Darmstädter Tagblatt 1923


25. Dezember 1923

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Einzelnummer 1.5 Goldpfennige

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Ferd

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Zenilich Tmaligem Erſcheinen vom 16. Dez.
Dezember 437 pfennig und 13. Pfennis
ebühr, abgeholt 140 Pfennig, durch die
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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt

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Nummer 356
Dienstag, den 25. Dezember 1923

Darmſi. Tagbl. geſfattet.
186. Jahrgang

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Finanz=Anzeigen 30 Goldpfg., Reklamezeile (92 mim
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zeile
1.50 Goidmark. Alle Preiſe in Geldmork
(1 Dollar 4.20 Marl). Im Falle höherer
Gewalt, wie Krieg, Aufruhr Streit uſw., erliſcht
jede Verpfichtung auf Erfüllung der Anzeigen=
aufträge
und Teiffung von Schadenerſatz. Bei
Konkurs oder gerichtlicher Beitreibung fällt jeder
Rabatt weg. Bankkonto: Deuiſche Bank und Darm=
ſtädter
8 Nationalbank.

Die Pariſer Verhandlungen.
(Von unſerer Berliner Redaktion.)
* Standpunkt, den Dr. Streſemann in der vergangenen
W. über den Gang der Verhandlungen in Paris entwickelte,
ha uh ſeither nur allzu berechtigt erwieſen. Von Seiten der
Erw e ſind inzwiſchen weitere Vorſtellungen in Berlin erhoben
wcn i. Es iſt aber zu hoffen, daß nun endlich Klarheit über die
Abl en der Franzoſen geſchaffen wird. Das wird hoffentlich
ſch.urch den Beſuch de,s deutſchen Geſchäftsträgers in Paris,
der: Montag vormittag erfolgte, geſchehen.
S. Beſuch bedeutet lediglich die Fortſetzung der von Deutſch=
laru
ngeleiteten Demarche. Herr v. Hoeſch wird eingehend die
ein en Punkte entwickeln, die für die Verhandlungen im be=
ſetz
; Gebiet in Betracht kommen. Es iſt aber zu befürchten,
daß s Ergebnis ſein wird, daß Frankreich in keiner Weiſe die
mic iſchen und wirtſchaftlichen Kompetenzen ſeiner Machthaber
imm hrgebiet antaſten laſſen will, daß vielmehr nach der fran=
zöſ
5nr Auffaſſung Deutſchlands Stellung ſich darauf beſchrän=
ker
(, daß es Anregungen geben darf, daß es auch angehört
we , ſoll, daß aber im übrigen die Herren Tirard und Ge=
nofri
tveiter mit den Vertretern der deutſchen Induſtrie= und
uns r deutſchen Wirtſchaftsgruppen verhandeln. Eine einzige
Au yme will Frankreich gütig zugeſtehen bei der Verlängerung
der cum=Verträge, weil es hier den Wunſch hat, daß Deutſch=
lan
die Verträge eintritt und die Paſſiven übernimmt. Das
geſſ k aber lediglich aus dem Grund, weil gar nicht daran
ken iſt, daß die Induſtrie die Micum=Verträge über den
cil hinaus verlängert, da ſie die finanziellen Laſten, die
oktroiert ſind, nicht tragen kann. Alle Verſuche, eine An=
Ausland zu bekommen, ſind geſcheitert. Es bleibt nur
öglichkeit, daß die Rentenbank der Induſtrie beiſpringt.
je ritenbank will ſich aber nur dann darauf einlaſſen, wenn
die Rentenmark im beſetzten Gebiet eingeführt iſt und
g unſere finanzielle Einheitlichkeit wieder hergeſtellt wird.
Daoill ſie auch bereit ſein, und zwar nicht nur für die Ein=
y
der Rentenbank, ſondern auch dazu, daß die Rentenbank
ihres ſetzlichen Anſprüche auf die einzelnen Grundſtücke im
Grr ſuch eintragen kann. Auch die Verhandlungen über die
Rhei che Goldnotenbank werden durch die gleiche Tendenz be=
ſtim
. Deutſchland iſt von Anfang an gegen die Errichtung
e lchen Bank geweſen, und wird ſich dazu nur bereit finden,
r orher die Rentenmark im beſetzten Gebiet eingeführt wwird
ſunds rin außerdem beſiimmte Gaxantien für die ſpätere Ueber=
leitm
, der Rheiniſchen Goldbank in die deutſche Zentralbank ge=
gebs
derden und, wenn möglich, die Führung dieſer Bank in
tr: r: Pribathänden liegt.
deutſche Außenminiſter Dr. Streſemann wird das Er=
der
Beſprechung des Herrn v. Hoeſch mit Herrn Poincars
tparten und gedenkt, am zweiten Weihnachtsfeiertag auf
in Urlaub zu gehen, den er in der Schweiz verbringen
S iſt nicht anzunehmen, daß vorher noch der Pariſer Bot=
oſten
beſetzt wird. Es iſt zwar eine beſtimmte Perſön=
Sdafür auch mit Zuſtimmung Frankreichs in Ausſicht ge=
. Das Auswärtige Amt hat aber den Wunſch, gleich=
ſtEä
. it Paris auch Brüſſel zu beſetzen, und hier ſind die Ver=
rgen
noch nicht ſoweit gediehen, daß vor Anfang Januar
e Entſcheidung getroffen wird.

W Pariſer Preſſe empfiehlt Zurückhaltung.
Paris, 24. Dez. Zu dem für heute nachmittag an=
ehrz’
gten Schritt des deutſchen Geſchäftsträgers gibt die Pa=
iſer
eſſe dem Wunſche Ausdruck, daß man ſowvohl von deut=
cher
e auch von franzöſiſcher amtlicher Seite ſich die größte
altung auferlegen ſolle, um einen günſtigen Fortgang der
r)ungen zu ermöglichen.
Amerika zur Ruhrbeſetzung.
New York, 24. Dej. Der frühere Beobachter Ame=
der
Repko Herr W. Boydn, verurteilte geſtern
längeren Ausſprache, die er bei einem Bankett in der
ex iigland=Société gehalten hat, die Beſetzung des
ebietes und kritiſierte in energiſchen Ausdrücken
anzöſiſche Reparationspolitik. Trotz der
rofs Sympathie für die Reparationslieferungen und weiterhin
euier perſönlichen Bewunderung des franzöſiſchen Volkes
nie der Anſicht, daß die Ruhrbeſetzung notwendig war,
wwe ür die Reparations= wie die Sicherungsfrage. Aber von
1 folg oder Mißerfolg abgeſehen, bedauere ich die Be=
g
, weil ſie ein Bruch des Vertrages, nicht nur
yniſchen Standpunkt, ſondern auch eine Verletzung des
des Vertrages bedeutet. Er erklärte an einer anderen
iner Rede, daß Amerika Frankreich nie drängen werde,
rpflichtungen gegen Waſhington zu erfüllen.
Sden über die deutſchen Reparationszahlungen.
1.=York, 24. Dez. (Wolff.) (Durch Funkſpruch.) In
ſtei reits gemeldeten, auf ſeinem Jahresbankett der Geſell=
u
=England gehaltenen Rede führte der ehemalige Beob=
er
Vereinigten Staaten in der Reparationskommiſſion,
n, noch aus, die Herabſetzung des Betrages
utſchen Reparationszahlungen ſei der erſte
ederaufbau Europas notwendige Schritt. In ſeiner
er Ruhrbeſetzung und der franzöſiſchen Reparations=
ierklärte
Boyden, die Erzivingung unmöglicher Forderun=
H militäriſchen Druck mache es für Deutſchland unmög=
S es im anderen Falle hätte zahlen können.

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letzten Verſuch dar, das Problem mit ge=
en
Menſchenverſtand anzupacken. Man werde
die einmütige Anſtrengung der deutſchen Nation zur
ronszahlung herbeiführen lönnen, wenn Deutſchland
f deren Erfolg vertrauen 1önne, und dieſes Vertrauen
ich von der Finanzivelt auzerhnlb Deutſchlands geteilt

Vom Tage

Das Schulſchiff des Deutſchen Schulſchiffvereins Eliſabeth iſt
am 21. Dezember wohlbehalten in Buenos Aires angekommen und
wird am 5. Januar die Heimreiſe über Pernambuco antreten.
Das deutſch=eſtniſche vorläufige Wirtſchaftsab=
kommen
vom 27. 6. 23 iſt im Parlament endgültig angenommen
worden.
Die öſterreichiſchen Gewerkſchaften haben bis zum 30.
November für die reichsdeutſchen Bruderverbände ins=
geſamt
2 361 899 201 Kronen aufgebracht. Die am letzten Samstag von
der Gemeinde Wien geſpendeten 1,8 Milliarden ſollen zur Unter=
bringung
500 deutſcher Kinder in ſtädtiſchen Erholungs=
heimen
auf zwei Monate verwendet werden.
Die franzöſiſche Kammer wird erſt am Mittwoch wie=
der
eine Sitzung abhalten.
Aus Brüſſel wird gemeldet, daß die Familiedes Leutnants
Graff, der auf deutſchem Gebiet ermordet wurde, vom belgiſchen
Außenminiſter eine Entſchädigung in Höhe von 350 000 Francs
erhalten hat. Dieſe Summe iſt der Erlös, den die belgiſchen Be=
hörden
durch den Verkauf beſchlagnahmter Eiſenbahnwaggons in Duis=
burg
erzielten.
Der rumäniſche Geſandte erſchien im griechiſchen
Außenminiſterium und teilte mit, daß ſeine Regierung ihn nach
Bukareſt zurückgerufen habe. Der rumäniſche Geſandte weigerte ſich, den
Journaliſten die Gründe ſeiner Abreiſe auseinanderzuſetzen.
Wie der Daily Mail aus Allahabad gemeldet wurde, hat die bri=
tiſche
Regierung die Beſetzung ſämtlicher Verkehrs=
wege
und Waſſerſtationen durch beſondere Patrouillen, die
aus Engländern und Hindu beſtehen, befohlen. Dieſe Maßnahme
wurde im Hinblick auf die Möglichkeit einer allgemeinen
Mobiliſation ergriffen.
Der Luftkreuzer Digmuiden, von dem man noch ohne
beſtimmte Nachricht iſt, ſoll nach einer Meldung aus Tunis noch wohl=
behalten
in den Lüften ſchweben. Es ſei dem Kreuzer gelungen,
gegen den Sturm anzukämpfen und nach der Küſte zurückzukehren. Offi=
zielle
Meldungen über das Schickſal der Dixmuiden liegen noch
nicht vor.

Franzöſiſche Phantaſien.
Neue Hetze gegen Deutſchland.
TU. Paris, 24. Dez. Das Echo de Paris, das bekannt=
lich
als Organ des franzöſiſchen Generalſtabes gilt, veröffent=
licht
einen mit 3 Kreuzen bezeichneten Artikel, der, wie man an=
nimmt
, der Feder des Generals de Caſtelnau entſtammt. In
dem Artikel werden die Ergebniſſe der bisherigen Tätigkeit des
Generals Nollet aufgezählt und andererſeits auf die Notwendig=
keit
verwieſen, die Kontrolltätigkeit ſobald als möglich wieder
aufzunehmen. Das Reich habe in Erwartung der Ruhrbeſetzung
bereits 1921 nach dem Regreſſe gegriffen, um den vorauszuſehen=
den
Verluſt ſeines Induſtriezentrums auszugleichen. Es ſei
möglich, daß eine teilweiſe Mobiliſation außer=
halb
des Ruhrbeckens, zumal in Sachſen, in Deutſchland
vorbereitet ſei, und in dieſer Meinung werde man durch die
rätſelhaſte Abwanderung zahlreicher Arbeiter aus dem beſetz=
ten
in das unbeſetzte Gebiet, ſowie das einwandfrei feſtgeſtellte
Auftauchen weittragender Kanonen beſtärkt. Allerdings ver=
fügt
Deutſchland zurzeit noch nicht über die nötige Artillerie und
Munition, um die Feindſeligkeiten gegen Frkankreich ſofort zut
eröffnen, doch treten ſeine Vorbereitungen in den nächſten drei
Monaten, d. h. 1115 Monate nach der Ruhrbeſetzung, in eine
entſcheidende Periode ein. Solange Frankreich das reichſte Ge=
biet
Deutſchlands beſetzt halte, werde das Reich nichts unter=
nehmen
. An dem Tage aber, an dem man ſich imſtande fühle,
die franzöſiſchen Truppen durch einen raſchen Ueberfall ohne
große Verwüſtungen für das Rhein= und Ruhrgebiet hinweg=
zuſtoßen
, werde man ſich nicht lange beſinnen.
Die ſofortige Wiederaufnahme der interalliierten Kontroll=
tätigkeit
ſei daher eine abſolute Notwendigkeit. Zum Schluß
werden in dem Artikel die dringendſten Aufgaben der Inter=
alliierten
Kontrollkomimiſſion wie folgt dargelegt: der General
Nollet müſſe namens der verbündeten Regierungen verlangen:
1. Die Zerſtörung der Archive ſämtlicher nationaliſüiſcher Verbände,
2. die Auslieferung der ſeit dem 11. Jan. erbauten Kanonen oder
ſolcher, miit deren Bau begonnen iſt, 3. Zerſtörung der Werk=
zeuge
und Modelle in den Induſtriewerkſtätten Bayerns und Sach=
ſens
. (Der Zweck des Artikels iſt Hetze gegen Deutſchland und
Stimnungsmache gegen eine Aufgabe des Ruhrverbrechens.
Die Red der TU.)
Holländiſches Urteil über den Schupoprozeß.
Amſterdam, 24. Dez. (W.B.) Der nach Düſſeldorf ent=
ſandte
Berichterſtatter des Allgemeen Handelsblad meldet über
den Schupoprozeß: Das Paradoxe dieſes Prozeſſes iſt, daß die
Franzoſen die Schuldigen, welche das Blutbad begonnen haben,
nämlich ihre Freunde, die Separatiſten, vollkommen in Ruhe laſ=
ſen
, dagegen die Poliziſten, die man nur mit vieler Mühe zum
Kampfe herausforderte, um einen Vorwand zu ihrer Auswei=
ſung
zu finden, vor das Kriegsgericht ſtelle. Angeſichts der
Flut von Zeugenausſagen zugunſten der Angeklagten, die im
Gegenſatz zu den vom öffentlichen Ankläger angerufenen Zeug=
niſſen
miteinander vollkonimen übereinſtimmen, würde ein noch
vor wenigen Tagen unmöglich gehaltenes Urteil mit vielen
Freiſprechungen und leichten Strafen zu erhoffen ſein, wenn
nicht die letzte Rede Poincarés die Befürchtung erwecken müßte,
daß die Einſchüchterungsmaßregeln und die Einſchüchterungs=
urteile
erneuert werden ſollen.
Loucheur über den Sozialismus.
TU. Paris, 24. Dez. Der frühere Wiederaufbauminiſter
Loucheur hat geſtern in Lille eie längere Rede über die franzö=
ſiſche
Wiederaufbaupolitik gehalten und kam dabei ausführlich
auf den Sozialismus zu ſprechen. Unter Anſpielung auf die all=
gemeine
Lebensmittelverteuerung erwähnte Loucheur eine Reihe
von Maßnahmen, die ſeiner Anſicht nach eine Verbeſſerung des
Franken ergeben würden. Im Hinblick auf das ſoziale Problem
verwies er auf das rüſſiſche Experiment und nennt es eine
vernichtende Niederlage der ſozialiſtiſchen Theorie. Loucheur
ſetzt große Hoffnungen auf eine Verbeſſerung der Lebensbedin=
gungen
der Arbeiterklafſe, ohne daß die ſozialen Unterſchiede auch
nur im geringſten beſeitigt werden,

Weihnachten 1923.
Von
Reichsminiſter Dr. Guſtav Strefemann.
Man hat das Weihnachtsfeſt und den Weihnachtsbaum eine
deutſche Erfindung genannt, un invenzione tedesca‟. Kein
Feiertag im Kreislauf des Jahres ſteht dem deutſchen Gemüts=
empfinden
ſo nahe wie die Weihnacht. Urgermaniſche Freude am
Licht wir ſind, nach Goethe, das Geſchlecht, das aus dem Dun=
kel
ins Helle ſtrebt und Sehnſuchtnach Frieden finden
in der Weihnachtsfeierſtimmung des deutſchen Volkes ihren Aus=
druck
. Die tiefe Sehnſucht nach Frieden iſt verſtändlich bei einem
Volke, das wie kein anderes von Gegenſätzen politiſcher, konfeſ=
ſioneller
und kultureller Art zerklüftet, immer wieder von Welt=
anſchauungs
= und Kulturkämpfen im Innern aufgewühlt wurde,
das, in der Mitte Europas gelegen, von neidiſchen, kriegsluſtigen
Nachbarn umſtellt, im Laufe der Geſchichte ſo oft zum Kriegs=
ſchauplatz
der Völker geworden iſt und auch in Zeiten äußerer
Ruhe unter dem Albdruck feindlicher Angriffspläne ſeines Frie=
dens
nie recht froh werden konnte.
Die jüngſt vom Auswärtigen Amt herausgegebenen Akten=
publikationen
legen anſchaulich bar, wie gerade der größte
deutſche Staatsmann aller Zeiten, Fürſt Bismarck, nach der
Krönung ſeines politiſchen Werkes durch die Einigung der deut=
ſchen
Stämme bis zum Ende ſeines Lebens vom cauchemar des
coalitions geplagt war und unter der Vorahnung der feinem
Volke drohenden Gefahren gelitten hat. Seine Staatskunſt, die
den Frieden Europas ein halbes Jahrhundert ſicherte, bildet das
leuchtende Zeugnis deutſcher Friedensliebe.
Wird die Welt der Gegenwart der weihnachtlichen Friedens=
botſchaft
willig ihr Gehör leihen? Ich habe in meiner Rede vor
dem Verein Berliner Preſſe die Frage aufgeworfen: Iſt in
Deutſchland Friede? Was wir in dem hinter uns liegenden
Jahre erlebt haben, war die Fortführung des Krieges im Frie=
den
gegen ein whrloſes, entwaffnetes Volk. Deutſches Land iſt
entgegen den Beſtimmungen des Verſailler Vertrages von frem=
den
Truppen beſetzt worden, deutſche Gefangene müſſen fern von
ihren Familien das Weihnachtsfeſt in fremden Landen verbrin=
gen
, weil ſie ihrer Heimat nicht untreu werden wollten. Eine
große Anzahl von Deutſchen iſt von der Heimatſcholle vertrieben,
und diefe Ausgewieſenen wiſſen nicht, ob ſie überhaupt ihre Hei=
mat
wiederſehen werden. Wir ſehen auf deutſchem Boden eine
fremde Verwaltung, wir ſehen deutſchen Beſitz von anderen aus=
genutzt
, wir ſehen im beſetzten Gebiet eine Unterdrückung der
öffentlichen Meinung, wie ſie ohne Beiſpiel in der Geſchichte da=
ſteht
. Dazu eine wirtſchaftliche und finanzielle Not als Folge=
erſcheinung
der widerrechtlichen Okkupation, die kaum noch zu
tragen iſt. Ich wiederhole heute am Weihnachtsabend die Frage:
Iſt das Friede, iſt das Freiheit?
Friede wird in Europa nicht ſein, ſolange nicht der vertrags=
mäßige
Rechtszuſtand an Rhein und Ruhr wieder hergeſtellt iſt.
Wenn die Mächte gewillt ſind, dem deutſchen Volke Gerechtigkeit
widerfahren zu laſſen, wird, es ſeine Kraft in den Dienſt des
Friedens ſtellen. Die Möglichkeit, frei vom Druck ungerechter
Sanktionen und Bedrückungen zu leben und zu arbeiten, würde
Deutſchland in den Stand ſetzen, Ordnung in ſeine Finanzen zu
bringen und danacy Reparationen zu leiſten. In einem Deutſch=
land
der Ordnung liegt auch für Frankreich die ſtärkſte Sicher=
heit
, wie ſie kein Vertrag, keine Militärkonvention und keine
Rüſtung bringen kann.
Unbekümmert um die Kritik ihrer Gegner wird die deutſche
Regierung ihren Weg weitergehen, alle Möglichkeiten auszuſchöp=
fen
, um zu einem wahren, ehrenvollen Frieden zu gelangen. Um
die gequälte Bevölkerung an Rhein und Ruhr von ihrem Mär=
tyrium
zu befreien, iſt die deutſche Regierung und mit ihr das
deutſche Volk bereit, Leiſtungen bis an die Grenze der Kraft auf
ſich zu nehmen. Keine deutſche Regierung aber wird ſich bereit
finden, unſeren Rechtsſtandpunkt in der Frage der Beſetzung von
Rhein und Ruhr aufzugeben.
Wohl iſt jetzt dunkle Nacht um uns herum, und mancheur
Vaterlandsfreunde will es ſcheinen, als ob die Himmelslichter
für immer ausgelöſcht ſeien für das deutſche Volk. Aber wie die
Sterne nicht verſunken ſind, weil ſie nicht leuchten in einer dunk=
len
Nacht, ſo iſt auch die ſittliche Weltordnung nicht aufgehoben,
weil wir jetzt Unrecht über uns ergehen laſſen müſſen. Wir
ſchreiten durch die dunkle Nacht dem Morgen des Lichtes ent=
gegen
, von dem unbeirrbaren Glauben erfüllt, daß auch für das
deutſche Volk der Tag des Friedens und der Freiheit anbrechen
wird.
Psiitiſche Weihnachtsferien.
UU. Berlin, 21. Dez. Das Reichskabinett hat heute keine
Sitzung anberaumt. Einzelne Miniſter, ſo der Reichsarbeits=
miniſter
Brauns, ſind bereits über die Feiertage in kurze Ferien
gegangen. Reichsfinanzminiſter Dr. Luther iſt heute früh von
ſeiner Reiſe noch Süddeutſchland zurückgekehrt. Reichskanzler
Marx und Außenr=iniſter Dr. Streſemann ſind noch im Amt.
Letzterer wird nach dem Feſte einen kurzen Erholungsurlaub
antreten.
Amerikaniſche Weihnachtsipende für die
deutſchen Studenten.
Berlin, 24. Dez. Weite Kreiſe der amerikaniſchen Stu=
denten
in Verbindung mit früheren amerikaniſchen Wirtſchafts=
und Wohlfahrtsgruppen haben der Wirtſchaftshilfe der deutſchen
Studentenſchaft auf die Berichte von der gegenwärtigen Notlage
der Studenten in Deutſchland 6000 Zentner Lebensmittel als
Weihnachtsſpende im Geſamtwerte von 125 000 Goldmark über=
wieſen
. Die Hamburg=Amerika=Linie hat auf ihrem noch vor
Weihnachten in Hamburg eintreffenden Dampfer Hanſa die
ſchnellſte Beförderung koſtenfrei übernommen, ſo daß die Lebens=
mittel
den ſtudentiſchen Wirtſchaftskörperſchaften jedenfalls
leich nach Weihnachten zugeſtellt werden können und die
Studentenküchen kurz nach Neujahr im Beſitze der Lebensmittel
ſein werden. Dieſe umfaſſende Spende Amerikas für die Erhal=
tung
des geiſtigen Lebens in Deutſchland wird weit über die
ſtudentiſchen Kreiſe hinaus mit anfrichtiger Freude und Dank=
barkeit
begrüßt werden.

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Seite 2.

Darmſtädter Tagblatt, Dienstag, den 25. Dezember 1923.

Die Separatiſtenherrſchaft in der Pfalz
Pfälzer Proteſt bei der Rheinlandkommiſſion.
Mannheim, 24. Dez. Am 20. Dezember ſprachen fünf=
zehn
Vertreter der pfälziſchen Städte über 10000
Einwohner und ſämtlicher Landgemeinden ſowie aller Gewerk=
ſchaften
bei dem engliſchen, franzöſiſchen und bel=
giſchen
Mitglied der Rheinlandkommiſſion ſo=
wie
bei dem Vertreter Italiens, in Koblenz perſönlich vor.
Sie hatten ausgiebig Gelegenheit, die Herren über die durch die
Separatiſtenherrſchaft in der Pfalz geſchaffene Lage mündlich zu
unterrichten. Es kann in Koblenz kein Zweifel darüber beſtehen,
welcher Wert den erpreßten Loyalitätserklärungen einzelner
Bürgermeiſter beizulegen iſt. Uebrigens wurden dieſe erzwun=
genen
Erklärungen von den Gemeinderäten größtenteils einſtim=
mig
widerrufen.
Ueber 100 Ausweiſungen durch Separatiſien.
Die Zahl der aus der Pfalz von den Separatiſten
ausgewieſenen Perſonen hat nunmehr hundert
überſchritten. Die Ausweiſungen erfolgten nach den
Direktiven der Franzoſen, die die Ausgewieſenen ohne
Paß= und Zollreviſion über die Grenze transportierten.
Pirmaſens 24. Dez. Die Amtsrichter Dimmel=
meher
und Müller vom Amtsgericht Kuſel ſind von den
Separatiſten ausgewieſen worden.
Dürkheim, 24. Dez. Die Separatiſten habe das Bezirks=
amt
Dürkheim beſetzt. Der Bezirksvorſtand und die Beamten
haben darauf den Dienſt eingeſtellt.
Abgepreßte Treuerklärung widerrufen.
Oggersheim, 24. Dez. Der Gemeiderat von Oggersheim
hat in ſeiner Sitzung vom 23. Dezember die vom Bürgermeiſter
von den Separatiſten abgepreßte Treucerklärung einſtimmig
widerrufen und für ungültig erklärt.
Von einer franzöſiſchen Wache erſchoſſen.
Speyer 24. Dez. Vorgeſtern abend um ½10 Uhr wurde
der auf dem Gutshof Ludwigshof bei Speyer beſchäftigte Arbei=
ter
Schuſter auf dem Rheindamm von einer franzöſiſchen Wache
anläßlich einer Paßkontrolle erſchoſſen. Sein Begleiter
wurde feſtgenommen.
Badiſch=pfälziſcher Perſonenverkehr.
Karlsruhe 24. Dez. Wegen der Wiederaufnahme des
Perſonenverkehrs zwiſchen Baden und der
Pfalz haben in den letzten Tagen Verhandlungen zwiſchen der
Reichsbahndirektion Karlsruhe und der Regie= Eiſenbahndirek=
tion
in Ludwigshafen ſtattgefunden. Auf Grund des Ergebniſſes
der Verhandlungen kann damit gerechnet werden, daß voraus=
ſichtlich
bis Ende Dezember ein beſchränkter Perſonenverkehr
über die badiſch=pfälziſchen Rheinübergänge aufgenommen wird.


Waffenſuche bei der Remſcheider Schupo.
Kölna. Rh., 24. Dez. Aus Remſcheid wird gemeldet: Nach=
dem
vor einiger Zeit ſeitens der kommuniſtiſchen Fraktion des
Stadtverordnetenkollegiums an die Stadtverwaltung die Anfrage
geſtellt worden war, ob die Remſcheider Schupo über beſonders
große Waffenlager verfüge, und die Antwort völlig verneinend
ausgefallen war, erfolgte geſtern vormittag 5 Uhr auf eine
kommuniſtiſche Denunziation hin eine Unter=
ſuchung
durch etwa wei Kompagnien kriegs=
mäßig
bewaffneter Infanterie. Der Oberbürger=
meiſter
, der Beſatzungsdezernent und der Kommandierende der
Schupo wurden um 5 Uhr morgens geweckt und zum Verhör ins
Rathaus beſtellt. Trotzdem alle Stellen verſicherten, daß über=
planmäßige
Waffen nicht vorhanden ſeien, erfolgte auf beſonde=
ven
militäriſchen Befehl hin um 10 Uhr vormittags eine Durch=
ſuchung
des in der Nähe des Schupoquartiers befindlichen MS=
marckturmes
, wo ſich angeblich große Waffenmengen befinden
ſollten. Die Unterſuchung verlief völlig ergeb=
nislos
. Während der Unterſuchung mußte der Beſatzungs=
dezernent
als Geiſel auf der franzöſiſchen Wache bleiben. Auf
dem Schupoquartier war auch eine beſondere Abordnung der
Franzoſen zur Feſtſtellung des Sachverhalts erſchienen.
93 Einwohner von Mainz verurteilt.
Mainz, 24. Dez. Wegen Nichtbeſolgung des Verbotes des
Platzkommandanten, betr. Anſammlungen von mehr als fünf
Perſonen, verurteilte das Militärpolizeigericht 93 Einwohner
von Mainz und Umgebung zu 25 Tagen Gefängnis. Drei wei=
tere
Angeklagte erhielten je fünf Tage Gefängnis und je 50 Gold=
mark
Geldſtraſe.

Zuſammentritt des Anterhauſes.
Bevorſiehender Mißtrauensantrag der Oppofition.
London, 24. Dez. (Wolff.) Von unterrichteter Seite
wird mitgeteilt, daß das Unterhaus nach ſeinem Zuſanimen=
tritt
am 8. Januar in ſeinen erſten drei Sitzungen mit der
Wähl des Sprechers und der Vereidigung der 615
Mitglieder befaßt ſein wird. Die Thronrede wird erſt für
den 15. Januar erwartet. An dieſem Tage wird die Antwort
auf die Thronrede eröffnet werden, und zwar wird von ſeiten
der Oppoſition ein Abänderungsantrag zu der Antwort einge=
bracht
werden, der auf ein Mißtrauensvotum gegen
die Regierung hinauslaufen wird. Der Antrag wird von
der Arbeiterpartei ausgehen. Da der Führer der Liberalen,
Aſquith, erklärt hat, daß er nichts zu unternehmen beabſich=
tige
, um die konſervative Regierung im Amte zu erhalten, ſo
wird vorausgeſehen, daß die Entſcheidung gegen die Regierung
ausfallen wird.
Macdonald über die parlamentariſche Verfaſſung.
London, 23. Dez. (W.B.) Ramſah Macdonald ſagte in
einer Rede in Elgin, er ſei ſehr befriedigt durch die vielen
Siege, die die Arbeiterpartei bei den Parlamentswahlen errungen
habe. Leider könne er noch nicht ſagen, was geſchehen werde,
denn es ſei nicht ſicher, ob man der Arbeiterpartei fair play ge=
ben
werde. Alles, was er ſagen könne, ſei, daß die Leute, die
ſich einbildeten, ſie könnten das Syſtem der parlamentariſchen
Verfaſſung verdrehen, wenn es ihnen paßte, ſehr im Irrtum
ſeien. Die konſervative Regierung könne ſich nicht an ihr Amt
klammern, obwohl ſie hartnäckig daran feſthalte; warum ſie das
tue, könne er beim beſten Willen nicht ſagen. Es könne höchſtens
die Hoffnung ſein, daß inzwiſchen irgend eine unſtatthafte und
prinzipienloſe Koalition gebildet werde, die bezwecke, die Arbeiter=
partei
an der Uebernahme der Regierung zu verhindern. Er
könne erklären, daß ſich niemand dazu dränge, das Amt zu über=
nehmen
; man brauche nur die Verwirrung der inneren und
äußeren Politik, den Stand der engliſchen Finanzen und das
Arbeitsloſenproblem zu betrachten. Bezüglich der liberalen Par=
tei
ſagte der Redner, ſie ſei eine Leiche, die darauf warte, daß der
Sarg hereingebracht und zugenagelt werde‟. Die Arbeiterpartei
werde die Regierung übernehmen, wenn ſie dazu aufgefordert
werde und wenn die Umſtände es ergäben. Denn ſie glaube, daß
ſie in den nationalen Angelegenheiten, bezüglich der Frage des
Friedens und der Gerechtigkeit mehr Autorität beſitze, als irgend
eine andere Partei.
Beneſch in Paris.
Paris, 24. Dez. (Wolff.) Der tſchechoſlowakiſche Außen=
miniſter
Beneſch, der hier Teilen der Arbeiten des Völkerbunds=
rates
beiwohnte, hält ſich noch in Paris auf. Er führt Verhand=
lungen
mit der franzöſiſchen Regierung, über die nach Havas ge=
genwärtig
Stillſchweigen gewahrt werden müſſe.
Eine italieniſche Warnung an Frankreich.
UU. Rom, 24. Dez. Der Meſſaggero nimmt ausführlich
zu der Tangerfrage Stellung und gibt Frankreich zu verſtehen,
daß es gut daran täte, ſich nicht zu ſehr auf ſein juriſtiſches Recht
zu verſteifen, ſondern eine Verſtändigung mit Italien angeſichts
der Opfer, die das Land für die gemeinſame Sache der Ver=
bündeten
während des Krieges gemacht habe, zu ſuchen.
Die Ruhrbeſetzung ein ſchſechtes Geſchäft.
Rotterdem, 23. Dez. (W.B.) Der Nieuwe Rotter=
damſche
Courant ſchreibt zu Poincarés letzter Rede: Poincaré
erklärte, wenn Deutſchland im Beſitz der Ruhrkohle geblieben
wäre, würde es bald auf die franzöſiſche Forderung nach Kohlen=
lieferungen
geantwortet haben, Frankreich ſolle ſie ſich ſelbſt
holen. Das Blatt erklärt: Es iſt ein großer Fehler Poincarés,
daß er eine ſolche Aeußerung deutſcherſeits nicht abwartete, ein
Fehler, den er Frankreich gegenüber niemals wird verantworten
können, denn er wird doch ſelbſt nicht glauben, daß die Beſetzung,
die ohne Schwvierigkeiten erfolgte, unmöglich geworden wäre,
wenn Deutſchland einige Wochen ſpäter ſich tatſächlich zum Nach=
teil
Frankreichs mit Kohle verſorgt hätte. Dieſe Rechtfertigung
der Beſetzung iſt die ſchwächſte, die wir jemals von Poincaré
hörten. Seine wirtſchaftlichen Argumente ſind nicht ſtärker. In
Belgien ſind die urteilsfähigen Leute bereits ſo weit, daß ſie nicht
mehr beſtreiten, daß die Ruhrbeſetzung ein ſchlechtes
Geſchäft iſt.
Eine pazifiſtiſche Zeitſchrift verboten.
Stuttgart, 24. Dez. Der Militärbefehlshaber hat das
Erſcheinen der pazifiſtiſchen Zeitſchrift Die Menſchheit bis auf
weiteres verboten, da dieſe Zeitſchrift Artikel verbreitete, die
eine offenſichtliche Stärkung der franzöſiſchen Erpreſſerpolitik an
Rhein und Ruhr darſtellt. Ein Geſuch der Herausgeber der Zeit=
ſchrift
um Wiederzulaſſung iſt von dem Militärbefehlshaber ab=
gelehnt
worden.

