Darmstädter Tagblatt 1924


29. Oktober 1924

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Einzelnummer 10 Goldpfennige

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Nummer 301
187. Jahrgang
Mittwoch, den 29. Oktober 1924.


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Konkurs oder gerichtlicher Beitreibung fällt ſeder
Rabatt weg. Banlkkonto: Deutſche Bank und Darm=
ſtädter
8 Natlor

* Der engliſche Botſchafter Lord d’Abernon iſt in dieſen Tagen
in Berlin wieder eingetroffen. Seine Rückkehr dürfte eine Wie=
deraufnahme
der Verhandlungen über den Vertragsabſchluß zwi=
ſchen
Deutſchland und England einleiten. Eine Verzögerung
könnte höchſtens dadurch eintreten, daß der deutſche Unterhändler
v. Stockhammer krank geworden iſt.
Auch die Verhandlungen mit Japan nehmen einen gün=
ſtigen
Fortgang.
Ueber die Verhandlungen mit Frankreich haben wir be=
reits
kurz berichtet. Es kann kein Zweifel mehr beſtehen, daß die
franzöſiſche Regierung in der ungünſtigen Lage iſt, weil ſie einen
Zollkrieg unter allen Umſtänden vermeiden muß. Das wirtſchaft=
liche
Gewicht Elſaß=Lothringens iſt auch heute noch ſo ſtark nach
Deutſchland geneigt, daß eine plößliche Sperre am Rhein zu einer
unheilvollen wirtſchaftlichen Kriſe in Elſaß=Lothringen führen
müßte, auf die Frankreich es nicht ankommen laſſen darf. Die
Pariſer Regierung wird uns alſo ſtarke Zugeſtändniſſe machen
müſſen, um zum Abſchluß zu kommen.
Die ſpaniſchen Handelsvertragsverhandlungen finden in
Deutſchland wie in Spanien ziemlich ſtarken Widerſtand, bei uns
vor allem in Winzerkreiſen, nicht ſo ſehr wegen der Gefahr einer
Ueberflutung mit ſpaniſchen Weinen, als wegen der Rückwirkung,
die die Behandlung der ſpaniſchen Weine auf die Handelsver=
tragsverhandlungen
mit anderen Wein prodnzierenden Staaten
haben kann. In Spanien iſt es vornehmlich die Induſtrie, die
ſich vor der Konferenz der deutſchen Induſtrie fürchtet, wogegen
bei uns die Induſtrie mit dem Ergebnis der Handelsvertrags=
verhandlungen
einverſtanden iſt. Die Auflöfung des Reichstags
hat die geſetzliche Erledigung des deutſch=ſpaniſchen Handelsver=
trags
zunächſt verhindert. Es wäre nach der Stellung der Frak=
tionen
kein Zweifel darüber geweſen, daß der Vertrag eine große
Mehrheit gefunden hätte.
Das Reichskabinett wird heute zu einer Sitzung zuſammen=
treten
, die im weſentlichen ſich mit der Beſprechung dieſer neben=
einander
herlaufenden Handelsvertragsverhandlungen beſchäf=
tigen
wird.
Die deutſch=franzöſiſchen
Sandelsbeziehungen,
Die Atmsſphäre in Paris.
London, 28. Okt. (Wolff.) Die Times bringt heute
wieder einen Artikel über das Beſtreben Frankreichs, einen Han=
delsvertrag
mit Deutſchland abzuſchließen. Die fran=
zöſiſche
Anſicht über die neue Lage ſei von einem ſehr hervor=
ragenden
Franzoſen in die Worte gefaßt worden: Ein Handels=
abkommen
mit Deutſchland iſt das naturgemäße Ergebnis einer
Politik der Klugheit und Vernunft. Es war unmöglich, zu ver=
handeln
, bevor das Problem der Neparationen gelöſt war. Jetzt,
wo dieſe Löſung erzielt iſt, kann das Abkommen nicht mehr ver=
zögert
werden, denn ſonſt iſt die Strafe eine Verlängerung des
Kriegszuſtandes, der für eine wirklich wirtſchaftliche Regelung der
beiden Länder ebenſo wie für ihre politiſchen Intereſſen ſchädlich
iſt. Wenn wir den Frieden mit Deutſchland ſuchen, ſo müſſen
wir in der Lage ſein, mit ihm zu verhandeln. Die beſte, ſicherſte
und fruchtbarſte Beſprechung iſt die, die ſich mit den Transaktio=
nen
befaßt, an denen die Untertanen beider Länder gleichmäßig
intereſſiert ſind.
England und die deutſch=franzöſiſchen
Wirtſchaftsverhandlungen.
London, 28. Okt. Die Times bringt an hervoragender
Stelle einen ausführlichen Aufſatz ihres Sonderkorreſpondenten
über den Stimmungswechſel der franzöſiſchen Politik und die Ver=
ſuche
der franzöſiſchen Politik, mit Deutſchland zu einem Ueber=
einkommen
zu gelangen. Anlaß dazu bieten die deutſch= franzöſi=
ſchen
Handelsvertragsverhandlungen. Der ſranzöſiſche Stand=
punkt
gegenüber den Verhandlungen iſt nach Anſicht des Korre=
ſpondenten
in den Worten einer ſehr hervorragenden franzöſiſchen
Perſönlichkeit ausgedrückt, welche ſagte: Ein Handelsvertrag mit
Deutſchland iſt das natürliche Ergebnis einer Politik der Klug=
heit
und des geſunden Menſchenverſtandes. Wenn man Friede
mit Deutſchland ſucht, muß man dieſe Verhandlungen beſchleuni=
gen
. Der beſte und fruchtbarſte Weg iſt derjenige, der ſich mit
Transaktionen befaßt, an denen die Bürger beider Länder gleich=
mäßig
beteiligt ſind. Der Korreſpondent iſt der Meinung, daß
die Atmoſphäre in Paris ſich völlig geändert habe.
Der Reichswirtſchaftsminiſter über Zollpolitik
und Handelsvertragsverhandlungen.
Düſſeldorf, 28. Okt. Vor dem Verein zur Wahrung der
wirtſchaftlichen Intereſſen im Rheinland und Weſtphalen und der
Nordweſtlichen Gruppe des Vereins deutſcher Eiſen= und Stahl=
induſtrieller
in Düſſeldorf ſprach der Reichswirtſchaftminiſter
Hamm über Zollpolitik und Handelsvertragsverhandlungen. Un=
ſer
Ziel, ſo führte Miniſter Hamm aus, muß ſein, eine geſunde
Volkswirtſchaft als Grundlage eines ſtarlen Staats= und Volks=
lebens
. Wir verloren an Menſchen 5. an Gebieten 15 Prozent.
Die Verluſte der verarbeitenden Induſtrien betrugen 67 Pro=
zent
, an landwirtſchaftlichen Erzeugniſſen 1520 Prozent, an
Bergbau und eiſenſchaffenden Induſtrien rund 20 Prozent. Die
an Ausdehnung verſtümmelte und an Kapital ausgeblutete Wirt=
ſchaft
ſoll nun die großen Laſten des Dawesplanes erfüllen. Die
deutſche Ein= und Ausfuhr beträgt gegenwärtig die Hälfte ihrer
Vor riegsziffer. Immerhin iſt der Wandel in der wirtſchaftlichen
Auffaſſung offenſichtlich. Zunächſt müſſen wir nach einer billige=
ren
Gütererzeugung und Steigerung der Ausfuhr trachten.
Gefahr einer Inflation, die man in der 800 Millionenanleihe
ſehen wollte, drohe nicht, wenn Reich und Reichsbank ihre Pflicht
tun würden. Der Reichswirtſchaftsminiſter beſprach alsdann die

Stuttgarter Entſchließung der deutſchen Hochſchullehrer, in der der
Freihandel durchaus nicht zum Prinzip erhoben wäre, ſondern die
Einfügung Deutſchlands in die Weltwirtſchaft. Wir können die
Grundlage der deutſchen Landwirtſchaft an Getreidebau, fuhr der
Miniſter fort, nicht entbehren. Es kommt für uns darauf an, in
unſeren Handelsverträgen jene Verflechtung mit der Weltwirt=
ſchaft
zu erreichen, die wir brauchen, ohne daß wir gleichzeitig un=
ſerer
Wirtſchaft im Innern die Grundlage entziehen. Die verarbei=
tende
Induſtrie muß geſchützt werden, ſelbſtverſtändlich mit ihr
die Rohſtoff= und Halbfabrikat=Induſtrie. Wir ſind Verfechter
des Grundſatzes der Meiſtbegünſtigung. Ein endgültiger Zolltarif
kann nicht in wenigen Wochen aufgeſtellt werden. Die gegenwär=
tigen
Wirtſchaftsverhandlungen müſſen der deutſchen Wirtſchaft
wieder eine feſte Grundlage geben. Dazu wird nicht zuletzt die
Arbeit an dem großen Zolltarif beitragen. Die deutſchen Wirt=
ſchaftler
haben nie eine größere Aufgabe gehabt, als jetzt, denn von
ihnen hängt es ab, ob die Wirtſchaft über die nächſte Zeit hinweg=
kommt
. Die Erledigung der großen Frage kann nicht ohne ſtarke
Beſchränkung der einzelnen Forderungen erfolgen. Trotzdem muß
die klare Vernunft ſiegen, um unſer Volk ſtärker und freier zu
machen. Dieſe Aufgabe wird nirgends dringender empfunden,
als gerade am Rhein.
Die finanzielle Lage Deutſchlands.
Dr. Luther über das Dawesabkommen.
Hamburg, 28. Okt. Im Rahmen des Vdrtragszyklus über
die Auswirkungen des Dawesplanes des Ueberſeeklubs in Ham=
burg
ſprach im großen Saale des Hotels Atlantik Reichsfinanz=
miniſter
Luther über die finanzielle Lage Deutſchlands nach dem
Dawesabkommen. Der Redner beſchränkte ſich darauf, aus dem
vielgeſtaltigen, umſtrittenen Fragenkomplex des Londoner Abkom=
mens
die Art der Zahlungsbeſtimmungen) und das Ueber=
tragungsproblem
eingehend zu erörtern. Schon der Weg von
Verſailles nach London, von der rein politiſchen zur wirtſchaft=
lichen
Einſtellung und zur Erkenntnis der Transferfrage, die die
Zukunft entſcheidend beherrſchen dürfte, beweiſe, daß jede Stel=
lungnahme
zu dem Abkommen und ſeinen Auswirkungen von der
Anſchauung auszugehen habe, daß es ſich um Dinge handle, die
durchaus im Fluß und dauernder Entwicklung unterworfen ſeien.
Unſere Aufgabe werde es ſein, die übernommenen Verpflichtun=
gen
ſo zu erfüllen, daß der Strom der Entwicklung in für uns
günſtige Bahnen gelenkt werde. Angeſichts der ſchweren, Deutſch=
land
auferlegten Bedingungen laſſe ſich mit Gewißheit nur das
Eine ſagen, daß die Erfüllung auf keinen Fall erfolgen könne,
wenn Deutſchland nicht wieder in den freien Weltverkehr einge=
gliedert
werde. Die Forderung nach freier Wirtſchaft und die
Beſchränkung aller Kredite auf das abſolut notwendige, d. h. ge=
ſchäftlich
bedingte Maß, getragen von zäher Arbeit und Sparſam=
keit
, ſei beſonders heute zu erheben, wo die Reichstagsauflöſung
die Entwicklung um Monate zurückgeworfen haben dürfte.
Dr. Schacht über die Finanzpolitik der Reichsbank.
Berlin, 28. Okt. In der heutigen Sitzung des Zentral=
ausſchuſſes
der Reichsbank berichtete Dr. Schacht über die
Maßnahmen, die im Zuſammenhang mit der Ueberleitung der
Bank getroffen worden ſind. Zur währungspolitiſchen Lage
machte er folgende Ausführungen: Mit Inkraftreten des neuen
Bankgeſetzes und der großen Anleihe ſind die Maßnahmen für
die deutſche Währungsreform fürs erſte abgeſchloſſen. Die Ren=
tenbank
hat ihre Aufgabe als Brücke zur Wiederherſtellung der
Goldwährung erfüllt. Jetzt wird es darauf ankommen, die
deutſche Wirtſchaft und die Handelsbilanz aktiv zu machen.
Größte Sparſamkeit und billigſte Produktion ſind hierfür Be=
dingung
. Von größter Bedeutung für die Währungspolitik ſind
unter anderem:
1. Die Bereitwilligkeit des Auslandes zur Kreditgewährung an
Deutſchland wird gelähmt durch dauerndes Hinterherlaufen
hinter dem ausländiſchen Kapital ſeitens eines Heeres von
unberufenen Agenten. Ferner auch dadurch, daß ausländiſche
Kredite nicht nur für lebensnotwendige Produktionszweige
verlangt werden, ſondern auch für öffentliche Körperſchaften,
die im Intereſſe der deutſchen Wirtſchaft auf ausländiſche
Kredite verzichten ſollten. Ich halte es für dringend erforder=
lich
, daß zentral geleitete Maßnahmen ergriffen werden, um
die Verſchuldung öffentlicher Körperſchaften zu verhindern.
2. Eine ſolche Kontrolle iſt um ſo wichtiger, als ſchon jetzt manche
Kommunen infolge des ſchematiſchen Finanzausgleiches aus
dem Rahmen ihrer eigenen Beſteuerungsfreiheit die Wirtſchaft
ohne Not in einem Ausmaße belaſten, das ſtrenge der Milde=
rung
bedarf.
3. Wenn die Stabiliſierung der deutſchen Währung durch ent=
ſcheidenden
Bruch mit aller Inflationsauffaſſung gelungen iſt,
ſo müſſen alle weiteren ſchädigenden lieberreſte aus der In=
flationszeit
, namentlich auf dem Gebiete des Banken= und
Kreditweſens verſchwinden. Ich ſtelle mit Genugtuung feſt,
daß die Bemühungen der Reichsbank auf Herabſetzung der
Zinsſätze uſw. niemals auf böſen Willen geſtoßen ſind. Da=
gegen
beſteht auf dem Gebiete des Bank= und Kreditweſens
noch heute eine Ueberproduktion, die leider dem Herabdrücken
der Zinsſätze entgegenwirkt.
4. Geht es mit dieſer Entwicklung, in der mit den vorhandenen,
an ſich beſcheidenen Kapitalien unwirtſchaftlich umgegangen
wird, weiter, ſo iſt mit Prohibitivmaßnahmen allein nichts
geholfen. Vielleicht wird es Aufgabe der Geſetzgebungsfak=
toren
ſein, diejenigen Kapitalien und Gelder, die ſich unter
behördlichem Schutz oder behördlicher Kontrolle befinden, in
ihrer Verwendung zu beeinfluſſen, wie dies vor dem Kriege
der Fall geweſen iſt, ſo insbeſondere bei Sparkaſſen mit Ver=
Verſicherungsgeldern, ſowie mit gewiſſen öffentlichen Kaſſen,
die keineswegs mit riſikovollen kurzfriſtigen, hochverzinslichen
Krediten, ſoydern nur mit mündelſicheren, langfri!
the ariſchen)Anlagen, insbeſondere bei der von §
ſezu entölößten Landwirtſchaft arbeiten müſſen.

* Por der Entſcheidung in England.
Von unſerem Korreſpondenten.
C.NI.P. London, 28. Okt. (Durch Flugpoſt.)
Die Senſation iſt am Ende des Wahlkampfes nun doch nicht
ausgeblieben. Weniger die geheime Inſtruktion der 3. kommu=
niſtiſchen
(2) Internationale, als die Antwortnote des Auswär=
tigen
Amtes, als die ſchroffe Erklärung des Premiers ſind von
Bedeutung. Es kommt weniger darauf an, ob das ſehr ge=
heime
Schritſtück eine Fälſchung iſt oder nicht. Tatſache iſt die
plötzliche Frontänderung Macdonalds, die endgültige Beſeitigung
des engliſch=ruſſiſchen Vertrages. Denn es kann ſich heute keine
Mehrheit für ihn finden. Damit iſt das Hauptſchlagwort der Geg=
ner
Macdonalds eigentlich beſeitigt. Es gibt Leute, die darin den
eigentlichen tieferen Sinn für die plötzliche Schroffheit der Hal=
tung
des Premiers erblicken. Aber im Kriege, in der Liebe und
im Wahlkampf ſind alle Mittel erlaubt, ſagt das Sprichwort. Und
ſo wird auch heute das ganze Drum und Dran bei dieſem Sowjet=
akt
von ſeinen Gegnern zu allen möglichen Verdächtigungen und
Ausſtreuungen benutzt, um die Wähler zu beeinfluſſen. Daran
wird keine neue Erklärung des Premiers etwas ändern.
Dieſe Wahlkampagne wird eine ſehr ſchmutzige werden,
ſagte ein prominenter Politiker bei ihrem Beginn, und dieſe Pro=
phezeiung
eines eminent klugen Mannes hat ſich ſchon vollauf
beſtätigt. Wird nun aber dieſe ganze Senſation und Mac=
donalds
Haltung zu einer großen Stimmenänderung in letzter
Stunde führen? Wir möchten es wagen, uns der Anſicht der=
jenigen
anzuſchließen, die das als ſehr fraglich bezeichnen. Einige
Liberale mögen ja von ihrem Uebertritt nach links abgehalten
werden. Vielleicht gerade auch einige Nonkonformiſten, die in
dem Bolſchewiſtentum den Antichriſt ſehen, was ihnen vielleicht
bisher nicht ſo zum Beſwußtſein gekommen war. Aber das wird
wohl auch alles ſein. Die Erwartungen laufen noch immer dar=
auf
hinaus, daß die Konſervativen einen ziemlich großen Gewinn
machen, die Arbeiterparteiler einen geringeren machen und die
Liberalen ſtarke Verluſte erleiden werden.
Die Frage iſt nun die, ob die Konſervativen bei den morgigen
Wahlen eine abſolute Mehrheit erreichen werden oder nicht. Er
halten ſie keine abſolute Mehrheit, die Arbeiterparteiler aber ein
erhebliches Plus, ſo wäre es ja immerhin möglich, daß bei be=
ſtimmten
Fragen die Arbeiter durch eine Verſtärkung durch das
Gros der Liberalen eine für die Regierung unangenehme Situ=
ation
herbeiführen könnten. Daher iſt eben der Leitgedanke Lloyd
Georges und einiger anderer Liberaler gekommen, den inoffiziel=
len
Wahlpakt mit den Konſervativen auch auf die parlamenta=
riſche
Debatte auszudehnen. Die Gründe dieſer Idee werden
aber die Partei niemals geſchloſſen in das konſervative Lager
hineinführen können, und ſo muß es unfehlbar zu dem Herzens=
wunſch
der Arbeiterparteiler kommen, nämlich der Spaltung der
Partei ihrer Todfeinde.
Dann ſind da noch zwei Momente, welche jede ſichere Vorher=
ſage
für den Ausgang der Wahl unmöglich machen. Nämlich ein=
mal
die Haltung der Gruppen in jedem Wahlkreis, die ruhig an
den Verſammlungen der beiden Parteien teilnehmen und die von
Haus zu Haus Gehenden eben ruhig anhören, die aber erſt am
Wahltage plötzlich Farbe bekennen. So mancher Wahlkreis bietet
daher für den entſcheidenden Wahltag ein unerwartetes Bild.
Das zweite Moment wird durch die große Frage gebildet,
wieviel von den Verſammlungsbeſuchern denn tatſächlich an der
Wahlurne erſcheinen. In dieſer Beziehung wird natürlich hier
ebenſo wie anderswo ein entſcheidender Einfluß von den Frauen
ausgeübt. Das erkennen die Parteien faſt einſtimmig wohl an,
und darum ſind noch nie ſo viele weibliche Parlamentskandidaten
aufgeſtellt worden, noch nie ſo viele Agentinnen verwandt wor=
den
, als in dieſem Wahlkampfe. In Beziehung auf die aktive Be=
teiligung
an der Wahl können ſich die beiden anderen Parteien
in keiner Weiſe ſo auf ihre Leute verlaſſen, wie die Arbeiterpartei.
Der Obſerver macht den Vorſchlag, der auch anderswo zur
Aneignung dienen könnte. Er ſchreibt u. a.: Wenn wir den Weg
frei hätten, ſo würden wir die Ausübung des Stimmrechts zur
zwangsweiſen machen. Wir würden jeden wahlberechtigten
Mann und jede Frau aus der Liſte der Wahlberechtigten ſtrei=
chen
, die ohne genügenden Grund ihr Wahlrecht nicht ausüben.
Ueber die Gegner ſagt das Blat bezeichnenderweiſe: Hier geben
die Sozialiſten ein Beiſpiel. Sie bedürfen keines Zwanges.
Ihr politiſches Glaubensbekenntnis iſt ihnen eine Religion.
Man mag es für eine falſche Religion halten, für eine Miſchung
aus mechaniſchem Materialismus und einer Art von hypnoti=
ſchem
Aberglauben. Aber es treibt die Maſſen der Gläubigen
des Sozialismus an, wie ſeine dogmatiſchen Prediger und bahn=
brechenden
Zeloten. Am Tage einer Wahl ſchwärmen ſie ins=
geſamt
aus.
So iſt die Spannung, mit der der Ausgang der Wahl er=
wartet
wird, ungeheuer. Die Gleichgültigkeit, die bisher noch
zu finden war, iſt gewichen. Allerlei Gerüchte durchſchwirren die
Luft. Man ſpricht von einem kommuniſtiſchen Plan, die Wahlen
gewaltſam zu ſtören. Man berichtet, Macdonald habe die Ab=
ſicht
, ſelbſt im Falle einer Niederlage mit ſeinem Kabinett nicht
zurückzutreten, und was der Fabeln mehr ſind. Es ſind das alles
ichen der pölitiſchen Erregung.

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Seite 2

Mittwoch, den 29. Oktober 1924

Nummer 301

Macdonalds Rede.
Ein Sturm der Entrüſlung gegen den Premierminiſter.
London, 28. Okt. (Wolff.) Macdonalds Rede in
Cardiff über die Sinowjew=Angelegenheit, die
heute am letzten Tage des Wahlkampfes in den Blättern weiter=
hin
den Hauptplatz einnimmt, hat in der antiſozialiſti=
ſchen
Preſſe einen Sturm der Entrüſtung gegen
den Premierminiſter hervorgerufen. Die Times
ſchreibt: Macdonald habe eine Handlung begangen, die
nach den beſtehenden Regeln des britiſchen öffentlichen Lebens
vollkommen unverzeihlich ſei. Er, das verantwortliche
Haupt eines großen Staates, habe verſucht, ſich in einer ſchwie=
rigen
Lage zu decken, indem er Andeutungen darüber gemacht
habe, daß ſeine Beamten ohne ſeine Befugnis gehandelt hätten.
Als Staatsſekretär des Aeußern habe er eine
ſehr wichtige Note, die in ſeinem Namen an eine auswär=
tige
Macht geſandt wurde, desavouiert. Die Times
ſchließt: Wir haben eine bewegte Geſchichte gehabt; aber nie=
mals
bisher iſt ein Miniſter der Krone ſo tief herabgeſtiegen, daß
er das Beamtentum, das keine Macht hat, ſich öffentlich zu ver=
teidigen
, Angriffen auf eine Politik ausſetzt, für die der Miniſter
verfaſſungsmäßig allein verantwortlich iſt.
Daily Expreß ſchreibt, der Premierminiſter müſſe ſtets
die Verantwortlichkeit für die Handlungen ſeiner Untergebenen
übernehmen, insbeſondere in Fällen wie den des Sinowjew=
Briefes, wo er ſelbſt deutliche und beſtimmte Anweiſungen, die
ſie auch getreu und genan durchgeführt hätten, gegeben habe.
Macdonald habe durch ſeine Handlung bewieſen, daß er
unfähig ſei, die Pflichten ſeines hohen Amtes zu
erfüllen und die Verantwortlichkeit dafür zu
tragen. Macdonald habe ſeiner Partei am Vorabend der
Wahlen einen vernichtenden Schlag zugefügt. Er ſei für
die Nation eine noch größere Bedrohung als die rote Gefahr ſelbſt.
DailyChronicle ſchreibt, es ſei verwerflich von
Macdonald, den Tadel auf Männer abzuwäl=
zen
, die ſich nichtverteidigen könnten und für deren
Handlungen er die volle Verantwortlichkeit übernommen habe.
Auch die Weſtminſter Gazette betont die beſon=
dere
Niederträchtigkeit, mit der Macdonald
verſuchte, aus ſeinen Schwierigkeiten heraus=
zukommen
und die Verantwortung für den ganzen Zwiſchen=
fall
dem Foreign Office aufzubürden. Wie jeder andere Miniſter,
ſei auch er vollkommen verantwortlich für Handlungen in ſeinem
Amtsbereich. Das Ganze ſei eine Tragödie der Ungereimtheiten
und Doppelzüngigkeit. Es ſei klar, daß Macdonald ein Komplott
erfunden habe, um die ungeheueren Fehler zu decken.
Daily Telegraph ſchreibt, man ſei zurzeit Zeuge einer
Demoraliſation, wie man ſie hoffentlich niemals wieder
im öffenilichen Leben Englands beobachten werde.
Der Sinowjewbrief.
TU. London, 28. Okt. Das Hauptintereſſe der letzten
Tage vor den Wahlen richtet ſich ganz beſonders auf den Sinow=
jewbrief
. In politiſchen unterrichteten Kreiſen iſt man der An=
ſicht
, daß es ſich um eine von Weißruſſen untergeſchobene Fäl=
ſchung
handelt, die das Zuſtandekommen eines engliſch=ruſſiſchen
Vertrages verhindern wollen. Mc. Cullagh, der ehemalige Be=
richterſtatter
des New York Herald in Moskau, ſoll ſeine Hand
im Spiele haben. Zwiſchen dem Außenamt und Macdonald
ſpielt ſich unter Ausſchluß der Oeffentlichkeit ein erbitterter
Kampf ab. Die Beamten des Auswärtigen Amtes beſchuldigen
den Premier, die Folgen einer unüberlegten Handlung von ſich
abwälzen zu wollen. Gregory, der Leiter der ruſſiſchen Abtei=
lung
im Auswärtigen Amt, ſoll nach ſeinem geſtrigen: Zuſam=
mentreffen
mit Macdonald den Abſchied eingereicht, jedoch ſein
Geſuch auf Bitten Macdonalds zurückgezogen haben. Nach
einer anderen Meldung iſt der Brief eine Warſchauer Fälſchung,
die auf geſchickte Weiſe dem engliſchen Geheimdienſt in die
Hände geſpielt wurde. Die engliſche Regierung hat beſchloſſen,
ſofort nach den Wahlen einen Unterſuchungsausſchuß zur Prü=
fung
der Angelegenheit einzuſetzen und, wenn es notwendig ſein
ſollte, die Unterſuchungen in Moskau weiterführen zu laſſen.
Die Umbildung der ägnptiſchen Regierung.
London, 28. Okt. (Wolff.) Die Times berichtet aus Kairo über
die Umbildung der ägyptiſchen Regierung, die Er=
nennung
von Wafd=Mitgliedern, die im allgemeinen als Anhänger
Zagluls und Führer der Propaganda gegen Großbritannien angeſehen
werden, und die in verſchiedenen kriminellen und politiſchen Unterſuchun=
gen
eine hervorragende Rolle geſpielt haben, ſcheine darauf hinzuweiſen,
daß die Extremiſten die Oberhand gewonnen haben und rechtfertige die
allgemein gehegte Beſorgnis und Ungewißheit über die Zukunft.

Vom Tage.
Wie wir erfahren, iſt der diesjährige Reichsparteitag der
Deutſchen Volkspartei auf den 13. und 14. November nach
Dortmund verlegt worden. Im Mittelpunkt der Beratungen wird
ein Neferat des Reichsaußenminiſters Dr. Streſemann ſtehen.
Regierungspräſident Dr. Hagemeiſter in Minden iſt aus der
Demokratiſchen Partei ausgetreten und hat ſich der
Deutſchen Volkspartei angeſchloſſen.
Der ehemalige kommuniſtiſche Reichstagsabgeordnete Georg Kenz=
ler
iſt in Mannheim verhaftet worden.
Auf Antrag der philoſophiſchen Fakultät der Univerſität der Stadt
Frankfurt a. M. hat der preußiſche Kultusminiſter dem Afrikafor=
19 fli: Zorrer=
ſcher
Geheimerat Leo Frobenius den Leh=
kunde
an der Univerſität Frankfurt a. M. erteilt.
Die Verhandlungen über die Lohnforderungen der Arbei=
ter
in der Metallinduſtrie des Kreiſes Solingen ſind ohne Ergeb=
nis
geblieben.
Bei Sprengungsarbeiten am Neukenrother Wehrbau ſind
durch einen vorzeitig losgehenden Schuß drei Arbeiter aus Neu=
kenroth
ſo ſchwer verletzt worden, daß ſie bald darauf verſtarben.
Die Uebergabe der Regiezechen im Dortmunder Bezirk
iſt geſtern erfolgt. Von den ſeitherigen Arbeitern wurde nur ein Teil
wieder eingeſtellt. Im Dortmunder Bezirk ſind hierdurch etwa 6700
Arbeiter brotlos geworden. Bisher iſt den Arbeitern von der Regie
noch nicht gekündigt worden, ſo daß dieſe ſchadenerſatzpflichtig iſt.
Die franzöſiſche Finanzkommiſſion der Kammer hat
geſtern beſchloſſen, den von der Regierung geforderten Kredit von
650 Millionen Franken für die Rheinarmee um 52 Millionen herabzu=
ſetzen
. Die Kredite für die Kontrollkommiſſion ſind von 31 auf 27 Mil=
lionen
herabgeſetzt worden.
Der Finanzminiſter Clementel hat geſtern die Sachver=
ſtändigenkonferenz
offiziell eröffnet, die die Konferenz der
Finanzminiſter vorbereiten ſoll, die anfangs nächſter Woche in Brüſſel
zuſammentreten wird.
Die Reparationskommiſſion hat geſtern die dritte
Feſtſtellung nach dem Londoner Abkommen vorgenommen, wonach
die fiskaliſche und wirtſchaftliche Einheit Deutſchlands durch die fran=
zöſiſche
und Eelgiſche Regierung am 28. Oktober wieder hergeſtellt wor=
den
iſt.
Wie aus Brüſſel gemeldet wird, ſind dort vier Sowjetdele=
gierte
angekommen und haben ſich mit belgiſchen Induſtriellen in
Verbindung geſetzt, um die Wiederaufnahme der Handelsbezie=
hungen
Belgiens mit Rußland vorzubereiten.
Habas meldet aus Neu=York: Die ſchwediſche Anleihe in
Höhe von 30 Millionen Dollars, die in Amerika aufgelegt wurde,
ſoll gleich nach der Auflegung überzeichnet worden ſein.
Reuter meldet aus Stockholm, daß der ſchwediſche Dampfer Fyl=
gia
dere Svenska=Lloyd=Linie während eines Schneeſturmes bei Oere=
ſund
gefunken iſt. Die Bemannung von 21 Mann iſt er=
trunken
.
Der ruſſiſche Botſchafter Kreſtinski iſt von einem kurzen Aufent=
halt
in Moskau wieder in Berlin eingetroffen.
Nach einer Meldung aus Peking, iſt der amerikaniſche Geſchäfts=
räger
Bell im Alter von 42 Jahren nach einem Lähmungsfall ge=
ſtorben
. Bell hat die amerikaniſchen Intereſſen in Peking vertreten
ſeit der Botſchafter Fermann in die Vereinigten Staaten zurück=
gekehrt
iſt, um über die Lage in China zu berichten.

Vertrauenskundgebung für Dr. Marx.
Berlin, 28. Okt. (Wolff.) Auf dem Zentrumsparteitag
in Berlin wurde folgende Entſchließung des Reichsminiſters
a. D. Bell unter lebhaftem Beifall einmütig angenommen: Der
Reichsparteitag der deutſchen Zentrumspartei ſpricht dem Reichs=
kanzler
Dr. Marx und der Zentrumsfraktion des Reichstags, die
ſich geſchloſſen hinter ihn ſtellte, volles Vertrauen aus und gibt
der Erwartung Ausdruck, daß die Einigkeit und Geſchloſſenheit
unter den Wählern dazu beitragen wird, der bewährten Politik
der Mitte auch im künftigen Reichstag Geltung und Führung
zu verſchaffen. Ausgehend von dem erſtrebenswerten Ziel einer
Volksgemeinſchaft, iſt die Zentrumspartei gewillt, mit allen Par=
teien
die Regierungsverantwortung zu übernehmen, die bereit
ſind, eine Gewähr dafür zu bieten, daß die vom Reichskanzler
verfolgte innen= und außenpolitiſche Linie eingehalten wird.
Die Wahlvorbereitungen des Zentrums.
Berlin, 28. Okt. Der Reichsparteitag des Zentrums wurde am
Dienstag bei gleicher Stärke der Beteiligung unter dem Vorſitz des Abg.
Klöckner fortgeſetzt. Zunächſt ſprach Generalſekretär Brand=
Münſter über die Aufgaben der Zentrumspartei im Wahlkampf. Im
Wahlkampf müſſe immer und immer wieder darauf hingewieſen werden,
daß die Schärfe des Kampfes gegen die Rechte, der der Partei aufge=
zwungen
worden ſei, eine politiſche Notwendigkeit wäre, in zweiter Linie
auch eine parteipolitiſche Notwendigkeit ſei. Der Kampf müſſe ſich
weniger gegen die Deutſche Volkspartei als gegen die Deutſchnationalen
richten, denen im letzten Wahlkampf kein Mittel zu ſchlecht geweſen ſei.
Den Trennungsſtrich gegenüber der Sozialdemokratie zog der Redner mit
aller Deutlichkeit.

Der Frontbann.

Drahtbericht unſeres Korreſpondenten.
* München, 28. Okt.
Die Bayeriſche Volksparteikorreſpondenz ſchreibt heute abend
unter anderem: Es ſind in die Oeffentlichkeit Mitteilungen über
die zurzeit ſchwebenden Verhandlungen über die Herſtellung eines
Burgfriedens bei den bevorſtehenden Wahlen zwiſchen
Bayeriſcher Volkspartei und Zentrum gelangt. Es
iſt richtig, daß eine vom Landesausſchuß der Bayeriſchen Volks=
partei
ermächtigte Kommiſſion auf Einladung der Zentrums=
partei
in Berlin mit Bevollmächtigten des Zentrums verhandelt,
um einen Burgfrieden zwiſchen den beiden Parteien für dieſe Wah=
len
in Bayern herzuſtellen. Es handelt ſich nicht um ein Wahlab=
kommen
, nicht um Verſtändigungsbemühungen auf programmati=
ſchem
Gebiet, ſondern ausſchließlich um einen Verſuch, es zu ver=
meiden
, daß innerhalb des bayeriſchen Gebietes Zentrum und
Bayeriſche Volkspartei gegeneinander auftreten. Wenn in der
Preſſe die Meinung vertreten wird, daß die gegenwärtigen Ver=
handlungen
mit etwaigen Beſtrebungen, beide Parteien zu einer
Verſchmelzung zu bringen, etwas zu tun haben, ſo iſt das in jeder
Beziehung ein Irrtum. Der Wille, die bisherige Selbſtändigleit
der Bayeriſchen Volkspartei aufrecht zu erhalten, iſt in beiden
Parteien ein durchaus einheitlicher. Auch diejenigen, die die Tren=
nung
vom Zentrum immer als eine bedauernswerte Tatſache be=
trachten
, ſind ſich darüber klar, daß unter den gegenwärtigen Ver=
hältniſſen
die Frage einer Wiedervereinigung der beiden Parteien
nicht Gegenſtand einer praktiſchen Erörterung ſein kann.
Die Unterſuchung in der Frontbann=Angelegenheit wurde
nunmehr auch auf General Ludendorff, auf Hauptmann Röhm,
den Gründer des Frontbanns, und Hauptmann Weiß ausgedehnt.
Inzwiſchen ſind heute Hauptmann von Krauſer, Hauptmann Seh=
del
, Oberleutnant von Proſch, Dr. Schramm und Oberleutnant
Brückner entlaſſen worden. Leutnant Oßwald ſoll ſich jedoch noch
in Haft befinden.
* Zentrum und Deutſchnationale.
* Berlin, 28. Okt. (Priv.=Tel.) Der Zentrumsparteitag
hat den von Anfang an erwarteten Ausgang genommen. Es
war das bei der Einigkeit und der Stärke der Partei eigentlich
eine Selbſtverſtändlichkeit. Die Parteidiſziplin gerade im Zen=
trum
iſt ſo ſtark, daß im Augenblick der Schlacht alle Gegenſatze
verſchwinden. Man hat auch den Verſuch gemacht, ſich innerlich
zu nähern. Auch das iſt zum Teil gelungen. Allerdings nur
deshalb, weil der linke Flügel von rechts her ſtarkes Entgegen=
kommen
fand und ſich infolgedeſſen ſelbſt große Zurückhaltung
auferlegte. Herr Dr. Wirth hat in der Parteiverſammlung lange
nicht ſo heftig geſprochen, wie in der Fraktion. Wenn aber die
Demokraten ſagen, daß die Linksgerichteten ſich durchgeſetzt hät=
ten
, ſo iſt das falſch geſehen. Denn zu einer Kraftprobe lag im
Augenblick auch für das Zentrum gar kein Anlaß vor. Das Zen=
trum
iſt eben die einzige Partei, die ſich von rechts nach links
wenden kann. Für den Reichskanzler war das Zuſammengehen
mit den Deutſchnationalen nur eine taktiſche Frage, die mit der
Auflöſung des Reichstages zunächſt beantwortet iſt. Was nach=
her
kommen wird, darüber behält ſich das Zentrum freie Hand
vor, und in dieſem Sinne wird es auch den Wahlkampf führen.
Einer der Redner hat es ja auf dem Parteitag geſagt, das Zen=
trum
behält ſich freie Hand vor, bis nach den Wahlen die Ent=
ſcheidung
über die Haltung des Zentrums je nach der Zu=
ſammenſetzung
des Reichstags erfolgt iſt. Bis dahin will Herr
Marx und auch das Zentrum ſich alle Möglichkeiten vorbe=
halten
. Inzwiſchen iſt der Wahlaufruf der Deutfchnationalen ex=
ſchienen
, eigentlich ſchon der zweite, der notwendig war, nachdem
der erſte eine Privatarbeit des jungen Reichstagsabgeordneten
Everling mit ſeinen polemiſchen Angriffen ſehr viel Porzellan
zerſchlagen und eine Desavouierung durch die Partei notwendig
gemacht hatte. Es iſt anerkennenswert, daß er überflüſſige Be=
trachtungen
nach rückwärts vermeidet und nur den Blick nach vorn
richtet. Er enthält, eingekapſelt in das bekannte Programm der
Deutſchnationalen, das die Einführung der konſtitutionellen Erb=
monarchie
auf geſetzlichem Wege an die Spitze ſtellt, die Anerken=
nung
der Dawesgeſetze, die bindendes Recht geworden ſeien. Da
mit iſt die Bahn für künftige Verhandlungen mit den Deutſch
nationalen frei gehalten und auch das Programm für die Außen=
politik
, die ſie aufſtellen, iſt ſo gehalten, daß es in den Rahmen
der Regierung Marx=Streſemann hineinpaßt. Die Zuſpitzung
findet der Aufruf lediglich in der Kampfparole gegen die Sozial=
demokratie
, vor allem gegen das Syſtem Severing in Preußen.
Daß die Deutſchnationalen ſich die eigentliche Kampfparole
Schwarz=Weiß=Rot gegen Schwarz=Rot=Gold nicht nehmen
laſſen würden, iſt eine beinahe überflüſſige Feſtſtellung.

