Darmstädter Tagblatt 1924


12. Mai 1924

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Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: Die Gegenwart, Tagesſpiegel in Bild und Wort
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Nummer 132
Montag, den 12. Mai 1924.
187. Jahrgang

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(röffnung der Kölner Meſſe.

Empfang der Regierungsmitglieder in Köln.
Köln, 11. Mai. Der Reichspräſident traf heute vor=
mittag
934 Uhr, begleitet vom Miniſter des Aeußern Streſe=
m
ann; Reichswirtſchaftsminiſter Hamm und Staatsſekretär
Neißner, hier ein. Er wurde auf dem Bahnhof vom Ober=
büärgermeiſter
, dem Regierungspräſidenten ſowie dem bereits
geſtern eingetroffenen Reichskanzler und preußiſchen Mini=
ſter
Severing begrüßt.
Der Reichspräſident begab ſich nach der Ankunft als=
bald
zum Rathaus, von der Menſchenmenge, welche
die Straßen füllte, mit lebhaftem Beifall begrüßt. Im
hathaus wurde der Reichspräſident von dem Oberbürgermeiſter
Adenauer im Namen der Stadt feierlichſt willkommen
geheißen. Nach dem Empfang ließ ſich der Erzbiſchof,
Kardinal Schulte, dem Reichspräſidenten vor=
ſtellen
. Später ſtattete der engliſche Kreisdelegierte
n Köln, Piggott, dem Reichspräſidenten einen Be=
ſuch
ab.

Der Reichspräſident über den Geiſt
der Zuſammengehörigkeit.

Köln, 11. Mai. Heute vormittag fand im großen Saale
ds Gürzenich die feierliche Eröffnung der erſten Kölner
Neſſe in Gegenwart des Reichspräſidenten ſtatt. Von
der Reichsregierung waren außer dem Reichskanzler und Außen=
miniſter
die Miniſter Höfle und Hamm, von der preußiſchen Re=
jierung
die Miniſter Severing, Siering und Hirtſiefer anweſend.
Iiter den Gäſten bemerkte man auch den Erzbiſchof von Köln,
Kardinal Dr. Schulte, den Oberpräſidenten von Weſtfalen Gro=
iowski
und den Regierungspräſidenten von Köln Adelman, ſo=
ve
eine größere Anzahl höherer Beamten der Reichs= und
Staatsbehörden. Der große Saal war bis auf den letzten Platz
gefüllt. Nach einem Orgelvortrag und dem Straußſchen Feſt=
ichen
Präludium ergriff Oberbürgermeiſter Dr. Adenauer,
er Vorſitzende des Aufſichtsrats der Kölner Meſſe, das Wort zu
ier Begrüßungsanſprache und bat den Reichspräſidenten, die
eiſte Kölner Meſſe zu eröffnen.
Von allgemeinem Beifall begrüßt, ergriff darauf
Reichspräſident Ebert
das Wort. Er erwiderte auf die Anſprache des Oberbürgermei=
urs
zunächſt mit Worten des Dankes für die freundliche Begrü=
zung
und fuhr dann fort:
Wir ſind Ihrer Einladung, mit Ihnen zuſammen die erſte
Kölner Meſſe zu eröffnen, gerne und mit beſonderer Befriedi=
zung
gefolgt. Unſere Anweſenheit in der Hauptſtadt des Rhein=
anides
am heutigen Tage ſoll Ihnen, ſoll der Stadt Köln und
dem beſetzten Gebiet erneut bekunden, daß wir mit warmem
herzen und brüderlichem Gefühl die Leiden und Nöte un=
erer
Volksgenoſſen im beſetzten Gebiet teilen.
Bravo!) Mit gleich herzlichem Empfinden freuen wir uns des
atkräftigen Strebens, das die Lande an Rhein und Ruhr trotz=
dem
zeigen. Wir freuen uns dieſer unerſchütterlichen Schaffens=
raft
, die in der Kölner Meſſe, dieſer Schau deutſcher Arbeit und
putſchen Unternehmungsgeiſtes, ihren Ausdruck findet. Sie
üben, Herr Oberbürgermeiſter, der Kölner Meſſe die Auf=
ſabe
zugewieſen, Zentralmarkt des deutſchen Wirt=
chaftslebens
zu ſein und die wirtſchaftlichen Bande zu
nüpfen zwiſchen Deutſchland und den weſteuropäiſchen Ländern.
Lir von der Reichsleitung begrüßen lebhaft dieſes Streben. Fällt
s doch in den Kreis unſerer großen Grundaufgaben, die deutſche
Virtſchaft neu zu beleben, ſie zu kräftigen und ihr nach den Zer=
törungen
des Krieges und den Hemmungen der Nachkriegszeit
jeue Entfaltungsmöglichkeiten zu ſchaffen.
Schroff hat der Krieg unſere Handelsbeziehungen abgebrochen.
in grauſamer Weiſe haben die Bedingungen des Friedensdik=
gtes
den deutſchen Handel und die deutſche Wirtſchaft in
prückende Feſſeln geſchlagen.
Beſonders ſchwer leiden die durch den Friedensvertrag der
remden Okkupation verfallenen und über dieſen Vertrag hinaus
vefetzten Länder an Rhein und Ruhr, Gebiete, die Herz und
Nittelpunkt des wirtſchaftlichen Lebens unſerer Nation ſind. Das
wrtſchaftliche und ſoziale Leben dieſer Gebiete iſt fortgeſetzt ſtar=
en
Erſchütterungen ausgeſetzt, die zu einer ſchweren und dau=
eniden
Schädigung der geſamten deutſchen Wirtſchaft führen
miſſen. So ſind uns bisher unſer Wille zum Wiederaufbau des
durch Krieg und Friedensſchluß Zerſtörten, unſere unausgeſetz=
en
Anſtrengungen, durch friedliche Arbeit wieder die Grund=
agen
der Lebensmöglichkeit für unſer Volk zu erreichen, im=
nerwieder
durch äußere Wirkungen zunichte ge=
nacht
worden. Gleichwohl dürfen wir in dieſen Bemühun=
gen
nicht erlahmen, denn nur auf der Grundlage der eigenen ge=
icherten
Exiſtenz, mag dieſe auch hart ſein an Arbeit und Ent=
behrung
, kann die Löſung der Frage der Reparationen durch=
geführt
werden. (Sehr richtig!) Wir hoffen, daß endlich Einſicht
und Vernunft in den Völkern der Welt olſiegen, daß die Zu=
lurift
unſer Volk, beſonders aber unſere Brüder und Schweſtern
m Weſten, von Bedrückungen verſchone, deren unglücklicher
Schauplatz die Lande am Rhein und an der Ruhr während des
esten Jahres geweſen ſind, zum Unheil Deutſchlands, aber auch
fur Schaden Europas (Sehr richtig!) und als Gift im eige=
gen
Volkskörper. (Lebhaftes Bravo!) In ſchmerzvollen
Jahren, die hinter uns liegen, waren unſere Herzen und Gedan=
ſen
ſtets bei Ihnen, am Rhein, denn hier, am Rhein, wo jeder
S ein von jahrhundertealter Geſchichte ſpricht, ſchlägt das Herz
deutſchlands. (Sehr richtig!) Der Rheiniſt der deutſche
Schickſalsſtrom und das Sinnbild deutſchen
Volkstums, teuer und heilig jedem Herzen, das ſich zuge=
hörig
fühlt zur Gemeinſchaft des deutſchen Volkes! (Bravo!)
Eng und unlösbar ſind die Bande, die dieſes Land
un d ſeine Bewohner mit dem geſamten Vaterland verbinden;
gerneinſames Ungkück hat ſie noch härter geſchmiedet und im
Feuer hundertfacher Drangfal haben ſie ſich vor aller Welt als
ſtärker bewährt als fremde Waffen. Dies Land und dies
Volk ſind deutſch und werden deutſch bleiben.

(Stürmiſcher Beifall und Händeklatſchen.) Tauſendjährige Bande
Gegenſätzen des Tages und allen Wirren der Zeit!
ren Brüdern und Schweſtern im Rheinland und in Weſtfalen an
dieſer hiſtoriſchen Stätte den Gruß der deutſchen Republik zu
überbringen und hier dem Dank des geſamten deut=
ſchen
Volkes für Ihr treues Ausharren ſowie der
Verſicherung unſerer Treue zu Ihnen Ausdruck zu geben. ( Bei=
unſerer
Volksgenoſſen, die immer noch, jedem menſchlichen Ge=
fühle
zuwider, gefangen oder aus Hof und Haus vertrieben ſind.
Ihnen die Freiheit und Heimat wiederzugeben, wird ſtets unſer
noch höheres ſein, nämlich das, Ihnen allen, dem ganzen Lande
hier ein geſichertes Daſein und die freie Entfal=
Sie überzeugt, daß es nicht leere Worte einer feſtlichen Stim=
Kein Opfer, das in unſerer Kraft liegt, wird uns zu ſchwer ſein,
um Ihnen, unſeren Brüdern im Weſten, die Freiheit zu erkaufen. Beſatzung und der wirtſchaftlichen Verhältniſſe.
(Stürmiſche Zuſtimmung und Händeklatſchen.) Schwere Laſten,
müſſen, um wieder mit Ihnen in freier Gemeinſchaft zuſammen=
(Beifall.)
Der heutige Tag ſteht im Zeichen der erſten Kölner Meſſe.
Für Sie, meine Herren, iſt er bedeutſam, weil mit ihm Köln,
ſeit tauſend Jahren ſchon bekannt und berühmt als Handels=
tritt
. Uns iſt er ein Zeichen ungebrochenen Willens, lebens=
mutigen
und zähen Charakters der Lande am Rhein, allen Fehl=
ſchlägen
und Enttäuſchungen zum Trotze auf den Trümmern des
Morgen, im Vertrauen auf die Lebenskraft des deutſchen Volkes
Beſtrebungen, Handel und Wandel dieſes Teiles des Reiches zu
fördern, die durch die Ereigniſſe der letzten Jahre ſo verheerend
getroffene Wirtſchaft des Weſtens ieder zu beleben und ſo bei=
Reiches ihre beſten Wünſche entgegen. Möge Ihre Arbeit, unge=
ſtört
durch Rückſchläge, ſich ſegensreich und gedeihlich weiterenr=
wickeln
. Uns allen aber, unſerem ganzen ſo ſchwergeprüften Volke
wollen wir wünſchen, daß der Geiſt, den wir hier am Rhein füh=
len
, dieſer Geiſt der Zuſammengehörigkeit, der
verantwortungsbewußten Arbeit für die gro=
ßen
Ziele der Nation, der Opferbereitſchaft für das deut=
ſche
Vaterland und ſeine Zukunft mehr als bisher uns beſeelen ſchen Hochrufen begrüßten.
und einen möge! (Zuſtimmung.) Auf dieſe Zukunft vertrauen
wir trotz allem; ihr gehört unſere Arbeit, für ſie tragen wir die
Laſt der Gegenwart. In dieſem feſten Vertauen grüßen wir,
grüßt das ganze deutſche Volk heute den deutſchen Rhein und
das alte, ſchöne Köln! (Allgemeiner ſtürmiſcher, ſich immer wie=
derholender
Beifall und Händeklatſchen.)
Severing über die Bedeutung der Meſſe als
Im Namen der preußiſchen Staatsregierung ergriff, nach dem
Reichspräſidenten Ebert, Staatsminiſter Severing das Wort
zu einer Begrüßungsanſprache, in der er ausführte:
Im Namen der preußiſchen Staatsregierung kann ich nur die
Oberbürgermeiſter für die freundliche Einladung abgeſtattet hat.
Die preußiſche Staatsregierung hat Vertreter ent=
ſandt
, um zu bekunden, daß ſie nicht nur großes Inter=
eſſenimmt
an der Kölner Gemeinde an ſich, ſondern daß Geldentwertung und die damit verbundene Zerrüttung der mate=
ſie
geſonnen iſt, durch eine ſtarke Verbindung zum Ausdruck zu
bringen, daß Köln, das Rheinland und Preußen zu=
ſammengehören
. (Bravo!) Als Sie, Herr Oberbürger=
meiſter
, vor etwa zwei Jahren den Vertretern der Staatsre=
gierung
ihre kühnen Pläne entwickelt baben über die Anlage des
Grünringes und die Errichtung einer eſſe in Köln, da haben wir
gefunden, daß nicht nur Eſſen, Duisburg und Düſſeldorf, ſondern
auch Köln gleicherweiſe von einem Optimismus getragen
wird, der in den Zeiten wirtſchaftlichen Nieder=
bruchs
notwendig iſt, um wieder vorwärts zu
kommen. Wir ſind niedergebrochen, wir haben aber auch wie=
der
aufgebaut. Es iſt nicht immer ſo geweſen, daß wir mit Mut
und Tatkraft daran gingen, wieder aufzubauen. Es hat einſt ein
Volk an den Waſſern Babylons geweint, aber der Rhein iſt nicht
das Waſſer Babylons. Wir wollen nicht weinen, ſon=
dern
ſchaffen. (Bravo!) Ich habe den Eindruck gewonnen,
daß, wen wir nicht kleinmütig ſind, ſondern auch das Letzte her=
geben
, wir das Werk, trotz aller Widerſtände, vollenden werden.
Ich freue mich, Ihnen, Herr Oberbürgermeiſter, zu ſagen, daß ich
die von Ihnen in Köln vertretene Auffaſſung teile. Die preußiſche
Staatsregierung begrüßt eine Stadt, die ſich als nicht vollendet
betrachtet. Eine Stadt, die ſich fertig dünkt, wird niemals zum
Wiederaufbau Preußens und Deutſchlands beitragen. Darum
ſtiſche Geiſt auch in anderen Lagern Preußens
und Deutſchlands vorhanden iſt, denn dann werden
wir von dem Wiederaufbau nicht mehr weit entfernt ſein. Ich
glaube wie Sie an den Wagemut des deutſchen Kaufmannes, an
die Intelligenz des deutſchen Technikers, an die Leiſtungsfähigkeit
des deutſchen Arbeiters. Wenn auch die Lebensbedingungen des
deutſchen Arbeiters ſchwierig ſind durch den harten Friedensver=
trag
, und wenn auch die Unternehmungen unter der harten
Zukunft erleben. Ich bin beauftragt, Ihnen, ſehr verehrte Damen
bürgermeiſter hat auf die große Bedeutung der Kölner Meſſe
hingewieſen. Ich brauche kaum hinzuzufügen, daß wir uns auf= Auslande zeigen werde, was trotz alledem deutſche Arbeit und
richtig darüber freuen, und daß wir Ihnen wünſchen, daß Ihre

Erwartungen in Erfüllung gehen, und daß die KölnerMeſſe
ein Bindeglied zwiſchen Preußen und Deutſch=
land
und den anderen Staaten werde. Neben der
internationalen Bedeutung der Meſſe, hat dieſe aber auch eine
große nationale Bedeutung, ſie iſt das Symbol des deut=
ſchen
Wirtſchaftslebens und ein Symbol dafür, daß das
gemeinſamer Kultur und gemeinſamer Geſchichte trotzen allen Rheinland zu Preußen und zu Deutſchland gehört, und daß alle
Beſtrebungen ſcheitern werden, die darauf gerich=
In dieſem Gefühle unſerer Gemeinſchaft iſt es mir eine hohe tet ſind, die Rheinlande von Preußen und
Freude, Ihnen, meine Damen und Herren, und Ihnen all unſe= Deutſchland zutrennen. Sie haben in den letzten Tagen
zum Ausdruck gebracht, daß Sie in einem freien und ſtarken Preu=
ßen
die beſte Gewähr für ein einiges Deutſchland erblicken. Der
nächſte Sonntag ſoll in anderen Teilen Deutſch=
lands
entſcheiden, ob wir einig bleiben oder uns
zerſplittern. Sie haben in erfreulicher Weiſe den Volksge=
noſſen
in Hannover ein Beiſpiel gegeben, daß in den Zeiten
fall.) Bewegten Herzens gedenken wir heute auch der vielen des unglücks kein Volksteil das Recht hat, die
Kräfte zu zerſplittern, ſondern daß alle die Pflicht ha=
ben
, die Kräfte zuſammenzuhalten. (Lebhafter Beifall!) Dafür
danke ich Ihnen im Namen der preußiſchen Staatsregierung auf
heißes Bemühen ſein. (Zuſtimmung.) Aber unſer Ziel muß ein das wärmſte. Die Errichtung der Kölner Meſſe hat aber nicht
nur eine wirtſchaftliche und innerpolitiſche, ſondern auch eine
pſychologiſche Bedeutung. Als ich im Herbſt 1922 in Köln weilte,
tung ihrer Kräfte wiederzugeben. (Beifall.) Seien, da war trotz froher Hoffnung die Stimmung gedrückt. Als ich die
Deputation des Rheinlands empfing, war es faſt ſo, als ob das
mung ſind, die wir zu Ihnen ſprechen und die ſchnell verhallen. Rheinland zuſammenbrechen ſollte unter der ſchweren Laſt der
Wie anders wirkt die heutige Stimmung auf mich ein. Es iſt
die ſozial und gerecht verteilt ſein müſſen, werden wir alle tragen nicht nur die feſtliche Stimmung dieſes Tages und der Teilneh=
mer
an dieſem ſchönen Augenblick, ſondern das Bewußtſein, daß
zuleben, mit Ihnen als freies Volk auf freiem Grunde zu ſtehen! wir vorwärts kommen, denn das Symbol der Kölner Meſſe heißt:
Arbeiten und nicht verzweifeln! (Lebhafter Beifall!)
Oberbürgermeiſter Adenauer
dankte dann dem Reichspräſidenten für die Worte, die er für un=
ſtadt
, hoffnungsfroh nun auch in die Reihe der Meſſeſtädte ein= ſer deutſches Vaterland, und dem Staatsminiſter Severing für die
Wünſche, die er für Preußen an die Verſammlung gerichtet hatte
und welche die Herzen höher ſchlagen ließen. Wir greifen, ſagte
der Oberbürgermeiſter das Wort auf, das der Reichspräſident ge=
Geſtern neu wiederaufzubauen in der Zuverſicht eines beſſeren, ſprochen hat: Dieſes Land und dieſes Volk ſind deutſch und wer=
den
deutſch bleiben. Ich bitte, geben Sie dieſem Schwur Aus=
und die Rückehr der Vernunft in der Welt. (Beifall.) Ihren druck, indem Sie mit mir rufen: Das deutſche Volk, das deutſche
Vaterland, ſie leben hoch!"
Die Verſammlung ſtimmte in dieſen Ruf begeiſtert ein und
fang im Anſchluß daran die erſte Strophe des Deutſchlandliedes.
zutragen zum Wiederaufbau, bringeß wir, bringt die Leitung des Mit der Schlußſzene des dritten Aktes aus den Meiſterſingern,
die unter der Leitung des Generalmuſikdirektors Prof. Abendroth
meiſterhaft zum Vortrag gelangte, ſchloß die Feier, worauf ſich der
Reichspräſident und die übrigen Gäſte auf den Rundgang durch
die Meſſe begaben. Vor dem Gürzenich und in den anliegenden
Straßen hatten ſich inzwiſchen Tauſende angeſammelt, die den
Reichspräſidenten auf der Fahrt zum Meſſegelände mit ſtürmi=
Eine Rede des Reichskanzlers.
Köln, 12. Mai. Nach der Begrüßungsanſprache des Ober=
bürgermeiſters
Adenauer ergriff Reichskanzler Dr. Marr
bei dem geſtern abend im Gürzenich veranſtalteten Feſtmahl das
Wort. Er dankte im Namen der Reichsregierung und der übrigen
Ehrengäſte und fuhr fort:
Unauslöſchlich ſind die Eindrücke, die heute hier die Eröff=
nungsfeierlichkeiten
bei uns hinterlaſſen haben. Wir werden nach
Bindeglied zwiſchen Preußen und Deutſchland. Berlin zurückehren mit dem ſicheren Gefühl, daß hier am Rhein
echt deutſche Herzen ſchlagen. Die erſte Kölner Meſſe
beſteht zwiſchen Niedergang und Aufſtieg. Nur
wenige Monate ſind vergangen ſeit jener furchtbaren Zeit, da
alles im Strudel des rieſigen Währungsverfalls unterzugehen
drohte. Aber in letzter Stunde hat ſich unſer Volk zu einer Ret=
Dankesworte wiederholen, die der Reichspräſident ſoeben dem tungstat entſchloſſen, deren wahre Größe und Tragweite erſt
kommende Generationen voll einzuſchätzen vermögen werden.
Es hat durch rigoroſe Maßnahmen, durch unabſehbare Entbeh=
rung
einen Damm der Not errichtet gegen die Sturmfluten der
riellen Daſeinsgrundlage. Die Stabiliſierung des
Geldwertes iſt gelungen. Ich darf ſagen, ſie hat ſich
wider alles Erwarten bis zur heutigen Stunde
aufrecht erhalten laſſen. Die Schaffung eines wert=
beſtändigen
Zahlungsmittels hat das ganze Volk auf eine ſolide
Grundlage geſtellt. Erſt dadurch iſt unſere Wirtſchaft in Gang
gekommen. Am deutlichſten zeigt ſich dies am Rückgang der Zahl
der Arbeitsloſen. Dieſe Tatſache wollen wir dankbar anerkennen.
Noch ſind wir nicht über dem Berg. Furchtbar ernſt iſt auch heute
noch unſere Wirtſchaftslage. Ich habe mir vorgenommen, dies
immer und immer wieder zu betonen. Der Geſundungsprozeß
iſt noch nicht ſoweit vorgeſchritten, daß Staat und Wirtſchaft aus
eigener Kraft ſich forthelfen könnten. Noch ſteht als größtes
Hemmnis der Dauerhaftigkeit und weiteren Sicherung unſerer
Lage die Trennung des Reiches in ein beſetztes und unbeſetztes
Gebiet im Wege, und noch hängt über unſeren Häuptern die
dunkele Wolke der Reparationsfrage. In dieſer Frage ſtehen wir
ja nun durch das Zuſtandekommen des Gutachtens hoffentlich am
Beginn einer Klärung. Leicht iſt uns in Berlin der Entſchluß,
die Vorſchläge der Sachverſtändigen als Grundlage einer wenig=
ſtens
vorläufigen Regelung des Reparationsproblems anzuſehen,
wahrhaftig nicht geworden. Wären uns andere Möglichkeiten
freuen wir uns auch, wenn der kühne und optimi= offen geblieben, hätten wir auch nur die leiſeſte Hoffnung gehabt,
auf anderem Wege zum Ziel der Befreiung des Ruhrgebietes,
der Befreiung Deutſchlands zu gelangen, niemand von uns hätte
auch nur einen Augenblick gezögert, dieſen Weg zu gehen. Aber
die deutſche Außenpolitik vollzieht ſich in der
Lage, in der wir uns befinden, zwangsläufig.
Wir ſind keineswegs gegenüber den negativen Seiten des Gut=
achtens
blind. Aber um zu dem zu kommen, was uns meines
Erachtens am nötigſten tut, eine Atem= und Erholungspauſe,
Kriegsnot gelitten haben, ſo werden wir trotz alledem eine beſſere mußten wir das Gutachten anerkennen. Um dem Sachverſtän=
digenbericht
nachzukommen, müſſen jedoch die fiskaliſche und
und Herren, dafür zu danken, daß Sie mit der Meſſe ein wirtſchaftliche Souveränität Deutſchlands im beſetzten Gebiet
Symbol der Zuſammengehörigkeit des Rhein= wieder hergeſtellt werden. Unter dieſer Vorausſetzung haben wir
landes und Preußens errichtet haben. Der Herr Ober= hauptſächlich den Vorſchlägen zugeſtimmt. Der Reichskanzler
ſchloß mit dem Hinweis, daß die Kölner Meſſe dem In= und
deutſcher Fleiß noch zu leiſten vermögen,

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Seite 2.

