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Agenturen 44 Millionen Mk. frei Haus. Poſtbezu 
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preis 10 000 M. Grundpreis, Schlüſſelzahl. 3000 
(freibleibend). Verantwortlichkeit für Aufnahme von 
Anzeigen an beſtimmten Tagen wird nicht 
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höherer Gewalt berechtigt den Bezieher nicht zur 
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 Heſſiſche Neueſte Nachrichten 
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt 
Nachdruck ſämtlicher mit X verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſi. Tagbl.” geſiattet. 
Nummer 271 
Montag, den 1. Oktober 1923 
186. Jahrgang
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Bei Konkurs oder gerichtlicher Beſtreibung fällt 
jeder Rabatt weg. Bankkonto: Deutſche Bank und 
Darmſſädter 8 Nationalbank.
 Die franzöſiſchen Bedingungen zur 
            Wieder=
aufnahme des Eiſenbahnverkehrs. 
Berlin, 1. Okt. Am Freitag, Samstag und Sonntag 
            fan=
den dem Lok.=Anz. zufolge, zwiſchen den Spitzenorganiſationen 
der Eiſenbahngewerkſchaften und der alliierten Eiſenbahnregie 
die Verhandlungen über die Frage, der Wiederaufnahme des 
Verkehrs im beſetzten Gebiet ſtatt. Von deutſcher Seite durften 
nur Fragen geſtellt werden. Die Regie will die deutſchen 
            Eiſen=
bahner nur unter folgenden Bedingungen zulaſſen: 
1. Die deutſchen Beamten werden auf die alliierte Regie 
            ver=
eidigt. 
2. Es. werden nur ſolche Beamte eingeſtellt, die am Orte 
ihrer Tätigkeit geboren ſind. 
3. Aeltere Leute ſind von der Wiedereinſtellung überhaupt 
ausgenommen. Es kommen nur jüngere Leute in Frage. 
4. Die ausgewieſenen Beamten werden nicht wieder 
            einge=
ſtellt. Die Ausweiſungen werden aufrecht erhalten. 
5. Insgeſamt darf nur ein Drittel der bisherigen deutſchen 
Beamten wieder eingeſtellt werden. Alle Eiſenbahner haben 
            un=
ter alliierter Leitung zu arbeiten. 
Die Beamten im Ruhrgebiet ſind meiſtens ältere Leute. Es 
iſt daher kaum anzunehmen, daß die Regie auch nur das gewollte 
Drittel der Einſtellung erreichen dürfte. In den 
            Eiſenbahner=
kreiſen herrſcht eine geradezu verzweifelte Stimmung. Trotzdem 
werden die Verhandlungen fortgeſetzt.
Vom Tage.
 Der Landtagsvorſtand Preußens hat beſchloſſen, den Landtag für 
Dienstag, den 9. Oktober, nachmittags einzuberufen. In der erſten 
Sitzung wird eine allgemeine politiſche Ausſprache ſtattfinden. 
Eine Abordnung der baheriſchen Sozialdemokratie hat ſich nach 
Berlin begeben, um dort wegen der diktatoriſchen Maßnahmen gegen 
ſie Schritte zu tun. 
Gegen die Betreuung des ſächſiſchen Innenminiſters Liebmann zum 
Zivilkommiſſar für Sachſen ſollen in Berlin Bedenken geltend gemacht 
worden ſein. In dieſen politiſchen Kreiſen wird als neuer Kandidat 
der bisherige Miniſterialrat im Wohlfahrtsminiſterum Dr. Freund 
            ge=
nannt. 
Drei Fiſchdampfer aus Boulogne ſind von einem britiſchen 
            Fiſcherei=
dampfer aus Bruxham (Devonſhire) eingebracht worden unter der 
            Be=
ſchuldigung, in britiſchen Hoheitsgewäſſern gefiſcht zu haben. 
Das Generalſekretariat der faſchiſtiſchen Partei Italiens iſt 
            zurück=
getreten. Daraufhin hat Muſſolini die Demiſſion aller Mitglieder des 
Exekutibkomitees der Partei verlangt. 
Wie die Morgenpreſſe mitteilt, wird der Präſident der tſchecho=
            ſlowa=
kiſchen Nepublik Maſaryk am 16. und 17. Oktober offiziell in Paris 
Aufenthalt nehmen. 
Aus Sofia wird gemeldet, daß dort geſtern während der Meſſe 
Brandbomben unter die Menge geworfen wurden. Zwei Perſonen 
wurden getötet, eine ſchwer verletzt. Es gelang noch nicht, die Täter 
feſtzunehmen. 
Dover hat aufgehört, Marineſtützpunkt zu ſein. Die Vertreter der 
Admiralität haben den Hafen wieder den Zivilbehörden übergeben. 
Primo de Rivera hat dem Sonderberichterſtatter des Matin erklärt, 
er beabſichtige, ſämtliche Handelsverträge zwiſchen Spanien und den 
anderen Nationen, auch den Vertrag mit Frankreich, im kürzeſter Zeit zu 
kündigen.
Dagmſttode Smnberbmhiermsäffeidhr
 * Düfſeldorf, 1. Okt. Die ſonſt ſo anmutige Stadt 
            Düſ=
ſeldorf bot am geſtrigen Sonntag ein völlig verändertes, 
            ſelt=
ſames Bild. Alle Straßen waren wie ausgeſtorben. Nur 
            ver=
einzelte Offiziere der Beſatzungstruppen und Zivilperſonen, die 
unverkennbar als Ortsfremde anzuſehen waren, zeigten ſich auf 
den Straßen. Jeder Straßenbahnverkehr ruhte. Alle 
            Wirtſchaf=
ten und Gaſtſtätten einſchließlich der meiſten Hotels hielten den 
ganzen Tag über geſchloſſen. Düſſeldorf folgte damit in 
            ein=
mütiger Geſchloſſenheit einem von den Gewerkſchaften und 
            ſämt=
lichen politiſchen Parteien mit Ausnahme der Kommuniſten 
            er=
laſſenen Aufruf, der die Bevölkerung aufgefordert hatte, ab 1 Uhr 
mittags die Straße zu meiden, um nicht in den Verdacht zu 
kommen, Sonderbündler zu ſein. Der Aufruf verlangte einen 
Totenſonntag als Ausdruck der Abbehnung gegenüber den 
            Be=
ſtrebungen der Sonderbündler. Dieſes Ziel iſt der Stadt 
            Düſſel=
dorf völlig gelungen. Die Stadt verharrte geſtern den 
            Hochver=
rätern gegenüber in ſchweigſamer, aber eherner Abwehr. Auf dem 
Düſſeldorfer Hauptbahnhof, den die Regie notdürftig in Betrieb 
hielt, verſammelten ſich die aus dem ganzen beſetzten Gebiet 
            zu=
ſammengeholten Anhänger der Rheiniſchen Republik. Die Regie 
hatte die den franzöſiſchen Annexionsplänen nur wünſchenswert 
erſcheinende Bewegung durch Einlegung von etwa 30 
            Sonder=
zügen unterſtützt. Auf dem Bahnhof wurden die 
            eintreffen=
den Sonderbündler von Deputationen mit grün=weiß =roten 
Fahnen und Armbinden empfangen. Die Demonſtration 
ſelbſt fand auf dem Hindenburgwall ſtatt, wo gegen 2½ Uhr 
der ſeparatiſtiſche Selbſtſchutz in Stärke von 
            viel=
leicht 2000 Mann aufzog und vor dem Theater Aufſtellung 
nahm. Erſt kurz nach 4 Uhr traf der Demonſtrationszug, der nach 
zuverläſſigen Schätzungen etwa rund 50 000 Perſonen zählte, ein. 
Eine beſondere Rolle ſpielte bei dem Aufmarſch der ſogenannte 
Selbſtſchutz, der faſt ausſchließlich aus jüngeren Leuten beſtand 
und der ron vielen Ober= und Unterführern mit ſcharfen 
            militä=
riſchen Kommandos geleitet wurde. Während das „Mitglieder” 
genaunte Gros der Demonſtranten im Zug am Theater und den 
Denkmälern vorbeimarſchierte, wurde der Selbſtſchutz aus den 
Reihen herausgezogen und zu einer dichten doppelten Poſtenkette 
um die Menge herum aufgeſtellt. Nach einer Ankündigung ſollte 
von funf verſchiedenen Stellen aus geſprochen werden. Es folgte 
jedoch alsbald die Mitteilung, daß nur von den beiden in 
            unmit=
telbarer Nähe des Theaters gelegenen Denkmälern aus geſprochen 
werde. Die Planmäßigkeit aller Anordnungen war unverkennbar. 
ein Eindruck, der noch beſtärkt wurde durch die Schnelligkeit, 
mit welcher der Selbſtſchutz die Anordnungen teilweiſe unter 
Beläſtigung der nicht zu den Sonderbündlern gehörenden 
            Per=
ſonen zur Ausführung brachte. Offenbar wollte man verſuchen, 
ſich in den Beſitz des in der Mühlenſtraße gelegenen 
            Polizeiprä=
ſidiums und des dahinter befindlichen Rathauſes zu ſetzen. Die 
beiden Gebäude waren von der Schutzpolizei aufs ſchärfſte 
            ge=
ſichert. Alle Bureaubeamten waren zur Stelle. Man war feſt 
entſchloſſen, dem hochverräteriſchen Treiben den ſtärkſten 
            Wider=
ſtand entgegenzuſetzen. Statt der angekündigten Reden gab es 
dann aber nur mehrere Hochrufe auf die Rheiniſche Republik 
und die Rufe „Nieder!” gegen ihre Gegner. Unmittelbar kam 
es dann, wie ſchon gemeldet, zu der Schießerei mit der 
            Schutz=
polizei, worüber weitere Einzelheiten außer den gemeldeten 
            bis=
her noch nicht bekannt ſind. 
Düſſeldorf, 1. Okt. (Wolff.) Der ſogen. Rheiniſche 
Tag, der von den Sonderbündlern geſtern veranſtaltet wurde, 
hat ein dramatiſches Ende gefunden. Die Bürgerſchaft 
von Düffeldorf war nahezu reſtlos der Parole der 
            Gewerk=
ſchaften und Parteien gefolgt und hatte einen ſogen. 
            Toten=
ſonntag von nachmittags 1 Uhr ab veranſtaltet. Das 
Straßenbild war wenig belebt. Sämtliche 
            Wirt=
ſchaften, Kinos und Theater waren geſchloſſen. Die Straßen 
waren von 9 Uhr vormittags an menſchenleer. Der Auto= und 
Droſchkenverkehr ruhte vollſtändig. Eine von den Kommuniſten 
auf den Hindenburgwall einberufene 
            Gegendemonſtra=
tion fand wenig Beachtung. Von mittags gegen 2½ Uhr an 
kamen verſchiedene Regiezüge mit Sonderbündlern aus 
Aachen und anderen Städten an. Zuerſt kamen die 
            ſonder=
bündleriſchen Stoßtrupps, die ſich aus Separatiſten aus 
dem Mühlheimer und Hamborner Bezirk zuſammenſetzten und 
denen man anſah, daß ſie zu allem fähig waren. Am Bahnhof
 legten dieſe Trupps einen Treueid ab, worauf ſie dann durch 
verſchiedene Straßen in militäriſchen Formationen 
aufmarſchierten und von einem Kino=Operateur aufgenommen 
wurden. 
Nach einer Anſprache des Weinhändlers Oehnen zogen die 
Stoßtrupps zum Bahnhof zurück, wo inzwiſchen die übrigen 
Sonderbündler angekommen waren. Darauf begann ſich der 
Zug in Bewegung zu ſetzen, wobei die Stoßtrupps den Zug 
zu beiden Seiten ſchützten, obwohl kein Menſch daran dachte, 
den Sonderbündlern in den Weg zu treten. Die 
            Sonder=
bündler hielten militäriſche Ordnung ein und waren mit 
Piſtolen und Gummiknüppeln bewaffnet. Insgeſamt war der 
Zug etwa 10000 Köpfe ſtark. Am Ende des Hindenburgwalles 
hatten ſich auch die Kommuiſten geſammelt, mit denen es zu 
Reibereien kam. In der Königsallee waren bereits bei dem 
Angriff der Sonderbündler 6 Beamte der blauen Polizei 
            ent=
waffnet worden. Ein Säbel, der einem der Polizeibeamten 
abgenommen worden iſt, wurde dem Sonderbündlerzug gezeigt; 
allgemein ſchrie die Menge Beifall. Als ein am 
            Bismarck=
denkmal ſtehender Beamter beſchoſſen wurde, rückte ſofort grüne 
Schutzpolizei vor und griff ein. 
Sofort zogen ſich die Stoßtrupps der Sonderbündler zum 
Eingang der Schillerſtraße zur Abwehr zurück. Es entſpann ſich 
ein Feuergefecht, wobei die Schutzpolizei Verluſte hatte und auch 
auf Seite der Sonderbündler ſcheint es eine Anzahl von Opfern 
gegeben zu haben. Es gelang der Schutzpolizei, trotz der 
            nume=
riſchen Uebermacht der Sonderbündler, die Stoßtrupps 
            aus=
einander zu treiben. Dieſe zogen darauf in wilder 
Flucht in die zum Bahnhof führenden Straßen, worauf die 
Schutzpolizei nach Säuberung der Straßen ſich in die Quartiere 
zurückbegeben wollte. In dieſem Augenblick ſchritten aus bisher 
unbekannter Urſache die Franzoſen mit Kavallerie 
und Panzerautos ein, griffen mehrere Trupps der 
Schutzpolizei an und entwaffneten ſie. Die ſonderbündleriſchen 
Stoßtrupps ſchloſſen ſich, ſofort an, überfielen 
die entwaffneten Schutzpolizeibeamten, 
            miß=
handelten ſie fürchterlich und ſchlugen einige 
von ihnen nieder. Die Sonderbündler hatten ſich zum 
Teil inzwiſchen wieder geſammelt und hielten vor dem 
            Stadt=
theater eine kurze Verſammlung ab. Ein Geiſtlicher hielt eine 
wilde Hetzrede und verſprach Rache für das in Düſſeldorf 
            ver=
goſſene Blut der Sonderbündler zu nehmen. Er ſagte ſich von 
der Berliner Regierung los und dankte den Franzoſen für den 
äußerſt tatkräftigen Schutz. Gegen 6 Uhr zogen die 
            Sonder=
bündler zum Bahnhof. Die Zahl der Toten und verwundeten 
läßt ſich bisher noch nicht genau feſtſtellen. Es ſteht aber feſt, 
daß 4 Schutzpoliziſten getötet worden ſind und eine 
große Anzahl von Schwer= und Leichtverletzten aus der Menge in 
die Krankenhäuſer eingeliefert wurden. Von den 
            Separa=
tiſten ſollen 12 getötet worden ſein. Der 
            Polizeidezer=
nent Dr. Haas wurde von den Franzoſen verhaftet. Starke 
franzöſiſche Patrouillen durchziehen die Stadt. 
Franzöſiſche Entſtellung. 
TU. Paris, 1. Okt. Nach einer Havasmeldung aus Düſſeldorf 
kam es bei der Separatiſtenverſammlung, an der ſich etwa 40000 
Perſonen beteiligten, zu Zuſammenſtößen mit der grünen Polizei 
und nationaliſtiſchen Elementen. Es hat zahlreiche Verwundete 
und auch einige Tote gegeben. Von den Schupobeamten wurden 
Verittene und Maſchinengewehrabteilungen eingeſetzt. Die 
            Kaſer=
nen der Schupo wurden von einer Abteilung franzöſiſcher 
            Infan=
terie beſetzt, die die grüne Polizei abführte. Die Erbitterung der 
Bevölkerung gegen die Polizei, ſo heißt es am Schluſſe der 
            Mel=
dung, kenne keine Grenze. Das Echo National gibt von den 
            Vor=
gäugen folgende Darſtellung: Der Redner auf dem 
            Hindenburg=
wall hatte kaum das Wort ergriffen, als ungefähr 25 Meter von 
ihm entfernt von der Polizei auf die Demonſtranten 
            Revolver=
ſchüſſe abgegeben wurden. Die Separatiſten erwiderten das Feuer. 
Die Panik wurde allgemein, als die grüne Polizei auf der 
            Bild=
fläche erſchien. Die Menge ſtob auseinander. Die meiſten 
            De=
monſtranten verſuchten auf dem kürzeſten Wege den Bahnhof zu 
erreichen. (Auch aus dieſem, mit Unwahrheiten durchſetzten 
            fran=
zöſiſchen Bericht geht hervor, daß die Separatiſten ihr Ziel nicht 
erreichten.)
 Der Kampf gegen die deutſche 
Volfsſchule im Saargebiet. 
Von 
Johannes Hoffmann. 
Der Kampf der Saarregierungskomiſſion gegen die deutſche 
Schule des Saargebiets iſt nicht erſt neueren Darums. Von 
            An=
beginn der Tätigkeit dieſer „Treuhänderin” des Völkerbundes 
im Saargebiet nimmt dieſer Kampf in dem 
            Franzöſierungspro=
gramm des Schrittmachers der Pariſer Annexioniſten, des Herrm 
Rault, einen breiten Raum ein. Gemäß dem Grundſatz „Wer die 
Schule hat, der hat die Zukunft” hat die Regierungskommiſſion 
eine Reihe der hervorragendſten Lehrkräfte, deren deutſcher Sinn 
ihr ein Dorn im Auge war, ausgewieſen bzw. zur Dispoſition 
geſtellt und ſie durch Elemente erſetzt, die ihren 
            Franzöſierungs=
beſtrebungen weniger bzw. keinerlei Widerſtand entgegenſetzten. 
Sie hat den obligavoriſchen franzöſiſchen Sprachunterricht in den 
Volksſchulen eingeführt gegen den Willen der Lehrer und 
            Er=
ziehungsberechtigten, die darin eine Gefährdung des 
            planmäßi=
gen Unterrichtes ſehen. Sie hat die franzöſiſchen Staatsſchulen, 
die nach dem Verſailler Diktat lediglich für die franzöſiſchen 
            An=
gehörigen der Bergwerksverwaltungen beſtimmt ſind, mit den 
beſtehenden deutſchen Schulen gleichgeſtellt und durch allerlei 
Lock= und Druckmittel verſucht, die deutſchen Eltern zu 
veranlaſſen, ihre Kinder in dieſe franzöſiſchen Schulen zu ſchicken. 
Jetzt geht die Regierungskommiſſion in ihrem Kampf gegen 
die deutſchen Schulen noch einen Schritt weiter. Sie hat den 
Mitgliedern des Landesrades einen Verordnungsentwurf 
            zu=
gehen laſſen, der die „Bildung von Schulkommiſſionen” regeln 
ſoll. Dieſer Erlaß beſeitigt zunächſt, wie es im Artikel 2 heißt, 
die den Gemeinden durch Gefetz oder im Verwaltungswege 
            über=
tragenen Aufſichtsrechte, betreffend die inneren Angelegenheiten 
der Volksſchulen, und ordnet dieſe neu. Dabei behält ſich die 
            Re=
gierungskommiſſion von vornherein das Recht vor, in 
            Streit=
fällen zu entſcheiden, ob eine Volksſchulangelegenheit eine äußere 
oder eine innere iſt. Die Schulkommiſſionen ſollen ſtaatliche 
            Or=
gane ſein und die Regierungskommiſſion das Recht haben, in 
beſonderen Fällen gewählte Mitglieder, die das Vertrauen ihrer 
Wähler oder der Schulaufſichtsbehörde eingebüßt haben, aus der 
Schulkommiffion abzuberufen. Der wichtigſte und gleichzeitig 
gefährlichſte Punkt in dem neuen Entwurf iſt jedoch der, der die 
Wahl der Volksſchullehrer und Lehrerinnen betrifft. Hier ſieht 
der Entwurf vor, daß zwar das Lehrperſonal von den 
            Schul=
kommiſſionen innerhalb einer von der Regierungskommiſſion zu 
beſtimmenden Friſt gewählt werde, doch wird dieſes Wahlrecht 
von vornherein eingeſchränkt: die Schulabteilung der 
            Re=
gierungskommiſſion ſchlält den Kommiſſionen drei Befähigte zur 
Wahl vor. Außerdem behält ſich die Regierungskommiſſion das 
Recht vor, jede in einem Schulverbande neu zu beſetzende dritte 
Stelle ſelbſt zu beſetzen. Darüber hinaus kann ſie auch den 
Wahlvorſchlag (von drei Bewerbern) zurückziehen, „wenn vor 
Ausſtellung der Anſtellungsurkunde Tatſachen bekannt werden, 
die den Bewerber als „ungeeignet” erſcheinen laſſen”. 
