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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck lämtlicher mit X veriehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſi. Tagbl.” geſtattet.
Nummer 320
Montag, den 17. November 1924.
187. Jahrgang
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ſtädter 8 Netionalbuni.
Wirtſchaftspolitiſche Tagesfragen.
Eine Rede
des Reichswirtſchaftsminiſters Hamm
München, 16. Nov. (Wolff.) In der Feſtſitzung des
Bun=
destages des Bayeriſchen Beamtenbundes, an der
Miniſterpräſi=
dent Held und Miniſter des Innern Stutzel teilnahmen, ſprach
heute vormittag in der Tonhalle der Reichswirtſchaftsminiſter
Hamm über wirtſchaftliche Tagesfragen. Er erinnerte zunächſt
daran, daß der heutige Tag ein Geden tag in doppeltem Sinne
ſei. Vor einem Jahr ſei die Notenpreſſe zum
Stillſtand gebracht worden. Das Wunder der
Renten=
mark ſei Wirklichkeit geworden, nicht im Sinne einer Währungs=
und Goldſchöpſung, ſondern im Sinne des Wunſches und des
entſchloſſenen Willens, auf dem Wege der Inflation einmal Halt
zu machen. Die zweite denkwürdige Tatſache ſei
die Wiederherſtellung der wirtſchaftlichen Einheit
Deutſch=
lands durch die heutige Rückgabe der Negiebahnen im
be=
ſetzten Weſten.
Der Miniſter wies weiter auf die verſtümmelte Karte
Deutſch=
lands hin, das Gebiete verloren habe, die über die Ernährung
der eigenen Bevölkerung hinaus noch fünf Milllonen Menſchen
in Deutſchland hätten Nahrung geben können, und kam zu
ſpre=
chen auf
das Ringen um die Begrenzung der Reparationsleiſtungen.
Er betonte: Wir empfinden die Dawesgeſetze als eine
ſchwere Belaſtung des deutſchen Volkes. Wir werden tun,
was irgend getan werden kann, um dieſe Leiſtungen
aufzubrin=
gen. Es liegt allerdings nicht allein an uns, ſondern auch an
den Vertragsgegnern, daß wir die geſorderten Leiſtungen
auf=
bringen können. Man hat erkannt, daß man dem
Zahlungs=
pflichtigen nicht Arm und Bein einſchnuren und ihn nicht auf
eine Hungerration ſetzen darf, wenn er leiſtungsfähig bleiben
ſoll. Man hat erkannt, daß das Barometer für
die Leiſtungsfähigkeit die Währung iſt. Darum
der primäre Satz, daß die Reparationsleiſtungen, die deutſche
Währung ſchonen müfſen. Daher der Gedanke, die deutſche
Währung vom Staate unabhängig zu ſtellen. In dieſem
Zu=
ſammenhang kam der Miniſter auch eingehend auf die
Handelsvertragsverhandlungen
zu ſprechen und betonte hierbei, daß die jetzt wieder im
Vorder=
grund ſtehende 26prozentige Ausfuhrabgabe in ihrer
Wirkung mit dem weltwirtſchaftlichen Gefüge nicht zu
verein=
baren wäre. Zu den Handelsvertragsverhandlungen habe
Deutſch=
land den beſten Willen mitgebracht, den zu verneinen auch bei
Frankreich bisher kein Anlaß beſtehe.
Man werde Deutſchland den ungehemmten Eintritt in die
Weltwirtſchaft wieder freigeben und einfehen müſſen, daß
Maßnahmen wie die 26prozentige Ausfuhrabgabe nicht nur
den Geiſt, ſondern auch den Erfolg des Dawesplans aufs
ernſteſte gefährden müßten.
In ſeinen weiteren Ausführungen betonte der Miniſter, daß es
gelte, durch tüchtige und gute deutſche Arbeitsleitung wieder auf
dem Weltmarkt Geltung zu gewinnen. Die Wirtſchaſt ſolle des
Schutzes nicht entbehren, deſſen ſie bedürfe. Mit
zwangs=
wirtſchaftlichen Maßnahmen ſei ein
Preisabbau
nicht zu erreichen. Der Staat müſſe ſich bei ſeinen
Be=
mühungen um einen Preisabbau der inneren Geſetze der
Wirt=
ſchaft bewußt bleiben. Auch bei einer Regelung des
Einfuhr=
weſens ſei daher zu beachten, daß wir wieder zu einer
vernünf=
tigen Eingliederung in die Weltwirtſchaft kommen. Wir müßten
zu geringeren Zinsſätzen, zu einer Einſchräunkung
der öffentlichen Ausgaben wie zu einem Abbau der
zu hohen Steuern kommen. Zu der Aufwertungsfrage hob
der Min ſter den Willen der deutſchen Reichsregierung hervor,
hier bis zu den Grenzen zu gehen, die die Lage der deutſchen
Wirtſchaft vorſchreibt. Darüber werde der neue Reichstag zu
ſprechen haben. Die Mißſtände und Auswüchſe auf
dem Gebiete des Kartellweſens ſeien abgeſtellt
worden, ohne daß in allen Fällen das Kartellgericht angerufen
werden mußte. Schließlich betonte der Miniſter, die ungeheure
Aufgabe, das deutſche Volk, aus ſeiner traurigen Lage einer
beſſeren Zulunft entgegenzuführen, ſtelle ſich allen Aufgaben der
Geſchichte in ihrer Größe ebenbürtig zur Seite. Dasdeutſche
Beamtentum könne weſentlich zu ihrer Löſung beitragen.
Der Staat trage ſeine Ehre und Würde in ſich. Er werde umſo
ſtärler ſein, je mehr alle, die ihm angehören, ihm dieſe Ehre
und Würde geben.
Dr. Streſemann über die Aufwertungsfrage.
Eſſen, 16. Nov. Im Anſchluß an den Dortmunder
Partei=
tag ſprach am Sonntag vormittag Reichsaußenminiſter Dr.
Streſemann in einer von der Deutſchen Volkspartei
einbe=
rufenen Verſammlung. Der große Saal war von einer nach
Tauſenden zählenden Menge bis auf den letzten Platz beſetzt.
Dr. Streſemann verwies einleitend darauf, daß heute die Regie
aufgehört habe und die Bahn wieder unter deutſche Verwaltung
geſtellt worden ſei. Mit außerordentlicher Wärme trat der
Red=
ner den Angriffen gegen den Reichsfinanzminiſter Dr. Luther
entgegen. Er erklärte: Ich bin der Meinung, daß das Reich
ihm Dank dafür ſchuldet, daß er in ſchwerſter Zeit den Etat in
Ordnung gebracht hat. Damals iſt alles unter dem
Geſichts=
punkt betrachtet worden, ob es möglich ſei, die neue Währung
zu erhalten. Heute dürfen wir ſagen, daß zunächſt einmal das
Experiment gelungen iſt. Nachdem wir den Etat ins
Gleich=
gewicht gebracht und ſogar eine Anzahl Verpflichtungen
abge=
deckt und nun die internationale Anleihe erhalten haben, die
wenigſtens für ein Jahr die Reparationsleiſtungen deckt, können
wir daran denken, die Aufwertungsfrage zu löſen. Das
Reichs=
kabinett hat beſchloſſen, ſie dem Reichstag zu unterbreiten.
Hier=
bei ſind nach unſerer Auffaſſung drei Geſichtspunkte zu
be=
trachten:
1. Eine in beſcheidenen Grenzen gehaltene Verzinſung der
Anleihe des Reiches;
2. bezüglich der Hypotheken eine angemeſſene Erhöhung des
Aufwertungsprozentſatzes;
3. die Feſtſtellung der Friſten, innerhalb derer AnfFrüche auf
Aufwertung gemacht werden können.
Der Redner warnt dann davor, Leuten nachzulaufen, die
nur Verſprechungen geben. Das Reich könne nicht daran
den=
ken, im gegenwärtigen Augenblick die 90 Milliarden Anleihen
voll aufzuwerten, ohne daß jeder einzelne unter den Steuern,
welche der Zinſendienſt erfordere, zuſammenbreche. Es kann ſich
nur darum handeln, die Ungerechtigkeiten zu mildern, die ſich
daraus ergeben haben, daß die Menſchen, welche dem Staat in
der Zeit der Not ihr Letztes gegeben haben, am ſchlechteſten
be=
handelt werden.
Dr. Streſemann ging dann auf das Gebiet der Außenpolitik
über und betonte, daß unſere Außenpolitik durch die
Abhängig=
keit, in der wir uns befinden, in ihren Möglichkeiten begrenzt
ſei. Redner wandte ſich dann gegen die Illuſionspolitik von
rechts, welche die Fäuſte auf den Tiſch ſchlage und zum Schluß
doch nachgeben müſſe. Ebenſo wandte er ſich gegen die
Illu=
ſionspolitik von links. Wenn immer wieder geſagt werde: Was
ſagt Frankreich dazu?, ſo ſei dem entgegenzuhalten, daß.
Frank=
reich nicht das Ausland ſei, daß die Frage der deutſchen
Regie=
rungserweiterung in England und Amerika ganz anders
beur=
teilt werde, als in Frankreich. Nach einer kurzen Betrachtung
der Beziehungen zu Rußland, deren Pflege er als eine
Notwen=
digkeit bezeichnete, unabhängig davon, welche Regierung die
Macht in Rußland habe, ſprach Dr. Streſemann über die
Han=
delsvertragspolitik im Zuſammenhang mit der Notwendigkeit
der Steigerung des deutſchen Exports. Er wies insbeſondere
nochmals darauf hin, daß Frankreich das größte Iutereſſe daran
habe, ſeine Handelsbeziehungen zu Deutſchland zu regeln.
Deutſch=rufſiſche
Handels=
pertragsverbandlungen.
Die Eröffnungsſitzung.
Noskau 16. Nov. (Wolff.) Die Eröffnungsſitzung der
deutſch=ruſſiſchen
Handelsvertragsverhand=
lungen fand geſtern im großen Konferenzſaale des
Außen=
kommiſſariats ſtatt. Den Vorſitz führte Volkskommiſſar
Kraſ=
ſin. Anweſend waren außer der geſamten deutſchen und
ruſſi=
ſchen Delegation der deutſche Botſchafter, Graf Brockdorff=
Rantzau, und der ſtellvertretende Volkskommiſſar für
Aus=
wärtiges Litwinoff.
Kraſſin
eröffnete die Sitzung mit einer längeren Rede, worin er auf die
gemeinſamen Intereſſen der beiden Länder hinwies und die
wirtſchaftliche Lage der Sowjetunion in Beziehung auf den
Wirtſchaftsverkehr mit Deutſchland ausführlich ſchilderte.
Kraſ=
ſin betonte, daß die Sowjetregierung an dem
Grund=
ſatzdes Außenhandelsmonopols als der weſentlichen
Stütze des politiſchen und wirtſchaftlichen Syſtems der
Sowjet=
union unentwegt feſthalte. Er gab aber gleichzeitig der
Ueberzeugung Ausdruck, daß eine deutſch=ruſſiſche
Zuſammen=
arbeit auf allen Wirtſchaftsgebieten durchaus möglich ſei.
Kraſ=
ſind ſchloß mit einer warmen Begrüßung des anweſenden
deut=
ſchen Botſchafters und der geſamten deutſchen Delegation, der
er eine erfolgreiche Arbeit wünſchte. Der Botſchafter
Graf Brockdorff=Rantzau
nahm das Wort zu folgender Erklärung: „Herr Volkskommiſſar!
Ich danke Ihnen für die ſehr intereſſanten Ausführungen und
den herzlichen Empfang, wie für die freundlichen Worte der
Be=
grüßung, die bei uns warmen Widerhall finden. Auch ich
ver=
hehle mir nicht die Schwierigkeiten, die im Laufe der
Verhand=
lungen entſtehen können. Bei dem feſten Willen beider
Regie=
rungen, dieſe Schwierigkeiten zu überwinden, werden ſie aber,
wie ich hoffe, aus dem Wege geräumt werden. Als ich vor zwei
Jahren den ehrenvollen Poſten eines deutſchen Botſchafters in
Moskau übernahm, erklärte ich bei der Uebergabe meines
Be=
glaubigungsſchreiben, daß niemand die friedliche
Zuſammen=
arbeit des deutſchen Volkes mit den Völkern der Sowjetunion
ſtören ſoll. Dieſe Auffaſſung vertrete ich noch heute. Das
deutſche Volk weiß, was ihm der in Freundſchaft
frei=
gehaltene Weg nach dem Oſten bedeutet, und iſt
ent=
ſchloſſen, ihn zu betreten, nicht als Bittſteller und nicht als
Ein=
dringling, ſondern als aufrichtiger Freund, um gemeinſam mit
den Völkern der Sowjetunion aufzubauen, was durch den Krieg
zerſtört wurde. Wenn Rußland Deutſchland hilft,
und Deutſchland Rußland unterſtützt, ſo
bede=
tet das Selbſthilfe. Die heute beginnenden
Verhandluä=
gen ſind eine wichtige Etappe auf dem Wege, dieſes Ziel zu
er=
reichen. Entſchloſſen, unter gegenſeitiger Achtung der
berechtig=
ten Intereſſen des anderen Teiles zu verhandeln in der klaren
Erkenntnis, daß jedes Land das Recht beſitzt, ſein
Wirtſchafts=
ſyſtem nach eigenem Ermeſſen aufzubauen, gehen wir an die
Ar=
beit. Es iſt der aufrichtige Wunſch der deutſchen Regierung, daß
die Verhandlungen zu einem Erfolg führen. Durch dieſe
poſi=
tide Arbeit wird der Sache des Friedens und dem
Wohle der Menſchheit ehrlicher gedient, als durch die
blendendſten Phraſen. In dieſem Sinne wünſche ich den
Ver=
handlungen einen reichen Erfolg.”
Mit der Rede des deutſchen Botſchafters ſchloß die offizielle
Sitzung. Die geſchäftlichen Verhandlungen der deutſchen mit
der ruſſiſchen Delegation beginnen am 17. November.
Die Lebergabe der Regie.)
Dank dem Pflichtbewußtſein der deutſchen Eiſenbahner iſt
die Uebernahme der rheiniſchen Eiſenbahnen von der Regie glatt
vonſtatten gegangen. Nach den uns bisher vorliegenden
Mel=
dungen aus den beſetzten Gebieten iſt es nirgends zu
Zwiſchen=
fällen gekommen.
Die große öſterreichiſche Kriſe.
Eiſenbahnerſtreik und Regierungsdemiſſion. — Eine Niederlage
Dr. Seipels. — Im Zeichen des Sanierungskrieges.
Die nachſtehenden Ausführungen unſeres Wiener
Korreſpondenten dürften, trotzdem ſie noch vor der
endgültigen formalen Beendigung der öſterreichiſchen
Kriſis niedergeſchrieben wurden, noch keineswegs an
Intereſſe verloren haben.
Wien, 12. November 1924.
Von einem witzigen Amerikaner, der das Oeſterreich der
Nachkriegszeit aus unmittelbarer Anſchauung gründlich kennen
lernte, ſtammt die Sentenz „Oeſterreich iſt das Land der
unbe=
grenzten Unmöglichkeiten!” Jeder Oeſterreicher, der die kritiſchen
Vorgänge der letzten Tage miterlebt hat, muß, wenn er nicht über
die intimſte Kenntnis zahlloſer komplizierter Zuſammenhänge
und myſteriöſer politiſcher Kuliffengeheimniſſe verfügt, feſt davon
überzeugt ſein, daß der Ausſpruch dieſes Amerikaners nicht nur
Witz=, ſondern auch Wahrwort iſt. Aber auch der ſachkundige
Ken=
ner der öſterreichiſchen Verhältniſſe vermag diesmal nur ſehr
ſchwer, wirkliche Klarheit über Sinn und Bedeutung der
Geſcheh=
niſſe zu gewinnen und zu geben. Er ſteht vor manchem kaum l5
s=
baren Nätſel, vor problematiſchen Verknüpfungen, denen auch
nicht mit der ſchärfſten Logik, ſondern nur mit einem feinſt
ge=
ſchulten öſterreichiſch=politiſchen Inſtinkt beizukommen iſt. Die
Richtigkeit dieſer Feſtellung beweiſen ſchlagend die Leitartikel der
inländiſchen Preſſe, die ſich — von einigen beſonders gut
infor=
mierten und ſeriös geleiteten Organen abgeſehen — in den letzten
Tagen in den phantaſievollſten Hypotheſen kühnen Rätſelratens
erging. Wenn alſo die markanteſten Exponenten der öffentlichen
Meinung faſt durchwegs die Ereigniſſe ſo wenig überblicken und
analyſieren können, wie vollkommen hilfslos muß ihnen der
inländiſche „Mann auf der Straße” und gar erſt der mit den
öſterreichiſchen Myſterien unvertraute Ausländer
gegenüber=
ſtehen? Der wirkliche Kenner der Verhältniſſe allerdings, der die
Mühe nicht ſcheute, allen irgendwie greifbaren Zuſammenhängen
bis zur letzten Spur nachzugehen, der in der Lage war, von
leiten=
den Perſönlichkeiten der verſchiedenen politiſchen Parteien wirklich
wahrheitsgetreue Aufſchlüſſe zu erhalten, — der kann wohl
manche rätſelhafte Schleier lüften, überraſchende Zuſammenhänge
aufdecken und ſchließlich zu Ergebniſſen kommen, die für die
ge=
ſamte öſterreichiſche Politik der nächſten Zukunft von
weittragen=
der prinzirieller Bedeutung ſind.
Die problematiſche Undurchſichtigkeit der Ereigniſſe zeigt ſich
ſchon in ihrem rein zeitlichen Ablauf. Zu Beginn der Vorwoche
erfuhr die Wiener Bevölkerung aus den Zeitungen, daß die
öſter=
reichiſchen Eiſenbahner Lohnforderungen geſtellt hatten, die den
Gegenſtand ernſter Verhandlungen mit der Generaldirektion der
Bundesbahnen bildeten. Kein Menſch dachte an die Möglichkeit
einer wirklich kritiſchen Wendung dieſer Beſprechungen. Ganz
plötzlich, am Freitag der vergangenen Woche, ſpitzte ſich die
Situ=
ation gefährlich zu, die Verhandlungen mit den Eiſenbahnern
wurden abgebrochen, die Regierung demiſſionierte, und Freitag
Mitternacht ſetzte der Generalſtreik auf den öſterreichiſchen
Bun=
desbahnen ein. Die folgenden Tage waren mit politiſchen
Be=
ratungen und einem vielſtimmigen Rätſeldeuten der geſamten
Preſſe ausgefüllt. Heute erſcheint die Situation durch zwei
Momente charakteriſiert: die Generaldirektion der Bundesbahnen
iſt mit den Vertretern der Eiſenbahnergewerkſchaften, zu einer
Einigung bezüglich der ſchwebenden Lohndifferenzen gekommen,
die allerdings noch der Zuſtimmung der
Angeſtelltenorganiſatio=
nen ſelbſt bedarf; und der Hauptausſchuß des Nationalrats hat
den abgetretenen Bundeskanzler Dr. Seipel neuerlich mit der
Kabinettsbildung betraut. Wenn alſo alles gut geht — wir
leben im Lande unbegrenzter Unmöglichkeiten! — dann wird
bereits heute Mitternacht der Eiſenbahnverkehr in ganz
Oeſter=
reich wieder aufgenommen werden, und die neue (— alte)
Regie=
rung Seipel ſich morgen dem Nationalrat vorſtellen.
Das Kernproblem der nunmehr faſt abgeſchloſſenen großen
Kriſe, das bereits aus den vorſtehenden wenigen Sätzen
auf=
ſcheint, lautet: „Warum hat Bundeskanzler Dr. Seipel den
Eiſen=
bahnerſtreik, der aus relativ geringfügigen Differenzen entſtand,
zum unmittelbaren Anlaß ſeiner ſofortigen Demiſſion benützt?
Dieſes Vorgehen widerſpricht vollkommen allen demokratiſchen
Regierungsmethoden, da es einer kopfloſen Flucht vor der
Ver=
antwortung fatal ähnelt; es widerſpricht aber auch ganz ſpeziell
dem ſcharf profilierten Charakterbild des Bundeskanzlers, der
bisher gerade durch eine ungewöhnliche Pflichttreue und
unent=
wegte Zähigkeit ausgezeichnet war. Dr. Seipel hat ſelbſt das
ſcheinbar unbegreiflich Widerſpruchsvolle ſeines Verhaltens
ge=
fühlt und daher vor dem kompetenſten Forum, dem
Hauptaus=
ſchuß des Nationalrats, ſeine Haltung möglichſt klar zu
inter=
pretieren verſucht. Er ſagte dort, es handele ſich für ihn „nicht
nur um die Beilegung des Streiks, ſondern um die größere
Frage, ob die Sanierungspolitik, deren Träger die bisherige
Re=
gierung ſei, ihre Fortſetzung finden ſolle, und zwar mit jener
Zielſetzung, auch der Zeit nach, die ſich aus den Verhandlungen
der füngſten Vergangenheit ergibt, oder ob durch ein Nachgeben
gegenüber den Wünſchen von Einzelgruppen über jene Grenze,
die durch das Budget des Bundes und natürlich auch
ſelbſtän=
dig geſtellter Betriebe gezogen iſt, eine Verlängerung der
Ueber=
gangszeit bis zur Vollendung des Sanierungswerkes
herbeige=
führt werden dürfe‟. Dieſe prinzipielle Erklärung Dr. Seipels
iſt in ihrer knappen und dabei doch überaus komplizierten
Faſ=
ſung faſt unverſtändlich, unzulänglich, ſcheinbar nicht recht
glaub=
würdig — und die weiteſten Kreiſe der Oeffentlichkeit glauben
ihr auch nicht! —, und trotzdem iſt ſie der zutreffendſte
Anhalts=
punkt für die Klärung der ganzen rätſelhaſten Sachlage.
Aller=
dings nur ein dürftiger Anhaltspunkt; ein volles Verſtehen
die=
ſer für die Gegenwart und nächſte Zukunft des öſterreichiſchen
Volkes und Staates ſo bedeutungsvollen großen Kriſe kann ſich
nur aus einer genauen Analyſe der überaus komplizierten
öſter=
reichiſchen Innenpolitik ergeben.
Oeſterreich ſteht bekanntlich ſeit Monaten in einer immer
ge=
fährlicher werdenden Sanierungskriſe. Dieſe Kriſe hat bisher
bereits die geſamte Wirtſchaft der Donaurepublik ſchwer
erſchüt=
tert, ſie führt zu einer immer bedrohlicher werdenden
Verbitte=
rung, ja, innerer Revoltierung der breiten Maſſen, bringt das
Gefüge der Regierungsmehrheit bedenklich ins Bröckeln,
gefähr=
det alſo bereits ernſtlich die Poſition des Bundeskanzlers und
ſeines Anbinett
ren Werten geſagt: Dr Seipel ſteht
in eineße
eren Kumpf um ſeine Stellung und
Seite 2.
Montag, den 17. Rodsmber 1924
Rummer 820.
ſogar um das Gelingen ſeines großen Sanierungswerkes, und
berſucht mit allen Mitteln taktiſchen Raffinements, ſich die
ent=
ſcheidend günſtige Poſition in dieſem Ringen, deſſen dramatiſche
Höhepunkte erſt bevorſtehen, zu ſichern. Der Bundeskanzler
unterſchätzt die furchtbare Schwere dieſes Kampfes geſiß nicht;
er weiß, daß er gegen verſchiedene, außerordentlich ſtarke und
gefährliche Fronten zu kämpfen hat. Ihm ſtehen entgegen:
be=
denkliche oppoſitionelle Strömungen in der eigenen (
chriſtlich=
ſozialen) Partei, ſtändige beträchtliche Spannungen gegenüber
den Großdeutſchen, der zweiten Partei der Regierungskoalition,
erbitterte Feindſchaft der ſtraff gefügten und geführten
Sozial=
demokraten, und ſchließlich die immer ernſter werdende
Verbitte=
rung breiter Volksſchichten, die, unabhängig von ihrer
politi=
ſchen Parteiſtellung, unter den Folgen der Sanierung ſchwer
lei=
den und ſich daher ſchon rein gefühlsmäßig mehr und mehr gegen
den Bundeskanzler einſtellen.
Die Widerſtande innerhalb der chriſtlichſozialen Partei, mit
denen der Bundeskanzler als ihr Führer zu kämpfen hat,
er=
klären ſich vor allem aus der außerordentlich heterogenen
Zuſam=
menſetzung der Partei. Die Wähler der Chriſtlichſozialen und ihre
parlamentariſchen Vertreter kontingentieren ſich — um nur die
Hauptkomponenten dieſer vielfältigen Miſchung zu nennen — aus
den Kreiſen des groß= und kleinſtädtiſchen Handels und
Gewer=
bes, der bäuerlichen Bevölkerung, der hohen und
mitt=
leren Staatsbeamtenſchaft, der rein klerikal eingeſtellten
kleinen Leute, des ehemaligen Ofſizierkorps. Es iſt
ſelbſt=
verſtändlich, daß die einheitliche Führung einer aus ſo
ver chiedenartigen — vielfach in Jutereſſengegenſätzen
ſtehen=
den — Elementen gebildeten Partei gerade in den
jetzi=
gen kriſenhaften Zeiten mit ſtändigen großen Schwierigkeiten
verbunden iſt. Der Bundeskanzler muß daher andauernd mit
beſonderer Behutſamkeit und feinſtem politiſchen Takt bemüht
ſein, die gefährlichen Reibungen innerhalb der Partei zu mildern
und auszugleichen, ohne durch Verärgerung der einen oder
an=
deren großen Gruppe ſeine eigene Poſition zu gefährden.
Viel größere Schwierigkeiten noch als die Leitung der
eige=
nen Parlei bereitet Dr. Seipel die Aufrechterhaltung der
Regie=
rungskoalition mit den Großdeutſchen. Dieſes Tündnis iſt ſeit
ſeinem Abſchluß durchaus unnatürlich und innerlich unmöglich.
Die Großdeutſchen haben einen einzigen vitalen Programmpunkt,
den Anſchlußgedanken, die große Idee der Vereinigung
Oeſter=
reichs mit Deutſchland. Dieſe grundlegende Doktrin ihres
Pro=
gramms hat die Partei mit ihrer Feſtlegung auf das Genfer
Sanierungswerk und durch ihre Anteilnahme an der Regierung
Selpel ſelbſt negiert. Sie hat ſich dadurch aus eigenem jeder
Eriſtenzberechtigung beraubt und iſt als politiſche Partei zum
rettungsloſen lntergang verurteilt. Schon bei den nächſten
Nationalratswahlen wird ein Großteil, ihrer Wähler zu den
Chriſtlichſozialen übergehen, der Reſt wird zu dem kleinen,
politiſch vollkommen bedeutungsloſen Trupp öſterreichiſcher
Hakenkreuzler der Hiller=Ludendorf=Couleur ſtoßen. Dieſe
un=
ausbleibliche Entwiaklung ſehen die Führer der Großdeutſchen
natürlich am ſchärfſten voraus, und ſie verſuchen immer wieder,
den Zuſammenhang mit den nationalſozialiſtiſch orientierten
Elementen ihrer Partei aufrechtzuerhalten. Das aber läßt ſich
ſelbſtverſtändlich nicht mit der Anteilnahme an der jetzigen
Regie=
rung vereinigen und führt zu ſtändigen Differenzen mit dem
Bundeskanzler und zu einer Lockerung der chriſtlichſozial =
groß=
deutſchen Koalition.
