungen in größerer Höhe künftig kaum erfolgen 
könnten. Die Zeitungskommentare greifen namentlich zwei 
            Be=
richtspunkte heraus: Erſtens die Frage, ob wirklich die jetzige 
Jahresleiſtung von 300 Millionen Dollar, die Höchſtſumme 
            dar=
ſtelle, die Deutſchland zahlen könne; zweitens ob bei Herabſetzung 
der Jahreszahlungen der Amortiſations= und Zinſendienſt für 
private amerikaniſche Anleihen eine Vorzugsſtellung bei der 
Transferierung von den Reparationszahlungen erhalten würde 
bzw. ob die Anleihen überhaupt noch als ſicher betrachtet werden 
können. Die Grundtendenz aller Kommentare geht dahin, daß 
für ein Endurteil über die Zahlungshöhe die Zeit noch nicht 
            ge=
kommen ſei. Die „Times” nennen das Zahlenmaterial nicht 
überzeugend. Sie geben zwar zu, daß vielleicht die Endſunume 
ermäßigt werden müſſe, doch zu dieſem Zweck ſei ja gerade der 
Dawesplan und der Generalagent geſchaffen werden. Das 
„Journal of Commerce” ſchreibt: Es muß feſtgeſtellt werden, 
daß Europa und die Welt immer mehr ſich mit der Tatſache 
            ver=
ſöhnen, daß letzten Endes die Reparationen in den Beträgen, 
wie man ſie zunächſt beabſichtigte, mehr oder weniger mythiſch 
bleiben werden.
 Vom Tage. 
Der päpſtliche Nuntius Pacelli iſt aus Berlin im Vatikan 
eingetroffen und hatte Beſprechungen mit dem Papſt. 
Wie der Havas=Agentur aus Liſſabon berichtet wird, wird 
der frühere portugieſiſche Geſandte in Berlin da Voiga Simcos, 
der jüngſt zum Geſandten in Wien ernannt wurde, einer 
            Verſchwö=
rung gegen die Regierung beſchuldigt. Er wird zur Dispoſition geſtellt. 
Das Luftſchiff „Norge” iſt um 16 Uhr 20 Min. auf dem 
            Flug=
felde Pulham angekommen. Infolge des heftigen Windes konnte es 
aber erſt um 17 Uhr 50 Min. landen. Die Landung ging ohne 
            Zwiſchen=
fall vonſtatten. Die „Norge” wird heute Montag ihre Reiſe nach Oslo 
fortſetzen. 
Das Kriegsſchiff „Cadour” mit Miniſterpräſident Muſſolini an 
Bord iſt geſtern vormittags 7 Uhr im Hafen von Tripolis vor 
Anker gegangen. 
Samstag nachmittag hat der Börſenvorſtand von Paris 100 
            Aus=
länder, die an der Börſe verkehren nach ihren Zulaſſungskarten 
            be=
fragt. Vierzehn Perſonen, vor allem Griechen, Armenier, Ruſſen und 
Rumänen, die nicht über die erforderlichen Papiere verfügten, wurden 
mit Geldſtrafen belegt. 
Laut „Obſerver” werden die franzöſiſch=engliſchen 
            Schul=
denverhandlungen am 19. April beginnen. 
Painlevé hatte geſtern vormittag eine Unterredung mit dem 
            ſpani=
ſchen Delegierten an den bevorſtehenden 
            Friedensverhandlun=
gen mit den Rifkabylen, Lohez Olivan, an der auch der 
            fran=
zöſiſche Delegierte Simon teilnahm. Es wurde beſchloſſen, daß zwei 
der franzöſiſchen Delegierten am Dienstag früh 10 Uhr gemeinſam mit 
Olivan nach Madrid abreiſen ſollen, um von dort nach Rückſprache mit 
der ſpaniſchen Regierung ſich nach Udida zu begeben. Der dritte 
            franzö=
ſiſch= Delegierte wird direkt dorthin reiſen.
 Der Staatsſtreich in Peking. 
Zerwürfnis zwiſchen Wupeifu und Tſchangtſolin. — Wupeifu ſoll 
die neue Regierung bilden. — Der frühere Präſident Tſao=Kun 
freigelaſſen. 
* Peking, 11. April. (Prip.=Tel.) 
Durch die Verhaftung des Reichsverweſers Tuan=Tſchi=Yui 
und die Befreiung des ſeit dem Herbſt 1924 gefangen gehaltenen 
früheren Präſidenten Tſao=Kun iſt in Peking eine völlig neue 
Lage entſtanden. Der Umſturz, der in den frühen Morgenſtunden 
des Samstag faſt unbemerkt von der Bevölkerung vor ſich ging, 
macht Wupeifu, der von den Führern der Nationalarmee 
            aufge=
fordert worden iſt, nach Peking zu kommen, zum Herrn der Lage. 
In Peking erwartet man, daß Wupeifu ſofort nach ſeinem 
            Ein=
treffen in der Hauptſtadt die neue Regierung bilden wird. Die 
Ausſichten eines Kabinetts Wupeifu werden bei dem großen 
            Ein=
fluß, den der General in China beſitzt, nicht ungünſtig beurteilt. 
Man erwartet von ihm die Wiederherſtellung geordneter Zuſtände 
im Lande. Es iſt anzunehmen, daß Wupeifu eine neue 
            Präſident=
ſchaft Tſao=Kun unter dem Schutz der verbündeten Armeen 
            pro=
klamieren wird. Soweit ſich die Situation im Augenblick 
            über=
ſehen läßt, muß ſchon in den nächſten Tagen mit neuen Kämpfen 
gerechnet werden. Zweifellos wird Tſchangtſolin, der bisherige 
Verbündete Wupeifus, nachdem er ſeine Truppen dicht an die 
Hauptſtadt herangezogen hat, nicht kampflos nachgeben. 
            Voraus=
geſetzt, daß ihm genügend Streitkräfte zur Verfügung ſtehen, wird 
er zum Angriff gegen die unter dem Oberkommando Wupeifus 
ſtehenden Armeen übergehen. Von dem Ausgang dieſes Kampfes 
wird die weitere Entwicklung abhängen. 
Ueber die Vorgänge des Samstagvormittag werden jetzt 
nähere Einzelheiten bekannt. Am frühen Morgen erſchienen 
            Be=
auftragte des Generals Lutſchunglin, des Führers der 
            National=
armee beim Reichsverweſer und teilten ihm mit, daß ſich der 
General dem Kommando Wupeifus unterſtellt habe und daß 
Chang=Chi=Chiang dieſen Schritt gutheiße. Als Grund für das 
Vorgehen wurde die wachſende Unzufriedenheit mit Tuan=Tſchi= 
Yui angegeben. Die Vorbereitungen für den Umſturz waren 
ſchon am Abend vorher in größter Heimlichkeit getroffen worden. 
Die Tore der Stadt waren geſchloſſen, alle Telephonverbindungen 
abgeſchnitten worden. Als Tuan=Tſchi=Yui Samstag früh ſeinen 
Palaſt verlaſſen wollte, fand er die Reſidenz von Truppen 
            um=
zingelt. Seine Leibwache hatte ſich kampflos ergeben. Sie iſt 
in Uniformen der Nationaltruppen geſteckt worden und wird als 
neue gemiſchte Brigade im Verbande der Nationalarmee geführt. 
Eine Proklamation, die von der Pekinger Nationalregierung durch 
Maueranſchläge in der Stadt verbreitet wurde, gibt an, daß 
Tuan=Tſchi=Yui gefangen geſetzt worden ſei, weil er ſeit ſeiner 
Amtsübernahme das chineſiſche Volk immer mehr ins Unheil 
            ge=
ſtürzt hätte. Es wird ihm vorgeworfen, das 
            Goldfrankenabkom=
men ohne Billigung der Nation unterzeichnet zu haben. Ferner 
macht man ihn für die Niedermetzelung der Studenten 
            verant=
wortlich, die vor einiger Zeit vor dem Präſidentſchaftsgebäude 
demonſtrierten. 
Die Vermutungen, die man an das immer langſamer 
            wer=
dende Vorrücken der verbündeten Generale Tſchangtſolin und 
Wupeifu knüpfte haben ſich alſo beſtätigt. Die Verbindung 
            zwi=
ſchen beiden Heerführern war in der letzten Zeit immer lockerer 
geworden. Die Gegenſätze hatten ſich ſchließlich ſoweit verſchärft, 
daß Wupeifu mit dem Oberbefehlshaber der Nationaltruppen 
Lutſchunglin in Sonderverhandlungen eintrat, ohne Tſchangtſolin 
darüber zu unterrichten. Nachdem Tſchangtſolin geſtern zu einem 
neuen Vorſtoß gegen Peking Befehl gegeben hatte, iſt dann wohl 
die Einigung zwiſchen Wupeifu und der Pekinger Nationalarmee 
zuſtande gekommen. 
Ein mißglückter Putſchverſuch in Liſſabon. 
EP. London, 11. April. 
Nach einer Meldung aus Liſſabon kam es dort zu einem 
Putſchverſuch. In der Nacht auf Freitag verſuchten die der 
Radikalen Partei angehörenden Aufſtändiſchen, die Feſtung San 
Joſé zu überraſchen, die republikaniſche Garniſon zu entwaffnen 
und dann auf den Palaſt zu marſchieren. Nachdem mehrere 
            Bom=
ben geworfen und zahlreiche Schüſſe gefallen waren, gelang es 
der Regierung, den Aufſtand im Keime zu erſticken. 
Nach 3 Uhr morgens war der Aufſtand niedergeſchlagen. Die 
dazu erforderlichen Maßnahmen wurden vom 
            Miniſterpräſiden=
ten und vom Kriegsminiſter perſönlich geleitet.
 Der offene Sachſenkonflikt 
der G.B.D. 
Von unſerem ſtändigen Mitarbeiter. 
Dresden, April 1926. 
Die Sozialdemokratie befindet ſich in einer bösartigen 
            Dauer=
kriſe, die in den vergangenen beiden Jahren zwar ſchon mehrere 
Male gelöſt und überwunden zu ſein ſchien, die aber wie ein 
Moorbrand unter der Oberfläche ſchwelend ſich hartnäckig am 
Leben zu erhalten wußte und die gerabe jetzt wieder in weithin 
ſichtbaren Flammen emporzüngelt. Brandherd iſt Sachſen, auf 
dem es wie harte Schickſalsmiſſion laſtet, alle Experimente, 
            Ver=
irrungen und Ausſchreitungen, alle inneren Fehden des 
            Links=
radikalismus mit ihren verheerenden geſamtpolitiſchen 
            Auswir=
kungen zuerſt und am nachhaltigſten unter den deutſchen 
            Glied=
ſtaaten tragen zu müſſen. Die äußeren Vorgänge des ewig hin= 
und herwogenden innerſozialiſtiſchen Kampfes ſind bis auf die 
letzten Phaſen auch über Sachſens Grenzen hinaus zu bekannt, 
als daß darauf näher eingegangen zu werden brauchte. Nur 
            ſo=
viel ſei in Erinnerung gerufen, daß der Zwiſt unmittelbar nach 
Abſetzung der Zeigner=Regierung begann. Beinahe ein Dutzend 
Angriffe der Radikalen auf den Beſtand des ſächſiſchen 
            Land=
tags ſind ſeitdem von der herrſchenden Koalition abgewieſen 
worden, und jeder abgewieſene Anſchlag hat das Mißverhältnis 
der ſtreitenden ſozialiſtiſchen Parteiteile vertieft. Auf dem Heidel, 
berger Parteitag glaubte die Reichsparteileitung den Stein der 
Weiſen gefunden zu haben, indem ſie einen Parteibeſchluß 
            durch=
ſetzte, nach dem die Auflöſung des ſächſiſchen Landtags vom 
            Ein=
tritt der politiſchen Notwendigleiten und vom Urteil des 
            ſozia=
liſtiſchen Reichsparteivorſtandes, der ſächſiſchen 
            Landespartei=
leitung und der ſächſiſchen Landtagsfraktion abhängig gemacht 
werden ſollte. Der Landesparteitag der ſächſiſchen 
            Sozialdemo=
kratie Ende Januar dieſes Jahres brachte die intereſſante 
            Ueber=
raſchung, daß es dem radikalen Flügel gelungen zu ſein ſchien, 
die gemäßigten Genoſſen zu übertölpeln. Er endete mit einer auch 
von der Mehrheit der Geſamtfraktion gebilligten Entſchließung, 
dem Landtag ein Bukett ſozialer Anträge vorzulegen, deren 
            Ab=
lehnung automatiſch die Stellung eines von Gemäßigten und 
Radikalen gleichermaßen unterſtützten gemeinſamen 
            Auflöſungs=
antrags nach ſich ziehen ſollte. Obwohl nach der Behauptung der 
radikalen 17, die gemäßigten 23 Mitglieder der 
            ſozialdemokrati=
ſchen Landtagsfraktion ſich zur Durchbringung der auf 
            außer=
etatsmäßige Unterſtützung der Erwerbsloſen und in Not 
            Gerate=
nen abzielenden Anträge ehrenwörtlich verpflichtet hatten, 
            wur=
den die Anträge in den Ausſchüſſen und im Plenum mit Hilfe 
der Koalitionsgenoſſen ebenſo verworfen, wie der ſich daran 
            an=
ſchließende Antrag auf Landtagsauflöſung, den die Radikalen 
von ſich aus einbrachten. Die Wirkung dieſer mißlungenen 
Kraftprobe zwiſchen Radikalismus und gemäßigter Auffaſſung 
innerhalb der ſächſiſchen Sozialdemokratie war eine ganz 
            außer=
gewöhnliche. Der letzte mühſam aufrecht erhaltene Reſt von 
Partei=Einigkeit zerſplitterte in ernüchterndem Schlage. Die 17 
radikalen Fraktionsmitglieder betrachteten ſich fortan als 
            ſelb=
ſtändige, als die ſozialdemokratiſche Landtagsfraktion Sachſens 
und erhielten von der Landesparteileitung die Genehmigung, in 
Zukunft ihre Haltung vollſtändig unabhängig von den 23 „
            Dis=
ziplinverbrechern” zu beſtimmen. Freilich, ein Tröpfchen Wermut 
fiel doch in den Kelch ihrer Freude über die endliche Eroberung 
der Macht innerhalb der Landespartei. Der Berliner 
            Zentral=
vorſtand, der durch ſeine Vertreter Stellin und Stahl auf dem 
ſächſiſchen Landesparteitag die Einbringung des 
            Auflöſungs=
antrages bei Ablehnung der erwähnten ſozialen Anträge 
            gebil=
ligt hatte, konnte ſich bezeichnenderweiſe nicht entſchließen, die 
draufgängeriſchen Ausſchlußmaßnahmen des radikalen ſächſiſchen 
Flügels zu ſanktionieren. Er lehnte Anträge, die aus Sachſen 
an ihn gelangten und die dahin gingen, die abtrünnigen 
            Ge=
noſſen in Anlehnung an den Abfatz 5 des § 28 des ſozialiſtiſchen 
Organiſationsſtatuts aus der Partei auszuſchließen, mit der 
            Be=
gründung ab, daß der zitierte Paragraph nicht anwendbar 
ſei, wenn politiſche und ſachliche Meinungsverſchiedenheiten den 
Anlaß zu Streitigkeiten gegeben hätten. Die ſächſiſchen 
            Ausſchluß=
anträge wären durch die Parteiorganiſation im ordentlichen 
            Ver=
fahren zu regeln, das erſt bei Einſpruch der Auszuſchließenden 
von einem Schiedsverfahren unter Vorſitz eines vom 
            Zentral=
vorſtand Beauftragten abgelöſt werden könnte. Man wird nicht 
fehlgehen, in dieſem Pythiaſpruch der Reichsparteileitung ein 
außerordentlich charakteriſtiſches Argument für eine neuerliche 
Schwenkung, jedenfalls aber für eine ſich ankündigende neue 
Nuancierung der ſozialiſtiſchen Geſamtpolitik zu erblicken. Und 
darin liegt das Entſcheidende, das dem jüngſten Aufflammen 
des Sachſenkonfliktes eine weit über die ſächſiſchen Grenzen 
            hin=
ausgehende Bedeutung beizumeſſen veranlaßt. 
Die ſozialiſtiſche Reichsparteileitung kann ſich im letztem 
Augenblick doch nicht dazu entſchließen, der radikalen Strömung 
innerhalb der Partei ungehemmten Lauf zu laſſen. Sie ſieht, 
wie auf der einen Seite die Kommuniſten durch taktiſch geſchickte 
äußere Mäßigung ihres Kurſes bei den Maſſen unbeſtreitbare 
und immer größere Fortſchritte machen, und fühlt ſich auf der 
anderen Seite durch den ganz unerwarteten Zulauf aus 
            indiffe=
renten und bürgerlichen Kreiſen beim Volksbegehren verlockt, 
einer verſchwommenen Mittelpolitik größere Konzeſſionen als 
bisher zu machen. Aber es erſcheint außerordentlich zweifelhaft, 
ob ihr dieſe rein taltiſche Umſtellung, die viel zu raſch kommt, 
um nicht dem Umfang ihres Anhangs gefährlich zu werden, die 
Erfolge bringen wird, die ſie von ihr erwartet. Letzten Endes 
darf ja der Berliner Zentralvorſtand nicht verkennen, daß jedes 
Einlenken von der bisher verfolgten radikalen Linie, wenn es 
auch nach der einen Seite Vorteile verſpricht, nach der anderen 
auf diejenigen Kreiſe der Sozialdemokratiſchen Partei aufreizend. 
wirken muß, die ſich in ihrem augenblicklichen Einfluß beſchnitten 
und beeinträchtigt fühlen. Eine Weile mögen dieſe Mißhelligkeiten 
als lokal begrenzt erſcheinen, eine Weile mögen Aeußerlichkeiten 
darüber hinwegtäuſchen, aber ſchon dem nächſten Reichsparteitag 
der V.S.P.D. kann es beſchieden ſein, bei den Verſuchen, die 
ſächſiſche Fehde zu bereinigen, das Parteigerüſt 
            auseinanderbre=
chen zu ſehen.
 Geite 2 
Montag, den 12. April 1926 
Eröffnung der Frankfurter Frühjahrs=Meſſe. 
Von unſerem H. W. W.=Sonderberichterſtatter.
 Meſſerundſchau. 
Sprach man 1925 von der Meſſemüdigkeit, ſo raunt jetzt der Kundige 
tout „Meſſetod”. Vom Frühjahr 1924 bis zum Herbſt 1925 iſt nach den 
vom Ausſtellungs= und Meſſeamt der deutſchen Induſtrie 
            veröffentlich=
ten Ziffern die Zahl der Ausſteller auf den kleinen Meſſen (Köln, 
            Kö=
nigsberg, Breslau und Kiel) bis auf die Hälfte, ja bis auf ein Viertel 
zurückgegangen. Die Konzentration kam den großen Meſſen, Leipzig 
und Frankfurt, zuſtatten. Im Frühjahr 1926 iſr die Situation noch 
ungünſtiger geworden. Unter dem Einfluß der ſchlechten 
            Wirtſchafts=
lage war der Geſamtumſatz auf der Breslauer Frühjahrsmeſſe ſo mäßig, 
daß die zukünftige Einſchränkung bereits in der Oeffentlichkeit diskutiert 
wurde. Und auf der Leipziger Meſſe war trotz hoher Beſucherzahl (auch 
aus dem Auslande) das deutſche Geſchäft in den Branchen des 
            Maſſen=
bedarfs recht ſtill. Köln gar hat unter dem Eindruck des Verlaufs der 
Leipziger Meſſe die diesjährige Frühjahrsmeſſe überhaupt ausfallen 
laſſen. So bietet auch, beeinflußt von der noch andauernden 
            Arveits=
loſigkeit und der Schwäche der Kaufkraft, die Frankfurter Frühjahrsmeſſe 
1926 (die 14.) ein verändertes, ſchmäleres Bild. Und ſo mancher 
            Aus=
ſteller hätte den Weg nach Frankfurt nicht gefunden, wenn nicht die 
Befürchtung, daß die Konkurrenz doch erſchiene, der treibende Faktor 
geweſen wäre. 
Der Auftakt. 
Der Auftakt iſt nicht vielverſprechend, die Züge mäßig beſetzt, auf 
dem Bahnhofsplatz in Frankfurt kaum Hinweiſe auf die Meſſe. Die 
Läden der Hauptzugangsſtraße nicht wie ſonſt zu Reklamezwecken 
            ver=
mietet und weniger Autos wie Verkehrsſchutzleute zu Fuß und hoch zu 
Roß zu ſehen, die auf den Verkehr warten, den ſie regeln ſollen. Auf 
dem Meſſeplatz war es nach 9 Uhr noch recht leer, die ganzen hinteren 
Hallen, Haus der Technik, Oſthallen I und II, die Halle vor dem Hauſe 
der Technik geſchloſſen. Die Zahl der Ausſteller, die mir auf dem 
            Meſſe=
amt mit etwa 1300 angegeben wurde (gegen 2300 bei der Herbſtmeſſe 
1925), hatte ſtärkſte räumliche Konzentration erforderlich gemacht. Die 
Stimmung iſt flau, mit einer kleinen Doſis Humor gewürzt; die kleinen 
Meſſeſchlager, bellende Hundelchen und ähnliche Scherzartikel, ſind ganz 
ausgeblieben, und vor den Ständen im Freien packt ein Zeitungshändler 
bereits am frühen Morgen reſigniert ſeine ſieben Sachen zuſammen, 
            da=
bei mit einem anderen Frankfurter Lokalpatrioten, der nur die Leipziger 
Meſſe gelten laſſen will, in einen luſtig bewegten Streit geratend, der 
theoretiſch die Grenzen der Beleidigungsklage ſtreift. Ausländer ſind 
unter den Ausſtellern nur noch wenige vertreten, da die Abteilung 
„Nahrungs= und Genußmittel” fortgefallen iſt. Auch nur wenige 
            Be=
ſucher ſind äußerlich als Ausländer zu erkennen. Vielleicht kommen die 
am Montag nach? 
Die Stände im Freien. 
Etwa auf ein Viertel der früheren Ausſtellungsfläche beſchränkt. 
