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reiſes. Beſtellungen und Abbeſtellunge
durch Fernruf ohne Verbindlichkeit für uns.
184. Jahrgang
mit Wohnungs=Anzeiger und Unterhaltungsbeilagen.
Organ für die Bekanntmachungen der Bürgermeiſterei Darmſtadt.
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gerichtlicher Beitreibung fällt jeder Rabatt weg.
Nummer 300
Mittwoch, den 9. November 1921
Einzelnummer 25 Pfg.
Die große Koalition in Preußen.
Es geſchehen immer noch Wunder. Was man nie geglaubt
harte, iſt über Nacht ganz urplötzlich eingetroffen. Ein Kabinett
von Streſemann bis Scheidemann. Damit ſind nicht etwa die
beiden Perſonen ſelber gemeint, aber die Parteien dieſer beiden
Männer haben ſich zum erſten Male zu gemeinſamer
Regierungs=
arbeit die Hände gereicht. Die große Koalition iſt alſo da — in
Preußen. Dem Deutſchen Reiche iſt ſie zur Nachahmung zu
empfehlen.
Der Kampf um das neue Preußenkabinett war ein harter
und langwieriger, namentlich um die Perſon des preußiſchen
Miniſterpräſidenten. Stegerwald ſchien trotz ſeines halb
frei=
willigen und halb erzwungenen Rücktritts die beſte Ausſicht zu
haben, wieder an die Spitze des Kabinetts zu kommen. Hatte
er doch im Zentrum eine ſtarke Stütze, aber auch die übrigen
bürgerlichen Parteien brachten ihm Sympathie und Vertrauen
entgegen. Und doch fiel die Wahl noch in letzter Stunde auf
einen anderen. Es ſchien, daß Oeſer auf den kuruliſchen Seſſel
kommen ſollte, und er ſtand auch ſchon auf der Liſte. Aber auch
er wurde in letzter Stunde noch übergangen und als Sieger ging
einer hervor, an den man bisher gar nicht gedacht hatte: der
frü=
here preußiſche Miniſterpräſident und Landwirtſchaftsminiſter,
der ſozialdemokratiſche Abgeordnete Otto Braun.
Man muß offen bekenen, daß diesmal bei der
Kabinetts=
bildung ſtaatspolitiſche Einſicht gewaltet hat, die bis jetzt leider
von Parteihaderſucht und =eigenbrödelei immer verdrängt wurde.
Den Sozialdemokraten mag der Entſchluß, mit den
Volkspartei=
lern an e em Regierungsſtrang ziehen zu müſſen, ſehr ſchwer
geworden ein. Und ſie haben ſich auch ihre ſtaatspolitiſche
Ein=
ſicht ſehr teuer bezahlen lafſen. Sie verlangten für ſich den
Miniſterpräſidentenpoſten und außerdem noch zwei andere
Mimiſterportefenilles, und ſie drangen auch mit ihren
Forderun=
gen durch und erhielten zwei der wichtigſten Portefeuilles: das
des Handels (Siering) und das des Innern (Severing). Solche
„Opfer” kann mam allerdings in ſtaatspolitiſcher Einſicht bringen.
Ein wirkliches Opfer aber hat bei der Kabinettsbildung das
Zentrum gebracht, indem es, um endlich die große Koalition
ver=
wirklicht zu ſehen, Stegerwald preisgab. Es hat für ſich nur
den Juſtizminiſterpoſten (Am Zehnhoff) beanſprucht. Für die
Deutſche Volkspartei wurden das Unterrichtsminiſterium (Dr.
Bölitz) und die Finanzen (Dr. v. Richter) referviert, und die
Demokraten haben in ihrem Wendorff den
Landwirtſchafts=
rniniſter geſtellt.
Es iſt alſo in Preußen nun endlich ein zielbewußteres und
ſtetigeres Regieren zu erwarten, das nicht durch oppoſitionelle
Taktik der Parteien im Schmollwinkel geſtört wird. Zu hoffen
und zu wünſchen iſt es, daß nun endlich einmal auch das Reich
eiine Regierung auf ſolcher feſter und breiter Baſis erhält, um
tpenigſtens eine eimigermaßen feſte Einheitsfront gegen äußere
Anſtürme zu haben.
rI.
*
Berlin, 7. Nob. (Wolff.) Der preußiſche
Miniſterpräſi=
dent Stegerwald hat endgültig auf die Teilnahme am
Kabi=
nett verzichtet.
* Berlin, 7. Nob. Der am Samstag vom preußiſchen
Landtag zum Minifterpräfidenten gewählte ſozialdemokratiſche
Abgeordnete Braun hat in einem Schreiben an den
Landtags=
präſidenten Leinert die Wahl angenommen.
Miniſter=
präſident Braun hat dem Vorwärts zufolge die Mitglieder des
neuen Kabinetts auf Dienstag nachmittag zuſammengerufen, um
mit ihnen den Text der programmatiſchen Regierungserklärung
feſtzuſtellen.
Die Frage der Reparationen.
** Eine amtliche Berliner Mitteilung beſagt: Die deutſche
Regierung erhielt von der Reparationskommiſſion die
Mit=
teilung, daß ſich die Mitglieder der
Reparations=
kommiſſion nach Berlin begeben haben, um mit der
deutſchen Regierung über die Durchführung der vom
Garantie=
komitee in Anſehung des Zahlungsplanes gewünſchten
Maßnah=
men und ihre Ergänzung eine Beſprechung abzuhalten. Der
Pariſer Temps veröffentlicht die Namen der Mitglieder
der Reparationskommiſſion, die ſich nach Berlin
be=
geben wollen. Es ſind dies für Frankreich Vorſitzender Dubois
Generalſekretär Aron, Direktor der Finanzabteilung Minotto,
Sekretär des Vorſitzenden Chappei; für England Sir John
Bradbury, zweiter Delegierter Kombaß, Cook, Generalfekretär
Mac Sadhean; für die Vereinigten Staaten Boyden, zweiter
Delegierter Longhan, Generalſekretär Bate; für Italien
Sak=
vago Raggi, zweiter Delegierter d’Ameglio; für Belgien
Dela=
croix, zweiter Delegierter Remelman.
Ueber die vorausſichtliche Tätigkeit der
Kommiſ=
ſion erfährt die Telegraphen=Union, daß neben dem Wunſch
der Kommiſſion, ſich über die deutſchen Zahlungsmöglichkeiten
ein klares Bild zu machen, die Abſicht beſteht, gegebenenfalls
eine durchgreifende Aenderung in den bisherigen
Zahlungsmoda=
litäten zu erörtern. Die Kommiſſion wird dieſe Verhandlungen
nicht auf die deutſchen amtlichen Stellen beſchränken, ſondern
auch führende deutſche Perſönlichkeiten des Wirtſchaftslebens
be=
fragen. Hierbei ſpielt uaturgemäß das Problem der deutſchen
Paluta bzw. die Stabiliſierung der Mark eine ausſchlaggebende
Kolle. Wie verlautet, liegen in dieſer Hinſicht bereits beſtimmte
Bläne vor. Es liegt auf der Hand, daß die rapide
Markentwer=
ling der letzten Woche auch in den ehemals feindlichen Ländern
nicht ohne Beunrthigung beobachtet wird.
Die in der franzöſiſchen Preſſe an die Reiſe der
Reparationskommiſſion nach Berlin geknüpften
Schlußfolgerun=
een ſind unkontrollierbar. Es iſt vielmehr damit zu rechnen,
daß die Reparationskommiſſion verſuchen wird, auf Grund
von Beſprechungen mit den deutſchen Vertretern ſich ein klares
Pild über die finanzielle Lage des Reiches unter Berückſichtigung
des jüngſten Markſturzes zu machen. Es muß aber als
außer=
ordentlich gefährlich bezeichnet werden, daß in einem Teil der
ranzöſiſchen Preſſe angedeutet wird, mit der Bankrotterklärung
des Deutſchen Reiches müſſe täglich gerechnet werden, ſo daß
Frankreich alle Vorkehrungen treffen müſſe, um Garautien für
die Sicherſtellung ſeiner Anſprüche in die Hand zu bekommen.
Bekanntlich iſt in dieſen Kreiſen wiederholt die Ruhrbeſetzung
durch Ententetruppen erörtert worden.
Den B. T. wird aus Paris gemeldet, die
Reparationskom=
miſſion werde von Deutſchland alle Sicherungen zur Beſchaffung
eimer Anleihe und die Freigabe einiger deutſcher
Einnahmequel=
lem verlangen, auf die nach Artikel 248 des Friedensvertrages
den Verbündeten die Priorität zuſteht. Der Temps hält es für
unmöglich, daß Deutſchland in den nächſten Jahren genügend !
Gold für ſeine Zahlungen auftreiben könne. Die Gläubiger
müßten ſich daher verpflichten, vorläufig nur einen Teil ihrer
Forderungen zut erlangen, während der Reſt durch Lieferungen
nach bisherigem Muſter zu halten wäre.
Die engliſchen Blätter befaſſen ſich in Telegrammen
aus Berlin und in Artikeln mit dem Sturz der Mark. Die
Times ſchreibt in ihrem Finanzteil, es beſtehe kein Zweifel,
daß Deutſchlands Finanzlage hoffnungslos aus der Kontrolle
ge=
raten ſei. In einem Leitartikel ſagr das Blatt, Deutſchlands
Verſuche, in London Geld aufzunehmen, ſeien fehlgeſchlagen, da
die Londoner Bankiers nicht bereit ſeien, Deutſchland Kredit zu
geben, bevor es über eine ſtetige Währung verfüge. Deutſchland
habe jedoch ſeine Verſuche, eine auswärtige deutſche Anleihe an
anderer Stelle unterzubringen, nicht aufgegeben. Es erſcheine
kaum zweifelhaft, daß die Reiſe der Repanationskommiſſion nach
Berliu mit dieſen Fragen eng zuſammenhänge. Der Bankerott
ſcheine für den deutſchen Staat in nicht ferner Zukunft faſt
un=
vermeidlich zu ſein. So verzweifelt auch immer die
augenblick=
liche Lage des deutſchen Staates ſein möge, die kommerzielle
Lage Deutſchlands ſei gut. Die Times fährt fort: Man
behaup=
tet, daß die Reparationen ſchuld am Zuſammenbruch der Mark
ſeien. Wenn ſie auch mit dazu beitrügen, ſo ſeien ſie doch nicht
der einzige Grund, was durch die Tatſache bewieſen werde, daß,
ganz abgeſehen von den Reparationen, das deutſche Budget ein
Defizit aufweiſe. Die Times ſchließt, für den Augenblick ſei es
Aufgabe der Alliierten, darauf zu beſtehen, daß Deutſchland die
Januarrate zahle, und zuzufehen, daß Deutſchland die nötigen
Schritte tue, um die ausländiſchen Werte zu ſchaffen, die für die
Zahlung erforderlich ſeien. — Die Weſtminſter Gazette
tritt in einem Leitartikel für die Streichung der Reparationen
ein. Das Blatt ſchreibt, es ſei dringend nötig, daß ſich die
öffent=
liche Meinung Geltung verſchaffe und gegen den Bankerott ihr
Veto erhebe. Großbritannien habe nichts zu verlieren und alles
zu gewinnen, wen es auf die deutſchen Reparationen verzichte.
Oberſchleſien.
Berlin, 7. Nov. (Wolff.) Der auswärtige Ausſchuß des
Reichsrats behandelte in ſeiner heutigen Sitzung die
ober=
ſchleſiſche Frage. Im Verlaufe der Ausſprache gab der
Reichskanzler folgende Erklärung ab: Auf die Note der
deutſchen Regierung, in der ſie gegen die Entſcheidung über
Oberſchleſien als gegen eine Ungerechtigkeit und eine Verletzung
des Friedensvertrages Verwahrung einlegte, erwiderte die
Bot=
ſchafterkonferenz, daß ſie den Proteſt der deutſchen Regierung als
unbegründet, null und nichtig anſehe. Sie hat erklärt, von der
Mitteilung nur die bedingungsloſe, vorbehaltloſe Erklärung der
deutſchen Regierung feſthalten zu wollen, wonach ſie ſich allen
Anordnungen der Entſcheidung vom 20. Oktober mit den ſich
daraus ergebenden Folgen fügen wird. Demgegenüber möchte
ich feſtſtellen, daß durch die Antwort der Botſchafterkonferenz die
Tatſache der Einlegung der Rechtsverwahrung nicht
ausder Welt geſchafft wird. Unſere Rechtsverwahrung
wird nicht dadurch beſeitigt, daß ſie zurückgewieſen wird. Sie
bleibt vor der Geſchichte für alle Zeiten beſtehen.
Der Wiederaufbau in Frankreich und die
deutſchen Arbeiter.
* Paris, 7. Nov. Marcell Hutin berichtet im Echo de
Paris, daß heute vormittag der Direktor der Surté Genérale mit
Vertretern der Aufbaugenoſſenſchaften des Allgemeinen
Arbeiter=
verbandes (C. G. T.) eine Unterredung hatte wegen des
Wieder=
aufbaues derelf Dörfer in der Gegend von Peronne
durch deutſche Arbeiter, über den mit Vertretem der
deutſchen Gewerkſchaſten verhandelt werde. Hurin ſtellt feſt, daß
die Frage der Heranziehung von Arbeitskräften zum
Wieder=
aufbau jetzt aktuell wverde, denn man bratche 100 000 Arbeiter,
die in Etappen nach Frankreich kommen müßten, beſonders
Spe=
zialiſten wie Maurer, Zementarbeiter, Stuckarbeiter,
Zimmer=
leute und Tiſchler. Handarbeiter dagegen beſitze Frankreich in
genügender Menge. Als Länder, die für die Stellung von
Ar=
beitern in Frage kämen, bezeichnet Hutin Italien, Polen und die
Tſchecho=Slowakei. Ueber die Löſung dieſer Frage habe übrigens
dieſer Tage eine Underredung beim Arbeitsminiſterium
ſtattge=
funden, der auch Seydoux für das Miniſterium der
auswär=
tigen Angelegenheiten beigewohnt habe. Die Frage habe für
Frankreich auch eine ethnographiſche Bedeutung, da
vorauszu=
ſehen ſei, daß ein Teil dieſer Einwanderer ſich in Frankreick
feſtſetzen werde.
Paris, 8. Nov. (Wolff.) In der geſtrigen Unterredung
die Miniſter Loucheur mit Vertretern verſchiedener
Orgami=
ſationen über den Wiederaufbau der elf Dörfer in der
Gegend von Chaulnes hatte, erklärte er, der Hauptzweck ſei, die
Ordnungsmaßnahmen zu prüfen für den epenmellen Fall, daß
deutſche Arbeiter beſchäftigt würden. Das Gelingen einer
der=
artigen Unternehmung ſei abhängig von der formellen
Zuſtim=
nmng der Bevölkerung. Er erklärte ferner, daß auch die
Geſchä=
digten durch Unterſchrift die Vorſchläge annehmen müßten und
daß er inzwiſchen dem Studium nur einen vorläufigen Charakter
zuerkennen könne. Die in Ausſicht genommenen Maßnahmen der
„Surté Genärale” zur Sicherſtellung der Ordnumg wurden
an=
genommen. Eine neue Zuſammenkunft wird nicht ſtattfinden,
ſolange nicht die Liſte der Geſchädigten mit ihrer unterzeichneten
Zuſtimmng dem Präfekten des Departements Somme
übermit=
telt worden ſei, denn ein Unternehmen diefer Art könne nach
An=
ſicht aller Anweſenden nur in vollem Einverſtändnis mit den
Geſchädigten durchgeführt werden.
Die Teuerung und die Beamtenbeſoldung.
Berlin, 7. Nob. (Wolff.) Von der Leitung des
Deut=
ſchen Beamtenbundes wird uns mitgeteilt: Der
Vor=
ſtand des Deutſchen Beamtenbundes hat nach eingehender
Erör=
derung der durch den ſprunghaften Niedergang des Markkurſes
geſchaffenen unhaltbaren Lage der Beamtenſchaft
unter Zuſtimmung der Vertreter der dem Deutſchen
Beamten=
bund angeſchloſſenen Gewerkſchaften die ſofortige Weiterführung
der Beſoldungsaktion unter folgenden Geſichtspunkten
beſchloſ=
ſen: Der Regierung ſind ſofort — unbeſchadet des Abſchluſſes
der gegenwärtigen Vorlage — folgende Forderungen
vorzu=
legen, die ſich nach der inzwiſchen eingetretenen Veränderung
der Verhältniſſe und nach Annahme der Geſetzesvorſage in der
Beamtenſchaft nötig machen: 1. Die für Oktober/Dezember zu
zahlenden Nachzahlungen auf Grund der neuen
Beſoldungsord=
nung ſind, ſoweit ſie hinter dem Betrage von 2000 Mark für den
Beamten und 500 Mark für jeden weiteren von den Beamten
zu unterhaltenden Angehörigen zurückbleiben, in unmittelbarem
Anſchluß an die Nachzahlung auf dieſe Beträge aufzufüllen.
2. Hebung des Einkommens der unteren und mittleren
Beamten=
gruppen auf eine die Beſtreitung der Lebensnotwendigkeiten
ſichernde Höhe. Bei der daher ſofort i Angriff zu nehmenden
Reviſion der Grundgehaltsſätze iſt unter anderem auf die
Plan=
mäßigkeit des Verhältniſſes der Gehaltsſätze der einzelnen
Be=
ſoldungsgruppen zueinander hinzuwirken. 3. Sofortige
Schaf=
fung von Einrichtungen, wodurch unter Beteiligung der
Be=
amtenorganiſationen eine kurzfriſtige automatiſche Anpaſſung
der Bezüge an die fortſchreitende Geldentwertung und Teuerung
erfolgen muß.
* Im Aufirage der der Sozialen
Arbeitsgemein=
ſchaft angeſchloſſenen, mehr als 250 000 Beamte umfaſſenden
Verbände erläßt der geſchäftsführende Ausſchuß der Sozialen
Arbeitsgemeinſchaft Deutſcher Beamtenverbände (
Beſoldungs=
gruppen 1 bis 6) eine Kundgebung, in der es heißt: Der
ge=
ſchäftsführende Ausſchuß wimmt von dem Regierungsvorſchlag,
die Neuordnung der Beamtengehälter betreffend, mit großer
Entrüſtung Kenmtnis. Aus dem Vorſchlag der Regierung iſt zu
erſehen, daß man an den maßgebenden Stellen kein Verſtändnis
für die überaus traurige, ja troſtloſe wirtſchaftliche Lage in den
Beſoldungsgruppen 1 bis 6 hat. Nur vom autsgeſprochenſten
Klaſſenſtandpunkt aus ſind Unterſchiede im Grundgehalt, wie ſie
zwiſchen Gruppe 1 mit 7500 bis 12 000 Mark und Gruppe 13 mit
53 000 bis 80 000 Mark in Ausſicht genommen ſind, zu verſtehen.
Werden ſie Geſetz, ſo wird damit die Beamtenſchaft der underen
Gruppen zur Aufnahme des ſchärfſten Klaſſenkampfes
gezwun=
gen. Die Beauten der Beſoldungsgruppen 1 bis 6 erwarden
daher vom Reichstag, daß er erhebliche Verbeſſerungen zugunſten
der ärmſten und wirtſchaftlich ſchwächſten Beſoldungsgrppen an
der Vorlage vornimmt, damit auch dieſe wenigſtens nicht
dau=
ernd Not leiden müſſen und die neue Beſoldungsordnung micht
einen ausgeſprochenen Klaſſencharakter, ſondern ein auch vom
ſozialen Standpunkt aus erträgliches Gepräge erhält.
Der 9. November.
Berlin, 8. Nov. (Wolff.) Die Reichsregierung
ordnete für den 9. November an, daß in den Ländern, wo
dieſer Tag als geſetzlicher Feiertag anerbannt ſei, auch in den
Reichsbetrieben auf die Landesgeſetzgebung Rückſicht zu nehmen
iſt. In den Ländern, in welchen der 9. November nicht als
ge=
ſetzlicher Feiertag anerkannt iſt, wird in den Reichsbetrieben
ge=
arbeitet. Wer der Arbeit fernbleibt, hat mit Lohnverluſt zu
rech=
nen; aus geringfügigen Verkürzungen der Arbeitszeit ſollen
je=
doch keine weiteren Folgerungen gezogen werden.
Weimar, 8. Nov. (Wolff.) In der geſtrigen Thüringer
Landtagsſitzung, die ſich bis Mitternacht ausdehnte,
wurde nach einer lebhaften Debatte die Regierungsvorlage
ange=
nommen, wonach das Reformationsfeſt als geſetzlicher Feiertag
abgeſchafft und der 9. November zum geſetzlichen Feiertag
erklärt wird. Auf der Tagesordnung der heutigen Sitzung ſteht
die Aufhebung des Bußtages.
Das verlorene Sowjet=Paradies.
C.K. Berichte, die aus Reval an engliſche Blätter gelangt
ſind, ſprechen von einem völligen Umſchwung in den
ruſ=
ſiſchen Verhältniſſen. Die Bolſchewiſten ſcheinen nun
ſelbſt von der Undurchführbarkeit ihrer utopiſtiſchen Ideen
durchdrungen zu ſein und finden ſich wohl oder übel mit dem
Kapitalismus ab. Der Freihandel macht in Moskau große
Forſchritte. Ueberall werden neue Läden eröffnet, und man
kann ſogar Kuchen kaufen, was früher ganz unmöglich war. Viel
beſprochen wird die Nachricht, daß Trotzkif in die Leitung einer
großen kapitaliſtiſchen Privatgeſellſchaft eintreden werde, und da
er der fantaſtiſchſte Anhänger des Kommunismus war, ſo hält
man die Rückkehr zum Kapitalismus für ſicher. Es kann jetzt
wieder alles in Moskau gekauft werden ſo wie in London oder
einer anderen kapitaliſtiſchen Stadt. Man kann ſogar Zeitungen
auf den Straßen kaufen. Die Droſchkenkutſcher nennen ihre
Fahrgäſte nicht mehr „Bürger” ſondern reden ſie mit Gnädiger
Herr” oder „Gnädige Frau” an und ſuchen durch höfliches
Be=
tragen ein möglichſt großes Trinkgeld herauszuſchlagen. Man
ſpricht davon, daß die Bolſchewiſten eine „Koalitionsregierung
aus allen Parteien errichten wollen, und man rechnet damit, daß
noch vor Ende des Jahres die Grenzen Rußlands geöffnet und
dann alle die Flüchtlinge wieder zurückkommen werden mit
Ausnahme einiger weniger unverſöhnlicher Führer der
Oppoſi=
tion. Man glaubt, daß dieſe Führer in Paris, London und
Berlin ohne Anhänger bleiben werden, denn der ruſſiſche
Flücht=
lang hat das Leben im Ausland ſatt und ſehnt ſich nach der
Heimat, wenn er dort wieder leben und Geld verdienen kann.
Die jüngſte Volkszählung in Petersburg hat intereſſante Zahlen
ans Licht gefördert. Die Bevölkerung iſt auf weniger als die
Hälfte zurückgegangen; ſie zählt nur noch 722 239 Seelen mit
Ausnahme der Garniſon. Die Bevölkerung männlichen
Ge=
ſchlechts beträgt 301 621, die weibliche 420 618. Dieſes
Ueber=
wiegen der Frauen iſt etwas, ganz Ungewöhnliches in der
ruſſi=
ſchen Hauptſtadt, denn bei der Volkszählung von 1900 kamen
auf 100 Männer nur 82 Frauen. Die Zahl der Männer und
Frauen zwiſchen 20 und 30 Jahren iſt im Vergleich zu denen
zwiſchen 40 und 50 ſehr zurückgegangen. Die Zahl der
Ehe=
ſchließungen iſt die größte, die jemals beobachtet wurde; ſie
be=
trägt 27,6 auf 1000 oder fünfmal ſo viel als die höchſte
Heirats=
ziffer in Petersburg vor dem Kriege.
Die Schantungfrage.
Paris 7. Nov. (Wolff.) Nach einer Havasmeldung aus
Peking beſtätigt die chineſiſche Antwort auf das
japa=
niſche Memorandum in der Schantungfrage die
bereits in der Note vom 7. Oktober gegebene Darlegung der
Lage. Die Antwort beſagt, daß China den Verſailler Vertrag
nicht unterzeichnet habe und infolgedeſſen auch nicht ſeine auf
Schanttng bezügliche Beſtimmung anerkennen könne. Das
an=
gebliche Verlangen Chinas nach Verhandlungen gehe nur auf
eine unrechte Auslegung einer privaten Unterredung zurück. Die
Note erklärt, Japan habe dieſem Fall eine falſche Deutung
ge=
geben im Zuſammenhaug mit der Erklärung des deutſchen
Ver=
treters, Deutſchland könne zu ſeinem Bedauern China nicht
Kiautſchau zurückerſtatten. Das bedeute keineswegs eine
An=
erkennung des Verſailler Vertrages durch China. China habe
einfach die deutſche Erklärung angenommen wie ſie war. Die
Note betont, daß die Eiſenbahn Kiautſchau—Tſingtau niemals
ausſchließlich Deutſchland gehört habe, daß vielmehr die
Be=
wachung der Bahn den Chineſen anvertraut geweſen ſei, und
daß die militäriſche Beſetzung mit japaniſchen Truppen alſo eine
Ungerechtigkeit ſei. Die Antwortnote beſtreitet, daß die Repa=
Seite 2.
Darmſtädter Tagblatt, Mittwoch, den 9. November 1931.
rationskommiſſion das Recht habe, das Kapital und den
Beſitz=
ſtand der fraglichen Eiſenbahn auf das Konto der deutſchen
Ent=
ſchädigung zu ſetzen. Schließlich wird die baldige Zurückziehung
der japaniſchen Truppen aus Schantung gefordert.
Die Antwort Frankreichs auf die ruſſiſche Note.
Paris, 7. Nov. (Wolff.) Der Sonderberichterſtatter der
Havasagentur meldet von Bord des Dampfers „Lafayette‟
Miniſterpräſident Briand habe dem Quai dOrſay die
Ant=
wort auf die Note der Sowjetregierung
übermit=
telt. Der Sonderberichterſtatter glaubt, daß die franzöſiſche
Re=
gierung in der Note von der Anerkennung der Schulden der
früheren rüſſiſchen Regierung bei den Alliierten Kenntnis
nimmt, aber Garantien fordert, die vom wirtſchaftlichen
Ge=
ſichtspunkt ernſt genommen werden und die Sicherheit geben
könnten, daß die gegenwärtigen Führer Rußlands ſich den
inter=
nationalen Gebräuchen der ziviliſierten Völker anpaſſen werden.
Nur wenn dieſe Bedingungen erfüllt ſind, werde die franzöſiſche
Regierung die Wiederaufnahme normaler Beziehungen mit
Ruß=
land in Betracht ziehen können.
Das franzöſiſch=türkiſche Abkommen und England
Paris, 7. Nov. (Wolff.) Nach einer Hadasmeldung aus
London iſt dem franzöſiſchen Botſchafter geſtern im Augenblick
ſeiner Abreiſe nach Paris eine Denkſchrift über das
franzü=
ſiſch=türkiſche Abkommen von Angora übergeben wor.
den. In dieſer ziemlich langen Denkſchrift würden eine Reihe
von Einwendungen erhoben, deren hauptſächlichſte die
Be=
fürchtung der engliſchen Regierung ſei, daß das
Abkommen gewiſſe Schwierigkeiten bei der Regelung, der
Orientfrage hervorrifen würde, nanentlich in dem
Augen=
blick, in dem England ſich im Einvernehmen mit Frankreich
be=
mühe, den Konflikt zwiſchen der Türkei und Griechenland zu
löſen. Nach Blättermeldungen kann der franzöſiſche Botſchafter
Doger noch nicht verlaſſen, weil wegen des ſtürmiſchen Wetters
die Reiſe unmöglich geworden iſt. Das Memorandum iſt alſo
in Paris noch nicht bekannt geworden.
