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Nabatt weg. Bankkonto: Deutſche Bank und
Darm=
ſtädter 8 Nationalbanf.
ungen des baveriſchen
uind erleichterin ?
München, 21. Sept. Auf der Generalverſammlung der
eriſchen patriotiſchen Bauernvereine in Tuntenhauſen hielt
iſterpräſident Dr. Held eine längere, bedeutſame Rede über
bolitiſche Lage. Der Miniſterpräſident wies eingangs ſeiner
führungen darauf hin, daß es heute noch immer Leute gäbe,
glauben, daß durch Putſche von rechts oder links das Heil
tſchlands und Bayerns erſtehen könne. Wenn dieſe Leute in
letzten 5 Jahren etwas gelernt hätten, ſo wüßten ſie, daß
— die Einigkeit auf dem Boden der ſtaatlichen Ordnung uns
a er ſtark und groß machen könne. Wer Revolutionen ſäe,
Rie Revolutionen ernten, und ein Volk, das eine
Revo=
ion mache, ſei der Vernichtung preisgegeben.
Dr. Held ging dann auf die
Londoner Beſchlüſſe und das Dawesgutachten
So ſchwer die Bedenken auch für alle Vaterlandsfreunde
ſo ſei doch die Annahme des Gutachtens notwendig
eſen, wenn nicht das deutſche Volk in kürzeſter Zeit einer
tbaren wirtſchaftlichen, und damit ebenſo auch einer
poli=
n Kataſtrophe entgegengehen wollte. Wenn das
Dawesgut=
anicht angenommen worden wäre, hätten wir ein Aufblühen
Separatismus am Rhein erlebt. Der wirkliche Verfall des
es wäre in dieſem Augenblick eingetreten. Auf der Sitzung
do Völkiſchen Blocks am Freitag wurde berichtet, Hitler habe
er=
kE) wenn ſein Putſch im November geglückt geweſen wäre,
es kein Dawesgutachten gegeben. Hitler hat recht. Dann
es kein Dawesgutachten gegeben, weil es nicht mehr not=
Zuich —ig geweſen wäre, dann wäre Deutſchland an ſich ſchon dem
—ill preisgegeben geweſen. Die Franzoſen hätten uns zu
Bo=
d. gedrückt. Es wäre ihnen nicht mehr viel Arbeit übrig
ge=
en zu der Einnahme Deutſchlands.
sch habe mich gefreut, daß es eine Oppoſition gegeben hat
ge die Dawesgeſetze, aber daß ſie ſo törichte Formen ange=
1 ten hat, wäre nicht notwendig geweſen.
Unſere Wirtſchaft
iſri krank. Täuſchen wir uns nicht. Es wird trotz der Annahme
n—i chwere Kriſen geben. Deutſchlands Wirtſchaft ſteht dem bis
arze Zähne bewaffneten Frankreich gegenüber, während das
dehe Volk, in einer Maſſe Parteien zerſplittert, ſich nicht
wie=
de det. Als die Sozialiſtenherrſchaft geſtürzt war, als Kahr
Imt antreten konnte und die Volkspartei mit den übrigen
bi rlichen Parteien hinter ihm ſtand, hätte man Bayern durch
luge, konſequente Entwicklung an die Spitze der anderen
en führen können. Dieſe Entwicklung iſt uns kaput gemacht
n durch Elemente, die eine Politik der Gewalt eingeführt
he. Es waren Leute, die das bayeriſche Volk mißbraucht
ha=
be Was man damals beabſichtigte, das war keine deutſche
Po=
lis ondern engherzige Preußenpolitik. Preußen ſoll dasſelbe
haben wie Bayern und entſprechend ſeiner Größe auch
tß. Aber Preußen iſt nicht Deutſchland und Preußen
be=
nicht das Deutſche Reich, und wir fordern unſer
bayeri=
ſc,Recht. Und jeder der kommt, uns dieſes Recht zu nehmen,
Hſer Gegner, und wenn er noch ſo gute Worte findet. Er
ſer Feind.
etzt will man das deutſche Volk mit dem
Völkerbund
Ich ſtehe auf dem Standpunkt: Jetzt kann das
ſche Volk nicht in den Völkerbund eintre=
Es würde damit ſeine Ehre und ſein Recht aufgeben.
m ſollen wir dümmer ſein als Amerika? Warum geht
Ame=
ſiElicht in den Völkerbund?
m Eintritt in den Völkerbund lehne ich im Einvernehmen
meinen Freunden in der Regierung im gegenwärtigen
genblick ab. Es iſt nicht angängig, daß der
Reichspräſi=
it und das Reichskabinett dieſe wichtige Frage allein
ſcheiden. Hierzu müſſendie einzelnen
Län=
der gehört werden.
achdem unmittelbar nach der Annahme der Dawesgeſetze
den Reichstag durch eine Proklamation des deutſchen
kanzlers
die Kriegsſchuldlüge
ollt wurde, darf es jetzt kein Halten mehr geben. Jetzt
9—2s konſequent ſein. Wer A ſagt, muß auch B ſagen, ſonſt
bet man vor ihm den Reſpekt im Ausland und er ſchafft
n Verwirrung im Inland. Ich ſtehe auf dem Standpunkt:
uE allen Umſtänden muß dem Ausland die Kriegsſchuldfrage
Niert werden.
ir in Bayern haben die Ueberzeugung, daß die Politik
eir)ürgerliche ſein muß, und zwar eine rechts gerichtete
T erliche Politik. (Lebhafter Beifall!)
enn die Völkiſchen davon ſprechen, daß eine Einigung
—nder Bayeriſchen Volkspartei und den Sozialdemokraten
ehe, ſo iſt das falſch. Solange er an der Spitze der Partei
ſie ſei noch nie eine ſolche Einigung angeſtrebt worden. Man
aber einmal eine Unterſuchung bei den Völkiſchen vor,
nen eine ganze Reihe 1918/19 im ſozialdemokratiſchen
La=
ſtanden.
e Regierung täuſcht ſich nicht. Uns drohen neue Gefahren
20 Aiks und rechts. Wir ſtehen auf dem Standpunkt, daß ein
eI nur beſtehen kann, wenn er die Staatsgewalt feſt
E nden hat. Jeder hat ſich dem Staatsgedanken zu
beu=
gera gibt es keine Extrawurft. Auch nicht für Offiziere, ſo
Dr9h ſie auch ſonſt einſchätze. Ich laſſe das bayeriſche Volk
— n Staat nicht zum Spielzeug der Launen und Beſtrebun=
* S berſönlichen Ehrgeizes einzelner Leute machen. Wir
n die völkiſche Diktatur ab. Wen wir ſchon
Diktatur wollen, dann holen wir uns ſie
dann holen wir unſeren bayeriſchen
Kö=
wieder. (Minutenlanger, ſtürmiſcher Beifall!) Dazu
n wir keinen norddeutſchen General, auch nicht, wenn er
Als Nachfolger des verſtorbenen deutſchnationalen
Reichstagsabge=
ordneten Malkewitz zieht Rittergutsbeſitzer Karl von Zitzewit auf
Kottow bei Muttrin in Pommern in den Reichstag ein.
Nach einer Havasmeldung aus Koblenz wird zwiſchen den deutſchen
Behörden und der Rheinlandkommiſſion darüber verhandelt, gewiſſe
deutſche Beamte, deren Anweſenheit im beſetzten Gebiete angeblich die
Entſpannung nicht fördern ſoll, außerhalb der beſetzten Gebiete in
Stel=
lung zu bringen.
Die belgiſche Regierung hat von 2245 während des paſſiven
Wider=
ſtandes Ausgewieſenen allen bis auf 29 die Rückkehr in das beſetzte,
Ge=
biet erlaubt. Ferner hat die belgiſche Regierung 64 ehemaligen
Beam=
ten die Wiederaufnahme ihrer Tätigkeit im beſetzten Gebiet genehmigt.
Nach dem Temps berechnet man die jährliche Einnahme, die der
franzöſiſche Fiskus durch die 26prozentige Abgabe von der deutſchen
Ein=
fuhr erzielen kann, auf mehr als 250 Millionen Papierfranken.
Der Juſtizminiſter René Renault hat geſtern in Hyeres eine
poli=
tiſche Rede gehalten, die offenbar im Auftrage des Geſamtminiſteriums
alle wichtigen Fragen behandelte, die im Augenblick die innere Politik
berühren.
Havas veröffentlicht folgendes Communiqué, das über die Lage in
Marokko von der ſpaniſchen Regierung herausgegeben wird: An der
Weſtzone im Abſchnitt von Xauen wurden Legionäre, die in der
Um=
gebung des Lagers Poſten aufſtellen wollten, angegriffen. Sie hatten
4 Tote und 12 Verwundete. Infolge des Kampfes von Gorgues zeigt
ſich der Feind, der große Verluſte erlitten haben ſoll, entmutigt.
Der Föderaliſt Alexander Baujenow iſt nach einer Meldung
aus Sofia ermordet worden. Er war früher Mitglied des
türki=
ſchen Parlaments und der bulgariſchen Sobranje.
Nach einer Exchange=Meldung aus Konſtantinopel haben die im
Bezirk Erzerum aufgetretenen Erdſtöße 300 Dörfer völlig
zerſtört. Ueber 500 Perſonen ſeien getötet worden.
derst eltkrieg gewonnen hätte.
* Miniſterpräſident richtete zum Schluß an die zahlreich
IIden Bauern die Aufforderung, mitzuarbeiten an dem
Sohl, dann werde auch der Tag kommen, wo man das
ahernlied und mit Recht „Deutſchland, Deutſchland über
Fingen könne.
Radolfzell, 21. Sept. Auf dem heute hier abgehaltenen
Parteitag des Badiſchen Zentrums ergriff Reichskanzler Dr.
Marx das Wort und äußerte ſich auch über die Frage des
Ein=
trittes Deutſchlands in den Völkerbund. Er führte u. a. aus,
daß der Gedanke des Völkerbundes an ſich etwas
durchaus chriſtliches ſei. Ob der Völkerbund
in ſeiner gegenwärtigen Geſtalt in der Lage
ſei, zum Wohle der geſamten Menſchheit zu
ar=
beiten und das friedliche Nebeneinanderleben
der Völker herbeizuführen, ſei jedoch fraglich.
Wenn Deutſchland einen Antrag auf Beitritt
zum Völkerbund ſtellte, dann könnte es dies
nur tun in voller Wahrung ſeiner Art und
un=
ter der Bedingung, daß esals Großmacht
aner=
kannt werde und ihm ſeine Freiheit gelaſſen
werde und ſeinen gerechten Anſprüchen genügt
würde. Ob wir im Kabinett am nächſten Dienstag in dieſer
Sache zu einem Entſchluſſe kommen, weiß ich nicht. Ich glaube
aber, daß eine große Anzahl von Momenten gerade gegenwärtig
dafür ſpricht. Wir werden alſo abwarten. Ich bin durchaus der
Anſicht, daß der Schritt, den das Gewiſſen uns
weiſt, getan werden muß, auch wenn er von noch ſo
vielen verachtet und angegriffen wird. Wir werden im
Kabinett den Weg des Rechts und der
Gerech=
tigkeit zu gehen haben. Die Einigkeit des Reiches ſei
das Hauptziel des Zentrums. Die beſetzten Gebiete ſehen, daß
der Weg des Friedens und der Verſtändigung der einzig
rich=
tige iſt. Wir werden alles tun, die Laſten des beſetzten Gebietes
zu erleichtern. Das ganze Deutſchland iſt verpflichtet, dieſe
La=
ſten mitzutragen, auch alle Reparationslaſten. Deutſchland hat
den Krieg verloren, nicht das Rheinland und Weſtfalen allein.
Die Wege, die in London gegangen worden ſind, müſſen wir
bei=
behalten.
In der Ausfprache ergriff auch der badiſche Staatspräſident
Dr. Köhler das Wort und dankte dem Reichskanzler dafür, daß
er die Einheit des Reiches wieder hergeſtellt habe. Zur
finan=
ziellen Lage Badens übergehend, erklärte er, daß die
Steuerpoli=
tik von Grund auf ſo raſch wie möglich geändert werden müſſe.
Dr. Köhler ſchloß mit einem begeiſtert aufgenommenen
Treue=
gelöbnis zum Reich.
TU. Gleiwitz, 22. Sept. Der geſtrige Wahltag in
Oberſchleſien begann mit geringer Beteiligung der
Wähler=
ſchaft. Erſt gegen Mittag traten die Wähler häufiger an die
Wahlurne und in den Nachmittagsſtunden wickelte ſich erſt das
eigentliche Wahlgeſchäft ab. Jedoch konnte man feſtſtellen, daß im
allgemeinen eine große Wahlmüdigkeit herrſcht und, ſoweit man
die Dinge bisher überſehen kann, wird kaum mit einer mehr als
60prozentigen Beteiligung zu rechnen ſein. Vorläufige
Er=
gebniſſe: 191 695 Zentrum, 81002 Deutſchnationale, 75 917
Kommuniſten, 3139 Siedlerpartei, 35 839 Polniſche Volkspartei,
7811 Demokraten, 807 Haeußerbund, 19 229 Sozialdemokraten,
11836 Deutſchvölkiſche Freiheitspartei, 11683 Deutſche
Volks=
partei, 7160 Deutſchſoziale. Danach würden ſich folgende Sitze
ergeben: 3 Zentrum (Ulitzca, Ehrhardt, Zipper), 1
Deutſchnatio=
naler (Pfarrer Wolff), 1 Kommuniſt (Frau Emilie Zaede=Berlin),
Wiederkolungswahl im Wahlfreis 28.
Dresden, 21. Sept. (Wolff.) In Dittmannsdorf,
Amts=
hauptmannſchaft Meißen (Wahlkreis 28 Dresden-Bautzen), fand
heute wegen unzuläſſiger Wahlpropaganda bei den
Reichstags=
hauptwahlen eine Wiederholungswahl ſtatt, bei der folgende
Stimmen abgegeben wurden: (In Klammern die Stimmenzahl
bei der Sauptwahl: Sozialdemokraten 33 (48), Deutſchnationale
207 (297), Demokraten 9 (18), Kommuniſten 6 (9), Deutſche
Volks=
partei 11 (25), Deutſchſoziale 5 (4), Völkiſche 1 (6). Die
Wahl=
beteiligung war alſo ſehr gering.
(Das Fazit des rufſiſch=franzöſiſchen „Bündniſſes”.)
Von unſerem Moskauer Berichterſtatter.
I.
ur. Moskau, im September.
Vorbemerkung. Anläßlich der Verhandlungen,
die jetzt zwecks Anerkennung Sowjetrußlands durch
Frankreich geführt werden, iſt die folgende Schilderung
intereſſant. Handelt es ſich doch darum, wie man in
Moskau die finanziellen Verpflichtungen des zariſtiſchen
Rußlands auffaßt, deren Erfüllung Frankreich verlangen
will.
Die Schriftleitung.
Franzöſiſche Geſchichtsſchreiber haben ſich vielfach
dahin=
gehend geäußert, daß das ruſſiſch=franzöſiſche Bündnis eine
aus=
geſprochene Vernunftehe ſei. Frankreich, als ein Feſtlandſtaat
mit ausgedehnter offener Oſtgrenze, immer in geſpanntem
Ver=
hältnis zu den mitteleuropäiſchen Nachbarſtaaten, und außerdem
auch mit England, befand ſich ſtändig auf der Suche nach einem
paſſenden Freunde im Oſten. Nachdem der Reihe nach die Türkei,
Schweden und Polen ſich als nicht genügend mächtige Partner
erwieſen hatten, wurden alle Anſtrengungen gemacht, um
Ruß=
land mit ſeiner zahlreichen Bevölkerung zum Verbündeten zu
gewinnen. Frankreich ſtreckte zuerſt ſeine Fühler nach Rußland
aus unter der Regierung Karls X., welche vom Jahre 1826 bis
zur Juli=Revolution exiſtierte, und die die Bedeutung eines
ſol=
chen Bündniſſes für die erfolgreiche Führung der imperialiſtiſchen
Politik richtig einzuſchätzen verſtand. Daß man keinen Irrtum
nach dieſer Richtung hin genährt hatte, zeigte die Unterſtützung
ſeitens der Regierung Nikolaus I., die es Frankreich ermöglichte,
ungeachtet der ſich vollziehenden Gegenbewegung Englands im
Juni 1830 die Marokko=Expedition zu unternehmen, welche den
Wendepunkt in der franzöſiſchen Kolonialpolitik bedeutete.
Die weitere innere Entwicklung Frankreichs, wie z. B. die
Juli=Revolution und ſpäter die Regierung Louis Philipps, die
den Polen ihre Unterſtützung angedeihen ließ, brachte eine
be=
deutende Abkühlung in dem Verhältnis zwiſchen Rußland und
Frankreich; denn Nikolaus I. ſah in Frankreich den Herd der
Revolution, und er betrachtete das franzöſiſche Volk als
Meu=
terer gegen die heilige Tradition des Gottesgnadentums. Nach
ſeiner Meinung mußte Frankreich von der Landkarte
verſchwin=
den, und er wollte ſein Möglichſtes dazu tun.
Die ſpätere Etappe iſt das Zeitalter Napoleons III., und
wieder hört man in Europa das Rauſchen der franzöſiſchen
Fah=
nen und das unaufhörliche Geraſſel des franzöſiſchen Säbels. Es
kommt zum Zuſammenſtoß zwiſchen den beiden ſtärkſten
Militär=
ſtaaten der Welt, Rußland und Frankreich, die einander die
Hege=
monie in Europa ſtreitig machen. Der Konflikt, der mit dem
Krimkriege von 1854 bis 1856 endete und in welchem Frankreich
militäriſch die Hauptmachtſtellung hatte, zeigte jedoch, daß die
Intereſſen Rußlands und Frankreichs nicht ſo unvereinbar
waren, wie es die zwiſchen Frankreich und England zu jener
Zeit ſchienen, und tatſächlich, die franzöſiſche Diplomatie
betrach=
tete Rußland als einen zukünftigen Verbündeten, den man gegen
Oeſterreich und England ausſpielen konnte, weshalb Frankreich
auf dem Pariſer Kongreß von 1856 ſich immer auf die Seite
Rußlands ſtellte. Indeſſen verging vom Moment des Pariſer
Kongreſſes bis zum ruſſiſch=franzöſiſchen Bündnis noch viel Zeit,
und inzwiſchen erwies Rußland während des Krieges von 1871
Preußen einen großen Dienſt, indem es Oeſterreich verhinderte,
in den Krieg an der Seite Frankreichs einzutreten; denn am
18. Juli 1870 ſchrieb der ruſſiſche Botſchafter in Paris an
Gram=
mond: „Wenn Oeſterreich irgend welche Vorbereitungen treffen
ſollte, um den Franzoſen beizuſtehen, wird Rußland ſeinerſeits
ebenfalls Maßnahmen treffen. Petersburg wird dasſelbe tun
wie Wien; wenn Oeſterreich an dem Kriege als Verbündeter
Frankreichs teilnimmt gegen Preußen, ſo wird Rußland als
Ver=
bündeter Preußens gegen Oeſterreich auftreten.‟ Dieſes
Verhal=
ten verdient um ſo mehr Beachtung, als zu dieſer Zeit niemand
die ſchlummernde militäriſche Stärke Preußens ahnte: man war
überzeugt, daß Preußen nicht ſo leicht mit Frankreich fertig
wer=
den würde. Der erfolgreiche Krieg zog die Bildung des
Deut=
ſchen Reiches nach ſich, und das Auftauchen einer ſtarken
militä=
riſchen Macht an der ruſſiſchen Grenze war für Rußland nichts
weniger als angenehm. Von dieſem Augenblick an war die
ruſ=
ſiſche Regierung dauernd darauf bedacht, ungeachtet der engen
verwandtſchaftlichen Beziehungen zwiſchen der ruſſiſchen und der
Hohenzollern=Dynaſtie, eine Störung des europäiſchen
Gleichge=
wichts zugunſten des Deutſchen Reiches nicht mehr zuzulaſſen.
Als die deutſche Regierung ſich im Jahre 1875 mit der Abſicht
trug, Frankreich nochmals den Krieg zu erklären, um die
fran=
zöſiſche Republik, welche ſich ſehr ſchnell wirtſchaftlich zu erholen
begann, endgültig zu zertrümmern, kam Kaiſer Alexander II.
in Begleitung ſeines Miniſters des Auswärtigen nach Berlin
und erklärte Wilhelm I., daß es für Rußland unmöglich ſei, eine
freundliche Neutralität wie im Jahre 1870 zu bewahren. Dieſe
Einmiſchung Rußlands zugunſten Frankreichs hatte einen
beſtim=
menden Einfluß auf die weitere Entwicklung der deutſch=ruſſiſchen
Beziehungen. Die überlieferte ruſſiſch=deutſche Freundſchaft ging
endgültig in die Brüche, als Deutſchland, nachdem es in der
Türkei feſten Fuß gefaßt hatte, ſich den Weg nach Bagdad und
von dort zum Perſiſchen Golf bahnte.
Inzwiſchen kam im Jahre 1879 das Defenſiv= und Offenſiv=
Bündnis zwiſchen Deutſchland und Oeſterreich mit der Spitze
Zen Rußland zuſtande. Der erſte Punkt des Vertrages lautete:
„Im Falle, daß einer der Verbündeten von Rußland angegriffen
wird, iſt der Vertragsgegner verpflichtet, ihm mit allem ihm zu
Gebote ſtehenden militäriſchen Machtmitteln zu Hilfe zu kommen
und den Frieden nur mit Einverſtändnis der anderen Seite zu
ſchließen.‟ Dieſer Punkt des Vertrages bildete einen gewaltigen
Damm gegen das Vordringen Rußlands auf dem Balkan; denn
im Falle eines Konfliktes Rußlands mit ſeinem Rebenbuhler im
nahen Oſten, dem ſchwachen Oeſterreich, war Deutſchland
ver=
pflichtet, ſeinem Verbündeten beizuſtehen. Als die Franzoſen im
Jahre 1882 ihr Protektorat über Tunis erklärten, auf das
Ita=
lien Anſprüche geltend machte, verwandelte ſich der Zweibund in
einen Dreibund, indem Italien ſich anſchloß. Der von dem
Drei=
bund geſchloſſene Vertrag enthielt in allgemeinen Zügen
fol=
gende Vcreinbarungen für den Fall eines Konfliktes mit
Ruß=
land und Frankreich: Da Rußland zu jener Zeit als ein ſehr
gefährlicher Gegner galt, ſo war das Hauptaugenmerk auf ihn
gerichtet. Im Falle eines Krieges ſollte die ganze öſterreichiſche
Armee von 15 Armeekorps auf der rechten Flanke mit Hilfe der
Seite 2.
italieniſchen Truppen und auf der linken Flanke mit der ganzen
ſächſiſchen Armee die Offenſive gegen Rußland ergreifen,
wäh=
rend die deutſchen Streitkräfte mit 19 Armeekorps, unterſtützt von
der italieniſchen Armee, die Frankreich von Süden angreifen
ſollte, in Frankreich einmarſchieren ſollten. Ferner rechnete man
mit Rumänien, das ſeine ganzen Kräfte auf Beßarabien werfen
ſollte, um die zwei Armeekorps des Odeſſaer Militärbezirks auf
ſich zu ziehen und damit zu verhindern, daß ſie ſich mit den
Truppen des Kiewer Militärbezirks, welche gegen Oeſterreich=
Ungarn operieren ſollten, vereinigten.
Die ſo ſeſtgelegten Formen, in welchen ſich der zukünftige
Krieg vollziehen ſollte, bedurften der Umlagerung nach dem
ruſſiſch=japauiſchen Kriege, der mit der Niederlage Rußlands
endete, und der das militäriſche Preſtige in hohem Grade
ge=
ſchwächt hatte. Als Operationsbaſis wurde feſtgelegt, daß in
einem zukünftigen Kriege Deutſchland mit allen ſeinen Kräften
Frankreich angreifen ſollte, Oeſterreich=Uingarn dagegen die
Auf=
gabe zufalle, Rußland folange in Atem zu halten, bis die deutſche
Armee nach Zertrümmerung Frankreichs ſeine Militärmacht gegen
Rußland werfen könne. Dieſe geringe Einſchätzung der ruſſiſchen
Militärmacht war falſch; denn Rußland hatte den japaniſchen
Krieg als einen entfernten, der Volksſeele fremden Kolonialkrieg
behandelt, und die Niederlage Rußlands in dieſem Kriege war
weiterhin durch Vorausſetzungen, die die ruſſiſch=franzöſiſche
Kon=
vention mit ſich gebracht hatte, hervorgerufen. Rußlands
Ver=
pflichtung beſtand darin, die beſten Regimenter an der deutſchen
Grenze zu halten, und ſo wurden gegen die erſtklaſſig
ausgebil=
deten und gut ausgerüſteten japaniſchen Truppen Reſerviſten
aus dem Innern Rußlands geworfen. Durch die ganze ruſſiſche
öffentliche Meinung ging ein Ruf der Verwunderung, als man
nach dem fernen Oſten Reſerviſten ſandte, die ſchon lange die
militäriſche Ausbildung vergeſſen hatten und mit den neuen
Ge=
wehren gar nicht umzugehen verſtanden. Die Zahl der
Reſer=
viſten wurde durch Rekruten ergänzt, die kaum ihre
Ausbildungs=
zeit hinter ſich hatten. Dieſe militäriſche Sinnloſigkeit wurde der
ruſſiſchen Preſſe und der öffentlichen Meinung als eine durch die
Spannung im Inlande bedingte Notwendigkeit dargeſtellt; in
Wirklichkeit aber war es die Erſüllung derjenigen Vereinbarung,
die Rußland beim Abſchluß des ruſſiſch=franzöſiſchen Bündniſſes
auf ſich genommen hatte, nämlich, die beſten Truppen an der
deutſchen Grenze zu halten. — Nur nach längeren
Verhand=
lungen mit Deutſchland und gegen das Verſprechen eines
gün=
ſtigen Handelsvertages gelang es Rußland, von Deutſchland die
Zuſage einer ſtrikten Neutralität zu erhalten, und Rußland war
dann in der Lage, einen Teil ſeiner beſten Regimenter nach dem
fernen Oſten zu ſchicken. Inzwiſchen war die Lage jedoch derart
verfahren. daß jede Hilfe zu ſpät kam.