Ein Wiedererwecker der Welt Homers.
(Zur Dörpfelds 70. Geburtstag, 26. Dezember.)
C.K. Wenn die Sonne Homers, die nach Schillers troſt=
vollem
Wort auch uns leuchtet, mit hellem Schein in
unſer verarmtes und verdunkeltes Daſein blickt, ſo ver=
danken
wir das jenen Männern, die uns die tiefe Liebe zum
klaſſiſchen Altertum eingepflanzt haben. Nach den Klaſſikern, die
durch ihre Dichtung das alte Schönheitsideal neu beſeelten, ſind
es in unſerer Zeit hauptſächlich die Meiſter der Wiſſenſchaft des
Spatens geweſen, die die durch Homer verklärte Herrlichkeit in
ihren wirklichen Denkmälern ans Licht hoben. Und da iſt mit
dem Namen Schliemanns, der die Ausgrabungen von Troja zu=
erſt
verwirklichte, für immer der Name Wilhelm Dörpfelds ver=
knüpft
, des großen Archäologen, der am 26. Dezember 1923 ſeinen
70. Geburtstag feiert. Wenn man Schliemann mit Moſes ver=
glichen
hat, der das gelobte Land der homeriſchen Welt nur aus
der Ferne ſah, ſo iſt Dörpfeld, der die Grabungen fortſetzte, der
Joſua geworden, der uns in dieſe Wunderſphäre der homeriſchen
Helden wirklich hineinführte. Denn wo immer Dörpfelds Name
in der Welt der Bildung und Kultur genannt wird, ſteigt die
griechiſche Welt aus der Vergangenheit leuchtend empor, ſagt
Friedrich Schneider von ihm in einem ſchönen Aufſatz, den er
dem Jubilar im neueſten Heft der Kunſtwanderers widmet.
Seine Laufbahn begann, als er 1877 als junger Bauführer auf=
gefordert
wurde, an den Ausgrabungen des Deutſchen Archäolo=
giſchen
Inſtituts in Olympia teilzunehmen. Als Leiter dieſer
Ausgrabungen konnte Dörpfeld die großartigen Ergebniſſe er=
zielen
, die das deutſche Olympia=Werk zu einem Markſtein in der
Entwicklung der Altertumswiſſenſchaft machen. Nach Schliemanns
Tode wurde ihm dann die Grabung auf den Hügeln von Hiſſar=
lik
und Bunarbaſchi übertragen, und ihm gelang es, die von
Homer beſungenen Mauern und Türme der Burg des Priamos
zu finden. Dörpfelds geniale Löſungen ſchwieriger archäologiſcher
Fragen, ſeine kühnen Rekonſtruktionen altgriechiſcher Bauwerke
werden noch auf lange hinaus die Wiſſenſchaft beſchäftigen. Ge=
genwärtig
lehrt er in voller geiſtiger und körperlicher Friſche an
der Univerſität Jena. In Athen wird die Erinnerung an Dörp=
feld
, beſonders fortleben, ſagt Schneider, als eines der wirk=
lichen
Gefandten des Deutſchen Reiches, deren Namen, Hal=
tung
und Wirken unſerem Vaterlande zu hohem Ruhme gereich=
ten
, und an denen wir leider keinen Ueberfluß haben. Der Zau=

ber der hochkultivierten männlichen Erſcheinung gehört mit zu
dem Siegreichen dieſer reichen Perſönlichkeit, der Wohllaut der
Stimme vollendet die Wirkung des Vortrages, und Worte und
Werke verfehlen ſelbſt auf manchen ſtumpfgewordenen Philo=
logenſinn
nicht ihre Wirkung. Die Gedanken des Siebzigjährigen,
der noch im vorigen Jahre den griechiſchen Boden wieder betrat,
werden oft und oft in das Land ſeiner und deutſcher Sehnſucht
zurückkehren und Gobineaus Verſe nachempfinden: Und du,
v göttliches Athen, Athen, Athen, Athen! . . ." Aber wir Deut=
ſchen
ſind ſtolz darauf, den großen Künder und Seher der klaſſi=
ſchen
Welt heute daheim zu wiſſen. Wilhelm Dörpfeld darf an
ſeinem Ehrentage das ſtolze Bewußtſein haben, ſein Leben der
Erforſchung von geſchichtlichen Zuſammenhängen geweiht zu
haben, die ihre Wirkung auf die ſtrebende Menſchheit erſt verlie=
ren
werden, wenn das Edle und Schöne ſelbſt aus der Welt
ſcheidet und verſchwindet im Nebel der Unkultur und im Chaos
der ewigen Nacht.

Hofrat Dr. Alexander Koch.
Auf einſtimmigen Antrag der Fakultät für Bauweſen, durch
Beſchluß des Senats der Techniſchen Hochſchule Han=
nover
iſt unſerem verdienten Mitbürger Herrn Alexander
Koch die akademiſche Würde Doktor=Ingenieur ehren=
halber
verliehen worden.
Von dieſer Ehrung nehmen wir hier in Darmſtadt mit be=
ſonderer
Freude Kenntnis. Bringt ſie doch erneut die allgemeine
Wertſchätzung des verdienſtvollen Herausgebers der in der ganzen
Welt geachteten Darmſtädter Kunſtzeitſchriften, der Deutſchen
Kunſt und Dekoration Innen=Dekoration Stickereien und
Spitzen Tapeten=Zeitung und Autors zahlreicher Hand=
bücher
neuzeitlicher Wohnungskultur und der jüngſt erſchienenen
umfangreichen Monographie Das neue Kunſthandwerk in
Deutſchland und Oeſterreich zu ſichtbarem Ausdruck. Sie iſt
eine Anerkennung der Tatſache, daß Alexander Koch nicht nur
in 35 Jahren der Entwicklung unſeres Kunſthandwerks dieſes
unermüdlich gefördert hat, ſondern vor allem auch jetzt in dieſer
ſchwerſten Prüfungszeit unſeres Volkes mit unerſchütterlicher
Tatkraft und Opferfreudigkeit der deutſchen Kunſt und dem deut=
ſchen
Kunſthandwerk eine feſte und ſichere Stütze geblieben iſt
und auf ſolche Weiſe das Vertrauen auf deutſche Arbeit und
Leiſtungsfähigkeit im Ausland zu feſtigen geholfen hat.

Das Rote Kreuz und die deutſche
Das Juternationale Rote Kreuz iſt die Verkörder,
internationalen charitativen und humanitären Gedankens
Aufgabe iſt es, Not zu mildern und zu beheben, wo un=
ſie
ſich immer zeigt. Dieſe Idee des Roten Kreuzes ur
die Welt und ſammelt in allen Kulturſtaaten der Erſ
nen von Mitgliedern um ſich, da die Idee von keiner
ſchen oder konfeſſionellen Heniungen eingeengt iſt
Internationale Rote Kreuz auf ſeinem Gebiete ein=
Völkerbund geworden, ſehr im Gegenſatz zu jenem Völr=
in
Genf, der ſich zwar auch heuchleriſch ein humanitä=
ideelles
Ausſehen zu geben bemüht iſt, deſſen Eigenich
politiſches Machtinſtrument anfänglich der Ententepoliti
des franzöſiſchen Chauvinismus in den wenigen Jahre
Beſtehens gründlich entlardt iſt.
Als Poincaré durch Bruch des Völkerrechts und
rechts in das Ruhrgebiet eingefallen war und dort dur
franzöſiſchen Soldaten die wehrloſe Bevölkerung bis
Blut peinigte, als an Ruhr und Rhein die Not und de
pflichttreuer Männer, unſchuldiger Frauen und Kind=
Hohn für die Kultur und Ziviliſation der Gemeinſchaft
ſitteten wurde, da machte man dem Internationalen Rot
den Vorwurf, daß es den Vorgängen an Nuhr und
untätig gegenüberſtände. Nur ſehr borſichtig gina da
des Internationalen Roten Kreuzes in Genf vor,
dem Gefühl, der brutalen Macht Frankreichs gegenül
nicht durchſetzen zu können, und die letzte Zuflucht der
ren Idee in der Welt ſchien in Gefahr. Dazu kam, daß
zöſiſche Propaganda mit allen Mitteln in der Welt den
zu verhindern ſuchte, als ob es in Deutſchland Not un
behrung gäbe, weil damit die franzöſiſche Behauptun
deutſchen Leiſtungsfähigkeit hinfällig geworden wär
Wenn jetzt der Präſident des Irienationalen R.
in Genf einen beſonderen Delegierten nach Deutſchla=
ſandte
zum Studium der deutſchen Verhältniſſe, dann i
Zeichen dafür, daß die Wahrheit über die Not der deutſch
völkerung, nicht nur an Rhein und Ruhr, ſonder
Deutſchland von den Kulturvölkern erkannt worden
richte, die dieſer Delegierte an das Internationale 9.
abſandte, ſtehen ganz unter dem Eindruck dieſer gewalt
in der ganze deutſche Berufsſtände, insbeſondere d
Arbeiter, unterzugehen drohen. Mit der Anerkennu
Selbſtbeherrſchung des Willens zur Selbſthilfe und der
der deutſchen Bevölkerung auch unter den ſchwerſten kör
Entbehrungen und der unleugbaren Unterernährung
Pflicht zur Hilfe für das Internationale Rote Kreuz nu
größer. So breitet ſich eine internationale Hilfsaktion vor
Umfang heute noch nicht abzuſehen iſt, die aber auf jede
ein Beweis für die Erkenntnis in der Welt iſt, daß es ni
geht, ein großes Kulturvolk der Welt wegen der politiſchen
ſichtigkeit, Habgier und Rachſucht eines einzelnen Mitglie?
Völkergeſellſchaft verhungern und untergehen zu laſſen.
darf die pſhchologiſche Wirkung ſolcher Erkenntnis nicht
ſchätzen, ihre politiſche Wirkung beginnt ſich in dem imm
nehmenderen Druck der öffentlichen Meinung auf die ver
nen Regierungen bereits bemerkbar zu machen, mit Aus
natürlich Frankreichs, das immer mehr Angeklagter wird,
ker die öffentliche Meinung in der Welt ſich für eine Hilfs
zur Linderung der deutſchen Not einſetzt. Dem ſchl
warum muß das deutſche Volk hungern, warum muß der d
Mittelſtand mit ſeinen unerſetzlichen Intelligenzen und ge
Arbeitern untergehen? Hier waltete kein Erdbeben, keine
gersnot als Folge verdorrter Ernten, keine übernatürlick
walt, hier raſte ſich die Polirik Frankreichs ſinnlos aus.
Tat wird jeder Liebesgabentransport des Auslandes
Deutſchland zu einer Anklage gegen Frankreich, zu einer A
auch gegen den Verſailler Frieden. Denn ohne den Ver
Frieden, ohie die franzöſiſche Politi: Ber letzten Jahre, ins
dere ohne den franzöſiſchen Ruhreinfall hätte ſich das arbeit
deutſche Volk ſelber ernähren können, zum Wohle der
Kulturwelt.
Es iſt ſchön für ein reiches Voll, wenn es helfen ka=
iſt
ſchwer für ein großes Kulturvolk, wie das deutſche, Hil
nehmen zu müſſen. Der Dank kann kein demütiger ſein, ſo
muß der Dank des Stolzes ſein, der nach heftigſter Gege
unverſchuldet in die Not geriet. So müſſen wir mit Dar
erkennen, was das Ausland bereits in der letzten Zeit an
tativer Hilfe in Deutſchland geleiſtet hat. Wir denken
Quäker=Speiſungen, mir denken der Hilfstätigkeit. Schw
Norwegens, Sädamerikas und jetzt auch Oeſterreichs, das
half, als es aus ſeiner eigenen Not herausgekommen war
iſt nur zu begrüßen, daß das Deutſche Rote Kreuz die 7
die ihm zur Verfügung geſtellt wurden aus dem Ausland
großen Aufhebens verwendet hat und ſo manches Elend
lindern konnte. Sicher würden viele deutſche Wohltätigke:
richtungen ohne dieſe Auslandshilfe gar nicht mehr zu er
ſein, wir wären nur auf unſere eigene Kraft angewie
mit unſeren ſozialen Fürſorgen, mit unſeren Kinderh
Wöchnerinnenpflegen, Krankenhäuſern, mit denen wir im
lichen Deutſchland an der Spitze aller Kulturvölker ſtanden,
ſchon am Ende.
Charitas, Menſchenliebe, verträgt keine reklamiehafte
machung. Auch wenn jetzt eine große internationale Hilfs
einſetzen ſollte, muß man die bisherigen Methyden der
Arbeit beibehalten.

* Das Licht des Friedens.
Von Franz Richter, Hochwaldhauſen.
Eine ſchmale, ſteile Kirche ſtrebt inmitten ſchmuckloſer, z
baufälliger Holzſchuppen hoch empor. Unter einer d
Schneedecke ruhen Hügel und Haufen und laſſen an windg
ten, ſchneefreien Stellen Aſche, verkohlte Balkenreſte, feuer
gne Eiſengitter erkennen. In einem Holzſchuppen ſitzen e
ſammengekauert frierende Menſchen auf feuchtem, mol
Stroh. Ihre ſeelenloſen Augen ſtarren höhniſch oder hofft
los auf eine Ritze der gegenüberliegenden Wand, wo zn
aufeinanderliegenden Brettern ein eiſiger Wind. Schnee
hereintanzen läßt.
Dem Munde einer blaſſen Frau entringt ſich ein berz!
tes Stöhnen. Ihre Lippen ſind blutlos, aus eingeſd
fleiſchloſen Backen treten die Knochen eckig hervor und
dem Geſicht eine unwahrſcheinliche Härte. In ihren entzu,
roten Augen ſteht ein tiefes Erſchrecken, in der Furcht vor
Grauenhaftem flackern ſie unſtet.
Eine alte Frau ſchreit mit trockener, klangloſer Si
Biſt du krank? Nein, nein! Doch, du ſtöhnſt,
Augen flackern, rote Flecke auf deinem Geſicht! Du haſt die
Fort! Fort! Peſt! Peſt! Peſt! widerhallt
ſetzlich, gerufen von vielen angſtgehetzten, aufſpringenden,
Ecken flüchtenden Menſchen. Fort! Fort! Raus!
deine Peſt zum Teufel! umbranden verzweifelte Schrel
troſtloſe Weib, das einſam, gemieden, verlaſſen, allein au
Stroh hockt. Angſt preßt ihr die Kehle zu, mit dünner S
wehrt ſich ihr Leben gegen das Ausgeſtoßenſein. Doch Si

Sterben. Die Hütte flammt auf, in Rauch und Gla=
ſollen
Peſtkeime erſticken. Die Flamme frißt gierig 90.
Stroh, die unheimliche Stätte, wo verhungerte, vertierte
wurzelte Menſchen ein Leben verſuchten, das nichts iſt 4.
mit Angſt und Entſetzen erwartetes und verzögertes ene
grauſigen Lebens. Roter Schein von flackernder Flamme
über den weißen Schnee und läßt im Zuſammenfallen de"
einen troſtloſen, rauchenden, ſchwarzen Fleck in der milden.
verhüllenden Schneedecke zurück.

[ ][  ][ ]

eimmer 356,

Darmſtädter Tagblatt, Dienstag, den 25. Dezember 1923.

Seite 3.

Stadt und Land.
Darmſtadt, 25. Dezember.
* Peihnachten.
s iſt merkwürdig, wie das Charakterbild des in der Weih=
mt
geborenen Weltheilands nicht allein in der herrſchenden
Tellung die den Bericht der Evangelien ſehr unvollkomimen
a nommen hat , ſondern ſchon in der bibliſchen Ueberliefe=
am
ſchwankt. Die Evangeliſten laſſen Chriſtus an einer Stelle
ſa: Wer nicht wider mich iſt, der iſt für mich, an einer an=
d
aber gerade umgekehrt: Wer nicht für mich iſt, der iſt wider
urn alſo das eine Mal den Friedensfürſt, das andere Mal den
fer hervortreten. Natürlich haben beide Worte in ihren
Ziimenhängen ihren guten Sinn. Und man braucht insbe=
ſonre
das kriegeriſche zehnte Kapitel des Matthäus nicht erſt
p etiſch auf die ſchweren Religionskriege ſpäterer Jahrhun=

de aſſionswoche in ganz anderer Beleuchtung, als ihn die allzu

a ließlich von der Seligpreiſung der Sanftmütigen Hoffen=
de
hen.

ber die Botſchaft ſeiner Geburtsnacht verſprach der Erde
de Frieden. Die Geſtalt des Fleiſch gewordenen chriſtlichen
Fys einſeitig in einem leidenden Verhalten zu feindlichen

en zu erblicken, kann den in unſerer Neuzeit häufig gegen
drü cligion des Kreuzes gerichteten Vorwurf, den Menſchen
ge ſeinen Kämpferberuf zu entnerven, ſchließlich zu berech=
tiss
ſcheinen. Aber es iſt eine Uebertreibung nach der anderen
den Friedensgedanken überhaupt aus der Menſchen=
er
ung verbannen, dieſe rückſichtslos auf den Willen zur
Acc aufbauen zu wollen. Und die jüngſt erſt durch einen furcht=
be
. Krieg aufs ſchwerſte heimgeſuchte Menſchheit iſt am aller=

w=ſten geneigt, von den Apoſteln dieſer Lehre ſich ihre Sehn=
ſu
3 nach einem tauſendjährigen Reiche des Friedens auf
Em ausreden zu laſſen.
eihnachten iſt die hohe Zeit des Jahres, welche vorzugs=
wc
der frohen Botſchaft vom Friedensreiche gehört. Schon
eh /e Glocken der Gotteshäuſer die Weihe des ſchönſten Feſtes
in Herzen läuteten, hatte der alte Glaube unſerer germa=
ni
zr Vorfahren die Woche der winterlichen Sonnenwende zu
eir; Ruhepauſe in ihrem Alltagsleben von Jagd= und Stammes=
fux
Geſtimmt. Man ſoll die alten Gebräuche des Feſtes nicht
läS, nicht mit volkswirtſchaftlicher Schulweisheit die unpro=
di
en Ausgaben bemängeln, die in unſerer mit der gemeinen
Am es Lebens ſchwer ringenden Gegenwart vorzugsweiſe ver=
weh
ſeien. Uim ſo dringender empſindet der normal veran=
las
Menſch das Bedürfnis, ſie eine Weile zu vergeſſen. Schon
dies verliche Ausſpannung der Feſtzeit mag manche in unſeren
Eryrungen verwirtſchafteten Kräfte zu erſetzen geeignet ſein.
rer aber iſt der ſittliche Gewinn der Beſinnung. Es tut
ures llen not, in unſerer cligen Atmoſphäre des inneren
da 3 und des Völkerhaſſes den Glauben an die urſprüngliche
ſi it des Menſchengeſchlechtes, an ſeine allgemeine Gottes=
kür
aft wieder zu befeſtigen, und die heiligen Empfindungen
der ebe zum Bruder, der wie wir zum Bilde des Höchſten
gefs fen wurde, ihrem natürlichen Drang wieder zu entbinden.
Ai Weihnachten iſt zunächſt ein Feſt der Kinder. Aber wie
an 1. altrömiſchen Saturnalien, die gleichfalls in den Dezember=
Mr" fielen, die Rolle von Herr und Diener vertauſcht wurde,
en an dieſem Tage auch einmal die Kinder die Lehrer der
r ſein: Hatte ſie doch auch der in der Weihnacht zur Erde
Ge rnene zu Sinnbildern ſeiner Vorſchriften erklärt, ſeine
ſ= ung einer Wiedergeburt aus dem Geifte in das Gleichnis
w ndesſeele eingeſpannt! Und von ihrem Anblicke mögen
wir enn ſie den lichtprangenden Feſtbaum umjubeln, geſtern
wietorgen über die Luſt des jetzt vergeſſen, den uns verlorenen
Sim für den Genuß des Augenblicks wiedergewinnen und an
frohen Erwartung der dem Heiligen Abend folgenden
e die Hoffnung entzünden, daß auch unſere Zeitennöte
einen ſchöneren Morgen wandeln werden!
Eiſenbahn=Notgeld. Um den in der Oeffentlichkeit aufgetauchten
zuon entgegenzutreten, wird nochmals darauf aufmerkſam gemacht,
Reichsbank auf Papiermark lautendes Eiſen=
Notgeld in Zahlung nimmt, und auch Zahlungen auf
to von dritter Seite annimmt. Um den Zahlungsmittelumlauf
1. ur halten, werden alle Empfänger dieſes Eiſenbahn=Notgeldes drin=
ucht
, es wieder in den Verkehr zu ſetzen, anſtatt es zur Einlöſung
entieren. Die Einlöſung wird ſeiner Zeit planmäßig erfolgen
on wiederholt bekannt gemacht, behandelt die Reichsbank wert
ir diges Notgeld, gleichgültig, wer der Ausſteller iſt, nicht
Lmittel, ſondern als Anleihewert. Im Geſchäftsverkehr iſt da=
Si as wertheſtändige Eiſenbahn=Notgeld, das in vollem Umfange
Foldanleihe und Goldſchatzanweiſungen des Reiches gedeckt iſt, und
lanmäßig in kleine Goldanleiheſtücke umgetauſcht wird, wie die
eihe ſelbſt ein vollwertiges gängiges Zahlungsmittel.
Sonntagsrückfahrkarten für die Bergſtraße. Die durch die Um=
.Her Züge Frankfurt-Darmſtadt aufgetretenen Betriebsſchwierig=
rtte
die Aufhebung der Sonntagskarten nach der Bergſtraße er=
gemacht
. Da die Züge nun wieder direkt fahren, iſt nunmehr
Ausgabe der Sonntagsrückfahrkarten nach Auerbach, Bickenbach
Eberſtadt (Kr. Da.), Jugenheim (Bergſtr.), Seeheim, Weinheim
jugenberg wieder zugelaſſen.

* Schnee und Glatteis.
Man ſchreibt uns: In ſchneereichen Wintern iſt die Befreiung
der Fußſteige von Schnee und Glatteis entweder eine mühſame
oder eine für den Hausbeſitzer recht koſtſpielige Sache. Schnee=
kehren
und Streuen ſind aber im Intereſſe des Verkehrs geboten,
und der verſtändige Pflichtige ſieht das ein und handelt danach.
Leider ſteht der überwiegenden Mehrheit eine Minderheit gegen=
über
, die anders denkt und handelt. Und es ſind immer wieder
dieſelben Häuſer, bei denen man ſo lange durch den Moraſt
waten muß, bis Sonne und Regen ihn beſeitigt haben. Die
rückſichtsloſe Pflichtvergeſſenheit ſolcher Hausbeſitzer wird durch
die Untätigkeit der Bevölkerung geſtützt. Denn dieſe ſchimpft
zwar, aber ſie handelt nicht. Brächte jeder jedesmal ſeinen un=
ſauberen
Nachbar zur Anzeige, ſo würde bald Wandel geſchaffen.
Vorausgeſetzt, daß die Polizei konſequent die Beſtrafung veran=
laßt
und der Richter im Wiederholungsfalle auf die höchſtzuläſſi=
gen
Strafen erkennt. Leider hat die einſchlägige Polizeiverord=
nung
eine Lücke. Es gibt Hausbeſitzer, die auch auf Strafen
nicht reagieren. Vielleicht, weil ſie das billiger kommt. Solch
räudigen Schafen gegenüber iſt das Publikum ſchutzlos. Es nützt
nichts, wenn man die ganze Straße trockenen. Fußes paſſiert, um
dann immer wieder vor denſelben Häuſern das Schuhwerk zu
durchweichen. Auch verderben böſe Beiſpiele gute Sitten. Die
Polizei müßte deshalb in der Lage ſein, vor den Häuſern der
Rückſichtsloſen reinigen oder ſtreuen und das Vielfache des
Koſtenbetrages von ihnen erheben zu laſſen. Wo der Haus=
beſitzer
nicht im Hauſe wohnt, hätten die Mieter zu häften. Da
der Winter noch Monate dauert, wäre eine raſche Ergänzung
der Verordnung dringend erwünſcht.
Anmerkung der Redaktion: Wir geben dieſer Zu=
ſchrift
gerne Raum, weil ſie grundſätzlich das Richtige trifft.
Es darf aber die Frage aufgeworfen werden, ob man in der
heutigen Zeit des Ueberganges bis zur Schaffung ausreichender
Mieten den Hausbeſitzer allein mit dieſen Koſten belaſten kann.
Uns dünkt der richtigſte und draktiſchſte Weg der, zunächſt die
Arbeitsloſen zu den Straßenreinigungsarbeiten heranzu=
ziehen
. Die Stadt hat ja auf Grund der neuen Erwerbsloſen=
unterſtützungsbeſtimmungen
die Möglichkeit dazu. Es fehlt nur,
wie in vielem, die Initiative.

Märchenvorleſung. Im Vortragsſaal von Kunſt und Keramik
wird am Sonntag, den 30. Dezember, Herr Ed. Göbel, vom Landes=
theater
, um 11 Uhr vormittags, Märchen von Anderſen, Hauff, Grimm,
Bechſtein uſw. vorleſen. Karten ſind in Kunſt und Keramik und im
Verkehrsbüro erhältlich.
Film: Beſteigung des Mount Evereſt. Der Film veranſchaulicht
den letzten, mit ſchier übermenſchlichen Kräften von der engliſchen Expe=
dition
unter General Bruce im vorigen Jahr unternommenen Vorſtoß,
den höchſten Berg der Welt, um den ſeit Jahrhunderten die Menſchheit
ringt, zu erſteigen. Der Film iſt herausgegeben von der Rohal Geogra=
phical
Society in London. Auch dieſe Expedition iſt nicht zum Ziele
gelangt. Nach den ſchwerſten Mühſalen, nach dem Verluſt mehrerer
Menſchenleben, mußte in einer Höhe von 8230 Meter der Berg iſt
8840 Meter hoch umgekehrt werden, trotz vorzüglichſter Ausrüſtung,
trotz ausreichender Ausſtattung mit Sauerſtoffapparaten. Unſere Vor=
führungen
werden aus berufenem Munde erläutert. In einer der
nächſten Nummer werden wir zur umfaſſenden Orientierung einen
Ueberblick über den Inhalt des Filmes geben. Die Veranſtaltung findet
nächſten Freitag im Kleinen Haus um 6 und 8 Uhr ſtatt.
Goldene Hochzeit. Die Eheleute Joh. Euler, Schuhmachermei=
ſter
, Heidelbergerſtraße 116, feiern am 2. Weihnachtsfeiertag das Feſt
ihrer Goldenen Hochzeit,
Tagesordnung zur öffentlichen Sitzung des Kreisausſchuſſes des
Kreiſes Darmſtadt, am Donnerstag, den 27. Dezember 1923, nach=
mittags
3 Uhr: 1. Geſuch der Firma Ellenberger und Schrecker zu
Gernsheim um Genehmigung zur Errichtung eines Fabrikbetriebs;
2. Mitgliedſchaft der Gemeinde Arheilgen bei der Spar= und Darlehns=
kaſſe
daſelbſt.
D. Falſche Zwiſchenſcheine zu Schatzanweiſungen des Deutſchen Reichs
(ſogenannte Goldanleihe) zum Nennwert von 2,10 Mk. Gold ½ Dol=
lar
vom 23. 10. 1923. Von den durch die Reichsbank ausgegebenen, dor=
bezeichneten
Zwiſchenſcheinen, die ihren Schutz in einem natürlichen Waſ=
ſerzeichen
und in den im Papierſtoff eingebetteten Pflanzenfaſern tragen,
ſind Fälſchungen aufgetaucht, die als ſolche an der mangelhaften Nach=
ahmung
oder dem Fehlen der Echtheitsmerkmale Waſſerzeichen und
Pflanzenfaſern ſowie an der ſchlechten Druckausführung unſchwer zu
erkennen ſind. Gleichzeitig wird nochmals darauf aufmerkſam gemacht,
daß die Reichsbank nur Zwiſchenſcheine im Nennwerte von 0,42 Mk. Gold
/to Dollar, 1,05 Mk. Gold 1 Dollar und 2,10 Mk. Gold 12. Dol=
lar
ausgegeben hat. Alle über höhere Beträge lautenden Zwiſchenſcheine
ſind als Fälſchungen anzuſehen. Vor Annahme dieſer Fälſchungen wird
gewarnt.
Poſtverkehr mit dem beſetzten Gebiet. Vom 27. Dezember an
wird der Poſtpaketverkehr mit dem ganzen beſetzten Gebiet in
vollem Umfang aufgenommen. Es ſind zugelaſſen Sendun=
gen
bis zum Gewilſt von 20 Kilogramm. Auf den Paketen und den
Paketkarten iſt der Inhalt kurz anzugeben, dieſer Vermerk iſt von dem
Abſender zu unterſchreiben. Vor unrichtiger Inhaltsangabe wird drin=
gend
gewarnt, weil das zur Beſchlagnahme der Sendungen führt und den
Paketverke
dem beſetzten Gebiet in Frage zu ſtellen dermag. Le=
Bücherſendungen nach dem beſetzten Gebiet ſind zoll=
andere
Paret wird neben einer Behandlungsgebühr
Zoll erhoben, und zwar in der Richtung n ach dem be=
is
5 Kilogramu 40 Pfg., bis 10 Kils 80 Pfg., bis
bis 20 Kilo 1,60 Mk., in der Richtung aus dem
Hälfte dieſer Sätze. Die Gebühren werde im beſetz=
n
Abſender oder vom Empfänger erhoben. Ausgeſchloſſen
endung ſind einſtwveilen noch Edelmetalle oder Fabrikate
von
delſteine und Halbedelſteine, Kunſtwerke, Seide und Seiden=
aus
di
Zigarren, Zigaretten, Pelze und Kürſchnerwaren,
fabrikate,
Elfenbein und ſeine Imitationen, Jett, optiſche und Präziſionsapparate,
Uihren und Uhrwerke.

