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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
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Nummer 184
187. Jahrgang
Freitag, den 4. Juli 1924.
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(1 Dollar — 4.20 Marfl. — Im Falle höherer
Gewalt, wie Krieg, Aufruhr Streik uſw., erliſcht
ſede Verpſichtung auf Erfüllung der
Anzeigene=
aufträge und Leiſfung von Schadenerſatz. Bei
Konkurs oder gerichtlicher Beitreibung fällt ſeder=
Rabatt weg. Bankionto: Deutſche Bank und Darm
ſtädter 8 Nationalbank.
Die Berliner
No”.
Minzſterpranerigen=Konferenz.
Berlin, 3. Juli. Wie bereits geſtern gemeldet, ſind die
Miniſterpräſidenten und Staatspräſidenten der deutſchen Länder
in Berlin zuſammengetreten, um mit dem Reichskanzler die
poli=
tiſche Lage zu beſprechen, insbeſondere die Reparationsfrage,
das Dawes=Gutachten und deſſen Verwirklichung, die vielfach
in die Belange der Länder eingreifen.
Die Beratungen der Reichsregierung mit den
Staats= und Miniſterpräſidenten der Länder
be=
gannen heute vormittag 10 Uhr in der Reichskanzlei. Seitens
der Reichsregierung wurde über die politiſche Lage berichtet,
insbeſondere von dem Reichsminiſter des Auswärtigen und dem
Reichsfinanzminiſter. DDie Beratungen wurden um 1 Uhr
unter=
brochen und werden nach einem kleinen Frühſtück am Nachmittag
fortgeſetzt.
Sämtliche Miniſterpräſidenten ſind in Begleitung der
Ber=
liner Vertreter ihrer Länder. Wie verlautet, erſtattete zunächſt
der Reichsminiſter des Aeußern, Dr. Streſemann, einen Bericht
über die außenpolitiſche Lage. Anſchließend gab
Reichsfinanz=
miniſter Dr. Luther einen Ueberblick über die finanzielle und
wirtſchaftliche Lage des Reiches. Die beiden Vorträge dauerten
etwa drei Stunden.
In den Nachmittagsberatungen werden die Vertreter der
Länder wahrſcheinlich für die endgültige Annahme des
Sach=
verſtändigengutachtens gewiſſe Zuſicherungen der Alliierten als
Vorausſetzung verlangen. Nach Beſprechungen im
Verfaſſungs=
ausſchuß des bayeriſchen Landtags darf man damit rechnen,
daß der Vertreter Bayerns z. B. für die Uebertragung der
Reichsbahnen an eine Konzeſſionsgeſellſchaſt, wie ſie ja nach
dem Staatsvertrag vorgeſehen iſt, gemäß § 8 des
Staatsver=
trages die Zuſtimmung Bayerns und die der übrigen
Eiſen=
bahnländer als notwendig fordern wird. Weiter werden die
Vertreter der Länder ſich zu dem verfaſſungsändernden
Charak=
ter der Geſetzentwürfe äußern und auch hier gewiſſe
Zuſicherun=
gen der Reichsregierung verlangen.
Das Ergebnis der Konferenz der Miniſterpräfidenten.
Berlin, 3. Juli. Ueber die heutige Konferenz der
Mini=
terpräſidenten wird, folgendes amtliches Communigug
ausge=
jeben: Die Reichsregierung beriet heute in eingehender
Erörte=
rung mit den Staats= und Miniſterpräſidenten der Länder die
oolitiſche Lage, unter beſonderer Berückſichtigung der
Durchführung des Sachverſtändigengutachtens.
Mit Ausnahme des Vertreters von Mecklenburg=Schwerin
er=
annten alle Chefs der Länder=Regierungen trotz
ſchwerwiegen=
der Bedenken gegen manche in dem Sachverſtändigengutachten
nthaltenen Forderungen, erneut das Vorgehen der
Reichsregie=
uung, die baldige Durchführung des Sachverſtändigengutachtens
zu erreichen, als richtig an.
Haltloſe Pariſer Verdächtigungen.
Die deutſche Entgegnung.
Berlin, 3. Juli. Der „Petit Pariſien”
behaup=
et, daß die deutſche Regierung im Gegenſatz zur
fran=
öſiſchen Regierung ſich, nicht genügend bemühe, die
Durchführung des Sachverſtändigengutachtens
n kürzeſter Zeit zu erreichen. Insbeſondere zögere
ie noch immer damit, die nötigen Geſetze vor den Reichstag zu
ringen.
Demgegenüber teilt man uns von unterrichteter Seite mit:
die deutſche Regierung tat von Anfang an alles, um die ſchnelle
durchführung des Sachverſtändigengutachtens zu fördern. Sie
dies nicht nur die deutſchen Vertreter in den drei
Organiſations=
omitees an, auf möglichſte Beſchleunigung zu dringen —
dem=
emäß ergriffen auch die deutſchen Komiteevertreter ſofort nach
hrer Ernennung die Initiative bei den alliierten Vertretern,
m ein ſchnelles Zuſammentreten des Komitees zu veranlaſſen —
ondern ſie ließ auch bei den beteiligten alliierten Regierungen
urch ihre diplomatiſchen Vertretungen ſchon Anfang Mai darauf
inwirken, daß die Komitees ſofort konſtituiert werden und ihre
lrbeiten möglichſt beſchleunigen. Die Regierung benützte
ſeit=
em jede Gelegenheit, um die beteiligten alliierten Regierungen
uf die Notwendigkeit eines ſchnellen Abſchluſſes der Arbeiten
er drei Organiſationskomitees hinzuweiſen, da die deutſchen
jeſetze erſt auf Grund der Arbeiten des Organiſationskomitees
idgültig fertiggeſtellt und dann den deutſchen geſetzgebenden
örperſchaften vorgelegt werden könnten. Die ſchriftlichen
Unter=
igen und Entwürfe für die Arbeiten des Komitees waren von
eutſcher Seite ſchon fertiggeſtellt, bevor die Komitees zur erſten
ſitzung zuſammengetreten ſind. Die alliierten Mitglieder des
ſoldnotenbankkomitees haben demgemäß auch wiederholt
aner=
innt, daß von deutſcher Seite alles geſchah, was zur
Beſchleuni=
ing der Vorarbeiten und zur Durchführung des
Sachverſtän=
gen=Gutachtens erforderlich iſt. Ueber den Stand der Arbeiten
r drei Organiſationskomitees erfahren wir folgendes: Das
oldnotenbank=Komitee tritt noch Ende dieſer Woche in Berlin
ir letzten Sitzung zuſammen, ſo daß angenommen werden kann,
iß die verſchiedenen Geſetzentwürfe, die ſich auf die Errichtung
r Goldnotenbank beziehen, nämlich die Entwürfe für das
Gold=
ſtenbankgeſetz, das Bankſtatut, das Rentenbankgeſetz und das
ünzgeſetz, nächſte Woche fertiggeſtellt werden. Das
Eiſenbahn=
omitee beendigt heute ſeine zweite Leſung und tritt am 10. Juli
r dritten und letzten Leſung in London zuſammen. Die dritte
eſung nimmt vorausſichtlich vier bis fünf Tage in Anſpruch,
daß mit der Fertigſtellung der auf die Reichsbahn bezüglichen
eſetze im Eiſenbahn=Komitee ſelbſt vor dem 15. Juli nicht
ge=
hnet werden kann. Wann das Induſtrie=Obligationen=Komitee
ne Arbeiten beendigen wird, läßt ſich zur Zeit überhaupt noch
nicht abſehen. Das Komitee kam wegen der Haltung des
bis=
herigen franzöſiſchen Vertreters in dem Komitee, Descamps, in
den grundlegenden Fragen überhaupt noch nicht zu einer
Eini=
gung. Das weitere Tempo der Arbeit in dieſem Komitee wird
davon abhängen, welche Haltung das nach dem Rücktritt von
Descamps ernannte neue franzöſiſche Mitglied des Komitees
einnehmen wird und welchen Einfluß die Ernennung eines
neutralen fünften Mitgliedes auf die Arbeiten haben wird. Der
Zeitpunkt, in dem die Geſetze dem Reichstag vorgelegt werden
können, hängt gar nicht in erſter Linie von der Entſcheidung der
Reichsregierung ab, ſondern von den Organiſationskomitees.
Die Reichsregierung hat den dringenden Wunſch, daß die
Ko=
mitees ihre Arbeiten ſo ſchnell als möglich zu Ende führen, und
wird, wie bisher, auch weiterhin die Komitees zur Erreichung
dieſes Zieles mit allen Mitteln unterſtützen.
Die Beratungen des
Eiſenbahnorganiſations=
ausſchuſſes.
Berlin, 3. Juli. Ueber die Verhandlungen des
Organiſations=
komitees für die deutſchen Eiſenbahnen verlautet folgendes: Das
Or=
ganiſationskomitee für die deutſchen Eiſenbahnen hat heute die zweite
Leſung der Entwürfe für das Reichsbahngeſetz und die
Geſellſchafts=
ſatzung beendet. Die ausländiſchen Mitglieder, Sir William Acworth
und Herr Gaſton Lefebre, reiſen nach London und Paris zurück. Sie
nehmen von dem Fortgang der Arbeiten, die im vollen Einvernehmen
im Verlaufe von mehr als 20 Sitzungen gefördert worden ſind, den
beſten Eindruck mit. Nur der gute Wille und das eifrige Mitwirken
aller Mitglieder konnte in Kürze einen ſo gewaltigen und umfangreichen
Plan zuſtande bringen, wie die Organiſation der neuen Geſellſchaft, die
die größte der Welt ſein wird. Das Komitee wird am 10. Juli in
London nochmals zu einer letzten Leſung der Entwürfe zuſammentreten
und noch einige Fragen rechtlicher und finanzieller Art erledigen, für die
heute die notwendigen Unterlagen noch nicht vorliegen. Es iſt
anzu=
nehmen, daß die Londoner Beſprechung nur wenige Tage dauern wird,
ſodaß das Komitee gegen den 15. oder 20. Juli der
Reparationskom=
miſſion ſeinen Bericht und ſeine Vorſchläge unterbreiten kann.
Die Micumverträge zum 1. Auguſi gekündigt.
Düſſeldorf, 3. Juli. Geheimrat Klöckner hat heute
morgen um 11 Uhr im Auftrag der Sechſer=Kommiſſion dem
Prä=
ſidenden der Micum, Herrn Franzen, die Kündigung des
kürzlich getroffenen Abkommens überreicht, weil es trotz
aller Anſtrengungen nicht möglich iſt, die Finanzierung
für den Monat Auguſt auf dem einen oder anderen Wege
zu erreichen.
Das Kündigungsſchreiben hat folgenden Wortlaut: „Die
Be=
ſprechungen mit der Regierung, die gleich nach Abſchluß der
Ver=
handlungen über die Verlängerung des Micum=Vertrages
ge=
pflogen worden ſind, haben ergeben, daß die Regierung nicht in
der Lage iſt, dem Ruhrbergbau für den Monat Auguſt eine
finanzielle Unterſtützung zuzuſichern. Es iſt dem Ruhrbergbau
unmöglich, die Laſten des Vertrages zu übernehmen. Wir ſehen
uns deshalb gezwungen, das Abkommen zum 31. Juli zu
kün=
digen.
Mit vorzüglicher Hochachtung
Die Sechſer=Kommiſſion des Ruhrbergbaue8:
gez. Peter Klöckner.”
Die freien Gewerkſchaften zum
Sachver=
ſtändigengutachten.
Berlin 3. Juli. Die freigewerkſchaftlichen
Spitzenorga=
niſationen, ADGB. und ADB. haben, wie der Vorwärts
mit=
teilt, in einer Eingabe an die Reichsregierung den Standpunkt
der freien Gewerkſchaften zum Sachverſtändigengutachten
darge=
legt. Die Gewerkſchaften erſuchen weiter die Reichsregierung
um Aufklärung darüber, welche Maßnahmen im beſonderen nach
dieſer Nichtung im Intereſſe einer gerechten Verteilung der
Wie=
dergutmachungslaſten in Angriff genommen worden ſind. Sie
haben auch das ſtärkſte Intereſſe daran, zu erfahren, welche
ſon=
ſtigen ſteuerlichen Maßnahmen vorbereitet werden. Die
Spitzen=
verbände halten eine Ausſprache mit der Reichsregierung für
außerordentlich dringend und bitten die Reichsregierung, Tag
und Stunde zu benennen, um den Vertretern der
Spitzenver=
bände Gelengenheit zu einer Ausſprache zu geben.
Belgien von der deutſchen Militärkontrollnote
befriedigt.
Brüſſel, 3. Juli. (Wolff.) Die Libre Belgique bezeichnet
den Eindruck der deutſchen Militärkontrollnote in amtlichen
Kreiſen als allgemein befriedigend und hebt hervor, daß ſie
ent=
gegen verfrühten Meldungen keinerlei Vorbehalte mache. Die
zuſtändigen belgiſchen Kreiſe ſähen vor allem in dem Paſſus
betreffend der Beendigung der Kontrolle bis zum 30. September
keine Bedingung, ſondern einen einfachen Wunſch, gegenüber
dem die Alliierten Handlungsfreiheit hätten. Die liberale und
ſozialiſtiſche Preſſe erklärt ſich unter dem üblichen Vorbehalte
gleichfalls grundſätzlich befriedigt.
Die Botſchafterkonferenz und die deutſche
Kontrollnote.
Paris, 3. Juli. (Wolff.) Die Botſchafterkonferenz hat
in ihrer heutigen Sitzung den Bericht des interalliierten
Militär=
komitees über die deutſche Antwortnote zur Kenntnis genommen.
Nach dem offiziellen Communiqué hat ſie ſich über die an
Deutſchland zu erteilende Antwort unter dem Vorbehalt der
Zuſtimmung der Regierungen in großen Zügen verſtändigt.
Blütezeit.
In London, Paris und Waſhington ſuchen ſich die leitenden
Staatsmänner über den auf der kommenden Londoner Juli=
Konferenz zu ſteuernden Kurs ſchlüſſig zu werden. Auch
dies=
mal wird der Vertreter der Vereinigten Staaten nicht als
gleich=
berechtigter Verhandlungspartner auftreten, ſondern nur zu den
Fragen das Wort ergreifen, welche Amerika ausdrücklich
be=
treffen. Es hat jedoch den Anſchein, als ſei dies mehr eine
inner=
politiſche Vorſicht der Regierung Coolidge, die ſich kurz vor der
Neuwahl des amerikaniſchen Präſidenten vor der Oeffentlichkeit
ihres Landes keine Blöße geben will. Der mit Amerikas
Ver=
tretung betraute Botſchafter in London, Herr Kellogg, wird über
bedeutend mehr Fragen mitzuſprechen haben, als ſeinerzeit der
amerikaniſche „Horchpoſten” auf der Reparationskonferenz zu
Cannes Anfang Januar 1922. Die endgültige Annahme der
Sachverſtändigen=Vorſchläge wird in Amerike nicht nur als eine
Frage finanzieller und wirtſchaftlicher Intereſſen, ſondern auch
politiſchen Preſtiges gewertet. Ohne die Mitwirkung Amerikas
würde ja auch gar nicht das von Deutſchland aufzunehmende
Auslandsdarlehen in Höhe von 800 Millionen Goldmark
zu=
ſtande kommen, mit welchem die neue deutſche Goldwährung
ge=
ſtützt und das Sachlieferungsprogramm im erſten
Reparations=
jahre ermöglicht werden ſoll. Präſident Coolidge hat ſehr gut
daran getan, ſich den amerikaniſchen Botſchafter in Berlin, Herrn
Hougthon, nach Waſhington kommen zu laſſen. Herr Hougthon
iſt nicht nur ein ſehr guter Kenner der deutſchen Verhältniſſe, —
er iſt auch einer der erſten in Berlin beglaubigten fremden
Diplomaten, welche die wahre Lage Deutſchlands erkannten und
vor der Politik Millerands und Poincarés warnten. Botſchafter
Hougthon hat, noch vor der Ruhrbeſetzung die verheerenden
Folgen der franzöſiſch=belgiſchen Politik nicht nur für das
deutſche Volk, ſondern für die geſamte ziviliſierte Menſchheit
vorausgeſagt. Auf den erſten Blick ſcheint es nicht ganz mit der
Sachkenntnis, die man Herrn Hougthon zubilligen muß,
über=
einzuſtimmen, wenn der Botſchafter kurz nach ſeiner Landung
in der neuen Welt Preſſevertretern gegenüber äußerte,
Deutſch=
land werde nach Annahme und Durchführung der Dawes=
Vor=
ſchläge eine Blütezeit erleben. Dieſe Aeußerung ſteht im
Wider=
ſpruch zu den Erwartungen, welche faſt überall in Deutſchland
und auch in einem großen Teile des Auslandes gehegt werden.
Man muß bei Aeußerungen von Diplomaten zwiſchen dem
zu unterſcheiden ſuchen, was ſie ſelbſt im Innern ihres Herzens
glauben, und dem, was ſie durch ihre Aeußerung hervorrufen
wollen. Hougthon weiß gewiß genau, welchen erſchreckenden
Grad die deutſche Kapital= und Kreditnot angenommen hat. Er
weiß auch, daß zurzeit in ſeinem Lande die Neigung zur
Be=
teiligung an deutſchen Geſchäften noch recht gering iſt. Finden
ſich für die zuerſt notwendigen 800 Millionen Goldmark — oder
für einen erheblichen Teil dieſer Summe — in Amerika
Geld=
geber, ſo werden ſich die amerikaniſchen Bankiers den weiteren
Verlauf der Dinge erſt einmal anſehen, ehe ſie einen weiteren
erheblichen Teil des amerikaniſchen Kapitalüberſchuſſes nach
Deutſchland geben. Vor allem wird man abwarten, wie ſich die
in Vorbereitung befindlichen deutſchen Finanzgeſetze auf die
deutſche Wirtſchaft auswirken werden. Die ſtarke
Inanſpruch=
nahme des Neichshaushaltes für Reparationszwecke, die
Ab=
lieferung eines erheblichen Teiles der Eiſenbahnüberſchüſſe an
unſere Gläubiger und endlich die Vorwegbelaſtung der deutſchen
Produktion durch Verzinſung und Tilgung der 5 Milliarden
Goldmark betragenden Induſtrieſchuld laſſen es zweifelhaft
er=
ſcheinen, ob überhaupt in abſehbarer Zeit Wirtſchaftserträge
er=
zielt werden und zur Ausſchüttung gelangen können. Ohne
ſolche Ausſichten wird ſich das ausländiſche Kapital
ſelbſtver=
ſtändlich weigern, in der deutſchen Wirtſchaft Anlage zu ſuchen.
Die Erklärung Hougthons, Deutſchland gehe einer
wirtſchaft=
lichen Blütezeit entgegen, ſpricht zweifellos von der hohen
Mei=
nung, die der amerikaniſche Diplomat von der Leiſtungsfähigkeit
des deutſchen Volkes hat. Auf weite Sicht bietet ein tatkräftiges
Volk — wie das deutſche Volk trotz der zahlreichen Arbeitskämpfe
und trotz des unzeitgemäßen Acht=Stunden=Ideals immer noch
eines iſt — für Kapitalbeſitzer beſſere Ausſichten als andere
Völker, deren Streben weſentlich darauf gerichtet iſt, ſich ohne
eigene Anſtrengungen von Fremden Renten zu verſchaffen.
Hougthon hat mit ſeiner erwähnten Aeußerung zweifellos
unge=
rechtfertigte Bedenken zerſtreuen wollen, welche in amerikaniſchen
Geldgeberkreiſen Deutſchland gegenüber beſtehen. Hat das
amerikaniſche Volk erſt einmal an der deutſchen Wirtſchaft ein
großes aktives Intereſſe genommen, ſo wird es auch die
poli=
tiſchen Wege finden, um das Schuldnerland vor Attentaten
Dritter zu ſchützen. Es wird hier ganz ähnlich ſein, wie es oft
im Leben zu ſein pflegt. Eine auf den erſten Blick nicht
unbe=
dingt einleuchtende Chance wird dadurch gut und ſicher, daß
Leute mit Kraft und Vertrauen ſich daran machen, ſie
auszu=
nutzen. Gewiß iſt es für Deutſchland keine unbedingt erfreuliche
Perſpektive, wenn wir einer großen Kapitalinvaſion des
Aus=
landes entgegenſehen müſſen. Nach den Erfahrungen der letzten
Jahre iſt es jedoch unbedingt vorzuziehen, daß wir fremden
Intereſſen die Türe öffnen, als daß räuberiſch geſinnte
Nach=
barn immer wieder mit Beil und Brecheiſen die Tür gewaltſam
zu beſeitigen ſuchen. Enge, auf gegenſeitige Intereſſen
begrün=
dete Wirtſchafts= und Finanzbeziehungen zwiſchen Amerika und
uns bieten Ausſicht, daß Deutſchland in abſehbarer Zeit eine
neue Blüte erlebt,
Seite 2.
Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 4. Juli 1924.
Rummer 184.
Die Ausgewieſenen.
Den Heimkehrenden zum Gruß.
Berlin, 3. Juli. Der Reichsminiſter für die beſetzten
Ge=
biete erläßt folgende Kundgebung: Als Reichsminiſter für die
beſetzten Gebiete iſt es mir ein Herzensbedürfnis, allen
denjeni=
gen, die jetzt wieder in ihre Heimat am Rhein und an der Ruhr
zurückkehren können, namens der Reichsregierung herzliche
Grüße zu überſenden. Ich kenne die ſchweren Leiden und die
drückenden Sorgen, die mit der Ausweiſung verbunden ſaren.
Die Reichsregierung hat ſtets für die Not der Ausgewieſenen
volles Verſtändnis bewieſen. Sie hat finanziell und materiell
getan, was in ihren Kräften ſtand. Wenn heute für viele die
Stunde der Heimkehr gekommen ift, ſo will es die
Reichsregie=
rung gerade in dieſem Augenblicke nicht an dem herzlichen Dank
fehlen laſſen, für das treudeutſche Bewußtſein, das alle die an
den Tag gelegt haben, die dem Vaterland in ſchwerer Stunde
gedient und genutzt haben. Ich hege die Hoffnung, daß
die=
jenigen, deren Rückkehr ermöglicht iſt, bald wieder am eigenen
Herd ſich ihrer Heimat erfreuen mögen. Für diejenigen, deren
Rückkehr noch nicht ermöglicht iſt, wird ſich nach wie vor die
Reichsregierung wärmſtens einſetzen, um auch von ihnen Sorge
und Not zu nehmen. gez.: Dr. Höfle, Reichsminiſter für die
be=
ſetzten Gebiete.
Nur ein Perſonalausweisfür dieAusgewieſenen
Berlin 3. Juli. Die Ausgewieſenen denen die
Rück=
kehr in das Ruhrgebiet und die Bezirke Düſſeldorf und
Duis=
burg geſtattet iſt, bedürfen lediglich eines Perſonalausweiſes,
entſprechend der Verordnung des Generals Degoutte Nr. 110,
d. h. mit dem Stempel Territoir occupée. Ein Geleitſchein iſt
nicht erforderlich. Die Perſonalausweiſe ſtellt die Heimatbehörde
auf Antrag aus. Für das altbeſetzte Gebiet haben
dieſe Beſtimmungen einſtweilen noch keine
Gül=
tigkeit, doch dürfte eine ähnliche Beſtimmung der
Rheinland=
kommiſſion zu erwarten ſein.
Abſchluß der Danziger Regierungskriſe.
Danzig 3. Juli. Die hieſige Regierungskriſe hat ihren
vorläufigen Abſchluß dadurch gefunden, daß die bürgerlichen
Parteien vorläufig die parlamentariſchen Senatoren mit der
Fortführung der Geſchäfte betraut haben, nachdem die
Neubil=
dung einer parlamentariſchen Negierung aus Sozialdemokraten
und Mittelparteilern geſcheitert iſt. Die Neubildung der
Regie=
rung wurde bis zum Abſchluß eines Unterſuchungsverfahrens
vertagt, das die in Oppofition ſtehende Wirtſchaftspartei gegen
einige deutſchnationale Senatoren veranlaßt hat. In der
geſt=
rigen Sitzung des Volksrates wurde ein Vertrauensvotum mit
55 gegen 46 Stimmen angenommen. Gegen das
Vertrauens=
votum ſtimmten die Sozialdemokraten, Kommuniſten,
Deutſch=
ſozialen und die Polen.
Vor einer neuen Offenſive der Spanier.
TU. London, 3. Juli. Nach Telegrammen aus Madrid
gab das Direktorium bekannt, daß große Mengen der
Riff=
piraten die ſpaniſchen Verbindungslinien an zwei Plätzen
durch=
brochen haben. Operationen großen Stils ſeien notwendig, um
die Feinde zurückzuſchlagen und um zu verhüten, daß andere
ſpaniſche Stellungen iſoliert werden. General Primo de Rivera,
das Oberhaupt des Direktoriums, wird ſich am 8. oder 9. Juli
nach dem Kriegsſchauplatz begeben."
Paris 3. Juli. (Wolff.) Nach einer Meldung aus
Madrid verlautet offiziell, daß es einer ſpaniſchen Kolonne
ge=
lungen ſei, die Stellungen von Tazza und Solavo mit Munition
und Lebensmitteln zu verſorgen. Der Feind ſoll gezwungen
worden ſein, ſich nach den Ufern des Fluſſes Ibugaren
zurückzu=
ziehen. Die Verluſte ſeien noch unbekannt.
Nichtaufebung der franzöſiſchen Botſchaft
beim Patikan?
* Paris, 3. Juli. (Priv.=Tel.) Miniſterpräſident Herriot
hat heute den päpſtlichen Nuntius empfangen. Verſchiedene
Zeitungen glauben zu wiſſen, daß die Regierung auf ihre
Ab=
ſicht, die Botſchaft beim Vatikan aufzuheben, verzichtet habe. Die
Botſchaft ſolle jedoch nur nominell aufrecht erhalten und es
werde nur ein Geſchäftsträger nach Rom geſandt werden.
Waffenſchmuggel für Rußland.
TU. London, 3. Juli. Die Londoner Polizei hat geſtern
im Londoner Hafen zehn Kiſten beſchlagnahmt, die mit eiſernen
Reifen und Stahlſchlöſſern verſehen waren und die Aufſchrift
„Maſchinenteile” trugen. Es handelt ſich in Wirklichkeit um eine
Anzahl von Maſchinengewehren, die für den Transport nach
Rußland beſtimmt waren. Sie ſollten an Bord eines
hollän=
diſchen Dampfers gebracht und nach Rußland geſchickt werden.
„Daily Mail” meldet dazu, man habe ein Komplott entdeckt, das
darauf abziele, die Rote Armee mit 2000 Maſchinengewehren
auszurüſten.
1
* Kriemhilds Rache.
So furchtbar die Rache auch iſt, die der zweite Teil des
Nibelungen=Films ſchildert und die auf jeder einzelnen Szene
des Spiels als drohendes Verhängnis laftet — der Film iſt
ein hohes Lied germaniſcher Treue und ſollte eher nach ihr
benannt ſein. Denn die Treue iſt es, an der ſich das Schickſal
der Nibelungen erfüllt; ſie macht es jedem Einzelnen der Helden
unmöglich, ſeinem tragiſchen Geſchick zu entgehen. Dieſer Film
iſt nicht zu kritiſieren wie dieſer oder jener andere, weil er ein
Stück unſeres eigenen Weſens ſchildert, das Germanentum, das
dem aus noch manchen anderen Völkern erwachſenen deutſchen
Volk vor allem den Stempel ſeiner Eigenart aufprägte. Wir
können uns von den Bildern aus dem Leben dieſer unſerer
Vorfahren nur packen laſſen in dem Gefühl, eine Wiedergeburt
dieſes Geſchlechtes mitzuerleben. Gerade in dieſem zweiten
unterſtreicht. Man verſteht das Schaudern Kriemhilds, als ſie die Reihe der bisher verwendeten Möglichkeiten eintreten.
in den wüſten Saal des hunniſchen Königspalaſtes eintritt und
begreift, wie groß der aus der Treue zu Siegfried geborene
ihre Füße breitet, kann nicht den Schmutz bedecken. — Im erſten Teilung des zu bewältigenden Verkehrs, die dann weiter noch
Teil, im Siegfried=Film, erwuchs das Bild der Germanen aus unterteilt werden kann nach Verwendung polizeieigener und
einer lichten und freundlichen Märchenwelt, in deren Geſcheh= behördlicher Fernmeldeſyſteme einerſeits und allgemein
zugäng=
niſſen die heldiſchen Eigenſchaften zur Geltung kamen. Der licher Rundſprüche (Rundfunkſender) andererſeits.
zweite Teil rückt in die Welt der harten Wirklichkeit, in der von
Treue und Haß und Liebe die Nibelungen in das tragiſche
Geſchick getrieben werden, das das germaniſche Epos ſchildert.
Man hat darüber geſtritten, wie die Germanen, von denen das kehr ab, das heißt, es ſendet, von Spezialiſten bedient, die Poli=
Nibelungenlied berichtet, zu werten ſeien. Man darf an ihre zeitelegramme in Morſeſchrift, oft chiffriert, an eine oder mehrere
Taten nicht den Maßſtab von gut oder böſe legen — ſie ſind feſte Gegenſtationen anderer Städte oder an entlegene Poſten
in treuer Anlehnung an das Nibelungenlied in dieſem Filmwerk
dargeſtellt ſind, dafür muß man den Schöpfern dieſes Werkes
dankbar ſein. Vor allem auch dafür, daß ſie gerade in dieſem
Film deu einzigartigen Stoff mit einer techniſchen Höchſtleiſtung
verbanden, die ihn als Ganzes weit über jeden anderen Film
ſtellt. Mitſpieler und Regiſſeur und alle, die an dieſem Film
mitgearheitet haben, find jg begsiſtert Lan dem deutſchen
Vom Tage.
Die Reichsregierung hat beſchloſſen, wie wir erfahren, am
30. Auguſt eine Gedenkfeier für die vom deutſchen
Volk im Weltkrieg gebrachten Opfer zu veranſtalten,
Einzelheiten darüber werden noch bekanntgegeben. Daneben ſoll in
die=
ſem Jahre der Verfaſſungstag am 11. Auguſt in der
üb=
lichen Weiſe gefeiert werden.
Der für den 6. Juli nach Königswinter angeſagte
Repu=
blikaniſche Tag wurde wegen unvorhergeſehener Hinderniſſe und
wegen des Stattfindens anderer großer Veranſtaltungen in den
Rhein=
landen auf unbeſtimmte Zeit verſchoben.
Die Reichsmonopolverwaltung für Branntwein
teilt mit: Der Kleinverkaufspreis für Brennſpiritus
in Literflaſchen iſt mit Wirkung ab 3. Juli auf Goldmark 0.45 je Liter
Raum ohne Glas, bisheriger Preis 60, herabgeſetzt worden. Es wird
auch Brennſpiritus ohne gleichzeitige Rückgabe leerer Flaſchen
aus=
gegeben.
Bis heute hat die Rheinlandkommiſſion 322 aus dem
Stadt= und Landkreis Höchſt ausgewieſenen Perſonen die
Er=
laubnis zur Rückkehr in das beſetzte Gebiet geſtattet.
Bundeskanzler Seipel ſiedelte aus dem Krankenhaus in ein
Er=
holungsheim über.
Nach einer Meldung aus Myslowitz hat die
Auswande=
rung, aus Polniſch=Oberſchleſien, nach Frankreich
außerordentlichen Umfang angenommen.
Der polniſche Miniſterpräſident Grabski hat die Demiſſion
des Agrarminiſters Lubkowitſch angenommen. Aus
Seim=
kreiſen wird berichtet, daß der Miniſter mit ſeiner Demiſſion gedroht
habe, wenn der Seim das Branntweinmonopol ablehne.
Nach der Grazer Tagespoſt ereignete ſich bei Biſchoflack ein
Grenzzwiſchenfall. Eine italieniſche Grenzwache
trat auf jugoſlawiſches Gebiet über und beſchoß die
dortige Finanzwache. Zwei jugoſlawiſche Grenzwächter und ein
jugoflawiſcher Student wurden ſchwer verwundet.
Muſſolini hat beſchloſſen, daß die Nationalmiliz im
Laufe des Juli dem König den Treueid ablegen foll.
Nach dem Giornale d’Italia ſteht die Ernennung des
Wirt=
ſchaftsminiſters de Nava als Vertreter Muſſolinis auf der
Londoner Konferenz noch nicht feſt.
Im Gegenſatz zu anderen Blättermeldungen glaubt die Tribung
zu wiſſen, daß die italieniſche Kammer erſt im Herbſt
wieder zuſammentritt.
Die Mandatskommiſſion des Völkerbundes, beendete am
Mittwoch nachmittag die Prüfung des Berichtes
Großbritan=
niens über das Tanganyika=Gebiet. Darauf nahm ſie die
Prüfung des Verwaltungskredits der Südafrikaniſchen Union über das
ihr unterſtellte Gebiet entgegen.
Der Berliner amerikaniſche Botſchafter
Hough=
ton ſoll ſich für mehrere Tage als Gaſt im Weißen Hauſe in
Waſhing=
ton aufhalten. Ueber die Lage in Deutſchland, wie ſie ſich durch das
Sachverſtändigengutachten darſtelle, ſoll genau berichtet werden. An den
Beſprechungen ſollen auch Owen Young und Dawes teilnehmen.
Bei der 43. Abſtimmung des demokratiſchen Konvents erhielten
Me Adoo 483, Smith 319 und Davis 71 Stimmen.
Havas meldet aus Peking, daß die Demiſſion Sun Poa
Tſchunis angenommen worden iſt. Das Amt des Premierminiſters
wird von Wellington Koo verſehen.
Frankreich und das europäiſche Waffenarſenal.
London, 3. Juli. (Wolff.) „Daily Herald” veröffentlicht
eine Unterredung ſeines politiſchen Berichterſtatters mit dem
engliſchen Parlamentsmitglied Morel, über die in Europa
gegenwärtig im Gange befindlichen Rüſtungen. Morel
er=
klärte, man müſſe, bevor es zu ſpät wird, eine
internatio=
nale Konferenz zur Behandlung des Rüſtungsproblems,
der politiſchen und wirtſchaftlichen Fragen einberufen. Es ſei
weſentlich, daß an dieſer Konferenz alle Staaten gleichberechtigt
teilnehmen und nicht, wie es im Augenblick der Fall ſei, in zwei
Lagern geteilt ſeien, wovon das eine diktiert, während dem
an=
dern diktiert wird. Morel zweifelt, daß Deutſchland in der Lage
ſei, gegenwärtig große neue Lieferungen von Kriegsmaterial zu
erwerben, vielmehr glaube er, die wirkliche Gefahr liege
anders=
wo, nämlich bei den mächtigen induſtriellen Intereſſen in
Frank=
reich, die Europa in ein großes Arſenal verwandeln.