Eine Offenbacher Firma mit Kleinlaſtwagen; Darmſtadts Induſtrie iſt 
hier nicht mehr vertreten. Neu der Vorweg=Motor einer Frankfurter 
Firma, der, ſparſam und leiſtungsfähig, an Handkarren und Wagen 
angebracht werden kann. 
Techniſche Meſſe. 
In der Reklame=Abteilung kaum etwas Neues, fließende 
            Reklame=
bänder mit Schriftzeichen. Die Technik iſt jetzt in einer Hälfte des 
            Hau=
ſes der Moden untergebracht. Die „M.A.N.” hat ein hübſches Modell 
ihres modernen, waſſerloſen Gaſometers aufgebaut. Fichtel u. Sachs 
(Schweinfurt) illuſtrieren ihr Kugellager durch ein geſchmackvoll 
            aufge=
machtes bewegliches Modell. Unter den Feuerlöſchern fallen die 
            bekann=
ten „Minimax” und „Wintrich”=Bensheim auf, die Joſeph Vögele A. G. 
(Mannheim) bringt verſchiedene Straßen=Betonmaſchinen deutſchen 
            Pa=
tents nach amerikaniſchem Syſtem. Wichtig ſüir den Betonſtraßenbau, 
der bei zunehmendem Ueberlandverkehr auch in Deutſchland ſteigende 
Bedeutung gewinnt. Eine andere Mannheimer Firma, Brown, Boveri 
u. Co., hat eine große, blendend weiße und gut eingekapſelte Konditorei= 
Maſchinenanlage ausgeführt. 
Automobilmefſe= und Verkehrsſchau. 
Für das große Publikum zweifelsohne der Haupkanziehungspunkt 
der Frühjahrsmeſſe. Wo bislang friedlich Stoffe, Bänder und Kleider 
lagerten, brauſt nun im „Verkehrstheater”, auf der Hauptſtraße, der 
Ningſtraße und zwei Querſtraßen, der Rhythmus des Großſtadtverkehrs. 
Beamte der FrankfurterVerkehrspolizei leiten, mittels dreifarbener 
            Licht=
ſignale, den Verkehr, und oben auf der Galerie wie unten auf den 
            zwi=
ſchen den Straßen eingebauten „Bürgerſteigen” ſchaut eine ſich dauernd 
vergrößernde Menge Schauluſtiger dem zu. Ich zählte auf den „
            Stra=
ßen” gleichzeitig wohl über 40 Kraftwagen, dazu Motorräder, Radfahrer, 
Kauren, kleine Lieferwagen uſw. Trotz der Enge kam kein Unfall vor. 
Ringsum an den Wänden eine Fülle ausländiſcher Kraftwagen, denen 
allerdings unſere guten deutſchen Firmen — wenn ſie hätten erſcheinen 
dürfen, mit ihrem Qualitätsmaterial nicht nachgeſtanden hätten. Im 
Gegenteil! Von bekannten Modellen ſeien Citroen, Biatto, Renault, 
Oakland, Eſſex und Studebaker genannt. Praktiſch die kurzen, 
            gedrun=
genen Viertonnen=Schnell=Laſtwagen der Van der Zypen u. Charlier 
G.m.b.H. in Köln, bei denen zwecks Platzerſparnis und beſſerer 
            Ueber=
ſicht der Führerſitz hoch über dem Motor angeordnet iſt. Gleiche, prak=
 tiſche Bauart haben die mit vier Türen verſehenen Omnibuſſe derſelben 
Firma. Verſchiedene Neuheiten fallen auf, ſo Beiwagen mit Notſitz 
            hin=
ten, ſodaß ein Motorrad vier Perſonen befördern kann; ein Doriend= 
Auto, dem aus illuſtrierten Blättern ſchon bekannten Currh=Land=Schiff 
für zwei Sportsleute. Eine amerikaniſche Limouſine hat 
            herausnehm=
bare oder in jeder Richtung leicht einſtellbare Mittelſitze. Eine große 
Ecke nimmt Ford ein, deſſen lebensgroßes Bild, von amerikaniſchen, 
alten und neuen deutſchen Fahnen in trautem Verein umrahmt, über 
ſeiner Ausſtellung lächelt. Ein Vierſitzer iſt ſchon für 3575 Mark zu 
haben. Ford ſetzt die Preiſe nur herunter, nie herauf, meinte der 
            Ver=
käufe. Die Galerien füllen ausgezeichnete bildliche, ſchematiſche und 
            Mo=
dell=Darſtellungen großer Polizeiverwaltungen (Berlin, Frankfurt a. M., 
Hamburg, Breslau, Magdeburg) und Städte, den modernen Verkehr und 
ſeine Regelung vor Augen führend. Der Potsdamer Platz in Berlin, 
die ganze Berliner Innenſtadt, der Straßenbahnverkehr ſind in 
            aus=
gezeichneten Modellen zu ſehen. Ein Vorführungsraum mit 
            intereſſan=
ten Demonſtrationen für pſychotechniſche Eignungsprüfungen von 
            Kraft=
fahrern, Kraftſtoff=Füllſtationen, Fahrtrichtungsanzeiger, eine Ausſtellung 
von Literatur, die ſich mit der Verkehrsſicherheit befaßt, ergänzen die 
großartig angelegte Verkehrsſchau in vollkommener Weiſe. Die 
            Sonder=
ſchau bleibt nach Schluß der Meſſe noch bis zum 20. April für das 
            Publi=
kum geöffnet. 
Radio, elektriſche Juduſtrie, Hauswirtſchaft. 
Dieſe etwas zuſammenhangloſe Ueberſchrift ergibt ſich aus der 
Platzanordnung, die hier, beſonders nicht zum Vorteil der nur ſpärlich 
vertretenen Radio=Induſtrie, organiſch nicht Zueinandergehöriges 
            zu=
ſamztengekoppelt hat. Der Amplion=Lautſprecher=Radiolux (in Form 
kleiner Schreibtiſch=Standuhren) hat ſich ein eigenes Magazin, „Amplion= 
Magazin”, geleiſtet, deſſen erſte Nummer anläßlich der Meſſe erſchienen 
iſt. An hauswirtſchaftlichen Dingen gibt es wenig Neues, nur 
            Staub=
ſauger aller Modelie, die ſür den Maſſenabſatz immer noch zu teuer ſind. 
(Dabei ſtellen große Firmen die Apparate billig, in der ſogen. 
            fließen=
den Fertigung, her.) Auch nur wenig Beleuchtungskörper, die bekannten 
geſchliffenen für Dielen und Flure und die ſcheußlichen leuchtenden 
            Blu=
mengirlanden. 
Mübelhalle. 
Außer Wiederverkäufern diesmal auch der Preſſe der Eintritt 
            ge=
ſtattet. Viel Schlafzimmer= und Küchenmöbel. Schade, daß die 
            Küchen=
büfetts allmählich zu wahren Monſtren von unnötigem Beiwerk 
            aus=
arten. Die Entwicklung der Polſtermöbel ſtagniert, keine neuen Stoffe, 
Muſter, Modelle. Praktiſch ſcheint das Jeruſa=Teppich=Bett, leicht, 
            trans=
portabel und in Hütten, Lauben, beim Sport wie in der Wohnung 
leicht verwendbar. Der Stand der heſſiſchen Firma Ph. Merkel=
            Dals=
heimt enthält außer den Typenmöbeln einfache, aber anſprechend 
            weiß=
lackierte Schlafzimmer, deren Preiſe erſchwinglich ſind. In der 
            Möbel=
halle herrſcht ein lebhafter Zuſtrom von ernſthaften Intereſſenten, ſodaß 
hier das Geſchäft ſich früh belebte. 
 
Haus der Moden. 
Aus Feſthalle und dem ganzen Haus der Moden auf die Hälfte des 
letzteren beſchränkt, iſt die Ueberſicht über die Konfektion und die damit 
zuſammenhängenden Gebiete erleichtert. Man merkt auch hier, daß die 
Kriſe in der Textilinduſtrie noch im Ausreifen iſt; ausgeſprochene 
            Mode=
firmen fehlen. Neuartig Kleiderpuppen aus unzerbrechlichei 
            Hart=
maſſe in abgetönten Farben, ferner Geſtelle in chineſiſchen Motiven für 
Schaufenſter= und Stoffdekorationen. Berliner und Wiener Firmen 
zeigen zahlreiche Cape Kleider. An 60 Farbenabſtufungen zählt der 
Lindener Sammet, und die neuen Möbelplüſchmuſter ſind ganz reizend. 
Traumhaft ſchön die Farbenglut ungariſcher Decken und Deckchen und 
vornehm wirkend die dunkel=ruhigen Muſter eines Standes mit Perſer= 
Teppichen. Die Mode in Damenſchirmen paßt ſich der ausländiſchen 
Mode der Tompouce (glatten) Griffe an, nachdem der Verſuch, eine 
eigene deutſche Mode zu ſchaffen (die ſtarken Hakengriffe) geſcheitert war; 
die Schirmſtangen werden (an der Bezugslänge gemeſſen) immer kürzer 
und erreichen knapp 48—50 Zentimeter. Wie dann große Damen dieſe 
Schirmchen handhaben follen, darüber ſagt die Zwangsgöttin Mode 
nichts! Herrenſtrohhüte ſind nicht verändert; für Damen und Kinder, 
als Strand= und Badehut führt ſich der große Madaggskar=Strohhut in 
Deutſchland ein. Ebenfalls für Damen und Kinder, in lebhaften Farben, 
gefallen leichte ſeidengehäkelte Hütchen. 
Kunſtgewerbe. 
Die Kunſtgewerbemeſſe iſt von den Ruſſen und von 70 erſten Firmen 
verhältnismäßig gut beſchickt, wenn auch im Haus Werkbund nur der 
Kuppelſaal (von den Ruſſen) beſetzt iſt. Die Sonderſchau der ruſſiſchen 
Handelsvertretung weiſt prächtige Proben ruſſiſcher Volkskunſt auf. 
            Holz=
ſchnitzereien und Webarbeiten, Spielzeug und Puppen. Zum erſten Male 
hat ſich die ukrainiſche Kooperation der dortigen Hausinduſtrie mit 
            hand=
geſtickten Tiſchdecken und handgewebten ſchlichten Möbelſtoffen beteiligt. 
Nichts für unſeren Geſchmack ſind die Figuren aus Gußeiſen, ſchwer, 
plump und kalt. Künſtleriſche Spielwaren haben Budapeſter Ausſteller 
und der Bayeriſche Kunſtgewerbeverein mitgebracht. Einen eigenartigen 
Puppenſtubenbaukaſten, der die Kinder Wände, Türen, Fenſter und die 
Möbel ſelbſt in beliebiger, wechſelnder Form zuſammenſetzen läßt, bringt
 * Heſſiſches Landestheater. 
Großes Haus. — Sonntag, den 11. April. 
Parſifal. 
Ein Bühnenweihfeſtſpiel von Richard Wagner. 
Während andere Bühnen Mühe haben, einen einzigen Tenor, 
der ſich zum Parſifal eignet, ihr eigen zu nennen, meiſt aber zu 
Gaſtſpielen greifen müſſen, ſind wir hier in der glücklichen Lage, 
gleich zweie zu beſitzen, die beide, was äußere Erſcheinung und 
Darſtellungskunſt betrifft, ihresgleichen ſuchen. 
Es iſt ein unnützes Beginnen und führt imer zu ſchiefen 
Bildern, Vergleiche anzuſtellen. Vorzüge und Nachteile, 
            unver=
meidlich allen Menſchen und Künſtlern eigentümlich, halten ſich 
oft die Wage. Ausſchlaggebend bleibt doch ſtets, ob eine dem Werk 
weſensgemäße, aus der Perſönlichkeit des Künſtlers erwachſene, 
mit innerlicher Hingabe geſchaffene, überzeugende Geſtaltung 
erſteht, oder nicht. 
Es iſt erfreulich, daß dieſe Bedingung auch in der neuen 
Beſetzung des Parſifal durch Guſtav Deharde erfüllt wird. 
Die verſchiedenen Auffaſſungen des geiſtigen und ſeeliſchen 
            Ge=
halts dieſer Aufgabe wirken in hohem Maße anregend. Guſtav 
Dekardes Parſifal, ſchon im vorigen Jahre geiſtvoll, beherrſcht, 
bis ins Einzelſte durchdacht, iſt ſeeliſch gereift und vertieft. Seine 
ſtimmlichen Schwächen bei geſanglich feiner, ſehr muſikaliſcher 
Durchführung werden zeitweiſe vergeſſen; ſie treten zurück gegen 
die Größe und Ueberſinnlichkeit ſeiner Geſamtleiſtung, die ihren 
Höhepunkt in der Karfreitagsſzene des zweiten Aktes hat. Aber 
auch unmittelbar iſt ſtimmlich und geſanglich ein Fortſchritt 
            un=
verkennbar. Es hat den Anſchein, als ob der zielſtrebige Künſtler 
die Kriſis, die er, wie viele ſeinesgleichen es einmal mußten, 
            kürz=
lich durchmachte, nunmehr hinter ſich hat. Damit könnte die Zeit 
ſeiner Ausflüge auf alle möglichen Gebiete zum Abſchluß 
            gelan=
gen und die Bahn frei ſein für eine ſeiner wirklichen Begabung 
mehr als ſeither entſprechenden Verwendung im Sinne ſeiner 
Beteiligung in Rollen von vorwiegend heldiſchem Charakter. 
Charlotte Maſſenburgs Kundry wächſt geſanglich und 
darſtelleriſch nun zu einer Leiſtung großen Formats heran. 
Die Chöre, die Stützen und Klippen jeder Parſifal=
            Auf=
führung, erklangen heute durchweg ſicherer, edler, ſchöner. Dem 
beweglichen Klageruf Herrn Sampers, daß die Kunſtſtadt 
Darmſtadt keinen planvoll ausgebildeten Knabenchor beſitzt, der 
höheren Anſprüchen genügt, iſt in wohlverſtandener Würdigung 
der entgegenſtehenden Schwierigkeiten vollkommen beizuſtimmen.
 Was in Würzburg und anderen Städten möglich iſt, muß es 
auch hier ſein. 
Ueber die Inſzenierung wäre nachzutragen, daß die 
Klingſor=Szene zu Beginn des zweiten Aktes, wie ſie jetzt iſt, 
keine Löſung bedeutet. Sie wirkt durchaus behelfsmäßig und iſt 
auch nicht brauchbar. Denn ſie hat keinerlei Bezug zu den 
            Ge=
ſprächen und Handlungen des Zauberers, der ohne Zugehörigkeit 
zu irgendeiner Umgebung, mit nur drei Schritt 
            Bewegungs=
freiheit in die Luft geſtellt, unverſtändlich wirkt, auch jeder Myſtik 
entbehrt. Es bleibt ſchwer begreiflich, wie er das Herannahen 
Parſifals, deſſen Kamf mit den Rittern, deſſen Eindringen in 
den Zaubergarten ſehen und beſchreiben kann: alles wichtige 
            dra=
matiſche Vorgänge, die den erſten Teil des Blumenmädchenchors 
zu erklären haben. Kundrys unzweckmäßige und unſchöne 
            Ge=
wandung im zweiten Akt iſt noch nicht, oder nur unweſentlich 
geändert. Eine kleine Frage noch: Muß der Speer in der 
            Schluß=
ſzene wirklich erglühen? Könnte man nicht darauf verzichten, 
den Parſifal im Höhepunkt der Erfüllung ſeiner Sendung auf 
den Knopf drücken zu laſſen, wodurch das elektriſche Lämpchen 
zum Glühen kommt? Auch das Herunterlaſſen des Drahtes mit 
der pappenen Taube dürfte, weil illuſionsſtörend, nicht fördernd, 
gern entbehrt werden. 
Das Orcheſter unter Roſenſtocks wundervoller 
            Lei=
f. H. 
tung ſpielte herrlich. Eine vortreffliche Aufführung.
 * Wormſer Feſtſpielhaus. 
„Falſtaff”. Von Verdi. 
Als letzte Opernaufführung der diesjährigen Spielzeit brachte 
das Mainzer Stadttheater Verdis „Falſtaff” in abgerundeter 
Form. Dieſes ſelten aufgeführte Werk, eine Spätlingsarbeit des 
Meiſters, verrät die geſchickte bühnenkundige Hand, ein Vergleich 
mit Nicolais „Luſtigen Weibern von Windſor” wird aber 
            zu=
gunſten der letzteren ausfallen müſſen, da Verdi die 
            Klangwir=
kung faſt vollkommen in das Orcheſter verlegt und gerade dieſer 
Stoff die Aufmachung zu einer „großen Oper” ſchlecht verträgt. 
Generalmuſikdirektor Paul Breifach ſpürte den Feinheiten der 
Partitur gründlichſt nach Und ſorgte für den Erfolg des Abends 
wohl in der Hauptſache. Franz Larkens als „Falſtaff” und 
Auguſt Stier als „Ford”, Roſe Landwehr, Olly 
            Ste=
phan, Alberta Gorter und Therefa Gerſon als die „
            luſti=
gen Weiber” verdienen Anerkennung. Dis forgfältige 
            Einſtudie=
rung und der von der Regie gefunsene überraſchens geſchickte 
K. R. 
Schluß machten einen ansgezeichneten Eindruck.
Nummer 101
 eine Frankfurter Firma auf den Markt. Wilm Abel aus Lützelbach i. D. 
ſtellt allerhand Nützliches aus Baſt aus, nicht zu vergeſſen die 
            ſchmieg=
ſamen Tanz=, Sport= und Hausſchuhe aus einem Stück Leder. Viel 
Schönes iſt beim „Hausfleiß”, dieſer gemeinnützigen Berliner 
            Organiſa=
tion, zu ſehen: zartgetönte Carmen=Shawls (Gabelarbeit), ſolche aus 
Seiden=Chinakrepp, einfarbige dreieckige mit langen bunten Franſen und 
ganz reizende bunte filetgeſtopfte Weſten für Damen. Im Erdgeſchoß 
des Werkbundhauſes eine erleſene Gruppenſchau des Hanauer 
            Edelmetall=
gewerbes, eine verwirrende, betäubende Kompoſition aus edlem Metall 
und edlen Steinen. Als Kurioſum zu nennen der „Bubikopf=Kamm”, 
mit Schutzhülle für Sport und Reiſe. 
Schuhmaſchinen, Schuhe und Leder. 
Auch hier natürlich die Stände zuſammengerückt, aber Andraug und 
Kaufluſt. Schuhe muß der Menſch halt haben, die laſſen ſich nicht 
            um=
ändern oder kombinieren wie Kleider. Viel Pantoffeln bis zur 
            reizvoll=
ſten Ausführung und lnxuriöſe Kinderſchuhe wie für die Großen. Wie 
geſagt, wurden hier überall Geſchäfte abgeſchloſſen. 
Haus Offenbach. 
Das Haus heißt Haus Offenbach, aber die Zahl der Firmen aus 
Offenbach iſt arg zuſammengeſchrumpft. Die Ledertaſchent, die Täſchchen 
ſind ſchön, doch auch recht teuer, und Kombinationen von Krokodilleder 
mit Saffian, auch ſehr nett, aber ſo billiger, finden Anklang. Die Mode 
der party=caſes ſcheint ſich noch zu behaupten; man fertigt ſie auch etwas 
größer, damit außer Puder, Spiegel, Lippenſtift und Spitzentuch das 
fünfte Requiſit, die Tanzſchuhe, ebenfalls Platz findet. Apart geſchweifte 
größere Taſchen ſind aus Nappa=Leder. Weiterhin Neceſſaires, die für 
ſich verwendbar find, oder in größeren Köfferchen eingeſetzt werden 
können. Still das Geſchäft in Parfümeriewaren. Der Vertreter einer 
Fraukfurter Weltfirma ſpritzt Proben unter die wandelnde Menge, „um 
wenigſtens etwas zu tun zu haben”. 
Spiel= und Galanteriewaren, Geſchäftsbedarf. 
Von dieſen Abteilungen, die recht eingeengt, ebenfalls im Haus 
Offenbach untergebracht ſind, hat eigentlich nur die Spielwarenabteilung 
Bedeutung und faſt ihren früheren Umfang. Viele ſchöne Baukaſten und 
Puppen, daneben viele weniger ſchöne, ſicher kurzlebige Blechſpielſachen, 
nette Holzpferde bei BeckerNiedernhauſen i. Odw. Beliebt bleiben 
Elaſtolin=Soldaten und ſolche in den Friedensuniformen; ſinnige 
            Neu=
heiten fehlen nicht, ſo an Stelle des (aus München ſtammenden) ſich 
            fort=
bewegenden Schaukelpferdes das in einem Bodenrahmen ſchwingende 
Pferd und der ſchwingende Schwan der Firma Hommel u. Co., Ulm. 
Dieſelbe Firma ſtellt einen Holländer mit Rollſitz (wie im Ruderboot) 
und einen mit Fahrrad=Ueberſetzung, Freilauf und Bremſe her, der 
            ſicher=
lich einſchlagen wird. An Geſchäftsbedarf und Galanteriewaren nur das 
übliche in ganz beſcheidenem Umfange; Büro= und Schreibmaſchinen 
            fehl=
ten faſt ganz. Bei Spielluaren wurde in den erſten Ständen viel 
            ver=
kauft. 
Ergebnis und Ausblick. 
Soweit man von einem Ergebnis bereits ſprechen kann — und man 
muß es, da die Meſſe nur noch drei Tage dauert und erfahrungsgemäß 
Wenige bis zum Schluß aushalten —, ſetzte das Geſchäft lebhaft ein bei 
Schuhen, Spielwaren, Möbeln, im übrigen recht ſtill. Kraftwagen 
            wur=
den, vereinzelt auch mehrfach, verkauft. Mag auch ein beſcheidener Stamm 
von Ausſtellern Frankfurt treu geblieben ſein, mag ſich auch im 
            allge=
meinen das Frankfurter Meſſeprinzip (die Konzentration nach Bran= 
Gen) bewährt haben, ſo iſt doch die Lage der Wirtſchaft ebenſo trüb wie 
ungeklärt. Niemand weiß, ob der Stillſtand der Arbeitsloſigkeit von 
Dnuer iſt, ob die Hochflut der Konkurſe abebben wird und ob die 
            ein=
zelnen Stationen der Ankurbelung der Wirtſchaft (ſo die vom Reich zur 
Förderung des Ausfuhrhandels finanzierte Exportkreditverſicherung) ein 
Ende der Mißkonjunktur herbeiführen werden. Die Zukunft muß 
            er=
wveiſen, ob die Frankfurter Meſſe bei ihrer ausgezeichneten 
            geographi=
ſchen Lage ſoviel Werbekraft behalten kann, daß ihre Exiſtenzberechtigung 
feſtſteht. Peſſimiſten glauben, daß es die letzte Meſſe war. Kommt eine 
Beſſerung der Konjunktur, auf die vorerſt nicht zu hoffen iſt, dann iſt 
die oben aufgeworfene Frage für Frankfurt gelöſt und bejaht.