Rentenerhöhung in der Invaliden= und Angeſtellten=
verſicherung
. Amtlich wird mitgeteilt: Nach der Verordnung
des Reichsarbeitsminiſteriums vom 20. Dezember gewähren die
Verſicherungsanſtalten ab 1. Januar 24 durch die Poſt den In=
validenrentnern
13 Mark Renten, den Witwen 9 und den Wai=
ſen
7 Rentenmark. In der Angeſtelltenverſicherung betragen die
entſprechenden Renten 30, 18 und 15 Rentenmark. Zu den In=
validenrenten
und dem Ruhegehalt tritt in den Fällen, in denen
nach den Verſicherungsgeſetzen ein Kinderzuſchuß gewährt wird,
die monatliche Zulage von je 3 Mark. Die Rentenempfänger in
der Angeſtelltenverſicherung ſcheiden hiernach ab 1. Januar 24
aus der ſozialen Rentenunterſtützung aus. Bei den Renten=
empfängern
der Invalidenverſicherung wird wegen der Aufwei=
tung
der Verſicherungsbedingungen eine Unterſtützung wvenigſtens
in der 1. Januarhälfte im allgemeinen nicht notwendig ſein.
Die hieſigen ſtaatlichen Penſionäre und Hinterbliebenen ſeien
in eigenem Intereſſe darauf aufmerkſam gemacht, daß rück=
ſtändige
, bisher noch nicht abgehobene Penſionsbezüge wegen des
Abſchließens der Ausgangsliſten bis längſtens 29. Dezember bei der
Landeshypothekenbank in Empfange genommen ſein müſſen.
Johannesgemeinde. Das Weihnachtsoratorium von Heinrich
Schütz, das am 4. Adbent in der Johanneskirche aufgeführt wurde, wird
am 1. Weihnachtsfeiertag, nachmittags um 4 Uhr wiederholt werden.
Um recht vielen dieſen hohen Kunſtgenuß zugänglich zu machen, wird der
Eintritt für jedermann frei ſein. Zur Deckung der beträchtlichen Unko=
ſten
werden beim Ausgang Gaben erbeten. Das Krippenſpiel der Mäd=
chenvereinigungen
wird am zweiten Weihnachtsfeiertag um 8 Uhr abends
wiederholt werden. Auch dazu iſt der Eintritt in die Kirche frei.
Krieger=Verein. Darmſtadt (1874) e. V., Zu einer
ſchönen Weihnachtsfeier hatte der Geſamtvorſtand nach dem Konkor
diaſaale gebeten. Nachdem das Orcheſter der Turngemeinde
Darmſtadt 1846, derſtärkt durch Mitglieder des Bundes ehemaliger Mili=
tärmuſiker
, einige flotte Armeemärſche vorgetragen hatte, begrüßte der
erſte Vorſitzende, Herr Dietz, die zahlreich etſchienenen geladenen Gäſte
und Kameraden, nebſt deren Familien, worauf ſich das abwechſelungs=
reich
zuſammengeſtellte Programm abwickelte. Herzlichſten Dank und
Anerkennung gebührt der neunjährigen Tochter Ludmilla des Kamera=
den
O. Wentſcher für ihre vorzüglich vorgebrachten zwei Tanzſtudien
Gliederpuppe und Großmütterchens Traum. Nach dem gemeinſam
geſungenen Liede O du fröhliche erſchien Knecht Rupprecht und be=
ſcherte
zirka 200 Kindern der Mitglieder mit allerlei nützlichen Sachen
und Sächelchen. Lobenswert ſaren auch die Darbietungen einiger Mit=
glieder
der Liebhaber=Bühne Darmſtadt 1922, in dem zweiaktigen Luſt=
ſpiel
: Der Weihnachtsbazar. Nachdem der erſte Vorſitzende die
Schlußanſprache gehalten, wurde vom Orcheſter der große Zapfenſtreich
mit Gebet, unter Mitwirkung eines Tambourkorps, zu Gehör gebracht.
I. Allgemeine mittel=füdd. Geflügelſchau in Darmſtadt. Der durch
ſeine alljährigen, ſtets gut beſchickten Vereinsausſtellungen über die
Grenzen der Vaterſtadt hinaus bekannte Geflügelzuchtverein Ornis
in Darmſtadt, ſucht das ſtetig wachſende Intereſſe an der Geflügelzucht
durch die Abhaltung größerer Schauen zu heben. Zum erſtenmale wird
er am 26. und 27. Januar 1924 mit einer ſol hen Ausſtellung in die
Oeffentlichkeit treten. Die Ausſtellungsmöglichkeit iſt hierbei jeder=
mann
gegeben. Nicht allein Geflügel, ſondern auch einfchlägige Ge=
räte
, Futterartikel uſw. werden in dem für dieſen Zweck beſonders
geeigneten Ausſtellungsgebäude auf der Mathildenhöhe zur Schau ge=
ſtellt
werden. Die Anmeldebogen werden zurzeit gegen Erſtattung der
Selbſtkoſten ausgegeben. (Siehe Anzeige in der heutigen Nummer.) In
Anbetracht der großen Arbeiten, die mit der Vorbereitung der Schau
verbunden ſind, iſt der Meldeſchluß für die Ausſteller auf den 9. Januar
1924 feſtgeſetzt. Es empfiehlt ſich deshalb, für die baldige Beſchaffung
der Anmeldepapiere, denen die näheren Ausſtellungsbeſtimmungen bei=
gegeben
ſind, beſorgt zu ſein.
C. Der Landesvorſtand und der Landesausſchuß der hefſiſchen
Zentrumspartei tagte am 21. d. M. gemeinſam mit der Zentrumsfraktion
des heſſiſchen Landtags im Konkordiaſaal. Auch vom beſetzten Gebiet
waren Vertreter anweſend. Neben der allgemeinen politiſchen Lage
wurde eingehend die Rheinlandfrage beſprochen. Allgemein und ein=
mütig
kam zum Ausdruck, daß die Lebensnotwendigkeiten der rheiniſchen
Bevölkerung und die Jutereſſen des Reiches den ſofortigen Wiederauf=
bau
des Wirtſchaftslebens und Herſtellung einer geordneten Verwaltung
erfordern. Der Landesausſchuß gibt der Hoffnung Ausdruck, daß die
zwiſchen der Reichsregierung, Frankreich und Belgien eingeleiteten Ver=
handlungen
zu einem für das Rheinland befriedigenden Ergebnis
führen und daß hierbei die Reichsregierung mit beſonderer Aftivität die
Lebensfragen des Rheinlandes einer poſitiden Löf
uführen inöge
Die rheiniſchen Parteifreunde werden aufgefordert, darauf zu vertrauen
daß die Zentrumspartei in dieſer Lebensfrage des Rhein
Schuldigkeit tut.
Die Neugeſtaltung unſeres Steuerweſens! Dieſe s wichtige und
höchſt aktuelle Thema behandelt Herr Dr. Friedrich Aaab in einem
öffentlichen Vortrag im Rahmen der wirtſchaftspolitiſchen Tagung der
Zentralſtelle zur Förderung der Volksbildung und Jugendpflege in
Heſſen. Der Vortrag findet am 28. Dezember, abends 8 Uhr, im g
heizten Saalbau bei freiem Eintritt ſtatt. Wir machen beſonders
auf aufmerkſam, daß es ſich nicht um allgemeine Darlegungen hande
ſondern um präziſe Vorſchläge zur Steuerreform. Der Referent
bindet als Leiter der Arbeitsſtätte für ſachliche Politik und als
rent beim Reichsſparkommiſſar gründliche Sachtunde mit weitem wi
ſchaftlichem Ueberblick und einer glänzenden Gabe der Da=
möchten
daher den Beſuch des Vortrags allen Kreiſen
Kafe
denjenigen aus Handel, Induſtrie, Handwer
Finanz aufs wärmſte empfehlen und nachd=
fordern
.
Allgemeine Ortskrankenkaſſe Darmſte
kanntmachung vom 22. d. M. iſt hervorz,
Beiträge für Dienſtboten monat
Zahlſtellen (welch letzteie nur
24. d. M. die Räume der Kaſſe wie
geſchloſſen ſind, hätte etwas
Montags und Dienstags zugänglich
datierende Bekanntmachung
frühzeitiger als durch die
ſind Kaſſe und neu gefchaffene.
kundgemacht werden ſollen.
n ſind die Zahlſtellen bis zu
Zahlſtellen geöffnet.
Donnerstags, von 8 bis 1 Uhr,
anderweiter Regelung M.t)
offen.
Winterſonnwendfeie
Freireligiöſe Geuei
er, findet am 2. Weihnachtsfeierte
verbunden mit Beſcherung
ße 10) ſtatt. Freunde find herzlich
nachmittags in der Log

einseiaden.

wieder obdachlos Gewwordenen hocken in einer anderen
t ait Anderen zuſammen, teilnahmslos, dem Frieren, Hun=
Ffroffnungsloſer Verzweiflung wehrlos ergeben.
ende Schritte draußen wecken abgeſtumpftes Empfinden.
ren? bang geſtammelt, als grauſige Gewißheit von an=
iitſetzt
geſchrieen: Soldaten! Angſtvoll aufgepeitſcht
chterlicher Erinnerung an Plünderung, Vergewaltigung,
Qual ſtürzt alles zur Tür prallt zurück vor einem
ankenden, weinenden Manne. Er krächzt mit bebender,
Stimme: Frieden! ſtürzt zu Boden, windet ſich in
en, ſchluchzt: Es iſt Frieden! wiederholt unabläſſig
faſſungslos: Frieden Frieden Frieden!
ein Echo fragt jemand: Frieden?
2 Stimme antwortet: Krieg! Ein Menſchenalter lang!
Jahre Krieg! Raub! Mord! Plünderung! Heimatlos
Tos beſitzlos Krieg! Krieg!! Krieg!!!
tterkeit, alle Qualen des Leibes: Hunger, Durſt, Froſt,
it, alle Quälen der Seele: Zweifel, Angſt, troſtloſe Ver=
Dit ſtöhnen aus dieſem ſchmerzlich wiederholten: Krieg!
Das fluchbeladene Krieg! Krieg! erſtickt das irr und
unfaßlich geſtammelte Frieden! Frieden! Aller Glauben
Gut, Liebe, Gottes oder der Menſchen waren in Kriegs=
Peſtängſten verſchüttet. In dreißig qualvollen Jahre=
rei

Wort Frieden verſchollen. Kinder, Männer und Frauen
as Wort noch nie gehört, oder vergeſſen und ſtanden kop
IH, verſtändnislos vor dieſem Neuen und fürchteten, daß
S iverſtandene Wort noch mehr an Grauen und Ekel ber=
Ote, als alles Erlebte.
Turm der Kirche Glockenklang

E
his
ihr
rau-1
rhe.2

menſchlichen Schreie und Aengſte in ſeinen Bann.
ge ruft und dröhnt und lockt und fordert die ſingende
Angſtverhetzte trennen ſich ungern von ihren lichtſcheuen
1i.
den in hohen Spitzbogen geſpannten bunten Kirchen=
flackert
mattes Licht. Auf den Stufen, die zum Portal
kniet ein Mann, die Hände gewölbt und offen dem
ſchneebedeckten Himmel enigegengeſtreckt, betet er. Dann
E ſich, winkt mit ſeinen Händen den verſchüchterten, noch
enden Dämmer der Holzſchuppen Zufammengedrängten,
Die Kirche. Wenige zaghaft folgen und drängen ſich an
und ſchauen im Innern der hochragenden Pfeiler
am Kreuze vom Bogen hängend, flaclernd beleuchtet

von einigen Lichten, die in dem dunkeln Grün einer hochragen=
den
Tanne brennen. Im windbewegten Schein huſchen Lichter
über das ſchmerzverzogene Geſicht des Gekreuzigten, geben
Wärme, zaubern Leben. Zögernd ſammelt des Lichtes Schein
die langer Nacht und Not gewöhnten harrenden Geſtalten. Sie
ſtarren i. das Licht, das ihren leeren Aucen Glanz verleiht.
Und von hem dunklen Altar her ſchwillt eine Männerſtimme
in immer tieferem Klang: Nun dankel alle Gott, mit Herzen,
Mund und Händen, der große Dinge tut, an uns und allen
Enden.
Ein Schauer, erfaßt die Menge, als nach dem Lied die
Männerſtimme mit einem Klang, der dem Singen glich, weiter=
ſprach
: Frieden, Frieden, frohlocken unſere Glocken, wie einſt
vor vielen Jahrhunderten in ſelbiger Nacht Engel den Hirten
auf dem Felde zujubelten: Ehre ſei Gott in der Höhe!
Frieden auf Erden, Frieden! Unſere Kindlein werden wie=
der
ſpielen, ſingen, lernen und fröhlich ſein, da der Mord von
der Welt genommen. Unſere Kinder werden mit lachendem
Mund uns das Leben wieder lehren, da der drohende Tod von
uns genommen. Unſere Kinder werden uns wieder die Freude
lehren, da die ſchmerzliche Angſt vor Verluſt von uns genommen.
uſere Kinder ſind jetzt dem Leben geboren, nicht mehr dem
ſenden Tod verfallen, der ſeit dreißig Jahren über uns hing,
ſch einer düſteren Wolke. Uuſere Kinder, wir alle, ſind heute
dem Leben neu geboren. Freut euch! Vor vielen Jahrhun=
derten
, als der verborgene Sinn der Welt vom Eigennutz über=
wuchert
war, ſandte Gott ſeinen Sohn der Welt. Ein kleine=
Kind ward geboren, in äußerer Not in Bethleyem, in einem
Stall, und gab als kleines Kind ſchon die Liebe, die ſo ſelten
getvorden war, der Welt zurück. Engel jubelten, Hirten erſchraf
vor Freude. Heute gab euch Gott Leben, Licht, Wonne, Freiß=
Weihnachten, Frieden auf Erden!!
Von der Türe her klang ein gequältes Schluchzey
blaſſe Weib, das die ungerechte Furcht vor der Peſt fo
Zepeitich
kniet dort. Geſehen, wollte ſie auf ſchwachen, entkräſtsen Füßeu
fliehen. Da umfingen die kraftlos Sinkende kräftiſe Männer=
arme
.

Schwäc mtordende Pe' fürchten ließ. Der Ma=
auf
dieAltarſt fen, de2 blaſſe Weih auf ſeine ſetzte ſich
nie gebettet,
ihren Köf an ſeiner füſt.

eure Zweifeet. Zeht 7uke Schweſter, wollt ihr Frieden, hennt
die Einzige ſein, die heuteie ſo matt dem
Tode laſſen?
nicht das Leben,
den Frieden S

Bannt die Roheik des Krieges, die Not eu
aus euren rzen! Xrieden! Glaubt an den’s Eigennutzes

De
Zen Güte, in

Herr Gott, ink
Weihnacht, die Du u
guch ihrem ger Kinder nicht
außenſtehen, unbeſchenki Schen
der Ohnerzen Frieden!
Da hob plötzlich das blaſe Weib, aus ſchendenacht erwachend,
den Kopf ſah zu dem von eimlich hu
flüſte: Schein warmt.
und ſebensvoll beſchienenen Gekreuzigten.
Das Licht
des Triedens!, ſtreckte ſih, ſank und 10
einem ſeligen
Lachel das noch nie zur ihre angſtverzerrten Züge entſpannt
hatte, uf den Knieen d’s Mannes
D4s Volk ſank (rfriffen in die Knie. Das Licht gao Seiu:
licher tille Wärme. Dann aber jauchzte die Glocke wieder z
vollens Tönen ihre Elöſende Freudenbotſchaft in das Land und
noch hgen

laß eines Deixeude an dieſer

Liebe Schweſter, was fehlt dir?
dämpftes Murmeln aus der Menge.
uim zu dir, zum
Licht. zum Leben, liebe Schtre
Mann und trug
die Ohnmächtie auf ftarken Aruie

Peſt klang ge=

Litte der Gläubigen,

zur Tanne, zum Licht, zu dem für
Gekreuzigten. Einige
tpichen zurück, da ſie eigennützi
immer noch in jeder

Die E7dgültige Schätzung der Erdbebenverluſte in Tokio.
huere Aufgabe des Wiederaufbaus der zerſtörten japa=
tädte
wird erſt jetzt ernſthaft in Angriff genommen,
sgelungen iſt, durch eingehende Schätzungen die Natur
sdehnung des Schadens endgültig feſtzuſtellen. Die ofſi=
Zerluſtziffern für Tokio, die in einem Bericht der Times
t werden, zeigen die rieſenhafte Ausdehnung des Un=
Der Geſamtwert der in Tokio zerſtörten Gebäude wird
63 790 000 Yen (1 Yen 2 Goldmark nach der
nblicklichen Valuta) geſchätzt. Vollſtändig niedergebrannt
218 (01 Gebäude, die ein Gebiet von 5 307 402 Tſubo (1 Tſubo

geſtürzt ſind. Im ganzen ſind 224 667 Häuſer in Tokio ſo zer=
ſtört
, daß ſie wieder aufgebaut werden müſſen. Zu dieſen zahlen=
mäßig
feſtgelegten Verluſten kommen dann noch die Zerſtörungen
von Waren und anderen Gegenſtänden, die Verluſte, die von der
Geſchäftswelt durch Nichteinhaltung von Verträgen erlitten wur=
den
, uſw. Die japaniſche Regierung hat einen außerordentlich
großen Komplex ſchwieriger Fragen zu löſen, um den Wieder
aufbau durchzuführen.

[ ][  ][ ]

Seite 4.

Daruſtädter Tagblatt, Dienstag, den 25. Dezember 1928.

Ortheuu. Oberettenſtiele. An beiden Feiertagen, 33. und 26. De=
zember
, neu einſtudiert: Die Bajadere, Muſik von Emrich Kälnän.
Kartenverkauf ſiehe Anzeige.
9 Provinzialausſchuß. 1. Freilegung der Kurve bei Lindenfels an
der Kreisſtraße RoßdorfGumpener Kreuz; hier: Klage der Gemeinde
Lindenfels gegen den Beſchluß des Kreisausſchuſſes Bensheim vom
10. November 1913. Erſchienen für die Gemeinde Lindenfels: Bürger=
meiſter
Schenck und Beigeordneter Gärtneu, für Kreisamt Bens=
heim
iſt niemand erſchienen. Der Kreisausſchuß hat die Gemeinde ver=
urteilt
, das zur Freilegung der Kurve nötige Gelände koſten= und laſten=
frei
dem Kreiſe zuu Verfügung zu ſtellen. Es handelt ſich um ein Stück
an einer Stelle, an der die Straße unüberſichtlich iſt. Gegen dieſen
Beſchluß hat die Gemeinde Beſchwerde bei dem Provinzialausſchuß
im Jahre 1913 auf Grund des Art. 33 des Kunſtſtraßengeſetzes von 1890
verfolgt. Die Sache kommt jetzt zur Entſcheidung, nachdem die inzwi=
ſchen
eingeleiteten Verhandlungen der Gemeinde mit dem Kreiſe nicht
zu einem Reſultate gelangt ſind. Die Gemeinde möchte das betreffende
Straßenſtück im Eigentum behalten, obwohl es außerhalb der Ortsdurch=
fahrt
liegt, und ſie würde ſich nach Angabe des Bürgermeiſters ver=
pflichten
, die betreffende Strecke nie zu bebauen. Die Entſcheidung
wird vertagt; das Gericht empfiehlt den Parteien (Kreis und
Gemeinde) gütliche Verſtändigung, weil es von der Anſicht ausgeht, daß
eine Eigentumsübertragung an den Kreis nicht unbedingt erforderlich
iſt, wenn die Unbebaubarkeit ſonſtwie ſichergeſtellt wird. 2. Klage
des N. Breitwieſer 6. zu Schaafheim und der Gemeinde Schaaf=
heim
gegen den Beſchluß des Kreisausſchuſſes Dieburg vom 20. 11.
1920, betr. Beſeitigung eines ordnungswidrigen Zuſtandes vor der Hof=
reite
des Erſtgenannten. Es handelt ſich um eine Ueberbrückung in
einer Straße des Ortes, von der Breitwieſer behauptet, daß ſie durch
Eindringen von Waſſer und Feuchtigkeit in ſeiner Hofreite Schaden
bereite. B. bringt zahlreiche Beſchwerden dieſerhalb auch an anderen
Behörden vor. Der Kreisausſchuß iſt der Anſicht elpeſen, daß die Be=
ſchwerden
B.s durch die Gemeinde aus deren Mitteln nach Art. 19
Kunſtſtraßengeſetzes abzuhelfen ſei. B. und die Gemeinde haben den
Beſchluß des Kreisausſchuſſes durch Klage beim Provinzialausſchuß an=
gefochten
. Beide ſtehen auf dem Standpunkt, daß der Kreis, der die
Ueberbrückung ausgeführt, auch für die eingetretenen Schäden verant=
wortlich
ſei. In der Sache hat bereits am 8. Juli 1921 dor dem Pro=
vinzialausſchuß
ein Termin angeſtanden. Damals wvurde Erhebung
eines Gutachtens durch Miniſterialrat Kuapp angeordnet. Der heute
erſchienene Gutachter iſt der Anſicht, daß der von B. beanſtandete Geruch
aus dem Sinkkaſten zwar vorhanden, aber bei den in Betracht kommen=
den
ländlichen Verhältuiſſen nicht grob=mißſtändig ſei; auch der Um=
ſtand
, daß der Sinkkaſten direkt vor dem Kellerloch ſich befinde, zwar für
B. mißſtändig ſei und eine fehlerhafte Ausführung inſofern enthalte, wenn
man die Lokalverhältniſſe in Betracht ziehe; in beiden Richtungen ſeien
aber die Mängel ſo geringfügig, daß keine großen Koſten gerade jetzt
aufgewendet werden ſollten. Die Entfernung des Sinkkaſtens an der
Stelle ſei für B. für deſſen landwirtſchaftlichen Betrieb (Abladen von
landwirtſchaftlichen Erzeugniſſen) wünſchenswvert. Von den zuſtändigen
Stellen ſei man B. reichlich entgegengekommen. Die Herausnahme des
Sinktaſtens würde wohl eine Ausgabe von 1000 Goldmark bedingen.
Es handele ſich um B.s Futterkeller, den er doch nicht gut verlegen
könne. Urteil: Der Klage der Gemeinde Schaafheim wird ſtattgegeben;
es wird der Beſchluß des Kreisausſchuſſes aufgehoben und die Nichtver=
bflichtung
der Gemeinde feſtgeſtellt. Die Klage des Breitwieſer wird
als unzuläſſig abgewieſen. 3. Beſchwerde des Adam Daum zu
Fränkiſch=Crumbach gegen das Kreisamt Dieburg wegen Nichterteilung
eines Wandergewerbeſcheins. Daum wurde der Schein verſagt, weil er
für den Unterhalt ſeiner Kinder nicht genügend ſorge. Ein Kind iſt in
Zwangserziehung; nach Anſicht des Kreisamtes ſoll der Wander=

Eiſten Suerei Del er id der Gencfie Fuie et
wein ausſchenken. Gegen ſeine Perſon liegen Bedenken nicht vor. Das
Bedürfnis wird ſeitens der ſtädtiſchen Kommiſſion und des Polizeiamts
nicht für vorliegend erachtet. Die Wirtſchaft ſoll im Seitenbau geführt
werden. Das 6. Polizeirebier erklärt die Ueberwachung für nicht gut
ausführbar. Kühne erklärt, er wolle den von ihm in der Kelterei hei=
geſtellten
Apfelwein nur in ſogen. Straußwirtſchaft (alſo zeitweiſe) der=
ſchänken
, Branntweinausſchank komme nicht in Frage. Polizeirat Becker
iſt auf Grund des Notgeſetzes gegen Konzeſſionierung. Da es fich um
eine Straußwirtſchaft handelt, iſt der Provinzialausſchuß nicht zuſtän=
dig
. 5. Geſuch des Adolf Stork in Offenbach um Erlaubnis zur
Ausdehnung ſeiner Schankwirtſchaft im Hauſe Sandgaſſe 8. Erſchienen
ſind Polizeirat /Becker und der Vorſitzende des Gaſtwirtevereins Herr
Schnauber für Stork. Stork will einen weiteren Raum zu Wirt=
ſchaftszwecken
, in=Sbſondere für Vereine, benützen. Die Rechtsdeputaiton
der Stadtverwaltung verneint das Bedürfnis aus Gründen der Woh=
uungsnot
, Polizei= und Kreisamt befürworten das Geſuch. Stork iſt zu
80 Prozent kriegsbeſchädigt. Die Ausdehnung der Konzeſſion wird ge=
nehmigt
.
N., 354 iſt nachzutragen: 1. auf Zeile 30 von oben muß es richtig heißen:
deſſen Schwiegertochter; 2. zur Entſcheidung: Zeile 4 von unten
muß es heißen: aber das Vorliegen eines einzelnen Falles iſt nicht ſo
ſchwe wiegend, um eine Schließung des Geſchäfts für längere
Dauer lotchf tigen. Ob, bzw. wann Heim das Geſchäft wieder
eröffnen darf, darüber hat das Kreisamt zu entſcheiden.
zweiter Inſtanz ge all die ſchöffengerichtlich zu 4 Wochen Gefängnis
nebſt 100 Millienen Get trafe verurteilte, ledige Suſanne Katherine
Dinges aus Bobſtadt. Dieſe führte den einſchlägigen Betrieb des
Haushalls und iſt für die Ublieferung der in den Handel gebrachten
Vollmilch verantwoitlich. Ma, hatte letztere beanſtandet und bei der
chemiſchen Unterſuchung etwa chtzehn Prozent Wäſſerung feſtgeſtellt,
auch Uebereinſtimmung mit den Brunnen zaſſer des D.ſchen Anweſens
gefunden. Hiernach erſchien die A geklagt , totz ihres Leugnens der vor=
ſätzlichen
Nahrungsmittelverfälſchung Uberfütrt, und es wurde ihre auf
Freiſpruch gerichtete Berufung hinſichtlich des 4 Wochen Gefängnis ver=
vorſen
. Die außerdem erkanute Geleſtraſ wäre eigentlich nach den ſchott=Schönau das Wort, der folgendes ausführte: Die Not der Ge=
neueſten
Vorſchriften in Goldmatk umzun deln geweſen, würde dann
jedoch nur noch Pfeunige betragen haben u,d kam daher ganz in Weg=
fal
. Auch die von dem Viehhändler Lenno Hahn aus Auerbach
erfolgte Berufung ſcheiterte, und es wurd
e Gefängnis lautende Urteil des Schöf das wegen Betrugs auf 4
engerichts nach wiederholter
Mon
zehme beſtätigt. Der ſchon wege, Schleichhand els ſw. vor=
Beweisatf.,Kagte hatte beim Verkauf einerKuh
geit Träck gkeit, ſo=
beſtrafte
Angekt rtrag vorgeſpiegelt, und
S=chwindel ka; bald ans
wie großen Mile,fungsfall des Gaſtwirtes
Gerns=
Licht. Der Beretung des 8 360 Pof. 10
heim betrifft Uebe tspflicht), und der leiſtung
ich
geſetzlicher Unterhing gegenüber einem unehel.
tzog

Lokale Veranſkaltungen.
Dſe bſerunter erſchelnenden Nolizen ſind ausſchließlich als Hinweiſe auf Anzeigen zu beirachien,
in keſnem Falle irgendwie als Beſprechung oder Krlil.
Gartenbauverein Darmſtadk. Die regelmäßigen

Winelerins Sragläufaſfe i, ein Wueſcnäler anterng gie
zuhalten, bei der er durch verſchiedene Darbictungen, insbeſondere auch
durch eine reich ausgeſtattete Verloſung die Mitglieder des Vereins für
den Ausfall zu entſchädigen hofft.
Deutſcher Oſtbund e. V. (Ortsgruppe Darmſtadt). Der
Vorſtand macht die Mitglieder an dieſer Stelle nochmals auf die, am
1. Weihnachtsfeiertag, nachuittags, im großen Saale des Feierabend,
Stiftsſtraße, ſtattfindenden Weihnachtsſeier aufmerkſam.
V. H. C., Zweigderein Darmſtadt. Der V. H. C. hält am
kommenden Sonntag, den 20. Dezember, im Konkordigſaal ſeine Weih=
nachtsfeier
ab. (Mäheres jieh Anzeige.)
e. V. hält am drit=

der recht zahlreich einfinden werden.
Der Evangeliſche Arbeiter= und Handweoker=
verein
veranſtaltet ſeine Weihnachtsfeier am Mittwoch, 26. Dez.
(2. Weihnachtsfeiertag), im Vereinshaus Feierabend.
Volkstheater. Daß das Volkstheater ſtets bemüht iſt, ſei=
nen
Freunden und Gönnern in jeder Weiſe gerecht zu werden, erſehen
wir an dem abwechſelungsreichen Spielplan, den es für die Feiertage
feſtgeſetzt hat. Die amüſante Poſſe Der Stabstrompeter, reich an
Verwechſelungen und tollen Einfällen, iſt auf das forgfältigſte einſtu=
diert
, und hält durch ein vortreffliche Wiedergabe derſelben die Lach=
muskeln
des Publikums in reger Tätigkeit. Mit Schnitzlers Meiſterwerh
Liebelei iſt Gelegenheit gegeben, das beſte Werk des Verfaſſers kennen
zu lernen. Auch für unſere Jugend bietet der Märchenſpielplan lehr=
reiche
und ſehr zu empfehlende Abwechſelungen. Durch die guten Dar=

Treue um Treue.
Ein kirchliches Nothilfe=Werk für das beſetzte Gebiet.
Der Deutſche Evangeliſche Kirchenausſchuß ruft ſoeben die deutſchen
Landeskirchen zu einer Nothilfe für die evangeliſchen Kirchen der beſetz=
ten
Weſtmark auf:
Auf unſeren Glaubensgenoſſen in der Weſtmark liegt ſchwverſte Not.
Kein Gebiet des Reiches leidet ſo unter Erwerbsloſigkeit, wirtſchaftlicher
Schwächung und äußerem und innerem Lebensdruck. Die evangeliſchen
Kirchen in Rheinland und Weſtfalen, in Heſſen und in der
Pfalz, einſt in blühender Kraft und ſtark genug zu helfen, wo evan=
geliſches
Leben in Not war, ringen um ihr Daſein. Ihre alte,
reiche Liebestätigkeit verkümmert. Die Schwierigkeiten des Verkehrs,
die Höhe der Reiſekoſten hemmen die gemeinſame Arbeit und den Aus=
tauſch
der Kräfte und zwingen Gemeinden und Pfarrern eine Verein=
ſamung
auf, in der die innere Kraft auch der Mutigen und
Tapferen erlahmt. Evangeliſche Bruderliebe muß die
Glaubensgenoſſen ſchützen vor dem Verſinken in gelaſſene
Verzweiflung. Ihre Gaben ſollen ein befruchtender Strom werden für
die kirchliche und Liebesar it der Tapferen und Getreuen in der Weſt=
mark
. Kirchenkollekten und freie Sammlungen unter
perſönlicher Mitwirkung der Gemeindekirchenräte und freiwilliger Hel=
fer
aus den kirchlichen Männer= und Frauenvereinen ſind das gewieſene
Mittel. Für die ſichere Ueberleitung der Gaben durch kirchliche Stellen
iſt zuverläſſig geſorgt. Der Kirchenausſchuß iſt gewiß, daß die Evan=
geliſchen
Deutſchlands vor aller Welt durch reiche Gaben beweiſen wer=
den
, daß der Wille und der Mut zur Selbſthilfe, ſoweit die Kraſt reicht,
in unſeren Kirchen nicht erſtorben iſt.

ſich ſeiner Verpflich, zu 60 000 Mark Geldſtraf
bekriude was die
der Vorinſtanz dafls unzureichend anfocht, erhi ſt. erurteiellagte nun=
Staatsanwaltſchaft Wochen Haft. In dem
der Aer Zündholz
mehr ſtatt deſſen Aingſtadt nebſt An, ſtellten,
im Juni d. Js. vor
fabrikanten aus Pſit Verurteilung
der Strafkammer neren Mong;/ A wegen i= ſtpreisüberſchreitung und
Betrugs zu je meh iſt nunn en G=fängys nebſt damals beträchtlichen
Geldſtrafen endigteniſion, zuehr am Reis gericht die von den Angcklag=
mn
un jenes Urteil rechtskräftiz ge=
ten
einge

worden,

Aus den Parkeien.

