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zen an beſtimmten Tagen wird nicht 
            übernom=
men. Nichterſcheinen einzelner Nummern infolge 
höherer Gewalt berechtigt den Bezieher nicht zur 
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zung des Bezugspreiſes. Beſtellungen und 
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 Heſſiſche Neueſte Nachrichten 
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt 
Nachdruck ſämtlicher mit X verſehenen Originäl=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſtattet. 
Nummer 278 
Montag, den 8. Oktober 41923 
186. Jahrgang
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Im 
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Falle höherer Gewalt, wie Krieg, Aufruhr, Streie 
uſw., erliicht jede Verpfichtung auf Erfüllung 
jaß- 
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Bel Konkurs oder gerichtlicher Beitreibur 
nſtonto: Deutſche Bank und
 Erfolge des Sparkommiſſars. 
Berlin, 7. Okt. (Wolff.) Durch die Auflöſung der 
            Reichs=
tücklieferungskommiſſion und des Reichsausſchuſſes für 
            Schiffs=
bau under Uebertragung ihrer Reſiarbeiten auf das 
            Reichskom=
miſſariat für Reparationslieferungen, ein Ergebnis der 
            plan=
mäßigen Nachprüfungsarbeit durch den von der Reichsregierung 
eingeſetzten Sparkommiſſar, wurde der Abbau von insgeſamt 
1301 Arbeitskräften — zur Zeit der Aufnahme der 
            Prüfungs=
tätigkeit durch den Sparkommiſſar — auf 768, mithin um 533, 
erreicht. Bei dem Treuhänder für das feindliche Vermögen, 
deſſen Geſchäfte ebenfalls inzwiſchen durchgeprüft wurden, iſt 
eine Verringerung des Perſonals um 170 (von 458 
            Arbeitskräf=
ten) eingetreten. Hand in Hand damit wurde eine weitgehende 
tänmliche Vereinigung bisher getrennter Dienſtſtellen des 
            Wie=
deraufbauminiſteriums erzielt. Dieſe Maßnahme wird den 
            Ver=
kehr mit dem Publikum weſentlich erleichtern, bringt aber neben 
ſonſtigen Vereinfachungen auch monatliche Milliardenerſparniſſe 
an Miete für bisher in Privathäuſern benutzte Räume. Die 
jetzt ermöglichte ſtraffere Zuſammenfaſſung läßt weitere 
            Verein=
fachungen und Erſparniſſe erwarten.
 Vom Tage. 
Der Antrag der Schriftleitung der Deutſchen Zeitung auf Ver 
kürzung des vom Reichsminiſter des Innern am 26. September 1923 
ausgeſprochenen Verbots der Deutſchen Zeitung iſt vom Befehlshaber 
des Wehrkreiſes drei abgelehnt worden. 
Die ordentliche Herbſtſeſſion des eidgenöſſiſchen Parlaments iſt 
geſtern geſchloſſen worden. 
Millerand hat die Todesſtrafe, die am 29. Juni wegen 
            angeb=
licher Sabotage gegen ſieben Deutſche vom Kriegsgericht in Mainz 
verhängt worden war, in lebenslängliche Zwangsarbeit umgewandelt. 
Nach einer Mitteilung des Temps hatte der franzöſiſche 
            Oberkom=
miſſar für die Rheinlande, Tirard, mit dem Vertreter der 
            Königs=
werke, Otto Wolf, am Montag vor der Unterredung mit Stinnes und 
General Degoutte eine Unterredung. 
Der Korreſpondent der Neu=York Poſt in Waſhington glaubt zu 
wiſſen, daß der nächſte Anwärter für den amerikaniſchen Geſandtenpoſten 
in London der derzeitige Geſandte in Tokio, Warren, ſei. 
Die türkiſchen Truppen hielten geſtern ihren Einzug in 
            Konſtan=
tinopel. Sie wurden von der Bevölkerung mit großem Enthuſiiasmus 
begrüßt. 
Nach einer Meldung aus Sofia iſt der Belagerungszuſtand in 
ganz Bulgarien mit Ausnahme von vier Bezirken aufgehoben worden. 
Havas berichtet aus Liſſabon, daß der neue Präſident der 
            Repu=
blik, Texeira Gomes, geſtern die Präſidentſchaft übernommen hat.
 EnglandsPolitik und Ruhrkrieg 
Kaum jemals iſt die engliſche Politik ſo geheimnisvoll, ſo 
unklar, ſo wenig zielſicher und ſo wenig energiſch geweſen 
wie in den jetzigen Zeiten, die das Schickſal Europas, vielleicht 
das Schickſal der Welt entſcheiden werden. Dieſe Tatſache wird 
erneut unterſtrichen durch den Beſchluß des engliſchen Kabinetts, 
die Ausführungen des britiſchen Außenminiſters Lord Curzon 
über die enropäiſche Lage auf der britiſchen Reichskonferenz nur 
vertraulich zu behandeln. Wenn man ſich nachträglich dahin 
            ver=
ſtanden hat, einen Teil der Ausführungen Lord Curzons dem 
Publikum zugänglich zu machen, ſo wird damit bewieſen, daß 
man in der Führung der engliſchen Politik ziemlich unſicher im 
Dunkeln tappt. Die Maßnahme der Geheimhaltung der 
            Aus=
führungen Curzons hängt zweifellos mit dem Verhältnis 
            Eng=
lands zu Frankreich zuſammen. Bis heutigen Tages iſt über 
die Abmachungen zwiſchen Baldwin und Poincaré bei der letzten 
Konferenz in Paris völliges Stillſchweigen bewahrt worden. 
Allgemein auffiel der überaus herzliche Ton, in dem das 
            Com=
munigué über die Beſprechungen abgefaßt wurde. Was in 
Wirklichkeit jedoch in Paris verhandelt und abgemacht wurde, 
bleibt das Geheimnis der beiden Kabinette. Albmählich werden 
jedoch; Vermutungen laut, aus denen ſich als feſtſtehend 
            heraus=
ſchälen läßt, daß im Zuſammenhang mit der Ruhrfrage auch 
verſchiedene Probleme im fernen Afrika und Aſien beſprochen 
worden ſind. Für Deutſchland haben dieſe Verhandlungen 
            inſo=
fern ein beſonderes Intereſſe, als es mehrfach erfahren mußte, 
daß ſich Paris und London zu ſeinem Schaden geeinigt haben. 
Aehnliches iſt leider auch jetzt wieder zu befürchten. Daily 
            Tele=
graph ſagt nämlich, der franzöſiſche Vertreter in der 
            Tanger=
frage ſei von Paris aus inſtruiert worden, den engliſchen 
            For=
derungen in jeder Hinſicht entgegenzukommen. Das iſt zum 
mindeſten auffallend. Andererſeits iſt es unerfindlich, warum 
die engliſche Politik, die ſich am 11. Auguſt ſchroff 
gegen die Ruhrbeſetzung ausſprach, nun auf 
            ein=
mal umgefallen iſt und den Franzoſen goldene Brücken baut. 
Vom OZai d’Orſay liegt eine Meldung vor, in der erklärt 
wird, allem Anſchein nach ſei der Augenblick nun nicht mehr 
fern, ſvo Frankreich und Belgien den paſſiven Widerſtand als 
eingeſtellt anerkennen würden. Dann werde man mit den 
            ver=
ſprochenen Aenderungen des Charakters der Ruhrbeſetzung 
            be=
ginnen. Wenn wir nun die amtlichen und nichtamtlichen 
            fran=
zöſiſchen Nachrichten zuſammenſtellen, ſo ergibt ſich zurzeit 
            fol=
gendes Bild: Frankreich muß in irgend einer Form ſein 
            ver=
ſprochenes Wort einlöſen. Es möchte die Ausführung ſeiner 
Zuſagen möglichſt lang hinauszögern. Wird die Beſetzung des 
Ruhrgebiets, wird der Druck auf die Rheinlande — wie die 
Franzoſen die Zuſagen auffaſſen — gemildert, ſo handelt es ſich 
wohl nur um einen Uebergang,der Gewalt aus den 
Händen des Generals Degoutte in die Finger 
des Oberkommiſſars Tirard. Wie Tirard zu 
            Deutſch=
land ſteht, iſt bekannt genng. Tirard iſt nur zu ſehr den 
            Ein=
flüſterungen des Separatiſtenhäuptlings Matthes zugänglich. 
Und daß Matthes ſich ausnahmslos im Sinne von Lirard 
            be=
tätigt, haben ſeine Ausführungen beſtätigt, die er einem 
            Korre=
ſpondenten des Amſterdamer Telegraph machte. Dieſem ſagte 
er u. a.: „Die rheiniſche Republik werde noch dieſen Herbſt 
proklamiert werden, nötigenfalls unter Entfaczung einer 
            revo=
lutionären Bewegung. Es werde eine Regierung von zehn 
            Per=
fonen gebildet und die ausführende Gewalt in die Hände von 
zwei Perſonen gelegt werden. Die Grenze des neuen Staates 
werde im Weſten von Holland bis zur Pfalz laufen, im Oſten 
bis Dortmund ſowie zum Induſtriegebiet von Elberfeld und 
Varmen und im Süden Mainz einbegreifen. Der Staat werde 
15 Millionen Einwohner zählen. Die Produktion werde über 
Holland und Belgien und nicht über Bremen und Hamburg 
zur Ausſuhr gelangen. Die Regierung werde nur aus 
            Rhein=
ländern beſtehen und weder Preußen noch Franzoſen enthalten.” 
— Sie wird — das aber hat Ehren=Matthes vergeſſen 
            hinzu=
zufügen — unterſtellt ſein der franzöſiſch=belgiſchen 
            Rheinland=
konnnniſſion, die wiederum ihre Weiſungen aus Paris erhält, 
genau wie Matthes ſelbſt. 
Mit dieſen franzöſiſchen Zielen erklären ſich weite engliſche 
Kreiſe nicht einverſtanden. Man iſt geradezu empört darüber, 
daß Frankreich den beſetzten Gebieten bisher keine 
            Erleichte=
rungen gewährte, daß es vielmehr hart und brutal ſeine 
            Säbel=
herrſchafr aufrecht erhält in der underkennbaren Abſicht, dadurch 
die Bevölkerung zu dem Endziel dieſer franzöſiſchen 
            Gewalt=
politik mürbe und widerſtandslos zu machen. Hingewieſen ſei 
bei dieſer Gelegenheit auf eine Aeußerung des Mancheſter 
            Guar=
dian. Das Blatt verurteilt mit Recht die blutigen Zwiſchenfälle 
in Düſſeldorf, die Entwaffnung der deutſchen Poliziſten durch 
franzöſiſche Soldaten und die Auslieferung an den Mob, der ſie 
zu Tode ſchlug. Beſonders wichtig iſt es, daß ſich die engliſche 
Zeitung nicht auf deutſche Nachrichten zu ſtützen braucht, ſondern 
daß ſie als Zeugen vier engliſche Zeitungsberichterſtatter 
            heran=
zieht, die den Mord mit eigenen Augen geſehen haben. Im 
            An=
ſchluß daran verurteilt der Mancheſter Guardian Poincarés 
Politik überhaupt. Auch die Weſtminſter Gazette gibt 
            Frank=
reich die Verantwortung für alle Ereigniſſe. Frankreich wünſche 
nur die Zerſtückelung Deutſchlands. Deshalb habe es das deutſche 
Induſtriezentum beſetzt. 
Noch vor wenigen Tagen hieß es in den engliſchen Blättern, 
nach dem Aufhören des paſſiven Widerſtandes ſei Deutſchlands 
Stellung ſtärler als bisher. Das iſt gewiß bedingt der Fall. 
Wieder eininal hat Deutſchland bewieſen, daß es den Frieden 
will, wieder eimmal iſt es durch den Abbruch des paſſiven 
            Wider=
jandes Frankreich in der gewünſchten Form entgegengekommen. 
Die Welt darußen ſieht wohl, wer der Ruheſtörer Europas iſt. 
die engliſchen Kronjuriſten haben erklärt, daß der Einfall in 
das deutſche Gebiet ungeſetzlich ſei. Wenn nun Baldwin mit 
Poincaré beſondere Abmachungen zum Schaden Deutſchlands 
getroffen haben ſollte, ſo kann man nur die völlige Abhängigkeit 
Englands von Frankreich feſtſtellen und aufs neue erleben, daß 
England ſich an einer rechtswidrigen Maßnahme Frankreichs 
auf dem Wege über Aſien oder Afrika beteiligt. Gewinnen 
würde damit England jedoch nur einen vorübergehenden 
            mate=
riellen Vorteil, ganz geriß nicht aber einen Vorteil für ſein 
politiſches Anſehen.
 A. 
Bermmmpimigen Mi oenin Begonne.
 Stinnes bei General Degoutte. 
TU. Paris, 7. Okt. Die geſtrige Zuſammenkunft zwiſchen 
tinnes und General Degoutte bildet hier das Geſpräch des 
Tages. Die Ueberraſchſng iſt allgemein und man meint, in 
zieſer Begegnung einen ernſthaften Beweis für den wachſenden 
Verhandlungswillen der deutſchen Regierung zu erblicken. Man 
hätte die Nachricht in ihrer urſprünglichen Faſſung nur 
            ungläu=
tig aufgenommen und erwartete ein offizielles Dementi. Statt 
ſeſſen wird die Tatſache von offiziöſer Seite unbeſtritten 
            zuge=
ben. Es wird erklärt, daß Stinnes als Beauftragter des 
Reichskanzlers Dr. Streſemann im Ruhrgebiet eintraf und mit 
dem franzöſiſchen Oberkomnandierenden über die 
            Wiederauf=
jahme der Arbeit wie auch der Kohlenlieferungen kraft des 
            Ver=
ailler Vertrages verhandelte. Man glaubt aber, daß auch 
indere Fragen im Laufe der Unterredung geſtreift wurden. Die 
Begegnung zwiſchen Stinnes und Degoutte hat nach 
            franzö=
iſchen Meldungen ungefähr folgendes Vorſpiel gehabt: Auf 
iner Konferenz der rheiniſch=weſtfäliſchen Induſtriellen am 
0. September in Annen wurde der Beſchluß gefaßt, mit den 
Spitzen der Okkupationsbehörden in Verbindung zu treten. Nach 
ſtückſprache mit dem Reichskanzler Dr. Streſemann begaben ſich 
Stinnes, Klöckner, Vögler und van Velſen nach Düſſeldorf und 
tatteten, wie bereits gemeldet wurde, Herrn Krupp von 
            Bohlen=
allbach im Gefängnis einen Beſuch ab. Hierauf erbaten ſie von 
ſeneral Degoutte eine Audienz, wurden aber zunächſt von 
eneral Devignes zu einer kurzen Vorbeſprechung empfangen 
id erſt ſpäter bei Degoutte ſelbſt vorgelaſſen. Dem franzöſiſchen 
benkommſandierenden erblärten ſie, von einem Teil der 
            rheiniſch=
eſtfäliſchen Induſtrie delegiert zu ſein. Tatſächlich wird hier 
ngenommen, daß ſie von Streſemann beauftragt worden ſind. 
er Quai d’Orſay hat bis jetzt noch keinen ausführlichen Bericht 
tens des Generals Degoutte über die gepflogenen 
            Beſprechun=
n erhalten. 
Das „Journal des Débats” ſchreibt hierzu: „Es iſt 
            unan=
htbar, daß dieſe Verhandlungen nützlich ſein können, unter 
Bedingung jedoch, daß ſie ſich beſchränken auf die 
            Reorgani=
rung des no malen Lebens im Ruhrgebiet und nicht etwa zu 
ter Regelung des Reparationsproblems führen ſollen, für das 
e alliierten Regierungen zuſtändig ſind. Wenn dieſe 
            Verhand=
ungen fortgeſetzt werden, dürſten ſie under keinen Umſtänden 
ber die Prüfung der Wiederherſtellung des normalen Lebens 
beſetzten Eebiet hinausgehen.” 
Der Brüſſeler Berichterſtatter des „Temps” meldet über 
e Verhanblungen der Ruhrinduſtriellen mit General Degoutte: 
ls man ſie gefragt habe, um ihre Abſichten hinſichtlich der 
            Sach=
ſerungen und der Zahlung der Steuern, namentlich der 
ohlenſtener, kennen zu lernen, hätten ſie im Grundſatz die 
fahlung der Steuer nucht verworfen. Aber ſie hätten den zu 
ohen Steuerſatz kritiſiert. Sie hätten erklärt, ſie könnten ſich 
ſiht verpflichten, die Lieferungen wieder aufzunehmen, ohne 
cher zu ſein, daß die deutſche Regierung ſie bezahlen werde. 
(ach gewiſſen Auskünften, die wan in Brüſſel erhalten habe, 
önne man zu einer Verſtändigung gelangen, indem man zuerſt 
ie glatte Wiederaufnahme der Sachlieferungen fordere und 
lsdann den Induſtriellen geſtatte, einen gewiſſen Teil ihrer 
roduktion für eigene Rechnung zu verkaufen wenn etwa die 
Steuern bezahlt würden. Die deutſchen Induſtriellen hätten ſich 
icht end gültig über ihre Abſichten, die Arbeit wieder 
            aufzu=
ehmen, ausgeſprochen, aber man ſei auf gutem Wege. 
Die Wiederaufnahme der Arbeit. 
TU. Paris, 7. Okt. Einer Havas=Meldung aus 
            Düſſel=
orf zufolge wird in den Gruben allgemein wieder gearbeitet. 
luch verſchiedene Kokereien ſeien bereits wieder in Betrieb. 
U. Eſſen, 7. Okt. Auf Seiten der Arbeitnehmer wird 
les getan, um die Wiederaufnahme der Arbeit durchzuführen 
das gleiche gilt für die Wirtſchaftskreiſe, die wieder zu 
            geregel=
en geſunden Verhältniſſen kommen wollen. Es wird erwartet, 
aß von deutſcher Seite nunehr, nach der Löſung der 
            Kabinetts=
riſe, die vor allem im Ruhrgebiet eine gewiſſe Erleichterung 
ervorgerufen hat, da wieder die Möglichkeit beſteht, mit der 
euten aktionsfähigen Reichsregierung zur Wiederherſtellung des 
Lirtſchaftslebens und zur Klärung aller noch ſtrittigen Fragen 
fühlung zu nehmen, bei den in Frage kommenden franzöſiſchen 
Stellen mit allen Mitteln Klarheit über die franzöſiſchen 
            Ab=
chten und Bedingungen geſchaffen wird, damit kein Zweifel 
vehr darüber beſtehen kann, wer bisher die Wiederaufnahme der 
roduktiven Arbeit verhindert hat.
 Betriebsräteverhandlungen mit der Beſatzung. 
Münve., 7. Okt. (Wolff.) Die Verhandlungen des 
            Be=
triebsrats der Zeche „Recklinghauſen 2” mit den Franzoſen 
            führ=
ten unter Zuſicherung von Lebensmitteln durch die Franzoſen 
zu folgenden Vereinbarungen: 1. Die Franzoſen miſchen ſich in 
den unterirdiſchen Betrieb in keiner Weiſe ein, ſondern behalten 
lediglich die Oberleitung in den Kokereien und chemiſchen 
            Be=
trieben. 2. Die Deputatkohlen für die Belegſchaften werden 
            frei=
gegeben. 3. Die franzöſiſchen Poſten werden von der Zeche 
zurückgezogen. 4. Die Hokereien werden wieder in Betrieb 
geſetzt. 
Ein Aufruf der Bergarbeiter. 
EU. Elberfeld, 8. Okt. Der Vorſtand und die 
            Be=
zirksleitung des Verbandes der Bergarbeiter Deutſchlands 
(alter Bergarbeiterverband) geben folgenden Aufruf bekannt: 
An die Arbeiter und Angeſtellten des deutſchen Bergbaus! 
Die Bergbauunternehmer des Ruhrgebiets haben am 6. Oktober 
beſchloſſen, ohne Rückſicht auf Geſetz und Tarifverträge vom 
9. Oktober ab im Ruhrbergbau die Vorkriegsarbeitszeit 
            einzu=
führen. Sie haben zum Ausdruck gebracht, daß das übrige 
Deutſchland dem Ruhrgebiet mit einer ähnlichen Arbeitszeit 
folgen ſoll. Wir haben ſofort veranlaßt, daß alle in Frage 
            kom=
menden Organiſationen zu dem diktatoriſchen Anſchlag dieſer 
Unternehmerkreiſe Stellung nehmen. Einſtweilen fordern wir 
Euch auf, niemand füge ſich dem Zwang zu einer längeren 
Schichtzeit, als Geſetz und Tarifverträge beſtimmen. Arbeiter, 
arbeitet weiter wie bisher, aber nicht länger. Laßt Euch von 
keiner Seite zu Unbeſonnenheiten hinreißen. Wartet die 
            Wei=
ſungen der Organiſationen ab! 
Ausweiſung der Düſſeldorfer Schutzpolizei. 
* Düſſeldorf, 8. Okt. (Priv.=Tel.) Die geſamte 
            Schutz=
polizei Düſſeldorfs, mit Ausnahme der Offiziere und 
            Mann=
ſchaften, gegen die ein Verfahren eingeleitet iſt, hat den 
            Auswei=
ſungsbefehl erhalten. Ein Teil der aus dem Rheinland und 
aus Weſtfalen ſtammenden Leute iſt bereit, in die blaue Polizei 
überzutreten. Die Ausweiſung dieſer Leute wurde von der 
            Be=
ſatzungsbehörde zurückgenommien. Die Schutzpolizeibeamten 
wurden unter ſcharfer Bedeckung von Kavallerie und 
            Panzer=
autos nach dem Bezirkskommando gebracht, von wo ſie 
            geſchloſ=
ſen über die Grenze befördert werden.
 Die weſteuropäiſche Zeit im Saargebiet. 
Saarbrücken, 7. Okt. Die Regierungskommiſſion hat 
ab 7. Oktober die weſteuropäiſche Zeit im 
            Saar=
gebiet wieder eingeſührt. Der „Saarhandel”, das 
            Nachrich=
tenblatt des Schutzvereins für Handel und Gewerbe, ſchreibt 
darüber: 
„Wir können es uns nicht verſagen, an dieſer Stelle 
            deut=
lich zum Ausdruck zu bringen, daß Handel und Gewverbe des 
Saargebiets durch die Wiedereinführung der weſteuropäiſchen 
Normalzeit auf das ſchwerſte enttäuſcht ſind, hatten ſie doch 
            er=
wartet, daß — nachdem die weſteuropäiſche Zeit in den 
            vergan=
genen Wintern zu einer ſchweren Schädigung der ſaarländiſchen 
Wirtſchaft geführt hat — wenigſtens in den künftigen Wintern 
dieſe Nachteile erſpart bleiben würden. Vom wirtſchaftlichen 
Standpunkt aus ſpricht nichts, aber auch gar nichts für die 
            weſt=
europäiſche Zeit im Saargebiet! Im Gegenteil: die 
            weſteuro=
päiſche Zeit laſtete in den vergangenen Wintern als eine höchſt 
unproduktive Auflage auf der ſaarländiſchen Wirtſchaft. Sie 
vermehrt fühlbar die undroduktiven Ausgaben für Beleuchtung 
und Heizung. Steigerung der Produktionskoſten und der 
            Hand=
lungskoſten iſt die naturnotwendige Folge dieſer Maßnahme.” 