Der weitaus ſtärkſte und erbittertſte Widerſacher des
Bun=
deskanzlers und ſeiner Regierung iſt bekanntlich die öſterreichiſche
Sozialdemokratie. Sie umfaßt parteipolitiſch weit über ein
Drittel der öſterreichiſchen Bevölkerung, beherrſcht ſouverän, die
öſterreichiſche Arbeiterſchaft und alle großen Gewerkſchaften der
Staatsangeſtellten, be eutet alſo einen Faktor, der durch ſeine
fcharfe ſachliche und perſönliche Oppoſition dem Bundeskanzler
ſchon viele ſchwere Stunden, verurſacht hat und noch bereiten
wird.
Am gefährlichſten aber kaun dem Bundeslanzler die bereits
früher hervorgehosene gefühlsmäßige, durchaus nicht rein
partei=
politiſche Gegnerſchaſt der vielen Tauſende „
Scierungsleiden=
den” werden, die wohl gerade noch die Sanierung an ſich, nicht
aber Seipel ſelbſt als den unerbittlichſten perſönlichen Verfechter
der Idee ertragen terden.
lind nun erſt, aus der beſonderen und gefährlichen
Konſtel=
lation, die den Bundeslanzler unmittelbar bedroht, ergeben ſich
die logiſchen und — vor allem! — pſychologiſchen Prämiſſen für
ſeine unerwartet brüske Haltung gegenüber den Lohnforderungen
der Eiſenbahner, für die von ihm diktierte Regierungstriſe. Das
Vorgehen Dr. Seipels an jenem dramatiſchen Freitag, der mit
ſeiner Demiſſion und dem Generalſtreik der Eiſenbahner endete,
ſtellt einſach einen vehementen taktiſchen Vorſtoß von ſeiner Seite
dar, durch den er die verſchiedenen gegneriſchen Fronten
entſchei=
dend ſchwächen und die endgültig überlegene Poſition für den
weiteren ſchweren Sanierungskrieg gewinnen wollte. Was er
unternahm, war alſo einfach ein großangelegtes, kühnes, des
be=
deutenden Staatsmannes durchaus würdiges Manöver, durch
das er viel gewinnen, viel allerdings auch verlieren konnte.
Jetzt aber, nach dieſer umfaſſenden Klärung der ſo verworren
ſcheinenden Sachlage, iſt die für Oeſterreichs nächſte Zukunft
ent=
ſcheidende Frage zu beantworten: Hat der Bundeskanzler den
von ihm ſelbſt forcierten Kampf gewonnen oder verloren? Die
Antwort auf dieſe ſo bedentungsvolle Frage ſteht im Titel dieſer
Vom Tage.
Der baheriſche Miniſterrat beſchloß i ſeiner letzten Sitzung, dem
Projekt einer Rentenbankkreditanſtalt nur dann
zuzuſtim=
men, wenn ſie ſich auf Perſrnalkredit beſchränkt, und wenn die für die
Befriedigung des gerade beſtehenden Hypothekar= und Kreditbedürfniſſes
vorhandenen Mittel der Rentenbank ſchlüſſelmäßig auf die Länder verteilt
werden.
Der Präſident der Gemiſchten Kommiſſion für Oberſchleſien
Ca=
onder, wird Monlag in Berlin eintreffen, um die zu ſeiner
Zuſtän=
digkeit gehörenden oberſchleſiſchen Fragen, die zurzeit von ganz
beſon=
derer Wichtigkeit ſind, mit den maßgebenden Regierungsſtellen zu
be=
ſprechen.
Wie aus New York gemeldet wird, verließ der deutſhe Botſchafter
Waſhington Wiedfeldt zuſammen mit der Mannſchaft des „3.
R. 3” auf dem „Kolumbus” Neiv York.
Die franzöſiſche Kammer beendete in ihrer letzten Abendſitzung
die Diskuſſion über das Budget für die Handelsmarine, in deren
Verlauf die Regicrung die Erklärung abgab, daß der
Achtſtunden=
tag in der Handelsmarine ab Januar als obligatoriſch erklärt.
wird.
Wie der Oeuvre berichtet, wird die franzöſiſche Regierung zur
Be=
kämpfung der Lebensmittelteuerung im Laufe der
kommen=
den Woche die Einfuhr argentiniſchen Viehs unter gewiſſen Formalitäten
geſtatten. Dieſes Vieh muß ſofort bei Ankunft in den Häfen geſchlachtet
werden, um jede Anſteckungsgefahr zu beſeitigen.
Zaglul Paſcha hat ſein Rücktrittsgeſuch zurückgezogen.
Blättermeldungen aus New York zufolge erhielt der Polarforſcher
Amundſen 100 000 Dollars zur Ausführung ſeines Nordpolflugs,
zu dem er im Juni 1925 in Spitzbergen ſtarten will.
Wie ſeuter aus Mexiko erfährt, ſind alle ausgedehnten
Fiſche=
reikonzeſſionen, die die Japaner an den Küſten von
Niederkali=
fornien inne hatten, von dem Bundesgouverneur für nichtig erklärt
worden.
Ausführungen. „Eine Niederlage Seipels?‟ Das bedeutet: Der
Kampf um ſeine ſtaatsmänniſche Poſition, den der
Bundeskanz=
ler in dieſen Tagen ſelbſt forcierte und durchfuhrte, iſt noch nicht
abgeſchloſſen und entſchieden; ſein endgültiges Ergebnis wird
erſt im Verlaufe der nächſten Wochen im weiteren Fortgange
die=
ſes großen Sanierungstrieges klar zugehen. Allein ſchon das
bisherige Reſultat des eben geführten Kampfes iſt zweifellos
für den Bundes anzler recht ungünſtig. Wohl haben ſich die
Chriſtlichſozialen wieder einmütig hinter ihn geſtellt, allein die
innere Ehrlichkeit, der Charakter unverbrüchlicher Gefolgtreue
hat dieſer Kundgebung entſchieden gefehlt. Die
chriſtlichſozial=
großdeutſche Regierungskoalition iſt durch das taktiſche Manöver
Seipels keineswegs neugefeſtigt, beſtenfalls nicht erſchüttert
wor=
den. Und hat das Vorgehen des Bundeskanzlers etwa den
Sa=
nierungswillen, des durchſchnittlichen Oeſterreichers geſtärkt?
Wird die große Armee der Staatsangeſtellten die furchtbare
Teuerung, die neuen bitteren Entbehrungen des bevorſtehenden
Winters geduldig und in ſtaatsbürgerlicher Opferwillig eit
er=
tragen? Kein vernünftiger Menſch kann heute, nach der kalt=
ver=
droſſenen Stellungnahme der geſamten öſterreichiſchen
Oeffent=
lich eit gegenüber dem Dr. Seipel der Kriſentage, ſolche Hoffnung
hegen".
Den Propheten ſpielen iſt eine gefährliche und undankbare
Sache. Dieſes öſterreichiſche Prognoſtikon aber ſcheint feſtzuſtehen:
die Sanierungskriſe wird ſich weiterhin verſchärfen, Teuerung,
Arbeitsloſigkeit, Steigerung der allgemeinen wirtſchaftlichen Not
ſtehen bevor. Dadurch wird der erſt beginnende politiſche
Sanie=
rungs rieg verſchärft, die Regierungskoalition bedroht, die
per=
ſönliche Machtſtellung des Vundeskanzlers ernſtlich gefährdet
werden. Eine wirkliche Erſchütterung des Sanierungswerkes
ſelbſt. mit dem das vitalſte Preſtige des Völkerbundes
unmittel=
bar verknüpft iſt, erſcheint auch heute noch ausgeſchloſſen. Aber
die ſchwerſten Leiden, die Höchſtpunkte dieſer gewaltigen
Dauer=
kriſe, ſtehen dem öſterreichiſchen Staate und ſeiner Bevölkerung
noch bevor. Daß dieſe bittere Feſtſtellung am ſechſten
Geburts=
tage der öſt rreichiſchen Repüblik gemächt werden muß, darf wohl
als ſchickſalhaftes Moment von ſymboliſcher Bedeutung betrachtet
Dr. Akfred Neumänn.
werden!
Die deutſch=franzöſiſchen
Kabinettbeſprechungen.
Berlin, 17. Nov. Die Beratungen des Reichskabinetts
über die deutſch=franzöſiſchen Wirtſchaftsverhandlungen werden
heute fortgefetzt. Staatsſekretär v. Trendelenburg bleibt bis
zum Ende der Kabinettbeſprechungen über die ganze Frage noch
in Berlin. Die Berätungen im Kabinett werden ſich neben der
Hauptfrage, der Ausführabgabe, auch noch mit den im Laufe der
Pariſer Verhandlungen entſtandenen Spezialfragen beſchäftigen,
zum Beiſpiel mit den Warenaustauſchliſten, die von beiden
Ver=
handlungsteilen überreicht worden ſind. Die
Spezialverhand=
lungen gehen auch während der jetzigen Unterbrechung der
offi=
ziellen Beſprechungen in Paris weiter und werden in erſter Linie
von Sachverſtändigen geführt.
Frankfurter Oraufführung.
Neues Theater.
Trotz der verſchiedenen Erläuterungen, die Ernſt Liſfauer
feiner Komödie „Gewalt” vorausgeſchickt hat, iſt dieſe „
Ge=
walt” keine gewaltige Sache geworden.
Liſſauer, der ſich ſchon in den Schauſpielen „York” und „
Ecker=
mann” dramatiſch verſucht hat, greift wiederum einen
geſchicht=
lichen Stoff auf: Die Erlebniſſe des Fürſten Leopold von Anhalt=
Deſſau, des alten Deſſauers, der ſeine Jugendfreundin Annalieſe,
die Tochter des Apothekers Föhſe, zur Gattin und regierenden
Fürſtin erwählt hat. Der geſchichtlichen Begebenheit ſucht Liſſauer
eine pſychologiſche Vertiefung zu geben. Er ſtellt der
gewalt=
tätigen Natur des Fürſten die gelaſſene und heitere Seele des
Bürgermädchens gegenüber und ſucht darzutun, wie der
gewalt=
ſame Charakter des Manes durch die Liebe zu Annglieſe
gewan=
delt wird, wie der unbeherrſchte Fürſt unter dem Einfluß der
Liebe zu Menſchlichkeit und Selbſtbeherrſchung ſich erzieht. Da
Liſſauer hiermit dem geſchichtlichen Vorgang einen neuen Inhalt
gibt, ändert er auch die Namen der Beteiligten, dem Rate Leſſings
folgend, der dramatiſche Dichter ſolle ſich, „im Fall, daß er andere
Charaktere als die hiſtoriſchen wählet, auch der hiſtoriſchen Namen
enthalten und lieber ganz unbekannten Perſonen das bekannte
Faltum beilegen, als bekannten Perſonen nicht zukommende
Cha=
raktere andichten”.
Dies alles wäre recht ſchön, wenn Liſſauer auch die Begabung
hätte, ſeine theoretiſchen Abſichten in die dramatiſche Tat
umzu=
ſetzen. Hieran aber fehlt es. Die Menſchen auf der Bühne
ge=
winnen nicht überzeugende Geſtalt. Sie reden wohl, aber leben
nicht. Die dramatiſche Ausgeſtaltung iſt höchſt dürftig. Parallel=
Vorgänge wiederholen ſich. Blutlos im luftleeren Raum ſteht
die Handlung. Es bleibt der Eindruck, daß ein recht geſchickt
aus=
gedachter Plan mit dichteriſch unzulänglichen Mitteln
ausge=
führt iſt.
Die Darſtellung hielt ſich auf der anſtändigen Höhe der
Unterhaltungsbühne des Frankfurter Weſtens. Martin Gien
und Margarethe Hopf trugen unter der ſauberen Spielleitung
von Robin Robert die Hauptrollen. Dank dem Beifall
freund=
licher Menſchen konnte der Verfaſſer einige Male an der Rampe
erſcheinen.
* Jakob Böhmes Berufung.
Am 17. November werden es 300 Jahre, daß einer der
tiefſten deutſchen Geiſter, daß Jakob Böhme, der „
philosophu=
teutonicus” in Görlitz die Augen ſchloß. Unzähligen haben ſeine
Schriften Erbauung und Anregung gebracht, und manche Epoche
deutſcher Geiſtesgeſchichte iſt ohne ihn nicht denkbar.
Ein ewiges Leuchten geht von der Geſtalt dieſes Stillen aus,
das auch nicht, wie bei ſo manchem anderen, durch das Zeugnis
ſeiner Zeitgenoſſen gemindert wird. Seine lautere Perſönlichkeit
lebt in jeder Aeußerung fort, die von ihm erhalten iſt.
Franken=
berg, Böhmes Freund, erzählt davon, wie der arme Bauernſohn
aus Alt=Seidenberg ſchon zu Hohem berufen ward, da er mit den
anderen Dorfknaben das Vieh auf dem Feld hütete. „Bei
wel=
chem ſeinem Hirtenſtande ihm begegnet, daß er einſtmals um die
Mittagsſtunde ſich von anderen Knaben abgeſondert und auf den
davon nicht weit abgelegenen Berg, die Landeskrone genannt,
allein für ſich ſelber geſtiegen und allda zu oberſt — welchen Ort
er mir ſelbſt gezeiget und erzählet — wo es mit großen roten
Steinen verſpachſen und beſchloſſen, einen offenen Eingang
ge=
funden, in welchem er aus Einfalt gegangen und darinnen eine
große Bütte mit Geld angetroffen, worüber ihm ein Grauſen
an=
gekommen, darum er nichts davon genommen, ſondern alſo ledig
und eilfertig hinausgegangen ſei. Ob er nun wohl nochmals
mit anderen Hütejungen zum öfteren wieder hinaufgeſtiegen, hat
er doch ſolchen Eingang nie mehr offen geſehen — welches eine
Vorbedeutung auf ſeinen geiſtlichen Eingang in die verborgene
Schatzkammer der göttlichen und natürlichen Weisheit und
Ge=
heimniſſe wohl ſein können.” Während ſeiner Lehrzeit geſchah
dann folgendes: „Wie mir der ſelige Mann ſelber erzählet, hat
ſich’s einſtmals bei ſeinen Lehrjahren zugetragen, daß ein
Frem=
der, zwar ſchlecht gekleideter, doch feiner und ehrbarer Mann vor
den Laden gekommen, welcher ein Paar Schuhe für ſich zu kaufen
begehret; weil aber weder Meiſter noch Meiſterin zu Hauſe, hat
Jakob Böhme, als ein Lehrjunge, ſelbige zu verkaufen ſich nicht
erkühnen wollen, bis der Mann mit Ernſt darauf gedrungen;
und als er ihm die Schuhe — in der Meinung, den Käufer
abzu=
ſchrecken — ziemlich hoch und über rechte Billigkeit geboten, hat
ihm der Mann dasſelbe Geld alsbald und ohne Widerrede dafür
gegeben, die Schuhe genommen, fortgegangen, und als er ein
wenig von dem Laden abgekommen, ſtill geſtanden und mit lauter
und ernſter Stimme gerufen: „Fakob, komim heraus!” Worüber
er in ſich ſelbſt erſchrocken, daß ihm dieſer unbekannte Mann mit
eigenem Taufnamen genennet und ſich doch erholet, aufgeſtanden
und zu ihm auf die Gaſſe gegangen ſei. Da habe ihn der Mann
London und Moskau.
Von unſerem Korreſpondenten.
C. M. E. London, 16. Nov. (Durch Flugpoſt.)
Dem Außenſtehenden, der ſich nicht ſo ohne weiteres in die
verſchiedenen Weſensarten der jetzigen Regierung und der
Mac=
donalds finden kann, dürſten leicht Zweifel auſtauchen, welchen
Kurs die neue Regierung gegenüber Rußland einſchlagen wird,
mit Rückſicht darauf, daß die Erörterung der
Handelsbeziehun=
gen, wenn auch auf anderer Grundlage als auf der des
vielum=
kämpften Ruſſenvertrags, unbedingt eine aktuelle Frage iſt, der
man im Intereſſe der eigenen Induſtrie tunlichſt bald in das
Geſicht ſehen muß. Die Zweifel ſind jetzt behoben. Die
Regie=
rung denkt nicht daran, ſich in ihrer Haltung durch Rücſicht auf
ſpätere Vorteile hindern zu laſſen. Sie hat ſich entſchloſſen,
durchzugreifen, im Vertrauen darauf, daß ſie das ganze Land
hinter ſich hat. Sie hat ſich entſchloſſen, der im Dunkeln
ſchlei=
chenden umſtürzleriſchen Propaganda auf den Leib zu gehen, mit
dem Scheinwerfer in jede Ecke zu leuchten, unbekümmert darum,
was ſich daraus ergeben mag. Der Sinowjewbrief an ſich, der
Campbell=Zwiſchenfall, das ſind hier alles nur Symptome des
Unweſentlichen. Auſten Chamberlain als Vorſitzender,
Birken=
head, Johnſon Hicks und Hogg als Mitglieder der
Unterſuchungs=
kommiſſion werden nicht langer Arbeit bedürfen. Wahrlich ein
Komitee ſtarker Männer einer ſtarken Regierung! Weſcher
Gegen=
ſatz zu der Verſchleppungs= und Behandlungsmethode der
Re=
gierung Macdonalds. Hier lag eben deren ſchwacher Punkt.
Ein britiſches Kabinett darf niemals internationale Intereſſen
nationalen vorſetzen. Wenn es das tut, wird es einfach
hin=
weggefegt, wie es Macdonald geſchah. Jedes Schielen nach
Moskau iſt politiſcher Selbſtmord. Das iſt die große Lehre aus
der Wahl. Das iſt der Grund, warum dieſe Entſchließung der
neuen Regierung von allen Seiten mit Beifall begrüßt wird.
Das iſt es auch, war (a nachträglich die Haltung des Foreign
Office in der Angelegenheit des geharniſchten Brieſes Rakowskis
erſt jetzt ſo recht als nationale Tat Anerkennung findet. Wonach
hat man ſich denn hier geſehnt, nicht zum wenigſten in der City,
in der Induſtrie, überall? Nach Ruhe und Stabilität für das
Geſchäft. Das iſt auch der Schlüſſel für die ganze internationale
Politik. Baldwins erſte Handlung iſt, daß er auf den Spuk
losgeht. Er ſtellt dieſe Aktion ſogar vor die gegen den zweiten
Feind, die Verteuerung der Lebensmittel. Aber auch der
Aus=
ſchuß für den Entwurf des Angriffsplans gegen dieſen bitteren
Feind der Bevölkerung ſteht ſchon vor der Tür. Auch er ſoll
verborgene Machenſchaften aufdecken, und er wird es
ſchonungs=
los tun. Auch wird es kein auf die Langebankſchieben geben.
Die dritte fortſchrittliche Tat wird die Löſung der
Wohnungs=
frage ſein. Auch hier wird es ſich in erſter Linie um ein
Aus=
kehren handeln. Wo ſtecken diejenigen, welche das Baumaterial
unerſchwinglich verteuern? Leiſten die Stadtverwaltungen und
Grundeigentümer hinreichende Mitarbeit? Alſo Fortſchritt und
Beruhigung auf der ganzen Linie dieſes „reaktionären”
Ka=
binetts.
Aus Bayern.
Abkommen mit der evang.=lutheriſchen Kirche.
München, 16. Nov. (Wolff.) Geſtern nachmittag wurden
die zwiſchen dem bayeriſchen Staate und der evangeliſch=
luthe=
riſchen Landeskirche rechts des Rheines und der Vereinigten
proteſtantiſchen evangeliſch=chriſtlichen Kirche der Pfalz
verein=
barten Verträge über die Regelung des kirchlichen Verhältniſſes
durch den vom Miniſterrat bevollmächtigten Kultusminiſter Matt=
und durch die Präſidenten der beiden Landeskirchen vorbehaltlich
der Genehmigung des Landtages einerſeits und der Synoden
der beteiligten evangeliſchen Kirchengeſellſchaften andererſeits
im Kultusminiſterium unterzeichnet. Die beiden Abkommen
werden nunmehr gleichzeitig mit dem zwiſchen dem bäyeriſchen
Staat und der Kurie vereinbarten bereits am 24. März
unter=
zeichneten Konkordat über das Verhältnis der katholiſchen Kirche
in Bayern in den nächſten Tagen dem Landtage zugehen.
Stadtverordnetenwahl in Schwerin.
Schwerin, 17. Nov. Bei den geſtrigen
Stadtverordneten=
wahlen in Schwerin erhielt die bürgerliche. Einheitsliſte 9739
(11 547), Demokraten 2698 (1700), Sozialdemokraten 6658 (6353),
Kommuniſten 689 (830), Nationalſozialiſten 1398, Angeſtelltenliſte
445 und Freie Bürger 141 Stimmen. Die bürgerliche
Einheits=
liſte erzielte damit 23 (28), Demokraten 6 (4), Sozialdemokraten
15 (15) Kommuniſten 2 (3), Nationalſozialiſten 3 und die
Ange=
ſtelltenliſte 1 Sitz.
Gemeindewahlen in Anhalt.
Deſſau, 17. Nov. Die Gemeindewahlen in Deſſau hatten
folgendes Ergebnis (in der Klammer ſtehen die bei der
Land=
tagswahl erzielten Stimmen): Sozialdemokraten 17 540 (18 120)
16 Sitze, Kommuniſten 1132 (1398) 1 Sitz, Völkiſche 887 (1174)
keinen Sitz, Bodenreformer 807 (642) keinen Sitz, Demokraten
3848 (3862) 4 Sitze, Volksgemeinſchaft 16026 (16897) 15 Sitze.
eines ernſt=freundlichen Anſehens, mit lichtfunkelnden Augen, bei
der Hand gefaßt, ihm ſtrack und ſtark in die Augen geſehen und
geſprochen: „Jakob, du biſt klein, aber du wirſt groß und gar
ein anderer Menſch und Mann werden, daß ſich die Welt über
dich wundern wird! Darum ſo ſei fromm, fürchte Gott und ehre
ſein Wort; inſonderheit lies gerne in Heiliger Schrift, darinnen
du Troſt und Unterweiſung haſt, denn du wirſt viel Not und
Armut mit Verfolgung leiden müſſen, aber bleibe beſtändig, denn
du biſt Gott lieb, und er iſt dir gnädig! So ward in Böhme
der Geiſt geweckt, der in ihm ſo mächtig wurde, daß er trotz aller
Unterdrückung ſeine unvergleichlichen Werke niederſchrieb.
Der diesjährige literariſche Nobeſpreisträger
iſt der Pole Wladislaw Stanislaw Reymont, der ebenſo wie ſein
dekadenter Gegenpol Stanislaw Przybyszewski im Jahre 1868
geboren iſt. Schon einmal fiel der literariſche Nobelpreis nach
Polen, und zwar im Jahre 1905 an den 1916 verſtorbenen
be=
kanuten Romanſchriftſteller Henryk Sienkiewicz. Reymont iſt
auch in Deutſchland kein Unbekannter mehr. Sein in den Jahren
1904 bis 1909 geſchriebenes vierteiliges Romanwerk „Die Bauern”
erregte auch bei uns in deutſcher Uebertragung (Verlag Eugen
Diederichs, Jena) ſchon vor dem Krieg berechtigtes Aufſehen.
Dieſer Pole iſt, ähnlich wie Zola, ein durchaus realiſtiſcher
Schriftſteller, der ſeine Themen aus ſeiner engſten Heimat
ent=
nimmt, ſie in markiger Sprache leicht dialektiſch färbt und ſie
über die charakteriſtiſchen Perſonen und Schickſale hinaus ins
Symboliſche erhebt. Die oft geläſterte „polniſche Wirtſchaft”
er=
ſcheint hier in dem Lichte eines Dichters verklärt, in wundervollen
Bildern, in erſchütternder Klarheit. Als wichtige Faktoren der
vier Tableaus Herbſt, Winter, Frühling, Sommer ſtellt der
Dich=
ter hin: den Menſchen, den Naturvorgang, den Sachbeſitz, die
Außenbeziehung zum Gemeindeganzen, die Wertſteigerung des
Lebens im Arbeitsergebnis. So wird jede Jahreszeit ein
be=
ſonderes Buch dieſes Bauernlebens. Die überragende Größe
dieſes Buches Die Vauern” hat Reymont nie wieder erreicht,
Bekannt geworden iſt von ihm hauptſächlich noch „Das gelobte
Land”, ein Bild des Induſtrielebens in Lodz mit allen
Gegen=
ſätzen zwiſchen Kapital und Arbeit, ferner ein Buch des
Selt=
ſamen und des Erauens „Der Vampir” und „Polniſche
Bauern=
novellen” Nachdem das Nobelpreis=Komitee in den beiden
letz=
ten Jahren in dem Iren Yeats und dem Spanier Benavente zwei
ausgeſprochene Außenſeiter ehrte, fiel die Wahl dieſes Mal
wenig=
ſtens auf einen ſchon international anerkannten Manu, deſſen
literariſche Eröße nicht beſtritten werden kaun.
Rummer 320.
Aus der Landeshauptſtadt.
Darmſtadt, 17. November.
* Jungmeiſterinnen= und Jungmeiſiertag
für die Provinz Starkenburg.
Geſtern Sonntag fand im Städtiſchen Saalbau der Jungmeiſterinnen=
und Jungmeiſtertag 1924 für die Provinz Starkenburg ſtatt. Der große
Saal war mit Tannengrün, den heſſiſchen Farben und wohl über 30
Emblemen ker verſchiedenen Innungen und Handwerksbetriebe einfach
und würdig geſchmückt. Auf der Bühne hatte das Darmſtädter Konzert=
Orcheſter Platz genommen. Quer über die Stirnwand der Bühne zog
ſich ein Spruchband mit den Worten:
„Ehre deutſches Volk und hüte
Treulich deinen Handwerkſtand;
Als das deutſche Handwerk blühte,
Blühte auch das deutſche Land.”
Das Darmſtädter Konzert=Orcheſter (Leitung Herr Konzertmeiſter
Georg Koch) ſpielte das Adagio aus der Sonate Pathetique von
Beethoven und hierauf die Ouvertüre zu Orpheus von Offenbach.