Jugendg=uppe der Deutſchen Volksparte? Die
Veihnacktöß er für die Gruppe wird diesmal im Samstag, den 29. d.
Mts., im kleinen Saal des Feierabend ſein. Die Mitglieder herden
gebeten, ſich abends 8 Uhr vollzählig und püntlich einzufinden und,
wie bisher üblich, Geſchenke freundlichſt zur Verfügug zu ſtellen. Laffee
wird gereicht, Gebäck möge jeder mitbringen, wie Kich zur Fe rung
etwas beitragen. Für reiche Vortragsfolge iſt Sorge zetragen, id der
Abend wird, wie in vergangenen Jahren, ein Weihnachsfeſt der Jugend
wverden.

* Roßdorf, 24. Dez. Auf Grund der Heſſiſchen Verordnung übe=
den
Verkehr mit Milch, Butter und Eiern vom 31. Okt. 1923
kann jetzt endlich am hieſigen Orte eine Kontrolle ausgeübt werden. Die
Kontrolle erſtreckt ſich in der Hauptſache auf Darmſtädter Milchham=
ſterer
, die die Milch mit großen Kannen hier zuſammenhamſtern. Es
iſt vorgekommen, daß zeitweiſe noch nicht einmal der örtliche Milch=
bedarf
gedeckt werden konnte. Die Gendarmerie in Ober=Ramſtadt iſt
beauftragt, die hieſige Ortspolizei zu unterſtützen. Mehrere Perſonen
wurden ſchon zur Anzeige gebracht. Durch das obige Geſetz kann hof=
fentlich
jetzt erreicht werden, daß die Milch an diejenigen Perſonen
kommt, wvelche ſie auch wirklich bedürfen. Der Darmſtädter und der
hieſigen Bevölkerung iſt damit Rechnung getragen. Der hieſige Orts=
Der Fall Hein vor dem Provinzialausſchuß. Zu dem Bericht in vorſtand hatte bereits Anfangs September d. Js. eine Milchkontrolle
einzuführen beſchloſſen; der Beſchluß fand damals jedoch bei der Auf=
ſichtsbehörde
keine Genehmigung.
X Ober=Ramſtadt, 23. Dez. Die Maul= und Klauenſeuche
iſt hier ausgebrochen.
Auerbach, 22. Dez. Weihnachtsſpende. Ein hieſiger
u. Strafkamme:. Milchpanſcherei war Gegenſtand der Verhandlung Villenbeſitzer, der in Amerika lebt, hat den Klein= und Sozialrentnern
unſerer Gemeinde eine große Weihnachtsfreude bereitet, indem er dieſen
Lebensmittel von beträchtlichem Werte überſandte. Die Geſchenke wur=
den
durch die Bürgermeiſterei auf dem Rathauſe verteilt. Dank dem
edlen Spender!
* Aus dem Neckartal, 24. Dez. Bahnbau. Kürzlich f wieder
eine ſtark beſuchte Vollverſammlung der Vertreter der zehn (* ¾rachtal=
gemeinden
Schönau, Altneudorf, Wilhelmsfeld, Heiligkreuzſtes. Eiter=
bach
, Lampenhain, Bärsbach, Hilſenhain, Vorder= und Hinterhek hach in
Schönau ſtatt. Bürgermeiſter Beckenbach= Heiligkreuzſteinach be=
grüßte
die Erſchienenen und erteilte Herrn Bürgermeiſter Mann=
+. inden wie auch des Reichs ſei infolge der Erwerbsloſigkeit derart
gewachſen, daß ſie auf die Dauer nicht mehr zu ertragen ſei. Die vielen
Erwerhsloſen, die Zahl 300 iſt bereits überſchritten, müßten unter allen
Umſtänden preduktiv deſchäftigt werden, und dazu gebe der Pusbau
der Steinachtalbahn NeckarſteinachSchönau die beſte Gelegen=
heit
. Alle Hinderniſſe, die dem Pahnhau früher entgegenſtanden, ſeien
jetzt behoben. Nach eingehender Debatte faßte man den einſtimmigen
Beſchluß, daß eine Abordnung ſofort bei dem Arbeitsminiſterium in
Karlsruhe vorſtellig werde, daß der Bahnbau alsbald in Angriff ge=
nommen
werde.
X Mainz, 24. Dez. Raubüberfälle. In ker (eſtraße
wurde ein Geſchäftsmann von drei Burſchen überfallen, zu Boden ge=
zvorfen
und eines Kiſtchens mit 200 Billionen Mark Geldinhalt beraubi.
Die Täter ſind entkommen. Eine Perſon wurde in dieſer Angelegenheit
verhaftet; ob und wieweit dieſelbe jedoch ſchuldig iſt, muß erſt die
Unterſuchung ergeben. Ein 19jähriger Arbeiter überfiel ein Mädchen
von Hechtsheim, entriß demſelben die Handtaſche und ging durch. Ein
Eiſenbahnbeamter nahm auf die Hilferufe des Mädchens die Verfolgung
auf. Der Räuber flüchtete in ein Haus, wo er mit Hilfe von Poliziſten
auf dem Speicher gefunden und hinter Schloß und Niegel gebracht wor=
den
iſt.
() Mainz, 22. Dez. Diebſtahl. Im hieſigen Tierheim ſind
verſchiedene Geflügelſorten geſtohlen worden. Insbeſondere haben es
die Täter auf Hühner und Gänſe abgeſehen.
K. Klein=Linden, 21. Dez. Der älteſte Altveteran unſeres Dorfes,
Eiſenbahnbremſer i. R. Johannes Müller, iſt, 81 Jahre alt, ge=
ſtorben
. Er iſt im Kreiſe Wetzlau geboren und nahm als preußiſcher
Soldat an der Schlacht bei Königrätz teil. Der hieſige Kriegerverein
gab ſeinem älteſten Mitglied das letzte Geleite und legte einen Kranz
auf dem Grabe nieder.

Rummer 31

Reich und Ausland.
Aus der Reichshauptſtadt.
Wegen eines Scheckbetrugs in Höhe von 50 Billia
50 000 Goldmark tird der 27 Jahre alte Bankdirekt
Lerch von der hieſigen Kriminalpolizei geſucht. Ler
* au
berg ſtammt, gründete auf Halleſchen Ufer 20 ein Ban
dem hochtönenden Nauen einer Kredit= und Handelsbank.
dieſes Geſchäfts beſtunden in einem einzigen Zimmek, in dem
Baufdirektou ſelbſt, eine Maſchinenſchreiberin und eini=
arbeiteten
. Die neue Gründung fand auch Zuſpruch. Ver=
ſeiner
Kundſchaft beſonders auch Effekten anvertraut. Se
gingen, ſo lange gut, als die Börſenhauſſe andauerte,
ſchlage aber, der dann eintrat, wuchſen dem Direktor die Verbindl=
über
den Kopf. Zu Anfang dieſes Monats erhielt er nu
anderen Bank einen Scheck über 50 Billiarden auf die Reich=
aber
geſperrt war. Dieſen präſentierte er bei einer dritten B
ihn auch auszahlte, weil ſie von der Sperrung erſt erfuhr, als
wieder in Zahlung geben wollte. Als man jetzt den Betrüge
M. ſtellen wollte, war er mit dem Gelde verſchwunden,
Bank, die geſchloſſen war, fand man nur noch wenige
einem Treuhänder übergeben wurden. Es wird vermu
Flüchtige verſuchen wird, ins Ausland zu entkommen.
ſeiner Gründung wurden er ſellſt, ſeine Zimmerwirtin und
feſtgeſtellt.
Lieber Gott, die Regierung ſtiehlt . . ."
In einem Brief an die höchſte Inſtanz ſchilderte, wie
Blätter erzählen, ein armer Teufel in bewegten Wyrten.
es ihm gehe und wie ihm mit hundert Franken für lang
geholfen wäre. Der Bettelbrief wurde. An den lieben Gott
um mit zehn Nappen frankiert in den Briefkaſten gelworfen.
war artig genug, den Brief mit der ſeltſamen Adreſſe nich
beſtellbar zu betrachten. Sie übergab ihn der Regierung de=
Thurgau zur gefälligen Erledigung. Man machte dort der
den Hergott auf, las die beivegte Klage, und die fünf Regi=
legten
aus dem eigenen Geldſäckel fünfzig Franken zuſamme
ſie dem armen Teufel zukommen. Tags darauf kam de
ſchenkten. Adreſſe wieder An den lieben Herrgott
ſchreiben wurde aber der liebe Herrgott gebeten, da=
hundert
Franken nicht durch die Vermittlung der Regieru
Bittſteller gelangen zu laſſen; denn die Regierung habe v.
lichen Mandatſendung fünfzig Franken für ſich behalten.
Aus den Tiefen des Weltmeeres.
8 Im Hafen von Toulon ſucht man das Wrack des z
in die Luft geflogenen Panzerſchiffes Liberté zu heben. Ein
wurde bei ſeinen Arbeiten von einem rieſigen Tintenfiſch an
Es gelang ihm nicht, ſich von der furchtbaren Umarmung
Tier zu befreien, er mußte die Notleine ziehen. Als man ihr
Oberfläche beförderte, hing der Fiſch noch an ihm und kor
nach langem Kampfe getötet werden. Deu Taucher erklärte,
Wrack ein Aufenthalts= und Zufluchtsort für zahlreiche
Meeresungeheuer geworden ſei und daß er bereits mehrere
ſolche getroffen habe, ohne indes angegriffen worden zu ſein,
2
Gport, Spiel und Turnen.
Handball.
Turnverein Bickenbach I Turnverein 1876 Eberſtabt I 0:1 (
Zum fälligen Rückſpiel trafen ſich am vergangenen Sonnta=
Mannſchaften in Bickenbach. Nach dem Vorſpiel in Eberſtadt (8
Bickenbach) zu urteilen, war ein ſcharfer Kampf zu erwarten.
wurde, nachdem Eberſtadt in der zweiten Halbzeit durch einen Dr.
meterball in Führung gegangen war, eine immer ſchärfere Note
Spiel getragen, ſo daß ſich der Schiedsrichter genötigt ſah, zwei
bacher Spieler vom Platze zu verweiſen und das Spiel gegen Schl.
zweiten Halbzeit durch unſportliches Verhalten einiger Bicken
Spieler bedingt, beim Stande 1:0 für Eberſtadt, abzubrechen.
Fußball.
Germania=Eſchollbrücken Union=Ober=Ramſtadt 19:2.
Am 23. Dezember weilte Union=Ober=Ramſtadt in Eſchollk

Eeehie Se en er en et
Gegners Hälfte. Die dritte Minute bringt ſchon das erſte To
Eſchollbrücken. Bei der Pauſe ſteht das Spiel 6:2 für Eſchollbr
Nach der Pauſe ſetzt Eſchollbrücken den Torreigen fort. Ober= Ra=
glaubt
durch Schiedsrichterbeleidgung etwas zu erreichen. Jedoc
Schiedsrichter läßt ſich von ſeinem gerechten Standpunkt nicht abbr
Er verweiſt zwei Spieler vom Platze. Beim Schlußpfiff ſtand das
12:2 für Eſchollbrücken.
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Tageskalender.
Dienstag, den 25. Dezember 1923.
Landestheater, Großes Haus, Anfang 6 Uhr, Ende 10 Uhr
Lohengrin. Kleines Haus. Anfang 2 Uhr, Ende
Firlefanz. Abends 7 Uhr, Ende 10 Uhr (Zuſatzmie
Verkündung, hierauf Krippenſpiel. Orpheum
Die Bajadere‟. Liedertafel, abends 7 Uhr, in
Saalbau: Weihnachtsfeier. Union=, Reſidenz=, Zentral=2
Palaſt=Lichtſpiele: Kinovorſtellungen.
Mittwoch, den 26. Dezember 1923.
Landestheater, Großes Haus. Anfang 6 Uhr, Ende
(E 9, e 5): Roſengarten. Kleines Haus, nachn.
Firlefanz. Abends 7 Uhr, Ende nach 10 Uhr: Zar und
mermann. Orpheum, 7. Uhr: Die Bajadere‟
Reſidenz=, Zentrai=Theater, Palaſt=Lichtſpiele: Kinovorſtellunge

auptichriftteitung: Rudolf Mauve
Verantwortl für Politik und Wirtſchaft: Rudolf Mauve
Verantwortlich für Feuill ton und Heſſiſche Nacrchten: Max Streeſ
Verantwortlich, für Sport: Dr. Eugen Buhlmann
Veranrwortlich f31 Sctlußd (n g: Andreas Bauer
Verantwerilich für den Inſ ratentel!: Wilky Kuhle
ruch und Verlag: 2. C. Wittich ſämtlich in Da=mſtadt.

Die heutige Rummer hat 12 Zeiten

[ ][  ][ ]

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ZTERHALTUHGSBLRTT UHD FRRUcHZEITUHGDeS DHR(DSTTDTER THGBLAII

Weihnachtsgedanken.
Weil ihr denn Kinder ſeid,
hat Gott geſandt den Geiſt
ſeines Sohnes in eure Herzen. Gal. 4. 6.

s wäre wahrlich unwürdig, wenn man am Weihnachtstage
dan ſeihnachtswunder in ein dogmatiſch=theologiſches Meinungs=
ge
3 hineinrücken wollte. Denn was ſich immer auch verſtan=
des
näß für oder gegen das Weihnachtsevangelium, ſo wie es
di irche heute vermittelt, mag vorbringen laſſen, das iſt ge=
w
ü ienes Kind von Bethlehem hat, als es zum Manne heran=
ge
war, den tiefſten religiöſen Gedanken, der je gedacht zuor=
de
3t, der Menſchheit gebracht, den Gotteslindſchoſtsgedanken!
Um s hat ihn der Menſchheit bringen können, weil in ihm
ww e die ganze Fülle der Gotrheit leibhaftig!
icherlich ſind, die gegenwärtigen Menſchen, von einigen
Su: im Lande abgeſehen, weit davon entſernt, dieſen großen,
ties Gedanken Jeſu, der ſich für ſeinen (laüben und ſeines
Les3 heilige Beſtimmung ans Kreuz ſchlagen ließ, in ſeiner
ge: Bedeutung und Herrlichkeit naſzuds iken. Unſere Zeit
iſt unkindlich wie nur irgend möglich. und nun gar für ein
iges, ſeeliſches Verhältnis von Diesſeits und Jenſeits,
eit zur Ewigkeit, wie es der Gotteskizdi haftsgedanke aus=
dr
fehlt ihr jeder Sinn. Die einen ſind gänzlich beherrſcht
vo en Sorgen um irdiſchen Gervinn. Die Börſe iſt ihr Him=
me
nd die Frage, wie ſie den Nächſten um ſein Geld bringen
körn, damit ſie ihr Geld auf dieſe Weiſe vermehren, bedeutet
ihr nzige, ernſthafte Beſchäftigung. Andere wieder verlieren
ſich ſelbſtſüchtigen und ehrgeizigen Kampf um kleinliche Par=
Sie jagen, wah’los in den Witteln, nach Aemtern oder
keinen Preis ſcheuerd, an erlangten Aemtern feſt, um
Ma zu haben. Diesfeitsſorzen ſind es und Diesſeitsgüter, die
der enſchen von heute ausſchließlich zu ſchaffen machen. Und in
dies Einſeitigkeit ihrer Lebensrichtung liegt ihr Unglück, Ver=
irr
!
ſer darin offenbart ſich nun gerade das große Werk Jeſu,
S ſeine Mitmenſchen aus dieſer knechtiſchen Erdgebundenheit
erl wollte, indent er ſie zur Göttlichkeit ihrer Natur hinführte,
ind er ihnen predigte, daß ſie mehr ſeien als die Blumen auf
der elde und die Bögel unter dem Himmel, daß ſie den leben=
diggx
wigen Gott, der von Anbeginn der Welt an war und im=
ſein
wird, zum Vater hätten. Wiſſet ihr nicht, welches
Kinder ihr ſeid? Und ſo lange es darum noch Menſchen
S wird, die ſich zu Jeſu und ſeinem Werk bekennen, die unter
eir eiſtige Führerſchaft ihr Leben und ihr Wirken ſtellen, ſo=
läm
wird auch der Gotteskindſchaftsgedanke unter den Menſchen
leb=( g bleiben. Solange werden ſich auch immer wieder und
wis unter den lichtgeſchmückten Weihnachtsbäumen Menſchen
zuſ nenſinden, die wiſſen: Es iſt erſchienen, die heilſame
Gnu. Gottes allen Menſchen und züchtigt uns, daß wir ſollen
ver Inen das ungöttliche Weſen und die weltlichen Lüſte, und
zuck) gerecht und gottſelig leben in dieſer Welt, und warten
auff ſelige Hoffnung und Erſcheinung der Herrlichkeit des
gros, Gottes und unſers Heilandes, Jeſu Chriſti, der ſich ſelbſt
für3 gegeben hat, auf daß er uns erlöſete von aller Ungerech=
tigk
, und reinigte ſich ſelbſt ein Volk zum Eigentum, das fieißig
wär1u guten Werken! Es kommt dabei gar nicht darauf an,
SZahl derer groß iſt, denen unter dem Weihnachtsbaum
dieß alte Weihnachtsevangelium noch etwas zu ſagen hat, ſon=
der
ur daruf, daß die, welche von ihm erfüllt ſind, das Licht
werr ausſtrahlen laſſen, welches ihre Seele erleuchtet. Leben=
Beiſpiel und freudiger Bekennermut waren noch immer
Eſten Träger göttlicher Ideen!
beklagenswert es darum auch iſt, zugeben zu müſſen, daß
geg 2 ärtig den meiſten Menſchen das Weihnachtsfeſt nicht
mer edeutet als eine kurze Ruhepauſe in der Alltagsordnung,
e wertvoller uns dennoch das ſein: alle die zu rechter
=We rchtsfreude um das Weihnachtswunder zuſammenzuführen,
hrhafte Weihnacht feiern wollen, auf daß ſie der Weih=
nackh
, otſchaft teilhaftig werden; den Menſchen, die noch abſeits
ſtehl als ein Wohlgefallen, Gott aber zur Chre! Dr. W.8.

4Der Stern von Bethlehem
Das war die weite, tiefe Nacht von Bethlehem
Iſt aller Menſchen Weg am Zaun der Zeit,
Wenn ſich der Dunkelheit unendliche Raumloſigkeit
Ueber die Dinge legt iſſ nur ein Taſſen, bang
Am Abgrund her und iſt ein Einken ſchwer
In Nacht und Noi, in Gofivarlaſſenheit.
Das iſt die weite Nacht von Beihlehem:
Die große Hülle deckt das Teben zu
Kein Herz, das ſehend zu dem andern weiß,
Und iſt kein Schlafen, keine ſüße Ruh
In Dunkels weiter All=Verlorenheit
Iſt nur die große Weliverlaſſenheſt
And aller Seelen ſchwirren durch den Raum.
Das iſt die tiefe Nacht von Beihlehem,
Da iſt im Grund ein kleines Licht erglüht
Ein Fenſſer leuchtet wie ein einzger Stern
In ſchwarzer Breiie, wie ein Auge glüht,
Wie leiſe Stimme, die die Liebe ſingt
Unendlichkeit ward Raum, die Nacht erlöſt:
Ein Licht iſt aller Seelen, aller Müden Ziel,
Ein Licht hat angezündet Weltverlaſſenheit,
Daß alle Fernen, Himmel in Erfüllung glühn
Des großen Leuchtens aller Seligkeit,
Das aller Seelen Hüllen heil durchſchneit,
Das in den Menſchen leiſe ſelig weint
Das Glück der ſelgen Gottverbundenheit.
Das iſt die weite Nacht von Beihlehem.
Des Dunkels Hülle deckt uns alle zu.
Im Traum ein Glanz, ein Licht im Tal erglüht,
Ein Frühling, drin die Engel Gottes ziehn
In hellen Wieſen, da die Quellen ſchön
Im Morgen klingen, wenn die Vögel flöten,
Da in dem Glanz von erſſen Morgenröten
Im Garten vor dem Haus die Roſen blühn.
Das iſt die tiefe Nacht von Bethlehem,
Da aus dem Grund das helle Leuchten ſchwillt;
Daß aus dem Himmel goldne Fülle quilt:
Der Engel Reigen mit dem ewgen Lied
Der Ehre Gottes und der Seligkeit
Des ſüßen Friedens der Gotteinigkeit
Der Welt und aller Seelen o die Nacht
Iſt Licht geworden: ewger Tag die Welt.
Die tiefe beite Nacht von Bethlehem
Decki nun die Dunkelheit die Welten zu,
Iſt Traunz und ſüßes Schlafen ſelger Ruh
Im Welt, grund ein Licht und allen Zeiten fern
Durch alle Zeiten leuchtend Gottes Stern.
Erich Bockemühle

Pa-1

der 1

Sei
mi

drs
ſpiei
bar;
vorle

*Oas Tannenbäumchen.
ine fleine Weihnachtsgeſchichte aus unſeren Tagen
von Karl Heſſelbacher.
Aae te
außen wohnt ſie vor der Stadt, wo die großen weiten
liegen. Auch um ihr Landhaus zieht ſich ein kleiner Park,
ſen verſchwiegenen Matten hohe, dunkle Bäume ſich heben.
.. ja, was bedeutet das Wort einſt für Tauſende und
ſende in Deutſchland! Dort ſpielte ſie als Kind, während
ter in der Majorsuniform auf dem Rappen am Tor er=
und ihr Grüß Gott, Wilde! zurief. Und die Mutter
f dem Balkon und winkte dem Davonreitenden den Ab=
gruß
. Und dann liefen die Jahre und es war ein Tag,
ein junger ſtattlicher Mann aus einem der erſten Häu=
Stadt um ihre Hand warb. Wie ſtrahlte die Welt, als
czeitsmorgen kam. Ehe ſie das weiße Brautgewand an=
yrte
ſie der Vater lächelnd auf eine der Wieſenflächen des
Dort am Rande des gewundenen Weges ſtand, ein
pflanztes Tannenbäumchen. Sieh, Wilde! Das iſt zu
Ehrentag gepflanzt, hoffentlich werden einmal meine
inter der Tanne ſpielen!
H. das Tännchen wurde groß, während die kurzen Jahre
ude dahinſprangen. So ſchnell, ach, ſo ſchnell! Der Major
nicht, daß Enkelkinder unter dem Lännlein ſpielten. Denn
waren dem jungen Paar verſagt. Der Geſchäftsgang
Stadt war nicht, wie der junge Mann erwartet hatte,
Kenntniſſe als Chemiker lockten ihn zu größeren Wag=
Er zog mit ſeiner jungen Frau nach Holland. Von
rs gab es Ueberſeehandel. Aber in ſeiner Bruſt war ein
licher Gaſt, der langſam ſeine finſtere Macht über das
Des Fleißigen ausreckte. Und der Tag kam, an dem die
* ihrem greiſen Vater ſchreiben mußte: Haſt Du noch
ätzlein für mich in Deinem Landhaus? Ich bin allein.
Sie ben meinen Gatten hinausgetragen auf den Totenacker.
ich friert in dem fremden Land!

Augen zuſchaute.
D daun? Was fragt ihr lang? Dann kam der Weltkrieg
T Trauerzug hinter dem Sarg des Mojors, der als Ge=

dauauf die Wehklage um die A=utter, die es ohne ihren Gatten
in der truftlos gewordenen. Welt nicht mehr ertrug. Und dann
und ban
Fremde zogen, in das ſchöne Landhaus, das viel zu weit=
räumig
war für die Einzelſtehende. Und ſie ſaß noch in einem
einzigen Stübchen im Erdgeſchoß. Wer fragte nach dem Frieden
einer Einſamen? Wer bot ihr Schutz gegen die wilde Gewalt der
Vielen, die nach einem Unterkomunen ſuchten und die ſchwachen
Frauenarme zur Seite ſchoben, die ſich um ihr Letztes wehrten?
Freilich das gehörte ihr noch. Aber ſo, wie die Häuſer
heute vielen in Deutſchland gehören. Laſt und Not. Und da=
bei
bittere Armut, die knum den Biſſen Brot fand für den fin=
ſteren
Lebenstag.
Aber das Tännlein wuchs und grünte und ward ein ſtarkes
ſchönes Bäumlein. Und es war ſchon ſo groß, daß man mit
itwas Geduld und Geſchicklichkeit unter ſeine Zweige ſchlüpfen
und drunter ſitzen konnte. Bis auf den Boden herunter neig=
ten
ſie ſich, und wer unter dieſen Zweigen ſich zuſammen=
huſchelte
, ſaß wie in einem wonneſamen Kinderverſteck. Dorthin
verkroch ſie ſich an manchem Sommertag, wenn ihre Arbeit in
den feinen Häuſern, in denen ſie Näharbeit tat oder Kinder
beaufſichtigte, ihr einen Augenblick des Aufatmens ließ. Und
dort ſtieg die Welt vor ihr auf, die einſt über dieſen Raſen ge=
gangen
war. Grüß Gott, Wilde! hörte ſie eine wohlbekannte
Stimme. .
Nun ging es auf Weihnachten zu. Sie ſchritt eilig über die
breite Alleeſtraße, ihr Arbeitstäſchchen in der Hand. Die Frau
Bankdirektor Herzfeld, die noch ihren Vater, den Major, gut ge=
kannt
hatte, hatte ſie gebeten, ein paar Tage in ihrem Haus zum
Nechten zu ſehen, weil die Vorbereitungen für das Feſt der
Dame keine Zeit ließen, ſich ihrer Kinder anzunehmen.
Auf der Allee waren die Chriſtbäume ausgelegt zum Ver
kauf. Man durfte nicht an das Früher denken, wenn man die
dünnen Dinger ſah, die da lagen, und die Preiſe hörte, die da=
für
verlangt wurden. Kinder ſtanden um die Herrlichkeiten und
ſchauten auf ihre Mütter, die mit den Verkäufern lange feilſchten,
bis ſie ſeufzend das Geldmäppchen zogen und die Scheine in die
Hände der Männer aus dem Walde legten.
Kinder nein! Dies Jahr geht es nicht! hörte ſie mit einem
Male eine Stimme. Eine Männerſtimme. Sie klang in einem
zarten, weichen Ton, wie man ſie ſelten aus Männerkehlen hört.
Die Stimme war ihr bekannt. Nichtig! Dort ſtand ert

* Klaſſiſche Weihnachten.
Von Alexander v. Gleichen=Rußwurm.
Das Klaſſiſche iſt zeitlos, es behält ſeinen Wert und ſeine
Wirkung durch alle Wandlung und jeden Wechſel, es ſteht mit
erhabener Kühle in der Siedehitze des Tages ein Idol; ein
Bild, an das der Blick ſich mit Sehnſucht heſtet. In dieſem Sinn
können wir dies Jahr klaſſiſche Weihnachten feiern und in der
Grinnerung zu jenen in die Vergangenheit niederſteigen, deren
Bort, Werk und Leben Troſt und Kraft für unſere Zukunft
ſpenden.
Aus Reichtum und Stolz, wie ſie um die Jahrhundertwende
über uns gebreitet waren, geht der Weg zu Armut und Demut,
wie ſie dem klaſſiſchen Weimar trotz des Bewußtſeins von Men=
ſchenwürde
und geiſtigem Glanz innewohnten, denn nur aus
Armut und Demut heraus läßt ſich Verlorenes wiedergewinnen.
Klaſſiſche Weihnachten nenne ich dieſe Betrachtung, weil ich eine
klaſſiſche, das iſt eine zeitloſe Gabe herbeizuwünſchen und herbei=
zudenken
verſuche, jene Cabe, die Wille und Zuverſicht vereint
bringen und die der zweite Jäger in Wallenſteins Lager mit den
Worter, meint: Des Menſchen Wille, das iſt ſein Glück.
Kraft und Schönheit gehen von allem Klaſſiſchen aus, weil
der Wille zu Kraft und Schönheit in allem Klaſſiſchen enthalten
iſt. Wenn uns dieſer Wille als Gabe, die wir uns ſelbſt ſchenken,
zuteil wird, kann Weihnachten, kann die Winterſonnenwende zum
Ausgang einer neuen Zeit werden, abgekehrt von allem Jammer
und Elend, unter denen wir litten und leiden. Das ſymboliſche
Zeichen des Jahres iſt das Rad, deſſen zwölf Speichen die zwölf
Monate bedeuten. Wenn ſich das Rad wendet, kehrt die Sonne
zurück. Aber eine Hand, eine Zugkraft, muß das Rad in Be=
wegung
ſetzen, und dieſen Antrieb giht der Wille, der Wille, der
das Weltall beſeelt, der Wille, der ein Volk erfüllt, der Wille, der
das Leben des Einzelnen geſtaltet.
Der klaſſiſche Gedanke iſt die Stärkung des Willens.
Darum ſind klaſſiſche Weihnachten ein Feſt des Willens, der
ſich in jedem denkenden Individuum ſtählen muß, um aus der
Sonnenwende in der Natur auch eine Wende, im inneren und
äußeren Leben von Volk und Menſch zu machen.
In einem Brief kurz vor dem Feſt ſchrieb Wilhelm von Hum=
boldt
an eine Freundin: Der Menſch fühlt ein Bedürfnis, die
großen Ideen, die in ihn gelegt ſind und die er in der Natur aus=
geprägt
findet, in dem kleinen Kreiſe ſeines Daſeins nachzubil=
den
, umd oft, ſelbſt wenn er ganz anderen aus dem gewöhnlichen
Leben geſchöpften Bewegungsgründen zu folgen Aaubt, folgt er
in der Tat dieſem geheimen Zuge. Und dieſer geheine Zug be=
ſteht
darin, den eigenen Willen dem kosmiſchen harmoniſch ein=
zufügen
.
Goethe hat namentlich als älterer Mann ſtets ein deut=
liches
Unbehagen empfunden, wenn die Tage immer dunkler und
kürzer wurden, und er litt bis zum Weihnachtsfeſt oft unter
melancholiſcher Bedrückung. Dann aber, wenn die Winterſonnen=
wende
zum Ereignis geworden, machte ſich, unwillkürlich eine
frohere Stimmung geltend, und der Dichter empfand in ſich jenen
Willen zum Frühling, der von der Natur ausgehend das menſch=
liche
Herz hell und freudig macht.
Der Wille zum Frühling macht das Weihnachtsfeſt zum
klaſſiſchen Erlebnis, zum inneren Ueberwinden, des Zeitlichen,
wenn es uns noch ſo rauh und kalt anfaßt. Leben heißt kämp=
fen
, ſchrieb Seneca in einer anderen klaſſiſchen Zeit. Wir fühlen
mehr denn je die Wahrheit dieſes Wortes, und es geht uns dabei
wie dem Prinzen im Märchen, der ſich nicht umſehen darf, wenn
er durch die Schreckniſſe des Weges ſicher zum Ziel gelangen will.
In der Willensenergie, ſich nicht umzuſehen, liegt tiefe Weisheit.
Bei dem, was wir durchmichen, darf man nur vorwärts ſehen,
um es zu üherwinden, wei die Sehnſucht nach allem Schönen
der Vergangenheit Schwäche bedeuten würde. In Schillers letz=
r
großer Weihnachtsgabe an das deutſche Volk, dem Wilhelm
ell, ſagt Stauffachers Frau, als ihr Mann mit der Entſchei=
ung
zögert: Sieh vorwärts, Werner, und nicht hinter dich
w

ueral draußen im Oſten am Fleckfiebet geblieben war, und bald / iter dem Haufen der Frauen, die ſich um die ſchönſten Bäume
Hängten. Es war der Doktor Heiligmann. Die Stimme, di=
ſoruhig
und freundlich zu den Kindern ſich neigte, war auch
einmlüüber ihr erklungen. Im letzten Sommer. Da war ſie
gelegen, 87d. und jämmerlich, an einem Fieber, das ihren
armen Kopf in Gut und Schmerz tauchte. Und der Gütige war
gekommen, hatte ut ſie geſorgt Tag um Tag. Ein freundliches
Lächeln hatte um ſere Lippen geſchwebt, als er ſagte: Das.
Vieber muß mit einerbeſonderen Medizin gebrochen werden.
und dann war ſeine Fraü gkommen und hatte Eier in ihrer
Handtaſche, und wieder kam er un brachte ein Fläſchlein Wein,
und es war merkwürdig, wie viele Freunde des ſeligen Herrn.
Majors ſich mit einem Male der Verliſenen erinnerten und ihr
den Mittagstiſch deckten. Und immer wider die zarte, herzliche
Männerſtimme mitten in all dem langſame Geneſen. Wie ein
köſtlicher Sonnenſchein, unter dem eine Blme ſich ſachte dem
Himmel zuhsbt.
Kinder! Man kann auch einmal Weihnachte feiern ohne
einen Baum!. Wir nehmen ein paar Tannenzweigedie ſtecken
wir in den großen Blumentopf, in dem unſere Palme gſtanden
hat ſtüher, und ein paar Lichter hat die Mutter noch vomVor=
jahr
. ünd dann ſingen wir gerade ſo fröhlich wie einſt, g4?
Sein gütiges Lächeln ſtrahlte herab auf ſeine zwei Kinder, 1e
er ac beiden Händen führte. Und dann neigte er den Kopf gegen
den Verkäufer und ging. Der Mann aus dem Walde zuckte die
Ackſeln.
Wenn die Reichen ſo ſind . . ." brummmte er verdrießlich
in ſeinen roten Bart. Er wußte nicht, wie es mit dieſen Rei=
chen
ſtand. Die waren freilich reich, aber in anderen Gründen
als in dem leergewordenen Geldmäppchen.
Noch eine war, die nicht begreifen konnte. Das war die
ſtille Einſame aus dem Landhaus vor der Stadt. Doktor Heilig=
mann
? Der ihr vor einigen Wochen, als ſie ſchüchtern um die
Rechnung bat, weil aus Holland ein paar Gulden von ehemali=
gen
Geſchäftsfreunden ihres Mannes gekommen waren, geſagt
hatte: Längſt bezahlt, liebes Fräulein! Längſt bezahlt! Doktor
Heiligmann?
Sie ſah, wie die beiden Kinder ſich noch einmal umrehten
und durch die dunklen Geſtalten der kaufenden Leute noch dem
Bäumlein ſuchten, das ſie ſich erwählt hatten, und das jetzt in
ber Hand eines ſtämmigen Mannes ſich wiegte, der mit Prüfen=
dem
Blick es maß, ob es auch groß genug ſei.
Doktor Heiligwann konnte
R. 7

[ ][  ][ ]

Nummer 50

Unterhaltungsblatt und Frauenzeitung

Dieſe Mahnung gilt für die heutige Winterſonnenwende allen,
die das Kommende allzu gern im Vergangenen ſehen und dem
klaſſiſchen Wort nicht den Willen zur Zukunft, ſondern die Kritik
des Einſt entnehmen. Goethes Weihnachtsſtimmung, Schillers
vorwärtsdrängendes Wort begleiten uns in den Frühling, wie
ſich auch die Wintermonate geſtalten mögen.
In den Dichtern lebt die Sehnſucht, lebt die Begeiſterung,
denn der Gedanke ſtirbt nicht, wenn auch der Mund längſt ſtumm
geworden, der ihn verkündet. Das will nicht ſagen, daß unſer
Daſein unter den gleichen Verhältniſſen verläuft wie das Daſein
früherer Zeit und mit denſelben Worten jetzt wie einſt gelenkt
werden kann, das heißt vielmehr, daß ein großer vorwärtstrei=
bender
Wille in die Zeiten hinaus wirkt, um neue Generationen
in das Ferne, Unbekannte zu leiten, als Triebkraft in den Spei=
chen
des ſymboliſchen Rades. Deshalb feiern wir mit unſeren
Dichtern klaſſiſche Werhnachten, lebendig, vorwärtsſchauend und
trotz allem voll Hoffnung erfüllt. Damit ich recht verſtanden
werde, ſtelle ich an den Schluß der kleinen Betrachtung über
unſere Dichter und den Geiſt, der die Winterſonnenwende erfüllen
ſoll, einen Spruch Heinrich von Kleiſt:

Nicht aus des Herzens bloßem Wunſche keimt
des Glückes ſchöne Götterpflanze auf.
Der Menſch ſoll mit der Mühe Pflugſchar ſich
des Schickſas harten Boden öffnen, ſoll
des Glückes Erntetag ſich ſelbſt bereiten
und Taten in die offenen Furchen ſtreun.

