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Nummer 327
Montag, den 24. November 1924.
187. Jahrgang
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ſtädter 8 Nationaibuni.
Die engliſch=ägyptiſche Spannung.
Schwere Vorwürfe
gegen Zaghlul Paſcha.
Die britiſchen Forderungen.
London, 23. Nov. Das Foreign Office veröffentlicht
Zwei Mitteilungen, die heute durch Lord Allenby der
ägyp=
tiſchen Regierung gemacht wurden.
Die erſte beſagt: Der Generalgouverneur des Sudan und
Sirdar der ägyptiſchen Armee, der außerdem ein
hervoragender Offizier der britiſchen Armee war, iſt in Kairo
in brutaler Weiſe ermordet worden. Die Regierung Sr.
Majeſtät iſt der Anſicht, daß dieſe Mordtat, die den Eindruck
er=
wweckt, daß Aegypten gegenwärtig in einer für ziviliſierte Völker
ſchmachvollen Weiſe regiert wird, das natürliche Ergebnis einer
feindſeligen Kampagne gegen britiſche Rechte und britiſche
Unter=
tanen in Aegypten und im Sudan iſt. Sie hat ihren Grund in
einer gedankenloſen Undankbarkeit für die Wohltaten, die
Groß=
britannien erwieſen hat. Dieſe Kampagne wurde durch die
Re=
gierung Ew. Exzellenz nicht entmutigt, und durch
Organiſatio=
nen, die in enger Beührung mit Ihrer Regierung ſtehen,
ge=
fördert. Ew. Exzellenz iſt von Sr. Majeſtät Regierung vor
wenig mehr als einem Monat vor den Folgen gewarnt worden,
Die entſtehen könnten, wenn Sie es unterlaſſen würden, dieſer
Kampagne, die beſonders den Sudan betrifft, ein Ende zu ſetzen
Es iſt ihr kein Ende geſetzt worden. Die ägyptiſche
Re=
gierung hat nunmehr zugelaſſen, daß der
Generalgou=
werneur im Sudan ermordet wurde, und hat
bewie=
ſen, daß ſie unfähig oder nicht gewillt iſt, das Leben der
Ausländer zu fchützen. Die britiſche Regierung
fordert daher, daß die ägyptiſche Regierung
1. eine weitgehende Entſchuldigung für das
Ver=
brechen anbietet,
2. die Unterſuchung nach dem Urheber des Verbrechens
mit äußerſter Energie und ohne Nückſicht auf Perſonen
durch=
führt und die Verbrecher, wer immer und welchen Alters
ſie ſein mögen, gebührend beſtraft,
3. in Zukunft alle politiſchen Demonſtrationen
unterfagt und energiſch unterdrückt,
4. ſofort an die Regierung Sr. Maj. eine Bußevoneiner
halben Million Pfund zahlt,
5. binnen 24 Stunden die Zurückziehung aller
ägyptiſchen Offiziere und rein ägyptiſchen
Ein=
heiten der ägyptiſchen Armee aus dem Sudan anordnet,
mit anſchließenden Veränderungen, die weiterr unten näher
be=
zeichnet werden,
6. dem zuſtändigen Departement mitteilt, daß die Regierung
des Sudans das zu bewäſſernde Gebiet von Gezira
von 300 000 Feddans dem Bedarf entſprechend bis zu einer
unbe=
grenzten Höhe erweitert,
7. auf jede Oppoſition gegendie Wünſche Sr. Maj.
Regierung, betreffend den Schutz der auswärtigen Intereſſen in
Aegypten, in dem weiter unten angegebenen Zuſammenhange
verzichtet.
9. Wenn dieſen Forderungen nicht unverzüglich ſtattgegeben
wird, wird die Regierung Sr. Maj. ſofort eine
ange=
meſſene Aktion zum Schutze ihrer Intereſſen in
Aegypten und im Sudan unternehmen.
Die zweite Mitteilung an die ägyptiſche Regierung enthält
nähere Angaben über die
Forderungen betreffend die Armee im Sudan und den
Schutz der auswärtigen Intereſſen in Aegypten.
Sie beſagt:
1. Sobald die ägyptiſchen Offiziere in die rein ägyptiſchen
Einheiten der ägyptiſchen Armee zurückgezogen ſeien, würden
die ſudaneſiſchen Einheiten, der ägyptiſchen Armee in eine
ſudaneſiſche Defenſivtruppe umgewandelt werden,
die nur der Regierung Sudans verpflichtet ſei und dem
Ober=
befehl des Generalgouverneurs unterſtehe, in deſſen Namen alle
Ernennungen erfolgen würden,
2. ſollen Regelungen, betreffend Außerdienſtſtellung
auswärtiger Beamter, die noch von der ägyptiſchen
Re=
gierung beſchäftigt werden, ſowie die Frage der Penſionen außer
Dienſt geſtellter Beamter entſprechend den Wünſchen der
briti=
ſchen Regierung einer Neviſion unterzogen werden,
3. ſoll bis zum Abſchluß eines Abkommens zwiſchen den
bei=
den Regierungen, betreffend den Schutz auswärtiger Intereſſen
in Aegypten, die ägyptiſche Regierung den Poſten eines
finan=
ziellen und juriſtiſchen Ratgebers aufrecht erhalten und ihre
Machtbefugniſfe und Privilegien ſchützen, ſowie den Status und
den auswärtigen Charakter des europäiſchen Departements des
Miniſters des Innern reſpektieren und Anempfehlungen des
Ge=
neraldirektors über Fragen, die ſeiner Zuſtändigkeit unterſtehen,
in angemeſſener Weiſe beachten.
Ablehnung des engliſchen Ultimatums.
TU. London, 23. Nov. Nach Meldungen aus Kairo hat
ſich Zaglul Paſcha heute mittag zu dem engliſchen Oberkommiſſar
Lord Allenby begeben und ihm die Antwort der ägyptiſchen
Re=
gierung auf die engliſche Note überreicht. Die ägyptiſche
Regie=
rung verwirft Punkt 5, 6 und 7 der engliſchen Note und führt
aus, daß die Forderungen der britiſchen Regierung, betreffend
die Zurückziehung der ägyptiſchen Truppenteile aus dem Sudan,
eine Verletzung des Status quo ſowie der Verfafſung bedeute,
nach der König Fuad der Oberkommandierende der ägyptiſchen
Armce iſt. Die ägyptiſche Regierung lehnt die Verantwortung
für die Ermordung des Sirdar ab, doch billigt ſie die engliſche
Forderung nach einer Enzſchuldigung und die Zahlung einer
Ent=
ſchädigung von 500 000 Pfund Sterling. Außerdem verſpricht die
ägyptiſche Regierung, Kundgebungen, die zu öffentlichen
Ruhe=
ſtörungen führen könnten, zu vermeiden.
Eine zweite äußerſt ſcharfe Note Englands.
Einige Stunden nach Erhalt der ägyptiſchen Antwort hat
Lord Allenby ſeinerſeits eine neue, äußerſt ſcharfe Note an das
ägyptiſche Kabinett gerichtet. In dieſer Rote heißt es, daß die
Regierung des Sudans angeſichts der Weigerung des ägyptiſchen
Kabinetts, die engliſchen Forderungen anzunehmen, Weiſung
er=
halten habe, den Rückzug der ägyptiſchen Offiziere und Truppen
aus dem Sudan zu veranlaſſen. Außerdem iſt die Regierung
des Sudans angewieſen worden, das Gebiet bei Girza nach
Gut=
dünken zu bewäſſern. Die engliſche Note lautet dann weiter: E.
Exz. werden im gegebenen Augen lick erfahren, welche
Maßnah=
men ergriffen werden, angeſichts Ihrer Weigerung, der
Forde=
rung betreffend den Schutz der fremden Intereſſen ſtattzugeben.
Frankreich und die engliſche Orientpolitik.
* London, 24. Nov. (Priv.=Tel.) In hieſigen politiſchen
Kreiſen wird die Lage, die durch die Ablehnung des britiſchen
Ultimatums an Aegypten geſchaffen worden iſt, als ſehr ernſt
bezeichnet. Es wird betont, England könne ſich mit Nückſicht auf
ſeine aſiatiſchen Beſitzungen nicht mit halben Maßnahmen
zu=
frieden geben. Es würde ſonſt unter allen Umſtänden einen
Preſtigeverluſt erleiden. Dieſes Ziel bietet aber außerordentliche
Schwierigkeiten, beſonders aber im Hinblick auf die Stellung
Frankreichs im nahen Oſten. Wenn ſich auch die engliſche Preſſe
jeglicher Andeutung in dieſer Hinſicht enthält, ſo geht doch aus
der Art der Berichterſtattung über die Lage in Aegypten durch
die Pariſer Preſſe hervor, welch ausſchlaggebende Bedeutung
die Haltung Frankreichs auf die künftige Politik Englands im
nahen Oſten ausüben wird. Die feindſeligen Kommentare der
Pariſer Rechtspreſſe verzeichnen mehr oder weniger, hämiſche
Freude und die allgemeine Sympathie der franzöſiſchen
Oeffent=
lichkeit für England wird etwas gewaltſam bewieſen, wobei ein
Unterton von Mißtrauen unverkennbar iſt.
In Aegypten herrſcht, den neueſten engliſchen Meldungen
zufolge, außerordentliche Erregung. Mittelbar ergibt ſich aus
der Forderung auf Beſtrafung der Schuldigen ohne Nückſicht
auf die Perſon, daß auch Staatsperſonen an dem Attentat
be=
teiligt ſein müſſen. Ob man auch die Perſon Zaghlul Paſchas
für moraliſch verantwortlich hält, bleibt dahingeſtellt.
Jeden=
falls bewegen ſich die Kommentare der engliſchen Preſſe in
die=
ſer Richtung. Wenn auch über Truppenſendungen nur
unbeſtä=
tigte Nachrichten vorliegen, ſo ſcheint ſich aus der Art der
Be=
richterſtattung der engliſchen Preſſe doch nicht der Eindruck zu
ergeben, daß England zu Maßnahmen größeren Stils, bei
denen Heer und Flotte Hand in Hand arbeiten ſollen,
ent=
ſchloſſen ſei.
Aegyptiſcher Appell an den Völkerbund?
* London, 24. Nov. (Priv.=Tel.) Die „Sunday Expreß”
berichtet heute, daß die wichtigſte aller britiſchen Forderungen
die Zurückziehung der ägyptiſchen Truppen aus dem Sudan ſei.
Sie ſei dazu beſtimmt, ein= für allemal das Problem des
Su=
dans zu löſen. Das Blatt ſpricht dann von der Möglichkeit
einer Anrufung des Völkerbundes durch Aegypten und führt
aus, daß es nicht wahrſcheinlich ſei, daß man deſſen eventuelle
Berufung annehmen dürfe, da Aegypten nicht Mitglied des
Völkerbundes ſei. Jedenfalls müſſe ſich die britiſche Regierung
genau darüber Rechenſchaft geben, was ſie in dieſem Falle
unter=
nehmen werde.
Das neue türkiſche Kabinett.
ſetzt ſich folgendermaßen zuſammen: Ali Fethy Bey
Miniſter=
präſident und Miniſter für nationale Verteidigung, Mahmoud
Eſſad Bey Juſtizminiſter, Redjeb Bey, Miniſter des
Innern und Handelsminiſter dinterin, Muſtaf Abdul Halik
Bey Finanzminiſter, Schückry Kaya Bey Miniſter für
auswärtige Angelegenheiten, Serad Joglou Schükry Bey
Unterrichtsminiſter, Feizy öffentliche Arbeiten, Haſſan Fehny
Bey Landwirtſchaftsminiſter, Alar Djonary Bey
Handels=
miniſter, Dr. Mazhar Bey Miniſter für Geſundheitsweſen
und ſoziale Früſerge. Fethy Bey wird nach der Vorſtellung
ſeines Kabinetts und nach der Verleſung der
Regierungserklä=
rung in der Nationalverſammlung die Vertrauensfrage
ſtellen.
Konferenz der Kleinen Entente.
Budapeſt, 22. Nob. (Europapreß.) In Bukareſt werden bereits
Vorbereitungen für die Zuſammenkunft der Außenminiſter
der Kleinen Entente getroffen. Auf dieſer Konferenz ſoll das
Verhält=
nis der Kleinen Entente zu Rußland beraten werden. — Nach einer
Bukareſter Depeſche des Peſter Lloyd herrſchen über dieſe Frage
Mei=
nungsverſchiedenheiten. Während Beneſch für eine ſefortige
An=
näherung der Kleinen Entente an Rußland einträte, iſt vorläufig
Ru=
mänien dagegen und fordert den Eintritt Polens in die Kleine Entente,
was jedoch von der Tſchechoſlowakei abgelehnt wird.
Um die Kölner Zone.
Paris, 23. Nov. Havas meldet aus London: Mau
er=
fährt in autoriſierten Kreiſen, daß über die Räumung der
Köl=
ner Zone durch die engliſchen Truppen noch nichts entſchieden
ſei. Erſt wenn Deutſchland ſich von ſeinen Verpflichtungen
be=
freit habe, d. h. wenn es die durch den Dawesplan auferlegten
Bedingungen, betreffend die Reparationen und die Abrüſtung,
erfüllt haben werde, werde über jene Frage eine Entſcheidung
gefällt werden. Die Interalliierte Militärkontrollkommiſſion
dürfte unverzüglich ihren Bericht vorlegen; erſt dann werde man
über die Räumung jener Gegend beſtimmen.
Kanalbaupläne des Reiches.
* Berlin, 22. Nov. (Priv.=Tel.) Im Nachtragsetat zum
Reichshaushalt für das Jahr 1924 ſind für das
Reichsverkehrs=
miniſterium für die Beteiligung des Reiches an der Neckar=
A.=G. und der Rhein=Main=Donau=A.=G. für Fortſetzung der
Kanalbauten und für Erweiterung der Beteiligung an den
Kraft=
verkehrsgeſellſchaften insgeſamt 8,1 Millionen Goldmark eingeſetzt.
Herriot und ſein Glück.
*** Paris, Mitte November 1924.
Herriots politiſche Steuermannskunſt beſteht nicht darin, mit
dem Kiel die heranrollenden Wellen zu durchſchneiden. Ihm iſt
es mehr gegeben, ſich von den Wogen tragen zu laſſen und dann
zuzuſehen, wie am beſten beim Spiel der Brandung das
Schiff=
chen im Gleichgewicht gehalten werde. Auf ſolcher Fahrt gibt es
des öfteren Augenblicke, wo in ungewiſſer Beſorgnis, wie wohl
alles enden werde, der Lenker des Schiffes und ſeine Matroſen
die Augen ſchließen, um dem gnädigen oder ungnädigen Geſchick
ſeinen Lauf zu laſſen. — Nicht als ob zurzeit das Schickſal
Her=
riots ernſtlich bedroht wäre! Aber es ſah doch ſo aus, und es
wurde vielleicht am meiſten im Umkreis der Regierung Herriot
ſelbſt ſo empfunden, als ob jetzt der Herriotſchen Politik die
er=
ſten Erſchütterungen bevorſtünden, denen dann immer mehr und
immer raſcher aufeinanderfolgende Stöße in ſchickfalhafter
Ver=
kettung folgen müßten, um die erſten Vorbedingungen für die
politiſche Niederlage zu ſchaffen.
Es iſt aber eingetreten, was zuerſt Herriot wohl ſelbſt nicht
gehofſt hatte. Die große Frage der franzöſiſch=
eng=
liſchen Beziehungen, bei der Herriot ſich unbedachterweiſe
in eine Sackgaſſe verrannt zu haben ſchien, hat durch die Rede
Baldwins in der Guildhall eine wenigſtens vorläufige Löſung
gefunden, wie ſie gerade Herriot zu hoffen nicht berechtigt war.
Hatte doch der franzöſiſche Miniſterpräſident, aus ſeinem
inner=
ſten Bedürfnis heraus, vor den Wahlen aufs falſche Pferd geſetzt,
nämlich auf Macdonald. Und dabei hatte er die Unvorſichtigkeit
begangen, dies auch noch offen auszuſprechen. Schon
triumphier=
ten Herriots Gegner überlaut: es war aus mit der „ſtändigen
ver=
trauensvollen Zuſammenarbeit” zwiſchen Herriot und dem
eng=
liſchen Premierminiſter, an deren praktiſcher Bedeutung die
fran=
zöſiſchen Parteien der Rechten von vornherein ſich erlaubt hatten
zu zweifeln! Jetzt war es aus mit den Hilferufen über den
Kanal hinüber, wenn aus außenpolitiſchen Gründen der
Miniſter=
präſident innerpolitiſche Aengſte bekam! Nicht allein die
behaup=
tete Wiederannäherung Englands und Frankreichs war dahin,
nein, nach der Auffaſſung von Herriots innerpolitiſchen Gegnern,
hätte Baldwin auch die verdammte Pflicht und Schuldigkeit
ge=
habt, mit irgendeiner Geſte wiſſen zu laſſen, daß eine franzöſiſche
Regierung, deren Chef ihm einen Mißerfolg bei den Wahlen
vor=
ansgeſagt und auch gewünſcht habe, zu einer erſprießlichen
Zu=
ſammenarbeit mit der neuen engliſchen Regierung nicht gerade
geeignet ſei. Aus London ließ man Gerüchte und Nachrichten
nach Paris laufen, in denen es hieß, Herriot ſei von Baldwin
ſchon vor den Wahlen dringend gewarnt worden, ſich auf
Mae=
donalds nur noch ſehr kurzlebige Politik weiter einzulaſſen,
ins=
beſondere, was das Entgegenkommen Rußland und Deutſchland
gegenüber anlange. Es kam aber ganz anders, als Herriots
Geg=
ner gehofft und die Parteien der Linken in Frankreich nach
eige=
nen, ſehr unverhohlenen Aeußerungen befürchtet hatten. Herriot
ſcheint doch auch der neuen engliſchen Regierung ein
angeneh=
merer (die Leute um Poincaré, um Millerand und Konſorten
ſagen jetzt: post kestum, bequemerer) Partner zu ſein, als die
Herrſchaften des Ruhreinmarſches, deren Politik — nun nach
Anſicht der Männer aus dem franzöſiſchen Linkskartell —
ſchließ=
lich zum Kriege mit England geführt hätte. Die Anerkennung aus
dem Munde Baldwins, daß Herriot ein wirklicher Staatsmann
ſei, was vor allen Dingen doch die franzöſiſche Rechte hartnäckig
beſtritten hatte, iſt ſehr bitter für die Chauviniſten. Es hilft
nichts, dieſe Herren dürfen ſagen, was ſie wollen: das ſei von
Baldwin nur geäußert worden, um Herriots Politik in die Netze
der engliſchen, national=egoiſtiſchen Beſtrebungen zu verſtricken,
und Herriot perſönlich die demütigende Beſchämung über eine
unbedachte Aeußerung aufzuerlegen, — einſtweilen, bis wirkliche
engliſch=franzöſiſche Gegenſätze auch zwiſchen Baldwin und
Her=
riot wieder auftauchen, bleibt die Tatſache der anerkennenden
Worte aus dem Munde des neuen engliſchen Premiers beſtehen.
Wie auch immer die außenpolitiſche Beſtätigung ausfallen mag,
im Auf und Ab der politiſchen Wogen, insbeſondere der
innen=
politiſchen in Frankreich, ſelbſt, ſchwimmt Herriot einmal wieder
oben.
Dadurch iſt dem Kabinett Herriot auch in anderer Weiſe
Vor=
ſchub geleiſtet. Die bedrohlich unzulängliche
Finanzpoli=
tik auch dieſes franzöſiſchen Kabinetts kann auf einer beſſeren
pſtchologiſchen Grundlage die Arbeit fortſetzen, als noch vor
kur=
zem erwartet wurde. Wie wichtig pſychologiſche Momente bei
Finanzkriſen mit einer Bedrohung des Wechſelkurſes ſind, iſt
allmählich allerorten bekannt.
Am Rond Point der Champs Elyſées, an dem ſich der breite
Strom des Pariſer Verkehrslebens in den früh anbrechenden
Winternächten mit den vielen Tauſenden Automobilen unabläſſig
vorüberwälzt, leuchten aus der Nacht die großen, hellen Plakate,
auf denen zur Zeichnung der neuen inneren Anleihe
auf=
gefordert wird. Die franzöſiſche Bevölkerung iſt allmählich, und
zwar mit Recht, gegen die von ſtaatswegen empfohlenen Anleihen
mißtrauiſch geworden. Größeres Zutrauen hat die 800=
Millio=
nen=Goldmark=Anleihe gefunden, an die das offizielle Frankreich
nur mit mißmutiger Zurückhaltung herangegangen war, und die
raſch ohne öffentliche Auflegung überzeichnet wurde. Die Blicke
des Publikums bleiben mit viel größerem Intereſſe an dem
neuen Palaſte neben dieſen Plakaten haften, in den der große
Schneider Poiret aus der Rue de la Pair zurzeit überſiedelt und
deſſen blendend weiſt getünchte Außenſeite durch grelle
Schein=
werfer wie ein märchenhafter Wunderbau aus dem Dunkel der
Räume hervorgezaubert wird. Die überaus günſtigen, viel zu
günſtigen Zeichnungsbedingungen der neuen Anleihe ſehen ſehr
verdächtig „papieren” aus. Schon hatte die Miesmacherei der
rechtsgerichteten Gruppen, beſonders in dem Manifeſt der neuen
Ligue Nationale Republicaine ihre Wirkung auf das Mißtrauen
in die Finanzpolitik der Regierung getan. Gerade von England
fürchtete man einen unwiderſtehlichen Druck auf die franzöſiſche
Währung. Dieſer letztere Alpdruck wenigſtens iſt jetzt, zum
min=
deſten für die Zeichnungsdauer, behoben.
Und in ähnlicher Weiſe hat indirekt das mit auswärtiger
Hilfe gehobene Preſtige Herriots auch auf die ziemlich
gefähr=
lichen Verhandlungen des Senats über das
Am=
neſtiegeſetz gewirkt. Die Senatoren, die dem Namen nach den
Linksparteien angehören, aber mit innerem Widerſtreben der
Kartellverbrüderung der Radikalen in der Kammer mit den
So=
zialiſten gegenüberſtehen, glaubten iminier mehr ihren
konſerva=
tiven Neigungen und Eingebungen wenn auch vorſichtig, ſo doch
ziemlich beſtimmt, folgen zu
zü iſite ſein ganzes,
Seite 2.
Montag, den 24. Rovember 1924.
Rummer 827.
im übrigen hervorragendes Geſchick parlamentariſcher Taktik
auf=
wenden, um ein Kompromiß zur Annahme zu bringen. Auch hier
hat ihn die Welle wieder emporgetragen. Einen Regierungschef,
der von einem innerpolitiſch ſo ganz anders eingeſtellten
briti=
ſchen Regierungschef eine derartig glänzende Zenſur bekommen
hatte, wollte man doch nicht ohne weiteres bloßſtellen. In einem
freilich wird die Oppoſition recht haben, daß nämlich die
Bald=
winſche Freundſchaftserklärung auch gewiſſe Feſſeln für die
Her=
riotſche Außenpolitik nach ſich zieht. Es entſpricht das der ganzen
Taktik der Nachkriegspolitik Englands, das ſich bemüht,
diplo=
matiſch zwar die Luft rings um das militärmächtige Frankreich
abzudichten, deſſen Staatsmänner Frankreich ſelbſt aber durch
Hervorkehrung der freundſchaftlichen Gefühle enger an der
bri=
tiſchen Stange halten, als das bei verſtärktem und direktem
Gegenſatz möglich wäre.
Die Normaliſierungsberſprechungen
Muffolinis.
Ein neuer Abſiimmungsſieg.