Die Abſicht, die die Regierungskommiſſion mit dem neuen 
Endwurf verfolgt, liegt für jeden, der die Methoden dieſer 
„Treuhänderin” auf anderen Gebieten beobachtet hat, ohne 
            wei=
teres auf der Hand. Die Staatsoberhoheit auch auf dem Gebiete 
des Schzulweſens wird in dem Entwurf als oberſtes Prinzip 
dekrediert. Den bisherigen Schulverwaltungsorganen werden 
ſämtliche Rechte entzogen, ſie bleiben zwar dem Namen nach 
            be=
ſtehen, ihre Tätigkeit jedoch wird vollſtändig 
ausgehöhlt durch die neue Schulkommifſion, 
die ein ſtaatliches Organ iſt, an der Verwaltung der inneren 
Schulangelegenheiten teilnimmt und die Wahl der Lehrer tätigt. 
Die Selbſtverwaltung der Gemeinden auf dem 
Gebiete des Schulweſens wird ausgeſchaltet 
und der Regierungskommiſſion freie Bahn geſchaffen, damit ſie 
auch auf dem Gebiete des Schulweſens ihre autokratiſche, 
            fran=
zöſiſche Herrſchaft voll entfalten kann. Die Regierungskommiſſion 
wird ſchon dafür ſorgen, daß die Schulkommiſſionen ſo beſetzt 
werden, daß ſie ihr nicht allzu viele Steine in den Weg legen. 
Sie kann ja „in beſonderen Fällen” ihr mißliebige 
Mitglieder aus der Kommiſſion entfernen. Auf 
die Wahl des Lehrerperſonals ſichert ſich die 
            Regierungskom=
miſſion in dem Entwurf, wie oben erſichtlich, jeden Einfluß. Nicht 
nur, daß jede dritte Lehrerſtelle vom Staate, d. h. von ihr, beſetzt 
wird, auch bei dem Reſt der Stellen ſichert ſie ſich eine 
            Mitwir=
kung, indem ſie ſich das Vorſchlagsrecht von drei Bewerbern 
            vor=
behält. Und ſelbſt wenn einer dieſer Bewerber gewählt iſt, kann 
die Regierungskommiſſion noch die Anſtellung inhibieren, wenn 
ſich herausſtellt, daß der Bewerber „ungeeignet” iſt. Wer die 
            weit=
herzigen und hinterliſtigen Auslegungskünſte der 
            Regierungskom=
miſſion kennt, weiß, was dies zu bedeuten hat. „Ungeeignet” 
dürſte wohl jeder Lehrer der Regierungskommiſſion erſcheinen, 
der z. V. in dem Geruch ſteht, Deutſchland als ſein Vaterland 
zu betrachten. 
In der Begründung zu ihrem eigentümlichen Geſetzentwurf 
ſucht zwar die Regierungskommiſſion der Saarbevölkerung die 
Notwendigkeit dieſer Neuordnung ſchmackhaft zu machen, indem 
ſie darauf hinweiſt, daß der Lehrer ein Staatsbeamter ſei und 
folglich nicht von Gemeindeorganen gewählt werden könne. 
            Wei=
terhin will ſie der überwiegend konfeſſionell eingeſtellten 
            Bevöl=
kerung den Wunſch nach dieſer Neuregelung dadurch ſuggerieren, 
daß ſie den konfeſſionellen Charakter der Schule ausdrücklich 
            be=
tont, der keine interkonfeſſionellen Schuldeputationen und 
            Schul=
vorſtände (wie ſie bisher beſtanden) dulde. 
Beide Gründe werden die gewünſchte Wirkung beſtimmt nicht 
auslöſen. Die Regierungskommiſſion hat ja durch einen 
            frühe=
ren Erlaß den Begriff „Lehrer gleich Staatsbeamter” ſelbſt 
            ge=
ſchaffen, nicht auf Wunſch und nicht im Intereſſe der Schule, bzw. 
der Bevölkerung, die niemals im Lehrer einen „Staatsbeamten”, 
ſondern den Diener um Wohl und Wehe der Gemeinde und der 
Jugend ſehen wollte. 
In Frankreich verfolgt man mit der Eingliederung der 
            Leh=
rer in die Reihe der unmittelbaren Staatsbeamten rein 
            poli=
tiſche Ziele, was ein Franzoſe ſchon vor vielen Jahren mit 
folgenden Worten zum Ausdruck brachte: „Wir haben 48000 
Ke 
Unſere heutige Nummer enthält den Sport des Sonntags
Seite 2.
Darmſtädter Tagblatt, Montag, den 1. Oktober 1923.
Rummer 221.
 Lehrer, d. h. 48000 erklärte Gottes= und Prieſterhaſſer!” In 
Deutſchland war bislang die Gemeinde die Trägerin der Schule, 
die Tragerin der Verantwortung für die Erziehung der Jugend. 
Wenn in den letzten Jahren hierin eine Aenderung eintrat, dann 
nur, um die Gemeinden bei der Durchführung der ethiſchen 
            Ge=
ſichtspunkte der Volkserziehung frei zu machen von den 
            finanziel=
len Sorgen zur Erhaltung des Erziehungsinſtruments, der 
Schule. Es klafft alſo eine gewaltige Kluft zwiſchen der 
            fran=
zöſiſchen und der deutſchen Volksſchule. Wenn die 
            Regierungs=
kommiſſion ſich in ihrem neuen Erlaß auf ein bayeriſches 
            Schul=
geſetz ſüützt, das die Lehrer zu unmittelbaren Staatsbeamten 
macht, ſo tut ſie das lediglich, um den franzöſiſchen Grundſatz zur 
Anwendung zu bringen, mit der Uebernahme der Lehrer auf die 
Staatskaſſe, die Gemeinden als unbequemes Aufſichtsorgan 
            aus=
zuſchalten, und damit beſſer ihre politiſchen Ziele bei der 
            Er=
ziehung der ſaarländiſchen Jugend zur Durchführung zu bringen. 
An dieſer Tatſache wird auch die allzu ſcharfe Betonung des 
konfeſſionellen Charakters der neuen Schulkommiſſionen durch die 
Regierungskommiſſion nichts ändern, das Wort von den 48000 
            er=
klärten Gottes= und Prieſterhaſſern wird auch den Gutgläubigen 
die Augen über die Ziele der Regierungskommiſſion öffnen. 
Daran tird auch die durchſichtige Begründung zu dem Entwur 
nichts ändern, die davon ſpricht, daß in den früheren 
            interkonfeſ=
ſionellen Schulvorſtänden „ſoviel Streit und Hader zum Nachteil 
der Schulen geherrſcht haben‟. Die „Saarbrücker Landeszeitung” 
ſagt zu dieſer Begründung mit Recht u. a.: „In einem ſo 
            zari=
ſtiſch regierten Gebiete, wie es das Saargebiet darſtellt, iſt das 
heute keine Garantie für morgen. Wir Saarländer dürfen nie 
vergeſſen, daß nach dem Worte Gambettas Prieſter und Mönche 
für Frankreich Exportartikel ſind, und daß der religiöſe Mantel 
im Saargebiet morgen ſchon fallen kann, um den unverhüllten 
Atheismus zu zeigen." 
Nach alledem kann über die Abſicht, die die 
            Regierungskom=
miſſion mit dem neuen Geſetzentwurf verfolgt, kein Zweifel mehr 
beſtehen: die Proklamierung der Staatsallmacht, wie ſie der 
            Ent=
wurf vorſieht, bedeutet im Saargebiet unter dem Einfluß der 
Poincaré, Dariac und Rault nichts mehr und nichts weniger, als 
die geſetzliche Sanktionierung und Anerkennung der antideutſchen 
und profranzöſiſchen Politik der Saarregierung auch auf dem 
            Ge=
biete des Schulweſens. Die deutſche Saarbevölkerung wird ſich 
hierzu zweifellos nicht hergeben — aber Herr Rault wird ihr auch 
dieſes Geſetz aufzwingen, und das unter den Augen und „im 
Namen des Völkerbundes!“
 Dortens „Rheiniſche Republik”, 
Paris, 30. Sept. (Wolff.) Dorten erklärte in 
            Wies=
baden dem Vertreter des Gaulois, er werde die Rheiniſche 
            Re=
publik auf alle Fälle gründen, er fürchte keine Widerſtände vom 
Ausland, auch von England nicht. Ein gerade Linie von Eſſen 
nach Frankfurt a. M., worin beide einbezogen werden ſollen, 
werde die Oſtgrenze bilden. Bochum und Dortmund im Norden, 
Mannheim im Süden, ſollen ausgeſchloſſen bleiben, während die 
Pfalz, Birkenfeld, Naſſau, das ehemalige Großherzogtum 
            Heſ=
ſen zur Rheiniſchen Republik kommen ſollen, die damit elf 
Millionen Menſchen umfaſſen werde. Frankreich könne am 
Rhein bleiben, ſo lange es wolle. Die zu gründende rheiniſche 
Miliz werde unter das Kommando franzöſiſcher und belgiſcher 
Offiziere geſtellt. 
Eſſen 1. Okt. In ſämtlichen politiſchen Kreiſen iſt 
            keiner=
lei Stimmung für die Gründung einer „Rheiniſch=Weſtfäliſchen” 
oder „Rheiniſchen Republik” vorhanden. Insbeſondere ſtößt 
            die=
ſer Gedanke in den gewerkſchaftlichen Kreiſen aller Richtungen 
auf ſchärfſte Ablehnung. In den Kreiſen der Zentrumspartei, 
in denen 1918 mit Rückſicht auf die Berliner revolutionäre 
            Be=
einfluſſung eine Neigung für die Einführung vorhanden war, iſt 
dieſer Gedanke ſofort aufgegeben worden, als die franzöſiſche 
Einwirkung erkennbar geworden war. Heute iſt auch dort 
ſchärfſte Ablehnung feſtzuſtellen. 
Ruhe im Reich. 
Keine Ausrufung der Rheiniſchen Republik. 
TU. Berlin, 1. Okt. Von authentiſcher Seite wird 
            er=
klärt: Die Lage im Reich hat nach der Verkündung des 
            Reichs=
ausnahmezuſtandes bisher zu Beunruhigungen keinen Anlaß 
gegeben und es wird angenommen, daß die Wirkungen des 
            Aus=
nahmezuſtandes auch weiterhin das Reich vor Unruhen bewahren 
werden. Die Nachrichten aus Bayern zeigen, daß dort die heute 
abgehaltenen Kundgebungen in voller Ruhe verlaufen ſind. Die 
Nachrichten von einer Ausrufung der Rheiniſchen Republik 
haben ſich nicht bewahrheitet. Die Abſichten der Separatiſten ſind 
durch die Haltung der Bevölkerung vereitelt worden, die in 
ihrer überwiegenden Mehrheit den Plänen der Separatiſten 
            ab=
lehnend gegenüberſteht. 
Heſſiſches Landestheater. 
Kleines Haus. — Sonntag, den 30. September: 
Die Freier. 
Luſtſpiel von Joſeph v. Eichendorff. 
Die letzten Jahre waren an wertvollen neuen dramatiſchen 
Werken wenig ergiebig. Die Hoffnungen, die man auf Georg 
Kaiſer, Haſenclever u. a. ſetzte, haben ſich nicht erfüllt. Fritz 
v. Unruh blieb problematiſch und konnte ſich weder in Form 
noch Ideengehalt zu einer harmoniſchen Geſchloſſenheit 
            durch=
ringen. Jogchim von der Goltz, deſſen „Vater und Sohn” eine 
ſtarke Talentprobe war, ſteht gegenwärtig noch vor der 
            Vollen=
dung neuer Werke. Vor Hermann Burte halten ſich die Theater 
einſeitig allzuſehr verſchloſſen. So kommt es, daß man in den 
Halden der Vergangenheit ſchürft und verborgene Schätze an das 
Tageslicht zu fördern ſucht. 
Otto Zoff, ein jetzt in Frankfurt lebender Prager, konnte 
mit den eigenen Dramen „Kerker und Erlöſung” und 
            Schnee=
ſturm” keinen Erfola erzielen, bewies aber in der Aufſpürung 
alter Werte eine glückliche Hand. Des Freiherrn Joſ. v. 
            Eichen=
dorff romantiſches Luſtſpiel. Die Freier” und Goldonis 
italieniſche Komödie „Das Kaffeehaus” wurden vom ihm 
in neues Gewand gekleidet und der Bühne gewonnen. 
            Eichen=
dorff war im Sommer 1831 von Königsbera nach Berlin 
            ge=
konnmen, hatte die Stellung eines Rates am Kultusminiſterium 
angenomen und bei der Mittwochs=Geſellſchaft in Chamiſſo, 
Felix Merdelsſohn=Bartholdy, Savigny einen gleichgeſtimmten 
Freundeskreis gefunden, als ihm die Komödie der „Freier” aus 
der Feder floß. Im ſilbernen Scheine des Mondes, unter 
Flötenſpiel und Lautenklang findet der als fahrender 
            Schau=
ſpieler verkleidete Graf in der als Zofe verkleideten Gräfin die 
Geliebte und Braut. Ein leichtes, duftiges Spiel mit all ſeiner 
romantiſchen Verwirrung und Süße. 
Goldonis „Kaffeehaus”, das ich kürzlich anläßlich der 
            Frank=
furter Uraufführung in Zoffs Neubearbeitung am Frankfurter 
Schauſpielhaus ſah, iſt demgegenüber dünner und unbedeutender 
an Gehalt und Formung. Einige tatſächliche, innerlich nicht 
motivierte Verwicklungen unter den Gäſten eines 
            veneziani=
ſchen Kaffeehauſes, ihren Frauen und Freundinnen wirbeln 
durcheinander und gipfeln in einem entzückend inſzenierten 
            nächt=
lichen Feſt, wie überhaupt die graziöſe Darſtellung mit Toni 
Impekoven, Ilde Overhoff und Aida Stuckerina und mit Ernſt 
Roters ſiebengliedrigem Orcheſter den Reiz der Frankfurder 
            Auf=
führung abgab. Dichteriſch ſteht Eichendorffs „Freiern” 
            weit=
aus der höhere Wert zu. 
Das Heſſiſche Landestheater hat „Die Freier” im 
            vori=
gen Winter bald nach der Frankfurter Uraufführung gebracht.
 Ein Treuſchwur der Rheinlande. 
Köln, 1. Okt. (Wolff.) Ueber 100000 Angehörige aller 
politiſchen Parteien und aller gewerkſchaftlichen Richtungen 
ſchloſſen ſich geſtern vormttag auf dem Kölner Meßgelände zu 
einem Schwur der Treue des Rheinlandes zum Reich zuſammen. 
Die Maſſenkundgebung hatte einen hier bisher noch nie 
            geſehe=
nen Umfang. Nach Geſangsvorträgen des Kölner 
            Mänvergeſang=
vereins ſtrach der dem Zentrum angehörende Stadtverordnete 
Schaeven namens des ganzen Rheinlandes und namens der 
Anhänger aller politiſchen, kulturellen und wirtſchaftlichen 
            Rich=
tungen gelobte er dem Deutſchen Reiche Treite, verlangte die 
Rückkehr der Ausgewieſenen und die Freigabe der Gefangenen 
und lehnte die Beſtrebungen der Sonderbündler ab. 
            Insbeſon=
dere wies der Redner auf die Worte Poincarés hin, daß 
            Frank=
reich keine Annexion beabſichtige. Die Rede wurde von ſtarkem 
Beifall wiederholt unterbrochen. Die Verſammelten nahmen 
            ein=
ſtimmig eine Entſchließung an, in der es u. a. heißt: 
„Das Rheinland fühlt ſich unerſchütterlich mit dem deutſchen 
Vaterland verbunden und wird allen Verſuchen, irgend eine 
Aenderung ſeine ſtaatlichen Zugehörigkeit durchzuſetzen, 
            leiden=
ſchaftlichen Widerſtand entgegenſetzen. Die Sonderbündler haben 
kein Recht, namens der rheiniſchen Bevölkerung zu handeln und 
ſich als Vertreter der rheiniſchen Bevölkerung aufzuſpielen. 
erneuern und bekräftigen das alte Gelöbnis, mit allen Deutſehen 
gemeinſam den ſteinigen Weg unſeres harten Schickſals zu gehen. 
Wer ſein Vaterland verrät und ſich in niedriger Geſinnung 
            frem=
den Machthabern anpaſſen will, der ſteht jenſeits der Reihen, 
die die überwältigende Mehrheit der Rheinländer bilden. Vor 
aller Welt berufen wir uns auf das Selbſtbeſtimmungsrecht der 
Völker. In feierlichſter Form verwahren wir uns gegen jeden 
Verſuch, unſer Recht auf Freiheit mit Füßen zu treten und die 
feſten politiſchen, wirtſchaftlichen und geiſtigen Bande zu 
            zer=
ſchneiden, die uns mit unſeren deutſchen Stammesbrüdern in 
guten wie in böſen Tagen verknüpfen.” 
Mit einem Hoch auf das deutſche, unteilbare Vaterland 
ſchloß die Kundgebung. 
Eine Niederlage der Sonderbündler. 
U. Berlin, 30. Sept. Aus dem Ruhrgebiet wird 
            gemel=
det: In Hamborn endete eine 
            Separatiſtenverſamm=
lung mit einer Niederlage der Sonderbündler. Vor 
dem Verſammlungslokal kam es dabei zu 
            Menſchenanſammlun=
gen. Von belgiſchen Soldaten wurde dabei in die Menge 
            ge=
ſchoſſen, ſo daß eine Anzahl Verwundete und drei bis 
vier Tote auf dem Platz blieben. 
TU. Düſſeldorf, 1. Okt. Die Kommuniſten, die 
ſich dem Aufruf der Gewerkſchaften und politiſchen Parteien an 
die Bevölkerung der Stadt Düſſeldorf nicht angeſchloſſen hatten, 
veranſtalteten am Sonntag nachmittag auf dem Worringerplatz 
in der Nähe des Hauptbahnhofes eine Gegenkundgebung gegen 
die Separatiſten. Hierbei kam es mehrfach zu Zuſammenſtößen 
zwiſchen den Kommuniſten und dem ſonderbündleriſchen 
            Selbſt=
ſchutz, der den Bahnhof geſichert hatte. Hierbei ſoll, wie 
            Augen=
zeugen berichten, ein Mann des ſeparatiſtiſchen Selbſtſchutzes 
            ge=
tötet worden ſein. 
Sie werden nervös. 
TU. Gelſenkirchen, 29. Sept. In Brakel und Lünen 
wurden die Truppen am 27. September alarmiert, da Angriffe 
aus dem unbeſetzten Gebiet erwartet wurden. Von 9,30 Uhr 
abends an wurden die Straßen geſperrt. Die Paſſanten wurden 
nach Waffen durchſucht. Jede Anſammlung auf der Straße war 
verboten. Die Soldaten gebrauchten rückſichtslos die 
            Gewehr=
kolben. Allgemein erwarten die Franzoſen aktiven Widerſtand 
innerhalb des Einbruchsgebiets. Die Grenzkontrolle wird in 
den letzten Tagen ſchickanöſer als je gehandhabt. 
Poincarés übliche Sonntagsrede. 
„Frankreich will den Sieg erlangen.” 