Augen=
blicklich ſei eine ausgedehntere Erzeugung von Kriegsmaterial im
Gange als zu irgend einer Zeit ſeit dem Frieden. Die
Haupt=
mittelpunkte dieſer Erzeugung ſeien zwei: die Skodawerke in der
Tſchechoſlowakei und die öſterreichiſchen Staatsfabriken;
franzö=
ſiſcher Einfluß und franzöſiſches Geld lenken beide. Die
Skoda=
werke ſeien unter franzöſiſcher Leitung vollkommen neu
organi=
ſiert worden. Sie ſtellten rieſige Mengen Kriegmaterial her und
führten ſie aus. Wer Skoda ſage, ſage Creuzot=Schneider. Dieſe
mächtige franzöſiſche Firma beſitze 75 Prozent der Anteile und
mache rieſige Gewinne, Frankreich kontrolliere jeßzt ſo gut wie den
geſamten Kriegsmechanismus der Tſchechoſlowakei. In den
öſterreichiſchen Daimlerfabriken und in anderen öſterreichiſchen
Privatwerken werde augenblicklich Kriegsmaterial in rieſigen
Mengen hergeſtellt. Morel belegte ſeine Erklärungen mit
zahl=
reichen Einzelheiten und bemerkte, die Waffenfabrikation bei den
öſterreichiſchen Staatsfabriken hätte nicht erfolgen und noch
we=
niger ausgeführt werden können ohne Kenntnis der
Botſchafter=
konferenz.
Vor der Londoner Konferenz.
Die Einſadungsnote Groß=Britanniens.
EU. Paris, 3. Juli. Aus London wird gemeldet, daß die
engliſche Negierung Einladungen zu der Londoner Konferenz
die am 16. Juli ſtattfinden ſoll, bereits an Frankreich, Italien,
Belgien, Japan ſowie verſchiedene kleinere Länder, die an den
deutſchen Neparationen intereſſiert ſind, verſandt hat. Dieſe
Meldung beſtätigt der Londoner Vertreter des Echo de Paris
und behauptet im Uebrigen in der Lage zu ſein, über die Note,
die Groß=Britannien aus dieſem Anlaß an die einzelnen Staaten
richtete, genaue Angaben machen zu können. Die Note enthalte
zunächſt die Feſtſtellung, daß der Sachverſtändigenplan nunmehr
von ſämtlichen Mächten angenommen ſei. Das ausſchließliche
Ziel der Londoner Konferenz werde darin beſtehen, über die
Mittel zur Verwirklichung des Planes eine Verſtändigung
her=
beizuführen. Da der Sachverſtändigenbericht Deutſchland
Ver=
pflichtungen auferlege, die von dem Verſailler Vertrag nicht
vor=
geſehen ſind, ſo werde man mit einem Uebereinkommen rechnen
müſſen, das von ſämtlichen Ländern, die an der Ausführung des
Sachverſtändigenplanes beteiligt ſind, unterzeichnet werden ſoll,
d. h. ſowohl von den Deutſchen, wie von den Verbündeten. Um
zu verhindern, daß dieſes Uebereinkommen ſich nicht in der Form
einer Erneuerung des Verſailler Vertrags vollzieht, werde ein
Protokoll, das die nachſtehenden vier Punkte enthält,
unterzeich=
net werden:
1. Die Signatarmächte treten dem Sachverſtändigenbericht
bei.
2. Zu einem Zeitpunkt, der von der Konferenz feſtgelegt
wer=
den ſoll, müſſen die Deutſchen ſämtliche zur Ausführung des
Sachverſtändigenberichts notwendigen Maßnahmen ergriffen
haben.
3. Soll ein Datum zwei oder drei Wochen ſpäter feſtgeſetzt
werden, zu dem die Verbündeten ſämtliche wirtſchaftlichen und
finanziellen Sanktionen, die gegenwärtig gegen Deutſchland
an=
gewandt werden, aufheben werden
4. Die verbündeten Mächte verpflichten ſich, keinerlei
Sank=
tionen anzuwenden, es ſei denn, daß Deutſchland gegen die
ein=
gegangenen Verpflichtungen in grober Weiſe verſtoße. Jede
Verfehlung Deutſchlands werde künftig von einer neuen
Körper=
ſchaft feſtgeſtellt werden, die unabhängig von der
Reparations=
kommiſſion iſt, da die neuen Verpflichtungen, welche Deutſchland
übernehmen ſoll, nicht in den Nahmen des Verſailler Vertrages
fallen. Sämtliche ſtrittigen Fragen, zu denen die Auslegung
dieſes Protokolls Anlaß geben könnte, werden von dem
Haa=
ger internationalen Gerichtshof geregelt werden. Das Problem
der interalliierten Schulden und der Sicherheit werde von der
Diskuſſion ausgeſchloſſen ſein.
Paris, 3. Juli. (Wolff.) Der Londoner Korreſpondent
des „Echo de Paris” hat heute vormittag gemeldet, die
Ein=
ladungsnote der engliſchen Regierung an die Teilnehmer der
Londoner Konferenz am 16. Juli ſehe vor, daß in Zukunft jede
Verfehlung Deutſchlands von einem unabhängigen und
außer=
halb der Reparationskommiſſion ſtehenden Organismus geprüft
werde und daß ſämtliche Streitfragen, zu denen die
Interpreta=
tion des Londoner Protokolls Anlaß gebe, von dem
Internatio=
nalen Schiedsgerichtshof im Haag ſchiedsgerichtlich entſchieden
werden ſollen. Dieſe Darſtellung wird vom „Temps” in ſeinem
Leitartikel dahin richtiggeſtellt, daß die ſchiedsgerichtliche
Ent=
ſcheidung des Haager Gerichtshofes von dem
Sachverſtändigen=
bericht für den Fall von Meinungsverſchiedenheiten auf dem
Ge=
biete der zukünftigen deutſchen Eiſenbahnorganiſation
vorge=
ſehen iſt, und daß andererſeits der Sachverſtändigenbericht ſelbſt
für den Fall des Verſagens des als Garantie dienenden
Bud=
gets internationale Verhandlungen der intereſſierten Länder
vorſieht. Dieſe Situation, welche nicht am 21. Juni in Chequers,
ſondern im April dieſes Jahres geſchaffen wurde, ſo fährt der
Temps” fort, verhindert nämlich nicht, daß die
Reparations=
kommiſſion vorhanden ſei, und daß ſie, was die Feſtſtellung einer
Verfehlung anlangt, die vom Friedensvertrag vorgeſehenen
Prärogativen behält. Es frage ſich nur, welche Arten von
Ver=
fehlungen die Reparationskommiſſion nach der Durchführung
des Sachverſtändigenberichts noch werde feſtzuſtellen haben. Es
handelt ſich hier darum, daß z. B. der Sachverſtändigenbericht
nicht reſpektiert, d h. daß der Entſcheid eines Schiedsrichters
nicht ausgeführt oder nicht dem internationalen Protokoll
ent=
ſprechend verfahren würde. Dies iſt nach Anſicht des „Temps”
auch der ſicherſte Boden, auf den man ſich ſtellen könne, wenn
man die Rechte berteidigen wolle, die der
Reparationskommiſ=
ſion gehörten. Aber, wie bereits geſagt, dieſe Art ſei nicht im
Juni, ſondern bereits im April ausgeſucht worden.
Frankreichs Stellung zu der Einladung.
TU. Paris, 3. Juli. Die engliſche Regierung hat an die
in Frage kommenden Staaten die Einladung gerichtet, an der
Londoner Konferenz teilzunehmen. Die franzöſiſche Regierung
hat, da ſie de facto eingeladen, dieſe offizielle Note nicht erhalten.
Sie hat jedoch von dem Wortlaut der Einladung Kenntnis
be=
kommen. Die verſchiedenen Gedanken, die in dieſem Dokument
entwickelt werden, müſſen als weſentlich britiſche Anregungen
aufgefaßt werden und ſind keineswegs Gegenſtand einer
vorher=
gehenden Verſtändigung zwiſchen den Regierungen geweſen. In
offiziellen franzöſiſchen Kreiſen wird erklärt, daß dieſes
Ein=
ladungsſchreiben, welches auch immer der Inhalt ſein mag, nur
die britiſche Regierung verpflichte.
tum, das ſie zu ſchildern hatten, an ihre Aufgabe herangegangen,
daß ſie hinter dem vollendeten Werk faſt ganz verſchwinden, und
das muß ihnen als höchſter Beweis für die glückliche Löſung
ihrer Aufgabe gelten. Dieſer Film, der vor allem auch im
Auslande gezeigt werden ſoll, iſt durch Form und Inhalt
gleichermaßen geeignet, als Repräſentant deutſchen Weſens und
deutſchen Könnens in der Welt gewertet zu werden.
*Die Verwendung der Radiotechnik
im Polizeidienſte.
Von Siegfried Duderlé.
Die Notwendigkeit, unabhängig von Wegen, Chauſſeen, un=
Teil des Nibelungen=Films kommt die ganze edle Art des ger= beeinflußt durch Witterungsverhältniſſe und ſchlechte
Witterungs=
maniſchen Weſens beſonders zum Ausdruck gegenüber dem verhältniſſe, Nachrichten von fliehenden Straftätern und Anord=
Bilde des Hunnenvolkes, deſſen wilde Barbarei die ritterliche nung zu ihrer Beobachtung zu geben, ließen die Radiotechnik
Haltung und den vollendeten Lebensſtil der Germanen noch als wertvolle Ergänzung für das Polizeinachrichtenbureau in
Die Zweiteilung der Radiotechnik in Telegraphie und
Morſe=
ſchrift (nach vereinbarten Zeichen oder nach Geheimchiffern) und
Wunſch nach Rache iſt, denn der Königsmantel, den Etzel vor in Telephonie in offener Sprache zeigen die zunächſt mögliche
Wir finden in jeder größeren Stadt eine 5=Watt=Röhren=
Sende=Empfangsſtation als Telegraphiegerät der ſtädtiſchen
Schutzpolizei. Das Gerät wickelt in der üblichen Weiſe den
Ver=
groß und edel. Dafür, daß dieſe ihre Eigenſchaften faßlich und oder Kolonnen. Auch Darmſtadt iſt im Beſitze einer ſolchen
Sta=
tion. Telephoniſch ſind Meldungen wohl nur ſelten gegeben
worden.
Um ſo eifriger beanſprucht man, beſonders in England, die
Rundfunkſtationen mit polizeilichen Nachrichten. Es werden
Steckbriefe verkündet, die Aufenthaltsorte „verſchollener” Perſos”,
nen geſucht, Hilfeleiſtungen angefordert für Spezialfälle uſf. So
itt
wurde in Landan i. B. ein auf der Sttafe han,
ſtreife aufgefundener, ſchwerkranker italieniſcher Arbeiter auf die
Wachſtation gebracht und nach einer Viertelſtunde ein
telephoni=
ſcher Hilferuf von der Broadcaſtingſtation „2 Lo” gegeben. Nach
knapp dreiviertel Stunden meldete ſich ein italieniſch
ſprechen=
der Arzt auf der Polizeiſtation und konnte dem Verunglückten
helfen, was ſonſt bei der gänzlichen Unmöglichkeit einer
Verſtän=
digung durch Unkenntnis der italieniſchen Sprache auf der einen,
der engliſchen Srache auf der anderen Seite unmöglich
ge=
weſen wäre.
Die Polizeiſtation in Scotland Yard verwendet ſeit einem
Monat bei äußerſt günſtigem Erfolge Automobile mit
Kurz=
wellen=Röhrenſendern von 15 Watt für eine Wellenlänge von
250 Metern. Auf das Dach des Automobils iſt eine nur wenig
über dasſelbe herausragende Antenne montiert, die einfach aus
einigen parallelen Drähten, auf Iſolatoren geſpannt, beſteht.
Die Karoſſerie und das Chaſſis dienen als Gegengewicht bzw.
Erdung. Um einen „Duplexverkehr” zu ermöglichen, das heißt,
ohne umzuſchalten hören und ſprechen zu können, iſt im
Wagen=
innern eine Rahmenantenne ſo aufgeſtellt, daß ſie, die vertikal
aufgehängt wird, ſtets ſenkrecht zur Ebene der horizontal
mon=
tierten Dachantenne für den Sender ſteht. So kann ſie nur ganz
minimale Ströme des eigenen Senders aufnehmen, dagegen die
von Scotland Yard auf volle 475 Meter geſandten
Anwort=
ſprüche ſo gut empfangen, daß nach dem Paſſieren einer
Fünf=
röhrenapparatur ein Lautſprecher mit den überſandten Befehlen,
Nückfragen und Auskünften der „Hafenſtation” das
Motor=
geräuſcht übertönt.
Dieſe Neuerung hat ſich als ſehr praktiſch erwieſen. Das
Polizeipräſidium iſt bei raids; Verkehrsſtockungen,
Demonſtra=
tionen auf Grund der Meldungen jederzeit in der Lage, die
günſtigſten Marſchbefehle zu geben, ſei es an die Reviere, ſei
es an die in Bewegung befindlichen Polizeiabteilungen durch
das Nachrichtenauto ſelber. Die Geſchwindigkeit der Wagen
ſpielt keine Rolle; bei 60 Kilometer Stundentempo war der
Empfang noch ebenſo gut wie beim Stillſtand.
Sogar zur unfreiwilligen Beihilfe zur Feſtnahme geſuchter
Perſonen iſt es gekommen. Die Station Mancheſter unterbrach
ihre Vorführungen mit einem Ruf nach einem Arzt für einen
Ausländer. Einer der Mithörer erkannte am Namen und
ange=
ebenen Wohnort einen unter falſchem Namen anſäſſigen
bolſche=
woiſtiſchen Agitator, benachrichtigte die Polizei, welche dann den
mißliebiges=Pargüten binnen 24 Stunden per Schiff abgeſcho=
m194.
Die Prager
Konferenz der Kleinen Entente.
Das Programm der Konferenz.
ſtattfinden ſoll, keine politiſchen Senſationen. Es wendige Geſundung der Rechtspflege in Bayern.
werden an ihr Dr. Beneſch, Duca und Nintſchitſch teilnehmen.
timmen erklären die Nachrichten über Differenzen in der kleinen für den erſten Antrag entſcheidet, lehnt er den zweiten auf
Auf=
olgende Fragen: Das Verhältnis der Staaten der
leinen Entente zu Rußland. Die Tſchechoſlowakei, wurde einſtweilen bis zur weiteren Klärung der Haftgründe
vünſcht dieſes Verhältnis gemäß dem engliſch=franzöſiſchen Vor= zurückgeſtellt.
ſehen, für welches ſie eine gemeinſame Linie erhoffen, zu regeln.
Veiter ſollen auf der Konferenz die Staaten der kleinen Entente wichtigſten aller Ausſchüſſe des bayeriſchen Landtages darſtellt,
lierung Oeſterreichs und Ungarns ſich einigen. So= Held der Abg. Speck der Bayeriſchen Volkspartei gewählt.
ann ſoll die Frage des Verhältniſſes der kleinen Entente zu
ſem eventuellen Syſtem europäiſcher Garantien
ſo=
llliiertenkonferenz erörtert werden. Bezüglich des
eßarabiſchen Problems betont die offiziöſe tſchechiſche
Freſſe die Handlungsfreiheit der einzelnen
Staa=
iche Auffaſſung. Einerſeits wird behauptet, Rumänien werde der weite Saal der Polizeidirektion, mitten im Zentrum der
ie kleine Entente ſo ſchwierige Frage nicht aufrollen werde.
Rumänien und Jugoſſawien.
eſchäftigt ſich die Bukareſter Preſſe lebhaft mit der Frage der finanzhofs Exz. Jahn. Außerdem waren erſchienen der
Kom=
eziehungen zwiſchen den einzelnen Verbündeten. Die Blätter mandeur der Reichswehr General Kreß, Vertreter des
Land=
otwendig.
Beratungen in Waſhington.
TU. Neu=York, 3. Juli. Botſchafter Hougthon, der
ir einige Tage Gaſt des Präſidenten Coolidge iſt, hatte eine
nge Beſprechung mit General Dawes über die deutſche Lage,
n der außer Dawes auch Young=Wafhington teilnahm. Der
onferenz war eine Beſprechung zwiſchen Dawes und Young
it Hughes vorausgegangen.
Einem Abendblatt zufolge dürſte die Beſprechung mehrere
age dauern. Wie man hört, wurde auch diesmal wieder die
rage erwogen, ob und unter welchen Vorausſetzungen eine
Zu=
mmenkunft der Vertreter ſämtlicher alliierten, an der
Repa=
tionsfrage intereſſierten Mächte in Waſhington möglich wäre.
Der Standpunkt des Weißen Hauſes läßt ſich kurz ſo
formu=
eren: Die Alliierten und Deutſchland müßten ihre Karten
fen auf den Tiſch legen. Man erwartet hier, daß die
Lon=
iner Konferenz hierzu führen werde, um in der
Reparations=
age endlich Klarheit zu ſchaffen. Amerika lehnt die offene
eilnahme an der Konferenz ab, weil das eine Verzögerung in
* Herbeiführung der Verſtändigung bedeuten würde. Amerika
ird bis dahin das Ergebnis der Londoner Konferenz abwarten.
Herriot und Crewe.
TU. Paris, 3. Juli. Herriot hat geſtern den engliſchen
otſchafter Lord Crewe empfangen. Der franzöſiſche
Miniſter=
äſident und der engliſche Botſchafter haben gemeinſam
ver=
ſiedene Fragen beſprochen, die die Vorbereitung der Londoner
onferenz angehen. Bei dieſer Gelegenheit ſoll, wie der „Petit
ariſien” mitteilt, auch ein Meinungsaustauſch über die letzte
utſche Note betr. die Militärkontrolle ſtattgefunden haben.
* Geheimnisvolle Perfönlichkeiten.
Die Geſchichte kennt eine Reihe von Perſonen, die entweder
reits ihren Zeitgenoſſen ein Rätſel in bezug auf ihre Herkunft
Wid ihr Weſen waren oder die mehr noch in dieſer Hinſicht die
achwelt beſchäftigt haben und Anlaß gaben, daß die Phantaſie
er die hiſtoriſche Forſchung ſich eingehend mit ihnen befaßte.
ei manchen iſt es bis jetzt nicht gelungen, das geheimnisvolle
Kunkel, das über ihrem Leben liegt, aufzuhellen, bei anderen hat
r Forſchungseifer doch vieles aufgeklärt und die Wahrheit oder
enigſtens die Wahrſcheinlichkeit ans Licht gebracht. In unſe=
Hm Zeitalter ſind allerdings ſolche mit einem Geheimnis
um=
benen Menſchen ſchwer denkbar, aber ausgeſchloſſen iſt es wohl
cht, daß einmal ein ſpäteres Geſchlecht in einem unſerer
Zeit=
noſſen eine rätſelhafte Exiſtenz erblickt.
Eine ſolche Perſönlichkeit der geſchilderten Art war die
ſo=
nannte geheimnisvolle Gräfin am Hofe zu Darmſtadt zur Zeit
s Landgrafen Ernſt Ludwig. In der Stadt ſoll niemand ihre
erkunft gekannt, niemand erfahren haben, was ſie eigentlich
erher geführt hat. Man wußte nicht, ob ſie eine Italienerin
er eine Polin war. Ihr hoheitsvolles und einnehmendes Weſen
I ihr den Zutritt bei Hofe verſchafft haben. Noch rätſelhafter
3 ihre Herkunft iſt angeblich ihre Gabe geweſen, die Zukunft
rauszuſagen. So wird ein Vorfall berichtet, der ſich im Jahre
31 abgeſpielt haben ſoll. Nach der Abendtafel im Schloſſe zu
armſtadt unterhielt man ſich über Vorherſagungen und
Viſio=
n. Nachdem in vorgerückter Stunde der Kanzler von
Mas=
wski die Geſellſchaft, der auch der Landgraf beiwohnte,
verlaſ=
i hatte, ſoll die ebenfalls anweſende geheimnisvolle Gräfin
äußert haben: „Der unerbittliche Tod hat ſein Opfer. Der
iglücksbote iſt ſchon auf dem Wege, um die Trauerkunde zu
erbringen, wir werden ſie ſogleich erfahren!” Bald darauf
be ein Hofbeamter den Tod des Kanzlers gemeldet, der zu
ruſe in ſeiner Bibliothek von der Leiter geſtürzt ſei und den
ils gebrochen habe. Der Landgraf ſei nun in die Gräfin
ge=
ungen, daß ſie ihm Jahr und Tag ſeines Lebensendes mitteile.
e geheimnisvolle Gräfin habe ſich geweigert, aber 14 Tage
iter, nach ihrer Abreiſe, habe an der Wand ihres Zimmers
ge=
nden: „Den 12. September 1739, des Nachmittags um 5 Uhr.”
Wer die angeblich geheimnisvolle Gräfin geweſen iſt, läßt ſich
ht mehr feſtſtellen, anzunehmen iſt wohl, daß ſich die
Erzäh=
ig an eine Perſönlichkeit geheftet hat, die etwas Geheimnis=
Darmſtädter Tagblatt, Freltag, ben 4. Juli 1924.
Aus dem bayeriſchen Landtag.
Die Amneſtie=Anträge abgelehnt.
Drahtbericht unſeres Korreſpondenten.
* München, 3. Juli.
Der Verfaſſungsausſchuß des bayeriſchen Landtages behan=
Prag, 3. Juli. (Wolff.) Nach einer amtlich inſpirierten delte heute die von den Fraktionen des Völkiſchen Blocks und
Mitteilung der tſchechiſchen Preſſe bringt die Prager Kon= den Kommuniſten vorliegenden Amneſtieanträge. Der Ausſchuß
ſerenz der kleinen Entente, welche vom 11. bis 13. Juli lehnte beide Anträge ab, insbeſondere mit Nückſicht auf die not=
Der Geſchäftsordnungsausſchuß beſchäftigte ſich mit den bei=
Preſſe=Informationen zufolge wird aber auch der bevorſtehende, den Anträgen des Völkiſchen Blocks, von denen der eine Ableh=
Kuraufenthalt des Miniſterpräſidenten Paſchitſch und Bra= nung des Strafvollzugs an dem Abg. Pöhner, der zweite die
ianu in deutſch=böhmiſchen Kurorten mit der Konferenz der Aufhebung des zurzeit laufenden Dienſtſtrafverfahrens gegen den
leinen Entente in Zuſammenhang gebracht. Tſchechiſche Preſſe= gleichen Abgeordneten verlangt. Während der Ausſchuß ſich
Entente für falſch. Das Programm der Konferenz umfaßt u. 0. hebung des Dienſtſtrafverfahrens ab. Ein Antrag der
kommu=
niſtiſchen Fraktion auf Haftentlaſſung des Abg. Grünfelder
Zum Vorſitzenden des Staatshaushalt=Ausſchuſſes, der den
iber den gemeinſamen Standpunkt in der Frage der Sa= wurde anſtelle des zum Miniſterpräſidenten gewählten Abg. Dr.
vie zur Frage der Vertretung auf der kommenden Die Ausſtellung „Rheinlandnot” in München
eröffnet.
* München, 3. Juli. (Priv.=Tel.) Heute wurde
en der kleinen Entente, bemerkt jedoch, daß ein Einvernehmen hier die Ausſtellung „Rheinlandnot” eröffnet.
ngeſtrebt werde. Das ſozialdemokratiſche Blatt „Pravo Lidu” die in Wort und Bild Kunde geben ſoll von dem beiſpielloſen
ält eine einheitliche Löſung für nicht ganz ſicher. Ueber das Ringen unſerer Brüder am Rhein um ihr Deutſchtum unter dem
zerhalten Rumäniens auf der Konferenz herrſcht keine einheit= ungeheuren Druck der Beſatzung. Den Ausſtellungsraum bildet
ie beßarabiſche Frage ohne Rückſicht auf die Stimmung und Stadt, um ſo jeden Vorübergehenden täglich und ſtündlich zu
uf das damit verbundene Riſiko vorbringen; andere gut infor= mahnen an die Leiden des beſetzten Gebietes. Zur feierlichen
tierte Stellen ſind aber der Meinung, daß Rumänien dieſe für Eröffnung der Ausſtellung hatten ſich u. a. eingefunden: Prinz
Leopold und Gemahlin und Prinz Alfons als Vertreter des
königlichen Hauſes, der Kultusminiſter Matt anſtelle des
gegen=
wärtig in Berlin weilenden Miniſterpräſidenten Dr. Held, der
frühere Miniſterpräſident v. Knilling, der preußiſche Geſandte
Dr. Denk ſowie der württembergiſche Geſandte Baron Moſer.
* Bukareſt, 3. Juli. (Priv.=Tel.) Anläßlich der bevor= Die Reichsbehörden waren vertreten durch Staatsſekretär von
ehenden Eröffnung der Konferenz der Kleinen Entente in Prag / Frank vom Eiſenbahnminiſterium und Staatsſekretär Dr. Schätzel
vom Reichspoſtminiſterium, durch den Vertreter des
Reichs=
erſichern, daß die beßarabiſche Frage in Prag nicht diskutiert tages, der Stadtgemeinde, der Handels= und Gewerbekammer.
ſerden wird. Dagegen weiß der „Adeverul” zu berichten, daß Geheimrat Wappes, der Staatskommiſſar für die Pfalz,
erläu=
terte Ziel und Zweck der Ausſtellung. Er wies darauf hin, daß
er rumäniſche Außenminiſter Duka auf der Konferenz die Erör= der Kampf am Rhein nicht geführt werde gegen waffengeübte
rung des Verhältniſſes zwiſchen Rumänien und Jugoſlawien Jünglinge, ſondern gegen Greiſe, Frauen und Kinder und daß
rdern werde. Das Verhältnis zwiſchen dieſen beiden Staaten die Waffen unſerer Brüder nicht beſtünden in Kanonen und
i ein ſehr geſpanntes, da die jugoſlawiſchen Politiker und die Bajonetten, ſondern in der Kraft der ſeeliſchen Treue zum
Vaterland, die allein es ihnen möglich mache, dieſe Qualen ohne
igoſlawiſche Preſſe jede Gelegenheit dazu benutzten, um die hef= Ende zu ertragen. Das ganze Deutſchland müſſe ſich unter
gſtem Angriffe gegen Rumänien zu richten. Eine Ausſprache Zurückſtellung kleinlicher Parteiintereſſen geſchloſſen hinter das
viſchen den beiden verbündeten Staaten ſei daher unbedingt treue Rheinland ſtellen und eintreten für deutſche Kultur und
deutſches Weſen im Weſten. Kultusminiſter Matt betonte, daß
die Ausſtellung beſonders für die Jugend Lehrreiches biete. Es
ſei tief zu bedauern, daß ein bedeutender Teil der Volksgenoſſen
immer noch nicht begreife, um was es am Rhein ginge. Er
warnte vor allem vor fanatiſchen Plänen und tobendem Geſchrei,
das den Bedrückern im Rheinland nur eine willkommene
Hand=
habe für neue Quälereien biete. Hierauf erklärte er die
Aus=
ſtellung für eröffnet, die durch ihr reiches Material ein
eindring=
liches Mahnwort ſpricht von den Leiden des beſetzten Gebietes.
Neue Niederlage der engliſchen Regierung.
* London, 3. Juli. (Priv.=Tel.) Die engliſche Regierung
hat heute im Oberhaus eine neue Niederlage erlitten, nachdem
trotz der ablehnenden Haltung des Lordkanzlers mit 102:20
Stimmen eine Vorlage angenommen wurde, wonach alle
Per=
ſonen ſtrafbar ſind, die die Schulkinder Gottesläſterungen oder
Aufreizung gegen die Staatsgewalt lehren. Aus der Diskuſſion
ging hervor, daß ſich dieſe Vorlage gegen die ſozialiſtiſchen
Leh=
rer richtet, die ihren Unterricht politiſch färben. Der Lordkanzler
hatte erklärt, daß keine Geſetze dieſer Art notwendig ſeien, da
die erwähnten Vergehen durch die bereits beſtehende
Geſetz=
gebung ſtrafbar ſeien.
Macdonald und die Völkerbundgeſellſchaff.
* London, 3. Juli. (Priv.=Tel.) „Evening Standard‟
teilt mit, daß zwiſchen Macdonald und der engliſchen
Völker=
bundsgeſellſchaft eine Spannung eingetreten ſei, deren Urſache
man noch nicht kenne. Macdonald habe eine Einladung der
Geſellſchaft abgelehnt, ihr Ehrenvorſitzender zu werden.
Außer=
dem habe er die Geſellſchaft erſucht, ihm in Zukunft keine der
Broſchüren mehr zu ſenden, die die Geſellſchaft regelmäßig an
alle politiſchen Perſönlichkeiten verſchickt. Die führenden
Per=
ſönlichkeiten der Geſellſchaft haben ſich geweigert, über den Fall
irgendwelche Ausführungen zu machen.
Selte
Der Hanauer Separatiſten=Prozeß.
Die meiſien Zeugen nicht erſchienen.
Hanau a. M., 3. Juli. Heute vormittag 9 Uhr begänn
vor dem Staatsgerichtshof zum Schutze der Republik im hieſigen
Landgerichtsgebäude die Hauptverhandlung gegen den
Wein=
gutsbeſitzer Anton Barkold aus Eltville, der beſchuldigt wird,
die ſeparatiſtiſche Bewegung unterſtützt zu haben. Der Prozeß
erregt deshalb beſonderes Intereſſe, weil nach den Akten in einer
ſelten ſo nachweisbaren Form hinter den Rüdesheimer
Separa=
tiſten als treibende Kraft der franzöſiſche Kreisdelegierte
Ar=
mand geſtanden hat. Den Vorſitz der Verhandlungen führt
Senatspräſident Niedner. Es ſind 35 Zeugen geladen. Die
Anklage vertritt Oberreichsanwalt Dr. Ebermayer.
Nach dem Aufruf der Zeugen, von denen der größte Teil
nicht erſchienen iſt, erklärt Senatspräſident Niedner, das
Nicht=
erſcheinen derſelben ſei darauf zurückzuführen, daß von dem
franzöſiſchen Kreisdelegierten die meiſten Zeugen heute zu einem
Verhör nach Rüdesheim geladen worden ſeien. Ein Antrag des
Oberreichsanwalts Dr. Ebermayer auf Ausſchließung der
Oeffentlichkeit wegen Gefährdung der Staatsſicherheit wird vom
Gericht abgelehnt.
Senatspräſident Niedner verlieſt darauf die Anklageſchrift,
nach der Barkold beſchuldigt wird, im Jahre 1923
gemeinſchaft=
lich mit anderen Tätern zur Begehung hochverräteriſcher
Unter=
nehmungen, einen Teil des Reiches vom ganzen zu löſen, durch
die Tat wiſſentlich Beihilfe geleiſtet zu haben.
Der Angeklagte Barkold verweigert jede Ausſage, ſolange
nicht alle Zeugen anweſend ſind. Der Verteidiger, Rechtsanwalt
Ungeheuer (Frankfurt a. M.) beantragt Vertagung auf Freitag,
vormittag 9 Uhr, da die Gefahr beſtehe, daß die jetzt
anweſen=
den, dem Angeklagten zumeiſt feindlichen Zeugen vernommen
werden und daß der Gerichtshof dann ſagen könne, auf Grund
dieſes Beweismaterials habe er ſich ſchon ein Bild machen
können. Darauf könne ſich der Angeklagte nicht einlaſſen. Das
Fernbleiben der Zeugen führt der Verteidiger auf einen Artikel
des „Hanauer Anzeigers” zurück, da die franzöſiſche
Beſatzungs=
behörde darin wahrſcheinlich einen Angriff auf den franzöſiſchen
Delegierten Armand erblickt habe.
Oberreichsanwalt Dr. Ebermayer widerſpricht dem Antrage.
Schließlich wird dem Antrag des Verteidigers doch ſtattgegeben
und die Verhandlung auf Freitag, vormittag 9 Uhr, vertagt, da
man annimmt, daß dann ein Teil der heute abweſenden Zeugen
zugegen ſein wird.
Plädoyer und Strafantrag im Graff=Prozeß.
Stettin, 3. Juli. Im Graffprozeß beantragte der
Gene=
ralſtaatsanwalt, die drei Angeklagten Kaws, Engeler und
Schwirrat wegen gemeinſchaftlichen Mordes zum Tode
zu verurteilen, ihnen jedoch die bürgerlichen Ehrenrechte nicht
abzuerkennen.
Stettin, 3. Juli. Schon lange vor Beginn der Sitzung ſind
die Bänke im Zuhörerverhandlungsraum überfüllt. Alles iſt in
Er=
wartung eines großen Tages. Die Regierungsvertreter ſind vollzählig
erſchienen, auch Regierungspräſident Höhne wohnt der Sitzung bei.
Um 9 Uhr betrat der Generalſtaatsanwalt den Saal: dann werden die
Angeklagten hereingeführt. Vor der Erteilung des Wortes an den
Ge=
neralſtaatsanwalt bittet der Vorſitzende die Prozeßbeteiligten, die
Plä=
doyers nicht zu unterbrechen, ſondern eventuelle Gegenſätze in ihrer
Auffaſſung ſpäter zur Sprache zu bringen. Dann erhält der
General=
ſtaatsanwalt das Wort. Er führt, indem er ſich an die Geſchwvorenen
wendet, etwa folgendes aus: In einer kurzen Spanne Zeit ſollen Sie
einen Spruch fällen, auf den die hinter belgiſchen Kerkermauern
Sitzenden ihre letzte Hoffnung geſetzt haben; auf Ihren Spruch wartet
man über die Grenzen des Vaterlandes hinaus. Die belgiſchen Gerichte
haben in zwei Rechtszügen feſtgeſtellt, daß Reinhardt und Genoſſen der
Tat ſchuldig ſind. Nunmehr verlangt man von Ihnen, daß Sie Kaws
und Genoſſen als ſchuldig erkennen. Aus anderem Holze, als
gewöhn=
liche Mörder ſind die Angeklagten, die im Laufe dieſes Strafverfahrens
ein großes Maß von Ehrgefühl und Kameradſchaftlichkeit gezeigt haben,
geſchnitzt. Die Tat hat mit ehrenrührigen Motiven nichts zu tun. Die
Erregung in Hamborn erhielt neue Nahrung durch die Bluttat des
verruchten Schmitz. Nur der Richter wird den richtigen Ausweg
fin=
den der ſich auf den Standpunkt des Geſetzes ſtellt. Die öffentliche
Meinung hat ſich hier nicht einzumiſchen. Allein die geſetzlichen
Beſtim=
mungen ſind hier maßgebend. Kommen Sie zu der Ueberzeugung, daß
dieſe drei vorſätzlich mit Ueberlegung getötet haben, ſo muß die Strafe
ausgeſprochen werden, die darauf ſteht. Gnade muß denjenigen
Be=
hörden überlaſſen werden, die verfaſſungsmäßig zur Ausübung befugt
ſind. Der Generalſtaatsanwalt erklärt weiter, er habe die
Ueberzeu=
gung gewonnen, daß durch die Beweisaufnahme der Beweis erbracht ſei,
daß dieſe drei Leute gemeinſchaftlich mit Vorſatz Graff getötet und die
Tötung mit Ueberlegung ausgeführt haben. Der Generalſtaatsanwalt
geht dann auf die Vorgänge ein, die ſich vor der Tat abgeſpielt haben.