Die Komplikation auf der Balkanhalbinſel, die
ruſſenfeind=
liche Politik Bulgariens, hervorgerufen durch Unterſtützung
ſei=
tens Oeſterreichs und Deutſchlands, ſowie außerordentliche
finan=
zielle Schwierigkeiten, die durch die Abhängigkeit Rußlands von
der Berliner Börſe noch verſchärft wurden, alle dieſe Umſtände
forderten zum Bündnis zwiſchen dem monarchiftiſchen Rußland
und dem republikaniſchen Frankreich geradezu heraus. Die
lei=
tenden ruſſiſchenKreiſe faßten eine Befreiung Rußlands vom
deutſchen Druck in wirtſchaftlicher und finanzieller Hinſicht ins
Auge, indem ſie für die ruſſiſchen Anleihen den franzöſiſchen
Geldmarkt zu erſchließen hofften. Es gelang Rußland auch,
während der Zeit von 1888—1891 in Frankreich eine Anleihe von
4 Milliarden Goldfranken aufzunehmen: außerdem hatte
Frank=
reich durch den Ankauf der ruſſiſchen Wertpapiere an der
Ber=
liner Börſe den ruſſiſchen Geldkredit gehoben. Dieſe finanziellen
Transaktionen waren die Vorläufer für die ruſſiſch=franzöſiſche
militäriſche Konvention, die im Auguſt 1891 geſchloſſen wurde.
Der Hauptinhalt dieſer Konvention beſtand darin, daß
Frank=
reich gegen den Hauptgegner Deutſchland zirka 1 300000 Mann
und Rußland zirka 800 000 Mann ſtellen ſollte; gegen Italien
und Oeſterreich ſollten nur ſoviel Kräfte geworfen werden, wie
erforderlich waren, um das Land vom Feinde frei zu halten.
Dieſe militäriſche Konvention erwies ſich von Anfang an für
Rußland ſehr unvorteilhaft; denn das benachbarte Oeſterreich=
Ungarn war in keinem Falle eine militäriſche Macht zweiten
Ranges, ſo daß Rußland im Falle des Krieges dem Eindringen
öſterreichiſch=ungariſcher Truppen ausgeſetzt war. Des weiteren
wurde die Konvention durch eine Reihe neuer Beſtimmungen
er=
gänzt, welche der ruſſiſchen Armee die Verpflichtung auferlegten,
zu Beginn des Krieges in Deutſchland einzumarſchieren, indem
ſie gegen die öſterreichiſche Armee nur ſchwache Kräfte ſtellte,
ge=
nügend, um dieſelbe aufzuhalten. Im Jahre 1899 begann das
harmoniſche Zuſammenarbeiten zwiſchen dem ruſſiſchen und dem
franzöſiſchen Generalſtab in Vorbereitung auf den Krieg.
In=
tereſſant iſt hierbei die Tatſache, daß von 1901—1910 die
Bera=
tungen nicht in jedem Jahre ſtattfanden, während dieſelben von
1910—1913 regelmäßig jedes Jahr abgehalten wurden. Hieraus
geht hervor, daß zu dieſer Zeit, d. h. nach dem Konflikt wegen
Bosnien und Herzegowina, die Unvermeidlichkeit des
Weltkrie=
ges für die beiden Kontrahenten vollſtändig klar war. Vom
JJahre 1890 ab bildete ſich zwiſchen dem ruſſiſchen und dem
fran=
zöſiſchen Kriegsminiſterium ein ganz enger Kontakt. Die
ruſſi=
ſchen Gewehre wurden auf dem franzöſiſchen Munitionswerk in
Chatellerault fabriziert ,wo bis jetzt keine Aufträge von anderen
Staaten angenommen wurden. Die franzöſiſchen
Kriegs=
ingenieure gingen nach Rußland, um die Fabrikation von
Muni=
tion zu organiſieren, und die franzöſiſche Miſſion reorganiſierte
die Methoden der Armeemobiliſation hinſichtlich des
Transpor=
tes und der Verpflegung.
(Schluß folgt.)
Montag, den 22. September 1924.
Kiegs
Seuieſiſcen Bnten.
Tſchang=Tſolins Rückſichtnaßme auf die Fremden.
Wie Reuter aus Mukden meldet, gab Tſchang=Tſolin vor
einer Verſammlung der ausländiſchen Konſuln, darunter des britiſchen
und amerikaniſchen, die Erklärung ab, daß er alle Fremden und ihr
Eigentum ſchützen werde, ſo lange er ſeine gegenwärtige Stellung in
der Mandſchurei inne habe. Tſchang=Tſolin wies darauf hin, daß ſich
das feindliche Hauptquartier in Tſchingwangtoo befinde. Er
richtete an alle Ausländer die Bitte, dieſen Platz zu verlaſſen, da
ſeine Beſchießung in Ausſicht genommen ſei. Ferner forderte er
die ausländiſchen Kriegsſchiffe in Schanheikwan und Tſchingwangtoo auf,
ſich zur Abfahrt bereit zu halten, da er beabſichtige, die feindlichen
Kriegsſchiffe zu bombardieren. Zum Schluß erklärte Tſchang=Tſolin, daß
er um ſein Leben und die Sicherheit in der Mandſchurei kämpfe und
nicht auf halbem Wege ſtehen bleiben werde.
Truppenaushebung des Regierung.
Nach einer Meldung des Petit Pariſien aus Peking führt die
Re=
gierung. eine ernſte Truppenaushebung aus. Sie
requie=
riert Fahrzeuge, Milchkühe, Eſel und Kamele. Große
Munikionsſendun=
gen gingen an die Nordfront ab. Sie ſind für die drei Armeen beſtimmt,
die die Regierung der vormarſchierenden Armee Tſchang=tſo=lins
ent=
gegenſtelle. — Der ehemalige Miniſterpräſidgent Tuan=Schi=Schu
verſucht zu vermitteln. Er hat den beiden kriegführenden Parteien
Telegramme geſchickt und als Bedingung für die Entſpannung den
Rück=
tritt des Präſidenten der Republik verſprochen, den er für die
jetzige Lage als verantwortlich erklärt.
Der italieniſch=ſchweizeriſche Schiedsgerichtsvertrgg.
U. Rom, 21. Sept. Nach der geſtrigen Genehmigung
durch den Miniſterrat iſt der ſchweizeriſch=italieniſche
Schiedsgerichtsvertrag heute vormittag von
Muſſo=
lini einerſeits und dem ſchweizeriſchen Geſandten in „Rom,
Wagniere, andererſeits im Palazzo Chigi unterzeichnet
worden.
Im Verlaufe der heutigen Sitzung der
Völkerbundsver=
ſammlung teilte der italieniſche Delegierte Salandra unter
ſtar=
kem Beifall mit, daß heute der italieniſch=
ſchweize=
riſche Freundſchaftspertrag in Rom unterzeichnet
werde, der in allen ſtrittigen Fällen obligatoriſche
Schiedsgerichts=
barkeit vorſehe und ganz im Geiſte des Völkerbundes
gehal=
ten ſei.
Der Corriere della Sera” hebt als beſonders wertvoll die
auf 10 Jahre feſtgeſetzte, außergewöhnlich lange Dauer dieſes
Vertrages hervor, ſowie deſſen allgemeine Natur, die keinerlei
Ausnahmen geſtatte, ſo daß unbedingt zwiſchen den beiden
Län=
dern evtl. auftauchende Streitfragen eine ſchiedsgerichtliche
Löſung erfahren müßten.
Tſchitſcherin zur Völkerbundsreſolution über Georgien.
Moskau, 20. Sept. (Wolff.) Tſchitſcherin ſagte einem
Vertreter der Ruſſiſchen Telegraphen=Agentur betr, der
Völker=
bundsreſolution über Georgien u. a. folgendes:
„Gleichzeitig mit der auf der geſamten weltpolitiſchen Front
auf=
genommenen imperialiſtiſchen Offenſive, die letzten Endes ſich direkt oder
indirekt gegen die Sowjetunion richtet, unternimmt der ſogenannte
Völkerbund eine papierne Offenſive gegen die
Sowjet=
republiken. Schon wiederholt hat der durch die Ententemächte geleitete
Völkerbund verſucht, ſich in die inneren Angelegenheiten der
Sowjet=
union zu miſchen, wobei er ſtets auf die ſchärffte Zurückweiſung durch
die Sowjetregierung geſtoßen iſt. Der Völkerbund iſt eine bequeme
Camouflage für Angriffe gegen die Sowjetunion in Fällen, wo die
kapi=
taliſtiſchen Regierungen nicht aufzutreten wünſchen oder vielmehr nicht
können, ohne ſich vor dem eigenen Lande zu kompromittieren. Eine
der=
artige Rolle dürfte kaum zur Hebung ſeiner Autorität beitragen, könnte
aber dazu geeignet ſein, die Durchführung des engliſch=ruſſiſchen
Vertrags oder der franzöſiſch=ſowjetiſtiſchen
Verſtän=
digung zu erſchweren. Zahlreiche Dokumente beweiſen, daß der
aus=
ſichtsloſe georgiſche Putſch von den jenigen beſtellt worden iſt,
die ihn nachher für eine Hetzkampagne gegen die Sowjetunion ausnützen
wollen. Der Putſch war von den bürgerlichen Regierungen vorbereitet
und unterſtützt worden. Der abſolut unzuläſſige Beſchluß des
Völker=
bundes, der eine unverhüllte Einmiſchung in die inneren
Angelegen=
heiten der Sowjetunion darſtellt, hat endgültig das Spiel der Gegner
der Sowjetunion verraten. Das Ergebnis des von Boncourt und
Ge=
noſſen inſzenierten Putſches beweiſt, daß Georgien ein rotes
ſowje=
tiſtiſches Georgien und ein freies Mitglied der
Sow=
jetunion iſt. Die Urheber des Abenteuers machen Reklame für
dieſen angeblichen Aufſtand, während der Völkerbund die Ereigniſſe in
Indien, Syrien und im Sudan ſowie in China totſchweigt. Der Beſchluf
des Völkerbundes iſt eine feindliche Handlung gegen das
wirk=
liche Georgien und gegen die Sowjetunion.”
Rutiihzer 264.
Die 26prozentige Abgabe an Frankreich.
Paris, 21. Sept. (Wolff.) Habas verſucht in einer halbamtlichen
Veröffentlichung das dieſer Tage erfolgte Inkrafttreten des franzöſiſchen
Geſetzes aus dem Jahre 1921 über die 26prozentige Abgabe vom Wert
der deutſchen Einfuhr wenige Tage vor Beginn der deutſch=franzöſiſchen
Handelsvertragsöerhandlungen wie folgt mundgerecht zu machen:
Der Sachverſtändigenplan ſowie das Abkommen von London haben
ausdrücklich die Abgabe dieſer Art vorbehalten, die keineswegs ein Mehr
an Zoll bedeutet und den Exporteuren keine neuen Laſten aufbürdet. Die
Einziehung durch den franzöſiſchen Staat wird tatſächlich von
Deutſch=
land reſtlos zurückerſtattet. Dieſe Maßnahme bedeutet ein praktiſches
Vorgehen, um der franzöſiſchen Staatskaſſe den Teil der
Reparations=
zahlungen Deurſchlands, der ihr zukommt, zu überweiſen. Die Maßnahme
wird die franzöſiſch=deutſchen Handelsbeziehungen in keiner Weiſe
er=
ſchweren; ſie wird auch ferner den Warenaustauſch Frankreichs mit den
anderen Ländern nicht behindern. Das Ausführungsdekret ſieht
beſon=
dere Maßnahmen für deutſche Produkte vor, die aus anderen Ländern
kommen, namentlich für die, die von einem Kaufmann bezogen wurden,
der in einem dritten Lande wohnt und durch ihn für ſeine eigene
Rech=
nung verkauft werden.
Havas glaubt übrigens zur Beruhigung darauf hinweiſen zu können,
daß der in England beſtehende Recovery Act bis jetzt zu keinen
Schwie=
rigkeiten geführt habe.
Das Dekret, das die franzöſiſche Regierung geſtern in Kraft ſetzte,
wurde auf diplomatiſchem Wege Deutſchland, England, Belgien, Italien,
Südſlawien, Rumänien und der Tſchechoſlowakei notifiziert.
Einige franzöſiſche Blätter betonen, daß die 26prozentige Abgabe
von der Einfuhr deutſcher Waren vom 1. Oktober ab von den
franzöſi=
ſchen Zollbehörden vom franzöſiſchen Empfänger der deutſchen
Sendun=
gen erhoben werde.
Kundgebung des internationalen
Gewerk=
ſchaftsbundes gegen den Krieg.
Berlin, 21. Sept. Gegen den Krieg und für den
Weltfrieden hatte der internationale Gewerkſchaftsbund auf den
heutigen Sonntag die organiſierte Arbeitnehmerſchaft der ganzen
Welt zu einer Kundgebung aufgerufen. In zahlreichen Städten
des Reiches wurden gemäß dieſem Beſchluß Kundgebungen gegen
den Krieg veranſtaltet, die nach den bisher vorliegenden
Meldun=
gen ruhig verlaufen ſind. Wenn man auch verſchiedentlich den
Völkerbund als allein mögliches Inſtitut bezeichnete, den
Frie=
den zu garantieren, ſo wurden doch auch verſtändige Stimmen
laut, die betonten, allerdings müſſe zuvor der dazu geeignete
Völ=
kerbund anders zuſammengeſetzt ſein als der jetzige.
Freilaſſung Hitlers?
München, 21. Sept. Zu den Blättermeldungen, daß zum
1. Oktober mit der Freilaſſung Hitlers, zu gleicher Zeit aber auch
mit ſeiner Ausweiſung aus Bayern beſtimmt zu rechnen ſei,
er=
fährt man, daß Hitler zwar am 1. Oktober aus der Feſtungshaft
entlaſſen werde, daß ſich aber die Regierung die Ausweiſung als
äußerſte Maßnahme vorbehält. Sollte die Unterſuchung gegen die
„Frontring”=Führer auch Hitler belaſten, ſo wäre die
Voraus=
ſetzung für die Bewährungsfriſt nicht gegeben. Hitler müßte in
dieſem Falle ſeine Strafe weiter verbüßen.
Die Kohlenförderung im Ruhrgebiet.
Eſſen, 21. Sept. (Wolff.) Nach vorläufigen
Berechnun=
gen wurden in der Woche vom 7. bis 13. September im
geſam=
ten Ruhrgebiet (ohne die von der Regie betriebenen drei Zechen
und 10 Kokereien in ſechs Arbeitstagen 2014201 Tonnen Kohle
gefördert (auf das beſetzte Gebiet entfallen davon 1853 516
Ton=
nen), gegen 1878 917 (1729 270) Tonnen in der vorhergehenden
Woche bei ebenfalls ſechs Arbeitstaigen. Die Kokserzeugung
ſtellte ſich in der Betriebszeit in ſieben Tagen (in den Kokereien
wird auch Sonntags gearbeitet) auf 391 442 Tonnen (beſetztes
Gebiet 357 119) gegen 383 001 (349 226) Tonnen in der
vorher=
gehenden Woche. Die arbeitstägliche Kohlenförderung — immer
ohne die beſetzten Betriebe — betrug in der Woche vom 7. bis
13. September im geſamten Ruhrgebiet 335 700 Tonnen gegen
313 153 Tonnen in der Woche vorher und 368 681 Tonnen im
Durchſchnitt des ganzen Jahres 1914. Die tägliche
Kokserzeu=
gung ſtellte ſich auf 55 920 Tonnen (54 714 bezw. 62 718 Tonnen).
Im beſetzten Gebiet ergab ſich eine arbeitstägliche
Kohlenförde=
rung von 308 919 Tonnen (288 212 bezw. 348 586 Tonnen) und
eine tägliche Kokserzeugung von 51017 Tonnen (49889 bezw.
58 338 Tonnen).
Grenzſorgen Polens im Oſien.
Warſchau, 21. Sept. (Wolff.) Im polniſchen
Miniſter=
präſidium ſoll in kürzeſter Zeit ein beſonderes Miniſterium für
Grenzangelegenheiten geſchaffen werden, das militäriſchen
Cha=
rakter trägt und hauptſächlich die Aufgabe hat, den Grenzſchutz im
Oſten zu organiſieren. Längs der ganzen Oſtgrenze werden
Grenz=
kordons errichtet werden, wie ſie früher vor dem Kriege an der
ruſſiſchen Grenze beſtanden. Jeder Kordon iſt für zwölf
Grenz=
ſoldaten und einen Offizier beſtimmt. Acht ſolcher Gebäude ſind
bereits errichtet und zwölf ſollen noch im Laufe des Oktobers
fertiggeſtellt werden.
* Heſſiſches Landestheater.
Kleines Haus. — Sonntag, den 21. September.
Miß Sara Sampſen.
Trauerſpiel von Leſſing.
Lag es an dem Schauſpiel lag es an der Aufführung: der
Eindruck der Vorſtellung war ſchwach, ſehr ſchwach.
Als ein franzöſiſcher Schriftſteller auf die Fehler der
Kom=
poſition von „Miß Sara Sampſon” hiewies, konnte
Leſ=
ſing ihm nicht unrecht geben; aber er ſah von einer
Umarbei=
tung ab und erinnerte ſich — in der „Hamburgiſchen
Dramatur=
gie” — deſſen, was Voltaire bei einer ähnlichen Gelegenheit ſagte:
„Es gibt auch notwendige Fehler. Einem Bucklichten, den man
von ſeinem Buckel heilen wollte, müßte man das Leben nehmen.
Mein Kind iſt bucklicht; aber es befindet ſich ſonſt ganz gut.”
„Sara Sampſon” bildete für Leſſing den erſten Verſuch eines
bürgerlichen Trauerſpiels. Das engliſche Schauſpiel war ihm
Vorbild. Doch er kam aus der Schwerfälligkeit der Handlung,
aus der Redſeligkeit des Dialogs, aus der Umſtändlichkeit ſeiner
Diſputationen nicht heraus, und wir empſinden dieſe Schwächen
heute vielleicht ſtärker als in früheren Zeiten.
Selbſtredend ſoll auch der klaſſiſche Spielplan gepflegt
wer=
den. Die Auswahl eines der ſchwächſten klaſſiſchen Werke
rechtfertigt ſich aber nur, wenn die Darſtellung beſondere Reiz
gewährt. Das Gegenteil war geſtern in der von Peter Suhrkamp
geleiteten Vorſtellung der Fall. Wohl ſah Aenne Kerſten als
Miß Sara ſchön aus wie ein Porträt von Reynolds, wohl
er=
freute der uielodiſche Klang ihrer Stimme, wohl hatte ſie Haltung
und Sicherheit; aber ihrem Weſen nach wäre ſie doch eher die
er=
blühte Matwood, als Miß Sara, das „beſte, ſchönſte,
unſchul=
digſte Kind” geweſen.
Fü: Mellefont, den Verführer und Liebhaber, fehlt es Rudol=
Renfer an innerem Format wie an Ausbildung des Spiels
Mit einer beſcheidenen Deklamation iſt es nicht getan. Ich will
annehmen, daß Herr Renfer am Beginn ſeiner Bühnentätigkeit
ſteht, ſo daß er unter der kräftigen Hand eines tüchtigen
Regiſ=
ſeurs ſich noch entwickeln kann; zurzeit iſt er ſolchen Aufgaben
nicht gewächſen.
Auch Mirjam Lehmann=Haupt blieb als Marwood
vielfach in Aeußerlichkeiten ſtecken, und es gelang ihr nicht, die
verlaſſene, rachſüchtige Geliebte zu einer überzeugenden, lebens
vollen Perſönlichkeit zu geſtalten. — In hübſchen, ſicheren
Stri=
chen zeichnete Hugo Keßler den alten Diener Waitwell, und
dem Vater Sampſon wurde Kurt Weſtermann ſympathiſch
gerecht.
Der blutarmen Aufführung gaben die von Lothar Schenck
von Trapp entworfenen Dekorationen keine Stütze. Sie
ſchwankten zwiſchen Wirklichkeit und Stilbühne und boten kein
ſuggeſtives Bild. Der „Saal im Gaſthof” ähnelte einer Straße,
Mellefonts Bett ſchien auf einem Korridor zu ſtehen; die
ſchwäch=
lichen Farben wirkten ſo ſpieleriſch wie der geſuchte
Bühnen=
rahmen.
Es iſt ſchade, daß die geſtrige Vorſtellung keinen beſonderen
Eindruck hinterlaſſen hat. Es erſcheint uns jedoch Pflicht, dieſe
Schwächen im Schauſpiel offen darzulegen, damit Abhilfe, ſoweit
möglich, bei Zeiten geſchaffen wird.
*Tierkreiszeichen und Häuſereinteilung
des Bodiakus.
Der (Sritte) Abendvortrag der Frau Baronin Ungern=
Stern=
berg über die „Tierkreiszeichen und Häuſereinteilung des
Zodia=
kus” brachte eine Fülle ureigenſter, feinſter Gedankenfolgerungen,
deren Logik man ſich als Zuhörer kaum entziehen kann, deren
volles Verſtehen aber ein tieferes Eindringen in die aſtrologiſche
Wiſſenſchaft bedingt. Die Rednerin machte uns in der folgenden
Erklärung der einzelnen Tierkreiszeichen und Häuſer die Art der
Kraftwirkung auf das Individuum faßbar. Der Zodiakus oder
Tierkreis — der zu beiden Seiten der Ekliptik liegende Streifen
— iſt in 12 Teile eingeteilt und jeder einzelne Teil bildet ein
Symbol für die Entwicklung des menſchlichen Geiſtes. In vier
Hauptteile geteilt repräſentieren je drei Sternbilder die vier
kos=
miſchen Urkräfte: Luft, Waſſer, Feuer und Erde, wobei als
Tem=
peramente, die Luft das ſanguiniſche, das Waſſer das
phlegma=
tiſche, das Feuer das koleriſche und die Erde das melancholiſche
Temperament verkörpert. Im Einzelnen iſt das Symbol reinen
Feuers des in die Natur fallenden Geiſtes der „Widder”
be=
herrſcht durch den Mars. Der „Stier” ſymboliſiert die
Ausbil=
dung der Sinne, beherrſcht durch Venus, die ſinnenhafte Freude
am Leben. Die „Zwillinge” die Kraft des Unbewußten und das
problematiſche Denken, beherrſcht durch Merkur. Der „Krebs”
ſymboliſiert das Abgeſchloſſenſein — ein Ohnmachtsempfinden —
und wird duich Uranus beherrſcht, der das Mutterprinzip
aus=
drückt. Im „Löwen” haben wir das Symbol der Willenseinheit,
die alle Kräfte bewußt ſammelt, der Macht und Sicherheit. Die
„Jungfrau” das Symbol der Demut vor den Geſetzen der Welt
— das Erkennen der Vergänglichkeit der Welt. Die „Wage” ſteht
in der Mitte und zeichnet alle Regungen der Menſchenſeele. Der
„Skorpion” das Symbol der Schlange, der Anfang des
Zer=
ſtörens. Der „Schütze” gibt reichen Impuls ohne Inhalt, der
„Steinbock” verarbeitet die Materie durch den Geiſt. Der „
Waſ=
ſermann” ſymboliſiert einen hohen Geberwillen, während endlich
die „Fiſche” die Vollendung des Lebens bedeuten und den
Opferwillen ſymboliſieren, von Jupiter beherrſcht. Die
Ein=
teilung der 12 Zeichen in dreimal vier Kraftzentren iſt eine
ur=
philoſophiſche. Die vier oben angeführten: Waſſer, Luft, Feuer
und Erde, und drei Ureigenſchaften, die der Natur zugrunde
lie=
gen, gleich den drei Nornen: 1. Kraft des Werdens (Widder,
Krebs, Wage, Steinbock, 2. erhaltende Kraft (Stier, Löwe,
Skor=
pion, Waſſermann), 3. zerbrechende Kraft (Zwillinge, Jungfrau,
Schütze, Fiſche). Die aſtrologiſche Häuſereinteilung in
Verbin=
dung mit der Sternenkonſtellation ſind für das Horoſkop des
Ein=
zelnen von Bedeutung. In ſich hat jedes Einzelweſen als Kind
der Erde den ganzen Tierkreis, aber um ein typiſches Horoſkop
zu erhalten, müſſen noch bei den mathematiſch genauen
Berech=
nungen genaue Zeit der Geburt und Breitegrad des
Geburts=
orts eingezeichnet ſein. — Die zur Geburtsſtunde wirkenden
Naturkräfte liegen in dem Menſchen und es wirkt gleich einem
Dämon eine Kraft in jedem Einzelnen, die die Perſönlichkeit ſein
Ziel verfolgen laſſen will durch alle Irrtümer und Abweichungen
vom geraden Weg zu dieſem einen Ziel. Im Horoſkop ſehen wir
die Dynamik des in Frage kommenden Lebens. — Wir werden
belehrt, daß das Allerperſönlichſte durch die Häuſereinteilung
ge=
geben iſt, daß die Kräftewirkungen im Menſchen durch die
Tier=
kreiſe beeinflußt werden, ein Dagegenſtemmen widernatürlich iſt.
