Darmstädter Tagblatt 1924


22. September 1924

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187. Jahrgang

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ſtädter
8 Nationalbanf.

ungen des baveriſchen

uind erleichterin ?

München, 21. Sept. Auf der Generalverſammlung der
eriſchen patriotiſchen Bauernvereine in Tuntenhauſen hielt
iſterpräſident Dr. Held eine längere, bedeutſame Rede über
bolitiſche Lage. Der Miniſterpräſident wies eingangs ſeiner
führungen darauf hin, daß es heute noch immer Leute gäbe,
glauben, daß durch Putſche von rechts oder links das Heil
tſchlands und Bayerns erſtehen könne. Wenn dieſe Leute in
letzten 5 Jahren etwas gelernt hätten, ſo wüßten ſie, daß
die Einigkeit auf dem Boden der ſtaatlichen Ordnung uns
a er ſtark und groß machen könne. Wer Revolutionen ſäe,
Rie Revolutionen ernten, und ein Volk, das eine Revo=
ion
mache, ſei der Vernichtung preisgegeben.
Dr. Held ging dann auf die
Londoner Beſchlüſſe und das Dawesgutachten
So ſchwer die Bedenken auch für alle Vaterlandsfreunde
ſo ſei doch die Annahme des Gutachtens notwendig
eſen, wenn nicht das deutſche Volk in kürzeſter Zeit einer
tbaren wirtſchaftlichen, und damit ebenſo auch einer poli=
n
Kataſtrophe entgegengehen wollte. Wenn das Dawesgut=
anicht
angenommen worden wäre, hätten wir ein Aufblühen
Separatismus am Rhein erlebt. Der wirkliche Verfall des
es wäre in dieſem Augenblick eingetreten. Auf der Sitzung
do Völkiſchen Blocks am Freitag wurde berichtet, Hitler habe er=
kE
) wenn ſein Putſch im November geglückt geweſen wäre,
es kein Dawesgutachten gegeben. Hitler hat recht. Dann
es kein Dawesgutachten gegeben, weil es nicht mehr not=
Zuich ig geweſen wäre, dann wäre Deutſchland an ſich ſchon dem
ill preisgegeben geweſen. Die Franzoſen hätten uns zu Bo=
d
. gedrückt. Es wäre ihnen nicht mehr viel Arbeit übrig ge=
en
zu der Einnahme Deutſchlands.
sch habe mich gefreut, daß es eine Oppoſition gegeben hat
ge die Dawesgeſetze, aber daß ſie ſo törichte Formen ange=
1 ten hat, wäre nicht notwendig geweſen.
Unſere Wirtſchaft
iſri krank. Täuſchen wir uns nicht. Es wird trotz der Annahme
ni chwere Kriſen geben. Deutſchlands Wirtſchaft ſteht dem bis
arze Zähne bewaffneten Frankreich gegenüber, während das
dehe Volk, in einer Maſſe Parteien zerſplittert, ſich nicht wie=
de
det. Als die Sozialiſtenherrſchaft geſtürzt war, als Kahr
Imt antreten konnte und die Volkspartei mit den übrigen
bi rlichen Parteien hinter ihm ſtand, hätte man Bayern durch
luge, konſequente Entwicklung an die Spitze der anderen
en führen können. Dieſe Entwicklung iſt uns kaput gemacht
n durch Elemente, die eine Politik der Gewalt eingeführt
he. Es waren Leute, die das bayeriſche Volk mißbraucht ha=
be
Was man damals beabſichtigte, das war keine deutſche Po=
lis
ondern engherzige Preußenpolitik. Preußen ſoll dasſelbe
haben wie Bayern und entſprechend ſeiner Größe auch
. Aber Preußen iſt nicht Deutſchland und Preußen be=
nicht
das Deutſche Reich, und wir fordern unſer bayeri=
ſc
,Recht. Und jeder der kommt, uns dieſes Recht zu nehmen,
Hſer Gegner, und wenn er noch ſo gute Worte findet. Er
ſer Feind.
etzt will man das deutſche Volk mit dem
Völkerbund
Ich ſtehe auf dem Standpunkt: Jetzt kann das
ſche Volk nicht in den Völkerbund eintre=
Es würde damit ſeine Ehre und ſein Recht aufgeben.
m ſollen wir dümmer ſein als Amerika? Warum geht Ame=
ſiElicht
in den Völkerbund?
m Eintritt in den Völkerbund lehne ich im Einvernehmen
meinen Freunden in der Regierung im gegenwärtigen
genblick ab. Es iſt nicht angängig, daß der Reichspräſi=
it
und das Reichskabinett dieſe wichtige Frage allein
ſcheiden. Hierzu müſſendie einzelnen Län=
der
gehört werden.
achdem unmittelbar nach der Annahme der Dawesgeſetze
den Reichstag durch eine Proklamation des deutſchen
kanzlers
die Kriegsſchuldlüge
ollt wurde, darf es jetzt kein Halten mehr geben. Jetzt
92s konſequent ſein. Wer A ſagt, muß auch B ſagen, ſonſt
bet man vor ihm den Reſpekt im Ausland und er ſchafft
n Verwirrung im Inland. Ich ſtehe auf dem Standpunkt:
uE allen Umſtänden muß dem Ausland die Kriegsſchuldfrage
Niert werden.
ir in Bayern haben die Ueberzeugung, daß die Politik
eir)ürgerliche ſein muß, und zwar eine rechts gerichtete
T erliche Politik. (Lebhafter Beifall!)
enn die Völkiſchen davon ſprechen, daß eine Einigung
nder Bayeriſchen Volkspartei und den Sozialdemokraten
ehe, ſo iſt das falſch. Solange er an der Spitze der Partei
ſie ſei noch nie eine ſolche Einigung angeſtrebt worden. Man
aber einmal eine Unterſuchung bei den Völkiſchen vor,
nen eine ganze Reihe 1918/19 im ſozialdemokratiſchen La=
ſtanden
.
e Regierung täuſcht ſich nicht. Uns drohen neue Gefahren
20 Aiks und rechts. Wir ſtehen auf dem Standpunkt, daß ein
eI nur beſtehen kann, wenn er die Staatsgewalt feſt
E nden hat. Jeder hat ſich dem Staatsgedanken zu beu=
gera
gibt es keine Extrawurft. Auch nicht für Offiziere, ſo
Dr9h ſie auch ſonſt einſchätze. Ich laſſe das bayeriſche Volk
n Staat nicht zum Spielzeug der Launen und Beſtrebun=
* S berſönlichen Ehrgeizes einzelner Leute machen. Wir
n die völkiſche Diktatur ab. Wen wir ſchon
Diktatur wollen, dann holen wir uns ſie
dann holen wir unſeren bayeriſchen =
wieder
. (Minutenlanger, ſtürmiſcher Beifall!) Dazu
n wir keinen norddeutſchen General, auch nicht, wenn er

Als Nachfolger des verſtorbenen deutſchnationalen Reichstagsabge=
ordneten
Malkewitz zieht Rittergutsbeſitzer Karl von Zitzewit auf
Kottow bei Muttrin in Pommern in den Reichstag ein.
Nach einer Havasmeldung aus Koblenz wird zwiſchen den deutſchen
Behörden und der Rheinlandkommiſſion darüber verhandelt, gewiſſe
deutſche Beamte, deren Anweſenheit im beſetzten Gebiete angeblich die
Entſpannung nicht fördern ſoll, außerhalb der beſetzten Gebiete in Stel=
lung
zu bringen.
Die belgiſche Regierung hat von 2245 während des paſſiven Wider=
ſtandes
Ausgewieſenen allen bis auf 29 die Rückkehr in das beſetzte, Ge=
biet
erlaubt. Ferner hat die belgiſche Regierung 64 ehemaligen Beam=
ten
die Wiederaufnahme ihrer Tätigkeit im beſetzten Gebiet genehmigt.
Nach dem Temps berechnet man die jährliche Einnahme, die der
franzöſiſche Fiskus durch die 26prozentige Abgabe von der deutſchen Ein=
fuhr
erzielen kann, auf mehr als 250 Millionen Papierfranken.
Der Juſtizminiſter René Renault hat geſtern in Hyeres eine poli=
tiſche
Rede gehalten, die offenbar im Auftrage des Geſamtminiſteriums
alle wichtigen Fragen behandelte, die im Augenblick die innere Politik
berühren.
Havas veröffentlicht folgendes Communiqué, das über die Lage in
Marokko von der ſpaniſchen Regierung herausgegeben wird: An der
Weſtzone im Abſchnitt von Xauen wurden Legionäre, die in der Um=
gebung
des Lagers Poſten aufſtellen wollten, angegriffen. Sie hatten
4 Tote und 12 Verwundete. Infolge des Kampfes von Gorgues zeigt
ſich der Feind, der große Verluſte erlitten haben ſoll, entmutigt.
Der Föderaliſt Alexander Baujenow iſt nach einer Meldung
aus Sofia ermordet worden. Er war früher Mitglied des türki=
ſchen
Parlaments und der bulgariſchen Sobranje.
Nach einer Exchange=Meldung aus Konſtantinopel haben die im
Bezirk Erzerum aufgetretenen Erdſtöße 300 Dörfer völlig
zerſtört. Ueber 500 Perſonen ſeien getötet worden.

derst eltkrieg gewonnen hätte.
* Miniſterpräſident richtete zum Schluß an die zahlreich
IIden Bauern die Aufforderung, mitzuarbeiten an dem
Sohl, dann werde auch der Tag kommen, wo man das
ahernlied und mit Recht Deutſchland, Deutſchland über
Fingen könne.

Radolfzell, 21. Sept. Auf dem heute hier abgehaltenen
Parteitag des Badiſchen Zentrums ergriff Reichskanzler Dr.
Marx das Wort und äußerte ſich auch über die Frage des Ein=
trittes
Deutſchlands in den Völkerbund. Er führte u. a. aus,
daß der Gedanke des Völkerbundes an ſich etwas
durchaus chriſtliches ſei. Ob der Völkerbund
in ſeiner gegenwärtigen Geſtalt in der Lage
ſei, zum Wohle der geſamten Menſchheit zu ar=
beiten
und das friedliche Nebeneinanderleben
der Völker herbeizuführen, ſei jedoch fraglich.
Wenn Deutſchland einen Antrag auf Beitritt
zum Völkerbund ſtellte, dann könnte es dies
nur tun in voller Wahrung ſeiner Art und un=
ter
der Bedingung, daß esals Großmacht aner=
kannt
werde und ihm ſeine Freiheit gelaſſen
werde und ſeinen gerechten Anſprüchen genügt
würde. Ob wir im Kabinett am nächſten Dienstag in dieſer
Sache zu einem Entſchluſſe kommen, weiß ich nicht. Ich glaube
aber, daß eine große Anzahl von Momenten gerade gegenwärtig
dafür ſpricht. Wir werden alſo abwarten. Ich bin durchaus der
Anſicht, daß der Schritt, den das Gewiſſen uns
weiſt, getan werden muß, auch wenn er von noch ſo
vielen verachtet und angegriffen wird. Wir werden im
Kabinett den Weg des Rechts und der Gerech=
tigkeit
zu gehen haben. Die Einigkeit des Reiches ſei
das Hauptziel des Zentrums. Die beſetzten Gebiete ſehen, daß
der Weg des Friedens und der Verſtändigung der einzig rich=
tige
iſt. Wir werden alles tun, die Laſten des beſetzten Gebietes
zu erleichtern. Das ganze Deutſchland iſt verpflichtet, dieſe La=
ſten
mitzutragen, auch alle Reparationslaſten. Deutſchland hat
den Krieg verloren, nicht das Rheinland und Weſtfalen allein.
Die Wege, die in London gegangen worden ſind, müſſen wir bei=
behalten
.
In der Ausfprache ergriff auch der badiſche Staatspräſident
Dr. Köhler das Wort und dankte dem Reichskanzler dafür, daß
er die Einheit des Reiches wieder hergeſtellt habe. Zur finan=
ziellen
Lage Badens übergehend, erklärte er, daß die Steuerpoli=
tik
von Grund auf ſo raſch wie möglich geändert werden müſſe.
Dr. Köhler ſchloß mit einem begeiſtert aufgenommenen Treue=
gelöbnis
zum Reich.

TU. Gleiwitz, 22. Sept. Der geſtrige Wahltag in
Oberſchleſien begann mit geringer Beteiligung der Wähler=
ſchaft
. Erſt gegen Mittag traten die Wähler häufiger an die
Wahlurne und in den Nachmittagsſtunden wickelte ſich erſt das
eigentliche Wahlgeſchäft ab. Jedoch konnte man feſtſtellen, daß im
allgemeinen eine große Wahlmüdigkeit herrſcht und, ſoweit man
die Dinge bisher überſehen kann, wird kaum mit einer mehr als
60prozentigen Beteiligung zu rechnen ſein. Vorläufige Er=
gebniſſe
: 191 695 Zentrum, 81002 Deutſchnationale, 75 917
Kommuniſten, 3139 Siedlerpartei, 35 839 Polniſche Volkspartei,
7811 Demokraten, 807 Haeußerbund, 19 229 Sozialdemokraten,
11836 Deutſchvölkiſche Freiheitspartei, 11683 Deutſche Volks=
partei
, 7160 Deutſchſoziale. Danach würden ſich folgende Sitze
ergeben: 3 Zentrum (Ulitzca, Ehrhardt, Zipper), 1 Deutſchnatio=
naler
(Pfarrer Wolff), 1 Kommuniſt (Frau Emilie Zaede=Berlin),
Wiederkolungswahl im Wahlfreis 28.
Dresden, 21. Sept. (Wolff.) In Dittmannsdorf, Amts=
hauptmannſchaft
Meißen (Wahlkreis 28 Dresden-Bautzen), fand
heute wegen unzuläſſiger Wahlpropaganda bei den Reichstags=
hauptwahlen
eine Wiederholungswahl ſtatt, bei der folgende
Stimmen abgegeben wurden: (In Klammern die Stimmenzahl
bei der Sauptwahl: Sozialdemokraten 33 (48), Deutſchnationale
207 (297), Demokraten 9 (18), Kommuniſten 6 (9), Deutſche Volks=
partei
11 (25), Deutſchſoziale 5 (4), Völkiſche 1 (6). Die Wahl=
beteiligung
war alſo ſehr gering.

(Das Fazit des rufſiſch=franzöſiſchen Bündniſſes.)
Von unſerem Moskauer Berichterſtatter.
I.
ur. Moskau, im September.
Vorbemerkung. Anläßlich der Verhandlungen,
die jetzt zwecks Anerkennung Sowjetrußlands durch
Frankreich geführt werden, iſt die folgende Schilderung
intereſſant. Handelt es ſich doch darum, wie man in
Moskau die finanziellen Verpflichtungen des zariſtiſchen
Rußlands auffaßt, deren Erfüllung Frankreich verlangen
will.
Die Schriftleitung.
Franzöſiſche Geſchichtsſchreiber haben ſich vielfach dahin=
gehend
geäußert, daß das ruſſiſch=franzöſiſche Bündnis eine aus=
geſprochene
Vernunftehe ſei. Frankreich, als ein Feſtlandſtaat
mit ausgedehnter offener Oſtgrenze, immer in geſpanntem Ver=
hältnis
zu den mitteleuropäiſchen Nachbarſtaaten, und außerdem
auch mit England, befand ſich ſtändig auf der Suche nach einem
paſſenden Freunde im Oſten. Nachdem der Reihe nach die Türkei,
Schweden und Polen ſich als nicht genügend mächtige Partner
erwieſen hatten, wurden alle Anſtrengungen gemacht, um Ruß=
land
mit ſeiner zahlreichen Bevölkerung zum Verbündeten zu
gewinnen. Frankreich ſtreckte zuerſt ſeine Fühler nach Rußland
aus unter der Regierung Karls X., welche vom Jahre 1826 bis
zur Juli=Revolution exiſtierte, und die die Bedeutung eines ſol=
chen
Bündniſſes für die erfolgreiche Führung der imperialiſtiſchen
Politik richtig einzuſchätzen verſtand. Daß man keinen Irrtum
nach dieſer Richtung hin genährt hatte, zeigte die Unterſtützung
ſeitens der Regierung Nikolaus I., die es Frankreich ermöglichte,
ungeachtet der ſich vollziehenden Gegenbewegung Englands im
Juni 1830 die Marokko=Expedition zu unternehmen, welche den
Wendepunkt in der franzöſiſchen Kolonialpolitik bedeutete.
Die weitere innere Entwicklung Frankreichs, wie z. B. die
Juli=Revolution und ſpäter die Regierung Louis Philipps, die
den Polen ihre Unterſtützung angedeihen ließ, brachte eine be=
deutende
Abkühlung in dem Verhältnis zwiſchen Rußland und
Frankreich; denn Nikolaus I. ſah in Frankreich den Herd der
Revolution, und er betrachtete das franzöſiſche Volk als Meu=
terer
gegen die heilige Tradition des Gottesgnadentums. Nach
ſeiner Meinung mußte Frankreich von der Landkarte verſchwin=
den
, und er wollte ſein Möglichſtes dazu tun.
Die ſpätere Etappe iſt das Zeitalter Napoleons III., und
wieder hört man in Europa das Rauſchen der franzöſiſchen Fah=
nen
und das unaufhörliche Geraſſel des franzöſiſchen Säbels. Es
kommt zum Zuſammenſtoß zwiſchen den beiden ſtärkſten Militär=
ſtaaten
der Welt, Rußland und Frankreich, die einander die Hege=
monie
in Europa ſtreitig machen. Der Konflikt, der mit dem
Krimkriege von 1854 bis 1856 endete und in welchem Frankreich
militäriſch die Hauptmachtſtellung hatte, zeigte jedoch, daß die
Intereſſen Rußlands und Frankreichs nicht ſo unvereinbar
waren, wie es die zwiſchen Frankreich und England zu jener
Zeit ſchienen, und tatſächlich, die franzöſiſche Diplomatie betrach=
tete
Rußland als einen zukünftigen Verbündeten, den man gegen
Oeſterreich und England ausſpielen konnte, weshalb Frankreich
auf dem Pariſer Kongreß von 1856 ſich immer auf die Seite
Rußlands ſtellte. Indeſſen verging vom Moment des Pariſer
Kongreſſes bis zum ruſſiſch=franzöſiſchen Bündnis noch viel Zeit,
und inzwiſchen erwies Rußland während des Krieges von 1871
Preußen einen großen Dienſt, indem es Oeſterreich verhinderte,
in den Krieg an der Seite Frankreichs einzutreten; denn am
18. Juli 1870 ſchrieb der ruſſiſche Botſchafter in Paris an Gram=
mond
: Wenn Oeſterreich irgend welche Vorbereitungen treffen
ſollte, um den Franzoſen beizuſtehen, wird Rußland ſeinerſeits
ebenfalls Maßnahmen treffen. Petersburg wird dasſelbe tun
wie Wien; wenn Oeſterreich an dem Kriege als Verbündeter
Frankreichs teilnimmt gegen Preußen, ſo wird Rußland als Ver=
bündeter
Preußens gegen Oeſterreich auftreten. Dieſes Verhal=
ten
verdient um ſo mehr Beachtung, als zu dieſer Zeit niemand
die ſchlummernde militäriſche Stärke Preußens ahnte: man war
überzeugt, daß Preußen nicht ſo leicht mit Frankreich fertig wer=
den
würde. Der erfolgreiche Krieg zog die Bildung des Deut=
ſchen
Reiches nach ſich, und das Auftauchen einer ſtarken militä=
riſchen
Macht an der ruſſiſchen Grenze war für Rußland nichts
weniger als angenehm. Von dieſem Augenblick an war die ruſ=
ſiſche
Regierung dauernd darauf bedacht, ungeachtet der engen
verwandtſchaftlichen Beziehungen zwiſchen der ruſſiſchen und der
Hohenzollern=Dynaſtie, eine Störung des europäiſchen Gleichge=
wichts
zugunſten des Deutſchen Reiches nicht mehr zuzulaſſen.
Als die deutſche Regierung ſich im Jahre 1875 mit der Abſicht
trug, Frankreich nochmals den Krieg zu erklären, um die fran=
zöſiſche
Republik, welche ſich ſehr ſchnell wirtſchaftlich zu erholen
begann, endgültig zu zertrümmern, kam Kaiſer Alexander II.
in Begleitung ſeines Miniſters des Auswärtigen nach Berlin
und erklärte Wilhelm I., daß es für Rußland unmöglich ſei, eine
freundliche Neutralität wie im Jahre 1870 zu bewahren. Dieſe
Einmiſchung Rußlands zugunſten Frankreichs hatte einen beſtim=
menden
Einfluß auf die weitere Entwicklung der deutſch=ruſſiſchen
Beziehungen. Die überlieferte ruſſiſch=deutſche Freundſchaft ging
endgültig in die Brüche, als Deutſchland, nachdem es in der
Türkei feſten Fuß gefaßt hatte, ſich den Weg nach Bagdad und
von dort zum Perſiſchen Golf bahnte.
Inzwiſchen kam im Jahre 1879 das Defenſiv= und Offenſiv=
Bündnis zwiſchen Deutſchland und Oeſterreich mit der Spitze
Zen Rußland zuſtande. Der erſte Punkt des Vertrages lautete:
Im Falle, daß einer der Verbündeten von Rußland angegriffen
wird, iſt der Vertragsgegner verpflichtet, ihm mit allem ihm zu
Gebote ſtehenden militäriſchen Machtmitteln zu Hilfe zu kommen
und den Frieden nur mit Einverſtändnis der anderen Seite zu
ſchließen. Dieſer Punkt des Vertrages bildete einen gewaltigen
Damm gegen das Vordringen Rußlands auf dem Balkan; denn
im Falle eines Konfliktes Rußlands mit ſeinem Rebenbuhler im
nahen Oſten, dem ſchwachen Oeſterreich, war Deutſchland ver=
pflichtet
, ſeinem Verbündeten beizuſtehen. Als die Franzoſen im
Jahre 1882 ihr Protektorat über Tunis erklärten, auf das Ita=
lien
Anſprüche geltend machte, verwandelte ſich der Zweibund in
einen Dreibund, indem Italien ſich anſchloß. Der von dem Drei=
bund
geſchloſſene Vertrag enthielt in allgemeinen Zügen fol=
gende
Vcreinbarungen für den Fall eines Konfliktes mit Ruß=
land
und Frankreich: Da Rußland zu jener Zeit als ein ſehr
gefährlicher Gegner galt, ſo war das Hauptaugenmerk auf ihn
gerichtet. Im Falle eines Krieges ſollte die ganze öſterreichiſche
Armee von 15 Armeekorps auf der rechten Flanke mit Hilfe der

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Seite 2.