Ein nationaler Weibetag.
Einweihung des Moltke=Standbildes in Halle.
Halle a. d. S., 11. Mai. Der ungeheure Zuſtrom der an
hunderttauſend zählenden Teilnehmer von nah und fern geſtal=
tete
den Tag der Einweihung des wieder errichteten
Moltke=Standbildes zu einem nationalen Weihetag
erſter Ordnung. Schon vom frühen Morgen an bewegte ſich eine
feſtlich geſtimmte Menge durch die geſchmückten Straßen. Vom
Wetter begünſtigt, nahm die Feier in jeder Hinſicht einen befrie=
digenden
Verlauf. Während die Mehrzahl der Teilnehmer ſich
zur Pferderennbahn hinaus bewegte, begaben ſich die Fahnen=
abordnungen
der Studentenſchaft aller beteiligten vaterländiſchen
Verbände von hier und aus dem Reiche mit mehr als 1600 Fah=
nen
zur Teilnahme an dem Weiheakt nach dem Platz am Denk=
mal
. Inzwiſchen waren zahlreiche Ehrengäſte erſchienen, dar=
unter
Prinz Oskar von Preußen. Generalfeldmarſchall
Mackenſen, der urſprünglich an der Feier hatte teilnehmen
wollen, war infolge eines durch Sturz vom Pferde erlittenen
Schlüſſelbeinbruchs am Erſcheinen verhindert. Nachdem die un=
überſehbare
Menge der Fahnenträger ſich um das Denkmal grup=
piert
hatte, begann um 12 Uhr der eigentliche Weiheakt, einge=
leitet
durch den gemeinſamen Geſang des Niederländiſchen Dank=
gebets
. Hierauf hielt Oberſtleutnant a. D., Düſterberg die
Weiherede. Die Abſicht der Zerſtörer des Denkmals ſei geweſen,
mit dieſer Heroſtratentat eine blutige Auseinanderſetzung im
Deutſchen Reiche auszulöſen. Die wahren Schuldigen ſeien
jedoch die geiſtigen Urheber des Attentats geweſen. Aber die
Bubentat habe eine ungewollte Wirkung gehabt. Die nationa=
len
Kreiſe ſeien aufgerüttelt worden. Der Redner verwies, an=
knüpfend
an Deutſchlands große Erinnerungen, auf die politiſche
Zerriſſenheit im Innern und die Ohnmacht nach außen, die nach
dem Weltkrieg in Deutſchland eingetreten ſei. Weder das Welt=
gewiſſen
noch der Völkerbund, weder die zweite noch die dritte
Internationale hätten verhindert, daß man Deutſchland, allen
feierlichen Zuſicherungen zum Trotz, immer weiter entrechtet und
verſklavt habe. Das Leben der drei Männer, die uns das Denk=
mal
zeigt, vor allem Moltkes Leben, muß uns, fuhr der Redner
fort, ein Anſporn in dieſer trüben Zeit ſein, und Moltkes Wahl=
ſpruch
: Mehr ſein als ſcheinen muß der heranwachſen=
den
Jugend auf ihrem ſchweren Weg voranleuchten, das heißt,
die erſehnte Befreiung Deutſchlands wird nur durch bewußte
Kückkehr zu ſittlichen Grundſätzen erreicht werden,
die Preußen=Deutſchland einſt groß gemacht haben. Pflichttreue
im Kleinſten, eiſerner Fleiß, reſtloſe Hingabe, freiwillige
Manneszucht, vorbildliches ſoziales Verhalten, glühende Vater=
landsliebe
werden uns den harten Weg zur Freiheit erfolgreich
gehen laſſen. Wir brauchen keine Revanche! Wir
Deutſchen haben auf allen Schlachtfeldern einer Welt von Fein=
den
gegenüber ſiegreich ſtandgehalten; wir verlangen aber
und das ſoll nicht nur Deutſchland, nicht nur Europa, ſondern
die ganze Welt hören auf Grund des erſten aller Völkerrechte,
auf Grund des Selbſtbeſtimmungsrechts, die Wiederver=
einigung
aller in Mitteleuropa geſchloſſen
lebenden Dentſchen zu einem neuen großen
Deutſchen Reiche. Dieſes heilige Ziel werden wir und,
wenn es notwendig iſt, alle kommenden Geſchlechter anſtreben,
bis wir es erreicht haben.
Mit dieſer wiederholt von Beifall unterbrochenen Rede fiel
unter dem Geläute aller Kirchenglocken die Hülle vom Stand=
bild
, das nunmehr Oberſtleutnant Düſterberg im Namen der
Vereinigten vaterländiſchen Verbände Mitteldeutſchlands allen
denen übergab, die Ruhm und Ehre Deutſchlands, das Vater=
land
und ſeine ſtolze Vergangenheit über alles ſtellen. In das
dreimalige Hoch auf das geliebte Vaterland fiel die Menge be=
geiſtert
ein. Nach dem gemeinſamen Geſang des Deutſchland=
liedes
mit der Schlußſtroſhe: Und im Unglück nun erſt
recht erfolgte der Abmarſch der Fahnenkolonnen nach der
Pferderennbahn.
Kommuniſiten beſchießen die Schutzpolizei.
Halle a. d. S., 11. Mai. Während es in Halle bis zu den
erſten Nachmittagsſtunden nur zu geringfügigen Reibereien zwi=
ſchen
Kommuniſten und Nationalgeſinnten gekommen war,
wurden die im nahegelegenen Dorf Böllberg dort zur
Sicherung gegen einen geplanten kommuniſtiſchen Zuzug von
außerhalb aufgeſtellten Schupokommandos beim Zer=
ſtreuen
eines kommuniſtiſchen Zuges beſchoſſen. Sie mach=
ten
auch ihrerſeits von der Waffe Gebrauch.
Halle 11. Mai. Bei den Zuſammenſtößen bei Böllberg
wurden nach dem Preußiſchen Amtlichen Preſſedienſt 4 Schutz=
poliziſten
ſchwer und einer leicht verletzt. Ein weite=
rer
erlag ſeinen Verletzungen. Die Zahl der Opfer
unter den Angreifenden ſteht noch nicht feſt. Einige Häuſer, aus
denen auf die Schutzpolizei geſchoſſen worden war, wurden durch=
ſucht
. Eine größere Anzahl Kommuniſten wurde
feſtgenommen und nach Halle zur Vernehmung gebracht.
Halle, 12. Mai. Nach den Feſtſtellungen der Schutzpolizei
haben die Kommuniſten bei den von der Schutzpolizei abgewehr=
ten
Angriffen etwa 10 Tote gehabt. Die Zahl der Verwundeten
iſt noch nicht feſtgeſtellt. Von den ſchwer verletzten Schutzpoliziſten
iſt einer geſtorben.

Heſſiſches Landestheater.
Großes Haus. Sonntag, 11. Mai.
Der Freiſchütz.
Romantiſche Oper von F. Kind. Muſik von C. M. v. Weber.
Der Max im Freiſchütz iſt eine beliebte Rolle für Anfänger.
Das iſt verwunderlich, denn ſie iſt, wie alles, was Weber ſchrieb,
heikel zu ſingen und nicht leicht zu ſpielen. Verſtändlich aber,
weil ſie äußerſt dankbar und ein guver Prüfſtein iſt.
Heute war es Herr Guſtav Deharde, der den erſten Ver=
ſuch
auf den Brettern wagte. Er iſt vollkommen geglückt, zur
Ehre ſeines Lehrers, unſeres vortrefflichen Vortragsmeiſters
Prof. Beines.
Herr Deharde beſitzt einen ſtarken, wohlklingenden, etwas
baritonal gefärbten Tenor, der auf Grund offenbar großer muſi=
kaliſcher
Begabung ſchon jetzt einen hohen Grad von Ausbildung
und Behandlung erreicht hat. Zur ſchönen Stimme geſellt ſich eine
Bühnenerſcheinung von ſeltenem Eindruck, Temperament, gute
Anfänge in Mimik und Spiel. Mir ſcheint, daß ihn Klangfarbe
und Stärke der Stimme, Erſcheinung und dramatiſche Begabung
auf das Heldenfach verweiſen.
Einen ſolchen Anfänger läßt man ſich gefallen. Die Opern=
leitung
täte gut, ihn ſich ßu ſichern.
v. H.

VergnüglicheMatinee-VergnüglichererNachmittag.
Während die Frühlingsſonne auf dem Herrngarten ſchien,
gab Hans Reimann im Kleinen Haus des Landestheaters
eine vergnügliche Matinee‟. Nur wenige Beſucher hör=
ten
zu. Reimann hat in den letzten Monaten das Kabarett Aſto=
ria
in Frankfurt geleitet. Dies merkte man ſeiner Matinee‟
nur allzuſehr an. Während ſeinen früheren Erzählungen ich
erinnere an Die Dame mit den ſchönen Beinen
ein gewiſſer literariſcher Wert eigen war, waren ſeine geſtrigen
Darbietungen auf den Stand eines Kabaretts von mittlerer Art
und Güte geſunken. Seine Witze und Schnurren ſind aus dem
Tag geboren und können nur ſehr anſpruchsloſe Gemüter befrie=
digen
. Am annehmbarſten ſind noch ſeine ſächſiſchen Anekdoten,
bei denen die Mundart die Wirkung unterſtützt.
Ich hielt es nicht bis zum Schluſſe aus; eine Stunde ſpäter
ſaß ich zur Erholung auf Vogels Terraſſe gegenüber Windeck und
Wachenburg. Der Lobdengau ſteht in Blüte. Von Weinheim

Zur Wahrung und Förderung der Berufs= und Standesintereſſen
iſt in Frankfurt die Gründung eines Verbandes der
Kritiher erfolgt. Der Vorſtand ſetzt ſich zuſrmmen aus den Herren
Dr. Dang, Rudolf Geck, Dr. Leuchs=Mark, Dr. Rupp und Dr. Stuemke.
Die Abſtimmung einiger Belegſchaften einer im
Hammer Revier gelegenen Zeche ergab bei der Nachtſchicht eine über=
wiegende
Mehrheit für die Wiederaufnahme der
Arbeit. Nur 13 Stimmen waren dagegen.
Die Regie hat im Eſſener Hauptbahnhof angeſchlagen, daß ſie
ſich gezwungen ſieht, wegen Kohlenmangels 13 Züge
ausfallen zu laſſen.
Unter den Klänger der Muſikkapelle und den Lebewohlrufen einer
großen am Pier von Newyork verſammelten Menſchenmenge hat
der Dampfer Columbus mit 1400 Paſſagieren, darunter 320
Paſſagieren der 1. Klaſſe, am Samstag ſeine Heimfahrt ange=
treten
.
Nach einer Habasmeldung aus Athen, hat die griechiſche
Regierung beſchloſſen, in Saloniki eine Univerſi=
tät
zu errichten.
Der polniſche Miniſterrat hat den Entwurf des Erlaſſes
des Präſidenten der Republik, betr. die Aufwertung der Vor=
kriegs
=Schuldforderungen in Höhe von 15 bis 50 Proz.
ihres urſprünglichen Goldwertes, angenommen.
Macdonald ließ durch den engliſchen Botſchafter in Paris
Poincaré erſuchen, ſeine Reiſe auf den 19. Mai zu
verlegen. Poincaré hat zugeſagt.
Die ſpaniſche Regierung hat beſchloſſen, Griechen=
land
und die Türkei als Republiken anzuerkennen.
Der Vertrag von Tanger iſt in Madrid ratifiziert
worden.
Nach dem Newyork Herald würde die von den Sachverſtändigen für
Deutſchland vorgeſchlagene Anleihe von 800 Millionen
Goldmark kurz nach dem 15. Juni aufgebracht ſein.
Die zwiſchenſtaatliche Handelßkommiſſion in
Waſhington hob den Abſchnitt 28 des Handelsſchiff=
fahrtsgeſetzes
auf, der die Einführung von Eiſenbahnvorzugs=
tarifen
zugunſten der auf amerikaniſchen Schiffen zu verfrachtenden
Waren vom 20. Juni ab vorſah.
Der amerikaniſche Senat hat die Herabſetzung der
Einkommenſteuer um 25 Prozent und eine Reihe von
Herabſetzungen bei faſt allen anderen Steuern beſchloſſen.

Die Goldbilanzverordnung.
Ein Gutachten des Kammergerichts.
Berlin, 11. Mai. Soeben hat das Kammergericht in einem
auf Erfordern des Preußiſchen Juſtizminiſteriums erſtatteten
Gutachten zur Frage der Rechtsgültigkeit der 2. Durchführungs=
verordnung
zur Goldbilanzverordnung Stellung genommen. Die
Durchführungsverordnung ſtützt ſich bekanntlich auf § 20 der
Goldbilanzverordnung, wonach die Reichsregierung ermächtigt
wird, die zur Durchführung der Hauptverordnung erforderlichen
Rechtsverordnung zu erlaſſen. Die Goldbilanzverordnung wie=
derum
beruht auf dem Ermächtigungsgeſetz vom 8. Dezember
1923, wonach die Reichsregierung ermächtigt wurde, diejenigen
Maßnahmen zu treffen, die ſie im Hinblick auf die Not von Volk
und Reich für erforderlich und dringend erachtet. Dieſe Ermäch=
tigung
iſt inſofern begrenzt, als ſie nur bis zum 15. Februar 1924
reicht und andererſeits für ihre Ausübung die Anhörung des
Ausſchuſſes des Reichsrates und des Reichstages erforderlich iſt.
Die Rechtsgültigkeit der Durchführungsverordnung war mit der
Begründung in Zweifel gezogen ſporden, daß die Reichsregierung
ſich nicht durch Erteilung einer Unterermächtigung über jene
Schranken des Ermächtigungsgeſetzes hinwegſetzen könne. Dem=
gegenüber
ſtellt das Kammergericht klar, daß auch die Unter=
ermächtigung
zu den Maßnahmen gehört, die im Hinblick auf die
Not von Volk und Reich für erforderlich und dringend erachtet
werden konnten, und die die Reichsregierung in der Erkenntnis
getroffen hat, daß der noch verwickelte Rechtsſtoff der Goldbilan=
zierung
ſich nicht innerhalb der Ermächtigungsfriſt, nämlich bis
zum 15. Februar 1924 abſchließend regeln ließe. Ebenſo wie zu
den materiellen Anordnungen ſei die Reichsregierung auch zu der
Unterermächtigung befugt geweſen. Cbenſo wie die materiellen
Anordnungen habe auch jene Unterermächtigung mit dem Ablauf
der Geltungsdauer des Ermächtigungsgeſetzes ihr Ende erreicht.
Das Kammergericht ſtellt auch feſt, daß die Durchführungsverord=
nung
ſich im Rahmen der Unterermächtigung hält, und es weiſt
gegenüber dem Einwand, daß die Reichsregierung nicht befugt ge=
weſen
ſei, das geltende Recht zu ändern, darauf hin, daß es ſich
bei der Goldbilanzverordnung um ein Rahmengeſetz handele,
deſſen Ausgeſtaltung ein Uebergreifen auf das Gebiet des gelten=
den
materiellen Rechts unvermeidlich mache. Im übrigen bildeten
die Beſtimmungen der Durchführungsverordnungen lediglich
Uebergangsvorſchriften, wodurch das Handelsgeſetzbuch und an=
dere
Nebengeſetze ſonſt nicht geändert würden. Auf Grund dieſer
Erwägungen gelangt das Kammergericht dazu, die Rechtsgültig=
keit
der Durchführungsverordnung in vollem Umfange zu bejahen,
ein Ergebnis, das im Intereſſe der Rechtsſicherheit und nicht zu=
letzt
im Intereſſe des Aktionärſchutzes, dem die Durchführungs=
verordnung
in beſonderem Intereſſe zu dienen beſtimmt iſt, nur
begrüßt werden.

Von
Dr. Walther Croll=Berlin.
Die Völkerbundsenthuſiaſten haben immer behauptet, da
der Genfer Völkerbund erſt dann ſeiner hohen Aufgabe vol
gerecht werden könne, wenn alle Völker ihm angehören, und
wenn der beſondere Geiſt des Völkerbunds in das Denken und
Trachten der Völker eingedrungen ſei. Es gäbe eine gewiſf
Völkerbundsgeſinnung, die es allen Beteiligten als ſelbſ4 erſcheinen laſſe, daß Meinungsverſchiedenheit der
Völker untereinander nicht durch Auftrumpfen oder gar Ge=
waltanwendung
, ſondern durch unparteiiſche Prüfung der Unv
ſtände und durch Schiedsſpruch erledigt werden. Nun ſollz
man eigentlich meinen, daß diejenigen Länder, die bereits ſei
vier Jahren Mitglieder des Völkerbundes ſind, es in dieſei
edlen Völkerbundsgeſinnung weiter gebracht haben als die noch
außerhalb weilenden räudigen Schäflein. Frankreich hat bis=
her
nicht erkennen laſſen, daß die mehrjährige Uebung beſän
tigend auf ſeine politiſchen Methoden gewirkt habe. Poincar;
betreibt bekanntlich mit Energie den Plan, bereits jetzt err
Sanktionsprogramm feſtzulegen, das bei etwaigen Verſtößer
Deutſchlands gegen den zu vereinbarenden Reparationsplan
ſelbſtändig in Kraft treten ſolle. Es ſcheint, daß Poincaré du
belgiſche Regierung für dieſe Idee gewonnen hat, und daß der
belgiſche Miniſterpräſident Theunis und der Außenminiſter
Hymans am 2. und 3. Mai, anläßlich ihres Beſuches bei Mac
donald in Chequers, die britiſche Regierung zur Annahme die
ſes Planes gedrängt haben. Denn anders iſt die Londone,
Meldung, daß Maedonald dem Sanktionsprogramm ſeiner feſſ
ländiſchen Kollegen nur zuſtimmen wolle, wenn das Ruhrge
biet vorher geräumt ſei, nicht zu verſtehen. Alſo ſelbſt ein in
ternationaliſtiſcher Parteiführer und beſonders warmer Vex=
fechter
der Völkerbundsidee iſt noch nicht ſo ſehr von der be
rühmten Völkerbundgeſinnung durchdrungen, daß er wem
auch bedingt einer Kombination zuſtimmt, welche Deutſch=
land
unter ein völkerbundwidriges Sonderrecht ſtellt. Hierg

gen hilft auch nicht die Ausflucht, daß Deutſchland als Nich
mitglied der Geſellſchaft der Nationen keinen Anſpruch auf di
Segnungen des Völkerbundspaktes habe. Denn es wäre dod

ein kümmerliches Menſchheitsideal, das nur auf einige Bevo
zugte angewandt werden ſoll. Dann aber iſt es durchaus nich
geſagt, daß der Völkerbund ſeine Mitglieder nur davor ſchützen
oll, Unrecht zu leiden; reichlich ebenſo wichtig iſt es, daß
ſeine Mitglieder davor bewahrt, Unrecht zu tun. Aber da
Ausſchlaggebende iſt dabei, daß ſich die Beſtimmungen über di
Behandlung von internationalen Meinungsverſchiedenheiten

nicht nur auf die Mitglieder des Völkerbunds, ſondern aus

drücklich auch auf alle anderen Länder beziehen ſollen. Es i,
daher durchaus verſtändlich, daß die Londoner Meldung vor
Macdonalds bedingter Bereitſchaft, dem franzöſiſch=belgiſchen
Sanktionsprogramm zuzuſtimmen, in Genf Erſtaunen ausg
löſt hat.
Die Idee, gleichzeitig mit dem Reparationsprogramm au /
ein Strafgeſetzbuch für Verfehlungen des deutſchen Volkes au=
zuarbeiten
, iſt ſo ungeheuerlich, daß ſchon die abgebrühten Nei
ven der heutigen, an Poincaréſche Methoden gewöhnten Zei
dazu gehören, um ſolche Pläne gleichmütig hinzunehmen. Eir
ganz beſondere Nuance erhält aber die Sanktionsidee dadurc)
daß die Maßnahmen gegebenenfalls ſelbſttätig in Kraft trete
ſollen. Die Entſcheidung darüber, ob eine ſchwere Verfehlurg
Deutſchlands vorliegt, ſoll anſcheinend der Reparationskom=
miſſion
übertragen werden. Nach den Erfahrungen, die w
Anfang Januar 1923 mit der Reparationskommiſſion gemach
haben, dürfen wir uns keinen Täuſchungen darüber hingeben
daß die Reparationskommiſſion, wenn ſie will, einen Grund
zur Konſtatierung eines ſchweren deutſchen Vertragsbruchei
finden wird. Selbſt wenn wir es für möglich halten, daß En
land und Italien ſich weigern, über Deutſchland ein ſchuldis
zu ſprechen, ſo wiſſen wir gleichfalls aus Erfahrung, daß ſi)
Frankreich und Belgien nicht um ihre Bundesgenoſſen kün=
mern
, wenn ſie entſchloſſen ſind, Deutſchland eine Strafe au
zuerlegen. Die Ruhrbeſetzung erfolgte damals auf Grund ein=
geradezu
zyniſchen Auslegung einer dem Inhalt nach gar nich
zweifelhaften Verſailler Vertragsbeſtimmung. Wieviel ſchnelle
werden Frankreich und Belgien bereit ſein, gegen Deutſchlan
zur Exekution zu ſchreiten, wenn ihnen ein ausdrückliche
Rechtstitel dafür zur Verfügung ſteht! Es wird den Pariſu
Politikern gewiß nicht ſchwer fallen, jede Streitfrage, die zw
ſchen Frankreich und Deutſchland auftauchen ſollte, als Bruu
der Reparationsabmachungen zu friſieren. Damit wän
Deutſchland vogelfrei und genöſſe nicht einmal den Schutz de
Völkerrechts, geſchweige denn des weitergehenden Völkerbunds
ſtatuts. Es wird intereſſant ſein, feſtzuſtellen, welche weiten
Gemütsbewegung die Genfer Völkerbundsleute ergreifen wir?
wenn ſie ſich von ihrem Erſtaunen erholt haben. Wie der ein
zelne auch zum Völkerbundgedanken ſtehen mag, eins i
bei den franzöſch=belgiſch=engliſchen Sanktionsverhandlunge
wieder recht deutlich geworden: Solange das Mißverhältnis i
den militäriſchen Kräften und in der politiſchen Machtſtellun
der Staaten fortdauert, ſolange lebt die echte Völkerbund
geſinnung nur bei einigen Enthuſiaſten und allenfalls in un
verbindlichen Redensarten der Staatsmänner.

bis Heidelberg ein Blütenmeer. Zwiſchen den weißen Blüten
der Birnen leuchten roſaſchimmernd die Aepfel. Die Kirſchen
haben ſchon angeſetzt, die Zwetſchen ſtehen in Erwartung. Unter
den Blüten ſchlingen ſich die gelben Rapsfelder wie bunte Bän=
der
durch die Landſchaft. In Schriesheim grüßen die Trümmer
der Strahlenburg, als wir die alte Bergſtraße entlang wander=
ten
. Von dem Gemäuer der Schauenburg klangen die Lieder
fröhlicher Heidelbergerinnen. Im leuchtenden Schein der Abend=
ſonne
ſtanden wir auf dem Heiligenberg in der alten Michaels=
Baſilika. Einen ſeltenen Blick in die deutſche Vergangenheit gibt
dieſer Berg. Die Ringwälle, die ſeine Kuppe umziehen, er=
jählen
von den Kämpfen der Germanen gegen die eindringen=
den
Römer. Acht Jahrhunderte ſpäter erbaute Abt Thiotrop
von Lorſch in den Ringwällen die Baſilika, deren karolingiſche
und romaniſche Reſte die Größe ihrer Geſchichte erkennen laſſen.
Beim Abſtieg grüßten Schloß Molkenkur und Königſtuhl vom
anderen Ufer des Neckars in der Abenddämmerung.
Man ſoll in dieſer Jahreszeit nicht in Matineen gehen. Z.

*Konzerte.
F.N. Der Konzertabend des Männergeſangvereins Lieder=
zweig‟
Darmſtadt in der Turnhalle am Woogsplatz zeigte das
Können des Vereins unter ſeinem vorzüglichen Dirigenten,
Herrn Wilhelm Etzold, im beſten Licht. Die gewählten Chöre
waren von bedeutender Schwierigkeit und wurden in einer Art
und Weiſe geſungen, die dem künſtleriſchen Können des Chores
und ſeines Leiters alle Ehre machten und auch in der Technik auf
hoher Stufe ſtanden. Allerdings bleiben bei ſo ſchwierigen Wer=
ken
wie den Meeresſtimmen von Kempter oder dem Toten=
volk
von Hegar gewiſſe Dinge meiſt unerfüllt. Einzelne Modu=
lationen
mißlangen auch an dieſem Abend, und die oft bemerkte
Erſcheinung, daß beim äußerſten Forte der Klang unrein wird
durch das Forcieren der Stimmen, trat auch wieder in Erſchei=
nung
. Herr Etzold liebt es, die Kontraſte ſehr ſcharf gegeneinan=
der
zu ſtellen. Zuweilen vermißten wir dabei die mittleren
Schattierungen, die Extreme wurden zu ſtark bevorzugt. Von
den volksliedartigen Geſängen ragte am meiſten das virtuos ge=
ſungene
Amſel im Walde von Schauß hervor. Der Schlußchor
Hoch empor von Curti war als Maſſenchor von beſonders wuch=
tiger
Wirkung.
Stärkſten Beifall fanden die Sologeſänge von Herrn Alexis
af Enehjelm, deſſen hervorragende Stimmbehandlung und

vornehme Vortragskunſt uns ſein baldiges Scheiden von Dams
ſtadt wieder ganz beſonders bedauern ließen. Die lebhafte Be
grüßung bei ſeinem Erſcheinen und der lebhafte Beifall nadh
jedem Lied, der ihn zu mehreren Zugaben zwang, zeigte, dak
viele jede Gelegenheit noch benutzen, um ſeiner feinen Kunſt lau
ſchen zu können. Der Künſtler ſang Lieder von Mozart, Beek
hoven und Schubert. Ein ausgezeichneter Begleiter war ihn
Herr Hermann Heiß, der auch als Soliſt mit den vorzüglickt
geſpielten Werken Rhapſodie in H=Moll von Brahms und Gige
Bolero und Variationen nach Mozart von Buſoni hervortak
Die Veranſtaltung war recht gut beſucht und der künſtleriſche Er
folg bedeutend.
F.N. Zum Beſten der Erweiterung des Jugendheims des
Chriſtl. Vereins Junger Männer konzertierte am Sonntag abens
der verſtärkte Poſaunenchor des Vereins ebenfalls in de‟
Turnhalle. Die Veranſtaltung trug wahrhaft feſtlichen Charak=
ter
durch den ſchönen, vollen Klang des Orcheſters, durch die
ſorgfältige Auswahl der gewählten Vortragsſtücke und die ſtark
Hingabe, mit der muſiziert wurde. Daß in einem weſentlich aus
Dilettanten beſtehenden Blasorcheſter gelegentlich Unreinheiter
vorkommen, iſt ſelbſtverſtändlich, hier aber waren ſie verhältnis
mäßig ſo ſelten und unbedeutend, daß ſie den Genuß nicht be.
einträchtigen konnten. Klanglich noch vollkommener waren di‟
Solodarbietungen des Poſaunenquartetts. Eine ſchön veran.
lagte und tragfähige Tenorſtimme lernten wir in dem Nürnber
ger Sänger Hirſchmann kennen. Der klangliche Ausgleich /
bei ihm gut vorhanden, ein leichtes Knödeln ſtört aber noch zu.
weilen. Was wir am meiſten vermißten, war die künſtleriſch=
Geſtaltung des Vortrags. Sowohl die vier Schumann=Lieder als
auch die beiden Gefänge von Hildach hätten durch mehr perſon.
liches Leben gewonnen. Als Inſtrumentalſoliſt ſetzte der Corner=
a
=Piſton=Virtuoſe Herr H. Buslau durch ſeinen ſchönen Ton
ſeinen ausdrucksvollen Vortrag und ſeine verblüffende Technt2
in Erſtaunen. Der für die vorgeſchrittene Jahreszeit recht guie
Beſuch läßt hoffen, daß für den guten Zweck Mittel bereitgeſtell1
werden können. Die anweſenden Hörer ſpendeten lebhaften Bei=
fall
und veranlaßten die Soliſten und das Poſaunenquartett zu4
zahlreichen Zugaben, durch die im Verein mit den etwas langen!
Pauſen zwiſchen den Nummern die Dauer der Veranſtaltung
ſehr in die Länge gezogen wurde. Beſonderer Dank gebührt dend
vortrefflichen Leiter, Herrn Eduard Breitrück, der auch ind
Quartett führend mitſpielte. Die Klavierbegleitungen warem
bei den Herren Engelter und Janſen in guten Händen.