Daß im Menſchen ſtets Kräfte entgegenwirken, ſehen wir ſchon
bei dem Doppelleben, das ein Kind führt, es führt ſchon im
Wachen ein Doppelleben, zum Beiſpiel beobachte man ſein
Ge=
baren bei den Eltern und allein, es führt aber auch ein beſonderes
Tages= und Nachtleben. Das Doppelleben im Menſchen hat die
analytiſche Forſchung ſtets feſtgeſtellt; auch in der aſtrologiſchen
Häuſereinteilung hat jeder Pol ſeinen Gegenpol, jedes Haus ſein
Oppoſitionshaus, und in dem Horoſkop wird uns ein plaſtiſches
Bild gegeben von dem Gegenſpiel der in jedem Menſchen
wir=
kenden Kräfte.
Nummer 264.
Dewerf=
Aus der Landeshauptſtadt.
Darmſtadt, 22. September.
*60 Jahre Rotes Kreuz.
Allenthalben in Deutſchland finden in dieſen Wochen zur Feier des
60jährigen Beſtehens des Roten Kreuzes Feiern und Veranſtaltungen
ſtatt, deren Ertragniſſe den Wohlfahrtszwecken dieſer Organiſation
zu=
geführt werden ſollen. Die erſte dieſer Veranſtaltungen in Darmſtadt
war eime Morgenfeier, die geſtern in der Turnhalle m Woogsplatz
ab=
gehalten wurde. Es hatte ſich eine ſtattliche Zuhörerſchar eingefunden,
darunter auch viele Vertreter der Regierung und verſchiedener
Behör=
den; anweſend waren u. a. Staatspräſident Ulrich, Landtagspräſident
Adelung, Provinzialdirektor Kranzbühler und Bürgermeiſter Mueller.
Mitwirkende bei dieſer Feier waren der Mozartverein unter
Leitung von Herrn Kapellmeiſter Rehbock und Herr Guſtav
De=
harde, Mitglied des Heſſiſchen Landestheaters. Die Vortragsfolge
wurde mit dem 23. Pſalm (Gott iſt meine Zuverſicht) durch den
Mozart=
verein eröffnet. Der Chor ſang unter Entfaltung kunſtgemäßer
Ton=
bildung und Nüancierung rein und ſtimmiungsvoll. Herr Kapellmeiſter
Rehbock erreichte es durch die Wirkung ſeiner Stabführung, daß der
Pſalm die Eindruckskraft eines inneren Erlebniſſes in dem Hörer
er=
reichen mußte.
Herr Guſtav Deharde, der neue Heldentenor des Heſſ.
Landes=
theaters, trat hier zum erſten Male als Konzertſänger vor das
Darm=
ſtädter Publikum. Er iſt eine ſtattliche Erſcheinung, wie geſchaffen zur
Verkörperung eines Siegfried. Aber auch ſeine ſtimmlichen Mittel
wer=
den ſich die Beachtung der Muſikfreunde erzwingen. Die Kantate „Die
ihr des unermeßlichen Weltalls Schöpfer ehrt” zeigte bereits, daß Herr
Deharde über eine vorzügliche Stimmkultur verfügt. In mehreren
Liedern von Nichard Strauß, beſonders: „Nicht ein Lüftchen regt ſich
leiſe” und „Breit’ über mein Haupt dein ſchwarzes Haar”, trat dann
auch mehr das Gefühlvolle der klangſchönen, ausgeglichenen Stimme
her=
vor. Das zuletzt rwähnte Lied wurde mit erleſenem Geſchmack
ge=
fungen. Die Vortragsfolge enthielt noch die Gralserzählung aus „
Lohen=
grin”, und zwar auch den zweiten Teil der urſprünglichen Faſſung, den
Wagner ſelbſt verworfen hat. Herr Deharde bot dieſe Opernpartie in
feinſchattiertem, ausdrucksvollem Vortrag unter Anwendung einer ſehr
deutlichen, wohlgepflegten Ausſprache. Der zweite Teil der
Grals=
erzählung iſt von Wagner mit ſicherem Kunſturteil geſtrichen worden,
weil er nichts weſentlich Neues bringt und textlich und muſikaliſch den
Eindruck des erſten Teiles abſchwächt. Die warme Aufnahme der
Ge=
ſangsdarbietungen des Herrn Deharde durch das Publikum ließ darauf
ſchließen, daß es in ihnen eine Quelle innerer Erhebung und reinſten
Genuſſes ſah. Die Klavierbegleitung hatte Herr Oberregierungsrat
Grospietſch übernommen, der ſie rhythmiſch ſtraff und fein
durch=
geiſtigt geſtaltete. Auch Herr Siegfried May löſte ſeine Aufgabe als
Klavierbegleiter bei dem erſten Chorvortrag des Mozartvereins mit
beſonderem Geſchick.
Herr Miniſterialdirektor Dr. Kratz, der Hauptgeſchäftsführer des
Alice=Frauenvereins, hielt im Verlauf der Feier eine Anſprache, in der
die Anweſenden im Namen der beiden Hauptvereine des Roten Kreuzes,
des Heſſiſchen Landesvereins vom Roten C. zuz und des Alice=
Frauen=
vereins, begrüßt wurden. Der Redner wies dann auf die am 22. Aug.
1864 in Genf erfolgte Unterzeichnung einer Konvention hin, die den
Zweck hatte, das Los der im Felde verwundeten und erkrankten
Militär=
perſonen zu erleichtern. Die kriegführenden Staaten unterſtellten nach
dieſem Uebereinkommen die Einrichtungen des Roten Kreuzes einem
beſonderen Schutz. Die Genfer Konvention, die zunächſt 11 Staaten
unterſchrieben, vereinigte ſpäter ſämtliche europäiſche Staaten in ſich.
Auch Heſſen ſchloß ſich ihr an. Heute umſpannt die Organiſation des
Noten Kruzes alle Länder der Erde. Der Redner erwähnte auch die
Entſtehung des Gedankens zur Errichtung der Genfer Konvention, die
auf Henry Dunant zurückgeht. In Heſſen iſt zunächſt der Hilfsverein für
verwundete Soldaten ins Leben gerufen worden, der im Jahre 1891 den
Namen des Roten Kreuzes annahm. Im Jahre 1867 wurde der Alice=
Frauenverein gegründet, der ſeinen Namen trägt von der damaligen
Prinzeſſin Ludwig von Heſſen, die den Verein bis zu ihrem Tode
ge=
leitet hat. Das Kriegsjahr 1914 führte die beiden Vereine in die engſte
Zuſammenarbeit, und im Jahre 1923 ſchloſſen ſie ſich zum Heſſiſchen
Landesverein vom Roten Kreuz zuſammen. Die heſſiſche Organiſation
umfaßt 64 Zweigvereine und 40 freiwillige Sanitätskolonnen. Der Alice=
Frauenverein hat 197 Zweigvereine, 4 Schweſternſchaften mit 200
Schwe=
ſtern und 20 Krankenpflegeſtationen. Insgeſamt umfaßt das Rote Kreuz
in Heſſen 40 000 Mitglieder.
Mehrfach wurde in dem Vortrag betont, daß die Aufgaben des
Noten Kreuzes nicht mit dem Kriege beendet ſeien, daß ſie im Gegenteil
an Umfang noch zugenommen hätten, weil ſich die Organiſationen auf
den verſchiedenſten Gebieten der Wohlfahrtspflege betätigten und das
Rote Kreuz überall da helfend eingreifen wolle, wo es gelte, Leid, Not
und Elend zu beſeitigen. Die Ausführungen des Redners waren von
lebhaften Beifallskundgebungen begleitet.
Die Veranſtaltung ſchloß mit dem „Niederländiſchen Dankgebet”
(Wir treten zum Beten), das der Mozartverein in außerordentlich
ver=
innerlichter Auffaſſung ſang. Der letzte Vers war ſo eindrucksvoll im
Vortrag, daß ſich die Zuhörerſchaft von den Sitzen erhob.
Für die Nachmittagsſtunden hatte der Heſſiſche Automobil=
Club Eirzel= und Geſellſchaftsfahrten in die nähere Umgebung
Darm=
ſurdts, zur Bergſtraße und dem Odenwald angekündigt. Der Automobil=
8 lub ſtellte in hockherziger Weiſe etwa 20 Wagen für den wohltätigen
Zweck bereit. Die Fahrten gingen vom Paradeplatz aus, und das
Unter=
nehmen fand lebhaften Zuſpruch.
— Rotes Kreuz — Heſſiſcher Automobil=Club. Zu den von dem
Heſſiſchen Automobil=Club zugunſten des Roten Kreuzes veranſtalteten
Auotomobilfahrten hatten ſich am Sonntag nachmittag auf
dem Paradeplatz 18 Wagen eingefunden, die faſt alle von den
Eigen=
tümern gelenkt wurden. Zahlreiche Fahrgäſte machten Spazierfahrten
nach der Bergſtraße bis Heppenheim, dem Odenwald, durch den Park,
nach dem Rhein und nach Rüſſelsheim. Ueber 40 Fahrten fanden ſtatt.
Die Zurückkehrenden erzählten voll Begeiſterung von den Schönheiten
einer Autofahrt in Darmſtadts herrliche Umgebung. Denn manchem war
da Gelegenheit geboten, ſich für wenig Geld den noch nicht gekannten
Genuß einer größeren Autofahrt zu verſchaffen. Reicher Dank lohnte
die liebenswürdigen und unermüdlichen Führer. Den nicht
unerheb=
lichen Ertrag ſtellte der Heſſiſche Automobil=Club ganz dem Roten Kreuz
zur Verfügung und bewies damit erneut, welch hohe und edle Ziele die
Klubgenoſſen bei der Pflege des ſchönen Autoſports verfolgen. Möge
den ebenfalls zum Beſten des Roten Kreuzes am nächſten Sonntag im
Städtiſchen Saalbau ſtattfindenden turneriſchen und ſportlichen
Vorfüh=
rungen ein gleicher Erfolg beſchieden ſein.
— Die Freie Literariſch=Künſtleriſche Geſellſchaft hat für den
kom=
menden Winter ein überaus reiches und reizvolles Programm aufgeſtellt.
Die Spielfolge wird am 3. Oktober durch den Niederdeutſchen
Abend des ausgezeichneten Vortragskünſtlers Dr. Erich Drach=Berlin
eröffnet, der Liliencron, Storm, Löns und Gorc Fock gewidmet iſt.
Als Theaterverſtellung ſteht ein Gaſtſpiel der Bayeriſchen
Landesbühne=München in Ausſicht, die verſchiedene, in
Darm=
ſtadt noch) unbekannte Einakter von Ludwig Thoma, vorausſichtlich
ſo=
gar zwei bisher überhaupt noch nicht geſpielte heitere Szenen bringen
wird. Die Feinheiten künſtleriſchen Marionettenſpiels werden durch ein
Gaſtſpiel von Branns Münchener Marionettentheater
vermittelt. Robert Kothe und Lies Engelhard, die im vocigen
Winter einen ſo ſtarken Erfolg hatten, erſcheinen mit neuen
Zwiegeſän=
gen zur Laute. Dem 450. Geburtstage Arioſts trägt ein Vortragsabend
von Wilhelm Michel, verbunden mit Nezitationen, Rechnung. Bert
Brecht, der Verfaſſer der an dem Landestheater zur Zeit geſpielten
Hiſtorie „Edward II.,” iſt eingeladen, eigene Dicſtunge, zu leſen, um
den hieſigen Kunſtfreunden einen weiteren Einblick in ſeine ſtarke
Diclter=
perſönlic keit zu geben. Vilma Mönckeberg=Hamlurg erzählt
Mär=
chen von allen Völkern und aus allen Zeiten; ein moderner
Kaba=
rettabend ſoll Jogclim Ringelnatz, den k”f
Scemann
zu dem
Kuttel=Daddel=Du, nach Darmſtadt führen.
Winterprogramm nimmt die Buchhandlung Berg
Ahein=
al. und
6, entg gen. Der Mitgliedsbeitrag von 6
8 Abende.
10 Mk. für nu nerierten Sherrſitz berechtigt zum B
Bei den ſeitherigen Mitgliedern wird der Mitgliedsbeitrag in den
näch=
ſten Tagen dureh Boten erhoben.
— Zur Aufwertungsfrage. Wie das Organ des Deutſchen
Nentner=
bundes E. V. „Der Rentner” in der September=Ausgabe mitzuteilen in
der Lage iſt, tritt der Unterausſchuß des Reichstags Ende September
zuſammen. Zuuleich darf das genannte Organ auf Grund ihm
gewor=
dener Auskünfte ſchon jetzt der Hoffnung Ausdruck geben, daß die
Peſſi=
miſten, die jeden Erfolg in der Aufwertungsfrage ad aata gelegt haben,
nicht Recht behalten werden. Insbeſondere dürſte eine frühere
Auf=
nahme des Zinſendienſtes ſchon jetzt ſo aut wie geſichert ſein.
— Die evangeliſche Auswanderermiſſion Bremen, Georgſtraße 22,
hilft allen Ausſvanderern. Sie gibt Auskunft in Auswanderungsfragen,
Lune dor der Dandernbſährt, welten die Auswnderer. uente en
trauensleute im Ankunftshafen und im Zielort. Dieſe nehmen ſich der
Neuankommenden an, erleichtern ihnen den Anſchluß an die evangeliſche
Kirche und deutſche Kreiſe. Man melde rechtzeitig ſeine Ankunftszeit in
Bremen bzw. Abfahrtszeit in der Heimat.
Mottg, dei 22 r rbir 1924.
Zu denr 2aſ3ß der Stagiv=jordneten=Verſammlung,
die Neufeſtſetzung des Gaspreiſes b=treffend, iſt noch folgendes
nachzutragen: Einem Antrag der Deutſchen Volkspartei
ent=
ſprechend, hat die Stadtverordneten=Verſammlung beſchloſſen, kraft zugrunde gerichtet. Was früher ſo ſtolz und in ſich gefeſtet ſchien,
den Kleinverbrauchern inſofern eine Vergünſtigung zuteil werden iſt ein wüſter Trümmerhaufen geworden.
zu laſſen, als für dreiflammige Meſſer bis zu einem
Gasver=
brauch von 16 Kubikmeter monatlich nur die halbe Grundgebühr Zeit des alten Friedens, der Anfang zur Zerſtörung gemacht wurde.
(Meſſermiete) zur Erhebung gelangt. Dagegen muß künftig für
diejenigen Anſchlüſſe, die kein Gas verbrauchen, die doppelte Stuben, mieden Sonne, Licht und reine Luft. So zehrte die Muchat,
Meſſermiete bezahlt werden, wobei aber die Verwaltung er= Mark des Volkes, bis es einfach nicht mehr widerſtandsfähig war.
mächtigt wurde, aus ſozialen Gründen in hierfür geeigneten
Fällen von letzterer Maßnahme abzuſehen.
(Offenbach) und Loth. Toller, veranſtaltet im Oktober und November immer wieder untergehen in der Maſſe!
d. J. in den Ausſtellungsräumen „Kunſt und Keramik” eine
Kollektiv=Ausſtellung, auf die wir an dieſer Stelle einſtweilen hinweiſen
möchten. Näheres durch ſpätere Anzeigen und Plakatanſchläg.
— Vorläufige Vortragsanzeige. Wie uns von der Lundesgruppe Volkes zunichte gemacht. Es iſt ſchon genug darüber geredet, geſchrieben
hältniſſe, Herr Oberlandesgerichtspräſident i. R. Dr. Beſt, der in der zu ſagen „Zurück zur Natur‟. Das läuft dem ganzen Werden im All
einer Vortragsreiſe in Bayern befindet, am nächſten Donnerstag, des ſogenannten ewigen Kreislaufs — es iſt eine Spirale in der Ent=
Gymnaſiums über ſeinen dem Reichstag eingereichten und von dem winnen wird, aber jedesmal von einem höheren, freieren Standpunkt
Vorſitzenden des Aufwertungsausſchuſſes Dr. Steiniger aufgenommenen
Geſetzentwurf und die Verhandlungen mit dem genannten Ausſchuß Nicht zurück, ſondern aufwärts, vorwärts zu einem neuen
Natur=
ſprechen. Die Mitglieder des Verbandes und des Kleinrentnerbundes empfinden!
haben freien Eintritt; für Nichtmitglieder wird ein kleines Eintrittsgeld
erhoben. Nähere Anzeige erfolgt Anfang nächſter Woche im Anzeigen= unendliche, nimmerleere Jungborn alles Werdens und Seins. Und mag
teil dieſes Blattes.
— Nähſchule der Freundinnen junger Mädchen. Unſere Schule, die
im Sommer von 33 Schülerinnen beſucht wurde, beahſichtigt, nach den falſch war.
Herbſtferien außer den Kurſen im Flicken und Weißnähen, auch ſolche für
Weißſticken und Bluſenanfertigen einzurichten. Anmeldungen dazu kön= ſten, heiligſten Wollens zum Licht, losſtrebte von Alltagslaſt und
Wochen=
nen vom 22.—25. September nachmittags von 3—6 Uhr im Schullokal,
Waldſtraße 21, Hinterhaus, erfolgen. Der Unterricht beginnt wieder am hinaus in die Wälder, zog hinauf zur Einſamkeit der Berge, um ſich
6. Oktober.
ſchäftsſtelle dieſes Blattes wegen Herausgabe eines neuen Fahrplans
teilen wir an dieſer Stelle mit, daß rechtzeitig zur Einführung des Win= zermürbt von Arbeit und fadem, ſchalem Erleben — und kehrten zurück
terfahrplanes am 5. Oktober, die beliebte Fahrplanüberſicht neu er=
Gültigkeit. Ausgenommen iſt nur die Strecke Frankfurt-Darm=
Darmſtädter Tagblatts vom 12. ds. Mts. an dieſer Stelle veröffentlicht
haben. Die Züge nach und von Griesheim ſind wegen Kürzung
in Darmſtadt etwas ſpäter ab und kommen etwas früher hier an.
Sobald die, Regie der Eiſenbahnen in den beſetzten Gebieten” gemäß dem Wandernde Jugend — da lebt Sonne, Frohſinn und Freude, Freude am
Dawes=Plan, wieder durch die deutſche Eiſenbahnverwaltung erſetzt iſt
ſichtigt, das rote „Darmſtädter Fahrplanbuch” wieder zur Ausgabe zu Da iſt Wille und Tat!
bringen.
Dg8.!
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wegen Umbau
Enorm billige Preise!
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Gebr. Höslein
Damen-Konfektion /. Kleiderstoffe
8 Verwaltungsgerichtshof. 1. Klage des Oswin Döbel in
Die=
burg gegen die Gemeinde Dieburg wegen Abdämmung eines
Entwäſſerungsgrabens; hier Kompetenzkonflikt. Erſchienen ſind Kläger
und mit ihm Rechtsanwalt Vogel=Dieburg, für die Gemeinde der
Bür=
germeiſter, als ſachverſtändige Auskunftsperſon Baurat Krauſe vom
hieſigen Kultybauamt. Kläger hat beim ordentlichen Gericht gegen die
Gemeinde Kläge erhoben mit dem Antrag, die Gemeinde zu verurteilen,
Vorkehrungen zu treffen, daß das Waſſer aus dem Laufersgraben nicht
das Grundſtück des Klägers überſchwemmen kann, da er Beſchädigungen
befürchtet. Die Gemeinde beantragt Klageabweiſung; es handele ſich
um der öffentlichen Bewirtſchaftung unterſtehende Entwäſſerungsgräben,
die zur Entwäſſerungw der angrenzenden Ländereien dient=n und die
Ueberſchwemmungen der Gerſprenz verhüten ſollten. Auf Grund
ſtrei=
tiger Verhandlung ordnete das Gericht Augenſcheinseinnahme und
Er=
hebung eines Gutachtens des hieſigen Kulturbauamtes an. Dieſes
Gut=
achten ſtellt ſich auf ſeiten der Gemeinde: die Entwäſſerungsgräben
ſtänden im öffentlichen Eigentum; einen Damm dürfe Kläger nur bei
Notſtand errichten. Nach der Wieſenpolizeiverordnung von 1874 für
den Kreis Dieburg ſei es Sache der Verwaltungsbehörde, hier zu
ent=
ſcheiden; nur bei Fragen des Schadenerſatzes entſcheide nach 8 44 des
Bachgeſetzes das ordentliche Gericht. Das Kreisamt Dieburg erhob nun
den Kompetenzkonflikt, indem es die Zuſtändigkeit des Kreisausſchuſſes
für die Entſcheidung reklamierte. So iſt dieſe Sache an den
Verwal=
tunggerichtshof erwachſen. Die Sache wird durch Vergleich erledigt.
— 2. Vorentſcheidung gegen den Ortsgerichtsmann Georg Völger 6.
in Arheilgen wegen Schadenerſatzes. Ernſt Wiemer 2. von Arheilgen,
vertreten durch Rechtsanwalt Dr. Neuroth hier, will gegen Georg
Völ=
ger 6. Klage erheben, weil dieſer als Gemeindebeamter ein fehlerhaftes
Teſtament abgefaßt habe. Erſchienen iſt Ernſt Wiemer mit ſeinem
An=
walt und Gg. Völger 6. mit ſeinem Rechtsbeiſtand Geh. Juſtizrat Metz.
Es handelt ſich um ein am 1. Dezember 1923, abends 6 Uhr, vor dem
Ortsgericht Arheilgen durch Völger aufgenommenes Teſtament. Der
Bürgermeiſter war verhaftet worden. Der älteſte Gerichtsmann wurde
als Vertreter des Ortsgerichts zu Peter Wiemer gerufen, der drei
Stun=
den nach der Teſtamentserrichtung verſtarb. In Arheilgen waren die
Straßen geſperrt, ſo daß eine Herbeiſchaffung der Dienſtanweiſungen und
Ortsgerichtsinſtruktion unmöglich war, andererſeits war der Zuſtand
des Teſtators derart, daß raſch gehandelt werden mußte. Der
Gerichts=
mann beſtreitet, daß im Fragefalle ihm eine Fahrläſſigkeit zur Laſt falle,
die ihn nach 8 839 B. G. B. haftbar mache. Die Mängel des abgefaßten
Dorfteſtaments ſind derart, daß es das Nachlaßgericht als ungültig
er=
achtete. Kläger möckte den Antrag auf Vorentſcheidung des
Verwal=
tungsgerichtshofes zurücknehmen und nach Art. 131 Reichsverf ſſung die
Gemeinde Arheilgen auf Schadenerſatz direkt belangen; dies erſcheint
aber um deswillen nicht angängig, weil der Antrag auf Vorentſcheidung
vom Miniſterium der Juſtiz geſtellt iſt und deshalb, nur von dieſem
zurückgenommen werden kann. Es iſt aber in der Verhandlung weder
ein Vertreter des Juſtizminiſteriums erſchienen, noch iſt ein Vertreter
des Staatsintereſſes anweſend. Aus der Beweisaufnahme geht hervor,
daß der Bürgermeiſter wie der Beigeordnete Spenaler in Wieshaden ſich
befanden, der Vürgermeiſterſekretär und Stellvertreter des
Bürgermei=
ſters Laroche erklärte ſich wegen anderweiter dienſtlicher Inanſpruch.
nahme auferſtande, eine erforderliche Amtehandlung vorzunehmen. L.
Teſtamentsaufnahme
ger
er in ſolcher
ſich
un
na ein
eine ſchriftlich
leſen, in der
unt=
ie
rlaſſung von Amt
neint wir
Ausführungen der beid
tsvertreter erkennt der
Ge=
richtshof auch in dieſem Sinne.
— Wucher. In letzter Zeit hat ſich die Preisrifungsſtelle für den
Stadt= und Landkreis Darmſtadt mit mehreren Fällen zu beſchäftigen,
in denen wucheriſche Zinsſätze für ausgeliehenes Geld verlangt worden
ſind. Zum Teil wurden noch in allerneueſter Zeit 15 Prozent pro
Mo=
nat verlangt. Es wird vermutet, daß noch vielfach derartig hohe und
unzuläſſige Zinsſätze gefordert und auch gezahlt werden. Vielfach ſollen
derartige Zinſen die Urſache von Konfurſen geweſen ſein, in einigen
Fällen wurde dies bereits einwandfrei feſtaeſtellt. Im allgemeinen
In=
tereſſe wird deshalb erſuchkt, die jeweiligen Zinsſätze durch die zuſtändigen
Stellen nachprüfen zu laſſen.
Seite 3.
Deutſche Jugendßerbergen.
Man ſchreibt uns: Der Krieg und ſeine Folgen haben unſere Volks=
Wir ſollen uns aber nicht verhehlen, daß ſchon vorher, noch in der
Die Menſchen ſperrten ſich ſelber ein in dumpfe Straßen und ſtichige
der Staub, der Dunſt der Städte und des Alltags unaufhörlich am
Nichts aber brauchen wir jetzt, in der Zeit der Nöte und des Zerfalls,
mehr als eine bewußte, ſtarke Volkskraft, einen geſunden, freien Volks=
— Die Darmſtädter Gruppe, die ſeit ihrer letzten Umgruppierung willen. Mit allen Mitteln müſſen wir verſuchen, uns dieſe beiden
wie=
aus nachſtehenden heſſiſchen Künſtlern beſteht: Chr. Hallerſtede, W. der zu erringen, um uns in uns ſelbſt zu feſtigen und zu halten. Der
Hofferberth, Alexander Poſch, M. W. Richter (Darmſtadt), G. Richter Einzelne muß wieder zu ſeinem Rechte kommen und nicht immer und
Finden wir das Seue, Gute — eigentlich Alte, Langvergeſſene in
den Steinhöhlen der Städte, im Grau der Woche, im Maſchinengefauch
der Fabriken? — Nie —, denn eben das hat uns und die Kraft unſeres
Heſſen des Hypothekengläubiger= und Sparerſchutz= und gedruckt worden — das ſoll hier nicht noch einmal des Langen und
verbandes für das Deutſche Reich mitgeteilt wird, wird der Breiten erläutert werden. Aber das ſteht feſt: Es gibt nur einen Weg
unermüdliche Vorkämrfer für eine gerechte Regelung alter Schuldver= aus der Wirrnis heraus: Der Weg, der zur Natur führt! Es iſt falſch,
letzten Zeit in München und Hamburg geſprochen hat und ſich jetzt auf und einer jeden Entwicklung zuwider. Es wiederholt ſich nichts — trotz
den 25. September, abends 8 Uhr; in der Aula des Ludwig=Georgs= wickelung, die wohl immer und immer wieder dieſelben Ausblicke
ge=
aus. Deshalb, ihr, die ihr ſchon den Weg zur Natur erkannt habt:
Da draußen, in Wald und Feld, in Berg und Heide, da iſt der große,
die große Maſſe der Menſche heute noch immer meinen, ſie könne der
Natur entgegenleben — auch ſie wird bald einſehen, daß ihre Theorie
Jugend war es, die zuerſt mit glühender Begeiſterung, voll des
tief=
grau, von Haſt und Hetze, von Scheinweſen und Scheinſein. Sie zog
ſelber wieder zu finden. Mit aller Inbrunſt ihres Weſens, mit jeder
— Darmſtädter Fahrplanbuch. Auf die vielen Anfragen bei der Ge= Pore ihres Körpers ſogen ſie das ſchaffende, bauende, glutende Leben in
ſeiner hehren Schönheit und Reinheit in ſich. Matt gingen ſie davon,
ſtark und frohgemut, braun und frank — neue Menſchen! Dann ſtanden
ſcheint. Bis dahin hat die Juli/Auguſt=Ausgabe dieſer Ueberſicht ihre, ſie friſch und tapfer wieder im Treiben der Woche, bis ein neuer freier
Tag ſie wieder hinausführte. Sie hatten den Weg zur Natur gefunden,
ſtadt, deren vollſtändigen, jetzt gültigen Fahrplan wir in Nr. 254 des hatten das alte, zerriſſene Band wieder geknüpft und waren verbunden
für immer mit dem Werden und Weben der Allmutter.