Biologie und Philoſots
Von
Dr. Vietor Heyfelder.
Wir wollen im Folgenden über ein. Werk berichten, deſſen
Schöpfer einen unſeren Leſern wohlvertrauten Namen trägt:
über die Naturphiloſophiſchen Vorleſungen
Melchior Palägyisk). Vor 16 Jahren an der ungariſchen
Univerſität Klauſenburg gehalten und eben damals auch in
Buchform veröffentlicht, gingen ſie um die Mitte dieſes Jahres
zum zweiten Male in die Welt hinaus, bereichert um eine neue
Vorrede, die ohne Ahnung des nahenden Todes geſchrieben
einen Blick auf ihres Autors geiſtige Entwicklung gewährt und
von der frohen Zuverſicht getragen iſt, die Ergebniſſe mehr als
40 jähriger Forſchung demnächſt in einem umfaſſenden Syſtem
der Weltmechanik darſtellen zu können, in deſſen Geſichtskreis
auch der Gedankengehalt dieſer Vorleſungen erſt zur vollen Gel=
tung
kommen ſollte.
Das beſondere Thema des uns vorliegenden Buches kenn=
zeichnet
hinlänglich deutlich der Satz am Anfang der fünften Vor=
leſung
, daß die Philoſophie in unſeren Tagen keine wichtigere
Aufgabe zu löſen habe, als auf die Selbſtändigkeit und innere
Feſtigkeit der Biologie hinzuarbeiten, damit dieſe ſich der
Pſychologie und den mechaniſchen Naturwiſſenſchaften gegenüber
gleich energiſch zu behaupten wiſſe. Die Frage nach dem Ver=
hältnis
zwiſchen Biologie und Phyſik, die auf dem Boden der
Naturforſchung immer erneut geſtellt wird, iſt in den letzten Jahr=
hunderten
und Jahrzehnten von verſchiedenen Vorausſetzungen
aus und mit verſchiedenem Erfolge behandelt worden. Inner=
halb
der Grenzen und mit den Denkorganen der an ihr zunächſt
intereſſierten Wiſſenſchaften kann ſie indeſſen nicht gelöſt werden:
ſie iſt nur die beſondere Ausprägung eines ſehr viel bedeutungs=
volleren
und beziehungsreicheren Problems, das in dieſer oder
jener Form auf allen Gebieten des Denkens wiederkehrt und
ſomit eine ganz prinzipielle Stellungnahme oder Löſung fordert.
Die unzulänglichſte, weil zielloſeſte, der eigentlichen Tragweite
des Problems am wenigſten bewußte Art der Frageſtellung iſt die,
ob das Leben vitaliſtiſch oder mechaniſtiſch zu begreifen ſei.
Der in ſeinem Werte nicht zu unterſchätzende Beruf des Vitalis=
mus
erſchöpft ſich ganz in der Aufſpürung der ſchwachen Seiten
ſeines Gegners, d. h. darin, daß er ſtets auf unerledigt gebliebene
Probleme, unerklärt gebliebene Tatſachen, hinweiſt und ſo auch
die Prinzipienforſchung in Atem hält; allein ſein Horizont iſt
biel zu eng, als daß ſich in ihm je der Zweifel regen könnte, ob
nicht etwa die prinzipiellen Grundlagen der mecha=
niſchen
Naturanſchauung, in deren Sphären auch er ſich bewegt,
*) 2. Auflage 1924. Leipzig (Joh. Ambr. Barth), (KV und 302 S.)

der Prüfung bedürftig wären. Die philoſophiſche Unbefangenheit
und Unklarheit ſelbſt der namhafteſten Vertreter des Vitalismus
bekundet ſich ſchon in der Tendenz, ihren Entelechiebegriff nach
dem Vorgange des hierin wenig präziſen Leibniz mit dem
gleichnamigen des Ariſtoteles in Beziehung zu ſetzen. Sehr viel
weiter und tiefer als die Wortführer des Vitalismus dringt
Palägyis Nachweis, daß die unvollkommene Würdigung des
biologiſchen Problems in der modernen Wiſſenſchaft ſeit ihrer
Begründung im 17. Jahrhundert eine verhängnisvolle Begriffs=
verwirrung
auch auf anderen Gebieten empiriſcher Forſchung,
in der Pſychologie und den phyſikaliſchen Wiſſenſchaften, zur
Folge hatte; daß dieſe Begriffsverwirrung ſich in der Ausbil=
dung
einſeitiger oder fehlerhafter Methoden in ihnen auswirkte
oder auch die Vernachläſſigung von Problemen nach ſich zog, die
nur von einer vorurteilsfreien Grundanſchauung aus als ſolche
erkannt werden können. Wir ſehen Palägyi damit auf dem ver=
heißungsreichen
Wege, an deſſen Ziel die Einſicht ſteht, daß das
Problem des Organiſchen ſich im Rahmen einer anorganiſchen
Weltanſchauung überhaupt nicht erfaſſen laſſe; daß das negative
Moment, das ſich ſchon im Worte anorganiſch ankündigt, in
den Begriff ſelbſt vollſtändig und folgerichtig aufgenommen wer=
den
muß. Mit dieſer Einſicht, die von den wirklichen Errungen=
ſchaften
des neuzeitlichen Geiſtes nicht eine einzige preiszugeben
braucht, aber nur mit den logiſchen Mitteln einer auf den lichten
Höhenzügen helleniſchen Geiſtes weilenden und mit ihm an der
konkreten geiſtigen Wirklichkeit orientierten Begriffswiſſenſchaft
gewonnen werden kann, wären die Fundamente des modernen
Denkens bis in ihre letzten Tiefen erſchüttert und für eine ſach=
gemäße
Kritik freigelegt. Und das abſtrakte Problem des
Lebens, wie es die Naturwiſſenſchaft kennt, wird ſich dann ganz
von ſelbſt in ſeinen umfaſſenden Zuſammenhang einordnen.
Palägyi billigt dem Vitalismus bereitwillig das Verdienſt
zu, ſich mit Hilfe experimenteller Methoden und der Begriffswelt
des Naturforſchers entlehnter Argumente um den Nachweis zu
bemühen, daß die Funktionen eines Organismus mit den Lei=
ſtungen
einer künſtlich gebauten Maſchine nicht verwechſelt wer=
den
dürfen. Aber zugleich bezweifelt er, daß auf dieſem Wege
jemals ein bindender Beweis für den ſpezifiſchen Charakter der
vitalen Vorgänge erbracht werden könne‟. Der Vitaliſt teilt mit
ſeinem Gegner durchaus den Ausgangspunkt: Das Leben iſt
ihm zunächſt als ein äußerer, mechaniſcher Prozeß in Raum und
Zeit gegeben, der Organismus als ein räumliches Nebeneinander
beweglicher Organe; und inſofern zur Erklärung der Entwicklung
und der an dem Ganzen beobachtbaren Vorgänge die rein phyſi=
kaliſch
=chemiſche Betrachtung nicht ausreicht, konſtruiert er
eine neue Potenz hinzu, die er für das mechaniſch Uner=
klärte
oder für unerklärbar Gehaltene verautwortlich macht.
Palägyi verlangt nun, daß der Biologe umgekehrt von dem ihm
unmittelbar im Bewußtſein gegebenen eigenen Leben ausgeht.

So wie die Gewißheit der eigenen Bewußtſeinstätigkeit der
Ausgangspunkt einer jeden Wiſſenſchaft vom menſchlichen Geiſte
iſt, muß die Gewißheit unſeres eigenen Lebens, das ſich in
allen unſeren Erlebniſſen (Empfindungen, Gefühlen uſw.) offen=
bart
, als der natürliche Ausgangspunkt einer jeden wiſſenſchaft
lichen Biologie betrachtet werden. Das Bewußtſein des
eigenen Lebens ſtützt ſich auf Sinnesempfindungen und ſinn=
liche
Gefühle, aber es iſt nicht mit ihnen identiſch; die letzteren
kommen zum Bewußtſein, aber ſind noch kein Bewußtſein;
der denkende Geiſt ſteht nicht beziehungslos einer ihm prin=
zipiell
fremden Welt mechaniſcher Bewegungen gegenüber, ſon=
dern
er bezieht ſich auf ſie durch Vermittelung vitaler Pro=
zeſſe
, die als ſolche ſich von beiden unterſcheiden. Die klare
Erkenntnis dieſes Sachverhalts würde eine neue Abgrenzung
der drei Wiſſenſchaften zur Folge haben: der Pſychologie als
der Wiſſenſchaft vom Geiſte und ſeinen Tätigkeiten; der Biologie
als der Wiſſenſchaft von den vitalen Prozeſſen und der Phyſik
(und Chemie) als der Wiſſenſchaft von den mechaniſchen Vor=
gängen
. Empfindungen und Gefühle aber ſind weder geiſtige
Tätigkeiten, noch mechaniſche Vorgänge, ſondern vitale
Prozeſſe, Funktionen des Lebens, gehören daher in das Gebiet
biologiſcher Forſchung. Dem Verſuch einer konſequenten Durch=
führung
dieſes Gedankens und ſeiner Anwendung vor allem
auf das Problem der Wahrnehmung und ihres Zuſtandekom=
mens
auf Grund biologiſcher Faktoren iſt der größte Teil des
Buches gewidmet. Palägyi führt zu dieſem Behuf noch einen
neuen vitalen Prozeß ein, den er Bewegungsphan=
tasma
nennt, durch deſſen Vermittlung zunächſt die Bewegun=
gen
des eigenen Körpers in unſer Bewußtſein aufgenommen,
aber auch die Bewegungen anderer Perſonen und tieriſcher Lebe=
weſen
aufgefaßt und gedeutet werden, und der ſchließlich für
die Erklärung der Bewegungswahrnehmung überhaupt verwertet
wird; er kommt alſo zu den äußeren Sinnesempfindungen und
den ſinnlichen Gemein= und Organgefühlen als dritter Faktor
sui generis hinzu: er ſetzt die Empfindungen und ſo auch
Bewegungs=Empfindungen und Muskelgefühle voraus, iſt aber
nicht mit ihnen identiſch und kann nicht auf ſie zurückgeführt wer=
den
. Dieſe Bewegungsphantasmen, von denen übrigens ſchon
im Jahre 1838 der italieniſche Philoſoph Antonio Rosmini in
einem heute ſelbſt in ſeinem Heimatlande nur wenig bekannten
Werke ausführlich gehandelt hat, ſpielen bei Palägyi in der
Theorie des ſinnlichen Erkennens und Wiedererkennens, ſowie
alles phantaſiemäßigen Erfaſſens und Vorſtellens, eine maß=
gebende
Rolle. Ihr Begriff erſcheint geradezu als der Zentral=
begriff
einer biologiſch begründeten Wahrnehmungslehre und
verdient die Beachtung aller auf dieſem Gebiete wiſſenſchaftlich
Tätigen. Für uns muß es genügen, darauf hingewieſen zu haben.
Dem modernen Biologen wird die Forderung, bei der Be=
trachtung
des Lebens vom eigenen Lebensprozeß oder vom Be=

[ ][  ][ ]

Rummer 301

Seite 3.

Gründung einer LiberalenBereinigung
Berlin, 28. Okt. Wie wir erfahren, haben heute verſchiedene
Perſonlichkeiten einen Aufruf zur Gründung einer politiſchen Gruppe
unter dem Namen Liberale Vereinigung erlaſſen. Der Aufruf iſt
unterzeichnet von C. F. v. Siemens, Reichsminiſter a. D. Schiffer, dem
Mitgliede des Reichswirtſchaftsrates Hans Krämer, dem Stadtrat a. D
Drund Eiſenführ, Geh. Regierungsrat Prenzel, Kommerzienrat Gerſon=
Simon und Rechtsanwalt Zöphel=Leipzig.
Der Aufruf lautet:
Nichſt um eine neue Partei zu gründen, haben wir uns zuſammen=
getan
. Parteien haben wir im Deutſchen Reiche mehr als genug. Auf
anderem Wege dem deutſchen Liberalismus wieder zu ſeinem Rechte zu
verhelfen, iſt unſer Ziel. Die Tragik des deutſchen Liberalismus war
ſeine Zerſplitterung. Sie hat ihn von jeher um den ihm gebührenden
Einfluß auf das Schickſal unſeres Vaterlandes gebracht. Schon immer
war deshalb in den Trägern liberaler Weltanſchauung der Wunſch leben=
dig
, dieſe Zerſplitterung, die oft genug bis zur Selbſtzerfleiſchung ging.
zu überwinden. Unmittelbar nach dem Umſturz hatte es den Anſchein
als ob unter dem Druck der Ereigniſſe das Ziel erreicht ſei. Im letzten
Augenblick ſcheiterte auch dieſer Verſuch. Aber der Gedanke ſelbſt blieb
in uns lebendig, und ihn durch die Deutſche Demokratiſche Partei, der wir
bisher angehörten, zu verwirklichen, iſt uinſer feſter Wille geweſen.
Die Ereigniſſe der jüngſten Zeit, die ſich bis zur Auflöſung des
Reichstages verdichteten, haben den Beweis erbracht, daß die Deutſche
Demokratiſche Partei eine Entwicklung genommen hat, die hiermit un=
vereinbar
iſt. Will die Partei, wie ihre Führer und ihre Zeitungen noch
bis in die füngſte Zeit verkündet haben, und wie es auch der von ihr
eingenommenen Haltung entſprechen würde, bei einer Scheidung zwiſchen
rechts und links unbedingt nach links an die Seite der Sozialdemokratie
gehen, dann hat ſie damit den Charakter einer Mittelpartei aufgegeben,
die ſich die Freiheit wahren muß, je nach der politiſchen Konſtellation auf
die reihte Seite einer Linkskoalition oder auf die linke Seite einer Rechts=
koalition
treten zu können. Bei dieſer einſeitigen Bindung nach links
ſehen wir zu unſerem ſchmerzlichen Bedauern zurzeit in der Deutſchen
Demokratiſchen Partei keinen Raum mehr für die Arbeit an der Einigung
des Liberalismus.
Der Moment iſt gekommen, ſie außerparteilich wieder aufzunehmen.
Es gilt, einen verfaſſungstreuen Liberalismus heraufzubeſchwören, der
ſich unabhängig von dem Radikalismus rechts und links in ſtarkem vater=
ländiſchem
Empfinden, in weitherziger freiheitlicher Weltanſchauung in
vollſter Würdigung individueller Kraftentfaltung wie in der Unentbehr=
lichkeit
ſozialen Verſtändniſſes offenbart und betätigt und auf dieſer
Grundlage ſeine Rolle im öffentlichen Leben Deutſchlands ſpielt. Die
alten Ideale des Liberalismus, eingeſtellt auf die ſtaatliche Notwendigkeit
und das wirtſchaftliche Bedürfnis einer neuen ſchweren Zeit ſollen den
Boden abgeben, auf dem ſich alle zuſammenfinden, die die Kraft in ſich
fühlen, über einzelne Unterſchiede hinwegzublicken und im gemeinſamen
Wirken ſich der Geſamtheit und dem Dienſte in ihr widmen.
Um dieſen Gedanken zu verwirklichen und ſo auch an unſerem Teil
zur Sicherheit der durch die gegenwärtigen Parteizuſtände aufs höchſte
gefährdeten Grundprinzipien des demokratiſchen Staates beizutragen,
haben wir die Liberale Vereinigung ins Leben gerufen. Sie ſoll, ohne
eine neue Partei zu bilden, einen Sammelpunkt und eine Aufnahme=
ſtellung
für unſere Geſinnungsgenoſſen abgeben. Welche Wege im ein=
zelnen
einzuſchlagen ſein werden, wird weiterer Beſchlußfaſſung vorbe=
halten
. Unſer Ziel wird um ſo ſicherer erreicht werden, je ſchneller ſich
alle diejenigen, in deren Sinn wir ſprechen, entſchließen, durch ihren
Beitritt ſich zu uns und unſeren Beſtrebungen zu bekennen.

* Die Abſplitterungsbewegung von der Demokratiſchen Par=
ei
, die zuerſt den Anſchein einer Gegenaktion wegen der Links=
ſchwenkung
der Partei erweclte, beginnt jetzt feſtere Formen an=
zunehmen
. Cin Teil der Ausgetretenen hat ſich zuſammengefun=
den
und die Liberale Vereinigung gegründet, die nach ihrem Auf=
ruf
nicht eine neue Partei ſein will, ſondern eine Organiſation
des Liberalismus, die nicht praktiſche Politik, ſondern mehr gei=
tige
politiſche Ziele verfolgt. Man kann daher die Liberale Ver=
einigung
auch nicht mit jener Nationalliberalen Vereinigung ver=
gleichen
, die vor den Maiwahlen ſich von der Deutſchen Volks=
partei
abzweigte. Dieſe war der Verſuch einer neuen Parteibil=
dung
, die ſich zwiſchen die Deutſchnationalen und die Deutſche
Volkspartei einſchalten wollte, weil ſie zu Unrecht der Deutſchen
Volispartei vorwarf, daß ſie nach links rückte. Jetzt, wo die
Deutſche Volkspartei und die Deutſchnationalen Schulter an
Schulter kämpſen, iſt für die Nationalliberale Vereinigung kein
Raum mehr. Sie iſt daher ſchon ſeit längerer Zeit im Begriff,
durch Mitgliederſchwund eines natürlichen Todes zu ſterben.
Die Liberale Vereinigung geht den umgekehrten Weg. Sie
iſt eine Anknüpfung an Beſtrebungen, die ſchon 1918 gemacht wur=
den
und damals durch die Revolution jäh zerſtört worden ſind.
Man war damas der Idee einer Vereinigung der Nationallibe=
ralen
und der Freiſinnigen zur großen Liberalen Partei zum
Greifen nahe, als der Umſturz die Bewegung in ein falſches Bett
leitete. Die eben gegründete demokratiſche Gruppe, unter der
ſtimmkräftigen Führung von Theodor Wolff und Max Webers
verlangte das Recht der Erſtgeburt für ſich, und die Freiſinnigen
waren dumm genug, ſich dieſem Diktat, hinter dem keine Macht
ſtand, zu beugen. Sie zogen auch einen Teil der Nationallibe=
ralen
mit ſich mit dem Ergebnis, daß das liberale Bürgertum
wieder in zwei Gruppen verfiel, die ſich heftig befehdeten. Zu=
nächſt
ſchien es, als ob die Demokraten ſich durchſetzten. Sie zogen
als eine der ſtärkſten Parteien in die Nationalverſammlung, wäh=
rend
die Deutſche Volkspartei nur ein kleines Häuflein war. Die

Mittwoch, den 29. Oktober 1924.
Reichstagsauflöſung und ihre Urſache haben nun den endgültigen
Beweis erbracht, daß die Demokratiſche Partei nach dem Willen
ihrer Führer keine Partei der Mitte, ſondern eine Linkspartei
ſein will. Daraus haben die letzten Reſte des bürgerlichen Libe=
ralismus
in der Partei die Folgerung gezogen und ihren Aus=
tritt
erklärt. Es ſtehen beachtenswerte Namen unter dem Aufruf.
darunter der Herr v. Siemens, der vor wenigen Wochen erſt ſein
Reichstagsmandat niederlegte, weiter der Leipziger Demokrat
Zöphel, der als Demokrat in die Nationalverſammlung einzog,
aber bald ſich zurückzog. Die Gründung der Liberalen Vereini=
gung
bedeutet, daran iſt nicht zu zweifeln, den Abmarſch aller
derjenigen Kreiſe der Wirtſchaft, die bisher noch in der Demo=
kratie
ihre Vertretung zu ſehen glaubten. Die Liberale Vereini=
gung
will keine Partei ſein. Sie will deshalb auch nicht ſelbſtän=
dig
in den Wahlkampf eintreten, ſondern ſtellt ihren Mitgliedern
ihre politiſche Betätigung in anderen Parteien frei. Aus der gan=
zen
Entwicklung ergibt ſich, daß die meiſten ihrer Mitglieder An=
ſchluß
an die Deutſche Volkspartei ſuchen und ſich in ihrem Rah=
men
auch um ein Mandat bewerben werden. Für die Demo=
kratiſche
Partei aber iſt die Vereinigung ein neuer böſer Schlag.
Sie klingt wie eine böſe Fronie auf die Worte der Führer, daß
die Demokratie nie einiger geweſen ſei, als heute.

Keine Lohnerhöhungen bei der Reichsbahn.
Berlin, 28. Okt. Zwiſchen der Direktion der Reichsbahngeſell=
ſchaft
und den Gewerrſchaften haben erneute Beſprechungen über die von
den Eiſenbahnern geſtellten Lohnforderungen ſtattgefunden. Die Kon=
ferenz
verlief vorläufig wenigſtens ohne Ergebnis. Die Lohnfor
derungen wurden abgelehnt, da die Reichsbahnge=
ſellſchaft
durch ungeheure finanzielle Belaſtunger
nicht imſtande ſei, ihren Ausgabenetat durch Lohn=
erhöhungen
zu vergrößern. Für die Reichsbahngeſellſchaft
verhandelte Miniſterialrat Dr. Homberger mit den Gewerkſchafts
vertretern und erklärte, daß die Reichsbahn ſich durchaus nicht in einer
finanziell günſtigen Lage befinde. Man müſſe im Gegenteil feſtſtellen,
daß der Reichsbahngeſellſchaft Nieſenlaſten auferlegt worden ſeien, deren
Abtragung gewaltige Schwierigkeiten bereite. Weiterhin ſei es aber auch
erwieſen, daß die Privatinduſtrie keine höheren Löhne zahle, und es gehe
nicht an, daß ein ſo großer Betrieb, wie ihn die Reichsbahngeſellſchaft
darſtelle, eine Lohnpolitik betreibe, die mit der geſamten wirtſchaftlichen
Lage nicht in Einklang ſtehe. Die Gewerkſchaftsvertreter legten in
längeren Ausführungen ihre Anſichten dar, doch war eine Verſtändigung
nicht möglich. In gewerkſchaftlichen Kreiſen hofft man, daß wenigſtens
eine teilweiſe Verſtändigung möglich ſein werde
Eine neue Verordnung der Rheinlandkommiſfion.
Koblenz, 28. Okt. Die Rheinlandkommiſſion hat eine
neue Verordnung herausgegeben, die folgende Beſtimmungen
enthält: 1. Wer Gewalttätigkeiten oder tätliche Beleidigungen
gegen eine der hohen Kommiſſion oder der Beſatzungsbehörden
angehörende Perſon begeht oder wer abſichtlich die Ausführung
ihrer Dienſte hindert, wird von der Militärgerichtsbarkeit der
verſchiedenen Armeen in ihren Gebieten mit den für die Unter=
drückung
dieſer Vergehen und Verbrechen vorgeſehenen Strafen
belegt. 2. Wer abſichtlich Schäden verurſacht, die geeignet ſind,
die diesſeitigen Beſatzungstruppen zu gefährden und öffentliche
ſowie Landſtraßen, Eiſenbahnen, Kanäle, Brücken, Telegraphen=
und Telephonleitungen, Waſſerzufuhr, Kunſtwerke uſw. zu be=
ſchädigen
ſucht, wer abſichtlich den Gang eines öffentlichen Dien=
ſtes
in der Weiſe hindert, daß dadurch der geordnete Betrieb der
Verkehrsmittel der Beſatzung geſchädigt oder die Sicherheit der
Hohen Kommiſſion oder der Beſatzungstruppen gefährdet wird,
verwirkt die für die Uebertretung der Verordnungen der Hohen
Kommiſſion vorgeſehenen Strafen. 3. Verurſacht eine der in § 2
aufgeführten Zuwiderhandlungen den Tod einer der Hohen
Kommiſſion oder den Beſatzungstruppen angehörigen Perſon,
oder wird dadurch ein Anſchkag auf ihr Leben geführt, ſo kann
auf Gefängnis von 5 Jahren an und auf Zwangsarbeit erkannt
werden, unbeſchadet der gerichtlichen Verfolgung, die wegen vor=
ſätzlichen
Totſchlags in Anwendung der Landesgeſetze der Be=
ſatzungsarmee
eingeleitet werden kann.
* Die Räumung der Kölner Zone.
Berlin, 28. Okt. (Priv.=Tel.) Aus Paris wird die tenden=
ziöfe
Mitteilung verbreitet, daß die deutſche Regierung
die Räumung der Kölner Zone bis zum 10. Ja=
nuar
gefordert habe. Von einem derartigen Schritt der
Reichsregierung iſt in Berlin nichts bekannt. Die deutſche
Regierung ſteht jedoch auf dem Standpunkt, daß die Räu=
mung
der Kölner Zone am 10. Januar 1925 zu erfolgen habe.
Auch die Londoner Regierung hat bisher keine gegenteilige Stel=
lung
eingenommen, ſondern ſogar wiſſen laſſen, daß ſie die Trup=
pen
aus dem Rheinland nicht herausziehe, ſondern von der Köl=
ner
Zone in eine ſüdlicher gelegene bringen werde.

RA4HR
Frapftel
UrMiteers und Söchendstand.
Das ruſſiſch=franzöſiſche Verhältnis ſoll eine Aenderung er=
fahren
: die offizielle Anerkennung Sowjetrußlands durch Frank=
reich
ſteht bevor. Dieſes Ereignis wird in beiden Ländern wohl
gemiſchte Gefühle auslöſen. Für die Regierung Herriots iſt die
Geſtaltung der Beziehungen mit Rußland von ausſchlaggebender
Bedeutung. War es doch gerade Herriot, der im Gegenſatze zu
der Politik Poincarés immer für den Frieden mit Rußland ein=
trat
, und wenn die Anerkennung ſolange auf ſich warten ließ, ſo
lag das keinesfalls an ihm. Vielmehr war es einer der Haupt=
programmpunkte
Herriots, den Frieden mit den Solvjets ſo bald
als möglich herzuſtellen. Allerdings aber muß eingeräumt wer=
den
, daz die Löſung des ruſſiſchen Problems die ſchwierigſte Auſ=
gabe
der franzöſiſchen Diplomatie iſt. Wer die Geſchichte der
Politik Frankreichs den Sowjets gegenüber auch nur einiger=
maßen
kennt, weiß, daß ſie der größte Mißerſolg der ohnehin
zweifelhaften franzöſiſchen Nachkriegspolitik war. Die Richtungs=
anderungen
, Fehlgriffe und Selbſtwiderſprüche, die ſich die Her=
ren
am Quai d Orſay erlaubten, würden allein ein Buch füllen.
Und doch läßt die franzöſiſche Politik im ganzen und großen be=
trachtet
eine einheitliche Linie in der Behandlung Rußlands er=
kennen
, die allerdings mit Poincarcs Sturz unterbrochen wurde.
Es war eine Politik des Jgnorierens, der Unterſchätzung und
des Haſſes, eine reine Gefühlspolitik, welche ſich nur das damals
im Siegestaumel lebende Frankeich erlauben und wagen konnte.
Es ſehlte gewiß nicht an beſſerer Einſicht, beſonders bei den links=
ſtehenden
Politikern, aber dennoch blieb alles nur bei Halbheiten,
und das einzige, was man machte, war die unzulängliche Unter=
ſtützung
einiger gegenrevolutionärer Gruppen und Emigranten
alſo alles Maßnahmen, die auf einen gewaltſamen Eingriff in die
Innenpolitik Rußlands hinzielten, Maßnahmen, mit denen man
das bolſchehiſtiſche Regime zum Sturze zu bringen hoffte. Welche
maßloſe Ueberſchätzung der eigenen Kräfte dies bedeutete, er=
übrist
ſich zu ſagen. Eleichzeitig verſuchte die franzöſiſche Politik
durch die Stützung Polens und die Bewaffnung der Randſtaaten,
Rußland gewiſſermaßen von Europa abzuſchneiden. Es bedarf
ſvohl keiner näheren Erklärung, daß dieſe Konzeption aus der
inneren Entwicklung der Dinge heraus ſcheitern mußte und die
Randſtaaten einer nach dem anderen ſich von Frankreich losſag=
ten
. Sie mußten notwendig ihre Aufgabe in der wirtſchaftlichen
Vermittlung und nicht in dem letzten Endes hoffnungsloſen
Boykott Rußlands erblicken. Es iſt nicht ſo ſehr ein Erfolg der
Sowjetdiplomatie, wie eine Notwendigkeit geweſen, daß dies
innerhalb der letzten Jahre langſam aber unaufhaltſam eintrat.
Pſychologiſch iſt dieſe Einſtellung Frankreichs, dieſe Furcht
vor den Tatſachen leicht erklärlich, denn das Problem Rußland
war der Wermutstropfen im Freudenbecher des franzöſiſchen
Siegers. Ungezählte Goldmilliarden hatte das Frankreich der
Vorkriegszeit unter Poincarés Führung dem zariſtiſchen Ruß=
land
zur Vorbereitung des Revanchekrieges geliehen. Der Zu=
ſammenbruch
des Zarismus und die Ablehnung der Bolſche=
wiſten
, für die Kriegs= und Vorkriegsſchulden Rußlands einzu=
treten
, war naturgemäß eine gefährliche Klippe für Poincaré und
ſeine Gefolgſchaft, da dieſe mit Recht befürchteten, daß der fran=
zöſiſche
Kleinrentner, aus deſſen Taſche jene Summen gefloſſen
waren, ſie für ihren Verluſt verantwortlich machen würden. Ver=
ſtändlich
alſo, daß man ſich ſcheute, durch eine offizielle Ab=
machung
den Schlußſtrich unter jene Rechnung zu ziehen und daß
man lieber noch eine Zeitlang vage Hoffnungen nährte. Die
linksſtehenden Politiker Frankreichs haben immer wieder darauf
hingewieſen, daß eine Verſtändigung mit Rußland unbedingt
nötig ſei, ohne die Regierung Poincarés irgendwie in dieſer Be=
ziehung
beeinfluſſen zu können. Herriot blieb es vorbehalten
das Schickſal demokratiſcher Regierungen , die bitteren Fol=
gen
dieſer Vogel=Strauß=Politik auf ſich zu nehmen. Es hat recht
lange gedauert, bis er ſich zu dieſem notwendigen, aber nicht
volkstümlichen Schritt entſchließen konnte. Den Fehler der Ueber=
eilung
, der engliſcherſeits begangen wurde, hat er damit vermie=
den
. Er ſcheint einen verhältnismäßig glücklichen Zeitpunkt dazu
gewählt zu haben. Jetzt, wo die engliſch=ruſſiſchen Beziehungen
ſich ſo zweifelhaft geſtalten und die ſowjetruſſiſche Politik in ganz
Europa eine Kriſe durchzumachen ſcheint, dürften ſich die Herren
in Moskau etwas gemäßigter und wenigſtens in ihren Ver=
ſprechungen
etwas freigiebiger zeigen. Allerdings, der Ton, den
die ruſſiſche Preſſe anſchlägt, ſcheint keineswegs allzu roſigen
Optimismus zu rechtfertigen. Und während über die Beſetzung
der Botſchafterpoſten in Paris und Moskau die vagſten Gerüchte
auftauchen, haben die Ruſſen, wie es verlautet, ihre prinzipielle
Forderung, daß die Frage der Anerkennung keineswegs mit der
der Vorkriegsſchulden verknüpft werden ſoll, bereits durchgeſetzt
Die eigentlichen Verhandlungen über die zwiſchen den beiden
Ländern ſchwebenden Probleme ſollen erſt nach der offiziellen
Anerkennung begonnen werden.
Mit welchem Erfolg Herriot dieſe Verhandlungen durch=
führen
wird, iſt noch fraglich, aber welche Ergebniſſe ſie auch zei=
tigen
mögen, ſie werden doch nur einen Kompromiß bedeuten. P

wußtſein des eigenen Lebensprozeſſes auszugehen, zweifellos
außerordentlich fremdartig erſcheinen. Zunächſt als Ermunte=
rung
zu erkenntnistheoretiſcher Beſinnung auf den Gegenſtand
ſeiner Forſchung gemeint, will ſie ihn anleiten, dem Problem
des Lebens gegenüber prinzipiell die richtige Stellung zu finden
und dürfte jedenfalls in der Entwicklungslinie der empiriſchen
Wiſſenſchaſten überhaupt liegen. Bekanntlich war die mecha=
niſche
Naturanſchauung, wie ſie Descartes und dann, unter Er=
neuerung
der antiken Atomiſtik, Gaſſendi und Huyghens begründet
hatten, urſprünglich metaphyſiſch gemeint; ſie wollte als philo=
sophia
vera die philosophia falsa des Mittelalters erſetzen.
Von ſolchen Vorftellungen hat ſich die Phyſik im Laufe des 19.
Jahrhunderts als einige Sätze der Kantiſchen Vernunftkritik
populär wurden befreit. Die mechaniſche Naturanſchauung
galt fortan nur noch als Grundlage einer einheitlichen Dar=
ſtellung
der Naturerſcheinungen. War mit dieſer Preisgabe ihres
metaphyſiſchen Charakters die objektiv=logiſche Nötigung, an ihr
feſtzuhalten, gefallen, ſo wurde bald auch das Vertrauen in ihre
Brauchbarkeit oder Nützlichkeit erſchüttert, und zwar infolge der
Schwierigkeiten, denen der Verſuch ihrer Durchführung in ver=
ſchiedenen
Provinzen der phyſikaliſchen und chemiſchen Erſchei=
nungen
begegnete. Und das letztvergangene halbe Jahrhundert
wurde Zeuge einer ſehr einſichtsvollen und aufklärenden Be=
ſinnung
auf die Grundlagen phyſikaliſch=chemiſcher Erkenntnis
überhaupt, als deren reifſtes Ergebnis ſich die Forderung ergab,
den Umweg über die Bewegungs=Hypotheſe mit ihren mecha=
niſchen
Analogien, Bildern und Fiktionen ganz zu vermeiden,
und eine direkte, unmittelbare Darſtellung der Naturvorgänge zu
verſuchen, wie ſie mit Hilfe der von allen kinetiſchen Vorurteilen
befreiten Energetik möglich war. Es handelt ſich alſo um eine
einheitliche, ſich des mathematiſchen Symbols bedienende, alle
Errungenſchaften der modernen Phyſik und Chemie in ſich auf=
nehmende
, direkte Darſtellung der wirklich beobachteten Natur=
vorgänge
, um eine mathematiſche Theorie der Erſcheinungen.
Den Kampf für eine ſolche Um= und Neuorientierung führte in
Deutſchland der Dresdener Phyſiker Georg Helm. Das erſte
Lehrgebäude auf dieſer Baſis aber verdanken wir dem franzöſi=
ſchen
Forſcher Pierre Duhem, der mit begrifflicher Klarheit und
hiſtoriſcher Sicherheit die letzten Konſequenzen zieht, und deſſen
Schriften zum Teil auch in deutſcher Sprache, und zwar in dem=
ſelben
Verkage erſchienen ſind, der die Herausgabe des Palägyi=
ſchen
Werkes übernommen hat. Duhem bleibt ſich bewußt, daß
der Phyſiker das unmittelbar Gegebene, d. h. für ihn
die Sinnesqualitäten, ſtets vorausſetzt und ſich bei der Deu=
tung
der Erſcheinungen von dieſer Vorausſetzung nie eman=
zipieren
kann. Er wird daher auch nicht verſuchen, die Ver=
anderungen
in der Natur auf eine einzige, die des Ortes
und der Lage, zurückzuführen, und wird dem Begriff der Bewe=
gung
(und dem des Gleichgewichtes) jene allgemeinere Bedeu=

tung zurückgeben, die er im natürlichen Denken und in der Philo=
ſophie
des Ariſtoteles beſitzt. Eine Tochter des Ariſtoteles, die
die Traditionen und die tiefliegendſten Grundlehren der Peri=
patetiker
wieder aufnimmt, ſo definiert Duhem ſelbſt die neue
Phyſik. Und unter dem Geſichtspunkt einer ſolchen der Carteſia=
niſchen
Revolution entgegengeſetzten Gegenrevolution erſcheint
die Bedeutung Palägyis für die Biologie erſt in ihrem wahren
Lichte.
Ebenſowenig wie dem Phyſiker Wärme, Licht, Schall, Magne=
tismus
, iſt dem Biologen das Leben unmittelbar als mecha=
niſche
Bewegung materieller Teile gegeben. Betrachtet er es ſo, ſo
geſchieht das nur auf Grund einer Abſtraktion vom Le=
ben
ſelbſt, welches letztere er in Wirklichkeit bei jedem Schritte
ſeiner Forſchung als gegeben vorausſetzt. Täte er das nicht, ſo
würde ihm der einfachſte Vorgang im Leben der Pflanze unver=
ſtändlich
ſein, einfach ſinnlos erſcheinen, um wieviel mehr. die
Funktionen und Tätigkeiten animaliſcher, menſchlicher Körper
Der Weg vom Bewußtſein ſeines eigenen Lebens, das ihm durch
Empfindungen und Gefühle vermittelt wird, bis herab zur
Vorſtellung des rein vegetativen Lebens der Pflanze iſt ein Weg
fortſchreitender Abſtraktion von dem, was ihm zunächſt konkret
im Bewußtſein gegeben war. Auf dieſem Wege fortſchreitender
Abſtraktion, dieſem natürlichen Wege des Denkens vom Kon=
kreten
zum Abſtrakten hin, begegnet er aber auf keiner Stufe einer
beſonderen Lebenskraft, die er als neuen erklärenden Fak=
tor
einzuführen hätte. Der Begriff einer ſolchen Kraft enthüllt
ſich vielmehr als willkürliche Konſtruktion, die verſtändlich nur
iſt vom entgegengeſetzten Standpunkte, d. h. vom Standpunkt
des metaphyſiſchen Mechanikers her, der die abſtrakte Natur=
anſchauung
vorausſetzt und nun auf dem Wege vom Abſtrakten
zum Konkreten hin auf Vorgänge ſtößt, die ſich abſtrakt, d. h
mechaniſch gar nicht faſſen laſſen, und der daher genötigt iſt, eine
neue metaphyſiſche Potenz einzuführen. Und ebenſowenig wie
auf eine Lebenskraft wird der neue Biologe auf ſeinem
Wege zur Konſtruktion eines beſonderen Zweckprinzips gelangen:
denn er ſetzt die Zweckmäßigkeit des zu erforſchenden Mechanis=
mus
ſtets voraus und vermag dieſen vorausgeſetzten Zweck als
beſondere Urſache in das Naturgeſchehen nicht aufzunehmen:
eine derartige Zweckurſache innerhalb der empiriſchen Wiſſen=
ſchaften
hat ihren Urſprung in einer Metaphyſik, die alle Begriffe
des wirklichen, konkreten Denkens zu eliminieren glaubte und ſie
nun in ungeordneten Scharen durch Hintertüren wieder herein
läßt. Die notwendigen Vorausſetzungen alles menſchlichen, und
daher auch des empiriſch=wiſſenſchaftlichen Denkens als not
wendige und daher in aller Vernunftätigkeit gegenwär
tige zu erkennen und aufzuzeigen, iſt aber nicht Aufgabe der
empiriſchen Forſchung, ſondern der Philoſophie.
Wenn der auch in den Einzelheiten höchſt intereſſante Ver=
ſuch
Palägyis, die biologiſche Forſchung auf ihren natürlich ſich

bietenden Ausgangspunkt, auf die Funktionen der anima sensi-
bilis
, zurückzurufen ebenſo wie die Reform der phyſikaliſch=
chemiſchen
Wiſſenſchaften durch Duhem eine Auferſtehung Ari=
ſtoteliſchen
Geiſtes bedeutet, ſo gilt dasſelbe für ſeine Auffaſſung
der Pſychologie, die in logiſcher Folge daraus hervorgeht: ſie
wird zur Wiſſenſchaft vom menſchlichen Geiſte und ſeinen Tätig=
keiten
, die die Funktionen des animaliſchen und des vegetativen
Lebens vorausſetzen, ſich auf ſie ſtützen, aber begrifflich von ihnen
geſchieden werden müſſen. Die Biologie auf Grund der mecha=
niſchen
Naturanſchauung hatte die äußeren Bewegungen des
Lebens abſtrakt gefaßt, ſich der Erforſchung des äußeren Mecha=
nismus
zugewandt, und ſie brachte es ſo zu einer Mechanik der
Sinneswerkzeuge, des Geſichts= Gehörorgans, des Nerven=
ſyſtems
und Gehirns. Dieſer Wiſſenſchaft der äußeren Erfah=
rung
entſprach ſeit dem 17. und 18. Jahrhundert eine ſolche der
inneren Erfahrung, des rein Pſychiſchen, das, wie die phy=
ſiſchen
Vorgänge durch einen äußeren Sinn, ſeinerſeits durch
einen inneren Sinn wahrgenommen werden ſollte.
Die Daten dieſes inneren Sinnes, die nun das unmittelbar Ge=
gebene
wurden, waren zunächſt die von ihrer organiſchen Baſis
losgelöſten, alſo frei in der Luft ſchwebenden Empfindungen und
Gefühle; aber auf eine Fläche mit ihnen wurden auch die gei=
ſtigen
Tätigkeiten des Denkens und Wollens projiziert, und man
beſtrebte ſich, dieſe auf jene zurückzuführen. Es entſtand auf dieſe
Weiſe eine Mechanik der paſſiv gedachten ſeeliſchen Vor=
gänge
; die aber, um ihre Atome in Gang zu bringen, eine Reihe
unbewußter Faktoren hinzukonſtruieren mußte eine Wiſſen=
ſchaft
, deren Prinzipien auch im modernen Denken noch eine
maßgebende und unheilvolle Rolle ſpielen, und die im 18. Jahr=
hundert
in der engliſchen Aſſoziations=Pſychologie ihre erſten
Triumphe feierte. Dem gegenüber wird die Pſychologie, wie ſie
Palägyi unter Berufung auf die antiken Denker begründet, durch
die begriffliche Trennung von geiſtiger, d. h. Vernunfttätigkeit
und ſinnlichen Prozeſſen, zu einer Wiſſenſchaft des ſelbſtbewuß=
ten
Geiſtes, die ſich ihres Objektes nicht durch einen inneren
Sinn ſondern denkend bemächtigt und daher auch ihre eigenen
Methoden ausbilden muß. Dieſe Andeutungen müſſen hier genügen.
Wenn es unſere Aufgabe war, über den weſentlichen Inhalt
der naturphiloſophiſchen Vorleſungen Palägyis Bericht zu er=
ſtatten
, ſo glaubten wir das erſtrebte Ziel dadurch zu erreichen,
daß wir anſtatt dem Gedankengange des Werkes zu folgen
die im Mittelpunkte des Ganzen ſtehenden Fragen im Zuſam=
menhang
mit der philoſophiſchen Forderung der Zeit aufzufaſſen
ſuchten: d. h. wir wollten ihren prinzipiellen Geſichtspunkt ſo=
weit
das innerhalb der Grenzen eines Zeitungsartikels gelingen
kann aus der philoſophiſchen Aufgabe der Gegenwart heraus
zu motivieren ſuchen und ſo den Reſonanzboden aufzeigen, der
ſtets gegeben ſein muß, wenn wiſſenſchaftliche Gedanken in die
Zeitbewegung klärend und fördernd eingreifen ſollen.