London, 7. Nov. (Wolff.) Daily Chronicle ſchreibt in
einem „Freche Herausforderung an die Alliierten”
überſchriebe=
nen Leitartikel, der Abſchluß des Sonderabkommens
zwiſchen Frankreich und den Kemaliſten ſchaffe
ernſte Schwierigkeiten in den engliſch=franzöſiſchen
Be=
ziehungen. Durch die Zuweiſung eines Gebietes, das Frankreich
als Mandatar verwalte, an die Türkei, verlaſſe Frankreich den
Verſailler Vertrag, Großbritannien und Frankreich könnten
veiterhör nicht a! Alliierte handeln, wenn ſie in einem wichtigen
Teile der Welt gegeneinander wirkten. Die bei der Abreiſe
Franklin Bouillons nach der Türkei von Briand abgegebene und
vor wenigen Tagen erneuerte feierliche Verſicherung an die
bri=
tiſche Regierung ſei, wie ſich jetzt erweiſe, wertlos. Alle
Wahr=
ſcheinlichkeit deute darauf hin, daß Frauklin Bouillon ſeine
In=
ſtruktionen überſchritten und mit ſtillſchweigender Gutheißung
ge=
wiſſer Eleinente im franzöſiſchen Außenminiſterium hinter
Briands Rücken den Vertrag abgeſchloſfen habe. Daily
Chro=
niele ſchließt mit der Bemerkung, entweder ſei man alliiert oder
man ſei es nicht. Die Folgerung aus dem Angora=Vertrag ſei,
daß man es nicht ſei.
London, 7. Nov. (Wolff.) Im Unterhaus entſpann
ſich eine längere Debatte über den franzöſiſch=
kemaliſti=
ſchen Vertrag. In Erwiderung einer Anfrage erklärte
Harmsworth, zwiſchen der britiſchen und franzöſiſchen Regierung
habe eine Erörterung wegen des Vertrages von Angora
be=
gonnen. Da die Verhanölungen noch im Gange ſeien, könne er
gegenwärtig keine Erklärungen abgeben.
Die albaniſche Frage.
London, 8. Nob. (Wolff.) Im Unterhaus teilte Harms
worth mit, daß ſüdſlawiſche Truppen Lurha und Oroſchi in
Al=
banien beſetzt haben und weiter vorrücken. Die albaniſche
Regierung habe einen neuen Appell an den Völkerbund
gerich=
tet. Es ſei zu hoffen, daß die jugoflawiſche Regierung, ſobald
ihr die Entſcheidung der Botſchafterkonferenz betreffs der Grenze
Albaniens mitgeteilt ſei, ihre Truppen zurückziehen werde.
Jn=
deſſen ſei die Lage ſoernſt, daß die britiſche Regierung das
Generalſekretariat des Völkerbundes erſucht habe, unverzüglich
den Völkerbundsrat zuſammenzuberuſen, damit Artikel 16 zur
Anwendung gebracht und, falls die ſüdſlawiſche Regierung
wei=
terhin ihren Verpflichtungen under den Völkerbundsſatzuengen
nicht nachkomme, entſprechende Maßnahmen engriffen würden.
Die Ermordung des japaniſchen
Miniſter=
präſidenten.
Berlin, 7. Nov. (Wolff.) Die neuerdings aus Tokio
cingetroffenen Nachrichten beſtätigen, daß Miniſterpräſident Hara
am Freitag abend auf dem Tokioer Hauptbahnhof ermordet
wurde. Der Täter iſt ein 19jähriger Eiſenbahnangeſtellter. Man
faßt in Tokio den Mord als die Tat eines unreifen Fanatikers
auf, die ſowohl bei den Japanern als auch bei den Ausländern
tiefes Bedauern erregt. Das Amt des Miniſterpräſidenten wird
vertretungsweiſe von dem Miniſter des Aeußern Uichida ge,
führt. Ueber den Nachfolger des ermordeten Miniſterpräſidenten
werden verſchiedene Vermutungen laut. Es werden genannt:
der Gouverneur Baron K. Den, ferner der Gouverneur von
Korea Admiral Saito, der Oberbürgermeiſter von Tokio Baron
Goto, ferner Vicomte Kiyoura, Vizepräſident des geheimen
Berliner Kunſtausſtellungen.
Zwei Kunſtausſtellungen öffneten am Samstag ihre Pforten,
die „Berliner Sezeſſion” und die „Juryfreie
Kunſtſchau” im Landesausſtellungsgebäude am Lehrter
Bahn=
hof. Auch in dieſen beiden ſucht man wie in den letzten Jahren
wieder umſonſt nach der großen, befreienden, künſtleriſchen Tat,
die einen aus der Langeweile überfüllter Säle und Kabinette
retten könnte. Vergeblich hält man nach dem Künſtler Ausſchau,
der uns aus der Zerriſſenheit der Zeit in eine Welt
hinein=
führt, die die Gegenwart meiſtert und zugleich künſtleriſche
Zu=
kunft bedeutet. Man wird auch hier wieder gezwungen, ſeine
künſtleriſchen Forderungen auf eine mittlere Linie herabzuſetzen
und muß ſich mit guten, über den Durchſchnitt ragenden
Leiſtun=
gen zufrieden geben.
In der Sezeſſion hat man diesmal, einer Uebereinkunft
folgend, die Räume vor allem den „Senioren” und „
Gemäßig=
ten” überlaſſen.
Hie und da brodelt es einmal auf. Irgend eine
expreſſio=
niſtiſche Seifenblaſe ſteigt auf. Aber ihr Flug erreicht nur ein
beſcheidene Höhe. Nur Hans Braß läßt auf eine ſtärkere
Geſtaltungskraft ſchließen, wenn er eine kubiſtiſche „
Hochzeits=
nacht” mit groteskem Realismus durchführt. Wie geſagt, die
„Alten” dominieren diesmal. Es iſt ein Nachteil und ein
Vor=
eil zugleich. Zwar wird das Geſamtbild der in der Sezeſſion
vereinigten Kräfte verſchoben, aber man kann ſich wenigſtens in
Ruhe wieder einmal mit jenen Künſtlern, die lange Jahre der
Mittelpunkt der Berliner Sezeſſion bildeten, beſchäftigen, ohne
fortgeſetzt durch revolutionäre Attentate abgelenkt zu werden.
Vor allem überraſcht und erfreut Lovis Corinth. Wenn
mian auch mitunter ſpürt, daß die Hand nicht immer den
Ab=
ſichten des Meiſters Folge leiſten will, ſo fühlt man doch die
ſtärkere Kraft des künſtleriſchen Willens, die die körperliche
Un=
zulänglichkeit bezwingt und die höhere Einheit im Kunſtwerk
erreicht. Wenn Corinth von gedanklichen Problemen ſich
frei=
hält und nur Maler ſein will, iſt er immer unübertrefflich
ge=
wöeſen. Das zeigt er auch heute noch im Alter. So ſtellt er
dies=
mal einige „Köpfe” aus der jüngſten Zeit zur Schau, die ſo
vortrefflich und ſicher gemalt ſind, wie er ſie auch in ſeiner beften
Zeit vor zwanzig Jahren nicht vollkommener hätte geben können.
Es macht Freude, dies feſtſtellen zu können.
Leo von König, dem nunmehr Fünfzigjährigen, hat
man ein kleines Jubiläumskabinett eingeräumt. Es ſteckt viel
Staatsrats. Nach den vorliegenden Meldungen herrſcht im
Lande Ruhe.
London 7. Nov. Wie Reuter aus Tokio meldet,
ver=
mtten die japaniſchen Behörden, daß die Mörder des
Miniſter=
präſidenten nur Werkzeuge anderer Perſonen geweſen ſeien, und
daß eine Verſchwörung vorhanden geweſen ſei.
* Kleine politiſche Nachrichten. Im Reichstag hat der
Reichswirt=
ſchaftsminiſter Schmidt einen Geſetzentwurf angekündigt, der das freie
Spiel in Deviſen an der Börſe einſchrinken ſoll. Außerdem
warf er die Frage auf, ob wir vielleicht nicht doch an das Ansland her
antreten ſollten, damit dieſes uns helfe, die von Deutſchland im
Aus=
land deponierten Deviſen herauszuholen. — Der Reichsrat ſtimmte dem
aus der Initiative des Reichstags hervorgegangenen Geſetzentwurf zu,
wonach die Regierung ermächtigt wird, die Umſatzfteuer für
ge=
wiſſe Börſengeſchäfte ſofort zu erhöhen. Wie der Berichterſtatter
mit=
teilte, erklärte die Regierung am Montag vormitrag bei einer
Verhand=
lung mit Börſenintereſſenten, daß ſie nicht beabſichtige, die Stempel
ſätze bis zur vollen Höhe des Initiativantrags des Reichstags zu
er=
höhen. Für Aktien, Kuxen und ſonſtige Divibendenwerte ſolle es
viel=
mehr bei den Sätzen bleiben, die im Kapitalverkehrsſteuergeſetz
vorge=
ſchlagen ſind. Bei ausländiſchem Gelde gehe die Abſicht dahin, 14 vom
Tauſend bei Händlergeſchäften und 3 vom Tauſend bei Kundengeſchäften
zu erheben. — Die Wiener Neue Freie Preſſe meldet: Wie verlautet
iſt die Anleihe von 250 Millionen Mk. für Oeſterreich
zuſtande gekommen. — Nach einer Nachrichtenagentur aus Warſchau,
die der Petit Pariſien wiedergibt, ſind geſtern im Polniſchen
Miniſte=
rium für Handel und Induſtrie Verhandlungen zwiſchen Polen und
Frankreich für den Abſchluß eines Handelsvertrages begonnen
worden.
Darmſtadt, 9. November.
* Ernannt wurde der Steuerinſpektor Karl Sprenger in Worms
zum Oberſteueriſpektor bei dem Finanzamt Berlin=Mariendorf,
Ma=
enhöhe.
2f
* 1jebertragen wurde dem Schnulamtsanſärter Heinrich Kampf
ans Flonheim eine Lehrerſtelle an der Volksſchule zu Nieder=Saulheim,
Kreis Oppenheim.
* Erledigt die Forſtvortei Erbenhauſen in der Oberförſterei Kirtor
und vom 1. Dezember ds. Js. ab die Forſtwarter Vorholz in der
Ober=
förſterei Alzey. Bewerbungen ſind bis zum 26. ds. Mts. bei der
Mini=
berial=Abteilung für Forſt= und Kameralverwaltung einzureichen. —
Er=
ledigt iſt eine mit einem evangeliſchen Lehrer zu beſetzende Schulftelle zu
Nidda Kreis Büdingen.
T
Tagesordnung zur öffentlichen Sitzuug des Provinzialausſchufſes
der Provinz Starkenburg om Samstag, den 12. Nobember, vormittags
9½ Uhr: 1. Geſuch des Richard von der Wehd zu Dawmſtadt um
Er=
laubnis zum Betrieb einer Schanbwirtſchaft im Hwuſe Alexanderſtraße
2. Klage der Eliſabethe Schuchmann in Griesheim gegen eine
Verfü=
ig des Kreisamts Groß=Gerau vom 27. September 1921 wegen ver=
R.
gerven Wandergewerbeſcheins. 3. Enteignung von Baugelände
n
Reinheun, 4. Klage des Ortsaymenverbands Offenbach gegen dem
Land=
nverband Offenbach wegen Erſatz von Unterſtützungskoſten für die
Failie des Chriſtian Martin.
Landestheater. Fürr die heutige „Lohengrin”=Aufführung, die
ſchloſfene Vorſtellung der organiſierten Arbeiterſchaft iſt, werden etwa
noch vorhandene Karten von 5—6 Uhr an der Kaſſe verkauft. In der
morgigen, als Feſtvorſtellung zu Schillers Geburtstag in Szene gehenden
Neueinſtudierung der „Jungfrau von Orleans” ſpielt Rahel
San=
zarah die Titelrolle, Joſef Gielen den König, Roſe Mönnig
die Iſabeau, Fritz Valk den Talbot. Die übrige Beſetzung der
Haupt=
vollen iſt unverändert.
* Volkshochſchule. Ein neuer Kurſus beginnt am 20. Nobember
abends 8 Uhr. Wilhelm Michel hatz es übernommen, in
literari=
ſchen Unterredungen (Kurſus 58, Montags 8—10 Uhr),
Dichtun=
en und Dramen nach den Aufführungen am hieſigen Landestheater, als
Ausgangspunkt für Beſprechungen über Fragen der Dichtung, Darſte
lung und Inſzenierung zu nehien. Er will uns dadurch helfen, die
perfönliche Stellung zu Werk und Theater zu getrinnen; es werden
agen tvie 2
ung und Aufführung, Zuſchauer und Bühne, Kritik und
inſt, Schauſpieler und 7
gie, alter und neuer Stil behandelt. A
ilnehmer dieſes Zirkels kommen ſolche in Betracht, denen Lite
Theater und Kunſt mehy als ein flüchtiger Gemuß bedeuten. Karten ſind
in der Geſchäfts
Ile der Volkshochſchule, Wilhelmimenſtraße 3, zu haben,
in der Zeit von 10—1 ud 4½—7½ Uhr.
* Von der Techniſchen Nothilfe ſind in der Bilderauslage der
Ge=
ſchäftsſtelle des Tagblatts eine Reihe intereſſamter photographiſcher
Auf=
nohmen ausgeſtellt.
Darmſtädter Sezeſſion. Von den in der Kunſthalle am Rheitor
ausgeſtellten Werken wurden ferner berkaufk: ein Gemälde
Mäd=
chenbildnis” von Theſing, zwei Oelbilder „Frauen” und „Stilleben
von Guuſchmann, dier Klemplaſtiken in Mafolika von Well
Habicht, ein Mädchenbildnis in Tervakotta von Hensler, neun
ſcherenſchutte von E. M. Engert eine Radierung von Eberz,
ein Gemälde „Familie” von Koelſchbach, eine Federzeichnung vor
Schütte ſechs Radierungen von Hecker=Worms, ein Holzſchnitt
von E. A. Weber und eine Radierung von F. B. v. Joeven.
Die Ausſtellung der Darmſtädder Sezeſſion bleibt bis einſchließlich
Sonntag, den 13. November, noch geöffnet.
Richard Wagner=Abend. Infolge Erkrankung don Herrn Prof
Udo Hußlar wird Herr Opernf
ger Hermann Conzelmann (
Ba=
riton), Stuttgart, die im Progpaum vorgeſehenen Partien ſingen.
Religiöfe Vorträge. Wie aus der Anzeige zu erſehen iſt, ſpricht
dieſe Woche jeden Abend im Stadtmiſſionsſoale, Mühlſtraße 24,
er
Balte, Herr Burmeiſter, über das Generalthema: „Die größten
Gegen=
tze” und zwar heute gbend über: „Knechtſchaft oder Freiheit?‟
Don=
verstag: „Religiös oder chriſtlich?”, Freitag: „Tod oder Leben?” Sams=
Feltende oder Welterneuer
g:
ung?
Sonntag: „Wunſch oder Ge=
Jedermann iſt zu dieſen Vorträgen herzlich wvillkommen.
ißhe
ge Anzeige.)
* Küche des Hausfrauenbundes. Man ſchreibt uns: Unter den
ver=
ſchiedenem Veranſtaltungen, welche die Stabt umd Vereine zur Hilfe un
Erleichterung der wit dem Daſein ringendem Bevölkerung getroffen
haben, mimmt die Küche des Hausfrauenbundes in der frü=
heren Artilleriekaſerne, Eingang Wilhelmſtraße eine erſte Stelle ein.
Die im Beruf Stehenden, und die aus anderen Gründen gezwungen ſind,
nicht im eigenen Heim zu eſſen, finden dork einen guten Mittagstiſch,
Das Eſſen iſt ſehr gut zubereitet, reichlich und hübſch ſerviert. Man
be=
kommt Einzelkarten zu 4 Mark und 6 Karten zu 21 Mark. Auch iſt
ſerdem immer noch ein beſonderes Gericht, wie Braten, Pudding,
Bratwurſt uſw. zu haben. Leider hat die Küche ſehr wit den
wirtſchaft=
lichen Verhältniſſen zu kämpfen und kann nur weiter beſtehen, wenn der
Beſuch ſtärber wird. Da das Beſtehen der Küche vielleicht nicht ſo
all=
jemein bekannt iſt, möchte ich mir erlauben, einmal Intereſſenten darauf
aufierkſam zu machen. Es wäre ſehr zu bedauern, wenn dieſe
ſegens=
reiche Einrichtung ihre Tätigkeit einſtellen müßte.
Donnerstag, den 10. Nodember 1921
gültige Lebensmittelmarken:
Brot: Für Erwachſene: (Blaue Karten), Marke Nr. 73, 72
und „Cäcilie” je 800 gr Brot. Marke Nr. 71, 560 gr Mehl
vder 800 gr Brot.
Für Kinder: (Weiße Karten! Marke Nr. 57 und „Cäcilie‟
800 er Brot. Marke Nr. 56, 560 gr Mehl oder 800 gr Brot.
Haushaltnngsmehl: Bis 15. November auf die
Lebensmittel=
marken „Dieburg” blau und weiß, je 800 gr
Haushaltungs=
nehl zum Pfundpreis von 3.50 Mk. ohne Tüte.
Milch: Auf Marke „Marie” der blanen Lebensmittelkarten
je ½ Liter Vollmilch zum Preiſe von 95 Pfg.
Ia Kernſeife: Ganze Riegel zu 19 Mk., halbe Riegel zu 9.50 Mk.
Ausgabeſtelle: Wilhelminenſtr. 15, Zimmer 8.
Kohlenabgabe: Bei den Kohlenlieferanten kann die 5. Rate (‟e
der Jahreszuteilung) in Braunkohlenbriketts beſtellt werden.
Der Bezug der Rohbraunkohlen aus der Grube Prinz von
Heſſen iſt in jeder Menge geſtattet.
Holzverſorgung: Auf die Nummern 21, 22 der Holzausweiskarte
je 1 Ztr. Laub= und Nadelholz. Ungeſchnittenes Stockholz
zum Preiſe von 9 Mk. gegen vorherige Bezahlung auf der
Kohlenausgleichſtelle.
Berkauf der Reſtbeſtände von Unterkleidung nſw. an
jeder=
mann: Jeden Mittwoch und Donnerstag von 8—12 Uhr
vormittags und von 2½—6 Uhr nachmittags bei der Städt.
Materialverwaltung im Hinterhaus des Stadthauſes.
Die Dienſträume des Lebensmittelamts ſind für den Verkehr von
8 Uihr vormittags bis 3 Uhr nachmittags geöffnet.
Samstags ſind alle Dienſträume bis 12½ Uhr geöffnet.
Milchverforgung. Vielfachen Wünſchen der Verbraucher
entſpre=
hend, wird das Lebensmittelamt für die Folge in der Aufſtellung über
gültige Lebensmittelmarken bekanntgeben, ob die volle oder nur
prozentmäßiger. Teil für Kinder und Kranke zur Verfügwug geſtanden
fat. Die Verbraucher ſind dann ſtets in der Lage nachzuprüfen, ob ſie
die ihnen zuſtehenden Mengen erhalten haben.
Die Brotpreiſe mußten wegen der weiteren Steigerung der Löhne
und ſonſtigen Unkoſten im Bäckergewerbe vom 10. d3. Mts. ab um 10 Pf.
für den großen Laib gewöhnliches Brok und um 20 Pf. für den Laib
Kronbenbrot erhöht werden. (Siehe Bekanntmachung.)
Generalverſammlung des Bezirks=Konſumpereins
Darmſtadt.
* Man ſchreibt uns: Am Sonntag nachmittag fand im
Gewerkſchafts=
hauſe die ordentliche Generalverſammlung des Bezirks=Konſumverems
Darnſtadt ſtatt.
der Vorſitzende des Aufſichtsrats, Herr Oberſchulrat Jung,
er=
öffnete die gutbeſuchte Verſammlung und bedauerte lebhaft unter
Zu=
immung der Anwsſenden, daß der alte Vorkämpfer für die
Gemoſſen=
chaftsbeivegung, Herr Prof. Dr. Staudinger, durch Krankheit am
Er=
cheinen verhindert iſt. Die Verſommlung beſchloß Herrn Prof. D
Staudinger folgende Adreſſe zu ſenden: „Die heutige
Genevalver=
ſamlung des Bezirks=Konſumbereins Darmſtadt bedquert lebhaft
.
ihr hochverehrter Genoſſe, Herr Prof. Dr. Staudinger, durch
Kra=
am Erſcheinen verhindert iſt. Die Verſammlung ſpricht dem alten treuen
kämpfer den herzlichſten Dank für ſeine hervorragende Zätigkeit inr
enſte der Genoſſenſchaftsbewegung und unſeres Vereins aus, mit dem
Wunſche baldiger und völliger Geneſung
Alsdamr erſtattete der Geſchäftsführer, Herr Nordmann,
Be=
richt über das abgelaufene Geſchäftsjahr. Er wies auf die traurige wir
ſchaftliche Lage hin, die hervorgerufen ſei durch die Verſchlechterung
un=
eres Geldwertes. Die Folgen davon ſeien die gewaltig geſtiegenen
Wa=
vengreiſe. Die durch den Krieg auseinander geriſſene Weltwirtſchaft
hat immer noch nicht die Fäden ſo innig verknüpfen können, um
reibungsloſeir Güteraustauſch der Friedenszeit wieder aufzunehmen
Schuld daran ſei beſonders der in den Siegerſtagten mehr oder weniger
vorhandene Haß gegen uns. Leider wird noch nicht Vernunft, ſondern
Gewalt gegen Deutſchland angewandt, was eine
Verſtändigung nicht
auf=
kommen läßt. Das Ziel des Krieges, den Gegner vernichtend zu
ſchla=
gen, hält immer noch an. Die wenigen vernünftigen Stimmen, die zu
uns herüber dringen, ſind auch immer noch zu ſchwach. Selbſt die Rede
des einflußreichen Bankfachmannes Mac Kennehs wird wohl nicht ganz.
ungehört, aber doch faſt ohne Wirkung bleiben. Das Volk in den
Sieger=
ſtaaten hat zu wenig Einfluß, um die Verhältniſſe ändern zu können.
Von uns aus iſt die Bruderhand zur Verſtändigung ſchon ſehr häufig
jedoch ohne Erfolg ausgeſtreckt worden. Auf dem internationalen
Ge=
nioſſenſchaftskongreß in Baſel, der im September ſtattfand, haben ſich die
Genoſſenſchaftler aller Länder verpflichtet, zu verſuchen, eine
Verſtandi=
hung herbeizuführen. Die Beſetzung des Ruhrgebictes und die
wirt=
ſchaftlichen Sanktionen, deren Aufhebung teuer erhauft werden mußte,
ſowie die letzthin vom Völkerbund beſchloſſene Teilung Oberſchleſiens
ſind Beweiſe genug, daß wir von gewiſſer Seite nur mit Haß verfolgt
werden. Man will immer noch nicht einſehen, daß nur durch die
Ge=
ſundung Mitteleuropas erſt die anderen Staatem profitieren können. Da=
Schlimmſte und für jeden einzelnen direkt fühlbar ſind die
Kursſchwan=
kungen unſerer Zahlungsmittel. Während im Mai dieſes Jahres der
Dollar auf 56 ſtand, wurde geſtern ein Dollarkurs von 243 gemeldet. Ju
Frühjahr des Jahres waren die Preiſe erheblich zurückgegangen, ſodaß
waleriſche Kultur und echte Vornehmheit in dieſem Künſtler,
der ſein Beſtes im Porträt gibt. Mit einer gewiſſen inneren
Zurückhaltung dämpft er die Farben und erreicht bei ſeinen
religiöſen Bildern oft ein ſtumpfes Grau. Aber in ſeiner
neue=
ſten Entwicklung hellt ſich bereits ſeine Palette wieder auf. Es
geſchieht nicht zum Nachteil ſeiner künſtleriſchen Sprache. Die
gleiche maleriſche Kultur ſteckt in Finetti, wenn ſie ſich auch
temperamentvoller äußert. „Der heilige Martin” und die
„Jagd” ſind aus Licht und Farben komponierte Prachtſtücke voll
überzeugender Beweglichkeit. Ruhiger, aber ebenfalls aus
ge=
feſtigter Tradition heraus ſchaffend, wirken Ernſt Oppler mit
einer fein abgeſtimmten Skizze „Freundinnen” und E. Spiro
mit dem Bildnis ſeines Sohnes. Maria Caſpar=Filſer
zeigt in delikaten Blumenſtilleben ihr großes Können.
Die jüngeren Mitglieder der Sezeſſion halten ſich beſcheiden
im Hintergrunde. Jeder hat nur mit einzelnen Stücken ſein=
Vifitenkarte abgegeben. Wilhelm Kohlhoff hat ein paar
prächtige Flußlandſchaften geſchickt, Krauskopf iſt mit zwei
ſtarken Landſchaftsſkizzen und Heckendorf mit einer
Havel=
landſchaft vertreten, die durch ungekünſtelte Kompofition auf
ällt und nach einer Periode des Experimentierens wieder an
frühere vortreffliche Arbeiten des Künſtlers anknüpft. Klaus
Richter wird in ſeinen Arbeiten diesmal ſtark von ſeinem
graphiſchen Talent beeinflußt. Nichtsdeſtoweniger erſcheint er
mir als einer der Beachtenswerteſten unter den „Jüngeren” da
ſeine Empfindungswelt ſich immer mehr vertieft und von einer
ſtarken perſönlichen Note beherrſcht wird.
Von der Plaſtik ſeien nur die Holzſchnitzereien des
Münche=
ners Joſef Wackerle erwähnt. Arbeiten in kleinerem Format,
aber großzügig angelegt und mit dem Material zur höchſter
Einheit verwachſen.
Durch die „Juryfreie Kunſtſchau” geht diesmal ein
ſtärkerer künſtleriſcher Hauch als in früheren Jahren. Weniger
weil eine Zahl noch unbekannter Künſtler ſich den Platz an der
Sonne erobert, ſondern da eine Reihe längſt Anerkannter ſich die
Ausſtellungsgelegenheit zunutze gemacht hat und ihre Arbeiten
zeigt. So begegnet man Schmidt=Rottluff neben Willz
Jaeckel, Erich Waske und Otto Dix, Willibald Krain
und Arthur Segal, Erik Richter und Klaus Richter und
andere mehr. Aber die „Juryfreie”, wenn auch heute überlebt
hat dennoch ihre beſondere Aufgabe: die Unbekannten der Kritik
der Allgemeinheit zugänglich zu machen. Mancher Unbekannte
täte freilich beſſer, daheim zu bleiben. Man hat die ſchlimmſten
Entgleiſungen künſtleriſcher und geiſtiger Armut in einigen
Schreckenskammern vereinigt. Sinnige Bezeichnungen ſollen
einen poetiſchen Schleier über die üblen Machwerke breiten. Man
zeigt uns Märchen, Rehchen, Hundchen, ſüße Mädchen,
Blüm=
chen, alles ſo lieb und beſcheiden, ſo recht geſchaffen für ein
gemütliches Heim mit Schlafrock und Pantoffeln, daß man die
Sucht ihrer Verfertiger, dieſen köſtlichen Heimſchatz ſeiner
Um=
gebung zu entreißen und an die kritiſchen Wände einer
Aus=
ſtellung zu hängen, nicht verſtehen kann.
Aber dieſer grauſige Tiefſtand herrſcht glücklicherweiſe nur
in einigen Sälen vor. Im übrigen macht ſich natürlich die
Maſſe des Mittelmäßigen breit. Darunter mancher Blender,
der die Handſchrift eines Größeren zum Verwechſeln nachahmt.
Bald malt einer wie Campendoue, bald kopiert einer Hofer mit
verblüffender Naturtreue, ein anderer maskiert ſich nicht
un=
geſchickt als Krauskopf oder nimmt von Pechſtein Farbe und
Kompoſition. Es iſt intereſſant, wie man die eigene fehlende
Perſönlichkeit unbekümmert von einem anderen leiht.
Es würde hier zu weit führen, alle anzuführen, die gute
Durchſchnittsleiſtungen gaben. Ihre Zahl iſt nicht klein. Ich
möchte nur auf einige Wenige hinweiſen, von denen ich mir
eine erfolgreiche Entwickelung verſpreche. Vor allem auf W.