[ ][  ][ ]

Rummer 132.

Die Wahlen in Frankreich.
Oer Wahltag in Paris.
Paris, 11. Mai. (Wolff.) Der Wahltag iſt in Paris und, * Das Schloß=Muſeum in Darmſtadt.
ſoweit Nachrichten vorliegen, in ganz Frankreich vollkommen ruhig
verlaufen. Die Wahlhandlung iſt um 6 Uhr geſchloſſen worden.
Da dieſes Mal eine außerordentlich große Anzahl von Wahlliſten ſchon jahrelang dauern, und es blickt in eine ſcheinbar unglückliche Zu=
irgend
welche endgültigen Ergebniſſe bekannt werden. In den Nöten iſt nicht ohne Lichtblick, nicht ohne Leiſtungen, denen ſelbſt die
meiſten Wahllokalen war bis zur Mittagsſtunde die Wahlbetei= dielgeſchäſtige und ſorgenvelle Gegenwart ihre Anerkennung uicht ver=
ligung
eine außerordentlich vege. So wurde im erſten Pariſer, ſagen kann, ja die vielleicht einmal ein ſpäteres Geſchlecht noch höher
Bahlbezirk bis zum Mittag feſtgeſtellt, daß bereits 40 Prozent der ſtreitbar, jedem kulturellen Fortſchritt ſtellen ſich aus dieſem Grunde
Bahlberechtigten Stimmen abgegeben hatten. In Bordeaux hat mannigfache Hinderniſſe entgegen, viele unſerer Wohlfahrtseinrichtun=
man
bis zur Mittagsſtunde eine etwa 30prozentige Wahlbeteili= gen verkümmern, unſere Muſeen und wiſſenſchaftlichen Anſtalten haben
gung feſtgeſtellt. Im allgemeinen wird angenommen, daß in Pa= ſchwer unter den Nöten der Zeit zu leiden. Die Schickſalsſtunde des
ris und Umgebung ſowie in Süd= und Nordfrankreich eine ſtär= deutſchen Geiſtes iſt vielleicht gekommen, in der er vor die Frage geſtellt
kere Wahlbeteiligung als anläßlich der Wahlen von 1919 zu ver= wird, ob er gewillt iſt, die alte Kulturhöhe zu behaupten und bereit iſt,
zeichnen ſein wird.
Die Wahlausſichten.
Paris 12. Mai. (Wolff.) 6 Uhr abends. Im Departe=, daß ſie uns ein Anſvorn ſein ſollen. Der Geiſt der Vergangenheit foll
nent Ldire wird angenommen, daß die Liſte der Linken heraustreten aus den an ſich toten Gegenſtänden und der Geiſt unſeres
(4 Radikale, 1 Sozialiſt) die Mehrheiterlangen werden, im Be= Lebens werden. Das am geſtrigen Sonntag eröffnete Muſeum im
zirk Belfort, Departement Oberrhein, (2 Sitze) haben bis jetzt Reſidenzſchloß iſt kein Magazin von hiſtoriſchen Schauſtücken, ſondern
die beiden zur Wiederwahl aufgeſtellten Abgeordneten der letzten
Lammer die größte Stimmenzahl, im Departement La Manche Vergangenheit mit der Gegenwart. Jakob Burckhardt hat einmal ge=
(5 Sitze) hat die Liſte des Nationalen Blocks Ausſicht, ins=
geſamt
gewählt zu werden. Hier kandidiert der Handelsminiſter kann eine einzige, glücklich gewählte Quelle das unendlich Viele ge=
des
erſten Kabinetts Poincaré, Dior. Im Departement Haut Geiſtes das Allgemeine im Einzelnen findet und empfindet. Eine
Alpes (3 Sitze) hat das Kartell der Linken in 60 Ge=
meinden
den Vorſprung von insgeſamt 500 Stimmen. Im bietet, iſt das neu geſchaffene Schloßmuſeum; es iſt gleichſam ein Ur=
2epartement Var (4 Sitze) ſcheint die ſozialiſtiſche Liſte kundenbuch des heſſiſchen Fürſtenhauſes und des heſſiſchen Volkes wäh=
gewählt
zu werden. Sie ſetzt ſich aus 2 Sozialiſten und 1 Unab= rend der letzten 150 Jahre, wie es vollſtändiger und überſichtlicher kein
hängigen zuſammen. Im Departement Vaneluſe hat der anderes Muſeum, keine andere Sammlung bietet. Hier iſt in der Tat
Block der Linken (3 Radikale, 1 Sozialiſt) einen ſtarken
Yorſprung und wird anſcheinend abſolut die Mehrheit erhal=
ten
. Im Departement Boux de Rhöne, 2. Wahlkreis (3 Sitze),
ſol das Kartell der Linken einen ſtarken Vorſprung ſchöpfung nicht bereitgeſtellt werden konnten und auch nicht aufgewendet
zaben und jedenfalls mit abſoluter Mehrheit gewählt werden.
Die Auszählung in Paris.
Paris, 12. Mai. Ueber die Auszählung in Paris
erichtet Havas um 9.30 Uhr abends:
In Paris und Vororten wird mit einer Wahlbeteiligung von
Bezirk die Liſte des Bloc National eine ſtarke Mehrheit gehabt.
ſin zweiten Abſchnitt ſoll die Liſte des Bloe National mit einem
leinen Vorſprung vor dem Kartell der Linken (Léon Blum) lie=
en
, während die Kommuniſtiſche Partei etwa zwei Drittel, ſo
tark ſcheint, wie die Liſte des Bloc National. Im dritten Wahl=
neis
hat die Liſte des Bloc National einen großen Vorſprung vor Graf Hardenberg unterließ es nicht, ſeiner Mſitarbeiter zu gedenken
der des Blocks der Linken erhalten. Die Liſte der Kommuniſten
zabe etwas weniger als die Hälfte der Liſte Rollin und die Liſte Mit den Räumen des Reſidenzſchloſſes, die jetzt in ein Muſeum
der Action frangaiſe (Léon Daudet) etwas mehr als ein Fünftel
rhalten. Im vierten Bezirk (Vororte) ſcheinen die Kommuniſten. So wurden in dem ſogenannten Weißen Saal, von dem die Führung
je Mehrheit erhalten zu haben.
Die erſten Wahlreſuſtate.
TU. Paris, 12. Mai. Die erſten Wahlrefultate ſind ſoeben
irgetroffen:
Departement Meuſe: Die Liſte Maginot hat die ab=
lute
Mehrheit. Die ganze Liſte iſt gewählt. Sie ſetzte
ich zuſammen aus dem Nationalen Block und dem Verband der
kepublikaner.
Departement Calvados: Die Liſte des Nationalen
slocks hat die abſolute Mehrheit erreicht.
Departement Eure et Loire: Die Liſte des Links=
artells
hat geſiegt, jedoch ohne die abſolute Mehrheit zu
rreichen. Genaueres über das Reſultat liegt noch nicht vor. So=
iel
iſt aber beſtimmt, daß der frühere Innenminiſter Mannoury
eſchlagen iſt.
TU. Paris, 12. Mai. 2 Uhr. Ziffernmäßige Reſultate über
ie franzöſiſchen Wahlen ſind noch nicht bekannt.
Ktartells der Linken gemeldet.
In Paris haben laut der Fournir=Agentur: Im 1. Sektor:
Scktor: die Liſte Paths (Nationaliſtenblock) ſteht an erſter
üelle. Im 3. Seltor ſteht die Liſte Rollin (Nationaliſtenblock)
ine Kleinigkeit vor der Liſte Painlevé Block der Linken). Dar=
doch
auf dem Fuße. In den Pariſer Vororten ſcheinen
ie Kommuniſten beträchtlich geſtiegen zu ſein.
gebniffe vor:
mgt. Die Kommuniſten erhielten 4000 Stimmen.
fur 13,500 und die Liſte der Kommuniſten 1350.
gten Sozialiſten.
rlangt.
zie noch nicht bekannt ſind, ſcheint es, als ob auch hier der Na= wir u. a. zahlliche Bilder von Sekatz als Türkrönungen.
ionale Block von den Linksparteien geſchla=
en
iſt.
ewählt.
je iſt geſchlagen.
Departement Allier: Hier hatte der frühere Unterſtaats=
icht
iſt allerdings noch nicht bekannt.
Die Wahlen in Japan.
Lahlen haben ſich in der Hauptſtadt in Ruhe vollzogen, aus der
IIn gewiſſen Orten ſoll es zu blutigen Zuſammenſtößen zwiſchen, großen Kreis von Betrachtern, die wie in ſtiller Andacht vor dem Ge=
ortiſchen
Gegnern gekommen ſein. 900 Wahlagenten ſind unter mälde verharrten.
er Anſchuldigung, das Wahlgeſetz verletzt zu haben, verhaftet
gung des Wahlergebniſſes erfolgt heute.
Zur Vorbefprechung von Chequers.
viele keine erhebliche Rolle, da es ſich lediglich um Vorbeſpre= fleißig zu beſuchen, daß ſie mit dem Goethewort ſagen können:
ungen handele:.

Darmſtädter Tagblatt, Montag, den 12. Mai 1924.

Seite 3.

Aus der Landeshauptſtadt.
Darmſtadt, 12. Mai.
Das deutſche Volk iſt von ſchweren Leiden heimgeſucht, die nun
vorliegt, iſt es kaum wahrſcheinlich, daß vor morgen vormittag kunft, aber die trübe Gegenwart mit ihren materiellen und ſeeliſchen
veranſchlagen wird. Der Nückgang auf materiellem Gebiet iſt unbe=
das
Deutſchland der Zukunft heraufzuführen. Aus der Betrachtung
der Vergangenheit iſt die Gegenwart beſſer zu verſtehen und aus ihr
nur ein Schluß auf die Entwicklung der Zukunſt erlaubt. Darin beſteht
der Wert von Muſeen und von Grinnerungsſtätten, daß ſi= uns an die
Menſchen der Vergangenheit gemahnen, was ſie geſchaffen haben, und
ein vollflutender magnetiſcher Strom lebendiger Kräfte verbindet die
ſagt: Für deu, welcher wirklich lernen, d. h. geiſtig reich werden will,
wiſſermaßen erſetzen, indem er durch eine einfache Funktion ſeines
ſolche Quelle der Belehrung, die in einem geradezu unendlich Vieles
ein Werk geſchaffen worden, das ohne Uebertreibung eine Kulturtat
genannt werden kann und das um ſo eher in dieſer kulturloſen und
mit materiellen Sorgen erfüllten Gegenwart. Um ſo mehr iſt die
Leiſtung zu bewundern, weil nennenswerte Geldmittel für dieſe Neu=
worden
ſind.
Der Schöpfer des neuen Unternehmens iſt Graf Hardenberg,
dem Darmſtadt vieles auf dem Gebiete der Kunſt und des Muſeums=
weſens
zu verdanken hat; er iſt es auch, der das Jagdſchloß Kranich=
ſtein
zu einem Jagdmuſeum umgeſtaltet hat. Bei dem Schloß=Muſeum
iſt er nach ähnlichen Grundſätzen verfahren. Bei der geſtrigen Eröff=
nung
, zu der ſich eine ſtattliche Zahl von geladenen Gäſten eingefunden
70 bis 85 Prozent gerechnet. Um 9 Uhr hat anſcheinend im erſten hatte, legte Graf Hardenberg die Pläne dar, die ihm vorſchwebten,
als er das Muſeum ins Leben rief. Er wies darauf hin, daß es ſich
hier nicht um die Erfüllung von rein muſealen Forderungen handeln
könne, ſondern daß Repräſentationsräume teilweiſe zu Muſeums=
zwecken
verwandt worden ſind. Von den Fehlern, die anderen Schloß
muſeen anhaften, ſei auch dieſes Unternehmen nicht frei, doch habe noch
kein Kritiker einen anderen Weg angegeben, um Beſſeres zu ſchaffen.
und ihren ppfervollen Bemühungen hohes Lob zu ſpenden.
umgewandelt worden ſind, iſt manche hiſtoriſche Erinnerung verknüpft.
ausging, die Thronreden verleſen und die Landtage eröffnet und ge=
ſchloſſen
. Jetzt iſt darin und in den anderen Sälen eine außerordent=
Art einzig genamnt werden muß. Wohl fallen zunächſt die Uniformen
der letzten heſſiſchen Regimenter ins Auge, wie ſie während und vor
dem Kriege getragen worden ſind, aber feſſelnder iſt es noch, ſich
in die Vergangenheit zu verſenken und das Uniformweſen früherer Zeit
zu ſtudieren. Wir haben hier, wenn auch in kleinem Maßſtabe, eine
Schau des militäriſchen Ausrüſtungsweſens, wie ſie im Großen das
bayeriſche Armeemuſeum in München und das Zeughaus in Berlin
bieten. Eine Reihe von Räumen geringeren Umfanges dient denſelben
Zwecken, ſie laſſen einen Blick tun nicht allein in das Heerweſen der
heſſiſchen Vergangenheit, ſondern auch in das militäriſche Leben anderer
Staaten. Haben doch heſſiſche Truppen auf faſt allen Kriegsſchau=
plätzen
Europas mitgefochten, und haben nicht Mitglieder der verſchie=
denen
Linien des heſſiſchen Fürſtenhauſes als Heerführer in Dienſten nehmen zu betrachten ſeien. Aber die Gemeinde könne auf anderem
anderer Staaten geſtanden! Manches Beuteſtück aus den Türkenkriegen
iſt dort zu ſehen, u. a. das vollſtändige Zelt eines Paſchas, deſſen Spitze gelangen, zumal die beteiligten Grundſtücksbeſitzer keine unangemeſſenen
mit Roßſchveifen geſchmückt iſt. Viele perſönliche Grinnerungen an Forderungen geſtellt hätten. Der Antrag auf Enteignung ſei ein letztes
die Großherzöge, Laudgrafen und Prinzen des heſſiſchen Fürſtenhauſes,
die an ihre militäriſche Laufbahn erinnern, ziehen an den Augen des
Betrachters vorüber, insbeſondere Waffen und Uniformen, die von daß ſie alle Mittel zur gütlichen Verſtändigung erſchöpft habe, aber mit
ihnen getragen wurden, ſelbſt die kleinen Uniformen, die die Prinzen
Im Departement Cantal wird dagegen ein Erfolg des Georg und Ludwig, die Söhne des Großherzogs, vor einigen Jahren
Tein des Laudgrafen Friedrich II. von Heſſen=Homburg, der danach
i Liſte Fabry (Nationaliſtenblock) die meiſten Stimmen. Im auch den Beinamen führte; mit dem ſilbernen Bem. In der Ge= meinde mit den beiden Jutereſſenten angeregt. Der Gemeinderat Lam=
und damit als einer der Männer, die den Grund legten zu der Größe Verhandlungen mit Kirſch und Witt einzuleiten, da ſolche Verhandlun=
üf
folgt die Liſte Berton (Kommuniſten) u. Bracke(Sozia= von Homburg ein unvergängliches literariſchesDenkmal geſetzt. Der amt Bensheim verſprach ſich nach dieſer Aeußerung auch ſeinerſeits von
Landgraf hat ein Bein im Kriege eingebüßt, das Erſatzglied beſteht
ſen). Die Nationaliſten ſcheinen die meiſten Stimmen übrigens zum größten Teile nicht aus Silber. Man könnte zunächſt ten des Verwaltungsgerichtshofs. Der Vertreter des Staatsintereſſes
haben. Der Block der Linken und die Kommuniſten folgen ihnen glauben, das Heerweſen habe in dem neuen Muſeum den Vorrang, ſieht in der Erwerbung von Grundſtücken zur Anlage eines Induſtrie=
das
iſt jedoch nicht der Fall. Aber was dieſer Abteilung ihre beſondere geleiſes einen Fall der Enteignung für ein dem öffentlichen Nutzen
Bedeutung gibt, iſt die Tatſache, wie Graf Hardenberg bei der Führung dienendes Unternehmen. Für den Enteignungsantrag ſei ein generelles
Aus weiteren Departements liegende folgende Wahl= bemerkte, daß hier den heſſiſchen Militär ein Erinnerungsmal ge= Angebot eines Preiſes für den Zwangskauf nach dem Kommentar von
widmet iſt.
Es ſoll an dieſer Stelle nicht verſucht werden ſyſtematiſch, wie der allen beteiligten Grundbeſitzern ſich geeinigt, nur nicht mit Kirſch und
Departement Duvar: Hier haben die Vereinigten So= Rundgang erfblgte, den Inhalt der Säle zu ſchildern, dafür iſt die ſeiner Tochter Frau Witt; ſie habe alſo genügend gütliche Verſuche
ialiſten unter Führung von Renaudel die abſolute Mehrheit mit. Flucht der Räume zu groß und der Eindrücke ſind es zu mannigfaltige vorgenemmen. Die Notwendigkeit der Enteignung könne nun mit guten
9000 gegen 20 000 Stimmen des republikaniſchen Verbandes er= um ſie in einem Zeitungsaufſatz erſchöpfend zu behandeln; das muß Gründen als vorliegend angenommen werden. Ueber die Entſchädi=
nehmen
, der dieſes Muſeum einmal durchſchritten hat, ſich im Geiſte tungsgerichtshof nicht entſcheiden. Es wird primär beantragt, die Ent=
Departement de la Tröme: Von 40 000 Stimmen hat. Nechenſchaft zu geben von dem, wuas er alles an Sehenswertem in ſich eignung für zuläſſig zu erklären und die Sache zur weiteren Verhand=
a
Linksblock 24500 erlangt, der Republikaniſche Verband aufgenemmen hat? Saal an Saal reiht ſich an, jeder neue Raum lung an den Provinzialausſchuß zurückzuverweiſen, eventuell möge die
nimmt den Sinn ſo gefangen, daß vieles von den Eindrücken wieder Verhandlung ausgeſetzt und über die Frage des Enteignungspreiſes ein
Departement Loire et Garonne: Sieg der Verei= verwiſcht iſt, was der vorhergehende bot. Von den Wänden herab Gutachten der Landwirtſchaftskammer eingeholt werden. Urteil: Auf
trachter gelebt haben; bald ſucht er das geiſtige Weſen der Dargeſtellten aufgehoben und zu Recht erkannt: Die Enteignung wird für zuläſſig
Departement dela Haute Vienne: Die Liſte der So= zu ergründen, bald feſſelt die Tracht der Zeit. Delgemälde, Kupfer= und begründet erklärt. Die Koſten der erſten Inſtanz trägt die
ialiſtiſchen Parteien hat die abſolute Mehrheit, ſtiche, Silhuetten wechſeln in dieſer Welt der Vergangenheit, die in den Gemeinde, die Koſten der zweiten Juſtanz tragen die Neklamanten Kirſch
Perſönlichkeiten uns manchen Zeugen einer bedeutſamen Weltbegeben= und Witt. Ueber die Höhe der Entſchädigung hat der Provinzialaus=
Departement Loiret: Obwohl die ziffernmäßigen Reful= heit vor Augen führt. Aus dem Schlößchen von Braunshardt ſehen ſchuß zu entſcheiden.
In dieſer Geſautſchau ſind wieder in ſich geſchloſſene Sammlungen des unbeſtändigen und vorherrſchend naßkalten Wetters im Monat April
untergebracht; hierzu gehören z. B. die einer beſonderen Begchtung konnte ſch das Wachstum der Saaten nur wenig entwickeln. Erſt die
Departement L6: Der frühere Radikalſozialiſt Malvy iſt landgrafen, der in Piumaſens reſidierte. Das Leben an ſeinem Hofe. Entwicklung etwas beſchleunigt; gegenüber normalen Jahren iſt dieſe
hat Prof. Dr. Karl Eſſelborn in ſeinem Buche Pirmaſens und Buchs= aber noch ſehr zurück. Ueber den Stand der Saaten Futterpflanzen und
Departement Correze: Der Finanzminiſter Delaſtey= weiler. Bilder aus der Heſſenzeit der Grafſchaft Hanau=Lichtenberg Wieſen ergibt ſich unter Zugrundelegung der Zahlennoten 2 gleich gut,
ſehr anziehend geſchildert.
Die Fülle der Eindrücke bei dem flüchtigen Nundgang wird immer, der Saatenſtandsberichterſtatter folgende Beurteilung: Winterweizen 3.1
verwirrender, denn die Zeit drängt, ſchließlich haftet das Auge nur (Anfang April 3,2). Winterroggen 3,4 (34) Winterſpelz 2,7 (2,7), Win=
etretär
Vidal mit großen Schwvierigkeiten zu kämpfen. Es noch an den Merkwürdigkeiten. Da iſt z. V. das ſogen. Navoleonsbett, tergerſte 3,3 (34), Klee 30. Luzerne 30, Bewäſſerungswieſen 25, andere
cheint, daß er geſchlagen iſt. Eine Beſtätigung der Nach= das für einen Beſuch dieſes Herrſchers eigens angefertigt worden iſt, Wieſen 30. Infolge erheblicher Auswinterungsſchäden mußten faſt
aber er kam nicht und hat auch das Vett nicht benutzt. Es hat ſpäter überall, teilweiſe namentlich bei Noggen in recht erheblichem
anderen Fürſtlichkeiten als Nuhelager gedient, zuletzt Kaiſer Wilhelm il. Ausmaße. Umpflügungen vorgenommen werden. Nach den bis jetzt
Eigenartig, inmitten der vielen Kunſtgegenſtände und Koſtbarkeiten vorliegenden Mitteilungen betragen dieſe vom Hundert des Anbaues
nimmt ſich die Drechllerwerkſtätte des Landgrafen Ernſt Ludwia aus, im Reichsdurchſchnitt bei Winterweizen 5,5, Winterroggen 95, Winter=
Zahlreiche von ihm ſelbſt angefertiſte Gegenſtände zeigen, daß er in ſpelz 2,5, Wintergerſte 71. Alee 26, Luzerne 77. Die Beſtellung der
Paris, 11. Mai, (Wolff.) Havas meldet aus Tokid: Die dieſem Handwerk es zu einer erſtaunlichen Kunſtfertigkeit gebracht hatte, Felder mit Sommergetreide iſt zumeiſt noch nicht beendet; mit dem
Der Abſchluß des Rundganges war eine Beſichtigung der Holbein= Infolge Kreditnot herrſcht Mangel an künſtlichen Düngemitteln, vor
rovinz liegen jedoch Nachrichten über eine gewiſſe Erregung vor, ſchen Madonna; die unvergängliche Schönheit dieſes Bildes fand einen allem in Kleinbetrieben.
In einem der Geſpräche, die Plato von ſeinem Lehrer Sokrates . 5 in Hamburg, D. Reliance 9. 5. in Cuxhaben zu erwarten, Heimr.,
urden. Die Wahlen haben geſtern ſtattgefunden. Die Veröffent= aufgezeichnet hat, wird dieſer gefragt: Was iſt ſchönd‟. Eine kurze D. Deutſchland 7. 5. ah Hamburg n. Curhaben u. New York. D. Phuz
entſcheidende Antwort veumag der Meiſter nicht zu geben. Was die ningia 8, 5. ab New York n. Hamburg, Hbg.WeſtküſteNordamerika:
Schönheit iſt das weiß ich nicht, ſagte Albrecht Dürer einmal; ſelbſt D. Sachſen 3. 5. ab Acgjutla, Ausr., D. Montpellier 8. 5. ab Hamburg,
unſere modernen Aeſthetiker können keine klare Antwort auf dieſe Frage Hbg.CubaMexiko: D. Holſatia 6. 5. ab Veracruz, Ausr., D. Toledo
geben, und der alte lateiniſche Spruch, daß über den Geſchmack nicht 6. 5. ab La Coruna, Ausr., Hbg.Weſtindien: D. Adglia 5. 5. in Rot=
Paris, 11. Mai. (Wolff.) Das Journal erklärt, der ein= zu ſtreiten iſt, beſteht zu Recht. Ueber die Madonna Holbeins iſt aber terdam, Heimr., D. Amaſſia 6. 5. in Puerto Plata, Ausr., Hbg.
längſt kein Streit mehr, und ſo wird es auch ſein mit dem Schloß= g
tie Nachteil der Vorverlegung der Beſprechungen von Cheguers Muſeum, das ſo diel des Schönen und des Sehenswerten bietet, daß w.
eſtehe darin, daß ſie auf dieſe Weiſe mit der Zuſammenkunft Arſtellungen im Einzelnen gar nicht ins Gewicht fallen können. Die Weſtküſte Südamerika: M. S. Sprewald 7. 5 im Hamburg, Hbg.
er belgiſchen Miniſter mit Muſſolini in Mailand zuſammen= Räume des Muſeums ſind wahre Schatzkammern, ſie ſollen dies auch Oſtaſien: M. S. Münſterlaud 6. 5. in Hamburg, D. Saarland 7. 5. ab
eeffen Gerade, um das Ergebnis der letzteren abzuwarten, in geiſtiger Beziehungen werden. Darum kann man den Bewohnern Yokohana n. Kobe, Heimr, D. Braſilia 7. 5. ab Baſſein, Heimr,
äute Poincars den 20. Mai vorgeſchlagen. Aber der Nachteil Darmſtadts keinen beſſeren Rat geben, als das neue Muſeum recht D. Oldenburg 7. 5. ab Singapore n. Colombo, Heimr., M. S. Erm=
Dies iſt unſer, ſo laß uns ſagen und ſo es behaupten!