 Vereinbarung zwiſchen der deutſchen und 
franzöſiſchen Farbeninduſtrie. 
Lugano, 11. April. 
Die Verhandlungen zwiſchen den Delegationen des deutſchen 
Farbenſyndikats und der Société Commerciale des Mines de 
Potaſſes in Lugano haben zu einer Verſtändigung über die 
            Um=
wandlung des bisherigen proviſoriſchen Verhältniſſes zu einem 
feſten Vertrag geführt. Dem Deutſchen Kaliſyndikat bleibt 
Deutſchland, der Sociéta Commerciale Frankreich mit ſeinen 
            Ko=
lonien und Protektoratgebieten wie bisher vorbehalten. Die 
            Lie=
ferungen ſind zwiſchen den beiden Gruppen nach Maßgabe des 
wachſenden Auslandsabſatzes geregelt worden. In Bezug auf 
die Vereinigten Staaten von Nordamerika tritt vorläufig keine 
Aenderung ein. Die wirtſchaftliche Tätigkeit und die 
            Verkaufs=
organiſation wird in allen Ländern nach gemeinſamen 
            Geſichts=
punkten verſtärkt werden. Von der Vereinbarung darf eine 
            Ent=
wicklung der Kaliinduſtrie im Intereſſe der beiden Länder und 
der Verbraucher der ganzen Welt erwartet werden.
 Konzert. 
Der Rich. Wagner=Verband Deutſcher Frauen, 
Ortsgruppe Darmſtadt, hatte geſtern nachmittag in die ſchönen 
Räume des Hauſes v. Selzam in der Neckarſtraße zu einer 
            muſi=
kaliſchen Vortragsfolge geladen. Die Gründung des Richard 
Wagner=Verbandes bezweckt bekanntlich die finanzielle Stärkung 
und Vergrößerung der Bayreuther Stipendienſtiftung, welche 
würdigen Perſonen den koſtenloſen Beſuch der Bayreuther 
            Vor=
ſtellungen gewähren ſoll. Das Erlebnis von Bayreuth iſt ſo 
            un=
geheuer tief und nachhaltig, daß die Ziele, die der Verband ſich 
ſtellt, nicht warm genug unterſtützt werden können. 
Geſtein wurde durchaus gut muſiziert. Die Geigerin 
            Fräu=
lein Renz zeigte in den beiden Romanzen von Beethoven ihre 
oft gewürdigten Vorzüge, geſundes muſikaliſches Empfinden und 
techniſches Können. Die kräftige Art der Tongebung, die ſie liebt, 
iſt hier ſehr wohl, am Platze. Herr Menges (Lieder von 
Strauß, Liſzt und Gebet aus, Rienzi” von R. Wagner) hat wie 
wir hören, die Abſicht, nach längerer Pauſe wieder als Sänger 
tätig zu ſein; man kann ſich deſſen nur freuen. Seine namentlich 
in der Höhe metalliſche und gutſitzende Heldentenorſtimme 
            berech=
tigt ihn zu ſeinem Entſchluß, zur Bühne zu gehen, für die ihn 
auch Figur und Vortrag beſonders geeignet erſcheinen läſſen. — 
Das Konzert bot ferner eine Ueberraſchung, und zwar eine 
            er=
freulichſter Art. Prophezeien iſt immer eine gewagte Sache, und 
trotzdem glaube ich, Fräulein Groß, eine junge Darmſtädterin, 
als ein ganz außergewöhnliches und hoffnungsreiches Talent 
            an=
ſtrechen zu ſollen. Wie uns geſagt wird, iſt, ſie Schülerin des 
Herrn Oberſtleutnant v. Selzam, der ſelbſt jahrelang den 
            Unter=
richt des Münchener Geſangspädagogen Heinrich Herrmann 
            ge=
tloß und nun bemüht iſt, Fräulein Groß in die Geheimniſſe der 
Singekunſt einzuweihen. Möchten ſeine Bemühungen doch vollen 
Erfolg haben! Das iſt ein Mezzoſopran — meiner Meinung nach 
wird es aber einmal ſpäter ein dramätiſcher Sopran — von ſolch 
wundervoller Weichheit, und das junge Mädchen, das noch eine 
Werdende iſt, läßt ſchon jetzt einen ſolchen Zauber zarteſter 
            In=
nigkeit und tiefſter Beſeelung des Vortrags ahnen, daß man nur 
wünſchen kann, daß es dieſer Blüte beſtimmt ſein möge, köſtliche 
Frucht zu werden. Ich fühle da etwas Außergewöhnliches! Wenn 
dieſe adlige Stimme in Ruhe und Stille wachſen und reifen kann, 
wenn ſie weiter in dieſer Weiſe geführt wird, dann wird die 
            Zu=
kunft mir recht geben. — Fräulein Menges begleitete ihren 
Bruder, ſowie Geigerin und Sängerin gewandt und mit ſauber= 
O. 
ſter Technik.
Nummer 101
Montag, den 12. April 1926
Seite 3
 Aus der Landeshauptſiadt. 
Darmſtadt, 12. April. 
Zur Eröffnung 
der Luftlinie Darmſtadt-München. 
Von Diplom=Kaufmann Erich Deku, 
ehrenamtliches Vorſtandsmitglied der Heſſiſchen Flugbetrieb= 
Ach, zu des Geiſtes Flügeln wird ſo leicht 
Kein körperlicher Flügel ſich geſellen. 
Doch iſt es jedem eingeboren, 
Daß ſein Gefühl hinauf und vorwärts dringt, 
Wenn über uns im blauen Raum verloren, 
Ihr ſchmetternd Lied die Lerche ſingt; 
Wenn über ſchroffen Fichtenhöhen 
Der Adler ausgebreitet ſchwebt, 
Und über Flächen, über Seen 
Der Kranich nach der Heimat ſtrebt. 
Goethe, Fauſt I. 
Der Menſchheit größte Sehnſucht zu allen Zeiten war es, ſich in die 
Lüfte zu erheben; der Sonne entgegenzu,fliegen”, angefangen bei 
            Ika=
rus, dem mutigen Helden der Vorzeit, bis auf unſere Tage. Noch vor 
100 Jahren hat, wie aus obigem Zitat hervorgeht, ſelbſt ein ſo großer 
Geiſt wie Goethe nicht an die Verwirklichung dieſes alten Traumes der 
Menſchheit geglaubt. Wir haben das Glück, die Erfüllung dieſer 
            Sehn=
ſucht zu erleben. 
Der heutige Tag bildet für unſere Stadt einen Markſtein in ihrer 
Geſchichte. Mit der Eröffnung der Luftlinie Darmſtadt—München wird 
die Stadt Darmſtadt dem internationalen Flugnetz angeſchloſſen. 
            Wir=
begrüßen den heutigen Tag mit der beſonderen Freude, die das 
            Gelin=
gen einer ſchwierigen Arbeit hervorruft. Es war nicht leicht, die 
            Durch=
führung dieſer Linie durchzuſetzen, da ſtarke gegenteilige Intereſſen 
eine andere Führung der Linie, an Darmſtadt vorbei, verlangten. 
            Darm=
ſtadt hatte jedoch wie kaum eine andere Stadt das Recht, berückſichtigt 
zu werden. Von Darmſtadt aus wurden ſeinerzeit die Prinz=Heinrich= 
Flüge organiſiert, die für die Entwickelung der deutſchen Luftfahrt von 
außerordentlicher Bedeutung waren. Auf dem nahen Griesheimer 
            Flug=
platz hat der Pionier der deutſchen Luftfahrt, Auguſt Euler, ſeine erſten 
Verſuche gemacht, hier wurden während des Krieges zahlreiche 
            Feld=
piloten ausgebildet. Die Darmſtädter TechniſcheHochſchule beſitzt als 
einzige Deutſchlands, vielleicht der ganzen Welt, einen Lehrſtuhl für 
Luftſchiffahrt und ein eingerichtetes Inſtitut für Flugweſen. Die 
            her=
vorragenden Verdienſte der akademiſchen Fliegergruppe ſind allgemein 
bekannt. An der hieſigen Techniſchen Hochſchule wirkt ferner der für das 
Flugweſen äußerſt verdienſtvolle Forſcher Profeſſor Dr. Schlink, 
            Mit=
glied des Deutſchen Luftrates und Vorſitzender der Rhön=
            Roſittengeſell=
ſchaft. Hier in Darmſtadt fand der erſte deutſche Luftwettbewerb nach 
dem Kriege ſtatt, organiſiert von dem jungen Verein der Heſſenflieger, 
der ſich inzwiſchen mit dem ſeit langem beſtehenden Verein für Luftfahrt 
zuſammengeſchloſſen hat. Endlich wurde in Darmſtadt im vorigen 
Jahre unter erheblicher Beteiligung des Staates, der Stadt und der 
Wirtſchaft die Heſſiſche Flugbetriebs=A.=G. ins Leben gerufen. So 
            wur=
zelt hier der Gedanke des Fliegens in allen Kreiſen. Wiſſenſchaft und 
Unternehmungsgeiſt widmen ſich mit Liebe und Begeiſterung ihrer 
            Auf=
gabe, und ſo kommt es, daß die Fliegerei, gefürdert durch eine 
            wohl=
wollende Regierung und Stadtverwaltung, unterſtützt durch eine 
            weit=
blickende Preſſe, hier in Darmſtadt einen Reſonanzboden findet, wie 
kaum in einer anderen Stadt Deutſchlands. 
Die deutſche Luftfahrt ſteht erſt am Beginn ihrer Entwicklung, einer 
Entwicklung, die aller Vorausſicht nach eine außerordentlich 
            bedeutungs=
volle ſein wird. Um Darmſtadt an dieſer Entwicklung teilnehmen zu 
laſſen, haben ſeine Unterhändler nicht geruht, bis ſie für Darmſtadt den 
Anſchluß an das internationale Luftverkehrsnetz erreicht hatten. Es hat 
nicht an geſunder Kritik gefehlt, die, wie jede ſachliche Kritik, fördernd 
wirkte. Es wird das Beſtreben der Heſſiſchen Flugbetriebs=A.=G. ſein, 
auch die kritiſchen Stimmen jederzeit zu hören und zu prüfen. Heute 
gilt der Dank der Heſſiſchen Flugbetriebs=A.=G. all denen, die dazu 
            bei=
getragen haben, das Ziel zu erreichen. 
Leider iſt unſere Luftfahrt immer noch den Beſchränkungen des 
Verſailler Vertrages unterworfen. Hoffen wir, daß in den derzeit 
            ſchwe=
benden Verhandlungen in Paris die törichten Hinderniſſe, die ſich der 
Entwicklung der deutſchen Luftfahrt in den Weg ſtellen, beſeitigt 
            wer=
den. Kein anderes Verkehrsmittel iſt ſo geeignet wie das Flugzeug, die 
Völker einander näher zu bringen. Die deutſchen Flugzeuge, erdacht 
durch deutſche Wiſſenſchaft, hergeſtellt von deutſchem Gewerbefleiß, 
            er=
probt von deutſchem Wagemut, werden in der ganzen Welt Zeugnis 
ablegen von der Tüchtigkeit des deutſchen Volkes. 
Darmſtadt darf ſtolz darauf ſein, an der Entwicklung der deutſchen 
Luftfahrt hervorragend beteiligt zu ſein.
 — Von der Landesuniverſität Gießen. Der Privatdozent an der 
Univerſität Bonn Liz. Dr. Leopold Cordier, Pfarrer in Elberfeld, 
hat einen Ruf als ordentlicher Profeſſor für praktiſche Theologie an 
unſere Univerſität erhalten. Ferner wurde der Privatdozent an der 
            Uni=
verſität Bonn Dr. Theodor Steinbüchel zum planmäßigen 
            außer=
ordentlichen Profeſſor für Philoſophie auf katholiſcher Grundlage an 
unſerer Univerſität ernannt. 
Zur Sitzung der Stadtverordnetenverſammlung am Donnerstag, 
den 15. April, nachmittags 5 Uhr, iſt folgende Tagesordnung feſtgeſetzt: 
1. Innenausbau einer Baracke in der Walderholungsſtätte. (
            Bericht=
erſtatter: Stadtv. Tempel.) 2. Bäderpreistarif des Hallenſchwimmbades. 
3. Bewirtſchaftung des Woogs. 4. Erhebung einer Eintriebsgebüh= im 
Schlachthof. (Berichterſtatter Stadtv. Dr. Kolb.) 5. Tarif des ſtädtiſchen 
Fuhrparks ſür das Rj. 1926 Berichterſtatter Stadtv. Stemmer.) 6. 
            Ver=
gebung von Fuhrleiſtungen im Rj. 1926. (Berichterſtatter Stadtv. 
            Stem=
mer.) 7. Bewilligung eines Kredits für die Auszahlung der Löhne an 
die Arbeiter des Herrn= und Orangeriegartens. (Berichterſtatter Stadtv. 
Leuſchner.) 8. Herſtellung der Wege und des Teiches im Herrngarten. 
(Berichterſtatter Stadtv. Dr. Noellner.) 9. Veranſtaltung eines 
            Wett=
bewerbs für geſchäftliche Anpreiſungen. 10. Erweiterung des Kredits für 
die Straßenreinigung für 1925. (Berichterſtatter Stadtv. Altendorf.) 
11. Verbeſſerung der Abortanlagen der Ludwigs=Oberrealſchule und 
ſonſtige Herſtellungen und Anſchaffungen für dieſelbe. (Berichterſtatter 
Stadtv. Dr. Kolb.) 12. Einwendungen gegen den Bebauungsplan für 
die Frankfurter Straße zwiſchen Rhönring und Nordbahnhof. (
            Bericht=
erſtatter Stadtv. Tempel.) 13. Ergünzung der Friedhofsordnung für den 
alten Friedhof an der Nieder=Ramſtädterſtraße. (Berichterſtatter Stadtv. 
Neuroth.) 14. Ergänzung der Wohlfahrtsdeputation und der 
            Jugend=
wohlfahrts=Deputation. 15. Mitteilungen. 
C. Die März=Witterung in Darmſtadt. Der erſte Monat des 
            dies=
jährigen meteorologiſchen Frühlings kam in jeder Hinſicht dem 
            lang=
jährigen Durchſchnitt nahe. Das Monatsmittel der Temperatur betrug 
5,9 Grad C. (0,3 über normal), während ſich die Gegenſätze auf 18,1 am 
30. und — 3,3 am 21. ſtellten. Froſttage gab es noch 9. Die öſtliche 
Windrichtung war verhältnismäßig häufig vertreten und die in dieſer 
Jahreszeit nicht ſelten auftretenden Stürme aus Süſtweſt blieben aus. 
Heitere Tage gab es 4 tyübe 13 bei einer Bewölkungsziffer von 6,3 
(10 bedeutet völlige Trübung). An 18 Tagen mit Regen, zweimal Schnee 
und 1 mit Hagel, wurde eine Niederſchlagsmenge von 44,8 Millimeter 
verzeichnet (6 unter normal), wovon auf den 7. als den näſſeſten Tag 
3,1 entfielen. Die Periode vom 13. bis 27. blieb faſt völlig trocken. Die 
Zahl der Gewitter beſchränkte ſich auf eins. Der Barometerſtand 
ſchwankte zwiſchen 761,4 Millimeter am 1. und 736,1 am 28., während 
das Monatsmittel 748,9 Millimeter (1,4 über normal) betrug. 
— Darmſtädter Wochenmarktpreiſe am 10. April. Speiſekartoffeln 
4 Pf., Salatkartoffeln 4 Pf. das Pfd., Blumenkohl 30—120 Pf. das Stck., 
Wirſing 20—25 Pf., Weißkraut 20—25 Pf., Rotkraut 20—25 Pf., 
            Kohl=
rabi (unterird.) 10 Pf., Spinat 30—35 Pf., Tomaten 130 Pf., Zwiebeln 
15—20 Pf., Eelbe Rüben 20 Pf., Rote Rüben 10 Pf., Spargel 70—130 
Pf., Schwarzwurzeln 40 Pf. das Pfd., Kopfſalat 25—40 Pfg. das Stick, 
Feldſalat 60 Pf. das Pfd., Salatgurken 130 Pf. das Stück, Radieschen 
10 Pf. das Bündel, Meerrettich 80 Pf. das Pfd., Sellerie 15—60 Pf. 
das Stück, Rhabarber 25—30 Pf. das Pfd. Eßäpfel 25—35 Pf. Fall= 
und Kochäpfel 10—25 Pf. das Pfd., Apfelſinen 5—15 Pf., Zitronen 
4—10 Pf., Bananen 15—25 Pf., das Stück, Mandarinen 50 Pf., 
            Dörr=
obſt 40—60 Pf. das Pfd. Schweinefleiſch 128—140 Pf., Kalbfleiſch 120 Pf., 
Rindfleiſch 80—90 Pf., Hackfleiſch 80—120 Pf., Hausmacher Wurſt 80 
bis 160 Pf., Geflügel 120—180 Pf., Brot 4 Pfd., 65—70 Pf. 
            Süß=
rahmbutter 230 Pf., Landbutter 190—200 Pf. das Pfd., Eier 12—14 Pf., 
Handkäſe 5—14 Pf. das Stück, Schmierkäſe, 1 Pfd. 30—40 Pf.
 Flugtag der Heſſenflieger. 
Den Tag, an dem Darmſtadt dank der energiſchen Vorarbeit 
des Herrn Bürgermeiſter Müller und der weitſichtigen 
            Ver=
kehrspolitik der Stadtverordnetenmehrheit in die Reihe der Städte 
eintritt, die die deutſchen Luftverkehrslinien untereinander und 
damit auch mit dem internationalen Luftverkehr verbindet, 
            nah=
men die Heſſenflieger zum Anlaß, im Rahmen eines 
großzügigen Flugtages für den Flugſport und für den 
Flugverkehr wirkſam zu werben. 
Der Darmſtädter Flugtag reihte ſich würdig den in anderen 
Städten des Heſſenlandes vorangegangenen an. Er brachte, 
trotzdem das Wetter für die vorgeſehenen Freiballonaufſtiege nicht 
ſonderlich günſtig war, einen vollen Erfolg. Schon am Vormittag, 
an dem die Füllung der beiden Freiballons vor ſich ging, hatten 
ſich viele hundert Zuſchauer eingefunden, die den intereſſanten 
Arbeiten beiwohnten. Starker Oſtwind ließ von vornherein 
            Be=
denken gegen den Aufſtieg der Freiballons Platz greifen. 
            Trotz=
dem wurde mit der Füllung der Ballons „Union” und 
„Darmſtadt” begonnen, und bald ſpiegelten ſich die prallen 
gelben Kugeln im Gold der Sonnenſtrahlen, aber ſie blieben an 
die Erde gefeſſelt. Die Arbeiten der Füllung leiteten die beiden 
Ballonführer Profeſſor Eberhard und Major Pochhammer 
von der Techniſchen Hochſchule perſönlich. Als aber auch am 
Nachmittag ſich die Windverhältniſſe nicht gebeſſert hatten — die 
Gefahr, daß die Ballons in das beſetzte Gebiet abgetrieben 
            wur=
den, war zu groß — wurden die beiden Ballone feſt verankert 
und werden vorausſichtlich amheutigen Montag 
ſtarten und zwar um 11,30 Uhr vormittags. 
Die vielen Tauſende Zuſchauer, die am Nachmittag den 
            Flug=
platz beſetzt hielten, kamen dennoch auf ihre Rechnung. Was 
an Schau=, Sturz= und Paſſagierflügen uſw. geboten wurde, war 
hochintereſſant und lohnte einen Spaziergang nach dem Flugplatz 
bei dem herrlichen Wetter vollauf. Die Flugveranſtaltungen 
leitete ein Preſſeflug mit dem neuen Flugzeug der 
            Pfäl=
ziſchen Luft=Hanſa=A.=G. „Mannheim” ein. Vier Vertreter der 
hieſigen Tageszeitungen nahmen an dieſem Preſſeflug teil. Die 
„Mannheim” ſtartete kurz nach ½11 Uhr. In wundervollem 
Fluge, der durch die hin und wieder einſetzenden nicht 
            unerheb=
lichen Böen beſonders intereſſant geſtaltet wurde, ging es die 
Bergſtraße entlang, nach Heidelberg, dann in 2 grandioſen 
Schleifen über Mannheim und Ludwigshafen, dann über das 
Neckartal, Odenwald und Bergſtraße wieder zurück. Beſonders 
der Rückflug, der in nur etwa 500 Meter Höhe — der Flug ging 
im Uebrigen zwiſchen 800 und 1000 Meter Höhe vor ſich — 
            ge=
flogen wurde, geſtattete einen entzückenden Anblick der Bergſtraße 
im Blütenſchmuck und der Wälder und Felder, die eben vom 
erſten jungen Grün gefärbt, die Landſchaft in wunderbarer 
            Rein=
heit zeigte. Das Flugzeug „Mannheim” bewährte ſich bei dieſem 
Flug in der ſicheren Hand des Piloten Rahn ausgezeichnet. 
Sowohl Start wie Landung gingen durchaus glatt von ſtatten. 
Das bequem ausgeſtattete Flugzeug dürfte ſtarke Bevorzugung 
in dem kommenden Reiſeverkehr finden. 
Am Nachmittag gegen 3 Uhr begannen die Schau= und 
Kunſtflüge der Heſſenflieger. Es ſtarteten nacheinander und 
teilweiſe gleichzeitig 5 Flugzeuge, 3 Doppeldecker, ein Eindecker 
und ein kleines Sportflugzeug, das übrigens bei der Mehrzahl 
der Zuſchauer das ſtärkſte Intereſſe fand, weil es ſo 
            außerordent=
lich zierlich gebaut, ſicher flog, vielfach tief über die Köpfe der 
            Zu=
ſchauer hinweg. Was an Schau=, Kunſt= und Sturzflügen 
            ge=
boten wurde, bewies aufs neue die außerordentliche 
            Leiſtungs=
fähigkeit der Piloten, in erſter Linie der Herren Jährling 
und Buſch, wie auch der Maſchinen, mit denen die Piloten 
hoch in den Lüſten ſchlechterdings alles wagen können. 