Rom, 23. Nov. Agenzia Stefani meldet: Gegen Schluß der
Beratung des Budgets des Miniſteriums des Innern in der
Kammer hielt Muſſolini eine Rede, in der er ausführte: Die
Frontkämpfer können in ihrer Eigenſchaft als Frontkämpfer keine
Politik machen; in ihrer Eigenſchaft als Bürger können und
ſol=
len ſie ſich politiſch betätigen; ſie müſſen ſich aber dann für eine
Partei entſcheiden. Krieg iſt nicht die Angelegenheit einer Partei,
ſondern der Nation und ſchließlich iſt nichts peinlicher, als dieſe
Polemik, zu der wir manchmal gezwungen werden und die darin
beſteht, daß goldene Medaillen goldenen Medaillen, Verſtümmelte
anderen Verſtümmelten und Frontkämpfer anderen
Frontkämp=
fern gegenübergeſtellt werden. Die Hierarchie des Faſzismus
ſtellt ſich nicht über diejenige des Staates. Ich habe
hartnäckig daran gearbeitet, die Bereiche des Staates und der
Partei klar von einander zu trennen und ebenſo das Werk der
Regierung von der Partei, denn die Partei iſt nur ein Teil der
Nation und die Regierung ſoll die geſamte Nation leiten. Auf
die von dem früheren Miniſterpräſidenten Orlando geübte Kritik
erwiderte Muſſolini, er werde keine weiteren Geſetzdekrete erlaſſen
und alle Fragen der Prüfung durch die geſetzgebenden
Körper=
ſchaften untrbreiten, wodurch der Weg zu einem normalen
ver=
faſſungsmäßigen Zuſtand beſchritten wäre. Hinſichtlich der Frage
der Verfaſſungsreform betonte Muſſolini, er wolle nicht das in
der Verfaſſung antaſten, was die unveränderliche Errungſchaft
des italieniſchen Riſorgimento darſtelle; ſie wolle einfach die
Ver=
faſſung mit den Anforderungen der heutigen Zeit in Einklang
bringen. Nachdem Muſſolini erklärt hatte, daß es unmöglich ſei,
ohne Faſzismus zu regieren, erklärte er: Geſetzt der Fall, daß
der Faſzismus plötzlich zuſammenbrechen würde, ſo würden nicht
die Parteien der Mitte ſeine Nachfolge antreten. Dieſe würde
vielmehr den Extremiſten zufallen. Muſſolini wies noch darauf
hin, daß alle Gewalttaten verfolgt würden und daß er ſtrenge
Weiſung habe ergehen laſſen, alle Urheber von ungeſetzlichen
Handlungen feſtzunehmen. In allen Ländern gebe es
Meinungs=
verſchiedenheiten und Intereſſenkämpfe. Es müſſe das
Mindeſt=
maß an friedlicher Lebensgemeinſchaft verwirklicht werden. Die
andere Seite müſſe aber auch das Ihre dazutun, damit dieſe
poli=
tiſche Befriedigung durchgeführt werden könne. Zu einer ſolchen
Befriedigung trage man aber nicht durch die tägliche Verbreitung
von Lügen bei. Ich gebe mir vollkommen davon Rechenſchaft,
daß Italien die Befriedung wünſcht, weil es ſeit 30 Jahren eine
Kriſe nach der anderen bis zum großen Kriege erlebt hat, der die
Reife des italieniſchen Volkes bezeugte. Wir wollen dieſem,
un=
ſerem bewunderungswürdigen Vaterlande, den Frieden bringen,
deſſen Muskel und deſſen Geiſt immer ſtärker werden und das
von Norden bis Süden allmählich zu einer großen einträchtigen
Familie wird. Mit reiner Seele ſchreiten wir der neuen Sonne
des italieniſchen Vaterlandes entgegen. — Die Abgeordneten
er=
hoben ſich von den Sitzen und bringen Muſſolini immer wieder
ſich erneuernde Huldigungen dar. Die Miniſter und viele
Abge=
ordnete beglückwünſchen Muſſolini, während Rufe laut werden:
Es lebe Muſſolini! Von mehreren Seiten wird der öffentliche
Anſchlag ſeiner Rede gefordert. Anſchließend daran ſprachen
noch mehrere Abgeordnete. Gaſparetto Finzi, der frühere Faſziſt
Caeſar und der Dichter Sembenelli erklärten, daß ſie für die
Ne=
gierung ſtimmen würden. Die Kammer nahm eine Tagesordnung
an, in der der Regierung ihr Vertrauen
ausge=
ſprochen wird, mit 337 Stimmen gegen 17, bei 18
Stimmenthaltungen.
Der Genehmigung der inneren Politik der Regierung mit
337 gegen 17 Stimmen, bei 18 Stimmenthaltungen, in der faſt
bis Mitternacht dauernden Kammerſitzung, gingen Reden
Feder=
zonis, Salandras, Orlandos und Muſſolinis voraus. Die
Kriegs=
teilnehmer begnügten ſich mit Stimmenthaltung. Ebenſo
ſtimm=
ten für die Regierung die Nationalliberalen Salandras.
Giolitti und Orlando gaben ihre Stimmen gegen die
Re=
gierung ab.
Vom Tage.
Wie wir erfahren, iſt das neulich beſchlagnahmte Wahlplakat der
Deutſchnationalen Volkspartei, auf dem die ſchwarz=weiß=rote Flagge
gehißt wird, vom Oberreichsanwalt freigegeben worden und das von
der politiſchen Polizei eingeleitete Strafverfahren eingeſtellt worden.
Der Vorſtand der Deutſch=Demokratiſchen Partei
erläßt einen Aufruf, in dem er mit Entrüſtung den Rechtsbruch
von Lille zurückweiſt.
Am Sonntag nachmittag hielt Reichsaußenminiſter Dr.
Streſe=
mann in München eine große Wahlrede, worauf er wieder
nach Berlin zurückfuhr.
Nach einer Havasmeldung dementiert das Quai d’Orſay
offi=
ziell die Abſendung eines Memorandums, in welchem die
franzö=
ſiſche Regierung am 8. November von den allierten Mächten die
Abſendung einer gemeinſamen Note verlangt haben ſoll, in der von
Deutſchland, die Auflöſung des deutſchen General= gab der Kanzler die Verſicherung ab, daß die Regierung keinen
ſtabs und der Reichswehrkreiſe verlangt wird.
General Degoutte, der ſeit Oktober 1919 den Oberbefehl
über die franzöſiſche Rheinarmee führte, hat die Geſchäfte des
Oberbefehlshabers niedergelegt. General Guillaume,
der an ſeine Stelle tritt, wird am 25. November ſeinen Poſten in Mainz
antreten.
Die Pariſer Morgenblätter glauben zu wiſſen, daß bei
den morgen nachmittag wieder aufzunehmenden deutſch=
franzö=
ſiſchen Handelsvertragsverhandlungen an erſter Stelle
die Tarife für die Schwerinduſtrie erörtert werden.
Nach der in Paris erſcheinenden ruſſiſchen Emigrantenzeitung wwird
der für Paris beſtimmte rufſiſche Botſchafter Kraſſin in
Begleitung von etwa 20 Perſonen am kommenden Dienstag in
Paris eintreffen.
Rehnolds Weekly erfährt, daß Maedonald am 22. Dezember
ſich nach Panama einſchiffen werde. Er werde jedoch nur
wenige Wochen von England abweſend ſein.
Die griechiſche Kammer hat der Regierung, nach
leb=
hafter Debatte, mit 176 gegen 80 Stimmen, das Vertrauen
ausgeſprochen.
In politiſchen Kreiſen Belgrads verlautet, daß die tſchechiſche
Regierung den Regierungen der kleinen Entente den
An=
trag geſtellt habe, bis zum Jahresende die ruſſiſche Sowjet= der völkiſchen Seite hin tendiert. Ich kann mir nicht vorſtellen,
union anzuerkennen.
Deutſche Politik.
Reichskanzlerrede in Köln.
Köln, 23. Nov. In der überfüllten Meſſehalle ſprach heute
vormittag Neichskanzler Dr. Marx über „Deutſche
Poli=
tik”. Er führte etwa folgendes aus:
Bei den Verhandlungen über die Dawesgeſetze wurde der
Reichsregierung im Reichstage vorgehalten, ſie habe eigentliche
Erfolge in London doch nicht erzielt. Hier im beſetzten Gebiet iſt
es völlig überflüſſig, zu erwägen, ob die Londoner Konferenz
Erfolg gehabt hat. Das rheiniſche Volk weiß es in ſeiner
Ge=
ſamtheit, daß eine beſſere Zeit über Rhein und Ruhr gekommen
iſt. Unſer unverrückbares Ziel war und iſt die politiſche und
wirtſchaftliche Befreiung der beſetzten Gebiete. Wir ſind heute
noch nicht am Ziel, aber wir ſind dieſem Ziel näher gekommen.
Die Wege zum Wiederaufbau der deutſchem Wirtſchaft im Weſten
ſind geöffnet worden.
Auch die politiſchen Erleichterungen für Rhein= und
Ruhr=
gebiet dürfen nicht vergeſſen werden.
Die Wiederherſtellung der Verwaltung in den beſetzten
Ge=
bieten ſichert die Rückkehr normaler Zuſtände. Wir haben heute
feſte Zuſagen von Herriot über die Räumung
der widerrechtlich beſetzten Gebiete, und wir
rech=
nen damit, daß die Räumung der erſten Zone mit der
Stadt Köln gemäß den Beſtimmungen des Verſailler
Ver=
trages am 1. Januar 1925 erfolgt ſein wird. Wir
haben durch die Annahme des Dawesgutachtens und durch alles,
was dieſer Annahme folgte, unſeren Willen zur Verſtändigung
vor aller Welt durch die Tat bewieſen. Wer eine Politik der
Ver=
ſtändigung beginnt, der muß ſie auch zu Ende führen. Wir
hof=
fen, daß nunmehr Frankreich und die franzbſiſche Regierung auch
im Hinblick auf die kommenden Entſcheidungen von dem gleichen
Gedanken beſeelt ſind, der allein zu einer Befriedung Europas
führen kann. Ich bedauere es außerordentlich, daß in die Zeit
der eingeleiteten Entſpannung der deutſch=franzöſiſchen
Bezie=
hungen die Verhaftung und
Verurteilung des Generals von Nathuſius
gefallen iſt. Der beklagenswerte Zwiſchenfall hat uns leider
allzu lebhaft wieder die Erinnerung an frühere gefährliche
Ten=
denzen nach dem Weltkriege wachgerufen. Ich kann aber
einſt=
weilen die Hoffnung nicht aufgeben, daß die bisherige
Behand=
lung des Falles in Frankreich doch nicht als ein wirkliches
Wiederaufleben ſolcher Tendenzen, ſondern nur als ein
Einzel=
fall angeſehen zu werden braucht, bei deſſen weiterer
Behand=
lung die franzöſiſche Regierung dem berechtigten Empfinden des
deutſchen Volkes und dem beiderſeitigen Streben nach
Beſeiti=
gung der Kriegspſychoſe Rechnung tragen wird. Wir wollen den
Fall nicht zu einer Angelegenheit der politiſchen Propaganda
oder der Aufpeitſchung nationaler Leidenſchaf=
ten machen, wir wollen aber nach Kräften dafür ſorgen, daß
einem Unſchuldigen ſein Recht wird. Denn nach den amtlichen
deutſchen Ermittelungen iſt die Reichsregierung der
Ueberzeugung, daß General v. Nathuſius wirklich
unſchuldig und das Opfer eines höchſt bedauerlichen
Fehl=
urteils iſt. Der Kanzler kam dann auf
die Reichstagsauflöſung
zu ſprechen, die ſich nicht vermeiden ließ. Dieſer Reichstag war
nicht nur nicht arbeitsfähig, er war nicht einmal arbeitswillig.
Lediglich die Minderheit von Zentrum, Deutſcher Volkspartei und
Demokraten ſtand als verläßliche Gefolgſchaft hinter der
Regie=
rung. Mit Proteſten allein kommt man in der
Po=
litik nicht weiter.
Zur Aufwertung
Augenblick die Frage aus dem Auge verloren hat, wie die durch
Krieg und Inflation eingetretene ſchwere Vermögenseinbuße
ſo=
weit wie irgend möglich vermindert und erleichtert werden
könnte. Sobald der Reichstag zuſammentritt, ſollen ihm
Vor=
ſchläge von der Reichsregierung vorgelegt werden, die über die
im Aufwertungsausſchuß des Reichstags von Dr. Luther
gezoge=
nen Grenzen hinausgehen. Aber keinesfalls kann eine Regelung
vorgenommen werden, die den jetzt vielfach in demagogiſcher
Form ſich bemerkbar machenden Anſprüchen gerecht wird. Sonſt
erſcheint drohend die ungeheuere Gefahr der wiederkommenden
Inflation im Horizonte und ein Zuſammenbruch unſerer
Sanie=
rungsverſuche, gerade wie es Dr. Seipel nach ſeinem Rücktritt
für Oeſterreich in ergreifenden Darlegungen geſchildert hat.
Zur Frage des Bürgerblocks
erklärte der Kanzler: Mit einem Bürgerblock, wie er in dem
auf=
gelöſten Rcichstag theoretiſch zu errechnen war, wäre eie
kon=
ſequente Fortführung unſerer Außenpolitik nicht mehr möglich
geweſen. Eine Regierung, die beim Grafen Weſtarp anfängt und
beim Zentrum aufhört, hätte nicht nur auf ſehr ſchmaler
parla=
mentariſcher Baſis geſtanden, ſondern auch zwangsläufig nach
wie Graf Weſtarp zu der Anſicht kommen konnte, das Zentrum
würde mit der Partei des Herrn Ludendorff gemeinſame Politik
machen. Einen ſolchen Bürgerblock, in dem wir nur den
Steigbügelhalter für den völkiſchen Block
ab=
geben, in dem die Führung der Außenpolitik an den völkiſchen
Block übergeht, lehne ich unter allen Umſtänden ab. Auch nach
dem 7. Dezember hat jede praktiſche Politik zur
Voraus=
ſetzung, daß wir alle arbeitswillige Kräfte des Parlaments
zu=
ſammenfaſſen zur poſitiven Arbeit am politiſchen, wirtſchaftlichen
und ſozialen Wiederaufbau Deutſchlands. Der Kern dieſer
Arbeitsgemeinſchaft wird und muß die Mitte bleiben:
Zentrum, Deutſche Volkspartei und
Demokra=
ten. Ihre im alten Reichstag erprobte Zuſammenarbeit wird
ſich, das hoffe ich beſtimmt, auch im neuen bewähren. Die
Füh=
rung muß in der Mitte bleiben und die Parole
muß heißen: Durch Arbeit zur Freiheit!
Laſſen wir auch endlich einmal ab von den Schlagworten in
der ernſten politiſchen Diskuſſion, denn ſie ſind nur dazu
geeig=
net, die politiſchen Begriffe breiter Maſſen zu verwirren.
Des=
halb fort mit Parolen wie Bürgerblock, Rechtsblock oder
Links=
block, die das Volk in zwei Hälften teilen und in
unüberbrück=
barem Gegenſatz zu dem Gedanken der Volksgemeinſchaft ſtehen,
die doch unſer aller Ziel ſein muß. Da hörte ich weiter das
Schlagwort: Wir führen den Wahlkampf unter der
Parole Schwarz=weiß=rot!
Ja, wenn mit der Wiedereinführung der ſchwarz=weiß=roten
Fahne, die unſer aller Stolz war und iſt, die ſchwierigen
politi=
ſchen, finanziellen, wirtſchaftlichen und ſozialen Probleme gelöſt
wären — wer vollte da nicht freudig ſeine Zuſtimmung geben?
Wer Schwarz=weiß=rot in Ehren hält, braucht deshalb
Schwarz=
rot=gold nicht zu ſchmähen, denn es iſt die Fahne des neuen
Deutſchland, das wir aus den Trümmern des Weltkrieges und
der Revolution gerettet haben, und die Fahne eines Deutſchland,
das noch Millionen deutſcher Brüder in ſich aufnehmen will.
Wer den Vorrang der Außenpolitik anerkennt, der wird ſich
vor allem davor hüten, in einer Zeit, welche die
Zuſammen=
faſſung aller Volkskräfte zur poſitiven Arbeit, zu Höchſtleiſtungen
auf allen Gebieten erfordert,
die Frage der Aenderung der Staatsform
aufzuwerfen. Die Staatsform iſt für Deutſchland in der
Wei=
marer Verfaſſung feſtgelegt, und dieſe Staatsform iſt die
Repu=
blik. Die Weimarer Verfaſſung iſt kein Produkt der
Revolution, ſie iſt höchſtes Recht, ſie hat dem chaotiſchen
Zu=
ſtand, der monatelang in Deutſchland herrſchte, ein Ende geſetzt,
und wir müſſen verlangen, daß ſie von allen reſpektiert wird.
Wer mit der Weimarer Verfaſſung nicht einverſtanden iſt, der
mag auf dem durch die Verfaſſung ſelbſt gezeigten Wege eine
Aenderung erſtreben; daran ſoll niemand gehindert werden. Die
Verfaſſung iſt und bleibt das Grundgeſetz; die
Achtung vor dieſem Grundgeſetz iſt höchſte ſtaatsbürgerliche
Pflicht, und es iſt weder national noch chriſtlich, dieſe Achtung
zu untergraben.
Die Ausführungen des Kanzlers fanden ſtürmiſchen,
minutenlangen Beifall.
* Heſſiſches Landestheater.
Großes Haus. — Sonntag, den 23. November.
Wallenſfeins Lager — Die Piccolomini.
Von Schiller.
Ein freudiges Gaſtmahl an der Tafel des Lebens iſt mir
ftets die Aufführung von Schillers „Wallenſtein‟. Die Größe
des geſchichtlichen Geſchehens, die Größe der Perſönlichkeit
Wal=
lenſteins, ſein Sternenglaube, ſeine Schickſalgebundenheit heben
den Blick aus der Enge der Alltäglichkeit empor zu den Mächten,
die die Geſchicke der Völker wie des Einzelnen leiten. Sie geben
dem Blick Weite und Freiheit.
Eine „Wallenſtein”=Aufführung ſtellt an jede Bühne hohe
Anforderungen; ſie verlangt eine ganze Anzahl bedeutender
Schauſpieler und eine ausgiebige Probezeit. In Darmſtadt
hat die verfloſſene Spielzeit ein ſchlimmes Erbe hinterlaſſen.
Kaum ein Schauſpiel kann von dem vorigen Winter ſpielfertig
übernommen werden; die Zahl der erforderlichen
Neueinſtudie=
rungen beſchränkt daher die Probezeit jedes einzelnen. Hierzu
kommt, daß die Verzögerung der Intendantenkriſe die
Neu=
engagements ſehr erſchwert und manche Lücken in dieſer Hinſicht
verurſacht hat. Dieſe Umſtände ſind namentlich bei Beurteilung
einer ſo ſchwierigen Aufgabe, wie es eine „Wallenſtein”=
Einſtu=
dierung iſt, zu berückſichtigen; ſie führen dazu, einen ſehr
rela=
tiven Maßſtab anzulegen.
Dies vorausgeſchickt, iſt anzuerkennen, daß Ernſt Legals
Spielleitung eine ſehr bewegte und lebendige Aufführung
zu=
ſtande gebracht hat. Das Tempo, in dem ſich „Wallenſteins
Lager” abſpielte, war ſtellenweiſe allzu lebhaft; man hätte ſich
manche Abtönung und namentlich eine Steigerung von den
Ge=
ſprächen der Soldaten über die allgemeine Lage bis zu dem
Augenblick, in dem die überragende Geſtalt des Friedländers in
den Mittelpunkt der Erörterung tritt, wünſchen können. Unter
den Soldaten des Lagers gewann Hans Baumeiſters
„Wachtmeiſter” die greifbarſte Geſtalt. Mirjam Lehmann=
Haupt hielt als dralle Markedenterin die Soldaten wie ihre
Heben lebhaft im Zug; Hans Ausfelder war ein
wirkungs=
voller Kapuziner=Prediger.
Nach dem Zeitbild des „Lagers” führen die „
Piccolo=
mini” die Expoſition zu der Tragödie weiter. Wallenſtein ſelbſt
tritt noch kaum in die Erſcheinung. Walter Kuliſch betonte in
den kurzen Szenen, in denen er auftrat, in Wallenſteins Weſen den
unverrückbaren Sternenglauben, der den Friedländer beſeelt;
ſein Wallenſtein empfängt alle Befehle von den Sternen; er iſt
nur ein Werkzeug in den Händen höherer Mächte.
Form und Geſtalt hatte Kurt Weſtermanns „Octavio
Piccolomini”; durch ſeine überzeugende Darſtellung ſicherte er
dem Ränkeſpiel des Vaters Piccolomini menſchliches
Verſtänd=
nis. In ſchöner, ſicherer Haltung verkörperte Anne Kerſten die
Gräfin Terzky.
Heinrich Heilinger war zwar kein junger, ſtrahlender
Max, aber er hatte doch durch ſein intenſives Spiel und den
ſingen=
den Moiſſi=Ton Erfolg. Seine Begabung führt ihn ſtärker zum
modernen als zum klaſſiſchen Schauſpiel. Ruth Poelzig ſpielte
die Thekla mit ſauberer Deklamation; Käthe Meißner
reprä=
ſentierte die Herzogin von Friedland, Richard Jürgas den
Kriegsrat von Queſtenberg. Die Szene der Generale, als welche
R. Klix, R. Klupp, M. Hochſtetter und H.
Ausfel=
der wirkten, litten unter den oben dargelegten Schwierigkeiten.
Das Bankett im Hauſe Terzky ſteigerte ſich zu einer von Schiller
nicht beabſichtigten Lebhaftigkeit! Es können auch in den „
Picco=
lomini” manche Szenen noch eine Abtönung vertragen.
Das Haus war ſonntäglich ausverkauft und dankbar
beifalls=
freudig geſtimmt.
* Maſſenchor=Konzert.
Der Maſſenchor=Konzert=Abend der Vereinigten Darmſtädter
Männergeſangvereine im Großen Hauſe des Landestheaters,
dem ſo reges Intereſſe entgegengebracht wurde, iſt vorbei, und der
Erfolg iſt ein durchſchlagender. Die überaus reiche
Vortrags=
folge brachte eine vorzügliche Auswahl beſter Darbietungen von
Geſangsvorträgen unter der zielſicheren Leitung ihrer
hervor=
ragenden Dirigenten, und auch die Sololeiſtungen waren
ſchlech=
terdings nicht zu überbieten.
Eingeleitet wurde der Abend durch eine Einführung durch
Herrn Dr. F. Noack, in der er einen kurzen Einblick in das
Wirken der Männergeſangvereine, und ihre Beſtrebungen gab.
Hervorgegangen vor über 100 Jahren aus dem Gedanken
Zel=
ters, in ſangesfreudigem Zuſammenſein echte Freundſchaft und
Geſelligkeit zu pflegen, haben die Männergeſangvereine heute
das Ziel, neben allſeitiger eng verbundener Einigkeit in der
Sangeskunſt Wertvolles zu leiſten, im Volkslied die Vollsſeele
auf den wahren idealen Weg zu führen, damit ſie nicht
unter=
gehe in der heutigen Zeit des Materialismus, dabei alles
über=
trieben Seichte, Sentimentale durch wahrhafte Kunſt im Geſang
zu erſetzen. — Und dann brachte uns der erſte 600 Sänger ſtarke
Chor das Lied „Vom Rhein” zu Gehör. Ein erhebender, gewal=
tiger Geſang unter der vorzüglichen, taktſicheren Leitung des
Herrn Chormeiſters Wilh. Etzold. Sicherer Einſatz,
empfun=
dener, miterlebter Vortrag machte den Chorgeſang zu einem
einheitlichen, erhebenden Ganzen. — Es ſchloſſen ſich nun einige
Solodarbietungen an, die in ihrer Art gute Leiſtungen waren.
Für Frl. Francken, die krankheitshalber verhindert war, ſpielte
mit großer Sicherheit Herr Guſti Beck die G=Moll=Ballade von
Chopin und bewies in den drei folgenden Etüden ſeine gut
durchgebildeten techniſchen Fingerfertigkeiten. Die überaus
wohl=
tönenden Baritonlieder „O komm im Traum” und „Die drei
Zigeuner” (von Liſzt), vorgetragen von Herrn Aldori (Heſſ.
Landestheater) ſowie der wunderſchön klingende, ſcharf
artiku=
lierte Soprangeſang von Frl. Paula Kapper (Heſſ.
Landes=
theater), die Arie der Suſanne aus „Figaro” (von Mozart) unter
ſtilvoll angepaßter Klavierbegleitung des Herrn Beck waren in
ihrer Art geſanglich hervorragend und klangſchön. Ein von 200
Sängern unter der ebenſo exakten wie ſicheren Leitung des
Herrn Kammermuſiker Osk. Scheidhauer zu Gehör
gebrach=
ter Chorgeſang „Sonnenaufgang” ließ wiederum die tadelloſe
Schulung der Darmſtädter Geſangvereine im Einzelnen erkennen,
die unbedingt notwendig iſt, um ſolche Geſamtleiſtungen
hervor=
bringen zu können.
Nach einer kurzen Pauſe wurde der zweite Teil der
Vor=
tragsfolge durch eine Anſprache des Herrn Direktor Haſſinger
eingeleitet, der ſür den Vorſitzenden der Vereinigten
Darm=
ſtädter Männergeſangvereine, Herrn Wilh. Bitter, einige Worte
an die Zuhörer richtete. Er betonte den Wert der Tätigkeit der
Geſangvereine für das ganze Volk. Der Geſang iſt nötig, um
ein Volk lebensfroh zu erhalten; das deutſche Lied, das bei den
Männergeſangvereinen gepflegt wird, erhebt die Seelen, trägt
ſie empor und macht die Alltagsſorgen vergeſſen. Die deutſche
Volksſcele iſt eng mit Muſik und Lied verbunden. Ein Lied
eint, verſchwiſtert die Seelen, läßt den Geiſt der Freude
herr=
ſchen, ja wendet alle Gefühlsregungen zu ſtarkem religiöſen
Sinn. Da ein ſo gepflegter Geſang die Menſchenherzen
zu=
ſammenführt, ein ſanftes, aber ſtarkes Band um das ganze Volk
ſchlingt, ruft der Vortragende und wir mit ihm den
Männer=
geſangvereinen von ganzem Herzen zu: „Vorwärts denn in
Gottes Namen!”
Nun folgten unter der vorzüglichen Leitung des allbekannten
Herrn Chordirektors Berth. Sander vom Heſſiſchen Landestheater,
zwei von 400 Sängern vorgetragene Volkslieder „In ſtiller
Nacht” und „Es ſteht ein Lind”, die mit ſolcher Begeiſterung
aufgenommen wurden, daß das zweite Lied wiederholt werden
mußte. Herr Chordirektor Sander dirigierte mit ſolchen eeuergi=
Nummer 327
Aus der Landeshauptſiadt.
Darmſtadt, 24. November.
=Totengedenkfeier auf demWaldfriedhof
Trtenſonntag, ein Tag der Erinnerung an unſere Verſtorbenen,
deren wir in Liebe und Trauer gedenken, führte auch dieſes Jahr viele
Darmiſtadter zu einer weihevollen, erhebenden Feier auf dem
Waldfried=
hof zuſammen. In dem ſchönen Gefühl einträchtlicher
Zuſammengehörig=
keit Aller zu einem großen Ganzen im Leben wie im Tode, haden ſich
die bereinigten Männergeſangvereine, die Angehörigen des
Reichsban=
mrs Schwarz=Rot=Gold, die Kriegsbeſchädigten und =hinterbliebenen und
die Arbeitermännerchöre zuſammengeſchloſſen, in ſchlichter Andacht durch
eine Weiheſrunde ihre Toden und Gefallenen zu ehren. Unter
Voran=
tritt des Reichsbanuers zogen die mehr als 20 Bereine, zum großen Teil
mit ihren Fahnen, geſchloſſen unter den Kläugen einer Trauermunk
vom Portal des Waldfriedhofes auf den Ehrenfriedhof der Gefallenen.