Paris, 30. Sept. (Wolff.) Poincaré hielt anläßlich 
der Enthüllung eines Kriegerdenk vals im Walde von Ailly eine 
Rede. Er erklärte, Frankreich werde nicht aufhören, ſeine 
Reparationsforderungen, zu wiederholen und die 
Völker anzurufen bis zu dem Tage, an dem es verſtanden 
            wor=
den ſei. Deutſchland erkläre jetzt, daß es gezwungen geweſen ſei, 
den Widerſtand im Ruhrgebiet einzuſtellen. Wenn die deutſche 
Regierung erkläre, daß die belgiſchen und franzöſiſchen Truppen 
in das Ruhrgebiet gegen das Recht, gegen die Verträge 
            einge=
drunen ſeien, wenn es ihnen vorwerfe, die Bevölkerung 
            unter=
drückt, die individuelle Freiheit beſeitigt, Akte der Gewalt 
            began=
gen zu haben, dann underſchiebe es Frankreich Taten, die auf 
Befehl des voraufgegangenen Reichsminiſteriums ſeit acht 
Monaten gegen von Frankreich legal beſetzten Gebieten 
            began=
gen wurden. Poincaré ſagte zum Schluß: Die deutſche Regie= 
Die geſchmackvolle Wiedergabe in Delavillas reizendem 
Spitzweg=Rahmen under J. Gielens Leitung fand auch geſtern 
wieder lebhaften Beifall. Franz Schneider und Kurt 
Weſtermann als die vagierenden Künſtler Flitt und 
            Schlen=
der waren in ihrer Komik unübertrefflich und ſprühten in der 
Parkſzene von Luſt und Laune. Käthe Gothe als übermütiges 
Kammermädchen, Walter Kuliſch als gräflicher Liebhaber, der 
berittene Hofrat des Herrn Jürgas und Ernſt Langheinz 
drolliger Weinſchenk ſind gleichfalls von früher bekannt. An 
Stelle von Frau Horn, die inzwiſchen uns verlaſſen hat und an 
das Stadttheater in Zürich übergeſiedelt iſt, gab Marthe Hein 
die Gräfin: ſehr friſch, lebendig und ausdrucksvoll, nur hätte die 
Diſtinktion der Gräfin im Gegenſatz zur Zofe etwas mehr 
            durch=
klingen dürfen. Für den „Jäger Viktor” fand Ferdinand Faber 
den rechten Ton; Joſeph Gielen ſuchte dem alten Gärtner die 
romantiſch=ſentimentale Stimmung zu geben, wurde jedoch 
            zeit=
weiſe von dem Orcheſter übertönt. — Alles in allem hinterließ 
die Aufführung wie im vorigen Winter einen wohltuenden, 
ſchönen Eindrud. 
I. 
Der erſte große arktiſche Flug. 
Ueber das unerforſchte Spitzbergen. 
ck. Der erſte wohlgelungene große Flug über die Arktis, bei 
dem in 6 Stunden 40 Minuten gegen 1000 Kilometer des 
            unbe=
wohnten und zum großen Teil noch unerforſchten Spitzbergen 
überflogen wurden, iſt von W. Mittelholzer ausgeführt worden. 
Er berichtet darüber in einem Aufſatz der Frankfurter 
            Wochen=
ſchrift „Die Umſchau‟. Sein Plan war, vom Eisfjord über die 
Chydenius=Berggruppe zur Hinlopenſtraße zu fliegen, um vor 
allem in das noch unbekannte Innere des Nordoſulandes von 
Spitzbergen Photographiſche Einblicke zu gewinnen. Um 11 Uhr 
40 Minuten begann die Fahrt mit dem erprobten Seeflieger 
Neumann auf der ſchwerbepockten Maſchine „Eisvogel‟ D 260 
„Rieſengroß öffnet ſich vor uns der 80 Kilometer lange Eisfjord,” 
erzählt Mittelholzer. „Ein Bild von unbeſchreiblicher 
            Groß=
artigkeit entrollt ſich unſeren ſtaunenden Augen. Von allen 
            Sei=
ten fließen, eingerahmt von ſchroffen Bergrücken, die 
            Gletſcher=
ſtröme in ſeine tiefblauen Waſſer. Im Norden hebt ſich in 
            vio=
letten Farben ein Meer von Zinnen und Zacken meſſerſcharf vom 
goldig=gelben Horizont ab. Kein Wölkchen am Himmel, im 
            Sü=
den Schneedom hinder Schneedom, darüber ein azurblauer 
            italie=
niſcher Himmel und dazu eine Fernſicht, die in die Unendlichkeit 
zu wandern ſcheint Allmählich ſteigen wir höher, immer 
großartiger und wilder entickelt ſich Spitzbergens Berg= und 
Gletſcherwelt. Abwechſelnd photographiere, zeichne, notiere und 
kinematogjaphiere ich.‟ Das Flugzeug ſchraubt ſich in Kurven, 
um möglichſt viel von der eigenartigen Hochgebirgspracht 
            feſt=
zuhalten, über die ſchwarzen Granitberge der Chydenius=Gruppe
 rung hat mit ein wenig Lärm der Welt angekündigt, daß ſie dem 
paſſiven Widerſtande im Ruhrgebiet ein Ende bereiten 
werde. Sie konnte nicht anders handeln. Sie wußte, daß ſie 
nicht mehr imſtande iſt, den Widerſtand zu finanzieren, aber die 
verdrießliche Erklärug des unvermeidlichen Waffenſtillſtandes 
bedeutet nichts, von der Ausführung hängt alles ab. 
Wir beurteilen Deutſchland nach ſeinen Taten. Es hat darauf 
verzichtet, Bedingungen zu ſtellen. Das iſt gut, aber es muß uns 
jetzt zeigen, daß es wirklich geneigt iſt, in den beſetzten Gebieten 
die Ausbeutung der beſchlagnahmten Pfänder zu erleichter. 
Wenn es verlangt, daß wir die getroffenen Maßnahwen 
            zurück=
nehmen, die wir, ſei es für unſere Sicherheit, ſei es für unſere 
Reparationszahlungen für unerläßlich betrachten, wenn es den 
Hintergedanken hat, von uns Vorteile dafür einzutauſchen gegen 
einfache Worte der Underwerfung, dann würden wir keinen 
Schritt zur Entſpannung getan haben. Der Augenblick iſt alſo 
noch nicht gekommen, unſere Aufgabe für beendet zu betrachten. 
Die Arbeit von worgen iſt viel ſchwieriger, als die Arbeit, die 
wir vollbracht haben. Frankreich hat noch nicht den Sieg, die 
ihm die Verträge garanitert haben, aber wir werden ihn 
            er=
langen. Wir haben es geſchworen, wir werden unſeren 
Schwur halten. 
Poitcar3s Montagsrede. 
TU. Paris, 1. Olt. In der bereits wiedergegebenen 
Sonntagsrede Poincarés iſt noch keine Anſpielurg auf die von 
der deutſchen Regierung beſchloſſene Wiederaufnahme der 
Naturallieferungen enthalten Am Quai dOrſay erklärt man, 
Poincaré werde in ſeiner heutigen Rede in Bar=le=duc, die 
            aller=
dings im wefentlichen innerpolitiſche Probleme behandeln werde, 
bielleicht auch einige Ergänzungen zu ſeiner geſtrigen Rede 
            an=
bringen. Im übrigen iſt man in Paris der Auffaſſung, daß 
der deutſche Beſchluß, die Naturallieferungen an Frankreich 
und England wieder aufzunehmen, noch weitere Kommentare 
bedarf. 
Kein halber Sieg! 
Paris 1. Okt. (Wolff.) In Clermont hielt 
            Kriegsmini=
ſter Maginot anläßlich der Enthüllung eines Kriegerdenkmals 
eine Rede, in der er erklärte: Jetzt müſſen wir für unſer Land 
das beſie aus dem neuen Frieden ziehen und alles verſuchen, 
            da=
mit dieſer nicht eine Enttäuſchung bringt. Der Sieg wäre nur 
ein Wort, wenn er nicht Realitäten einbringen würde. Das 
Volk, das hinter ſeinen Lorbeeren ſtirbt, ähnelt mehr dem 
            beſieg=
ten Volk. Ich kann Ihnen die Verſicherung geben, daß die Re=
einer raſchen Löſung opfern.
 Anfrage des „Temps” beim deutſchen Kabinett. 
FU. Paris, 1. Okt. Der Temps fragt das Kabinett 
Streſemann, ob es die Kohlenlieferungen an Frankreich und 
Belgien zu bezahlen beabſichtige, oder ob es den 
            Bergwerks=
beſitzern lediglich die Erlaubnis geben wolle, dieſe Lieferungen 
auus zuführen unter der Vorausſetzung, daß ſie von den beiden 
            Län=
dern bezahlt werden. Sollte dieſe Vermutung zutreffen, ſo 
            be=
deute das nur eine neuerliche Rechtfertigung der 
            Pfandergrei=
fung. Frankreich und Belgien ſeien in das Ruhrgebiet 
            ein=
marſchiert, um ſich bezahlt zu machen. 
Agitation der franzöſiſchen Kommuniſten. 
EU Paris, 29. Sept. Die kommuniſtiſche Partei 
            Frank=
reichs entfaltet ſeit einigen Tagen in der Hoffnung auf einen 
kommuniſtiſchen Umſturz in Deutſchland eine rege 
            Propaganda=
tätigkeit. Die komuniſtiſche C. G.d.T. (Allgemeiner 
            kommuniſti=
ſcher Arbeiterverband) hat, wie die Humanité mitteilt, angeſichts 
der Ereigniſſe, die ſich zurzeit in Deutſchland zutragen, einen 
Ausſchuß gebildet, in der Abſicht, die Arbeitermaſſen auf den 
Generalſtreik vorzubereiten und der Erdroſſelung der deutſchen 
Revolution durch franzöſiſches Militär mit allen Mitteln zu 
            be=
gegnen. Gleichzeitig veröffentlicht die Humanité eine 
            Prokla=
mation der kommuniſtiſchen Jugendderbände an die Soldaten, 
worin dieſe aufgefordert werden, auf den Befehl ihrer 
            Vorgeſetz=
ten hin nicht auf die deutſchen Arbeiter zu ſchießen, ſondern ſich 
mit ihnen zu verbrüdern. 
Amerikas Intereſſe für die europäiſche Lage. 
London, 29. Sept. (Wolff.) Reuter meldet aus 
            Waſhing=
ton: Präſident Coolidge empfing geſtern den Generaldirektor 
des Reuterſchen Bureaus, Sir Roderick Jones im Weißen 
Hauſe. Bei der Beſprechung der internationalen Angelegenheiten, 
die ſehr vertraulicher Art war, ſagte der Präſident, die Art und 
Weiſe, in der das britiſche Volk ſeine Schulden an Amerika 
regelte, mechte in den Vereinigten Staaten tiefen Eindruck und 
könne nicht ermangeln, gute Folgen zu zeitigen. Coolidge bewies 
lebhaftes Intereſſe für die gegenwärtige europäiſche Lage, über 
die er genau unterrichtet iſt. 
empor und umkreiſt eine halbe Stunde lang den 1730 Meter 
hohen Newtondöppen, das höchſte Gebirge Spitzbergens. „
            Nach=
dem ich etwa 100 Meter Film gemacht und den Aufnahmeort in 
der leider ſehr ungenauen Seekarte eingetragen habe, gebe ich 
Zeichen zum Kurs Nordnordoſt. An Stelle der ſtolzen Gipfel 
treten rieſige Gletſcherplateaus, auf denen man auch mit dem 
Waſſerflugzeug hätte landen können. Nach Norden erſtreckt ſich 
ein nahezu 100 Kilometer langer, nach allen Seiten flach 
            abfal=
lender Eisſchild gleich einem Leichentuch. Nach 
            zweieinhalb=
ſtündigem Fluge ſchrauben wir uns nun auf 2000 Meter hinauf. 
Nach Nord und Oſt blicken wir über den ſo gefürchteten 
            Schiff=
fahrtsweg der Hinlopenſtraße hunderte von Kilometer hinein in 
das rätſelhafte Nordoſuland, deſſen Inlandseis ſich wie ein 
            Lava=
ſtrom in das umliegende Meer ergießt. Von der in Nanſens 
Karte eingetragenen, über 490 Meter hohen Eiswand konnte ich 
nichts bemerken, im Gegenteil ſchien mir das Inlandeis aus. 
kiner einzigen, ſanft gewellten Eisfläche zu beſtehen.” Auf der 
Höhe der Walfiſchbai wird der 80. nördliche Breitengrad 
            über=
flogen, dann geht es nach Weſten und der Motor arbeitet ſich 
über die ſchneebedeckte Tundrafläche der Renntierhalbinſel; es 
geht zum Virgohafen auf der Däneninſel über die Croß=Bat zur 
Kings=Bei. „Aus einem unendlichen Wolkenmeer, das ſich wie 
eine feurig=flüſſige Goldmaſſe über das Meer nach Weſten 
            er=
gießt, ragen die kriſtallenen Berge des Prinz Karl=Vorlandes 
in langgeſtreckter Front nach Süden hinaus. Gewaltige 
            Gletſcher=
ſtröme führen aus dem aus Schutthalden beſtehenden „Drei 
            Kro=
nen” nach Ekman= und Dickſon=Bai, auf die wir jetzt zuhalten. 
Nach 40 Minuten dauerndem Fluge über die Gletſcherwelt des 
König Oskar II.=Land befinden wir uns jetzt über dem 
            Eis=
fjord. Als Neumann um 6 Uhr 15 Minuten 1600 Meter über 
der Walfangſtation unſeren teueren Metallvogel in eleganten 
Spiralen niedergleiten ließ, da laſſe ich ein letztes Mal meine 
ſchaumüden Augen über das mir lieb gewordene Spitzbergen 
gleiten.‟ Der Flug hatte neben einer reichen Ausbeute an 
            photo=
graphiſchem und Filmmaterial von bisher noch völlig 
            unbekann=
ten arktiſchen Gebieten wertvolle Erfahrungen über die 
            Verwen=
dung des Flugzeuges in der Polarzone gebracht. Ein Flug nach 
dem Nordpol erſchient danach als Leichtigkeit, ſolange der 
            Mo=
tor arbeitet und die Witterung gut iſt. Aber wenn man zur 
            Not=
landung gezwungen iſt und nicht mehr hochkommt, dann iſt eine 
Rettung ohne Hundeſchlitten und Proviant unmöglich. „Die 
            Er=
oberung des Pols mittels Flugzeugs,” urteilt Mittelholzer, 
„wird ſolange eine „sporting-chance” bleiben, bis es möglich 
ſein wird, in einem Großflugzeug alle nur erdenklichen 
            Hilfs=
mittel für einen etwaigen Rückzug über das Eis mitführen zu 
können. Heute ſind daher die Ausſichten für ein Lenkluftſchiff, 
* B. einen Zeppelinkreuzer, günſtiger, aber die raſch ändernden 
Wetterlagen ſprechen doch eher für ein Flugzeug mit großer 
            Ge=
ſchwindigkeit als für einen relativ langſames Luftſchiff.”
Rummer 221.
Darmſtädter Tagblatt, Montag, den 1. Oktober 1923
Seite 3.
 Kahrs Kriegserklärung. 
* München, 1. Okt. (Priv.=Tel.) Die bisher wichtigſte 
und weittragendſte Maßnahme des bayeriſchen Staatskonmiſſars 
Dr. v. Kahr, nämlich die Außerkraftſetzung der Beſtimmungen 
des Geſetzes zum Schutze der Republik für Bayern, iſt bisher 
in Bayern in der Oeffentlichkeit nur ſehr wenig beachtet worden. 
Die Nachricht iſt in lakoniſcher Kürze lediglich in der Bayeriſchen 
Staatszeitung gebracht worden, während die ganze übrige 
            Mün=
chener Tagespreſſe erſt am Montag in der Loge ſein wird, ſie 
mitzuteilen und dazu Stellung zu nehmen. Nach unſeren 
            Infor=
mationen dürfte vom Generalſekretariat die Herausgabe einer 
erläuternden Erklärung zu der geſchaffenen einſchneidenden 
            Maß=
nahme zu erwarten ſein. Das einzige Organ, das bisher zu dem 
Ereignis Stellung nimmt, iſt die geſtern erſchienene Münchener 
Sonntagszeitung, die unter der Ueberſchrift „Kriegserklärung” 
ausführt, daß die Maßnahme des Generalſtaatskommiſſars 
            be=
deute, daß die mit dem Kabinett Lerchenfeld getroffenen 
            Ber=
liner Vereinbarungen von Bayern einſeitig aufgehoben worden 
ſind. Der dadurch vor Jahresſchluß beigelegte Konflikt dürfte 
damit wieder aufleben. 
Zu den Maßnahmen von Kahrs. 
TU. München, 1. Okt. Nach den Informationen der 
Münchener Vertretung der TU. dürfte das Generalſekretariat 
eine erläuternde Erklärung zu der vom Generalſtaatskommiſſar 
getroffenen Maßnahme der Außerkraftſetzung der 
            Vollzugsver=
ordnungen für das Geſetz zum Schutze der Republik für Bayern 
herausgeben. 
Berlin, 30. Sept. (Priv.=Tel.) Am Samstag 
            nachmit=
tag fand eine längere Beſprechung des Reichspräſidenten mit 
dem Reichskanzler und dem Miniſter Geßler und Sollmann 
über die neueſten Maßnahmen des bayeriſchen 
            Generalſtaats=
kommiſſars ſtatt. Eine Sitzung des Reichskabinetts wurde nicht 
abgehalten. Es wurden keine Beſchlüſſe gefaßt, jedoch noch im 
Laufe des geſtrigen Abends Beſprechungen mit den bayeriſchen 
Stellen aufgenommen. Nach den bisher vorliegenden 
            Meldun=
gen hob der bayeriſche Generalſtaatskommiſſar lediglich die 
            baye=
riſchen Vollzugsbeſtimmungen auf, alſo jene Vorſchriften, durch 
die die näheren Beſtimmungen über die Durchführung des 
            Schutz=
geſetzes durch die bayeriſchen Landesſtellen getroffen ſind, 
            Gegen=
über Gerüchten, wonach eine Umbildung des Kabinetts und der 
Rücktritt des Reichskanzlers bevorſtehe, berichten die Blätter 
übereinſtimmend, daß es ſich hierbei um Falſchmeldungen 
            han=
delt, die jeder Grundlage entbehren. 
* 
Nürnberg, 30. Sept. (Wolff.) Der 
            Generalſtaatskommiſ=
ſar v. Kahr hat dem Staatskommiſſar von Nürnberg und 
Fürth, dem Oberregierungsrat Gareis, auf Grund des 
            Aus=
nahmezuſtandes die Polizeiexekutive für Nürnberg und Fürth 
als ſeinem Vertreter übertragen. Mit der am 1. Oktober 
            erfol=
genden Errichtung der ſtaatlichen Polizeidirektion in Nürnberg 
gehen die polizeilichen Befugniſſe des Stadtrats ſowieſo an den 
Staatskommiſſar über. 
Die Lage in München. 
TU. München, 1. Okt. In München herrſcht nach wie 
vor Ruhe. Am geſtrigen Sonntag ſtand die Stadt im Zeichen 
des Gedenkfeſtes der Angehörigen des ehemaligen Königlichen 
Bayeriſchen Infanterie=Leibregiments, das unter rieſiger 
            Be=
teiligung, beſonders auch aus der Provinz, in Anweſenheit von 
Mitgliedern des früheren Königshauſes in einfachem Rahmen 
abgehalten wurde, aber durch einen großen Feſtzug mit vielen 
Fahnen und Muſikkorps die Aufmerkſameit weiter Kreiſe auf 
ſich zog. Vom Generalſtaatskommiſſariat ſind Mitteilungen für 
die Preſſe heute nicht herausgegeben worden. Was die Haltung 
der Sozialdemokratie anbelangt, ſo iſt zu bemerken, daß geſtern 
der Landtagsabgeordnete Auer und der Reichstagsabgeordnete 
Unterleitner beim Reichswehrkomandanten General v. Loſſow 
Vorſtellungen wegen der Maßnahmen des Herrn v. Kahr 
            er=
heben wollten, aber nicht empfangen wurden, worauf ſie ſich, 
wie bereits gemeldet, am Abend nach Berlin begaben. 
            Er=
wähnenswert iſt vielleicht noch, daß der frühere Staatsſekretär 
der Reichskanzlei Hamm ſich gegenwärtig in München befindet, 
wo er am Sonntag vormittag mit dem Reichsgeſandten v. Haniel 
eine Beſprechung hatte. 
Berlin, 1. Okt. Wie aus München gemeldet wird, waren 
zu der bereits gemeldeten Einweihung einer Gedenktafel für die 
Kriegsgefallenen des Leibregiments über 200 000 Angehörige des 
Regiments anweſend. Unter anderen war der Kronprinz 
            Rupp=
recht und die Generäle Loſſen, Bothmer und Epp erſchienen. Bei 
dem Vorbeimarſch an Prinz Rupprecht begrüßte ihn das 
            Publi=
kum mit dem Ruf: Es lebe der König!
 Die Finanzen des Großherzogs. 
Roman von Frank Heller. 
Copyright bei Georg Müller Verlag, München. 
(Nachdruck verboten.) 
„Nicht wahr? Ach, und denken Sie ſich, daß niemand in 
Europa ihm zu Hilfe kommen wollte! Daß niemand ihm 
            beige=
ſprungen iſt! Das iſt ſchmachvoll, unverantwortlich. Wenn 
mein Bru ... wenn irgend jemand . . Glauben Sie, daß dieſe 
Schurken ihn für Geld ausliefern würden? Daß man ihn 
            frei=
kaufen könnte, wenn er gefangen iſt? Ich habe daran gedacht. . ." 