Reimann, ein ſtarkes Talent, das mit verblüffender
Selbſt=
verftändlichekit und überzeugender Charakteriſierungsgabe
Porträtköpfe in den Rahmen ſetzt, die wohl kaum lebendiger
geſtaltet werden können. Dann auf die zarte Lyrik
Feyer=
abends, die reich an tiefer Innerlichkeit iſt und den in
pri=
mititem Gewande ſich gebenden köſtlichen Humor von Walter
Spies. W. Straube empfindet die kalte Maſſe der
Hinter=
häuſer und weiß ſie koloriſtiſch ebenſo gut wiederzugeben wie die
Flucht der Häuſer auf dem Straßenbild. — In allen dieſen
Künftlern empfindet man das Erlebnis, das ſie zum Werk
an=
ſpornte. Die Vorbedingungen der Kunſt ſind gegeben. Ebenſo
wie bei den Holzplaſtiken Franz Weingarts, der den
Holz=
block zu empfundenem Leben erweckt.
Aber eine große Offenbarung iſt in dieſer Ausſtellung ebenſo
wenig vorhanden wie in der „Sezeſſion” Wir werden weiter
auf den ſtarken bezwingenden Hünſtler warten müfſen, der mit
zum Erlöſer tird aus der geiſtigen Not der Gegenwart.
Dr. Walter Georgi.
Nummer 300.
Darmſtädter Tagblatt, Mittwoch, den 9. November 1921.
Seite 3.
Preiſe in den Schatten geſtellt werden. Leider iſt auch noch nicht
abzu=
ſehen, wenn eine Beſſerung eintritt. Der Ohnmachtsanfall des kaufen
den Publikums bisher fälſchlich Käuferſtreik genannt, kann aber nicht
ausbleiben. Eine Aenderung der augenblicklichen Verhältniſſe ſei nur
herbeizuführen, wenn ſich alle techtiſchen und wiſſenſchaftlichen Kräfte
zuſcmmenſchließen zu produktiver und intenſiver Arbeit. Die Konſum
genoſſenſchaften ſind in erſter Linie dazu berufen, Nutzen aus der
öko=
nomiſchen Umſtellung der Allgememheit zuzuführen. Die Profitgier des
Großkapitals auszuſchalten, ſei eine hohe und ſittliche Aufgabe der
Ge=
noſſewſchaften. In der Genoſſenſchaftsbewegung haben die Verbraucher
eine ſtarke Waffe zur Beſſerung ihrer Lebensverhältniſſe. Aufbauende
Organiſation und Wirtſchaftstätigkeit allein führt die Maſſen zum Ziele.
Nicht der Glaube und die Hoffnung auf die Allmacht des Staates,
ſon=
dern der eiſerne Wille zur Selbſthilfe und das Vertrauen auf die eigene
Kraft kann uns nur helfen. Als Mittel zur Erreichung dieſer Ziele ſind
die Gründungen der Verbraucherkammern gedacht, die ähnlich wie die
anderen beſpehenden Handels=, Landwirtſchafts= uund
Handwerkerkamm=
rN
dazu berufen ſind, die Intereſſen des letzten Verbrauchers zu vertreten
und auch ihre wirtſchaftlichen Kenntniſſe in den zu gründenden
Bezirks=
wirtſchaftsräten zu verwenden.
Der Redner ging dann näher auf die Einkaufspreiſe einzelner
ſwich=
tiger Artikel ein und gab eine bergleichende Ueberſicht über die Entwicke
lung der Preiſe. Ueber die Entwickelung des Vereins führte er aus,
daß ſich die Verteilungsſtellen um 6 auf 34 erhöhten und weitere 3 in
Vorbereitung ſeien und zuar in Groß=Bieberau, Spachbrücken und
Heu=
bach. Der Umſatz erhöhte ſich um 92 Prozent, von 7 055 000 Mark au
13 560 000 Mark, was ein Mehr von 6 502000 Mark bedeutet.
Mitglie=
der wurden im Laufe des Jahres 1321 aufgenommen. Ausgeſchieden ſin
durch Kündigung und Tod 191, ſodaß am 30. Juni 11 602 Mitglieder
vorhanden waren. Würden dieſe alle reſtlos ihren Bedarf im Konſum
verein dechen, dann könnte mit einem Umſatz von zirka 60 000 000 Marl
gerechnet werden. Der Umſatz ſteigerte ſich nicht nur durch die erhöhten
Wavenpreiſe, ſondern auch die abgeſetztem Quantitäten ſtiegen erheblich.
da im erſten halben Jahr des Geſchäftsjahres zweifellos die Preiſe ſehr
geſunken waren. Bezüglich der Bäckerei ſei zwar ein Mehrumſatz
feſt=
zuſtellen von zirka 500 000 Mark. Dieſer ſei jedoch zum Teil auf den
geſtiegenen Preis für Brot zurückzuführen. Auch das Schuhgeſchäft hat
einen Mehrumſatz von 58 000 Mk. gebracht und konnte der Redner
feſt=
ſtellen, daß Klagen über Schuhwaren noch nie laut geworden, da nur
einwandfreie Qualitäten geführt werden.
An Perſonal beſchäftigte der Verein 119 Perſonen. Dann ging der
Redner eingehend auf das diesjährige Karvoffelgeſchäft ein und ſtellte feſt,
daß nach dem getätigven Kauf von 90 000 Zentner Kartoffeln die
Treiſe
P
gewaltig angezogen hätten. Die Produktionsgebiete ſind überſchwemmt
von Händlern, die die höchſten Preiſe bieten. Durch dieſen Umſtand hält
es ſchwer, die gekauften Kartoffeln reſtlos herein zu bringen. Immerhin
ſei aber zu hoffen, daß alle Mitglieder ihr beſtelltes Quantum erhalte
Die Umſatzſteuer ſei eine drückende Laſt gerade für uns und für die
Geſchäfte, die eine korrekte und reelle Buchführung haben. Jetzt ſoll die
Steuer noch erhöht werden auf 21 Prozent. Er bezeichnet die
Umſatz=
ſteuer als die ungerechteſte, die überhaupt exiſtiere, da derjenige
Ver=
braucher, der nicht in der Lage ſei, ſich Produkte ſelbſt zu ziehen oder zu
züchten, die drei= bis vierfache Umſatzſteuer auf alle Waren zahlen muß,
da die Ware ja bekanntlich durch mehrere Hände geht und von jedem d
Umſatzſteuer entrichtet werden muß, während der Landwirt die von ihn
ſelbſt verkonſumierten Waren nur einmal zu berſteuern braucht. Auch
wirke die Umſatzſteuer inſofern unſozial, als ſie gleichmäßig auf die
Schntl=
tern eines Millionärs ſowohl, wie auf die eines Arbeiters verteilt
Ganz unberückſichtigt bleibt das Einkommen der einzelnem Perſoner
Zum Schluß wies Herr Nordmann darauf hin, daß eine ſchwere Arbeit
die vielſeitig und verantwortungsvoll geweſen ſei, geleiſtet wurde. Der
Vorſtaud ſtelle ſich trotzdem wieder in den Dienſt der Allgemeinheit und
verſpreche, ſein beſtes zu tun.
Nach dem referierte der Kaſſierer, Herr Schanz, über die Bilanz
die im gedruckten Geſchäftsbericht vorliegt. Eingehend wies er nach,
daß wir nur durch ein genügend hohes B
jebskapital in der Lage ſeien,
alle Bedürfniſſe zu befriedigen. Im einzelnen erläuterte er die
Bilanz=
poſten und forderte die Mükglieder auf, reſtlos für Einzahlung ihrer
Geſchäftsanteile Sorge tragen zu wollen. Herr Oberſchulrat Jung gab
den Bericht des Aufſichtsrats in längevem Ausführungen und ging auf die
Gründe der Valutaverſchlechterung ein. Er ſprach dem Vorſtand im
Auftrag des Aufſichtsrats den Dank für ſeine geleiſtete Arbeit und das
Vertrauen aus. Herr Franz Böhm gab Bericht über die Tätigkeit des
Genoſſenſchaftsrats und bat die Mitglieder, dieſes Bindeglied zwiſcher
Verwaltung und Mitgllieder in ihrer Tätigkeit zu unterſtützen. Alle
Wünſche und Beſchwerdeir ſollen an die Genoſſenſchaftsvatsmitglieder ge=
Tangen, damit dieſe in der Lage ſeien, ſie der Verwaltung weiterzugeben.
Herr Drach beantragte namens der
Reviſionskomniſſion, die in 44
Sitzungen Bücher und Belege eing
d geprüft hat, die Bilanz
anzu=
nnehmen und den Vorſtand zu entlaſten, was einſtimmig geſchah. Herr
Hallſtein referierte über die Verteilung der Erübrigung und bat um
Annahme des Vorſchlages der Verwaltung, was ebenfalls einſtimmig
erfolgte.
Kunſtnotizen.
Eleber Werke, Künſtler uud künſtleriſche Veranſtaltungen, deren im Nachſtehenden
Erwähnung geſchieht, behält ſich die Redaktion ihr Urteil vor.
— Willy Hülſer, ei hervorragender, noch junger Pianiſt,
wwird am Donnerstag, den 10. November, im Traubeſaal einen K!
abend geben. Ueberall, wo der junge, hochtalentierte Künſtler auftritt,
verſteht er es, ſeine Zuhörer durch ſeine erſtaunliche Technik zu blenden
und ſie durch ſeine wunderbare Ausdruckskraft und großzügige
Wieder=
gabe jeder Kompofition zu feſſeln und hinzureißen. Karten bei Konzert=
Arnold, Wilheluninenſtraße 9.
Das Pfälziſche Landes=Sinfonie=Orcheſter unter
Generalmuſikdirektor Prof. Ernſt Boehe wird auch in dieſem Winter
wieder Darmſtadt mit ſeinem Beſuche beehren. Als erſtes Konzert iſt an
18. November, abends, im Städdiſchen Saalbau, ein Beethoven=Abend
eſtgelegt. Max Menge aus Hamburg iſt als Soliſt gewonnen und wird
erſelbe das Beethoven Violinkonzert in D=Dur ſpielen. In allen
Städten, in denen Max Menge bis jetzt mit dieſem Orcheſter auftrat,
wurde er begeiſtert gefeiert. Den Glanzpunkt des Abends bildet wohl
die Sinfonie (Sinfonia eroica). Die geſamte Preſſe erkennt die ganz
Hervorragende Wiedergabe gerade dieſes Werkes an, und wird man aus
dieſem Grunde in hieſigen muſikliebenden Kreiſen der Aufführung mit
größtem Intereſſe entgegenſehen. Erwähnt zu werden verdienen die
zugleich als Programm dienenden Einführungshefte, die bei Chriſtian
Arnold, Weißer Turmberlag, Ernſt=Ludwigſtraße 9, wo auch der Kar
teiverkauf bereits eingeſetzt hat, erhältlich ſind. Die Erläuterungen
(Analyſen) wurden von Herrn Prof. Max Chop, Berlin, eigens für die
Aufführung des Pfälziſchen Landes=Sinfonie=Orcheſters verfaßt. Die
hieſigen größeren Muſikvereine erhalten bei Vorzeigen ihrer
Mitglieds=
karte 10 Prozent Ermäßigung. Außerdem werden Studenten= und
Schüi=
lerkarten ausgegeben.
Zu den Landtagswahlen.
DDarmſtadt, 7. Nov. Der Landeswahlausſchuß
hielt unter dem Vorſitz des Freiherrn von Löw ſeine erſte
Sitzung ab. Es wurde feſtgeſtellt, daß 9 Wahlvorſchläge
einge=
gangen ſind, die für gültig erklärt wurden. Der Reihenfolge
des Eingangs nach ſind es die folgenden Liſten:
1. Sozialdemokratiſche Partei, 2. Deutſchnationale (Heſſiſche)
Volkspartei, 3. Deutſche Volkspartei in Heſſen, 4. Heſſiſcher
Bauernbund und rheinheſſiſche Landliſte, 5. Demokratiſche
Par=
tei, 6. Zentrum. 7. Reviſions=Partei, 8. 1. S. P., 9. Kommuniſten
Die Liſte der Nebiſions=Partei umfaßt nur einer
Namen, nämlich denjenigen eines Herrn Handelsvertreters
Schneider in Darmſtadt. Auf der kommuniſtiſchen Liſte ſtehen
unter anderem Parteiſekretär Rink=Urberach, Ereiner=
Jugen=
heim, Fabrikant Oppenheimer=Butzbach.
* Deutſche Demokratiſche Partei. Man ſchreibt uns
Die erſte öffentliche Wählerverſammlung der Partei am Sonntag nahm
unter dem Vorſitz des Herrn Regierungsrats Dr. Spieß einen den
enſt der Sache entſprechenden würdigen und erhebenden Verlauf.
Frau M. Dönhoff=Berlin, M. d. L., die erſt kurz vor der
Verſamm=
lung von dort angekommen war, ſtand noch ganz unter dem Eindruck
der Verhandlungen, die ſich am Tage vorher bis in die Abendſtunden
ausgedehn: hatten, und deren hocherfreuliches Ergebnis das endliche
Zuſtandekommen der großen Koalition war. Sie führte aus, wie ſich
darin doch in allen Parteien eine ſo erfreuliche Entwickelung zum
Beſ=
ſeren und zum Willen der Einigung zeige, die das Beſte für unſer
Vaterland erhoffen läßt. Gerade den in der demokratiſchen Partei
täti=
gen Frauen, die faſt alle aus der Schule Naumanns hervorgegangen
ſind, iſt damit ein lange gehegter Wunſch, den Naumann immer als
notwendige Vorbereitung zu einer fruchtbringenden politiſchen Arbei
bezeichnet hatte, in Erfüllung gegangen. An die Spitze ihrer,
inſonder=
heit an die Frauen gerichteten Ausführungen ſtellte die Rednerin den
Ausſpruch E. M. Arndts: „Was werden wird, iſt dunkel; wie die
Welt ſich wieder geſtalten wird, iſt verborgen; aber das Alte iſt ve
gangen, und etwas Neues muß werden. Was geſchehen muß, iſt hell
tuas wir tun müſſen, iſt keinem verborgen; wir müſſen das Rechte und
Redliche tun.” Nach dem erſten begeiſterten Mitarbeiten an der Politik
haben ſich die Frauen nun, mit einer gewiſſen Enttäuſchung, von der
politiſchen Arbeit zurückgezogen; in vielen Fällen aus dem Gefühl her
aus, daß zu viel geredet wird, anſtatt daß Notwendiges getan wird
Der Wille der Frau, mitzuarbeiten, ſcheiterte in vielen Fällen auch
daran, daß der alte beſtehende Aparat nicht auf dieſe Mitwirkung der
Frau eingeſtellt war, und auch nicht in ſo kurzer Zeit eingeſtellt werden
konnte. Aus dem Wahlrecht iſt der Frau aber nun die Verpflichtung
geworden, trotz aller erſchwerenden Umſtände, am öffentlichen Leben
der Nation tätigen Anteil zu nehmen; ſteht doch auch ihre ganze
Tätig=
keit, ſei es nun als Hausfrau und Mutter, ſei es als berufstätige Frau,
in enger Wechſelwirkung mit dem Leben des geſamten Volkes. Die
Rednerin führte dann als eine der Aufgaben, die den Frauen beſonders
obliegen, die Verbeſſerung der Berufsausbildung der Mädchen an. Der
durch den Krieg und die nun ſtark einſetzende Auswanderung hervor
gerufene Ueberſchuß an Frauen, es ſind in Deutſchland allein zweiund
einhalb Millionen, wird es einer großen Zahl von Mädchen nicht mehr
ermöglichen, die eigentliche Erfüllung ihres Lebens in der Ehe zu
fin=
den. Dieſen Mädchen durch eine vollwertige Berufsbildung einen Auf
ſtieg in Stellungen zu ermöglichen, die ihnen doch eine Befriedigung und
ihrem Leben einen vollen Inhalt geben, muß Aufgabe der Frau ſein.
Dieſe Aufgabe kann aber nur gelöſt werden, wenn der weibliche
fluß in den entſcheidenden Stellen ſtärker wird wie bisher. Des
wei=
teren führte die Rednerin aus, wie entſcheidend die Haltung und der
Einfluß der Frau auf Sitte und Lebensführung des Volkes ſei, und
wie ihr daraus die Pflicht erwachſe, dieſe Lebensführung in Bahnen zu
lenken, die einen Aufſtieg ermöglichen. Ein nicht minder wichtige
Tätigkeitsfeld der Frau ſei die Erſtrebung einer gerechteren Verteilung
der Mittel, d. h. einer Beſſerung der Verhältniſſe der wirtſchaftlick
Schwachen. Um dieſe Ziele zu erreichen, müſſe die Frau tätig Anteil
am politiſchen Leben und, da es bei unſerem parlamentariſchen Syſtem
nicht anders möglich ſei, damit an dem Leben in den Parteien nehmen.
Das ſtarke Empfinden der Verantwortung für die heranwachſende
Ju=
gend mache es der Frau zur Pflicht, für eine Partei einzutreten, die ein
Ausſchalten der Gegenſätze und eine gemeinſame Arbeit aller Teile des
Volkes erſtrebt, wie es ſich die Deutſche Demokratiſche Partei zur
Auf=
gabe geſetzt hat.
Der zweite Redner, Herr Landtagsabgeordneter Dr. Büchner
behandelte den ausſchlaggebenden Einfluß der Wirtſchaft auf die
Po=
litik. Er führte aus, daß im weſentlichen die Wirtſchaft die Politik
beherrſchen müſſe und nicht die Politik die Wirtſchaft. Es habe ſich
gezeigt, daß die wirtſchaftlichen Geſetze die unbedingt ſtärkeren ſeien,
die ſich nicht vom grünen Tiſch aus diktieren ließen. Ebenſo, wie
ge=
zwungen durch die wirtſchaftlichen Notwendigkeiten, die
Zwangswirt=
ſchaft ihr Ende gefunden hat, werde auch der Verſailler Vertrag mit
ſeinen Folgen und andererſeits der Bolſchewismus bezivungen werden
von den wirtſchaftlichen Notwendigkeiten. Hätten wir als Leiter de
Weltgeſchicke im Jahre 1914 Wirtſchaftspolitiker gehabt, ſo wäre der
Krieg nicht ausgebrochen. Daß aber auch nach Beendigung des Kriegs
alle Geſetze der Wirtſchaft geradezu verhöhnt werden, hat ſich an allen
beteiligten Staaten ſchon bitter gerächt. So wenig ein Gläubiger
ſei=
nem Schuldner alle Hilfsmittel, mit denen er arbeiten und verdienen
könne, wegnehmen dürfe, ohne damit auch die Möglichkeit zu zerſtören,
daß die Schuld jemals beglichen werde, könnten uns die Siegerſtaater
unſerer Hilfsquellen berauben und dann verlangen, daß die uns
auf=
erlegten Reparationslaſten bezahlt würden. Das einzige Hilfsmittel,
das uns nicht geraubt werden kann, unſere Arbeitskraft, müſſe es ſein,
was uns wieder aufwärts hilft. Welch eine Macht wir darin noch
be=
ſitzen, hat ſich gezeigt in der ungeheueren Arbeitsloſigkeit, die infolge
der Konkurrenzunfähigkeit in den Ländern mit hohem Geldſtand
ein=
getreten iſt. Die Zähne aufeinanderbeißen und arbeiten und ſparen,
dann muß die zerſtörte Welt am deutſchen Weſen wieder geneſen. Nicht
dieſer unmögliche politiſche Völkerbund könne eine Beſſerung der
Ver=
hältniſſe herbeiführen, ſondern nur ein wirtſchaftlicher Völkerbund könne
Rettung bringen. Zu dieſem wirtſchaftlichen Völkerbund ſeien kleine
Anfänge gemacht durch die Verhandlungen zwiſchen Loucheur und
Ra=
thenau. Vor allem gälte es nun, den inneren Frieden zu bewahren und
unſere Wirtſchaft aufrecht und konkurrenzfähig zu erhalten. Als
wich=
tigſte Fragen, die zur Aufrechterhaltung des inneren Friedens gelöſt
werden müſſen, griff der Redner die Steuern, die Wohnungsfrage, die
Frage des Arbeitsfriedens und die Rentnerfürſorge heraus. Gerade die
Löſung der Steuerfrage erfordere eine viel ausgebreitetere
ſtaatsbürger=
liche Erziehung, wie wir ſie bisher hatten. Der Redner bezeichnet eine
gut ausgebaute Einkommenſteuer als den einzig möglichen Weg, um
dem Staat die nötigen Mittel zu verſchaffen; alle anderen Steuerarten
müſſen ſorgfältig darauf geprüft werden, ob ſie nicht entweder den
aat mit einem zu großen Apparat belaſten, oder die Beſteuerten der
Möglichkeit des Erwerbes berauben. Mit allen Mitteln müſſen wir
daran arbeiten, uns vom Ausland unabhängig zu machen und den C
port zu ſteigern. Die einzige Löſung der Wohnungsfrage ſieht der
Redner in der allmählichen Auflöſung der Zwangswirtſchaft und
lang=
ſamer Anpaſſung der Mietwerte an den Goldwert. Den Veteranen
der Arbeit, Sozial= und Kleinrentnern, müſſe dabei die Hilfe der
Staates in weitgehendem Maße angedeihen. Eines der wichtigſten Pro=
* in
bleme bleibt die Erhaltung des Arbeitsfriedens. Die eben wie
Gang kommende Wirtſchaftsmaſchine darf nicht willkürlich geſtört
wer=
den. An die Stelle des Klaſſenhaſſes muß eine gegenſeitige Achtung
treten, die ein Hand=in=Hand=Arbeiten des Kopfarbeiters mit dem
Hand=
arbeiter, des Unternehmers mit dem Angeſtellten ermöglicht. Nur unter
dieſer Bedingung kann mit der Zeit unſer Vaterland nus ſeinen Nöten
errettet werden. Der Redner ſtreifte noch kurz die ſehr wichtige Frage
der Bevölkerungspolitik, die ſeiner Anſicht nach in der Anpaſſung der
Produktionsmöglichkeit nach der Seite der Qualität hin entſchieden
werden müſſe. Für die Zukunft ſprach der Redner die Hoffnung aus,
daß die Welt auf dem allerdings langen Wege der Vernunft
fortſchrei=
ten möge, um zu der Erkenntnis zu gelangen, daß Deutſchland als der
wichtigſte Eckpfeiler, nicht nur des europäiſchen, ſondern des
Weltwirt=
ſchaftsgebäudes, unbedingt erhalten bleiben müſſe. Für Deutſchland
ſelbſt aber liege die Hauptaufgabe in einer ruhigen innerpolitiſchen
Ent=
wickelung, die nur durch die Demokratie und auf dem Wege einer
demo=
kratiſchen Politik erreichbar ſei.
C. Zentrumspartei. Am Montag abend fand im
Konkordia=
ſaal eine Frauenverſammlung der Zentrumspartei ſtatt. Frau
Land=
tagsabgeordnete Hattemer begrüßte im Namen der Frauenbünde
und der Zentrumspartei Darmſtadt die zahlreich Erſchienenen, betonte
die Pflicht der Frauen, die ihnen durch die Verfaſſung verliehenen Rechte
auszuüben und gab dann der Rednerin des Abends, Frau
Reichstags=
abgeordnete Tauſch=Köln, das Wort. Von dem oberſchleſiſchen
Pro=
blem ausgehend, rechtfertigte ſie in längeren Ausführungen die
Ent=
ſendung eines Kommiſſars als unabweisbar, ſchon aus dem Grunde
weil ſonſt die Gefahren für den Weſten noch größer geworden wären,
ganz abgeſehen von den wirtſchaftlichen Gründen, die für die
Ent=
ſendung ſprächen. Die Verhandlungen zwiſchen Loucheur und Rathenau
ſeien, äußerlich geſehen, rein wirtſchaftlich geweſen, ſeien aber auch nicht
ohne politiſche Bedeutung; jedenfalls ſeien wir als geachtete
Kontra=
henten damit in die allgemeine Weltwirtſchaft hineingeſtiegen. Die
Rednerin nahm ſodann die Zentrumsminiſter gegen den Vorwurf in
Schutz, daß ſie an ihrem Amt klebten und kritiſierte ſcharf das Verhalten
der Deutſchen Volkspartei in einer der letzten Kriſen und warnte die
Frauen, ſich durch Schlagwörter, wie z. B. das von einer „vornehmen
Partei” beeinfluſſen zu laſſen. Nur wahrhaft vornehme chriſtliche Ge
ſinnung dürfe ins Gewicht fallen. Zu den Aufgaben der Frau
über=
gehend, bezeichnete Rednerin es als deren Hauptaufgabe, der Gefährdung
der chriſtlichen Grundſätze entgegenzutreten; ſie und die Familie müſſe
ſich wohl fühlen in dem Hauſe der neuen Republik und feſtbegründet in
den chriſtlichen Grundſätzen ſich ethiſch mit den neuen Dingen abfinden.
Die Frau gehöre vor allem in das Heim und die Familie, erforderten
es aber die Verhältniſſe, daß ſie hinaus müſſe ins Leben, ſo müſſe für
ſie eine angemeſſene und finanziell ausreichende Beſchäftigung
ange=
ſtrebt werden. Ferner Schutz dem Kinde, auch dem ungeborenen!
Im
Reichstag und im Heſſiſchen Landtag ſtünden Vorlagen bevor, die de
Intereſſe der Frau beſonders in Anſpruch nähmen; alſo fort mit der
Wahlmüdigkeit und auf zu regſamſter Beteiligung an allem im
Inter=
eſſe des Kindes, dem es in Deutſchlands ſchwerſter Stunde zu helfen
gelte! (Lebhafter Beifall.) Im Namen des Vorſtandes — Herr Pfaurer
Fink war verhindert — ſprach Herr Landtagsabgeordneter Herbert
der Rednerin den Dank der Verſammlung aus und ermahnte nach dem
Vorbilde Badens die Frauen zu eifriger Wahlbeteiligung.
— Groß=Zimmern, 7. Nob. Der hieſige katholiſche Jugend=
und Jungmännerverein feierte geſtern ſein 24. Stiftungsfe
die weltliche Feier fand abends im Saale „Zum Grünen Baum” ſtatt.
Den Glanzpunkt bildete die Aufführung des preisgekrönten, ſozialen
Schauſpiels: „Wenn der Herr das Haus nicht baut, dann bauen die
Bau=
leute umſon
Sämtliche Mitwirkende entledigten ſich ihrer Aufgabe
it großem Geſchick. Allgemeine Anerbennung fanden die künſtleriſchen
Bühnendekorationen, ausgeführt von dem noch jugendlichen
Weißbinder=
meiſter Herrn Georg Klober. Nicht unerwährt ſoll auch bleiben die
markige Anſprache des Herrn Lehrers J. Ganß=Jügesheim, der mit
begeiſternden Worten die zahlreich verſammelte Jugend aufforderte, auch
ihrerſeits ſich pflichtgemäß an dem Wiederaufbau unſeres
daniederliegen=
den Vaterlandes zu beteiligem.
O Birkenau, 7. Nov. Auswanderer. Geſtern abend war halb
Birkenau auf dem hieſigen Bahnhofe, um von dem Fabrikarbeiter
Schu=
ſter, der mit ſeiner zehnköpfigen Familie nach Argentimien auswandert,
Abſchied zu nehmen. Ein Sohn und ein Schwiegerſohn haben ſich bereits
dort angeſiedelt. Die Geſamtfamlie iſt nun geſonnen, ſich in der neuen
Helmat Grund und Boden zu erwerben und eine Farm zu gründen. Auch
die hieſige Muſikkapelle hatte ſich auf dem Bahnhof eingefunden, um den
Scheidenden das letzte Abſchiedsſtändchen zu bringen.
O Birkenau, 7. Nov. Am 5. und 6. ds. M
*ts. fand in dem großen
Saale des Gaſthauſes „Zum deutſchen Kaiſer” die 2. große Gau=
Kaninchenausſtellung des Bergſtre
ſaues ſtatt. Dieſe war
ungemein reich beſchickt und umfaßte 278 Nummern: Belgiſche und fran=
Zu dem Erinnerungsaufſatz über den
Hoftheaterbrand 1871.
Von K. Noack.