Hier hatte ſchon eine große Menge Aufſtellung genommen, die durch ihre
Anweſenheit der Toden gedenken wollten. Die Fahnen gruppierten ſich
um das Rednerpodium, und unter Leitung des Dirigenten Herrn
Schra=
der brachten die vereinigten Geſangvereine zwei Berſe aus dem
tief=
ergreifenden „Frieden” von Carl Sauppe zu Gehör. An den nun
folgen=
den Choral, der von den bekannten ehemaligen Militärmuſikern unter
Leitung ihres Dirigenten Herrn Greilich geſpielt wurde, ſchloß ſich die
zu Herzen gehenden ſchlichten und in ihren Gedankengäugen hohen,
er=
hebenen Ausführungen des Herrn Direktors Haſſinger, der das
Folgende ausführte:
Einer ſchönen alten Sitte folgend, ſind wir in dieſer Morgenſtunde
zuſammengetommen, um im Gedenken an unſere Toten eine Stunde der
Sammlung und der Beſinnung zu erleben.
Unerbittlich, nach ehernen Geſetzen ſchließen die wechſelnden Monde
den Ring des Jahres und fragen nicht nach dem Volk der
Menſchen=
kinder, das mit Sehnſucht im Herzen von einem ewigen Früyhling träumt.
Unerbittlich ſtellt das harte Autagsleben ſeine Forderungen an uns und
fragt nicht nach Frühlingsluſt und Sommerwonne, nach Derbſteswehmut
und Wintertrauer. Unbekümmerr um Freud und Leid rollt das Rad des
Lebens gleichnaßig fort, und wenn wir ihm mit vorwitziger Kinderhand
in die Speichen fallen wollten, zermalmte es uns. Was wiegt die Hand
voll Freud und Leid des einzelnen Menſchenlebens in der groden
Ge=
ſamtentwickelung eines Volkes oder der Menſchheit. Wir empfinden es
aber trotzdem als etwas unſagbar Hartes und Grauſames, daß, wenn
der Tod in unſer Haus tritt, und eines unſerer Lieben mit ſich nimmt,
die Welt um uns her ruhig und ungeſtört ihren Gang forrgeht, daß das
Leben morgen ſo unerbittlich wie geſtern ſeine Rechte an uns geltend
machen wird. Wir können uns nicht da hinein finden, daß das Leid,
unter deſſen Bürde wir faſt zuſammenbrechen wollen, ſo gar nichts
ändert an dem gewöhnlichen Lauf der Dinge, daß vor dem Schmerz, mit
dem wir wie mit einem Gewappneten zu ringen haben, die Welt um
uns nicht ehrfürchtig ſtille hält und den Lärm des Tages ſchweigen läßt.
Wir vermögen es nich, zu faſſen, daß wir auch ohne den geliebten Toten
fortleben können, morgen genau ebenſo wie geſtern und heute, daß das
große Rad des Lebens ſich weiterdreht, als wäre nichts geſchehen.
Er=
greifend hat Theodor Storm dies Wehegefühl in die Worte gefaßt:
Das aber kann ich nicht verſtehen,
Daß ſo wie ſonſt die Sonne lacht,
Daß wie in Deinen Lebenstagen
Die Uhren geh’n, die Glocken ſchlagen,
Einförmig wechſelt Tag und Nacht.
Und weil dem ſo iſt, iſt es gut, an einem Tage im Jahre (inmal
innezuhalten in der Haſt und Unruhe dieſer Zeit, um dieſen Tag dem
Gedenken an die zu weihen, die nicht mehr atmen im roſigen Licht, die
ſchlafen die lange, traumloſe Nacht. Darum
„Füllt die Lampen, zündet die Kerzen,
Bringt an Blumen, was noch blüht,
Jedem ſtillgeword’nen Herzen
Sinne nach ein treu Gemüt.”
„Es iſt ein Schnitter, der heißt Tod, hat Gewalt beim höchſten Gott;
heut” wetzt er das Meſſer, es ſchneid’t ſchon viel beſſer; hüte dich, fein’s
Blümelein”, ſo klagt es ergreifend in einem deutſchen Volkslied. Und
die Blümelein haben ſich wohl gehütet, aber der unerbittliche Schnitter
hat ihrer nicht geſchont. Er iſt mitten hindurch gegangen durch den
Blumengarten; ſeine blanke Senſe hat ſie dahingemäht und ſein eherner
Fuß hat ſie zertreten, all die lachenden Blümelein. Er iſt dahingezogen
über die Erde, um die Jahresernte zu halten, und der Ton ſeines
wim=
mernden Totenglöckleins, das er als nimmermüder Glöckner ſchwang,
rief ſie, Junge und Alte, Arme und Reiche, ſeinem Zuge zu folgen,
der unabſehbar weit ſich dehnt. Das unſchuldig lachende Kind hieß er
mitgehen, dem kraftvoll blühenden Jüngling winkte er, und die Braut
in Kranz und Schleier mußte ſeinem Rufe folgen. Väter und Mütter
ließen ihre Kindlein, der Bruder die Schweſter, die Kinder die liebende
Mutter oder den treuſorgenden Vater, weil der dunkle „Fürſt der
Schat=
ten” ſie rief, der kein Mitleid kennt. Von der ſtaubigen Landſtraße raffte
er den hungernden Bettler auf, aus der ärmlichen Hütte rief er den
dar=
benden Taglöhner und an das Tor des reichen Mannes klopfte er mit
dröhnendem Schlag.
Heute am Totenfeſt denken wir all der vielen, die dahingeſchieden
ſind, und denken daran, daß auch wir einſt denſelben dunklen Pfad
wan=
dern müſſen. Eine wie mächtige Sprache vermag doch ein ſolch’ kleiner
Totenhügel zu reden; wieviel Liebe deckt er, die nun für immer dort
unter ihm gebettet iſt! Wie wacht an den Gräben unſerer Lieben die
Erinnerung auf, die Erinnerung an das, was ſie uns hier auf Erden
geweſen, was ſie uns noch hätten ſein und werden können, wenn ſie der
Tod nicht hinweggenommen hätte. Der Tod birgt aber auch trotz allen
Grauens, das ihn begleitet, eine ſeltſam verklärende Macht in ſich. Er
iſt ein großer Künſtler, der von dem Menſchenkind, dem er die Augen
geſchloſſen, mit milder Hand den Schleier des Irdiſchen hinweghebt, daß
der „inwendige Menſch” in reiner, ungebrochener Schönheit aus der
armen gebrechlichen Hülle hervorſtrahlt. In verklärter Geſtalt, rein und
frei von den Schlacken, die in ihrem Leben ihnen anhafteten, leben
unſere Dahingeſchiedenen in unſerer Erinnerung fort. Der Tod hat
Montag, den 24. November 192Z.
hinweggenommen, was menſchlich an ihnen war. Nicht Trauer um die
Loten ſo darum vor allem an ſolchem Gedenktage unſer Herz erfüllen,
ſondern das Gefühldes Dankes, des Dankes für all das, was wir
an ihnen beſaßen, was ſie uns geweſen des Dankes für all die Liebe, mit
ſie uns geliebt, bis der Tod ihre Augen ſchloß. Wer ſo ſeiner Toten
denkt, dem werden ſie zum Segen für ſein ganzes Leben.
Freilich miſcht ſich auch an ſolchem Gedächtnistage rielfach in das
Gefuhl des Dankes die Reue. Wieviel hätten wir den ſtummen
Schlä=
fern dort unten in der kühlen Erde nicht abzubitten! Wie manches
un=
freundliche Wort von unſeren Lippen hat ihnen wehgetan. Wieviel
Tranen haben die Augen, die nun für immer geſchloſſen ſind, um uns
geweint. Wie manches Herz, deſſen Schlag nun längſt ſtille ſteht, brach
im Schmerz um andere. Wer von uns iſt frei von Schuld, wer von uns
hatte nicht irgend einem lieben Toten etwas abzubitten. An ihnen
konnen wir es nicht mehr gutmachen, aber noch iſt es Zeit, das, was wir
an unſeren Dahingeſchiedenen verſchuldet, an anderen gutzumachen.
Jeder Totenhügel ſoll uns daher eine Mahnung ſein, mit unſerer
Liebe nicht zu kargen, ſo lange es Zeit iſt, ſondern Liebe zu ſäen, auf
daß wir Liebe ernten und uns nicht Vorwürfe zu machen brauchen.
Darum will es mir ſcheinen, daß der Dichter recht hat, der da ſagt:
Tote ehren, heißt den Lebendigen dienen mit
dop=
pelter Liebe. Dieſes Wort ſei es, das wir uns an dem heutigen
Totengedenktage tief ins Herz hineingraben wollen. Es ſei uns
Leit=
ſtern und Richſtſchnur unſeres künftigen Handelns; dann wird auch dieſe
Feierſtunde uns nicht vergeblich geweſen ſein, dann wird ſie mit dazu
dienen, uns Kraft zu ſpenden und uns den Willen ſtählen, in Familie,
Beruf und Volksleben unſere Pflicht zu tun und an unſerem Teile
mit=
zubauen an der Zukunft unſeres ſchwer leidenden und aus tauſend
Wun=
den blutenden Vaterlandes. Sage niemand, er ſei keiner von den
Ver=
antwortlichken, am Webſtuhl der deutſchen Zukunft ſei für ihn kein Platz.
Du ſitzeſt ſcheinbar am Webſtuhl deines kleinen Einzellebens, aber was
du webſt an lichten oder feinen Fäden, das flicht der Go theit unſichtbarer
Finger ein ins große Gewebe. Verantwortlich ſind wir alle. Auf denn,
wer Gewiſſen hat, und wer die Toten recht ehren will, der helfe mit an
Deutſchlands Wiederaufbau und an der inneren Erneuerung unſeres
Volkslebens. Denn nur ſo ehren wir unſere Toten und insbeſondere die
gefallenen Helden des Weltkrieges, vor derem Heldentum wir uns in
dieſer Feierſtunde in beſonderer Ehrfuckt und Dankbarkeit beugen, recht.
Ihr Opfertod, den ſie ſtellvertretend für uns
lit=
ten, ſei uns heilig und unvergeſſen und mahne uns,
alle Kräfte einzuſetzen zum Aufbau einer wahren
Volksgemeinſchaft.
Meine lieben Freunde, wo wir auch nach unſerer politiſchen oder
ſozialen Ueberzeugung ſtehen mögen, eins wiſſen wir alle, und das
ſoll=
ten wir an dem heutigen Tage, beſonders im Gedenken an die Opfer
des Krieges, klar machen, daß nur eine Aufwärtsentwickelung unſeres
Volkes möglich iſt, wenn einer dem anderen vertraut, wenn einer dem
anderen glaubt, ſtatt ihn zu verläſtern, und wenn über allem Kampf der
Nichtungen und Parteien hinübergreift die unauslöſchliche Liebe zum
Volksganzen, zum einigen deutſchen Vaterland.
Eins aber möchte ich nun noch allgemein betonen:
Es gibt viele in unſeren Tagen, die vergraben ſich geradezu in ihren
Schmerz, weil ſie glauben denen, um die ſie trauern, es ſchuldig zu
ſein. Sie hegen und bflegen ihr Leid wie ein krankes Kind und meinen,
damit den Toten zu ehren. Wir wollen ſolche gewiß nicht ſchelten, denn
jeder echte Schmerz iſt heilig, und wir wollen ihn ehren, aber die
Lebenden gehören nun einmal dem Leben, mit ſeinen Pflichten, und
ebenſo, wie ein großes Leid den Menſchen innerlich über ſich ſelbſt
hin=
ausheben und läutern kann, ſo ſicher erſchlafft eine künſtlich genährte
Trauer den Menſchen und macht ihn unbrauchbar zu ſeiner Arbeit.
Fol=
gen wir darum dem Beiſpiel unſerer Vorfahren, von denen der
rö=
miſche Schriftſteller Tacitus berichtet: „Sie trauern äußerlich
nur kurze Zeit — aber ſie vergeſſen nur ſchwer”. Sie
vergeſſen nur ſchwer, damit iſt alles geſagt. Die Erinnerung treuer
Liebe reicht über das Grab hinaus, auch wenn das Leben mit ſeinen
Alltagsforderungen an uns in ewig gleichem Lauf herantritt und die
Pflicht gebieteriſch verlangt, daß wir den Schmerz bezwingen.
Möchte es uns vergönnt ſein, einſt, bei unſerem letzten Stündlein,
mit der „Alten Waſchfrau” von Adalbert Chamiſſo ſprechen zu können:
„Und ich, an meinem Abend wollte,
Ich hätte dieſem Weibe gleich,
Erfüllt, was ich erfüllen ſollte,
In meinen Grenzen und Bereich.
Ich wollt”, ich hätte ſo gewußt,
Am Kelch des Lebens mich zu laben,
Und könnt” am Ende gleiche Luſt
An meinem Sterbehemde haben."
So laßt uns denn ſchließen und treten mit unſerem Beten vor Gott
den Gerechten, mit dem feſten Vorſatz daß wir fortan unſere Toten
ehren wollen, indem wir den Lebendigen dienen mit doppelter Liebe.
Dann wird ſich erfüllen auch der Ruf und der Schrei unſeres Volkes in
dieſer ſchweren Zeit:
„O Herr, mach’ uns frei!“
Erſchüttert und ergriffen ſtanden die Zuhörer, durchdrungen von
der weihevollen Stunde dieſes Sonntays, der unſeren Toten geweiht
war! An das mit Erhabenheit geſpielte Niederländiſche Dankgebet, das
entblößten Hauptes angehört wurde, ſchloß ſich mit einigen Gedenkworten
die Kranzniederlegung des Vorſitzenden des Reichsbundes der
Kriegs=
beſchädigten Herrn Seibert, des Vorſitzenden der vereinigten
Männer=
geſangvereine Herrn Bitter und des Vorſitzenden des Reichsbanners
Schwarz=Rot=Gold Herrn Hummel. Dann bewegte ſich der lange Zug
uuter Trauerklängen der Kadelle auf den Friedhof der gefallenen
frem=
den Krieger, die bei uns den ewigen Schlaf ſchlafen. Auch hier fand eine
ſchlichte Gedenkf ier ſtatt. Herr Landtagsabgeordneter Storck gedachte,
nachdem der letzte Vers des Liedes „Frieden” vorgetragen von den
Männergeſangvereinen, verklungen war, in ſchlichten kurzen Worten der
vielen unbekannten Toten, die hier ruhen, gleich ihren deutſchen Brüdern
geſterben für ihr Vaterland. Ein Vers „Ich hatt” einen Kameraden”
wurde von der Kaßelle geſpielt und von den Anweſenden entblößten
Hauptes angehört. Kurze Anſprachen und Kranzniederlegungen durch
Herrn Roſan für das Reichsbanner Schwarz=Rot=Gold und dem
Vertre=
ter der Kriegsbeſchädigten und =hinterbliebenen Herin Seibert, die in
ſchlichten Worten der Verſtorbenen gedachten, und nach einem
weihevol=
len Schlußchoral war die erhabene Gedenkfeier abgeſchloſſen O.
Zeite 3.
Ge ſtiige Sioßkraft.
Neue Methoden geiſtiger Auswirkung.
Die heutige Zeit, in der faſt jeder Einzelne durch wirtſchaftliche Nöte
ermüdet und zermürbt iſt, in der alle materiellen Werte einer oft
er=
ſchreckend ſchnellen Wertveränderung unlerworfen ſind, in der ſich auch
unter den geiſtigen und kulturellen Gütern die merkwürdigſten
Umwäl=
zungen vouziehen, die neue Werturteile und Maßſtäbe zur Folge haben,
bedarf es auch neuer Methoden, um das geiſtige Leben in Bewegung zu
halten und fruchtbar zu machen. Es genügt nicht mehr, daß, was Schule
und Hochſchule uns an geiſtigem Beſitz übermittelt haben, als totes
Ka=
pital in dieſer oder jener Bodenkammer unſerer Erinnerung
aufzu=
bewahren und ſich der ſanften Täuſchung hinzugeben, wir ſeien reiche
Leute. Es genügt nicht, Bücher herzuſtellen und zu vertreiben, nur um
des Geſchäfts der Verleger und des ſchönen Bücherſchrankes willen, in
dem dieſe Bücher ein von der Wirklichkeit abgeſihloſſenes Scheinleben
führen. Wie das Kapital ſeinen Sinn erſt dadurch erhält, daß es
um=
läuft und neue Werte ſchafft, ſo muß auch das in Büchern vergrabene
Kapital umlaufen, nicht nur als ſchmutziges Leihbibliotheks=Exemplar,
ſondern als lebendiger Geiſt von Auge zu Auge, von Mund zu Ohr,
vom Schaffenden durch tauſend neu erſchließende Kanäle zu dem letzten
Ziele: dem Herzen des Einzelnen.
Keiner kulturellen Organiſation, keinem kulturellen Unternehmen,
das ſich der zwingenden Schlufkraft dieſer einfachen Tatſachen verſchließt,
wird heute der Erfolg beſchieden ſein. So iſt es anderſeits auch
erklär=
lich, daß die Organiſation des Volksverbandes der
Bücher=
freunde, die erſt vor wenigen Jahren gegründet wurde, um allen
Schichten des deutſchen Volkes, insbeſondere dem gebildeten
Mittel=
ſtande, den Bezug beſter Literatur, in vortrefflich ausgeſtatteten
Aus=
gaben, zu billigem Preis zu ermöglichen, einen ſo beiſpielsloſen Erfolg
davongetragen hat. Es iſt kein Wunder, daß dieſe Organiſation,
die, ohne einen Mitgliedsbeitrag zu erheben, ihren Mitgliedern mit den
Jahresbänden Werke erſter lebender Autoren, auf holzfreiem Papier
gedruckt und in beſtes Halbleder gebunden, für den Preis von 3.10
Gold=
mark zu liefern fähig iſt, heute über einen Mitgliederſtand von 200 000
verfügt; hat ſie es doch von Anfang an verſtanden, durch gediegene
Aus=
wahl ihrer Erſcheinungen, durch unabläſſige Verbeſſerung der Qualität,
des Materials, durch ſtete Verbilligung des einzelnen Buches, durch
immer feinere Ausregulierung ihrer Werbebedingungen durch immer
neue Pläne und Anregungen ihren Mitgliedern jene geiſtige
Beweglich=
keit mitzuteilen, deren es heute bedarf.
In richtiger und zeitgemäßer Erkenntnis hat dieſe Organiſation es
ſich bei der Herſtellung von Büchern nicht genügen laſſen, ſie hat
neuer=
dings auch eine Abteilung für graphiſche Kunſt errichtet,
und ſie iſt jetzt auch zu der ganz neuen Methode übergegangen, dem
ge=
ſchriebenen Wort durch den lebendigen Vortrag eines erſten
deutſchen Künſtlers zu unmittelbarer Wirkung zu verhelfen.
Der V. d B., zu deſſen Mitgliedern auch eine ſtattliche Anzahl von
Be=
wohnern unſerer Stadt gehört, veranſtaltet in dieſen Tagen einen
lite=
rariſchen Abend, an welchem Friedrich Ka ßler, der
große Schauſpieler, aus den innerhalb des Verbandes erſ hienen
klaſſi=
ſchen und modernen Werken leſen wird. Eine kleine künſtleriſch
ge=
wählte Ausſtellung wird den Beſuchern des Abends Gelegenheit geben,
ſich über die Veröffentlichungen des Verlages ſelbſt zu unterrichten.
Solche Tat beweiſt aufs Neue, daß der Kulturwille in unſerem
Volke noch nicht erſtorben iſt, im Gegenteil, daß er, den Forderungen
der Zeit geborchend, neue Methoden geiſtiger Auswirkun; zu finden
fähig iſt. Man darf überzeugt ſein, daß der Abend, über deſſen Verlauf
wir ſeinerzeit berichten werden, zu einem neuen Erfolge der
Organiſa=
tion führen wird, denn er wird getragen von dem, was wir heute am
meiſten brauchen: von lebendiger geiſtiger Stoßkraft.
— Heſſiſches Landestheater. Das berühmte großruſſiſche
Bala=
laika=Orcheſter unter Leiter von Dr. Eugen Swerkoff wurde von
der Generalintendanz des Landestheaters zu einem einmaligen C ſpiel
am Dienstag, den 25. November, abends 7.30 Uhr, ver tet
Neben dem verſtärkten Balalaikgorcheſter wirken der ruſſiſche
Männer=
chor und das Tänzerpaar Iwan Orlik und Ellen Bojarskaja mit. Der
Vorverkauf hat begonnen.
— Weihnachtsverkehr nach Tirol. Die Berliner amtliche Vertretung
des Tiroler Landesverkehrsamtes veranſtaltet in der Zeit vom 24. bis
31. Dezember einen achttägigen Geſellſchaftsausflug nach den
wichtigſten Tiroler Winterſportplätzen. Der Reiſeplan ſieht auch eine
gemeinſame Weihnachtsfeier in den Tiroler Bergen vor. Nähere
Aus=
kunft durch das Deutſch=Oeſterreichiſche Reiſe= und Verkehrsbureau in
Berlin NW. 7.
— Darmſtädter Wochenmarktpreiſe vom 22. Nov. Kartoffeln
und Gemüſe (Preiſe pro Pfund bzw. Stück in Pfg.):
Speiſekartof=
feln 4—5, Salatkartoffeln 4, Blumenkohl 80—150, Winterkohl 8—10,
Roſenkohl 30—40, Wirſing 6, Weißkraut 3—6, Rotkraut 10—15, Kohlrabi
(unterirdiſche) 6, Spinat 30, Tomaten 60, Zwiebeln 15, Gelberüben 5,
Knoblauch 90, Roterüben 8—10, Weißerüben 7—10, Schwarzwurzeln 40
bis 60, Kopfſalat 5—10, Feldſalat 60—80, Endivien 8—10, Rettiche 5—10,
Meerrettich 90, Sellerie 10—50. — Obſt: Eßäpfel 15—20, Fall= und
Kochäpfel 6—12, Eßbirnen 10—15, Kochbirnen 8—10, Trauben 60—90,
Kaſtanien 25, Nüſſe 50—70. — Bror 4 Pfd.=Laib 78. Schweinefleiſch 120,
Kalbfleiſch 100, Rindfleiſch 70. Hammelfleiſch 80, Hackfleiſch 80—90.
Haus=
macherwurſt 80 und 140, Fiſche 30—50; Geflügel 120—140. — Sonſtige
Waren: Süßrahmbutter 250, Landbutter 220—230, Eier 18—20,
Hand=
käſe 5—12, Schmierkäſe 15—40, Limburger Käſe 130.
ſchen Geſchick die Maſſe der Sänger, legte ſo ſehr in jeden
Einzel=
nen die Macht ſeiner leitenden Perſönlichkeit, daß dieſe
Chorge=
ſänge in ihrer ganzen verhaltenen Kraft und Stärke zu vollſter
Wirkung kamen. — Danach hatten wir noch einmal Gelegenheit,
Herrn Aldoris ſchöne Baritonftimme in Hugo Wolfs „
Verbor=
genheit” „Geſang Weylas” und „Der Muſikant” zu vernehmen.
Langandauernder Beifall zwang den Sänger zu einer hübſchen
Zugabe eines Straußſchen Liedchens, bei dem die Stimme des
Künſtlers nochmals zur Entfaltung kam. Die von Frl. P.
Kap=
per nunmehr vorgetragenen lieblichen Brahmſchen Liedchen „Mein
Liebchen, du ſollſt nicht barfuß gehen” „Schweſterlein” und „Die
Sonne ſcheint nicht mehr”, die die durchgebildet feine
Sopran=
ſtimme der beliebten Künſtlerin erkennen ließen, wurden mit
großer Begeiſterung aufgenommen. Zum Schluß erfreute uns
nochmals ein 400 Sänger ſtarker Männerchor, unter Leitung des
Herrn Chordirektors Berth. Sander mit zwei wundevollen alten
und doch ewig neuen Volksliedern von Silcher „Die Loreley”
und „Die drei Röfelein‟. Die zuſammengefaßte, gebundene
Kraft der Männerchöre kam oft wuchtig im Geſang zum
Durch=
bruch. Die unbedingt ſichere Leitung des Dirigenten ſicherte ein
reines, exaktes Zuſammenklingen der hervoragend geſchulten
Sänger, ſicherte eine herrliche Geſangsleiſtung. Allgemeiner
Bei=
fall lohnte die Sänger und Künſtler für ihre wundervollen Dar=
C. H.Q.
bietungen.
* Konzerte.
EN. Mit einer ernſten muſikaliſchen Feier im Kleinen Haus
begannen die Künſtler unſeres Landestheaters ihre muſikaliſchen
Sonntagvormittags=Veranſtaltungen, die ſie bei ſehr geringen
Eintrittspreiſen zu einer dauernden, volkstümlichen Einrichtung
auszubauen gedenken. Händel und Bach kamen zu Gehör, und
der ſtarke Beſuch bewies, daß viel Gegenliebe für Derartiges bei
dem Publikum vorhanden iſt. Die Vortragsfolge begann mit
einer Arie aus Händels Judas Maccabäus, die meiſtens vom
Sopran geſungen wird. In ihr, wie auch in der Kreuzſtab=
Kan=
tate von Joh. Seb. Bach, bewies Herr Biſchoff ſeine volle
künſt=
leriſche Beherrſchung auch dieſes Stiles durch ſeelenvollen,
ergrei=
fenden Vortrag. Allerdings ſtörte in der Kantate in dem reichlich
raſch genommenen erſten Satz das oft angewandte Portamento.