„Sie haben daran gedacht? Sie ſind die weitherzigſte junge 
Dame, die ich je getroffen habe! Aber ich fürchte, es würde 
Ihnen ſchwer fallen, ihn frei zu kaufen, wenn er gefangen 
            ge=
halten wird. Niemand wollte Geld für ihn riskieren, ſolange er 
regierte, und nun er geſtürzt iſt, wird erſt recht keiner darauf 
            er=
picht ſein." 
„Sagen Sie mir . . .” ſie zögerte, „wie ſieht er denn aus? 
Gut, nicht wahr?” 
„Tja, ich weiß nicht, was ich ſagen ſoll, Madame. Gut kann 
man kaum ſagen. Er hinkt doch, wie Sie wiſſen!“ 
„Hinkt! Was ſchadet das? Das tun ja ſo . . . 
Sie unterbrach ſich raſch und betrachtete ihn entſchuldigend. 
„Ich ... ich habe gehört, daß er ſehr ſtattlich und fein gebildet 
ſein ſoll." 
„Von Mr. Pelotard.” 
„Von Ihrem Mann? Kennt Ihr Mann denn den 
            Groß=
herzog?” 
„Ich .. ich weiß nicht. Ich glaube nicht. Mir ſcheint, er 
fährt das erſte Mal hierher. 
„Sie wiſſen nicht? Sind Sie nicht beſſer über die 
            Angelegen=
heiten Ihres Mannes orientiert, Madame?” 
„Er kann doch dort geweſen ſein, bevor wir . . ." 
„Bevor Sie geheiratet haben, ich verſtehe. Sind Sie ſchon 
lange verheiratet, Madame, wenn ich mir die Frage erlauben 
darf?” 
Zur großen Verwunderung des Großherzogs war die 
            Ant=
wort auf dieſe Frage ein tiefes Erröten, das ſich plötzlich über 
das ganze Geſicht Madame Pelotards vom Kinn bis zum 
            Haau=
anſatz verbreitete. Befürchtend, daß er eine Dummheit geſagt 
hatte, aber ahnungslos, wie er ſie gut machen ſollte, ſtammelte er: 
„Ah, ich verſtehe . . . iſt es möglich .. iſt das Ihre 
            Hoch=
zeitsreiſe?" 
Was er im nächſten Augenblick von Madame Pelotard ſah, 
war ihr wohlgeformter Rücken und zwei kleine Lackſchuhe, die 
ihre Trägerin im Eilmarſch über das Verdeck zur Paſſagier=
 Sonntagsſitzung des Reichskabinetts. 
TU. Berlin, 1. Okt. Das Reichskabinett trat geſtern 
machmittag zu einer Sitzung zuſcnmen, um zur politiſchen Lage 
Stellung zu nehmen. Die Beratungen galten, wie in 
            unterrich=
teten Kreiſen verlautet, der Vorbereitung der in der nächſten 
Reichstagsſitzung vom Reichskanzler für die Regierung 
            abzu=
gebenden Erklärungen. Dieſe werden ſich in erſter Linie auf die 
außenpolitiſche Haltung der Reichsregierung beziehen. Ferner 
wird über die durch die Verhängung des Ausnahmezuſtandes 
über das Reich entſtandene Lage und das dadurch geſchaffene 
Verhältnis des Reichs zu den Ländern berichtet werden. Endlich 
werden die vom Kabinett in Ausſicht genommenen Maßnahmen 
auf wirtſchaftlichem, finanziellem und ſozialem Gebiet zum 
            Ge=
genſtand der Erklärung der Reichsregierung gemacht werden. 
Man nimmt in Regierungskreiſen an, daß bis zur 
            Reichstags=
ſitzung die offiziellen Erklärungen Frankreichs und Belgiens 
über die nach der Aufgabe des paſſiven Widerſtandes von dieſen 
Ländern einzunehmenden Haltung vorliegen werden. Sollte dies 
nicht der Fall ſein, ſo wird ſich die Regierung auch über ihre 
eventuelle Stellung zu den kommenden Ereigniſſen äußern, 
            ins=
beſondere zu den von einzelnen Stellen der franzöſiſchen 
            Ver=
waltung an die deutſchen Eiſenbahnbeamten und Arbeiter 
            ge=
ſtellten Anſinnen. 
Optimismus in Amerika. 
Paris, 29. Sept. Die Havasagentur verbreitet folgenden 
Stimmungsbericht aus Waſhington, die Einſtellung des paſſiven 
Widerſtandes werde mit Optimismus von den höheren 
            Perſön=
lichkeiten der Verwaltung ausgedeutet. Was die Lage in 
Europa anbetreffe, ſo erkläre man im Weißen Hauſe, Präſident 
Coolidge hoffe, auf Grund der letzten Nachrichten, die er 
            erhal=
ten habe, daß eine endgültige Regelung der großen Probleme, 
die demnächſt zur Tagesordnung kommen, erfolge. 
Erhöhte Produktionsleiſtung Grundlage der 
Währungsbank. 
Berlin, 29. Sept. (Wolff.) Der Finanzpolitiſche Ausſchuß 
des vorläufigen Reichswirtſchaftsrats beſchäftigte ſich mit dem 
Geſetz über die Währungsbank. Die Vorlage wurde 
            an=
genommen und eine Entſchließung gefaßt, welche beſagt: Der 
Ausſchuß ſtimmt dem Geſetzentwurf zu, trotz der Bedenken, die 
ſich gegen die vorgeſchlagene Zwiſchenlöſung vom Standpunkt 
veiner währungspolitiſcher Grundſätze aus vorbringen laſſen. Es 
wird indeſſen nötig ſein, daß die Lebensdauer der 
            Wäh=
rungsbank beſchränkt wird und ſo ſchnell wie möglich durch 
die Wiedereinführung einer wirklichen Goldwährung 
abgelöſt wird. Der Finanzpolitiſche Ausſchuß möchte auch bei 
dieſer Gelegenheit noch einmal auf das Eindringlichſte darauf 
hinweiſen, daß ſich weder die Goldwährung noch irgendeine 
            an=
dere Währung vertbeſtändig erhalten läßt, wenn es nicht gelingt, 
das außerordentliche Minus unſerer Volkswirtſchaft 
durch eine ſtark erhöhte Produktionsleiſtung 
und die Beſeitigung des Leerlaufs in unſerer Arbeit 
ausder Welt ſchaffen. 
Weiterer Roggenverkauf gegen Goldanleihe. 
Verlin, 30. Sept. (Wolff.) Infolge der verſpäteten Ernte 
ſind ſehr viele Landwirte erſt im Oktober in der Lage, einen 
            nen=
nenswverten Teil ihrer Ernte auf den Markt zu bringen. Das 
her im Benehmen mit dem Reichsfinanzminiſterium entſchloſſen, 
die Ermächtigung, Roggen und Weizen gegen Goldanleihe zu 
verkauſen, die urſprünglich nur für September galt, auf den 
            Ok=
tober auszudehnen. Der Landwirt wird alſo noch einen weiteren 
Monat die Möglichkeit haben, für ſein Getreide 
            ſteuerwertbeſtän=
diges Zahlungsmittel zu erhalten. 
Um den verſchiedentlich aufgetauchten Zweifel zu beſeitigen, 
ſei darauf hingewieſen, daß der Landwirt die Wahl hat, ſeinen 
Roggen oder Weizen der Reichsgetreideſtelle durch die 
            Genoſſen=
ſchaften oder Händler oder auch unmittelbar anzubieten. Aus 
techniſchen Gründen kommen allerdings, für den unmittelbaren 
Verkauf vom Landwirt an die Reichsgetreideſtelle Mengen unter 
15 Tonnen (volie Waggonladungen) nicht in Frage. Der kleinere 
Landwpirt wird daher zweckmäßig ſo verfahren, daß er das 
            Ge=
treide einer Genoſſenſchaft oder an Händler unter der Bedin= die deutſchen Kohlenpreiſe über die Weltmarktparität erhöht 
gung verkauft, daß die Ware an die Reichsgetreideſtelle gegen 
Goldauleihe weitergegeben wird. Soweit hierbei der Verkehr 
zwiſchen der Reichsgetreideſtelle bzw. der Genoſſenſchaft und dem 
Händler in Frage kommt, wird die Reichsgetreideſtelle alles tun, 
damit auch der kleinere Landwirt möglichſt ſchnell in den Beſitz 
von Goldanleiheſtücken nebſt Berechtigungsſchein kommt.
 treppe trugen; eine Sckunde ſpäter ſah er nicht einmal dies. 
Madame Pelotard war, ohne irgend welche Gründe für ihr 
            Be=
tragen anzugeben, ohne ein Wort der Erklärung, und ohne ſich 
ein einziges Mal umzudrehen, verſchwunden. 
Wahrhaftig, die Jacht „Der Storch” barg mehr Myſterien, 
als ihn ſeine regiſtrierte Tonnenzahl berechtigte. Barum in 
aller Welt muß eine junge Frau, die am Tage vorher wie 40 
ausſah, und durch eine wunderbare Teintkur das Ausſehen einer 
Zwanzigjährigen bekommen hat, erröten, wenn man ſie höchſt 
achtungsvoll fragt, wie lange ſie verheiratet iſt? Erröten und 
dann entfliehen wie die keuſche Diana! Und dieſe Frau, die mit 
einem Journaliſten verheiratet iſt, der für Zeitungen arbeitet, 
die ſie nicht kennt, ſowie für ein Börſenblatt, das 
            Kriegs=
korreſpondenten entſendet — dieſe Frau iſt voll Unruhe über das 
Schickſal, das einen Großherzog getroffen hat, den ſie nie geſehen, 
und deſſen Namen ſie in aufreizender Weiſe verdreht! Iſt von 
Unruhe für ihn erfüllt, wagt ſich nicht die Möglichkeit zu denken, 
daß er tot iſt, findet, daß ſeine Untertanen, von ihr Schurken 
tituliert, ſamt und ſonders erſchoſſen werden ſollen, wenn ſie 
ein Haar auf ſeinem Kopf gekrümmt haben, 
„Von wem denn, wenn ich fragen darf?” 
und verhört (ohne zu wiſſen) eine halbe Stunde lang ihn 
ſelbſt über ſich ſelbſt. 
Wahrhaftig, der Kopf kann einem um Geringeres ſchwindeln. 
Um viel Geringeres! 
Ehe noch dieſe Gedanken, die einander mit der 
            Geſchwindig=
keit eines elektriſchen Stromes mit einem Kupferdraht ablöſten, 
Don Namons Kopf durchkreuzt hatten, ſah er plötzlich den 
Gatten der Dame, die ihn ſo intrigierte, die Treppe 
            hinaufkom=
men, über die ſie ſoeben verſchwunden war, und mit einem 
ruhigen Nicken auf ihn zuſchreiten. 
Guten Morgen, Graf! Wie geht es? Sie ſind matinal. — 
Ich hörte eben von Madame Pelotard, daß Sie beide ſchon eine 
lange Konferenz hier auf Deck hatten." 
„Ja, eine Konferenz, die von Madame in einer Weiſe 
            ab=
gebrochen wurde, die mich annehmen läßt, daß ich ſie tief verletzt 
haben muß, Monſieur, ich bitte Sie, zu glauben, daß ich 
            untröſt=
lich wäre, wenn es ſich ſo verhielte! Ich kann nur ſagen, daß 
ich mir nichts bewußt bin 
„Aber ich bitte Sie, Graf, beruhigen Sie ſich, es iſt nicht ſo 
gefährlich. Madame fand (unter uns geſagt) den Seegang etwas 
zu ſtark. Sie ſagte es mir eben jetzt.” 
„Den Seegang! Aber Madame ſcheint doch auf dem Meere 
geboren zu ſein.” 
„Ach, Sie wiſſen, das Meer und das Weib ſind zwei Dinge, 
die gleich unberechenbar ſind.” 
Der Großherzog beeilte ſich, dies aus vollſtem Herzen 
            zu=
zugeben.
 Keine Neueinſtellungen bei der Reichswehr. 
TU. Berlin, 29. Sept. Halbamtlich wird mitgeteilt: In 
der Umgegend von Berlin ſind während der letzten Tage vielfach 
Trupps jugendlicher Perſonen aufgetaucht, die ſich der 
            Reichs=
wehr zur Verfügung zu ſtellen beabſichtigen. Da ein 
            ausdrück=
liches Militärverbot zur Anwerbung und Einſtellung derartiger 
Freiſchärler vorliegt, machen ſich Veranſtalter und Teilnehmer 
an der Bildung derartiger Trupps wegen Zuwiderhandlung 
gegen die Verordnung des Reichspräſidenten vom 24. Mai 1921 
betreffend das Verbot militäriſcher Verbände ſtrafbar. Der 
Polizeipräſident von Berlin hat infolgedeſſen die Beamten der 
Schutzpolizei angewieſen, beim Auftauchen ſolcher Trupps ſofort 
einzuſchreiten und die Teilnehmer feſtzunehmen. 
Ablehnung von Gehaltserhöhungsforderungen 
von Beamten. 
TU. Berlin, 29. Sept. Geſtern fanden im 
            Reichsfinanz=
miniſterium die wöchentlichen Verhandlungen über eine 
            Erhöh=
ung der Beamtengehälter und der Staatsarbeiterlöhne ſtatt. Die 
Regierung lehnte es ab, mit den Beamtenorganiſationen über 
eine Erhöhung zu verhandeln, da die Beamtengehälter bereits 
26 Prozent über der Teuerung lägen. Die 
            Beamtenorganiſatio=
nen mußten ſich mit dieſem Beſcheid einverſtanden erklären. Die 
nächſte Verhandlung über die Erhöhung der Beamtengehälter 
findet am 1. Oktober ſtatt. 
Die Verwendung der Rhein= und Ruhrhilfe. 
EV. Berlin, 30. Sept. Ueber die Kreditgewährung des 
Reiches, insbeſondere über die Rhein=Ruhr=Unterſtützung werden 
völlig irreführende Gerüchte verbreitet. Insbeſondere wird über 
die ungeheure Summe geſprochen, die Kohlenbergbau und 
            Groß=
eiſeninduſtrie erhalten hätten. Demgegenüber muß feſtgeſtellt 
werden, daß die Geſamtheit der eiſenſchaffenden Induſtrie 
            wäh=
rend der ganzen Dauer der Ruhraktion rund 20 Millionen 
            Gold=
mark aus der Rhein=Ruhr=Hilfe erhalten hat. Dieſe Summe 
entſpricht etwa 0,08 Prozent der geſamten für Rhein= und Ruhr= 
Hilfe aufgewandten Beträge. Damit konnte ſelbſtverſtändlich nur 
ein beſcheidener Teil der verausgabten Löhne und Gehälter 
            ge=
deckt werden. Nebenhergehend ſind wertbeſtändige Kredite in 
Form von reinen Warenwechſeln in Anſpruch genommen worden. 
Die dem Ruhrbergbau zugefloſſenen Lohnſicherungsgelder 
            betru=
gen ebenfalls nur einen verhältnismäßig niedrigen Anteil der 
Geſamtausgaben, nämlich 7,8 Prozent, während die Belegſchaft 
des Ruhrbergbaues mit ihren Familien faſt 20 Prozent der 
            Be=
völkerung des geſamten beſetzten Gebietes ausmacht. Die 
            orga=
niſierte und kontrollierte einheitliche Zuweiſung von Zahlungen 
an die im „rheiniſch=weſtfäliſchen Kohlenſyndikat vereinigten 
Ruhrzechen, wie an die in der Stahlfinanzierungsgeſellſchaft 
            ver=
tretenen Hüttenwerke hatten jeden Mißbrauch verhindert. 
            Zu=
dem ſind alle Unterſtützungsmaßregeln im Kohlenbergbau 
            ſei=
tens des Reichskohlenrates, alſo auch ſeitens der Arbeitnehmer, 
einhellig gebilligt worden. 
Die neuen Kohlenpreiſe. 
Berlin, 30. Sept. (Wolff.) Die neuerliche Erhöhung der 
Lebenshaltungskoſten hat für den Bergbau einen Schiedsſpruch 
gezeitigt, der für das beſetzte Gebiet eine Lohnſteigerung um 
75 Prozent und für das unbeſetzte Deutſchland um 50 Prozent 
für die laufende Woche vorſieht. Infolgedeſſen ſchritten die 
            Or=
gane der Kohlenwirtſchaft geſtern zu neuen 
            Preiserhö=
hungen. Es wurde einſtimmig beſchloſſen, den Netto=
            Gold=
warkpreis im Ruhrkohlengebiet für Fettförderkohle von den 
            bis=
herigen 20,98 auf 36,48 Goldwark zu erhöhen. Da zu dieſen 
Preiſen neben den übrigen bekannten Auflagen insbeſondere 
Reichsminiſterium für Ernährung und Landwirtſchaft hat ſich da= die Kohlenſteuer tritt, erhielt dieſer Beſchluß einſtimmig 
            folgen=
den Zuſatz: „Der Reichskohlenverband und der Große Ausſchuß 
des Reichskohlenrats gehen, bei dieſer Beſchlußfaſſung über die 
Feſtſetzung der neuen Nettopreiſe angeſichts der hohen 
            Kohlen=
preiſe davon aus, daß durch den Abbau der Kohlenſteuer eine 
            Er=
höhung der Bruttokohlenpreiſe (alter Bruttopreis für Nu 
            r=
fettförderkohle 38,45 Goldmark) um mehr als 5 Prozent 
            verinie=
den wird.‟ Dieſer Beſchluß will alſo die Lohnerhöhung aus dem 
Abbau bzw. Wegfall der Kohlenſteuer abgedeckt wiſſen; denn der 
für das Ruhrrevier gefaßte Beſchluß ſoll grundſätzlich auch auf 
die übrigen Reviere ausgedehnt werden. Der Vertreter des 
Reichswirtſchaftsminiſters beanſtandete für die im unbeſetzten 
Deutſchland liegenden Randzechen des Ruhrgebiets und für die 
übrigen deutſchen Reviere den Beſchluß inſoweit, als durch ihn 
werden. Der Beſchluß macht hiernach ſofortige Entſcheidungen 
der maßgebenden Stellen hinſichtlich der Kohlenſteuer notwendig, 
da der Bergbau erklärte, daß er die erhöhten Löhne aus den 
vom Reichswirtſchaftsminiſter zugebilligten Preiſen nur unter 
Inanſpruchnahme der Kohlenſteuer decken könne. Dieſe 
            entſchei=
denden Verhandlungen ſchweben zurzeit.
 „Sie könnten ſagen, unbegreiflich. Profeſſor, ohne zu 
            über=
treiben. Aber was Ihre Gemahlin betrifft, ſo iſt bei ihr dieſe 
Unberechenbarkeit noch bemerkenswerter als bei anderen 
Frauen.” 
„Wieſo?” 
„Sie gilt nicht nur ihrem Inneren wie bei jenen, ſondern 
auch dem Aeußeren. Sie ſtellten mich geſtern einer 
            vierzigjäh=
rigen Madame Pelotard vor, ich fand heute eine Zwanzigjährige 
wieder.” 
„Ach, Graf, die Beleuchtung, Sie wiſſen doch! Und die 
Seeluft!” 
„Die Seeluft? Ich glaubte, Madame hätte eben eine 
Teintkur abgeſchloſſen?!“ 
„Ja .. ja natürlich! Das hätte ich beinahe vergeſſen. Ja, 
allerdings, eine Teintkur, die heute beendigt iſt." 
„Sie ſagte es mir. Hingegen wollte ſie mir nicht ſagen, für 
welche Zeitung Sie ſchreiben. Ich hatte beinahe den Eindruck, 
als wüßte ſie es nicht recht.” 
„Ah, mon Dieu, Graf, Sie können doch nicht verlangen, daß 
ſo etwas eine Dame intereſſiert. 
„Nein, vielleicht nicht. Hingegen intereſſiert ſich Madame 
Pelotard offenbar ſehr für das Ziel unſerer Reiſe. Sie fragte 
mich nach beſten Kräften über Minorca aus.” 
„Ja, ſie intereſſiert ſich ſehr für Minorca.” 
„Und noch mehr für den Großherzog! Profeſſor, es iſt Ihr 
Glück, daß er abgeſetzt iſt! Wenn er am Leben wäre, und das 
Intereſſe Ihrer Frau erwidern würde, ſo könnte es ſchon 
            ge=
ſchehen, daß Sie Minorca ohne ſie verlaſſen müßten.” 