Llotzd George in Amerika. 
TU. Neu=York, 7. Okt. Geſtern iſt Lloyd George hier 
eingetroffen und Furde, wie „Newhork Herald” mitteilt, 
            be=
geiſtert empfangen. Der Weg, der zu ſeinem Hotel führte, war 
von 100 000 Perſonen umſäumt. In einem Interview erklärte 
der frühere engliſche Miniſterpräſident, daß, wenn die Vorſchläge 
des amerikaniſchen Staatsſekretärs Hughes von den 
            Verbün=
deten angenommen worden wären, Europa beſſer daſtehen würde. 
Er fügte hinzu, er hoffe und glaube, daß es noch Zeit ſei, ſie 
zu verwirklichen. Im Hinblick auf die Ruhrfrage führte er aus, 
er nehme keine Beſſerung in der Situation wahr, obgleich 
            Deutſch=
land den paſſiven Widerſtand einſtellte.
Seite 2.
Darmſtädter Tagblatt, Montag, den 8. Oktober 1923
Rummer 238
 Die Pariſer Preſſe zur Kabinettsbildung. 
Paris, 7. Okt. (Wolff.) Die franzöſiſche Preſſe ſtellt 
heute Betrachtungen über die Umbildung des Miniſteriums 
Streſemann und die geſtrige Reichstagsſitzung an. Sehr oft 
laufen die Betrachtungen mit der Kritik der letzten Rede Curzons 
zuſammen und mit einer Würdigung der in Düſſeldorf erfolgten 
Underredung deutſcher Induſtrieller mit General Degoutte. Der 
„Matin” ſchreibt, der Streik der Beſiegten iſt beendet, das hat 
der Reichskanzler geſtern wit einem gewiſſen Mut verkündet. 
Zum erſten Male ſeit der Unterzeichnung des Vertvages von 
Verſailles ſpricht die Vermnft in Berlin. Volksparteiler und 
Sozialiſten beugten ſich vor den Intereſſen ihres Landes. Es 
ſpringt in die Augen, daß die elementarſte Klugheit nunmehr 
ganz Deutſchland anempfiehlt, ſich wie Stinnes, Krupp, Vögler 
und Klöckner mit den Tatſachen abzufinden. In Berlin oder 
in München Widerſtand zu leiſten, wenn wan im Rheinland 
und im Ruhrgebiet nachgegeben habe, würde Berlin und 
            Mün=
chen um den Nutzen des guten Willens bringen, der ſich in Bonn 
und Eſſen zeigt. Der Reichskanzler ſcheint begriffen zu haben. 
daß man jetzt zwiſchen der Reparationszahlung und der 
            Auf=
löſung Deutſchlands wählen müſſe. — Das „Petit 
            Journal=
ſchreibt, im Augenblick ſei nicht mehr von einer Diktatur die 
Rede, zweifellos weil diejenigen, die ihr zuſchrien, ihre Stunde 
noch nicht für gekommen hielten. — Der „Gaulois” ſagt, die 
Rede Streſemanns entbehre weder der Geſchicklichkeit noch des 
Mutes; ſie ſei deshalb geſchickt, weil ſie gegenüber Frankreich 
eine unendlich gemäßigtere Sprache führt, als Curzon ſie 
            ange=
wandt habe. Unglücklicherweiſe bleibe er dabei, beweiſen zu 
wollen, daß die deutſchen Vorſchläge vom 7. Juni eine 
            annehm=
bare Diskuſſionsbaſis ſeien. Der gute Wille Frankreichs hänge 
von dem guten deutſchen Willen ab. — Der „Figard” vertritt 
den Standpunkt, Streſemamn habe durch ſeine geſtrige Rede ſich 
den Weg zu Verhandlungen mit Frankreich nicht verſperrt. — 
„Oeuvre” ſpricht von den beiden Hauptforderungen, die 
            inner=
hallb 24 Stunden durch Curzon und Streſemann an die 
            fran=
zöſiſche Regierung ergangen ſeien. Sie mögen ihre Wünſche 
und ihre Anſprüche vorbringen. Es ſcheine nicht, daß der Quci 
diOrſay geneigt wäre, Streſewann und Curzon zu antvorten. 
Man erkläre, das Gelbbuch enthalte alles. Inzwiſchen aber 
begnüge man ſich damit, Maßnahnuen zu ergreifen, um das 
            Ruhr=
gebiet auszübeuten, eine O”eration, die nach dem Eingeſtändnis 
Poincarés nur zu unbedeulenden Zahlungen führen könne. Die 
franzöſiſch=belgiſche Regie beginne damt, im beſetzten Gebiet den 
franzöſiſchen Franken einzuführen, wodurch ſie ſich der Gefahr 
ausſetze, den Zuſammenbruch der franzöſiſchen Währung 
            herbei=
zuführen. Was die Reparationszahlungen anbetreffe, ſo ſcheine 
es, daß niemand mehr wage, auch nur davon zu ſprechen, was 
ſchließlich vielleicht doch ein ſchlechtes Mittel ſei, ſie zu erlangen. 
— „Ere Nouvelle” ſchreibt, anu Freitag habe uns England brutal 
und öffentlich zu Verhandlungen aufgefordert, 24 Stunden ſpäter 
habe der deurſche Reichskanzler erklärt, daß er leine neuen 
            Vor=
ſchläge machen werde. 
Vertrauenskundgebung für Dr. Streſemann. 
Frankfurt a. M., 7. Okt. Nach einer aus vielen Orten 
des Wahlkreiſes Heſſen=Naſſau ſtark beſuchten Vorſtands= und 
Ausſchußſitzung der Deutſchen Volkspartei wurde nach 
            eingehen=
den Darlegungen der Abgg. Kalle=Biebrich und Dingeldey= 
Darmſtadt über die letzten politiſchen Vorgänge im Reich und 
über die Frage der großen Koalition dem Führer der Partei, 
Reichskanzler Streſemann, einſtimmig vollſtes Vertrauen zu 
ſeiner Politik ausgeſprochen. 
Die deutſchen Reparationsleiſtungen. 
TU. Paris, 6. Okt. Die Reparationskommiſſion 
            veröffent=
licht eine Aufſtellung der von Deutſchland bis zum 30. Juni 1923 
gemachten Reparationszahlungen. Deutſchland hat dieſer 
            Auf=
ſtellung zufolge 1900854 000 Goldmark in bar eingezahlt, an 
Naturalleiſtungen 3 225 416 000 Goldwark. Das Reich hat ferner 
an Gütern einen Wert von 368 512000 Goldwark abgetreten, 
            ins=
geſamt handelt es ſich um einen Betrag vom 5 494 782 000 
            Gold=
mark. Von dieſer Summe hat Frankreich in bar 143 969000 
Goldmark erhalten, weiterhin 1 347 956 000 Goldmark an 
            Natu=
ralleiſtungen ſowie ſchließlich 302 240 000 Goldmark an 
            über=
tragenen Leiſtungen, was einen Geſamtbetrag von 1 803 967000 
Goldmark ausmacht. Nach einer Berechnung des „Matin” bleibt 
von dieſer Summe ein verfügbarer Saldo in Höhe von 
241 911000 Goldwark unter Abvechnung von Vorſchüſſen für 
Kohlenlieferungen und der Beſatzungsunkoſten ſowie der 
            Auf=
wendungen für die Kontrollkommiſſionen übrig. 
Kundgebung des Andreas Hofer=Bundes. 
Innsbruck, 7. Okt. Am Jahrestage der Uebergabe 
            Süd=
tirols an Italien, am 9. Oktober, wird der Andreas=Hofer=Bund 
eine Kundgebung veranſtalten. Im ganzen Land werden eine 
Viertelſtunde die Glocken geläutet werden. Am darauffolgenden 
Tage finden in allen Pfarrkirchen Gottesdienſte für die im Krieg 
Gefallenen in Anweſenheit der Schuljugend ſtatt. In Innsbruck 
werden Trauerfahnen aufgeſſteckt werden und die Kauſläden bis 
10 Uhr vormittags geſchloſſen bleiben.
 Poincarés Sonntagsreden. 
Paris, 7. Okt. (Wolff.) Miniſterpräſident Poincaré hielt 
heute in Ligny=en=Barrois ſeine angekündigte Rede. Er behandelte 
darin zunächſt die Geſchehniſſe im Ruhrgebiet in der bekannten 
Weiſe. U. a. hielt er die franzöſiſche Darſtellung der blutigen 
Vorgänge in Düſſeldorf aufrecht, trotz des längſt erbrachten 
Gegenbeweiſes nicht durch die amtlichen deutſchen Feſtſtellungen, 
ſondern auch durch die Berichte engliſcher Korreſpondenten. 
            So=
dann kam er auf die Ruhrfrage im allgemeinen und auf die 
Rede Lord Curzons zu ſprechen und führte aus: 
Welches auch immer die Männer ſind, die mergen die 
            Ge=
ſchicke Deutſchlands lenken, wir wollen uns treu bleiben. Wir 
werden, fortfahren, Bürgſcaften für unſere Sicherung und für 
die Reparationszahlungen zu verlangen. Wir werden erſt 
            prä=
ziſe Vorſchläge entgegennehmen, wenn wir an Ort und Stelle 
feſtgeſtellt haben, daß der Widerſtand aufgehört hat und daß die 
uns geſchuldeten Sachlieferungen wieder einen normalen 
            Ver=
lauf genommen haben. Ich hoffe, daß mit der Zeit diejenigen 
unſerer Alliierten, die unſere Haltung noch nicht gebilligt haben, 
ſie ſchließlich zu beurteilen lernen. Die Publiziſten, die in 
            Eng=
land eine demnächſt erfolgende Aenderung der öffentlichen 
            Mei=
trung in Frankreich erhoffen, täuſchen ſich ſchwer. Sie brauchen 
nur die jüngſten Beratungen der Generalräte in Betracht zu 
ziehen. Außerdem werden ſie ja auch ſehen, daß die Mehrheit 
in beiden Kammern die Regierungspolitik billigen wird. Wollen 
ir uns ſchließlich unter den Alliierten zanken und nicht 
            ver=
ſuchen, uns zu verſtehen? 
Gewiſſe Freunde ſagen uns: Ihr habt unrecht, Euch an den 
Verſailler Vertrag zu klammern, er iſt unausführbar. Warum 
ſollen wir nicht antworten: „Wenn er unausführbar iſt, 
            wes=
halb habt Ihr ihn unterzeichnet?” Was ſchlagen uns diejenigen 
ver, die uns kritiſieren? „In letzter Linie imner eine 
            Herab=
ſetzung unſerer Forderungen.” Man ſagt, daß Deutſchland nicht 
bezahlen könne, was es ſchulde, und gibt nicht zu, daß wir durch 
die Ruhrbeſetzung ein gutes Mittel in Händen halten, um uns 
bezahlt zu machen. Man vergißt, daß in dem Augenblick, in 
dem wir in Eſſen einzogen, Deutſchland ſich für unfahig erklärt 
hatte, zu bezahlen, und daß es ein Moratorium für mehrere 
Jahre verlangte. Hätten wir das Ruhrgebiet nicht beſetzt, ſo 
würden wir heute angeſichts des Verſagens des Schuldners mit 
leeren Händen daſtehen. 
Jetzt habe er aber Pfänder in den Händen. Gewiß hat 
            eutſch=
land alles Mögliche unternonmen, um uns daran zu hindern, 
ſie auszubeuten; aber das wird ihm nicht gelingen, denn es 
hat ſelbſt ein Intereſſe daran, daß die Induſtrie im Ruhrgebiet 
nicht paralyſiert wird. Ich glaube nicht, daß es zwiſchen dem 
Standpunkt des engliſchen Premerminiſters und dem unſerigen 
einen unüberbrückbaren Gegenſatz gibt. Ich habe das 
            franzö=
ſiſche Programm im Gelbbuch entwickelt, und ich habe gar nichts 
daran zu ändern. Freundſchaftliche und vertrauensvolle 
            Ver=
handlungen wie die, die jüngſt mit Baldwin geführt wurden, 
können erneuert werden, um die Entente wieder feſter zu 
            ge=
ſtalten. So bedeutſam übrigens auch die Reparationsfrage iſt, 
es iſt aber nicht der einzige Gegenſtand, den Frankreich und 
England miteinander gemeinſam zu behandeln haben." Hoffen 
wir, daß die Regelung, die uns am meiſten intereſſiert, die 
            Be=
zahlung unſerer Schäden und die Liquidierung der alliierten 
Schulden, bald durch gemeinſame gute Abſichten glücklich gelöſt 
werden könne. Keine Nation hat den aufrichtigeren Wunſch 
danach als Frankreich. 
Paris, 7. Okt. (Wolff.) In der Rede, die 
            Miniſterpräſi=
dent Poincaré heute nachmittag in Fierrefitte=ſur=Aire gehalten 
hat, ſprach er zu ſeinen ehemaligen Wählern und erklärte, er 
habe ſich geſchworen, daß er alles, was von ihm abhänge, tun 
werde, daß Frankreich Gerechtigkeit werde, und er werde ſich 
keine Ruhe gönnen, bevor dieſes Ziel nicht erreicht ſei. 
An einer anderen Stelle ſeiner Rede ſagte Poincaré: Es 
gibt einige Männer in Frankreich, die erſt ſchweigen und die 
Arme kreuzen werden an dem Tage, an dem Deutſchland die 
Spuren verwiſcht haben wird, die ſeine Anweſenheit und ſeine 
Verbrechen in zehn franzöſiſchen Departements zurückgelaſſen 
haben. Im übrigen griff Poincaré Lloyd George heftig an, 
indem er ſagte, es ſtehe ehemaligen alliierten Miniſtern frei, 
die periodiſch die franzöſiſche Politik in wöchentlichen Artikeln 
verleugnen, oder die lärmende Konferenzreiſen unternehmen, 
ihre Kampagne fortzuſetzen. Es ſtehe dieſen irregeführten 
Freunden frei, die Worte deplaziert zu finden, die die grauſame 
Prüfung ihm, Poincaré, täglich aufzwinge. 
Spaniſche Marokko=Pläne. 
Paris, 7. Okt. (Wolff.) Dem Journal wird aus Mabrid 
gemeldet: In politiſchen Kreiſen ſchreibe man General Primo 
de Rivera infolge der jüngſten Unterredungen mit den 
            Botſchaf=
tern von Frankreich, England und Italien die Abſicht zu, eine 
ſenſationelle Maßnahme hinſichtlich Marokkos zu ergreifen, die 
wie man ſagt, im ganzen Lande mit großer Befriedigung 
            auf=
genommen werde. Man ſage nicht, um was es ſich handelt, aber 
auf alle Fälle habe der Vorſitzende des Direktoriums durchblicken 
laſſen, daß demnächſt bedeutende Truppenmaſſen aus Marokko 
zurückkehren würden.
 Konzert. 
Zu einer volkstümlichen Vormittägs=Muſik am Sonntag in 
der Aula des Realgymnaſiums, wie ſie Herr Grospietſch ſchon 
im Frühjahr eingerichtet hatte, war Herr Hans Hoefflin 
            einge=
laden worden und wartete mit einem Liederzyklus Franz 
            Schu=
berts auf. 
Der beliebte Operntenor hat ſich als Konzertſänger bereits 
rühmlich bewährt. Mir ſcheint das ſogar das Feld zu ſein, wo 
er ſein Eigenſtes geben kann. Die hohe ſchöne Stimme, 
            intelli=
gente Auffaſſungsgabe, fertige kunſtgerechte Ausbildung kommen 
hier am beſten zur Geltung. Es war ein ungetrübter Genuß, 
die meiſt bikannten Lieder nahezu vollendet vorgetragen zu hören. 
Der Zyklus „Die ſchöne Müllerin” beſteht aus 20 loſe 
            an=
einander gereihten Gedichten von Wilhelm Müller. Schubert 
macht ein kleines Drama daraus, das ohne tiefere 
            Erſchütterun=
gen die Form eines Idylls annimmt, deſſen biedermeieriſches 
Seelenbild der Gegenwart freilich fern liegt, rein menſchlich 
            ge=
niommen jedoch ewig gültig bleibt. Der muſikaliſche Wert liegt 
im Melodiſchen, das Schubert in dieſen Liedern niedergelegt hat 
in einer Fülle, Kraft und Zartheit, die unerreicht geblieben iſt. 
Herrn Hoefflins Künſtlerperſönlichkeit iſt wie geſchaffen für 
die Müllerlieder; man kann ſich kaum einen beſſeren Sänger für 
ſie denken. Eine ſtarke Einfühlung in das Werk trat hinzu. Alle 
wechſelnden Stimmungen kamen zu warmem Ausdruck von 
            un=
mittelbarer Wirkung, der durch überlegen gehandhabte 
            Kunſt=
mittel und vorzügliche Ausſprache geſteigert wurde. Ich kann 
keinem einzelnen Liedvortrag den Vorzug geben: es waren 
            lau=
ter kleine Meiſterſtückchen. Die Klavierbegleitung des Herrn 
Grospietſch war in ihrer klaren Sicherheit eine über das 
Dilettantiſche hinausreichende Leiſtung. Der Saal faßte, die 
Menge der Beſucher nicht, viele mußten umkehren. Er iſt zu 
klein, obgleich er gerade alle Reize feinſter Pianiſſimo=
            Wirkun=
gen ermöglicht. Ein Publikum von meiſt jungen Damen 
            jeg=
lichen Alters feierte den beliebten Sänger. 
V. H.
 Goethes „Fauſt” im Lichte der Phyſik. 
C.K. Es gibt zwei große Perſönlichkeiten in der Geſchichte, 
die gſeichzeitig als Künſtler und als Wiſſenſchaftler das Höchſte 
geleiſtet haben: Leonardo da Vinci und Goethe. Aber ihre Wege 
gehen denkbar weit auseinander. Leonardo war der geborene 
Mann des Verſuches, Goethe war der Beobachter der natürlichen 
Dinge und ſtand dem Expirement fremd, ja feindlich gegenüber.
 Damit wurde Goethe zu einem heftigen Gegner der Phyſik, deren 
Forſchung auf dem Verſuch beruht. Das betont der große 
            Phh=
ſiker W. Wien in einem geiſtvollen, ſoeben bei Johann Ambroſius 
Barth in Leipzig erſchienenen Vortrag „Goethe und die Phyſik”. 
Da Goethe die Natur nur beobachten, nicht mit ihr 
            experimen=
tieren wollte, ſo verwarf er grundſätzlich alle Apparate und 
            ver=
neinte damit die Experimentalphyſik, die alſo in ihrer beſonderen 
Arbeitsweiſe von Goethe nichts lernen kann. Seine „
            Farben=
lehre” vermag daher nach Wiens Anſicht dem Phyſiker nichts zu 
bieten, aber, ſagt er, „als Darſtellung von Beobachtungen der 
Natur wird ſie bedeutungsvoll bleiben, ſoweit ſie nicht, aus ihrer 
Rolle fallend, phyſikaliſche Erklärungen abgeben will.” Goethes 
Größe als Naturwiſſenſchaftler beruht auf der Darſtellung der 
Aufgaben und der aulgemeinen Zuſammenhänge der 
            Wiſſenſchaf=
ten mit der Geſamtheit der Kultur und auf der künſtleriſchen 
Verklärung wiſſenſchaftlicher Gedanken. Dieſe unvergleichliche 
Fähigkeit, die Wiſſenſchaft im Zauber der Dichtung zu ſpiegeln 
findet Wien vor allem im „Fauſt‟. Er erklärt den Erdgeiſt 
nicht wie Helmholtz als eine Vorahnung des ſpäter entdeckten 
Geſetzes von der Erhaltung der Energie, ſondern als die 
            Natur=
kraft ſchlechthin, wie ſie ums Menſchen auf unſerer Erde 
            ent=
gegentritt. Die Worte: „Du gleichſt dem Geift, den Du begreifſt, 
nicht mir!” haben nach ihm die Bedeutung: „Du kannſt nur einen 
kleinen Teil der Natur begreifen: in mir, in der Naturkraft ſelbſt, 
wird immer zurückbleiben, was Du nicht zu verſtehen vermagſt.” 
„In der Tat kann der Menſch nie hoffen, wie weit er auch die 
Naturkräfte erforſchen mag, jemals ans Ende zu kommen,” fährt 
Wien fort. „Jede neue Entdeckung wirft immer wieder 
            zahl=
reichere neie Fragen auf, ſo daß die Forſchungsarbeit endlos iſt. 
Zu den höchſten Höhen der menſchlichen Erkenntnis überhaupt 
hat ſich Goethe im zweiten Teil des „Fauſt” emporgeſchſungen. 
Die Geſtalten der Mütter ſtellen zweifellos die abſtrakten 
Ideen dar, welche die Mathematik, die mathematiſche Phyſik und 
die Erkenntnistheorie anwenden. Die Worte: „Um ſie kein Ort, 
noch weniger eine Zeit, von ihnen ſprechen iſt Verbegenheit” ſind 
der modernen Relativitätstheorie wie auf den Leib 
            zu=
geſchnitten.” Mit dem „Schlüſſel” der mathematiſchen 
            Kennt=
niſſe ſteigt „Fauſt” zu den reinen Denkformen nieder, die nur 
Thcorien, d. h. Bilder der Wirlichkeit bieten und erſt durch die 
Anwendung auf die Wirklichkeit mit Leben erfüllt werden. Die 
Schlußverſe des „Fauſt”: „Alles Vergängliche iſt nur ein 
            Gleich=
nis” bezeichnet Wien als „das Endergebnis aller 
            phyſikaliſch=
philoſophiſchen Erkenntnis”: „Die Wirklichkeit ſelbſt bleibt uns 
unbekannt. Wir können uns nur mit Hilfe unſerer Verſtandes=
 Die Internationale gegen Poincaré. 
TU. Brüſſel, 7. Okt. Der Exekutvausſchuß der 
            ſozia=
liſtiſchen Internationale hat auf Vorſchlag der Franzoſen und 
Belgier einſtimmig eine Entſchließung angenommen. Dieſe 
            Ent=
ſchließung ſtellt das Einvernehmen der engliſchen, franzöſiſchen 
belgiſchen und deutſchen Arbeiter feſt und richtet ſich im übrigen 
gegen die Politik der franco=belgiſchen Regierung. Die 
            Reſo=
lution führt aus, daß die Beſetzung des Ruhrgebietes einen Ge 
waltakt, unvereinbar mit der Völkerverſöhnung und geradezu 
eine kriegeriſche Handlung bedeute, die vom wirtſchaftlichen 
Standpunkt aus fruchtlos verlaufe und das wirtſchaftliche Chaos 
lediglich verſchärfen würde. In der Reſolution wird ferner 
Stellung gegen die Pollitik Poincarés und aller derjenigen 
            er=
griffen, die nach Einſtellung des paſſiven Widerſtandes den 
            Be=
ginn von Beſprechungen an imer neue Bedingungen knüpfen. 