            Loo=
pings, Saltos und Doppelſaltos, Schraubenflüge, Wellen und 
Schaukelflüge, vorgetäuſchte Abſtürze uſw. uſw. wurden 
            vorge=
führt, ſo daß teilweiſe den Zuſchauern der Atem ſtockte. Aber es 
ging alles durchaus glatt und ohne jeden Unfall von ſtatten. Was 
vor wenigen Jahren noch Weltſenſation war, iſt heute alltäglich 
geworden, wenn die Kühnheit und der Wagemut der Flieger auch 
immer wieder Bewunderung abringen. Pilot Buſch flog die 
Diederich= und die Hanſa=Maſchine (Vereinsmaſchine der 
            Heſſen=
flieger), Pilot Jährling den Grulich=Hochdecker (von dem 
Frau Langer den Fallſchirmabſprung ausführte). Von der 
akademiſchen Fliegergruppe ſtarteten mehrfach die 
Herren Fuchs und Nehring mit den Kleinflugzeugen 
„Steinicke” und „Mohamed‟. Die Fokker=Paſſagiermaſchine 
ſteuerte Pilot Rahn. 
Gegen halb 5 Uhr erfolgte dann die Senſation des Tages! 
Der Fallſchirmabſprung aus dem Flugzeug, den 
diesmal, unſeres Wiſſens zum erſten Male in Darmſtadt, eine 
Dame ausführte. Dieſe wagemutige Dame war die Gattin 
des Fallſchirmkonſtrukteurs Langer. Es mag als ein Beweis 
des feſten Vertrauens auf die Leiſtungsfähigkeit des Fallſchirms 
angeſehen werden, wenn Herr Langer ſeine junge Gattin mit 
dem von ihm konſtruierten Apparat auf die immerhin nicht 
            ge=
fahrloſe Luftreiſe ſchickte. Tatſächlich funktionierte der Fallſchirm 
ganz ausgezeichnet. In ſchätzungsweiſe 1500 Meter Höhe ſprang 
Frau Langer aus dem Flugzeug, das Herr Jährling allerdings 
ſo ſchön auf die Seite ſtellte, daß der Dame letzten Endes kaum 
etwas anderes übrig blieb, als zu ſpringen. In knapp einer 
Sekunde ſchon öffnete ſich der Fallſchirm, und dann ſchwebte Frau 
Langer langſam und ſanft unter dem Jubel der Zuſchauer in 
zirka 3—4 Minuten zur Erde. Durch den Wind etwas 
            abgetrie=
ben, landete die kühne Springerin ohne jeden Unfall am 
            Nord=
ende des Flugplatzes. 
Nach dem Abſprung ſtiegen noch mehrfach Maſchinen auf, 
und führten bis zum Einbruch der Dunkelheit ihre Kunſtflüge 
vor. Sie zogen vielfach die Kreiſe ihrer Luftfahrten weit über 
die Peripherie Darmſtadts hinaus. — Es war ein großer Tag 
für Darmſtadt und damit für den heſſiſchen Luftſport, der ſicher 
zur Populariſierung des neuen Verkehrsmittels erheblich 
            beige=
tragen hat. Während der Flüge war auf dem Flugplatz 
            Kon=
zert, ſo daß auch in den kurzen Pauſen für Unterhaltung der 
            Be=
ſucher geſorgt war. Die Ordnung auf dem Flugplatz wurde durch 
eine Abteilung Schupo, unterſtützt von der blauen Polizei, in 
M. St. 
muſterhafter Weiſe aufrecht erhalten.
 — Die Niederländiſche Handelskammer für Deutſchland in 
            Frank=
furt a. M. teilt uns folgendes mit: Nach einer der Kammer 
            zugegange=
nen Mitteilung der Oberpoſtdirektion, Frankfurt a. M. wird vom 
19. April ds. Js. an werktägig je ein Luftpoſtbriefkartenſchluß für 
Amſterdam und Rotterdam in Frankfurt a. M. eingerichtet werden. 
Folgende Flugzeiten ſind dafür vorgeſehen: 9.30 Uhr Frankfurt a. M. 
ab über Eſſen, 2.40 Uhr an Rotterdam, 12.15 Uhr Frankfurt a. M. ab 
über Köln, 4.30 Uhr an Amſterdam. Die Kammer empfiehlt möglichſt 
weiten Kreiſen von dieſen Verbindungen einen ausgiebigen Gebrauch 
zu machen und ſo zu zeigen, daß Verkehr und Wirtſchaft ein großes 
Intereſſe an ihrem Beſtehen haben. Da auch eine Flugpoſtverbindung 
in der umgekehrten Richtung erforderlich ſcheint, hat ſich die Kammer in 
dieſem Sinne an die holländiſche Poſtbehörde gewandt.
 Landesbibliothef. 
Neue Erwerbungen, 
vom 12. April 1926 an auf 14 Tage im Leſeſaale zur Anſicht aufgeſtellt: 
Bibliother, German. I. Abt. 1. Reihe 13: Jordan, Mittelengl. 
Grammatik 1; II. Abt. 18: Zeuß, Die Deutſchen und die Nachbarſtämme. 
Heidelberg 1925; Bibliothek, Indogerm. II. Abt. 6: Forchhammer, 
Grundlage der Phonetik. Heidelberg 1924; La Chanſon de Roland, 
trad. par Chamard. Paris 1925: Damme und Lutter, Das deutſche 
Patentrecht, 3. Auflage. Verlin 1925; Dubnow, Weltgeſchichte des 
jüdiſchen Volkes III. Berlin; Das Erbe d. Alten, XI: Plasberg, 
Cicero in ſeinen Werken und Briefen. Leipzig 1926; Kaiſer 
            Fried=
rich III. Kriegstagebuch 1870—71, Berlin=Leipzig 1926; Müller: 
Geſchichte des deutſchen Liedes. München 1925; Handbuch d. ſpeziell. 
patholog. Anatomie und Hiſtologie 4, 1. 12. Berlin 1926; Heckſcher: 
Die Volkskunde des germaniſchen Kulturkreiſes 1. 2. Hamburg 1925; 
Brandſtetters Heimatbücher 20: Müller=Rüdersdorf: Schleſiervolk, 
21: Eſſelborn: Heſſen=Darmſtadt, 22: Hein und Miller=Rüdersdorf: 
Oberſchleſien. Leipzig 1926; Hettner, Literaturgeſchichte des 18. 
Jahrhunderts 3, 1. 2. 7. Auflage. Braunſchweig 1925; 
            Khevenhül=
ler=Metſch: Aus der Zeit Maria Thereſias, Tagebuch 1742—1776. 
Wien=Leipzig 1925; Korff: Humanismus und Romantik. Leipzig; 
Leſer: Das pädagogiſche Problem 1. München und Berlin 1925; 
Liber: Amicorum Romain Rolland. Zürich=Leipzig 1926; Meyer: 
Geſchichte des Altertums. 5. Auflage 1, 1. Stuttgart=Berlin 1925; 
Meher: Die ältere Chronologie Babyloniens, Aſſyriens und Aegyptens. 
Stuttgart 1925; Mügel: Kommentar zur Durchführungsverordnung 
zum Aufwertungsgeſetz. Berlin 1926; The Publications of the 
Pipe Roll Society 39. 1925; Reinhardt: Kosmos und Sympathie. 
München 1926; Ritſchl: Dogmengeſchichte des Proteſtantismus, III. 
Göttingen 1926; Schmidt: Studien zur Geſchichte des Konzils von 
Trient. Tübingen 1925; Wobbermin: Weſen und Wahrheit des 
Chriſtentums. Leipzig 1925. 
Zeitſchriften: 
Annalen der Phyſik 4. F. 78. Leipzig 1925; Archiv ſür 
            Frauen=
heilkunde und Konſtitutionsforſch. 11. Leipzig 1925; Archiv für 
            Muſik=
wiſſenſchaft 7. 1925 Leipzig; Pflügers Archiv für die geſamte 
            Phyſio=
logie, 211. Berlin 1926; Bücherei und Bildungspflege 5. 1325 
Stettin; Bulletin du Bibliophile Nouvelle S. 4, 1925. Paris 1925; 
Eiſenbahn= und verkehrsrechtliche Entſcheidungen und 
            Abhand=
lungen 41. Berlin 1924/25; Euphorion 26, 1925. Leipzig=Wien 
1925; Jah=buch für Kinderheilkunde 110, 111. Berlin 1925/26; 
Schmollers Jahrbuch für Geſetzgebung 49, 1925, 1. 2. München= 
Leipzig; Monatsſchrift, Benediktiniſche 7. 1925 Beuron; 
            Shake=
ſpeare=Jahrbuch 61. Leipzig 1925; Wochenſchrift, Kliniſche 
4, 1925, 2. Berlin=Müinchen; Zeitſchrift der Geſellſchaft für 
            Erd=
kunde zu Berlin. 1925 Berlin; Zeitſchrift für wiſſenſchaftliche Biologie, 
B. Zellforſchung 2. Berlin 1925; Zeitſchrift für phyſikaliſche Chemie 
117/118. Leipzig 1925; Deutſche Zeitſchrift für Nervenheilkunde 
87/88. Leipzig 1925/26. 
Vom 26. April an verleihbar. Vormerkungen werden im Leſeſaal 
entgegengenommen.
 * Orpheum. Das Gaſtſpiel des Filmdarſtellers Bruno Kaſtner 
währt nur noch 4 Tage, bis Donnerstag, 15. April, einſchließlich. Es 
gelten gewöhnliche Preiſe, 1—3 Mk. (S. Anz.) 
— Der Krankenpflegeverein Barmherziger Schweſtern hält ſeine 
Mitgliederverſammlung am Mittwoch, den 14. April 8 Uhr 
abends, Nieder=Ramſtädter Straße 30, ab. Um zahlreiches Erſcheinen 
wird gebeten. Der Verein, dem alle Konfeſſionen angehören, fordert 
im Intereſſe unſerer Kranken Darmſtadts alle Einwohner, die noch nicht 
Mitglied des Vereins ſein ſollten, zum Beitritt auf. Näheres Telephon 
Nr. 2542. 
Achtung! Brieffendungen nach dem Ausland richtig freimachen! 
Trotz wiederholter Hinweiſe werden immer noch in großer Zahl 
            Brief=
ſendungen nach dem Ausland von den Abſendern unzureichend 
            freige=
macht. Volle Freimachung der Sendungen liegt im eigenen Vorteil 
der Abfender, da ſie den Empfängern, auf dieſe Weiſe die Bezahlung 
von Nachgebühren ſparen, die in der Regel in doppelter Höhe des 
            Fehl=
betrags bei der Aushändigung der Sendung erhoben werden. Außerdem 
laufen die Abſender nicht Gefahr, daß die Annahme der Sendungen 
von den Empfängern wegen der Belaſtung mit Nachgebühren verweigert 
wird, und daß die Nachgebühren dann von ihnen eingezogen werden. 
Als Gebührenſätze kommen in Betracht: 1. Nach Freie Stadt 
Danzig Litauen und Memelgebiet, Luxemburg 
ſowie Oeſterreich die Inlandſätze. — 2. Nach der 
            Tſchecho=
ſlowakei: Briefe bis 20 Gramm 20 Pfg., jede weiteren 20 Gramm 
15 Pfg., Poſtkarten 10 Pfg; Druckſachen je 50 Gramm 5 Pfg., 
            Ge=
ſchäftspapiere je 50 Gramm 5 Pfg., mindeſtens 25 Pfg., Warenproben 
je 50 Gramm 5 Pfg., mindeſtens 10 Pfg. — 3. Nach Ungarn: 
Briefe bis 20 Gramm 20 Pfg., jede weiteren 20 Gramm 10 Pfg., 
            Poſt=
karten 10 Pfg., Druckſachen je 100 Gramm 5 Pfg., jedoch 
            Volldruck=
ſachen bis 50 Gramm 3 Pfg., Geſchäftspapiere je 100 Gramm 5 Pfg., 
mindeſtens 20 Pfg., Warenproben je 100 Gramm 5 Pf., mindeſtens 
10 Pfg. — 4. Nach demübrigen Ausland (auch Polniſch 
            Ober=
ſchleſien und die an Polen abgetretenen preußiſchen Gebiete): Briefe bis 
20 Gramm 25 Pfg., jede weiteren 20 Gramm 15 Pfg., Poſtkarten 
15 Pfg., Druckſachen je 50 Gramm 5 Pfg., Geſchäftspapiere je 50 Gramm 
5 Pfg., mindeſtens 25 Pfg., Warenproben je 50 Gramm 5 Pfg. 
            minde=
ſtens 10 Pfg. — 5. Eilzuſtellgebühr nach den Ländern zu 2 bis 4 
50 Pfennige. 
Kunſfnotizen. 
Ueber Werte, Künſter und fünftleriſche Veranſtaltungen, deren im Nachſtehenden Erdhnung 
geſchiebt, behält ſich die Rebaltion ihr Urtel vor. 
— Palaſt=Lichtſpiele. Manon Lescaut. Manon Lescaut, ein 
junges Mädchen von ſeltener Schönheit, wird von ihren beiden geſtrengen 
Tanten zur Erziehung in ein Kloſter nach Paris gebracht. Auf der 
Reiſe nähert ſich ihr bei einem unfreiwilligen Halt in Amiens der reiche 
Marquis de Bli. Ihre Schönheit reizt ihn und er verſpricht, ſie vor 
ihrem Schickſal zu bewahren und ihre Flucht zu ermöglichen. Manon 
entflieht, aber mit des Grieux, einem jungen Menſchen, der ſich beim 
erſten Anblick in ſie verliebt hat; mit ihm verbirgt ſie ſich in Paris. 
Bald jedoch gerät das junge Paar in ernſte Geldſorgen. Der 
            eifer=
ſüchtige de Bli, der Manon wieder aufgefunden hat, ſchlägt daraus 
Nutzen: unter dem Vorwand, ihren Geliebten vor ſeinen Gläubigern zu 
retten, trennt er Manon von des Grieux, der ſich verraten und betrogen 
glaubt. Manon jedoch hält es bei de Bli, trotz aller Pracht, mit der 
er ſie umgibt, nicht aus. Sie kehrt zu des Grieux zurück, der, um ſich 
das nötige Geld zu verſchaffen, zu einem verzweifelten Mittel greift. 
Er ſpielt mit gefälſchten Karten. Als er glückſtrahlend mit reichem 
            Ge=
winn zu Manon zurückkehrt, findet er die Geliebte in den koſtbarſten 
Gewändern, die ihr der Sohn des de Bli gebracht hat. Abermals glaubt 
des Grieux, betrogen zu ſein. Mit vieler Mühe bewegt ihn Manon, 
ihren Beteuerungen nochmals zu trauen und es ein letztes Mal mit ihr 
zu verſuchen — als ſeine Frau. Die Vorbereitungen zur Trauung ſtört 
der alte Marquis de Bli; mit Gewalt führt er Manon davon. Sie 
wird in ein Arbeitshaus gebracht, wo ſie unter Dirnen am Webſtuhl 
arbeiten muß. Von dort wird ſie zwar durch ihren geſchickten und 
            liſti=
gen Halbbruder befreit; der Marquis jedoch läßt ſie wieder aufgreifen 
und als rückfällige Dirne nach den Kolonien verſchicken. 
Endlich nun erfährt des Grieux die Wahrheit über die Intrigen, die 
de Bli geſponnen hat, ihm die Geliebte zu entfremden. Er reitet dem 
Transport, der Manon entführt, nach und findet die Geliebte 
            zuſammen=
gebrochen, ſchon dem Tode geweiht, im Straßengraben. Er bringt ſie 
in das väterliche Haus und hier verzeiht der alte Marſchall, ſein Vater, 
gerührt durch ſo viel treue Liebe, ſeinem Sohne. Die Trauung findet 
ſtatt, aber Manon iſt bereits eine Sterbende. Mit dem Brautkranz um 
die Stirn und in den Armen des Geliebten ſchließt ſie für immer die 
Augen.
 Tageskalender für Montag, den 12. April 1926. 
Landestheater, Großes Haus: Keine Vorſtellung. — Kleines 
Haus. Anfang 7 Uhr, Ende 10 Uhr: „Fußballſpieler und Indianer.” 
— Orpheum, abends 8 Uhr: Gaſtſpiel Bruno Kaſtner. — 
            Kino=
vorſtellungen: Union=, Reſidenz=Theater, Palaſt=Lichtſpiele.
 Wir verkaufen täglich ea. 100 Tuben Jahnpaſta aller Art. 
deshalb immer friſche Ware. Parfümerie Müller, 
            Rhein=
ſtraße 6, und Filiale „Seifenhaus am Schillerplatz”, (4828a
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Sparsamkeitsgründen Herren-, 
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Seite 4
Montag, den 12. April 1926
Nummer 101
 Aus Heſſen. 
Kaufmänniſcher Stellenmarkt und Wirtſchaftslage. 
Nach dem Bericht der Reichsſtellenvermittlung des 
            Gewerkſchafts=
bundes der Angeſtellten, Geſchäftsſtelle Darmſtadt, hat ſich die Lage im 
März gegenüber der im Vormonat kaum geändert. Die 
            Maſſenentlaſſun=
gen von Angeſtellten ſind allerdings im allgemeinen zurückgegangen bis 
auf beſtimmte einzelne Plätze. So ſind z. B. im M.=Gladbach von 200 
Weberei= und Spinnereibetrieben erhebliche Entlaſſungen und 
            Gehalts=
herabſetzungen bzw. Aenderungen der Dienſtverträge vorgenomnmen 
worden, von denen im Ganzen etwa 1200 Angeſtellte betroffen wurden. 
Die Wirtſchaftslage iſt hier alſo ganz beſonders ſchwierig, wie auch in 
der rheiniſch=weſtfäliſchen Eiſeninduſtrie. Größere Kündigungen ſind 
ausgeſprochen worden in Rathenow in der optiſchen Branche, in der 
Lauſitz im Tuchgewerbe, in einzelnen Induſtrien und 
            Großhandelsunter=
nehmungen in Hannover und in Hamburg in Schiffahrts= und 
            Spedi=
tionsbetrieben. Zum Teil verbindet ſich mit dieſen Entlaſſungen eine 
Betriebsſtillegung; ſo iſt z. B. die bekannte Porzellanfabrik Fraureuth 
ſtillgelegt worden. Dieſe Entlaſſungen ſind Folgeerſcheinungen beſonders 
ungünſtiger bezirklicher Verhältniſſe, während der allgemeine 
            Maſſen=
abbau des vergangenen Jahres ſtark abgeſchwächt wurde. Die Nachfrage 
nach kaufmänniſchen Kräften ohne beſtimmte Spezialkenntniſſe iſt aber 
immer noch ſo ſchwach wie in den letzten Monaten. Geſucht werden 
höchſtens üngere Stenotypiſtinnen, Kontoriſten und Aushilfsbuchhalter; 
desgl. Kräfte, die aus dem Saiſonbeginn der Landwirtſchaft, insbeſondere 
der Samenbranche und dem Baugewerbe erforderlich werden. Eingeſtellt 
werden ferner, wenn auch in geringem Umfange, Verkäufer und 
            Ver=
käuferinnen der Textilbranche in Berlin, Erfurt, Magdeburg, Roſtock 
und Leipzig. In Leitzig war im Berichtsmonat die Nachfrage nach 
jüngeren Textilverkäufern größer als das Angebot. Die Auswirkungen 
der ungünſtigen Verhältniſſe für die kaufmänniſchen Angeſtellten treten 
im Berichtsmonat ſcharf dadurch in Erſcheinung, daß die Nachfrage nach 
Lehrlingen an vielen größeren und kleineren Plätzen im überwiegenden 
Teile nicht gedeckt werden konnte, da ſich außerordentlich viele 
            Schul=
entlaſſene einem anderen Berufe als dem kaufmänniſchen zugewandt 
haben. Dieſe Tatſache findet im beſonderen ihre Urſache in der 
            außer=
gewöhnlichen und lang anhaltenden Stellenloſigkeit, ſelbſt unter jüngeren 
kaufmänniſchen Angeſtellten. 
— Groß=Umſtadt, 9. April. Volksbildungsverein. Wie 
ſchon berichtet, bringt das Frankfurter Künſtlertheater für Rhein und 
Main am 17. April im „Weißen Roß” um 8 Uhr das Luſtſpiel „Die 
Journaliſten” von Guſtav Frehtag zur Aufführung. „In der Politik”, 
ſo ſagt der eine Wahlkandidat dieſes heiteven Stückes, „behandeln wir 
einander wie Böſewichter, weil der eine um einige Schattierungen 
            an=
ders gefärbt iſt als ſein Nachbar!” Wir ſelbſt haben es erſt richtig 
            er=
lebt, wie die Politik die Menſchen entzweit — aber in unſerem Luſtſpiel 
ſteckt die Politik gewiſſermaßen noch in den Kinderſchuhen, und ſo mutet 
uus das Fretztagſche Luſtſpiel wie eine gefühlvolle altmodiſche Polka an, 
zu der ſich köſtlich altmodiſche Figuren die Hand reichen, da iſt der 
knurrige, aber im Grunde herzensgute alte Militär und ſein leicht 
weinendes Töchterchen; die elegante Adelheid Runeck und der vornehme. 
aber etwas hinterliſtige von Senden; da iſt die Redaktion der „Union” 
mit dem lyriſchen Dichter Bellmaus und die des „Coriolan” mit dem ſo 
berühmt gewordenen Schmock — da iſt Weinhändler Piepenbrink, die olle 
ehrliche Haut, mit ſeiner biederen Ehehälfte und der — ſagen wir — 
etwas zu harmloſen Tochter — da iſt die Tänzerin aus Paris und das 
Redaktionsfaktotum Müller; und dabei hätten wir noch den guten alten 
Korb beinahe vergeſſen! — Wir tanzen nicht mehr Polka — aber wir 
ſehen doch gerne einmal zu, wie unſere Großväter tanzten; denn, wenn 
auch der Tanz nicht mehr derſelbe iſt — das Tanzen geht immer noch um 
dasſelbe! 