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Seite 4

Mittwoch, den 29. Oktober 1924

Nummer 301.

* Die Teuerung in Italien.
Von unſerem römiſchen Korreſpondenten.
Dr. T.,, Rom, Ende Oktober.
Die immer weiter fortſchreitende Teuerung in Italien
entwickelt ſich nach und nach aus einer wirtſchaftlichen Frage zu
einer politiſchen, propagandiſtiſchen Angelegenheit, da eine für
die breite Maſſe höchſt fühlbare Preisſteigerung ſelbſtverſtändlich
jeder Oppoſition den beſten Stoff zu Angriffen gegen die Regie=
rung
bietet. Dieſe Angriffe ſind um ſo wirkſamer, als ſie aus
dem rein politiſchen Rahmen herausfallen, und dadurch auch
ſolche Leute zu den Mißvergnügten hinüberziehen, die bei Fra=
gen
mit klarem parteipolitiſchen Charakter nicht ohne weiteres
umfallen.
Die Teuerung hat in Italien ſeit einigen Wochen ganz regel=
mäßig
man möchte faſt ſagen, von Tag zu Tag zugenom=
men
. Der Fremde merkt es am Anziehen der Preiſe in den
Hotels, der Einheimiſche an den erhöhten Preiſen auf dem Markt
und in den Läden. Man kann ohne Uebertreibung ſagen, daß
man augenbliälich ſicher 2025 Prozent mehr an Geldes=
wert
in Rom verbraucht wie etwa im vorigen Jahre zur gleichen
Zeit, alſo ehe der Fremdenzuſtrom aus Deutſchland einſetzte.
Dieſer Mehrverbrauch läßt ſich aber nicht nur aus dem erhöhten
Fremdenverkehr und aus der inzwiſchen geſunkenen Kaufkraft
der italieniſchen Lire erklären. Unter Berückſichtigung der Ver=
ſchlechterung
der italieniſchen Valuta dürften die Preiſe ſich höch=
ſtens
um etwa 10 bis 12 Prozent angepaßt haben. Der Frem=
denverkehr
andererſeits, der im vergangenen Winter und Früh=
jahr
eine Preistreibung hervorrief, hat doch vorwiegend nur das
Hotelgewerbe und ſeine Anhängſel berührt, nicht aber auf den
allgemeinen Markt einen Einfluß gehabt. Jetzt aber ſteigen alle
Preiſe mit einer verdächtigen Gleichmäßigkeit. Man nennt dafür
zwei Hauptgründe: einmal die Steigerung aller Preiſe
auf dem Weltmarkt (auch London und Moskau hätten höhere
Preiſe gegen früher) und zweitens den Einfluß der Spekulation
auf das Anno Santo das Heilige Jahr. Wie weit die
erſte Behauptung richtig iſt, mag dahingeſtellt werden, denn es
bedürfte zunächſt eines genauen ſtatiſtiſchen Materials, um zwi=
ſchen
Preisſteigerung infolge Valutaentwertung und Verteue=
rung
infolge Weltpreiserhöhung genau unterſcheiden zu können.
Es ſind aber eben nicht nur importierte Waren, ſondern auch
Lebensmittel im Preiſe geſtiegen, bei denen eine dauernde effek=
tive
Ueberproduktion eine Preisſteigerung merkwürdig er=
ſcheinen
läßt.
Anders ſteht es mit der Berufung auf das Heilige Jahr.
Es iſt ja bezeichnend, daß in Rom die Preiſe viel ſtärker ange=
zogen
haben, als irgendwo in der Provinz. Florenz oder Genua
ſind weſentlich billiger geblieben wie die Hauptſtadt. Der ſpeku=
lative
Charakter des römiſchen Volkes beſchäſtigt ſich eben mit
dem für das nächſte Jahr zu erwartenden Pilgerzuſtrom der=
artig
, daß er ſchon jetzt ſozuſagen den Gewinn eskomptiert. Man
bekommt ſchwer möblierte Zimmer, weil die Vermieter ſich nur
zu hohen Preiſen auf längere Zeit feſtlegen und ihre Zimmer
im Heiligen Jahr lieber auswuchern wollen. Aber die Leute
könnten ſich leicht täufchen. Man erzählt ſich, daß vor 25 Jahren
die Sache genau ſo lag: Ungeheure Hoffnungen auf das Heilige
Jahr, allgemeine Teuerung und ſchließlich ein ziemlicher Katzen=
jammer
, weil die hochgeſpannten Erwartungen bei weitem nicht
erreicht wurden. Denn die Pilgerſcharen bringen zwar Geld
ins Land, aber die Fremdeninduſtrie hat weniger davon, als man
denkt. Die Pilger kommen alle in organiſierten Zügen hierher,
wohnen in Maſſenquartieren und werden raſch wieder abgeſcho=
ben
. Die freien Wanderer aber, die ſonſt in den kleinen Hotels
oder möblierten Zimmern wohnen, ſcheuen den großen Trubel
und meiden Rom genau ſo wie die wohlhabenden Reiſenden, die
ihre Romreiſe auch lieber nicht gerade in Anno Santo unter=
nehmen
. Es iſt alſo ſehr fraglich, ob nicht auch diesmal die
ſpekulative Ueberteuerung gerade zum Schaden ansfällt und
noch mehr Leute vom Beſuche Roms abhält, als die allgemeine
1Scheu vor zu großen Menſchenanſammlungen dies ſchon ohne=
hin
tut.
Auf keinen Fall aber genügt der Hinweis auf das Anno
Santo dazu, die Preisſteigerung an ſich ſchon zu erklären. Hier
kommen außer der Valutgerniedrigung noch beſondere Zuſtände
am inneren Markt hinzu. Der Lebensmittelmarkt liegt vorwie=
gend
in den Händen der ſogenannten Bagarini die zugleich
Lieferanten und Makler ſind, ein an ſich ſchon unhaltbarer Zu=
ſtand
. Da er aber unhaltbar iſt, friſtet er dieſes unmögliche Da=
ſein
ſchon ſeit einem halben Jahrhundert. Es iſt bezeichnend,
daß im Jahre 1878 der Direktor der ſtädtiſchen Polizei von Rom
bereits ſchrieb: Der römiſche Markt iſt in den Händen der ſogen.
Bagarini, die nach ihrer Art Produzenten und Konſumenten
tyranniſieren, ſei es bei Aufkauf der Waren, ſei es bei der Preis=
feſtſetzung
. . . Die Bagarini ſind eben zugleich Händler und
Senſale, Händler, indem ſie kaufen und an andere Bagarini ver=
kaufen
, Makler, indem ſie Preiſe feſtſetzen und dem Markt ihre
Geſetze auflegen. Dieſe Darſtellung hat noch heute faſt voll=

ſtändig ihre vollkommene Geltung. Man kann ſich vorſtellen,
wie hoch infolge dieſer Zuſtände der Verluſt des Publikums
durch die Zwiſchengewinne der Bagarini iſt. Deshalb will auch
die Regierung zunächſt gegen die Auswüchſe des Zwiſchenhan=
dels
vorgehen. Wie weit das möglich ſein wird, erſcheint noch
zweifelhaft. Denn es iſt überall ſchwer, in alte Gewohnheiten
und Gewohnheitsrechte, auch wenn ſie von Uebel ſind, einzu=
greifen
und Ordnung zu ſchaffen, wenn dabei Marktkreiſe und
ihr Geldbeutel geſtört werden. Denn auf dem Markte wird auch
im neuen Rom die öffentliche Meinung gemacht.
Schließlich iſt es überhaupt ja noch gar nicht wirklich geklärt,
welche Kräfte letzten Endes hinter der Preisſteigerung ſtecken.
Da die Oppoſition ſich der ganzen Frage derart propagandiſtiſch
annimmt, iſt es gar nicht unmöglich, daß die Tendenz zur Preis=
ſteigerung
noch durch finanziell und politiſch intereſſierte Kreiſe
geſtärkt wird, um der Agitation gegen die Regierung dauernd
Stoff zu liefern. Die Kuliſſenarbeit bei derartigen Vorgängen
iſt für den Unbeteiligten kaum feſtzuſtellen, aber man kann ſich
des Eindruckes nicht erwehren, daß dieſe ganze Frage des Caro=
viveri
etwas ſehr in der Preſſe aufgebauſcht wird. Es iſt alles
teurer geworden, das iſt nicht nur ſicher, ſondern auch unbequem.
Aber dieſe Tatſache beſteht nun ſchon ſeit mehreren Wochen. Die
Aufregung in der oppoſitionellen Preſſe iſt aber erſt zu der be=
wußten
Siedehitze geſtiegen, als die politiſchen Stimulantien der
unbotmäßigen Faſziſtenhäuplinge ihrer Wirkung beraubt waren.
Man muß die Frage der Teuerung im Auge behalten, nicht nur
weil man täglich daran erinnert wird, ſondern weil die Teue=
rung
auch noch teuer zu ſtehen kommen könnte.

Die Lage in Cnina.
Wu Pei Fus Gegenaktion.
London, 28, Okt. Nach einer Reutermeldung hat General
Wu Pei Fu ſein zeitweiliges Hauptquartier in Taku aufgeſchla=
gen
und eine Mitteilung an das diplomatiſche Korps gerichtet,
worin er den chriſtlichen General Feng Ju Hſiang als Verräter
bezeichnet. Er wäre im Begriff, ein Heer von 100 000 Mann auf=
zuſtellen
und Feng Ju Hſiang aus Peking hinauszuwerfen und
die Ordnung wiederherzuſtellen.
Der amerikaniſche Kreuzer Huron in Taku hat 100 Marine=
ſoldaten
an Land geſetzt, die ſofort nach Peling abgefahren ſind.
Keine Intervention Japans in China.
Gegenüber zahlreichen Meldungen, die aus gewiſſen japa=
niſchen
Truppenverſchiebungen in der Mandſchurei auf eine be=
vorſtehende
Intervention Japans in den nordchineſiſchen Gebie=
ten
ſchließen wollen, iſt daran zu erinnern, daß die Großmächte
nach dem ſog. Boxer=Protokoll von 1901 auch im Falle von Feind=
ſeligkeiten
berechtigt ſind, gewiſſe Punkte der wichtigen chineſiſchen
Bahn, darunter Tientſin, Chingwangtao und Schanghaikwan zu
beſetzen bzw. ihre dortigen Befatzungen zu verſtärken, um Bahn=
zerſtörungen
durch die kämpfenden Truppen zu verhindern und
ihre eigenen Intereſſen zu wahren. Wenn Japan alſo in jüng=
ſter
Zeit zwei Torpedobootszerſtörer nach Tientſin und 200 Mann
nach Schanghaikwan geſandt hat, ſo brauchen dahinter nicht unter
allen Umſtänden Interventionsabſichten vermutet zu werden.
Die neue chineſiſche Regierung.
Aus Peking wird gemeldet, daß die neue chineſiſche Regie=
rung
wie folgt gebildet worden iſt: Premier und Außenminiſter
Dr. Wang, Verkehrsminiſter Huang Fu, Finanzminiſter Kung
Hai Schow, Kriegsminiſter Li Schu Scheng, Unterrichtsminiſter
Li Schih Tſeng, Handelsminiſter Wang Hai Ping.
* Die Beilegung der ungariſchen
Kabinettskriſe.
Budapeſt, 28. Okt. (Priv.=Tel.)
Wie wir bereits vor einigen Tagen meldeten, kann die Stel=
lung
des Kabinetts Bethlen als geſichert betrachtet werden. Nun
iſt auch die formelle Einigung zwiſchen dem Miniſterpräſidenten
und der Pertei der kleinen Landwirte zuſtande gekommen. Die
in 16 Punkten zuſammengefaßten Forderungen der kleinen Land=
wirte
hat die Regierung vorbehaltslos angenommen, was die
ſchnelle Durchführung der Bodenreform bedeutet und gleich=
zeitig
das Wahlprogramm der Regierung auf eine breitere
Grundlage ſtellt. Der Wiedereintritt des Ackerbauminiſters Szabo
in das Kabinett Bethlen iſt nur eine Zeitfrage. Eine ſchrittweiſe
Rekonſtruktion des Kabinetts wird in Ausſicht geſtellt. Dieſe
Stellung der Dinge bedeutet einen Sieg der Partei der kleinen
Landwirte, die ſie in Anbetracht der kommenden Wahlen unbe=
dingt
brauchte, in der Wirklichkeit aber einen erneuten Erfolg der
Mehrheitspartei und des Grafen Bethlen.

Um Maſarnks Nachfolgeſchaft.
Von unſerem Korreſpondenten.
Prag, im Oktober.
Innerhalb der tſchechiſchen Parteien hat ein erbitterter
Kampf um die Nachfolgeſchaft Maſaryks eingeſetzt und zur Bil=
dung
einer Reihe von Cliquen geführt, die von dem Beſtreben
erfüllt ſind, für den Fall einer Vakanz auf dem Prager Hradſchin
möglichſt ausſichtsreiche Kronprätendenten bereitzuſtellen. Um
nicht allzu offen die Abſicht erkennen zu laſſen, benützt die tſche=
chiſche
Preſſe das Herannahen des 28. Oktober, des Geburtstages
der tſchechoſlowakiſchen Republik, Unterſuchungen darüber anzu=
ſtellen
, welcher Tätigkeit die Tſchechoſlowakei ihre Selbſtän=
digkeit
zu verdanken hat: der Arbeit der im Lande während
des Krieges unterirdiſch arbeitenden Maffia, aus deren
Mitte die Initiatoren des Prager Umſturzes hervorgegangen
ſind, oder der Wirkſamkeit der im Auslande tätigen
politiſchen Flüchtlinge aus Böhmen. Das heißt mit
anderen Worten, es wird verſucht, feſtzuhalten, ob dem geiſtigen
Haupte der Maffia Dr. Kramarſch oder den Repräſentan=
ten
der Auslandsrevolution Dr. Beneſch und Maſaryk das
größere Verdienſt an dem Werke zur Selbſtändigmachung der
tſchechiſchen Nation zufällt. Dieſe Unterſuchungen, die ſelbſt=
verſtändlich
die von Kramarſch inſzenierte Inlandsrevolution als
ausſchlaggebend für das Gelingen der tſchechiſchen Selbſtändig=
keitspläne
feſthält, ſind nichts anderes als ein Deckmantel für die
Beſtrebungen der nationaldemokratiſchen Kreiſe; Maſaryks
Thron auf dem Hradſchin für ihren Führer und
Heiland Kramarſch zu okkupieren. Das Rude
Pravo das Blatt der tſchechiſchen Kommuniſten, hat ſchon vor
längerer Zeit über den Wettlauf um den Herrſcherſitz auf dem
Hradſchin intereſſante Enthüllungen veröffentlicht, die aber von
den Koalitionsblättern mit Entrüſtung zurückgewieſen und als
bösartige Erfindungen bezeichnet wurden. Aber die Gerüchte
über den Kronprätendenten ſind weiter gegangen, und eines
Tages hat ein tſchechiſches Blatt die Liſte der drei Männer ver=
öffentlicht
, die für die Nachfolgeſchaft Maſaryks in Frage kom=
men
; es ſind dies der Führer der Nationaldemokraten Dr. Kra=
marſch
, der heute ſchon von ſeinen Anhängern als Unſer
Präſident begrüßt wird, der von den Agrariern protegierte
Miniſterdräſident Svehla und der Nationalſozialiſt und
Miniſter für Auswärtiges Dr. Beneſch.
Die jetzt aufgetauchte Erörterung der Frage um die Ver=
dienſte
Maſaryks, Kramarſchs und Beneſchs iſt der erſte Schach=
zug
der Kramarſchianer gegen Maſaryk und Beneſch. Dr. Spehla
erſcheint ihnen ungefährlich und dürfte auch wohl bei einer engen
Konkurrenz ausſcheiden. Das Wettlaufen werden Beneſch und
Kramarſch zu beſtreiten haben.
Die Anhänger Kramarſchs tun ganze Arbeit. Sie führen dem
tſchechiſchen Volke die Arbeit Kramarſchs in der Mafſia und die
Vorteile, die der Nation aus einer Thronbeſteigung Kramarſchs
erwachſen würden, immer wieder vor Augen. Die Politik
der Fauſt, deren unentwegter Vorkämpfer Kramarſch iſt,
ſcheint ihnen der einzig gangbare Weg zur Konſolidierung des
Staates, während ſie die auf Ausgleich und Verſtändigung hin=
zielende
Politik Beneſchs als ſchwächlich und unhaltbar darzu=
ſtellen
verſuchen. Bei der Einſtellung dieſes Volkes iſt ihnen die
Arbeit nicht allzu ſchwer gemacht, denn in Prag feiert nach wie
vor der Geiſt der Chauvins die glühendſten Triumphe. Die An=
zeichen
laſſen einen erbitterten Kampf erwarten, und es iſt heute
wohl ſchwer zu ſagen, wer von den beiden Duellanten ſich die
Palme des Sieges erringen wird. Einem Regime Kramarſch kann
jedenfalls keine lange Lebensdauer beſchieden ſein, denn die von
ihm bisher eingehaltene Linie muß in allen gemäßigten Kreiſen
mißbilligt werden. Die Deutſchen in der Tſchechoſlowa=
kei
würden von dem Tage an, da Kramarſch Einzug hielte auf
dem Hradſchin, noch mehr als bisher ihrer Rechte beraubt wer=
den
, und die Slowaken und Ungarn, bei denen längſt
Erbitterung gegen die von den Nationaldemokraten dik=
tierte
Gewaltherrſchaft platzgegriffen hat, würden nur um ſo ſtür=
miſcher
als bisher die Forderung nach Autonomie er=
heben
; dadurch käme die Tſchechoſlowakei in einen Zuſtand inne=
rer
Zerriſſenheit, deren Wirkungen ſich ſchon nach kurzer Zeit
zeigen müßten.
Der widerliche Streit um den Thronſeſſel des alternden
Maſaryk dauert an. Wie muß dem Greis, den die Dankbarkeit
des tſchechiſchen Volkes zum Herrſcher gemacht hat, zumute ſein
vor dieſem Ringen, das ſeinen Tod nicht erwarten kann, den Tod
des erſten Präſidenten der tſchechoſlowakiſchen Republik?!

* Hauptmanns neueſter Roman.
Haben Sie ihn ſchon geleſen? Wie heißt er eigentlich? Sehr,
ſehr langer Titel! Die Inſel der großen Mutter oder Das Wunder
von Ile des Dames und S. Fiſcher, Berlin, hat gleich 25 Auflagen da=
von
gedruckt. Wenn ein unbekannter Autor dieſen ſogenannten Roman
geſchrieben hätte, der gar keiner iſt, der ganz realiſtiſch und dennoch
voller Unwahrſcheinlichkeiten beginnt und in nebelhafter Phantaſie endet.
in der ſchwachen Handlung noch verworven . . ." Iſt das Thema ſelbſt
nicht ſchon typiſch für ein Alterswerk? Ueber hundert Frauen, keine
einzige reinraſſig, ſondern ſeltſam vermiſcht, allein mit einem Knaben auf
einer Südſeeinſel moderne Menſchen, die ſich ihr Hausgerät gleich
à la Van de Velde machen müſſen und ach, wie bald an das Myſterium
der vaterloſen Mutterſchaft inbrünſtig glauben ja, man kann das
ſchon Altersthema nennen. Schon deshalb, weil all dieſen Menſchen das
innerſte Leben fehlt, ſo viel ſie einherreden, ſo ſehr ſie mit der Lektüre
indiſcher Mythologie und griechiſcher Klaſſiker angefüllt ſind. Der Dichter
hat verſchiedene Sommer auf der Inſel Hiddenſee zugebracht. Mit Luſt
beſchreibt er alſo ſchöne badende Frauen. Aber was auf Hiddenſee Selbſt=
verſtändlichkeit
iſt, muß auf einer einſamen, unbewohnten Südſeeinſel zur
Farce werden, kann ſtatt Glauben nur Lächeln finden. Bei den primitiv=
ſten
Dingen muß man an Tarzan denken, beim Milieu an Laurids Bruun,
der uns weit intenſiver in den Bann ſeiner Landſchaft und der Leidenſchaft
ſeiner Perſonen zwingt. Auch der Prophet Gerhart Hauptmann beweiſt
ſich wieder einmal. Auf Seite 13 ſteht der Satz: Berlin iſt übrigens
der Sitz des Präſidenten der deutſchen Republik. Und darunter iſt als
Fußnote zu leſen: Dieſe Stelle wurde im Jahre 1916 geſchrieben." Zu
einer Zeit, da der Dichter, als Sprecher ſeines Volkes, bekanntlich, mit
dem Roten Adlerorden mit der Krone gekrönt, verſchiedentlich noch laut
zum Durchhalten aufforderte. Heute iſt es ihm anſcheinend wichtiger.
den Propheten der Republik geſpielt zu haben ſchon weil man des
öfteren bei Ebert eingeladen wird natürlich ohne den Roten Adler mit
der Krone. Männerſtolz vor Königs=, bezw. Präſidententhronen. Und
was die Gläubigkeit der verehrten Leſer anbetrifft, ſo ſcheint der Autor
allmählich ihrer ſelbſt etwas unſicher geworden zu ſein. Auf Setie 258
ſchreibt er nämlich: Man iſt ſich bewußt, durch die Beſchreibung von
einer Art Wolkenkuckucksheim geſteigerten Anſpruch an Leichtgläubigkeit
geſtellt zu haben und außerdem ein wenig abſeits und ins Beſondere ge=
raten
zu ſein. Ein wenig ſehr abſeits ein wenig gar zu häufig.
Doch, wenn er Tempo in die dünne Handlung bringen will, ſo macht er
das alſo: Holterdipolter brachen die Mütter auf . . ." Verſchiedene Male
holterdipoltert es ſich ſo fort: Und dann reden ſie wieder, reden lange
Eſſahs, richtigen Kaffeeklatſch, weil ſich ſchließlich zu all dem Guten, das
in dieſer Geſamtheit nur eine phantaſtiſche Dichterinſel, die beſtimmt hin=
ter
jeder Südſee liegt, bieten kann, auch noch die Kaffeebohne vorfindet,
volkswirtſchaftliche Abwandlungen lyriſche Gedichte im Stil des älteſten
Goethe, weshalb ſich auf beſcheret auch wiederkehret reimen muß; und
dann wird Goethes Fauſt obendrein noch ausführlich zitiert, weil ſo
etwas ſtets an den Weltgeiſt anſchließt, und dann heißt es ſchließlich:
Da fällt mir eine Strophe der bacchiſchen Chöre ein . . ." Wäre ihm
doch manches andere eingefallen! An Thema, Handlung, lebendigſter
Geſtal=ungskraft. Darüber hätten wir ſelbſt etwas an eigenbrötleriſcher
Grübelei und nicht zu vermeidenden Alterserſcheinungen in Kauf genom=
men
. Aber nur das und jenes ! Das harte ablehnende Urteil,
das bereits ſämtlichen letzten Werken K=ptr=nn ut wa b, karn hier

nur noch enttäuſchter, definitiver wiederholt werden. Welch Meiſterwert
war dieſem ſogenannten Roman gegenüber, der nur wenige aus Tradi=
tion
begeiſterte Leſer finden kann, noch der Ketzer von Soana! Hier
beginnt der Fluch des beſchriebenen Papiers, das den Autor zu einem
nebelhaften Beſtandteil der Utopie werden ließ, die er geſtalten wollte. Es
blieb bei einem Willen. Es bleibt bei der großen Enttäuſchung.

Kunſi, Wiſſenſchaft und Leben.
Akademiſche Vorleſungen über evangeliſches
Schrifttum. Der Direktor des Evang. Preßverbandes für
Deutſchland, Pfarrer A. Hinderer, iſt eingeladen worden, im.
laufenden Winterſemeſter an der Berliner Univerſität eine Reihe
von Vorleſungen über das Preſſeweſen des deutſchen Proteſtan=
tismus
zu halten.
Deutſche ärztliche Miſſion. Die deutſche ärztliche
Miſſion, deren Zentralſtelle das bekannte Tübinger Deutſche In=
ſtitut
iſt, hat zurzeit mit erheblichen wirtſchaftlichen Schwierig=
keiten
zu kämpfen. Schon vor dem Kriege war das evangeliſche
Deutſchland in den Miſſionsgebieten nur durch 20 Aerzte ver=
treten
, gegenüber einer Zahl von annähernd 900, die von den
proteſtantiſchen Auslandsſtaaten entſendet wurden. Dieſe viel zu
kleine deutſche Anteilnahme, die in auffallendem Mißverhältnis
zur Bedeutung der deutſchen mediziniſchen Wiſſenſchaft ſteht, hat
ſich während des Krieges noch verringert. Zurzeit ſind 11 deutſche
Miſſionsärzte im Dienſt; in der nächſten Zeit ſollen weitere ſechs
junge Mediziner hinausgehen. Aber auch dann iſt die Beteili=
gung
noch bedauerlich gering im Hinblick auf die vielen ausge=
bildeten
Miſſionsärzte, die von den Miſſionsgeſellſchaften nur
wegen mangelnder Geldmittel nicht entſendet werden können.
Die Koſten für die ärztliche Ausrüſtung, für Medikamente und
Verbandſtoffe, die Ausreiſe und die bauliche Einrichtung am Be=
ſtimmungsort
ſind ſo erheblich, daß große Anſtrengungen nötig
ſein werden, um die zurückgebliebenen und gehemmten Leiſtungen
der deutſchen ärztlichen Miſſion den tatſächlichen Bedürfniſſen an=
zupaſſen
. Nur dann wird es möglich ſein, die bereit ſtehenden
Aerzte hinauszuſchicken und damit die deutſche Miſſions= und
Kulturarbeit wirkungsvoll zu fördern.
Ein neues Buch von Rudolf Presber iſt ſoeben im
Verlag Dr. Eysler u. Co. A.G. in Berlin SW. 68 unter dem Titel
Die Zimmer der Frau von Sonnenfels erſchienen. Preis
geheftet 4 Mk., Ganzleinen=Einband 5,80 Mk. In meinen früheren
Büchern iſt nie ven Frau von Sonnenfels die Rede geweſen; auch da
nicht, wo ich mal von meinem eigenen Leben erzählte. Und doch hat’s
mich bei jedem Buch gereizt, ſie hier und dort unterzubringen. Denn
Frau von Sonnenfels war entſchieden eine der wunderlichſten Perſonen,
die ich auf meinem an Begegnungen mit allerhand Sonderlingen, Nar=
ren
und Kapazitäten nicht armene Lebenswege angetroffen habe. Ja
und dann Frau von Sonnenfels bezeichnet nicht nur eine Perſon
dieſes Namens für znich eine zwar ſcharf und kräftig ausgeprägte

und äußerſt intereſſante Perſon, immerhin nur ein einzelnes Indivi=
duum
. Nein, Frau von Sonnenfels iſt mehr für mich Sie iſt ei
Komplex geworden, ein ganzer Komplex von Perſonen, Geſchichten,
Stimmungen, Erinnerungen. Ein Milieu und ein Stück Leben. So
beginnt der Dichter das erſte Kapitel, in dem er Frau von Sonnenfels
dem Leſer vorſtellt, und er ſchließt es mit den Worten: Wer aber dem
Lächeln in dieſer ernſten und immer trauriger ſich geſtaltenden Welt
noch ſeine Berechtigung zugeſteht, wer mit mir noch glaubt, daß
das Schickſal nicht nur die Menſchen prägt und zwickt und zermürbt,
und ſchindet und foltert und ſchließlich wie erledigte Puppen an die
Wand wirft nein, daß es auch zuweilen mit Einem harmlos ſpaßt,
wie mit Kindern, und ſein luſtig Spiel treibt mit ihren Schwächen, Träu=
men
und Eitelkeiten wohlan, wer ſo denkt, der reiche mir die Hand.
Und ich will ihn ein wenig leiten durch meine Welt, will ihm ein paau
Türen und ein paar Herzen öffnen und ihn lächelnd führen durch die
Zimmer der Frau von Sonnenfels.
Was der Dichter, deſſen Bücher zu den geleſenſten der neueren
deutſchen Literatur gehören und der mit ſeinem goldenen Humor Hun=
derttauſende
erfreute, in dieſen liebenswürdigen Worten verſpricht,
wird in dieſem neuen Buche im reichſten Maße gehalten.

Die Sammlung Kirchhoff in Wiesbaden.
In den Räumen des Naſſauiſchen Kunſtvereins
im Neuen Muſeum iſt wieder einmal die Sammlung
Kirchhoff eingezogen, diesmal in der Auswahl von Nolde
bis Grosz, mit vielen Neuerwerbungen des letzten Jahres. Man
muß Kirchhoff zwei Dinge hoch anrechnen: ſeine Kunſt, zu ſam=
meln
, und ſeine Bereitwilligkeit, das Geſammelte der Oeffent=
lichkeit
zu gönnen. Doppelt verdienſtlich in Wiesbaden, wo das
Sammlertum immer noch in recht ſchwerfälliger Entwicklung ſteckt.
Das Hauptſtück der Sammlung iſt nach wie vor die Maria
von Aegypten von Nolde. Brutal in der Technik; aber über=
wältigend
in der Sprache des Herzens. Dann iſt da eine Fa=
milie
, deren drei blaue Augenpaare dem Beſchauer durch den
Saal nachgehen, und der Buddha mit ſeiner myſtiſchen Glas=
fenſtertransparenz
. Und eine Reihe farbenſchöner Aquarelle.
Kokoſchka Heckel, Marc ſind ja nur einmal vertreten;
letzterer mit ſeinen dämoniſchen Wölfen. Ein paar feine kleine
Aquarelle ſieht man von Macke. Ergiebig kommt Rohlfs,
der Ewigjunge, zu Wort; charakteriſtiſch auch Felixmüller.
Von Grosz wirkt beſonders die grandioſe Straßenſatyre als
ſtarker Eindruck. Schließlich entführt uns dann Klee in jene
von Oſtaſien befruchtete Myſtik, wo ſich die maleriſchen Mittel
mit denen der Muſik vertauſchen und Farbe und Form uns in
die Welt der Tonſchwingungen verſetzen. Strenger im male=
riſchen
Prinzip bleibt A. v. Javlensky. Seine Myſtik iſt
verſtändlicher, freilich nicht im populären Sinne. Seine alle=
goriſchen
Phänomene umgibt der Zauber der Entrücktheit, aber in
wunderbarem Rätſel zugleich der Zauber der Atemnähe. M. E

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[ ][  ][ ]

Rummer 301.

Aus der Landeshauptſtadt.
Darmſtadt, 29. Oktober.
* Die Bautätigkeit im nördlichen Staditeil.
In der Frankfurter Straße wird gegenwärtig das Gleis der
Straßenbahn gelegt, die von dem Gebäude des Amtsgerichts bis zur
Merckſchen Fabrik geht. Die Frankfurter Straße iſt die Hauptverkehrs=
ader
, die zum nördlichen Stadtteil führt und ihn erſchließt; es iſt des=
halb
die Straßenſperre, die mehrere Wochen dauern wird, eine ſchwere
Belaſtungsprobe für das nördliche Viertel, denn es iſt vielleicht das
verkehrsreichſte unſerer Stadt. Es iſt die gegebene Verbindungslinie
mit Frankfurt, was ſchon der umfangreiche Automobil= und Laſtwagen=
verkehr
beweiſt, der ſonſt die Frankfurter Straße ſo belebt. Dem ſtar=
ken
Fuhr= und Fußgängerverkehr entſoricht keineswegs die ſpärliche
Beleuchtung des ganzen Stadtteils, zumal in der Frankfurter Straße
das Pflaſter entfernt iſt und die Steinhaufen zum Teil auf den Bürger=
ſteigen
aufgeſchichtet ſind. Auch die Seitenſtraßen, die jetzt ſtärker be=
gangen
werden, ſind ebenfalls ſehr ſpärlich beleuchtet, überall ſieht
man die Laternenpfähle ragen, denen die Laternen fehlen. In der
übrigen Stadt iſt die Meinung verbreitet, als wäre der Bezirk um das
Gaswerk beſſer daran, als die übrigen, aber auch für dieſen fließt die
Gasquelle nicht reichlicher als anderwärts. Erſt kürzlich wurde in einer
Verſammlung des Bezirksvereins Nord der Deutſchen Volkspartei
Klage geführt, über die unzureichende Straßenbeleuchtung.
Der nördliche Stadtteil iſt in ſtarker Umbildung begriffen; es ſind
dert die ſtärkſten Entwicklungsmöglichkeiten vorhanden, die vorausſicht=
lich
durch die Straßenbahn in der Frankfurter Straße und die Weiter=
führung
der Linie vom Schloßgartenplatz nach dem Riegerplatz zur Er=
ſchließung
des Martinsviertels noch ſehr gefördert werden. Insbeſon=
dere
wird der Norden unſerer Stadt eine große Rolle ſpielen bei der
Verſorgung der vielen Wohnungsſuchenden. Schon einmal war dies
der Fall, als bei den Altſtadtdurchbrüchen ſich als nötig erwies, eine
größere Zahl von Bewohnern unter Dach zu bringen. Jedoch war da=
mals
die Aufgabe ein Kinderſpiel, gegen die heutigen Verhältniſſe.
Aber auch diesmal hat man dieſelbe Gegend, den Rhönring, dazu aus=
erſehen
; bereits iſt ein Teil davon in den letzten Jahren bebaut wor=
den
.
Im Nordbezirk von Darmſtadt iſt die Stadtverwaltung in großem
Maßſtab als Bauherr aufgetreten; ſie hat unter Leitung von Bürger=
meiſter
Buxbaum dort eine Reihe von Bauten errichtet, die zu den
bemerkenswerteſten in unſerer Stadt zählen. Die Kyritz=Schule hat
zwar nicht die Monumentalität der Anſtalten an der Lagerhausſtraße,
dafür iſt ſie aber reicher gegliedert; namentlich iſt der Bogen, der die
Plönnies=Straße überbrückt und der eine Turnhalle trägt, nicht allein
eine überaus glückliche Löſung der Platzfrage, ſondern auch eine ge=
radezu
ſehenswerte architektoniſche Leiſtung. Das 7. Polizeirevier in
der Schwanenſtraße iſt ein kleiner Schmuckbau, der, im Innern der
Stadt oder an einer verkehrsreicheren Straße gelegen, die Aufmerk=
ſamkeit
noch gauz anders auf ſich lenken würde. In der Zeit ſchlimmer
Wohnungsnot und großer Schwierigkeiten auf dem Baumarkt iſt das
Liebfrauenhaus entſtanden; in ſeiner Art wieder eine muſtergültige
Löſung nicht leichter architektoniſcher Aufgaben. Dieſe, an der Frank=
furter
Straße gelegenen beiden Häuſer, mit ihren Loggien ſind in man=
cher
Beziehung als vorbildliche Altersheime zu bezeichnen. In die Zeit
allergrößter Schwierigkeiten der Inflation fällt die Errichtung der
Häuſerreihe auf der nördlichen Seite des Rhönrings. Rein objektis
betrachtet, iſt es erſtaunlich, daß es gelungen iſt, Bauten in dieſem Aus=
maß
während jener kritiſchen Zeit zu errichten. Bürgermeiſtr Bux=
baum
hat aber hier gezeigt, wie mit den beſchränkteſten Mitteln, doch
Gebäude errichten werden konnten, die nicht allein ein gefälliges
Aeußere, ſondern auch eine praktiſche Inneneinteilung unter beſtmög=
licher
Ausnutzung des Raumes aufweiſen. Es iſt die Aufteilung der
breiten Fronten durch die Anordnung der Fenſter, die weſentlich dazu
beiträgt, den vorteilhaften Eindruck zu beſtärken, ferner gewiſſe Far=
benwirkungen
, wie das Not der Ziegeldächer, die Farbe der Fenſter=
läden
, der Anſtrich der Dachrinnen uſw., die dazu beitragen, den Maſ= Verfügung geſtellt hatte, auf die richtige Anwendung und Lage der Eiſen
ſenquartieren den Mietskaſernen=Charakter zu nehmen. Nicht zum
Wenigſten wird dies erreicht durch die gärtneriſche Anlage vor jedem
dieſer Häuſer; auch wird das Bild belebter mit der Zeit, wenn ſie mehr
bewachſen ſind. Immer muß man berückſichtigen, mit welch beſchränk=
ten
Mitteln hier eine ſtädtebauliche Löſung verſucht und erreicht wor=
den
iſt. Ferner werden die Häuſer und der Rhönring noch gewinnen,
wenn auch die nördliche Straßenſeite einmal mit Bäumen bepflanzt
werden ſollte. Die zuletzt gebauten Häuſer ſind inſofern den älteren
überlegen, als die Fronten reicher und gegliederter erſcheinen, weil die
Ecken erkerartig ausgebaut ſind. Ein Syſtem, das gewiſſe, aber nicht
beträchtliche Mehrkoſten verurſagt; im übrigen weiſen dieſe Häuſer die
gleichen Vorzüge wie die erſterwähnten auf.
Gegenwärtig iſt in dieſer Gegend nur noch ein Haus im Bau, und
zwar i der Nähe der Kreuzung des Rhönrings mit der Arheilger=
Straße. Aber wie bereits die Stadtverwaltung früher einmal erklärt
hat, wird das ganze Gelände bis hinauf zum Orpheum bebaut; es fehlt
nur an den Geldmitteln. Sobald es der Stadt gelingen werde, eine
größere Anleihe aufzunehmen, würden die dadurch erlangten Gelder
zu Bauzwecken verwendet werden. Man kann nur wünſchen, daß es
der Stadt bald gelingt, ferner daß die Häuſer am Rhönring gebaut
werden können und eine gewiſſe Entlaſtung des Wohnungsmarktes
eintritt. Vergleicht man die Bauten der ſüdlichen Straßenſeite mit
denen der nördlichen, die von der Stadt errichtet wurden, ſo muß un=
bedingt
ins Auge ſpringen, welche Fortſchritte ſeitdem die Anſchauun=
die
ſtädtiſche Bauverwaltung damit ſchrittgehalten und ſelbſt in einer
Zeit wirtſchaftlichen Niederganges neuen Erkenntniſſen und Ideen zum
Siege verholfen hat.