italieniſchen Truppen und auf der linken Flanke mit der ganzen
ſächſiſchen Armee die Offenſive gegen Rußland ergreifen, wäh=
rend
die deutſchen Streitkräfte mit 19 Armeekorps, unterſtützt von
der italieniſchen Armee, die Frankreich von Süden angreifen
ſollte, in Frankreich einmarſchieren ſollten. Ferner rechnete man
mit Rumänien, das ſeine ganzen Kräfte auf Beßarabien werfen
ſollte, um die zwei Armeekorps des Odeſſaer Militärbezirks auf
ſich zu ziehen und damit zu verhindern, daß ſie ſich mit den
Truppen des Kiewer Militärbezirks, welche gegen Oeſterreich=
Ungarn operieren ſollten, vereinigten.
Die ſo ſeſtgelegten Formen, in welchen ſich der zukünftige
Krieg vollziehen ſollte, bedurften der Umlagerung nach dem
ruſſiſch=japauiſchen Kriege, der mit der Niederlage Rußlands
endete, und der das militäriſche Preſtige in hohem Grade ge=
ſchwächt
hatte. Als Operationsbaſis wurde feſtgelegt, daß in
einem zukünftigen Kriege Deutſchland mit allen ſeinen Kräften
Frankreich angreifen ſollte, Oeſterreich=Uingarn dagegen die Auf=
gabe
zufalle, Rußland folange in Atem zu halten, bis die deutſche
Armee nach Zertrümmerung Frankreichs ſeine Militärmacht gegen
Rußland werfen könne. Dieſe geringe Einſchätzung der ruſſiſchen
Militärmacht war falſch; denn Rußland hatte den japaniſchen
Krieg als einen entfernten, der Volksſeele fremden Kolonialkrieg
behandelt, und die Niederlage Rußlands in dieſem Kriege war
weiterhin durch Vorausſetzungen, die die ruſſiſch=franzöſiſche Kon=
vention
mit ſich gebracht hatte, hervorgerufen. Rußlands Ver=
pflichtung
beſtand darin, die beſten Regimenter an der deutſchen
Grenze zu halten, und ſo wurden gegen die erſtklaſſig ausgebil=
deten
und gut ausgerüſteten japaniſchen Truppen Reſerviſten
aus dem Innern Rußlands geworfen. Durch die ganze ruſſiſche
öffentliche Meinung ging ein Ruf der Verwunderung, als man
nach dem fernen Oſten Reſerviſten ſandte, die ſchon lange die
militäriſche Ausbildung vergeſſen hatten und mit den neuen Ge=
wehren
gar nicht umzugehen verſtanden. Die Zahl der Reſer=
viſten
wurde durch Rekruten ergänzt, die kaum ihre Ausbildungs=
zeit
hinter ſich hatten. Dieſe militäriſche Sinnloſigkeit wurde der
ruſſiſchen Preſſe und der öffentlichen Meinung als eine durch die
Spannung im Inlande bedingte Notwendigkeit dargeſtellt; in
Wirklichkeit aber war es die Erſüllung derjenigen Vereinbarung,
die Rußland beim Abſchluß des ruſſiſch=franzöſiſchen Bündniſſes
auf ſich genommen hatte, nämlich, die beſten Truppen an der
deutſchen Grenze zu halten. Nur nach längeren Verhand=
lungen
mit Deutſchland und gegen das Verſprechen eines gün=
ſtigen
Handelsvertages gelang es Rußland, von Deutſchland die
Zuſage einer ſtrikten Neutralität zu erhalten, und Rußland war
dann in der Lage, einen Teil ſeiner beſten Regimenter nach dem
fernen Oſten zu ſchicken. Inzwiſchen war die Lage jedoch derart
verfahren. daß jede Hilfe zu ſpät kam.
Die Komplikation auf der Balkanhalbinſel, die ruſſenfeind=
liche
Politik Bulgariens, hervorgerufen durch Unterſtützung ſei=
tens
Oeſterreichs und Deutſchlands, ſowie außerordentliche finan=
zielle
Schwierigkeiten, die durch die Abhängigkeit Rußlands von
der Berliner Börſe noch verſchärft wurden, alle dieſe Umſtände
forderten zum Bündnis zwiſchen dem monarchiftiſchen Rußland
und dem republikaniſchen Frankreich geradezu heraus. Die lei=
tenden
ruſſiſchenKreiſe faßten eine Befreiung Rußlands vom
deutſchen Druck in wirtſchaftlicher und finanzieller Hinſicht ins
Auge, indem ſie für die ruſſiſchen Anleihen den franzöſiſchen
Geldmarkt zu erſchließen hofften. Es gelang Rußland auch,
während der Zeit von 18881891 in Frankreich eine Anleihe von
4 Milliarden Goldfranken aufzunehmen: außerdem hatte Frank=
reich
durch den Ankauf der ruſſiſchen Wertpapiere an der Ber=
liner
Börſe den ruſſiſchen Geldkredit gehoben. Dieſe finanziellen
Transaktionen waren die Vorläufer für die ruſſiſch=franzöſiſche
militäriſche Konvention, die im Auguſt 1891 geſchloſſen wurde.
Der Hauptinhalt dieſer Konvention beſtand darin, daß Frank=
reich
gegen den Hauptgegner Deutſchland zirka 1 300000 Mann
und Rußland zirka 800 000 Mann ſtellen ſollte; gegen Italien
und Oeſterreich ſollten nur ſoviel Kräfte geworfen werden, wie
erforderlich waren, um das Land vom Feinde frei zu halten.
Dieſe militäriſche Konvention erwies ſich von Anfang an für
Rußland ſehr unvorteilhaft; denn das benachbarte Oeſterreich=
Ungarn war in keinem Falle eine militäriſche Macht zweiten
Ranges, ſo daß Rußland im Falle des Krieges dem Eindringen
öſterreichiſch=ungariſcher Truppen ausgeſetzt war. Des weiteren
wurde die Konvention durch eine Reihe neuer Beſtimmungen er=
gänzt
, welche der ruſſiſchen Armee die Verpflichtung auferlegten,
zu Beginn des Krieges in Deutſchland einzumarſchieren, indem
ſie gegen die öſterreichiſche Armee nur ſchwache Kräfte ſtellte, ge=
nügend
, um dieſelbe aufzuhalten. Im Jahre 1899 begann das
harmoniſche Zuſammenarbeiten zwiſchen dem ruſſiſchen und dem
franzöſiſchen Generalſtab in Vorbereitung auf den Krieg. In=
tereſſant
iſt hierbei die Tatſache, daß von 19011910 die Bera=
tungen
nicht in jedem Jahre ſtattfanden, während dieſelben von
19101913 regelmäßig jedes Jahr abgehalten wurden. Hieraus
geht hervor, daß zu dieſer Zeit, d. h. nach dem Konflikt wegen
Bosnien und Herzegowina, die Unvermeidlichkeit des Weltkrie=
ges
für die beiden Kontrahenten vollſtändig klar war. Vom
JJahre 1890 ab bildete ſich zwiſchen dem ruſſiſchen und dem fran=
zöſiſchen
Kriegsminiſterium ein ganz enger Kontakt. Die ruſſi=
ſchen
Gewehre wurden auf dem franzöſiſchen Munitionswerk in
Chatellerault fabriziert ,wo bis jetzt keine Aufträge von anderen
Staaten angenommen wurden. Die franzöſiſchen Kriegs=
ingenieure
gingen nach Rußland, um die Fabrikation von Muni=
tion
zu organiſieren, und die franzöſiſche Miſſion reorganiſierte
die Methoden der Armeemobiliſation hinſichtlich des Transpor=
tes
und der Verpflegung.
(Schluß folgt.)

Montag, den 22. September 1924.
Kiegs
Seuieſiſcen Bnten.
Tſchang=Tſolins Rückſichtnaßme auf die Fremden.
Wie Reuter aus Mukden meldet, gab Tſchang=Tſolin vor
einer Verſammlung der ausländiſchen Konſuln, darunter des britiſchen
und amerikaniſchen, die Erklärung ab, daß er alle Fremden und ihr
Eigentum ſchützen werde, ſo lange er ſeine gegenwärtige Stellung in
der Mandſchurei inne habe. Tſchang=Tſolin wies darauf hin, daß ſich
das feindliche Hauptquartier in Tſchingwangtoo befinde. Er
richtete an alle Ausländer die Bitte, dieſen Platz zu verlaſſen, da
ſeine Beſchießung in Ausſicht genommen ſei. Ferner forderte er
die ausländiſchen Kriegsſchiffe in Schanheikwan und Tſchingwangtoo auf,
ſich zur Abfahrt bereit zu halten, da er beabſichtige, die feindlichen
Kriegsſchiffe zu bombardieren. Zum Schluß erklärte Tſchang=Tſolin, daß
er um ſein Leben und die Sicherheit in der Mandſchurei kämpfe und
nicht auf halbem Wege ſtehen bleiben werde.
Truppenaushebung des Regierung.
Nach einer Meldung des Petit Pariſien aus Peking führt die Re=
gierung
. eine ernſte Truppenaushebung aus. Sie requie=
riert
Fahrzeuge, Milchkühe, Eſel und Kamele. Große Munikionsſendun=
gen
gingen an die Nordfront ab. Sie ſind für die drei Armeen beſtimmt,
die die Regierung der vormarſchierenden Armee Tſchang=tſo=lins ent=
gegenſtelle
. Der ehemalige Miniſterpräſidgent Tuan=Schi=Schu
verſucht zu vermitteln. Er hat den beiden kriegführenden Parteien
Telegramme geſchickt und als Bedingung für die Entſpannung den Rück=
tritt
des Präſidenten der Republik verſprochen, den er für die
jetzige Lage als verantwortlich erklärt.
Der italieniſch=ſchweizeriſche Schiedsgerichtsvertrgg.
U. Rom, 21. Sept. Nach der geſtrigen Genehmigung
durch den Miniſterrat iſt der ſchweizeriſch=italieniſche
Schiedsgerichtsvertrag heute vormittag von Muſſo=
lini
einerſeits und dem ſchweizeriſchen Geſandten in Rom,
Wagniere, andererſeits im Palazzo Chigi unterzeichnet
worden.
Im Verlaufe der heutigen Sitzung der Völkerbundsver=
ſammlung
teilte der italieniſche Delegierte Salandra unter ſtar=
kem
Beifall mit, daß heute der italieniſch= ſchweize=
riſche
Freundſchaftspertrag in Rom unterzeichnet
werde, der in allen ſtrittigen Fällen obligatoriſche Schiedsgerichts=
barkeit
vorſehe und ganz im Geiſte des Völkerbundes gehal=
ten
ſei.
Der Corriere della Sera hebt als beſonders wertvoll die
auf 10 Jahre feſtgeſetzte, außergewöhnlich lange Dauer dieſes
Vertrages hervor, ſowie deſſen allgemeine Natur, die keinerlei
Ausnahmen geſtatte, ſo daß unbedingt zwiſchen den beiden Län=
dern
evtl. auftauchende Streitfragen eine ſchiedsgerichtliche
Löſung erfahren müßten.
Tſchitſcherin zur Völkerbundsreſolution über Georgien.
Moskau, 20. Sept. (Wolff.) Tſchitſcherin ſagte einem
Vertreter der Ruſſiſchen Telegraphen=Agentur betr, der Völker=
bundsreſolution
über Georgien u. a. folgendes:
Gleichzeitig mit der auf der geſamten weltpolitiſchen Front auf=
genommenen
imperialiſtiſchen Offenſive, die letzten Endes ſich direkt oder
indirekt gegen die Sowjetunion richtet, unternimmt der ſogenannte
Völkerbund eine papierne Offenſive gegen die Sowjet=
republiken
. Schon wiederholt hat der durch die Ententemächte geleitete
Völkerbund verſucht, ſich in die inneren Angelegenheiten der Sowjet=
union
zu miſchen, wobei er ſtets auf die ſchärffte Zurückweiſung durch
die Sowjetregierung geſtoßen iſt. Der Völkerbund iſt eine bequeme
Camouflage für Angriffe gegen die Sowjetunion in Fällen, wo die kapi=
taliſtiſchen
Regierungen nicht aufzutreten wünſchen oder vielmehr nicht
können, ohne ſich vor dem eigenen Lande zu kompromittieren. Eine der=
artige
Rolle dürfte kaum zur Hebung ſeiner Autorität beitragen, könnte
aber dazu geeignet ſein, die Durchführung des engliſch=ruſſiſchen
Vertrags oder der franzöſiſch=ſowjetiſtiſchen Verſtän=
digung
zu erſchweren. Zahlreiche Dokumente beweiſen, daß der aus=
ſichtsloſe
georgiſche Putſch von den jenigen beſtellt worden iſt,
die ihn nachher für eine Hetzkampagne gegen die Sowjetunion ausnützen
wollen. Der Putſch war von den bürgerlichen Regierungen vorbereitet
und unterſtützt worden. Der abſolut unzuläſſige Beſchluß des Völker=
bundes
, der eine unverhüllte Einmiſchung in die inneren Angelegen=
heiten
der Sowjetunion darſtellt, hat endgültig das Spiel der Gegner
der Sowjetunion verraten. Das Ergebnis des von Boncourt und Ge=
noſſen
inſzenierten Putſches beweiſt, daß Georgien ein rotes ſowje=
tiſtiſches
Georgien und ein freies Mitglied der Sow=
jetunion
iſt. Die Urheber des Abenteuers machen Reklame für
dieſen angeblichen Aufſtand, während der Völkerbund die Ereigniſſe in
Indien, Syrien und im Sudan ſowie in China totſchweigt. Der Beſchluf
des Völkerbundes iſt eine feindliche Handlung gegen das wirk=
liche
Georgien und gegen die Sowjetunion.

Rutiihzer 264.
Die 26prozentige Abgabe an Frankreich.
Paris, 21. Sept. (Wolff.) Habas verſucht in einer halbamtlichen
Veröffentlichung das dieſer Tage erfolgte Inkrafttreten des franzöſiſchen
Geſetzes aus dem Jahre 1921 über die 26prozentige Abgabe vom Wert
der deutſchen Einfuhr wenige Tage vor Beginn der deutſch=franzöſiſchen
Handelsvertragsöerhandlungen wie folgt mundgerecht zu machen:
Der Sachverſtändigenplan ſowie das Abkommen von London haben
ausdrücklich die Abgabe dieſer Art vorbehalten, die keineswegs ein Mehr
an Zoll bedeutet und den Exporteuren keine neuen Laſten aufbürdet. Die
Einziehung durch den franzöſiſchen Staat wird tatſächlich von Deutſch=
land
reſtlos zurückerſtattet. Dieſe Maßnahme bedeutet ein praktiſches
Vorgehen, um der franzöſiſchen Staatskaſſe den Teil der Reparations=
zahlungen
Deurſchlands, der ihr zukommt, zu überweiſen. Die Maßnahme
wird die franzöſiſch=deutſchen Handelsbeziehungen in keiner Weiſe er=
ſchweren
; ſie wird auch ferner den Warenaustauſch Frankreichs mit den
anderen Ländern nicht behindern. Das Ausführungsdekret ſieht beſon=
dere
Maßnahmen für deutſche Produkte vor, die aus anderen Ländern
kommen, namentlich für die, die von einem Kaufmann bezogen wurden,
der in einem dritten Lande wohnt und durch ihn für ſeine eigene Rech=
nung
verkauft werden.
Havas glaubt übrigens zur Beruhigung darauf hinweiſen zu können,
daß der in England beſtehende Recovery Act bis jetzt zu keinen Schwie=
rigkeiten
geführt habe.
Das Dekret, das die franzöſiſche Regierung geſtern in Kraft ſetzte,
wurde auf diplomatiſchem Wege Deutſchland, England, Belgien, Italien,
Südſlawien, Rumänien und der Tſchechoſlowakei notifiziert.
Einige franzöſiſche Blätter betonen, daß die 26prozentige Abgabe
von der Einfuhr deutſcher Waren vom 1. Oktober ab von den franzöſi=
ſchen
Zollbehörden vom franzöſiſchen Empfänger der deutſchen Sendun=
gen
erhoben werde.
Kundgebung des internationalen Gewerk=
ſchaftsbundes
gegen den Krieg.
Berlin, 21. Sept. Gegen den Krieg und für den
Weltfrieden hatte der internationale Gewerkſchaftsbund auf den
heutigen Sonntag die organiſierte Arbeitnehmerſchaft der ganzen
Welt zu einer Kundgebung aufgerufen. In zahlreichen Städten
des Reiches wurden gemäß dieſem Beſchluß Kundgebungen gegen
den Krieg veranſtaltet, die nach den bisher vorliegenden Meldun=
gen
ruhig verlaufen ſind. Wenn man auch verſchiedentlich den
Völkerbund als allein mögliches Inſtitut bezeichnete, den Frie=
den
zu garantieren, ſo wurden doch auch verſtändige Stimmen
laut, die betonten, allerdings müſſe zuvor der dazu geeignete Völ=
kerbund
anders zuſammengeſetzt ſein als der jetzige.
Freilaſſung Hitlers?
München, 21. Sept. Zu den Blättermeldungen, daß zum
1. Oktober mit der Freilaſſung Hitlers, zu gleicher Zeit aber auch
mit ſeiner Ausweiſung aus Bayern beſtimmt zu rechnen ſei, er=
fährt
man, daß Hitler zwar am 1. Oktober aus der Feſtungshaft
entlaſſen werde, daß ſich aber die Regierung die Ausweiſung als
äußerſte Maßnahme vorbehält. Sollte die Unterſuchung gegen die
Frontring=Führer auch Hitler belaſten, ſo wäre die Voraus=
ſetzung
für die Bewährungsfriſt nicht gegeben. Hitler müßte in
dieſem Falle ſeine Strafe weiter verbüßen.
Die Kohlenförderung im Ruhrgebiet.
Eſſen, 21. Sept. (Wolff.) Nach vorläufigen Berechnun=
gen
wurden in der Woche vom 7. bis 13. September im geſam=
ten
Ruhrgebiet (ohne die von der Regie betriebenen drei Zechen
und 10 Kokereien in ſechs Arbeitstagen 2014201 Tonnen Kohle
gefördert (auf das beſetzte Gebiet entfallen davon 1853 516 Ton=
nen
), gegen 1878 917 (1729 270) Tonnen in der vorhergehenden
Woche bei ebenfalls ſechs Arbeitstaigen. Die Kokserzeugung
ſtellte ſich in der Betriebszeit in ſieben Tagen (in den Kokereien
wird auch Sonntags gearbeitet) auf 391 442 Tonnen (beſetztes
Gebiet 357 119) gegen 383 001 (349 226) Tonnen in der vorher=
gehenden
Woche. Die arbeitstägliche Kohlenförderung immer
ohne die beſetzten Betriebe betrug in der Woche vom 7. bis
13. September im geſamten Ruhrgebiet 335 700 Tonnen gegen
313 153 Tonnen in der Woche vorher und 368 681 Tonnen im
Durchſchnitt des ganzen Jahres 1914. Die tägliche Kokserzeu=
gung
ſtellte ſich auf 55 920 Tonnen (54 714 bezw. 62 718 Tonnen).
Im beſetzten Gebiet ergab ſich eine arbeitstägliche Kohlenförde=
rung
von 308 919 Tonnen (288 212 bezw. 348 586 Tonnen) und
eine tägliche Kokserzeugung von 51017 Tonnen (49889 bezw.
58 338 Tonnen).
Grenzſorgen Polens im Oſien.
Warſchau, 21. Sept. (Wolff.) Im polniſchen Miniſter=
präſidium
ſoll in kürzeſter Zeit ein beſonderes Miniſterium für
Grenzangelegenheiten geſchaffen werden, das militäriſchen Cha=
rakter
trägt und hauptſächlich die Aufgabe hat, den Grenzſchutz im
Oſten zu organiſieren. Längs der ganzen Oſtgrenze werden Grenz=
kordons
errichtet werden, wie ſie früher vor dem Kriege an der
ruſſiſchen Grenze beſtanden. Jeder Kordon iſt für zwölf Grenz=
ſoldaten
und einen Offizier beſtimmt. Acht ſolcher Gebäude ſind
bereits errichtet und zwölf ſollen noch im Laufe des Oktobers
fertiggeſtellt werden.

* Heſſiſches Landestheater.
Kleines Haus. Sonntag, den 21. September.
Miß Sara Sampſen.
Trauerſpiel von Leſſing.
Lag es an dem Schauſpiel lag es an der Aufführung: der
Eindruck der Vorſtellung war ſchwach, ſehr ſchwach.
Als ein franzöſiſcher Schriftſteller auf die Fehler der Kom=
poſition
von Miß Sara Sampſon hiewies, konnte Leſ=
ſing
ihm nicht unrecht geben; aber er ſah von einer Umarbei=
tung
ab und erinnerte ſich in der Hamburgiſchen Dramatur=
gie
deſſen, was Voltaire bei einer ähnlichen Gelegenheit ſagte:
Es gibt auch notwendige Fehler. Einem Bucklichten, den man
von ſeinem Buckel heilen wollte, müßte man das Leben nehmen.
Mein Kind iſt bucklicht; aber es befindet ſich ſonſt ganz gut.
Sara Sampſon bildete für Leſſing den erſten Verſuch eines
bürgerlichen Trauerſpiels. Das engliſche Schauſpiel war ihm
Vorbild. Doch er kam aus der Schwerfälligkeit der Handlung,
aus der Redſeligkeit des Dialogs, aus der Umſtändlichkeit ſeiner
Diſputationen nicht heraus, und wir empſinden dieſe Schwächen
heute vielleicht ſtärker als in früheren Zeiten.
Selbſtredend ſoll auch der klaſſiſche Spielplan gepflegt wer=
den
. Die Auswahl eines der ſchwächſten klaſſiſchen Werke
rechtfertigt ſich aber nur, wenn die Darſtellung beſondere Reiz
gewährt. Das Gegenteil war geſtern in der von Peter Suhrkamp
geleiteten Vorſtellung der Fall. Wohl ſah Aenne Kerſten als
Miß Sara ſchön aus wie ein Porträt von Reynolds, wohl er=
freute
der uielodiſche Klang ihrer Stimme, wohl hatte ſie Haltung
und Sicherheit; aber ihrem Weſen nach wäre ſie doch eher die er=
blühte
Matwood, als Miß Sara, das beſte, ſchönſte, unſchul=
digſte
Kind geweſen.
: Mellefont, den Verführer und Liebhaber, fehlt es Rudol=
Renfer an innerem Format wie an Ausbildung des Spiels
Mit einer beſcheidenen Deklamation iſt es nicht getan. Ich will
annehmen, daß Herr Renfer am Beginn ſeiner Bühnentätigkeit
ſteht, ſo daß er unter der kräftigen Hand eines tüchtigen Regiſ=
ſeurs
ſich noch entwickeln kann; zurzeit iſt er ſolchen Aufgaben
nicht gewächſen.
Auch Mirjam Lehmann=Haupt blieb als Marwood
vielfach in Aeußerlichkeiten ſtecken, und es gelang ihr nicht, die
verlaſſene, rachſüchtige Geliebte zu einer überzeugenden, lebens

vollen Perſönlichkeit zu geſtalten. In hübſchen, ſicheren Stri=
chen
zeichnete Hugo Keßler den alten Diener Waitwell, und
dem Vater Sampſon wurde Kurt Weſtermann ſympathiſch
gerecht.
Der blutarmen Aufführung gaben die von Lothar Schenck
von Trapp entworfenen Dekorationen keine Stütze. Sie
ſchwankten zwiſchen Wirklichkeit und Stilbühne und boten kein
ſuggeſtives Bild. Der Saal im Gaſthof ähnelte einer Straße,
Mellefonts Bett ſchien auf einem Korridor zu ſtehen; die ſchwäch=
lichen
Farben wirkten ſo ſpieleriſch wie der geſuchte Bühnen=
rahmen
.
Es iſt ſchade, daß die geſtrige Vorſtellung keinen beſonderen
Eindruck hinterlaſſen hat. Es erſcheint uns jedoch Pflicht, dieſe
Schwächen im Schauſpiel offen darzulegen, damit Abhilfe, ſoweit
möglich, bei Zeiten geſchaffen wird.

*Tierkreiszeichen und Häuſereinteilung
des Bodiakus.
Der (Sritte) Abendvortrag der Frau Baronin Ungern= Stern=
berg
über die Tierkreiszeichen und Häuſereinteilung des Zodia=
kus
brachte eine Fülle ureigenſter, feinſter Gedankenfolgerungen,
deren Logik man ſich als Zuhörer kaum entziehen kann, deren
volles Verſtehen aber ein tieferes Eindringen in die aſtrologiſche
Wiſſenſchaft bedingt. Die Rednerin machte uns in der folgenden
Erklärung der einzelnen Tierkreiszeichen und Häuſer die Art der
Kraftwirkung auf das Individuum faßbar. Der Zodiakus oder
Tierkreis der zu beiden Seiten der Ekliptik liegende Streifen
iſt in 12 Teile eingeteilt und jeder einzelne Teil bildet ein
Symbol für die Entwicklung des menſchlichen Geiſtes. In vier
Hauptteile geteilt repräſentieren je drei Sternbilder die vier kos=
miſchen
Urkräfte: Luft, Waſſer, Feuer und Erde, wobei als Tem=
peramente
, die Luft das ſanguiniſche, das Waſſer das phlegma=
tiſche
, das Feuer das koleriſche und die Erde das melancholiſche
Temperament verkörpert. Im Einzelnen iſt das Symbol reinen
Feuers des in die Natur fallenden Geiſtes der Widder be=
herrſcht
durch den Mars. Der Stier ſymboliſiert die Ausbil=
dung
der Sinne, beherrſcht durch Venus, die ſinnenhafte Freude
am Leben. Die Zwillinge die Kraft des Unbewußten und das
problematiſche Denken, beherrſcht durch Merkur. Der Krebs
ſymboliſiert das Abgeſchloſſenſein ein Ohnmachtsempfinden

und wird duich Uranus beherrſcht, der das Mutterprinzip aus=
drückt
. Im Löwen haben wir das Symbol der Willenseinheit,
die alle Kräfte bewußt ſammelt, der Macht und Sicherheit. Die
Jungfrau das Symbol der Demut vor den Geſetzen der Welt
das Erkennen der Vergänglichkeit der Welt. Die Wage ſteht
in der Mitte und zeichnet alle Regungen der Menſchenſeele. Der
Skorpion das Symbol der Schlange, der Anfang des Zer=
ſtörens
. Der Schütze gibt reichen Impuls ohne Inhalt, der
Steinbock verarbeitet die Materie durch den Geiſt. Der Waſ=
ſermann
ſymboliſiert einen hohen Geberwillen, während endlich
die Fiſche die Vollendung des Lebens bedeuten und den
Opferwillen ſymboliſieren, von Jupiter beherrſcht. Die Ein=
teilung
der 12 Zeichen in dreimal vier Kraftzentren iſt eine ur=
philoſophiſche
. Die vier oben angeführten: Waſſer, Luft, Feuer
und Erde, und drei Ureigenſchaften, die der Natur zugrunde lie=
gen
, gleich den drei Nornen: 1. Kraft des Werdens (Widder,
Krebs, Wage, Steinbock, 2. erhaltende Kraft (Stier, Löwe, Skor=
pion
, Waſſermann), 3. zerbrechende Kraft (Zwillinge, Jungfrau,
Schütze, Fiſche). Die aſtrologiſche Häuſereinteilung in Verbin=
dung
mit der Sternenkonſtellation ſind für das Horoſkop des Ein=
zelnen
von Bedeutung. In ſich hat jedes Einzelweſen als Kind
der Erde den ganzen Tierkreis, aber um ein typiſches Horoſkop
zu erhalten, müſſen noch bei den mathematiſch genauen Berech=
nungen
genaue Zeit der Geburt und Breitegrad des Geburts=
orts
eingezeichnet ſein. Die zur Geburtsſtunde wirkenden
Naturkräfte liegen in dem Menſchen und es wirkt gleich einem
Dämon eine Kraft in jedem Einzelnen, die die Perſönlichkeit ſein
Ziel verfolgen laſſen will durch alle Irrtümer und Abweichungen
vom geraden Weg zu dieſem einen Ziel. Im Horoſkop ſehen wir
die Dynamik des in Frage kommenden Lebens. Wir werden
belehrt, daß das Allerperſönlichſte durch die Häuſereinteilung ge=
geben
iſt, daß die Kräftewirkungen im Menſchen durch die Tier=
kreiſe
beeinflußt werden, ein Dagegenſtemmen widernatürlich iſt.
Daß im Menſchen ſtets Kräfte entgegenwirken, ſehen wir ſchon
bei dem Doppelleben, das ein Kind führt, es führt ſchon im
Wachen ein Doppelleben, zum Beiſpiel beobachte man ſein Ge=
baren
bei den Eltern und allein, es führt aber auch ein beſonderes
Tages= und Nachtleben. Das Doppelleben im Menſchen hat die
analytiſche Forſchung ſtets feſtgeſtellt; auch in der aſtrologiſchen
Häuſereinteilung hat jeder Pol ſeinen Gegenpol, jedes Haus ſein
Oppoſitionshaus, und in dem Horoſkop wird uns ein plaſtiſches
Bild gegeben von dem Gegenſpiel der in jedem Menſchen wir=
kenden
Kräfte.