Herz=
licher Beifall dankte den Leiſtungen der kleinen, aber vortrefflich
einge=
ſpielten Künſtlerſchar. Herr Ernſt Göbel trug einen von Herrn
Amtmann Göbel gedichteten ſinnigen Vorſpruch vor, worauf der
Vor=
ſitzende der Meiſterprüfungskommiſſion für die Provinz Starkenburg,
Herr Georg Krauß, eine mit lebyaftem Beifall aufgenommene
Anſprache an die feſtliche Verſammlung hielt, die das deutſche Handwerk
als eine der wichtigſten Beſtandteile eines geordneten Volksganzen feierte
und in ein Hoch auf das deutſche Handwerk und auf das deutſche
Vater=
land ausklang. Trotzig und begeiſtert klang es als letzter Vers des
Deutſchlandliedes durch den Saal:
Deutſchland, Deutſchland über alles,
Trotz des Unglücks, trotz der Not;
Deutſchland, du geliebte Heimat,
Dir gehör ich bis zum Tod.
Ob du wachſeſt, ob du welkeſt,
Ob das Todeslos dir fällt,
Dennoch — Deutſchland über alles —
Ueber alles in der Welt.”
Ein kurzes Gedicht von Freiligrath trug die kleine Elfriede Greß
friſch und ſicher vor, dann folgte der Reigen der Anſprachen. Herr
Ge=
werberat Schneidt überbrachte die Grüße und Glückwünſche des
Heſſiſchen Miniſteriums für Arbeit und Wirtſchaft, Herr Dr. Stamm
ſprach für die Provinzialdirektion Starkenburg, Herr Jakob Nohl für
den Heſſiſchen Verband für Handwerk und Gewerbe und die Heſſiſche
Handwerkerkammer, Herr Heinzerling für den Ausſchuß zur
För=
derung der Meiſter= und Geſellenprüfungen. Herr Nohl dankte noch
einmal beſonders im Namen da Handwerkskammer der
Meiſterprüfungs=
kommiſſion und ihrem Vorſitzenden Herrn Krauß für ihre Mühewaltung
im Dienſte der gemeinſamen Sache. Herr Obermeiſter Krämer rügte
unter allſeitiger Zuſtimmung, daß die Stadtverwaltung, die jetzt über
vier Bürgermeiſter und noch mehrere Beigeordnete verfüge, es
trotz=
dem nicht für nötig befunden habe, einen Vertreter zu entſenden. Aus
der Stadtverordnetenverſammlung waren mehrere Herren erſchienen.
Sodann fand durch die einzelnen Prüfungsmeiſter die feierliche
Ueber=
reichung der Meiſterbriefe ſtatt. Von rund 260 Prüflingen — darunter
19 Damen — haben 230 die Prüfung beſtanden, darunter die ſämtlichen
Damen! Ein Anſporn für die Jungmeiſter! Für die Prüflinge dankte
Herr Jungmeiſer Rommel=Offenbach dem Prüfungsausſchuß kurz
und herzlich. Dann beſchloß ein von der Kapelle flott geſpielter Marſch
die Morgenveranſtaltung. Während im Gartenſaal das Orcheſter weiter
konzertierte, wurde im großen Saal das Mittageſſen gerichtet, das eine
ſehr große Zahl von Teilnehmern, über 300, zu gemütlicher Ausſprache
an kleinen Tiſchen vereinigte. Nach dem Eſſen fanden ſich auch die
Feſt=
gäſte wieder ein, die zu Hauſe oder ſonſt in der Stadt gegeſſen hatten
und nun mit den Tiſchgäſten den Saal dicht füllten. Die Reihe der
Tiſch=
reden eröffnete Herr Krauß, der in launiger Weiſe zum Zugreifen
aufforderte. Im Verlauf des Eſſens, deſſen Anfang ſich allerdings —
wohl infolge der übergrosen Teiknehmerzahl, die die Anmeldungen
er=
heblich überſchritt — ziemlich verſpätete, ſprachen u. a. noch: Herr Nohl.
Herr Stadtverordneter Haury, Herr Stadtverordneter Finger, der
auf die Damen toaſtete, und Herr Architekt Schembs, der, als zweiter
Vorſitzender der Meiſterprüfungskommiſſion, ein Hoch auf den erſten
Vorſitzenden Herrn Krauß ausbrachte. Dem neuen Pächter der Saalbau=
Reſtauration Herrn Schmitz, der zum erſten Male ein Feſteſſen in ſo
großem Ausmaß geben konnte, gebührt für die Zuſammenſtellung der
Steifenfolge und die ausgezeichnete Zubereitung ein beſonderes Lob.
Herr Nohl ließ Frau Krauß, als die unermüdliche Mitarbeiterin
ihres Mannes und als echte deutſche Meiſterin, hochleben. Einzelvorträge
mannigfacher Art und das Langſche Soloquartett mit ſeinen
meiſter=
haften Geſaugsderbietungen verſchönte das Zuſammenſein am
Nachmit=
tag. Für die Tanzluſtigen bot ſich im Gartenſaal Gelegenheit, ihrer
Leidenſchaft Genüge zu tun.
So ſchön und würdig die ganze Veranſtaltung verlaufen iſt, ſo wird
ſie allen Teilnehmern im Gedächtnis zurückbleiben als die Erinnerung
an einen Tag gemeinſamer Arbeit, gemeinſamen Erlebens und
gemein=
ſamer Freude. Den neuen jungen Meiſterinnen und Meiſtern, die an
einer neuen, der ſchwerſten und wichtigſten, aber auch der ſchönſten Etappe
ihres Lebens angelangt ſind, möge die letzte Strophe des wundervollen
Vorſpruchs von Göbel mit auf den ferneren Lebensweg mitgegeben
werden:
„Heut, wo Euch Fleiß und Müh den Preis erſtritten,
Laßt ſtolzer Freude gerne ihren Lauf
Mög” reicher Segen folgen Euren Schritten.
Bleibt treu der deutſche Meiſter edlen Sitten,
Dann geht’s bergan! — In dieſem Sinn: Glückauf!”
H. W. W.
* Berliner Theaterbrief.
Der innige Wunſch, das deutſche Theater nach den Nöten und
Verirrungen des letzten Jahrzehnts wieder der Kunſt zuzuführen,
beſteht nicht nur bei der ernſten Kritik. Mancher Bühnenleiter
hat ihn mit mehr oder weniger tauglichen Mitteln zu erfüllen
verſucht, und ſelbſt die Schauſpieler haben dem, allerdings in
merkwürdiger Weltfremdheit und im Grunde gegen ihr eigenes
Intereſſe, Ausdruck gegeben. Das iſt der Kampf der Bühnen=
Genoſſenſchaft gegen die weitere Vertruſtung des Berliner
Theaterbetriebs. Wir haben in Berlin verſchiedene Bühnenleiter,
die drei oder mehr Szenen jeweils, in ihrer Hand vereinigen:
Reinhardt, Berrauer=Meinhard, Saltenburg, die Brüder Rotter.
Letztere hatten ihrer Sammlung auch das Leſſingtheater
ange=
fügt; aber angeſichts ihres ſenſationellen kunſtfremden Rufs lief
die Schauſpielerorganiſation gegen die drohende künſtleriſche
Ver=
ſchandelung der alten Bühne Brahms' Sturm und rief nach
Konzeſſionsverweigerung. Dieſe wohlgemeinte Tempelwacht
be=
ſchwor jedoch die ernſteſten Gefahren für die Freiheit der Kunſt,
inſofern, als ſie die (in Theaterſachen zur wirtſchaftlichen Sicherung
beſtellte) Aufſichtsbehörde um Hilfe in Fragen der Kunſtzenſur
anging. Inzwiſchen, nach wenigen Monaten, haben die meiſten
Schauſpieler andere Sorgen bekommen, nämlich die um die
eigene Exiſtenz; die ſeit mehreren Spielzeiten angekündigten
Theaterzuſammenbrüche beginnen nun tatſächlich Wirklichkeit zu
werden, und ſo ſicher ein Radikalmittel vorderhand dagegen
aus=
geſchloſſen erſcheint, ſo werden alle vorübergehenden
Rettungs=
verſuche u. a. nur durch weitere Reduktion der ſchon für 25 Proz.
aller Darſteller unter einem Jahresgehalt von 4000 Mk. liegenden
Gagen möglich ſein.
Die Brüder Rotter haben ſich dem Beweis, für oder dem
Gegenbeweis gegen die erhobenen Vorwürfe durch Vermietung
des Leſſinstheaters an das augenerfreuende, aber ſonſt recht
nichtsſagende Gaſtſpiel einer Wiener Revuetruppe entzogen und
damit eine Flut von Revuen eröffnet, deren Berlinsgegenwärtig
vier weitere zählt.
Deshalb verdient es Aufmerkſamkeit, daß ſich in dem
neu=
gegründeten „Dramatiſchen Theater” unter Leitung des
Schau=
ſpielers Dieterle eine Truppe zur Darbietung eines hochwertigen
Programms zuſammengefunden hatte. Wenn dieſe Bühne, die
jüngſte, auch als erſte zufammengebrochen iſt, ſo liegt das in
erſter Linie weder an Kritik noch Publikum, die beide Intereſſe
bewieſen, ſondern an geſchäftlicher Lnzulänglichkeit der Direktion.
Sie begann mit einem, wenn auch ſchwachen Drama von Georg
Montag, den 17. Nobember 1924.
O. „Der Menſch und die Sonne” lautete das Thema eines am
Sonn=
tag nachmittag 5 Uhr im Mathildenhöhſaal ſtattgehabten Vortrags. Nach
einigen kurzen Begrüßungsworten im Namen des „Orplid”, des Bundes
für Geiſtes= und Körperkultur, begamn Herr Paul Iſenfels, ein
Schüler und Freund Surens, ſeinen Lichtbildervortrag. In ſeiner
Ein=
leitung führte er aus, daß eine harmoniſche Ausbildung aller Kräfte im
Menſchen, eine ideale Körperkultur und eine echte Geſundung in
phyſi=
ſcher und moraliſcher Hinſicht nur durch zwangloſe Pflege des Körpers
im Sinne antiker, griechiſcher Auffaſſung möglich ſei. Eine gründliche,
gereifte Weltanſchauung wird durch freie, ungezwungene, richtige
Körper=
kultur herangebildet. Es muß eine Harmonie zwiſchen Geiſt und Körper
gefchaffen werden. Dieſes harmoniſche Mitſchwingen eines ganzen
Men=
ſchen kann aber nur erreicht werden, wenn auch der Körper frei von
jedem Zwang, der ihm durch die heutige Kultur auferlegt iſt, in
natür=
licher Nacktheit ſich bewegen und ausbilden kann. Dieſe Ausbildung in
der Natur als Naturmenſch muß von jung auf gepflegt werden, damit
ſchon der Jugend das Bedürfnis an Sonnenfreude in nackter Reinheit
anerzogen wird und ſie frühzeitig den Sieg über ſich ſelbſt erringt. Dies
hat auch Hans Suren bei Begründung ſeiner Schule erkannt. Wir ſehen
nun als erſten Teil das Leben und Treiben eines Tages in der Schul
Surens an wohlgelungenen Naturaufnahmen mit erläuternden
Erklä=
rungen des Vortragenden. Der Tag beginnt morgens mit einem
Ge=
ländelauf; wir ſehen u. a. Bilder von Freiübungen, Uebungen mit dem
Medizinball, mit der eiſernen Kugel, Trainieren im Diskuswerfen, im
Speerwerfen, im Ringkampf; wir ſehen Bilder vom Waſſerſport, ein
Lehmbad — alles Bilder, auf denen wir nackte Körper von juagen
Män=
nern ſehen, die in allen Teilen wegen ihrer freien Verbindung mit Sonne
und Natur wohl durchgebildet und proportioniert ſind, antiken Geſtalten
vergleichbar. — Nach einer kurzen Paufe bringt uns der Vortragende
eine Reihe von Aufnahmen, an denen wir den Einfluß der Sonne und
Natur auf den Körper der Frau erkennen können. Auch ſtreift Redner
die verſchiedenen Arten von Schulen, die ſich die Aufgabe geſtellt haben,
die rhythmiſche Gymnaſtik zu pflegen, einen Rhythmus, der in
unbe=
fangener Ganzheit die elementare Naturkraft erfaßt und bei einer freien,
ungebundenene, Gymnaſtik den Frauenkörper kräftigt, ſtärkt und formt.
Wir ſehen Bilder von Hellerau bei Dresden, einer der erſten Schulen für
Körperkultur. Hier iſt die Muſik als Ausgangspunkt für rhythmiſche
Bewegungen genommen, während bei anderen Schulen mehr die
Be=
wegungstotalität des Körpers, der freie Tanz, das ſeeliſche Zentrum
Berückſichtigung findet. Wir ſehen Bilder von vollendet ſchönen
Frauen=
körpern, Naturaufnahmen am Meere, freie Naturmenſchen im Lichte der
Sonne und des Lebens. — Auf vielſeitigen Wunſch fügt der Redner
die=
ſen beiden Teilen noch einen dritten bei: Allerliebſte Kinderaufnahmen,
die Jugend, die ſich in nackter Reinheit und Friſche ihres Daſeins freut.
Damt ſchließt der ſehr gute Vortrag des Herrn Iſenfels. Die
Ausfüh=
rungen kaben das alte Sprichwort „mens sana in corpore sano” — in
einem geſunden Körper, ein geſunder Geiſt — beſtätigt, und es iſt wohl
die Anſicht der meiſten Zuhörer, daß zwar eine ungehemmte richtige
Körperkultur für die Geſundheit eines Menſchen von großem Wert iſt,
daß aber mit Walter v. d. Vogelweide „Deutſche Zucht geht über alles”
reine, charakterfeſte Lehrer und Führer gewählt werden müſſen, die ſich
im Zügel haben und dann die Jugend bei den Leibesübungen auf dem
Sonnenwege richtig leiten und ihnen ſo zum Heile gereichen. — Hübſcher
Geſang einer Jugendgruppe verſchönte den Vortragsabend.
— Totengedenkfeier. Vom Verband Hefſiſcher
Regi=
mentsvereine wird mitgeteilt: „An dem Gottesdienſt zu Ehren
der Gefallenen am Sonntag, 23. November, nehmen ſämtliche Regiments=
und Offiziervereine, ſowie Abordnungen einer großen Zahl uns
nahe=
ſtehender Verbände teil. Es wird darauf hingewieſen, daß in der Kirche
keine feſten Plätze angewieſen werden, ſondern die Vereine nehmen der
Reihe nach ihrem Eintreffen ihre Plätze ein. Die ganze ſüdliche Empore
(der Orgel gegenüber) bleibt ausſchließlich den Witwen der Gefallenen
und Angehörigen der früheren Militärgemeinde vorbehalten, die wir
ſehr herzlich zu unſerer Feier einladen.
— Darmſtädter Wochenmarktpreiſe am 15. November 1924.
Kar=
toffeln und Gemüſe. Speiſekartoffeln 4—5 Pf. das Pfd.,
Salat=
kartoffeln 4 Pf., Blumenkohl 50—120 Pf. das Stück, Winterkohl 10 Pf.
das Pfund, Roſenkohl 30 Pf., Wirſing 6—8 Pf., Weißkraut 3—5 Pf.,
Rotkraut 12—15 Pf., Kohlrabi (oberirdiſche) 5 Pf. das Stück, Spinat
25 Pf. das Pfd., Tomaten 30—40 Pf., Zwiebeln 15 Pf., gelbe Rüben
5 Pf., Knoblauch 90 Pf., rote Rüben 8—10 Pf., weiße Rüben 6—8 Pf.,
Schwarzwurzeln 40—45 Pf., Kopfſalat 8—10 Pf. das Stück, Feldſalat
40 Pf. das Pfd., Endivien 5—15 Pf. das Stück, Rettiche 5 Pf.,
Meer=
rettich 90 Pf. das Pfd., Sellerie 10—50 Pf. das Stück, Pilze 20 Pf.
das Pfd. — Obſt und ſonſtige Waren. Eßäpfel 15—22 Pf. das
Pfund; Fall= und Kochäpfel 8—12 Pf., Eßbirnen 10—15 Pf., Kochbirnen
7—10 Pf., Trauben 70 u. 80 Pf., Quitten 20—30 Pf. Kaſtanien 25 Pf.,
Nüſſe 45 Pf., Schweinefleiſch 120 Pf. Kalbfleiſch 120—130 Pf., Rindfleiſch
70 Pf., Hammelfleiſch 80 Pf.; Hackfleiſch 80 u. 90 Pf., Hausm. Wurſt 80
u. 140 Pf., Fiſche 30—110 Pf., Geflügel 120—130 Pf., Brot (4 Pfd.)
78 Pf., Süßrahmbutter 240 Pf., Landbutter 220 Pf., Eier 18—20 Pf.
Seite 3.
Mittelrheinifcher Architeiten= und Ingenieur=Verein.
Die Feier des 50jährigen Beſtehens des Vereins wird vom P.
bis 30. November I. J., und zwar am 29. in den oberen Räumen der
Vereinigten Geſellſchaft, begangen werden. Die Feier wird eingeleitet
werden durch einen Vortrag mit Lichtbildern am Freitag, den 28.
Nv=
vember. Die Hauptfeier findet am Samstag, den 29. November in
den oberen Näumen der Vereinigten Geſellſchaft ſtatt. Sie gliedert ſich
in eine akademiſche Feier am Vormittag und eine feſtliche Veranſtaltung
am Abend.
Es iſt dem Vorſtand gelungen, die von dem Deutſchen Bund
Heimat=
ſchutz zuſammen mit dem Verein Deutſcher Ingenieure zuſammengeſtellte
und bereits in verſchiedenen Städten mit großem Erfolg gezeigte
Aus=
ſtellung über die Schönheit der Induſtrie= und
Ingenieurbauten auch in Darmſtadt zu zeigen. Die Ausſtellung
iſt insbeſondere dazu geeignet, die Notwendigkeit des Zuſammenwirkens
der Architekten und Ingenieure darzutun, und wird zweifellos die größte
Aufmerkſamkeit der Kollegenſchaft und der Oeffentlichkeit hervorrufen.
Die Ausſtellung wird im Anſchluß an die akademiſche Feier in den
Räu=
men des Gewerbemuſeums dahier eröffnet werden.
Nach Mitteilung des Herrn Verbandsdirektors ſind von dem zweiten
Teil der von dem Architektenverein Berlin herausgegebenen Feſtſchrift
— Geſchichte des Baugewerbes ſeit 100 Jahren — noch eine Anzahl
Exemplare vorhanden. Dieſe werden, ſoweit der Vorrat reicht,
koſten=
frei abgegeben. Nur die Verſandſpeſen ſind zu erſtatten.
— Der Stahlhelm, Ortsgruppe Darmſtadt. Am 29. und 30.
Novem=
ber d. J. begeht der Stahlhelm Darmſtadt das Feſt ſeiner Fahnenweihe.
Dasſelbe iſr ſtreng unpolitiſch, getreu ſeinen Satzungen, aber in echt
deutſchem, vaterländiſchem Geiſt gehalten. Am 29. November, abends 7½
Uhr, findet im Bürgerhof, Eliſabethenſtraße 2, Feſtkommers ſtatt. Am
Sonntag, den 30. November, nachmittags punkt 2 Uhr, wird im Städt.
Saalbau durch Herrn Diviſions=Feldgeiſtlichen, Stadtpfarrer
Lauten=
ſchläger, die Fahne geweiht. Um 5 Uhr beginnt ebenda die Feſtfeier,
bei der Herr Generalmajor Frhr. v. Preuſchen die Gedenkrede halten
wird. Ein reichhaltiges, abwechslungsreiches Programm wird einen
deutſchen Abend der inneren Sammlung und des hoffnungsfrohen in
die Zukunft Schauens geben. Alle vaterländiſchen Verbände, die Kriegé=
Regts.= und ſonſtige nationalgeſinnten Vereine ſind eingeladen.
Eben=
ſo iſt jeder echt deutſche Mann und jede Frau herzlich eingeladen, ſich
einzufinden. Alle ſoll an dieſer Feier ein einigendes Band deutſchen
Weſens umſchlingen, alle ſollen an dieſem Tag ein einig Volk von
Brü=
dern und Schweſtern ſein. Jeder aufrichtige Deutſche iſt herzlich
will=
kommen. Feſtfolgen ſind zu haben bei: Zigarrengeſchäft Mylius, Ecke
Karlsſtr. und Herdweg, Konditorei Graßmann, Wilhelminenſtr.,
Fri=
ſeurgeſchäft Guſtav Limpert, Eliſabethenſtr. 2, Buchhandlung Köhlen,
Inh. Otto Carius, Schulſtraße.
— Kunſtverein, Rheintor. Man ſchreibt uns: Die „Darmſtädter
Herbſtausſtellung der Allgemeinen Deutſchen Kunſtgenoſſenſchaft”, welche
ſeinerzeit infolge überaus reicher Einſendung erſt am 5. Oktober eröffnet
werden konnte, ſchließt nicht — wie auf den Plakaten angegeben — am
16. d. M., ſondern erſt am 30. November. Die Abſtimmung über
die beſten Werke der Ausſtellung hat größtes Intereſſe bei den hieſigen
Kunſtfreunden gefunden, es wurden bis jetzt bereits gegen 800
Abſtim=
mungszettel abgeliefert. Der Wert einer künſtleriſchen Unternehmung
läßt ſich nicht nur an dem Beifall, der ihr gezollt wird, ermeſſen, auch
die Haltung der Gegner kann den Beweis für ihre Bedeutung erbringen
und beſtätigen. Obwohl die „Darmſtädter Herbſtausſtellung” die
ver=
ſchiedenſten Richtungen zeitgenöſſiſchen Schaffens, viele Werke der
Jun=
gen, vorführt, und ſich der Beteiligung einer ſtattlichen Anzahl unſerer
hervorragendſten deutſchen Maler, es ſei nur an Meiſter von
internatio=
naler Bedeutung, wie Profeſſor Dr. Ludwig Dettmann, Profeſſor Otto
H. Engel, Prof. Fritz Erler, Geheimerat Prof. Ludwig von Hofmann,
den genialen Simpliziſſimus=Zeichner Eduard Thöny uſw., erinnert,
vorführt, hat die bedeutſame Veranſtaltung von einer Seite auch eine
vernichtende Kritik erfahren! Wir möchten deshalb empfehlen, ſich,
durch perſönliche Anſchauung ein Urteil über die Ausſtellung zu bilden.
Der Kunſtverein iſt täglich ohne Mittagspauſe bis 4 Uhr
geöffnet.
— Vom Mieterverein Darmſtadt wird uns geſchrieben: Es wird
im=
mer wieder von gewiſſer Seite verſucht, in gewerblichen Kreiſen von
einer bevorſtehenden Aufhebung der Zwangswirtſchaft zu reden und
ſolche als nahe bevorſtehend glaubhaft zu machen. Wir können hierzu
erklären, daß weder vom Reichs= noch vom Landesverband den
Mieter=
vereinen irgendwelche beſtimmte Mitteilungen zugegangen ſind, die eine
ſolche einſchneidende Maßnahme in naher Zukunft erwarten ließen.
Wenn dieſer Zeitpunkt für eine beabſichtigte Aufhebung der
Zwangs=
wirtſchaft für gewerbliche Räume gekommen iſt, und wirkliche
Unter=
lagen, die wir bei den in Frage kommenden Stellen angefordert haben,
eingegangen ſind, werden wir zu einer öffentlichen Mieterverſammlung
aufrufen und unſere Stellungnahme bekannt geben.
— Bühnenvolksbund. Dieſe Woche iſt je eine Oper im Großen Haus
(ſiehe geſtrige Anzeige). Die Novembermiete iſt vor der Vorſtellung,
alſo ſpäteſtens Dienstag, zu zahlen. Die Logenſchließer ſind angewieſen,
nicht quittierte Karten zurückzuweiſen. Von Mittwoch ab erfolgt
Bei=
treibung auf Koſten der Säumigen. Im Dezember iſt eine
Kindervor=
ſtellung des Weihnachtsſtückes des Landestheaters geplant falls
genü=
gend Anmeldungen von Karten bei Chr. Arnold bis 25. I. M. vorliegen.
— Gewerbliche Legitimationen. Das Polizeiamt teilt mit: Mit
Ab=
lauf des Jahres verlieren die für das Jahr 1924 erteilten gewerblichen
Legitimationen (Legitimationskarten nach §§ 44, 44a Gewerbeordnung,
Wandergewerbeſcheine, Legitimationsſcheine zum Handel mit
Druckſchrif=
ten nach § 43 Gewerbeordnung, Erlaubnisſcheine zum ambulanten
Ge=
werbebetrieb nach § 42b Gewerbeordnung) ihre Gültigkeit. Es wird
den in Betracht kommenden Gewerbetreibenden empfohlen, baldigſt die
Erneuerung dieſer Scheine für das Jahr 1925 bei dem für ihre Wohnung
zuſtändigen Polizeirevier zu beantragen, da bei der Häufung der
An=
träge um die Wende des Jahres Verzögerungen in der Erledigung der
Geſuche unvermeidlich ſind. Bei dieſer Gelegenheit wird nochmals
aus=
drücklich darauf aufmerkſam gemacht, daß nach der Bekanntmachung des
Kreisamts Darmſtadt vom 31. Mai 1919 auch derjenige, der in
Darm=
ſtadt wohnt oder ſeine gewerbliche Niederlaſſung hat, eines
Erlaubnis=
ſcheins bedarf, wenn er innerhalb der Stadt Darmſtadt nach Maßgabe
der geſetzlichen Beſtimmungen einen Hauſierhandel betreiben will.
Kaiſer, brachte aber auch eine recht beachtenswerte „Komödie um
Roſa” des Linzer Autors F. A. Angermayer.