Zum Schluß heißt es: Die Aufwerkſamkeit des Proletariats 
wird auf folgende gebieteriſche Notwendigkeiten gelenkt: 
1. den Ausgewieſenen aus der Nuhr zur Rückkehr zu 
            ver=
helfen und die Begnadigung derjenigen durchzuſetzen, die 
            be=
ſtraft wurden, weil ſie ſich lediglich weigerten, die Befehle der 
Beſatzungswächte auszuführen; 
2. die Wiederherſtellung des geſamten Verkehrs zwiſchen 
            be=
ſetztem und unbeſetztem Deutſchland zu ſichern; 
3. den Beſatzungsbehörden den Treuſchwur zu leiſten und 
4. unverzüglich Verhandlungen zwiſchen Deutſchland und den 
alliierten Mächten ohne neue Bedingungen aufzunehmen. 
Die Beamtengehälter. 
* Berlin, 7. Okt. (Priv.=Tel.) Bei Beſprechung über die 
Erhöhung der Beamtengehälter, die geſtern nachmittag im 
            Reichs=
finanzminiſterium zwiſchen Vertretern der Regierung und des 
Deutſchen Beamtenbundes fortgeſetzt wurden haben noch zu 
            kei=
ner Einigung geführt. Die Anſichten der beiden Parteien ſtehen 
ſich noch nach wie vor entgegen. Beſonders handelt es ſich um 
die Frage ob eine Anpaſſung der Gehälter an die 
            Geldentwer=
tung nachträglich für das abgelaufene Vierteljahr ſtattfinden ſoll. 
Die Entſcheidung darüber will man dem neuen Kabinett 
            über=
laſſen, und zwar hofft man auf eine endgültige Löſung der 
Schwierigkeiten ſchon am Montag, da infolge der fortſchreitenden 
Geldentwertung Eile geboten iſt. 
Die Brotverſorgung auf Marken. 
Berlin, 7. Okt. (Wolff.) Aus dem Reichsminiſterium 
für Ernährung und Landwirtſchaft wird mitgeteilt, der Beſchluß 
des Reichsrats zum Geſetzenturf über die Brotzerſorgung 
werde in der Oeffentlichkeit zum Teil dahin gedeutet, als ob die 
Brotberſorgung auf Marken über den 15. Oktober hinaus doch 
wieder eingeführt werden ſoll. Dieſe Auffaſſung entſpricht nicht 
den Tatſachen. Nach dem Entwurf der Regierung und den zu 
ihm gefaßten Beſchlüſſen des Reichsrats bleibt es dabei, daß 
die Markenbrotverſorgung am 15. Oktober ihr Ende findet. 
            Da=
mit es jedoch nicht zu Stockungen in der Brotverſorgung kommt, 
gibt der Entwurf, wie er von der Reichsregierung vorgelegt und 
vom Reichsrat angenommen wurde, die Möglichkeit, daß di= 
Reichsgetreideftelle den Kommunalverbänden, in denen etwa 
Schwierigkeiten auftauchen können, auf Antrag des 
            Kommunal=
verbandes Brotgetreide bis zu 50 Gramm Mehl täglich für den 
Kopf der bisher verſorgungsberechtigten Bevölkerung liefert, 
Dem Kommunalverband wird die Möglichkeit gegeben, den 
            Ab=
ſatz dieſes Getreides und des daraus gemahlenen Mehles zu 
überwachen. 
Einheitsfront der Sozialiſten und 
            Kommu=
niſten in Sachſen und Thüringen. 
* Leipzig, 8. Okt. (Prib.=Tel.) Geſtern fand im 
            Leip=
ziger Volkshaus eine Konferenz des ſächſiſchen 
            Miniſterpräſiden=
ten Zeigner mit dem thüringiſchen Staatsminiſter Fröhlich ſtatt, 
an der auch die Juſtiz= und Innenminiſter der Kabinette von 
Dresden und Weimar teilnahmen. Das Ergebnis der 
            Konfe=
renz war, daß der von den Kommuniſten geforderte rote Block 
gewährleiſtet wurde, das heißt, daß zwiſchen den beiden 
            Regie=
rungen völlige Einigkeit über das Zuſammengehen der beiden 
Staaten beſteht. Die Kommuniſten werden in die Regierung 
eintreten. Die Gefahren, die durch dieſe politiſche Entwickelung 
in Mitteldeutſchland für das Deutſche Reich entſtanden ſind, 
haben den Reichskanzler veranlaßt, den ſächſiſchen 
            Miniſterprä=
ſidenten Zeigner und den thüringiſchen Staatsminiſter Fröhlich 
für Montag zu einer Unterredung nach Berlin zu bitten. 
* Dresden, 8. Okt. (Priv.=Tel.) Wie wir hören, 
            wer=
den nach der nunmehr zwiſchen den Sozialiſten und 
            Kommu=
niſten erzielten Einigung die Konmuniſten das Arbeits= und 
Juſtizminiſterium beſetzen. Die Namen der neuen Miniſter ſollen 
heute bekannt gegeben werden.
 kräfte Bilder von ihr machen, die von der Art ſein müſſen, daßt 
die logiſchen Folgerungen aus unſeren Theorien mit dem Ablauf 
der Wirklichkeit übeveinſtimmen. Dann haben wir die Natur be 
griffen. Aber alle Erkenntnis der Natur bleibt unvollſtändig, 
daher: „Das Unzulängliche, hier wirds Ereignis.”
 CK. Dramen aus dem Taucherleben. Der einſamſte und 
wohl auch der gefährlichſte Beruf, den es in der Welt gibt, i 
der des Tauchers. Wos dieſe Beſucher der Meerestiefen 
            voll=
bringen können, das hat erſt bürzlich die Rettng der Schätze der 
„Laurentio” gezeigt, von der innerhalb von vier Jahren Edel 
metalle für wehr als 7 Millionen Pfund Sterling zuvage geför 
dert wurden. Die Taucher, die dabei beſchäftigt wurden, ware 
ausgewählte Mitglieder des Taucherchors der engliſchen Marine. 
Es iſt nicht leicht, den Beruf des Tauchers zu ergreifen. Wen 
jemand für die Arbeit ausgebildet wird, ſo muß er ein ärztliches 
Zeugnis beibringen, daß er vollbommen geſund iſt, und währen! 
der Ausbildumg werden die Anſänger öfters ärzilich underſuchſt 
Zunächſt wird der Taucher=Zögling in einem vollſtändige 
Dautcherkoſtüm in eine Tiefe von 10 bis 20 Fuß uter Waſſer ge 
bracht. Seine erſten Arbeiten beſtehen darin, daß er verlorene 
Gegenſtände auf dem Meeresgrund aufſuchen und in der Art un= 
Weiſe, die er erlernt hat, an Seilen befeſtigen muß, damit ſie 
herausgezogen werden können. Die Ausbeſſerung von Kabelf 
die Beſeitigung des Roſtes vom Schiffsrupf ſind andere 
            Auf=
gaben, die den Anfängern zufallen. Bei der Bergung von Schätzen 
in großen Meerestiefen werden nur erfahrene Taucher verwendel. 
Der Taucher behält nur ſeine Unterkleidung an, bevor er in den 
Tiefſeepanzer gezwvängt wird. Das Gewicht der ganzen 
            Aus=
rüſtung berrägt etwa 175 Pfund. Die Taucherkunſt iſt bereits im 
Altertum bekannt geweſen, und während der Verteidigung von 
Syrakus im Jahre 215—212 v. Chr. wurden Taucher dazu ver 
wendet, die Hinderniſſe wegzuſchaffen, die im Haſen verſem 
worden waven. Man benutzte gutch damals bereits Röhren, die 
den Tauchern Luſt zuführten. Die erſte Form des modernenl 
Tauchanzugs wurde von einem deutſchen Marine=Ingenieur 
            er=
funden und iſt ſeither ſehr verbeſſert worden. Die größte 
            Tieſe=
in der bis jetzt ein Taucher mit Erfolg arbeitet, betrug 182 Fuß= 
Dieſe Leiſtung vollbrachte ein ſpaniſcher Taucher, der Silbel 
barren im Werve von 1200 
erling von einem Wrack 
beim Kap Finiſterre rettet 
ſoch nachgewieſen, dar 
Tief 
es unter günſtigen Umſt 
iſt 
von 210 Fuß zu arbeite 
ifſe 
rof 
ſind die Taucher häufig
Rummer 2 28.
Seite 3.
Daemſtädter Tagblatt, Montag, deu 8. Oktober 1923.
Stadt und Land.
 Darmſtadt, 8. Oktober. 
Verkehr nach dem Waldfriedhof. Nach einer Mitteilung der 
ſtadt—Griesheim (Eiſenbahnbrücke dicht ſüdlich des 
            Hauptbahn=
hofes) dahin unterrichtet worden, daß der Verkehr nach dem 
ſucher des Waldfricdhofes im Beſitze eines weißen (deutſchen) 
Ausweiſes ſein, der an der Sperre gegen Aushändigung mal gewechſelt, und weil in der Nähe (Umkreis von 75 Metern) ſich 
einer beſonderen Karte abgeliefert wird. Die Rückgabe des 
übergangs an der Griesheimer Chauſſee verläuft die Grenze nun= 
Betreten der „Tanne” weſtlich des neuen Bahngeländes muß 
daher geivarnt werden. Im Norden der Stadt ſollen die 
            Grenz=
poſten bis zum Nordbahnhof ausſchließlich vorgeſchoben werden. 
— Gegen Betriebsſtillegungen. Der Staatskommiſſar für 
die wirtſchaftliche Demobilmachung weiſt hiermit wiederholt auf 
die Beachtung der Reichsverordnung, betr. Maßnahmen 
            gegen=
über Betriebsabbrüchen und Betriebsſtillegungen, vom 8. Auguſt 
1920, hin. Die gegenwärtige Lage fordert die 
            Auf=
rechterhaltung der Betriebe, wenn auch unter 
            gro=
ßen Opfern und weitgehendſter Arbeitsſtreckung. Inhaber von 
Werken, die unter obige Reichsverordnung fallen und entgegen 
der Meldepflicht ihre Betriebe ſtillgelegt haben oder ſtillegen 
werden, machen ſich empfindlicher Freiheitsſtrafen 
            ſchul=
dig. Die Aufſichtsorgane ſind angewieſen, jeden einzelnen Fall 
unter beſonderer Beſchleunigung zur Anzeige zu bringen. Die 
empſindlichen Nachteile, die durch die notwendige Streuge bei 
haben ſich dieſe gegebenenfalls ſelbſt zuzuſchreiben. 
Heſſiſches Landestheater. Heute, Montag, findet im Kleinen Haus 
die erſte Wiederholung von „Schluck und Jau” ſtatt. Morgen, 
            Diens=
tag, wird im Großen Haus „Elektra” wieder in den Spielplan 
            auf=
genommen. Die Partie der Chryſothemis ſingt diesmal Pauline Jack, 
den Oreſt Robert Hager. Die Beſetzung der Hauptpartien (Elektra, 
Klytämneſtra, Aegiſt) iſt mit den Damen Orff, Jacobs, ſowie Paul 
— Das Schnurrbuſch=Quartett veranſtaltet dieſen Winter drei 
Kammermuſikabende im Kleinen Haus des Landestheaters. Zur 
            Auf=
führung gelangen Werke von Mozart, Schubert, Brahms und Dvorak. 
An neueren Werken ſind in Ausſicht genommen, ein Streichquartett von 
E. v. Reznicek) (dem Roſe=Quartett gewidmet), ferner ein 
            Streichquar=
tett des Mannheimer Komponiſten, Erich Brückner, und ein 
            Streich=
trio des hieſigen Kammermuſikers 9. Steinmar. Für Intereſſenten 
obiger drei Abende iſt ein Abonnement aufgelegt, das am Donnerstag 
an der Kaſſe des Kleinen Hauſes zur Ausgabe gelangt. 
Ausſtellung Mathildenhöhe. Die Sammlung der Freien 
            Vereini=
gung Darmſtädter Künſtler iſt einer Umgruppierung unterworfen 
worden, wodurch ſich ihre Wirkung bedeutend erhöht hat. Aus dieſem 
Grunde, und weil der Beſuch nach wie vor lebhaft anhält, wird die 
Ausſtellung vorläufig noch nicht geſchloſſen, ſondern bis auf Weiteres 
wochentäglich von 2—6 Uhr nachmittags, Sonntags durchgehend von 
10—6 Uhr geöffnet bleiben. 
Juryfreie Ausſtellung am Rheintor. Es wird daran erinnert, daß 
die Einſendung von Werken, (bis zu 4 von jeder Kunſtgattung) wozu 
alle in Heſſen wohnenden Künſtler berechtigt ſind, bis zum 9. Oktober 
erſolät ſein muß. Die Eröffnung ſoll Sonntag, den 14. Oktober 
            ſtatt=
finden. 
Der Brotpreis mußte wegen der Erhöhung des 
            Mehl=
preiſes und der weiteren Steigerung der Löhne, des 
            Breunmate=
rials uſw. abermals erhöht werden. Der große Laib koſtet jetzt 
23,3 Millionen Mark, ein Brötchen aus gemiſchtem Brotmehl 
1,1 Millionen Mark. (S. Anz.) 
wb. Falſche Geldſcheine. Von den ſeit September d. J. von der 
Reichsbahndirektion Frankfurt a. M. ausgegebenen Gutſcheinen zu Fünf 
Millionen Mark mit dem Datum des 10. Auguſt 1923 ſind im 
Verkehr Falſchſtücke aufgetaucht, die als plumpe Nachahmungen auf 
den erſten Blick zu erkennen ſind. Das Papier der Falſchſtücke iſt 
            ein=
faches weißes Schreibpapier ehne jegliches Waſſerzeichen. Der Aufdruck 
der Scheine iſt unſauber. An dem Geſamteindruck ſowie an der 
            man=
gelnden Genauigkeit und der Unſchärfe der Buchſtaben iſt die Fälſchung 
ſofort zu erkennen. Stempel und Druckbuchſtaben ſind verkrüppelt und 
ſchlecht wiedergegeben. Die Vignette an der linken Seite iſt ohne irgend 
welche genauen Linien, im Muſter verſchwommen und in der Tönung 
einmal zu ſtark und dann wieder zu ſchwach. Die Zahl fehlt zum Teil 
in der Vignette, zum Teil iſt ſie zu groß oder zu klein und ſehr 
            mangel=
haft hergeſtellt. 
Störungen der Ruhe und Orbnung durch Muſizieren betreffend. 
Anhaltendes Muſizieren, insbeſondere Klavierſpielen, Singen, 
            Spielen=
laſſen von mechaniſchen Muſikapparaten (Grammophonen und dergleichen) 
im Freien oder bei offenen Fenſtern bildet meiſt eine erhebliche 
            Beläſti=
gung der Nachbarſchaft und erfüllt häufig den Tatbeſtand des § 360, 
Ziffer 11, des Reichsſtrafgeſetzbuches (ungebührliche Erregung 
            ruhe=
törenden Lärms oder Verübung groben Unfugs). Die Polizeibeamten 
ſind angewieſen, einzuſchreiten. 
Beleuchtung von Einfahrten, Höfen, Treppen, Fluren uſw. Wir 
weiſen erneut auf die den Eigentümern von Grundſtücken obliegende 
Verpflichtung hin, die Toreinfahrten, Höfe, Hausflure, Gänge und 
            Trep=
pen, ſofern und ſolange ſie jedermann zugänglich ſind, während der 
Dunkelheit ſo ausreichend zu beleuchten, daß für die daſelbſt 
            verkehren=
den Perſonen keine Gefahr beſteht. Dieſe Verpflichtung liegt namentlich 
auch den Inhabern von Fabriken, gewerblichen Anſtalten und 
            Arbeits=
ſtätten, von Vergnügungs=, Verſammlungs= und Schankſtätten (den 
            letz=
teren insbeſondere auch hinſichtlich der Bedürfnisanſtalten) ob. 
            Pflicht=
widrige Unterlaſſung der Beleuchtung begründet, falls hierdurch Jemand 
zu Schaden kommt, die Entſchädigungspflicht ſowie die ſtrafrechtliche 
            Ver=
antwortlichkeit. Die Verpflichtung kann durch Vertrag auf 
            Hausverwal=
ter, Mieter uſw. übertragen werden. Dies ſetzt jedoch die 
            übereinſtim=
mende Willenserklärung beider Parteien, des Vermieters und des Mie=
 tets, voraus. Eine einſeitige Erklärung des Vermieters (als ſolche iſt Antrag der Kommuniſten auch eine Roſa Luxemburg= und eine Karl 
auch der ohne vorherige Verſtändigung mit dem Mieter erfolgte 
            Aus=
hang einer „Hausordnung” zu zählen), kann die obengenannte 
            Verpflich=
tung für die Mieter nicht begründen. 
L. Verwaltungsgerichtshof. 1. Geſuch des Otto Reinheimer in 
Offenbach um Erlaubnis zum Betrieb einer Schankwirtſchaft im Hauſe 
franzöſiſchen Behörde ſind die Grenzpoſten an der Straße Darm= Große Marktſtraße 17. Erſchienen: Oberverwaltungsinſpektor 
            Polizei=
rat Becker=Offenbach und Rechtsanwalt Levi=Darmſtadt, Letzterer als 
Vertreter des Geſuchſtellers. Der Provinzialausſchuß hat am 21. März 
Waldfriedhof geſtattet iſt. Jedoch müſſen die Be= 1923 das Geſuch mangels Bedürfniſſes abgelehnt. Hiergegen verfolgt 
N. Berufung. Der Provinzialausſchuß begründet die Entſcheidung mit 
der mangelnden Rentabilität, hat doch in einem Jahre der Beſitzer vier= 
10 Wirtſchaften befinden. Der letzte Inhaber vor R. habe die Wirt= 
Ausweiſes erfolgt gegen Rückgabe der Karte. Südlich des Bahn= ſchaft mangels Rentabilität aufgegeben. Der Geſuchſteller hat zum 
            heu=
tigen Termin zwei Zeugen ſiſtiert. Der Vertreter desſelben legt eine 
mehr enblang der weſtlichen Seite des Bahngeländes. Vor dem Aufſtellung über den Bierverbrauch in 2 Monaten vor, wonach pro 
Woche 315 Liter Bier verzapft wurden und eine Umſatzſteuer von 
            monat=
lich 3 Milliarden 5 Millionen gezahlt wurde. Gaſtwirt Schnauber von 
hier iſt als Sachverſtändiger und Vorſitzender des Landesverbands der 
Wirte Heſſens erſchienen; er ſpricht ſich für Bejahung des Bedürfniſſes 
im Fragefalle aus. Das Notgeſetz vom 24. Februar 1923 komme nach 
hieſiger Praxis hauptſächlich bei Neukonzeſſionierung zur Anwendung, 
N.s Umſatz ſei unter den heutigen Verhältniſſen noch hoch zu neunen. 
Urteil: Auf die Berufung wird die Entſcheidung des 
            Provinzialaus=
ſchuſſes aufgehoben und die Konzeſſion unter Ausſchluß des 
            Branntwein=
ausſchanks erteilt. — 2. Klage des Willy Stern in Friedberg gegen 
1. Rechtsanwalt und Notar Jöckel, 2. Wilh. Föller, 3. Guſtav Trapp, 
ſämtlich in Friedberg, auf Schadenserſatz; hier: Vorentſcheidung. 
            Er=
ſchienen von den Parteien: niemand. Das Mieteinigungsamt gab am 
30. Dezember 1921 einer Kündigung unter der Bedingung ſtatt, daß 
Willy Stern eine andere Wohnung finde. Das M.E. A. entſchied dann 
ſpäter, daß die Wohnung Bismarckſtraße 7 für Stern geeignet befunden 
wurde. Stern wurde demnächſt zur Räumung der gekündigten 
            Woh=
nung verurteilt. Auf Grund ärztlicher Zeugniſſe wurde eine 
            Nachprü=
fung der erlaſſenen Entſcheidung des M.E.A. gefordert, das M. E.A. 
der Qurchſührung der Vorſchriſten den Beteiligten entſtehen, wies den Antrag auf Wiederaufnahme des Verfahrens zurück. Es 
            folg=
nochmalige Anträge auf Wiederaufnahme des Verfahrens beim 
E.A. am 7. September 1922. Am 8. September 1922 lehnte das 
M. E. A. dieſe Anträge ab. Frau Stern erſuchte auch das Miniſterium 
für Arbeit und Wirtſchaft um Einſchreiten, ihr Anwalt betonte, die 
            Fa=
milie müſſe, weil ſie keine Wohnung in Friedberg finden könne, in ein 
Hotel in Bad=Nauheim ziehen. Das Miniſterium erklärte, es könne gegen 
die Gemeinde nicht weiter einfchreiten. Der Anwalt Sterns ſucht nun 
um Vorentſcheidung des Verwaltungsgerichtshofs nach, weil die 
            Beklag=
ten als Mitglieder des M.E.A. bei der Beſchlußfaſſung am 16. Juni 
1922 zum Nachteil des Klägers Stern gehandelt hätten, es ſei zudem 
anzunehmen, daß nicht ſachliche Gründe bei der Entſcheidung mitgewirkt 
hätten. Stern will dieſe Mitglieder des M.E.A. und die Stadt 
            Fried=
berg auf Schad nerſatz belangen. Das Miniſterium für Arbeit und 
Wirtſchaft hat am 25. April 1923 beim Verwaltungsgerichtshof 
            ſeiner=
ſeits Antrag auf Vorentſcheidung geſtellt. In einer längeren 
            Vernehm=
laſſung beſtreitet Rechtsanwalt und Notar Jöckel als 
            Vor=
ſitzender des M.E.A. jede Verletzung der Amtspflicht bei Behandlung 
der Sternſchen Mietſache. Beſchlußentſcheidung wird am 20. d. M., 
vormittags 9 Uhr, verkündet werden. 
Aus den Parteien. 
— Deutſche Demokratiſche Partei. Die Zahlung der 
Beiträge iſt einer Neuregelung unterzogen worden. Wir haben ab 
1. Oktober zur beſſeren Anpaſſung an die Geldentwertung die 
            Goldmark=
rechnung eingeführt und zwar auf der Baſis 1 Goldmark gleich 1,25 
Schweizer Franken. Die Umrechnung erfolgt nach dem Berliner 
            Brief=
kurs, wie er jeweils am erſten Börſentag des Monats feſtgeſtellt wird. 