[ ][  ][ ]

Nummer 264.

Dewerf=

Aus der Landeshauptſtadt.
Darmſtadt, 22. September.
*60 Jahre Rotes Kreuz.
Allenthalben in Deutſchland finden in dieſen Wochen zur Feier des
60jährigen Beſtehens des Roten Kreuzes Feiern und Veranſtaltungen
ſtatt, deren Ertragniſſe den Wohlfahrtszwecken dieſer Organiſation zu=
geführt
werden ſollen. Die erſte dieſer Veranſtaltungen in Darmſtadt
war eime Morgenfeier, die geſtern in der Turnhalle m Woogsplatz ab=
gehalten
wurde. Es hatte ſich eine ſtattliche Zuhörerſchar eingefunden,
darunter auch viele Vertreter der Regierung und verſchiedener Behör=
den
; anweſend waren u. a. Staatspräſident Ulrich, Landtagspräſident
Adelung, Provinzialdirektor Kranzbühler und Bürgermeiſter Mueller.
Mitwirkende bei dieſer Feier waren der Mozartverein unter
Leitung von Herrn Kapellmeiſter Rehbock und Herr Guſtav De=
harde
, Mitglied des Heſſiſchen Landestheaters. Die Vortragsfolge
wurde mit dem 23. Pſalm (Gott iſt meine Zuverſicht) durch den Mozart=
verein
eröffnet. Der Chor ſang unter Entfaltung kunſtgemäßer Ton=
bildung
und Nüancierung rein und ſtimmiungsvoll. Herr Kapellmeiſter
Rehbock erreichte es durch die Wirkung ſeiner Stabführung, daß der
Pſalm die Eindruckskraft eines inneren Erlebniſſes in dem Hörer er=
reichen
mußte.
Herr Guſtav Deharde, der neue Heldentenor des Heſſ. Landes=
theaters
, trat hier zum erſten Male als Konzertſänger vor das Darm=
ſtädter
Publikum. Er iſt eine ſtattliche Erſcheinung, wie geſchaffen zur
Verkörperung eines Siegfried. Aber auch ſeine ſtimmlichen Mittel wer=
den
ſich die Beachtung der Muſikfreunde erzwingen. Die Kantate Die
ihr des unermeßlichen Weltalls Schöpfer ehrt zeigte bereits, daß Herr
Deharde über eine vorzügliche Stimmkultur verfügt. In mehreren
Liedern von Nichard Strauß, beſonders: Nicht ein Lüftchen regt ſich
leiſe und Breit’ über mein Haupt dein ſchwarzes Haar, trat dann
auch mehr das Gefühlvolle der klangſchönen, ausgeglichenen Stimme her=
vor
. Das zuletzt rwähnte Lied wurde mit erleſenem Geſchmack ge=
fungen
. Die Vortragsfolge enthielt noch die Gralserzählung aus Lohen=
grin
, und zwar auch den zweiten Teil der urſprünglichen Faſſung, den
Wagner ſelbſt verworfen hat. Herr Deharde bot dieſe Opernpartie in
feinſchattiertem, ausdrucksvollem Vortrag unter Anwendung einer ſehr
deutlichen, wohlgepflegten Ausſprache. Der zweite Teil der Grals=
erzählung
iſt von Wagner mit ſicherem Kunſturteil geſtrichen worden,
weil er nichts weſentlich Neues bringt und textlich und muſikaliſch den
Eindruck des erſten Teiles abſchwächt. Die warme Aufnahme der Ge=
ſangsdarbietungen
des Herrn Deharde durch das Publikum ließ darauf
ſchließen, daß es in ihnen eine Quelle innerer Erhebung und reinſten
Genuſſes ſah. Die Klavierbegleitung hatte Herr Oberregierungsrat
Grospietſch übernommen, der ſie rhythmiſch ſtraff und fein durch=
geiſtigt
geſtaltete. Auch Herr Siegfried May löſte ſeine Aufgabe als
Klavierbegleiter bei dem erſten Chorvortrag des Mozartvereins mit
beſonderem Geſchick.
Herr Miniſterialdirektor Dr. Kratz, der Hauptgeſchäftsführer des
Alice=Frauenvereins, hielt im Verlauf der Feier eine Anſprache, in der
die Anweſenden im Namen der beiden Hauptvereine des Roten Kreuzes,
des Heſſiſchen Landesvereins vom Roten C. zuz und des Alice= Frauen=
vereins
, begrüßt wurden. Der Redner wies dann auf die am 22. Aug.
1864 in Genf erfolgte Unterzeichnung einer Konvention hin, die den
Zweck hatte, das Los der im Felde verwundeten und erkrankten Militär=
perſonen
zu erleichtern. Die kriegführenden Staaten unterſtellten nach
dieſem Uebereinkommen die Einrichtungen des Roten Kreuzes einem
beſonderen Schutz. Die Genfer Konvention, die zunächſt 11 Staaten
unterſchrieben, vereinigte ſpäter ſämtliche europäiſche Staaten in ſich.
Auch Heſſen ſchloß ſich ihr an. Heute umſpannt die Organiſation des
Noten Kruzes alle Länder der Erde. Der Redner erwähnte auch die
Entſtehung des Gedankens zur Errichtung der Genfer Konvention, die
auf Henry Dunant zurückgeht. In Heſſen iſt zunächſt der Hilfsverein für
verwundete Soldaten ins Leben gerufen worden, der im Jahre 1891 den
Namen des Roten Kreuzes annahm. Im Jahre 1867 wurde der Alice=
Frauenverein gegründet, der ſeinen Namen trägt von der damaligen
Prinzeſſin Ludwig von Heſſen, die den Verein bis zu ihrem Tode ge=
leitet
hat. Das Kriegsjahr 1914 führte die beiden Vereine in die engſte
Zuſammenarbeit, und im Jahre 1923 ſchloſſen ſie ſich zum Heſſiſchen
Landesverein vom Roten Kreuz zuſammen. Die heſſiſche Organiſation
umfaßt 64 Zweigvereine und 40 freiwillige Sanitätskolonnen. Der Alice=
Frauenverein hat 197 Zweigvereine, 4 Schweſternſchaften mit 200 Schwe=
ſtern
und 20 Krankenpflegeſtationen. Insgeſamt umfaßt das Rote Kreuz
in Heſſen 40 000 Mitglieder.
Mehrfach wurde in dem Vortrag betont, daß die Aufgaben des
Noten Kreuzes nicht mit dem Kriege beendet ſeien, daß ſie im Gegenteil
an Umfang noch zugenommen hätten, weil ſich die Organiſationen auf
den verſchiedenſten Gebieten der Wohlfahrtspflege betätigten und das
Rote Kreuz überall da helfend eingreifen wolle, wo es gelte, Leid, Not
und Elend zu beſeitigen. Die Ausführungen des Redners waren von
lebhaften Beifallskundgebungen begleitet.
Die Veranſtaltung ſchloß mit dem Niederländiſchen Dankgebet
(Wir treten zum Beten), das der Mozartverein in außerordentlich ver=
innerlichter
Auffaſſung ſang. Der letzte Vers war ſo eindrucksvoll im
Vortrag, daß ſich die Zuhörerſchaft von den Sitzen erhob.
Für die Nachmittagsſtunden hatte der Heſſiſche Automobil=
Club Eirzel= und Geſellſchaftsfahrten in die nähere Umgebung Darm=
ſurdts
, zur Bergſtraße und dem Odenwald angekündigt. Der Automobil=
8 lub ſtellte in hockherziger Weiſe etwa 20 Wagen für den wohltätigen
Zweck bereit. Die Fahrten gingen vom Paradeplatz aus, und das Unter=
nehmen
fand lebhaften Zuſpruch.

Rotes Kreuz Heſſiſcher Automobil=Club. Zu den von dem
Heſſiſchen Automobil=Club zugunſten des Roten Kreuzes veranſtalteten
Auotomobilfahrten hatten ſich am Sonntag nachmittag auf
dem Paradeplatz 18 Wagen eingefunden, die faſt alle von den Eigen=
tümern
gelenkt wurden. Zahlreiche Fahrgäſte machten Spazierfahrten
nach der Bergſtraße bis Heppenheim, dem Odenwald, durch den Park,
nach dem Rhein und nach Rüſſelsheim. Ueber 40 Fahrten fanden ſtatt.
Die Zurückkehrenden erzählten voll Begeiſterung von den Schönheiten
einer Autofahrt in Darmſtadts herrliche Umgebung. Denn manchem war
da Gelegenheit geboten, ſich für wenig Geld den noch nicht gekannten
Genuß einer größeren Autofahrt zu verſchaffen. Reicher Dank lohnte
die liebenswürdigen und unermüdlichen Führer. Den nicht unerheb=
lichen
Ertrag ſtellte der Heſſiſche Automobil=Club ganz dem Roten Kreuz
zur Verfügung und bewies damit erneut, welch hohe und edle Ziele die
Klubgenoſſen bei der Pflege des ſchönen Autoſports verfolgen. Möge
den ebenfalls zum Beſten des Roten Kreuzes am nächſten Sonntag im
Städtiſchen Saalbau ſtattfindenden turneriſchen und ſportlichen Vorfüh=
rungen
ein gleicher Erfolg beſchieden ſein.
Die Freie Literariſch=Künſtleriſche Geſellſchaft hat für den kom=
menden
Winter ein überaus reiches und reizvolles Programm aufgeſtellt.
Die Spielfolge wird am 3. Oktober durch den Niederdeutſchen
Abend des ausgezeichneten Vortragskünſtlers Dr. Erich Drach=Berlin
eröffnet, der Liliencron, Storm, Löns und Gorc Fock gewidmet iſt.
Als Theaterverſtellung ſteht ein Gaſtſpiel der Bayeriſchen
Landesbühne=München in Ausſicht, die verſchiedene, in Darm=
ſtadt
noch) unbekannte Einakter von Ludwig Thoma, vorausſichtlich ſo=
gar
zwei bisher überhaupt noch nicht geſpielte heitere Szenen bringen
wird. Die Feinheiten künſtleriſchen Marionettenſpiels werden durch ein
Gaſtſpiel von Branns Münchener Marionettentheater
vermittelt. Robert Kothe und Lies Engelhard, die im vocigen
Winter einen ſo ſtarken Erfolg hatten, erſcheinen mit neuen Zwiegeſän=
gen
zur Laute. Dem 450. Geburtstage Arioſts trägt ein Vortragsabend
von Wilhelm Michel, verbunden mit Nezitationen, Rechnung. Bert
Brecht, der Verfaſſer der an dem Landestheater zur Zeit geſpielten
Hiſtorie Edward II., iſt eingeladen, eigene Dicſtunge, zu leſen, um
den hieſigen Kunſtfreunden einen weiteren Einblick in ſeine ſtarke Diclter=
perſönlic
keit zu geben. Vilma Mönckeberg=Hamlurg erzählt Mär=
chen
von allen Völkern und aus allen Zeiten; ein moderner Kaba=
rettabend
ſoll Jogclim Ringelnatz, den kf
Scemann
zu dem
Kuttel=Daddel=Du, nach Darmſtadt führen.
Winterprogramm nimmt die Buchhandlung Berg
Ahein=
al
. und
6, entg gen. Der Mitgliedsbeitrag von 6
8 Abende.
10 Mk. für nu nerierten Sherrſitz berechtigt zum B
Bei den ſeitherigen Mitgliedern wird der Mitgliedsbeitrag in den näch=
ſten
Tagen dureh Boten erhoben.
Zur Aufwertungsfrage. Wie das Organ des Deutſchen Nentner=
bundes
E. V. Der Rentner in der September=Ausgabe mitzuteilen in
der Lage iſt, tritt der Unterausſchuß des Reichstags Ende September
zuſammen. Zuuleich darf das genannte Organ auf Grund ihm gewor=
dener
Auskünfte ſchon jetzt der Hoffnung Ausdruck geben, daß die Peſſi=
miſten
, die jeden Erfolg in der Aufwertungsfrage ad aata gelegt haben,
nicht Recht behalten werden. Insbeſondere dürſte eine frühere Auf=
nahme
des Zinſendienſtes ſchon jetzt ſo aut wie geſichert ſein.
Die evangeliſche Auswanderermiſſion Bremen, Georgſtraße 22,
hilft allen Ausſvanderern. Sie gibt Auskunft in Auswanderungsfragen,

Lune dor der Dandernbſährt, welten die Auswnderer. uente en
trauensleute im Ankunftshafen und im Zielort. Dieſe nehmen ſich der
Neuankommenden an, erleichtern ihnen den Anſchluß an die evangeliſche
Kirche und deutſche Kreiſe. Man melde rechtzeitig ſeine Ankunftszeit in
Bremen bzw. Abfahrtszeit in der Heimat.

Mottg, dei 22 r rbir 1924.
Zu denr 2aſ3ß der Stagiv=jordneten=Verſammlung,
die Neufeſtſetzung des Gaspreiſes b=treffend, iſt noch folgendes
nachzutragen: Einem Antrag der Deutſchen Volkspartei ent=
ſprechend
, hat die Stadtverordneten=Verſammlung beſchloſſen, kraft zugrunde gerichtet. Was früher ſo ſtolz und in ſich gefeſtet ſchien,
den Kleinverbrauchern inſofern eine Vergünſtigung zuteil werden iſt ein wüſter Trümmerhaufen geworden.
zu laſſen, als für dreiflammige Meſſer bis zu einem Gasver=
brauch
von 16 Kubikmeter monatlich nur die halbe Grundgebühr Zeit des alten Friedens, der Anfang zur Zerſtörung gemacht wurde.
(Meſſermiete) zur Erhebung gelangt. Dagegen muß künftig für
diejenigen Anſchlüſſe, die kein Gas verbrauchen, die doppelte Stuben, mieden Sonne, Licht und reine Luft. So zehrte die Muchat,
Meſſermiete bezahlt werden, wobei aber die Verwaltung er= Mark des Volkes, bis es einfach nicht mehr widerſtandsfähig war.
mächtigt wurde, aus ſozialen Gründen in hierfür geeigneten
Fällen von letzterer Maßnahme abzuſehen.
(Offenbach) und Loth. Toller, veranſtaltet im Oktober und November immer wieder untergehen in der Maſſe!
d. J. in den Ausſtellungsräumen Kunſt und Keramik eine
Kollektiv=Ausſtellung, auf die wir an dieſer Stelle einſtweilen hinweiſen
möchten. Näheres durch ſpätere Anzeigen und Plakatanſchläg.
Vorläufige Vortragsanzeige. Wie uns von der Lundesgruppe Volkes zunichte gemacht. Es iſt ſchon genug darüber geredet, geſchrieben
hältniſſe, Herr Oberlandesgerichtspräſident i. R. Dr. Beſt, der in der zu ſagen Zurück zur Natur‟. Das läuft dem ganzen Werden im All
einer Vortragsreiſe in Bayern befindet, am nächſten Donnerstag, des ſogenannten ewigen Kreislaufs es iſt eine Spirale in der Ent=
Gymnaſiums über ſeinen dem Reichstag eingereichten und von dem winnen wird, aber jedesmal von einem höheren, freieren Standpunkt
Vorſitzenden des Aufwertungsausſchuſſes Dr. Steiniger aufgenommenen
Geſetzentwurf und die Verhandlungen mit dem genannten Ausſchuß Nicht zurück, ſondern aufwärts, vorwärts zu einem neuen Natur=
ſprechen
. Die Mitglieder des Verbandes und des Kleinrentnerbundes empfinden!
haben freien Eintritt; für Nichtmitglieder wird ein kleines Eintrittsgeld
erhoben. Nähere Anzeige erfolgt Anfang nächſter Woche im Anzeigen= unendliche, nimmerleere Jungborn alles Werdens und Seins. Und mag
teil dieſes Blattes.
Nähſchule der Freundinnen junger Mädchen. Unſere Schule, die
im Sommer von 33 Schülerinnen beſucht wurde, beahſichtigt, nach den falſch war.
Herbſtferien außer den Kurſen im Flicken und Weißnähen, auch ſolche für
Weißſticken und Bluſenanfertigen einzurichten. Anmeldungen dazu kön= ſten, heiligſten Wollens zum Licht, losſtrebte von Alltagslaſt und Wochen=
nen
vom 22.25. September nachmittags von 36 Uhr im Schullokal,
Waldſtraße 21, Hinterhaus, erfolgen. Der Unterricht beginnt wieder am hinaus in die Wälder, zog hinauf zur Einſamkeit der Berge, um ſich
6. Oktober.
ſchäftsſtelle dieſes Blattes wegen Herausgabe eines neuen Fahrplans
teilen wir an dieſer Stelle mit, daß rechtzeitig zur Einführung des Win= zermürbt von Arbeit und fadem, ſchalem Erleben und kehrten zurück
terfahrplanes am 5. Oktober, die beliebte Fahrplanüberſicht neu er=
Gültigkeit. Ausgenommen iſt nur die Strecke Frankfurt-Darm=
Darmſtädter Tagblatts vom 12. ds. Mts. an dieſer Stelle veröffentlicht
haben. Die Züge nach und von Griesheim ſind wegen Kürzung
in Darmſtadt etwas ſpäter ab und kommen etwas früher hier an.
Sobald die, Regie der Eiſenbahnen in den beſetzten Gebieten gemäß dem Wandernde Jugend da lebt Sonne, Frohſinn und Freude, Freude am
Dawes=Plan, wieder durch die deutſche Eiſenbahnverwaltung erſetzt iſt
ſichtigt, das rote Darmſtädter Fahrplanbuch wieder zur Ausgabe zu Da iſt Wille und Tat!
bringen.
Dg8.!

AUSVeTKauf

wegen Umbau

Enorm billige Preise!
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Gebr. Höslein
Damen-Konfektion /. Kleiderstoffe

8 Verwaltungsgerichtshof. 1. Klage des Oswin Döbel in Die=
burg
gegen die Gemeinde Dieburg wegen Abdämmung eines
Entwäſſerungsgrabens; hier Kompetenzkonflikt. Erſchienen ſind Kläger
und mit ihm Rechtsanwalt Vogel=Dieburg, für die Gemeinde der Bür=
germeiſter
, als ſachverſtändige Auskunftsperſon Baurat Krauſe vom
hieſigen Kultybauamt. Kläger hat beim ordentlichen Gericht gegen die
Gemeinde Kläge erhoben mit dem Antrag, die Gemeinde zu verurteilen,
Vorkehrungen zu treffen, daß das Waſſer aus dem Laufersgraben nicht
das Grundſtück des Klägers überſchwemmen kann, da er Beſchädigungen
befürchtet. Die Gemeinde beantragt Klageabweiſung; es handele ſich
um der öffentlichen Bewirtſchaftung unterſtehende Entwäſſerungsgräben,
die zur Entwäſſerungw der angrenzenden Ländereien dient=n und die
Ueberſchwemmungen der Gerſprenz verhüten ſollten. Auf Grund ſtrei=
tiger
Verhandlung ordnete das Gericht Augenſcheinseinnahme und Er=
hebung
eines Gutachtens des hieſigen Kulturbauamtes an. Dieſes Gut=
achten
ſtellt ſich auf ſeiten der Gemeinde: die Entwäſſerungsgräben
ſtänden im öffentlichen Eigentum; einen Damm dürfe Kläger nur bei
Notſtand errichten. Nach der Wieſenpolizeiverordnung von 1874 für
den Kreis Dieburg ſei es Sache der Verwaltungsbehörde, hier zu ent=
ſcheiden
; nur bei Fragen des Schadenerſatzes entſcheide nach 8 44 des
Bachgeſetzes das ordentliche Gericht. Das Kreisamt Dieburg erhob nun
den Kompetenzkonflikt, indem es die Zuſtändigkeit des Kreisausſchuſſes
für die Entſcheidung reklamierte. So iſt dieſe Sache an den Verwal=
tunggerichtshof
erwachſen. Die Sache wird durch Vergleich erledigt.
2. Vorentſcheidung gegen den Ortsgerichtsmann Georg Völger 6.
in Arheilgen wegen Schadenerſatzes. Ernſt Wiemer 2. von Arheilgen,
vertreten durch Rechtsanwalt Dr. Neuroth hier, will gegen Georg Völ=
ger
6. Klage erheben, weil dieſer als Gemeindebeamter ein fehlerhaftes
Teſtament abgefaßt habe. Erſchienen iſt Ernſt Wiemer mit ſeinem An=
walt
und Gg. Völger 6. mit ſeinem Rechtsbeiſtand Geh. Juſtizrat Metz.
Es handelt ſich um ein am 1. Dezember 1923, abends 6 Uhr, vor dem
Ortsgericht Arheilgen durch Völger aufgenommenes Teſtament. Der
Bürgermeiſter war verhaftet worden. Der älteſte Gerichtsmann wurde
als Vertreter des Ortsgerichts zu Peter Wiemer gerufen, der drei Stun=
den
nach der Teſtamentserrichtung verſtarb. In Arheilgen waren die
Straßen geſperrt, ſo daß eine Herbeiſchaffung der Dienſtanweiſungen und
Ortsgerichtsinſtruktion unmöglich war, andererſeits war der Zuſtand
des Teſtators derart, daß raſch gehandelt werden mußte. Der Gerichts=
mann
beſtreitet, daß im Fragefalle ihm eine Fahrläſſigkeit zur Laſt falle,
die ihn nach 8 839 B. G. B. haftbar mache. Die Mängel des abgefaßten
Dorfteſtaments ſind derart, daß es das Nachlaßgericht als ungültig er=
achtete
. Kläger möckte den Antrag auf Vorentſcheidung des Verwal=
tungsgerichtshofes
zurücknehmen und nach Art. 131 Reichsverf ſſung die
Gemeinde Arheilgen auf Schadenerſatz direkt belangen; dies erſcheint
aber um deswillen nicht angängig, weil der Antrag auf Vorentſcheidung
vom Miniſterium der Juſtiz geſtellt iſt und deshalb, nur von dieſem
zurückgenommen werden kann. Es iſt aber in der Verhandlung weder
ein Vertreter des Juſtizminiſteriums erſchienen, noch iſt ein Vertreter
des Staatsintereſſes anweſend. Aus der Beweisaufnahme geht hervor,
daß der Bürgermeiſter wie der Beigeordnete Spenaler in Wieshaden ſich
befanden, der Vürgermeiſterſekretär und Stellvertreter des Bürgermei=
ſters
Laroche erklärte ſich wegen anderweiter dienſtlicher Inanſpruch.
nahme auferſtande, eine erforderliche Amtehandlung vorzunehmen. L.
Teſtamentsaufnahme
ger
er in ſolcher
ſich
un
na ein
eine ſchriftlich
leſen, in der unt=
ie

rlaſſung von Amt
neint wir
Ausführungen der beid
tsvertreter erkennt der Ge=
richtshof
auch in dieſem Sinne.
Wucher. In letzter Zeit hat ſich die Preisrifungsſtelle für den
Stadt= und Landkreis Darmſtadt mit mehreren Fällen zu beſchäftigen,
in denen wucheriſche Zinsſätze für ausgeliehenes Geld verlangt worden
ſind. Zum Teil wurden noch in allerneueſter Zeit 15 Prozent pro Mo=
nat
verlangt. Es wird vermutet, daß noch vielfach derartig hohe und
unzuläſſige Zinsſätze gefordert und auch gezahlt werden. Vielfach ſollen
derartige Zinſen die Urſache von Konfurſen geweſen ſein, in einigen
Fällen wurde dies bereits einwandfrei feſtaeſtellt. Im allgemeinen In=
tereſſe
wird deshalb erſuchkt, die jeweiligen Zinsſätze durch die zuſtändigen
Stellen nachprüfen zu laſſen.

Seite 3.