Damit iſt poetiſch umriſſen, was der alte Spruch meint, wenn
er ſagt: Des Menſchen Wille iſt ſein Himmelreich. Daß ein
Wille in uns reif werde und die Pforten eines Himmelreichs
öffne, iſt der Gedanke, der klaſſiſche Weihnachten in Herz und
Sinn lebendig macht.

* Inſel des Lichts.
Von Reinhold Braun,
Das menſchlichſte der Feſte umglüht uns wieder mit ſeinem
ſeligen Glanze mitten in der Unmenſchlichkeit der Zeit und der
Erde. Und wir fühlen mit Schauern auf der einen Seite, die
Größe des göttlichen Gedankens, der aus dieſem Feſte mit ſeiner
Wunderbarlichkeit ſich hebt, und auf der anderen Seite die ſchier
grauſige und troſtloſe Abgründigkeit, mit der das Menſchen=
geſchlecht
ſich immer weiter von dem Sinne dieſes Feſtes fortlebt.
Es iſt, als hätte ein Tod die feinen Blumen der Seele ſataniſch
wie mit Gift überhaucht und man blickt, wenn man in das Men=
ſchengeſchlecht
hineinſchaut, in eine Oede, über der ein ſchwerer,
ſternenloſer Himmel ſteht. Aber gerade gegenüber dieſer Erſchei=
nung
müſſen wir das Sieghafte dennoch wahrhafter Seelen=
lebendigkeit
und Lichtgläubigkeit in die Tage rufen. Weihnachten
heißt nicht nur das Kind in ſich hinnehmen, ſondern auch wiſſen,
daß aus dem Kinde ein Held werden muß und ein Held ward,
der einging in das Myſterium des Opfers. Ja, Weihnachten
heißt, mit einer Art Lichttrutzigkeit durch die Tage gehen und das
Lächeln der innerſten Weisheit und der unbeſieglichen Hoffnung
haben. Und weiter heißt Weihnachten feiern, ſtill ſich wahrhaft
ſammeln mit allem wahrhaft Lebendigem und Sehnſüchtigem
und Einkehr halten in der Inſel des Lichtes, die für die wirk=
lich
vorhanden iſt, die mitten im quirlenden dunklen Strome, die
ſetwas wiſſen von der tiefſten Wirklichkeit des Lebens und die
das Ewige durch die Welt tragen und in ſie hineinzulehen ſuchen,
trotz aller Hinderniſſe und aller Dämonenhaftigkeit der Tage. Und
dieſe lichtlebendigen Einkehrer wiſſen auch, daß im Laufe der
Jahrhunderte und Jahrtauſende immer mehr Menſchen heimfin=
den
werden zu der Seligkeit der Weihnachteinſel.
Inſel des Lichtes, Eiland unſerer heiligſien Sehnſucht, wir
grüßen dich mitten auf der Grauſigkeit unſeres Dafeins aus der
Armut unſerer Lage. Wir grüßen dich als die heilig Trutzigen,
als dis mächtig Gläubigen, als die innerlich Kindlichen und roch
als Die, die Erſehnten als Helden zu leben. Inſel des Lichtss,
du unſer Glückland, da nicht Berechnung iſt, ſondern alles ſchen=
kende
Tugend, da nichts iſt vom Gehetztſein, ſondern alles leben=
dig
iſt vom ſchönen, ſtillſeligen Bereitſein, vom Warten der weihe=
vollen
Inwendigkeit. Eiland der großen Geſchwiſterlichkeit der
Seelen, Land unſerer Träume, und doch das Land der höchſten
Wirklichkeit. Weil zweierlei in dir alles iſt: Seele und Ewigkeit.
Inſel des Lichts, wahrhaftige Heimat, wir grüßen dich und deine
Wunder werden die Gnade und Schönheit unſeres Lebens. Ei=
land
, da wir entrückt ſind in höhere Welt, in dir werden wir ſtark
und licht und wir gehen in den Alltag zurück mit dem Blicke, die
nur das innerſte Glück kennt, und mit der Kraft aus der Höhe.
Dennoch, dennoch, Inſel des Lichtes, Weihnacht, wir laſſen dich
nicht, du ſegneſt uns denn.

* Der Lichterbaum.
Eine Chriſtbaumſtudie von Dr. Johannes Kleinpaul.
Eine Weihnachtsfeier ohne einen Chriſtbaum im Schmucke
ſtrahlender Kerzen, vermögen wir uns nicht wohl vorzuſtellen.
Er iſt das Haupt= und Glanzſtück. Wo er fehlen ſollte, da wäre
kein Feft. Heiliger Abend aber iſt überall, wenn auch ſonſt
alles andere Beiwerk fehlt, wenn nur er da iſt, er allein. So
empfinden wir das Volk der Dichter, das man in dieſem Falle
auch das der Träumer; nennen könnte. Da wir aber auch das
Volk der Denker ſind, fragen wir, gründlich wie immer, wann=
und wo hat ein Lichterbaum wohl zuerſt gebrannt?

Jahrgang

die Geſchwiſter beſchäftigt iſt. Er ſpricht von dem Verg
das die Kleinen haben werden, und von den Zeiten, da
die unerwartete Oeffnung der Tür und die Erſcheinung

ausgeputzten Baumes mit Wachslichtern, Zuckerwerk und 5
in paradieſiſche Entzückung ſetzte.
Aus Kindheitserinnerungen ſagt das der Dichter nie
ſeinem Elternhauſe zu Frankfurt a. M. brannten Lichter
nicht, ſonſt hätte er wohl in Dichtung und Wahrheit dat=
ſprochen
, oder bei manch anderer Gelegenheit, denn dieſe g
nung war ihm über alles lieb, ſeit er ſie kennen lernte,
lang; bis ins ſpäte Alter konnte er eine Weihnachtsfeier be
von Stein nicht vergeſſen, wo der Kinderſchar unter dem
lenden Chriſtbaume beſchert worden war. Lernte er ſie j.

Gebrannt, das Wort iſt doppeldeutig. Wir ſagen leichthin,
lar kennen? Ein Weihnachtsfeſt hat er dort nicht verleht!
wenn wir zur Weihnachtszeit abends durch die Straßen gehen,
im Jahre 1774 in ihm auflebte und Ausdruck fand, z

daß da und dort ein Chriſtbaum brennt und freuei uns über Erinnern an ſeine Leipziger Studentenzeit wo er imbah
ſeinen, uns von fern oder nah durch Fenſter und Gardineen ent=
im
Hauſe des Kupferſtechers Stock, des nachmaligen Gro
gegenſcheinenden Schimmer. Wenn er aber wirklich brennte‟,

wäre die Sache gefährlich!
Das leitet uns auf die Spur, weshalb die Geſchichte des
Lichterbaums ſcheinbar wenigſtens verhältnismäßig jung
iſt. Im Mittelalter war es höchſtens in Kirchen möglich, einen zeit, ſtatt des Lorbeerkranzes auf ihrem Standbild in V
Weihnachtsbaum anzuzünden, oder Leuten geſtattet, die über von Ernſt Nietſchels Meiſterhand, einen Lichterbaum zt
ihnen denken. Schiller ſah einen ſolchen früher ihm war er
foeite Räume verfügten, keinesfalls aber in Bürgerhäuſern, we=
liche
Kindheitserinnerung, als ſolches ebenfalls tiefſtes.
geßliches Erlebnis. Folgendes Vorkommnis aus dem
1793 bezeugt das. Damals weilte er mit ſeiner Lotte in de
Heimat zur Weihnachtszeit und ſein Freund Hove be=

Theodor Körners, zun erſtenmale einen Weihnachtsbaum j.
zenſchimmer ſah.
Goethe und Schiller man könnte ſich, jetzt, zur Weib:

* Deutſche Weihnacht 1923.

Noch immer herrſcht mit hochgeſchwungner Hippe
Der Tod, und vor ihm her, blutgierige Meute,
Hetzt Haß und Hohn, mit ſchaurigem Geläute,
Gekoppelt an das klappernde Gerippe.

Die geile Jagd macht ſiumm uns Herz und Lippe.
Wir wagen nicht die Freude mehr am Heute.
Schaurig erſcheint das Bild uns, das uns freute:
Zum Kinderſarg wird uns die Weihnachtskrippe.

Und doch: die Weihnachtsglocken klingen wieder.
Neu tönt der Ruf ber Höhe, ſtark und lind,
Der ewge Ruf: Und Friede ſei auf Erden!

Wird dieſes Mal der Ruf vernommen werden?.."
Diesmal die Welt ſich ſammeln um das Kind? . .."
Wir lauſchen wieder auf die alten Lieder.
Otto Ernſt Heſſe.

gen der damit verbundenen Feuersgefahr, im Hinblick auf die
behördlichen Beſtimmungen ſogar die Verwendung offener Lich=
ter
auf beſtimmte Zimmer (in den unteren, einigermaßen maſſiv
gebauten Stockwerken) und Stunden beſchränkten. Indeſſen, bei
den kirchlichen, für die ganze Einwohnerſchaft gemeinſamen Weih=
nachtsfeiern
, mögen wohl ſchon zeitig Lichterbäume zur Verherr=
lichung
des Chriſtfeſtes gedient haben. Da aber ſchließlich jeder
gern einen für ſich haben wollte, entwickelte ſich der ſeltſame
Brauch, daß man, namentlich die Jugend, mit brennenden Lich=
terbäumen
durch die Straßen ging, bis das im Jahre 1711 König
Friedrich I. ſeinen lieben Berlinern, am 18. Dezember allen
Ernſtes verbot: Weil mit den Lichter=Kronen auf dem Chriſt=
abend
viel Gaukeley, Kinder=Spiel und Tumult getrieben wird,
alſo befehlen wir Euch hiermit, nicht allein ſolche Chriſt= und
Lichterkronen gänzlich abzuſchaffen, ſondern auch die Chriſt= Met=
ten
nicht des Abends, ſondern des Nachmittags um 3 Uhr zu
halten. Anderswo hat ſich aber dieſe Sitte bis in die neueſte
Zeit erhalten; in Goslar wiſſen ſich ihrer viele Leute noch aus
ihrer Jugend her zu erinnern, kaum ein Menſchenalter weit
zurück.
Wenn wir unſere Dichter und Künſtler hierüber befragen,
die nicht immer nur Propheten, ſondern auch Schilderer ihrer
Zeit waren, ſo blicken wir auf Lichterbäume nicht eben weit zu=
rück
. Um von Letzteren zwei der Bekannteſten zu nennen ſo
haben Chodowieki und, was verwunderlicher, Ludwig Richter
noch keinen ſolchen dargeſtellt, ſo wichtig ihnen der Chriſtbaum
als Weihnachtsfymbol war; immer zeichnen ſie ihn ohne Kerzen.
Und die Dichter?
Mit Werthers Leiden hat Goethe im Jahre 1774 den Lich=
terbaum
in die Literatur eingeführt und dadurch zur Verbrei=
tung
dieſes köſtlichſten Sinnbilds aller deutſchen Weihnachts=
feiern
ungemein viel gewirkt. Werther kommt am Sonntag vor
dem Chriſtfeſt zu Lotten, die mit Weihnachtstzoxbereitungen für

Am Weihnachſtsabeno traf ich ihn ganz allein vor einem n
großen Weihnachtsbaum mit vergoldeten Nüſſen, Pfeffer
an, der von einer Menge kleiner Wachskerzen erleuchtet und mi
lei buntem Zuckerwerk geputzt war. Heiter lächelnd betr
er den Baum und naſchte von ſeinem Zierat herab.
verwundert, was er da betreibe? Oh, ich erinnere mich
eigenen Kindheit, und dabei freue ich mich, die dereinſtig
meines Sohnes (den ihm im September zuvor Lotte
jetzt ſchon im voraus zu genießen. Der Menſch iſt nur
in ſeinem Leben Kind, und er muß es bleiben, bis er ſein
heit auf ein anderes. Weſen vererbt hat.
Füſt zür Zeit Schillers Geburt, im Jahre 1750, iſt ab
lichtgeſchrüickter Weihnachtsbaum ſchon ſeine früheſte E
nung in der Literatur in einer Schrift Jung=Sti
bezeugt.
So ſind es alſo unſere größten Dichter, die als Erſte
berichteten, daß ſie den Lichterbaum ſahen! Wer zündet
erſten an? Schillers Mutter? Nein, die nicht, doch aber eine
Lange galt als die Erſte, von der man das wußte, ein
bekannte. In einem im Jahre 1737 erſchienenen Buche des
tenberger Rechtsgelehrten Fiesling aus Zittau über Die
Chriſtgeſchenke leſen wir:
Wenn die Ueberreichung der Geſchenke denn doch
gewiſſen Feierlichkeiten vor ſich gehen ſoll, ſo gefällt mir
am Beſten die Art und Weiſe, wie eine Frau, welch
einem Hofe lebte, die Beſcherung veranſtaltete. Am He
Abend ſtellte ſie in ihren Gemächern ſo viele Bäumcher
wie ſie Perſonen beſchenken wollte. Aus deren Höhe, Sc
und Reihenfolge in der Aufſtellung konnte jedes ſofort
nen, welcher Baum für es beſtimmt war. Sobald die
ſchenke berteilt und darunter ausgelegt und die Lichter au
Bäumen und neben ihnen angezündet waren, traten die
der Reihe nach in das Zimmer, betrachteten die Beſche
und ergriffen jedes von dem für es beſtimmten Baum un=
darunter
beſcherten Sachen Beſitz.
Schade, daß wir ihren Aamen, nicht wiſſen, die ſo
Weihnachten beging. Doch ſie war nicht die erſte, um auf
kommen, müſſen wir überraſchender Weiſe über hu
Jahre weiter zurück! Im Jahre 1611 veranſtaltete die He
gin Dorothea Sibylle von Liegnitz=Brig
Schloſſe zu Brig für die Kinder ihrer Umgebung eine
Weihnachtsbeſcherung, und davon wird erzählt: Alle Ki.
wurden für den Nachmittag um drei Uhr zu einer Kurzt
eingeladen, dans wurden ſie durch adlige, als Engel verkle
Fräuleins in den Saal geführt, und darin ſtanden grüne Tau
an denen diele hunderte von Wachslichtern brannten.
Ob daz eit=a hoch die Frau war, deren Kißling in
oben erwähntet EPift wer weiß zufolge welcher Ueber
rung ge achie? Wie dem auch ſei, freuen wir uns, daß ä
Lichterbaum=Erinnerungen auf edle Frauen zurückweiſen!
wäre Weihnachten rhne Frau, ohne Mutter!?
Und ſo haben andere Frauen, Fürftentöchter, in viel ſpC
Zeit unſer deutſches Weihnachtsſinnbild auch über unſere (
zen hinaus geführt. Nachdem es die Berliner 1780, die
burger 1796, die Dresdener 1807, die Danziger 1815, die Mi
ner und Wiener 1817 kenne:: lernten, ſah man im Jahre 18
merkwürdiger Weiſe gleichzeitig zum erſten Male in Le
und Paris, hier dank der Heimatstreue der Herzogin
Orleans, einer mecklenburgiſchen Prinzeſſin, am Weihn
abend Lichter brennen.

Es war ſchon graues Dämmern, als ſie ihrem Landhaus
zuſchritt. Ueber dem weiß verſchneiten Wieſenplan ſtanz ihre
geliebte Tanne, unter der ihr Bilderse lichten Kinderzeit und
des kurzen Jugendſonntags wieder zu kommen pflegten. Schrell
eilte ſie ins Haus. Im Erdgeſchoß wohnte neben ihrem ſchmalen
Zimmerchen, das man ihr noch gelaſſen hatte, ein junger Tech=
niker
, den ſie um ſeiner rückſichtsloſen Jugendfriſche willen be=e

* Der Heimatloſt,
Eine Weihnachtsgeſchichte.
Von Hans Schoenfeld.
Im Grenzſtrich zwiſchen Oſtfriesland und Holland wohnt

* Narſchenbäuerin auf ſtattlichem Hof. Sie hauſt ganz allein
ſendere ſloh. Aber jetzt galt kein Zögern. Sie pochte an ſeinein
noſſen Einſamkeit des weiten Küftenlandes und
finſtere, wehrhafte Frau. Die Kunden, die auf der Walze
Tür. Er rief ſie herein.
Dürfte ich Sie richt um eine kleine Gefälligkeit bitten? Dief nach Holland ſind jene z eifelhaften Gefellen, die in dem
Zollgebiet zwiſchen den beiden B2ichen entweder verdächtigem
Stimme klang mit einem ängſtlichen Beben.

Der junge Mann ſchaute von ſeinem Reißbrett auf, auf em
er irgend eine Maſchinenſtizze ausarbeitete.
Ei, ſieh da, unſere graue Mauerſehwalbe, 2 ſonſt weitab
von den Behauſungen der Menſchen fliegt! lchelte er gutütig.
Was kann ich Ihnen tun?
Sie haben eine Säge, wie ich geſsEn habe! Wollen Sie
mir nicht einen Baum in den, Järte Fabſägen?
Er ſchaute ſie mitleidig a. Ob das arme Weſen am Ende
kein Holz mehr hatte, um zr Stübchen zu heizen?
Aber gnädiges Frülein, mein Holzvorrat iſt ſo groß, daß
ich mir gern erlaube möchte. . .4
Sie wurde dukelrot.
Nein, nein. .. ſtammelte ſie. Kommen Sie doch!
Und dan führte ſie ihn zu ihrer Tanne.
Bit, ſägen Sie ganz unten am Boden!
Schade um das ſchöne Bäumlein! Man ſieht ſelter, ein
ſol gut gewachſenes Tännchen. Der ideale Chriſtbaum!
Wirklich? Und ein Ton wie von einer Glocke wa= als
zie das rief. So voll Jauchzen. . .

Ein Klingelriß am Korridor, wo das Schild Dr. eilig=
mann
angeheftet war. Die Frau des Arztes kam heraus. Eine
wundervolle Tanne lehnte an der Glastür. Ein Zettel: Das
Chriſtkind aus dem Wald grüßt die Kinder des Doktors Heflig=
mann
! Und dann ein Jubeln. . .

Fenſtern des Hauſes, in dem Doktor Heiligmann wohnte. Sie
ſchaute zu den Fenſtern hinauf, durch die Kerzen ſünkelten. Leiſe

Am Chriſtabend ging eine ſchmale, dunkle Geſtalt unter den
hörte man durch die geſchloſſenen Fenſter Kindergeſang. Irgend
ein Weihnachtslied, man konnte die einzelnen Töne nicht unter=
ſcheiden
. Und die Wandernde unten in der menſchenleer gewor=
denen
Straße ſtand und laufchte. Wer bei dem ſchwachen Licht
der ſtillen Straße ihr Geſicht hätte fehen können, der hätte Augen
geſchaut, in denen eine Freude lag. Eine große Freude. Die
ſtanente nicht aus dieſer Welt.

Gewerbe nachgehen oder ſich aus den deutſchen Gaucn oft vom
fernſten Süd oder Oſt her verflogen haben, weil ſie neinten, es
lebe ſich alleweil außerhalb Deutſchlands, beim fremden Nach=
bar
, beſſer , wiſfen ein Lied von ihr zu ſingen, veyn ſie an=
ſprechen
kommen. Da iſt ein ſcharfer Hofhund und ſo eine maſſige
Weibsgeſtalt, wie ſie da oben gedeihen, die gleich mit dem
Schießprügel am Hoftor erſcheint, mit den Augen funkelt und
böſe Worte im finſterſten frieſiſchen Platt faucht. Von den
Walzbrüdern, die ſich am Kreuzweg treffen und ihre Eindrücke
über gut und ſchlecht Wetter im Umkreis austauſchen, hat noch
keiner dem anderen erzählen können, wie’s drinnen im Hauſe bei
dem Mannweib ausſchaut.
Dieſe Bäuerin ſaß am heiligen Abend des fünften Nach=
kriegsjahres
bei früher Dämmerung in lichtloſer. Diele vorm
glühenden Torffeuer unter rußgeſchwärztem Hängekeſſel, blickte
finſter wie nur je drein, den Kopf in die klobige Hand geſtützt,
und ließ ſich vom Wind im Kamin bittere Dinge vorheulen
ein Stück deutſchen Schickſals, wie’s der große Krieg mit ſich
brachte. Da klagte es vom Wind im Rohr: Ja, damals da
warſt du ganz eine andere. Eine zuverſichtliche, zufriedene Fra=t,
die gelacht hätte, wenn eine gefragt hätte, ob ſie meine, das müſſe
immer ſo bleiben: Der rüſtige Bauer, der Jungbauer und das
geruhige Leben zu Dritt. Was mußten ſie dir auch den Man:
wegſchießen, wo andere in die Emsmarſchenhöfe heil heimgekom=
men
waren. War das Gottes gnädiger Wille, daß ihr der
junge Sohn in ruſſiſcher Gefangenſchaft noch draufging? Nun
nar ſie ſo, wie ſie war niemand zuliebe und dem allmächtigen
Weltenlenker am wenigſten. Mochte ſich jeder vorſehen, der
ihrer Schwelle nahte! Sie war mit der Welt fertig und ließ
ſie nicht mehr hinter die Hoftüre. Dies letzte Reich hielt ſie ſich
mochte das, was ſie ſonſt Reich nannten, ſein, wie und was
es wollte.
Es mochte in der ſechſten Abendſtunde ſein, da ſchlug der
Hund wütend an, und am Stubenfenſter klopfte es. Die Bäuerin
blieb, wie ſie ſaß. Es klopfte dringlicher. Ihre ſcharfen Augen
unterſchieden die unſicheren Umriſſe einer Mannsgeſtalt. Ver=
achtung
krümmite ihr die Lippen.
Nun ſprach eine bängliche Stimme: Um Gottes willen, mach
doch iver auf. Iſt denn die ganze Bude wie verhert?
Die Bäuerin lachte grimmig lautlos in ſich hinein. Wie
e
recht der Burſche ſpradf

Ach Gotte, nee du mei liewer Gott, abber ſo was!
der draußen, auf= und abgehend. Mer verblutet ſich am
noch. Wär mer das geſagt hädde vor Jahr und Dag. D
Eich ä heilicher Awend! Hungrich und angeſchoſſen und
Bleiwe bei den Wädder! Die Stimme entfernte ſich.
Die Bäuerin hatte ſich ein wenig aufgerichtet. Sie lau
Ihr Herz klopfte, aber ihre Wut ſtieg. Die Stimme tat
an. Eine junge Stimme war’s, faſt noch eines Knaben.
klägliche Sächſiſch des hergelaufenen Burſchen kümmerte ſie
Zum Scherzen langte es bei ihr längſt nicht. Aber der T.
dieſer Stimme, der ſetzte ihr zu. So hatte ihres Enno St
bisweilen aufgeklungen, und ſie mochte das beſonders.
dieſer Enno war aus der Schar der Lebenden ausgetilgt
Töten erſcheinen nicht mehr. Mochte der Bengel ſehen, K.
mit ſich fertig wurde! Lügenfack da2! Blutet! Solche Mittel
fingen bei Geſine Onnen nicht mehr, haben andere ganz a.
bluten müſſen. Und wofür he wofür? Waren orden
ſeßhafte Menſchen. Gingen zehn ſolcher Pennbrüder auf
der Art. Soll verbluten, der Taugenichts!
Und doch erhob ſich die Bäuerin, drehte das Licht an
trat ans Fenſter. Verwies den Hund mit lauter, ſch.
Stimme, daß der Penner draußen es hören mußte. Richtie
kam’s ſchon aufs Fenſter zugeſvankt, und der Singſang fine
neuem an. Die Blicke der ſpähenden Frau ſaugten ſich
Dunkel hinein, dem Kunden ins Angeſicht zu forſchen. Lie
ſtalt am Wege faßte Poſto. Eine Mütze wird demütig ge
und ein Sprüchlein gar kläglich aufgeſagt: Ach, lieber Herr
gute Frau. Seien Se doch ſo freindlich, und laſſen Se mich
Ich habe eens abgekriegt, als ich über de Gränze wolte.
wirklich und wahrhaftigen Gott ſo. Ich bin kee. Lump
Sehen Se mich nur bei Lichte an. Sis ne Chriſtenpflich
zeſagen am heilichen Awend.
Die Bäuerin ſtieß den Feuſterflügel auf. Sie herrſcht
Greiner zornig an: Sweig man, Du Narr! Das ſteht Lich
an, verſtannen? Wenn’s Du unbefugt übers die Grenze /!
willſt, dann verdienſt Du eine opgebrannt, Du. Jetzt komn
Aber’s dat will ick Dir ſeggen, mien Jung: Stehſt Du
nicht an, dann fliegſt Du allweder rut.
Ja, ja! beeilte ſich die Stimme erleichtert zu beiſe
Awer der Hund.
Bangbüx! knurrte die Bäuerin und begab ſich auf dei
Wie ein Häuflein Unglück ſtand der junge Burſche bo.
miaſſigen Frau. Schande! brummte das Weib. Es ſa4
aber mit dem Bluten. Doch viel hatte es nicht auf ſich 2
das ſah ſie gleich. Vielleicht nur eine Schramme von Stock
Stein. Geſine ſetzte ſich. Der Bengel ſtand mit der Mat
den klammen Pfoten. Jetzt vertell man! heiſchte die Bäu
Aberſt ſtreng bei die Wahrheit bliewen! Ich kiek Dir duich

durch. Wo kommſt all her? Was haſt Du bei den Holländern
uchen? Ohne Paß natürlich! Biſt all ut Sachſen. Kann
dart bliewen. Moet all in der Welt rumſtolpern, Dus

[ ][  ][ ]

ahrgang 1923

Unterhaltungsblatt und Frauenzeitung

Nummer 50

O Der de

* Weihnachten.