„Sie glauben, daß Madame Pelotard ſich ſo lebhaft für den 
Großherzog intereſſiert?" 
„Es machte mir beinahe den Eindruck.” 
„Und glauben Sie, daß der Großherzog ihr Intereſſe 
            er=
widern würde?" 
Es lag ein ſpöttiſcher Unterton in Philipp Collins Stimme, 
der den angeblichen Grafen von Punta Hermoſa zuerſt 
            intri=
gierte und dann reizte. Wenn der Gedanke nicht ſo abſurd 
            ge=
weſen wäre, er hätte beinahe glauben können, daß Herr 
            Pelo=
tard etwas wußte, ja mehr, daß der Profeſſor daſtand und ſich 
über ihn luſtig machte! Ohne ſich zu beherrſchen, rief er: 
„Das iſt etwas, wovon ich überzeugt bin, mein beſter 
            Pro=
feſſor.! 
Philipp drehte den Kopf, anſcheinend um zu ſehen, ob der 
Matroſe am Steuer noch immer ſeine Obliegenheiten verſah. 
Dann wendete er ſich zum Großherzog um. 
„Wir wären geſtern abend beinahe fünf geworden,”, ſagte 
er. „Ohne Kapitän Dupont hätten wir vielleicht nicht 
            aus=
weichen können.” 
(Fortſetzung folgt.)
Seite X.
Darmſtädter Tagbkatt, Montag, ben 1. Oktober 1923.
Rummer 271.
Stadt und Land.
 Darmſtadt, 1. Oktober. 
— Ausſtellung Mathildenhöhe. Auf vielſeitiges Verlangen wird die 
Mathildenhöhe=Ausſtellung auch noch dieſe Woche geöffnet ſein, jedoch 
nur nachmittags von 3—6 Uhr. Am 7. Oktober, als am Schlußtage, 
wird die Ausſtellung noch einmal durchgehend von 10 Uhr vormittags 
bis 6 Uhr abends geöffnet ſein. 
v. HI. 
Die Freie literariſch=künſtleriſche Geſellſchaft hat für den kommenden 
Winter wieder einen ſtarken Zuwachs an neuen Mitgliedern zu 
            ver=
zeichnen, was nach dem vor Kurzem veröffentlichten ausgezeichneten 
            Win=
terprogramm erklärlich iſt. Soweit die Mitgliederkarten noch nicht 
            zu=
geſtellt ſind, werden ſowohl die ſeitherigen, wie die neuen Mitglieder 
            er=
fucht ihre Karten bis Donnerstag, den 5. Oktober, bei der 
            Buch=
handlung A. Bergſträßer abzuholen, da wegen des ſtarken Andrangs 
ſonſt anderweitig über die Plätze verfügt werden muß. Die niedrige 
Schlüſſelzahl für die Plätze bleibt bis zu dieſem Tage in Geltung. 
* Bibliothekar Prof. D. theol. Guſtav Pfannmüller vollendet am 
1. Oktober 1923 ſein fünfzigſtes Lebensjahr. Geboren zu 
Dauernheim, wo ſein Vater Pfarrer war, beſuchte Pfannmüller das 
Gymnaſium zu Darmſtadt ſtudierte in Tübingen und Gießen Philologie 
und Theologie und wirkt ſeit 1. Oktober 1900 an der 
            Landes=
bibliothet, an der er im Jahre 1904 als Bibiliothekar angeſtellt wurde. 
Im Jahre 1913 wurde ihm der Charakter als Profeſſor, 1921 von der 
Univerſität Gießen die theologiſche Doktorwürde ehrenhalber verliehen. 
Während des Krieges ſtellte er ſich in den Dienſt der deutſch=türkiſchen 
Sache: er war der Pfleger der jungen Türken in Darmſtadt, ſeine 
Tätigkeit wurde durch die Verleihung der Medaille des türkiſchen Roten 
Halbmondes anerkannt. Im Jahre 1919 zählte er zu den Gründern der 
Darmſtädter Volkshochſchule, die er in den erſten beiden Jahren ihres 
Beſtandes ehrenamtlich leitete. Profeſſor D. Pfannmüller hat ſich auch 
literariſch betätigt. Von den Erzeugniſſen ſeiner Feder ſeien genannt, 
„Jeſus im Urteile der Jahrhunderte” (1908), „Ludwig Wilhelm Luck 
Pfarrer und Chroniſt von Wolfskehlen, ein Freund Friedrich Hebhels” 
(Heſſ. Volksbücher, Bd. 24, 1905), „Die deutſche Volkshochſchule mit einem 
Anhang: ein Volksbildungsheim in Darmſtadt” (1919), „Handbuch der 
Islam=Literatur” (1923). In die von ihm ſeit 1913 herausgegebenen 
Sammlungen „Klaſſiker der Religion” und „Religion der Klaſſiker” 
ſchrieb er die Bände „Die Propheten” (1913) und „Die Religion 
            Fried=
rich Hebbels” (1922) 
— Der neue Winterfahrplan 1923/24 iſt ſoeben in den Ausgaben 
von Storms Kursblichern (Geſamt= und Teilausgaben) erſchienen. Dieſe 
handlichen, ſeit Jahrzehnten als praktiſch und zuverläſſig erprobten 
Stoums Kursbücher ſind für den Reiſenden unerläßlich, infolge der 
mannigfachen, durch die wirtſchaftlichen Verhältniſſe bedingten 
            Aende=
rungen des Zugverkehrs für jedermann wichtig. Auf die altbekannten, 
internationalen Kursbücher „Hendſchels Telegraph” und das „Lloyd= 
Kursbuch der Schnellzüge” ſei gleichzeitig empfehlend hingewieſen. 
I.. Die Gebühren der Schornſteinfeger ſind ab 10. September erhöht: 
1. für Damſtadt, Mainz, Offenbach und Gießen auf das 1 120 000 fache, 
für die übrigen Kehrbezirke auf das 1 230 000 fache der 
            Grundgebühren=
ſätze. (Bek. dom 8. Mai 1922.) Die Geſamtgebührenbeträge können 
auf volle 5000 Mk. bzw. 10 000 Mk. nach oben aufgerundet werden. Wird 
die Zahlung der Gebühren nicht innerhalb 5 Tagen nach erfolgter 
            An=
forderung geleiſtet, ſo iſt der Schornſteinfegermeiſter berechtigt, Zahlung 
der Gebühren unter Zugrundelegung der am Zahltage geltenden 
            Schlüſ=
ſelzahl zu verlangen. 
Der Brotpreis mußte wegen der Erhöhung des 
            Mehl=
preiſes und der weiteren Steigerung der Löhne, des 
            Brennmate=
rials uſſp. abermals erhöht werden. Der große Laib koſtet jetzt 
15 Millionen Mark, ein Brötchen aus gemiſchtem Brotmehl 
550 000 Mack. (Siehe Anzeige.) 
D.A. I. An die deutſchen Kirchengemeinden, Vereine, Klubs, Schulen 
im Ausland. Das Deutſche Auslandsinſtitut, Stuttgart, Neues Schloß, 
iſt diejenige Stelle in Deutſchland, die ſyſtematiſch alle Materialien über 
die Betätigung des Auslanddeutſchtums ſammelt. Jede Druckſache, 
Satzungen, Protokolle, Büchereiverzeichniſſe, Feſtprogramme, ſind uns 
willkommen. Auch Bilder von Vereinsveranſtaltungen, von 
            Vereins=
gebäuden oder führenden Perſönlichkeiten des Deutſchtums im Ausland 
werden für unſer Bild= und Lichtbildarchiv begrüßt. Die deutſchen 
            Or=
ganiſationen im Ausland, werden zudem auf dieſem Wege durch die 
deutſche Auslandspreſſe gebeten, Berichte über den neueſten Stand der 
Organiſationen, über neuere Vorſtandswahlen uſw. einzuſenden, die 
nicht nur zur Veröffentlichung gelangen ſollen, ſondern auch für die 
Eintragungen in die Kartothek des deutſchen Vereinsweſens im 
            Aus=
land wertvoll ſind. Den deutſchen Organiſationen im Ausland ſtellt 
ſich das Deutſche Ausländinſtitut gerne zu irgend welchen Beſorgungen 
und zur Erfüllung beſonderer Wünſche in der deutſchen Heimat zur 
Verfügung.
 Jahresbericht der Städtiſchen Schulzahnklinik 1922 
Mit dem Jahre 1922 wurde das zweite Jahrzehnt unſerer Städtiſchen 
Schulzahnklinik vollendet! Es iſt zwar eine kurze Zeit — 20 Jahre 
Schulzahnpflege —, und doch iſt es zweckmäßig und notwendig, derartige 
Abſchnitte rückblickend zu überſehen und zu unterſuchen, ob all das 
            er=
reicht wurde, was man bei der Gründung der Schulzahnklinik, die neben 
der kurz vorher in Straßburg eröffneten, die erſte in Deutſchland iſt, 
von ihrem Wirken erwartete. Betrachten wir daher einmal alles das, 
was die Schulzahnklinik in dieſem Zeitraum gewirkt und erreicht hat. 
Von 1902 bis 1922 wurden im ganzen 88 492 Kinder der 
            hieſi=
gen Stadt= und Mittelſchulen, ſowie 4133 Schüler der höheren Schulen 
(im Jahre 1921) unterſucht. Behandelte Kinder waren es 
76 227, bei denen 73 137 Zähne gefüllt, 45 083 Milchzähne und 9211 
bleibende Zähne ausgezogen wurden. Vielen Tauſenden von Kindern 
wurde das Gebiß ſaniert. 
Dieſe Zahlen beweiſen, daß hier eine recht erſprießliche praktiſche 
Arbeit geleiſtet worden iſt. Dabei haben die vier Kriegsjahre eine ſehr 
erhebliche Störung im Betrieb verurſacht durch Einziehung der 
            Schul=
zahnärzte uſw. Unſere Schulzahnklinik übte einen erheblichen Einfluß 
auch als Vorbild auf die Errichtung weiterer derartiger Anſtalten zur 
Förderung der Schulzahnpflege aus, denn heute zählen wir in 
            Deutſch=
land Hunderte von Schulzahnkliniken und Schulzahnpflegeſtätten. Nicht 
nur die Großſtädte wie Berlin, Köln, Hamburg, Düſſeldorf, Frankfurt 
Ulm uſw., ſondern auch Kreiſe und kleine Städte ſind unſerem Beiſpiel 
gefolgt. Auch das Ausland (Schweiz, Schweden, Oeſterreich uſw.) zeigte 
reges Intereſſe an unſerem Inſtitut, wie zahlreiche Anfragen und 
            Be=
ſuche von dort beweiſen. 
So hat unſere Darmſtädter Schulzahnklinik allen Anlaß, zufrieden 
auf die erſten zwei Dezennien zurückzublicken. Es bleibt allerdings noch 
vieles, was wir erſtreben, zu erreichen. 
Im Jahre 1922 wurden in der Schulzahnklinik 2495 Kinder in 3767 
Sitzungen behandelt gegenüber 2731 im Vorjahre. Die Geſamtzahl der 
Schulkinder betrug 8744, demnach wurden 30 Prozent aller Schüler 
behandelt. 
Ausgezogen wurden 1184 Zähne (1013 Milch= und 174 bleibende 
Zähne), die größte Mehrzahl in örtlicher Betäubung. Das Hauptgewicht 
wurde naturgemäß auf die erhaltende Behandlung der Zähne gelegt. 
1556 Zähne wurden gefüllt, 144 Zahnfleiſcherkrankungen behandelt. 
            Ins=
geſamt 574 Kindern wurde das Gebiß ſaniert. Die immer noch ſehr 
große Zahl von ausgezogenen Zähnen — beſonders von bleibenden — 
iſt ſehr bedauerlich. Schuld an dieſer Tatſache iſt der Umſtand, daß 
trotz aller Hinweiſe die Kinder nicht vom Elternhauſe angehalten 
            wer=
den, frühzeitig und regelmäßig zur Behandlung in die Schulzahnklinik 
zu kommen. 
Im Auguſt und Oktober fanden zahnärztliche Unterſuchungen in 
den Schulen ſtatt. Von 741 unterſuchten Kindern war bei 179 (alſo 94 
Prozent) das Gebiß geſund. Die unterſuchten Kinder ſtanden im Alter 
von 6—7 Jahren. Ernſte Beachtung verdient der Umſtand, daß bei 741 
Kindern 71, alſo nahezu 10 Prozent, bereits bleibende Zähne, die in 
dieſem Alter kaum durchgebrochen ſind, erkrankt waren. Bei dem 
            größ=
ten Teil der Kinder erwies ſich die Zahnpflege als ſehr mangelhaft. 
Füllungen fanden ſich bei nur 5 Prozent, einer verſchwindend kleinen 
Anzahl, verglichen mit der großen Zahl (76 Prozent) erkrankter 
            Ge=
biſſe. Aus dieſen Tatſachen geht deutlich hervor, wie wichtig es iſt, das 
kindliche Gebiß möglichſt frühzeitiger Behandlung 
zuzuführen. Es wäre unbedingt notwendig, daß die Eltern ihre 
kleinen Lieblinge bereits mit dem vollendeten 3. Lebensjahre zur 
            Unter=
ſpchung und eventuellen Behandlung und Füllung erkrankter Zähne in 
die Städtiſche Schulzahnklinik führten. Für dieſe kleinen, noch nicht 
ſchulpflichtigen Kinder finden regelmäßige Sprechſtunden Wochentags 
von 9—11 Uhr ſtatt. 
r. Wixhauſen, 28. Sept. Gemeinderatsbericht. Die 
            Wiege=
gebühren werden wertbeſtändig feſtgeſetzt, und zwar auf der Grundlage 
vor dem Kriege: für Vieh und Fleiſch pro Zentner 10 Pf., für 
            Hack=
früchte, Dünger, Heu, Stroh, Brenn= und Baumaterialien und Eis pro 
Doppelzentner 2 Pf. Obſt, Getreide und Altmaterial pro 100 Kilo 4 Pf. 
Die genaue Taxe wird wöchentlich am Freitag für die kommende Woche 
nach dem jeweiligen Kurſe don der Bürgermeiſterei feſtgeſetzt und auch 
an der Anſchlagtafel am Rathaus ausgehängt. Am 1. Oktober ſoll eine 
Viehzählung ſtattfinden, und wurden nachfolgende Gemeinderäte als 
Viehzähler beſtimmt: Chr. Benz, Ph. Huck 3., Ph. Henſel und Ph. 
Schmidt. Als Schriftführer zum Mieteinigungsamt wurde Herr Lehrer 
Hammann gewählt. Teilweiſen Pachtnachlaß wegen Mißernte durch 
Waſſer wurde noch folgenden Pächtern vom Hahnheckegelände genehmigt: 
Fr. Bitter die Hälfte, Heinr. Stork und Heinr. Lotz je ein Zehntel, auch 
ſoll zum Entwäſſern dieſes Geländes ein Graben angelegt werden nach 
Anhörung der Kulturinſpektion Darmſtadt.
 Stimmen aus dem Teſerkreiſe. 
Gür die Veröffentlſchungen unier dieſer Ueberſchrift übernimmt die Redaltion keinerlei 
            Ver=
antwortung; für ſie bleibt auf Grund des § 21 Abſ. 2 des Preſſegeſetzes in vollem Amfange 
der Einſender verantwortlich.) — Einſendungen, die nicht verwendet werden, können nicht 
zurückgeſandt, die Ablehnung nicht begründet werden. 
— Sehr geehrte Redaktion! Durch die Veröffentlichung der Artikel 
über die Erhebungsweiſe von Stromgeld durch die Heag, die in der Tat 
volle Entrüſtung hervorgerufen hat, haben Sie ſich ein großes 
Verdienſt und den Dank der Einwohnerſchaft erworben. Ich möchte 
vorſchlagen, daß ein Prozeß gegen die Heag angeſtrengt wird, deſſen 
Koſten von den Stromabnehmern gemeinſam zu tragen ſind. Es handelt 
ſich nur darum, daß jemand die Sache in die Hand nimmt; es würde 
ſich gewiß kein Stromabnehmer weigern, einen entſprechenden 
            Prozent=
ſatz der Koſten zu zahlen. 
Einer, der 91 Mill. für September bezahlt hat und 750 000 Mk. 
für Auguſt zurückerhalten hat. 
Briefkaſten. 
L. K., hier. Die Feſtſetzung der Mietzuſchläge erfolgt nicht mehr 
durch die Stadtverwaltung, ſondern ſeit September d. Js. durch das 
Heſſiſche Miniſterium für Arbeit und Wirtſchaft für den ganzen 
            Volks=
ſtaat. — Eine Veröffentlichung der Gas= und Waſſerpreiſe nur durch 
Aushang in den Käſten iſt nicht beabſichtigt. Die Neufeſtſetzung dieſer 
Preiſe wird nach wie vor in den Zeitungen bekannt gegeben. 
Betr. Mietzuſchlag. Für den Monat Auguſt 1923 beträgt der 
Mietzuſchlag 255 000 Prozent. 
W. F., hier. 1. Der außereheliche Vater iſt neben der Mutter 
            ver=
pflichtet, dem Kinde bis zur Vollendung des 16. Lebensjahres den der 
Lebensſtellung der Mutter entſprechenden Unterhalt zu gewähren. Der 
Unterhalt umfaßt den geſamten Lebensbedarf, ſowie die Koſten der 
            Er=
ziehung und Vorbildung zu einem Berufe. Der Unterhalt iſt durch 
            Ent=
richtung einer Geldrente zu gewähren. Als Vater gilt, wer der Mutter 
innerhalb der Empfängniszeit beigewohnt hat, es ſei denn, daß auch ein 
anderer ihr innerhalb dieſer Zeit beigeſohnt hat. Dieſe Alimente 
            wer=
den der Geldentwertung angepaßt, und iſt der Klageantrag hierauf zu 
richten. 2. Falls in einem Vertrage zwiſchen Vater und Kind eine 
            Ver=
einbarung über den Unterhalt für die Zukunft oder eine an deſſen Stelle 
tretende Abfindung ſtattfindet, der der Genehmigung des 
            Vormund=
ſchaftsgerichts bedarf, embfiehlt es ſich dringend, die Geldentwertung zu 
berückſichtigen und bei der Abfindung entſprechenden Vorbehalt zu 
machen. Im übrigen haben ſich neuerdings hinſichtlich der Alimente 
höhere Sätze herausgebildet, und kann von einer Uebung diesbezüglich 
geſprochen werden. 3. Der Vormund muß das Vormundſchaftsgericht 
und, wenn dies erfolglos bleibt, das ordentliche Gericht (Amtsgericht) 
auf dem Klagewege argeher:.
 Gottesdienſt der iſraelitiſchen Religionsgemeinde. 
Hauptſynagoge (Friedrichſtraße). 
Laubhüttenfeſt. 
Montag, den 1. OF Vorabendgottesdienſt 6 Uhr, 
Dienstag, den 2. Okt. Morgengottesdienſt 8 Uhr 45 Min, Predigt, 
— Abendgoitesdienſt 6 Uhr 45 Min. 
Mittwoch, den 3. Oktober. Morgengottesdienſt 8 Uhr 45 Min. — 
Feſtesſchluß 6 Uhr 45 Min. 
Gottesdienſt in der Synagoge der Fſrgel. Religionsgeſellſchaft. 
Schmini Azeres. 
Dienstag, den 2. Oktober. Vorabend 5 Uhr 45 Min. — Morgens 
8 Uhr. — Nachm. 4 Uhr. — Abends 6 Uhr 50 Min. 
Mittwoch, den 3. Okt. Simchas Tauroh. Morgens 8 Uhr. — 
Nachm. 4 Uhr. — Feſtesausgang 6 Uhr 45 Min. 
Wochengottesdienſt: Morgens 6 Uhr 30 Min. — Abends 5 Uhr 
30 Min.
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 Da die Reichsbierſteuer ab 1. Oktober ds, Js. von 
70 auf 135 Millionen Mark, alſo um 65 Millionen Mk. 
je Hektoliter erhöht wird, ferner die Stadt Darmſtadt 
ab gleichem Tage eine ſtädtiſche Getränke=Steuer zur 
Einführung bringt, welche 50 Millionen Mark je 
            Hekto=
liter beträgt, ſo erhöhen ſich ab 
Montag, den 1. Oktober 
unſere Preiſe (für Faß= und Flaſchenbier) um 115 
            Mil=
lionen Mark je Hektoliter. 