Mehr und mehr wurden es, die Gleiches ſuchten, Gleiches erlebten
der Kontrollaufenthalte unweſentlich verſchoben. Dieſe Züge gehen und fanden, Wandernde Jugend — es iſt nicht mehr ein Traum einiger
großer Seher — es iſt Wirklichkeit, lebende heiße Wirklichkeit geworden.
Wahren, Schönen, Echten, da iſt Innerlichkeit und ſich in etwas Ver=
und die mannigfachen Zugumlenkungen wieder weggefallen ſind, iſt beab= ſenkenkönnen, da iſt aber auch klarer, großer Blick und ſtraffe, feſte Hand!
Aber noch immer ſind es verhältnismäßig Wenige, die wandern und
ſich dort Kraft und Mut ſuchen. Noch iſt nicht einmal einer von
hundert Deutſchen, dem Volk, das am meiſten Urſache hätte, zu ſuchen,
ſich zu ſtärken und zu ertüchtigen, einer Wandergruppe angeſchloſſen.
Und wir müſſen ein Volk der Wanderer, eine Gemeinſchaft des
Wan=
derns werden, wenn unſer Volkstum wieder erſtarken ſoll! Dann auch,
verbunden durch die gemeinſame Quelle der Kraft, werden ſie alle die,
die ſich heute noch um politiſcher und anderer Nichtigkeiten willen
befeh=
den, leichter verſtehen. Es wird ein einiges großes Wollen da ſein:
Höhenmenſchen zu werden. Und die leben nicht in den ſumpfigen,
ſticki=
gen Niederungen der Städte
Alle, die Ertüchtigung unſeres Volkstums wollen, haben eingeſehen,
daß der Weg zur Natur, daß das Wandern das beſte Mittel, ja das
ein=
zige Mittel iſt. Sie haben das Jugendwandern unterſtützt, wo es
mög=
lich war. Aber noch immer ſind es auch hier viel zu wenig Einſichtige.
Noch immer kämpft der Verband für Deutſche Jugendherbergen
einen ſchweren, oft fruchtloſen Kampf gegen Vorurteile und Unverſtand.
Und trotzdem hat er ſich durchgeſetzt: „Aus 83 Jugendherbergen mit
20 000 Uebernachtungen im Jahre 1913 ſind über 2100 Jugendherbergen
mit weit mehr als anderthalb Millionen Uebernachtungen jährlich
ge=
worden. Und dennoch gilt es hier unendlich viel Arbeit zu ſchaffenz
mindeſtens 10 000 Jugendherbergen brauchte das Deutſche Reich ſchon
jetzt, wenn dem Bedürfnis aller Wanderer nach guter, billiger, dabei
alkohol= und tabakfreier Unterkunft entſprochen werden ſollte. Und
da=
bei kaum 1 Prozent wanderndes Deutſchland!
Aber wir kämpfen weiter, weil wir wiſſen, daß im Wandern die
große Quelle der Volkskraft und Volksgeſundheit, die Krieg und
wirt=
ſchaftliche Not im Verein mit Giften aller Art vernichtet haben, zu
fin=
den iſt! Wer will, daß Deutſchland wieder erſtarke, der hilft uns. Alles
ſteht hinter uns, einerlei, ob links oder rechts, in dem Gedanken, daß der
feiner Nation am meiſten nützt, der der Jugend beiſteht.
Wandernde Jugend — am 28. September veranſtaltet ſie einen
Werbetag im Orangeriegarten. Kommt alle, ihr Eltern und Lehrer
und auch ihr Jungen, die ihr uns noch fernſteht — und helft uns!
AS
— Von der Bäckerinnung wird uns geſchrieben: In verſchiedenen
Tagesblättern befand ſich eine Abhandlung, die ſich mit der
Brotpreis=
frage befaßt. Die Abhandlung erweckte den Eindruck, als wenn ſie eine
offizielle Preſſeverlautbarung des Reichsernährungsminiſters wäre.
Tat=
ſächlich war es jedoch ein internes Nundſchreiben an die nachgeordneten
Dienſtellen, das bereits am 13. Auguſt 1924 angegangen war und die
Preisverhältniſſe von Anfangs Auguſt behandelt. Wie durch eine
ver=
ſönliche Rückſprache von Vertretern der Bäckerorganiſation in Berlin
mit dem Reichsernährungsminiſterium feſtgeſtellt wurde, ſteht das
Mini=
ſterium der Veröffentlichung gänzlich fern, zumal ſie durch die jetzigen
Verhältniſſe gänzlich überholt iſt. Die Bäckerinnungen haben die
Brot=
preiſe gehalten, ſo lange ſie nur irgend in der Lage waren. Erſt die
anhaltenden großen Steigerungen der Mehlpreiſe machten eine
Brot=
preiserhöhung unabwendbar. Dies wurde auch zum Gegenſtand einer
Beſprechung bei der Landespreisprüfungsſtelle in Darmſtadt gemacht, die
insbeſondere auch die Brotpreiſe in Darmſtadt nachprüfte, wobei ſich
ergab, daß ſelbſt nach behördlicher Anſicht von einer Ueberſpannung der
Brotpreiſe nicht geſprochen werden kann. Insbeſondere war es auch
unrichtig, wie es in dem Ausſchreiben des Reichsminiſters geſchehen iſt,
die Roggen= und Weizenpreiſe zum Vergleich herabzuziehen. Der
Bäckermeiſter muß aus Mehl das Brot herſtellen, Roggenmehl koſtete
vor dem Kriege in hieſiger Gegend etwa 20 bis 22 Mk., Weizenbrotmehl
dagegen etwa 22 bis 23 Mk. Ein Blick in die Börſenpreiſe ergibt, daß
dieſe Preiſe bedeutend geſtiegen ſind gegenüber der Vorkriegszeit, gar
nicht zu reden von den anderen Belaſtungen, die das Gewerbe jetzt in
viel größerem Maße als früher treffen, oder die früher überhaupt nicht
vorhanden waren. Es wird auch, wie auf der Landespreisprüfungsſtelle
anerkannt wurde, ein viel beſſeres Brot gebacken als im Frieden, eine
Reaktion auf den jahrelangen Genuß des ſchlechten Kriegsbrots und
Nachkriegsbrots.
— Die Herbſtmeſſe hat geſtern ihren Anfang genommen und brachte
einen Maſſenzuſtrom von Beſuchern. Gleichzeitig iſt auch die Beſſunger
Kirchweihe, allerdings nur dem Namen nach. Die Beſſunger haben
trotz=
dem mit Kuchen in der Stille und Tanz in den Lokalen ihrer Kirchweihe
gedacht.
Lokele Veranſialtungen.
Die bierunter erſcheinenden Notizen ſind ausſchiießlich als Kinweiſe auf Anzeigen zu betrachten,
in keinem Falile,/41
ung oder Krit
— Am
Sonut=
nhalle am
Woogs=
platz nachmittags ein
dertag der unter Lei
7 Aännergeſangd
ſtadt) geboten.
zueiten Teil K.
wveiſt, wird auch des
von ihm ſelbſt gel
l=genheit geben, au
liche Nummern des
n von der kur
Chordirigenten 9.
Vorverkauf im
— Südweſtde
Mitglieder auf die am
hof ſtattfindende Mi
1.
Inſerat der heutigen Nun
ordnung verſpricht einen recht intereſſanten
mit einem vollzähligen Erſcheinen; Intereſſenten dürfen eingeführt
werden.
Kuyſtaotizen.
deber Wecke, Künſiter und künfileriſche Veranſta:tungen, deren im Nachſiehenden Erwähr
geſilievt, besält ſich die V=
— Franz von Vecſey, das frühere Wunderkind, jetzt ei=
Geiger von großem Namen, gibt am Freitag, den 17. Oktober 1721, im
großen Saale des Saalbaues einen Violinabend; am Flügel Walter
Meher=Radon. Karten bei Konzert=Arnold, Wilhelminenſtr
Montag, den 22. September 1924.
Rummer 264.
Seite 4.
Ras Heſſen.
* Roßdorf, 19. Sept. Gemeinderatsbericht. 1. Um die
Nohrmeiſterſtelle hatten ſich 5 Perſonen innerhalb der feſtgeſetzten
Be=
werbungsfriſt gemeldet. Bei der ſchriftlichen Abſrimmung erhielren
Georg Diehl 9. und Gg. Hch. Roßmann 2. 7 Stimmen. Georg Diehl
iſt mithin als Rohrmeiſter gewählt. 2. Zwecks Ankaufs von drei
Ziegen=
böcken ſoll die Faſelkommifſion zum Markt nach Groß=Umſtadt fahren.
Zur Ungeziefervertilgung wird die Anſchaffung des empfohlenen
=Mä=Ga=Apparates beſchloſſen. Zum Schluſſe geheime Sitzung.
Griesheim, 20. Sept. In der Woche vom 22. bis 27. September ds.
finden auf dem Truppenübungsplatz täglich von vormittags 6 bis
Uhr und nachmittags von 1 bis 5 Uhr Scharfſch eßübungen ſtatt. Am
onnerstag, 25. September, findet außerdem von 7½ bis 9½ Uhr abends
tſchießen ſtat.
Pfungſtadt, 2. Sept. Die Herbſtferien an den hieſigen
sſchulen werden nach einem Beſchluß des Schulvorſtandes am
Mon=
den 29. September, beginnen. Dauer: 3 Wochen.
3 Mörfelben, 20. Sept, Lehrers=Abſchied. Der in den
Nuhe=
and verſetzte Lehrer Nelius hat dieſer Tage Mörfelden, die Stätte
ſeines langjährigen Wirkens, verlaſſen, um nach Groß=Umſtadt, ſeiner
Heimatgemeinde, überzuſiedeln. 35 Jahre hat Lehrer Nelius hier
ge=
wirkt, 25 Jahre war er Kaſſenverwalter des Spar= und Vorſchuß=Vereins.
N Offenbach, 19. Sept. Die Stadtverordneten bewilligten
geſtern für die Herſtellung von Veranden an der Südſeite des Armen=
und Verſorgungshauſes für die Säuglings= und Kleinkinderabteilung
den Betrag von 34 000 Goldmark ohne Beſprechung und
Ausſchußbera=
tung. Für die Durchführung des Wohnungsbauplanes für 1924 wurden Aufſtieges ſteht. Die Frankfurter Meſſe iſt keine
Konjunktur=
weitere 166 000 Goldmark bereitgeſtellt. Die Herſtellung eines
Perſonen=
aufzugs im Verſorgungshaus erfordert 11 900 Mark. Für
Notſtands=
maßnahmen, die Erwerbsloſe und Kurzarbeiter über Waſſer halten
ſollen, wurden 181 000 Mark bewilligt. Die Summe wird bis Ende 1924
ausreichen. Als Mietbeihilfe werden monatlich von September bis
De=
zember an Alleinſtehende 8, an Familien bis zu 6 Köpfen 12 und an
Fa=
milien mit mehr Köpfen 14 Mark gewährt. Den Erwerbsloſen und
Kurzarbeitern werden vom Oktober ab, ſofern ſie einen eigenen
Haus=
halt haben, monatlich 2 Zentner Kohlen und für die ganze Winterszeit
2 Zentner Holz bewilligt. Die Erwerbsloſen und Kurzarbeiter dürfen,
nebſt Angehörigen zunächſt bis Ende Oktober wöchentlich einmal
unent=
geltlich das Stadtbad benutzen. Die Mietbeihilfe erfordert einen
Auf=
wand von 133 000, die Brennſtoffbelieferung einen ſolchen von 44000
und die Bäder weitere 4000 Mark. Der Brotzuſchuß und der ermäßigte
Gaspreis bleiben daneben für Erwerbsloſe und Kurzarbeiter beſtehen.
Die Ausſchußanträge wurden nach Ablehnung kommuniſtiſcher Anträge,
die bedeutend weiter gingen, einſtimmig angenommen. Der
Zentral=
verband der Invaliden und Witwen Deutſchlands, Ortsgruppe
Offen=
bach, wünſcht die Errichtung einer öffentlichen Werkſtätte zur Herſtellung Und doch beſtätigten mir alle Ausſteller, die in Köln gewiſen
von Schuhwichſe (Kbſtenpunkt 100 000 Mark) und die Gewährung eines
Darlehens von 5000 Mark. Die Sache ſoll erſt entſc, en werden, wenn
feſtſteht, daß irgend eine Stadt Deutſchlands in der 2 urge für die
In=
validen weiter geht als Offenbach. Der Oberbürge meiſter gibt dann
Aufſc. ß über die Finanzlage der Stadt. Der rechnungsmäßige
Ueber=
ſchuß des Jahres 1923 im Betrage von 1,6 Millionen Mark iſt danach
ſchon verbraucht und ſogar um 90 000 Mark überſchritten. An Steuern
wurden 720 000 Mark nachgelaſſen, für Notſtandsmaßnahmen 250 000
Mark vorgeſehen und für das Wohlfahrtsamt müſſen 770 000 Mark
nach=
bewilligt werden, da ſein Voranſchlag von 800 000 Mark verbraucht iſt
und das Reich ſeit 1. April 1924 keinen Zuſchuß zu Fürſorge= und
Not=
ſtandsmaßnahmen mehr zahlt. Am 1. September waren aber, Familien= weiſe, denn eigentlich müßte die Grammophon=Induſtrie den
mitglieder eingeſchloſſen, 5808 Erwerbsloſe und 2579 Kurzarbeiter zu
unterſtützen. Der Brotzuſchuß an dieſe beträgt bis Ende Oktober 36 000
und die Gaspreisermäßigung 20 000 Mark. Die Gemeinnützige Bau= aller Macht aufnehmen. Auch bei den Spielwaren iſt, abgeſ yen
geſellſchaft, deren Mitglied die Stadt hat ihr Stammkapital auf
Gold=
mark geſtellt. Um den Stammantei, der Stadt aufzufüllen, verzichtet
die Stadt auf Rückzahlung einer Hypothek von 17 000 Goldmark und
ſchießt weitere 8700 Mark als Stammeinlage zu. Dem
Gewerkſchafts=
hauſe (Saalbaugeſellſchaft) wurden vor Wochen 30 000 Goldmark auf
15 Jahre zinslos gewährt. Die Kommuniſten erklärten geſtern, daß ſie mit Rückſicht auf das bevorſtehende Weihnachtsgeſchäft, in
gro=
ihre Zuſtimmung nachträglich bedauerten, da der Saalbau ihnen nicht
mehr zur Verfügung geſtellt werden ſolle. Stadtverordneter Niemeier
gab die Erklärung ab, es ſei ein Irrtum, wenn man behaupte, die
Konzertgeſellſchaft ſei für eine Gewährung des Darlehens an den Saal= Die Stände im Freien waren diesmal nicht ſo gut beſchickt wie
bau mitverantwortlich. Die Konzertgeſellſchaft habe lediglich ein Gut= im Frühjahr, an Booten war die Auswahl viel geringer, die
achten abgegeben, was geſchehen müſſe, um den Saal des Saalbaues zu
einem brauchbaren Konzertſaal umzugeſtalten. Den Sozialdemokraten
war dieſe Feſtſtellung ſehr unangenehm, und ſie beantragten, die
Unter=
lagen für jenen Stadtverordnetenbeſchluß nochmals vorzulegen. Sie
wollen damit nachweiſen, daß eine bürgerliche Konzertgeſellſchaft die
Bewilligung jener 30 000 Mark mit veranlaßte.
* Sprendlingen (Kreis Offenbach), 20. Sept. Man ſchreibt uns: Mit
der Aufhebung der Grenzſperre iſt auch der langentbehrte geregelte
Bahnverkehr mit Frankfurt und Darmſtadt wieder hergeſtellt. Immer= und ſparſamer Bauweiſe war diesmal nur wenig zu ſehen, eine
hin bedarf der Fahrplan noch dringender Korrektion, die hoffentlich mit
dem am 1. Oktober in Kraft tretenden Winterfahrplan vorgenommen
werden. Beſonders fühlbar iſt das Fehlen einer Zugverbindung zwiſchen
7.33 und 1.09. Hier müßte unbedingt ein Zug eingelegt werden. — Leider
hat ſich am 16. ds., abends 9.40 an der Stelle, wo die Strecke
Sprend=
lingen—Ober=Roden die Landſtraße Frankfurt-Darmſtadt kreuzt,
wiederum ein ſchwerer Unfall zugetragen. Ein beladenes Laſtauto der
Frankfurter Speditionsfirma Dellinhauſen fuhr, von Darmſtadt kommend,
mannſchaft kam einer mit dem Schrecken davon, die andern wurden ſchwer
verwundet. Im Bahnhof Sprendlingen wurde ihnen die erſte ärztliche
Hilfe zuteil, dann wurden ſie in das Kreiskrankenhaus in Langen
trans=
portiert. Es wäre nun endlich Zeit, dieſe gefährliche
Bahnübergangs=
ſtelle über eine Hauptverkehrsſtraße, die eine Menſchenfalle ſchlimmſter
Art darſtellt, durch eine Unterführung zu beſeitigen. Viele Paſſanten
ſind hier ſchon im letzten Augenblick dem Tode entronnen. Wer das
Un=
glück hat, mit dem Zuge zu karrambolieren und der Eiſenbahnverwaltung
mit Schadenerſatzanſprüchen naht, wird nicht nur abgewieſen, ſondern
obendrein noch wegen Gefährdung eines Eiſenbahntransportes gerichtlich
belangt. Vielleicht trägt dieſer neue Unfall dazu bei, daß die
maßgeben=
den Stellen, die dem Staatsbürger für die Sicherheit des Lebens und des
Beſitzes garantieren, der Eiſenbahn gehörig auf den Buſch klopfen.
* Erbenheim b. Mainz, 21. Sept. Als ein Pflaſtermeiſter von hier
mit ſeinem Nade über die Wallauer Höhe, zwiſchen Höchſt und
Erben=
heim, fuhr, ſchlug etwa 10 Meter vor ihm ein Meteor auf das
Pfla=
ſter und zerſprang in kleine Stücke. Das Meteor hatte etwa die Größe
eines Menſchenkopfes, und waren die Stücke noch glühend heiß, als man
ſie aufheben wollte. Beim Herannnahen des Meteors ertönte ein
Ge=
räuſch, wie das Surren eines fliegenden Geſchoſſes. Einige Fundſtücke
hat, ſich der Mann zum Andenken aufgehoben.
* Friedberg, 20. Sept. Eine Automobilverbindung
zwi=
ſchen Friedberg und Nieder=Florſtadt iſt ab 1. Oktober
ge=
plant. Außer Nieder=Florſtadt würde die Linie auch Ober=Florſtadt und
Oſſenheim mit Friedberg verbinden. Das Perſonenauto mit
Anhänge=
wagen ſoll etwa 60 Perſonen faſſen. Man rechnet mit einem
Anlage=
kapital von 33000 Mark, einer jährlichen Ausgabe von 17 650 Mark,
einer Jahreseinnahme von 18 450 Mark, die Nentabilität ſcheint alſo
ge=
ſichert. — Die Neuanmeldungen für den Beſuch des
Polytech=
nikums im Winterhalbjahr ſind bisher ſehr zahlreich eingelaufen,
ſo=
daß die Zahl der Studierenden erheblich größer werden, wird als im
Sommerhalbjahr. Im Frühjahr mußten 80 Studierende wieder
ab=
reiſen, weil ſie keine Wohnungen finden konnten.
* Gießen, 20. Sept. Das Stadttheater wird ſeine
Winter=
ſpielzeit am 7. Oktober, mit Ibſens Schauſpiel „Nordiſche Heerfahrt”
eröffnen und tags darauf die Straußſche klaſſiſche Operette „Die
Fleder=
maus” in Szene ſetzen. Der neue Spielplan wird den Klaſſikern die
größte Sorgfalt widmen, ſieht er doch die „Näuber”, „Fauſt”, „Tell”
u. a. Schauſpiele vor. Daneben werden auch Werke neuerer Meiſter
bedacht, z. B. Sudermann, Gerhart Hauptmann, R. Presber, Hellmut
Unger W. von Scholz. Obwohl das Stadttheater eigentlich nur als
Schaufpielbühne gebaut wurde, und nur während des Krieges erſt der
Anfang mit Operetten gemacht wurde, ſoll von jetzt an regelmäßig die
gute klaſſiſche Operette gebracht werden. Es ſind für den Winter ſieben
Operettenaufführungen vorgeſehen, darunter „Fledermaus” „
Bettel=
ſtudent” und Zigeunelbaron‟. Direktor A. Sander=Frankfurt wird die
Operetten mit ſeinem Perſonal aufführen. Sehr wichtig für unſer
Stadttheater iſt die Tatſache, daß der heſſiſche Staat mit der Kerntruppe halle diesmal die Oſthalle A, B und die Südhalle in Anſpruch
unſeres Theaters einen Vertrag abgeſchloſſen hat, wonach ſie für die
Som=
merzeit am Kurtheater Bad=Nauheim beſchäftigt iſt.
G
anffarter
Der erſte Tag.
(Von unſerem Sonderberichterſtatter.)
Von einem lähmenden Druck hat die Abſtimmung über die
Dawesgeſetze alle Wirtſchaftskreiſe Deutſchlands befreit. Die
ſich jetzt entwickelnde Wiederherſteltung der deutſchen
Wirtſchafts=
einheit mit den zu erwartenden Auswirkingen auf die
geſchäft=
liche Geſamtlage in Deutſchland wird mit wachſender
ausländi=
ſcher Kapitalunterſtützung aumählich die deutſche Leiſtung
ſtei=
gern. Hierzu kommt, daß die deutſche Handelsbilanz, die ſeit
Januar im Betrage von etwa 1½ Milliarden Goldmark paſſiv
war, im Juli einen Ausfuhr=Ueberſchuß von 17 Millionen
Gold=
mark zeigt. Hat ſich auf der Leipziger Herbſtmeſſe das Geſchäft
im Augemeinen noch ſehr ſchleppend entwichelt, waren
verſchie=
dene Branchen mit dem Verlauf recht unzufrieden, hatten ſich
ausländiſche Einkäuſer nur in verhältnismäßig geringer Zahl
eingefunden, ſo hat die Frankfurter Internationale Meſſe, die
geſtern zum elften Male eröffnet wurde, in vielfacher
Bezie=
hung erwieſen, daß ſie am Anfang eines erhofſten ſirtſchaftlichen
meſſe, ſie entſpricht dem wirtſchaftlichen Bedürfnis und hat
ge=
ſchickter und richtiger Weiſe das Schwergewicht auf ſolche
Bran=
chen (z. B. Textilien) gelegt, in denen Frankfurt als
Handels=
platz führend war. So war auch diesmal, alle mehr oder weniger
ſtill gehegten Befürchtungen Lügen ſtrafend, die Zahl der
Aus=
ſteller faſt die gleiche wie auf der Frühjahrsmeſſe, war ſogar das
Ausland (z. B. Türkei, Italien, China) gut vertreten, wvenn auch
die Zahl der Einkäufer etwas nachgelaſſen hatte. Nag an dem
für den Eröffnungsſonntag nicht überſtarken Beſuch zum Teil
auch das ſchlechte Wetter (es regnete den ganzen Tag über
ſtrich=
weiſe) mit ſchuld geweſen ſein, ſo iſt doch nicht zu leugnen, daß
eine gewiſſe Meſſemüdigkeit allmählich Platz gegriffen hat. Erſt
Leipzig, dann Wien, Köln und nun zum Abſchluß Frankfurt.
Große Meſſen ſind nun eben an den einmal beſtimmten Zeitpunkt
gebunden und können nicht verſchoben werden oder, je nach den
wirtſchaftlich günſtigen oder ungünſtigen Zeiten verſchwinden.
waren, daß, ſoweit bis jetzt zu überblicken, die Kölner Meſſe an
Ausmaß und Erfolg nicht an Frankfurt heranreichen kann. In
Köln fing man ſchon am Mittwoch an, abzubauen, Ausländer
hatten ſich nur wenige eingefunden. Nun ein Rundgang durch
die Halle.