Brich an, du ſchönes Morgenlicht!
Das iſt der alte Morgen nicht,
Der täglich wiederkehret.
Es iſt ein Leuchten aus der Fern,
Es iſt ein Schimmer, iſt ein Stern,
Von dem ich längſt gehöret.
Zeihnachten: Einſt in ſorglos glücklichen Vorkriegszeiten für
namentlich die Kinder, der Inbegriff aller irdiſchen Freu=
d
Wenn dieſer Tag erſchien, dann brachte er meiſt die Erfül=
Im kange gehegter, ſtiller Wünſche mit ſich. Wie in einem
Fy che von Gebe= und Nehmeſeligkeit, erlebten wir den Höhe=
pu
. des Feſtes: die erſten Minuten unter den entzündeten Ker=
z
ies reich geſchmückten Chriſtbaumes und eine Reihe Gau=
mn
enüſſe ſorgten dafür, daß die nachfolgenden Weihnachtsfeſt=
tcy
immer von neuem uns zum Bewußtſein brachten, daß die
hnachtszeit, ſel ge Zeit, da uns Gott der Herr erfreut!
die Familie, die innerlich ſich ſo oft voneinander entfrem=
dand
in Gefahr kam, ſich nicht nur räumlich voneinander zu
tw en, ſondern völlig auseinanderzufallen, ſie rückte in dieſer
S gegenſeitigen Erfreuenwollens, gegenſeitiger Beglückung
dr. Erfüllung eines erlauſchten Wunſches wieder enger zuſam=
uy
und fand ſich wieder zuſneuer Eintracht, neuer befeligender
Einſchaft.
ind heute, zur Weihnacht 1923? Wie ſcheu verſchließt da
Si vor dem anderen ſeine Sorgen und Kümmerniſſe, ſein Ban=
go
lon der Ungewißheit der Zukunft. Wie von unſichtbarer
Wir umgeben lebt einer neben dem andern dahin, ſcheut die
bo ende Ausſprache über das, was ihn betrifft, quält ſich, härmt
u-ſorgt ſich allein in der Annahme, den anderen ſchonen zu
n und ahnt kaum etwas davon, wie ſehr er mit dieſer Zu=
iiltung
und Abgeſchloſſenheit zur allmählichen Abkühlung
d cmilienbeziehungen beiträgt. Kann unter ſolchen Verhält=
n
5, dem Feſt der Liebe, dem Weihnachtsfeſte, die früher ge=
r
te Stätte bereitet werden? Kann es unter dieſen ſo ſchwer
bs cenden Begleiterſcheinungen zu dem werden, was wir alle
d hm erſehnen und was es uns auch heute noch ſein kann: zu
eSi! Feſt des Friedens, der ſtillen Einkehr und des frohen Aus=
b
3 auf kommende beſſere Zeiten? Es müßte wirklich recht
tros werden, das diesjährige Weihnachtsfeſt, wenn wir
7eu, wir Mütter und Gattinnen, Schweſtern und Bräute,
n. dazu beitrügen, ihm ein anderes Gepräge zu verleihen. Das
a bermögen wir alle, wenn wir für kurze Zeit einmal von
u abwerfen, was der Alltäg, einem unentrinnbaren Netze
gE, an Nöten und Sorgen über uns warf. Wir ſind ja ſo
kr oll, wenn wir uns deſſen erinnern, was wir als reichen, un=
ve
rbaren Schatz an Liebe in uns tragen. Wir ſind ja ſo ſtark,
I wir uns deſſen bewußt werden, daß ſo viel Schwache un=
ſe
Stütze bedürfen, ſo viel Entmutigte aufgerichtet ſein, ſo viel
H ungsloſigkeit mit neuer Hoffnungsfreudigkeit erfüllt wer=
ds
rüſſen. Wie vermag ein frohes Lächeln von uns aufzurich=
4 in teilnahmsvolles Wort die verhärtende Rinde des Leides
ur der Sorgen zu ſprengen, gütiges Verſtändnis verſandete
en des Vertrauens von neuem zum Fließen zu bringen.
AZen wir Frauen alleſamt dieſes inneren Reichtums am kom=
um
en Weihnachtsfeſte uns ſo recht bewußt und ſetzen wir ihn
de , bieten ihn dort dar, o es not tut bei unſeren Angehöri=
ge
wie bei unſeren Nächſtch;, dann kann es nicht ausbleiben,
do rotz aller Entbehrungen unter denen wir das diesjährige
Anachtsfeſt feiern werden, der Mangel desſelben ihnen gar
gr bewußt wird, ſondern im Gegenteil ſie ſich reicher, beglück=
tSihlen
, denn je zuvor. Dann wird ihnen der Schimmer des
da ihrigen Weihnachtsfeſtes wie eine Verheißung kommender
E. Th.
beſer Zeiten erſcheinen.
2)ie Frau Rat als Weihnachtsmann.
Schenken war eines dr Herzensbedürfniſſe der Frau Rat
Es je; deshalb war Weihnachten ſo recht das Feſt nach ihrem
S, und alljährlich in den erſten Dezemberwochen ging es
a Backen der Kiſten und Schachteln, in denen ſie die während
de Jahres ſorglich eingekauften Geſchenke an Sohn und Enkel,
am reunde und Verwandte ſandte. Als ein guter Weihnachts=
us
. erſcheint uns Goethes Mutter in ihren Briefen, und
er; von der ſtrahlenden Güte, der inneren Seelenwärme des
Crfeſtes liegt überhaupt über ihre Geſtalt gebreitet, die Karl
NÜeſius ſoeben in ſeinem bei Carl Reißner in Dresden er=
ſeenen
Werk Goethe und ſeine Mutter wieder vor uns

aufleben läßt. Selbſtverſtändlich ſtanden ihr Hätſchelhans in
Weimar, ſeine Frau und der kleine Auguſt an der Spitze derer,
die ſie mit ihren Chriſtkindleins=Kränchen bedachte. Der
Schwiegertochter ſchickt ſie allerlei zur Ausſtattung, Kleidung,
Schmuck und Putz, denn ſie weiß das Angenehme mit dem Nütz
lichen zu verbinden. Der Sohn bekommt ein Dutzend Sack=
tiicher
, gleich genäht, gezeichnet und gewaſchen, alſo fix und
fertig. Sie erkundigt ſich ſchon lange vorher nach den Wünſchen
und ſchreibt z. B. am 2. Dezember 1790 an Goethe: Diesmal
nur ein paar Worte dem Heiligenchriſt=Präſent. Meine liebe
Tochter muß wieder etwas von mir bekommen, aber es muß ihr
auch Freude machen. Sei demnach ſo gütig und ſchreibe mir

* Weihnacht.

Weihnachtsglocken läuten überm Tand,
Dir aus ſelger Kinderzeit bekannt.
Täuten läuten und es blüht der Traum...
Und es blüht der Kindheit Weihnachtsbaum.
Schneelands Weiten leuchten Sterne ſchön
O du haſt dies einmal ſo geſehn:
Aus dem Dunkel löſte ſich ein Schein:
Aller Glanz muß Chriſtkinds Leuchten ſein ..
Chriſtkinds Schreiten und ein Glöckchen klingt,
Und im Sternentraum ein Englein ſingt
Glocken läuten und es blüht der Traum:
Stiller Stuben bunter Weihnachtsbaum . . .
O, du haſt dies einmal ſo geſehn:
Und es leuchten alle Sterne ſchön ....
Und es läuten Glocken überm Land,
Und es führt dich eine leiſe Hand.
O, dir war dies einmal ſo geſchehn:
Schneelands Weiten ſtille Lichter blühn
Einſimals und ſo dennoch niemals fern:
Deiner dunkeln Seele blüht ſo Stern an Stern
E. B.

aber ja gleich , was ich tun ſoll. Nun, vor den lieben Auguſt
weiß ich auch nichts, ſo was ihn etwa freuen könnte; ein Winter=
kleidchen
hat er bekommen, und de er im Wachſen iſt, ſo ſind
Kleidungsſtücke im voraus nicht ratſam. Der Kleine aber
nicht nur nützliche Dinge haben, ſondern auch ſtets eine große
Schachtel voll Konfekt und Spielzeug, Infanterie und Kaval=
lerie
, er kann bei den langen Winterabenden ſich damit amüſieren,
ein andermal eine Arche Noe, 28 iſt zum Bewundern, was alles
drin enthalten iſt, auch einen Konventionstaler, don dem Kir=
chen
und Bürger zur Brandſchatzung beigetragenem Silber,
den der ſparſame Vater dann ſeiner Münzenſammlung einfügte.
Einmal gerät die gute Frau Aja allerdings beim Weihnachts=
einkauf
in Harniſch. Die Spielwarenfabrikanten hatten nämlich
die franzöſiſche Revolution dazu benutzt, um als geſchmackloſes,
aber zeitgemäßes Spielzeug kleine Guillotinen auf den Markt zu

bringen. Man mutete nun der Frau Rat zu, daß ſie ein ſolches
neumodiſches Spielzeug dem kleinen Auguſt ſchicken ſollte. Da
aber ſchreibt ſie energiſch: Lieber Sohn, alles, was ich Dir zu
Gefallen tun kann, geſchieht gern und macht mir ſelbſt Freude,
aber eine ſolche infame Mordmaſchine zu kaufen, das tue ich um
keinen Preis. Wäre ich Obrigkeit, die Verfertiger hätten ans
Halseiſen gemußt und die Maſchine hätte ich durch den Schinder
öffentlich verbrennen laſſen. Was, die Jugend mit ſo etwas
Abſcheulichem ſpielen zu laſſen, ihnen Mord und Blutvergießen
als Zeitvertreib in die Hand geben, nein, da wird nichts draus!
Auch ihre anderen Enkel, die Kinder ihrer früh verſtorbenen
Tochter Cornelia, werden reichlich bedacht. Ebenſo erſcheint ſie
als Weihnachtsmann bei den Frankfurter Bekannten und be=
ſchert
beſonders der kinderreichen Familie ihres Freundes, des
Schauſpielers Unzelmann, viel ein. Sie weiß auch ihre Geſchenke
ins rechte Licht zu ſetzen und erzählt Chriſtiane, daß ſie die
Spitzen ſelbſt geklöppelt, bei der Auswahl der Stoffe keine Mühe
geſpart habe. Meine liebe Tochter ſchrieb mir neulich, ſie würde
etwas korpulent, heißt es in einem anderen Brief an Chriſtiane,
die Kleider würden zu enge. Da hat nun Chriſtkindlein dafür
geſorgt und bringt zwei ſchöne neue Kleider, das eine von
Taffent, die Farbe ägyptiſcher Erde, und einen Kattun, der ſich
rörtrefflich waſchen läßt und den jedermann für Seidenzeug
anſieht, mit einem Wort ſchön, ſchön. Auch die dienſtbaren Gei=
ſter
im Hauſe des Sohnes ſind im Chriſtſchiffchen nicht ver=
geſſen
: Ich hoffe, daß die beiden Halstücher den Jungfer Mäg=
den
ein angenehmes Chriſtgeſchenk ſein werden, denn ich habe
zwei ganz gleiche damit ſie ſich nicht über die Wahl veruneini=
gen
und recht ſchöne wie der Augenſchein lehrt aus=
geſucht
. Dem Sohn befiehlt ſie an, daß er die Kiſtchen eigen=
händig
von der Poſt in Empfang nehmen und allein auspacke,
damit weder Freundin noch Kind nichts vor der Zeit zu ſehen
bekommen. Den ſüßen Sachen wendet ſie beſondere Aufmerk=
ſamkeit
zu, geht ſelbſt zum Konditor, um das prächtige Frank=
furter
Konfekt auszuſuchen: Goethe bekommt die Kaſtanien oder
Maronen, die er ſo gern ißt, Chriſtiane ihre Pommeranzen=
ſchalen
; von den Bonbons ſoll auch an die Herderſchen und
Wielandſchen Kinder abgegeben werden. Zu oberſt aber liegt
in der großen Weihnachtskiſte der Frau Rat ſtets ein langer Brief
mit den reichſten Segenswünſchen für ihre Lieben. Als echter
Weihnachtsmann wünſcht ſie ihnen die Freude, die ſie ſelbſt in
ihrem Herzen trägt: Doch iſt Frau Aja auserkoren / in einent
guten Zeichen geboren / kennt brave Leute, des iſt ſie froh / und
ſingt in dulei jubilo!
Die Mode von heute.
Aermelloſe Gefellſchaftskleider. Jene Frauen
und Mädchen, die ſich ſchöner Oberarme und einer weichen,
reizvollen Schulter freuen, können dieſe in den modernen ärmel=
loſen
Geſvändern dieſes Winters vorzüglich zur Geltung bringen.
An nur ſchmaler Spange, bei rundem Halsausſchnitt angeſchnit=
ten
, bei viereckigen dagegen auch oft nur mit ein paar blitzenden
Knöpfchen dem Vorder= und Rückenteile angefügt, fällt das ſchlicht
gradlinig gehaltene, tiefgegürtete Leibchen bei ziemlich weitem
Aermelausſchnitt, unter den Armen leicht faltig gehalten, bis
zur ſeitlichen Raffung hinab und verleiht bei kräftigem, farbigem
Innenfutter dem roſigen Arme einen wirkungsvollen Rahmen.
An einigen Modellen dieſer ärmelloſen Geſellſchaftskleider
iſt nach den Armen zu zwar dem Leibchen eine etwa handlange
Verbreiterung angeſchnitten, dieſe wird auf der Schulter jedoch
nur mit zweifingerbreiten Spangen an einer Stelle zuſammen=
gehalten
, während die breiten, kräftigfarbig ſeidengefütterten
Eeben der Vorder= und Rückenteile regellos faltig herabfallen
und, wie der weiche Faltenfluß an den ärmelloſen gri=chiſchen
Gewändern, als Begleiter des Aermels äußerſt reizvoll wirlen.
Inzer freilich eint ſich mit dieſer Aenzelloſigkeit eine quer vor=
übergehende
Reihung über Schnureinlage oder zu einem Dreieck
geformter, ſcheinbar den Hüften aufliegender Puffchenreihe, oder
wohl gar rechts und links unter dieſen ſcheinbar hervorkom=
mend
, ein ſchleppenartiger Garniturteil, der oben ſpitz begin=
nend
, ſich nach dem Ende zu merklſch, oft bis zu 69 Zentimetern,
verbreiteit und entweder abgeſchrägt oder dreieckig unter ſchma=
lem
Pelzbeſatz oder ſeidenem Franſenabſchluß endet. Weiche,
ſchmiegſame Seidenſtoffe, Tuch und beſonders koſtbarer, türkiſch
gemuſterter Spiegelſamt, wird zu dieſen nenartigen, vereinzelt
außerordentlich extravagant wirkenden Geſellſchaftskleidern ver=
arbeitet
, und iner die paſſenden Schuhe, tief ausgeſchnitten,
ſpangenlos oder über dem Spann mit 35 ſchmalen bänder=
artigen
Spangen in ſogenannter Winkelform, alſo unter der
Sohle hervorkommend, in der Farbe der Seidenunterfütterung
am Kleide gehalten, dazu getragen.
E. A.

*

45

der Bube leierte ſeinen Bericht herunter: Kein Sachſe bin
icht mehr. Wie ich zwölfe alt war, zwee Jahre vorn
machten die Eltern weg nach Gneſen, wo der Vater beſſere
t kriegte. Wir waren fünf Kinder. Zwee Brüder ſin ge=
Denn wurhſen de Eltern polniſch. Ich war ſoweit, daß
ch vorichtes Jahr bei de Polen einziehen wollten. Da bin
ſeg. Ins Rührrevier. Da ging’s. Nachher kamen die
Foſen. Und da konnt’ ich mich nicht halten, weil die ſich
mene offiehrten gegen de Leite, was doch meine deitſchen
er und Schweſtern ſin. Wie ich eemal mit eegnen Oogen
ehen hab' daß ſe in eene Schar gleener Kinder nein=
n
, bloß weil die an iner verbotenen Ecke ſpielten, kannt
ich nicht mehr aus und habe mit de Nationaliſten mit=
Jt. Da ſind e paar Franzmänner droffgegangen. Nu mußt
ei weg. Durrch den Fluß, de Lippe, offn Gahn, der vorbei=
Da ſtöberſten ſe uns doch off, aber mer ſind glicklich ins
etzte Gebigt entwiſcht. Als Ruhrflüchtling erkannten ſe
aber nich ein, weil daß de Eltern doch polſch geworden ſin.
tit de Arbſeet wurde es immer weniger. Da dachte ich:
ſte nach Bkemen. Vielleicht findſt de was am Hafen zu tun.
penn gigg’s nach Emden. Jeberall niſcht. Ausn Dampfer
ſe mich raus. Da verſucht’ ich’s ieber de holländſche
Ze. Zrbeemal faßten ſe mich und ſteckten mich ein. Und
Nacht ſis mer mu das paſſiert. Ich meente, an ſonn Tag
ſe niſch off. Das war ä Irrtum. Die feiern hier wohl
richt Vßeihnachten?
Die Bährerin ngte weniger hart: Wer mag, der feiert ſien
nachten. Der Junge guckte ſich im Raume um. Seine
ſagten: Du offenbarz nicht.
ie Frau ſchaute vor ſich nieder. Es arbeitete in ihr.
vollte es nicht weiſe haaben. Aber es war doch ſo. Die
he Geſchichte dieſes jungen Menſchen, deſſen ganzes Ge=
an
einen verlaufenen jungen Hund erinnerte, faßte ſie
hart an. So dem hatten ſie auch zwei Brüder weg=
ſſen
. Eine Heimat beſaß er gauch nicht mehr. Warum
ten ſie Krieg an? Das hatte er (nun davon und ſie. Sie!
3lötzlich ſtand das harte Weisbind dor dem verdatterten, ab=
enen
Jungen. Ihre Augen du rchbohrten ihn förmlich. Sie
2 jedes Wort langſam, eindrin glich gegen ihn: Du es
II die reine Wahrheit?
Nu freilich! Warum ſoll ich demn lügen? Ich habe niſcht zu
rgen. Hier ſind meine Papigere. Bloß daß ich ſozuſagen
eutſcher mehr bin.
Die Bäuerin ſchob die hingebjaltene Taſche verächtlich bei=
Sie blickte finſter und gebot herriſch: Kannſt all arbeiten?
ſt all? Sp denn will ick Dir /Stall und Eimer und Waſſer=
wieſen
und denn wollen wir; weiter ſnaken.
Ind das Blut? Und der Huinger? ſprachen die Augen des
O ſtreichers.) Aber er ſagte niehts und machte ſich unter den
Wndes böſen Weibes ans We k. Kriegte daun zu eſſen und
Winkel im Stall neben dem WVieh.

Und dann war alles wie zuvor: Die Bäuerin im Stuhl vor
der zuckenden Feuerglut; den Kopf in die Hand geſtützt; voll
hitterer Gedanken als wie: Was gilt’s? Wenn du morgen nach=
ſiehſt
, denn iſt die Schlafſtelle leer und der Vogel fort. Hat genug
von der Behandlung. Einer wie der andere!"
Früh, als ſie in den Stall zum Melken kommt, findet ſie den
Schlafwinkel leer. Da ſtellt ſie den Eimer hart hin, lacht ſchrill
hinaus und alles, was in der Nacht ihr zu Herzen gegangen iſt
und ſie gegen das heimatloſe, fremde Kind ihrer Volksgemein=
ſchaft
mitleidiger geſtimmt hat, iſt wie fortgeblaſen. Sie empfindet
ſogar Genugtuung darüber. Denn das Gewiſſen ſchlug ihr bei
Nacht, als ſie das Schickſal dieſes Knaben überdachte, ihr eigenes
dagegen hielt und Schuld mit Schuldloſigkeit verglich. Dabei kam
ſie ſchlechter weg: Dort verlor ein Knabe Heimat und Vaterland,
er wußte nicht, wie und warum, und klammerte ſich noch immer
daran. Hier ſtieß eine verhärtete Bäuerin ihr Vaterland von
ſich, weil ſie für eigenes, belangloſes Geſchick ein ganzes Volk
haftbar machte. Nun alſo war ſie froh, der Verantwortung vor
ſich ſelber ledig zu ſein. Aber ſie zürnte dem entſprungenen
Buben wie noch nie einem Handwerksburſchen. Das war der
erſte und letzte Verſuch.
Als ſie aus dem Stall mit ſchäumenden Eimern zurück=
kommt
, wer lacht ihr da von der Torfglut, in die er kräftig bläſt,
zutraulich entgegen: Der Junge.
Die Bäuerin läßt ihn hart an, obwohl ihr Herz vor Freu=
den
hüpft, und fragt, wo er ſich vor Tag ſchon herumgetrieben
hat. Spricht der Burſche halb in Verlegenheit, doch in einer
kindlichen Treuherzigkeit, die der Bäuerin einen Stoß nach dem
anderen gegen die Herzenshärte verſetzt: Es wäre ihm am
Abend im Vorübergehen ſo geweſen, als ſtünde ein Tannicht
ſeitab. Und wirklich habe er da eine krüpplige kleine Kieſer ge=
funden
. Ja, und derheeme hätten ſe die Weihnacht auch immer
erſt am erſten Feiertag früh begangen. Es wär’ alſo niſcht ver=
ſäumt
, und wenn die Bäuerin niſcht derwider habe, denn putze
er das Ding ein biſſel heraus. Alleene, das verſtünd’ er, feiere
ſich Weihnacht nicht. Aber wo man nu zu Zweit wäre. Der
bartloſe Schwätzer verſtummte vor der ſteinernen Miene der
Bäuerin. Er ſtotterte wie zur Entſchuldigung: Niſcht für ungut,
aber er hätte gemeint, vielleicht tät’s der Frau auch gut, ein
biſſel Licht und Tannenbaum und Weihnachtsfreude abzukriegen,
wo ſie doch wohl viel ohne Licht und Freude ſei.
Die Bäuerin maß den Sprecher mit einem letzten, ſonder=
baren
Blick, ließ ihn wortlos ſtehen und klapperte geräuſchvoll im
Haus herum. Nachher legte ſie wortlos Kerzen und Aepfel hin;
nach einer Weile Stück um Stück mit gehörigem Nachdruck einen
guten Anzug; des toten Jungbauern Sonntagsgarnitur. Am
Abend hockten die Beiden um den Hängekeſſel. Dem Jungen
war das Reden vergangen. Ihm tat die Wärme, Geborgen=
heit
und das Hindröſeln gut. Dahinein klang unvermittelt der
rauhe Anruf der Hofherrin: Magſt all noch na Holland? Der
Junge verſetzte ehrlich verwundert: Nee. Hiex hab’ ich’s doch
fein. Da braucht mer doch nich in de Fremde.

* Des Chriſtkindchens Paten.
Ein Weihnachtsmärlein von Liſe Ramſpeck.
Es war einmal ein Vater und eine Mutter, die haiten viele
Kinder, Buben und Mädchen. Die beiden jüngſten aber waren
Zwillinge, und ihr Geburtstag war am 24. Dezember,
wo juſt das Chriſtkind auch Geburtstag hat, wie ihr ja wißt.
Zum Gedächtnis deſſen hatte man die Kinderlein Chriſtian
und Chriſtine getauft, und nannte ſie in der ganzen Fa=
milie
die Pathen des Chriſtkindchens‟. Die älteren
Geſchwiſter fanden jedoch bald, daß Chriſtian und Chriſtine gar
ſo ſchwere Namen wären für die kleinen Dinger und ſagten
deshalb zu dem Brüderchen Chriſtel und zu dem Schweſter=
chen
Tina, und die beiden waren damit auch allezeit ganz zu=
frieden
.
Nun hatten die Kleinen aber eine alte Kinderfrau, die Jo=
hanna
, die konnte ſo ſchöne Geſchichten erzählen, wie ſonſt nie=
mand
, und ganz beſondere Freude empfanden Chriſtel und
Tina, als ſie ihnen eines Tages ſagte, daß artige und folgſame
Kinder, die in der Chriſtnacht geboren ſind, einmal im Leben
dabei ſein dürfen, wenn in ſelbiger Nacht, zwiſchen 12 und
1 Uhr, wenn die Menſchen ſchlafen, alle Dinge, die ſonſt leblos
und ſtumm ſind, lebendig würden, eine Stimme erhielten, ſich
bewegen und reden könnten. Meine Puppe auch? fragte
Tina und mein Pferdchen auch?, begehrte Chriſtel zu wiſ=
ſen
. Ja, dabei geweſen war die alte Johanna freilich nicht.
Ihr Geburtstag war ja nicht zu Weihnachten, ſondern am Jo=
hannistage
, der als Geburtstag für ein Menſchenkind ebenfalls
ein beſonders guter Tag iſt, denn die Johanniskinder dürfen ja
einmal dabei ſein, wenn die Tierchen im Walde Mitſommernacht
feiern und die Elſchen tanzen. Aber die Großmutter von der
Hanne hatte die Geſchichte von den Wundern der Chriſtnacht
erzählt und da mußte es doch wahr ſein, woher hätte die es
denn ſonſt wviſſen ſollen?
Als nun Weihnachten herankam, erklärten Chriſtel und
Tina, ſie wünſchten ſich diesmal nichts ſo ſehr, als daß ſie am
heiligen Abend, wenn die Eltern und die Brüder und die
Schteſtern und die Johanna ins Bett gingen, ganz allein im
Beſcherzimmer bleiben dürften, damit ſie es ſehen und hören
könnten, wenn ihre Spielſachen lebendig würden und zu ſprechen
anfingen. Erſt wollte es die Mutter freilich nicht erlauben, als
die Kleinen aber gar ſo ſehr baten, ſagte ſie ſchließlich: Nun
gut, ihr Quälgeiſterlein. Ihr mögt euren Willen haben, und
dürft es abwarten, ob euer Pate, das Chriſtkind, euch gnädig iſt.
Als es nun endlich wirklich Weihnachtsabend war, hatten
die guten Eltern ihren Kindern allen gar vielerlei ſchöne Dinge
aufgebaut, unter einem prachtigen, herrlich geputzten Chriſtbaum.
Die Zwillinge freuten ſich am meiſten mit einem großen Kaſten,
in dem Menſchen und Tiere, Häufer und Bäume aus Holz
hübſch bunt bemalt lagen. Man konnte ein ganzes Dorf damit
aufbauen, und eine ganze Schaſherde mit einem Schäfer und

[ ][  ][ ]

Nummer 50

Unierhaltungsblatt und Frauenzeitung

Jahrgang 193

Von Paſtor Fritz Jahn.
Wenn Schiller recht hatte mit ſeinem bekannten Worte: Der
Menſch iſt nur ganz Menſch, wo er ſpielt, dann gibt es keinen
einfacheren Weg, Vater, Mutter und Kinder zu einer fröhlichen
Gemeinſchaſt zufammenzubringen, als die Pflege unſerer alten
deutſchen Familienſpiele. Worin liegt der Lebenswert des
Spiels? Darin, daß es alle die geheimen und offenbaren Lebens=
kräfte
unſ res Seins ausſtrömt, ſie ohne unſer bewußtes Zutun
fortentwickelt und in ihrem Mit= und Gegeneinander den Kampf
des Lebens verſinnbildet. So kenne ich es von Kind auf von mei=
nem
Elternhauſe her, wo wir zu 7 Geſchwiſtern aufwuchſen. So
habe ich es in meinem Hauſe gehalten, wo ſich auch ein größerer
Kinderkreis, namentlich an den Sonntag=Nachmittagen und in
Een Ferien, fröhlich beim Spiel zuſammenfindet.
Da zeigte es ſich aber, wie wenig Leute heute noch in der
Welt des Spiels Beſcheid wiſſen. Wer kann heute noch Domino
ſpielen? Mein alter Vater ſpielte jeden Abend vor dem Schlafen=
gehen
mit Mutter eine Partie Puff. Wer kennt heute noch dieſes
uralte Lieblingsſpiel Luthers und Zinzendorfs? Jeder wundert
ſich über die rätſelhaſten roten und weißen Zacken in dem Dam=
und Mühlebrett und möchte das Spiel gern kennen lernen. Wer
kann es aber zeigen? Deutſchland als Volk ſpielt nicht mehr ſeit
1870/71, und der alte Wieland hat recht, wenn er ſagt Ein Volk,
welches innerlich eine andere Stellung zum Spiel einnimmt, in
deſſen Gemüt hat ſich etwas verſchoben.
Spielen will wieder gelernt werden, und da möchte ich mich
Els Spielvater oder Spielgaſtor meinen Leſern als Mentor
anbieten. Ich habe bei den Züllchower Anſtalten in Züllchow bei
Stettin, denen ich vorſtehe, einen Führer durch die Welt der
Spiele erſcheinen laſſen, den ſich jeder Leſer, der in die Welt der
Spiele eingeführt werden möchte, für 5 Goldpfennige kommen
laſſen kann. In dieſem Führer haben aber nur alte Rulturſpiele
Aufnahme gefunden. Ich bin dahinter gekommen, daß unſere
Väter viel geſcheiter waren, als wir gemeinhin annehmen. Heute
traut ſich jeder zu, ein neues Spiel zu erfinden. Die alten Kultur=
ſpiele
aber haben einmal die geſcheiteſten Leute erfunden, und
wer dieſe Spiele treibt, wird, ohne es zu merken, dabei auch
kon ſelbſt geſcheiter.
Welche Spiele meine ich? Ich unterſcheide: Selbſtbeſchäf=
tigungsſpiele
für einſame Stunden, namentlich auch in Krank=
heitszeiten
; Spiele für zwei Perſonen, die am Feierabend vor
dem Schlafengehen in Frage kommen; Spiele für die ganze Fa=
milie
, an denen Alt und Jung und die ganze frohe Kinderſchar,
ſvomöglich vom zweiten Lebensjahre an, ſich beteiligen kann. Als
Spiele für einſame Menſchen nenne ich das uralte Nonnen= oder
Grillenſpiel, das chineſiſche Mandarinenſpiel, die indiſchen Ringe
des Braminen, die neuen deutſchen Dominoſaſpiele, die ſich mit
jedem Domino 7:7 ſpielen laſſen. Als Spiele zſ zweien kommen
in Frage: das hochintereſſante Sperrdomino mit jedem Do=
mino
6:6 zu ſpielen das Puffſpiel, Dame, Mühle, Schach, Be=
lagerung
, Bohnenſpiel, Salta, Skala, Laska uſw. Für den
Familienkreis will ich nur eine Reihe von Spielen nennen, die
gerade jetzt in unſerem Hauſe viel Freude mahen: das alte
holländiſche Sjoelbak, das chineſiſche Domino, Kikeriki, Punta,
Glocke und Hammer, Ludendorff, Zeppelin, Bilderdomino,
Adlerſchießen.
Wer zeigt uns nun aber, wie man ſpielt? Das iſt allerdings
eine ſchwere Frage. Man holt mich jetzt durch ganz Deutſchland
von allen Parteien, von der äußerſten Rechten bis zur äußerſten
Linken, zu Vorträgen über den Lebenswert des Spiels. Spielen
will allerdings geleint werden, wenn es ſeinen Zweck, ein
Freudebringer, ein Kräfteſtärker, ein Gemeinſchaftsförderer zu
werden, wirklich erfüllen ſoll. Jedes Spiel hat ſeine Regel. Es
verlangt Konzentration, Hingabe. Es verlangt weiter Selbſt=
beherrſchung
. Ich bin gern bereit, ſolchen, die mich kennen ler=
nen
wollen, eine Nachricht zukommen zu laſſen, wenn ich in ihrer
Gegend bin und einen Spiellehrgang abhalte. Es genügt, die=
ſen
Wunſch den Züllchower Anſtalten in Züllchow bei Stettin
mitzuteilen.
Spiele ſind zu teuer, höre ich manchen ſagen. Das iſt richtig.
Warum aber macht man ſich die Spiele nicht ſalbſt? Es gibt auch
zwei ſehr ſchöne Spielbücher über die Selbſtherſtellung von Spie=
len
: Rüger, Was ſollen wir ſpielen? und Heſſe, Das Spiel im
häuslichen Kreiſe‟
Der Zweck dieſer Zeilen iſt erreicht, wenn rech: vielen Leſern
die Augen aufgehen über die ungeahnten Schätze, die in unſeren
ſchlichten alten deutſchen Spielen verborgen liegen. Möchten
doch alle dieſe Spiele zu neuem Leben erwachen und in Zukunft
ſorgfältiger gehütet werden wie bisher!

Schach

u

unm

Nummer 31

Aufgabe 61
T. R. Daw ſon in London,
(Urdruck.)