(7694 
Brauerei=Vereinigung Darmſtadt und Umgebung.
Darmſtädter Tagblatt
1.Oftober 1923Nr. 271
 Fußball. 
Sportverein Darmſtadt — Verein für Raſenſpiele, Darmſtadt 4:1. 
e-. Das geſtrige Spiel der beiden Lokalgegner der Ligamannſchaften 
des Sportvereins und des Vereinsf. Raſenſpiele hatte ſeine 
            Anziehungs=
kraft nicht verfehlt. Eine ſel
 richter das Zeichen zum Beginn des Spiels gibt, ſtehen ſich beide 
            Mann=
ſchaften in ſtärkſter Aufſtellung ohne Erſatz gegenüber. Sportverein, im 
Vorteil mit der Sonne im Rucken, zieht in anregendem Spiel wiederholt 
vor das Tor ſeines Gegners, wobei der Torwächter der Raſenſpieler ſein 
Können zeigt und kritiſche Momente klärt. Allmählich wird das Spiel 
verteilter und beide Parteien haben gleichviel vom Spiel. Jacobi zeigt 
ſich heute von ſeiner guten Seite. Seine Flankenläufe bringen öftere 
Torchancen. MülimerſtadtsBälle hält Schneider, ohne daß er viel Mühe 
damit hat. Eine Flanke von Frick kann Bärenz jedoch zum erſten 
            Er=
folg für den Sportverein verwandeln. Becker kann gleich darauf einen 
Eckball von Jacobi zum zweiten Erfolg geſtalten. Die Hintermannſchaft 
der Raſenſpieler muß tüchtige Arbeit leiſten und hält mit Bravour in 
manchen Fällen ſicher Stand. Einen ſcharfen Schuß Beckers meiſtert 
Schneides gerade noch glänzend, jedoch ein weiterer Durchbruch desſelben 
Spielers ſtellt das Reſultat auf 3:0 für den Sportverein. Nach 
            Halb=
zeit baut der Innenſturm des Sportvereins zuſehends ab. Es hat den 
Anſchein, als ob, ihres Erfolges ſicher, ein Eifer wie vordem nicht 
            mehr=
am Platze ſei. V. f. R. rückt wiederholt in bedrohliche Nähe von 
            Ellen=
beck, und ſchon ehe ſich die Hintermannſchaft des Sportvereins umſieht, 
verwandelt Müller eine Flanke von Berger zum erſten Tor für ſeinen 
Verein. Hin und her wogt das Spiel bei dem die Raſenſpieler 
            allmäh=
lich die Oberhand zu gewinnen ſcheinen. Luſtlos vergibt der Innenſturm 
des Sportvereins beſonders Müllmerſtadt, manchen Ball. Den größeren 
Eifer entwickeln die Raſenſpieler. Das laute Zurechtweiſen der 
            Mann=
ſchaft des Sporttereins unter ſich verdirbt den guten Eindruck. Nur dem 
Eifer von Tacacs, Stephan und Laumann iſt es zu danken, daß kein 
            Tor=
verluſt entſteht. Kurz vor Schluß ſtellt Becker im Verein mit 
            Müllmer=
ſtadt das Spiel auf 4:1, an dem ſich nichts mehr ändert. Das Spiel 
ſelbſt konnte im großen ganzen gefallen, an dem jedoch der Sportverein 
in der zweiten Halbzeit am wenigſten Anteil hat. Der Innenſturm 
            des=
ſelben ſpielte, abgeſehen von Becker, in dieſer Zeit zu luſtlos und ließ 
            da=
durch manche Chance unausgenutzt. Dieſe wiederholte Schwäche bei 
            man=
chen Spielen wird der Mannſchaft ſicher noch manchen Punkt in den 
            dies=
jahrigen Verbandsſpielen koſten. Die Mannſchaft der Raſenſpieler zeigte 
viel mehr Eifer und gab dem Spiel den Reiz. An Spielerfahrung und 
Technik war ihr jedoch der Sportverein über. Das Ehrentor war ein 
verdienter Erſolg. Das Reſultat gab das Stärkeverhältnis im richtigen 
Vilde. Der Schiedsrichter war gut, abgeſehen von einem Tor des 
            Sport=
vereins, das er unabſichtlich überſah. 
um die Grupppenmeiſterſchaft. 
Freie Turngemeinde Darmſtadt I — Freie Turngde. Pfungſtadt I 
3:3 (1:2). 
Eckenverhältnis 6:1 für Darmſtadt. Das Spiel fand in 
            Pfung=
ſtadt ſtatt. Darmſtadt in bekannter Aufſtellung mit Müller als Erſatz 
für Braun. Sturm und Läuferreihe gut, während die Verteidigung 
gänzlich abfiel. Auf ihr Konto ſind ſämtliche 3 Tore zu buchen. Bis 
kurz vor Schluß hatte Darmſtadt 3:1 verloren, holte dann aber im 
Endſpurt noch 3 Tore auf, wovon eines wegen Abſeits nicht gegeben 
wurde. Schiedsrichter konnte nicht gefallen. 2. Mannſchaft — 2. 
            Mann=
ſchaft Pfungſtadt in D. 2:0, 1. Jugend — 1. Jugend Heubach in H. 
3:2, 2. Jugend — 1. Jugend Erbach in D. 0:5. 
Odenwald. 
Bezirksligat Phönix=Mannheim-Mannheim=Waldhof 0:6. 
Phönix=Ludwigshafen—03=Ludwigshafen 4:0. 
Kreisliga: Spielvereinigung Mannheim—Friedrichsfeld 2:2. 
V. f. R. Neckarau—08 Lindau 1:0. 
Heidelberg—Sportklub Käfertal 4:0. 
Schwetzingen 98—1900=Schwetzingen 1:1. 
Sportverein Plankſtadt—Hertha=Mannheim 4: 3. 
Vorwärts=Mannheim-Viktoria=Neckarau 3: 3. 
Mainbezirk. 
Bezirksliga: Fußballſportverein, Frankfurt—Hanau 93 3:1. 
Eintracht=Frankfurt—Helvetia=Frankfurt 3: 1. 
Viktoria=Aſchaffenburg—Sportverein Offenbach 4 : 2. 
In Heſſen wurden die Spiele wegen des Ausnahmezuſtandes 
abgeſagt. 
Kreisliga: Germania=Frankfurt—Olympig=Frankfurt 4:0. 
Fechenheim-Boruſſia 3: 1. 
V. f. R. Frankfurt—Sportfreunde 1:0. 
Merkur=Frankfurt—Tv. Oberurſel 3: 3. 
Spielvereinigung Eckenheim—Seckbach 0:0. 
Turngemeinde Hanau-Langenſelbold 2: 3. 
Viktoria=Hanau—Friedberg 3:0. 
Rückinger Kickers—Aſchaffenburg 5: 1. 
Nieder=Rodenbach-Damm=Aſchaffenburg 4 13. 
Württemberg=Baden. 
Sportklub Stuttgart—Feuerbach 3:0. 
Kickers=Stuttgart-V. f. R. Heilbronn 3 10. 
Pforzheim—Mühlberg 4 :0.
 Saar. 
Boruſſia=Neunkirchen — V. S. Saarbrücken 
Ebersberg—St. Ingbert 4: 3. 
Neunkirchen 09 — Sulzbach 2: 1. 
Gütingen-Brebach 3:0. 
Völklingen—Eintracht=Trier 4: 3.
3: 0.
Leichtathletik.
 Fünfkampfmeiſterſchaft der L. A. des Sportvereins 98. 
* Der Abſchied wurde ſchwer. Bei dieſem Wetter! Die 
            Unentweg=
teſten werden ſich auch jetzt noch nicht von der Aſchenbahn vertreiben 
laſſen, denn der Winter iſt lang und kalt. 
Die Leichtathletikfamilie war unter ſich im Stadion, das 
            Sommer=
wetter ſorgte für den rechten Geiſt. 
Die Ergebniſſe: 
Jahrgang 11/12: 1. Wolf Hubmann 87 Punkte, 2. W. Freyer 
27 Punkte, 3. Mickel 15 Punkte. 
Jahrgang 09/10: 1. Wolf Bünte 120 Punkte, 2. Lotz 59 P. 
3. E. Freher 54 P., 4. H. Hubmann 53 P., 5. H. Claß 52 P., 
6. Bauckloh 43 P., 7. M. Freher 30 Punkte. 
Jahrgang 07/08: 1. E. Meerkamm 179 Punkte, 2. F. Gräſer 
140 Punkre. 
Jahrgang 05/06: 1. R. Numrich 213 Punkte, 2. K. Bauer 
170 P., 3. E. Poſtner 168 P., 4. Rolf Küch 158 P., 5. Paul Faßler 
145 P., 6. R. Engelhard 142 P., 7. H. Hornſchuh 136 P., 8. Heinz 
113 Punkte. 
Jahrgang 03/04: 1. H. Engelhard 223 Punkte, 2. R. Harres 
166 P., 3. H. Menger. 
Aktive: 1. Jb. Krichel 201 Punkte, 2. Werner Pfeil 190 P., 
3. Hzt. Pfeil 185 P., 4. J. Schröck 182 P., 5. Kaſp. Heß 144 P., 
6. Anton Jung 139 P., 7. Kriechbaum 137 Punkte. 
Beſtleiſtung: 
50 Meter: 6,9 Sekunden: H. Engelhard, H. Pfeil, Numrich. 
200 Meter: 24,6 Sek.: H. Engelhard. 
300 Meter: 41,2 Sek.: Meerkamm. 
400 Meter: 56,8 Sek.: H. Pfeil. 
1000 Meter: 3 Min. 11 Sek.: Hornsduſch. 
3000 Meter: 9 Min. 50 Sek.: Kriechbaum und Harres. 
Hochſprung, 1,60 Meter: Bauer. 
Weitſprung, 5,72 Meter: Numrich. 
Speerwerfen, 46,65 Meter: Krichel; Jugend, 33,60 Meter: 
Gräſer. 
Kugel (15 Pfund): H. Pfeil 8 Meter 45 Zeutimeter: Jugend 
(10 Pfund): Numrich 10,89 Meter. 
Diskus: Engelhard 30,81 Meter. 
Ballwerfen: Gräſer 65,50 Meter. 
Dauerlauf. 
— Eine großartige Leiſtung im Dauerlauf vollführte anläßlich einer 
am 27. September ſtattgefundenen ſportlichen Veranſtaltung der bekannte 
Dauerläufer (früher Turnwart in Mülhauſen i. Elſ.) Peter Schimpf= 
Mannheim. Er legte die Strecke von 5 Kilometern in 18.50 
            Mi=
nuten zurück. Letzten Winter durchlief er 15 Kilometer in 1 Stunde. 
Dieſe Leiſtungen ſind um ſo höher zu bewerten, wenn man berückſichtigt. 
daß Herr Schimpf im 58. Lebensjahre ſteht. 
OW.=Staffel rund um Berlin. 
— Für die Staffel rund um Berlin hatten 11 Mannſchaften zu je 
50 Mann gemeldet. Die Strecke betrug 50 Km. Start und Ziel war 
der Sportplatz des Sportklubs Charlottenburg. Der Lauf führte durch 
die belebteſten Teile der Stadt. 
1. Sportklub Charlottenburg 2:16:24,9; 
2. Polizeiſportverein Berlin 2:19:08,8; 
3. Zehlendorf 2:20:50,3.
Automobilſport
 — Der Reichsverband der deutſchen Autoinduſtrie veranſtaltete auf 
der Automobil=Verkehrs=Prüfungsſtraße ein Rennen für „Kleinautos. 
Man wollte zeigen, daß das Kleinauto in Deutſchland, ebenſo wie in 
den anderen Ländern, immer mehr aufkommt. Es wurde in zwei Klaſſen 
gefahren: Autos bis 4 PS. und in einer bis 5 PS. Die Strecke betrug 
140 Kilometer. 
Erſtes Rennen bis 4 PS.: 18 Wagen ſtarteten. 1. Ing. Broli 
(Alfi) 1:20:00; 2. Direktor Slevogt (Apollo) 1:23:49,3; 3. Pinkel (
            Omi=
kron) 1:24:49.; 4. Warmbier (Omikron) 1:26:25; 5. Obermeher (Ego) 
1:27:11. Die durchſchnittliche Stundengeſchwindigkeit betrug 102 
            Kilo=
meter. 
Das Renuen der Wagen bis 5 PS. war noch ſpannender. Die 
            mitt=
lere Geſchwindigkeit ſtieg auf 120 Kilometer. Von 12 ſtartenden Wagen 
fuhren 3 NSU. als erſte über das Band. 1. Klöble NSU. 1:09,27z 
2. Schell 1:09:30; 3. Seifert 1:10:09; 4. Bierbaum 1:12:09 
A. D. A. C. und Reichsverband der 
            Automobil=
induſtrie. Zwiſchen dieſen beiden Verbänden haben ſich in letzter 
Zeit verſchiedene Gegenſätze herausgebildet, die in einer gemeinſamen 
Sitzung heute in Berlin zur Sprache kommen ſollen. Die hauptſäch=
 lichſten Punkte bilden wohl das Sportprogramm für das Jahr 1924, 
die Durchführung einer Wirtſchaftlichkeitsprüfung, die Ausſtellungsfrage 
ſowie die Mitarbeit der Induſtrie an der bereits gegründeten „
            Auto=
wacht”, welche als Selbſtſchutz= und Selbſtzuchtorganiſation bisher noch 
nicht in ausreichendem Maße tätig war. Einer beſonderen Prüfung 
bedarf auch das Zuſammenarbeiten des A.D.A.C. als größtem 
            Konſu=
mentenverband Deutſchlands mit der Induſtrie und den Kartellklubs 
im Rahmen der Arbeitsgemeinſchaft zur Regelung des Automobilſports.
Schwimmen.
 Sonntag: 
Freiſtil=Staffel 4X50 Meter: 1. Schwimmklub 
            Magde=
burg 3:01, 2. Jungdeutſchland=Darmſtadt 3:04. 
Damenſtaffel 3X50 Meter, Freiſtil (Ehrenpreis) 2:02,6. 
Freiſtilſchwimmen 100 Meter; 1. Berges (
            Jungdeutſch=
land=Darmſtadt) 1:10,2, 2. Marx=Köln 1:10,4. 
Bruſtſchwimmen 100 Meter: 1. Sommer (Rhenus=Köln) 
1.:21,3, 2. Lauſch (Rhenus=Köln) 1:22,4. 
Freiſtil 100 Meter: 1. Grober (Schwimmverein Augsburg) 
1:08,8, 2. Hohlfelder=Freiburg 1:09. 
Lagenſtaffel 4X50 Metert 1. Schwimmklub Köln 2:21, 
2. Schwimmv. Mannheim 2:23, 3. Jungdeutſchland=Darmſtadt 2:23,4. 
Springen: 1. Schuhmann (Rhenus=Köln) 602s P., 2. Pfordte 
(Schwimmklub Möwe=Darmſtadt) 57½/= Punkte. 
Bruſtſchwimmen 200 Meter: 1. Kramer (Rhenus=Köln) 
3:07,6, 2. Barenſchlee (Schwimmklub=Köln) 3:17,8. 
Freiſtilſtaffel 300 Meter: 1. Rhenus=Köln 3:30,4. 
Lagenſtaffel 4X50 Meter: 1. Rhenus=Köln 2,18. 
Damenbruſtſchwimmen 100 Meter: 1. Schorm (
            Rhein=
gold=Köln) 1:41,4, 2. Bopf (Jungdeutſchland=Darmſtadt) 1:41,8. 
Damenrückenſchwimmen 100 Meter: 1. Zaun (
            Frank=
furter Schwimmklub) 1:54, 2. H. Müller (Jungdeutſchland=Darmſtadt) 
1:54,2. 
Freiſtil 200 Meter: Berges (Jungdeutſchl.=Darmſtadt) 2:36. 
Kurzſtrecke 50 Meter: 1. Frölich (Hellas=Magdeburg) 28, 
2. Ohlerroge (Hellas=Magdeburg) 29,4, 3. Becker (Moenus=Offenbach). 
Bruſtſtaffel 4X50 Meter: 1. Schwimmklub Köln 2:32,6, 
2. Jungdeutſchland 2:38,6. 
Freiſtaffel 4X50 Meter für Vereine ohne 
            Winter=
bad: 1. Schwimmklub Aſchaffenburg 2,18, 2. Schwimmklub Heſſen= 
Worms. 
Damenfreiſtil 50 Meter: 1. L. Keller (Jungdeutſchland) 
39,8, 2. Hoff (Frankfurter Schwimmklub) 40, 3. Huffert (Frankfurter 
Schwimmklub) 44. 
Große Staffel 10X50 Meter: Jungdeutſchland. 
            Darm=
ſtadt 5 : 26. 
Schwimmſportverein „Möwe‟ Darmſtadt c. V. 
— Heute Montag findet zum erſtenmal in der kommenden 
            Winter=
zeit der Schwimmabend in dem Städtiſchen Hallenbad ſtatt. Der 
            Riegen=
betrieb beginnt um 6.45 Uhr. Es iſt zu empfehlen, rechtzeitig zu 
            er=
ſcheinen, da während der Uebungszeit das Hallenbad geſchloſſen wird. 
Zugleich laden wir unſere Mitglieder zu der am Dienstag, 2. Oktober, 
ſtattfindenden Monatsverſammlung ein. Dieſelbe ſindet abends 8 Uhr 
wie gewöhnlich bei Mitglied Egner in den Näumen des ehemaligen 
Offizierskaſinos, Zeughausſtraße 2, ſtatt. In Anbetracht der Wichtigkeit 
Pr. 
derſelben wird um zahlreiches Erſcheinen gebeten.
Pferdeſport.
 Dresden. 
Im Sachſenpreis (11000 Mark) ſiegte Sklareks Eigilbert 
(Raſtelbinder) vor Staffelſtab. Totaliſator: 16:10; Platz: 10:10. 
Den Jugendpreis gewann Lewins Patroklus; es folgten 
            Re=
bekka und Semendria 
Im Septemberrennen wurde Sklareks Eilfried Erſter vor 
Trivora und Selome. 
Magdeburg. 
Traumrennen: 1. Siegerin (Otto Schmidt), 2. Credo, 
3. Fichtwald; 6 unplaziert. 
Holzgau=Jagdrennen: 1. Machenſchaft (Edler), 2. Breſa, 
3. Biedermann 2; 6 unplaziert. 
Preis von Neuhaus: 1. Pünstorfs Morga (Otto Schmidt); 
2. Lobredner, 3. Hazcar. 
— Das Amt für Leibesübung Darmſtadt befindet ſich 
ab 1. Oktober in der Jägertorſchule, Alexanderſtraße 27 (früheres 
            Mili=
tärlazarett), Hauptbau 1. Stock rechts. Sprechſtunden vormittags von 
11—12¾ Uhr, nachmittags von 4—5½ Uhr.
 4 Der Sport zurVölkerwanderungszeit. 
Von Dr. Fritz Mahlerwein. 
Die einen, nicht nur die Gegner des Sportes, behaupten, 
das Turnen ſei älter, die anderen — allerdings nur wenige — 
ſuchen zu beweiſen, daß das Gegenteil richtig iſt. Die 
            Zuſammen=
ſtellung von Völkerwanderungszeit und Sport erſcheint paradox, 
aber ſie kann mit zur Klärung der Frage beitragen, die ſoeben 
näher gekennzeichnet wurde. Bei den Abſichten, die Jahn 
            ver=
folgte, ſtand freilich das Turnen im Vordergrund, faſt in einem 
höheren Maß als bei Guts Muths, der im Schnepfentaler 
Philanthropin bereits vor Jahn Uebungen pflegte, unter denen 
wir heute ſpörtliche Uebungen verſtehen. Und auf dem Turnen, 
wie es Guts Muths und etwa 10 Jahre ſpäter Jahn, ſomit 
eigentlich nur der zweite Turnvater, begründeten und wie es 
beſonders Adolf Spieß weiterführte und entwickelte, baut ſich 
der Sport auf, der uns als ſolcher vertraut iſt und der am Ende 
des 19. Jahrunderts mit Sprung, Lauf und Wurf ſo ſtart in 
den Vordergrund trat. Nur in den Zirkeln geſchmackvollſter 
            In=
telligenz, in dem wunderbaren Kreis, den Cramer und Klopſtock 
in Dänemark um ſich verſammelten, koſtete man ſchon im 18. 