Die Wiener Werkſtätten brachten hübſche Neuheiten in
klei=
nen Elfenbeindoſen, Servicen aus handgetriebenem Silber mit
ſtarker Verwendung von Elfenbein und in der Keramik=
Abtei=
lung u. a. bunte, drollige Aſchenbecher. An Muſikapparaten,
Grammophonen war nicht viel neues zu ſehen, merkwürdiger=
Kampf mit dem gefährlichen Konkurrenten, Radio genannt, mit
von einigen Modeneuheiten, wie dem mechaniſch ſich vorwärts
bewegenden Schaukelpferd, dem „Rollſitzruderer auf der Straße‟,
und dem Piccolo, einem kleinen Tretantrieb=Automobil mit allen
Schikanen, nicht viel Neues zu ſehen. Bleiſoldaten waren, wohl
ßer Zahl zu finden, ſchwarz=weiß=rote und ſchwarz=rot=goldene
Fahnen bei ihnen friedlich vereint. Viel Intereſſe erregten die
gefälligen, neuen Serten der beliebten Anker=Steinbaukaſten.
Fabrikanten halten hier mit Neuheiten bis zum Frühjahr zurück.
Unter den ſchönen und praktiſchen Gebrauchswagen fielen ſolche
mit Kippeinrichtung, zum Teil mit Vorrollgetriebe auf. Viel
beſtaunt wurden auch die verſtellbaren und diebesſicheren
Zwerg=
garagen. Die Darmſtädter Motorenwerke ſtellten neben anderen
Maſchinen einen 12 P.S. Schlepper aus, der gleichzeitig als
An=
triebsmaſchine benützt werden kann. An Beiſpielen moderner
Firma aus Lauterbach (Oberheſſen) hatte ein wunderhübſches
Holzhaus, vollſtändig möbliert, Veranda, 2 Zimmer, Küche, alle
Nebenräume und Dachgefchoß enthaltend, hingeſtellt. Die ganze
Herrlichkeit ſoll, allerdings ohne Sockel, nur rund 5000 Goldmark
koſten. Der Bau von Holzhäufern dürfte jetzt auch bei
ängſt=
lichen Gemütern mehr Anklang finden, da Mittel erfunden ſind,
die Hölzer und Holzerzeugniſſe gegen Entflammen ſchützen. In
mit der Maſchine zuſammen. Von den fünf Leuten der Bedienungs= der Halle für Papier, Kartonagen und Büroartikel erregte
leb=
hafte Aufmerkſamkeit das „Telemoment” ein kleiner Apparat,
der das ſofortige Auffinden einer geſuchten Fernſprechnummer
ermöglicht und gleichzeitig als Briefbeſchwerer dient. Vor dem
Haus der Technik, deſſen eine Seitenhalle im Ausbau vollendet,
aber bei der diesmaligen Meſſe noch nicht verwendbar iſt, hatte
der Hanſa=Lloyd Elektro=Karren Aufſtellung gefunden, in
Ver=
bindung mit dem Verladetiſch äußerſt ausnutzbar für Induſtrie=
und Verkehrsbetriebe jeder Art. Im Haus der Technik die
bekannte und gewohnte Fülle der Erſcheinungen, der
ohrenbetän=
bende Lärm der vielerlei vorgeführten Maſchinen. Die neuen
Modelle von Röder==Darmſtadt, kombinierte Kohlen= und
Gas=
herde, Kippmuldenwagen mit Schutzdach der Firma Schenck,
G. m. b. H., Rauchverzehrer aus Bronce in geſchmackvollen
For=
men, Leitern jeder Form für Haus= und gewerbliche Zwecke, kurz
eine Unmenge von neuen und praktiſchen Dingen gab es zu
be=
wundern. Viel Auswahl in Bedachungen, weniger z. B. in
Lam=
pen. Unangenehm fielen hier ſogenannte leuchtende Blumen auf.
Die Hausfrauen dürfte das neue elektriſche Dampfbügeleiſen
Elda intereſſieren, das ein Einſprengen der Wäſche unnötig
macht. In der Ausſtellung der Haus= und Küchengeräte
domi=
niert immer noch das Aluminium, Töpfe bis zu 70 Zentimeter
Durchmeſſer für Hotelzwecke. Eine Waſchmaſchine aus Eiſen,
berzinkt oder mit Kupferoberteil, mit eigener Feuerung nach dem
Syſtem der früheren Holzwaſchmaſchinen, wird den Stolz der
modernen Hausfrau bilden. Niedliche Kuchenbretter aus Holz
mit Kerzenhaltern, für den Geburtstagstiſch und
Familienfeſt=
lichkeiten, mit Schleiflack überzogen, erregten Aufſehen. In der
Radio=Halle hatten nur drei größere Firmen ausgeſtellt, viele
der überſtürzten, unſoliden Konjunkturgründungen haben
unter=
deſſen verſchwinden müſſen. Im einzelnen iſt hier zu ſagen, daß
bei den Kopfhörern die Konſtruktion feſtſteht, es nun noch darauf
ankommt, durch Prüfungsgänge in der Fabrik das Material zu
höchſter Präziſion zu bringen. Bei den Apparaten legt man
mehr Wert auf die Reflex=Schaltungen, verringert aus
Sparſam=
keitsgründen (Akkumulator)) die Zahl der Nöhren. Der bis auf
zwei Kilometer vernehmbare Rieſenlautſprecher, der auf der
bri=
tiſchen Reichsausſtellung in Wembley weithin die Stimme des
Königs von England trug, war auf einem Stand zu ſehen. Für
Textilien war Frankfurt bereits vor dem Kriege ein
Welthan=
delsplatz von Bedeutung, führend in verſchiedenen Zweigen der
Modeinduſtrie. Trotzdem die Textilien außer der großen
Feſt=
nehmen durften, reichte der verfügbare Platz nicht aus. Eine
neue Rieſenhalle aus modernſter Eiſenkonſtruktion ſoll bis zur
Frühjahrsmeſſe 1925 der Textilgruppe zur Verfügung geſtellt
werden. Strickwaren (Mäntel, Weſten, koſtüme in Verbindung
nit Pelz) herrſchen vor, Wiener Velour=Hüte finden viel
An=
klang, auch Mützen ſcheinen ein ſehr begehrter Artikel zu ſein.
Beim Sport ſpielt naturgemäß die Lederkleidung, oft mit Pelz
verbrämt, eine große Rolle. Beim Schuhwerk ſah ich bei
Ball=
ſchuhen hübſch verzierte Abſätze, viel Pelzftiefel und
Kinderſchuh=
werk in eigenartigen Muſtern. In der Wiener Halle hat ſich die
Zahl der Ausſteller gegen die Frühjahrsmeſſe ſehr verringert,
auch mit Köln waren die Wiener Ausſteller nicht zufrieden.
Un=
ter den ausgeſtellten Sachen gab es viel luxuriöſe Nichtigkeiten.
Im Haus Offenbach gab es eine vielbeachtete Neuheit,
Damen=
handtaſchen mit kleinen elektriſchen Lampen am Bügel. Im
Kunſtgewerbe iſt die Verwendung von Leder aus gewehten
Fäden zu Taſchen, Cürteln und Hüten zu verzeichnen. München
Eringt bizarre Holzſpielzeuge, die Darmſtädter Werkſtärten
zei=
gen handgemalte Schals, überhaupt ſind Schals, ſogar aus Leder,
die große Mode. Im Gewerbehaus ſind die Möbel
unterge=
bracht, diel Küchen, weniger Schlafzimmer, runde Ausziehtiſche
in wenig glückl. chen Löſungen. Korbmöbel derſteigen ſich bis zu
dem Ehrgeiz, Kredenzen und Scheibtiſche darzuſtellen. Die
Aus=
ſtellung der Türkiſchen Republik hat märchenhaft ſchöne
Panlof=
feln, Teppiche und Perlmutterintarſien, Meerſchaumarbeiten und
Fayencen. Auch leibliche Genüſſe wie Feigen, Nüſſe, Mandeln
und Roſinen. Im Haus der Bücher fehlen diesmal große
Ver=
lagsfirmen, wie der Inſelverlag, Georg Müller=München und
S. Tiſcher. Kinderbücher mit gefälligen Bildern, Aufftellbücher
und dergl. für Weihnachten ſind zahlreich vertreten. Zum
erſten=
male auf der Frankfurter Meſſe haben die Frankfurter
Sorti=
menter, anſchließend an die Buchausſtellung einen Buchverkauf
organiſiert, der ſchon am Sonntag ganz gute Umſätze erzielte,
wenn auch infolge der Kürze der Zeit die gewünſchte
Reichhaltig=
keit noch nicht zu erreichen war. Ein Ausſteller ſei noch
nachge=
tragen, die chineſiſche Firma Mah=Jongg, die erſte chineſiſche
Firma, die auf einer deutſchen Nachkriegsmeſſe vertreten iſt. Sie
zeigt im Haus Offenbach in China handgearbeitete Mah=Jongg=
Spiele, die aus 144 Teilen beſtehend, von der einfachſten bis zur
koſtbarſten Ausführung (ſo für die Fürſtenhöfe in England und
Holland) die Steine beſtehen aus Bein oder Elfenbein auf
Bam=
busunterlage und ſind in den aparteſten Käſten untergebracht.
Im gleichen Raum wird ſtilvoller Weiſe Cehlon=Tee den
war=
tenden Beſuchern ſerviert. Das Spiel wird wohl auch in
Deutſch=
land das Modeſpiel der Winterſaiſon werden. Ueber weitere
Einzelheiten werden noch Berichte folgen, für heute mag dieſe
Ueberſicht genügen.
H. W.W.
m
Briefkaſien.
W. Sch. Wegen Hausfriedensbruchs wird beſtraft wer in die
Woh=
nung, in die Geſchäftsräume oder in das befriedete Beſitztum eines
an=
deren oder in abgeſchloſſene Räume, die zum öffentlichen Dienſte oder
Verkehr beſtimmt ſind, widerrechtlich eindringt, oder wer
wenn er ohne Befugnis darin verweilt, auf die
Auf=
forderung des Berechtigten ſich nicht entfernt.
M. W. Wir glauben nicht, daß der Hausherr zur Einführung
ſol=
cher einſchneidenden Hausordnung ohne die Zuſtimmung ſämtlicher
Mie=
ter berechtigt iſt. Nach Ihrer Darſtellung ſcheint indes die Zuſtimmung
der Mieter ja vorzuliegen.
Rund=Funk=Programm.
Montag, den 22. September.
Berlin (430, bzw. 500m). 10 Uhr: Bericht über die Kleinhandelspreiſe der wichtigſten
Lebensmittel in der Zentralmarkthalle — 10.15 Uhr: Erſte Bekanntgabe der neueſten
Tagesnachrichten, — 11.35 Uhr: Funkbörſe (die Notierungen der Berliner und
Gam=
burger Probuktenvorbörſe).—12.15uhr: Kurzer Tendenzbericht der Berliner Vorbörſe
— 12.55 Uhr: Ubermittlung bes Zeitzeichens. — 1.05 Uhr: Zweite Bekanntgabe der
neueſten Tagesnachrichten, Wetterdienſt. — 2.15 Uhr: Kurzer Tendenzbericht der
Berliner Börſe. — 3 uhr: Funkbörſe (die amtlichen Notierungen der Berliner und
Hamburger Produkten= und Viehbörſe: amtliche Deviſen). — 4 Uhr: Funkbörſe
(Getreide eif. Hamburg: Berliner Kolonialwaren=Großhandelspreiſe). — 4.30— 8 Uhr:
Unterhaltungsmuſik (Berliner Funkkapelle). 1. Prelude, Nachmaninow. 2.
Quver=
ture zu der Oper „Das Nachtlager von Granada”, Kreutzer, 3. Schallwellen, Walzer,
Strauß. 4. Menuett aus der =Moll=Sonate, Grieg. 5. Ehrt die deutſchen Meiſter,
Fantaſie, Freit”g. 6. Im chambre geparee, aus der Operette. Der Opernball”
Heuberger, 7. Potpourri aus der Operette „die Fledermaus”, Strauß. 8. Mit
Eichen=
laub und Schwertern, Marſch, Fr. v. Blon. Während der Pauſen: „Natſchläge fürs
Haus”. — 7 Uhr: Sprachunterricht (engliſch). — 7.43 Uhr: Vortragsreihe „Deutſche
Luftfahrt”, 2. Vortrag: Herr Oberregierungsrat Mühlich=Hofmann: „Die deutſche
Luftfahrzeug=Induſtrie”. — 8.30—10 Uhr: glaſſiſcher Wiener Abend. 1.
Streich=
quartett A=Dur, Mozart. Allegro — Andante — Mennetto — Allegro non troppo.
Das Waghalter=Quartett: Wladyslaw Waghalter (1. Violine), Alfred Krips (2. Violine)
Alfred Urban (Viola), Hans Kraus (Cello). 2. a) Arie aus „ Die Jahreszeiten”, b)
Pa=
ſtorelle, Haydn. e) Schön ſind Roſen und Jasmin, Kürnberger. 4) Nondo aus „Der
Barbier von Sebilla”, J. G. Benda. Grete Krüger, 3. Streichquartett C=Dur (
Kaiſer=
quartett), Hahdn. Allegro moderato — Toco adagio — Cantabile — Menuetto-
Presto. — Das Waghalter Quartett: Wladyslaw Waghalter (1. Violine), Alfred
grips (2. Violine), Alfred Urban (Viola), Hans Krauß (Cello). Am Steinwahflügel:
Kapellmeiſter Otto Urack Anſchließend: Dritte Bekanntgabe der neueſten
Tages=
nachrichten, Zeitanſage, Wetterdienſt, Sportnachrichten, Theaterdienſt.
beseitigt sicher
Hichnerdagen
das Radikalmittel Lebeivohl.
Hornhaut an der Fußsohle verschwindet durch
Lebeiohl-Ballen-Scheiben.
Kein Verrütschen, kein Festkleben am Strumpf.
In Drogerien und Apotheken.
8114a
Man verlange ausdrücklich „Lebevsohl‟‟
Maatece
Landestheater Großes Haus: Keine Vorſtellung. — Kleines
Haus: Keine Vorſtellung. — Orpheum, abends 8 Uhr:
Mann mit dem Fimmel”. — Freie Geſellſchaft für Muſik,
abends 8 Uhr, im Saale der Städt. Akademie, Eliſabethenſtraße:
Kon=
zert. — Chauſſeehaus, Beſſunger Turnhalle, Beſſungen:
Kirch=
weihe. — Reſtauration Rau, Heidelberger Straße 40: Konzert.
— Union=, Reſidenz=Thegter, Palaſt=Lichtſpiele:
Kinovorſtel=
lungen.
Verſteigerungskalender. — Dienstag, 23. September.
Sandbergſtraße 43, vormittags 9 Uhr: Verſteigerung von zirka
20 Zentnern Nauchtabak uſw. — Obſtverſteigerung,
vormit=
tags 8½ Uhr, auf der Straße Pfungſtadt—Hahn, beginnend bei
frngſtadt; vormittags 8 Uhr, auf der Straße Darmſtadt—Weiter
ſtadt, beginnend am Niedbahnübergang.
Wetterbericht der Gießener Wetterwarte.
Wettervorherſage für Dienstag, den 23. September.
Heiter bis wolkig, weſtliche Winde, Temperatur wenig verändert,
noch vereinzelte Niederſchläge.
Hauptſchriftleitung: Rudolf Mauve
Verantwortlic, für Politik und Wirtſchaft: Rudolf Mauve
Verantwortlich für Feuilleton und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſ=
Verantwortlich für Sport: Dr. Eugen Buhlmann.
Verantwortlich für Schlußdient: Andreas Bauer
Verantwortlich für den Inſ=ratenteil: Willy Kuhle
Druck und Verlag: L. C. Wittich — ſämtlich in Darmſtadt.
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Rummer 264.
Montag, den 22. September 1924.
Seite 5.
Von unſerem Sonderberichterſtatter.
Von den geſtrigen Galopprennen verdient wohl das vom
lub von Wiesbaden (Renn= und Sportverein e. V.)
veranſtal=
te Rennen auf der prachtvollen Erbenheimer Bahn mit die
ößte Beachtung. Wenn das Rennen auch keine beſonderen
Prü=
ingen brachte, ſo konnte man doch guten Sport ſehen und die
hr ſtark beſetzten Felder boten ein farbenprächtiges und
abwechs=
ngsreiches Bild. Daran änderte auch das verhältnismäßig
übe Wetter und der beim fünften Rennen einſetzende, aber bald
jeder nachlaſſende Regen nichts. Die Organiſation war ſehr
tt. Die Rennen wurden pünktlich gelaufen. Es fiel angenehm
if, daß der Klub von Wiesbaden großzügiger iſt, als
beiſpiels=
eiſe der Frankfurter. Seinem freundlichen Entgegenkommen ſei
ich an dieſer Stelle gedankt. Das Rennen war trotz der weiten
ntfernung des Rennplatzes von Wiesbaden recht gut beſucht.
utos und offene Wagen ſorgten für An= und Abtransport der
uſchauermenge. Es wäre eine dankenswerte Aufgabe für die
tadi Wiesbaden, durch den Ausbau von Bahn und Elektriſcher
n Beſuch der kurz vor dem Krieg gebauten herrlichen Anlage
erleichtern und dem großen Publikum zu ermöglichen.
Der Verlauf der Rennen.
Das von 13 Zweijährigen gelaufene Eröffnungsrennen über
00 Meter brachte einen ſehr ſchönen Endkampf zwiſchen Canio
id Orma, die ſich bereits in Mannheim auszeichnen konnte.
anio, der zunächſt an dritter Stelle lag, ſich dann aber vor
Sa=
tta ſchob, machte Orma unter Raſtenberger den Sieg nicht
ge=
de leicht.
Das September=Jagdrennen war eines der ſchönſten
Ren=
n. Das von Ehrentraut geführte geſchloſſene Feld nahm die
inderniſſe in ſchöner Manier. Ehrentraut, die zwar beſte Klaſſe
irſtellt, in letzter Zeit aber äußerſt unzuverläſſig war, bewies
if der ihr unbekannten Bahn ihr überlegenes Können und
ge=
ann leicht. Cäſar enttäuſchte. Bei dem im Einlaufbogen
ein=
ßenden Endkampf fiel er ſehr ab.
Der Asbach=Uralt=Preis, ein Flachrennen, zu welchem die
einbrennerei Asbach u. Co., Rüdesheim, 2000 Mark und jedem
eiter ſowie dem Trainer des Siegers ein Andenken geſtiftet
ſtte, brachte ſieben Pferde an den Start. Franche Lippée führt,
folgt von Rochebelle, bis zum Einlaufsbogen. Dort ſieht man
reine kurze Zeit die Farben Opels vordringen. Kurz vor dem
el wird Otavi vorgeworfen. Ihm ſcheint der Sieg ſchon ſicher,
rafft Emilio ſeine letzte Kraft zuſammen und gewinnt vor
ochebelle, die ſich inzwiſchen an die zweite Stelle begeben hat,
id Otavi ſicher.
Der Kreyßel=Preis, ein Jagdrennen, zu welchem die bekannte
garettenfabrik Kreyßel=Wiesbaden 2000 Mark und für alle
Rei=
wertvolle Andenken geſtiftet hatte, wies die ſchwächſte
Be=
zung auf. Nur vier Pferde konnten auf die Reiſe geſchickt
wer=
n. Fahrwohl übernimmt ſofort die Führung und eilt dem in
eitem Abſtand geſchloſſen folgenden Feld voraus. Beim
Waſſer=
aben wird er überholt, kommt an der gegenüberliegenden Seite
die dritte Stelle, um ſchließlich ebenſoweit abzuhängen, wie er
fangs vorauseilte. Den ſehr ſpannenden Endkampf zwiſchen
adder und Tango — beide lagen bis zum letzten Sprung auf
icher Höhe — konnte Trapper für ſich entſcheiden. Orakel folgte
t in einem Abſtand von 10 Längen.
Der Präſidentenpreis war eine ſichere Beute des Stalles
erteis, der mit Täbris und Coeur d’Almée die beiden erſten
lätze belegen konnte.
Das Jagdrennen der Dreijährigen war ſehr unterhaltſam.
er Stall Gerteis ſchickte nicht weniger als drei Vertreter in das
n neun Pferden beſtrittene Rennen, konnte aber trotzdem nur
t Iſpahan den dritten Platz belegen. An der Hürde gegenüber
r Tribüne verliert Luſtgarten die Luſt zu ſpringen. Juanitta 3
auchelt, wirft ſeinen Reiter ab, ſetzt aber trotzdem das Rennen
ſcheinend fort, um im linken Bogen das Rennen aufzugeben
id die Bahn zu verlaſſen. Die ihm folgende Roſenfee und
Dul=
iea wiſſen gegen den Willen ihrer Reiter nichts beſſeres zu tun,
3 ihm zu folgen und laſſen das Feld von dannen ziehen, um,
chdem ſie auf die Bahn zurückgebracht ſind, in weitem Abſtand
folgen. Das Rennen gewinnt unter dem lauten Jubel des
ublikums Lewins Leda.
Im Nahe=Preis über 1600 Meter ſtellten ſich nicht weniger
3 13 Pferde dem Starter und erſchwerten dieſem ſein Amt. Nach
hlreichen Fehlſtarts zieht das geſchloſſene Feld von dannen.
iſt kurz vor dem Ziel wirft Hecker Hexenmeiſter vor, der vor
orgentau um Kopflänge Sieger bleibt. Nur einige Meter wei=
und er wäre von Morgentau geſchlagen worden.
Die Ergebniſſe.
1. Eröffnungs=Nennen; Preiſe 3000 Mk. (2000, 500, 300,
Mk.). Für 2jährige Pferde aller Länder, die kein Rennen von über
9 Mk. gewonnen haben. 1000 Meter: 1. Herrn H. v. Opels Orma
aſtenberger), 2. Herrn W. Blatts Canio (Günter), 3. Herrn A.
eber=Nonnenhofs Sagitta (Riſterer). Ferner liefen: Joceta, Hoboe,
ronos, Mardonius, Champagner, Agate, Arie, Stamperl, Libuſſa,
if Errant. ½—½—1½—½ Lg. Zeit 1:02. Tot. 17: 13, 20, 129.
2. September=Jagdrennen. Ausgl.=Ehrenpreis und 300
ark. (E. und 2000, 500, 300, 200 Mr.) Für 4jährige und ältere Pferde
er Länder, die 1924 keinen Rennen von über 7000 Mk. gewonnen
ben. 3500 Meter: 1. Herrn Jul. Mayers Ehrentrant (Hecker),
Herrn H. L. Wertheimers Snob (Eichhorn), 3. Hrn. F. Sachs
Meer=
ibchen (Lewicki). Ferner liefen: Silbertaler, Donna, Caſar. 1—4—*
Lg. Zeit 4:19. Lot. 46: 18, 18.
3. Asbach „Uralt”=Preis. Ausgleich. Preiſe 4000 Mark;
von gegeben 2000 Mk. von der Weinbrennerei Asbach u. Co.=
Rüdes=
m. (2500, 800, 400, 300 Mk.) Andenken dem Trainer des Siegers,
e jedem Reiter, gegeben von der Weinbrennerei Asbach u. Co. Für
hrige und ältere Pferde aller Länder, die 1924 kein Rennen von über
0 Mk. gewonnen haben. 2400 Meter: 1. Herrn A. Pfiſkers Emilio
eiffert), 2. Lt. M. Gerteis' Rochebelle (Kaſper), 3. Herrn A.
Schu=
inns Otavi (Hecker). Ferner liefen: Volmar, Franche Lipée,
Main=
g, Kirchbach, Dagobert. 5/.—1—½—1½ Lg. Zeit 20:40,5. Tot. 461
13, 24.
4. Kreyßel=Preis. Jagdrennen. 3500 Mk., davon 2000 Mk.
jeben von der Zigarettenfabrik Krehßel=Wiesbaden. (2000, 700, 500,
Mk.) Andenken allen Reitern gegeben von der Firma Kreyßel. Für
hrige und ältere Pferde aller Länder, die 1924 kein Rennen von über
D Mk. gewonnen haben. 4000 Meter: 1. Herrn G. H. Feilers Trap=
* (Eichhorn), 2. Dr. F. Mercks Tango (O. Bauer), 3. Herrn G.
gels Orakel (H. Steffen). Ferner lief: Fahrwohl. 1—10 Lg., Weile.
it 5:03. Tot. 22; 14, 12.
5. Präſidenten=Preis. Ehrenpreis und 7000 Mk. (Ehren=
Is gegeben von dem Präſidenten des Klubs von Wiesbaden Herrn
n Rexroth, und 5000, 1000, 600, 400 Mk.) Für 3jährige und ältere
erde aller Länder, die 1924 kein Rennen von über 10 000 Mk.
ge=
nnen haben. Dem Trainer des Siegers ein Fahrrad, gegeben von
rrn Hch. v. Opel. 2000 Meter: 1. Lt. M. Gerteis' Täbris (Kaſper),
Coeur d’ Almée (Schmidt), 3. Herrn H. von Opels Farmer
aſtenberger). Ferner liefen: Le Gerfaut, Le Miſtral, Südwind, Gyere
em. 2 Lg.—Hals—Hals—4 Lg. Zeit 2:09. Tot. 20, 10; 14, 24, 16.
6. Jagdrennen der Dreifährigen. Ehrenpreis und
9 Mk. (E. und 2000, 500, 300, 200 Mk.). Für 3jährige Pferde aller
nder. 3000 Meter: 1. Herrn L. Lewins Leda (H. Bismark), 2.
rn A. Pfiſters Kätherl III (O. Wehe), 3. Lt. M. Gerteis” Iſpahan
Weber). Ferner liefen: Juanita III), Eſtino, Luſtgarten, Duleinea,
ſenfee, China. 5—7—1½—8 Lg. Zeit 3:39. Tot. 11: 11, 15, 46.
7. Nahe=Preis. 3000 Mk. (2000, 500, 300, 200 Mk.)
An=
iken dem Trainer des Siegers. Für 3jährige und ältere Pferde aller
nder, die 1924 kein Rennen von über 6000 Mk. gewonnen haben. 1600
r: 1. Herrn K. Knechts. Hexenmeiſter (H. Hecker). 2. Frei=
Schrenk=Notzings Morgentau (W. Matz), 3. Herrn A.