In ihrem Ritornell hob der Begleiter den Themeneintritt der
Bäſſe, der den Höhepunkt darſtellt, nicht hervor. Auch der
Ab=
ſchluß der zweiten Arie war unbachiſch, und im Choral hätte
un=
bedingt die erſte Zeile wiederholt werden müſſen, da der Text
dies verlangt. Immerhin begrüßen wir es dankbar, daß der
wundervolle Choral „Komm o Tod, du Schlafes Bruder”, der
dieſer ſpäten und unendlich tiefen Kantate Bachs einen
ergrei=
fenden Abſchluß gibt, wenigſtens geſpielt wurde.
Herr Deharde ſang drei Lieder, zwei von Joh. Sebaſtian,
das dritte von Philipp Emanuel Bach, das durch ſeine größere
Empfindſamkeit und Weichheit ſich ſtark abhob, ferner das erſte
Tenor=Rezitativ und die Arie aus Händels Meſſias. Seine
Ge=
ſangsweiſe paßt ſich recht gut dem alten Stil an, beſonders
wa=
ren die Koloraturen ſehr deutlich und ſinnvoll im Ausdruck, Herrn
Biſchoff gegenüber blieb Manches zu ſehr an der Oberfläche.
Beide Künſtler vereinigten ſich in dem großen Duett „Gott, der
du die Liebe heißt” aus der Kantate „Allein zu dir, Herr Jeſu
Chriſt” von Bach. Herr Kapellmeiſter Roſenſtock begleitete mit
gewohnter Feinfühligkeit und klarſter Technik. Wenn auch das
Publikum den Darbietungen ergriffen lauſchte, ſo halten wir doch
eine Verpflanzung liturgiſcher Muſik in den Theaterraum für
nicht glücklich, beſonders wenn dadurch nicht eine um ſo getreuere
Aufführung gewährleiſtet wird. Denn Bachſche Kantaten ohne
Orcheſter laſſen ſtark die charakteriſtiſchen Farben vermiſſen. Die
Veranſtaltung war recht gut beſucht.
* Das Orcheſterkonzert im Kleinen Haus am Abend des
Totenſonntags, war ſowohl durch die Vortragsfolge, die drei
her=
vorragende Meiſterwerke enthielt, als auch durch die
ausgezeich=
nete Aufführung ein muſikaliſches Ereignis. Die weihevollen
Klänge des Parſifal=Vorſpiels, wurden unter Ballings
meiſterhaf=
ter Führung zu einem wahren Gottesdienſt. Es folgte Tod und
Verklärung von Richard Strauß, die populärſte ſinfoniſche
Dich=
tung des Meiſters, die in ihrem Gedankengang o klar iſt, daß
man auf programmatiſche Hilfen verzichten kan. Auch ſie erſtand
in impoſanter Größe. Man war in dem verhältnismäßig kleinen
Raum wie eingebettet in den vollen Orcheſterklang, wodurch die
Werke bedeutend unmittelbarer wirkten als im Großen Haus mit
ſeiner nicht allzu guten Akuſtik. Eine Meiſterleiſtung Ballings
iſt ſeine Wiedergabe von Beethovens Eroica. Mit unerbittlicher
Konſequenz wird die große Linie herausgearbeitet. Im erſten
Satz gibt es faſt keine Nachgiebigkeiten bei den Seitengedanken,
die von manchem Dirigenten erheblich verſchleppt werden.‟ Der
Trauermarſch iſt von herber Größe, und ganz beſonders kommt
Ballings Auffaſſung dem letzten Satz zugute, der ſonſt unter
Um=
ſtänden abfällt. Das Haus war ausverkauft, das Publikum war
aber ſelbſt nach der Eroica ungewohnt zurückhaltend mit Beifall,
der dem Dirigenten und dem hervorragend ſpielenden Orcheſter
in reichſtem Maße gebührte.
*Mainzer Stadttheater.
Gaſtſpiel Max Anderſen.
Als Saraſtro in Mozarts unvergänglicher „Zauberflöte‟
ſtellte ſich geſtern Herr Max Anderſen von der Großen Volksoper
in Berlin den Mainzer Operfreunden vor, und zwar war das
Gaſtſpiel auf Anſtellung berechnet. Erik Kempendahl der
jugendliche, ſtimmkräftige Baſſiſt, verläßt mit Beendigung der
Spielzeit die Mainzer Bühne. Um es gleich vorweg zu ſagen,
Herr Anderſen iſt ein vorzüglicher Erfatz. Seine Stimme
hat großen Voll= und Wohlklang in allen Lagen, die das Fach
des Baſſiſten erfordert, und kan auch verwöhnteren Anſprüchen
genügen. Dieſes Organ verliert auch im ſtärkſten Forte nicht
an Wohllaut; ein genaues Urteil ließ die Rolle freilich nicht zu,
wie ſie überhaupt nicht für jeden Sänger als Prüfſtein
anzu=
ſehen wäre. Aber in dieſem Falle glaube ich nicht
fehlzu=
gehen, zumal dem Künſtler ein guter Ruf als Wagnerſänger
vorangehen ſoll. Ein weiterer hochſchätzbarer Vorzug iſt die
gute Verſtändlichkeit des Sängers. Jedes Wort iſt klar
ver=
ſtändlich, und ſo nahm es nicht wunder, daß der Künſtler auch
im Mono= und Dialog beſtens anſprach. Es ſcheint mir ganz
fraglos, daß die Mainzer Intendanz mit der Verpflichtung
die=
ſes Gaſtes keinen Fehlgriff tun würde.
Im übrigen war die Beſetzung wie vor acht Tagen und die
Leiſtungen der Mainzer Künſtler durchaus auf achtbarer Höhe,
einzelne ganz hervorragend (Herr Stier und Frl. Stephan
die „Drei Damen” und Frl. Hiller). — Herr Boquoi
kommt zuſehends beſſer auf. Ein Lob auch dem vorzüglichen
Flötenſoliſten.
RT.
Kunſi, Wiſſenſchaft und Leben.
Ernſt Berlach deſſen Drama „Die echten
Sede=
munds” am Landestheater zur Aufführung gelangte, hat für
dieſes Jahr den Kleiſt=Preis zugeſprochen bekommen.
Walter Haſenclevers Dramen (Verlag „Die
Schmiede‟, Berlin W. 35, Magdeburgerſtraße 7) ſind ſoeben in
gediegenem Rahmen erſchienen. Ueber die Dramen ſelbſt iſt das
literariſche Urteil vielfach geſprochen, ſie ſtehen heute richt mehr
im Mittelpunkt des literariſchen Intereſſes, werden aber als
Dofumente ihrer Zeit ihren feſten Platz in der deutſchen
Bühnen=
literatur behalten. Der Band enthält: „Der Sohn”, „Die
Menſchen” und „Jenſeits”. Es ſind ſämtlich fünfaktige
Dramen
Seite 4.
Montag, den 24. November 1924,
Rummer 327.
Aufruf!
An die Barmherzigkeit aller edeldenkender
Menſchenfreunde.
Um das ſchöne Ziel der Förderung der Taubſtummen zu erreichen,
hat ſich ein Taubſtummen=Verband für Heſſen und Heſſen=Naſſau
ge=
bildet, der bezweckt, ſich der der Schule entlaſſenen Taubſtummen
beſon=
ders anzunehmen, ſie durch geeignete Mittel, vor ſittlichem Verfall zu
bewahren und ſie auch geiſtig anzuregen, zu erbauen. Sehr viele
Taub=
ſtummen ſind zu gering begabt, um das Treiben der Welt zu beurteilen,
den Schein von dem Sein, das Böſe von dem Guten ſicher
unter=
ſcheiden zu können. Sie ſind zum Teil auch zu vertrauensſelig, um
recht=
zeitig die Verlockungen ſchlechter Menſchen für das zu halten, was ſie
ſind. Wie mancher Taubſtumme iſt ſittlich heruntergekommen, weil er
den Vorſpiegelungen eines Verführers glaubſte und einmal gefallen,
nie=
mand hatte, der ihn aufrichtete. Um hier helfend und beſſernd
einwir=
ken zu können, hat der Verband es ſich zur Aufgabe gemacht, von Zeit
zu Zeit Verſammlungen abzuhalten, um ſich der Taubſtummen
beſon=
ders annehmen zu können. Dadurch ſucht der Verband auch zu
errei=
chen, daß etwa vorkommende Ungehörigkeiten unter den Taubſtummen
des Ortes von den einſichtigen Leidensgenoſſen gerügt werden und auch
nanches Unheil und auch manche ſchlechte Tat verhindert werde. Auch
werden die Taubſtummen in einem geeigneten Lokal verſammelt, um
durch belehrende Vorträge und Unterhaltungen veredelnd auf ſie
ein=
zuwirken. Außer dieſen verfolgt der Verband noch einen anderen
be=
ſonderen Zweck. Erfahrungsgemäß ſind Taubſtumme, welche den Segen
des Unterrichts genoſſen haben, ſolange ſie geſund, ſehr wohl imſtande,
ſich durch ihrer Hände Arbeit ihren Unterhalt zu verdienen, traurig,
ſehr traurig aber iſt ihr Los, wenn Alter und Krankheit ſich bei ihnen
einſtellen. Die Folgen des Gehörmangels laſſen ſich auch durch den
ge=
diegenſten Unterricht nicht beſeitigen, und das hat zur Folge, daß es nur
ſehr wenigen Taubſtummen gelingt, in ihrem Berufe ſelbſtändig zu
wer=
den und ſich einen Notpfennig für das Alter zurückzulegen. Die
aller=
meiſten Taubſtummen bleiben Gehilfen und Gehilfinnen und werden im
ihren Stellungen noch dazu nicht ſelten ſchlechter bezahlt, als ihre
voll=
ſinnigen Mitarbeiter. Ein Teil derſelben fällt im Alter den Gemeinden
zur Laſt und wird im Armenhaus untergebracht. Wahrlich das Los der
armen arbeitsunfähigen Taubſtummen iſt kein angenhmes und der
Ver=
band hat ſich darum an die Anſammlung eines größeren
Unterſtützungs=
fonds für dieſelben, als zweites Ziel geſteckt, um die Erbauung eines
Taubſtummenheimes zu bewerkſtelligen. Der Taubſtummen=
Verband möchte erreichen, daß die alten, arbeitsunfähigen und
mittel=
loſen Taubſtummen, die letzten Tage ihres Lebens an einem Orte
zu=
bringen können, in welchem ſie ſich heimiſch fühlen und wo ſie ihr
Un=
glück im Kreiſe von Schickſalsgenoſſen nur halb empfinden. Der Verband
bezweckt nun, durch freie Wohltätigkeit nach und nach alle Gemeinden von
der Laſt der Aufwendungen für die Unglücklichen zu befreien. Jedoch zur
Erreichung dieſes edlen, ſchönen Zweckes gehört Geld. Wir ſehen uns
daher genötigt, an die Mildtätigkeit der hörenden Menſchheit zu
appel=
lieren und alle, die ein Herz für dieſe gute Sache haben, zu bitten, uns
tatkräftig zu uterſtützen.
Wie es gemacht wirb. Der erſte, der mit einem der neu
aus=
gegebenen Wohlfahrtsſcheinen im ſtädtiſchen Wohlfahrtsamt vorſprach,
war ein lediger junger Menſch, der im Arbeitsamt als notoriſcher
Faulenzer bekannt iſt. Er wohnt nicht bei ſeinen Eltern und ſcheint ſich
ſeither lediglich durch Betteln bei hieſigen Geſchäftsleuten ernährt zu
haben. Der von ihm vorgezeigte Gutſchein ſtammt von einem hieſigen
Geſchäft. Ihm wurde angeboten, bis zur Gewöhnung an eine geregelte
Arbeit in das ſtädtiſche Verſorgungshaus einzutreten und es wurde
ihm dann Arbeitsvermittlung zugeſichert. Er lehnte ab. Solange nicht
alle Geſchäfte in unſerer Stadt und die meiſten Haushaltungen auf
Bettelgeſuch nur Wohlfahrtsſchecks abgeben, werden er und viele
ſeines=
gleichen zur Ergreifung einer Arbeit nicht zu bringen ſein. Darum
unterſtütze niemand den Müßiggang, gebt den Bettlern nur
Wohlfahrts=
ſchecks. Dem wirklich Bedürftigen wird dann Hilfe zuteil. Als neue
Verkaufsſtelle iſt zu den bereits bekannten das Zigarrenhaus Fritz
Keutel, Heidelbergerſtraße 102, gekommen.
Beachtenswerte Regeln für den Verkehr an den Poſtſchaltern.
1. Wähle für Deine Poſtgeſchäfte möglichſt nicht die
Hauptverkehrsſtun=
den. 2. Klebe auf alle freizumachenden Sendungen die Marken vor der
Einlieferung auf, wozu Du bei Briefſendungen, Poſtanweiſungen und
Zahlkarten verpflichtet biſt. 3. Halte das Geld abgezählt bereit.
Ueber=
gib größere Mengen Geld ſtets geordnet, Papiergeld in Päckchen und
Hartgeld in Rollen kaſſenmäßig verpackt. Lege bei gleichzeitiger
Ein=
oder Auszahlung von drei und mehr Poſtanweiſungs= und
Zahlkarten=
beträgen ſowie beim Einkauf von 3 oder mehr verſchiedenen Sorten
Wertzeichen im Betrage von mehr als 50 Mk. eine aufgerechnete
Zuſam=
menſtellung der zu zahlenden Beträge vor. 4. Schreibe zu Wert= und
Einſchreibſendungen einen Einlieferungsſchein — mit Tinte — vorher
aus. 5. Benutze bei eigenem ſtärkerem Verkehr die beſonderen
Einrich=
tungen (Poſteinlieferungsbücher und Verzeichniſſe, Selbſtvorbereitung
von Paketen und Einſchreibbriefen, Barfreimachungsverfahren).
— Neues aus dem Frankfurter Zoo. Der ſogen. „Alte
Rund=
bau” der vor dem Kriege als Einhuferhaus diente und im kommenden
Frühjahr, nach gründlicher Renovierung, dieſer Beſtimmung
zurückge=
geben werden ſoll, wurde jetzt für die Ueberwinterung der
tro=
piſchen Raubvögel und anderer gefiederter Bewohner warmer
Länderſtriche hegerichtet, und iſt für die Beſucher geöffnet. Damit ſind
alle Abteilungen des Gartens, die in den Jahren der Not geſchloſſen
werden mußten, dem Verkehr wieder übergeben.
* Antrag auf Verlängerung der Anmeldevorſchriften zur 3.
Steuer=
notverordnung. Der Hypothekengläubiger= und Sparerſchutzverband hat
an das Juſtizminiſterium eine Eingabe gerichtet, in der beantragt wird,
bei der Reichsregierung dahin zu wirken, daß die
Durchführungsvor=
ſchriften zur 3. Steuernotverordnung bezüglich der vorgeſehenen
An=
meldefriſten verlängert werden. Der Landesverband Heſſen ſagt in der
Begründung folgendes: Durch die Reichstagsauflöſung ſind die Arbeiten
des Aufwertungsausſchuſſes auf unbeſtimmte Friſt vertagt. Man kann
wohl damit rechnen, daß vor Januar oder Februar n. J. eine
Be=
ratung dieſer, für einen großen Teil der Bevölkerung lebenswichtigen
Fragen im Reichstag nicht ſtattfindet. Inzwiſchen gelten die
Vorſchrif=
ten der 3. St.N.V., durch die der deutſche Mittelſtand ſeines
Kapital=
vermögens beraubt wurde, unvermindert weiter. Dieſer unerträgliche
Zuſtand wird dadurch weſentlich verſchärft, daß die Sparkaſſen und
Schuldnerverbände ihre Gläubiger durch Zeitungsanzeigen auffordern,
ſchon jetzt Vereinbarungen zu treffen und ausdrücklich darauf
hinzu=
weiſen, daß der 31. Dezember als letzter Termin gilt. Nachdem, was
über die Stellungnahme der politiſchen Parteien über die
Aufwertungs=
vorſchriften der 3. St.N. V. bekannt iſt, kann mit großer Wahrſcheinlichkeit
mit einer Aenderung dieſer Vorſchriften gerechnet werden. Eine
vor=
zeitige Feſtlegung könnte daher den Gläubigern erneut zu großem
Schaden gereichen, dies umſomehr, als Löſchungen und Abänderungen
im Grundbuch, wenn überhaupt ſtatthaft, jedenfalls ſchwierig ſein dürfte.
Auch wäre erwünſcht, wenn die Durchführungsvorſchrift in folgender
Hinſicht erläutert würde: Iſt nach dem 31. Dezember 1918 ein
Grund=
ſtück mehrmals veräußert und im Grundbuch überſchrieben worden, und
es ſtehen auf dem Grundſtück noch Reſtkaufſchillinge aus den
verſchiede=
nen Verkaufen, ſo kann es zweifelhaft ſein, ob alle dieſe Reſtforderungen
über 15 Prozent aufzuwerten ſind oder ob dieſe Vergünſtigung nur der
Reſtkaufgeldforderung des letzten Verkäufers gegenüber dem jetzigen
Eigentümer zugeſtehen ſoll. In der Literatur ſind beide Anſchauungen
vertreten und es hat ſich der Gläubiger älterer Kaufſchillingsforderungen
erklärlicherweiſe eine lebhafte Unruhe über das Schickſal ihrer
An=
ſprüche bemächtigt. Auch den Aufwertungsſtellen kann eine einheitliche
Löſung dieſer Frage nur erwünſcht ſein. Die durch die Verhältniſſe
gebotene Eilbedürftigkeit einer Regelung braucht nicht beſonders betont
zu werden.
* Kleine Strafkammer. 1. In der Berufungsinſtanz wurde gegen
Wilh. Schmidt, Taglöhner von Darmſtadt, wegen Körperverletzung
verhandelt. Wir haben in erſter Inſtanz über die Sache eingehend
be=
richtet. Den Anlaß zu der dem Angeklagten zur Laſt gelegten Handlung
gab der Umſtand, daß in einer lauen Mainacht dieſes Jahres ein
Liebes=
paar, das ahnungslos auf einer Bank des Martinspfdes, nahe der Villa
Emmerling ſaß, vom Angeklagten geſtört wurde. Schmidt hat in erſter
Inſtanz 2 Monate Gefängnis erhalten. Die nachträglich eingetretenen
Er=
mittlungen veranlaßten, daß in dieſer Inſtanz die Oeffentlichkeit
ausge=
ſchloſſen wurde. Das Gericht hielt die in erſter Inſtanz ausgeſprochene
Strafe für zu hoch und erkannte auf 2 Wochen Gefängnis. —
2. Der ſeit 25. Auguſt 1924 in Unterſuchungshaft befindliche Kaufmann
Karl Leicher, von hier, iſt vom Bezirksſchöffengericht zu einer
Gefängnis=
ſtrafe von 1 Jahr verurteilt. Von den Schwindeleien, deren er angeklagt
iſt, beſtreitet er zwei Fälle, im Uebrigen iſt er geſtändig und erſtrebt eine
mildere Beſtrafung. Der Staatsanwalt beantragt Verwerfung der
Be=
rufung. Dieſe wird durch Urteil mit der Maßgabe zurückgewieſen,
daß auf die erkannte Strafe 10 Wochen der erlittenen Unterſuchungshaft
zur Anrechnung kommen.
Sendungen an die Redaktion des „Darmſtädter Tagblatts
ſind, worauf wir wiederholt aufmerkſam machen, ausſchließlie
an die Redaktion des „Darmſtädter Tagblatts” zu adreſſieren
niemals an die perſönliche Adreſſe einer der Herren unſere=
Redaktion. Durch perſönliche Adreſſierung entſteht ſehr oft ein
unliebſame Verzögerung.
Zu den Wahlen.
4Die OeutſcheVolkspartei (OrtsgruppeMainz)
hielt am Samstag, 22. Nov., abends 8 Uhr, in der Höheren Töchterſchule
eine Verſammlung ab, in der Herr Rechnungsreviſor Beeres über
„Beamtentum und die Deutſche Volkspartei” ſprach.
Nach der Begrüßung der Erſchienenen übergab der Vorſitzende Herr
Strohauer dem Referenten das Wort. Derſelbe ginn gleich auf
den Kernpunkt des Themas der Verſammlung ein und erklärte, mit
Staunen habe man die geringen Beträge der Gehaltsaufbeſſerungen der
unteren Beamtengruppen vernommen, welch Letztere ja auch ſchon vor
der Kriegszeit ſo ſchlecht beſoldet waren. Es ſei ein großer Fehler eines
Staates, ſeinen Beamten nicht das Einkommen zu ſichern, daß ſie
wenig=
ſtens ohne materielle Sorgen leben könnten. Um das zu erringen, gäbe
es für die Beamten und Angeſtellten nur eins, ſich einer Partei
anzu=
ſchließen, die auch für ſie einträte, wenn es gilt, ihre materielle Exiſtenz
zu fördern. Da wäre die Deutſche Volkspartei diejenige, die ſtets für das
Beamtentum eingetreten ſei. Wenn die Sozialdemokratiſche Partei die
Beamten und ihre Intereſſen zu vertreten hätte, dann könne man ſagen,
Gute Nacht Beamtentum”. Auch die Gewerkſchaften könnten keine
Gehaltsaufbeſſerungen durchſetzen; es wäre immer nur der Reichstag,
der darüber zu beſtimmen habe. Deshalb müſſe jeder Beamte und
An=
geſtellte wiſſen, wem er bei der kommenden Reichstagswahl ſeine Stimme
zu geben habe. Es liegt ja auch im größten Intereſſe eines jeden
Staa=
tes ſelbſt, ſeine Beamten ſo zu beſolden, daß ſie wenigſtens ſorgenlos
leben können, denn das Beamtentum iſt auf Gedeih und Verderb mit
dem Wohlergehen des Staates ſelbſt aufs iunnigſte verbunden. Das habe
ſich gezeigt in der furchtbaren Inflationszeit, daß ſtets Staatsnot auch
Beamtennot iſt. Betr. des Streikrechts führt Nedner aus, daß die
Deut=
ſche Volkspartei auf dem Standpunkt ſtehe, daß ein Beamter nicht
ſtrei=
ken dürfe; wir lehnen daher ein Streikrecht für das Beamtentum ab, da
es ſich mit der öffentlich=rechtlichen Stellung eines Beamten nicht
ver=
trägt. Wir ſägen ſonſt den Aſt ab, auf dem wir ſitzen. Denn das
Beam=
tentum iſt mit ein Grundpfeiler, auf dem der Staat ruht. Und wenn
ſelbſt einmal die Partei, welche die Intereſſen des Beamtentums ſtets
verfochten, Maßnahmen ergreifen muß zum Fortbeſtehen des
Vaterlan=
des, z. B. beim Beamtenabbau, ſo dürfe man nicht gleich den Stab über
dieſe Partei brechen, denn es mußte ſein, das Ganze, der Beſtand des
Vaterlaudes, muß uns allen eben als das Höchſte gelten. Wir ſind aber
entſchieden dafür eingetreten, daß der Abbau nunmehr eingeſtellt wurde.
Und nun zur Aufwertungsfrage. Der Staat darf nicht die Ideale
des Beamtentums erſchüttern, wie es tatſächlich geſchehen. Da gibt es
recht Betrübendes zu konſtatieren. Die Vermögenswerte ſinſid reſtlos
entwertet zugunſten der inneren Geſundung. Der deutſche Mittelſtand
und mit ihm das Beamtentum iſt enteignet. Und hier gehe die Deutſche
Velkspartei wieder führend voran, denn jetzt wäre wieder Raum für die
Aufwertungsfrage. Natürlich dürften Schieber und aus dritter Hand
Reichgewerdene eine Aufwertung ihrer Werte nicht erwarten, ſondern
nur die wirklich verarmten Kleinrentner, die im Vertrauen auf die
Zu=
verläſſigkeit des Staates ihr ganzes Erſpartes, ihr alles geopfert hätten.
Hier fordere es die Pflicht, einzugreifen, und für eine ſolche Aufwertung
in möglicher Höhe trete die Deutſche Volkspartei ein. Ueber die
obliga=
toriſche Einführung des Achtſtundentags äußerte ſich Redner dahin, daß
die Partei dagegen ſei. Für Schwerarbeiter und geiſtige Arbeiter ſeien
acht Stunden Arbeitszeit wohl angemeſſen; aber es gäbe noch viele
Ge=
werbe und Induſtrien, die ganz gut eine Mehrarbeit vertragen könnten,
denn es müſſe Mehrarbeit geleiſtet werden vom deutſchen Volke, um
Deutſchland wieder hoch zu bringen, und die nun einmal zwangsweiſe
aufgebürdeten Laſten abzutragen. Was nun den angeſtrebten
Preis=
abbau betreffe, ſo könne dieſer auf keinen Fall damit herbeigeführt
wer=
den, daß man die Beamtengehälter niedrig halte. Oder daß man
an=
führe es könnten Rückſchläge eintreten, dann wäre eine Gehaltskürzung
zu ſchwer durchzuführen. Das alles ſind ſeichte Ausflüchte, denen es an
Stichhaltigkeit fehle. Mit dem Reichsindex ſollte die Regierung jetzt
end=
lich aufhören, um ihn als Grundnorm für Gehaltsregulierungen
anzu=
führen, denn der Reichsindex ſei der größte Schwindel. Die
Streitig=
keiten in der Staffelungsfrage müßten aufhören; man ſolle dafür ſorgen,
daß das notwendige Fundament, die Gehaltsfrage, ſo gelöſt werde, daß
der Beamte in ſich zufrieden ſei, und eine Stetigkeit in der Beförderung
wie in der guten alten Zeit wieder platzgreife.