Jahrhundert ein wenig die Wonnen des Sportes, den friſchen 
Ritt längs beſchneiter Uferbäume, unter denen man einen Teil. 
des Weges auf „Schrittſchuhen” in blanke Weiten zurücklegte. 
Hier ſpielt das ſportliche Element holländtſch=nordiſcher Eisfeſte 
herein, die uns von Bildern bekannt ſind und die den jungen 
Goethe berauſchten. 
Im Durchſchnitt alſo war der Sport eine Angelegenheit des 
Hintergrundes. Aber nur in den Jahrhundertabſchnitten, von 
denen eben die Rede war. Zuvor iſt es mehrmals anders 
            ge=
weſen. So kennt das frühe und ſpäte Mittelalter Turniere. 
Wir erinnern uns außerdem alle an das, was olympiſche Spiele 
geweſen ſind. Die Palme und der Kranz aus Lorbeerzweigen, 
die nur mit goldenem Meſſer und nur von Knaben, die keine 
Waiſen waren, abgeſchnitten werden durften, waren Jünglingen 
zugedacht, die das Stadion durchmeſſen hatten, alſo für eine 
rein ſportliche Leiſtung. Eine klaſſiſche Freude an ſchönen 
Kurven macht ſich bemerkbar, wenn der Speer oder der ſchwer 
handliche Diskus geſchleudert werden. Die Spiele werden 
            all=
mählich von einem auf fünf Tage ausgedehnt; Ringkampf und 
Fauſtkampf fallen hervorragende Rollen zu: Wagen rennen mit 
zwei und vier Geſpannen in der Runde. Und in 
            durchſcheinen=
den weißen Skulpturen ſind für uns ſolche Kampfgruppen 
            feſt=
gehalten. 
Für die Zeit, die für die germaniſche Kultur von derſelben 
großen Bedeutung iſt und die ebenfalls ſchon ſtarke ſportliche 
Betätigung kennt, fehlen leider Dokumente ähnlicher Art. Um 
375 war die Völkerverſchiebung in vollem Gang, um dann noch 
eine Weile fortzudauern. In dieſer Zeit bildeten ſich aus Mythos 
und Geſchichte die Sagen, die uns das Vorhandenſein 
            ausge=
ſprochen ſportlicher Vergnügungen unſerer näheren und ferneren 
Vorfahren einwandfrei überliefern.
 Von Wettrinken, Wettlauf und Wettringen berichten ſchon 
alte germaniſche Götterſagen. Die Kenntnis vom Beſtehen eines 
regelrechten Dreikampfes um dieſe frühe Zeit aber ſchöpfen wir 
aus einer anderen Quelle, die uns ebenfalls allen bekannt iſt, 
aus dem Nibelungenlied. Die Schilderung dieſer Dichtung von 
Gunthers Kampf mit der „Königin über See” wird zwar, in 
den überlebensgroßen Dimenſionen ihres freskomaleriſchen 
            Be=
richts, nicht vollſtändig irgendwelchen Tatſachen entſprechen, aber 
ſie wird einen Begriff von dem geben, was im Dreikampf, dem 
wir hier tatſächlich begegnen, gefordert wurde. Es wird. im 
Sprung, Speerwurf und Steinſtoßen gekämpft. Den Ger, der 
verwendet wird, tragen drei Männer, den Schild, nach dem er 
geſchleudert wird, vier, und das andere Wurfgeſchoß, den 
Marmelſtein, dick, feſt und wuchtig, ſogar zwölf. Das ſind die 
notwendigen Utenſilien, deren ſich Brunhilde ſtets bedient, wenn 
ſie die Stärke eines Mannes prüft, der ſie als Gattin beſitzen 
will. Das Motiv der kämpfenden Frau darf hier 
            unberückſich=
tigt bleiben. In der Dichtung wird an dieſer Stelle viel auf 
Weib und Leib gereimt, und die Recken „aus Burgondenland” 
befürchten ernſtlich, es gehe ihnen „an den Schopf‟. Es wird 
im Ernſt (Siegfried — der, durch die wundervolle Tarnkappe 
unſichtbar, Gunther nur die großen Gebärden machen läßt, 
            wäh=
rend er ſelbſt kämpft — und Gunther bekomen Naſenbluten) 
und mit Anſtand geſtritten (Brunhilde ruft nach einem heftigen 
Stoß von Siegfrieds „rieſenſtarker Hand”; des Schuſſes habe 
Dank). Den ſchon beſchriebenen Steinblock wirft die ungeſtüme 
Isländerin 12 Klafter weit, alſo 12 mal ſo weit, wie ein Menſch 
die Arme ausſpannen kann, und überholt dieſen Wurf im 
Springen. Siegfried aber, der auch noch Gunther trägt, 
            über=
trifft Wurf und Sprung. In einem ſchimmernden Burgpalaſt 
mit 86 Türmen aus Marmelſtein ſo grün wie junges Gras in 
Anweſenheit von fremden Rittern, Königen und Hofgeſind findet 
das alles ſtatt, und das alles macht auch das Unwahrſcheinlichere 
glaubhaft, aus dem die weſentliche Grundtatſache um ſo ſchärfer 
heraustritt: Dreikampf und Wettkampf zwiſchen mehreren 
            Teil=
nehmern; und: eine der ſchönſten und bekannteſten alten 
            Dich=
tungen liefert uns den erſten Sportbericht. 
Andere Berichte über ſportliche Leiſtungen aus dieſer Zeit 
verblaſſen daneben. — Oeſtlicher anſäſſigen Völkern wird 
            Ge=
ſchicklichkeit in der Handhabung der Holzkeule, des gebogenen 
Holzes, nachgerühmt. Dieſe Waffe kehrt nach dem Wurf ſpielend 
wie durch Zauberei in die Hand des Werfenden zurück. Sie 
wird mit equilibriſtiſcher Fertigkeit hierhin und dorthin ſauſen 
laſſen, auf Bahnen, wie ſie der Kieſel über der Waſſerfläche 
beſchreibt. Ein ſtarker Helm auf einer Stange oder auf dem 
Kopf eines Feindes wird ihr zum Ziel geſetzt, und ſie 
            zer=
trümmert den Helm. Nur muß ihr der Schleudernde in ſolchem 
Ernſtfall ein wenig, zwei Schritte manchmal, entgegen gehen, 
kommt ſie zurück. — Gelegentlich wird noch der Sprung über 
Pferde erwähnt. Es werden zwei, drei, auch vier Pferde 
            hinter=
einander aufgeſtellt, mit den Köpfen in einer Richtung, und 
überſprungen, nicht immer glatt, oft geſtreift. Und alle 100 Jahre 
einmal findet ſich ein Favoritſpringer, der über fünf Pferde
 fliegt, im „Königsſprung‟. Dann werden die Pferde beſonders 
ſorgſam nebeneinander geſtellt, erſt dunkelfarbige Pferde, Rappen 
und Braune, dann Füchſe und ein Schimmel, der das fernere 
Ende markiert, zuletzt. 
Reicher als bei Weſt=Germanen und Angelſachſen fließen 
die Berichte über Leibes= und Waffenübungen bei den alten 
Nordländern, bei denen Körperſtärke hoch angeſehen war. 
Uebungen und Spiele — das wiſſen wir aus den Sagas — 
waren ihnen ſogar der beliebteſte Zeitvertreib. Unter den 
Waffenübungen ſtanden das Bogenſchießen (bojoskot), das 
Stein= und Spießwerfen (handskot) und Fechten (ſkilming) an 
erſter Stelle. Von künſtlichen Reitübungen weiß die 
            Saga=
literatur nichts zu berichten, obwohl das Reiten beliebt war. 
Hingegen wurde die Kunſt, mit kleinen Schwertern zu ſpielen 
(handſaxaleikr), wobei eines ſich immer in der Luft befinden 
mußte, ſehr bewundert. An dieſe letzte Uebung, die uns an 
Künſte, die in Meſſebuden und auf Jahrmärkten vergeführt 
            wer=
den, erinnern, reihen ſich alle bekanten Disziplinen des modernen 
Sports: das Springen (hlanp), der Schnellauf (ſkeid), das 
Schwimmen (ſund), Schneeſchuhlauf (ſkid) und Lauf mit 
            Schlitt=
ſchuhen aus Bein (isleggir). 
Ganz beſonders müſſen noch drei ſportliche Vergnügungen 
gewürdigt werden: Ringen, Ballſpiel, Pferdekämpfe. — Das 
Ringen ging ganz ähnlich wie heute noch bei den Isländern 
vor ſich, die den Gegner mit der einen Hand am Hoſenbund, mit 
der anderen am Schenkel zu faſſen ſuchen. Dabei galt es, den 
Partner durch Rucke und beſondere Kniffe (brogd) zu Fall zu 
bringen. — Mit größtem Aufwand wurden Ballſpiele organiſiert. 
Zwei Parteien nahmen daran teil auf einer weiten Ebene oder 
Eisbahn. Ball (knattr) und Ballholz (knattſtafr) waren die für 
kieſe Schauſpiele erforderlichen Requiſite. Die Spielregeln, die 
ſehr kompliziert geweſen ſein wüſſen, bleiben in den Quellen 
unklar. Im weſentlichen wird es ſich um einen Ballkampf 
            ge=
handelt haben, in dem jede Partei einen Champion 
            heraus=
ſtellte. Einigen unſerer Raſenballſporte wird dieſe Spielform 
zugrunde liegen. E. Mogk ſpricht in ſeiner in Halle a. S. 1889 
erſchienenen Abhandlung über den ſogen. zweiten grammatiſchen 
Traktat der Snorra=Edda, die den Bericht davon bringt, 
            aus=
führlich darüber. Es kam zu ernſten Auftritten bei dieſem Spiel, 
in dem nicht ſelten gefährliche Wunden geſchlagen wurden. — 
Vielleicht gerade ſo beliebt war der Pferdekampf (heſta=vig, 
            heſta=
thing), keinerlei Wettrennen, wie wir es mit Pſerden 
            veran=
ſtalten, ſondern ein Sport, bei dem die Hengſte paarweis 
            gegen=
einander geführt wurden, ſich heftig ſchlugen und fürchterlich 
biſſen. Dieſer Kampf fand unter Leitung der Eigentümer der 
Pferde ſtatt, die kaltblütige und träge Tiere mit ſcharfen 
            Treib=
ſtacheln (heſtaſtafr) wütend machten. — Alle dieſe 
            Veranſtal=
tungen gelangten während mehrerer Tage zur Vorführung auf 
großen freien Plätzen, die ſtändig mit Buden für Zuſchauer und 
Teilnehmer umſtellt waren und für dieſe früheſten ausgeſprochen 
ſportlichen Betätigungen unſerer Vorfahren eigens reſerviert 
gehalten wurden.
Seite G.
Darmſtädter Tagblatt, Montag, den 1. Oktober 1923.
Rummer 271.
Gartenbau, Kleintierzucht und Siedlungsweſer
 Der Stand der Oahlienzucht. 
Von Pfarrer Paul Koch, Brandenburg a. H. 
In Guſtav Freytags herrlichem Luſtſpiel. Die Journaliſten”, 
das in der erſten Hälfte der ſiebziger Jahre des vorigen 
            Jahr=
hunderts entſtanden iſt, wird ſchon der Dahlienzucht rühmend 
Erwähnung getan. Damals waren es die in Ballform 
            blühen=
den Georginen, von denen man ein beſonders ſchönes 
            Farben=
ſpiel erzüchtet hatte. Als dann um die Mitte der neunziger 
Jahre die Edeldahlien aufkamen, nahm die Dahlienkultur einen 
beſonders großen Aufſchwung. So wurden vor dem Weltrieg 
von den Dahlien die prächtigſten Sortimente in allen Klaſſen 
ihrer mannigfaltigſten und farbenfroheſten Blüten angeboten. 
In jedem Garten, oft im kleinſten Hausgärtchen, fanden ſie ihren 
Platz, zumal ſie nicht mehr Herbſtblumen waren, ſondern zum 
größten Teil ſchon von Beginn des Sommers ab ihren 
            entzücken=
den Blütenreichtum entfalteten. 
Die Dahlie hat auch heute ihren Platz als Florblume in 
            un=
ſeren Gärten behauptet, aber unter den oft ſo großen Beſtänden 
der Vorkriegszeit hat der Krieg ſo ſtark aufgeräumt, ja mitunter 
direkt vernichtend gewirkt. Langſam nur wird wieder aufgebaut 
werden können. Es wird und muß gelingen, aber mühevoll wird 
es ſein. Wieviel noch zu tun iſt, wieviel trotz allem ſchon wieder 
erreicht iſt, kann uns ein Blick auf den Stand der heutigen 
            Dah=
lienzucht zeigen. 
Wir beginnen mit der früher allgemein beliebten Art der 
Georginen. Das waren farbenprächtige Arten in allen 
            Ab=
tönungen, in kleinen oder großen runden Bällen blühend. Hier 
hat leider der Krieg direkt verheerend gewirkt. Ungemein viel 
Wertvolles iſt zugrunde gegangen, zumal dieſer Klaſſe der 
            Dah=
lien ſchon vor dem Kriege nicht mehr die Beachtung und 
            Sorg=
falt wie in den ſiebziger und achtziger Jahren geſchenkt wurde, 
was die ſtarke Konkurrenz der Edeldahlie verſchuldet hatte. Das 
größte Sortiment des Kontinents (Halbertz u. Engelmann= 
Zerbſt), das ich in ſeiner Hauptblütezeit (Anfang September) faſt 
in jedem Jahr beſichtigt habe, iſt — ein unerſetzlicher Verluſt! — 
leider im Krieg ganz zugrunde gegangen. Was hatte man da 
doch für wunderbare Sachen gezüchtet! Die Formen waren zu 
höchſter Vollendung gediehen. Die ſchönſte iſt wohl die 
            Perl=
form — jedes Blumenblatt iſt wie eine große Perle gedreht. — 
Ich nenne nur eine Sorte; jeder, der ſie kennt, weiß, wie ſchön ſie 
iſt: „Frau Emma Degen”, eine weiße Züchtung von Max Degen= 
Köſtritz. Die Perlform kommt faſt nur in den Farben weiß, roſa 
und violett vor, ſelten in gelb. Vor Jahren hatte ich einmal eine 
geſpritzte, roſa mit karmin geſprenkelte, aus Frau E. Degen 
            ge=
züchtet; leider iſt ſie inzwiſchen eingegangen. Auch die Züchtung 
von Halbertz u. Engelmann „Stern von Deutſchland”, in 
            präch=
tiger gelber Perlform, iſt nicht mehr vorhanden. Auch all die 
            an=
deren Formen, Röhrenform, Roſenform, Zinnienform, Aſterform, 
Dachziegelform, daneben die neueren: Seeroſenform. 
            Roſetten=
form, letztere hervorgegangen aus den Edeldahlien=Hybriden (
            Ab=
arten), die auch zu der gewöhnlichen Georginenart gehören, haben 
alle ihre eigenen Reize. 
Man teilt dieſe Georginen ein zunächſt nach der Höhe in hohe 
und Zwerge (bis 75 reſp. 80 Zentimeter hoch), die hohen wieder 
nach der Größe der Blumen in rieſenblumige, großblumige und 
Liliput (Pompon), das ſind kleinblumige. 
Die rieſenblumigen ſind heute ſehr ſelten geworden. 
Wenn man einen Blick in ein altes Verzeichnis, von Halbertz 
u. Engelmann wirft, wie groß war da die Auswahl! Und wenn 
man heute von den verſchiedenſten Formen ein Dutzend 
            zuſam=
menbringen will, hat man große Mühe. Und doch hat dieſe Art 
ihr Schönes, etwas Majeſtätiſches an ſich. Der Anbau wird recht 
ſchwer ſein. Neuzüchtungen ſind ſchwer zu ziehen, da nach 
            mei=
nen Erfahrungen die noch vorhandenen Sorten alle ſchwer Samen, wünſchte, wenn auch mit Not, erhalten, leider in ſehr kläglichem 
tragen. 
etwas reichlicher vorhanden, aber gegen früher hat ſich ihre Zahl 
geradezu dezimiert. Immerhin wird die Neuzüchtung hier 
            leich=
ter ſein. Ich habe in den letzten Jahren manche gute Neuheit 
gezogen. Die Ausbeute iſt hier nicht ganz befriedigend (etwa 
5 bis 10 b. H.). 
tigſten Farben und mit ihrem außerordentlichen Blütenreichtum gar zu Anfang Mai. Die Haupttriebe ſind auf mindeſtens die 
heute ſehr beliebt. Beſonders ſind die von England in den letzten 
Vorkriegsjahren herübergekommenen Pompon=Dahlien 
            hervorzu=
heben. Sie haben beſonders kleine Blumen und ihre 
            Blühwillig=
keit iſt enorm. Sorten wie Sunſet tragen oft 50 und mehr 
            Blü=
ten an einem Strauch. 
und Liliput einteilt, iſt die Auswahl heute ganz gering. Sie ſind 
kaum noch vorhanden. Wenn man das reiche Sortiment von 
            Hal=
bertz u. Engelmann im Katalog von 1915 nachlieſt, muß man mit 
Wehmut feſtſtellen, daß unendlich Vieles und überaus Wertvolles 
durch den Krieg hier zerſtört worden iſt. Dabei, waren dieſe ſonders die Kräuſelkrankheit. Bei älteren Büſchen und 
            Spalie=
ſein wird. 
Es war vor etwa 10 Jahren. Da kamen von England 
herüber die einfachen Dahlien. In Deutſchland, hatte jahr, darf es nicht zu ſpät geſchehen. Nach meiner Anſicht iſt 
den Neuzüchtungen im Garten meines Vaters einmal eine 
            ein=
fache hervorwagte, wurde ſie ſofort herausgeriſſen, ſie kam 
            über=
haupt nicht in Frage. So hatten die Neueinführungen einfacher 
Art, mit denen man die urſprüngliche Form der Dahlien wieder bei jüngeren Exemplaren ſchräge Seitentriebe der Hauptzweige 
aufnahm — die erſte aus Meriko eingeführte Dahlie blühte 
            ein=
fach rot —, zunächſt mit großen Vorurteilen zu kämpfen; aber 
bald hatten ſie ſich doch ihr Recht in unſeren Gärten errungen. 
Bei ihnen iſt die Zucht aus Samen am leichteſten. Man wird 
hier die meiſten brauchbaren erhalten. Doch iſt ſehr anzuraten, 
ſich lieber Knollen anzuſchaffen. Man hat dann wirklich gute, 
konſtante Sorten. Und es gibt heute viel vorzügliche darunter. 
Schon alle einfarbigen haben ihr Schönes. Ich liebe ſie nicht zu 
groß; die großen einfachen Blumen hängen oft und welken 
            ſchnel=
ler. Prächtig ſind die zweifarbigen, weiß mit rot, und gelb mit 
rot, auch die geſprenkelten; beſonders wirkungsvoll die 
            ſogenann=
kranz. Kürzlich habe ich eine einfache gezüchtet: rot mit gelber 
Innenzone (übrigens nicht aus einer einfachen), ja es iſt mir 
            ſo=
gar eine Verbindung von geſprenkelter Dahlie und Zonendahlie 
gelungen: die innere Hälfte der Blumenblätter iſt rot, die äußere 
gelb mit rot geſpritzt. Ich glaube, gerade auf dem Gebiete der 
einfachen Dahlien läßt ſich noch viel Schönes erzüchten. Zu 
lockeren Vaſenſträußen ſind gerade dieſe Blumen unſchätzbar, nur 
muß man nur eben aufgeblühte ſchneiden und jeden dritten Tag 
die Sträuße erneuern. Die Sträucher blühen, wenn man ſofort 
die abgeblühten Blumen wegſchneidet — das iſt die erſte 
            Voraus=
riſcher Fülle den ganzen Sommer über bis tief in den Herbſt 
dieſe Blumen beſonders und möchte ſie für ihre Vaſen niemals 
entbehren. 
Sehr viele Liebhaber werden auch die ſogenannten 
            Hals=
krauſen=Dahlien finden. Die Blumen ſiund einfach, nur 
befindet ſich inwendig vor den Blumenblättern noch ein Kranz 
kleiner Blättchen. Die Hauptblumenblätter dieſer Arten ſind 
faſt alle in rötlichem, ſeltener roſa und violettem Farbenton 
            ge=
ein kleines Sortiment. Die Neuzüchtung dieſer Art iſt beſon= 
(Schluß folgt.) 
gering.
 Staudenausſeſe bei Kartoffeln. 