Schwarz zieht und hilft Weiß, in zwei Zügen mattzuſetze
Prüfſtellung: Weiß: Kb2 Ta1 Lc3 Sh8 Bd4 5
Schwarz: Kf6 De5 Te6 f5 Se7 g5 Bc5 e3 (8); h2F.
Um unſeren Leſern eine Feſtüberraſchung zu bereiten, wollen wir
ein kleines
Weihnachtslöſungspreisausſchreiben
veranſtalten.
Der Abwwechslung halber haben wir keine von den gewöhnlichen
Aufgaben ausgewählt, ſondern führen bei dieſer Gelegenheit eine
Proklemgattung vor, die, früher unter dem Namen Bedingungs=
aufgaben
ſehr beliebt, ſich neuerdings wieder viele Freunde gewonnen
hat. Sie bietet den Vorteil, daß ſich manche Ideen in hübſcher Form
darſtellen laſſen, die ſonſt gar nicht oder nur mit unverhältnismäßig
großem Aufwand von Mitteln darſtellbar wären. Aufgabe 61, die erſte
der zu knackenden Nüſſe, iſt ein gelungenes Stück, der Verfaſſer, eine
Größe beſonders im Reich des Feenſchachs hat ſie uns freundlichſt
überlaſſen. Es handelt ſich um ein ſogenanntes Hilfsmatt: Schwarz
hilft, durch ſchlechte Züge, mit, ſo daß Weiß mattſetzen kann. Die
Reihenfolge der Züge iſt dabei, wie wir zur Verdeutlichung anmerken,
die folgende: 1. Schwarz zieht, 2. Weiß zieht, 3. Schwarz zieht, 4. Weiß
ſetzt matt.
Fortſetzung und Bekanntgabe der Bedingungen des Ausſchreibens
in der nächſten Nummer,
Aufgabe 62
Adolf Norlin.
(Münchener Neueſte Nachrichten 1889.)
Weiß: Kh8 Df8. Tb5 g3 Lc1 Se3 e6 Bg6 h7(9);
Schwarz: Kc3 Td3 h3 Lf3 Sh5 Ba3 c2 c4 d6 (9).
Matt in drei Zügen.
Aufgabe 60 von Hülſen in der letzten Nummer iſt, wie uns zunächſt
entgangen war und worauf Prof. Dr. Reutzel hinweiſt, unlösbar. Das
beabſichtigte 1, Sa5c6 mit ſchönen Spielen, ſcheitert an 1. .. . Sc4,
Löſungen der Aufgaben 4752.
47. Oberhänsli, D. Schztg. 1880 (Ka1 Dg5 Td1 Sc4 e5 Bb2 C6
d7: Ket Th8 Lb8 h7 Se5 Bf3f4g7; 3+) 1. Se5-f7 dr. 2. Dc5
3. Td4 vder 3. Sg5+. 1. . . . Lb8c7. 2. Dg5a5! 1. . . . Se715
2. Dg5g6! 1.. . . Lh7f5 2. Dg5g2! 1.. . . 13f4 2. Dg5g4.
Viel acher Damenabzug mit drei Damenopfern.
48. Blake, Field 1922 Kh3 Db1 Tg5 h4 Lf7 Sa4 b8 Be3 14;
Kc4 Lc8 18 Sa7 Be3cT e6g7; 2½) 1. Tg5d5 dr 2 Td4+. Ent=
feſſelung
des Be6 mit 2 Kreu ſchachs, Selbſtblockierungen durch 1. .. ."
Lb4, 1... . C5 und 1. .. . ed, fluchtfeldeinräumendes Turmopfer als
Schlüſſelzug.
49 Pauly, Urdruck (Kb4 Dg3 Sb6; Kd4 Bd3 e4; 2+/ 1. Sb6
C4. Weiß hat keinen Wartezug und muß daher zur, doppelten,
Drohung (2. De5 und 2. Dd6 +), wovon aber jeweils nur eine durch=
dringt
, übergehen. Dadurch werden zwei Matts verändert, eines hinzu=
gefügt
: neben folgender Aufgabe: H. Weenink, Good Companivn 19197
Kd7 Dii4 Se7 Bd3; Ke5 BC5; 2 +. 1 Se7d5 (zwei hinzigefügte
Matts, eine Mattveränderung) eine Höchſtleiſtung auf dem Gebiet der
Zugwechſelminiatur worauf Profeſſor J. R. Neukomm aufmerkſam
macht, der die Pauly’ſche Aufgabe als Juwel bezeichnet.

50. Zibperlin, D/ W. 1319 G27 Ta4 e4 Le3 Se3 82 59.
Ke5 Td2 Lf1 Ba6 c6 d1 e5; 34) 1. Sg2ei droht 2. Kei.
3. T4. 1.... L11b5 2. Te4e5 F 1.... Td2d5 2. T54
Weiß droht, mit 2. Sd3 + eine gegenſeitige Verſtellung des ſchen
Turms und Läufers herbeizuführen (Nutzung des Schnittpunrts
Schwarz, die Droſung zu parieren, überſchreitet mit einer der 5
Figuren den Schnittpunkt und macht ihn unbrauchbar: ſog, antikn
Züge. Dadurch wird aber gleichzeitig dem ſchwarzen König zu ſo
Nachteil je ein Feld blockiert, b5 bzw. d5, ſo daß Weiß nunmeh
andere Weiſe das Matt erzwingt. 1.... Td4 2. ed.
51. v. Holzhauſen, Deutſches Wochenſchach 1905 (hs vs
e5 Le3 Ba6 b2 e6 g2 h7; Kf8 Dc2 Lh4 Se8 h1 Ba7 b3 05
g5: 3+) 1. Taze4! D62121 2./ Te4c4! Die ſchwarze n
die beiden Brennpunkte c5 und 15 von den Punkten a2 und 12 aus H
Weiß unterbricht mit dem erſten Zug die Schräge C2t5, lenkt.
D nach 12 hin, unterbricht dann die Senkrechte C2C5: und nuir
ſich, daß Schwarz in einer Zugzwangſtellung geraten iſt. Weis
nicht mit 1. Ta5c5? beginnen, weil ihm ſelbſt, nach 1. ... Do=
aus
Mangel an einem abwartenden Zug, der Zugzwang ſch
bürde Sehr fein. 1.. Dc3 2. bc. Der Verfaſſer teilt
mit, daß die Aufgabe bereits im D. W. 1905, nicht erſt in den B
punktproblemen 1908 erſchienen iſt.
52. J. E Funk, G. C. 1920 (Ka1 Dd4 Tct e4Lc8 12 8.
Bc7 e6 I5; Kb5 Dh7 Ta3 e3Lg8h8Sg4 Ba2 a4 a5 b6r
2+) 1. e6e7 dr. 2. e8 D (L)+. Die 5fache Entfeſſelung der w.
Dame (durch 1. f6 Sf5, Se5, Tac3 Tec3) war ſchon vorher
geſtellt, aber dem Verfaſſer iſt ſes gelungen, dem ſchwarzen.
Fluchtfeld (C6) zu laſſen, was deif Wert der Aufgabe erhöht.
Löſerliſte: Dipl. ing. Max Forbach in Berlin, H. F., G.
Prof. Dr. Reutzel Wilhelm Seeh in Eberſtadt alle); Hans Mülle=
48, 50, 52); Walter Schütze (49, 50, 52): Dr. Wolf in Reinheim
Briefkaſten: L. W. in E. In Aufgabe 57 ſchlägt Schwar=
1. g2g4 + den wpeißen Bauern durch h4Xg3 im Vorübergi
d. h. ſo, als hätte dieſer nur einen Schritt gemacht. Aufgabe
uuf e6 einen ſchwarzen B, 1. 7h5h6+ iſt demnach unmöglich.
Anfragen, Beiträge, Löſungen ju. dgl. nur an die Sch
leitung des Darmſtädter Taghlatts mit der Aufſchriſt Sche

Vee

Spiel und

Zwei Weihnachts=Silbenrätſel.
a, bach, da, dee, ei, ek. fe, gels, gen, graf, ha, hart, her,
lac, mes, nip, nuß, pes, tum, wal.
Aus vorſtehenden Silben ſind 9 Wörter von folgender Bedeu.
zu bilden: 1. Inſelgruppe im roten Meer. 2. Ort im Odenn
3. Name mehrerer berühmter Mönche in St. Gallen. 4. Baumfr
5. Begriff für die oberſte rechtliche Herrſchaft einer Perſon
eine Sache. 6. Philoſophiſcher Kunſtausdruck für den Begrif
Vorſtellung. 7. Ehemaliger Reichsminiſter. 8. Vorort von s
9. Andere Bezeichnung für Spange.
Die Anfangs= und Endbuchſtaben ergeben, beide von oben
unten geleſen, ein Ereignis, das insbeſondere von der Darmſte
Jugend freudig begrüßt wurde.
II.
bert, bo des, e, e, ef, fahr, ha, li, nis, o, re.
Aus vorſtehenden Silben ſind 5 Wörter von folgender Bedeut
zu bilden: 1. Andere Bezeichnung für Mobilien. 2. Name
erhaben oder gehöyt auf einer Fläche aufliegenden Kunſtar
3. Holzblasinſtrument. 4. Gott der Unterwelt in der griechif
Mythologie. 5. Deutſcher Staatsmann.
Die Anfangs= und Endbuchſtaben ergeben, beide von oben 1
unten geleſen, einen Weihnachtswunſch an alle Leſerinnen
Leſer.
Rätſeh,
575. Viel erſtes Silbenpaar ſtehn digt am Sternenhimmel.
fetten Wieſen herrſcht des zwei n Paars Gewimmel. 2
Ganze iſt weitaus das größte geutſche zweite, Dem erſ
ähnlich, eine ſchöne Augenweide
Auflöſungen.
Silbenrätſel.
1. Damaſt, 2. Ilſe, 3. Engel, 4. Wachtel 5. Epheu, 6. Iſerlr
7. Hering, 8. Nobili, 9. Alarm, 10 Cgeſar, 11. Hammelbe
12. Tonne, 13. Seni, 14. Anton, 15. Uf t, 16. Spalato, 17. Spa.
Die Weihnachtsausſtell ueg im Rheintor.
FigurenrätLel.
1. Was, 2. Geige, 3. Ingwer, 4. Blau, 5. Tau, 6. See, 7.
8. Eva, 9. Neu, 10. Neun, 11. Nachen, 12. Eiche, 13. Ulm, 14.
15. So. Was gibts denn Neues?
Verantwortlich: Mar Streeſe

ſeinem Spitz war auch dabei. Als die großen Geſchwiſter ihnen
beim Aufbauen halfen, mußten Chriſtel und Tina immer heim=
lich
daran denken, ob wvohl ihre Holzſchäflein hernach auch ſo
hüpfen und ſpringen würden, wie die lebendigen, die ſie im
Sommer geſehen hatten, und ob ſie dazu mäh rufen würden?
Als ſich endlich alle müde gefreut und müde geſpielt hatten
und auch keines mehr Gutſel eſſen mochte, gingen die Großen
alle ins Bett. Die Lichtlein am Chriſtbaum wurden ausgelöſcht
und nur ein kleine Lampe ließ die gute Mutter brennen für
ihre lieben, kleinen Chriſtpatenkinder.
Jeßzt wwaren ſie allein, ſaßen auf einem Bänkchen und huſchel=
ten
ſich ganz, ganz dicht aneinander, ſo als wollte ſchier eines
in das andere ſich verkriechen. Dann fingen ſie leiſe an zu
fingen: Vom Himmel hoch, da komm’ ich her! und leiſe,
leiſe kniſterte dazu am Chriſtbaum das Rauſchgold ſonſt
wars ganz ſtill! Bald wurden auch unſere beiden Kleinen
ganz ſtill, und ich glaube, ſie ſind eingeſchlafen und haben ge=
träumt
. Chriſtel und Tina freilich haben ſpäter immer
behauptet, alles das, was nun geſchah, hätten ſie ganz wirklich
und wahrhaftig geſehen und gehört.
Zuerſt klangs hell: Bim, bim, bim‟. Das war das
Glöachen, welches das niedliche Püppchen in der Hand hielt, das
ganz oben auf dem Beihnachtsbaum ſchwebte, und das das
Chriſtkindchen vorſtellen ſollte. Das Püppchen hatte ein wun=
derfeines
weißes Kleidchen an, trug eine Strahlenkrone in den
langen Locken und hatte an den Schultern Flügel, wie die Enge=
lein
. In dem einen Hänochen hielt es das Glöcklein, das jetzt
ſo lieblich läutete, und in dem anderen Händchen einen Lilien=
ſtenge
:. Es breitete die Flügel aus und flog wie ein ſchöner
großer Schmetterling leicht und behutſam im Zimmer umher.
Mit dem Lilienſtengel rührte es leiſe an alle Spielſachen und
mieiobiſch bimmelte ſein Glöclchen dazu. Endlich flog es wieder
auf die Spitze des Paumes zurück, legte Lilienſtengel und Glöck=
chen
beifeite und klatſchte in ſeine winzig kleinen Händchen. Da
es ringum ſo mucksmäuschenftill war, hörte man das Klatſchen
ganz deutlich überall im Zimmer; kaum aber wars verklungen,
als auch ſchon die Lichtlein am Zaum, die die Mutter vorhin
doch ausgepuſtet hatte, ſich mit einem Schlag entzündeten und
ess wieder ganz feſtlich hell im Zimmer wurde. Und alle Spiel=
ſachen
die das Chriſtkindpüppchen bei ſeinem Flug angerührt
hatte, wurßen wirklich lebendig!
Aus einer Schachtel kletterten die Bleiſoldaten heraus, in=
mer
einer hinter dem anderen, ſtellten ſich ordentlich in Reih
und Glied auf und marſchierten, die Muſik voran, mit klingen=
dem
Spiel, vor eine Feſtung. Dort hatte ſich die Befatzung
ebenfalls kampfbereit aufgeſtellt, und bald flogen die Erbſenge=
ſchoſſe
aus den kleinen Kanonen hinüben und herüber, ſd daß
bald manch tapferer Bleiſoldat bums maufetot dalag.
Ju der Puppenſtube lagen die Püppchen alle im Bett. Sobald
das Glöachen ertönte und das Chriſtkindpüppchen fie aurührte,
ſetzten ſie Jich auf und rieben ſich verwundert die Aeuglein, und
als es in die Händchen klatſchte, ſprangen ſie eins, zwei,
drei!, haſt du gejehen? aus den Bettchen. Zum Glück hatten
ſie alle ihre Klei chen an, denn ſo bei hellichtem Kerzenglanz im
Heindchen herum zu ſpazieren, wäre ihnen doch ge ſehr un=
angenehm
geweſen! In der Puppenküche daneben ſaß eine

kleine Köchin ſtill und ſtumm auf ihrem Stühlchen. Plötzlich
wurde ſie lebendig blies das Feuer auf dem kleinen Herde
an (das ſchien auch geſchlafen zu haben) und fing geſchwinde an,
Kaffee zu mahlen. Ein Eiſenbahnzug ſetzte ſich gleichfalls in
Bewegung; die Lokomotive fauchte und puſtete mächtig und dann
flog der Zug heidi im Kreiſe herum ſchneller immer
ſchneller! Ein Hanswurſt ſprang vom Tiſche herab auf Chri=
ſtels
Schaukelpferd und machte dort luſtige Kunſtſtücke gerade,
als hätte er ſie im Zirkus gelernt. Ein Wickelpüppchen riß er=
ſtcunt
die Augen auf und quäckte; es hatte wohl Hunger, aber
keiner gab ihm ein Fläſchchen da ſchlief es wieder ein, denn
es war noch ein bißchen dumm! Ein Gummiball hüpfte, ganz für
ſich, immer vom Tiſch auf die Erde und wieder zurück, und am
Fußboden drehte ſich ein großer Kreifel unermüdlich um ſich ſelbſt.
Am luſtigſten gings aber in dem Dorfe zu, das, noch hübſch auf=
gebaut
, auf dem Tiſchchen vor den Zwillingen ſtand. Die Kirche
ſchien da gerade aus zu ſein, denn ein ganzes Gewimmel von
Bauern, Bäuerinnen und Kindern kam daraus zum Vorſchein.
Die Bauern und ihre Frauen gingen in ihre Häuschen, oder zu
ihren Kühen und Pferden; die Kinder ſpielten Ringelringelroſen=
kranz
! und die jungen Burſchen und Mädchen gingen ein biß=
chen
vors Dorf hinaus ſpäzieren. Da war, wie ihr wißt, der
Schäfer mit ſeiner Herde, und all die kleinen Holzſchäfchen waren
wahrhaſtig auch lebendig, blöckten lüſtig mäh, mäh" und
ſprangen vergnügt umher, ſo, wie ſich Chriſtel und Tina es ge=
wünſcht
hatten. Der Schäfer hatte natürlich nicht mit in die
Kirche gehen können, denn der Spitz allein wäre wohl mit den
mutwilligen Lämmlein nicht fertig geworden, wenn er auch mit
lautem wau!, wau! immer im Kreis um die ganze Herde
rannte. Während die anderen in der Kirche waren, hatte der
alte Schäfer ſeinen langen blauen Strickſtrumpf, an dem er ſonſt
immer ſtrickte, beiſeite gelegt, hatte ſeine große Hornbrille auf die
Naſe geſetzt und für ſich allein einen Choral geſungen. Sein
Hund hatte leiſe dazu geheult! Das machten die zwei alle Sonn=
und Feiertage ſo! Jetzt nun freute ſich der Alte ſehr, daß
er Beſuch bekam, und gerne ließ er ſich die Neuigkeiten aus dem
Dorfe erjählen. Da hatte eine Kuh ein Kälbchen gekriegt; die
alte Gans beim Schulzen hatte 12 junge Gänslein ausgebrütet,
bei der Frau Pfarrerin hatte der Fuchs drei Hühnchen geſtoh=
len
, und die ſchöne Katherliſe, des Beſenbinders jüngſte Tochter
hatte die Suppe verſalzen und das Broz im Backofen verbrennen
laſſen. Dafür wurde ſie nun gut ausgelacht!
Die Zwillinge wußten vor Erſtaunen nicht, wohin ſie zuerſt
ſchauen und was ſie zuerſt hören ſollten, bei all dem Gekribbel in
dem Dörflein auf ihrem Tiſch. Da kam ein ſeltſamer Zug von
Menſchen und Tieren anmarſchiert und blieb gerade vor den
Kleinen ſtehen. Der dicke, alte Bauer an der Seitze aber machte
einen ſchönen Kratzefuß, nahm ſeine Zipfelmütze höflich ab und
ſtellte ſich und ſeine ganze Geſellſchaft vor, indem er ſagte:
Grüß euch Gott, Chriſtpathenkinder!
Bin der Bauer Beſenbinder.
Mein Frau, die Dorothee
Kocht die Supd' und den Kaffee,
Und mein Sohn, der Ohneſtolz,
Steht im Stall und hadt das Holz.
Reine Tochter Kieſeltraut

Pflanzt im Garten rotes Kraut,
Und die ſchöne Katherlieſe
Pflegt die Rettig und Radieſe.
Unſere Magd heißt Flederwiſch,
Scheuert fleißig Stuhl und Tiſch,
Und der Koch, der Smorlilus
In der Küch’ rührt Pflaumenmus.
Fleißig iſt auch unſer Knecht
hat den Namen Leberecht;
Doch der Schreiber Federkiel
Sitzt ſaul da und tut nicht viel!
Sammettatz,
Heißt unſere Katz;
Hüpfinsſtroh
So heißt der Floh=
Wackelſchwanz,
Das iſt die Gans;
Wettermann
Heißt unſer Hahn;
Kunterbunt,
Das iſt der Hund;
Schwarz und weiß,
Nennt man die Geiß;
Schlupfheraus,
So heißt die Maus=
Dickwanſt
Nennen wir das Schwein
Muhmuh
Wird die Kuh wohl ſein
Trippel=trappel
Heißt das Schaf
Ehrenwert
Das Pferdchen brad.
Nun keunt ihr mich nebſt Weib und K
Und unſer ganzes Hausgeſind

ein Hahn ganz luſtig Nikerikicki.! und zugleich ſchlug die
Wanduhr dröhnend eins.* Da verlöſchen plötzlich die Lic
am Chriſtbaum, alle zugleich, und wenn nicht die Lämt
bißchen geleuchtet hätte, wäre es ganz dunkel geweſen.
Spielſachen waren auch plötz lich wieder ſtill und ſtumm und

zern, wie vorher, und dem C hriſtkindspüppchen ſah man ee
mehr an, daß es wirklich alle in hatte fliegen können! Die
linge ſeufzten tief auf und ſchauerten froſtig zuſammen. 2*
auch ſchon ihre Johannn unrd brachte ſie ins Bett.
Als die Kieinen am and eren Morgen den Geſchwiſter!
zählten, was während der MNacht im Beſcherzimmer aues
ſchehen war, da wollten die es nicht ſo recht glauben. Lebe
Spruch des Herrn Beſenbinders und die drolligen Name‟
ſeinem Weib, Kind und Hofgé ſind, was die Zwillinge ſich
gut gemerkt hatten, mußten ſie natürlich ſehr lachen. Aule.
andere, was Chriſtel und Ting erzählten, fanden ſie ſehr 90
wenn ſie es auch für ein Märé yen oder für einen Traum Me
und freuten ſich herzlich mit Brüderchen und Schweſterclen=
lieldn
kleinen Chriſtpatenikindern,

[ ][  ][ ]

2

Rummer 356.

Dieistag, den 25. Dezeber 1923.
Darmſtädter

Seite 9.

O
Statt Karten.

Die Verlobung unſerer Tochter
Marilene mit Herrn Studienreferendar
Sberhard Delp beehren ſich anzuzeigen

Meine Verlobung mit Fräulein
Marilene Klingenberg beehre ich mich
anzuzeigen

Eberhard Oeſt

Oberregierungsrat
Klingenberg und Frau
Frankfurt a. M.
Weihnachfen 1923.
Darmſtadt.
Aran.

Ihre Verlobung beehren ſich
anzuzeigen
Annelieſe Grüling
Otto Darmſtädter
Deniſt
Weihnachten 1923
Kiesſtr. 83, I.
Soderſtr. 61

Verlobte

Die Verlobung ihrer Tochter
Zeinrich Keßler zeigen an

Statt Karten.
oti mſt Hern eand. chem. ) Loiti Biermann

Georg Biermann

Heinrich Keßler
Cand. chem.
Verlobte
ind Frau Käthg, geb. Weßzel
Oarmſtadt, Weihnachten 1923.

Oraa.
a5

Die Verlobung ihrer Kinder
danny und Georg beehren ſich
Rzuzeigen
Johannes Heckmannu. Frau
Eliſabet, geb. Freitag,
Jakob Schüler u. Frau
Eliſabet; geb. Jäger.

Meine Verlobung mit Fräulein
Hanny Heckmann beehre ich mich
anzutzeigen
Georg Schüler

Darmſtadt, Weihnachten 1923

Eckhardſtraße 3

(*30506
Grafenſtraße 10

ORRPPPRR

Statt Karten
hre Verlobung beeht
Eina Lenz
Carl Kürchhoff
Weihnachten 1923
Here
Meteite

Hennia Müller.
Willi Jäger
Ober=Telegraphen=Gekretär
Verlobte
Taunusſtr. 34
iktoriaſtr. 69
26. Dezember 1923 (*80020
Hre Verlobung zeigen an
Elli Pröbſtel
Ferdinand Löſch

Liſel Maul
Emil Schiller
Verlobte

Nieder=Ramſtadt
Am Cohberg

Düſſeldorf
Goetheſfr. 71

Frieda Wolf
Arnold Heinemann
Verlobte
Darmſtadt Poppenlquer/B.
Bismarckſtr. 64
Empfang 27. Dez., 111 Uhr

rheilgen, Weihnachten 1923

Grete Petry
Adolf Leidner
Verlobte
armstadt Aschaffenburg
Weihnachten 1923
KATE ROTH
EINRICH MOLLER
DIPL--ING.
VERLOBTE

ARMSTADT CANNSTATT
WElHINACHTEN 1923

Statt Karten
LIIII HRUSSNER
MASS LHNG
VERLOBTE
Darmstadt Aorten (Vorwegen)
sidelbergerstr. 88 H.Zt. D.rmstadt
Weihnachten 1923
Ihre Verlebung zeigen an
Else Christ
Ofto König
Darmstadt, Weihnachten 1923

Marie Lautenſchläger
Heinrich Schönig.
Verlobte
Weihnachten 1923
Schießhausſir. 62 Klappacherſtr. 78
(*30516)

Anna Huthmann
Auguſt Kehr
Verlobte
Nieder=Ramſfadi Ober=Ramſiadt

Wrr

TILLWMEISTER
HANSHIRSOH
VERLOBTE
WEIHNACHTEN 1928
DARMSTAI.
Gräfenhäusewweg 28
Afer

Sophie Darmstädter
Wilhelm Göbel
Verwaltungs-Inspektor
VERLOBTE
Eberstadt b. D., Weihnächten 1923

Statt Karte
Elsé Anthes
Artur Schulz
Verlobte
Darmstae
Arheilg
Weihnachten 1923
(*30417)

Gretel Hildenbeutel
Conrad Vögler
Darmſtadt Frankfurt a. M.
Oberrad
Heinheimerſtr. 80
Sort

Ihre Verlobung beehren sich
anzuzeigen
Karoline Rouge
Rudolf Steuerwald
Inspektor
Weihnachten 1923
Rheinstr. 101 Wittmannstr. 20

Amanda Bickelhaupt
Nichard Krämer
Verlobte
Traiſa
Traiſa
Röderſtraße
Ludwigſiroße
Weibnachten 4923
(*30419)
Minna Barth
Auguf dech
Verlobte
Darmſiadt Weihnachten 1923

Eliſabeth Schmitt
Hugo Heinrich
Verlobte
Lasdehnen
Darmſtadt
(Ofp
Riedeſeiſfr. 6
(. 3t. Damſfed.

Weihnachten 1923

AW

Statt Karten.
Käthe Boger
Hugo Koeßler
VERLOBTE
Weihnachten 1923
S Hlofmannstr. 21. Beckstr. 48

Eliſabeth Eller
Karl Jahn
Verlobte
Oppenheim a. Rh. Darmſtadt
Pallaswieſenffr.
Weihnachten 1923

Ihre VERLOBUNG
beehren sich anzuzeigen
Therese Weißgerber
geb. Merkel
Hermann Daum

Weihnachten 1923

Statt Karten.
Katharina Strößinger
Radolf Zinser
Verlobte
Weihsachten 1923
(*30455)

Luise Strack
Georg Brust
Verlobte
Weihnachten 1923
Liebfrauenstr. 82 Soderstr.
(*30497)

Marie Luckhardt
Dr. Willi Dingeldein
prakt. Zahnarzt
Verlobte
Heinrichstr. 40 Kiesstr. 118
Käthi Sonmer
Hermann Schmidt
Verlobte
Weihnachten 1923
Darmſtadt Frankfurt a. M.
Wicmha

Käthe Helfmann
Theo Kunz
Verlobte
Darmſtadt, Weihnachten 1923

Hugo, Dörflinger
Fridel Dörflinger
geb. Reichler
Vermählte.
Tübingen
Darmſtadt
Weihnacht 1923

Elma Fett
Curt Langer
Verlobte
Frankfurt a. M. Darmstadt
Weiknachten 1923
(*30194)

Ihre Verlobung beehren
ſich anzuzeigen
Lieſel Fiſcher
Bernhard Sang
Miniſferial=Oberreviſer
Moosbergſtr. 74
Bleichſtr. 19

Steait, Kosten.
Karl Horn
Marie Horn, geb. Hinkel
Vermählte.
(inſere kirchliche Trquung findet am
2. Feiertag, 3. Uhr, in der Martins=
firche
ſfatt.
1512
Mathildenſtr. 38, I.

Ihre am Donnerstag, den
27. Dezember, nachm. 3 Uhr
in der Stadtkapelle ſtattfindende.

Anne Herche
Friedrich Weber
Verlobte
Neue Niederſtr. 11. Blümenihalſir. 114

(Eliſabeth Gambs
Rudolf Arnold
Verlobte
Griesheim b. D. Darmſtadt
Weihnachien 1923
30486

Weihnachten 1923

Wfcke

Statt Karten.

Gretel Maurer
Franz Reichert
Verlobte
Karlſtraße 101 Dieburgerſtr. 93
Weihnachten 1923
Statt Karten.
Gudiſa Bormet
Hermann Schuchmann
Stnidienrat
Verlobte
Darmſtadt, Weihnachten

Eſe Keil
Ernſt Steinberger
Verlobte
Weihnachten 1923
StattKarten.
Mathilde Sparſchneider
Ludwig Bitzer
Verlobte
Darmſiadt, Weihnachten 1923
2.
Luise Berg
Franz Rolly
VERLOBTE
Weihnachten 1923

Trauung

zeigen an

Karl Schneider
Berta Metz
Liebfrauenſtr. 84 Brandgaſſe 2

Leonhard Vollrath
Marie Vollrath
geb. Hädrich
Vermählte
Darmſtadt, Heinheimerſtr. 59
Kirchl. Trauung am 1. Weihn.= Feier=
tag
, nachm. 2 Uhr, in der Martinskirche
*30475

Alfred Meger
Emmy Charlotte Meger
geb. Fulda
Vermählte
Darmſtadt
Mainz
Zeughausſtr. 3
Trauung: Dienstag, den 25. Dez. 1923,
Bad=Nauheim, Hotel Bellevue.

3. Zi. Büdesheim (Oberheſſen)
Pfarrhaus.

30279)

Darmstadt
Frankensteinstr. 64I.

Quieta=Männchen

Kluge Hausfrau in
und
eiben
Vermählte
Janua=
und raſche
vildung.
*
Naumann
Stadt
jetz
Rite 4

[ ][  ][ ]

Seite 10.

Darzſtädt Tagbiatt, Dienstan, den 25. Dizeibrr 1923.

* Die gute neue Zeit.
Eine Weihnachtsgeſchichte von Anna Kappſtein.
Und ſo etwas, ſolch eine Puſſelei wird gut bezahlt? ſtam=
tnelte
der alte Kriegsheld faſſungslos.
So gut, wie der Anfang beweiſt, daß, geht es ſo weiter, ich
mir in abſehbarer Zeit einen Laden irgendwo im feinſten Weſten
mieten möchte als Ausſtellungsraum.
Aber dann willſt Du von mir wegziehen, Mechthild? Dem
Alten liefen vor Rührung zwei dicke Tränen über die Backen.
Ja, und denk Dir, die Inge will auch wegziehen. Die hat
ſich nämlich als Köchin vermietet. Jmmer wußten ſie es ſo ein=
zurichten
, daß die eine für die andere fprach.
Da ſchlag doch der nein, nein, ich will am Heiligabend
ja nicht fluchen. Aber als Köchin, ausgerechnet als Köchin, meine
kleine Inge, unſer Neſthäckchen? Ja, verſtehe ich denn die Zeit
nicht mehr?
Ich wollte doch Chemie ſtudieren, Vater. Nun, dabei hätt:
ich vielleicht in zehn Jahren oder noch ſpäter mich ſelbſt erhalten
können, ausſichtslos, wie die akademiſchen Berufe geworden ſind.
Aber die Chemie intereſſierte mich nun mal, obenan die Küchen=
chemie
. Werd’ ich ſie praktiſch betreiben, ſagte ich mir. Ging in
eine Hotelküche, lernte kochen, fand ſogleich eine Anſtellung in
einer großen Wohlfahrtsküche vom Roten Kreuz. Hab' meinen
Unterhalt und Monatsgeld. Alſo die Sorge für mich biſt Du
auch los.
Mir ſteht der Verſtand ſtill. Wenn ich jetzt etwa noch hören
ſoll, daß auch die Gertrud fortgeht, dann wandelt ſich der freu=
dige
Abend mir doch noch in Trübſal um.
Die geht nicht fort, Vater. Aber ganz glatt geht es natür=
lich
mit ihr auch nicht ab. Sie hat natürlich ihr Zimmer ver=
mietet
.