* Verſetzung in den Ruheſtand. Der Präſident des Verwaltungs=
gerichtshofes
Dr. jur. Dr.=Ing. Auguſt Carl Weber, tritt am 11. 11.
d. Js. auf Grund des 8 1 des Geſetzes über die Altersgrenze der Staats=
beamten
vom 2. Juli bzw. 19. Dezember 1923 in den Ruheſtand.
Den Penſionä en und Hinterbliebenen der früheren Hefſiſchen
Zoll= und Steuerverwaltung, die ihre Bezüge durch die Heſſiſche Ober=
finanzkaſſe
erhalten, iſt mit Genehmigung des Heſſiſchen Miniſteriums
der Finanzen vom 10. Oktober 1924 der Beitritt zur Heſſiſchen Beamten=
Krankenkaſſe nunmehr geſtattet, jedoch nur noch auf Anmeldung bis zum
31. Dezember d. Js. Die Anmeldung hat bei der Heſſiſchen Beamten=
Krankenkaſſe (Infanteriekaſerne 115, Darmſtadt) zu erfolgen.
Helene Wildbrunn wird am Freitag, den November, im
Heſſiſchen Landestheater ein einmaliges Gaſtſpiel als Jſolde in Richard
Wagners Triſtan und Iſolde abſolvieren. Der Vorverkauf für dieſe
Aufführung findet für Micter des Landestheaters am Montag, den 3.,
und Dienstag den 4. November ſtatt; für das übrige Puhlikum am
Mittwoch, 5. November. Am Sonntag, 2. November, wird als zweite
Vorſtellung der Sonntagsfremdenmiete Glucks Orpheus
und Eurydice in der Neueinſtudierung Ernſt Legals, muſikaliſche
Leitung Michgel Balling, gegeben. Anfang 7½ Uhr.
Verein der Freunde des Heſſiſchen Landestheaters. Der
für den 3. November vorgeſehene Geſellſchaftsabend muß ein=
getretener
Verhinderungen wegen verſchoben werden. Der neue
Termin wird rechtzeitig bekannt gegeben werden.
Volkshochſchule. An fünf Abenden behandelt Engelbert Graf
die umfangreiche und für die Politik und Wirtſchaft ſo ſehr bedeu=
tungsvolle
junge Wiſſenſchaft. Dieſe Vortragsreihe gehört mit zu den
lehrreichſten, welche die Volkshochſchule Darmſtadt ſeit Anfang ihrer
Tätigkeit veranſtaltet hat. Ein Gebiet des menſchlichen Wiſſens wird
uns erſchloſſen, das ſelbſt noch heiß umſtritten iſt und um ſeine Aner=
kennung
als Wiſſenſchaft noch ſchwer ringen muß. Aus einem nahe=
liegenden
, aber ſeither wenig beachteten Geſichtspunkt bei der Betrach=
tung
des Kulturlebens der Völker und der internationalen Zuſammen=
hänge
der Völker entſtand die Wirtſchaftsgeographie. Sie entſpringt
den Unterſuchungen, die jene allgemeine Wiſſenſchaft der Antropogeo=
graphie
über die Beziehungen zwiſchen Erde und Menſch als Kultur=
weſen
anſtellte, und ſie ſtützt ſich bei der Darſtellung auf Kulturmöglich=
keiten
der Meuſchheit vor allem und durchaus nur auf die Erforſchung
der Erde. Die Tatſachen der Bodenbeſchaffenheit der Erde, der Lage
der Länder, des Klimas uſw. ſcheinen ihr mehr über das Weſen der
Völker zu verraten und über ihre Bedürfniſſe und Lebensmöglichkeiten
als alle anderen allgemeinen Betrachtungen. So findet die Zuſam=
menhänge
zwiſchen Charakterveranlagungen der Menſchen und der Erde
und liefert zu der Erkenntnis wichtige Beiträge, daß man den Menſchen
nur ändert, wenn es gelingt, die Erde zu verändern. Engelbert Graf hat
eine ſo verſtändliche und lebendige Vortragsweiſe, daß jeder Teilnehmer
dieſes Kurſus ſich an dem Vortrag mit aller Aufmerkſamkeit beteiligen
muß. Der Vortrag enthält eine Fülle von intereſſanten und den mei=
ſten
noch unbekannten Beobachtungen der geographiſchen Forſchung.
Zur Bewältigung des Herbſtverkehrs iſt angeordnet, daß
die Güterabfertigung Darmſtadt Oſt auch an Sonntagen vormit=
tags
von 811 Uhr zur Abgabe von Eil= und Frachtſtückgut für
das Publikum offen gehalten wird.
Jugend=Herbergs=Lotterie. Die Ausgabe der Gewinne
findet nicht in der Jägertor=Schule, ſondern in der Jugend=Herberge,
Schützenſtraße 17, vom 30. Oktober bis einſchl. 5. November d. Js. ſtatt.
Ausgabezeit 912 Uhr vorm. und halb 36 Uhr nachmittags. Samstag
Echmittag iſt die Ausgabeſtelle geſchloſſen.

Mittwoch, den 29. Oktober 1924.

Innung für Sckioſſer, Maſchinenbauer und
verwandte Gewerbe.
Im Reſtaurant Kaiſerſaal (Fürſtenſaal) fand die feierliche Einfüh=
rung
der in dieſem Jahre neu eingetretenen Lehrlinge in die Innung
für Schloſſer, Maſchinenbauer und verwandte Gewerbe zu Darmſtadt
ſtatt. Die Verſammlung war ziemlich zahlreich beſucht, u. a. auch von
den Eltern und Meiſtern der Lehrlinge. Außer dem Vorſtand der
Innung war Herr Weißbindermeiſter Georg Kraus als Vertreter
des Ortsgewerbevereins und der Handwerkervereinigung, ſowie der Heſſ.
Handwerkskammer und Herr Louis Geher als Vorſitzender des Ge=
ſellenprüfungsausſchuſſes
der Innung anweſend. Das von Fräulein
Frieda Geyer (Klavier), Herrn Ludwig Geyer (Violine) und Herrn
Karl Fey (Cello) meiſterhaft vorgetragene Largo von Händel eröffnete
die kleine Veranſtaltung. Hierauf begrüßte Obermeiſter Karl Hein=
zerling
die Erſchienenen und kennzeichnete mit kurzen treffenden
Worten die Bedeutung der Meiſterlehre und die Wichtigkeit der hand=
werksmäßigen
Ausbildung. Er wies darauf hin, daß mit der Einfüh=
rung
der jungen Lehrlinge gleichzeitig die Aushändigung der Geſellen=
briefe
an neun Prüflinge verbunden werden ſolle, die jetzt erſt ihre Ge=
ſellenprüfung
vollenden konnten. Dieſe zwei wichtigen Ereigniſſe im
Leben der jungen Leute, der Beginn und das Ende der Lehrzeit, wür=
den
ſeitens der Innung in dieſem Jahre zum erſten Male gefeiert, ob=
wohl
der Brauch ſchon in Zunftzeiten beſtanden und erſt mit dem Ver=
fall
der Zünfte verloren gegangen ſei. Weiter erwähnt er die Bedeu=
tung
des Handwerks und die Erziehung eines brauchbaren und ſtreb=
ſamen
Nachwuchſes und ſchloß mit der Ermahnung an die jungen Leute,
den Meiſtern für die Uebermittelung der erforderlichen Fachkenntniſſe
ſtets Dankbarkeit bewahren zu wollen. Die Ausführungen des Herrn
Weißbindermeiſters Georg Kraus als Vertreter des Geſellenprüfungs=
ausſchuſſes
des Ortsgewerbevereins und der Handwerkervereinigung, ſo=
wie
der Heſſiſchen Handwerkskammer gipfelten in der Ermahnung, ſtolz
auf das Handwerk zu ſein, den Kopf oben zu behalten, ehrlich zu bleiben
und ſich immer als gute Deutſche zu fühlen. Dann würde jeder Ein=
zelne
zu ſeinem Teil an dem wirtſchaftlichen Aufbau unſeres Vaterlands
mitarbeiten. Anſchließend gedachte Herr Louis Geyer als Vorſitzen=
der
des Geſellenprüfungsausſchuſſes der Innung auch des ſchweren
Standes der Eltern der Lehrlinge, welche in der heutigen Zeit meiſt
recht bedeutende Opfer bringen müßten, um ihre Kinder 3½ Jahre lang
unter Ausſchaltung einer nennenswerten Verdienſtmöglichkeit ein ehr=
bares
Handwerk lernen zu laſſen. Er überreichte hierauf den Jung=
geſellen
mit Handſchlag die Urkunde über das Beſtehen ihrer Geſellen=
prüfung
und ermahnte ſie noch, ſtets auf ihre weitere Fortbildung be=
dacht
zu ſein. Obermeiſter Heinzerling ſchloß dann die ſehr anregend
verlaufene Verſammlung mit Worten des Dankes, beſonders an die er=
ſchienenen
Eltern der Lehrlinge, welche hierdurch ihr lebhaftes Intereſſe
an der Ausbildung ihrer Jungen bekundet hätten. Die von der erwor=
benen
Handfertigkeit der Junggeſellen Zeugnis ablegenden Geſellenſtücke
nebſt den Zeichnungen waren im Vorrgum des Fürſtenſaals geſchmack=
voll
ausgeſtellt und wurden von den Anweſenden einer eingehenden
Beſichtigung unterzogen.

Der Bund Alter Herren der Heſſiſchen Landesbaugewerkſchule
Darmſtadt eröfnete in der Aula der Landesbaugewerkſchule mit einem
Vortrag über /Eiſenbeton und Hohlſteindecken, ſeine dies=
jährige
Vortragsfolge. Im Laufe dieſes Winters ſollen noch verſchiedene
die Technik intereſſierende Fragen behandelt und zum Teil von Bun=
desbrüdern
und anderen berufenen Vertretern Vorträge gehalten wer=
den
. Den ergangenen Einladungen wurde zahlreich Folge geleiſtet,
ebenſo war das Lehrerkollegium der Schule vertreten. Mit beſonderer
Freude wurden viele Mitglieder aus den nunmehr wieder befreiten Ge=
bieten
begrüßt. Anſchließend an bereits im Laufe des Sommers ge=
haltene
Kurſe über Eiſenbeton ſollte dieſer Vortrag in kurzen Zügen die
Entwicklung des Eiſenbetons über die verſchiedenſten Syſteme bis zu
den heute vielfach angewandten Holſteindecken bringen. In klarer ver=
ſtändlicher
Weiſe wies der Vortragende, Herr Ing. Rickhof, Baubedarf
Darmſtadt, der ſich für dieſen Vortrag in liebenswürdiger Weiſe zur
im Eiſenbeton hin. An Hand verſchiedener Skizzen wurde gezeigt, daß
die falſche Anwendung des Eiſens im Beton anſtatt ſeinen Zweck zu er=
füllen
, geradezu zerſtörend wirkt. Die Entwicklung des Eifenbetons kenn=
zeichnete
Herr Rickkof durch folgende vier Etappen: 1. Volldecken, 2. Auf=
gelöſte
Decken, 3. Rippendecken mit und ohne ausgefüllte Hohlräume,
und 4. Steineiſen oder Hohlſteindecken, die heute infolge größerer Schall=
ſicherheit
und beſſerer Wärmehaltung vielfach dem Eiſenbeton vorgezogen
werden. Die Fabrikation der Hohlſteine, deren Form mehr oder weni=
ger
von dem zur Verfügung ſtehenden Rohmaterial abhängig iſt, die
verſchiedenſten Syſteme und Anwendungsmöglichkeiten und dergleichen
mehr wurden durch erklärende Skizzen an der Wandtafel erläutert. An=
ſchließend
fand eine rege Ausſprache ſtatt, und verſchiedene Fragen wur=
den
von Herrn Rickhof beantwortet. Mit großer Freude wurde die
Bildung weiterer Kurſe über Eiſenbeton für Anfänger und Vorgeſchrit=
tene
aufgenommen. Der Anfängerkurſus ſoll am 30. Oktober, abends
halb 8 Uhr, der Kurſus für Vorgeſchrittene am 8. November, nachmit=
tags
3 Uhr, in der Landesbaugewerkſchule beginnen. Anmeldungen
werden an den genannten Tagen noch entgegengenommeni.
Der Vorſtand des Verkehrsvereins Darmſtadt hielt eine bedeutſame
Sitzung ab. Es galt darin Beſchluß zu faſſen über den Antrag des
Herrn Bürgermeiſters Mueller, wonach die Durchführung der Darm=
ſtädter
Woche 1925 von dem Verkehrsverein vorgenommen werden ſoll.
Nach ernſthafter Prüfung kam der Vorſtand einſtimmig zu dem Beſchluß,
dem Antrag zuzuſtimmen. Jeder der anweſenden Herren iſt ſich bei
gen über das Wohnungsweſen und dieſes ſelbſt gemacht haben und daß dieſer Beſchlußfaſſung darüber klar geweſen, daß der Verkehrsverein da=
mit
eine große Verantwortung übernimmt; aber jeder war ſich auch klar
darüber, daß zukünftig viel geſchehen muß, um Darmſtadt ſeiner Be=
deutung
entſprechend wieder in den Vordergrund des Intereſſes zu
rücken. Dazu ſoll die Darmſtädter Woche 1925 der erſte Schritt ſein.
Aber nicht nur der Verkehrsverein darf die alleinige Laſt der Veran=
ſtaltungen
in 1925 tragen, ſondern es gehört als Helfer jeder Darmſtäd=
ter
dazu, der ſeine Vaterſtadt liebt. Wenn alle Beteiligten mit dem=
ſelben
geſunden Optimismus an das Unternehmen herantreten, wie es
der Verkehrsverein getan hat, dann hnn ein reicher und ſichtbarer Er=
folg
nicht ausbleiben. Als Vorſitzender der Darmſtädter Woche wurde
Herr Stemmer ſen. gewählt, der von Herrn Bürgermeiſter Mueller und
Herrn General a. D. Fehr in der Hauptgeſchäftsleitung unterſtützt wird.
Die Geſchäftsſtelle liegt in den Händen des Herrn Verwaltungsinſpek=
tors
Sulzmann, Stadthaus, Zimmer 44. Tel. Stadtamt.
* Vereinigte Geſellſchaft. Die Vereinigte Geſellſchaft veranſtaltete
in ihren mit künſtleriſchem Geſchmack neu hergerichteten Geſellſchafts=
räumen
ihr erſtes Winterkonzert, das einen vollen Erfolg zu
verzeichnen hatte. Das eine Stunde umfaſſende Programm enthielt
Werke für zwei Violinen, Geſang, Violine und Klavier. In liebens=
würdigſter
Weiſe ſtellten ihre Kunſt zur Verfügung: Frau Kuhn=Liebel
vom Heſſiſchen Landestheater, Fräulein Eliſabeth Dieffenbach und Herr
Willy Heuſer von der Städtiſchen Akademie für Tonkunſt (Violine), ſo=
wie
Herr Kapellmeiſter Simon (Klavier). Eingeleitet wurde der Abend
mit Händels herrlicher Sonate für zwei Violinen, die von Fräulein
Eliſabeth Dieffenbach und Herrn Willy Heuſer in tonſchönem und wun=
dervollem
Zuſammenſpiel eine den Stil Händels treffende Wiedergabe
erfuhr. Beide Künſtler vereinigten ſich zum Schluß des Abends noch
einmal zu der Wiedergabe eines Intermezzos von Moſzkowski, mit dem
ſie ſich, wie bei Händel, den ungeteilten Beifall des Publikums errangen.
Frau Kuhn=Liebels herrliche Altſtimme erfreute die Zuhörer mit der
Wiedergabe zweier Arien aus Samſon und Dalila, denen ſie im Ver=
lauf
des Abends noch drei Lieder: Asra von Rubinſtein, Ravenna von
Schoeck und Mainacht von Brahms folgen ließ. Der große Beifall, der
den einzelnen Nummern folgte, zwang die Künſtlerin zu einer Zugabe,
die aus dem Lied der Magdalene aus dem Evangeliman beſtand. Zwi=
ſchen
den Arien und Liedern ſpielte Herr Kavellmeiſter Simon einen
Walzer von Korngold, ſowvie Herr Willy Heufer Regers herrliches Wie=
genlied
und Capriccio. Beide Künſtler ernteten für die künſtleriſche
Wiedergabe dieſer Werke reichen Beifall. Als ſeinſinniger Begleiter der
Geſangs= und Violinvorträge wirkte Herr Kabellmeiſter Simon ſeines
Amtes. Während ſich nach dem Konzert die älteren Mitglieder in die
Nebenräume zurückzogen, kam die tanzluſtige Jugend im großen Saale
zu ihrem Recht. Die Vereinigte Geſellſchaft kann mit Stolz auf dieſen
Abend zurückblicken, der zu den beſten Ausſichten für das weitere Win=
terprogramm
berechtigt.
Bei der Stationskafſe Darmſtadt Hbf. werden die Ruhegehalts=,
Wartegeld= und Hinterbliebenen=Bezüge für November ab Mittwoch,
den 29. Oktober, ausgezahlt. Perſönliches Erſcheinen iſt erforderlich, da
die neuen Nachweiſungen von den Empfängern eigenhändig unterſchrie=
ben
werden müſſen.
Darmſtädter Künſtler auswärts. Man ſchreibt uns: Die junge
Darmſtädter Rehbock=Schülerin Vera Gaſſert veranſtaltete mit dem
lange Jahre am hieſigen Orcheſter rätig geweſenen erſten Konzertmeiſter
in Bielefeld Herrn Aug. Schaefer in Gütersloh i. Weſtf. einen Sonaten=
Abend. Schon öfters hatte das Gütersloher Publikum Gelegenheit, die
reife und überlegene Kunſt Schaefers zu bewundern, ſeine Müheloſigkeit
in der Ueberwindung der heikelſten violiniſtiſchen Schwierigkeiten. Frl.
Vera Gaſſert ſtellte ſich dem Gütersloher Publikum als eine Pianiſtin
vor, die das Zeug zu einer großen Künſtlerin in ſich hat. Die vollendete
Wiedergabe des Klavierparts zeigte ihren vorbildlichen Anſ=hlag, der h
aller Weichheit doch nicht der nötigen Kraft entbehrt. Ihr Spiel v=
riet
ein tiefes Eindringen in den ſeeliſchen Inhalt der Sonaten (Mozaut
Beethoven, Brahms). Reicher Beifall und Blumenſpenden wurden den
Künſtlern zuteil.

Seite 2.

Heſſ. Landes=Verband ebang. Männer=Vereinigungen.
Sitz Darmſtadt.
Am Sonntag fand die Hauptverſammlung des Verban=
des
der evangeliſchen Männer=Veveinigungen
Heſſens im evangeliſchen Männerheim in Darmſtadt ſtatt. Obwohl
der Verband erſt im vorigen Jahre gegründet wurde, in einer uns allen
undergeßlichen ſchweren Zeit, ſo haben ſich dach ſchon zahlreiche Vereine
zuſammengeſchloſſen und hatten zur Tagung ihre Vertretung geſandt.
Der Vorſitzende des Verbandes, Herr Oberforſtrat Dr. Urſtadt= Darm=
ſtadt
, widmete den Erſchienenen einen herzlichen Willkommengruß und
betonte, daß offizielle Begrüßungen, durch die ſich große Organiſationen
ihren hohen Wert für das Ganze beſcheinigen laſſen und die den Be=
grüßenden
wie den Begrüßten oft zur Laſt würden, für die neue Orga=
niſation
, die nur ſchüchtern ans Tageslicht getreten ſei, nicht erbeten
wurden. Denn Lorbeeren auf Vorſchuß wolle die neue Organiſation
ſich nicht erteilen laſſen, und evangeliſche Männer, die u. a. in unſerem
Volke die Einfachheit preiſen, würde auch nur die Einfachhckeit gut klei=
den
. Kräftigung unſerer evangeliſchen Kirche und ihre Belebung durch
Einzelgemeinden ſei Aufgabe und Ziel der Männervereinigungen. Der
Geſchäftsführer des Verbandes (Herr A. Dillmann) trug einen ausführ=
lichen
Jahresbericht vor, welcher beifällig aufgenonanen wurde, deſſen
weſentlicher Inhalt allen dem Verbande angeſchloſſenen Vereinen, auf
einſtimmigen Beſchluß der Verſammlung hin vervielfältigt, zugeſtellt wer=
den
ſoll. Herr Scheuermann=Worms regte die Aufſtellung einer
Rednerliſte an, um den Gründungen von Männervereinigungen beſſere
Förderung angedeihen zu laſſen. Verſchiedene auswärtige Redner emp=
fahlen
auch die Gründung eines Verbandsblattes. Herr Brummer,
der rührige Vorſitzende des Vereins evangeliſcher Männer zu Langen,
berichtete über deſſen Tätigkeit, die durch Abhaltung einer Evangeliſchen
Gemeindewoche vom 13.19. Oktober d. Js. in Langen gekrönt war.
Herr Verwaltungsinſpektor, Roth, Darmſtadt, und Herr Lehrer
Wehrheim, Gießen, wieſen auf die Beziehung zum evangeliſchen
Bund und auf die politiſche Betätigung der Herren Geiſtlichen hin.
Die Verſammlung erörterte dieſe Punkte und blieb der Auffaſſung,
daß die evangeliſchen Männervereinigungen frei ſeien und auch bleiben
müſſen von kirchlichen und politiſchen Richtungsunterſchieden. Mit allen
kirchlichen und politiſchen Parteien, welche die evangeliſche Kirche ſtützen
und ſchützen und die Aufgabe der Kirche als Volkserziehungsanſtalt, ſo=
wie
ihre Rechte an den Staat nicht ſchmälern wollten, könnten ſie ſich
vereinigen. Aber ihre chriſtlichen Grundſätze müßten mehr Einfluß in
den Parteien bekommen, in denen vielfach der Egoismus und Materi=
alismus
herrſche. Die evangeliſchen Chriſten müßten dafür ſorgen, daß
in den Parteien das Unkraut nicht den Weizen überwuchere und der
chriſtliche Grundſatz Trachtet zum erſten nach der Gerechtigkeit und
dienet einander zum Durchbruch kämen.

Johannesgemeinde. Am Freitag, den 31. Oktober, jährt ſich der
Tag zum 30. Male, an dem die Johannesgemeinde eingeweiht wurde.
Dieſen ihren Kirchweihtag gedenkt die Gemeinde in feierlicher Weiſe
durch einen Gemeindeabend im Rummelbräu zu begehen. Die Feſtan=
ſprache
hat Herr Prälat D. Diehl, freundlichſt übernommen, der vor
30 Jahren erſter Aſſiſtent an der Johanneskiuche war. Der Kirchen=
geſangverein
hat ſeine Mitwirkung zugeſagt. Eintrittskarten zu 30 Pf.
ſind beim Kirchendiener und bei Frau Lina Paul zu haben. Da ihre
Zahl beſchränkt iſt, werden vorausſichtlich am Abend im Saal keine Kar=
ten
mehr ausgegeben werden. Es wird dringend empfohlen, ſich recht=
zeitig
mit Karten verſehen zu wollen. Die Feier beginnt um 8 Uhr.
Aufwertungsanmeldung von Pfandbriefen und Kommunalobliga=
tionen
der Hypothekenbanken. Zur Vermeidung von Briefkaſtenanfragen
ſei bemerkt, daß eine Anmeldung der am Kopfe genannten Wertpapiere
bei dem Emiſſionsinſtitut nach der 3. Steuernotverordnung und der zu
ihrer Durchführung erlaſſenen Verordnung vom 15. Auguſt 1924 nicht
erforderlich iſt. Lediglich für den Fall, daß der Gläubiger oder ſein
Erblaſſer die Pfandbriefe im Umtauſch gegen andere Pfandbriefe er=
halten
hat, iſt in der Durchführungsverordnung ſchon jetzt eine Friſt
beſtimmt. In dieſem Fall kann der Pfandbriefbeſitzer nämlich bis 31.
Dezember 1924 bei der ſchuldneriſchen Hypothekenbank den Antrag ſtellen,
daß bei der Aufwertung ſeiner Pfandbriefe der Goldmarkbetrag der
von ihm in Umtauſch gegebenen Pfandbriefe berückſichtigt wird. Ent=
ſprechendes
gilt für Kleinbahn= und Kommunglobligationen. Eine An=
meldung
der Pfandbriefe und anderer Schuldverſchreibungen kommt
dagegen erſt in Frage, wenn die den Hyoothekenbanken für die Auf=
wertung
ihrer Obligationen zur Verfügung ſtehende Maſſe an die Be=
ſitzer
der Pfandbriefe und Kommunalobligationen zur Verteilung
gelangen ſoll; davon kann in abſehbarer Zeit keine Rede ſein.
RDV. Einreiſe nach Sowjet=Rußland. Viſen nach der Union der
S. S. R. werden vom Volkskommiſſariat für auswärtige Angelegenheiten
in Moskau bewilligt. Antragſteller haben bei der Konſular= Abteilung=
der
Botſchaft in Berlin, Unter den Linden 7, oder bei den Konſulaten
der Union der S. S.R. (Hamburg: Steinſtraße 10, Stettin: Kohlmarkt
Nr. 3, Königsberg: Handelshof, Hanſaring) einen Antrag in dreifacher
Ausfertigung zu ſtellen. Dem Antrage ſind von der zuſtändigen Amts=
ſtelle
der U. d.S. S. R. beglaubigte Beſcheinigungen über dort zugeſicherte
Arbeit, Unterkunft und Verpflegung beizufügen. Durchreiſeviſen nach
dem fernen Oſten werden ohne größere Schwierigkeiten erteilt, auch für
ſolche iſt ein förmlicher Antrag in dreifacher Ausfertigung zu ſtellen.
Antragſteller, die in Handels=Angelegenheiten nach der Ud. S. S.R. rei=
ſen
wollen, haben eine Befürwortung der Handelsvertretung der U.d.
S.S.N. in Berlin, Lindenſtraße 20/25, einzuholen. Bis zum Eintreffen
einer Entſcheidung über den geſtellten Antrag verſtreichen vier bis
ſechs Wochen. Die Ein= und Durchreiſeviſen ſind vom Tage der
Ausſtellung an gerechnet bis zum Ueberſchreiten der Grenze der U.d.
S. S. R. 14 Tage gültig. Die Gebühren für Einreiſe= ſowie Durchreiſe=
ſichtvermerke
betragen je 2 Dollars 75 Cent. oder 11,55 Mk. Viſen zum
Aufenthalt in der U. d. S. S.R. werden mit einer Gültigkeitsdauer von
12 Monaten ausgeſtellt. Zollvorſchriften ſind bei der Handelsvertre=
tung
der U. d. S. S.R., Berlin, Lindenſtraße 20/25, erhältlich.
Nächſte Dampferfahrten der Hamburg=Amerika=Linie. Nach New
York: D. Albert Ballin am 23. 10., D. Thuringia am 30. 10., D. Re=
liance
am 1. 11., D. Deutſchland am 6. 11., D. Cleveland am 13. 11.,
D. Mount Clay am 20. 11. Nach Boſton-Philadelphia
Baltimore-Norfolk: D. Monticello am 31. 10., D. Jdarwald
am 7. 11. Nach der WeſtküſteNordamerika: D. Heſſen
ca. 25. 10., D. Alrich ca. 8. 11., M. K. Oſiris ca. 22. 11. Nach Süd=
amerika
: D. Legie am 25. 10., D. Baden am 6. 11., D. Steigerwald
am 12. 11., D. Schwarzivald am 20. 11. Nach Cuba-Mexiko:
D. Schleswig=Holſtein am 30. 10., D. Eupatoria am 1. 11. D. Rio
Bravo am 10. 11., D. Auguſt Leonhardt am 20. 11.. D. Adalia am
22. 11., D. Toledo am 29. 11. Nach Weſtindien: D. Lübeck am
1. 11., D. Teutonia am 15. 11. Nach Oſtaſien: D. Pyrrhus am
25. 10., M. S. Ermland am 1. 11., D. Fürſt Bülow am 5. 11. D. City
of Baroda am 8. 11., D. Derfflinger am 15. 11. Nach Afrika:
Deutſcher Levante= und
D. Tanganika am 29. 11.
Orient=Dienſt: D. Volos ca. 21. 10., D. Alexandria ca 21. 10.,
D. Cattaro ca. 23. 10., D. Smhrna ca. 28. 10. D. Galata ca. 28. 10.
Nach Riga und Petrograd: wöchentlich. Mitgeteilt von dem
Vertreter Adolf Rady in Darmſtadt, Zimmerſtraße 1.)

[ ][  ][ ]

Seite 8.

Mittwoch, den 29. Oktober 1924.

Nummer 301.

* Schwurgericht.

Des Totſchlags angeklagt, ſteht Maxtin Lotz, Portefeuiller in
Offenbach, geb. am 18. September 1893 in Büdesheim, verheiratet, vor
Gericht. Lotz ſteht unter der Anklage, am 20. Juli 1924 in Offenbach
den Schreiner Friedrich Siegel vorſätzlich getötet, die Tötung jedoch ohne
Ueberlegung ausgeführt zu haben.
Der Angeſchuldigte Lotz iſt ſeit April 1915 mit Babette geb. Biſchoff
verheiratet. Beide haben ein voreheliches Kind, aus der Ehe ſind keine
Kinder hervorgegangen. Die Ehe war von Anbeginn an nicht glücklich;
wen die Schuld an den ehelicher Zerwürfniſſen trifft, mag dahingeſtellt
bleiben. Die Ehefrau Lotz war von Jugend auf mit dem Schreiner F.
Siegel bekannt, der ein Freund ihres Bruders war. Siegel hat häufig
in der Wohnung der Eltern der Ehefrau Lotz, der Eheleute Biſchoff,
verkehrt und iſt auch dort häufig mit der Ebefrau Lotz zuſammengekom=
men
. In letzter Zeit iſt Siegel auch in das Haus des Angeſchuldigten
gekommen, dem er bei ſeinen Heimarbeiten behilflich war. Es hat je=
doch
dieſer Verkehr im Hauſe Lotz nicht lange gedauert; der Angeſchul=
digte
hat dem Siegel das Haus verboten, da er eiferſüchſtig auf ihn war.
Lotz hat die Ueberzeugung, daß ſeine Ehefrau mit Siegel in unerlaub=
tem
Verkehr geſtanden hat. Die Ermittelungen haben nach der An=
klage
für die Richtigkeit dieſer Auffaſſung keine Anhaltspunkte er=
geben
. Tatſache iſt jedoch, daß Lotz dieſen Verdacht gehabt hat und nicht
loswerden konnte. Am 20. Juli begleitete Lotz ſeine Ehefrau zu ihren
Eltern, die in der Ziegelſtraße wohnen und ging dam ſeines Weges
weiter. Unterwegs begegnete er dem Siegel, der nach der Wohnung
der Eheleute Biſchoff zuging und, wie Lotz beobachtete, in dem Hauſe
verſchwand. Da auch ſeine Ehefrau bei ihren Eltern war, vermutete er,
daß Siegel ſeine Ehefrau anfſuchen wollte. In großer Erregung eilte
er nach Hauſe, ſteckte ſeinen geladenen Revolver in die Taſche und fuhr
eiligſt mit dem Rade ſeiner Frau nach der Wohnung ſeiner Schwieger=
eltern
. Er klopfte an der Vorplatztüre, worauf ihm Ehemann Biſchoff
öffnete. Er ſtürzte in das Wohnzimmer, in dem ſeine Ehefrau war
und fand hier den Siegel auf dem Sofg ſitzend. Mit den Worten: Habe
ich Dich, Du Schuft, Du haſt mich betrogen, feuerte er aus ſeinem
Revolver aus einer Entfernung von etwa 45 Schritten einen Schuß
auf Siegel ab. Dieſer wurde am Kopf getroffen und ſtarb alsbald an
der Verletzung. Lotz beſtreitet, die Abſicht gehabt zu haben, den Siegel
zu töten und will nur beabſichtigt haben, ihm einen Denkzettel zu geben.
Die Anklage nimmt nach der Sachlage an, daß es nicht zweifelhaft ſein
könne, daß Lotz in der Abſicht den Schuß abgefeuert habe, den Siegel.
zu töten.
In bewegten Worten gibt Lotz in der Hauptverhandlung ein wahr=
haft
erſchütterndes Bild trauriger Familienverhältniſſe ſchildert das
ehewidrige Verhalten der Ehefrau und die Stellung der Schviegereltern.
Ergreifende Worte, ja Thränen findet er, als er das Verhältnis ſeiner
Frau zu Siegel berührt und darlegt. Die ganze Verhandlung erhält
ſo ein ungewöhnliches Relief, das ſo ganz aus dem Gang des gewöhn=
lichen
Getriebes der Straffuſtiz der neuen Zeit herausfällt.
Die Ehefrau Lotz, 28 Jahre alt, als Zeugin vorgerufen, verweigert.
wvie ſie ſagt, im Intereſſe ihres Ehemanns, jede Ausſage. Auch die Ehe=
frau
Biſchoff verweigert die Ausſage, ebenſo deren Sohn Chauffeur
Karl Biſchoff. Die Angaben des Angeklagten werden weſentlich unter=
ſtützt
durch die Ausſagen der Gärtner Lotz Ehefrau, die auf ein ehe=
brecheriſches
Verhältnis Verdacht hatte und darauf den Angeklagten hin=
zuweiſen
und ihn aufzuklären für ihre Pflicht hielt, nichn minder durch
die Darlegungen ſeines Bruders Auguſt.
Der Staatsanwalt Gros möchte dem Angeklagten das Mitleid nicht
berſagen, möchte aber nicht ergründen, an wem die Schuld an den ehe=
lichen
Zerwürfniſſe liegt. Aber glücklich war die Ehe nicht. Warum
haben Naheſtehende die Ausſage verweigert? Sie haben wohl die Ebe=
frau
nicht belaſten wollen. Eines aber wiſſen wir: Lotz hat an ehe=
brecheriſche
Beziehungen der Ehefrau zu Siegel geglaubt, und er hatte
Grund, an ſolche zu glauben. So iſt es nur verſtändlich, daß Lotz
dem Siegel das Haus verbot. Er hatte das zumindeſt unangemeſſene
Verhalten ſeiner Ehefrau erkannt, durchſchaut: Die Eiferſucht hat ſich
ſo bei Lotz immer mehr geſteigert und eine Atmoſphäre geſchaffen. die
den betrogenen Ehemann zu der unſeligen Tat trieb.
Die Tat ſtellt ſich nach unſerem Strafgeſetz als eine vorfätzliche,
ohne Ueberlegung ausgeführte Tötung vor.
Mildernde Umſtände müſſen dem Angeklagtea in weiteſtem Maße
zuteil werden, denn ſeine Handlung iſt nicht entſchuldbar, aber ver=
ſtändlich
, menſchlich verſtändlich. Es werden 1 Jahr 6 Monate
Gefängnis unter Anrechnung der Unterſuchungshaft als Sühne der Tat
entſprechend gehalten. Der Verteidiger Rechtsanwalt Krausgrill
Offenbach) ſchildert in ausführlichen Worten den Verlauf einer zur
Unzeit geſchloſſenen Ehe mit ihren vielſeitigen Jrrungen, das Erſachen
leidenſchaftlicher Gefühle zwiſchen Siegel und der der Ehe überdrüſſi=
Ae Ehefrau Lotz. Der Verteidigung erſcheint ein Ehebruch zwiſchen
beiden wohl erwieſen; ſtatt dieſen Verkehr zu meiden, hat ihn Siegel
in der elterlichen Wohnung der Frau mit ihr fortgeſetzt. Dort traf er
ſich mit ihr: Die Tathandlung des Angeklagten war der Abſchluß einer
Ehetragödie. Der Verteidiger ſchließt ſich in der Würdigung des Falles

den Ausführungen des Staatsanwalts an: Menſchlich verſtändlich iſt,
daß der betrogene Ehemann den Liebhaber niederſchießt. Hier muß
8 213 St. G.B. zur Anwendung kommen, der Gefängnisſtrafe nicht unter
ſechs Monaten vorſieht. Es wird um Aufhebung des Haftbefehls ge=
beten
.
Das Urteil lautet auf 1 Jahr 6 Monate Gefängnis unter
Anrechnung der ſeit 22. Juli erlittenen Unterſuchungshaft.
Ermäßigung der Poſtanweiſungs=, Poſtſcheck= und Poſtkreditbrief=
gebühren
. Die Poſt hat mit Wirkung vom 1. November an die
Gebühren des Geldverkehrs ermäßigt. Für Poſtanweiſungen iſt wieder
ein Meiſtbetrag feſtgeſetzt worden, und zwar 1000 Mk. Die neuen Poſt=
anweiſungsgebühren
betragen bis zu 25 Mk. 20 Pf. bis 100 Mk. 40 Pf.,
bis 250 Mk. 60 Pf., bis 500 Mk. 80 Pf., bis 750 Mk. 120 Pf., bis 1000
Mark 160 Pf. Im Poſtſcheckverkehr betragen die neuen Gebühren für
Einzahlungen mit Zahlkarte bis 25 Mk. 10 Pf. bis 100 Mk. 20 Pf., bis
2,0 Mk. 30 Pf., bis 500 Mk. 40 Pf., bis 750 Mk. 60 Pf., bis 1000 Mk.
80 Pf. und bei Beträgen von mehr als 1000 Mk. (unbeſchränkt) 100 Pf.
Die feſte Gebühr für Barauszahlungen im Poſtſcheckverkehr iſt von 20
auf 15 Pf. ermäßigt worden. Damit wird die im jetzigen Tarif be=
ſtehende
Unſtimmigkeit beſeitigt, daß im Poſtſcheckverkehr Barauszahlun=
gen
über Beträge bis 25 Mk. um einige Pfennige teurer ſind als bei
Verſendung mit Poſtanweiſung. Die Auszahlungsgebühr für Poſt=
kreditbriefe
iſt auf die Hälfte ermäßigt. Die neue Gebühr beträgt 10 Pf.
für je 100 Mk. des Kreditbriefbetrages, mindeſtens aber 1 Mk. für
jeden Kreditbrief.
Stenographenvereinigung Gabelsberger
Darmſtadt
Die vom Reich und den Ländern anerkannte und jetzt
vorgeſchriebene
Einheitskurzschrift
die das Erprobte der Syſteme Gabelsberger und Stolze=
Schrey vereinigt, iſt für jeden
Vorwärtsstrebendlen
der Staats= und Privatwirtſchafi das
(14144 im
Sprungbrett zum weiteren Erfolg.
Der erſte Kurs der Einheitskurzſchrift beginnt am Donners=
tag
, den 30. Oktbr. und Montag, den 3. Novbr., abends
8 Uhr in unſeren Unterrichtsräumen. Anmeldung tüg=
lich
von 49 Uhr und in den erſten Stunden.
Schreibmaſchinenunterricht täglich von 48 Uhr.
Stenographenvereinig. Gabelsberger, Darmſtadt, Eliſabethenſt. 52

Gebührenpflichtige Dienſtpoſtkarten und Dienſtbriefe. Für nicht=
freigemachte
gebührenpflichtige Dienſtpoſtkarten und Dienſtbriefe im
inneren Verkehr des deutſchen Reiches, ſowie im Verkehr mit der Freien
Stadt Danzig, jedoch ausfchließlich des Saargebiets, wird nur der ein=
fache
Fehlbetrag nacherhoben, wenn ſie als ſolche durch eine vom
Reichspoſtminiſter feſtzuſtellende Bezeichnung erkennbar gemacht ſind.
Derartige Sendungen haben fortan in der linken oberen Ecke der An=
ſchriftſeite
den Vermerk Gebührenpflichtige Dienſtſache zu tragen.
außerdem müſſen ſie mit dem Dienſtfiegel (Stempel oder Siegelmarke)
der abſendenden Behörde verſehen ſein. Für nicht genügend freige=
machte
Dienſtpoſtkarten und Dienſtbriefe gelten die allgemeinen Be=
ſtimmungen
des Poſtgebührengeſetzes, ſodaß alſo das Doppelte des
Fehlbetrages zu bezahlen iſt. Zur Anwendung des Vermerks Ge=
bührenpflichtige
Dienſtſache ſind berechtigt: alle öffentlichen Behörden,
Beamte, die eine ſolche Behörde vertreten, ſowie Geiſtliche und öffent=
liche
Lehrer in Ausübung ihrer dienſtlichen Tätigkeit, die Vorſtände
der Anwaltskammern, die Vorſtände der Verſicherungsanſtalten, die
Handelskammern, die Handwerkskammern, die preußiſchen Landwirt=
ſchaftskammern
, die Ortsbehörden (Guts= und Gemeindevorſteher),
denen das Verſicherungsamt nach § 319 404 R.V.O. die Geſchäfte der
Melde= und Zahlſtellen der Krankenkaſſen übertragen hat, auch bei
ihren dienſtlichen Briefſendungen in Angelegenheiten dieſer Melde=
und Zahlſtellen, die Kreisſparkaſſen, ſowie die von Städten, Aemtern,
Landgemeinden oder ſtändigen Verbänden errichteten öffentlichen Spar=
kaſſen
für deren Schriftwechſel in Sparkaſſenangelegenheiten, die Ge=
richtsvollzieher
auch für diejenigen Briefe, die die Vornahme frei=
williger
Verſteigerungen betreffen. Dagegen ſind zur Anwendung des
Vermerks Gebührenpflichtige Dienſtſache nicht berechtigt: die auf
Grund der R.V.O. beſtehenden Krankenkaſſen und deren Vorſtände,
die Berufsgenoſſenſchaften und deren Vertrauensmänner, ſowie die
Lotterieeinehmer. Die Anwendung der bisherigen Bezeichnung Porto=
pflichtige
Dienſtſache wird nicht beanſtandet.