Daß die Ortszuſchläge den Teuerungszuſchlägen angepaßt würden,
ſei falſch; die Mieten müſſe man zugrunde legen. Wir lehnen auch den
Wohnungsgeldzuſchuß ab. Wir verlangen, wenn die Friedensmieten
wieder da ſind, einfach Wohnungsgeld. Das Dawesabkommen mußte
zuſtande kommen, ſonſt hätten wir jetzt das Chaos, den vollſtändigen
Zuſammenbruch Deutſchlands. Die Deutſche Volkspartei wurde
dieſer=
halb von links und rechts angefeindet. Aber mit Maulhelden kommen
wir nicht weiter; wir haben Großes erreicht. Vor allen Dingen die
Stabilität der Mark. Und das iſt auch der Regierung als Aktivum hoch
anzurechnen. Hätten wir damals mit ausländiſchem Geld Krieg geführt,
vielleicht hätte dann das Intereſſe des geldleihenden Staates es nicht
zu=
gegeben, daß wir ſo furchtbar heruntergedrückt wurden; gerade ſo
ver=
halte es ſich jetzt mit der 800 Millionen=Anleihe im Auslande. Hier
hätten wir nur eine gewiſſe Rückendeckung inſofern, daß Deutſchland
zum Wiederaufſtieg geholfen werden müſſe, wenn dies Kapital nicht
ge=
fährdet werden ſoll. Wir danken es daher der Regierung trotz mancher
Mandatsverluſte, daß ſie durch das Dawesabkommen die Intereſſen des
deutſchen Volkes gewahrt, daß ſie das Volkswohl vor das Intereſſe der
Partei geſtellt hat. Die Ueberzeichnung der Anleihe in allen Ländern
iſt das beſte Kompliment, das dem deutſchen Volke, der deutſchen
Wirt=
ſchaft gemacht werden konnte, und der Deutſche hat allen Grund, ſtolz
auf die deutſche Rührigkeit zu ſein. Wir wollen daher keinen
Trennungs=
ſtrich zwiſchen links und rechts, wir verlangen praktiſche, vernünftige
Arbeit; kein eigenes Intereſſe, kein Vorteil der Partei ſoll mitbeſtim= nung je 1000 Mark vorſchießen. Die Verſammlung iſt bereit, für
Offen=
mend ſein, wenn es gilt, das Geſamtwohl des ganzen deutſchen Volkes
zu fördern. Redner ſchloß ſeinen mit großem Beifall aufgenommeuen
Vortrag mit den Worten:
Nun, Brüder, vergeßt, was verſchlungen die Flut,
Was hilft alles Klagen und Wimmern,
Jetzt wollen wir aus dem zerſtampften Gut
Ein neues Vaterland zimmern.
Den Mörtel herbei und heran das Geſtern,
Friſch auf zum mutigen Wagen,
Du deutſche Jugend am deutſchen Rhein
Bau auf, was das Schickſal zerſchlagen.
An der anſchließenden Diskuſſion beteiligten ſich die Herren
Glotz=
bach, Sommer, Arnold und Machenheim, worauf der Vorſitzende die
Verſammlung ſchloß.
— Deutſche Volkspartei (Ortsgruppe Bad=Nauheim).
Mon=
tag nachmittags im „Sprudel=Hotel” konnte die Frauengruppe der
Deut=
ſchen Volkspartei ihren Mitgliedern Fräulein Birnbaum, M. d. L.,
vorſtellen. Fräulein Birnbaum hat ſich gerne zur Verfügung geſtellt,
um in dieſem Rahmen die ſo erfolgreiche Politik der D.V.P. zu
be=
leuchten. Fräulein Kuhlmann, Vorſitzende der Frauengruppe Bad=
Nau=
heim, eröffnete die Verſammlung mit einer Begrüßungsanſprache,
wo=
rauf Fräulein Birnbaum das Wort ergriff und in ausgezeichneter Weiſe
die Politik der D. V. P. erläuterte. Der Vortrag war von tiefem
ſitt=
lichen Ernſt durchdrungen und zeugte von glänzender Meiſterung des
ſo vielſeitigen Stoffes der Landes= und Reichspolitik. Bewegte Worte
des Dankes fand ſowohl die erſte Vorſitzende, wie auch Herr H. Müller,
erſter Vorſitzender der Ortsgruppe, Herr Stadtverordneter Krauß, legte
Fräulein Birnbaum mit beredten Worten nahe, als Vertreterin Ober= Trehſa. Die Stadtverwaltung hat erklärt, daß ſie der Errichtung
heſſens im Landtage, beſonders den Bad=Nauheimer Intereſſen ihre
Auf=
merkſamkeit und Unterſtützung zu leihen, was ſie auch gerne verſprach
und zuſicherte, den beſonderen Wünſchen von Bad=Nauheim ſtets mit ſtützen unter der Bebdingung, daß Alsfeld Ausgangspunkt der Linien
Nachdruck zur Erfüllung zu verhelfen. — Die ſehr angeregt verlauſene
Verſammlung ging auseinander in dem Bewußtſein, wertvolle Stunden
erlebt zu haben innerhalb der großen Gemeinſchaft der Deutſchen
Volks=
partei.
— Deutſchnationale Volkspartei. Es iſt ſehr zu be= ſchlägen des Gießener Kulturkauamtes kanaliſiert werden.
grüßen, daß am Mittwoch, den N. November er., Se. Exz. Staatsminiſter
Wallraf, einer der glänzendſten Redner, zu uns na chDarmſtadt kommt;
Herr Reichstagspräſident Wallraf wird um 8 Uhr im Städtiſchen
Saal=
bau öffentlich ſprechen. Der Saal iſt geheizt und der Eintritt iſt frei.
Nur eine beſchränkte Anzahl numerierter Karten ſind im
Verkehrs=
büro zu haben.
Vormarſch.
— Man ſchreibt uns: Aus allen Teilen des Reiches, aus dem Weſten
wie dem Oſten, aus Süden und Norden, und nicht zuletzt aus den
mittel=
deutſchen Gebieten, lauten die bei der Reichsgeſchäftsſtelle der Deutſchen
Volkspartei eingehenden Kampfberichte der volksparteilichen
Organiſatio=
nen ganz außerordentlich zuverſichtlich. Ueberall gefüllte Säle und
glän=
zende Stimmung. In allen drei heſſiſchen Provinzen das gleiche Bild!
Tag für Tag legen harmoniſch verlaufende Verſammlungen der Deutſchen
Volkspartei Zeugnis ab für die Siegeszuverſicht, die ihre Reihen erfüllt.
Verſchiedene Geſchäftsſtellen, die in der Inflationszeit geſchloſſen werden
mußten, ſind wieder mit hauptamtlichen Geſchäftsführern beſetzt worden.
Namentlich von der Landesgeſchäftsſtelle und den Provinzgeſchäftsſtellen
der Partei wird eine große organiſatoriſche Arbeit geleiſtet. Kaum ein
Ortsverein, der nicht Zuwachs von rechts und links zu berzeichnen hätte.
Was ſich auf dem Dortmunder Parteitag ſo ausdrucksvoll zeigte, tritt in
jedem Bezirk und in jeder Organiſation werbend, anfeuernd
zu=
tage: die Partei war noch niemals innerlich ſo einia und äußerlich ſo
geſchloſſen wie jetzt! Vorwärts!
Aus Heſſen.
A Reichelsheim j. O., 22. Nov. Die ſeit einigen Jahren hier
er=
richtete landwirtſchaftliche Winterſchule erfreut ſich auch in dieſem
Winter=
halbjahre eines regen Beſuches.
8 Eppertshauſen bei Dieburg,, 22. Nob. Die
Bürgermeiſter=
wahl iſt auf den 21. Dezember feſtgelegt worden.
— Bensheim, 20. Nov. Sterbefall. Nach 39jähriger
Berufs=
tätigkeit iſt die Gemeindehebamme, Fräulein Anna Joſt, geſtorben. Die
Verſtorbene entſtammt einer hochachtbaren Familie Bensheims und
ge=
noß in allen Kreiſen unſerer Stadt die größte Verehrung und
Hochach=
tung. Fräulein Joſt lebte ganz ihrem ſchweren Berufe vielſeitiges
Wiſ=
ſen und hervorragende praktiſche Fähigkeiten ſtanden ihr zur Seite, und
ihr zuvorkommendes Weſen machte ſie allſeits ſehr beliebt. Lange Jahre
bekleidete ſie das Amt einer Vorſitzenden des Hebammenvereins des
Krei=
ſes Bensheim, deſſen Intereſſe ſie mit Geſchick und großer Sachkenntnis
zu wahren verſtand. Alle, die mit ihr in Verkehr kamen, beſonders die
Frauen, denen ſie in ſchweren Stunden Beiſtand leiſtete, werden
Fräu=
lein Joſt ein treues Andenken bewahren.
Gernsheim, 22. Nov. Der Gemeinderat hieſiger Stadt war am
Donnerstag, nachmittags 6 Uhr, zu einer Sitzung einberufen. Nach
Feſt=
ſtellung der Beſchlußfähigkeit eröffnete der Vorſitzende. Herr
Bürger=
meiſter Hoffmann die Sitzung. Punkt 1 der Tagesordnung „
Bau=
geländefrage” wurde wegen der Reichhaltigkeit der Materie mit
Zu=
ſtimmung der Verſammlung von der Tagesordnung abgeſetzt und auf
die am kommenden Dienstag ſtattfindende Sitzung vertagt. Kurz vor
Beginn dieſer Sitzung wird der Geſamtgemeinderat eine Beſichtigung
des in Frage ſtehenden Baugeländes vornehmen. Geſuche um
Hand=
abgabe aus dem Gemeindewald wurden genehmigt. Eine Eingabe um
Abgabe von Kies auf dem Himſchling wurde befürwortend dahin erledigt,
daß der Geſuchſteller nach Beendigung der Ausgrabungen die
Aus=
füllung des Geländes auf ſeine Koſten vorzunehmen hat. Infolge der
ſtarken Inanſpruchnahme des Dieſelmotors und des Gleichrichters des
ſtädtiſchen Elektrizitätswerks wurde die Neuanſchaffung einer zweiten
Gleichrichteranlage beſchloſſen und die Lieferung derſelben der Firma
Maſchinenfabrik Brown=Boverie in Mannheim=Käfertal übertragen. Die
Anſchaffungskoſten gehen zu Laſten des Maſchinenerneuerungsfonds.
Nach Kenntnisnahme einer Verfügung des Heſſiſchen Kreisamts
Darm=
ſtadt, betr. Feſtſetzung des Ortslohnes, beſchloß der Stadtvorſtand
fol=
gende Sätze in Vorſchlag zu bringen. Für Verſicherte über 21 Jahre
und zwar a) männliche Perſonen 3 Mk., b) weibliche Perſonen 2 Mk.,
2. für Verſicherte über 16 bis 21 Jahre und zwar a) männliche Perſonen
2,40 Mk., b) weibliche Perſonen 1,80 Mk., 3. für Verſicherte Perſonen
unter 16 Jahre, a) männliche Perſonen 1,50 Mk., b) weibliche Perſonen
1 Mk. Bezüglich des Durchfahrtsverkehrs für Kraftfahrzeuge in hieſiger
Stadt beſchloß man, daß ſich derſelbe auf die Darmſtädter=,
Zwingen=
berger=, Kaiſer Wilhem=, Mainzer=, Biebesheimer= und Wormſer Straße
erſtrecken ſoll. Kleine Vorlagen, wie Uebernahme von
Hausreparatur=
koſten, Errichtung einer Brunnenanlage und Vergütung des
Heilgehil=
fen Hacker, fanden ihre Erledigung. Allmendgrundſtücke gelangten zur
Ueberweiſung an die Ortsbürger Jak. Phil. Diehl, Nikl. Kiſſel 9. Wwe.
und Friedrich Seb. Herbert. In geheimer Sitzung wurde über die
An=
gelegenheit der Gemeindejagd verhandelt. — Der Turnverein
Gernsheim lädt von jetzt ab während der Wintermonate
allmonat=
lich ſeine Mitglieder zur geſelligen Unterhaltung ein. Der erſte Abend
findet Samstag, den 22. d3. Mts. ſtatt und hat als Thema „Was iſt die
Deutſche Turnerſchaft” und „Was will ſie?” — Unter Hinzuziehung von
Vertretern der Gemeindeverwaltung, der Sozial= und Kleinrentner fand
durch den Bezirksfürſorgeverband Groß=Gerau die Neufeſtſetzung der
Sozial= und Kleinrentnerunterſtützungen ſtatt. — Des Totenſonntags
wegen findet der angeſagte Ball des Geſangvereins Liederkranz nicht
ſtatt. Dagegen hält der Verein am 2. Weihnachstfeiertag eine kleine
Feſtlichkeit in den Räumen des Darmſtädter Hofes.
A Offenbach, 21. Nov. In der geſtrigen Sitzung der
Stadtver=
orneten wurden für die Prüfung der ſtädtiſchen Rechnungen durch die
Oberrechnungskammer in Darmſtadt 75000 Mark nachbewilligt. Die
Prüfung geſchieht jetzt durch die Beamten der Kammer in Offenbach
Dadurch iſt eine weſentliche Vereinfachung erzielt, da die einzelnen Poſten
an Hand der Handbücher geprüft und nicht mehr in Abſchrift nach
Darm=
ſtadt zu gehen brauchen. Die Fürſorgekoſten für Kriegsopfer wurden
von 56 000 auf 80 000 Mark erhöht. Die Kämpfer von 1864, 1866 und
1870 erhielten bisher aus dieſen Fürſorgekoſten ein Weihnachtsgeſchenk.
Dies fällt künftig weg, und die Herren erhalten eine monatliche
Unter=
ſtützung, die das ganze Jahr gewährt wird. Bei dieſer Gelegenheit
er=
fuhr man auch, daß es in unſerer Stadt noch 176 Krieger aus jener
großen Zeit gibt, die natürlich heute alle mindeſtens 75 Jahre alt ſind.
Niemand dachte, daß die Zahl dieſer Krieger hier noch ſo groß ſei. Die
Gebühren, die beim Wohnungsamt bei Vermittlung einer Wohnung
er=
hoben werden, wurden bedeutend herabgeſetzt, da ſie ſich als zu hoch
er=
wieſen haben, ſo die Gebühr für eine Wohnung mit 3000 Mark
Friedens=
wert von 150 auf 50 Mark. Die Lichtſpieltheater bezahlten bisher als
Vergnügungsſteuer eine Pauſchgebühr, bei der die Stadt aber zu ſchlecht
wegkam. Sie wird in eine Kartenſteuer umgewandelt und gleichzeitig
von 40 auf 25 Prozent herabgeſetzt. Die Stadtverwaltung hat ein
Grund=
ſtücksomt errichtet, ohne die Stadtverordneten zu hören. Gegen die
Stimmen der Rechten wird der Einſpruch dagegen abgewieſen. Manche
Eingaben wurden bisher von dem Oberbürgermeiſter nicht an die
Stadt=
verordnetenverſammlung weitergegeben. Es wird ein Eingabenausſchuß
eingeſetzt, zu dem jede Fraktion einen Vertreter ſelbſt entſendet, der die
Eingaben prüft, ob ſie zur Verhandlung in der Oeffentlichkeit geeignet
ſind. Mit mindeſtens Zweidrittelmehrheit kann ſich an den Bericht des
Eingabenausſchuſſes in der Stadtverordnetenverſammlung eine
Erörte=
rung knüpfen. Für ein Beamtenheim in Baden=Baden ſollen die 5
größten heſſiſchen Städte je 4000, die 5 kleinen Städte mit
Städteord=
bach den entſprechenden Teil zu übernehmen. Den Stadtverordneten
wird auf ſtädtiſche Koſten künftig eine kommunalpolitiſche Zeitung
ge=
liefert, auch ſollen den Stadtverordneten ausfallende Arbeitsſtunden
be=
zahlt werden. Der Antrag wird gegen einige Stimmen der Rechten
angenommen. Der Hochwaſſerſchlauch, das alte Mainbett, das ſich bei
Hochwaſſer immer wieder füllt und Rumpenheim und den Stadtteil
Bürgel wie auf einer Inſel erſcheinen läßt, rief eine ausgebehnte
Aus=
ſprache hervor. Ein Damm ſoll das Vollaufen dieſes Mainbettes, künftig
unmöglich machen. Der Damm konnte aber bisher zwiſchen Offenbach
und Bürgel noch nicht geſchloſſen werden, weil das Hochwaſſer der
Rodau bei Mühlheim ihn von Oſten her doch wieder füllen würde. Bei
dem letzten Hochwaſſer war durch dieſen Hochwaſſerſchlauch der Stadtteil
Bürgel vollſtändig von Offenbach getrennt, und der Verkehr mußte durch
Kähne aufrecht erhalten werden. Die damals entſtandenen Koſten will
die Stadtverwaltung nun von der heſſiſchen Regierung anfordern. Die
Staatsregierung erklärte bis jetzt immer, ſie habe kein Geld zur
Vollen=
dung des Dammes. Die Eindeichungsarbeiten der Rodau ſollen aber
kommenden Montag begonnen werden.
* Schlitz, 22. Nov. Ueber die ſchlechte Bahnverbindung unſeres
Städtchens mit Gießen, Hersfeld, Fulda uſw. hatte ſich der
Ortsgewerbe=
verein an die Reichsbahndirektion gewandt. Das Antwortſchreiben iſt
wenig hoffnungsvoll, die mißlichen wirtſchaftlichen Verhältniſſe zwingen
die Bahndirektion, ſolche Züge, die ihre Selbſtkoſten nicht decken,
aus=
fallen zu laſſen. Auf der Strecke Salzſchlirf—Schlitz—Nieder=Joſſa
er=
fordern faſt alle Züge Zuſchüſſe. Die Wiedereinrichtung der Haltepunkte
Rimbach und Nieder=Stoll wird in Errwägung gezogen. An die
an=
geregte Verwendung von elektriſchen Triebwagen iſt noch nicht zu denken.
O Alsfeld, 22. Nob. Poſtkraftwagenlinie Alsfeld—
einer Kraftwagenlinie Alsfeld—Neuſtadt und Alsfeld Treyſa ſympathiſch
gegenüberſteht und bereit iſt, das Unternehmen auch finanziell zu
unter=
wird — Der Stadtvorſtand bewilligte die Gewährung einer
einmali=
gen Wirtſchaftsbeihilfe an die Gemeindebeamten der Gruppen 1—6 nach
dem ſtaatlichen Verteilungmaßſtab mit einem Betrag von 25 bis 70 Mk.
— Das Siedlungsgelände in der Rambach ſoll nach den Vor=
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Nummer 327
Montag, den 24. November 1924.
Seite 5.
Sport, Spiel und Zurnen.
Länderkampf Deutſchland-
Italien.
Deutſchland verliert 0:1 — Die Mannſchaft in der urſprünglichen Aufſiellung — Kugler
infolge Verletzung ausgeſchieden. — Auch Herberger V. f. R. Mannheim erheblich verletzt.
Die Begegnung in Duisburg.
Das Duisburger Stadion bot ſchon lange vor Beginn des
Spiels ein eindrucksvolles Bild. Kopf an Kopf ſtanden die Maſ= Zechſ.Hdchſchule Darmſtadro:2 /4:2)
ſen im großen Oval des herrlich gelegenen Feldes, das umgeben
war von den Flaggen Italiens, Deutſchlands und Hollands, des
Rheinlands, Weſtfalens und der Stadt Duisburg. In endloſen
Zügen kamen die Maſſen herbei. Die Fahrzeuge bahnten ſich nur ſtadt fort. Nach hartem Ringen gewann der Deutſche
Hochſchul=
mit Mühe einen Weg durch die Tauſende, die Zeuge des zweiten
Länderſpiels mit Italien ſein wollten. Lange vor Beginn drängte
ſich die Menge vor dem Eingang zum Stadion. Die großzügige
und vorbildliche Organiſation zeigte ſich ihren Aufgaben
ge=
wachſen. Das Stimmengewirr verſtummte plötzlich, als die
ita=
lieniſche Elf das Stadion betrat. Der Beifall, mit dem die Gäſte
empfangen wurden, war mächtig. Mit ſtürmiſchem Beifall
wur=
rüchte in der urſprünglichen Aufſtellung antraten.
Die Mannſchaften ſtand:
Deutſchland:
Stuhlfauth, Müller, Kugler, Hagen, Kalb, Schmidt, Höger, tem Spiel ausgefüllt. Die Einheimiſchen hatten hier zweifellos
Fleiſchmann, Herberger, Meißner, Paulſen.
Italien:
De Pra (Genua), Calligaris (Caſale), De Beeche (Genua),
Burlando (Genua), Aliberti (Turin), Conti (Mailand),
Baloncieri (Aleſſandria), della Balle (Bologna), Magnozzi
(Livorno), Levratto (Hellas).
Der Spielverlauf.
deſſen Vorſtoß von Kugler unſchädlich gemacht wird. Kalb
be=
ſchäftigt den linken Flügel ſtark. Der erſte Angriff der Deutſchen
wird von der italieniſchen Verteidigung ſicher geklärt. Die
Deut=
ſchen ſind eine Zeitlang überlegen kommen aber nicht zum
Er=
folg. Nach 6 Minuten Spieldauer erzielt Italien die erſte Ecke.
Kugler, der den Ball nehmen will, fällt. Der Schuß geht knapp
ins Aus. Conti läuft mit dem Ball wieder dem deutſchen Tor
zu. Der ſchlecht zur Mitte gegebene Ball wird von Kalb
wegbe=
bemerkbar. Während Italien das halbhohe Spiel, mit wenig nur fünf Eckbälle ergab und kein Tor.
Kombination, aber ſchnellen ſteilen Vorlagen ſein Eigen nennt,
zeigen die deutſchen Spieler die übliche flache Art, mit
ausge=
prägter Kombination, aber eine viel zu langſame Spielweiſe. Anſchluß daran erzielt 2. ſeine erſte Ecke, die ebenfalls nichtsein=
Ueberhaupt ſind die Italiener beweglicher. Sie vermeiden, den
Ball lange zu behalten, im Gegenſatz zu den Deutſchen.
Insbe=
ſondere fällt das ungenaue Spiel von Kalb auf, der den Flügel
mit viel zu ſcharfen Vorlagen bedient. Hagen dagegen ſteht immer
ausgezeichnet. Die rechte Seite Italiens iſt die gefährlichſte.
Hagen verhindert des öfteren ein Unheil. Eine Vorlage Högers
nimmt Herberger auf, der die Verteidigung umſpielt und über
den ſich ihm entgegenſtürzenden Torwächter hinweg gegen, die
Querlatte ſchießt. Eine ſeltene Torgelegenheit iſt dahin. Kurz
vor der Pauſe erzielt Deutſchland die erſte Ecke, die Höger
vor=
züglich tritt; Paulſen, der freiſteht, zögert jedoch ſo lange, bis die
italieniſche Verteidigung dazwiſchen gefahren iſt. Eine weitere
Gelegenheit für die Deutſchen wird dadurch zunichte. Gleich
dar=
auf iſt Pauſe.
Nach der Pauſe erlebt die Zuſchauermenge eine arge
Ent=
täuſchung. Die Deutſchen finden ſich immer noch nicht zuſammen.
Das Zuſammenſpiel iſt ungenügend. Die Läuferreihe hält ſich
zu weit in der Defenſive, was wohl in der Hauptſache auf die
ſchnellen Angriffe der Italiener zurückzuführen iſt. Dieſe halten
ihr ſchnelles Tempo bei, kommen aber auch nicht über einige
Vorſtöße hinaus. Im weiteren Verlauf des Spiels ward
Ita=
lien immer beſſer. Kalb iſt viel zu langſam. Bei einem raſchen
Vorſtoß der Italiener kommt Kugler zu Fall, Baloncieri gibt
hoch und ſcharf zu Magnozzi, der in dieſem Augenblick hinter
Müller ſteht, alſo anſcheinend abſeits. Müller greift nicht ein,
und mühelos köpfte Magnozzi ins Tor. Auch Stuhlfauth iſt
offenbar des Glaubens, es ſei abſeits gepfiffen, aber Italien
hatte ſein Ehrentor erzielt, wenn dies auch die Zuſchauer erſt
gewahr wurden, als der Ball zur Mitte getreten wurde. Die
Angriffe ſind jetzt verteilt. Die deutſche Elf iſt luſtlos geworden.
Dann wird Herberger, der wegen einer Armverletzung ausſcheiden
muß, durch den Fürther Franz erſetzt. Immer mehr werden die
Hoffnungen der Zuſchauer enttäuſcht, die ſie in die Mannheimer
Spieler geſetzt hatten. Schließlich wird auch Kugler durch
Mül=
ler=Hamburg erſetzt. Bei dieſer Gelegenheit werden zwei
italie=
niſche Spieler ausgetauſcht. Deutſchland ſtellt das
Eckenverhält=
nis auf 4:1. Paulſen iſt viel zu langſam und ſeine Vorlagen
er=
reichen auch dann, wenn er frei iſt, kaum die Mitte. Noch einige
gegnſeitige Angriffe, und das Spiel iſt zu Ende.
Der Schriedsrichter, van Zwieteren=Holland, konnte gefallen.
Verein für Raſenſpiele Darmſtadt —F.C. Olympia Lorſch, 1:2.
Bei prächtigem Fußballwetter lieferten ſich V. f. R.
Darm=
ſtadt und Lorſch vor einer großen Zuſchauermenge einen heißen,
erbitterten Kampf, der die Zuſchauer bis zum Schlußpfiff in
größter Spannung hielt. V. f. R. bot trotz der Niederlage eine
annehmbare Leiſtung, die Manſchaft ſpielte mit größter
Aufopfe=
rung, war jedoch von einem verhängnisvollen Pech verfolgt.