Bis auf weiteres beträgt der Monatsbeitrag 0,20 Goldmark gleich 
8 500 000 Papiermark. Parteifreunde, die ſich ihrer Beitragspflicht für 
ein Vierteljahr im voraus entledigen wollen, zahlen 25 000 000 
            Papier=
mark. Am 1. November und 1. Dezember erfolgen Neuberechnungen, 
die dann auch für die noch nicht bezahlten vorausgegangenen Monate 
gelten. Es empfiehlt ſich daher, die Beiträge für das Vierteljahr im 
voraus und zwar innerhalb des erſten Quartalsmonats zu entrichten. 
Zahlungen werden täglich, mit Ausnahme des Sonntags, von 4 bis 7 
Uhr nachmittags, auf dem Parteibureau, Waldſtraße 45, 
            entgegengenom=
men. Wer Abholung des Beitrags vorzieht, wird gebeten, die 
            Mitglieds=
bücher und die Beträge in ſeiner Wohnung bereit zu halten, damit unſere 
freiwilligen Kaſſierer keine vergeblichen Wege machen. Wo mehrere 
Familienmitglieder Beiträge leiſten, zahlt das zweite und jedes weitere 
nur die Hälfte des Beitrags. Kleinrentner und Erwerbsbeſchränkte 
            zah=
len einen ihren Verhältniſſen entſprechenden Beitrag, dafür wird aber 
erwartet, daß alle anderen Mitglieder mehr als den Mindeſtbeitrag 
leiſten. 
-0- Mörfelden, 6. Okt. Scharfe Grenzkontrolle. Die 
Frauzoſen haben in den letzten Tagen die Grenz= und Paßkontrolle 
            er=
heblich verſchärft. Auch die Zollkontrolle wird ſchärfer gehandhabt. An 
der Straße nach Frankfurt haben ſie geſtern zirka 60 Perſonen, meiſt 
Arbeitern und Angeſtellten, die Fahrräder beſchlagnahmt. 
ro. Seligenſtadt a. M., 6. Okt. Der neue Mietpreis. Die 
Wohnungsmiete für Oktober beträgt hier 134 000 648 Prozent. Der 
Richtpreis für eine Kilowattſtunde Licht beträgt 60 und für Kraft 
37 Goldpfennige. 
— Offenbach, 5. Okt. In die 
            Stadtverordnetenver=
ſammlung trat geſtern für die Zentrumspartei der Stadtſekretär 
Scheerer neu ein. Sein Vordermann, ein Portefeuiller aus Bürgel, 
            ver=
eichtete. Für die von der Stadt errichteten Siedelungshäuſer hatte die 
Verwaltung einen Erbbauvertrag vorgelegt, wonach von Liebhabern 
ein derartiges Dreizimmerhaus durch Anzahlung des Wertes von 4000 
Arbeitsſtunden eines Arbeiters der chemiſchen Induſtrie, ein 
            Vierzim=
merhaus durch Zahlung des Wertes von 5200 Arbeitsſtunden erworben 
werden kann. Von der Rechten wurde beantragt, den Erwerbspreis für 
beide Häuſer auf 6000 und 7200 Arbeitsſtunden feſtzuſetzen, was 3000 
und 3600 Goldmark entſprechen würde. Gegen die drei Stimmen der 
Rechtsparteien wurde der niedere Erwerbspreis beſchloſſen. Die Rechte 
ſtimmte darauf gegen den ganzen Vertrag, in dem auf ihren Antrag die 
Leiſtungen des Erwerbers wertbeſtändig feſtgelegt wurden. Die 
Straßenbenennung im Siedelungsgebiet des Werkes Oehler ſieht auf
 Die Finanzen des Großherzogs. 
Roman von Frank Heller. 
Copyright bei Georg Müller Verlag, München. 
(Nachdruck verboten.) 
57) 
Der Großherzog lachte und ergriff Philipps Hand. 
„Meine Achtung vor der Preſſe iſt in dieſer Nacht um 
            hun=
dert Prozent geſtiegen,” ſagte er. Kommen Sie alſo, wenn Sie 
durchaus wollen.” 
Sie tauchten in das nachtſchwarze Dunkel des Ganges, der 
von dem kleinen Pförtchen zur Küchenregion führte. Leiſe, 
            un=
geheuer vorſichtig, Schritt für Schritt, gingen ſie von dort in die 
Halle des Schloſſes. Ein einſames Lämpchen qualmte an dem 
Ende, das dem Ausgang am nächſten lag. Von draußen hörte 
man die dumpfen, regelmäßigen Schritte des Soldaten, der 
Wache hielt. 
Philipp zog ſein elektriſches Taſchenlämpchen heraus und 
beleuchtete für einen Augenblick ſeine Uhr. Es war fünf 
Minuten über zehn. 
Der Großherzog war mit einer geräuſchloſen 
            Geſchmeidig=
keit, die man ſeinem Rieſenkörper nie zugetraut hätte, zu der 
Reihe der Türen in der Halle geſchlichen, um zu lauſchen. Ein 
bitteres Lächeln flog über ſein Geſicht, als er dieſe Türen 
            be=
trachtete; auf allen war das alte großherzögliche Wappen mit 
groben Oelfarben übermalt, und auf einer derſelben bemerkte 
er plötzlich eine Viſitenkarte. Er brauchte ſich kaum 
            vorzubeu=
gen und zu leſen, um zu wiſſen, welchen Namen ſie trug. 
„Profeſſor,” flüſterte er, indem er Philipp winkte. „Hier 
wohnt der Präſident. Sie ſehen ſeine Viſitenkarte an der Türe.” 
Philipp huſchte raſch hin und ſtarrte das vielſagende weiße 
Zettelchen an. Dann lauſchten ſie beide geſpannt nach dem 
Zimmer. Nur der leiſe Laut der Schritte eines einzelnen 
            Men=
ſchen war von dort drinnen zu hören, und einem 
            unwiderſteh=
lichen Impuls gehorchend, hob Philipp die Hand und klopfte an. 
Raſche Schritte näherten ſich von innen, dann wurde die 
Türe geöffnet, und auf der Schwelle zeigte ſich, vom Lampenlicht 
beſchienen, Präſident Luis Hernandez ſelbſt. 
Philipp hatte raſch den Großherzog hinter die geöffnete 
            Tür=
hälſte geſchoben und verbeugte ſich nun leicht vor Senjor 
Hernandez. 
„Guten Abend, Herr Präſident!” ſagte er. „Wie Sie ſehen, 
habe ich mir nicht erſt bis morgen Zeit gelaſſen, um unſere Pläne 
zu diskutieren. Trotz der ſpäten Stunde habe ich mir die 
            Frei=
heit genommen, Sie ſchon heute abend aufzuſuchon.”
 Das Geſicht des Präſidenten, der ihn zuerſt mit einem 
            Aus=
druck erſtaunten Argwohns angeſtarrt hatte, erhellte ſich ſo 
            all=
mählich, als er Philipp erkannte. 
„Ah,” ſagte er mit Würde. „Sie haben recht. Die Stunde 
iſt ſpät — aber Ihr Kommen paßt vortrefflich — ich erwarte 
eben meine Freunde — meine Mithelfer. Treten Sie ein, Mr. 
Pelotard! 
„Ich danke, Herr Präſident,” ſagte Philipp und trat langſam 
näher, „aber die Sache iſt die, daß ich nicht allein komme. Ich 
habe einen Freund mitgebracht.” 
Viertes Kapitel, 
worin der Beſtand der Republik Minorca 
ſtark bedroht erſcheint. 
„Einen Freund?” wiederholte Senjor Hernandez 
            verſtänd=
nislos. „Jch glaubte, Sie wären allein in dem Boote. Haben 
Sie Freunde in Minorca?” 
„Ich habe einen,” ſagte Philipp mit einem unwillkürlichen 
Beben in der Stimme und faßte die Hand des Großherzogs 
hinter der Türhalfte. „Einen, der Ihnen ſeine Huldigung 
            dar=
zubringen wunſcht, Herr Präſident.” 
Senjor Hernandez retirierte in das Zimmer und betrachtete 
ihn mit plötzlich mißtrauiſchen Blicken. 
„Wie ſind Sie an der Wache vorbeigekomnmen?” rief er. 
„Zeigen Sie ſofort Ihsen Freund und ſagen Sie ſeinen Namen! 
„Sein Name,” ſagte Philipp und ſtürzte in das Zimmer, 
„iſt Don Ramon der Zwanzigſte von Minorca, den Sie und 
Ihre Freunde für zweimalhunderttauſend Peſetas kontant zu 
ermorden übernommen haben, und der jetzt wiedergekommen 
iſt, um Ihnen in die Suppe zu ſpucken!“ 
Während er mit immr lauter werdender Stimme dieſe 
Worte hinausrief, hatte Senjor Hernandez raſch Kehrt gemacht 
und ſtürzte nun auf einen Schreibtiſch zu, auf deſſen äußerſter 
Kante ein kleines, ſchwarzblinkendes Ding lag, das Philipp 
ſofort als einen Revolder erkainnte. Es hatte eine Zeit gegeben, 
wo Philipp, als der beſte Fußballſpieler einer ſchwediſchen 
Univerſitätsſtadt gegolten hat ; es war lange her; aber beim 
Anblick von Senjor Hernandez und dem Ziele, dem er zuſtürzte, 
erwachten blitzſchnell lange ſchl immernde Inſtinkte in Philipps 
Seele. 
Er machte drei Sprünge, deren er ſich auch vor zwölf Jahren 
nicht hätte zu ſchämen brauchen; und im ſelben Augenblick, in 
dem der präſumtive Präſident von Minorca am Schreibtiſch 
angelangt war und die Hand ausſtreckte, um den Revolver zu 
packen, fuhr Philipps rechter Fuß in einem prächtigen Kick in
 Liebknecht=Straße vor. Die Beratung über dieſen Gegenſtand 
            veran=
laßte die Rechte, die gegen die Verewigung der beiden Kommuniſten 
ſtimmte, den Oberbürgermeiſter darauf hinzuweiſen, daß er die 
            Wort=
meldung eines Stadtverordneten der Rechten, der einen Gegenantrag 
            be=
gründen wollte, wohl überſehen habe. Den zwei Obmännern der 
            Er=
werbsloſenkommiſſion wurde für ihre Tätigkeit im Dienſte der 
            Erwerbs=
loſen der Unterſchiedsbetrag zwiſchen der Erwerbsloſenfürſorge und dem 
Lohne eines ſtädtiſchen ungelernten Arbeiters zugebilligt. Zu einem 
ſcharfen Zuſammenſtoße zwiſchen dem Oberbürgermeiſter und den 
            Kom=
muniſten kam es außerhalb der Tagesordnung. In einer Verſammlung 
der Erwerbsloſen wurden vor etwa vier Wochen Drohungen gegen die 
Verwaltung ausgeſtoßen, was den Oberbürgermeiſter veranlaßte, den 
ruhigen Verlauf der Stadtverordnetenverſammlung vom 20. September 
durch ein Polizeiaufgebot ſichern zu laſſen. Die Kommuniſten verbaten 
ſich in heftiger Nede den Schutz der Polizei, worauf der 
            Oberbürgermei=
ſter treffend erwiderte, das Polizeiaufgebot ſei auch nur zum Schutze der 
übrigen Stadtverordneten befohlen worden, die durch die Zuhörer nicht 
geſchützt ſeien. Die Kommuniſten brauchten nach ſeiner Anſicht 
            ſelbſt=
verſtändlich keinen Schutz. Die Kommuniſten brachten dann noch zur 
Sprache, daß in der Tulpenhofſtraße ſeit drei Jahren eine herrſchaftliche 
Vierzimmerwohnung leergeſtanden habe, die jetzt von einem ganz jung 
verheirateten Ehepaare bezogen worden ſei. Es handelt ſich dabei um 
ein Haus der Stadtverordneten Kiara Grein. Der Oberbürgermeiſter 
klärte den Fall dahin auf, daß das Bankhaus Merzbach, das die 
            Woh=
nung für ſeinen Prokuriſten bekam, dafür eine Dreizimmerwohnung der 
Stadt zur Verfügung ſtelle, außerdem eine Milliarde zahle und die 
ſaglartigen Räume mit Oefen ausſtatte. Die Stadtverordneten billigten 
unter dieſen Umſtänden die Vergebung der Wohnung, wenn es auch 
            auf=
fällig ſei, daß ſich im Verlaufe von drei Jahren kein zahlkräftiger 
            Be=
iverber gefunden habe. 
+ Offenbach, 5. Okt. Der Fleiſchverbrauch der 
            Offen=
bacher Bevölkerung betrug vor dem Kriege in der Woche auf 
den Kopf 915 Gr. Ende September 1922 verzehrte jeder Einwohner in 
der Woche noch 454, und Ende Auguſt 1923 waren es nur noch 314 Gr. 
Von Ende Auguſt 1923 bis Ende September iſt der Verbrauch allein 
um 41 Gr. geſunken. — Die Zahl der Wohnungsſuchenden iſt von 
Auguſr 1922 bis Auguſt 1923 von 209 auf 5477 geſtiegen. Die Zahl der 
Wohnungsſuchenden, die überhaupt ohne jede Wohnung iſt, iſt 
            inner=
halb Jahresfriſt von 2258 auf 2737 geſtiegen. Man iſt alſo nicht in 
der Lage, die Wohnungsnot auch nur einigermaßen zu mildern. 
Jeder Ausländer, der ſich länger als 48 Stunden hier aufhält, bedarf 
hierzu der Genehmigung des Polizeiamtes. Im Auguſt wurden 17 
Niederlaſſungsverhandlungen aufgenommen. Es begehrten 3 Deutſch= 
Oeſterreicher, je zwei Ruſſen, Polen, Tſchechoſlowaken und Franzoſen 
und je ein Ungar, Italiener, Schweizer, Engländer, Amerikaner und 
ein Staatenloſer hier Aufenthalt zu nehmen. 
ur. Offenbach, 6. Okt. Auto=Unfall. Kaufmann 
            Gerns=
bacher, der Mitinhaber der Lederwarenfabrik Kahn, iſt mit einem 
            ge=
mieteten Auto in der Röhn verunglückt. Er liegt ſchwer verletzt im 
Krankenhaus zu Fulda darnieder. 
hr. Heuſenſtamm b. Offenbach, 6. Okt. Die Guſtav 
            Adolfs=
kirche iſt am Sonntag, im Beiſein des Prälaten D. Dr. Diehl= 
Darmſtadt und des Superintendenten Flöring=Darmſtadt, in 
            feier=
licher Weiſe eingeweiht worden. 
ih. Mainz, 6. Okt. Dienſtjubiläum. Herr Kreisrentmeiſter 
Baſtian konnte in dieſen Tagen auf eine 25jährige Amtszeit als 
Rechner der Kreiskaſſe des Kreiſes Mainz zurückblicken. — Nacheak, 
Hier wurden nachts an einem Hauſe in der Klaraſtraße von mehreren 
Perſonen ſämtliche Fenſterſcheiben eingeworfen. Aller Wahrſcheinlichkeit 
nach handelt es ſich um einen Racheakt. 
th. Mainz, 6. Okt. Milchpreis. Ein Liter Vollmilch koſtet 
jetzt 17 600 000 Mk. Der Stallpreis dagegen beträgt 12 Millionen Mk. 
In einem hieſigen Spezereigeſchäft wurde eine im Hauſe wohnende 
Frau als Ladendiebin auf friſcher Tat ertappt. 
F. Bad Nauheim, 6. Okt. Die neuen Mahllöhne. Die 
Mühlenvereinigung Wetterau” hat beſchloſſen 40 Prozent des 
            einge=
lieferten Getreides als Mahllohn zu nehmen. Das ſind bei einem 
            Dop=
pelzeutner 80 Pfund. 
rh. Gettenau (Wetterau) 6. Okt. Eine Diebesbande hat in 
der letzten Woche unſer Dörfchen heimgeſucht. Insbeſondere hatten 
es die Diebe auf Federvieh abgeſehen. In einer ganzen Anzahl 
            Hof=
raiten wurden Hühner und Gänſe geſtohlen. Auch ſtatteten anſcheinend 
die gleichen Diebe der Jagdhütte im Gettenauer Wald bei Echzell einen 
Beſuch ab, wo ſie dem dieſe Hütte beſitzenden Jäger aus Friedberg 
weitvolle Stücke des Inventars, beſonders Decken, Matratzen uſw. 
            ent=
wendeten. 
R. Leihgeſtern, 5. Okt. Kirchliche Stiftung. Die hieſige 
Gemeinde hatte eine außerordentliche Sammlung für die finanziell 
ſchlecht daſtehende Kirchenkaſſe veranſtaltet. Das Ergebnis der 
            zahl=
reichen Stiftungen erbrachte einen Geſamterlös von 700 Millionen M.
 Gültige Brotmarlen vom 7. bis 10. Oktober 1923 einſchließlich 
(st7770 
Nr. 5 mit 800 gr Brot.
 Wetterbericht der Gießener Wetterwarte. 
Wettervorherſage für Dienstag, den 9. Oktober. 
Unbeſtändig, einzelne Regenſchauer, auch tagsüber, geringe 
            Er=
wärmung.
 Raae 
Landestheater, Großes Haus: Geſchloſſen. — Kleines Haus, 
            An=
fang 7 Uhr, Ende 10 Uhr: „Schluck und Jau”. — Union=, Reſidenz=, 
Zentral=Theater, Palaſt=Lichtſpiele: Kinovorſtellungen. 
Verſteigerungskalender. 
Montag, den 8. Oktober, nachm. 3 Uhr: Verſteigerung, 
            Lud=
wigsplatz 6.
 Druck und Verlag: L. C. Wittich. Verantwortlich für Politik und 
Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feuilleton, „Stadt und Land” 
„Reich und Ausland”: Max Streeſe; für den Inſeratenteil: 
J. V. 2. Flciſcmann, — ſämtlich in Darmſtadt.
 Die heutige Rummer hat 6 Seiten 
die Höhe; im nächſten Moment ſauſte der kleine Browning in 
einem Bogen von zehn Metern in das andere Ende des 
            Zim=
mers. Leider iſt hinzuzufügen, daß Philipps Fuß, vermutlich 
gewiſſen phyſikaliſchen Geſetzen gehorchend, nach dieſer ſchönen 
Leiſtung nicht innehielt, ſondern weiter hinaufflog, eine leichte 
Abweichung machte und plötzlich der Naſe des Präſidenten von 
Minorca begegnete, die im nächſten Augenblick die 
            Marmor=
platten des Bodens rot zu färben begann. Philipps Fuß ſank 
wieder zu Boden, und während der Großherzog vor Lachen und 
Wut brüllend herbeiſtürzte, ſank der Präſident der Republik 
Minorca mit einem Schmerzensgeheul über dem Schreibtiſch 
zuſammen. 
„Well done, Profeſſor! Well done,” rief der Großherzog. 
„Sie, Kerl, ſchweigen, oder ich töte Sie auf der Stelle, ohne viel 
Federleſen! Keinen Ton, ſage ich!” 
Seine Stimme war ſo furchtbar, daß Senjor Hernandez” 
Schmerzgeheul ſo plötzlich verſtummte, als hätte man ihm die 
Kehle abgeſchnitten; an allen Gliedern zitternd, erhob er ſich 
vom Schreibtiſch, betrachtete einen Augenblick ſeinen Herrſcher 
und ſank im nächſten auf dem Boden in die Knie, während das 
Blut noch immer unaufhaltſam aus ſeiner Naſe ſtrömte: 
„Gna . . . Gnade, Hoheit!” keuchte er, „Gnade! Ich. 
ich bin verlockt worden . . . ich hatte, keinen Teil an der 
            Ver=
ſchwörung . . . ich ſchwöre es .. ." 
Der Großherzog betrachtete ihn mit flammender Verachtung. 
„Dann ſchwören Sie falſch, verdammter Schurke. Wie 
kommt es, daß Sie ſich hier eingeniſtet haben, in meinem Palaſt! 
Antworten Sie! Weil Sie keinen Anteil an der Verſchwörung 
hatten?" 
„Ma . . . man dachte mich zum P.. Präſidenten zu 
            wäh=
len,” murmelte Senjor Hernandez ſchluchzend. 
„Und Sie haben die Würde gleich vorweggenommen! Aber 
woher kommt es (die Stimme des Großherzogs wurde wieder 
furchtbar), daß Ihr Name zu oberſt auf dieſem Kontrakt ſteht?” 
Er riß plötzlich das Papier heraus, das Herrn Bekker aus 
der Taſche gefallen war, und hielt es Luis Hernandez vor die 
Augen. 
Dieſer wurde bleicher als der Tod, und einen Augenblick 
ſah es aus, als hörte ſogar das Blut aus ſeiner Naſe zu fließen 
auf. Dann warf er ſich, ohne etwas zu ſagen, vornüber und 
            ver=
ſuchte, die Knie des Großherzogs zu umfaſſen, um um Gnade 
zu flehen. Mit einer heftigen Bewegung machte ſich Don 
            Ra=
mon frei und ſagte zu Philipp: 
„Wollen Sie in das Zimmer am äußereſtn Ende der Halle 
gehen? Ich glaube, Sie werden da Stricke finden.” 
(Fortſ. f.)
Darmſtädter Tagblatt
Handelsbia
Wirtſchaftliche Rundſchau.
 wb. Der Ausweis der Reichsbank vom 22. Sept. zeigt eine 
weitere gewaltige Anſpannung des Standes der Bank. Die geſamte 
Kaditalanlage hat ſich gegenüber der Vorwoche mehr als verdreifacht: 
ſie ſtieg von 4551,2 Billionen Mark auf 14994,5 Billionen Mark. Von 
dieſer Zunahme in Höhe von 10 443,2 Billionen Mark entfiel wieder 
weitaus der größte Teil auf das Schatzanweiſungskonto, deſſen Beſtand 
von 3808,4 Billionen Mark um 8421 Billionen Mark auf 12229,4 
            Bil=
lionen Mark anſchwoll. Das Wechſelkonto ſtieg in gleichem Ausmaße 
— d. h. auch auf mehr als das dreifache gegenüber der Vorſooche — 
von 703 Billionen Mark um 1497,6 Billionen Mark auf 2200,6 
            Bil=
lionen Mark. Die Steigerung des Lombardkontos von 39,8 Billionen 
Mark um 523,9 Billionen Mark auf 563,7 Billionen hängt zum Teil 
damit zuſammen, daß Kreditanſprüche von den Darlehnskaſſen infolge 
Erſchöpfung des Kontingents, (welches unterdes am 27. September von 
300 Billionen Mark auf 5000 Billionen Mark erhöht worden iſt) nicht 
befriedigt wurden, ſondern an die Reichsbank verwieſen werden mußten. 
Mit der rieſenhaften Vermehrung der Anlagen der Reichsbank trat 
eine entſprechende Vermehrung der Paſſiven ein: der Notenumlau 
allein wuchs von 3183,7 Billionen Mark um 5444 Billionen Mark auf 
8627,2 Billionen Mark. Daneben ſtieg die Summe der fremden 
            Gel=
der von 1954,4 Billionen Mark um 4138,4 Billionen Mark nuf 6152.8 
Billionen Mark. Der Goldbeſtand verminderte ſich um 20 Millionen 
Goldmark, die zum Zwecke der Deviſenbeſchaffung verpfändet wurden. 