Groß=Umſtadt, 10. April. Der Turnverein Groß=Umſtadt bringt am 
10. und 17. April im Gaſthaus zur Krone das vieraktige Volksſtück „Die 
Dorfhere” von Otto Böttinger zur Aufführung. Der Vorverkauf der 
Karten hat bereits begonnen. 
* Bensheim, 10. April. Unfug. Wie die Gas= und 
            Elektrizitäts=
verwaltung Bensheim mitteilt, haben Unbefugte dieſer Tage in der 
Lammertsgaſſe bezuu, in der Hügelſtraße Eiſendraht in die elektriſche 
Freileitung geworfen, wodurch emefindliche Störungen verurſacht 
            wur=
den. Die Verwaltung hat zur Feſtſtellung der Täter eine Belohnung 
ausgeſekzt. 
* Viekenau, 10. April. Steuerbefprechung. Am Mittwoch, 
den 14. d. M., wird das Finanzamt Fürth auf dem hieſigen Nathaufe 
einen Steuerbeſprechtag abhalten. Reflektanten haben ſich vorher bei 
der Bürgermeiſterei anzumelden. 
* Fürth, 10. April. Telegraphenanlage. An der 
            Kreis=
ſtraße Linnenhach-Seibenbach zwiſchen Km. St. 4,2 und 49,3 ſoll eine 
unterirdiſche Telegraphenlinie hergeſtellt werden. Die Pläne hierzu 
liegen vier Wochen bei dem Poſtamt Fürth zu jebermanus Einſicht offen. 
Aus dem Gorzheimer Tal, 10. April. Kraftwagenverkehr. 
Seit Oſterſonntag verkehrt an den Sonn= und Feiertagen, ein 
            Poſtkraft=
wagen von Weinheim nach Tröſel und Unter=Abtſteinach nach 
            Neckar=
ſteinach. Ab Weinheim Bahnhof 11,25 vorm. Ankunſt Neckarſteinach 
1,35 nachm. Nückfahrt: Neckarſteinach ab 5,45 nachm., Weinheim an 
739 nachmittags. 
* Groß=Gerau, 10. April. Viehſeuche. Die Maul= und 
            Klauen=
ſeuche iſt auf Bahzerseich, auf Hof Schönau und in Ginsheim 
            ausge=
brochen. Der Ginsheimer Faſelſtall iſt geſchloſſen worden. 
* Gießeit, 10. April. Die Hauptverſammlung des Heſſiſchen 
            Philo=
logenvereins findet am 15. und 16. April, hier, ſtatt. Zwei Punkte, die 
für das höhere Schulweſen beſonders einſchneiden, werden im 
            Vorder=
grund der Verhandlungen ſtehen, nämlich die neuen Lehrpläne und der 
neuerdings beſchloſſene Abbau von mehr als 40 Aſſeſſoren. Die neuen 
Lehrpläne werden tiefgreifende Veränderungen im höheren Schulweſen 
bringen. Am 15. April finden die wiſſenſchaftlichen Fachſitzungen ſtatt, 
am 16. April tagt die Hauptverſammlung. Staatsrat Block wird einen 
Vortrag halten über. Probleme des Grenz= und Auslanddeutſchtums” 
* Gießen, 10. April. Am erſten Pfingſtfeiertag wird der 
            Saar=
brücker Geſangverein „Liederkranz” auf einer Konzertreiſe durch das 
umbeſetzte Deutſchland in Gießen eintreffen und in der neuen Volkshalle 
ein großes Konzert veranſtalten. Den Saarbrüdern hat es in unſerer 
Stadt im vorigen Jahre gelegentlich des Kreisturnfeſtes ſehr gut 
            ge=
fallen. Auch diesmal wird ihnen eine gaſtliche Aufnahme bereitet 
            wer=
den, denn die hieſigen Geſangvereine, die Deutſche Turnerſchaft, der 
Verkehrsverein u. a. m. haben einen Empfangsausſchuß gebildet und 
wenden ſich in einem Aufruf an die Gießener Bürgerſchaft. Es werden 
etwa 200 Sänger mit ihren Damen erwartet. 
Stimmen aus dem Leſerkreiſe. 
Oür die VersFentſichungen unter dieſer Ueberſchrift übernimmt die Redaktion keinerlel Ven 
mitwentung; für ſie bleißt auf Grund des 9 24 Abſ. 2 des Preſſegeſetzes in vollem Umfange 
dr Gnunder verantwortiſch.) — Einſeneungen, die nicht verwendet werden, köhnen nicht 
zurllckgeſandt, die Ablehnung nicht bearlnsdet werden. 
„Erfreulicherweiſe hat die württembergiſche Regierung den 
            Spar=
kaſſeit eine Summe zur Verfügung geſtellt, damit die Einleger wentgſtens 
12½ Prözent ihrer Goldmarkeinlagen als Aufwvertung erhalten. 
            Hoffent=
lich ſind ſich Regierung und Sparkaſſen aber ihrer ſittlichen Pflicht 
            be=
wußt auch gegenüber jenen Einlegern, die infolge der troſtloſen 
            wirt=
ſchaftlichen Verhältniſſe ſeit Sommer 1922 zur Abhebung ihrer Guthaben 
gezwungen ivaren.” 
„Es iſt ohne weiteres einleuchtend, daß jene Abheber, die ſich doch für 
ihre Tauſendmarkſcheine kaum noch ein Hemd kaufen konnten, ihre ſauer 
erſparten Groſchen nur aus bitterer Not in ſo furchtbar entwertetem 
Papier zurücknahmen. Das Mindeſte, was die Gerechtigkeit erfordert, iſt 
die Annahme des Stichtages für die Hypothekenaufwertung als 
            Aufver=
tungsrichtlinie für die abgehobenen Sparauthaben.” 
So zu leſen im verbreitetſten Blatte Schwabens. Aber an 
            Regie=
rung und Landtag ergeht das dringende Erſuchen, nun auch in 
Heſſen endlich aus der ſeither geübten Reſerve herauszutreten. Die 
Sparer haben ein verbrieftes Recht darauf, einmal zu wiſſen, was denn 
Cidis. 
in Geſſen geſchieht.
 Die holländiſche Millionen=Erbſchaft. 
Ein Wort zur Aufklärung und Warnung 
von 
Archivrat Dr. F. Hermann, Staatsarchivar in Darmſtadt. 
(Nachdruck erwünſcht und erbeten.) 
Eine den Archibaren in Deutſchland und Frankreich wohlbekannte 
Seeſchlange iſt wieder aufgetaucht: Die Metzgerſche holländiſche 
            Erb=
ſchaft. Seit anderthalb Jahrhunderten erſcheint ſie in jeder 
            Gene=
ration mindeſtens einmal, hypnotiſiert zahlreiche Menſchen, die den 
Namen Metzger tragen oder Träger dieſes Namens unter ihren Ahnen 
haben, veranlaßt ſie zu nicht unbedeutenden Geldausgaben, die in der 
Hoffnung auf angeblich bereitliegende Millionen gern gemacht werden, 
und läßt ſie dann bitter enttäuſcht zurück. Das hindert aber nicht, daß 
beim nächſten Auftreten die Kinder und Enkel der alſo Hereingefallenen 
gleichfalls ihr gutes Geld an die ausſichtsloſe Sache hängen. Mehr wie 
je ſcheint dies bei dem diesmaligen Auftreten der Seeſchlange der Fall 
zu ſein: Seitdem in unſeren Zeitungen auf die angeblich auf acht 
            Mil=
liarden angeſchwollene Erbſchaftsmaſſe aufmerkſam gemacht und die 
            Be=
rechtigten gar zur Einſendung ihrer Stammbäume an den zur 
            Durch=
fechtung der Sache gebildeten Ausſchuß aufgefordert wurden, werden 
die Zeitungsredaktionen, die Pfarrämter und das Staatsarchiv Tag für 
Tag mit perſönlichen oder ſchriſtlichen Anfragen überlaufen — und da 
Metzgerſche Nachkommen ſich in vielen ſüddeutſchen Staaten befinden, 
zudem der Name in ganz Deutſchland ſehr häufig iſt, wird der Unfug 
auch in anderen Ländern graſſieren. Es iſt Zeit, daß dagegen ein 
            auf=
klärendes Wort geſagt wird. 
Der Erblaſſer, um deſſen Beſitz es ſich handelt, iſt der holländiſche 
General Theobald Metzger, geboren am 21. Dezember 1626 in 
Kettenheim in Rheinheſſen, wo ſeine Eltern vorübergehend weilten. Sein 
Vater ſtammte aus Gugsweier in Baden, ſeine Mutter aus Webenheim 
bei Zweibrücken, das damals Weibenheim hieß. Bei dem Pfarrer dieſes 
Ortes wurde der junge Metzger erzogen und nannte ſich daher, als er 
in holländiſche Kriegsdienſte getreten war, Theobald Metzger von 
            Wei=
benheim (Weibnom). In Holland brachte er es bis zum General und 
Statthalter der Feſtung Breda; ſein Familienname Metzger, ſchwand 
allmählich, und der General wurde in der Regel als Baron van 
Weibnom bezeichnet. In ſeinem Teſtament vom 2. Februar 1691 
ſetzte er ſeine ſechs Brüder und zwei Schweſtern, die faſt alle im Elſaß 
lebten, zu Erben ein und beſtimmte, daß man ſie nach ſeinem Tode in 
einem gedruckten Ausſchreiben ſuchen ſolle. Nachdem er am 23. 
            Fe=
bruar 1691 geſtorben war, ſcheinen ſolche Aufforderungen zur Meldung 
auch ergangen zu ſein, wenngleich bis jetzt nur feſtſteht, daß in der 
Zeitung von Breda ſelbſt eine ſolche zu leſen war. Aber Erfolg 
            konn=
ten dieſe Bekanntmachungen um deswillen nicht haben, weil keine 
            nähe=
ren Angaben über die Herkunft des Erblaſſers gemacht und er 
            wahr=
ſcheinlich auch nur mit dem Namen „ban Weibnom” angeführt wurde. 
Tatſache iſt jedenfalls, daß ſich niemand meldete und der aus 
            Liegen=
ſchaften, Kapitalien und Handelsſchiffen beſtehende Nachlaß im Werte 
von mehreren Millionen von dem Statthalter Wilhelm III. eingezogen 
wurde. Gleichwvohl erſchien, nachdem ein Deutſcher namens Grempf 
aufgetreten, aber weil er ſeinen Zuſammenhang mit dem General nicht 
nachweiſen konnte, abgewieſen worden war, im Jahr 1700 nochmals ein 
öffentlicher Aufruf, und zwar in dem Haarlemer und in dem 
            Amſter=
damer Courant, blieb aber den wirklich Erbherechtiaten ebenſo unbekannt 
wie die früheren, zumal wieder nur von Theobald van Weibnom die 
Rede und der Name Metzger verſchwiegen war. 
Ich übergehe die Bemühungen von vermeintlichen Erbberechtigten, 
die ſich durch das ganze achtzehnte Jahrhundert hinziehen, und verweiſe 
dafür auf die im Jahre 1839 in Mainz erſchienene, von Kriegsgerichts= 
Vizepräſident Dr. Mohr in Ober=Ingelheim verfaßte umfängliche 
Denkſchrift in der Rechtsſache zwiſchen den Erben des verſtorbenen 
Generalleutnants und Statthalters zu Breda, Theobald Metzger van 
Weibnom, gegen den königlich niederländiſchen Fiskus, betreffend die 
Auslieferung der Verlaſſenſchaft des genannten Statthalters” und ebenſo 
auf die beiden im Jahre 1876 bei Prieger in Kreuznach erſchienenen 
Darlegungen des Frankfurte Hauptkomitees der Metzgerſchen Erben. 
betiteltt „Theobald Metzger von Weibnoms alte holländiſche Erbſchaft” 
— in welchen Druckſchriften die Einzelheiten nachgeleſen werden können, 
deren Auffügrung hier zuegen Raummangel unmöglich iſt. Erwähnt 
ſei nur, daß ein Urteil des höchſten Gerichts in Breda im Jahr 1773 die 
eingereichte Klage auf Herausgabe der Erbſchaft wegen 
            Verjäh=
rung abluies. 
Die wirklichen Erben, d. h. die Nachkommen der Geſchwviſter des 
Erblaſſers, ſcheinen erſt gegen Ende des achtzehnten Jahrhunderts auf 
ihre — freilich längſt verjährten — Anſprüche aufmerkſam gemacht 
            wor=
den zu ſein, und zwar dadurch, daß der aus dem Elſaß ſtammende 
            fran=
zöſiſche General Rapo nach der Einnahme von Breda im Jahre 1794 
Kenntnis von dem Teſtament Metzgers erhielt. Infolge der in den 
nächſten Jahren evſchienenen Zeitungsnachrichten wandte ſich zunächſt 
eine Frat Kat). Baumann geb. Steinmann in Straßburg im Jahre 
1818 perſönlich an die holländiſchen Behörden, konnte aber nichts 
            er=
reichen. Der erſte Zuſammenſchluß der in Süddeutſchland und in 
            Frank=
reich ſitzenden Erbintereſienten fand im Jahre 1835 in Karlsruhe ſtatt. 
Dort wurde einte Kommiſſion zur Betreibung der Anſprüche eingeſetzt, 
die ſich nach Holland begab und auch bei dem König mehrfach Audienzen 
hatte (die angeführte Schrift von Dr. Mohr iſt im Auftrag dieſer 
            Kom=
miſſion verfaßt). Der ſchließlich im Jahr 1838 erfolgte miniſterielle 
Entſcheid lautete, „daß, da die Forderungen in Betreff der 
            Nachlaſſen=
ſchaft von Theobald Metzger van Weibnom durch Erkenntnis des Hofs 
von Holland vom 4. Oktober 1773 aus dem Grund der Verjährung 
verfallen erklärt ſei, dem Geſuche nicht entſprochen werden könne‟. Sehr 
vernünftiger Weiſe gab daraufhin der holländiſche Generalkonful in 
Bernt, der im Intereſſe der ſchwveizeriſchen Prätendenten mit der 
            Ange=
legenheit befaßt war, dieſen zur Erwägung anheim, daß die Erbſchaft 
bereits 1693 dem Könige Wilhelm III. heimgefallen und alſo nicht mehr 
pakant, daß die Anſprüche verjährt ſeien und daß jetzt, nach ſo langer 
Zeit, das Reſultat aller Bemühungen nur negativ ſein könne. 
kommen. Auch die heſſiſche Regierung erhielt Veranlaſſung, ſich mit ihr 
ner in Beſſungen ſich im Jahre 1858 im Auftrage einer Anzahl von 
angeblich Erbberechtigten in einer Eingabe an ſie um Unterſtützung Maurits van den Berg, Violine und Philipp Jarnach, Klavier, 
wandte. Das Miniſterium hielt es für richtig, zunächſt Erkundigungen 
darüber einzuziehen, ob die franzöſiſche Regierung im Intereſſe der 
dortigen Metzgerſchen Erben in Holland etwas zu tun gedenke. Von 
Paris aus beauftragte man daraufhin den franzöſiſchen Geſandten im — Roſenthal: Paradeklänge, Marſch. (Mandolinenklub „Napoli”) 
Haag mit Erkundigungen. Dieſer berichtete, daß die Erbſchaft von 
jeher ebenſo die Habgier der Advokaten wie die Hoffnungen der 
            Prä=
tendenten gereizt habe, daß aber die holländiſche Regierung alle 
            Rekla=
mationen zurückweiſen werde. In Paris begnügte man ſich nicht damit, 
Moniteur eine Note zur Aufklärung der franzöſiſchen Intereſſenten, in 
der geſagt wird: die Erbſchaft iſt dem König Wilhelm III. in ſeiner 
Eigenſchaft als Baron von Breda auf Grund des Heimfall=
            Rech=
tes und der damaligen holländiſchen Geſetze zugefallen. — Von weiteren 
Erbintereſſenten, die ſich an die heſſiſche Regierung wandten, erwähne 
ich nur einen aus Elmshauſen ſtammenden Amerikaner, der durch den 
Konſul in Chicago im Jahre 1868 hier anfragte und gehört haben 
wollte, daß die auf ihn entfallenden Gelder bereits bei der 
            Bürger=
meiſterei Elmshauſen deponiert ſeien! 
Mitte der ſiebziger Jahre ſchloſſen ſich die Erbintereſſenten in 
Deutſchland wiederum zur Verfolgung ihrer Anſprüche zuſammen — die 
erwähnten beiden Kreuznacher Druckſchriften geben darüber Auskunft 
und wandten ſich an das Auswärtige Amt in Berlin, ſowie im Jahre 
1876 mit einer Eingabe an den Reichstag. Das Auswärtige Amt 
            er=
klärte ſich nicht in der Lage, den Anträgen näherzutreten, da die 
            Ange=
legenheit „nach Ausweis der diesſeitigen Akten längſt durch Verjährung 
erledigt und die Verfolgung von Anſprüchen auf die fragliche 
            Hinter=
laſſenſchaft nach den bisherigen. Erfahrungen völlig ausſichtslos iſt” 
Nunmehr haben ſich in unſeren Tagen wiederum eine große Anzahl 
von angeblichen Nachkommen der Geſchlwiſter des Erblaſſers, zum 
            aller=
größten Teil wvohl in völliger Unkenntnis der früher gemachten Ver=
 ſuche, zuſammengetan, um die ausſichtsloſe Sache zu verfolgen. Ganz 
abgeſehen davon, daß es den meiſten Erben ſchwer fallen dürfte, ihren 
Zuſammenhang mit der Familie des Generals nachzuweiſen — zumal 
den Heſſen, da die Brüder und Schweſtern, des Erblaſſers nicht in 
            unſe=
rem Lande, ſondern im Elſaß wohnten und zahlreiche Familien des 
Namens Metzger von ganz anderer Herkunft ſind —, wird der Erfolg 
auch diesmal angeſichts des Tatbeſtandes der Verjährung und des 
Heimfalls an den holländiſchen Staat gleich Null ſein. Es iſt 
zwecklos, über die Unterlaſſung der rechtzeitigen und zweckmäßigen 
Benachrichtigung der Erben zu klagen und über den holländiſchen Staat 
zu ſchimpfen, der das Vermögen eingezogen hat: er wird es 
            nie=
mals wieder herausgeben und ſich auf den Spruch 
ſeiner eigenen Gerichte ſtützen. Wenn in den Aufrüfen, 
die jetzt durch die Zeitungen gehen, geſagt wird, daß den angeblichen 
Erben genug Geld zur Durchführung ihrer Sache zur Verfügung ſtehe, 
ſo will das nichts bedeuten, denn an den nötigen Mitteln hat es auch den 
früheren Komitees dank der Opferwilligkeit der Intereſſenten nicht 
            ge=
fehlt. Wenn es richtig iſt, daß jeder ſich Meldende monatlich 1.50 Mk. 
Beitrag zu zahlen hat, wie mir mitgeteilt wurde, ſo bezweifle ich 
            durch=
aus nicht, daß bei tauſend oder mehr Prätendenten eine ſtattliche Summe 
für den „Betrieb” der Angelegenheit zuſammen kommt und der oder die 
Beauftragten ſich der Durchführung mit aller Energie und ohne eine 
weitere Beſchäftigung zu haben, zuwenden können — aber daß keiner 
von denen, die dieſe achtzehn Mark Jahresbeitrag vielleicht unter 
            Ent=
behrungen aufbringen, ja auch nur einen Pfennig wiederſieht, iſt wohl 
nicht zu bezweifeln. Einer der Vielen, die bei uns wegen dieſer Erbſchaft 
vorſprachen und dem ich entſchieden von einer Beteiligung abriet, 
            er=
klärte mir daraufhin, daß in ſeinem rheinheſſiſchen Heimatsdorf 
            aller=
hings die alten Leute geſagt hätten, die ganze Geſchichte ſei früher 
ſchon einmal dageweſen und viele hätten ganze Schweine den Abvokaten 
geopfert und doch nichts bekommen — dieſe Erfahrung aber verhitet 
nicht, daß jetzt ähnliches geſchieht. 
Es ſind wirkliche „Metzgersgänge”, die alle diejenigen tun, die ſich 
mit der Metzgerſchen Erbſchaft beſchäftigen und von ihr etwas erhoffen, 
und mau kann nur jedem raten, daß er ſeine Hände davon läßt und 
ſein Geld in der Taſche behält.
 Briefkaſten. 
J. Ph. H. Als Diebſtahl kann der Stromverbrauch im vörliegenden 
Falle wohl niclt angeſehen woerden, da eine Bereicherung Ihrerſeits nicht 
vorliegt. Die Schädigung des Stromlieferanten iſt aber trotzdem nicht 
zuläſſig und kann von ihm mit geſetzlichen Mitteln unterbunden werden. 
G. E. 100. Wegen der Anſprüche als Schwerkriegsbeſchädigter müſſen 
Sie ſich an die Beratungsſtelle für Schwerkriegsbeſchädigte und 
            Kriegs=
hinterbliebene in Darmſtadt Neckarſtraße 3, wenden. — Wenn das Haus 
kein Neubau iſt und die Räume nicht durch Umbauten oder Einbauten 
neu geſchaffen ſind, auch nicht nach 1. Juli 1918 bezugsfertig luurden, 
findet auf ein Mietverhältnis das Reichsmietengeſetz vom 24. März 1922 
Anwendurg. Die Vorſchriften desſelben laſſen Verträge nicht zu, die 
unter Umgehung oder zum Zwecke der Umgehung des Geſetzes 
            ab=
geſchloſſen ſind.
 Mervenkranke 
und Verrös=Brschöpkte. Spezialkuranstalt Hlokteim 1. Taunus bei 
Prankkurt am Main. — Prospekte durch Dr. M. Schulze-Kahleyss, 
Nerrengrzt. 
(I.9093
 ue 
Frankfurt. 
Montag, 12. April. 11.30: Sonderkonzert für die 
            Funkaus=
ſtellung. O 4.10: Neue Tanzmuſik. Urban: Der Neger hat ſein 
Kind gebiſſen”, Oneſtep. — Hollgender: Du biſt mein Typ”, Foxt. 