V.f. R. war ſeinem Gegner an Zuſammenſpiel, Ballbehandlung
und Technik überlegen. Der Sturm ſchuf ſich wiederholt klare
Torgelegenheiten, ſcheiterte jedoch immer wieder, insbeſondere in
der zweiten Hälfte, an einem Mann, dem Lorſcher Torhüter
Lud=
wig, deſſen Glanzleiſtungen Lorſch Sieg und Punkte verdankt.
Neben Ludwig verdient auch der V.f.R.=Mittelläufer Braun große
Anerkennung. Sein Zerſtörungsſpiel und ſein Zuſpiel zum
Innentrio und zu den Flügeln ſind als ſehr gut zu bezeichnen.
— V.f.R. hat in der erſten Hälfte mehr vom Spiel; Lorſch geht
jedoch durch einen Strafſtoß, bei dem Breuer jede Abwehr
vermiſ=
ſen läßt, in Führung. Auch das zweite Tor für Lorſch wäre zu
verhüten geweſen. Im Anſchluß an einen vom Rechtsaußen gut
getretenen Eckball erzielt V.f.R. durch Meyer ſein einziges Tor.
V.f.R. ſpielt gegen Schluß ſtark überlegen, iſt aber machtlos
gegen=
über dem Lorſcher Torwächter, der unter ſchonungsloſem
Ein=
ſetzen ſeiner eigenen Perſon allen Angriffen gewachſen iſt.
Lorſch iſt in ſeinen Leiſtungen zurückgegangen; insbeſondere der
Sturm zeigte außer dem allerdings ſehr guten Flügelſpiel wenig.
Bei V.f.R. war das Stellungs= und Zuſammenſpiel recht gut.
Es mangelt nur an Torſchützen, denn ſonſt iſt es kaum glaublich,
wie man von drei Elfmetern, die V.f.R. zugeſprochen erhielt, kei= Südmainkreis:
nen einzigen verwandeln konnte. Der Schiedsrichter leitete gut
und hielt das zeitweiſe ſehr ſcharfe Spiel in fairen Grenzen. W.
Techniſche Hochſchule Hannober
Hannover-Karlsruhe 4:2 (1:0)
* Ihren Siegeszug ſetzten die Norddeutſchen auch in
Darm=
meiſter am Samstag nachmittag in Karlsruhe gegen die dortige
Hochſchulmannſchaft mit 4:2 (1:0) Toren. Beide Mannſchaften
ziemlich gleichwertig, Hannover die taktiſch beſſere und die
ſchuß=
gewaltigere.
Zum Spiel in Darmſtadt iſt zu ſagen: Hannover iſt die
beſ=
ſere Mannſchaft in ihrer Geſamtheit und hat verdient gewonnen,
wenn auch etwas reichlich hoch. Darmſtadt hat wohl gute
Einzel=
den auch die Vertreter Deutſchlands begrüßt, die trotz aller Ge= ſpieler, genau wie Hannover, in ſeiner Mannſchaft, aber keine
Mannſchaft. Die Urſache der Niederlage iſt das geringe
Ver=
ſtändnis der Spieler untereinander. Die Gäſte legten den
Darm=
ſtädtern in der erſten Viertelſtunde 4 Tore vor, und damit hatten
ſie gewonnen. Die nächſten 10 Minuten waren mit teils
verteil=
mehr Chancen, offenſichtliche Torgelegenheiten, aber ſie wurden
nicht ausgenützt. Torgelegenheiten zählen aber bekantlich nicht,
nur Tore, und die ſchoſſen eben die Norddeutſchen, die ſich aufs
Beſte darauf verſtanden. Ihr Mittelſtürmer verſtand es,
hervor=
ragend die Gelegenheiten herauszuarbeiten und zu verwerten. Er
hat zweifellos aus den verſchiedenen, an ſich guten Einzelſpielern,
eine hervorragend gute, ich möchte faſt ſagen, gutklaſſige
Mann=
ſchaft gemacht, die gegen die erſte Ligamannſchaft auch zu
kämp=
fen verſteht, was auch ihre Spielergebniſſe gegen norddeutſche
Ligagegner beweiſen. Dieſe Eigenſchaften fehlten eben bei Darm=
Gleich nach dem Anſtoß leitet Conti den erſten Angriff ein, ſtadt. Die Einheit, das Verſtändnis für die Anſchläge des
Geg=
ners mangelte den verantwortlichen Sturmführern und Läufern
der Darmſtädter Studentenelf. — Ausführlicher Bericht folgt.
Sportverein Darmſtadt 1898 — V.f. T.u. R. Feudenheim, 2:2.
(Halbzeit 2:1). Eckballverhältnis 8:4 für D.
Das letzte Spiel der Vorrunde vermochte Sportverein nicht
zu ſeinen Gunſten zu entſcheiden. Die erſte Halbzeit war
aus=
geglichen, während gegen Schluß der zweiten Halbzeit ſich eine
fördert. Schon jetzt macht ſich die Verſchiedenheit der Syſteme drückende Ueberlegenheit Sportvereins herausbildete, die jedoch
Gleich zu Beginn des Spiels erzwingt Feudenheim ſeine
erſte Ecke, die von Darmſtadt mit viel Glück abgewehrt wird. Im
bringt. D. kommt verſchiedentlich ſchön vors Tor des Gegners,
verſchießt aber jeden Ball durch allzugroße Nervoſität.
Feuden=
heim bekommt eine zweite Ecke, die es durch Handſpiel verdirbt.
Mirte der erſten Halbzeit bekommt Jakoby den Ball, umſpielt drei
Gegner, flankt zur Mitte, Müllmerſtadt lenkt den Ball an Becker
weiter, dieſer legt Bärenz vor und Bärenz ſchießt an dem
heran=
laufenden Torwächter vorbei das erſte Tor. Wenige Minuten
darauf läuft Frick die Linie entlang, gibt zur Mitte und
Müll=
merſtadt ſchießt zum zweiten Mal ein. Feudenheim ſtrebt
mäch=
tig nach einer Verbeſſerung dieſes Ergebniſſes, ohne aber vorerſt
die Hintermannſchaft Sportvereins überwinden zu können. Kurz
vor Schluß der erſten Halbzeit gelingt es Feudenheim dennoch,
durch einen Fehler der Darmſtädter Verteidigung ein Tor zu
er=
zielen. Die Gäſtemannſchaft ſtrengt ſich nun ſehr an, den
Aus=
gleich herzuſtellen, kann aber nur noch zwei Ecken erzwingen.
Halbzeit.
Bei Beginn der zweiten Halbzeit zieht Feudenheim gleich
mächtig los. Einen Schuß des Halbrechten köpft Takase ins
Feld zurück und verhindert dadurch ein ſicheres Tor. Der ſtarke
Anſturm Feudenheims verurſacht ein Gedränge vor dem
Darm=
ſtädter Tor der Ball wandert hin und her und landet plötzlich
im Tor. Feudenheim hat ausgeglichen. Darmſtadt ſpielt nun
mächtig auf Sieg und geſtaltet das Spiel zu einer geradezu
drü=
ckenden Ueberlegenheit. Einen Strafſtoß Müllmerſtadts hält der
Torwächter, desgleichen einen weiten Schuß von Bärenz und von
Jakoby. Darmſtadt erzwingt nacheinander noch fünf Ecken, die
entweder zu einer weiteren Ecke oder ausgeköpft werden.
Müll=
merſtadt tritt noch einen Strafſtoß, der abgewehrt wird. Ein
wei=
terer Schuß desſelben Spielers prallt an der Torlatte ab. Gleich
darauf Schluß.
Vor den Ligamannſchaften ſpielten die „Junioren”
Sport=
vereins gegen 1. Mannſchaft „Eintracht”=Weinheim und ſiegten
nach ſchönem Spiel 5:1. — Die Liga=Erſatz=Mannſchaft gewann
gegen 1. Mannſchaft Sp.=V. Stockſtadt 1:0. — 3. Manaſchaft
gegen 2. Mannſchaft „Union‟=Darmſtadt 0:5. — 4. Mannſchaft
gegen 3. Mannſchaft „Union‟=Darmſtadt 1:2.
Mainbezirk:
Sp.=C. Bürgel — Eintracht=Frankfurt a. M. 0:0.
Sp.=V. Frankfurt — Kickers 2:0.,
Hanau 93 — V.f.R. 01, Frankfurt a. M. 4:3.
Helvetig=Frankfurt — Union=Niederrad 4:0.
Bayern:
Nürnberger F.=V. — Teutonia=München 8:0.
Wacker=München — Bayern=München 0:3.
Württemberg—Baden:
Sp.=Cl. Stuttgart — Kickers=Stuttgart 2:2.
1. F.=C. Pforzheim — F.=Cl. Freiburg 2:2.
F.=C. Mühlburg — V.f.R. Heilbronn 0:1.
Sp.=Cl. Freiburg — V.f.B. Stuttgart 2:1.
Rheinheſſen—Saar:
Höchſt — Saar 05. 3:0.
F.=V. Saarbrücken — Sp.=V. Wiesbaden 1:0.
Rheinbezirk:
Pfalz=Ludwigshafen — Phönix=Ludd gshafen 0:4.
Waldhof — Pirmaſens 2:1.
Kreisligat
Nordmainkreis:
Sportfreunde=Frankfurt a. M. — Rödelheim 1:0.
Eckenheim — Olympia 2:1.
Fechenheim — Heddernheim 0:3.
Boruſſia — Oberurſel 1:1.
F.=V. Homburg — Sp.=V. Bergen 3:3.
Oſtmainkreis:
Groß=Auheim — Rüla 1:0.
Kickers=Aſchaffenburg — Viktoria=Aſchaffenburg 1:8.
Sp.=V. Damm — Viktoria Kahl 1:1.
60 Hanau — 1920 Hanau 3:0.
Klein=Steinheim — Hanau 94 1:2.
F.=V. Sprendlingen — F.=V. Heuſenſtamm 2:0.
Sp.=V. Dietzenbach — Sp.=V. Offenbach 2:0.
Motorſport.
Durch Bergſiraße und Odenwald.
Zuverläſſigkeitsfahrt für Motorräder über 78,1 Kilometer,
ver=
anſtaltet vom Motorradklub Darmſtadt e. V. und dem Heſſiſchen
Motorradklub e. V., Sitz Darmſtadt.
Die Fahrt ging geſtern programmäßig vonſtatten. Ab 12 Uhr
ſchickte der Starter 42 Fahrer, durchweg Mitglieder der
veran=
ſtaltenden Klubs, auf die Reiſe. Das Wetter war gut, die
Stra=
ßen aber alles andere. Die Seitenwagenfahrer hatten dadurch
wenig zu leiden, aber die Solofahrer. Mit einer ledigen Maſchine
bei derartigen Straßenverhältniſſen vom Mültal nach Nieder=
Beerbach zu kommen, dazu noch pünktlich auf die Minute, iſt eine
ſportliche Leiſtung, die nur auf einer zuverläſſigen Maſchine von
einem gewandten Fahrer zuwege gebracht werden kann. Als
Fahrtteilnehmer will ich berichten, was ich vor und während der
Fahrt ſah. Ich ſtartete in der Seitenwagenklaſſe ſI nicht über
650 ccm; vor mir nur die Klaſſe I Maſchinen bis 150 ccm. Die
Abnahme war auf 11.30 Uhr feſtgeſetzt. Als ich zur Abnahme
er=
ſchien, herrſchte am Start (Beſſunger Turnhalle) bereits ein reger
Betrieb. Motorräder aller Stärken mit und ohne Seitenwagen,
dazwiſchen Abnehmer, Zeitnehmer, Kontrolleure,
Schlachten=
bummler, kurz: Hochbetrieb. Kurz vor 12 Uhr forderten die
Star=
ter zur Aufſtellung auf. Es wurde in Minutenabſtänden
geſtar=
tet. 4 Minuten nach dem letzten Fahrer der Klaſſe I wurde ich
abgelaffen. 37 Minuten Fahrzeit bis Seeheim, dazu genügt ja
ſchließlich ein Tempo von ca. 40 Kilometern. Dachte ich. Schon
in Eberſtadt hatte mich mein Klaſſenkonkurrent Engel auf
Wan=
derer eingeholt. Sein eifriges Huppen zum Vorbeilaſſen war nur
Aufforderung zum Drücken aufs Tempo. Flott gehts durchs
Mühltal. In einer Kurve ſauſt trotzdem mein Konkurrent
vor=
bei. Auf der ungepflaſterten Straße nach Nieder=Beerbach
kom=
men die erſten Fahrer der I. Klaſſe in Sicht. Zuerſt Schäfer,
dann die anderen, Müller jun., Hartmann, Bech und Kappel.
Sämtliche dreſſierten ihre Maſchine teils zu Fuß, teils im kleinen
Gang, Füße auf dem Boden, die Steigung hinauf. Strichfahren
gabs nicht, Vorderrad rechts, Hinterrad links, dann wieder
um=
gekehrt gings auf der ſchmierigen Straße langſam, aber ſicher
vorwärts. In Nieder=Beerbach verfährt ſich mein
Klaſſenkonkur=
rent, dadurch komme ich an die Spitze. Vor der Kontrolle
See=
heim großer Treffpunkt der Fahrer von Klaſſe I und VI.
Ziga=
retten werden angeſteckt, Uhren verglichen, und herein gehts im
Schneckentempo zur Kontrolle Seehein. Die I. Klaſſe hatte
vor=
her in Seeheim einzutreffen. Von Seeheim ſind es ca. 50
Kilo=
meter zur nächſten Wertungskontrolle in Roßdorf. Man weiß
nicht, was unterwegs paſſieren kann, deshalb Tempo und Zeit
gewinnen. Hinter Auerbach iſt der vorderſte Fahrer der Klaſſe I
wieder eingeholt. Ablaufkontrolle Bensheim paſſiert, und dann
— kam der „idealſte” Teil der Strecke. Nicht zu beſchreiben —
miſerabel. An Geſchwindigkeit und Zeitgutmachen nicht zu
den=
ken. Langſam gehts durch Kurven, Schlamm und Schotter über
Schönberg nach Gadernheim. Von hinten kam keiner. Hinter
Gadernheim waren die Straßenverhältniſſe „gut” und es ging
bergab. Vor Ernſthofen bekam ich Defekt und mußte
unfreiwilli=
gen Aufenthalt nehmen. Schickſal! und es vollendete ſich. Die
ganze Seitenwagenklaſſe paſſiert. „Wehmütig” ſehe ich den
letz=
ten um die nächſte Kurve verſchwinden. 5 Minuten waren beim
Teufel, aber trotzdem noch 36 Minuten Zeit bis Roßdorf. Keine
unmenſchliche Leiſtung. Kaum auf der Maſchine, ſauſt Keller mit
ſeinem Harley in ganz „zuverläſſigem” Tempo vorbei. Vor
Ernſt=
hofen zieren zwei meiner Klaſſenkonkurrenten die Straße. Gut
ſo, denke ich. Aber hinter Ober=Modau iſts bei mir wieder
Schluß. Die Zündung ſetzt aus. Diesmal gehts aber ſchneller,
nur 3 Minuten ſind zu opfern. Vor Ober=Ramſtadt wieder ein
Kkaſſenkonkurrent. Kruck montiert am Hinterrad. Mir langté
gerade noch, zu der Roßdörfer Kontrolle rechtzeitig einzutreffen.
Vor Roßdorf wieder dasſelbe Bild. Diesmal finden ſich noch
Vertreter verſchiedener anderer Klaſſen dort zuſammen. Keller
vertritt Klaſſe VII, Hahn auf ſeinem O.K. iſt auch ſchon da. Er
mußte ſeine Maſchine ganz anſtändig durch den „Dreck
geſchlen=
kert” haben. Da ich als erſter in Roßdorf einfahren durfte, hatte
ich wieder die Spitze. Diesmal wollte ich ſie aber auch behalten.
Am Einſiedel hatte ich noch genügend Zeit, „Betriebsſtoff”
auf=
zunehmen. Mittlerweile paſſierten wieder zahlreiche Fahrer, um
wieder 1 Kilometer vor dem Ziel die Einfahrtszeit abzuwarten.
Am Ziel Oberwaldhaus hatten ſich zahlreiche Anhänger des
Motorradſports eingefunden. Als Zielrichter uſw. fungierten
dort die Herren Wieſt, Fuchs, Schwarz, Rühl, Jack, Zürtz und
Levy. Es war für die Herren bei dem oftmaligen gleichzeitigen
Einfahren verſchiedener Fahrer kein Leichtes, dieſes Amt
ein=
wandfrei zu verſehen. Trotzdem hat alles zur allgemeinen
Zu=
friedenheit geklappt.
Zur Fahrt hatten ſich insegſamt 55 Fahrer gemeldet. Davon
kamen 42 Fahrer ihrer Startberechtigung nach, und von dieſen
42 Fahrern fuhren 36 die ganze Strecke durch. Ein Ausfall alſo
von ca. 15 Prozent, und von dieſen Fahrern abſolvierten 19 die
Strecke ſtrafpunktfrei.
Die Namen der ſtrafpunktfreien Fahrer ſind: Schäfer auf
Caloda, Hartmann auf D.K.W., Henke auf Trumpf=Aß, Deckert
auf K.G., Krück auf Sarolea, Krain auf engl. Triumph, Engel
auf Wanderer, Freund auf Dolf, Karl Zürtz auf Zürtz Rekord,
Stark auf Horex, Keller auf Harley Davidſon, Hahn auf O.K.
junior, Forger auf Jonus, Tordrup auf E.P.A., Hugo Huck auf.
Ardie, Felix Wolf auf Jap, Philipp Huck auf Viktoria, Freihold
auf D.=Rad und Gubiz auf N. S.u.
In den einzelnen Klaſſen iſt das Ergebnis:
Klaſſe I — bis 150 ccm:
Außer Konkurrenz: 1. W. Schäfer auf Kaloda. — 1.
Hart=
mann auf D. K.W. 2. Beck auf Buſſe. 3. Kappel auf D. K.W.
Klaſſe II — bis 250 ccm:
1. Freund auf Dolf. 2. Karl Zürtz auf Zürtz Rekord. 3. Stork
auf Horex.
Klaſſe III — bis 350 ccm:
1. Hahn auf O.K. junior. 2. Forger auf Jonus. 3. Tordrup
auf E.P.A. 4. Huck auf Ardie. 5. F. Wolf auf Jap.
Klaſſe IV — bis 500 ccm:
1. Ph. Huck auf Viktoria. 2. Freihold auf D.=Rad. 3. Gubiz
auf N. S.u.
Klaſſe V — über 500 ccm:
1. Giggerich auf Mabeco. 2. Heckmann auf Wanderer.
3. Eiſinger auf Engl. Triumph.
Klaſſe VI — Maſchinen bis 650 ecm mit Seitenwagen:
1. Henke auf Trumpf=Aß mit Kali. 2. Deckart auf K. G. mit
Kali. 3. Kruck auf Sarolea mit Kali. 4. Krain auf Engl. Triumph
mit Montgomery. 5. Engel auf Wanderer mit Aufa.
Klaſſe VII — Maſchinen übex 650 ccm mit Seitenwagen:
1. Keller auf Harley Davidſon mit Ala. 2. Pecher auf N. S.1.
mit Aufa.
Die beſten Leiſtungen im Geſamtklaſſement ſind:
1. Keller ohne Zeitdifferenz. 2. Hahn 2 Sekunden.
3. Henke 11 Sek. 4. Deckart 14 Sek. 5. Freund 23 Sek. 6. Zürtz
24 Sek. 7. Forger 26 Sek. 8. Stork 65 Sek. 9. Ph. Huck 66 Sek.
Anſchließend an die Fahrt fanden ſich die Fahrer im
Ober=
waldhaus zur Reſultatbekanntgabe zuſammen. Infolge
verſpäte=
tem Eintreffen einer Kontrolliſte zog ſich dieſe etwas in die
Länge, jedoch kam durch die Wartezeit eine ganz vergnügliche
R. D.
Stimmung in die Motorradſportler.
Seite 6.
Montag, den 24. Nobember 1924,
Rummer 227
Hocken.
Darmſtädter Hockeyklub 1.—Turngem. Heidelberg 1. 6:7 (4:2).
Die Heidelberger ſtellten eine äußerſt ſchnelle, ſtockſichere
Mannſchaft, die ihre Hauptſtützen im Mittelläufer, Mittelſtürmer
und Linksaußen hat. Heidelberg drückt in den erſten Minuten
ſtark, dann macht ſich D. H. C. frei und erzielt nach gutem Spiel
2 Tore. Das Spiel bleidt dann ausgeglichen, doch ſind die
An=
griffe der Einheimiſchen geſährlicher. Die rechte Sturmſeite
erzielt werden, denen Heidelberg gleichfalls 2 entgegenſetzt. Nach
Seitenwechſel ſchießt der D. H. C. Nr. 5, läßt dann aber ſtark
nach, was die Turner ſogleich ausnutzen, um in ungeſtümem
Drängen aufzuholen. Nochmals geht D. H. C. in Führung, doch
kann die ermüdete Hintermannſchaft die Angriffe des
Heidel=
mi= Hante machte er 15 Fehler. — Die Ergebniſſe: berger Sturmes nur ſchlecht abwehren. Die Gäſte gleichen aus
und erzielen kurz vor Schluß das ſiegbringende Tor. Beim
D. H. C. vermißte man ein einheitliches Zuſammenarbeiten.
Am Schluß wurde teilweiſe unaufmerkſam geſpielt und viel
ge=
redet. Der beſte Mann war Niſſel auf Rechtsaußen, auch
Niet=
hammer als Mittelläufer war ſehr gut. Die Verteidigung ließ
in der zweiten Hälfte auffallend nach und verhalf den
Heidel=
bergern zu einem billigen Sieg.
Heidelberger Hockeyklub I. — Sp.=Cl. 80. Frankfurt I. 6:3.
Martni). Tot. 25, Pl. 14, 23, 30, 35. 15 Teiln. — 5. Springen: Eintracht=Frankſurt, Lamen — Sp.=Cl. 80, Frankfurt, Lamen 1:1.
Handball.
Partner (Ch. v. Knobelsdorff), 2. Kelme (Rittm. Binder), Polizeiſportverein Hanau — Sportverein Darmſtadt 1898, 1:4.
Das letzte Verbandsſpiel außerhalb Darmſtadts Mauern,
7. Springen: 1. Lt. v. Wedels Nittersmann (Beſ.), 2. Impe= das vorlette Hindernis zur Abteilungsmeiſterſchaſt, wurde von
den Darmſtädtern in gewohnt ſiegreicher Manier überwunden.
(Nittm. v. Dufay). Tot. 193, Pl. 30, 33, 22, 33. 11 Teiln. — Wenn jetzt nächſten Sonntag die Nevanche gegen den glücklichen
ſchen, die D.J.K.=Sachſenhauſen gelingt, dürfen wir mit berech=
Der Schlußtag brachte am Nachmittag als Glanznum= tigtem Stolz auf die elf Mannen ſchauen, die Sonntag für
Sonn=
tag ihr Beſtes für ſich, die Ausbreitung des Handballſpiels und
Das Spiel wurde auf dem viel zu kleinen Platz der Lamboy=
Knieverletzung ſehr behindert. Trotzdem finden ſich die
Darm=
ſtädter bald zuſammen, und nach 10 Minuten ſendet Juda
unhalt=
arten der hohen Schule in vollendeter Weiſe vorführte und durch bar zum erſten Tor ein. Nicht viel ſpäter verwandelt Jans
die Art, mit der er die ihm geſtellten Aufgaben löſte, wiederholt, einen Strafwurf, und Daniel ſtellt das Halbzeitergebnis durch
raf=
baren Schuß von Jans durch. In den letzten Minuten raffen ſich
die Poliziſten auf, und ihr Mittelſtürmer verhilft ſeiner Elf zu
erwies ſich als überlegene Klaſſe und erhielt den erſten Preis. einer 4:1 Niederlage. Die Hanauer ſuchten ihre Spielſtärke
durch Reklamieren und allzu robuſtes Spiel zu erhöhen, fanden
terbanden alle noch ſo gutgemeinten Angriffe, die Außenläufer
kombinierten erfolgreich. Glückauf zum letzten Spiel!
Hada.
Trommelball.
Tgde. Darmſtadt 1846—Tv. Pfungſtadt 61:65.
Gaumeiſter Tgde. Darmſtadt 1846.
Am geſtrigen Sonntag ſtanden ſich auf dem Platze des Tv.
(Frl. van Lungen), 2. Fr. Behrs Liebherr (Fr. Franke). 5 Teiln. ging um die Meiſterſchaft des Main=Rhein=Gaues der Deutſchen
Hacknet=Siegerpreis: 1. Baron Deckens Queen Mary (Frhr. Turnerſchaft. Beide Gegner ſind als gleichwertig bekannt.
ein Spieler. Nur durch Aufwendung aller Energie und zäher
teil ausgeglichen, ſondern auch der Sieg und ſomit der
Meiſter=
titel errungen werden.
Boxen.
Ein ſchneller Sieg Haymanns.
Ein von der geſamten deutſchen Amateur=Boxſportgemeinde
mit großer Spannung erwarteter Kampf ging in München vor
ſich. Die beiden Schwergewichtsmeiſter Haymann (1860=
Mün=
ſchen Athletik=Sportverbands von 1891, ſtanden ſich gegenüber,
doch kamen die vielen Zuſchauer nicht auf ihre Koſten. In
20 Sekunden war der Kampf beendet. Haymann verſetzte
zweiten — und das Spiel war aus.
Kraftſport.
Kraftſportverein Darmſtadt 1895.