Der Darlehensbeſtand bei den Darlehnskaſſen erfukr eine geringe 
            Ab=
nahme von 299,2 Billionen Mark auf 292,2 Billionen Mark, wobei die 
erwähnte, vorübergehende Verweiſung größerer Darlehen auf das 
Reichsbanklombard zu berückſichtigen iſt. Durch den entſprechenden 
Rückfluß von Darlehnskaſſenſcheinen von der Reichsbank zu den 
            Dar=
lehnskaſſen verminderte ſich der Beſtand der erſteren an ſolchen 
            Schei=
nen von 299,1 Billionen Mark auf 292,2 Billionen Mark.
 * Gebr. Gödhart A.=G., Düſſeldorf. Ein Teilbetrag von 
6 Mill. Mk. für das Geſchäftsjahr 1923 voll dividendenberechtigten 
Aktien wird den alten Aktionären im Verhältnis 2:1 zum Gegenwert 
von 6 Dollar zuzüglich Bezugsrechts= und Börſenumſatzſteuer zum 
Bezuge bis einſchließlich 16. Oktober angeboten. 
* Vereinigte Elbſchiffahrtsgeſellſchaften A.=G., 
Dresden. Die Geſellſchaft fordert die alten Aktionare auf, das 
            Be=
zugsrecht auf die neuen, ab 1. Januar 1923 dividendenberechtigten 
Stammaktien auszuüben. Auf nominal 5000 Mk. alte Stammaktien 
entfallen nominal 2000 Mk. neue zum Preiſe von 2 Dollar 
            Reichsgold=
anleihe zuzüglich Bezugsrechts= und Börſenumſatzſteuer. Das 
            Bezugs=
recht iſt bis zum 15. Oktober einſchließlich auszuüben.
 Habermann u. Guckes A.=G. Kiel. 10 Mill. Mk. der 
neuen, ab 1. Juli 1923 dividendenberechtigten Stammaktien werden den 
alten Aktionären derart zum Bezuge angeboten, daß auf nominal 400 
Mark alte eine neue Stammaktie über nominal 1000 Mk. zu 500 000 
Prozent zuzüglich Börſenumſatzſteuer und eines noch bekannt zu 
            geben=
den Bezugsrechtsſteuerkoſtenpauſchals und eines etwaigen prozentualen, 
vom Aufſichtsrat und Vorſtand feſtzuſetzenden Betrags als Ausgleich 
für eine weitere Geldentwertung, falls der amtliche Dollarkurs am 
5. Oktober in Berlin höher ſein ſollte als der amtlich notierte vom 
14. September d. J., entfällt.
K
 2d- Adolf Speck A.=G., Zuckerwarenfabriken, 
arlsruhe. Die Generalverſammlung beſchloß die Erhöhung
 des Aktienkapitals, das bisher aus 14 Millionen Mark Stamm= 
und 1 Million Mark Vorzugsaktien beſtand, um 44 Millionen Mark 
Stamm= und 1 Million Mark Vorzugsaktien auf insgeſamt 60 
            Mil=
lionen. Die Stammaktien werden von einem Bankenkonſortium unter 
Führung der Rheiniſchen Kreditbank Karlsruhe mit der Verpflichtung 
überndmmen, 14 Millionen den alten Aktionären in der Weiſe 
            anzu=
bieten, daß auf eine alte Aktie eine neue zum Kurſe von ½ Dollar 
entfällt. Das Bezugsrecht kann in der Zeit vom 15. bis 31. Oktober 
auf der Grundlage der amtlichen Berliner Dollarbriefnotierung vom 
ſeweiligen Vortage ausgeübt werden. Die reſtlichen 30 Millionen 
ſollen freihändig im Intereſſe der Geſellſchaft zu einem Mindeſtkurſe 
von 6 Goldmark verwertet werden. Neu in den Aufſichtsrat wurden 
gewählt: Bankier Dr. Kahn von der Firma Jaſfa u. Levin, Bankier 
Falkenheim von der Firma Gebrüder Heh;n, und 
            Großkauf=
mann Eger, ſämtlich in Berlin, ſowie Direkie: Siebrecht vom 
Bankhauſe Ernſt Wertheimer in Frankfurt a. M. Ueber die Lage des 
Unternehmens wurde mitgeteilt, daß weit mehr Aufträge vorliegen, 
als ſeiner bisherigen Leiſtungsfähigkeit entſprechen; und daher eine 
            Ka=
pitalsvermehrung zur Erhöhung der Produktion unerläßlich geworden 
ſei. Durch die Aufhebung der Zuckerzwangswirtſchaft habe ſich die 
Situation dieſes Induſtriezweiges weſentlich günſtiger geſtaltet.
 * Cröllwitzer Aktienpapierfabrik, Halle a. d. S. 
In der a. v. G.=V. wurde in Erweiterung des 
            Verwaltungsantra=
ges beſchloſſen, das Aktienkapital um bis zu 135 Mill. Mk. neuen Aktien 
unter Ausſchluß des Bezugsrechts der Aktionäre zu erhöhen. Die neuen 
Aktien ſollen zum Preiſe von 1 . Sterling, umgerechnet zum amtlichen 
Berliner Mittelkurs des dem Eingangstag vorausgehenden Tages, 
            aus=
egeben werden. 
Nie= 
* Kammgarnſpinnerei Wernshauſen A.=G., 
der=Schmalkalden. Im Proſpekt zur Einführung von 20 Mill. 
Mark. neuen Stammaktien wird mitgeteilt, daß der Geſchäftsgang im 
laufenden Jahre bisher befriedigend war. Aufträge lagen auf mehrere 
Monate vor, ſo daß auch für das erhöhte Aktienkapital mit einem 
            be=
friedigenden Ergebnis gerechnet werden könne. Seinerzeit wurden 
10 Mill. Mark den alten Aktionären zum Bezug angeboten, die 
            reſt=
lichen 10 Mill. Mk., von denen 5 Mill. Mk. umgewandelte 
            Vorzugs=
aktien ſind, gingen an ein Konſortium über, welches dieſelben im 
            Ein=
verſtändnis und Gewinnbeteiligung der Geſellſchaft verwerten ſollte. 
* Gehe u. Co. A.=G. Im Proſpekt über Zulaſſung von 25 Mill. 
Mk. neuen Aktien verfügte die Geſellſchaft laut Zwiſchenbilanz per 
31. Mai 1923 über ein Bankguthaben von 1,150 Mill. Mk., über 
            Außen=
ſtände von 8000 Mill. Mk. Dagegen betrugen Bankſchulden, ſonſtige 
Verpflichtungen und Rücklagen 7,600 Mill. k. Es wird bemerkt, daß 
die Waren in der Menge keineswegs hinter en Vorräten vom 31. 
            De=
zember zurückſtehen. (Warenbeſtand am 31. Dezember 131 Mill. Mk. 
Die Umſätze betrugen 1920 90 Mill. Mk., 1921 350 Mill. Mk., 1922 rund 
2,130 Mill. Mk. Der Geſchäftsgang ſoll, wie mitgeteilt wird, 
            befriedi=
gend ſein.
 * J. D. Riedel A.=G., Berlin. Die a. o. G.=G. genehmigte 
die Erhöhung des Aktienkapitals von 140 Mill. Mk. um bis zu 110 Mill. 
Mark auf insgeſamt 250 Mill. Mk. Die neuen Aktien ſind ab 1. Januar 
1923 dividendenberchtigt, der Ausgabekurs wurde auf 100 Prozent 
            feſt=
geſetzt. Die beſchloſſene Kapitalserhöhung kann ganz oder in 
            Teilbeträ=
gen zu den vom Aufſichtsrat und Vorſtand zu beſtimmenden Zeitpunkten 
durchgeführt werden, jedoch mit der Maßgabe, daß die Kapitalserhöhung 
zu unterbleiben hat, ſofern und ſoweit ſie nicht bis zum 1. Okvober 1924 
durchgeführt iſt. Die gleichen Stellen ſind dazu ermächtigt, die neuen 
Aktien nach dem Bedürfnis der Geſellſchaft zu begeben und darüber 
zu beſtimmen, ob und in welchem Verhältnis den alten Aktionären ein 
Bezugsrecht eingeräumt werden ſoll. 6 Mill. Mk. der neuen Aktien 
werden zu einem Vorzugskurs an Aufſichtsrat, Vorſtand und Beamte 
übergeben. Soweit durch die Begebung der Aktien ein Mehrerlös über 
den Nennwert hinaus erzielt wird, ſind Vorſtand und Aufſichtsrat 
            be=
rechtigt, davon abzuſehen, dieſen Mehrerlös der geſetzlichen Reſerve 
zuzufuhren. Wird von dieſer Berechtigung Gebrauch gemacht, ſo ſind 
Vorſtand und Aufſichtsrat verpflichtet, den Mehrerlös in einen Fonds 
für Ausbau des Ueberſeegeſchäftes oder in eine allgemeine 
freie Rücklage zu überführen. Das Stimmrecht der Vorzugsaktien i 
auf das 15fache erhöht mit Beſchränkung auf die bekannten Fälle. Vo 
Vorſtand wurde mitgeteilt, daß das Vorſtandsmitglied Arthur 
von Gwinner im Auftrage der Geſellſchaft nach Amerika gegangen, aus 
dieſem Grunde aus der Direktion ausſcheide und in den Aufſichtsrat 
eingetreten ſei. Die ſchwer zu beſchaffenden Rohſtoffe und die Abnahme 
des Abſatzes erforderten eine engere Fühlungnahme mit dem Auslande, 
ſowie eine Befeſtigung der alten wertvollen Beziehungen. Die 
            Geſell=
ſchaft hoffe von der Reiſe des Vorſtandsmitgliedes ein Aufblühen des 
Exportgeſchäftes. Ueber die abgelaufenen 9 Monate des Geſchäftsjahres 
äußerte man ſich zufriedenſtellend. 
„Somag” Sächſiſche Ofen= und 
            Wandplatten=
werke, Meißen. Die Geſellſchaft fordert die alten Aktionäre auf, 
das Bezugsrecht auf die neuen Stammaktien auszuüben. Auf nominal 
2000 Mk. alte Stamaktien entfällt eine neue zu nominal 1000 Mk., ab 
1. Januar 1923 dividendenberechtigt, zum Kurs von 3 Mill. Prozent, 
zuzüglich Bezugsrechts= und Börſenumſatzſteuer. Das Bezugsrecht iſt 
bis zum 18. Oktober einſchließlich auszuüben.
 * Panzer: A.=G., Berlin. Die Börſenberichte, die über 
Kapitalserhöhung der Geſellſchaft im Umlauf ſind, dürften ſich vorerſt 
nicht als zutreffend erweiſen. Das Unternehmen, das zurzeit mit einem 
Aktienkapital von Mk. 6,2 Mill. arbeitet, dürfte laut Mitteilung von 
gut unterrichteter Seite nur im äußerſten Fall zur Kapitalserhöhung 
ſchreiten. Zurzeit beſtehe hierzu kein Anlaß. Der Geſchäftsgang wird 
als befriedigend bezeichnet; beſonders rege ſei das Inlandsgeſchäft 
            in=
folge der ſtarken Zunahme der bankgeſchäftlichen Tätigkeit.
 * Warſteiner Gruben= und Hüttenwerke A.=G. 
Warſtein. Auf der T.=O. der zum 27. ds. Mts. ſtattfindenden G.=V. 
ſteht ein Antrag auf Ausgabe von Genußſcheinen.
 * Zuckerfabrik Jülich, Alex. Schiller u. Co., A.=G. 
Die Geſellſchaft beruft zum 17. Oktober a. o. G.=V., die über Erhöhung 
des Grundkapitals um bis auf 7,5 Mill. Mk. Beſhluß faſſen ſoll. Die 
a. v. G.=V. ſoll ferner über Erhöhung des mehrfachen Stimmrechts der 
Vorzugsaktionäre und Beſchränkung des Vorrechts derſelben, auf 
            Ab=
ſtimmung über die Beſetzung des Aufſichtsrats die Aenderung der 
Satzungen und die Auflöſung der Geſellſchaft Beſhluß faſſen.
 * Gromo=Papier=Kartonfabrik, Julius Najok, 
A.=G., Leipzig=Plagewitz. Die Aktien, die bis jetzt an der 
Leipziger Börſe offiziell notierten, ſollen durch die Direktion der 
            Dis=
konto=Geſellſchaft in den nächſten Tagen in den offiziellen Verkehr der 
Berliner Börſe eingeführt werden. Als Gegenſtand des Unternehmens 
wird der Betrieb von Fabriken zur Herſtellung geſtrichener Papiere 
            an=
gegeben. Die Geſellſchaft wurde mit einem Aktienkapital von Mk. 1,2 
Mill. gegründet und erreichte bis zum Mai v. Js. die Höhe von M 
8,9 Mill., worunter Mk. 80 000 Vorzugsaktien enthalten waren, welch 
letztere durch G.=V.=Beſchluß vom 5. Okt. v. Js. in Stammaktien 
            um=
gewandelt wurden. Dieſe G.=V. beſchloß Ausgabe von Mk. 8,2 Mill. 
neuer Stammaktien, eine weitere a. v. G.=V. am 10. März ds. Js. ge 
nehmigte die weitere Erhöhung des Aktienkapitals um Mk. 34 Mill. 
Stamm= und Mk. 3 Mill. Vorzugsaktien, wobei die inzwiſchen wieder 
beſtehenden Mk. 2 Mill. Vorzugsaktien in Stammaktien umgewandelt 
wurden. Die Geſellſchaft verfügte über einen Grundbeſitz von zirka 
6800 Quadratmeter, wovon 5000 Quadratmeter bebaut ſind. Zur 
            Ver=
fügung ſtehen 5 Dampfkeſſel mit 387 Quadratmeter Heizfläche. 
            Vorhan=
den ſind ferner 4 Dampfmaſchinen, die einſchließlich Anſchluß an das 
Elektrizitätswerk Leipzig das Werk mit 800 B.S. verſorgen. Zur 
            Her=
ſtellung der Erzeugniſſe beſitzt die Geſellſchaft moderne, einſeitige und 
doppelſeitige Klebemaſchinen bezw. moderne Kalander bis zu 16 Walzen 
Zur Zeit werden 34 Beamte und 280 Arbeiter beſchäftigt. In der 
            Bi=
lanz per 31. Dezember 22 ſtanden Grundſtücke mit Mk. 100 000, Gebäude 
mit Mk. 1 Mill., die übrigen Anlagen mit dem Mindeſtwert zu Buche. 
Nach Durchführung der letzten Kapitalserhöhung vom März ds. Js 
betragen nach einer Zwiſchenbilanz per 30. Juni die Debitoren einſchl. 
Mk. 867 Mill. Bankguthaben insgeſamt Mk. 1 461,3 Mill., andererſeits 
Kreditoren einſchließlich Mk. 400 Mill. Vorauszahlungen Mk. 968 Mill. 
Warenvorräte werden mit Mk. 1 715 Mill. bewertet. Bei einem Umſatz 
von Mk. 1056 Mill. wies die Geſellſchaft einen Rohgewinn von Mk. 
67 Mill. aus. Der Geſchäftsgang im laufenden Jahr wird als 
            befriedi=
gend bezeichnet. Nach einer im April eingetretenen Stockung ſeien ſeit 
Mai die Betriebe vollbeſchäftigt. Die Geſellſchaft hofft auf das erhöhte 
Aktienkapital eine angemeſſene Dividende in Ausſicht ſtellen zu können. 
(Letzte Dividende 200 Prozent.)
h. Oberbedarf=Lüders. Wie wir hören, ſind Verhandlun=
 gen im Gange, die auf eine Intereſſengemeinſchaft zwiſchen der 
            Gör=
litzer Waggonfabrik (Lüders) und der Oberſchleſiſchen Eiſenbahnbedarfs=
 * Siegen=Solinger Gußſtahl=Aktienverein, 
            So=
lingen. Die G.=V., die bereits am 6. September ſtattfand, beſchloß, 
wie nachträglich mitgeteilt wird, die Erhöhung des Aktienkapitals um 
150 Mill. Mk. Stammaktien. Die neuen Aktien werden vorerſt den 
Charakter von Schutzaktien haben und ſind, ſolange ſie ganz oder 
            teil=
weiſe zu Schutzzwecken dienen, an der Dividende nicht beteiligt. 
            Ver=
anlaſſung zu dieſer Maßnahme gaben laut Mitteilung der Verwaltung 
die in letzter Zeit bekannt gewordenen Beſtrebungen, durch Ankauf von 
Aktien Einfluß auf die Geſellſchaft zu gewinnen. Die neuen Aktien 
werden von einem Konſortium unter Führung der Bergiſch=Märkiſchen 
Bank übernommen. Ueber die Ausſichten des laufenden Geſchäftsjahres 
kann infolge der gegenwärtigen Verhältniſſe nichts Beſtimmtes geſagt 
werden. Die Hauptwerke des Konzerns liegen im beſetzten Gebiet und 
haben unter der Ruhrbeſetzung und den damit zuſammenhängenden 
Vorgängen zu leiden. Man ſei jedoch durch rechtzeitige Anſchaffung 
von Materialreſerven über die Schwierigkeiten verhältnismäßig gut 
hinweggekommen, und die Werke ſeien bisher noch voll im Betrieb 
            er=
halten. Auf einzelnen Werken ſind die Neubauten größtenteils 
            fertig=
geſtellt, ſo daß nach Beendigung der politiſchen Schwierigkeiten mit einer 
verſtärkten Tätigkeit zu rechnen ſei. Auch die in Mitteldeutſchland 
            ge=
legenen Zweigniederlaſſungen, die Stahl= und Eiſenwerke „Frankleben” 
und das Stahlwerk Groß=Kayna” ſeien zu modernen 
            Induſtrie=
anlagen ausgebaut und voll im Betrieb.
 A.=G. abzielen. Die Gerüchte, die von dem bereits erfolgten Abſchluß 
der Transaktion wiſſen wollen, eilen indeſſen nach unſeren 
            Informatio=
nen den Tatſachen voraus. Auch ſteht es noch nicht feſt, ob ein 
            gegen=
ſeitiger Aktienumtauſch vorgenommen werden wird. Der Zweck der 
Transaktion dürfte namentlich darin liegen, daß Oberbedarf in die Lage 
verſetzt wird, den Görlitzer Waggonfabriken Material zu liefern und 
dabei nach Abſchluß einer Intereſſengemeinſchaft erhebliche 
            Steuer=
erſparniſſe zu machen.
 Porzellanfabrik, Königszelt. A.=G., 
            Königs=
zelt i. Schleſien. Die Bilanz des Unternehmens, deſſen 
            Geſchäfts=
gang mit dem 30. Juni abſchließt, iſt bis jetzt noch nicht veröffentlicht 
worden. Laut Mitteilung dürfte die Bilanzſitzung erſt Mitte dieſes 
Mrs. ſtattfinden. Entgegen der in letzter Zeit ſich bemerkbar machenden 
Gepflogenheit einzelner Geſellſchaften, von einer 
            Dividendenausſchüt=
tung abzuſehen, wird die Verwaltung dieſes Unternehmens auf jeden 
Fall eine Ausſchüttung höchſt wahrſcheinlich in wertbeſtändiger Form 
vornehmen. Eine Kapitals=Erhöhung (die letzte erfolgte im Juli ds. 
Js.) ſoll zurzeit nicht beabſichtigt ſein. Ueber die allgemeine Lage in 
der Porzellan=Induſtrie wird mitgeteilt, daß der Geſchäfrsgang 
            zu=
friedenſtellend ſei; beſonders gut ſeien die 
            Porzellan=
abriken mit regen Auslandsbeziehungen und die 
Geſchirrfabriken beſchäftigt. Anzunehmen ſei, daß bei 
allen Unternehmen der Porzellan=Induſtrie geringfügige 
            Betriebsein=
ſchränkungen nötig ſind bezw. werden.
8. Oftober 1923 Nr. 278
 * Gegen die Zerſtörung des Scheckverkehrs durch 
die Banken. Der Deutſche Automobil=Händler=Verband beſchäftigte 
ſich auf ſeiner während der Deutſchen Automobil=Ausſtellung in 
            Ber=
lin abgehaltenen außerordentlichen Generalverſammlung mit der Hand=
 habung des Scheckverkehrs durch die Großbanken und faßte folgende 
Reſolution: „Die außerordentliche Generalverſammlung des Deutſchen
 Automobil=Händler=Verbandes bringt die ſchweren volkswirtſchaftlichen 
Bedenken zum Ausdruck, die ſie gegen die derzeitige Handhabung des 
Scheckverkehrs durch die Deutſchen Banken hat. Es iſt eine durch nichts 
gerechtfertigte und in den wirtſchaftlichen Wirkungen verhängnisvolle 
Ausnutzung der Monopolſtellung, die die Banken erlangt haben, wenn 
ſie Schecks dem Ausſteller zwar am Ausſtellungstage belaſten, dem 
            Ein=
lieferer aber Schecks auf dem Bankplatz erſt nach 3 Tagen, ſolche auf 
auswärtige Plätze ſogar erſt nach 8—14 Tagen, gutſchreiben. Die 
            Ban=
ken bereichern ſich durch dieſes Verfahren auf Koſten ihrer Kundſchaft 
durch Zinsgewinne und Geldentwertung. Der Deutſche Automobil= 
Händler=Verband richtet an die Spitzenverbände von Handel und 
            In=
duſtrie, ſowie an die Reichsregierung die dringende Aufforderung, au 
die Banken im Sinne einer Aenderung des bisherigen Verfahrens 
nachdrücklichſt einzuwirken, norfalls im Wege einer Aenderung des 
Scheckgeſetzes, denn andernfalls muß der Scheckverkehr aus dem Wirt 
ſchaftsleben überhaupt verſchwinden, weil die mit ihm verbundenen 
Verluſte für die Unternehmungen nicht mehr tragbar ſind. Eine 
            Aus=
ſcheidung der Schecks aus dem Zahlungsverkehr würde aber zweifellos 
die Inflationsſchwierigkeiten, unter denen die deutſche Wirtſchaft zu 
leiden hat, noch verſchärfen.”
 * Ueber die Lage des amerikaniſchen Eiſen= und 
Stahlmarktes kabelt das amerikaniſche Fachblatt „Iron Trade 
Review”, Cleveland, Ohio: Die Roheiſenproduktion betrug im 
            Sep=
tember 3 123 000 To. Gegenüber der Höchſtproduktion im Mai ds. Js. 
mit einer Erzeugung von 98,5 Prozent der Hochofen=Leiſtungsfähigkeit 
ergibt ſich insgeſamt eine Minderung um 16,5 Prozent. Nachdem im 
September weitere 11 Hochöfen ausgeblaſen wurden, befinden ſich 
            augen=
blicklich noch 257 Oefen im Feuer. Die Nachfrage in Stahl hat ſich ein 
wenig gebeſſert. Die eingehenden Anfragen auf Weißbleche laſſen für 
das Jahr 1924 eine ungeheure Produktion erwarten. Die Eiſenbahnen 
beſtellten weitere 100 000 To. Schienen und ſollen die Auftragserteilung 
auf weitere 75 000 Eiſenbahnwagen noch für dieſes Jahr beabſichtigen. 