Die ſiaatsfreie evangeliſche Kirche.
Unter dieſem Titel ſchreibt Konſiſtorialrat, Fiſcher über die Auf=
gaben
der ſelbſtändig gewordenen evangeliſchen Kirche:
Eine Kirche muß ihre Einrichtungen und die Geſtaltung ihrer Ar=
beit
auf lange Sicht treffen und aus der Eigenart ihres Weſens heraus.
Die evangeliſchen Kirchen, ſofern nach ihrem Entſtehen von Fürſten und
Magiſtraten in Obhut genommen, haben in ihrer Entwicklung ſchon
unter dieſer Hut für die nur der ungeſchichtlich Denkende Dankbar=
keit
nicht aufbringen wird ſich zu größerer Selbſtändigkeit erhoben.
Das prägte ſich aus in der unmittelbaren Stellung unter die Perſon des
Fürſten als höchſtem Biſchof, wie in der Bildung ſynodaler Verfaſſun=
gen
. Ihr blieb doch in den Augen der Regierenden wie im Gefühl der
Volksmaſſe der Charakter eines Staatsreſſorts, und ſie hat darüber
nicht in der Einzelgemeinde, aber im großen die lebendige Fühlung
mit weiten Kreiſen des Volkes verloren. Dieſe Kreiſe gerieten unter
ihren Führern, die zum Freidenkertum, Atheismus, Materialismus und
Kirchenfeindſchaft ſich wandten, in ſcharfe Gegnerſchaft gegen die Kirche.
Andererſeits hatte die römiſch=katholiſche Kirche in der pſychologiſchen
Situation als Oppofition gegen die evangeliſche Weltanſchauung und das
evangeliſche Kaiſertum eine der ebangeliſchen Kirche überlegene Konzen=
tration
ihrer Kräfte gewonnen, die ſie neuerdings zu einer Offenſive
gegen die evangeliſche Welt zur Wiedergewinnung der verirrten und
verlorenen Glieder begeiſtert. So fällt die Staatsfreiheit der evangeli=
ſchen
Kirche wie ein Geſchenk im Augenblick zu, da in ihr ein lebendiges
Selbſtbewußtſein, ein ſtarkes Verantwortungsgefühl einen energiſchen
Willen zu eigenem Handeln man hat es Kirchenpatriotismus genannt
erwachen muß und erwachen wird. Nun, von der Staatsgebunden=
heit
frei, muß und wird ſie auch die lebendige Fühlung mit den ihr ent=
fremdeten
Kreiſen in ſteter, ſtiller Arbeit finden und wird ihre Wider=
ſtandsfähigkeit
gegen die Verſuche von katholiſcher Seite erſt recht be=
währen
können.
Lokale Veranſtaltungen.
Die bierunter erſcheinenden Notizen ſind ausſchließlich als Hinweiſe auf Anzeigen zu betrachten,
in keinem Faſſ= irgendwie ais Beſprechung oder Kritik.
Arbeiter=Samariter=Kolonne Darmſtadt. Am
Donnerstag abend beginnt der erſte Unterrichtsabend unſeres neuen
Lehrkurſus im Feierabend (Stiftſtraße),
Körperform und Seelenkunde. Noch immer gibt es
viele Menſchen, die von der großen Bedeutung der Pſycho=Phyſiognomik
noch nicht unterrichtet ſind. Was iſt die Pſycho=Phyſiognomik? Sie iſt
dasjenige Wiſſensgebiet, welches aus der äußeren Körper=, Kopf= und
Geſichtsform den ſeeliſchen Inhalt die Talente, das Denkleben, die
Willenskraft, ja ſogar die Krankheiten erkennen lehrt. Wer den Wert
dieſer Kenntniſſe zu ſchätzen weiß und ſich für das Gebiet intereſſiert,
beſuche die Vorträge von Herrn Hans Gregor, Frankfurt a. M., die am
Dienstag, den 4., und Freitag, den 7. November, im Konkordiaſaale‟
Waldſtraße 33 ſtattfinden. An Lichtbildern und am lebenden Menſchen
werden die Ausführungen erläutert. (Näheres Anzeige und Plakate.
Frauen=Vortrag. Am Samstag, den 1. November, hält
der Sanaloge Hans Waldeck=Berlin in der Turnhalle, Woogsplatz, ſeinen
dritten und letzten Vortrag. Wir verweiſen auf das Inſerat in der
morgigen Nummer.
Kunſtnotizen.
Ueber Werte, Künfkler und Hnſtleriſche Deranſtaltungen, deren im Nachſtehenden Erwähnung
geſchiebt. bebält ſich die Rr2aftion ibr Urteil vor.
Anläßlich des Konzertes des Darmſtädter Kammer=
orcheſters
am Samstag, den 1. November,8 Uhr, im Kleinen Haus
ſei in Erinnerung gebracht, was das Darmſt. Tagblatt nach dem letzten
Konzert des Landestheater=Orcheſters im Apxil 1922 mit Profeſſor Have=
mann
über deſſen Spiel ſchrieb: Er gehört zu den wenigen Auserwähl=
ten
, die ganz Meiſter ihres Faches ſind und auch bei den ſchwierigen Auf=
gaben
ihrer Ueberlegenheit ſicher bleiben. Die vollendete, durchaus klare
Beherrſchung der Technik iſt die ſelbſtverſtändliche Vorbedingung zu einer
ſo vorbildlichen Künſtlerſchaft, wie ſie uns hier entgegentritt Alles Aus=
druck
und Unterordnung unter das Kunſtwerk, nirgends das geringſte
Protzen mit Virtuoſität, nirgends aufdringliche Subjektivität. Dafür eine
völlige Klarheit und kraftvoll männliche Auffaſſung in der Wiedergabe,
eine herrliche Herbheit, die früher lange nicht in dem Maße vorhanden
war. Da iſt jegliche überflüſſige Sentimentalität weggeworfen, jeder
Effekt als ſolcher verbannt, und Lyriſches klingt dadurch unendlich rein
und hoheitsvoll, Dramatiſches und Kraftvolles heldiſch ſieghaft. Selten
hört man Akkordgriffe derart konzentriert und markig ſelten aller=
ſchwerſte
Technik ſo ſelbſtverſtändlich vorgetragen und Kantilene ſo über
das nur Sinnliche hinausgehoben.

Familiennachrichten

Statt beſondrer Anzeige
Heute vormittag 11 Uhr ent=
ſchlief
ſanft in ſeinem 80. Lebens=
jahr
mein inniggeliebter Mann,
unſer lieber, guter Vater und
(*31463
Schwiegervater
Gbantd vort Enütvort
Generalmaſor a. 2.
Rechtgritter des Johanniterordens.
In tiefem Schmerz:
Nadine von Enchevort
geb. von Michael
Nadine von Enchevort
Liſa von Küchler
geb. von Enckevort
Georg von Küchler
Major im 5. Art.=Regt.
Beiſetzung am Freitag, den 31
Okt., von der Kapelle des alten
Friedhofs aus um 11 Uhr.

KeianGeng
MeNCHEN-

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lich
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Tagbl., mir nichts
zu leihen od. zu bor=
gen
, iſt lediglich als
ein Racheakt anzu=
ſehen
. Ich habe der=
artiges
noch nie ver=
ſucht
und bin auch
niemand, etwas ſchul=
dig
. Frau Bender,
Darmſtadt. Hein=
heimerſtr
. 55. (*31381

[ ][  ][ ]

Rummer 301

Mittwoch, den 29. Oktober 1924,

Seite 9

Aus Heſſen.
* Griesheim, 25. Okt. Am Sonntag, den 2. November, d. J., ſoll
im alten Schulhofe, dahier, eine Hunde=Ausſtellung ſtattfinden, beſtehend
in einer Jung= und Alttier=Klaſſe. Die Prämierung findet morgens
ſtatt, mittags werden die Polizeihunde auf Leiſtung geprüſt. Als Preis=
richter
fungieren: Jäger=Darmſtadt und Gläſer=Griesheim. Die Preis=
verteilung
findet abends im Kaiſerſaal ſtatt.
Griesheim b. D., N. Okt. Das diesjährige Herbſtkonzert des
Männergeſangvereins Sängerbund Griesheim (Leitung: Chormeiſter
Wilhelm Etzold=Darmſtadt) findet am 9. November, nachmittags im
Kaiſerſaal in Griesheim ſtatt. Für den inſtrumentalen Teil wurden
hervorragende Kräfte des Heſſiſchen Landestheater=Orcheſters Darmſtadt
gewonnen. Bei dieſem Konzert kommen auch die Männerchöre zum
Vortrag, mit welchem der Sangerbund auf dem diesjährigen Geſangs=
wettſtreit
in Mainz=Koſtheim den höchſten Ehrenpreis des Deutſchen
Reiches und des Volksſtaats Heſſen, ſowie den 1. Klaſſen= und 1. Klaſſen=
Ehrenpreis errang.
H. Eberſtadt, 27. Okt. Am Mittwoch, den 29. Oktober beginnt in
der Georgſchule (Saal unten links) der diesjährige Volkshochſchul=
kurſus
, der eine Fortſetzung des vorjährigen Kurſes bilden wird.
Der ganze Kurſus iſt auf die Dauer von 6 Abenden berechnet und ſoll
an den nächſten 6 Mittwoch=Abenden ſtattfinden. Für die Vorträge
hat der Ortsausſchuß für Volksbildung und Jugendpflege wiederum den
Dozenten der Volkshochſchule, Herrn Dr. Mann, gewonnen. Er wird
das Thema behandeln: Der Menſch als geſellſchaftliches Weſen‟. Das
Hörgeld iſt auf 2 Mk. für den Kurſus feſtgeſetzt und kann in zwei Raten
entrichtet werden. Anmeldungen am Eröffnungsabend im Hörraum.
Die Beratungen des Ehrenausſchuſſes für die Schaffung einer Krie=
ger
=Gedächtnisſtätte nehmen einen flotten Fortgang. In der
Ausſchußſitzung am 24. Oktober, die von dem ſtellvertretenden Vorſitzen=
den
, Hern Schuhmachermeiſter Ludwig Oſt, geleitet wurde, iſt über die
Platzfrage nunmehr endgültig entſchieden worden. Die Gedächtnis=
ſtätte
wird hiernach ihren Platz auf dem Friedhof, und zwar gleich am
Eingang rechts, finden. Ueber die Ausgeſkaltung der Gedächtnisſtätte
iſt im Ausſchuß eine grundſätzliche Einigung erzielt worden, doch hat
man ſich auf Einzelheiten noch nicht feſtgelegt, da man dies ohne vor=
herige
fachmänniſche Beratung nicht für zweckmäßig hielt. Es ſind nun=
mehr
Beſprechungen von Ausſchußmitgliedern mit den für die Ausfüh=
rung
der erforderlich werdenden Arbeiten in Betracht kommenden Or=
ganen
eingeleitet worden, deren Ergebniſſe abgewartet werden müſſen,
bevor weitere Beſchlüſſe gefaßt werden können.
* Roßdorf, 27. Okt. Der hieſige Stenographenverein Gabelsberger
veranſtaltete anläßlich eines zu Ende geführten Anfängerkurſes eine
Schlußfeier, verbunden mit Preisverteilung an die Sieger des Tags
zuvor abends im neuen Schulgebäude ſtattgefundenen Vereinswettſchrei=
bens
. Der erſte Vorſitzende, Herr Wagner, begrüßte die Erſchienenen
und erteilte Herrn Dr.=Ing. Ackermann das Wort, der Näheres über den
Wert der Stenographie ausführte und zum Schluſſe die Teilnehmer des
beendeten Kurſes mahnte, nicht zu ruhen, ſondern das bis jetzt Erlernte
durch fleißiges Beſuchen der Fortbildungskurſe zu verbeſſern. Daran
anſchließend fand die Siegerverkündigung und Verteilung der Preiſe
vom Vereinswettſchreiben, das gewiſſermaßen eine Vorprüfung ſein ſoll
für das in Dieburg ſtattfindende Gauwettſchreiben, ſtatt. Von den 21
Teilnehmern errangen: Simon Johanna; Engert Konrad; Lebert Hein=
rich
; Felger Heinrich; Koop Hermann; Landzettel Georg; Frey Hans;
Felger Hermann (letztere 3 Schüler unter 13 Jahren) je 1 Ehrenpr. und
1. Preis; Beſt Lisbeth; Haas Friedrich; Löffler Marie; Störger Hch.;
Dreieicher Heinrich; Wolf Ludwig je einen erſten Preis; Zimmer Fried=
rich
; Schollenberger Mina; Stuckert Richard je einen 3. Preis; Koch
Luiſe und Hofmann Karl je eine lobende Anerkenung. Als Dank für die
unermüdliche Arbeit wurde dem Kursleiter, Herrn Heinrich Büttner,
ſeitens des Vorſtandes ein Buch überreicht.
* Nieder=Ramſtadt, 27 Okt. Der Geſangverein Harmonie veran=
ſtaltete
im Saale Zur Poſt ſeine diesjährige Herbſt= Abendunterhal=
tung
, die für den Verein einen vollen Erfolg bedeutet. Das Programm
war äußerſt gediegen und reichhaltig. Der ſtattliche Männerchor unter
der umſichtigen Leitung ſeines Dirigenten, Herrn Lehrer Müller=Traiſa,
legte Zeugnis ab, daß er auf der Höhe ſteht, die heute erforderlich iſt,
Alle geſanglichen Darbietungen wurden in vollendeter Tonſchönheit und
größter Sicherheit vorgetragen. Die Hauptnummer des Abends war das
Theaterſtück: Eulenſpiegel oder Schabernack auf Schabernack von
Neſtroy. Es wäre unangebracht, Einzelheiten anzuführen, denn es wurde
mit einer Hingabe geſpielt, die nicht zu überbieten iſt, von den Haupt=
rollen
bis in die kleinen Aufgaben, alle taten ihr Beſtes zum erzielten
Erfolg. Genau dasſelbe Bild im humoriſtiſchen Geſamtſpiel: Die
Bombe‟. Auch die Vereinsſoliſten zeigten, daß ſie im Sologeſang auf
der Höhe ſind. Verein und Beſucher dieſer Veranſtaltung können mit
Genugtuung auf dieſen Abend zurückblicken.
A Reichelsheim i. O., 27. Okt. Dreifache Hochzeitsfeier
ineiner Familie. Am 25. ds. wurde in dem Hern Seb. Trautmann
gehörigen Gaſthauſe Zur Traube ein wohl ſonſt ſehr ſeltenes Feſt ge=
feiert
: der Sohn und zwei Töchter des Hauſes begingen gleichzeitig
ihr Hochzeitsfeſt. Die beiden Töchter gingen, die Ehe mit Zwillings=
brüdern
, Söhnen des Bauunternehmers und Sägewerksbeſitzers Traut=
mann
von hier, ein. Der ältere Bruder dieſer beiden hatte ſchon früher
eine Schweſter der beiden jungen Bräute geheiratet, ſo daß drei Brüder
mit drei Schweſtern verehelicht ſind.
A Reichelsheim i. O., 27. Okt. Goldenes Ehejubiläum.
Geſtern beging der Schuhmachermeiſter Herr Jakob Wendel von hier
das ſeltene Feſt der Goldenen Hochzeit im Kreiſe ſeiner Verwandten.
Aus dieſem Anlaß ſang der evangeliſche Kirchengeſangverein nach Be=
endigung
des Gottesdienſtes vor dem Hauſe des Jubelpaares unter Lei=
tung
ſeines Dirigenten, Herrn Pfarrers von der Au, zwei paſſende
geiſtliche Chorlieder. Der Vorſitzende dieſes Vereins, dem der Gefeierte
als Mitglied angehört, Herr Pfarrer Klingelhöffer, der ſchon im
Gottesdienſt ihrer im Gebet gedacht hatte, ſprach dem noch rüſtigen Ehe=
paar
die beſten Glückwünſche des Kirchenchors aus und wünſchte ihm
einen ungetrübten Lebensabend. Als äußeres Zeichen der Ehrung über=
reichte
er ihm einen vom Verein geſtifteten prachtvollen Blumenkorb.
Der Iubilar ſteht im 82. Lebensjahre und kämpfte ihm Kriege 1870/71.
Die Jubilarin verſah 38 Jahre lang den Dienſt einer Hebamme. Von
allen Seiten gingen dem Paare Geſchenke und Glückwünſche zu.
Groß=Umſtadt, 28. Okt. Das Landwirtſchaftsamt gibt be=
kannt
, daß für den Fall, daß aus den ſtaatlicherſeits für die Notſtands=
aktion
bereitgeſtellten Mitteln nach Deckung des Bedarfs an Saatgut
und Düngemitteln noch Gelder verfügbar ſind, der Kredit auch zur Be=
ſchaffung
von Futter= und Einſtreumitteln ſeitens der Landwirte in An=
ſpruch
genommen werden kann. Es empfiehlt ſich, daß die Gemeinden,
in denen beſondere Schädigungen durch Näſſe Hochwaſſer, Abſchwem=
mung
uſw. eingetreten ſind, zunächſt ein Gutachten einholen, das dem
zu ſtellenden Antrag beizufügen iſt. Für die Ausſtellung des Gut=
achtens
iſt das Landwirtſchaftsamt zuſtändig. Die rechtzeitige Anmel=
dung
der Gemeinden iſt erforderlich, damit überſehen werden kann, ob
jetzt ſchon die Bereitſtellung von Mitteln für dieſen Zweck notwendig iſt.
Erbach. 26. Okt. Heute fand hier die Jahresverſammlung des
hieſigen Stenographenvereins Gabelsberger ſtatt. An
dem um 9 Uhr vormittags beginnenden Vereinswettſchreiben nahmen 50
Wettſchreiber teil, von denen 47 mit Preiſen bedacht werden konnten.
Nachmittags 4 Uhr wurden die Preiſe verteilt mit anſchließender Haupt=
verſammlung
. Der ſeitherige Vorſtand wurde wieder gewählt. Außer
den laufenden Vereinsgeſchäften wurde beſonders beſchloſſen, mit den
Lehrkurſen zur Einführung der neuen Einheitsſtenographie zu warten,
bis der Deutſche Stenographenbund Gabelsberger einen diesbezüglichen
Beſchluß herbeigeführt habe, dem ſich der Verein unterwerfen wolle. Der
Ab end vereinigte die Mitglieder zu einer gemütlichen Tanzunterhaltung,
bei der auch einmal wieder unſere alten Odenwälder Tänze, wie Rutſch
hin, rutſch her Ach geh’ doch Siehſt du wohl, da kimmt er
Schornſteinfeger u. a. neben den modernen Tänzen zu ihrem Recht
kamen.
König i. O., 27. Okt. Der Geſangverein Liedertafel König
hält am 1. November im Saale Zum Deutſchen Hof ſein diesjähriges
Herbſtkonzert unter Leitung ſeines Dirigenten, Herrn Lehrer Heil, ab.
Dem Verein iſt es gelungen, für dieſen Abend das Männer=Quartett
Hoffnung=Mainz, das unter der Leitung des Chormeiſters Herrn Kaſpar
Wolf ſteht, zu gewinnen. Es kommen außer größeren Chören Volks=
lieder
=Soli für Lenor, Bariton und Baß, auch Duette zum Vortrag.
* Aus dem Weſchnitztal, 26. Okt. Dierſchau. Die kürzlich in
Fürth veranſtalteie Tierſchau war geradezu eine glänzendee: Es wurde
eine ſolche Maſſe von Pferden und Fohlen, Kühen und Rindern, Faſeln,
Ziegen und Schweinen aufgetrieben und in Reihen aufgeſtellt, daß einem
Landmann das Herz im Leibe lachte, und die Preisrichter hatten des
wegen eine ſehr ſchwierige Aufgabe, um vom Beſten das Allerbeſte aus=
zuſuchen
. Beſonders gefiel das ausgeſtellte prachtvolle Odenwälder Rot=
vieh
und man ſah daraus, daß man dieſer Raſſe von Vieh von Seiten
der Landwirte wieder größere Aufmerkſamkeit zuwendet. Auch die an=
deren
aufgetriebenen Tiere waren nur von beſter Qualität. Die Preis=
richter
waren deswegen in der erfreulichen Lage, eine große Zahl von
Preiſen, Ehrenpreiſen, und Anerkennungen verteilen zu können. Es
konnten etwa 17 erſte und 48 zweite Preiſe bewilligt werden. Im Gan=
zen
konnten für Preiſe und Anerkennungen über 5000 Mk. ausgegeben
werden. Für die zuerkannten erſten Preiſe wurden Preisurkunden aus=
geſtellt
und den Preisgekrönten unmittelbar zugeſchickt.
A. Aus dem Odenwald, 27. Okt. Blühende Erdbeeren.
Die milde, ſonnige Herbſtwitterung hat an ſonnigen, geſchützten Rainen
eine große Meuge Erdbeeren zum Blühen gebracht, ja es leuchten ſo=
gar
rote und halbreife Früchte aus dem Laube hervor, ſo daß man ſich
un den Frühling verſetzt glaubt.

* Hirſchhorn (Neckar), 27. Okt. Straßenübernahme. Die
Begehung und Abnahme der neuerbauten Kreisſtraße Hirſchhorn
Rothenberg durch den Provinzialausſchuß und durch die Kreisausſchüſſe
von Erbach und Heppenheim hat ſtattgefunden. Durch die Erbauung
dieſer Straße hat ein ſchon jahrzehntealter Plan, das obere Mümling=
tal
über die Höhen des Odenwaldes mit dem Neckartal zu verbinden
und gieichzeitig die Gemeinde Rothenberg, deren wirtſchaftliche Be=
ziehungen
nach der Stadt Hirſchhorn zuneigen, mehr dem Verkehr zu
erſchließen Verwirklichung gefunden. Ernſthafte Vorarbeiten wurden
dann im Jahre 1914 aufgenommen, die aber wegen des Weltkrieges
zurückgeſtellt werden mußten. Nach Kriegsende brachte die Gemeinde
Rothenberg, die aus ihrer Waldjagd außerordentlich hohe Einnahmen
erzielte, Lie Straßenbaufrage wieder neuerdings in Fluß, indem ſie
im Jahre 1921 einen Baukoſtenzuſchuß von 650 000 Mark anbot; die
Stadt Hirſchhorn bewilligte einen weiteren Zuſchuß von 100 000 Mark
ſo daß nach den damaligen Währungsverhältniſſen die Baukoſten zum
übergroßen Teil gedeckt ſchienen. Der Bau wurde im Oktober 1921
in Angriff genommen, kam aber infolge der Inflation vorübergehend
zum Stillſtand und konnte erſt im laufenden Jahre vollendet werden.
Die Straße führt von der Hainbrunnerſtraße, am Brombacher Waſſer
in ſüdlicher Richtung ins Gebirge, ſchlängelt ſich mit einer 6prozentigen
Steigung am Rande des Finkenbachtals links vom Hammelsbacher Hof
und rechts an der Kordelshütte vorbei nach dem 420 Meter hoch gelege=
nen
Rothenberg empor, um hier in die Kreisſtraße nach Beerfelden
einzumünden. Die neuerbaute Straße iſt unzweifelhaft eine der ſchön=
ſten
Gebirgsſtraßen, die der Odenwald aufweiſt. In ihrer Höhenlage
genießt man von hier aus einen prächtigen Ueberblick über die vorge=
lagerte
Odenwaldlandſchaft, die vor uns durch das idhlliſch gelegene
Rothenberg ſelbſt abgeſchloſſen wird. Rothenberg iſt ein jahrhunderte=
altes
Dorf, das ehedem aus einer Rodung entſtanden iſt und heute rund
1200 Einwohner zählt, die ſich durchgehends mit Ackerbau, Viehzucht
und Waldwirtſchaft befaſſen. Beſonderer Wohlhabenheit erfreut ſich
der größte Teil der Bevölkerung nicht. Dagegen beſitzt die Gemeinde
ausgedehnte Waldungen und erzielt aus den Holzfällungen und der Ver=
pachtung
der weithin bekannten Rotwildjagdgründen recht beträchtliche
Einnahmen. Den Reichtum der Gemeinde bezeugen die 18821883 in
Rotſandſtein erbaute prächtige, gotiſche evangeliſche Kirche im Oberdorf
und die gleichfalls im vorigen Jahrhundert im Unterdorf erbaute ſchöne
Kirche der Altlutheraner. Heute iſt Rothenberg ein beliebter Luftkur=
ort
, deſſen Beſuch durch die neue Straße nur noch günſtiger beeinflußt
werden wird. Die gaſtliche Aufnahme, die die Vertreter der Provinz
und der beteiligten K. iſe Erbach und Heppenheim ſowohl in Rothen=
berg
als auch in Hirſchhorn gefunden haben, darf ſicherlich als Anerken=
nung
der wirtſchaftlichen Bedeutung gewertet werden, die man in bei=
den
Orten der neuen Straße zumißt.

* Auerbach, 27. Okt. Hochherzige Stiftung. Der Villa=
beſitzer
Herr Rentner Kahn, Ernſt=Ludwigs=Promenade, hat der Mäd=
chenfortbildungsſchule
einen großen, hochfeinen, modernen Gasherd zum
Geſchenk gemacht. Dieſes Geſchenk erregt allgemein große Freude, um
ſo mehr, als das Schulhaus jetzt durch den Ausbau des Gasrohrnetzes
mit Gas verſorgt werden kann. Dem edlen Stifter ſei hiermit öffent=
licher
Dank geſagt. Herr Lehrer Eller, der infolge Abbaues ſeiner
Schulklaſſe einige Monate in dem nahen Zwingenberg eine Schulklaſſe
verwaltete, iſt ſeit heute wieder an hieſiger Schule tätig. Es wurde
ihm die Schule des Herrn Lehrers Schneider übertragen, und muß nun
dieſer in Zwingenberg bis zu einer neuen Vakanz in Auerbach Unter=
richt
erteilen. Der in hieſiger Gegend als tüchtiger Schütze und
Jäger bekannte J. Schnellbächer errang ſich bei dem kürzlichen Schießen
auf die Königsſcheibe der Schützengeſellſchaft Auerbach für das Jahr
1925 die Königsauszeichnung. Inhaber der Königskette in dieſem Jahre
iſt der Landwirt Heinrich Krauß. Nächſten Sonntag und Montag
findet das hieſige Kirchweihfeſt ſtatt. Die ſogen. Auerbacher Kerb
iſt eine der volkstümlichſten Kirchweihen in der Bergſtraße und wei=
teren
Umgegend. Tauſende geben ſich alljährlich bei günſtigem Wetter
an dieſem Tage hier ein Stelldichein.
* Gernsheim, 25. Okt. Der Geſangverein Liederkranz
hatte ſeine Mitglieder zu einer außerordentlichen Generalverſammlung
im Gaſthaus Zum Darmſtädter Hof einberufen. Der Rechenſchafts=
bericht
für 1923 wurde ohne Debatte gutgeheißen. Die Vorſtandswahl
wurde, nachdem der Rücktritt des Präſidenten F. C. Hofmann bekannt=
gegeben
war, ſtatutengemäß auf die im Monat März 1925 ſtattfindende
ordentliche Generalverſammlung vertagt. Am 15. und 16. Novem=
ber
1924 hält der Geſangverein. Sängerluſt im Saalbau Georg
Haas einen Theaterabend ab. Zur Aufführung gelangt die Operette
Das Winzerlieſel. Zum zweiten Male führt der Verein dieſe Ope=
rette
auf, ein Beweis, daß dieſes Singſpiel bei der Bevölkerung großen
Anklang gefunden hat. Zurzeit iſt die Vereinsleitung mit der Einſtu=
dierung
des Theaterſtückes eifrig beſchäftigt. Der Gemeinderat
der Stadt Gernsheim war am Donnerstag, den 23. Okt. nach=
mittags
6 Uhr, zu einer Sitzung eingeladen. Im öffentlichen Teil der=
ſelben
wurden nachſtehende Punkte, und zwar: 1 Rechnungsprüfung
der Rechnung für 1922; 2. Genehmigung eines Wirtſchaftskonzeſſions=
geſuchs
; 3. Handabgaben aus dem Gemeindewald verhandelt. Bean=
ſtandungen
zur Rechmung wurden nicht erhoben, ebenſo wurde die Be=
dürfnisfrage
zum Wirtſchaftskonzeſſionsgeſuch bejaht und die nachge=
ſuchte
Handhabe genehmigt. Im nichtöffentlichen Teil ſtanden wichtige
Punkte zur Beratung und Beſchlußfaſſung. Neben der Baugenoſſen=
ſchaft
Selbſthilfe erſtellen einige Privatperſonen neue Woh=
nungen
. An Stelle des zum Oberſtudiendirektor an der Oberreal=
ſchule
zu Heppenheim ernannten Studiendiretors Gerhart Beiſinger
wurde Studienrat Karl Adler, vom Gymnaſium zu Bensheim, zum
Studiendirektor der hieſigen Realſchule ernannt. Die Einführung des
neuen Direktors, der ein geborener Gernsheimer iſt, hat bereits ſtatt=
gefunden
. Der altbekannte Gallusmarkt kam, wenn auch
nicht, wie in früheren Jahren, wieder zur Geltung. Neben verſchiede=
nen
Verkaufsbuden trug auch Schneiders Karuſſel und Schiffſchaukel zur
Beluſtigung bei. Diesmal fanden ſich, wie man es in Vorkriegszeiten
gewohnt war, die Straßenmuſikanten ein und ließen ihre luſtigen Wei=
ſen
ertönen.
* Mörfelden, 27. Okt. Gemeindewieſen=Verpachtung.
Bei der am Samstag abend ſtattgefundenen Verpachtung der Gemeinde=
wieſen
, zirka 58 Morgen in 80 Loſen auf weitere 12 Jahre, wurde man=
cher
ſeitherige Pächter bitter enttäuſcht. Loſe, für die ſeither 89 Mk.
bezahlt wurden, kamen auf 4050 Mk. zu ſtehen. Durchſchnittlich wurde
gegen die letzte Verpachtung das Fünffache geboten. Bürger=
meiſterwahl
. Seit 23. d. M. liegen auf der Bürgermeiſterei die
Wählerliſten acht Tage lang zur Einſicht offen. Niemand verſäume es,
während dieſer Friſt nachzuſehen, ob er in der Liſte verzeichnet iſt.
In der Verſammlung des Gemeinnützigen Vereins, in der
man ſich ſpeziell mit der Aufſtellung des Bürgermeiſterkandidaten be=
faßte
, iſt man zu keinem poſitiven Ergebnis gekommen. Aus taktiſchen
Gründen hat man die engere Wahl auf 14 Tage verſchoben. Eben=
falls
mit der Aufſtellung eines Kandidaten befaßt ſich eine Verſamm=
lung
der Vereinigten Sozialdemokratiſchen Partei
am Dienstag, 28. ds., in der es allem Anſchein nach recht lebhaft zu=
gehen
dürfte.

Ein neues Buch voll goldenen Humors von
RUDOLF PRESBER
erſchlen ſoeben unter dem Tite
Die Zimmer der

316 Seiten / Vornehme, künſileriſche Ausſtattung
Gebeftet 4. / Gebunden 5.80 Goldmart
Mit immer wachſender Spannung verfolgt der Zeſer die Heinen
Abenteuer, mit denen die Heidin des Buches in Zuſammenbang
Reht, und mit immer größerem Vergnügen, das oft zu ſchallender
Heiterkeit führt, ergötzt er ſich an den komiſchen Situationen, den
draſtiſchen Pointen, die dieſen Abenteuern köſtliche Würze verleihen.
Der Oichter ſelber ſagt von dem Buch:
Wer aber dem Lächeln in dieſer ernſten und immer trauriger ſich
geſtaltenden Welt noch ſeine Berechtigung zugeſteht, wer mit mir
noch glaubt, daß das Schickſol nicht nun die Menſchen prägt und
zwickt und zermürbt und ſchindet und foltert und ſchließlich wie erledigte
Puppen an die Wand wirft nein, daß es auch zuweilen mit einem
Harmlos ſpaßt, wie mit Kindern, und ſein luſtig Spiel treibt mit ihren
Schwächen, Träumen und Eitelkeiten wohlan, wer ſo denkt, der
reiche mir die Hand. Und ich will ihn ein wenig leiten durch meine
Welt, will ihm ein paar Türen und ein paar Herzen öffnen und ihn
ächelnd führen durch die Zimmer der Frau von Sonnenfels.
Zu beziehen durch
Heinrich Schroth, vorm. Karl Buchner
Hofbuchhandlung, Darmſtadt, Rheinſtraße 15.