Deutſche Jugendßerbergen.
Man ſchreibt uns: Der Krieg und ſeine Folgen haben unſere Volks=
Wir ſollen uns aber nicht verhehlen, daß ſchon vorher, noch in der
Die Menſchen ſperrten ſich ſelber ein in dumpfe Straßen und ſtichige
der Staub, der Dunſt der Städte und des Alltags unaufhörlich am
Nichts aber brauchen wir jetzt, in der Zeit der Nöte und des Zerfalls,
mehr als eine bewußte, ſtarke Volkskraft, einen geſunden, freien Volks=
Die Darmſtädter Gruppe, die ſeit ihrer letzten Umgruppierung willen. Mit allen Mitteln müſſen wir verſuchen, uns dieſe beiden wie=
aus
nachſtehenden heſſiſchen Künſtlern beſteht: Chr. Hallerſtede, W. der zu erringen, um uns in uns ſelbſt zu feſtigen und zu halten. Der
Hofferberth, Alexander Poſch, M. W. Richter (Darmſtadt), G. Richter Einzelne muß wieder zu ſeinem Rechte kommen und nicht immer und
Finden wir das Seue, Gute eigentlich Alte, Langvergeſſene in
den Steinhöhlen der Städte, im Grau der Woche, im Maſchinengefauch
der Fabriken? Nie , denn eben das hat uns und die Kraft unſeres
Heſſen des Hypothekengläubiger= und Sparerſchutz= und gedruckt worden das ſoll hier nicht noch einmal des Langen und
verbandes für das Deutſche Reich mitgeteilt wird, wird der Breiten erläutert werden. Aber das ſteht feſt: Es gibt nur einen Weg
unermüdliche Vorkämrfer für eine gerechte Regelung alter Schuldver= aus der Wirrnis heraus: Der Weg, der zur Natur führt! Es iſt falſch,
letzten Zeit in München und Hamburg geſprochen hat und ſich jetzt auf und einer jeden Entwicklung zuwider. Es wiederholt ſich nichts trotz
den 25. September, abends 8 Uhr; in der Aula des Ludwig=Georgs= wickelung, die wohl immer und immer wieder dieſelben Ausblicke ge=
aus
. Deshalb, ihr, die ihr ſchon den Weg zur Natur erkannt habt:
Da draußen, in Wald und Feld, in Berg und Heide, da iſt der große,
die große Maſſe der Menſche heute noch immer meinen, ſie könne der
Natur entgegenleben auch ſie wird bald einſehen, daß ihre Theorie
Jugend war es, die zuerſt mit glühender Begeiſterung, voll des tief=
grau
, von Haſt und Hetze, von Scheinweſen und Scheinſein. Sie zog
ſelber wieder zu finden. Mit aller Inbrunſt ihres Weſens, mit jeder
Darmſtädter Fahrplanbuch. Auf die vielen Anfragen bei der Ge= Pore ihres Körpers ſogen ſie das ſchaffende, bauende, glutende Leben in
ſeiner hehren Schönheit und Reinheit in ſich. Matt gingen ſie davon,
ſtark und frohgemut, braun und frank neue Menſchen! Dann ſtanden
ſcheint. Bis dahin hat die Juli/Auguſt=Ausgabe dieſer Ueberſicht ihre, ſie friſch und tapfer wieder im Treiben der Woche, bis ein neuer freier
Tag ſie wieder hinausführte. Sie hatten den Weg zur Natur gefunden,
ſtadt, deren vollſtändigen, jetzt gültigen Fahrplan wir in Nr. 254 des hatten das alte, zerriſſene Band wieder geknüpft und waren verbunden
für immer mit dem Werden und Weben der Allmutter.
Mehr und mehr wurden es, die Gleiches ſuchten, Gleiches erlebten
der Kontrollaufenthalte unweſentlich verſchoben. Dieſe Züge gehen und fanden, Wandernde Jugend es iſt nicht mehr ein Traum einiger
großer Seher es iſt Wirklichkeit, lebende heiße Wirklichkeit geworden.
Wahren, Schönen, Echten, da iſt Innerlichkeit und ſich in etwas Ver=
und die mannigfachen Zugumlenkungen wieder weggefallen ſind, iſt beab= ſenkenkönnen, da iſt aber auch klarer, großer Blick und ſtraffe, feſte Hand!
Aber noch immer ſind es verhältnismäßig Wenige, die wandern und
ſich dort Kraft und Mut ſuchen. Noch iſt nicht einmal einer von
hundert Deutſchen, dem Volk, das am meiſten Urſache hätte, zu ſuchen,
ſich zu ſtärken und zu ertüchtigen, einer Wandergruppe angeſchloſſen.
Und wir müſſen ein Volk der Wanderer, eine Gemeinſchaft des Wan=
derns
werden, wenn unſer Volkstum wieder erſtarken ſoll! Dann auch,
verbunden durch die gemeinſame Quelle der Kraft, werden ſie alle die,
die ſich heute noch um politiſcher und anderer Nichtigkeiten willen befeh=
den
, leichter verſtehen. Es wird ein einiges großes Wollen da ſein:
Höhenmenſchen zu werden. Und die leben nicht in den ſumpfigen, ſticki=
gen
Niederungen der Städte
Alle, die Ertüchtigung unſeres Volkstums wollen, haben eingeſehen,
daß der Weg zur Natur, daß das Wandern das beſte Mittel, ja das ein=
zige
Mittel iſt. Sie haben das Jugendwandern unterſtützt, wo es mög=
lich
war. Aber noch immer ſind es auch hier viel zu wenig Einſichtige.
Noch immer kämpft der Verband für Deutſche Jugendherbergen
einen ſchweren, oft fruchtloſen Kampf gegen Vorurteile und Unverſtand.
Und trotzdem hat er ſich durchgeſetzt: Aus 83 Jugendherbergen mit
20 000 Uebernachtungen im Jahre 1913 ſind über 2100 Jugendherbergen
mit weit mehr als anderthalb Millionen Uebernachtungen jährlich ge=
worden
. Und dennoch gilt es hier unendlich viel Arbeit zu ſchaffenz
mindeſtens 10 000 Jugendherbergen brauchte das Deutſche Reich ſchon
jetzt, wenn dem Bedürfnis aller Wanderer nach guter, billiger, dabei
alkohol= und tabakfreier Unterkunft entſprochen werden ſollte. Und da=
bei
kaum 1 Prozent wanderndes Deutſchland!
Aber wir kämpfen weiter, weil wir wiſſen, daß im Wandern die
große Quelle der Volkskraft und Volksgeſundheit, die Krieg und wirt=
ſchaftliche
Not im Verein mit Giften aller Art vernichtet haben, zu fin=
den
iſt! Wer will, daß Deutſchland wieder erſtarke, der hilft uns. Alles
ſteht hinter uns, einerlei, ob links oder rechts, in dem Gedanken, daß der
feiner Nation am meiſten nützt, der der Jugend beiſteht.
Wandernde Jugend am 28. September veranſtaltet ſie einen
Werbetag im Orangeriegarten. Kommt alle, ihr Eltern und Lehrer
und auch ihr Jungen, die ihr uns noch fernſteht und helft uns!
AS
Von der Bäckerinnung wird uns geſchrieben: In verſchiedenen
Tagesblättern befand ſich eine Abhandlung, die ſich mit der Brotpreis=
frage
befaßt. Die Abhandlung erweckte den Eindruck, als wenn ſie eine
offizielle Preſſeverlautbarung des Reichsernährungsminiſters wäre. Tat=
ſächlich
war es jedoch ein internes Nundſchreiben an die nachgeordneten
Dienſtellen, das bereits am 13. Auguſt 1924 angegangen war und die
Preisverhältniſſe von Anfangs Auguſt behandelt. Wie durch eine ver=
ſönliche
Rückſprache von Vertretern der Bäckerorganiſation in Berlin
mit dem Reichsernährungsminiſterium feſtgeſtellt wurde, ſteht das Mini=
ſterium
der Veröffentlichung gänzlich fern, zumal ſie durch die jetzigen
Verhältniſſe gänzlich überholt iſt. Die Bäckerinnungen haben die Brot=
preiſe
gehalten, ſo lange ſie nur irgend in der Lage waren. Erſt die
anhaltenden großen Steigerungen der Mehlpreiſe machten eine Brot=
preiserhöhung
unabwendbar. Dies wurde auch zum Gegenſtand einer
Beſprechung bei der Landespreisprüfungsſtelle in Darmſtadt gemacht, die
insbeſondere auch die Brotpreiſe in Darmſtadt nachprüfte, wobei ſich
ergab, daß ſelbſt nach behördlicher Anſicht von einer Ueberſpannung der
Brotpreiſe nicht geſprochen werden kann. Insbeſondere war es auch
unrichtig, wie es in dem Ausſchreiben des Reichsminiſters geſchehen iſt,
die Roggen= und Weizenpreiſe zum Vergleich herabzuziehen. Der
Bäckermeiſter muß aus Mehl das Brot herſtellen, Roggenmehl koſtete
vor dem Kriege in hieſiger Gegend etwa 20 bis 22 Mk., Weizenbrotmehl
dagegen etwa 22 bis 23 Mk. Ein Blick in die Börſenpreiſe ergibt, daß
dieſe Preiſe bedeutend geſtiegen ſind gegenüber der Vorkriegszeit, gar
nicht zu reden von den anderen Belaſtungen, die das Gewerbe jetzt in
viel größerem Maße als früher treffen, oder die früher überhaupt nicht
vorhanden waren. Es wird auch, wie auf der Landespreisprüfungsſtelle
anerkannt wurde, ein viel beſſeres Brot gebacken als im Frieden, eine
Reaktion auf den jahrelangen Genuß des ſchlechten Kriegsbrots und
Nachkriegsbrots.
Die Herbſtmeſſe hat geſtern ihren Anfang genommen und brachte
einen Maſſenzuſtrom von Beſuchern. Gleichzeitig iſt auch die Beſſunger
Kirchweihe, allerdings nur dem Namen nach. Die Beſſunger haben trotz=
dem
mit Kuchen in der Stille und Tanz in den Lokalen ihrer Kirchweihe
gedacht.
Lokele Veranſialtungen.
Die bierunter erſcheinenden Notizen ſind ausſchiießlich als Kinweiſe auf Anzeigen zu betrachten,
in keinem Falile,/41
ung oder Krit
Am Sonut=
nhalle
am Woogs=
platz
nachmittags ein
dertag der unter Lei
7 Aännergeſangd
ſtadt) geboten.
zueiten Teil K.
wveiſt, wird auch des
von ihm ſelbſt gel
l=genheit geben, au
liche Nummern des
n von der kur
Chordirigenten 9.
Vorverkauf im
Südweſtde
Mitglieder auf die am
hof ſtattfindende Mi
1.
Inſerat der heutigen Nun
ordnung verſpricht einen recht intereſſanten
mit einem vollzähligen Erſcheinen; Intereſſenten dürfen eingeführt
werden.
Kuyſtaotizen.
deber Wecke, Künſiter und künfileriſche Veranſta:tungen, deren im Nachſiehenden Erwähr
geſilievt, besält ſich die V=
Franz von Vecſey, das frühere Wunderkind, jetzt ei=
Geiger von großem Namen, gibt am Freitag, den 17. Oktober 1721, im
großen Saale des Saalbaues einen Violinabend; am Flügel Walter
Meher=Radon. Karten bei Konzert=Arnold, Wilhelminenſtr

[ ][  ][ ]

Montag, den 22. September 1924.

Rummer 264.

Seite 4.

Ras Heſſen.
* Roßdorf, 19. Sept. Gemeinderatsbericht. 1. Um die
Nohrmeiſterſtelle hatten ſich 5 Perſonen innerhalb der feſtgeſetzten Be=
werbungsfriſt
gemeldet. Bei der ſchriftlichen Abſrimmung erhielren
Georg Diehl 9. und Gg. Hch. Roßmann 2. 7 Stimmen. Georg Diehl
iſt mithin als Rohrmeiſter gewählt. 2. Zwecks Ankaufs von drei Ziegen=
böcken
ſoll die Faſelkommifſion zum Markt nach Groß=Umſtadt fahren.
Zur Ungeziefervertilgung wird die Anſchaffung des empfohlenen
==Ga=Apparates beſchloſſen. Zum Schluſſe geheime Sitzung.
Griesheim, 20. Sept. In der Woche vom 22. bis 27. September ds.
finden auf dem Truppenübungsplatz täglich von vormittags 6 bis
Uhr und nachmittags von 1 bis 5 Uhr Scharfſch eßübungen ſtatt. Am
onnerstag, 25. September, findet außerdem von 7½ bis 9½ Uhr abends
tſchießen ſtat.
Pfungſtadt, 2. Sept. Die Herbſtferien an den hieſigen
sſchulen werden nach einem Beſchluß des Schulvorſtandes am Mon=
den
29. September, beginnen. Dauer: 3 Wochen.
3 Mörfelben, 20. Sept, Lehrers=Abſchied. Der in den Nuhe=
and
verſetzte Lehrer Nelius hat dieſer Tage Mörfelden, die Stätte
ſeines langjährigen Wirkens, verlaſſen, um nach Groß=Umſtadt, ſeiner
Heimatgemeinde, überzuſiedeln. 35 Jahre hat Lehrer Nelius hier ge=
wirkt
, 25 Jahre war er Kaſſenverwalter des Spar= und Vorſchuß=Vereins.
N Offenbach, 19. Sept. Die Stadtverordneten bewilligten
geſtern für die Herſtellung von Veranden an der Südſeite des Armen=
und Verſorgungshauſes für die Säuglings= und Kleinkinderabteilung
den Betrag von 34 000 Goldmark ohne Beſprechung und Ausſchußbera=
tung
. Für die Durchführung des Wohnungsbauplanes für 1924 wurden Aufſtieges ſteht. Die Frankfurter Meſſe iſt keine Konjunktur=
weitere
166 000 Goldmark bereitgeſtellt. Die Herſtellung eines Perſonen=
aufzugs
im Verſorgungshaus erfordert 11 900 Mark. Für Notſtands=
maßnahmen
, die Erwerbsloſe und Kurzarbeiter über Waſſer halten
ſollen, wurden 181 000 Mark bewilligt. Die Summe wird bis Ende 1924
ausreichen. Als Mietbeihilfe werden monatlich von September bis De=
zember
an Alleinſtehende 8, an Familien bis zu 6 Köpfen 12 und an Fa=
milien
mit mehr Köpfen 14 Mark gewährt. Den Erwerbsloſen und
Kurzarbeitern werden vom Oktober ab, ſofern ſie einen eigenen Haus=
halt
haben, monatlich 2 Zentner Kohlen und für die ganze Winterszeit
2 Zentner Holz bewilligt. Die Erwerbsloſen und Kurzarbeiter dürfen,
nebſt Angehörigen zunächſt bis Ende Oktober wöchentlich einmal unent=
geltlich
das Stadtbad benutzen. Die Mietbeihilfe erfordert einen Auf=
wand
von 133 000, die Brennſtoffbelieferung einen ſolchen von 44000
und die Bäder weitere 4000 Mark. Der Brotzuſchuß und der ermäßigte
Gaspreis bleiben daneben für Erwerbsloſe und Kurzarbeiter beſtehen.
Die Ausſchußanträge wurden nach Ablehnung kommuniſtiſcher Anträge,
die bedeutend weiter gingen, einſtimmig angenommen. Der Zentral=
verband
der Invaliden und Witwen Deutſchlands, Ortsgruppe Offen=
bach
, wünſcht die Errichtung einer öffentlichen Werkſtätte zur Herſtellung Und doch beſtätigten mir alle Ausſteller, die in Köln gewiſen
von Schuhwichſe (Kbſtenpunkt 100 000 Mark) und die Gewährung eines
Darlehens von 5000 Mark. Die Sache ſoll erſt entſc, en werden, wenn
feſtſteht, daß irgend eine Stadt Deutſchlands in der 2 urge für die In=
validen
weiter geht als Offenbach. Der Oberbürge meiſter gibt dann
Aufſc. ß über die Finanzlage der Stadt. Der rechnungsmäßige Ueber=
ſchuß
des Jahres 1923 im Betrage von 1,6 Millionen Mark iſt danach
ſchon verbraucht und ſogar um 90 000 Mark überſchritten. An Steuern
wurden 720 000 Mark nachgelaſſen, für Notſtandsmaßnahmen 250 000
Mark vorgeſehen und für das Wohlfahrtsamt müſſen 770 000 Mark nach=
bewilligt
werden, da ſein Voranſchlag von 800 000 Mark verbraucht iſt
und das Reich ſeit 1. April 1924 keinen Zuſchuß zu Fürſorge= und Not=
ſtandsmaßnahmen
mehr zahlt. Am 1. September waren aber, Familien= weiſe, denn eigentlich müßte die Grammophon=Induſtrie den
mitglieder eingeſchloſſen, 5808 Erwerbsloſe und 2579 Kurzarbeiter zu
unterſtützen. Der Brotzuſchuß an dieſe beträgt bis Ende Oktober 36 000
und die Gaspreisermäßigung 20 000 Mark. Die Gemeinnützige Bau= aller Macht aufnehmen. Auch bei den Spielwaren iſt, abgeſ yen
geſellſchaft, deren Mitglied die Stadt hat ihr Stammkapital auf Gold=
mark
geſtellt. Um den Stammantei, der Stadt aufzufüllen, verzichtet
die Stadt auf Rückzahlung einer Hypothek von 17 000 Goldmark und
ſchießt weitere 8700 Mark als Stammeinlage zu. Dem Gewerkſchafts=
hauſe
(Saalbaugeſellſchaft) wurden vor Wochen 30 000 Goldmark auf
15 Jahre zinslos gewährt. Die Kommuniſten erklärten geſtern, daß ſie mit Rückſicht auf das bevorſtehende Weihnachtsgeſchäft, in gro=
ihre
Zuſtimmung nachträglich bedauerten, da der Saalbau ihnen nicht
mehr zur Verfügung geſtellt werden ſolle. Stadtverordneter Niemeier
gab die Erklärung ab, es ſei ein Irrtum, wenn man behaupte, die
Konzertgeſellſchaft ſei für eine Gewährung des Darlehens an den Saal= Die Stände im Freien waren diesmal nicht ſo gut beſchickt wie
bau mitverantwortlich. Die Konzertgeſellſchaft habe lediglich ein Gut= im Frühjahr, an Booten war die Auswahl viel geringer, die
achten abgegeben, was geſchehen müſſe, um den Saal des Saalbaues zu
einem brauchbaren Konzertſaal umzugeſtalten. Den Sozialdemokraten
war dieſe Feſtſtellung ſehr unangenehm, und ſie beantragten, die Unter=
lagen
für jenen Stadtverordnetenbeſchluß nochmals vorzulegen. Sie
wollen damit nachweiſen, daß eine bürgerliche Konzertgeſellſchaft die
Bewilligung jener 30 000 Mark mit veranlaßte.
* Sprendlingen (Kreis Offenbach), 20. Sept. Man ſchreibt uns: Mit
der Aufhebung der Grenzſperre iſt auch der langentbehrte geregelte
Bahnverkehr mit Frankfurt und Darmſtadt wieder hergeſtellt. Immer= und ſparſamer Bauweiſe war diesmal nur wenig zu ſehen, eine
hin bedarf der Fahrplan noch dringender Korrektion, die hoffentlich mit
dem am 1. Oktober in Kraft tretenden Winterfahrplan vorgenommen
werden. Beſonders fühlbar iſt das Fehlen einer Zugverbindung zwiſchen
7.33 und 1.09. Hier müßte unbedingt ein Zug eingelegt werden. Leider
hat ſich am 16. ds., abends 9.40 an der Stelle, wo die Strecke Sprend=
lingen
Ober=Roden die Landſtraße Frankfurt-Darmſtadt kreuzt,
wiederum ein ſchwerer Unfall zugetragen. Ein beladenes Laſtauto der
Frankfurter Speditionsfirma Dellinhauſen fuhr, von Darmſtadt kommend,
mannſchaft kam einer mit dem Schrecken davon, die andern wurden ſchwer
verwundet. Im Bahnhof Sprendlingen wurde ihnen die erſte ärztliche
Hilfe zuteil, dann wurden ſie in das Kreiskrankenhaus in Langen trans=
portiert
. Es wäre nun endlich Zeit, dieſe gefährliche Bahnübergangs=
ſtelle
über eine Hauptverkehrsſtraße, die eine Menſchenfalle ſchlimmſter
Art darſtellt, durch eine Unterführung zu beſeitigen. Viele Paſſanten
ſind hier ſchon im letzten Augenblick dem Tode entronnen. Wer das Un=
glück
hat, mit dem Zuge zu karrambolieren und der Eiſenbahnverwaltung
mit Schadenerſatzanſprüchen naht, wird nicht nur abgewieſen, ſondern
obendrein noch wegen Gefährdung eines Eiſenbahntransportes gerichtlich
belangt. Vielleicht trägt dieſer neue Unfall dazu bei, daß die maßgeben=
den
Stellen, die dem Staatsbürger für die Sicherheit des Lebens und des
Beſitzes garantieren, der Eiſenbahn gehörig auf den Buſch klopfen.
* Erbenheim b. Mainz, 21. Sept. Als ein Pflaſtermeiſter von hier
mit ſeinem Nade über die Wallauer Höhe, zwiſchen Höchſt und Erben=
heim
, fuhr, ſchlug etwa 10 Meter vor ihm ein Meteor auf das Pfla=
ſter
und zerſprang in kleine Stücke. Das Meteor hatte etwa die Größe
eines Menſchenkopfes, und waren die Stücke noch glühend heiß, als man
ſie aufheben wollte. Beim Herannnahen des Meteors ertönte ein Ge=
räuſch
, wie das Surren eines fliegenden Geſchoſſes. Einige Fundſtücke
hat, ſich der Mann zum Andenken aufgehoben.
* Friedberg, 20. Sept. Eine Automobilverbindung zwi=
ſchen
Friedberg und Nieder=Florſtadt iſt ab 1. Oktober ge=
plant
. Außer Nieder=Florſtadt würde die Linie auch Ober=Florſtadt und
Oſſenheim mit Friedberg verbinden. Das Perſonenauto mit Anhänge=
wagen
ſoll etwa 60 Perſonen faſſen. Man rechnet mit einem Anlage=
kapital
von 33000 Mark, einer jährlichen Ausgabe von 17 650 Mark,
einer Jahreseinnahme von 18 450 Mark, die Nentabilität ſcheint alſo ge=
ſichert
. Die Neuanmeldungen für den Beſuch des Polytech=
nikums
im Winterhalbjahr ſind bisher ſehr zahlreich eingelaufen, ſo=
daß
die Zahl der Studierenden erheblich größer werden, wird als im
Sommerhalbjahr. Im Frühjahr mußten 80 Studierende wieder ab=
reiſen
, weil ſie keine Wohnungen finden konnten.
* Gießen, 20. Sept. Das Stadttheater wird ſeine Winter=
ſpielzeit
am 7. Oktober, mit Ibſens Schauſpiel Nordiſche Heerfahrt
eröffnen und tags darauf die Straußſche klaſſiſche Operette Die Fleder=
maus
in Szene ſetzen. Der neue Spielplan wird den Klaſſikern die
größte Sorgfalt widmen, ſieht er doch die Näuber, Fauſt, Tell
u. a. Schauſpiele vor. Daneben werden auch Werke neuerer Meiſter
bedacht, z. B. Sudermann, Gerhart Hauptmann, R. Presber, Hellmut
Unger W. von Scholz. Obwohl das Stadttheater eigentlich nur als
Schaufpielbühne gebaut wurde, und nur während des Krieges erſt der
Anfang mit Operetten gemacht wurde, ſoll von jetzt an regelmäßig die
gute klaſſiſche Operette gebracht werden. Es ſind für den Winter ſieben
Operettenaufführungen vorgeſehen, darunter Fledermaus Bettel=
ſtudent
und Zigeunelbaron‟. Direktor A. Sander=Frankfurt wird die
Operetten mit ſeinem Perſonal aufführen. Sehr wichtig für unſer
Stadttheater iſt die Tatſache, daß der heſſiſche Staat mit der Kerntruppe halle diesmal die Oſthalle A, B und die Südhalle in Anſpruch
unſeres Theaters einen Vertrag abgeſchloſſen hat, wonach ſie für die Som=
merzeit
am Kurtheater Bad=Nauheim beſchäftigt iſt.
G