Weber=
nenhofs Aida (J. Gähl). Ferner liefen: Fontamora, Taurus, Nord=
Culcaveh, Obhut, Frivora, Malaviſta, Livia, Luſtgarten. Kopf—3
g.: Zeit 1:41, Tot, 64: 20, 20, 23.
A. S. C. — Starkenburgia Heppenheim 3:1 (2:0).
Samstag nachmittag trafen ſich auf dem Hochſchulſportplatz
obige Marnſchaften zu einem Freundſchaftskampf. Beide
Mann=
ſchaften führten — trotz des Erfatzes — ein ſchönes, lebhaftes
Spiel vor, das auch reich an ſchönen Kampfbildern war. Die
Aka=
demiker drängten gleich zu Beginn ſehr ſtark. Nach mehreren
ergebnisloſen Ecken gelingt es dem A. S.C., eine gut geſchoſſene
Ecke durch Kopfball des Linksaußen zum erſten Erfolg zu
ver=
wandeln. Nach einigen „haushohen” Bällen auf das
Heppen=
heimer Tor ſtellt nach ſchönem Zuſammenſpiel der Rechtsaußen
durch ſcharfen Schuß das Spiel auf 2:0. Bei dieſem Stand ging
es in die Halbzeit. Trotz des verdoppelten Eifers der Gäſte geben
auch in der zweiten Halbzeit die A.S. C.er den Ton an. Durch eine
Unachtſamkeit des ſonſt ausgezeichneten Tormannes gelingt es
den Starkenburgern, zum verdienten Ehrentor zu gelangen. Bald
darauf wird wegen Hand dem A. S. C. ein Elfmeter zugeſprochen,
der in bekannter Art darübergeſchoſſen wird. 15 Minuten vor
Schluß fällt durch den Linksaußen das dritte Tor. Bei den
Gäſten konnte vor allem der Eifer, mit dem ſie das ganze Spiel
durchhielten, gefallen; bei ihnen war die Hintermannſchaft der
beſte Teil und da beſonders der rechte Verteidiger der tüchtigſte,
der jedoch die Verluſttore auch nicht verhindern konnte. Wenn
die A.S.C. weiterhin mit dieſem Eifer und Kampfgeiſt ſpielen,
werden ſie den beſten Vereinen einen harten Gegner abgeben.
Allerdings muß der Sturm weniger eigennützig und ſyſtemvoller
ſpielen.
F.=C. „Eintracht‟=Darmſtadt, I. — F.=V. Weiterſtadt=
Brauns=
hardt 10:1 (5:1).
F.=C. „Eintracht‟=Darmſtadt empfing am Sonntag den F.=V.
Weiterſtadt=Braunshardt zum erſten Verbandsſpiel und konnte
ſich die beiden erſten Punkte ſicher einheimſen. Ueber den
Spiel=
verlauf iſt nicht viel zu berichten, da ſich das Spiel faſt
aus=
ſchließlich in der Hälfte der Gäſte entwickelte. „Eintracht” ſpielte
unter Form, ſonſt wäre das Reſultat entſchieden höher
ausge=
gangen. Auch hat der Torhüter von W. ſeinen Verein vor
einer größeren Niederlage bewahrt. W. ſpielte ſehr eifrig, doch
konnten ſie an einer Beſſerſtellung des Reſultats nichts ändern,
denn „Eintracht” war tatſächlich um eine Klaſſe reifer. Der
Schiedsrichter, ein Herr aus Friedrichsfeld, war ſehr gut.
„Eintrachts” 2. Mannſchaft weilte in Weiterſtadt, ebenfalls
zum fälligen Verbandsſpiel, und mit dem unentſchiedenen
Re=
ſultat von 3:3 Toren konnten ſie einen Punkt mit nach Hauſe
bringen. Die 1. Schülermannſchaft der „Eintrachtler” gewann
gegen die gleiche von V.f.R.=Darmſtadt mit dem hohen Ergebnis
von 6:1 Toren.
H.
V.f.N. Darmſtadt Ia Jgd. — Boruſſia=Frankfurt 1. Jgd., 4:0.
In einem gut beſuchten Treffen wurde die 1. Jugend der
Boruſſia Frankfurt von der beſſeren Ia. Jugend des V.f. R.
ver=
dient mit 4:0 Toren geſchlagen. In der erſten Halbzeit iſt der
Kampf ziemlich ausgeglichen. Beide Stürmerlinien können ſich
jedoch gegenüber den guten Verteidigungen nicht durchſetzen.
Die meiſten Angriffe enden vor dem Strafraum. Kurz vor
Schluß der erſten Halbzeit erzielt der V.f.R.=Halbrechte auf
Vor=
lage des Rechtsaußen durch plazierten Schuß das erſte Tor. In
der zweiten Halbzeit erweiſt ſich Boruſſia gegenüber der Wucht
und Technik des V.f.R. als machtlos und muß ſich in
gleich=
mäßigen Abſtänden drei Tore gefallen laſſen. Bei Boruſſia
konnte nur die Verteidigung gefallen, während bei V.f.R. der
Sturm und die Hintermannſchaft ein einwan freies und gutes
Spiel vorführten.
Weitere Ergebniſſe:
V.f. R. Ib Jugend—1. Jugend Sp.V. Meſſel, 5:1.
V.f.R. IIa Jugend—1. Jugend „Eintracht Darmſt., 2:1.
V.fR. IIb Jugend—2. Jugend „Union‟ Darmſt., 0:1.
V.f.R. Ib Schüler—1. Schüler „Eintracht‟ Darmſt., 1:6.
Deutſchland—Ungarn 1:4.
Nach der unrühmlichen Niederlage gegen Schweden durch eine
ſchwache Mannſchaft war die Hoffnung der deutſchen Fußballwelt
auf den Länderkampf gegen Ungarn gerichtet, in welchem eine
recht ſtark anmutende Mannſchaft die Scharte wieder auswetzen
ſollte. Dies gelang jedoch keineswegs, da die deutſchen Vertreter
in dem 8. Länderkampfe mit Ungarn in Budapeſt mit genau dem
gleichen Ergebnis von 4:1 wie gegen Schweden geſchlagen
wur=
den. Bei prächtigem, nur etwas zu warmem Wetter wohnten
35 000 Zuſchauer dem Kampfe bei, der die Ungarn taktiſch und
techniſch als die beſſeren ſah. In der erſten Halbzeit kamen die
Ungarn in der 33. Minute zum erſten Erfolg, nachdem Stuhlfaut
aus dem Tore gelaufen war. Zehn Minuten ſpäter kam der zweite
Erfolg durch einen verhältnismäßig, ſchwachen Schuß, der, von
Kalb ſchlecht abgewehrt, ins Tor rollte. Nach Halbzeit führte
Hochgeſang als Mittelſtürmer und Harder Verbindung. Aber
ſchon drei Minuten nach Wiederbeginn kam Ungarn zum dritten
Erfolg. In der 11. Minute vollbrachte Harder einen prachtvollen
Durchbruch und ſandte aus kurzer Entfernung zum deutſchen
Ehrentor ein. Die Glanzleiſtung des Tages war das vierte Tor
der Ungarn in der 18. Minte, das nach glänzender Kombination
erzielt wurde.
Schweden—Norwegen 6:1.
Im Fußball=Länderwettſpiel Schweden-Norwegen trafen
die beiden Mannſchaften zum fälligen Fußballkampfe in
Stock=
holm zuſammen. Die ſchwediſche Mannſchaft trat in überaus
ſtarker Aufſtellung an und dokumentierte ſich durch einen
über=
legenen Sieg von 6:1.
Bezirksliga.
Mainbezirk:
Helbetia Frankfurt — Hanau 95 0:0.
Eintracht Frankfurt — Kickers Offenbach 0:0.
F.=Sp. Frankfurt — V. S. R. Frankfurt 2:0.
S. C. Bürgel — Union Niederrad 1:3.
Bayern:
Sp.=Vgg. Fürth — Bayern München 1:1.
1860 München — Schwaben Ulm 9:0.
Wacker München — Teutonia München 5:0.
Württemberg=Baden.
V. f. B. Stuttgart — Kickers Stuttgart 1:0.
F. C. Mühlburg — F.C. Freiburg ausgefallen.
Rheinbezirk:
S. V. Waldhof — V. f. L. Neckarau 1:2.
V. f. R. Mannheim — Phönix Ludwigshafen 2:1.
Rheinheſſen=Saar:
Saar 05 Saarbrücken — T. u. Sp.=Gem. Höchſt 7:1.
1. F.C. Idar — Wormatia Worms 5:0.
S.V. Wiesbaden — F.V. Saarbrücken 3:1.
Kreisliga im Mainbezirk.
Nordmainkreis:
S. C. Heddernheim — Sp.=Freunde Frankfurt 3:1.
Germanig Frankfurt — Eckenheim 4:4.
Bergen — Oberurſel 3:1.
Fechenheim — Homburg 1:0.
Rödelheim — Boruſſia 6:1.
Südmainkreigs:
Union Wixhauſem — V. f. L. Neu=Iſenburg 0.6.
Germanis Vieber — S. V. Offenbach 1:1.
Kickers Viktoria Mülheim — Teutonia Hauſen 3:1.
Oſtmainkreis:
Viktoria Aſchaffeiburg — S.V. Damm 9:2.
S. V. 60 Hanau — Sp.=Vgg. Rüla 2.5.
Viktoria Kahl — Hanau 94 0:0.
Sp.=V. 20 Hanzu — Germania Nieder=Rodenbach 0:1.
T.=Gem. Damm — V. f. B. Groß=Auheim 1:5.
Städtekampf Bexin-Baſel. 1:0.
Germania Aſchafenburg — Klein=Steinheim F:0.
Eintracht Stuttgert — F. f. B. Zuffenhaufen 4:2.
V. f. B. Ludwigsſafen: — Sp.=Vgg. Tübingen. 5.:0.
Sp.=Vgg. BadenBaben — F. V.. Lahr 2, 1.,
Oertlingen 08 — Konſtanz P:0..
F. C. Raſtatt — 3.f. B. Karlsruhe 3.:0.
S. C. Neckarau — RV.. Pforzheinn 2.: 2.
Mannheim 08 — Vorwärts Mannheim. 2:C.
Mannheim 07 — Plankſtadt 2.:2.
Germania Friedrchsfeld — 98 Schwetzingen 4: 1.
F.V. Speher — Union Ludwigshaſen. 3:2.
Pſeil Nürnberg — Bayern Nürnberg 6:1.
Eintracht Nürnbag — F.V. Nürnberg 3: 1.
V. f. R. Fürth — Bayern Erlangen 6 :0.
Union Recklinghaiſen — Preußen Münſter F:8.
V. f. B. Bielefeld — Union Herford 1:1.
Hölner Ball S.C. — S.V. Düren 6.:1.
Nöln=Sülz — Turr Bonn 3:0.
Boruſſia M.=Gladhach — F.G. Düren 1:1.
S. C. M.=Gladbach — Alemannia Hagen 3:2.
V. f. L. Siegen — Moenania Köln 0:0.
V. f. R. Köln — Nülheim 6:1.
Union Krefeld — V. f. L. Krefeld 2:0.
Hamburg 07 — Duisburg 98 3:3.
Preußen Duisburg — V. f. L. Bottrop 4:1.
Jugendtag des Norddeuiſchen Fußballverbandes und des
Weſt=
deutſchen Spielverbandes in Detmold am 4., 5. und 6. Oktober.
Bisher geſchieht die Erziehungsarbeit an unſerer
Sport=
jugend in aller Stille. Die zahlreichen ſonntäglichen
Spielergeb=
niſſe in den Sportzeitungen legen beredtes Zeugnis davon ab.
Trotzdem iſt noch der größe Teil der Oeffentlichkeit über den hohen
ſittlichen Wert der in unſerer Jugendpflege liegt, nicht
unterrich=
tet. Zum erſtenmal wollen, wir in dieſem Jahre mit unſerer
Jugendarbeit an die Oeffentlichkeit treten, damit man allerorts
ſieht, welcher Geiſt unſere Jugendbewegung beherrſcht. Durch
ein Maſſenfeſt der Jugend wollen wir aufklärend wirken.
Am 4., 5. und 6. Oktober wird nun die Jugend des
Nord=
deutſchen Fußballverbandes und des Weſtdeutſchen
Spielverban=
des an einem gemeinſamen Zeitpunkte zuſammenſtrömen, um ſich
dort die Hand zu reichen zum Gelöbnis der Treue gegen unſere
Sportideale und gegen das Vaterland. Die Liebe zur
heimat=
lichen Scholle, zum deutſchen Volk ſoll aufs neue belebt und
ge=
ſtärkt werden. Die ſittlichen Werte, die in der Pflege der
Leibes=
übungen liegen, ſollen der Jugend gezeigt werden, und ſchließlich
ſoll ſie ſich auch noch in ſportlichem Wettkampf miteinander meſſen.
Ort dieſes Jugendtreffens iſt Detmold, am Fuße des
Her=
mannsdenkmals, des Symbols für deutſche Einigkeit und
Stärke. Auf Wanderungen möglichſt ſollen unſere Jungen mit
ihren Führern das gemeinſame Ziel erreichen. Die herrliche
Landſchaft wird einen tiefen Eindruck auf das jugendliche Gemüt
ausüben. Auf dieſe Weiſe wird unſern Jungen ſo recht klar
wer=
den, wie ſchön unſer Vaterland iſt und das Volk in ihm. Dieſer
Gedanke ſoll auch auf dem Feſt ſelbſt weiter zum Ausdruck
kom=
men durch Singen ſchöner Volkslieder, durch Darbietung von
Märchen, Schwänken und Dialektdichtungen. Warme Worte der
Führer werden eine tiefe Begeiſterung für alles Hohe und Schöne
unſeres herrlichen Sportes in den jugendlichen Herzen auslöſen.
In den verſchiedenſten Sportwettkämpfen können unſere
Jungen in Detmold ihre Kräfte meſſen und zeigen, was ſie in
geregelter, vernünftig und allſeitig getriebener Körperpflege
ge=
lernt haben: Gymnaſtik und Leichtathletik wollen wir vor Augen
führen als Grundlage jeder Körpererziehung: Fußball, Handball,
Fauſtball und Schlagball als Spiele, die den Einzelnen nach
Nei=
gung und Veranlagung friſch und froh erhalten, ihn erziehen für
die Gemeinſchaft.
So wird denn dieſer Jugendtag ein erhabenes Denkmal
wer=
den für die ſittliche Bedeutung unſerer Leibesübungen, zu einem
Geburtstage ſittlicher Erkenntnis der auf Achtung und Liebe
ge=
gründeten Gemeinſchaft zum Wohle unſeres Vaterlandes.
Zwei deutſche leichtathletiſche Rekorde.
Die Internationalen leichtathletiſchen Wettkämpfe des
Ber=
liner Athletik=Klubs auf dem Platze des B. S.C. ſtanden diesmal
auf recht hoher Stufe. Zwei neue deutſche Rekorde ſprechen
hier=
für. Im Gehen über 50 Km. gewann der Erfurter
Häh=
nel in der neuen deutſchen Beſtzeit von 4:36:21,7, welche Zeit
den bisherigen Rekord um faſt 4 Minuten unterbietet — Eine
weitere Rekordleiſtung gab es im Stundenpaarlaufen.
Walpert=Otto verbeſſerten den bisher von Bäumel=Brand=
Chemnitz gehaltenen Rekord recht erheblich auf 20,/480 Km. Der
Finne Katz hatte mit Albrecht als Partner, außer Konkurrenz
20,895 Km. zurückgelegt.
Houben dreifacher Sieger in München.
Bei dem in Anweſenheit von etwa 5000 Perſonen
abgehal=
tenen Einladungswettkampf des Süddeutſchen Land’sverbandes
in München konnte der Crefelder Houben wieder Proben ſeines
Könnens zum Beſten geben. Er gewann den 100 Meter=Lauf
gegen Apfel=Mannheim in 11,2 und den 200 Meter=Lauf in 21,8
tiederum gegen Apfel 22,6. Bei einemn Rekordverſuch über 100
Meter gelang es Houben, der deutſchen Beſtzeit von 10,5 Sek.
gleichzukommen. Apfel erhielt bei dieſer Gelegenheit von Houben
4 Meter, die beiden Münchener Gerſtler und Krämer ſogar 7 Meter
Vorſprung, aber keiner konnte gegen den deutſchen Meiſter
auf=
kommen. — Speerwerfen und Weitſprung wurden eine
Beute des Tarmſtädter Söllinger mir Leiftungen von
51, 35 bezw. 7,08 Meter, während Köppke=Stettin das 110
Meter=Hürdenlaufen in 60 Sek. und Heymann=München das
Ku=
gelſtoßen mit 13,58 Meter an ſich brachten.
Jenſen Sieger im däniſchen Marathonlauf.
Nur ein kleines, aber auserleſenes Feld fand ſich am
Sonn=
tag in Kopenhagen zum Start um den däniſchen Marathonlauf
ein. Unter den ſieben Bewerbern," befand ſich auch der deutſche
Marathonſieger Paul Hentſchel=Charlottenburg, der
verſuchen wollte, an dem Dänen Axel Jenſen für ſeine letzte
Nie=
derlage Rebanche zu nehmen. Dies gelang ihm jedoch nicht.
Jen=
ſen zog vom Start weg in ſcharfem Tempo ab und hatte bald 300
Meter Vorſprung vor Hentſchel, dem der Schwede Guſtav King
bis auf 90 Meter folgte. Jenſen forcierte das Tempo ſtändig
wei=
ter und ſiegte überlegen, in der neuen däniſchen
Rekord=
zeit von 2:28:2 vor King=Schweden, der 2:32:38 benötigte.
Auf der letzten Hälfte des Weges fiel Hentſchel ſtark ab bnd
be=
legte in reſpektvollem Abſtand hinter King in 2:43:00 den dritten
Platz. Die übrigen Konkurrenten hatten aufgegeben.
Seite 6.
Motorſport.
Fünf=Städte=Fahri.
Internationales Rennen auf der Avus.
ks. Auf der Avus ging am Sonntag vor einer ſtattlichen
Zu=
ſchquermenge das Internationale Rennen des Deutſchen
Motor=
radfahrerverbandes vor ſich. In faſt allen Rennen ſtellte das
Ausland die Sieger, was beweiſt, daß die ausländiſchen Marken
doch noch einen großen Vorſprung haben. Die Informationen für
die Preſſe, die infolge der großen Felder dringend notwendig
waren, ließen leider ſehr viel zu wünſchen übrig.
Ergebniſſe.
Bis 250 ccm: 1. Lutz=Magdeburg auf Leopard 1:28:21,8;
Stundendurchſchnitt 81,378 Km.
Bis 350 ccm: 1. C. Vertua=Mailand auf Maffais 1:15:22,4;
Stundenduichſchnitt 95,4 Km.
Bis 500 gcm (162,330 Km.): 1. Pietro Gherſi=Mailand auf
Guzzi 1:33:22,4: Stundendurchſchnitt 104,31 Km.
Bis 750 ccm: 1. Schuhmacher=Aachen auf Imperial 1:37:27,6:
Stundendurchſchnitt 100 Km.
Bis 1000 ccm: 1. Hamersbeld=Holland auf Harley=Davidſon
1:26:33,8; Stundendurchſchnitt 112,52 Km.
Großer Preis von Deutſchland.
Das für den 5. Oktober auf der Avus vorgeſehene
Automo=
bilrennen um den Großen Preis von Deutſchland iſt
wegen mangelnder Beteiligung jetzt endgültig abgeſagt worden. Der
A. b.D. wird nunmehr den Großen Preis neuerlich für das Frühjahr
1925 ausſchreiben, um das Rennen vor den großen gleichen
Veranſtal=
tungen des Auslands ſtattfinden zu laſſen. Er hofft, wenn die jetzigen
ſchweren Verhältniſſe der heimiſchen Automobilinduſtrie einer beſſeren
Lage Platz gemacht haben, daß ihm auch ſeitens der Induſtrie die
Unter=
ſtützung für die Durchführung dieſes Rennens, für deſſen
Zuſtandekom=
men er ſich bereits ſeit Jahren bemüht, zuteil wird. Ob die
Ausſchrei=
bungen ſich genau den jetzigen anpaſſen oder eine Abänderung erfahren
wird, ſoll demnächſt beſchloſſen werden.
Radfahren.
Der Velozipedklub gewinnt die Gau=Stafettenfahrt über 145 Km.
Zur letzten rennſportlichen Veranſtaltung — der Gau=
Stafet=
tenfahrt über 145 Km. — ſtellten ſich dem Starter,
Gaurennfahr=
wart L. Raab, 6 Mannſchaften von Darmſtadt, Dieburg, Groß=
Gerau, darunter zwei Mannſchaften vom V. C. D.
Die Strecke war in 5 Etappen, mit vier Wechſel eingeteilt:
29,5 Km., 19,2 Km., 31,3 Km., 29,5 Km. und 32,6 Km.
Die I. Mannſchaft: Fahrer H. Scherer, Gg. Bender, G.
Käl=
ber, A. Hirſch und E. Wolf, ging als überlegene Sieger mit
19 Minuten Vorſprung hervor, die II. Mannſchaft hielt ſich
er=
wartungsgemäß ebenfalls wacker und belegte mit den Fahrern
A. Hillgärtner, A. Hupfer, Chr. Dieter, W. Bender und H. Böch
den 3. Platz.
Die Stafette wurde bereits, durch den dritten Fahrer des
Klubs, Gregor Kälber, entſchieden. Trotzdem er die Stafette mit
2 Minuten Verluſt erhielt, konnter er trotz heftigem Gegenwind,
der zeitweiſe in einen Wirbelwind ausartete — den Verluſt
auf=
holen und ſeinen ſchärfſten Konkurrenten bis zum 4. Wechſel noch
1 Minute Vorſprung abringen.
A. Hirſch als vierter Fahrer vergrößerte den Vorſprung auf
7 Minuten, den Ernſt Wolf als Schlußmann auf 19 Minuten
ausdehnte.
Ergebniſſe:
1. Velozipedklub 1899 Darmſtadt, I. Mannſchaft.
2. Radfahrerverein 1899 Dieburg, I. Mannſchaft.
3. Velozipedklub 1899 Darmſtadt, II. Mannſchaft.
Meiſterſchaft des Bundes Deutſcher Radfahrer im
Mannſchafts=
fahren über 1 Meile:
1. Berliner Radfahrer=Klub 89 10:41.
2. Konkordia Berlin 10:50,1,
Montag, den 22. September 1924.
resden, 19. September.
Otto Glöckler=Frankfurt gewinnt die Gaumeiſterſchaft von
Gau IIIa des A. D.A.K., J. Kupitzky=Darmſtadt die
Meiſterſchaft des Heſſiſchen Motprradklubs.
se=Aſchaffenburg hatte am geſtrigen Sonntag ſeinen großen
Tag. Auf Veranlaſſung des Gaues IIIa vom Allgemeinen
Deutſchen Automobilklub gaben ſich die Motorradfahrer des
Maingebiets aus den Städten Frankfurt, Offenbach,
Darmſtadt, Hanau und Aſchaffemburg in der
letzt=
genannten Stadt ein Stelldichein. Die Veranſtaltung ſelbſt
war dem Motorfahrerklub Aſchaffenburg übertragen; der auf
einem Straßendreieck von 12 Kilometer „Rund um
Schön=
buſch” die einzelnen Rennen über 72 bis 120 Kilometer
aus=
tragen ließ. Die Strecke ſelbſt, die bis zu zehnmal zu umfahren
war, war ziemlich einwandfrei, ſo daß inanche Fahrer ganz
außerordentliche Geſchwindigkeiten entwickeln konnten. So fuhr
Glöckler=Frankfurt, der Gewinner der Gaumeiſterſchaft, eine
Stundendurchſchnittsgeſchwindigkeit von 94,2 Kilometern
die abſolut ſchnellſte Zeit des Tages. Die einzelnen Rennen
wickelten ſich dank der zuverläſſigen Fahrieiſe der Teilnehmer
ohne größeren Unfall ab, wenn auch der Organiſation der
Ver=
anſtaltung ſelbſt mancher Mangel nicht abzuſprechen war. Der
Heſſiſche Motorradklub Darmſtadt hielt ſich bei der manchmal
ſcharfen Konkurrenz mit ſeinen zehn Fal)rern außerordentlich
wacker. Abgeſehen von Hahn und Kappel, die widriger Umſtände
wegen nicht mit bei der Partie ſein konntein, fuhren u. a. Wieſt,
Kupitzky, Stork und Schönberger ausgezeſichnete Rennen. Sie
blieben in der durchſchnittlichen Stundengeſchwindigkeit nur ganz
wenige Kilometer hinter Glöckler=Frankfurt zurück. Mit der
Austragung der Gaumeiſterſchaft, die dem ſchnellſten Fahrer
zu=
geſprochen wurde, war die Austragung der Klubmeiſterſchaften
der fünf Städte verbunden, die im Gegenſatz zu erſterer nur
mit der prozentual beſten Leiſtung zuerkeinnt werden konnten.
Die Klubmeiſterſchaften von Frankfurt und
Of=
fenbach errang Otto Glöckler=Frankfurt, von
Aſchaffen=
burg Theodor Meßmer mit 84 Kilofn., von Darmſtadt
J. Kupitzky mit 82,2 Kilo. Der Darmſtädter Geo Wieſt
er=
zielte mit einer ſtärkeren Maſchine eine ſtündliche
Durchſchnitts=
geſchwindigkeit von 85,2 Kilometer.
Die Ergebniſſe
Klaſſe 1, bis 150 ccm, 6 Runden — 72 km: 1. M.
Link=Frankfurt, DKW., Zeit 1.6.53: 2. J. Klein=Frankfurt,
All=
right, 1.16.20.