Wegen Landfriedensbruch verurteilt.
Höchſt, 3. Juli. Vor dem hieſigen Schöffengericht wurde
geſtern gegen 21 des Landfriedensbruchs beſchuldigte Perſonen
verhandelt, die ſich an der bekannten Erwerbsloſendemonſtration
im Oktober vorigen Jahres vor dem hieſigen Rathaus beteiligt
hatten und in deren Verlauf von der bedrängten Polizei ein
Arbeiter erſchoſſen worden war. Zwei der Angeklagten wurden
zu 6 Monaten, einer zu 4 und zwei zu 3 Monaten Gefängnis
verurteilt; die übrigen wurden freigeſprochen.
volles an ſich gehabt haben mag. Trotz der hiſtoriſchen
Einklei=
dung bleibt bei alledem kaum eine Tatſache beſtehen. So fällt
ſchon die Prophezeiung von dem Tode des Kanzlers v.
Mas=
kowski in ſich zuſammen, denn er iſt nicht in der hier geſchilderten
Weiſe geſtorben, ſondern nach einem langwierigen Krankenlager.
Unter den geheimnisvollen Perſönlichkeiten hat niemand
mehr Auffehen erregt als der Mann mit der eiſernen Maske;
erſt der Geſchichtsforſchung unſerer Tage iſt es vorbehalten
ge=
blieben, das Rätſel, deſſen Löſung Zeitgenoſſen und Nachlebende
in ungewöhnlichem Maße reizte, wirklich klar zu ſtellen. Der
Mann mit der eiſernen Maske war ein Staatsgefangener in der
Baſtille, der dort jahrelang feſtgehalten wurde. Die ſogenannte
eiſerne” Maske beſtand wahrſcheinlich aus einem ſchwarzen
Stoff. Faſt ein Menſchenalter nach ſeinem Ableben beſchäftigten
ſich Phantaſie und Kombinationsgabe ganz beſonders mit dieſem
Geheimnis. Bald ſah man in dem Gefangenen einen Herzog von
Vermandois, einen natürlichen Sohn Ludwigs des Vierzehnten,
bald einen älteren Bruder oder einen Zwillingsbruder des
Kö=
nigs. Um das ſtändige Tragen der eiſernen Maske zu erklären,
wurden dann die ſeltſamſten Vermutungen geäußert. Die
Ge=
ſchichtswiſſenſchaft iſt dem Geheimnis nachgegangen und hat in
langwierigen Unterſuchungen es wahrſcheinlich gemacht, daß der
Mann mit der eiſernen Maske Mattioli, der Miniſter des
Her=
zogs Karl Ferdinand von Mantua, war, der in diplomatiſchen
Verhandlungen Frankreich geſchädigt hatte und den deshalb
Ludwig der Vierzehnte gefangen nehmen ließ. Das Tragen der
Maske wäre damit zu erklären, daß der König allen Grund hatte,
wegen des Völkerrechtsbruches die Gefangennahme und die
Ge=
fangenſchaft zu verheimlichen.
Aehnlich verhält es ſich mit Kaſpar Hauſer, dem
geheimnis=
vollen Findling des 19. Jahrhunderts. Er iſt 1828 in Nürnberg
zuerſt im Alter von etwa 18 Jahren aufgetreten und wußte
an=
geblich nichts von ſeiner Herkunft; er konnte jedoch leſen und
ſchreiben. Die Phantaſie aller Welt beſchäftigte ſich bald mit der
rätſelhaften Abſtammung Hauſers; am meiſten fand Glauben,
daß er ein beiſeite geſchobenes Fürſtenkind ſei. Seine
Perſönlich=
keit erſchien um ſo geheimnisvoller, als einmal ein Attentat auf ihn
unternommen wurde und er an den Verletzungen, die er bei einem
zweiten Ueberfall (1833) erlitt, geſtorben iſt. Die Literatur über
Kaſpar Hauſer iſt geradezu ins Unglaubliche angewachſen, aber
von dem Geheimnis, das ſeine Perſönlichkeit umgab, iſt faſt
nichts mehr übrig geblieben. Wohl iſt ſeine Herkunft noch
unauf=
geklärt, doch daß er von vornehmer Abkunft war, iſt mehr als
unwahrſcheinlich. Er hat ſich ſelbſt als intereſſante und
geheim=
nisvolle Perſönlichkeit gefühlt und als ſolche eine Rolle ſpielen
wollen. Die Attentate werden als Selbſtverletzungen erklärt, um
die Aufmerkſamkeit auf ſich zu lenken und von ſich reden zu machen.
Frühere Jeiten waren entſchieden den ſogenannten
geheim=
nisvöllen Perſönlichkeiten günſtiger als die heutigen. In vielen
Fällen, wie bei Caſanova, Caglioſtro und dem Grafen Saint
Germain, handelte es ſich um Abenteurer. Das Auffehen, das
Kaſpar Hauſer erregt hatte, iſt aus den phantaſtiſchen Neigungen
des romantiſchen Zeitalters zu erklären. Die Romantik iſt
wahr=
ſcheinlich auch nicht ohne Einfluß auf die Form geblieben, wie die
Geſchichte von der geheimnisvollen Gräfin übermittelt worden
iſt. Sie wird erzählt von dem Darmſtädter Friedrich Hild, der
aus mündlicher Tradition geſchöpft haben mag. Hilds Leben
fällt zum Teil in das Zeitalter der Romantik; er iſt 1783 geboren
und 1847 in ſeiner Vaterſtandt geſtorben.
Das verwechſelte Meiſterwerk. Ein echtes Gemälde des
großen holländiſchen Tiermalers Paul Potter, das von
dem früheren ruſſiſchen Zaren dem langjährigen engliſchen
Bot=
ſchafter in Petersburg Sir Andrew Buchanan zum
Ge=
ſchenk gegeben worden war, hängt jetzt über dem Kamin einer
kleinen Wirtsſtube in Bayswater=Road zu London. Dieſen
koſt=
baren und in jeder Beziehung denkwürdigen Schmuck verdankt
das ſchlichte Lokal einer eigenartigen Verwechſelung. Daß der
Wirt P. T. Cook ſich das herrliche Bild, deſſen Echtheit durch
das kaiſerlich ruſſiſche Siegel und die Namen des Zaren und des
Botſchafters auf der Rückſeite bewieſen wird, für wenig Geld
zulegen konnte, iſt er nur dem Umſtand zuzuſchreiben, daß der
Erbe und Sohn Buchanans, Sir Erik Buchanan, ſich auf dem
Lande befand, um Golf zu ſpielen. Sir Erik hatte vor ſeiner
Abreiſe anbefohlen, daß einige unbedeutende Bilder aus ſeiner
Londoner Reſidenz auf eine Auktion geſchickt wurden.
Irr=
tümlicherweiſe wurde nun das holländiſche Meiſterwerk und
Ge=
ſchenk des Zaren mitgegebgi und auch wirklich verſteigert. Bald
nachher merkte der frühere Beſitzer den Rieſenverluſt, den er
durch den Irrtum erlitton hatte, und wandte ſich nun an den
Erwerber mit der Bitte, ihm dieſes Familienſtück zurückzugeben.
Dieſer aber verlangte für das rechtmäßig erworbene Meiſterwerk
eine anſtändige Summe, die Sir Erik, wie er erklärte, nicht
be=
zahlen konnte, und ſo bleibt das Bild Potters bei Miſter Cook,
der ſich übrigens auch ſchon früher einige andere gute Holländer
zugelegt hat.
B.
Seite 4.
Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 4. Juli 1924.
Rummer 184.
* Pon der Banditengrenze.
Zwiſchen Polen und Sowjetrußland.
Von unſerem Warſchauer Sonderberichterſtatter.
S. Nowoſwiencany, Anfang Junk.
Hier iſt es, wo die Füchſe ſich „gute Nacht” ſagen. Hier
iſt es, wo einſt, noch hinter „Ober=Oſt”, der deutſche
Landſturm=
mann ſeufzend oft die Waffe gegen den äußeren Feind aus der
Hand legte, um dem inneren Feind beſſer zu Leibe gehen zu
können — jenem inneren Feind, der „ſchnell zu Fuß und ſchwer
zu kriegen”. Alte Gräben, Blockhausreſte, Stacheldrahtwirrniſſe
finden ſich noch. Die gegenwärtige ruſſiſch=polniſche Grenze liegt
im Durchſchnitt um 60 bis 80 Kilometer öſtlicher als die deutſche
Front verlief. Von Smorgon etwa hat man bis zum heutigen
Grenzort Radeſzkowicze noch gute 75 Kilometer, von
Barano=
witſche bis Stolpce, der Kontrollſtation auf der Hauptſtrecke
Warſchau-Breſt—Minſk—Moskau, durchfährt der Schnellzug
etwa eben ſo viel. Noch weiter ſchwenkt die Ausbuchtung der
polniſchen Grenze gegenüber, der alten Oſtfront hinter den
Pinſker Sümpfen ins ruſſiſche Gebiet. Im Süden nähern ſich
dann wieder die beiden Linien, die der Weltkriegsjahre 1917/18
und die des Nigger Friedens ſeit 1920. Im Grunde hat dies
wenig zu bedeuten. Was ſind hier Entfernungen? Was ein
Dutzend Kilometer Landſtrecke, was einige Zehntauſende
Quad=
ratkilometer Staatsgebiet? 300 Meilen lang läuft die Grenze
hoch oben von der Düna, öſtlich Dünaburg, von der
ruſſiſch=
lettiſchen Ecke, bis dahin, wo der Zbrucz in den Dnjeſtr fällt,
am äußerſten Zipfel des ruſſiſch=rumäniſchen Streitackers
Beſſarabien. 2000 Kilometer lang zieht ſich die doppelte Schnur
der Grenzpfähle.
Drüben tragen ſie das Sowjetwappen: Sichel und Hammer,
und die Staatsinitialen von geſtern: R. S. F. S. R. — Ruſſiſche
Sozialiſtiſche Föderierte Räterepublik. Heute iſt das Wort
„Ruſſiſch” bekanntlich aus dem Titel Bolſchewiens
verſchwun=
den, und er lautet nunmehr: U. S. S. R. — Union der
Sozia=
liſtiſchen Räterepubliken. Nun, Name iſt Schall und Rauch.
Hier iſt Rußland, ſo wie wir es uns denken. Kommt dir das
nicht eigentlich auch ſo vor, weißer Adler auf den weiß=rot
ge=
ſtrichenen Stangen der Gegenſeite? Haſt du nicht, recht beſehen,
dich ein wenig verflogen?
Auch auf den polniſchen Grenzpfählen erkennt man eine
Buchſtabenreihe. Sieht man näher zu, ſo erweiſt ſie ſich freilich
nicht als Staatsinſignie, ſondern als ein gut bürgerlicher
Fami=
lienname, der dazu ganz gemütlich klingt. Von der Düng herab
bis zum Dnjeſtr iſt auf den polniſchen Grenzpfählen der Name
„Müncheimer” verewigt, was in dieſen gottverlaſſenen Gebreiten
an entſchieden beſſere Gegenden erinnert. Die Firma
Münch=
eimer hatte offenbar, die Pfoſtenlieferung und =bemalung in
Entrepriſe. Auf 2000 Kilometer. Kein ſchlechter Auftrag.
Viel=
leicht hatte Herr Müncheimer ſie ſogar nicht zum letzten Male.
Daciſzki, Piſzkoriſzki, Potrzobicze — ſchöne Namen das,
Man lieſt ſie buchſtabierend von den ſchuppenartigen Häuschen,
die die Stationen darſtellen. Und man hat Zeit dazu. Denn
die Lokomotive muß unbedingt ausruhen, das arme, rußige, wie
verbeult ausſchauende kleine Ungetüm, dem dieſe Fahrerei
offen=
bar weit mehr auf die Knochen geht als den geduldigen
Paſſa=
gieren, die Europas Haſt nicht kennen. Sie kauen langſam an
ihren zolldicken Schwarzbrotſchnitten und löffeln dicke
Sauer=
milch dazu. Die Männer paffen hernach aus kurzen Pfeifen;
die Weiber, in hausgefertigten bunten Leibchen über den
baum=
wollenen, aus Lodzer Fabriken, ſtammenden Bluſenhemden,
ſchwatzen oder ſtillen den kleinen Schreihals, der als unförmliches
Tücherpaket die Reiſe mitmacht. Flache Landſchaft ringsum,
Felder, Wälder, Sumpf und Bruch. Auf den höckerigen
Land=
wegen hört man klappernde Bauernwagen, davor die
ausdauern=
den ruſſiſchen Pferdchen unterm typiſchen Krummholzgeſpann.
Sie traben gleichmäßig, rüſtig, geduldig. Es liegt Philoſophie
in dieſer Ort=Szenerie.
Mit wehmütigem Geheul, dampfſchnaubend, rauchqualmend,
dreimal anrückend, ſetzt ſich unſer muſeumreifes Vehikel in
Be=
wegung. Piſzkoriſzki, oder was es war, verſinkt. Und wieder
nur Felder, Wälder, Sumpf und Bruch.
Waslaw Niebitowſki iſt Gutsherr auf Granczewicze. Gute
60 Jahre alt, aber ſtramm, hochwüchſig, ſchulterbreit, die Fauſt
wie ein tüchtiger Schmiedehammer. Die Backenknochen
vor=
ſpringend, die Brauen buſchig, der Schnauzbart niederhängend;
aus den beweglichen Augen ſpricht der Jäger, der Kartenſpieler,
der Freund eines kräftigen Ebereſchenſchnapſes. 1 bis 1½
Quadratkilometer mag Granczewieze umfaſſen. Dem Hof am
nächſten liegen die Paradefelder. Hier wurde nicht ſchlecht
ge=
ackert und gedüngt. Weiter ab ſieht es nachläſſiger aus. Auch
der Viehbeſtand auf der Weide iſt gemiſcht. Dann Wälder,
Wälder. Aber es gibt keinen Fluß, keine Flöſſung. Die Bahn
iſt viele Stunden entfernt.
Die Bauernbevölkerung? „Aha, Sie ſind wohl Politiker?”
Und Herr Niebitowſki runzelt die Stirn. „Unſere Bauern nennt
man jetzt Weißruſſen. Manche nennen ſich jetzt ſogar ſelber ſo,
man hat es ihnen beigebracht. Vor 20, vor 30 Jahren ſtand
dieſer Name nur in den Zeitungen. Wenn man unſere Leute
damals fragte: „Was ſeid ihr?”, ſo antworteten ſie: „Wir ſind
Hieſige”. Mehr wußten ſie nicht. War ja auch nicht nötig. Was
ſie außerdem noch kannten, das war der Unterſchied der Kirchen.
„Rechtgläubige ſind wir,” hieß es dann, denn ſie ſind
griechiſch=
orthodor. Wie die Ruſſen. Der Pan aber, der polniſche
Guts=
herr, war katholiſch. Das war ſo. Da war nichts dazu zu ſagen
oder zu meinen.
Abends kommt der Staroſt zum Beſuch, der Landrat
ſozu=
ſagen, der in der nächſten Kreisſtadt reſidiert. Was man ſo
reſidieren nennt. Ungarwein, der bevorzugte edlere Tropfen
polniſcher Gutshäuſer, erſcheint auf dem Tiſch. Die Köpfe
er=
wärmen ſich, und man plaudert freier. „Wie ſagt Ihr Schiller,
Pan Redaktor? Erlauben Sie, ich war ein ganzes Jahr in
Deutſchland. Alſo, wie ſagt Schiller in den „Räubern!s Komm
in die bähmiſchen Wälder, ruft Spiegelberger, da iſt das
Para=
dies für Räuber und Vagabunden. Falſch, ſage ich Ihnen, Pan
Redaktor, ſehen Sie, Karl Moor müßte zu uns kommen. Ich
ſage Ihnen, es iſt eine verfluchte Wirtſchaft.” und wie der
Staroſt es im einzelnen ſchilderte, hat er recht.
Man muß ſich vergegenwärtigen, daß dieſe Gegenden hier,
die ſogenannten „Kreſy”, die Oſtmarken des heutigen Polen,
nicht 4½4, ſondern 6½4 Jahre lang Krieg durchlebt haben, wobei
die Grenzzone in Intervallen mehrmals monatelang
Bolſche=
wiſtenherrſchaft hatte. Die Begleiterſcheinungen des Krieges:
Rechtloſigkeit, Marodeurweſen, Unſicherheit von Leben und
Eigentum, haben denn auch bis heute nicht aufgehört.
Was aber die Tatſache im einzelnen anlangt, ſo geht es an
der polniſch=ruſſiſchen Grenze ſo zu, daß man im April d. J.
nicht weniger als 23, im Mai bis zum 22. nicht weniger als 20
größere Bandenüberfälle in den vier Grenzprovinzen Wilna,
Nowogrodek, Poleſie und Wolhynien amtlich zu regiſtrieren
hatte. Ein Beiſpiel, freilich ein beſonders draſtiſches: Es war
am 10. Mai, Samstags. Da erſcheint im Marktflecken Krywicze,
einer Bahnſtation im Kreiſe Wileika, einem Orte von annähernd
600 Einwohnern, die Bande des Atamans Smolſki und „
er=
obert” den Ort, wenigſtens für einen Samstag=Nachmittag lang.
Die ſechs Poliziſten werden im Polizeihauſe belagert und
zer=
niert, wie einſt Bazaine in Metz. Inzwiſchen wird requiriert.
Man räumt die Läden aus, bei denen ſich die Mühe lohnt; der
Probſt muß ſein metallenes Kirchengerät hergeben, die Poſt
ihre Kaſſe, der Gemeinderat desgleichen —, dann iſt das Werk
vollbracht. Nach vierſtündiger Herrſchaft über Krywicze rückt der
Ataman wieder ab, in die Wälder, über die Grenze.
Wenn man das mit einem Marktflecken anſtellen kann, w
viel ſchutzloſer ſind Gutshöfe. Mit einer gewiſſen Eleganz pfle
dieſe ein anderer Räuberhauptmann, der Ataman Mucha, au
zunehmen. Mucha heißt Fliege. Wie die Fliege von weite
den Zucker ſpürt, ſo ſpürt Ataman Mucha, wo’s was zu hol
gibt. Er geht dabei als Kunſtkenner und Meiſter ſeines Fach
vori er liebt, von ſich reden zu machen und ſich eine Poſe
geben. So kündigt er etwa ſein Kommen vorher an. Man he
es für Prahlerei, aber Mucha kommt wirklich. Man nimmt
für Ernſt und legt Polizei ins Haus, aber Mucha merkt
entſchuldigt ſich und ſagt ſich für eine gelegenere Stunde
Oder aber er kommt gerade, dennoch, aber mit überlegen
Kräften, liefert der Hermandad eine Schlacht und zwingt
zum Abzug. Wenn ein Zehntel der Geſchichten von Mucha wal
iſt, ſo iſt er immer noch ein Teufelskerl. Er lädt ſich manchm
ungebeten zu Hochzeiten ein, taucht plötzlich an der Brautta
auf. Als Mann von Lebensart hat er ein Geſchenk von We
nicht vergeſſen, das er dem Brautpaar überreicht; gleichzeit
bittet er dann höflichſt die Gäſte, auch ihm ein Andenken
verehren, indem ſie den Inhalt ihrer Taſchen ihm anvertraue
So iſt Mucha ein Rinaldo Ninaldini unſerer Tage und auf ſe
Weiſe populär. Er plündert die Pans, die Herren, die Pole
Nun, das vergibt ihm der weißruſſiſche oder ukrainiſche Bau
unterſtützt ihn heimlich, verbirgt ſeine Leute, und wenn
Grenzwache den Bauern ins Verhör nimmt, weiß er von nich
Von all dem plaudert ſich’s kurzweilig beim Tokayer, ab
wenn derartige Zuſtände Jahr und Tag andauern, ſo verwa
delt ſich der romantiſche Ritter= und Räuberroman allgema
in ein Problem der politiſchen Herrſchaft. Eine Regierung,
wie der Schutzmann im Kaſperlſpiel ſtändig der Geprellte
imponiert natürlich nicht. Es kommt dazu, daß all dies tiefe
Urſachen hat. Die Welt, ſo erfahren wir, bleibt ſelbſt in
Gegend des Narocz=Sees und der Pinſker Sümpfe nicht ſtehe
Heeresmaſſen fluteten hin und wieder; eines Tages gab
keinen Zaren mehr: die ſoziale Revolution in Rußland
feſſelte die nationalen Aſpirationen ſeiner Grenzvölker.
alles beunruhigte, erregte, weclte. Der Bauernſohn, der Prieſ
geworden war, der Volksſchullehrer, der „Intelligent” aus de
paar Provinzſtädten, ſie hatten ſchon lange geſagt „Auch
ſind ein Volk.” Nun bekam das ſelbſt für die nur „Hieſige
einen Sinn. Unter dem Einfluß des Bolſchewismus eine
handgreiflichen, wild begehrlichen Sinn: den des
Verlange=
nach allem Land, nach dem Gutsland alſo. Das ſchwärte un
gärte und ſchwälte und ſchwärt und ſchwält bis auf dieſen Ta=
Eine andersſtämmige, andersgläubige, beſitzärmere nichtpolniſch
Mehrheit der Oſtmarken ſteht, einmal erwacht, endgültig unve
ſöhnlich der polniſchen Minderheit gegenüber, und über die
Schlucht führt keine Brücke. Trotz aller Anſtrengungen der po
niſchen Behörden und Parteien wählte ganz Wolhynien nick
einen einzigen nationalpolniſchen Abgeordneten ins Parlamen
Und nun zu alledem: unmittelbarer Nachbar, dieſes
nich=
polniſchen polniſchen Grenzlandes iſt auf einer Strecke von 200
Kilometern ausgerechnet die Sowjetunion, die den Schwierie
keiten der polniſchen Verwaltung mit unverhohlener Schader
freude zuſieht und den Smolfki und Mucha ſtets das gaſtlichſt
Aſyl bietet. — Immer wieder drängt ſich da die Frage auf
War es weitſichtig, eine zeitweilige Kriegskonjunktur — Sowjet
rußland wurde damals von der Wrangelſchen Interventions
armee bedrängt — auszunutzen, um im Rigaer Frieden di
polniſche Grenze ſoweit vorzuſchieben, als es ſich damals er
zwingen ließ? Mußten Mucha und ſeine Leute unbedingt fü
Polen gewonnen werden? Mußten die Müncheimerſchen
Gren=
pfähle unbedingt die 2000=Kilometer=Grenze abſtecken? Ein we
nig weiter weſtlich wäre die Linie um etwas kürzer geworden
Aber vielleicht mit beſſerer Gewähr der Dauer. Mußte nich
Polens eigene Geſchichte warnens Geſchichte? Müßige Betrach
tung. Lernt man aus ihr doch nur, wie bekannt, daß noch ni
jemand aus ihr gelernt hat.
AOMERNAOT AA
Sie staunen mit Recht über unsere heutigen Preise und teilen unsere Auffassung,
daß wir wirklich nicht nötig haben, unsere Waren unter dieser Bezeichnung anzupreisen.
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Rummer 184.
Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 4. Juli 1924.
Aus der Landeshauptſtadt.
Stadtverordnetenverſammlung.
Darmſtadt, 4. Juli.
F Kundgebung der Wirtſchafisverbände gegen
den Steuerdruck.
Die Wirtſchaftsverbände Darmſtadts veranſtalteten geſtern abend
in der Turnhalle eine Kundgebung gegen den Steuerdruck.
Oberingenieur Quiel begrüßte die Verſammlung und erteilte
Herrn Stadtv. Haury das Wort, der ausführte:
Die verkehrte Steuerpolitik des Staates hat die gegenſätzlichſten
Beſtrebungen geeinigt. Die Steuerhoheit hat die Erzbergerſche
Finanz=
politik den Staaten und Gemeinden genommen. Hausbeſitz und
Mieter=
ſchaft hat dieſe Steuerpolitik auseinandergebracht. Das Defizit des
Staates wurde durch Steuern gedeckt, an die Tragfähigkeit der
Schul=
tern wurde dabei nicht gedacht. Auf dieſe Art wird Steuerfreudigkeit
nicht herangebildet. Wieviel Perſonal wird zur Erledigung der
Re=
klamationen, der Stundungs= und Erlaßgeſuche bei Staat und Stadt
be=
nötigt! Die Vielſeitigkeit der Steuern untergräbt die Steuermoral.
Wir müſſen Steuervereinfachung durch Schaffung weniger Steuerarten
betreiben. Das Gewerbe, Haus= und Grundbeſitz können dieſe Steuern
nicht mehr tragen. Der Staat muß auch auf die Steuerzahler
Rück=
ſicht nehmen, wenn dieſe Steuern von den Pflichtigen nicht mehr
ge=
tragen werden können. So kann es nicht mehr weitergehen! Proteſte
müſſen gegen dieſe unſinnige Steuerpolitik erhoben werden. Das Reich
muß die Notlage des Staates und der Gemeinden erkennen. Wir
müſ=
ſen an die Landtagsabgeordneten appellieren, daß ſie uns helfen. Es
iſt ein Trugſchluß, wenn man glaubt, durch viele Steuern das nötige
Geld hereinzubekommen, man bedenkt dabei nicht, was der
Verwal=
tungsapparat alles auffrißt. Nur Einigkeit im Volke kann hier
helfen, die der Regierung ſagt: „Du gehſt falſche Wege‟. Eine falſche
Steuerpolitik ſät Unfrieden im deutſchen Volke. Verſuchen wir, das
ſelbſt zu erreichen, was die Regierung uns verſagt. (Beifall.)
Stadtv. Kleinert begrüßt es, daß in der Steuerfrage
Haus=
beſitz und Mieter zuſammengehen, daß ſich die Wirtſchaftsverbände hier
zuſammengefunden haben. Die 3. Steuernotverordnung, wie auch die
erſte heſſiſche Sonderſteuerverordnung widerſpricht der Verfaſſung, die
in der Steuerzahlung auf die Leiſtungsfähigkeit abſtellt. Was
hat man mit der Wohnungsbauabgabe erreicht? Warum hat man den
Hausbeſitzer zum Steuereinzieher gemacht? Der
Steuerdilet=
tantismus regiert heute. Unſere heutige Steuergeſetzgebung iſt
unge=
ſetzlich, ſie muß verſchwinden. (Starker Beifall.)
Prof. Axt ſprach im Namen des Hypothekengläubiger= und
Sparer=
ſchutzverbandes; er wandte ſich beſonders gegen die 3.
Steuernotverord=
nun, die Spar= und Betriebskapital des Volkes enteignet und auf ein
Minimum reduziert hat. Heute iſt dieſes Sparvermögen geopfert. Die
3. Steuernotverordnung hat die Kreditnot eigentlich nur verſchärft.
Wie konnte die Regierung nur ſolch unheilvollen Weg beſchreiten! Nach
der Inflation kam ein Stillſtand durch die Rentenmark. Der Reichs=
Finanzminiſter nahm einen Aderlaß vor und entzog dem Volke das
nötige Blut, es war ein Aderlaß bis zum Weißbluten. Fremdes Geld
wird zu ſchweren Laſten hereinkommen, aber dieſer Zinſendienſt wird
ein Sklavendienſt werden.
Der Sparſinn des deutſchen Volkes iſt ertötet und erſtickt, man ſucht
ihn durch Plakate zu beleben. Die Regierung hat Treu und Glauben
verletzt. Die 3. Steuernotverordnung muß aufgehoben oder ſo
einge=
ſchränkt werden, daß Deutſchland als Rechtsſtaat beſtehen kann.
Durch einen Mißbrauch des Ermächtigungsgeſetzes kam die 3.
Steuer=
notverordnung zuſtande, in einer Zeit, in der wir eine Kantfeier
be=
gingen, in einer Zeit, in der man ſittlichem Empfinden Hohn ſprach.
Die 3. Steuernotverordnung muß fallen. Entrechtete
und Kleinrentner müſſen leben können! Steuern kann man von ihnen
doch nicht einfordern! Weg mit untragbaren, weg mit verſchleierten
Einkommenſteuern! Das Vielerlei an Steuern wirkt lebenverteuernd.
Länder und Gemeinden müſſen wieder Steuerhoheit bekommen, aber
auch, daß ſie mehr Verantwortung fühlen in der Betätigung mit
Aus=
gaben, Bauprojekten und Bauplänen. (Lebhafter Beifall.)
Die Steuerpolitik vertieft die Gegenſätze im Volke da, wo ſie
Aus=
gleich ſchaffen ſollte. Es heißt die Gegenſätze überbrücken, wenn wieder
ein Aufſtieg kommen ſoll. Denn die Gerechtigkeit iſt nun einmal die
Grundlage des Staates. (Lebhafter Beifall.)
Landtagsabgeordneter Dr. Dehlinger ſprach namens des
Bau=
ernbundes und ſchilderte die Lage der Bauernſchaft. Auch der
Bauern=
bund proteſtiert gegen die untragbaren Steuern mit den übrigen
Ständen. (Beifall.)
Dr. Kleinkurth erinnert an das Wort bom notleidenden
Agrarier, das bittere Wahrheit iſt. Die ſehr ſtark gewordene
Mehlein=
fuhr drückt auf die Inlandspreiſe. Das Einkommen in der
Landwirt=
ſchaft iſt heute völlig weggeſteuert. So ſteht es in Württemberg, und in
Heſſen iſt die Lage noch ungünſtiger. ½4 der ausſtehenden Ernte iſt
ſchon verpfändet. Wenn nicht raſch Abhilfe geſchaffen wird kann, die
Landwirtſchaft nicht mehr mit. Die Lage iſt ernſt und Gefahren drohen
hier, die zu denken geben ſollten. Ein Staat kann ohne geſunde
Landwirtſchaft nicht beſtehen. Darauf müſſen wir die Regierungsſtellen
hinweiſen. (Lebhafter Beifall.)
Oberingenieur Quiel ſprach das Schlußwort und legte
nach=
ſtehende Entſchließung vor:
„Die am 3. Juli 1924 in der Turnhalle in Darmſtadt verſammelten
Mitglieder der nachverzeichneten Wirtſchaftsverbände Darmſtadts: des
Hausbeſitzervereins, Mietervereins, Heſſiſchen Bauernbundes,
Hypothe=
kengläubiger= und Sparer=Schutzverbandes, Ortsgewerbevereins und
Handwerker=Vereinigung erheben einmütig Proteſt gegen das derzeitige
Beſteuerungsſyſtem.
Die Verſammlung iſt ſich bewußt, daß es oberſter Grundſatz aller
Bürger ſein muß, Reich, Länder und Gemeinden finanziell ſicherzuſtellen,
und daß dieſe Aufgabe heute mehr denn je finanzielle Opfer des
ein=
zelnen Steuerzahlers erfordert.
Die Erhaltung unſerer Wirtſchaft erfordert aber gebieteriſch, die
Steuerbelaſtung in den Grenzen zu halten, daß ſie aus dem Einkommen
getragen werden kann. Das iſt bei der heute herrſchenden
Steuerviel=
heit nicht der Fall. Die heutige Steuerbelaſtung geht über die
Leiſtungs=
fähigkeit der Steuerpflichtigen hinaus, ſie führt dadurch zu einer
Auf=
zehrung der Subſtanz und zur Verelendung der Bevölkerung. Die
vielen Steuerarten verurſachen bei den Steuerpflichtigen wie bei den
Behörden unverhältnismäßig hohe Koſten und unproduktive Arbeit. Die
Beſteuerung iſt vielfach von Umſtänden abhängig gemacht, die als
Grundlage für eine Beſteuerung niemals dienen dürfen. Abgeſehen von
der übermäßigen Belaſtung, wirkt eine derartige Steuerveranlagung
ungerecht und unſozial. Handwerk und Gewerbe, Landwirtſchaft,
Haus=
beſitzer und Mieter, wie auch alle übrigen Steuerpflichtigen leiden
gleichmäßig unter der unter Außerachtlaſſung der Grundſätze jeder
ge=
ſunden Steuerpolitik aufgebauten Beſteuerung.
Die Verſammlung iſt der Ueberzeugung, daß durch ein konſequent
durchgeführtes Sparſyſtem bei allen Verwaltungsbehörden der
Steuer=
bedarf weſentlich gemindert werden kann, und daß auf dieſem Gebiete
noch vieles getan werden muß. Sie weiſt allen Ernſtes auf die
unheil=
vollen Wirkungen der Steuerüberlaſtung für unſere Volkswirtſchaft hin.
Falls eine vernünftige Aenderung des derzeitigen Steuerſyſtems nicht
baldigſt eitritt, muß mit dem Zuſammenbruch unſerer Wirtſchaft und
dem Verſiegen der Steuerquellen in abſehbarer Zeit mit aller
Be=
ſtimmtheit gerechnet werden.
Die Verſammlung fordert mit allem Nachdruck eine erträgliche und
gerechte Beſteuerung nach der Leiſtungsfähigkeit des Steuerzahlers und
eine Vereinfachung unſeres Steuerſyſtems.
Das derzeitige Steuerſyſtem in ſeiner Auswirkung berſtößt gegen, ein Projekt feſtzulegen ſucht, das bei objektiver Betrachtung eine audere
die Grundſätze der Reichsverfaſſung.”
Die Entſchließung wurde einſtimmig angenommen.
— Sommerſpielzeit Bruno Harprecht. Heute abend, 7½ Uhr,
findet die erſte der drei Aufführungen von „Alt=Heidelberg”
ſtatt, das auf vielſeitiges Verlangen nun in den Spielplan der
Sommer=
ſpielzeit aufgenommen wird. Die Beſetzung mit Nobert Nhil als
Gaſt, dem ausgezeichneten Darſteller des Deutſchen Schauſpielhauſes in
Hamburg, als Dr. Jüttner Gert Benowski, dem „Karl Heinz” vom
Staatstheater in München und Eva Biſchoff als „Käthi”, vrſpricht
unter Franz Sauers bewährter Regie eine ausgezeichnete Aufführung.
Leider ſind nur drei Aufführungen möglich: am Freitag, Samstag und
Montag. Am Sonntag, abends 8 Uhr, tritt Bruno Harprecht
als „Meiſterboxer” zum erſten Male auf.
— Der ſprechende Film wird morgen, Samstag, ab täglich zweimal,
um 6 und 8 Uhr im Großen Haus des Landestheaters vorgeführt,
Sämtliche Plätze ſind numeriert. Die Preiſe betragen: 50 Pfg., 1,
1.50, 2, 3, 5 Mark. (S. Anzeige.) — Die Tageskaſſe iſt jeweils eine
Stunde vor Beginn der Vorführungen geöffnet. Um allzu großes
Ge=
dränge an der Abendkaſſe zu vermeiden und die Möglichkeit einer
ruhi=
gen Auswahl der Plätze zu bieten, iſt ein Vorverkauf eingerichtet, und
zwar am Samstag vormittag für die vier Vorſtellungen am Samstag
und Sonntag, am Montag vormittag für die vier Vorſtellungen am
Montag und Dienstag, am Mittwoch vormittag für die 6 Vorſtellungen
am Mittwoch, Donnerstag und Freitag.