Der Verein veranſtaltete geſtern früh um 10 Uhr in der
Turnhalle der Ballonſchule unter Leitung ſeines 1. Vorſitzenden,
des Dentiſten Herrn Joſeph, einen Wettſtreit im Ringen um
die Vereinsmeiſterſchaft der Schüler und Zöglinge. Als
Kampf=
richter fungierten ältere Vereinsmitglieder. Die Kämpfe
ver=
liefen ohne Unglücksfall, und das Ergebnis iſt:
Schülerklaſſe: 1. Chriſt, 2. Bock, 3. Haas, 4.
Scheuer=
mann.
Zöglinge, 2. Klaſſe: 1. Jöſt, 2. Zapf, 3. Eckſtein,
4. Kniewaſſer, 5. Gries.
Zöglinge, 1. Klaſſe: 1. Weckbach, Hans, 2. Jäger.
Das zahlreiche Publikum, das an den Kämpfen regen Anteil
nahm, hatte Gelegenheit, ſich an dem Eifer und Sportgeiſt
un=
ſerer Jungen zu erfreuen, und konnte an den ſchönen, kräftigen
Geſtalten die Bedeutung des Ringens gerade für unſere Jugend
erkennen.
Waſſerſport.
Die erfolgreichen Rudervereine 1924.
Die Jahresſtatiſtik des Deutſchen Ruderverbands über die
Erfolge der Rudervereine im abgelaufenen Jahr, auf Grund
deren die Auszeichnung für beſonders erfolgreiche Trainer
ver=
liehen wiro, liegt jetzt vor. Man muß jedoch vorweg bemerken,
daß das Punttwertungsfyſtem den ſportlichen Leiſtungen vieler
Vereine nicht in vollem Maße gerecht wird, da die
Wertungs=
tabeue wohl die Anzahl der Siege berücſichtigt, ohne aber die
Gewinne in den erſttlaſſigen Prüfungen beſonders zu
berücſich=
tigen. So ſtehen beiſpielsweiſe die Berliner Sport=Boruſſen mit
2. Pundten, die zumeiſt in erſtklaſſigen Nennen erzielt wurden,
erſt an ſiebenter Stelle. Nachſtehend die Punttabelle: Kölner
El. f. Waſſerſport und Mainzer R.=V. je 34, Frantfurter R.=G.
Germania 27, Offenbacher R.=G. Undine 25, R.=V.
Wratis=
lavia=Breslau 24, Kaſteler R.=G. v. 1864 23, Dresdener 9.=V.
22, Berliner R. C. port=Boruſſia 21. Heidelberger R.=K. v.
1875 19. R. C. Favorite=Hammonia=Hamburg 17. R.=K. Am
Wannſee, R.=G. Wiking=Leipzig, Waſſerſportv. Mülheim (Ruhr),
Stuttgarter R.=G. v. 1899 je 16, Akad. R.=V. Hannover 15,
Frankfurter R.=V. v. 1865, Königsberger R.=C. je 14,. Koblenzer
R.=G. v. 1921, R.=R. des Eſſener T.= u. F.=C., R.=G. v. 1774
Nelſon=Halle, Kölner R.=V. v. 1877, Potsdamer R.=C., R. G.
Worms je 13, Berliner R.=K. Hellas, R.=C. Rhenania v. 1877,97=
Koblenz je 12, Bremer R.=V. 1882, Danziger R.=V., Frankfurter
R.=C. v. 1862 Frankfurt a. O., Magdeburger R.=C., Münchener
R.=C. v. 1880 je 11, R.=C. Viktoria=Tanzig, R.=C. Hanſa=
Dort=
mund, Limburger R.=C. v. 1907, Lübecker R.=G. v. 1885 je 10,
Erſter Breslauer R.=V., R.=V. Kurheſſen=Kaſſel, R.=C. Deſſau,
R.=G. Hannover Linden 1899, Linzer R.=V. Iſter,
Ludwigshafe=
ner R.=V., Mannheimer R.=V. Amicitia, R.=G. Trier, Ulmer
R.=C. Donau, R.=V. Villach je 9, R.=G. Wiking=Berlin, R. C.
Havel=Brandenburg, Waſſerſportv. Düſſeldorf, R.=V. Wiking=
Linz, Meißener R.=C. Neptun, Regensburger R.=C., R.=C. Triton=
Stettin je 8.
Schwimmen.
Dr. Lechnir in Holland ſiegreich.
Der Deſſauer Kunſtſpringer und frühere deutſche Meiſter
Tr. Lechnir, ſiegte bei dem internationalen Wettſchwimmen in
Amſterdam überlegen, mit Platzziffer 3 vor den beiden
Hol=
ländern Lotgering und Hemſing, von denen letzterer auf der
Pariſer Olympiade im Endkampf des Kunſtſpringens ſtartete.
Schießſport.
Heſſiſcher Schießſport=Verband.
Nachdem vom Kartell für Jagd= und Sportſchießen,
Anſchluß=
verband des Deutſchen Reichsausſchuſſes für Leibesübung, der
deutſchen Behörde für Kleinkaliberſchießen, die Anerkennung des
Heſſiſchen Schießſportverbandes, Sitz Darmſtadt, als „
Landesver=
band Heſſen” ausgeſprochen wurde, ſind wir in der Lage, alle
Vereine, die das Kleinkaliberſchießen betreiben und ſich der
Sta=
tuten= und Schießordnung des Kartells unterwerfen wollen, in
unſeren Verband aufzunehmen. — Sie haben dadurch alle Rechte
und Pflichten wie ſie vom Kartell vorgeſchrieben werden und
außerdem ſind dieſe Schützen gegen Unfall und Haftpflicht in
be=
trächtlicher Höhe verſichert. — Auch ſonſt ſind große Vorteile
zu=
geſprochen. — Wir ſind gerne bereit, auf Verlangen zu erſcheinen
und den Intereſſenten und Sportfreunden die Ziele des Kartells,
ſowie des Verbandes klar zu legen. — Da bei den jetzt in
Aus=
ſicht ſtehenden großen Schießſportwettkämpfen nur Vereine und
Schützen zugelaſſen werden können, die dem Verband oder
Kar=
tell angehören, wäre es von großem Vorteil, jetzt den Anſchluß zu
bewerkſtelligen. — Wir bitten alle Schützenvereine, ſich an uns
wenden zu wollen und wir werden alsdann ſtets mit Rat und
Tat zur Seite ſtehen. — Auskunft erteilt die Geſchäftsſtelle:
Darm=
ſtadt, H. Schmidt, Alexanderſtraße 15, ſowie der erſte Vorſitzende,
Kurt Rohde, Kiesſtraße 124.
Re.=Schm.
Pferdeſport.
Berliner Reit= und Fahrturnier.
Von einer Ermüdung der Zuſchauer iſt nichts zu ſpüren.
Man har im Segente l den Eindruck, als wenn das Publitum
erſt ſept, wo es neiter und Pferde genau tennt, richtig auf den
C2.miad geiem ten iſt. Am Freitag abend war das Haus
wpicber fehr gur beſugt. Die beſte Figur machte wieder der
jünge Ch. d. Hnodetsdorff auf Ertau.)t, der die rafſiniert
aus=
ge iugelte Bahn in der ſchneuſten Zeit von 57 Selunden, ſelbſt= bring: den Ball ſtets gut vor das Gäſtetor, wo 2 weitere Tore
verſiandlich ſeh erlos, hinter ſuh brachte. Auf Partner hotte ſich,
der ſympathiſche Reiter mit 5 Fehlern noch eine weitere
Abtei=
lung. Mauaße. Prinz 11., Orlo, Aribert, Rittersmann und
Ceiiauer waren die we teren Sieger des Abends. Freiherr
v. Tangen iſt ganz außer Form. Mit Apache jam er zu Fau,
1. Springen: 1. W. Groſſes Maitatze (W. Schulz), 2. Eckard (Lt.
Scmatz), 3. Reſeda (Sckonei), 4. Ulfilas 2. (Lt. Baldamus),
5. Ingraban (Wolfſtein). Tot. 113, Pl. 19, 42, 16, 21, 22. Der Sturm ließ in der zweiten Hälfte eine Menge Chancen aus.
21. Teiln. — 2. Springen: 1 Frhrn. v. Lüdinghauſens Prinz 11.
(Hptm. Martins), 2. Treue 2. (Sühr), 3. Imperator (
Loeſch=
mann), 4. Vera (Lt. Stieff), Tot. 69, Pl. 26, 51, 19, 31. 16 Teiln.
— 3. Springen: 1. Fr. F. Beits Urlo (Lt. Amlinger), 2. Jopie
Slim (Ntittm. Labouchere), 3. Tonkin (Maderholz), 4. Granit
(A. Holſt). Tot. 194, Pl. 86, 23, 60, 30. 15 Teiln. — 4.
Sprin=
gen: 1. v. Knobelsdorff Erlaucht (Ch. v. Knobelsdorff), 2. Horſt
(Perske), 3. Emden (Rittm. O. Binder), 4. Hubertus 8 (Nittm. Hei elberger Hoceyklub II. — Sp.=Cl. (0 Frankfurt II. 1:4.
1. Th. Nierhoffs Aribert (A. Holſt), 2. Viktoria (Lt. v.
Barne=
kow), 3. Eckard (Lt. Schmalz), 4. Spanier (Lt. Momm). Tot. 31,
Pl. 12, 21, 35, 14. 12 Teiln. — 6. Springen: 1. v. Knobelsdorffs
3. Shantung (E. Punge). Tot. 54, Pl. 24, 35, 35. 9 Teiln. —
rator Nero (Pulvermann), 3. Marſchall (Holſt), 4. Siegfried.
2. Springen: 1. L. H. Samſons Centauer (Holſt), 2. Marie (Lt. Gewinner des Vorſpiels und einzigen Bezwinger der Einheimi=
Andrae). Tot. 23, Pl. 14, 24. 6 Teiln.
mer das Championat der Schwergewichte und die
Dreſſur=
prüfung der Schulpferde. Das Championat der Schwergewichte, ihren Sportverein 1898 hergaben!
ließ ſich Prinz Friedrich Sigismund von Preußen mit Heiliger
Speer nicht entgehen, der ſeinen Gegnern ſichtlich überlegen war. Kaſerne in Hanau ausgetragen, deſſen Ausmaße und Sandboden
und den erſten Preis ehrlich verdiente, wenn auch Frhr. v. Lan= die Gäſte nicht zur Entfaltung ihres Könnens reizte. Auch war
gen auf Emir die aufgeſtellten ſechs Hinderniſſe in ſchnellerem ihr ſonſt ſo vorzüglicher Mittelläufer Götz durch eine ſchwere
Tempo bewältigte. Zur Dreſſurprüfung der Schulpferde ſtellte
ſich nur ein Bewerber, Oblt. Gerhard auf Panther, der
Gang=
hellen Jubel entfeſſelte. Den wirkungsvollen Abſchluß der finierten Schrägſchuß auf 3:0. Auch in den nächſten 30 Minuten
Dreſſurprüfungen bildete ein Dreier=Gruppenreiten, in dem die kommen die Hanauer nicht auf. Ihr Torwächter läßt einen halt=
Mehrzahl der beſten Pferde unter den beſten Reitern ſich
prä=
fentierte. Das Trio des ſchwediſchen Oberleutnants Sandſtröm
Das Haus war wieder übervoll, ein Beweis, daß das Turnier
trotz ſeiner langen Dauer an Zugkraft bis zum Ende nichts ein= aber wenig Unterſtützung bei dem recht guten Schiedsrichter aus
gebüßt hat. Nachſtehend die Ergebniſſe: Jagdſpringen für Langen. Darmſtadts Hintermannſchaft (Eisfeller, der immer
Damenpferde: a) im Damenſattel: 1. Fr. P. Riottes Treue 2. gute Torwächter, und Meier=Kadel, die feſte Verteidigung), un=
(Beſ.), 2. Fr. Perskes Horſt (Beſ.), 3. Oblt. Gerteis Ralf (Fr.
Perske), 4. Fr. Dr. Wieners Schwabenjunge (Beſ.) 15. Teiln. Halm und Halboth ſchafften erfolgreich für Götz mit. Den Stür=
— b) Im Herrenſattel: 1. Fr. T. Ewers Harras (Beſ.), 2. Fr. mern gefiel der kleine Platz nicht, lediglich Reuter und Penzel
v. Häuslers Hannepü (Fr. Franke), 3. Hermanns Novize (Fr.
Hanebeck), 4. Frl. A. Schuſters Mathilde (Beſ.). 9 Teiln. —
Championat der Schwergewichte: 1. Prinz Friedrich Sigismund
von Preußens Heiliger Speer (Beſ.), 2. Frhrn. v. Langens Emir
(Beſ.), 3. v. Platens u. P. Emdens Prinz Chriſtian (v. Platen),
4. Platz=Pachutken u. Hauptm. Feherabends Trajan (Hauptm.
Feherabend). 7 Teiln. — Dreſſurprüfung für Schulpferde: Kav.=
Schule Hannovers Panther (Oblt. Gerhard) im Alleingang. —
Championat der Damen=Reitpferde: 1. Frhrn. v. Langens Auer Pfungſtadt die Mannſchaften beider Vereine gegenüber. Es
v. Fritſch). 11 Teiln. — Dreierklaſſe: 1. Oblt. Sandſtröm mit Pfungſtadts Mannſchaft war vollzählig, bei Darmſtadt fehlte
Landsknecht, Ralf und Säbel, 2. Turnierſtall Beermann mit
Wotan 8. Tretha und Herold, 3. Oblt. Gerteis mit Ralph, Gold= Ausdauer der Darmſtädter Turner konnte nicht nur dieſer
Nach=
regen und Flattierer, 4. Fr. Behr mit Liebherr, Gallant,
Aels=
kling. 8 Teiln.
Winterſport.
Europameiſterſchaft im Eis=Kunſtlaufen.
Die Europameiſterſchaft im Eiskunſtlaufen für Herren wird
jetzt durch den Berliner Eislaufverein von 1866, für den 24. und
25. Januar, nach der Kunſteisbahn in Wilmersdorf (Kaiſerallee) chen), als Vertreter des Deutſchen Reichsverbands für
Amateur=
ausgeſchrieben. Verteidiger des Titels iſt F. Kachler=Wien, der boxen, und Bogner (Apollo=München), als Vertreter des
Deut=
jedoch die Abſicht hat, ſich in Zukunft nicht mehr aktiv zu
betä=
tigen. In Verbindung mit der Europameiſterſchaft kommen noch
verſchiedene internationale Kunſtlaufen für Senioren, Junioren, Bogner ſofort einen Kinnhaken, als er bei „8” ſich erhob, einen
Damen und Paare zum Austrag.
Die Forderung unſerer Zeit.
Von Dipl.=Sportlehrer Fritz Strube, Hannover.
(Nachdruck verboten.)
Eine der größten Aufgaben des deutſchen Volkes, beſonders in der
jetzigen, durch den Krieg vergewaltigten Zeitepoche iſt, für die
Ertüch=
tigung der Jugend, ſeiner Jugend, aus denen ſpäter die führenden
Männer und Frauen hervorgehen ſollen, in vorbildlicher Weiſe Sorge
zu tragen. Nur ein in allen Teilen geſundes, ſtarkes, gekräftigtes Volk
kann lebensfähig bleiben und in der Geſchichte der Nationen eine
füh=
rende Rolle ſpielen. Nur ein Volk, getragen von einem ſtarken Willen
und unerſchütterlicher Tatkraft wird die Stelle erhalten, die ihm
ge=
bührt.
Die körperliche Erziehung iſt von größtem Wert für den Menſchen,
für ſein ganzes Leben. Sie iſt aber leider noch nicht richtig angewendet
worden. Wo ein geſunger Körper iſt, iſt auch ein geſunder Geiſt. Von
der Erzielung dieſes ſo wichtigen Zieles ſind wir leider noch zu. weit
entfernt, wenn auch die Verhältniſſe in dieſer Hinſicht ſich augenblicklich
gebeſſert haben. Noch heute wird z. B. das Schulturnen als techniſches
Fach angeſehen, und genießt nicht die Achtung, die ihm gebührt. Von
einer körperlicher Erziehung — ich gebrauche dieſes Wort für Turnen
und Sport — iſt überhaupt noch keine Rede.
Und doch iſt ſie von unendlich großer Wichtigkeit. Jeder Menſch
müßte eine körperliche Erziehung genoſſen haben, denn es muß ſich doch
endlich die Anſicht durchringen, daß neben der geiſtigen Erziehung die
körperliche ſteht und zwar als gleichberechtigt nebeneinander. Der
Menſch hat Körper und Geiſt, ſein ganzes Leben lang hat er mit ihnen
zu tun und deshalb ſollen die beiden in derſelben Weiſe ihre
Aus=
bildung erhalten. Man kann doch nicht nur den einen Teil (den Geiſt)
ausbilden und den anderen (den Körper) vernachläſſigen! Bisher iſt das
leider zu ſehr geſchehen, weil eben der echte erzieheriſche Wert der
Leibesübungen noch nicht erkannt wurde.
Deutſches Volk, erwache!
Gib deinen Kindern die freie, herrliche Natur, laß ſie ſich dehnen
und ſtrecken, in ſportlichen Kämpfen ihre Kraft meſſen und halte ſie
an zu Leibesübungen. Nur dieſe allein können unſere ſchon kränkelnde
Jugend heilen, ſie vor allem Elend des Siegtums bewahren. Je früher
begonnen, je beſſer iſt es für die Allgemeinheit.
Die Grundlagen der körperlichen Erziehung müſſen natürlich die
Eltern geben, indem ſie ihre Kinder dazu anhalten, ſich viel in freier
Luft zu bewegen. Die Eltern, die ihre Kinder ganz genau kennen,,
ihre Cigenarten erforſcht haben, haben es nicht ſchwer, ſie für den
Kampf des Lebens zu ſtärken.
Nach den Eltern liegt es hauptſächlich der Schule ob, die richtige,
körperliche Erziehung vorzunehmen und deshalb die Leibesübungen
hauptamtlich zu betreiben. Dazu gehören Lehrer, die durchdrungen
ſind von der Größe und Erhabenheit dieſer Erziehung, Lehrer, die durch
Wiſſenſchaft und Praxis genügend Erfahrung beſitzen, an der
körper=
lichen Ertüchtigung unſerer Jugend mitzuarbeiten. Der Lehrer muß
ein ganzer Mann, eine ganze Perſönlichkeit ſein; ſeine Aufgaben ſind
recht groß, denn er muß eenntnis des Uebungsſtoffes und der Uebungs=
regeln haben, ſonſt wird er zum Handwerker. Weiter ſoll er ſeine
Arbeiten wiſſenſchaftlich begründen, deshalb muß er wiſſenſchaftlich
ausgebildet ſein und das Weſen des Kindes und des Sportes auf das
Genaueſte ſtudiert haben.
Bis jetzt iſt auf dieſem Gebiet nicht viel geleiſtet worden. Wir
haben keine Aerzte, die dem Turnlehrer mit Rat und Tat hilfreich zur
Seite ſtehen und das Wichtigſte und Weſentlichſte an Stoff für ihn
zuſammenſuchen können, weil ſie ſelbſt über den Uebungsſtoff und ſeinen
Wert nicht orientiert ſind. Jeder Arzt müßte Vorleſungen über
Leibes=
übungen während ſeiner Studienzeit gehört und, was von größter
Wich=
tigkeit iſt, die Uebungen ſelbſt betrieben haben. (Beſchluß des
Studen=
tentages in Göttingen.) Vor allem die Schulärzte müßten die Medizin
im Zuſammenhange mit den Leibesübungen gründlich ſtudiert haben.
Da es alſo bisher niemand kann, ſo muß der Turn= und
Sport=
lehrer über Schulhygiene genau orientiert ſein. Er muß beſonders von
den Deformitäten der Wirbelſäule und des Bruſtkorbes eine Ahnung
haben, ſie vor allen Dingen früh genug erkennen und ſie mit Hilfe des
Schularztes in beſonderer Ausbildung zu heilen verſuchen.
Beſchäftigen wir uns einmal mit den Aufgaben eines Turn= und
Sportlehrers. Neben der Anatomie, Pſychologie und Hygiene gehört
zur Ausbildung die Pädagogik in Verbindung mit der Philoſophie,
Pſychologie uſwv. Der Pädagoge muß geboren werden. Er kann nicht
erzogen werden. Gewiß kann unendlicher Fleiß auch hier eine Menge
erſetzen.
Die Turn= und Sportlehrer müſſen ſich die nötige Fertigkeit und
Lehrbefähigung erwerben, denn ſie haben viel, ſehr viel zu leiſten und
darauf ihre ganze Arbeit zu konzentrieren. Leider gibt es noch
viel=
fach nebenamtliche Turnlehrer, die noch anderen Unterricht zu erteilen
haben. Wir müſſen dahin kommen, daß Fachlehrer für Turnen, Spiel
und Sport angeſtellt werden, beſonders an den oberſten Klaſſen der
Volks= und Fortbildungsſchulen, den höheren Schulen, Univerſitäten
und Vereinen. Dieſe Lehrer könnten für das Allgemeinwohl
unermeß=
liches leiſten. An aufzuſtellenden Liſten und Statiſtiken könnte man
dieſe ungeheueren Fortſchritte erſehen und ſie verbildlicht der
Allgemein=
heit zuführen. Nur durch immerwährende Arbeit auf dem Gebiete der
Erziehung und Ertüchtigung können wir zur Geſundung unſeres Volkes
kommen.
Neben der Schule haben die Turn= und Sportvereine für die
Er=
tüchtigung unſerer Jugend die größte Bedeutung, und Stadt und Staat
mögen es ſich ſehr angelegen ſein laſſen, die Ziele und Beſtrebungen
dieſer Leibesübungen treibenden Vereine in jeder Hinſicht zu
unter=
ſtützen. Außer dem Vorſtand hat der Jugendleiter die Pflicht, ſeine
und ihnen die Erkenntnis von dem bedeutenden Wert des Turnens,
Spieles und Sportes beizubringen.
Und in dieſer Erkenntnis ſchläft noch die Kraft, die zur
Ertüchti=
gung der Jugend notwendig iſt.
Hat erſt die Ueberzeugung Wurzel gefaßt, daß nur durch richtige,
körperliche Erziehung der Jugend ein ſtarker Nachwuchs zu erzielen iſt,
dann iſt die Geſundung eines Volkes kein Zweifel mehr. Stark, frei,
mit mutigen Blicken ſtehen dann ſeine Männer und Frauen da, in dem
Bewußtſein, durch des Sportes Macht, durch Fleiß und Tatkraft mit
ehrlichen Mitteln den Weg zum Ziel gefunden zu haben.
Fauſtkampfwertung nach Punkten.
Von Rentiemka.
(Nachdruck verboten.)
Der reinſte Sieg im Fauſtkampf iſt der Knock=out=Hieb. Er ſetzt den
Kämpfenden, wie es gefordert wird, außer Gefecht. Nicht immer
er=
lauben es die Umſtände, daß der Boxkampf bis zum Knock=out
durch=
geführt wird. Dann tritt die Punktwertung ein, die an ſich eine recht
komplizierte Entſcheidung iſt. Die deutſche Punktwertung für
Amateur=
kämpfe hält ſich an ganz beſtimmte Geſichtspunkte. Ausſchlaggebend
iſt der Erfolg bis zum Ablauf der offiziellen Kampfzeit. Für die
Punkt=
wertung iſt in der Regel der Spruch eines Dreirichterkollegiums
not=
wendig. Sind alle drei Schiedsrichter oder zwei von den dreien einer
Anſicht, dann iſt die Punktwertung endgültig. Bei kraſſen
Meinungs=
verſchiedenheiten kann der Ringrichter eine Beratung und Erklärung
für die Entſcheidungen fordern, er kann gegen vermeintliche
Ungerechtig=
keiten und Fehlſprüche Einſpruch erheben. Liegen von drei oder von
zwei Schiedsrichtern die Wertung „unentſchieden” vor, ſo entſcheidet in
der Regel das Punkteverhältnis einer evtl. zweier neuer Runden. Wenn
auch in dieſen Zuſatzrunden keine Einigung erzielt werden kann, ſo hat
der Urteilsſpruch auf „Unentſchieden” zu lauten. Bei den Profeſſionals
erfolgt die Wertung nach Punkten unter denſelben Geſichtspunkten wie
bei den Amateuren; jedoch iſt die Durchführungsweiſe eine andere. Es
arbeiten nicht drei, ſondern zwei Punktrichter. Den Hauptunterſchied
bildet dem S. T. B nach der Umſtand, daß die Ziffern, die durch
Sum=
mierung der einzelnen Rundenpunkte entſtehen, in einem gewiſſen
Ver=
hältnis zu einander ſtehen müſſen, um die Entſcheidung zu geben.
Für die Punktewvertung beim Fauſtkampf laſſen ſich keine allgemein
gültigen, feſten Normen feſtlegen. Da die Punktewertung Gefühlsſache
iſt, ſo ſind ſogar die Grenzen der Punktewertung variabel. Jeder
Punktrichter arbeitet allein, er hat mit ſeinen Kollegen keine Fühlung
bis zum Ende des Kampfes. Er bringt die gezeigten Leiſtungen, ſeine
Beobachtungen, ſein Empfinden ziffernmäßig zum Ausdruck. Der
beſſere Boxer erhält alſo mehr, der ſchlechtere weniger Punkte
zuge=
ſprochen. Wie beurteilt man beim Boxen „gut” oder „ſchlecht‟?
Ver=
ſchiedene Momente ſind dafür ausſchlaggebend. Eine zweckmäßige,
ge=
ſchickte Abwehr iſt in der Regel ebenſo hoch einzuſchätzen wie präziſe
Treffer. Die Härte bzw. die Präziſion des Schlages dienen zur
Be=
urteilung der Boxerleiſtung ebenſo wie die Findigkeit in der
Kom=
bination, die Beinarbeit, das Schlagrepertoire, die Schnelligkeit, die
Energie, die Ausdauer uſp. Der offenſive Fauſtkämpfer wird immer
höher gewertet als der defenſive „Ausſchlaggebend iſt ſchließlich bei der
Punktewertung auch die Kampfart in Bezug auf „fair” oder „unfair”.