Jugendfeier. Am Sonntag nachmittag veranſtaltete die ſozialiſtiſche
Arbeiter=Jugend Darmſtadts im Kleinen Hauſe des Landestheaters
eine Jugendfeier, die mit muſikaliſchen Darbietungen eines Streich=
quartetts
eingeleitet wurde. Es folgten Liedervorträge von Jugend=
lichen
beiderlei Geſchlechts, die von der Zuhörerſchaft ſehr beifällig auf=
genommen
wurden. An eine Anſprache, die im wefentlichen auf die
Schönheiten der umgebenden Natur hinwies, ſchloſſen ſich Tänze von
Buben und Mädchen, ſehr ſorgfältig und mit viel Hingabe ausgeführt;
dazu wurden von dem Chor der Jugendlichen voltstümliche Lieder
geſungen. In ähnlicher Weiſe kehrte dieſe Programmnummer im Ver=
laufe
der Veranſtaltung wieder, jedesmal von den Anweſenden mit
Beifall aufgenommen, ebenſo die Muſitvorträge. Später löſte eine
Vereinigung von Lauten= und Guitarreſpielern das Streichquartett ab.
Es fehlte auch nicht an dramatiſchen Darbietungen; ſo wurde eine
Dichtung Karl Brögers, des bekannten Arbeiterdichters, die als eine
in ſich abgeſchloſſene dramatiſche Szene anzuſprechen iſt, von Jugend=
lichen
dargeſtelſt. In Sprache und Stil lehnt ſie ſich eng an Goethe
an. Den ſtärkſten Eindruck bei der Zuhörerſchaft hinterließ jedoch
Hans Sachs mit ſeinen Schwänken: Der fahrende Schüler im Paradies
und Das höſe Weib, deren überaus ſpaßiger Inhalt im Verein mit
der gewandten Darſtellung das Publikum in die heiterſte Stimmung
verſetzte.
Die Philiſterloge 1923, eine Vereinigung zur Pflege modernen
Tanzes, beging am Samstag abend im Konzertſaal des Hotels Zuv
Traube ihr einjähriges Stiftungsfeſt. Das Feſt wurd: durch Konzert=
ſängerin
Lina Kramer eingeleitet, die mit gutgeſchulter Sopran=
ſtimme
einige Lieder von Brahms zu Gehör brachte. Für einen Dilet=
tanten
recht anſprechende Leiſtungen bot Herr Adolf Georg mit
einem Violinſolo Ein Konzert von Seitz. Für die Tätigkeit der Lach=
muskeln
ſorgte Frau Walden vom Frankfurter Neuen Thegter, die
mit ihren humoriſtiſchen Rezitationen ſtarken Beifall auslöſte. Zum
Schluß überraſchte ein alter Bekannter, Herr Operettenſänger Hoh=
mann
, die Anweſenden mit einigen Motiven aus dem Waffen=
ſchmied
. In dem darauf folgenden Tanztournier dominierte, wie im
Vorjahre, Frl. Lotte Trenner mit ihrem Partner Herrn Ludwig
Fasler, die mit großem Punktvorſprung gegen das zweite Paar
Frl. Laubenheimer Herr Hanns=Jürgen Hüter bei etwas
ſchwachen Beteiligung ſiegten. Im Bewußtſein, einige genußreiche
Stunden verlebt zu haben, treunten ſich die Gäſte erſt in vorgerückter
Stunde.
Ho. Tie=Abend der Turngemeinde Darmſtadt 1846. Vergangenen
Samstag abend fand wiederum ein Tie=Abend ſtatt. Zahlreich= Freunde
und Mitglieder der T. G. D. 1846 hatten ſich im kleinen Turnſaale
eingefunden, der in reichem Grün prangte. Jugendturnwart Imbe=
ſcheid
hatte es unternommen, mit ſeinen Mädchen Frühlingstöne anzu=
ſchlagen
und in den Herzen der Zuhörer zu erwecken. Und die jungen
lebendigen, zwar manchmal noch etwas befangenen Mädel mit ihren
bunten Kränzen im Haar wußten mit den ſchlicht und innig vorge=
tragenen
Lenzgedichtem und Liedchen die Anweſenden in Bonn zu
ſchlagen. Echte Kindertümlichkeit ſiegt doch überall, und die jungen
unberührten Kinderſeelen ſprengen wie der blühende Lenz nun einmal
die härteſten Tore. Nicht wenia Beifall erntete Frau Sauer mit den
ſchön geſungenen Frühlingsliedern und das Turngemeinde=Orcheſter
mit ſeinen klingenden Weiſen. Kurze Stücke vorgeleſen aus Walde=
mar
Bonſels Naturdichtungen, ſtanden im Mittelpunkt der recht gut
gelungenen Veranſtaltung. Auch eine Ueberraſchung fehlte nicht, da
die Anweſenden ein Radiokonzert aus Frankfurt anzuhören Gelegen=
heit
hatten. So verdankten die Anweſenden der rührigen Turner=
jugend
ein paar ſchöne Stunden, die ebenſo Freude zu bereiten ver=
mochten
, wie ſie reich an inneren Werten waren.
Orpheum. Heute letzte Aufführung Mädi (ſiehe Anzeige).
e. Die Vortragswoche P. Juhl=Hamburg beginnt heute abend
8½ Uhr. Thema=Vom Glauben an das Leben! (S. Anzeige.)

8 Verwaltungsgerichtshof. Antrag auf Enteignung von Gelände
für die Erbauung eines Induſtrieanſchlußgleiſes in der Gemarkung
Lampertheim. Unter Vorſitz des Oberlandesgerichtsrats Welcker
lich wertvolle Sammlung von Uniformen untergebracht, die in ihrer wird die Sache verhandelt. Erſchienen: Beigeordneter Knecht für die
Gemeinde Lampertheim, ven den Grundſtücksbeſitzern iſt F. Kirſch II.
erſchienen. Zwecks Erbauung eines Induſtrieanſchlußgleiſes hatte die
Gemeinde die Enteignung einer Anzahl Parzellen beantragt. Eine An=
zahl
Eigentümer widerſprach, weil ein dem öffentlichen Nutzen dienen=
des
Unternehmen im Sinne des Art, 1 des Enteignungsgeſetzes nicht
vorliege. Es handle ſich um ein Privatunternehmen (Brown u. Boveri,
Mannheim). Der indirekte Zweck. Induſtrie für Lampertheim herbei=
zuziehen
, könne auch auf andere Weiſe (Grundſtückstauſch uſw.) verwirk=
licht
werden, er ſei auch kein ſolcher, der eine Enteignung rechtfertige.
Der Provinzialausſchuß hat durch Urteil vom 20. Dezember 1922 den
Antrag der Gemeinde abgewieſen. Die Gründe beſagen, daß an ſich
Induſtrieunternehmungen als zu öffentlichem Nutzen dienende Unter=
Wege durch Verhandlungen mit den zu Enteignenden zum Ziele
Mittel, um die nötigen Grundſtücke zu erwerben, deshalb ſei der Antrag
auf Enteignung zur Zeit nicht begründet. Die Gemeinde iſt der Anſicht,
den Intereſſenten F. Kirſch II. und Witt ſei ſie nicht zum Ziele gelangt.
Das Induſtriegeleiſe iſt längſt gebaut; die Gemeinde war durch einen
getragen haben. Eine eigenartige Koſtbarkeit birgt das Muſetu, die Vertrag mit dem Nechtsvorgänger der Fiuma Brown=Boveri dazu ver=
in
das Gebiet der perſönlichen Erinnerungen gehört, das ſogen, ſilberne pflichtet, es zu bauen. Der Verwaltungsgerichtshof hatte inzwiſchen
nochmals beim Kreisamt Bensheim gütliche Verhandlungen der Ge=
ſchichte
iſt er berühmt als der Sieger von Fehrbelin im Jahre 1675 pertheim hat mit 14 gegen 6 Stimmen darauf verzichtet, nochmals ſolche
Preußens. Der Dichter Heinrich von Kleiſt hat ihm in dem Prinzen gen nach den früheren Vorgängen keinen Erfolg verſpruchen. Das Kreis=
weiteren
Verhandlungen keinen Erfolg und berichtete ſo dem Präſiden=
Mathias genügend. Die Gemeinde habe nach dem heutigen Stand mit
ſpäteren Darſtellungen, vorbehalten bleiben. Wer wollte es unter= gungsfrage ſelbſt könne nach dem Wortlaut des Gefetzes der Verwal=
grüßen
Bilder von Perſönlichkeiten, die Generationen vor dem Be= die Berufung der Gemeinde, wird das Urteil des Provinzialausſchuſſes
w. Saatenſtand im Deutſchen Reich zu Anfang Maf 1924. Wegen
werten Erinnerungen an den Landgrafen Ludwia 1X., den Soldaten= ſeit den letzten Apriltagen eingetretene Temperaturerhöhung hat die
3 gleich mittel, 4 gleich gering im Reichsdurchſchnitt nach den Gutachten
Legen von Kartoffeln und Einrillen von Rübenſamen iſt begonnen.

* Schiffsnachrichten der HamburgAmerika=Linie. Hbg. Nord=
amerika
: D. Emden 6. 5. Lizard daſſ Ausr. D. Clebeland

land 8. 5. in Genua, Ausr., D. Preußen 7. 5. ab Colombo n. Singapore,
Auxr, M. S. Habelland 8. 5. in Hankov, Heimn

[ ][  ][ ]

Seite 4.

Darmſtädter Tagblatt, Montag, den 12. Mai 1921.

Reich und Ausland.
K. Allgemeiner theoſophiſcher Kongreß zu Leipzig, Pfingſten 1924.
(Vom 7. bis 11. Juni) im Feſtſaale des Neuen Rathauſes.
Die in allen Ländern und Erdteilen ſeit 45 Jahren verbreitete Theo=
ſophiſche
Verbrüderung ſieht ihre Aufgabe darin, mitzuhelfen, daß die
Menſchheit den ihr innewohnenden Geiſt erkenne und lebendig mache
und ſo die erſten Schritte zur Erneuerung der Kultur unternehme. Auch
der K. Allgemeine Kongreß ſoll dieſer erhabenen Aufgabe dienen und
in völliger Unabhängigkeit, ohne Beſchränkung auf äußere Organiſatio=
nen
oder Bekenntniſſe, allein auf Grundlage der Einheit des Weſens
in allem, diejenigen zu gemeinſamer Ausſprache und Arbeit vereini=
gen
, welche gewillt ſind, an dem großen Werke der ſittlichen Erneuerung
und Verbrüderung der Menſchheit mitzuwirken. Es werden folgende
Vorträge halten: Die theoſophiſche Verbrüderung, die Religion des
neuen Menſchen Hermann Rudolph. Die Gerechtigkeit der Weltord=
nung
, Walter Einbeck. Mediumſchaft und Adeptſchaft, Robert Sh=
ring
. Das Syſtem der Meditation, Hermann Rudolph. Das Jen=
ſeits
im Lichte der okkulten Forſchung Erhard Bäzner. Die Ein=
weihung
im alten Aegypten, Walter Einbeck. Phyſik und Metaphyſik
Prof. O. Lienau. Theoſophie und Okkultismus Robert Shring. Die
Schöpfung der Welt (nach der Geheimlehre). Ernſt Voß. Das voll=
ſtändige
Programm wird an Intereſſenten von der Geſchäftsſtelle des
Kongreſſes, Leipzig, Königſtraße 12, koſtenlos verſandt und jedwede
Auskunft gern erteilt.
Ein Wohnungs= und Warenſchwindler.
Bei Berliner Zimmervermieterinnen erſcheint in der letzten Zeit
häufig ein gutgekleideter, junger Mann, der ſich nach dem Zimmer er=
kundigt
. Er macht einen ehrlichen Eindruck und tritt ſehr beſcheiden auf.
Die Vermieterin freut ſich, einen anſtändigen Mieter zu bekommen. Bald
wird man handelseinig, und der Mieter bittet gleich für einen Monat
zahlen zu dürfen. Leider hat er aber nur einen 100=Rentenmarkſchein
bei ſich. Gern eilt die Vermieterin, ihn zu wechſeln und gibt das übrige
Geld heraus. Höflich verabſchiedet ſich der junge Mann und will in
einer halben Stunde mit ſeinen Sachen zuziehen. Wenn er dann nach
Stunden noch nichts hat von ſich hören laſſen, wird die Vermieterin
ſtutzig. Sie ſieht ſich den 100=Rentenmarkſchein genauer an und be=
merkt
, daß ſie das Opfer einer Täuſchung geworden iſt. Der Schein, den
ſie erhalten hat, erweiſt ſich als ein 10=Millionenſchein, der in Druck,
Farbe und Größe dem 100=Rentenmarkſchein zum Verwechſeln ähnlich
ſieht. Mit derſelben Unverfrorenheit arbeitet der Gauner auch in
Geſchäften. Hier kauft er verſchiedenes und merkt dann an der Kaſſe,
daß ſein Geld nicht reicht. Der junge Mann bittet dann den Geſchäfts=
führer
, ihm die Sachen zuzuſenden. Er nennt ein Hotel in der Nähe,
in dem ſeine Mutter wohne. Gleichzeitig bittet er, daß man Wechſelgeld
mitſchicken möchte, denn ſeine Mutter habe nur 5= und 10=Dollarſcheine.
Vor dem Hotel begegnet der Schwindler dann zufällig dem Boten,
nimmt ihm die Pakete ab und nennt ihm die Zimmernummer. Der
Bote findet natürlich niemand.

Der Schutzmann mit dem Schaumlöffel.
Hamm. Jeder kennt den ſeit einigen Jahren bei der Eiſenbahn
für den Fahrdienſtleiter beſtehenden Schaumlöffel, den dieſer in die
Höhe hebt, wenn er einem Zuge das Zeichen zur Abfahrt gibt. Die
runde, mit zwei Lackfarben verſehene, an einem Stiele befindliche Scheibe
hat im Volksmunde bald nach der Einführung die treffende Bezeichnung
Schaumlöffel erhalten, da das Signal an einen Schaumlöffel erinnert.
Seite heute ſieht man nun auch in den Straßen von Hamm die grüne
Polizei, ſoweit ſie an verkehrsreichen Straßen Dienſt tut, mit dieſem
Schaumlöffel ausgerüſtet. Die grüne Schutzmannspoſten an der Ecke
der Großen Weſt= und Nordſtraße erregte die Aufmerkſamkeit der Stra=
ßenpaſſanten
. Er hatte nämlich neben ſeinem Seitengewehr einen
Schaumlöffel hängen, den er hebt, wenn er den Fahrzeugen die Fahrt=
richtung
an der Straßenkreuzung bekannt geben will, hauptſächlich für
die Kraftfahrzeuge iſt dieſes Signal erforderlich, da ſie den ſonſt nur
ausgeſtreckten Arm im Trubel des Straßenverkehrs nur ſchwer erkennen
konnten.
Stadtverordnetenwallen in Cafſel.
Die Sozialdemokraten haben die bisherige Mehrheit verloren. Es
ſind gewählt: 19 Sozialdemokraten (bisher 37), 13 Deutſchnationale
(9), 9 Volkspartei (2), 5 Demokraten (20), 4 Völkiſche (0), 3 Kommuniſten
(0), 2 Zentrum (3), 0 Wohnungsreformer (4).
Eine Falſchmünzerbande vor Gericht.
Mannheim. Vor dem Schöffengericht hatte ſich eine Falſch=
münzerbande
zu verantworten. Die drei Hauptangeklagten waren: der
B Jahre alte Elektrotechniker Max Wilhelm Gebhardt, der 21 Jahre
Handlungsgehilfe Erich Tänzler und ſein B=uder, der 20 Jahre alte
Kunſtgewerbler aus Halle. Gebhardt und die Brüder Tänzler ſind
ſchon ähnlich vorbeſtraſt. Den Angeklagten wird zur Laſt gelegt, falſche
Notgeldſcheine mit hohem Nennwert hergeſtellt zu haben. Im ganzen
geben ſie zu, etwa 1000 Notgeldſcheine der Handelskammer, auf je 44
Dollar angefertigt und in Mannheim und anderen Städten in den
Verkehr gebracht zu haben. Das Gericht verurteilte die Angeklagten
Gebhardt. Erich und Hans Tänzler zu je 3 Jahren Zuchthaus und
5 Jahre Ehrverluſt, Hehmann und Reinhardt zu je 2 Jahren Gefängnis.
Die zur Fälſchung gebrauchten Platten und ſonſtige Gegenſtände wurden
eingezogen.
Großfeuer in Radolfzell.
Radolfzell. Das frühere Dr. Hornungſche Sanatorium
Schloß Marbach bei Oehningen am Unterſee welches der Familie
Heinr. Lanz=Mannheim gehört, iſt von einem ſchweren Brandunglück
betroffen worden. Die Bekämpfung des Feuers geſtaltete ſich ſchwierig
infolge Mangels an Schlauchleitungen. Die Brandurſache iſt unbe=
kannt
, man vermutet jedoch, daß das Unglück durch einen ſchadhaften
Kamin entſtanden iſt. Der große Bau des Schloſſes iſt bis auf die
Grundmauern niedergebrannt. Von dem Mobiliar konnte nur wenig
gerettet werden, dagegen gelang die Rettung des Viehs. Der Schaden
iſt ſehr bedeutend.
Auf der Flucht ertrunken.
Riedlingen (Württemberg). Ein Gefangener, der dem Amts=
richter
vorgeführt werden ſollte, riß ſich in einem unbewachten Augen=
blick
plötzlich los und ſprang raſch entſchloſſen in die hochgehende Donau.
Der Flüchtling tauchte nur noch einmal auf, iſt dann aber nicht mehr
geſehen worden. Ein Herzſchlag dürſte ſeinem Leben ein Ende geſetzt
haben. Seine Leiche iſt noch nicht geborgen worden.
Felsſturz.
Königswinter. Am Samstag morgen ſtürzte am Drachen=
felſer
Weg aus etwa 50 Meter Höhe ein Felsblock ab und verſperrte
den ganzen Weg. Der Block iſt etwa 3,5 Meter lang, 2 Meter breit und
130 Meter hoch und hat ſchätzungsweiſe ein Gewicht von 250 Zentner.
Durch zwei ſich in den Weg ſtellende Bäume wurde der Sturz gemildert
und dadurch wahrſcheinlich größeres Unglück verhütet, da der Block ſonſt
bis zum Bahndamm gerollt wäre.
Errichtung eines Flughafens in Saarbrücken.
Die Stadt Saarbrücken beabſichtigt, einen Flughafen zur Einrichtung
eines internationalen Flugverkehrs zu ſchaffen. Zur Erledigung der
Vorarbeiten iſt ſie bereits mit den Intereſſenten der Großinduſtrie und
der Handelskammer in Verbindung getreten. Der Flugverkehr wird be=
ſonders
nach Holland, Süddeutſchland, der Schweiz und Frankreich gehen
und Saarbrücken zum Mittelpunkt für die Verbindung von Nord und
Süd und Oſt und Weſt machen.
Totbringendes Löffelſchlucken.
In der Strafanſtalt Bernau verſchluckte vor längerer Zeit ein Mau=
rerlehrling
Eßlöffel, um auf dieſe Weiſe den Tod zu finden. Der Le=
bensmüde
wurde nach München ins Krankenhaus r. d. J. eingeliefert, wo
er nun geſtorben iſt. Die unmittelbare Todesurſache war eine Bauch=
fellentzündung
.
Furchtbares Familiendrama.
Ein gräßliches Familiendrama trug ſich in der Ortſchaft Thammers
im Allgäu zu. Der 45jährige Käſefabrikant Beck wurde bei einer Ge=
ſchätfsreiſe
in Italien um eine große Geldſumme beſtohlen. Er nahm ſich
dieſen Verluſt ſo zu Herzen, daß ſein Geiſteszuſtand getrübt wurde und
der Arzt ſeine Ueberführung in ein Krankenhaus anordnete. Kurz zuvor
aber ermordete Beck in den frühen Morgenſtunden ſeine Gattin, ſeine
Djährige Tochter und ſeinen 12jährigen Sohn im Schlafe, mit einem
eiſernen Hammer. Nach der dreifachen Mordtat beging der Fabrikant
Selbſtmord durch Erhängen.
Vom Säntis.
Durch Blitzſchlag in die von der Meglisalp auf den Säntisgipfel
in einem Kabel unter dem Schnee liegenden Drahtleitung wurde die
Verbindnug mit dem Obſervatorium unterbrochen. Da die Behebung
des Schadens vor der Schneeſchmelze nicht möglich iſt, ſoll proviſoriſch
eine oberirdiſche Leitung, die auf den Schnee gelegt wird, eröffnet
werden.
Alte ägyptiſche Fresken.
Profeſſor Sceiopello, der Direktor der italieniſchen archäologiſchen
Miſſion in Aegypten, hat von ſeinen Ausgrabungen in Oberägypten
6. bis 11. Dynaſtie datieren und viel älter ſind, als die Gräber Tutan= ſie wegen ihrer Aehnlichkeit ſofort das größte Aufſehen erregten. Icl

Die Technik auf der Kölner Meſſe.

Dipl.=Ing. Mangold, Duisburg=Wort.

Die Kölner Meſſe, welche als dritte große deutſche Meſſe vom
11. bis 17. Mai ihr gewaltigen Meßhallen öffnete, hat ſich be=
kanntlich
zwei Aufgaben geſtellt: ſie will einerſeits der Zentralmarkt
des rheiniſch=weſtfäliſchen Wirtſchaftsgebietes, des am hochentwickelteſten
und größten Induſtriegebietes Europas und andererſeits der Vermittler
des Warenaustauſches zwiſchen Deutſchland und Weſteuropa ſein.
Für beide Ziele iſt Köln durch ſeine handelsgeographiſche Lage her=
vorragend
geeignet. Es iſt ſchon ſeit Jahrhunderten das Handelszentrum
des Rheinlandes, und heute laufen in ihm mehr denn je die Handels=
beziehungen
von und zu dem weſtlichen Ausland wie in einem Brenn=
punkt
zuſammen. Seine umfangreichen Hafenanlagen werden voraus=
ſichtlich
in naher Zukunft durch die Anlage der Köln=Niehler Handels=
häfen
noch weſentlich vergrößert werden. Schon heute gehen Rheinſee=
dampfer
direkt ohne Umladung der Fracht von Köln bis nach London
und den Nord= und Oſtſeehäfen. Wichtige Eiſenbahnlinien gehen von
Köln nach allen Richtungen der Windroſe.
Die rheiniſch=weſtfäliſche Großinduſtrie und darunter beſonders die
techniſchen Induſtrien des Ruhrgebiets mit ihren ſchweren, hohen Trans=
portkoſten
verſchlingenden Maſſengütern finden in Köln deshalb den
gegebenen Metzplatz, weil ſie dadurch nicht unerhebliche Transportkoſten
erſparen können.
Im Gegenſatz zu anderen Meſſen wird in Köln gerade die Technik
in ganz hervorragendem Maße zur Ausſtellung kommen
Die vielgeſtaltige rheiniſche Induſtrie bildet den Grundſtock der
Kölner Meſſe und wird ihr das Gepräge geben. An dem Namen einiger
weniger Induſtrieſtädte, welche halbkreisförmig Köln umſchließen, können
wir uns leicht ein Vild von der Reichhaltigkeit der Kölner Meſſe machen
und damit andeuten, für welche Induſtriezweige die Kölner Meſſe die
Vertriebszentrale werden ſoll: Aachen und München=Gladbach mit ihrem
hochentwickelten Textilgewerbe, Düren, die Stadt der rheiniſchen
Papierinduſtrie, Krefeld mit ſeiner weltbekannten Seiden= und Sam=
metinduſtrie
, die Linie der Städte Düſſeldorf-DuisburgEſſen Dort=
mund
mit ihrer näheren Umgebung bilden die Zentrale der deutſchen
Schwerinduſtrie mit ihren Zechen, Hütten und Maſchinenfabriken aller
Art; Elberfeld und Barmen ſind Mittelpunkte für Spezialartikel des
Textilgewerbes, SolingenRemſcheidIſerlohnHagen kennzeichnen die
hochentwickelte und leiſtungsfähige deutſche Stahlwareninduſtrie. Köln
ſelbſt beherbergt in ſeinem Weichbild außer weiteren hervorragenden
Firmen des Eiſen= und Maſchinenbaues noch eine umfangreiche Induſtrie
der verſchiedenen Zweige.
Aber damit wird die Zahl der Ausſteller noch lange nicht erſchöpft
ſein, ſondern aus ganz Deutſchland und aus dem Auslande werden die
führenden Firmen der Technik die Kölner Meſſe beſchicken. So wird
z. B. in der Gruppe der Automobilinduſtrie neben den heimiſchen
Firmen auch Ford in ganz großzügiger Weiſe ausſtellen. Es wird dem
Beſucher ein ganz außerordentlich wertvolles Bild techniſcher Leiſtungen
und techniſchen Fortſchrittes gegeben werden.
In der Abteilung Maſchinenbau (Kraft= Arbeits= Werkzeug= und
Transportmaſchinen) werden wir außer der Metallinduſtrie des geſamten
Kölner Bezirkes wie z. B. Gasmotorenfabrik Deutz, Werkzeugmaſchinen=
fabrik
Schütte, Maſchinenbauanſtalt Humboldt, Eiſenbau J. Pohlig,
Maſchinenfabrik Sürth, Felten u. Guilleaume Carlswerk, auch faſt alle
bedeutenden Firmen der Metallinduſtrie des rheiniſch=weſtfäliſchen Indu=
ſtriegebietes
wie Krupp=Eſſen, Deutſche Maſchinenfabrik Duisburg
(Demag), Rheinmetall, Düſſeldorf (mit Schreibmaſchinen), de Vries=
Düſſeldorf uſw. vertreten finden.
Mit der intereſſanteſte Teil der techniſchen Meſſe wird der Bergbau
ſein. Dem in= und ausländiſchen Beſucher werden von den großen Kon=
zernen
(ThyſſenStinnes-Kruppde VriesRheinſtahl=Gruppe uſw.)
durch deren Zechen und Hüttenwerke die Maſchinen und Leiſtungen einer
hochentwickelten Kohlen= und Eiſeninduſtrie in noch kaum jemals vor=
handener
Reichhaltigkeit und Vollendung vorgeführt werden. Der Be=
ſucher
wird ſich ein genaues Bild über die Hilfsmittel und Apparate
machen können, welche die moderne Schwerinduſtrie beſitzen muß, um die
Förderung wirtſchaftlich und techniſch produktiv zu geſtalten. Aus der
großen Zahl der maſchinellen Anlagen nennen wir: Kohlenbagger,
Brikettierungsanlagen Entſtaubungsanlagen, Transportbänder, Eleda=
toren
jeder Art und Brennſtoff=Verwvertung.
In engſter Beziehung ſteht hiermit der Ausbau der Verkehrsmittel
für den Nah= und Fernverkehr inner= und außerhalb der Werke. Die
ausgeſtellten Erzeugniſſe des Lokomotiobaues (Dampf Elektrizität, Druck=
luft
), des Wagen= und Eiſenbahnbedarfs, der Anlagen von Feld=,
Gruben=, Hänge=, Schwebe= und Drahtſeilbahnen aller Art, der heute
immer eine größere Rolle ſpielenden Kraftfahrzeuge im Perſonen= und
Laſtwagenverkehr ſowie des Schiffsbaues für die immer mehr Verkehr
an ſich ziehenden Waſſerſtraßen geben uns die Möglichkeit, die einzelnen
Verkehrsmittel miteinander zu vergleichen und auf ihre jeweilige An=
wendung
hin zu prüfen.
Die Elektrotechnik, welche ſich heute aus keinem induſtriellen Betriebe
mehr ausſchalten läßt, darf natürlich auch nicht fehlen. Ihr iſt eine
beſondere Abteilung eingegrichtet. Sie enthält neben großen elektriſchen
Kraft= und Arbeitsmaſchinen, Transformatoren und Akkumulatoren
neueſter Bauart, ſowie die heute ſo weit durchgebildete Technik der elek=
triſchen
Schalt=, Meß= und Sicherungsapparate. Eine Ausſtellung von
Leitungs= und Inſtallationsmaterial, Glüh= und Bogenlampen gibt dem
Beſucher die Mittel an die Hand, ſich auch auf dieſem Gebiete zu unter=
richten
.
Den Schluß des eigentlichen Eiſen= und Maſchinenbaues bildet die
5. Abteilung, in welcher Werkzeuge, Utenſilien und Geräte für den
Fabrikbedarf, Halbfabrikate und Armaturen gezeigt werden.
Während früher Maſchinenbau= und Bautechnik Gebiete waren,
welche bis zu einem gewiſſen Grade nebeneinander gingen, ſtehen fie für
die Gegenwart und auch für die Zukunft in engſter Beziehung zuein=
ander
und ergänzen ſich in vorteilhafter Weiſe. Die auf der Baumeſſe
ausgeſtellten Gegegnſtände für Bau= und Wohnbedarf, die Inſtallations=
einrichtungen
für Waſſer, Gas und Elektrizität, die Hilfsmaſchinen und
Geräte für die Bauſtellen erhalten wohl durch die praktiſchen Erforder=
niſſe
der Bautechnik ihre Anregung, ihre techniſch und wirtſchaftlich
vollendete Herſtellung iſt aber Aufgabe des Maſchinenbaues.