In Kaiſers „Gilles und Jeanne” iſt die Jungfrau von
Orléans, das „Mädchen vom Dorfe”, wie ſie hier heißt,
Neben=
figur, Träger der Handlung und Wandlung allein Gilles de
Nais, der franzöſiſche Blaubart, deſſen Geſchichte J.=K. Huysmans
vor mehr als 25 Jahren in ſeinem Roman „Lä=bas” aufzeichnete,
Von der Pſychoſe, der Wolluſt und der Tortur des Satanismus,
den damals eine getiſſe Neuromantik in der mittelalterlichen
Gläubigkeit erſchnupperte, iſt hier manches hängen geblieben, nur
daß die Kaiſer’ſche Kühle auch nicht einen Atemhauch, nicht einen
Weihrauchduft von Gläubigkeit bewahren konnte. Dieſer Gilles
hat ebenſo wenig wie Jeanne etwas mit der Geſchichte zu tun,
er iſt für Kaiſer nur ein Bild höchſtgeſteigerter abirrender
Trieb=
haftigkeit, für Gilles, der ein reiner Sadiſt war, Kinder und
Mäd=
chen ſeiner Feudalherrſchaft unter Liebkoſungen umbrachte, iſt
Jeanne eigentlich nur ein beſonderer Leckerbiſſen. Gilles beſoldet
dem Mädchen vom Dorfe ein Heer, mit dem ſie die Engländer
aus Frankreich vertreiben könne, aber all das nur, um den
Luſt=
wert des Mädchens „in Harniſch und Hoſen”, der Jungfrau und
Heldin, für ſich zu ſteigern. Als ſie ſich trotzdem ſeiner Liebe zu
verſagen ſcheint, fällt er als Zeuge gegen alle anderen ſie vor
dem Ketzertribunal. Erſt als er ſelbſt wegen der Erdroſſelung
von fünf weiteren Bauernmädchen, die ihm der Hausalchimniſt
als Inkorporation der freventlich Geopferten vorgaukeln will,
vor dem kirchlichen Gericht durch Johannas Wiedererſcheinung für
unſchuldig erklärt wird, löſt ſich ſeine Verſtodltheit und er bekennt.
Aus dem franzöſiſchen mittelalterlichen Feudalherrn iſt plötzlich
ein moderner ruſſiſcher Büßer geworden.
Intereſſant immerhin als vergleichende Folie für den bisher
ſtärkſten Bühnenerfolg des Kunſtdramas, in dieſer Spielzeit,
Bernard Shaws „Heiliger Johanna‟. Shaw intereſſiert zunächſt
die Weiblichkeit der Johanna nur ganz nebenbei. Ebenſo iſt
fraglich, ob ihm eine hiſtoriſche Neudeutung der Geſtalt beſonders
am Herzen lag. Entſcheidend bleibt die unmittelbare Wirkung
vom Theater aus — diesmal im „Deutſchen Theater” unter dem
für Berlin wiedererſtandenen Reinhardt, der ſeit langem wirklich
wieder ein Spiel regierte mit Darſtellern, die bald angeordnet,
bald hervortretend ihren Platz füllten, die inmitten von
Stil=
theorien unbeeinträchtigter Dekorationen ſich wieder ſinnvoll
be=
wegen und artikuliert ſprechen konnten, was im allgemeinen
ziem=
lich in Vergeſſenheit geraten zu ſein ſchien. Das faſt religibs
glühende Rebellentum Shaws ruht dennoch auf den Schultern
des rationaliſtiſchen 18. Jahrhunderts, auf denen Voltaires und
Rouſſeaus. Er kämpft für Johanna ſozuſagen als „Proteſtant”
in höchſter Potenz. Nicht bloße Machtrivalität mit den Staats=
und Kirchenhäuptern fällt Johanna, ſondern ihr
unerſchütter=
licher Glaube und Anſpruch, mit dem Höchſten und Ewigen
un=
mittelbar im Bunde zu ſtehen. Sie wagt es, die herrſchenden
Kaſten ihres Mittlertums zwiſchen dieſen höchſten Inſtanzen und
dem Volk zu berauben, ſie wagt es, ſich direkt an Gott und den
König zu drängen: das iſt ihre Todſünde, das iſt ihre unerhörte
Revolte, das iſt der radikale Proteſtantismus, deren Trägerin
in der Geſchichte gleichwohl als eine Heilige lebt.
Berührungspunkte mit dieſen Motiven und damit auch mit
der brennendſten Gegenwart hat die vom „Theater in der
König=
grätzer Straße” aufgenommene, nunmehr ein Vierteljahrhundert
alte Hiſterie, Strindbergs „Erich XIV.‟ Das Drama, das der
Fünfzigjährige als Schlußſtück der „Waſa”=Trilogie ſchuf, iſt die
Tragödie des Erben, des mit Verfeinerung und Zwieſpältigkeit
belaſteten Sohnes einer urſprünglichen und unzuſammengeſetzten
Schöpfernatur, ſprunghaft zwiſchen menſchlich weicher
Nachgiebig=
keit und bis zur Vernichtung brutaler Herrſcherlaune.
Strind=
berg, der die unverlierbare Aktualität ſeines Vorwurfs ſelbſt
kaum genügend ahnte, war beſonders um die menſchliche
Ver=
tiefung bemüht. „Die Schwierigkeit beſtand für mich darin”
ſchrieb er an Euſtaf von Gejerſtam, „das Intime der Menſchen
inmitten der Staatsaktionen herauszuarbeiten‟ Das iſt ihm
vielleicht noch mehr als beim König bei deſſen „Prokurator”
Göran Perſſon gelungen. Beide ſind trotz der Polarität der
Charaktere dennoch verſchiedene Geſichter des Dichters ſelbſt.
Erich, krank nach ſtillem Familienglück, und Mütterlichkeit der
Geliebten, dennoch ein Peiniger aus Reizbarkeit, Zweifeln und
Eiferſuckt, Göran, der derbe, kraftwortſichere Sohn des Volkes,
der wohl zum Höchſten langen will, aber doch ſelbſtbewußt dort
ſtehen bleibt, wohin ihn das Schickſal geſetzt hat. Leider reichte
die Aufführung, außer mit Sleinrücks Perſſon, nicht annähernd
A. F. C.
an die Intentionen der Dichtung heran.
C. K. Das Ehrengrab eine sSelbſtmörders. Die Leiche des
„unbekannten Patrioten” der im vergangenen Juni in Japan
als Proteſt gegen das amerikaniſche Einwanderungsverbot vor
der amerikaniſchen Botſchaft in Tokio Harakiri verübte, wird jetzt
ein feierliches Ehrenbegräbnis erhalten. Mit Erlaubnis der
Be=
hörden werden japaniſche Vaterlandsfreunde den Körper des
opferfreudigen Mannes ausgraben, und er wird in einem
ſtatt=
lichen Ehrengrab zur letzten Ruhe gebracht, nachdem vorher eine
feſtliche Begräbnisfeier mit militäriſchen Ehren abgehalten iſt.
Dieſe feierliche Beſtattung wird zu gleicher Zeit mit einem neuen
Proteſt erfolgen, den die japaniſche Regierung gegen das
Ein=
wanderungsverbot nach Waſhington richtet.
Seite 4.
Montag, den 17. November 1924.
Rummer 320.
Die Finanzierung des
Wohnungsbaues.
Einer größeren von Bürgermeiſter Buxbaum verfaßten
Ausarbei=
tung entnehmen wir das Nachſtehende.
Wie bekommen wir Baugeld zu 1,5 Prozent Zinſen?
Ich ſchlage vor, die Sonderſteuer entſprechend zu
ver=
ringern, eine Zwangsſparkaſſe einzurichten und die
Sparmittel reſtlos für den Hausbau und zwar mit 1,5 Prozent zur
Verfügung zu ſtellen. Wenn jeder Darmſtädter Bürger (bzw. Deutſcher)
mit eigenem Einkommen 1 Prozent ſeines jährlichen Geſamteinkommens
an die Stadtkaſſe einzahlt, dann erhalten wir aus eigener Kraft laufend
die zum Bauen notwendigen Mittel.
Das Steuerkapital beträgt in Darmſtadt etwa 300 000 050 Mk. 1
Pro=
zent davon ergibt jährlich 3 Millionen Mk.. Damit könnte man bauen:
200 Zweizimmerwohnungen à 8100 Mk. — 1620 00 Mk.
100 Dreizimmerwohnungen 4 10 260 Mk. — 1026000 Mk.
26 Vierzimmerwohnungen 4 13 500 Mk. — 351 000 Mk.
2997 00 Mk.
Dabei ſind indeſſen die Bauplatzwerte nicht berückſichtigt. Den Bauplatz
muß der Bauherr aus eigenen Mitteln beſchaffen. In erſter Linie wird
man natürlich die vorhandenen Baulücken ausbauen und baureife
Bau=
plätze an fertigen Straßen bevorzugen. Mit jährlich 326 Wohnungen
wären wir die Wohnungsnot ſpäteſtens nach 4 bis 5 Jahren los und
dieſe Wohnungen wären, was die Hauptſache iſt, nicht teurer wie im
Frieden.
Die Vorteile dieſes Sparzwanges ſinb folgende:
Jeder Bürger wird nach ſeinem Einkommen herangezogen, auch der,
der ſeither zu der Sonderſteuer überhaupt nicht herangezogen worden
iſt. Wer kein eigenes Einkommen hat, braucht auch nichts beizutragen.
Die eingezahlten Beiträge bleiben als Sparkaſſenguthaben Eigentum des
Einzahlers, wenn er auch für die nächſten Jahre nicht darüber verfügen
darf. Das Sparkaſſenguthaben wird, wenn auch mäßig, verzinſt und mit
den Zinſen ſpäter zurückgezahlt. Die Friedensmiete wird auf eine Reihe
von Jahren, jedenfalls aber ſolange als nötig auf ihrem gegenwärtigen
Stand gehalten. Wir brauchen keinen, Auslandskredit zum Bauen und
unſere Bauwirtſchaft wird nicht mit unerträglichen Zinsverpflichtungen
laſtet. In ſpäteſtens 5 Jahren ſind wir die Wohnungsnot mit allen
ihren Begleiterſcheinungen ganz los. Die Bautätigkeit wird belebt und
die Arbeitsloſigkeit vorausſichtlich ſtark eingeſchränkt oder gar ganz
be=
feitigt. Die Privatbautätigkeit kann wieder einſetzen, denn jeder, der
fich ein Haus bauen will, erhält das Baukapital von der Gemeinde zu
1,5 Prozent, allerdings mit der Verpflichtung, die Mieten auf
Friedens=
höhe zu halten. Das Unternehmertum wird wieder den Bau von
Woh=
nungen beginnen. Verlaſſen wir uns auf Auslandskredite oder teuere
Anleihen, dann müßte die Differenz zwiſchen der Friedensmiete und dem
tatſächlichen Aufwand aus Steuermitteln gedeckt werden. Bei nur 1000
Wohnungen betrüge dieſe Differenz jährlich etwa 1 Million Mark. Die
Geſamtheit der Steuerzahler müßte dieſe Differenz ſchließlich doch
be=
zahlen und hätte nich’s von den bezahlten Geldern, die zudem ins
Aus=
land wandern. Nach meinem Vorſchlag wird das ganze Baukapital dem
Lande, d. h. dem Steuerzahler als Eigentum erhalten. Die
Anleihe=
wirtſchaft der Gemeinde für Bauzwecke hört auf. Durch Beſeitigung der
Wohnungsnot und der Erwerbsloſenunterſtützung werden die Staats=
und Gemeindefinanzen geſundet. Zahlreiche Beamte der
Wohnungs=
ämter, Mieteinigungsämter, Wohlfahrtsämter und Amtsgerichte werden
überflüſſig. Allein die Beamten dieſer Aemter verſchlingen heute jährlich
in Deutſchland mindeſtens 30 Millionen Mk. Die Finanzierung des
Wohnungsbaues bleibt unabhängig von den Schwankungen des
Kapital=
marktes.
Die Sonderſteuer.
Die derzeitige Sonderſteuer vom bebauten Grundbeſitz (
ietzins=
ſteuer) iſt zu verringern oder weſentlich abzubauen, einmal in dem Maße,
in dem für Bauzwecke die Mittel auszuſcheiden haben und dann, weil
Staat und Gemeinden auch im übrigen erheblich entlaſtet werden. Zur
Zeit wird ein Zehntel des Aufkommens dieſer Sonderſteuer für
Bauzwecke verwendet und dieſe Kapitalien werden zugunſten des Stagtes
und der Gemeinden angeſammelt.
Organiſation des Sparzwanges.
Mit dieſer Frage kann ich mich nur mit allem Vorbehalt beſchäftigen.
Sachverſtändige müßten ſich mit der Materie befaſſen und die
Organi=
ſation ausbauen. Daß damit keine Beamteninflation verbunden ſein darf,
iſt klar. Jeder, der eigenes Einkommen hat, erhält von der Gemeinde,
in der er ſeinen Wohnſitz hat, eine Sparkarte, auf der entſprechend ſeinem
vorjährigen Einkommen bemerkt iſt, wie hoch der Betrag iſt, der
monat=
lich in Sparmarken aufzukleben iſt.. Die Sparmarken ſind bei der
Stadt=
kafſe, der Poſt und bei allen öffentlichen Kaſſen zu erhalten. So werden
von der Stadt hergeſtellt und verkauft. Allen Angeſtellten und
Feſt=
beſoldeten wird der Betrag vom Arbeitgeber eingehalten und eingeklebt.
Alle Gelder fließen in die Gemeindekaſſe und werden von dieſer
ver=
waltet. Eine Abfindung bei Wegzug oder Todesfall iſt unter
entſprechen=
den Bedingungen einzurichten. Die Gelder werden lediglich
zum Bau von Wohnungen verwendet und gegen 1,5
Prozent Zinſen auch verliehen, wenn es ſich um
Mietwohnungen handelt. Einfamilienhäuſer müſſen vielleicht
einen etwas höheren Zinsfuß bezahlen, damit die Verwaltungskoſten
herauskommen. Die fraglichen Guthaben bleiben unkündbar im Beſitz
der Stadt bis zu 10 Jahren, nach 5 Jahren ſetzt indeſſen ſchon die
Rück=
zahlung ein. Fünf Jahre lang bleibt der niedrige Zinsfuß von 1,5
Pro=
zent beſtehen, dann wird er entſprechend der Wirtſchaftslage erhöht. Die
Friedensmieten müßten vorerſt 5 Jahre lang gelten, dann aber
allmäh=
lich erhöht werden bis zu dem Maße des notwendigen Satzes und je
nach der wirtſchaftlichen Lage. Je nach der Erhöhung der Mieten müßten
auch höhere Zinſen gewährt werden. Nach 5 Jahren ſetzt auch die
Til=
gung des geliehenen Kapitals ein. Die Miete bleibt in den neuen
Häu=
ſern ſolange zwangsweiſe auf der Friedenshöhe, bis das Kapital getilgt
oder zurückgezahlt iſt. Selbſtverſtändlich müßten Zuwiderhandlungen
gegen das Geſetz unter Strafe geſtellt werden. Den Gemeinden müßte
das Recht zur Einführung des Sparzwanges eingeräumt werden.
Ge=
meinden ohne Wohnungsnot können darauf verzichten bzw. den
Spar=
zwang ſchon früher aufheben.
Die Mieten in den Altwohnungen.
Die Mieten in den Altwohnungen müſſen, ſobald die wirtſchaftliche
Lage es erlaubt, auf Friedenshöhe gebracht werden, und zwar einſchließlich
der Sonderſteuer, ſolange und ſoweit dieſe noch beſteht. Die
erhöh=
ten Mietbeträge müſſen zur Inſtandſetzung der
Wohnungen verwendet werden. Der Hausbeſitzer muß auf
Verlangen der Mieter die Verwendung der Unterhaltungsſummen
nach=
weiſen. Verwendet er die Beträge nicht oder nicht ganz zur
Unterhal=
tung, dann wäre ihm die Verfügung zugunſten der
Inſtandſetzungs=
kommiſſion zu entziehen, die dann die Unterhaltung veranlaßt. Die
Unterhaltung der vorhandenen Wohnungen iſt ebenſo wichtig wie der
Neubau ſelbſt. Wir gehen ſchweren Gefahren entgegen, wenn wir auf
die Unterhaltung nicht allergrößten Wert legen. Die meiſten
Streitig=
keiten zwiſchen Hausbeſitzer und Mieter entſtehen wegen der
Unter=
haltungskoſten. Wenn das Haus keine Unterhaltungskoſten mehr
er=
fordert, dann verbleibt dem Hausbeſitzer der geſamte Mietbetrag.
Baldige Entſchließung der geſetzgebenden Körperſchaften.
In den vergangenen Jahren hat man ſich immer zu ſpät entſchloſſen
und es verging das beſte Bauwetter, bis man darüber einig geworden
war, was geſchehen ſollte. Das muß für die Folge aufhören. Bis
ſpäte=
ſtens 1. Januar müſſen wir uns über das Bauprogramm und über ſeine
Finanzierung geeinigt haben, denn der Wohnungsbau muß planmäßig
vorbereitet und das Baumaterial in entſprechenden Mengen beſchafft
werden. Der neue Reichstag muß als erſte Aufgabe an das
Wohnungs=
problem herantreten.
Es iſt zur Zeit das Wichtigſte für unſere ganze Wirtſchaft.
Woh=
nungsnot und Arbeitsloſigkeit ſchaffen Unzufriedenheit, Verbrechen,
Schäden für die Geſundheit der Kinder ſittliche Verwahrloſung der
Jugendlichen und Mißmut bei der ganzen Bevölkerung. Das deutſche
Volk kann und muß ſich ſelbſt helfen und ſollte nicht
auf die Hilfe vom Ausland und auf teuere Anleihen
warten. Hilf Dir ſelbſt, dannhilft Dir Gott.
Lokale Veranſtaltungen.
Die bierunter erſcheinenden Notizen ſind ausſchließtich als Hinweiſe auf Anzeigen zu betrachten,
in feinem Faſſe irgendwie als Beſprechung oder Kritik.
— Kleiderſchau der Nürnberger Werkſtätte im
Film. Wir verweiſen auf dieſe Filmvorführung in der Heſſiſchen
Bilderbühne im Saalbau am Montag abend 8 Uhr. Der Film will
Helfer und Ratgeber allen denen ſein, die ſich mit der Herſtellung einer
geſundheitsgemäßen, praktiſchen und ſchönen Kleidung befaſſen. Er will
Anleitung vermitteln, wie es jeder Frau, auch den fern von größeren
Städten Wohnenden möglich ſein wird, ſich nach ihren Bedürfniſſen
ein=
fache Unter= und Oberkleidung ſelbſt herzuſtellen und anzufertigen. Die
Arbeit der Nürnberger Werkſtätte iſt ſo eingeſtellt, daß ſie nur Modelle
auswählt, die gewiſſermaßen Typen deutſcher Frauenkleidung bilden
und dem Wechſel der Mode wenig oder gar nicht unterliegen. Die
Nürnberger Werkſtätte für deutſche Frauenkleidung iſt von der
Genoſſen=
ſchaft zur Förderung deutſcher Wertarbeit eingerichtet und ſteht unter
der künſtleriſchen und techniſchen Leitung von Magda Egermann.
Der Filmvortrag iſt für Jedermann zuganglich.
*Verwaltungsgerichishof.
Erſtens: Vorentſcheidung gegen den Lehrer Georg
Schweizer in Lampertheim wegen Körperverletzung.
Erſchie=
nen iſt Lehrer Schweizer und Metzgermeiſter T. Wegerle I. mit ſeinem
Sohn Rudolf. Der Lehrer hatte den Sohn wegen ordnungswidrigen
Be=
nehmens mit der flachen Hand geſchlagen. Der Vater machte dem
Leh=
rer Vorhalt: „Warum haben Sie meinen Sohn geſchlagen, Sie Rohling”,
dann ſchlug er dem Lehrer auf den Backen, daß die Brille herunterfiel.
Auf Veranlaſſung der Schulbehörde wurde gegen Wegerle ein
Ver=
fahren wegen formeller und tätlicher Beleidigung eingeleitet. Am 24.
März 1924 hat Wegerle gegen den Lehrer Schweizer beim Polizeiamt
Lampectheim wegen Mißhandlung des Sohnes Strafantrag geſtellt und
ein ärztliches Zeugnis des Dr. Schäfer beigefügt. Das Zeugnis ſtellt
Striemen an Beinen, Geſäß und Armen feſt, die auf Stockſchläge
ſchlie=
ßen laſſen. Lehrer Schweizer gibt dieſe Stockſchläge im Schulſaal zu,
er hielt ſich wegen Widerſetzlichkeit des Schülers zu dieſer Beſtrafung
berechtigt. Betont wird, daß die Lehrtätigkeit in Lampertheim wie
überhaupt in heutiger Zeit, ſchwierig iſt. Lehrer Schveizer verſichert,
daß er vom Beginn ſeiner dortigen Wirkſamkeit an bei den Eltern im
Intereſſe des Unterrichts und der Erziehung aufklärend zu wirken ſich
bemüht habe, auch in der Lokalpreſſe ſei er in dieſem Sinne tätig
ge=
weſen. Die beſchränkten Schulräume in Lampertheim erſchwerten den
Schulbetrieb. Ueber die Frage der körperlichen Züchtigung habe er ſich
auch in der Fachpreſſe, u. a. auch dem „Schulboten”, geaußert. Auch die
überfüllten Klaſſen erſchwerten zuſehends den Unterricht, körperliche
Züch=
tigung könne bei der ſchweren Stellung des Lehrers und angeſi hts der
Verwahrloſung der Jugend nicht entbehrt werden. — Der Vertreter
des Staatsintereſſes erachtet, daß im Fragefall bei Würdigung aller
Verhältniſſe Lehrer Schweizer die Grenzen des Züchtigungsrechtes zwar
erreicht, aber nicht überſchritten habe. Der Gerichtshof wird die
Ent=
ſcheidung am 13. Dezember verkünden. Den Beteiligten iſt ſo
Gelegen=
heit, zu vergleichsweiſer Erledigung gegeben. — 2. Geſuch der Johann
Mucke Ehefrau in Bingen um Erlaubnis zum Betrieb einer
Gaſt=
wirtſchaft auf dem Rochusberg bei Bingen. Erſchienen iſt Frau Mucke
und mit ihr Rechtsanwalt Dr. Strauß=Bingen, ſowie ein Vertreter des
Kreisamts. Das Polizeiamt Bingen hat das Bedürfnis bejaht, die
anderen Inſtanzen haben es verneint. Der Provinzialausſchuß hat die
Erlaubnis verſagt; er hat zwar die Bedürfnisfrage bejaht (früher
hät=
ten auf dem Rochusberg vier Wirtſchaften beſtanden, jetzt ſei nur noch
Für die
kalte Uahreszeit
Mütutultututuftuftuftutututf
Mütlititttfft
Wolldecken
Kamelhaardecken
Steppdecken
Daunendecken
Stoffe für Fenstermäntel
Reisedecken
Kokosläufer
Darmstädter Teppich- u. Gardinen-Haus
Heinrich Mever
Ernst-Ludwigstrassé 19
(15416
eine da), aber der wohl in der Wirtſchaft tätig werdende Ehemann
Mucke ſei wegen Unterſchlagung von Auslandsbriefen mit Deviſeninhalt
zu 8 Monaten Gefängnis verurteilt und aus dem Poſtdienſt entlaſſen
worden; er erſcheine deshalb unzuverläſſig im Wirtsgewerbe. Der
Anwalt widerlegt die Behauptung des angefochtenen Urteils, der
Ver=
kehr auf dem Nochusberge ſei gleich Null, betont die Schönheit
Bin=
gens, das gekrönt ſei durch ſeinen Rochusberg mit der berühmten
Ka=
pelle und dem Ernſt=Ludwigs=Turm. Eine Wirtſchaft werde auf dem
Nochusberge nicht mehr betrieben. Mucke habe für ſeine Tat gebüßt,
man ſollte der Ehefrau eine Erwerbsexiſtenz doch nicht verſchließen.
Menſchlich verſtändlich ſei die Tat Muckes in der Not der Inflationszeit
und angeſichts der geſunkenen Moral, hervorgerufen durch die
Kriegs=
pſychoſe. Mucke habe ſchwer gebüßt, denn er habe doch auch ſein Amt
nach 24jähriger Dienſtzeit verloren. Er beſitze ein Haus auf dem
Ro=
chusberg, habe Frau und Kind; die Familie müſſe einen Erwerb ſuchen
und könne ſie in einer Fremden= und Sommerwirtſchaft im eigenen
Hauſe finden. § 33 Reichsgewerbeordnung und die dort namhaft
ge=
machten ſtrafbaren Handlungen kämen für Muckes Straftat nicht i
Be=
tracht, aber er ſei ja nicht der um Konzeſſion Nachſuchende. Der
Be=
trieb einer Sommerwirtſchaft auf dem Rochusverg könne wehl durch eine
Frau ausgeübt werden, der Mann werde als gelernter Tüncher dem
früher gelernten Handwerk wieder nachgehen. — Die
Stadtverordneten=
verſammlung in Bingen, ſo erklärte der Vertreter des Kreisamts,
ver=
neine das Bedürfnis; ſo lange die Truppen im beſetzten Gebiete ſeien,
ſei an einen Fremdenverkehr am Rhein und in Bingen nicht zu denken,
das gelte auch für den Rochusberg, dort ſei ſo wenig Fremdenverkehr
wie in den Hotels der Stadt Bingen. Das Rochusberghotel ſei mangels
Frequenz eingegangen, ſo auch das Prieſterheicn. Auch die einzige, auf
dem Berg nach betriebene Wirtſchaft, vermöge den Wirt nicht mehr zu
ernähren, der in Bingen in einem Geſchäft tätig ſei. Auch ſei die
Berg=
wirtſchaft ſchwer zu überwachen. Aus allen dieſen Gründen wird
Ver=
werfung der Berufung der Frau Mucke beantragt. — Der Anwal
ver=
weiſt auf das Wiederemporblühen Wiesbadens, gerade die Beſucher des
Rochusberges kämen aus dem beſetzten Gebiet, auch ſeien auf dem
Rochus=
berg keine Franzoſen zu treffen, man ſolle doch den einzigen
Spazier=
gang der Bingener Bevölkerung nicht trocken legen. Aus dem
Prieſter=
heim auf dem Rochusberg ſei ein Männerkloſter geworden. Die Frage
der Rentierlichkeit einer Bergwirtſchaft habe das Verwaltungsgericht
nicht zu prüfen. — Der Vertreter des Staatsintereſſes hält ein
Bedürf=
nis für eine Wirtſchaft überhaupt nicht für gegeben, das Notgeſetz von
1923 ſei im Fragefall anzuwenden, es gelte im beſetzten Gebiete vom 26.
Juli 1924 an. — Urteil: Die Berufung wird zurückgewieſen.
Kalender für Aquarien= und Terrarienfreunde
für die Monate November/Dezember 1924.
Das Augenmerk des Aquarianers richtet ſich hauptſächlich auf
die Fütterung, Heizung und Durchlüftung. Trockenfutter iſt möglichſt
abzubrühen, damit es nicht im Darm des Fiſches quillt und das Tier
in=
folgedeſſen eingeht. Rote und weiße Mückenlarven verabfolge man
nur lebend. Man hält ſie friſch, wenn man ſie in flachen Gefäßen mit
niederem Waſſerſtand an einem froſtfreien Platz aufbewahrt und ſie
täglich ein= bis zweimal mit Leitungswaſſer überbrauſen läßt.