In Nr. 283 dieſes Blattes vom 24. Oktober faßten wir
un=
ere Erinnerungen und die einer Reihe anderer Augenzeugen
in den Hoftheaterbrand zuſammen, wozu dann noch die
Be=
ichte von Zeitungen und Büchern ergänzend hinzukamen.
Trotz=
em wir peinlich genau alles erfaßt zu haben glaubten, müſſen
wir doch an einigen Punkten irrtümliche Angaben berichtigen
und andere in weſentlichen Punkten ergänzen. Namentlich zwei
ozuſagen amtliche Zeugen mögen dabei zu Wort kommen. Der
ine iſt der Direktionsrat Winter, der andere der Altmeiſter
der Stadtverordneten, der ſchon ſeit 1862 der Freiwilligen
Städtiſchen Feuerwehr angehört, jetzt ihr Ehrenmitglied iſt
derr Heinrich Lehr, damals Obmann der Rettmannſchaft.
Die Zeit des Brandausbruches muß etwas früher geleg
Herden. Die meiſten Augenzeugen mit einer einzigen
Aus=
ahme gaben ½5 Uhr an. Die Brandurſache kann jetzt nach
Zeh. Rat Winters Mitteilungen, die auf Ausſagen des Maſchi
ieriedirektors Brandt beruhen, ziemlich genau angegeben
Serden. In der Nähe des Souffleurkaſtens befand ſich nämlid
une Beleuchtungsvorrichtung mit 4—5 Gasflammen, die
wäh=
end der Proben der Erſparnis halber verwendet wurde. E=
Sar nun die Aufgabe des Beleuchtungsgehilfen Mütz, dieſt
Hilfsbeleuchtung vor den Proben herunterzulaſſen, ſie anzu
unden, nach Beendigung derſelben wieder zu löſchen und
hoch=
zeiziehen. Als nun der oben bereits erwähnte Direktor Brandt,
er Schwiegervater von Herrn Geh. Rat Winter, pflichtgemäß
m ½25 Uhr auf die Bühne kam, um nach dem Rechten zu ſehen
d a traf er den Mütz ſchlotternd und leichenblaß hinauf nad
em Bühnenhimmel ſtierend, wo ſich Rauch entwickelt hatte.
Enmittelbar darauf fuhr dieſer auf einem Fahrſtuhl nach dem
Schnürboden, fand aber vor lauter Rauch nicht mehr die richtige
Eusgangstür, erſtickte offenbar und man fand, wie ſchon im
erſten Aufſatz angegeben, ſeine verkohlte Leiche tags darauf ar
der Tür zuſammengekauert. Es waren auch nicht die Kuliſſen,
die zuerſt Feuer fingen — dieſe brennen nämlich nach
ange=
ſtellten Verſuchen nur ſehr ſchwer —, ſondern Vorhänge, die von
der vorhergehenden Idomenäus=Vorſtellung noch aufgehäng
waren. Dieſe luftigen Stoffe entzündeten ſich alsbald, blähten
ichauf und verbreiteten das Feuer blitzſchnell. Als Winter nach
25 Uhr das Theater betrat, brannte der Zuſchauerraum bereits
lichterloh. Beſonders bemerkenswert war der auch von Herrn
Lehr hervorgehobene, durch das Feuer verurſachte ungeheure
Zuglvind innerhalb des Gebäudes, der einen faſt umblies und
die Rettungsarbeiten ſehr erſchwerte. Winter konnte ſich an
der Rettung der Theaterbibliothek beteiligen, die faſt ganz
ge=
rettet werden konnte. Das heftige Getöſe, das wir am Weißen
Turm hörten, rührte nicht, wie ich nach Zeitungsberichten
irr=
tümlich angab, von dem Einſturz der Mauer zwiſchen Bühne
und Zuſchauerraum, dem ſogenannten Portal, her, ſondern von
m herunterfallenden großen Kronleuchter im Zuſchauerraum.
Die Zwiſchenmiquer widerſtand allen Verſuchen, ſie
nieder=
zulegen und mußte erſt an einem der folgenden Tage geſpreng
ſverden. Ein Irrtum iſt es auch, daß der Großherzog erſt vor
Seeheim hierher gefahren wäre. Nach einer Angabe, die ſeiner
zeit der Maſchinendirektor Karl Brandt gemacht, ſaß
viel=
mehr der Großherzog am Fenſter ſeiner Wohnung im Schloſſe
leſend und wunderte ſich über die zeitweiſe Verdunkelung. Er
blickte durch das Fenſter, als auch ſchon Leibkammerdiener
Fleck mit der Meldung: „Das Theater brennt!” in das Zimmer
eilte. Bei Entgegennahme des ausführlichen Berichts ſprach es
der Großherzog als ein großes Glück an, daß es beim
Verluſt eines einzigen Menſchenlebens geblieben wäre. Als
ſelbſtverſtändlich betonte er gleichzeitig, daß durch das
Brand=
unglück niemand der Theaterleute, weder Künſtler noch Arbeiter,
irgendwie zu Schaden kommen ſolle.
Der Wagen, der ſo raſch nach der Brandſtätte fuhr und in
dem die Zuſchauer irrtümlich den Großherzog als von Seeheim
kommend vermuteten, barg wohl den damaligen Prinzen
Lud=
wig, den ſpäteren Großherzog Ludwig IV. Dieſer, der durch
den kaum beendeten Krieg an ſolche Brandſzenen gewöhnt war,
machte kein großes Aufhebens von der Sache und ſagte trocken:
„Da baut man einfach ein neues Theater wieder auf.”
Irr=
tümlich war auch nach der Darmſtädter Zeitung von dem
Ret=
tungsmann Knieriem berichtet, der ſich an dem Blitzableiter
herabließ. Dieſer Mann hieß Kunitſch und war
Theater=
diener von der öſtlichen Galevie.
Sehr lehrreich ſind auch die im Vorhergehenden ſchon
er=
wvähnten Erinnerungen des Herrn Lehr. Nachdem nichts
mehr=
zu retten war, beſtieg dieſer die große Rettungsleiter und ſal
ſich das Flammenmeer und die prachtvoll gefärbten,
empor=
zuckenden Blitze an. Man könnte ſich ſo den Ausbruch etwa
des Veſuvs vorſtellen. Im Laufe des Abends wäre ein Mant
ſieben ihm aufgetaucht und habe ſich als den Obmann der Ingel
heimer Feuerwehr vorgeſtellt, der von der Mginzer Brücke das
großartige Feuer geſehen und ſofort mit der Bahn hierher
ge=
eilt wäre. Ueberhaupt ergoß ſich ein ganzer Strom Neugieriger
von der Umgegend nach Darmſtadt.
Noch nach Tagen konnte mam nachts Flammen aus dem
Innern der Brandſtätte emporlodern ſehen, was jedoch ganz
ungefährlich war. Außerdem war noch ftändig nachts eine
Brandwache anweſend.
Kunſt, Wiſſenſchaft und Leben.
W. W.Gg. Eine Serenade für Orcheſter (Opus 20) von
Bodo Wolf ſurde im 2. Montagskonzert des
Sin=
fonie=Orcheſters im Saalbau zu Frankfurt am 7.
No=
vember unter der Leitung von Generalmuſikdirektor Michael
Balling zum erſtenmal aufgeführt. Man muß ſagen, daß das
einſätzige Werkchen keineswegs einen allzu freundlichen Eindruck
gemacht hat. Für eine Serenade iſt das vollbeſetzte Orcheſter
reichlich kräftig behandelt. Harmoniſch — ſoweit man überhaup.
dieſes Wort auf neuere Kompoſitionen anwenden darf —
wan=
delt der Darmſtädter Komponiſt die Bahnen Schönbergs, d. h
die Stimmführung der einzelnen Inſtrumente und der Themen
— ſoweit man auf die drei bis vier melodiſch
aufeinanderfolgen=
den Töne dieſes Wort noch anwenden darf — nimmt gar keine
Rückſicht auf irgendwelche vertikale Exiſtenzberechtigung des
ent=
ſtehenden Klangbildes. Daß dadurch natürlich die
ohrenbetäu=
bendſten Kakophonien entſtehen, wird ſich ſelbſt jeder Laie an
den fünf Fingern abzählen können. Mir kam es während der
ganzen Serenade vor, als würden vom Orcheſter, das „nicht
zu=
ſammen ſei”, andauernd Fehler gemacht. Und den meiſten
Zu=
hörern ſchien es ebenſo zu gehen, denn der Beifall war ſehr
ſchwach. — Eine wahre Erholung bildete die folgende C.=Dur
Sinfonie von Schubert, deren monumentaler Bau von
Balling prachtvoll errichtet wurde. Nur hätten wir gewünſcht,
daß die Blechbläſer nicht durch allzu ſtarkes Fortiſſimo die
Strei=
cher oft völlig erdrückten. Frau Johanna Heſſe ſang mit
unverhältnismäßig großem Stimmaufwand, aber wuchtiger
dra=
matiſcher Akzentuierung die Ozean=Arie aus Webers „
Obe=
ron” Prinzipiell möchten wir zu dieſer Programmnummer
ſagen, daß Bruchſtücke aus Opern — ſoweit nicht Ouvertüren,
wie hier die zur „Verkauften Braut” von Smetana in
Frage kommen — in der Vortragsfolge von Sinfoniekonzerten
unſeres Erachtens durchaus deplaziert ſind. Die Liederliteratur
(auch mit Orcheſterbegleitung) iſt ſchier unerſchöpflich. Vielleicht
erwägt man dieſes Argument bei der Aufſteſlung ſpäterer
Pro=
gramme.
Seite 4.
Darmſtädter Tagblatt, Mittwoch, den 9. November 1931.
Rummer 300.
zöſiſche Rieſen, deutſche Rieſenſchecken, franzöſiſche Widder, franzöſiſche
Rieſenſilber, Blaue Wiener, Meißner Widder, Haſenkaninchen, Gelb= und
Grauſilberhaſen, Hermelin, Alaska, Havanna, Ruſſen waren i faſt
lauter Prachtexemplaren vertreten und die vielen Beſucher kommen
ſicher=
lich durch das ſo reichlich Gebotene auf ihre Rechnung. Eine große
An=
zahl von Preiſen und Ehrenpreiſen und Anerkennungen konnten
des=
wegen verteilt werden. Mit der Ausſtellung war auch eine Verloſung
vevbunden, die recht nette und wertvolle Gegenſtände als Gewinne
um=
faßte. Schließlich ſei noch bemerkt, daß auch einige Produkte aus
Haſen=
fellen ausgeſtellt waren, wie Bettvorlagen, eine Kidergarnitur, gegerbte
Felle, Kragen, Pelze uſw. Als Preisrichter fungierte Herr Steinbrecher
aus Darmſtadt.
Von der Bergſtraße, 5. Nov. Während bei der Glockeneinweihung
n Lützelſachſen die Einwohnerſchaft ſich an dem Feſtzuge beteiligte,
chlichen Diebe in die Wohnung des Landwirts Hördt und ſtahlen 2000
Goldſtücke, ſowie Sülber= und Papiergeld, im Geſamtwert von über
100 000 Mark. Vom Täter hat man noch keine Spur.
O Lindenfels, 5. Nov. Nach der nun vorliegenden Kurtaxe=
Abrechnung ergab die Einnahme während der Kurzeit vom 1. April
bis 31. Oktober die ſchöne Summe von etwas über 11000 Mark. Es
wurden ſeither für die Woche 2 Mark evhoben, im kommenden Jahre ſoll
die Kurtaxe jedoch erhöht werden.
O Aus dem Odenwald, 7. Nov. Wegen des hohen
Obſtprei=
ſes und der enormen Einnahme, welche dem Obſtzüchter daraus erwächſt,
werden dieſen Herbſt wieder eine Unmenge junger Obſtbäumchen neu
an=
gepflanzt, ſo daß es den Baumſchulenbeſitzern kaum gelingt, die vielen
Beſtelluungen auszuführen.
au- Stockſtadt (Rhein), 7. Nov. Das ſeltene Feſt der Goldenen
Hochzeit feierte das Ehepaar Johannes Horſt 3. im Kreiſe ſeiner
Familienangehörigen. — Der Modaubach bringt wöchentlich
regel=
mäßig die Abwäſſer der Fabriken in Eberſtadt und Pfungſtadt.
Nament=
lich eine Fabrik läßt das ungeklärte, laugenartige, ſtinkende, weißlich,
bis dunkelbraun in allen Farben ſchillernde Waſſer in das Bachwaſſer
laufen. Die Folge iſt ein allgemeines Fiſchſterben nicht allein in de
*
Modau, ſondern auch im Altrhein. Bis hinter Erfelden kommen die
armen Fiſche, ſelbſt ſtarke Hechte und Aale, an die Oberfläche, vergeblick.
nach Luſt ſchnappend. Die toten Fiſche, oft Hunderte zu gleicher Zeit
treiben in dem Waſſer. Welche Werte werden durch dieſe Abwaſſer
ver=
nichtet! Auch iſt es für die Anwohner und Leute, die in der Nähe des
Baches arbeiten müſſen, eine Qual, die ſtinkende Luft einatmen zu
müſſen. Wer bringt Abhilfe?
U Mainz, 7. Nov. Heſſiſcher Bauernverein. Der
Heſſiſche Bauernverein hält am 16. November im Saalbau „Liedertafel”
hier ſeine Generalverſammlung ab. Nachmittags wird eine öffentliche
Bauernverſammlung abgehalten werden, in der der Vorſitzende des
Weſtfäliſchen Bauernvereins, Freiherr von Kerkerink zur Bork, der
Vorſitzende der Vereinigung Deutſcher Bauernvereine Heinrich
Stam=
merfohann aus Richenhof (Holſtein) und Reichsminiſter Dr. Hermes
oder ein Vertreter aus dem Reichsernährungsminiſterium ſprechen
werden. — Kommerzienrat Florian Kupferberg, ein
Teil=
haber der bekannten Sektfirma und ein Sohn des Gründers der Fabrik,
geſtorben. Der Verlebte war Mitglied der Handelskammer,
ſonſt iſt er jedoch im öffentlichen Leben nicht hervorgetreten.
wd. Mainz, 7. Nov. Der durch den Zuſammenbruch ſeines
Vor=
ſtellungszeltes obdachlos gewordene Zirkus Holzmüller hält
zur Zeit ſeinen Einzug in die ſeit ſieben Jahren durch den Krieg der
Oeffentlichkeit vorenthaltene Mainzer Stadthalle. Die Stadthalle
wurde dem Unternehmen für die Vorſtellungen von den
Befatzungs=
truppen zur Verfügung geſtellt.
wd. Bingen, 7. Nov. Die Beerdigung des durch einen Algerier
ums Leben gekommenen Franz Kröly findet Mittwoch, nachmittags
um 4 Uhr, ſtatt. Maueranſchlage fordern die Binger Arbeiterſchaft zu
möglichſt geſchloſſener Beteiligung an der Beerdigung auf. — In der
Meldung in der geſtrigen Nummer des Tagblatts muß es richtig heißen
„Kreisdirektor Schön”.
wd. Bingen, 8. Nov. Die Handelskawmer hat, wie ſie mitteilt, ſeiner
Zeit Schritte unternomen zur Genehmigung eines
Wagenver=
rehrs über die unbenützt liegende Hindenburgbrücke
Rüdes=
heim-Kempten.‟ Der Verkehr iſt von der Beſatzungsbehörde auf die
Bemühungen der Handelsbammer hin genehmigt worden. Dieſer
Ver=
fehr hat ſich als eine große Annehmlichheit und Erleichterung ſowohl für
die hieſigen, als auch für die Wirtſchaftskreiſe der rechten Rheinſeite
er=
wieſen. Große Beunruhigung brachte die Nachricht, daß die Brücke nach
den Beſtimmungen des Friedensvertrages unbrauchbar gemacht werden
müſſe. Auf die Vorſtellungen der Handelskamer hin, die von Seiten
der Behörden unterſtützt worden ſind, hat die Beſatzungsbehörde eine
Antwort erteilt, aus der hervorgeht, daß der Verkehr über die
Hinden=
burgbrücke vorläufig nicht unterbunden oder behindert werden ſoll.
K Gießen, 6. Nov. Die Landſtürmer von 1914 hielten
heute hier eine Zuſammenkunft ab, die aus allen Teilen Oberheſſens und
Frankfurt gut beſucht war. Vormittags fand eine Gedächtnisfeier auf
dem Friedhof ſtatt, bei welcher Herr Archivrat Dr. Hermann=Darmſtadt
die Vaterlandsliebe und den Opfermut der Gefallenen als Vorbild
feierte. Oberſt v. Knobelsdorff widmete den Toten des Bataillons einen
warmen Nachruf und legte einen Kranz auf dem Ehrenfriedhof nieder
Nachmittags fand eine feſtliche Zuſammenkunft in der Liebigshöhe
ſtatt. Töpelmann=Gießen begrüßte die Kameraden, A. Bayer=Gießen
verlas ein Feſtgedicht und Rektor Fiſcher ermahnte in der Feſtrede die
Landſtürmer, mitzuwirken am Wiederaufbau des Vaterlandes. Das
Bataillon weilte von 1914—1918 in Frankreich.
K Allendorf a. d. Lahn, 7. Nov. Ein franzöſiſches Auto tra
aus dem beſetzten Gebiet in unſerem kleinen Dorfe ein und kaufte
den Spezereiläden faſt alle Kolonialwaren u. dgl. auf und verſtaute alles
in dem Wagen, um wieder den Rückweg anzutreten. Die gleichen
Nach=
richten kommen aus den Nachbarorten.
* Kleine Nachrichten aus Heſſen. Ober=Ohmen. Da unſer durch
einen Naphthalinmotor erzeugtes elektriſches Licht unvegelmäßig brennt
und ſehr oft ganz verſagt und auf die urſprünglich vorgeſehene
Waſr=
kraft beſonders in Zeiten des niederen Waſſerſtandes ebenfalls kein
Verlaß iſt, hat die Gemeinde beſchloſſen, ſich an die vorüberziehende
Lei=
tung der Elebtriſchen Ueberlandanlage anzuſchließen. Es wird zu dieſem
Zweche gegenwärbig ein Transformatovenhäuschen gebaut. — Schlitz.
Ein bedauernswerter Unglüicksfall mit tödlichem Ausgang ereignete ſich
hier. Die 77 Jahre alte Witwe Anna Kath. Adolph ſtürzte im Haus die
Treppe herunter und erlitt dabei ſo ſchwere Verletzungen, daß ſie, ohne
die Beſinnung wieder erlangt zu haben, davan kurz darauf ſtarb. —
Groß=Eichen. Hier ereignete ſich ein entſetzlicher Unfall. Ein
vier=
jähriges Mädchen, deſſen Mutter vor vier Jahren ſparb, blieb allein in
der Küche, ols die den Haushal.
ihrende Verwandte in den Holzſtall
ging. Das Künd kam dem Herdfeuer zu nahe und verbrannte.
Reich und Ausland.
Berlin, 7. Nov. Brandler aus der Feſtungshaft
ent=
lohen. Der frühere Vorſitzende der Kommuniſtiſchen Partei
Deutſch=
lands, Brandler, der wegen der Haltung ſeiner Partei während des
diesjährigen Märzauſſtandes in Mitteldeutſchland vom Sondergericht
beim Landgericht I in Berlin zu fünf Jahren Feſtungshaft verurteilt
worden war und dieſe Strafe imr Feſtungsgefängnis Gollnow verbüßte,
iſt vor acht Tagen, am 29. Oktober, aus Gollnow geflüchtet. Ueber ſeit
Flucht erfährt ein Berliner Korreſpondenzbureau folgende Einzelheiten:
Seitens der Divektion der Strafanſtalt wurde Brandler weitgehende
Be=
wegungsfreiheit eingeräumt, ud zwar im Hinblick auf die Tatſache, daß
die Staatsanwaltſchaft ihm einen Urlaub gewährt, und daß Brandlen
ſich nach deſſen Ablauf freiwillig geſtellt hatte. Er erhielt häufig
Stadt=
urlaub; bis zum Ende vorigen Monates war er regelmäßig in die
Straf=
anſtalt zurückgekehrt. Am Samstag, den 29. Oktober, erbat er vom
Direktor des Gefängniſſes abermals Urlaub. Als er abends zur fe
geſetzten Stunde nicht zurüickgekehrt war, ſchöpfte man Verdacht.
bisherigen Nachforſchungen haben ergeben, daß Brandler ſich wahrſche
lich nach Danzig gewandt hat. Von Danzig aus wird Brandler wohl zu
Schiff nach Sowjetrußland geflüchtet ſein.
TU Mannheim, 8. Nov. Stillegung der Benzwerke.
Die Firma Benz u. Co. hat den Betrieb ihrer Automobilfabrik
ſtill=
velegt und die geſamte Arbeiterſchaft, etwa 3600 Mann, entlaſſen.
Den Grund zu dieſer Maßnahme bilden nach Mitteilung der Direktion
die fortgeſetzten Demonſtrationen der Arbeiterſchaft, die mit Gewalt in
das Direktionsgebäude eindringen wollte und die Direktion bedrohte.
Die Arbeiter mißhandelten am Montag früh die Betriebsbeamten. Die
Stillegung ſteht mit den ſchwebenden Lohnverhandlungen nicht in
Zu=
ſammenhang.
deutſchen Botſchafters in London und der deutſchen Geſandtſchaft
im Haag ergeben, daß für die Behauptung keinerlei
An=
halt vorliegt. Das engliſche Landwirtſchaftsminiſterium, mit
dem Lord Blebisloe übrigens keinerlei Beziehungen hat, hat die
Richtigkeit der Behauptungen des genannten Lords nicht
beſtä=
igen können. Die bisher eingelaufenen Drahtberichte der
Zoll=
ſtellen, Güterabfertigungsſtellen und Grenzüberwachungsſtellen
lauten ſämtlich dahin, daß deutſche Kartoffeleinfuhren über
Hol=
land nach England nicht ſtattgefunden haben können, da die
wie=
verholt angeordnete verſchärfte Grenzkontrolle eine Ausfuhr
irgendwelcher erheblicher Kartoffelwengen in das Ausland
aus=
geſchloſſen erſcheinen läßt. Was die Ausfuhr aus dem beſetzten
Gebiet über die noch der Kontrolle der Beſatzungsbehörden
unterſtehende Weſtgrenze des Reiches betrifft, ſo haben die
mehr=
fachen Vorſtellungen des Reichskommiſſars für die beſetzten
rhei=
niſchen Gebiete bei der interalliierten Rheinlandkommiſſion den
Erfolg gehabt, daß dieſe eine Verhinderung der
Kartoffelaus=
fuhr aus dem beſetzten Gebiet, ſoweit ſie überhaupt ſtattgefunden
hat, wiederholt auf das Beſtimmteſte zugeſagt hat.
Keine Kartoffelverſchiebungen über das Saargebiet.
wd. In verſchiedenen Nachrichten war die Behauptung
auf=
geſtellt worden, daß Kartoffeln in großen Mengen über das
Saargebiet nach Frankreich verſchoben würden. Hierzu erfahren
wir aus dem Reichsernährungsminiſterium: Es iſt richtig, daß
Kartoffellieferungen nach dem Saargebiet erfolgten. Das
Saar=
gebiet iſt nicht in der Lage, ſeine Bevölkerung aus eigener
Erzeu=
gung mit Kartoffeln zu verſorgen. Es iſt daher auf die
Beliefe=
rung durch das übrige Deutſchland angewieſen. Die zur
Aus=
fuhr komenden Mengen ſind kontingentiert und berückſichtigen
die Zahl der Verſorgungsberechtigten ſowie die eigene
Produk=
tion des Saargebietes. Die Ausfuhr erfolgt ausſchließlich bei
Ausfuhrbewilligung innerhalb des feſtgeſetzten Kontingentes.
Es wird ſehr genau darüber gewacht, daß kein Kartoffelverſand
nach dem Saargebiet erfolgt, für welchen die für die
übernom=
mene Belieferung geforderten Bedingungen nicht erfüllt ſind.
Verſchiebungen von Kartoffeln aus dem Saargebiet nach
Frank=
reich ſind ausgeſchloſſen, da die Kartoffelausfuhr aus dem
Saar=
gebiet verboten iſt und eine Ueberwachung der lothringiſchen
Grenze ſtattfindet. Insbeſondere haben die Gewerkſchaften des
Saargebietes die Gerüchte dementiert, wonach die von
Deutſch=
land an das Saargebiet gelieferten Kartoffeln verſchoben würden.
Lohnbewegung.
Die Einigung im Berliner Kellnerſtreik.
* In einer Verſammlung der Arbeitgeber im Berliner
Gaſtwirts=
gewerbe wurde der von dem Schiedsgericht gefällte Spruch gutgeheißen
Auch die Arbeitnehmer haben geſtern in ſechs Verſammlungen über die
Arbeitsaufnahme aufgrund des Schiedsſpruches abgeſtimmt. Der
Vor=
ſtand und der Beirat des Kartells der Arbeitnehmerorganiſationen
haben ſich mit dem Ergebnis der Abſtimmung beſchäftigt und feſtgeſtellt,
daß eine ſtatutenmäßige Mehrheit zur Aufrechterhaltung des Streifs
nicht mehr vorhanden iſt. Der Kartellvorſtand erklärte daher den
Streik für beendet.
Saarbrücken.
Saarbrücken, 7. Nov. (Wolff.) Außer den
Straßen=
bahnern, die ſeit geſtern im Streik ſtehen, um die Durchführung
des Stadtverordnetenbeſchluſſes, betr. Gehaltserhöhung, zu erreichen, ſind
heute noch andere ſtädtiſche Angeſtellte und Arbeiter in den
Ausſtand getreten, ſo zum Beiſpiel die Städtiſche Müllabfuhr und die
Städtiſchen Betriebswerke. Die Notſtandsarbeiten werden verrichtet,
doch findet zwiſchen 5 Uhr abends und 5 Uhr morgens keine Belieferung
mit Gas und Elektrizität ſtatt. Die Stadt liegt in völligem Dunkelz
die meiſten Geſchäfte haben geſchloſſen.
Saarbrücken, 8. Nov. (Wolff.) Die ſtädtiſchen
Arbei=
ter ſtehen ſeit geſtern im Streik. Die Beamten haben ſich dem
Streik angeſchloſſen. Das Fernſprechamt ſtellt Verbindungen
nur noch für Aerzte und Krankenhäuſer her. Um 11 Uhr wird eine
Sitzung des Stadtrats ſtattfinden, um zu der Angelegenheit Stellung
zu nehmen. Es iſt anzunehmen, daß der geſamte Stadtrat ſein Amt
niederlegen wird.
Zu dem Streik iſt berichtigend nachzutragen, daß die
Straßen=
bahner, die mit dem Ausſtand begonnen haben, nicht in den Streil
getreten ſind, um dem Beſchluſſe der Stadtverordnetenverſammlung au
eine durchſchnittliche 50prozentige Lohnerhöhung in Mark Geltung zu
verſchaffen, ſondern um die Franken=Beſoldung zu
er=
eichen, für die ſie ſich bei der Abſtimmung mit großer Mehrheit
ausgeſprochen haben
In der Stadtverordnetenſitzung, die zu der Regelung
der Beſoldung der ſtädtiſchen Arbeiter, Angeſtellten und Beamten und
zu der durch den Streik geſchaffenen Lage Stellung nehmen ſollte, gab
der ſozialdemokratiſche Abgeordnete Schäfer im Namen der drei großen
Fraktionen der Verſammlung eine Erklärung ab, in der geſagt wird
daß die Stadtverordnetenverſammlung nach wir vor auf ihrem
Entſchluß beſtehe. Das Verbot der Regierungskommiſſion,
die=
ſen Beſchluß auszuführen, insbeſondere, irgend welche
Gehaltserhöhun=
gen in Mark an die Beamten, Angeſtellten und Arbeiter auszuzahlen,
telle einen unzuläſſigen Eingriff in die
Selbſtverwal=
tung der Stadt dar und zwingt die Stadtverordnetenverſammlung,
ſich beſchwerdeführend an den Völkerbundsrat zu wenden. Der
Bürger=
meiſter verlas dann zwei Schreiben, die ihm während der Sitzung
über=
bracht worden waren. In dem einen Schreiben bitten die ſtädtiſchen
Beamten den Präſidenten der Regierungskommiſſion, von ſeinem
Auf=
ſichtsrecht des Eingreifens Gebrauch zu machen. In dem zweiten
Schreiben teilt Präſident Naoult unter Bezugnahme auf das
Schrei=
ben mit, daß er der Stadtverordnetenverſammlung Gelegenheit geben
wolle, von ihrem Beſchluß abzugehen und der Verordnung der
Regie=
rungskommiſſion Geltung zu verſchaffen. Sollte jedoch innerhalb von
48 Stunden kein entſprechender Beſchluß gefaßt worden ſein, ſo ſehe er
ſich gezwungen, infolge der durch den Streik geſchaffenen unhaltbaren
Zuſtände die erforderlichen Anordnungen zu treffen. Darauf gab der
Stadtverordnete Schäfer (Soz.) folgende Erklärung ab: Ich ſpreche im
Namen meiner Fraktion, wenn ich ſage, daß wir bei dem bleiben, was
wir vorher erklärt haben und es der Gewalt überlaſſen, die Angelegen
heit zu regeln. In ähnlichem Sinne ſprachen ſich die liberal=
demokra=
tiſche Arbeitsgemeinſchaft und das Zentrum aus. Dann wurde über
folgende zwei Anträge abgeſtimmt: 1. Soll der interfraktionellen
Er=
klärung zugeſtimmt werden? 2. Wird das Verlangen der
Regierungs=
erklärung abgelehnt? Gegen fünf kommuniſtiſche und unabhängige
Stimmen wurde der interfraktionellen Erklärung zugeſtimmt und im
gleichen Verhältnis das Verlangen der Regierungskommiſſion abgelehnt.
