Darmstädter Tagblatt 1921


09. November 1921

[  ][ ]

Bezugspreis:
monatlich 4.75 M. u. 1,00 M. Abtragegebühr, durch
ie Agenturen 5.75 M. frei Haus, durch die Poſt
1i.
gen 5.50 M. Einzelnummer 25 Pf. Beſtellungen
en entgegen: die Geſchäftsſtelle Rheinſtraße 2
(Fernſprecher 1, 2380 u
1), die Agenturen u. all
Poſtämter. Verantwortl
keit für A
mevon An=
zeigen
an beſtimmtens
nwird nicht übernommer
Nichterſcheiner
n einzelner Nummern infolge höherer
Gewalt berechtigt den Bezieher nicht zur Kürzung
des Bezugst
reiſes. Beſtellungen und Abbeſtellunge
durch Fernruf ohne Verbindlichkeit für uns.

184. Jahrgang
mit Wohnungs=Anzeiger und Unterhaltungsbeilagen.
Organ für die Bekanntmachungen der Bürgermeiſterei Darmſtadt.

is
*80 Pf.
ſtad
eite Kol
Bankanz 1.00 M,
lame=
2mm breit)3.00M.
Auf vorſtehende.
50
ungszuſchlag.
2
Bankanzeigen
Anzeigen von aus
2.75 M, 92mm breite Nehlamezeile 6.50 M. Anzeig
nehmen entgegen: Geſchäftsſtelle Rheinſtraße 23, die
en u. Anzeigenexpeditionen. Im Falle höherer
lgen
Ger
vie Krieg, Aufruhr, Streik uſw. erliſcht jebe
Verpflichtung auf Erf
ng der Anzeigenaufträge
und Leiſtung von Schadenerſatz. Bei Konhurs oder
gerichtlicher Beitreibung fällt jeder Rabatt weg.

Nummer 300

Mittwoch, den 9. November 1921

Einzelnummer 25 Pfg.

Die große Koalition in Preußen.
Es geſchehen immer noch Wunder. Was man nie geglaubt
harte, iſt über Nacht ganz urplötzlich eingetroffen. Ein Kabinett
von Streſemann bis Scheidemann. Damit ſind nicht etwa die
beiden Perſonen ſelber gemeint, aber die Parteien dieſer beiden
Männer haben ſich zum erſten Male zu gemeinſamer Regierungs=
arbeit
die Hände gereicht. Die große Koalition iſt alſo da in
Preußen. Dem Deutſchen Reiche iſt ſie zur Nachahmung zu
empfehlen.
Der Kampf um das neue Preußenkabinett war ein harter
und langwieriger, namentlich um die Perſon des preußiſchen
Miniſterpräſidenten. Stegerwald ſchien trotz ſeines halb frei=
willigen
und halb erzwungenen Rücktritts die beſte Ausſicht zu
haben, wieder an die Spitze des Kabinetts zu kommen. Hatte
er doch im Zentrum eine ſtarke Stütze, aber auch die übrigen
bürgerlichen Parteien brachten ihm Sympathie und Vertrauen
entgegen. Und doch fiel die Wahl noch in letzter Stunde auf
einen anderen. Es ſchien, daß Oeſer auf den kuruliſchen Seſſel
kommen ſollte, und er ſtand auch ſchon auf der Liſte. Aber auch
er wurde in letzter Stunde noch übergangen und als Sieger ging
einer hervor, an den man bisher gar nicht gedacht hatte: der frü=
here
preußiſche Miniſterpräſident und Landwirtſchaftsminiſter,
der ſozialdemokratiſche Abgeordnete Otto Braun.
Man muß offen bekenen, daß diesmal bei der Kabinetts=
bildung
ſtaatspolitiſche Einſicht gewaltet hat, die bis jetzt leider
von Parteihaderſucht und =eigenbrödelei immer verdrängt wurde.
Den Sozialdemokraten mag der Entſchluß, mit den Volkspartei=
lern
an e em Regierungsſtrang ziehen zu müſſen, ſehr ſchwer
geworden ein. Und ſie haben ſich auch ihre ſtaatspolitiſche Ein=
ſicht
ſehr teuer bezahlen lafſen. Sie verlangten für ſich den
Miniſterpräſidentenpoſten und außerdem noch zwei andere
Mimiſterportefenilles, und ſie drangen auch mit ihren Forderun=
gen
durch und erhielten zwei der wichtigſten Portefeuilles: das
des Handels (Siering) und das des Innern (Severing). Solche
Opfer kann mam allerdings in ſtaatspolitiſcher Einſicht bringen.
Ein wirkliches Opfer aber hat bei der Kabinettsbildung das
Zentrum gebracht, indem es, um endlich die große Koalition ver=
wirklicht
zu ſehen, Stegerwald preisgab. Es hat für ſich nur
den Juſtizminiſterpoſten (Am Zehnhoff) beanſprucht. Für die
Deutſche Volkspartei wurden das Unterrichtsminiſterium (Dr.
Bölitz) und die Finanzen (Dr. v. Richter) referviert, und die
Demokraten haben in ihrem Wendorff den Landwirtſchafts=
rniniſter
geſtellt.
Es iſt alſo in Preußen nun endlich ein zielbewußteres und
ſtetigeres Regieren zu erwarten, das nicht durch oppoſitionelle
Taktik der Parteien im Schmollwinkel geſtört wird. Zu hoffen
und zu wünſchen iſt es, daß nun endlich einmal auch das Reich
eiine Regierung auf ſolcher feſter und breiter Baſis erhält, um
tpenigſtens eine eimigermaßen feſte Einheitsfront gegen äußere
Anſtürme zu haben.
rI.
*
Berlin, 7. Nob. (Wolff.) Der preußiſche Miniſterpräſi=
dent
Stegerwald hat endgültig auf die Teilnahme am Kabi=
nett
verzichtet.
* Berlin, 7. Nob. Der am Samstag vom preußiſchen
Landtag zum Minifterpräfidenten gewählte ſozialdemokratiſche
Abgeordnete Braun hat in einem Schreiben an den Landtags=
präſidenten
Leinert die Wahl angenommen. Miniſter=
präſident
Braun hat dem Vorwärts zufolge die Mitglieder des
neuen Kabinetts auf Dienstag nachmittag zuſammengerufen, um
mit ihnen den Text der programmatiſchen Regierungserklärung
feſtzuſtellen.
Die Frage der Reparationen.
** Eine amtliche Berliner Mitteilung beſagt: Die deutſche
Regierung erhielt von der Reparationskommiſſion die Mit=
teilung
, daß ſich die Mitglieder der Reparations=
kommiſſion
nach Berlin begeben haben, um mit der
deutſchen Regierung über die Durchführung der vom Garantie=
komitee
in Anſehung des Zahlungsplanes gewünſchten Maßnah=
men
und ihre Ergänzung eine Beſprechung abzuhalten. Der
Pariſer Temps veröffentlicht die Namen der Mitglieder
der Reparationskommiſſion, die ſich nach Berlin be=
geben
wollen. Es ſind dies für Frankreich Vorſitzender Dubois
Generalſekretär Aron, Direktor der Finanzabteilung Minotto,
Sekretär des Vorſitzenden Chappei; für England Sir John
Bradbury, zweiter Delegierter Kombaß, Cook, Generalfekretär
Mac Sadhean; für die Vereinigten Staaten Boyden, zweiter
Delegierter Longhan, Generalſekretär Bate; für Italien Sak=
vago
Raggi, zweiter Delegierter d’Ameglio; für Belgien Dela=
croix
, zweiter Delegierter Remelman.
Ueber die vorausſichtliche Tätigkeit der Kommiſ=
ſion
erfährt die Telegraphen=Union, daß neben dem Wunſch
der Kommiſſion, ſich über die deutſchen Zahlungsmöglichkeiten
ein klares Bild zu machen, die Abſicht beſteht, gegebenenfalls
eine durchgreifende Aenderung in den bisherigen Zahlungsmoda=
litäten
zu erörtern. Die Kommiſſion wird dieſe Verhandlungen
nicht auf die deutſchen amtlichen Stellen beſchränken, ſondern
auch führende deutſche Perſönlichkeiten des Wirtſchaftslebens be=
fragen
. Hierbei ſpielt uaturgemäß das Problem der deutſchen
Paluta bzw. die Stabiliſierung der Mark eine ausſchlaggebende
Kolle. Wie verlautet, liegen in dieſer Hinſicht bereits beſtimmte
Bläne vor. Es liegt auf der Hand, daß die rapide Markentwer=
ling
der letzten Woche auch in den ehemals feindlichen Ländern
nicht ohne Beunrthigung beobachtet wird.
Die in der franzöſiſchen Preſſe an die Reiſe der
Reparationskommiſſion nach Berlin geknüpften Schlußfolgerun=
een
ſind unkontrollierbar. Es iſt vielmehr damit zu rechnen,
daß die Reparationskommiſſion verſuchen wird, auf Grund
von Beſprechungen mit den deutſchen Vertretern ſich ein klares
Pild über die finanzielle Lage des Reiches unter Berückſichtigung
des jüngſten Markſturzes zu machen. Es muß aber als außer=
ordentlich
gefährlich bezeichnet werden, daß in einem Teil der
ranzöſiſchen Preſſe angedeutet wird, mit der Bankrotterklärung
des Deutſchen Reiches müſſe täglich gerechnet werden, ſo daß
Frankreich alle Vorkehrungen treffen müſſe, um Garautien für
die Sicherſtellung ſeiner Anſprüche in die Hand zu bekommen.
Bekanntlich iſt in dieſen Kreiſen wiederholt die Ruhrbeſetzung
durch Ententetruppen erörtert worden.
Den B. T. wird aus Paris gemeldet, die Reparationskom=
miſſion
werde von Deutſchland alle Sicherungen zur Beſchaffung
eimer Anleihe und die Freigabe einiger deutſcher Einnahmequel=
lem
verlangen, auf die nach Artikel 248 des Friedensvertrages
den Verbündeten die Priorität zuſteht. Der Temps hält es für
unmöglich, daß Deutſchland in den nächſten Jahren genügend !

Gold für ſeine Zahlungen auftreiben könne. Die Gläubiger
müßten ſich daher verpflichten, vorläufig nur einen Teil ihrer
Forderungen zut erlangen, während der Reſt durch Lieferungen
nach bisherigem Muſter zu halten wäre.
Die engliſchen Blätter befaſſen ſich in Telegrammen
aus Berlin und in Artikeln mit dem Sturz der Mark. Die
Times ſchreibt in ihrem Finanzteil, es beſtehe kein Zweifel,
daß Deutſchlands Finanzlage hoffnungslos aus der Kontrolle ge=
raten
ſei. In einem Leitartikel ſagr das Blatt, Deutſchlands
Verſuche, in London Geld aufzunehmen, ſeien fehlgeſchlagen, da
die Londoner Bankiers nicht bereit ſeien, Deutſchland Kredit zu
geben, bevor es über eine ſtetige Währung verfüge. Deutſchland
habe jedoch ſeine Verſuche, eine auswärtige deutſche Anleihe an
anderer Stelle unterzubringen, nicht aufgegeben. Es erſcheine
kaum zweifelhaft, daß die Reiſe der Repanationskommiſſion nach
Berliu mit dieſen Fragen eng zuſammenhänge. Der Bankerott
ſcheine für den deutſchen Staat in nicht ferner Zukunft faſt un=
vermeidlich
zu ſein. So verzweifelt auch immer die augenblick=
liche
Lage des deutſchen Staates ſein möge, die kommerzielle
Lage Deutſchlands ſei gut. Die Times fährt fort: Man behaup=
tet
, daß die Reparationen ſchuld am Zuſammenbruch der Mark
ſeien. Wenn ſie auch mit dazu beitrügen, ſo ſeien ſie doch nicht
der einzige Grund, was durch die Tatſache bewieſen werde, daß,
ganz abgeſehen von den Reparationen, das deutſche Budget ein
Defizit aufweiſe. Die Times ſchließt, für den Augenblick ſei es
Aufgabe der Alliierten, darauf zu beſtehen, daß Deutſchland die
Januarrate zahle, und zuzufehen, daß Deutſchland die nötigen
Schritte tue, um die ausländiſchen Werte zu ſchaffen, die für die
Zahlung erforderlich ſeien. Die Weſtminſter Gazette
tritt in einem Leitartikel für die Streichung der Reparationen
ein. Das Blatt ſchreibt, es ſei dringend nötig, daß ſich die öffent=
liche
Meinung Geltung verſchaffe und gegen den Bankerott ihr
Veto erhebe. Großbritannien habe nichts zu verlieren und alles
zu gewinnen, wen es auf die deutſchen Reparationen verzichte.
Oberſchleſien.
Berlin, 7. Nov. (Wolff.) Der auswärtige Ausſchuß des
Reichsrats behandelte in ſeiner heutigen Sitzung die ober=
ſchleſiſche
Frage. Im Verlaufe der Ausſprache gab der
Reichskanzler folgende Erklärung ab: Auf die Note der
deutſchen Regierung, in der ſie gegen die Entſcheidung über
Oberſchleſien als gegen eine Ungerechtigkeit und eine Verletzung
des Friedensvertrages Verwahrung einlegte, erwiderte die Bot=
ſchafterkonferenz
, daß ſie den Proteſt der deutſchen Regierung als
unbegründet, null und nichtig anſehe. Sie hat erklärt, von der
Mitteilung nur die bedingungsloſe, vorbehaltloſe Erklärung der
deutſchen Regierung feſthalten zu wollen, wonach ſie ſich allen
Anordnungen der Entſcheidung vom 20. Oktober mit den ſich
daraus ergebenden Folgen fügen wird. Demgegenüber möchte
ich feſtſtellen, daß durch die Antwort der Botſchafterkonferenz die
Tatſache der Einlegung der Rechtsverwahrung nicht
ausder Welt geſchafft wird. Unſere Rechtsverwahrung
wird nicht dadurch beſeitigt, daß ſie zurückgewieſen wird. Sie
bleibt vor der Geſchichte für alle Zeiten beſtehen.
Der Wiederaufbau in Frankreich und die
deutſchen Arbeiter.
* Paris, 7. Nov. Marcell Hutin berichtet im Echo de
Paris, daß heute vormittag der Direktor der Surté Genérale mit
Vertretern der Aufbaugenoſſenſchaften des Allgemeinen Arbeiter=
verbandes
(C. G. T.) eine Unterredung hatte wegen des Wieder=
aufbaues
derelf Dörfer in der Gegend von Peronne
durch deutſche Arbeiter, über den mit Vertretem der
deutſchen Gewerkſchaſten verhandelt werde. Hurin ſtellt feſt, daß
die Frage der Heranziehung von Arbeitskräften zum Wieder=
aufbau
jetzt aktuell wverde, denn man bratche 100 000 Arbeiter,
die in Etappen nach Frankreich kommen müßten, beſonders Spe=
zialiſten
wie Maurer, Zementarbeiter, Stuckarbeiter, Zimmer=
leute
und Tiſchler. Handarbeiter dagegen beſitze Frankreich in
genügender Menge. Als Länder, die für die Stellung von Ar=
beitern
in Frage kämen, bezeichnet Hutin Italien, Polen und die
Tſchecho=Slowakei. Ueber die Löſung dieſer Frage habe übrigens
dieſer Tage eine Underredung beim Arbeitsminiſterium ſtattge=
funden
, der auch Seydoux für das Miniſterium der auswär=
tigen
Angelegenheiten beigewohnt habe. Die Frage habe für
Frankreich auch eine ethnographiſche Bedeutung, da vorauszu=
ſehen
ſei, daß ein Teil dieſer Einwanderer ſich in Frankreick
feſtſetzen werde.
Paris, 8. Nov. (Wolff.) In der geſtrigen Unterredung
die Miniſter Loucheur mit Vertretern verſchiedener Orgami=
ſationen
über den Wiederaufbau der elf Dörfer in der
Gegend von Chaulnes hatte, erklärte er, der Hauptzweck ſei, die
Ordnungsmaßnahmen zu prüfen für den epenmellen Fall, daß
deutſche Arbeiter beſchäftigt würden. Das Gelingen einer der=
artigen
Unternehmung ſei abhängig von der formellen Zuſtim=
nmng
der Bevölkerung. Er erklärte ferner, daß auch die Geſchä=
digten
durch Unterſchrift die Vorſchläge annehmen müßten und
daß er inzwiſchen dem Studium nur einen vorläufigen Charakter
zuerkennen könne. Die in Ausſicht genommenen Maßnahmen der
Surté Genärale zur Sicherſtellung der Ordnumg wurden an=
genommen
. Eine neue Zuſammenkunft wird nicht ſtattfinden,
ſolange nicht die Liſte der Geſchädigten mit ihrer unterzeichneten
Zuſtimmng dem Präfekten des Departements Somme übermit=
telt
worden ſei, denn ein Unternehmen diefer Art könne nach An=
ſicht
aller Anweſenden nur in vollem Einverſtändnis mit den
Geſchädigten durchgeführt werden.
Die Teuerung und die Beamtenbeſoldung.
Berlin, 7. Nob. (Wolff.) Von der Leitung des Deut=
ſchen
Beamtenbundes wird uns mitgeteilt: Der Vor=
ſtand
des Deutſchen Beamtenbundes hat nach eingehender Erör=
derung
der durch den ſprunghaften Niedergang des Markkurſes
geſchaffenen unhaltbaren Lage der Beamtenſchaft
unter Zuſtimmung der Vertreter der dem Deutſchen Beamten=
bund
angeſchloſſenen Gewerkſchaften die ſofortige Weiterführung
der Beſoldungsaktion unter folgenden Geſichtspunkten beſchloſ=
ſen
: Der Regierung ſind ſofort unbeſchadet des Abſchluſſes
der gegenwärtigen Vorlage folgende Forderungen vorzu=
legen
, die ſich nach der inzwiſchen eingetretenen Veränderung
der Verhältniſſe und nach Annahme der Geſetzesvorſage in der
Beamtenſchaft nötig machen: 1. Die für Oktober/Dezember zu
zahlenden Nachzahlungen auf Grund der neuen Beſoldungsord=
nung
ſind, ſoweit ſie hinter dem Betrage von 2000 Mark für den
Beamten und 500 Mark für jeden weiteren von den Beamten
zu unterhaltenden Angehörigen zurückbleiben, in unmittelbarem

Anſchluß an die Nachzahlung auf dieſe Beträge aufzufüllen.
2. Hebung des Einkommens der unteren und mittleren Beamten=
gruppen
auf eine die Beſtreitung der Lebensnotwendigkeiten
ſichernde Höhe. Bei der daher ſofort i Angriff zu nehmenden
Reviſion der Grundgehaltsſätze iſt unter anderem auf die Plan=
mäßigkeit
des Verhältniſſes der Gehaltsſätze der einzelnen Be=
ſoldungsgruppen
zueinander hinzuwirken. 3. Sofortige Schaf=
fung
von Einrichtungen, wodurch unter Beteiligung der Be=
amtenorganiſationen
eine kurzfriſtige automatiſche Anpaſſung
der Bezüge an die fortſchreitende Geldentwertung und Teuerung
erfolgen muß.
* Im Aufirage der der Sozialen Arbeitsgemein=
ſchaft
angeſchloſſenen, mehr als 250 000 Beamte umfaſſenden
Verbände erläßt der geſchäftsführende Ausſchuß der Sozialen
Arbeitsgemeinſchaft Deutſcher Beamtenverbände ( Beſoldungs=
gruppen
1 bis 6) eine Kundgebung, in der es heißt: Der ge=
ſchäftsführende
Ausſchuß wimmt von dem Regierungsvorſchlag,
die Neuordnung der Beamtengehälter betreffend, mit großer
Entrüſtung Kenmtnis. Aus dem Vorſchlag der Regierung iſt zu
erſehen, daß man an den maßgebenden Stellen kein Verſtändnis
für die überaus traurige, ja troſtloſe wirtſchaftliche Lage in den
Beſoldungsgruppen 1 bis 6 hat. Nur vom autsgeſprochenſten
Klaſſenſtandpunkt aus ſind Unterſchiede im Grundgehalt, wie ſie
zwiſchen Gruppe 1 mit 7500 bis 12 000 Mark und Gruppe 13 mit
53 000 bis 80 000 Mark in Ausſicht genommen ſind, zu verſtehen.
Werden ſie Geſetz, ſo wird damit die Beamtenſchaft der underen
Gruppen zur Aufnahme des ſchärfſten Klaſſenkampfes gezwun=
gen
. Die Beauten der Beſoldungsgruppen 1 bis 6 erwarden
daher vom Reichstag, daß er erhebliche Verbeſſerungen zugunſten
der ärmſten und wirtſchaftlich ſchwächſten Beſoldungsgrppen an
der Vorlage vornimmt, damit auch dieſe wenigſtens nicht dau=
ernd
Not leiden müſſen und die neue Beſoldungsordnung micht
einen ausgeſprochenen Klaſſencharakter, ſondern ein auch vom
ſozialen Standpunkt aus erträgliches Gepräge erhält.
Der 9. November.
Berlin, 8. Nov. (Wolff.) Die Reichsregierung
ordnete für den 9. November an, daß in den Ländern, wo
dieſer Tag als geſetzlicher Feiertag anerbannt ſei, auch in den
Reichsbetrieben auf die Landesgeſetzgebung Rückſicht zu nehmen
iſt. In den Ländern, in welchen der 9. November nicht als ge=
ſetzlicher
Feiertag anerkannt iſt, wird in den Reichsbetrieben ge=
arbeitet
. Wer der Arbeit fernbleibt, hat mit Lohnverluſt zu rech=
nen
; aus geringfügigen Verkürzungen der Arbeitszeit ſollen je=
doch
keine weiteren Folgerungen gezogen werden.
Weimar, 8. Nov. (Wolff.) In der geſtrigen Thüringer
Landtagsſitzung, die ſich bis Mitternacht ausdehnte,
wurde nach einer lebhaften Debatte die Regierungsvorlage ange=
nommen
, wonach das Reformationsfeſt als geſetzlicher Feiertag
abgeſchafft und der 9. November zum geſetzlichen Feiertag
erklärt wird. Auf der Tagesordnung der heutigen Sitzung ſteht
die Aufhebung des Bußtages.
Das verlorene Sowjet=Paradies.
C.K. Berichte, die aus Reval an engliſche Blätter gelangt
ſind, ſprechen von einem völligen Umſchwung in den ruſ=
ſiſchen
Verhältniſſen. Die Bolſchewiſten ſcheinen nun
ſelbſt von der Undurchführbarkeit ihrer utopiſtiſchen Ideen
durchdrungen zu ſein und finden ſich wohl oder übel mit dem
Kapitalismus ab. Der Freihandel macht in Moskau große
Forſchritte. Ueberall werden neue Läden eröffnet, und man
kann ſogar Kuchen kaufen, was früher ganz unmöglich war. Viel
beſprochen wird die Nachricht, daß Trotzkif in die Leitung einer
großen kapitaliſtiſchen Privatgeſellſchaft eintreden werde, und da
er der fantaſtiſchſte Anhänger des Kommunismus war, ſo hält
man die Rückkehr zum Kapitalismus für ſicher. Es kann jetzt
wieder alles in Moskau gekauft werden ſo wie in London oder
einer anderen kapitaliſtiſchen Stadt. Man kann ſogar Zeitungen
auf den Straßen kaufen. Die Droſchkenkutſcher nennen ihre
Fahrgäſte nicht mehr Bürger ſondern reden ſie mit Gnädiger
Herr oder Gnädige Frau an und ſuchen durch höfliches Be=
tragen
ein möglichſt großes Trinkgeld herauszuſchlagen. Man
ſpricht davon, daß die Bolſchewiſten eine Koalitionsregierung
aus allen Parteien errichten wollen, und man rechnet damit, daß
noch vor Ende des Jahres die Grenzen Rußlands geöffnet und
dann alle die Flüchtlinge wieder zurückkommen werden mit
Ausnahme einiger weniger unverſöhnlicher Führer der Oppoſi=
tion
. Man glaubt, daß dieſe Führer in Paris, London und
Berlin ohne Anhänger bleiben werden, denn der ruſſiſche Flücht=
lang
hat das Leben im Ausland ſatt und ſehnt ſich nach der
Heimat, wenn er dort wieder leben und Geld verdienen kann.
Die jüngſte Volkszählung in Petersburg hat intereſſante Zahlen
ans Licht gefördert. Die Bevölkerung iſt auf weniger als die
Hälfte zurückgegangen; ſie zählt nur noch 722 239 Seelen mit
Ausnahme der Garniſon. Die Bevölkerung männlichen Ge=
ſchlechts
beträgt 301 621, die weibliche 420 618. Dieſes Ueber=
wiegen
der Frauen iſt etwas, ganz Ungewöhnliches in der ruſſi=
ſchen
Hauptſtadt, denn bei der Volkszählung von 1900 kamen
auf 100 Männer nur 82 Frauen. Die Zahl der Männer und
Frauen zwiſchen 20 und 30 Jahren iſt im Vergleich zu denen
zwiſchen 40 und 50 ſehr zurückgegangen. Die Zahl der Ehe=
ſchließungen
iſt die größte, die jemals beobachtet wurde; ſie be=
trägt
27,6 auf 1000 oder fünfmal ſo viel als die höchſte Heirats=
ziffer
in Petersburg vor dem Kriege.
Die Schantungfrage.
Paris 7. Nov. (Wolff.) Nach einer Havasmeldung aus
Peking beſtätigt die chineſiſche Antwort auf das japa=
niſche
Memorandum in der Schantungfrage die
bereits in der Note vom 7. Oktober gegebene Darlegung der
Lage. Die Antwort beſagt, daß China den Verſailler Vertrag
nicht unterzeichnet habe und infolgedeſſen auch nicht ſeine auf
Schanttng bezügliche Beſtimmung anerkennen könne. Das an=
gebliche
Verlangen Chinas nach Verhandlungen gehe nur auf
eine unrechte Auslegung einer privaten Unterredung zurück. Die
Note erklärt, Japan habe dieſem Fall eine falſche Deutung ge=
geben
im Zuſammenhaug mit der Erklärung des deutſchen Ver=
treters
, Deutſchland könne zu ſeinem Bedauern China nicht
Kiautſchau zurückerſtatten. Das bedeute keineswegs eine An=
erkennung
des Verſailler Vertrages durch China. China habe
einfach die deutſche Erklärung angenommen wie ſie war. Die
Note betont, daß die Eiſenbahn KiautſchauTſingtau niemals
ausſchließlich Deutſchland gehört habe, daß vielmehr die Be=
wachung
der Bahn den Chineſen anvertraut geweſen ſei, und
daß die militäriſche Beſetzung mit japaniſchen Truppen alſo eine
Ungerechtigkeit ſei. Die Antwortnote beſtreitet, daß die Repa=

[ ][  ][ ]

Seite 2.

Darmſtädter Tagblatt, Mittwoch, den 9. November 1931.

rationskommiſſion das Recht habe, das Kapital und den Beſitz=
ſtand
der fraglichen Eiſenbahn auf das Konto der deutſchen Ent=
ſchädigung
zu ſetzen. Schließlich wird die baldige Zurückziehung
der japaniſchen Truppen aus Schantung gefordert.
Die Antwort Frankreichs auf die ruſſiſche Note.
Paris, 7. Nov. (Wolff.) Der Sonderberichterſtatter der
Havasagentur meldet von Bord des Dampfers Lafayette‟
Miniſterpräſident Briand habe dem Quai dOrſay die Ant=
wort
auf die Note der Sowjetregierung übermit=
telt
. Der Sonderberichterſtatter glaubt, daß die franzöſiſche Re=
gierung
in der Note von der Anerkennung der Schulden der
früheren rüſſiſchen Regierung bei den Alliierten Kenntnis
nimmt, aber Garantien fordert, die vom wirtſchaftlichen Ge=
ſichtspunkt
ernſt genommen werden und die Sicherheit geben
könnten, daß die gegenwärtigen Führer Rußlands ſich den inter=
nationalen
Gebräuchen der ziviliſierten Völker anpaſſen werden.
Nur wenn dieſe Bedingungen erfüllt ſind, werde die franzöſiſche
Regierung die Wiederaufnahme normaler Beziehungen mit Ruß=
land
in Betracht ziehen können.
Das franzöſiſch=türkiſche Abkommen und England
Paris, 7. Nov. (Wolff.) Nach einer Hadasmeldung aus
London iſt dem franzöſiſchen Botſchafter geſtern im Augenblick
ſeiner Abreiſe nach Paris eine Denkſchrift über das franzü=
ſiſch
=türkiſche Abkommen von Angora übergeben wor.
den. In dieſer ziemlich langen Denkſchrift würden eine Reihe
von Einwendungen erhoben, deren hauptſächlichſte die Be=
fürchtung
der engliſchen Regierung ſei, daß das
Abkommen gewiſſe Schwierigkeiten bei der Regelung, der
Orientfrage hervorrifen würde, nanentlich in dem Augen=
blick
, in dem England ſich im Einvernehmen mit Frankreich be=
mühe
, den Konflikt zwiſchen der Türkei und Griechenland zu
löſen. Nach Blättermeldungen kann der franzöſiſche Botſchafter
Doger noch nicht verlaſſen, weil wegen des ſtürmiſchen Wetters
die Reiſe unmöglich geworden iſt. Das Memorandum iſt alſo
in Paris noch nicht bekannt geworden.
London, 7. Nov. (Wolff.) Daily Chronicle ſchreibt in
einem Freche Herausforderung an die Alliierten überſchriebe=
nen
Leitartikel, der Abſchluß des Sonderabkommens
zwiſchen Frankreich und den Kemaliſten ſchaffe
ernſte Schwierigkeiten in den engliſch=franzöſiſchen Be=
ziehungen
. Durch die Zuweiſung eines Gebietes, das Frankreich
als Mandatar verwalte, an die Türkei, verlaſſe Frankreich den
Verſailler Vertrag, Großbritannien und Frankreich könnten
veiterhör nicht a! Alliierte handeln, wenn ſie in einem wichtigen
Teile der Welt gegeneinander wirkten. Die bei der Abreiſe
Franklin Bouillons nach der Türkei von Briand abgegebene und
vor wenigen Tagen erneuerte feierliche Verſicherung an die bri=
tiſche
Regierung ſei, wie ſich jetzt erweiſe, wertlos. Alle Wahr=
ſcheinlichkeit
deute darauf hin, daß Frauklin Bouillon ſeine In=
ſtruktionen
überſchritten und mit ſtillſchweigender Gutheißung ge=
wiſſer
Eleinente im franzöſiſchen Außenminiſterium hinter
Briands Rücken den Vertrag abgeſchloſfen habe. Daily Chro=
niele
ſchließt mit der Bemerkung, entweder ſei man alliiert oder
man ſei es nicht. Die Folgerung aus dem Angora=Vertrag ſei,
daß man es nicht ſei.
London, 7. Nov. (Wolff.) Im Unterhaus entſpann
ſich eine längere Debatte über den franzöſiſch= kemaliſti=
ſchen
Vertrag. In Erwiderung einer Anfrage erklärte
Harmsworth, zwiſchen der britiſchen und franzöſiſchen Regierung
habe eine Erörterung wegen des Vertrages von Angora be=
gonnen
. Da die Verhanölungen noch im Gange ſeien, könne er
gegenwärtig keine Erklärungen abgeben.
Die albaniſche Frage.
London, 8. Nob. (Wolff.) Im Unterhaus teilte Harms
worth mit, daß ſüdſlawiſche Truppen Lurha und Oroſchi in Al=
banien
beſetzt haben und weiter vorrücken. Die albaniſche
Regierung habe einen neuen Appell an den Völkerbund gerich=
tet
. Es ſei zu hoffen, daß die jugoflawiſche Regierung, ſobald
ihr die Entſcheidung der Botſchafterkonferenz betreffs der Grenze
Albaniens mitgeteilt ſei, ihre Truppen zurückziehen werde. Jn=
deſſen
ſei die Lage ſoernſt, daß die britiſche Regierung das
Generalſekretariat des Völkerbundes erſucht habe, unverzüglich
den Völkerbundsrat zuſammenzuberuſen, damit Artikel 16 zur
Anwendung gebracht und, falls die ſüdſlawiſche Regierung wei=
terhin
ihren Verpflichtungen under den Völkerbundsſatzuengen
nicht nachkomme, entſprechende Maßnahmen engriffen würden.
Die Ermordung des japaniſchen Miniſter=
präſidenten
.
Berlin, 7. Nov. (Wolff.) Die neuerdings aus Tokio
cingetroffenen Nachrichten beſtätigen, daß Miniſterpräſident Hara
am Freitag abend auf dem Tokioer Hauptbahnhof ermordet
wurde. Der Täter iſt ein 19jähriger Eiſenbahnangeſtellter. Man
faßt in Tokio den Mord als die Tat eines unreifen Fanatikers
auf, die ſowohl bei den Japanern als auch bei den Ausländern
tiefes Bedauern erregt. Das Amt des Miniſterpräſidenten wird
vertretungsweiſe von dem Miniſter des Aeußern Uichida ge,
führt. Ueber den Nachfolger des ermordeten Miniſterpräſidenten
werden verſchiedene Vermutungen laut. Es werden genannt:
der Gouverneur Baron K. Den, ferner der Gouverneur von
Korea Admiral Saito, der Oberbürgermeiſter von Tokio Baron
Goto, ferner Vicomte Kiyoura, Vizepräſident des geheimen
Berliner Kunſtausſtellungen.
Zwei Kunſtausſtellungen öffneten am Samstag ihre Pforten,
die Berliner Sezeſſion und die Juryfreie
Kunſtſchau im Landesausſtellungsgebäude am Lehrter Bahn=
hof
. Auch in dieſen beiden ſucht man wie in den letzten Jahren
wieder umſonſt nach der großen, befreienden, künſtleriſchen Tat,
die einen aus der Langeweile überfüllter Säle und Kabinette
retten könnte. Vergeblich hält man nach dem Künſtler Ausſchau,
der uns aus der Zerriſſenheit der Zeit in eine Welt hinein=
führt
, die die Gegenwart meiſtert und zugleich künſtleriſche Zu=
kunft
bedeutet. Man wird auch hier wieder gezwungen, ſeine
künſtleriſchen Forderungen auf eine mittlere Linie herabzuſetzen
und muß ſich mit guten, über den Durchſchnitt ragenden Leiſtun=
gen
zufrieden geben.
In der Sezeſſion hat man diesmal, einer Uebereinkunft
folgend, die Räume vor allem den Senioren und Gemäßig=
ten
überlaſſen.
Hie und da brodelt es einmal auf. Irgend eine expreſſio=
niſtiſche
Seifenblaſe ſteigt auf. Aber ihr Flug erreicht nur ein
beſcheidene Höhe. Nur Hans Braß läßt auf eine ſtärkere
Geſtaltungskraft ſchließen, wenn er eine kubiſtiſche Hochzeits=
nacht
mit groteskem Realismus durchführt. Wie geſagt, die
Alten dominieren diesmal. Es iſt ein Nachteil und ein Vor=
eil
zugleich. Zwar wird das Geſamtbild der in der Sezeſſion
vereinigten Kräfte verſchoben, aber man kann ſich wenigſtens in
Ruhe wieder einmal mit jenen Künſtlern, die lange Jahre der
Mittelpunkt der Berliner Sezeſſion bildeten, beſchäftigen, ohne
fortgeſetzt durch revolutionäre Attentate abgelenkt zu werden.
Vor allem überraſcht und erfreut Lovis Corinth. Wenn
mian auch mitunter ſpürt, daß die Hand nicht immer den Ab=
ſichten
des Meiſters Folge leiſten will, ſo fühlt man doch die
ſtärkere Kraft des künſtleriſchen Willens, die die körperliche Un=
zulänglichkeit
bezwingt und die höhere Einheit im Kunſtwerk
erreicht. Wenn Corinth von gedanklichen Problemen ſich frei=
hält
und nur Maler ſein will, iſt er immer unübertrefflich ge=
wöeſen
. Das zeigt er auch heute noch im Alter. So ſtellt er dies=
mal
einige Köpfe aus der jüngſten Zeit zur Schau, die ſo
vortrefflich und ſicher gemalt ſind, wie er ſie auch in ſeiner beften
Zeit vor zwanzig Jahren nicht vollkommener hätte geben können.
Es macht Freude, dies feſtſtellen zu können.
Leo von König, dem nunmehr Fünfzigjährigen, hat
man ein kleines Jubiläumskabinett eingeräumt. Es ſteckt viel

Staatsrats. Nach den vorliegenden Meldungen herrſcht im
Lande Ruhe.
London 7. Nov. Wie Reuter aus Tokio meldet, ver=
mtten
die japaniſchen Behörden, daß die Mörder des Miniſter=
präſidenten
nur Werkzeuge anderer Perſonen geweſen ſeien, und
daß eine Verſchwörung vorhanden geweſen ſei.
* Kleine politiſche Nachrichten. Im Reichstag hat der Reichswirt=
ſchaftsminiſter
Schmidt einen Geſetzentwurf angekündigt, der das freie
Spiel in Deviſen an der Börſe einſchrinken ſoll. Außerdem
warf er die Frage auf, ob wir vielleicht nicht doch an das Ansland her
antreten ſollten, damit dieſes uns helfe, die von Deutſchland im Aus=
land
deponierten Deviſen herauszuholen. Der Reichsrat ſtimmte dem
aus der Initiative des Reichstags hervorgegangenen Geſetzentwurf zu,
wonach die Regierung ermächtigt wird, die Umſatzfteuer für ge=
wiſſe
Börſengeſchäfte ſofort zu erhöhen. Wie der Berichterſtatter mit=
teilte
, erklärte die Regierung am Montag vormitrag bei einer Verhand=
lung
mit Börſenintereſſenten, daß ſie nicht beabſichtige, die Stempel
ſätze bis zur vollen Höhe des Initiativantrags des Reichstags zu er=
höhen
. Für Aktien, Kuxen und ſonſtige Divibendenwerte ſolle es viel=
mehr
bei den Sätzen bleiben, die im Kapitalverkehrsſteuergeſetz vorge=
ſchlagen
ſind. Bei ausländiſchem Gelde gehe die Abſicht dahin, 14 vom
Tauſend bei Händlergeſchäften und 3 vom Tauſend bei Kundengeſchäften
zu erheben. Die Wiener Neue Freie Preſſe meldet: Wie verlautet
iſt die Anleihe von 250 Millionen Mk. für Oeſterreich
zuſtande gekommen. Nach einer Nachrichtenagentur aus Warſchau,
die der Petit Pariſien wiedergibt, ſind geſtern im Polniſchen Miniſte=
rium
für Handel und Induſtrie Verhandlungen zwiſchen Polen und
Frankreich für den Abſchluß eines Handelsvertrages begonnen
worden.