— Dienſtjubiläum. Herr techn. Eiſenbahn=Oberſekretär, Heinrich
Rolshaußen, Hermannſtr. 9, begeht am 4. Juli 1924 ſein 25jähriges
Dienſtjubiläum bei der Süddeutſchen Eiſenbahn=Geſellſchaft. Der
Jubilar dürfte auch in weiten Kreiſen durch ſeine Zugehörigkeit bei der
Freiwilligen Sanitätskolonne vom Roten Kreuz, bei der er eine
füh=
rende Stellung bekleidet, bekannt ſein.
Darmſtadt, 3. Juli.
Bürgermeiſter Mueller eröffnet die Sitzung um 5,15 Uhr.
Vor Eintritt in die Tagesordnung gibt Bürgermeiſter Mueller
fol=
gende Erklärungen ab:
Der Provinzialdirektor der Provinz Starkenburg und
Kreisdirek=
tor des Kreiſes Darmſtadt, Herr Geheimrat Beſt, iſt am 1. d. M.,
nach Vollendung des 65. Lebensjahres auf Grund des
Perſonalabbau=
geſetzes in den Ruheſtand getreten. Wenn er in dieſer ſeiner letzten
Stellung auch nur wenig mehr als zwei Jahre tätig war, hat er
doch=
vielfach Gelegenheit gehabt, zu erweiſen, daß ihm die Pflege der
In=
tereſſen der Stadt Darmſtadt, die ihm auch als Stätte ſeiner Geburt
und langjähriger früherer Dienſttätigkeit nahe ſtand, ganz beſonders
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am Herzen gelegen hat. Die amtlichen und perſönlichen Beziehungen
zuviſchen ihm und der ſtädtiſchen Verwaltung ſind jederzeit die denkbar
angenehmſten geweſen. Als Referent für die Gemeindeangelegenheiten
im Miniſterium des Innern und gründlicher Kenner des
Gemeinde=
rechnungsweſens hat Geh. Nat Beſt lange Zeit in engſter Fühlung mit
der Gemeindeverwaltung geſtanden und bei der Reviſion der
Städte=
ordnung und der Landgemeinde=Ordnung und der übrigen
Verwal=
tungsgeſetzgebung in hervorragender Weiſe mitgewirkt, wobei er in
verſtändnisvoller Würdigung der gemeindlichen Intereſſen beſtrebt war,
dieſen im Geſamtrahmen des ſtaatlichen Organismus in jeder Hinſicht
gerecht zu werden. Die ſtädtiſche Verwaltung möchte daher nicht
unter=
laſſen, Herrn Geh. Nat Beſt auch vor der Oeffentlichkfeit an dieſer
Stelle den aufrichtigſten und herzlichſten Dank und ihr Bedauern
dar=
über auszuſprechen, daß das Geſetz auch hier wieder einer überaus
fruchtbringenden Tätigkeit ein vorzeitiges Ende bereitet. Die ſtädtiſche
Verwaltung verbindet damit die beſten Wünſche für das perſönliche
Wohlergehen des Herrn Geheimrats.
Zum Intendantenwechſel.
Am 1. Juli hat ſich in der Leitung des Heſſiſchen Landestheaters
ein Wechſel vollzogen, der mehr wie jemals in früheren Jahren, das
Jutereſſe der Darmſtädter Oeffentlichkeit in Anſpruch genommen hat,
zumal die Stadt als ſolche an den Geſchicken der beiden Bühnen auch
materiell heute erheblich beteiligt iſt. Die Verwaltungstätigkeit des
ſcheidenden Generalintendanten, Herrn Hartung, iſt in der Bevölkerung
verſchieden beurteilt worden und ſeine Künſtlerperſönlichkeit heiß, ja
leidenſchaftlich umſtritten geweſen. Einig iſt man aber wohl, darin,
daß Hartung ein glänzendes Regietalent beſitzt, daß jede, durch ſeine
Hand gegangene Vorſtellung eine ausgeſprochene Eigenart aufgewieſen
hat, und daß jegliche Art von Schablone für das Heſſiſche Landestheater
ein fremder Begriff war. So iſt das Theater unter ſeiner Leitung
tat=
ſächlich wieder zu einer führenden deutſchen Bühne geworden. Das iſt
— mag man im übrigen über die Aera Hartung urteilen, wie man will
— ſein bleibendes Verdienſt. Und dafür ihm bei ſeinem Ausſcheiden
öffentlich zu danken, iſt der Stadtverwaltung eine angenehme Pflicht.
Dem neuen Generalintendanten, Herrn Legal, geht ein ſehr guter
Ruf voraus. Die Stadtverwaltung hofft, daß er das unter ſo
ſchwie=
rigen Verhältniſſen übernommene Amt beſtens führen und das Theater
auch künſtleriſch auf der erreichten Höhe zu erhalten verſtehen wird. Sie
bringt ihm in dieſem Sinne ihr Vertrauen entgegen und heißt ihn
herz=
lich willkolamen.
Rathausumbau und Ratskeller.
Gegen das der Stadtverordnetenverſammlung noch gar nicht
vor=
gelegte Projekt des Rathausumbaues wird in der Oeffentlichkeit ſchon
jetzt in erregter Weiſe Stellung genommen. Eine freimütige Kritik in
genauere Nenntnis der Sachlage und auf Grund zum Teil durchaus
un=
zutreffender Behauptungen die öffentliche Meinung im Voraus gegea
Beurteilung terdient. Und doppelt bedauerlich iſt es, wenn auch
Be=
hörden ſich dieſes Syſtem zu eigen machen, das doch nur Verwirrung
ſtiften kann. Zur Richtigſtellung und Aufklärung ſei deshalb heute
ſol=
gendes bemerkt, ohne daß der Beratung der
Stadtverordnetenver=
ſammlung in dieſer Sache irgendwie vorgegriffen werden ſoll:
1. Daß vor dem Rathaus Gartenterraſſen angebracht, der
Markt=
brunnen bis nahe an das Schloß vorgeſchoben und mit gärtneriſchen
Anlagen umgeben, ſchließlich der Marktplatz verlegt werden ſoll, iſt eine
durchaus unwahre, völlig aus der Luft gegriffene Behauptung. Die
Stadtverwalrung hat ſich niemals mit derartigen Plänen beſchäftigt.
2. Der Umbau des Stadtverordnetenſitzungsſaales durch
Heraus=
nahme der Decke iſt eine unbedingte Notwendigkeit. Die Decke hat ſich
in der Mitte erheblich geſenkt, und es beſteht nach dem Gutachten des
Hochbauamts ein — wenn auch nicht akuter — gefahrdrohender
Zu=
ſtand, deſſen Beſeitigung nicht länger hinausgeſchoben werden kann. Die
Oeffeutlichkeit wird kaum die Verantwortung dafür übernehmen
kön=
nen und wollen, daß hier ein Eingreifen unterbleibt.
3. Die Näume im erſten Stock (Standesamt, Friedhofsamt und
Ortsgericht) werden in keiner Weiſe verändert.
4. Der Umbau der Parterreräume zu einer Ratsſtube iſt allerdings
geplant. Es iſt zweckmäßig, ihn mit dem Umbau im zweiten Stock zu
verbinden. Hierzu ſei heute nur geſagt, daß zahlloſe größere und
klei=
nere deutſche Städte beſtens rentierende Natskellerbetriebe eingerichtet
haben. Die Mittel zu dieſem Umbau ſind für das Projekt zur
Verfü=
gung geſtellt worden. Irgendwelche Leiſtungen der Stadtkaſſe oder
Steuermittel kommen dafür nicht in Frage. Es beſteht gar kein
Zweifel, daß die Einrichtung eines guten Neſtaurants, unter Ausſchank
ſtädtiſcher Negieweine, ſich ſehr raſch wieder bezahlt machen und zu einer
dauernden nicht unerheblichen Einnahmequelle für die Stadt werden
wird. Vom Geſichtspunkt der Finanzlage der Stadt iſt alſo das
Pro=
jekt nicht zu verwerfen, ſondern zu begrüßen. Bei der wachſenden
Ein=
wohnerzahl und dem ſtändig zunehmenden lebhaften Fremdenverkehr iſt
Seite 5.
fihlare Lonkurenz üir die beſtehenden Mitſchaſten nicht zu
befürchten.
5. Die Ladeninhaber im Parterreſtock erhalten Ladenräume an
an=
derer verkehrsreicher Stelle der Stadt zur Verfügung geſtellt, wobei ihre
ſpeziellen Wünſche weiteſtgehend berückſichtigt werden ſollen. Mit einer
wirtſchaftlichen Schädigung der Beteiligten iſt durchaus nicht zu rechnen.
6. Die Stadtverwaltung hat das Vertrauen, daß die zur
Entſcheidung berufene Stadtverordnetenverſammlung unter gerechter
Abwägung aller in Betracht kommenden Geſichtspunkte und unter
Zu=
rückſtellung kleinlicher Bedenken und gegenüber dem Geſamtwohl nicht
zu beachtender Sonderintereſſen, zu einem Ergebnis gelangen wird,
das der Stadt Darmſtadt würdig iſt und ihr zum Segen gereicht.
Zum Schutze der Verbraucher war in die Wochenmarktordnung
ſeinerzeit die Beſtimmung aufgenommen worden, daß Wiederverkäufer
vor 8½ bezw. 94/ Uhr vormittags keine Kaufabſchlüſſe auf dem
Wochen=
markt tätigen dürfen. Im Jahre 19B3 iſt die fragliche Beſtimmung
ver=
ſuchsweiſe aufgehoben worden; ſie mußte aber durch Beſchluß vom 26.
Juli 1923 wieder eingeführt werden, da ſich Mißſtände ergaben.
Nun=
mehr erſucht die Vereinigung des Darmſtädter Einzelhandels erneut um
Aufhebung dieſer eingeſchränkten Beſtimmung mit der Begründung,
daß die Anfuhren auf dem Wochenmarkt ſeit einiger Zeit ſo reichhaltig
ſeien, daß ſie durch die Verbraucherſchaft nicht voll aufgenommen
wer=
den könnten. Die Markt= und Meſſedeputation konnte dieſe
Begrün=
dung nicht anerkennen und beſchloß mit 7 gegen 3 Stimmen
Beibehal=
tung der Sperrvorſchrift.
Abg. Barth (D. V.) begründet den Vorſchlag auf verſuchsweiſe
Aufhebung der ſogenannten Händlerſperre auf dem Wochenmarkt.
Abg. Finger iſt für vorübergehende Aufhebung.
Bienſtadt, Leuſchner und Schlitt ſprechen gegen eine
Aenderung der Wochenmarktordnung.
Abg. Heß und Schnauber ſind für Aufhebung der
Händler=
ſperre.
Leuſchner und Delp ſind für die Einrichtung eines
Groß=
markte
s.
Der Antrag auf verſuchsweiſe Aufhebung der ſogenannten
Händler=
ſperre wird gegen die Stimmen der Linken angenommen.
Der derzeitige Wochenmarkttarif bedurfte einer Reviſion. Die
Ge=
bührenerhebung, nach Warengattungen ſpezialiſiert, iſt nicht in jedem
Falle zweckmäßig, und eine Rundfrage bei den Nachbarſtädten hat
er=
geben, daß dort die Tarifierung eine ganz andere und vorteilhaftere
iſt. Während hier eine Gebührenordnung je nach Warengattung üblich
iſt, erhebt man dort einen Einheitsſatz für alle Waren pro Quadratmeter
oder laufende Meter oder nach Behältern.
Der Vorſchlag, die Marktſtandgelder für die Benutzung der
Tages=
plätze folgendermaßen feſtzuſetzen: Für Waren auf Tiſchen oder Boden
ausgebreitet, je Quadratmeter und Tag: 1. für Gemüſe, Kartoffeln,
Blumen, Korbwaren und einfache Haushaltungsartikel 0,20 Gm. (
bis=
her 0,06 Gm.); 2. für alle ſonſtigen zum Marktverkehr zugelaſſenen
Waren (mit Ausnahme von Poſ. 3) 0,30 Gm. (0,06 Gm.); 3. für
Fleiſch=
verkaufsſtände 0,50 Gm. (0,06 Gm.) wird angenommen. Ebenſo der
Vorſchlag auf eine beſondere Marktſtandsgebühr für den Verkauf von
Markterzeugniſſen vom Wagen aus, wofür folgende Sätze feſtgeſetzt
wurden: a) für jeden Handwagen 0,50 Gm.: b) für jeden Einſpänner=
Wagen 1 Gm.; e) für jeden Zweiſpänner=Wagen 2 Gm.; d) für jeden
Laſtkraftwagen 4 Gm.
Neben dieſen Marktſtandsgeldern wurden weiter neu feſtgeſetzt die
Wiegegebühren für die Benutzung der auf den Marktplätzen aufgeſtellten
ſtädtiſchen Wagen wie folgt: a) für das Verwiegen von Butter, für je
5 Kg., 0,05 Gm., b) für das Verwiegen von ſonſtigen Marktgegenſtänden
bis zu 25 Kg. 0,10 Gm., c) für jede weiteren angefangenen 25 Kg. 0,05
Gm. Die Gebühr für die Aufftellung von Dezimalwagen durch Private
ſollte auf 1 Gm. pro Wage und Tag feſtgeſetzt werden.
Der Wohlfahrts= und Schulverein für Nordſchleswig, der ſich in
erſter Linie die Erhaltung des Deutſchtums in den von Dänemark
be=
drohten Gebieten Nordſchleswigs zur Aufgabe gemacht hat, hat um
Ge=
währung einer Unterſtützung nachgeſucht. Der Antrag, einen jährlichen
Beitrag von 20 R.=Mk. zu bewilligen, wird gegen die Kommuniſten
an=
genommen.
Der ſtudentiſchen Wirtſchaftshilfe waren ſeither die Koſten für vier
Freiplätze als Zuſchuß bewilligt worden. In anbetracht der
bedeuten=
den Koſten für Mieten, Waſſerverbrauch und ſonſtigen Abgaben hat die
ſtudentiſche Wirtſchaftshilfe wieder um die Gewährung eines feſten
Zu=
ſchuſſes von 5000 Mk. gebeten. Mit Rückſicht auf die finanzielle Lage
der Stadt glaubt die Verwaltung jedoch nur einen jährlichen Zuſchuß
von 2000 Rentenmark in Vorſchlag bringen zu ſollen. Dieſer Vorſchlag
wurde gegen die Kommuniſten angenommen.
Abg. Bienſtadt verallgemeinert einzelne Mißſtände in
Studen=
tenkreiſen. Abg. Heß und Kalbfleiſch wenden ſich gegen die
Ver=
allgemeinerung. Abg. Leuſchner erklärt, ſeine Fraktion wolle die
Mittel bewilligen, wünſche aber eine würdige Anwendung und
Abſtel=
lung der Auswüchſe.
Abg. Dr. Oſann betont die Notlage der Studenten.
Am 12. und 13. Juli I. Js. feiert die Freiwillige Feuerwehr ihr
75jähr. Jubiläum im Städt. Saalbau. Entſprechend dem Beſchluß des
Feuerlöſchausſchuſſes wird die Stadt einen Zuſchuß zu den Koſten in
Höhe der Saalbaumiete (rund 230 Mk.) leiſten.
Im Voranſchlag für 1924 wurde als Jahresbeitrag der Stadt für
die Freiwillige Feuerwehr der Betrag von 50 Mk. vorgeſehen. Die
als=
baldige Zahlung des Betrages wird genehmigt.
Unterm 10. April I. J. iſt von der Reichsregierung eine „
Verord=
nung zur Abänderung der Beſtimmungen über die Vergnügungsſteuer
in der Faſſung der Bekanntmachung vom 7. Juli 1923” erlaſſen worden,
nach der eine Herabſetzung verſchiedener Steuerſätze erfolgen kann und
eine Ausmerzung der in den alten Beſtimmungen noch vorhandenen
Papiermarkbeträge erfolgen muß.
Die Herabſetzung der derzeitigen Steuerſätze haben Verwaltung
und Steuerausſchuß abgelehnt, weil die Steuer ja doch auf das
Publi=
kum — bei dem ſich dieſe Sätze eingelebt haben — abgewälzt wird.
Da=
gegen müßte aber zwecks Beſeitigung der noch in der alten
Steuerord=
nung vorgeſehenen Papiermarkbeträge ein entſprechender Nachtrag zur
Ortsſatzung erlaſſen werden.
Dieſem, von der Verwaltung vorgelegten, Nachtragsentwurf wird
zugeſtimmt.
Eine Umfrage bei zahlreichen Städten der näheren und weiteren
Umgebung Darmſtadts hat bewieſen, daß Darmſtadt mit ſeinem
der=
zeitigen Fremdenſteuerſatze von 30 Prozent an erſter Stelle ſteht.
Abg. Finger beantragt völlige Aufhebung der Fremdenſteuer.
Aba. Nöllner ſpricht gegen die Steuer im Intereſſe des
Frem=
denverkehrs, ebenſo Abg. Schnauber (D.V.). Erſterer beantragt,
die Steuer aufzuheben.
Abg. Aßmuth ſpricht für die Fremdenſteuer.
Abg. Herbert beantragt, eine Anpaſſung an die Regelung in
Frankfurt.
Abg. Same8 iſt für die Aufhebung.
Abg. Leuſchner: Solange wir in Darmſtadt als Mieter die
hohe Mietzinsſteuer zu zahlen haben, mögen auch die Fremden Steuer
zahlen.
Abg. Heß ſpricht für den Autrag der Verwaltung.
Dr. Oſann iſt für völlige Aufhebung.
Beig. Ritzert bringt Klagen über die nicht neuzeitliche Führung
der Hotels vor und betont, daß die Steuer ja gar nicht das
Hotel=
gewerbe belaſte.
Abg. Schnauber: Die Darmſtädter Hotels ſind nicht überfüllt,
wie behauptet wurde.
Abg. Schlitt propagandiert eine Kommunaliſierung des
Hotel=
betriebes.
Abg. Bienſtadt ſtellt den Antrag, bei einem Zimmerpreis über
4 Mark es bei 30 Prozent Fremdenſteuer zu laſſen und bei einem Preis
von 2—4 Mk. die Steuer auf 20 Prozeut herabzuſetzen.
Bürgermeiſter Mueller: Die Steuer iſt bitter notwendig.
Der Antrag Dr. Nöllner auf Aufhebung der Steuer wird
ab=
gelehnt. — Der Antrag Bienſtadt wird gegen 4 Stimmen abgelehnt.
Der Antrag der Verwaltung, die Steuer auf 20.
Prozent herabzuſetzen wird angenommen.
Der Antrag Herbert wird abgelehnt.
Abg. Schlitt (Komm) verlangt das Wort zur Geſchäftsordnung.
Er verwahrt ſich dagegen, daß ſeine Ausführungen ins Lächerliche
ge=
zogen würden und betont, ſeine Partei werde mit der Rechten den
Kampf aufnehmen.
Bürgermeiſter Mueller macht den Redner darauf aufmerkſam,
daß er das Wort zur Geſchäftsordnung erhalten habe und daß er
der=
artige Ausführungen jetzt nicht machen dürfe, ſie aber ſehr wohl bei
Mitteilungen vorbringen könne.
Abg. Bienſtadt verlangt hierauf zur ſelben Sache das Wort,
was ihm abgeſchlagen wird. Er erklärt darauf, er werde trotzdem
ſpre=
chen und mit lauter Stimme übertönt er die Einwände des Präſidenten
und ſeine Glocke.
Die Rechte verläßt unter Proteſt, mit wenigen Ausnahmen, den
Verhandlungsraum.
Da die Verſammlung nicht mehr beſchlußfähig iſt, ſchließt
Bürger=
meiſter Mueller die Sitzung um 7.45 Uhr.
Seite 6
Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 4. Jnli 1924
Rummer 184,
Kalender für Aquarien= und Terrarienfreunde
für Juli 1924.
Draußen, wie in den Aquarien, ſind die grünen Algen ſchon lange
im Uebermaß vorhanden, zum großen Verdruß der Liebhaber. Zwar
ſchaden ſie nicht im Aquarium, nützen ſogar durch die großartige
Ent=
wicklung von Sauerſtoff, aber man will ſchließlich von ſeinen Fiſchen
etwas ſehen. Da empfiehlt es ſich denn, die dem Zimmer zugekehrte
Scheibe mit Sepia (der Schale des Tintenfiſches, die man in jeder
Vo=
gelhandlung bekommen kann) zu reinigen. Die dem Fenſter zugekehrten
Seiten aber müſſen abgedunkelt werden, indem man mattes Glas vor
die Scheiben ſtellt und den Algen dadurch die Lebensbedingung, das
Licht, entzieht. Schnecken zur Entfernung der Algen ins Aquarium zu
ſetzen, iſt zwecklos. Hat man die Fadenalgen eingeſchleppt, die
übri=
gens von manchen Fiſchen (Haplochilus, Nivulus, Fundulus) gern zur
Eiablage benutzt werden, ſo läßt man ſie ruhig ſitzen, bis die Jungfiſche
heraus ſind, nimmt dann die ganze Bepflanzung heraus, wirft ſie weg
und unterzieht das Aquarium einer gründlichen Reinigung.
Von den einheimiſchen Sommerlaichern hören im Juli die letzten
Fiſche mit dem Fortpflanzungsgeſchäft auf. Es ſind nur noch einige
wenige aus der Famlie der Cypriniden, nämlich der Karpfen, die
Schleie, Tinca vulgaris, die Flußbarbe, Barbus fluviatilis, und die
Zährte, Ambramis vimba, dabei
Von den einheimiſchen Amphibien laicht noch der Waſſerfroſch, von den
übrigen Arten findet man junge Tiere in allen Stadien der Entwicklung.
Die Reptilien haben zum großen Teil die Fortpflanzung begonnen,
viel=
fach auch ſchon beendet.
Sonſt iſt für dieſen Monat wenig zu bemerken. Die Fütterung darf
nicht vernachläſſigt werden, da bei der höheren Temperatur alle
Lebens=
erſcheinungen höhere ſind und die Tiere infolgedeſſen auch mehr
Nah=
rung bedürfen. Wenn man ſeine Pfleglinge jetzt gut füttert, bereitet
man ſie auch am beſten für den Winter vor.
(Mitgeteilt vom Verein für Aquarien= und Terrarienkunde „Hottonia”
Darmſtadt. Sitzung jeden 1. und 3. Samstag im Monat im
Vereins=
lokal „Karlsburg” Ecke Karls= und Kiesſtraße, abends 8 Uhr.
Reich=
haltige Bibliothek und Präparateſammlung vorhanden. Gäſte ſtets
willkommen.)
He.
— Heſſiſche Denkmalspflege. Im Anſchluß an eine heute
nach=
mittag im Landtagsgebäude ſtattgefundene Sitzung des
Denkmals=
pflegerates hielt der heſſ. Denkmalpfleger Geheimer Baurat Prof. Dr.
Walbe einen Vortrag. Neben den Landtagsabgeordneten und
Re=
gierungsvertretern nahmen die Darmſtädter Behörden teil. Baurat
Walbe ſchilderte in anſchaulicher Weiſe einen großen Teil der heſſ.
Altertümer, beſonders Kirchenbauten, Häuſer und Straßengruppen, und
erkannte die großen Leiſtungen des heſſ. Staates auf dem Gebiete der
Denkmalspflege an. Miniſterialdirektor Dr. Kratz dankte dem
Vor=
tragenden für ſeine trefflichen Worte.
Verhaftet wurde eine hieſige Ehefrau unter dem dringenden
Ver=
dacht, ſich der gewerbsmäßigen Abtreibung ſchuldig gemacht zu haben.
Die Frau wurde im Januar b. Js. wegen dem gleichen Verbrechen zu
vier Jahren Zuchthaus verurteilt, die Strafverbüßung jedoch mit
Rück=
ſicht auf ihren Geſundheitszuſtand aufgeſchoben.
— Tagesordnung für die öffentliche Sitzung des
Verwaltungs=
gerichtshofes am Samstag, den 5. Juli 1924, vormittags 9 Uhr: 1.
Vor=
entſcheidung gegen Bürgermeiſter Keck in Zellhauſen, Kreis Offenbach,
wegen falſcher Beurkundung; 2. Geſuch des Schmiedemeiſters Franz
Kowalsky in Reichelsheim i. W. um Aufnahme als Ortsbürger.
— Der Odenwaldklub „Frankonia” hält am Sonntag, den 6. d. M.,
im Rummelbräu ſein Sommerfeſt ab. Außer Tanz bietet der Klub
noch allerlei Ueberraſchungen für Groß und Klein. Durch Stiftungen
wertvoller Gegenſtände iſt es gelungen, die Preiſe zum Schießen ſowie
die Tambolaverlofung recht reichhaltig zu geſtalten. Freunde des
Klubs ſind auf die Anzeige aufmerkſam gemacht.
— Kriegerverin Darmſtadt 1874. Man ſchreibt uns: Der Verein
begeht ſeine 50jährige Jubelfeier. Den Auftakt des Jubiläums bildet
am Freitag, den 4. Juli, abends 9 Uhr, ein Fackelzug, der vom
Meß=
platz aus durch die Straßen der Stadt ſeinen Weg nimmt und zum
Ausgangspunkt zurückkehrt. Dortſelbſt großer Zapfenſtreich mit Gebet.
am Samstag abend findet im Städt. Saalbau ein Feſtkommers mit
Damen ſtatt. Am Sonntag, vormittags 10 Uhr, wird ein
Feſtgottes=
dienſt auf dem Marienplatz abgehalten. Nachmittags punkt 3 Uhr
bewegt ſich ein Feſtzug, der Bilder aus der deutſchen Vergangenheit
bringt, durch die Stiftſtraße, Dieburger Straße, Heinheimerſtr.,
Lauten=
ſchlägerſtr., Beſſunger Straße, Herdweg, Hoffmannſtr., Riedlingerſtr.,
Meßplatz zur Auflöſung. Vereine aus Heſſen und den angrenzenden
Staten haben ihre Beteiligung zugeſagt. Die verehrl. Einwohner
Darmſtadts werden gebeten, ſich an den Veranſtaltungen zahlreich zu
beteiligen und ihre Häuſer zu flaggen. (Siehe Anzeige.)
— Städtiſche Leſe= und Bücherhalle. Im Monat Juni wurde die
Leſehalle von 4670 Perſonen beſucht (1923: 4675). Die Bücherhalle war
während des Monats Juni wegen Umzugs und Reviſion geſchloſſen. Die
Wiedereröffnung der Bücherhalle wird in der Zeitung bekannt gegeben.
An Büchergeſchenken gingen in dem abgelaufenen Monat weiter ein:
von Herrn Kaufmann Bacherach 1 Band, von Herrn H. Müller 2 Bde.,
von Ungenannt 1 Bd. Allen Gebern herzlichen Dank. Weitere
Schen=
kungen von Büchern, ſoweit ſolche nicht veraltet, ſind jederzeit
will=
kommen.
— Kloßſtockfeier des Evangeliſchen Bundes. Es war eine
eindrucks=
volle Feierſtunde, die wir am Vorabend von Klopſtocks 200.
Geburts=
tag im Gemeindehaus, Kiesſtraße, am Donnerstag erlebten. Der
Evan=
geliſche Bund iſt in letzter Zeit häufiger hervorgetreten, und alle ſeine
Veranſtaltungen bewegten ſich auf erfreulicher Höhe. Er darf mit
Be=
friedigung auch auf dieſen Abend zurückblicken, der eine zahlreiche, ganz
untes der Gewalt des großen Dichters ſtehende Zuhörerſchaft
verſam=
melt hatte. — Oberſtudiendirektor Geh. Schulrat Dr. Otto zeichnete
in einem tiefſchürfenden, außerordentlich inhaltsreichen und klaren
Vortrag ein lebenswarmes Bild Klopſtocks, des Dichters, des
evangeli=
ſchen Chriſten und deutſchen Mannes. Aus der Waſſerwüſte der
zeit=
genöſſiſchen Literatur — ſo führte er aus — ragt Klopſtock wie ein Fels.
Menſch und Dichter ſind in ihm eins geworden. Man kann ja Dichten
nicht erlernen, man muß es erleben. Aus der Erkenntnis, daß dem
Dichter eine andere Sprache als die des Alltags gebühre, ſchuf er eine
deutſche Dichterſprache. Als Hoherprieſter ſeiner Kunſt trat er auch
Fürſten gegenüber und hat dadurch den Dichterberuf wieder zu Ehren
gebracht. Er iſt nicht Märtyrer ſeines früh erlangten Ruhmes
gewor=
den; zeitlebens blieb er kindlich rein und bewahrte ſich ſeine
Jugend=
friſche. — Wer Führer ſein will, muß einen ſtarken Glauben haben.
Darauf beruht die Größe des „deutſchen Milton”, daß auch der Dichter
und Chrift in ihm eins geworden und alle ſeine Erlebniſſe auf Gott
abgeſtimmt ſind. Sein Chriſtentum iſt eigenartig, man hat es „
abge=
blaßt” genannt. Im „Meſſias” herrſcht die orthodoxe Lehrmeinung,
ſeinem innerſten Weſen nach ſteht der Dichter den Pietiſten näher.
Jedenfalls war er überzeugter evangeliſcher Chriſt und iſt darum ein
hervorragender religiöſer Erzieher unſeres Volkes geworden, der wider
die Freigeiſterei zu kämpfen nicht nur als ſeine Pflicht gegen Gott
an=
ſah, ſondern auch gegen ſein Vaterland. — Denn er war auch ein
gan=
zer Deutſcher; heiße Liebe zu ſeinem Volk, ſeinen Großen und ſeiner
Geſchichte beſeelte ihn. Er ſchlug wieder an den germaniſchen
Heer=
ſchild und wehrte der Ueberſchätzung des Auslandes und der Antike. Mit
Seherblick ſchaute er aber auch in eine große Zukunft deutſchen Weſens.
— Ehrlicher, ſtarker Beifall dankte dem Redner. Der Dichter ſelber kam
zum Wort in einigen von zwei Schülerinnen der Viktoriaſchule mit
gro=
ßer Wärme und tiefem Verſtändnis ſeines Weſens vorgetragenen
Ge=
dichten, unter denen „Die Frühlingsfeier” beſonderen Eindruck machte.
— Beſonderen Reiz erhielt der von Prof. D. Matthes geleitete Abend
durch mehrere von der Madrigalvereinigung wundervoll geſungene
Chöre auf Klopſtockſche Texte. Die Leiſtungen der von Dr. Noack
meiſterhaft geleiteten Vereinigung ſind, ſo bekannt, daß ſich hier jedes
weitere Lobeswort erübrigt.
— Evangeliſcher Bund. Am Sonntag, den 6. Juli, nachmittags
3 Uhr, findet an der Ludwigseiche im Walde bei Roßdorf ein
Dekanats=
feſt des Evangeliſchen Bundes ſtatt, zu dem der Lampertheimer
Zweig=
verein in Stärke von 600 Te lnehmern mit dem Kirchen= und
Poſaunen=
chor mit Sonderzug kommt. Die Zweigvereine und alle Evangeliſchen
des Dekanats mit ihren Kirchen= und Poſaunenchören ſind willkommen.
Bei ungünſtiger Witterung iſt die Veranſtaltung in der Kirche zu
Roßdo
Schiffsnachrichten der Hamburg—Amerika=Linie. Hamburg—
Nordamerika: D. Weſtphalia 28. 6. Biſhop Rock paſſ., Ausr.;
D. Albert Ballin 1. 7. in Cuxhaven zu erwarten: D. Hanſa 28. 6. ab
Newyork nach Hamburg. — Hamburg—Weſtküſte—
Nord=
amerika: D. Montpelier 24. 6. in San Pedro, Ausr. —
Ham=
burg—Cuba—Mexiko: D. Toledo 27. 6. in Hamburg: D.
Adglia 30. 6. in Vera Cruz, Ausr. — Hamburg—Weſtindien
— Hamburg— Weſt=
D. Kyphiſſia 28. 6. in Amſterdam, Hei
küſte — Zentralamerika: D. Tſad 27. 6. ab Curgcao nach
Pto. Colombia, Ausr. — Hamburg —Südamerika: D. Rugia
29. 6. ab La Coruna, Heimr. D. Steigerwald 30. 6. Queſſant paſſ.
Ausr.; D. Jdarwald 1. 7. ab Hamburg nach La Plata. — Hamburg
— Weſtküſte — Südamerika: Z. 6. ab Panama, Heimr.; D.
Kellerwald 1. 7. in Antwerpen, Heimr.; M. S. Spreewald 30. 6. in
Callao, Ausr. — Hamburg—Oſtafien: M. S. Ermland 23. 6.
ab Yokohama nach Kobe, Heimr.; D. Saarland 27. 6. ab Lombo nachk
Genua, Heimr.; D. Oldenburg 29. 6. in Hamburg; D. Preußen 1. 7.
ab Futſchou nach Hongkong, Heimr. — Nord= und Oſtſeedienſt:
D. Frankfurt 26. 6. in Duisburg, Ausr.: D. Straßburg 27. 6. in Köln,
Ausr.; D. Mannheim 29. 6. Emmerich paſſ., Ausr. Mitgeteilt durch
Vertreter Adolph Rady, Darmſtadt, Zimmerſtraße 1,.
Jagd und Fiſcherei im Zuli.
Hatten die ungünſtigen Verhältniſſe des Winters, wenn auch nicht in
allen Gegenden Deutſchlands, eine erhebliche Verlängerung der
Schon=
zeit für den Rehbock zur Folge, ſo iſt nun der völlig verfärbte rote Bock
vom 1. Juli ab überall frei. Der Jäger wird nicht zögern, zu verſuchen,
ſeinen Tribut einzuheimſen. Aber im Juli iſt dies eine heikle Sache.
Da das Getreide in die Halme geſchoſſen iſt, Hitze und Fliegenplage
zugenommen haben und der Bock, mit Ausnahme großer, an
Schlag=
flächen reicher Forſte, zumeiſt im Schutze des Kornes ſteht, iſt eine
Er=
legung mit großen Schwierigkeiten verbunden. Erſt gegen Ende des
Monats, wenn die Brunftzeit in Gang kommt, verliert er ſeine
Heim=
lichkeit und kommt wieder öfter vor das Nohr des Schützen. Wer aber
ſeinen Rehſtand liebt, wird, wie die Jagdwochenſchrift „Der. Deutſche
Jäger”, München, dringend zur Pflicht macht, auch jetzt noch ſich
Ent=
haltſamkeit auferlegen und erſt im folgenden Monat mit dem Abſchuß
beginnen. Hoch= und Gamswild haben verfärbt. Der Hauptſchmuck des
Hirſches naht ſeiner Vollendung, und gegen Ende des Monats zeigen ſich
bereits die erſten Anzeichen des Fegens. Die Haſen ſetzen ihr
Liebes=
ſpiel fort.