Darauf verließen die Stadtverordneten unter Proteſt einmütig den
Sitzungsſaal.
Unwetter.
Die Kartoffelernte.
Berlin, 8. Nov. Blättern zufolge dürfte nach Schätzung
der amtlichen Stellen die diesjährige Kartoffelernte einen
Reinertrag von 26 818 000 Tonnen haben, gegen 28 480 000
Ton=
nen im Vorjahr. Für die Ernährung der Bevölkerung würden
bei einer wöchentlichen Nation von 6 Pfund etwa 5½4 Millionen
Tonnen gebraucht, bei einer 7=Pfund=Ration 6½ Millionen
Ton=
nen. 6 Millionen Tonnen kommen ferner für die Saat in Frage,
ſo daß mehr als die Hälfte der geſamten Erzeugung frei
bleibt zur Verwendung für andere Zwecke.
wd Berlin, 7. Nov. Die Feſtſtellungen über die
Behaup=
tungen des engliſichen Lords Blebisloe in der engliſchen Kammer
über angeblich umfangreiche Einfuhr von
Kartof=
feln deutſcher Herkunft haben nach dem Bericht des
vermögen durch das Sinken der Mark.
Berlin 7. Nob. Infolge der Witterungsverhält=
Abg. Dr. Hortz (U.S.P.): Die jetzige troſtloſe Lage auf de
tiſſe ſind große Betriebsſchwierigkeiten im Fernſprech= und Telegra
phenbetrieb, insbeſondere im Verkehr mit Weſtdeutſchland und dem
Aus=
lande durch Leitungsſtörungen eingetreten. Die Telegvaphenverbindun
gen mit London ſind ſeit dem 6. November auf engliſchem Gebiet unter
brochen. Störungen in den Telegraphenleitungen beſtehen im Verkehr
mit Frankreich, Holland, Belgien, Schweiz und Italien. Im
Fernſprech=
betrieb iſt der Auslandsverbehr mit Wien, Prag, Budapeſt, Baſel, Zürich
Mailand, Paris, Rotterdam und Kopenhagen geſtört. Im inländiſchen
Fernſprechverkehr fehlt insbeſondere die Verſtändigung mit Köln,
Düſ=
ſeldorf, Krefeld, Elberfeld, Eſſen und Bochuon.
Karlsruhe, 8. Nov. (Wolff.) In der Nacht zum Dienstag iſt
in Nohrbach bei Eppingen in dem Anweſen des Landwirts
Eiſen=
huth Großfeuer ausgebrochen, das infolge des ſtarken Windes ſo
aſ=
um ſich griff, daß in kurzer Zeit ſechs Wohnhäuſer und
ſiebe=
eunen niederbrannten. Das Vieh konnte gerettet werden. Der
Scha=
den wird auf insgeſamt etwa anderthalb Millionen Mark geſchätzt.
Düren, 8. Nov. (Wolff.) Wie die Dürener Zeitung meldet, iſt
am letzten Sonntag gegen 4 Uhr infolge des furchtbaren Sturmes in
Els dorf der Turm der Pfarrkirche eingeſtürzt. Der
Turm ſchlug auf das Mittelſchiff und den Chor und begrub 12 Mädchen
unter ſich, die nach Beendigung der Andacht wegen des heftigen Regens
toch zurückgeblieben waren. Fünf der Mädchen konnten nur ars
Leichen geborgen werden, die anderen ſind mehr oder minder ſchwer
verletzt. De Kirche biete in ihrer Zerſtörung einen grauſigen Anblick.
* Hamburg, 8. Nov. Der gegenſvärtig herrſchende
orkan=
artige Sturm riß das im Fährhafen von Hamburg (Fehmarn) lie
gende Fährſchiff und entführte es in den Fehmarnſund, wo die
hochgehen=
den Wellen es auf holſteiniſcher Seite 200 Meter weit auf den Strand
varfen. Bei fallendem Waſſer war noch keine Möglichkeit, das Schif
freizubekommen, ſodaß Fehmarn zur Zeit ohne Fährverbindung mit
dem Feſtlande iſt.
* Kiel 7. Nov. Ein furchtbarer Sturm, der von
Hoch=
vaſſer begleitet war, iſt in der vergangenen Nacht über die Kieler
Förd=
hinwveggebrauſt. Sowohl i Kiel als auch in den Bäderorten wurde
erheblicher Schaden verurſacht. Zahlreiche an der Waſſerſtraße ge=
legene Straßen von Kiel ſind überflutet, die Heller unter Waſſer geſetzt
und die Hafenbrücken beſchädigt, ſowie Boote losgeriſſen und zum Ten
zum Sinken gebracht worden. Von der Außenförde wird gemeldet, daß
eine Anzahl Fiſcherboote mit Geräten geſunken ſind. Einige Dampfer
ſind im weſtlichen Teil der Oſtſee geſtvandet. Nähere Nachrichten liegen
noch nicht vor.
* Dresden, 7. Nov. Hier herrſcht bei orkanartigem
Sturm Schneetreiben. Zahlreiche Telegraphen= und
Fernſprech=
leitungen ſind geſtört. In Meißen iſt die Stromverſorgung unterbrochen
ſodaß die Stadt und der Landbezirk Meißen ſeit Samstag größtenteils
ohne Licht iſt. In Weinböhla wurde heute worgen ein Eiſenbahnbeamter
durch den Sturm gegen einen vorüberfahrenden Zug geſchleudert und
getötet.
Hirſchberg i. Schl., 7. Nov. Nach einem orkanartigen
Sturm und Regengüſſen ſetzte in der vergangenen Nacht im
Hochgebirge heftiger Schneefall ein. In Ober=Drüchenberg und bei
Kirchwang liegt der Schnee einen halben Meter hoch. Auf dem Kamm
ſind Schneewehen bis zu einem Meter anzutreffen. Der Schnee liegt
bis zu 600 Meter herab.
Deutſcher Reichstag.
142. Sitzung.
Berlin, 8. Nov. (Wolff.) Auf der Tagesordnung ſtehen zunächſt
kleine Anfragen.
Auf eine Anfrage der Deutſchen Volkspartei wegen Linderung der
Not der Kleinrentner wird regierungsſeitig erwidert, daß im Nachtrag
zum außerordentlichen Etat 100 Millionen Mark für die kleinen Rentner
eingeſtellt ſeien.
Auf eine weivere Anfvage der gleichen Partei wegen Aufbeſſerung
der Bezüge von Kriegsbeſchädigten und Kriegshinterbliebenen, ſowie
we=
gen der Beſchleunigung der Arbeiten zur Neuanerbennung der Renten
erwidert ein Regierungsvertreter, daß die vorgebrachten Beſchwer en
berückſichtigt werden würden. Auch die Neuanerkennung der
Renten=
anſprüche ſei in letzter Zeit gefördert worden. Auch die unerledigten
An=
ſprüche würden mit größter Beſchleunigung gevegelt werden.
Auf eine Anfrage von deutſchmationaler Seite wegen Erhöhung der
Teuerungszulage der Kriegsbeſchädigten und Kriegshinterbliebenen wird
regierungsſeivig auf die bevorſtehenden Ausſchußverhandlungen
ver=
wvieſen. Aus den vom Reichsdag bewilligten Mitteln habe die Regierung
580 Millionen Mark für die Verbeſſerung der Lage der Kriegsopfer
verwandt. Bei der Beſchränktheit der Mittel könnten indeſſen, wenn
einigermaßen wirkſam geholfen werden ſollte, nur die wirklich
Notlei=
den, d. h. die Schwerbeſchädigten und die Hinterbliebenen berüchſichtgt
den
en.
ti
Auf eine Anfrage von ſozialdemokratiſcher Seite wird
regierungs=
ſeitig mitgeteilt, daß eine Vorlage, betreffend höhere Bezüge der
Alt=
ventner der Sozialverſicherung dem Reichstage mit größter
Beſchleuni=
gung zugehen werde.
Auf eine Anregung der Deutſchen Volksparbei wird von der
Regie=
rung verſichert, daß die Ausfuhr von Kartoffeln nach dem Auslande
grundſätzlich verboten ſei, und daß gegen Zuwiderhandlungen ſtrengſte
Maßregeln getroffen würden.
Abg. Mumm (D.=Nat.) fragt an, ob eine Tendenzſchrift
des Abg. Adolf Köſter: „Konnten wir i Herbſt 1918 weiterkämpfen?”
welche von dem Ausſchuß für den inneren Frieden in Maſſen koſtenlos
berbreitet wird etva mit Regierungswitteln verbreitet wurde.
Mini=
terialdinektor Füller erklärt, daß die Regierung die Verbreitung
billige und unterſtütze. (Lärm rechts.)
Die Deutſchnationalen fragen an wegen Verſtopfung der
Bahnhöfe in Pommern, wodurch ungeheure Mengen von
Kar=
toffeln weder verladen noch verſandt werden könnten. Regierungsſeitig
wird erwidert, daß die Rechiseiſenbahnverwaltung die energiſchſten
An=
ſtrengungen nnacht, um der Schwierigkeiten Herr zu werden.
Abg. Dr. Roſenfeld (USP.) ſtellt wegen der Aufhebung des
Terms in der Strafſache gegen Jagow, Wangewheim und Schiele 26
verſchiedene Anfragen. Regierungsſeitig wind geantvortet, der Termin
ſei durch den Oberreichsanwalt aufgehoben worden, weil inzwiſchen die
Kappiſten Bauer, Ehrhardt uſw. ſich freiwillig gemelder hätten und man
hoffen könnte, die Verhandlungen zuſammenzulegen. Es ſei nun ein
neuer Termi gegen Jagol und Genoſſen angeſetzt worden. Der
Aufent=
halt der Bauer uſw. ſei der Regierung nicht behannt. Die Unterſtellung
einer beabſichtigten Verſchleppung wüfſe zurückgewieſen werden.
Die Interpellation der Unabhängigen, betreffend den Fortbeſtand
von Schutzorganiſationen wird von der Regierung demnächſt beantwortet
werden.
Es folgt die Fortſetzung der Beſprechung
der neuen Steuergeſetze.
Reuhswirtſchaftsmäniſter Robert Schmidt: Nach Annahme des
Ultimatums trat eine Beſſerung der Valuta ein. Wir haben dieſe
aus=
gewutzt. Aber neue Ereigniſſe griffen ſtörend ein, ſo die Erledigung der
Entwaffnungsfrage. Staatsſekvetär Hirſch hat ſeiner Zeit den Sturz der
Mark, der dann eintreten würde, wohl vorausgeſehen. Aber daß dieſer
Sturz ſoweit gehen wuiude, hat viemand geſacht.
Abg. Dr. Becker (D. Vp.) bedauert, daß der
Reichswirtſchafts=
miniſter verſucht habe, den Süoatsſekretär Hirſch abzuſchütteln.
Zweifel=
los hat Herr Hirſch nachzuweiſen ſich bemüht, das Ultimatum als
erfüll=
bar zu bezeichnen. Redner kritiſiert dann die Art und Weiſe, wie der
Abg. Braun gegen den Miiſter aufgetreten ſei und erklärt weiter, da
ganze Bündel der Steuervorlagen ſtelle ein Preisrätſel vor, das jeder
wach ſeinem Geſchmack löſen könne. Klarheit über Ziel und Abſicht
uns jedenfalls nicht gegeben. Wenn das Reich nun auch in die Grun
und Gewerbeſteuer eingveife, nehme man den Ländern die letzten Hilfs
quellen. Man müſſe ſcharf ſcheiden zwiſchen den eigenen Bedürfniſſen
und denem des Ultimatums. Der innere Bedarf erfordere im Ordinarium
59 Milliarden, denen an Einnahmen 61 Milliavden gegenüberſtänd
Das Extrgordinarium erfordere aber noch 29 Milliarden, ſodaß ſ
ohne die Beamtenerhöhung ein Defizit von 30—40 Milliarden beſte
Aus dieſer Wirtſchaft würden wir ohne die alte preßiſche eiſerne
Sp=
ſambeit niemals herauskommen. Noch heute ſind bei Poſt und Eiſenbaht
zehntauſende von Beamten zuviel beſchäftigt. Zum Beiſpiel hatten die
Eiſenbahnen 1919 51,5 Prozent mehr Beamte und Arbeiter als 191
Dabei iſt die Zahl der geleiſteten Wegebilometer um 48 Prozent zurück.
gangen. Das Ultimatum iſt eben unerfüllbar. Beweis dafür iſt
kataſtrophale Sturz der Mark in Verbindung mit der wahnſinnigen
vifenſpebulation. Redner findet es ſbandalös, von der
Reichsratz=
aus im Auslande den Eindruck zu erwecken, als ſcheitere die Erfüllba
keit des Ultimatums an unſerem guten Willen. (Zurufe rechts,
Prr=
inks.) Die Arbeitsloſigkeit im Auslande iſt lediglich die Wirkung d
dort geübten falſchen Praxis uns gegenüber. Nedner geht ſodann ch.
die Steutervorlagen im einzelnen ein. Auch ſeine Partei ſtoße ſich n
an den Steuern ſelbſt, ſondern an der Art und Weiſe, wie ſie erhobe
wevden ſollen. Wir werden die neuen Steuern mitberaten, ohne 1
rgendwie feſtzulegen. Wir beantragen die Berechnung der Ertragswene
ſtatt der Grundwerte und ſtimmen hier mit dem Zentrum überein.
Eben=
ſo bedarf die Vermögens= und Zuwachsſteuer peinlichſter Beratung im
Ausſchuſſe. Das Gleiche gilt für die Körperſchaftsſteuer, die wieder er
er”
höht wevden kann, die aber nicht durch zu ſtarke Aderläſſe gefähr
den barf. Wir werden nicht dazu die Hand bieten, daß durch E
der Sachwerte das Sachvermögen ebenſo dezimiert wird wie das Kapm!
Annahme des Ultimatums zurückzuführen, iſt ein Verbrechen.
Rückgang der Mark ſchädigt die Arbeiterklaſſe auf das ſchwerſte.
Kreiſe der Induſtrie und Landwirtſchaft proſperieren dagegen.
Reich darf nicht mehr neue Zahlungsverpflichtungen mit der Notenk
befriedigen. Eine ganze Reihe neuer Steuern werden 1923 zu flieh
De
anfangen. Der Sturz der Mark muß ſofort aufgehalten werde
rum fordern wir: 1. Sofortige Einziehung des Reichsnotopfers
drei beſchleunigten Raten; 2. ſchleunigſte Einziehung aller bisherige
Beſitzſteuern; 3. ſofortige Verabſchiedung der Körperſchaftsſteuer iſſe
Abänderung der Sätze für die Deviſenſpekulation; 4. eine Del
ſteuer bis zu 15 Prozent, eine Erhöhung der Einfuhrabgabe bis 4 7
zent und Einziehung der von Deutſchen im Auslande deponierter
viſen. Das Steuerſyſtem iſt bei uns allerdings unüberſichtlich.
kann nur der Eingriff in die Sachwerte helfen. Die Angſt vor dieſei
Eingriff hat die Induſtrie zu ihrem Anleiheverſuch veranlaßt. Als 002
Ausland aber Miene machte, auf das Angebot einzugehen, hat die
duſtrie die Verhandlungen zum Scheitern gebracht. (Zuſtimmung lils=
Redner proteſtiert im weiteren Verlauf ſeiner Ausführungen gegen ?i
Erhöhung der Arbeitszeit. Wir verlangen von der Regierung E
begründete Stellungnahme zu den Beſchlüſſen der Induſtrie. Die Dſſe‟e
Erklärung des Abg. Dr. Becker über die ablehnende Stellungnäyi
ſeiner Partei zur Erfaſſung der Goldwerte klärt die Luft und öffnet de‟
Arbeitern die Augen.
Reichsminiſter Hermes weiſt darauf hin, daß die Steuervorlaße‟
von den Sozialdemokraten bewilligt werden, bevor ſie dem Hauſe e‟
gelegt würden. Auf die Frage, ob die Regierung noch weitere Siel”.
pläne habe, beſonders ſolche bezüglich Erfaſſung der Goldwerke.
widert der Miniſter, daß die Regierung Steuern nehme, wo lie.
bekommen kann, daß ſie aber im übrigen von Induſtrie und Lanoſ.
chaft poſitive Vorſchläge erwarte. Obwohl auch er die Unmöglich.
der Erfüllung einſehe, trete er doch dafür ein, zu verſuchen, zu ellte.
was wid können. Für eine Illuſionspolitik kann er ſich nicht eiſle.
Der Grundſatz nach einer möglichſt einfachen Geſtaltung der Sie
geſetzgebung entſpreche auch ſeinen Intentionen, nur müſten De."
geordneten ſelbſt dafür ſorgen, daß nicht durch ſtets neue Anfragen.
Wuſt der Verordnungen ſtändig vergrößert werde. Die am 19."
Mummer 300.
Darmſtädter Tagblatt, Mittwoch, den 9. November 1931.
Seite 5.
lrge Rat der Reparationen beträgt rund 275 Millionen Goldmark
iſt durch Sachleiſtungen bereits abgegolten.
Ein Antrag auf Vertagung wird abgelehnt.
Während der Ausführungen des Abg. Höllein (K.P.D.), der
arf die Steuervorlagen, die ſich in erſter Linie gegen die Arbeiter
chreten, und die Regierung kritiſiert, verlaſſen die Abgeordneten bis
etwa 20 den Saal. Nedner greift dann ſcharf die Sozialdemokratie
, die wegen einiger Miniſterſitze die Arbeiter verraten habe. (Lachen
Hs.)
Nach weiteren Ausführungen des Abg. Dr. Geher (Kom. Arb.=G.),
gegen die Rechtsparteien und Sozialdemokraten polemiſiert, tritt
ſertagung ein.
Nächſte Sitzung Donnerstag, 1 Uhr: Interpellation wegen der
deutſchen Werke” uſw. — Schluß halb 11 Uhr,
Oberſchleſien.
Berlin 8. Nov. Wie die Blätter mitteilen, hat die
ſtenzfeſtſetzungskommiſſion für Oberſchleſien
Her vorigen Woche in Oppeln ihre Arbeiten aufgenommen
eie ſetzt ſich aus ſieben Mitgliedern zuſammen, und zwar aus
dm franzöſiſchen General Dupont als Vorſitzenden, je einem
furzöſiſchen, britiſchen, italieniſchen und japaniſchen Mitglied
as dem deutſchen Mitglied v. Treutler und dem polniſchen
litglied Scembek. Der Vorſitzende der Kommiſſion erhielt von
dr Botſchafterkonſerenz Anweiſung, die Grenze ſo feſtzulegen,
dß bei den kommenden Wirtſchaftsderhandlungen keinerlei
Shwierigkeiten entſtehen. Die Kommiſſion hat nicht das Recht,
gößere Grenzveränderungen vorzunehmen, ſondern muß ſich
ſteng an die Entſcheidung von Genf halten. Der Austauſch von
Otſchaften iſt nur möglich im beiderſeitigen Einvernehmen
zwi=
ſgten Deutſchland und Polen. Die Grenzfeſtſetzung wichelt ſich in
dei Etappen ab, in der Abſteckung des nördlichen, des ſüdlichen
ud des Stückes im Induſtrierevier. Die Feſtſetzung der Gvenze
für das nördliche Stück iſt in der vorigen Woche beendet worden.
R dieſer Woche erfolgt die Abſteckung des ſüdlichen Grenzſtückes
ud in der nächſten Woche die Abſteckung der Grenze im
In=
diſtrierevier.
Bayern.
wd. München, 7. Nov. Der Ausverkauf Bayerns
eſtreckt ſich neuerdings auch auf Immobilien. Nicht nur
Rlutaausländer, ſondern auch Kriegs= und
Revolutionsgewinn=
verſuchen heute ihre Gewinne durch Ankäufe
landwirtſchaft=
lichen Beſitzes in Sicherheit zu bringen. Auch aus der
norddeut=
ſchen Landwirtſchaft iſt ein ſtarkes Zuwandern zu verzeichnen.
De Grundſtückspreiſe, die ſich im Jahre 1908 für das Tagwerk
u 1437 Mark beliefen, ſind heute auf 4254 Mark geſtiegen. Um
d Ueberfremdung vorzubeugen, hat die Bayeriſche Landesſiede
ig den gewerbsmäßigen Güterhandel ausgeſchaltet und führt
im Verein mit den Genoſſenſchaften den Grundſtücksverkehr durch.
Der Bayeriſche Städtebund hat an den
Reichskanz=
ein Telegramm gerichtet, in dem er dringend fordert, für alle
ſet dem 1. Auguſt entſtandenen und durch die neue
Beſoldungs=
vorm drohenden Mehrausgaben der Gemeinden und Ge
windeverwaltungen vorläufig durch Reichsmittel und
endgülti=
dirch Zuweiſung neuer Einnahmequellen Deckung zu ſchaffen
beſondere durch Erhöhung der Einkommen= und
Körper=
chiftsſteueranteile auf dreiviertel, Erhöhung der
Umſatzſteuer=
neile ſowie Beteiligung an der Bierſteuererhöhung und völ
en Ueberweiſung der Grundſtücksverkehrsſteuer.
Mecklenburg.
Roſtock, 8. Nov. (Wolff.) Auf Grind der Verordnung
Reichspräſidenten vom 28. September 1921 iſt durch den
Mniſterpräſidenden Stelling in ſeiner Eigenſchaft ols
Mini=
des Innern für den Freiſtaat Mecklenburg=Schwerin, die
Mecklenburger Umſchau, nationale Wochenſchrift für
Zudt und Land (Herausgeber Otto Söffing), die in Roſtock
er=
chirt, wegen des in Heft 34 vom 27. Oktober enthaltenen
Ar=
ſikls „Die Angſt der Roten vor der bürgerlichen Preffe” für die
Jet vom 10. bis 20. November verboten.
Herbien.
Graz, 8. Nov. (Wolff.) Die „Tagespoſt” meldet aus
Hlgrad: Miniſterpräſident Paſitſch hat dem König die
tiornelle Demiſſion überreicht. Der König hat ſie nicht
an=
aomnmen, ſondern der Regierung ſein Vertrauen ausgeſprochen.
Graz, 8. Nov. (Wolff.) Der „Tagespoſt” zufolge berichtet
4 Korreſpondent des „Slovenski Narod” über die ſerbiſch
Slaatsanleihe ſei man mit dem engliſchen
Bankenkonſor=
kun zu einem Einverwehmen gekommen, wonach das Syndikat
ner Zuſtimmuna der engliſchen Regierung dem Königreich
Südſlawien 15 Millionen Pfund als Staatsanleihe gewährt.
4Rillionen werden bar erlegt und 11 Millionen zum Bau der
odiatiſchen Eiſenbahn und zur Anlage eines Kabels, in der
Atia verwendet. Die Amortiſationszeit dauert 25 Jahre. Die
Vezinſung beläuft ſich auf 9 Prozent. Das Material der
Eiſen=
bainen wird von England geliefert.
Graz 8. Nov. (Wolff.) Die „Tagespoſt” meldet aus
Bograd: Mit Nückſicht auf den rapiden Sturz des Dinar=
Eurſes wird in den hieſigen Handelskreiſen und im
Finanz=
rnſtiſterium die Frage des Moratoriums wieder in
Er=
riung gezogen, einen Antrag einzubringen, wonach der
Han=
lmit Deviſen und Valuten Monopol werden ſoll.
Abrüſtung!
London, 8. Nov. (Wolff.) Aus Waſhington wird
Sichtet, man hege große Erwartungen bezüglich eines neuen
U=Boot=Typs. Bisher ſeien zwei Eremplare dieſes Typs
aider Werft Newhampſhire begonnen worden. Die Boote
ver=
wiſigen 25 Tonnen und ſollen einen Aktionsradius von mög=
Eichrweiſe 10 000 Meilen beſitzen.
Letzte Nachrichten.
Berlin, 8. Nov. (Wolff.) Den wiederholten Anträgen des
Smährungsminiſteriums nachgebend, ſperrte der
Verkehrsminiſter für den 9., 10. und 11. November wiederum
die Verladung von künſtlichen Düngemitteln.
Die Voſſiſche Zeitung meldet, daß morgen die Verhandlun
gen über die Kreditaktion der Induſtrie zwiſchen dem
Reichskanzler und Vertretern des Reichsverbandes der deutſchen
Induſtrie aufgenomnen werden, und zwar auf der Grundlage
der vom Reichsverband am letzten Samstag beſchloſſenen
Reſolution.
Die Dichterin Anna Ritter iſt im Alter von 56 Jahren
in Marburg geſtorben.
In der geſtern ſtattgehabten Sitzung der führenden deutſchen
Reifenfabriken wurde beſchloſſen, mit Wirkung ab 10. November
die Preiſe für Kraftwagenluftreifen Vollreifen
Kraftrad= und Fahrradreifen um 45 Prozent zu
erhö=
hen. Wie uns hierzu noch mitgeteilt wird, iſt dieſe Erhöhung
durch die anhaltende Verſchlechterung des deutſchen Geldtvertes
bedingt, denn die hauptſächlichſten Rohſtoffe für die
Reifenferti=
gung, wie Rohgummi und Baumwollgewebe, müſſen vom
Aus=
land bezogen werden.
wd. Köln, 8. Nov. Die Cologne=Poſt meldet über die
Grün=
dung einer engliſch=deutſchen Bank: Die jüngſte Mel
dung über die Errichtung einer bekannten Londoner Bankfirma
und einer führenden deutſchen Pridatbank zwecks Gründung
einer neuen Privatbankfirma in Wien hat in Londoner Bank
kreiſen einiges Intereſſe hervorgerufen. Die beteiligten Firmer
ſind Kleinbert u. Cie, und Mendelsſohn u. Cie. in Berlin,
vo=
bei die Amſterdamer Firma auch an dem Unternehmen
teilneh=
men will. Dieſe Kombination eines engliſch=deutſchen
Inſtitut=
hat in Deutſchland Aufmerkſamkeit erregt, wo es als erſtes
An=
zeichen einer Annäherung der Banken beider Länder
betrach=
tet wird.
wd. Köln, 8. Nov. Wie der Wirtſchaftsausſchuß für das
beſetzte Gebiet mitteilt, hat die inderalliierte
Rheinlandkommiſ=
ſion den im Reichsanzeiger Nr. 254 vom 20. Oktober 1921
ver=
öffentlichten neuen Ausfuhrabgabetarif anerkannt. Die
neu erhöhte Aus: hrabgabe wird daher vom 10. November ab
auch auf die Ausfuhr vom beſetzten Gebiet ins Ausland erhoben.
Graz, 8. Nov. (Wolff.) Nachrichten aus Albanien zufolge
haben die Miriditen in Nordalbanien die
ſelbſt=
ſtändige Republik ausgerufen. Ihr Führer Narco
Giona wurde zum Präſidenten gewählt. Die Kämpfe mit der
Regierung von Tirana dauern fort.