Darmſtadt, 9. November.
* Ernannt wurde der Steuerinſpektor Karl Sprenger in Worms
zum Oberſteueriſpektor bei dem Finanzamt Berlin=Mariendorf, Ma=
enhöhe
.
2f
* 1jebertragen wurde dem Schnulamtsanſärter Heinrich Kampf
ans Flonheim eine Lehrerſtelle an der Volksſchule zu Nieder=Saulheim,
Kreis Oppenheim.
* Erledigt die Forſtvortei Erbenhauſen in der Oberförſterei Kirtor
und vom 1. Dezember ds. Js. ab die Forſtwarter Vorholz in der Ober=
förſterei
Alzey. Bewerbungen ſind bis zum 26. ds. Mts. bei der Mini=
berial
=Abteilung für Forſt= und Kameralverwaltung einzureichen. Er=
ledigt
iſt eine mit einem evangeliſchen Lehrer zu beſetzende Schulftelle zu
Nidda Kreis Büdingen.
T
Tagesordnung zur öffentlichen Sitzuug des Provinzialausſchufſes
der Provinz Starkenburg om Samstag, den 12. Nobember, vormittags
9½ Uhr: 1. Geſuch des Richard von der Wehd zu Dawmſtadt um Er=
laubnis
zum Betrieb einer Schanbwirtſchaft im Hwuſe Alexanderſtraße
2. Klage der Eliſabethe Schuchmann in Griesheim gegen eine Verfü=
ig
des Kreisamts Groß=Gerau vom 27. September 1921 wegen ver=
R.
gerven Wandergewerbeſcheins. 3. Enteignung von Baugelände
n
Reinheun, 4. Klage des Ortsaymenverbands Offenbach gegen dem Land=
nverband
Offenbach wegen Erſatz von Unterſtützungskoſten für die
Failie des Chriſtian Martin.
Landestheater. Fürr die heutige Lohengrin=Aufführung, die
ſchloſfene Vorſtellung der organiſierten Arbeiterſchaft iſt, werden etwa
noch vorhandene Karten von 56 Uhr an der Kaſſe verkauft. In der
morgigen, als Feſtvorſtellung zu Schillers Geburtstag in Szene gehenden
Neueinſtudierung der Jungfrau von Orleans ſpielt Rahel San=
zarah
die Titelrolle, Joſef Gielen den König, Roſe Mönnig
die Iſabeau, Fritz Valk den Talbot. Die übrige Beſetzung der Haupt=
vollen
iſt unverändert.
* Volkshochſchule. Ein neuer Kurſus beginnt am 20. Nobember
abends 8 Uhr. Wilhelm Michel hatz es übernommen, in literari=
ſchen
Unterredungen (Kurſus 58, Montags 810 Uhr), Dichtun=
en
und Dramen nach den Aufführungen am hieſigen Landestheater, als
Ausgangspunkt für Beſprechungen über Fragen der Dichtung, Darſte
lung und Inſzenierung zu nehien. Er will uns dadurch helfen, die
perfönliche Stellung zu Werk und Theater zu getrinnen; es werden
agen tvie 2
ung und Aufführung, Zuſchauer und Bühne, Kritik und
inſt, Schauſpieler und 7
gie, alter und neuer Stil behandelt. A
ilnehmer dieſes Zirkels kommen ſolche in Betracht, denen Lite
Theater und Kunſt mehy als ein flüchtiger Gemuß bedeuten. Karten ſind
in der Geſchäfts
Ile der Volkshochſchule, Wilhelmimenſtraße 3, zu haben,
in der Zeit von 101 ud 4½7½ Uhr.
* Von der Techniſchen Nothilfe ſind in der Bilderauslage der Ge=
ſchäftsſtelle
des Tagblatts eine Reihe intereſſamter photographiſcher Auf=
nohmen
ausgeſtellt.
Darmſtädter Sezeſſion. Von den in der Kunſthalle am Rheitor
ausgeſtellten Werken wurden ferner berkaufk: ein Gemälde Mäd=
chenbildnis
von Theſing, zwei Oelbilder Frauen und Stilleben
von Guuſchmann, dier Klemplaſtiken in Mafolika von Well
Habicht, ein Mädchenbildnis in Tervakotta von Hensler, neun
ſcherenſchutte von E. M. Engert eine Radierung von Eberz,
ein Gemälde Familie von Koelſchbach, eine Federzeichnung vor
Schütte ſechs Radierungen von Hecker=Worms, ein Holzſchnitt
von E. A. Weber und eine Radierung von F. B. v. Joeven.
Die Ausſtellung der Darmſtädder Sezeſſion bleibt bis einſchließlich
Sonntag, den 13. November, noch geöffnet.
Richard Wagner=Abend. Infolge Erkrankung don Herrn Prof
Udo Hußlar wird Herr Opernf
ger Hermann Conzelmann ( Ba=
riton
), Stuttgart, die im Progpaum vorgeſehenen Partien ſingen.
Religiöfe Vorträge. Wie aus der Anzeige zu erſehen iſt, ſpricht
dieſe Woche jeden Abend im Stadtmiſſionsſoale, Mühlſtraße 24,
er
Balte, Herr Burmeiſter, über das Generalthema: Die größten Gegen=
tze
und zwar heute gbend über: Knechtſchaft oder Freiheit? Don=
verstag
: Religiös oder chriſtlich?, Freitag: Tod oder Leben? Sams=
Feltende oder Welterneuer
g:
ung?
Sonntag: Wunſch oder Ge=
Jedermann iſt zu dieſen Vorträgen herzlich wvillkommen.
ißhe
ge Anzeige.)
* Küche des Hausfrauenbundes. Man ſchreibt uns: Unter den ver=
ſchiedenem
Veranſtaltungen, welche die Stabt umd Vereine zur Hilfe un
Erleichterung der wit dem Daſein ringendem Bevölkerung getroffen
haben, mimmt die Küche des Hausfrauenbundes in der frü=

heren Artilleriekaſerne, Eingang Wilhelmſtraße eine erſte Stelle ein.
Die im Beruf Stehenden, und die aus anderen Gründen gezwungen ſind,
nicht im eigenen Heim zu eſſen, finden dork einen guten Mittagstiſch,
Das Eſſen iſt ſehr gut zubereitet, reichlich und hübſch ſerviert. Man be=
kommt
Einzelkarten zu 4 Mark und 6 Karten zu 21 Mark. Auch iſt
ſerdem immer noch ein beſonderes Gericht, wie Braten, Pudding,
Bratwurſt uſw. zu haben. Leider hat die Küche ſehr wit den wirtſchaft=
lichen
Verhältniſſen zu kämpfen und kann nur weiter beſtehen, wenn der
Beſuch ſtärber wird. Da das Beſtehen der Küche vielleicht nicht ſo all=
jemein
bekannt iſt, möchte ich mir erlauben, einmal Intereſſenten darauf
aufierkſam zu machen. Es wäre ſehr zu bedauern, wenn dieſe ſegens=
reiche
Einrichtung ihre Tätigkeit einſtellen müßte.

Donnerstag, den 10. Nodember 1921
gültige Lebensmittelmarken:
Brot: Für Erwachſene: (Blaue Karten), Marke Nr. 73, 72
und Cäcilie je 800 gr Brot. Marke Nr. 71, 560 gr Mehl
vder 800 gr Brot.
Für Kinder: (Weiße Karten! Marke Nr. 57 und Cäcilie‟
800 er Brot. Marke Nr. 56, 560 gr Mehl oder 800 gr Brot.
Haushaltnngsmehl: Bis 15. November auf die Lebensmittel=
marken
Dieburg blau und weiß, je 800 gr Haushaltungs=
nehl
zum Pfundpreis von 3.50 Mk. ohne Tüte.
Milch: Auf Marke Marie der blanen Lebensmittelkarten
je ½ Liter Vollmilch zum Preiſe von 95 Pfg.
Ia Kernſeife: Ganze Riegel zu 19 Mk., halbe Riegel zu 9.50 Mk.
Ausgabeſtelle: Wilhelminenſtr. 15, Zimmer 8.
Kohlenabgabe: Bei den Kohlenlieferanten kann die 5. Rate (‟e
der Jahreszuteilung) in Braunkohlenbriketts beſtellt werden.
Der Bezug der Rohbraunkohlen aus der Grube Prinz von
Heſſen iſt in jeder Menge geſtattet.
Holzverſorgung: Auf die Nummern 21, 22 der Holzausweiskarte
je 1 Ztr. Laub= und Nadelholz. Ungeſchnittenes Stockholz
zum Preiſe von 9 Mk. gegen vorherige Bezahlung auf der
Kohlenausgleichſtelle.
Berkauf der Reſtbeſtände von Unterkleidung nſw. an jeder=
mann
: Jeden Mittwoch und Donnerstag von 812 Uhr
vormittags und von 2½6 Uhr nachmittags bei der Städt.
Materialverwaltung im Hinterhaus des Stadthauſes.

Die Dienſträume des Lebensmittelamts ſind für den Verkehr von
8 Uihr vormittags bis 3 Uhr nachmittags geöffnet.
Samstags ſind alle Dienſträume bis 12½ Uhr geöffnet.

Milchverforgung. Vielfachen Wünſchen der Verbraucher entſpre=
hend
, wird das Lebensmittelamt für die Folge in der Aufſtellung über
gültige Lebensmittelmarken bekanntgeben, ob die volle oder nur
prozentmäßiger. Teil für Kinder und Kranke zur Verfügwug geſtanden
fat. Die Verbraucher ſind dann ſtets in der Lage nachzuprüfen, ob ſie
die ihnen zuſtehenden Mengen erhalten haben.
Die Brotpreiſe mußten wegen der weiteren Steigerung der Löhne
und ſonſtigen Unkoſten im Bäckergewerbe vom 10. d3. Mts. ab um 10 Pf.
für den großen Laib gewöhnliches Brok und um 20 Pf. für den Laib
Kronbenbrot erhöht werden. (Siehe Bekanntmachung.)

Generalverſammlung des Bezirks=Konſumpereins
Darmſtadt.
* Man ſchreibt uns: Am Sonntag nachmittag fand im Gewerkſchafts=
hauſe
die ordentliche Generalverſammlung des Bezirks=Konſumverems
Darnſtadt ſtatt.
der Vorſitzende des Aufſichtsrats, Herr Oberſchulrat Jung, er=
öffnete
die gutbeſuchte Verſammlung und bedauerte lebhaft unter Zu=
immung
der Anwsſenden, daß der alte Vorkämpfer für die Gemoſſen=
chaftsbeivegung
, Herr Prof. Dr. Staudinger, durch Krankheit am Er=
cheinen
verhindert iſt. Die Verſommlung beſchloß Herrn Prof. D
Staudinger folgende Adreſſe zu ſenden: Die heutige Genevalver=
ſamlung
des Bezirks=Konſumbereins Darmſtadt bedquert lebhaft
.
ihr hochverehrter Genoſſe, Herr Prof. Dr. Staudinger, durch Kra=
am
Erſcheinen verhindert iſt. Die Verſammlung ſpricht dem alten treuen
kämpfer den herzlichſten Dank für ſeine hervorragende Zätigkeit inr
enſte der Genoſſenſchaftsbewegung und unſeres Vereins aus, mit dem
Wunſche baldiger und völliger Geneſung
Alsdamr erſtattete der Geſchäftsführer, Herr Nordmann, Be=
richt
über das abgelaufene Geſchäftsjahr. Er wies auf die traurige wir
ſchaftliche Lage hin, die hervorgerufen ſei durch die Verſchlechterung un=
eres
Geldwertes. Die Folgen davon ſeien die gewaltig geſtiegenen Wa=
vengreiſe
. Die durch den Krieg auseinander geriſſene Weltwirtſchaft
hat immer noch nicht die Fäden ſo innig verknüpfen können, um
reibungsloſeir Güteraustauſch der Friedenszeit wieder aufzunehmen
Schuld daran ſei beſonders der in den Siegerſtagten mehr oder weniger
vorhandene Haß gegen uns. Leider wird noch nicht Vernunft, ſondern
Gewalt gegen Deutſchland angewandt, was eine
Verſtändigung nicht auf=
kommen
läßt. Das Ziel des Krieges, den Gegner vernichtend zu ſchla=
gen
, hält immer noch an. Die wenigen vernünftigen Stimmen, die zu
uns herüber dringen, ſind auch immer noch zu ſchwach. Selbſt die Rede
des einflußreichen Bankfachmannes Mac Kennehs wird wohl nicht ganz.
ungehört, aber doch faſt ohne Wirkung bleiben. Das Volk in den Sieger=
ſtaaten
hat zu wenig Einfluß, um die Verhältniſſe ändern zu können.
Von uns aus iſt die Bruderhand zur Verſtändigung ſchon ſehr häufig
jedoch ohne Erfolg ausgeſtreckt worden. Auf dem internationalen Ge=
nioſſenſchaftskongreß
in Baſel, der im September ſtattfand, haben ſich die
Genoſſenſchaftler aller Länder verpflichtet, zu verſuchen, eine Verſtandi=
hung
herbeizuführen. Die Beſetzung des Ruhrgebictes und die wirt=
ſchaftlichen
Sanktionen, deren Aufhebung teuer erhauft werden mußte,
ſowie die letzthin vom Völkerbund beſchloſſene Teilung Oberſchleſiens
ſind Beweiſe genug, daß wir von gewiſſer Seite nur mit Haß verfolgt
werden. Man will immer noch nicht einſehen, daß nur durch die Ge=
ſundung
Mitteleuropas erſt die anderen Staatem profitieren können. Da=
Schlimmſte und für jeden einzelnen direkt fühlbar ſind die Kursſchwan=
kungen
unſerer Zahlungsmittel. Während im Mai dieſes Jahres der
Dollar auf 56 ſtand, wurde geſtern ein Dollarkurs von 243 gemeldet. Ju
Frühjahr des Jahres waren die Preiſe erheblich zurückgegangen, ſodaß

waleriſche Kultur und echte Vornehmheit in dieſem Künſtler,
der ſein Beſtes im Porträt gibt. Mit einer gewiſſen inneren
Zurückhaltung dämpft er die Farben und erreicht bei ſeinen
religiöſen Bildern oft ein ſtumpfes Grau. Aber in ſeiner neue=
ſten
Entwicklung hellt ſich bereits ſeine Palette wieder auf. Es
geſchieht nicht zum Nachteil ſeiner künſtleriſchen Sprache. Die
gleiche maleriſche Kultur ſteckt in Finetti, wenn ſie ſich auch
temperamentvoller äußert. Der heilige Martin und die
Jagd ſind aus Licht und Farben komponierte Prachtſtücke voll
überzeugender Beweglichkeit. Ruhiger, aber ebenfalls aus ge=
feſtigter
Tradition heraus ſchaffend, wirken Ernſt Oppler mit
einer fein abgeſtimmten Skizze Freundinnen und E. Spiro
mit dem Bildnis ſeines Sohnes. Maria Caſpar=Filſer
zeigt in delikaten Blumenſtilleben ihr großes Können.
Die jüngeren Mitglieder der Sezeſſion halten ſich beſcheiden
im Hintergrunde. Jeder hat nur mit einzelnen Stücken ſein=
Vifitenkarte abgegeben. Wilhelm Kohlhoff hat ein paar
prächtige Flußlandſchaften geſchickt, Krauskopf iſt mit zwei
ſtarken Landſchaftsſkizzen und Heckendorf mit einer Havel=
landſchaft
vertreten, die durch ungekünſtelte Kompofition auf
ällt und nach einer Periode des Experimentierens wieder an
frühere vortreffliche Arbeiten des Künſtlers anknüpft. Klaus
Richter wird in ſeinen Arbeiten diesmal ſtark von ſeinem
graphiſchen Talent beeinflußt. Nichtsdeſtoweniger erſcheint er
mir als einer der Beachtenswerteſten unter den Jüngeren da
ſeine Empfindungswelt ſich immer mehr vertieft und von einer
ſtarken perſönlichen Note beherrſcht wird.
Von der Plaſtik ſeien nur die Holzſchnitzereien des Münche=
ners
Joſef Wackerle erwähnt. Arbeiten in kleinerem Format,
aber großzügig angelegt und mit dem Material zur höchſter
Einheit verwachſen.
Durch die Juryfreie Kunſtſchau geht diesmal ein
ſtärkerer künſtleriſcher Hauch als in früheren Jahren. Weniger
weil eine Zahl noch unbekannter Künſtler ſich den Platz an der
Sonne erobert, ſondern da eine Reihe längſt Anerkannter ſich die
Ausſtellungsgelegenheit zunutze gemacht hat und ihre Arbeiten
zeigt. So begegnet man Schmidt=Rottluff neben Willz
Jaeckel, Erich Waske und Otto Dix, Willibald Krain
und Arthur Segal, Erik Richter und Klaus Richter und
andere mehr. Aber die Juryfreie, wenn auch heute überlebt
hat dennoch ihre beſondere Aufgabe: die Unbekannten der Kritik
der Allgemeinheit zugänglich zu machen. Mancher Unbekannte

täte freilich beſſer, daheim zu bleiben. Man hat die ſchlimmſten
Entgleiſungen künſtleriſcher und geiſtiger Armut in einigen
Schreckenskammern vereinigt. Sinnige Bezeichnungen ſollen
einen poetiſchen Schleier über die üblen Machwerke breiten. Man
zeigt uns Märchen, Rehchen, Hundchen, ſüße Mädchen, Blüm=
chen
, alles ſo lieb und beſcheiden, ſo recht geſchaffen für ein
gemütliches Heim mit Schlafrock und Pantoffeln, daß man die
Sucht ihrer Verfertiger, dieſen köſtlichen Heimſchatz ſeiner Um=
gebung
zu entreißen und an die kritiſchen Wände einer Aus=
ſtellung
zu hängen, nicht verſtehen kann.
Aber dieſer grauſige Tiefſtand herrſcht glücklicherweiſe nur
in einigen Sälen vor. Im übrigen macht ſich natürlich die
Maſſe des Mittelmäßigen breit. Darunter mancher Blender,
der die Handſchrift eines Größeren zum Verwechſeln nachahmt.
Bald malt einer wie Campendoue, bald kopiert einer Hofer mit
verblüffender Naturtreue, ein anderer maskiert ſich nicht un=
geſchickt
als Krauskopf oder nimmt von Pechſtein Farbe und
Kompoſition. Es iſt intereſſant, wie man die eigene fehlende
Perſönlichkeit unbekümmert von einem anderen leiht.
Es würde hier zu weit führen, alle anzuführen, die gute
Durchſchnittsleiſtungen gaben. Ihre Zahl iſt nicht klein. Ich
möchte nur auf einige Wenige hinweiſen, von denen ich mir
eine erfolgreiche Entwickelung verſpreche. Vor allem auf W.
Reimann, ein ſtarkes Talent, das mit verblüffender Selbſt=
verftändlichekit
und überzeugender Charakteriſierungsgabe
Porträtköpfe in den Rahmen ſetzt, die wohl kaum lebendiger
geſtaltet werden können. Dann auf die zarte Lyrik Feyer=
abends
, die reich an tiefer Innerlichkeit iſt und den in pri=
mititem
Gewande ſich gebenden köſtlichen Humor von Walter
Spies. W. Straube empfindet die kalte Maſſe der Hinter=
häuſer
und weiß ſie koloriſtiſch ebenſo gut wiederzugeben wie die
Flucht der Häuſer auf dem Straßenbild. In allen dieſen
Künftlern empfindet man das Erlebnis, das ſie zum Werk an=
ſpornte
. Die Vorbedingungen der Kunſt ſind gegeben. Ebenſo
wie bei den Holzplaſtiken Franz Weingarts, der den Holz=
block
zu empfundenem Leben erweckt.
Aber eine große Offenbarung iſt in dieſer Ausſtellung ebenſo
wenig vorhanden wie in der Sezeſſion Wir werden weiter
auf den ſtarken bezwingenden Hünſtler warten müfſen, der mit
zum Erlöſer tird aus der geiſtigen Not der Gegenwart.
Dr. Walter Georgi.

[ ][  ][ ]

Nummer 300.

Darmſtädter Tagblatt, Mittwoch, den 9. November 1921.

Seite 3.

Preiſe in den Schatten geſtellt werden. Leider iſt auch noch nicht abzu=
ſehen
, wenn eine Beſſerung eintritt. Der Ohnmachtsanfall des kaufen
den Publikums bisher fälſchlich Käuferſtreik genannt, kann aber nicht
ausbleiben. Eine Aenderung der augenblicklichen Verhältniſſe ſei nur
herbeizuführen, wenn ſich alle techtiſchen und wiſſenſchaftlichen Kräfte
zuſcmmenſchließen zu produktiver und intenſiver Arbeit. Die Konſum
genoſſenſchaften ſind in erſter Linie dazu berufen, Nutzen aus der öko=
nomiſchen
Umſtellung der Allgememheit zuzuführen. Die Profitgier des
Großkapitals auszuſchalten, ſei eine hohe und ſittliche Aufgabe der Ge=
noſſewſchaften
. In der Genoſſenſchaftsbewegung haben die Verbraucher
eine ſtarke Waffe zur Beſſerung ihrer Lebensverhältniſſe. Aufbauende
Organiſation und Wirtſchaftstätigkeit allein führt die Maſſen zum Ziele.
Nicht der Glaube und die Hoffnung auf die Allmacht des Staates, ſon=
dern
der eiſerne Wille zur Selbſthilfe und das Vertrauen auf die eigene
Kraft kann uns nur helfen. Als Mittel zur Erreichung dieſer Ziele ſind
die Gründungen der Verbraucherkammern gedacht, die ähnlich wie die
anderen beſpehenden Handels=, Landwirtſchafts= uund Handwerkerkamm=
rN

dazu berufen ſind, die Intereſſen des letzten Verbrauchers zu vertreten
und auch ihre wirtſchaftlichen Kenntniſſe in den zu gründenden Bezirks=
wirtſchaftsräten
zu verwenden.
Der Redner ging dann näher auf die Einkaufspreiſe einzelner ſwich=
tiger
Artikel ein und gab eine bergleichende Ueberſicht über die Entwicke
lung der Preiſe. Ueber die Entwickelung des Vereins führte er aus,
daß ſich die Verteilungsſtellen um 6 auf 34 erhöhten und weitere 3 in
Vorbereitung ſeien und zuar in Groß=Bieberau, Spachbrücken und Heu=
bach
. Der Umſatz erhöhte ſich um 92 Prozent, von 7 055 000 Mark au
13 560 000 Mark, was ein Mehr von 6 502000 Mark bedeutet. Mitglie=
der
wurden im Laufe des Jahres 1321 aufgenommen. Ausgeſchieden ſin
durch Kündigung und Tod 191, ſodaß am 30. Juni 11 602 Mitglieder
vorhanden waren. Würden dieſe alle reſtlos ihren Bedarf im Konſum
verein dechen, dann könnte mit einem Umſatz von zirka 60 000 000 Marl
gerechnet werden. Der Umſatz ſteigerte ſich nicht nur durch die erhöhten
Wavenpreiſe, ſondern auch die abgeſetztem Quantitäten ſtiegen erheblich.
da im erſten halben Jahr des Geſchäftsjahres zweifellos die Preiſe ſehr
geſunken waren. Bezüglich der Bäckerei ſei zwar ein Mehrumſatz feſt=
zuſtellen
von zirka 500 000 Mark. Dieſer ſei jedoch zum Teil auf den
geſtiegenen Preis für Brot zurückzuführen. Auch das Schuhgeſchäft hat
einen Mehrumſatz von 58 000 Mk. gebracht und konnte der Redner feſt=
ſtellen
, daß Klagen über Schuhwaren noch nie laut geworden, da nur
einwandfreie Qualitäten geführt werden.
An Perſonal beſchäftigte der Verein 119 Perſonen. Dann ging der
Redner eingehend auf das diesjährige Karvoffelgeſchäft ein und ſtellte feſt,
daß nach dem getätigven Kauf von 90 000 Zentner Kartoffeln die
Treiſe
P
gewaltig angezogen hätten. Die Produktionsgebiete ſind überſchwemmt
von Händlern, die die höchſten Preiſe bieten. Durch dieſen Umſtand hält
es ſchwer, die gekauften Kartoffeln reſtlos herein zu bringen. Immerhin
ſei aber zu hoffen, daß alle Mitglieder ihr beſtelltes Quantum erhalte
Die Umſatzſteuer ſei eine drückende Laſt gerade für uns und für die
Geſchäfte, die eine korrekte und reelle Buchführung haben. Jetzt ſoll die
Steuer noch erhöht werden auf 21 Prozent. Er bezeichnet die Umſatz=
ſteuer
als die ungerechteſte, die überhaupt exiſtiere, da derjenige Ver=
braucher
, der nicht in der Lage ſei, ſich Produkte ſelbſt zu ziehen oder zu
züchten, die drei= bis vierfache Umſatzſteuer auf alle Waren zahlen muß,
da die Ware ja bekanntlich durch mehrere Hände geht und von jedem d
Umſatzſteuer entrichtet werden muß, während der Landwirt die von ihn
ſelbſt verkonſumierten Waren nur einmal zu berſteuern braucht. Auch
wirke die Umſatzſteuer inſofern unſozial, als ſie gleichmäßig auf die Schntl=
tern
eines Millionärs ſowohl, wie auf die eines Arbeiters verteilt
Ganz unberückſichtigt bleibt das Einkommen der einzelnem Perſoner
Zum Schluß wies Herr Nordmann darauf hin, daß eine ſchwere Arbeit
die vielſeitig und verantwortungsvoll geweſen ſei, geleiſtet wurde. Der
Vorſtaud ſtelle ſich trotzdem wieder in den Dienſt der Allgemeinheit und
verſpreche, ſein beſtes zu tun.
Nach dem referierte der Kaſſierer, Herr Schanz, über die Bilanz
die im gedruckten Geſchäftsbericht vorliegt. Eingehend wies er nach,
daß wir nur durch ein genügend hohes B
jebskapital in der Lage ſeien,
alle Bedürfniſſe zu befriedigen. Im einzelnen erläuterte er die Bilanz=
poſten
und forderte die Mükglieder auf, reſtlos für Einzahlung ihrer
Geſchäftsanteile Sorge tragen zu wollen. Herr Oberſchulrat Jung gab
den Bericht des Aufſichtsrats in längevem Ausführungen und ging auf die
Gründe der Valutaverſchlechterung ein. Er ſprach dem Vorſtand im
Auftrag des Aufſichtsrats den Dank für ſeine geleiſtete Arbeit und das
Vertrauen aus. Herr Franz Böhm gab Bericht über die Tätigkeit des
Genoſſenſchaftsrats und bat die Mitglieder, dieſes Bindeglied zwiſcher
Verwaltung und Mitgllieder in ihrer Tätigkeit zu unterſtützen. Alle
Wünſche und Beſchwerdeir ſollen an die Genoſſenſchaftsvatsmitglieder ge=
Tangen, damit dieſe in der Lage ſeien, ſie der Verwaltung weiterzugeben.
Herr Drach beantragte namens der
Reviſionskomniſſion, die in 44
Sitzungen Bücher und Belege eing
d geprüft hat, die Bilanz anzu=
nnehmen
und den Vorſtand zu entlaſten, was einſtimmig geſchah. Herr
Hallſtein referierte über die Verteilung der Erübrigung und bat um
Annahme des Vorſchlages der Verwaltung, was ebenfalls einſtimmig
erfolgte.

Kunſtnotizen.
Eleber Werke, Künſtler uud künſtleriſche Veranſtaltungen, deren im Nachſtehenden
Erwähnung geſchieht, behält ſich die Redaktion ihr Urteil vor.
Willy Hülſer, ei hervorragender, noch junger Pianiſt,
wwird am Donnerstag, den 10. November, im Traubeſaal einen K!
abend geben. Ueberall, wo der junge, hochtalentierte Künſtler auftritt,
verſteht er es, ſeine Zuhörer durch ſeine erſtaunliche Technik zu blenden
und ſie durch ſeine wunderbare Ausdruckskraft und großzügige Wieder=
gabe
jeder Kompofition zu feſſeln und hinzureißen. Karten bei Konzert=
Arnold, Wilheluninenſtraße 9.
Das Pfälziſche Landes=Sinfonie=Orcheſter unter
Generalmuſikdirektor Prof. Ernſt Boehe wird auch in dieſem Winter
wieder Darmſtadt mit ſeinem Beſuche beehren. Als erſtes Konzert iſt an
18. November, abends, im Städdiſchen Saalbau, ein Beethoven=Abend
eſtgelegt. Max Menge aus Hamburg iſt als Soliſt gewonnen und wird
erſelbe das Beethoven Violinkonzert in D=Dur ſpielen. In allen
Städten, in denen Max Menge bis jetzt mit dieſem Orcheſter auftrat,
wurde er begeiſtert gefeiert. Den Glanzpunkt des Abends bildet wohl
die Sinfonie (Sinfonia eroica). Die geſamte Preſſe erkennt die ganz
Hervorragende Wiedergabe gerade dieſes Werkes an, und wird man aus

dieſem Grunde in hieſigen muſikliebenden Kreiſen der Aufführung mit
größtem Intereſſe entgegenſehen. Erwähnt zu werden verdienen die
zugleich als Programm dienenden Einführungshefte, die bei Chriſtian
Arnold, Weißer Turmberlag, Ernſt=Ludwigſtraße 9, wo auch der Kar
teiverkauf bereits eingeſetzt hat, erhältlich ſind. Die Erläuterungen
(Analyſen) wurden von Herrn Prof. Max Chop, Berlin, eigens für die
Aufführung des Pfälziſchen Landes=Sinfonie=Orcheſters verfaßt. Die
hieſigen größeren Muſikvereine erhalten bei Vorzeigen ihrer Mitglieds=
karte
10 Prozent Ermäßigung. Außerdem werden Studenten= und Schüi=
lerkarten
ausgegeben.