— Feldmann: „Aegyptiſche Nächte” Walzer. — Meyer: „Ein 
Täßchen Kaffee, ein Kuchen und du‟, Foxt. — Raymond: „Am 
Abend‟. — Kollo: „Eliſabeth, das kommt davon”. — Weiß: 
„Schatz, was macht man, wenn es regnet”, Foxt. — Morena: „Die 
Welt hat in Fimmel”, Schlager=Potp. 6 5.20: Uebertr von 
            Dar=
bietungen der Funkausſt. O 6.15: Bücherſtunde. O 6.45: Engliſch. 
2 7.15: Engliſche Literaturproben, vorgetr. von Studienrat Olbrich. 
6 7.30: Uebertr. aus dem Saalbau: Konzert des Frankf. 
            Orcheſter=
vereins. Haydn: Sinfonie B=dur. — Mozart: Haffner=Serenade. 
—Beethoven: Sinfonie Nr. 5 in Cemoll. Muſ. Leiſt.: 
            General=
murikdir. Wendel. 
Stuttgart.
 4. Wieniawsky: Romanzo a. d. 2. Konzert für Violine, 5. 
            Blätter=
mann: Ballett=Divertiſſement. 6 Wieniawsky: Legende. 7 Urbach= 
Durch Nacht und Nebel. O. 6.15: Dr. Gottſchalk: Der Völkerbund 
im Spiegel ſeiner Satzung. 6. 6.45: Prof. Nagel: Die 
            Meiſter=
ſinger und ihre kulturelle Bedeutung. O. 7.15: Eſperanto. O. 8= 
Mozart”. (Prof Nagel) Cmoll Meſſe für Soli, Chor und 
Orcheſter. Soliſten: Maria Fiechtl. Hedwig Picard. Moſtert, H. 
Hofele, Madrigalchor d. Südd. Rundfunks, Philh. Orch. 
Berlin. 
Montag, 12. April. 4.30: Novellen. A. de Nora lieſt aus 
eigenen Werken. O 5.15: Funkkapelle. Lübbert: Helenenmarſch. — 
Muſſorgski: Fant. Boris Godounow”. — Flotow: Ouv. „Die 
Matroſen‟ — Saint=Saens: Der Totentanz. — Schmalſtich: 
            Sche=
heraſade. O. 6.35: Prof. Gins: „Wie ſoll das Kind nach der 
Impfung gepflegt und behandelt werden?” O 7: Franzöſiſch. O 7.30: 
Trotz alledem wollte die Erbſchaftsangelegenheit nicht zur Nuhe Hermann Kaſack „Deutſche Frauendichtung”. O 8: Siegfried 
            Wag=
ner: Einführung zu der Oper „Schwanenreich” am 13. April. 
zu beſchäftigen, als der frühere Garniſonſchullehrer Ludwig Karl Wer= O 8.30: Die Violin=Sonate. Mozart: Sonate e=moll für Violine 
und Klavier. — Mozart: Sonate b=dur für Violine und Klavier. 
S 9: Heitere Imitationen (Hermann Klauenbeigl. O 9.30: 
            Man=
dolinen=Konzert. G. Roſey: Auf Wache, Marſch. — Suppe: 
Ouv „Dichter und Bauer”. — Strauß: Roſen aus dem Süden, 
6 10.30: Tanz=Muſik (Kapelle Kermbach). 
Königswuſterhauſen. 3: Stud.=Rat Friebel und Lektor 
Mann: Engliſch für Anfänger. 6 3.30: Engliſch für Fortgeſchrittene. 
O 4: Rektor Hofmann: Unſere Muſikkultur muß Volkskultur 
            wer=
dieſen Beſcheid nach Darmſtadt weiterzugeben, ſondern erließ auch im den. O 4.30: Prof. Dr. Lewandowski: Abhärtung. 6 5: Frau Dr. 
Drewitz: Reinigung der Wohnung 
Wetterbericht. 
Wettervorherfage für Dienstag, 13. April 
(nach der Wetterlage vom 11. April 1926): 
Meiſt heiter bis halbbedeckt, öſtliche Winde, zunächſt noch kälter, dann 
etwas milder, vorwiegend trocken. 
Die Heſſiſche öffentliche Wetterdienſtſtelle Gießen. 
Hauptſchriftleitung: Rudolf Mauve 
Verantwörtlich für Politiß und Wirtſchaft: Rudolf Mauve 
Verantwortlich für Feuilleton und Heſſiſche Nachr chten: Mar Streeſe 
Verantwortlich für Sport: Dr. Eugen Buhimann. 
Verantwortlich für Schlußdient: Andreas Bauer 
Veraftwortlich für den Inſeratenteil: Willy Kuhle 
Druch und Verlag: L. C. Wittich — ſämtlich in Darmſtadt.
Die heutige Nummer hat 8 Geiten.
 A dasreine Scosſek id Ada 
ASchlngk ACe d5 Kambug kargelkele!
Nummer 101
Montag, den 12. April 1926
Seite 5
 Endſpiele um die ſüddeutſche 
Fußball=Meiſterſchaft. 
Bayern München ſüddeutſcher Fußballmeiſter. 
München ſchlägt Sp.Vg. Fürth 4:3. Halbzeit 0:0. — Ecken 6:4 
für Fürth. — Beiderſeits ſehr gutes Spiel. — 28000 Zuſchauer. 
Vor 28000 Zuſchauern iſt in München am Sonntag die 
            Ent=
ſcheidung in der ſüddeutſchen Fußballmeiſterſchaft gefallen. Bei 
prächtigem Wetter lieferten ſich die beiden Favoritemannſchaften 
einen zwar harten, aber auch ſchönen und von ſehr guten 
            Leiſtun=
gen durchſetzten Kampf. Fürth war im Feldſpiel die beſſere 
Mannſchaft, aber ſein Angriff beſaß nicht das wuchtige, im 
Strafraum äüßerſt gefährliche Spiel ſeines Gegners, und darum 
mußte es ſich geſchlagen bekennen. Der große Kampf ſtand bei 
Halbzeit noch 0:0, dann fielen innerhalb von vier Minuten drei 
Tore, die Pay mit 2:1 in Führung brachten. Fürth konnte 
            je=
doch durch Seiderer ausgleichen und kam ſogar 3:2 in Führung; 
erſt im Endſpurt konnte Bayern Ausgleich und ſiegbringendes 
Tor buchen. 
Das Spiel. Schon in den Mittagsſtunden ſetzte die 
            Völker=
wanderung zum 60er Platz ein. Als bei heiterem Sonnenſchein 
die komplett antretenden Mannſchaften erſchienen, war auch das 
letzet freie Fleckchen auf dem Gelände beſetzt. Unter den 
            Zu=
ſchauern bemerkte man diesmal die Vertreter der ſtädtiſchen, 
ſtaatlichen und ſportlichen Behörden in beſonders großer Zahl. 
Man ſah u. a. den Oberbürgermeiſter von München Scharnagl, 
den Oberbürgermeiſier von Fürth Wild und Vertreter des 
            baye=
riſchen Kultusminiſteriums. Ein Flieger umkreiſte das Gelände 
und warf ſchließlich den zum Spiel beſtimmten Ball ab. Bayern 
hatte Anſtoß, ſpielte gegen den Wind, hatte aber die Sonne für 
ſich. Der Ball ging bald verloren, und ſchon in der 3. Minute 
erzielte Fürth ſeine 1. Ecke, die jedoch von Aſcherl über die Latte 
geköpft wurde. Kurz darauf ſchoß der Bahernſtürmer Dietl dem 
Fürther Tormann Hörgreen das Leder in die Hände. Derſelbe 
Stürmer verpaßte in der 9. Minute eine ſehr gute Vorlage 
            Hof=
manns. Fürth drängte in der Folge mehr und mehr. 
            Verſchie=
dene Bombenſchüſſe von Franz konnte Bernſtein mit Glück und 
Geſchick unſchädlich machen. In der 14. Minute erzielte Fürth 
ſeine zweite Ecke, jedoch konnte dieſe ebenſo wie zwei in der 20. 
Minute von „Bayern” erzielte Ecken unſchädlich gemacht werden. 
Ein glänznder Durchbruch des linken Bayern=Fiügels konnte von 
Müller zum Stehen gebracht werden. Eine ſehr kritiſche 
            Situa=
tion ergab ſich in der 28. Minute vor dem Bahern=Tor; in 
            höch=
ſter Gefahr rettete Kutterer blendend. Gleich darauf hatte die 
Fürther Verteidigung eine ſchwere Belaſtungsprobe 
            durchzu=
ſtehen, eine Robinſonade Hörgreens beſeitigte die Gefahr. Eine 
gute Kießling=Flanke köpfte Auer gegen das Netz, und in der 34. 
Minute ſchoß Kienzler nach gutem Durchſpiel des Bayern=
            Junen=
ſturmes dem Fürther Tormann das Leder abermals in die 
Hände. Die beſte Chance dieſer Halbzeit wurde kurz vor dem 
Abpfiff von Kießling verpaßt, als er vor dem leeren Bayern= 
Gehäuſe ſtehend, ſcharf daneben ſchoß. Kurz vor der Pauſe wurde 
auch noch der Fürther Mittelläufer Leinberger verietzt, zu 
            Be=
ginn der zweiten Halbzeit ſah man ihn jedoch ſchon wieder in 
ſeiner Mannſchaft. Kurz nach dem Wechſel überſtürzten ſich die 
Ereigniſſe. Innerhalb von vier Minuten fielen drei Tore. 
            Zu=
nächſt verwandelte Dietl eine feine Vorlage von Hofmann zum 
etſten Bayern=Tore. Zwei Minuten ſpäter daßte Kießling nach 
Fehler der Bayern=Verteidiguag zu Auer, der mit wuchtigem 
Schuß den Ausgleich herſtellte. Ein Alleingang Kienzlers in der 
nächſten Minute verſchaffte den Bayern abermals die Führung. 
Fürth ging jetzt aber energiſch ans Werk, beherrſchte die 
            Situg=
tion und kam auch in der 15. Minute durch Seiderer, der eine 
Vorlage Kießlings verwertete, abermals zum Ausgleich. Der 
Kampf war dann bis zur 29. Minute äußerſt wechſelvoll. Beide 
Hintermannſchaſten hatten reichlich Arbeit, als erſte mußte die 
Bayern=Verteidigung kapitulieren, als Seiderer in der 29. 
            Mi=
nute abermals eine Kießling=Vorlage verwertete und damit 
            ſei=
nen Verein 3:2 in Führung brachte. Kurz darauf mußte 
Schmidt 1 (Bayern) verletzt das Feld verlaſſen. Bayern ſpielte 
nur noch mit 10 Mann, blieb aber dennoch vor den Toren die 
weitaus gefährlichere Mannſchaft. In der 38. Minate nützte 
Schmidt 2 einen Fehler der Fürther Hintermannſchaſt geſchickt 
aus, paßte zu Dietl, der elegant zum Ausgleich einköpfte. Fünf 
Minuten ſpäter umſpielte Schmidt 2 die geſamte Abwehr, paßte 
zu Pöttinger, und dieſer ſandte unhaltbar zum entſcheidenden 
Tore ein. Zwei Minuten ſpäter ertönt der Abpfiff. Die Bayern= 
Elf wird unter großem Jubel der Maſſen vom Platz getragen, 
erſcheint jedoch bald wieder, um der Anſprache des Münchener 
Oberbürgermeiſters beizuwohnen. Nachher ſetzten dann immer 
wieder die Ovationen ein. 
Kritik: Der Sieger ſpielte diesmal nicht in der ſonſt an 
ihm gewohnten Form. Dennoch war er weitaus gefährlicher, als 
ſein Gegner, der zwar im Feldſpiel hübſche Leiſtungen zeigte, 
aber vor dem Tore nicht genug Durchſchlagskraft aufbracchte. Die 
beſten Leute bei Bayern waren Schmidt 2 und Kutterer. Gut wuar 
auch Pöttinger. Alle übrigen Leute zeigten gute 
            Durchſchnitts=
leiſtungen und großen Eifer, verfagten nicht, zeigten aber auch 
nichts Ueberragendes. Bei Fürth war die Verteidignug 
            zeit=
weiſe recht ſchwach. Müller und Hagen hatten wiederholt ſchwache 
Momente, dagegen war Hörgreen im Tore ſtets ſicher und an den 
Erfolgen des Gegners ſchuldlos. Im Sturm gefiel Aſcher, auch 
Seiderer befriedigte. Recht mäßig dagegen waren die 
            Außen=
ſtürmer Kießling und Auer. In der Läuferreihe arbeitete 
            Lein=
berger ſehr fleißig. Seine Nebenleute mußten ſich im Kamef 
mit den ſchnellen Bayern=Flügeln oft geſchlagen bekennen. 
Müller=Baiertsheim war dem harten, wenn auch nie über die 
Grenzen des Erlaubken hinausgehenden Kampfe ein 
            ausgezeich=
neter Leiter.
 V. f. R. Mannheim unterliegt gegen F. S. P. 
Frankfurt 0:4 
Ein überraſchender, aber durchaus verdienter Sieg des 
            Main=
meiſters. 
Der wichtige, weil die Frage nach dem dritten ſüddeutſchen 
Vertreter mitbeſtimmende Kampf an den Brauereien zu 
            Mann=
heim endete mit einem überraſchenden Siege des 
            Mainbezirls=
meiſters. Die Tatſachen, daß Mannheim an Oſtern die Sp.Vg. 
Fürth in einem ſehr guten Stile geſchlagen hatte und daß weiter 
Frankfurt auf ſeine Hauptſtütze, den Mittelläufer Pache, 
            verzich=
ten mußte, ließen eine derart hohe Niederlage Mannheims als 
ziemlich ausgeſchloſſen erſcheinen. Aber das Reſultat kam auf 
durchaus normale Weiſe zuſtande, da Frankfurt tatſächlich das 
beſſere Spiel lieferte und verdient gewann. V.f.R. enttäuſchte 
auf der ganzen Linie; einigermäßen gefallen konnten nur der 
Läufer Au und der Linksaußen Meißner. Das Spiel konnte 
ſchon bei Halbzeit, als FSV. 2:0 in Führung lag, als entſchieden 
gelten. Frankfurts Stärke lag in ſeinem recht gut 
            zuſammen=
ſpielenden Sturm, der ſich durch energiſchen Torſchuß 
            auszeich=
nete. Von den vier Toren ſchoß der gut disponierte A. Strehlke 
allein drei. 
Zum Spiel: Beide Mannſchaften erſchienen in 
            veränder=
ten Aufſtellungen. Bei Frankfurt ſpielte Fritz als Mittelläufer, 
der Sturm ſtand wie folgt: Gattermann, Klumpp, Brettville, 
Arno Strehlke, Waldſchmidt. Auch V.f.R. Mannheim hatte eine 
Umſtellung vorgenommen, die ſich aber weitaus weniger 
            be=
währte, als die im Frankfurter Sturm. Auf dem rechten Flügel 
ſtanden zwei neue, junge Leute — Meier und Eberle — die ſich 
als viel zu ſchwach erwieſen und dadurch den ganzen Angriff aus 
dem Gleichgewicht brachten. V.f.R. hatte Anſtoß, verlor jedoch 
das Leder ſchnell an Frankfurt, das ſich bald durch energiſche, 
ſchwungvolle Angriffe ſehr bemerkbar machte. Man bekam ſofort 
den Eindruck, daß dieſe Mannſchaft durchaus nicht geſonnen ſei, 
die Punkte an Mannheim abzugeben. Bereits in der 8. Minute 
fiel der erſte Treffer. Der Rechtsaußen Frankfurts legte, 
            nach=
dem die V.F.R.=Verteidigung den Ball verpaßt, gut an A. 
Strehlke vor, der mit geſundem Schuß verwandelte. Frankfurt 
beherrſchte auch weiterhin das Feld. Zeitweilig war das Spiel 
der Gäſte faſt zu energiſch, beſonders dem Tormann gegenüber. 
Einige ſehr gute Torſchüſſe der Frankfurter gingen knapp neben 
oder über die Latte. Auf der Gegenſeite kam V.f.R. Mannheim 
gelegentlich zu einigen gefährlich ausſehenden Durchbrüchen, aber 
vor dem Tore wurde dann zu weich geſpielt. In der 30. Minute 
konnte F. S.V. mit einem prächtigen Tore ſeinen Vorſprung 
            er=
höhen. Von zwei Mannheimer Verteidigern hart bedrängt, 
ſchoß Klumpp den zweiten Treffer ein.” Jetzt riß ſich der V.f.R. 
ſehr zuſammen, aber im gegebenen Moment waren doch ſeine 
Stürmerleiſtungen immer wieder zu ſchwach. Frankfurt erzielte 
noch ſeine erſte Ecke und dann ging es in die Pauſe. — Hatte 
man erwartet, daß Mannheim nach dem Wechſel, mit dem Winde 
ſpielend, beſſere Leiſtungen zeigen würde, ſo ſah man ſich 
            ge=
täuſcht. Frankfurt hatte ſofort eine glänzende Torgelegenheit, 
die aber von Strehlke ausgelaſſen wurde. Der Kampf wurde 
dann von Minute zu Minute ſpannender und hitziger. 
            Frank=
furt gab auch jetzt ſtets den Ton an. In der 23. Minute wurde 
ein Vorſtoß der Gäſte von Engelhardt vor dem Strafraum durch 
Handſpiel unterbünden. Fritz gab den Strafſtoß gut aufs Tor, 
der Ball wurde abgewehrt, kam wieder zu Fritz zurück, dieſer 
legte an Strehlke vor und das dritte Tor war da. Damit konnte 
auch das Spiel als entſchieden gelten. V.f.R. machte zwar noch 
einige verzweifelte Anſtrengungen, fiel aber bald ſtark zurück und 
bekannte ſich ſchließlich als geſchlagen, als Waldſchmidt in der 33. 
Minute einen feinen Angriff einleitete, der von A. Strehlke mit 
dem 4. Tore abgeſchloſſen wurde. 
Wie ſchon eingangs geſagt, erzielte Frankfurt einen durchaus 
verdienten Sieg. Die ganze Mannſchaft ſpielte ſehr eifrig und 
ausgeglichen. Brettville war ein ſehr guter Sturmführer, dem 
nicht zuletzt der Sieg zu danken iſt und Fritz erſetzte Pache 
            voll=
kommen. Die Verteidigung hatte zuweilen einige ſchwache 
            Mo=
mente, die aber durch Kriegers gutes Spiel im Tor wieder 
            auf=
gehoben wurden. 
Auch die 6000 Zuſchauer gaben mit ihrem Beifall zu 
            erken=
nen, daß die tatſächlich beſſere Mannſchaft gewonnen hatte. 
Sportverein Darmſtadt beſiegt den Sportklub Stuttgart mit 3:2. 
Unter Stengel, Aſchaffenburg, ſpielten beide Mannſchaften 
anfangs mit wechſelnden Stürmerangriffen, bei denen jedoch, 
unter aufmerkſamen Verteidigungen, keine Partei einen Erfolg 
einbringen konnte. Bei den verſchiedenen Anſätzen zum 
            Durch=
bruch waren die Einheimiſchen Stürmer zuerſt erfolgreich. Eine 
gute Vorlage verwandelt Müllmerſtadt nach 17 Minuten 
            Spiel=
zeit präzis zum erſten Tor. Allmählich werden die Angriffe der 
Darmſtädter noch zahlreicher, doch Berger kann keinen ſeiner 
Torſchüſſe anbringen. In der 40. Minute kommt auch Stuttgart 
auf und Müller erzielt für ſeine Farben ebenfalls das erſte Tor. 
Eine halbe Minute vor Schluß der erſten Spielzeit kann ſich 
Schäfer gerade nach durchzwängen und in die linke untere 
            Tor=
ecke das zweite Tor für Darmſtadt einſchießen. Nach der Pauſe 
wird Berger im Strafraum gelegt und Laumann erhöht durch 
Strafſtoß (Elfmeter) die Torzahl auf drei. Als nach einet 
            Ver=
letzung Kratz das Spielfeld verlaſſen hatte, erhöht Stuttgart die 
Zahl ſeiner Tore auf zwei. Bei dieſem Stande hält ſich das 
Spiel bis zum Schlußpfiff. Als ganzes war es ziemlich verteilt 
bei faſt gleichen Leiſtungen und kaum merkbärer Ueberiegenheit 
der einen oder der anderen Partei. Stuttgart ſpielte einen 
            ruhi=
gen Fußball mit präziſem Anſchlag und gutem Stellungsſpiel. 
Ihr Mittelläufer Metzger der beſte Mann im Felde. Im Grunde 
genommen mußte die Geſamtleiſtung, für den Kenner früherer 
Stuttgarter Verhältniſſe, doch enttäuſchen. Entweder wollten 
oder konnten die Stürmer nicht recht. Das erſtere erſchien jedoch 
wahrſcheinlicher. Sie ließen jede Durchſchlagskraft vermiſſen und 
ſtreckten wiederholt vor Darmſtadts Verteidigung di: Waffen. 
Wenn ſie, als von der beſten Elf Stuttgarts, mit keiner beſſeren 
Leiſtung aufzuwarten vermögen, muß es zurzeit mit Stuttgarter 
Fußballer von Können nicht zum Beſten beſtellt ſein. Die Ein=
 heimiſchen hielten ſich heute wider Erwarten recht brav. Ihr 
Seiel war flüſſig, raumgreifend und zum größten Teil 
            intereſ=
ſant. Der eingeſtellte Erſatz (Rauſch) bewährte ſich überraſchend 
gut. Noch zwei, drei ſolcher Spiele wie heute, aber gegen erſte 
und gute Gegner, und das Vertrauen zur geſamten Mannſchaft 
wird neu geſtärkt und von einer zahlreichen Anhängerſchaft ſicher 
dankbar belohnt. 
Sportvereins 2. Mannſchaft-Ligaerſatz Mainz=Gonſenheim 
5:3. — Sportberein 1a Jugend—1. Jugend Lengfeld 3:0 (
            Ver=
bandsſpiel). — Sportverein 1b Jugend gegen 1. Jugend 
            Heppen=
heim 2:2. — Sportverein 2a Jugend gegen 2. Jugend 
            Seppen=
heim 1:4. — Sportverein 1a Schüler gegen 1. Schüler Germania 
Pfungſtadt 3:0. 