Prag, 8. Nov. (Wolff.) Das tſchecho=ſlowakiſche Preſſe
bureau meldet: Die Telephon= und
Telegraphen=
ſperre iſt aufgehoben.
wd. Brüſſel, 8. Nov. Miniſter Frank beharrt anf ſeiner
Entlaſſung. Die Miniſter Deſeze und Neu=Jean
beabſich=
tigen, ſich ihm anzuſchließen.
wd. Paris, 8. Nov. Die Kathedrale von Boulogne
iſt eingeſtürzt. Verluſte an Menſchenleben ſind nicht zu
be=
klagen, doch iſt der Schaden ſehr groß.
Spiel, Sport und Turnen.
Deutſche Kampfſpiele 1922.
Die Vorbereitungsarbeit.
Nach einer Sitzung des Kunſtausſchuſſes am Freitag, den 28.
Okto=
ber, vormitdags, der in den Nachmittagsſtunden die des
Redaktionsaus=
ſchuſſes für die Ausſchreibungen der turneriſch=ſportlichen Wettkämpfe
folgbe, begrüßte der Vorſitzende des Deutſchen Reichsausſchuſſes für
Lei=
besübungen, Staatsſekretär Dr. Lewald, abends die Vertreter der
Preſſe in den Räumen der „Deutſchen Geſellſchaft 1914” zu Berlin. Trotz
aller Nöte der heutigen Zeitz habe man ſich mit einem freudigen: „
Un=
dennoch” zur Durchführung der erſten Deutſchen Kampfſpiele, die ein
echtes deutſches Volksfeſt werden ſollen, im nächſten Jahre entſchloſſen.
Der Geiſt, der aus einem Gedichtentwurf Schillers nach dem Frieden von
uneville 1801 atmet, gibt uns neue Hoffnung für die ſelbſtgewählte
Aufgabe. „Darf der Deutſche ſich fühlen?” fragt der Dichter und be=
ennt ſtolz: Ja, er darf. Er geht unglücklich aus dem Kampf, aber das
was ſeinen Wert ausmacht, hat er nicht verloven. Die Majeſtät des
Deutſchen ruhte nie auf dem Haupt ſeiner Fürſten. Die deutſche Würde
bleibt unangefochten, ſie iſt eine ſittliche Größe, ſie wohnt in der Kult
und im Charakter der Nationen. Jedes Volk hat ſeinen Tag in de
Geſchichte, aber der Tag des Deutſchen iſt die Ernte der ganzen Zei
Nach einem kurzen Ueberblick über die Organiſation des mehr als dr
Millionen Mitglieder umfaſſenden Deutſchen Reichsausſchuſſes für
Leibes=
übungen bat Staatsſekretäu Lewald weiterhin um die Unterſtützung
der Sache der Leibesübungen durch die Behörden. Er dankte an dieſer
Stelle nochmals beſonders dem anweſenden preußiſchen Staatsminiſter
Dominicus für Gewährung der Kampfſpiellotterie.
Der Erfolg aller Arbeit aber werde in letzter Liwie von der Hilfe
und Mitarbeit der deutſchen Preſſe abhängen. Es gilt immer wieder zu
zeigen, daß es ſich nicht um igend etwas Nebenſächliches handelt,
ſon=
dern um Heranzüchtug eines Geſchlechtes voll innerer Freiheit, gepaart
mit körperlicher Tüchtigkeit. Ein „ver ſacrum” werde die deutſche
Ju=
gend aus allen Teilen der Welt, wo die deurſche Zunge klingt, zu den
Kampfſpielen herbeiſtrömen. Nach der mit großem Beſifall
aufgenom=
ewen Rede ſprach der Vorſitzende des Hampfſpielausſchuſſes, Geheimrat
Dr. Nolfs, über „Kunſt und Kampfſpiele‟. Staatsminiſter Dominieus
verſicherte, daß die Regierungen der Länder es an tatkräftiger
Unter=
ſtützung nicht fehlen laſſen werden. Der Zuſtrom zu den Turn=, Spiel=
und Sportvereinen habe nach dem Kriege gewaltig zugenommen. Um
den Nutzen planmäßiger Leibesübungen noch mehr dem ganzen Volke
zukommen zu laſſen, rege er an, die in Jugendbewvegung und =pflege
tätigen Beamten zu den Kampffpielen zu entſenden. Nach dem Eſſen
wurde den Gäſten nach einem kurzen Vortvage des Generalſekredärs des
DRA., Dr. Diem, über Weſen und Aufbau der Kampfſpiele der erſte
Teil des Kampfſpielfilms, der im beſonderen die Wettkämpfe während der
Winterſportwoche vom 21. bis 29. Januar in Garmiſch=Partenkirchen
berückſichtigt, gezeigt.
Vor der Geſamtſitzung des Kampfſpielausſchuſſes am Sonntag
vor=
mittag tagte am Samstag, den 29. Oktober, der Werbeausſchuß
und der Sonderausſchuß für Verpflegung und
Woh=
nungsangelegenheiten. Den Bericht des Kunſtausſchuſſes
er=
ſtadtete Regierungspräſident z. D. Pauli. Von der Ausſchreibung
gendwelcher Wettbewerbe auf künſtleriſchem Gebiet wird abgeſehen
Berlin wird aber während der Kampfſpieltage ſeine reichen
Kunſtſchätze, wie Muſeen, Galerien, Theater, Muſikhallen uſw.
für Teilnehmer und Zuſchauer offen halten. Die Aufführung
gro=
ßer Werke deutſcher Meiſter iſt geplant, ebenſo im Stadion
Lauen=
ſpiele under Mitwirkung großer Maſſen. Generaldirektor Gerſchel
ſprach über die Arbeit und Aufgaben des Werbeausſchuſſes,
General=
ſekretär Dr. Diem berichtete über die Vorbereitung betr. Unterbringung
der Teilnehmer und Zuſchauer. Durch das Entgegenkommen des
Reichs=
wehrminiſteriums wird der Uebungsplatz Döberitz mit einer
Be=
legungsſtärke von etwa 6000 Mann zu Unterkunftszwecken zur
Ver=
fügung ſtehen. Durch Einrichtung eines Sonderzugverkehrs mit dem
Stadion und Berlin hofft man eine für alle Teile günſtige Löſung
ge=
funden zu haben. Die Stadt Berlin wird Turnhallen für
Maſſen=
quartiere freimachen. Die Zentralſtelle für den Fremdenverkehr Groß=
Berlins hat Hilfe bei Beſchaffung von Zimmern in Penſionen und in
Gaſthöfen mäßiger Preislage zugeſagt. Die Ausſchreibungen der
Ver=
bände wurden genehmigt. Aus den Erwägungen heraus, daß bei den
Kampfſpielen nur erſtklaſſige Höchſtleiſtungen gezeigt werden ſollen, wird
von der Ausſchreibung von Wettkämpfen für Jugendliche abgeſehen,
ebenſo ſollen beſondere Kämpfe für Alte Herren fortfallen. Als untere
Altersgrenze für die Zulaſſung zu den Wettkämpfen ſind die
Beſtim=
mungen der einzelnen Verbände maßgebend. Ueber die etwaige
Zu=
laſſung von nichtdeutſchen Ausländern bei Mannſchaftskämpfen wurde
dahin entſchieden, daß die Teilnahme nur Deutſchen geſtattet iſt. Auch
in Deutſchland anſäſſige Nichtdeutſche ſind nicht ſtartberechtigt. — In
den Ausſchuß für Verkehrsangelegenheiten wurden die Herren
Ding=
linger und Reineck gewählt; die Herren Blume und Schultze werden
Al
die Vorbereitungen für Vergnügen und Unterhaltungen leiten
Termin der nächſten Sitzung wurde ein, noch zu beſtimmender Tag im
Februar feſtgeſetzt.
Schluß des redaktionellen Teils.
Stimmen aus dem Leſerkreiſe.
(Für die Veröffentlichungen unter dieſer Ueberſchrift übe
rnimmt die Rebaktior
ieinerlei Vexantwortung; für ſie bleidt a
Grund der
1 Abſ. 2 des
Preſſe=
geſetzes in vollem Umfange der Einſender verantwortlich.)
Einſendungen, die nicht verwendet werden, können nicht zurückgeſandt, die Ablehnung
nicht begründet werd n.
Die Prüfungsordnung für die Beamten
im mittleren Finanzfach in Heſſen.
Vor wenigen Tagen war in der Darmſtädter Zeitung die Bekannt
machung zu leſen, daß am 12. Dezember eine Prüfung ſür die Beamten
im mittleren Finanzfach für Heſſen ſtattfindet. Während nun ſchon
ſeit längerer Zeit die Prüfungsordnung für die mittleren Beamten
im Finanzfach für den Reichsdienſt erlaſſen iſt, ſtehen wir, die wir in
kurzer Zeit uns der Prüfung unterziehen wollen, noch völlig im
Un=
klaren. Es iſt weder in der Bekanntmachung erklärt, ob die 1905er
Prü=
fungsordnung noch in Kraft iſt, noch daß nach einer neuen Ordnung
geprüft wird. Außerdem iſt uns auch noch nicht bekannt, inwieweit die
abgeleiſtete Kriegsdienſtzeit auf den Vorbereitungsdienſt angerechnet
wird. Es dürfte uns Kriegsteilnehmern durch die Unkenntnis der
Sach=
lage ſehr von Nachteil ſein, weil es uns nun kaum noch möglich iſt, ſich
dieſer Herbſtprüfung zu unterziehen.
Ein Kriegsteilnehmer für viele.
Die Beibeheltung der alten ſeinen
Qualität macht nach Inkrafttreten
der neuen Steuerſätze ſolgende erhöhte
Preisnotierungen leider undermeidlich:
K3
rut Tüunt
S
N2 40rot, 50grin 60orange 80geb
40 50 6d
8OP.d.St.
Cavalier80 Pf. Labinet M1.25 Pf d.St.
DiePreiserhöhung iſt ſo niedrig
be=
meſſen, daßz ſie nur einen Teil unſerer
Selbſtmehrkoſten deckt.
(af
Sie werden durch einen
8wirklichen Genuß fürden
ue
Preisaufſchlag entſchadigt.
„Venidze
Rf
Wetterausſichten für Mittwoch.
Wolkig, vereinzelt Schuee und Regen, kalt, Nachtfroſt, Nordwvind.
Tageskalender.
Landestheater, Anfang 6 Uhr, Ende 10 Uhr, außer Miete:
„Lohengrin”
Orpheum: Vorſtellung um 348 Uhr
Volkstheater Eliſabeth Werner im Konkordiaſaal um ½4 Uhr.
Städt. Berufsamt: Berufskundlicher Vortrag „Der Oberlehrer,
die Oberbehrerin” um ½8 Uhr in der Aula des Realgymnaſiums.
Leitung Dr. Otto AZaldgeſtel. Verantwortlich fur den leitenden politiſchen
d. de
für Feuilleton: Dr. Otto Waldgeſtel; für heſſiſche Poli ik
Teil 1
l (außer Sport, Handel und Landwirtſchaftliches): Max Streeſe; für
A
Sid
Max Streeſe; ſür den Anzeigent
ort, Handelsteil und Lanowirtſchaftliches=
Geſchäft=ieben: Panl Lange.
n aus
enbeilagen und Mitteil=
Ar
Druck und Verlag: L. C. Wittich’ſche Hofbuchdruckerei. Säm lich in Darmſtadt
daktionellen Teil beſtim
„Redaktion des
Für den
Nittelungen ſind an de „ nachträgliche
richten. Elw
beizufüge=
Tagblatts
norarforderungen fi
te Manuſkripte
werden nicht berückſichtigt. Unv
werden nicht zurückgeſandt.
Die heutige Rummer hat 10 Seiten.
Familiennachrichten
Todes=Anzeige.
(Statt jeder beſonderen Anzeige.)
Heute früh 4 Uhr entſchlief ſanft
lunſer lieber Vater, Schwiegervater
und Onkel
Herr
Vondan Foittärar
nach kurzem Krankenlager im 82.
KLebensjahre.
Darmſtadt, den 7. Nob. 1921,
Um ſtille Teilnahme bitten
Prof. Wilh. Vollhardt
Nelly Vollhardt, geb. Lutz.
Die Einſegnung findet Mittwoch
nach=
mittag ½3 Uhr im Trauerhauſe,
Hein=
richſtraße 150, ſtatt.
Die Beerdigung iſt Donnerstag
nach=
mittag ½3 Uhr auf dem Friedhof in
Grox=Gerau. (*42298
Todes=Anzeige.
Heute morgen 7, Uhr entſchlief
ſanft nach langem mit großer
Ge=
duld ertragenem Leiden mein älteſter
Sohn, unſer lieber Bruder, Enkel,
Neffe und Bräutigam
im vollendeten 24. Lebensjahr.
Die trauernden Hinterbliebenen:
Margarete Marquardt
geb. Landzettel, nebſt Kindern
Helene Lucas (Braut).
Darmſtadt, 8. November 1921.
Kaplaneigaſſe 49.
(*42320
Die Beerdigung findet Donnerstag,
den 10. Nov., nachmittags 21/, Uhr,
vom Waldfriedhof aus ſtatt.
Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe innigſter
Teil=
nahme bei dem uns ſo ſchtver betroffener
Verluſte uinſeres braven Sohnes, meines
lieben Bräutigams
Herrn Willi Koch
ſagen wir Allen herzlichen Dank. Be
ſonders dem Geſangverein „Sängerl. ſt”
für den erhebenden Grabgeſang und
Kranzniederlegung, weiter danken wir
dem Eiſenbahner=Verband, den Arbeiterr
des Werkſtättenamts II, ſeinen Freunden
und Freundinnen, ſowie den Drehern
der Firma A. Rodberg für die
Kranz=
niederlegung und allen Bekannten und
Verwandten für ihre Blumen= und
Kranzſpende,
(*42386
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Familie Michael Koch
Eliſabeth Walter, als Braut.
Darmſtadt, den 8. November 1921,
wird einge=
Frl. mpf. ſ. beſt.
Ausb v Wäſcheu Kleid., RTdüt ſchnitten.
auch Neuanf. Näheres
Geſchäftsſt, (*42168
Frau Fink
Kiesſtr. 12. Hth. (.=
Dankſagung.
(Statt beſonderer Mitteilung.)
Wir ſagen Allen, die uns bei dem
Heimgang unſeres lieben Entſchlafenen
Kaufmann
Ludwig Weimar
ſo aufrichtige Teilnahme
entgegenbrach=
ten, tiefgefühlten Dank. Insbeſonder
danken wir der Firma Röhm & Haas,
A.=G., den Angeſtellten der Firmen Röhm
E Haas, A.=G., und Aug. Jacobi, A.=G.
dem Deutſchnation. Handlungsgehilfen
Verband, Ortsgr. Darmſtadt, und dem
Verband reiſender Kaufleute
Deutſch=
lands, Sekt Darmſtadt, für die
ehren=
den Nachrufe und die am Grabe
nieder=
gelegten Kranzſpenden,
(12330
Charlotte Weimar Wwe
und Familie.
Darmſtadt, den 7. November 1921.
Uebegelegenh. f. Klavier, 1alter antik. (*42256
Harmonium, Violine, Zither
Gefl. Ang. unt. P 4Kleiderſchrank
an die Geſchſt. (*42162 zu verk. Näh. Geſchſt,
Schneiderin
nimmt noch Aufträge
in u. außer dem Hauſe
entgeg. Ang. u. P 45
an die Geſchäftsſtelle
ds. Blattes. (*42318
Fräulein, perf, im
Heisspähen
nimmt noch Kunden
an, beſſ. a. Wäſche aus.
Göttmann,
Lieb=
frauenſtr. 81. (k 4 2263
Perfekte
Weißzeugnäherin
nimmt nochKunden an.
Angeb u. P 27 an die
Geſchäftsſt. (*42248
Schneiderin
nimmt noch Kunden
an außer dem Hauſe.
Elſinger,
Gutenberg=
ſtraße 5, II. (*42365
Fräulein
33 Jahre alt, gr., ſchl.;
berufl tätig, aus angeſ.
Familie, mit ſch. Ausſt.
u. Verm., ſucht Herrn
im Alt. v. 20-40 J., in
ſich Stell., k. z. 1. zw.
Heirat. Ang. u. P 8
Geſchäftsſt, (*42192
Seite 6.
Darmſtädter Tagblatt, Mittwoch, den 9. November 1921
Rummer 300
Aus den Amtsverkündigungen des
Kreisamts Darmſtadt und den
Bekannt=
machungen des Polizeiamts Darmſtadt.
Gefunden: 1 ſchwarzer, geknüpfter
Beu=
tel mit bräunlichem Seidenfutter, Schlüſſel
Drücker und Taſchentuch. 1 Fahrradſchloß
1 ſilbernes Kettenarmband, 1 ſchwarzes
Porte=
monnaie mit über 70 Mk. und Schlüſſel ſowie
eine Rechnung. 1 kleines, grünes
Portemon=
naie mit über 5 Mk. 1 grauer, ſchmaler Schal,
mittelgroßer Schlüſſel. 1 Drücker und ein
Schlüſſel an einem Ring. 1 Rolle
Zeichnun=
gen, mit dem Namen Kipper verſehen. Ein
gelber Damenglacéhandſchuh. 1 gelbes
Markt=
korbdeckchen. 1 grüner Lodenhut und 1 kleines
braunes Poxtemonnaie mit 5 Pfg 1 große
Pfeife aus Holz. 1 ſchwarzer
Damenhand=
ſchuh. 1 grauer Handſchuh. 4 kleine
Mehl=
kärtchen. 1 Paar kleine, weiße
Kinderhand=
ſchuhe 1 kleiner, blauer Muſchelſtrupfbeutel
1 großes Stück Dachkandelrohr. 1 goldener
Ohrring mit Perle, 1 Peitſche. —
Zuge=
laufen: 1 Stallhaſe.
Mehl= und Brotpreiſe.
Wegen der weiteren Steigerung der Löhne
und ſonſtigen Unkoſten im Bäcker=Gewerbe
wurden durch Beſchluß der zuſtändigen
Aus=
ſchüſſe vom 4. ds. Mts. die Preiſe für
ge=
miſchtes Brotmehl mit Wirkung vom 1.
Ok=
tober ds. Js. ab und für Brot mit Wirkung
10. Nobember bs. Js. ab geändert, während
die übrigen Preiſe wie bisher beſtehen bleiben,
Die Preiſe ſind nunmehr folgende:
A. Mehlpreiſe.
I. Abgabepreiſe der Mehlverteilungsſtelle.
1. Roggenmehl 350.—ℳ f. d. Dz. ohne Sackpf.
2. Weizenmehl 374.— „ „
„ „
3, gemiſchtes
Brotmehl 359.20 „„. „ „
4,
Haushal=
tungsmehl 64 1.—
Hierzu kommen die ſeitherigen Unkoſten
(st12325
für die Lieferung frei Haus.
II. Kleinverkaufspreiſe.
1. 85%iges Weizenmehl 4:20 ℳ für das
Kilo=
gramm und 2.35ℳ4 für 560 Gramm (
Mehl=
marke) ohne Tüte.
2. Haushaltungsmehl 3.50 ℳ, für das Pfund
ohne Tüte.
3. Auszugsmehl (nur für Kranke) 2,50 ℳ für
das Pfund einſchließlich Tüte,
B. Brotpreiſe.
1. 1600 gr Brot . . . . . . 5.60 ℳ
800
.. . . . . 2.80
2. 750 Krankenbrot 3 20
3, Brötchen aus gemiſchtem Brotmehl, im
Gewicht von 50 gr 20 Pfg.
Darmſtadt, den 7. Noveinber 1921,
Lebensmittelamt.
Faſelvieh=Verkauf.
Die Gemeinde Groß=Zimmern bringt einen
zur Zucht untauglichen
(12296
Faſel=Ochſen
im Wege der öffentlichen Submiſſion
meiſt=
bietend zum Verkauf. Die Angebote ſind
ver=
ſchloſſen und mit entſprechender Aufſchrift
ver=
ſehen bis
Dienstag, den 15. November 1921,
nachmittags 3 Uhr,
bei der unterzeichneten Dienſtſtelle
einzu=
reichen, woſelbſt zur bezeichneten Stunde die
Eröffnung der eingelaufenen Angebote in
Gegenwart etwa erſchienener Bieter erfolgt.
Der Faſel kann nach verheriger
Anmel=
meldung bei dem Gemeindefaſelwärter Joh3
Haas, Angelſtraße 19, beſichtigt werden.
Groß=Zimmern, den 4. Nov. 1921.
Heſſiſche Bürgermeiſterei Groß=Zimmern.
Brücher.
In letzter Stunde
vor Eintritt des Winters u. bedeutenden
Preis=
aufſchlägen decken Sie Ihren Bedarf in
K
9
Baufgäsge
Dachteer, Klebemaſſe, Carbolineum
und allen anderen Teer= und
Aſphalt=
produkten!
Konkurrenzloſe Preiſe
Erſtklaſſige Qualitäten!
Meyer & Hartlaub
Friedrichſtraße. 122s5mg
Vereinsbank Darmſtadt 286 420,12 Giro=Konto . 71 147,70 Volksbank Darmſtadt
Giro Konto 172 170.— „ Deutſche Bank Darmſtadt
Giro=Konto 150 302,65 „ Sparkaſſe Seeheim Giro=Konto ..
Poſtſcheck Konto . .. 7 100,—
2 590,46 Wechſe geld=Konto . . A 810 567,08 II. Angelegte Werte:
An Bankeinlagen=Konto 25 997,16 „ 5%Obligations=Anleihe=
Konto 35 000,— Beteiligungs=Konto .. 2.3. 5.350 145 194,08 III. Grundbeſitz: An Liegenſchafts=Konto 311 000,— Gleisanlage=Konto . . 5 000,— 316 000,— IV. Inventar: An Mobiliar=Konto. 70 000,— Wagen=u. Geſchirr=Konto 40 000,— Maſchinen=Konto . . . 11 000.— Flaſchen=Konto . ... „ Pferde=Konto . . . . . 2300.— 129 001,— V. Betriebswerte: An Warenbeſtände =Konto 2 630 000.— Debitoren=Konto . .. 22 309,7: 2 729 309,71 VI. Außenſtände: An Darlehens=Konto . 194,70 Feuerverſich.=Konto . . 1 289,98 Tranſit Konto . . . . . 8 500, 9984,68 VII. Sonſtige Werte:
An Stadt=Kautions=Konto 1 000,— Fracht=Kautions=Konto
Proviantamts=Kautions= 3 000,— Konto . 8 132.— Teleph.=Kautions=Konto 3 800.— „ Depoſiten=Konto . .. 500,— 11 432,— 4 151 488,55
Die Reſtbeſtände d. reinAluminium=
Kochgeſchirre=
erſtkl. Fabrikate werden zu u. unter
Fabrikpreis ausverkauft. (*42282
Bismarckſtraße 55, 1. Stock.
30-50Erſparnis
an Heizmaterial erzielt, man durch
Lenne=Feuergatter.
Für jeden Ofen und Herd geeignet..
Tapetenhaus Carl Hochſtaetter
B. m. b. G.
(122392
Auswärtige
Kunſthandlung
ſucht
Perſer=
Teppiche
zu kaufen
nd zahlt pro gm 1500 bis
2500 Mr. Eilangebote unt.
F. T. 14837 A an Ala
Haaſenſtein & Vogler,
Frankfurt a. M. (11,12317
Aktiva.
Bezirks=Konſum=Verein Darmſtadt
e. G. m. b. H.
Bilanz per 30. Juni 1921.
Paſſiva.
I. Eigene Betriebsmittel
Per Mitgliederguthaben=
Konto
Reſervefonds=Konto
Dispoſitionsfonds=Konto
Erneuerungsfonds=
Konto
Immobilienfonds=Konto
Bildungsfonds=Konto
Wohltätigkeitsfonds=
Konto .....
II. Aufgenommene Mittel:
Per Spareinlagen=Konto .
Sparmarken=Konto
Sterbekaſſe=Konto . .
Kautions=Konto
„ Hypotheken=Konto .."
III. Lieferanten=
und ſonſtige Schulden:
Per Kreditoren=Konto
Sparrabatt=Konto .
„ Umſatzſteuer Konto.
Kapitalertragsſteuer=
Konto
Grunderwerbsſteuer=
Konto . .
.
Erübrigung . . . .."
ℳ
482 513,32
122 594,53
18 806,40
3 106,48
7 000,—
650,53
23. 3.30.
1597 948,07
1 384 —
7 209,90
14 038,20
122 04 5,57
995 687,90
542 415,—
101 183,—
4 118,86
330,—
ℳ
636 989,76
1809 715,74
1 643 734,76
61 048, 29
4 151 488,55
Mitgliederbewegung:
Am 1. Juli 1920 Mitglieder
10 472
32t
Im Berichtsjahr traten ein . . .
11 793
Ausgeſchieben ſind freiwillig 159
Ausgeſchieden durch Tod..
121
3
Die Geſchäftsanteile betrugen am 1. Juli 1920 Mk. 1 047 200,—
ſie erhöhen ſich im Berichtsjahr um . . . . . . Mk. 1 273 200.
Mitglieder am 30. Juni 1921 . . . . 11 602
Darmſtadt, den 7. November 1921,
Die Haftſumme betrug am 1. Juli 1920
ſie erhöhte ſich im Berichtsjahr um . . .
und beträgt am 30. Juni 1921 . . ..
Der Vorſte
H. Nordmann. Gg. Schanz.
Bekanntmachung.
Das Vermögen des
Herrn Amtsgerichtsrat
Eugen Gerlach zu
Darmſtadt wird von
mir vormundſchaftlich
verwaltet.
Verpflichtungen
wer=
den von mir nur
an=
erkannt, wenn ſie von
mir vorher genehmigt
(12321
ſind.
Darmſtadt, 8. Nov. 1921.
Der Vormund
Ludwig Raab
Amtsgerichtstaxator
Wilhelminenſtr. 21.
Rat
Rhenmatismus und
Hilfe geg. 3 ℳ in
Brief=
ohl,
narken Dr. H.
Biebrich a. Rh (*‟Wmg
Dieneue Heilweise
W und ihre Anwendung
im eigenen Heim mit Rings Heil-Kissen u. Heilereme
patentamtlich geschützt unter Nr. 23464/27 Wz. als
Rings Radium-Kissen und Radium-Créme.
Aufsehenerregende Erfindung, ultra-violette-
ununterbro-
chene Bestrahlung; glänzende Erfolge bei: Lupus, Flech
ten, Ausschlägen, Nieren-, Herz-, Magen-, Darmleiden,
Lungen-, Haut-, Knochen-Tuberkulose, Nerven-,
Frauen-
leiden, Stoffwechselkrankheiten, Gallensteinen, Kropf,
Asth-
ma, Gedächtnis- und Gehörschwäche, Rheumatismus,
Gicht, Ischias, Impotenz, Erkrankung der Harnorgane usw.
N
A
Arutnheilung ahne Gperation
auf natürlichem Wege. Ohne Berufsstörung mit Dr.
Mül=
lers Bruchheilapparet „Probata” ohne Feder, ohne
Gummi-
band, ohne Schenkelriemen. Kein Einspritzen, keine Me
dikamente, ununterbrochene ultra-violette Bestrahlung.
Konkurrenzlos einzig dastehende Eriindung; glänz Aner
Wkennung, nachweisbar. — Auskunft durch unseren Vertreter
kostenlos am Freitag, den 11. November in Darmstadt
Hotel Prinz Heinrich, von 10 Uhr vorm bis 5 Uhr nachm.
Dr. Häller & Cie., Hannheim, Institat zur Behandiung ckron. Leiden.
1218
ärztiich empfohlen für
Brandwunden
Flechten
offene Füße
Frostschäden
wunde rissige Haut
Alleinige Hersteller
Combustinwerk
Eulitz&Go,Fährbrücke,8a
II,6687
Auswärt. Fräulein,
tagsüberi. Beruf tätig,
ſucht während der Mit=
*42249
tagspauſe
Aufenthalt
n Familie. Angeb.