Wer ſeine Saatkartoffeln der eigenen Ernte entnimmt, ſollte 
zielbewußt die Verbeſſerung der Sorte erſtreben. Ein ſtändiger 
Neubezug von Saatgut iſt nicht jedermanns Sache und auch nicht 
immer empfehlenswert, wenn man durch vergleichende 
            Anbau=
verſuche eine für ſeinen Boden geeignete Sorte gefunden hat. 
Die Stauder ausleſe, iſt das beſte Mittel, eine bodenſtändige, 
ertragreiche Kartoffelſorte zu erzielen. Sie beſteht in der 
            Haupt=
ſache darin, daß bei der Ernte der einzeln ausgehobenen 
            Stau=
den die kräftigſten und ausgeglichenſten ausgeſucht werden, um 
ſpäter beſonders vermehrt zu werden. Werden dabei die 
            ein=
zelnen Stauden jede für ſich ausgelegt, geerntet, wieder 
            aus=
gelegt und ſo fort, ſo kann man von einer Familienzüchtung 
reden, die gegenüber der Maſſenvermehrung der 
            zuſammenge=
worfenen guten Stauden noch den Vorteil hat, daß man 
            inner=
halb der Familie wieder und wieder eine Ausleſe treffen und 
dadurch zielbewußter vorgehen kann. Die auf dieſe Weiſe 
            aus=
geſuchten beſten Stauden der beſten Familien werden alsdann 
auch die beſten Ernten geben. Die Ausleſe darf aber nicht erſt 
bei der Knolle, alſo bei der Ernte, beginnen, ſondern ſie muß 
ſchon vorher, beim Wachſen einſetzen. Der aufmerkſamſte 
Beobachter wird bemerken, daß zwiſchen der Kraftentwicklung 
der einzelnen Stauden oft ein großer Unterſchied beſteht. Auch 
hier muß auf Ausgeglichenheit hingearbeitet werden, damit die 
Belaubung, von der wieder die Pflanzweite abhängig zu machen 
iſt, ſich möglichſt gleichmäßig geſtaltet und dadurch gewiſſermaßen 
ein charakteriſtiſches Merkmal geſchaffen wird. Eine ſtarklaubige 
Sorte muß einen weiteren Standraum erhalten als eine 
            ſchwach=
laubige, wobei darauf hinzuweiſen iſt, daß die den Umſtänden 
angepaßte jeweilig engſte Pflanzweite, die durch Verſuche 
            aus=
zuprobieren wäre, die höchſten Erträge verſpricht. Die 
            Aus=
zeichnung der auszuwählenden Stauden ſollte, ſchon vor der 
deres Bild als ſpäter nach den erſten Reifeerſcheinungen 
            ge=
wonnen werden kann. Treffen Krautentwicklung und Knollen= 
Pfirſichpflanzung und =Pflege. 
Viel Klagen hört man oft über Pfirſichbüſche und Spaliere, Federkleides unentbehrlich. 
die, aus der Baumſchule bezogen, ſehr ſchwer oder oft auch gar nicht 
vielen ſchwere Kopfſchmerzen gemacht. Es wurde im Herbſt 
            ge=
pflanzt, im Frühjahr desgleichen, und der Erfolg war der 
            trau=
rige Anblick von kümmerlichen Austrieben, ab und zu wohl auch, die Gewebe der Kopfzierde; Kamm und Bartlappen ſtraffen ſich 
als befriedigend zu nennen, eine Ausnahme. Die Anpflanzung 
im Herbſt iſt vollſtändig zu verwerfen, ganz gleichgültig, in 
            wel=
cher Bodenart oder Lage es geſchieht. Ein tief lockerer und 
            war=
mer Boden iſt Hauptbedingung zum Anwachſen und Gedeihen 
einer Pfirſichpflanzung. Die Schuld, daß viele Pfirſiche, ſelbſt 
bei richtiger Frühjahrspflanzung, ungemein ſchlecht anwachſen, 
ſchiebe ich den Baumſchulen zu, wenn Büſche und Spaliere vom 
leiden dadurch derart, daß beim Rückſchnitt von geſunden Teilen 
im Frühjahr äußerſt wenig bleibt. Sehr viel iſt davon ſtockig 
tätig lagern mußten, was bei einem Ausmachen direkt von auch die Hühner von Ungeziefer freigehalten werden. Man er= 6 
ihrem Standort im Frühjahr zum Verſand doch ſehr viel 
            vor=
teilhafter für den Beſteller iſt; er hat hierbei friſche, wachsfreu= 
 
dige Wurzeln zu erwarten. 
6 bis 7 Monaten gar nichts, denn gerade Pfirſiche werden mei= ſie ſtets trocken bleiben, ſonſt verfehlen ſie ihren Zweck. Wird 
Zuſtand. Sollten dieſe Zeilen von Vertretern der Baumſchulen 
Die großblumigen (mit mittelgroßen Blumen) ſind noch geleſen werden, ſo bitte ich aufs herzlichſte, einmal dieſe Aende= Stoffwechſel verlangt danach. Das Futter ſoll reich an Stickſtof Unerhör 
tung einzuführen und Pfirſiche direkt von dem Standort zur 
Verpackung und zum Verſand zu übergeben. 
Recht darüber, daß die meiſten Pfirſiche zu früh gepflanzt wür= 
Die Liliput ſind noch am zahlreichſten vorhanden. Sie erſt damit anfangen, wenn ſich der Boden etwas erwärmt hat, größten Einſchränkung gezwungen iſt. Dennoch müſſen Opfer 
ſind mit ihren kleinen Blumenbällen in den verſchiedenen präch= Vor Mitte April iſt wohl kaum daran zu denken, wenn nicht erſt gebracht werden, um die Lege= und Zuchthühner durchzuhalten, der 
Hälfte zurückzuſchneiden, der Boden bzw. die Pflanzſtelle iſt auf 
1,50 Meter im Quadrat und mindeſtens 80 Zentimeter tief zu 
rigolen, durch gute Kompoſterde mit altem Kalk der Boden zu daher im Herbſt das eben Entbehrliche abſetzen und für den 
verbeſſern, und darunter eine Lage von etwa 30 Zentimeter 
In Zwerggeorginen, die man wieder in großblumige, ſo tritt leicht Gummifluß ein; dieſem Uebel iſt durch Düngung langen und den Winter ohne Schaden überſtehen. So bleibt iverrer 
Zeit der Steinbildung maſſenhaft ab. Für Stalldung und Futter überwinterte Tiere in ihren Leiſtungen zurückgehen, was 
Jauche bin ich nicht: dieſe erzeugen zu leicht Krankheiten, be= 
Zwerge für kleine Hausgärten von ganz unſchätzbarem Werte, ken rate ich, im Bereich der äußeren Wurzelzone einen Graben 
Leider iſt zu befürchten, daß ein Neuaufbau hier recht ſchwierig 50 Zentimeter breit und ebenſo tief zu rigolen, dieſer, mit roher Man erreicht dies, wenn man dem Waſſer roſtige Eiſenteile obch 
Lompoſterde und Kalk ausgefüllt, erzeugt Wunder. Die Arbeit Eiſenvitriol zugibt, und zwar von letzterem auf ein Liter Waſſet 
kann auch im Herbſt ausgeführt werden: geſchieht es im Früh= höchſtens 3 bis 4 Gramm. 
früher niemand gewagt, dieſe Arten anzubieten. Wenn ſich bei eine Wühlerei nach der Blüte von Nachteil, ich glaube, daß 
            da=
durch auch der Früchteabfall erzeugt wird. Im Schnitt iſt bei 
alten Büſchen nicht viel zu tun. Am beſten iſt es, man entfernt b 
das trockene Holz im Laufe des Sommers. Es iſt auch ratſam, 
auf zwei bis drei Augen zurückzuſchneiden, aber nur bei ſolchen, 
die keinen Fruchtanſatz zeigen, alſo nach der Blite. Spalieren, 
die Reiſig als Winterdecke hatten, belaſſe ich während der Blüte, in mäßiger Weiſe betrieben, augebracht, bei den zum baldigen 
etwas davon, als Schutz gegen kalte Nächte, ebenſo iſt ein leich= Schlachten beſtimmten Junggänſen dagegen iſt der Vorteil ſehr 
tes Schaitieren, damit der Baum nicht ſo ſchnell zum Blühen fraglich. Der Federertrag beim Nupfen oder Wollen erreicht 
Eiſerner Kanzler, früher Alexander und Proskauer, Note Magda= Futtermenge, die die Gans braucht, um die verlorenen Federn 
lene und Waterloo. Ich habe eine alte Stammſorte, unbekannt, wieder zu erſetzen. Jeder praktiſche Züchter wird bemerken, daß 
ſehr ſpät, aber reich tragend. Sie iſt im vergangenen Jahre nach die Gänſe nach dem Rupfen trotz beſtem Futter nicht zunehmen, 
Mitte Oktober noch nicht pflückreif geweſen. Wer gute Sorten, oft ſogar leichter werden. 
beſitzt, verſuche doch einmal, aus Kernen ſelbſt Pfirſiche zu 
ziehen; die beſten behalte man, unfruchtbare merze man aus, 
ten Zonen=Dahlien, z. B. roſa oder violett mit tiefrotem Innen= denn jeder Sämling iſt noch lange nicht zu gebrauchen. 1. 0. 
Ratſchläge für die Schweinemaſt. 
Für die Kleingärtner, die ſich im Frühjahr oder Vorſommer Frühbeete oder luftige Keller für die Einbringung von 
            Bleich=
ernte die eigentliche Maſtzeit. Im Laufe des Sommers iſt das ſäen. Leere Frühbeete mit Kopfſalat bepflanzen oder mit Radies 
Schweinchen mit Garten= und Hausabfällen, vielleicht auch mit und Kreſſe beſäen. Die frühen Saatkartoffeln für den nächſtjäh= 
Weidegang herangewachſen und nun maſtfähig geworden. Zu rigen Gebrauch recht pfleglich behandeln. Alles leergewordene 
den Kartoffeln werden ihm Zucker=, Runkel= und Schmalzrüben Land wird gedüngt und umgegraben. 
verabreicht. Einiges Kraftfutter muß angekauft werden. Die 
ſetzung! — und bei Trockenheit reichlich gießt, in verſchwende= ſo gefütterten Jungtiere erreichen in kurzer Zeit ein annehm= und auf die Erdbeerbeete bringen. Das Land für die 
            Anpflan=
bares Schlachtgewicht und können im Oktober oder November, zung von Himbeeren wird rigolt; Johannisbeeren werden 
            ge=
hinein. Meine Frau verwendet trotz reichſter Auswahl gerade geſchlachtet werden. Wenn Futtermittel vorhanden ſind, füttert pflanzt. Weſſen Bäume wieder viel von den gefräßigen Froſt= 
Februar, um ein Speckſchwein zu erhalten. Zur Maſt als Speck= umgraben, wodurch viele Forſtſpannerpuppen am Auskriechen 
            be=
ſchweine eignen ſich indeſſen nur ältere Tiere, die volſtändig hindert werden. Holunderbeeren einkochen zu Mus. Nützt jede 
ausgewachſen ſind und das Futter nicht mehr zur Fleiſcherzeu= übrige Stunde aus zu den Vorbereitungen für die 
            Herbſtpflan=
gung, ſondern nur zur Fettbildung verwerten. Natürlich kommen zung. 
nur vollkommen geſunde und freßluſtige Tiere für die Maſt in 
Frage. Die große Freßluſt ermöglicht die Anwendung weniger die ausgepflanzten Topfgewächſe wieder eingepflanzt. Koniferen 
halten, die Halskrauſe iſt weiß oder gelb. Es gibt bisher nur wertvoller Futtermittel. Das Maſtfutter muß freilich unbedingt und andere Grünpflanzen, wieder durchdringend gießen. Die 
einen gewiſſen Gehalt an Kalk= und Eiweißſtoffen haben. Kalk= Kompoſtberge reichlich mit Jauche tränken. Sorgt auch wieder 
ders ſchwierig, die Ausbeute auch bei großer Aus gat meiſt ganz mangel beſeitigt man durch Zuſatz von ½ Kilo gemahlener, für winterſtändiges Holz durch Auslichten aller dichtkronigen 
Schlenmkreide auf 50 Kilo Kraftfutter.
 Zur Schnellmaſt ſtellt man gewöhnlich Jungſchweine ein 
die zuerſt durch Weidegang ernährt werden. Dabei unterſcheide 
man drei oder vier Maſtzeiten. Zuerſt freſſen die Tiere gutl 
zuletzt nehmen ſie aber nur ſorgfältig zubereitete, ausgewählt 
Futterſtoffe. Am einträglichſten iſt die Maſt, wenn die Schweing 
nur auf 100 bis 125 Kilo gebracht werden. Damit die Tier) 
möglichſt raſch Fleiſch und Speck anſetzen, muß gleich von Anfang 
an gut gefüttert werden. Die Maſtzeit wird dadurch abgekürzt 
und die Unkoſten für Haltung und Pflege verringern ſich. 
Die Mauſer der Hühner. 
Die Mauſer ſtellt einen rein phyſiologiſchen Vorgang im 
Organismus dar; die alten Federn fallen aus und neue treten 
an ihre Stelle. In der Negel tritt die Mauſer im Spätſommel 
und Herbſt ein; die Dauer läßt ſich nicht beſtimmen, da manchel 
Hühner ſchnell, andere wieder langſam mauſern. Meiſt gehl 
die Mauſer glatt und ohne merkliche Nebenerſcheinungen vol 
ſich. Zunächſt verliert das Federkleid ſeinen ſonſt üblichen Glanz 
Die Feder wird matt in der Farbe, trocknet und ſtirbt ab. Das 
belebende Clement, das die Feder friſch erhält, geht zurück, weil 
es zum Aufbau der neuen Feder dienen muß. 
Im mauſernden Zuſtand ſehen die Hühner in der Regel unand 
ſehnlich aus; teilweiſe bilden ſich an einzelnen Körperteilen kahle 
Stellen, an denen die neuen Federſpulen bereits durchbrechen 
In dieſem Stadium verliert das Huhn ſeine frühere Beweglich 
keit und Munterkeit; es hockt viel herum, und manchmal ſcheint 
auch der Atpetit zu mangeln. Kamm, Bartlappen und Geſichtl 1omm1b 
erblaſſen, verlieren die ſchöne rote Farbe, werden unanſehnlichl Küſtrin 
und geben dem Huhn ein krankes Ausſehen. Das Blut tritt aus 
dieſen zarten Geweben zurück, da es in Verbindung mit anderen 
Säften beim Aufbau des neuen Federkleides mithelfen muß. hat ihre 
Die Hühner bedürfen nunmehr des Schutzes, und beſonders 
Blüte beginnen, da gerade in der erſten Entwicklung ein treffen= an naßkalten Tagen muß ihnen eine gute Unterkunft geboten) garniſohnen 
werden; die Körperwärme ſinkt und muß durch warme Stallung 
und wärmendes Futter ausgeglichen werden. Der erhöhte Stoff= ſtellen. 
ausbildung zuſammen, ſo darf angenommen werden, daß die wechſel bedingt eine entſprechende Fütterung; und es iſt unan 
Vermehrung derartiger Knollen den erſtrebten Erfolg zeitigt, gebracht und unökonomiſch, wenn es leider auch noch ſo viel 
üblich iſt, den Hühnein nun das Futter entſprechend zu 
            ver=
ringern, weil ſie weniger oder nicht legen. Was früher für die 
Eierproduktion nötig war, iſt nun für den Aufbau des neuen 
Wie allgemein bekannt iſt, ſtellen die Hühner während der) Herr der 
anwachſen. Die Anpflanzung von Pfirſichen hat wohl ſchon Mauſer das Legen ein, Ausnahmen hierin ſind keine Regel 
Die Hühner beginnen erſt dann wieder mit dem Legen, wenn 
das neue Gefieder fertig iſt. Dann tritt auch wieder Blut in M 
und erſcheinen wieder in friſchem Rot. Die alte Munterkeit und 
Beweglichkeit ſtellt ſich wieder ein und mit ihr der normale 
Zuſiand. 
Während der Mauſerzeit erfordern die Hühner alle 
            Sorg=
falt in Bezug auf Stallung und Futter. Dumpfige, feuchte und 
kalte Stallungen wirken auf die Dauer ungünſtig ein; ſie ver= /To 
Herbſt bis zum Frühjahr im Einſchlag liegen. Die Wurzeln zögern die Mauſer und geben zu Erkrankungen Anlaß, denen ſind 
ſich leicht Komplikationen anſchließen. Man hat daher während /A. 
der Mauſer alle Vorſicht anzuwenden, damit keine Hemmmiſſe 
und faul, die Folge der Störung zur Zeit, wo die Wurzeln un= eintreten und die Mauſer ungeſtört verlaufen kann. So müſſen 
reicht dies am beſten durch gründliche Desinfektion des Stalles 
und durch Anlegen von Sandböden, in denen die Hühner 
nach Belieben puddeln können. Den Sand vermiſcht man noch 
Die Baumſchulen riskieren durch den lannen Einſchlag von mit gepulverter Schwefelblüte und bringt die Böden ſo an, daß 
ſtens reſtlos verkauft, die Aufträge ſind derart, daß oft gar nicht ein Huhn noch während der Mauſer von Ungeziefer geplagt, das 
genug geliefert werden kann. Ich habe meiſtens noch das Ge= ihm die beſten Säfte wegnimmt, ſo kann dieſe unmöglich normal 
verlaufen. 
Kräftiges Futter iſt unbedingt erforderlich, denn der erhöhte 
und phosphorſaurem Kalk ſein. Weizen und gequetſchter Hanf 
geben Wärme. Für die meiſten Züchter iſt es in der heutigen 
Herr Krüger=Roſenfelde äußerte ſich vor längerer Zeit mit Lage außerordentlich ſchwer, das nötige und richtige Futter zu 
beſchaffen, da einesteils Mangel an ſolchem herrſcht und 
            andern=
den, die beſte Zeit dafür iſt das Frühjahr, und dann ſoll man, teils die Preiſe eine derartige Höhe erlangt haben, daß man zur 
Zweckmäßig ſollte man daher die Stämme möglichſt vermindern: 
der Ertrag im Winter, wo die Legetätigkeit meiſt ſchwach iſt, wird 
dunch die hohen Futterkoſten kaum ausgeglichen. Man ſollte (Die 
erzielten Gewinn gutes Futter einkaufen, damit die von der 
altem Bauſchutt zu geben. Iſt der Boden ſehr ſtickſtoffhaltig, Mauſer geſchwächten Stammtiere wieder zur vollen Kraft 
            ge=
mit Phosphor und Kali abzuhelfen. Kalk verlangen die Pfir= der Beſtand leiſtungsfähig und kann im Frühjahr ſeine ganze 
ſiche auf jeden Fall, fehlt dieſer, ſo fallen die jungen Früchte zur Kraft in der Zuchtperiode einſetzen, wogegen mit geringwertigem 
dann auch meiſtens in vielen unbefruchteten Eiern zum Ausdrug 
kommt. 
Das Trinkwaſſer für mauſernde Hühner ſoll eiſenhaltig ſeis= 
Zu empfehlen wäre weiter noch, daß während der Mauſer 
die Hähne von den Hennen getrennt gehalten werden, damit ſie
UN D
 Ein an 
nicht beſetz 
Garniſon, 
rickſichtsbi 
wird vom 
eners 
und 
bar, 
e. 
ungebh
 jeh 
Borgäne
 Sollen Gänſe gerupft werden? 
Das Rupfen der lebendigen Gänſe iſt bei den Zuchtgänſen, 
kommt, von Vorteil. Die zuverläſſigſten Sorten ſind wohl: höchſtens 80 Gramm und ſteht in keinem Verhältnis zu der 
Ratgeber. 
Gemüſegarten. An geſchützter Stelle im Freien oder 
in kalte Käſten die Winterkohlpflanzen verſtopfen. Noch ſtarke 
Grünkohlſetzlinge von den Vorratsbeeten verpflanzen. Leere 
abgeſetzte Saugferkel gekauft haben, beginnt mit der Kartoffel= gemüſe herrichten. Noch Perlzwiebeln legen und Winterſpingt 
Obſtgarten. Kurzen Dung zwiſchen die Himbeerreihen 
der kleine Beſitzer gerne noch ein Schwein bis Januar oder ſpannerraupen heimgeſucht wurden, ſoll ſein Baumland jetzt tief 
Im Blumengarten werden allerlei Treibſtauden und 
Roſenſtöcke.
 bereis 
nach 
von de 
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Wandt 
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