Japan kauft in höherem Maße und beſtellte 12 000—15000 To. 
            Fein=
bleche und fragte 60 000 To. verzinkte Bleche und 12000 Faß Drahtſtifte 
an. Der Roheifenmarkt iſt weiter abgeſchwächt. Die Preiſe gaben 
            wei=
ter um 0,50—1,00 Dollar nach. Der Ferromanganmarkt iſt etwas 
            ge=
beſſert. Da der Zwiſchenhandel weniger Material anbietet, bleiben die 
Preiſe der Erzeuger unverändert. Große Aufträge in 
            Baukonſtruk=
tionen ſchweben noch. Für Verpackungszwecke werden große Mengen 
Weißbleche gefordert.
Bonken.
 h. Deutſche Hanſabank A.=G., München. Wie wir 
hören, haben die ſüddeutſchen Handelsunternehmungen eines bekannten 
rheiniſchen Großinduſtriellen einen erheblichen Poſten Aktien der Deut 
ſchen Hanſabank aus deren letzter Kapitalserhöhung erworben. Der 
nächſten Generalverſammlung der Bank wird die Zuwahl von 2 
            Her=
ren dieſer Unternehmungen in den Aufſichtsrat der Bank vorgeſchlagen 
werden. 
* Abermalige Erhöhung des Ausgaberechts der 
Privatnotenbanken. Laut Forderung des 
            Reichswirtſchafts=
miniſters vom 27. v. M. wird der Betrag, über den hinaus ohne 
            reichs=
geſetzliche Ermächtigung Noten nicht ausgegeben werden dürfen, für die 
Geltungsdauer des § 1 des Geſetzes, betreffend die Metallreſerven der 
Privatnotenbanken, vom 13. Juli 1921 (R. G.Bl. Nr. 937), auf folgenden 
Betrag erhöht: für die Bayeriſche Notenbank München 
13,500 Milliarden Mark, für die Württembergiſche 
            Noten=
bank Stuttgart 4725 Milliarden Mark, für die Badiſche 
Notenbank Mannheim 4725 Milliarden Mark.
Neugründungen.
 h. Groſſag, Großhandels=A.=G. für chemiſch=
            rech=
niſche Produkte, Mannheim. Unter obiger Firma wurde 
mit 2 Milliarden Mark Aktienkapital eine neue Geſellſchaft gegründet. 
em Aufſichtsrat gehören an: Direktor Friedrich L. Falk, Rechtsanwalt 
Dr. Fritz Klein, Direktor Viktor Kutetzky uind Großkaufmann Ma= 
Strauß, ſämtliche in Mannheim.
Meſſen.
 * Wiener Frühjahrsmeſſe 1924. Die Wiener 
            Meſſe=
leitung hat den Termin der 6. Wiener Internationalen Meſſe (
            Früh=
jahrsmeſſe) für die Zeit vom 9.—15. März 1924. feſtgeſetzt. Wie die
 letzte Herbſtmeſſe, wird ſich auch dieſe Veranſtaltung unmittelbar an die 
Leipziger Meſſe anſchließen. Nahezu ſämtliche Ausſteller der letzten 
Herbſtmeſſe haben auf Grund einer Umfrage erklärt, daß ſie ſich an der 
Frühjahrsmeſſe wieder beteiligen werden.
Stimmen aus dem Leſerkreiſe.
 Gür die Veröffentlichungen unter dieſer Ueberſchrift Hbernimmt die Redaltion feineslei Ver 
ntwortung; für ſie bieibt auf Grund des 5 21 Abſ. 2 des Preſſegeſehes in vollem Umfange 
der Emſender 
            ver=
wortich.) — Einſendungen, die nicht verwendet werden, können nicht 
zurdckgefandt, die Abkehnung nicht begründet werden.
 Verkehrsmißſtände. 
Wegen Vornahme von Straßenbauarbeiten iſt die Frankfurterſtraße 
zurzeit für den Fuhrwerksverkehr uſw. geſperrt. Am Mittwoch war 
die Fahrbahn zwiſchen Kahlertſtraße und Aliceſtraße aufgeriſſen, 
            wäh=
rend der übrige, nach dem Stadtinnern zu gelegene Teil, ſich noch in 
dem alten Zuſtand befand. An dem bezeichneten Tage, kurz vor 3 Uhr 
nachmittags, fuhr ich mit meinem Fahrrad auf der nicht aufgeriſſenen 
Fahrbahn kurz vor der Landwehrſtraße. Jeder vernünftig denkende 
Menſch wird hierin keine ſtrafbare Handlung erblicken; gegenteiliger 
Anſicht ſchien jedoch ein dort ſtehender blauer Geſetzeshüter zu ſein, der 
mit der lächerlichen Begründung, die ganze Straße ſei für den 
            Rad=
fahrerverkehr geſperrt, Name und Wohnung notierte. Am folgenden 
Tag konnte ich feſtellen, daß ein anderer Poliziſt von dort fahrenden 
Radlern überhaupt keine Notiz nahm. Nun frage ich die maßgebende 
Stelle, ob ſie tatſächlich mit einer d rartig einſeitigen Handhabung von 
Vorſchriften einverſtanden iſt, oder ob man der Willkür eines einzelnen 
Polizeibeamten ausgeſetzt ſein ſollte. 
Zugleich ſei an dieſer Stelle ein anderer unhaltbarer Mißſtand 
            er=
örtert. Auf dem Ernſt=Ludwigsplatz prangt an einem Gaskandelaber 
unauffällig und unſcheinbar eine Tafel, die beſagt, daß es verboten iſt, 
über den Platz den Schienen entlang zu fahren. Tagtäglich, beſonders 
Sonntags vormittags, wo zahlreiche fremde Radler durch Darmſtadt 
kommen, kann man beobachten, wie dieſe, in gutem Glauben den Platz, 
zumal der Schienenſtrang darüber hinweg läuft, für befahrbar halten, 
von einem dort ſtehenden Schutzmann rückſichtslos aufgeſchrieben werden. 
Dies iſt ein unbedingt zu beſeitigender Zuſtand, der das Anſehen 
            un=
ſerer Stadt ſchädigt. Keiner der dieſe Stelle paſſierenden Radfahrer 
kann die Tafel, da man infolge des dort herrſchenden regen Verkehrs 
ſein Augenmerk nach anderem hin zu wenden hat, erkennen.
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gel
Famulus gewinnt das Gladiatorenrennen. — Deutſche Meiſterſchaft im 30=Kilometergehen.
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Famulus gewinnt gegen Ganelon das Gladiatorenrennen. 
In der Aufnahme des Rennens im Grunewald im 
            Gladiatoren=
rennen uuterlag überraſchenderweiſe Ganelon aus dem Stalle Weinberg, 
nachdem er bisher von Erfolg zu Erfolg geeilt war. Nach kurz 
            gelunge=
nem Start übernahm Ausleſe die Führung. Am Ende der den 
            Tri=
bünen gegenüberliegenden Seite hatte Ausleſe ihren Vorſprung auf 
zwei Längen vor dem auf gleicher Höhe galopierenden Ganelon und 
Famulus ausgelegt. Im Stillbogen war Ausleſe erledigt und Kardinal 
hatte nunmehr mit Ganelon die Spitze vor Bajuvare, Famulus, Elite 
und dem ausgerückten Träumer. Als es in die Gerade ging, fiel 
            Kardi=
nal zurück und Ganelon führte. Plötlich tauchte zu ſeiner Seite 
            Famu=
lus auf, deſſen wuchtigem Angriff Ganelon zum Schluß unterlag. Das 
Nennen ergab im einzelnen: „Preis vom Ausſichtsturm, 68 000 Mark, 
140) Meter: 1. Stall Nings Pali (Nowak); 2. Triori; 3. Gerda 
53:10; 20,12:10. Ferner: Landrichter und Moralda. — Preis von 
Wilhelmsruh, 11000 Mark, 1200 Meter: 1. Geſtüt Weils 
            Horn=
bori (Kaſpar); 2. Patrizier; 3. Caprivi. 18:10; 12,15:10. Ferner: 
Mädchenjäger und die Domenius. 
Preis von Ruhleben: 
(6800 Mark, 1600 Meter), 1. Schubarts Granate (M. Schmidt): 2. 
            Be=
cherklang; 3. Niaze. 53:10: 17,20,21:10. Ferner: Per Dak, Fateiter, 
Gildenneiſter und Amor. — Gladiatorenrennen, 105 000 Mk., 
2800 Meter: 1. Sklareks Famulus (Raſtenberger); 2. Arend v. 
            Wein=
bergs Ganelon; 3. Graf Arnims Elite. 8:10: 17,12,36:10. 1 L. 1, L. 
Ferner: Kardinal, Träumer, Bajuvare, Staffelſtab, Perikles, Ausleſe. 
Aldeolerennen, 11000 Mk., 1200 Meter: 1. Sulzbergers 
Hanſa (H. Schmidt), 2. Marquiſe; 3. Alhambra. 27:10: 12,13:10. 
Ferner: Laufeha. 
Namounarennen, 21 000 Mark 1400 
Meter: 1. v. Oppenheims Schwarzkutte (Carras); 2. Pans Robert; 
3. Landon. 43:10; 16,15,17:10. Ferner: Craudi, Rheinberg, 
            Pellar=
tonie, Oberfälſcher, Anita II und Floree. 
Rennen in Hannover. 
Maidenrennen, 4800 Mark, 1000 Meter: 1. Ramhorſts 
            In=
nerweiß (Schwikowski); 2. Grund; 3. Brigand: 98:10; 31,38:10. 
            Fer=
ner: Zyne, Strohfeuer, Lachſalve. 
Cyranorennen, 4800 Mk., 
1200 Meter: 
1. Knechts Hexenmeiſter (Hutte); 2. Renata; 3. 
            Träu=
merin. 48:10; 19,29:10. Ferner: Delta, Kantia, Otar. — Bella 
Donna=Jagdrennen 
5800 Mk., 3200 Meter: 1. Machenſchaft 
(Edler); 2. Artieller; 3. Orf. 12:10; 11,16:10. Ferner Blücher. 
Kardinalausgleich, 6800 Mk., 1800 Meter: Stall Hernkrugs 
Fliegerin (Staudinger); 2. Galante; 3. Jungfernriede. 23:10; 11:10. 
Ferner: Samadan. 
reis von Bella Viſta, 1500 Mark, 
1300 Meter: 1. Humboldt (Staudinger); 2. Manuela; 3. Saba. 27:10; 
12,11:10. Ferner Margsquiſo, Turmlied. — Galante=Ausgleich, 
1100 Mk., 1400 Meter: v. Opels Elfe (Nürnbevg); 2. Maja; 3. Angelo. 
Neulingshür= 
26:10; 19,21:10. Ferner: Honeſta Verbene. 
denrennen, 5800 Mk., 2000 Meter: 1. Alſterroſe (Weinknecht), 
2. Hackelei. 23:10. Ferner Iduna. — Preis vom Kirchröter 
Turm, 5800 Mk. 2000 Meter: „Gottſchalks Lobredner (Staudinger); 
2. Hazcge; 3. Marſchabou. 16:10; 11,14:10. Ferner: Credo, Parielle.
 Berliner Reit= und Fahrturnier. 
Die großen Erfolge der letzten Reit= und Fahrturniere im 
            Ber=
liner Sportpalaſt haben das Sportkartell veranlaßt, auch in 
            die=
ſem Herbſt mit einer großen Veranſtaltung auf dem Plan zu erſcheinen. 
Das Intereſſe der weiteſten Kreiſe am Turnierſport, foll durch eine 
rußerordentliche Vielſeitigkeit des Programms wachgehalten werden. 
Die Veranſtaltung wird ſich auf ſämtliche Abende vom 26. Oktober bis 
. November erſtrecken und auf die Nachmittage am 25., 26., 27., 28., 
0., 31. Oktober, 2., 3. und 4. November. Am 28. Oktober findet auf der 
Brunewaldrennbahn, nachdem der in die Potsdamer Gegend führende 
Beländeritt der Großen Gebrauchsprüfung erledigt iſt, der Steeple 
TChaſe=Galopp der einzelnen Teilnehmer ſtatt, außerden die 
            Einzelprü=
ungen der Teilnehmer an dem Preis des Landwirtſchaftsminiſteriums 
ind der gemeinſame Jagdgalopp über Hinderniſſe der Teilnehmerinnen 
in dem Großen Amazonen=Preis. 
Fußball. 
Sportverein Darmſtadt—Olympig=Lorſch, 0:1. 
e Unter dem Schiedsrichter Müller vom F.=C. Phönix=
            Karls=
euhe ſtand die Ligamannſchaft des Sportvereins am geſtrigen 
            Sonn=
ag dem Fußbalklub Olympia=Lorſch im vierten Kreisligaſpiel 
            gegen=
iber. Beide Mannſchaften, das ſei vorweg geſagt, lieferten ſich ein 
jußerſt hartnäckige9 und intereſſantes Spiel, dem nur ein kleinen 
Zwiſchenfall kurz vor Schluß Abbruch tun konnte. Von Anfang des 
Spiels drängt Darmſtadt etwas. Als ſich Lorſchs Mannſchaft 
            ver=
vollſtändigt hat, wird das Spiel ausgeglichener. Darmſtadts Sturm 
uternimmt in vielen Fällen gefährliche Angriffe, jedoch Lorſchs 
            Tor=
vächter rettet oft im letzten Augenblick mit viel Wagemut. Die 
            An=
zriffe von Lorſch zerſtört die Darmſtädter Verteidigung, in der 
            Ste=
ohan mit großer Aufopferung ſpielt. Immer wieder ſind es Becker 
und Müllmerſtadt im Drang nach vorwärts, der Torwächter hält 
            je=
doch im Hinwerfen jeden Ball und vereitelt jeden Erfolg. Mit 0:0 
geht es in die Pauſe. Nach dieſer hält ein weiter anregendes Spiel 
die zahlreichen Zuſchauer in Spannung. Jede Partei ſtrebt 
            uner=
müdlich dem Erfolg zu. Das Bild iſt immer das gleiche. Alle 
            An=
griffe der Darmſtädter hält der ausgezeichnete Torwächter von Lorſch. 
Unter Selbſtverachtung ſeiner Perſon holt er wiederholt den Ball 
zus dem Gedränge vor ſeinem Tor. Nicht ein einziger der zahlreichen,
 * 2000 Jahre Fußball. 
Der Fußball, das beliebteſte Spiel in England, hat ſich auch 
ſei uns im letzten Vierteljahrhundert mehr und mehr 
            eingebür=
gert, und gerade jetzt iſt die Saiſon der großen Fußballkämpfe 
in ihrer Hochblüte. So verhältnismäßig jung nun auch die Pflege 
dieſes Sports bei uns iſt, ſo gehört der Fußball doch zu den 
älteſten Spielen der Welt. Es gibt eine Zeichnung in 
einer alten chineſiſchen Handſchrift, die ins 5. Jahrhundert vor 
Chriſti zurückdatiert wird, auf der wir Männer ſehen, die einen 
Fußball treiben. Aber über dieſen chineſiſchen Fußball in ſo 
ſtüher Zeit ſind wir nicht unterrichtet; dagegen können wir ſeine 
Geſchichte 2000 Jahre zurückverfolgen. Bekannt iſt aus den 
            Schil=
derungen antiker Schriftſteller ein Ballſpiel, das die Römer 
Harpaſtum nannten und das auch ſchon bei den Griechen gepflegt 
wurde. Die „Sphäromachie”, der Ballkamp, an dem ſich die 
ſpartiatiſchen Jünglinge erfreuten, wird bereits eine Art 
            Fuß=
ball geweſen ſein, und Prof. Koch hat in einer eigenen Schrift 
wahrſcheinlich zu machet geſucht, daß das griechiſche Ballſpiel 
Episkyros und das altrömiſche Harpaſtum ein und dasſelbe Spiel 
waren. Jedenfalls wiſſen wir aus einem Briefe Senecas, daß 
bei den Ballkämpfen nicht nur die Hände, ſondern auch die Füße 
Verwendung fanden, und Galen Lentwirft in ſeiner Schrift: 
„Ueber das Spiel mit den kleinen Bällen” ein lebendiges Bild 
von dem antiken Fußballkampf: „Wenn die Spieler 
            gegeneinan=
der ſtehen und den in der Mitte am Aufraffen des Balles zu 
hindern ſuchen, da wird es am wildeſten und leidenſchaftlichſten; 
da wird Kopf und Nacken geübt bei den Halsdrehungen, Seiten, 
Bruſt und Bauch beim Umſchlingen, beim Wegſtoßen, 
            Aufſtem=
men und ſonſtigen Ringerkünſten. Da werden auch Hüften und 
Beine gewaltig angeſtrengt.‟ Es entſtand bei ſolchen 
            leiden=
ſchaftlichen Ballkämpfen ein wirres Durcheinander, das Galen 
mit dem Zuſammenprall zweier Heere vergleicht und bei dem 
es auch an Verletzungen nicht fehlte. Dieſes antike Fußballſpiel 
findet bei den primitiven Völkern manche Parallele. Am 
            merk=
würdigſten dürfte der Steinball der nodamerikaniſchen 
            In=
dianer ſein, den man bis in vorgeſchichtliche Zeiten zurückführt 
und der zweifellos mit den Füßen fortgeſtoßen wurde. Im 
Mittelalter gab es volkstümliche Ballſpiele, von denen die 
Minneſänger viel erzühlen. Ob es ſich dabei um Fußball handelt, 
können wir nicht ſicher angeben. Es ſinden ſich aber in deutſchen 
Liedern des 12. und 13. Jahrhunderts Erwähnungen von einem
 gut geſpielten Eckbälle Darmſtadts, kommt in den Beſiü der Spieler. 
Ueberlegen befördert er jeden dieſer Välle ins Feld. Darmſtadt hat 
allmählich mehr vom Spiel und hält den G auer in ſeiner Hälfte 
feſt. Irrtümlicher Weiſe pfeift der Schiedsrichter zehn Minuten vor 
Schluß der requlären Spielzeit das Spiel ab. Auf die Beanſtandung 
der beiden Parteien hin geht das allmählich ſchärfer und kraftvoller 
nerdende Spiel weiter. Lorſch geht im Zug auf Tor geſchickt durch 
die Darmſtädter Verteidigung und ehe ſich Ellenbeck viel bewegt hat, 
ſteht das Spiel 1:0 für Lorſch. Darmſtadt ſtellt im Sturm um und 
will in aufopferndem Spiel dem Gegner dieſen Erfolg ſtreitig machen. 
Immer wieder holt ſich der Torwächter Lorſchs den Ball. Iſt den 
letzten Minuten ereignet ſich ein kleiner Zwiſchenfall. Becker ſteht zum 
Schuß bereit aufs Tor. Wieder greift der Torwächter ein und will 
Becker den Ball noch vom Fuß wegnehmen. Durch die Wucht des 
Angrifes ſtürzt Becker zu Boden, wobei er im Fallen mit dem 
            Tor=
wächter ſich auch noch erheblich am Knie verletzt. Gleich darauf iſt 
Schluß und Lorſch hat einer Mannſ ft 
abgerungen, um 
die es ſchner zu kämpfen hatte. Auch Darmſtadts Mannſchaft ſpielte 
aufopſernd. Die Schuld ihrer Niederlage trägt ſie heute nicht zu 
recht; der Gegner, wenn auch nicht ebenbürtig, zeigte aber, daß man 
wenigſtens ein Tor erzielen kann, und dieſes „eine” reichte ihm für 
heute zum Sieg. 
Freie Tgde. Darmſtadt I.—Tgde. Dreieichenhain I. 2:1 (1:0). 
me- Im Verbandsſpiel ſtanden ſich die Mannſchaften der Freien 
Turngemeinde Darmſtadt und der Turngemeinde Dreieichenhain auf dem 
Platze an der Windmühle gegenüber. Was man für unmöglich gehalten 
hatte, wurde Wirklichkeit: die Darmſtädter Elf ſchlug den 
            Meiſterſchafts=
favoriten nach aufopſerndem Spiel mit 2:1 Toren. Dieſes Reſultat war 
aber nur daurch möglich, daß Jeder ſein Beſtes hergab. Einen von der 
Elf hervorgehoben, hieße den anderen zurückſtellen. 
Sofort nach Anſtoß entwickelte ſich ein ſchönes Feldſpiel. Angriffe 
beiderſeits werden von den Verteidigungen geklärt. Des öfteren haben 
auch beide Torhiter Gelegenheit, ihr Können zu zeigen. Drei Eckbälle 
für Dreieichenhain und ein ſolcher für Darmſtadt bringen nichts ein. 
Nach nahezu halbſtündiger Spielzeit gelingt endlich Darmſtadt der erſte 
Erfolg. Trotz verzweifelter Anſtrengungen auf beiden Seiten geht man 
in die Pauſe mit 1:0. Nach der Pauſe beginnen bange Minuten für 
Darmſtadt. Dreieichenhain will mit aller Gewalt den Ausgleich 
            er=
zwingen. Doch die Hintermannſchaft von Darmſtadt iſt nicht 
            nieder=
zuringen. Aber auch die hieſige Mannſchaft findet ſich wieder und 
            ver=
ſucht, den Vorſprung zu vergrößern. Es gelingt: Darmſtadt führt 2:0. 
Bald darauf fällt ein weiteres Tor für Darmſtadt. Der Schiedsrichter 
hatte jedoch ſhen vorher Abſeits gepfiffen. Das wird Drejeichenhain 
zuviel. Ihr Sturm trägt Angriff auf Angriff vor das Darmſtädter 
Heiligtum, lunge Zeit vergebens. Schon ſchien es, als ſollte das Spiel 
mit dieſem Nefultat ausgehen, als drei Minuten vor Schluß 
            Dreieichen=
hein durch kinen unverhoften Schuß ſein Ehrentor erzielt. Beinahe 
            ge=
lingt ihnen in der letzten Minute noch der Ausgleich, aber zwei Meter 
vor d=m leeren Tor ſtehend, ſchießt ihr Mittelſtürmer mit aller Wucht 
haushoch über das Tor. Nach kurzem Geplänkel ertönt der Schlußpfiff. 
7275/ 0=Ver, Weinheim — Sportverein Union=Beſſungen, 2:1 (0:1). 
moe Mit 20 Minuten Verſpätung gibt der Schiedsrichter den 
Ball frei. — Beinheim hat Anſtoß und legt gleich ein mächtiges 
Tempo vor. Der Angriff wird unterbunden. Beide Mannſchaften 
finden ſich vorerſt nicht recht zuſammen, Union etwas früher. 