Zu den Landtagswahlen.
DDarmſtadt, 7. Nov. Der Landeswahlausſchuß
hielt unter dem Vorſitz des Freiherrn von Löw ſeine erſte
Sitzung ab. Es wurde feſtgeſtellt, daß 9 Wahlvorſchläge einge=
gangen
ſind, die für gültig erklärt wurden. Der Reihenfolge
des Eingangs nach ſind es die folgenden Liſten:
1. Sozialdemokratiſche Partei, 2. Deutſchnationale (Heſſiſche)
Volkspartei, 3. Deutſche Volkspartei in Heſſen, 4. Heſſiſcher
Bauernbund und rheinheſſiſche Landliſte, 5. Demokratiſche Par=
tei
, 6. Zentrum. 7. Reviſions=Partei, 8. 1. S. P., 9. Kommuniſten
Die Liſte der Nebiſions=Partei umfaßt nur einer
Namen, nämlich denjenigen eines Herrn Handelsvertreters
Schneider in Darmſtadt. Auf der kommuniſtiſchen Liſte ſtehen
unter anderem Parteiſekretär Rink=Urberach, Ereiner= Jugen=
heim
, Fabrikant Oppenheimer=Butzbach.
* Deutſche Demokratiſche Partei. Man ſchreibt uns
Die erſte öffentliche Wählerverſammlung der Partei am Sonntag nahm
unter dem Vorſitz des Herrn Regierungsrats Dr. Spieß einen den
enſt der Sache entſprechenden würdigen und erhebenden Verlauf.
Frau M. Dönhoff=Berlin, M. d. L., die erſt kurz vor der Verſamm=
lung
von dort angekommen war, ſtand noch ganz unter dem Eindruck
der Verhandlungen, die ſich am Tage vorher bis in die Abendſtunden
ausgedehn: hatten, und deren hocherfreuliches Ergebnis das endliche
Zuſtandekommen der großen Koalition war. Sie führte aus, wie ſich
darin doch in allen Parteien eine ſo erfreuliche Entwickelung zum Beſ=
ſeren
und zum Willen der Einigung zeige, die das Beſte für unſer
Vaterland erhoffen läßt. Gerade den in der demokratiſchen Partei täti=
gen
Frauen, die faſt alle aus der Schule Naumanns hervorgegangen
ſind, iſt damit ein lange gehegter Wunſch, den Naumann immer als
notwendige Vorbereitung zu einer fruchtbringenden politiſchen Arbei
bezeichnet hatte, in Erfüllung gegangen. An die Spitze ihrer, inſonder=
heit
an die Frauen gerichteten Ausführungen ſtellte die Rednerin den
Ausſpruch E. M. Arndts: Was werden wird, iſt dunkel; wie die
Welt ſich wieder geſtalten wird, iſt verborgen; aber das Alte iſt ve
gangen, und etwas Neues muß werden. Was geſchehen muß, iſt hell
tuas wir tun müſſen, iſt keinem verborgen; wir müſſen das Rechte und
Redliche tun. Nach dem erſten begeiſterten Mitarbeiten an der Politik
haben ſich die Frauen nun, mit einer gewiſſen Enttäuſchung, von der
politiſchen Arbeit zurückgezogen; in vielen Fällen aus dem Gefühl her
aus, daß zu viel geredet wird, anſtatt daß Notwendiges getan wird
Der Wille der Frau, mitzuarbeiten, ſcheiterte in vielen Fällen auch
daran, daß der alte beſtehende Aparat nicht auf dieſe Mitwirkung der
Frau eingeſtellt war, und auch nicht in ſo kurzer Zeit eingeſtellt werden
konnte. Aus dem Wahlrecht iſt der Frau aber nun die Verpflichtung
geworden, trotz aller erſchwerenden Umſtände, am öffentlichen Leben
der Nation tätigen Anteil zu nehmen; ſteht doch auch ihre ganze Tätig=
keit
, ſei es nun als Hausfrau und Mutter, ſei es als berufstätige Frau,
in enger Wechſelwirkung mit dem Leben des geſamten Volkes. Die
Rednerin führte dann als eine der Aufgaben, die den Frauen beſonders
obliegen, die Verbeſſerung der Berufsausbildung der Mädchen an. Der
durch den Krieg und die nun ſtark einſetzende Auswanderung hervor
gerufene Ueberſchuß an Frauen, es ſind in Deutſchland allein zweiund
einhalb Millionen, wird es einer großen Zahl von Mädchen nicht mehr
ermöglichen, die eigentliche Erfüllung ihres Lebens in der Ehe zu fin=
den
. Dieſen Mädchen durch eine vollwertige Berufsbildung einen Auf
ſtieg in Stellungen zu ermöglichen, die ihnen doch eine Befriedigung und
ihrem Leben einen vollen Inhalt geben, muß Aufgabe der Frau ſein.
Dieſe Aufgabe kann aber nur gelöſt werden, wenn der weibliche
fluß in den entſcheidenden Stellen ſtärker wird wie bisher. Des wei=
teren
führte die Rednerin aus, wie entſcheidend die Haltung und der
Einfluß der Frau auf Sitte und Lebensführung des Volkes ſei, und
wie ihr daraus die Pflicht erwachſe, dieſe Lebensführung in Bahnen zu
lenken, die einen Aufſtieg ermöglichen. Ein nicht minder wichtige
Tätigkeitsfeld der Frau ſei die Erſtrebung einer gerechteren Verteilung
der Mittel, d. h. einer Beſſerung der Verhältniſſe der wirtſchaftlick
Schwachen. Um dieſe Ziele zu erreichen, müſſe die Frau tätig Anteil
am politiſchen Leben und, da es bei unſerem parlamentariſchen Syſtem
nicht anders möglich ſei, damit an dem Leben in den Parteien nehmen.
Das ſtarke Empfinden der Verantwortung für die heranwachſende Ju=
gend
mache es der Frau zur Pflicht, für eine Partei einzutreten, die ein
Ausſchalten der Gegenſätze und eine gemeinſame Arbeit aller Teile des
Volkes erſtrebt, wie es ſich die Deutſche Demokratiſche Partei zur Auf=
gabe
geſetzt hat.
Der zweite Redner, Herr Landtagsabgeordneter Dr. Büchner
behandelte den ausſchlaggebenden Einfluß der Wirtſchaft auf die Po=
litik
. Er führte aus, daß im weſentlichen die Wirtſchaft die Politik
beherrſchen müſſe und nicht die Politik die Wirtſchaft. Es habe ſich
gezeigt, daß die wirtſchaftlichen Geſetze die unbedingt ſtärkeren ſeien,
die ſich nicht vom grünen Tiſch aus diktieren ließen. Ebenſo, wie ge=
zwungen
durch die wirtſchaftlichen Notwendigkeiten, die Zwangswirt=
ſchaft
ihr Ende gefunden hat, werde auch der Verſailler Vertrag mit
ſeinen Folgen und andererſeits der Bolſchewismus bezivungen werden
von den wirtſchaftlichen Notwendigkeiten. Hätten wir als Leiter de
Weltgeſchicke im Jahre 1914 Wirtſchaftspolitiker gehabt, ſo wäre der
Krieg nicht ausgebrochen. Daß aber auch nach Beendigung des Kriegs
alle Geſetze der Wirtſchaft geradezu verhöhnt werden, hat ſich an allen
beteiligten Staaten ſchon bitter gerächt. So wenig ein Gläubiger ſei=
nem
Schuldner alle Hilfsmittel, mit denen er arbeiten und verdienen
könne, wegnehmen dürfe, ohne damit auch die Möglichkeit zu zerſtören,
daß die Schuld jemals beglichen werde, könnten uns die Siegerſtaater
unſerer Hilfsquellen berauben und dann verlangen, daß die uns auf=
erlegten
Reparationslaſten bezahlt würden. Das einzige Hilfsmittel,
das uns nicht geraubt werden kann, unſere Arbeitskraft, müſſe es ſein,

was uns wieder aufwärts hilft. Welch eine Macht wir darin noch be=
ſitzen
, hat ſich gezeigt in der ungeheueren Arbeitsloſigkeit, die infolge
der Konkurrenzunfähigkeit in den Ländern mit hohem Geldſtand ein=
getreten
iſt. Die Zähne aufeinanderbeißen und arbeiten und ſparen,
dann muß die zerſtörte Welt am deutſchen Weſen wieder geneſen. Nicht
dieſer unmögliche politiſche Völkerbund könne eine Beſſerung der Ver=
hältniſſe
herbeiführen, ſondern nur ein wirtſchaftlicher Völkerbund könne
Rettung bringen. Zu dieſem wirtſchaftlichen Völkerbund ſeien kleine
Anfänge gemacht durch die Verhandlungen zwiſchen Loucheur und Ra=
thenau
. Vor allem gälte es nun, den inneren Frieden zu bewahren und
unſere Wirtſchaft aufrecht und konkurrenzfähig zu erhalten. Als wich=
tigſte
Fragen, die zur Aufrechterhaltung des inneren Friedens gelöſt
werden müſſen, griff der Redner die Steuern, die Wohnungsfrage, die
Frage des Arbeitsfriedens und die Rentnerfürſorge heraus. Gerade die
Löſung der Steuerfrage erfordere eine viel ausgebreitetere ſtaatsbürger=
liche
Erziehung, wie wir ſie bisher hatten. Der Redner bezeichnet eine
gut ausgebaute Einkommenſteuer als den einzig möglichen Weg, um
dem Staat die nötigen Mittel zu verſchaffen; alle anderen Steuerarten
müſſen ſorgfältig darauf geprüft werden, ob ſie nicht entweder den
aat mit einem zu großen Apparat belaſten, oder die Beſteuerten der
Möglichkeit des Erwerbes berauben. Mit allen Mitteln müſſen wir
daran arbeiten, uns vom Ausland unabhängig zu machen und den C
port zu ſteigern. Die einzige Löſung der Wohnungsfrage ſieht der
Redner in der allmählichen Auflöſung der Zwangswirtſchaft und lang=
ſamer
Anpaſſung der Mietwerte an den Goldwert. Den Veteranen
der Arbeit, Sozial= und Kleinrentnern, müſſe dabei die Hilfe der
Staates in weitgehendem Maße angedeihen. Eines der wichtigſten Pro=
* in
bleme bleibt die Erhaltung des Arbeitsfriedens. Die eben wie
Gang kommende Wirtſchaftsmaſchine darf nicht willkürlich geſtört wer=
den
. An die Stelle des Klaſſenhaſſes muß eine gegenſeitige Achtung
treten, die ein Hand=in=Hand=Arbeiten des Kopfarbeiters mit dem Hand=
arbeiter
, des Unternehmers mit dem Angeſtellten ermöglicht. Nur unter
dieſer Bedingung kann mit der Zeit unſer Vaterland nus ſeinen Nöten
errettet werden. Der Redner ſtreifte noch kurz die ſehr wichtige Frage
der Bevölkerungspolitik, die ſeiner Anſicht nach in der Anpaſſung der
Produktionsmöglichkeit nach der Seite der Qualität hin entſchieden
werden müſſe. Für die Zukunft ſprach der Redner die Hoffnung aus,
daß die Welt auf dem allerdings langen Wege der Vernunft fortſchrei=
ten
möge, um zu der Erkenntnis zu gelangen, daß Deutſchland als der
wichtigſte Eckpfeiler, nicht nur des europäiſchen, ſondern des Weltwirt=
ſchaftsgebäudes
, unbedingt erhalten bleiben müſſe. Für Deutſchland
ſelbſt aber liege die Hauptaufgabe in einer ruhigen innerpolitiſchen Ent=
wickelung
, die nur durch die Demokratie und auf dem Wege einer demo=
kratiſchen
Politik erreichbar ſei.
C. Zentrumspartei. Am Montag abend fand im Konkordia=
ſaal
eine Frauenverſammlung der Zentrumspartei ſtatt. Frau Land=
tagsabgeordnete
Hattemer begrüßte im Namen der Frauenbünde
und der Zentrumspartei Darmſtadt die zahlreich Erſchienenen, betonte
die Pflicht der Frauen, die ihnen durch die Verfaſſung verliehenen Rechte
auszuüben und gab dann der Rednerin des Abends, Frau Reichstags=
abgeordnete
Tauſch=Köln, das Wort. Von dem oberſchleſiſchen Pro=
blem
ausgehend, rechtfertigte ſie in längeren Ausführungen die Ent=
ſendung
eines Kommiſſars als unabweisbar, ſchon aus dem Grunde
weil ſonſt die Gefahren für den Weſten noch größer geworden wären,
ganz abgeſehen von den wirtſchaftlichen Gründen, die für die Ent=
ſendung
ſprächen. Die Verhandlungen zwiſchen Loucheur und Rathenau
ſeien, äußerlich geſehen, rein wirtſchaftlich geweſen, ſeien aber auch nicht
ohne politiſche Bedeutung; jedenfalls ſeien wir als geachtete Kontra=
henten
damit in die allgemeine Weltwirtſchaft hineingeſtiegen. Die
Rednerin nahm ſodann die Zentrumsminiſter gegen den Vorwurf in
Schutz, daß ſie an ihrem Amt klebten und kritiſierte ſcharf das Verhalten
der Deutſchen Volkspartei in einer der letzten Kriſen und warnte die
Frauen, ſich durch Schlagwörter, wie z. B. das von einer vornehmen
Partei beeinfluſſen zu laſſen. Nur wahrhaft vornehme chriſtliche Ge
ſinnung dürfe ins Gewicht fallen. Zu den Aufgaben der Frau über=
gehend
, bezeichnete Rednerin es als deren Hauptaufgabe, der Gefährdung
der chriſtlichen Grundſätze entgegenzutreten; ſie und die Familie müſſe
ſich wohl fühlen in dem Hauſe der neuen Republik und feſtbegründet in
den chriſtlichen Grundſätzen ſich ethiſch mit den neuen Dingen abfinden.
Die Frau gehöre vor allem in das Heim und die Familie, erforderten
es aber die Verhältniſſe, daß ſie hinaus müſſe ins Leben, ſo müſſe für
ſie eine angemeſſene und finanziell ausreichende Beſchäftigung ange=
ſtrebt
werden. Ferner Schutz dem Kinde, auch dem ungeborenen!
Im
Reichstag und im Heſſiſchen Landtag ſtünden Vorlagen bevor, die de
Intereſſe der Frau beſonders in Anſpruch nähmen; alſo fort mit der
Wahlmüdigkeit und auf zu regſamſter Beteiligung an allem im Inter=
eſſe
des Kindes, dem es in Deutſchlands ſchwerſter Stunde zu helfen
gelte! (Lebhafter Beifall.) Im Namen des Vorſtandes Herr Pfaurer
Fink war verhindert ſprach Herr Landtagsabgeordneter Herbert
der Rednerin den Dank der Verſammlung aus und ermahnte nach dem
Vorbilde Badens die Frauen zu eifriger Wahlbeteiligung.

Groß=Zimmern, 7. Nob. Der hieſige katholiſche Jugend=
und Jungmännerverein feierte geſtern ſein 24. Stiftungsfe
die weltliche Feier fand abends im Saale Zum Grünen Baum ſtatt.
Den Glanzpunkt bildete die Aufführung des preisgekrönten, ſozialen
Schauſpiels: Wenn der Herr das Haus nicht baut, dann bauen die Bau=
leute
umſon
Sämtliche Mitwirkende entledigten ſich ihrer Aufgabe
it großem Geſchick. Allgemeine Anerbennung fanden die künſtleriſchen
Bühnendekorationen, ausgeführt von dem noch jugendlichen Weißbinder=
meiſter
Herrn Georg Klober. Nicht unerwährt ſoll auch bleiben die
markige Anſprache des Herrn Lehrers J. Ganß=Jügesheim, der mit
begeiſternden Worten die zahlreich verſammelte Jugend aufforderte, auch
ihrerſeits ſich pflichtgemäß an dem Wiederaufbau unſeres daniederliegen=
den
Vaterlandes zu beteiligem.
O Birkenau, 7. Nov. Auswanderer. Geſtern abend war halb
Birkenau auf dem hieſigen Bahnhofe, um von dem Fabrikarbeiter Schu=
ſter
, der mit ſeiner zehnköpfigen Familie nach Argentimien auswandert,
Abſchied zu nehmen. Ein Sohn und ein Schwiegerſohn haben ſich bereits
dort angeſiedelt. Die Geſamtfamlie iſt nun geſonnen, ſich in der neuen
Helmat Grund und Boden zu erwerben und eine Farm zu gründen. Auch
die hieſige Muſikkapelle hatte ſich auf dem Bahnhof eingefunden, um den
Scheidenden das letzte Abſchiedsſtändchen zu bringen.
O Birkenau, 7. Nov. Am 5. und 6. ds. M
*ts. fand in dem großen
Saale des Gaſthauſes Zum deutſchen Kaiſer die 2. große Gau=
Kaninchenausſtellung des Bergſtre
ſaues ſtatt. Dieſe war
ungemein reich beſchickt und umfaßte 278 Nummern: Belgiſche und fran=

Zu dem Erinnerungsaufſatz über den
Hoftheaterbrand 1871.
Von K. Noack.
In Nr. 283 dieſes Blattes vom 24. Oktober faßten wir un=
ere
Erinnerungen und die einer Reihe anderer Augenzeugen
in den Hoftheaterbrand zuſammen, wozu dann noch die Be=
ichte
von Zeitungen und Büchern ergänzend hinzukamen. Trotz=
em
wir peinlich genau alles erfaßt zu haben glaubten, müſſen
wir doch an einigen Punkten irrtümliche Angaben berichtigen
und andere in weſentlichen Punkten ergänzen. Namentlich zwei
ozuſagen amtliche Zeugen mögen dabei zu Wort kommen. Der
ine iſt der Direktionsrat Winter, der andere der Altmeiſter
der Stadtverordneten, der ſchon ſeit 1862 der Freiwilligen
Städtiſchen Feuerwehr angehört, jetzt ihr Ehrenmitglied iſt
derr Heinrich Lehr, damals Obmann der Rettmannſchaft.
Die Zeit des Brandausbruches muß etwas früher geleg
Herden. Die meiſten Augenzeugen mit einer einzigen Aus=
ahme
gaben ½5 Uhr an. Die Brandurſache kann jetzt nach
Zeh. Rat Winters Mitteilungen, die auf Ausſagen des Maſchi
ieriedirektors Brandt beruhen, ziemlich genau angegeben
Serden. In der Nähe des Souffleurkaſtens befand ſich nämlid
une Beleuchtungsvorrichtung mit 45 Gasflammen, die wäh=
end
der Proben der Erſparnis halber verwendet wurde. E=
Sar nun die Aufgabe des Beleuchtungsgehilfen Mütz, dieſt
Hilfsbeleuchtung vor den Proben herunterzulaſſen, ſie anzu
unden, nach Beendigung derſelben wieder zu löſchen und hoch=
zeiziehen
. Als nun der oben bereits erwähnte Direktor Brandt,
er Schwiegervater von Herrn Geh. Rat Winter, pflichtgemäß
m ½25 Uhr auf die Bühne kam, um nach dem Rechten zu ſehen
d a traf er den Mütz ſchlotternd und leichenblaß hinauf nad
em Bühnenhimmel ſtierend, wo ſich Rauch entwickelt hatte.
Enmittelbar darauf fuhr dieſer auf einem Fahrſtuhl nach dem
Schnürboden, fand aber vor lauter Rauch nicht mehr die richtige
Eusgangstür, erſtickte offenbar und man fand, wie ſchon im
erſten Aufſatz angegeben, ſeine verkohlte Leiche tags darauf ar
der Tür zuſammengekauert. Es waren auch nicht die Kuliſſen,
die zuerſt Feuer fingen dieſe brennen nämlich nach ange=
ſtellten
Verſuchen nur ſehr ſchwer , ſondern Vorhänge, die von
der vorhergehenden Idomenäus=Vorſtellung noch aufgehäng
waren. Dieſe luftigen Stoffe entzündeten ſich alsbald, blähten
ichauf und verbreiteten das Feuer blitzſchnell. Als Winter nach
25 Uhr das Theater betrat, brannte der Zuſchauerraum bereits

lichterloh. Beſonders bemerkenswert war der auch von Herrn
Lehr hervorgehobene, durch das Feuer verurſachte ungeheure
Zuglvind innerhalb des Gebäudes, der einen faſt umblies und
die Rettungsarbeiten ſehr erſchwerte. Winter konnte ſich an
der Rettung der Theaterbibliothek beteiligen, die faſt ganz ge=
rettet
werden konnte. Das heftige Getöſe, das wir am Weißen
Turm hörten, rührte nicht, wie ich nach Zeitungsberichten irr=
tümlich
angab, von dem Einſturz der Mauer zwiſchen Bühne
und Zuſchauerraum, dem ſogenannten Portal, her, ſondern von
m herunterfallenden großen Kronleuchter im Zuſchauerraum.
Die Zwiſchenmiquer widerſtand allen Verſuchen, ſie nieder=
zulegen
und mußte erſt an einem der folgenden Tage geſpreng
ſverden. Ein Irrtum iſt es auch, daß der Großherzog erſt vor
Seeheim hierher gefahren wäre. Nach einer Angabe, die ſeiner
zeit der Maſchinendirektor Karl Brandt gemacht, ſaß viel=
mehr
der Großherzog am Fenſter ſeiner Wohnung im Schloſſe
leſend und wunderte ſich über die zeitweiſe Verdunkelung. Er
blickte durch das Fenſter, als auch ſchon Leibkammerdiener
Fleck mit der Meldung: Das Theater brennt! in das Zimmer
eilte. Bei Entgegennahme des ausführlichen Berichts ſprach es
der Großherzog als ein großes Glück an, daß es beim
Verluſt eines einzigen Menſchenlebens geblieben wäre. Als
ſelbſtverſtändlich betonte er gleichzeitig, daß durch das Brand=
unglück
niemand der Theaterleute, weder Künſtler noch Arbeiter,
irgendwie zu Schaden kommen ſolle.
Der Wagen, der ſo raſch nach der Brandſtätte fuhr und in
dem die Zuſchauer irrtümlich den Großherzog als von Seeheim
kommend vermuteten, barg wohl den damaligen Prinzen Lud=
wig
, den ſpäteren Großherzog Ludwig IV. Dieſer, der durch
den kaum beendeten Krieg an ſolche Brandſzenen gewöhnt war,
machte kein großes Aufhebens von der Sache und ſagte trocken:
Da baut man einfach ein neues Theater wieder auf. Irr=
tümlich
war auch nach der Darmſtädter Zeitung von dem Ret=
tungsmann
Knieriem berichtet, der ſich an dem Blitzableiter
herabließ. Dieſer Mann hieß Kunitſch und war Theater=
diener
von der öſtlichen Galevie.
Sehr lehrreich ſind auch die im Vorhergehenden ſchon er=
wvähnten
Erinnerungen des Herrn Lehr. Nachdem nichts mehr=
zu
retten war, beſtieg dieſer die große Rettungsleiter und ſal
ſich das Flammenmeer und die prachtvoll gefärbten, empor=
zuckenden
Blitze an. Man könnte ſich ſo den Ausbruch etwa
des Veſuvs vorſtellen. Im Laufe des Abends wäre ein Mant
ſieben ihm aufgetaucht und habe ſich als den Obmann der Ingel
heimer Feuerwehr vorgeſtellt, der von der Mginzer Brücke das

großartige Feuer geſehen und ſofort mit der Bahn hierher ge=
eilt
wäre. Ueberhaupt ergoß ſich ein ganzer Strom Neugieriger
von der Umgegend nach Darmſtadt.
Noch nach Tagen konnte mam nachts Flammen aus dem
Innern der Brandſtätte emporlodern ſehen, was jedoch ganz
ungefährlich war. Außerdem war noch ftändig nachts eine
Brandwache anweſend.
Kunſt, Wiſſenſchaft und Leben.
W. W.Gg. Eine Serenade für Orcheſter (Opus 20) von
Bodo Wolf ſurde im 2. Montagskonzert des Sin=
fonie
=Orcheſters im Saalbau zu Frankfurt am 7. No=
vember
unter der Leitung von Generalmuſikdirektor Michael
Balling zum erſtenmal aufgeführt. Man muß ſagen, daß das
einſätzige Werkchen keineswegs einen allzu freundlichen Eindruck
gemacht hat. Für eine Serenade iſt das vollbeſetzte Orcheſter
reichlich kräftig behandelt. Harmoniſch ſoweit man überhaup.
dieſes Wort auf neuere Kompoſitionen anwenden darf wan=
delt
der Darmſtädter Komponiſt die Bahnen Schönbergs, d. h
die Stimmführung der einzelnen Inſtrumente und der Themen
ſoweit man auf die drei bis vier melodiſch aufeinanderfolgen=
den
Töne dieſes Wort noch anwenden darf nimmt gar keine
Rückſicht auf irgendwelche vertikale Exiſtenzberechtigung des ent=
ſtehenden
Klangbildes. Daß dadurch natürlich die ohrenbetäu=
bendſten
Kakophonien entſtehen, wird ſich ſelbſt jeder Laie an
den fünf Fingern abzählen können. Mir kam es während der
ganzen Serenade vor, als würden vom Orcheſter, das nicht zu=
ſammen
ſei, andauernd Fehler gemacht. Und den meiſten Zu=
hörern
ſchien es ebenſo zu gehen, denn der Beifall war ſehr
ſchwach. Eine wahre Erholung bildete die folgende C.=Dur
Sinfonie von Schubert, deren monumentaler Bau von
Balling prachtvoll errichtet wurde. Nur hätten wir gewünſcht,
daß die Blechbläſer nicht durch allzu ſtarkes Fortiſſimo die Strei=
cher
oft völlig erdrückten. Frau Johanna Heſſe ſang mit
unverhältnismäßig großem Stimmaufwand, aber wuchtiger dra=
matiſcher
Akzentuierung die Ozean=Arie aus Webers Obe=
ron
Prinzipiell möchten wir zu dieſer Programmnummer
ſagen, daß Bruchſtücke aus Opern ſoweit nicht Ouvertüren,
wie hier die zur Verkauften Braut von Smetana in
Frage kommen in der Vortragsfolge von Sinfoniekonzerten
unſeres Erachtens durchaus deplaziert ſind. Die Liederliteratur
(auch mit Orcheſterbegleitung) iſt ſchier unerſchöpflich. Vielleicht
erwägt man dieſes Argument bei der Aufſteſlung ſpäterer Pro=
gramme
.

[ ][  ][ ]

Seite 4.

Darmſtädter Tagblatt, Mittwoch, den 9. November 1931.

Rummer 300.

zöſiſche Rieſen, deutſche Rieſenſchecken, franzöſiſche Widder, franzöſiſche
Rieſenſilber, Blaue Wiener, Meißner Widder, Haſenkaninchen, Gelb= und
Grauſilberhaſen, Hermelin, Alaska, Havanna, Ruſſen waren i faſt
lauter Prachtexemplaren vertreten und die vielen Beſucher kommen ſicher=
lich
durch das ſo reichlich Gebotene auf ihre Rechnung. Eine große An=
zahl
von Preiſen und Ehrenpreiſen und Anerkennungen konnten des=
wegen
verteilt werden. Mit der Ausſtellung war auch eine Verloſung
vevbunden, die recht nette und wertvolle Gegenſtände als Gewinne um=
faßte
. Schließlich ſei noch bemerkt, daß auch einige Produkte aus Haſen=
fellen
ausgeſtellt waren, wie Bettvorlagen, eine Kidergarnitur, gegerbte
Felle, Kragen, Pelze uſw. Als Preisrichter fungierte Herr Steinbrecher
aus Darmſtadt.
Von der Bergſtraße, 5. Nov. Während bei der Glockeneinweihung
n Lützelſachſen die Einwohnerſchaft ſich an dem Feſtzuge beteiligte,
chlichen Diebe in die Wohnung des Landwirts Hördt und ſtahlen 2000
Goldſtücke, ſowie Sülber= und Papiergeld, im Geſamtwert von über
100 000 Mark. Vom Täter hat man noch keine Spur.
O Lindenfels, 5. Nov. Nach der nun vorliegenden Kurtaxe=
Abrechnung ergab die Einnahme während der Kurzeit vom 1. April
bis 31. Oktober die ſchöne Summe von etwas über 11000 Mark. Es
wurden ſeither für die Woche 2 Mark evhoben, im kommenden Jahre ſoll
die Kurtaxe jedoch erhöht werden.
O Aus dem Odenwald, 7. Nov. Wegen des hohen Obſtprei=
ſes
und der enormen Einnahme, welche dem Obſtzüchter daraus erwächſt,
werden dieſen Herbſt wieder eine Unmenge junger Obſtbäumchen neu an=
gepflanzt
, ſo daß es den Baumſchulenbeſitzern kaum gelingt, die vielen
Beſtelluungen auszuführen.
au- Stockſtadt (Rhein), 7. Nov. Das ſeltene Feſt der Goldenen
Hochzeit feierte das Ehepaar Johannes Horſt 3. im Kreiſe ſeiner
Familienangehörigen. Der Modaubach bringt wöchentlich regel=
mäßig
die Abwäſſer der Fabriken in Eberſtadt und Pfungſtadt. Nament=
lich
eine Fabrik läßt das ungeklärte, laugenartige, ſtinkende, weißlich,
bis dunkelbraun in allen Farben ſchillernde Waſſer in das Bachwaſſer
laufen. Die Folge iſt ein allgemeines Fiſchſterben nicht allein in de
*
Modau, ſondern auch im Altrhein. Bis hinter Erfelden kommen die
armen Fiſche, ſelbſt ſtarke Hechte und Aale, an die Oberfläche, vergeblick.
nach Luſt ſchnappend. Die toten Fiſche, oft Hunderte zu gleicher Zeit
treiben in dem Waſſer. Welche Werte werden durch dieſe Abwaſſer ver=
nichtet
! Auch iſt es für die Anwohner und Leute, die in der Nähe des
Baches arbeiten müſſen, eine Qual, die ſtinkende Luft einatmen zu
müſſen. Wer bringt Abhilfe?
U Mainz, 7. Nov. Heſſiſcher Bauernverein. Der
Heſſiſche Bauernverein hält am 16. November im Saalbau Liedertafel
hier ſeine Generalverſammlung ab. Nachmittags wird eine öffentliche
Bauernverſammlung abgehalten werden, in der der Vorſitzende des
Weſtfäliſchen Bauernvereins, Freiherr von Kerkerink zur Bork, der
Vorſitzende der Vereinigung Deutſcher Bauernvereine Heinrich Stam=
merfohann
aus Richenhof (Holſtein) und Reichsminiſter Dr. Hermes
oder ein Vertreter aus dem Reichsernährungsminiſterium ſprechen
werden. Kommerzienrat Florian Kupferberg, ein Teil=
haber
der bekannten Sektfirma und ein Sohn des Gründers der Fabrik,
geſtorben. Der Verlebte war Mitglied der Handelskammer,
ſonſt iſt er jedoch im öffentlichen Leben nicht hervorgetreten.
wd. Mainz, 7. Nov. Der durch den Zuſammenbruch ſeines Vor=
ſtellungszeltes
obdachlos gewordene Zirkus Holzmüller hält
zur Zeit ſeinen Einzug in die ſeit ſieben Jahren durch den Krieg der
Oeffentlichkeit vorenthaltene Mainzer Stadthalle. Die Stadthalle
wurde dem Unternehmen für die Vorſtellungen von den Befatzungs=
truppen
zur Verfügung geſtellt.
wd. Bingen, 7. Nov. Die Beerdigung des durch einen Algerier
ums Leben gekommenen Franz Kröly findet Mittwoch, nachmittags
um 4 Uhr, ſtatt. Maueranſchlage fordern die Binger Arbeiterſchaft zu
möglichſt geſchloſſener Beteiligung an der Beerdigung auf. In der
Meldung in der geſtrigen Nummer des Tagblatts muß es richtig heißen
Kreisdirektor Schön.
wd. Bingen, 8. Nov. Die Handelskawmer hat, wie ſie mitteilt, ſeiner
Zeit Schritte unternomen zur Genehmigung eines Wagenver=
rehrs
über die unbenützt liegende Hindenburgbrücke Rüdes=
heim
-Kempten. Der Verkehr iſt von der Beſatzungsbehörde auf die
Bemühungen der Handelsbammer hin genehmigt worden. Dieſer Ver=
fehr
hat ſich als eine große Annehmlichheit und Erleichterung ſowohl für
die hieſigen, als auch für die Wirtſchaftskreiſe der rechten Rheinſeite er=
wieſen
. Große Beunruhigung brachte die Nachricht, daß die Brücke nach
den Beſtimmungen des Friedensvertrages unbrauchbar gemacht werden
müſſe. Auf die Vorſtellungen der Handelskamer hin, die von Seiten
der Behörden unterſtützt worden ſind, hat die Beſatzungsbehörde eine
Antwort erteilt, aus der hervorgeht, daß der Verkehr über die Hinden=
burgbrücke
vorläufig nicht unterbunden oder behindert werden ſoll.
K Gießen, 6. Nov. Die Landſtürmer von 1914 hielten
heute hier eine Zuſammenkunft ab, die aus allen Teilen Oberheſſens und
Frankfurt gut beſucht war. Vormittags fand eine Gedächtnisfeier auf
dem Friedhof ſtatt, bei welcher Herr Archivrat Dr. Hermann=Darmſtadt
die Vaterlandsliebe und den Opfermut der Gefallenen als Vorbild
feierte. Oberſt v. Knobelsdorff widmete den Toten des Bataillons einen
warmen Nachruf und legte einen Kranz auf dem Ehrenfriedhof nieder
Nachmittags fand eine feſtliche Zuſammenkunft in der Liebigshöhe
ſtatt. Töpelmann=Gießen begrüßte die Kameraden, A. Bayer=Gießen
verlas ein Feſtgedicht und Rektor Fiſcher ermahnte in der Feſtrede die
Landſtürmer, mitzuwirken am Wiederaufbau des Vaterlandes. Das
Bataillon weilte von 19141918 in Frankreich.
K Allendorf a. d. Lahn, 7. Nov. Ein franzöſiſches Auto tra
aus dem beſetzten Gebiet in unſerem kleinen Dorfe ein und kaufte
den Spezereiläden faſt alle Kolonialwaren u. dgl. auf und verſtaute alles
in dem Wagen, um wieder den Rückweg anzutreten. Die gleichen Nach=
richten
kommen aus den Nachbarorten.
* Kleine Nachrichten aus Heſſen. Ober=Ohmen. Da unſer durch
einen Naphthalinmotor erzeugtes elektriſches Licht unvegelmäßig brennt
und ſehr oft ganz verſagt und auf die urſprünglich vorgeſehene Waſr=
kraft
beſonders in Zeiten des niederen Waſſerſtandes ebenfalls kein
Verlaß iſt, hat die Gemeinde beſchloſſen, ſich an die vorüberziehende Lei=
tung
der Elebtriſchen Ueberlandanlage anzuſchließen. Es wird zu dieſem
Zweche gegenwärbig ein Transformatovenhäuschen gebaut. Schlitz.
Ein bedauernswerter Unglüicksfall mit tödlichem Ausgang ereignete ſich
hier. Die 77 Jahre alte Witwe Anna Kath. Adolph ſtürzte im Haus die
Treppe herunter und erlitt dabei ſo ſchwere Verletzungen, daß ſie, ohne
die Beſinnung wieder erlangt zu haben, davan kurz darauf ſtarb.
Groß=Eichen. Hier ereignete ſich ein entſetzlicher Unfall. Ein vier=
jähriges
Mädchen, deſſen Mutter vor vier Jahren ſparb, blieb allein in
der Küche, ols die den Haushal.
ihrende Verwandte in den Holzſtall
ging. Das Künd kam dem Herdfeuer zu nahe und verbrannte.