Man ſieht, daß für die Punktewertung nur Schiedsrichter in Frage
kommen, die über eine ganz genaue Kenntnis des Fauſtkampfes als
Sportzweig verfügen.
Rummer 32?
Montag, den 24. Rovember 1924.
Seite 3.
Reic und Auslanv.
Bankbeamtenkonferenz in Wiesbaden.
— Am Sonntag, den 16. November, hielt der Gau
Südweſt=
beutſchland im Deutſchen Bankbeamtenverein, der
Heſſen=Naſſau mit Ausnahme von Kaſſel, Heſſen und die Pfalz umfaßt,
eine Vorſtandskonferenz in Wiesbaden ab. Aus 16 Plätzen
waren 62 Vertreter erſchienen. Auch der geſchäftsführende Vorſitzende
des Geſamtvereins M. Fürſtenberg=Berlin war anweſend. Die Berichte
des Gauvorſtandes wurden debattelos zur Kenntnis genommen und dem
Gauvorſtand der herzliche Dank der Verſammelten ausgeſprochen; ebenſo
wurde der alte Gauvorſtand einſtimmig wiedergewählt. Ueber „Abbau
im Bankgewerbe, Tarifbewegung, Arbeitszeit, Organiſaitonsfragen”
ent=
ſpann ſich nach einem ein eitenden Referat des Gauvorſtehers K. Decker=
Frankfurt a. M. eine ſehr eingehende Ausſprache. Nach grundlegenden,
mit großem Beifall aufgenommenen Ausführungen des Vorſitzenden des
Geſemtvereins wurde folgende Entſchließung angenommen:
„Die am 16. November 1924 in Wiesbaden tagende, außerordentlich
ſtark beſchickte Vorſtandskonferenz des Gaues Südweſtdeutſchland im
Deutſchen Bankbeamten=Verein E.V. ſpricht dem Gauvorſtand und der
Leitung des Deutſchen Bankbeamten=Vereins für ihre, in dieſem Jahre
ganz beſonders ſchwierige Tätigkeit im Intereſſe der geſamten
Bank=
beamtenſchaft beſonderen Dank, herzliche Anerkennung und vollſtes
Ver=
trauen aus. Die Vertreter ſind der Ueberzeugung, daß auch in Zukunft
nur auf dem von dem D.B.V. bis jetzt beſchrittenen Wege weitere
Er=
folge für die Bankbeamtenſchaft errungen werden können. Einmütig iſt
die Konferenz der Anſicht, daß das heutige Realeinkommen der
Bank=
beamten erheblich hinter den Friedensbezügen zurückbleibt und daß eine
weſentliche Beſſerung erſtrebt werden muß. Ausgehend von dieſen
Er=
wägungen, begrüßen die Vertreter die von der Hauptverwaltung des
D.B.V. aufgeſtellten Forderungen für die November=Verhandlungen, die
das Mindeſtmaß deſſen darſtellen, was den Bankangeſtellten zu gewähren
iſt, damit dieſe in dieſen ſchwierigen Zeiten einigermaßen ihr Auskommen
zu finden vermögen. Schließlich fordern die verſammelten Vertreter,
daß mit dem Beamtenabbau in den Bankbetrieben Südweſtdeutſchlands
nunmehr Schluß gemacht wird, zumal vielfach ſchon die laufende Arbeit
innerhalb der tariflich feſtgelegten Arbeitszeit nicht mehr bewältigt
wer=
den kann, ganz abgeſehen davon, daß ein Abbau in den leitenden
Poſi=
tionen der Banken nahezu überhaupt noch nicht vorgenommen wurde.
Für die Fälle aber, in denen ein weiterer Abbau ſich nicht umgehen läßt,
muß unbedingt gefordert werden, daß entſprechend den wiederholten
Anträgen des D. B. V. angemeſſene Abgangsentſchädigungen gezahlt
werden.”
Frankfurter Techniſche Meſſe.
Die Techniſche Meſſe zu Frankfurt a. M. (Haus der
Tech=
nik und Stände im Freien) wird im nächſten Frühjahr zwei
Tage vor der allgemeinen Meſſe beginnen, da die Ausſteller der
Techniſchen Meſſe beſonderen Wert darauf legen, daß ein
gan=
zer Samstag zu Beginn der Meſſe zur Verfgüung ſteht, um
Ingenieuren, Werkmeiſtern und ſonſtigen Technikern die
Be=
ſichtigung der Stände der Techniſchen Meſſe zu ermöglichen. Auch
der Ausſtellerſchaft der allgemeinen Meſſe, die vielfach
Ein=
kaufsintereſſen an der Techniſchen Meſſe hat, wird hierdurch die
Möglichkeit gegeben, die Techniſche Meſſe mit mehr Ruhe als
bisher zu beſichtigen. Die neuen Termine ſind: Allgemeine
Meſſe: 19. bis 22. April (Sonntag bis Mittwoch einſchließlich),
Techniſche Meſſe: 17. bis 22. April (Freitag bis Mittwoch
ein=
ſchließlich).
Kleine Frankfurter Chronik.
Zum Wiederg; fbau der alten Brücke hat der Brückenbauverein von
der Regierung die Genehmigung zu einer großen Lotterie erhalten,
deren Reinertrag dem Brückenbaufonds zufließt. Der erſte Preis iſt eine
Siebenzimmervilla, die nächſten Preiſe ſind Einfamilienhäuſer. Da die
Loſe nur eine Mark koſten, wird mit einer außerordentlichen
Beteili=
gung gerechnet. — Die Weihnachtsgaben für bedürſtige Kinder ſollen nach
einer Anregung des Bürgermeiſters Gräf, durch
Kinderpaten=
ſchaften nach dem Muſter Amerikas verteilt werden. — Der
Frank=
furter Rundfunkſender wird eine Funkhochſchule einrichten, die auf
drahtloſem Wege ohne beſondere Koſten die Weiterbildung der Hörer
übernimmt. Eine Reihe von Dozenten der Frankfurter Univerſität wird
vegelmäßig durch den Sender Vorleſungen halten. Die Funkhochſchule
wird am 14. Dezember in Anweſenheit des Staatsſekretärs Dr.
Bre=
dow eröffnet werden. — Richard Strauß wohnte bei feiner
Anweſenheit in Frankfurt auch einer Aufführung ſeines „Roſenkavaliers”
im Opernhaus bei. Er war Gegenſtand ſtürmiſcher Ovationen des
voll=
beſetzten Hauſes. — An Dr. Eckener hat die Stadt Frankfurt ein
offi=
zielles Begrüßungstelegramm gerichtet, in dem ſie den
Friedensdiplo=
maten feiert.
Die Reichs=Reklame=Mefſe,
die vom 4.—9. April 1925 im Haus der Funkinduſtrie in Berlin vom
Verband Deutſcher Reklame=Fachleute e. V. veranſtaltet wird, hat jetzt
ſchon das Intereſſe weiteſter Kreiſe auf ſich gelenkt. — Die
Berufsver=
bände, de en Mitglider Reklame=Herſteller oder =Verbraucher ſind, zeigen
reges Intereſſe an der Reichs=Reklame=Meſſe, und bereits mehrere
Ver=
bände haben ihre Zuſicherung gegeben, geſchloſſen an der Reichs=Reklame=
Meſſe teilzunehmen. Der V.D.R. wird die Reichs=Reklame=Meſſe in
Berlin als Fachmeſſe größten Stils aufziehen und damit der beſonderen
Bedeutung des Reklameweſens ſichtbaren Ausdruck geben. Die
Reklame=
fachleute ganz Deutſchlands werden die Veranſtaltung fördern helfen.
*Dieneuen Rieſenluftſchiffe Englands.
Es verlautete ſchon vor kurzem, daß für „neue
Rieſenluft=
ſchiffe, die mit 5 Millionen Kubikfuß etwa das Doppelte unſeres
nach Amerika gelieferten Zeppelin erreichen würden, neue große.
Hallen für den Bau und die ſpätere Unterbringung in
Carding=
ton, bzw. Howden gebaut würden. Ein Beſuch des
Luftſchiff=
fahrtsminiſters, Sir Samuel Hoare, der Station Cardington, iſt
Veranlaſſung zu weiteren Mitteilungen geweſen. Sir Samuel
Hoare erklärte in kurzer Rede, man werde jetzt die große Lücke in
den äronautiſchen Entwicklungen durch eine ſichere, wenn ſchon
langſam vorſchreitende Luftſchiffpolitik ſchließen. Das neue
Luft=
ſchiff „R 101” werde im Juli nächſten Jahres begonnen werden
und Ende 1926 zu Probefahrten bereit ſein. Das Schiff ſolle
ſo=
wohl zum Paſſagiertransport dienen, als auch im Kriegsfall
ver=
fügbar ſein. Die Pläne ſind nahezu beendet, doch kann der Bau
nicht beginnen, bis die Halle entſprechend erweitert iſt. Sie wird
mit 812 Fuß länge, 254 Fuß weite und 175 Fuß Höhe die Hallen
ſowohl in Friedrichshafen, wie in Lakehurft übertreffen, die 785,
bzw. 800 Fuß lang ſind. Das Schiff erhalte eine Höhe von 140
eine Länge von 720 und eine Weite von 130 Fuß. Es wird,
ein=
ſähließlich der Propeller, ganz aus Stahl gebaut. Die ſieben
Ma=
ſchinen brennen Schweröl und liefen je 600 PS, was für das
Schiff insgeſamt 4200 PS ergibt. Bei voller Kraft werden etwa
1750 Pfund Oel pro Stunde zur Erzeugung einer
Maximalge=
ſchwindigkeit von 70 Meilen verbraucht. Die Brutto=Hebekraft
be=
trägt 155 Tonnen, wovon 75 Tonnen für Heizöl, Waſſerballaſt,
Waren und Paſſagiere übrig blieben. Bei einer Fahrt zu
kom=
merziellen Zwecken von 2500 Meilen, z. B. nach Aegypten, werden
50 Tonnen für Paſſagiere und Waren verfügbar bleiben. Das
Schiff kann 100 Paſſagiere unterbringen in behaglichen
zweibetti=
gen Kabinen, mit Speiſe= Erholungs= und Rauchzimmern auf
beſonderem Deck. Die Beſatzung wird aus 4 Offizieren und
50 Mann beſtehen. — Die Hallen ſind nur für die Vornahme von
Reparaturen gedacht. Die gewöhnliche Verankerung findet in den
Stationen, an geſaltigen Gittermaſten von je 180 Fuß Höhe ſtatt.
Die Türme erhalten Aufzüge für Paſſagiere und Waren,
Rohr=
leitungen für die nötigen Mengen Waſſer und Oel, und eine
Windevorrichtung, welche das Schiff in die korrekte Stellung an
den Kopf der Maſte bringt, auf denen ſich kreisrunde Plattformen
befinden, von denen eine bedeckte Brücke an die Einlaßöffnung
des Schiffes führt. Diesbezügliche, immer wiederholte
Experi=
mente haben ſichergeſtellt, daß von dem Augenblick ab, in dem das
Schiff über dem Aerodrom angekommen und das
Stahllandungs=
kabel aus einer Höhe von 1000 Fuß fallen gelaſſen hat, nur zehn
Minuten nötig ſind, um das Schiff längsſeits des Maſtes zu
bringen und die Paſſagiere ausſteigen zu laſſen. Das
Schweſter=
ſchiff „R 100” wird von der Firma Vickers in Hawden gebaut.
— Für einen „Reichsflug” können ſpäter folgende Zeiten gelten:
Nach Aegypten 2½ Tage, Indien 5—6, Auſtralien 10, Kapſtadt
5½, Kanada 3 Tage. — Die Rückfahrt von New York nach
Car=
dington kann in 48 Stunden erfolgen. Im Dienſt mit der
briti=
ſchen Flotte kann „R 101”, wenn nötig, drei Wochen auf See
bleiben.
Zum Fall Bartels.
Berlin. Wie don unterrichteter Seite zu dem Fall Bartels
mit=
gekeilt wird, war gegen Kutisker ein Vorgehen der Fremdenpolizei aus
dem einfachen Grunde nicht möglich, weil gegen ihn ein Strafverfahren
wegen Wuchers ſchwebt. Gegen dieſes Verfahren hat Kutisker bei dem
Kammergericht Beſchwerde eingelegt, über die bisher noch keine
Ent=
ſcheidung getroffen iſt. Erſt wenn dieſer Einſpruch und überhaupt das
ganze Verfahren erledigt ſei, könnten die Akten an das Fremdenamt zur
weiteren Bearbeitung gehen. Fernerhin wird gegenüber der
Behaup=
tung, daß man bei einer Hausfuchung bei Bartels einen nicht zur
Aus=
führung gelangten Ausweiſungsbefehl gegen Kutisker gefunden habe,
von informierter Seite verſichert, daß eine ſolche Hausſuchung in den
Räumen der Familie Bartels überhaupt nicht ſtattgefunden habe.
Bar=
tels ſoll übrigens bei Börſenſpekulationen diel Geld verloren haben. Als
Holzmann bei dem Bankhaus G. ein Konto für ſich einrichtete, habe er
offiziell die Genehmigung gegeben, daß Bartels mit dieſen Einlagen
ſelbſtändig arbeiten dürfte. Die Staatsanwaltſchaft hat das Konto
Holz=
mann-Bartels, das urſprünglich 15 000 Mark betrug, liquidieren laſſen
und die Reſtſumme von 3000 Mark vorläufig ſichergeſtellt. Die in der
Angelegenheit des Hanauer Lagers genannte Firma J. Michael teilt
übrigens mit, daß ihrer Wiener Niederlaſſung von der rumäniſchen
Handelsdelegation lediglich die finanzielle Abwicklung des Lagers
ange=
tragen worden ſei. Da die vereinbarten Unterlagen durch Strieter nicht
vorgelegt werden konnten, ſei jedoch die Angelegenheit für die Firma
gegenſtandslos geworden. Sonſt habe ſie mit keiner Stelle in dieſer
Sache in Verbindung geſtanden und erſt ſpäter durch die Preußiſche
Staatsbank erfahren, daß das Lagen wegen angeblich vorhandener
Waf=
fen vorübergehend beſchlagnahmt worden ſei.
Major Riecker verurteilt.
Königsberg. Vor einem Jahre wurde in der Preſſe und im
breußiſchen Landtage ſchwere Anklagen gegen den zum Oberpräſidium in
Königsberg kommandierten Polizeimajor Riecker und eine
Angeſtell=
ten ſeines Büros erhoben. Die Veröffentlichung, die unter der
Spitz=
marke „Ein Panama im Oberpräſidium” erfolgte, enthielt auch
An=
griffe auf den Oberpräſidenten der Provinz Oſtpreußen und den
preußi=
ſchen Innenminiſter. Nunmehr wurde vom Oberlandesgericht in
Königs=
berg nach dreitägiger, nichtöffentlicher Verhandlung der Major Riecker
wegen Annahme von Geſchenken zu 300 Mark Geldſtrafe verurteilt. Von
den übrigen Anklagen wurden die Beſchuldigten freigeſprochen.
Briefkaſten.
H. O. hier. Nach § 197 BGB. verjähren die Anſprüche auf
Rück=
ſtände in 4 Jahren. Sofern die Verjährung nicht durch ein Anerkenntnis
des Schuldners innerhalb der Verjährungszeit unterbrochen wurde oder
der Zinſenanſpruch gerichtlich geltend gemacht wurde, dürfte Verjährung
eingetreten ſein.
Rund=Funk=Programm.
Montag, den 24. November 1924:
Frankfurt (470 m). 11.10 Uhr: Wirtſchaftsmeldungen: Berliner und Hamburger
Pro=
dukten (Vorbörſe), amecikaniſche Produkten (Anfangskurſe). — 11.55 Uhr: Zeitangabe.
1—2.55 Uhr: Nachrichtendienſt. — 4.10 Uhr: Wirtſchaftsmeldungen: Amtliche
Pro=
duktenbörſe Hamburg, Berlin, Köln, Magdeburger Zucker und Nürnberger Hopfen —
Deviſenkurſe. — 4.30—5.15 Uhr: Nachmittagsmuſik. — 5.15—6 Nhr: Lokales unb
Vermiſchtes in Muſik und Wort. — 6—6.30 Uhr: Leſeſtunde (Die Novelle): Novellen
von Heinrich Mann. — 7.30 Uhr: Vortrag von Herrn Dr. Ludwig Harald Schütz:
„Die Entſteheung der Sprachen.” — 8 ühr: Engliſcher Unterricht, erteilt von Herrn
Paul Olbrich, Studienrat an der Muſterſchule. — 8.30 Uhr: Symphoniekonzert.
1. Arleſienne=Suite I und II, Bizet; 2. Aus Fauſts Verdammnis, Berlioz, a)
Shlphen=
tanz, b) Tanz der Irrlichter, c) Ungariſcher Marſch. Muſikaliſche Leitung: Herr Dr.
Ludwig Rottenberg, Erſter Kapellmeiſter der Frankfurter Oper. Ausführende:
Mit=
glieder des Frankfurter Opernorcheſters. — 9.30 Uhr: Nachrichtendienſt,
Wetter=
meldung, Sportbericht. — 9.40 Uhr: Die Spätankündigung: Wer wird denn weinen!
— 9.50 Uhr: Fünf Minuten Technik. — 9.55 Uhr: Zeitvorbereitung. — 9.56 Uhr:
Drei Minuten der Hausfrau. — 10 Uhr: Zeitangabe. — 10—11 Nhr: Klafſiſche
Walzermuſik. 1. Freut Euch des Lebens, Joh. Strauß; 2. Hofballtäuze, Lanner;
3. An der ſchönen blauen Donau (geſungen), Joh. Strauß; 4. Geſchichten aus dem
Wiener Wald (geſungen), Joh. Strauß; 5. Kaiſerwalzer, Joh. Strauß. Muſikaliſche
Leitung: Herr Dr. Ludwig Rottenberg, erſter Kapellmeiſter der Frankfurter Oper.
Ausführende: Mitglieder des Frankfurter Opernorcheſters. Mitwirkende: Frau Adele
Kern vom Frankfurter Opernhaus (Koloraturſopran).
Berlin (430 bzw. 505 m). 10 Uhr: Bericht über die Kleinhandelspreiſe der wichtigſten
Lebensmittel in der Zentralmarkthalle. — 10.15 Uhr: Erſte Bekanntgabe der neueſten
Tagesnachrichten, Wetterdienſt. — 11.35 Uhr: Funkbörſe (die Rotierungen der
Ber=
liner und Hamburger Produkten im Freiverkehr) auf Welle 505. — 12.15 Uhr:
Kurzer Tendenzbericht der Berliner Vorbörſe. — 12.55 Uhr: Übermittlung des
Zeit=
zeichens. — 1.05 Uhr: Zweite Bekanntgabe der neueſten Tagesnachrichten,
Wetter=
dienſt. — 2.15 Uhr: Kurzer Tendenzbericht der Berliner Börſe. — 3 Nhr: Funkbörſe
(die amtlichen Notierungen der Berliner und Hamburger Produkten= und Viehbörſe;
amtliche Deviſen) auf Welle 505. — 4.15 Uhr: Funkbörſe (Getreide eif. Hamburg;
Berliner Kolonialwaren=Großhandelspreiſe) auf Welle 505. — 4.30—6.15 Nhr:
Unterhaltungsmuſik (Berliner Funkkapelle): 1. Chant sans Paroles, Tſchaikowskij;
2. Ouverture zur Oper „Der Geiſt des Woywoden”, L. Großmann; 3. Nordſeebilder,
Walzer, Joh. Strauß; 4. Murmelndes Lüftchen, A. Jenſen; 5. Fantaſie aus der Oper
„Die verkaufte Braut”, Smetana; 6. Dorfkinder, Walzer, Kalman; 7. Sizilietta,
Fr. v. Blon; 8. Potpourri aus der Oper „Don Ceſar”, Dellinger; 9. Joi, joi, joi, das
Mädel iſt ein Schlager, Oneſtep, Fred. Gollnow. — 6.20 Uhr: Ratſchläge fürs
Haus. — 6.30 Uhr: Zehn Minuten für die Hausfrau. — 6.40 Uhr: Vortrag des Herrn
Regierungsrats Dr. Hagemann: Der innere Aufbau der Kriminalpolizei. — 7 Uhr:
Tauſend Worte Franzöſiſch. — 7.30 Uhr: Vortragsreihe „Verhaltungsmaßregeln
bei Bränden”, 2. Vortrag, Herr Baurat Hammer, von der Berliner Feuerwehr:
„Feuer in Werkſtätten und induſtriellen Betrieben”. — 8 Uhr: Theaterfunk (Theodor
Kappſtein). — 8.30 Uhr: Zeitgenöſſiſche Tondichter. 1. Abend: Prof. Emil
Nikolaus von Reznicek unter perſönl. Mitwirkung des Komponiſten: 1. Vier Bet=
und Bußgeſänge (Anna Reichner=Feiten, Alt). 2. Adagio aus dem Violoinlnzert
(Wladislaw Waghalter), 3. a) Denk es, o Seele (Möricke), b) Auf dem See (Karl
Henckell), c) Gedankenſtille (Aus des Knaben Wunderhorn), (Anna Reichner=Feiten,
Alt), 4. Quartett Nr. 2 in D=Moll: a) Moderato, b) Adagio, c) Molto moderato auasi
Andante, d) Allegro (Waghalter=Quartett, W. Waghalter, E. Kornſand, Th. Kolb
und H. Kraus). Am Schwechten=Flügel: Prof. E. N. v. Reznicek. Anſchließend:
Dritte Bekanntgabe der neueſten Tagesnachrichten, Zeitanſage, Wetterdienft,
Sport=
nachrichten, Theaterdienſt. — 10.30 Uhr: Schachfunk, Herr Nebermann.
England (MEZ.). London (365), 8. 30 Uhr: Luſtſpiel=Abend. Ibertragung an die
übrigen Stativnen. — Bournemonth (385), 9 Uhr: Stadtkapelle Bournemouth.
Tageskalender.
Landestheater Großes Haus, Konzert des Mozart=Vereins.
Anfang 8 Uhr, Ende gegen 10 Uhr. Kleines Haus, keine Vorſtellung.
rpheum, abends 8 Uhr: „Das Karuſſel”. Union=, Reſidenz=
Thea=
ter, „Palaſtlichtſpiele: Kinovorſtellungen.
Verantwortlich für Politk und Wirtſchaft: Rudolf Maup=
Verantwortlich für Feuilleton und Heſſiſche Nachrichten: Max Strcaſe
Verantwortlich für Sport: Dr. Eugen Buhlmann
Verantworflich für Schkußdienn: Andreas Bauer
Verantwortlich für den Inſeratenteil: Willy Kuhle
Druck und Verlag: L. C. Wittich — ſämtlich in Darmſtadt.
Die heutige Nummer hat 8 Seiten
4odeg=Anzeige.
In der Nacht zum 22.
Novem=
ber verſchied nach langem,
ſchwe=
rem Leiden unſere innigſtgeliebte,
unvergeßliche
Beiene chriſten
im 31. Lebensjahre,
Im Namen
der trauernden Hinterbliebenen:
Katharina Chriſten Bw.
Darmſtadt, Frankfurt a. M.,
Barmen, Offenbach a. M.,
Heidelberg, den 22. Nov. 1924,
Die Beerdigung, findet am
Mon=
tag, den 24. November, nachmittags
4 Uhr, vom Portale des
Wald=
friedhofs, aus ſtatt. (15816
Todes=Anzeige.
Heute vormittag 6 Uhr entſchlief
nach langem ſchweren Leiden meine
liebe Frau, unſere treuſorgende
Mutter, Schwiegermutter und
Großmutter
Frau
Luiſe Ihrig
geborene Joſt
im Alter von 72 Jahren,
Im Namen dertrauernd. Hinterbliebenen:
Otto Ihrig.
Eberſtadt, 23. November 1924.
Schwanenſtr. 1.
Die Beerdigung findet Dienstag,
den 25, ds. Mts., nachm. 3 Uhr,
(B15815
ſtatt.
Schonvot hündertJahren
trieb nach alten Chroniken die Fürſtliche
Brauerei Köſtritz, die 1543 gegründet
war, ein enormes Commercium mit dem
dort gebrauten Schwarzbier. Es wurde
ausweislich der Braurechnungen im
Fürſtlichen Archiv zu Köſtritz nach 150
Orten in Deutſchland, darunter Berlin,
Kaſſel, Dresden, Erfurt, Gotha,
Ham=
burg, Leipzig, Magdeburg geſandt. In
einem anderen Schriftſtück der damaligen
Zeit wird feſtgeſtellt, daß die Köſtritzer
Brauerei als einzige im Bereiche der
Herrſchaft Gera Bier nach dem Ausland
verſchicke. Die Jahrhunderte alte
Tra=
dition wird auch heute noch in der
Fürſt=
lichen Brauerei Köſtritz aufrecht erhalten
und bürgt für die unnachahmliche
Quali=
tät des Köſtritzer Schwarzbieres. Man
erhält das echte Köſtritzer
Schwarz=
bier bei: Flaſchenbierhandlung Georg
Herth, Darmſtadt, Stiftſtraße 89,
Tele=
phon 1244, und in allen durch Schilder
und Plakate kenntlichen Geſchäften.
I. Bin. 14230
Selbſtgek. Birn=Lat
werge zu vk. /*34451sg
Darmſt., Gardiſtenſt. 15,
Zadewanne zu verk.
Darmſtadt,
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arbeiter
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