P 26 an die Geſchſt.
Warmer Aufenth. u. liebev
Aufſicht f. Kinder j. Alters.
Angeb. unt. P 3 an
die Geſchſt.
*42161
Lichen- u. Bucheu-
Prennholg
geſchnitten, p. Zentner
Mk. 16.—, ofenfertig
per Zentner Mk 16,50
liefert ſo lange Vor=
(*42370
ret reicht
Peter Seeger IV.
Pfungſtadt
Kaplaneigaſſe 50.
Verlangen Sie
Spe=
zialität Nelly- (12110g
Haar-
Farbe
das beſte der
Färbe=
kunſt. Viele Dankſchr.
J. A. Suderleith
München, Karlsplatz 13
Niederlage i. Darmſtadt
Friedrich Tillmann
Parfümerie
Eliſabethenſtr. 21.
Delikateß=
Sauerkraut
gut und billig. (12078a
Gg. Germann
Grafenſtraße 35.
it
Ztr. und Fuhrenweiſe
bei billigſten
Tages=
preiſen zu haben.
Jakob Engel II.
Griesheim, Friedrich,
ſtraße 11.
42044im
Prima
Winter=
kartoffeln
liefert in Zentnern u.
Fuhren frei Keller
Franz Buttlei
Landwehrſtr. 62.
Teleph. 3187. (*42290
Durch
wirklichen Magnetismus
(nicht Maſſage) behandle ich feit 14 Jahren mn
größt Erfolg Rheuma, Grippe, Jschias,
Gallen=
ſtein, Magen, Darm, Herz, Leber, Nier.,
Kopf=
weh, Augen, Kinderkrankh, Rhachit, Ausſchlag
u. a., ſelbſt ſchwere, veraltete Fälle. (9822a
J. Becker, geprüfte Magnetopathin
Mitgl. d. Vereinig. Deutſch. Magn., Darmſtr. 47.
Sprechzeit 10—12, nachm. Mont., Mittw., Freit. 3 —4
Schuh Reparaturen
(Sohlen u. Fleck) bei
Rubin,Kirchſtr. 10
Laden).
(123262
Anftg. v Knaben= u.
Kind.=Kieidern
ſpwie Wäſche in und
außer d. Hauſe
Karl=
ſtraße 23, II. (* 4 2289
Teize
werden modern
um=
gearbeitet.
Neuan=
fertigung aller Art,
Gr Barhgaſſe 14, Lad.
J. Bresky, Telephon
Nr. 1673. (*4 2337md
werden billigſt
ausge=
führt von 1*42073ms
Georg Löffel,
Sachdecker= und
Blitz=
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Darmſtädter Tagblatt, Mittwoch, den 9. Rovember 1921.
Seite 7.
40)
Danas
Roman von Kurt Frieberger,
Nachbruk verboten.)
Daß er einmal an Kuſſes Statt eine Backpfeife
davongetra=
gen — das war die liebſte, ſchönſte in einer langen Reihe
ähn=
licher Jugenderinnerungen. Vater, Mutter und Onkel in
Bre=
men unterſtrichen nicht ſolten ſolcherart Mahnung, Warnung
Rüge, dagegen war Hedes kleine Patſchhand wahrhaftig
Lieb=
kofung. Wenn ſie auch ein bißchen feſte traf.
Aber heut. Nein, wieder und durchaus nein. Laune war
das nicht, Neckerei noch weniger. Kein Vertröſten, kein
Hin=
halten, unwiderrufliche Entſcheidung. Das mußte tieferen Grund
haben. Da war doch noch einer. Aber der Kerl — dunkelrot
wurde der mächtige Metzgerſchädel, ſah Blut. Unheimlich
wan=
derte ſtumme Rieſenkraft ſtufauf, ſtbab. Ehrgeiz wehrte ſich;
Eiferſucht griff an die Gurgel. Himmeldonnerwetter! Wer!
Den mißte er ſuchen, finden. Den mußte Auguſt ſich
lau=
en. Mag ſein, wer immer. Und wenn ein Prinz, Auguſt
Hartke läßt nicht locker. Komme, was wolle.
Unruhe quälte bis zu Schweiß und Zittern
Plötzlich ballte ſich Entſchluß. Haſtig machte ſich der Wut=
—ntbrannte fahrtbereit. Nicht feſtlich, wie zur Werbung, kleidet
er ſich. Helle Sommertracht, lichter Hut — ſo gefiel er ſich ſelbſt
Ziel ſtand feſt: Kurfürſtendamm. Es litt den Gekränkten nicht
an den engen Wänden. Näher, Hede, zu dir. Vielleicht gab der
Zufall den Nebenbuhler in ſeine Gewalt.
Wie wäre es, ſeinen Freund, den Kriminalſchutzmam, un
Hilfe anzugehen. Der wüßte gleich Beſcheid. Ein paar freie
Nachmittage, und Hartke erhält Bericht, als wäre er Polizei=
Gräſident. Dank ſoll nicht ausbleiben. Freudiges Vorgefühl
iberkommt den Schwergekränkten
Aber dann . . . Hede, dann werden Schleier gelüftet. Der
Sringt alles auf, entdeckt Namensfälſchung und — wer weiß,
vas noch alles .. . Arme Gräfin!
Mitleid wollte ſich regen. Als die Straßenbahn warten
jeß, überkam den gereizten Rieſen zögernd Scheu. Stillſtand
ertrug er nicht, wanderte auf und ab. Jede Drehung zeigte ihm
n Schauglaswänden ſeine wuchtige Geſtalt. Er verglich.
Stände ſie nun ihm zur Seite, mitgeſpiegelt, wie ſähe ſich ſolches
Paar an?
Unzufrieden bekrittelte er den eigenen Körper. Zu plump,
u vierſchrötig. An Größe gab ihm die prachtvolle Hede wenig
rach. Auch überſchlank war ſie nicht, aber ſchwebeleicht. Er
müßte beſorgen, daß jeder ſeiner Prankengriffe gefährde,
be=
ſchädige. Neben ihrer feinen Vornehmheit war er anzuſehen
wie Ringkämpfer und Schwergewichtsathlet. Einſt fühlte er ſich
ſtolz bei jeder Begegmng Mann und Sohn der Wohlhabenheit,
nun überkam ihn in ihrer Nähe unbehaglichſtes Befangenſein.
Uebernimm Dich nicht, Auguſt! Was vermagſt Du ſo
verwöhn=
ter Frau zu bieten? Und hatte ſie ſich nicht auch übernommen,
Hede Gräfin Weſe vom Kurſürſtendamm? Was ihr gelang, ſoll
ihm mißlingen?
Wie eilig ſie den Jugendfreund abſpeiſte. Sie bibberte
vor Ungeduld. Und hatte doch ihre Stinkdroſchke in der
Ma=
rienburger Straße ſtehen. Wohin mochte ſie der Neger geführt
haben? Der wußte ſicherlich mancherlei.
Als Hartke nun Berlin durchquerte, bald mit der
Straßen=
bahn, bald Untergrundbahn, endlich in ſteigender Fortſucht im
Kraftwvagen, war er hundertmal nahe daran, umzukehren, ebenſo
oft dermaßen zornig, daß ſeine Raufluſt mit Nachbar und Schaff
wer Händel ſuchte, und mehr als einmal entſchloſſen, die ſchöne,
vergeblich Geliebte noch einmal zu günſtigerer Stunde um ihr
Jawort anzugehen. Tauſend Gründe wußte er, abertauſend
Gegengründe, entkräftete, widerlegte er. Wäre ihm nur ein
Bruchteil ſolcher Beredheit in ihrer Gegenwart geglückt!
Trep=
penwitz, verſpätete Weisheit, verſäumtes Glück.
Mit einem Male ſtand er vor Hedes Haus. Nicht zum
erſtenmal ſchlenderte der abgedane Jugendfveund hier auf und
ab. Manches fiel ihm auf als wohlbekannt, dort ein Blumen=,
laden, hier ein ſonderbarer Mörtelſchnitt, eine Steinpuppe oder
ein luſtiges Steckſchild.
Die Geſuchte ſchien fern zu weilen. Niemand zeigte ſich an
den ſpitzenverhangenen Fenſtern; ſolltel er wieder einmal ſein
Glück verſuchen? Nach manchem Hin= und Wiederandern
ſchlich er ſacht die Treppe hinan. Da ſchmetterte hell eine
Kraft=
wagenfanfare. An ihm vorbei haſtete, allemal zwei Treppen
ſtufen überſetzend, ein ſchlanker, tiefgebräunder Fremdländer,
Der trug gegürteten Reiſeanzug militäriſchen Zuſchnitts.
Ein=
große Stoffkappe war recht verwegen wie das Barett
franzöſi=
ſcher Alpenjäger aufgeſtülpt. Hand und Fuß hüllte Leder gleich
tiefroter Farbe.
Hartke raſtete auf ächzendem Korbſtuhl des Treppenabſatzes
und ſah mit feindſeligem Blick den Fremdling an Hedes
wohl=
bekannder Tür Sturm läuten.
Sollte der zugereiſte Windhund vielleicht Nebenbuhler ſein!
Den Metzger überlief es bald heiß, bald eiſig. Sichere gelernte
Griffe mit Beil und Meſſer zuckten in ſeinen Fäuſten. Nur
Ruhe!
Jetzt endlich wird aufgetan. Mit ſchnarrenden R’s fragt
der Eilige in gräßlichem Deutſch nach Monſieur Ritterpouche —
ſein Glück. Nun kann er mit heiler Haut das Haus wieder
ver=
laſſen.
Seltſam höflich iſt der hochnäſige Kammerdiener, geleitet
nach mißtvauiſchem Seitenblick auf Hartke, deſfen er ſich unklar
erinnert, den er oft genug abſchnauzte, den fremden Mann
hin=
ab. Im Vorbeigehen berichtet er, daß Gräfin nicht daheim
ſeien. Sobald beide außer Sicht, erhebt ſich auch der Lauſcher.
Mißmutig tritt er den Heimweg an. Vor dem Haustor ſteht
ein mächtiger Rennkraftwagen ſremder Marke. Der Motor iſt
nicht abgeſtellt, von ſeiner Arbeit zittert das blinhende Gefährt
auf den Gummirädern wie zornige Ungeduld. Große,
pracht=
volle Koffer, grell bemalt, mit Plomben verſehen, ſind neben denr
Lenker und auf dem Gepäcksgitter an der Rückwand feſigeſchnallt.
Auf der Verſchlußſchraube des Waſſerkühlers ſtemmt nackte
bronzene Frauengeſtalt ein buntes Seidenfähnchen — blau=
gelb=
rot. Scheelen Blickes trollt ſich Hartke vorbei, überſetzt die Straße
und vettet ſein Leben vor einem jäh anfauſenden Gefährt durch
erſchrockenen Sprung. Der Wagen hält neben ihm, ſcheint dicht
beſetzt. Neben dem Lenker der Mann im Lederwams dünkt den
Metzgermeiſter bekannt, aber Brillenmaske verhüllt zu viel des
Angeſichts.
Seltſam, daß niemand den Schlag öffnet, niemand abſteigt
Regungslos bleiben alle, und auch die Maſchine verſtummt. Da
ſpringt der vermummte Bekannte haſtig ab und wirft den
Mo=
tor an. Während er aber, den Blick feſt auf Hedes Haus
ge=
richtet, zum Sitze zurückkehrt, lüftet er ein wenig die Larve,
Darunter iſt es warm, er trocknet den Schweiß. Und Hartke
er=
kennt ſtaunend ſeinen Freund Erxleben, den
Kriminalſchutz=
mann. Unheimliches Gefühl, als hätte ſein Wunſch dieſe
Ge=
fahr für Hede heraufbeſchworen, überkommt ihn. Er will den
Lauernden anrufen, begrüßen, wüßte gern, was ihn hergeführt,
da huſcht drüben der ſeltſame Fremdländer aus dem Tor mit
wenigen. Sätzen in den wartenden Kraftwagen, der im Nu
raſende Fahrt beginnt.
Erxleben ſitzt bereits auf ſeinem Platze, die Fahrthebel
ſchnappen ein, gedanbenſchnell legt auch der zweite Wagen los
und verſchwindet mit dem anderen Gefährt faſt gleichzeitig um
eine nahe Straßenecke nordwärts
Tief erſchrocken ſtarrt Hartke hinter dem Fremdling und
ſeinen Verfolgern drein.
(Fortſetzung folgt.)
I. Buchhalter
26 J., abſchlußſicher, perf. Korreſpondent,
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der Techniſchen Hochſchule.)
Der Eintritt iſt frei. (st. 1*e
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Landestheat:r=Orcheſter.
Montag, den 14. November 1921,
abends 7 Uhr,
Zweites Konzert
zum Beſten des Witwen= und Waiſenfonds
und der W. de Haan=Stiftung des Orcheſters.
Leitung
Generalmuſikdirektor Michael Balling.
Mitwirkender:
Prof. H. Kiefer (Violoncello).
Pfitzner: Paleſtrina=Vorſpiele.
Dvorak: Violonello=Konzert.
Suter: Sinfonie D=Moll.
Karten zu X 4.— bis . 30.— ab
Frei=
tag, den 11. Nob., vorm. an der Tageskaſſe
des Landestheaters.
Hauptprobe Montag, 14. Nov., vorm.
al
Freitag,
10½ Uhr. Karten zu ℳ 4.—
den 11. Nob., an der Tageskaſſe des
Landes=
theaters, in den Muſikalienhandlungen und
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Landes-Sinfonie -Orchester.
I.Sinfonie-Konzert
Freitag, den 18. Nov. 1921, abends
„8 Uhr im Städt. Saalbau
Beethoven-Abend!
Leitung: Generalmusikdirektor Prof.
Ernst Boehe.
Solist: Max Menge, Hamburg.
Karten zu M. 20.—, 15.—, 10.—, 5.—
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I. Zeil:
1. Einzug der Gäſte auf Wartburg
aus Tannhäuſer . .
von R. Wagner
2. Duverture zur Oper „Die Stumme
von Portici ... . . . . . . von Auber
3. Fauſt=Fantaſie . .
„ . . von Gounod
4. Lichtertanz der Bräute ..
von Kaſchmir
5. Kubelik=Serenade, Biolin=Solo
von Drdla
vorgetragen von Frl. Weißbach
6. Gr. Fantaſie a. Cavalleriaruſticana von Mascagni
II. Zeil:
7. Owverture zur Oper „Wilhelm Tell” von Roſſini
8. Toska=Fantaſie . ..
von Puccimi
9. Finale aus der Oper „Ariele‟
Die Tochter der Luft . .
von E. Bach
10. Berceuſe de Jocelyn, Cello=Solo von B. Godard
vorgetragen von Frau Fiſcher
11. Mignon=Fantaſſe .
von Thomas
12. Krönungsmarſch aus der Oper „Der
Prophet‟ ..... ..
von Meyerbeer
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Donnerstag, 10. November 1921,
abends 8 Uhr, im „Fürſtenſaal”
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abends ½7 Uhr:
„Jungfrau von
Orleans”
von Friedrich von Schiller.
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des amerik. Sensat.-Filme
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Den Krokodilen ausgeliefert
Sensationsflm in 6 Akten.
Anne Luther und Charles
Hutchinson in den Hauptroll.
Monte Carlo
Detektiv-Abenteuerer-Drama in
6 Akten. In d. Hauptr.: Friedr.
Zellnick und Resel Oria.
V
Mif ra
Der Heister-Detektin
Lepain, der König
der Einhreeher
Detektiv-Sensations-
Drama in 5 Akten.
Lonis Ralph als
Lepain.
Die Nacht
der Prüfung
Drama in 6 Akten.
Tüeodor Loos
als Hanptdarsteller.
Das grosseSpiel
II. Tei
Auf den Schienen
der Railway.
HARRY PIEL
Der Reiter okne Kop
I. Teil — 6 Akte
Die Todesfalle.
Die junge Mama
5 lustige Akte mit
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Einladung
zu der am Donnerstag, 10 November, abendt
8 Uhr, bei Fanſtein, Kiesſtr. 7, ſtattfindender
außerordentlichen
Generalverſammlung.
Tagesordnung:
1. Bericht des Vorſtandes
2. Antrag des Vorſtandes auf Auflöſung.
*42319
Der Borſtand.
dund der Steihergegner.
Große
öffentlicheVerſammlung
am Donnerstag, 10. November, abends
7½= Uhr, in der Turnhalle am Woogspl.
Es werden ſprechen:
Herr Privatdozent Dr. Albrecht Wirth,
München: „Steiner im Rahmen des
Zeitalters”.
Herr Geſchäftsführer Bruno Roos,
Stutt=
gart: „Die Dreigliederung des
ſozia=
len Organismus und der Deutſche
Staate.
Freie Ausfprache!
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[ ← ][ ][ → ]Rummer 300.
Darmſtädter Tagblatt, Mittwoch, den 9. Rovember 1921.
Seite 9.
De6
Handelsteil des Darmſtädter Tagblattes
w. Frankfurt a. M., 8. Nov. Heute wurden an der Frank=
ier Börſe nur Deviſen und Noten amtlich notiert. Die
Effektenſpeku=
ton, die ſich geſtern gegenüber der Hauſſe am Deviſenmarkt reſerviert
eicielt, ſteht auf dem Standpunkte, daß das Kursniveau des Dollars
Sen nächſten Tagen eine Ermäßigung erfahren dürſte. Heute lag der
((ar bei Eröffnung noch 330, ſpäter aber ſtärker ſchwankend bis 299.
Haltung für Effekten im Verkehr von Bureau zu Bureau war heute
uickhaltender. Man hörte vielfach Angebot. Chemiſche Aktien
konn=
ſich behaupten. Scheideanſtalt nannte man mit 2200, Holzverkohlung
ſiſtigt zirka 1550—1560, Metallbank 1625. Im freien Verkehr Deuk=
Petroleum abgeſchwächt; man bot 2300, Opiag wurden mit 13,400,
mu ffenius 1580, Benz=Motoren 1080 bis 1040 genannt; Hanſa=
Bank=
ien wurden auf 200, Düſſeldorfer Bankverein 290 geſchätzt.
w. Deviſenmarkt. Frankfurt a. M., 8. Nov.
Berlin, 8. Nov. (Wolff.) In der nächſten Woche finden
Börſen=
verſammlungen, und zwar Vollbörfen, nur Montags und
Donnerstags ſtatt. Im übrigen bleibt es bei den bisherigen
Be=
ſtimmungen.
Der Börſenvorſtand beſchloß, daß vom 1. Dezember ab in
Dividen=
denwerten nur Aufträge von 5000 Mk. und dem mehrfachen hiervon
bezw. ſoweit es ſich um Aktien in Stücken von 600 Mk. und 1200 Mk.
handelt, nur Aufträge von 6000 Mk. und dem mehrfachen hiervon von
den Kursmaklern zur Ausführung angenommen werden dürfen. und
daß nur Geſchäfte in dieſen Beträgen Anſpruch auf Berückſichtigung bei
der amtlichen Kursfeſtſtellung haben.
w. Deviſenmarkt. Berlin, 8. Nov. Teleg. Auszahlungen für:
Haee Geld / Brief Geld / Brief
Norwegent. 4045.304 54 107045.30/4054.70
rnd . . ſo765 20/9734 80
Uue
Schweden
3963.— 6977.
8.30/1 128 101214 70 1217.30 Helſingfors
——
122.80/2 127. 20/2247. 70/2252.30 1 New=Yort. 1 294.70/ 295.30 297.70/ 298.30
30/5 405.40366 4.80 5375.70 Wien (altes
* 8954.— 4125.804134. 20
nien
S99-
=Oeſt. abg.)
01-19
5—
4—9
1141.30/4 143,701276.70/1279.30 Budapeſt 125.97—ſ23.03—-
22—
ſossO
Prag. . . . 1 28970 23030 359.60 36040
im mark. 6594 406605 6d 5594 406605.60
w. Frankf
irt a. M., 8. Nov. Deviſenkurſe. Wechſel
zi Belgien 2150, Wechſel auf Holland 10 500, Wechſel auf London 1202
Echſel auf Paris 2200, Wechſel auf Schweiz 5600, Wechſel auf Italien
N. Wechſel auf Neu=York 302.
Tendenz: Bei größerer Zurückhaltung ſchließen Deviſen im
erbverkehr abgeſchwächt. Deviſe Neu=York mit 302 zeigt etwas
Be=
ſigung, im Laufe des Mittags ſchwankend, bis 298. Polen=Noten
ſte man 12—11,20.
Von den Produktenmärkten.
Berlin, 8. Nov. (Wolff.) Die Geſchäftslage am
Produkten=
kt wies keine Aenderung auf. Die hohen Preisforderungen be
ingem Angebot veranlaſſen die Käufer zur Vorſicht, zumal mar
ubt, daß infolge der Aufnahme der Druſcharbeit demnächſt me
*
hre an den Markt kommen wird. Die Preiſe nehmen eine ganz
un=
nelmäßige Bewegung. Weizen und Roggen hatten eine feſte Haltung
höheren Preiſen. Für Gerſte wurden höhere Preiſe verlangt.
Leb=
ſt begehrt war beſonders Sommergerſte. Für Hafer hielt der Mangel
Ware an. Es wurden weiter geſtiegene Preiſe erzielt. Für Mais
ſich nur wenig Unternehmungsluſt. Einige Umſätze wurden in
ſytehender Ware und auf Dezember=Lieferung gemacht. Mehl wurde
ir umgeſetzt. Kleie und Raps, ſowie auch Hülſenfrüchte und
ſämt=
de Futterſtoffe hatten feſte Haltung.
4i-
6-
351
81.90-92 10-
45818.
6ch
Le
ie 69
Z
B7.90—98.10—
Die Viehmärkte der Woche.
b. In der verfloſſenen Woche waren die Zufuhren gegenüber der
Vorwoche in allen Gattungen wieder höher. Nur ſehr wenige Märkte
hatten in der einen oder anderen Gattung euvas geringere Zufuhr. Die
Rinderpreiſe zogen erneut um 25—100 Mk., die Schwveinepreiſe ebenfalls
um 25—100 Mk. an. Hälber und Schafe blieben auf den meiſten Märkten
im Preiſe unverändert und zogen nur auf einzelnen Märkten bei
Käl=
bern um 50—100 Mark und bei Schafen um 25—100 Mark an. Auf
den nachſtehenden Märkten notierten für 100 Pfund Lebendgewicht im
Mark:
Zwickaut
Köln
Dresden
Nagdeburg
1zig
Berlin
Breslau
Hannover
Müünchen
Rinder
600— 950
400—1100
250— 900
250— 800
350— 900
100— 975
300— 850
400— 800
300— 900
300— 850
Kälber
600— 200
600—1250
550— 950
400—1000
600— 350
600—1250
500—1350
600—1000
700—1100
800— 950
Schafe
300—700
400—66
300—
300—650
300—675
450—700
250—675
350—675
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Freigabe der polniſchen Netzeſchiffahrt für Holzverladungen.
r. Die polniſche Regierung hat endlich die Netzeſchiffahrt für
Holz=
verladungen freigegeben, nachdem ſie den Verkehr angeblich aus
mili=
täriſchen Gründen ſeit der Uebernahme des Netzediſtriktes geſperrt hatte.
Wie wir aus Fachkreiſen höven, wird die Freigabe dem Holzgewerbe
in=
ſofern nicht viel Nutzen bringen, als die Netze, die unter deutſcher
Ver=
waltung, wenn es nötig war, reguliert wurde, an verſchiedenen Stellen
vollſtängig verſandet iſt.
w Berlin, 8. Nov. Die Fachgruppe Tertilinduſtrie
des Reichsverbandes der Deutſchen Induſtrie hat
ſich in der am 3. November abgehaltenen Sitzung ihres Ausſchuſſes, die
von über 50 Vertretern der angeſchloſſenen Verbände beſucht war, ein
gehend mit der Frage des Verkaufs unter Preisvorbehalt befaßt. S
hat ſich dabei faſt einſtimmig auf den Standpunkt geſtellt, daß die
In=
duſtrie trotz der unüberſichtlichen und ſich überſtürzenden
Konjunktur=
bewegung im Intereſſe möglichſter Stetigkeit des Wirtſchaftslebens mit
allen Kräften beſtrebt ſein muß, bei in= und ausländiſchen Lieferungen
nur zu feſten Preiſen, alſo ohne jeden Preisvorbehalt, zu verkaufen.
Zu der Frage von Preisaufſchlägen bei laufenden vorbehaltloſen
Ver=
trägen hat ſich der Ausſchuß einſtimmig dahin ausgeſprochen, daß
Preis=
aufſchläge bei derartigen Verträgen unbedingt unterbleiben müſſen, es
ſei denn, daß ſie auf Grund einer ausdrücklichen Verſtändigung erfolgen.
Zur Frage der Fakturierung in Auslandswährung faßte der Ausſchuß
der Fachgruppe Textilinduſtrie einſtimmig die folgende Entſchließung:
„Ausfuhrgeſchäfte nach valutaſtarken Ländern ſollten nach Möglichkeit
nur in der Währung des Empfängerlandes getätigt werden, und zwar
gilt dies in gleicher Weiſe für d:
Induſtrie wie auch für den Handel.
Dagegen lehnt der Ausſchuß jeden Zwang zur Berechnung in
Auslands=
währung ausdrücklich ab. Der Ausſchuß empfiehlt, dahin zu wirken,
daß die aus dem Ausfuhrgeſchäft reſultierenden Deviſen, ſoweit ſie nicht
zu Rohſtoffen benötigt werden, für die Zwecke der Reichsbank zur
Ver=
fügung geſtellt werden. Die Induſtrie erwartet, daß auch der Handel
die Beſtrebungen der Induſtrie, Deviſen zur Fortführung der
Pro=
duktion zu beſchaffen, unterſtützt
b. Berliner Fettmarkt vom 5. November. Burter:
Die Marktlage zeigte zum Schluß der Woche keine Verändewung. Der
kleine Preisrückgang vom Mittwvoch vermochte das Geſchäft nicht zu
beleben. Die heutigen Notierungen ſind: Einſtandspreis per Pfund
einſchließlich Faß frei Berli Ia Qualität 36—37,50 Mk., IIa 31—33
Mk., abfallende 25—29 Mk. Margarine: Stilles Geſchäfr.
Schmalz: Die Kataſtrophe auf dem Deviſenmarkt berurſachte ein
weiteres ſcharfes Anziehen der Schmalzpreiſe. Von Amert
ka blieben
die Offerten bei feſter Tendenz unverändert. Trotz der Steigerung der
Preiſe war die Konſumnachfrage recht lebhaft. Die heutigen
Notie=
rungen ſind wur nominell: Choice Weſtern Steam 31,50 Mk. Pure
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ſchmalz 33,50 Mk. Speck: Preiſe nominell 25—30 Mk. je nach Stärke.
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Vom Siedlergarten.”)
Von Horſt Weiſer.
Die Siedlung als Volksbewegung beſitzt gegenwärtig nur
eine einzige Möglichkeit, ſich auszuwirken. Da wir nämlich als
oberſte Aufgabe die Forderung betrachten müſſen, auf kleinſter
Scholle in geſteigerter Arbeit und Ausnutzung die
größtmög=
lichen Mengen an Nahrung zu erzeugen, da wir aber keineswegs
den Einzelnen aus ſeinem Berufe herausreißen dürfen, ſondern eingerichtet ſind, empfiehlt es ſich, auch Hühnerraſſen zu halten,
ihn zum Siedler im Nebenamt machen müſſen, kommt für uns die im Winter viele Eier legen. Beſonders wertvoll für dieſen
nur die Kleinſiedlung in Betracht. Hier alſo gilt es, Garten,
Feld und Kleintierhof in der Freizeit zu beſorgen. Iſt es auf
der einen Seite nötig, den weitaus größten Teil der eigenen
Nahrung ſelbſt zu ziehen, ſo kann dies, wie ſchon erwähnt, unter
den obwaltenden Umſtänden nur auf kleinſter Fläche indeſſen
durch ſtraffſte Arbeit geſchehen. Wir werden alſo in der
Klein=
ſiedlung vorwiegend ſelbſt die Feldfrüchte gartenmäßig anbauen,
woraus ohne weiteres eine weſentliche Verkleinerung des ſonſt
nötigen Grund und Bodens folgert.