Union I — Eintracht I 7:1 (1:0), Ecken 5:2. 
Zu dieſem Spiel gingen uns folgende Berichte zu: 
Das Samstagsſpiel zwiſchen Union und Eintracht geſtaltete 
ſich zu einem feſſelnden Treffen. Beide Mannſchaften, in ſtärkſter 
Aufſtellung, anfangs etwas nervös. Die Eintrachtler, denen ihr 
kurzer Platz Vorteile bringt, ſind tapfer bei der Sache, eifrig 
            grei=
fen ſie immer wieder an und machen der Union=Verteidigung. 
die heute aber ſehr gut abwehrt, ſchwer zu ſchaffen. Aus einem 
Gedränge vor dem Eintracht=Tor köpft ein Verteidiger in der 
Bedrängnis ins eigene Netz, Union führt 1:0. Mit dieſem 
            Ergeb=
nis geht’s in die Pauſe. Die zweite Halbzeit ſteht im Zeichen 
Unions, die ſich nun an den Platz gewöhnt hat und ſköne 
            An=
griffe varträgt. In der 16. Minute fällt das 2. Tor, dem aber 
Eintracht durch einen böſen Fehler der Verteidigung ſofort eins 
entgegenſetzt. Die Unioniſten drängen nunmehr den Gegner in 
ſeine Hälfte und erringen in regelmäßigen Abſtänden 5 weitere 
Tore, das Ergebnis prachtvoller Vorlagen und Flanken, 
Unions Sieg iſt vollauf verdient. Wenn auch Eintracht in 
der 1. Halbzeit gut vorkam, ſo lag das an der Eigenart des 
Platzes, dem ſich Union erſt in der 2. Halbzeit anpaßte. Der beſte 
Teil der Union=Elf war die Läuferreihe. Die Verteidigung 
            arbei=
tete, abgeſehen von einigen Fehlern, ſicher und wuchtig in der 
Abwehr. Der Sturm in der 1. Halbzeit etwas zerfahren, er kam 
zu keiner einheitlichen Aktion, weil nichts klappen wollte. Bei 
dem kurzen Platz gingen die meiſten Vorlagen ins Aus. Erſt als 
man die Tücken des Platzes kannte, ging die Sache beſſer. Der 
Innenſturm unter Mühlbachs durchreißender Führung verwertete 
die Sachen von links und rechts ſauber, und ſo kam der ſchöne 
Erfolg. Bopp im Tor wie immer ohne Fehler. 
Eintracht hielt ſich tapfer, die Elf ſpielte anfangs ſchöne 
Sachen, erlag aber bald dem Tempo und dem beſſeren Läuferſpiel 
der Union. Im Sturm war der Linsaußen der beſte, die Läufer 
eifrig, aber im Zerſtörungsſpiel dem Unionſturm nicht raffiniert 
genug. Von der Verteidigung machte nur der Torhüter einige 
Stellungsfehler, die mindeſtens zwei Tore koſteten. — 
            Schieds=
richter gut. 
Das Spiel am Samstag ſtand unter einem ungünſtigen 
Stern. Eintracht mußte eine in dieſer Höhe unverdiente 
            Nieder=
lage hinnehmen. Trotzdem dürfte dieſes Reſultat in Anbetracht 
des Klaſſenunterſchiedes nicht überraſchen. Im Feldſpiel waren 
ſich beide Mannſchaften ungefähr gleichwertig, nur daß Union die 
geſchaffenen Torchancen beſſer auszunutzen verſtand. Das 
            Eckball=
verhältnis beweiſt, daß auch Eintracht des öfteren gefährlich 
wurde, doch es blieb bei den Ecken. Das einzige Tor der erſten 
Halbzeit und ebenſo das zweite und dritte waren mehr 
            Eigen=
tore. Bei dem Stand 2:0 für Union erzielt der Mittelſtürmer 
Eintrachts auf Vorlage des Mittelläufers mit Prachtſchuß das 
ſchönſte Tor des Tages, damit das Reſultat auf 2:1 ſtellend. Im 
weiteren Verlaufe des Spiels kann Union noch fünfmal 
            erfolg=
reich ſein, während Eintracht leer ausgeht. Von einer Kritik der 
Mannſchaften ſoll abgeſehen und nur erwähnt werden, daß der 
Tormann Eintrachts an der hohen Niederlage nicht ganz 
            ſchuld=
los war. 
Eintracht II gegen — Haſſia Dieburg II 7:1. 
Eintracht Jugend gegen Germania Eberſtadt Jugend 0:4. 
F.C. Union Darmſtadt — 1. F.C. Oberurſel 5:1 (3:0). 
In einem ſchönen Spiel konnte Union ſeinen ſtarken Geguer, 
der allerdings heute nicht zur Höchſtform auflief, beſiegen und ſo 
ſeinen letzten Erfolgen einen ne en zur Seite ſtellen. 
Anfangs beiderſeitiges Fühlen. Union findet ſich zuerſt, geht 
durch ſchönen Schuß Mühlbachs in Führung, kann bald danach 
nach wundervoller Kombination Nr. 2 erzielen. Einen Elfmeter 
gegen Union hält Bopp in meiſterlicher Form. Union drängt 
weiter, Porzel ſchießt in ſpitzem Winkel Nr. 3. Halbzeit! 
Vom Anſtoß weg Union weiter gut in Form, erringt zwei 
weitere Ecken, durch gute Abſeitstaktik kann die eine nicht 
            ver=
wertet werden, die andere ſchießt Debus direkt ins Tor. 4:0 für 
Union. Ein ſchöner Angriff der linken Sturmſeite kommt zu 
Mühlbach, die plaziert einſchießt. Bopp hält zwei ſcharfe Sachen 
blendend, gleich darauf muß er einen des Halblinken der Gäſte 
paſſieren laſſen. 5:1. Dabei bleibt’s, trotzdem vor dem Gäſtetor 
die brenzlichſten Sachen entſtehen. 
Unions Verteidigung war der beſte Mannſchaftsteil, Bopp 
im Tor ein Meiſter ſeines Fachs. In der Läuferreihke konnten 
nur die außen gefallen, der Mittelläufer hat ſchon bedeutend 
            beſt=
ſere Leiſtungen gezeigt. Im Sturm die rechte Seite in Hochform, 
die linke zeitweilig verſagend. Es iſt aber zu berückſichtigen, daß 
die Leute durch den ſchweren Kampf am Samstag abend gegen 
Eintracht immerhin ermüdet waren, was ſich gegen Schluß 
            beſon=
ders bemerkbar machte. 
Oberurſel zeigte nicht den Elan des Vorſpiels, es hatte auch 
drei Erſatzleute und konnte ſo bei beſtem Willen die Leiſtungen 
Unions nicht erreichen. Der Sieg Unions iſt verdient, er hätts 
leicht höher ausfallen können. 
Schiedsrichter Eberhardt=Pfungſtadt konnte befriedigen. — 
Union Wixhauſen trat zu dem vereinbarten Spiel nicht an — 
wegen einer Feuerwehrübung in Wixhauſen. Wer lacht da? Und 
ſo mußte die kampfesdurſtige Ligarcſerve ohne Spiel bleiben. 
Unions Alte Herren erzielten in einem „mörderiſchen” Kampf 
gegen die Schiedsrichter ein 3:3, hätten dem Spielverlauf nach 
jedoch einen Sieg verdient gehabt.
Seite 6
Nummer 101
 Verein für Raſenſpiele Darmſtadt. 
Im Freundſchaftsſpiel begegneten ſich geſtern nachmittag auf 
dem Exerzierplatz die 1. Mannſchaften des V. f. R. Darmſtadt 
und des Polizeiſportvereins Darmſtadt. Dem Spiel ſelbſt ging 
ein kurzer feierlicher Akt voraus, der für das gute Einvernehmen 
zwiſchen beiden Vereinen erneut Zeugnis ablegte. Unter der 
Leitung von Herrn Klingler von Groß=Gerau entwickelte ſich nun 
ein prächtiger, raſcher Kampf, der in der 1. Spielhälfte beide 
Parteien abwechſelnd im Vorteil ſieht. Während 
            Polizsiſport=
verein einmal erfolgreich ſein kann, hat der V. f. R.=Sturm, dem 
ſich wiederholte gute Torgelegenheiten bieten, mit ſeinen 
            Tor=
ſchüſſen großes Pech. In der 2. Hälfte ſpielt Polizeiſportverein 
mit dem Wind im Rücken leicht überlegen und kann den V. f. R.= 
Torwächter noch zweimal ſchlagen. Das Spiel an und für ſich 
bot viele feſſelnde Kampfbilder und manch ſchön angelegte und 
gut durchgeführte Kombination. Da die Spieler beider 
            Mann=
ſchaften ſich auch eines fairen Spiels befleißigten, ſo hinterließ 
das Treffen einen äußerſt günſtigen Eindruck. — Die 2. 
            Mann=
ſchaft der Raſenſpieler wurde von der Ligaerſatzmannſchaft der 
Germania Pfungſtadt verdiente 5:2 geſchlagen. Lediglich die 
1. Jugend des V. f. R. machte eine rühmliche Ausnahme, indem 
ſie die ſpielſtarke 1. Jugend von „Concordia” Gernsheim 8:0 
beſiegte. 
Spielvereinigung 1921 Darmſtadt—Freie Turngemeinde Langen 
3:2 (1:1), Ecken 7:3. 
In gerade nicht überzeugendem Stile vermochte geſtern 
Darmſtadt ſein zweites Serienſpiel unter Dach und Fach zu 
bringen. Die Mannſchaftsleiſtung an ſich war zwar nicht ſchlecht 
zu nennen, doch an das letzte Spiel in Pfungſtadt reichte ſie nicht 
heran. — Langen geht ſchon in der erſten Minute unverhofft in 
Führung. Darmſtadt gleicht durch 11=Meterball wegen Hand — 
ein Verteidiger Langens wehrt auf dem Boden liegend mit der 
Hand ab — aus. Nach der Pauſe geht Langen abermals durch 
einen hohen Schuß in Führung. Mit viel Glück kann Darmſtadt 
kaum eine Minute ſpäter ausgleichen, um bald darauf durch 
Halbrechts die Führung an ſich zu reißen. Trotz beiderſeitigen 
großen Anſtrengungen kann keine Mannſchaft mehr etwas 
            er=
zielen. Faſt mit dem Schlußpfiff vergibt Darmſtadt einen weiteren 
Elfmeterball. — Vorher ſtanden ſich die 2. Mannſchaften beider 
Vereine gegenüber. Trotzdem Darmſtadt überlegen ſpielte, mußte 
ſich die Mannſchaft mit einem 0:0=Reſultat begnügen. 
Germania 94 Frankfurt — S. V. Wiesbaden 1:2 (1:0). 
F. C. Germania 94 hatte heute den bekannten S. V. 
            Wies=
baden zu Gaſt. Der Beſuch des intereſſanten Spieles war infolge 
der großen Frankfurter Radrennen recht mäßig. Germania konnte 
zu Anfang des Spieles durch genaue Kombination im Sturm 
leicht drängen, ſodaß der Halblinke Meiſinger in der 15. Minute 
mit plaziertem Schuß das erſte Tor erzielen konnte. Auch 
            weiter=
hin blieben die Germanen durch das gute Zerſtörungs= und 
            Zu=
ſpiel der Läuferreihe tonangebend. Die Wiesbadener zeigten 
wohl auch gute Feldſpielleiſtungen, die jedoch wegen mangelndem 
Schußvermögen im Strafraum zu keinen Erfolgen vor Halbzeit 
führten. Nach der Pauſe legten ſich die Kurſtädter mehr ins 
Zeug, beſonders der Mittelläufer Riſcher I drückte mächtig aufs 
Tempo. Der Wiesbadener Halblinke konnte dann auch in der 
10. Minute nach ſchönem Durchbruch das Ausgleichstor erzielen. 
Durch dieſen Erfolg angefeuert, ſpielten die Wiesbadener 
            nun=
mehr auf Sieg, den ſie auch in der 40. Minute durch 
            Verwand=
lung eines 11 Meter=Strafſtoßes von Richter I errangen. 
            Schieds=
richter Wiesloch=Eintracht Frankfurt amtierte zur beiderſeitigen 
Zufriedenheit. 
Viktoria 94 Hanau—Germania 94 Frankfurt 4:0. 
Die Frankfurter hatten in Unterſchätzung der Spielſtärke des 
Oſtmainkreisligameiſters Hanau 94 eine ſchwache Mannſchaft zum 
Samstagſpiel nach Hanau geſchickt. Dieſer Regiefehler rächte 
ſich aber ſehr denn die Frantfurter mußten die recht beachtliche 
Spielſtärke des Hanauer Bezirksligaanwärters mit einer recht 
empfindlichen 4:0 Niederlage anerkennen. 
Karlsruher F. V. ſpielt gegen F. V. Saarbrücken 1:0. 
Ein ſehr mäßiges Spiel. — Schlechte Stürmerleiſtungen. — Das 
entſcheidende Tor fällt in der 5. Minute. — K. F. V. verhindert 
mit Glück den Ausgleich. 
Das ſchlechteſte Spiel aller bisherigen Kämpfe um die 
            ſüd=
beutſche Fußballmeiſterſchaft kam am Sonntag nachmittag in 
Karlsruhe zwiſchen dem Karlsruher F. V. und dem F. V. 
            Saar=
brücken zum Austrag. Beide Mannſchaften ſpielten derart 
            plan=
los, daß die Zuſchauer erbittert den Platz verließen. In den 
erſten 10 Minuten hatte es den Anſchein, als ſollte der K. F. V. 
ſeine an den Oſtertagen gezeigte glänzende Form beibehalten, 
aber dieſer Glaube wurde ſehr raſch zerſtört. Auch auf der 
            Saar=
brücker Seite war nur ein Mann, der wirklich die Erwartungen 
erfüllte: der Tormann Mahlheimer, der eine Reihe von ſehr 
ſchweren Bällen meiſterhaft unſchädlich machte. Für den 
            ent=
ſcheidenden Treffer, der bereits in der 5. Minute aus einem 
            un=
überſichtlichen Gedränge heraus fiel, war Dahlheimer nicht 
            ver=
antwortlich zu machen. 
Fußballſpiele in München. 
Für München ſind in den nächſten Wochen folgende großen 
fußballſportlichen Veranſtaltungen vorgeſehen. Es ſpielen am: 
18. April S. V. 1860 München—F. V. Karlsruhe (Pokalſpiel), 
25. April S. V. München 1860—Eintracht Frankfurt, 2. Mai 
Bayern München—Hamburger S. V., 13. Mai S. V. 1860 
            Mün=
chen—Tennis=Boruſſia Berlin, 22. Mai Bayern München— 
Queens Park Glasgow, 3. Juni Städteſpiel München—Berlin. 
Der Endkampf um die norddeutſche Meiſterſchaft. 
Ein 7:0 Sieg Holſtein Kiel’s über Altona 93. 
Bei dem geſtrigen Meiſterſchaftsſpiel Kiel Holſtein gegen 
Altona 93 blieb Holſtein=Kiel mit dem hohen Reſultat von 7:0 
(3:0) über Altona 93 Sieger. Wie das Ergebnis ſchon beſagt, 
waren die Kieler ſtändig überlegen und hätten bei etwas mehr 
Glück leicht ein zweiſtelliges Ergebnis herausholen können. 
Altonas Verteidigung verſagte vollkommen. 
Das Spiel der beiden Ortsrivalen Arminia=Hannover gegen 
Sp. Cl. Hannover wurde von den Arminen mit 3:1 (1:0) 
            ge=
wonnen, trotzdem Arminia die ganze 2. Halbzeit nur mit 10 
Mann ſpielte. 
Fußball=Ergebniſſe. 
Süddeutſchland. 
Endſpiele um die ſüddeutſche Meiſterſchaft: 
In München: Bayern München — Sp.Vg. Fürth 4:3 (0:0). In 
Karlsruhe: Karlsruher F. V. — F. V. Saarbrücken 1:0 11:3). In 
Mannheim: V. f. R. Mannheim — F. S.V. Frankfurt 0:4 (0:2). 
Liga=Aufſtiegsſpiele: Bezirk Bayern: 1. F.C. 
            Bay=
reuth — S. Vg. Jngolſtadt 5:1. Schwaben Ulm — 1. F.C. Fürth 
2:2. Würzburger Kickers — Jahn Regensburg 1:1. Bezirk 
            Würt=
temberg=Baden: Union Böckingen — Sportfreunde Stuttgart 1:4. 
Sp. Vg. Cannſtatt — S. C. Freiburg 0:2. 
Privatſpiele: Germania 94 Frankfurt — S. V. 
            Wies=
baden 1:2. Hanau 94 (Viktoria) — Germania 94 Frankfurt 
(Samstag) 4:0. S.V. Darmſtadt 98 — Stuttgarter S.C. 3:2. 
Ludwigshafen (3 — V. f. R. 01 Frankfurt 1:1. Phönix 
            Ludwigs=
haſen — Pfalz Ludwigshafen 2:1. V. f. L. Neckarau — Phönix 
Mannheim (Samstag! 4:2. Stuttgarter Kickers — 1. F. C. 
            Nürn=
berg 2:1. A. S.V. Nürnberg — Eintracht Frankfurt 2:4. Saar 35 
Saarbrücken — C.S. „Orne” Amneville (lothring. Meiſter): 
            aus=
gefallen. F.C. Mannheim 08 — Sp. V. Mannheim 07 2:0. 
            Schwa=
ben Augsburg — Wacker München 2:2.
Montag, den 12. April 1926
 Brandenburg. 
Meiſterſchaftsſpiele: Abteilung A: Tennis=Boruſſia 
Berlin — Vorwärts Berlin 4:0. Weißenſee 1990 — Union S.C. 
Charlottenburg 1:0. Union Potsdam — Hertha=Berliner S.C. 
0:10. Alemannia Haſelhorſt — 1. F.C. Neukölln 0:2. 
            Abtei=
lung B: Meteor 06 Berlin — Spandauer S.C. 7:1. Tasmania 
Neukölln — Alemannia Berlin 2:1. Union Oberſchöneweide — 
Kickers Schöneberg 3:4. 
Privatſpiel: Nord.=Nordweſt Berlin — Wacker Halle 2:2. 
Baltenland. 
Meiſterſchaftsendſpiele: Titania Stettin — 
            Dan=
ziger S.C. 8:1. B. u. E.V. Danzig — Viktoria Allenſtein 1:2. 
Mitteldeutſchland. 
Vorſchlußrunde der Meiſter: Sportfreunde Halle 
— Dresdener S.C. 2:5 mit Vrl. Fortuna Leipzig — S.C. 06 
Oberlind 9:1. 
Vorſchlußrunde der „Zweiten”: Preußen Chemnitz 
Olympia=Germania Leipzig 2:1. Erfurter S.C. — Cricket= 
Viktoria Magdeburg 3:1. 
Privatſpiele: Guts=Muts Dresden — Boruſſia 
            Neun=
kirchen (Samstag) 4:1—5:2. Sp. u. B.C. Plauen — V. f. B. 
Leipzig 1:4. S.V. Rieſa — National Chemnitz 5:1. 
Südoſtdeutſchland. 
5. Meiſterſchaftsrunde: Breslau 08 — Hirſchberger 
S. V. 9:2. Viktoria Forſt — V. f. B. Gleiwitz 4:2. Saganer S. V. 
— Cottbus 98 3:1. 
Norddeutſchland. 
Endſpiele umdie norddeutſche Meiſterſchaft: 
Holſtein Kiel — F.C. Altona 93 7:0. Arminia Hannover — S.C. 
Hannover 3:1. 
Weitere Spiele; Viktoria Hamburg — S.V. 
            Eims=
büttel 1:2. St. Georg 1816 — St. Pauli F.C. Hamburg 3:2. 
Concordia Hamburg — Polizeiſportv. Hamburg 3:4. Union 
            Bre=
men — Werder Bremen 5:2. Raſenſport Harburg — Viktoria 
Wilhelmsburg 4:2. Viktoria Harburg — F.C. Blankeneſe 2:2. 
Normannia Harburg — Phönix Lübeck 2:2. Städteſpiel 
            Neu=
münſter — Kiel 1:8. Lübecker S.V. — Roſtock 05 0:1. 
Weſtdeutſchland. 
Endſpiele um die weſtdeutſche Meiſterſchaft. 
Runde der Meiſter: In Duisburg: Duisburger Sp. V. 
Turu Düſſeldorf 3:0. In Dortmund: B.V. Alteneſſen — 
            Ar=
minia Bielefeld 5:2. 
Runde der „Zweiten”: In Aachen: Rheydter Sp.V. 
heſſen Kaſſel 2:0. 
Alemannia Aachen — Godesberg (Pokalſpiel) 3:0. Boruſſia 
M.=Gladbach — Bonner F. V. 2:3. 
Privatſpiele: Duisburger F. V. 08 — Duisburg 99 1:1. 
Düſſeldorfer S.C. 99 — Sp.Vg. Köln=Sülz 07 3:2. Schwarz= beginn die Jugendübungen in einer geeigneten Form weiterzu= 
Weiß Barmen — Düſſeldorf 05 1:2. 
Grashoppers Zürich gewinnt den ſchweizeriſchen Pokal. 
Sonntag die Grashoppers Zürich den FC. Bern mit 2:1. (0:0) für die Weiterbetätigung gegeben werden ſoll. 
Toren. 
Endſpiel um den ſchottiſchen Pokal. 
Am Samstag nachmittag fand in Glasgow das Endſpiel um
 T. u. Sp. V. Langen—,Heſſen” V. f. L. 2:2. 
Die erſte Mannſchaft des „Heſſen” V. f. L. trug am geſtrigen 
Sonntag das fällige Verbandsſpiel gegen Turn= und Sportverein 
Langen in Langen aus. Der. Platz, auf dem das Spiel 
            ausge=
tragen wurde, war für ein Verbandsſpiel durchaus unbrauchbar; 
denn die größte Hälfte war tiefer Flugſand mit einzelnen 
            Gras=
ſtreifen dazwiſchen. Die Heſſen=Mannſchaft ſpielte flink und 
eifrig, verlor aber durch die äußerſt ſchlechten Platzverhältniſſe 
dauernd den Ball. Langen war an die Verhältniſſe gewöhnt und 
war dadurch im Vorteil. Es führte denn auch mit 2:1 bis zur 
Halbzeit. Nach Seitenwechſel drängte „Heſſen” V. f. L. ſtark, 
konnte aber nur noch das Spiel auf unentſchieden ſtellen, denn 
Langen änderte ſeine Taktik und ging zu einem ausſchließlichen 
Verteidigungsſpiel über. Eine genaue Leitung des Spieles durch 
den Schiedsrichter war unmöglich, dem durch rieſige Staubwolken 
und durch die mangelhafte Abſtreuung des Platzes ging jede 
Ueberſicht verloren. 