anffarter

Der erſte Tag.
(Von unſerem Sonderberichterſtatter.)
Von einem lähmenden Druck hat die Abſtimmung über die
Dawesgeſetze alle Wirtſchaftskreiſe Deutſchlands befreit. Die
ſich jetzt entwickelnde Wiederherſteltung der deutſchen Wirtſchafts=
einheit
mit den zu erwartenden Auswirkingen auf die geſchäft=
liche
Geſamtlage in Deutſchland wird mit wachſender ausländi=
ſcher
Kapitalunterſtützung aumählich die deutſche Leiſtung ſtei=
gern
. Hierzu kommt, daß die deutſche Handelsbilanz, die ſeit
Januar im Betrage von etwa 1½ Milliarden Goldmark paſſiv
war, im Juli einen Ausfuhr=Ueberſchuß von 17 Millionen Gold=
mark
zeigt. Hat ſich auf der Leipziger Herbſtmeſſe das Geſchäft
im Augemeinen noch ſehr ſchleppend entwichelt, waren verſchie=
dene
Branchen mit dem Verlauf recht unzufrieden, hatten ſich
ausländiſche Einkäuſer nur in verhältnismäßig geringer Zahl
eingefunden, ſo hat die Frankfurter Internationale Meſſe, die
geſtern zum elften Male eröffnet wurde, in vielfacher Bezie=
hung
erwieſen, daß ſie am Anfang eines erhofſten ſirtſchaftlichen
meſſe, ſie entſpricht dem wirtſchaftlichen Bedürfnis und hat ge=
ſchickter
und richtiger Weiſe das Schwergewicht auf ſolche Bran=
chen
(z. B. Textilien) gelegt, in denen Frankfurt als Handels=
platz
führend war. So war auch diesmal, alle mehr oder weniger
ſtill gehegten Befürchtungen Lügen ſtrafend, die Zahl der Aus=
ſteller
faſt die gleiche wie auf der Frühjahrsmeſſe, war ſogar das
Ausland (z. B. Türkei, Italien, China) gut vertreten, wvenn auch
die Zahl der Einkäufer etwas nachgelaſſen hatte. Nag an dem
für den Eröffnungsſonntag nicht überſtarken Beſuch zum Teil
auch das ſchlechte Wetter (es regnete den ganzen Tag über ſtrich=
weiſe
) mit ſchuld geweſen ſein, ſo iſt doch nicht zu leugnen, daß
eine gewiſſe Meſſemüdigkeit allmählich Platz gegriffen hat. Erſt
Leipzig, dann Wien, Köln und nun zum Abſchluß Frankfurt.
Große Meſſen ſind nun eben an den einmal beſtimmten Zeitpunkt
gebunden und können nicht verſchoben werden oder, je nach den
wirtſchaftlich günſtigen oder ungünſtigen Zeiten verſchwinden.
waren, daß, ſoweit bis jetzt zu überblicken, die Kölner Meſſe an
Ausmaß und Erfolg nicht an Frankfurt heranreichen kann. In
Köln fing man ſchon am Mittwoch an, abzubauen, Ausländer
hatten ſich nur wenige eingefunden. Nun ein Rundgang durch
die Halle.
Die Wiener Werkſtätten brachten hübſche Neuheiten in klei=
nen
Elfenbeindoſen, Servicen aus handgetriebenem Silber mit
ſtarker Verwendung von Elfenbein und in der Keramik= Abtei=
lung
u. a. bunte, drollige Aſchenbecher. An Muſikapparaten,
Grammophonen war nicht viel neues zu ſehen, merkwürdiger=
Kampf mit dem gefährlichen Konkurrenten, Radio genannt, mit
von einigen Modeneuheiten, wie dem mechaniſch ſich vorwärts
bewegenden Schaukelpferd, dem Rollſitzruderer auf der Straße‟,
und dem Piccolo, einem kleinen Tretantrieb=Automobil mit allen
Schikanen, nicht viel Neues zu ſehen. Bleiſoldaten waren, wohl
ßer Zahl zu finden, ſchwarz=weiß=rote und ſchwarz=rot=goldene
Fahnen bei ihnen friedlich vereint. Viel Intereſſe erregten die
gefälligen, neuen Serten der beliebten Anker=Steinbaukaſten.
Fabrikanten halten hier mit Neuheiten bis zum Frühjahr zurück.
Unter den ſchönen und praktiſchen Gebrauchswagen fielen ſolche
mit Kippeinrichtung, zum Teil mit Vorrollgetriebe auf. Viel
beſtaunt wurden auch die verſtellbaren und diebesſicheren Zwerg=
garagen
. Die Darmſtädter Motorenwerke ſtellten neben anderen
Maſchinen einen 12 P.S. Schlepper aus, der gleichzeitig als An=
triebsmaſchine
benützt werden kann. An Beiſpielen moderner
Firma aus Lauterbach (Oberheſſen) hatte ein wunderhübſches
Holzhaus, vollſtändig möbliert, Veranda, 2 Zimmer, Küche, alle
Nebenräume und Dachgefchoß enthaltend, hingeſtellt. Die ganze
Herrlichkeit ſoll, allerdings ohne Sockel, nur rund 5000 Goldmark
koſten. Der Bau von Holzhäufern dürfte jetzt auch bei ängſt=
lichen
Gemütern mehr Anklang finden, da Mittel erfunden ſind,
die Hölzer und Holzerzeugniſſe gegen Entflammen ſchützen. In
mit der Maſchine zuſammen. Von den fünf Leuten der Bedienungs= der Halle für Papier, Kartonagen und Büroartikel erregte leb=
hafte
Aufmerkſamkeit das Telemoment ein kleiner Apparat,
der das ſofortige Auffinden einer geſuchten Fernſprechnummer
ermöglicht und gleichzeitig als Briefbeſchwerer dient. Vor dem
Haus der Technik, deſſen eine Seitenhalle im Ausbau vollendet,
aber bei der diesmaligen Meſſe noch nicht verwendbar iſt, hatte
der Hanſa=Lloyd Elektro=Karren Aufſtellung gefunden, in Ver=
bindung
mit dem Verladetiſch äußerſt ausnutzbar für Induſtrie=
und Verkehrsbetriebe jeder Art. Im Haus der Technik die
bekannte und gewohnte Fülle der Erſcheinungen, der ohrenbetän=
bende
Lärm der vielerlei vorgeführten Maſchinen. Die neuen
Modelle von Röder==Darmſtadt, kombinierte Kohlen= und Gas=
herde
, Kippmuldenwagen mit Schutzdach der Firma Schenck,
G. m. b. H., Rauchverzehrer aus Bronce in geſchmackvollen For=
men
, Leitern jeder Form für Haus= und gewerbliche Zwecke, kurz
eine Unmenge von neuen und praktiſchen Dingen gab es zu be=
wundern
. Viel Auswahl in Bedachungen, weniger z. B. in Lam=
pen
. Unangenehm fielen hier ſogenannte leuchtende Blumen auf.
Die Hausfrauen dürfte das neue elektriſche Dampfbügeleiſen
Elda intereſſieren, das ein Einſprengen der Wäſche unnötig
macht. In der Ausſtellung der Haus= und Küchengeräte domi=
niert
immer noch das Aluminium, Töpfe bis zu 70 Zentimeter
Durchmeſſer für Hotelzwecke. Eine Waſchmaſchine aus Eiſen,
berzinkt oder mit Kupferoberteil, mit eigener Feuerung nach dem
Syſtem der früheren Holzwaſchmaſchinen, wird den Stolz der
modernen Hausfrau bilden. Niedliche Kuchenbretter aus Holz
mit Kerzenhaltern, für den Geburtstagstiſch und Familienfeſt=
lichkeiten
, mit Schleiflack überzogen, erregten Aufſehen. In der
Radio=Halle hatten nur drei größere Firmen ausgeſtellt, viele
der überſtürzten, unſoliden Konjunkturgründungen haben unter=
deſſen
verſchwinden müſſen. Im einzelnen iſt hier zu ſagen, daß
bei den Kopfhörern die Konſtruktion feſtſteht, es nun noch darauf
ankommt, durch Prüfungsgänge in der Fabrik das Material zu
höchſter Präziſion zu bringen. Bei den Apparaten legt man
mehr Wert auf die Reflex=Schaltungen, verringert aus Sparſam=
keitsgründen
(Akkumulator)) die Zahl der Nöhren. Der bis auf
zwei Kilometer vernehmbare Rieſenlautſprecher, der auf der bri=
tiſchen
Reichsausſtellung in Wembley weithin die Stimme des
Königs von England trug, war auf einem Stand zu ſehen. Für
Textilien war Frankfurt bereits vor dem Kriege ein Welthan=
delsplatz
von Bedeutung, führend in verſchiedenen Zweigen der
Modeinduſtrie. Trotzdem die Textilien außer der großen Feſt=
nehmen
durften, reichte der verfügbare Platz nicht aus. Eine
neue Rieſenhalle aus modernſter Eiſenkonſtruktion ſoll bis zur

Frühjahrsmeſſe 1925 der Textilgruppe zur Verfügung geſtellt
werden. Strickwaren (Mäntel, Weſten, koſtüme in Verbindung
nit Pelz) herrſchen vor, Wiener Velour=Hüte finden viel An=
klang
, auch Mützen ſcheinen ein ſehr begehrter Artikel zu ſein.
Beim Sport ſpielt naturgemäß die Lederkleidung, oft mit Pelz
verbrämt, eine große Rolle. Beim Schuhwerk ſah ich bei Ball=
ſchuhen
hübſch verzierte Abſätze, viel Pelzftiefel und Kinderſchuh=
werk
in eigenartigen Muſtern. In der Wiener Halle hat ſich die
Zahl der Ausſteller gegen die Frühjahrsmeſſe ſehr verringert,
auch mit Köln waren die Wiener Ausſteller nicht zufrieden. Un=
ter
den ausgeſtellten Sachen gab es viel luxuriöſe Nichtigkeiten.
Im Haus Offenbach gab es eine vielbeachtete Neuheit, Damen=
handtaſchen
mit kleinen elektriſchen Lampen am Bügel. Im
Kunſtgewerbe iſt die Verwendung von Leder aus gewehten
Fäden zu Taſchen, Cürteln und Hüten zu verzeichnen. München
Eringt bizarre Holzſpielzeuge, die Darmſtädter Werkſtärten zei=
gen
handgemalte Schals, überhaupt ſind Schals, ſogar aus Leder,
die große Mode. Im Gewerbehaus ſind die Möbel unterge=
bracht
, diel Küchen, weniger Schlafzimmer, runde Ausziehtiſche
in wenig glückl. chen Löſungen. Korbmöbel derſteigen ſich bis zu
dem Ehrgeiz, Kredenzen und Scheibtiſche darzuſtellen. Die Aus=
ſtellung
der Türkiſchen Republik hat märchenhaft ſchöne Panlof=
feln
, Teppiche und Perlmutterintarſien, Meerſchaumarbeiten und
Fayencen. Auch leibliche Genüſſe wie Feigen, Nüſſe, Mandeln
und Roſinen. Im Haus der Bücher fehlen diesmal große Ver=
lagsfirmen
, wie der Inſelverlag, Georg Müller=München und
S. Tiſcher. Kinderbücher mit gefälligen Bildern, Aufftellbücher
und dergl. für Weihnachten ſind zahlreich vertreten. Zum erſten=
male
auf der Frankfurter Meſſe haben die Frankfurter Sorti=
menter
, anſchließend an die Buchausſtellung einen Buchverkauf
organiſiert, der ſchon am Sonntag ganz gute Umſätze erzielte,
wenn auch infolge der Kürze der Zeit die gewünſchte Reichhaltig=
keit
noch nicht zu erreichen war. Ein Ausſteller ſei noch nachge=
tragen
, die chineſiſche Firma Mah=Jongg, die erſte chineſiſche
Firma, die auf einer deutſchen Nachkriegsmeſſe vertreten iſt. Sie
zeigt im Haus Offenbach in China handgearbeitete Mah=Jongg=
Spiele, die aus 144 Teilen beſtehend, von der einfachſten bis zur
koſtbarſten Ausführung (ſo für die Fürſtenhöfe in England und
Holland) die Steine beſtehen aus Bein oder Elfenbein auf Bam=
busunterlage
und ſind in den aparteſten Käſten untergebracht.
Im gleichen Raum wird ſtilvoller Weiſe Cehlon=Tee den war=
tenden
Beſuchern ſerviert. Das Spiel wird wohl auch in Deutſch=
land
das Modeſpiel der Winterſaiſon werden. Ueber weitere
Einzelheiten werden noch Berichte folgen, für heute mag dieſe
Ueberſicht genügen.
H. W.W.

m

Briefkaſien.
W. Sch. Wegen Hausfriedensbruchs wird beſtraft wer in die Woh=
nung
, in die Geſchäftsräume oder in das befriedete Beſitztum eines an=
deren
oder in abgeſchloſſene Räume, die zum öffentlichen Dienſte oder
Verkehr beſtimmt ſind, widerrechtlich eindringt, oder wer
wenn er ohne Befugnis darin verweilt, auf die Auf=
forderung
des Berechtigten ſich nicht entfernt.
M. W. Wir glauben nicht, daß der Hausherr zur Einführung ſol=
cher
einſchneidenden Hausordnung ohne die Zuſtimmung ſämtlicher Mie=
ter
berechtigt iſt. Nach Ihrer Darſtellung ſcheint indes die Zuſtimmung
der Mieter ja vorzuliegen.

Rund=Funk=Programm.
Montag, den 22. September.
Berlin (430, bzw. 500m). 10 Uhr: Bericht über die Kleinhandelspreiſe der wichtigſten
Lebensmittel in der Zentralmarkthalle 10.15 Uhr: Erſte Bekanntgabe der neueſten
Tagesnachrichten, 11.35 Uhr: Funkbörſe (die Notierungen der Berliner und Gam=
burger
Probuktenvorbörſe).12.15uhr: Kurzer Tendenzbericht der Berliner Vorbörſe
12.55 Uhr: Ubermittlung bes Zeitzeichens. 1.05 Uhr: Zweite Bekanntgabe der
neueſten Tagesnachrichten, Wetterdienſt. 2.15 Uhr: Kurzer Tendenzbericht der
Berliner Börſe. 3 uhr: Funkbörſe (die amtlichen Notierungen der Berliner und
Hamburger Produkten= und Viehbörſe: amtliche Deviſen). 4 Uhr: Funkbörſe
(Getreide eif. Hamburg: Berliner Kolonialwaren=Großhandelspreiſe). 4.30 8 Uhr:
Unterhaltungsmuſik (Berliner Funkkapelle). 1. Prelude, Nachmaninow. 2. Quver=
ture
zu der Oper Das Nachtlager von Granada, Kreutzer, 3. Schallwellen, Walzer,
Strauß. 4. Menuett aus der =Moll=Sonate, Grieg. 5. Ehrt die deutſchen Meiſter,
Fantaſie, Freitg. 6. Im chambre geparee, aus der Operette. Der Opernball
Heuberger, 7. Potpourri aus der Operette die Fledermaus, Strauß. 8. Mit Eichen=
laub
und Schwertern, Marſch, Fr. v. Blon. Während der Pauſen: Natſchläge fürs
Haus. 7 Uhr: Sprachunterricht (engliſch). 7.43 Uhr: Vortragsreihe Deutſche
Luftfahrt, 2. Vortrag: Herr Oberregierungsrat Mühlich=Hofmann: Die deutſche
Luftfahrzeug=Induſtrie. 8.3010 Uhr: glaſſiſcher Wiener Abend. 1. Streich=
quartett
A=Dur, Mozart. Allegro Andante Mennetto Allegro non troppo.
Das Waghalter=Quartett: Wladyslaw Waghalter (1. Violine), Alfred Krips (2. Violine)
Alfred Urban (Viola), Hans Kraus (Cello). 2. a) Arie aus Die Jahreszeiten, b) Pa=
ſtorelle
, Haydn. e) Schön ſind Roſen und Jasmin, Kürnberger. 4) Nondo aus Der
Barbier von Sebilla, J. G. Benda. Grete Krüger, 3. Streichquartett C=Dur ( Kaiſer=
quartett
), Hahdn. Allegro moderato Toco adagio Cantabile Menuetto-
Presto. Das Waghalter Quartett: Wladyslaw Waghalter (1. Violine), Alfred
grips (2. Violine), Alfred Urban (Viola), Hans Krauß (Cello). Am Steinwahflügel:
Kapellmeiſter Otto Urack Anſchließend: Dritte Bekanntgabe der neueſten Tages=
nachrichten
, Zeitanſage, Wetterdienſt, Sportnachrichten, Theaterdienſt.

beseitigt sicher
Hichnerdagen
das Radikalmittel Lebeivohl.
Hornhaut an der Fußsohle verschwindet durch
Lebeiohl-Ballen-Scheiben.
Kein Verrütschen, kein Festkleben am Strumpf.
In Drogerien und Apotheken.
8114a
Man verlange ausdrücklich Lebevsohl‟‟

Maatece
Landestheater Großes Haus: Keine Vorſtellung. Kleines
Haus: Keine Vorſtellung. Orpheum, abends 8 Uhr:
Mann mit dem Fimmel. Freie Geſellſchaft für Muſik,
abends 8 Uhr, im Saale der Städt. Akademie, Eliſabethenſtraße: Kon=
zert
. Chauſſeehaus, Beſſunger Turnhalle, Beſſungen: Kirch=
weihe
. Reſtauration Rau, Heidelberger Straße 40: Konzert.
Union=, Reſidenz=Thegter, Palaſt=Lichtſpiele: Kinovorſtel=
lungen
.
Verſteigerungskalender. Dienstag, 23. September.
Sandbergſtraße 43, vormittags 9 Uhr: Verſteigerung von zirka
20 Zentnern Nauchtabak uſw. Obſtverſteigerung, vormit=
tags
8½ Uhr, auf der Straße PfungſtadtHahn, beginnend bei
frngſtadt; vormittags 8 Uhr, auf der Straße DarmſtadtWeiter
ſtadt, beginnend am Niedbahnübergang.
Wetterbericht der Gießener Wetterwarte.
Wettervorherſage für Dienstag, den 23. September.
Heiter bis wolkig, weſtliche Winde, Temperatur wenig verändert,
noch vereinzelte Niederſchläge.

Hauptſchriftleitung: Rudolf Mauve
Verantwortlic, für Politik und Wirtſchaft: Rudolf Mauve
Verantwortlich für Feuilleton und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſ=
Verantwortlich für Sport: Dr. Eugen Buhlmann.
Verantwortlich für Schlußdient: Andreas Bauer
Verantwortlich für den Inſ=ratenteil: Willy Kuhle
Druck und Verlag: L. C. Wittich ſämtlich in Darmſtadt.

Die hentige Rummer hat 8 Seiten

Ihre Garderobe (Herren-, Damen-
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. Kinderkleider) Becken, wefl.
u. seid. Vorhänge, Gardinen,
Federn, Handschahe efc. ekc.
Die meisten
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durch chemisches Reinigen od. Färben
sicher wieder wie neu herstellen.

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[ ][  ][ ]

Rummer 264.

Montag, den 22. September 1924.

Seite 5.

Von unſerem Sonderberichterſtatter.
Von den geſtrigen Galopprennen verdient wohl das vom
lub von Wiesbaden (Renn= und Sportverein e. V.) veranſtal=
te
Rennen auf der prachtvollen Erbenheimer Bahn mit die
ößte Beachtung. Wenn das Rennen auch keine beſonderen Prü=
ingen
brachte, ſo konnte man doch guten Sport ſehen und die
hr ſtark beſetzten Felder boten ein farbenprächtiges und abwechs=
ngsreiches
Bild. Daran änderte auch das verhältnismäßig
übe Wetter und der beim fünften Rennen einſetzende, aber bald
jeder nachlaſſende Regen nichts. Die Organiſation war ſehr
tt. Die Rennen wurden pünktlich gelaufen. Es fiel angenehm
if, daß der Klub von Wiesbaden großzügiger iſt, als beiſpiels=
eiſe
der Frankfurter. Seinem freundlichen Entgegenkommen ſei
ich an dieſer Stelle gedankt. Das Rennen war trotz der weiten
ntfernung des Rennplatzes von Wiesbaden recht gut beſucht.
utos und offene Wagen ſorgten für An= und Abtransport der
uſchauermenge. Es wäre eine dankenswerte Aufgabe für die
tadi Wiesbaden, durch den Ausbau von Bahn und Elektriſcher
n Beſuch der kurz vor dem Krieg gebauten herrlichen Anlage
erleichtern und dem großen Publikum zu ermöglichen.
Der Verlauf der Rennen.
Das von 13 Zweijährigen gelaufene Eröffnungsrennen über
00 Meter brachte einen ſehr ſchönen Endkampf zwiſchen Canio
id Orma, die ſich bereits in Mannheim auszeichnen konnte.
anio, der zunächſt an dritter Stelle lag, ſich dann aber vor Sa=
tta
ſchob, machte Orma unter Raſtenberger den Sieg nicht ge=
de
leicht.
Das September=Jagdrennen war eines der ſchönſten Ren=
n
. Das von Ehrentraut geführte geſchloſſene Feld nahm die
inderniſſe in ſchöner Manier. Ehrentraut, die zwar beſte Klaſſe
irſtellt, in letzter Zeit aber äußerſt unzuverläſſig war, bewies
if der ihr unbekannten Bahn ihr überlegenes Können und ge=
ann
leicht. Cäſar enttäuſchte. Bei dem im Einlaufbogen ein=
ßenden
Endkampf fiel er ſehr ab.
Der Asbach=Uralt=Preis, ein Flachrennen, zu welchem die
einbrennerei Asbach u. Co., Rüdesheim, 2000 Mark und jedem
eiter ſowie dem Trainer des Siegers ein Andenken geſtiftet
ſtte, brachte ſieben Pferde an den Start. Franche Lippée führt,
folgt von Rochebelle, bis zum Einlaufsbogen. Dort ſieht man
reine kurze Zeit die Farben Opels vordringen. Kurz vor dem
el wird Otavi vorgeworfen. Ihm ſcheint der Sieg ſchon ſicher,
rafft Emilio ſeine letzte Kraft zuſammen und gewinnt vor
ochebelle, die ſich inzwiſchen an die zweite Stelle begeben hat,
id Otavi ſicher.
Der Kreyßel=Preis, ein Jagdrennen, zu welchem die bekannte
garettenfabrik Kreyßel=Wiesbaden 2000 Mark und für alle Rei=
wertvolle
Andenken geſtiftet hatte, wies die ſchwächſte Be=
zung
auf. Nur vier Pferde konnten auf die Reiſe geſchickt wer=
n
. Fahrwohl übernimmt ſofort die Führung und eilt dem in
eitem Abſtand geſchloſſen folgenden Feld voraus. Beim Waſſer=
aben
wird er überholt, kommt an der gegenüberliegenden Seite
die dritte Stelle, um ſchließlich ebenſoweit abzuhängen, wie er
fangs vorauseilte. Den ſehr ſpannenden Endkampf zwiſchen
adder und Tango beide lagen bis zum letzten Sprung auf
icher Höhe konnte Trapper für ſich entſcheiden. Orakel folgte
t in einem Abſtand von 10 Längen.
Der Präſidentenpreis war eine ſichere Beute des Stalles
erteis, der mit Täbris und Coeur d’Almée die beiden erſten
lätze belegen konnte.
Das Jagdrennen der Dreijährigen war ſehr unterhaltſam.
er Stall Gerteis ſchickte nicht weniger als drei Vertreter in das
n neun Pferden beſtrittene Rennen, konnte aber trotzdem nur
t Iſpahan den dritten Platz belegen. An der Hürde gegenüber
r Tribüne verliert Luſtgarten die Luſt zu ſpringen. Juanitta 3
auchelt, wirft ſeinen Reiter ab, ſetzt aber trotzdem das Rennen
ſcheinend fort, um im linken Bogen das Rennen aufzugeben
id die Bahn zu verlaſſen. Die ihm folgende Roſenfee und Dul=
iea
wiſſen gegen den Willen ihrer Reiter nichts beſſeres zu tun,
3 ihm zu folgen und laſſen das Feld von dannen ziehen, um,
chdem ſie auf die Bahn zurückgebracht ſind, in weitem Abſtand
folgen. Das Rennen gewinnt unter dem lauten Jubel des
ublikums Lewins Leda.
Im Nahe=Preis über 1600 Meter ſtellten ſich nicht weniger
3 13 Pferde dem Starter und erſchwerten dieſem ſein Amt. Nach
hlreichen Fehlſtarts zieht das geſchloſſene Feld von dannen.
iſt kurz vor dem Ziel wirft Hecker Hexenmeiſter vor, der vor
orgentau um Kopflänge Sieger bleibt. Nur einige Meter wei=
und er wäre von Morgentau geſchlagen worden.
Die Ergebniſſe.
1. Eröffnungs=Nennen; Preiſe 3000 Mk. (2000, 500, 300,
Mk.). Für 2jährige Pferde aller Länder, die kein Rennen von über
9 Mk. gewonnen haben. 1000 Meter: 1. Herrn H. v. Opels Orma
aſtenberger), 2. Herrn W. Blatts Canio (Günter), 3. Herrn A.
eber=Nonnenhofs Sagitta (Riſterer). Ferner liefen: Joceta, Hoboe,
ronos, Mardonius, Champagner, Agate, Arie, Stamperl, Libuſſa,
if Errant. ½½1½½ Lg. Zeit 1:02. Tot. 17: 13, 20, 129.
2. September=Jagdrennen. Ausgl.=Ehrenpreis und 300
ark. (E. und 2000, 500, 300, 200 Mr.) Für 4jährige und ältere Pferde
er Länder, die 1924 keinen Rennen von über 7000 Mk. gewonnen
ben. 3500 Meter: 1. Herrn Jul. Mayers Ehrentrant (Hecker),
Herrn H. L. Wertheimers Snob (Eichhorn), 3. Hrn. F. Sachs Meer=
ibchen
(Lewicki). Ferner liefen: Silbertaler, Donna, Caſar. 14*
Lg. Zeit 4:19. Lot. 46: 18, 18.
3. Asbach Uralt=Preis. Ausgleich. Preiſe 4000 Mark;
von gegeben 2000 Mk. von der Weinbrennerei Asbach u. Co.= Rüdes=
m
. (2500, 800, 400, 300 Mk.) Andenken dem Trainer des Siegers,
e jedem Reiter, gegeben von der Weinbrennerei Asbach u. Co. Für
hrige und ältere Pferde aller Länder, die 1924 kein Rennen von über
0 Mk. gewonnen haben. 2400 Meter: 1. Herrn A. Pfiſkers Emilio
eiffert), 2. Lt. M. Gerteis' Rochebelle (Kaſper), 3. Herrn A. Schu=
inns
Otavi (Hecker). Ferner liefen: Volmar, Franche Lipée, Main=
g
, Kirchbach, Dagobert. 5/.1½1½ Lg. Zeit 20:40,5. Tot. 461
13, 24.
4. Kreyßel=Preis. Jagdrennen. 3500 Mk., davon 2000 Mk.
jeben von der Zigarettenfabrik Krehßel=Wiesbaden. (2000, 700, 500,
Mk.) Andenken allen Reitern gegeben von der Firma Kreyßel. Für
hrige und ältere Pferde aller Länder, die 1924 kein Rennen von über
D Mk. gewonnen haben. 4000 Meter: 1. Herrn G. H. Feilers Trap=
* (Eichhorn), 2. Dr. F. Mercks Tango (O. Bauer), 3. Herrn G.
gels Orakel (H. Steffen). Ferner lief: Fahrwohl. 110 Lg., Weile.
it 5:03. Tot. 22; 14, 12.
5. Präſidenten=Preis. Ehrenpreis und 7000 Mk. (Ehren=
Is gegeben von dem Präſidenten des Klubs von Wiesbaden Herrn
n Rexroth, und 5000, 1000, 600, 400 Mk.) Für 3jährige und ältere
erde aller Länder, die 1924 kein Rennen von über 10 000 Mk. ge=
nnen
haben. Dem Trainer des Siegers ein Fahrrad, gegeben von
rrn Hch. v. Opel. 2000 Meter: 1. Lt. M. Gerteis' Täbris (Kaſper),
Coeur d’ Almée (Schmidt), 3. Herrn H. von Opels Farmer
aſtenberger). Ferner liefen: Le Gerfaut, Le Miſtral, Südwind, Gyere
em. 2 Lg.HalsHals4 Lg. Zeit 2:09. Tot. 20, 10; 14, 24, 16.
6. Jagdrennen der Dreifährigen. Ehrenpreis und
9 Mk. (E. und 2000, 500, 300, 200 Mk.). Für 3jährige Pferde aller
nder. 3000 Meter: 1. Herrn L. Lewins Leda (H. Bismark), 2.
rn A. Pfiſters Kätherl III (O. Wehe), 3. Lt. M. Gerteis Iſpahan
Weber). Ferner liefen: Juanita III), Eſtino, Luſtgarten, Duleinea,
ſenfee, China. 571½8 Lg. Zeit 3:39. Tot. 11: 11, 15, 46.
7. Nahe=Preis. 3000 Mk. (2000, 500, 300, 200 Mk.) An=
iken
dem Trainer des Siegers. Für 3jährige und ältere Pferde aller
nder, die 1924 kein Rennen von über 6000 Mk. gewonnen haben. 1600
r: 1. Herrn K. Knechts. Hexenmeiſter (H. Hecker). 2. Frei=
Schrenk=Notzings Morgentau (W. Matz), 3. Herrn A. Weber=
nenhofs
Aida (J. Gähl). Ferner liefen: Fontamora, Taurus, Nord=
Culcaveh, Obhut, Frivora, Malaviſta, Livia, Luſtgarten. Kopf3
g.: Zeit 1:41, Tot, 64: 20, 20, 23.