Reich und Ausland.

Berlin, 7. Nov. Brandler aus der Feſtungshaft ent=
lohen
. Der frühere Vorſitzende der Kommuniſtiſchen Partei Deutſch=
lands
, Brandler, der wegen der Haltung ſeiner Partei während des
diesjährigen Märzauſſtandes in Mitteldeutſchland vom Sondergericht
beim Landgericht I in Berlin zu fünf Jahren Feſtungshaft verurteilt
worden war und dieſe Strafe imr Feſtungsgefängnis Gollnow verbüßte,
iſt vor acht Tagen, am 29. Oktober, aus Gollnow geflüchtet. Ueber ſeit
Flucht erfährt ein Berliner Korreſpondenzbureau folgende Einzelheiten:
Seitens der Divektion der Strafanſtalt wurde Brandler weitgehende Be=
wegungsfreiheit
eingeräumt, ud zwar im Hinblick auf die Tatſache, daß
die Staatsanwaltſchaft ihm einen Urlaub gewährt, und daß Brandlen
ſich nach deſſen Ablauf freiwillig geſtellt hatte. Er erhielt häufig Stadt=
urlaub
; bis zum Ende vorigen Monates war er regelmäßig in die Straf=
anſtalt
zurückgekehrt. Am Samstag, den 29. Oktober, erbat er vom
Direktor des Gefängniſſes abermals Urlaub. Als er abends zur fe
geſetzten Stunde nicht zurüickgekehrt war, ſchöpfte man Verdacht.
bisherigen Nachforſchungen haben ergeben, daß Brandler ſich wahrſche
lich nach Danzig gewandt hat. Von Danzig aus wird Brandler wohl zu
Schiff nach Sowjetrußland geflüchtet ſein.
TU Mannheim, 8. Nov. Stillegung der Benzwerke.
Die Firma Benz u. Co. hat den Betrieb ihrer Automobilfabrik ſtill=
velegt
und die geſamte Arbeiterſchaft, etwa 3600 Mann, entlaſſen.
Den Grund zu dieſer Maßnahme bilden nach Mitteilung der Direktion
die fortgeſetzten Demonſtrationen der Arbeiterſchaft, die mit Gewalt in
das Direktionsgebäude eindringen wollte und die Direktion bedrohte.
Die Arbeiter mißhandelten am Montag früh die Betriebsbeamten. Die
Stillegung ſteht mit den ſchwebenden Lohnverhandlungen nicht in Zu=
ſammenhang
.

deutſchen Botſchafters in London und der deutſchen Geſandtſchaft
im Haag ergeben, daß für die Behauptung keinerlei An=
halt
vorliegt. Das engliſche Landwirtſchaftsminiſterium, mit
dem Lord Blebisloe übrigens keinerlei Beziehungen hat, hat die
Richtigkeit der Behauptungen des genannten Lords nicht beſtä=
igen
können. Die bisher eingelaufenen Drahtberichte der Zoll=
ſtellen
, Güterabfertigungsſtellen und Grenzüberwachungsſtellen
lauten ſämtlich dahin, daß deutſche Kartoffeleinfuhren über Hol=
land
nach England nicht ſtattgefunden haben können, da die wie=
verholt
angeordnete verſchärfte Grenzkontrolle eine Ausfuhr
irgendwelcher erheblicher Kartoffelwengen in das Ausland aus=
geſchloſſen
erſcheinen läßt. Was die Ausfuhr aus dem beſetzten
Gebiet über die noch der Kontrolle der Beſatzungsbehörden
unterſtehende Weſtgrenze des Reiches betrifft, ſo haben die mehr=
fachen
Vorſtellungen des Reichskommiſſars für die beſetzten rhei=
niſchen
Gebiete bei der interalliierten Rheinlandkommiſſion den
Erfolg gehabt, daß dieſe eine Verhinderung der Kartoffelaus=
fuhr
aus dem beſetzten Gebiet, ſoweit ſie überhaupt ſtattgefunden
hat, wiederholt auf das Beſtimmteſte zugeſagt hat.
Keine Kartoffelverſchiebungen über das Saargebiet.
wd. In verſchiedenen Nachrichten war die Behauptung auf=
geſtellt
worden, daß Kartoffeln in großen Mengen über das
Saargebiet nach Frankreich verſchoben würden. Hierzu erfahren
wir aus dem Reichsernährungsminiſterium: Es iſt richtig, daß
Kartoffellieferungen nach dem Saargebiet erfolgten. Das Saar=
gebiet
iſt nicht in der Lage, ſeine Bevölkerung aus eigener Erzeu=
gung
mit Kartoffeln zu verſorgen. Es iſt daher auf die Beliefe=
rung
durch das übrige Deutſchland angewieſen. Die zur Aus=
fuhr
komenden Mengen ſind kontingentiert und berückſichtigen
die Zahl der Verſorgungsberechtigten ſowie die eigene Produk=
tion
des Saargebietes. Die Ausfuhr erfolgt ausſchließlich bei
Ausfuhrbewilligung innerhalb des feſtgeſetzten Kontingentes.
Es wird ſehr genau darüber gewacht, daß kein Kartoffelverſand
nach dem Saargebiet erfolgt, für welchen die für die übernom=
mene
Belieferung geforderten Bedingungen nicht erfüllt ſind.
Verſchiebungen von Kartoffeln aus dem Saargebiet nach Frank=
reich
ſind ausgeſchloſſen, da die Kartoffelausfuhr aus dem Saar=
gebiet
verboten iſt und eine Ueberwachung der lothringiſchen
Grenze ſtattfindet. Insbeſondere haben die Gewerkſchaften des
Saargebietes die Gerüchte dementiert, wonach die von Deutſch=
land
an das Saargebiet gelieferten Kartoffeln verſchoben würden.
Lohnbewegung.
Die Einigung im Berliner Kellnerſtreik.
* In einer Verſammlung der Arbeitgeber im Berliner Gaſtwirts=
gewerbe
wurde der von dem Schiedsgericht gefällte Spruch gutgeheißen
Auch die Arbeitnehmer haben geſtern in ſechs Verſammlungen über die
Arbeitsaufnahme aufgrund des Schiedsſpruches abgeſtimmt. Der Vor=
ſtand
und der Beirat des Kartells der Arbeitnehmerorganiſationen
haben ſich mit dem Ergebnis der Abſtimmung beſchäftigt und feſtgeſtellt,
daß eine ſtatutenmäßige Mehrheit zur Aufrechterhaltung des Streifs
nicht mehr vorhanden iſt. Der Kartellvorſtand erklärte daher den
Streik für beendet.
Saarbrücken.
Saarbrücken, 7. Nov. (Wolff.) Außer den Straßen=
bahnern
, die ſeit geſtern im Streik ſtehen, um die Durchführung
des Stadtverordnetenbeſchluſſes, betr. Gehaltserhöhung, zu erreichen, ſind
heute noch andere ſtädtiſche Angeſtellte und Arbeiter in den
Ausſtand getreten, ſo zum Beiſpiel die Städtiſche Müllabfuhr und die
Städtiſchen Betriebswerke. Die Notſtandsarbeiten werden verrichtet,
doch findet zwiſchen 5 Uhr abends und 5 Uhr morgens keine Belieferung
mit Gas und Elektrizität ſtatt. Die Stadt liegt in völligem Dunkelz
die meiſten Geſchäfte haben geſchloſſen.
Saarbrücken, 8. Nov. (Wolff.) Die ſtädtiſchen Arbei=
ter
ſtehen ſeit geſtern im Streik. Die Beamten haben ſich dem
Streik angeſchloſſen. Das Fernſprechamt ſtellt Verbindungen
nur noch für Aerzte und Krankenhäuſer her. Um 11 Uhr wird eine
Sitzung des Stadtrats ſtattfinden, um zu der Angelegenheit Stellung
zu nehmen. Es iſt anzunehmen, daß der geſamte Stadtrat ſein Amt
niederlegen wird.
Zu dem Streik iſt berichtigend nachzutragen, daß die Straßen=
bahner
, die mit dem Ausſtand begonnen haben, nicht in den Streil
getreten ſind, um dem Beſchluſſe der Stadtverordnetenverſammlung au
eine durchſchnittliche 50prozentige Lohnerhöhung in Mark Geltung zu
verſchaffen, ſondern um die Franken=Beſoldung zu er=
eichen
, für die ſie ſich bei der Abſtimmung mit großer Mehrheit
ausgeſprochen haben
In der Stadtverordnetenſitzung, die zu der Regelung
der Beſoldung der ſtädtiſchen Arbeiter, Angeſtellten und Beamten und
zu der durch den Streik geſchaffenen Lage Stellung nehmen ſollte, gab
der ſozialdemokratiſche Abgeordnete Schäfer im Namen der drei großen
Fraktionen der Verſammlung eine Erklärung ab, in der geſagt wird
daß die Stadtverordnetenverſammlung nach wir vor auf ihrem
Entſchluß beſtehe. Das Verbot der Regierungskommiſſion, die=
ſen
Beſchluß auszuführen, insbeſondere, irgend welche Gehaltserhöhun=
gen
in Mark an die Beamten, Angeſtellten und Arbeiter auszuzahlen,
telle einen unzuläſſigen Eingriff in die Selbſtverwal=
tung
der Stadt dar und zwingt die Stadtverordnetenverſammlung,
ſich beſchwerdeführend an den Völkerbundsrat zu wenden. Der Bürger=
meiſter
verlas dann zwei Schreiben, die ihm während der Sitzung über=
bracht
worden waren. In dem einen Schreiben bitten die ſtädtiſchen
Beamten den Präſidenten der Regierungskommiſſion, von ſeinem Auf=
ſichtsrecht
des Eingreifens Gebrauch zu machen. In dem zweiten
Schreiben teilt Präſident Naoult unter Bezugnahme auf das Schrei=
ben
mit, daß er der Stadtverordnetenverſammlung Gelegenheit geben
wolle, von ihrem Beſchluß abzugehen und der Verordnung der Regie=
rungskommiſſion
Geltung zu verſchaffen. Sollte jedoch innerhalb von
48 Stunden kein entſprechender Beſchluß gefaßt worden ſein, ſo ſehe er
ſich gezwungen, infolge der durch den Streik geſchaffenen unhaltbaren
Zuſtände die erforderlichen Anordnungen zu treffen. Darauf gab der
Stadtverordnete Schäfer (Soz.) folgende Erklärung ab: Ich ſpreche im
Namen meiner Fraktion, wenn ich ſage, daß wir bei dem bleiben, was
wir vorher erklärt haben und es der Gewalt überlaſſen, die Angelegen
heit zu regeln. In ähnlichem Sinne ſprachen ſich die liberal= demokra=
tiſche
Arbeitsgemeinſchaft und das Zentrum aus. Dann wurde über
folgende zwei Anträge abgeſtimmt: 1. Soll der interfraktionellen Er=
klärung
zugeſtimmt werden? 2. Wird das Verlangen der Regierungs=
erklärung
abgelehnt? Gegen fünf kommuniſtiſche und unabhängige
Stimmen wurde der interfraktionellen Erklärung zugeſtimmt und im
gleichen Verhältnis das Verlangen der Regierungskommiſſion abgelehnt.
Darauf verließen die Stadtverordneten unter Proteſt einmütig den
Sitzungsſaal.
Unwetter.

Die Kartoffelernte.
Berlin, 8. Nov. Blättern zufolge dürfte nach Schätzung
der amtlichen Stellen die diesjährige Kartoffelernte einen
Reinertrag von 26 818 000 Tonnen haben, gegen 28 480 000 Ton=
nen
im Vorjahr. Für die Ernährung der Bevölkerung würden
bei einer wöchentlichen Nation von 6 Pfund etwa 5½4 Millionen
Tonnen gebraucht, bei einer 7=Pfund=Ration 6½ Millionen Ton=
nen
. 6 Millionen Tonnen kommen ferner für die Saat in Frage,
ſo daß mehr als die Hälfte der geſamten Erzeugung frei
bleibt zur Verwendung für andere Zwecke.
wd Berlin, 7. Nov. Die Feſtſtellungen über die Behaup=
tungen
des engliſichen Lords Blebisloe in der engliſchen Kammer
über angeblich umfangreiche Einfuhr von Kartof=
feln
deutſcher Herkunft haben nach dem Bericht des

vermögen durch das Sinken der Mark.
Berlin 7. Nob. Infolge der Witterungsverhält=
Abg. Dr. Hortz (U.S.P.): Die jetzige troſtloſe Lage auf de
tiſſe ſind große Betriebsſchwierigkeiten im Fernſprech= und Telegra

phenbetrieb, insbeſondere im Verkehr mit Weſtdeutſchland und dem Aus=
lande
durch Leitungsſtörungen eingetreten. Die Telegvaphenverbindun
gen mit London ſind ſeit dem 6. November auf engliſchem Gebiet unter
brochen. Störungen in den Telegraphenleitungen beſtehen im Verkehr
mit Frankreich, Holland, Belgien, Schweiz und Italien. Im Fernſprech=
betrieb
iſt der Auslandsverbehr mit Wien, Prag, Budapeſt, Baſel, Zürich
Mailand, Paris, Rotterdam und Kopenhagen geſtört. Im inländiſchen
Fernſprechverkehr fehlt insbeſondere die Verſtändigung mit Köln, Düſ=
ſeldorf
, Krefeld, Elberfeld, Eſſen und Bochuon.
Karlsruhe, 8. Nov. (Wolff.) In der Nacht zum Dienstag iſt
in Nohrbach bei Eppingen in dem Anweſen des Landwirts Eiſen=
huth
Großfeuer ausgebrochen, das infolge des ſtarken Windes ſo
aſ=
um
ſich griff, daß in kurzer Zeit ſechs Wohnhäuſer und ſiebe=
eunen
niederbrannten. Das Vieh konnte gerettet werden. Der Scha=
den
wird auf insgeſamt etwa anderthalb Millionen Mark geſchätzt.
Düren, 8. Nov. (Wolff.) Wie die Dürener Zeitung meldet, iſt
am letzten Sonntag gegen 4 Uhr infolge des furchtbaren Sturmes in
Els dorf der Turm der Pfarrkirche eingeſtürzt. Der
Turm ſchlug auf das Mittelſchiff und den Chor und begrub 12 Mädchen
unter ſich, die nach Beendigung der Andacht wegen des heftigen Regens
toch zurückgeblieben waren. Fünf der Mädchen konnten nur ars
Leichen geborgen werden, die anderen ſind mehr oder minder ſchwer
verletzt. De Kirche biete in ihrer Zerſtörung einen grauſigen Anblick.
* Hamburg, 8. Nov. Der gegenſvärtig herrſchende orkan=
artige
Sturm riß das im Fährhafen von Hamburg (Fehmarn) lie
gende Fährſchiff und entführte es in den Fehmarnſund, wo die hochgehen=
den
Wellen es auf holſteiniſcher Seite 200 Meter weit auf den Strand
varfen. Bei fallendem Waſſer war noch keine Möglichkeit, das Schif
freizubekommen, ſodaß Fehmarn zur Zeit ohne Fährverbindung mit
dem Feſtlande iſt.
* Kiel 7. Nov. Ein furchtbarer Sturm, der von Hoch=
vaſſer
begleitet war, iſt in der vergangenen Nacht über die Kieler Förd=
hinwveggebrauſt
. Sowohl i Kiel als auch in den Bäderorten wurde
erheblicher Schaden verurſacht. Zahlreiche an der Waſſerſtraße ge=

legene Straßen von Kiel ſind überflutet, die Heller unter Waſſer geſetzt
und die Hafenbrücken beſchädigt, ſowie Boote losgeriſſen und zum Ten
zum Sinken gebracht worden. Von der Außenförde wird gemeldet, daß
eine Anzahl Fiſcherboote mit Geräten geſunken ſind. Einige Dampfer
ſind im weſtlichen Teil der Oſtſee geſtvandet. Nähere Nachrichten liegen
noch nicht vor.
* Dresden, 7. Nov. Hier herrſcht bei orkanartigem
Sturm Schneetreiben. Zahlreiche Telegraphen= und Fernſprech=
leitungen
ſind geſtört. In Meißen iſt die Stromverſorgung unterbrochen
ſodaß die Stadt und der Landbezirk Meißen ſeit Samstag größtenteils
ohne Licht iſt. In Weinböhla wurde heute worgen ein Eiſenbahnbeamter
durch den Sturm gegen einen vorüberfahrenden Zug geſchleudert und
getötet.
Hirſchberg i. Schl., 7. Nov. Nach einem orkanartigen
Sturm und Regengüſſen ſetzte in der vergangenen Nacht im
Hochgebirge heftiger Schneefall ein. In Ober=Drüchenberg und bei
Kirchwang liegt der Schnee einen halben Meter hoch. Auf dem Kamm
ſind Schneewehen bis zu einem Meter anzutreffen. Der Schnee liegt
bis zu 600 Meter herab.
Deutſcher Reichstag.
142. Sitzung.
Berlin, 8. Nov. (Wolff.) Auf der Tagesordnung ſtehen zunächſt
kleine Anfragen.
Auf eine Anfrage der Deutſchen Volkspartei wegen Linderung der
Not der Kleinrentner wird regierungsſeitig erwidert, daß im Nachtrag
zum außerordentlichen Etat 100 Millionen Mark für die kleinen Rentner
eingeſtellt ſeien.
Auf eine weivere Anfvage der gleichen Partei wegen Aufbeſſerung
der Bezüge von Kriegsbeſchädigten und Kriegshinterbliebenen, ſowie we=
gen
der Beſchleunigung der Arbeiten zur Neuanerbennung der Renten
erwidert ein Regierungsvertreter, daß die vorgebrachten Beſchwer en
berückſichtigt werden würden. Auch die Neuanerkennung der Renten=
anſprüche
ſei in letzter Zeit gefördert worden. Auch die unerledigten An=
ſprüche
würden mit größter Beſchleunigung gevegelt werden.
Auf eine Anfrage von deutſchmationaler Seite wegen Erhöhung der
Teuerungszulage der Kriegsbeſchädigten und Kriegshinterbliebenen wird
regierungsſeivig auf die bevorſtehenden Ausſchußverhandlungen ver=
wvieſen
. Aus den vom Reichsdag bewilligten Mitteln habe die Regierung
580 Millionen Mark für die Verbeſſerung der Lage der Kriegsopfer
verwandt. Bei der Beſchränktheit der Mittel könnten indeſſen, wenn
einigermaßen wirkſam geholfen werden ſollte, nur die wirklich Notlei=
den
, d. h. die Schwerbeſchädigten und die Hinterbliebenen berüchſichtgt
den
en.
ti
Auf eine Anfrage von ſozialdemokratiſcher Seite wird regierungs=
ſeitig
mitgeteilt, daß eine Vorlage, betreffend höhere Bezüge der Alt=
ventner
der Sozialverſicherung dem Reichstage mit größter Beſchleuni=
gung
zugehen werde.
Auf eine Anregung der Deutſchen Volksparbei wird von der Regie=
rung
verſichert, daß die Ausfuhr von Kartoffeln nach dem Auslande
grundſätzlich verboten ſei, und daß gegen Zuwiderhandlungen ſtrengſte
Maßregeln getroffen würden.
Abg. Mumm (D.=Nat.) fragt an, ob eine Tendenzſchrift
des Abg. Adolf Köſter: Konnten wir i Herbſt 1918 weiterkämpfen?
welche von dem Ausſchuß für den inneren Frieden in Maſſen koſtenlos
berbreitet wird etva mit Regierungswitteln verbreitet wurde. Mini=
terialdinektor
Füller erklärt, daß die Regierung die Verbreitung
billige und unterſtütze. (Lärm rechts.)
Die Deutſchnationalen fragen an wegen Verſtopfung der
Bahnhöfe in Pommern, wodurch ungeheure Mengen von Kar=
toffeln
weder verladen noch verſandt werden könnten. Regierungsſeitig
wird erwidert, daß die Rechiseiſenbahnverwaltung die energiſchſten An=
ſtrengungen
nnacht, um der Schwierigkeiten Herr zu werden.
Abg. Dr. Roſenfeld (USP.) ſtellt wegen der Aufhebung des
Terms in der Strafſache gegen Jagow, Wangewheim und Schiele 26
verſchiedene Anfragen. Regierungsſeitig wind geantvortet, der Termin
ſei durch den Oberreichsanwalt aufgehoben worden, weil inzwiſchen die
Kappiſten Bauer, Ehrhardt uſw. ſich freiwillig gemelder hätten und man
hoffen könnte, die Verhandlungen zuſammenzulegen. Es ſei nun ein
neuer Termi gegen Jagol und Genoſſen angeſetzt worden. Der Aufent=
halt
der Bauer uſw. ſei der Regierung nicht behannt. Die Unterſtellung
einer beabſichtigten Verſchleppung wüfſe zurückgewieſen werden.
Die Interpellation der Unabhängigen, betreffend den Fortbeſtand
von Schutzorganiſationen wird von der Regierung demnächſt beantwortet
werden.
Es folgt die Fortſetzung der Beſprechung
der neuen Steuergeſetze.
Reuhswirtſchaftsmäniſter Robert Schmidt: Nach Annahme des
Ultimatums trat eine Beſſerung der Valuta ein. Wir haben dieſe aus=
gewutzt
. Aber neue Ereigniſſe griffen ſtörend ein, ſo die Erledigung der
Entwaffnungsfrage. Staatsſekvetär Hirſch hat ſeiner Zeit den Sturz der
Mark, der dann eintreten würde, wohl vorausgeſehen. Aber daß dieſer
Sturz ſoweit gehen wuiude, hat viemand geſacht.
Abg. Dr. Becker (D. Vp.) bedauert, daß der Reichswirtſchafts=
miniſter
verſucht habe, den Süoatsſekretär Hirſch abzuſchütteln. Zweifel=
los
hat Herr Hirſch nachzuweiſen ſich bemüht, das Ultimatum als erfüll=
bar
zu bezeichnen. Redner kritiſiert dann die Art und Weiſe, wie der
Abg. Braun gegen den Miiſter aufgetreten ſei und erklärt weiter, da
ganze Bündel der Steuervorlagen ſtelle ein Preisrätſel vor, das jeder
wach ſeinem Geſchmack löſen könne. Klarheit über Ziel und Abſicht
uns jedenfalls nicht gegeben. Wenn das Reich nun auch in die Grun
und Gewerbeſteuer eingveife, nehme man den Ländern die letzten Hilfs
quellen. Man müſſe ſcharf ſcheiden zwiſchen den eigenen Bedürfniſſen
und denem des Ultimatums. Der innere Bedarf erfordere im Ordinarium
59 Milliarden, denen an Einnahmen 61 Milliavden gegenüberſtänd
Das Extrgordinarium erfordere aber noch 29 Milliarden, ſodaß ſ
ohne die Beamtenerhöhung ein Defizit von 3040 Milliarden beſte
Aus dieſer Wirtſchaft würden wir ohne die alte preßiſche eiſerne Sp=
ſambeit
niemals herauskommen. Noch heute ſind bei Poſt und Eiſenbaht
zehntauſende von Beamten zuviel beſchäftigt. Zum Beiſpiel hatten die
Eiſenbahnen 1919 51,5 Prozent mehr Beamte und Arbeiter als 191
Dabei iſt die Zahl der geleiſteten Wegebilometer um 48 Prozent zurück.
gangen. Das Ultimatum iſt eben unerfüllbar. Beweis dafür iſt
kataſtrophale Sturz der Mark in Verbindung mit der wahnſinnigen
vifenſpebulation. Redner findet es ſbandalös, von der Reichsratz=
aus
im Auslande den Eindruck zu erwecken, als ſcheitere die Erfüllba
keit des Ultimatums an unſerem guten Willen. (Zurufe rechts, Prr=
inks
.) Die Arbeitsloſigkeit im Auslande iſt lediglich die Wirkung d
dort geübten falſchen Praxis uns gegenüber. Nedner geht ſodann ch.
die Steutervorlagen im einzelnen ein. Auch ſeine Partei ſtoße ſich n
an den Steuern ſelbſt, ſondern an der Art und Weiſe, wie ſie erhobe
wevden ſollen. Wir werden die neuen Steuern mitberaten, ohne 1
rgendwie feſtzulegen. Wir beantragen die Berechnung der Ertragswene
ſtatt der Grundwerte und ſtimmen hier mit dem Zentrum überein. Eben=
ſo
bedarf die Vermögens= und Zuwachsſteuer peinlichſter Beratung im
Ausſchuſſe. Das Gleiche gilt für die Körperſchaftsſteuer, die wieder er
er
höht wevden kann, die aber nicht durch zu ſtarke Aderläſſe gefähr
den barf. Wir werden nicht dazu die Hand bieten, daß durch E
der Sachwerte das Sachvermögen ebenſo dezimiert wird wie das Kapm!

Annahme des Ultimatums zurückzuführen, iſt ein Verbrechen.
Rückgang der Mark ſchädigt die Arbeiterklaſſe auf das ſchwerſte.
Kreiſe der Induſtrie und Landwirtſchaft proſperieren dagegen.
Reich darf nicht mehr neue Zahlungsverpflichtungen mit der Notenk
befriedigen. Eine ganze Reihe neuer Steuern werden 1923 zu flieh
De
anfangen. Der Sturz der Mark muß ſofort aufgehalten werde
rum fordern wir: 1. Sofortige Einziehung des Reichsnotopfers
drei beſchleunigten Raten; 2. ſchleunigſte Einziehung aller bisherige
Beſitzſteuern; 3. ſofortige Verabſchiedung der Körperſchaftsſteuer iſſe
Abänderung der Sätze für die Deviſenſpekulation; 4. eine Del
ſteuer bis zu 15 Prozent, eine Erhöhung der Einfuhrabgabe bis 4 7
zent und Einziehung der von Deutſchen im Auslande deponierter
viſen. Das Steuerſyſtem iſt bei uns allerdings unüberſichtlich.
kann nur der Eingriff in die Sachwerte helfen. Die Angſt vor dieſei
Eingriff hat die Induſtrie zu ihrem Anleiheverſuch veranlaßt. Als 002
Ausland aber Miene machte, auf das Angebot einzugehen, hat die
duſtrie die Verhandlungen zum Scheitern gebracht. (Zuſtimmung lils=
Redner proteſtiert im weiteren Verlauf ſeiner Ausführungen gegen ?i
Erhöhung der Arbeitszeit. Wir verlangen von der Regierung E
begründete Stellungnahme zu den Beſchlüſſen der Induſtrie. Die Dſſe‟e
Erklärung des Abg. Dr. Becker über die ablehnende Stellungnäyi
ſeiner Partei zur Erfaſſung der Goldwerte klärt die Luft und öffnet de‟
Arbeitern die Augen.
Reichsminiſter Hermes weiſt darauf hin, daß die Steuervorlaße‟
von den Sozialdemokraten bewilligt werden, bevor ſie dem Hauſe e‟
gelegt würden. Auf die Frage, ob die Regierung noch weitere Siel.
pläne habe, beſonders ſolche bezüglich Erfaſſung der Goldwerke.
widert der Miniſter, daß die Regierung Steuern nehme, wo lie.
bekommen kann, daß ſie aber im übrigen von Induſtrie und Lanoſ.
chaft poſitive Vorſchläge erwarte. Obwohl auch er die Unmöglich.
der Erfüllung einſehe, trete er doch dafür ein, zu verſuchen, zu ellte.
was wid können. Für eine Illuſionspolitik kann er ſich nicht eiſle.
Der Grundſatz nach einer möglichſt einfachen Geſtaltung der Sie
geſetzgebung entſpreche auch ſeinen Intentionen, nur müſten De."
geordneten ſelbſt dafür ſorgen, daß nicht durch ſtets neue Anfragen.
Wuſt der Verordnungen ſtändig vergrößert werde. Die am 19."

[ ][  ][ ]

Mummer 300.

Darmſtädter Tagblatt, Mittwoch, den 9. November 1931.

Seite 5.

lrge Rat der Reparationen beträgt rund 275 Millionen Goldmark
iſt durch Sachleiſtungen bereits abgegolten.
Ein Antrag auf Vertagung wird abgelehnt.
Während der Ausführungen des Abg. Höllein (K.P.D.), der
arf die Steuervorlagen, die ſich in erſter Linie gegen die Arbeiter
chreten, und die Regierung kritiſiert, verlaſſen die Abgeordneten bis
etwa 20 den Saal. Nedner greift dann ſcharf die Sozialdemokratie
, die wegen einiger Miniſterſitze die Arbeiter verraten habe. (Lachen
Hs.)
Nach weiteren Ausführungen des Abg. Dr. Geher (Kom. Arb.=G.),
gegen die Rechtsparteien und Sozialdemokraten polemiſiert, tritt
ſertagung ein.
Nächſte Sitzung Donnerstag, 1 Uhr: Interpellation wegen der
deutſchen Werke uſw. Schluß halb 11 Uhr,

Oberſchleſien.
Berlin 8. Nov. Wie die Blätter mitteilen, hat die
ſtenzfeſtſetzungskommiſſion für Oberſchleſien
Her vorigen Woche in Oppeln ihre Arbeiten aufgenommen
eie ſetzt ſich aus ſieben Mitgliedern zuſammen, und zwar aus
dm franzöſiſchen General Dupont als Vorſitzenden, je einem
furzöſiſchen, britiſchen, italieniſchen und japaniſchen Mitglied
as dem deutſchen Mitglied v. Treutler und dem polniſchen
litglied Scembek. Der Vorſitzende der Kommiſſion erhielt von
dr Botſchafterkonſerenz Anweiſung, die Grenze ſo feſtzulegen,
bei den kommenden Wirtſchaftsderhandlungen keinerlei
Shwierigkeiten entſtehen. Die Kommiſſion hat nicht das Recht,
gößere Grenzveränderungen vorzunehmen, ſondern muß ſich
ſteng an die Entſcheidung von Genf halten. Der Austauſch von
Otſchaften iſt nur möglich im beiderſeitigen Einvernehmen zwi=
ſgten
Deutſchland und Polen. Die Grenzfeſtſetzung wichelt ſich in
dei Etappen ab, in der Abſteckung des nördlichen, des ſüdlichen
ud des Stückes im Induſtrierevier. Die Feſtſetzung der Gvenze
für das nördliche Stück iſt in der vorigen Woche beendet worden.
R dieſer Woche erfolgt die Abſteckung des ſüdlichen Grenzſtückes
ud in der nächſten Woche die Abſteckung der Grenze im In=
diſtrierevier
.
Bayern.
wd. München, 7. Nov. Der Ausverkauf Bayerns
eſtreckt ſich neuerdings auch auf Immobilien. Nicht nur
Rlutaausländer, ſondern auch Kriegs= und Revolutionsgewinn=
verſuchen
heute ihre Gewinne durch Ankäufe landwirtſchaft=
lichen
Beſitzes in Sicherheit zu bringen. Auch aus der norddeut=
ſchen
Landwirtſchaft iſt ein ſtarkes Zuwandern zu verzeichnen.
De Grundſtückspreiſe, die ſich im Jahre 1908 für das Tagwerk
u 1437 Mark beliefen, ſind heute auf 4254 Mark geſtiegen. Um
d Ueberfremdung vorzubeugen, hat die Bayeriſche Landesſiede
ig den gewerbsmäßigen Güterhandel ausgeſchaltet und führt
im Verein mit den Genoſſenſchaften den Grundſtücksverkehr durch.
Der Bayeriſche Städtebund hat an den Reichskanz=
ein
Telegramm gerichtet, in dem er dringend fordert, für alle
ſet dem 1. Auguſt entſtandenen und durch die neue Beſoldungs=
vorm
drohenden Mehrausgaben der Gemeinden und Ge
windeverwaltungen vorläufig durch Reichsmittel und endgülti=
dirch
Zuweiſung neuer Einnahmequellen Deckung zu ſchaffen
beſondere durch Erhöhung der Einkommen= und Körper=
chiftsſteueranteile
auf dreiviertel, Erhöhung der Umſatzſteuer=
neile
ſowie Beteiligung an der Bierſteuererhöhung und völ
en Ueberweiſung der Grundſtücksverkehrsſteuer.
Mecklenburg.
Roſtock, 8. Nov. (Wolff.) Auf Grind der Verordnung
Reichspräſidenten vom 28. September 1921 iſt durch den
Mniſterpräſidenden Stelling in ſeiner Eigenſchaft ols Mini=
des
Innern für den Freiſtaat Mecklenburg=Schwerin, die
Mecklenburger Umſchau, nationale Wochenſchrift für
Zudt und Land (Herausgeber Otto Söffing), die in Roſtock er=
chirt
, wegen des in Heft 34 vom 27. Oktober enthaltenen Ar=
ſikls
Die Angſt der Roten vor der bürgerlichen Preffe für die
Jet vom 10. bis 20. November verboten.
Herbien.
Graz, 8. Nov. (Wolff.) Die Tagespoſt meldet aus
Hlgrad: Miniſterpräſident Paſitſch hat dem König die
tiornelle Demiſſion überreicht. Der König hat ſie nicht an=
aomnmen
, ſondern der Regierung ſein Vertrauen ausgeſprochen.
Graz, 8. Nov. (Wolff.) Der Tagespoſt zufolge berichtet
4 Korreſpondent des Slovenski Narod über die ſerbiſch
Slaatsanleihe ſei man mit dem engliſchen Bankenkonſor=
kun
zu einem Einverwehmen gekommen, wonach das Syndikat
ner Zuſtimmuna der engliſchen Regierung dem Königreich
Südſlawien 15 Millionen Pfund als Staatsanleihe gewährt.
4Rillionen werden bar erlegt und 11 Millionen zum Bau der
odiatiſchen Eiſenbahn und zur Anlage eines Kabels, in der
Atia verwendet. Die Amortiſationszeit dauert 25 Jahre. Die
Vezinſung beläuft ſich auf 9 Prozent. Das Material der Eiſen=
bainen
wird von England geliefert.
Graz 8. Nov. (Wolff.) Die Tagespoſt meldet aus
Bograd: Mit Nückſicht auf den rapiden Sturz des Dinar=
Eurſes wird in den hieſigen Handelskreiſen und im Finanz=
rnſtiſterium
die Frage des Moratoriums wieder in Er=
riung
gezogen, einen Antrag einzubringen, wonach der Han=
lmit
Deviſen und Valuten Monopol werden ſoll.
Abrüſtung!
London, 8. Nov. (Wolff.) Aus Waſhington wird
Sichtet, man hege große Erwartungen bezüglich eines neuen
U=Boot=Typs. Bisher ſeien zwei Eremplare dieſes Typs
aider Werft Newhampſhire begonnen worden. Die Boote ver=
wiſigen
25 Tonnen und ſollen einen Aktionsradius von mög=
Eichrweiſe 10 000 Meilen beſitzen.
Letzte Nachrichten.
Berlin, 8. Nov. (Wolff.) Den wiederholten Anträgen des
Smährungsminiſteriums nachgebend, ſperrte der

Verkehrsminiſter für den 9., 10. und 11. November wiederum
die Verladung von künſtlichen Düngemitteln.
Die Voſſiſche Zeitung meldet, daß morgen die Verhandlun
gen über die Kreditaktion der Induſtrie zwiſchen dem
Reichskanzler und Vertretern des Reichsverbandes der deutſchen
Induſtrie aufgenomnen werden, und zwar auf der Grundlage
der vom Reichsverband am letzten Samstag beſchloſſenen
Reſolution.
Die Dichterin Anna Ritter iſt im Alter von 56 Jahren
in Marburg geſtorben.
In der geſtern ſtattgehabten Sitzung der führenden deutſchen
Reifenfabriken wurde beſchloſſen, mit Wirkung ab 10. November
die Preiſe für Kraftwagenluftreifen Vollreifen
Kraftrad= und Fahrradreifen um 45 Prozent zu erhö=
hen
. Wie uns hierzu noch mitgeteilt wird, iſt dieſe Erhöhung
durch die anhaltende Verſchlechterung des deutſchen Geldtvertes
bedingt, denn die hauptſächlichſten Rohſtoffe für die Reifenferti=
gung
, wie Rohgummi und Baumwollgewebe, müſſen vom Aus=
land
bezogen werden.
wd. Köln, 8. Nov. Die Cologne=Poſt meldet über die Grün=
dung
einer engliſch=deutſchen Bank: Die jüngſte Mel
dung über die Errichtung einer bekannten Londoner Bankfirma
und einer führenden deutſchen Pridatbank zwecks Gründung
einer neuen Privatbankfirma in Wien hat in Londoner Bank
kreiſen einiges Intereſſe hervorgerufen. Die beteiligten Firmer
ſind Kleinbert u. Cie, und Mendelsſohn u. Cie. in Berlin, vo=
bei
die Amſterdamer Firma auch an dem Unternehmen teilneh=
men
will. Dieſe Kombination eines engliſch=deutſchen Inſtitut=
hat
in Deutſchland Aufmerkſamkeit erregt, wo es als erſtes An=
zeichen
einer Annäherung der Banken beider Länder betrach=
tet
wird.
wd. Köln, 8. Nov. Wie der Wirtſchaftsausſchuß für das
beſetzte Gebiet mitteilt, hat die inderalliierte Rheinlandkommiſ=
ſion
den im Reichsanzeiger Nr. 254 vom 20. Oktober 1921 ver=
öffentlichten
neuen Ausfuhrabgabetarif anerkannt. Die
neu erhöhte Aus: hrabgabe wird daher vom 10. November ab
auch auf die Ausfuhr vom beſetzten Gebiet ins Ausland erhoben.
Graz, 8. Nov. (Wolff.) Nachrichten aus Albanien zufolge
haben die Miriditen in Nordalbanien die ſelbſt=
ſtändige
Republik ausgerufen. Ihr Führer Narco
Giona wurde zum Präſidenten gewählt. Die Kämpfe mit der
Regierung von Tirana dauern fort.
Prag, 8. Nov. (Wolff.) Das tſchecho=ſlowakiſche Preſſe
bureau meldet: Die Telephon= und Telegraphen=
ſperre
iſt aufgehoben.
wd. Brüſſel, 8. Nov. Miniſter Frank beharrt anf ſeiner
Entlaſſung. Die Miniſter Deſeze und Neu=Jean beabſich=
tigen
, ſich ihm anzuſchließen.
wd. Paris, 8. Nov. Die Kathedrale von Boulogne
iſt eingeſtürzt. Verluſte an Menſchenleben ſind nicht zu be=
klagen
, doch iſt der Schaden ſehr groß.