Die Herbſttagung des
Evangel. Zweckverbandes für Heſſen
der ſämtliche (40) Evangeliſch=kirchlichen Landesverbände und =vereine
umfaßt, hat einen Ausſchuß beauftragt, Grundſätze und For=
derungen
hinſichtlich der Vertretung evangeliſch=kirchlicher Inte=
reſſen
bei den Wahlen zur Heſſiſchen Volkskammer und durch die politi=
ſchen
Paxteien aufzuſtellen. Dieſe lauten:
Evangeliſche Chriſten ſind verpflichtet, ihrem Volk und ſeinem
Staate zu dienen, weil nach evangeliſcher Auffaſſung das geſamte Kul=
tur
= und Geiſtesleben des Staates von den religioſen, ſittlichen und ſo=
zialen
Kräften des Evangeliums durchdrungen ſein muß. Wir fühlen
uns demgemäß mitverantwortlich für das Schickſal unſeres Volkes und
für die Geſtaltung ſeines öffentlichen Lebens, ohne daß wir Partei für
eine Partei nehmen. Von da aus ergeben ſich an die politiſchen Par=
teien
, denen die Wahl der Volksvertretung und das Wohl des Staates
beſonders anvertraut iſt, beſtimmte Forderungen im Sinne der
beiliegenden Kundgebung des Deutſchen Evangeliſchen Kivchentages.
1. Wir vertreten die aus der Reformation erwachſene Auffaſſung,
daß der Staat ſeine Aufgaben zum Schutze und Wohl der Volks=
gemeinſchaft
und aller ihrer Stände und Glieder zu erfüllen hat. Wir
fordern, daß der Staat zumal in dem 2⁄s evangeliſchen Heſſenland der
evangeliſchen Kirche die Möglichkeit ſichert und fördert, die religiöſen,
ſittlichen und ſozialen Lebenskräfte zu entfalten, deren Pflege gerade
ihr, der evangeliſchen Kirche, zum Wohle des Volksganzen anvertraut
iſt. Jeder Beſtrebung, die auf Zertrümmerung des Staates oder auf
Auflöſung der evangeliſchen Kirche gerichtet iſt, muß gewehrt werden.
Zwiſchen Staat und Kirche ſollen in gütlicher Verſtändigung und im
gerechten Ausgleich vertrauensvolle Beziehungen gepflegt werden. Wir
verlangen demgemäß, daß die in der Reichsverfaſſung feſtgelegte An=
erkennung
der chriſtlichen Kirche als ſelbſtändiger, ſich ſelbſt verwalten=
der
Körperſchaften öffentlichen Rechts bei voller Geltung erhalten
werde. Wir verlangen, daß entſprechend dieſer Verfaſſung die Sonn=
tagsheiligung
, der Schutz der allgemeinchriſtlichen und der evangeliſchen
Feiertage, die Bewegungsfreiheit der Kirchen im Rahmen des Reichs=
und Staatsrechts, die evangeliſch=theologiſche Fakultät an der Landes=
univerſität
, die der evangeliſchen Kirche rechtlich zuſtehenden Zuſchüſſe
(Renten), der Einfluß der evangeliſchen Kirche auf die Wohlfahrts=
pflege
, Jugendfürſorge und Volksbildungsweſen geſichert bleiben.
2. Die Schule ſoll nicht nur zu den lebensnotwendigen Kennt=
niſſen
, ſondern auch zur religiös=ſittlichen Charakterbildung verhelfen.
Unbeſchadet der Schulhoheit und Schulaufſicht des Staates halten wir
ein vertrauensvolles Zuſammenwirken von Schule und Kirche geboten.
Wir treten dafür ein, daß die Schulform, welche wir ſeit 50 Jahren zu
unſerem Segen beſitzen, nämlich die Simultanſchule auf chriſtlicher
Grundlage, erhalten bleibt. Wir fordern, daß der Religionsunterricht,
der vorwiegend die religiös=ſittliche Charakterbildung zu pflegen hat,
ſeinen konfeſſionellen Charakter behält und ordentliches Lehrfach in
allen Schulen bleibt. Schulen, welche die Kinder nach Stand oder Ver=
mögen
der Eltern ſondern, lehnen wir ab.
3. Die Familie, die Urzelle geſunden Volklebens, bedarf der
ſtetigen Fürſorge und des ſtärkſten Schutzes des Staates. Wir erwarten
von der Volksvertretung, daß ſie den chriſtlichen Charakter und die
Heiligkeit der Ehe und des Familienlebeus durch Geſetzgebung ſchützt.
4. Der konfeſſionelle Friede iſt unerläßlich für das
Gedeihen unſeres Volkslebens. Wir bekämpfen daher jeden Verſtoß
gegen die wahre Parität (insbeſondere bei Beſetzung von Beamten=
ſtellen
) und jede Benachteiligung der evangeliſchen Kirche und des evan=
geliſchen
Volksteils und ihrer Lebensintereſſen durch den Staat oder
ſeine Behörden, durch das Parlament oder die Parteien. Wir fordern,
daß beits etwaigen Abſchluß eines Konkordates mit der Kurie die
Rechte des ſouveränen Staates unangetaſtet bleiben und die evange=
lichen
und deutſchen Intereſſen nicht geſchädigt werden. In dieſem
Zuſammenhang erwarten wir daß die neuerlich verſchärften Beſtim=
mungen
des kanoniſchen Miſchehenrechtes, welche die deutſche Volksge=
meinſchaft
und den Frieden des Familienlebens bedrohen, außer Gel=
tung
geſetzt werden.
5. Eine wahrhaft ſoziale Geſellſchafts= und Wirt=
ſchaftsordnung
kann nur auf dem Boden des Chriſtentums er=
wachen
. Die ſozialen Probleme können nur gelöſt, die ſozialen Ge=
genſätze
und wirtſchaftlichen Kämpfe können nur gemildert und über=
wunden
werden aus der Kraft des Chriſtentums. Wir fordern daher,
daß alle Maßnahmen der Geſetzgebung und Verwaltung auf ſozialem
und wirtſchaftlichen Gebiete von dieſem Geiſte getragen ſind. Im üb=
rigen
beziehen wir uns hier ganz beſonders auf die oben genannte
Kundgebung des Deutſchen Evangeliſchen Kirchentags und bekennen uns
ausdrücklich zu ihr.
3. Für die Geſtaltung des geſamten geiſtig=kulturellen
Lebens hat die evangeliſche Welt= und Lebensauffaſſung ihr beſon=
deres
Recht und ihre beſondere Bedeutung. Wir verlangen daher, daß
dem von den berufenen Vertretern des Staates und des Volkes Rech=
nung
getragen und Geltung verſchafft wird. Wir verwerfen jeden äuße=
ren
Zwang in Glaubensangelegenheiten und kennen da keine anderen
Schranken als das in Gott gebundene Gewiſſen. Wir fordern die aus
dieſen Grundſätzen erwachſene und durch ſie beſtimmte Freiheit für die
Entfaltung der Wiſſenſchaft, Literatur und Kunſt. Wir erwarten vom
Staat und von ſeiner Volksvertretung, daß ſie jegliche Befeindung
vder Herabſetzung des Chriſtentums, der Sittlichkeit und der Kirche
zurückweiſen, weil ſonſt das ſittliche Wohl, die geiſtige Kultur und innere
Einheit unſeres Volkes Schaden leiden. Wir fordern die Bekämpfung
aller üblen Erſcheinungen des Kulturlebens, die die Volksſittlichkeit ge=
fährden
.
In der Ueberzengung, daß der chriſtliche Geiſt grundlegend iſt für
unſer Volkstum, handelt der Staat im wohlverſtandenen eigenen In=
tereſſe
, wenn er alle Beſtrebungen unterſtützt, die vom evangeliſchen
Chriſtentum und von der evangeliſchen Kirche her dem Volke Kräfte
zuführen. Wir erwarten dies in erſter Linie durch chriſtliche Per=
ſönlichkeiten
, die auf dem Boden unſerer Grundſätze ſtehen und
die bei den Wahlen zur Volksvertretung und in der Volkskammer zu
bekennen und zu behaupten entſchloſſen ſind.
Dieſe Grundſätze und Forderungen wurden den Vorſtänden der
politiſchen Parteien überſandt, mit der Bitte, dieſe Grundſätze und
Forderungen in den parlamentariſchen Arbeiten zu berückſichtigen und
dafür Sorge zu tragen, daß Perſönlichkeiten, die auf dem Boden un=
ſerer
Grundſätze und Forderungen ſtehen, als Vertreter ihrer Partei
in die Volkskammer kommen. Der Ausſchuß des Evangeliſchen Zweck=
verbandes
erklärt ſich bereit, in allen Fragen, welche die evangeliſch=
kirchlichen
und proteſtantiſch=kulturellen Intereſſen berühren, die Par=
teivorſtände
mit dem erforderlichen Material zu verſehen, und frug bei
ihnen an, ob ſie oder Mitglieder ihrer Fraktion bereit ſeien, vorkom=
mendenfalls
recktzeitig vor der jeweiligen parlamentariſchen Behand=
lung
mit ihm Fühlung zu nehmen oder zweckdienliche Informationen
von ihm zu empfangen.
A. Offenbach, 25. Okt. Der Wahlkampf ſcheint hier diesmal
heftiger als ſonſt zu werden. Die großen Parteien ſind jetzt ſchon be=
müht
, ſich die Säle für ihre letzten Verſammlungen zu ſichern. Am be=
liebteſten
iſt natürlich der letzte Freitag vor den Wahlen, da dann noch
ein Bericht über eine Verſammlung erſcheinen kann. Für dieſen Tag
iſt jetzt ſchon kein großer Saal mehr zu haben, denn es ſtehen den bür=
gerlichen
Parteien eigentlich nur drei große Säle, darunter die Turn=
hallen
der beiden Turnvereine, zur Verfügung, und dieſe ſind beſonders
im Dezember ſchwer zu haben. Sie ſind faſt jeden Abend für Theater=
aufführungen
, Konzerte, Verſammlungen, Ausſtellungen, die Turn=
übungen
der Vereine und frühzeitige Weihnachtsveranſtaltungen verge=
ben
, und zwar ſchon viele Wochen und Monate im voraus.
* Bad=Nquheim, 27. Okt. Ein großer Fiſchzug ſteht unſerer
Stadt bevor; der große Teich im Kurpark wird zurzeit abgelaſſen. Ein
weſtfäliſcher Händler iſt Käufer des geſamten Fiſchzuges. Scharen von
Knaben tummeln ſich an den bereits trockenen Ufern und ſuchen nach
Schätzen, welche die Bootfahrer verloren haben, nach Muſcheln und der=
gleichen
mehr. Auch Scharen von Spaziergängern ſammeln ſich am
Teich, um das ſeit 20 Jahren nicht geſehene Ereignis zu beobachten.
Sobald der Teich ausgefiſcht und vollſtändig leergelaufen iſt, wird eine
gründliche Reinigung des Beckens vorgenommen. Im Frühjahr wird
wieder junge Fiſchbrut eingeſetzt.
* Butzbach, 27. Okt. Mit dem Sieg der bürgerlichen Par=
teien
endete die geſtrige Stadtratswahl. Es wurden gewählt: 1 Kom=
muniſt
(Joſef Oppenheimer) 6 Sozialdemokraten, 14 Bürgerliche: von
letzteren ſind deutſchnational 3, deutſchvolksparteilich 4, demokratiſch 3,
Zentrum 2 und parteilos 2. Mit dem 1. Januar erhält unſere Stadt
ädteordnung und
n neuen Bürgermeiſter
te Jungen. Ein 14 Jahre alter
* Wieſeck, 27. Okt. Ver
Knabe brachte einem gleichalterigen Kameraden durch Meſſerſtiche
den Beinen und am Kopfe bei, während der 17 jäh=
were
Verletzunger
den dem Mißhandelten die Kehle zudrückte
rige Bruder des 9
und ihn wehr!
* Langsdorf, 25. Okt.
erdienſtvoller Förderer der Land=
wirtſchaftlichen

dungsſchule iſt Lehrer Leidich,
der auch dem Abbau zum Opfer gefallen, d. h. in den Ruheſtand derſetzt
worden iſt. Er war 40 Jahre in unſerem Dorf tätig und hat vor zwan=
zig
Jahren, im Verein mit dem Landtagsabg. Köhler, die Fortbildungs=
ſchule
dahin umgeſtaltet, daß dem Unterricht in der Landwirtſchaft mehr
Rechnung getragen wurde. Auch außerhalb der Schule betätigte er ſich
als Volksbildner, führte er doch 30 Jahre den hieſigen Geſangverein.
geſamte Gemeinde, die Vereine und Schulklaſſen
n ſich zu einer
herzlichen Abfchiedsfeier, da Lehrer Leidich unſer D

[ ][  ][ ]

Seite 10.

Mittwoch, den 29. Oktober 1924.

Nummer 301.

Vernichtung des ruſſiſchen Kreuzers
Schemtſchug durch die Emden
Von Kapitänleutnant Joachim Lietzmann.
Zauberhaft, in ſeltener Klarheit blicken die funkelnden Ge=
ſtirne
des ſüdlichen Sternenhimmels auf den Indiſchen Ozean
hernieder. Der faſt ſenkrecht ſtehende Mond überflutet die ſtill
ruhende Waſſerfläche mit ſilbernem Glanz. Ein leiſer Lufthauch
ſtreicht über die gekräuſelten Wellen und trägt bis hierher den
würzigen Sandelduft von den Dſchungeln des Märchenlandes
herüber, welches, noch meilenweit entfernt, in tiefem Schlafe liegt.
Auf dem mit hoher Fahrt von Weſten herannahenden Kreu=
zer
Emden iſt man auf den Gefechtsſtationen nach des Tages
Glut und Arbeit zur Ruhe gegangen. Nur die Wache iſt wie im=
mer
getreulich auf ihrem Poſten und beobachtet ſcharfen Auges
ringsum den Horizont, und in ſeiner Kajüte überdenkt einſam
der Kommandant nochmals ſeine geplante Unternehmung.
Eine an Erlebniſſen überreiche, an Kühnheit bisher nie da=
geweſene
Tat liegt hinter ihm. Der Meute der engliſchen, ruſſi=
ſchen
, japaniſchen und franzöſiſchen Geſchwader zum Hohn, die es
nicht fertig brachten, dieſen einen deutſchen Kreuzer aufzufinden,
hat er faſt unter ihren Augen bisher nicht weniger als 28 feind=
liche
Handelsdampfer aufgebracht und ſie teilweiſe ſogar in ſei=
nen
Dienſt geſtellt. Ihre koſtbare Ladung, ihre Kohlen konnten
ihn zu immer neuen Taten befähigen. In der Frühe des mor=
gigen
Tages aber will Fregattenkapitän von Müller ſeiner
Kriegsfahrt die Krone aufſetzen und, das Unmöglich Scheinende
wahrmachend, den Gegner in ſeinem Neſte aufſuchen. Dem an
der Weſtküſte Hinterindiens gelegenen Hafen Penang ſoll ſein
Beſuch gelten. Etwa dort befindliche feindliche Kriegsſchiffe will
er in überraſchendem Angriff vernichten, ein Plan, an Tollkühn=
heit
grenzend, aber eben deshalb durchaus Erfolg verſprechend
und wohl durchdacht.
Die Stunden verrinnen. Der Mond ſteigt von ſeiner ein=
ſamen
Höhe hernieder. An ſeiner Stelle tritt ein Meerleuchten
von ſmaragdenſchimmerndem Gold die Herrſchaft auf der leicht
wiegenden See an. Die tiefe Myſtik, welche das Zauberland
Indien umgibt, ſamt ſeinen bunten Völkern, ſeinen Tempeln
und dem Duft und der Farbenpracht ſeiner überreichen Vege=
tation
, ſie zieht auch ihre Kreiſe bis weit ins Indiſche Meer, und
man muß ſie erleben, um ſie erkennen und verſtehen zu können.
In ſtiller Verſunkenheit nimmt das Wachperſonal die Wun=
der
der lauen Tropennacht in ſich auf. Das rauhe Kriegshand=
werk
mit ſeinen Strapazen und Stürmen konnte die Empfänglich=
keit
der deutſchen Seele nicht beeinträchtigen.
Die erſten Morgenſonnenſtrahlen des 28. Oktober 1914 finden
den deutſchen Kreuzer in dichteſter Nähe der Küſte. Ueber üppi=
gem
Grün reckt ſich an Backbord das Felſengebirge Hinterindiens
mächtig empor. An Steuerbord, auf der dem Feſtlande vor=
gelagerten
Inſel Pulo Penang, kommt mit ihren luftigen Euro=
päer
=Niederlaſſungen die Stadt George Town in Sicht. Dahinter
liegt inmitten grüner Hänge mit der weithin ſichtbaren weißen
Kuppel des Buddhatempels die Hinduvorſtadt. Tiefer Frieden
ruht über dem Bilde. Auch im Hafen mit ſeinem Maſtenwalde
zahlreicher Fahrzeuge regt ſich nichts.
Das Schiff befindet ſich längſt im Gefechtszuſtande. Die
Spannung wächſt mit jeder Minute. Die brennende Leuchttonne
bietet einen guten Anhaltspunkt zur Anſteuerung des engen
Hafens. Eine Anzahl einheimiſcher Fiſcherboote paſſiert in eini=
ger
Entfernung. Nichts ahnend ſetzen ſie ihren Weg fort. Der
vierte Schornſtein der Emden eine Attrappe aus Leinwand,
beläßt ſie in dem Wahn, einen der eigenen Kreuzer vor ſich zu
haben. Der Gedanke, daß die ſagenumwobene Emden die un=
geheuerliche
Kühnheit beſitzen könnte, hier zu erſcheinen, liegt
ihnen fern. Auch das Lotſenfahrzeug wird auf wenige Meter
Abſtand paſſiert.

Jetzt, nach kurzer Biegung, iſt der innere Hafen erreicht. Von
einer Anzahl Handelsdampfer umgeben liegt rechts voraus ſtrah=
lend
hell erleuchtet ein Kriegsſchiff. Auf 1000 Meter herangekom=
men
, erkennt der Kommandant es an ſeinen Umriſſen: es iſt der
ruſſiſche Kreuzer Schemtſchug!
Sein Entſchluß ſteht ſofort feſt. Die Vernichtung muß über
den Gegner hereinbrechen, bevor er zur Beſinnung kommt.
Schnell ſind die paar hundert Meter zurückgelegt. An den Maſten
ſteigen die Toppflaggen hoch. Ein ſcharfes Abdrehen auf engſtem
Raum eine ſeemänniſche Leiſtung erſten Ranges , ein kurzes
Kommando, welches dem Torpedooffizier die Feuererlaubnis er=
teilt
, dann jagt auf 300 Meter Entfernung der Torpedo ſeinem
Opfer entgegen, während gleichzeitig ein verheerendes Artillerie=
feuer
vernichtend über das unglückliche Schiff hereinbricht. Ein
ohrenbetäubendes Krachen zerreißt jäh die Luft und bereitet dem
gerechten Schlaf der Bevölkerung vollends ein unſanftes Ende.
Zuckend bäumt ſich der maſſige Rumpf des Ruſſen auf. Der Tor=
pedo
hat ihn in der Höhe des hinterſten Schornſteins getroffen!
In unmittelbarer Nähe eines vor Anker liegenden Dampfers
vollendet die Emden ihr Drehmanöver auf Gegenkurs. Der
ſchwache Widerſtand, zu dem ſich endlich ein paar beherzte Leute
am vorderen Geſchütz des Gegners vergeblich aufſchwingen,
währt nicht lange. Bald ſtreicht drüben, von einem zweiten Tor=
pedo
hervorgerufen, unter gewaltiger Detonation eine fahle
Feuerſäule bis weit über die Maſtſpitzen empor. Eiſenmaſſen,
Trümmerſtücke eines auseinandergeriſſenen Schiffes wirbeln
durch die Luft bis zur Emden herüber. Dann, als der leichte
Wind den Qualm mit ſich in die nahen Dſchungeln entführt, iſt
nichts mehr zu ſehen.
Mit hoher Fahrt ſteuert die Emden auf demſelben Wege,
den ſie vor nur zehn Minuten gekommen, aus dem engen Schlauch
heraus. Die beiden franzöſiſchen Zerſtörer, welche tief drinnen
am Ende des Hafens liegen, bleiben verborgen. Sie haben es
vorgezogen, ſich nicht durch aktives Handeln bemerkbar zu machen,
und ſo ihren ruſſiſchen Kameraden im Stich gelaſſen. Wie ſpäter
feſtgeſtellt wurde, hätten ſie bei einiger Initiative dem deutſchen
Kreuzer immerhin gefährlich werden können.
Strahlend geht die Sonne auf. Die lachende Landſchaft In=
diens
grüßt in ihrer ganzen Märchenpracht über die azurblaue
See herüber, unberührt von Kampf und Schlachtendröhnen, vom
Heldentum und der Not der Menſchen.
Unweit der Anſteuerungstonne nähert ſich einlaufend ein
engliſcher Dampfer. Kaum iſt der Kutter mit dem Priſenkom=
mando
drüben, um ihn in die lange Kette ſeiner Vorgänger ein=
zureihen
, muß der Kommandant ſeine Beute auch ſchon wieder
ziehen laſſen. Denn im Nordweſten taucht ein Kriegsſchiff auf,
ein neuer Gegner, der ihm kein längeres Verweilen geſtattet!
Abermals rufen Horn und Trommel alle Mann auf Gefechts=
ſtationen
, fliegen die Toppflaggen empor, und mit Höchſtgeſchwin=
digkeit
gehts dem Feinde entgegen, der inzwiſchen als der fran=
zöſiſche
Zerſtörer Mousquet erkannt iſt.
Bei dem ungleichen Kräfteverhältnis kann der Ausgang des
Gefechts nicht zweifelhaft ſein. Doch unkeirrt ſetzt das kleine
Fahrzeug ſeinen Weg fort, um ſich der Emden entgegen zu
ſtellen. Faſt ſcheint es, als wolle er die ruhmloſe Blamage ſeiner
Kameraden und Bundesgenoſſen in Penang nicht überleben. Auf
4000 Meter donnern ihm die ehernen Grüße der Emden ent=
gegen
. Sein bald erfolgendes Abdrehen erleichtert den deutſchen
Geſchützführern ungemein das Einſchießen. Schon nach der
dritten Salve iſt Mousquet lahm geſchoſſen. Unter ſtarker
Dampfentwicklung nimmt ſeine Geſchwindigkeit ſchnell ab. Sein
verzweifeltes Feuer aus einem Geſchütz iſt wirkungslos. Ein
gegen die Emden gefeuerter Torpedo kommt vor ſeinem Ziel an
die Oberfläche. Drüben aber machen die deutſchen Granaten
ganze Arbeit. Nach wenigen Minuten iſt es vorbei. Das Artil=
leriefeuer
verſtummt. Langſam neigt ſich das Schiff nach einer
Seite. Dann geht es, das Vorderſchiff zuerſt, in die Tiefe. Mit
ihm ſinkt ſein Kommandant und 42 Mann der Beſatzung. Der
Offizier und die 35 Mann aber, die teilweiſe ſchwer verwundet

auf der Untergangsſtelle treiben, werden von der ſchnell heran=
nahenden
Emden mit hilfreicher Hand aufgenommen. Einzelne
Leute wehren ſich noch im Waſſer gegen ihre Rettung. Man hatte
ihnen immer wieder vor Augen geführt, daß die Deutſchen ihre
Kriegsgefangenen ermordeten.
Von den Ueberlebenden des Mousquet erlagen im Laufe
des nächſten Tages drei Mann ihren Wunden. Sie wurden mit
militäriſchen Ehren beſtattet, nachdem Fregattenkapitän von Mül=
ler
in Anweſenheit der geſamten Beſatzung eine Anſprache zuerſt
in deutſcher, dann in franzöſiſcher Sprache gehalten hatte. Die
übrigen aber wurden ſämtlich, dem zwei Tage ſpäter von der
Emden aufgebrachten engliſchen Dampfer Newburn über=
geben
und von dieſem in den nächſten Hafen gebracht. So ritter=
lich
wurden dieſe Gefangenen von einem Feinde behandelt, dem
die Welt damals und bis auf den heutigen Tag die infamſten
Grauſamkeiten zuzuſchreiben beliebte.
Die Unternehmung iſt beendet. Heller Jubel leuchtet der
braven Beſatzung aus den Augen. Und als der Kommandant ihr
die Bedeutung des ſoeben Erlebten klar macht, hallen drei ſtür=
miſche
Huuras von der nahen Küſte wider. Sie ſind ein Gruß
an die feine Heimat, die wie ſie ſelber ſo ruhmvoll gegen eine
Welt von Feinden im Felde ſteht.
Die Wirkung dieſer neuen Tat der Emden war eine un=
geheuere
. Hatte ſchon die Beſchießung von Madras, die rau=
chende
Trümmerſtätte der dort in Flammen aufgegangenen Oel=
tanks
die indiſche Bevölkerung jäh aus ihrer bisherigen Ruhe
aufgeſchreckt, hatte die endloſe Liſte der aufgebrachten und ver=
ſenkten
Handelsſchiffe in den engliſchen Wirtſchaftskreiſen wach=
ſende
Beſtürzung hervorgerufen, ſo wurde in dieſen Tagen der
geſamte Seeverkehr ſtillgelegt. Wie lange noch ſollte dieſer für
das Wirtſchaftsleben des Indiſchen Ozeans unerträgliche Zu=
ſtand
fortdauern? Die zahlreichen Seeſtreitkräfte der Verbündeten
hatten ſich bisher dieſem einen deutſchen Kreuzer gegenüber als
machtlos erwieſen. Vergeblich durchkreuzten ſie ſeit Monaten die
See, von den Gewäſſern Madagaskars bis zur Küſte Auſtraliens,
vom Arabiſchen Meer über Ceylon bis zur fernen Südſpitze
Hinterindiens. Nach dem heutigen Tage waren auch ſie ſelber in
ihren eigenen Häfen vor dem vernichtenden Angriff der Emden
nicht mehr ſicher. Eine ungeheuere Erregung bemächtigte ſich
ihrer. Und dennoch konnten ſie dem deutſchen Kreuzer und ſei=
nem
ritterlichen Kommandanten ihre hohe Achtung und Anerken=
nung
nicht verſagen.
Auch auf die Kriegführung in Europa blieb die Wirkung nicht
aus. An die Abſendung der ohnehin ſchon von Woche zu Woche
hinausgeſchobenen indiſchen und auſtraliſch =neuſeeländiſchen
Truppentransporte war nicht zu denken, bevor der wagemutige
Gegner nicht niedergekämpft war.
Dieſen aber hatte die hohe See längſt wieder aufgenommen.
Im tropiſchen Inſelgewirr Holländiſch=Indiens ſetzte er ſeine Fahrt
ungehindert fort zu neuen Taten und zum Schrecken ſeiner Feinde.

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[ ][  ][ ]

Rummer 301.

Mittwoch, den 29. Oktober 1924.

Reich und Austanv.
Eine Konkurrenz des Eiffelturms.
Berlin. Die Stadt Berlin beabſichtigt, einen 140 Meter hohen
Funkturm zu bauen, der eine Konkurrenz des Eiffelturmes bei Paris
werden ſoll. Geplant iſt, ihm eine ähnliche Form zu geben wie dem
Eiffelturm. Er ſoll vollſtändig in Eiſen ausgeführt werden. Der Turm
ſoll auf 4 Füßen ruhen und in 50 Meter Höhe ein Plattform= Reſtau=
rant
von 215 Sitzen, in der Höhe von 132135 Metern eine zweite
Plattform mit ofener Ausſichtsgalerie erhalten, wohin mehrere Fahr=
ſtühle
gehen ſellen.

10 Jahre Frankfurter Univerſität.
S. Frankfurt. Gleichzeitig mit dem Rektoratswechſel von Pro=
feſſor
Burchard an Profeſſor Gelzer beging die Frankfurter Univerſität
die Feier ihres zehnjährigen Beſtehens. Aus Anlaß dieſer Feier wur=
den
zu Ehrenbürgern der Univerſitit Frankfurt ernannt: Pro=
feſſor
Dr. Darmſtädter=Berlin und die Frankfurter Herren Fritz Hall=
garten
, Juſtizrat Dr. Heilbrunn, Dr. Richard Merton, Geheimrat
Groedel und Geheimrat Arthur von Weinberg. Außerdem wurde eine
Dame, Frau Johanna Stern, Ehrenbürgerin der Univerſität Frankfurt.
Den Männern, die ſich vor zehn Jahren für die Gründung der Univer=
ſität
beſonders eingeſetzt hatten, wurde die Würde eines Ehren=
ſenators
verliehen. Es ſind dies Geheimrat Leo Gans und Ge=
heimer
Juſtizrat H. Oſtwalt.
Kleine Frankfurter Chronik.
Dr. theol. et phil. Theodor Steinbüchel=Vonn hat einen Lehr=
auftrag
für katholiſche Weltanſchauung an die Univerſität Frankfurt er=
halten
. Zum erſten Vorſitzender der Frankfurter Künſtlergeſellſchaft
wurde Oberregierungsrat Schenk gewählt. Dem größten Frank=
furter
Sportklub, Eintracht, wurde am Sonntag durch Beamte des
Magiſtrats die Kaſſe auf dem Sportplatz beſchlagnahmt, weil er
eine inzwiſchen auf 20000 Mark angelaufene Steuerſchuld aus einem
Spiel gegen engliſche Berufsſpieler noch nicht bezahlt hatte. Bei
Ober=Wöllſtadt überſchlug ſich ein Auto und die Inſaſſen mußten
ſchwer verletzt in das Friedberger Krankenhaus gebracht werden. Der
Beſitzer des Wagens, ein Fleiſchermeiſter Alt aus Offenbach, iſt an den
Folgen des Sturzes geſtorben. Der Streit im Baugewerbe iſt
beigelegt, der Stundenlohn wurde ab 1. November auf 86 Pf. feſtgeſetzt.
Der Maulkorbzwang iſt ſoweit gelockert worden, daß Hunde
an der Leine auch ohne Maulkorb geführt werden dürfen.
Die gefährlichen Weingaſe.
Von einem Unglücksfall wurde eine Familie in Lorſch a. Rh. be=
troffen
. Der Weingutsbeſitzer R. begab ſich in ſeinen Keller, in welchem
gärender Wein lagerte. Als deſſen Ehefrau kurz darauf ebenfalls den
Keller betreten wollte, fand ſie ihren Mann am Boden liegend bewußt=
los
vor. Sie holte ſofort Hilfe aus der Nachbarſchaft herbei und der=
ſuchte
, den Mann aus dem Keller zu bringen; der Keller war aber der=
artig
mit Gärgaſen angefüllt, daß ein Vordringen kaum möglich dar
und die Frau, die ſich an dem Rettungswerk beteiligte, ebenfalls das
Bewußtſein verlor. Nach vielen Anſtrengungen gelang es endlich, die
beiden Bewußtloſen aus dem Keller zu ſchaffen. Leider hatte der Mann
inzwiſchen bereits den Erſtickungstod erlitten, während die Ehefrau ſich
nach eniger Zeit wieder erholte.
Jackie, der Lokomotivführer.
Die deutſche Reichsbahngeſellſchaft hatte den Einfall, die Anweſenheit
Jackie Coogans in Berlin zu einer wirkungsvollen Propaganda für die
deutſche Reichsbahn auszunutzen. Die Direktion lud den kleinen Filmſtar
ein, auf dem Potsdamer Bahnhof die Rolle eines Lokomotioführers zu
ſpielen. Zu dieſem Zweck wurde ein beſonderer Zug zuſammengeſtellt,
Wie ein Lauffeuer verbreitete ſich das Gerücht, Jackie filmt. Die Polizei
hatte durch umfangreiche Abſperrungen Vorſorge getroffen, daß es nicht
zu Zwiſchenfällen komme. Jackie traf in Begleitung ſeines Vaters auf
dem Bahnhof ein, wo zahlreiche offizielle Perſönlichkeiten erſchienen waren.
Unter dem Geleite eines Gefolges von Kinooperateuren, Photographen,
Schutzpoliziſten, begab ſich Jackie Coogan an das Ende des Bahnſteigs,
wo bereits ein kompletter Zug mit Speiſe= und Schlafwagen unter Dampf
gehalten wurde. Coogan beſtieg die vorderen Pfuffer der Lokomotive, an
der ein Schild mit der Aufſchrift prangte: Jackie beſichtigt die deutſche
Reichsbahn‟. Er ſetzte eine freundliche Miene auf, und ließ ſich unzählige
Male kurbeln und knipſen. Danach kletterte Jackie unter Aſſiſtenz einiger
Maſchinenführer und Heizer auf den Führerſtand der Lokomotive und
machte ein paar Handgriffe an den techniſchen Vorrichtungen, während der
Zug ſich langſam in Bewegung ſetzte. In einer anderen Szene erſchien
Jackie am Fenſter eines Speiſewagens, auf dem eine Tafel mit der In=
ſchrift
angebracht war: Jackie inſpiziert die Speiſe= und Schlafwagen der
Mitropa. Jackie ergreift ein daar Blumen aus der Vaſe ſeines Tiſches
und winkt damit fröhlich lächelnd aus dem Fenſter hinaus. Nach der Be=
endigung
der Filmaufnahme wurde er mit Blumen ſchön geſchmückt und
erhielt an einem weißgedeckten Speiſewagentiſch ein Frühſtück gereicht.
Wiederaufnahme der Mount=Evereſt=Expedition.
Trotz aller Mißerfolge, die bisher die Mount=Evereſt=Expedition
gehabt hat, und obwohl die Führer Mallory und Irvine bei dem Ver=
ſuch
, den Gipfel zu erreichen, ihr Leben laſſen mußten, haben ſich die
Rohal Geographical Society und der engliſche Alpenklub doch entſchloſ=
ſen
, im Jahre 1926 eine neue Expedition auszurüſten. Es wurden ſo=
fort
Schritte eingeleitet, um bei der Regierung von Tibet die Erlaubnis
zur Beſteigung der Berge einzuholen.
Dramatiſcher Mißerfolg eines ſchwediſchen Prinzen.
Das Zentraltheater der norwegiſchen Hauptſtadt hat kürzlich die Erſt=
aufführung
des afrikaniſchen Schauſpiels Kinangoſi, das den ſchwedi=
ſchen
Prinzen Wilhelm zum Verfaſſer hat, gebracht. Der Aufführung
wohnten der norwegiſche König und der Verfaſſer bei. Die Kritik hat ſich
der Aufführung gegenüber ſehr kühl verhalten. Die Nation bezeichnet
die Aufführung des Schauſpiels als durchaus überflüſſig und Tidens
Tegn ſagt, daß der Prinz das Stück dem öffentlichen Urteil nicht hätte
überlaſſen dürfen.

Bervuinigte Romreiſe.

Von unſerem römiſchen Korreſpondenten.
Rom. Die italieniſche Staatsbahn gibt augenblicklich Fahrkarten
mit 60 Prozent Preisermäßigung zur Hin= und Rückreiſe nach Rom
aus, um den Beſuch der Ausſtellung für Kriegswaiſenfürſorge zu er=
leichtern
. Die Fahrkarten zu einem Preiſe, der über die Hälfte billiger
als der gewöhnliche iſt, gelten 20 Tage. Der letzte Abgabetermin iſt
am 20. Dezember. Die Fahrkarten ſind nur dann für die Rückfahrt gül=
tig
, wenn ſie in Rom auf der rbengenannten Ausſtellung abgeſtempelt
ſind. Dieſe Fahrkarten gewähren alſo gerade noch Gelegenheit, billig
über Weihnachten nach Rom zu reiſen, und auf dieſe Weiſe auch den
Beginn des Heiligen Jahres in Rom zu erleben. Für die Weihnachts=
zeit
empfiehlt es ſich allerdings, rechtzeitig Wohnung zu beſtellen, wenn
es bisher auch nicht den Anſchein hat, als werde Rom allzu überfüllt
werden. Bei gewöhnlichem Fahrpreis koſtet eine Fahrkarte nach Rom
von der Grenzſtation des Brenners aus für die 800 Kilometer lange
Strecke in der erſten Klaſſe 267,60 Lire, in der zweiten 179,25 Lire, in
der dritten 104,20 Lire, in deutſchem Gelde alſo ungefähr 50 Mark,
etwas über 30 Mark und weniger wie 20 Mark. Da die Ermäßigung
60 Prozent beträgt, kann man alſo rechnen, daß man für etwas weniger
als den Preis eines einfachen Billetts nach Rom hin= und zurückfahren
kann. Für die Preiſe von anderen Grenzſtationen, wie Chiaſſo oder
Domodoſſola, gilt natürlich das Gleiche, doch iſt der Weg über Chiaſſo
auf der italieniſchen Bahn via MailandSarzana über 100 Kilometer
kürzer. Da die Ermäßigung aber auf der italieniſchen Strecke ſo groß
iſt und die italieniſchen Bahnen überhaupt relativ nicht teuer ſind, iſt
es für den Reiſenden aus Deutſchland im allgemeinen billiger, über den
Brenner zu fahren, wenn auch die Verbindung über die Schweiz viel=
leicht
angenehmer und etwas bequemer iſt, vor allem für diejenigen,
die ſich des Schlafwagens von Mailand nach Rom bedienen wollen. Die
Benutzung der Schlafwagen war bisher in Italien ein ziemlich teurer
Spaß, weil es keine Schlafabteile zweiter Klaſſe gab. Nach den ſoeben
bekannt gewordenen Beſtimmungen wird nun, um die Verbindung zwi=
ſchen
Rom und Mailand zu verbeſſern, zwiſchen beiden Städten ein be=
ſonderer
Schlafwagenzug über Sarzana eingerichtet, in dem auch Schlaf=
wagenabteile
zweiter Klaſſe geführt werden. Dieſer Zug wird am 15.
November zum erſten Male fahren und verläßt Mailand und Rom
zur gleichen Stunde wie bisher der durchgehende Schnellzug, der vorher
die beiden üblichen Schlafwagen führte, nämlich abends um 8.45 Uhr.
Dieſer Zug wird alſo vom genannten Termin an nur aus Schlafwagen
beſtehen, während der direkte Schnellzug über Sarzana ohne Schlafwagen
ſpäter gelegt wird und Mailand erſt um 9,15 Uhr abends zu derſelben
Stunde wie der römiſche Gegenzug verläßt. Dieſer Zug enthält alle
drei Wagenklaſſen und gibt durch die Späterlegung einigermaßen die
Gewißheit, daß der Anſchluß aus der Schweiz, der den Züricher und
Baſler Wagen enthält, nicht, wie bisher, meiſt verſäumt, ſondern er=
reicht
wird.

Die Gräfin in der Markthalle.
Einen traurigen Erfolg hat die Razzia gezeitigt, die die Pariſer
Polizei vor einigen Tagen in den Markthallen unternahm. Auf dieſer
Streifung wurde eine 70jährige Greiſin in Haft genommen, eine Frau
Aimee=Déſirée Jeanne. Gräfin de Vauregard. Die Gräfin iſt ſeit lan=
ger
Zeit mit dem Kehren der Gänge in den Markthallen betraut. Sie
iſt ſehr arm, aber auch ſehr ſtolz und verſchmähr jedes Almoſen. Sie
verdient ſich ihren Lebensunterhalt lieber mit einer ſo niedrigen Be=
ſchäftigung
. Beim Morgengrauen ergreift ſie den Beſen und vollendet
ihre wenig reinliche Aufgabe, und am Abend verkauft ſie bei den Ein=
gängen
der vornehmen Reſtanrants, die ihre Anweſenheit dulden, be=
ſcheidene
Blumenſträuße den Glüklichen, die genug Geld beſitzen, um
ſich ſatt zu eſſen. Nach Mitternacht kehrt ſie in die Hallen zurück und
ſchläft auf den Steinfließen einige Stunden, wenn man ſie in Ruhe läßt.
Das war eben vor einigen Tagen nicht der Fall. Die polizeiliche Streif=
patrouille
griff ſie auf und ſteckte ſie, da ſie obdachlos iſt, in den Polizei=
arreſt
.
Schwere Brandkataſtrophe.
Paris. Bei einem Großfeuer in einer Teppichfabrik in Rubai,
in der ſich auch ein Kinderheim befand, ereignete ſich eine entſetzliche
Tragödie. Eine 55jährige Frau hatte ſich viermal in die Flammen ge=
ſtürzt
und bereits acht Kinder gerettet. Als noch zwei Kinder fehlten,
lief ſie noch einmal in den Raum. In dieſem Moment ſtürzte die Decke
ein und die Retterin und die zwei Kinder fanden den Tod in den
Flammen.
Im Freiballon verunglückt.
Brüſſel. Ein Freiballon wurde in dem Moment, als die In=
ſaſſen
gerade die Gondel beſtiegen hatten, von einem Wirbelwind er=
faßt
und gegen einen Gaſometer geſchleudert. Der Hauptmann von
Buyzen hurde aus 50 Meter Höhe aus der Gondel geſchleudert und
war ſofort tot. Sein Begleiter, ein Leutnant, entging dadurch, daß er
ſich in das Tauwerk des Ballons rettete, dem Tode.

AUH ENNREIBEA
Bei, Rheumatismus, Hexenſchuß,
Reißen, Gliederſchmerzen, Iſchias,
Folgeerſcheinungen von Gicht und In=
fluenza
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Seite 11.

Rund=Funk=Programm.
Donnerstag, den 30. Oktober 1924:
Frankfuct a. M. (467 m). 11.10 Uhr: Wirtſchaftsmeldungen: Berl u. Hamb. Produkten
(Vorbörſe), amerik. Produkten (Anfangskurſe. 11.55 Uhr: Zeitangabe. 12 Uhr:
Nachrichtendienſt. 4.10 Uhr: Wirtſchaftsmeldungen: Amtl. Produktenbörſe, Ham=
burg
, Berlin, Köln, Magdg, Zucker u. Nürnbg. Hopfen. Deviſenkurſe. 4.30 bis
6 Uhr: Rundfunknachmittag in Muſik und Wort. 66.30 Uhr: Die Leſeſtunde
(aus fernen Ländern): Aus den Spaziergängen in Japon von Bernhard Kellermann
(Fortſetzung). 8:30 Uhr: Die Abendnnkündigung. 7.30 Uhr: Vortrag von Herrn
H. Frenſch: Beliebte Schaltungen amerikaniſcher Radioamateure‟. 8 Uhr:
Stunde der Frankfurter Zeitung: Vortrag von Herrn Oberſtleutnant a. D. Boelcke:
Neues vom Lichtblldweſen. 8.30 Uhr: Kammermuſik=Abend des Amarquartetts.
1. Streichquartett in B-Dur, Hahdn. 2. Streichquartett in G-Moll Op. 10, Débuſſy.
3. Kleine Kantate nach romantiſchen Terten für Sopran, Oboe, Bratſche und Cello
(Uraufführung), Hindemith. Ausführende: Das Amarquartett, die Herren: Licco
Amar (erſte Violine), Walter Caſpar (zweite Violine), Paul Hindemith (Bratſche),
Rudolf Hindemith (Cello) Mitwirkung: Frau Gertrud Hindemith (Sopran), Herr
Paul Hönſch vom Frankfurter Opernhaus (Obie). 9.30 Uhr: Nachrichtendienſt,
Wettermeldung, Sportbericht. 9.40 Uhr: Die Spätankündigung Was hat die .
9.50 Uhr: Theater= und Konzertkalender. 9.55 Uhr: Zeitvorbereitung. 9.56 Uhr:
Drei Minuten der Hausfrau. 10 Uhr: Zeitangabe. 1011 Uhr: Die Lokal=
dichtung
(Frankfurter Dichtungen aus alter und neuerer Zeit). Zweiter Abend:
Aus der Zeit von 17751860 (Fortſetzung). 1. Die erſte Frankfurter Droſchke.
Sachſenhäuſer Dialog Ein Examen beim Schullehrer Sägebock, Langenſchwarz.
2. Die Sachſenhäuſer (Szenen). Adelphi. 3. Die Landpartie nach Königſtein (Szenen)
Herr Hampelmann im Eilwagen Karl Malz. Mitwirkende: Frau Lene Obermeher
und Herr Hans Nerking, beide vom Frankfurter Schanſpielhaus.
Berlin (430, bzw. 500 m). 10 Uhr: Bericht über die Kleinhandelspreiſe der wichtigſten
Lebensmittel in der Zentralmarkthalle. 10.15 Nhr: Erſte Bekanntgabe der neueſten
Tagesnachrichten, Wetterdienſt. 11.35 Uhr: Funkhörſe (die Notierungen der Ber=
liner
und Hamburger Produktenvorbörſe) auf Welle 500. 12.15 Uhr: Kurzer
Tendenzbericht der Berliner Vorbörſe. 12.55 Nhr: Nbermittlung des Zeitzeichens
1.05 Uhr: Zweite Bekanntgabe der neueſten Tagesnachrichten, Wetterdienſt.
2.15 Nhr: Kurzer Tendenzbericht der Berliner Börſe. 3 Uhr: Funkbörſe (die amt=
lichen
Notierungen der Berliner und Hamburger Produkten= und Viehbörſe; amtliche
Deviſen) auf Welle 500. 4 Uhr: Funkbörſe (Getreide eif. Hamburg; Berliner
Kolonialwaren=Großhandelspreife) auf Welle 500. 4.306.30 Uhr: Unter=
haltungsmuſik
(Berliner Funkkapelle): 1. Arabiſche Liebesnacht, M. Oſcheit. 2. Du=
verture
zu der Oper Die vier Haymonskinder, Balfe. 3. Die erſten Gedanken, Wal=
zer
, Lanner. 4. Reve d amour, G. Beece. 5. Bajaderentanz I aus der Oper Fera=
mors
, Rubinſtein. 6. Im Roſengarten Mendelsſohns, Fantaſie, Urbach. 7. Révérence
de Pupée Bucceri. 8. Herbſtroſen, Walzer, Foſ. Strauß. 9. Radiowellen, Pot=
pourri
, Morena. 10. Servus Margareth‟, Shimmh=Lied, Theo A. Körner. Während
der Pauſen: Ratſchläge fürs Haus. 7.45 Uhr: Vortrag des Herrn Pqul Mark=
wald
=Caro: Was muß man von der Aufwertungsverordnung wiſſen? 8.30 Uhr:
Internationales Konzert. 1. Tränen, vom Freund getrocknet, Arie aus der Oper
Don Juan, Mozart, John Collinſon (Geſang). 2. Streichquartett in D=Dur, Boro=
din
, Barmas=Quartett. Prof, Jſſah Barmas, 1. Violine; Willi Petereins, 2. Violine;
Kammermuſikus Otto Kluft, Viola und Kammermuſikus Fritz Dechert, Cello. 3a)
Lamento di Frederico (Aus der Oper D/Arlesiana‟), Ciléa; b) Amor ti vieta‟
(Aus der Oper der Oper Fedora), Giordano, John Collinſon (Geſang). 4. Streich=
quartett
in P=Dur, op. 96, Dvorak, Barmas=Quartett. 5. Friſche und ſchottiſche Volks=
lieder
: a) A Praver to our Lady, b) Theard a Piper, c)Oft in the stilly Night, d) Fe
Banks and Braes, e) Annie Lauris, bearbeitet von Clutſam, John Collinſon (Geſang).
Am Schwechten=Flügel: KapellmeiſterOtto Urack. Anſchließend: Dritte Bekanntgabe
der neueſten Tagesnachrichten, Zeitanſage, Wetterdienſt, Sportnachrichten, Theater=
dienſt
. 10.3011.30 Uhr: Tanzmuſik.
England (MEZ). London (365), 7.30 Uhr: Hallowelen. Cardiff (351), 7.30 Uhr:
Die verfolgte Unſchuld. Mancheſter (375), 7.30 Uhr: Ein Blick in die Zukunft.
Glasgow (420), 7.45 Uhr: (A Hallowelen Party.