Wald= und Feldhühner, ſowie Faſanen führen ihre jungen Geſperre
und Völker oder obliegen der Nachbrut. Wildtauben erledigen ihre
zweite Brut und verlangen ſomit, wie auch das auf Möſern brütende
Federwild, beim Abſchuß einige Vorſicht. Waldſchnepfen treten, wo
ſolche brüten, in die zweite Balz. Allzu früh, da mit der Entwicklung
der Schofe nicht im Einklang, geht die Jagd auf Wildenten auf und
verpflichtet ſomit den nach hegeriſchen Grundſätzen handelnden Jäger,
namentlich heuer, zu entſprechender Verzögerung der Bejagung und zu
unbedingter Schonung der Mutterenten.
Die Schleie laicht. Aeſche, Forelle und Bachſaibling liefern gute
Fänge. Der Hecht beißt beſſer, gut: Karpfen, Zander, Barſch, Schied
Aitel, Blei und Barbe. Der Rutenfang kann in Reuſen betrieben
wer=
den. Krebfe ſtehen in Schalenwechſel.
Der ſprechende Film
läuft ab
Samstag, den 5. Juli bis Freitag, den 11. Juli einſchl.
jeweils um 6 und 8 Uhr
im Großen Haus des Landestheaters
Preiſe: 2. Parterre 0.50, 1. Parterre 1.2, Sperrſitz 1.—5. R. 1.50,
Sperrſitz 13.—19. R. 2.—, Sperrſitz 6. — 12. R. 3.—, Balkon 5.—
Vorverkauf: Samstag vormittag für die Vorſtellungen am
Samstag und Sontag.
Montag vormittag für die Vorſtellungen am
Montag und Dienstag.
Mittwoch vormittag für die Vorſtellungen am
Mittwoch, Donnerstag und Freitag.
(8639
— Große Strafkammer. Unter Vorſitz des Landgerichtsdirektors
Reuß wird in der Berufungsinſtanz gegen Woldemar Bauer in
Offenbach und Ludwig Willy Hausmann, in Darmſtadt geboren, zu
Mühlheim wohnhaft, wegen Münzverbrechens verhandelt. Das
Schöffengericht Offenbach hatte gegen beide Angeklagte auf je 1 Jahr
6 Monate Gefängnis erkannt. Bauer und Hausmann — letzterer iſt ein
Schwager des Bauer — ſollen gemeinſchaftlich Notgeldſcheine der Stadt
Offenbach im Jahre 1923 nachgemacht und in Verkehr gebracht haben.
Bauer ſteht im Verdacht, als Schriftſetzer, der Stempel herſtellt, ſolche
Millionenſcheine angefertigt zu haben. Es iſt eine größere Anzahl
Zeugen gekaden. Als Sachverſtändige ſind erſchienen: Chemiker Dr.
Popp jr. von Frankfurt a. M., Buchdrucker Stremmel von Darmſtadt,
Buchdrucker Krämer von Offenbach und Kaufmann Eilbrecht von
Offen=
bach, letzterer von der Verteidigung geladen. Die Angeklagten beſtreiten
jede Schuld. Seitens der Staatsanwaltſchaft wird ein umfangreicher
Indizienbeweis geführt. Im Umlauf waren von den gefälſchten Stücken
540 Scheine, die Stadt hat von dieſen 388 Scheine eingelöſt. Bauer
hatte, weil in ſeinem Geſchäft die Fälſchung ſich ereignet hatte,
frei=
willig ſich der Stadt gegenüber verpflichtet, den der Sadt erwachſenen
Schaden zu decken und dafür bei ihr auch Sicherheiten hinterlegt. Bauer
ſelbſt iſt unbeſtraft und wird ihm ein guter Leumund in Offenbach
be=
zeugt. Die beiden Verteidiger, Rechtsanwälte Neuſchäffer und Meloth=
Offenbach, begründen in rechtlichen und tatſächlichen Ausführungen die
auf Freiſprechung gerichtete Berufung der Angeklagten. Die
Staats=
anwaltſchaft hält die volle Schuld für erwieſen. Urteil: Aufhebung
des angefochtenen Urteils. Bauer wird wegen ſchwerer
Urkundenfäl=
ſchung im begrifflichen Zuſammenhang mit Betrug zu 1 Jahr 6
Mona=
ten Gefängnis verurteilt, Haußmann erhält wegen Beihilfe 1 Jahr
3 Monate Gefängnis.
— Bezirksſchöffengericht. Straftaten, die Ende 1921 begangen ſein
ſollen, führen die Kaufleute Müller und Hennig, ſowie die
An=
geſtellte Frau Quick vor die Schranken des Gerichts. Die Angeklagten
waren im Wormſer Zweiggeſchäft, der Firma Joh. Lohſe u. Cie, in
Chemnitz tätig. Müller wird ein Manko von 20 Mk. in der Kaſſe zur
Laſt gelegt, in einem Falle (Merz) ſoll er 792 Mk. zum Nachteil der
Firma Lohſe unterſchlagen haben. Hennig iſt einer Unterſchlagung in
Höhe von 432 Mk. bezichtigt und geſtändig, und ſoll, um dieſe
Unter=
ſchlagung zu verdecken, Belege fälſchlich angefertigt haben. Die
Ange=
ſtellte Quick iſt der Urkundenfälſchung verdächtig; ſie ſoll die falſchen
Belege geſchrieben haben. Der Verteidiger des Müller, R.=A.
Schwö=
rer, kritiſiert die nicht ſehr gründlich geführte Unterſuchung,
insbeſon=
dere die vom Polizeikommiſſar Keil in Worms abgefaßten Protokolle,
und vermißt für die Unterſchlagung und die Urkundenfälſchung jede
rechtswidrige Abſicht. In der Perſon des Oberlehrers Kraus=
Baben=
auſen wird ein Schreibſachverſtändiger vernommen, der erklärt, mit
größter Wahrſcheinlichkeit ſei anzunehmen, daß die Angeklagte Quick
— damalige Fräulein Burger — die ihm vorgelegten Belege geſchrieben.
Der als Zeuge hier vernommene Inhaber der Cemnitzer Firma Lohſe
ſtellt den Angeklagten Müller und Hennig das beſte Zeugnis aus und
betont, daß er gar kein Intereſſe an der Strafverfolgung habe und ſich
nicht für geſchädigt erachte. Den Polizeikommiſſar Keil in Worms, der
als Separatiſt bezeichnet wird, hält er für unzuverläſſig; die ganze Sache
ſei von Keil in Verbindung mit dem früheren Lohſeſchen Prokuriſten
Bickenbach in Bewegung geſetzt worden, letzterer habe mit Keil in
ſei=
nem (Lohſes) Wormſer Geſchäft öfter Weine getrunken. Es ergeht
Ur=
teil: Müller wird wegen einfacher Urkundenfälſchung zu einer
Geld=
ſtrafe von 100 G.=Mk. verurteilt, die durch die erlittene
Unterſuchungs=
haft für verbüßt erklärt wird, Hennig erhält wegen ſchwerer
Urkunden=
fälſchung eine Gefängnisſtrafe von 10 Tagen, die durch die
Unter=
ſuchungshaft verbüßt ſind, wegen Unterſchlagung 100 G.=Mk. Geldſtrafe,
die Quick; bezüglich deren der Verdacht der Täterſchaft in der
Haupt=
verhandlung weſentlich zuſammengeſchrumpft ſei, wird freigeſprochen.
Erwerbslofenfürſorge und Krankenverſicherung. Wir verweiſen
an dieſer Stelle auf die Bekanntmachung des öffentlichen
Arbeitsnach=
weiſes für Stadt und Kreis Darmſtadt, aus der erſichtlich iſt, daß die
Beiträge zur Finanzierung der notwendigen Koſten des
Arbeitsnachwei=
ſes und der Erwerbsloſenfürſorge auch für den Monat Juli 1½ vom
Hundert des jeweiligen Grundlohnes betragen. Den Arbeitgebern wird
empfohlen, beſonders darauf zu achten, daß die Beiträge für Zwecke der
Erwerbsloſenfürſorge als ſolche beſonders von ihnen bezeichnet werden,
ſonſt tragen ſie aus der Unterlaſſung etwa entſtehende Nachteile.
Lokale Veranſkaltungen.
Die bierunter erſchelnenden Notlzen ſind ausſchlſeßſich als Hinweiſe auf Angeigen zu betrachten,
m feinem Faſle irgendwie als Beſprechung oder Kritſt.
Offizierverein Artilleriekorps. Kegelabend fällt
aus. Kameradſchaftl. Zuſammenſein mit dem Regimentsverein am
Samstag, den 5. Juli, abends 8.30 Uhr, in der Kanone. Zahlreiche
Beteiligung erbeten.
— Verband Heſſiſcher Regimentsvereine. Der
Kriegerverein Schaafheim hat die verſchiedenen Regimentsvereine am
Juli zu ſeinem Stiftungsfeſt und Deutſchen Tag eingeladen. Auf
Beſchluß nehmen ſtarke Abordnungen teil. Das Feſt verſpricht einen
glänzenden Verlauf zu nehmen. Zahlreiche Beteiligung erwünſcht. Die
Vereine wollen Teilnehmerzahlen und Ankunft in Babenhauſen direkt
nach Schaafheim melden.
— Kam. Vereinigung ehem. Heſſ. Garde=Drag
Nr. 23, Hauptgruppe Darmſtadt. Die Mitglieder werden
hiermit an die am Samstag, den 5. Juni, 9 Uhr abends, ſtattfindende
Monatsverſammlung im Vereinslokal hingewieſen. Wegen der
Wich=
tigkeit der Tagesordnung — Beſprechung der Auguſtfeier mit
Fahnen=
weihe des Verbands der Heſſ. Regiments=Vereine wird vollzähliges
Erſcheinen der Mitglieder erwartet. Die Teilnehmer an der
Krieger=
vereinsfeier Schaafheim wollen ſich pünktlich 7.25 Uhr am
Hauptbahn=
hof einfinden. Abfahrt des Zuges 7.42 Uhr vormittags.
Oberheſſen=Verein Darmſtadt. Samstag, den
5. Juli, abends, Vereinsabend im Hanauer Hof.
Heſſiſcher Landtag.
Präſident Adelung eröffnet die Sitzung um 9,25 Uhr.
Die Einzelberatung des Staatsvoranſchlags wird bei Kap. 53 (Lan
desamt für das Vildungsweſen) fortgeſetzt.
Abg. Stork (Soz.): Wir wollen, daß der Staat der einzige Tre
ger der Schulhoheit iſt. Wir ſind gegen den Antrag des
Bauernbunde=
auf Uebertragung der Laſten der Volksſchule vom Staat auf die Ge
meinden. Wir ſtehen auf dem Standpunkt, daß bei dem Landesamt für
das Bildungsweſen überhaupt nicht abgebaut werden darf, am allerlet
ten bei der Volksſchulabteilung. Die Referenten des Landesamtes ſind
heute ſehr überlaſtet und eine Vermehrung iſt daher anzuſtreben. Wi
wünſchen nach dem Vorbild Thüringens, wo eine erziehungswiſſenſchaft
liche Hauptſtelle an der Univerſität Jena errichtet wurde, was einmütie
vom Deutſchen Lehrertag in Breslau gebilligt wurde, auch in Heſſer
die Lehrerbildungsfrage zu löfen. Wir wünſchen ein ſechsſemeſtriges
Studium zur theoretiſchen und praktiſchen Ausbildung des
Lehrernach=
wuchſes. Gerade Darmſtadt mit ſeiner Techniſchen Hochſchule und dem
pädagogiſchen Kurſus iſt dafür der gegebene Ort. Die Aufbauſchul
will in Heſſen nicht recht vorwärts gehen. Wir haben den Wunſch, ſie
dem urſprünglich gedachten Zweck zurückzuführen und ſie ſo auszugeſtal
ten, daß ſie ſchon in 6 Jahren zur Hochſchulreife führt. Die Not de
Junglehrerſchaft iſt ſehr groß. Das Leſebuch für Volksſchulen iſt nich,
ſo, wie wir es wünſchen. Wir haben kein Leſebuch, das ſich bewußt
in den Dienſt der neuen Staatsform ſtellt. Redner vermißt darin die
Arbeiterdichter und vor allem die Reichsverfaſſung. Wir verlangen
er=
neut die Abſchaffung dieſer Leſebücher und die Einführung eines Leſt
buchs, das ſich auch in den Dienſt der Republik ſtellt. Wir haben ſogar
noch Rechenbücher, in denen unter anderem die Aufgabe zu finden iſt
Wann iſt unſer Kronprinz geboren? Ich gebe zu, daß an ſolchen Au
gaben die Republik nicht ſcheitern wird, aber immerhin iſt es von
außer=
ordentlicher Wichtigkeit, daß endlich einmal ſolche Bücher aus der Schul
beſeitigt werden, Der Antrag des Bauernbundes, der den Fortbildungs
unterricht nur in der Zeit vom 1. November bis 31. März erteilt wiſſen
wolle, ſei gleichbedeutend mit einer Zerſchlagung der Fortbildungsſchule
(Große Unruhe.) In keinem deutſchen Lande werden ſolche Angrifff
gegen die Fortbildungsſchule im allgemeinen und gegen die weiblich
im beſonderen erhoben, wie gerade in Heſſen. Nachdem ſich dann der
Redner noch mit der finanziellen Auswirkung der Neuorganiſation der
Schule und der Bedeutung des Werkunterrichts beſchäftigt hat, betont
er, die ſtaatsbürgerliche Geſinnung bei Neuernennung von höheren Be
amten an den höheren Schulen müſſe ausſchlaggebend ſein. Er ſetz
ſich zum Schluß für die vierjährige Grundſchule ein und ſchließt mit den
Worten: Ein Staat ſagt ſeinen Bankerott an, wenn er an der Schule
und an der Erziehung der Jugend ſpart.
Abg. Lenhart (Ztr.): Die Schulfrage iſt für das Koalitionsver
hältnis die verhältnismäßig ſtärkſte Belaſtungsprobe. Wir ſind für
die Bekenntnisſchule, während das Landesamt für die Simultanſchule
iſt. Wir verlangen mit unbeugſamer Entſchiedenheit das
Reichsſchul=
geſetz. Die Schulſtube müßte bei ernſtem Arbeiten und Lernen in
de=
heutigen unruhigen Zeit ein Aſyl der Sammlung, der Ruhe ſein, ſo
daß ſich die ſtets vibrierenden Nerven der Kinder beruhigen können
Während früher in der Schule gar nichts los war, iſt jetzt faſt
imme=
etwas los. Die Kinder werden ohne Unterbrechung bald zu dieſer, bal
zu jener Veranſtaltung aus der Schulſtube herausgeriſſen. Hier lieg
heute für viele Lehrer und alle Schüler ein Allzudiel vor, was unge
ſund iſt und ſich den erzieheriſchen Momenten hemmend in den Wee
ſtellt. Die Schule iſt zum Exerzierfeld, zur methodiſchen Verſuchsanſtalt
geworden. Gewiß hat das Streben nach einer möglichſt guten
Arbeits=
art, nach einem möglichſt vollkommenen Arbeitsweg ſeine Berechtigung
aber der Erfolg des Unterrichts hängt doch zum größten Teil von der
Liebe und ſittlichen Hingabe der Lehrer ab. Der Schule von heute
fehlt die Stetigkeit des Betriebs. Bald ruft man nach der Arbeitsſchule
bald wird der Werkunterricht herausgegriffen. Das Gute wird ſich von
ſelbſt durchſetzen. — Die Reformpläne für die höheren Schulen
kön=
nen nur ein Kopfſchütteln hervorrufen. Wir ſtehen jeder Erdroſſelung
des humaniſtiſchen Gymnaſiums ablehnend gegenüber. In Heſſen
ſtell=
der Lehrplan des Gymnaſiums zwar nicht mehr das reine Ideal dar
iund wir ſind an der unteren Grenze des Möglichen angekommen, aber
trotzdem halten wir das humaniſtiſche Gymnaſium für das Studiun
der Geiſteswiſſenſchaften für die beſte Lehranſtalt. Der Staat braucht
fordern überhaupt humaniſtiſche Gymnaſien in einer genügenden
An=
zahl in ſeiner gegenwärtigen Form in allen drei Provinzen. — Die
Fortbildungsſchule iſt und bleibt für uns auch in der neuen Form eit
Schmerzenskind. Es werden noch große Schwierigkeiten zu überwinden
ſein. Man wird auf die Volkspſyche, vor allem bei der Einführung
der weiblichen Fortbildungsſchule, Rückſicht nehmen müſſen. Beim
Ab=
bau muß man ſehr vorſichtig verfahren. Wir ſtehen der künftigen
Lehrerbildung mit ſehr ernſtem Intereſſe gegenüber. Wir werden in
dieſer Frage die Intereſſen des Religionsunterrichts und der religiöſen
Erziehung unſerer Jugend zu wahren haben, zu deren Sicherung uns
die Reichsverfaſſung ein verbrieftes Recht gibt. Wir ſtimmen dem
Ka=
pitel Landesamt für das Bildungsweſen mit all den Vorbehalten zu
die ſich aus unſerer beſonderen Stellung ergeben.
Abg. Dr. Diehl (Dntl.) belehrt den Abg. Stork, daß die
Volks=
ſchule in Heſſen, wie er das in dem von ihm geſchriebenen Buch nach
leſen könne, nicht dem Staate, ſondern der Kirche ihr Daſein verdanke,
Redner ſetzt ſich für die Simultanſchule, da ſie für die gemiſcht=konfeſſio
nellen Verhältniſſe augenblicklich am geeignetſten ſei, ein. Es verſtoße
gegen den § 1 des Volksſchulgeſetzes, wenn Lehrer im Lande
herum=
reiſen dürften, um gegen die Religion zu agitieren, und wenn ſie das
apoſtoliſch= Glaubensbekenntnis ungeſtraft verſpotten dürften. Bei
der=
artigen Vorkommniſſen werde auch die evangeliſche Bevölkerung ſid
die Frage vorlegen müſſen, ob ſie nicht zugunſten der Konfeſſionsſchule
ſich gegen die Simultanſchule einſtellen müſſe.
Nach der Pauſe fragt Abg. Kindt (Deutſchnatl.), ob der
Regie=
rung bekannt ſei, daß die Städte Offenbach und Darmſtadt größere Be
träge ihrer Einnahmen bei Banken zinstragend anlegen, bzw.
theſſau=
rieren.
Miniſterialdirektor Spamer erwidert, falls es ſich wirklich un
ein Theſſaurieren handele, werde man dagegen vorgehen, während ge
gen eine zinsbare Anlage an ſich nichts einzuwenden ſei. Die Regierung
werde die Sache im Auge behalten.
Auf eine weitere Anfrage Kindts, ob der Regierung bekannt ſei
daß die Stadt Darmſtadt einen Rathausumbau, die Errichtung
eines Ratskellers und gärtneriſche Anlagen auf dem Marktplatz plane
erwidert Miniſterialdirektor Spamer, daß der Regierung dieſe Pläne
nicht bekannt ſeien, da die Stadt nicht geſetzlich verpflichtet ſei derartige
Pläne anzuzeigen. Vor der Genehmigung der Steuerſätze werde die
Regierung als Aufſichtsbehörde eingreifen.
Abg. Reiber (Dem.) kritiſiert die Schulpolitik des Reiches. Di
Lehrerbildung in Heſſen ſei ſoweit gefördert, daß vom nächſten Jahre ab
die Seminare verſchwunden ſeien. Der Ausbau der Fortbildungsſchule
müſſe in der vom Landesamt für das Bildungsweſen beabſichrigter
Form erfolgen. Die vom Abg. Lenhart geſchilderte Unruhe im
Unter=
richtsbetrieb ſpiegele die allgemeinen Verhältniſſe wider. Man befinde
ſich eben in einer Uebergangszeit, in der naturgemäß viel experimen
tiert werde. Der Uebergang von der Lernſchule zur Arbeitsſchule könne
nicht ohne dieſe Uebergangserſcheinungen erfolgen. Wenn die
Kommu=
niſten die Lernmittelfreiheit verlangten, ſo ſei darauf hinzuweiſen, daf
dieſe in Offenbach und Mainz bereits allgemein eingeführt ſei, während
man in Darmſtadt noch nicht ſo weit ſei. Sie allgemein einzuführen
ſei Sache des Reiches. Redner ſetzt ſich ſodann für eine der
Arbeits=
leiſtung und Bedeutung der Lehrer entſprechende Eingruppierung ein
und empfiehlt die Prüfung der Frage, ob man nicht auch bei den
Leh=
rern beſondere Tikelunterſchiede einführen ſolle. Die Regierung fragt
er, warum die Beförderungsſperre für die Lehrerſchaft nicht aufgehoben
worden ſei. Die kommende Generation könne für den ihr bevorſtehen
den ſchweren Lebenskampf nur durch eine tüchtige Ausbildung geeignet
gemacht werden. An einen Abbau des Landesamts für das
Bildungs=
weſen dürfe daher nicht gedacht werden.
Die Anfrage des Abg. Kindt (Deutſchnatl.), ob der Schriftſtellet
Wilhelm Michel von der Regierung Gehalt erhalte, beantwortet Mini
ſterialrat Urſtadt dahin, daß Schriftſteller Michel als Berater in Kunſt
und Unterrichtsangelegenheiten beſchäftigt ſei, und daß er jetzt
vertrag=
lich monatlich 81 Mark bekäme.
Schluß der Sitzung: 12.50 Uhr.
Nächſte Sitzung: Freitag, vormittags 9 Uhr,
Der Geſetzgebungsausſchuß des Landtags tritt am
Mon=
tag=Nachmittag zur Beratung des Jugendwohlfahrtsgeſetzes und der
Petitionsausſchuß zur Beratung einer Anzahl Anträge zuſammen.
— Von der Nationalſtenographie. Am 4. Juli 1924 feierr Hert
Sanitätsrat Dr. Albrecht v. Kunowski ſeinen 60. Geburtstag. Dr. v.
Kunowski hat in Gemeinſchaft mit ſeinem Bruder, Geneneralmajor
a. D., Felix v. Kunowski die National=Stenographie, die drittgrößte
Kurzſchriftſchule Deutſchlands, begründet. Die beiden Brüder ſind
fer=
ner bekannt durch ihre wiſſentſchaftlichen Forſchungen auf
ſtenographi=
ſchem Gebiet und u. a. durch das bedeutendſte Werk auf
kurzſchriftwiſſen=
ſchaftlichem Gebiet: „Die Kurzſchrift als Wiſſenſchaft und Kunſt”. —
Gleichzeitig weiſen wir auf den am kommenden Sonntag ſtattfindenden
Ausflug des Nationalſtenographen=Vereins v. Kunowski, Darmſtadt,
nach dem Felſenmeer hin. Auf dem Felsberg findet die eigentliche
Ge=
burtstagsfeier für unſeren Syſtemerfinder ſtatt. Treffpunkt: Hbhf,
halb 8 Uhr. (Näheres ſiehe Anzeige.)
Rummer 184.
Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 4. Juli 1924.
Scite 2.
Aus Heſſen.
H. OberRamſtadt, 3. Juli. Gemeinderatsſitzung. In
ſer heutigen Gemeinderatsſitzung wurde zunächſt nach längerer
Aus=
prache, einem Vorſchlage der Finanzkommiſſion entſprechend, der
Aus=
chlagsſatz der 1924er Gemeindeumlagen auf 12 Goldpfennige für 100
Nark Steuerwert der Gebäude und 60 Goldpfennige der land= und
orſtwirtſchaftlich genutzten Grungſtücke und Rechte feſtgeſetzt. Ein
Vor=
chlag der Baukommiſſion, verſchiedene Reparaturarbeiten an
Gebäu=
ſen der Gemeinde vornehmen zu laſſen, findet die Zuſtimmung des
Ge=
neinderats. Die ſich ergebenden Arbeiten und Lieferungen ſollen
mög=
ichſt zum freien Wettbewerb ausgeſchrieben werden. Mit der
Ver=
egung der Baufluchtlinie in der oberen Adlergaſſe nach dem Projekt
es oberen Baubeamten bei der Kreisverwaltung erklärt ſich der
Ge=
jeinderat einverſtanden. Die Lieferung von einem Faß Fußbodenöl
ir die Schulen, wird der Firma O. Jakoby=Ober=Ramſtadt auf Grund des
(ngebots vom 26. Juni 1924 übertragen. Von einem teſtamentariſchen
Fermächtnis des kürzlich in Darmſtadt verſtorbenen Frl. Emilie Ale=
Id zugunſten der Ortsarmen von Ober=Ramſtadt wird dem
Gemeinde=
at Kenntnis gegeben. Desgleichen von dem Kreisausſchußurteil in
er Sache „Ortsbürgernutzen” (Anfechtung zweier
Gemeinderats=
eſchlüſſe durch den Bürgermeiſter). Nach eingehender und heftiger
usſprache über dieſen Punkt beſchließt der Gemeinderat mit 9 gegen
Stimmen, das erwähnte Urteil mit Klage an den Provinzialausſchuß
nzufechten. Im Verlaufe der lebhaften Debatte über dieſen
Tages=
rdnungspunkt verließ die ſozialdemokratiſche Gemeinderatsfraktion
ge=
hloſſen den Sitzungsſaal, ſo daß die Weiterführung der Sitzung in=
Ige Beſchlußunfähigkeit vertagt werden mußte.
— Ober=Ramſtadt, 2. Juli. 25jähriges Stiftungsfeſt des
eſangvereins Harmonie. Am 5., 6. und 7. Juli begeht der
zerein das Feſt ſeines 25jährigen Beſtehens. Mit den Vorbereitungen
ſurde beizenten begonnen. Es wurde keine Mühe geſcheut, um dem
eſt einen würdigen Anſtrich zu verleihen. Das Feſtprogramm iſt kurz
ilgendes: Am Samstag, den 5. Juli abends 9 Uhr, findet großer
ackelzug ſtatt, an dem ſich ſämtliche Ober=Ramſtädter Vereine
beteili=
en. Zum Zug wird in der Bahnhofsallee aufgeſtellt, worauf ſich der
ug durch die Straßen des Orts nach dem Feſtplatz bewegt, der den
Ver=
iſtaltern von ſeiten der vereinigten Turnerſchaft überlaſſen wurde.
ortſelbſt Konzert, Geſangsvorträge, Stellen von Pyramiden und
Tarmorgruppen, turneriſche Aufführungen und nach eingetretener
ſunkelheit großes Brillant=Feuerwerk. Am Sonntag früh Abholen der
„Swärtigen Vereine, die ſich in großer Zahl gemeldet haben, mit Muſik
m Bahnhof und Unterbringung in die Quartiere. Am Nachmittag,
Uhr, Feſtzug ſämtlicher Vereine nach dem Feſtplatz, daſelbſt
Be=
rüßung durch den Feſtpräſidenten und den Begrüßungschor. Die von
en Ehrenjungfrauen durch die hieſigen Einwohner geſtiftete
Gedenk=
hleife wird danach überyeicht. Sodann Geſangsvorträge ſämtlicher
er=
hienenen Vereine. Auf dem Feſtplatz große Beluſtigungen u. a. m.
Zotzenbach, 2. Juli. Tod beim Baden. Beim Baden in der
eſchnitz ging der 10jährige Sohn des Landwirts Adam Roth unter.
ſan konnte ihn nur als Leiche bergen. Der Junge war in eine tiefe
ſtelle des Waſſers geraten.
Vk. Wimpfen a. N., 3. Juli. In dem berühmten Solbad und
uftkurort Wimpfen, das durch den Beſuch des Heſſiſchen Landtags
jeder als Stück heſſiſcher Erde eindringlich ins Gedächtnis gerückt iſt,
ginnt jetzt die Hauptſaiſon. Das behaglich eingerichtete Kurhotel
Tathildenbad mit ſeiner prächtigen Lage, 200 Meter hoch ſteil über
em Neckar, und ſeinen heilkräftigen Solbädern hat ſchon einen
ſtatt=
chen Beſuch aufzuweiſen, der ſich erfreulicherweiſe wieder in ſtärkerem
taße aus Darmſtadt rekrutiert. Auch als Ausgangspunkt für die
eckarwanderungen wird das mittelalterliche Wimpfen mit ſeiner
ſtol=
n Kaiſerpfalz, den Arkaden, Kreuzgängen und Türmen, viel beſucht.
Wk. Wimpfen a. N., 2. Juli. Am Samstag begann der
alljähr=
ch von weither beſuchte Talmarkt zu Wimpfen, unſerer heſſiſchen
gklave am Neckar. Bude an Bude reihte ſich durch ganz Wimpfen im
al zum Verkauf der verſchiedenſten Waren, und auf dem Lindenplatz
vor der Stiftskirche konzentrierte ſich der Jahrmarktstrubel. Am
Sonn=
tag waren von Heilbronn aus eine Reihe von Sonderzügen eingelegt,
außerdem ſtrömte von allen Seiten die Landbevölkerung herbei, ſo daß
es ein außerordentliches Gewühl — ſo das richtige Jahrmarktsmilieu —
gab. Wenn auch die Geldknappheit die Kaufluſt dämpfte, ſo dürften
doch viele auf ihre Rechnung gekommen ſein.
Dornheim, 1. Juli. Am letztverfloſſenen Sonntag feierte die
hieſige „Freiwill. Feuerwehr” das Feſt ihres 40jährigen Beſtehens,
ver=
bunden mit dem 10. Kreisfeuerwehrtag. Schon am Samstag abend
fand ein Fackelzug durch die Straßen Dornheims mit darauffolgendem
gemütlichen Zuſammenſein in der Brauerei Lerch ſtatt. Liedervorträge,
turneriſche Uebungen und Tanz wechſelten dabei miteinander ab. Das
Feſt war am Sonntag außerordentlich ſtark beſucht und nahm in allen
ſeinen Teilen einen ſchönen Verlauf. Die Abgeordnetenverſammlung
in der Brauerei Lerch war ſehr gut beſucht. Es waren 29 Gemeinden
vertreten. Die von der „Freiw. Feuerwehr Dornheim” vorgeführten
Uebungen zeigten eine gute Schulung. Dornheim kann ſtolz ſein, eine
ſolche Wehr zu beſitzen. Der Feſtzug bot ein farbenprächtiges Bild und
bewegte ſich durch die feſtlich geſchmückten Hauptſtraßen des Ortes nach
dem Feſtplatz an Lerchs Felſenkeller, woſelbſt Anſprachen, Konzert, Ge
ſangsvorträge und turneriſche Uebungen ſtattfanden. Man trennte ſich
abends mit dem Bewußtſein, einen ſehr ſchönen kameradſchaftlichen Tag
verlebt zu haben.
R. Guſtavsburg, 1. Juli. Tödlich verunglückt iſt heute
vor=
mittag der 61 Jahre alte, unverheiratete Friedrich Müller, wohnhaft zu
Mainz=Koſtheim, der in der hieſigen Maſchinenfabrik Augsburg=
Nürn=
berg, Werk Guſtavsburg, über 25 Jahre beſchäftigt war. Müller befand
ſich zwiſchen zwei Keſſeln und hatte unter einem derſelben zu arbeiten.
Dieſer kam auf unerklärliche Weiſe ins Rollen und drückte Müller gegen
den nebenanliegenden Keſſel, wobei ihm der Bruſtkorb eingedrückt
wurde. Vlutüberſtrömt wurde der Schwerverletzte nach dem
Verbands=
zimmer gebracht, wo er einige Minuten darauf ſtarb.
Offenbach a. M., 3. Juli. Zur Offenbacher Mordaffäre.
Wie jetzt endgültig feſtgeſtellt wurde, kommen die drei in München
verhafteten Perſonen als Täter in der Mordſache Henke nicht in
Be=
tracht. Sie befanden ſich z. Z., als die Tat begangen wurde, tatſächlich
in Mainz in Haft. Neue Spuren ſind bis jetzt nicht gefunden worden
+ Offenbach, 3. Juli. Der kommuniſtiſche Stadtverordnete Franz
Härtle wurde vom Schöffengericht wegen Mißhandlung des
ehemali=
gen ſozialdemokratiſchen Stadtverordneten Wehrauch in Gemeinſchaft
mit zwei anderen Kommuniſten zu einer Gefängnisſtrafe von 4
Mona=
ten, den Koſten des Verfahrens und den Koſten des Nebenklägers
Weh=
rauch verurteilt. Der Vertreter der Anklage hatte 300 Goldmark
Geld=
ſtrafe beantragt.
+ Offenbach, 3. Juli. Die Wohnungen ſtehen hier, wie
natür=
lich überall im Reiche, ſeit fünf Jahren unter Zwangswirtſchaft,
und man kann und muß ſagen, daß man in dieſer Zeit mit dem
Woh=
nungsamt nicht zufriedener, und daß es auf dem Wohnungsamt nicht
beſſer geworden iſt. Wer mit dem Wohnungsamte zu tun hat, hat auch
Klagen über dieſes. Die Stadt gibt ſich zwar, das muß anerkannt
wer=
den, alle und redliche Mühe, dem Wohnungselend zu ſteuern. Was ſie
aber an Wohnungen bauen kann, iſt eigentlich nur ein
Beruhigungs=
mittel für die Wohnungsloſen und ein Tropfen auf einen heißen Stein.
Mit Recht führte kürzlich ein Stadtverordneter in der Sitzung der
Stadt=
verordneten aus, es fehlten heute 2300 Wohnungen, und wenn die
Sadt auch jährlich 60 Wohnungen herſtelle, ſei ſie in 40 Jahren, alſo
nach einem Menſchenalter, erſt des Umfanges der heutigen
Wohnungs=
not Herr geworden. Gründliche Abhilfe könne ſchließlich nur das
Unternehmertum und der Abbau der Zwangswirtſchaft im
Wohnungs=
weſen bringen. Dazu müßten die Friedensmieten ſchnellſtens wieder
zugelaſſen werden. Die heutige Wirtſchaftslage wird ja auch zur
Mil=
derung des Notſtandes manches beitragen können. Manches in der
In=
flationszeit gegründete Geſchäft wird ſich nächſtens nicht mehr halten
können und ſeine Räumlichkeiten werden dem Wohnungsamt für
Wohn=
zwecke zur Verfügung ſtehen. Die Friedensmiete wird die Menſchen
zwingen, wieder näher zuſammenzurücken, da ſie die Ausgaben für die
Miete werden beſchränken wollen. Heute iſt es vielfach noch ſo, daß
man Ausſtattungsgegenſtände, die man beſitzt, nicht hergibt, wenn man
nicht unbedingt muß, ja noch hinzukauft, wie man das unter der
Herr=
ſchaft der Papiermark gelernt hat. Durch dieſe Gewohnheit wird das
Zuſammenrücken bei Verkleinerung oder teilweiſer Auflöſung des
Haus=
halts ebenfalls nicht gefördert. Immerhin iſt es nützlich und gut, wenn
Wohnungsfragen in der Stadtverordnetenverſammlung öfters und
gründlich beſprochen werden. So wollte die Stadt dieſes Jahr erſt 22
Häuſer bauen. Aus dieſen 22 wurden im Ausſchuß 28, und endlich
entſchloß man ſich, den Betrag für die 28 Häuſer in dieſem Jahre ganz
auszugeben und die Neubauten (60 Wohnungen) nur im Rohbau
her=
zuſtellen. Das iſt aber ein Gedanke, auf den man eigentlich ſofort hätte
kommen müſſen. Bei der vorgeſchrittenen Jahreszeit (wie ſind bereits
im Juli und die Bauten ſind noch nicht vergeben oder gar angefangen)
iſt es ein Ding der Unmöglichkeit, weiter als über den Rohbau
hinaus=
zukommen. So ſind auch dieſe 60 Wohnungen noch Zukunftsmuſiſ, die
man erſt in weiter Ferne — im nächſten Jahre — in unmittelbarer
Nähe hören wird. Dann erſt werden die 60 Wohnungen bezugsfertig
ſein.