Spiel, Sport und Turnen.
Deutſche Kampfſpiele 1922.
Die Vorbereitungsarbeit.
Nach einer Sitzung des Kunſtausſchuſſes am Freitag, den 28. Okto=
ber
, vormitdags, der in den Nachmittagsſtunden die des Redaktionsaus=
ſchuſſes
für die Ausſchreibungen der turneriſch=ſportlichen Wettkämpfe
folgbe, begrüßte der Vorſitzende des Deutſchen Reichsausſchuſſes für Lei=
besübungen
, Staatsſekretär Dr. Lewald, abends die Vertreter der
Preſſe in den Räumen der Deutſchen Geſellſchaft 1914 zu Berlin. Trotz
aller Nöte der heutigen Zeitz habe man ſich mit einem freudigen: Un=
dennoch
zur Durchführung der erſten Deutſchen Kampfſpiele, die ein
echtes deutſches Volksfeſt werden ſollen, im nächſten Jahre entſchloſſen.
Der Geiſt, der aus einem Gedichtentwurf Schillers nach dem Frieden von
uneville 1801 atmet, gibt uns neue Hoffnung für die ſelbſtgewählte
Aufgabe. Darf der Deutſche ſich fühlen? fragt der Dichter und be=

ennt ſtolz: Ja, er darf. Er geht unglücklich aus dem Kampf, aber das
was ſeinen Wert ausmacht, hat er nicht verloven. Die Majeſtät des
Deutſchen ruhte nie auf dem Haupt ſeiner Fürſten. Die deutſche Würde
bleibt unangefochten, ſie iſt eine ſittliche Größe, ſie wohnt in der Kult
und im Charakter der Nationen. Jedes Volk hat ſeinen Tag in de
Geſchichte, aber der Tag des Deutſchen iſt die Ernte der ganzen Zei
Nach einem kurzen Ueberblick über die Organiſation des mehr als dr
Millionen Mitglieder umfaſſenden Deutſchen Reichsausſchuſſes für Leibes=
übungen
bat Staatsſekretäu Lewald weiterhin um die Unterſtützung
der Sache der Leibesübungen durch die Behörden. Er dankte an dieſer
Stelle nochmals beſonders dem anweſenden preußiſchen Staatsminiſter
Dominicus für Gewährung der Kampfſpiellotterie.
Der Erfolg aller Arbeit aber werde in letzter Liwie von der Hilfe
und Mitarbeit der deutſchen Preſſe abhängen. Es gilt immer wieder zu
zeigen, daß es ſich nicht um igend etwas Nebenſächliches handelt, ſon=
dern
um Heranzüchtug eines Geſchlechtes voll innerer Freiheit, gepaart
mit körperlicher Tüchtigkeit. Ein ver ſacrum werde die deutſche Ju=
gend
aus allen Teilen der Welt, wo die deurſche Zunge klingt, zu den
Kampfſpielen herbeiſtrömen. Nach der mit großem Beſifall aufgenom=
ewen
Rede ſprach der Vorſitzende des Hampfſpielausſchuſſes, Geheimrat
Dr. Nolfs, über Kunſt und Kampfſpiele‟. Staatsminiſter Dominieus

verſicherte, daß die Regierungen der Länder es an tatkräftiger Unter=
ſtützung
nicht fehlen laſſen werden. Der Zuſtrom zu den Turn=, Spiel=
und Sportvereinen habe nach dem Kriege gewaltig zugenommen. Um
den Nutzen planmäßiger Leibesübungen noch mehr dem ganzen Volke
zukommen zu laſſen, rege er an, die in Jugendbewvegung und =pflege
tätigen Beamten zu den Kampffpielen zu entſenden. Nach dem Eſſen
wurde den Gäſten nach einem kurzen Vortvage des Generalſekredärs des
DRA., Dr. Diem, über Weſen und Aufbau der Kampfſpiele der erſte
Teil des Kampfſpielfilms, der im beſonderen die Wettkämpfe während der
Winterſportwoche vom 21. bis 29. Januar in Garmiſch=Partenkirchen
berückſichtigt, gezeigt.
Vor der Geſamtſitzung des Kampfſpielausſchuſſes am Sonntag vor=
mittag
tagte am Samstag, den 29. Oktober, der Werbeausſchuß
und der Sonderausſchuß für Verpflegung und Woh=
nungsangelegenheiten
. Den Bericht des Kunſtausſchuſſes er=
ſtadtete
Regierungspräſident z. D. Pauli. Von der Ausſchreibung
gendwelcher Wettbewerbe auf künſtleriſchem Gebiet wird abgeſehen
Berlin wird aber während der Kampfſpieltage ſeine reichen
Kunſtſchätze, wie Muſeen, Galerien, Theater, Muſikhallen uſw.
für Teilnehmer und Zuſchauer offen halten. Die Aufführung gro=
ßer
Werke deutſcher Meiſter iſt geplant, ebenſo im Stadion Lauen=
ſpiele
under Mitwirkung großer Maſſen. Generaldirektor Gerſchel
ſprach über die Arbeit und Aufgaben des Werbeausſchuſſes, General=
ſekretär
Dr. Diem berichtete über die Vorbereitung betr. Unterbringung
der Teilnehmer und Zuſchauer. Durch das Entgegenkommen des Reichs=
wehrminiſteriums
wird der Uebungsplatz Döberitz mit einer Be=
legungsſtärke
von etwa 6000 Mann zu Unterkunftszwecken zur Ver=
fügung
ſtehen. Durch Einrichtung eines Sonderzugverkehrs mit dem
Stadion und Berlin hofft man eine für alle Teile günſtige Löſung ge=
funden
zu haben. Die Stadt Berlin wird Turnhallen für Maſſen=
quartiere
freimachen. Die Zentralſtelle für den Fremdenverkehr Groß=
Berlins hat Hilfe bei Beſchaffung von Zimmern in Penſionen und in
Gaſthöfen mäßiger Preislage zugeſagt. Die Ausſchreibungen der Ver=
bände
wurden genehmigt. Aus den Erwägungen heraus, daß bei den
Kampfſpielen nur erſtklaſſige Höchſtleiſtungen gezeigt werden ſollen, wird
von der Ausſchreibung von Wettkämpfen für Jugendliche abgeſehen,
ebenſo ſollen beſondere Kämpfe für Alte Herren fortfallen. Als untere
Altersgrenze für die Zulaſſung zu den Wettkämpfen ſind die Beſtim=
mungen
der einzelnen Verbände maßgebend. Ueber die etwaige Zu=
laſſung
von nichtdeutſchen Ausländern bei Mannſchaftskämpfen wurde
dahin entſchieden, daß die Teilnahme nur Deutſchen geſtattet iſt. Auch
in Deutſchland anſäſſige Nichtdeutſche ſind nicht ſtartberechtigt. In
den Ausſchuß für Verkehrsangelegenheiten wurden die Herren Ding=
linger
und Reineck gewählt; die Herren Blume und Schultze werden
Al
die Vorbereitungen für Vergnügen und Unterhaltungen leiten
Termin der nächſten Sitzung wurde ein, noch zu beſtimmender Tag im
Februar feſtgeſetzt.
Schluß des redaktionellen Teils.

Stimmen aus dem Leſerkreiſe.
(Für die Veröffentlichungen unter dieſer Ueberſchrift übe
rnimmt die Rebaktior
ieinerlei Vexantwortung; für ſie bleidt a
Grund der
1 Abſ. 2 des Preſſe=
geſetzes
in vollem Umfange der Einſender verantwortlich.)
Einſendungen, die nicht verwendet werden, können nicht zurückgeſandt, die Ablehnung
nicht begründet werd n.
Die Prüfungsordnung für die Beamten
im mittleren Finanzfach in Heſſen.
Vor wenigen Tagen war in der Darmſtädter Zeitung die Bekannt
machung zu leſen, daß am 12. Dezember eine Prüfung ſür die Beamten
im mittleren Finanzfach für Heſſen ſtattfindet. Während nun ſchon
ſeit längerer Zeit die Prüfungsordnung für die mittleren Beamten
im Finanzfach für den Reichsdienſt erlaſſen iſt, ſtehen wir, die wir in
kurzer Zeit uns der Prüfung unterziehen wollen, noch völlig im Un=
klaren
. Es iſt weder in der Bekanntmachung erklärt, ob die 1905er Prü=
fungsordnung
noch in Kraft iſt, noch daß nach einer neuen Ordnung
geprüft wird. Außerdem iſt uns auch noch nicht bekannt, inwieweit die
abgeleiſtete Kriegsdienſtzeit auf den Vorbereitungsdienſt angerechnet
wird. Es dürfte uns Kriegsteilnehmern durch die Unkenntnis der Sach=
lage
ſehr von Nachteil ſein, weil es uns nun kaum noch möglich iſt, ſich
dieſer Herbſtprüfung zu unterziehen.
Ein Kriegsteilnehmer für viele.

Die Beibeheltung der alten ſeinen
Qualität macht nach Inkrafttreten
der neuen Steuerſätze ſolgende erhöhte
Preisnotierungen leider undermeidlich:
K3
rut Tüunt
S
N2 40rot, 50grin 60orange 80geb
40 50 6d
8OP.d.St.
Cavalier80 Pf. Labinet M1.25 Pf d.St.
DiePreiserhöhung iſt ſo niedrig be=
meſſen
, daßz ſie nur einen Teil unſerer
Selbſtmehrkoſten deckt.
(af
Sie werden durch einen
8wirklichen Genuß fürden
ue
Preisaufſchlag entſchadigt.
Venidze
Rf

Wetterausſichten für Mittwoch.
Wolkig, vereinzelt Schuee und Regen, kalt, Nachtfroſt, Nordwvind.

Tageskalender.
Landestheater, Anfang 6 Uhr, Ende 10 Uhr, außer Miete:
Lohengrin
Orpheum: Vorſtellung um 348 Uhr
Volkstheater Eliſabeth Werner im Konkordiaſaal um ½4 Uhr.
Städt. Berufsamt: Berufskundlicher Vortrag Der Oberlehrer,
die Oberbehrerin um ½8 Uhr in der Aula des Realgymnaſiums.

Leitung Dr. Otto AZaldgeſtel. Verantwortlich fur den leitenden politiſchen
d. de
für Feuilleton: Dr. Otto Waldgeſtel; für heſſiſche Poli ik
Teil 1
l (außer Sport, Handel und Landwirtſchaftliches): Max Streeſe; für
A
Sid
Max Streeſe; ſür den Anzeigent
ort, Handelsteil und Lanowirtſchaftliches=
Geſchäft=ieben: Panl Lange.
n aus
enbeilagen und Mitteil=
Ar
Druck und Verlag: L. C. Wittich’ſche Hofbuchdruckerei. Säm lich in Darmſtadt
daktionellen Teil beſtim
Redaktion des
Für den
Nittelungen ſind an de nachträgliche
richten. Elw
beizufüge=
Tagblatts
norarforderungen fi
te Manuſkripte
werden nicht berückſichtigt. Unv
werden nicht zurückgeſandt.

Die heutige Rummer hat 10 Seiten.

Familiennachrichten

Todes=Anzeige.
(Statt jeder beſonderen Anzeige.)
Heute früh 4 Uhr entſchlief ſanft
lunſer lieber Vater, Schwiegervater
und Onkel
Herr
Vondan Foittärar
nach kurzem Krankenlager im 82.
KLebensjahre.
Darmſtadt, den 7. Nob. 1921,
Um ſtille Teilnahme bitten
Prof. Wilh. Vollhardt
Nelly Vollhardt, geb. Lutz.
Die Einſegnung findet Mittwoch nach=
mittag
½3 Uhr im Trauerhauſe, Hein=
richſtraße
150, ſtatt.
Die Beerdigung iſt Donnerstag nach=
mittag
½3 Uhr auf dem Friedhof in
Grox=Gerau. (*42298

Todes=Anzeige.
Heute morgen 7, Uhr entſchlief
ſanft nach langem mit großer Ge=
duld
ertragenem Leiden mein älteſter
Sohn, unſer lieber Bruder, Enkel,
Neffe und Bräutigam

im vollendeten 24. Lebensjahr.
Die trauernden Hinterbliebenen:
Margarete Marquardt
geb. Landzettel, nebſt Kindern
Helene Lucas (Braut).
Darmſtadt, 8. November 1921.
Kaplaneigaſſe 49.
(*42320
Die Beerdigung findet Donnerstag,
den 10. Nov., nachmittags 21/, Uhr,
vom Waldfriedhof aus ſtatt.

Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe innigſter Teil=
nahme
bei dem uns ſo ſchtver betroffener
Verluſte uinſeres braven Sohnes, meines
lieben Bräutigams
Herrn Willi Koch
ſagen wir Allen herzlichen Dank. Be
ſonders dem Geſangverein Sängerl. ſt
für den erhebenden Grabgeſang und
Kranzniederlegung, weiter danken wir
dem Eiſenbahner=Verband, den Arbeiterr
des Werkſtättenamts II, ſeinen Freunden
und Freundinnen, ſowie den Drehern
der Firma A. Rodberg für die Kranz=
niederlegung
und allen Bekannten und
Verwandten für ihre Blumen= und
Kranzſpende,
(*42386
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Familie Michael Koch
Eliſabeth Walter, als Braut.
Darmſtadt, den 8. November 1921,

wird einge=
Frl. mpf. ſ. beſt.
Ausb v Wäſcheu Kleid., RTdüt ſchnitten.

auch Neuanf. Näheres
Geſchäftsſt, (*42168

Frau Fink
Kiesſtr. 12. Hth. (.=

Dankſagung.
(Statt beſonderer Mitteilung.)
Wir ſagen Allen, die uns bei dem
Heimgang unſeres lieben Entſchlafenen
Kaufmann
Ludwig Weimar
ſo aufrichtige Teilnahme entgegenbrach=
ten
, tiefgefühlten Dank. Insbeſonder
danken wir der Firma Röhm & Haas,
A.=G., den Angeſtellten der Firmen Röhm
E Haas, A.=G., und Aug. Jacobi, A.=G.
dem Deutſchnation. Handlungsgehilfen
Verband, Ortsgr. Darmſtadt, und dem
Verband reiſender Kaufleute Deutſch=
lands
, Sekt Darmſtadt, für die ehren=
den
Nachrufe und die am Grabe nieder=
gelegten
Kranzſpenden,
(12330
Charlotte Weimar Wwe
und Familie.
Darmſtadt, den 7. November 1921.

Uebegelegenh. f. Klavier, 1alter antik. (*42256
Harmonium, Violine, Zither
Gefl. Ang. unt. P 4Kleiderſchrank
an die Geſchſt. (*42162 zu verk. Näh. Geſchſt,

Schneiderin
nimmt noch Aufträge
in u. außer dem Hauſe
entgeg. Ang. u. P 45
an die Geſchäftsſtelle
ds. Blattes. (*42318
Fräulein, perf, im
Heisspähen
nimmt noch Kunden
an, beſſ. a. Wäſche aus.
Göttmann, Lieb=
frauenſtr
. 81. (k 4 2263
Perfekte
Weißzeugnäherin
nimmt nochKunden an.
Angeb u. P 27 an die
Geſchäftsſt. (*42248
Schneiderin
nimmt noch Kunden
an außer dem Hauſe.
Elſinger, Gutenberg=
ſtraße
5, II. (*42365
Fräulein
33 Jahre alt, gr., ſchl.;
berufl tätig, aus angeſ.
Familie, mit ſch. Ausſt.
u. Verm., ſucht Herrn
im Alt. v. 20-40 J., in
ſich Stell., k. z. 1. zw.
Heirat. Ang. u. P 8
Geſchäftsſt, (*42192

[ ][  ][ ]

Seite 6.

Darmſtädter Tagblatt, Mittwoch, den 9. November 1921

Rummer 300

Aus den Amtsverkündigungen des
Kreisamts Darmſtadt und den Bekannt=
machungen
des Polizeiamts Darmſtadt.
Gefunden: 1 ſchwarzer, geknüpfter Beu=
tel
mit bräunlichem Seidenfutter, Schlüſſel
Drücker und Taſchentuch. 1 Fahrradſchloß
1 ſilbernes Kettenarmband, 1 ſchwarzes Porte=
monnaie
mit über 70 Mk. und Schlüſſel ſowie
eine Rechnung. 1 kleines, grünes Portemon=
naie
mit über 5 Mk. 1 grauer, ſchmaler Schal,
mittelgroßer Schlüſſel. 1 Drücker und ein
Schlüſſel an einem Ring. 1 Rolle Zeichnun=
gen
, mit dem Namen Kipper verſehen. Ein
gelber Damenglacéhandſchuh. 1 gelbes Markt=
korbdeckchen
. 1 grüner Lodenhut und 1 kleines
braunes Poxtemonnaie mit 5 Pfg 1 große
Pfeife aus Holz. 1 ſchwarzer Damenhand=
ſchuh
. 1 grauer Handſchuh. 4 kleine Mehl=
kärtchen
. 1 Paar kleine, weiße Kinderhand=
ſchuhe
1 kleiner, blauer Muſchelſtrupfbeutel
1 großes Stück Dachkandelrohr. 1 goldener
Ohrring mit Perle, 1 Peitſche. Zuge=
laufen
: 1 Stallhaſe.

Mehl= und Brotpreiſe.
Wegen der weiteren Steigerung der Löhne
und ſonſtigen Unkoſten im Bäcker=Gewerbe
wurden durch Beſchluß der zuſtändigen Aus=
ſchüſſe
vom 4. ds. Mts. die Preiſe für ge=
miſchtes
Brotmehl mit Wirkung vom 1. Ok=
tober
ds. Js. ab und für Brot mit Wirkung
10. Nobember bs. Js. ab geändert, während
die übrigen Preiſe wie bisher beſtehen bleiben,
Die Preiſe ſind nunmehr folgende:
A. Mehlpreiſe.
I. Abgabepreiſe der Mehlverteilungsſtelle.
1. Roggenmehl 350. f. d. Dz. ohne Sackpf.
2. Weizenmehl 374.

3, gemiſchtes
Brotmehl 359.20 .
4, Haushal=
tungsmehl
64 1.
Hierzu kommen die ſeitherigen Unkoſten
(st12325
für die Lieferung frei Haus.
II. Kleinverkaufspreiſe.
1. 85%iges Weizenmehl 4:20 für das Kilo=
gramm
und 2.354 für 560 Gramm ( Mehl=
marke
) ohne Tüte.
2. Haushaltungsmehl 3.50 , für das Pfund
ohne Tüte.
3. Auszugsmehl (nur für Kranke) 2,50 für
das Pfund einſchließlich Tüte,
B. Brotpreiſe.
1. 1600 gr Brot . . . . . . 5.60
800
.. . . . . 2.80
2. 750 Krankenbrot 3 20
3, Brötchen aus gemiſchtem Brotmehl, im
Gewicht von 50 gr 20 Pfg.
Darmſtadt, den 7. Noveinber 1921,
Lebensmittelamt.

Faſelvieh=Verkauf.
Die Gemeinde Groß=Zimmern bringt einen
zur Zucht untauglichen
(12296
Faſel=Ochſen
im Wege der öffentlichen Submiſſion meiſt=
bietend
zum Verkauf. Die Angebote ſind ver=
ſchloſſen
und mit entſprechender Aufſchrift ver=
ſehen
bis
Dienstag, den 15. November 1921,
nachmittags 3 Uhr,
bei der unterzeichneten Dienſtſtelle einzu=
reichen
, woſelbſt zur bezeichneten Stunde die
Eröffnung der eingelaufenen Angebote in
Gegenwart etwa erſchienener Bieter erfolgt.
Der Faſel kann nach verheriger Anmel=
meldung
bei dem Gemeindefaſelwärter Joh3
Haas, Angelſtraße 19, beſichtigt werden.
Groß=Zimmern, den 4. Nov. 1921.
Heſſiſche Bürgermeiſterei Groß=Zimmern.
Brücher.

In letzter Stunde
vor Eintritt des Winters u. bedeutenden Preis=
aufſchlägen
decken Sie Ihren Bedarf in
K
9
Baufgäsge
Dachteer, Klebemaſſe, Carbolineum
und allen anderen Teer= und Aſphalt=
produkten
!
Konkurrenzloſe Preiſe
Erſtklaſſige Qualitäten!
Meyer & Hartlaub
Friedrichſtraße. 122s5mg

I. Barmittel: An Kaſſa=Koto 120 164,15 Großeinkaufsgeſellſchaft Hbg. Giro=Konto
Vereinsbank Darmſtadt 286 420,12 Giro=Konto . 71 147,70 Volksbank Darmſtadt
Giro Konto 172 170. Deutſche Bank Darmſtadt
Giro=Konto 150 302,65 Sparkaſſe Seeheim Giro=Konto ..
Poſtſcheck Konto . .. 7 100,
2 590,46 Wechſe geld=Konto . . A 810 567,08 II. Angelegte Werte:
An Bankeinlagen=Konto 25 997,16 5%Obligations=Anleihe=
Konto 35 000, Beteiligungs=Konto .. 2.3. 5.350 145 194,08 III. Grundbeſitz: An Liegenſchafts=Konto 311 000, Gleisanlage=Konto . . 5 000, 316 000, IV. Inventar: An Mobiliar=Konto. 70 000, Wagen=u. Geſchirr=Konto 40 000, Maſchinen=Konto . . . 11 000. Flaſchen=Konto . ... Pferde=Konto . . . . . 2300. 129 001, V. Betriebswerte: An Warenbeſtände =Konto 2 630 000. Debitoren=Konto . .. 22 309,7: 2 729 309,71 VI. Außenſtände: An Darlehens=Konto . 194,70 Feuerverſich.=Konto . . 1 289,98 Tranſit Konto . . . . . 8 500, 9984,68 VII. Sonſtige Werte:
An Stadt=Kautions=Konto 1 000, Fracht=Kautions=Konto
Proviantamts=Kautions= 3 000, Konto . 8 132. Teleph.=Kautions=Konto 3 800. Depoſiten=Konto . .. 500, 11 432, 4 151 488,55

Die Reſtbeſtände d. reinAluminium=
Kochgeſchirre=
erſtkl
. Fabrikate werden zu u. unter
Fabrikpreis ausverkauft. (*42282
Bismarckſtraße 55, 1. Stock.

30-50Erſparnis
an Heizmaterial erzielt, man durch
Lenne=Feuergatter.
Für jeden Ofen und Herd geeignet..
Tapetenhaus Carl Hochſtaetter
B. m. b. G.
(122392

Auswärtige
Kunſthandlung
ſucht
Perſer=
Teppiche
zu kaufen
nd zahlt pro gm 1500 bis
2500 Mr. Eilangebote unt.
F. T. 14837 A an Ala
Haaſenſtein & Vogler,
Frankfurt a. M. (11,12317

Aktiva.

Bezirks=Konſum=Verein Darmſtadt
e. G. m. b. H.
Bilanz per 30. Juni 1921.

Paſſiva.

I. Eigene Betriebsmittel
Per Mitgliederguthaben=
Konto
Reſervefonds=Konto
Dispoſitionsfonds=Konto
Erneuerungsfonds=
Konto
Immobilienfonds=Konto
Bildungsfonds=Konto
Wohltätigkeitsfonds=
Konto .....
II. Aufgenommene Mittel:
Per Spareinlagen=Konto .
Sparmarken=Konto
Sterbekaſſe=Konto . .
Kautions=Konto
Hypotheken=Konto .."
III. Lieferanten=
und ſonſtige Schulden:
Per Kreditoren=Konto
Sparrabatt=Konto .
Umſatzſteuer Konto.
Kapitalertragsſteuer=
Konto
Grunderwerbsſteuer=
Konto . .
.
Erübrigung . . . .."

482 513,32
122 594,53
18 806,40
3 106,48
7 000,
650,53
23. 3.30.

1597 948,07
1 384
7 209,90
14 038,20
122 04 5,57

995 687,90
542 415,
101 183,
4 118,86
330,

636 989,76

1809 715,74

1 643 734,76
61 048, 29

4 151 488,55

Mitgliederbewegung:

Am 1. Juli 1920 Mitglieder
10 472
32t
Im Berichtsjahr traten ein . . .
11 793
Ausgeſchieben ſind freiwillig 159
Ausgeſchieden durch Tod..
121
3

Die Geſchäftsanteile betrugen am 1. Juli 1920 Mk. 1 047 200,
ſie erhöhen ſich im Berichtsjahr um . . . . . . Mk. 1 273 200.

Mitglieder am 30. Juni 1921 . . . . 11 602
Darmſtadt, den 7. November 1921,

Die Haftſumme betrug am 1. Juli 1920
ſie erhöhte ſich im Berichtsjahr um . . .
und beträgt am 30. Juni 1921 . . ..

Der Vorſte
H. Nordmann. Gg. Schanz.

Bekanntmachung.
Das Vermögen des
Herrn Amtsgerichtsrat
Eugen Gerlach zu
Darmſtadt wird von
mir vormundſchaftlich
verwaltet.
Verpflichtungen wer=
den
von mir nur an=
erkannt
, wenn ſie von
mir vorher genehmigt
(12321
ſind.
Darmſtadt, 8. Nov. 1921.
Der Vormund
Ludwig Raab
Amtsgerichtstaxator
Wilhelminenſtr. 21.

Rat
Rhenmatismus und
Hilfe geg. 3 in Brief=
ohl
,
narken Dr. H.
Biebrich a. Rh (*‟Wmg

Dieneue Heilweise
W und ihre Anwendung

im eigenen Heim mit Rings Heil-Kissen u. Heilereme
patentamtlich geschützt unter Nr. 23464/27 Wz. als
Rings Radium-Kissen und Radium-Créme.
Aufsehenerregende Erfindung, ultra-violette- ununterbro-
chene
Bestrahlung; glänzende Erfolge bei: Lupus, Flech
ten, Ausschlägen, Nieren-, Herz-, Magen-, Darmleiden,
Lungen-, Haut-, Knochen-Tuberkulose, Nerven-, Frauen-
leiden
, Stoffwechselkrankheiten, Gallensteinen, Kropf, Asth-
ma
, Gedächtnis- und Gehörschwäche, Rheumatismus,
Gicht, Ischias, Impotenz, Erkrankung der Harnorgane usw.
N
A
Arutnheilung ahne Gperation
auf natürlichem Wege. Ohne Berufsstörung mit Dr. Mül=
lers
Bruchheilapparet Probata ohne Feder, ohne Gummi-
band
, ohne Schenkelriemen. Kein Einspritzen, keine Me
dikamente, ununterbrochene ultra-violette Bestrahlung.
Konkurrenzlos einzig dastehende Eriindung; glänz Aner
Wkennung, nachweisbar. Auskunft durch unseren Vertreter
kostenlos am Freitag, den 11. November in Darmstadt
Hotel Prinz Heinrich, von 10 Uhr vorm bis 5 Uhr nachm.
Dr. Häller & Cie., Hannheim, Institat zur Behandiung ckron. Leiden.
1218

ärztiich empfohlen für
Brandwunden
Flechten
offene Füße
Frostschäden
wunde rissige Haut

Alleinige Hersteller
Combustinwerk
Eulitz&Go,Fährbrücke,8a
II,6687

Auswärt. Fräulein,
tagsüberi. Beruf tätig,
ſucht während der Mit=
*42249
tagspauſe
Aufenthalt
n Familie. Angeb.
P 26 an die Geſchſt.

Warmer Aufenth. u. liebev
Aufſicht f. Kinder j. Alters.
Angeb. unt. P 3 an
die Geſchſt.
*42161

Lichen- u. Bucheu-
Prennholg
geſchnitten, p. Zentner
Mk. 16., ofenfertig
per Zentner Mk 16,50
liefert ſo lange Vor=
(*42370
ret reicht
Peter Seeger IV.
Pfungſtadt
Kaplaneigaſſe 50.

Verlangen Sie Spe=
zialität
Nelly- (12110g
Haar-
Farbe
das beſte der Färbe=
kunſt
. Viele Dankſchr.
J. A. Suderleith
München, Karlsplatz 13
Niederlage i. Darmſtadt
Friedrich Tillmann
Parfümerie
Eliſabethenſtr. 21.

Delikateß=
Sauerkraut
gut und billig. (12078a
Gg. Germann
Grafenſtraße 35.

it

Ztr. und Fuhrenweiſe
bei billigſten Tages=
preiſen
zu haben.
Jakob Engel II.
Griesheim, Friedrich,
ſtraße 11.
42044im

Prima
Winter=
kartoffeln

liefert in Zentnern u.
Fuhren frei Keller
Franz Buttlei
Landwehrſtr. 62.
Teleph. 3187. (*42290

Durch
wirklichen Magnetismus
(nicht Maſſage) behandle ich feit 14 Jahren mn
größt Erfolg Rheuma, Grippe, Jschias, Gallen=
ſtein
, Magen, Darm, Herz, Leber, Nier., Kopf=
weh
, Augen, Kinderkrankh, Rhachit, Ausſchlag
u. a., ſelbſt ſchwere, veraltete Fälle. (9822a
J. Becker, geprüfte Magnetopathin
Mitgl. d. Vereinig. Deutſch. Magn., Darmſtr. 47.
Sprechzeit 1012, nachm. Mont., Mittw., Freit. 3 4

Schuh Reparaturen
(Sohlen u. Fleck) bei
Rubin,Kirchſtr. 10
Laden).
(123262

Anftg. v Knaben= u.
Kind.=Kieidern
ſpwie Wäſche in und
außer d. Hauſe Karl=
ſtraße
23, II. (* 4 2289

Teize
werden modern um=
gearbeitet
. Neuan=
fertigung
aller Art,
Gr Barhgaſſe 14, Lad.
J. Bresky, Telephon
Nr. 1673. (*4 2337md

werden billigſt ausge=
führt
von 1*42073ms
Georg Löffel,
Sachdecker= und Blitz=
ableiter
=Geſchäft
Obergaſſe 44, I. St.