Stimmen aus dem Leſerkreiſe.
(Für die Veröffenilichungen unter dieſer Ueberſchrift übernimmt die Redakiſon keinerſei Ver=
antwortung
; für ſie bſeibt auf Grund des § 21 Abſ. 2 des Preſſegeſetzes in vollem Umfange
der Einſender verantwortlich.) Einſendungen, die nicht verwendet werden, können nicht
zurückgeſandt, die Ablebnung nicht bearündet werden.
Vor einigen Wochen war an dieſer Stelle an die Verwaltung des
hieſigen Hauptbahnhofs im Intereſſe der Bewohner des nordweſtlichen
Stadtteils die Bitte gerichtet worden, die Uhr an der Nordſeite des hie=
ſigen
Hauptbahnhofsgebäudes während der Dunkelheit erleuchten zu
laſſen. Daß dies möglich iſt, beweiſt der Umſtand, daß die Uhr an ein=
zelnen
Tagen tatſächlich beleuchtet war. Ich wiederhole daher die Bitte
an die Bahnhofsverwaltung oder an die ihr vorgeſetzte Dienſtſtelle, für
die Reiſenden, die aus der Waldkolonie oder dem nördlichen Stadtteil
den Bahnhof aufſuchen müſſen, die Uhr an der Nordſeite des Bahnhofs=
gebäudes
regelmäßig beleuchten zu laſſen, wie es auch bei den Uhren an
der Oſt= und Südſeite geſchah.

Geſchäftliches.
Jeder ſorge für ſeine Geſundheit! Die kältere Jahreszeit hat einge=
ſetzt
, in geſteigertem Maß drohen wieder Erkältungen, Influenza, Grippe.
Diſen unangenehmen Begleiterſcheinungen des Lebens vorzubeugen, gibt
es ein einfaches Mittel, das ſich jeder, oh Mann oder Frau, in dem näch=
ſten
Feinkoſtgeſchäft billig erſtehen kann: Original Schlichte
1766 das ſeit 1766 beſtens bewährte Erzeugnis der Firma H. W.
Schlichte, Steinhagen i. Weſtf. Man verlange ausdrücklich MdEke
Rnd
Schltchte‟!

Tageskalender.
Landestheater, Großes Haus, abends 7½ Uhr (B 4, b 2): Die ech=
ten
Sedemunds. Kleines Haus: Keine Vorſtellung. Union=, Reſi=
denz
=Theater, Palaſt=Lichtſpiele: Kinovorſtellung. Orpheum:
abends 8 Uhr Und ſie betrügt mich doch.

Weiterbericht der Gießener Wetterwarte.
Wettervorherſage für Donnerstag, den 30. Oktober:
Heiter bis wolkig, weſtliche Winde, Temperatur wenig verändert,
nur geringe Niederſchläge.

Hauptſchriftleitung: Rudolf Mauve
Verantwortlich für Politik und Wirtſchaft: Rudolf Mauve;
Verantwortlich für Feuilleton und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſr
Verantwortlich für Sport: Dr. Eugen Buhlmann
Verantwortlich für Schlußd enſt: Andreas Bauer
Verantwortlich für den Inſeratenteil: Willy Kuhle
Druck und Verlag: L. C. Wittich ſämtlich in Darmſtadt.

Die heutige Zumuer hat 16 Seiten

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[ ][  ][ ]

Seite 12.

Mittwoch, den 29. Oktober 1924.

Rummer 301.

Die Tragödie einer Liebesnacht‟

Ein Sitten-Abenteuererfilm in 6 Akten. In der Hauptrolle:
Tack Maylong und DarryHolm

(*31485

Der Bisenkönig
Der Werdegang eines gr. Artisten in 5 Akten. In der Hauptrolle:
Eritzi Fach und Sigmund Freltbart, der stärkste Mann.

Zesldenz-TAeaben
Ernst Reicher Stuart Webbs
neuestes Abentener in 6 Akten
Die malauische Dsckonke
Er als Straßenschreck 3 Akte mit Harold Lloyd

Palast-Lichtspiele
Um Mitternacht im Parillon
Abentener-Sittenfilm in 5 Akten
nach dem Roman Homo sum
von Walter Scott
In der HAUPTROLLE:
Hanna Ralph

Die kleine Sündes
Ein Frauenschicksal in 5 spannenden Akten.
Turnhalle Woogsplatz, Darmſtadt
Nur noch einige Tage!
Nur noch einige Tage!
Mittwoch: Schlußkämpfe!
Der große Stichkampf, gültig, für die Konkurrenz.
1. Fehringer, 300 Pfd.
gegen
Schneider
Deutſch=Amerikaner
Weltmeiſter
Hier Kraft gegen Kraft,
gegen
2. Orlando
Gerigkoff
Gr. Ringer d. Welt
Rußland
Zwei Gegner beherrſchen die Matte.
Die Sportwelt ſieht dieſem Kampf mit Intereſſe entgegen.
gegen
3. Omeltſchenko
Vietor le Braſſeur
Der geſchmeidige und flinke Omeltſchenko ſoll beweiſen, ob er
dem ſtarken, Franzoſen ſtandhalten kann, (* 31413
Niemand verſäume die letzten Ringkämpfe!

Deutſcher Sprochverein
Ortsgruppe Darmſtadt
Samstag, den 1. November
abends 8 Uhr
im Feſiſaal des Realgymnaſiums
(Eingang von der Kirchſtraße)
Professor Dr.
Eduard Engel
Berlin
Deutſche SpracheDeutſche Zukunf
Zur Deckung der Unkoſten wird am Saalein=
gang
ein Eintrittsgeld erhoben (für Mitglieder
50 Pfg., für Nichtmitglieder 1 Mk.). (14177ms

Zithervirtuoſe

aus Nürnberg kommt

Stadt-Theater
Mainz
Teleph. Nr. 268 Kasse Nr. 2817
Donnerstag, 30. Oktober, Freitag,
den 31. Oktober und Samstag,
den 1. November 1924,
abends 8 Uhr (Mz.14170
SCHLAGOBERS‟
Ein heiteres Tanzspiel in 8 Bildern
von Richard-Strauß.
In den Hauptrollen:
Ami Schwaninger-Zürich (z. Zt Gast
an der Staatsoper in Berlin) Jril
Gadescow, Metropolitan=Opera (New
Fork) Inszenierung: Max Semmler
Entwurf der Dekorationen u. Kostümer
Emil Pirchan, Staatsoper Berlin.
Preise der Plätze:
Mittel- und Ecklogen, Balkon 1. u. 2.
Reihe Mitte, 1. Sperrsitz Mk. 12.-, Balk,
2 Reihe Seite u. 3. Sperrsitz Yk. 10
Seitenlogen Mk. 9., 2. Sperrsitz Mk.
11., 1. Parterre u. 2. Bang 1. Reihe
Mk 8. 2. Parterre u. 2. Rang 2. Reihe
Mitte Mk. 7., 3. Parterre Mk. 6.,
2. Rang, 2. u. 3. Reihe Seite u. 3. Rang
1.3. R. Mitte Mk. 5., 3 Rang übrige
Plätze Mk. 3., Galerie 1. Reihe Mk. 2.-
Galerie 2.6. Reihe Mk. 1
Gelegenheit zur Rückfahrt iet gegeben.

unf))
Orpheumteugr)
Nur noch heute
und morgen
Und ſie be=
trügt
mich doch!
Schwank in 3 Akt.
Karten: Verkehrs=
büro
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Mittwoch, 29, Okt.
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aus: 1 Herrenzimmer (Eiche geb.), 1 Schlaf=
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2.3.: 1 Herren=, 1 Damenfahrrad
4.7.: je 1 elektriſches Bügeleiſen
8.12.: je 1 elektriſche Heizplatte
13.20.: je 1 gute Armbanduhr
Außerdem eine große Anzahl div. Troſtpreiſe
in guten Gebrauchsartikeln
Jeder, der mir die richtige Löſung einſendet, iſt Ge=
winner
eines obengenannt. Preiſes. Die Hauptpreiſe
120 werden unter die geſamten Einſender der rich=
tigen
Löſung durch einen Notar verteilt. Die Ein=
ſendung
der Löſung verpflichtet Sie zu nichts. Letzter
Einſendungsiag iſt der 15. Dezember 1924. Die
Preisträger werden am 18. Dezember 1924 ver=
öffentlicht
. Sämtliche Löſungen ſind an meinen
Notar einzuſenden (Briefporto 10 H). Schreiben
Sie aber ſofort, damit wir die Eingänge der Reihe
nach eintragen können, an
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[ ][  ][ ]

Mittwoch, den 29. Oktober 1924,

Seite 13.

Spotg, Opler und" Tarnen.

Fußball.
1 Fußballverein 1911 HofheimStarkenburgia Heppenheim, 1:1 (0:1).
Vorgenannte Mannſchaften ſtanden ſich in Hofheim zum fälligen Ver=
bandsſpiel
gegenüber. Hofheim mußte für ſeinen verletzten Mittelſtürmer
Erſatz einſtellen, der ſich als Sturmführer nicht bewährte. Vom Anſtoß an
ſind die Hofheimer dauernd überlegen und es ſchien, als ſollte Heppenheim
unbedingt unterliegen, doch ſcheiterten alle Angriffe an der geradezu ſkan=
dalöſen
Befangenheit des Sturmes vor dem Gäſtetor. Allmählich kann ſich
auch Starkenburgia aus ihrer Umklammerung frei machen und das Spiel
offen geſtalten. Hier zeigt ſich nun ein unbedingtes Plus des Gäſteſtur=
mes
, der zwar weit weniger Torgelegenheiten hatte, aber in Punkto
Durchſchlagskraft, Eifer und präziſem Zuſpiel um eine Klaſſe beſſer war,
als der der Hofheimer. Durch geſchicktes Flügelſpiel verſtand er es, die
Verteidigung auseinanderzuziehen und gefährliche Situationen vor dem
Tor der Hofheimer hervorzurufen. In der 25. Minute zeigen ſich die
Früchte des glänzenden Zuſammenarbeitens der Heppenheimer, indem ſie
durch ihren Mittelſtürmer in Führung gehen. Mit dieſem Stand werden
die Seiten gewechſelt. Trotz weiterem überlegenem Feldſpiel der Hof=
heimer
wird an dem Sieg der Heppenheimer nicht mehr gezweifelt, da im
Sturm der erſteren ſelbſt der ſicherſte Erfolg verſiebt wird. Endlich winkt
auch ihnen der Erfolg. Der Halblinke iſt durchgebrochen und wird vom
rechten Verteidiger im Strafraum regelwidrig am Torſchuß verhindert.
Der ſich hieraus ergebende Elfmeter wird verwandelt. Jetzt wirds auch in
Hofheims Sturm lebhafter, doch fehlt deſſen Führung. Die ſchönſten
Flankenbälle der Flügel werden in der Mitte verſiebt. Verſchiedene über=
raſchend
ſchnelle Vorſtöße des Gäſteſturmes konnten oft nur noch mit viel
Glück erledigt werden. Das Spiel naht dem Ende. Hofheims linker Läu=
fer
geht in den Sturm. Je ein ſcharfer Schuß des linken Flügels und des
Halblinken hält der Nieſe im Heppenheimer Tor hervorragend. Alle An=
ſtrengungen
, den Sieg noch ſicherzuſtellen, ſcheiterten an der zahlreichen
Verteidigung der Gäſte, die mit Schlußpfiff des wirklich Unparteiſchen
den Hofheimern einen wertvollen Punkt abgeknöpft haben.
Starkenburgia war die eifrigſte Mannſchaft, deren Stürmerſpiel be=
ſonders
gut gefiel, wie überhaupt die geſamte Mannſchaft den allerbeſten
Eindruck hinterließ.
Bei Hofheim waren die geſamte Verteidigung und der Mittelläufer
die Beſten, während die beiden Außenläufer und beſonders der Sturm,
dem allerdings die geiſtige Führung fehlt, ſchon weſt beſſeres leiſteten.
Ueber den augenblicklichen Stand und Ergebniſſe der Verbandsſpiele
in der A=Klaſſe Gau Ried gibt nachſtehende Tabelle näheren Aufſchluß:
A=Klaſſe Gau Ried.

Sp. gew. unentſch. verl. P. Torverh. Olympia Lampertheim . . 3 18:5 Fußballverein Hofheim . . 6 16:8 Konkordia Gernsheim . . 5 13:10
7:6 Starkenburgia Heppenheim 5 F. C. 07 Bensheim . . .. 4 12:7 V. f. L. Lampertheim . . 2:9 Fortung Heddesheim 5:3 Alemannia Groß=Rohrheim 5 1 7:12 Fußballverein Ladenburg 6:11 Olympia Laudenbach . . 5 3:B Die Ergebniſſe des letzten Sonntags ſind nur für das Spiel
Heppenheim gewertet. Hofheim=

Sportverein Roßdorf Sportverein Lengfeld 3:1.
Wiederum eine Ueberraſchung in der B=Klaſſe! Sportverein Leng=
feld
, der Tabellenführer, in dem ſchon Viele den diesjährigen Meiſter
ſahne, mußte ſich am Sonntag in Roßdorf eine einwandfreie Niederlage
gefallen laſſen. Roßdorf hatte eigentlich nach ſeiner Niederlage in Ober=
Ramſtadt wenig Ausſichten auf ein erfolgreiches Abſchneiden gegen den
ihm körperlich weit überlegenen Gegner. Doch die Einheimiſchen waren
diesmal nicht gewillt, ſich die Punkte leichtſinnig entgehen zu laſſen und
lieferten den Gäſten ein durchaus offenes Spiel, konnten ſogar zeitweiſe
drängen. In der erſten Halbzeit gehen ſie durch einen Schuß ihres linken
Läufers über den herausgelaufenen Torwart des Gegners, hinweg in
Führung; nach der Pauſe gleicht Lengfeld aus, doch wiederum vermag
Roßdorf durch ſeinen Mittelſtürmer ein Tor vorzulegen und kurz vor
Schluß erzielt der Rechtsaußen den dritten Erfolg. Beide Mannſchaften
lieferten ſtch einen äußerſt harten, doch ziemlich fairen Kampf, dem der
Schiedsrichter, ein Herr aus Dieburg, ein ſehr korrekter Leiter war.

Sp.=C. Haffia 1913 Dieburg F. V. 1920 Eppelshauſen 2:0 (1:0).
Nachdem der Klub am Sonntag, den 19. Oktober, den F. C. Union
Darmſtadt mit 3:2 beſiegen konnte, empfing er am letzten Sonntag Ep=
pertshauſen
zum fälligen Verbandsſpiel. Vom Anſtoß weg erzielt Die=
burg
bereits in der 2. Minute das erſte Tor. Durch den Wind begünſtigt,
vermag nun Eppertshauſen den Ball des öfteren vor Dieburgs Tor zu
bringen, doch die Verteidigung leiſtete hier gute Arbeit. Auf der anderen
Seite verteidigte Eppertshauſen allzu ſtark, ſo daß Haſſia, trotz über=
legenem
Spiel, außer einigen Ecken nichts erzielen konnte. Halbzeit 1:0.
In der ganzen zweiten Halbzeit wurde Eppertshauſen volſtändig in
ſeine eigene Spielhälfte zurückgedrängt und konnte nur noch vereinzelte
Vorſtöße machen. Trotzdem konnte Dieburgs Sturm, dank ſeiner immer
noch vorhandenen Schußunſicherheit, nur noch einen Erfolg, und zwar
durch den Halblinken buchen. Reſultat: 2:0. Ein günſtigeres Ergebnis
bätte dem Stielverlauf eher entſprochen. Trotzdem Dieburg nicht die
Form vom letzten Sonntag erreichte, konnte Eppertshauſen nie gefähr=
lich
werden. Letztere zeigten heute ein ruhiges, faires Spiel, über=
raſchend
im Angriff und viel auf Verteidigung ſpielend. Der Schieds=
richter
, ein Herr Sturz aus der Heidelberger Gegend, leitete gut.
I. Sp.V. Germania 1924 DieburgI. Sp.V. 1919 Groß=Zimmern 2:4
(1:2), Ecken 5:5.
Das am vergangenen Sonntag in Dieburg ſtattgefundene letzte Spiel
in der Vorrunde der C=Klaſſe des Gaues Bergſtraße, vermochte Groß=
Zimmern nach hartem Kampf für, ſich zu entſcheiden. Groß=Zimmern
ſteht ſomit ungeſchlagen an der Spitze der Tabelle und dürſte ſchon jetzt
als Meiſter in der C=Klaſſe angeſprochen werden, da die noch ausſtehenden
drei Spiele der Nachrunde nach der gegenwärtigen Leiſtungsfähigkeit der
Mannſchaft zu urteilen, kaum verlonen werden. Germania Dieburg, die
größtenteils aus ehemaligen Mitgliedern der Haſſia beſteht und in
deſem Jahre erſt das Licht der Welt erblickte, war es trotz der größten
Anſtrengungen noch nicht vergönnt, auch nur irgendeinen Erfolg in den
Verbandsſpielen zu erringen und einſam und verlaſſen ſteht ſie am Ende
der Tabelle. Das ſonntägliche Spiel nun war, wie es bei Nachbarver=
einen
, wo der eine den anderen unterkriegen will, immer vorkommt, ein
tybiſches Punkterennen, in dem öfters die Grenzen des Erlaubten über=
ſchritten
wurden. Groß=Zimmern erzielt ſogleich nach Beginn zwei Tore,
denen Dieburg bis zur Halbzeit einen Erfolg entgegenzuſctzen vermag.
Nach der Pauſe kann Dieburg durch einen wegen Hände verhängten Elf=
meter
ausgleichen, aber Groß=Zimmern erringt trotz ſichtlicher Ueberlegen=
heit
Dieburgs bald darauf wieder die Führung und kurz vor Schluß
noch ein viertes Tor, das allerdings abſeits war. Somit hat Groß= Zim=
mern
ſeine Führerſtellung erneut behauptet, und wird dieſe wohl auch
kaum mehr hergeben.
Spectator.

Handball.

Meiſterſchaftsſpiele im Main=Rhein=Gau der D. T.
Meiſterklaſſe.
Tv. Vorwärts Langen . Tv. Pfungſtadt 5:0 (!).
Tade Griesheim Tade, Neu=IFſenburg 1:0.
To. Nauheim Tv. Worfelden 3:5.
Er.= Wieder eine Senſation! Langen ſchlägt Pfungſtadt 5:0! Man
hatte ja mit einem knappen Unterſchied zu Gunſten Langens gerechnet,
aber dieſe zahlenmäßige, hohe Ueberlegenheit ließen ſich ſelbſt die größ=
ten
Optimiſten Langens nicht träumen. Der Sturm von Langen hat ſich
in den letzten Spielen ſehr gut entwickelt und verſteht es ſehr geſchickt
die Torgelegenheiten mit ſaftigen Schüſſen auszunützen. Beſonders auf
eigenem Platz iſt die Mannſchaft ſehr, ſchwer zu bezwingen. Tgde.
Griesheim konnte nur einen ganz knappen 1:0=Sieg gegen, die eifrigen

Ueen eche elſchen d den einit ſehrungeine e
vorausſah. Es ergibt ſich daher folgender Tabellenſtand:

man ja

Spiele verl. unentſch. gew. Tore Punkte Worfelden 14:8 Langen 13:6 Tgbe. Griesheim 4:5 Nauheim 11:11 Pfungſtadt 4:10 Ifenburg 5:11

Turnverein Vorwärts=Langen ITurnverein Pfungſtadt I, 5:0 (3:0).
In feiner Weiſe verſtanden es die Langener ihren Gegner mit 5:0
heimzuſchicken. Die Spiele der Meiſterklaſſe zeichnen ſich in dieſem Jahre
durch hohe Torzahlen aus. Hieraus auf einen erheblichen Unterſchied in
der Spielſtärke zu ſchließen, wäre verfehlt. Auch in dieſem Spiel war die
unterlegene Mannſchaft nicht in dem Maße ſchlechter, wie es die Torzahl
ausdrückt. Pünktlich 3,30 Uhr gibt Schiedsricſter Fuchs, Wolfskehlen, den
Ball frei. Der Anſtoß Langens endigt bei der Verteidigung Pfungſtadts.
Eine genaue Vorlage von Erckmann verwandelt weiter zum eiſten Tor,
Auf und ab wogt der Kampf bis in der 17. Minute Fladung zum zweiten
Male einſendet. Bis Halbzeit iſt Langen noch einmal durch Vetter er=
folgreich
. Nach Wiederbeginn nimmt das Spiel an Schnelligkeit zu.
Pfungſtadt hat umgeſtellt. Bis Ende gelingt es Langen noch zweimal,
durch Herth und Fladung, einzuſenden. Obwohl Pfungſtadt ſich mächtig
anſtrengt, kommt es zu keinem zählbaren Erfolg mehr, denn Heberer im
Tor, hält verblüffend. Langens Mannſchaft war in allen Teilen gut be=
Disi.
ſetzt, und erübrigt es ſich, einzelne Spieler hervorzuheben.
Turnen.
Main=Rheingau der D. T.
Eine Zuſammenkunft der Beziuks= und Vereinswarte für Geiſtes=
pflege
, Wandern und Geſang findet am nächſten Sonntag, den 2. Novem=
ber
, vormittags 10 Uhr, im Tie=Saal des Hauſes der Turugemeinde 1846
(Woogsplatz) ſtatt. Bei dieſer Zuſammenkunft ſollen die Anregungen, die
die verſchiedenen Veranſtaltungen des Jahres 1924 auf vorgenannten Ge=
bieten
gaben, durchgeſprochen werden, ebenſo werden die Veranſtaltungen
für 1225 feſtgelegt. Weiterhin werden Ergänzungswahlen für Bezirks=
warte
vorgenommen. Der Führer des Gaues wird einen Vortrag halten
über ſeine Eindrücke vom 18. Deutſchen Turntag zu Würzburg. Zum
Schluß hält die Turnerjugend der Turngemeinde Darmſtadt 1846 einen
Muſter=Tie. Hiermit ſoll der Gaujugend ein Beiſpiel von der neuzeit=
lichen
Jugendbewegung der Deutſchen Turnerſchaft gegeben werden. Um
dieſen Muſter=Tie zu Hauſe richtig auswerten zu können, iſt es nötig, daß
die Vereins=Tiewarte recht viel Jugendliche beiderlei Geſchlechts am näch=
ſten
Sonntag mitbringen. In denjenigen Gauvereinen, in denen noch
kein Tiewart vorhanden, ſeien die erſten Vorſitzenden zu vorgenannter
Zuſammenkunft gebeten. Ebenſo ſind alle Turnſchweſtern und =Brüder
des Gaues, welche Intereſſe für Geiſtespflege, Wandern und Geſang
haben, willkommen. Gut=Heil!
H.M.

Radfahren.

Radrennen auf der Berliner Olympiabahn.
Etwa 5000 Zuſchauer hatten ſich auf der Olympiabahn eingefunden.
Der Breslauer Schubert fuhr als Erſatzmann für Ganay und wurde,
um einen Ausgleich zu ſchaffen, mit ausreichenden Vorgaben bedacht.
Unſere beiden zur Zeit beſten Dauerfahrer Sawall und Saldow liefer=
ten
ſich in allen drei Rennen die erwarteten ſcharfen Kämpfe und lie=
ßen
der Franzoſen Miquel nur in ihre Nähe gelangen. Ueber 20 und
30 Kilometer war Sawall von der Spitze aus ſiegreich. Auch im 50
Kilometer Lauf hatte Sawall zunächſt die Führung, kam aber durch das
ungeſchickte Fahren von Miquel’s Schrittmacher um ſeine Chancen und
mußte die Spitze an Saldow abtreten, der ſie auch bis ins Ziel behielt.
Den Fliegervierkampf ſicherte ſich Lorenz knapp gegen Hahn, Stabe
und Arend Die Ergebniſſe: Dauerrennen 20 Kilometer: 1. Sawall
16:22; 2. Saldow 200 Meter; 3. Miquel 2440 Meter; 4. Schubert 2930
Meter zur. 30 Kilometer: 1. Sawall 24:37; 2. Saldow 110 Meter;
3. Miquel 550 Meter; 4. Schubert 3350 Meter zurück. Großer Ab=
ſchiedspreis
50 Kilometer: 1. Saldow 40:17,2; (Bahnrekord); 2. Sawall
350 Meter: 3. Miquel 7050 Meter; Schubert bei 28 Kilometer aufgege=
ben
. Fliegervierkampf: 1. Lorenz 4 P. ; 2. Hähn 6 P.; 3. Stabe
8 P.; 4. Arend 12 P. Prämienfahren: 1. Krüger; 2. Behrend 1½
Länge; 3. Schmidt. Zweiſitzer=Hauptfahren: 1. Hofmann=Otto Tietz;
2. Hahn=Krahner; 3. Freiwald=Linſener.

Boxen.

Vom internationalen Boxſport.
In St. Paul ſtehen ſich am 29. Oktober Mickey Walker und Jack
Malone über 12 Runden um den Weltmeiſtertitel im Weltergewicht
gegenüber, den erſterer zu verteidigen hat. Anſtelle des ausgezeich=
neten
Canadiers Jack Renault klettert Fred Fulton am 14. Novembev
mit dem ſüdamerikaniſchen Schwergewichtsmeiſter Loui. Firpo durch die
Seile. In Londoner Sportskreiſen iſt man ernſtlich bemüht, zwiſchen
dem Auſtralier George Cook und Exmeiſter Hans Breitenſtäter einen
Revanchekampf abzu chließen, der in London vor ſich gehen ſoll.

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AN

[ ][  ][ ]

29. Oftober 1924

Nr. 300

Bonken.
Der Ausweis der Reichsbank vom 15. Oktober iſt der
erſte nach dem am 11. Oktober erfolgten Inkrafttreten des neuen Bank=
geſetzes
vom 30. Auguſt. Er zeigt nach dem in § 36 des Bankgeſetzes
vorgeſchriebenem Schema die Akriven und die Paſſiven der Bank ein=
heitlich
auf Reichsmark (Rm.) umgeſtellt, wobei die Billionenmark und
die Rentenmark einer Reichsmark gleichgeſetzt wurden. Gemäß der Be=
kanntmachung
des Reichsbankdirekroriums vom 15. Oktober iſt das
Grundkapital von 180 Millionen Mark auf 90 Millionen Reichsmark
zuſammengelegt worden. Die beſchloſſene, aber noch nicht durchgeführte
Kapitalerhöhung um 210 Millionen Reichsmark wird in gleicher Höhe
ſowohl unter den Paſſiven wie unter den Aktiven ausgewieſen. Die
Umrechnung des Goldbeſtandes in Reichsmark iſt nach den neuen geſetz=
lichen
Beſtimmungen vorgenommen worden. Das Pfund Feingold iſt
mit 1392 Reichsmark bewertet und die alten 10= und 20=Markſtücke ſind
10 und 20 Reichsmark gleichgeſetzt. Er wird danach mit 613,6 Millionen
Reichsmark ausgewieſen, nachdem ihr in der Beriehtswoche 18,9 Millio=
nen
Reichsmark zugefloſſen ſind. Daneben ſind Deckungsfähige Devi=
ſen
gemäß 8 28 des Bankgeſetzes aus dem Deviſenbeſtande 204,5 Millio=
nen
Reichsmark ausgeſondert. Die für die Notenausgabe als Gold=
deckung
in Betrackt kommende Summe beläuft ſich alſo zuſammen auf
818,2 Millionen Reichsmark. Die übrigen Beſtände an ausländiſchen
Wechſeln und Dediſen ſind wie bisher in Wechſſelbeſtänden und den ſon=
ſigen
Aktiven enthalten. Der Wechſelbeſtand hat gegenüber der Vor=
woike
eine Verminderung um 22,3 Millionen Reichsmark auf 2153,9
Millionen Reichsmark erfahren, während ſich die Lombardlage unbe=
deutend
um 11 Millionen Reichsmark auf 15,9 Millionen Reichsmark
erhöhte. Andererſeits fand gleichzeitig einer Zunahme der rediskontierten
Wechſel um 54,5 Millionen Reichsmark auf 256,2 Millionen Reichsmark
ſtatt. In papiernen Zahlungsmitteln floſſen an Reichsbanknoten 122,3
Millionen Reichsmark zurück, ſodaß der Notenumlauf mit 1 396,7 Millio=
uen
Reichsmark erſcheint. Die effektive Golddeckung der Noten beträgt
43,9 Prozent, die durch Gold und deckungsfähige Deviſen 58,6 Prozent.
Der Beſtand der Reichsbank an Nentenbanſcheinen, die nach dem neuen
Ausweisſchema nicht beſonders auszuweiſen ſind, ſondern unter den
ſonſtigen Aktiven verbucht werden, hat ſich auf 289,8 Millionen Reichs=
mark
erhöht. Die fremden Gelder der Reichsbank ſind um 135,2 Mill.
Reichsmark auf 828,5 Millionen Reichsmark geſtiegen.
w. Ausweis der Deutſchen Golddiskontbank vom
23. Okt. 1924. Aktiva: Goldbeſtand in Pfd. Sterl. am 15. Oktober
9000 (23. Oktober: 9040), Noten ausländ. Banken 585 (603), tägl. fäll.
Forderungen i. Ausl. 715 294 (746 025), Wechſel und Schecks 6 422049
(6 492 716, davon kurzfriſtig 1 361 527 (821 934), noch, nicht eingezahltes
Aktienkapital 3 352 800 (3 303 300), ſonſtige Aktiva 52114 (53 731).
Paſſiva: Grundkapital 10 000 000 (10 000 000), tägl. fäll. Verbind=
lichkeiten
49 901 (112 472), ſonſtige Paſſiva 501 914 (494 904). Geſamt=
ſumme
10 551 842 (10 605 76), Giroverbindlichkeiten 5 385 793 (5 498 209),
Kredite insgeſamt 11 807 842 (11 980 925). Obwohl die Deutſche Gold=
diskontbank
bereits begonnen hat, ihre Geſchäfte zu liquidieren, iſt in
der diesmaligen Wochenüberſicht noch eine kleine Zunahme der Wechſel=
beſtände
zu verzeichnen. Die Urſache iſt darin zu ſuchen, daß Kredite,
die vor dem Inkrafttreten des neuen Bankgeſetzes feſt zugeſagt waren,
erſt in der Ausweiswoche in Anſpruch genommen worden ſind.
Wirtſchaft des Auslandes.
Der amerikaniſche Eiſen= und Stahlmarkt.
Jron Trade Review, Clevelaud, Ohio, kabelt: Infoige der bevor=
ſtehenden
Präſidentenwahl iiſt die Geſchaftslage zurſtckhaltend. Der im
vorigen Berict erwähnte Geſchäftsumfang gilt auch für dieſe Woche.
Die Walzwerke arbeiten mit 65 Prozent ihrer Leiſtungsfähigkeit. Die
Eiſenbahngeſellſchaften treten als ſtarke Käufer auf; abgeſchioſſen wur=
den
250 000 Tonnen Schienen einſchließlich 184 006) Tonnen für die Neiu
York Zentral. Die unabhängigen Werke üben eine lebhafte Tätigkeit
zur Herabſetzung der Frachtſätze aus. Nach Europa fiel ein Auftrag von
10 000 Tonnen Schienen für die ſüdmandſchuriſchen Eiſenbahnen, wobei
Amerika um 4 Dollar unterboten wurde. Aegypten forderr Angebot
auf 10 000 Tonnen Schienen. Der Ferromanganmarkt liegt ſtill. Der
fremde Wettbewerb in Roheiſen und Stahl macht ſich längs der atlmti=
ſchen
Küſte immer mehr bemerkbar. Die meiſten Hochöfen haben das
letzte Viertel verkauft. Die Chicago=Straßenbahngeſellſchift dergab
einen Auftrag auf 15 000 Tounen Bleche. Einige Werke arbeiten mit 90
Prozent ihrer Leiſtungsfähigkeit. Das Blechgeſchäft läßt ſich lebhaf=
ter
an.
Die wirtſchaftliche Lage Polens. In der Eröff=
nungsſitzung
der Herbſtſeſſion des polniſchen Landtags kam der Miniſter=
präſident
Grabski auch auf das diesjährige außerordentlich ſchlechte
Ernteergebnis zu ſprechen, das eine Kataſtrophe für das Land bedeute,
da der Ertrag um 30 bis 41 Prozent gegenüber dem Vorjahre zurück=
bleibe
. Bei der Erörterung der Wirtſchaftskriſe wies der Miniſterpräſi=
dent
auf die hohe Zahl der Erwerbsloſen hin, die gegenwärtig auf
163 000 angewachſen ſei. Im weiteren Verlaufe ſeiner Ausführungen

Danoesdet
landsanleihe für die geldbedürftige polniſche Wirtſchaft. Zum Schluß der 3½proz. Pr. Conſols 11751200. In Aktien kam es nicht mehr zu Um=
Erklärung charakteriſierte der Miniſterpräſident die einzelnen Poſten des ſätzen von Belang.
Staatsvoranſchlags für 1925.
Warenmärkte.
bis 34, Weizenkleie 11,50, Roggenkleie 11,25. Tendenz: feſter.
w. Berliner Produktenmarkt. An der geſtrigen Nach=
Mittagsbörſe verhielten ſich die Käufer vorſichtiger und zurückhaltender,
ſo daß die am Nachmittag erzielten Preiſe nicht behauptet werden konn=
ten
. Das Inlandsangebot blieb unverändert knapp. Seitens der aus=
wärtigen
Mühlen beſteht bei allerdings dem Handel ungenügenden Ge=
ſchlüſſen
. Für Roggen= und Weizenmehl hat ſich die Nachfrage etwas
gebeſſert. In Gerſte blieb das Angebot reichlich, es iſt aber ſchwer ver=
käuflich
. Für Hafer hat ſich bei etwas erhöhten Forderungen das An= beſtätigt. Am Geldmarkt dürfte die auch heute wieder verſtärkte Nach=
gebot
ehenfalls vermehrt.
Fr. Vom Holzmarkt. Unſer fachmänniſcher Mitarbeiter ſchreibt
uns: In den Forſten werden zügelloſe Ueberſchreitungen der durch die
augenblicklichen Marktpreiſe gezogenen Grenzen bei der Abgabe von
Geboten immer häufiger. Dieſe Entwickelung iſt außerordentlich be=
dauerlich
, da ſie zu einer ganz unberechtigten Verteuerung der Schnitt= Amſterdam=Rotterdam ..
holzpreiſe, die damit über dem Weltmarktniveau liegen werden, und / Brüſſel=Antwerpen .....
damit zu einer erneuten Stockung des Abſatzes führen muß. Die deutſche Chriſtignia. aaaaJ
Holzwirtſchaft kann ſich, wenn ſie nicht ganz von der geraden Entwicke= Stockholm
lungslinie abgedrängt werden will, keinesfalls Ueberweltmarktpreiſe Helingsfors:
leiſten. Schon jetzt liegen Klagen von größeren Möbelfabrikanten und Italien
von mittleren Betrieben vor, die ihre Lagerräume mit fertigen Möbeln London.
angefüllt haben und nur dann etwas davon abſetzen können, wenn ſie New=Norck
ſich entſchließen, mit Verluſt zu verkaufen. Das kann kein Betrieb ver= Schweiz ,
tragen, und ſo liegt die Gefahr in greifbarer Nähe, daß manche Be= Spanien.
triebe wegen fehlender Rentabilität ſtillgelegt werden müſſen. Der deut= Wien (i. D.
ſchen Sägewerlsinduſtrie wird es bei weiter ſteigenden Rohholzpreiſen Prag.,
aus Mangel an Kapital teilweiſe ebenſo gehen. Leider nährt die Ver= Budapeſt.
waltung der Staatsforſten dieſes Treiben, indem ſie in letzter Zeit häu= Buenos=Aires.. ..
fig die Gebote der Schneidemühlen für Rohholz als zu niedrig ablehnte Lulcharien. =
und die Zuſchläge nicht erteilte. Eine ſonderbare Auslegung der von Nio de Janeiro ........
der Staatsregierung vor kurzem ſo energiſch propagierten Preisabbau= Belgrad.
aktion! Infolgedeſſen verpuffen auch die Wirkungen der Frachttarif= Liſſabon,
ermäßigungen, und man merkt einſtweilen nicht, daß die Einführung Danzig
der Schleſien= und Oſtbahnſtaffel, die weſentliche Frachtermäßigungen Konſtantinopel .
für Holz zur Folge hatten, den oft genug hart bedrängten Sägewerks=
beſitzern
auf die Beine geholfen hätten. Das Holzgeſchäft in und mit
den beſetzten Gebieten will ſich nicht recht erholen. Ein wenig ſind die
Umſätze geſtiegen, lebhaft iſt der Holzmarkt dort immer noch nicht. Von Aktiengeſ. für Anilinfr.
Jutereſſe iſt es, daß ſich die Waldbeſitzer immer öfter zur Ausnutzung Aſchaffenburg. Bellſtoff
ihrer Holzbeſtände auf eigenen Werken vereinigen.
Börſen.
* Frankfurter Börſe vom 28. Oktober 1924. (Eigener
Bericht.) Der Vörſenverkehr zeigte heute bei Beginn ein gegenüber Chem. Heyden .......
den letzten Tagen verändertes Bild. Es lagen auf verſchiedenen Ge=
bieten
am deutſchen Rentenmarkt, am Montanmarkt, hauptſächlich aber Deutſch=Atlant. Tel.. . .
in Anilinwerten größere Kaufaufträge vor, anſcheinend ausländiſcher Deutſch=Niedld. Tel.
Herkunft, auch Platzſpekulationsengagements, ſo daß ſich das Kurs= Deutſche Erdöl ......."
niveau eingangs nennenswert befeſtigen konnte. Kriegsanleihe wurde Deutſche Petroleum..
vor Beginn, der amtlichen Kursfeſtſetzung bis 505 herauf gehandelt, Dt. Kaliwerke .......
3½proz. Preuß. Conſols dis 1237½ Von Aktienwerten ſtanden Bad. Dt. Waffen u. Munition
Anilin ſtark in der Nachfrage es wurden bereits vorbörslich Umſätze Donnersmarckhütte.
mit 18½4 Prozent getätigt. Die deutſchen Rentenwerte gaben gegen Elberfelder Farben ..
die erſten Notizen eher etwas nach, am Aktienmarkt hielt die Nachfrage Elektr. Lieferung .u.! an und die erſten Notierungen wurden hier durchweg über die R. Friſter ...."
kurz zuvor im Freiverkehr genannten Kurſe feſtgeſetzt. Im weiteren Gagegnau Vorz.. . . . .
Verlauf blieben die Umſätze zwar noch lebhaft, ſpäter flaute das Ge= Geſſenk. Gußſtahl.....
ſchäft, beſonders am Rentenmarkt, raſch wieder ab und die Kurſe gaben Geſ. f. eleltr. Unter.,
langſam nach. Auch am Aktienmarkt wurden die Einheitskurſe durch= Han. Maſch=Egeſt.
weg auf leicht ermäßigtem Niveau feſtgeſetzt. Am Markte der Städte=
anleihen
iſt ein leichter Nückſchlag eingetreten, nachdem die geſtern be=
züglich
der Stuttgarter Stadtanleihe verbreitete Meldung nicht in der
angegebenen Form zutreffen ſoll. Man hatte auf dieſem Gebiete etwa
mit den geſtrigen Schlußkurſen eröffnet. Gegen Börſenende hörte man
Stuttgarter 7½4 Brief, Frankfurter 5½/s G., 5,2 Br., Mannheimer

unterſtrich der Redner die Notwendigkeit der Gewährung einer Aus= 51/ G., 5,2 Br. Kriegsanleihe hörte man nachbörslich mit 480485.
w. Berliner Börſe. Wenn auch das Geſchäft in ſeiner Ge=
ſamtheit
an der Börſe unverändert und äußerſt ſtill blieb, ſo zeigten
ſich doch auf den einzelnen Märkten Anſätze zu einer geringen Belebung
für das eine oder andere Papier. Die Spekulation nahm in dieſen
w Amtliche Notierungen, der Frankfurter Ge= Käufe vor, anſcheinend in der Hoffnung, daß die noch für dieſe Woche
treidebörſe vom 28. Oktober 1924. Getreide, Hülſenfküchte und erwartete Herabſetzung der Börſenumſaßſteuer den Anlaß zu einer all=
Biertreber ohne Sack, Weizenmehl, Roggenmehl und Kleie mit Sack. gemeinen Geſchäftsbelebung geben werde. Die Grundſtimmung hatte
Preis je 100 Kilogramm: Weizen, Wetterau 22,5023,50, Roggen 22 ſomit ein freundlicheres und etwas zuverſichtlicheres Gepräge. Am
bis 23, Sommergerſte für Brauzwecke 2427,50, Hafer, inländ. 1922, Montanmarkt waren Gelſenkirchener Harpener, Phönix und Caro=
ausländ
. 0000, Weizenmehl, ſüdd. Spezial 0 3437, Roggenmehl 30,50 Aktien und von Induſtiewerten Berliner Maſchinen, Lud. Löwe, Nord=
deutſche
Wolle und Charlottenburger Waſſer=Aktien bei Kursbeſſerungen
bis zu 1 Billion Prozent und vereinzelt darüber Gegenſtand des Inter=
eſſes
. Südſee=Phosphat=Aktien, welche geſtern eine ſtarke Kursſteige=
börſe
und im fortſchreitenden Nachmittag war wieder eine Befeſtigung rung erfahren atten, vermochten dieſe gut zu behaupten, da ſich die
der Tendenz im Produktenverkehr bei lebhaften Roggenkäufen für Hoffnung auf eine größere Entſchädigung der Aktionäre zu beſtätigen
Dezember eingetreten. In den Abendſtunden und auch an der heutigen ſcheint. Der Kurs ſchwankte zwiſchen 20 und 22 Billionen Prozent. Hei=
miſche
Nentenwerte wurden heute wieder ſtärker beachtet und erzielten,
namentlich Preuß. Conſols, Kursbeſſerungen. In den Anleihen, vor=
nehmlich
ſüd= und weſtdeutſcher Städte, die geſtern im Freiverkehr in=
boten
, mehr Nachfrage, Amerikaniſche erſthändige Noggenofferten, folge der angeblich von Stutgart beſchloſſenen Aufnahme der einpro=
zentigen
Zinszahlung lebhaft zu ſteigenden Kurſen gehandelt worden
waren ſpärlicher. Von zweithändigen führten manche Angebote zu Ab= waren, ging es ruhiger her. Die Kurſe bröckelten etwas ab, weil ſich
obige Vorausſetzung, wenigſtens was Frankfurt a. M. betrifft, nicht
frage bis zum Ultimo anhalten.
Oeviſenmarkt.