Wenn wir uns die vorliegenden Erfahrungen zunutze machen,
ſo darf geſagt werden, daß etwa 150 Geviertmeter
hin=
reichen, um einen weſentlichen Teil jährlichen
Nahrungsbedürf=
niſſes für die einzelne Perſon zu ernten. Es liegt auf der Hand,
daß wir nun, um dieſer Forderung genecht zu werden, ganz
an=
dere Arbeitsweiſen einſchlagen müſſen, als bisher üblich.
Ver=
kehrt würde es aber dabei ſein, das Ergebnis unſerer Abſichten
vorwiegend von der Bodengüte abhängig zu machen. Gewiß
wird auch der allerſchwerſte Boden entgegen den Anſichten vom
grünen Tiſch ſich für die Kleinſiedlung, ja beſonders für dieſe
eignen; denn wir treiben, wenn auch nicht mehr in des Wortes daß auch Romelsloher, weiße Orpington, weiße Wyandottes,
reb=
engſtem Sinne, Spatenkultur. Genug, der beſte Boden eignet
ſich ebenſo für unſere Zwecke wie der ſchlechteſte, der magerſte,
für den der Landwirt nur wenig Verwendung hat. Seien wir
dabei immer deſſen eingedenk, daß wir durch zweckmäßige
Bear=
beitung jeden an ſich brauchbaren Boden unſeren Wünſchen
ge=
fügig machen können. Erinnern wir uns, daß wir nicht, wie der
Bauer, große Landflächen zu düngen und zu verbeſſern
brau=
chen, ſondern daß die Kleinheit unſerer Anlage eine geradezu
mütterliche Behandlung geſtattet. Dieſe aber iſt nicht nur nötig,
ſondern für die wirtſchaftlichen Ergebniſſe der Kleinſiedlung
un=
bedingt erforderlich.
Erfüllen wir dieſe Pflicht, „machen” wir alſo den Boden
ſelbſt durch entſprechende Anreicherung mit Humus, Bodenſalzen,
Kleinlebeweſen oder ſelbſt mit Lehm, ſo werden wir bald zu der dieſer Zeit frühreife Hühner, die ſchon in 3 bis 4 Monaten Eier
Einſicht gelangen, daß wir uns auch in gewiſſer Weiſe vom
Klima unabhängig machen können. Je nach Lage und Boden
werden wir unter austrocknenden oder auch Alten Winden zu
leiden haben, die wir durch geeignete Anpflanzungen oder
Mauern, z. B. aus ſelbſt hergeſtellten luftrockenen Lehmziegeln
oder durch höhere Bretterzäune aus Abfallbrettern von unſerer
Anlage fernhalten können. Ganz entſchieden muß jeder Siedler
ins Leben der Pflanze ſoweit eindringen, daß er ihre Bedürfniſſe
fühlt, und daß er weiß, wie auch das grüne Gewächs unter
Zug=
luft leidet. Beachten wir dieſe Dinge nicht, ſo wird ſich das an
den mangelhaften Ergebniſſen unſerer Ernte unzweifelhaft zei= keinesfalls mit ſpätlegenden Hennen oder Hähnen einkreuzen,
gen. Verbeſſern wir aber einerſeits den Boden, ſchalten wir
andererſeits trockene Winde und ſchädigende Zugluft aus, ſo
werden wir geſiſſermaßen Herren des Bodens und des Klimas
ſein, die in ihrer Zwergbauernwirtſchaft die Sonnenſtrahlen in
ganz anderem Maße einfangen, und ihren Zwecken, dienſtbar man ſie ſo lange auslaufen, als es die Witterung erlaubt. Sind
machen, als dies der Berufslandwirt zu tun in der Lage iſt.
Aus alledem dürſte erſichtlich ſein, welche gewaltigen
Mög=
lichkeiten gerade in der Beſchränkung der Bodenfläche für den
liegen, der mit eiſernem Fleiß, der mit Luſt und Liebe all ſeine
Freizeit der Siedlung opfert, um eine goldene Ernte für ſich und
im tieferen Sinne für die ganze Heimat zu erzielen; gewaltige
Möglichkeiten, die vur dann zu erneichen ſind, wenn der
Klein=
ſiedler aufmerkſam die für ihn wichtigen Errungenſchaften der
Forſchung und deren Anwendung verfolgt, wie ſie unſere
Zeit=
ſchrift ja dauernd bringt. Ganz beſonders heißt es, die
Erfah=
rungen anderer zu nutzen; denn für gewöhnlich bleibt dem
Sied=
ler zu fraglichen Verſuchen keine Gelegenheit, uirgends darf er
ohne feſtes Ziel oder nur leichthin ſchaffen; ja er muß ſich ſogar
in den erſten Jahren auf den Anbau nur der notwendigſten
Nährpflanzen beſchränken und alles das unbeachtet laſſen, deſſen
er nicht unbedingt bedarf. Nur ſo kann die Wirtſchaftlichkeit der
Anlage gewährleiſtet werden. Spargel, Melonen Artiſchocken
und ähnliches hat in der jungen Siedluug keinen Raum. Wenn
irgendwo, ſo hat hier das Wort eherne Bedeutung: In der
Be=
ſchränkung zeigt ſich der Meiſter!
Vom Siedlergarten ſprachen wir bisher allein aber kein
Erfahrener wird daran zweifeln, daß engſte Verbindungen
be=
ſtehen zwiſchen Garten und Kleintierhof. Ganz abgeſehen von
der Düngerfrage und von der Tatſache, daß die Siedlung gerade
dem Kleintierzüchter höchſt wichtige und neuartige Aufgaben
ſtellt, müſſen wvir von der grundlegenden Ueberzeugung
aus=
gchen, daß der geſamte Tierbeſtand, in einem wirtſchaftlichen
Verhältnis zur Größe des Siedlergartens, zu ſtehen hat. Es
wäre alſo ganz verkehrt, eine Anlage von vornherein z. B. mit
ausgiebiger Kaninchen=, Hühner= und Ziegenzucht zu belaſten;
vielmehr müſſen wir durch ſachgemäße Haltung leiſtungsfähige
Tiere in geringer Anzahl züchten, das heißt, es iſt einträglicher,
wenig aber gut legende Hühner, wenig aber gut genährte
Ka=
ninchen und eine gutmelkende Ziege zu beſitzen, als die Anzahl
nicht nur auf Koſten der anderen zu mehren, ſondern auch durch
den nun notwendig werdenden größeren Ankauf von
Futtermit=
teln uns wieder in Abhängigkeit vom lieben Nächſten zu bringen
Die Ziege erfordert ſowieſo Beſchaffung von Heu und Rüben,
gegebenenfalls von Kraftfutter, aber Hühner und Kaninchen
ſollten dem Siedler nicht nur nichts koſten, ſondern noch etwas
einbringen, was nur dann möglich iſt, wenn das Futter in der
Siedlung ſelbſt erzeugt wird, beziehungsweiſe aus dem Erlös
des Eierverkaufes gewinnbringend beſchafft werden kann.
Nur ganz kurz konnten dieſe Dinge angedeutet werden, aber
ſie dürften gezeigt haben, wie enge alle Fragen der Siedlung
miteinander verzahnt ſind. Wer hier beſcheiden und
kleinauf=
bauend beginnt, der wird die Möglichkeit finden, auszudehnen
und zu erweitern. Das zu erreichen, bedürfen wir nicht
roſen=
roter Hoffnungen, ſondern eines kühlabwägenden Sinnes, klarer verſehen iſt. Zu dem beſten Weichfutter, wozu auch Kleie, Kar=
Erkenntwis und eines, das uns frei macht: freudiger Arbeit!
*) Entnommen der Zeitſchrift „Der Kleinfiedler”, Leipzig,
Reichen=
bachſche Verlagsbuckhandlung.
Gute Wintereierlegerinnen und wie müſſen ſie
be=
handelt werden, um im Winter und Frühjahr viele
Eier zu haben.
Von J. Barfuß.
G.
riegerinnen erhält man nur aus jenen
Hüh=
nerzucht,
wvelche von Natur Winterleger ſind. Alle
Naſſen ſind zierin nicht gleich. Auch laſſen die im Winter Eier
legenden Hühner im Frühjahr ſehr ſchnell nach, wenn ſie von
überzüchteten Hühnern ſtammen. Die Minorkas gelten als gute
Legehühner, haben aber in der letzten Zeit durch die
Ueberzüch=
tung an Wert für die Eiergewinnung nachgelaſſen. Auch manche
Ikaliener Farbenſchläge, die als reiche Legehühner in Stadt und
Land gehalten wurden, ſtehen durch die Ueberzüchtung bald am
Nande ihrer Leiſtungsfähigkeit im Eierlegen. Es iſt jetzt die
höchſte Zeit, auch mit dieſen Italienern eine andere
Zuchtrich=
tung einzuſchlagen. Das Hauptgewicht, wie es da und dort
ge=
ſchieht, auf den ſiußeren Glauz zu legen, hat wenig Intereſſe für
huhn im Eierlegen ſuchen. Jene Geflügelhalter, die
hauptſäch=
lich im Winter legende Hennen haben wollen, müſſen die neuen
Raſſen anſchaffen und die alten überzüchteten Winterleger
weni=
ger halten. Wird bei den demnächſtigen Kreuzungen auf die
Eigenſchaft des Winterlegens mehr Gewicht gelegt als ſonſt, ſo
gehen aus dieſen Kreuzungen mehr neue gute Winterlegerraſſen
hervor, welche den heimiſchen Eierreichtum fördern. Für alle
ſtädtiſchen Hühverhalter, die überhaupt für die Hühnerhaltung
Zweck ſind: Schwarze Rheinländer, welche auch durch ihr breites
Gefieder, welches wie mit grünem Lack überzogen leuchtet, und
dem kleinen Roſenkamm das Auge des Beſchauers befriedigen.
Sie ſind widerſtandsfähig und legen pro Jahr durchſchnittlich
170 Eier. Die zweijährigen Hühner beginnen im November—
Dezember mit dem Legen. Hat man 5 Monate alte Hühner aus
der Ende=Maibrut, ſo beginnen dieſe Ende Oktober, anfangs
No=
vember mit dem Legen der Eier. Füttert man morgens ſehr früh
und abends ſpät, ſo kann man von ſolchen Hühnern monatlich
18 bis 22 Eier rechnen. Beginnen ſie Mitte November mit dem
Eierlegen, ſo kann man bis Mitte März durchſchnittlich von einer
jungen Henne 75 Eier rechnen, ſomit von fünf ſolchen Hennen
5mal 75 gleich 375 Eier. Von März ab legen ſie dann
regel=
mäßig täglich bis in den Sommer hinein.
Ferner dienen dem in Rede ſtehenden Zweck Antwerpener
Pausbäckchen (Zwergkoſchin), die ſehr frühreif ſind und die alten
Zwerghühner Eier von 39 bis 41 Gramm legen. Selbſtredend
ſind die Hühner, die im Winter Eier in einem Gewicht von 60
bis 70 Gramm legen, in manchen Haushaltungen beliebter,
ſo=
huhnfarbige Italiener, weiße Italiener, die auch unter dem
Na=
men weiße Leghorn gehen, den Zweck erfüllen. Die Henne der
Leghorns wird bis 2= Kilo ſchwer, während der Hahn es bis
zu einem Gewicht von 3 Kilo bringt. Mag man nun Hühner
einer leichten oder ſchweren Raſſe als Winterleger halten, und
man beſonders auf erſtmalige Eierlegerinnen rechnet, ſo ſind
ſtets die beſtentwickelten Kücken als ſolche zu verwenden. Sind
ſchwache Hühner und Hähne aus der Sommerbrut in einem
Alter von einigen Monaten vorhanden, ſo ſtelle man dieſe ſofort
zur Maſt, um Futter zu ſparen. Man kann ſie dann gemäſtet
ſelbſt im Haushalt verwenden oder verkaufen.
Die Jetztzeit mit dem knappen Kraftfutter bringt weniger
frühreife Hühner mit einer bevorzugten Entwickelung des
gan=
zen Körpers und des Gefieders hervor, als früher. Es gab in
legten, aber dann erſt ſpät im Herbſt in die Mauſer traten. Sie
konnten der wechſelnden, kalten Witterung mit dem halbnackten
Körper nicht widerſtehen und gingen ein. Um nun beſonders
frühreife Hühner mit frühem Eierertrag zu züchten, muß die
Eigenſchaft der ſpäten Mauſer weggezüchtet und beſonders die
künſtliche Aufzucht mit Glucken eingeführt werden. Denn
Er=
fahrungen haben gelehrt, daß aus dieſen Bruten, die
wider=
ſtandsfähigſten frühreifen Hühner hervorgehen, ſofern die Wärme
in den Kückenhäuſern nicht zu groß im Winter iſt. Hat man
auf dieſe Art wieder frühlegende Hühner erzielt, ſo darf man ſie
weil dadurch die Eigenſchaft des frühen Eierlegens wieder
ein=
gebüßt wird. Die Hauptſache iſt nun, daß man alle im Winter
Eier legenden Junghennen und auch alle älteren im Winter Eier
legenden Hühner gut pflegt und füttert. Auf dem Lande laſſe
in der Stadt Gärten zur Verfügung, ſo laſſe man ſie ebenfalls,
bis Froſt und Schnee kommt, im Garten, um ſich noch viel
ani=
maliſches Futter in Geſtalt von Würmern ſuchen zu können. In
großen Hühnerbetrieben lohnt es ſich ſogar, daß, wo elektriſches
Licht iſt, dieſes abends beim Dunkelwerden eingeſchaltet wird,
damit die Hühner durch das künſtliche Licht aufbleiben und nicht
ſo früh den Stall auffuchen. In ſolchen Betrieben ſoll man auch
erſt ſpät füttern, damit die Hühner die Nacht nicht zu lang ohne
Futter bleiben. In der Stadt füttert man nun hauptſächlich, um
die Ejablage zu fördern, Abfälle im Haushalt und Hühnerfutter,
ſo, wie es im Handel zu haben iſt. Man füttert Legehennen von
134 bis 2½4 Kilo Gewicht täglich 20 bis 26 Gramm Eiweiß, 2½
bis 6 Gramm Fett und 85 bis 125 Gramm ſtärkehaltige
Futter=
ſtoffe. An Grünfutter freſſen große Raſſen 125 Gramm täglich,
während kleine Raſſen ſich mit etwa 80 Gramm begnügen. Große
Hühnerraſſen, die viele Eier legen ſollen, benötigen pro Tag mit
Grünfutter etwa 220 bis 260 Gramm Weich= und Körnerfutter.
Die Zwergraſſen begnügen ſich mit einem geringeren Quantum.
Die Zwergkochins ſind auch gute Winterleger und für die
Hüh=
nerhaltung in der Stadt zu anderen im Winter legenden
Jung=
zwerghühnern, wegen des geringen Futterbedarfs vorteilhaft,
wenn auch die Eier oft nur 40 Gramm und weniger wiegen.
An Stelle des Grünfutters, wie Abfall von Gemüſe,
Rübenblät=
ter, Brenneſſel, Grünkohl. Salat, gebe man im Spätwinter
ge=
ſchnittene Rüben, woran die Hennem im Stall picken, ſomit auch
die ſehr nötige Bewegung haben. Mau gibt das Weichfutter
warm, bereitet für die beſtimmte Zahl Hühner aber nur ſo viel
Weichfutter, als jeden Tag gebraucht wird. Einzelne im
Win=
ter legende Hühner verdauen das Futter nützlicher als wie andere
Hühner. Beobachtet man ſolche kräftige Futterverwerter, ſo
halte man dieſe für die Zucht. Denn aus ſolchen Tieren gehen
die beſten Winterlegerinnen hervor. Je mehr den
Kleinhühner=
haltem viele eierlegende Hennen eimer guten Raſſe gegeben
wer=
den, deſto mehr Nutzen bringt die Hühnerhaltung, weil die Eier
im Wimter teurer ſind als im Sommer.
Man füttere dreimal am Tage und gebe morgens ſo früh wie
möglich Weichfutter. Das Weichfutter kann aus einem Gemiſch
von Fleiſch=, Fiſch= und Kaſtanienmehl, ſowie Eichel= und
Kno=
chenſchrot, Fleiſchabfällen, Kartoffeln, Kleehäckſel, Rüben,
Grün=
futter Milch und Waſſer zuſammengeſetzt ſein. Kaſtanien und
Eicheln müſſen vor dem Füttern durch Spülen, Kochen oder
Trocknen im Ofen entbittert werden. Von dieſem Weichfutter
wählt man ein Gemiſch, welches in der Gegend am beſten und
billigſten zu haben iſt. Mittags gibt man nur etwas
Körner=
futter, dagegen abends mehr. weil durch den Fettgehalt der
Kör=
ner die Hühner an kalten Tagen länger die Körperwärme
be=
halten, weil Fett Wärme gibt. Hafer wird für Hühner
nähr=
reich, wenn dieſer in warmem Waſſer vorgeweicht und mit Salz
toffeln, Magermilch oder dicke Milch, Biertreber, Trockenhefe,
zerſchnittenes Rotkleeheu, Kalk gemiſcht werden kann, muß auch
Salz, grober Sand und etwas Holzkohlenpulver eingemengt
werden. So wie das Weichfutter den ganzen Winter bis März
warm zum Füttern kommen ſoll, ſo muß das friſche Trinkwaſſer
angewärmt ſein und kann einige Tropfen Eiſenvitriol enthalten.
Schneewaſſer bekommt den Hühnern nicht gut, weil ſie dann
abmagern. Die Leiſtungsfähigkeit im Eierlegen bleibt bis ins
Frühjahr auf der höchſten Stufe, wenn paffend gemiſchte
Futter=
rationen gereicht werden, weil ein einſeitiges Futter die
Lege=
tätigkeit vermindert. Jungen, zum erſtenmal im Winter
legen=
den Junghühnern gebe man ſtets kalkreiche Nahrung, um das
Eierfreſſen zu vermeiden, weil hierdurch das Eierfreſſen in die
Wege geleitet wird. um Hühnern das Eierfreſſen
abzugewöh=
nen, beſtreiche mam Gierſchalen mit Senf, Franzoſenöl oder ſonſt
einer ſtinkenden Maſſe. Laſſen die Hühner das Eierfreſſen dann
auch noch nicht, ſo ſchlachte man ſie, damit die anderen Hühner
nicht auch das Eierfreſſen lernen. Dort, wo man Fallenneſter,
die im Handel zu haben ſind, hat, hört das Eierfreſſen von ſelbſt
auf, weil das friſch gelegte Ei ſofort aus der freßbaren Nähe
des Huhnes rollt. Die Hühner, beſonders die im Winter
legen=
den Hühner, bedürfen einen warmen Stall, aber vor allem
keinen zu warmen Stall, der durch einen Ofen übermäßig
ge=
alle diejeuigen Hühnerhalter, die nach einem wirklichen Nutz= heizt wird. Zugluft iſt zu vermeiden. Bei großer Kälte um=
ſtellt man kalt liegende Geflügelſtälle mit Strohmatten oder mit
aus Ginſter geflochtenen Matten. An Schneetagen müſſen die
Hühner wie auch alles Geflügel im Stall bleiben. Dagegen an
ſchönen, ſonnigen Wintertagen laſſe man die Hühner wie auch
das andere Geflügel im Auslauf, um ſich Bewegung zu ſchaffen.
Dieſes iſt für im Winter legende Hühner notwendig, damit ſie
nicht zu fett werden, wodurch die Eiablage vermindert wird.
Will man aus der eigenen Zuchk Winterleger erzielen, ſo nehme
man im Frühjahr gut befruchtete Bruteier von kräftigen Hennen
der beſten Raſſen. Bevor man die Auswahl der Bruteier
vor=
nimmt, ſoll der Zuchthahn, der aus dem Zuchtſtamm gehört,
zehn Tage allein eingeſperrt und gut gefüttert werden, damit
er Ruhe hat. Die Bruteier werden dann beſſer befruchtet,
wo=
durch kräftige, im Winter viele Eier legende Hühner hervorgehen.
9
R.
Landwiriſchaf
— Das Kalken von Wieſen und Weiden. „Viel Fudter, viel
Dünger, viel Geld”, ſo lautet der Ausſpruch eines berühmten
Profeſſors (Kühn=Halle), und die Wahrheit dieſes Spruches wird
wohl von keinem Landwirt angezweifelt. Eine angemeſſene
Viehhaltung iſt und bleibt die ſicherſte Grundlage für einen
ren=
tablen Betrieb. Die Viehhaltung kann aber nur rentabel ſein.
wenn das Futter der Hauptſache nach billig iſt, was der Fall
iſt, wenn es in der eigenen Wirtſchaft erzeugt wird. Dies iſt nur
dann möglich, wenn genügend Wieſen und Weiden vorhanden
ſind. Leider hapert es noch vielfach mit der Düngung dieſer
Flächen, obwohl ſie keinesfalls einer geringeren Düngung als
die Feldfrucht bedürfen. Eine mittlere Weizenernde entzieht
einem Morgen Ackerland 25,2 Pfund Stickſtoff, 15,6 Pfund Kali,
10,2 Pfund Phosphorſäure und 52 Pfund Kalk; eine Heuernte
von 20 Zentnern im erſten Schnitt und 10 Zemtnern Grummet
führt aus dem Boden 50 Pfund Stickſtoff 54,2 Pfund Kali, 142
Pfund Phosphorſäure und 29,4 Pfund Kalk. Wir finden alſo
in der Heuernte etwas mehr an Phosphorſäure, zweimal mehr
an Kali und Stickſtoff und fünfmal mehr an Kalk.
Hier=
aus geht ohne weiteres hervor, daß die Wieſenböden nach und
nach an Kalk verarmen und deshalb die Kalkdüngung in erſter
Linie in Frage kommt. Da die anderen Düngemittel zurzeit
ziemlich knapp ſind, ſo verſäume man nicht, gerade für eine
Kal=
kung zu ſorgen. Stickſtoff iſt in den Wieſen= und Weideböden
vielfach vorhanden. Aber es iſt organiſcher Stickſtoff, der wegen
ſeiner ſchwer löslichem Form von den Pflanzen nicht
aufgenom=
men werden kann. Da tut der Kalk nun Wunder. Er zerſetzt
den Humuus und führt den Stickſtoff in eine für die Pflanze
auf=
nehmbare Form über. Die für die Süßgräſer und Kräuter
ſchädlichen Sären werden dunch die Kalldüngung gebunden. Die
Tätigkeit der Bakterien, der leinen Lebeweſen, welche die
Um=
ſetzungen im Boden bewiren, wird geſördent und dadunch die
Wirkung der anderen Nährſtoffe unterſtützt. Durch die Kalkung
erzielen wir nicht nur eine weſentliche Steigerung des
Ertra=
ges, ſondern wir verbeſſerm auch die Zuſammenſetzung des Heues
bedeutend. Das Heu der ungedüngten Fläche enthält nach Dr.
Brebdemann 68 Prozent Gräſen, 1 Prozent Schmetzerlingsblütler,
21 Prozent andere Kräuter und 10 Prozent Moos, der mit
Thomasmehl und Kainit gedüngten Fläche 84 Prozent Gräſer,
4 Prozent Schmetterlingsblülen, 11 Prozent Kräuter und 1
Pro=
zent Moos und ſchließlich die mit Thomasmehl, Kainit und Kalk
gedüngten Fläche 63 Prozent Gräſer, 13 Prozent
Schmetterlings=
blütlen, 24 Prozent andere Kräuter und num Spuren von Moos.
Aber auch der Nähr= und Mineralſtoffgehalt des Heues erfuhr
dunch die Düngung eine weſentliche Steigerung. Reiche
Futter=
erzeugung auf Aechem und Wieſen muß ſtets unſere Loſung
ſein; deshalb dürfen wir die Kalkung der Wieſen und Beiben
nicht unterlaſſen.
5
Vieh= und Geflügelzucht
Behandlung der Pferde bei kaltem Wetter. Man laſſe die
Pferde im Freien niemals unbedeckt und lange ſtehen; die
Huf=
eiſen müſſen öfters geſchärft werden, und das Geſchirr bewahre
man im Stalle auf. Iſt dasſelbe dem Froſte ausgeſetzt, und
wird dann das eiskalte Gebiß dem Pferde umgelegt, wie es
leider oft geſchicht, ſo werden dem armen Tiere ſchwere
Ver=
letzungen an Lippen und Zunge verurſacht. Solches wird leicht
vermieden, wenn die Eiſenteile vor dem Gebrauche in warmes
Waſſer getaucht oder mit einem warmen Lappen gerieben
wer=
den. Dieſes iſt auch nötig, wenn die Pferde im Freien Futter
bekommen und ihnen das Gebiß herausgenommen wird.
Mitel gegen die Bräune der Schweine. Im Frühjahr und
Herbſte bei raſchem Temperaturwechſel, tritt bei Schweinen
eine heftige Entzündung des Rachens ein, die man an der
Be=
ſchwerlichkeit des Schluckens von Futter und Getränk, an
heiſe=
rem Grunzen, trockenem Huſten und ſchwerem Atmen erkennt. Als
vorzügliches Mittel dagegen wird die Anwendung von
Senf=
pflaſter am Halſe empfohlen. Man nehme Senfmehl, mache es
mit ſcharfem Eſſig zu einem Teige an, ſchmiere dieſen Teig auf
einen Lappen und binde das ſo bereitete Pflaſter dem kranken
Tiere um den Hals. Als Getränk gebe man verdünnte ſaure
Milch mit Schwefelblüte. Das Senfpflaſter darf aber nur ſo
lange liegen bleiben, bis die Haut gerötet iſt, eine Blaſe darſ
unter keinen Umſtänden gezogen werden.
Gute Hühnerſtälle. In Hühnerſtällen ſind meiſtens Ratten,
und deshalb kommt es viel auf den Stall an. Ein Hühnerhaus
ſollte nie an einen Speicher oder Vichſtall angebaut werden;
denn es iſt viel beſſer, wenn es allein ſieht, dann kann mehr
Vor=
ſicht gebraucht werden, um Ungeziefer aller Art fernzuhalten.
Beim Bau des Gebäudes ſelbſt kommt es viel auf klimatiſche
Verhältniſſe an; möge es, aber ſein, wo es will, ſo iſi die erſte
Bedingnug, daß der Hühnerſtall warm, trocken und hell iſt und
einen guten Abzug hat.
Was iſt bei Anſchaffung der Kanarien zu beachten? Harzer
Kanarienvögel werden vom Züchter meiſt bei einer Wärme von
20—22 Grad Celſius gehalten und bekommen faſt ausſchließlich
Rübſen und Eifutter gereicht. Das Sterben beruht meiſens
darauf, daß der neue Beſitzer ſie zu ſchnell an die neue
Lebens=
weiſe gewöhnen will. Dieſer Uebergang muß allmählich erfolgen
Bienenzucht
Die italieniſche Biene hat ſich im Laufe der Jahre in
weſt=
lichen und ſüdlichen Gegenden viele Freunde ernorben. Nun
hat der Deutſche ja mit Recht den Ruſ, daß er für alles Fremde
ſchwärmt, aber ich habe mich doch ſelbſt überzeugen köngen, daß
ſich die italieniſche Biene im Weſten Deutſchlands ſehr bewähtt
hat. Sie zeichnet ſich vor allem durch großen Fleiß aus, und ſſe
fliegt ſelbſt dann noch ſtark aus, wenn die anderen Arten, ſelbſt
unſere deutſche Biene, ſich vom Wetter zurückhalten laſſen. Ich
ſah hier Bienenſtände, auf welchen der Ertrag, der
Italiene=
doppelt ſo groß war als der anderen. In anderen Gegendeſ
ſollen die Italiener dagegen faſt ganz terſagt haben.
Volle Honiggefäße ſoll man ſtets an einem warmen luftigen.
Orte aufbewahren. In feuchten Lokalen, zieht auch der beſie
Honig die Feuchtigkeit an. Die Kriſtalle an der Oberfläche
wer=
den flüſſig, und der flüſſig gewordene Honig ſäuert. Ein zu feſtes
Verſchließen der Honiggefäße iſt auch nicht anzuraten.
Nachdruck ſämtl. Artikel verboten. Verantwortlich: Kurt Mitſchind