Ein=
malige Fütterung genügt täglich; empfehlenswert iſt aber Abwechſelung
in der Fütterung: Trockenfutter, Schabefleiſch, zerhackter Regenwurm,
Enchytraeen, Tubifex, Mückenlarven u. a. Witterungsumſchläge
ver=
urſachen inſofern oft ein großes Maſſenſterben, als bei einer direkten
Bodenheizung durch Heizkegel bei plötzlich einſetzender milder Witterung
das Waſſer überhitzt wird und die Fiſche gekocht ſind, umgekehrt, daß
das Waſſer zu ſehr abgekühlt und die Fiſche am Boden liegen. Der
Liebhaber ſoll möglichſt alle Tage ſeine Heizung dahin prüfen, daß ſie
ihm keine Verluſte bringt. Iſt die Gasflamme wirklich normal
einge=
ſtellt, ſo kann ein erhöhter Gasdruck dieſe doch zur Stichflamme machen
und das Becken wird überheizt. An recht kalten Tagen finden wir
häu=
fig das Gegenteil. Die Flamme iſt hoch eingeſtellt und nach einigen
Stunden iſt ſie klein und läßt ſich nicht höher bringen. Die Urſache liegt
in der Gasleitung; der Froſt hat das Gas und das im Gas enthaltene
Naphtha abgekühlt, die Leitung enthält Waſſer und dieſes hemmt die
Gaszufuhr.
Sämtliche Becken ſollen in dieſen Monaten mit Glasſcheiben al
deckt ſein; die Wärme wird dadurch gebunden. Das Tropfwaſſer
den Dcckſcheiben iſt gleichzeitig Durchlüftung für die Fiſche. D
Durchlüftung iſt eine natürliche, ſie gleicht dem Regen und dem here
fallenden Tropfen eines Springbrunnens, welche im Fallen Luft
ſich reißen, dieſe dem Waſſer zuführen und es in Bewegung hal
Wer viele Fiſche hält, ſoll ſich ſtets eine künſtliche Durchlüftung
ſchaffen. Bei dieſer kommt durch Preßluft das Waſſer in Zirkulat
und die ſich oft bildende Fettſchicht fällt weg. (Mitgeteilt vom Ver
für Aquarien= und Terrarienkunde „Hottonia‟ Darmſtadt. Sitz
jeden 1. end 3. Samstag im Monat im Vereinslokal „Karlsburg‟ (
Kies= und Karlſtraße, abends 8 Uhr. Gäſte ſtets willkommen. Bibl
thek und Präparatenſammlung vorhanden.)
H
Aus Heſſen.
* Aus dem porderen Odenwalb, 14. Nov. Brechäpfel zu
haben. Jetzt ſtellt es ſich heraus, daß man noch Brechäpfel zu billigem
Preiſe haben kann. Nachdem die rheinhefſiſchen „Wein’bauern ihren
Bedarf zur Obſt,weinbereitung” gedeckt, ſind die Preiſe ganz bedeutend
geſunken; galten doch die Brechäpfel 15—18 Mark pro Zentner. Jetzt
bieten die Händler nur noch 6 Mark, für welchen Preis die Landwirte
die Aepfel natürlich nicht abgeben.
* Birkenau, 14. Nov. Vergnügungsſteuer. Der hieſige
Gemeinderat hat in einer ſeiner letzten Sitzungen beſchloſſen, in hieſiger
Gemeinde eine Vergnügungsſteuer, wie es auch andere größere
Ge=
meinden bereits getan, zu erheben und zwar bis zu 20 Prozent der
jeweiligen Einnahmen. Von der erſten Vergnügungsveranſtaltung eines
Vereins ſoll von der Steuer abgeſehen werden.
3 Nauheim b. Groß=Gerau, 15. Nov. Beerdigung.
Beigeord=
netr Einſiedel wurde unter großer Beteiligung zu Grabe getragen. Für
den Kreis Groß=Gerau war Herr Kreisdirektor Werner erſchienen, für
die Gemeinde ſprach Bürgermeiſter Kaul unter Niederlegung eines
Kranzes. Dem Verſtorbenen hatten viele Vereine und Körperſchaften
das letzte Geleite gegeben.
* Walldorf, 15. Nov. Arbeitsmarkt. Die Zahl der
Arbeits=
loſen beträgt gegenwärtig 70. Unter den Arbeitsloſen befinden ſich auch
viele Landwirtsſöhne, die ſeither in eine Fabrik gegangen waren. — Das
Geſuch der Saalbeſitzer um Erlaß der Vergnügungsſteuer anläßlich der
Nachkirchweihe iſt ſeitens des Gemeinderats abgelehnt worden. — Für
die Wahl iſt die Gemeinde in zwei Wahlbezirke eingeteilt worden, an
deren Spitze der Bürgermeiſter und der Beigeordnete ſtehen.
— Stockſtadt, 16. Nov. Der hieſige Turn= und Sportverein
der Deutſchen Turnerſchaft veranſtaltet am Samstag, den 22. November,
im Heilſchen Saale einen Turnabend unter freundlicher Mitwirkung der
Turngeſellſchaft Griesheim und aller Abteilungen des Vereins. Die
Turnwarte haben demgemäß ein Programm zuſammengeſtellt, welches,
wie auch alle früheren Turnabende, wieder einen genußreichen Abend
verſpricht.
8 Langen, 15. Nov. Das elektriſche Ortsnetz und viele
Hausleitungen ſind nunmehr ſoweit fertiggeſtellt, daß bis zum 1.
De=
zember mit der Einführung des „El=ktriſchen” gerechnet werden kann. —
An zuſtändiger Stelle ſoll man beabſichtigen, die ſchon 25 Jahre lang
beſtehende Langener Haushaltungsſchule, nach Groß=Umſtadt
zu verlegen. Gegen dieſes Vorhaben erhebt ſich hier einmütiger
Pro=
teſt. — An der Straßenkreuzung Darmſtädter Straße und Dieburger
Straße ſtießen ein Auto und ein Radfahrer zuſammen. Glücklich rweiſe
blieb der Radfahrer unverletzt. Sein Rad allerdings war vollſtändig
zertrümmert worden.
Finthen, 16. Nov. Ein Konzert mit anſchließendem Ball veranſtaltet
heute Sonntag, 4 Uhr nachm., der Geſangverein „Cäcilia” in ſeinem
Vereinslokal. Der Verein bringt außer den Preischören auch
verſchie=
dene neueinſtudierte Volkslieder zu Gehör. Als Soliſt iſt Herr
Konzert=
meiſter Stauffer (Violine) gewonnen. Gleichzeitig feiert das
Ehren=
mitglied Ch. Pfeiffer ſen, ſein 50jähriges Vereinszublläum.
R. Kelſterbach, 15. Nov. In die Hochſpannungsleitung
des Elektrizitätswerkes wurde durch junge Burſchen ein eiſerner Draht
geworfen, wodurch eine große Betriebsſtörung entſtanden iſt. Für
die Ermittelung der Täter wurde eine Belohnung von 50 Mark
aus=
geſetzt.
R. Biſchofsheim, 15. Nov. In unſerer Gemeinde wird neuerdings
wieder Rechtsauskunft erteilt, und zwar finden die Sprechſtunden
für dieſes Jahr am 28. November und 12. Dezember ſtatt.
Budenheim, 15. Nov. Die Bürgermeiſterei macht darauf
aufmerk=
ſam, daß die vier letzten Ziele der Gemeindeſteuer (3. bis 6.) mit
den angegebenen Fälligkeitsterminen zur Erhebung konmen. Eine
Aus=
nahme findet nur bei dem 3. und 4. Ziel ſtatt, welche noch bis zum
1. Dezember ohne Mahnkoſten bezahlt werden können.
* Nieder=Saulheim, 14. Nov. Vorſicht vor Taſchendieben.
Ein hieſiger Landwirt hatte einen Wagen Kartoffeln nach Mainz
ver=
kauft, um Geld zur Bezahlung der großen Steuerlaſten zu erhalten.
Als er mit ſeinem Geld in der Taſche dann an einem Fahrkartenſchalter
des Bahnhofs Mainz ſich eine Fahrkarte nach Hauſe kaufte, wurde ihm
in dem herrſchenden Gedränge ſein ganzes Geld geſtohlen. — Seit geſtern
ſind wi=der alle Bahnarbeiter zur Arbeit in ihre frühere Dienſtſtelle
aufgenommen. Sämtliche franzöſiſche Beamten haben jetzt die Station
verlaſſen.
* Friedberg, 15. Nov. Die Vertrauensleute des Obſtbauvereins im
Kreiſe Friedberg hielten eine Sitzung ab und wähllen an Stelle des nach
Gießen verſetzten Provinzialdirektors Gräf den Kreisrat Gebhardt zum
Vorſitzenden.
* Gießen, 15. Nov. Eine wirtſchafts= und
ſozialpoli=
tiſche Vortragsreihe findet während der Wintermonate auf
Anregung aus Lehrerkreiſen an der Univerſität ſtatt. Profeſſor
Mom=
bert wird nächſten Mittwoch mit den Vorträgen beginnen. Lehrer aus
Gießen und der heſſiſch=preußiſchen Umgebung haben ſich zahlreich zur
Teilnahme gemeldet. — Eine Neubearbeitung der
heſſi=
ſchen Schulſtatiſtik iſt gegenwärtig in Arbeit. Die
Fertigſtel=
lung erfolgt bis zum März, ſodaß das neue Büchlein im April
erſchei=
nen wird. — Das Kreisturnfeſt des Kreiſes IX (Mittelrheinkreis)
der Deutſchen Turnerſchaft findet hier am 2. Auguſt 1925 auf dem
Exer=
platz „Trieb” ſtatt. Der Gau Heſſen wnd auf dieſem Feſte mit
Son=
dervorführungen auftreten, welche auf dem Gauturnfeſt zu Friedberg
geprobt werden. Wie verlautet, will die Stadt auf dem „Trieb” eine
ſtändige Feſthalle errichten, die die Turnvereine zum Kreisfeſt und im
Zukunft alle Vereine bei feſtlichen Veranſtaltungen gegen eine Pacht
benutzen können.
* Langwaden, 14. Nov. Bei der im Jägersburger Walde
abgehal=
tenen Treibjagd war das Ergebnis ein verhältnismäßig ſchlechtes.
Es wurden geſchoſſen: 6 Rehe, 17 Haſen und 1 Fuchs. Reinecke Fuchs
wurde von Herrn Forſtaſſeſſor Hechler in Alshach geſchoſſen.
* Vogelsberg, 15. Nov. Gefallenen=Denkmäler im
Vo=
gelsberg. Unſere Gebirgsbevölkerung weiß, was ſie ihren im Kriege
gefallenen Heldenſöhnen ſchuldig iſt, und kein Dorf will zurückbleiben in
der Errichtung von Denkmälern. Viele Orte haben bereits recht
ge=
ſchmackvolle Ehrenmale errichtet, z. B. Eſchenrod, Hopfmansfeld
Mer=
kenfritz, Nidda, Ruppertsburg, Stockhauſen, andere ſtehen vor ihrer
Ein=
weihung, z B. Rainrod, Engelrod und Herchenhain. Von ganz
beſon=
derer Bedeutung wird das Ehrenmal für die gefallenen Mitglieder des
Vogelsberger Höhenklubs auf der Herchenhainer Höhe, werden, deſſen
Einweihung vorausſichtlich im Juli ſtattfindet. Nachdem gleich nach dem
Weltkrieg die erſten Denkmäler entſtanden, die zum Teil wenig Geſchmack
verrieten, haben, ſich die Behörden der Sache in dankenswerter Weiſe
angenommen.
Die Gefahr derVerſeuchung unſeres Geflügels.
Wie vor dem Kriege, ſo bieten auch jetzt wieder Händler, die ſich in
ihren Empfehlungen vielfach der irreführenden Bezeichnung „
Geflügel=
hof” bedienen, aus Italien, Ungarn, Galizien uſw. importierte Jung=
und Legehühner an, denen alle möglichen Vorzüge zugeſchrieben
wer=
den. Vor Ankauf ſolcher Tiere ſei hiermit dringend gewarnt, denn ſie
ſind ſelbſt geſchenkt zu teuer. Dieſe italieniſchen, ungariſchen und
ſonſt=
wie genannten ausländiſchen Hühner kommen bei uns in ein kälteres,
ihnen nicht zuſagendes Klima, wo ſie in bezug auf Eierproduk ion nichts
leiſten, jedenfalls im Eierertrag heimiſchen Raſſen mit nur geringer
Leiſtung noch beträchtlich nachſtehen und deshalb das Heer der unnützen
Freſſer unter unſeren Hühnern unerwünſcht vergrößern.
Durch den langen Transport dieſer zumeiſt aus ſüdlichen,
klima=
tiſch günſtig gelegenen Ländern eingeführten Hühner, auf dem die
Fütterung und notwendige Pflege in der Regel ſehr zu wünſchen übrig
läßt, wird die Widerſtandskraft der Tiere ſehr geſchwächt, und bei dem
weiteren Aufenthalt in unſerem rauhen Klima ſind ſchwere
Erkältungs=
krankheiten die natürliche Folge. Die Anſchaffung ſolchen anſcheinend
billig angebotenen Geflügels iſt für den Käufer in 90 von 100 Fällen
nicht allein ein Verluſt der erworbenen „italieniſchen” Hühner, die
in=
folge der wiederholten Reiſeſtrapazen, Erkältungen, des Futtermangels,
plötzlichen Futterwechſels uſw. an der oder jener infektiöſen Krankheit
verenden, ſondern ſie verſeuchen durch gemeinſame Benutzung der
Futter= und Trinkgefäße auch den vorhandenen alten Hühnerbeſtand,
den naturgemäß das gleiche Los trifft. Viele Fälle liegen bereits vor,
wo nicht allein die zugekauften „italieniſchen” Hühner, ſondern durch
Anſteckung auch der alte Geflügelbeſtand innerhalb kurzer Zeit krepierte.
Die Feſtſtellung der Todesurſache, durchgeführt in ſtaatlichen
Tier=
ſeucheninſtituten, ergab regelmäßig den Befund Diphtherie,
Geflügel=
cholera uff.
Vielfach laſſen ſich die Beſitzer von ſchlecht legenden Hühnern
ver=
leiten, „echte italieniſche‟ Hühner oder Hähne zur Blutauffriſchung ihres
Legeſtammes anzuſchaffen. Dieſe Art der Einführung fremden Blutes
iſt jedoch verwerflich, da die erwartete Erhöhung des Eierertrages nicht
eintritt aus dem naheliegenden Grunde, weil die italieniſchen und
ſon=
ſtigen ausländiſchen Landhühner nicht auf hohe Eierleiſtung gezüchtet
ſind. Ganz abgeſehen von der Wertloſigkeit italieniſcher Hühner und
Hähne als Zuchttiere, iſt die Einſchleppung ſeuchenartig auftretender
Krankheiten ein hinreichender Grund, dergleichen Experimente im
eige=
nen wie im Intereſſe der Geſamtheit zu unterlaſſen. Der Klub
deut=
ſcher Geflügelzüchter, Berlin W. 57, Steinmetzſtraße 2, der lediglich der
Förderung und Hebung der heimiſchen Nutzgeflügelzucht dient, verſendet
an jedermann koſtenfrei und unverbindlich aufklärende Schriften über
praktiſche, nutzbringende Geflügelhaltung, und es kann nur empfohlen
werden, ſich in allen die Nutzgeflügelzucht betreffenden Fragen an
die=
ſen Verein zu wenden.
Rummer 320.
Moulag, den 12. Nopember 1924.
Zeite 5.
OorhOblerand Tarnen.
Fußball.
Sportverein Darmſtadt — Verein für Raſenſpiele Mannheim
0:2 (0:1). Eckballverhältnis 5:5.
V. f. R. Mannheim zeigte hier nicht das glänzende Spiel,
das er letzten Sonntag in Mannheim gegen Berlin vorführte.
Entweder hielt er es nicht für nötig, ſich gegen Darmſtadt
be=
ſonders anzuſtrengen, bis ihn die Darmſtädter Spieler eines
Beſſeren belehrten, oder aber er vermochte es nicht, ſich gegen die
großartig ſpielende Sportvereins=Hintermannſchaft ſo
durchzu=
ſetzen wie gegen Berlin. Als Wal hof vor zwei Jahren hier
ſpielte, bekam man beſſeren Fußball hier zu ſehen, vor allem viel
durchſchlagskräftiger.
Darmſtadt hat Anſtoß. Der Ball wird abgefangen, doch
Takaſe, der heute wieder Mittelläufer ſpielt, wirſt ſeinen Sturm
gleich wieder vor. Den Angriff wehrt die Mannheimer
Vertei=
digung ab. Im Gegenangriff erzielt Mannheim ſeine erſte Ecke,
die von Darmſtadts Verteidigung ins Feld geſchlagen wird.
Gleich darauf hat Ellenbeck zum erſtenmal Gelegenheit, ins Spiel
einzugreifen, er fängt einen hohen Schuß ſicher. Den Torabſtoß
nimmt Müllmerſtadt auf, läuft die Linie entlang und flankt, doch
der hervorragend ſpielende Mannheimer Torwächter fängt die
Flanke ab. Einen zweiten Angriff Müllmerſtadts unterbindet
der Torwart durch Herauslaufen, er wirft ſich ihm vor die Füße
und bringt ihn dadurch zu Fall. Das Spiel wogt lebhaft hin
und her ohne daß ſich eine Ueberlegenheit Mannheims feſtſtellen
läßt. Einen Angriff des Mannheimer Innenſturms vereitelt
Ellenbeck durch Herauslaufen. Bei einem weiteren Angriff gibt
Herberger eine Flanke, die vor dem leeren Tor vorbeiläuft, ohne
verwertet zu werden. Im Anſchluß daran zieht D. wieder vor
Mannheims Tor, doch Talaſe ſchießt hoch darüber. Eine Flanke
Fricks hätte faſt zum Tor geführt. Der Torwächter läßt den Ball
fallen, da jedoch die geſamte Mannheimer Deckung vorm Tor
ſteht, prallt der Ball immer wieder von einem Verteidiger ab,
bis die Gefahr durch Abſeits unterbunden wird. Mannheim
er=
zwingt eine zweite Ecke, die von Fleiſchmann übers Tor geköpft
wird. Der Torabſtoß bringt D. wieder in den gegneriſchen
Straf=
raum, ein Erfolg kann gerade noch durch Zurückgeben
unterbun=
den werden. Talaſe verſucht einen Fernſchuß, ſchießt jedoch hoch
übers Tor. Ein Durchbruch Meißners, den ſcharfen Schuß fängt
Ellenbeck. Einen weiteren Angriff Mannheims klärt Mahr, um
gleich darauf ein zweitesmal letzter Retter zu ſein. D. kommt
immer wieder vors gegneriſche Tor. Mannheims Verteidigung
gibt ſehr viel zurück, ein Zeichen des ſtarken Drucks Sportvereins.
Beide Torwächter haben reichlich Arbeit. Ellenbeck befördert bei
einem Durchbruch Herbergers deſſen Schuß durch Herauslaufen
ins Feld zurück. Die Darmſtädter Verteid gung erweiſt ſich als
ſicherer als die Raſenſpieler. Hügel im Mannheimer Tor hat
entſchieden häufiger einzugreifen als ſein Darmſtädter
Gegen=
über. Gegen Schluß der erſten Halbzeit fällt das erſte Tor.
Her=
berger legt an Fleiſchmann vor, der gut plaziert einſendet. Im
Wiederanſtoß erzwingt D. ſeine erſte Ecke, die, ſchön vors Tor
getreten, wegen Hand nicht verwertet werden kann. Talaſe bringt
wieder einen Fernſchuß an, der abermals hoch übers Tor geht.
D. drängt jetzt ſehr ſtark, ohne jedoch etwas zu erreichen.
Müll=
merſtadts Schuß geht aus, Talaſes Schuß fängt der Torwächter.
Die erſte Halbzeit bringt D. trotz reichlichen Drucks keinen
Er=
folg. — Salbzeit.
Die zweite Halbzeit beginnt mit dem Anſtoß Mannheims.
Meißner ſchießt, doch Ellenbeck wehrt mit dem Fuß ab. Gleich
darauf fängt Hügel einen Schuß Müllmerſtadts. Der weit
vor=
geſchlagene Ball kommt zu M.s linler Sturmſeite, der Halblinke
gibt zur Mitte und Herberger ſchießt ein. Ellenbeck war auf den
Ball nicht gefaßt, fonſt hätte er ihn halten müſſen, denn der Ball
war zwar gut plaziert, aber ſchwach geſchoſſen. D kommt wieder
vor M.s Tor und be ommt einen Strafſtoß zugeſprochen, den
Müllmerſtadt austritt. Die beiderſeitigen Angriffe wechſeln ſehr
raſch ab, jedoch werden alle unterbunden oder gehen aus. D.
erzwingt eine zweite Eche, die von Au ausgeköpft wird zur
drit=
ten Ecke. Doch auch dieſer Ecball wird abgewehrt. Einen
wei=
teren Strafſtoß ſchießt Takaſe knapp neben das Tor. Auf der
Gegenſeite ſchießt Meißner ebenfalls einen Strafſtoß übers Tor.
Eine vierte Ecke M.s köpft Ta’aſc ins Feld zurück. Der Ball
kommt zu Höger, doch Ellenbeck fängt deſſen Schuß. Takaſc geht
jetzt in den Sturm vor. D. ſpielt ſich glänzend durch, den Schuß
Takaſc fängt jedoch Hügel ſicher. Cinen Gegenangriff M.s
unter=
bindet Ellenbeck; er fängt den Schuß Högers im Strafraum ab.
D. erringt ſeine vierte Ecke, die zur fünften abgewehrt wird.
Dieſe Torgelegenheit wird durch Abſeits vereitelt. Mannheim
bekommt ebenfalls noch eine Ecke, die aber eine Beute der
Darm=
ſtädter Verteidigung wird. Gleich darauf Schluß.
Die Ensgraber=Mannſchaft ſiegte in gewohnter Weiſe gegen
die „Alten Herren” Mannheims 3:1.
Die Liga=Erſatzmannſchaft ſpielte hier gegen F.V. Erbach 5:3.
3. Mannſchaft gegen „Cintracht” 2. Mannſchaft 3:0.
1a Schüler gegen F. V. Sprendlingen 1. Schüler 2:0.
1b Schüler gegen Fußballklub 07 Bensheim 1. Schüler 1:1.
F.=C. Union Darmft. 1. — Sp.=V. 1920 Eppertshauſen 1. 13:1 (5:0)
Bei ſehr mäßigem Beſuch und günſtigem Fußballwetter
wickelte ſich geſtern dieſes Verbandsmeiſterſpiel ab.
Union mit einigen alten Kräften, deren Spielberechtigung
wieder eingetreten iſt. Bopp, Roller und Rückert bildeten eine
weſentliche Verſtärkung der Mannſchaft. Das bewies klar das
Zuſammenſpiel der Mannſchaſt. Union als Sieger war die
tech=
niſch beſſere Mannſchaft. Sie legte den Gegner in durchaus
über=
legener Weiſe ſo „zahlreich” hinein.
Der Gegner ſtellt eine körperlich ſtarke Mannſchaft ins Feld,
die, abgeſehen von einigen gut talentierten Spielern, an die
Spiel=
ſtärke der A=Klaſſe nicht heranreicht. Unangenehm fielen die
un=
nötigen Reklamationen gegen die Entſcheidungen des
Schieds=
richters auf. Ein Sportsmann muß auch eine Niederlage
hin=
nehmen können.
Union kann nicht nur die Punkte, ſondern auch die durch das
Reſultat erreichte Verbeſſerung der Torzahl notwendig gebrauchen.
In der C=Klaſſe, Bezirk I, gewann die dritte Mannſchaft von
Union überlegen gegen die 1. Mannſchaft von Soprtverein Meſſel
mit 5:1 Toren.
Geſche.
A. S. C. 1. — Dornheim 1. 3:0.
Die Hochſchüler waren den größeren Teil des Spieles
über=
legen und gewannen verdient. Die Leiſtungen litten auf beiden
Seiten unter der Glätte des Platzes. Der Schiedsrichter konnte
gefallen. — Mit dieſem Spiele hat der A. S. C. ſeinen Verſuch,
trotz dauerndem Wechſel der Spieler, die durch die
Hochſchulver=
hältniſſe bedingt ſind, an den Verbandsſpielen teilzunehmen, mit
Erfolg gekrönt und iſt Pokalgaumeiſter.
Sportvereinigung 04 Arheilgen—V. f. R. Darmſtadt 0:1.
Nach hartem, erbittertem Kampf, der von beiden Parteien
fair durchgeführt wurde, konnte geſtern die Ligamannſchaft des
V. f. R. durch einen glücklichen 1:0=Sieg 2 weitere wertvolle
Punkte erringen. In der erſten Viertelſtunde liefert V. f. R.
ein ſehr ſchönes Spiel; insbeſondere die linte Seite, von der
Läuſerreihe gut unterſtützt, arbeitet ſich wiederholt gut durch. In
dieſer Zeitſpanne fiel auch die Entſcheidung; einen ſchönen
Flankenball von Möſer ſchießt Meyer aus der Luft unhaltbar
unter die Latte. Das Spiel wird ausgeglichen. Eine
ausgezeich=
nete Flanle von Heib wird von dem V. f. R.=Torhüter Breuer
im letzten Augenblick weggefauſtet. Kurz darauf hält Breuer
einen ſcharfen Schuß aus nächſter Entfernung ſicher. In der
zweiten Halbzeit reißt Arheilgen immer mehr die Initiative an
ſich und geſtaltet das Spiel überlegen. Arheilgens Sturm kann
jedoch die V. f. R.=Hintermannſchaft, die mit großer
Aufopfe=
rung ſpielt, nicht überwinden. Die klarſte Torchance hat
Arheil=
gen in Geſtalt eines Eckballs, der von Heib ſchön vors Tor
ge=
ſchoſſen wird. Der Ball rollt am leeren Tor entlang und wird
vom geſamten Arheilger Innentrio verpaßt. Ein Strafſtoß von
Braun und ein Schuß von Schwarz, der ſeit längerer Zeit zum
erſten Male wieder mit von der Partie war, gehen knapp über
die Latte. Arheilgen bringt wiederholt gute Schüſſe an, die
jedoch alle von Breuer gemeiſtert werden. Unter dem Jubel
ſei=
ner Anhänger verläßt V. f. R. als Sieger den Platz. Gemeſſen
an den Leiſtungen beider Mannſchaften, die nicht überzeugend
waren, hat Arheilgen, das wenig Glück bei ſeinen Aktionen
hatte, unverdient verloren. V. f. R. dankt den Sieg Breuer, der
prächtige Leiſtungen bot, und der unermüdlichen Verteidigung
und Läuferreihe. Der Sturm beſitzt ebenſo wie Arheilgens
Stürmerreihe wenig Energie und Durchſchlagskraft. Am beſten
konnte noch die linke Seite gefallen, die flaches
Kombinations=
ſpiel pflegt. Der Schiedsrichter, Herr Fleckenſtein von
Aſchaffen=
burg, leitete gut.