Bad=Nauheim, 2. Juli. Auf friſcher Tat erwiſcht wurde
hier ein Einbrecher, der ſich in ein Zimmer Eingang verſchafft hatte
und Schmuckſachen und ſonſtige Wertgegenſtände an ſich nahm. Beim
Verlaſſen des Hauſes wurde er verfolgt und es gelang, ihn zu
ver=
haften.
— Ulrichſtein, 2. Juli. Hoherodskopffeſt. Aus Anlaß des
Hoherodskopffeſtes des V.H.C. ſtellt das Poſtamt in Ulrichſtein am
nächſten Sonntag mehrere Kraft=Omnibuſſe bereit. Die Abfahrt nach
dem Hoherodskopf erfolgt von der Autohalle in Ulrichſtein nach
Ein=
treffen der Kraftpoſt von Mücke, 10,30 Uhr vorm. Rückfahrt nach Wunſch
ſo, daß die Eiſenbahnanſchlüſſe in Mücke nach Gießen ufw. abends
er=
reicht werden.
Worms, 1. Juli. Einbruchsdiebſtahl. Nachts wurden
dem Hauptkaſſierer bei der hieſigen Stadtkaſſe aus ſeinem Rock, den er
im Vorplatz ſeiner Privatwohnung aufgehängt hatte, die Duplikat=
wertlos ſind, zu beginnen beabſichtigt, wird er bei ſeiner Verhaftung,
Worms, 3. Juli. Die Rücklöſung der Möbel von
Aus=
gewieſenen. Wie der hieſige Kreisdelegierte mitteilt, wird bei
der Rückkehr von Ausgewieſenen durch Vorzeigen des mit dem Stempel
der Kreisdelegation verſehenen Ausweiſes das Mobiliar frei und ohne
Zulaufsbewilligung hereingelaſſen werden unter der Bedingung, daß
es ſich um gebrauchte Möbel handelt.
Oppenheim, 2. Juli. Ein gefährlicher Fahrraddieb
der hier ſchon ſeit längerer Zeit ſein Handwerk treibt und vor dem
kein Rad ſicher war,, iſt nun endlich gefaßt worden in der Perſon des
24jährigen Hans Groh aus Wintersheim. Eine Unmenge geſtohlener
Fahrräder im Kreiſe Oppenheim ſind auf ſein Konto zu ſchreiben.
Aüteraagert
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Ludwigshöhstraße 1: C. Watzinger Nachf., Wilhelminenstr. 11; Chr.
Schwinn, Rheinstraße; G. Hübner, Karlstraße 56.
(V.1079
Familiennachrichten
Unsere IIse Therese ist
glücklich angekommen
Heinrich KahnuFrau
Selma, geb. Oras
Darmstadt, 2. Juli 1924
Liebigstr. 11, pt.
(*19283
Enſere kirchliche Trauung findet
U am Samstag, den 5. Juli,
nachm. 3 Uhr, in der
Johannes=
kirche ſtatt
Liſa Jung
Karl Walther
Mollerſtr. 47
Tſebigſtr. 10
(e19221
Statt Karten
Ihre Verlobung beehren ſich anzuzeigen
Aenne Sturmfels
Fritz Breitſchwerdt
Darmſiadt
Nürnberg
4. Juli 1924
Todes=Anzeige.
Geſtern abend verſchied
plötz=
lich unſere liebe Mutter
geb. Willmann.
Darmſtadt, den 3. Juli 1924.
Dietrauernden Hinterbliebenen.
Die Beſtattung findet Samstag,
den 5. Juli, um 11 Uhr vorm.,
auf dem Friedhof an der Nieder=
Ramſtädterſtr. ſtatt. (*19290
Todes=Anzeige.
(Statt beſonderer Anzeige.)
Nach langem, ſchwerem Teiden verſchied
in der Nacht des 2. Juli mein lieber Mann,
unſer guter Vater und Bruder
Herr
Dr. Emil Hof
Amtsgerichtsrat.
Darmſtadt, Babenhauſen, Groß=Umſtadt,
den 3. Juli 1924.
Martha Hof, geb. Schulz
Walther Hof
Annemarie Hof.
Anna Krauß
Anna Bickelhaupt.
Die Beerdigung findet im Waldfriedhof ſtatt
Samstag vorm. 10 Uhr.
(8636
Unterfertigter C. C. erfüllt hiermit die traurige Pflicht,
ſeine lieben A. H. A H. und ia. Cb. ja. Cb. von dem ain
29. Juni 1924 in Hörde erfolgten Ableben ſeines lieben
inaktiven Corpsburſchen
Peter Boos, cand. dipl. ing.
(aktiv 1919—21)
geziemend in Kenntnis zu ſetzen.
Der C. C. der „Rhenania=Darmſtadt”
J. A.: Petzold XXX
8621)
Schirft
am eiſernen Tor des
früheren Schützenhofs
abhanden gekommen.
Abzugeb. Fundbüro
Polizeiamt. (*19220
Verloren
Lodes=unzeige.
Allen Freunden und Bekannten die traurige Nachricht
vom Heimgang meiner treuen, herzensguten Gattin, unſerer
treuſorgenden Mutter und liebwerten Schwiegermutter,
der liebevollſten Großmutter
Emma Conrad, geb. Wedel.
Im Namen aller Hinterbliebenen:
Der tieftrauernde Gatte A. Conrad.
Roßdorf (Roßberg), den 3. Juli 1924.
Die Beerdlgung findet am Samstag nachmittag 3 Uhr ſfatt.
(*19273
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iſt es mir nur auf dieſem Wege
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lich, meinen herzlichſten Dank
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zuſtatten. Beſonderen Dank Herrn
Pfarrer Lautenſchläger für ſeine
tröſtenden Worte. Dies alles hat
mir in dieſen ſchweren Stunden
wohlgetan.
Dir aber, du edler, ſtiller Dulder,
rufe ich ein „Habe Dank” und „Nuhe
ſanft” in die Ewigkeit nach.
In tiefſter Trauer
Im Namen aller Hinterbliebenen:
Frau Anna Leſchhorn.
Darmſtadt, den 3. Juli 1924.
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Vereinigung früherer Leibgardiſten.
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nach Schaafheim
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Union-
Sonntag, 6. Juli 1924
6 Uhr, vorm. und
7,30, vorm.
ab Hanptbahnhof.
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bis Babenhauſen
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Kapellmeister: Willy Schlupp
Freitag, den 4. Uull 1924
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Dichtung
Sybelius
2. Vier Menschenalter, Ouvertüre
Lachner
3. a) Extase
Ganne
b) Duett aus Samson und
Dalila (für Trio)
Saint Saens
4. Wolgageister, Fantasie
Leuchner
5. Die Femrichter, Onvertüre
Berlioz
6. Minnesold, Ballettsuite
Fresco
7. Larghetto a. d. II. Symphonie
Beethovon
8. Große Fantasie über Melodien
von
Wagner
Sonntags von 11 bis 1 Uhr Frühkonzert
(86
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Montag, den T. und Dienstag, den 8. Jul
findet wieder in bekannter Weiſe das groß
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Karzſſell, Walhalla, Sekt= und Likörſtuben
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In den inneren Räumen des Kurhauſe=
— Konzerte. —
Nationalſtenographen Berein „von Kunowski”
Darmſtadt.
Sonntag, den 6. Jrli 1924
Ausflag
nach dem Felſenmeer, verbunden mit Geburtstagsfeier
unſeres Syſtemerfinders, Herrn Dr. A. von Kunowski
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Am 5. Zuli, abends 8 Uhr, im ſtädt.
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Am 6. Juli, vorm. 10 Uhr, vorausſichtlich
Marienplatz, Feſigottesdienſt.
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nachm. 3 Uhr, ab Meßplatz, Feſizug
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abends ab 6 Uhr, Feſiball, Theater,
Geſang, Tänze, Gartenkonzert uſw.
im ſtädt. Saalbau.
Sämtliche Darmſtädter Vereine und
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bände uſw. ſowie die geſamie verehrliche
Einwohnerſchaft wird hierdurch nochmals
zur Beteiligung herzlich eingeladen. Um
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8643
In das Genoſſenſchaftsregiſter wurde
am 20. Juni 1924 bezüglich der Sper=
und Daxiehnskaſſe, c. G. m. u. H.
zu Haipertshauſen, eingetragen: Die
Ge=
no enſchaſt iſt in eine ſolche „mit
be=
ſchränkter Haftpflicht” nmgewandelt. 86‟
Heiſt Amts erticht Groy=UImſtadt.
Eintragungen am 30. Jun: 1924 in
das Handelsregiſter, und zwar in Abt. A:
Die Firma Mayer & Neu in Lengfeld;
offene Handelsgeſellſchaft ſeit 1. Oktober
1923; perſönlich haftende Geſellſchaſter
ſind Kaufmann Hermann Mayer und
Faufmann Ludwig Neu in Lengfeld. —
In Abt. B bezüglich der Firma
Gebrü=
der Müller, G. m. b. H. zu
Leng=
feld: Die Verrretungsbefug is des
Kauf=
inanns Rudolf Nock in Darmſtadt als
(8609
Geſchäfsführer iſt beendet.
Heſſ. Amtsgericht Groß=Umſtadt.
jeder
Schreibmaſchinegarbeiten Art
(auch nach Stenogramm=Diktat)
werden raſch und billig ausgeführt. (*19299
Heinheimerſtraße 59, II.
Erwerbsloſenfürſorge
und Krankenkaſſen.
Gemäß § 34 der Reichsverordnung
vom 10. Oktober 1923 in der Faſſung
vom 16. Februar 1924 ſind vom 1. Juli
1924 ab — vorläufig jedoch nur für den
Monat Juli — an Beiträgen zur
Finan=
zierung der notwendigen Koſten des
Ar=
beitsnachweiſes und der
Erwerbsloſen=
fürſorge zu erheben:
1½a2lo des jeweiligen Grundlehnes
Beitragspflichtig ſind die
Arbeitneh=
mer, die auf Grund der
Reichsverſiche=
rungsordnung oder des
Neichsknapp=
ſchaftsgeſetzes für den Fall der Krankheit
pflichtverſichert ſind, und ihre Arbeitgeber.
Arbeitgeber und Arbeitnehmer tragen
Beitrag je zur Hälfte.
Hinſichtlich der Abführung der
Bei=
träge an die Krankenkaſſen und die
Weiterleitung der eingegangenen Beträge
an die Kaſſe des Arbeitsnachweiſes bleibt
es bei dem bisherigen Verfahren. (st8638
Darmſtadt, den 30. Juni 1924.
Oeffentlicher Arbeltsnachweis für
Stadt und Kreis Darmſtadt.
In das Genoſſenſchaftsregiſter wurde
am 30. Juni 1924 bezüglich der Spar=
und Darlehnskaſſe, e. G. in. u. H.
zu Klein=Umſtadt, eingetragen: Die
Ge=
noſſenſchaft hat ſich in eine ſolche „init
beſchränkter Haftpflcht” umgewandelt.
Die Satzung datiert vom 12. Juli 1923.
Groß=UImſtadt, den 30. Juni 1234.
Heſſiſches Amtsgericht. (860
Rummer 184.
Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 4. Juli 1924.
Seite 9.
Von Rechtsanwalt Dr. Knoepfel, Darmſtadt.
Die Klagen der Kaufmannſchaft, wie ſie in der Eingabe des
Zentralverbandes des deutſchen Großhandels an das
Reichs=
juſtizminiſterium (vgl. „Darmſt. Tgbl.” vom 12. 6. 1924,
Handels=
teil) enthalten ſind, ſind zum großen Teil berechtigt. Gerade
heute, wo die ſcharfe Anſpannung auf dem Geld= und
Kredit=
markt, die Stockung im Abſatz und Zahlungsverkehr es dringend
notwendig machte, fällige Außenſtände ſo ſchnell wie möglich
ein=
zutreiben, müßte ein Weg gefunden werden, die Rechtsverfolgung
aufs äußerſte zu beſchleunigen, zumal, wie die Eingabe richtig
betont, eine ganze Reihe von Schuldnern das anhängige
Klage=
oder Mahnverfahren als eine Art Moratorium für ſich
aus=
nutzen. Daß die kommenden Gerichtsferien eine weitere Gefahr
nach dieſer Richtung hin bedeuten, ſei nur nebenbei erwähnt:
Die Erfahrungen des vorigen Jahres ſind betrübend, wo ein
mit der Gefahr der Geldentwertung begründeter Antrag auf
Erklärung einer Klage zur Ferienſache abgelehnt wurde mit der
Begründung, daß dieſe Gefahr ja bei allen Sachen vorliege und
deshalb für dieſe Sache keine Ausnahme gemacht werden könne.
Die einzige logiſche Konſequenz zu ziehen, worauf damals der
betreffende Anwalt des Gläubigers hinwies, daß dann alle
Sachen eben reif zur Ferienſache ſeien, hat das betreffende
Ge=
richt ſich geſcheut. Heute liegen die Dinge auch ohne Inflation
wieder ähnlich. Ein Kaufmann, der heute eine Forderung
ein=
klagt, beweiſt damit, daß es für ihn dringend notwendig iſt,
unter Aufwand von Koſten zu Wege zu gehen, daß es eine eilige
Sache für ihn iſt, die unbedingt Ferienſache ſein müßte: ob
dieſesmal die Gerichte anders entſcheiden werden, bleibt
abzu=
warten.
Die Emminger’ſchen Notverordnungen zur
Zivilprozeß=
ordnung (Zivilprozeßnovelle und Entlaſtungsverordnung) haben
verſucht, vom grünen Tiſche aus die Schwierigkeiten zu
beſei=
tigen: Zunächſt hat aber derſelbe Notſtand, der angeblich zur
Schnellfabrikation dieſer Verordnungen geführt hat, einen Strich
durch die Rechnung gemacht. Der durch die Not des Vaterlandes
gebotene Beamtenabbau muß — auch bei Abnahme der
Prozeß=
zahl — unbedingt eine Verringerung der Arbeitsfähigkeit der
Gerichte herbeiführen. Wenn die Kanzleien der Gerichte, an
denen die Verzögerung meiſtens hängt, ſo perſonalarm gemacht
worden ſind, daß ſie der angehäuften Sachen nicht mehr Herr
werden, helfen alle Juſtizverordnungen über das
Prozeßverfah=
ren ſelbſt nichts, denn der Grund der Verzögerung liegt nicht im
Prozeßverfahren ſelbſt, ſondern in der büromäßigen Tätigkeit
vor oder nach dem eigentlichen Prozeßverfahren, in der
Kanzlei=
tätigkeit.
Immerhin bleibt auch inerhalb des Prozeßverfahrens noch
allerlei Möglichkeit, das Verfahren mehr zu beſchleunigen, als
dies jetzt teilweiſe geſchehen iſt.
Nicht ganz richtig iſt es, wenn in der Eingabe des deutſchen
Großhandels geſagt wird, daß nach der
Verfahrens=
ordnung jeder amtsgerichtliche Anſpruch zuerſt im
Mahn=
verfahren geltend gemacht werden muß. Die fragliche
Beſtim=
mung ſteht nicht in der Verordnung über das Verfahren der
Gerichte, ſondern in der Entlaſtungsverordnung (abgedruckt im
Reichsgeſetzblatt 1924, Teil I, S. 552) und lautet, daß jeder
An=
ſpruch, der vor die Amtsgerichte gehört (alſo grundſätzlich alle
Geldklagen bis zu 500 Goldmark), zunächſt im Mahnverfahren
geltend gemacht werden ſoll (alſo nicht muß!). Wird trotzdem
nicht der Antrag auf Zahlungsbefehl, ſondern Klage oder der
durch die Zivilprozeßnovelle (§ 495a) neu eingeführte
Güte=
antrag eingereicht, ſo gilt dieſer Antrag als Antrag auf
Zah=
lungsbefehl und wird demgemäß vom Gericht Zahlungsbefehl
erlaſſen, wenn nicht der Gläubiger mit der
Ein=
reichung glaubhaft macht, daß der Gegner den
Anſprch doch beſtreiten würde bzw. ſich auf eine
Verhandlung (ſei es eine ſtreitige Verhandlung oder eine ſolche
im Güteverfahren) einlaſſen würde. M. a. W., wenn der
An=
ſpruch bereits ſtreitig iſt, wenn über denſelben Differenzen
be=
ſtehen, die womöglich durch Vorlage der Korreſpondenz
nachge=
wieſen werden können, ſo empfiehlt ſich gleichwohl, ſofort
Klage bzw. Güteantrag zu ſtellen und die betreffenden
Be=
weisſtücke über das Beſtreiten des Anſpruchs mit
einzu=
reichen. Das Gericht darf in ſolchen Fällen dann keinen
Zah=
lungsbefehl erlaſſen, der ja nur eine zeitraubende Verzögerung
bedeuten würde, ſondern es muß ſofort Termin anſetzen, d. h.
nach Zahlung des vorher vom Gläubiger anzufordernden
Ge=
richtskoſtenvorſchuſſes; und hier iſt die wunde Stelle, welche die
meiſten Verzögerungen im Prozeßbetrieb bewirkt. Die in der
Inflationszeit (d. h. eigentlich erſt bei deren Ende) eingeführte
und damals berechtigte Verpflichtung zur vorherigen Zahlung
des Gerichtskoſtenvorſchuſſes hat inzwiſchen durch die eingetretene
Stabilität unſerer Währung jede Berechtigung verloren. Jede
Rechtsverfolgung iſt mehr, oder wenig eilig. Es beſteht kein
Grund, die Gewährung des ſtaatlichen Rechtsſchutzes durch
Vor=
ſchriften hinauszuzögern, die heute unberechtigt ſind. Gerade
durch die Vorſchußberechnung und Anforderung der Gerichte
ent=
ſteht faſt bei jeder Klage oder jedem Zahlungsbefehl eine
Ver=
zögerung von 8 bis 14 Tagen, oft noch mehr. Freilich kann ſich
der gewandte Gläubiger hier helfen, indem er den
Gerichts=
koſtendorſchuß ſelbſt errechnet oder auf der Gerichtsſchreiberei
er=
fragt und gleich bei Einreichung der Klageſchrift oder des
Zah=
lungsbefehls mit einzahlt. Dann ſetzt ſich die Gerichtsmaſchinerie
ſofort in Gang — oder ſollte es wenigſtens tun.
Ein weiteres Hemmnis für das Amtsgerichtsverfahren (
Pro=
zeſſe unter 500 Goldmark) bildet das bereits erwähnte, durch
die Emmingerſche Zivilprozeßnovelle eingeführte obligatoriſche
Güteterſahren, das dem ordentlichen ſtreitigen Prozeß
voraus=
gehen muß (§ 495a Z.P.O.). Die Ausnahmen, in welchen
von Güteverfahren abgeſehen und ſofort zur ſtreitigen
Verhand=
lung geſchritten werden kann, ſind ſo verſchwindend und ſelten,
daß ſie praktiſch gar nicht in Frage kommen. Zu beachten iſt,
daß man im Wechſelprozeß ohne Güteverfahren ſofort zum
ordentlichen Prozeß kommt. Bleibt im Gütetermin eine Partei
aus, ſo kann die andere Verſäumnisurteil erwirken. Erſcheinen
aber beide Parteien, ſo muß der Richter zunächſt einen
Güte=
verſuch machen, und wenn derſelbe erfolglos bleibt, ſoll die
Streitfache womöglich ſofort im gleichen Termin, wenn das nicht
möglich iſt, in einem alsbald anzuſetzenden neuen Termin, ſtreitig
verhandelt werden. In der Theorie ſieht das alles ſehr ſchön
aus, wer aber die überfüllten Säle unſerer Amtsgerichte kennt,
weiß, daß dort bei den vorgeſchriebenen, in vielen Fällen
zweck=
loſen Sühneverſuchen ſehr viel gute Zeit verſchwendet wird, daß
für die ſofortige ſtreitige Verhandlung der Sache wenig
Zeit übrig bleiben wird.
Was der Einzelne zur Beſchleunigung tun kann, iſt folgendes:
1. Klare Abfaſſung der Klageſchrift.
2. Im Falle einer Klage eventl. Glaubhaftmachung, daß der
Anſpruch ſtreitig iſt (Korreſpondenzeinreichung).
8. Einzahlung des Gerichtskoſtenvorſchuſſes gleichzeitig
mit Einreichung der Klage oder des
Zahlbefehls=
antrags.
4. Im Falle erfolgloſer Güteverhandlung Beſtehen auf der
geſetzlichen Vorſchrift des § 499e Z.P.O., daß die Sache
ſofort im ſelben Termin ſtreitig verhandelt wird.
5. Vom 15. 7 bis 15. 9. iſt bei eiligen Sachen der Antrag auf
Erklärung zur Ferienſache beizufügen. Dieſem Antrag
muß das Amtsgericht ſtattgeben, es kann ihn jedoch, ſobald
im Verhandlungstermin die Sache ſich als ſtreitig
heraus=
ſtellt, aufheben und die Sache auf einen Termin nach den
Ferien verweiſen. In dieſem Falle muß ein beſonderer
Antrag auf Erklärung zur Ferienſache mit der
Begrün=
dung eingebracht werden, daß und warum die Sache
be=
ſonderer Beſchleunigung bedarf.
Zweckmäßiger=
weiſe fügt man dieſe Begründung bereits der urſprünglichen
Klage bei.
Der Sternenhimmel im Juli.
In der zweiten Hälfte des Monats kann man ſchon gut
beobachten, daß die Nächte ſchon wiederum länger. Der
Sternen=
himmel iſt aber vorläufig nicht ſehr intereſſant.
Die Karte bringt den Sternenhimmel am Anfang des
Monats um 11 Uhr, in der Mitte um 10 und am Ende um 9 Uhr.
Die Zahlen bedeuten die Namen der Sternbilder, und zwar
in folgender Weiſe:
4 Perſeus
42 Andromeda
15 Pegaſus
41 Caſſiopeia
17 Cepheus
39:Giraffe
12 Schwan
18 Delphin
10 Adler
21 Schütze
22a und b Schlange
26 Ophiuchus
29 Skorpion
27 Wage
28 Bootes
25 Drache
11. Leier
23 Herkules
24 Krone
45 Jagdhunde
30 Großer Bär
9 Kleiner Bär
34 Kleiner Löwe
35 Luchs
Im Norden ſieht man noch einige Sterne
des Fuhrmanns, u. a. die helle Capella,
während im Weſten Denebola im Großen
Löwen zu beobachten iſt.
Von den Planeten iſt folgendes
mitzu=
teilen:
Merkur iſt am Anfang des Monats
in oberer Konjunktion mit der Sonne und
daher nicht zu ſehen. Am Ende des
Mo=
nats iſt der Planet theoretiſch wieder am
weſtlichen Abendhimmel in der
Dämme=
rung zu ſehen und ſteht nicht weit vom
Regulus, dem hellſten Stern im Großen
Löwen.
Venus hält ſich in der Nähe der
Sonne und iſt am Ende des Monats in
der Morgendämmerung zu beobachten.
Dann wächſt die Sichtbarkeitsdauer ſehr
ſchnell, ſo daß ſie ſchließlich ſchon 2½
Stunden, vor der Sonne aufgeht.
Der Mars nimmt an Helligkeit zu und
iſt ein ſchönes Objekt für Beobachtungen.
Dieſer Planet geht auf am Anfang des
Monats etwa gegen ½11, ſpäter um
½10 und ſchließlich 9 Uhr.
Jupiter iſt den ganzen Abend zu
ſehen. Am Anfang des Monats geht er um
2 Uhr unter, am Ende um Mitternacht.
Der Blaue Saturn leuchtet am
An=
fang des Monats etwa bis Mitternacht.
* Unpolitiſche Tagesſchau.
In Hannover verſchwand in letzter Zeit ſpurlos eine Anzahl junger
Menſchen. Die Beunruhigung der Bevölkerung über dieſe
geheimnis=
vollen Vorfälle brach in furchtbare Erregung aus, als es nun der
Kri=
minalpolizei gelang, die Urſache des Verſchwindens dieſer Leute
feſtzu=
ſtellen. Man fand nämlich in der Leine und auf der Feldmark Garze,
einer an der Leine gelegenen Wieſe, fünf Menſchenſchädel und einen
Sack, in dem ſich viele Knochenteile von drei bis vier verſchiedenen
Kör=
pern befanden. Auf Grund erdrückenden Beweismaterials über
ver=
ſchiedene Mordtaten verhaftete die Polizei den 45 Jahre alten Händler
Fritz Hamann, der früher Polizeibeamter war, aber entlaſſen wurde
und bereits vorbeſtraft iſt. Der Unmenſch geſtand, daß er in
patholo=
giſchen Rauſchzuſtänden
ſieben junge Männer ermordet
habe. Es war bekannt, daß Hamann mit den vermißten jungen Leuten
in Verkehr geſtanden hatte, und eine Unterſuchung ſeiner verſchiedenen
Wohnungen förderte viele Kleidungsſtücke der betreffenden Leute
zutage. Hamann, der homoſexuell veranlagt war, lockte ſeine Opfer
ein=
zeln in ſeine zeitweilige Behauſung, die er meiſt in den finſterſten
Stadtvierteln inne hatte, und biß ihnen, nach ſeiner Angabe, in höchſter
ſexueller Erregung die Kehle durch. Darauf zerſtückelte er die Leichen
und vergrub die Knochen oder warf ſie ins Waſſer. Man hegt weiter
den furchtbaren Verdacht, daß er das Fleiſch der Ermordeten bei ſeinem
Fleiſchhandel, den er bis vor wenigen Monaten betrieb, verkauft hat.
Außer Hamann hat man noch mehrere gleichveranlagte Leute, die zu
ſeinen Freunden zählen, in Gewahrſam genommen.
Auf bis jetzt noch unaufgeklärte Weiſe ereignete ſich in der
Kohlen=
grube Pauline, bei Dorſtwith (in der Nähe von Halle), eine
Gasexploſion,
bei welcher der Bauführer Hertel ſowie die Bergleute Berger, Oelmann
und Vetter den Tod fanden.
Aus London wird mitgeteilt, daß nach einer Meldung aus Halifax
in dem Bergwerk Stellauton eine ſchwere Exploſion erfolgte. Der
Ein=
gang zu dem Schacht, in welchem ſich 139 Bergarbeiter befanden, wurde
verſchüttet. 65 Arbeiter konnten aus den Erdmaſſen befreit werden,
und auch die übrigen, deren Stimmen deutlich vernehmbar ſind, hofſt
man noch retten zu können. Die Bergungsarbeiten ſind in vollem
Gange, doch fürchtet man, daß weitere Einſtürze in dem bedrohten
Schacht erfolgt ſind, wodurch natürlich die Lage der Eingeſchloſſenen
be=
deutend verſchlimmert worden wäre.
Obwohl man in Rußland durch eine Vergrößerung der
Getreideanbau=
fläche um 7 Prozent gegenüber dem Vorjahr mit einer entſprechenden
Steigerung der Ausfuhr gerechnet hatte, kann man heute die Tatſache
nicht mehr verheimlichen, daß
Sowjetrußland in Hungersnotgefahr
ſchwebt. Durch die lang anhaltende Hitze, die beiſpielsweiſe in der
Wolgagegend im Monat Juni eine mehrere Tage lange gleichbleibende
Temperatur von 61 Grad Celſius bewirkte, war ein großer Teil der
Ernte völlig „verbrannt‟. Der Boden war zu Stein erhärtet, und auch
die zeitweilig einſetzenden furchtbaren Gewitter mit ihren ſchweren
Wol=
kenbrüchen richteten mehr Unheil an, als ſie von Nutzen waren.
Be=
ſonders ſchwer betroffen wurden die Gegenden an der unteren Wolga,
im nördlichen Kaukaſus, im Kuban= und Dongebiet im Gouvernement
Aſtrachan und in der Ukraine. Der Bevölkerung dieſer Gegenden
be=
ginnt ſich immer mehr eine Panik zu bemächtigen. Auf Saatgetreide iſt
nicht zu rechnen. Die Ernährung der Bevölkerung iſt gefährdet. Die
Lage der ruſſiſchen Landwirtſchaft iſt weiter verſchlimmert durch die
große Abnahme des Viehbeſtandes infolge der Mißernte an Heu. Eine
weitgehende Hilfsaktion iſt von der Sowjetregierung eingeleitet worden.
Es bleibt jedoch noch fraglich, ob ſie imſtande ſein wird, der
Landwirt=
ſchaft den nötigen Kredit zur Verfügung zu ſtellen, damit vor allem die
Ausſaat geſichert wird. In Sibirien iſt die Ernte beſſer ausgefallen,
doch zeigt man ſich dort gegenüber den heimgeſuchten Gegenden ſehr
zurückhaltend.
Weltpoſtkongreß in Stockholm.
Der an dieſem Freitag beginnende Weltpoſtkongreß in Stockholm
wird die ſiebente derartige Veranſtaltung ſein, dazu beſtimmt,
Verbeſſe=
rungen und Erleichterungen im internationalen Verkehr
herbeizu=
führen. Der erſte Kongreß, deſſen Werk der auf Anregung Stephans
geſchaffene Weltpoſtverein war, fand 1873 in Bern ſtatt. Ihm folgten
die Kongreſſe in Paris 1878, Liſſabon 1885, Wien 1891, Waſhington
1897, Rom 1906. Urſprünglich war geplant, alle vier Jahre einen
ſol=
chen Kongreß abzuhalten, doch liegen zwiſchen den einzelnen
Veranſtal=
tungen mehr oder weniger große Zwiſchenräume. Der für 1914
vor=
bereitete Kongreß in Madrid fiel wegen des Weltkrieges aus, ſo daß
jetzt 18 Jahre ſeit dem letzten Kongreſſe verfloſſen ſind. Auch jetzt
wie=
der ſind dem Reichspoſtminiſterium aus Handelskreiſen eine Reihe von
Wünſchen unterbreitet worden, deren Durchführung in Stockholm
ange=
regt werden ſoll, wo Deutſchland durch mehrere prominente
Perſönlich=
keiten aus dem Poſtreſſort vertreten iſt.
Ein Teſtament auf der Manſchette.
Ein reiche: kaliforniſcher Viehzüchter wurde kürzlich, als er ſich mit
ſeiner Nichte auf einer Vergnügungsreiſe befand, das Opfer eines
Automobilunfalles. An einer Kurve ſchlug das Auto, das der Beſitzer
ſelbſt ſteuerte, um, und begrub die beiden Inſaſſen mit tödlichen
Ver=
letzungen unter ſeinen Trümmern. Obwohl die Unglücklichen
ſtunden=
lang ohne jede Hilfeleiſtung auf der Landſtraße lagen, fand der
Vieh=
züchter doch noch die Kraft, mit der linken Hand ſeine letztwilligen
Ver=
fügungen auf der Manſchette zu verzeichnen. Er fügte ſeinem
Teſta=
ment die Bemerkung hinzu, daß er allein die Schuld an dem Unglück
trage. Als die Opfer ſchließlich nach neun Stunden gefunden wurden,
war das Mädchen bereits tot und der Onkel ſtarb kurz nach ſeiner
Ein=
lieferung in das Krankenhaus.
Ein neues Erdbeben.
Hamburg. Geſtern morgen wurde von den Apparaten der
Haupt=
ſtation für Erdbebenforſchung ein außerordentlich heftiges Erdbeben
aus 6100 Kilometer Entfernung regiſtriert. Die Aufzeichnung begann
5 Uhr 49 Minuten 24 Sekunden und läßt auf einen Herd in Inneraſien
ſchließen. Ein anderes ſtarkes Erdbeben gelangte hier am 30. Juni,
nachmittags, aus 8100 Kilometer Entfernung mit Beginn um 4 Uhr
56 Minuten 53 Sekunden zur Aufzeichnung. Auf das Erdbeben im
Antipodengebiet des Pazifiſchen Ozeans iſt endlich noch die ſehr
bemer=
kenswerte Regiſtrierung zurückzuführen, welche am 26. Juni, morgens
2 Uhr 5 Minuten 30 Sekunden, einſetzte.
Deutſche Jugendpfarrer=Konferenz, Stuttgart.
In der letzten Woche fand in Stuttgart die 6. Jahreskonferenz
deutſcher evangeliſcher Jugendpfarrer ſtatt. Die Verhandlungen waren
im weſentlichen auf Dienstag bis Freitag verteilt; zuerſt wurde das
Schuldgefühl bei der Jugend beſprochen. Ueber die Fürſorge=Jugend
ſprach Stadtpfarrer Wüterich=Stuttgart, über die Jugendbewegung
Pfarrer D. Stählin=Nürnberg. Das Verhältnis evangeliſcher
Jugend=
arbeit zur ſonſtigen Wohlfahrtsarbeit der evangeliſchen Kirche wurde
von Pfarrer Suderow und Steinweg=Berlin behandelt. Dann rückte
die Frage „Jugend und organiſierte Kirche” in den Miktelpunkt der
Betrachtung. Pfarrer Liz. Cordier=Elberfeld legte dar, „was die
Ju=
gend von der Kirche erwartet”, und Pfarrer Engelke=Altona, „was die
Kirche von der Jugend erwartet” Auch über die E.fahrungen und
Forderungen bei der Unterbringung von Ferienkindern, insbeſondere
in ſeelſorgeriſcher und pädagogiſcher Beziehung, ſprach man ſich, nach
Referaten von Pfarrer Meinzolt=Nürnberg und Barnſtein=Mülheim
an der Ruhr, aus. Die Völkiſche Bewegung einerſeits und das
Groß=
ſtadt=Proletariat andererſeits wurden von Pfarrer Philipys=Herdecke
(Weſtf.) und Kobold=Kiel dargeſtellt. Dann behandelten Pfarrer
Wege=
leben=Leipzig und Eggebrecht=Magdeburg die Frage nach den Gefahren
und dem Segen der Freizeiten und Jugendwochen. Ganz perſönlich,
vertraut, beſprach man die perſönlichen Gefahren des Jugendpfarrers,
nach einleitenden Referaten von Pfarrer Weigle=Eſſen und Schubert=
Stuttgart. An einem Abend wurde die Tätigkeit der
Jugendpfarr=
ämter Berlin, Stuttgart und Elberfeld geſchildert. Die Tagung, die
übrigens von Anfang bis zu Ende alkoholfrei gehalten war — ein
immerhin bemerkenswertes Zeichen in heutiger Zeit — war beſchickt
von Jugendpfarrern aus allen Teilen Deutſchlands, beſonders aus
Rhein=
land=Weſtfalen, das in Auswirkung der neueren Jugendgeſetzgebung
etwa 80 evangeliſche Jugendpfarrämter geſchaffen hat, und aus Baden
und Württemberg. Die übrigen deutſchen Landesteile traten
dem=
gegenüber ſtark zurück. Erwähnenswert iſt, daß außer den deutſchen
Jugendpfarrern auch je einer aus Saarbrücken und Finnland
teil=
nahmen. Aus Heſſen beteiligten ſich der Landesjugendpfarrer Zentgraf
und Pfarrer Kornmann=Ulrichſtein, welch letzterer auch im Gottesdienſt
der evangeliſchen Jugend in der Garniſonkirche in Stuttgart, der am
Sonntag, den 22. Juni, ſtattfand, über Joh. 3, 3 predigte. Die Tagung
verlief in einmütigem Geiſte und bereicherte ihre Teilnehmer
außer=
ordentlich. Nach außen hin mag ſie zeigen, wie ſehr der evangeliſchen
Kirche die Jugendfragen der Gegenwart am Herzen liegen.