Stühle
tverden geflochten
Lagerhausſtraße 4,
Poſtk. gen. /*42355md

deetesteet
Hüte
werden nachden neueſt
Modellen von erſt
ſiger Hutfabrik (11050,
umfaſſoniert
Zeitdauer: 814Tage.
Damenhüte 17 50 Mk.
Herrenhüre 12 Mk.
Annahmeſtellen:
Gl. Schnell, Kirchſtr. 19
Mathildenplatz 2.
Letssssstsste

Klavterstimmen
ſofort 8509a
Arnold-Sohn
Eche Erbacherſtr. Tel. 2457
n. d. Schwimmbad

Unterricht

Engländerin
erteilt Unterricht in
Gramm, Konv., Lit.
zu m. Pr. Abendklaſſ.
Vorbereitung z. Exa
men, Ueberſetzungen.
Näh. nachmitt. Heidel=
bergerſtr
. 25, III, (F4234

. Mk. 2 320 400,
. . . Mk. 1 047 200.
.Jf. 3. 3. 33. 3.00. . . Mk. 2 320 400,
(12304

. Geißlinger. Zuſchneiden
erlernen Sie leicht nach
unſ. einf. geſ. ge ſch.
Verfahren. Vormittag=
u
. Abendkurſe. Schnitt=
muſter
nach Maß u
Friedr. Bachrac
u. Frau f1714
Mittl. Eliſabethenſtr 28 Stenographien.
Maſchinenſchreib
Unterricht in Einzel=
ſtunden
u. kleinen Bir=
keln
. Anmeldung. vor=
mittags
erbet. M Nau=
mann
, Soderſtr. 14 am
Kapellplatz. (12009a Angl. Unterricht
für Anfänger geſucht.
Ang. u. P
a. d
(*42387
Geſchſt. Vier Studenten
ſuichen einen engl. Lehrer,
möglichſt für Abend
ſtund. Svanyi, Liebfrauen=
*42306
ſtr. 100, II. Wer erteilt Beamten
Unterricht
in einfacher u. doppel=
ter
Buchführung. An=
gebote
unter P 52 an
die Geſchäftsſt. / 423,51 Ke Mittel=
ſchwer
. Ar bottspferd
Wallach, zugfeſt, 10J.
alt, zu verkaufen
Philipp Schaaf III,
Seeheim, Oberbeer=
bacherſtr
. 5. (*42328 Zugfeſtes Ponyzu
verk. Herling, Kranich=
ſteinerſtr
. 7. (*42369 Hofhund
Wolfsſpitz, ſof. billie
abzugeben Saalbauſtr.
Nr. 13,Laden. r4ss3md Wolfshündin
für Hof u. Garten zu
verkauf. Magdalenen=
ſtraße
6, I. (*22292 Jr. Bchäferhunde
zu verkaufen Rinck=
*42277
weg 3. Junger ſchöner
Hund
(3 Monate alt, ſchwarz
zu verkaufen Karl=
ſtraße
81, II. (12322

Geſchäfts=Eröffnugg
und Empfehlung.
Teile meiner werten Nachbar=
ſchaft
, Freunden und Bekannten
ergebenſt mit, daß ich unterm
heutigen Tage in meinem eigenen
Hauſe, Rundeturmſtr. 17, früher
Bäckerei Bock Wwe., eine
Brot= und Feinbäckerei
eröffne. Es wird mein eifrigſtes
Beſtreben ſein, meine werte Kund=
ſchaft
zufrieden zu ſtellen.
Hochachtungsvoll
Leonhard Ehrhard
Brot= u. Feinbäckerei
Ecke Mühl= u. Rundeturmſtr. 17
(*42240

Ja. Wolshund
wachſam) ſofort z
verk. Gr. Ochſengaſſe 22
bei Pogel, *42363

drr Tefent
Metalle
ſowie ſämtliche Rohprodukte
kauft ſtets, zum höchſten Preis
H. Waſſerteil
Telephon 3109. (4rgssgim) Kiesſtr. 27.

R

Reste u. gröss Post, zurückgesetzte
Tapeten kauft man billigst
bei
(10499g
PHIL. 1UNGMANM Nacht.
Gesellschaft mit beschränkter Haftung
Tel. 913 Ludwigspl. 6 Tel. 913
Haufe zu en gros-Preisen:
Alteiſen, Metalle, Kupfer, Meſſing,
Blei, Zink, Zinn, Felle, Flaſchen,
Lumpen, vom kleinſten bis zum größten
Quantum.
Katzemmoler
Darmſtadt Große Kaplaneigaſſe 17 Teleph. 1175
Händler erhalten entſprechende Preiſe.
*42285mdk
Anfragen ſtets erwünſcht

Chaiſelongues
mit verſtellbarem Kopfteil und nur
prima Polſterung ſtets am Lager.
Große Auswahl in
Chaiſelonguedecken
zu billigſten Preiſen. (B10615
Friedrich Eigenbrodt
Herdweg 18 Fernruf 1692.

2. Kalmaargagz, Donkgeuchif
Aa n

Kambrurg

Wederlassungen in:
Alcor
Luxhe
Kene
Hannove
tzeho
Länebu
Aaffan4
Wienbun
diterndol
**
Prenziaa
tade

attmng üben
Berichte
Bepiere
We
Beratung and Verwaltmg
Dörsenbericht mit Monat-
Kurstabelle
Ane 2
Oe
Ausländiscbe Jablungsmitte)
und Karfurz4
(E. 8568)

Stoffe und Zutaten
für die feine Maßſchneiderei kaufen Sie ſeh
preiswert im Spezialhaus (10939a
Heinrich Eckert
Waldſtr. 26 (Eche Saalbauſtraße).

Damenhüte
n Umarbeiten ſowie Faſſonier
und Umarbeiten von Pelzen
Anna Weiner

Schulſtr. 10, I. Stock.

(9794a

Suche von Privat
Perſer=Teppiche
etnige größere u. kleinere Stücke
infolge dringenden Bedarfs zu
kaufen. Kaufe ſtreng reell zu
höchſten Preiſen. Komme auch
wegen einem Stück. Angebote
unt. M. H. P. 4i24 an Ala=
Haaſenſtein & Vogler, Darm=
(II. 12169
ſtadt.

[ ][  ][ ]

Rummer 300.

Darmſtädter Tagblatt, Mittwoch, den 9. Rovember 1921.

Seite 7.

40)

Danas
Roman von Kurt Frieberger,
Nachbruk verboten.)

Daß er einmal an Kuſſes Statt eine Backpfeife davongetra=
gen
das war die liebſte, ſchönſte in einer langen Reihe ähn=
licher
Jugenderinnerungen. Vater, Mutter und Onkel in Bre=
men
unterſtrichen nicht ſolten ſolcherart Mahnung, Warnung
Rüge, dagegen war Hedes kleine Patſchhand wahrhaftig Lieb=
kofung
. Wenn ſie auch ein bißchen feſte traf.
Aber heut. Nein, wieder und durchaus nein. Laune war
das nicht, Neckerei noch weniger. Kein Vertröſten, kein Hin=
halten
, unwiderrufliche Entſcheidung. Das mußte tieferen Grund
haben. Da war doch noch einer. Aber der Kerl dunkelrot
wurde der mächtige Metzgerſchädel, ſah Blut. Unheimlich wan=
derte
ſtumme Rieſenkraft ſtufauf, ſtbab. Ehrgeiz wehrte ſich;
Eiferſucht griff an die Gurgel. Himmeldonnerwetter! Wer!
Den mißte er ſuchen, finden. Den mußte Auguſt ſich lau=
en
. Mag ſein, wer immer. Und wenn ein Prinz, Auguſt
Hartke läßt nicht locker. Komme, was wolle.
Unruhe quälte bis zu Schweiß und Zittern
Plötzlich ballte ſich Entſchluß. Haſtig machte ſich der Wut=
ntbrannte fahrtbereit. Nicht feſtlich, wie zur Werbung, kleidet
er ſich. Helle Sommertracht, lichter Hut ſo gefiel er ſich ſelbſt
Ziel ſtand feſt: Kurfürſtendamm. Es litt den Gekränkten nicht
an den engen Wänden. Näher, Hede, zu dir. Vielleicht gab der
Zufall den Nebenbuhler in ſeine Gewalt.
Wie wäre es, ſeinen Freund, den Kriminalſchutzmam, un
Hilfe anzugehen. Der wüßte gleich Beſcheid. Ein paar freie
Nachmittage, und Hartke erhält Bericht, als wäre er Polizei=
Gräſident. Dank ſoll nicht ausbleiben. Freudiges Vorgefühl
iberkommt den Schwergekränkten
Aber dann . . . Hede, dann werden Schleier gelüftet. Der
Sringt alles auf, entdeckt Namensfälſchung und wer weiß,
vas noch alles .. . Arme Gräfin!
Mitleid wollte ſich regen. Als die Straßenbahn warten
jeß, überkam den gereizten Rieſen zögernd Scheu. Stillſtand
ertrug er nicht, wanderte auf und ab. Jede Drehung zeigte ihm
n Schauglaswänden ſeine wuchtige Geſtalt. Er verglich.
Stände ſie nun ihm zur Seite, mitgeſpiegelt, wie ſähe ſich ſolches
Paar an?
Unzufrieden bekrittelte er den eigenen Körper. Zu plump,
u vierſchrötig. An Größe gab ihm die prachtvolle Hede wenig
rach. Auch überſchlank war ſie nicht, aber ſchwebeleicht. Er

müßte beſorgen, daß jeder ſeiner Prankengriffe gefährde, be=
ſchädige
. Neben ihrer feinen Vornehmheit war er anzuſehen
wie Ringkämpfer und Schwergewichtsathlet. Einſt fühlte er ſich
ſtolz bei jeder Begegmng Mann und Sohn der Wohlhabenheit,
nun überkam ihn in ihrer Nähe unbehaglichſtes Befangenſein.
Uebernimm Dich nicht, Auguſt! Was vermagſt Du ſo verwöhn=
ter
Frau zu bieten? Und hatte ſie ſich nicht auch übernommen,
Hede Gräfin Weſe vom Kurſürſtendamm? Was ihr gelang, ſoll
ihm mißlingen?
Wie eilig ſie den Jugendfreund abſpeiſte. Sie bibberte
vor Ungeduld. Und hatte doch ihre Stinkdroſchke in der Ma=
rienburger
Straße ſtehen. Wohin mochte ſie der Neger geführt
haben? Der wußte ſicherlich mancherlei.
Als Hartke nun Berlin durchquerte, bald mit der Straßen=
bahn
, bald Untergrundbahn, endlich in ſteigender Fortſucht im
Kraftwvagen, war er hundertmal nahe daran, umzukehren, ebenſo
oft dermaßen zornig, daß ſeine Raufluſt mit Nachbar und Schaff
wer Händel ſuchte, und mehr als einmal entſchloſſen, die ſchöne,
vergeblich Geliebte noch einmal zu günſtigerer Stunde um ihr
Jawort anzugehen. Tauſend Gründe wußte er, abertauſend
Gegengründe, entkräftete, widerlegte er. Wäre ihm nur ein
Bruchteil ſolcher Beredheit in ihrer Gegenwart geglückt! Trep=
penwitz
, verſpätete Weisheit, verſäumtes Glück.
Mit einem Male ſtand er vor Hedes Haus. Nicht zum
erſtenmal ſchlenderte der abgedane Jugendfveund hier auf und
ab. Manches fiel ihm auf als wohlbekannt, dort ein Blumen=,
laden, hier ein ſonderbarer Mörtelſchnitt, eine Steinpuppe oder
ein luſtiges Steckſchild.
Die Geſuchte ſchien fern zu weilen. Niemand zeigte ſich an
den ſpitzenverhangenen Fenſtern; ſolltel er wieder einmal ſein
Glück verſuchen? Nach manchem Hin= und Wiederandern
ſchlich er ſacht die Treppe hinan. Da ſchmetterte hell eine Kraft=
wagenfanfare
. An ihm vorbei haſtete, allemal zwei Treppen
ſtufen überſetzend, ein ſchlanker, tiefgebräunder Fremdländer,
Der trug gegürteten Reiſeanzug militäriſchen Zuſchnitts. Ein=
große
Stoffkappe war recht verwegen wie das Barett franzöſi=
ſcher
Alpenjäger aufgeſtülpt. Hand und Fuß hüllte Leder gleich
tiefroter Farbe.
Hartke raſtete auf ächzendem Korbſtuhl des Treppenabſatzes
und ſah mit feindſeligem Blick den Fremdling an Hedes wohl=
bekannder
Tür Sturm läuten.
Sollte der zugereiſte Windhund vielleicht Nebenbuhler ſein!
Den Metzger überlief es bald heiß, bald eiſig. Sichere gelernte
Griffe mit Beil und Meſſer zuckten in ſeinen Fäuſten. Nur
Ruhe!

Jetzt endlich wird aufgetan. Mit ſchnarrenden R’s fragt
der Eilige in gräßlichem Deutſch nach Monſieur Ritterpouche
ſein Glück. Nun kann er mit heiler Haut das Haus wieder ver=
laſſen
.
Seltſam höflich iſt der hochnäſige Kammerdiener, geleitet
nach mißtvauiſchem Seitenblick auf Hartke, deſfen er ſich unklar
erinnert, den er oft genug abſchnauzte, den fremden Mann hin=
ab
. Im Vorbeigehen berichtet er, daß Gräfin nicht daheim
ſeien. Sobald beide außer Sicht, erhebt ſich auch der Lauſcher.
Mißmutig tritt er den Heimweg an. Vor dem Haustor ſteht
ein mächtiger Rennkraftwagen ſremder Marke. Der Motor iſt
nicht abgeſtellt, von ſeiner Arbeit zittert das blinhende Gefährt
auf den Gummirädern wie zornige Ungeduld. Große, pracht=
volle
Koffer, grell bemalt, mit Plomben verſehen, ſind neben denr
Lenker und auf dem Gepäcksgitter an der Rückwand feſigeſchnallt.
Auf der Verſchlußſchraube des Waſſerkühlers ſtemmt nackte
bronzene Frauengeſtalt ein buntes Seidenfähnchen blau= gelb=
rot
. Scheelen Blickes trollt ſich Hartke vorbei, überſetzt die Straße
und vettet ſein Leben vor einem jäh anfauſenden Gefährt durch
erſchrockenen Sprung. Der Wagen hält neben ihm, ſcheint dicht
beſetzt. Neben dem Lenker der Mann im Lederwams dünkt den
Metzgermeiſter bekannt, aber Brillenmaske verhüllt zu viel des
Angeſichts.
Seltſam, daß niemand den Schlag öffnet, niemand abſteigt
Regungslos bleiben alle, und auch die Maſchine verſtummt. Da
ſpringt der vermummte Bekannte haſtig ab und wirft den Mo=
tor
an. Während er aber, den Blick feſt auf Hedes Haus ge=
richtet
, zum Sitze zurückkehrt, lüftet er ein wenig die Larve,
Darunter iſt es warm, er trocknet den Schweiß. Und Hartke er=
kennt
ſtaunend ſeinen Freund Erxleben, den Kriminalſchutz=
mann
. Unheimliches Gefühl, als hätte ſein Wunſch dieſe Ge=
fahr
für Hede heraufbeſchworen, überkommt ihn. Er will den
Lauernden anrufen, begrüßen, wüßte gern, was ihn hergeführt,
da huſcht drüben der ſeltſame Fremdländer aus dem Tor mit
wenigen. Sätzen in den wartenden Kraftwagen, der im Nu
raſende Fahrt beginnt.
Erxleben ſitzt bereits auf ſeinem Platze, die Fahrthebel
ſchnappen ein, gedanbenſchnell legt auch der zweite Wagen los
und verſchwindet mit dem anderen Gefährt faſt gleichzeitig um
eine nahe Straßenecke nordwärts
Tief erſchrocken ſtarrt Hartke hinter dem Fremdling und
ſeinen Verfolgern drein.

(Fortſetzung folgt.)

I. Buchhalter
26 J., abſchlußſicher, perf. Korreſpondent,
tertraut mit Bankverkehr, Mahn=, Klage=
peſen
uſw., z. Zt. in ungek. Stellung i. d.
IFnduſtrie, ſucht ausſichtsreichen Dauerpoſten.
Angebote unter O. 139 an die Geſchäfts
(*42135
ſelle d. Bl. erbeten.

Stellengeſuche

Weiblich

Jg. Frau
eihr 2 jähr. Kind nicht
fremde Pflege geben
öchte, ſucht lohnende
eimarbeit (am liebſt,
Driftliche Arb.). An=
bote
unter O. 148 an
Geſchſt. (*42179im

Helt, zuverl. Dame
w. Tätigk. auf Bureau,
nſprüche beſcheiden.
Ang. unt. P 20 an
die Geſchſt. (*41232

Frau ſucht (42178
Putzſtelle
ür nachmittags. Näh.
Kundeturmſtr. 2, I.

Junges Mädchen
ucht Laufſtelle: Zu
efr. Geſchſt. (*42312

Jüngere, gewandte
Stenotypiſtin
geſucht. Angebote
unter P 16 an 1
2235
ſchäftsſtelle. (*4

Angehende

f1
a1u

geübt in Stenographie
und Schreibmaſchine
(150 Silben) per ſo
geſucht. Ang. u. P 3
an die Geſchſt. (12312

Zur Führung e. Kl. Haus=
alts
ſucht gebild., ält.
Fräul. Stell. oder zur
3flege e. Kindes, da
ſuuch in Kinder= und
Säuglingspfl. erfahr.
Ingeb. u. P 38 an die
beſchäftsſt. (*42294

Durchaus zuverläſſige
beſtempfohlene
Verkäuferin
für Heifen u. Parfümerien
geſ. Bewerberinnen
die auf Dauerſtellun
rechnen, werden erſucht
Angebote mit Zeugnis=
abſchriften
unt. O. 70
an die Gſchäftsſtelle
41896gms
abzugeb.

Wiage
Kriegerwitwe
Stellung, am liebſten
frauenloſen Haush.
ei Kindern. Angebote
Herrn Betke,
Bhotograph, Griesh
eungerſtr. 183. (kezest

Beamtentochter mi=
ſorter
Handſchrift, die
hon 1 Jahr auf kaufm.
Zureau tätig war, ſucht
Lehrſtelle
uf Bank z. 1. Januar,
m ſich gründlich im
jamkfach auszubilden
ngebote unter P 33
. b. Geſchſt. /*42260

Bureau=
fräulein

m. höh. Schulbil
dung f. Schreib=
maſch
. ſow. etwas
Buchhaltung von
hieſiger feinmech.
Maſch.=Fabrik auf
bald od. 1. Jan.
geſucht. Angeb. u
O. 141 an
eGe=
ſchäftsſt
(1237imd

Kf
Weißzeugnäherin
ſof geſucht (*42122md
Fuchsſtr. 21, 1. St.

eſticht, gleich welcher
rt. Gefl. Ang. erbet
N Fr. Geißler, Franfurter
rase 6, Hihs., I. (*4220

Offene Stellen
Weiblich
Swlides, tüchtiges
Mädchen
irRliche od. als Haus=
näsch
. bei gut. Lohn u.
Ferpfl. baldigſt ge ucht
12 265) Hügelſtr 6, II.

Zur Unterſtützung der
Zuſchneiderin eine
geübte Weiß=
näherin

in dauernde Stellung
für mein Arbeilszim=
mer
geſucht (12313a
Ferdinand Carl Winter
Eliſabethenſtr. 10.

Aleinmädchen
für Küche u. Haus in
kleinen Haushalt (nur
Erwachſ. zum 15. Nov
od. 1. Dezbr. geſucht,
Roquetteweg 4, part.
bei Kullmann. /K 12314

Ehrliche Frau
od. Mädchen für zwei
Stunden am Vormitt
geſ. v. Frau Thierolf
Inſelſtraße 28. /*42127

G
Senotggiſtin
bewandert iu bankmäßigen Effek=
tenberechnungen
, nur erſte Kraft
von alter
Frankfurter Bankfirma
wer ſofort oder 1. Januar 1922
geſucht. Angebote mit Zeugnis=
abſchriften
unter F. 8. M. 515
an Rudolf Moſſe, Frankfurt a. M.
1.12032

Saub., fleiß Mädchen
f. H. Haush. m. 2 gr.
Kindern geſucht Wald
ſtraße 3, II. (*42163md

Für Frankfurt
am Main
ehrliches,
Mädel
ſolides
für kleinen Haushalt
zu jungem Ehepaar
per ſof. oder 15. No=
vember
geſucht. Vor=
zuſtellen
bei (*42154
Levie, Luiſenplatz 1

Ordentl. Mädch.
1416jähr., f. leichte
Beſchäftigung in unſ.
Schnittmuſtergeſch. geſ.
halbe od. ganze Tage
Eliſabethenſt. 28, Schnitt=
muſtergeſchäft
. (*42124
Junges Mädchen
geſucht (*42112me
Frankfurterſtraße 6.

(II.10645

Tüchtigeg
Alleinmädchen
per ſof. mit gut.
niſſen geſucht (*421
45
Saalbauſtr. 16, II.

Geſucht ehrl., i. Haus
u. Küche erf., ſolides,
lleiß. Mädchen.
A. Reh, Steinſtr. 8, I. /*4:5
Tüchtiges

welch, koch, kann, gegen
hohen Lohn geſucht
2im) Alicepl 12,pt.

Tüchtiges
mär
Ahrerddaätonen
welches perfekt kochen
kann, zu kinderl. Ehe
paar gegen gute Be=
zahlung
, Behandlu=g
und Verpflegung ſof.
geſucht. Vorzuſtellen
zwiſchen 10 u. 12 und
4 u. 6. Inſelſtraße 42
8. Stock, Kapellmetſter
*42201
Szell.

Solides, 7
älteres Mädchen
welches kochen kann u.
Hausarbeit verſteht,
geſucht. Näh. Hügel=
ſtraße
61, I. (*42213

Ordentliches
Hädehen oder Fran
2-3mal in der Woche
2 Std. morg. geſu
cht
Saalbauſtr. 65, II. (*4215.

Wegen Verheiratung
meines. Dienſtmädch
fuche ich zum 15. Nor
oder ſpäter tüchtige
ehrliche (1231Imd
Köchin
und fleißig. Zimmer=
mädchen
, das auch
nähen kann, bei hohem
Lohn und guter Be
handlung Frau Frit
Hallwachs, Bensheim
a d. B., Schillerſtr. 6.

Wegen Erkrank, des
Mädchens
Aushilfe
durchaus ſelbſtänd, im
Kochen u. aller Haus=
arbeit
geſ. Zweitmädcher
bis nachm. 4 Uhr vor=
handen
. Näh. Eliſa
7 in
bethenſtraße
K
*42190
Geſchäft

Minttd
Schreiner
Polieren v. Möbel=
geſ
. Papierhdlg. Lautz
Rheinſtr. /*42100

Junge Leute, die zur
See fahren tvollen, erh
vorher Aufkl. u. Rat
Auskunftei Hamburg 36.
Schlf. 112, A 12, (1,1-20

Es ſchwelgt im Seifenſchaum die dnng
Denn das dewebettff nur ſchonen
Das gufe Seifenpuber Upang.
Verſuchs! Es wird gewiß ſich lohnen
K

In allen einſchlagigen Geſchäften zu haben
Herſteller: Fölle. Schmalz Bruuchſal gege1896

Zukunftsreiche Exiſtenz!
Angeſehene ſüdd. Firma vergibt die
ORt
DBIFAK
deherdrserteigh:
ihrer Aufſehen erregenden, mehrfach
geſetzlich geſch.
landwirtſchaftlichen Kleinm ſchine
regierungsbezirisweiſe an nur ſchnell=
entſchloſſ
. Herren oder Firmen, welch
ſich berufen fühlen, eine großzüg. Organiſ.
durchzuführen u. an energ., zielbewußtes
Arbeiten gewöhnt ſind. Jeder Landwirt
iſt Käufer, daher ſpielend leichter Ver=
kauf
. Branchekenntniſſe nicht erford.
da großzüg. Rehlameunterſtützung. Wir ge=
währen
feſte laufende Zuſchüſſe und nach
Ablauf der Probezeit 2500 Mk. monatl.
Gehalt neben hohen Umſatzprämien,
Hohes Einkommen garant. Riſiko vollſtändig
ausgeſchl. Herren oder Firmen, twelche
nachweisbar ein Kapital von 20 bis
50 000 Mk. zur teilweiſen Deckung eine
Lagers ſtellen können, wollen ausführ=
liche
Bewerbungen unter genauer Dar=
legung
ihrer Verhältniſſe geben unter
Dauernde Selbſtändigkeit 171: an
Invalidendauk, Annonc.=Expedition
Augsburg.
(J/12297

Starke Bettstelle
m. Zteil, Matratze für
150 zu vk. (*4222
Bismarckſtr. 27, part,

Kompl. Küchen=
Einrichtung ſofort zu
verkauf. Saalb
Lemag
Nr. 13, Laden.

Warenſchrank
zu verk. Heidelberger=
ſtraße
8, Hth. (*42254

Eine weißl. Kinder=
bettchen
z verk. F
PP
furterſtr. 57, Mſb. /*

Ladentheke
neu, für jed. Geſchäft
paſſ., bill, z. verkaufen
JGeider, Heinheimer
ſtraße 13. (*42264

Berliniſche
Lebensverſicherungs=Geſellſchaft
(gegr. 1836)
Unſere Hanptagentur Darmſtadt mit
großem Inkaſſo iſt zu vergeben. Gefl Be=
werbungen
Kaution erforderlich erbitte=
Subdirektor M. Freyholdt, Frankfurt a. M.
Arndtſtraße 3.
*42345

Lehrling
für ein zahntechniſches
Laboratorium
ſof. oder ſpät, geſucht
Scharfſcheer
Pohl Nachf.
Landgraf-Georgstr. 34, I.
Am Meßplatz). (*42169

Tücht., zuverläſſiger
Fuhrmann
*42167
geſucht
Gutenbergſtr. 37.

Rock=
Schneider
in u. außer d. Hauſe
zum ſofortigen Ein
tritt geſucht. (1231
Willy Schwab
Schulſtr.iße 2.

Billig zu verkaufen:
Bettgeſtell m. Sprung=
febermatratze
, guter
haltener Herren=Reit=
(*42362
ſattel
Kahlertſtr. 38, 3. St.

Herrenzimmer
mit 180 br. Schrank,
noch zu bill. Preis.
Ferdinand Schmitt
Alexanderſtr. 9. * 235mf

Kinderbett (maſſiv
mit Federbett billig
zu verkaufen. Näheres
Geſchäftsſt. (*42335
Gelegenheitskauf!
3 m moderner grauer
Herrenſtoff f. 400
zu verkaufen 1*42231
Kiesſtraße 83, II.

Rock
und Weſte für ſtarke
Figur, faſt neu
Friedensw.) u. 2 P
Arbeitsſtiefel Gr. 4
billig zu verkaufen
Näh. Geſchſt. (*42198

Ratt
Herren=mankel
ür Autofahrer be
ſonders gut geeignet,
für 500 zu verkauf
Kahlertſtr. 51, 1. St
rechts. Anzuſel
*9
3. Uhr nachm. /4420

Feldgrauer Anzng
getr.) zu verk. Näh
Geſchäftsſtelle /*42269

Zu verkaufen:
Feiner neuer Herren
Ueberzieher, Maßarb.,
Friedensw., ſchlanke
mittlere Größe. Stift
ſtraße 85, I. (*4223

Neuer Berren= Ueber=
zieher
billig abzugeben
Kiesſtraße 5, 1. Stock.
lks., Hinterh. (*4224

Frackanzug, gut erh.,
mittl. Fig., zu verka=
Luiſenſtr. 6, III. (*4220

Warmer Wintermantel
f. Arb. p., gr. Fig.,
Luiſenſtr. 8, III. (kiszu=

Faſt neuer, dunkelbl.
Anzug
zweireihig) f. ſchl. Fig.
(1,75) zu verk. Anzu
v. 2-6 Uhr, Eckhardt
ſtr. 21, II. r. (*42280

1 Paar H.= Schaften=
ſtiefel
(Militär), 1Paau
D.=Halbſchuhe
Gr. 37 zu verk. Darm=
ſtraße
1, III. (*4229

Faſt neuer, rotbr.
Swegter, Knaben=
mantel
, ſow. 1 dunkel
blaue Bleiles=Hoſe f.
1114 jähr. Jungen
u verk. Karlſtr. 30
ſth., 3. St., r. (*42305

2 Knaben=Winter=
Ueberzieher für 12
14 jährige zu 120 und
100 Mk., 1 ſchwz. Jacke
und Weſte für telbe
Größe, 1 Damen=Cape
für ältere Frau, ſchwz.,
1 Herren=Winterman
tel ſchwarz=grau, billig
zu verkaufen
Mathildenſtraße 46, II.
am liebſten nachmit=
tags
2-4 Uhr. ( 42317

Dunkelblauer
Herrenmantel
neu (mittl, Fig.), grün
Kindermant. (f. 8jähr.),
Stiefel Nr. 40 ſe
bill. zu verk. Näheres
Geſchäftsſt. (*4

Knab.=Wint.=Mantel,
für 10-12 jährig., des
gleichen Schnurfchuhe
Eiſenbahn m. Zubeh.
bill. zu verk. 2
aheres
Geſchäftsſt
(*42344

Sichere Exiſtenz
Gute Vertretung
zuvergeben. ZurUeber
nahme 4 500 erford
Angeb. unter O. 147 an
d. Geſchſt. (*42180im

Namhafte, fehr leiſtungsfähige Fabrik
der Branche ſucht für Darmſtadt und
Umg, einen bei der geſamten in Frage
kommenden Kundſchaft nachweielich
aufs Beſte eingeführten
(II,12318
4

Derkrerek.
Nur Herren, die leiſtungsfähig und
an intenſives, durchgreifendes Arbeiten
gewöhnt ſind, belieben Angebote ein=
zureichen
mit Referenzangabe unt
F. T. 6085 an Ala Haaſenſtein E
Vogler, Frankfurt am Main.

Eleg. Steinmarder
pelz (*fellig), hohe
Damenknöpfſchuhe/4
zu verk. Zu erfrage
in der Geſchſt. (*4218 Füri Mädchen ſchöne
Wintermantel
Kleid, prima Stiefel,
Gr 37, ſchwarzes K=
ſtüm
u. langer Mante
für Dame ſehr preis=
bwert
Annaſtraß
(*4224
Nr. 8, pr. Guterh. Mantel für
1825 jährige und
ſchwz. Bluſen, Trauer
hut u. gebr. H.=Schuh
4142, guter Herren=
anzug
billig abzuge
ben Schloßgartenpla
Nr. 14.
(*4227 Br. Halbſchuhe (27
u. ſchwarzer Damen=
hut
zu verk. Bismard
ſtraße 58, I. (*42272 Brauner. Damen=
mantel
zu verka
Grafenſtr. 15, II (* Runde, weiße geſtrickte
Kunſtdecke
zu verkaufen Rhön=
ring
33, III. I. (*4232 Trauerhut für junge
Dame zu verkf.
*i
verſch. anderes
Friedrichſtr. 9. 2 guterhalt. Damen=
mäntel
u. 1 Herren=
Ztzlinder billig zu verk.
Sandſtr. 4, I. (*42364 Ein D.=Seidenplüiſch
mantel gr. Fig., eit
Herren = Ueberzieher
mittl. Fig zu verkauf
Näh. Geſchſt. (*4236 D
ho CCovercoat)
1 Jache zu verkauf
Taunusſtr. 26, II./* Neuer, dunkelblauer
dreiviertellanger Win=
termantel
zu verkauf
Näh. Beſſungerſtr. 88½
part., links, (*4235( Bismarek-Albam
Prachtausgabe, und
Steppdecke zu verkauf
Beckſtr. 78, II. (*4233( Eine Partie Säcke
abzugeben Schroth,
Rheinſtk. 41. (*42275 Gebr.
ſitz. Holländer
Schlitten zu vk. I
thildenſtr 13, I. (*422* Rund. Wand=Uhr, Kil. Bücher=
breit
., Peiroleumſtehlampe
zu verkaufen (*42237
Heintichſtr. 108, II. Guterh. Kinderwagen
zu verk. Lindenhof
ſtr. 13, III. r. (*4217: Ein guterh. Kinder=
wagen
(Brennabor
billig zu verkaufen
r. Ochſengaſſe 4,
2. Stock.
42242 5 PS Gleichſtrom=
Motor
220 Volt, preiswert z1
verk. Balentin Schaff=
ner
, Pfungſtadt b.
Rügnerſtr. 43. (*4217

Bücher!
2 Jahrg. Der Gute
Kamerad‟, 1,Kränzchen
5 Bd. Die Burg‟ 1
Bd. Gerſtäcker zu verk.
Näh. Geſchſt. (*42211

20 echte franz.
Paths=Platten
preisw. zu vk. (*42233
Karlſtr 30, Stb., II., r.

Piano
faſt neu, zu berkauf.
Näh. Geſchſt.
293

4rädr. Kaſtenwagen
zu verk. Reibold, Sand=
ſtr
. 40, Manſ. /*42324

Eine Zither, 1 Ka=
napeegeſtell
mit Rück=
wand
, 1 Kinderkorbwg.
zu verkaufen Guten=
bergſtr
. 8, II. (42315

Alte N
/ ZiolineZube=

mit
hör preisw. abzugebe
Riegerplatz 8, IV. (1*

2 SchlieFkörse, ei=
Gasherb, 30 Herren=
kragen, faſt neu, Größe
42, zu verk (*42220
Roßdörferſtr. 15, II.
2 Röderh. und ein
Gasherd mit Tiſch,
2flam., zu verkaufen
Lautenſchlägerſtraße 12
Fink.
1*42048im

G.
zu verkaufen:
Hängematte, neu,
1 Puppenſportwagen,
liegewagen,
1 Chriſtbaumſtänder,
50 cm hoch,
1 Gerſtenkornbadetuch.
Näh. Geſchſt. (*42240
Weizen=, Roggen= u.
Haferſtroh
ca. 60 Zt. (Handdruſch)
abzugeben. Näheres
in der Gſchſt. (*42303

Miſt zu verkaufen
Wienerſtr. 59, (*42187

Miſt
einige Fuhren abzit=
geben
Schött, Karlſtr.*
54, part. (*42259md

Zu verkaufen
eine Zink= Liegebade=
wanne
. Näh. in de
Heſchäftsſt. (*42199

Mechaniſche
Werkſtätte
mit ſämtl. Inventar zu
verkauf, (1 ſtark. Bohr=
maſch
, 1 kl. u. 1 grß.
Schraubſtdck, 1 Anzahl
Feilen, Zangen, Fahr=
raderſatzteile
und ſonſt.
Gebrauchsgegenſtänd.)
weg. Aufg. d. Geſchäft.
P. Schilf, Dieburger=
ſtr
. 42.
42339

2 Radiatar=
Gasheizöfen
mit 3 und 5 Röhren
hat abzugeben Carl
Zayer, Schulſtr. 7 /*

Zu verkaufen
Wringmaſchine, Kon=
verſationslexikon
und
verſchiedene Blumen=
ſtänder
. Hoffmann=
ſtraße
41, II. (*42308

Pr. stark. Fahrräd
mit Freil. geb. Reif,
kompt. u. Reſerveſchlauch
zu verkaufen (*42301
Moosberyſtr. 26, pt.

Gut 8
erhalt. Damenra.
billig zu verk. Nähere
Geſchäftsſt. (*423
H.=Rad m. Freilai
billig zu verk.; anzu
von 12 und abend
nach 7 Uhr (*4234
Neckarſtr. 4, III. .I.,Ht

[ ][  ][ ]

Eeite 8.