Auch in den Kreiſen, welche ſich bisher ablehnend verhalten haben,
gewinnt die Ueberzeugung, daß unſere bisherigen Bauweiſen im Woh=
nungsbau
vollſtändig überholt und unwirtſchaftlich ſind, immer mehr
Boden. Dem Beſucher wird auf der Baumeſſe Gelegenheit geboten ſein,
ſich über die neuen Bauarten im Wohnungsbau, welche techniſche Vor=
teile
und wirtſchaftliche Erſparniſſe geben, und von denen wir heute nur
die allgemein bekannte und bewährte Ambi=Bauweiſe nennen wollen, ein=
gehend
zu unterrichten.
Mindeſtens ebenſo wie der Wohnungsbau hat es die Landwirtſchaft
im In= und Auslande nötig, ſich reſtlos den techniſchen Fortſchritt zu
Nutze zu machen. Durch Anwendung geeigneter Maſchinen iſt der Groß=
und Kleinbauer in der Lage, ſeine Arbeitsleiſtung auf ein mehrfaches
zu ſteigern und vor allen Dingen in Zeiten vermehrter Arbeit, wie z. B.
bei der Ernte, ſtatt teuerer und ſchlecht arbeitender Aushilfekräfte, land=
wirtſchaftliche
Maſchinen zur Hilfe zu nehmen.
Es verſteht ſich von ſelbſt, daß man der techniſchen Induſtrie, die
ſich in ſolcher Vollzähligkeit und Reichhaltigkeit auf der Meſſe einfinden
werden, auch einen entſprechend großen, würdigen und zweckmäßigen
Raum innerhalb der Meſſe einräumt. Von den drei großen Hallen,
welche hufeiſenförmig um die Feſthalle gelagert ſind, wird die 174 Meter
lange und 57 Meter breite zweigeſchofſige Oſthalle die Ausſteller des
Maſchinen= und Werkzeugbaues, der Berg= und Hütteninduſtrie, der
Eiſen= und Stahlwareninduſtrie aufnehmen. Dieſe Halle der Technik,
die in ihrer langgeſtreckten und lichten Bauart einen vorzüglichen Ueber=
blick
gewährt, hat einen Geſamtflächeninhalt von 16 600 Quadratmetern.
Doch damit wird die Schau der Technik auf der Kölner Meſſe noch
nicht erſchöpft ſein. Nördlich an die Meßhallen grenzt eine große Frei=
ausſtellungsfläche
, auf der vor allem die landwirtſchaftlichen Maſchinen
Platz finden. Hier können die großen Ausſtellungsobjekte von Lanz,
Krupp, Stock, Ambi, Deutſche Werke, Kellner=Konzern u. a. eine ihrer
Größe entſprechende Aufſtellung finden. Daneben wird die Baumeſſe
das Freigelände beherrſchen und werden die Firmen der Bauinduſtrie
ihre Baumethoden und ihre Baumaſchinen, wie z. B. die großen Löffel=
und Eimerkettenbagger, Lokomotiven und Kippwagen, Baukrane und
Zementbereitungsmaſchinen und dergleichen, ausſtellen. So ſind land=
wirtſchaftlicher
Maſchinenbau und Bautechnik in der Lage, ebenſo wie
der Maſchinenbau es mit ſeinen Kraſt= und Arbeitsmaſchinen zu tun
pflegt, ihre Erzeugniſſe genau ſo im Betrieb vorführen zu können. Hierzu
muß Freigelände zur Verfügung ſtehen, weil dieſe Anlagen und Ma=
ſchinen
einen weiten Raum oder gar Bewegung erfordern.
Ganz beſonders zu bemerken iſt, daß der Kölner Meſſe noch eine für
ſich abgeſchloſſene Gruppenausſtellung angegliedert iſt. Das rheiniſche
Braunkohlenſyndikat plant eine groß angelegte Fachausſtellung, welche
ſich unmittelbar an die Kölner Meſſe anſchließen, alle an der Braunkohle
intereſſierten Induſtriezweige umſchließen und in überſichtlicher Gliede=
rung
die mannigfaltigen Verwendungsgebiete der Braunkohle veran=
ſchaulichen
wird.
Vielen Leſern wird nicht unbekannt ſein, daß auf der Leipziger
Frühjahrsmeſſe eine ähnliche, vom mitteldeutſchen Braunkohlenſyndikat
veranlaßte Braunkohlenſchau war. Es iſt deshalb doppelt intereſſant, auf
der Kölner Meſſe dazu ein Gegenſtück zu finden. Die rheiniſche Braun=
kohle
hat andere chemiſche Eigenſchaften und infolgedeſſen auch vielfach
andere gegenwärtige und zukünftige Verwendungsmöglichkeiten als die
mitteldeutſche Braunkohle.
Man wird ein anſchauliches Bild von der hochentwickelten Gewinnung
und Aufbereitung der Braunkohle, der Bagger, Abraumwagen, Ketten=
bahnen
, Vorrichtung zur Brikettherſtellung erhalten. Bis vor dem Kriege
wurde die Braunkohle faſt ausſchließlich zu Briketts für den Hausbrand
verarbeitet: in der Induſtrie fand ſie nur wenig Verwendung.
Die wärmewirtſchaſtlichen Beſtrebungen der letzten Jahre haben hier
ſo befruchtend gewirkt und ſo viele techniſche Fortſchritte gezeitigt, daß
dieſe Gruppe der Ausſtellung wohl das größte Intereſſe finden wird.
Gegenüber der häuslichen und kleingewerblichen Verwendung iſt die
Großinduſtrie in der letzten Zeit in ſteigendem laße zur Verwendung
und Verfeuerungg von Rohbraunkohle übergegangen.
In der Nähe der rheiniſchen Braunkohlengruben haben ſich nicht nur
gewaltige Elektrizitätswerke, ſondern auch metallurgiſche, chemiſche und
keramiſche Induſtrien angeſiedelt, um die Rohbraunkohle, ſo wie ſie aus
der Grube kommt, unter Vermeidung aller Transportkoſten unmittel=
bar
ihren Keſſelhäuſern zuzuführen. Hieraus hat ſich die induſtrielle
Roſtfeuerung für Braunkohle und auch für Braunkohlenbriketts zu einem
ausgedehnten Sondergebiet entwickelt, das die dritteGruppe der Braun=
kohlenfachausſtellung
zeigen wird (Dampfkeſſelfeuerungen, keramiſche und
metallurgiſche Feuerungen, Gießerei, Trockenöfen uſw., Lokomotiv=
feuerungen
).
In der letzten Zeit hat die Braunkohle ſich in zwei neue, ſehr aus=
ſichtsreiche
und noch längſt nicht zum Abfchluß gekommene Gebiete Ein=
gang
verſchafft, nämlich in die Verwendung für Braunkohle und Briketts
für induſtrielle Gasfeuerungen und in die Verwendung und Herſtellung
von Braunkohlenſtaub.
Die erſte der beiden Gruppen wird Schwelapparate, Generatoren,
Gasleitungen und Zubehörteile, wie Windhauben, Staub= und Teer=
wäſcher
, Gastrocknungsapparate, ferner Gasöfen der metallurgiſchen,
chemiſchen, Glas= und keramiſchen Induſtrie zuſammenfaſſen.
Die Braunkohlenſtaubgruppe, die als gegenwärtig wohl aktuelles
Gebiet das ſtärkſte Intereſſe der Fachleute finden wird, ſoll Trocken=
und Mahlanlagen, ſtaubgefeuerte Oefen uſw. zeigen.
Den Schluß bilden die Apparate der Brennſtoffchemie und Ueber=
wachung
des Feuerungsbetriebes die Einrichtungen für Transport und
Lagerung von Flugſtaub und Aſche und die volkswirtſchaftlich ſo außer=
ordentlich
wichtige Nebenſtoffverwertung, Aufbereitung von Teer zu
verſchiedenen Oelen und noch anderes mehr.
Der Leſer hat ſomit in Vorſtehendem einen Ueberblick erhalten von
der intereſſanten Reichhaltigkeit und auch von der großen erzieheriſchen
und aufklärenden Bedeutung der rheiniſchen Braunkohlenſchau. Denn die
Braunkohleninduſtrie und vor allem die mannigfaltigen und ſehr zu=
kunftsreichen
Verwendungsarten der Braunkohle befinden ſich noch mitten
im Fluß der techniſchen Entwicklung.
Es gibt noch viele Vorurteile zu beſeitigen, neue Wege zu zeigen
und Anregungen zu geben, um dieſe Entwicklung zu fördern und zu
beſchleunigen.

Schließung der römiſchen Sternwarte.
8 Die italieniſche Regierung hat aus Sparrückſichten beſchloſſen, die
berühmte offizielle Sternwarte in Rom aufzuheben. Dieſes wiſſen=
ſchaftliche
Inſtitut, das unter Papſt Pius Il. gegründet wurde, hat der
Aſtronomie die trefflichſten Dienſte geleiſtet durch die unvergänglichen
Arbeiten von Dr. Vico, Pater Secchi, Profeſſor Taccini und Millowitſch.
Im Lande der Klubs.
Jeder gute Engländer muß einem Klub angehören: einem ſportlichen,
literariſchen, politiſchen, je nach Anlage. Neben den ariſtokratiſchen
Klubs, die alle mit Gold verkleidet ſind, wo man halblaut ſpricht, wo die
Bedienten höheren Stils unnütze Geſten vermeiden, kann man eine große
Anzahl anführen, die glücklicherweiſe luſtiger ſind. Da iſt der Klub der
Optimiſten: da iſt es verboten, die Stirne zu runzeln, ein trauriges Ge=
ſicht
zu machen, geboten, immer zu lächeln. Im Klub: Lernet hören
ſchuldet der Präſident Einem einen Whisky mit Soda und eine gute
Zigarre, wenn er unter der Bedingung, ihn ohne Unterbrechung anzu=
hören
, ſich dem ungereimſten Geſchwätz ergibt. Dieſer Klub wurde von
einem Kapellmeiſter gegründet, der über ein allzu geſchwätziges Publikum
verdrießlich war. In einem anderen Klub wird man mit einer Geldbuße
belegt, wenn man nicht friſch raſiert und der Haarſchnitt nicht tadellos
iſt. Der Bozklub ſetzt ſich aus Bewunderern von Charles Dichens zuſam=
men
, der ſeine Zeitungsartikel mit dem Pſeudonym Boz unterzeichnete.
Man kann auch in gleicher Weiſe die Liga des Farthing anführen. Ein
Farthing (½4 Penny) wird jedem Mitglied von jedem bei einer Samm=
lung
gezeichneten Penny abgezogen und einer Spezialkaſſe zugeführt, die
beſtimmt iſt, zum Unterhalt eines Aſyls für notleidende Näherinnen zu
dienen oder ſolche, die wegen hohen Alters erwerbsunfähig ſind. Jetz
kündigt man die bevorſtehende Gründung des Klubs der Plantageneis
an. Ein Franzoſe, der Marquis de Buvignyde de Naineval, hat e‟
unternommen, die noch lebenden Nachkommen dieſer Dynaſtie ausfindi
zu machen. Als er ſeine Arbeiten am Vorabend des Krieges unterbrach,
konnten ſich 54 400 Perſonen, unter welchen ſich 371 engliſche Pairs und
die meiſten Herrſcher Europas, außer die von Serbien und Montenegro.
nach ſeinen Studien ſich als Nachkommen Eduards IV., ſeines Bruders
Herzog von Clarence und ſeiner Schweſter Anna von Exeter bezeichnen.
Wie man ſieht, entbehrt dieſer Klub nicht der Mitglieder.
Die Erkennungsmarke des Zwillings.
Zwei dreieinhalbjährige Zwillinge Erik und Montague Levitt, die
mit ihrer Mutter aus Montreal nach England gereiſt ſind, ſehen ſich ſo
ähnlich, daß die Mutter dem einen Zwilling eine Erkennungsmarke in
Geſtalt eines Perlmutterknopfes umgehängt hat, um ihn von ſeinem
Bruder zu unterſcheiden. Sie erzählte allerlei von ihren Schwierigkeiten,
Auf dem Dampfer habe ſie Erik durchgebläut, weil Montague ungezogen
war, und erſt Eriks Erſtaunen überzeugte ſie von ihrem Irrtum. Um
nicht wieder eine ſolche Ungerechtigkeit zu begehen, führte ſie die Er=
Mauermalereien mitgebracht, die von den Gräbern aus der Periode der kennungsmarke ein. Ich kann ſie garnicht allein laſſen, ſagte ſie, we

Briefkaſfen.
E. F. 204. Im allgemeinen haftet der Dienſtverpflichtete im Rahmen
des Dienſtvertrags nach 8 276 B. G.B., alſo auch für leichte Fahrläſſigkeit;
es kann aber eine entgegengeſetzte, feſtſtellbare Verkehrsübung beſtehen,
ſo z. B. gerade in Fällen leichter Fahrläſſigkeit, z. B. von Dienſtmädchen
keinen Schadenserſatz für Zerbrochenes zu verlangen. Wäre aber die Be=
ſchädigung
rein objektiv im Material, das zu verarbeiten iſt, gelegen, ſo
dürfte eine Haftung ausgeſchloſſen ſein. Es wird deshalb weſentlich da=
rauf
ankommen, wie der einzelne Fall gelagert iſt.
Ohne Sorgen verreiſen wir
erſt, nachdem wir unſere Kleider, Peize, Polſtermöbel, Teppiche und
Gardinen mit
(15971
Dr. Weinreichs Mottenäther
dem beſtbewährten Mottenſchutzmittel, eingeſtäubt haben. In Apothek,
und Drog, erhältlich. Pharmakon A.=G., Frankfurt a. M.

Geſchäftliches.
Internationale Motorrad=Sport=Ausſtellung
Stuttgart. Anläßlich des Solitude=Rennens und der Motorrad=
portausſtellung
haben die führenden deutſchen Motorrad=Vereinigungen
hre Teilnahme zu dieſen Veranſtaltungen geſchloſſen zugeſagt. Die Klub=
titglieder
treffen mit ihren Fahrzeugen am Samstag, den 17. Mai,
bends 6 Uhr, geſchloſſen in Stuttgart ein. Der Motorrad=Club Stutt=
art
hat weder Koſten noch Mühe geſcheut, die ſportbegeiſterten Ver=
inigungen
durch Wertpreiſe und Anerkennungen beſonders zu begehren.
Tageskalender.
Landestheater, Großes Haus: Geſchloſſen. Kleines Haus An=
fang
7 Uhr, Ende 31 Uhr (Zuſatzmiete II12): Schluck und Jau
Orpheum 73 Uhr: Mädi. Union=, Reſidenz=, Central= Thea=
ter
, Palaſt=Lichtſpiele: Kinovorſtellungen.

chamons. Durch ein beſonderes Verfahren iſt es möglich geweſen, die hätte niemals geglaubt, daß es für eine Mutter unmöglich ſein könne,
Malereien unbeſchädigt nach Italien zu bringen.
1 ihre Kinder zu unterſcheiden.

Hauptſchriftleitung: Rudolf Mauve
Verantwortlick, für Politik und Wirtſchaft: Rudolf Mauve
Verantwortlich für Feuilleton und Heſſiſche Nachr chten: Mar Streeſ=
Verantwortlich für Sport: Dr. Eugen Buhlmann
Verantwortlich für Sclußd enut: Andreas Bauer
Verantwortlich für den Inſeratenteil: Willy Kuhle
ruch und Verlag: L. C. Wittich ſämtlich in Darmſtadt.
Die heutige Nummer hat 8 Seiten

[ ][  ][ ]

Rummer 132.

Darmſtädter Tagblatt, Montag, den 12. Mai 1924

Seite 5.

Oport, Ohter and Tarnen.

Fußball.

Letztes Verbandsſpiel um die ſüddeutſche Meiſterſchaft.
Sp.=Vgg. FürthBoruſſia=Neunkirchen 6:1.
Zwiſchenrundſpiele um die deutſche Meiſterſchaft.
Sportfreunde BreslauHamburger Sp.=V. 0:3.
Alemania=Berlin1. F.C. Nürnberg 1:6 (!)
Spielvereinigung LeipzigV.f.B. Königsberg 6:1 (2:1 Halbzeit).
Sportverein 98 Darmſtadt e. V. Sportverein Wiesbaden 1:2.
(Ecken 4:2.)
Zu einem Abendſpiel trafen ſich letzten Samstag obige Geg=
ner
. In Anbetracht des guten Rufes, der den Wiesbadenern vor=
auseilte
, hätte die Zuſchauermenge eine größere ſein dürfen. Der
erſte Vorſitzende des Sportvereins hieß die Brüder aus dem be=
ſetzten
Gebiet herzlich willkommen, die ihrerſeits zum Andenken
einen Wimpel in ihren Vereinsfahnen überreichten. Unter der
Leitung des Herrn Schomann vom V. f. R. 01 Frankfurt, der man=
ches
überſah, entwickelte ſich ein zwar flottes, aber an Schönheit
und Spannung armes Spiel. Wiesbaden gab den Ton an. Sport=
verein
98 konnte ſich nicht finden; das ſonſt übliche flüſſige Zu=
ſammenſpiel
kam nicht zuſtande, da die Erſatzläuferreihe ihren
Sturm wenig mit brauchbaren Bällen verſah. Trotzdem kam auch
Darmſtadts Sturm wiederholt gefährlich vor Wiesbadens Heilig=
tum
, doch alle gutgemeinten Schüſſe wurden entweder eine Beute
des vorzüglichen Wiesbadener Torhüters oder ſie verfehlten durch
allzu ſcharfes Abdrängen der gegneriſchen Verteidigung ihr Ziel.
Wiesbaden iſt im flüſſigen Zuſammenſpiel beſſer, doch fehlt vorm
Tor der letzte Schneid und der entſchloſſene Schuß, der ihre An=
griffe
krönen ſollte. Man glaubte ſchon an keinen Erfolg mehr
beiderſeits in der erſten Halbzeit, als Ellenbach einen hohen Ball
des Halbrechten über ſich in ſein Heiligtum läßt. Hätte E. in ſei=
nem
Kaſten geſtanden, wäre Wiesbaden der Erfolg verſagt ge=
blieben
. Kurz darauf Halbzeit. Nach Wiederanſtoß ſpielte Darm=
ſtadt
die erſten vier Minuten mit 10 Mann, bis Mahr, der den
ſchon während der erſten Hälfte verletzten Merkel erſetzen ſoll,
vom Publikum freudig begrüßt, die Darmſtädter Mannſchaft wie=
der
vervollſtändigte. In dieſer Zeit fiel das Ausgleichstor. Ein
Bombenſchuß Mülmerſtadts, und, obwohl der Ball vom Vertei=
diger
berührt, fand er doch ſeinen Weg ins Wiesbadener Netz, auch
für den repräſentativen Riſcher unhaltbar. Für die Folgezeit bei=
derſeits
verteiltes Spiel; durch die einwandfreie, tadelloſe Arbeit
der beiden Verteidigungen kam vorerſt keine Partei zu einem zähl=
baren
Erfolg. Da, ein ſchneller Vorſtoß der Wiesbadener Links=
außen
, gute Flanke, und der Halbrechte ſchoß, für Ellenbeck nicht
erreichbar, ein. Starker Beifall belohnte dieſe feine Leiſtung. Es
ereignete ſich nun für die Folgezeit, außer einigen Fehlſchüſſen
der beiden Stürmerreihen, nichts mehr. Einer Bombe Müllmer=
ſtadts
ſei hier noch gedacht, die der Wiesbadener Hüter in groß=
artiger
Manier unſchädlich machte. Wiesbaden verließ als glück=
licher
Sieger den Platz. Wiesbaden iſt eine körperlich kräftige
Mannſchaft. Jeder einzelne Spieler iſt gut durchtrainiert, ſtoppt
den Ball in jeder Lage und ſtellt ſich ſchön frei. Beſonders ragten
hervor der Torwächter, die Verteidigung und das Innentrio. Bei
Darmſtadt machte ſich der eingeſtellte Erſatz ſtark bemerkbar. Die
alten Kämpen Schreiber, Merkel und Krebs ſind, trotz allen guten
Willens, einem ſolch ſchnellen Treffen nicht mehr gewachſen. Heß,
der zum erſten Male Läufer ſpielte, fand ſich ganz gut in ſeine
Rolle und übertraf die in ihn geſetzten Erwartungen, wenn er
auch an die Leiſtungen ſeines Vorgängers noch nicht heranreicht.
Die eben erwähnten Nieten erklären das oftmals zerfahrene und
ungenaue Zuſammenſpiel der Einheimiſchen. Weitaus der Beſte
von dieſen war Takaſh. Er überragt ſeine Mitſpieler durch ein=
zigartige
Ballbehandlung und techniſche Feinheiten. Die Vertei=
digung
war, wie oben ſchon erwähnt, aufopfernd und gut. Hätte
Darmſtadt ſeine Mannſchaft komplett zur Verfügung geſtanden,
ſo wäre der Ausgang des Spiels zweifellos ein anderer geworden.
W. C.
A. S. C.=Darmſtadt V.f.R.=Darmſtadt 1:3.
Ka. Die erſten Mannſchaften obiger Vereine ſtanden ſich am
vergangenen Samstag auf dem Exerzierplatz gegenüber und lie=
ferten
ſich einen ſchönen fairen Kampf, der mit einem glatten Sieg
der V.f.R.=Mannſchaft endete. Die Akademiker ſtellten eine vor=
zügliche
Mannſchaft, die ausgezeichnet zu kämpfen verſteht. Der
rechte Läufer darf mit dem eifrigen Torwart, Herrn Baum, beſon=
ders
genannt werden. V.f.R. trat ohne Waldhaus, Meyer, Fried=
rich
und Berger an. Trotz des Erſatzes lieferte die Mannſchaft
ein recht anſprechendes Zuſammenſpiel. Herr Eberhardt Pfung=
ſtadt
zeichnete für die Spielleitung verantwortlich.
V.f.R.=Frieſenheim V.f. R.=Darmſtadt 1:0 (1:0).
Ka. Mit der Verpflichtung von Frieſenheim hat Darmſtadt
keinen ſchlechten Griff getan. Die Gäſte lieferten ein in jeder Be=
ziehung
faires Spiel, das an Ballbehandlung, Zuſammenſpiel
fein zu ſchauen war. Die geſamte Mannſchaft iſt gut durchgebildet
und rechtfertigt vollkommen ihren Ruf. V.f.R.=Darmſtadt trat
ohne Waldhaus und Meyer an. In der Halbzeit blieb die Mann=
ſchaft
hinter ihren Leiſtungen zurück. Die zweite Halbzeit jedoch
kam die Mannſchaft gut auf. Exaktes Zuſammenſpiel mit ſaftigen
Torſchüſſen ſeien genannt. Weißmantel als Verteidiger und
Schwarz im Sturm vollbrachten gute Leiſtungen, desgleichen die
unermüdlichen Weicker, H. und Schneider. Bedenkt man die Tor=
chancen
, ſo müßte ein Unentſchieden herausgekommen ſein. Herr
Becker=Pfungſtadt leitete gut.
Etwas fiel bei dem Samstags= und auch bei dem Sonntags=
ſpiel
auf. Das war der ſchwache Beſuch der Spiele. Die Sport=
vereine
Darmſtadts haben anſcheinend den Boykott über den
V.f.R.=Platz verhängt? Ob dieſe Kampfesweiſe die richtige iſt?
Wir zweifeln daran! Jedenfalls iſt es echt deutſch, aber ſehr un=
ſportlich
. Der V.f.R.=Darmſtadt wird aber dennoch ungehindert
weiterarbeiten, zum Nutzen unſerer Jugend, unter dem Wahl=
ſpruch
: Allen Gewalten zum Trotz ſich erhalten.
Liggerſatzmannſchaft des V.f.R. V.f.N.=Bürſtadt 1:1.
Die Ligaerſatzmannſchaft des V.f.R. ſtand im Ver=
bandsſpiel
der gleichen von V.f.R.=Bürſtadt gegenüber. Nach
ruhigem, braven Kampfe trennten ſich die Mannſchaften mit einem
1:1 unentſchieden. Herrn Beck, Union=Darmſtadt, der die Spiel=
leitung
hatte, darf geſagt werden, daß er, trotz guter Leiſtung,
mehr Ruhe wahren muß.
Spielvereinigung 1921 Darmſtadt I.Freier Sportverein Wall=
dorf
I. 3:3 (1:2).
Die vorgennnten Mannſchaften ſtanden ſich auf dem Sport=
platze
Windmühle gegenüber und lieferten ſich ein intereſſantes
Treffen, das wohl manchmal etwas hart erſchien, ſich aber doch
immer wieder im Rahmen des Erlaubten hielt. Nur das ewige
Reklamieren von Seiten einiger Spieler gegen die Entſcheidungen
des Schiedsrichters fiel unangenehm auf. Die Tore für Wall=
dorf
fielen das erſte durch Eigentor, das zweite durch Schuß des
Halblinken und das dritte reſultiert aus einem Elfmeterball, ver=
hängt
wegen Hand. Bei Darmſtadt ſchoß ſämtliche Tore der
Rechtsaußen, damit das wieder gut machend, was der Innen=
ſturm
verſiebte. Bei einigermaßen beſſerem Ausnützen aller Tor=
gelegenheiten
, die ſich dem Darmſtädter Sturm boten, hätte das
Eigebnis weſentlich anders gelautet.
Spielvereinigung II. Walldorf II. 3:5.
vereinigung III. Freie Turner Auerbach II. 10:0.