            Wein=
heims S urm ſchießt ſehr aufgeregt, ziemlich hoch, und ſpielt auf 
            An=
feuern vom Bublikum unnötig ſcharf. Union überaſcht heute nach der 
angenehmen Seite. Jeder Spieler gibt ſein Beſtes. Bei einem 
            An=
griff von Union wird der Halbrechte im Strafraum ſehr hart zu 
Fall gebracht, der verhängte Elfmeter wird verſchoſſen. In der 30. 
Minute gelingt Union auch ein wunderbarer Durchbruch des 
            Mittel=
ſüürmers und des Halbr chten, dem der Mitelſtürmer rechtzeitig abgibt, 
der unhaltbar einſendet. Nach der Pauſe zeigt ſich dasſelbe Bild. Union 
hat jetzt mehr vom Spiel. Bis 20 Minuten vor Schluß führt Union, 
Weinheim leitet den Angriff ein und kommt gut durch, ein hoher 
Schuß wird von Unions Torhüter gut abgewehrt, der Nachſchuß aber 
von Weinheim zum Tor derwandelt. Beim Antritte kommt Union 
gut durch. Der Mittelſtürmer wird im Strafraum ſehr ſcharf 
            ange=
gangen und kommt zu Fall. Der Schiedsrichter entſcheidet den 
            zwei=
ten Elfmeter für Union. Jetzt ereignet ſich etwas, was zur Förderung 
unſeres Sportes jedenfalls nicht beitragen wird. Die Spieler von 
Weinheim drehen dem Schiedsrichter, das Publikum gebärdet ſich wie 
wild, der Elfmeter wurde durch dieſe Aufregung wiederum von Union 
vergeben. Der Schiedsrichter gab 4 Minuten Verlängerung, obwohl 
Weinheim die Verlängerung verurſacht hatte; in der Verlängerung 
fiel das zweite Tor für Weinheim. 
Sportklub Bürgel — Helvetia=Bockenheim 3:3. 
Kicker=Offenbach — Sportverein=Offenbach 4:0. 
Viktoria=Aſchaffenburg — Hanan 93 3:0. 
Fußballklub=Rödelheim — V. f. R. Frankfurt 8:1. 
Merkur=Frankfurt — Sportvereinigung Heddernheim 4:1. 
Vereinigung Fechenheim — Eckenheim 2:1. 
Fußballſportverein=Frankfurt — Eintracht=Frankfurt 2:1. 
Germania=Frankfurt — Fußballklub Seckbach 5:1. 
Viktoria=Hanau — Aſchaffenburg=Damm 3:0. 
Langenſelbold — Verein für Bewegungsſpiele Friedberg 3:0. 
Kicker=Stuttgart — Spielvereinigung Feuerbach 4:0. 
Fußballklub=Mühlburg — Freiburg 1:0.
 „Kampfſpiel um eine Blaſe”, bei dem eine Schweinsblaſe als 
eine Art Ball benutzt wurde. An dieſen Ballſpielen beteiligten 
ſich nicht nur die Jünglinge, ſondern auch die Jungfrauen, 
wobei Neidhardt von Reuenthal erzählt, daß man auf das 
ſchönere Geſchlecht wenig Rückſicht nahm und die Mädchen durch 
die kräftigen Stöße der Burſchen gelegentlich hart getroffen und 
umgeworfen wurden. 
Die älteſte Erwähnung des Fußballs mit ſeinem 
heutigen Namen findet ſich im Jahre 1147, wo das Fußballſpiel 
am Faſtendienstag als eine altengliſche Sitte bezeichnet wird. 
Im 14. Jahrhundert begegnen wir dann den erſten Verboten 
des Spiels, das als „nutzloſer Unfug” bezeichnet wird. Jedoch 
gelang es den Behörden nicht, den Fußball zu veidrängen, und 
auch Shakeſpeare erwähnt dies britiſche Nationalſpiel 
mehrere Male, ſo in der „Komödie der Frrungen”, wo der hin= 
und hergehetzte Drumio ausruft: „Bin ich ſo rund für euch, wie 
ihr mit mir, / Daß wie inen Fußball ihr mich treibt und 
ſtoßt! / Der ſtößt mich her, der ſtößt mich wieder hin; / Soll in 
dem Dienſt ich währ’n, ſo näht in Leder mich.” Auch die 
            ita=
lieniſche Rengiſſance liebte das Fußballſpiel, wie ſeine 
            ausführ=
liche Behandlung in der 1553 erſchienenen „Abhandlung vom 
Ballſpiel” von Antonio Scaino beweiſt. Der Fußball wurde 
auf einem quadratiſchen Platz geſpielt, und zwar kämpften große 
Scharen, bis zu 1000 Mann, gegeneinander, die in Reih und 
Glied in einer Art Paradeſchritt marſchierten. In Frankreich 
finden ſich die erſten Regeln für das Fußballſpiel in den 
            Kirchen=
bichern von Auxerre von 1396, und es war im Mittelalter üblich, 
daß Geiſtliche an beſtimmten Tagen und Feſten ein Fußballſpiel 
als zeremonielle Handlung vorführten. Während ſo die Kirche 
des Mittelalters den Fußball gleichſam ſanktionierte, eröffnete 
das unduldſame Puritanertum des 17, Jahrhunderts, wie gegen 
Theater, Tanz und alle Vergnügungen, ſo auch gegen den 
            Fuß=
ball eine heftige Fehde. Biſchof Stubbs nannte es „eine 
            blu=
tige und mörderiſche Handlung, aber keinen anſtändigen 
            Zeit=
vertreib. Sie brechen ſich bei dieſen wüſten Schlägereien Arme 
und Beine, ja ſogar die Hälſe, und ſchlagen ſich die Augen aus. 
Darf ſolch mörderiſches Begimnen am heiligen Sabattag ge= 
Luldet werden?‟ Die Puritaner brachten es denn auch dahin, 
daß der Fußball in England im 17. und 18. Jahrhundert 
            zurück=
gedrängt wurde. Erſt mit der beginnenden Ronantik kam auch 
wieder die Pflege des Spiels, das Walter Scott in ſeinem 
            Ge=
dicht verherrlichte, und von England aus iſt dann der Fußball 
im 19. Jahrhundert ein überall beliebter und geübter Sport 
geworden.
 Pforzheim — Phönix=Karlsruhe 2:0. 
Phöni==Karlsruhe — Verein für Bewegungsſpiele=Karlsruhe 3:0. 
Germanig=Durlach — Raſtatt 3:1. 
Eintracht=Stuttgart — Sportfreunde=Stuttgart 1:0. 
Fußballvereinigung=Nürnberg — M.=T.=V. Fürth 5:2. 
Verein für Raſenſpiele=Mannheim — Fendenheim 3:1. 
Phönix=Ludwigshafen — Pfalz=Ludwigshafen 1:0. 
Verein für Bewegungsſpiele=Heidelberg — Schwetzingen 98 3:0. 
V. f. L. Neckarau — Schwetzingen 1910 3:1. 
Olympia=Lorſch — Sportverein=Darmſtadt 1:0. 
Sportvereinigung Sandhofen — V. f. R.=Darmſtadt 3:0. 
Lindenhof 08 — Sportvereinigung Plankſtadt 5:0. 
Hertha=Mannheim — Germania=Friedrichsfeld 4:1. 
Mannheim 07 — Sportklub Käferthal 1:0. 
Verlegung des Bundestags des Deutſchen Fußballbundes. 
Wie uns mitgeteilt wird, iſt der Bundestag des D. F. B. am 
27. November von München nach Würzburg verlegt worden. 
Rugbg. 
Sportklub 1880 Frankfuet — Rubergeſellſchaft=Heidelbera 10:5. 
Frankfurter Sportklub ſpielte mit Erſatz. Heidelberg hat den 
            An=
tritt. In der 10. Minute kann Heidelberg infolge eines abgeprellten 
Balles einen Erfolg buchen. Etwa eine halbe Stunde vor Schluß legt 
Theu Haag von Frankfurt den Ball ins gegneriſche Mal. Der Verſuch 
wird von Müller zum Treffer erhöht. Der Ausgleich iſt geſchaffen. 
Kurz vor Schluß gelingt es Cckardtsberg=Frankfurt in einem flotten 
Lauf durchzubrechen. Auch dieſer Verſuch wird verwandelt. 
Sportklub Frankfurt II gegen Rudergeſellſchaft Heidelberg II 22:0. 
Hocken. 
Sportklub 1880=Frankfurt gegen Atheltik=Sportklub Wien 5:0 (2:0). 
Am Sonntag vormittag ſetzte der Sportklub 1880=Frankfurt ſeinen 
Siegeszug fort. Nach den in den letzten Spielen gezeigten Leiſtungen 
dürfte der Frankfurter Sportklub kaum noch von einem anderen 
            Ver=
ein übertroffen werden. Sicherheit, Schnelligkeit und Stocktechnik ſind 
der erſten Mannſchaft in hohem Grade eigen. Die Torſchützen im 
            geſt=
rigen Spiel waren wieder die Gebrüder Haag. Theo Haag, deſſen 
Verletzung wieder behoben iſt, ſchoß vor Halbzeit zwei Tore, denen er 
nach der Pauſe noch eins hinzufügte. Schließlich wartete Wille Haag 
mit 2 Toren auf, denen die Wiener keins entgegenſetzen konnten. 
            Den=
noch haben die Gäſte ſehr gutes Können gezeigt, insbeſondere der 
            Mit=
telſtürmer Tieſch, der Mittelläufer Brück und der linke Läufer 
            Ber=
thoud. Die Mannſchaft war aber, wie kürzlich die Bremer, im 
            Schuß=
kreis unſicher. Der Torhüter bewahrte durch vorzügliches Können die 
Wiener vor einer größeren Niederlage. Bei Frankfurt tat ſich die 
            ge=
ſamte Hintermannſchaft beſonders hervor, ebenſo die Läufer Pauls 
und Bodesheim. 
Leichtathletik. 
Deutſche Meiſterſchaft im 50 Kilometergehen. 
Die Deutſche Meiſterſchaft im 50 Kilometergehen, die in Leipzig 
entſchieden wurde, ergab: 1. Köhler=Lichtenberg (Komet) 5:10:14,8; 
2. Hauf (Berliner Athletikklub) 5:20:57.2; 3. Troiß=Landshut 5:2 
4. H. Müller (Berliner Athletikklub), muß mit 8 Minuten Vorſprung 
wegen wunder Füße aufgeben. 
Herbſtgeländelauf des Main=Rheingaues D. T. 
Am Sonntag, den 7. d. M., fand in Nieder=Modau der 
            Herbſt=
geländelauf ſtatt. Es wurde in A.= u. B.=Klaſſe (5000 Meter) und in 
Jugendklaſſe (3000 Meter) gelaufen. Trotz des hügeligen Geländes 
            wur=
den ſehr gute Leiſtungen erzielt. 
Klaſſe A. Mannſchaftslauf: 1. Turngemeinde Darmſtadt 6 Punkte, 
2. Turnverein Nieder=Modau 15 Punkte. — Einzellauf: 1. Meher, T.=G. 
Darmſtadt, 2. Delp, Tv. Pfungſtadt, 3. Michl, T.=G. Darmſtadt. 
Klaſſe B. Mannſchaftslauf: 1. Turnverein Nieder=Beerbach 16 Pkte, 
2. Turngemeinde Darmſtadt 20 Pkte. — Einzellauf: 1. Sauerwein, T.=G. 
Darmſtadt, 2. Pritſch, Tv. Nieder=Beerbach, 3. Spieß, Tv. Nieder= 
Beerbach. 
Jugendklaſſe. Mannſchaftslauf: 1. Turngemeinde Darmſtadt 
9 Pkte., 2. Turnverein Pfungſtadt 25 Pkte. — Einzellauf: 1. 
            Schön=
wolf, T.=G. Darmſtadt, 2. Trautmann, Tv. Nieder=Modau, 3. Ackermann, 
Tv. Nieder=Modau.
 Marathonlauf in Turin. 
An dem Turiner Marathonlauf, zu dem 82 Wettbewerber, zum Teil 
internationaler Klaſſe erſchienen waren, nahmen die deutſchen 
            Mara=
thonläufer Hempel und Wilz teil. Beide haben verſagt. Hempel gab 
nach 12 Klm. auf. Die drei erſten Plätze ſicherten ſich die Italienen 
Blaſi, der die 42,2 Alm. lange Strecke in 2:53:50 lief. Cavallero in 
2:58:29 und Arvi, dem der Ungar Firaly dichtauf folgte. 
Segelflug. 
Oeſterreichiſche Segelflugwoche. 
Die erſte öſterreichiſche Segelflugwoche findet in der Zeit vom 13. 
bis 21. Oktober ſtatt. Es ſtehen mehr als 100 Millionen Kronen, von 
denen das öſterreichiſche Bundesminiſterium für Handel und Verkehr 
allein 30 Millionen Kronen geſtiftet hat, für Preiſe zur Verfügung, 
Auch Nichtöſterreicher können ſich an dem Wettbewerb beteiligen. 
Abſage der ſchleſiſchen Fliegerwoche. 
Die kataſtrophale Geldentwertung hat die Schleſiergruppe des 
            Deut=
ſchen Luftfahrverbandes gezwungen, die für Anfang Oktober geplanten 
großzügigen Segelflugverſuche abzuſagen. Trotzdem hofft man, 
            anläß=
lich der Einweihung der ſchleſiſchen Segelflugſchule im Rieſengebirg das 
Rieſengebirgsgelände für den Segeflug praktiſch erproben zu können, 
Im Flugzeug über Spitzbergen. 
Den erſten großen Flug über die Arktis haben kürzlich zwei deutſche 
Flieger, Neumann und Mittelholzer, mit einem Junkers= 
Metallflugzeug unternommen. Sie flogen in über ſechs Stunden 100 
Kilometer weit über die Eiswelt des unerforſchten Spitzbergen, um es 
photographiſch und kartographiſch feſtzuhalten. Mittelholzer berichtet 
über ſeinen Flug in einem äußerſt intereſſanten Aufſatz in der „
            Um=
ſchau” (Frankfurt a. M.). Bei klarem Wetter ſtiegen ſie an der 
            Ad=
vent=Bai auf, um nach dem unbekannten Innern von Nord=Oſt=Land 
vorzudringen. Neumann brachte die Maſchine mit großem Geſchick 
zwiſchen den engen Gebirgswänden durch, wo ſie mit ſtarken Bäen zu 
kämpfen hatten. In vielen Bildern und mehreren 100 Metern Film 
haben ſie die großartige Gebirgswelt feſtgehalten, während das 
            Flug=
zeug eine halbe Stunde lang über dem höchſten Berg kreiſte. Die 
            E=
dedition iſt mit wertvollen Erfahrungen über die 
            Verwendungsmöglich=
keit des Flugzeuges in der Polarzone zurückgekehrt.
 Winterſport. 
Der Deutſche Skiverband, der über 50 000 Mitglieder zählt, 
            geneh=
migte in ſeiner in Oberhof abgehaltenen Vertreterverſammlung die neue 
Wettlaufordnung. Die Deutſche Skimeiſterſchaft für 1924 ſoll am 3. 
Februar in Jeny (Württemberg) ausgetragen werden. Der Staffellauf, 
der künftig vom Hauptverbandslauf getrennt iſt, kommt acht Tage ſpäter 
durch den Thüringer Winterſportverband zur Entſcheidung,
Seite G.
Darmſtädter Tagblati, Mo tag, den 8 Oktober 1923.
Nummer 278.
  
Memnersächr und Sieblangswefen 
Tandwietſchaft, Gartenbau,
 Der Stand der Oahlienzucht. 
Von Pfarrer Paul Koch, Brandenburg a. H. 
(Schluß.) 
Die jüngſten Dahlienſorten ſind die Edeldahlien 
(Kaktus=Georginen), unſtreitag wohl mit ihren lockeren, 
ganz wunderbaren, oft ſtrahligen, gelockten, gedrehten oder 
nadelſpitzen Formen die ſchönſten. Um die Mitte der achtziger 
Jahre des vergangenen Jahrunderts wurde bei uns die Kaktus= 
Dahlie Juarezi (ſo genannt, weil ihre Blüten den Blumen eines 
Blattkaktus C. speciosissimus ähneln) eingeführt, eine ſtrahlige 
Blume von leuchtend ſcharlachroter Farbe. Sie iſt die 
            Stamm=
mutter der heutigen Edeldahlien. Allerdings war die 
            Heran=
züchtung nicht ſo leicht. Mir iſt es damals trotz der größten 
Mühe und Aufmerkſamkeit nicht gelungen, auch nur ein Korn 
Samen zu erhalten. Glücklicher war Max Degen=Köſtritz, der 
als der erſte in Deutſchland bald etliche Neuheiten auf den 
Markt brachte, die ſicher Edeldahlienblut in ſich hatten, wenn 
ihre Form auch noch zu wünſchen übrig ließ. Unſtreitig gebührt 
den Engländern das Verdienſt, Neuheiten in moderner 
            Edel=
dahlienform zuerſt gezüchtet zu haben. Später freilich haben ſie, 
wie es immer ihre Art geweſen iſt — man denke nur in der 
Hühnerzucht an die Ueberzüchtung der Kochins und Orpingtons, 
in der Taubenzucht an die Ueberzüchtung der Pfautauben und 
Kröpfer —, die Zucht auf die Spitze getrieben. Die letzten 
            eng=
liſchen Züchtungen vor dem Kriege waren meiſt von ſtark 
            aus=
geprägter Kaktusform, manchmal reine Schauſtücke, aber faſt 
ſtets auf viel zu ſchwachen Stielen, ſo daß die Blumen hingen, 
wodurch ihr blumiſtiſcher Wert ſtark herabgedrückt wurde. Die 
deutſche Zucht konnte zunächſt nicht mit der engliſchen Schritt 
halten. Heute aber ſteht es ſo, daß die engliſche Zucht für uns 
ganz überflüſſig iſt. Wir haben gute deutſche Sorten gezüchtet 
und züchten ſie auch noch heute, ſo daß wir uns völlig an ihnen 
genügen laſſen können; ſie halten den Vergleich mit den teuren 
engliſchen Neuheiten völlig aus. Eins aber glaube ich doch 
            feſt=
ſtellen zu ſollen: die deutſche Zucht muß ſich vor einer Gefahr 
hüten. Viele Züchter bringen heute faſt, nur Sorten mit ſchweren, 
dichten Blumen auf den Markt, es fehlt ſehr oft das Strahlige 
und Zierliche, das doch eigentlich das Beſondere und Wertvolle 
an der Edeldahlie iſt; eine gewiſſe Plumpheit und Kompaktheit, 
ja ſogar Steifheit, zeichnet manche Neuheiten aus. Ich glaube, 
die Züchter müßten bei ihrer Auswahl viel ſtrenger ſein und 
rückſichtslos ausmerzen. Es dürfen nicht ſo viel minderwertige 
als erſtklaſſige Neuheiten angeboten werden, wie es heute ſo 
vielfach geſchieht. Die Zucht der Edeldahlien iſt nun einmal 
nicht ſo leicht, und wenn man unter ſeinen Sämlingen 1 bis 
2 v. H. wirklich brauchbare (erſtklaſſige ſind es noch weniger) 
            er=
hält, ſo iſt das ein ſehr gutes Ergebnis. Darum iſt auch dem 
Liebhaber durchaus abzuraten, Edeldahlien aus Samen zu 
züchten. Wenn er ſich Sorten anſchafft, wird er viel mehr 
Freude haben. — Man hat heute neben den vielen hohen 
            Edel=
dahlien auch ein kleines Sortiment Zwerg=Edeldahlien erzüchtet, 
in dem ſchon alle Färbungen vertreten ſind. Unter den hohen 
gibt es ſehr ſchöne, rieſenblumige Sorten, bis 20 Zentimeter 
hoch, die auch meiſt von impoſantem Wuchſe ſind; kleinblumige 
findet man nur ſehr wenig; etliche gute Sorten ſind im Kriege 
eingegangen und Neuheiten ſind nicht wieder gezüchtet worden. 
Unter den anderen gibt es die wundervollſten Formen, von 
der bizarrſten Chryſanthemumform bis zur regelmäßigſten, 
nadelſpitzen Form, eine bunte Muſterkarte in den reizvollſten 
Farbentönen, die allermeiſten von hervorragender Blühwilligkeit. 
Edeldahlenhybriden ſind Sorten von weniger 
            aus=
geprägter Kaktusform und darum weniger zu empfehlen. Bei 
der Ausſaat von Edeldahlienſamen fallen viele dieſer Arten aus; 
viele verdienen es nicht, dem Sortiment eingefügt zu werden. 
Nur im Vorübergehen erwähne ich die 
            ſpäonienblüti=
gen oder holländiſchen Rieſendahlien, gefüllt und 
halbgefüllt blühend. Mit ihren ganz bizarren, meiſt völlig 
            regel=
loſen Formen, wirken ſie oft geradezu grotesk und häßlich. Nur 
für ganz große Vaſenſträuße und große Kränze ſind ſie 
            brauch=
bar, weil es hier auf Maſſenwirkung ankommt; für den 
            Lieb=
haber und den Hausgarten kommen ſie kaum in Frage. Ich habe 
mit päonienblütigen Dahlien wiederholt Verſuche angeſtellt, 
kann ihnen aber in meinem Dahlienſortiment, das weit über 
200 Sorten aller Klaſſen umfaßt, keinen Raum gönnen. Sie 
ſchienen mir ſtets den Vergleich mit den anderen Arten nicht 
auszuhalten, ja ſelbſt den Platz im Garten nicht wert zu ſein. 
Dahlien ſind in dieſem Jahre teuer. Die allgemeine 
            Teue=
lungswelle hat natürlich auch ihren Preis nicht unberührt 
            ge=
laſſen. Beim Kauf berückſichtige man nie zu billige Angebote, 
denn man kann dabei ſehr ſtarke Enttäuſchungen erleben, da 
noch immer ſehr viel Minderwertiges angeboten wird, für das 
der gezahlte Betrag noch viel zu hoch iſt. — Trotz des hohen 
Preiſes kann man doch empfehlen, Dahlien zu kaufen. Blumen 
werden immer benötigt, und je freudloſer das Daſein wird, deſto 
mehr; Blumen aber zu kaufen, wenn man einen Garten beſitzt, 
iſt nicht rationell gewirtſchaftet. Kaum eine andere Pflanze 
            bie=
tet aber den ganzen Sommer über in ſo verſchwenderiſcher Fülle 
ihre Blüten dar, wie die Dahlie. — Dabei nimmt ſie mit jedem 
Boden, der nur nahrhaft und nicht zu trocken iſt, vorlieb; bei 
trockenem Wetter muß öfters durchgreifend gegoſſen werden. Die 
niedrigen Sorten paſſen auch für den kleinſten Hausgarten. 