A. S. C. Starkenburgia Heppenheim 3:1 (2:0).
Samstag nachmittag trafen ſich auf dem Hochſchulſportplatz
obige Marnſchaften zu einem Freundſchaftskampf. Beide Mann=
ſchaften
führten trotz des Erfatzes ein ſchönes, lebhaftes
Spiel vor, das auch reich an ſchönen Kampfbildern war. Die Aka=
demiker
drängten gleich zu Beginn ſehr ſtark. Nach mehreren
ergebnisloſen Ecken gelingt es dem A. S.C., eine gut geſchoſſene
Ecke durch Kopfball des Linksaußen zum erſten Erfolg zu ver=
wandeln
. Nach einigen haushohen Bällen auf das Heppen=
heimer
Tor ſtellt nach ſchönem Zuſammenſpiel der Rechtsaußen
durch ſcharfen Schuß das Spiel auf 2:0. Bei dieſem Stand ging
es in die Halbzeit. Trotz des verdoppelten Eifers der Gäſte geben
auch in der zweiten Halbzeit die A.S. C.er den Ton an. Durch eine
Unachtſamkeit des ſonſt ausgezeichneten Tormannes gelingt es
den Starkenburgern, zum verdienten Ehrentor zu gelangen. Bald
darauf wird wegen Hand dem A. S. C. ein Elfmeter zugeſprochen,
der in bekannter Art darübergeſchoſſen wird. 15 Minuten vor
Schluß fällt durch den Linksaußen das dritte Tor. Bei den
Gäſten konnte vor allem der Eifer, mit dem ſie das ganze Spiel
durchhielten, gefallen; bei ihnen war die Hintermannſchaft der
beſte Teil und da beſonders der rechte Verteidiger der tüchtigſte,
der jedoch die Verluſttore auch nicht verhindern konnte. Wenn
die A.S.C. weiterhin mit dieſem Eifer und Kampfgeiſt ſpielen,
werden ſie den beſten Vereinen einen harten Gegner abgeben.
Allerdings muß der Sturm weniger eigennützig und ſyſtemvoller
ſpielen.
F.=C. Eintracht‟=Darmſtadt, I. F.=V. Weiterſtadt= Brauns=
hardt
10:1 (5:1).
F.=C. Eintracht‟=Darmſtadt empfing am Sonntag den F.=V.
Weiterſtadt=Braunshardt zum erſten Verbandsſpiel und konnte
ſich die beiden erſten Punkte ſicher einheimſen. Ueber den Spiel=
verlauf
iſt nicht viel zu berichten, da ſich das Spiel faſt aus=
ſchließlich
in der Hälfte der Gäſte entwickelte. Eintracht ſpielte
unter Form, ſonſt wäre das Reſultat entſchieden höher ausge=
gangen
. Auch hat der Torhüter von W. ſeinen Verein vor
einer größeren Niederlage bewahrt. W. ſpielte ſehr eifrig, doch
konnten ſie an einer Beſſerſtellung des Reſultats nichts ändern,
denn Eintracht war tatſächlich um eine Klaſſe reifer. Der
Schiedsrichter, ein Herr aus Friedrichsfeld, war ſehr gut.
Eintrachts 2. Mannſchaft weilte in Weiterſtadt, ebenfalls
zum fälligen Verbandsſpiel, und mit dem unentſchiedenen Re=
ſultat
von 3:3 Toren konnten ſie einen Punkt mit nach Hauſe
bringen. Die 1. Schülermannſchaft der Eintrachtler gewann
gegen die gleiche von V.f.R.=Darmſtadt mit dem hohen Ergebnis
von 6:1 Toren.
H.
V.f.N. Darmſtadt Ia Jgd. Boruſſia=Frankfurt 1. Jgd., 4:0.
In einem gut beſuchten Treffen wurde die 1. Jugend der
Boruſſia Frankfurt von der beſſeren Ia. Jugend des V.f. R. ver=
dient
mit 4:0 Toren geſchlagen. In der erſten Halbzeit iſt der
Kampf ziemlich ausgeglichen. Beide Stürmerlinien können ſich
jedoch gegenüber den guten Verteidigungen nicht durchſetzen.
Die meiſten Angriffe enden vor dem Strafraum. Kurz vor
Schluß der erſten Halbzeit erzielt der V.f.R.=Halbrechte auf Vor=
lage
des Rechtsaußen durch plazierten Schuß das erſte Tor. In
der zweiten Halbzeit erweiſt ſich Boruſſia gegenüber der Wucht
und Technik des V.f.R. als machtlos und muß ſich in gleich=
mäßigen
Abſtänden drei Tore gefallen laſſen. Bei Boruſſia
konnte nur die Verteidigung gefallen, während bei V.f.R. der
Sturm und die Hintermannſchaft ein einwan freies und gutes
Spiel vorführten.
Weitere Ergebniſſe:
V.f. R. Ib Jugend1. Jugend Sp.V. Meſſel, 5:1.
V.f.R. IIa Jugend1. Jugend Eintracht Darmſt., 2:1.
V.fR. IIb Jugend2. Jugend Union‟ Darmſt., 0:1.
V.f.R. Ib Schüler1. Schüler Eintracht‟ Darmſt., 1:6.
DeutſchlandUngarn 1:4.
Nach der unrühmlichen Niederlage gegen Schweden durch eine
ſchwache Mannſchaft war die Hoffnung der deutſchen Fußballwelt
auf den Länderkampf gegen Ungarn gerichtet, in welchem eine
recht ſtark anmutende Mannſchaft die Scharte wieder auswetzen
ſollte. Dies gelang jedoch keineswegs, da die deutſchen Vertreter
in dem 8. Länderkampfe mit Ungarn in Budapeſt mit genau dem
gleichen Ergebnis von 4:1 wie gegen Schweden geſchlagen wur=
den
. Bei prächtigem, nur etwas zu warmem Wetter wohnten
35 000 Zuſchauer dem Kampfe bei, der die Ungarn taktiſch und
techniſch als die beſſeren ſah. In der erſten Halbzeit kamen die
Ungarn in der 33. Minute zum erſten Erfolg, nachdem Stuhlfaut
aus dem Tore gelaufen war. Zehn Minuten ſpäter kam der zweite
Erfolg durch einen verhältnismäßig, ſchwachen Schuß, der, von
Kalb ſchlecht abgewehrt, ins Tor rollte. Nach Halbzeit führte
Hochgeſang als Mittelſtürmer und Harder Verbindung. Aber
ſchon drei Minuten nach Wiederbeginn kam Ungarn zum dritten
Erfolg. In der 11. Minute vollbrachte Harder einen prachtvollen
Durchbruch und ſandte aus kurzer Entfernung zum deutſchen
Ehrentor ein. Die Glanzleiſtung des Tages war das vierte Tor
der Ungarn in der 18. Minte, das nach glänzender Kombination
erzielt wurde.
SchwedenNorwegen 6:1.
Im Fußball=Länderwettſpiel Schweden-Norwegen trafen
die beiden Mannſchaften zum fälligen Fußballkampfe in Stock=
holm
zuſammen. Die ſchwediſche Mannſchaft trat in überaus
ſtarker Aufſtellung an und dokumentierte ſich durch einen über=
legenen
Sieg von 6:1.
Bezirksliga.
Mainbezirk:
Helbetia Frankfurt Hanau 95 0:0.
Eintracht Frankfurt Kickers Offenbach 0:0.
F.=Sp. Frankfurt V. S. R. Frankfurt 2:0.
S. C. Bürgel Union Niederrad 1:3.
Bayern:
Sp.=Vgg. Fürth Bayern München 1:1.
1860 München Schwaben Ulm 9:0.
Wacker München Teutonia München 5:0.
Württemberg=Baden.
V. f. B. Stuttgart Kickers Stuttgart 1:0.
F. C. Mühlburg F.C. Freiburg ausgefallen.
Rheinbezirk:
S. V. Waldhof V. f. L. Neckarau 1:2.
V. f. R. Mannheim Phönix Ludwigshafen 2:1.
Rheinheſſen=Saar:
Saar 05 Saarbrücken T. u. Sp.=Gem. Höchſt 7:1.
1. F.C. Idar Wormatia Worms 5:0.
S.V. Wiesbaden F.V. Saarbrücken 3:1.
Kreisliga im Mainbezirk.
Nordmainkreis:
S. C. Heddernheim Sp.=Freunde Frankfurt 3:1.
Germanig Frankfurt Eckenheim 4:4.
Bergen Oberurſel 3:1.
Fechenheim Homburg 1:0.
Rödelheim Boruſſia 6:1.

Südmainkreigs:
Union Wixhauſem V. f. L. Neu=Iſenburg 0.6.
Germanis Vieber S. V. Offenbach 1:1.
Kickers Viktoria Mülheim Teutonia Hauſen 3:1.
Oſtmainkreis:
Viktoria Aſchaffeiburg S.V. Damm 9:2.
S. V. 60 Hanau Sp.=Vgg. Rüla 2.5.
Viktoria Kahl Hanau 94 0:0.
Sp.=V. 20 Hanzu Germania Nieder=Rodenbach 0:1.
T.=Gem. Damm V. f. B. Groß=Auheim 1:5.
Städtekampf Bexin-Baſel. 1:0.
Germania Aſchafenburg Klein=Steinheim F:0.
Eintracht Stuttgert F. f. B. Zuffenhaufen 4:2.
V. f. B. Ludwigsſafen: Sp.=Vgg. Tübingen. 5.:0.
Sp.=Vgg. BadenBaben F. V.. Lahr 2, 1.,
Oertlingen 08 Konſtanz P:0..
F. C. Raſtatt 3.f. B. Karlsruhe 3.:0.
S. C. Neckarau RV.. Pforzheinn 2.: 2.
Mannheim 08 Vorwärts Mannheim. 2:C.
Mannheim 07 Plankſtadt 2.:2.
Germania Friedrchsfeld 98 Schwetzingen 4: 1.
F.V. Speher Union Ludwigshaſen. 3:2.
Pſeil Nürnberg Bayern Nürnberg 6:1.
Eintracht Nürnbag F.V. Nürnberg 3: 1.
V. f. R. Fürth Bayern Erlangen 6 :0.
Union Recklinghaiſen Preußen Münſter F:8.
V. f. B. Bielefeld Union Herford 1:1.
Hölner Ball S.C. S.V. Düren 6.:1.
Nöln=Sülz Turr Bonn 3:0.
Boruſſia M.=Gladhach F.G. Düren 1:1.
S. C. M.=Gladbach Alemannia Hagen 3:2.
V. f. L. Siegen Moenania Köln 0:0.
V. f. R. Köln Nülheim 6:1.
Union Krefeld V. f. L. Krefeld 2:0.
Hamburg 07 Duisburg 98 3:3.
Preußen Duisburg V. f. L. Bottrop 4:1.
Jugendtag des Norddeuiſchen Fußballverbandes und des Weſt=
deutſchen
Spielverbandes in Detmold am 4., 5. und 6. Oktober.
Bisher geſchieht die Erziehungsarbeit an unſerer Sport=
jugend
in aller Stille. Die zahlreichen ſonntäglichen Spielergeb=
niſſe
in den Sportzeitungen legen beredtes Zeugnis davon ab.
Trotzdem iſt noch der größe Teil der Oeffentlichkeit über den hohen
ſittlichen Wert der in unſerer Jugendpflege liegt, nicht unterrich=
tet
. Zum erſtenmal wollen, wir in dieſem Jahre mit unſerer
Jugendarbeit an die Oeffentlichkeit treten, damit man allerorts
ſieht, welcher Geiſt unſere Jugendbewegung beherrſcht. Durch
ein Maſſenfeſt der Jugend wollen wir aufklärend wirken.
Am 4., 5. und 6. Oktober wird nun die Jugend des Nord=
deutſchen
Fußballverbandes und des Weſtdeutſchen Spielverban=
des
an einem gemeinſamen Zeitpunkte zuſammenſtrömen, um ſich
dort die Hand zu reichen zum Gelöbnis der Treue gegen unſere
Sportideale und gegen das Vaterland. Die Liebe zur heimat=
lichen
Scholle, zum deutſchen Volk ſoll aufs neue belebt und ge=
ſtärkt
werden. Die ſittlichen Werte, die in der Pflege der Leibes=
übungen
liegen, ſollen der Jugend gezeigt werden, und ſchließlich
ſoll ſie ſich auch noch in ſportlichem Wettkampf miteinander meſſen.
Ort dieſes Jugendtreffens iſt Detmold, am Fuße des Her=
mannsdenkmals
, des Symbols für deutſche Einigkeit und
Stärke. Auf Wanderungen möglichſt ſollen unſere Jungen mit
ihren Führern das gemeinſame Ziel erreichen. Die herrliche
Landſchaft wird einen tiefen Eindruck auf das jugendliche Gemüt
ausüben. Auf dieſe Weiſe wird unſern Jungen ſo recht klar wer=
den
, wie ſchön unſer Vaterland iſt und das Volk in ihm. Dieſer
Gedanke ſoll auch auf dem Feſt ſelbſt weiter zum Ausdruck kom=
men
durch Singen ſchöner Volkslieder, durch Darbietung von
Märchen, Schwänken und Dialektdichtungen. Warme Worte der
Führer werden eine tiefe Begeiſterung für alles Hohe und Schöne
unſeres herrlichen Sportes in den jugendlichen Herzen auslöſen.
In den verſchiedenſten Sportwettkämpfen können unſere
Jungen in Detmold ihre Kräfte meſſen und zeigen, was ſie in
geregelter, vernünftig und allſeitig getriebener Körperpflege ge=
lernt
haben: Gymnaſtik und Leichtathletik wollen wir vor Augen
führen als Grundlage jeder Körpererziehung: Fußball, Handball,
Fauſtball und Schlagball als Spiele, die den Einzelnen nach Nei=
gung
und Veranlagung friſch und froh erhalten, ihn erziehen für
die Gemeinſchaft.
So wird denn dieſer Jugendtag ein erhabenes Denkmal wer=
den
für die ſittliche Bedeutung unſerer Leibesübungen, zu einem
Geburtstage ſittlicher Erkenntnis der auf Achtung und Liebe ge=
gründeten
Gemeinſchaft zum Wohle unſeres Vaterlandes.

Zwei deutſche leichtathletiſche Rekorde.
Die Internationalen leichtathletiſchen Wettkämpfe des Ber=
liner
Athletik=Klubs auf dem Platze des B. S.C. ſtanden diesmal
auf recht hoher Stufe. Zwei neue deutſche Rekorde ſprechen hier=
für
. Im Gehen über 50 Km. gewann der Erfurter Häh=
nel
in der neuen deutſchen Beſtzeit von 4:36:21,7, welche Zeit
den bisherigen Rekord um faſt 4 Minuten unterbietet Eine
weitere Rekordleiſtung gab es im Stundenpaarlaufen.
Walpert=Otto verbeſſerten den bisher von Bäumel=Brand=
Chemnitz gehaltenen Rekord recht erheblich auf 20,/480 Km. Der
Finne Katz hatte mit Albrecht als Partner, außer Konkurrenz
20,895 Km. zurückgelegt.
Houben dreifacher Sieger in München.
Bei dem in Anweſenheit von etwa 5000 Perſonen abgehal=
tenen
Einladungswettkampf des Süddeutſchen Land’sverbandes
in München konnte der Crefelder Houben wieder Proben ſeines
Könnens zum Beſten geben. Er gewann den 100 Meter=Lauf
gegen Apfel=Mannheim in 11,2 und den 200 Meter=Lauf in 21,8
tiederum gegen Apfel 22,6. Bei einemn Rekordverſuch über 100
Meter gelang es Houben, der deutſchen Beſtzeit von 10,5 Sek.
gleichzukommen. Apfel erhielt bei dieſer Gelegenheit von Houben
4 Meter, die beiden Münchener Gerſtler und Krämer ſogar 7 Meter
Vorſprung, aber keiner konnte gegen den deutſchen Meiſter auf=
kommen
. Speerwerfen und Weitſprung wurden eine
Beute des Tarmſtädter Söllinger mir Leiftungen von
51, 35 bezw. 7,08 Meter, während Köppke=Stettin das 110
Meter=Hürdenlaufen in 60 Sek. und Heymann=München das Ku=
gelſtoßen
mit 13,58 Meter an ſich brachten.
Jenſen Sieger im däniſchen Marathonlauf.
Nur ein kleines, aber auserleſenes Feld fand ſich am Sonn=
tag
in Kopenhagen zum Start um den däniſchen Marathonlauf
ein. Unter den ſieben Bewerbern," befand ſich auch der deutſche
Marathonſieger Paul Hentſchel=Charlottenburg, der
verſuchen wollte, an dem Dänen Axel Jenſen für ſeine letzte Nie=
derlage
Rebanche zu nehmen. Dies gelang ihm jedoch nicht. Jen=
ſen
zog vom Start weg in ſcharfem Tempo ab und hatte bald 300
Meter Vorſprung vor Hentſchel, dem der Schwede Guſtav King
bis auf 90 Meter folgte. Jenſen forcierte das Tempo ſtändig wei=
ter
und ſiegte überlegen, in der neuen däniſchen Rekord=
zeit
von 2:28:2 vor King=Schweden, der 2:32:38 benötigte.
Auf der letzten Hälfte des Weges fiel Hentſchel ſtark ab bnd be=
legte
in reſpektvollem Abſtand hinter King in 2:43:00 den dritten
Platz. Die übrigen Konkurrenten hatten aufgegeben.

[ ][  ][ ]

Seite 6.

Motorſport.

Fünf=Städte=Fahri.

Internationales Rennen auf der Avus.
ks. Auf der Avus ging am Sonntag vor einer ſtattlichen Zu=
ſchquermenge
das Internationale Rennen des Deutſchen Motor=
radfahrerverbandes
vor ſich. In faſt allen Rennen ſtellte das
Ausland die Sieger, was beweiſt, daß die ausländiſchen Marken
doch noch einen großen Vorſprung haben. Die Informationen für
die Preſſe, die infolge der großen Felder dringend notwendig
waren, ließen leider ſehr viel zu wünſchen übrig.
Ergebniſſe.
Bis 250 ccm: 1. Lutz=Magdeburg auf Leopard 1:28:21,8;
Stundendurchſchnitt 81,378 Km.
Bis 350 ccm: 1. C. Vertua=Mailand auf Maffais 1:15:22,4;
Stundenduichſchnitt 95,4 Km.
Bis 500 gcm (162,330 Km.): 1. Pietro Gherſi=Mailand auf
Guzzi 1:33:22,4: Stundendurchſchnitt 104,31 Km.
Bis 750 ccm: 1. Schuhmacher=Aachen auf Imperial 1:37:27,6:
Stundendurchſchnitt 100 Km.
Bis 1000 ccm: 1. Hamersbeld=Holland auf Harley=Davidſon
1:26:33,8; Stundendurchſchnitt 112,52 Km.

Großer Preis von Deutſchland.
Das für den 5. Oktober auf der Avus vorgeſehene Automo=
bilrennen
um den Großen Preis von Deutſchland iſt
wegen mangelnder Beteiligung jetzt endgültig abgeſagt worden. Der
A. b.D. wird nunmehr den Großen Preis neuerlich für das Frühjahr
1925 ausſchreiben, um das Rennen vor den großen gleichen Veranſtal=
tungen
des Auslands ſtattfinden zu laſſen. Er hofft, wenn die jetzigen
ſchweren Verhältniſſe der heimiſchen Automobilinduſtrie einer beſſeren
Lage Platz gemacht haben, daß ihm auch ſeitens der Induſtrie die Unter=
ſtützung
für die Durchführung dieſes Rennens, für deſſen Zuſtandekom=
men
er ſich bereits ſeit Jahren bemüht, zuteil wird. Ob die Ausſchrei=
bungen
ſich genau den jetzigen anpaſſen oder eine Abänderung erfahren
wird, ſoll demnächſt beſchloſſen werden.

Radfahren.

Der Velozipedklub gewinnt die Gau=Stafettenfahrt über 145 Km.
Zur letzten rennſportlichen Veranſtaltung der Gau= Stafet=
tenfahrt
über 145 Km. ſtellten ſich dem Starter, Gaurennfahr=
wart
L. Raab, 6 Mannſchaften von Darmſtadt, Dieburg, Groß=
Gerau, darunter zwei Mannſchaften vom V. C. D.
Die Strecke war in 5 Etappen, mit vier Wechſel eingeteilt:
29,5 Km., 19,2 Km., 31,3 Km., 29,5 Km. und 32,6 Km.
Die I. Mannſchaft: Fahrer H. Scherer, Gg. Bender, G. Käl=
ber
, A. Hirſch und E. Wolf, ging als überlegene Sieger mit
19 Minuten Vorſprung hervor, die II. Mannſchaft hielt ſich er=
wartungsgemäß
ebenfalls wacker und belegte mit den Fahrern
A. Hillgärtner, A. Hupfer, Chr. Dieter, W. Bender und H. Böch
den 3. Platz.
Die Stafette wurde bereits, durch den dritten Fahrer des
Klubs, Gregor Kälber, entſchieden. Trotzdem er die Stafette mit
2 Minuten Verluſt erhielt, konnter er trotz heftigem Gegenwind,
der zeitweiſe in einen Wirbelwind ausartete den Verluſt auf=
holen
und ſeinen ſchärfſten Konkurrenten bis zum 4. Wechſel noch
1 Minute Vorſprung abringen.
A. Hirſch als vierter Fahrer vergrößerte den Vorſprung auf
7 Minuten, den Ernſt Wolf als Schlußmann auf 19 Minuten
ausdehnte.
Ergebniſſe:
1. Velozipedklub 1899 Darmſtadt, I. Mannſchaft.
2. Radfahrerverein 1899 Dieburg, I. Mannſchaft.
3. Velozipedklub 1899 Darmſtadt, II. Mannſchaft.

Meiſterſchaft des Bundes Deutſcher Radfahrer im Mannſchafts=
fahren
über 1 Meile:
1. Berliner Radfahrer=Klub 89 10:41.
2. Konkordia Berlin 10:50,1,

Montag, den 22. September 1924.

resden, 19. September.

Otto Glöckler=Frankfurt gewinnt die Gaumeiſterſchaft von
Gau IIIa des A. D.A.K., J. Kupitzky=Darmſtadt die
Meiſterſchaft des Heſſiſchen Motprradklubs.
se=Aſchaffenburg hatte am geſtrigen Sonntag ſeinen großen
Tag. Auf Veranlaſſung des Gaues IIIa vom Allgemeinen
Deutſchen Automobilklub gaben ſich die Motorradfahrer des
Maingebiets aus den Städten Frankfurt, Offenbach,
Darmſtadt, Hanau und Aſchaffemburg in der letzt=
genannten
Stadt ein Stelldichein. Die Veranſtaltung ſelbſt
war dem Motorfahrerklub Aſchaffenburg übertragen; der auf
einem Straßendreieck von 12 Kilometer Rund um Schön=
buſch
die einzelnen Rennen über 72 bis 120 Kilometer aus=
tragen
ließ. Die Strecke ſelbſt, die bis zu zehnmal zu umfahren
war, war ziemlich einwandfrei, ſo daß inanche Fahrer ganz
außerordentliche Geſchwindigkeiten entwickeln konnten. So fuhr
Glöckler=Frankfurt, der Gewinner der Gaumeiſterſchaft, eine
Stundendurchſchnittsgeſchwindigkeit von 94,2 Kilometern
die abſolut ſchnellſte Zeit des Tages. Die einzelnen Rennen
wickelten ſich dank der zuverläſſigen Fahrieiſe der Teilnehmer
ohne größeren Unfall ab, wenn auch der Organiſation der Ver=
anſtaltung
ſelbſt mancher Mangel nicht abzuſprechen war. Der
Heſſiſche Motorradklub Darmſtadt hielt ſich bei der manchmal
ſcharfen Konkurrenz mit ſeinen zehn Fal)rern außerordentlich
wacker. Abgeſehen von Hahn und Kappel, die widriger Umſtände
wegen nicht mit bei der Partie ſein konntein, fuhren u. a. Wieſt,
Kupitzky, Stork und Schönberger ausgezeſichnete Rennen. Sie
blieben in der durchſchnittlichen Stundengeſchwindigkeit nur ganz
wenige Kilometer hinter Glöckler=Frankfurt zurück. Mit der
Austragung der Gaumeiſterſchaft, die dem ſchnellſten Fahrer zu=
geſprochen
wurde, war die Austragung der Klubmeiſterſchaften
der fünf Städte verbunden, die im Gegenſatz zu erſterer nur
mit der prozentual beſten Leiſtung zuerkeinnt werden konnten.
Die Klubmeiſterſchaften von Frankfurt und Of=
fenbach
errang Otto Glöckler=Frankfurt, von Aſchaffen=
burg
Theodor Meßmer mit 84 Kilofn., von Darmſtadt
J. Kupitzky mit 82,2 Kilo. Der Darmſtädter Geo Wieſt er=
zielte
mit einer ſtärkeren Maſchine eine ſtündliche Durchſchnitts=
geſchwindigkeit
von 85,2 Kilometer.
Die Ergebniſſe
Klaſſe 1, bis 150 ccm, 6 Runden 72 km: 1. M.
Link=Frankfurt, DKW., Zeit 1.6.53: 2. J. Klein=Frankfurt, All=
right
, 1.16.20.
Klaſſe 2, bis 250 ccm, 6 Runden 72 km: 1. K.
Wolf=Frankfurt, The Rex Acme, 0.54.40; 2. W. Stork=Darmſtadt,
Horex, 1.5.16: 3. E. Strauß=Aſchaffenburg, NSu., 1.10.19:
4. H. Glöckler=Frankfurt, NSu., 1.14.42: 5. F. Peterle=Hanau,
ODtſch. Triumph, 1.21.22.
Klaſſe 3, bis 350 ccm 8 Runden 96 m: 1. Th.
Meßmer=Aſchaffenburg, AJS., 1.5.02: 2. J. Kupitzky=Darmſtadt,
AJS., 1.10.13: 3. F. Schönberger=Darmſtadt, Kuhne, 1.18.;
4. F. Seickel=Offenbach, Rudge, 1.32.28.
Klaſſe 4, bis 500 ccm 8 Runden 96 km: 1. L.
Lilienfeld=Hanau, Viktoria, 1.34.16: 2. H. Görich=Offenbach,
Hego, 1.38.50; 3. H. Kopp=Offenbach, NSÜ., 1.55.15.
Klaſſe 5, über 500ccm, 10 Runden 120 km: 1. O.
Glöckler=Frankfurt, NSU., 1.17.11; 2. G. Wieſt=Darmſtadt, Engl.
Trimuph, 1.24.05; 3. H. Kruck=Frankfurt, Sarolea mit Beiwag.,
1.33.13; 4. F. Oberle=Elſenfeld, NSu., 1.41.21.