Weitere Ergebniſſe:
Ligaerſatzmannſch. Ligaerſatz Spielvereinig. Sandhofen 2:6.
2a=Mannſch. 2a Turn= u. Sportgem. Eintracht=Frankfurt 1:10.
Junioren=Mannſchaft Junioren V. f. B.=Heidelberg 3:0.
1a Jugend 1. Jugend Germania=Eſchollbrücken 15:0.
V. f. R. FrankfurtRühla 2:0,
Union NiederradHanau 93 2:4,
V. f. L. Neu=IſenburgGermania Frankfurt 1:1,
Hanau 94Sp.=Cl. Bürgel 2:1,
Wacker München-Kickers Offenbach 8:1 (!),
Sp.=V. OffenbachSp.=Freunde Frankfurt 6:1,
V. f. B. RiederwaldSp.=Vgg. Oſtend 07 0:1.
Handball.
Um die deutſche Meiſterſchaft.
Polizeiſportverein FrankfurtSp.=Vgg. Fürth 1:3.
Um die weſtdeutſche Meiſterſchaft.
T. V. KoblenzFußballgeſellſchaft Seckbach 0:2.
Seckbach iſt ſomit weſtdeutſcher Meiſter.
Sportverein Darmſtadt 1898, komb. 1. und 2. Mannſchaft
Viktoria=Aſchaffenburg, 1. Mannſchaft 9:1 (1).
Die vielen verſtändigen Zuſchauer bekamen ein Kampfſpiel
vorgeführt, das ſich trotz harter und ſchneller Durchbrüche der
Bayern in feinem Rahmen hielt und die Darmſtädter als ſichere
Sieger ſah. Der Spielverlauf iſt ſchwer wiederzugeben, denn wohl
in keiner Spielart wechſeln die Kampfbilder ſo, wie in einem
(z. B. heute) fabelhaft raſch durchgeführten Handballſpiel. Die
Abteilungsleitung wird bemüht ſein, der ſtets anwachſenden An=
hängerzahl
unſeres edlen Raſenſports möglichſt jeden Sonntag
Wettſpiele gegen erſtklaſſige Mannſchaften vorzuführen. Dieſe
Woche findet das Ueben aller, Mannſchaften Mitt chs, von
6 Uhr, un. Samstags, von 4 Uhr ab, auf dem Schupoſportplatz
ſtatt. Neulinge ſind immer willkommen!
Hada.
Schwimmen.
Diegauoffenen Jugendwettkämpfein Frankfurt
brachten dem D.S. C. Jung=Deutſchland 2 erſte, 1 zweiten und
1 dritten Platz. Während Förſter ganz überlegen ſeine Konkur=
renten
in den Knabenrennen abfertigen konnte, enttäuſchte Wal=
ther
nach ſeiner Ulmer Form, während Orlemann anſcheinend
noch an den Folgen ſeiner Krankheit leidet. Dieſe Jugendwett=
kämpfe
bilden den Abſchluß der für Jung=Deutſchland in Be=
tracht
kommenden Hallenfeſte; der Anfang der Freiwaſſerſaiſon
wird an Himmelfahrt durch den Beſuch des Verbandsoffenen von
Poſeidon=Köln gemacht, über das noch berichtet wird. Anſchlie=
ßend
die Ergebniſſe:
Jugend bel. 2 Bahnen: 1. Bühler, Frankfurt, 27,4;
2. Walther, J.=D. 29,1 (diſtanziert).
Knaben bel. 2 Bahnen: 1. Förſter, J.=D., 32: 2. Gut=
acker
, Offenbach, 33,8.
Jugendbruſt 2 Bahnen: 1. Bühler, Frankfurt, 34,/4: 2.
Späth, Möwe‟, 35,7: 3. Orlemann, J.=D., 36,1.
Jugendjun=Rücken, 2 Bahnen: 1. Hain, Offenbach, 38;
2. Walther, J.=D. 38,3.
Knabenbruſt, 2 Bahnen: 1. Förſter, J.=D., 37,6: 2. Heil=
bacher
, Frankfurt, 39,8.
Dr. H.
Dem S.S. Möwe=Darmſtadt E. V. gelang es, bei
dem am 11. Mai in Frankfurt ſtattgefundenen gauoffenen Ju=
gendſchwimmfeſt
bei ſtarker Konkurrenz folgende Plätze zu be=
legen
: Helmuth Schmidt, Jugendjunior=Rücken, 1. Platz; Helmuth
Schmidt, Jugendrücken, 2. Platz; Wilhelm Späth, Jugendjunior=
Bruſt, 2. Platz; Wilhelm Späth, Jugendbruſt, 2. Platz; Hans
Gimbel, Knabenrücken, 3. Platz. Leider wurde trotz großen Vor=
ſprunges
H. Schmidt im Jugendjunior=Rückenſchwimmen eines
geringen Formfehlers wegen diſtanziert.
Pr.
Leichtathletik.
Ausſchuß für Leibesübungen in Darmſtadt.
Der Vorſtand des Ausſchuſſes für Leibesübungen Darmſtadt
beruft eine allgemeine Ausſchuß=Sitzung ein, auf deren Tagesord=
nung
neben Mitteilungen vor allen Dingen die Beratung über
den weiteren Ausbau des Stadtamtes für Leibesübungen ſteht,
das ſeiner Zeit auf Anregung des Ausſchuſſes ins Leben gerufen
wurde. Sodann kommt zur Sprache die Anregung des Reichs=
ausſchuſſes
, im Laufe des Jahres wiederum einen Spielplatz=
Werbetag und die Reichsjugendwettkämpfe zu veranſtalten.
Schließlich iſt auch noch eine Erſatzwahl für ein ausgeſchiedenes
Vorſtandsmitglied vorzunehmen.
St.
Deutſche Schwerathletik=Meiſterſchaften.
Der Deutſche Athletik=Sport=Verband von 1891 hat den Verein für
Körperpflege Mannheim mit der Ausrichtung der diesjährigen Schwer=
athletik
=Meiſterſchaften im Ringen, Gewichtheben, Tauziehen, Muſter=
riegenarbeiten
, Steinſtoßen, Hammerwerfen und Gewichtwerfen beauf=
tragt
, die in der Zeit vom 8. bis 11. Auguſt vor ſich gehen.
PrenzelMilenz.
Der mehrfach verſchobene Kampf um die deutſche Mittelgewichts=
meiſterſchaft
zwiſchen dem Titelhalter Curt Prenzel und ſeinem Heraus=
forderer
Erich Milenz findet nunmehr beſtimmt am Freitag, den 30. Mai,
als Abſchluß der Boxſportſaiſon im Berliner Sportpalaſt ſtatt.
Motorſport.
Siernfels=Erinnerungs=Rennen.
Eine motorſportliche Veranſtaltung, wie ſie bisher in Darm=
ſtadt
noch nicht zur Ausführung kam, zeigt uns das von dem Heſſi=
ſchen
Motorradklub e. V., Sitz Darmſtadt, Ortsgruppe des
A. D.A. C., am Sonntag, den 18. Mai, ſtattfindende Hermann
Sternfels=Erinnerungs=Rennen Runde um die Ludwigshöhe‟,
für welches die Vorbereitungen in vollem Gange ſind. Nach den
bis jetzt vorliegenden Meldungen iſt mit einer ſehr ſtarken Betei=
ligung
auswärtiger Sportkameraden zu rechnen. Sämtliche Orts=
gruppen
des Gaues IIIa des A. D.A. C. haben ihre Teilnahme zu=
geſagt
. Als beſonderer Anziehungspunkt dürfte der vom Gau IIIa
geſtiftete Wanderpreis gelten. Auch von der Darmſtädter In=
duſtrie
= und Geſchäftswelt wurden dieſer Veranſtaltung wertvolle
Ehrenpreiſe zur Verfügung geſtellt. Beſonderes Intereſſe ge=
winnt
dieſes Rennen dadurch, daß dem Publikum die Gelegen=
heit
geboten iſt, die bei jeder Runde durchfahrenden Fahrer zu
beobachten. Die Veranſtaltung iſt auf das Beſte organiſiert, und
die ganze 16,4 Km. lange Rennſtrecke dicht mit Sicherheitspoſten
beſetzt. Am Start und Ziel unterhalb Böllenfalltor iſt für Sitz=
gelegenheit
beſtens geſorgt, außerdem findet daſelbſt während des
ganzen Rennens Promenadenkonzert ſtatt. Alle Motorradfahrer,
welche Mitglied des H.M.C. oder des A.D.A.C. ſind, können zu
dieſem Rennen melden, und werden Anmeldungen bei dem Sport=
leiter
des H.M.C., Fahrradhaus Gg. Hahn u. Co., Tel. 1590, ent=
gegengenommen
=

Turnen.

82. Kreisturntag des TX. Kreiſes (Mittelrhein) der Deutſchen
Turnerſchaft am 10. und 11. Mai 1924 in Frankfurt a. M.
Der 82. Kreisturntag für den TX. Kreis der Deutſchen Tur=
nerſchaft
(Mittelrhein) fand am 11. Mai in Frankfurt a. M. in
den Räumen des Frankfurter Turnvereins unter Leitung des
Vorſitzenden, Schulrat Schmuck=Darmſtadt, ſtatt. Der Tagung
war am 10. Mai eine Sitzung des Kreisausſchuſſes vorangegan=
gen
. Der Turntag ſetzte ſich zuſammen aus dem Kreisausſchuß,
den Mitgliedern der Unterausſchüſſe und 200 Abgeordneten.
Schulrat Schmuck begrüßt die Abgeordneten, insbeſondere
die von der Saar und die aus dem beſetzten Gebiet. Seinem
Bericht iſt zu entnehmen: Zum Mittelrheinkreis gehören 145 554
männliche und 12 638 weibliche Mitglieder über 14 Jahre. Da
die Zahlen gegenüber dem Vorjahre einen Rückgang von unge=
fähr
9000 Köpfen bedeuten, die teils durch die Scheidung zwiſchen
Turnen und Sport, teils durch die Erwerbsloſigkeit weiter
Kreiſe hervorgerufen ſind, wird hervorgehoben, daß dies zu kei=
nerlei
Bedenken Anlaß geben kann, da die innere Geſchloſſenheit
der Vereine ſehr bald die frühere Zahl wieder erhoffen läßt, ins=
beſondere
, da von anderer Seite nachgewieſen wird, daß die Ab=
nahme
nur im beſetzten Gebiet infolge der Erwerbsloſigkeit zu
finden iſt. Turnſchüler zählt der Mittelrheinkreis 20947, Turn=
ſchülerinnen
9614. Da der Mittelrheinkreis ſeit 1. Januar wie=
der
eine eigene Turnzeitung erſcheinen läßt, iſt die Verbindung
zwiſchen Kreisleitung und Vereinen gewährleiſtet. Sache der
Vereine muß es ſein, in ausreichender Zahl die Kreiszeitung zu
beziehen, die alles für die Turner des Mittelrheinkreiſes Wiſ=
ſenswerte
bringt.
Der Eröffnung des Kreisturntages ging eine Begrüßung
durch den Sängerchor des Frankfurter Turnvereins und eine
Anſprache des Vorſtandsmitgliedes Dr. Waßmuth voraus.
Kreisfrauenturnwart Poller berichtet über die Zunahme des
Frauenturnens und legt dar, in welchen Punkten das Frauen=
turnen
auszubauen iſt und worin eine weiſe Beſchränkung ge=
boten
. Keine Ueberſpannung des Wettkampfgedankens, keine
Vermännlichung der Geräteübungen. Der Kreiswart für das
Geiſtesturnen Profeſſor Bender berichtet, wie unter der Geld=
zerrüttung
im letzten Jahre auch das Geiſtesturnen zu leiden
hatte. Beſchaffung von Büchern und Noten für die Singmann=
ſchaften
, Fahrtkoſten bei Wanderungen wurden faſt unerſchwing=
lich
. Trotzdem wurde durchgehalten. Aber noch viel müſſe ge=
ſchehen
für Jugend, Geſang und Wandern, Geiſtesturnen. Eine
Großtat der Darmſtädter Turngemeinde ſei es geweſen, ſieben=
mal
vor ausverkauftem Hauſe das Feſtſpiel des Münchener
Turnfeſtes vorzuführen.
Kreisſchwimmwart Braun berichtet über die Entwicklung
des Schwimmens, ſowie in Vertretung des verhinderten Kreis=
fechtwartes
über das Fechten. Der Kreiskaſſenwart berichtet über
die Kaſſenverhältniſſe. Am 1. Januar 1924 war ein Kaſſenbeſtand
von 71,27 Mark vorhanden. Für das neue Jahr wird vorläufig
ein monatlicher Beitrag von 12 Pfg. für jedes Mitglied erhoben.
Außerdem ab 1. April 2 Pfg. für die wieder in Kraft getretene
Unfallunterſtützungskaſſe. Das 32. Kreisturnfeſt im Jahre 1925
wird Gießen übertragen. Die Wahlen ergeben die einſtimmige
Wiederwahl der beiden Kreisvertreter Schmuck und Schill, des
Kreisoberturnwarts Frey, der Kreiskaſſenwarte Röbig und Reul,
des Kreiswarts für das Geiſtesturnen Bender, ſowie Neuwahl
des Turners Dauner zum Kreis=Schrift= und Preſſewart. Die
Schriftleitung der Mittelrheiniſchen Kreiszeitung verbleibt in den
Händen des Schulrats Schmuck. Für die einzelnen Zweige wer=
den
auf Antrag der Unterausſchüſſe betſtätigt bzw. neugewählt:
Männerturnen: Friede, Frauenturnen: Poller, Spielen: Bär,
Fechten: Staßen, Schwimmen: Bitſch, Volksturnen: Kramp,
ſowie als Vertreterin der Turnerinnen: Friedel Caſten. Die
Einrichtung eines Kreisarchios wird beſchloſſen und Robert
Praun zum Archivar gewählt. Die vorliegende Schwimmordnung
wird genehmigt. Der Spielausſchuß wird um den Obmann des
Handballſpiels vermehrt. Als Verwalter der Unfallkaſſe wird
Enders=Kreuznach wiedergewählt.
Der Main=Rhein=Gau, dem auch unſere Darmſtädter Turn=
vereine
angehören, war mit 17 Abgeordneten vertreten. D.
Die Jugendfeierſtunde
des 9. Kreiſes Mittelrhein der Deutſchen Turnerſchaft findet am
Sonntag, den 25. Mai, nachmittags 2½ Uhr, in der Paulskirche
zu Frankfurt a. M. ſtatt. In dieſer Feierſtunde ſpricht der
Jugendwart der Deutſchen Turnerſchaft, Edmund Neuendorff,
zur Jugend des 9. Turnkreiſes und ihren Führern. Der An=
drang
zu dieſem bedeutſamen Ereignis iſt begreiflicherweiſe ſehr
ſtark. Als Eintrittspreis iſt der Betrag von 50 Pf. feſtgeſetzt
worden. Eintrittskartenbeſtellungen wolle man ſofort vor=
nehmen
, und zwar mit Zahlkarte auf Poſtſcheckkonto der Turner=
ſchaft
Frankfurt a. M. Nr. 42 791, Amt Frankfurt a. M. Mit
dieſer Feierſtunde iſt eine Wimpelweihe verbunden, deshalb ſind
alle Wimpel mitzubringen. Die Wimpelträger (Trägerinnen)
tragen in der Paulskirche Turnkleidung; Sammelpunkt für dieſe
der Römer. In der Feſtfolge des Jugendtreffens ſind noch fol=
gende
Veranſtaltungen enthalten: Samstag, den 24. Mai, abends
7 Uhr, Tie=Abend in der Halle der Bockenheimer Turngemeinde,
Marburger Straße; Sonntag, den 25. Mai, vormittags 8 Uhr,
Führungen durch Lie Stadt, Sammelpunkt: Schauſpielhaus; vor=
mittags
10 Uhr Beſprechung aller Gaujugendwarte mit Turn=
bruder
Neuendorff im Hauſe der Frankfurter Eintracht, Oeder=
weg
37. Wer Nachtlager für die Nacht vom 24./25. Mai benö=
tigt
, möge dies ſofort Turnbruder Wöber, Frankfurt=Süd, Mör=
H. M.
felder Landſtr., mitteilen.
Pferdeſport.
Engliſches Zuchtrennen.
Die Zweitauſend Guineen, eines der größten engliſchen
Zuchtrennen, kamen am Mittwoch in Newmarket zur Entſcheidung. Die
klaſſiſche Dreijährigenprüfung über die engliſche Meile iſt eine Art Vor=
prüfung
für das Derby, das am 4. Juni in Epſom gelaufen wird. Einem
eigenen Drahtbericht zufolge wurde das Rennen von Prinz Aga Khans
Diophon (G. Hulme) gewonnen. Die Plätze belegten Lord Aſtors
Bright Knight (F. Bullock) und J. B. Joels Green Fire (S. Donoghue).
Im geſchlagenen Felde endete u. a. auch der Derbyerack des engliſchen
Königs Knight of the Garter ſowie der von Archibald geſteuerterte
Derbyfavorit Tom Pinch. Das Rennen wurde im Jahre 1809 be=
gründet
. Die Siegerliſte weiſt Namen wie Iſinglaß, Galtee More, Dia=
mond
Jubilee, Handicapper, Slieve Gallion und Kennymore auf.

* Berlin, 11. Mai. (Priv.=Tel.) Wie zu den Segel=
flügen
im Rieſengebirge berichtet wird, iſt der Flieger Eſpen=
laub
geſtern vormittag in 32 Minuten von dem bei der Prinz
Heinrich=Baude gelegenen Silberkamm über den Kamm weg ins
Hirſchberger Tal geflogen und glatt bei dem Dorfe Schildau ge=
landet
. Die Landungsſtelle liegt in der Luftlinie 16 Kilometer
vom Silberkamm entfernt, doch hat Eſpenlaub eine größere
Strecke zurückgelegt, da er infolge der Windverhältniſſe nicht in
gerader Linie fliegen konnte.
Königsberg, 11. Mai. Bei dem Segelflugwettbewerb
in Roſſitten gelang dem Lehrer Ferdinand Schulz auf ſeinem
Apparat F. S. 3 im Laufe des Sonntag=Vormittags zwiſchen
Predienberg und Sliewietberg ein neuer glänzender Dauerflug.
Bei einer Abflughöhe von 46,/4 Metern landete Schulz etwas
höher auf der Predienkuppe nach einer Flugdauek von 8 Stun=
den
42 Minuten und 9 Sekunden. Damit hat Schulz den Welt=
rekord
gebrochen.

[ ][  ][ ]

Seite 6.

Darmſtädter Tagblatt, Montag, den 12. Mai 1924,

Ringen.
Nationaler Ringerwettſtreit in Altheim.
Bei herrlichem Wetter wickelte ſich der nationale Ringerwett=
ſtreit
in Altheim ſchnell und in ruhigen Bahnen ab, klein aber
fein, und mancher größere Wettſtreit könnte ſich den Altheimer
ruhig zum Vorbild nehmen. Die Kämpfe verliefen einwandfrei
und gaben Zeugnis von der idealen Auffaſſung der Kämpfer für
den Kraftſport. Ueber 200 Ringer aller Gewichtsklaſſen traten
am Vormittag zum Wiegen an. In den vier Jugendklaſſen konnte
man durchweg hervorragendes Können, gepaart mit glänzender
Technik und unermüdlicher Ausdauer beobachten. Mit dieſen
jungen Sportsleuten braucht es uns für den Nachwuchs nicht
bange zu ſein. Hart und ſpannend verliefen die Kämpfe in den
Seniorenklaſſen. Das Schwergewicht beſtand mit ſeinen ſieben
Teilnehmern aus lauter erſtklaſſigen Ringern. Der Favorit Hauff=
Frankfurt mußte von Manger=Sindlingen eine Niederlage ein=
ſtecken
, auch das Mittelgewicht war durchweg mit guten Kräften
beſetzt. Mit drei Siegen dominierte Sittig=Sindlingen vor Bern=
hard
=Groß=Zimmern. Im leichten Mittelgewicht ſtellten ſich 22
Ringer den Kampfrichtern zur Verfügung; Fröhlich=Groß= Zim=
mern
wird Erſter vor ſeinem Vereinskameraden Ohl. Auch das
Leichtgewicht ſah ſpannende Kämpfe: Guthmann=Mainz wurde
erſter Sieger vor Schanz=Nieder=Ramſtadt; in dieſer Klaſſe wur=
den
die ſchönſten Kämpfe gezeigt. Der Kampf Herdt= Alt=
heim
Guthmann=Mainz war der ſchönſte des ganzen
Tages. Schunk=Mainz wurde im Federgewicht erſter Sieger vor
Fiſcher=Arheilgen. Im Bantamgewicht triumphierte Langguth=
Frankfurt vor Nehren=Mainz. Auch in unſerer kleinſten Klaſſe,
im Fliegengewicht, konnte man ſchöne Kämpfe beobachten. Wen=
del
=Sindlingen wurde Erſter vor Holzhäuſer=Frankfurt. In der
ſchweren Altersklaſſe ſiegte Huber=Bingen vor Joſeph=Darmſtadt.
In der leichten Altersklaſſe war es Vetter=Werſau, der den Lor=
beer
mit nach Hauſe nahm. Bis 5 Uhr nachmittags waren ſämt=
liche
Kämpfe beendet und eine Stunde ſpäter waren ſämtliche
Ringer im Beſitze ihrer Preiſe. Frohe Feſt= und Siegerſtimmung
hielt die Teilnehmer noch lange beiſammen, und der nationale
Wettſtreit wird allen Teilnehmern in angenehmſter Erinnerung
bleiben. Es iſt nur zu bedauern, daß ſich der Kreisausſchuß des
zweiten Kreiſes ſo wenig um ſeine kleinen Vereine bekümmert,
ſonſt hätte doch wenigſtens ein Vertreter anweſend ſein können.
Nachſtehend die Siegerliſte:
Jugendklaſſe, Federgewicht: 1. Pr. Ohl=Dieburg,
2. Pr. Weiß=Aſchaffenburg, 3. Pr. Diehl=Dieburg.
Jugendklaſſe, Leichtgewicht: 1. Pr. Schuhmacher=
Kreuznach, 2. Pr. Lunkenheimer=Dieburg, 3. Pr. Ittmann=Ober=
Ramſtadt.
Jugendklaſſe Mittelgewicht: 1. Pr. Schütz= Koſt=
heim
, 2. Pr. Göhrig=Biſchofsheim, 3. Pr. Kalt=Fürth i. O.
Jugendklaſſe, Schwergewicht: 1. Pr. Börner= Wies=
baden
, 2. Pr. Daun=Werſau, 3. Pr. Schwindt=Kreuznach.
Altersklaſſe, Schwerg.: Huber=Bingen. Leicht:
Vetter=Werſau.
Senioren, Schwergewicht: 1. Pr. Manger= Sindlin=
gen
, 2. Pr. Hauff=Frankfurt, 3. Pr. Weißenbach=Offenbach.
Senioren, Mittelgewicht, B.: 1. Pr. Sittig= Sindlin=
gen
, 2. Pr. Bernhard=Groß=Zimmern, 3. Pr. Grieß=Sindlingen.
Senioren, Mittelgewicht, A.: 1. Pr. Fröhlich=Groß=
Zimmern, 2. Pr. Ohl=Groß=Zimmern, 3. Pr. Sattig=Dieburg.
Senioren Leichtgewicht: 1. Pr. Guthmann=Mainz,
2. Pr. Schanz=Nieder=Ramſtadt, 3. Pr. Lücker=Arheilgen.
Senioren, Federgewicht: 1. Pr. Schunk=Mainz, 2.
Pr. Fiſcher=Arheilgen, 3. Pr. Schaub=Dieburg.
Senioren, Bantamgewicht: 1. Pr. Langguth= Frank=
furt
, 2. Pr. Nehren=Mainz, 3. Pr. Spenlein=Bingen.
Senioren, Fliegengewicht: 1. Pr. Wendel= Sind=
lingen
, 2. Pr. Holzhäuſer=Frankfurt, 3. Pr. Herbert=Groß=Zimmern.
Karl Heckmann, Gauvorſitzender.
Boxen.
Samſon vor ſchweren Aufgaben.
Die großen Fähigkeiten des deutſchen Boxmeiſters Paul
Samſon=Körner, die erſt kürzlich durch ſeinen ausdrucksvollen
Sieg über den Meiſter von England, Frank Goddard, wieder zur
Geltung kamen, werden Samſon Gelegenheit geben, noch in die=
ſem
Jahre mit hervorragenden Ausländern den Ring zu be=
treten
. So iſt ein Kampf mit dem holländiſchen Meiſter Piet
pan der Veer für den 15. Juni nach Berlin in Vorbereitung.
Auch mit Carpentier ſind Verhandlungen für den 7. Sep=
tember
im Gange. Außerdem hat der Manager des amerika=
niſchen
Halbſchwergewichtsmeiſters Gene Tunney, Billy
Gibſon, an den Berliner Sportpalaſt ein Angebot gerichtet zu
einem Kampf ſeines Schützlings gegen den deutſchen Meiſter
Paul Samſon=Körner. Tunney verlangt 40 000 Dollar und freie
Rreiſe und Verpflegung für drei Perſonen.
Hahmann-Larſen.
Ein intereſſanter Kampf wird in Berlin den Anhängern des Ama=
teur
=Boxſports geboten. Am 12. Mai wird der däniſche Schwergewichts=
meiſter
Larſen gegen den deutſchen Meiſter Haymann=München autreten.
Das Treffen findet in den Kammerſälen, Teltower Straße, ſtatt.
Gründung einer deutſchen Boxſport=Behörde.
Die Deutſche Boxſport=Behörde (D. B. B.) hat ſich jetzt konſtituiert.
Sie iſt die Arbeitsgemeinſchaft des Verbandes Deutſcher Fauſtkämpfer
(VDF.) und des Verbandes Deutſcher Boxkampf=Unternehmer (VDB.)
zur Beaufſichtigung des deutſchen Berufsboxſports. Sie wird gebildet
aus je drei Vertretern des PDF. und des VDB. mit einem von den
Vertretern der beiden Verbände zu wählenden unparteiiſchen Vorſitzenden
an der Spitze. Sämtliche Mitglieder der deutſchen Boxſportbehörde ſind
ehrenamtlich tätig. Als Vertreter des VDF. wurden A. Wiegert, E.
Grimm und R. Arndt, als Vertreter des VDB. A. Picard, Dr. R. Mich=
ler
und W. Rothenburg delegiert. Zum Vorſitzenden wurde Hauptmann
a. D. Erich Schönborn gewählt und zum Syndikus der DBB. M. Neu=
mann
ernannt. Die Geſchäftsſtelle befindet ſich Berlin NW 7. Unter den
Linden 60. Die DBB. erledigt: 1. Berufungsfälle und Entſcheidungen
in Streitfragen, in denen ſeitens beider Verbände eine Einigung nicht
erzielt wurde; 2. Genehmigung der ſportlichen Regeln des VDF.;
3. Internationale Fragen, die VDB. und VDF. gemeinſam betreffen;
4. alle den VDB. und VDF. gemeinſam betreffenden deutſchen Fragen.