Was heißt das? Ohne meine Erlaubnis? Ich als Haus=
haltungsvorſtand

Wir hatten doch Deine Zuſtimmung zu den Heimlichkeiten,
und ſahen längſt ein, daß wir einen Abmieter brauchten, um
ſelber mietefrei zu wohnen. Freilich hätten wir lieber einen
Chineſen gehabt. .
Und auf welche Nationalität ſeid Ihr Unglückskinder nun
verfallen? Etpa gar auf eine Feindbundraſſe?
Ganz ſo ſchlimm iſt es nicht, Vater. Ein biederer Deutſcher,
Das Wohnungsamt hat ihn geſchickt.
Das Wohnungsamt hatte kein Recht dazu; wir haben nicht
mehr als die zuläſſige Zahl von Räumen inne.
Das haben wir dem Mieter auch geſagt. Doch er beſtritt es.
Alſo ein Krakehler iſt er auch noch?"
Im allgemeinen wohl nicht. Nur in dieſem beſonderen
Fall, da ihm ſehr viel daran zu liegen ſchien, bei uns ein Zim=
mer
zu finden.
Kann ich mir denken. In einer guten preußiſchen Offiziers=
familie
ſolch eine Keckheit! Aber nun ſagt mir endlich, wwer der
Eindringling eigentlich iſt, der nicht mal ſo viel Manieren hat,
ſich mir vorzuſtellen?
Wir ſelber erſuchten ihn, ſich das bis heute abend aufzu=
heben
. 11ebrigens wird er Dir nicht ganz fremd ſein. Du haſt
früher Deine Zigarren, von ihm bezogen aus dem kleinen
Laden an der Ecke. Haſt auch die Gertrud manchmal hinüber=
geſchickt
.
Denk: Dir das Glück, beſagter Herr hat einen Deviſenonkel
in Holland beerbt und eine Tabakplantage übernommen. Darauf=
hin
bekam er Heiratsgedanken und iſt ausgerechnet auf die Ger=
trud
verfallen. Das wußten wir allerdings noch nicht, als er das
Zimmer ſuchte. Er nahm es nur als Vorwand zur Annäherung
und hat ſich vermutlich deswegen hinter das Wohnungsamt ge=
ſteckt
. Kaum iſt der Mietskontrakt unterſchrieben, da rückt er

Runer 3,5
ſchon mit ſeinem Antrag heraus, und da er ein gebildete
netter junger Mann iſt, hat ſich Gertrud nicht lange beſo=
Der Alte griff ſich an den Kopf. Was muß ich hören
muß ich hören! Soll ich mich da nun freuen oder erboſen;
jeden Fall iſt es unpaſſend, daß der junge Herr hier ein
bezieht.
C* hat es ja gar nicht bezogen, denn er drängt auf
Heirat .. und meiunt, ſie hätten doch dann beide als junge
paar ein Heim. Cine eigene Wohnung iſt für die erſten
doch nicht zu kriegen. Und dann möchte er Dir auch
Lieblingstochter nicht ganz wegnehmen.
Ein Gemütsmenſch. . . Haltet Ihr ihn übrigen
irgendſvo verſteclt?
Er wird ſogleich antanzen. Der Chriſtbaum iſt ſein
geſchenk, die Verlobungsringe baumeln dran, das haſt Du
noch gar nicht bemerkt? erklärte Inge im Backfiſchjargon
die Zigarrenkiſtchen ſind Beſtechungsverſuche an den
Schwiegerpapa.
Benimm Dich, Juge! ſchalt die lächelnde Braut. un.
eine Herzſtärkung, liebſter Papa, iſt auch alles vorbereitet.
einem Punſch biſt Du wohl einverſtanden?
Kinder, Kinder, was für ein Theater macht Ihr mi=
Und erwartet nun Rührung und Feierlichkeit . . ."
Gar nicht, Papa. Nur Deinen Segen, damit alles
gute Form bekommt.
Aber ich begreife dieſe ganze Umkrempelung noch
nicht; das geht nicht ſo ſchnell, mein alter Kopf
Wir haben Dir doch geſagt, daß wir Dir die gute
Zeit zu Weihnachten ſcheuken werden. Nun iſt f
Es klingelte. Und mein Verlobter auch.
Der Oberſtleutnant ſetzte ſich in Poſitur. Ihr Ra
(Schluß.)

Gesundheitstechnische Anlagen

G.m. DARMSTADT
R.M. -olrhafa jee 11, Tel. 2411

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ſchäftsſtelle
ds. Bl.
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von ſeinem jahrelangen ſchiveren
in Felde zutgezogenen Leiden im
47. Lebensjahre zu ſich in die Ewig
keit abzurufen.
In tiefer Trauer:
Joſefa Dobiſche, geb. Leinberger.
Blainz=Zahlbach.
Die Beerdigung findet Donners=
tag
, den 27. Dez., nachm. 4 Uhr ſtatt.

Geschäftsbücher

Lotte Elisabeth Hocke
Albert-Mäller
Ingenieur
Verlobte
Taunusstr. 41
Darmstadt
Weihnachten 1923
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Ihre Verſebung beehren ſich anzuzeigen
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Ernſt Auracher
Pankratiusſir. 26½ Darmſtadt Heinheimerfr. 86
Weihnachten 1923 (*30491

A5

Statt Karten.
Ihre Verlobung beehren ſich anzuzeigen
Naula Sulzmann
Ludwig Hahn
Darmſiadt
Darmſtadt
Lindenhofſfraße 43
Kiesſtraße 22
Weihnachten 1923.

Eva Thiele
Dipl.=Ing. Ludwig Lebrecht
Aſſiffent an der Hochſchule
Verlobte
Weihnacht 1923
Steitin (*30299) Darmſiadt

1a

A

Wir geſtatten uns, die Verlobung unſerer
KinderJohanna und Paulergebenſt anzuzeigen
Heinrich Schröder und Frau
Marie geb. Schuhmacher

Emil Häcker und Frau
Marie geb. Ober
Darmſtadt, Weihnachten 1923
Rhönring 33, Kahleriſtraße 41
(*30490

Todes=Anzeige.
Gott dem Allmächtigen hat es
in ſeinem unerforſchlichem Rat=
ſchluſſe
gefallen, meinen innigſt=
geliebten
, herzensguten, treuen
Gatten, unſeren lieben Bruder,
Schwager und Onkel

Für die vielen Beweiſe der Teil=
nahme
an unſerem ſchmerzlichen
Verluſt ſagen wir herzlichſten Dank.
Mathilde Buxmann, geb. Schmidt
Giſela Kolb. geb. Buxmann
Werner Buxmann
325
Polizeihauptmann Alexander Kolb.
Caffel, Darmſtadt, 24. Dezbr. 1923.

Eintrag im Handelsregiſter A: a) am
20. Dezember 1923 bei folgenden Firmen:
1. Adam Ott, 2. Jvo Carl Stauß,
3. Franz Adam Wolf, 4. Fr. Joſ.
Franz, 5. Adam Stix II., 6. Cajetan
Steinmetz, 7. Joſeph Fäth II., alle
in Diebur): Die Firma iſt erloſchen;
b) am 22. Dezember 1923: 1. bei der
Firma Markanerwerk. Heſſiſche
Eiſen=Stahl= und Tempergießerei
Heinrich Honsberg in Groß=Zimmern
Geſchäft ſamt Firma iſt auf die Firma
Markanerwerk Heinrich Honsberg, Heſſ.
Eiſen=Stahl= und Tempergießerei, Aktien=
geſellſchaft
in Groß=Zimmern, überge=
gangen
. Die Firma iſt hierdurch er=
loſchen
; 2. bei der Firma Geſchwiſter
Weber in Dieburg: Die Geſellſchaft iſt
aufgelöſt. Die Firma iſt erloſchen; 3. bei
der Firma Johannes Töpfer in Die=
burg
: Die Firma iſt erloſchen. (8769
Dieburg, den 22. Dezember 1923.
Amtsgericht.
Heutiger Eintrag im Handelsregiſter
A bei der Firma Goldſchmidt & Leh=
mann
, Groß=Zimmern: Die Geſellſchaft
iſt aufgelöſt. Geſchäft ſamt Firma ſind
auf die Firma Goldſchmidt & Leymann,
Akkiengefellſchaft in Groß=Zimmern, mit
Wirkung voin 1. Januar 1923 überge=
gangen
. Die Firma wird hier gelöſcht.
Dieburg, den 20. Dezember 1923.
Amtsgericht.
(8768

Hoher Nebenverdienſt
durch Bertrieb fung. Aktien. Zuſchrif=
ten
an Erich Barber, Zerlin= Charlotten=
burg
, Cauerſtr 27.
(J8734

Dankſagung.
Für die uns erwieſene lie
volle Teilnahme an unſer
ſchweren Verluſte ſagenr
herzlichen Dank.
Frau Bertha Amendt
geborene Wenzel und Kind
Darmſtadt, den 24. Dez. 192

Für die uns erwieſene Teilnah
an unſerem ſchweren Verluſte ſag
wir allen herzlichſten Dank.
ſonders Herrn Pfarrer Wagner
ſeine tröſtenden Worte und
Firma E. Merck.
Im Namen
der trauernden Hinterblieben=
Jakob Schäfer.
Darmſtadt, den 24. Dezember 19.
Sandbergſtraße 7.
Uis Den Amtsberkäandſcungennerchel
Darmſtadt und den Bekanntmachunge
Polizeiamts Darmſtadt.
Gefunden: 1 Geſchichtsbuch
Schulen. 1 ſchwarzer. Beutel mit E
und Löffel 1 ſchwarzer Muff
blauer Selb binder. 1. Paar Han,
1 gr. Handſchuh. 1 weiße Nachtjacke
braunes Zeichenmäppchen. 1Paa
Kinderhandſchuhe mit Pelz beſetzt. 1
alte ſchwarze Damenhandſchuhe.
verſchiedene Schlüſſel. 1 groß. neuer
geſtrichener Fenſterladen. 1 graue
und 1 wollenes gr. Halstuch. Ueber
Zugelaufen: 1 junger brauner Pi
Führende Markenaxtikelfabrik
Reiſender
ür den Bezirk Darmſtadt.
kommen nur ſolche Herren, die
Groß= und Kleinhändlern in Kolonialt
eingeführt und an intenſive Arbe
wöhnt ſind. Ausführliche Angebo=
Zeugnisabſchriften u. Lichtbild unter
an die Geſ häftsſtelle d3. Bl.

Harmonium
(Mannborg) wie neu,
10 Regiſter, erſtklaſſ
Inſtrument, preisw
abzugeben. Möſer,
Schillerplatz 2, (szoſc=

Herk.=Pelzr
m. Hamſterfutt
gr. Figur) z.
Näheres imPel
Spting.

Hf
Alle

M77ndMtnt

Geburts=, Verlobung8;
Vermählungs=
und Todesanzeigen
liefert in kürzeſter Zeit
L. C. Wittich, Darmſtia
Rheinſtraße 23
Afnnogat.

ſcho KOStodkef

bali
Ju !
ſetzten ſie
als es in
drei!, haſt d
ſie alle ihre fahrikate en gros X
Heidchen her
TAI8
angenehr

von Firma
KaufaDaK rienningsdorts Genssen
Ladenpreis 15 Pfg
das Glliederverkäufer werden zu Fabrikpreisen beliefert. Vertretung u. Lager.

Habe von Firma P. E. Küter, Zigarrenfabriken, Karlsruhe i. B., Lager übernomme
und gebe an Wiederverkäufer jedes Quantum Zigarren zu Original-Fabrikpreisen d
von sämtl chen führendt
Zigaretten und Tabake
Fabr kea. ( 304

Barmstadt

Tabalfabrikste en gr0

Grafenstraße 19
Telephon 1967

[ ][  ][ ]

rmſtädtet Tagblatt
Handel und Wandel in Heſſen.

Handeisbia

Beamtenbank Darmſtadt e. G. m. b. H., Darmſtadt.
altungsſeitig wird uns mitgeteilt, daß das Gerücht, die Beamten=
wolle
liquidieren, jeglicher Begründung entbehrt. Ein derartiger
ike ſei nie erwogen worden. Die kürzlich abgehaltene a.p. Haupt=
nmlung hat für den 1. Januar 1924 den Geſchäftsanteil auf 20
emmark feſtgeſetzt, der, um die wirtſchaftlich ſchwachen Beamten zu
en, in dier monatlichen Teilbeträgen eingezahlt werden kann. Da
Dienſtbezüge der Mitglieder demnächſt wieder überwieſen werden,
2 es der Bank möglich ſein, auch weiterhin den wirtſchaftlichen Be
Slngen der Beamtenſchaft Stütze und Hilfe zu leihen.
Bankhaus Philipp Fries u. Co., Darmſtadt. Das
haus Philipp Fries u. Co. in Darmſtadt wird Anfangs Januar
uinter derſelben Firma in Frankfurt a. M. eine Filiale mit kom=
itiſtiſcher Beteiligung des Bankhauſes Max M. Fiſcher in Berlin
S bamer Platz) errichten. (Eröffnungsanzeige erfolgt ſ. Zt.)
Wirtſchaftliche Rundſchau.
Vorläufige Verlängerung des Rhein.=Weſtfäl.
fyrkohlenſyndikats. Da die Verhandlungen der rheiniſch=
liſchen Zechenbeſitzer zur Umbildung des Ruhrkohlenſyndikats bis=
roch
zu keinem befriedigenden Abſchluß geführt haben, hat die Re=
wrig
ſich entſchloſſen, den Zuſammenſchluß der Zechenbeſitzer auf
isherigen Grundlage über die Geltungsdauer des am 31. Dez. 23
aufenen Vertrages hinaus bis zum 15. Januar n. Js. durch eine
dnung zu verlängern. Die Einigungsverhandlungen der einzelnen
ai über die Bildung des neuen Kohlenſyndikats werden inzwiſchen
Feſetzt.
Preisermäßigung des Vereins deutſcher Eiſen=
ßereien
. Der Verein deutſcher Eiſengießereien hat auf die ſeit
1. September dieſes Jahres beſtehenden Goldmarkpreiſe mit Wir=
ab
20. Dezember allgemein einen Nachlaß von 20 Prozent feſtge=
In dieſem Nachlaß ſind alle bisher gewährten Rabatte für wert=
irdige
Zahlungen, Konjunkturrabatte uſw., ſoweit ſie vom Verein
r Gruppen oder einzelnen Mitgliedern gewährt ſind, eingeſchloſſen.
rtunmehr feſtzuſtellenden Goldmarkpreiſe verſtehen ſich für wertbe=
ige
Zahlungen in Goldmark. Sollte in der nächſten Zeit die
ermark aus dem feſten Verhältnis zur Goldmark herausgleiten, ſo
vorbehalten, für Papiermarkzahlungen einen entſprechenden Auf=
T zu nehmen.
Der amerikaniſche Eiſen= und Stahlmarkt. Jron
C Reviel, Cledeland (Ohio) kabelt: Die Abſchlüſſe in Stahl für

ſpätere Lieferung nehmen zu, ſo daß ſich die geſamten Ausſichten beſſern.
Der Automobilbau übernimmt 100 000 To. Feinbleche im erſten Viertel=
jahr
1921. Die Santa =Eiſenbahngeſellſchaft machte einen Abſchluß
auf 100 000 To. Schienen, die Sputhern Pacific auf 10 000 Eiſenbahn=
wagen
. Das Ausbringen an Weißblechen iſt das größte des ganzen
Jahres. Die Standard Oil Company kaufte 140 000 Normalkiſten Weiß=
blech
. Die Produktion der Weißblechwalzwerke iſt für das erſte Halb=
jahr
1924 vollſtändig ausverkauft, viele Aufträge müſſen zurückgewieſen
werden. Die Stahlpreiſe ſind feſter. Der Roheiſenmarkt iſt zwar ruhi=
ger
, zeigt jedech im ganzen feſtes Gepräge. Der Ferpomanganmarkt
zeigt unverändert Unluſt. Die Eiſenerzförderung des vergangenen
Jahres iſt die fünftgrößte in der Geſchichte. Für das nächſte Halbjahr=
wird
auf ein gutes Geſchäft gerechnet. Nach Stahlſchrott herrſcht ſtarke
Nachfrage. Die Anforderungen an den Baueiſenmarkt ſind ungewöhn=
lich
groß. Aus dem fernen Oſten liegen umfangreiche Schienenaufträge
vo
Banken.
* Die Hypothekengeſchäfte der Noggen= Renten=
bank
. Der Reichsrat ſtimmte in ſeiner letzten Sitzung dem vom Reichs=
tag
angenommenen Entwurf eines Teiles der Noggen=Rentenbank A. G.,
Berlin, zu. Das Unternehmen erhält die Genehmigung zur Aus=
übung
des Geſchäftsbetriebes imn Sinne des § 1 des Hypothekengeſetzes.
Der Berichterſtatter führte u. a. aus, daß die Bank vor allen Dingen
dem ländlichen Siedlungsweſen diene und ſich bisher als Hypotheken=
Hank nicht konſtituieren konnte, da die Begründung wertbeſtändiger
Hypotheken noch nicht möglich geweſen wäre. Gemäß einem Antrage
der Roggen=Rentenbank befaßte ſich der Reichsrat in ſeiner letzten Sitz=
ung
mit dem Erſuchen des Inſtituts, die Genehmigung zur Ausübung
des Geſchäftsbetriebes gemäß 8 1 des Hypothekenbankgeſetzes vom 13. 7.
1899 zu erteilen. Wie ausgeführt wurde, liegt es in der Abſicht der
Roggen=Rentenbank, durch Beleihung von Grundſtücken zu Roggen=
werten
die Siedlung auf dem Lande, die Kultivierung des Bodens und
die Produktionsſteigerung zu fördern. Die preußiſche Staatsregierung
und auch die Reichsreſſorts befürworteten die Genehmigung des An=
trages
, dem der Reichsrat auch zuſtimmte. Bahern behielt ſich ſeine
Entſcheidung für das Protokoll offen.

Erwerbsgeſellſchaften.

Vereinigte Harzer Portland=Zement= und
Kalkinduſtrie zu Elbingerode a. H. 12 Millionen neue
Stammaktien wurden auf Antrag der Darmſtädter und Nationalbaik
ſowie des Bankgeſchäfts Max Meyerſtein zum Handel und zur Notiz
an der Berliner Börſe zugelaſſen. Das Grundkapital beträgt zur Zeit
50,5 Mill. und iſt eingeteilt in 45 Mill. Stammaktien und 5,5 Mill.

25. Dezember 1923 Nr. 356

Vorzugsaktien. Letztere haben ſechsfaches Stimmreiht. Die Gefellichaft
hat für 1222 aus einem Reingewinn von 10,6 Mill. 50 Prozent Divi=
dende
und 50 Proz. Bonus auf 9,5 Mill. Stammaktien verteilt. Im
laufenden Geſchäftsjahre hat der Betrieb bis in die letzte Zeit hinein
ziemlich normal aufrecht erhalten werden können, und zwar in erſter
Linie infolge der feſten Verbindungen mit den Stickſtoffwerken 1X, der
ſonſtigen chemiſchen Großinduſtrie. Erſt in der allerletzten Zeit wirkte
die allgemeine wirtſchaftliche Störung und hat zu Arbeiterentlaſſungen
geführt. Die Verwaltung hofft indeſſen, dieſe auf ein Minimum zu
beſchränken und dennoch ein befriedigendes Jahresreſultat erzielen zu
können, wenn nicht noch ſchwerere Erſchütterungen des geſamten Wiut=
ſchaftslebens
eintreten. Allerdings laſſen ſich irgend welche Voraus=
ſetzungen
bei der gegenwärtigen Lage nicht machen.
* Brauerei Heißmann, Fürth. In der außerordentlichen
Geueralverſammlung wurde die Dividende auf 25 Goldpfennige feſt=
gefetzt
und mit 4641 gegen 1883 Stimmen die Erhöhung des Grundkapi=
tals
um 6 Millionen Mk. beſchloſſen. Die neuen Stammaktien werben
von der Filiale Nürnberg der Dresdener Bank übernommen und s
mäß den Weiſungen der Verwaltung begeben werden. 3 Millionen M.
Stammaftien dienen zum Schutze gegen Ueberfremdungsgefahr.
Transport und Verkehr.
* Rückgang der Schiffsauflage in Amſterdam. Das
Konſulatsamt teilt mit, daß in dem Hafen von Amſterdam die Auflage
wie auch die Tonnage der aufgelegten Schiffe im Laufe des Monats
November auf die Hälfte zurückgegangen iſt, was vor allem auf die
Frachterhöhung für Getreide über die Atlantik zurückzuführen iſt
Die Wirtſchaft des Ausſandes.
Frankenſturz und Teuerung. Die Teuerung hat in
den letzten Wochen ſtark zugenommen, und der neue Frankenſturz, der
vom Publikum trotz aller beruhigenden Erklärungen amtlicher Stellen
durch politiſche Urſachen erklärt wird, läßt eine weitere Zunahme der
Teuerung befürchten. Die Frage, wie eine derartige Situation entſtehen
konnte, wird vielfach dahin beantwortet, daß die Außenpolitik des Ka=
binetts
Poincaré an allem Uebel ſchuld ſei. Man müſſe erwarten, daß
die Gegner Poincarés verſuchen werden, dieſe Gelegenheit zu einem
neuen Vorſtoß zu benutzen. Die Times weiſen im Handelsteil darauf
hin, daß der andauernde Rückgang des franzöſiſchen Franken wohl
durch die unklare und ungeregelte franzöſiſche Finanzwirtſchaft zu er=
klaren
ſei. Der Ausweis des franzöſiſchen Budgets zeige eine fortſchrei=
tende
Erhöhung der Staatsſchuld und erſchivere die in Zukunft doch
einmal unvermeidliche Sanierung des franzöſiſchen Budgets.

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Darmſtadt
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24. Dezbr. 1923,
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Samstag nachmittag
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enkhalken. Die Markenbezeichnungen ſind ſowohl aus der Darſtellung, wie durch die Suſammenſehung der in der
Heichnung verſteckfen Buchſtaben zu erkennen. Die zu löſende Aufgabe beſtehf darin, die in den 5 Bildern verborgenen
Markennamen zu finden und in der richtigen Reihenfolge der Firma Jacob. Sfück Nachf. A-G. Hanau a. M. mit
der Aufſchriff Neujahrswekkbewerb einzuſenden., evenkuell in Versform.

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ſungen
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I. PREIS: 200 Renfenmart
ſow. 25 Flaſchen Weinbrand
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H. PREIS: 100 Renkenmart
ſow. 20 Flaſchen Weinbrand
und Likör ſorkierk.
III. PREIs; 50 Renkenmark
ſowie 15 Flaſchen Wein=
brand
und Likör ſorkierk.
T.XII. PREI5: je 1 Kiſte
mit 12 Flaſchen Weinbrand
und Likören ſorkierk.

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Gruppe B.
12 Preiſe für die 12 richtigen
Löſungen, die durch das
Los beſtimmt werden.
I. PREIS: 25 Flaſchen Wein=
brand
und Likör ſorkierk.
II. PREIS: 20Flaſchen Wein=
Srand und Likör ſorfierk.
III. PREIS. 15 Flaſchen Wein=
brand
und Likör ſorkierk.
IV. Xll. PREI5 je 1 Kiſte
mik 6 Flaſchen Weinbrand
und Likören forfierk.

PREISRICHTER: Das Preisrichferkollegium beſiehk aus: 1. Herrn Rechtsanwalt Dr. Ambach, Würzburg
2. Herrn Handelskammerſyndikus, Dr. phil. Grambow, Hanau a. M. / 3. Herrn Emil
Hirſchmann, Vorſkandsmifglied der Sfück A=G., Hanau a. M. / 4. Herrn Arthur Hellmer, Direktor des Neuen Theaters
Frankfurk a. M. / 5. Herrn Redakfeur Karl Makhern, Frankfurt a. M. und fagk am 10. Januar 1924 im Ver=
waltungsgebäude
der Firma Stück Nachf. A-G. Hanan a. M. / Das Kollegium ergänzt ſich nöfigenfalls durch
einfache Zuwahl und faßt ſeine Eutſchlüſſe mit einfacher Sfimmenmehrheik verbindlich.
BEDINGLINGEN: Die Preisbewerbung iſt für Federmann frei / Die Bewerbungsfrifk läuft am 3. Januar 1924
ab. Einſendungen mit dem Poſiſtempel vom 2. Januar 1924 gelken als rechtzeilig eingeſandt.
Das Blatt auf dem die Löſung ſtehf, muß in der rechfen oberen Ecke ein Kennwork kragen, mit dem auch ein beizulegendes
verſchloſſenes Briefkuverk verſehen ſein muß, welches die genaue Anſchrift des Abſenders enkhälf Alle Einſendungen
gehen mit Eigenium- und Urheberrecht an die Firma Jaco5 Stück Nachf
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Donnerstag, 27. Dez.
und folgende Tage:
Schnitzlers Me ſterwerk
Großſtadtmädels
oder Liebelei.
3½ Uhr
Aſchenbrödel.
Karten wie bekannt
erhältlich. (*30524
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4 Akte. Jugendliche haben Zutritt.

Buffalo Bill, 4. Teil
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Darmſtad

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im Ausſchank.
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II. Feiertag im Feſtſaal:

Beihnachtsfeier
Anfang 4 Uhr!

Tanz.
Anfang 4 Uhr:

OM
Männer=Geſangverein
Teutonia
Dirig.: Her= Chorm. Guſt. Wendorf
Am 2. Weihnachtsfeiertag
Anfang pünktlich 3½, Uhr
Konkordia=Gaal, Waldſtr.

Meien 9ie
Ehor= u. Solovorträgen, ſowie
Theater, Sombola u. Feſtball.
Der Vorſtand.
Es ladet ein
Kaar

Sportverein Darmſtadt 1898 G. B.
Die Weihnachtsfeier für unſere
Mitglieder findet Donnerstag, den
27 Dezember, im Fürſtenſaalſtatt.
Beginn 7 Uhr.
GR
Der Vorſtand.

Bekanntmachung.
Als zweiter Teilbetrag der Brotver=
ſorgungsabgabe
iſt bis, zum 2. Januar
1924 das Einhundertfünfundneunzig=
millionenfache
des maßgebenden Zwangs=
anle
hebetrags zu entrichten.
(8770
Finanzamt Darmſtadt= Stadt und Lamd.

Orpheum (uhr
Beide Feiertage
25. 1. 26. dezember
Die 8774
Bajadere

Kart.: An beiden
Feiertagen im Ver=
Rehftsbülro v. 10-12,
Orph.=Kaſſe ab 3 Uhr

z gegenüber der Hochſchule
Monantorer Lauteſchlägerſtraße Nr. 4
An den Weihnachtsfeiertagen

Künſtler=Konzerte

Abends

Nachm.

Landestheater.
Graßes Kaug.
Dienst ia, 25. Dez.
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Einmaliges Gaſtſpiel
Fanny Eleve
Lohengrin
von Richard Wagner.
Anſans 6, Ende 10 Uhr.
preiſe 1,5-15 Billionen.
Kleiues Haus. (V‟
Firlefanz
von F. P. Buch.
Anf. 2 Uhr, Ende 4 Uhr,
Preiſe 0.5-2,5 Billionen.
Abends 7½ Uhr
Zuſatzmiete II4
Zum 1. Male wiederholt:
Verkündigung
von Rud. Borchardt.
Hierauf zum erſten Male!
wiederholt.
Krippenſpiel
von Nud, Borchardt.
Ende 10 Uhr.
Preiſe 15 Billionen.
Großes Haus.
Mittwoch, 26. Dez
E.9, e5
Roſengarten!
von F. v. Unruh.
Anf. 6. Ende 9½ Uhr.
preiſe: 1-10 Billionen.
Kleines Haus.
Nachmittags 2 Uhr
Firlefanz
von F. P. BNch.
Ende 4 Uhr,
Preife 3,5-2,5 Billibr n.
Abends 7 Uhr.
Zar u. Zimmerma33
von A. Lortzinig.
Ende nach 10 Uhr.
preiſe: 15 Billienen,

Aoeel Berltlreg

Rheinstraße 50

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Mathildenplatz 18
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im Ausſchank:

1. 1921er Gau=Bickelheimer
Verſchnitt
2. 1922er Elsheimer Riegling
3. 1323er Ober=Ingelheimer
Haun Riesling
Ferner empfehle meine beſtgepſlegt.
Flaſchenweine!
Ph. Barth.
Krne

ImRathausglöckchen
am Markt, dire hinter dem Rathaus:
Großer Preisabſchlag!
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Solber u. warme Fleiſch=
wurſt

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An beiden Feiertagen humoriſtiſche
Unterhaltung.
Es ladet höflichſt ein
Frau Freund.
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Mainz Zum Feldgrauen.

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zu Darmſtadt.
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9. Jau. 1924. Anmeldepapi
26 erhältlich.
15 Pfg. L

Programm der
Heſſiſchen Landwirtſchaftlichen Woche
vom 2. bis 6. Januar 1924 in Darmſtadt.
Mittwoch, den 2. Januar Vormittags 9 Uhr:
Bortragskurs der Landwirtſchaftskammer (Nummelbräuſ.
Dr. Arndt= Frankfurt a. M. über: Die Möglichkeit
Wiederaufbaues der deutſchen Volkswirtſchaft,
Vormittags 11 Uhr:
Profeſſor Dr. Rößler=Darmſtadt über: Zeitgemäße
Düngungsfragen‟. Diskuſſion,
Nachmittags 2 Uhr:
Bezirks=Beſprechung des Verbandes der heſſ. landw,
pſſenſchaften (Fürſtenſaal, Grafenſtraße 18),
Nachmittags 3 Uhr:
Tageinig des landw. Arbeitgeberverbandes für Heſſen
(Landw =Kammer=Gebäude).
Abends 8 Uhr:
Treffpunkt der Landwirte (Nummelbräu).
Donnerstag, den 3. Januar. Vormittags 9 Uhr
Bortragskurs der Landwirtſchaftskammer (Rummelbräu).
Regierungsrat Prof. Dr. Dr. h. e Hanſen=Berlin über:
fragen aus dem Gebiete der Tierzucht.
Vormittags 11 Uhr:
Oek=Rat Direktor Feil=Viſſe hövede, Provinz Hannpper, 1
Bucht und Haltung des Schweines im landw. Betzieb,
Diskufſion.
Nachmittags 1½ Uhr:
Landesverſammlung des heſſ, Bauernbundes (Rummelbr
Anſprache des Reichstagsabgeord. Schiele=Magdeburg.
Abends 8 Uhr: Treffpunkt der Landwirte (Rummelbräu
Freitag, den 4. Januar. Vormittags 9 Uhr:
Vortragskurs der Landwirtſchaftskammer (Rummelbräu
Prof. Dr Münzinger=Stuttgart über: Wirtſchaftslage
Landwirtſchaft. Vormittags 11 Uhr: Geh. Hofrat Prof.
Giſevius=Gießen über: Samenbeize mit Reizmitteln zur
höhung der Bodenerträge und Zellſtimulatin i ihrer 2
deutuug für unſere heſſiſche Landwirtſchaft Diskuſſion.
Nachmittags 2½4 Uhr: Verſammlusg des Reformbundes
Gutshöfe=Bad=Nanheim (Rnmmelbräu). Vortrag Dr. Kr
über: Die nächſte Zukunft unſeres ſtaatlichen und wirtſch
lichen Lebens und die Laudwirtſchaft. Nachmittags 3½ 1
Verſammlung des Vereins zur Förderung der Grünlandt
ſchaft in Heſſen (Rummelbräu). Vortrag Prof. De. Bo
mann=Bad=Nauheim über Ergebniſſe intenſiver Weidewirtſche
Abends 8 Uhr:
Treffpunkt der Landwirte (Hotel Prinz Heinrich).
Samstag, den 5. Jamar, Vormittags 9 Uhr:
Vortragskurs der Landwirtſchaftskammer. (Rummelb
Prof. Dr. Kling Speher über: Fütterungslehre, Sauer=
Süßpreßfutter. Diskuſſion,
Vormittags 11 Uhr:
Filmvorführung der Badiſchen Anilin= und Sodafabrik ſim
Rheinſtraße 4).
Nachmittags 2 Uhr: Vorführung der Hengſte des Landge
(Marſtall). Landwirtſchaftliche Ausſteilung. Geöffnet wäh
der ganzen Dauer der Heſſiſchen Landwurtſchaftlichen Wk
vom 2. Januar bis einſchl. Sonntag, den 6. Januar.
a) Wiſſenſchaftliche Abteilung. Ausſteller: Landwirtſch
kammer: Saatgutabteilung der L. K., Buchführung, u.
triebsabteilung der Landw.=Kammer, Bauberatungsd
der L. K., Landwirtſchaftskammer=Ausſchuß für Starkenk
Landwirtſchaftskammer=Ausſchuß für Oberheſſen, Lan
Inſtitut Gießen, Landw. Verſuchsſtation Darmf
Kultur=Inſpektion Darmſtadt, Landesamt für Wette
Gewäſſerkunde Darmſtadt, Badiſche Anilin= u. Sodaf
Ludwigshafen, Kalkſtickſtoffwerke.
Maſchinen= u. Geräte=Abteilung. Ausſteller: Gutsre‟
Bad=Nauheim, Süddeutſche Verkaufsvereinigung für 9
baumaſchinen. G. m. b. H., Reichslandbund Darmſ
Landwirtſchaftliche Zentralgenoſſenſchaft.

V
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AoIA NiAAA
Die Königl. Englische Postdampfer-Linie
Gegründet 1839
Regelm. beschleun. Post-, Passagier- u. Frachtdampferdienst
von Hamburg nach
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F)P.-D.,0rdunz‟ 9. Jan.24 P.,D. 0hio 1. Bpri
8) P.-D.0hio .. 7. Tedr. 7)P.-D. 0rüanz, 8 MMkil
P.-D.,0räung 27. Tohr. 8) P-D. z0rhitg, 17. Mnfl
f)Läntt Halifax (Kanada) nicht an. 8) Ab Soutlampton-
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Kafüte und II. Klasse & 3.10.
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