Der Aufmarſch.

Die Startliſte.

Klaſſe III.
Nr.
1 Generaldirektor Emil Stoewer, Stettin, Stoewer
4. W. v. Opel, Geh. Rat, Rüſſelsheim, Opel,
5. Willy Tiſchbein, Hannover, Mercedes,
H. Hüttner, Dresden, Mercedes
8. Direktor Dr. Fr. W. Gaertner, Frohnau=Mark, Horch
10 Paul Tiede, Brandenburg, Maybach,
12. Herbert Ernſt Meinhold, München, Auſtro=Daimler
15. Direktor Erwin Kleher, Berlin, Adler
18. Direktor G. Schürmann, Leipzig=Gohlis, Dux,
21 Curt Steinmetz, Hamburg, Mercedes
22. Hanns Vaſak, Dresden, Mercedes
24. Arthur Göricke, Bielefeld, Benz
27. Dr. W. v. Thomfen, Chemnitz, Benz
28 Baron zu Putlitz, Wolfshagen, Benz.
30. Kur: Kröning, Stralſund, Mercedes.

Klaſſe II.

Generalkonſul G. Mamlock, Berlin, Opel,
C. Mittelbach, Kötzſchenbroda, Audi
Victor v. Podbielski, Dallmin=Weſtprig., Fiat
Georg Kubiſch, Ritterg.=Glogſen, Stehr,
Bruno Buch, Architekt, Berlin, Stehr
H. C. Nolle, Weißenfels a. S., Mercedes.
Legationsrat Dr. Jordan, Mößlitz, Benz,
Willy Zeuner, Dambeck, Mercedes
Guſtav Kocks, Mühlheim=Ruhr, Protos
Eckart Werner, Berlin, Benz
Ulrich Frhr. v. Beſchwitz, Bautzen Steiger
Wilhelm Heine, Braunſchweig, N. A. G.*
Willi Markwarth, Braunſchweig, Preſto,
Otto Hofmann, Leipzig, Preſto
C. Deilmann, Kurl i. Weſtf., N. A. G.,
Joachim v. Schroedel=Siemau, Halle a. S., Preſto
Gerhard Buckendahl, Braunſchweig, Preſto,
Rud. Reinecke, Magdeburg, Preſto
Walter H. Oeſtreicher, Dresden=A., Apollo,
H. G. Underberg jun., Köln, Brennabor
Richard Beſtehorn jun., Aſchersleben, Preſto
Direktor Alfred Hirte, Berlin, Protos

Klaſſe I.
60 Frl. Claire=Nore Stinnes, Berlin, Dinos

62. Direktor Rud. Dunlop, Berlin, Dinos
63. Otto Wette, Bielefeld, Dürkopp.
67 Georg Hirt=Reger, Leipzig, Aga‟
68 Dr. Max Oechelhauſer, Berlin, Adler,
69 Geh. Kommerzienrat Albert Kandt, Gotha, Dixi
70. Direktor Br. Dietzmann, Berlin, Dixi
71. Karl Ludwig Quartier, Bielefeld, Aga‟
72. Robert Lüderitz, Berlin, Adler
73. Walter Poppe, Braunſchweig, Wanderer.

Die erſte Tagesreife.

Rummer 264.

Jabiſäumsfahrt des 9. P. D.

Der Große Garten in Dresden! Die Sonne leuchtet melan=
choliſch
über die weiten Raſenflächen, ſtrahlt über die langen
Alleen mit ihren verwitterten Steinſtatuen und über die Spazier=
gänger
, die ſich des ſchönen Nachmittags freuen. Herbſtſtimmung!
Vor dem Ausſtellungsgebäude ſind an den durch Tafeln
gekennzeichneten Plätzen die Wagen der Teilnehmer aufmar=
ſchiert
, das Publikum wandelt die Reihen entlang und freut ſich
an dem prächtigen Material, das ſich hier zuſammengefunden
hat. Auch Caracciola, deſſen Heimat ja Dresden iſt, hat ſich,
erholt von den Anſtrengungen und aufregenden Momenten der
Reichsfahrt, eingefunden, obwohl er noch heute nachmittag eine
Reiſe antreten muß.
An einer langen Tafel, die mit Funktionären beſetzt iſt,
legen die Teilnehmer ihre Papiere vor und empfangen Stellin=
Scheckhefte ſowie die Streckenbücher für die Unparteiiſchen.
Die Wagen ſind der Stärke nach numeriert. Nr. 1: Emil
Stoewer, der Generaldirektor der Stoewerwerke, welcher den
Reigen mit ſeinem 42/120 Sechszylinder, den er als wohl älte=
ſter
Fahrer ſelbſt ſteuern wird, eröffnet. Hoffentlich fährt er
mit dem doppelten Erfolg des Totgeſagten, nachdem er in die
erſte Startliſte verſehentlich nicht mit aufgenommen war. Faſt
alle Wagen ſind offen karofſiert, ſo der elegante braune Mercedes
des Herrn Nolle, die ſchnittigen N.A.G. mit ihrem fließenden
niedrigen Aufbau, und die ſechs Preſto, unter ihnen der vor=
nehme
blaugraue des Herrn Markwarth; ein anderer des Herrn
von Schroedel=Siemau mit geſchmackvoller Zſchauſcher Holz=
karoſſerie
.
Von den Limouſinen es ſind nur verſchwindend wenige
erfreute das Auge der prächtige Dürkopp des Herrn Wette mit
Innenſteuerung, RollſitzenundanderenAnnehmlichkeiten. Aeußer=
lich
ſchmücken die Wagen 12 Plaketten, eine Auswahl der ſeinem
Beſitzer zukommenden Klubabzeichen.
Im ganzen haben ſich der Abnahmekommiſſion 50 Wagen
geſtellt, und zwar: 18 Wagen der Klaſſe III, 22 Wagen der
Klaſſe II und 10 Wagen der Klaſſe I, von denen 33 durch ihre
Eigentümer gelenkt werden. Am Steuer ſah man auch zwei
Damen, nämlich: Frau Baronin von Putlitz und Fräulein
Claire=Nore Stinnes.
Oberleitungs= und Preſſewagen ſtellten die Herren: Dr. Gla=
ſer
, Schlutius, Talbot, Trutz, ſowie die Firmen: Deutſcher Auto=
mobil
=Konzern Mercedes, Deutſche Oel= und Betriebsſtoff= Im=
port
= und Tankſtellengeſellſchaft und die Zahnradfabrik Fried=
richshafen
.
Nach beendigter Abnahme erfolgte in einem ſtimmungsvollen
Gartenſaal des Ausſtellungsgebäudes eine Beſprechung mit den
Teilnehmern und Unparteiiſchen, bei der beſonders der Charak=
ter
der Fahrt als Geſellſchaftsfahrt betont und gebeten wurde,
keine Rennen zu veranſtalten, zumal die Schnelligkeit nicht ge=
wertet
wird, ſondern rückſichtsvoll zu fahren und ſich den not=
wendigen
Anordnungen der Leitung zu fügen.
Die Unparteiiſchen erhielten ein Privatiſſimum über Ver=
kehrsrecht
, indem ihnen beſtimmungsgemäß ungezählte Ver=
fügungen
aller an der erſten Tagesetappe beteiligten Bundes=
ſtaaten
und Städte, und nicht weniger zahlreiche Warnungen
vor neugeſchotterten, geſperrten oder ſonſt unliebſamen Stellen
vorgeſetzt wurden. Alle noch beſtehenden Zweifel der Menſch
zweifelt ſo viel! wurden geklärt und dann konnte alles befrie=
digt
und belehrt von danen gehen, um ſich zu dem Begrüßungs=
abend
zu rüſten.
Dieſen veranſtaltete der Sächſiſche Automobil=Klub im Aus=
ſtellungspalaſt
. Ein Vertreter des Klubs gab ſeiner Freude
über den zahlreichen Beſuch des A. V. D. Ausdruck und wünſchte
der Fahrt, an der ſich auch einige ſeiner Mitglieder beteiligen
teerden, einen glücklichen Verlauf. Staatsſekretär v. Radowitz
dankte für die freundliche Aufnahme und die wertvolle Unter=
ſtützung
, welche der Sächſiſche Auvtomobil=Klub für die Organi=
ſation
der Fahrt geleiſtet hatte.

Vergnügen, bald war das hiſtoriſche Keſſelsdorf erreicht, bei dem
in einem der ſchleſiſchen Kriege genauer möchte ich mich nicht
ausſprechen: ein jüngerer Wageninſaſſe tippte auf 1745 die be=
kannte
Schlacht gewonnen wurde.
Nach etwa 50 Kilometern traten die erſten Ausfälle ein: man
ſah Kocks auf Protos, der anſcheinend Vergaſerbrand hatte, hal=
ten
. Wenigſtens wurde mit einem Autominimax hantiert, ſodaß
der Wagen ſeine Fahrt bald fortſetzen konnte. Nicht ſo gut ging
es Zeuner auf Mercedes, der kurz darauf bei Flöha Duplizität
der Ereigniſſe heftig Feuer ſpie, aber offenbar keinen Löſcher
an Bord hatte.
Das Landſchaftsbild Sachſens iſt außerordentlich charakteri=
ſtiſch
, eine Geländewelle folgt der anderen, und kaum kat man die
eine auf ſteilen Serpentinen erklommen, ſieht man über das vor=
liegende
Tag hinweg die nächſte vor ſich. Prächtige Blicke eröff=
nen
ſich von den zahlreichen Höhen auf die in den Tälern einge=
betteten
Ortſchaften; ſo auf das idylliſche Lichtenſtein, die im Mor=
genduft
verſchwimmende Silhouette Zwickaus, das in voller
Sonne erſtrahlende Plauen, die Heimat der Vomag, bei der wir
uns über ein über die Straße geſpanntes Autoſeilband gefreut
hätten, und das in einen bewaldeten Keſſel gebettete, liebliche Prik
vor Hof. Ernſt und feierlich wirkte die hochgelegene Kirche Len=
genfelds
, auf breiter, wuchtiger Steintreppe erreichbar. In
Zwickau, das Charleroi ſtarr ähnelt, begrüßte die Teilnehmer ein
Glückauf. Sandte Audi dieſen Gruß?
Erforderte ſchon das ſchwierige Gelände eine gute Fahrkunſt,
ſo war dieſe noch mehr erforderlich infolge der dichten Beſiedlung
des Induſtriebezirkes. Kamen wir doch einmal auf faſt 18 Km.
nicht aus dem Begriffe der geſchloſſenen Ortſchaft hinaus. Und
welch widerſprechendes Bild bot zuweilen ein und derſelbe Ort!
Das Amtsgericht und andere Verwaltungsgebäude inmitten ſchö=
ner
Anlagen und wenige Meter weiter Maſſenquartiere nach
Schema F., die früher einmal verputzt geweſen ſein mögen.
Vor Plauen wurde es wieder ländlicher. Faßfeld, das erſte
Bauerndorf wieder mit Teich, alten Kaſtanien und weidendem
Vieh. Bald überfuhren wir die bayeriſche Grenze, erfreut durch
ein Auto=Heil! Willkommen in Bayern! In dem nächſten
Dorf plötzlich große Zuſammenrottung der Wagen. Was war der
Grund? Ein Unfall? Eine Kontrolle? Nichts von alledem; ſon=
dern
das erſte bayeriſche Wirtshaus, an dem ſich alle feſtſaugten
wie die Weſpen am Honig, um das Tucher innerhalb der blau=
weißen
Pfähle zu verſuchen.
War doch die Fahrt ſommerlich heiß und reichlich ſtaubig. Das
ftellenweis erfolgte Sprengen der Straßen, bildete nur den be=
rühmten
Tropfen auf den heißen Stein‟. Der Preſſe=Dinos der
Dobi ſchlemmte beſonders in Staub; denn ſeinen Lenker hatte der
Ehrgeiz gepackt, zwei Vorderleute zu holen‟. Dieſe aber, klug
wie die Menſchen, dachten gar nicht daran, Raum zu geben, um
nachher unſeren Staub zu ſchlucken, der doch auch nicht nahr=
hafter
war als der ihrige. Dies hoſte unſeren Wagenlenker ge=
waltig
. Das muß in die Zeitung, rief er zornig.
Geſchieht hiermit! Möge er nun aber auch, nachdem die Er=
ſcheinungen
des febris eurrendi pernicioſa (Rennfieber) bei ihm
wieder zurückgegangen ſind, einmal an die eigene Bruſt ſchlagen
und ſich fragen: Muß das ſein?
Eine große Erleichterung für die Teilnehmer bildete die vor=
zügliche
Organiſation der Durchfahrt durch die Ortſchaſten. Außer=
halb
dieſer bewährte ſich vorzüglich die vom Verlag Hlaſing zur
Verfügung geſtellte neue Kraftfahr=Verkehrskarte.
An Ziel der heutigen 313 Km.=Etadpe wurden wir von den
Mitgliedern des Bayeriſchen Automobilkluhs Nord begrüßt und
erhielten Quartierzettel ſowie allerlei Bons für den heutigen
Abend man ſprach von Metzelſuppe und Tucherbier über den
morgen noch retroſpektiv zu ſprechen ſein wird.
Bis 7 Uhr abends waren alle Wagen am Ziel eingetroffen;
auch die leicht brennbaren hatten ſich wieder eingeſunden.
Kurt Yernhard.

Handball.

Norddeutſchland Baltenverband.
Das Vorſpiel um den Pokal des D.S.B. zwiſchen Nord=
deutſchland
und dem Baltenverband ſollte am Sonntag in Stet=
tin
ſtattfinden. Da Norddeutſchland verzichtete, rückten die Bal=
ten
kamdflos auf.

Boxen.
Kampfabend d. Süddeutſch. Amateur=Boxverbandes in Fkft. a. M.
Ergebniſſe.
Kivally=Eintracht beſiegt Suppes=Offenbach nach Punkten.
Mittel=Mainz ſiegt gegen Freimann=Offenbach ebenfalls nach
Punkten. Im Weltergewicht beſiegt Eckert=Mainz in der 3. Runde
Hamel=Eintracht Frankfurt. Stroh=Offenbach beſiegt Eckert= Ein=
tracht
. Der ſpannendſte und beſte Kampf des Abends fand zum
Schluß zwiſchen Milke=Eintracht und Ritzert=Darmſtadt
ſtatt. Beide Gegner lieferten ſich einen harten, techniſch hoch=
ſtehenden
Kampf. Ueber drei Runden änderten ſich blitzſchnell die
Situationen und beide Gegner kamen oft in Gefahr. Der taktiſch
und techniſch etwas beſſere Frankfurter Milke errang einen knap
pen, aber verdienten Punktſieg.

Morgenfriſche! Auf zum Start! Schlag 5.30 Uhr wurde der
erſte Wagen unter den Marſchweiſen einer Reichswehrkapelle on
Direktor Herzing auf die Reiſe geſchickt. Hier hatte ſich auch Ad=
miral
Rampold eingefunden, der, wenn es ihm ſchon nicht ver=
gönnt
war, an der Fahrt teilzunehmen, doch den Teilnehmern
wenigſtens ſeine beſten Wünſche perſönlich auf den Weg mitgeben
wollte. Der bekannte und verdiente Reichswehrkommandant
General Müller hatte es ſich nicht nehmen laſſen, als Vertreter
der Reichswehr dem Start beizuwohnen.
Die Wagen waren in Reihen rechtsum aufmarſchiert, wurden,
mit dem ſtärkſten Wagen beginnend, abgelaſſen, und durch Weg=
weiſer
mit Pfeiltafeln aus dem ſchönen Dresden hinausgeleitet.
Außer den bereits gemeldeten Wagen hatte ſich in Klaſſe II noch
Wilhelm Ebergard aus Halle an der Saale auf Mercedes ein=
gefunden
. Schnurgerade Straßen machten das Fahren zu einem

Breitenſträter Müllings.
In Bad Oynhauſen ſchlug Breitenſträter den Engländer
Müllings ſchon in der zweiten Runde k.o.
Der Boxkampf zwiſchen dem Mittelgetichts=Weltmeiſter
Harry Greb und G. Tunney, der in Cleveland (Ohio) ſtattfand,
endete nach 10 Runden unentſchieden.
Neue Beſtimmungen für die Europameiſterſchaften.
Die Internationale Box=Union (JBU) hat bezüglich der
Austragung der Europameiſterſchaften Beſtimmungen herausge.
geben, die für die deutſchen Profeſſionals, ſoweit ſie internatio=
nal
, eine Rolle ſpielen können, von größtem Intereſſe ſind, da
nach dieſen Beſtimmungen auch Fauſtkämpfer, deren Landesver=
band
nicht der JBU angeſchloſſen iſt, ſich um die Europameiſter=
titel
bewerben können. Die betreffende Stelle in dem Reglement
(Artikel 55) lautet u. a.: Jedem europäiſchen Boxer iſt es er=
laubt
, eine Herausforderung an den derzeitigen Titelhalter zu
richten. Bewerber, deren Verband nicht der JBU angeſchloffen
ſind, haben dieſe Herausforderung direkt an das Sekretariat der
JBU zu richten unter Beifügung einer Garantie von 1000 fran=
zöſiſchen
Franken, die bei Nichtannahme der Herausforderung
durch die JBU zu Dreibiertel zurückvergüitet werben. Im An=
nahmefall
erhält nach Erledigung des Kampſes der Sieger die
volle Garantieſumme. Daneben wird bei Einreichung der Her
ausforderung ein Rekord über die letzten 12 Monate in 12 Exem=
plaren
verlangt. Danach haben alſo auch die deutſchen Berufs=
boxer
Gelegenheit, ſich um die Europameiſterſchaften zu bewer=
ben
. In erſter Linie kommt hier Paul Samſon=Körner in Be
tracht, der ſicher die beſten Ausſichten gegen den derzeitigen Titel=
halter
im Halbſchwergewicht, den Schweizer Clement, haben
würde. Auch im Schwergewicht kann man ihm eine Chance nicht
abſprechen, jedoch ſind die derzeit bei der JBU beliebten Prak=
tiken
in Bezug auf die Titeltreffen um die Europameiſterſchaften
derartig merkwürdig, daß eine deutſche Herausforderung vorläu=
fig
wohl kaum Beachtung finden würde. Wir verweiſen dabei
nur auf die am 28. September in Mailand ſtattfindende ſoge=
nannte
Europameiſterſchaft zwiſchen Erminio Spalla (Italien)
und Piet van der Veer (Holland). Der JBU ſcheint es ganz un=
bekannt
zu ſein, daß es noch in anderen Ländern Schwergewichts=
meiſter
gibt, die genau ſo gut wie die beiden Meiſter von Italien
und Holland berechtigt ſind, an der Europameiſterſchaft teilzu=
nehmen
.
Ragby.

80 Frankfurt 2. Mannſch. Alemannia Worms 1. Mannſch. 33:0.
80 Frankfurt 1. Mannſch. S.V. Offenbach 17:0.

zierter
derartig

ert

kün

unter

[ ][  ][ ]

Rummer 264.

PNanzenernäkrung und
Manzendüngung.
Von Dr. Hermann Legewie.
Waſſer, Licht und Luft ſind Lebenselemente der Pflanzen.
Uralt iſt dieſe Erfahrung, aber erſt die Forſchung der letzten Jahr=
ehnte
brachte dafür Erklärung, deckte, wenn auch oft genug nur
unvollkommen, die Urſachen jenes in jahrhundertelanger Praxis
gewonnenen Satzes auf.
Nur mit Hilfe der Sonnenſtrahlen vermag jede grüne Pflanze
uus der Kohlenſäure der Luft und dem zugeleiteten Waſſer ver=
chiedene
Zuckerarten, darunter vor allen Dingen Stärke herzu=
tellen
, jene für uns Menſchen wertvollſte pflanzliche Nährſub=
tanz
, die ſich chemiſch aus Kohlen=, Waſſer= und Sauerſtoff in
omplizierter Bindung zuſammenſetzt. Wenn auch die Fabrika=
ion
derartiger Zuckerſtoffe, die in Stengeln Knollen, Wurzeln
iſw. abgelagert werden, ſich auf verhältnismäßig einfache Weiſe
nit geringen Mitteln vollzieht, ſo darf doch keineswegs ver=
ſeſſen
bleiben, daß dieſe Umwandlung einfacher lebloſer Stoffe,
vie des Waſſer= und Kohlenſtoffes, ſich nur in einem lebenden,
ompliziert gebauten Organismus vollziehen kann. Bis jetzt
genigſtens iſt es nicht geglückt, nach Art der Pflanze im Labora=
orium
, künſtlich alſo, aus denſelben Stoffen Stärke herzuſtellen.
Ein Pflanzenorganismus benötigt aber zu ſeinem Aufbau und
jeben eine Menge anderer Stoffe, die ſomit, indirekt wenigſtens,
in der Herſtellung der Stärke mit beteiligt ſind. Die genaue
interſuchung der bei der Pflanzenverbrennung flüchtigen oder
n der Aſche zurückbleibenden Subſtanzen zeigt, daß die meiſten
iller chemiſchen Grundſtoffe, die wir kennen, in ihr enthalten,
unter dieſen nur eine verhältnismäßig kleine Zahl, nämlich
ehn, für die Pflanze ganz unentbehrlich ſind, daß aber auch
nnerhalb dieſer Gruppe in ihrem Wert für die Pflanze gewiſſe
interſchiede beſtehen. Dieſe notwendigen Stoffe ſind der ſchon
rwähnte Kohlen=, Sauer= und Waſſerſtoff, außerdem Schwefel,
Zhosphor und Stickſtoff, von den Metallen das Kalium, das
lalzium, Magneſium und Eiſen. Die beiden erſten ſind der
rünen Pflanze aus der Luft ohne weiteres zugänglich. Alle
nderen aber vermag der Pflanzenorgnismus in Form von ge=
öſten
Salzen nur dem Boden zu entnehmen, und zwar mit Hilfe
er Wurzelhaare, die ſich an der Wurzelſpitze in größerer Zahl
efinden und eine mehr oder weniger konzentrierte Kohlenſäure
usſcheiden. Letztere hat die Auflöſung der feſten, im Boden be=
indlichen
Salze zur Aufgabe. Die Menge dieſer lebensnotwen=
igen
Subſtanzen würde naturgemäß im Laufe der Zeit ſtändig
bnehmen, der Pflanzenwuchs müßte ſpärlicher werden, wenn
icht die Natur ſolbſt oder der Menſch um neuen hinreichenden
lachſchub beſorgt wären.
Kleinſte Lebeweſen, die in ungeheurer Zahl im Erdboden,
i der Ackerkrume zu finden ſind, Spaltpilze oder Bakterien, zer=
gen
in Fäulnis= und Gärungsprozeſſen ſtufenweiſe die ab=
eſtorbenen
Pflanzen auf vielfach höchſt verſchlungenen Pfaden
ſieder in die Salze, die zum Aufbau der höheren Pflanzen not=
ſendig
ſind; die äußerſt kompliziert zuſammengeſetzten organi=
hen
Bauſteine, die Zucker= und Eiweißſtoffe, werden abgebaut.
8o aber der Menſch für die meiſten Teile ſeiner Nutzpflanze Ver=
endung
hat, iſt es der Natur unmöglich, dem Boden die nötigen
toffe mit Hilfe der Bakterien zurückzugeben. Hier muß der
andmann die Zufuhr der nötigen Nährſtoffe in die Hand
ehmen, muß den Boden düngen. Verſchiedene Wege ſind ihm
izu gegeben. Am einfachſten und natürlichſten iſt die Zufuhr
eriſchen Düngers, der ja aus pflanzlichen Bauſteinen beſteht.
ber nur ein Bruchteil der dem Boden entommenen Subſtanzen
ird ihm auf dieſe Weiſe wieder zugeführt.
Juſtus Liebig, der als einer der erſten wohl den Stoffwechſel
r Pflanze erfolgreich erforſchte, hat uns gezeigt, daß man den
flanzen Erdſalze, Mineralien, fabrikmäßig aus dieſen her=
ſtellte
Stoffe, die alle die für die Pflanzen notwendigen Boden=
emente
enthalten, in Form von künſtlichem Dünger zuführen
nn. Unter dieſen Dungſtoffen kommen vor allen Dingen die
tickſtoff, Kalium und Phosphorſäure enthaltenden, in Betracht.
hiliſalpeter, Schwefelſaures Ammoniak, und die in jüngſter
eit aus dem Luftſtickſtoff gewonnenen Verbindungen des Cal=
umehanamits
und des ſalpeterſauren Kalks ſind unſere haupt=
chlichſten
Stickſtoffſpender. Die Straßfurter Abraumſalze, unter
nen an erſter Stelle der auch Magneſium und Schwefel ent=
iltende
Kainit, liefern das überaus wichtige Kali. Die ergiebigſte
hosphorſäurequelle iſt die Thomasſchlacke, die ſich in erſter
inie aus phosphorſaurem Kalk zuſammenſetzt und bei der Ver=
ittung
phosphorhaltiger Erze als Beiprodukt gewonnen wird.
ber nur dann, wenn ſie als feinſt zermahlene Maſſe, als ſo=
nanntes
Thomasmehl, geboten wird, kann ſie von den Pflanzen
isgenutzt werden. Langjährige Verſuche zeigten, daß die ver=
ziedenen
Pflanzenarten die einzelnen Nährſalze in verſchiedener
lenge brauchen. Hiernach hat ſich die Verteilung der einzelnen
inſtlichen Düngeſtoffe ſtreng zu richten. Es darf aber nicht Her=
hwiegen
bleiben, daß wir zwar die Tatſache des verſchiedenen
edürfniſſes kennen, über das genaue Mengenverhältnis ſelbſt
der vielfach noch im Dunkeln tappen.
Bei einer wahrhaft rationellen Düngung muß unbedingt auch
e phyſikaliſche Bodenbeſchaffenheit beachtet werden. Tonige,
lkige und humusreiche Böden vermögen Kali und Ammoniak=
lze
, in geringerem Maße auch Kalk= und Magneſiumverbindun=
in
, feſtzuhalten und auf dieſe Weiſe den Pflanzen zugänglich zu
achen. In reinem Sandboden dagegen verſickern all dieſe Stoffe
lmählich, ſie werden durch den Regen in Tiefen, die den
flanzenwurzeln unzugänglich ſind, hinabgezogen. Eine Dün=
ing
auf mittleren und leichten Böden iſt darum recht ſchwierig
id verlangt neben guten landwirtſchaftlichen Kenntniſſen lang=
hriges
Vertrautſein mit den Bodenverhältniſſen.
Neuerdings wird in immer ſtärkerem Ausmaß ein Dungver=
hren
auf leichten Böden angewendet, das die nutzloſe Düngung
it Stickſtoffſalzen umgeht und doch dieſen Böden die notwen=
gen
Stickſtoffverbindungen zukommen läßt. Es gibt Bakterien=
ten
, die, im Gegenſatz zu allen anderen Pflanzen, den lebens=
otwendigen
Stickſtoff der Luft zu entnehmen vermögen. Eine
eihe gerade dieſer Bakterien ſind mit einigen höheren Pflanzen,
ir allen Dingen den Kleaerten, der Lupine und Seradella, die
le zur großen Gruppe der Leguminoſen gerechnet werden, eine
nige Verbindung eingegangen. Sie ſiedeln ſich nämlich an
nzelnen Wurzelſtellen dieſer Leguminoſen an und bilden kleine
nollchen, aus denen die Pflanze dann den Stickſtoff ganz nach
elieben entnehmen kann. Die im Winter verfaulenden Wurzeln
ilten die Stickſtoffknöllchen feſt, ſo daß die im nächſten Jahre
igebauten Pflanzen in Wurzelnähe hinreichende Mengen dieſes
toffes vorfinden.
In Vorſtehendem konnten nur die Grundſätze der Pflanzen=
nährung
und der Düngung dargelegt werden. Von einer ge=
nuen
Kenntnis der Stoffaufnahme ſind wir noch fern. Große
id wichtige Fragen harren hier noch ihrer wiſſenſchaftlichen

öſung.