W.
Liga=Erſatzmaunſchaft Arheilgen — V. f. R. Darmſt. 5: 0.
3. Mannſch. Arheilgen — V. f. R. Darmſtadt 17:0.
1. Jugend=Mannſchaft Arheilgen — 03 Egelsbach 6: 2.
2. Jugend=Mannſch. Arheilgen — Eintracht Darmſtadt 3:2.
Kickers Offenbach — Eintracht Frankfurt 2: 1 (abgebr.).
* Ein fälliges Retourſpiel in Offenbach, das durch einen
be=
dauerlichen Spiclabbruch ein vorzeitiges Ende fand. Dieſes Spiel
zeigte wieder einmal ſo recht deutlich, was ein unfähiger
Schieds=
richter Vereinen reſp. Mannſchaften ſchaden kann. Der
Spiel=
leiter war ein Herr Morentaler aus Pirmaſens. Dieſem Herrn
unterliefen nicht nur eine Reihe von ſchwerwiegenden
Regel=
verſtößen, ſondern auch zahlreiche, durch nichts zu entſchuldigende
Fehlentſcheidungen. Wäre die Eintracht=Mannſchaft nicht ſo
diſzipliniert geweſen, ſo hätte es ſchlimmſte Folgen haben können.
Einige Fälle ſeien im Intereſſe der Sportvereine angegeben:
Anläßlich eines Eckballs, den der Schiedsrichter auf
Reklama=
tionen hin ſo korrigiert, indem er den Ball in die Luft wirft, und
zwar nicht an dem betreffenden Ort, ſondern ſechs Meter davon
entfernt. Bei dem herrſchenden Geknäuel ertönte plötzlich ein
Pfiff — Elf=Meter und Herausſtellung eines Frankfurter
Spie=
lers. Beide Parteien waren verblüfft. Auf dem Platze herrſchte
völlige Stille — keine Reklamation noch ſonſtiges Rufen war zu
hören. Auf die Fragen des Frankfurter Spielführers gab er
zunächſt gar keine Antwort, und auf Drängen erklärte er
ſchließ=
lich, es ſei unfair geſpielt worden. Fünf Minuten ſpäter
ereig=
nete ſich ein Zuſammenſtoß zweier Spieler. Der Spielführer
Frankfurts, Schneider, erſuchte den Schiedsrichter, ſeine
Mann=
ſchaft zu ſchützen und auf das Spiel beſſer aufzupaſſen. Die
Folge war Platzverweiſung, wieder ohne jegliche Verwarnung.
Kommentar überflüſſig.
Bezirksliga.
Bayern: Nürnberger Fußballklub — Schwaben Ulm 3:0.
Teutonia München — Spielvereinigung Fürth 0:5.
Wacer München — F.=C. Nürnberg 4:2.
Württemb.=Baden: Sp.=C. Stuttgart — Pforzheim 2: 1.
Mühlburg — V. f. B. Stuttgart 0: 1.
Sp.=C. Freiburg — V. f. R. Heilbronn 0:0.
Mainkreis: V. f. R. Frankfurt — F.=Spv. Frankfurt 1:2.
Hanau 93 — Helvetia 3:0.
Union Niederrad — Sp.=V. Bürgel 5:0.
Rheinheſſen=Saar: F.=C. Idar — F.=C. Saabrücken 1:1.
Sp.=V. Wieskaden — Wormatia Worms 3:0.
Rheinbezirk: V. f. R. Darmſtadt — V. f. R. Mannh. 0:2.
V. f. L. Neckarau — F.=Spv. Feudenheim 0:2.
F.=C. Pirmaſens — Phönix Ludwigshafen 1:1.
Pfalz Ludwigshaſen — Sp.=V. Waldhof 0:0.
Kreisliga.
Nordmain: Olympia Frankfurt — Germania Frankfurt 0:0.
Spv. Bergen — Sportfr. Frankfurt 0:0.
Spp. Heddernheim — Boruſſia Frankfurt 2: 1.
Spp. Homburg — T.= u. Spv. Oberurſel 0:1.
Viktoria Ecklenheim — F.=V. Rödelheim 4: 2.
Südmainkreis: Spv. Heuſenſtamm — Germ. Bieber 0:3.
Sp.=Vgg. Bürgel — V. f. R. Neu=Iſenburg 2:0.
Oſtmainkreis: Spv. Damm — Hanau 94 3:0.
Spp. Hanau — Klein=Steinheim 2: 1.
Groß=Auheim — Viktoria Aſchaffenburg 1:3.
Viktoria Kahl — Germania Nieder=Rodenbach 0:1.
Spgde. Damm — Hanau 1860 0:3.
F.=C. Rühla — Kiders Aſchaffenburg 3:1.
Norddeutſchland: Berliner Sp.C.—Nord=Nordweſt 1:1.
Union=Potsdam—Union=Oberſchöneweide 1:0.
Spandauer Sp.C.—Preußen 3:2.
Kickers=Berlin—Spandauer Spv. 3:0.
Alemannia-Vorwärts 2:0.
Wacker 1904—Nieder=Schönhauſen 5:0.
Berliner Spv.—Boruſſia 1900 1:1.
Panlow—Luckenwalde 2:0.
Tennis Boru ſia—Brandenburg 7:1.
Hamburger Spv.—Altona 1:1.
Elmsbüttel—St Pauli 1:0.
Ottenſen—Nymſtädten 3.0.
St. Georg—Konkordia 3:1.
Oeſterreich: W.A. C.—Simmering 3:2.
Rapid—Akmira 3:0.
Rudolfshügel—Wacker 3:1.
Amateure—Sp. C. 2:1.
Länderſpiel: Italien — Schweden 2:2.
A. S. S. Straßburg — F.=C. Freiburg 1:1.
Hocken.
Eintracht Frankfurt 1. — Mainzer Turnverein 1817 8:0.
Eintracht Frankfurt 2. — Mainzer Turnverein 1817 5:1.
Rugby.
Eintracht Frankfurt — Sp.=V. Offenbach 14:3.
Sp.=C. 1880 3. Mannſch. — Frankf. Tv. 1860 2. Mannſch. 6:3.
Sp.=C. 1860 2. Mannſch. — Frankf. Tv. 1860 1. Mannſch. 3:0.
Sp.=C. 1880 1. Mannſch. — Verein f. Volksſp. Hannover 8:6.
Handball.
Sportverein 98, I. — Pol.=Sportverein Darmſtadt, I. 9:0 (6:0).
Erſt am Samstag angeſetzt, fand das Verkandstreffen
um 1 Uhr nachmitta,s auf dem Stadion ſtatt, da Pol.=
Sp.=V. Darmſtadt durch das Abſagen Butzbachs und Sp.=V. 98
durch die Trauerpauſe der D.J.K.=Sachſenhauſen ſpielfrei
gewor=
den waren. Von weit größerer Bedeu ung wäre ja das Treffen
Sp.=V. 98 — D.J.K.=Sachſenhauſen geweſen. D.J.K. iſt es bis
jetzt als einziger Mannſchaft vergönnt geweſen, den Meiſter=
Favoriten zu ſchlagen. Man darf auf den 30. 11. geſpannt ſein,
wenn dieſes Spiel zum Austrag kommt.
Pol.=Sportverein Darmſtadt hatte ich eigentlich, wenn ich
mir die ſehr gute Spielweiſe des Vorſpiels vergegenwärtige, mehr
an Chancen eingerüumt. Die Mannſchaft hat diesmal ganz
ent=
täuſcht. Ihr Spiel lann jevoch nicht als ſchlecht angeſprochen
werden, fiel aber der Spielſtärke des Sportvereins gegenüber
mehr ab als im Vorſpiel. Formverbeſſerung zeigte die
Mann=
ſchaft nicht. Training ſcheint notwendig zu ſein. Oeſteres
Zu=
ſammenſpielen als nur in Verbandsſpielen kann die Mannſchaft
noch ſehr beſſern. Die Ueberlegenheit Sportvereins war klar
und deutlich. Nicht nur die Hintermannſchaft war beſſer als
ihre Gegenſeite, auch der Sturm ſtand mindeſtens eine Klaſſe
höher. Pol.=Sp.=V. Verteidigung war ſich der Güte dieſes
Stur=
mes bewußt und dedte gut ab. Beſonders der Mittelſtürmer
Jens war von Bock und Baumann in ſichere Abhut genommen,
vergaß aber, daß auch Reuter, Juda und der ſlinke Daniel zu
ſchießen verſtehen. Durch ausgezeichnete ſteile und weite Vorlagen
der Läufer buchte Spor vereins Reuter 4, Jens 2, Juda 1 und
Daniel 2 Tore. Die Mannſchaft verdient ein Geſamtlob. Die
Mannſchaft des Pol.=Sp.=V. muß weiter eifrig ſein und vor allem
ihren Sturm ſchießen lernen.
Sportverein 98 reihte einen weiteren torreichen Sieg an ſeine
Serie und ſteht nunmehr mit 12 Punkten und einem
Torverhält=
nis von 36:13 weiter an der Tabellenſpitze des Frfter. Verbands
f. Leichtathletik. Abtlg. I. Bei der Spielſtärke der Spv.=
Manu=
ſchaſt darf man auf die Ausgänge der noch in Ausſicht ſtehenden
Meiſterſchaftsſpiele um die Verbands= und evtl. ſüddeutſche
Mei=
ſterſchaft geſpannt ſein.
U. 4.
Der Kreiswimpel
der Turnerjugend des 9. Kreiſes (Mittelrhein) der D. T. iſt
zur=
zeit im Sporthaus Adelmann, Rheinſtraße, ausgeſtellt. Die
Vor=
derſeite des Wimpels iſt in den Turnerfarben rot=weiß gehalten
und trägt außer dem Turnerkreuz die Aufſchrift „9. Turnkreis
(Mittelrhein)” und „Deutſche Turnerſchaft‟. Die Rückſeite iſt
grün und ſind hierauf in hübſcher Anordnung die Staatswappen
der vier Bundesſtaaten, welche zum 9. Kreis zählen, aufgeſtickt.
Geſtiftet und gefertigt wurde der Wimpel von der Turnerjugend
der Turngemeinde Darmſtadt 1846 (Woogsplatz). Der Entwurf
ſtammt von dem Jugendturner Bernd Beyer. Die Sticlarbeiten
fertigten die Jungturnerinnen Friederike Dingeldein, Lieſel Kraft
und Käte Welter. Gelegentlich des 2. Jugendtreffens, welches
die D. T. im Auguft d. J. in Marburg abhielt, wurde der Wimpel
durch Jungturner Rud. Röder dem Kreiswart für Geiſtespflege,
Wandern und Geſang, Turnbruder Prof. Gg. Bender, Frankfurt,
mit einer Anſprache übergeben. Turnbruder Bender, der Vater
der Jugend des 9. Kreiſes, übernahm den Wimpel mit herzlichen
Dankesworten und weihte ihn in trefflicher und eindrucksvoller
Weiſe. Der Wimpel wird demnächſt von Kreiswart Bender
auf=
bewahrt werden und der Jugend des Mittelrheinkreiſes bei
Turn=
feſten, Jugendtreffen und Wanderfahrten voranwehen. Gut Heil!
H. M.
Boxen.
Clementel—Kompa.
Am Sonntag ſtanden ſich in Hamburg der Europameiſter im
Halbſchwergewicht, Clementel=Schweiz und der Kön gsberger
Kompa in einem 10=Rundenkampf gegenüber. Das Treffen war
als Herausforderungskampf um die Europameiſterſchaft
ange=
kündigt. Kompa ſiegte nach Puntten. Die übrigen Kämpfe
brach=
ten folgende Ergebniſſe: E. Schmidt=Bremen kämpſte gegen
Noack=Berlin unentſchieden, Funke=Berlin ſiegte über Rennies=
Hamburg nach Punkten.
Vom internationalen Boxſport.
Der Argentinier Louis Firpo ſiegte in New York über den
Auſtro=Amerilaner Ch. Weinert, der vor ein gen Jahren gutes
Können zeigte, dann aber verſchwand, nach Punaten. — Im Ring
des Londoner National Sporting Club ſtanden ſich der
Kana=
dier Soldier Jones und der gute engliſche Schwergewichtler Phil
Scott in e nem 15=Runden ampfe gegenüber. Das Treffen ging
über die ganze Diſtanz und endete nach faſt ausgeglichenem
Ver=
lauf mit einem knappen Pun tſiege von Scott. — Harry Reeve
verlor in Hoxton gegen Jack Stanley in der 8. Runde, in welcher
der Ringrichter den Kampf zugunſten des Letzteren ſtoppte.
In St. Paul (U. S.A.) konnte Tom Dibbons über den Lo
almata=
dor Ted Janiſſon einen ſehr leichten Sieg feiern, indem er ihn
bereits in der 1. Runde entſcheidend ſchlug. — Der Exweltmeiſter
Battling Sili, der nach einigen Skandalaffären längere Zeit in
der Verſenkung verſchwunden war, taucht jetzt wieder auf und
ſoll am 25. November in Omaha (U.S.A.) in einem 10=
Runden=
kampf mit dem guten engliſchen Mittelgewichtler Ted Moore
zu=
ſammentreffen. — Der Halbſchwergewicht=Weltmeiſter Miko Mc.
Ti ue landete in Providence (U.S.A.) über den Ameri aner
Frankie Carpentier einen techniſchen k. o. Sieg, da die
Selundan=
ten des Letzteren ihren Mann nach der 6. Runde nicht wehr
an=
treten ließen, weil er ſchon zu kampfunfähig war. — Ted Kid
Le=
wis, der Weltergewichtsmeiſter von Europa, hat ſeine
Amerila=
reiſe auf den Januar verſchoben, wo er mit Mickey Walker um
den Weltmeiſtertitel kämpſen will. Zunächſt hat er noch am 26.
November in Edinbourg ſeinen Europameiſtertitel gegen ſeinen
Landsmann Tommy Milligan zu verteidigen. — Empfindlich
be=
ſtraft wurde der chileniſche Schwergewichtler Romero Rojas, der
nach einem Pun’tſiege über Martin Burke an die Boxkommiſſion
von Minneapolis wegen Zuſpätkommens, eine Buße von 500
Dollar zu zahlen hatte. — Der Bantamgewichts=Weltmeiſter Abé
Goldſtein hat am 12. Dezember im New Yorker Madiſon Square
Garden mit Eddie Martin, über 15 Runden um den Titel zu
kämpfen.
Genter „Sechstage‟=Nachſpiel.
Wie faſt jedes Jahr, zieht auch diesmal das Genter
Sechs=
tagerennen einen kleinen Skandal nach. Bekanntlich war ja Gent
der Urſprung der Sechstage=Skandale, aber nachdem der Sch
vin=
del einmal aufgedeckt worden war, regnete es Verſicherungen des
belgiſchen Verbandes, daß nun kein Grund zur Beunruhigung
mehr vorliege, denn das Rennen werde von Verbandsfunkt
o=
nären kontrolliert. Wie energiſch dieſe Kontrolle war, zeigt die
Nachricht, daß auch diesmal wieder nach den Sprints von 1 Uhr
früh fürchterlich gebummelt wurde, und daß ſich zwiſchen 5 Uhr
früh und 10 Uhr morgens faſt jedermann in den Kabinen ſchlaſen
legte. Das hinderte ſogar die offiziellen Funktionäre nicht, die
gefahrenen (!) Kilometer bekannt zu geben. Ueberdies follen ſich
auch die Fahrer nicht im gerinaſten angeſtrenat haben, ſodaß
noch nach dem halben Rennen alle Fahrer gleich gut lagen. Auch
die Ueberrundungen ſollen mehr theatermäßige Kinderſpiele
ge=
weſen ſein, ſod aß man nur hoffen kann, daß die 1. C.J. ſich
ein=
mal mit der Sache befaßt.
Rummer 320.
Seite 6.
Montag, den 12. Nobember 1924.
Pferdeſport.
Berliner Reit= und Fahrturnier.
In den Jagdſpringen am Freitag abend kau die zweite
Garnitur zu Worte. Die meiſten Pferde verlegten ſich aufs
„Strafpunlteſammeln”, fehlerlos kam nur ein tleiner Teil der
116 Starter über die Bahn. Wirklich gute Leiſtungen
vollbrach=
ten Symphonie und Prinz 12., die von Lt. Momm bzw. Hauptm.
Martins ohne Fehler in den ſchnellſten Zeiten des Abends über
den Kurs gebracht wurden. — Die Ergebniſſe: Jagdſpringen
(Klaſſe L), 1. Abtlg.: 1. Dr. Saalfelds Tugend (H. Kreißig),
2. Sankt Georg (Rittm. Newiger), 3. Baldur (Utffz. Jakobi).
Tot. 82, Pl. 42, 24, 21. 8 Teiln. — 2. Abtlg.: 1. Lt. v.
Man=
teüffels Ramſes (Utffz. Schrader), 2. Puck (H. Scheibe), 3.
Ne=
gent (N. Olſon). Tot. 63, Pl. 18, 29, 16. 8 Teiln. — 3. Abtlg.:
1. N. Punges Shantung (Beſ.), 2. Diabolo (Beſ.), 3. Apache
(Beſ.), 4. Reinecke (Beſ.). Tot. 84, Pl. 28, 18, 22, 107. 18 Teiln.
— 4. Abtlg.: 1. Oblt. Gerteis Mammut (Hr. Perske), 2 Prinz 12
(Beſ.), 3. Richard (Beſ.), 4. Roon (Frhr. v. Seefried). Tot. 137,
Pl. 48, 150, 47, 100. 18 Teiln. — 5. Abtlg.: 1. Frhrn. v. Lüttwitz
Tahure (Lt. Baldamus), 2. Ingraban (A. Holſt), 3. Darling (R.
Treeck), 4. Quo vadis (Lt. Schwabl). Tot. 102, Pl. 30, 34, 14,
25. 13 Teiln. — 6. Abtlg.: 1. Oblt. Schuncks Symphonie (Lt.
Nomm), 2. Exzellenz (Beſ.), 3. Harry (A. Holſt), 4. Orkan (Lt.
Noſenkranz). Tot. 32, Pl. 17, 42, 66, 43. 18 Teiln. — 7. Abtlg.:
1. Frhrn. v. Lüdinghauſens Prinz 11. (Hauptm. Martins),
. Spadoiſe (Lt. v. Wietersheim), 3. Harras (Graf. Görtz),
1. Kundry (Beſ.). Tot. 33, Pl. 15, 25, 15, 46. 14. Teiln. —
8. Abtlg.: 1. Mauls Jakob (G. Hellenberg), 2. Türmer 2. (Lt.
v. Manteuffel), 3. Luſtige Sieben (A. Holſt), 4. Kampfgefeul
(Beſ.). Tot. 75, Pl. 34, 35, 68, 56. 18 Teiln.
Am Samstag nachmittag ſah man zum erſten Male
bei einem Turnier die Jugend in der Konturrenz. Zwei
Pro=
grammnummern waren den Junioren, ſowohl jungen Damen
wie Herren, vorbehalten, die ſich tadellos aus der Affäre zogen
und die ihnen geſtellten Aufgaben brillant löſten. Von den
übrigen Konkurrenzen fielen zwei an Prinz Friedrich
Sigis=
mund von Preußen, der in den Jagdſpringen nicht konkurrieren
kann, da ſeine Pferde nicht auf dem Poſten ſind, in den übrigen
Prüfungen aber in Heiliger Speer einen ganz hervorragenden
Vertreter beſitzt, der den St. Hubertus=Preis gewann, während
in der B=Klaſſe der Materialprüfung Wodata den erſten Platz
belegte. — Die Ergebniſſe: Junioren=Jagdſpringen: 1. H. Behrs
Aelsking (W. Gottſchalk), 2. H. Anderſens. Alarich 3. (F.
Ander=
ſen). 8. Teiln. — St. Hubertus=Preis: 1. Prinz Friedrich
Sigismund von Preußens. Heiliger Speer (Beſ.), 2. Rittm
Seers Kirſche (Beſ.), 3. Stall Macbeths Reka (Rittm. Keresztes).
25 Teiln. — Materialprüfung für 4jährige Reitpferde leichte
Klaſſe: 1. K. Pringsheims Hochmeiſterin (Zengler), 2.
Turnier=
ſtall Beermanns Haldaly (Steckling), 3. L. Weigands Alka (Beſ.).
12 Teiln. — Mittlere Pferde: 1. Prinz Fr. Sigismund von
Preu=
ßens Wodata (Beſ.), 2. Turnierſtall Beermanns Roeder (Maj.
Bürkner), 3. Frau Frankes Fortung (Beſ.). 21. Teiln. —
Ein=
ſpänner, a) kleine Pferde: 1. E. Gottſchalks Commander (Beſ.),
2. v. Esmarchs Nini patte en Pair (Beſ.), 3. Frhrn. v. Broichs
Bob (Beſ.). 8 Teiln. — b) Große Pferde: 1. Baron Deckens
Queen Mary (Beſ.), 2. Frau A. Bings Tigerlilly (Beſ.), 3. Frau
Ch. L. Schaurtes Lord of Preten (Frau the Looſen). 10 Teiln.
Die Gewinne der Flachrennpferde.
Keines der Vollblutzucht treibenden Länder hat unter den
Erſchei=
ntungen der Kriegs= und Nachkriegszeit ſo zu leiden gehabt wie
Deutſch=
land. Trotzdem glaubte man im Vorjahre wenigſtens in Augias und
Ganelon Pf.rde erſter Klaſſe zu haben, hatte aber keinen untrüglichen
Beweis dafür, da der internationale Maßſtab fehlte. Die Rennzeit
1924 lehrte, daß dieſe Annahme ein Trugſchluß war. Geradezu
nieder=
ſchmetternd waren die Ergebniſſe in Baden=Baden für unſere
Vollblut=
fucht. Wollen unſere Züchter im Wettbewerb, mit den ausländiſchen
nicht zurückſtehen, ſo werden ſie wahrſcheinlich andere Wege einſchlagen
müſſen. Daß unter den deutſchen Vollblütern kein überragendes Pferd
ſteckt, beweiſt die Liſte der gewonnenen Gelder ſehr deutlich. Zwiſchen
den gewinnreichſten Pferden beſteht kein weſentlicher Unterſchied. An
erſter Stelle rangiert der Dreijährgie Fundin mit einer
Gewinn=
ſumme von 112 780 Mk., der ſich in 16 Rennen bemerkbar machen konnte
und davon 10 gewann. Seine Siege im Union=Rennen und Preis der
Stadt Frankfurt, in dem er Augias das Nachſehen gab, waren wohl
ſeine ſtolz ſten Triumphe. Gegen Ganelon erzwang er im Hohenlohe=
Oehringen=Rennen totes Rennen, holte ſich dann das „Hertefeld”, um
aber im Gladiatoren Rennen wieder hinter dem Wenberger zu enden.
Das erfolgreichſte Pferd wäre ohne Zweifel Augias geworden, wenn
er nicht nach der Niederlage durch Fundin vom Schauplatze ſeiner
Renn=
tätigkeit abgetreten wäre. Der als Dreijähriger ungeſchlagene
Per=
goleſeſohn erlitt vorher in Hamburg ſchon durch Barde eine
unerwar=
tete Niederlage, machte durch den überzeugenden Sieg im Großen Preis
von Berlin dieſe Schlappe wieder wett. In 6 Rennen galoppierte
Augias 105600 Mk. zuſammen. Sein Stallgefährte Ganelon iſt
durch den Ausgang des Gladiatoren Rennens von Hornbori auf den
vierten Platz in der Liſte der gewinnreichen Pferde verdrängt worden.
Der ebenſo wie Fundin aus der Weiler Zucht hervorgegangene
Drei=
jährige iſt ſicher der beſte ſeines Jahrganges, nur fehlt es ihm mitunter
am guten Willen. Er brachte dem Geſtüt Weil 93 380 Mk. ein,
wäh=
rend Ganelon mit 91 700 Mk. dichtauf folgt. — Der aus der
Harz=
burger Zucht entſtammende Barde begann die Saiſon in
vielver=
ſprechender Weiſe mit fünf Siegen und mußte ſich dann mit einigen
Plätzen begnügen, bis er Augias im Großen Hanſa=Preis eine
ſen=
ſationelle Niederlage beibrachte. Im Herbſt war ſein Sieg über
Fun=
din im Auguſt=Batſchari=Erinnerungsvennen der größte Triumph. Der
Fünfjährige brachte es auf eine Gewinnſumme von 86 190 Mk.
Dicht=
auf rangiert Oſtrea, die beſte dreijährige Stute des Jahres mit
85 560 Mk. Der Derbyſieger Anmarſch, der nach ſeinem Siege in
der wertvollſten Zuchtprüfung ſo ſchmählich im Großen Preis von
Beu=
lin verſagte, verdiente ſeinem Beſitzer 82900 Mk. In züchteriſcher
Be=
ziehung iſt es intereſſant, daß von den vorgenannten Pferden bis auf
Barde alle anderen den das Feſta=Blut führenden Hengſten Pergoleſe,
Fervor und Fels entſtammen. Der im Geſtüt Weil gezogene 5jährige
Hampelmann hat bis Ende September eine hervorragende Rolle
geſpielt, was in der Gewinnſumme von 72 430 Mk. zum Ausdruck kommt.
Pan Robert, der Ueberraſchungsſieger im Gladiatoren=Rennen
ver=
diente 66 340 Mk. Der der Mydlinghovener Zucht entſtammende
Frei=
geiſt iſt das weitaus erfolgreichſte Pferd i Weſten. Er holte ſich
12 Rennen und 64 005 Mk. Ueber 25 000 Mk. gewannen noch 30 Pferde
und zwar: Marquiſe 53 390 Mk., Scopas 50 000 Mk., Notung 49510
Mk., Pikdame 44 185 Mk., Williger 42 130 Mk., Saturn 39 570 Mk. (
ge=
winnreichſter Zweijähriger), Cyrano 39 380 Mk., Perikles 38 375 Mk.,
Fürſt Emmo 37 940 Mk., Idomeneus 36 865 Mk., Iſchida 36 850 Mk.,
Staffelſtab 36840 Mk. Marcellus 36 145 Mk., Siſyphus 33 930 Mk.
Falſum 33 270 Mk., Goldwert 33 040 Mk., Caprivi 32 460 Mk.,
Pala=
medes 31 305 Mk., Gralsritter 30 840 Mk., Sinir 30 240 Mk., Roſalba
Carriera 30 000 Mk., Mannesmut 29 656 Mk., Hausfreund 29 490 Mk.
Olympier 29000 Mk. Taugenichts R7 970 Mk., Nicotin 27 765 Mk.,
Lapis electrix 27 760 Mk. Petunie 27 660 Mk., Traumdeuter 26 060 Mk.,
Eigilbert 25 180 Mk.