Turner=Handball=Städtekämpfe. 
Die Berliner Turnerſchaft ſtellte am Sonntag zwei Handball= 
Stadtmannſchaften zum Kampf. Die eine Mannſchaft verlor 
gegen Hannover 3:6, da die beſten Kräfte an die in Leipzig 
ſpielende Elf abgegeben worden waren. In Leipzig blieben die 
Reichshauptſtädter nach gleichwertigem Kampf knapp mit 4:3 
Toren Sieger. (Halbzeit 3:3.) 
Turnen. 
Heſſen, Verein für Leibesübungen, Darmſtadt. 
Am Samstag, den 10. April 1926, abends 8½ Uhr, fand in 
der Turnhalle der Mornewegſchule hier ein Wetturnen der 
            Tur=
nerinnenabteilung des Vereins als Leiſtungsprüfung ſtatt, das 
ſich eines verhältnismäßig guten Beſuchs zu erfreuen hatte. Die 
Leiſtungen waren zufriedenſtellend, einzelne hervorragend. 
            Nach=
ſtehend das Ergebnis: 
Geräte=Siebenkampf (Oberſtufe): 1. Aenne 
            Leit=
häuſer 134 Punkte. 2. Giſela Frankenfeld, Erna Merkel und 
Lieſel Schuchmann 124 Punkte. 3. Aenny Uhde 110 Punkte. 
Dreikampf, O berſtufe (Freiübung, Stabübung und 
Keulenübung — freigewählt): 1. Erna Merkel 58 Punkte. 2. 
Käthe Weyrich und Lieſel Schuchmann 57 Punkte. 3. Eliſabeth 
König 54 Punkte. 
Dreikampf, Unterſtufe: 1. E. Bott 58 Punkte. 2. 
Eliſabeth Roth 53 Punkte. 3. Louiſe Wagner 43 Punkte. 
Unterſtufe Siebenkampf: 1. Eliſabeth König 132 
Punkte. 2. Käthe Weyrich 130 Punkte. 3. E. Bott 126 Punkte. 
4. Elſe Freund 121 Punkte. 5. Louiſe Wagner 108 Punkte. 
Sechskampf, Schülerinnen (Oberſtufe): 1. Gretel 
Kaſten 106 Punkte. 2. Thereſe Frankenfeld 102 Punkte. 3. Emma 
Freund 100 Punkte. 
Fünfkampf Schülerinnen (Unterſtufe): 1. Marga 
Schellhaas 8 9Punkte. 2. Irma Hanſt 8 4Punkte. 3. Julie 
Schleich 80 Punkte. 4. Frieda Hüter 79 Punkte. 
Rugby. 
Endſpiel um die Meiſterſchaft von Brandenbg./Mitteldeutſchld. 
Das dritte Entſcheidungsſpiel um die 
            brandenburgiſch/mit=
teldeutſche Rugbymeiſterſchaft brachte am Sonntag in Leipzig 
endlich und tatſächlich eine Entſcheidung. Nachdem die beiden 
voraufgegangenen Kämpfe zwiſchen ASC. Leipzig und Preußen 
Berlin jedesmal unentſchieden verliefen, konnte diesmal Leipzig 
die Berliner 9:0 ſchlagen. Leipzig ging ſchon in der erſten 
            Halb=
zeit mit einem Verſuch 3:0 in Führung; zwei weitere Verſuche 
ſtellten nach dem Wechſel das Endreſultat von 9:0 her.
 Deutſche Waldlaufmeiſierſchaften. 
Nätze=Luckenwalde wird Meiſter. — Eine Ueberraſchung im 
Mannſchaftslaufen. 
Die Deutſche Sportbehörde für Leichtathletik hatte den 
V. f. L. Siegburg mit der Durchführung der Deutſchen 
            Wald=
laufmeiſterſchaften 1926 betraut. Der Wettbewerb kam auf einer 
10,6 Kilometer langen, ziemlich ſchwierigen, durch hügeliges 
            Ge=
lände führenden Strecke zum Austrag. Die Organiſation durch 
den Siegburger Verein war muſtergültig, der Lauf nahm einen 
einwandfreien ſportlichen Verlauf. Der vorjährige Meiſter 
            Graß=
sann=Vielau berteidigte ſeinen Titel nicht, die Beteiligung war 
aber mit 50 Läufern ſehr gut. Im Einzellauf zeigte der 
            bran=
denburgiſche Meiſter Rätze=Luckenwalde eine ganz famoſe Leiſtung, 
er konnte der geſamten norddeutſchen Klaſſe den Rang ablaufen 
und im Endkampf Dreckmann Hamburg um 60 Meter hinter ſich 
laſſen. Eine Rieſenüberraſchung ergab der 
            Mannſchaftswett=
bewerb da der Favorit Pol. S. V. Hamburg dem V. f. L. 
            Sieg=
burg (Mannſchaft: Schlemmer, Kaſtenholz, Kilp) unterlag. 
Einzellauf: 1. Rätze=Luckenwalde (Deutſcher 
            Waldlauf=
meiſter 1926) 35:23,4 Min. 2. Dreckmann=Hamburg 60 Meter 
zurück. 3. Wieſe=Berlin. 4. Tomberg=Geldern. 5. Petri=
            Ham=
burg. 6. Schlemmer=Siegburg. 7. Reichmann=Herne. 8. 
            Schnei=
der=Hirſchberg 
Mannſchaftswettbewerb: 1. V. f. L. Siegburg. 
2. Pol. S. V. Hamburg. 
Weſtdeutſche Meiſterſchaft: 1. Tomberg=Geldern. 
2. SchlemmerSiegburg. 3. Reichmann=Herne. 
Meiſter Hähnel gewinnt das 4 Meilengehen in Berlin. 
Der Deutſche Athletik=Club Berlin brachte am Sonntag ein 
nationales 30 Kilometer=Gehen zum Austrag, das eine ſehr gute 
Beteiligung aufwies. Sieger blieb der deutſche Meiſter Hähnel= 
Erfurt in 2:31,29 Stunden vor Born=Komet Berlin 2:37,3 Std., 
Schülke=Neukölln 2:46,2 Std. und Schwab=Neukölln. 
Nordbayeriſche Waldlaufmeiſterſchaft. 
Die nordbayeriſchen Waldlaufmeiſterſchaften in Nürnberg 
brachten im Einzellauf den Sieg von Lucas=1. F. C. Nürnberg 
vor Täufer=A. S. V. Nürnberg und im Mannſchaftslaufen den 
Sieg des 1. F. C. Nürnberg mit 28 Punkten vor A. S. V. 
            Nürn=
berg 38 Punkte. 
Leichtathletik und Handballabteilung Sp. 98. 
Gegenüber den früheren Jahren wurden diesmal auch junge 
Hagen 1911 2:4. In Kaſſel: Schwarz=Weiß Eſſen — Kur= Leute zur Ferienſchulungswoche zugelaſſen, die außerhalb des 
Vereins ſtehen. Es hat ſich dabei gezeigt, daß damit auch die 
Veitere Spiele; Preußen Duisburg — Preußen Kre= Beteiligung gewachſen iſt in einem Maße, welches die 
            Durch=
ſeld (Meiſterſch.) 8:4. Union Hamborn — Meiderich 06 (Mei= führung in den erſten Tagen erſchwerte. Auffallend iſt die ſtarke 
ſterſch.) 1:4, Kölner B.C. — Germanig Düren (Pokalſpiel) 4:0. Beteiligung aus den Mittelſchulen, während die höheren Schulen 
geringer vertreten ſind. Der aufgeſtellte Uebungsplan hat bei 
der Jugend großen Anklang gefunden, ſodaß man einen 
            bleiben=
den Erfolg erwarten darf. Ferner iſt beabſichtiat, nach 
            Schul=
führen. Die Jugendnachmittage werden an den ſchulfreien 
            Mitt=
woch= und Samstag=Nachmittagen für Mittelſchüler und Schüler 
höherer Schulen bis 14 Jahren beibehalten. Der Schluß der 
Ferienwoche iſt auf den 16. April feſtgeſetzt, wobei unter beſon= 
Im Endſpiel um den ſchweizeriſchen Pokal ſchlugen am derer Würdigung des Schlußtages den Teilnehmern ein Anſporn 
Dreiländerkampf in Baſel. 
Das techniſche Komitee des ſchweizeriſchen Fußball= und 
den ſchottiſchen Pokal ſtatt, das von St. Mirren mit 2:0 Toren Athletik=Verbandes hat jetzt dem F. C. Old Boys Baſel die 
nach hartem Kampf gegen Celtic Glasgow gewonnen wurde. Durchführung des Leichtathletik=Dreiländerkampfes zwiſchen 
Deutſchland, Frankreich und der Schweiz anvertraut. Das 
            Län=
dertreffen findet am 22. Auguſt ſtatt. 
Schwimmen. 
Das Schwimmfeſt des Sanitätsvereins Eimsbüttel in Hamburg. 
Das verbandsoffene Schwimmen des Sanitätsvereins 
            Eims=
büttel wurde am Sonntag bei gutem Beſuch ausgetragen. Es 
war für die Einheimiſchen ein Ereignis. Die Hamburger 
            Ver=
treter haiten Gelegenheit, ihr Können mit den mächtig 
            aufſtre=
benden Berliner Vereinen und der beſten norddeutſchen Klaſſe 
aus Itzehoe und Bremen uſw. zu weſſen. Die Ergebniſſe waren 
folgende: 
Bruſt=Staffel 4mal 80 Meter: 1. Stern, 
            Ham=
burg, Zeit: 4,13,5: 2. A.B. T. S. Bremen 4,7. 
Jugend=Schwimmen 200 Meter: 1. Mennecke, 
Eimsbüttel, Zeit: 2,32,9; 2. Jureſter, Bremen 2,35,2. 
Senioren=Schwimmen 100 Meter Freiſtil: 
1. H. Gleich, Neu=Kölln, Zeit: 1,5,5: 2. Mertens=Berlin 1,6; 
3. Galle=Charlottenburg 1,6,2. 
Damenbruſt=Schwimmen 100 Meter: 1. Müns= 
Hamburg 1,31,6: 2. Alpen=Eimsbüttel 1,34. 
Senioren=Bruſt=Schwimmen 190 Meter: 1. 
Haferlorn=Eimsbüttel, Zeit: 2,57; 2. Holt=Hamburg 3,06. 
Damen=Lagen=Staffel: 4mal 80 Meter: 1. 
Stern=Hamburg 3,56,7: 2. Sanitätsſchwimmverein, Eimsbüttel, 
Zeit: 4,1. 
Waſſerballſpiele. 
A. B. T. S.=Bremen gegen Union=Neu=Kölln 7:3 (4:1). 
Jugendwaſſerball. 
Sanitätsſchwimmverein=Eimsbüttel gegen Schwimmverein 
Ottenſen 4:1. 
Radfahren. 
Steherrennen im Frankfurter Stadion. Weiß der beſte Mann. 
Die Eröffnungsrennen der Berufsfahrer im Frankfurter 
Stadion hatten mit 15 000 Zuſchauern einen ganz 
            ausgezeich=
neten Beſuch aufzuweiſen. Auch der Sport ſtand auf gutem 
Niveau. Bei den Stehern erwies ſich Weiß als beſter Mann, 
gut gefallen konnte auch Krewer=Köln als Neuling, der zweimal 
einen 2. Platz und einmal einen 3. Platz belegte. — Bei den 
Fliegern dominierte der Kölner Rauch. 
Kleiner, Stadionpreis (15 Km.): 1. Wegmann= 
Schweiz 12:13,8 Min.; 2. Krewer=Köln; 3. Weiß=Frankfurt; 4. 
Kuſchkow=Berlin. 
Großer Stadionpreis. Erſter Lauf über 25 Km.; 
1. Weiß 21:22,8 Min.; 2. Krewer; 3. Wegmann; 4. Kuſchkow. — 
Zweiter Lauf über 40 Km.: 1. Weiß 34:38,2 Minuten; 2. 
            Weg=
mann, 3. Krewer; 4. Kuſchkow. 
Fliegerhauptfahren: 1. Rauch=Köln; 2. Sonntag= 
Haanburg; 3. Herbſt=Nürnberg. 
Das 16. Berliner Sechstage=Rennen. 
Der nach Aufgabe ſeines Partners Rieger als Erſatzmann 
im Rennen fahrende Kappe gab die Weiterfahrt am Sonntag 
Nachmittag auf. 
Nach 67 Stunden um 5 Uhr nachmittags waren 1734,200 Km. 
zurückgelegt. Der Stand des Rennens iſt folgender: 
1. Louet=Sergent 205 Punkte; 2. Gottfried=Junge 81 Punkte; 
3. Koch=Miethe 25 Punkte. 
1 Runde zurück: 4. Beeckmann=Eaton 99 Punkte; 5. 
Freerick=Lorenz 60 Punkte; 6. Nauer=Buyſſe 51 Punkte. 
2 Nunden zurück: 7. Staendart=Hahn 48 Punkte; 8. 
Debgets=Hürtgen 41 Punkte: 9. Linari=Binda 38 Punkte. 
3 Runden zurück: 10. Pohl=Martin 53 Punkte; 11. 
Longardt=Behrend 25 Punkte. 
7 Runden zurück: 12. Dobe=Häußler 29 Punkte.
Nummer 104
Seite 7
Montag, den 12. April 1926
Pferdeſport.
 Magdeburg. 
1. Glückauf=Rennen, 2000 Mk., 1000 Meter. 1. M. 
Nuſſenows Alſterturm (O. Schmidt); 2. Embrocation; 3. Prinzeß 
Frohſinn. Ferner: Wachtelkönig, Glorius, Wilbrafix, Orlanda, 
Quilow, Mainacht. Tot. 22, Pl. 13, 20, 14. 5—½ Lg. 
2. Harzburger=Jagdrennen. 2500 Mk. 3200 Meter. 
1. M. Nüſſenows Prolvg (Mannchen); 2. Udone; 3. Juanita 2. 
Ferner: Fechterin, Kiß me quick, Alſterroſe. Tot. 27, 22, 40. 12 
bis 18 Längen. 
3. Fliegerausgleich. 2500 Mk. 1350 Meter. 1. H. 
            Meh=
nickes Marasquino (O. Schmidt); 2. Parſifal; 3. Roſenkelch. 
            Fer=
ſier: Torpoada, Blümlisalp, Mildred, Carl=Heinz, Komödie. Tot. 
130, Pl. 40, 70, 38. ¼—3 Lg. 
4. Magdeburger Frühjahrsausgleich. 4000 Mk. 
1600 Meter. 1. Abteilung: 1. M. Nuſſenows Falſum (O. 
Schmidt); 2. Coſimo; 3. Black Bridge. Ferner: Storm=Cloud, 
Täbris, Odaig, Rubel, Darling. Tot. 23, Pl. 12, 24, 20. Kopf 
bis ¾ Lg. — 2. Abteilung: 1. Totes Rennen: O. Blumenfeld und 
R. Samſons: Curacao (Haynes) und E. Gottſchalks Cleopatra 
(A. Ebert), totes Rennen; 2. Obotrit. Ferner: Vulcain 8., 
            Mor=
genpracht, Counter tierce, Schneeberg, Rheinland, Silberbatzen. 
Tot. 26, 16 auf Curacao; Pl. 36 auf Cleopatra. Obotrit zahlt 
46 Platz. Totes Rennen—Z. 
5. Rennen: Turnier=Hürdenrennen. 2000 Mk. 
2800 Mtr. 1. Dr. A. Schönebergs Perikles (Petzelt); 2. Balldame; 
3. Famos. Tot. 15, 1—10 Lg. 
6. Punus=Preis: 2000 Mk. 1600 Meter. 1. W. Thiedes 
Fundin (Tarras); 2. Opponent; 3. Hafis. Ferner: Sardanapal, 
Irminſul. Tot. 11. Pl. 12, 14. 2—4 Lg.
 7. Preis von Graditz. 2000 Mk. 1350 Meter. 1. Dr. 
K. Herzfelds Amandus 2 (E. Wermann); 2. Ledine; 3. Amandus. 
Ferner: Spicey, Bellona, Buidos Manitou, Verſchwiegenheit, 
Ardoritin, Salome 2, Silhouette. Tot. 206, Pl. 32, 12, 16. 
München=Riem. 
1. Frühlingsrennen: 1. Mydear (Hecker), 2. Sternche, 3. Sankt 
Lisko. Ferner: Demetra. Tot.: Sieg: 11, Platz 10, 10, 10. 3 und 
1 Länge. 
2. Bauerufänger=Jagdrennen: 1. Minneſang (A. Eichhorn) 
2. Amneris, 3. Troja. Ferner: Libuſſa. Tot.: Sieg: 12, Platz 10, 
11, 10. 3 und 2 Längen. 
3. Preis von Laim: 1. Giſelher (Oebl) und Metis (
            Kloſter=
meher) totes Rennen, 3. Terracotta. Ferner: Champagner 
Canio, Modedame. Tot.: Giſelher: Sieg 11, Platz 16. Metis: 
Sieg 17, Platz 15. Totes Rennen und ½ Länge. 
4. Lenz=Ausgleich, 1500 Mk., 2200 Meter: 1. Frau Eggers 
Kamn (Matz), 2. Mardonius, 3. Aſtronom II. Ferner: Grand 
Mouſſeux, Great Gala, Goldelſe, Seieth, Dojan, Ekiſchehir. Tot. 
24, Pl. 16, 17, 23. ½—½ Länge. 
5. Rennen: Ermunterungsflachrennen, Ehrenpr., 1800 Mtr.* 
1. Hechinger und Kohlers Kätherl (Jurkoff), 2. Furchtlod II, 
3. Parma I. Ferner: Brendau, Glückauf, Seidenſchwänzchen, 
Liebe Martha, Lanze, Oculi. Tot. 22, Pl. 16, 18, 19. 2—1 Länge. 
6. Honfi=Jagdrennen, 1500 Mk., 3500 Meter: 1. W. 
            Wert=
heimers Snob (Weber), 2. Trapper, 3. Boros. Ferner: Alarich 
Esküszegö. Tot. 23, Pl. 12, 12. 4—3 Längen. 
7. Preis von Oberwieſenfeld, 1500 Mk., 1400 Meter: 1. W. 
Blatts Sigurd (2), 2. Salta, 3. Luſtgarten. Ferner: Evchen, 
Domino. Tot. 13, Pl. 11, 12. 1—2 Längen.
 Hockey. 
Engliſche Hockeyſpieler in Berlin geſchlagen. 
Die Hockeymannſchaft der Univerſität London lieferte am 
Sonntag in der Reichshauptſtadt ihr zweites Spiel, das jedoch 
von einer Niederlage begleitet war, während die Engländer am 
Tage verher noch den Berliner H. C. 3:1 ſchlagen konnten. 
            Dies=
mal ſtanden ſie auf dem Herthaplatze dem Berliner S. C. 
            gegen=
über der ein glänzendes Spiel vorführte, bereits bei Halbzeit 
2:1 führte und ſchließlich verdient 5:2 gewann. 
Süddeutſche Ergebniſſe. 
Münchener S. C.—D. S. V. München 4:2, München 1860— 
Münchener H. C. 3:2, 1. F. C. Nürnberg—H. Geſ. Nürnberg 1:4, 
Tv. 1860 Frankfurt—Düſſeldorfer H. C.=Damen 2:1, S. C. 
            Frauk=
furt 1880—T. C. Frankfurt 1860 5:3, Frankfurt 80=Damen— 
Düſſeldorfer H. C.=Damen 2:1. 
Schach. 
Die fünfte Runde des Dresdener Schachturniers. 
Niemzowitſch erkämpfte ſich die Spitze durch einen nach 
            vor=
züglichem Spiel erzielten Sieg über Rubinſtein. Tartakower 
mußte eine erneute Niederlage, diesmal durch Alfechin, hinnehmen. 
Auch Yetes vermochte ſich gegen Sämiſch nicht durchzuſetzen und 
verlor. Der Schweizer Johner brachte von Holzhauſen eine 
            Nie=
derlage bei und Steiner ſchlug Blümich. Die Partien konnten alſo 
alle entſchieden werden. Die Führung hat nunmehr Niemzowitſch 
mit 4½ Punkten vor Aljechin und Rubinſtein mit je 4. Es folgen 
Johner, Sämiſch und Holzhäuſen mit je 2½, Tartakower und 
Steiner mit je 2 und Yates mit 1 Punkt. An letzter Stelle liegt 
Blümich, der noch keinen Punkt erzielt hat.
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Im Namen der trauernd. Hinterbliebeuen 
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verw. Jäger, geb. Drott u. Rinder.
 Darmſtadt, den 10. April 1926. 
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Beerdigung und Einſegnung findet 
auf dem Waldfriedhof Montag; 
12. April, nachm. 2½= Uhr ſtatt
Nachruf.
 Wir erfüllen hiermit 
die traurige Pflicht, 
unſre Mitglieder 
            da=
von in Kenntnis zu 
ſetzen; daß unſer Kamerad 
Herr 
Adam Herzberger 
am 10. April an den Folgen eines 
erlittenen Unfalles geſtorben iſt. 
Wir verieren in der 
            Dahin=
geſchiedenen einen lieben, treuen 
Kameraden, deſſen Andenken wir 
(5520 
ſtets in Ehren halten. 
Reichsvereinigung ehem. 
            Kriegs=
gefangener, Ortsgruppe Darmſtadt. 
Der Vorſtand. 
Die Beerdigung findet Montag, 
den 12. April, nachm. 2½ Uhr, auf 
dem Waldfriedhof ſtatt. Treffpunkt 
der Kameraden 2½ Uhr amt Portal.
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Bopp, Klubdiener. . . . K. Weſtermann. 
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