Klaſſe 2, bis 250 ccm, 6 Runden — 72 km: 1. K.
Wolf=Frankfurt, The Rex Acme, 0.54.40; 2. W. Stork=Darmſtadt,
Horex, 1.5.16: 3. E. Strauß=Aſchaffenburg, NSu., 1.10.19:
4. H. Glöckler=Frankfurt, NSu., 1.14.42: 5. F. Peterle=Hanau,
ODtſch. Triumph, 1.21.22.
Klaſſe 3, bis 350 ccm 8 Runden — 96 m: 1. Th.
Meßmer=Aſchaffenburg, AJS., 1.5.02: 2. J. Kupitzky=Darmſtadt,
AJS., 1.10.13: 3. F. Schönberger=Darmſtadt, Kuhne, 1.18.—;
4. F. Seickel=Offenbach, Rudge, 1.32.28.
Klaſſe 4, bis 500 ccm 8 Runden — 96 km: 1. L.
Lilienfeld=Hanau, Viktoria, 1.34.16: 2. H. Görich=Offenbach,
Hego, 1.38.50; 3. H. Kopp=Offenbach, NSÜ., 1.55.15.
Klaſſe 5, über 500ccm, 10 Runden — 120 km: 1. O.
Glöckler=Frankfurt, NSU., 1.17.11; 2. G. Wieſt=Darmſtadt, Engl.
Trimuph, 1.24.05; 3. H. Kruck=Frankfurt, Sarolea mit Beiwag.,
1.33.13; 4. F. Oberle=Elſenfeld, NSu., 1.41.21.
Der Aufmarſch.
Die Startliſte.
Klaſſe III.
Nr.
1 Generaldirektor Emil Stoewer, Stettin, „Stoewer”
4. W. v. Opel, Geh. Rat, Rüſſelsheim, „Opel”,
5. Willy Tiſchbein, Hannover, „Mercedes”,
H. Hüttner, Dresden, „Mercedes”
8. Direktor Dr. Fr. W. Gaertner, Frohnau=Mark, „Horch”
10 Paul Tiede, Brandenburg, „Maybach”,
12. Herbert Ernſt Meinhold, München, „Auſtro=Daimler”
15. Direktor Erwin Kleher, Berlin, „Adler”
18. Direktor G. Schürmann, Leipzig=Gohlis, „Dux”,
21 Curt Steinmetz, Hamburg, „Mercedes”
22. Hanns Vaſak, Dresden, „Mercedes”
24. Arthur Göricke, Bielefeld, „Benz”
27. Dr. W. v. Thomfen, Chemnitz, „Benz”
28 Baron zu Putlitz, Wolfshagen, „Benz”.
30. Kur: Kröning, Stralſund, „Mercedes”.
Klaſſe II.
Generalkonſul G. Mamlock, Berlin, „Opel”,
C. Mittelbach, Kötzſchenbroda, „Audi”
Victor v. Podbielski, Dallmin=Weſtprig., „Fiat”
Georg Kubiſch, Ritterg.=Glogſen, Stehr”,
Bruno Buch, Architekt, Berlin, „Stehr”
H. C. Nolle, Weißenfels a. S., „Mercedes”.
Legationsrat Dr. Jordan, Mößlitz, „Benz”,
Willy Zeuner, Dambeck, „Mercedes”
Guſtav Kocks, Mühlheim=Ruhr, „Protos”
Eckart Werner, Berlin, „Benz”
Ulrich Frhr. v. Beſchwitz, Bautzen „Steiger”
Wilhelm Heine, Braunſchweig, „N. A. G.*
Willi Markwarth, Braunſchweig, „Preſto”,
Otto Hofmann, Leipzig, „Preſto”
C. Deilmann, Kurl i. Weſtf., „N. A. G.”,
Joachim v. Schroedel=Siemau, Halle a. S., „Preſto”
Gerhard Buckendahl, Braunſchweig, „Preſto”,
Rud. Reinecke, Magdeburg, „Preſto”
Walter H. Oeſtreicher, Dresden=A., „Apollo”,
H. G. Underberg jun., Köln, „Brennabor”
Richard Beſtehorn jun., Aſchersleben, „Preſto”
Direktor Alfred Hirte, Berlin, „Protos”
Klaſſe I.
60 Frl. Claire=Nore Stinnes, Berlin, „Dinos”
62. Direktor Rud. Dunlop, Berlin, „Dinos”
63. Otto Wette, Bielefeld, „Dürkopp”.
67 Georg Hirt=Reger, Leipzig, „Aga‟
68 Dr. Max Oechelhauſer, Berlin, „Adler”,
69 Geh. Kommerzienrat Albert Kandt, Gotha, „Dixi”
70. Direktor Br. Dietzmann, Berlin, „Dixi”
71. Karl Ludwig Quartier, Bielefeld, „Aga‟
72. Robert Lüderitz, Berlin, „Adler”
73. Walter Poppe, Braunſchweig, „Wanderer”.
Die erſte Tagesreife.
Rummer 264.
Jabiſäumsfahrt des 9. P. D.
Der Große Garten in Dresden! Die Sonne leuchtet
melan=
choliſch über die weiten Raſenflächen, ſtrahlt über die langen
Alleen mit ihren verwitterten Steinſtatuen und über die
Spazier=
gänger, die ſich des ſchönen Nachmittags freuen. Herbſtſtimmung!
Vor dem Ausſtellungsgebäude ſind an den durch Tafeln
gekennzeichneten Plätzen die Wagen der Teilnehmer
aufmar=
ſchiert, das Publikum wandelt die Reihen entlang und freut ſich
an dem prächtigen Material, das ſich hier zuſammengefunden
hat. Auch Caracciola, deſſen Heimat ja Dresden iſt, hat ſich,
erholt von den Anſtrengungen und aufregenden Momenten der
Reichsfahrt, eingefunden, obwohl er noch heute nachmittag eine
Reiſe antreten muß.
An einer langen Tafel, die mit Funktionären beſetzt iſt,
legen die Teilnehmer ihre Papiere vor und empfangen Stellin=
Scheckhefte ſowie die Streckenbücher für die Unparteiiſchen.
Die Wagen ſind der Stärke nach numeriert. Nr. 1: Emil
Stoewer, der Generaldirektor der Stoewerwerke, welcher den
Reigen mit ſeinem 42/120 Sechszylinder, den er als wohl
älte=
ſter Fahrer ſelbſt ſteuern wird, eröffnet. Hoffentlich fährt er
mit dem doppelten Erfolg des Totgeſagten, nachdem er in die
erſte Startliſte verſehentlich nicht mit aufgenommen war. Faſt
alle Wagen ſind offen karofſiert, ſo der elegante braune Mercedes
des Herrn Nolle, die ſchnittigen N.A.G. mit ihrem fließenden
niedrigen Aufbau, und die ſechs Preſto, unter ihnen der
vor=
nehme blaugraue des Herrn Markwarth; ein anderer des Herrn
von Schroedel=Siemau mit geſchmackvoller Zſchauſcher
Holz=
karoſſerie.
Von den Limouſinen — es ſind nur verſchwindend wenige —
erfreute das Auge der prächtige Dürkopp des Herrn Wette mit
Innenſteuerung, RollſitzenundanderenAnnehmlichkeiten.
Aeußer=
lich ſchmücken die Wagen 12 Plaketten, eine Auswahl der ſeinem
Beſitzer zukommenden Klubabzeichen.
Im ganzen haben ſich der Abnahmekommiſſion 50 Wagen
geſtellt, und zwar: 18 Wagen der Klaſſe III, 22 Wagen der
Klaſſe II und 10 Wagen der Klaſſe I, von denen 33 durch ihre
Eigentümer gelenkt werden. Am Steuer ſah man auch zwei
Damen, nämlich: Frau Baronin von Putlitz und Fräulein
Claire=Nore Stinnes.
Oberleitungs= und Preſſewagen ſtellten die Herren: Dr.
Gla=
ſer, Schlutius, Talbot, Trutz, ſowie die Firmen: Deutſcher
Auto=
mobil=Konzern Mercedes, Deutſche Oel= und Betriebsſtoff=
Im=
port= und Tankſtellengeſellſchaft und die Zahnradfabrik
Fried=
richshafen.
Nach beendigter Abnahme erfolgte in einem ſtimmungsvollen
Gartenſaal des Ausſtellungsgebäudes eine Beſprechung mit den
Teilnehmern und Unparteiiſchen, bei der beſonders der
Charak=
ter der Fahrt als Geſellſchaftsfahrt betont und gebeten wurde,
keine Rennen zu veranſtalten, zumal die Schnelligkeit nicht
ge=
wertet wird, ſondern rückſichtsvoll zu fahren und ſich den
not=
wendigen Anordnungen der Leitung zu fügen.
Die Unparteiiſchen erhielten ein Privatiſſimum über
Ver=
kehrsrecht, indem ihnen beſtimmungsgemäß ungezählte
Ver=
fügungen aller an der erſten Tagesetappe beteiligten
Bundes=
ſtaaten und Städte, und nicht weniger zahlreiche Warnungen
vor neugeſchotterten, geſperrten oder ſonſt unliebſamen Stellen
vorgeſetzt wurden. Alle noch beſtehenden Zweifel — der Menſch
zweifelt ſo viel! — wurden geklärt und dann konnte alles
befrie=
digt und belehrt von danen gehen, um ſich zu dem
Begrüßungs=
abend zu rüſten.
Dieſen veranſtaltete der Sächſiſche Automobil=Klub im
Aus=
ſtellungspalaſt. Ein Vertreter des Klubs gab ſeiner Freude
über den zahlreichen Beſuch des A. V. D. Ausdruck und wünſchte
der Fahrt, an der ſich auch einige ſeiner Mitglieder beteiligen
teerden, einen glücklichen Verlauf. Staatsſekretär v. Radowitz
dankte für die freundliche Aufnahme und die wertvolle
Unter=
ſtützung, welche der Sächſiſche Auvtomobil=Klub für die
Organi=
ſation der Fahrt geleiſtet hatte.
Vergnügen, bald war das hiſtoriſche Keſſelsdorf erreicht, bei dem
in einem der ſchleſiſchen Kriege — genauer möchte ich mich nicht
ausſprechen: ein jüngerer Wageninſaſſe tippte auf 1745 — die
be=
kannte Schlacht gewonnen wurde.
Nach etwa 50 Kilometern traten die erſten Ausfälle ein: man
ſah Kocks auf Protos, der anſcheinend Vergaſerbrand hatte,
hal=
ten. Wenigſtens wurde mit einem Autominimax hantiert, ſodaß
der Wagen ſeine Fahrt bald fortſetzen konnte. Nicht ſo gut ging
es Zeuner auf Mercedes, der kurz darauf bei Flöha — Duplizität
der Ereigniſſe — heftig Feuer ſpie, aber offenbar keinen Löſcher
an Bord hatte.
Das Landſchaftsbild Sachſens iſt außerordentlich
charakteri=
ſtiſch, eine Geländewelle folgt der anderen, und kaum kat man die
eine auf ſteilen Serpentinen erklommen, ſieht man über das
vor=
liegende Tag hinweg die nächſte vor ſich. Prächtige Blicke
eröff=
nen ſich von den zahlreichen Höhen auf die in den Tälern
einge=
betteten Ortſchaften; ſo auf das idylliſche Lichtenſtein, die im
Mor=
genduft verſchwimmende Silhouette Zwickaus, das in voller
Sonne erſtrahlende Plauen, die Heimat der Vomag, bei der wir
uns über ein über die Straße geſpanntes Autoſeilband gefreut
hätten, und das in einen bewaldeten Keſſel gebettete, liebliche Prik
vor Hof. Ernſt und feierlich wirkte die hochgelegene Kirche
Len=
genfelds, auf breiter, wuchtiger Steintreppe erreichbar. In
Zwickau, das Charleroi ſtarr ähnelt, begrüßte die Teilnehmer ein
„Glückauf”. Sandte Audi dieſen Gruß?
Erforderte ſchon das ſchwierige Gelände eine gute Fahrkunſt,
ſo war dieſe noch mehr erforderlich infolge der dichten Beſiedlung
des Induſtriebezirkes. Kamen wir doch einmal auf faſt 18 Km.
nicht aus dem Begriffe der geſchloſſenen Ortſchaft hinaus. Und
welch widerſprechendes Bild bot zuweilen ein und derſelbe Ort!
Das Amtsgericht und andere Verwaltungsgebäude inmitten
ſchö=
ner Anlagen und wenige Meter weiter Maſſenquartiere nach
Schema F., die früher einmal verputzt geweſen ſein mögen.
Vor Plauen wurde es wieder ländlicher. Faßfeld, das erſte
Bauerndorf wieder mit Teich, alten Kaſtanien und weidendem
Vieh. Bald überfuhren wir die bayeriſche Grenze, erfreut durch
ein „Auto=Heil!” „Willkommen in Bayern!” In dem nächſten
Dorf plötzlich große Zuſammenrottung der Wagen. Was war der
Grund? Ein Unfall? Eine Kontrolle? Nichts von alledem;
ſon=
dern das erſte bayeriſche Wirtshaus, an dem ſich alle feſtſaugten
wie die Weſpen am Honig, um das Tucher innerhalb der
blau=
weißen Pfähle zu verſuchen.
War doch die Fahrt ſommerlich heiß und reichlich ſtaubig. Das
ftellenweis erfolgte Sprengen der Straßen, bildete nur den
be=
rühmten „Tropfen auf den heißen Stein‟. Der Preſſe=Dinos der
Dobi ſchlemmte beſonders in Staub; denn ſeinen Lenker hatte der
Ehrgeiz gepackt, zwei Vorderleute zu „holen‟. Dieſe aber, klug
wie die Menſchen, dachten gar nicht daran, Raum zu geben, um
nachher unſeren Staub zu ſchlucken, der doch auch nicht
nahr=
hafter war als der ihrige. Dies hoſte unſeren Wagenlenker
ge=
waltig. „Das muß in die Zeitung,” rief er zornig.
Geſchieht hiermit! Möge er nun aber auch, nachdem die
Er=
ſcheinungen des febris eurrendi pernicioſa (Rennfieber) bei ihm
wieder zurückgegangen ſind, einmal an die eigene Bruſt ſchlagen
und ſich fragen: „Muß das ſein?
Eine große Erleichterung für die Teilnehmer bildete die
vor=
zügliche Organiſation der Durchfahrt durch die Ortſchaſten.
Außer=
halb dieſer bewährte ſich vorzüglich die vom Verlag Hlaſing zur
Verfügung geſtellte neue Kraftfahr=Verkehrskarte.
An Ziel der heutigen 313 Km.=Etadpe wurden wir von den
Mitgliedern des Bayeriſchen Automobilkluhs Nord begrüßt und
erhielten Quartierzettel ſowie allerlei Bons für den heutigen
Abend — man ſprach von Metzelſuppe und Tucherbier — über den
morgen noch retroſpektiv zu ſprechen ſein wird.
Bis 7 Uhr abends waren alle Wagen am Ziel eingetroffen;
auch die leicht brennbaren hatten ſich wieder eingeſunden.
Kurt Yernhard.
Handball.
Norddeutſchland — Baltenverband.
Das Vorſpiel um den Pokal des D.S.B. zwiſchen
Nord=
deutſchland und dem Baltenverband ſollte am Sonntag in
Stet=
tin ſtattfinden. Da Norddeutſchland verzichtete, rückten die
Bal=
ten kamdflos auf.
Boxen.
Kampfabend d. Süddeutſch. Amateur=Boxverbandes in Fkft. a. M.
Ergebniſſe.
Kivally=Eintracht beſiegt Suppes=Offenbach nach Punkten.
Mittel=Mainz ſiegt gegen Freimann=Offenbach ebenfalls nach
Punkten. Im Weltergewicht beſiegt Eckert=Mainz in der 3. Runde
Hamel=Eintracht Frankfurt. Stroh=Offenbach beſiegt Eckert=
Ein=
tracht. Der ſpannendſte und beſte Kampf des Abends fand zum
Schluß zwiſchen Milke=Eintracht und Ritzert=Darmſtadt
ſtatt. Beide Gegner lieferten ſich einen harten, techniſch
hoch=
ſtehenden Kampf. Ueber drei Runden änderten ſich blitzſchnell die
Situationen und beide Gegner kamen oft in Gefahr. Der taktiſch
und techniſch etwas beſſere Frankfurter Milke errang einen knap
pen, aber verdienten Punktſieg.
Morgenfriſche! Auf zum Start! Schlag 5.30 Uhr wurde der
erſte Wagen unter den Marſchweiſen einer Reichswehrkapelle on
Direktor Herzing auf die Reiſe geſchickt. Hier hatte ſich auch
Ad=
miral Rampold eingefunden, der, wenn es ihm ſchon nicht
ver=
gönnt war, an der Fahrt teilzunehmen, doch den Teilnehmern
wenigſtens ſeine beſten Wünſche perſönlich auf den Weg mitgeben
wollte. Der bekannte und verdiente Reichswehrkommandant
General Müller hatte es ſich nicht nehmen laſſen, als Vertreter
der Reichswehr dem Start beizuwohnen.
Die Wagen waren in Reihen rechtsum aufmarſchiert, wurden,
mit dem ſtärkſten Wagen beginnend, abgelaſſen, und durch
Weg=
weiſer mit Pfeiltafeln aus dem ſchönen Dresden hinausgeleitet.
Außer den bereits gemeldeten Wagen hatte ſich in Klaſſe II noch
Wilhelm Ebergard aus Halle an der Saale auf Mercedes
ein=
gefunden. Schnurgerade Straßen machten das Fahren zu einem
Breitenſträter — Müllings.
In Bad Oynhauſen ſchlug Breitenſträter den Engländer
Müllings ſchon in der zweiten Runde k.o.
Der Boxkampf zwiſchen dem Mittelgetichts=Weltmeiſter
Harry Greb und G. Tunney, der in Cleveland (Ohio) ſtattfand,
endete nach 10 Runden unentſchieden.
Neue Beſtimmungen für die Europameiſterſchaften.
Die Internationale Box=Union (JBU) hat bezüglich der
Austragung der Europameiſterſchaften Beſtimmungen herausge.
geben, die für die deutſchen Profeſſionals, ſoweit ſie
internatio=
nal, eine Rolle ſpielen können, von größtem Intereſſe ſind, da
nach dieſen Beſtimmungen auch Fauſtkämpfer, deren
Landesver=
band nicht der JBU angeſchloſſen iſt, ſich um die
Europameiſter=
titel bewerben können. Die betreffende Stelle in dem Reglement
(Artikel 55) lautet u. a.: „Jedem europäiſchen Boxer iſt es
er=
laubt, eine Herausforderung an den derzeitigen Titelhalter zu
richten. Bewerber, deren Verband nicht der JBU angeſchloffen
ſind, haben dieſe Herausforderung direkt an das Sekretariat der
JBU zu richten unter Beifügung einer Garantie von 1000
fran=
zöſiſchen Franken, die bei Nichtannahme der Herausforderung
durch die JBU zu Dreibiertel zurückvergüitet werben. Im
An=
nahmefall erhält nach Erledigung des Kampſes der Sieger die
volle Garantieſumme. Daneben wird bei Einreichung der Her
ausforderung ein Rekord über die letzten 12 Monate in 12
Exem=
plaren verlangt. „Danach haben alſo auch die deutſchen
Berufs=
boxer Gelegenheit, ſich um die Europameiſterſchaften zu
bewer=
ben. In erſter Linie kommt hier Paul Samſon=Körner in Be
tracht, der ſicher die beſten Ausſichten gegen den derzeitigen
Titel=
halter im Halbſchwergewicht, den Schweizer Clement, haben
würde. Auch im Schwergewicht kann man ihm eine Chance nicht
abſprechen, jedoch ſind die derzeit bei der JBU beliebten
Prak=
tiken in Bezug auf die Titeltreffen um die Europameiſterſchaften
derartig merkwürdig, daß eine deutſche Herausforderung
vorläu=
fig wohl kaum Beachtung finden würde. Wir verweiſen dabei
nur auf die am 28. September in Mailand ſtattfindende
ſoge=
nannte Europameiſterſchaft zwiſchen Erminio Spalla (Italien)
und Piet van der Veer (Holland). Der JBU ſcheint es ganz
un=
bekannt zu ſein, daß es noch in anderen Ländern
Schwergewichts=
meiſter gibt, die genau ſo gut wie die beiden Meiſter von Italien
und Holland berechtigt ſind, an der Europameiſterſchaft
teilzu=
nehmen.
Ragby.
80 Frankfurt 2. Mannſch. — Alemannia Worms 1. Mannſch. 33:0.
80 Frankfurt 1. Mannſch. — S.V. Offenbach 17:0.
zierter
derartig
ert
kün
unter
[ ← ][ ][ → ]Rummer 264.
PNanzenernäkrung und
Manzendüngung.
Von Dr. Hermann Legewie.
Waſſer, Licht und Luft ſind Lebenselemente der Pflanzen.
Uralt iſt dieſe Erfahrung, aber erſt die Forſchung der letzten
Jahr=
ehnte brachte dafür Erklärung, deckte, wenn auch oft genug nur
unvollkommen, die Urſachen jenes in jahrhundertelanger Praxis
gewonnenen Satzes auf.
Nur mit Hilfe der Sonnenſtrahlen vermag jede grüne Pflanze
uus der Kohlenſäure der Luft und dem zugeleiteten Waſſer
ver=
chiedene Zuckerarten, darunter vor allen Dingen Stärke
herzu=
tellen, jene für uns Menſchen wertvollſte pflanzliche
Nährſub=
tanz, die ſich chemiſch aus Kohlen=, Waſſer= und Sauerſtoff in
omplizierter Bindung zuſammenſetzt. Wenn auch die „
Fabrika=
ion” derartiger Zuckerſtoffe, die in Stengeln Knollen, Wurzeln
iſw. abgelagert werden, ſich auf verhältnismäßig einfache Weiſe
nit geringen Mitteln vollzieht, ſo darf doch keineswegs
ver=
ſeſſen bleiben, daß dieſe Umwandlung einfacher lebloſer Stoffe,
vie des Waſſer= und Kohlenſtoffes, ſich nur in einem lebenden,
ompliziert gebauten Organismus vollziehen kann. Bis jetzt
genigſtens iſt es nicht geglückt, nach Art der Pflanze im
Labora=
orium, künſtlich alſo, aus denſelben Stoffen Stärke herzuſtellen.
Ein Pflanzenorganismus benötigt aber zu ſeinem Aufbau und
jeben eine Menge anderer Stoffe, die ſomit, indirekt wenigſtens,
in der Herſtellung der Stärke mit beteiligt ſind. Die genaue
interſuchung der bei der Pflanzenverbrennung flüchtigen oder
n der Aſche zurückbleibenden Subſtanzen zeigt, daß die meiſten
iller chemiſchen Grundſtoffe, die wir kennen, in ihr enthalten,
aß unter dieſen nur eine verhältnismäßig kleine Zahl, nämlich
ehn, für die Pflanze ganz unentbehrlich ſind, daß aber auch
nnerhalb dieſer Gruppe in ihrem Wert für die Pflanze gewiſſe
interſchiede beſtehen. Dieſe notwendigen Stoffe ſind der ſchon
rwähnte Kohlen=, Sauer= und Waſſerſtoff, außerdem Schwefel,
Zhosphor und Stickſtoff, von den Metallen das Kalium, das
lalzium, Magneſium und Eiſen. Die beiden erſten ſind der
rünen Pflanze aus der Luft ohne weiteres zugänglich. Alle
nderen aber vermag der Pflanzenorgnismus in Form von
ge=
öſten Salzen nur dem Boden zu entnehmen, und zwar mit Hilfe
er Wurzelhaare, die ſich an der Wurzelſpitze in größerer Zahl
efinden und eine mehr oder weniger konzentrierte Kohlenſäure
usſcheiden. Letztere hat die Auflöſung der feſten, im Boden
be=
indlichen Salze zur Aufgabe. Die Menge dieſer
lebensnotwen=
igen Subſtanzen würde naturgemäß im Laufe der Zeit ſtändig
bnehmen, der Pflanzenwuchs müßte ſpärlicher werden, wenn
icht die Natur ſolbſt oder der Menſch um neuen hinreichenden
lachſchub beſorgt wären.
Kleinſte Lebeweſen, die in ungeheurer Zahl im Erdboden,
i der Ackerkrume zu finden ſind, Spaltpilze oder Bakterien,
zer=
gen in Fäulnis= und Gärungsprozeſſen ſtufenweiſe die
ab=
eſtorbenen Pflanzen auf vielfach höchſt verſchlungenen Pfaden
ſieder in die Salze, die zum Aufbau der höheren Pflanzen
not=
ſendig ſind; die äußerſt kompliziert zuſammengeſetzten
organi=
hen Bauſteine, die Zucker= und Eiweißſtoffe, werden abgebaut.
8o aber der Menſch für die meiſten Teile ſeiner Nutzpflanze
Ver=
endung hat, iſt es der Natur unmöglich, dem Boden die nötigen
toffe mit Hilfe der Bakterien zurückzugeben. Hier muß der
andmann die Zufuhr der nötigen Nährſtoffe in die Hand
ehmen, muß den Boden düngen. Verſchiedene Wege ſind ihm
izu gegeben. Am einfachſten und natürlichſten iſt die Zufuhr
eriſchen Düngers, der ja aus pflanzlichen Bauſteinen beſteht.
ber nur ein Bruchteil der dem Boden entommenen Subſtanzen
ird ihm auf dieſe Weiſe wieder zugeführt.