ie
Brief
Geld iife
Geld
Brief ife
tiert 164.30 16881 164.39 165.81 voll 20.08 20.18 20.17 20.27 voll 59.,55 59.85 59.50 59.80 voll Kopenhagen
... 71.92 72.28 71.72 72.08 voll 111.42 111.98 111.45 112.03 voll 10.51 10.57 10.51 10.57 voll 18.05 18.15 18.14 18.24 voll 18.83 18.92 18.885 18.975 voll 4.19 4.21 4.19 4.21 voll Paris.. 21.82 21.92 21.92 22.02 voll 80.625 81.025 80.55 80.9 voll 56 06 56.34 56.31 56.59 voll g.). 5.91 5.94 5.91 5.94 voll 12.495 12.505 12.49 12.55 voll 5.48 5.505 5.48 5.505 voll z. 1.52 1.54 1.52 153 voll ..! 3.05 3.07 3.04 3.06 voll .......
Japan. 1.61- 1.62 1.615 1.625 voll 0.46 0.47 0.46 0.47 voll ........." 6.065 6.095 6.095 6.185 voll .......... 16.46 16.64 16.46 1654 voll 75.25 75.64 75.36 75.74 voll 2.26 2.28 2.26 2.28 voll

Berliner Kurſe. (Eigene telegraphiſche Melbung.)
Sämtliche Zahlen verſtehen ſich mit 1000 000 000

Ausgb.=Nürnb. Maſch.
Berl.=Anhalt Maſchinen
Berl.f.Elektr. W.vorzug.
Bismarckhitte.
Braunkohlen=Briketts .
Bremer Vulkan ......"
Bolle. ......."
Veiler .......
Deutſche Maſchinen ...
Dynamit Nobel ......"
Halle Maſchinen .....

27. 10.
15375 28. 10.
15625 Hanſa Dampfſch. . . . 27 10.
9750 20060 Hemoor Zement ..... 20000 20125 Hirſch Kupfer ... 15100 4125 4000 Höſch Eiſen ...... 43000 4100 4500 Hohenlohe Werke . . . .. 15600 Kahla Porzellan ..... 6500 35500 36500 Lindes Eismaſch. . ... 6700 50500 49000 Lingel Schuh ...." 2400 102250 103000 Linke u. Hofmann .. 9125 225 2250 L. Loewe u. Co. 5600 14250 14750 C. Lorenz.. 4500 2 Meguin .. 7750 64o0 6500 Niederländiſche Kohle, Nordd. Gummi. 22600 33500 Orenſtein. 1750 12500 12750 Rathgeber Waggon 4125 38100 39375 Rombacher Hütten 14250 58000 58875 Roſitzer ZuOcker 78000 Rütgerswerke 14685 8625 8500 Sachſenwerk. 1875 15500 15900 Sächſiſche Gußſtahl ... 12600 12700 Siemens Glas .... 2700
2510 Thale Eiſenhütte 5000 Ver Lanſitzer Glas 120 11250 Volkſtedter Porzellan.
Weſtf. Eiſ. Landendreer. 1280 12900 1400 10100 10500 Wittener Gußſtahl .... 2000 52500 Wanderer=Werke .. 6500

P28. 10.

15375
43500
16875
6500
6700
2300
9125
58750
4500
7750

13750
4375
14750
14900
1900
10500

750
20250
6500

Frankenkurs in London: 86.25
Markkurs
18/8

Darmſtädter und Nationalbank, Kommandit=Geſellſchaft auf Aktien.
Frankfurter Kursbericht vom 28. Oktober 1924.
Die Notierungen ſind in Billionen Prozent ausgedrückt.

Europäiſche Staatspapiere.
a) Deutſche.
5% Reichsanleihe ...
.

........
1i.
.........."
Dollar=Goldanleihe per 1935 ..
1932..
Dollar=Schatzanweiſungen ..
4½% IV. u. V. Schatzanweifg.
4½% VI.IX.
4½ Dt. Schutzgebiet v. 0.8-11u. 13
v. 14
Sparprämienanleihe .. . . . . . . .
Zwangsanleihe ............."
4% Preuß. Konſols .........."
.........
3½%
..........
30
42 Bad. Anl. unk. 1935,.. ... .
3½% v. 1907......."
v. 1896... . . . .
3%0
4% Bahern Anleihe ........."
390
....
Heſſ. Dollar Goldmk.=Schatzanw.
rckz. 26
816%o Heſſen Reihe XXXII.
...
untilg. b. 28
3% Heſſen unk. 1924 .........
..........
8½% !.
4%
........."
4% Württemberger alte ....."

b) Ausländiſche.
5% Bosnien L.=E.=B. v. 1914..
5% L.=Inveſt.=Anl. v. 1914
4½%0 1902 ........
......."
48
5% Bulgar. Tabak 1902..... ..
1½% Griech. Monopol ...."
4½%0 Oſt. Staatsrente v. 1913
ab 1918
½%0 Oſt. Schatzanwveiſ. ſtfr.
..."
v. 1914
4%0 Oſt. Goldrente ........."
4½ einheitl. Rente ......"

5% Rum. am Rente v. 03...
4½% Goldrente v. 13
20 am. Goldrente konv.
4% am. v. 05 ..
4%0 Türk. (Admin.) v. 190
49 (Bagdad. Ser. I
% II
4%0 v. 1911, Bollanl.
4½% Ung. Staatsr. v. 14 ...

Goldrente.
Stadter. 3. 10 ...
4% Kronenrente.

Außereuropäiſche.
5% Mexik. amort innere .. . ..
lonſ. äuß. v. 99 ....
5%9
4% Gold v. 04, ſtfr. . . . .
konf. inner. .
Irrigati nsanleihe.
2 Tamaulipas, Serie l......"

Oblig. v. Transportanſt.
4% Eliſabethbahn. ſtfr.
429 Gal. Carl Ludw.=Bahn ..
5% Oſt. Südb. (Lomb.), ſtfr.

2. 10. 28. 10. 27. 10. 28 10. 2,6% Alte Oſt. Südb. (Lomb.). . 2,6%0 Neue 13 0.4675 (.4875 4%0 Oſt. Staatsb. v. 1883 ....." 3.75 0.42, 1b.8.Em. . 9. 0.45 9. Em. 35 v. 1885 92.75 94.75 % Oſt. Staatsb. b. Erg. Netz. 9.5 O 95 100 100 4% Rudolfb. (Salzkammerg.). . 87.8 87,5 4½% Angtolier !.
.... 6io 3%0 Salon. Conſt. Fonktion .... 031 0.54 3% Salonique Monaſtir ...... 7.25 52g 5% Tehuantepee. ... ... . . . . .. 4½%a
.... 0.351 0.370 *. Ma 8.75 M Nach Sachwert verzinsl. 0.88 9.975 Schuldverſchreibungen. 1.18 1.19 % Badenw. Kohlenwrtanl. v. 23 10 10 1.02 20 Fſtr. Pfandbr.=Bk. Goldobl. I Em. .. . . . .. 158 15 1.200 13 5% Fftr. Pfandbr.=Bk. Goldobl. 1.3 II. Em. . . . . . .. 60.25 60.25 131 69 Großkraftwerk. Mannheim 1.25 1.3625 Kohlenwertanl. v. 23..." 10.3 10.6 6% Heſſ.Braunk.=Rogg. Anl. v. 23 4.2 5%0 Neckar A.=G. Stuttgart Gold anl. v. 23 ..... 5.75 M: 57, MI 5% Pfälzer, Hyp. Bank. Gold= 0.400 Pfdbr. v. 24 1.7 091 11.
1.05 5%0 Preuß. Kaliwert=Anleihe. 3.51 3.55 0.91 5%0 Roggenwert=Anl. 4.8 1.4 1.4 5% Rhein. Hypot.=Bank Gold= Pfdbr. v. 24 .. 1.65 1.65 5% Rhein=Main=Dona: Gold= anl. v. 23.... 2.5 2.6 5% Süchſ. Braunk.=Anl. v. 23, Ser, Iu. II... 1.55 1.55 5% Sächſ. Roggenwertanl.v. 23 4.49 411 825 5% Südd. Feſtwertbk. Goldobl. 157 157 Bank=Aktien. 3.25 Allg. Deutſche Creditanſt.. . . . . . 1.7 1.6 Bank für Brauinduſtrie ....... 1.2 1.25 7.25
Barmer Banwerein. 1.15 10 Bayer, Hypotheken= u. Wechſelb. Berliner Handelsgeſellſchaft .. 21.3 Commerz= und Privatbank .. 42 4.4 4.7 Darmſtädter u. Nationalbank. . . 7.75 8 2.5 Deutſche Bank ...." 10 10.05 1 Deutſche Effekt.= u. Wechſelbank 3.5 3.) Deutſche Hypot.=Bank Mein. .. 3.2 Deutſche Vereinsbank ........" 0.275 0.2351 10I. 10 Disconto=Geſelliſchaft ........." 11, 117. Dreödener Bank..........." 6.75 *. Frankfurter Bank ........ i. 1.4 Frankfurter Hypotheken=Bank. 3.6 5.9 Metallbank. . . . . 12.3 12.6 8 Mitteldeutſche Creditbank. 1.5 1.35 6.25 Oſterreichiſche Creditanſtalt. .. 0.330 0.34 1.55 1.45 Reichsbank=Ant. .. 49.75 51 Rhein. Creditbank. . 21. 2.2 Rhein, Hypothekenbank. 4.75 4.75 17.25 17.25 Süddeutſche Disconto=Geſellſch. 5 Beſtbauk ................... 0.12 0.11 Wiener Bankverein .........." 0.250 . 255 4 Bergwerks=Aktien. 1. Berzelius .................." 5. 25 5.25 Bochumer Bergb. . .... ...... Buderus........... . .. . . . .." 9.05 91 Dt. Luxemburger .... . . . . ...." 43.25 50.75 1.75 1.75 Eſchweiler Bergwerks=Akt. . ... 86 Gelſenkirchen Bergw......... 50.2) 50.75 ½. 1. Harpener Bergbau ........... 79.75 Slig

rauſend M Milliouen Md Milliarden 0U ohne Umſatz X rationiert

Kaliwerke Aſchersleben . 27. 10.
11 28 10.
11.25 Salzdetfurt) Weſtereg in
Klöcknerwerke (abg. Lothr.=Hütte 14.4 34 Mannesmann Röhren........" 37 Mansfelder ................." 2.8 1. Oberbedarf
....... *, Oberſchleſ. Eiſen (Caro) ......." 8o Otavi Minen u. Eb. Ant. ... . ." 21.75 Phönix Bergbau ............" 36.3 36.75 Rhein. Stahlwerke ..........." 33.6 Riebeck Montan ............." 33 Rombacher Hütte..
.. 14 15 Tellus Bergb.= u. Hütten=Akt.. 2.45 2.35 Ver. Laurahütte .. 4.5 4.4 Aktien induſtr. Anternehmu g.
Brauereien. 40
36 39.75
36.5 Henninger Kemp =Stern ....." Löwenbräu München ........." 20.5 Schöfferhof (Binding)........" 17 ſ. Werger.
. Akkumulat. Berlin". Adler & Oppenheimer ....... Adlerwerke (v. Kleher).
175 A. E. G. Stamm ...
6% A. E. G. Vorzug Lit. 4 ....." 2.75 %0 A. E. G. Vorzug Lit. B 2.4 Amme Gieſecke & Konegen..... 4:2 4.15 Anglo=Continental=Guano .... Anilin Bln.=Treptow ........." 15.2 Aſchaffenburger Zellſtoff ......" 16 3 Badenia (Weinheim) ........ 0.7 Badiſche Anilin= u. Sodafabrit. 17.75 Bad. Maſchi. Durlach .. 15.5 Bad. Uhrenfabr. Furtwangen. 18.5 17.25 Baldur Piano ..............." 1.6 1.6 Baſt Nürnberg .............." 5.1 Bahriſch. Spiegel ............" 5.1 Beck & Henkel Caſſel)........ 2,6 Bergmann El. Werke ........." 10.5 10.75 Bing. Metallwerke .......... 2.15 Brockhues, Nieder=Walluf ....." 4.5 Cementwerk Heide berg......." 19 19 Karlſtadt ....... 8.2 85 Lothringen (Metz) 51, Chem. Werke Albert ... 35 35 Griesheim El=ktron .. 15.6 15½ Fabrik Milch ........." 9.25 92, Weiler=ter=me. ......." 14.75 14.5 Daimler Motoren ..
.... 2.8 2.8 Deutſch. Eiſenhandel Berlin ... 5 4.8 Deutſche Erdöl ..." 31 Dt. Gold= u. Silberſcheideanſt., 13 13.25 Dingler, Zweibrücken ........." Dresdn. Schnellpreſſen ...... Dürkoppwerk (Stamm) .. . . . . ." Düſſeld. Natinger (Dürr)......" Dnckerhoff & Widm. Stamm... Eiſenwerk Laiſerslautern ..... L. Meher jr. .. 102 1o2 Elberfelder Farbu. v. Baher. . . 15.7 16.05 Elberfelder Kupfer=u. Meſſingw. 0.75 0.95 Elektr. Lieferungs=Geſ. ....... 12,5 12.5 Elektr. Licht und Kraft . ... ...." 6.75 6.75 Elſäfſ. Bad. Wolle ..........." 6.5 (.3 Emag, Frankfurt a. M. ......." 0.3 0.500 Email.- & Stanzw. Ullrich ....." 3.3 Enzinger Werke ............. Eßlinger Maſchinen .........." 6.1 Etlinger Spinnerei .......... 81 Faber Joh. Bleiſtift .......... 10.75

Faber & Schleicher ...........
Fahr, Gebr. Pirmaſens .......
Felten & Guilleaume, Carlsw.
Feinmechanik (Jetter)..
Feiſt Sektkellerei Frankf. a.M.
Frankfurte Gas ..........."
Frankfurter Hof ..........."
Fkf. Maſch. Pokorny & Wittek.
Fuchs, Waggon Stamm ......
Ganz, Ludwig, Mainz .......
Geiling E Cie................"
Germania Linoleum ......... 11.9
Gelſenkirchen Gußſtahl ...... ..
Goldſchmidt, Th. .........."
Gotha Waggon ............."
Greffenius, Maſchinen Stamm.
Gritzner Maſchinenf. Durlach. 2.5
Grün & Bilfinger ..........."
Hummerſen (Osnabrück) ......
Hanfwerke Füſſen ........ . . . 12=
Heddernheimer Kupfer .......
Heyligenſtaedt, Gießen ....... 225
Hilpert. Armaturenf. . .. . . . . . .
Hindrichs=Auffermann .. . . . ..
Hirſch Kupfer u. Meſſ.... . . . .
Hoch= und Tiefbau ...
Höchſter Farben .."
Holzmann, Phil.
...
Holzverk.=Induſtr. . .. . . . . . . . . Sle
Hydrometer Breslau .........
Inag ..
.....
Junghans Stumm.... . . . . . . .
Karlsruher Maſchinen ........
Karſtadt, N. ..
en/ 26
Klein, Schanzlin & Becker ..... 4.25
Knorr, Heilbronn ............ 3.3
Kolb & Schüle, Spinn. .......
Konſervenfabrik Braun ..... / 0.800
Krauß & Co., Lokom. . . . . . . . . . 4
Lahmeher & Co. ........ ...../ 102
Lech, Augsburg ............ 14.25
Lederw. Rothe ............."
Lederwerke Spicharz .. . . . . . . 2.5
Lingel. Schuhw Erfurt . . . . . . .
Löhnberger Mühle ..........
Lüdenſcheid Metallw. .......
Luther, Maſch.= u.Mühlenbau.. / 4.15
Lux’ſche Induſtrie ..........."
Mainkraftwerke Höchſt........
Meguin, Butzbach ..........!
Metallgeſ. F.kft. . ...... .....
Meyer, Dr. Paul .........."
Miag, Mühl enb., Frankf. a. M.
Moenus S=amm .. . . . . . . . ."
Motoreniabrik Deutz .........
Motorenfabrik Oberurſel ....."
Reckarſulmer Fahrzeugwerke. .
Neckarwerke Eßl. Stamm .....
Slezwerke Frankfurt a. M. ...
Beters Union Frankfurt a. M.. 1.4
Pfäiz Nähm Kayſer ........ 2.8
Philiops A.=6. ...........
Pprzellan Weiſſel.........."
Reiniger, Gebbert & Schall ..
Rhein. Elektr. Stamm... . . .
Ryein. Mete l1 Vorzüge .......
Rhenania. Aachen .........."
Riedinger, Maſchinen ........
Rückforth, Stetti. ....."
Nitgerswerk.
.......
Sleußner (Frankfurta. M.) ....
Schneider & Hanau".
Schuellpreſſen Frankenthal ....
Schramm Lackfabrik.
.
Schriſtgiezerei Stemdel, Ff.n.
Schuck rt lektr (Nürnvers) ...

27. 10. 28. 10. 3.25 3.1 5 20 12.25 11.5 4.6 4.75 16.25 16 4.25 4.3 1 6.9 0.151 0.18 1.1 1.29 11.4 11.25 11.8 2.6 2.4 3.25 3.25 26.5 13.7 13.8 18.6 12 6.05 6.1 2.2 3.5 3.5 45 4.5 16 16. 15.75 z 4.8 4.8 G2lo 5.6 1.15 1.15 9.1 9.05 3.1 2.55 4.5 3.15 8.7 8.11 0.8 3.8 55 55 2.7 1.8 6.75 1.9 4.15 79 7.9 10.5 108 0.6 0.6 1.5 1.525 2.2
2.35 16.1 16.1 5.45 5.65 6.7 1.5 1.5 1.4 2.8 4.25 4.2 6.5 1.7 1.85 65 GSl 7.25 3.4 3.6 13 13 0.505 0.505 14.8 14.8 3.31 3.31 6 6 3.3 6.8 6.8 35.5

Schuhfao.i Bernels=Weſſel.
Schuhfubrik Herz ........
Schuhf. L=ander, Offenbach ..."
Schultz, Grünlack, Rdsh. .... . .
Seilinduſtrie Wolff..........."
Sichel & Co., Mainz .........."
Siemens Elektr. Betriebe ....."
Siemens Glasinduſtrie ......"
Siemens & Halske ..........."
Stöckicht=Offenbach=Gummi . .
Süddeutſche Immobilien ....."
Thüring. elektr. Lief.=Geſ., Gotha
uhrenfabrik Furtwängler ......"
Beithwerke in Sandbach .....
Verein f Chem Induſtrie Frrft
Verein deutſch. Olfabr. Mannh.
Faßfabriken Caſſel ..
Gummifabr. Bln.=Frkfr.
Pinſelfabr. Nürnberg ..
Ultramarin ..........."
Zellſtoff, Berlin .... ...
Vogtländ. Maſch. Vorzüge ....
Vogtländ. Maſch. Stämme .. ..
Voigt & Haeffner Stämme .. ..
Voltohm; Seil ......"

Bahß & Frehtag ....
Wegelin Rußfabrik ....
Zellſtoff Waldhof Stamm.. . ..
Zuckerfabr. Waghäuſel .......
Frankenthal ......
Heilbronn ........"
Offſtein ........."
Rheingau ........
Stuttgart ........"

27. 10.
*.
0.850
0.800
5.25
2.95
145
45

3.2
19
2.8
8.9
29
2.2
12.25
2.35
2.2
1.35
2.8
2.8
7.75
2.35
2.6
2.25
2.5
2.6

Transport=Aktien.
Deutſche Eiſenb.=Geſ. Fftm. . . .
Schantung E. B. ............"
Süddeutſche Eiſenbahn=Geſ....
Hapag (Paketfahrt) .........."
Nordd. Llohd ..............."

Darmſtädter Werte.
Bahnbedarf.... .. ......
Dampfkeſſe Rodberg ...."
Helvetia Konſervenfabrik ..
Gebr. Lutz............!."
Motorenfabrik Darmſtadt . .
Gebr. Roeder ..........."
Venuleth & Ellenberger ...

36.25
15
53.75
24.4
4.01

0.950
3.5
3.5
20.5
8.4
65
30

nnnotierte Aktien.
Api .. . . . .... .. .. .. . .......
Beckerkohle. . . .... . . . . ... . . . ."
Beckerſtahl .............. . ..
Benz.... . . ... . . . .. . .... ....
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..."
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2
Pl.
0.85
3.5
1

(n

28. 10.
1

0.800
5.1
13.25
43.25

8.6
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133
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2.75
2.6
7.6
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1.
30.

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0.8
3.75
1

0.15

37
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[ ][  ][ ]

Rummer 301.

Lebenswogen.
4944. Roman von Paul Lindenberg.
14)
(Nachdruck verboten.)
Mobpel hatte ſich wieder mit den Flaſchen zu ſchaffen ge=
macht
und koſtete den Rotwein, ob er die genügende Temperatur
hätte, jeden Schluck gelaſſen hinunterſpülend und dazwiſchen
ſeinen neueſten Lieblingsdichter anführend:
Droht der Weltſchmerz mit ſteter Erweiterung,
Bleibt kein Mittel als Wein zur Erheiterung.
Proſt, mein Schatzerl, warf er ein.
Darum halt’ ich die beſte Gemeinſchaft
Mit jenem, der mir ſtets guten Wein ſchafft.
Auf unſer Wohl, liebes Mizerl.
An der Sonne des Weines nur meſſ’ ich
Das Glück alles andre vergeſſ ich.
Aber nie mein Wiener Mädel.
Denn die Menſchen ſind herzlos und taugen nichts
Und ſeh’n meiſt mit offenen Augen nichts!
Da irren Sie ſich aber ſehr, mein lieber Emmerich, ſagte
gelaſſenen Tones Herr Redlich, der in der Tür des Neben=
gemachs
ſtand, ſchon geſellſchaftlich gekleidet. Ich verfüge zwar
nicht über ſolch poetiſche Kenntniſſe wie Sie, Sie edle Hausperle,
die ich ſchon längſt mal tüchtig hätte faſſen müſſen. Aber ich
bin nicht ſo herzlos, wie Ihr Dichter ſagt, und will auch heute
die Augen zudrücken. Haben Sie alles beſorgt?
Jawohl, Herr Redlich, erwiderte Moppel mit ſeiner
Armenſündermiene, die aber weit mehr einen komiſchen wie einen
zerknirſchten Eindruck machte, daß Mizerl nur mit Mühe das
Lachen unterdrücken konnte. Sie hatten mir ſelbſt geſagt, ich
ſollte mich um den Wein kümmern.
Gewiß, ſchon gut. Uebrigens können Sie noch einige
Flaſchen Sekt kaltſtellen, den rotgekapſelten.
Sehr gern, Herr Redlich, ſoll ſofort gemacht werden.
Waren Sie beim gnädigen Fräulein,
Jawohl, und ich ſollte ausrichten: ſie läßt um Entſchuldi=
gung
bitten, ſie möcht’ lieber zu Haus bleiben, ſie hat gar ſo
heftiges Kopfweh; ſie ſah auch matt und müde aus.
Wer iſt ſie? fragte Herr Redlich ſcharf. Ich ſpreche vom
gnädigen Fräulein und Sie ſprechen ſtets ſie. Können Sie
ſich noch immer nicht den guten Ton angewöhnen? Wäre hohe
Zeit! Gehen Sie ſofort noch mal hin und ſagen Sie dem gnä=
digen
Fräulein, ich wäre ihr ſehr dankbar, wenn ſie doch auf ein

Mittwoch, den 29. Oktober 1924.
Stündchen käme, möglichſt bald. Ich hätte ihr recht Wichtiges.
mitzuteilen."
Soll ſofort geſchehen! Auf Wiederſehen, Fräulein Mizerl.
rief Moppel, da der Hausherr das Zimmer verlaſſen hatte, blei=
ben’s
mir treu!
Hören’s, ſagte Mizerl, während ſie Moppel die Wirt=
ſchaftsſchürze
abband und ſorgfältig zuſammenrollte, haben Se
aber an guatn Herrn! Bei uns in Wean, wiſſen’s, wenn’s ſo
derwiſcht wordn wär’n, i glaub, Se hättn a Watſch’n rechts
und links kriagt und bumsdi hinaus mit ſongfehlten Schwefler!
Und ich muß jetzt hinaus nochmals zu Fräulein Aſta,
erwiderte Moppel. Ein ſüßes Ding, auch zum Verlieben! Und
ich glaub, der da, und er wies mit der Hand nach der Tür,
durch die Herr Redlich verſchwunden war, bis über beide
Ohren!
Mizerl machte erſtaunte Augen: Wirkli, is wahr, Moppel?
Na, ſein Geſichtl is nit übl, aber hier, und ſie wies mit der
Hand nach der Schulter.
Schönheitsfehler, Mizerl, weiter nir. 18 kann nicht jeder ſo
ein reizendes Figürchen haben wie Sie, die der liebe Herrgott
in ſeiner beſten Sonntagslaune geſchaffen. Hab die Ehr; und früheres Leben wie ausgelöſcht. Da ihre Wäſche nur die, die
er warf ihr noch eine Kußhand zu.
Js a zu damiſcher Hallawachel, ſagte Mizerl lächelnd,
aber bös ſan, na, bös ſan kann man ihm eigentlich net!
An das Speiſezimmer ſtießen drei weitere Räume: ein Sa=
lon
, in dem ein Bechſtein=Flügel ſtand, ein Empfangs= ſowie ein
Arbeitszimmer. Die Ausſtattung war überall von ausgewählter
Gediegenheit, gute Gemälde an den Wänden, weiche, echte Tep=
piche
auf den Fußböden, die Möbel meiſt in altem Stil geſchnitzt,
friſche Blumen und Palmen, kleinere erleſene Kunſtwerke überall.
Jeder Scheinprunk war vermieden, man fühlte ſich wohl in
warmer Behaglichkeit.
Auch das Arbeitszimmer war mit gleichem Geſchmack ein=
gerichtet
, jetzt nur durch die Tiſchlampe und eine bronzene Mo= dieſem mit knappen Worten alles berichtet. Es war ſonſt nicht
ſcheenampel matt erhellt. Zwiſchen zwei Bibliotheksſchränken
hing ein koſtbarer orientaliſcher Seidenteppich; an einer verbor=
genen
Schnur zog ihn der Hausherr zurück, ein Gemälde ward
ſichtbar, ein ſchönes, junges Mädchen darſtellend, in Mignon=
tracht
, auf eine niedrige, efeuumrankte Mauer gelehnt, mit tiefer
Schwermut, im zarten Geſicht in die Ferne blickend. Reiches
hellbraunes Haar mit goldenen Lichtern umrahmte das feinge=
ſchnittene
Oval, die braunen, ſeelenvollen Augen, ein träumeriſch=
weicher
Zug lag um den edlen Mund, der leicht geöffnet war,
als ob er die ſehnſuchtsvollen Verſe des Mignonliedes leis ver=
hallend
ſpräche.

Seite 15.
Aſtg, ja, das biſt du, Mignon und wenn du willſt, ſolſt
du das Land, wo die Zitronen blüh’n, bald kennenlernen!
Er verhüllte wieder das Bild, das vor einem Jahre ein in
Berlin wohnender berühmter bulgariſcher Künſtler gemalt, und
ließ ſich vor dem Schreibtiſch nieder. Stets, gab er ſich kühl
Rechenſchaft über ſein Tun und Handeln wie über ſeine innerſten
Empfindungen, bei Aſta aber verſagte ſein ſcharfſinniger Ver=
ſtand
vollſtändig. Vom erſten Augenblick an hatte das junge
Mädchen einen geheimnisvoll=anziehenden Eindruck auf ihn aus=
geübt
, der nur immer zugenommen hatte. Er ſah ſie, o wie deut=
lich
, noch vor ſich, als ſie ſich vor zwei Jahren für den Poſten
einer Sekretärin gemeldet, den er ausgeſchrieben. Sie war erſt
kurz zuvor nach Berlin gekommen, mit einem ſchwediſchen Ehe=
paar
, das ſich des armen und tranken Flüchtlings aufs liebe=
vollſte
angenommen. Aus Finnland war ſie mit anderen Fa=
milien
vor dem ruſſiſchen Schreckensregiment geflohen, noch nicht
erholt von einem ſchweren Typhus; kaum in Stockholm ange=
langt
, brach ſie durch die Schrecken der Flucht und die Anſtren=
gungen
der Reiſe von neuem zuſammen, verfiel in ein heftiges
Nervenfieber und ſchwebte mehrere Monate zwiſchen Leben und
Tod. Als ſie endlich lengſam genas, war die Erinnerung an ihr
ſie anhatte, denn ſie war aus dem Helſingforſer Krankenhauſe
kaum transportfähig aufs Schiff gebracht worden mit einem
A gezeichnet war, nannte man ſie Aſta und nahm ſie den
Namen ihrer kinderloſen ſchwediſchen Pflegeeltern Ewerlöf an.
Dieſe führte eine Erbſchaft, da Frau Ewerlöf die Tochter eines
wohlhabenden ſchleſiſchen Gutsbeſitzers war, nach Deutſchland
und Berlin, wo Frau Ewerlöf infolge eines Unfalls ſtarb, und
ihr Mann das ererbte Gut übernahm. Aſta hätte auch dort eine
Heimſtätte gefunden, aber ſie wollte nicht mehr von der Freund=
lichkeit
anderer abhängig ſein, und da ſie über gute Sprachkennt=
niſſe
verfügte, ſah ſie ſich nach einer geeigneten Stellung um.
Ihr Pflegevater hatte ſie bei Herrn Redlich eingeführt und
Herrn Redlichs Gewohnheit, ſich viel um das Geſchick anderer
zu bekümmern; hier hatte er ſofort eine tiefe Teilnahme für das
blaſſe, ſchöne. Mädchen empfunden, deſſen ganze Erſcheinung und
zurückhaltendes Weſen von beſonderer Eigenart war, die eine
merkwürdig ſympatiſche Wirkung ausübte. Nicht nur auf ihn,
wie er bald merkte, nachdem er ſie als Sekretärin angeſtellt, ſon=
dern
auf alle ſeine Beſucher. Aber ſie verhielt ſich zu jeglichen
Annäherungsverſuchen völlig ablehnend, mit einer kühlen Re=
ſerviertheit
, die nichts Verletzendes an ſich hatte.
(Fortſetzung folgt.)

Ganze Zimmer, Einzelmübel
Neckarſtraße 26, Schreinerei 4u162a

Aus den Amtoverkündigungen deg Kreisamts
Darmſtadt und den Bekauntmachungen des
Polizeiamts Darmſtadt.
Gefunden: 1 Bund (13 St.) Schlüſſel.
an einem Ring. 1 kleine Tabakspfeife. Ein
Roſenkranz mit weißen Perlen. 3 kleine
Schlüſſel an Meſſingſchild und 6 an einem
Ring. 1 grüner Stoffmantelgürtel. Ein
Marktkorbdeckchen. 1 blaues Reifarmband.
1 gelber Glacéhandſchuh. 1 Beil. 1 ſchw.
Portemonnaie mit über 18 Mk. 1 grau=
ledernes
Handtäſchchen mit über 4 Mk. in
Portemonnaie. Zugelaufen: 2 Foxe.

Bekanntmachung.
Ueber das Vermögen des Kaufmanns
S. Weintraut in Darmſtadt, Frank
furterſtraße 36, iſt heute, am 24. Oktober
1924, nachmittags 5 Uhr, das Konkurs=
verfahren
eröffnet worden.
Der Rechtsanwalt Dr. H. Hof=
mann
III. in Darmſtadt wird zum
Konkursverwalter ernannt.
Offener Arreſt mit Anzeigefriſt und
Forderungsanmeldefriſt ſind bis zum
1. Dezember 1924 beſtimmt, erſte Gläu=
bigerverſammlung
und allgemeiner Prü=
fungstermin
auf:
Dienstag, den 6. Januar 1925,
vormittags 9 Uhr,
vor dem unterzeichneten Gericht, Zim=
mer
Nr. 202, Neues Gerichtsgebäude am
Mathildenplatz, anberaumt. (14178
Darmſtadt, den 24. Okt. 1924.
Heſſiſches Amtsgericht I.

Vergebung von Ab=
brucharbeiten
.
Auf dem Anweſen der Heag, Luiſen=
ſtraße
, ſind eine Anzahl Hintergebäude
abzureißen. Der Abbruch ſoll auf dem
Submiſſionswege vergeben werden.
Angebotsformulare werden auf un=
ſerem
Büro, Kaſinoſtraße 8, zwiſchen
1,8u. ,1 Uhr vorm. und /,3 u. /,6 Uhr
(14225
nachm. abgegeben.
Die Bauleitung:
Markwort & Seibert.

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Donnerstag, den 30. Oktober,
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und Seegratzmatr., Waſchtiſch m.
Marmor u. Spiegel, 2tür. Klei=
derſchrank
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Stühle), 1 weißlack. eiſ. Bett, ein
Kinderbett, 1 Holzbeit, je m. Ma=
tratze
, 1 Schreibtiſch mit Aufſatz,
1Kleiderſchrank m. Truhe (antik),
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Handnähmaſchine, mehr. Bilder,
1 Portiere, 1 Küchenſchr. ( pitſch=
pine
) und ſonſtige Haus= und
Küchengeräte.
Beſichtigung ½ Sunde vorher.
Kapp, Verſteigerer,
Gerichtsvollzieher i. R.
Varmſtadt, Mauerſtraße 11.

Einträge in das Handelsregiſter 4:
Neue Firmen: Am 22. Oktober 1924:
Georg Frdr. Roth in Darmſtadt. In=
haber
: Georg Friedrich Roth, Kaufmann
in Darmſtadt. Die Niederlaſſung iſt
von Pfungſtadt nach Darmſtadt verlegt;
am 25. Oktober 1924: Huth & Bauer,
Tuchhandlung, offene Handesgeſell=
ſchaft
, Sitz: Darmſtadt. Perſönlich haf=
tende
Geſellſchafter: Alfred Huth, Schnei=
der
in Hachenburg, Weſterwald. Hans
Bauer, Kaufmann in Darmſtadt. Die
Geſellſchaft hat am 1. Oktober 1924 be=
gonnen
. Geſchäftsräume: Eckhardtſtr. 5;
Reimund & Co., offene Handelsgeſell=
ſchaft
, Sitz: Darmſtadt. Perſönlich haf=
tende
Gefellſchafter: Reinhard Reimund,
Schneidermeiſter in Pfungſtadt, Heinrich
Landau, Bankbeamter in Griesheim bei
Darmſtadt, Georg Kürtell, Kaufmann in
Frankfurt a. M., Auguſt Kürtell, Bant=
beamter
in Frankfurt a. M. Die Geſell=
ſchaft
hat am 1. Mai 1924 begonnen.
Zur Vertretung der Geſellſchaft ſind je
zwei der Geſellſchafter gemeinſchaftlich
befugt. Angegebener Geſchäftszweig:
Fabrik für Beruſskleidung. Geſchäfts
räume: Friedrichſtr. 20; Joſef Huber
in Darmſtadt. Inhaber: Joſef Huber,
Kaufmann in Darmſtadt. Angegebener
Geſchäftszweig: Vertrieb Offenbacher Le=
derwaren
. Geſchäftsräume: Grafenſtr. 21.
Darmſtadt, den 27. Okt. 1924. (14219
Amtsgericht Darmſtadtl.

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Seite 16.

Mittwoch, den 22, Oltober 1924.

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