Pflanzeit iſt Ende April bis Mai. Am beſten bezieht man dann 
erſt die Dahlienknollen, ſie ſind da meiſt angetrieben und wachſen 
ganz ſicher. Die oft angebotenen Stecklinge zu pflanzen, iſt nicht 
tatſam, denn ſie blühen viel ſpäter und nie ſo reichlich. Zu 
            be=
denken iſt auch, daß die Ausgabe für die Dahlien nur eine 
            ein=
malige iſt. Die Ueberwinterung iſt gar nicht ſo ſchwer und im 
nächſten Frühjahr kann man die Knollen noch durch Teilung 
            ver=
mehren. — Die leichteſte und ſicherſte Ueberwinterung, in langen 
Jahren von mir erprobt, mit der ich auch die empfindlichſten 
Sorten und ſtets die von mir gezüchteten Neuheiten durch den 
Winter bekommen habe, iſt folgende: Man nimmt die Knollen, 
nachdem man die Stiele kurz über dem Erdboden abgeſchnitten, 
Mitte Oktober heraus, da wir oft einen ſehr frühen Herbſt haben, 
jedenfalls nicht viel ſpäter. Man ſchichtet die Knollen, dann 
nebeneinander in eine Kiſte. Die Erde wird nicht abgeklopft, 
nur Düngerſtoffe und Blattreſte, die leicht faulen, werden 
            ent=
fernt. Die Lücken werden mit derſelben Erde, in der die Knollen 
geſtanden, ausgefüllt; die Kiſte bringt man in einen froſtfreien 
Raum, luftigen Keller oder Zimmer. Im Winter, nach 
            Weih=
nachten, ſieht man einmal nach, klopft die Erde ab, ſchneidet die 
Faſerwurzeln weg und packt ſie wieder in dieſelbe Erde. Will 
man ein übriges tun und möglichſt frühen Blütenflor haben, 
ſtellt man die Kiſte anfangs April in ein geheitztes Zimmer, 
feuchtet die Erde mäßig an und gießt nach Bedarf auch ſpäter, 
aber nicht zu oft und nicht zu viel, denn zu feuchte Erde bringt 
oft Fäulnis hervor und treibt ſie ſo an. Meiſt werden ſie in 
etwa 3 Wochen ſchon kräftige Triebe haben. Ende April 
            kom=
men dann die geteilten Knollen, an denen man aber nur einen. 
höchſtens zwei Triebe ſtehen läßt, ins freie Land, wo ſie ſich in 
dem wärmer werdenden Frühling bald kräftig entwickeln und 
uns zu Beginn des Sommers ſchon durch reiche Blütenpracht 
erfreuen.
Saatgutabbau.
 Von 
L. Kunkel, Heſſiſcher Landwirtſchaftslehrer und Züchter 
für Buſch= und Stangenbohnen, Michelſtadt. 
Die Erſcheinung, daß bei dem Kartoffelbau die Erträge 
immer geringer werden, falls das Saatgut nicht erneuert wird, 
nennen wir Abbau. Man unterſcheidet einen phyſiologiſchen und 
einen wirtſchaftlichen Abbau. Der phyſiologiſche Abbau wird 
als Schwächung der Lebensvorgänge in der Kartoffelknolle, 
            her=
vorgerufen durch äußere Verhältniſſe, erklärt. Der wirtſchaftliche 
Abbau wird dadurch erklärt, daß leiſtungsfähigere 
            Kartoffel=
ſorten gezüchtet und in den Handel gebracht werden. Der 
            Ab=
bau hat mit Bodenmitigkeit nichts zu tun. Die 
            Bodenmädig=
keit wird dadurch erklärt, daß Pflanzen an ihrem Standort Stofſe 
ausſcheiden, die die Entwicklung der im Anbau folgenden gleichen 
Pflanze ſchädigen und dadurch den Ertrag herabdrücken. Lange 
hintereinander können angebaut werden: Roggen, Kartoffeln, 
auch Bohnen. Leicht bodenmüde werden die Kohlarten, Rüben, 
Klee und Weizen. Mir iſt ein Fall bekannt, daß ein Landſtück 
22 Jahre hindurch ſtets Bohnen trug. Seit 10 Jahren mache ich 
die Beobachtung, daß Bohnen nach Bohnen gebaut im zweiten 
Jahre höhere Erträge bringen als nach Kartoffeln. — Der 
            Ab=
bau der Bohne iſt dort möglich, wo wenig oder keine Sorgfalt 
auf die Gewinnung guten Saatgutes gelegt wird, wo ohne 
            Be=
rückſichtigung der Leiſtungsfähigkeit der Einzelpflanze Saatgut 
von der Maſſe der vorhandenen Pflanzen gewonnen wird. 
Hierdurch gelangen Samen von Pflanzen mit mittelmäßiger 
und geringerer Leiſtung in weit höherem Maße zu dem Saatgut 
als von Pflanzen mit höchſter Leiſtungsfähigkeit (Plusvarianten). 
Die Folge davon iſt, daß der Ertrag ſinkt, die Bohne iſt 
            abge=
baut. Von einem hervorragenden Stamm habe ich die Hälfte 
unreif geerntet, die Samen getrocknet, um zu prüfen, ob dies 
einen Einfluß auf die Leiſtungsfähigkeit des Stammes habe. 
Die Bohnen gingen ſehr ſchwächlich auf, entwickelten ſich aber 
außerordentlich freudig auf eine gegebene kleine Stickſtoffdüngung 
und zeigten keinerlei Abbauerſcheinungen. Ich halte es nicht für 
nötig, Bohnenſaatgut von außerhalb zu beziehen, falls Saatgut 
in gut ausgereiftem Zuſtande von der leiſtungsfähigſten 
            Einzel=
pflanze gewonnen werden kann. 
Miſchungsfehler bei künſtlichen Düngungsmitteln. 
Wer mineraliſche Düngemittel wahllos miteinander 
            ver=
mengt, um die Arbeit doppelten Ausſtreuens zu ſparen, ſchädigt 
ſich leicht ſelbſt dadurch, daß er Chemikalien zuſammenbringt, die 
ſich gegenſeitig zerſetzen. Es iſt jetzt wieder an der Zeit, ſich 
darüber klar zu werden, welche Düngemittel ohne Gefahr 
            zuſam=
mengebracht werden dürfen und welche ſtets getrennt gehalten 
werden müſſen. 
Beginnen wir mit den ſtickſtoffhaltigen Düngerarten, die den 
Stickſtoff in Form von Ammoniak gebunden haben. Hierher 
            ge=
hören das ſchwefelſaure und ſalzſaure Ammoniak, der 
            Kali=
ammonſalpeter, der Natronammonſalpeter. Auch der Stallmiſt 
hat in erſter Linie als ammoniakhaltiges Düngemittel zu gelten. 
Verluſte an Ammoniak entſtehen dadurch, daß das Ammonium 
durch Kalk verdrängt wird und als Ammonium entweicht. 
            Hier=
aus folgt, daß man ſtetssvermeiden muß, ammonhaltige 
            Dünge=
mittel mit kalkhaltigen zu miſchen. Als ſolche kommen beſonders 
in Frage kohlenſaurer Kalk und Aetzkalk, ferner Thomasmehl, 
das rund 40 v. H. Kalk enthält, Kalkſalpeter, der ſogar oft zur 
Verminderung der Waſſeranziehung noch mit überſchüſſigem 
Kalk verſetzt wird, und endlich Kalkſtickſtoff mit 50—60 v. H. Kalk. 
Verluſte an Salpeterſäure, jener zweiten Form, in der wir 
den Kulturboden mit Stickſtoff bereichern, ſind in der Praxis 
kaum zu befürchten, da man die ſalpeterſauren Salze ja ihrer 
ſchnellen Wirkung wegen in der Hauptſache unvermiſcht als 
Kopfdünger anwendet. Immerhin ſei darauf aufmerkſam 
            ge=
macht, daß auch bei ſalpeterſauren Düngemitteln durch Miſchen 
mit anderen Düngern unter Umſtänden große Stickſtoffverluſte 
entſtehen können. Von ſalpeterſauren Düngeſalzen ſind 
            beſon=
ders zu nennen: Natronſalpeter, alſo der Chileſalpeter und der 
ſogenannte deutſche Salpeter der Badiſchen Anilin= und 
            Soda=
fabrit und der Kalkſalpeter oder Norgeſalpeter. Hierher ſind 
aber ebenfalls die obengenannten neuen Stickſtoffdünger zu 
            zäh=
len, nämlich Kaliammonſalpeter, Natronammonſalpeter und 
            Am=
monſulfatſalpeter, die ja den Stickſtoff etwa zur Hälfte als 
Ammoniakſtickſtoff, zur Hälfte aber auch in Form von 
            Salpeter=
ſäure enthalten. Bei dieſen ſalpeterſauren Düngemitteln kann 
nun in der Weiſe ein Verluſt an Salpeterſäure entſtehen, daß 
die Salpeterſäure beim Miſchen mit einem anderen Salz durch 
eine ſtärkere Säure dieſes Salzes verdrängt wird. Es tritt dann 
anſtelle der Salpeterſäure die neue ſtärkere Säure. Als ſtärkere 
Säure kommt wohl nur die Schwefelſäure in Frage. 
            Schwefel=
ſäure iſt im ſchwefelſauren Ammoniak und beſonders, ſogar als 
freie Schwefelſäure, im Superphosphat enthalten. Die 
            Schwefel=
ſäure dieſer Salze würde nun beim Vermiſchen die 
            Salpeter=
ſäure freimachen und in die Luft entweichen laſſen. Beſonders 
empfindlich iſt der Kalkſalpeter. Er zieht nicht nur aus der 
Luft, ſondern auch aus anderen Salzen Waſſer an und wird 
dann unſtreubar. 
Im Anſchluß hieran ſeien auch die Dünger genannt, die mit 
hygroſkopiſchen Salzen gemiſcht, unter der Waſſeraufnahme 
            lei=
den und ſchwer ſtreubar werden. Deshälb vermeide man 
            mög=
lichſt ein Miſchen von Superphosphat, ſchwefelſaurem 
            Ammo=
niak, Kaliammonſalpeter, Natronammonſalpeter und 
            Kaliſtick=
ſtoff einerſeits, mit den hygroſkopiſchen Kaliſalzen andererſeits, 
es ſei denn, daß das Miſchen unmittelbar vor dem Gebrauch 
            ge=
ſchieht. 
Bei phosphorſäurehaltigen Düngemitteln kann verkehrtes 
Miſchen dazu führen, daß die lösliche Phosphorſäure in 
            unlös=
liche übergeht. Wenn man Superphosphat mit kalkhaltigen 
Düngemitteln zuſammenbringt, tritt alsbald eine Umſetzung ein. 
Es verbindet ſich dann nämlich die waſſerlösliche Phosphatſäure 
wieder mit dem überſchüſſigen Kalk zu waſſerunlöslichem 
            Tri=
kalziumphosphat, und eine Düngerwirkung iſt dementſprechend 
vorhanden. Als kalkhaltige Dünger, mit denen alſo 
            Superphos=
phat auf keinen Fall gemiſcht oder zuſammen gebracht werden 
darf, kommen folgende in Betracht: Kalk, Thomasmehl, 
            Kalk=
alpeter, Kalkſtickſtoff und auch der neue Düngeammonſalpeter 
der Badiſchen Anilin= und Sodafabrik, ein Gemiſch von Kalk 
bzw. Gips und Ammonſalpeter. 
Schließlich iſt noch als ſchädliche Wirkung beim Miſchen 
            ver=
ſchiedener Düngemittel die Bildung von ſogenanntem 
            Magneſia=
zement zu nennen, einer unlöslichen klumpigen Maſſe. Er 
            ent=
ſteht, wenn man Kaliſalze, beſonders Rohkaliſalze, mit baſiſchen, 
alſo z. B. kalkhaltigen Düngemitteln zuſammenbringt und nicht 
ſofort verbraucht. Aus dieſem Grunde iſt es nicht ratſam, 
            Kali=
ſalze aller Art mit baſiſchen Düngern, wie Kalk, Thomasmehl, 
Kalkſalpeter, Kalkſtickſtoff und Düngeammonſalpeter, zu miſchen. 
Stecklingsvermehrung von Johannisbeeren. 
Brauchbare kräftige Johannisbeerbüſche kann man ſich leicht 
ſelbſt ziehen, wenn man geſunde, gut ernährte, ſtark fruchtende 
Mutterbüſche beſitzt. Man ſchneidet im Herbſt, ſobald die letzten 
Blätter gefallen ſind, alſo etwa Ende September, von dieſen 
Büſchen 1jährige Triebe, die mindeſtens Bleiſtiftſtärke haben 
und 30—35 Zentimeter lang ſind. Die Spitze wird um 5 
            Zenti=
meter gekürzt. Alle Schnitte ſind mit ſcharfem Meſſer 
            auszu=
führen. Ein dermaßen vorbereitetes Zweigſtück nennt man 
Steckling. Am beſten bringt man die fertig geſchnittenen 
            Steck=
linge ſofort im Herbſt in die Erde, indem man ſie im 
            Reihen=
abſtand von etwa 40—50 Zentimeter und in den Reihen im 
Abſtand von etwa 20—25 Zentimeter in durchläſſigem Boden
 mit guter Vorjahrsdüngung etwas ſchräg ſo tief einſteckt, da 
nur die zwei bis drei oberſten Augen herausſehen und dann 
wenn möglich, mit einem kurzen verrotteten Dünger überſtreut 
So bleiben ſie über Winter liegen. Bleibt der Herbſt ſehr trok 
ken, werden ſie vorteilhaft einmal gewäſſert. 
Die Frühjahrs= und Sommerbehandlung iſt einfach. Sauber 
halten und den Boden lockern, vielleicht einmal wäſſern. 
            Da=
iſt alles.: Bald werden kräftige grüne Triebe, einer bis drei 
            au=
jedem Steckling, vorhanden ſein. 
Im Herbſt werden die nunmehr bewurzelten einjährigen 
kleinen Sträucher umgeſetzt, und zwar auf etwas weitere Ent 
fernungen und vielleicht auf ſchwereren Boden; denn ſie haber 
ja jetzt ein ſelbſtändiges Wurzelvermögen. Die jungen Trieb 
werden auf je drei Augen zurückgeſchnitten, damit der kommend 
zweite Jahrestrieb einen ſchönen kräftigen Buſch von minde 
ſtens drei bis zehn Augen treibt, der dann im kommenden Herbi 
(alſo am Ende des zweiten Sommers) als Standbuſch an Or 
und Stelle gepflanzt werden kann. 
Zur Oeckzeit der Ziegen. 
Von Mitte September bis in den Dezember hinein dauer 
die Zeit, in der die Ziegen brünſtig werden. Anhaltendes Mek 
kern, große Unruhe und Wedeln mit dem Schwanze und ſchlech 
tes Freſſen kennzeichnen den Zuſtand. Der zweite Tag nad 
dem Auftreten dieſer Anzeichen iſt der beſte, um die Ziege den 
Bocke zuzuführen. Man kann dann beſtimmt damit rechnen 
daß ſich die Ziege decken läßt und auch aufnimmt. Man ver 
wende zum Decken nur einen erſtklaſſigen Bock und zahle liebe 
etwas mehr Deckgeld, als daß man infolge falſcher Sparſamkei 
das Tier von einem minderwertigen Bock decken läßt. Es, komm 
auch öfter vor, daß die Ziege nicht gleich aufnimmt. Dies zeig 
ſich ungefähr in der dritten Woche; die Brunſt tritt 
            nochmal=
auf, jedoch nicht ſo ſtark wie das erſtemal. Sollte die Ziege aud 
das zweite Mal nicht aufnehmen, ſo iſt ſie nicht zuchtfähig und 
man tut beſſer, ſie zu ſchlachten. Wer die Milchleiſtungen de 
einzelnen Ziegen genau verfolgt, kann am Wachſen der Milch 
menge genau erkennen, daß die Ziege trächtig geworden iſt. Di 
Trächtigkeit dauert etwa 21 Wochen, alſo rund fünf Monate. 
Während dieſer Zeit muß das Tier hinſichtlich der Fütte 
rung beſonders gut verſehen werden; ſchlechtes, dumpfiges Heu 
iſt zu vermeiden. Man gibt der tragenden Ziege des Morgens 
eine Hand voll Heu und darauf eine Kleietränke, beſtehend aus 
Schrotkleie, Brotabfällen und zerquetſchten Kartoffeln. Geger 
10 Uhr vormittags reiche man dann noch eine Frühſtücksportion 
beſtehend aus Brot und Kartoffelſchalen und Möhren. Mittags 
Heu, nachmittags ähnlich wie vormittags und des Abends ein 
Kleietränke und Heu. Sämtliche Fütterungen müſſen möglichſ 
täglich um die gleiche Zeit ſtattfinden, was die ordnungsmäßig 
Funktion des ganzen Organismus fördert. Sehr zu empfehlei 
iſt die Beigabe eines guten Nährſalzes, welches neben phosphor 
ſauerem Kalk auch noch Schwefel, Eiſen, Kieſelſäure, Fluor 
Mangan uſw. enthalten muß, da das werdende Zicklein dieſ 
Knochen= und Blutbildner zu ſeiner Entwicklung braucht. Rech 
gut bewährt hat ſich das Dr. Grableyſche Mineralſalz für Zie 
gen. Zur Erleichterung der Geburt trägt es bei, wenn die Mut 
terziege regelmäßig Gelegenheit hat, ſich frei zu bewegen. Daſ 
man ein tragendes Tier niemals plagen oder ſtoßen darf, brauch 
wohl nicht erſt geſagt zu werden. 
Völliger Kahlfraß der Obſibäume. 
Wer im Frühjahr 1923, ja bis Juli dieſes Jahres in de 
Provinz Rheinheſſen ſich umſah, der konnte in vielen Gemar 
kungen eine große Menge völlig kahlgefreſſener Bäume wahrneh 
men. Noch nie in meinem Leben war mir ein folches Bild vo 
die Augen getreten. Aber auch nicht ein einziges Blatt war au 
den Bäumen zu erblicken. Nur Ballen von Raupenneſtern hinger 
daran. Und das mitten im Sommer, während ſonſt alle Bäum 
im ſchönſten Grün prangten. Wer ein ſolches Jammerbild nod 
nicht erblickt hat, kann ſich gar nicht denken, wie furchtbar ſchreck 
lich und unheimlich ſolche blattloſen Bäume zur Sommerszei 
auf das Auge des Naturfreundes wirken. Ein Grauen und Gru 
ſeln überfällt einen. Und warum dieſer furchtbare Raupenfraß 
Weil das völlig waldarme Rhe nheſſen nicht genügend Singvöge 
hat. Jede Niſtgelegenheit fehlt, da auch die Hecken abgeholz 
wurden. Das alles rächt ſich jetzt bitter. Auch andere nützlich 
Tiere können ſich mangels Schutzgelegenheit nicht anſiedeln. S. 
müſſen wir denn die furchtbaren Schäden und den mehrjährige 
Obſtverluſt tragen. — Nicht unerwähnt ſoll bleiben, daß ſolch 
Beſitzer, die ihre Schuldigkeit in der Schädlingsbekämpfung taten 
geſunde, ſchön belaubte Bäume haben. Es iſt dies oft auf den 
Baum wie abgeſchnitten. Am allerbeſten ſchneiden dies Jah 
ſolche Beſitzer ab, die einen ſachkundigen Vogelſchutz betrieben 
denn alle bisherigen Bekämpfungsmethoden reichten dies Jah 
nicht aus. Darum Schutz allen nützlichen Mithelfern in den 
Reiche der Natur. 
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Der
Blattlausbekämpfung.
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 Im allgemeinen glaubt man, daß ein milder Winter de= 
Schädlingen aus der Inſektenwelt günſtig ſei. Dies iſt abe 
neiſtens nicht der Fall. Viele Inſekten überdauern einen ſtrenge= 
Winter mit ſtarkem Froſt leichter als einen ſolchen, der mi 
Temperaturrückſchlägen und Feuchtigkeit ausgezeichnet iſt, da di 
Natur den überwinternden Stadien einen ausreichenden 
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gegen die ſtärkſte Kälte in mannigfacher Form mitgegeben ha= 
Dieſes Jahr ſcheint allerdings der verhältnismäßig milde Wintel 
wenigſtens was die Blattläuſe anbetrifft, eher günſtia ge 
wirkt zu haben. Auch das regneriſche und kalte Frühjahr ha 
ihrer Ausbreitung und Vermehrung nicht geſchadet. Im Gegen 
teil traten dieſelben dieſes Jahr beſonders ſtark auf. Faſt 
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nie konnte man einen ſolchen Befall der Apfel= und Birnbäume 
der Steinobſtbäume und Roſen beobachten wie in dieſem Somme 
und beſonders dort, wo im Winter und erſten Frühjahr vo 
Austrieb der Blätter gegen die überwinternden. Eier dieſe 
Schädlinge durch Beſpritzen der Bäume nicht vorgegangen würd 
In ſolchen Fällen kann nur ein ſachgemäßes Spritzen de
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befallenen Zweige mit einem den Blättern nicht ſchadende 
Blattlausmittel nützen. Je frühzeitiger ein ſolches angewant 
wird, deſto beſſer witd die Wirkung ſein. Schwieriger wird de / Allich 
Kampf gegen die Blattlaus beſonders dann, wenn ſich de 
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Blätter infolge der Saugarbeit der Läuſe gekrümmt haben. Hie /Ang d. 
muß ein ſehr intenſives Durchtränken der Blätter mit der Sprit 
flüſſigkeit eintreten. Auch ſind ganz beſondere Anforderunge ud ü. 
an ein ſolches Mittel zu ſtellen. Vor allem darf es den Blüter 
Trieben und Blättern nicht ſchaden und muß trotzdem eine al 
tötende Wirkung auf die Blattläuſe beſitzen. Am beſten eigne 
ſich dazu Gifte, die dem Pflanzenreiche entnommen ſind, w 
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Nikotin, Quaſſia uſw., alſo der Pflanze ſelbſt keinen Schade 
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bringen können. Dagegen werden Metalle oder Salzlöſunge des 
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von der Pflanze im allgemeinen ſchwerer vertragen. Ferner mu 
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eine gute Benetzungsfähigkeit von der Löſung verlangt werder 
da ſie als Kontaktgift wirken ſoll und ſich Laher ſchnell und g1 
Deiſcht 
über die abzutötenden Tiere ausbreiten muß. 
In dieſer Hinſicht heben ſich Emulſionen am beſten bewähr 
DeIin 
Eine ſolche, die monatelang ihre Haltbarkeit nicht einbüßt, kan 
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aus dem bekannten Blattlausmittel „Scheideanſtalt” hergeſtel Lanlaru 
werden. Dieſes Mittel hat ſich zur Bekämpfung der Blattä” teeff, 
und ähnlicher Schädlinge, wie Blattflöhe, Schildläuſe uſw., al”: Zeſiy, 
zend bewährt. Infolge ſeiner Zuſammenſetzung treten nicht 2 
geringſten Schädigungen bei den behandelten Gewächſen a. 
Ne h. 
Es vernichtet bei richtigem und durchgreifendem Spritzen u1 Slicht 
fehlbar jede Blattlauskolonie. 
A. A. 
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