Juſtus Liebig, der als einer der erſten wohl den Stoffwechſel
r Pflanze erfolgreich erforſchte, hat uns gezeigt, daß man den
flanzen Erdſalze, Mineralien, fabrikmäßig aus dieſen
her=
ſtellte Stoffe, die alle die für die Pflanzen notwendigen
Boden=
emente enthalten, in Form von künſtlichem Dünger zuführen
nn. Unter dieſen Dungſtoffen kommen vor allen Dingen die
tickſtoff, Kalium und Phosphorſäure enthaltenden, in Betracht.
hiliſalpeter, Schwefelſaures Ammoniak, und die in jüngſter
eit aus dem Luftſtickſtoff gewonnenen Verbindungen des
Cal=
umehanamits und des ſalpeterſauren Kalks ſind unſere
haupt=
chlichſten Stickſtoffſpender. Die Straßfurter Abraumſalze, unter
nen an erſter Stelle der auch Magneſium und Schwefel
ent=
iltende Kainit, liefern das überaus wichtige Kali. Die ergiebigſte
hosphorſäurequelle iſt die Thomasſchlacke, die ſich in erſter
inie aus phosphorſaurem Kalk zuſammenſetzt und bei der
Ver=
ittung phosphorhaltiger Erze als Beiprodukt gewonnen wird.
ber nur dann, wenn ſie als feinſt zermahlene Maſſe, als
ſo=
nanntes Thomasmehl, geboten wird, kann ſie von den Pflanzen
isgenutzt werden. Langjährige Verſuche zeigten, daß die
ver=
ziedenen Pflanzenarten die einzelnen Nährſalze in verſchiedener
lenge brauchen. Hiernach hat ſich die Verteilung der einzelnen
inſtlichen Düngeſtoffe ſtreng zu richten. Es darf aber nicht
Her=
hwiegen bleiben, daß wir zwar die Tatſache des verſchiedenen
edürfniſſes kennen, über das genaue Mengenverhältnis ſelbſt
der vielfach noch im Dunkeln tappen.
Bei einer wahrhaft rationellen Düngung muß unbedingt auch
e phyſikaliſche Bodenbeſchaffenheit beachtet werden. Tonige,
lkige und humusreiche Böden vermögen Kali und
Ammoniak=
lze, in geringerem Maße auch Kalk= und
Magneſiumverbindun=
in, feſtzuhalten und auf dieſe Weiſe den Pflanzen zugänglich zu
achen. In reinem Sandboden dagegen verſickern all dieſe Stoffe
lmählich, ſie werden durch den Regen in Tiefen, die den
flanzenwurzeln unzugänglich ſind, hinabgezogen. Eine
Dün=
ing auf mittleren und leichten Böden iſt darum recht ſchwierig
id verlangt neben guten landwirtſchaftlichen Kenntniſſen
lang=
hriges Vertrautſein mit den Bodenverhältniſſen.
Neuerdings wird in immer ſtärkerem Ausmaß ein
Dungver=
hren auf leichten Böden angewendet, das die nutzloſe Düngung
it Stickſtoffſalzen umgeht und doch dieſen Böden die
notwen=
gen Stickſtoffverbindungen zukommen läßt. Es gibt
Bakterien=
ten, die, im Gegenſatz zu allen anderen Pflanzen, den
lebens=
otwendigen Stickſtoff der Luft zu entnehmen vermögen. Eine
eihe gerade dieſer Bakterien ſind mit einigen höheren Pflanzen,
ir allen Dingen den Kleaerten, der Lupine und Seradella, die
le zur großen Gruppe der Leguminoſen gerechnet werden, eine
nige Verbindung eingegangen. Sie ſiedeln ſich nämlich an
nzelnen Wurzelſtellen dieſer Leguminoſen an und bilden kleine
nollchen, aus denen die Pflanze dann den Stickſtoff ganz nach
elieben entnehmen kann. Die im Winter verfaulenden Wurzeln
ilten die Stickſtoffknöllchen feſt, ſo daß die im nächſten Jahre
igebauten Pflanzen in Wurzelnähe hinreichende Mengen dieſes
toffes vorfinden.
In Vorſtehendem konnten nur die Grundſätze der
Pflanzen=
nährung und der Düngung dargelegt werden. Von einer
ge=
nuen Kenntnis der Stoffaufnahme ſind wir noch fern. Große
id wichtige Fragen harren hier noch ihrer wiſſenſchaftlichen
öſung.
Die beſien Rhabarberſorten.
Noch biele Rhabarberpflanzungen beſtehen aus einem
Ge=
iſch von Sämlingen, die weit hinter den Höchſtleiſtungen
zurück=
eiben, die man auf der gleichen Fläche oder von der gleichen
flanzenzahl erzielt, wenn man die beſtbewährten Sorten pflanzt.
er Beerenobſt= und Baumſchulenbeſitzer H. Roſenthal in Rötha,
ezirk Leipzig, hat ſämtliche im Handel befindlichen Sorten
an=
ſchafft und beobachtet und dabei drei Sorten als die beſten
ibauwürdigen herausgefunden. Es ſind dies der
verbeſ=
rte rotſtielige Viktoria, Dawes Challenge und
he Sutton. Von Challenge erntete Roſenthal von einem
jorgen 310 Zentner.
Montag, den 22. September 1924,
*Die Ernie des Obſies.
Meiſtens können die Obſtgartenbeſitzer die Zeit der Ernte
nicht erwarten, ſo daß zu früh geerntet wird, bevor das Obſt
ausgereift iſt. Wenn man das Obſt vor der Reifezeit von den
Bäumen nimmt, dann iſt es nicht nur wenig haltbar, ſondern
auch meiſt unſchmackhaft, denn beſonders in den letzten Tagen
des Reifens nimmt das Obſt erheblich an Wohlgeſchmack zu.
Beim Frühobſt begeht man ebenfalls den ſchweren Fehler, zu
ſpät zu ernten. Wird das Frühobſt zu lange auf den Bäumen
gelaſſen, dann wird es mehlig. Außerdem hat man bei der
Ernte große Verlufte durch das Abfallen der Früchte. Vor
Scha=
den kann man ſich aber nur dann bewahren, wenn man den
rich=
tigen Zeitpunkt der Obſternte kennt und ſich mit dem Pflücken
danach richtet. Man nimmt meiſtens an, daß das Obſt dann reif
iſt, wenn es von den Bäumen fällt. Das gilt aber nur von
ſol=
chen Früchten, die ganz geſund ſind, denn ſchadhaftes und
wurm=
ſtichiges Obſt fällt im unreifen und grünen Zuſtande von den
Bäumen. Das gute, geſunde Obſt muß etwas vor der Reife
vom Baume gepflückt werden. Wenn das Obft reif iſt, löſt ſich
allmählich der Stiel vom Zweige ab. Dies geſchieht beſonders
beimt Kernobſt. Man beachtet dann zwiſchen Frucht und Stiel
eine feine Querlinie, die ſogenannte Trennungsſchicht. An
die=
ſer Trennungsſchicht bildet ſich der Kork. Der Stiel wird alſo
durch dieſe Schicht unterbrochen. Hat ſich bei vollkommener Reife
der Frucht dieſe Trennungsſchicht gebildet, dann löſt ſich die
Frucht durch ihre eigene Schwere, ohne Schätteln und Ziehen
von dem Zweige und fällt zur Erde. Eigentlich könnte man alſo
mit der Ernte ſo lange warten, bis das Obſt von ſelbſt fällt.
Dadurch würde man ſich das mühſame, zeitraubende Pflücken
erſparen. Wenn man aber mit dem Pflücken des Obſtes ſo lange
wartete, würde nicht nur die Obſternte ſehr lange hinausgezögert
werden, ſondern das Obſt würde wegen der Beſchädigungen, die
es durch den Fall erlitt, bald zu faulen anfangen. Wenn man
wiſſen will, ob das Obſt zum Pflücken reif iſt, muß man darauf
ſehen, ob ſich die Früchte ſchon vom Zweige zu löſen beginnen.
Die fortſchreitende Reife läßt ſich übrigens auch an der Farbung
der Obſtkerne erkennen. Iſt die Frucht vollkommen ausgereift,
dann nimmt ſie keine Nährſtoffe mehr in ſich auf, auch dann
nicht, wenn ſie am Baume hängen bleibt. Aber die Frucht iſt
ein Lebeweſen. Wenn ſie nicht mehr wächſt, dann arbeitet das
Leben in der Frucht trotzdem — allerdings an ihrer Zerſetzung.
Das iſt die Beſtimmung der Frucht, daß das Fruchtfleiſch nach
und nach ſich zerſetzt und dem Verfall entgegengeht, während ſich
die Kerne in der Frucht entwickeln, lebensfähig bleiben und bald
zu jungen Bäumchen auswachſen. Die Zerſetzung der Frucht
beginnt bei den verſchiedenen Sorten zu verſchiedenen Zeiten.
Die meiſten frühreifenden Obſtſorten beginnen ſchon wenige
Tage oder Wochen nach der Ernte zu faulen. Unter den ſpäter
reifenden Sorten dagegen gibt es viele, die ſelbſt nach vollendeter
Reife noch einige Wochen, ja Monate geſund bleiben, wenn ſie in
geeigneten Räumen aufbewahrt werden.
Am wohlſchmeckendſten ſind die Obſtſorten bei ihrer Reife.
Sind die Früchte reif, dann haben ſich alle Stoffe in der Frucht
in der vollkommenſten Weiſe entwickelt, und alle Geſchmackswerte
ſind zur Ausbildung gelangt; in dieſem Zuſtande ſagen, die
Früchte unſerem Gaumen am meiſten zu. Dieſer Zuſtand trifft
bei vielen Obſtſorten mit dem Zuſtande der Baumreife
zuſam=
men, weswegen folches Obſt gleich vom Baume her genießbar
iſt. Viele ſpäte Sorten dagegen ſind erſt dann zum Roheſſen
gut, wenn ſie einige Tage oder Wochen gelagert haben und gut
nachgereift ſind. Die Winterſorten ſind bekanntlich zur Zeit der
Obſternte noch hart und rauh. Man kann ſie darum nicht gleich
vom Baume weg genießen. Um ſie zum Roheſſen tauglich zu
machen, müſſen ſie einige Monate lang lagern. Solche Sorten
eignen ſich als Marlt= und Handelsſorten, da ſie gut
transport=
fähig und ſehr haltbar ſind. Meiſtens zeichnen ſie ſich auch noch
durch ſchönes Ausſehen und bei der Reife durch guten Geſchmack
gus. Die Haltbarkeit des Obſtes hängt nicht nur von der guten
Behandlung während und nach der Ernte ab, ſondern auch von
ſeinem Gehalt an Gerbſäure und Apfelſäure. Damit ſich das
Obſt lange friſch und geſund erhält, darf man es weder ſchütteln
noch herunterſchlagen, ſondern muß es pflücken.
Kelk als Nährſioff im Tierfatter.
Der tieriſche Körper braucht zum Wachstum und Gedeihen
Kalk. Enthält das den Tieren gereichte Futter zu wenig Kalk,
treten geſundheitliche Schädigungen ein. Bei jungen Tieren
erhalten die Knochen in dieſem Falle nicht den richtigen
Härte=
grad, ſo daß Verkrümmungen und Verdickungen entſtehen.
Bei Schweinen ruft kalkarme Nahrung in der Jugendzeit
die berüchtigte Knochenweiche hervor. Schweine, die
haupt=
ſächlich mit wenig Kalk enthaltenden Futtermitteln genährt
wer=
den, benutzen jede Gelegenheit, Erde und Kalk aufzunehnien,
Wenn die Tiere auf die Weide gehen und nach Herzensluſt
wühlen und Erde freſſen können, werden ſie meiſt genügend
Kalk aufnehmen. Für alle Schweine aber, die im Stalle gehalten
werden, und nur auf einem mehr oder minder eng begrenzten
Hofraum Gelegenheit zum Wühlen haben, iſt unbedingt eine
Zugabe von Kalk notwendig. Man gibt ihnen neben Erde,
Teich=
ſchlamm uſw. Futterkalk, z. B., kohlenſauren Futterkalk in
Men=
gen von 15 bis 20 Gr. auf den Kopf und Tag, auf 50 Pfd.
Lebendgetvicht.
Auch die Ziege leidet unter Kalkmangel in der Nahrung
Als Folge davon entwickeln ſich bei ihr nicht ſelten
Knochen=
erweichung und Knochenbrüchigkeit; beſchwerliches Aufſtehen und
Niederlegen, ſteifer Gang, Ueberköten der Hinterfüße und
ſchmerzhafte Anſchwellung der Gelenke ſind Kennzeichen dieſer
Krankheit, der namentlich jüngere, im „Wachstum begriffene
Tiere leicht verfallen. Die Urſache liegt im Futter, das zu wenig
knochenbildende Salze enthält. Daher empfiehlt ſich ein Wechſel
im Futter und neben kräftiger Ernährung die Vergbreichung
von baſiſch phosphorſaurem Kalk, ſogen. Futterkalk; man kann
einem jungen Tiere zwecks beſſerer Knochenentwicklung bis zu
5 Gr. Futterkalk auf den Tag geben, älteren Tieren entſprechend
mehr. Kaninchen gibt man täglich eine reichliche
Meſſer=
ſpitze voll. Dies empfiehlt ſich namentlich bei tragenden
Häſinnen.
Verhältnismäßig mehr Kalk als andere Tiere brauchr das
Geflügel. Knochen und Federn enthalten viel
phosphor=
ſauren und kohlenſauren Kalk. Der Kalk fördert auzerdem beim
Geflügel die Verdauung, indem er zur Löſung der Nährſtoffe
beiträgt und die überſchüſſige Säure im Kropf und Magen
bin=
det. Vor allem iſt zu berückſichtigen, daß die Eierſchale aus
Kalk beſteht. Der zur Bildung der Schale nötige Kalk wird vom
Eileiter ausgeſchieden und dieſem durch die Nahrung zugeführt.
Fehlt es der Nahrung an Kalk, ſo werden die Eierſchalen nur
dünn, oder die Eier kommen gänzlich ſchalenlos zur Welt. Wenn
das Geflügel Getreidekörner und Kleie erhält, ſo ſimmt es mit
dieſen Phosphorſäure und Kalk in ziemlichen Mengen auf.
Rüben und Kartoffeln aber enthalten nur ſo geringe Mengen
von Kalk, daß die Verfütterung dieſer Futtermittel die Zugabe
von beſonderen Kalkgaben, wie Eierſchalen, Futterknochenmehl,
Kreide u. dal. unbedingt erforderlich macht. Aber auch bei
reichlicher Körner= und Kleiefütterung tut man gut, täglich 1
bis 2 Gr. Kalk dazu zu geben. Für Legegeflügel aber reicht dieſe
Kalkzugabe nicht aus, denn die Schale eines mittelgroßen
Hühnereies wiegt allein ſchon 5 Gr. Wenn man die Kalkzugabe
in Geſtalt von Eierſchalen verabfolgen will, ſo muß man z. B.
einem Huhn täglich 5 bis 10 Gr. Eierſchalen, alſo die Schalen
von 1 bis 2 Eiern, geben, aber klein zerrieben unter das
Weich=
futter gemiſcht, nicht etwa in unzerkleinertem Zuſtande, weil die
Hühner hierdurch zum Eierfreſſen verleitet werden würden. Auch
Seite 2.
Knochen und Knorpeln gibt man den Hühnern als Kalknahrung
in zerklopftem, fein zerhaktem oder gemahlenem Zuſtande. Von
rohem Knochenmehl miſcht man täglich etwa 5 bis 10 Gr. für
jedes Huhn unter das Futter. Das käufliche Futterknochenmehl
iſt aus Knochen hergeſteller phosphorſaurer Kalk, der in
täg=
lichen Gaben von 1 bis 3 Gr. für das Stück gegeben werden
kann. Zur Not kann man den Hühnern auch geſchlämmte
Kreide, Stückkreide und alten Kalkmörtel geben, den man zu
kleinen Stücken zerklopft und von dem ein Huhn täglich 5 Gr.
aufnehmen kann.
Inſeftenmord oder Schädlingsbekämpfung.
Als ſehr bedenklichen Vorſchlag kennzeichnet Garteninſpektor
Lange in Naumburg die Naglerſche Fangvorrichtung für nachts
fliegende Schädlinge, euf deren Schilderung in der „Deutſchen
Obſt= und Gemüſebauzeitung” neulich hingewieſen wurde. Gegen
dieſe Fangweiſe wäre nichts einzuwenden, wenn alle Inſekten
als Schädlinge angeſprochen werden müßten. Das iſt jedoch
durchaus nicht immer der Fall, nur ein kleiner Bruchteil gehört
dazu. Um den Nutzen des von Nagler empfohlenen Maſſenfangs
ſchätzen zu können, müßte zunächſt feſtgeſtellt werden, welchen
Arten die gefangenen Inſekten überhaupt angehören, ſodann
wäre zu unterſuchen, wieviele Weibchen ſich unter den tatſächlich
ſchädlichen Arten befinden und ferner, wieviele dieſer Weibchen
ihre Eier noch bei ſich tragen. Natürlich ſind auch die Männchen
zur Erhaltung der Art bei den meiſten Inſekten notwendig ,wenn
auch nicht wenige Arten ſich ohne Befruchtung durch
Jungfern=
zeugung vermehren. Die Männchen der die meiſten Schädlinge
ſtellenden Nacht= und Dämmerungsfalter ſuchen die infolge der
Belaſtung mit Eiern trägen und ſchwerfälligen, bei einzelnen
Arten (Forſtſpanner, Schlehenſpinner uſw.) ganz flugunfähigen
Weibchen in lebhaftem Umherfliegen zum Zwecke der Begattung
auf und werden infolgedeſſen den Hauptbeſtandteil des Fanges
bilden. Alle Weibchen der Schmetterlinge und Motten, die ihre
Eier bereits abgelegt haben, ſind für die Bewertung des Fanges
gleichfalls auszuſchließen. Weil gewöhnlich die Zahl der
gefan=
genen eiertragenden Weibchen verhältnismäßig gering iſt, hat
man den längere Zeit befürworteten und mehr oder wenig eifrig
betriebenen Fang mit Handnetzen und Fanggläſern bei den
mei=
ſten Schädlingen, z. B. dem Heu= und Sauerwurm, als
Sedeu=
tungslos eingeſtellt. Unter Umſtänden, ſo bei den Weſpen, können
die Fanggläſer allerdings von Wert ſein.
Daß wir Tierarten, die uns läſtig oder gefährlich werden,
bekämpfen, iſt unvermeidlich, zu verurteilen iſt jedoch der
wahl=
loſe Inſektenmord, denn jedes Tier hat ſeine Bedeutung im
Haushalt der Natur, wenn wir ſie auch nicht in jedem Falle
er=
kennen.
Die Junghühner und die Sitzſiangen.
Während die jungen Hühner der leichten Raſſen oſt allzu
früh die Sitzſtangen zur Nachtruhe aufſuchen, müſſen die
Jung=
tiere der ſchweren Raſſen mitunter planmäßig zum Aufbäumen
erzogen werden. So lange das Bruſtbein noch nicht völlig
er=
härtet iſt, nehmen die Tiere leicht Schaden beim Auffliegen auf
die Sitzſtangen und dem Sitzen auf ihnen, denn durch Anpreſſen
der Bruſt an die Stangen wird das weiche, knorpelige Bruſtbein
verkrümmt. Deshalb läßt man die Kücken vor Abſchluß der
Knochenbildung beſſer in Ställen übernachten, in denen keine
Sitzſtangen angebracht ſind. Kommt dann die Zeit heran, wo
die Tiere an die Sitzſtangen gewöhnt werden ſollen, ſo achte man
darauf, daß die Stangen nicht zu ſchmal ſind. Am beſten eignet
ſich ein Brett von etwa 8—10 Zentimeter Breite, an dem die
ſcharfen Kanten etwas abgeſtoßen ſind. Auch bringe man
an=
fangs die Stangen nicht in zu großer Höhe an. Am beſten eignetz
Raſſen, die lieber auf dem Boden als auf der Stange ſitzen, kann
man das dulden, wenn man nur wenig Tiere in einem
geräumi=
gen Nachtſtall unterbringt. Dann muß aber die Einſtreu ſtets
peinlich ſauber ſein. Wer die Tiere an die Stangen gewöhnen
will — und dies iſt doch ſchließlich wünſchenswert —, verſuche
es zunächſt, ſie mehrere Abende nacheinander auf die Stangen zu
ſetzen. Das muß aber nach Eintritt der Dunkelheit geſchehen,
weil ſie ſonſt leicht wieder abfliegen und ſich dieſem Eingriff in
ihre Gewohnheit widerſetzen. Iſt der Bodenraum des Nachtſtalls
nicht gar zu groß, ſo kann man auch einige Zentimeter über dem
Boden ein engmaſchiges Drahtgeflecht ausſpannen. Ein Sitzen
darauf wird den Tieren natürlich zur Unmöglichkeit, und ſie
werden in den meiſten Fällen ſchon die Sitzſtangen vorziehen.
Hilft auch das noch nicht, ſo verſuche man folgendes Mittel: An
der Stelle, wo die Tiere ſich nachts niederkauern, lege man eine
etwa 8—10 Zentimeter breite Latte auf den Fußboden. Dieſe
wird von den Tieren faſt ausnahmslos angenommen. Nach
eini=
gen Tagen, nachdem die Tiere ſich daran gewöhnt haben, erhöhe
man die Latte etwas, etwa durch Unterlage eines Ziegelſteins.
Ein ſolches Höherſtellen wiederhole man nach einigen Tagen
noch mehrmals, bis die Stange die Höhe der übrigen Sitzſtangen
hat. Nach Entfernung der Latte werden die Tiere nun auch die
anderen Sitzſtangen befliegen.
In der Mauſer.
Die Zeit des Federwechſels ſtellt große Anſprüche an die
Lebenskraft der Hühner. Wenn die Mauſer auch keine
Krank=
heit iſt, wie man hin und wieder inmer noch hört, ſo ſind die
Tiere doch während ihrer Dauer ſo zu halten, als wären ſie krank.
Denn ſie ſind in dieſer Zeit viel empfindlicher gegen
Witterungs=
einflüſſe als im vollen Federkleide. Vor allen Dingen brauchen
ſie gewiſſe Nahrungsſtoffe, um die neuen Federn zu bilden, und
wir tun gut, ihnen dieſe Stoffe zuzuführen, damit ſie nicht
ge=
zwungen ſind, von ihrem Kräftevorrat zu zehren. Es iſt ein
großer Fehler, die Hühner in dieſer Zeit ſchlecht zu ſüttern. Die
Legepauſe während der Mauſerzeit iſt eine Norvendigkeit.
Hühner, die während dieſer Zeit weiterlegen, wie das hier und
da vorkommt, ſchwächen ſich und leiſten dann nicht mehr viel.
Die Hennen, von denen wir mit Sicherheit Wintereier erwarten
können, ſind diejenigen, die ſpäteſtens Anfang Auguſt mit der
Mauſer beginnen, ſchnell mit ihr fertig werden und Anfang
November im neuen, glänzenden Winterkleide mit rotem Kammi
und hellen Augen herumſpazieren, bereit, gute Arbeit zu tun.
Die Mauſer muß beendet ſein, ehe das kalte Wetter einſetzt, ſonſt
iſt auf Wintereier nicht zu rechnen.
Der aufmerkſame Züchter hat es in der Hand, die Mauſer
zu beſchleunigen. Man geht dabei folgendermaßen zu Werke.
Anfang Auguſt, wenn die Eier ſeltener werden, läß: man
wäh=
rend 8—10 Tagen jedes Kraftfutter, alle Körner und alle
fett=
reichen Küchenabfälle bei der Fütterung der Hühner fort und gibt
ihnen faſt nur feingehacktes Grünes, Kartoffelſchalen, Obſtabfälle
uſw. zu freſſen. Man kann dieſe Art der Fütterung getroſt 10,
ſelbſt 14 Tage fortſetzen. Hiernach beginnt man ſo kräftig und
eiweißreich zu füttern wie nur immer möglich; alle eiweißhaltigen
Futtermittel tun jetzt die beſten Dienſte. Sowie man dieſe
Fütterung ein paar Tage fortgeſetzt hat, beginnen die Hühner
mit großer Schnelligkeit ihre Federn zu verlieren, manche von
ihnen werden faſt nackt dabei. Man fährt fort, ſo kräftig und
abwechſelungsreich wie möglich zu füttern, wobei Grünfutter
keineswegs fehlen darf, gibt den Hühner auch möglichſt reichlich
zerkleinerte rohe oder gekochte Knochen, ſowie Kalk, und wird die
Freude haben, zu ſehen, daß die Tiere ſich äußerſt ſchnell wieder
befiedern und bald völlig ausgemauſert und von neuem legebereit
ſind. Friſches, kühles Waſſer in reinen Gefäßen darf niemals
fehlen, Holzkohle, zerkleinert, ſo daß ſie aufgepickt werden kann,
erhält die Verdauungsorgane geſund und in Ordnung. Wo
Holz=
kohle nicht aufzutreiben iſt, tun ein paar Körner gebrannte Gerſte
(„Malzkaffee”) hier und da verabreicht, die gleichen Dienſte.
Seite 8.
Moutag, den 22. September 1924.
Rummer 234.
enge
Todes=Unzeige
Heute abend kurz vor 10 Uhr
entſchlief ſanft nach Gottes
uner=
forſchlichem Ratſchluß unſer liebe
gutes
Liefelchen
im Alter von 12½ Jahren infolg
einer ſchweren Blutvergiftung,
Im Namen
der tieftrauernden Hinterbliebenen!
Familie Joſef Sanderbeck.
Darmſtadt, 20. Sept 1924.
Die Beerdigung findet Dienstag
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hat mit meinem Einverſtändnis das auf
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dige Notgeld der Deutſchen Reichsbahn mit
den Ausgabedaten 23, Oktober 1923 und
vom 7. November 1923 mit Wirkung vom
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friſt bis einſchließlich 15. Oktober 1924
aufgerufen.
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erfolgt innerhalb dieſer Zeit bei allen
Eiſenbahnkaſſen.
Nach dem 15., Oktober 1924 eingehende
Einlöſungsanträge müſſen grundſätzlich ab=
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