Handelsblatt.
Wirtſchaftliche Rundſchau.
Ausweis der Deutſchen Rentenbank per 30. April.

63 723,16

230 000,

66 093,46

233 500,

31. 3. 1924 30. 4. 1924
Aktiva.
Belaſtung der Wirtſchaft zugunſten
der Reutenbank . . . . . . . . 3 200 000 000. 3 200 000 900,
Beſtand an Rentenbriefen
am 31. 3. 24 2 399 770 000 Rm.
am 30. 4. 24 2 399 776 500, Rm.
Darlehen an das Reich
200 000 000, 200 000 000.
unverzinslich . . . .. .
900 000 000, 900 000 000.
..
verzinslich
Darlehen für die Wirtſchaft
*) an die Reichsbank . . . . . 800 000 000. 800 000 000,
70 005 282,84 71 394 448,21
an die Notenbanken . . . .
Vorübergehend bei der Reichsbank
f. Ingangbringung d. Giroverkehrs 200 000 000, 100 000 000.
Kaſſe, Giro=, Poſtſcheck= und Bank=
guthaben
. . . . . . . . . 5 404 559,20 63 470 089,29
Mobilien und Bureauutenſilien . . .
Sonſtige Aktiva . . .....,
Paſſiva:
Grundkapital . . . . . 2 400 000 000, 2 400 000 000,
Grundrücklage .. . . . . . . . 800 000 000. 800 000 000.
Umlaufende Rentenbankſcheine . . . 1985 675 791. 1951 C18050.
Umlaufende Rentenbriefe . . . ..
Sonſtige Paſſiva .. . . . ...
*) Es wird auf die Ausweiſe der Reichsbank verwieſen,
Von berufener Seite wied hierzu geſchrieben: Der Umlauf an
Rentenbankſcheinen hat ſich gegenüber dem letzten Ausweis nur un=
weſentlich
verändert. Von ſeiten der Reichsbank, ſind im April keine
weiteren Anforderungen bei der Deutſchen Rentenbank erfolgt.
Das Anwachſen der Poſition: Kaſſe, Girv=, Poſtſcheck= und Bank=
guthaben
erklärt ſich daraus, daß die im Laufe des Monats April ein=
gegangenen
Zinſen (insgeſamt rund 95 Mill. Rentenmark) zum Teil
noch auf dem angegebenen Konto ſtehen. Im übrigen iſt ein erheblicher
Teil der Zinſen im Laufe des Monats von dem Poſtſcheck= und Giro=
konto
in bar abgehoben, dem Verwahrungsdepot bei der Reichsbank
zugeführt worden und auf dieſe Weiſe die aus finanztechniſchen Grün=
den
erwünfſchte Verknappung der Rentenmark durchgeführt.
w. Heranziehung von Geſellſchaftern zur Ver=
mögensſteuer
bei Streitigkeiten über Goldmark=
Kapitalkonten. Die Induſtrie= und Handelskammer zu Berlin
hat mit Rückſicht auf die zahlreichen Anregungen aus den beteiligten
Kreiſen dem Reichsfinanzminiſterium davon Kenntnis gegeben, daß die
Heranziehung von Geſellſchaftern einer offenen Handelsgeſellſchaft oder
Kommanditgeſellſchaft auf Aktien, bei denen über die Höhe der neuen
Goldmarkkapitalkonten bzw. den Anteil der einzelnen Geſellſchafter an
der neuen Goldmarkſubſtanz keine Einigkeit vorhanden iſt, auf Schwie=
rigkeiten
ſtößt, und die ſorgfältige Erledigung der Streitfälle durch die
ordentlichen Gerichte oder das von den Spitzenorganiſationen der Wirt=
ſchaft
bei der Induſtrie= und Handelskammer errichtete Schiedsgericht
für Goldbilanzſtreitfragen gefährdet wird. Das Reichsfinanzminiſte=
rium
hat für dieſe Fälle auf die Anwendung des 8 82 der Reichsab=
gabenordnung
verwieſen, nach welchem bei Ungewißheit über Voraus=
ſetzung
und Entſtehung einer Steuerſchuld oder den Wert eines ſteuer=
baren
Gegenſtandes das Finanzamt auf Antrag die Steuer vorläufig
feſtſetzen oder die Feſtſetzung mit oder ohne Sicherheitsleiſtung aus=
ſetzen
kann. Die Geſellſchafter einer offenen Handelsgeſellſchaft oder
einer Kommanditgeſellſchaft müſſen ſich deshalb entweder lediglich für
die vorläufige Feſtſetzung der Vermögensſteuer auf eine beſtimmte
Höhe der Kapitalkonten vorläufig einigen und hiernach die Vermögens=
ſteuer
unter Vorbehalt ſpäterer Berichtigung entrichten, oder ſie können,
gegebenenfalls gegen Sicherheitsleiſtung, die Ausſetzung der Vermö=
gensſteuerfeſtſetzung
unter Hinweis auf das eingeleitete Gerichtsver=
fahren
oder das beantragte Schiedsgericht bei ihrem Finanzamt an=
fordern
. Für das ſtändige Schiedsgericht für Goldbilanzſtreitfragen bei
der Induſtrie= und Handelskammer erteilt die dortige Geſchäftsſtelle,
Berlin NW. 7, Dorothcenſtraße 8, den an einem Schiesdverfahren be=
teiligten
Parteien eine entſprechende Beſcheinigung.
* Die Kollektivausſtellung der Eiſen= und
Stahlwareninduſtrie beſchlofſen. In der Verſammlung
der Meſſeintereſſenten des Eiſen= und Stahlwaren=Induſtriebundes am
24. April in Elberfeld, die überaus zalllreich beſucht war, wurde einſtim=
mig
beſchloſſen, die angeregte Kollektivausſtellung der Eiſen= und Stahl=
wareninduſtrie
auf der Techniſchen Meſſe in Leipzig zu veranſtalten, und
zwar zum erſten Male zur diesjährigen Herbſtmeſſe. Die vom Leipziger
Meßamt angebotene Halle 12 (Betonhalle) ſoll zu dieſem Zwecke nach
Erledigung gewiſſer Vorausſetzungen gemietet werden. Es wurde eine
Kommiſſion gewählt, die die Vorarbeiten, euch zur Gründung eines
Ausſtellungsverbandes der Eiſen= und Stahlwareninduſtrie G.m.b.H.
leiſten ſoll.
* Ermäßigung der Saarkohlenpreiſe. Die Saar=
kohlenpreiſe
ſind mit Wirkung vom 1. Mai gegenüber April um 3 bis
4 Prozent ermäßigt worden. In Wirtſchaftskreiſen hält man dieſen
unbedeutenden Preisabbau, der in keinem Verhältnis zu der ſtarken
Beſſerung des Frankens ſteht, für völlig unzureichend. Im Zuſammen=
hang
mit der Franken=Hauſſe beginnt die Lage auf dem Eiſenmarkt ſich
wieder zu verſchlechtern.
Banken.
vb. In der Wochenüberſicht der Deutſchen Gold=
diskontbank
vom 30. April werden unter den Aktiven als Gold=
beſtand
9000 Pfund, Noten ausländiſcher Banken 5505, täglich fällige
Forderungen im Auslande 5 644 307, Wechſel und Schecks 585 189, noch
nicht eingezahltes Aktienkapital 3 806 000 ausgewieſen. Unter den Paſ=
ſiven
figurieren Grundkapital mit 10 Millionen, täglich fällige Verbind=
lchkeiten
36 657 ſonſtige Paſſiven 13 344. Alle Ziffernangaben verſtehen
ſich in Pfund Sterling.
w. Wochenbericht der Deutſchen Golddiskont=
bank
vom 7. Mai (alles in Pfund Sterling). Aktiva: Goldbeſtand
9000. Noten ausländiſcher Banken 5555, täglich fällige Forderungen im
Ausland 5 353 971, Wechſel und Schecks 998 695, noch nicht eingezahltes
Aktienkapital 3 750 000, ſonſtige Aktida 2134, zuſammen 10 119 355.
Paſſiva: Grundkapital 10 000 000, täglich fällige Verbindlichkeiten 90 397,
ſonſtige Paſſiva 28 958, zuſammen 10 119355.
w. Barmer Bankverein Hinsberg, Fiſcher u. Co.,
Kommanditgeſellſchaft auf Aktien in Barmen. Die
Sitzung des Aufſichtsrates des Barmer Bankvereins Hinsberg, Fiſcher
u. Cv., Kommanditgeſellſchaft auf Aktien in Barmen, in welcher die Bi=
lanz
für das vergangene Geſchäftsjahr vorgelegt wird, findet, wie uns
aus Verwaltungskreiſen des Bankvereins mitgekeilt wird, am 15. Mai
ſtatt. Die Bilanz weiſt nach vorſichtiger Bewertung der Debitoren, bei
welchen die heutige ſchwierige wirtſchaftliche Lage weitgehend berückſich=
tigt
iſt, und nach Vornahme erheblicher Rückſtellungen einen ſehr erheb=
lichen
Reingewinn auf. Dem Engagement der Bank bei einer Kölner
Lebensmittelfirma, das zum größten Teil durch Sicherheiten gedeckt iſt,
aber unberechtigter Weiſe zu übertriebenen Gerüchten. Anlaß gab, iſt bei
Aufſtellung der Bilanz vollkommen Rechnung getragen worden. Die im
laufenden Geſchäftsjahr erzielten Ergebniſſe ſind als günſtig zu bezeichnen.

Erwerbsgeſellſchaften.

* Vereinigte Königs= und Laurahütte A.=G. In=
folge
der Stillegung der Hochöfen und der Walzwerke für Stabeiſen,
Feinbleche und nahtloſe Röhren, ſowie der dazugehörigen Nebenbetriebe.
wegen der kataſtrophalen Lage, der oberſchleſiſchen Induſtrie, ſind bei
der Geſellſchaft bis jetzt 480 Arbeiter entlaſſen worden. Weiteren 920
Arbeitern iſt laut B.B. C. zum 10. Mai ds. Js. gekündigt worden.
* 25 Jahre Benz=Aktiengeſellſchaft. Am Donners=
tag
vor 25 Jahren, 8. Mai 1899, erfolgte die Umgründung der Firma
zur Aktiengeſellſchaft. Von dieſem Zeitpunkte an nahm die Firma den
rieſenhaften Aufſchwung, der ihr in wenigen Jahren ſchon Weltruf
brachte. In der Generalverſammlung der Firma Benz u. Cie. A. G.
wurde eine Intereſſengemeinſchaft beſchloſſen. Die Intereſſengemein=
ſchaft
begann am 1. Mai 1924 und endet am 31. Dezember des Jahres
2000. Sobald es die Verhältniſſe erlauben, wird eine Fuſion angeſtrebt.
werden. Vorher war ſchon durch Blitzfunk die Mitteilung angelangt,
daß die Daimler=Geſellſchaft die Intereſſengemeinſchaft gleichfalls ein=
ſtimmig
beſchloſſen habe.
* Siegen=Solinger Gußſtahl=Aktienverein. Das
Elektroſtahlwerk der Geſellſchaft bei Groß=Kayna (Provinz Sachſen)
iſt fertiggeſtellt. Es enthält zwei Siemens=Maxtinsöfen zu ſe 15 Tonneir
und zwei Elektro=Schmelzöfen. Unmittelbar neben dem Stahlwerk be=
findet
ſich eine Braunkohlengrube, von der aus die Brikettverſorgung
auf eigenen Wagen erfolgt. Der Verein hat einen langjährigen Strom=
lieferungsvertrag
mit der in der Nähe des Kraftwerks Groß=Kayna Le=
findlichen
Elektrizitätsgeſellſchaft Sachſen=Anhalt A.=G. abgeſchloſſen,
wodurch die Stromverſorgung des Stahlwerkes geſichert iſt. Die in
Groß=Kayna hergeſtellten Stahlblöcke gehen zur Weiterverarbeitung nach
Solingen.
* Deutſche Verke A.=G. Die Geſellſchaft hat in letzter Zeit
größere Aufträge für Fahrzeuge mit Motorbetrieb erhalten. Die deutſche
Dampfſchiffahrtsgeſellſchaft Hanſa, Bremen, beſtellte ein Frachtſchiff
von 11 050 Tonnen Trag=Fähigkeit. Die deutſche Schiffahrtsgeſellſchaft
Neptun=Bremen gab drei gleichartige Dampfſchiffe von mindeſtens
1675 Tonnen Tragfähigkeit in Auftrag. Von der größten norwegiſchen
Reederei Wilhelm Wilhelmſen Toensber bekam die Werft außerdem
einen Auftrag über den Ban eines Motorfrachtſchiffes von 7400 Tonnen.
Auch von der norwegiſchen Reederei Tearenley u. Eger, Chriſtiana,
konnte ein Auftrag hereingenommen werden und zwar handelt es ſich
um ein kleineres Dieſel=Motor=Frachtſchiff von 1030 Tonnen Trag=
fähigkeit
. Zu dieſen Schiffsbauaufträgen, die deutſchen Werften zu=
geführt
wurden, iſt noch zu betonen, daß die ausführenden Firmen mit
franzöſiſchen Unternehmungen, die unter den deutſchen Preiſen angeboten
hatten, in ſcharfem Wetthewerb lagen.
Warenmärkte.
* Getreide= und Futtermittelbericht. Mitgeteilt von
der Rauhfutter=, Futtermittel=, Getreide=, Gemüſe= und Hülſenfrüchten=
großhandlung
, Internationale Import= und Export=Handelsgeſellſchaft
m. b. H., Emden.
Deutſcher Markt. Emden, 9. Mai.
Futtermittel (Preiſe pro Zentner in Goldmark):
La Platamais frei Hamburg oder Bremer Kai
8.408.45
Mixed=Mais frei Hamburg oder Bremer Kai
0.000.00
Kleeheu, ab norddeutſcher Station ."
4.504.70
Wieſenhen, ab norddeutſcher Station
3.003.25
...
Getreide=Preßballenſtroh, ab nordd. Station . . . . . . 1.751.80
Drahtgepr. Erbſenſtroh, ab Oſtfriesland . . . . . . . 1.902.00
Drahtgepr. Bohnenſtroh, ab Oſtfriesland . . . . . . . 1.301.40
Runkelrüben .
.. . . . . 0.000.00
Steckrüben
. . . . .. . 0.000.00
Getreide.
Inländiſcher Hafer.
7.307.40
7.808.00
Weizen
6.756.85
Roggen.
0.000.00
Buchweizen
8.508,60
Sommergerſte.
Wintergerſte.
8.508.60
Hülſenfrüchte.
Inländiſche grüne Speif=erbſen 13.5014.00
graue Speiſeerbſen 11.0011.50
graue Futtererbſen 9.50 9.60
Ackerbohnen".
9.30 9.35
Ohne Verautwortung. Aenderung vorbehalten!
* Getreidebericht. Mittgeteilt von der Rauhfutter=, Futter=
mittel
=, Getreide= Gemüſe= und Hülſenfruchtgroßhandlung, Internatio=
nale
Import= und Export=Handelsgeſellſchaft m. b. H., Emden.
Holländiſcher Markt.
Groninger Börfenpreiſe.
Groningen, den 7. Mai 1924.
vom 29. April bis 6. Mai 1924.

Reter Weizen . ... fl. 5.50 6.25 5.5 6.371 Weißer Weizen. ... 5.50 6.371 5.50 6.37½ Inl. holl. Roggen ... 5.25 5.75 5.25 5.75 Winter=Gerſte . * 5. 5.75 4.75 5.621 Sommer=Gerſte . 5. 5.87½ 5. J.871 Weißer Hafer . 2 4. 4.62). 4. 4,62½, Schwarzer Hafer * 4.25 5.25 4.25 5.25 Kapuziner=Erbſen * Grüne Erbſen . n 6.50 11. 6.50 11 Pferdebohnen . 4.50 6.50 4.50 11. Kohlſamen . . . Kümmelſamen , 25.00 50.50 5. 50. Senfſamen . . . 7.50 14.25 7.50 14.50 Kanarienſamen. . 805 12.75 10.00 15. Leinfamen . . . 5. 10. 9.75 Ausländiſche Produkte. Ausl. Roggen . z fl. 5.50 5.75 550. 5.75 Ausl. Futtergerſte .. 5.25 5.50 5.121 5.50 Ausl. Pl. Mais 6. 6.25 6. 6.25 Ausl. Ro. Mais. . 5.87½ 6.25 6.12½ 6.37½

Die obigen Preiſe ſind in holländiſchen Gulden angegeben. Irrtum
vorbehalten. Preiſe der letzten Tage.
Wiriſchaft des Ausſandes.
w. Der fuanzöſiſche Großhandelsindex. Nach dem
Bulletin de la ſtatiſtique de la France beträgt der Großhandelsinder
für April 1924 459 auf der Grundlage von 100 im Juli 1914. Seit dem
Februar iſt eine Senkung des Großhandelsindex um 96, ſeit dem März
eine ſolche um 51 eingetreten. Der Preisindex für den Einzelhandel wird
für Städte mit mehr als 10 000 Einwohner (ebenfalls auf der Grundlage
von 100 für Juli 1914) für Februar 1924 mit 401, für Paris im Februar
mit 384, im März 392, im April mit 380 angegeben. Schließlich beträgt
nach dem Bulletin die Indexziffer für die Ausgaben einer Arbeiterfamilie
von vier Köpfen (wiederum auf der Grundlage von 100 für Juli 1914)
für Paris am 1. April 1924 365, für Nancy Anfang April 350, für Lyon
Mitte April 325, für Grenoble im Januar 423, für Marſeille Mitte März
377, für Rouen Mitte April 354.

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Rummer 132.

Darmſtädter Tagblatt, Montag, den 12. Mai 1924.

Seite 7.

Punsoniſchaft emllenbauz Memntertächt und Sirommngsweſen

Frühjahrsbeſtellung im Garten

bau. Das gilt nicht nur von der Zeiteinteilung, ſondern auch und Ernten, Pflanzen und Graben, Gießen, Düngen und Hacken,
von der Einteilung des Landes. Zur richtigen Einteilung des Jäten und Ungezieferjagd.
Gartens und Herrichtung der Beete braucht man unbedingt
Schnur und Maßſtab. Manche glauben, alles nach dem Augen= Land kommen und die auf Saatbeeten herangezogenen Pflänz=
maß
machen zu können; man ſieht dies der Arbeit jedoch meiſt chen auf ihre Beete. Alle Gemüſe, deren Ausſaat ſich noch ver=
ſehr
deutlich an. Ein von vornherein unordentlich angelegter zögert hat, werden jetzt geſät, gegen Mitte Mai auch die Bohnen,
Garten bleibt beſtimmt während des ganzen Jahres unordentlich. Gurken und Kürbis gelegt. Spinat=, Salat= und Radieschen=
Nicht nur, daß die Reihen ſchief und krumm laufen; in ſolchen beete werden im Laufe des Monats Mai frei und dann ſofort
Anlagen iſt es auch ſehr ſchwer, das Unkraut zu unterdrücken wießer beſtellt. Entweder beſät man ſie nochmals in der gleichen
und die Pflanzen zu pflegen, wie es ſich gehört.