Darmſtädter Tagblatt, Mittwoch, den 9. Robember 1921.

Rummer 300.

Palast-Lichtspiele

Das Doppelprogramm 10 Akte!
Weib aus Marmor
Detektivdrams in 6 Akten mit Georg Schnell,
Agnes Straub und Carmen Marah

Seine schwerste Rolle

(12293md
Schauspiel in 4 Akten
mit ersten Wiener Künstlern besetzt.

Sämtliche Räume sind zeheizt.

Städtiſches Berufsamt
Darmſtadt.
Berufskundliche
Vorträge

in der Techniſchen Hochſchule
Hörſaal 326, III. Obergeſchoß
Eingang: Portal auf d. Herrngartenſeite
abends 8 Uhr
am Freitag, den 11. November:
Der Urchiteßt.
(Ein Profeſſor der Architek urabteilung
der Techniſchen Hochſchule.)
Der Eintritt iſt frei. (st. 1*e

fe
Landestheat:r=Orcheſter.
Montag, den 14. November 1921,
abends 7 Uhr,
Zweites Konzert
zum Beſten des Witwen= und Waiſenfonds
und der W. de Haan=Stiftung des Orcheſters.
Leitung
Generalmuſikdirektor Michael Balling.
Mitwirkender:
Prof. H. Kiefer (Violoncello).
Pfitzner: Paleſtrina=Vorſpiele.
Dvorak: Violonello=Konzert.
Suter: Sinfonie D=Moll.

Karten zu X 4. bis . 30. ab Frei=
tag
, den 11. Nob., vorm. an der Tageskaſſe
des Landestheaters.
Hauptprobe Montag, 14. Nov., vorm.
al
Freitag,
10½ Uhr. Karten zu 4.
den 11. Nob., an der Tageskaſſe des Landes=
theaters
, in den Muſikalienhandlungen und
12316ms
im Verkehrsbnreau.

Pfälzisches
Landes-Sinfonie -Orchester.

I.Sinfonie-Konzert

Freitag, den 18. Nov. 1921, abends
8 Uhr im Städt. Saalbau
Beethoven-Abend!
Leitung: Generalmusikdirektor Prof.
Ernst Boehe.

Solist: Max Menge, Hamburg.
Karten zu M. 20., 15., 10., 5.
Schdier- und Studentenkarten M. 3.,
bei Christian Arnold Weisser-Turm-
Verlag, Ernst-Ludwigstr. 9. (12332mg

Café Astoria
Alexanderſtr. 5
Alexanderſtr. 5
Mittwoch, den 9. November
Großer Opern-Abend

ausgeführt von dem berühmten
Damen=Salon=Quartett Fiſcher.

I. Zeil:
1. Einzug der Gäſte auf Wartburg
aus Tannhäuſer . .

von R. Wagner
2. Duverture zur Oper Die Stumme
von Portici ... . . . . . . von Auber
3. Fauſt=Fantaſie . .
. . von Gounod
4. Lichtertanz der Bräute ..
von Kaſchmir
5. Kubelik=Serenade, Biolin=Solo
von Drdla
vorgetragen von Frl. Weißbach
6. Gr. Fantaſie a. Cavalleriaruſticana von Mascagni
II. Zeil:
7. Owverture zur Oper Wilhelm Tell von Roſſini
8. Toska=Fantaſie . ..
von Puccimi
9. Finale aus der Oper Ariele‟
Die Tochter der Luft . .
von E. Bach
10. Berceuſe de Jocelyn, Cello=Solo von B. Godard
vorgetragen von Frau Fiſcher
11. Mignon=Fantaſſe .
von Thomas
12. Krönungsmarſch aus der Oper Der
Prophet‟ ..... ..
von Meyerbeer
(24229
Anfang 3 Uhr

Dinelingtervi

Sonntag, den 13. November 1921,
im Lokale des Herrn Roſenberg=
Pankratiusſtraße 21:

Großes
Kcnzel!

Bralbche Behinte Taials

Hügelstraßße 35

Hüselatraßße 35

Heute

(12333

Strauß-Lanner-Waldteufel-Abend

Offizielle Verkaufsstelle den
DEEFESEEEL SRMtopker 4.G

SramonkumtSramoka
Srammopbon=Ikatten

Die größten KünstCer
Gesang 3N(6e Instrumente
KerrCickste Janzptatten

K. Jäger

Darmstadt
Georgenstraße 11
Spezialgeschäft.

Taln, Weid und Aiiäuf

in Bruch und Faſſon, ſowie
(*42354
kauft ſtets zum
alte Zahngebiſſe
Höchſtpreis

H. Bohringen

Streng reenl!

Karlſtraße 110.

Streng reell!

41
Kinderleichtes Hrbeiten.

Seit 1901 glänzend befobt. Stahtlspine v. Terpentinöl werden entbehrlich. Dmch die
Hüssige Form kolossalausgiebig u. leicht anzumenden. Der Bodenbleibtwaschbar u. bof.

Zu haben in den einschEgigen Gesshäften
Fabriken: Crine-Werke Böhme & Lorenz, Chemnitz u. Eger (Böhmen).
Jedtengen Segwitz n wopiw die Gorschune , Wie beitweileiehmei Uſmierm gdie, Fudterint zuichgenih7

2
Platin
Brillanten

Bruch
Gong Zahngebiſſe Stvek

kauft ſtets zum Höchſtpreis.
*42379)
Reelle Bedienung.
Fr. Weyrauch, Schuchardſtr. 4.

Anfang 4 Uhr nachmittags.
Ich empfehle reine weſtfäl. Mettwurft
mit Kraut. Ferner weſtfäl. Rippen=
ſpeer
nebſt Bratkartoffeln.
Um freundlichen Zuſpruch bittet
Roſenberg, Reſtaurateur.
Eintritt frei!
(*41291

Internationales

Betektiu Büro

Kaufm. Stenographen=Geſellſchaft
Gabelsberger e. V.
(Verein für Geſchäftsſtenographie)
Gegründet 1898. 850 Mitglieder,

Donnerstag, 10. November 1921,
abends 8 Uhr, im Fürſtenſaal

Mitgliederverſammlung
Nach Schluß des
geſchäftl. Zeiles ANA.

12310,

Der Vorſtand.

Erforſch Alles
Phill Siegler
ehem. Kriminalbeamt
Hügelſtr. 30. Fernruf3229.
Behördl. Referenz. (* 42340

Heſſiſches
Landestheater
Mittwoch, 9. Nov.
Außer Miete.
Lohengrin.
Anfang 6 Uhr.
Ende 10 Uhr
Borverkanf an der
Tageskaſſe im Landes=
theater
nur Wochentags
von 10-1 Uhr.

Donnerstag, 10. Nob
Schülermiete grün.
Sondermiete Ser. 184.
Die Jungfrau
von Orleans.
Eroße Schauſpielpreiſe
Anfang 6½ Uhr.

Für Weinſtube
oder Diele
ſucht ein hervorragender
Zitherkünſtier
Beſchäftigung. Angeb
an Hans Konle, Kaup=
ſtraße
51, II., I. (* 4 2325

Meee

Tageweiſe zu verlei=
hen
: Möbelwagen,
Gardinenwagen,leichte
Möbelollen ſow. vor=
nehm
. Jagdwag. Feidel
Hügeiſtr. 13-17. (85462

Bühnen=
volksbund

(Theatergemeinde).
Serie 18. (12u0
4. Vorſtellung
Donnerstag, 10. Nov.,
abends ½7 Uhr:
Jungfrau von
Orleans
von Friedrich von Schiller.


Pat.u 9.
deln, Muſik=
TEh Inkarnmtal.
Art am bill.
b. Muſih=Bund, Schuchard=
ſtr
. 9. Reparaturen an allen
Muſikinſtr. prompt u. billig.
Kaufe alte u. zerdr. Platten
Höchſtpreis. (10865a

Gespielte
Pianog
stets am Lager.
Klavier-Arnold
nur Ecke Erbacherstr
n. d. Schwimmb. (unnsa

Wannnee

Aenendanlg

O

Fortsetzung u. III. Teff
des amerik. Sensat.-Filme
DasgroßeSpiel
III. Teil betitelt: (12327
Den Krokodilen ausgeliefert
Sensationsflm in 6 Akten.
Anne Luther und Charles
Hutchinson in den Hauptroll.
Monte Carlo
Detektiv-Abenteuerer-Drama in
6 Akten. In d. Hauptr.: Friedr.
Zellnick und Resel Oria.

V

Mif ra

Der Heister-Detektin
Lepain, der König
der Einhreeher
Detektiv-Sensations-
Drama in 5 Akten.
Lonis Ralph als
Lepain.
Die Nacht
der Prüfung
Drama in 6 Akten.
Tüeodor Loos
als Hanptdarsteller.

Das grosseSpiel
II. Tei
Auf den Schienen
der Railway.
HARRY PIEL
Der Reiter okne Kop
I. Teil 6 Akte
Die Todesfalle.

Die junge Mama
5 lustige Akte mit
EVA WAF

Ailo Tneater sInd acheist!

Orpheum 2sSonniag.

Jeden Abend
nachm. ½4 Uhr ,

Barieté=Progr. v. 1.15. Novbr.
Nelles Eineserie l. Kunſtkräfte. Näh. plakate s

Karten: Berkehrsbureau, Reſidenz=Automat
am Weiß. Turm, Hugo de Waal, Rheinſtr. 14.

Gemeinnützige Baugenoſſenſchaft
Friede‟
Einladung
zu der am Donnerstag, 10 November, abendt
8 Uhr, bei Fanſtein, Kiesſtr. 7, ſtattfindender
außerordentlichen
Generalverſammlung.
Tagesordnung:
1. Bericht des Vorſtandes
2. Antrag des Vorſtandes auf Auflöſung.

*42319

Der Borſtand.

dund der Steihergegner.
Große
öffentlicheVerſammlung
am Donnerstag, 10. November, abends
7½= Uhr, in der Turnhalle am Woogspl.

Es werden ſprechen:
Herr Privatdozent Dr. Albrecht Wirth,
München: Steiner im Rahmen des
Zeitalters.
Herr Geſchäftsführer Bruno Roos, Stutt=
gart
: Die Dreigliederung des ſozia=
len
Organismus und der Deutſche
Staate.
Freie Ausfprache!
Freie Ausſprache!
Eintrittskarten zum Preiſe von M. 5. und M. 2. unnumeriert im Vor=
verkauf
bei: Buchhandlung Köhler Nachf.
2. Carius, Schulſtraße 10, Papierhandlung
F. Ph. Leuthner, Ernſt=Ludwigsplatz 2, abends
(12324md
in der Kaſſe M. 1. mehr.
Wir laden zu dieſer Verſammlung alle
Freunde und Gegner der Steinerſchen Be=
wegung
, ſowie alle Wähler freundlichſt ein

Im Saale der Stadtmiſſion,
Mühlſtraße 24, ſpricht dieſe Woche jeden
*42291
abend 8½), Uhr über
Die größten Gegenſätze‟
der geborene Balte Herr Burmeiſter,
wozu jedermann herzlich eingeladen iſt.

Tapetenreſte

und zurückgesetzte Tapeten
nur moderne Muster (keine Sog. Ladenhäter).

7a
ge KAiiss
Tararennads Biarzul

Schützenstr. 5. (8922a) Telephon 936.

Strickjacken
in allen Farben und Preislagen
empfiehlt
Lina Adler, Mauerstr. 20
Sm2

Vebernahme ſämrlicher Reparaturen
24 Umbauten in Maurer=, Zement= u.

Asphaltarbeiten bei ſchnellſter u. bil=
ligſter
Ausführung.

wieder eingetroffen
J. Bernius Jachf.
Wienerſtr. 82. (120Ims

Blank & Co.

Baugeſchäft
Alexanderſtr. 8.
Telephon 1648.
Daſelbſt für Bauluſtige uſw. gebr. Bau=
holz
und Bachkſteine zu verkauf. (Pgmg

Hiinktllshtt

mit 65 Prozent Zucker

Kilo

24 H.

Zur Erfrischung Kranker
als Aufguss zu Pudding

in frischer vorzüglieher Qualität!

zbdrg L1enlg a 10. Macht.

DARHSTADT
Lnisenstr. 4 (12294) Fernruf 62

Putzukafen

enorme Auswahl, billige Preiſe
ausfortierte Einzel=
Fantäſies ſtücke, Tanſende zur
Wahl, Stück nur Mk.

Flugel

1.00, 3.00, 5.00

Linonformen Nummern

ca. 100
Stück Mk. 8. bis 15., Köpfe Mk. 3.50
Meter von
Rieſenpoſt. Schleier Rr. 2.80 an
Brautkränze u. Schleier
in großer Auswahl

Hutformen Filz, Velour, Samt
im Ausverkauf

wegen Aufgabe des Artikels rieſig billig.
Modiſtinnen Vorzugspreiſe! (1221Igm

Gg. Schubkegel

Rheinſtr. 12iſa, gegenüber der Hauptpoſt.

4 Bergutrgensery Verlag, Rheinztr. 6

Farosssaett joel er

Preis Mk. 75.,

Die Auflage geht zu Ende.

(12308

Brennholz

Fällung 1919, ganz trocken, in Säcken, Fuhren
(12-05a
und Waggons
Holz= und
Gebrüder Hartmann, gohlen
Schloßgraben 15 (am Glockenſviel), Tel. 1795

Armänen

Platin, Gold und Silber
gegenstände
kauft zu hohen Preisen
Kurtz- Wulf
Pädagogstr. 2 Telephon 1202.

Har

Albert Sogt

(12271a
Darmſtadt
Gutenbergſtraße 37 139 Telephon 2050

Möbeltransporte

mittels erſtklaſſiger Patent= Möbel=
wagen
in der Stadt, ſowie von
und nach allen Richtungen

Spedition
Lagerung
Transport=Verſicherungen

Ia Referenzen. Gewiſſenhafte Bedienung
Offerten koſtenlos und unverbindlich.

Amerikaniſche
5t
Trockenmilch
26, rein. Butterfett
Original=Pappdoſe
.... . Mr. A4
(Der Inhalt der Doſe ergibt 2 Liter
reine friſche Milch)

Amerikaniſche Sahne
in Original=Pappdoſen

Haus=
macher
Gemüſenudel

ſchöne, helle Ware
Pfund Mr. 6.90

Reine
Eier=Gemüſenudel
M. 9.20 0Pm 90.
Stets friſche Margarine
Anita u2ses

Feine Krefelder.

Sibt!) sanvan

Mathildenplatz 1.

[ ][  ][ ]

Rummer 300.

Darmſtädter Tagblatt, Mittwoch, den 9. Rovember 1921.

Seite 9.

De6
Handelsteil des Darmſtädter Tagblattes
w. Frankfurt a. M., 8. Nov. Heute wurden an der Frank=

ier Börſe nur Deviſen und Noten amtlich notiert. Die Effektenſpeku=
ton
, die ſich geſtern gegenüber der Hauſſe am Deviſenmarkt reſerviert
eicielt, ſteht auf dem Standpunkte, daß das Kursniveau des Dollars
Sen nächſten Tagen eine Ermäßigung erfahren dürſte. Heute lag der
((ar bei Eröffnung noch 330, ſpäter aber ſtärker ſchwankend bis 299.
Haltung für Effekten im Verkehr von Bureau zu Bureau war heute
uickhaltender. Man hörte vielfach Angebot. Chemiſche Aktien konn=
ſich
behaupten. Scheideanſtalt nannte man mit 2200, Holzverkohlung
ſiſtigt zirka 15501560, Metallbank 1625. Im freien Verkehr Deuk=
Petroleum abgeſchwächt; man bot 2300, Opiag wurden mit 13,400,
mu ffenius 1580, Benz=Motoren 1080 bis 1040 genannt; Hanſa= Bank=
ien
wurden auf 200, Düſſeldorfer Bankverein 290 geſchätzt.
w. Deviſenmarkt. Frankfurt a. M., 8. Nov.

Berlin, 8. Nov. (Wolff.) In der nächſten Woche finden Börſen=
verſammlungen
, und zwar Vollbörfen, nur Montags und
Donnerstags ſtatt. Im übrigen bleibt es bei den bisherigen Be=
ſtimmungen
.
Der Börſenvorſtand beſchloß, daß vom 1. Dezember ab in Dividen=
denwerten
nur Aufträge von 5000 Mk. und dem mehrfachen hiervon
bezw. ſoweit es ſich um Aktien in Stücken von 600 Mk. und 1200 Mk.
handelt, nur Aufträge von 6000 Mk. und dem mehrfachen hiervon von
den Kursmaklern zur Ausführung angenommen werden dürfen. und
daß nur Geſchäfte in dieſen Beträgen Anſpruch auf Berückſichtigung bei
der amtlichen Kursfeſtſtellung haben.
w. Deviſenmarkt. Berlin, 8. Nov. Teleg. Auszahlungen für:

Rif iffe Viffee Geld / Brief
Haee Geld / Brief Geld / Brief

Norwegent. 4045.304 54 107045.30/4054.70
rnd . . ſo765 20/9734 80
Uue
Schweden
3963. 6977.
8.30/1 128 101214 70 1217.30 Helſingfors


122.80/2 127. 20/2247. 70/2252.30 1 New=Yort. 1 294.70/ 295.30 297.70/ 298.30
30/5 405.40366 4.80 5375.70 Wien (altes
* 8954. 4125.804134. 20
nien
S99-
=Oeſt. abg.)
01-19
5
49
1141.30/4 143,701276.70/1279.30 Budapeſt 125.97ſ23.03-
22
ſossO
Prag. . . . 1 28970 23030 359.60 36040
im mark. 6594 406605 6d 5594 406605.60
w. Frankf
irt a. M., 8. Nov. Deviſenkurſe. Wechſel
zi Belgien 2150, Wechſel auf Holland 10 500, Wechſel auf London 1202
Echſel auf Paris 2200, Wechſel auf Schweiz 5600, Wechſel auf Italien
N. Wechſel auf Neu=York 302.
Tendenz: Bei größerer Zurückhaltung ſchließen Deviſen im
erbverkehr abgeſchwächt. Deviſe Neu=York mit 302 zeigt etwas Be=
ſigung
, im Laufe des Mittags ſchwankend, bis 298. Polen=Noten
ſte man 1211,20.
Von den Produktenmärkten.
Berlin, 8. Nov. (Wolff.) Die Geſchäftslage am Produkten=
kt
wies keine Aenderung auf. Die hohen Preisforderungen be
ingem Angebot veranlaſſen die Käufer zur Vorſicht, zumal mar
ubt, daß infolge der Aufnahme der Druſcharbeit demnächſt me
*
hre an den Markt kommen wird. Die Preiſe nehmen eine ganz un=
nelmäßige
Bewegung. Weizen und Roggen hatten eine feſte Haltung
höheren Preiſen. Für Gerſte wurden höhere Preiſe verlangt. Leb=
ſt
begehrt war beſonders Sommergerſte. Für Hafer hielt der Mangel
Ware an. Es wurden weiter geſtiegene Preiſe erzielt. Für Mais
ſich nur wenig Unternehmungsluſt. Einige Umſätze wurden in
ſytehender Ware und auf Dezember=Lieferung gemacht. Mehl wurde
ir umgeſetzt. Kleie und Raps, ſowie auch Hülſenfrüchte und ſämt=
de
Futterſtoffe hatten feſte Haltung.

4i-
6-
351
81.90-92 10-

45818.
6ch
Le
ie 69
Z
B7.9098.10

Die Viehmärkte der Woche.
b. In der verfloſſenen Woche waren die Zufuhren gegenüber der
Vorwoche in allen Gattungen wieder höher. Nur ſehr wenige Märkte
hatten in der einen oder anderen Gattung euvas geringere Zufuhr. Die
Rinderpreiſe zogen erneut um 25100 Mk., die Schwveinepreiſe ebenfalls
um 25100 Mk. an. Hälber und Schafe blieben auf den meiſten Märkten
im Preiſe unverändert und zogen nur auf einzelnen Märkten bei Käl=
bern
um 50100 Mark und bei Schafen um 25100 Mark an. Auf
den nachſtehenden Märkten notierten für 100 Pfund Lebendgewicht im
Mark:

Zwickaut
Köln
Dresden
Nagdeburg
1zig
Berlin
Breslau
Hannover
Müünchen

Rinder
600 950
4001100
250 900
250 800
350 900
100 975
300 850
400 800
300 900
300 850

Kälber
600 200
6001250
550 950
4001000
600 350
6001250
5001350
6001000
7001100
800 950

Schafe
300700
40066
300
300650
300675
450700
250675
350675
300650

Schweine
13001750
12001500
501600
251600
11501525
10001500
11001600
11501625
10001550
10001400

und für Kälber Doppellender feinſter Maſt in Eſſen 14001500 Mk.,
in Köln 13001500 Mk. für 100 Pfund Lebendgewicht.

Freigabe der polniſchen Netzeſchiffahrt für Holzverladungen.
r. Die polniſche Regierung hat endlich die Netzeſchiffahrt für Holz=
verladungen
freigegeben, nachdem ſie den Verkehr angeblich aus mili=
täriſchen
Gründen ſeit der Uebernahme des Netzediſtriktes geſperrt hatte.
Wie wir aus Fachkreiſen höven, wird die Freigabe dem Holzgewerbe in=
ſofern
nicht viel Nutzen bringen, als die Netze, die unter deutſcher Ver=
waltung
, wenn es nötig war, reguliert wurde, an verſchiedenen Stellen
vollſtängig verſandet iſt.

w Berlin, 8. Nov. Die Fachgruppe Tertilinduſtrie
des Reichsverbandes der Deutſchen Induſtrie hat
ſich in der am 3. November abgehaltenen Sitzung ihres Ausſchuſſes, die
von über 50 Vertretern der angeſchloſſenen Verbände beſucht war, ein
gehend mit der Frage des Verkaufs unter Preisvorbehalt befaßt. S
hat ſich dabei faſt einſtimmig auf den Standpunkt geſtellt, daß die In=
duſtrie
trotz der unüberſichtlichen und ſich überſtürzenden Konjunktur=
bewegung
im Intereſſe möglichſter Stetigkeit des Wirtſchaftslebens mit
allen Kräften beſtrebt ſein muß, bei in= und ausländiſchen Lieferungen
nur zu feſten Preiſen, alſo ohne jeden Preisvorbehalt, zu verkaufen.
Zu der Frage von Preisaufſchlägen bei laufenden vorbehaltloſen Ver=
trägen
hat ſich der Ausſchuß einſtimmig dahin ausgeſprochen, daß Preis=
aufſchläge
bei derartigen Verträgen unbedingt unterbleiben müſſen, es
ſei denn, daß ſie auf Grund einer ausdrücklichen Verſtändigung erfolgen.
Zur Frage der Fakturierung in Auslandswährung faßte der Ausſchuß
der Fachgruppe Textilinduſtrie einſtimmig die folgende Entſchließung:
Ausfuhrgeſchäfte nach valutaſtarken Ländern ſollten nach Möglichkeit
nur in der Währung des Empfängerlandes getätigt werden, und zwar
gilt dies in gleicher Weiſe für d:
Induſtrie wie auch für den Handel.
Dagegen lehnt der Ausſchuß jeden Zwang zur Berechnung in Auslands=
währung
ausdrücklich ab. Der Ausſchuß empfiehlt, dahin zu wirken,
daß die aus dem Ausfuhrgeſchäft reſultierenden Deviſen, ſoweit ſie nicht
zu Rohſtoffen benötigt werden, für die Zwecke der Reichsbank zur Ver=
fügung
geſtellt werden. Die Induſtrie erwartet, daß auch der Handel
die Beſtrebungen der Induſtrie, Deviſen zur Fortführung der Pro=
duktion
zu beſchaffen, unterſtützt
b. Berliner Fettmarkt vom 5. November. Burter:
Die Marktlage zeigte zum Schluß der Woche keine Verändewung. Der
kleine Preisrückgang vom Mittwvoch vermochte das Geſchäft nicht zu
beleben. Die heutigen Notierungen ſind: Einſtandspreis per Pfund
einſchließlich Faß frei Berli Ia Qualität 3637,50 Mk., IIa 3133
Mk., abfallende 2529 Mk. Margarine: Stilles Geſchäfr.
Schmalz: Die Kataſtrophe auf dem Deviſenmarkt berurſachte ein
weiteres ſcharfes Anziehen der Schmalzpreiſe. Von Amert
ka blieben
die Offerten bei feſter Tendenz unverändert. Trotz der Steigerung der
Preiſe war die Konſumnachfrage recht lebhaft. Die heutigen Notie=
rungen
ſind wur nominell: Choice Weſtern Steam 31,50 Mk. Pure
ard in Tierces 33,50 Mk., do. im Firkins 33,75 Mk., Berliner Braten=
ſchmalz
33,50 Mk. Speck: Preiſe nominell 2530 Mk. je nach Stärke.

Me

und

Immobilien=Diarkt

Vohnungs=
Tauſch
Mitz eitliche 6 Zimm.=
2öonung in beſter
Liage) gegen gr. Woh=
nux
evtl. Einfam.=H.
auin g. L. zu tauſch.
gl4ng. a. J. Glückert
Eh. Möbeltransport,
Blck ſtr. 29. (12254
SLeſchäftsräume

Zmmerſt. 3, I.,
Schpel, gr., leere
Suy., paſſ. f. Büro
1n, ſof.z. vm. (*42361

in
Für Wurſt=
Ftbrikation
gwie, geeignete helle
Diumlichkeiten,
2-Rſſel, Transmiſſion,
we Rauchkammern
vowuinden, für Dauer=
wnen
eingerichtet, im
Witelpunkt der Stadt
ſcot zu vermieten.
Ineb. unt. P 21 an
(*42230
die Geſchſt.
HA Lädenf6
Hi. Laden
Fiſeur= od. Zigar=
ei
ſtch., Süd=Viertel,
ſoo, u verm. Angeb.
uP37 Gſchſt. /*42300

Ausländer
(Student)
ſucht möbl. Zimmer.
Jw. Wodenitſcharoff,
Hotel Prinz Karl,
Zimmer 8. (*42256

13
möbt. Zimmer
für einen unſ. Be=
amten
p. 1. Jan. 1922
geſucht. Angebote er=
beten
an die Motoren=
fabrik
Darmſtadt A.=G.,
Darmſtadt.
(12315

Staatsbeamter
(ruhiger Dauermieter)
ſucht gut möbl. Zim.
für ſofort od. 1. Dezbr.
Angebote befördert
Co.,
Jung, Zorn
Eiſebechenſt.42, (izuc md

2 Norw. Stud. ſuch.
SkI RT=
9
2 Mrodt. Liin.
mögl, mit elektr. Licht.
Angeb. mit Prels an
Eie, Hotel Prinz
(42349
Heinrich.

Norwegiſcher Student
ſucht ſofort 1 oder 2

In der Nähe von
Darmſtadt iſt ein
Haus
mit Scheuer, Neben=
gebäuden
und großem
Garten, zu jedem Ge=
ſchäft
geeignet, zu ver=
kaufen
. Ang. u. 0. 72
an d. Geſchſt. /*4190881

Wohnhaus
mit etw. Garten z. kf.
geſucht. Ang. u. P 15
Beſchäftsſt. (*42217

4-

Studenten=
Verbindung
ſucht Haus zu kaufen.
Bedingungen: Sofort
beziehbar; Dienerwoh=
nung
; wenig Umbau;
Garten. Tauſch gegen
6 Zimmer=Wohnung
möglich. Größere An=
zahlung
; evt. ſofortige
Barzahlung d Geſamt=
ſumme
. Angebote auch
von Vermitlern unter
P 34 an die Geſchäfts=
ſtelle
ds. Bl. (-42271
Suche ein kleines
Haus
mit Garten und Stall
für Kleinvieh direkt v.
Beſitzer zu kaufen
Ang. unt. P 40 an
die Geſchſt. (*42296

erh. Leute jed.
Hold Standes gegen
monatl. Ratenrückzhlg.
d. A. Becher, Heidelb
Poſtf. Rückp. (1V, auds

mit 8-9 Zimmern und
Garten zu kaufen geſ.
Verkäuf. kann 7 Zim=
Wohng, in Heidelberg
beziehen. Angeb. an
Rutenberg, Frauk=
furt
a. M., Kaiſerſtr.
Nr. 41, II. (*42336mtg

Haus

Privat= und
Geſchäftshäuſer,
Villen etc.
ſofort zu kaufen
geſucht
Adolf Dingeldein
Georgenſtr. 13, I
Teleph. 3065. /k4z234

Ich ſuche ſofort ein
gut erhaltenes (10445a
Pianino
neueſt. Konſtrukt. aus
d. Fabrik v. Bechſtein,
od. Blüthner, od. Stein=
wah
,od Schiedmayer geg
Barzahlg. zu kauf. Ang.
m. Pr. u. C 128 Geſchſt.
Piano
gutes Inſtrument aus
Privathaushalt von
Privat gegen bar zu
kaufen geſucht. Händler
verbeten. Gefl. Angeb.
unter P58 an die Ge=
ſchäftsſtelle
. (* 4 2360ms
zum
Mtand., Lernen
geeignet
geg Barzahlung z kauf.
geſucht. Ang. u. B 131
110306a
Geſchäftsſt.

Es wird gebeten
Bewverbungsſchreiben und anderen An=
geboten
nicht die Original= Beug=
niſſe
oder Urkunden, ſondern
nur Abſchriften beizufü=
gen
. In den meiſten
Fällen ſind der
Geſchäfts ſtelle
die Adref
ſen der Chiffre=
Inſerenten unbe=
ine

kannt und deshalb iſt
es ausgeſchloſſen, bei dem
Verſuch, dieſe unentbehr=
lichen
Dokumente wieder zu er=
langen
, den Bewerbern behilflich zu ſein
Geſchäftsſtelle des
Darmſtädter Tagblatt

Wein= und
Kognakflaſchen
werden per Stück zu
1 abgeh. Ph. Becker,
Soderſtr. 54 (41959

Kaufladen
zu kaufen geſucht.
Ang. mit Pr. u. P 60
an die Geſchſt. (*422

Brehms Tierleben
u. Kittler, Elektrotech=
nik
zu kaufen geſucht.
Angebote u. P 46
an die Geſchäftsſtelle
*42314
ds. Blattes.

Mehers Konver=
ſations
=Legikon, letzte
Auflage. Handwörter=
buch
d. Naturwiſſen=
ſchaften
, Elektrotech=
nik
, Kittler, geſucht.
Ang. unt. 0. 51 an
41823
die Geſchſt.

Suche einen (10307a

Miedt Bicl
Heinrich, Bleichſtr. zas

Suche zum 1. beztv.
15. Dez. für ein. ruh.
Studenten (7. Sem.)
möbliertes Zimmer
m. vd. ohne Penſion,
mögl. Nähe d. Hoch=
ſchule
. H. Scharer,

Yize lſtr. 15, Laden, Mauerſtr. 6, I. (*
berkeidel, trockener,
ſauher Raum zum
iTraefellennmsbel KDmmobilien
in zr verm. /10636a

Unlezsen gasse 22
besFüdel, gr., neu=

rerih. Zimmer mit
2 23een u. gut.
ſiwmnof. zu bm. /Ftzu

Kr fenſtr. 20, II., I.,
artmann, gut
mricl Zimmer zu ver=
(*42383
mirt.

Enieten geſuchtt.
FNime z. Bureau=
hwetn
geeignet, ſof.
Angeb. mit
.
Preu unter P 51 an
dier ſeſchäftsſtelle ds.
Bllibeten. (*423:

Norweger
taclein Zimmer mit
einen Bett, an liebſt
hller Penſion.
Ayeb an Opſahl,
ſto, ing., Hotel
Zanbe, (*42322

Weirehn
beſſt. Induſtriellen,
ſuehit oder 2
mibl. Zim.
us Eizb mögl. m.
Mrie in gutem
Daanf
Lin gebote an
C.- Hotel Pr inz
*42266
Gecu h.

Haus
mit Garten in Darm=
ſtadt
oder nächſter Um
gebung zu kaufen geſ.
Auf Wunſch wird ſchön.
Landhaus an der Berg=
ſtraße
mit freiwerdend.
Wohnung (4 Zim., 2
Manſard., Gas, elektr.
Licht, Veranda uſw.),
mit großem Pflanz=
garten
in Zahlung ge=
geben
. Beſitzwechſel
kann auch ſpät. erfolg
Angeb. u P 9 an die
Geſchäftsſt. (*42191

Etagen=
haus

4X4 Zimmer, Guten=
bergſtraße
gelegen, in
ſehr gutem Zuſtand,
zu dem billigen aber
feſten Preis von
Mk. 68 000. zu verk.
M
C. w. Braun
70.
Heinrichſtraß
Fernruf 517. (Blzzttmd

mit großen Räumlich=
keiten
, Seitenb., Stal=
preiswert
abzugeben Darmſtadts zu kauf.
wegen anderweitigem geſ. Ang. erb.
Unternehmen. (*42380 a. d. Geſchſt. /Fzemt
AKleines Haus
Desgleichen
in der Altſtadt, paſſend
kleines Objekt, großer für Althändler oder
Gart. Hofm. Scheuer
Handwerker, mit freier
und Stallung, mir be=
Wohnung, billig zu
ziehbaren Wohnungen verk Ang. u. Pbl. an
an
abzugeben.
die Geſchäftsſt.
Näh. Café Mozart,
Mühlſtraße 5.

Hans
lung u. groß. Kellern / 45 Zim. in ruh. Lage
231

Haus
zum Alleinbewohnen
im Süden oder Süd=
oſten
der Stadt gegen
große Anzahlung von
Selbſtkäufer zu kaufen
geſucht. Gefl. Angeb.
mit Preisangabe unt.
P 25 an die Geſchäfts=
ſtelle
ds. Bl. (*42250

Waſſerkraft
oder kleine, ſtilliegende

von kl. ruh. Beamten=
familie
(3 erw. Perſ)
zu kaufen geſ. Wenn
der Verkäufer allein=
ſtehender
Herr oder
Dame iſt, kann betr.
ang. Heim finden. An=
zahlung
kann in jeder
Höhe erfolgen. Ang.
u. P 41 an die G.
*42225
ſchäftsſtelle.