Die Berufung des Jockeis J. Raſtenberger
gegen die Entziehung ſeiner Reitlizenz iſt am Freitag in der
Sitzung des Berufungsſchiedsgerichts abgewieſen worden.
Traber=Auktion in Ruhleben.
Die vor kurzem von der Staatlichen Traberzuchtkommiſſion
in Amerika angekauften erſtklaſſigen Stuten kamen am Samstag
auf der Trabrennbahn Ruhleben zur Verſteigerung und brachten
ausgezeichnete Re ultate. Den höchſten Preis von 18 500 Mk.
zahlte das Geſtüt Damsbrück für die 10jährige Ante Guy v. Guy
Axworthy=Anteaſh, für die 2jährige Star Belle von
DayſterBi=
nett, legte Herr L. Lewin 15 000 Mark an. Herr Groß Hamburg
erwarb für 10000 Mk. die 8jährige Girl of the Fields von The
Harveſter=Gretchen B, eine Enkelin von Lon Dillon.
Landſtall=
meiſter von Schlüter brachte für 6000 Mk. die 15jährige Baby
Doll von Tom Smith=Kate Lumrey in ſeinen Beſitz, und das
Ge=
ſtüt Höflein legte 3500 Mk. für die 8jährige Lady Drifton von
Morgan Axworthy=Drifton an.
Winterſport.
Deutſche Eisſchnellaufmeiſterſchaft.
Für die Deutſche Eisſchnellaufmeiſterſchaft 1925, die dem
Altonaer Schlittſchuhläuferverein, in Verbindung mit der
deut=
ſchen Paarlaufmeiſterſchaft zur Durchführung übertragen wurde,
hat der Veranſtalter als Termine den 9., 10. und 11. Januar
feſt=
geſetzt. Verteidiger der Meiſterſchaft iſt Müller (Berl.
Schlitt=
ſchuhklub), die Paarlaufmeiſterſchaft gewannen letztmalig Frl.
Flobbe—Eilers vom gleichen Verein. — Am gleichen Termin, 10.
und 11. Januar, wartet der Sportklub Riſſerſee mit einem
inter=
nationalen Eishockeyturnier auf, an dem ſich außer Berliner und
Münchener Mannſchaften noch Vertreter aus Oeſterreich und der
Schweiz beteiligen werden, da Zuſagen aus Wien und Davos
bereits vorliegen. — Ferner ſind noch an die Tſchechoſlowakei und
an die Oxford Canadians Einladungen ergangen. Der Deutſche
Eislauf=Verband hatte bekanntlich die Austragung der
Kunſt=
laufmeiſterſchaften dem Münchener Eislaufverein übergeben,
die=
ſer erklärte ſich jedoch mangels geeigneter Bahnen außerſtande, die
Wettbewerbe durchführen zu können. Die Meiſterſchaften werden
wahrſcheinlich ebenfalls auf dem Riſſerſee ſtattfinden, falls ſich
nicht ein Berliner Verein darum bewirbt. Der Sportklub
Riſſer=
ſee hat ferner am 8. Februar die Deutſche Eishockeymeiſterſchaft,
die der Berliner Schlittſchuhklub zu verteidigen hat, zu erledigen,
ſo daß dem prächtig gelegenen bayeriſchen Winterkurort Garmiſch
eine große Saiſon bevorſteht, vorausgeſetzt natürlich, daß der
Wettergott den Winterſportfreunden keinen Strich durch die
Rech=
nung macht.
Winterſportlehrgang für Aerzte.
Der Deutſche Aerztebund zur Förderung der Leibesübungen
veranſtaltet in Schreiberhau im Rieſengebirge, in der Zeit vom
26. Januar bis 1. Februar 1925 einen Winterſportlehrgang für
Aerzte, unter Leitung von Kollegen Tichy=Schreiberhau. Preis
für den Kurs, einſchl. Wohnung und Verpflegung, 55 Mark. Der
Unterricht wird durch vom Deutſchen Skiverband geprüfte
Ski=
lehrer erteilt. Abendliche Vorträge über ſportärztliche Themen.
Schneeſchuhe können am Ort geliehen oder gekauft werden (25 bis
40 Mark). Anmeldungen an Dr. med. Hans Tichy, Schreiberhau
(Rieſengebirge), von dem Programm und nähere Auskunft zu
erhalten ſind, bis ſpäteſtens 12. Januar 1925.
Neuordnung bei den Skimeiſterſchaften.
Das bisherige Verfahren, nach welchem jeder Skiläufer
ein=
zeln ſeine Meldungen zu den Gau= bezw. Landesverbands= und
deutſchen Meiſterſchaften abgeben durfte, wird nunmehr
endgül=
tig zu Ende ſein. Die Meldungen haben in Zukunft zu den
Gau=
me ſterſchaften durch die Vereine, zu den Veranſtaltungen der
Landesverbände durch die Gaue und zu den deutſchen
Meiſter=
ſchaften durch die betreffenden Landesverbände zu erfolgen.
Ebenfalls ſind die Beſtrebungen, die Austragung von
Damen=
wettläuſen innerhalb der Meiſterſchaftsläufe auszuſchalten,
er=
folgreich geweſen, ſodaß es in dieſem Winter erſtmalig bei den
Meiſterſchaftsrennen keine Damenläufe geben wird.
Lebenswogen.
Roman von Paul Lindenberg.
(Na dru d verboten.)
32).
„Gut, ſo laſſe ich nachher ihr Gepäck aus dem Hotel
ab=
holen.”
„Wenn Sie erlauben, Herr Graf,” warf Klaus ein, „möchte
ich d.es beſagen — — ich — ich —
„Aha,” meinte der Graf lächelnd, „gewiß — Ihr Schützling
oder richtiger: Ihre Lundesgenoſſin — die ubrigens bei Mottas
fehr gut aufgehoben iſt — muß doch benachrichtigt werden,
ſetbſt=
verſtändlich.”
„Und ich möchte meinen Freund begleiten,” warf Wolf ein.
„Ich habe auerhano Kleaſereten von unſerer Seefahrt im
Zim=
mer aufgehangt, die ich ſelbſt einpaden möchte.”
„Richtig,” ſagte der Graf, „Sie erzühlen ja, daß Sie malen
— nun, da werden Sle im Part gewiß auerhand gute Motive
finden. Ueberzeugen Sie ſich gleich Lavon, denn nun, meine
jun=
gen Freunde — Sie ertauden, daz ich Sie ſo nenne, iſt m.r doch,
als ob ich Sie ſei langem jenne — woulen wir mal eine tleine
„Collaz one” zu uns nehmen, die Morgenjahrt hat Ihnen gewiß
App=tit und Durſt gemacht. Geſtatten S.e, daß ich
voran=
gehe — —
Durch mehrere mit altem, wertvollem Hausrat verſehene
Zimmer und e nen großen Feſtſaal, deſſen Wunde von Me
ſter=
händen bemalt waren, gelangte man auf die nach dem Par. zu
gehende, die ganze Front des Hauſes einnehmende, breite
Ter=
raſſe, deren Boden mit bunten Eee ieſein gepflaſtert war,
wäh=
rend die Rücktrano, auf pomp=jan’ſchem Rot, frohe Feſtizenen
aus dem aiten Pompeji aufnies. Auf dem durchbrochenen
Ge=
länder ſtanden große Vaſen mit Magnolien, Oleandern, Aloen
und Ka teen, das dichte Laub alter Rebſtöcke bild’te an beiden
En en die Bedachung, mehrere Stufen führten hinak in den
Park, mit breit ächrigen Palmen und herrlchen Blumenbeeten
vorn, in denen aus antiken Schalen blin?ende Waſſerſtrahlen
auf=
ſprudelten, und dah nter ein grünes Gewirr von Zitronen=,
Orangen=, Mandarinen= und Feigenbäumen, in der Ferne das
blaue Meer, über allem die ſüdliche Sonne mit goleigem Glanz.
Wolf und Klaus ſtießen einen lauten Ruf des Entzückens aus,
mit leuchten en Augen all Tas Lunderbare betrachtend.
„Nicht war, hier läßt ſich’s gut weilen,” meinte der Graf,
„und ich hofſe, Sie werden ſich wohl fühlen! Nun aber wollen
wir auch des Magens geben.en. „Nimm der ernſten Arbeit
ent=
laden, froher Stunden Geſchenk an,” jagt ſchon der brave Horaz.
Bitte, nehmen Sie Platz,” und er deutete auf einen unter dem
Weinlaub gedecten Tiſch, an dem ſich die drei niederließen.
Ein betagter Diener brachte Speiſen und Getränke, die
Unterhaltung war lebhaft und angeregt, viel mußten die
Freun=
de von ihren Erlebniſſen in Kr.eg und Frieden, von den
Zuſtän=
den in Teutſchland, von politiſchen und unpolitiſchen Ereigniſſen
erzählen. Der Graf warf manc kluges, verſtündnisvolles Wort
dazwiſchen, auch von ſe ner ſturmbewegten Jugend, ſeinen
Ide=
alen, Erwartungen und Erfüllungen berichtend; aus allem
merite man den warmen Menſchenfreund heraus, der mit den
Aermſten mitfühlte und mitlitt, der noch von jugendlicher
Be=
geiſterung erfüllt war und ſein Leben — da ihm ſeine Frau und
Kinder geſtorben waren — ganz der Allgemeinheit gewidmet
hatte.
Während des Frühſtücks waren mit keinem Wort die
nächſt=
liegenden Dinge berührt worden. Der Graf lam erſt darauf
zu=
rück, als man zum Kaffee die Ziggarren angezündet hatte.
„Vorhln erwähnte ich einen Schwur,” meinte er, „der mich
verhindert, Ihnen noch dies und jenes mitzuteilen, auch wie ich
zur Kenntnis des Auſenthaltes der Großfürſtentochter — immer
vorausgeſetzt, daß ſie es iſt — gelommen Ein. Halen Sie je von
der Comorra gehört? — Ja, ja,” fuhr er fort, nach e nigen
flüch=
tigen Bemerkungen von Wolf und Klaus, „ich wußte es ſchon!
Entſtellungen und Uebertreikungen. Nur ganz kurz will ich
be=
mer en, daß die Comorra einen Geheimbund bezeichnet, der ſchon
ſeit weit über hundert Jahren beſteht. Er hatte früher eine große
politiſche Bedeutung und griff han elnd wiederholt in die
Creig=
niſſe unſeres Vaterlandes ein, das ja, genau wie das Ihrige, es
nicht zu einem einheitlichen Reich bringen konnte. Wir — denn
ich gehöre dazu — waren immer für eine fre he tliche,
verfaſ=
ſungsmäßige Geſtaltung unſeres Staatslekens eingetreten und
konnten auch darin wichtige Erfolge erzielen. Gerade hier in
Neapel! Denn Sie wſſen, daß wir unter manchen unfähigen
und böswilligen Herrſchern gelitten. Nun, das iſt längſt vorbei.
Aber auch als wir ein einheitlicher Staat geworden, gab es noch
vieles auszumerzen, v eles zu bekämpſen — es herrſchten
Unge=
rechtigreit und Beſtechlichkeit in der Juſtiz, im Gefängnisweſen,
in der Verwaltung, der Steuererhebung und manch anderem.
Dagegen trat unſer Bund auf — im geheimen wirkend, die Be=
Ein Rieſenſtadion in Breslau.
Das große Stadionprojekt in der ſchleſiſchen Hauptſtadt ſoll
nun zur Wirklichkeit werden. Der Breslauer Magiſtrat hat in
ſeiner letzten Sitzung beſchloſſen, ein Stadion in unmittelbarer
Nähe der Villenvorſtadt Leerbeutel zu errichten, das den
modern=
ſten Anforderungen des Sports entſprechen ſoll. Mit den
Erd=
arbeiteh wird bereits begonnen, und zwar ſind dieſe als
Not=
ſtandsarbeiten für Erwerbsloſe gedacht, die hier monatelang
Beſchäftigung finden werden. Die großzügige Anlage wird in
der Hauptſache die große Spielwieſe, die große Kampfbahn (das
eig. Stadion), eine kleine Kampfbahn, Sonderplätze für „
Fuß=
ball, Hockey, Tennis uſw. enthalten. 25—30 000 Turner können
gleichzeitig auf der großen Spielwieſe, die von Zuſchauerterraſſen
umgeben wird, Schauturnen vorführen. Für die bedeutenden
Veranſtaltungen (Städte= und Länderſpiele) iſt die große
Kampfbahn gedacht, die einen Fußballplatz und eine 500 Meter
lange Laufbahn faſſen ſoll. 80000 Zuſchauer, können an den
Seitenwällen untergebracht werden. Auf einen ſpäteren Ausbau
der Anlage mit überdeckten Tribünen iſt bei der Raumbemeſſung
Rückſicht genommen worden.
Rund=Funk=Programm.
Montag, den 17. November 1924.
Fraukfurt a. M. 470 m). 11.10 Uhr: Wirtſchaftsmeldungen: Berliner und Hamburger
Produkten (Vorbörſe), amerikaniſche Produkten (Anfangskurſe). — 11.55 Uhr:
Zeit=
angabe. — 12 Uhr: Nachrichtendienſt. — 4.10 Uhr: Wirtſchaftsmeldungen: Amtliche
Produktenbröſe Hamburg, Berlin, Köln, Magdeburger Zucker und Nürnberger
Hopfen, Deviſenkurſe. — 4.30 —5.15 Uhr: Nachmittagskonzert. — 5.15—6 Uhr:
Lokales und Verniſchtes in Muſik und Wort. — 6—0.30 Uhr: Die Leſeſtunde (Die
Novelle): „Die beiden Nebenbuhlerinnen” von Cervantes. Sprecher: O. W.
Studt=
mann. — 7.30 Uhr: Vortrag von Herrn Georg Kalis: „Deutſchland und ſeine
Kurzſchrift” (Als Ei leitung zu einem ſtenographiſchen Fortbildungskurſus für
alte Syſteme). — 8 Uhr: Engliſcher Unterricht, erteilt von Herrn Paul Olbrich,
Studienrat an der Muſterſchule. — 8.30 Uhr: Trio=Abend. 1. Trio op. 1 Nr. 3 in
C-Moll, Beethoven; 2. Trio op. 90 (Dumky), Dvorak: Ausführende: Frau. Lilly
Schwarz=Mayerhofer (Klavier), Herr Konzertmeiſter Kraus, Herr Arh Schuver
(Violoncello). — 9.30 Nhr: Nachrichtendienſt, Wettermeldung, Sportbericht. — 9.40
uhr: Die Svätankündi zung: Ei mal iſt Keinmal! — 9.50 Uhr: Fünf Minuten
Technik. — 9.55 Uhr: Zeitvorbereitung. — 9.56 Nhr: Drei Minuten der Hausfrau. —
10 Uhr: Zeitangabe — 10—11 Uhr: Zeitgenöſiiſche deutſche Muſik (Windsperger,
Schreker). 1. Vier Lieder, L. Windsperger, a) Schifferlieochen, b) Uber die Heide,
() Der Tob, d) Brautgeſang: 2. Aus „ſumen amoris” L. Windsperger; 8. Drei
Lieder: a) Gebet, b) Die Entſchlafenen, c) Schlag mit flaumigen Flügeln; L.
Winds=
perger: 4. Suite aus „Der Geburtstag der Infantin”, F. Schreker. Ausführende:
Herr Alfred Steinherr=Dresden (Tenor). Am Grotian=Steinweg=Flügel: Herr
Dr. Merten von der Frankfurter Oper. Ein Kammerorcheſter.
Berlin (430, bzw. 505 m): 10 Uhr: Bericht über die Kleinhandelspreiſe der wichtigſten
Lebensmittel in der Zentralmarkthalle. — 10.15 Uhr: Erſte Bekanntgabe der neueſten
Tagesnachrichten, Wetterbienſt. — 11.35 Uhr: Funkbörſe (die Notierungen der
Ber=
liner und Hamburger Probukten im Freiverkehr) auf Welle 505. — 12.15 Uhr:
Kurzer Tendenzbericht der Berliner Vorbörſe. — 12.55 Uhr: Obermittlung des
Zeit=
zeichens. — 1.05 Uhr: Zweite Bekanntgabe der neueſten Tagesnachrichten,
Wetter=
dienſt — 2.15 Uhr: Kurzer Tendenzbericht der Berliner Börſe. — 3 Uhr: Funkbörſe
(die amtlichen Notierungen der Berliner und Hamburger Produkten= und Viehbörſe;
amtliche Deviſen) auf Welle 505. — 4.15 Uhr: Funkbörſe (Getreide eif. Hamburg;
Berliner Kolonialwaren=Großhandelsvreiſe) auf. Welle 505. — 4.30—6.15 Uhr:
Unterhaltungs=Muſik (Berliner Funk=Kapelle): 1. Muſette, Offenbach; 2. Ouverture
zu der Oper „Die Felſenmühle”, Reißiger; 3. Nen Wien, Walzer, Joh. Strauß;
4. An der Weſer, Lied, G. Preſſel; 5. Schmeichelkätzchen, Eilenberg; 6. Fantaſie aus
der Oper „Undine”, Lorzing; 7. Was Blumen träumen, Translateur; 8. Potpourri
aus der Operette „Der Zigeunerbaron”, Joh Strauß: 9. Kuß=Walzer, Waldteufel;
10. Deutſchlands Heldenſöhne, Marſch, B. Derkſen. — 6.20 Uhr: Ratſchläge fürs Haus,
— 6.30 Uhr: Zehn Minuten für die Hausſrau. — 7 Uhr: Tauſend Worte Franzoſiſch).
— 7.45 Uhr: Vortrag des Herrn Oberregierungsrat Dr. Boguſat vom
Reichsgeſunb=
heitsamt: Volksmedizin und Aberglaube. — 8.30 Uhr: Soliſten=Konzert; unter
Mitwirkung von Ottilie Meßzger=Latte mann (Alt), Theodor Lattermann (Baß=
Bariton) und Konzertmeiſter Gottfried Zeelander (Cello): 1. Arie des Mephiſtepheles
ausder Oper „Mephiſtofele‟, Boito (Theodor Lattermann) 2 Arie der Dalila „O Liebe!
Meinem Haß ſteh zur Seite”, aus der Oper „Samſon und Dalila”, Saint=Saens
(Ottilie Metzger=Lattermann); 3. a) Wehlas Geſang, Hugv Wolf, b) Zueignung,
Richard Strauß, c) Wanderlied, Schumann, d) Der Wagen rollt, Fürſt (Theodor
Lattermann); 4. Symphoniſche Pariationen, Boellmann (Gottf ied Zeelander);
5. a) Der Lindenbaum, b) Der Tod und das Mädchen, c) Der Erlkönig, d) Seligkeit,
(Schubert, (Ottilie Metzger=Lattermann); 6. a) Heroftlied, Tſchaitowskif, b) Allegro
appassianatz, Shint=Saens (Gottfried Zeelanber); 7. a) Credo aus der Oper „Othello‟
Verdi, h) Maria Mari, Neapolitaniſches Volkslied, di Capua (Theodor Lattermann):
8. a Volkslied, Weber, b Die Mutter an der Wiege, Loewe, c Sapphiſche Ode, Brabms
(Ottilie Metzger=Lattermann). Am Schwechten=Flügel: Kapellmeiſter Otto Urack. —
Anſchließend: Dritte Bekanntgabe der neueſten Tagesnachrichten, Zeitangabe,
Wetter=
dienſt, Sportnachrichten, Theaterdienſt. — 10.30 Uhr: Schachfunk, Herr Nebexmann.
England (ME3.) Alle Stationen außer Bournemouth und Belfaſt 8.30 Uhr: Song,
Story and Episobe”, inelnding „Gipsy Life‟. — Bournemouth (385), 0 Uhr:
Abend=
konzert unter Leitung von Sir Dan Godfrey. — Belfaſt 8.30 Nhr: Mendelsſohn=
Abend.
Tageskalender. Montag, den 17. Novemher 1924.
Landestheater, Großes Haus, Keine Vorſtellung. — Kleines
Haus, Anfang 8 Uhr, Ende 9½ Uhr: 2. Sonderkonzert des
Muſikver=
eins. — Orpheum, abends 8 Uhr: „Das Karuſſel”. — Union=,
Reſidenz=Theater, Palaſt=Lichtſpiele: Kino=Vorſtellungen. —
Film=
vorführung „Martin Luther” für die Petrusgemeinde,
abends 8 Uhr, im Gemeirdehaus (Eichwieſenſtraße 8). —
Kleider=
ſchau der Nürnberger Werkſtätte, abends 8 Uhr, im Städt. Saalbau.
Verſteigerungskalender. Dienstag, den 18. November 1924.
Laubverſteigerung auf den Wegen und Schneiſen der Förſterei
Harras in Darmſtadt. Zuſammenkunft um 9 Uhr vormittags am
Forſtaus Harras.
Wetterbericht der Gießener Wetterwarte.
Wettervorherſage für Dienstag, 18. November:
Weiterhin kalt, trocken, tagsüber etwas milder, vielfach heiter.
Hauptſchriftleitung: Rudolf Mauve
Verantwortl v für Politik und Wirtſchaft: Rudolf Maup=
Verantwortlich für Feuill=ton und Heſſiſche Naarchten: Max Streeſ,
Verantwortlich für Sxort: Dr. Eugen Buhlmann
Verantwortlich für Sglußd en . : Andreas Bauer
Verantw rtlich für den Inſ ratente l: Willy Kuhle
Druck und Verlag: 2. C. Wittich — ſämtlich in Darmſtadt.
De heutige Ziummer hai B Zeiteu
drängten in Schutz nehmend, die Unterdrücker warnend und,
wenn nötig, beſtraſend. Aus Furcht vor uns war manch heilſame
Wanolung zu verzeichnen! Gewiß, es fehlte auch bei uns nicht
an Fehlern mancher Art, an Mißgriffen und ego ſtiſchen
Hand=
lungen einzelner, aber im ganzen dürfen wir doch mit unſerem
Wirten zufrieden ſein! Auch heute noch! Denn auch heute noch
üben wir unſere Tätigkeit über ganz Itallen aus — ſtehen wir
uns bei in Not und Gefahr, reichen wir uns von der letzten,
wellengep itſchten Spitze, unſeres Landes bis zu den
eisumhull=
ten Alpen der Lombardei und Venet ens, die helfenden Hände.
Ein heiliger Cid bindet die Lippen — wehe dem, der ihn
ver=
letzt! Es iſt uns geſtattet, vertraute Freunde, die nicht zu unſerer
Nat on gehören, in unſeren Bund aufzunehmen — und bei der
Wichtigkeit Ihres Vorhabens, frage ich Sie, ob Sie uns beitreten
wollen? Es verpflichtet Sie zu nichts, als zur unbedingten
Ge=
heimhaltung unſerer Satzungen und unſeres
Erkennungszei=
chens, inner= und außerhalb Italiens. Gehören Sie zu uns, ſo
dürfen Sie eines weiten Schutzes ſicher ſein, der Ihnen
meiner=
ſeits ja auch ſonſt zuteil ſein würde — aber ich bin nur ein Glied
in einer großen Kette!”
Wolf und Klaus ſtimmten ſofort zu.
„Gut.” meinte der Graf, „ich durfte Ihnen nicht zureden,
aber ich bin überzeugt, Ihr Entſchluß dient Ihnen zu großem
Nutzen. Morgen abend iſt eine Verſammlung des Bundes, ganz
nahe von hier, da wird Ihre Aufnahme ſtattfinden, und Sie
dür=
fen nach derſelben weiteren Zeremonien beiwohnen. Mehr kann
ich nicht ſagen. — Uind nun,” ſetzte er leichteren Tones hinzu,
„das Programm für heute. Und da möchte ich vorſchlagen, Sie
fahren mit Beppo, den ich zurückgehalten, nach Neapel und
er=
ledigen in Ruhe Ihre Geſchafte, ſehen ſich auch die Stadt an; ich
gebe Ihnen einen meiner Diener mit, und ſolange er bei Ihnen
iſt, ſtehe ich dafür ein, daß nichts geſchieht. Und vor Einbruch
der Dun elheit — „die Nacht iſt keines Menſchen Freund” ſagt
man ja auch bei Ihnen erwarte ich Sie wieder in meinem
Tuskulum, das nun auch das Ihrige iſt. Nur wiederholen lann
ich ſtets aufs neue, welche Freude mir Ihr Beſuch bereitet, und
ich bedauere bloß, daß es ſo kurze Friſt währen wird. Aber Sie
ſind ja nicht nach Neapel gekommen, um einem alten Manne
Ge=
ſellſchaft zu leiſten, Ihr ſchönes Ziel ſteht Ihnen ſicherlich immer
vor Augen, und ich verſtehe durchaus Ihr Ungeduld, es möglichſt
bald zu erreichen. Möchte Ihnen der Himmel dazu ſeinen Segen
geben.”
(Fortſetzung folgt.)
Nummer 320
Montag, den 12. Nobember 1924.
Seite 3.
Reich und Ausland.
Entſchließungen des Agg. Deutſchen Lehrerinnenbereins.
Aus der Geſamtvorſtandsſitzung, die jüngſt in Kaſſel ſtattfand, teilen
wir mit:
Der Vorſtand verweiſt hinſichtlich der höheren Bildung der
Mädchen darauf, daß das Reifezeugnis nicht nur die Berechtigung
zum Hochſchulſtudium gibt, ſondern auch die Vorbedingung für jede
Vehrerinnenbildung iſt. Nach Auflöſung der alten Oberlyzeen und der
Lehrerinnenſeminare beſteht die große Gefahr, daß im Bedarfsfalle nicht
eine genügende Zahl von Abiturientinnen vorhanden iſt. Weite Kreiſe
der Clternſchaft zeigen noch nicht genügend Verſtandnis für die über das
16. Lebensjahr hinausgehende Bildung der Mädchen in der Oberſtufe
der höheren Mädchenſchulen. Sache der Behörden iſt es, auf die
Not=
wendigkeit der höheren Bildung hinzuweiſen.
Betr. Verleihung eines allgemeinen Turn= und
Sportabzeichens an Jugendliche nach Abſicht des
Reichs=
ausſchuſſes für Leibesübungen ſteht der Vorſtand auf ablehnendem
Standpunkte, da er dieſe Verleihung nicht als geeignetes Mittel erachtet.
Für die weibliche Jugend würde ein Anſporn zu körperlichen
Höchſt=
leiſtungen gerade in eincm Alter gegeben, wo der Körper beſonderer
Aufmerkſamkeit und Pflege bedarf. Der Vorſtand befürchtet deshalb
ſchwere Schädigung der Jugend.