Gotte3dienſt der iſraelitiſchen Neligionsgemeinde.
Hauptſynagoge (Friedrichſtraße).
Freitag, den 4. Juli. Vorabendgottesdienſt 7 Uhr 30 Min.
Samsta ), den 5. Juli. Morgengottesdienſt 8 Uhr 30 Min. —
Jugend=
gottesdienſt und Predigt 3 Uhr 30 Min, — Sabbatausgang 9 Uhr
35 Min.
Wochentags=Gottesdienſt: „Morgens /7 Uhr. — Abends 7 Uhr,
Gottesdienſt in der Synagoge der Jſugel. Neligionsgeſellſchaft.
Samstag, den 5. Juli. Vorabend 7 Uhr 35 Min. — Morgen3
7 Uhr 45 Min. — Nachm. 5 Uhr. — Sabatausgang 9 Uhr 35 Min.
Wochengottesdienſt: Morgens 6 Uhr. — Nachm. 7 Uhr 30 Min.
Geſchäftliches.
Es wird uns mitgeteilt, daß der bekannte Straßenfahrer Paul
Sillier durch den leichten Lauf und Zuverläſſigkeit des Semper=Rades
unerwartet früher eingetroffen iſt. Die Maſchine iſt heute im Fahrrad=
Haus Hans Ripper, Erbacherſtraße 12, von 8 Uhr vormittags bis 12
Uhr mittags ausgeſtellt. Der Zuſtand des Fahrers ſowie des Materials
iſt äußerſt zuverſichtlich, ſo daß die Fahrt für Fahrer und Fabrikat einen
großen Erfolg haben wird und iſt.
Wetterbericht der Gießener Wetterwarte.
Wettervorherſage für Samstag, den 5. Juli.
Veränderlich, eintretende Regenfälle, mäßig warm.
Tageskalender. — Freitag, den 4. Juli.
Landestheater, Kleines Haus, Sommerſpielzeit Bruno
Harp=
recht, abends 8 Uhr: „Wenn der junge Wein blüht” — Union=,
Reſidenz=Theater, Palaſt=Lichtſpiele: Kinovorſtellungen.
Verſteigerungskalender. — Samstag, den 5. Juli.
Jagdverpachtung, Zuſammenkunft um 9 Uhr vormittags, im
Geſchäftszimmer der Oberförſterei Darmſtadt, Ohlyſtraße 75.
Hauptſchriftleitung: Rudolf Mauve
Verantwortlich für Politik und Wirtſchaft: Rudolf Mauve
Verantwortlich für Feuilleton und Heſſiſche Nachrichten: Max Streaſt
Verantwortlich für Sport: Dr. Eugen Buhlmann
Verantwortlich für Schlußdlenſt: Andreas Bauer
Verantwortlich für den Inſeratenteil: Willy Kuhle
Druck und Verlag: L. C. Wittich — ſämtlich in Darmſtadt.
Seite 10.
Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 4. Juli 1924.
Rummer 184,
Sporh Spiet und Tarnen.
Turnen.
Turngemeinde Darmſtadt 1846.
Allen Teilnehmern an dem Jugendtreffen der Deutſchen
Turner=
ſchaft in Marburg am 2. und 3. Auguſt ſei hiermit mitgeteilt, daß
die Einzeichnungsliſten für Nachtlager und Verpflegung bis zum
Mon=
tag, den 7. Juli, beim Hausmeiſter offen liegen. Die
Verpflegungs=
gebühr von 2 Mk. iſt hierbei gleichzeitig zu entrichten. An dem
Wimpel=
ſtreit wird ſich die Jugendgruppe der T. G.D. 1846 beteiligen, ebenſo ſind
Meldungen von Einzelläufern für die Kreis=Staffel abzugeben. HI. M.
Schwimmen.
Interne Hochſchulmeiſterſchaften im Schwimmen.
Radfahren.
Radfernfahrt Zürich-Verlin.
Die große Drei=Etappen=Radfernfahrt, die der Bund Deutſcher
Rad=
fahrer vom 17. bis 20. Juni über 1010 Kilometer veranſtaltet, ergab
beim Meldeſchluß in der Klaſſe der Berufsfahrer die Nennung von 26
Berufsfahrern, darunter alle deutſchen Fahrer von Namen und Rang.
Das Ausland vertreten lediglich die Schweizer Trueb und Cedi, jedoch
ſoll verſucht werden, noch weitere Ausländer zu verpflichten. Die
Gruppe der Amateure iſt mit 60 Nennungen beſetzt, eine im Hinblick
auf die überaus lange und ſchwierige Strecke recht gute Beteiligung. Für
die Motorfahrer iſt Nennungsſchluß erſt am 5. Juli. Bisher liegen
hier 42 Anmeldungen vor.
Angriff auf den Stundenweltrekorb.
Der ſchweizeriſche Rennfahrer Oskar Egg hält ſeit zehn Jahren
den Weltrekord im Einzelfahren über eine Stunde mit 44,247 Kilometer
(aufgeſtellt am 18. Juni 1914 in Paris). — Der Holländer Piet van
Kempen hat nun die feſte Abſicht, einen Verbeſſerungsverſuch zu
unternehmen, den er in den nächſten Tagen auf einer holländiſchen
Bahn auszuführen gedenkt.
Fußball.
Sportverein 1898 e. V.
Da die anderen Meiſter noch nicht feſtſtehen, mußte die
Ligamann=
ſchaft wieder pauſſieren. So fanden den nur Spiele der unteren und
Jugendmannſchaften ſtatt. Die erſte Jugend hatte in Eberſtadt gegen
die bis jetzt noch ungeſchlagene 1. Jugend von Germania einen ſchweren
Stand. Obwohl die Elf etwas beſſer war als ihr heutiger Gegner,
mußte ſie froh ſein, wenigſtens einen Punkt gerettet zu haben, denn das
ängſtliche Spiel des Mittelſtürmers ließ die ſchönſten Torgelegenheiten
unverwertet vorübergehen. Darmſtadts beſte Leute waren der
Tor=
wart, der rechte Verteidiger und der linke Läufer.
Mittags ſtanden ſich auf dem Stadion im Entſcheidungsſpiel um den
Wanderpreis der S. T. S. die 1. Schülermannſchaften des Platzvereins
und der Eintracht=Darmſtadt gegenüber. Nach ſehr ſchönem Spiel
trenn=
ten ſich beide Mannſchaften beim Stande 1:1, ſo daß ein neues
Entſchei=
dungsſpiel hoffentlich Klärung bringt. Sportverein war techniſch beſſer,
der Sturm jedoch fürchtete ſich anſcheinend zu ſchießen. Eintracht
er=
zielte durch einen Fehler des Torwarts das erſte Tor, 10 Minuten vor
Schluß kommt Sportvereins Rechtsaußen ſchön durch, ſpielt den Ball
zur Mitte und der Halblinke ſendet die uneigennützige Vorlage des
Mittelſtürmers zum Ausgleich ein. In den reſtlichen Minuten kommt
Eintracht nicht mehr aus ſeiner Hälfte, aber auch die 98er erzielen nichts
mehr.
Da Weinheim zu dem vereinbarten Rückſpiel gegen die
Liggerſatz=
mannſchaft nicht antrat, mußte dieſes Spiel ausfallen. Dagegen
ſpielte eine kombinierte Mannſchaft von Germania=Pfungſtadt gegen
die Junioren des Sportvereins. Leider artete das Spiel durch das
un=
ſportliche Benehmen einiger Gäſte beſonders des Mittel= und rechten
Läufers, ſo aus, daß es für die Zuſchauer wirklich kein Genuß mehr
war. Den Junioren, vor allem aber ihrem Torwart, tut die
Sommer=
pauſe ſehr wohl. Denn ihr Spiel konnte wieder nicht überzeugen, wenn
es auch beſſer war wie gegen Eintracht. Nach einem wenig ſchönen Spiel
gewannen die Einheimiſchen mit 6:2 (1:0).
Die auf der Wettkamrfbahn im Großen Woog abgehaltenen
inter=
nen Schwimmeiſterſchaften der Techniſchen Hochſchule nahmen einen
glatten und an ſpannenden Kämpfen reichen Verlauf. Jeden einzelnen
Sieger ein wohlverdientes Lob auszuſprechen, würde zu weit führen.
Was geleiſtet worden iſt, zeigen die Ergebniſſe der einzelnen
Wett=
bewerbe:
Lagenſtaffel: 4 mal 50 Meter: 1. Markomannia 2:59,5,
2. Akad. Abt. d. D. S. C. J. D., 3. Rhenania 3:2,3.
100 Meter Bruſt für Anfänger: 1. Knöll (Wingolf)
1:45,0, 2. Röhrs 1:47,2, 3. Reuter 1:54,3.
100 Meter Seite für Fortgeſchrittene: 1. Köhler,
(Germania) 1:34,2, 2. Müller (Rhenania) 1:35,6, 3. Knoch (Gibbelinia)
1:44,2.
100 Meter Bruſt für Fortgeſchrittene: 1. Ober
1:29,2, 2. Gils D. S. C. „J. D.” 1:31,5, 3. Frank 1:35,2.
100 Meter Rücken für Anfänger: 1. Krug (Rugia) 1:4,0,
2. Schäfer (Wingolf), 2:01.8. — 3. Bücking 2:15,5
Streckentauchen: 1. Knoch (Gibbelinia): 31 Meter in
39,2 Sek., 2. Müller, 30 Meter in 34,9 Sek., 3. Bücking 29 Meter in
28,2 Sekunden.
300 Meter beliebig: 1. Gils D. S. C. „J. D.” 5:00,0,
2. Goldmann (Rhenania) 5:55,7, 3. Knöll (Wingolf) 6:38,8.
100 Meter beliebig für Fortgeſchrittene: 1.
Cor=
des (Markomannia) 1:10,3, 2. Roeske 2:04,0.
Springen: Es fand kein Wettbewerb ſtatt. Herbert (A. S. C.),
Janſen (Chattia) und Ohl (Rhenania) zeigten im Schauſpringen
Bei=
ſpiele ihrer Kunſt.
1000 Meter beliebig: 1. Gils D.S.C. „J.D.” 18:43,2,
2. Krug (Rugia) 22:18,3, 3. Zwilling (Wingolf) 22:47,8.
100 Meter Rücken für Fortgeſchrittene: 1. Scheid
(Rhein=Pfalz) 1:42,0, 2. Knoch (Gibbelinia) 1:42,2, 3. Gerlach 1:48,6.
Verbandsſtaffel 50—100—150—100—50 Meter: 1. Akad.
Abteilung des D.S.C. J.D.” 6:58,3 (außer Konk.), 2. Deutſche
Bur=
ſchenſchaft 7:05, 3. Staffelmannſchaft der Darmſt. Corps 8:17,2.
Schwimm=Mehrkampf (100 Meter beliebig, Streckentauchen,
Kopfſprung): 1. Ober D. S. C. „J. D.‟, 2. Knoch (Gibbelinia).
Als würdevoller Abſchluß, der ganzen Veranſtaltung fand ein
Waſſerballſpiel zwiſchen der Mannſchaft der Techn. Hochſchule und
einer Auswahlmannſchaft „Jung=Deutſchlands” ſtatt. Das Spiel endete
nach hartem Kampf mit 4:2 für „Jung=Deutſchland”.
Programm der Berliner Sportärztetagung.
Zu der am 12. und 13. Juli im Feſtſaal des Miniſteriums für
Volkswohlfahrt (Leipziger Straße 3) ſtattfindenden Sportärztetagung
iſt folgender Plan aufgeſtellt worden: 12. Juli, 9 Uhr vorm.: 1. Die
Notwendigkeit der ärztlichen Mitarbeit bei den Leibesübungen (
Refe=
rent: Bier); 2. Erfahrungen mit ſportärztlichen Beratungsſtellen (
Mün=
ter); 3. Die ſchweizeriſche Organiſation des ſportärztlichen. Dienſtes
(Knoll=Aroſa); 4. Die Aufgaben der ſportärztlichen Vereinigung und
ihre Organiſation (Kohlrauſch); 5. Gründung und Wahlen; 6. Turnen,
Spiel, Sport und Wanderweſen im Rahmen der preußiſchen
Medizinal=
verwaltung (Mallwitz). Nachm. 3 Uhr: Hygiene und praktiſche Fragen
der ſportärztlichen Beratung: 1. Die Notwendigkeit der täglichen
Turn=
ſtunde (Klapp); 2. Die ſchulärztliche Mitarbeit bei den Leibesübungen
(F. A. Schmidt); 3. Ueber Wärmebilanz und Erkältungsfragen im
Sport (Hueppe); 4. Die Beurteilung der Leiſtungsfähigkeit des Herzens
und der inneren Organe und ihre Bedeutung für die Beratung der
Sportsleute (Rautmann); 5. Allgemeine Geſichtspunkte bei der
Behand=
lung von Sportverletzungen (Mandl); 6. Das Auge im Sport (Halben).
— Sonntag, 13. Juli, vorm. 9 Uhr: Sport und Herz: 1. Die
Verände=
rungen der Herzform durch Sport (Bruns); 2. Die Beeinfluſſung der
Herzgröße durch verſchiedene Sportarten (Herxheimer). Das
Ermü=
dungsproblem im Sport: 1. Muskelarbeit und Ermüdung (vorausſ
Atzler); 2. Sport und Doping (Wehner); 3. Frau und Sport (
Straß=
mann). Nachm. Beſichtigung der Wettkämpfe im Stadion.
Leichtathletik.
Internationale Wettkämpfe in Frankfurt a. M.
Am 20. Juli wird Süddeutſchlands größte Veranſtaltung auf
leicht=
athletiſchem Gebiete in Frankfurt a. M. ſtattfinden. Im Anſchluß an
die Pariſer Olympiade halten die Sportgemeinde Eintracht von
1861 und der Sportklub Frankfurt 1880 gemeinſam internationale
Wettkämpfe ab, die die beſten Athleten des befreundeten Auslandes mit
unſeren Meiſtern im Kampfe ſehen werden. Die Ausſchreibung ſieht
5 Einladungskonkurrenzen, beſtehend aus 100=, 200=, 400=, 110=Meter=
Hürden und 4X100=Meter=Staffel, ſowie 12 offene Wettbewerbe vor,
Pferdeſport.
Rennen zu Grunewald.
Die zweite Hälfte der Berliner Galopprennzeit nahm am Mittwoch
einen vielverſprechenden Anfang. Ueber 70 Pferde waren am Platze,
Die Dreijährigen brachten friſches Leben in den Hindernisbetrieb. Sie
entledigten ſich ihrer Aufgabe teilweiſe mit viel Geſchick. In der
Prü=
fung über den Jagdkurs war Ciſterne zum Schluß allein auf weiter
Flur. Der Sieg der ausrangierten Graditzerin, die 14 Gegner, ſoweit
ſie nicht durch Zwiſchenfälle ausgeſchieden waren, hinter ſich gelaſſen
hatte, honorierte der Toto mit der Rieſenquote von 522:10. Die
Hür=
denprüfung der Dreijährigen wurde bei 17 Startern geteilt. In der
erſten Abteilung kam Magnolie buchſtäblich allein ein, während die
andere Abteilung eine leichte Beute von Sydow, gleichfalls ein
ausran=
gierter Graditzer, wurde. Die übrigen Rennen brachten durchweg
ſpan=
nende Kämpfe. Große Klaſſe iſt der Engländer Miſty Bridge, der das
Hollunder=Jagdrennen leicht gegen Iſelberg gewann. Im Heyden=
Linden=Erinnerungs=Jagdrennen war Caeſar II zum Schluß das friſcheſte
Pferd. Sein Stallgefährte Magiſter hatte ſich vorher das Lankwitzer
Hürdenrennen knapp gegen Manuela geholt. Ordensritter wurde nach
dem Ziel ſtocklahm angehalten. — Die Reſultate: Lankwitzer
Hür=
den=Nennen. 3000 Mark, 3000 Meter: 1. H. Stahls Magiſter
(Edler), 2. Manuela (Kukulies), 3. Ordensritter (Wurſt). Tot.: 50, Pl.
12, 11, 11. Ferner: Liane II., Adolphus, Walküre (gef.), Catania. Kopf
— 4 Lg. — Diergarten=Jagd=Nennen. 3000 Mark 3000
Meter: 1. Kaſelowskys Ciſterne (W. Heuer), 2. Kappenberg (Schuller),
3. Quo Vadis (Bismarck). Tot.: 522, Pl. 147, 26, 55. Ferner:
Harz=
reiſe, Primareva (angeh.), Solo (ausgebr.), Lotterbube, Landemar, Siri,
Graf Holck, Weibsteufel (ſtehgebl.), Fichte, Flora (ausgebr.), Carracas
(angeh.), Killewit. 6—5 Lg. — Hollunder=Jagd=Rennen.
3800 Mark, 3600 Meter: 1. Baldaufs Miſty Bridge (Edler), 2. Iſelberg
(Oertel), 3. Heldin (Bismarck). Tot.: 20, Pl. 11, 11, 12. Ferner:
Wald=
teufel (angeh.), Potztauſend, Cliſſa, Onkel Otto, Ruski (gef.) 1—3/a Lg.
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teilung: 1. Gittlers Magnolie (Edler), 2. Octavio (Streit), 3. Feſcher
Teufel (Lüder). Tot.: 27, Pl. 15, 33, 20. Ferner: Fama (gef.),
Car=
neval, Almenrauſch, Mundſchenk, Eck, Rösling. Weile—5 Lg. — 2.
Ab=
teilung: 1. Buggenhagens Sydow (Mate), 2. Cſardas=Baron (Wurſt),
3. Madi (Voltz). Tot.: 180, Pl. 35, 18, 33. Ferner: Heerführer (4), Laon
(gef.), Oddrun, Adria, Neptun. 1—2 Lg. — Stuten=Jagd=
Nen=
nen. Ehrenpreis und 4500 Mark, 3200 Meter: 1. Lewins Hiltrud
(Bismarck), 2. Ilberſtedt (Mate), 3. Marone (Mukulies). Tot.: 49,
Pl. 21. 35, 31. Ferner: Turfball, Eſther (gef.), Kahlet, Eidmete,
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Nummer 8
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4. Juli 1924
*Der Frankenſtein
Von
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Schimmernd in trutziger Wehr, wie ein Anführer vor ſeinen
Reiſigen, ſo eröffnet der Frankenſtein den Trupp der
mäch=
tigen Bergeshäupter, die von da an nach Süden die Kette der
größeren Erhebungen der Bergſtraße bilden. In der Tat, wohl
wenige Burgen entſprechen ſo ſehr den Erwartungen auf den
Zauber der Romantik, den der gemütstiefe Deutſche vom Beſuch
ſeiner Burgen erhofft.
Da iſt zunächſt das geheimnisvolle Dunkel, das über der
Zeit der erſten Anlage der Feſte ruht, und das zu durchdringen
bis jetzt keinem Seherauge geglückt iſt. Ein Stammesname
als Ortsbezeichnung kommt ſtets da vor, wo der betreffende
Volksſtamm am oder im Gebiet eines anderen Stammes ſich
niedergelaſſen hat. Tatſächlich läuft ganz in der Nähe die alte
Stammesgrenze zwiſchen Franken und Alamanen von Seeheim
über Brensbach nach Oſten. So glaubt man nämlich die Grenze
nach Form der Ackergerätſchaften, Mundart und Hausbau ziehen
zu können. Die Nähe des 3 Kilometer (Luftlinie) nach Oſten
gelegenen Dorfes Frankenhauſen beſtätigt die Annahme.
Das „Hauſen” könnte auch andeuten, daß dieſe Franken
Chat=
ten waren. Der Franl, ſtein wird demnach ſeinen Namen
einer Burganlage aus der erſten Zeit des Erſcheinens der
Fran=
ken in unſerer Gegend, vor oder nach dem Sieg bei Zülpich über
die Alamanen (496), verdanken.
Urkundlich kommt der Name Prankenſtein (mit „V” wie
Velisberg ſtatt Felsberg) erſt im 13. Jahrhundert vor. Als
Er=
bauer der jetzigen Burg gilt Konrad 2. Reiz von
Breu=
berg. Die ältege auf der Burg ſelbſt ausgeſtellte Urkunde, die
noch vorhanden i), rührt vom Jahre 1290 her. Die Herren von
Frankenſtein waren außer mit den Breubergern auch mit den
Strahlenburgern (Ruine bei Schriesheim) nahe
ver=
wandt. Die Herrſchaft war Reichslehen und umfaßte die
Ort=
ſchaften: Nieder= und Ober=Beerbach, Wurzelbach, Stettbach,
Allertshofen, Horhohl, Eberſtadt (teilweiſe) und das
ausgegan=
gene Dorf Dunkelbach, dicht bei Nieder=Beerbach, unterhalb der
„Alten Burg” am Anfang der Drachenſchlucht gelegen.
Von Krieg und Kampf weiß die Burg uns nichts zu
berich=
ten. Dafür hat die Sage ihr einen um ſo ſchöneren Kranz
ge=
wunden zu dem grünen des rauſchenden Walddachs, aus dem
Turm und Zinnen ins Aetherblau hineinragen.
Die ſchönſte Mär iſt die vom Ritter Georg von
Fran=
kenſtein, der von einer Ritterfahrt aus fernen Landen durch
ein Wunder juſt an dem Tage zur Heimat kehrt, an dem ſeine
Braut, die Roſe des Tals, dem im nahen Lindwurmsbrunnen
(Katzenborn) hauſenden Drachen geopfert werden ſollte. Der
Ritter überwindet das Scheuſal, aber als er gerade zum letzten
Schlage ausholt, trifft ihn der Giftſtachel des unholds, ſo daß
auch er ſeinen Tod findet. Der Katzenborn aber wird ſchwarz
vom Blute des Drachens und heißt ſeitdem „Dunkelbach‟. Die
Mufnunguntntunnt
Kirche zu Nieder=Beerbach bewahrt noch das Grabmal des
Rit=
ters mit dem erſchlagenen Fabeltier zu ſeinen Füßen.
Von ſtolzer Höhe (394 Meter) ſchaut die Burg auf die Ebene.
um ſo ſchöner iſt darum der Ausblick, den ſchon der Aufſtieg
gewährt. Einerlei, ob man nach einem friſchen Trunk im
pracht=
vollen, erquickungsreichen „Mühltal” von Norden die
„Himmelsleiter” oder den Herrnweg wählt, oder vom Weſten
den Joſephsweg oder Prozeßpfad bergan ſteigt.
Die Himmelsleiter macht ihrem poetiſchen Namen
alle Ehre. Sproſſe für Sproſſe erhebt man ſich über die
Um=
gebung. Zunächſt über die Höhe der Kohlberge (267 Meter).
Dann weitet ſich der Blick. Man überſchaut die Hügel bei
Darm=
ſtadt, Bordenberg, Lindenberg, Kirchberg, den Noßberg, die
Schuttberge Meſſels, und ſchließlich ſteht man himmelhoch oben
(340 Meter). Das Auge beherrſcht weithin die Lande, von den
Gipfeln des Taunus bis zu den Höhen des Speſſarts!
Einen Genuß anderer Art gewährt der Anmarſch auf dem
„Gelb=Kreuz”=Weg. Zuerſt zuſammen mit dem „Weißen
Strich” am Eberſtädter Gottesacker vorüber, dann rechts die
„Malcher Schneiſe‟. Am Waldrand entſchädigt uns ein Bild
zum Malen für den etwas ſandigen Gang. Vor uns die
Bunt=
heit des Ackerfeldes. Ueber die Hügel ſchlängeln ſich Fußpfade.
Einzelne Häuſer des idylliſch in einer Falte gelegenen Dorfes
Malchen lugen neugierig zu uns herüber. Rechts und links
die Umrahmung der Wälder. Dahinter der Zug des
Malchen=
bergs mit dem Kranz der Dörfer und Villen zu ſeinen Füßen!
Das Bild verſchiebt ſich und wechſelt kaleidoſkopartig, je
nach=
dem wir durch die wogenden Aehrenfelder mit ihren
Klatſch=
roſen und Zyanen den Fußpfad weiter ſchreiten, bald rechts,
bald links, bald hinab, bald hinauf ſeinem welligen Lauf willig
folgend.
Das „Gelbe Kreuz” leitet uns durch Dorf Malchen an der
alten Dorflinde vorbei zum Hochwald und dieſen hinauf über
den Herrnweg zur Burgwieſe dicht füdlich des Frankenſteins.
Noch einen anderen genußreichen Aufſtieg weiß der Kenner:
Zunächſt dem „Weißen Strich” entlang, wie das „Gelbe Kreuz”
am Eberſtädter Friedhof beginnend, nachher am
Paliſaden=
grabenweg weiterlaufend. Am Forſtaus „Sommersgrund‟
auf der alten „Dieburger Straße” ungefähr 200 Meter
nach Süden bis zum Fahrweg, der nach Oſten ins Gebirge
ein=
biegt. Dieſen im Talgrunde (Hollerhöhweg) weiter. Wo der
Weg eine Biegung nach rechts macht, betreten wir den Pfad im
Wiesgrunde zwiſchen der Bergwand links und dem
Pflanz=
garten rechts.
„Unterwegs bemerkt er bald eine ſchwärzliche Geſtalt,” ſagt
Buſch. Ich bemerke aber eine rötliche Geſtalt, nämlich den
Rücken eines Rehs, im tiefen Graſe gerade noch ſichtbar. Im
Gefühl der Sicherheit in dieſer einſamen Gegend läßt es eifrig
äſend uns bis auf 20 Schritte nahe kommen, da erhält es
Wit=
terung, und mit langen Fluchten, ein herrlicher Anblick, entzieht
es ſich der drohenden Gefahr; d. h. eine „Gefahr” war gar nicht
vorhanden: Mein Begleiter — ich war natürlich vorher
mäus=
chenſtill — war gerade ſo erſchrocken, wie das Reh ſelbſt, und ich
bin ebenfalls ganz ungefährlich und ſtehe überhaupt nicht auf
dem Standpunkt, daß ſelbſtgeſchoſſene Braten beſonders gut
ſchmecken. Man ſchlachtet ja auch ſeine Ochſen nicht ſelbſt, und
was iſt es trotzdem für eine ſchöne Sache um ſo ein
Doppel=
lendenſtück mit Bearner Tunke (auf deutſch: „
Chateau=
briand mit Sauce Bearnaiſe für zwei Perſonen” — die „
Per=
ſon” muß natürlich jung und hübſch ſein).
Ein kühles Laubholzdickicht nimmt uns in ſeine Arme, durch
das ein traulicher Pfad, lauſchig zum Küſſen, weiter leitet. Ein
leiſes Murmeln iſt zu vernehmen, es ſteigert ſich zu einem
Plätſchern, und plötzlich ſtehen wir vor einem entzückenden Bild:
dem munteren Waldborn, der in kräftigem Strahl luſtig
aus dem Felſen ſpringt. Eine Bank lädt zur erfriſchenden
Ruhe. Zwei kräftige Buchen zu ihren Seiten ſpenden den
nöti=
gen Schatten. Sie haben ſchon manchen veranlaßt, den ſchönen
Gedanken: „Ich ſchnitt es gern in alle Rinden ein”, zur Tat
wer=
den zu laſſen.
Zum Ueberfluß iſt auch das ſchöne Waſſerrädchen
wie=
der da, das der brave Vater alljährlich ſeinen Buben (oder ſind
es Mädchen?) zurechtkünſtelt. Das Rezept verdient
veröffent=
licht zu werden: Man nimmt ein Hollunderſtück als Welle, macht
drei Spalten für die Speichen hinein und ſteckt drei dünne
Stöck=
chen als Speichen durch. Dieſe werden an den Enden geſpalten
und als Schaufeln 6 Brettchen von Streichholzſchachteln hinein=
„gegeben”. In die Welle „gibt” man rechts und links ein
dün=
nes Stöckchen als Zapfen, „gibt” dieſe in zwei Aſtgabeln als
Lager und ſteckt dieſe in die Erde, ſo daß der Waſſerſtrahl richtig
auf die Schaufeln „gegeben” wird. (Der Rezepteſchreiber „gibt”
bekanntlich Salz in die Suppe, der gewöhnliche Menſch „tut’s”
hinein.)
Das Rädchenläuftwunderbar. Wie leicht mag ſich
das Kindergemüt eine ganze Mühle hinzudenken! Und auch
den Erwachſenen zwingt das laufende Rädchen in ſeinen Bann.
Man hört ordentlich die Mühle klappern: „In einem kühlen
Grunde, da geht ein Mühlenrad. . Dann wieder erinnert es
an das Rad der Zeit, das ewig weiter rollt, unbekümmert
um Menſchenfreud und Menſchenleid, uns weit zurücklaſſend
mit unſeren Alltagsſorgen. Wir werden weich. Das darf nicht
ſein in dieſer harten Zeit. Drum auf! Weiter! Das Treppchen
hinauf zum Joſephsweg.
Der Joſephsweg iſt genannt, nach dem Forſtmeiſter
Karl Anton Joſeph, dem Vater des Geheimen Forſtrats Karl
Joſeph und des Landforſtmeiſters Friedrich Joſeph, einem
aus=
gezeichneten Manne, der ein Menſchenalter hier wirkte und dem
wir wohl all die ſchönen Wege um den Frankenſtein verdanken.
Doch was ſehen wir: Der Kobold von Quell hat ſich
un=
gefähr 20 Meter oberhalb des Brünnchens aus ſeinem eiſernen
Kleid befreit und läuft zur Hälfte oberirdiſch dem Ziele zu.
Schon ſeit zwei Jahren, glaube ich, hat er den Arm aus der
Schlinge, und es ſcheint nicht zu gelingen, den ſich kräftig
weh=
renden Schelm wieder einzufangen.
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Roman von Adolf Schmitthenner.
(Nachdruck verboten.)
„O du Aermſte!” rief Urſula, und ſie ſetzte ſich neben das
unge Weib, um das holde Bild des trinkenden Kindes beſſer zu
hauen.
„Seit wann iſt er tot?"
„Seit dazumals.”
„Was meinſt du damit?”
„Ha!” Sie lachte und beugte ſich tiefer auf ihr Kind herab.
„Wer war er denn?”
„Ich weiß nicht.”
„War er von hier?”
„Nein.”
„Woher war er?”
„Jch weiß nicht.”
„Wie hieß er?”
„Ich weiß nicht.”
„Wie, du weißt das alles nicht?”
„Nein; er iſt mir zu ſchnell verbrannt.”
„Verbrannt!” rief Urſula entſetzt.
„Ja, als unſer Haus verbrannt iſt.”
„Da war er bei dir?”
„Freilich.”
„Zum erſtenmal?”
Das Mädchen nickte mit dem Kopf.
„Seit wann haſt du ihn gekannt?”
„Seit einer halben Stunde.”
„Du biſt ein böſer Balg!” ſagte Urſula entrüſtet.
„Haſt du genug, liebe Magd?” plauderte das Mädchen in
inen Schoß hinein. „Willſt ein bißchen ausruhen? Komm,
omm, es iſt noch Futter da!‟
Der Edelfrau traten die Tränen in die Augen. Sie hatte
Nitleid mit dem verwahrloſten Geſchöpf.
„Wie konnteſt du nur ſo gottlos handeln?” fragte ſie mit
rnſtem, mildem Ton.
Das Mädchen ſchaute verwundert auf, wie wenn ſie nicht
egriffe.
„Ich bin von der Wieſe heimgegangen” erzählte ſie, „da kam
r hinter mir her, und wir hatten unſern Spaß miteinander, und
r gefiel mir ſo gut. Da nahm ich ihn mit. Als er bei mir war,
hrie es ,Feuer!” vor meiner Kammer. Alles ſtand in
Flam=
ten. Ich ſprang hinaus und rettete mich. Er machte zu lang
nd fand die Tür nicht im Qualm und iſt verbrannt.”
„Entſetzlich!” ſagte Urſula. Sie ſchüttelte den Kopf. Dies
Nädchen war ihr ein Rätſel. „Und du kannſt leben und lachen?”
ragte ſie vorwurfsvoll.
Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 4. Juli 1924.
„Ich habe mein Kind!” ſagte das Mädchen und lachte hellauf.
„Und vorher warſt du brav?”
„Immer. Gott weiß es."
„Und nachher?”
„An mich kommt keiner mehr heran,” ſagte ſie und warf
trotzig den Kopf in die Höhe. „Wozu denn auch? Ich hab' ja
mein Kind, mein Kind!”
Sie flüſterte es, aber jubelte dabei.
Urſula traten die Tränen in die Augen.
„Zeig mir dein Kind.”
Die Kleine war eingeſchlafen. Sie kugelte auf den Rücken
und lag in ihrer Mutter Schoß. Es war ein herziges Dirnchen.
Aber wie erſchrak Urſula, als ſie in das Geſichtchen ſchaute. Ueber
dem rechten Auge hatte das Kind ein Muttermal. Es war eine
rote gezackte Flamme, die von unten nach oben emporſchlug,
über die ganze Stirne hinauf.
„Der Feuerruf hat mein Kind gezeichnet,” ſagte das
Mädchen.
„Nein,” erwiderte Urſula heftig, „der Flammenſchein.”
„Das muß ich am beſten wiſſen,” ſagte die Dirne und wurde
blutrot. „Der Feuerſchrei vor meiner Kammertür iſt es
ge=
weſen.”
Urſula lehnte ſich zurück und ſchloß die Augen. Sie nahm
ihren Kopf zwiſchen beide Hände und verzog ſchmerzlich den
Mund. Derweilen tändelte das Mädchen mit dem Kinde. Nach
einer Weile fing Urſula an:
„Stell dir einmal vor — wie heißeſt du doch?"
„Urſa.”
„Urſa?”
„Eigentlich Urſula.”
Die Edelfrau zog die Brauen zuſammen.