Die beſien Rhabarberſorten.

Noch biele Rhabarberpflanzungen beſtehen aus einem Ge=
iſch
von Sämlingen, die weit hinter den Höchſtleiſtungen zurück=
eiben
, die man auf der gleichen Fläche oder von der gleichen
flanzenzahl erzielt, wenn man die beſtbewährten Sorten pflanzt.
er Beerenobſt= und Baumſchulenbeſitzer H. Roſenthal in Rötha,
ezirk Leipzig, hat ſämtliche im Handel befindlichen Sorten an=
ſchafft
und beobachtet und dabei drei Sorten als die beſten
ibauwürdigen herausgefunden. Es ſind dies der verbeſ=
rte
rotſtielige Viktoria, Dawes Challenge und
he Sutton. Von Challenge erntete Roſenthal von einem
jorgen 310 Zentner.

Montag, den 22. September 1924,

*Die Ernie des Obſies.
Meiſtens können die Obſtgartenbeſitzer die Zeit der Ernte
nicht erwarten, ſo daß zu früh geerntet wird, bevor das Obſt
ausgereift iſt. Wenn man das Obſt vor der Reifezeit von den
Bäumen nimmt, dann iſt es nicht nur wenig haltbar, ſondern
auch meiſt unſchmackhaft, denn beſonders in den letzten Tagen
des Reifens nimmt das Obſt erheblich an Wohlgeſchmack zu.
Beim Frühobſt begeht man ebenfalls den ſchweren Fehler, zu
ſpät zu ernten. Wird das Frühobſt zu lange auf den Bäumen
gelaſſen, dann wird es mehlig. Außerdem hat man bei der
Ernte große Verlufte durch das Abfallen der Früchte. Vor Scha=
den
kann man ſich aber nur dann bewahren, wenn man den rich=
tigen
Zeitpunkt der Obſternte kennt und ſich mit dem Pflücken
danach richtet. Man nimmt meiſtens an, daß das Obſt dann reif
iſt, wenn es von den Bäumen fällt. Das gilt aber nur von ſol=
chen
Früchten, die ganz geſund ſind, denn ſchadhaftes und wurm=
ſtichiges
Obſt fällt im unreifen und grünen Zuſtande von den
Bäumen. Das gute, geſunde Obſt muß etwas vor der Reife
vom Baume gepflückt werden. Wenn das Obft reif iſt, löſt ſich
allmählich der Stiel vom Zweige ab. Dies geſchieht beſonders
beimt Kernobſt. Man beachtet dann zwiſchen Frucht und Stiel
eine feine Querlinie, die ſogenannte Trennungsſchicht. An die=
ſer
Trennungsſchicht bildet ſich der Kork. Der Stiel wird alſo
durch dieſe Schicht unterbrochen. Hat ſich bei vollkommener Reife
der Frucht dieſe Trennungsſchicht gebildet, dann löſt ſich die
Frucht durch ihre eigene Schwere, ohne Schätteln und Ziehen
von dem Zweige und fällt zur Erde. Eigentlich könnte man alſo
mit der Ernte ſo lange warten, bis das Obſt von ſelbſt fällt.
Dadurch würde man ſich das mühſame, zeitraubende Pflücken
erſparen. Wenn man aber mit dem Pflücken des Obſtes ſo lange
wartete, würde nicht nur die Obſternte ſehr lange hinausgezögert
werden, ſondern das Obſt würde wegen der Beſchädigungen, die
es durch den Fall erlitt, bald zu faulen anfangen. Wenn man
wiſſen will, ob das Obſt zum Pflücken reif iſt, muß man darauf
ſehen, ob ſich die Früchte ſchon vom Zweige zu löſen beginnen.
Die fortſchreitende Reife läßt ſich übrigens auch an der Farbung
der Obſtkerne erkennen. Iſt die Frucht vollkommen ausgereift,
dann nimmt ſie keine Nährſtoffe mehr in ſich auf, auch dann
nicht, wenn ſie am Baume hängen bleibt. Aber die Frucht iſt
ein Lebeweſen. Wenn ſie nicht mehr wächſt, dann arbeitet das
Leben in der Frucht trotzdem allerdings an ihrer Zerſetzung.
Das iſt die Beſtimmung der Frucht, daß das Fruchtfleiſch nach
und nach ſich zerſetzt und dem Verfall entgegengeht, während ſich
die Kerne in der Frucht entwickeln, lebensfähig bleiben und bald
zu jungen Bäumchen auswachſen. Die Zerſetzung der Frucht
beginnt bei den verſchiedenen Sorten zu verſchiedenen Zeiten.
Die meiſten frühreifenden Obſtſorten beginnen ſchon wenige
Tage oder Wochen nach der Ernte zu faulen. Unter den ſpäter
reifenden Sorten dagegen gibt es viele, die ſelbſt nach vollendeter
Reife noch einige Wochen, ja Monate geſund bleiben, wenn ſie in
geeigneten Räumen aufbewahrt werden.
Am wohlſchmeckendſten ſind die Obſtſorten bei ihrer Reife.
Sind die Früchte reif, dann haben ſich alle Stoffe in der Frucht
in der vollkommenſten Weiſe entwickelt, und alle Geſchmackswerte
ſind zur Ausbildung gelangt; in dieſem Zuſtande ſagen, die
Früchte unſerem Gaumen am meiſten zu. Dieſer Zuſtand trifft
bei vielen Obſtſorten mit dem Zuſtande der Baumreife zuſam=
men
, weswegen folches Obſt gleich vom Baume her genießbar
iſt. Viele ſpäte Sorten dagegen ſind erſt dann zum Roheſſen
gut, wenn ſie einige Tage oder Wochen gelagert haben und gut
nachgereift ſind. Die Winterſorten ſind bekanntlich zur Zeit der
Obſternte noch hart und rauh. Man kann ſie darum nicht gleich
vom Baume weg genießen. Um ſie zum Roheſſen tauglich zu
machen, müſſen ſie einige Monate lang lagern. Solche Sorten
eignen ſich als Marlt= und Handelsſorten, da ſie gut transport=
fähig
und ſehr haltbar ſind. Meiſtens zeichnen ſie ſich auch noch
durch ſchönes Ausſehen und bei der Reife durch guten Geſchmack
gus. Die Haltbarkeit des Obſtes hängt nicht nur von der guten
Behandlung während und nach der Ernte ab, ſondern auch von
ſeinem Gehalt an Gerbſäure und Apfelſäure. Damit ſich das
Obſt lange friſch und geſund erhält, darf man es weder ſchütteln
noch herunterſchlagen, ſondern muß es pflücken.
Kelk als Nährſioff im Tierfatter.
Der tieriſche Körper braucht zum Wachstum und Gedeihen
Kalk. Enthält das den Tieren gereichte Futter zu wenig Kalk,
treten geſundheitliche Schädigungen ein. Bei jungen Tieren
erhalten die Knochen in dieſem Falle nicht den richtigen Härte=
grad
, ſo daß Verkrümmungen und Verdickungen entſtehen.
Bei Schweinen ruft kalkarme Nahrung in der Jugendzeit
die berüchtigte Knochenweiche hervor. Schweine, die haupt=
ſächlich
mit wenig Kalk enthaltenden Futtermitteln genährt wer=
den
, benutzen jede Gelegenheit, Erde und Kalk aufzunehnien,
Wenn die Tiere auf die Weide gehen und nach Herzensluſt
wühlen und Erde freſſen können, werden ſie meiſt genügend
Kalk aufnehmen. Für alle Schweine aber, die im Stalle gehalten
werden, und nur auf einem mehr oder minder eng begrenzten
Hofraum Gelegenheit zum Wühlen haben, iſt unbedingt eine
Zugabe von Kalk notwendig. Man gibt ihnen neben Erde, Teich=
ſchlamm
uſw. Futterkalk, z. B., kohlenſauren Futterkalk in Men=
gen
von 15 bis 20 Gr. auf den Kopf und Tag, auf 50 Pfd.
Lebendgetvicht.
Auch die Ziege leidet unter Kalkmangel in der Nahrung
Als Folge davon entwickeln ſich bei ihr nicht ſelten Knochen=
erweichung
und Knochenbrüchigkeit; beſchwerliches Aufſtehen und
Niederlegen, ſteifer Gang, Ueberköten der Hinterfüße und
ſchmerzhafte Anſchwellung der Gelenke ſind Kennzeichen dieſer
Krankheit, der namentlich jüngere, im Wachstum begriffene
Tiere leicht verfallen. Die Urſache liegt im Futter, das zu wenig
knochenbildende Salze enthält. Daher empfiehlt ſich ein Wechſel
im Futter und neben kräftiger Ernährung die Vergbreichung
von baſiſch phosphorſaurem Kalk, ſogen. Futterkalk; man kann
einem jungen Tiere zwecks beſſerer Knochenentwicklung bis zu
5 Gr. Futterkalk auf den Tag geben, älteren Tieren entſprechend
mehr. Kaninchen gibt man täglich eine reichliche Meſſer=
ſpitze
voll. Dies empfiehlt ſich namentlich bei tragenden
Häſinnen.
Verhältnismäßig mehr Kalk als andere Tiere brauchr das
Geflügel. Knochen und Federn enthalten viel phosphor=
ſauren
und kohlenſauren Kalk. Der Kalk fördert auzerdem beim
Geflügel die Verdauung, indem er zur Löſung der Nährſtoffe
beiträgt und die überſchüſſige Säure im Kropf und Magen bin=
det
. Vor allem iſt zu berückſichtigen, daß die Eierſchale aus
Kalk beſteht. Der zur Bildung der Schale nötige Kalk wird vom
Eileiter ausgeſchieden und dieſem durch die Nahrung zugeführt.
Fehlt es der Nahrung an Kalk, ſo werden die Eierſchalen nur
dünn, oder die Eier kommen gänzlich ſchalenlos zur Welt. Wenn
das Geflügel Getreidekörner und Kleie erhält, ſo ſimmt es mit
dieſen Phosphorſäure und Kalk in ziemlichen Mengen auf.
Rüben und Kartoffeln aber enthalten nur ſo geringe Mengen
von Kalk, daß die Verfütterung dieſer Futtermittel die Zugabe
von beſonderen Kalkgaben, wie Eierſchalen, Futterknochenmehl,
Kreide u. dal. unbedingt erforderlich macht. Aber auch bei
reichlicher Körner= und Kleiefütterung tut man gut, täglich 1
bis 2 Gr. Kalk dazu zu geben. Für Legegeflügel aber reicht dieſe
Kalkzugabe nicht aus, denn die Schale eines mittelgroßen
Hühnereies wiegt allein ſchon 5 Gr. Wenn man die Kalkzugabe
in Geſtalt von Eierſchalen verabfolgen will, ſo muß man z. B.
einem Huhn täglich 5 bis 10 Gr. Eierſchalen, alſo die Schalen
von 1 bis 2 Eiern, geben, aber klein zerrieben unter das Weich=
futter
gemiſcht, nicht etwa in unzerkleinertem Zuſtande, weil die
Hühner hierdurch zum Eierfreſſen verleitet werden würden. Auch

Seite 2.

Knochen und Knorpeln gibt man den Hühnern als Kalknahrung
in zerklopftem, fein zerhaktem oder gemahlenem Zuſtande. Von
rohem Knochenmehl miſcht man täglich etwa 5 bis 10 Gr. für
jedes Huhn unter das Futter. Das käufliche Futterknochenmehl
iſt aus Knochen hergeſteller phosphorſaurer Kalk, der in täg=
lichen
Gaben von 1 bis 3 Gr. für das Stück gegeben werden
kann. Zur Not kann man den Hühnern auch geſchlämmte
Kreide, Stückkreide und alten Kalkmörtel geben, den man zu
kleinen Stücken zerklopft und von dem ein Huhn täglich 5 Gr.
aufnehmen kann.

Inſeftenmord oder Schädlingsbekämpfung.
Als ſehr bedenklichen Vorſchlag kennzeichnet Garteninſpektor
Lange in Naumburg die Naglerſche Fangvorrichtung für nachts
fliegende Schädlinge, euf deren Schilderung in der Deutſchen
Obſt= und Gemüſebauzeitung neulich hingewieſen wurde. Gegen
dieſe Fangweiſe wäre nichts einzuwenden, wenn alle Inſekten
als Schädlinge angeſprochen werden müßten. Das iſt jedoch
durchaus nicht immer der Fall, nur ein kleiner Bruchteil gehört
dazu. Um den Nutzen des von Nagler empfohlenen Maſſenfangs
ſchätzen zu können, müßte zunächſt feſtgeſtellt werden, welchen
Arten die gefangenen Inſekten überhaupt angehören, ſodann
wäre zu unterſuchen, wieviele Weibchen ſich unter den tatſächlich
ſchädlichen Arten befinden und ferner, wieviele dieſer Weibchen
ihre Eier noch bei ſich tragen. Natürlich ſind auch die Männchen
zur Erhaltung der Art bei den meiſten Inſekten notwendig ,wenn
auch nicht wenige Arten ſich ohne Befruchtung durch Jungfern=
zeugung
vermehren. Die Männchen der die meiſten Schädlinge
ſtellenden Nacht= und Dämmerungsfalter ſuchen die infolge der
Belaſtung mit Eiern trägen und ſchwerfälligen, bei einzelnen
Arten (Forſtſpanner, Schlehenſpinner uſw.) ganz flugunfähigen
Weibchen in lebhaftem Umherfliegen zum Zwecke der Begattung
auf und werden infolgedeſſen den Hauptbeſtandteil des Fanges
bilden. Alle Weibchen der Schmetterlinge und Motten, die ihre
Eier bereits abgelegt haben, ſind für die Bewertung des Fanges
gleichfalls auszuſchließen. Weil gewöhnlich die Zahl der gefan=
genen
eiertragenden Weibchen verhältnismäßig gering iſt, hat
man den längere Zeit befürworteten und mehr oder wenig eifrig
betriebenen Fang mit Handnetzen und Fanggläſern bei den mei=
ſten
Schädlingen, z. B. dem Heu= und Sauerwurm, als Sedeu=
tungslos
eingeſtellt. Unter Umſtänden, ſo bei den Weſpen, können
die Fanggläſer allerdings von Wert ſein.
Daß wir Tierarten, die uns läſtig oder gefährlich werden,
bekämpfen, iſt unvermeidlich, zu verurteilen iſt jedoch der wahl=
loſe
Inſektenmord, denn jedes Tier hat ſeine Bedeutung im
Haushalt der Natur, wenn wir ſie auch nicht in jedem Falle er=
kennen
.

Die Junghühner und die Sitzſiangen.

Während die jungen Hühner der leichten Raſſen oſt allzu
früh die Sitzſtangen zur Nachtruhe aufſuchen, müſſen die Jung=
tiere
der ſchweren Raſſen mitunter planmäßig zum Aufbäumen
erzogen werden. So lange das Bruſtbein noch nicht völlig er=
härtet
iſt, nehmen die Tiere leicht Schaden beim Auffliegen auf
die Sitzſtangen und dem Sitzen auf ihnen, denn durch Anpreſſen
der Bruſt an die Stangen wird das weiche, knorpelige Bruſtbein
verkrümmt. Deshalb läßt man die Kücken vor Abſchluß der
Knochenbildung beſſer in Ställen übernachten, in denen keine
Sitzſtangen angebracht ſind. Kommt dann die Zeit heran, wo
die Tiere an die Sitzſtangen gewöhnt werden ſollen, ſo achte man
darauf, daß die Stangen nicht zu ſchmal ſind. Am beſten eignet
ſich ein Brett von etwa 810 Zentimeter Breite, an dem die
ſcharfen Kanten etwas abgeſtoßen ſind. Auch bringe man an=
fangs
die Stangen nicht in zu großer Höhe an. Am beſten eignetz
Raſſen, die lieber auf dem Boden als auf der Stange ſitzen, kann
man das dulden, wenn man nur wenig Tiere in einem geräumi=
gen
Nachtſtall unterbringt. Dann muß aber die Einſtreu ſtets
peinlich ſauber ſein. Wer die Tiere an die Stangen gewöhnen
will und dies iſt doch ſchließlich wünſchenswert , verſuche
es zunächſt, ſie mehrere Abende nacheinander auf die Stangen zu
ſetzen. Das muß aber nach Eintritt der Dunkelheit geſchehen,
weil ſie ſonſt leicht wieder abfliegen und ſich dieſem Eingriff in
ihre Gewohnheit widerſetzen. Iſt der Bodenraum des Nachtſtalls
nicht gar zu groß, ſo kann man auch einige Zentimeter über dem
Boden ein engmaſchiges Drahtgeflecht ausſpannen. Ein Sitzen
darauf wird den Tieren natürlich zur Unmöglichkeit, und ſie
werden in den meiſten Fällen ſchon die Sitzſtangen vorziehen.
Hilft auch das noch nicht, ſo verſuche man folgendes Mittel: An
der Stelle, wo die Tiere ſich nachts niederkauern, lege man eine
etwa 810 Zentimeter breite Latte auf den Fußboden. Dieſe
wird von den Tieren faſt ausnahmslos angenommen. Nach eini=
gen
Tagen, nachdem die Tiere ſich daran gewöhnt haben, erhöhe
man die Latte etwas, etwa durch Unterlage eines Ziegelſteins.
Ein ſolches Höherſtellen wiederhole man nach einigen Tagen
noch mehrmals, bis die Stange die Höhe der übrigen Sitzſtangen
hat. Nach Entfernung der Latte werden die Tiere nun auch die
anderen Sitzſtangen befliegen.

In der Mauſer.
Die Zeit des Federwechſels ſtellt große Anſprüche an die
Lebenskraft der Hühner. Wenn die Mauſer auch keine Krank=
heit
iſt, wie man hin und wieder inmer noch hört, ſo ſind die
Tiere doch während ihrer Dauer ſo zu halten, als wären ſie krank.
Denn ſie ſind in dieſer Zeit viel empfindlicher gegen Witterungs=
einflüſſe
als im vollen Federkleide. Vor allen Dingen brauchen
ſie gewiſſe Nahrungsſtoffe, um die neuen Federn zu bilden, und
wir tun gut, ihnen dieſe Stoffe zuzuführen, damit ſie nicht ge=
zwungen
ſind, von ihrem Kräftevorrat zu zehren. Es iſt ein
großer Fehler, die Hühner in dieſer Zeit ſchlecht zu ſüttern. Die
Legepauſe während der Mauſerzeit iſt eine Norvendigkeit.
Hühner, die während dieſer Zeit weiterlegen, wie das hier und
da vorkommt, ſchwächen ſich und leiſten dann nicht mehr viel.
Die Hennen, von denen wir mit Sicherheit Wintereier erwarten
können, ſind diejenigen, die ſpäteſtens Anfang Auguſt mit der
Mauſer beginnen, ſchnell mit ihr fertig werden und Anfang
November im neuen, glänzenden Winterkleide mit rotem Kammi
und hellen Augen herumſpazieren, bereit, gute Arbeit zu tun.
Die Mauſer muß beendet ſein, ehe das kalte Wetter einſetzt, ſonſt
iſt auf Wintereier nicht zu rechnen.
Der aufmerkſame Züchter hat es in der Hand, die Mauſer
zu beſchleunigen. Man geht dabei folgendermaßen zu Werke.
Anfang Auguſt, wenn die Eier ſeltener werden, läß: man wäh=
rend
810 Tagen jedes Kraftfutter, alle Körner und alle fett=
reichen
Küchenabfälle bei der Fütterung der Hühner fort und gibt
ihnen faſt nur feingehacktes Grünes, Kartoffelſchalen, Obſtabfälle
uſw. zu freſſen. Man kann dieſe Art der Fütterung getroſt 10,
ſelbſt 14 Tage fortſetzen. Hiernach beginnt man ſo kräftig und
eiweißreich zu füttern wie nur immer möglich; alle eiweißhaltigen
Futtermittel tun jetzt die beſten Dienſte. Sowie man dieſe
Fütterung ein paar Tage fortgeſetzt hat, beginnen die Hühner
mit großer Schnelligkeit ihre Federn zu verlieren, manche von
ihnen werden faſt nackt dabei. Man fährt fort, ſo kräftig und
abwechſelungsreich wie möglich zu füttern, wobei Grünfutter
keineswegs fehlen darf, gibt den Hühner auch möglichſt reichlich
zerkleinerte rohe oder gekochte Knochen, ſowie Kalk, und wird die
Freude haben, zu ſehen, daß die Tiere ſich äußerſt ſchnell wieder
befiedern und bald völlig ausgemauſert und von neuem legebereit
ſind. Friſches, kühles Waſſer in reinen Gefäßen darf niemals
fehlen, Holzkohle, zerkleinert, ſo daß ſie aufgepickt werden kann,
erhält die Verdauungsorgane geſund und in Ordnung. Wo Holz=
kohle
nicht aufzutreiben iſt, tun ein paar Körner gebrannte Gerſte
(Malzkaffee) hier und da verabreicht, die gleichen Dienſte.

[ ][  ]

Seite 8.

Moutag, den 22. September 1924.

Rummer 234.

enge

Todes=Unzeige
Heute abend kurz vor 10 Uhr
entſchlief ſanft nach Gottes uner=
forſchlichem
Ratſchluß unſer liebe
gutes
Liefelchen
im Alter von 12½ Jahren infolg
einer ſchweren Blutvergiftung,
Im Namen
der tieftrauernden Hinterbliebenen!
Familie Joſef Sanderbeck.
Darmſtadt, 20. Sept 1924.
Die Beerdigung findet Dienstag
vorm. 11½ Uhr auf dem Waldfried=
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Bekanntmachung.

Der Herr Reichsminiſter der Finanzen
hat mit meinem Einverſtändnis das auf
Goldmark und Dollar lautende wertbeſtän=
dige
Notgeld der Deutſchen Reichsbahn mit
den Ausgabedaten 23, Oktober 1923 und
vom 7. November 1923 mit Wirkung vom
15. September 1924 und einer Einlöſungs=
friſt
bis einſchließlich 15. Oktober 1924
aufgerufen.
Der Umtauſch gegen andere Zahlmittel
erfolgt innerhalb dieſer Zeit bei allen
Eiſenbahnkaſſen.
Nach dem 15., Oktober 1924 eingehende
Einlöſungsanträge müſſen grundſätzlich ab=
(1207901
gelehnt werden.

Ber) i, den 9. September 1924,
er Reichsverkehrsminiſter.

Die Werbung
von Monographien und Geſchäftsanzeigen für das Buch

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herausgegeben im Selbſtverlag der Stadt Darmſtadt
unter Mitwirkung führender Perſönlichkeiten aller Be=
völkerungskreiſe
, hat heute begonnen. Das Buch wird
ſehr gut ausgeſtattet und reich illuſtriert ſein und, auf
beſtem unſtdruckpapier von der L. C. Wittich’ſchenHof=
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gedruckt, in einer Auflage von 4ooo Exem=
plaren
noch vor Peihnachten erſcheinen. Das Werk wird
eine Zierde für jeden Büchertiſch werden und ſicher ſeinen
Peg nach außen hin finden, vor allem zu Propaganda=
zwecken
im Intereſſe der hieſigen Inſerenten. ImBuch=
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wird das Prachtwerk zu S.oo Mark verkauft

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