Betr. Schankſtättengeſetz ſoll in § 16 Abſatz 4 die
Alters=
greuze auf das 18. Lebensjahr erhöht werden, was einem Wunſche der
Jugendorganiſationen entſpricht. Die Schutzmaßregel würde Tauſende
junger Mädchen vor ſexuellen Fehltritten, begangen unter alkoholiſcher
Wirhung, bewahren.
Betr. Lehrerbildung fordert der Vorſtand Neuregelung
der=
ſelben im Sinne der Reichsverfaſſung. An den Forderungen des
ſchul=
politiſchen Programms wird feſtgehalten:
1. Die Allgemeinbildung aller Lehrer geſchieht auf einer Vollanſtalt;
2. die Volksſchullehrerbildung muß nach Ablegung des Abiturs auf der
Hochſchule erfolgen.
Sittliche Erziehung der Jugend: Den drohenden
Ge=
fahren begegnen die berufenene Inſtanzen nicht mit der erforderlichen
Tatkraft. Das Anwachſen der Proſtitution in Großſtädten, Vermehrung
der Schankſtätten, die Reklame großer Senſationsfilme, Schund= und
Schmutzliteratur, vereint mit den Wohnungsverhältniſſen, bilden
dau=
ernde Bedrshung der ſittlichen Entwicklung.
Weiblicher Einfluß an den Mädchenſchulen. An
allen Schulen, in denen Mädchen unterrichtet werden, muß jede
Gelegen=
heit zur Neueinſtellung weiblicher Lehrkräfte, an höheren Mädchenſchulen
(beſonders von weiblichen Akademikern) benutzt und vor allem die
Lei=
tung der Mädchenſchulen bei allen Neubeſetzungen in Frauenhand gelegt
werden.
Berufsſchule. Baldige Vorlage ſolchen Geſetzes nach Maßgabe
des in § 145 Reichsverfaſſung gegebenen Verſprechens wird verlangt.
Perſonalabbauverordnung. Gegen Aufrechterhaltung
des § 14 über die weiblichen verheirateten Beamten wird, weil im
Wider=
fpruch mit dem Beamtenrecht ſtehend, und zur Rechtsunſicherheit führend,
Einſpruch erhoben.
Elaſſenfrequenz und Belaſtung der Lehrkräfte.
Mit Beſorgnis wird angeſichts des Geſundheitszuſtandes der Schulkinder
die Ueberfüllung der Schulklaſſen betrachtet.
Fruchtbrin=
gende Arbeit, die heute mehr als je Erfordernis iſt, kann in Klaſſen mit
50, 60 und über 70 Schülern nicht geleiſtet werden, auch deshalb nicht,
weil heutige Arbeitsbelaſtung der Lehrkräfte in allen deutſchen Ländern
untragbar iſt. Der Geiſt neuer Selbſtändigkeit und Arbeitsfreudigkeit
muß durch die deutſche Schule in das deutſche Velk getragen werden.
Die Reichsſchulpolitik bedingt einheitliche Regelung
der Organiſation und der inneren Geſtaltung der deutſchen Schulen im
Intereſſe nationaldeutſcher Bildung, ſowie zur Förderung der
Freizügig=
keit zwiſchen den Ländern.
Berufsausſichten akademiſch gebildeter
Lehre=
rinnen. Die Zahl der verfügbaren anſtellungsfähigen Kräfte bleibt
erheblich hinterm Bedarf zurück, beſonders in den Fächern: Mathematik,
Naturwiſſenſchaften, Biologie und Erdkunde. Mangel zeigt ſich auch auf
neuſprachlichem Gebiete.
Statiſtiſches, von den Unterrichtsverwaltungen zu beſchaffendes
ge=
naues Materigl muß dieſe Berufsausſichten einwandfrei erkennen kgſſen.
* Kleine Frankfurter Chronik.
Die Exploſion in dem Motorradgeſchäft neben dem
Polizei=
präſidium, der faſt die geſamten Vorräte zum Opfer fielen, iſt auf eine
Unachtſamkeit beim Einfüllen von Benzin in ein Motorrad
zu=
rückzuführen. Bei dieſer Arbeit wurden Zigaretten geraucht, und ein
Funke hat die folgenſchwere Exploſion hervorgerufen. — Die Deutſche
Volkspartei macht in einer Anfrage an den Magiſtrat auf die
Auf=
wertung der kommunalen Anleihen aufmerkſam und fragt zum
Schluß: „Iſt der Magiſtrat bereit, dem Beiſpiele anderer Städte folgend,
an alte Sparer über 60 Jahre einen Aufwertungsvorſchuß zu zahlen?
— Der Frankfurter Hausfrauenverein hat eine Wärmeſtube für
Rentnerinnen und alleinſtehende Damen eingerichtet. — Ein Kunſtmaler,
der ein Oelgemälde als echten Defregger verkauft hatte, was ſich ſpäter
als Fälſchung erwies, wurde zu zwei Monaten Gefängnis verurteilt.
Ein privater Sammler wurde in der gleichen Angelegenheit
freigeſpro=
hen; aber von dem Kunſtmaler nahm das Gericht an, daß er als
Fach=
mann die Fälſchung hätte erkennen müſſen. — In der
Quartalsverſamm=
lung der Frankfurter Fleiſcherinnung, die zurzeit 693 Mitglieder
zählt, wurde mitgeteilt, daß der Tarifvertrag von den Gehilfen gekündigt
ſei. — Die Frankfurter Eheberatungsſtelle hat bereits ihre
Tätigkeit aufgenommen. In Hamburg hat ſich die Eheberatungsſtelle
glänzend bewährt, da dort zugleich neben den Aerzten auch Pädagogen
und Rechtsanwälte ehrenamtlich mitarbeiten. Es mußte bereits eine
zweite Beratungsſtelle eingerichtet werden, die den Ratſuchenden
eben=
falls koſtenlos zur Verfügung ſteht. Im Preußiſchen Landtag liegt ein
Antrag auf Gründung weiterer Eheberatungsſtellen vor.
Cin Aufruf der Reichsregierung.
Hife den Hochwaſſergebieten!
Hochwaſſer im Weſten und Süden Deutſchlands! Blühende
Ortſchaften, gepflegte Aecker wurden überflutet, Wohnungen
zer=
ſtört, Hab und Gut fortgeſchwemmt, Arbeitsgerät unbrauchbar.
Tauſende verloren in wenigen Stunden ihr Heim, die Früchle
jahrelanger Arbeit. Die Schäden zu heilen, iſt doppelt ſchwer
bei der wirtſchaftlichen Not der Gegenwart, dreifach ſchwer in
den heimgeſuchten beſetzten Landesteilen. Der Staat hilft nach
Kräſten, aber ſeine Mittel genügen nicht. Alle Volksgenoſſen
rufen wir deshalb auf: Helft! Gebt ſchnell! Gebt reichlich!
Der Reichspräſident.
Die Reichsregierung.
Mit der Durchführung der Sammlung wurde nun die
Reichsgeſchäftsſtelle der Deutſchen Nothilfe in Berlin,
Wilhelm=
ſtraße 62, beauftragt. Spenden werden auf das Konto der
Deut=
ſchen Nothilfe für Hochwaſſerſchäden bei der Zenirale der
Deut=
ſchen Bank Berlin oder auf das Poſtſcheckkonto Berlin Nr. 55 770
erbeten.
Perſonalveränderungen bei der Reichsbahndirektion Fraukfurt.
Nach Frankfurt a. M. ſind als Mitglieder der
Reichsbahndirek=
tion zum 15. November d. Js. der Regierungsrat Dr. Ebersbach
(von der R.B.D. Erfurt) und zum 1. Dezember der Regierungsrat
ötuckes (von der N.B.D. Oipeln) verſetzt worden. Der
Regierungs=
baurat Landenberger, bisher Vorſtand des Betriebsamts
Lauter=
bach, iſt zum 1. Dezember in gleicher Eigenſchaft zu dem Betriebsamte
Fulda und Regierungsbaurat Schürhoff von Fulda nach Mainz als
Mitglied der dortigen Reichsbahndirektion verſetzt worden. Die Leitung
des während der Ruhraktion von der franzöſiſch=belaiſchen Regie
betrie=
benen Eiſenbahnausbeſſerungswerks Nied bei Frankfurt a. M. iſt dem
Regierungsbaurat Lehmann als Werkdirektor, die Leitung des
Eiſen=
bahnverkehrsamtes Limburg a. d. L. mit dem gleichen Tage dem
Regie=
rungsbaurat Bernecker, (bisher in Königsberg) übertragen worden.
Negierungsbaurat Sußmann iſt zum Mitglied der
Reichsbahndirek=
tion Frankfurt a. M. ernannt. Verſetzt ſind: Regierungsrat Dr. Jäger,
Vorſtand des Verkehrsamts Limburg a. d. L., zum 17. November 1924
zur Reichsbahndirektion Eſſen, und Regierungsrat Dr. von Reneſſe,
Mit=
glied der Reichsbahndirektion Frankfurt a. M., zum 1. Dezember d. Js.
zur Reichsbahndirektion Köln.
Rieſenunterſchlagung bei der Mannheimer Erwerbsloſenfürſorge.
Mannheim. Bei der hieſigen Kriminalpolizei hat ſich am
Mon=
tag früh der 24 Jahre alte Oberſekretär Emil Günther vom Städtiſchen
Arbeitsamt freiwillig mit der Beſchuldigung geſtellt, daß er ſeit Feöruar
dieſes Jahres nach und nach den Betrag von 81000 Goldmark aus der
Kaſſe der Erwerbsloſenfürſorge entnommen und die Unterſchlagungen
durch falſche Addition verdeckt habe. Er wurde ſofort in Haft genommen.
Zu der Angelegenheit erfahren wir noch folgendes: Der fetzige
Ober=
ſekretär beim Städtiſchen Arbeitsamt, Emil Günther, iſt erſt nach dem
Kriege in ſtädtiſche Dienſte eingetreten und war zuerſt beim Sekretariat
des Nationaltheaters beſchäftigt. Später wurde er in den Betrieb des
Arbeitsamtes eingeſtellt und mit der Leitung der Kaſſengeſchäfte bei der
Erwerbsloſenfürſorge betraut. Die Veruntreunungen gehen bis in den
Februar dieſes Jahres zurück. Bei ſeiner Vernehmung gab Günther an,
die Beträge nicht für ſich verbraucht zu haben. Tatſächlich haben die
Feſtſtellungen ergeben, daß er keinen übermäßigen Aufwand trieb,
ſon=
dern ſehr zurückhaltend gelebt hat. Er will das Geld, das er in kleineren
Teilbeträgen von 3000 bis 4000 Mark der Kaſſe entnahm, deren Fehlen
er durch falſche Addition verdeckte, für ſeinen 19 Jahre alten Schwager
der bei einer hieſigen Bank beſchäftigt iſt, verwendet haben, deſſen
Auf=
enthalt bis jetzt noch nicht feſtgeſtellt iſt, da er ſich zurzeit nicht in
Mann=
heim befindet. Dieſer Schwager hatte ihn angeblich beredet, ihm das
Geld für die Gründung eines großen Tabakgeſchäftes vorzuſchießen. Auch
die Beſchaffung von Wertpapieren ſpielte bei dieſem Geſchäft eine Rolle.
Für ſich will Günther überhaupt von dem Geld nichts verwendet haben.
Günther iſt verheiratet und hatte zuletzt ein Gehalt von 250 Mark
monat=
lich. — Die kommuniſtiſche Arbeiterzeitung richtet aus Anlaß dieſer
Vor=
kommniſſe heftige Angriffe gegen den verantwortlichen Dezernenten des
Arbeitsamtes, Stadtrat Böttger, der zur Sozialdemokratiſchen Partei
ge=
hört, und behauptet, daß ſeit einem halben Jahre keine regelrechte
Kon=
trolle der Bücher durchgeführt worden ſei. Im Gegenteil ſei verſucht
worden, die Verfehlungen zu vertuſchen. Böttger ſei ſeit Wochen von
den Mißſtänden unterrichtet geweſen.
* Eine Wohnungsbquaktiengeſellſchaft
iſt jüngſt in München gegründet worden. Der Tag der Gründung
war der 10. Oktober. Die allgemeine Kapitalknappheit war dafür
be=
ſtimmend, einen Ausweg zu ſuchen, um dieſen Schwierigkeiten wenigſtens
fürs erſte Herr zu werden. Man erreichte dies dadurch, daß die
Geſchäfts=
zweige der Baubranche und der ihr naheſtehenden Unternehmungen
Sachwerte zur Verfügung ſtellen und damit den Kapitalsbedarf
ab=
mindern. Das Kapital ſelbſt ſoll durch die übrige Wirtſchaft,
Woh=
nungſuchende und ſonſtige Intereſſenten aufgebracht werden. Es iſt
alles beachtet, was ein Riſiko der Aktienzeichner bedeuten könnte.
Bei Bewertung der Sacheinlagen (beſtehend aus Grund und Boden und
Bauſtoffen) hat vorſichtigſte Einſchätzung die Richtſchnur gebildet. Das
dürfte den inneren Wert der zu pari ausgegebenen Aktien nur feſtigen.
Die Stadtgemeinde hat ſich durch Einlagen an Grund und
Boden unmittelbar an der Geſellſchaft beteiligt. Der
Mindeſtnenn=
betrag der Aktien iſt 100 Gm. Bemerkenswerte Barzeichnungen der
maßgebenden Kreiſe haben zu raſcher Verwirklichung des
Gründungs=
gedankens beigetragen. Der Aufſichtsrat führt die Geſchäfte
ehrenamt=
lich. Der Zweck der Geſellſchaft iſt, Wohnungen zu erſtellen und damit
weitgehendſt zur Linderung der Wohnungsnot beizutragen. Mit dem
Bau der erſten Häuſer wird bereits begonnen. Zunächſt werden 3—4
Zimmerwohnungen geſchaffen, im nächſten Jahre ſollen auch 2
Zimmer=
wvohnungen errichtet werden. Sämtliche Wohnungen erhalten Bad und
Nebenräume, ſowie die ſonſtigen Bequemlichkeiten, die man aus
Frie=
denszeiten gewöhnt iſt. Die in Ausſichſt genommenen Mietpreiſe
be=
wegen ſich trotz der verkältnismäßig erheblich geſtiegenen Baukoſten nicht
nennenswert über die Friedensmiete.
Ein ſellſamer Autvunfall
hat ſich auf der Straße von Langenrhal nach Herzogenbuchſee (Kanton
Bern) ereignet. Ein Automobilfahrer wurde dort im Walde von einem
herrenlos, daherraſenden Pferde überraſcht. Er konnte das Fahrzeug
anhalten. Das Pferd ſetzte in vollem Laufe auf dasſelbe hinauf,
durch=
ſchlug das Verdeck und die Scheiben, und verletzte die beiden Infaſſen
derart, daß ſie eine Zeitlang bewußtlos waren. Das Pferd war ſofort
tot; das Auto wurde ſtark beſchädigt.
Schmuggel von Perlen.
Budapeſt. Das Hauptzollamt erfuhr, daß in letzter Zeit viele
echte Perlen aus dem Lande geſchmuggelt und der Fiskus um zahlreiche
Milkionen geſchädigt wurde. Anfangs dieſes Monats gelang es der
Polizei, zwei Pariſer Juwclenagenten, Oskar Schulbreit und
Char=
les Breyos, feſtzunehmen. Man beſchlagnahmte ein Perlenkollier im
Werte von etwa drei Milliarden ungariſcher Kronen. Eine Unterſuchung
ergab, daß die Perlen im Fulter der Ueberrockärmel, in Witte gehüllt,
eingenäht waren. Die Agenten bleiben im Gewahrſam, bis die Höhe
des Zollbetrages feſtgeſtellt und erlegt iſt.
Die Diamantenverkäufe der ruſſiſchen Regierung.
London. Die wiederholten Diamantenverkäufe der ruſſiſchen
Re=
gierung werden in England mit großer Aufmerkſamkeit verfolgt.
Neuer=
dings wurde in einem Bricfe aus der Diamanteninduſtrie darauf
hin=
gewieſen, daß die Diamantenverkäufe der ruſſiſchen Regierung eine
De=
preſſion auf dem Markte hervorgerufen haben. Heute weiß die
Mor=
ningpoſt von einem Verkauf ruſſiſcher Juwelen an ein holländiſches
Syn=
dikat zu berichkten, bei dem die Sowjetregierung jedoch nicht beteiligt iſt.
Diesmal handelt es ſich um Diamanten, die Polen als
Kriegsentſchädi=
gung von Ruſland erhalten hat. Der Verkaufspreis dieſer Juwelen
betrug 13 Millionen Gulden.
Die Brankataſtrophe in Jerſey City.
Wie der „Chicago Tribune” aus New York berichtet wird,
iſt der am Freitag in Jerſey (City) ausgebrochene Brand der
größte, der dort jemals ſtattgeſunden hat, und ſteht in der
Ge=
ſchühte der Stadt einzig da. Das Feuer brach morgens in einer
Salpetermühle aus und verbreitete ſich raſch über vier
Stadt=
teile. Durch eine Reihe von Exploſionen wurden
Trümmer=
ſtücke in die Luft geſchleudert, die den Brand weiter verbreiteten.
Zum Teil fielen ſie auch in eine Schar vorübergehender
Schul=
kinder, von denen viele vermißt werden. Faſt 1000 Familien
ind obdachlos und über 35 Fabriken ſind niedergebrannt. Zehn
Feuerwehrleute werden vermißt. Fünfzehn Perſonen wurden
ſchwer verletzt ins Hoſpital gebracht. Der Schaden beträgt viele
Millionen.
Stimmen aus dem Leſerkreiſe.
(Für die Veröffentlichungen unter dieſer Ueberſchrift übernimmt die Redatfſon keinerlel
Ver=
antwortung; für ſie bleibt auf Grund des § 21 Abſ. 2 des Preſſegeictzes in vollem Umfange
der Einſender verantwortlich.) — Einſendungen, die nicht verwendet werden, können nicht
zurückge andt, die Ablehnung nicht begründet werden
— Während der letzten Regentage war die Heag derart überfüllt,
daß auf den Hauptſtrecken viele Paſſanten von einem auf den anderen
Wagen warten mußten. Anhängewagen hätten dem abgeholfen. Vom
Hauptbahnhof bis Schloß ſind die Wagen ſtets derart überfüllt, daß ein
Schaffner im Wagen ohne Anhänger bis zur Neckarſtraße zu tun hat,
um „teilweiſe” fertig zu werden. Es muß im Schneckentempo gehen,
damit der Fahrpreis erhoben werden kann. Kraſſer noch liegen die
Ver=
hältniſſe bei Linie 6. Sie iſt derart eingerichtet, daß ein Wagen dieſer
Linie (beſonders Vormittags zu Beginn der Geſchäftszeit) vor oder
hin=
ter den Eberſtädter Wagen herfährt, ſtatt eine Zeiſpanne dazwiſchen,
um ſo auch anderen Fahrgäſten zu ermöglichen, zeitig zur Stadt zu
kom=
men. Auch auf anderen Linien ſollen ähnliche Mißſtände wie eingangs
geſchildert vorliegen. Die Direktion möge die Sache prüfen und
beſon=
ders für Regentage auf Abhilfe bedacht ſein.
Briefkaſten.
W. B., D. In Heſſen iſt das Denkmalſchutzgeſetz vom 16. Juli 1902
maßgebend, in deſſen 4. Abſchnitt Ausgrabungen und Funde behandelt
werden. Werden in einem Grundſtücke verborgene unbewegliche oder
bewegliche Gegenſtände von kulturgeſchichtlicher oder ſonſt geſchichtlicher
Bedeutung bei Ausgrabungen nach ſolchen oder gelegentlich aufgefunden,
ſo hat der Eigentümer des Grundſtücks oder der ſonſt
Verfügungsberoch=
tigte von dieſem Fund ſpäteſtens, am folgenden Tage der
Bürgermeiſterei oder dem Kreisamt des Fundortes Anzeige zu
erſtatten und den Anordnungen Folge zu leiſten.
die ſeitens der zuſtändigen Behörde getroffen werden. Er iſt kraft
öffent=
lichen Rechts in der Verfügung über den Fund beſchränkt. Für weiterg
Mitteilungen im Briefkaſten gebricht es an Raum. Wir verweiſen aß
die Schriften: Die Denkmalspflege. Von Dr. A. Kneer=Trier. M.=
Glad=
bach 1915, Volksvereins=Verlag G.m.b.H., und Rechtsfragen des deutſchen
Denkmalſchutzes bon Artur B. Schmidt. München und Leipzig, Verlag
von Duncker u. Humblot. 1914. Beide Werke ſind ſicher bei der hieſigch
Landesbibliothek erhältlich.
A. R., hier. Der Erfolg der Behandlung hängt ab von der Größe
der angegriffenen Hautteile, ſodann von der Auffaugungsfähigkeit des
Flüſſigkeit, hier alſo des Karbolineums. Handelt es ſich nur um
äußei=
liche Anätzung der Haut, ſo wäre zunächſt eine gründliche Reinigung de=
Haut und damit Beſeitigung des an der Haut haftenden und dieſe weiter
ſchädigenden Mittels ratſam geſpeſen. — Bei nur äußerlicher Verunreinn
gung einzelner Hautteile mit Karbolineum wirkt dieſes bei Beachtuns
obiger Ratſchläge nicht unbedingt tödlich.
M. St., hier. Auf ſolche allgemein gehaltene Anfragen können
wi=
keine Auskunft geben. Wenden Sie ſich an die Städtiſche
Rechtsauskunfts=
ſtelle.
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Famitiennachrichten
Heute nacht verſchied nach längerem Leiden
meine liebe Frau, unſere gute Mutter und
Großmutter
Frau Lina Stern
geb. Stern
im 65. Lebensjahr.
Darmſtadt, Fuchsſtr. 20, den 16. Nov. 1924.
Woims, Karlsruhe.
Ferdinand Stern
Alice Guggenheim, geb. Stern
Dr. Ing. Theo Stern
Max Guggenheim
und 3 Enkel.
Auf Wunſch der Verſiorbenen findet die Beerdigung in
der Stille ſiatt.
(15422
Todes=Anzeige.
Allen Verwandten, Freunden
und Bekannten die traurige
Mit=
teilung, daß mein lieber Gatte
und unſer lieber Vater
Friedrich Ramge
Eiſenbahn=Oberſekretär
plötzlich und unerwartet im 51.
Lebensjahre durch einen
Un=
glücksfall uns entriſſen wurde.
Die trauernden Hinterbliebenen:
Frau Ramge und Kinder.
Arheilgen, 16. Novbr. 1924.
Die Beerdigung findet
Diens=
tag, nachmittags /.3 Uhr, vom
Sterbehauſe, Weiterſtädterſtraße,
aus ſtatt. (15423
Der Wunſch jeder Dame
iſt eine ideale Figur. Wer ſie hat, muß ſie erhalten. Wer
nicht ſo glücklich iſt, kann dies erreichen. Fachleute und Arzte
geineinſam haben in unſerem Geſundheits=Binden=Korſett
„Eviana” für beide Fälle ein ideales Hilfsmittel erfunden.
Dasſelbe dient ferner zur Erhaltung und Wiederherſtellung der
Figur bei Sch vangerſchaft. Außerdei hat noch jede Dame
beſtätigt: „Eviana” iſt eine Wohltat für den Körper. Es gibt
nichts Beſſeres”. Rehmen Sie ſich deshalb Zeit zu einer
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uns auf beſonders geäußerten Wunſch
da=
rauf aufmerkſam zu machen, daß die von
ihm angezeigte Fürſtliche Verſieigerung, die
am 5. Novemher in Langen ſtattfand, nicht
im Auftrag des Fürſten von Iſenbur=
Birſtein, oder eines Mitgliedes ſeines Hauſes,
ondern im Auftrag einer ausländiſchen
Fürſtlichen Perſönlichkeit erfolgt iſt, die das
frühere Fürſtlich Iſenburg=Birſtein’ſche
Oberförſter=Dienſtgebäude in Langen aus
(15424
dritter Hand erworben hat.
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Montag, den 13. November 1924
Nummer 320.
Seite 8.
Das Geheimnis des Renngrafen
Ein Bild aus dem Varieté- und Sportleben
in 5 Akten von Ruth Götz
Hauptdarstellerin: Margarete Schlegel. u. Hermann Picha
HARRY PIEL
in dem Abenteuer-Roman in 6 Akten (*33841
Das Gefängnis auf dem Meeresgrunde
Der 1. Porten-Film der Serie 1924 25I
Netter und King
PalasteLichts
SüttAdAIT
die Geschichte eines außerordentlichen Schicksals nach dem Romane
Berliner Ullustrierten Zeitung” von Ludwig Wolff
Neue Wochenschau
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Beuchach
Lanzestheater.
Großes Saus.
Montag, 17. Nov
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war das Sonntags=Debut des glänzenden
neuen Spielplans
ür 16. bis 30. November
Ein
Die ruſſiſche Kleinkunſtbühne
„Das Karussel‟
künſileriſch hochbedeutendes
Gaſiſpiel
Upter persönlicher Mitwirkung der
hervortagenden russischen
Opern-
sänger (innen) Sara lin, Maria
Med-
wedeff und dem in Rußland sehr
ge-
feierten Michael Dalsky.
klein. Haus. ( /15423
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des Muſik=Vereins
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Wer nicht will
daß Deutſchland in zwei ſich bis aufs Blut
be=
kämpfende Parteien zerriſſen werde
Wer nicht will
daß wir das eben wieder aufwachende Vertrauen
des Auslandes und damit jede Kreditmöglichkeit
verlieren
Wer nicht will
daß unſere Wirtſchaft auf’s Neue den ſchwerſten
Erſchütierungen ausgeſetzt werde
Wer eine ruhige und ſtetige
Fortent=
wicklung auf ſeitheriger Bahn will
der unterſtütze die
Demokratiſche Partei
welche dieſe Politik 6 Jahre lang konſequent
ver=
treten hat
(15178a
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Ein Preſſe=Urteil:
„:.. Die Ruſſen ſind Meiſter der
Mini=
aturmalerei, gleich ob es kurze Epiſoden,
Grotesten oder Burlesken ſind. Soll man
alles programmgemäß aufzählen? Ein
buntes Moſaikſtück! Viel Geſang voller,
ſatter Stimmen, wie ſie nur das groſe
Volk im Oſten aufbringt Rührendes
Schluchzen, dann wieder freudiger
Auf=
ſchrei. Ein anderes Mal tiefe Tragik des
Komödiantentums . . . Es gab mächtig
viel Beifall. Die gute, feine Kunſt der
Truppe verdient allabendlich ein voiles
Haus. Wer den Sinn der Vorträge nicht
zu verſtehen fürchtet, wird von der
liebens=
würdigen Anſagerin ſchnell und
humor=
voll in das Weſen der Ruſſiſchen
Kabarett=
kunſt eingeführt.”
Dazu noch einen erſtklaſſiger
Varieté-Teil
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