„Aber er hat geſagt, ich müßte eigentlich Urſa heißen."
„Weißt du, was Urſa heißt?”
„Ja. Von ihm. Die Bärin.”
Das Mädchen lachte hellauf.
„Alſo, Urſa, ſtelle dir einmal vor, dein Bruder, der Lips,
den du lieb haſt —” die Dirne nickte mit dem Kopfe —, „der Lips
wäre in jenem Augenblick ertrunken und du hätteſt ſtatt des
Feuerrufs deines Bruders Todesſchrei gehört, was wäre dann
mit deinem Kinde geſchehen?”
„Dann hätte meines Bruders Todesruf mein Kind gezeichnet.”
„Wie iſt ein Kind, das alſo gezeichnet iſt?” fragte Urſula leiſe.
„Was weiß ich?” rief das Mädchen.
„Ach, da biſt du ja,” rief der Junker in dieſem Augenblick..
„Welch holdes Bild! Hier willſt du mir künden, was du mir
Köſtliches vorbehalten haſt? Es gibt keine heiligere Stätte.”
„Nein, hier nicht,” ſagte Urſula haſtig. „Draußen, wenn wir
alleine ſind. Wir wollen fort. Zu Pferd!”
Seite 13.
Friedich ſolßte kopſchüitelnd ſeiner vorgusetlenden Gatin
nach.
Die Sonne ſchickte ſich zum Untergang, als die beiden Gatten
nebeneinander durch Lindach trabten. Die Straße leuchtete vor
ihnen wie Gold, und der Neckar dichtete im Dahinfluten ein
wunderbares Gedicht von Erdenherrlichkeit und Himmelsglanz.
An dem letzten Hauſe von Lindach hielt eine große Kinderſchar.
„Wir danken ſchön! Wir danken ſchön!” riefen ſie den Reitern
entgegen.
Sie hielten ihre Roſſe an.
„Die Kinder in Zwingenberg,” ſagte der Junker zu den
auf=
horchenden Kindern, „die haben uns ein gar ſchönes Lied
ge=
ſungen: „Mit Jeſu fang ich an, mit Jeſu will ich enden.” Könnt
ihr uns auch ein Lied ſingen?"
Die Kinder ſchwiegen. Endlich rief eines: „Wir können nur
ein einziges gut; das ſingen wir, wenn man die Leut” vergrabt.”
„Dank ſchön!” lachte der Ritter.
Nun trat das Mägdlein vor, dem Urſulg das Beutelchen
gegeben hatte. Das Kind hatte aus beiden Händchen ein
Schüſſel=
chen gemacht, das war angefüllt mit Silberlingen.
„Zweiundvierzig Weißpfennige ſind übrig geblieben,” ſagte
es. „Da!”
„Was machen wir nun damit?” ſagte Urſula. „Ich habe kein
Beutelchen mehr. Weißt du was? Du bringſt die Weißpfennige
dem Schultheißen von Lindach und ſagſt ihm einen Gruß von
mir und er ſolle den Lindacher Kindern Bretzeln backen laſſen,
drauf und drein, bis das Geld ale iſt.”
„Das iſt recht,” rief ein Knabe.
„Wenn du nur hohe Stelzen hätteſt, daß ich dir einen Kuß
geben kann,” ſagte die Frau.
„Die Stelzen ſind da,” rief ihr Mann und ſprang vom
Pferd. Er wollte das Dirnchen in die Höhe heben, aber es ſchaute
verlegen in ſeine Händchen hinein und wußte nicht wohin mit
ſeinem Reichtum.
„Komm!” rief ein Bube und hielt ſeine Mütze unter.
Das Mädchen ſchüttelte ſein Schüſſelchen aus. Dann wurde
es zu der Frau hinaufgehoben, ſchlang ſeine Aermchen um ihren
Nacken und gab ihr einen langen Kuß.
Der Ritter dachte, es ſei nun genug, und ſetzte die Kleine ab.
Da rief Urſula: „Nun, ſchaut, Kinder, was ich jetzt mache!”
Sie beugte ſich nieder, ſchlang ihre Arme um den Hafs ihres
Gatten, ſagte zu ihm: „Du lieber, lieber Junker!” und gab ihm
einen langen, langen Kuß. Der wollte ſchier kein Ende nehmen.
„Das iſt ſchön!” rief eines der Kinder. Ein anderes rief:
„Hui! Hui!”
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Pfdbr. v. 24.. . . . . . . . . . . . . .
5% Preuß, Kaliwert=Anleihe ..
Roggenwert=Anl. . .
5%0
5% Rhein. Hypot.=Bank Gold=
Pfdbr. v. 24 .... ........ ..
5% Rhein=Main=Donau
Gold=
anl. v. 23 .... . .. .......
5% Sächſ. Braunk.=Anl. v. 23
Ser, I u. II..............."
5% Sächſ. Roggenwertanl. v. 23
5% Südd, Feſtwertbk. Goldobl,
Bank=Aktien.
Allg. Deutſche Creditanſtalt. . . .
Bank für Brauinduſtrie ......"
Barmer Bankverein. . . . . . . . . .
Baher Hypotheken= u. Wechſelb,
Berliner Handelsgeſellſchaft . . .
Commerz= und Privatbank ...
Darmſtädter u. Nationalbank ..
Deutſche Bank ............."
DeutſcheEffekten= u. Wechſelbank
Deutſche Hypot.=Bank Mein.. ..
Deutſche Vereinsbank ........"
Disconto=Geſellſchaft . . . . . . . . ."
Dresdner Bank. . . . . . .
V.
Frankfurter Bank ..........."
Hypotheken=Bank.
Metallbank. . . . . . . . . . . . . . . . .."
Mitteldeutſche Creditbank. . . . . .
Oeſterreichiſche Creditanſtalt ...
Reichsbank=Ant. . .
..
Rhein, Creditban t.... ..... .."
Hypothekenbank .. . ..."
Süddeutſche Disconto=Geſellſch.
Weſtbank ...... ........... .."
Wiener Bankverein .........."
Bergwerks=Aktien,
Berzelius ..................
Bochumer Bergb. .. ... . . . . .."
Buderus.. . . . . . . .
Ds..
Dt. Luxemburger ............"
Eſchweiler Bergwerks=Akt. . . ..
Gelſenkirchen Bergw. .... ....
Harpener Bergbau.. . ......."
EStzirt M4m Mciatden 20 äahne umith KEratetiel
Kaliwerke Aſchersleben .. 775 Salzdetfurth. i= Weſteregeln ... 10, 10.1 10,5 Klöcknerwerke (abg. Lothr. Hütte) 775 9,25 Mannesmann Röhren ........" Mansfelder ................." 2,2 10 10.25 Oberbedarf .. . .. . . . .. ... .... 9,5 Oberſchleſ. Eiſen (Caro) ......" 8,4 Otavi Minen u. Eb.=Ant. .... 21,9 Phönix Bergbau ............" Rhein. Stahlwerke ..... .. .. .." Riebeck Montan.. . . . . . . . . . . . ." 34,75 f Rombacher Hütte . . . . . . . . . . .. Tellus Bergb.=u. Hütten=Akt. . . 1,4 1.3 Ver, Laurahütte . . . . ..D" 4,8 4,25 8.9 Aktien induſtr. Unternehmung. 1.2 Brauereien Henninger Kempf=Stern. . . . . . 18 18 43,5 43,5 Löwenbräu München ........" 30 30,75 Schöfferhof (Binding)........" 11,75 11,5 zu 9,25 Werger .................... 11 Akkumulat. Berlin .. ..." Adler & Oppenheimer .... ..." 2.4 24 Adlerwerke (v. Kleher) ......." 18 1.25 A. E. G. Stamm. . . . . . . . . 65 6% „ „ Vorzug Lit.4 ... 2,6 1,25 11 5% „ „„ Vorzug Lit. B ..." 2.45 2.,3 Amme Gieſecke & Konegen ...." 1,75 18 11, Anglo=Continental=Guano .. . . . — Anilin Bln.=Treptow.. . . . . . . . 1,4 1,2 Aſchaffenburger Zellſtoff....." 16(. 2,5 2,5 Badenia (Weinheim)......... 07 1,3 1,25 Badiſche Anilin=n. Sodafabrik". 12,5 12 Bad. Maſchf. Durlach .. . . .. .." 10 10 Bad. Uhrenfabr. Furtwangen .. 8,5 — Baldur Piano. . . . . . . . . . . . . . ." 1,1 Baſt Nürnberg .............." Bahriſch. Spiegel ............" 4,5 „ 1.2 Beck & Henkel (Caſſel) ........" 2,2 2,05 1.95 Bergmann El. Werke ... . . . . . ." 11,75 10,75 20 Bing. Metallwerke ..........." 1,75 1,75 3.55 Brockhues, Nieder=Walluf..... 4,15 7.25 6,75
7,6 Eementwerk Heidelberg.. .. . . ." 8,6 Karlſtadt . . . . . . . . 5 475 1. 2.9 Lothringen (Meßz). Chem. Werke Albert. . . . .. ...." 33,1 33,5 0,55 0.46 „ Griesheim Elektron ...." 11,25 108, 8,5 Fabrik Miſch .........." 75 4,9 Weiler=ter=mer ..... ..." 8,5 1.25 19. Daimler Motoren ............" 205 2.,6 2,5 Deutſch. Eiſenhandel Berlin .. 3.3 ,5 12,25 11,7 Deutſche Erdöl .......... ...." 36 36,5 2.3 17= Dt. Gold= u. Silberſcheideanſt. . 1 12.1 0,33 0,335! Dingler, Zweibrücken .. . .. ..." 32,75 31,5 Dresdener Schnellpreſſen ...." 0.9 0,9 1.7 1,55 Dürkoppwerk (Stamm) ... . . . 3,3 3,3
6 Düſſeld. Ratinger (Dürr) ....." 23 24 Dyckerhof & Widm. Stamm . . . 1.95 1,95 0,3
0.25 0,3
0.25 Eiſenwerk Kaiſerslautern ....."
L. Meher jr. .. . . .." 0,910
„1 Elberfelder Farbw. v. Baher .. 10 Kupfer=u. Meſſingw. 94 0,425 8,5 3.7 Elektr. Lieferungs.=Geſ. ...... 10.2 Licht und Kraft . .. . . .. 6,75 6,65 7.8 Elſäſſ. Bad. Wolle. . ... . . ... . ." 4525 44 Emag, Frankfurt a. M.. . . . . . . 0275 9,275 63 Email.= & Stanzw. Ullrich ...." 2,1 2,1 Enzinger Werke .... . . . ...... 85 R3 94 Eßlinger Maſchinen ...... ...." 4 3,75 Ettlingen Spinneret „e7/ager
Orben. Pohle, Wleiſtilt ir efFr dee Bie 86
Faber & Schleicher .........."
Fahr, Gebr., Pirmaſens .. . ..
Felten & Guilleaume, Carlsw...
Feinmechank (Fetter). ........
Feiſt Sektkellerei Frankf. a. M..
Frankfurter Gas...
Frankfurter Hof ............."
Fkf. Maſch, Pokornh & Wittek.
Fuchs, Waggon Stamm .. . . ."
Ganz. Ludwig. Mainz ......."
Geiling & Cie. ..............
Germania Linoleum .. . . . . . . ."
Gelenkirchen Gußſtahl .......
Goldſchmidt, Th. . ... .. ... .. .
Gotha Waggon..... ........."
Greffenius, Maſchinen Stamm.
Gritzner Maſchinenf. Durlach. . .
Grün & Bilfinger ..........."
Hammerſen (Osnabrüch) ......"
Hanfwerke Füſſen ..........."
Heddernheimer Kupfer ......."
Hehligenſtaedt, Gießen ......."
Hilpert Armaturenf. . . . . . . . . .
Hindrichs=Auffermann. . . . . . . .
Hirſch Kupfer u. Meſſ...... ..
Hoch= und Tiefbau .........."
Höchſter Farben ....
T
Holzmann, Phil. .....
Holzverk.=Induſtr. ..
:
Hydrometer Breslau ........"
Fnag .. . . . . . ...............
Junghans Stamm. . .
D
Karlsruher Maſchinen .......
Karſtadt R....
glein, Schanzlin & Becker ...
Knorr, Heilbronn ... . .. . . ....""
Kolb & Schüle Spinn. . . . . . . ..
Konſervenfabrik Braun ......"
Krauß & Co., Lokom. . .. . . . .
Lahmeher & Co. ...
Lech, Augsburg ............
Lederwv. Rothe .............."
Lederwerke Spicharz ........"
Lingel, Schuhw. Erfurt ......"
Löhnberger Mühle .........."
Lüdenſcheid Metallw. . . . . . . . ."
Luther, Maſch.=u Mühlenbau..
Lux’ſche Induſtrie ..........."
Mainkraftwerke Höchſt......."
Meguin, Butzbach ..........."
Metallgeſ. Frkft. . . . . . . . . . . . . ."
Meher, Dr. Paul ..........."
Miag, Mühlenb., Frankf. a. M..
Moenus Stamm .. . . . . . . . . . ."
Motorenfabrik Deutz ........."
Motorenfabrik Oberurſel ....."
Neckarſulmer Fahrzeugwerke . ..
Neckarwerke Eßl. Stamm . . . . ."
Oleawerke Frankfurt a. M.. . . .
Peters Union Frankfurt a. M.
Pfälz. Nähm., Kayſer ........"
Philipps A.=G. ........... .."
Porzellan Weſſel............
Reiniger, Gebbert & Schall. . .
Rhein. Elektr. Stamm .. . . . . . .
„ Metall Vorzüge .. . . . . .
Rhenania, Aachen ..........."
Riedinger, Maſchinen .........
Rückforth, Stettin ...........
Rütgerswerke ..............."
Schleußner (Frankfurt a. M.) ..
Schneider & Hanau. . .. . . . . . .
Schnellpreſſen Frankenthal. . . .
Schramm Lackfabrik. . . . . . . . . .
Schriftgießerei Stempel, Ffm.
Schuckert. Elektr. (Rüxnberal.
6,5 6,5 Tranzport=Aktien. 0.560 6,25 Deutſche Eiſenb.=Geſ. Fftm. . . 18 18,5 3,4 Schantung E. B. ..... .. . . ..." 6,5 5,75 Süddeutſche Eiſenbahn=Geſ. .. 29 29 8,5 Hapag (Paketfahrt) ....... . .." 19.7 Nordd. Lloyd. . . . 405 Meedee Bahnbedarf................" 0.8 Dampfkeſſel Rodberg.... .. ..." 2,2 14 17 Helvetia Konſervenfabrik. . . . . . Gebr. Lutz .................. 6,2
8‟ 6,3 Motorenbfarik Darmſtadt . . . . ." 8,25 Gebr. Roeder ............... 43 11,5
0,620 11,1 Venuleth & Ellenberger .... 0.586 0,555 1,7 175 Nnnotierte Aktien. Api..... . . 13 13 Beckerkohle.. 2,125 4,25 4,35 Beckerſtahl. 1. 4,1 3.95 Benz... . . . .. 3,05 Brown Boveri ............. ." 1,3 1,3 Chem. Andreae ............." 1,2 1,8 Deutſche Petroleum .. . . . . . .. ." ur Diamond Shares.
Entrepriſe .. 15 Falconwerke ...."
.: Großkraftw. Württemb. (Growag) 0,1. 3,75 3,5 Unterfranken (Ufra) .... 3,75 Hanſa Lloyd ......." 11,5 11.5 Hero Conſerven ...... 2,465 Holſatiawerke, Altona". 10,25 Kabel Rheydt. 1.9 Krügershall Kali 2.9 Metall Starkenburg 3.: Otto & Quanz.. 2,75 33 Raſtatter Waggon .. 6,2 Textil=Ind, Barmen (Tjag).... „ 29 Nfa, Filln, eesesegeuegegeeeee 42
Jandelsblatt
4. Zuſt 4924 N. 184
Handel und Wandel in Heſſen.
Konkurs. Ueber das Vermögen des Hch. Sommer II. in
Södel iſt Konkurs am 28. Juni 1924 eröffnet worden. Verwalter iſt
Rechtsanwalt Dr. v. Helmolt in Friedberg. Anmeldefriſtablauf am
21. Juli. Prüfungstermin 25. Juli, vormittags 11 Uhr beim
Amts=
gericht Friedberg.
Wirtſchaftliche Rundſchau.
* Die Großhandelsindexziffer. Der amtliche
Groß=
handelsindex vom 1. Juli iſt nach den Feſtſtellungen des Statiſtiſchen
Reichsamts gegenüber dem Stand vom 24. Juni (112,6) mit 112,6
under=
ändert. Indeſſen ſind trotzdem Preisänderungen in weſentlichen
Waren=
gruppen eingetreten, und zwar wurden die Ruhrkohlenpreiſe mit
Wir=
kung vom 1. Juli ab geſenkt, die Preiſe für Fleiſch und Getreide zogen
dagegen an. Für den Durchſchnitt des Monats Juni ergibt ſich ein
Rückgang der Großhandelsindexziffer von 122,5 im Durchſchnitt Mai auf
115,9 oder um 5,4 Prozent.
* Gültigkeit der Repartierungsklauſel
gegen=
über dem Einzelhandel. Der Zentralverband des Deutſchen
Großhandels teilt uns folgendes mit: Der Reichsbund des
Textilein=
zelhandels hatte in der Frage Ausführungen veröffentlicht, in denen die
Anſicht geäußert wurde, daß die Anerkennung der Zuläſſigkeit der
Re=
partierungsklauſel durch das Reichswirtſchaftsminiſterium für den
Ver=
kehr mit dem Einzelhandel keine Geltung habe, da in der diesbezüglichen
Veröffentlichung des Reichswirtſchaftsminiſteriums lediglich in Bezug
auf den Verkehr zwiſchen Induſtrie und Großhandel von der Zuläſſigkeit
der Repartierungsklauſel die Rede ſei. Der Zentralverband des
deut=
ſchen Großhandels hat ſich darauf veranlaßt geſehen beim
Reichswirt=
ſchaftsminiſterium eine unverzügliche Klarſtellung der Rechtslage
her=
beizuführen. In einem Schreiben, das das Reichswirtſchaftsminiſterium
unter dem 23. Juni 1924 an den Reichsbund des Textilhandels gerichtet
hat, wird dargelegt, daß die Erklärung des
Reichswirtſchaftsminiſte=
riums, wonach die Anwendung der Repartierungsklauſel zuläſſig iſt,
unter der Vorausſetzung, daß ſie auf einen angemeſſenen Teil des
Rech=
nungsbetrags beſchränkt bleibt, die grundſätzliche Stellungnahme des
Reichswirtſchaftsminiſteriums wiedergibt, die gleichmäßig für alle
Stufen der Erzeugung und Verteilung gilt. Die grundſätzliche
Zuläſ=
ſigkeit der Repartierungsklauſel iſt daher ſowohl für den Verkehr
zwvi=
ſchen Induſtrie und Großhandel, als auch für den zwiſchen einer der
beiden Vorſtufen und dem Einzelhandel zu bejahen.
Banken.
* Rheiniſche Creditbank Mannheim. Die
ordent=
liche Generalverſammlung, in der 67 Aktionäre mit 275,72 Millionen
Mark Aktienkapital vertreten waren, genehmigte die
Verwaltungs=
anträge, wonach der erzielte rechnungsmäßige Ueberſchuß, der 1025 581
Billionen Mark ergab, vorgetragen wird. Die geforderte Bilanz würde,
wie der Vorſitzende mitteilte, hergeſtellt werden, wenn die Verwaltung
ſich über die Verhältniſſe klar ſein werde, die dabei zu berückſichtigen
ſeien. Insbeſondere werde die Regelung der Reparationsfrage dabei
von großer Bedeutung ſein. Auch müſſe man abwarten, wie die auf
eine Billion Mark abgeſchriebenen, Wertpapiere zu bewerten ſeien. Das
aber werde davon abhängen, wie die in Frage kommenden
Unterneh=
mungen ſich in ihrer Goldbilanz präſentieren würden. Bei den meiſten
kommerziellen und induſtriellen Unternehmungen ſeien jedoch die
Gold=
bilanzen nicht vor Oktober zu erwarten. Man müſſe deshalb auch mit
der Goldbilanz der Bank noch zuwarten. Die ausſcheidenden
Aufſichts=
ratsmitglieder Exz. Dr. Abert Bürklin=Karlsruhe, Oberamtmann a. D.
Karl Eckhard und Geh. Kommerzienrat Ludwig Stromeher wurden
durch Zuruf wieder und neu in den Aufſichtsrat gewählt: Richard
Freudenberg in Firma Carl Freudenberg=Weinheim, Kommerzienrat
Dr. Wilhelm Stiegeler vom Stromeyer=Konzern=Konſtanz und Gottlieb
Jäger, Generaldirektor des Badiſchen Schiffahrtskonzerns=Mannheim.
Meſſen.
* Ausſtellung der Eiſenwarenbranche in Berlin.
Die Fachausſtellung in Eiſenwaren, Werkzeugen, Haus= und
Küchen=
geräten vom 27.—29. Auguſt 1924 in Berlin, „Neue Welt” veranſtaltet
vom Gauverband Berlin des Verbandes Deutſcher Eiſenwarenhändler
E, V., verſpricht ein voller Erfolg zu werden. Trotz der
augenblick=
lichen Wirtſchaftskriſe haben ſich über 250 Ausſteller von der in fünf
Sälen zur Verfügung ſtehenden Ausſtellungsfläche von zirka 2400
Qua=
dratmeter Plätze geſichert. Alle Artikel der umfangreichen
Eiſenwaren=
branche ſind reichlich vertreten, ſo daß das geſteckte Ziel, in
zuſammen=
gefaßter Form das überaus große Gebiet dieſer Branche mit ihren
Spezialabteilungen überſichtlich zur Schau zu ſtellen, voll und ganz
er=
reicht iſt.
Erwerbsgeſellſchaften.
* J. Malzmann A.=G., Zigarettenfabrik,
Dres=
den. Die bekannte, ſchon ſeit 1875 beſtehende Zigarettenfabrik J. Malz=
mann A.=G., Dresden, teilt, um unliebſamen Verwechſlungen zu
be=
gegnen, mit, daß ſie mit der im Jahre 1922 neugegründeten Tabak= und
Zigarettenfabrik „Lamata” A. Malzmann u. Co., G. m. b. H., Dresden,
welche unter Geſchäftsaufſicht ſteht, nicht identiſch iſt und mit dieſer in
keinerlei Beziehungen ſteht.
Warenmärkte.
wb. Frankfurter Getreidebörſe vom 3. Juli.
Wei=
zen (Wetterauer) 16,5—17, Roggen (inländiſcher) 15,25—15,75,
Sommer=
gerſte für Brauzwecke 16,5—17, Hafer (inländiſcher) 15,5—16,
Weizen=
mehl (ſüdd. Spezial) 27,75—28 75, Roggenmehl 22,75—23,5, Weizen=
und Roggenkleie 8,25—8,75. — Tendenz: ſtetig.
* Mannheimer Produktenbörſe. Die Stimmung war
befeſtigt auf hohe Forderungen des Auslandes. Beſonders war Mais
feſt, weil die Ernteausſichten in Amerika als wenig günſtig bezeichnet
werden. Man verlangte für die 100 Kilo waggonfrei Mannheim:
Wei=
zen inl. 17,25—17,5, ausländiſchen 21—22,5, Roggen inl. 15—15,5,
ausl. 16,25, Gerſte 16,75—17, Hafer 15,5—16, Mais 16,5, Weizenmehl
28—29, Roggenmehl 23,5—24, Kleie 9.
* Mannheimer Kleinviehmarkt. Dem Kleinviehmarkt
waren zugeführt und wurden die 50 Kilo Lebendgewicht gehandelt: 56
Kälber, 38—58 Goldmark, 48 Schweine 42—55, 604 Ferkel und Läufer
pro Stück 5—25, Marktverlauf mit Schweinen mittelmäßig, kleiner
Ueberſtand, mit Kälbern langſam geräumt, Ferkel mittelmäßig,
Ueber=
ſtand.
In jeder gewünschten Ausführung
druckt unter Beachtung der
größt-
möglichen Sorgfalt und unbedingter
Einhaltung kürzester Lleferfristen dle
L. C. Wittich’sche Druckerei
w. Berliner Produktenbericht. Die neuerdings
be=
friedigende Entwicklung des Mehlgeſchäfts, die in den letzten Tagen auch
mehr als bisher bei Weizenmehl zu beobachten geweſen iſt, bewirkte ein
weiters Anhalten der feſten Stimmung am Produktenmarkt. Für
Wei=
zen und Roggen beſtand vermehrte Nachfrage ſeitens der Mühlen. Für
Weizen waren die Preiſe bei knappem Angebot höher. In Roggen
kam etwas mehr Material heraus. Für ausländiſches Brotgetreide
be=
ſteht Intereſſe, doch kommt nur vereinzelt zweithändiges Angebot zum
Abſchluß. Gerſte war in guten Qualitäten zu Brauzwecken etwas
geſuchter. Hafer war bei feſten Preiſen etwas ſtärker angeboten.
t. Nürnberger Hopfenmarkt. 10 Ballen Zufuhr, 5
Bal=
len Umſatz. Geſchäft ruhig, Markthopfen 440, Hallertauer bis 520.
Börſen.
* Frankfurter Börſe vom 3. Juli 1924. (Eigener
Be=
richt.) Die Auslaſſungen des Reichsminiſters, Dr. Luther, über die
gegenwärtige Finanzlage des Reiches ſowie die noch immer recht
unbe=
friedigenden Berichte aus Handel und Induſtrie, hatten heute eine
luſt=
loſe Haltung der Börſe zur Folge. Es kam noch hinzu, daß bei
Nach=
prüfung der erneuerten Micumverträge, die erhofften Erleichterungen
ſich als illuſoriſch erwieſen. Das Geſchäft ſchrumpfte daher auf allen
Gebieten weiter zuſammen und ſpeziell die Aktienmärkte lagen ſehr ſtill
bei weiter weichenden Kurſen. Einige Umſätze wurden gegen Schluß
der Börſe in Kriegsanleihe getätigt, die nach 245 auf 245 anziehen
konnten. Die Beweggründe für dieſe neuerliche Steigung ließen ſich
jedoch nicht ermitteln; auch die Aktienmärkte waren im Verlauf der
Börſe eine Kleinigkeit erholt. Im freien Verkehr hörte man: Becker
Stahl 1,75, Becker Kohle 32/, Brown Boveri 1,2, Entperiſes 26,
Georgi 0,160, Growag 0,130, Hanſa Lloyd 0,55, Kreichgauer 0,9,
Krü=
gershall 2,75, Memeler Zellſtoff 90 Otto u. Quantz 1,3, Petroleum 10,5,
Naſtatter Waggon 22/g, Ufa 47/8.
w. Berliner Börſenbericht. Auf dem bisherigen
Spiel=
gebiet der Kriegsanleihen hat die Ernüchterung angehalten. Die Zahl
der Händler und Intereſſenten, die ſonſt in dichten Scharen in dieſem
Markte ſtanden, hat ſich bedeutend gelichtet und die Umſätze ſind, wie
ſchon geſtern, wieder geringer geworden. Der Kurs glitt von
vorbörs=
lich 260 bis auf amtlich 235 zurück; unter Schwankungen trat dann
wieder eine Erholung bis ungefähr 260 ein. Auch für die anderen
feſt=
verzinslichen Werte war eine Verringerung der Umſätze bei mäßig
nach=
gebenden Kurſen feſtzuſtellen. Sonſt ſtand die Börſe im Zeichen einer
ausgeſprochenen Geſchäftsſtille auf allen Umſatzgebieten, die um ſo
drückender war, als weder die Spekulation noch das Publikum irgend
welche Neigung zu Käufen hatte. Die Kurſe bröckelten auf der ganzen
Linie mäßig ab; etwas ſtärker, nämlich um 1 bis vereinzelt 2 Billionen
Prozent war dies bei einigen Induſtrie= und Montanwerten der Fall.
Aufſehen eregte der Kurseinbruch bei Ludwig Löwe von 59¾ bis 48,
der darauf zurückzuführen war, daß die Firma, welche durch Aufkäufe
den Kurs bisher nach oben beeinflußt hatte, ziemlich unvermitelt als
Verkäufer auftrat; auch hieß es, daß dieſe Aktien gegen Berlin=
Karls=
ruher Induſtriewerte getauſcht worden ſeien. — Am Geld= und
Deviſen=
markt ſind Veränderungen von Bedeutung nicht eingetreten.
Oeviſenmarkt.
Bri Veue Amſterdam=Rotterdam.. 157.70 138.50 157.70 158.,50 voll Brüſſel=Antwerpen ....." 18.35 19.05 19.05 19.15 voll Chriſtiania. . . . . . . . . . . . ." 56.06 56. 34 56.16 56.44 voll Kopenhagen .........." 66.83 67.17 66,58 66.92 voll Stockholm .. . . . . . . . . . . . 111.12 111.68 111.12 111.63 voll Helſingfors ..........." 10.47— 19 53— 10.47— 10.53— voll Italien . 18.03— 13.13— 18,05 18.15 voll London. 18.125 18.215 18,135 18.225 voll. New=York. 4.19 4.21 4.19 4.21 voll Paris. 21.59— 21.69— 21 65— 21.75— voll Schweiz.
. 74.41 74.79 74.41 74.79 voll. Spanien .............." 55.36 65.64 54.76 55.04 voll Wien (i. D.=Oſterr. abg.). 5.91— 5.93— 5.31 5.93 voll Prag . . 12.29— 12.35— 12.27— 12.33— volk Budapeſt. . . 5.09 5.11 5.09 5.11 voll Buenos=Aires.
1.345 1.355 1.345 1.355 voll Bulgarien..
3.04— 3.06 — 3.03— 3.05— voll. Japan .. . . . .. ..... .. 1.765 1.775 1.765 1.775 voll Rio de Janeiro ... ... . ." 0.445 0.455 0.44— 0.4— voll Belgrad.,
T 4.91— 4.93 4.965 4 985 voll Liſſabon
„.
D. 11.47 11.47 11.53 voll Danzig".
Doas--.- 72.50 72 73.54 72.90 voll
Berliner Kurſe. (Eigene telegr. Meldung.)
Sämtliche Zahlen verſtehen ſich mit 1000 000 000.
Aktiengeſ. für Anilinfr.
AſchaffenburgerZellſtoff
Augsb.=Nürnb. Maſch.:.
Berl.=Anhalt=Maſchinen
Berl.f.Elektr. W. vorzug.
Bismarckhütte .. ....."
Braunkohlen=Briketts".
Bremer Vulkan ......"
Wolle. . ......
Chem. Heyden ....."
Weiler ....."
Deutſch=Atlant. Tel....
Deutſche Maſchinen. . .
Deutſch=Niedld, Tel. ..
Deutſche Erdöl ......
Deutſche Petroleum ..
Dt. Kaliwerke ......"
Dt. Waffen u. Munition
Donnersmarckhütte .
Dynamit Nobel ....."
Elberfelder Farben. . . .
Elektr. Lieferung ....."
R. Friſter ..........."
Gaggenau Vorz. ...
Gelſenk. Gußſtahl ....
Geſ. f. elektr. Untern..
Halle Maſchinen
Han. Maſch.=Egeſt..
8100 7625 16500 16930 Hemoor Zement .. 35000 34400 17500 17750 Hirſch Kupfer .. 18000 17125 4125 4068 Höſch Eiſen ... 30000 29000 3800 3500 Hohenlohe Werke. . . .. 16340 15700 Kahla Porzellan ..... 6250 6400 16580 17086 Lindes Eismaſch. . . ... 5689 6000 40060 44009 Lingel Schuh .. . . . .. 2100 2200 70306 70060 Linke u. Hofmann .. .. 9000 8760 1960 2803 L. Loewe u. Co.. 60000 51250 8375 8375 C. Lorenz. 3000 2875 290 8100 Meguin
„ 8500 7750 3875 362 Niederländiſche Kohle: 25100 25300 15500 15980 Nordd. Gummi 0230 0250 24250 33600 Orenſtein. . . 11750 11500 Rathgeber Waggon
Rombacher Hütten. 3135 3125 26000 25500 9125 8875 69000 68500 Roſitzer Zucker 21500 22000 62600 63060 Rütgerswerke 10375 9625 5125 4750 Sachſenwerk 1100 1000 10180 9900 Sächſiſche Gußſtahl= 17500 15600 17300 10375 Siemens Glas. 11900 11250 2500 2:50 Steaua Romana .. 6069 6060 Ver. Lauſitzer Glas ... 9000 9000 Volkſtedter Porzellan.. 4500 4250 15375 15750 Weſtf. Eiſ. Langendreer 11000 11000 000 7560 Wittener Gußſtahl .. 16000 15000 42500 43000 Wanderer=Werke. 7000 6700
Frankenkurs in London: 83.80
Markkurs
181/8
Seite 14.
Darmſtädter Tagblatt, Freitag, den 4. Inli 1924.
Nummer 184.
Die Vereinigung des Darmſtädter Einzelhandels teilt dem
Publikum von Darmſtadt und Umgebung mit, daß der diesjährige
NA
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am Samstag, den 5. Zuſi 1924, vormittags 8½. Uhr beginnt
Die Mitgliedsfirmen haben beſchloſſen, ihre Preiſe den heutigen
Zeitverhältniſſen anzupaſſen, wodurch ſich für alle
Bevölkerungs=
kreiſe eine beſonders günſtige Einkaufsgelegenheit bietet.
Pereinigung
des Einzelhandels
von Baimſtadt und
Amgebung.
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iſt durch den leicht. Lauf
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Semper-Rades
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Ga. Steinbrecher,
Riedeſelſtr. 72. Karte
genügt. „ (192441
Die Wiſſenſchaft
zur Magenfrage
Auffallend wenig geklärt ſind wenigſtens
beim großen Publikum die Anſchauungen
über den Nährwert der Lebensmitel, bei
denen manche alte aber irrige Aberlieferung
mitſpielt. Abertrieben wird der Nährwert
der Hühnereier, von denen ein Arbeiter,
um bei Kräften zu bleiben, mindeſtens
35 bis 40 Stück täglich verzehren müßte.
Prof. Dr. Theodor Paul.
Hinſichtlich ihrer Preiswürdigkeit und
vom Standpunkt des Nahrungs= oder
Betriebswertes aus betrachtet, rangieren
die Kakaoerzeugniſſe vor ſämtlichen
Fleiſchſorten, Käſe, Eier und Butter.
Dr. Hans Berckum.
Es iſt kaum möglich, Nahrung in
kon=
zentrierter Form mit ſich zu tragen als
in Geſtalt von Schokolade.
Prof. Dr. Bunge.
Ganz außerordentlich iſt die Steigerung
der Sättigungsdauer der Mahlzeit, wenn
man etwas ſüßes hinterher ißt.
Prof. Dr. Keſiner.
Wo man Reichardtkakao und
Reichardt=
ſchokolade zu Vorkriegspreiſen
er=
hält, zeigen Plakate und Schilder mit
dem bekannten Namenszuge an.
R
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