Die Gartenſchnur muß ſo lang ſein, daß man auch das längſte Will man ſie mit Kohlarten bepflanzen, iſt beim Umgraben noch
Beet damit in einemmal abmeſſen kann. Die Breite gibt der etwas Dünger zu geben. Kopfſalat wird bis Mitte Mai aus=
Maßſtab an. Gewöhnliche Beete legt man in einer Breite von gepflanzt, ferner Blumenkohl und Roſenkohl. In der zweiten
120 Meter an. Solche Beete laſſen ſich bequem bearbeiten, ohne Monatshälfte folgen Weiß=, Rot= und Wirſingkohl, ſo daß alle
daß man darauf tritt. Erbſenbeete, auf denen ja nur zwei Reihen Kohlarten, die für den Winterbedarf beſtimmt ſind, im Mai den
ausgeſät werden, macht man entſprechend ſchmäler, etwa 60 bis endgültigen Stand erhalten. Ausgenommen iſt nur der Grün=
70 Zentimeter. Nachdem die Maße feſtgelegt und bezeichnet ſind, kohl, denn er wird erſt Ende Mai auf Saatbeete geſät. Sellerie
ſpannt man die Schnur rechtwinklig zu dem Hauptwege über wird in der zweiten oder dritten Maiwoche ausgepflanzt, Kohl=
das
Land und tritt, am beſten mit Hilfe von Trittbrettern, genau rabi kann den ganzen Mongt hindurch gepflanzt und geſät wer=
an
der Schnur entlang die Erde feſt, ſo daß ein ſchmaler Steg von den. Rote Rüben ſät man bis Mitte Mai, ebenſo rundſamige
abgeteilten Beete werden fein gehackt, ſo daß keine Klumpen und ſonne geſchützt ſind. Die Zeit für das Legen der Winterkartoffeln
Schollen übrig bleiben, ſondern die ganze Oberfläche ebenmäßig geht mit der erſten Monatshälfte zu Ende. Bis zum Schluß des
und feinkrümelig iſt. Dabei wird die Erde etwas nach dem Monats kann man ſich das Auspflanzen der Tomaten aufſparen,
Rande des Beetes hingezogen, ſo daß rings um das Beet ein
kleiner Wall entſteht. Dieſer Wall bietet einen doppelten Vorteil.
Einmal ſchützt er die keimende Saat gegen rauhe Winde, und
ſodann verhindert er ſpäter beim Gießen das Abfließen des Mai die Sorge für die ſchon im Land befindlichen Pflanzen ſtark
Waſſers. Innerhalb des Walles muß aber das Beet flach und
ungewölbt liegen.
Iſt das Beet ſolcher Art zur Aufnahme des Samens bereit,
dann wird geſät und zwar entweder breitwürfig oder in Reihen jedem Schmetterlingseihäufchen, das wir im Vorübergehen zer=
oder
in Stufen. Breitwürfig ſät man nur in Saatbeete, von
denen aus die Pflanzen ſpäter verzogen und verſetzt werden. Bei allen Arbeiten im Garten ſollte man den Kampf gegen das
allenfalls noch einzelne Gemüſe, die bei Reihenſaat leicht zu Ungeziefer als Nebenzweck im Auge haben. Beim Graben ſam=
dicht
ſtehen wie Mohrrüben, Speiſerüben, Radies, Salat. Man
bevorzugt, wo es geht, die Reihenſaat, da dieſe die beſte Be=
arbeitung
und Unkrautbekämpfung während der Wachstumszeit Nahrung, ſondern bildet obendrein Brutſtätten für ihre Feinde
ermöglicht. Die Stufenſaat iſt nur eine beſondere Art der Reihen=
Reihen gelegt werden. Man wendet ſie an bei Erbſen, Bohnen,
roten Rüben (Beten), Runkelrüben und Zuckerrüben.
Der größte und häufigſte Fehler, den wohl zunächſt jeder
Anfänger begeht, iſt die zu dichte Saat. Man darf, unter Zugabe
eines fünftels für Ausfall, nur ſo viel Samenkörner ausſäen,
wie ſich auf der betreffenden Fläche bis zur Zeit des Verpflan=
zens
oder der Ernte, je nachdem ob es ſich um Saatbeete oder
Standbeete handelt, ungehindert entwickeln können. Iſt zu dicht
geſät worden, dann müſſen die überzähligen Pflanzen ſo ſchnell
wie möglich ausgelichtet werden.
Für die Reihenſaat zieht man Furchen oder Rillen mit der
Spitzhacke nach der Schnur oder mit einem Reihenzieher. Dieſe
Rillen laufen gleich mit der Länge des Beetes in beſtimmten
Abſtänden oder quer über die Breite des Beetes. Die beim
Rillenziehen herausgeſtrichene Erde wird ſpäter nach der Saat
mit dem Rechen durch das Zuziehen wieder ausgeglichen.
Bei der Reihenſaat im Frühbeet oder kalten Kaſten werden
in die lockere Erde hergeſtellt. Das ermöglicht ein ſchnelles Ar=
beiten
und gibt eine gleichartige Furche in genauen Abſtänden.
Auch die Tiefe kann man der Art des Samens leicht anpaſſen.
Die langen Reihen ſind angebracht, wenn das ganze Beet mit Blüte gut gewäſſert, die Erdbeeren nicht zu vergeſſen. Bei dem
einer Gemüſeart beſät wird, z. B. bei Möhren, Peterſilie, Erbſen,
Bohnen und dergl, die bis zur Ernte auf der gleichen Stelle ver= wie der Gärtner ſagt, damit die Zweige in den gewünſchten
reihen iſt bei kleinen Samenmengen recht vorteilhaft. Sie geſtattet leichtert wird. Die Baumſcheiben müſſen von Unkraut freige=
die
Verwendung einer beliebigen Anzahl von Reihen je nach der
Menge des vorhandenen Samens. Man kann demnach ver=
ſchiedene
Gemüſearten auf ein Beet bringen, was bei den Längs= Goldaſterraupen bekämpft man am gründlichſten durch Zer=
reihen
ausgeſchloſſen iſt.
Die Reihenſaat verhindert eine vollſtändige Beſchattung des
Bodens und begünſtigt dadurch deſſen Erwärmung.
Samen ſo, daß man unmittelbar aus der Samentüte in die rende Ernte. Der Mai iſt ja vor allem der Spargelmonat, und
Rillen ſät. Man nimmt die Tüte zwiſchen Daumen und Mittel=
finger
und hat es nun vollſtändig in der Gewalt, den feinſten
Samen in der gewünſchten. Menge auszuſtreuen, indem man
durch ſanftes Klopfen mit dem Zeigefinger die Tüte mit dem
Samen mehr oder weniger erſchüttert. Statt der Tüte kann auch
ein zuſammengefaltetes Blatt ſteifen Papiers dienen. Uebung
mäßig ausſtreut. Der weiße Sand hebt ſich von der dunklen Erde nig ſind die jungen Tiere zu füttern.
hell ab und ermöglicht ſo eine genaue gleichmäßige Verteilung
des Samens.

Iſt der Samen ausgeſtreut, ſo muß er mit Erde bedeckt
werden. Dies geſchieht bei der Breitſaat durch die Hacke, die man
zu dieſem Zwecke aber nicht lang über das Beet zieht, ſondern
nur kurz hin und her bewegt, damit ſich die Körner nicht zu=
ſammenſchieben
. Bei der Reihenſaat zieht man etwas Erde in
die offenen Rillen, doch ſo, daß noch eine kleine Vertiefung übrig
bleibt. Feiner Samen ſoll in ſchwerem Boden durchſchnittlich
nicht höher mit der Erde bedeckt werden, als eine doppelte Dicke
beträgt. Leichter Boden geſtattet eine ſtärkere Bedeckung, bis zu
1 Zentimeter. Grobkörnige Samen können ruhig einige Zenti=
meter
untergebracht werden, müſſen aber bei ſchwerem Boden
höher liegen, als bei leichtem. Schließlich wird die Erde des
Saatbeetes leicht angedrückt.
Von beſonderer Wichtigkeit iſt dann die Regulierung der
Feuchtigkeit im Saatbeet.
Waſſer iſt das Lebenselement aller Pflanzen. Gerade bei der
Keimung kommt es in erſter Linie darauf an, das Samenkorn nie
trocken werden zu laſſen. Man bedenke, daß der junge Keimling
das iſt jenes erſte grüne Spitzchen, welches die Samenſchale
ſprengt einzig und allein von den Nährſtoffen zu leben hat,
die im Samenkorn als Vorratsnährſtoffbehälter angelegt ſind.
Um dieſe in feſter Form abgelagerten Stoffe flüſſig werden zu
laſſen, damit ſie zur Streckung des Keimlings bis zur Erdober=
fläche
geeignet werden, iſt aber in erſter Linie Waſſer notwendig.
Da dieſes nun nicht im Samenkorn ſelbſt vorhanden iſt, ſo muß
es von außen kommen, aus dem Boden.
Für ſtändige Bodenfeuchtigkeit ſorgt man auf zweierlei Art.
Erſtens durch Gießen, zweitens durch ſo zeitige Ausſaat, daß die
Keimung noch unter der Wirkung der Winterfeuchtigkeit von ſich
geht. Von Mitte März ab bedürfen die Ausſaaten ausgiebigſter
Bewäſſerung, weil um dieſe Zeit die Sonneneinwirkung ſchon ſo
ſtark iſt, daß die natürliche Feuchtigkeit des Bodens ſchnell auf=
gebraucht
iſt und dann im trockenen Boden wochenlanges Liegen
des Samens und verzögerte ungleichmäßige Keimung nicht aus=
bleiben
. In dieſen Fällen muß alſo das Gießen einſetzen, und
zwar handelt es ſich hier um ſtändiges Feuchthalten, damit nicht
der Schaden größer iſt als der Nutzen, wenn das Samenkorn
Schwankungen zwiſchen trocken und feucht ausgeſetzt iſt.
Iſt der Keim dank fleißigem Gießen durchgebrochen, dann
darf er nicht dem Vertrocknen ausgeſetzt werden durch Nachlaſſen
im Bewäſſern. Sobald der Keim und die erſten Blätter er=
ſchienen
ſind, wird das Saatblatt flach gelockert.

Obſt= und Gemüſegarten im Mai
Von Woche zu Woche wachſen jetzt die Pflichten des Gärt=
Ordnung iſt eine Hauptbedingung für den Erfolg im Garten= ners. Faſt alle Tätigkeiten wollen gleichzeitig geübt ſein: Säen
Zunächſt iſt darauf zu achten, daß alle Samen rechtzeitig ins
Weiſe oder mit Mangold, roten Rüben, Mohrrüben, Erbſen.
30 Zentimeter Breite zwiſchen je zwei Beeten entſteht. Die ſo Spinatſorten, Salat nur noch an Stellen, die gegen die Mittags= und Phosphorſäuredüngung ausgezeichnet. Man gibt auf 5 Ar
denn dieſe empfindlichen Pflanzen fallen ſehr leicht den Spät=
fröſten
zum Opfer.
Neben der rechtzeitigen Beſtellung der Beete nimmt uns im
in Anſpruch. Schädlinge aller Art beginnen ihr Zerſtörungswerk,
das uns der Früchte unſerer Arbeit zu berauben droht. Da
heißt es auf dem Poſten ſein und die Augen offen halten. Mit
drücken, vernichten wir Generationen von gefräßigen Raupen.
melt man Engerlinge, Puppen der Kohleulen, Tauſendfüße. Das
Unkraut nimmt den Kulturpflanzen nicht nur Licht, Luft und
aus der Tierwelt. Beim Jäten entferne man übrigens auch alle
ſaat bei der die Samenkörner in kleinen Häufchen innerhalb der gelb und welt ausſehenden Gemüſepflänzchen, und zwar möglichſt alle Tage, beſtelt werden. Drei Monate ſpäter kann ſchon die
vorſichtig, damit man die an ihren Wurzeln ſitzenden Schädlinge
mit ans Tageslicht fördert. Dies geſchieht am beſten morgens.
da ſich das Ungeziefer tagsüber in tiefere Bodenſchichten zurück=
zieht
.
Das bei trockenem Wetter notwendig werdende Gießen und
Sprengen entlockt dem Gartenbeſitzer gar manchen Seufzer, aber
gehalten wird. Regen und Gießen macht den Boden feſt und
kruſtig. Da muß dann die Hacke fleißig gerührt werden, damit
Luft zu den Wurzeln gelangen kann. Gleichzeitia dient das
Hacken dazu, das Unkraut nicht aufkommen zu laſſen. Deshalb
muß alles gehackt werden, und am beſten richtet man ſich einen
regelrechten Hackturnus ein, in dem jedes Beet nach gewiſſer Zeit
wieder an die Reihe kommt. Mit dem Hacken verbindet man
das Häufeln, das beſonders Kartoffeln, Erbſen, Bohnen und
Kohlarten guttut. Da der Boden unter feſter Oberfläche leichter
austrocknet als unter lockerer, hilft das Hacken ſchließlich Gieß=
die
Reihen durch Eindrücken einer keilförmig abgeſchrägten Latte, waſſer ſparen. So lange die Gemüſepflanzen jung ſind, brauchen Saatfläche mit einer Schicht kurzem alten Miſt, damit die Keim=
ſie
nur reines Waſſer, haben ſie ſich gut bewurzelt, fügt man dem
Gießwaſſer öfters Jauche zu.
Auch die Obſtbäume nud Beerenſträucher werden nach der
Zwergobſt werden die Spitzen der Triebe abgekniffen, pinziert,
bleiben und nicht weiter verſetzt werden. Die Saat in Quer= Richtungen wachſen und die ſpätere Arbeit des Beſchneidens er=
halten
und das Auftreten von Naupengeſpinſten, Freßſtellen und Nübe durchſchnittlich mit ½ Kg, ſo erhält man von 2 Ar unge=
gerollten
Blättern muß beachtet werden. Ringelſpinner und
drücken oder Abtrennen der Geſpinſte, Blattläuſe durch Ein=
Um zu dichten Stand zu vermeiden, verfährt man bei feinem Aber ſie wird verfüßt durch die von Woche zu Woche ſich meh=
iſt
die Witetrung günſtig, dann gibt er uns noch die erſten Erd=
beeren
zu koſten.
Kleintiere, Geflügel und Bienen im Mai
macht aber auch hier den Meiſter. Eine andere zweckmäßige Art not auf. Beim Uebergang zur Grünfütterung iſt Vorſicht geboten, tenes blätterreiches Heu, damit die Jungen davon freſſen. Nach
des Säens, die beſonders bei Breitſaat mit Vorteil anzuwenden Um das Ueberfreſſen zu verhindern, wird nebenbei noch gutes weiteren 14 Tagen freſſen die Jungen alles mit. Grünfutter
iſt, beſteht darin, daß man den Samen mit einer großen Meuge Heu gegeben. Zu reichliche oder ausſchließliche Grünfütterung darf nur luftrocken gefüttert werden. Bei Durchfallserſchzinun=
von
feinem weißen Sand vermiſcht und dieſe Miſchung gleich= erzeugt bei Ziegen und Kaninchen Blähſucht. Beſonders vorſich= gen muß man für etwa zwei Tage Knollen= oder Grünfutter
im Freien zu verſchaffen. Auf der Weide entwickeln ſich die Zie= und nach von der Mutter getrennt; ein Abſetzen aller Jungen
genlämmer beſſer als im Stalle. Wer mehrere Ziegen hat, benutze auf einmal würde Milchbeſchwerden und auch Geſchwulſt am
nach Möglichkeit die Frühjahrsbrunſt, um ein Tier decken zu Geſäuge zur Folge haben. Nach dem Abſetzen, muß die Fütterung
laſſen, damit es den ganzen Winter über Milch gibt. Die erſten der Jungtiere noch ſorgfältiger ſein. Frühgeſchnittenes blätter=
Würfe der Kaninchen werden, wenn ſie ſelbſtändig geworden ſind, reiches Grünfutter muß dauernd in der Raufe ſein. Zartes blät=
Man gewähre den jungen Tieren einen möglichſt geräumigen Mengen gereicht; im Alter von drei bis dreieinhalb Monaten
Auslauf.
Höhepunkt und die Legetätigkeit läßt nach. Von Ende Mai ab täglich einmal in kleinen Mengen, auch Gerſte iſt zu empfehlen.
laſſe man lieber nicht mehr brüten, da zu ſpäte Bruten keine. Zwiſchen der 8. bis 13. Woche ſind die Jungen beſonders zu
frühen Winterlegehennen mehr ergeben. In die Neſter ſtreue, Krankheiten geneigt, deshalb iſt ſehr ſorgfältige Fütterung not=
man
gegen das Ungeziefer Holzaſche, Kalkſtaub, gemahlenen wendig. Leinſamen und Sonnenblumenkerne unter das Weich=
Schwefel oder Inſektenpulver. Die Eier werden täglich zweimal futter gemiſcht, fördern den Haarwuchs und erzeugen glatte
geſammelt, um das Anbrüten zu verhüten. Die Küken läßt man glänzende Haare.
morgens ſpäter heraus als die Hühner, da ihnen taunaſſes Gras
ſchadet, auch bei Regenwetter halte man ſie im Trocknen. Alles
Geflügel erhält reichlich Grünfutter, auch die Küken. Die Puten
brüten und die Perlhühner fangen an zu legen. Da ſie ſich ſehr
ſpät zum Brüten bequemen, legt man die Eier einer Henne unter, die ſogenannte Jeruſalem= oder Judenkirſche, Physalis edulis
Im Mai kommen auch die erſten Entenküken aus, denen neben und ihre Verwandten Physalis Alkekengii und Franchetti1, die
ſonſtigem Futter ſtets grober Sand und friſches Waſſer zur Ver= durch ihre großen, leuchtend großen Kelchkapſeln auffallen, in
fügung ſtehen müſſen. Man läßt die jungen Enten die erſten drei denen die kirſchengroße Frucht ſteckt. Die zuerſt genannte Art hat
Tage im geſchloſſenen Raum. Die Tauben ſind jetzt in voller Brut. grüne Hülſen, die beim Reifen der Früchte grau und trocken wer=
Raſſetauben brüten oft ſchlecht und erfordern die beſondere Auf= den. Man zieht ſie aus Samen in Töpfen ganz wie Tomaten und
merkſamkeit des Züchters. Da ſie ſchlecht füttern, muß man ſtets, pflanzt mit Topfballen Ende Mai auf gut gedüngtes Gemüſeland
Ammen in Bereitſchaft halten.
ausgeſetzt, daß günſtiges Wetter und eine reiche Obſt= und Rabs= triebe muß man teilweiſe ausſchneiden, weil ſonſt eine Wildnis
blüte Gelegenheit bieten. Sonſt muß weiter gefüttert werden, wird. Ende Auguſt ſind ſämtliche Triebe zu entblättern, auch die
Dazu verwendet man zuſammengeſtampfte, von der letzten Ernte Spitzen zu kappen, damit auf die unzähligen Fruchthüllen die
zurückbehaltene Honigwaben. Sie enthalten Honig, Wachs und Sonne wirkt. Die Pflanze iſt ausdauernd und treibt aus dem
Blütenſtaub und treiben die Völker zu mächtiger Entwicklung an. queckenartigen Wurzelſtock jedes Jahr neu aus. Man pflanzt in
jede Tracht ausnutzen will, kann keine Schwärme brauchen. Ihm verkümmert. Als Winterdeckung genügt wenig Laub oder Tan=
kommt
es auf ſtarke Völker an, die in der Zeit der Raps=, Aka= nenreiſig. Die reife Frucht iſt herrlich bernſteingelb, erfriſchend,
zien= und Lindenblüte fleißig einheimſen. Zunächſt hält man von eigenartigem Aroma, einer Tomate etwas ähnlich daher auch
deshalb die Bienen ſo eng, daß alle Waben belagert ſind und da= Erdbeertomate genannt); ſie kann roh, kandiert zum Nachtiſch, als
mit die Wärme zur Brutentwicklung reizt. Nach und nach erwei= Kompott gegeſſen, natürlich auch ſwie Tomate) in Zucker ein=
tert
man den Brutraum durch Zuhängen von Kunſtwaben. Iſt gemacht werden. Als Kompott kocht man die Zuckerlöfung nach
der Brutraum ganz voll Bienen, gilt es, dem Schwarmtrieb zu. Geſchmack mit oder ohne Gewürzutat und läßt darin die von der
begegnen. Man hängt alle Wahen, die einen Honigkranz und Kelchhülle befreite Frucht nur etwas ziehen, nicht eigentlich kochen.
verdechelte Brut haben, in den Honigraum. Die Königin wird, da ſie leicht platzt. An den abgeſchnittenen Stengeln halten ſich
durch ein Abſperrgitter im Brutraum gehalten und bei Beginn, die Früchte bei kühler Aufbewahrung bis Jgnugr leidlich frich.

der Tracht auch vom Flugloch abgeſperrt. Durch ihre Beſchrän=
kung
auf 34 Waben wird die Brut gehemmt und der Schwarm=
trieb
unterdrückt. Dies Verfahren, iſt beſonders Beamten zu
empfehlen, die viel von Haus, abweſend ſind. Das Schwärmem
wird dadurch ſicherer verhindert. Geht aber doch einmal ein
Schwarm ab, ſo muß er zurückehren, weil die Königin nicht ent=
fliegen
kann.
Futterbau für Ziegen
UIm eine gute Milchziege ausreichend ernähren zu können,
braucht man etwa 20 bis 25 Ar oder rund einen Morgen Land.
Von dieſer Fläche dienen 12 bis 15 Ar zur Gewinnung von Heu
und Gras, 8 bis 10 Ar werden im Auguſt reichlich gedüngt und
mit folgendem Futtergemenge für das zeitige Frühjahr beſät:
für jedes Ar 1 Kg. Winterroggen, 1 Kg. Zottelwicke, beſonders
für ſandigen Boden, ½4 bis ½ Kg. Inkarnatklee und ½ Kg.
Raps oder Rübſen. Davon erntet man von Mitte April bis
Mitte Mai eine große Menge ſaftiges Grünfutter, etwa 4 bis
6 Doppelzentner vom Ar. Auch Steinklee freſſen die Ziegen ſehr
gern. Ende April iſt die Hälfte der Fläche bereits abgeerntet,
und nun werden dieſe 5 Ar reichlich mit Stallmiſt belegt, ſofort
umgepflügt und mit Hafer oder Gerſte (auf 1 Ar 2 bis 3 Kg.)
Saatgut beſät und eingeeggt. Der Hafer ſtellt an die Dungkraft
des Bodens zwar geringe Anſprüche, lohnt aber etwas Stickſtoff=
etwa
50 Kg. Thomasmehl, womöglich im Vorwinter ausgeſtreut,
und vier Fuhren Stallmiſt von Diegen (eine Fuhre zu 4 Doppel=
zentnern
). Auch dieſer Stallmiſt kann ſchon im Herbſt bei Aus=
ſagt
des Grünfutters eingepflügt werden. Da eine Ziege jähr=
lich
etwa 15 Zentner Dünger liefert, ſo kommt man damit reich=
lich
aus. Auch Abortdung, im Winter auf das Feld gebracht,
wirkt ſehr vorteilhaft. Zum Hafer oder zur Gerſte gibt man
gleichzeitig Kleegrasſamen als Unterſaat, ſo daß erſterer zugleich
als Deckfrucht dient.
Die weiteren 5 Ar werden Mitte Mai ebenfalls umgepflügt
und davon 2 Ar mit Grünfuttermais, 2 Ar mit Futterrüben und
1 Ar mit Futterkartoffeln bepflanzt.
Von allen Grünfutterarten eignet ſich für die Stallfütterung
der Ziegen keine ſo gut als der Futtermais. Eine Fläche von
2 Ar mit Grünmais bebaut, gibt 12 bis 18 Doppelzentner ſaf=
tiges
Grünfutter, alſo reichlichſte Nahrung für eine Ziege durch
vier bis ſechs Monate. Die Fläche kann nach und nach, etwa
Ernte beginnen. Man rechnet auf 1 Ar etwa 2,5 Kg. Korn. Als
Deckfrucht kann auch hier Hafer mit augebaut und grün, mit=
gefüttert
werden. Mit Dung und Jauche darf beim Anbau von
Grünfutter nie geſpart werden, je mehr, deſto größer die Maſſe.
Auch die Rübenfläche wird mit Holzaſche, Stallmiſt, Jauche
und Abortdung reichlich verſehen. Beſonders dankbar ſind die
geſpart darf am Waſſer nicht werden, wenn etwas wachſen ſoll. Rüben für Kali und Stickſtoff. Man rechnet für 1 Ar 6 bis 10
Zweite Bedingung dafür iſt aber auch, daß das Erdreich locker Doppelzentner verrotteten Stallmiſt, im vorhergehenden Herbſt
eingepflügt, 1 bis 2 Hektoliter Jauche im Winter, dann 10 Kg.
Kainit, 10 Kg. Thomasmehl und 5 Kg. Kalk, im Vorwinter oder
mindeſtens ſechs Wochen vor der Pflanzung ausgeſtreut. Das
Saatbeet wird ſchon im Herbſt umgeſtochen und mit halbver=
rottetem
Ziegenmiſt, Aſche und Jauche reichlich gedüngt.
10 Quadratmeter Saatbeet reichen für 2 Ar Pflanzenfläche aus.
Ende Februar wird das Saatbeet wieder umgeſtochen und wie=
der
reichlich verrotteter Stallmiſt untergegraben. Den Rüben=
ſamen
läßt man einen Tag in lauwarmem Waſſer quellen, ſät
ihn dann gleichmäßig aus, harkt ihn etwas unter und belegt die
linge vor Froſt geſchützt bleiben. Wenn die Pflänzchen größer
ſind, jaucht und gießt man fleißig. Um Mitte Mai kann die
Auspflanzung beginnen. Als Sorte wähle man für trockenen
Boden tiefwurzelnde Eckendorfer, für feuchten ſchweren Boden
die flachwurzelnden Aberndorfer. Als Saatgut rechnet man auf
10 Quadratmeter 150 Gramm Samen. Die Pflanzenweite für
ſpäter beträgt etwa 25840 Ztm, mithin braucht man für 1 Ar
etwa 1000 Nübenpflänzchen. Berechnet man jede ausgewachſene
fähr 8 bis 10 Doppelzentner Rüben, alſo reichlich genug für eine
Ziege über den ganzen Winter.
Aehnliche Anſprüche wie die Rüben ſtellen auch die Kar=
tauchen
und Beſpritzen der befallenen Triebe mit Tabakabſud, toffeln. Die Hauptſache bei all dieſen Hackfrüchten aber bildet
So iſt den ganzen Monat hindurch kein Mangel an Arbeit, das fleißige Lockern des Bodens. Je öfters dies geſchieht und
je lockerer der Boden gehalten wird, deſto größer iſt die Ernte.

Die Ernährung junger Kaninchen.
In den erſten 16 bis 18 Tagen bekommen die jungen Tiere
ausſchließlich Muttermilch. Nach dieſem Zeitraum fangen die
Für die Kleintiere hört jetzt die Zeit der ſchlimmſten Futter= Jungen an zu freſſen. Man gibt der alten Häſin zeitig geſchnit=
weglaſſen
. Die Säugedauer beträgt mindeſtens acht Wochen,
Den Ziegen, alten wie jungen, iſt möglichſt viel Bewegung dann beginnt man mit dem Abſetzen. Die Jungen werden nach
d. h. im Alter von 1012 Wochen, nach Geſchlechtern getrennt, terreiches Grünfutter wird anfangs täglich fünfmal in kleinen
noch viermal, um dann allmählich auf dreimal tägliche Fütterung
Im Geflügelhofe erreicht die Brütluſt, der Hühner ihren zurückzugehen. Weichfutter geſalzen und mit Kalziumgaben,
Eine Zierpflanze mit eßbaren Früchten.
Ein Nachtſchattengewächs, wie Kartoffel und Tomate, iſt auch
mit 60 Zentimeter Abſtand. Freier ſonniger Standort, im Som=
Für die Bienen beginnt jetzt die Zeit der Haupttracht, vor= mer reichlich Feuchtigkeit, ſind notwendig. Die unzähligen Seiten=
Die Schwarmzeit naht jetzt und verlangt Vorkehrungen. Wer jedem zweiten Frühjahr um, da bei längerm Stehen das Gewächs

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Seite 8.

Darmſtädter Tagblatt, Montag, den 12. Mai 1924.

Rummer 132.

Bie Tiedlallsenl
v Tell. Siegrried
Ue 0

Tüglich um 3, 5½ und 8 Uhr

Kagsenöffnung 2 Uhr!

Vorverkauf von 112 Uhr an der Kasse des Unlon-Theaters!

Gentral-Theater
Residenz-Theater

Das Spielzeng einer Dirne
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