Aecher:
661O, Gem. Darmſt.
(Haard)
812 D, Gem Arheilg.
hinter Merck),
m. Arheil
Dis 2, ſAlt Arh Weg
Wo? ſagt
zu verk.
die Geſchſt. (*4215 7md

OR4
*
6
S
e ummerrshans

zu kaufen geſucht.
Angeb. u. B. T. 14844
an Ala Haaſenſtein
E Bogler, Frankfurt
a. Main. (I1,12308
Ein Garten
an der Bruchwieſe
520 qm Flächeninhalt,
erbteilungshalber geg.
Höchſtgebot ſofort zu
verkauf. Nich. Moos=
bergſtr
. 18, II. (B12301

Manl
400d Mark
von Beamten gegen
Sicherheit auf monatl.
Abzahlung zu leihen
.P5
geſucht. Ang.
Geſchäftsſt F42181
36 000. I. Hyp.,
18 000. II. Hyp.
bei kleinem Nachlaß ſo=
fort
abzutreten. Beide
Anlagen ſind prima=
Angebote von Geld=
gebern
u. P32 an die
Geſchäftsſt. (*42261
Beteilige mich mit
E
8-10000Mark
a. ſolid Untern Ang u.
P6 Geſchſt. (*42184

nur erſtes Fabrikat, aus
Privathand, zu kaufen
gegen Kaſſe. Ang. unt.
B132 a. d. Geſchäftsſt.
Guterhaltenes
Harmonium
geſ. Ang. m. Preis=
angabe
u. L. Z. 1158
Ann.=Exp. Hrch Braſch,
Frankfurt a. M.,
Zeil 111. (1V,12309

Kleider=
Schrank
doppeltürig; aus
beſſerem. Hauſe
zu kaufen geſucht
Angebote unter
P 36 an die Ge=
ſchäftsſt
. (*42273

Ke
Büromöbel
ſofort lieferbar (Pulte,
Tiſche) zu kaufen ge=
ſucht
. Näheres in der
Geſchäftsſtelle ds. Bl.
H1.-Schreibtisch
(Diplomat) eichen, v.
eichen fourniert z. kauf.
Angeb. m. Preis
geſ.
u. P 30 an die Ge=
ſchäftsſtelle
. (*42284
Große Spiegel
und einige Klubſeſſel
ſucht zu kaufen. (*
Hans Trackert
Telephon 2472.
AAA
Ter kauf
Zahle die höchſt. Preiſe
f. getr Damen=u. Her=
ren
=Kleider, Schuhe,
Wäſche uſw., ſow. Bo=
den
= und Kellerkram,
Papier, Haſenfelle.
E7
J. Blum
Lauteſchlägerſtraße 4.
Laden. (*42368md
AOL::
Wer dort ?

Ve
Herren=, Damen=
und Kinderkleider
und Wäſche
zu kaufen. Angeb. u.
P 29 Geſchſt. (*42244
Gehrockanzug
g. erh., f. 170, gr. kräf=
tige
Figur z. kauf geſ.
Angeb. u. P 23 an die
Geſchäftsſt. (*42257
Muff.
Alaskafuchs zukauf ge
eſ.
Ang. m. Preis u. *
Pallgswieſenſtr. 121 an die Geſchſt. (*42188
Zu kaufen geſ.
1 Photo=Apparat
4,5:66:9, Rollf. o.
Pl., 1 Photo=Appar.,
9:12-13: 18 m. Schlitz=
verſchl
., nur gute Ka=
meras
mit 1a Oplik.
Preisangebote mit
Beſchreibung erbeten
unter N 128 an die
Geſchſt. (*4 1543dgm

H.=Fahrrad
zu kaufen geſ. Angeb.
. P 42 an die Ge=
ſchäftsſtelle
. (*4 2307

Schraubſtock
großer, zu kauf. geſ.
Südd. Grav.=Anſtalt,
Liebfrauenſtr. 50,
Teleph. 1115. (*122zz

Wäſchemangel
gut erhalten, zu kaufen
geſucht. Angebote mit
Preis unter P 28 an
d. Geſchäftsſt. (*42245

Sehraihnasel.
geſ. Ang. 1. O 20 an
d. Geſchſt (12174a
5 Schreibmaſch.
Hier V. Schatz 3 Damenräder

Aubſeffel.
12 guterhalt. Leder=
klubfeſſel
v. Privaten
gegen Barzahlung zu
kaufen geſucht. Ang
unt. P 57 an die Ge=
ſchäftsſtelle
ds. Blaites.
Händler verb. /442301ms
Regal
m. Schubladen (für Kolo=
nialwaren
) zu kauf.
Dismarchſtr. 27, pt. (ktezu
Kinderbett
aus gutem Hauſe zu
kaufen geſ. Angeb. mit
Preicangabe u. P 12
Geſchäftsſt (*42208
Kleiderſchrank
z. k. geſ. Ang unt. P 18
an die Geſchſt. (*42238
Vücherſchrk., Büfett,
ſpaniſche Wano, Tep=
pich
zu kaufen ge=
ſucht
. Ang. m. Pr. u.
G. 149 an die Ge=
ſchäftsſtelle
. (*42775

sbaden
Schloßgaſſe 23 1208Sa geſi. Gofmann, Kistsam

Ich komme ſofort und Lufenpl. g.
zahle für getragene
Kleider, Schuhe, Wäſche, Schreibmaſchine
a Zahngebiſſe, ſowie
alte Roßhaarma ratzen, nur gutes Shſtem, zu
kauf geſ. Ang.u. 1.,
alte Metalle uſw. die
höchſt. Preiſe. Komme an die Geſchſt.
ſofort auf Beſtellung. Guterhalt. /742357

192247! Wer dort?
Hier U. Schatz
Schloßgaſſe 23
Ich komme ſofort und
zahle f. gebr. Kleider,
Schuhe, Wäſche, alte
Zahngebiſſe. Noß=
haarmatratzen
uſw.
die höchſt. Pr. Komme
ſof. auf Beſtellg. /80909
H=Hoſe, Unterwäſche,
Weſte, Knabenanzüge
Wäſche, Schuhe für
Kinder v. 3 12jahr.
zu kaufen geſucht. An=
gebote
unter P 62 an
die Geſchſt. (*42378

Holländer
ſow Mädchenfahrrad
zu kaufen geſucht. A
gebote mit Preis unte
P55 an dieGeſchäftsſt,
Stark. Reiſekoffer
zu kaufen geſucht. An=
gebote
unter P54 an d.
Geſchäftsſtelle (*42359

E
Taschen
(HVefn. Sekt)

Mittl. Beamter ſucht
z1
Kinderklappſtuhl
gebrauchte. Nähmaſch.
Angeb. u. P 35 an die
(*42274
Geſchäftsſt.
enm
Auppenwagen
zu kaufen geſucht
Angeb. unt. P 22 an
die Geſchſt. (*42229
Plattofen
zu kaufen geſucht.
Ang. m. Pr. u. P
Geſchäftsſt. (*42236
* Eiſen, Kupfer, Meſſ.
All. Blei, Zink, Papier
Zinngegenſtände u. a.
i. Bruch, Roßhaarma=
tratzen
, Zahngebiſſe,
Flaſchen, Staniol,
kauft zum
Ziegen=H.
Haſen= HAI1A höchſten
Reh= 1 0110 Preis
Doktorzik,
Forſtmeiſterplatz
Telephon 3211. (k a
Kee
u. Waſſerleit. Röhren
zu kaufen geſ. evtl. auf
Abbruch. Ang. u. P 11
an die Geſchſt. /742194
Teleph. 1673
Hier Breski
Ankauf von Reh= Zie=
gen
=, Haſen=. Maul=
wurf
=, Marderfellen
uſw., Wein= u. Kognak=
Flaſchen, ausgekämmt
Frauenhaaren, Papier,
Zeitg., Büchern, alt
Metall, Strickwolle,
Lumpen, Boden= und
Kellerkram uſt
Frau Breski, (k zssemd
Gr. Bachgaſſe 14, Laden.
*
Frauen=
Haare

Platin=, Gold=
Silber=u. Doublé=
Gegenſtände
ſowie
Herren= u. Damen=
Uhren hauſt zu höchſten
Tages=Preiſen
Jac. Echſtein
Uhrmacher
Gr.ochſengaſſe 1 (4223 mig

Gut erhalt., weißer
Kachelofen
(nicht gelb) zu kaufen
geſ. Ang. u. P!
is u.
O. 114 Gſchſt. (**beim

Menge
Montag abd. 7 Uhr
Marabukragen Frank=
furterſtr
. Mathilden=
platz
. Abzug. gegen
Belohnung Viktoria=
ſtr
. 94, II. *42262

Die 2 Damen, die
am 7. ds. M. b. Zorn,
Wilhelminenſtr., den
blauſeidenen (*42342
Regenſchirm
mitgenommen haben,
erkannt u. werden
erſ. denſ. dort w. abzug,
ſonſt erf. Strafanzeige.

Sehr gut erhaltene
Contossa-Kamera
6½X 9, Dppp.=Anaſt ci=
topl
. Obj m. 6 Kaſſett.;
2 Filmkaſſ. geg. gl. gut.
Kamera 9X 12 z. t
Bismarchſtr. 125, I. (tkud

Reichhaltige Auswahl,
Fachmänn. Bedienung
Billigſte Preiſe.
Garantie f. vorz. Funkt.
Fabrikat. Herdfabrik u.
Emaillierwerk, G.m b. 6.
Darmſtadt, Landwehrſtr. 63.
mi
H.Zinmer& Co.
Eiſenhandlung
Schützenſtraße 3
Teleph. 2905. (107192

Wäscherei
Schorpo

[ ][  ]

Seite 10.

Darmſtädter Tagblatt, Mittwoch, den 9. November 1921.

Rummer 300.

MBMAM
Rndwnticaft, Ontenonn, Memmterſtct ind Sienmmngswefen

Vom Siedlergarten.)
Von Horſt Weiſer.
Die Siedlung als Volksbewegung beſitzt gegenwärtig nur
eine einzige Möglichkeit, ſich auszuwirken. Da wir nämlich als
oberſte Aufgabe die Forderung betrachten müſſen, auf kleinſter
Scholle in geſteigerter Arbeit und Ausnutzung die größtmög=
lichen
Mengen an Nahrung zu erzeugen, da wir aber keineswegs
den Einzelnen aus ſeinem Berufe herausreißen dürfen, ſondern eingerichtet ſind, empfiehlt es ſich, auch Hühnerraſſen zu halten,
ihn zum Siedler im Nebenamt machen müſſen, kommt für uns die im Winter viele Eier legen. Beſonders wertvoll für dieſen
nur die Kleinſiedlung in Betracht. Hier alſo gilt es, Garten,
Feld und Kleintierhof in der Freizeit zu beſorgen. Iſt es auf
der einen Seite nötig, den weitaus größten Teil der eigenen
Nahrung ſelbſt zu ziehen, ſo kann dies, wie ſchon erwähnt, unter
den obwaltenden Umſtänden nur auf kleinſter Fläche indeſſen
durch ſtraffſte Arbeit geſchehen. Wir werden alſo in der Klein=
ſiedlung
vorwiegend ſelbſt die Feldfrüchte gartenmäßig anbauen,
woraus ohne weiteres eine weſentliche Verkleinerung des ſonſt
nötigen Grund und Bodens folgert.
Wenn wir uns die vorliegenden Erfahrungen zunutze machen,
ſo darf geſagt werden, daß etwa 150 Geviertmeter hin=
reichen
, um einen weſentlichen Teil jährlichen Nahrungsbedürf=
niſſes
für die einzelne Perſon zu ernten. Es liegt auf der Hand,
daß wir nun, um dieſer Forderung genecht zu werden, ganz an=
dere
Arbeitsweiſen einſchlagen müſſen, als bisher üblich. Ver=
kehrt
würde es aber dabei ſein, das Ergebnis unſerer Abſichten
vorwiegend von der Bodengüte abhängig zu machen. Gewiß
wird auch der allerſchwerſte Boden entgegen den Anſichten vom
grünen Tiſch ſich für die Kleinſiedlung, ja beſonders für dieſe
eignen; denn wir treiben, wenn auch nicht mehr in des Wortes daß auch Romelsloher, weiße Orpington, weiße Wyandottes, reb=
engſtem
Sinne, Spatenkultur. Genug, der beſte Boden eignet
ſich ebenſo für unſere Zwecke wie der ſchlechteſte, der magerſte,
für den der Landwirt nur wenig Verwendung hat. Seien wir
dabei immer deſſen eingedenk, daß wir durch zweckmäßige Bear=
beitung
jeden an ſich brauchbaren Boden unſeren Wünſchen ge=
fügig
machen können. Erinnern wir uns, daß wir nicht, wie der
Bauer, große Landflächen zu düngen und zu verbeſſern brau=
chen
, ſondern daß die Kleinheit unſerer Anlage eine geradezu
mütterliche Behandlung geſtattet. Dieſe aber iſt nicht nur nötig,
ſondern für die wirtſchaftlichen Ergebniſſe der Kleinſiedlung un=
bedingt
erforderlich.
Erfüllen wir dieſe Pflicht, machen wir alſo den Boden
ſelbſt durch entſprechende Anreicherung mit Humus, Bodenſalzen,
Kleinlebeweſen oder ſelbſt mit Lehm, ſo werden wir bald zu der dieſer Zeit frühreife Hühner, die ſchon in 3 bis 4 Monaten Eier
Einſicht gelangen, daß wir uns auch in gewiſſer Weiſe vom
Klima unabhängig machen können. Je nach Lage und Boden
werden wir unter austrocknenden oder auch Alten Winden zu
leiden haben, die wir durch geeignete Anpflanzungen oder
Mauern, z. B. aus ſelbſt hergeſtellten luftrockenen Lehmziegeln
oder durch höhere Bretterzäune aus Abfallbrettern von unſerer
Anlage fernhalten können. Ganz entſchieden muß jeder Siedler
ins Leben der Pflanze ſoweit eindringen, daß er ihre Bedürfniſſe
fühlt, und daß er weiß, wie auch das grüne Gewächs unter Zug=
luft
leidet. Beachten wir dieſe Dinge nicht, ſo wird ſich das an
den mangelhaften Ergebniſſen unſerer Ernte unzweifelhaft zei= keinesfalls mit ſpätlegenden Hennen oder Hähnen einkreuzen,
gen. Verbeſſern wir aber einerſeits den Boden, ſchalten wir
andererſeits trockene Winde und ſchädigende Zugluft aus, ſo
werden wir geſiſſermaßen Herren des Bodens und des Klimas
ſein, die in ihrer Zwergbauernwirtſchaft die Sonnenſtrahlen in
ganz anderem Maße einfangen, und ihren Zwecken, dienſtbar man ſie ſo lange auslaufen, als es die Witterung erlaubt. Sind
machen, als dies der Berufslandwirt zu tun in der Lage iſt.
Aus alledem dürſte erſichtlich ſein, welche gewaltigen Mög=
lichkeiten
gerade in der Beſchränkung der Bodenfläche für den
liegen, der mit eiſernem Fleiß, der mit Luſt und Liebe all ſeine
Freizeit der Siedlung opfert, um eine goldene Ernte für ſich und
im tieferen Sinne für die ganze Heimat zu erzielen; gewaltige
Möglichkeiten, die vur dann zu erneichen ſind, wenn der Klein=
ſiedler
aufmerkſam die für ihn wichtigen Errungenſchaften der
Forſchung und deren Anwendung verfolgt, wie ſie unſere Zeit=
ſchrift
ja dauernd bringt. Ganz beſonders heißt es, die Erfah=
rungen
anderer zu nutzen; denn für gewöhnlich bleibt dem Sied=
ler
zu fraglichen Verſuchen keine Gelegenheit, uirgends darf er
ohne feſtes Ziel oder nur leichthin ſchaffen; ja er muß ſich ſogar
in den erſten Jahren auf den Anbau nur der notwendigſten
Nährpflanzen beſchränken und alles das unbeachtet laſſen, deſſen
er nicht unbedingt bedarf. Nur ſo kann die Wirtſchaftlichkeit der
Anlage gewährleiſtet werden. Spargel, Melonen Artiſchocken
und ähnliches hat in der jungen Siedluug keinen Raum. Wenn
irgendwo, ſo hat hier das Wort eherne Bedeutung: In der Be=
ſchränkung
zeigt ſich der Meiſter!
Vom Siedlergarten ſprachen wir bisher allein aber kein
Erfahrener wird daran zweifeln, daß engſte Verbindungen be=
ſtehen
zwiſchen Garten und Kleintierhof. Ganz abgeſehen von
der Düngerfrage und von der Tatſache, daß die Siedlung gerade
dem Kleintierzüchter höchſt wichtige und neuartige Aufgaben
ſtellt, müſſen wvir von der grundlegenden Ueberzeugung aus=
gchen
, daß der geſamte Tierbeſtand, in einem wirtſchaftlichen
Verhältnis zur Größe des Siedlergartens, zu ſtehen hat. Es
wäre alſo ganz verkehrt, eine Anlage von vornherein z. B. mit
ausgiebiger Kaninchen=, Hühner= und Ziegenzucht zu belaſten;
vielmehr müſſen wir durch ſachgemäße Haltung leiſtungsfähige
Tiere in geringer Anzahl züchten, das heißt, es iſt einträglicher,
wenig aber gut legende Hühner, wenig aber gut genährte Ka=
ninchen
und eine gutmelkende Ziege zu beſitzen, als die Anzahl
nicht nur auf Koſten der anderen zu mehren, ſondern auch durch
den nun notwendig werdenden größeren Ankauf von Futtermit=
teln
uns wieder in Abhängigkeit vom lieben Nächſten zu bringen
Die Ziege erfordert ſowieſo Beſchaffung von Heu und Rüben,
gegebenenfalls von Kraftfutter, aber Hühner und Kaninchen
ſollten dem Siedler nicht nur nichts koſten, ſondern noch etwas
einbringen, was nur dann möglich iſt, wenn das Futter in der
Siedlung ſelbſt erzeugt wird, beziehungsweiſe aus dem Erlös
des Eierverkaufes gewinnbringend beſchafft werden kann.
Nur ganz kurz konnten dieſe Dinge angedeutet werden, aber
ſie dürften gezeigt haben, wie enge alle Fragen der Siedlung
miteinander verzahnt ſind. Wer hier beſcheiden und kleinauf=
bauend
beginnt, der wird die Möglichkeit finden, auszudehnen
und zu erweitern. Das zu erreichen, bedürfen wir nicht roſen=
roter
Hoffnungen, ſondern eines kühlabwägenden Sinnes, klarer verſehen iſt. Zu dem beſten Weichfutter, wozu auch Kleie, Kar=
Erkenntwis und eines, das uns frei macht: freudiger Arbeit!
*) Entnommen der Zeitſchrift Der Kleinfiedler, Leipzig, Reichen=
bachſche
Verlagsbuckhandlung.
Gute Wintereierlegerinnen und wie müſſen ſie be=
handelt
werden, um im Winter und Frühjahr viele
Eier zu haben.
Von J. Barfuß.
G.
riegerinnen erhält man nur aus jenen Hüh=
nerzucht
,
wvelche von Natur Winterleger ſind. Alle
Naſſen ſind zierin nicht gleich. Auch laſſen die im Winter Eier
legenden Hühner im Frühjahr ſehr ſchnell nach, wenn ſie von
überzüchteten Hühnern ſtammen. Die Minorkas gelten als gute
Legehühner, haben aber in der letzten Zeit durch die Ueberzüch=
tung
an Wert für die Eiergewinnung nachgelaſſen. Auch manche
Ikaliener Farbenſchläge, die als reiche Legehühner in Stadt und
Land gehalten wurden, ſtehen durch die Ueberzüchtung bald am
Nande ihrer Leiſtungsfähigkeit im Eierlegen. Es iſt jetzt die
höchſte Zeit, auch mit dieſen Italienern eine andere Zuchtrich=
tung
einzuſchlagen. Das Hauptgewicht, wie es da und dort ge=
ſchieht
, auf den ſiußeren Glauz zu legen, hat wenig Intereſſe für

huhn im Eierlegen ſuchen. Jene Geflügelhalter, die hauptſäch=
lich
im Winter legende Hennen haben wollen, müſſen die neuen
Raſſen anſchaffen und die alten überzüchteten Winterleger weni=
ger
halten. Wird bei den demnächſtigen Kreuzungen auf die
Eigenſchaft des Winterlegens mehr Gewicht gelegt als ſonſt, ſo
gehen aus dieſen Kreuzungen mehr neue gute Winterlegerraſſen
hervor, welche den heimiſchen Eierreichtum fördern. Für alle
ſtädtiſchen Hühverhalter, die überhaupt für die Hühnerhaltung
Zweck ſind: Schwarze Rheinländer, welche auch durch ihr breites
Gefieder, welches wie mit grünem Lack überzogen leuchtet, und
dem kleinen Roſenkamm das Auge des Beſchauers befriedigen.
Sie ſind widerſtandsfähig und legen pro Jahr durchſchnittlich
170 Eier. Die zweijährigen Hühner beginnen im November
Dezember mit dem Legen. Hat man 5 Monate alte Hühner aus
der Ende=Maibrut, ſo beginnen dieſe Ende Oktober, anfangs No=
vember
mit dem Legen der Eier. Füttert man morgens ſehr früh
und abends ſpät, ſo kann man von ſolchen Hühnern monatlich
18 bis 22 Eier rechnen. Beginnen ſie Mitte November mit dem
Eierlegen, ſo kann man bis Mitte März durchſchnittlich von einer
jungen Henne 75 Eier rechnen, ſomit von fünf ſolchen Hennen
5mal 75 gleich 375 Eier. Von März ab legen ſie dann regel=
mäßig
täglich bis in den Sommer hinein.
Ferner dienen dem in Rede ſtehenden Zweck Antwerpener
Pausbäckchen (Zwergkoſchin), die ſehr frühreif ſind und die alten
Zwerghühner Eier von 39 bis 41 Gramm legen. Selbſtredend
ſind die Hühner, die im Winter Eier in einem Gewicht von 60
bis 70 Gramm legen, in manchen Haushaltungen beliebter, ſo=
huhnfarbige
Italiener, weiße Italiener, die auch unter dem Na=
men
weiße Leghorn gehen, den Zweck erfüllen. Die Henne der
Leghorns wird bis 2= Kilo ſchwer, während der Hahn es bis
zu einem Gewicht von 3 Kilo bringt. Mag man nun Hühner
einer leichten oder ſchweren Raſſe als Winterleger halten, und
man beſonders auf erſtmalige Eierlegerinnen rechnet, ſo ſind
ſtets die beſtentwickelten Kücken als ſolche zu verwenden. Sind
ſchwache Hühner und Hähne aus der Sommerbrut in einem
Alter von einigen Monaten vorhanden, ſo ſtelle man dieſe ſofort
zur Maſt, um Futter zu ſparen. Man kann ſie dann gemäſtet
ſelbſt im Haushalt verwenden oder verkaufen.
Die Jetztzeit mit dem knappen Kraftfutter bringt weniger
frühreife Hühner mit einer bevorzugten Entwickelung des gan=
zen
Körpers und des Gefieders hervor, als früher. Es gab in
legten, aber dann erſt ſpät im Herbſt in die Mauſer traten. Sie
konnten der wechſelnden, kalten Witterung mit dem halbnackten
Körper nicht widerſtehen und gingen ein. Um nun beſonders
frühreife Hühner mit frühem Eierertrag zu züchten, muß die
Eigenſchaft der ſpäten Mauſer weggezüchtet und beſonders die
künſtliche Aufzucht mit Glucken eingeführt werden. Denn Er=
fahrungen
haben gelehrt, daß aus dieſen Bruten, die wider=
ſtandsfähigſten
frühreifen Hühner hervorgehen, ſofern die Wärme
in den Kückenhäuſern nicht zu groß im Winter iſt. Hat man
auf dieſe Art wieder frühlegende Hühner erzielt, ſo darf man ſie
weil dadurch die Eigenſchaft des frühen Eierlegens wieder ein=
gebüßt
wird. Die Hauptſache iſt nun, daß man alle im Winter
Eier legenden Junghennen und auch alle älteren im Winter Eier
legenden Hühner gut pflegt und füttert. Auf dem Lande laſſe
in der Stadt Gärten zur Verfügung, ſo laſſe man ſie ebenfalls,
bis Froſt und Schnee kommt, im Garten, um ſich noch viel ani=
maliſches
Futter in Geſtalt von Würmern ſuchen zu können. In
großen Hühnerbetrieben lohnt es ſich ſogar, daß, wo elektriſches
Licht iſt, dieſes abends beim Dunkelwerden eingeſchaltet wird,
damit die Hühner durch das künſtliche Licht aufbleiben und nicht
ſo früh den Stall auffuchen. In ſolchen Betrieben ſoll man auch
erſt ſpät füttern, damit die Hühner die Nacht nicht zu lang ohne
Futter bleiben. In der Stadt füttert man nun hauptſächlich, um
die Ejablage zu fördern, Abfälle im Haushalt und Hühnerfutter,
ſo, wie es im Handel zu haben iſt. Man füttert Legehennen von
134 bis 2½4 Kilo Gewicht täglich 20 bis 26 Gramm Eiweiß, 2½
bis 6 Gramm Fett und 85 bis 125 Gramm ſtärkehaltige Futter=
ſtoffe
. An Grünfutter freſſen große Raſſen 125 Gramm täglich,
während kleine Raſſen ſich mit etwa 80 Gramm begnügen. Große
Hühnerraſſen, die viele Eier legen ſollen, benötigen pro Tag mit
Grünfutter etwa 220 bis 260 Gramm Weich= und Körnerfutter.
Die Zwergraſſen begnügen ſich mit einem geringeren Quantum.
Die Zwergkochins ſind auch gute Winterleger und für die Hüh=
nerhaltung
in der Stadt zu anderen im Winter legenden Jung=
zwerghühnern
, wegen des geringen Futterbedarfs vorteilhaft,
wenn auch die Eier oft nur 40 Gramm und weniger wiegen.
An Stelle des Grünfutters, wie Abfall von Gemüſe, Rübenblät=
ter
, Brenneſſel, Grünkohl. Salat, gebe man im Spätwinter ge=
ſchnittene
Rüben, woran die Hennem im Stall picken, ſomit auch
die ſehr nötige Bewegung haben. Mau gibt das Weichfutter
warm, bereitet für die beſtimmte Zahl Hühner aber nur ſo viel
Weichfutter, als jeden Tag gebraucht wird. Einzelne im Win=
ter
legende Hühner verdauen das Futter nützlicher als wie andere
Hühner. Beobachtet man ſolche kräftige Futterverwerter, ſo
halte man dieſe für die Zucht. Denn aus ſolchen Tieren gehen
die beſten Winterlegerinnen hervor. Je mehr den Kleinhühner=
haltem
viele eierlegende Hennen eimer guten Raſſe gegeben wer=
den
, deſto mehr Nutzen bringt die Hühnerhaltung, weil die Eier
im Wimter teurer ſind als im Sommer.
Man füttere dreimal am Tage und gebe morgens ſo früh wie
möglich Weichfutter. Das Weichfutter kann aus einem Gemiſch
von Fleiſch=, Fiſch= und Kaſtanienmehl, ſowie Eichel= und Kno=
chenſchrot
, Fleiſchabfällen, Kartoffeln, Kleehäckſel, Rüben, Grün=
futter
Milch und Waſſer zuſammengeſetzt ſein. Kaſtanien und
Eicheln müſſen vor dem Füttern durch Spülen, Kochen oder
Trocknen im Ofen entbittert werden. Von dieſem Weichfutter
wählt man ein Gemiſch, welches in der Gegend am beſten und
billigſten zu haben iſt. Mittags gibt man nur etwas Körner=
futter
, dagegen abends mehr. weil durch den Fettgehalt der Kör=
ner
die Hühner an kalten Tagen länger die Körperwärme be=
halten
, weil Fett Wärme gibt. Hafer wird für Hühner nähr=
reich
, wenn dieſer in warmem Waſſer vorgeweicht und mit Salz
toffeln, Magermilch oder dicke Milch, Biertreber, Trockenhefe,
zerſchnittenes Rotkleeheu, Kalk gemiſcht werden kann, muß auch
Salz, grober Sand und etwas Holzkohlenpulver eingemengt
werden. So wie das Weichfutter den ganzen Winter bis März
warm zum Füttern kommen ſoll, ſo muß das friſche Trinkwaſſer
angewärmt ſein und kann einige Tropfen Eiſenvitriol enthalten.
Schneewaſſer bekommt den Hühnern nicht gut, weil ſie dann
abmagern. Die Leiſtungsfähigkeit im Eierlegen bleibt bis ins
Frühjahr auf der höchſten Stufe, wenn paffend gemiſchte Futter=
rationen
gereicht werden, weil ein einſeitiges Futter die Lege=
tätigkeit
vermindert. Jungen, zum erſtenmal im Winter legen=
den
Junghühnern gebe man ſtets kalkreiche Nahrung, um das
Eierfreſſen zu vermeiden, weil hierdurch das Eierfreſſen in die
Wege geleitet wird. um Hühnern das Eierfreſſen abzugewöh=
nen
, beſtreiche mam Gierſchalen mit Senf, Franzoſenöl oder ſonſt
einer ſtinkenden Maſſe. Laſſen die Hühner das Eierfreſſen dann
auch noch nicht, ſo ſchlachte man ſie, damit die anderen Hühner
nicht auch das Eierfreſſen lernen. Dort, wo man Fallenneſter,
die im Handel zu haben ſind, hat, hört das Eierfreſſen von ſelbſt
auf, weil das friſch gelegte Ei ſofort aus der freßbaren Nähe
des Huhnes rollt. Die Hühner, beſonders die im Winter legen=
den
Hühner, bedürfen einen warmen Stall, aber vor allem
keinen zu warmen Stall, der durch einen Ofen übermäßig ge=
alle
diejeuigen Hühnerhalter, die nach einem wirklichen Nutz= heizt wird. Zugluft iſt zu vermeiden. Bei großer Kälte um=

ſtellt man kalt liegende Geflügelſtälle mit Strohmatten oder mit
aus Ginſter geflochtenen Matten. An Schneetagen müſſen die
Hühner wie auch alles Geflügel im Stall bleiben. Dagegen an
ſchönen, ſonnigen Wintertagen laſſe man die Hühner wie auch
das andere Geflügel im Auslauf, um ſich Bewegung zu ſchaffen.
Dieſes iſt für im Winter legende Hühner notwendig, damit ſie
nicht zu fett werden, wodurch die Eiablage vermindert wird.
Will man aus der eigenen Zuchk Winterleger erzielen, ſo nehme
man im Frühjahr gut befruchtete Bruteier von kräftigen Hennen
der beſten Raſſen. Bevor man die Auswahl der Bruteier vor=
nimmt
, ſoll der Zuchthahn, der aus dem Zuchtſtamm gehört,
zehn Tage allein eingeſperrt und gut gefüttert werden, damit
er Ruhe hat. Die Bruteier werden dann beſſer befruchtet, wo=
durch
kräftige, im Winter viele Eier legende Hühner hervorgehen.

9

R.

Landwiriſchaf

Das Kalken von Wieſen und Weiden. Viel Fudter, viel
Dünger, viel Geld, ſo lautet der Ausſpruch eines berühmten
Profeſſors (Kühn=Halle), und die Wahrheit dieſes Spruches wird
wohl von keinem Landwirt angezweifelt. Eine angemeſſene
Viehhaltung iſt und bleibt die ſicherſte Grundlage für einen ren=
tablen
Betrieb. Die Viehhaltung kann aber nur rentabel ſein.
wenn das Futter der Hauptſache nach billig iſt, was der Fall
iſt, wenn es in der eigenen Wirtſchaft erzeugt wird. Dies iſt nur
dann möglich, wenn genügend Wieſen und Weiden vorhanden
ſind. Leider hapert es noch vielfach mit der Düngung dieſer
Flächen, obwohl ſie keinesfalls einer geringeren Düngung als
die Feldfrucht bedürfen. Eine mittlere Weizenernde entzieht
einem Morgen Ackerland 25,2 Pfund Stickſtoff, 15,6 Pfund Kali,
10,2 Pfund Phosphorſäure und 52 Pfund Kalk; eine Heuernte
von 20 Zentnern im erſten Schnitt und 10 Zemtnern Grummet
führt aus dem Boden 50 Pfund Stickſtoff 54,2 Pfund Kali, 142
Pfund Phosphorſäure und 29,4 Pfund Kalk. Wir finden alſo
in der Heuernte etwas mehr an Phosphorſäure, zweimal mehr
an Kali und Stickſtoff und fünfmal mehr an Kalk. Hier=
aus
geht ohne weiteres hervor, daß die Wieſenböden nach und
nach an Kalk verarmen und deshalb die Kalkdüngung in erſter
Linie in Frage kommt. Da die anderen Düngemittel zurzeit
ziemlich knapp ſind, ſo verſäume man nicht, gerade für eine Kal=
kung
zu ſorgen. Stickſtoff iſt in den Wieſen= und Weideböden
vielfach vorhanden. Aber es iſt organiſcher Stickſtoff, der wegen
ſeiner ſchwer löslichem Form von den Pflanzen nicht aufgenom=
men
werden kann. Da tut der Kalk nun Wunder. Er zerſetzt
den Humuus und führt den Stickſtoff in eine für die Pflanze auf=
nehmbare
Form über. Die für die Süßgräſer und Kräuter
ſchädlichen Sären werden dunch die Kalldüngung gebunden. Die
Tätigkeit der Bakterien, der leinen Lebeweſen, welche die Um=
ſetzungen
im Boden bewiren, wird geſördent und dadunch die
Wirkung der anderen Nährſtoffe unterſtützt. Durch die Kalkung
erzielen wir nicht nur eine weſentliche Steigerung des Ertra=
ges
, ſondern wir verbeſſerm auch die Zuſammenſetzung des Heues
bedeutend. Das Heu der ungedüngten Fläche enthält nach Dr.
Brebdemann 68 Prozent Gräſen, 1 Prozent Schmetzerlingsblütler,
21 Prozent andere Kräuter und 10 Prozent Moos, der mit
Thomasmehl und Kainit gedüngten Fläche 84 Prozent Gräſer,
4 Prozent Schmetterlingsblülen, 11 Prozent Kräuter und 1 Pro=
zent
Moos und ſchließlich die mit Thomasmehl, Kainit und Kalk
gedüngten Fläche 63 Prozent Gräſer, 13 Prozent Schmetterlings=
blütlen
, 24 Prozent andere Kräuter und num Spuren von Moos.
Aber auch der Nähr= und Mineralſtoffgehalt des Heues erfuhr
dunch die Düngung eine weſentliche Steigerung. Reiche Futter=
erzeugung
auf Aechem und Wieſen muß ſtets unſere Loſung
ſein; deshalb dürfen wir die Kalkung der Wieſen und Beiben
nicht unterlaſſen.

5

Vieh= und Geflügelzucht

Behandlung der Pferde bei kaltem Wetter. Man laſſe die
Pferde im Freien niemals unbedeckt und lange ſtehen; die Huf=
eiſen
müſſen öfters geſchärft werden, und das Geſchirr bewahre
man im Stalle auf. Iſt dasſelbe dem Froſte ausgeſetzt, und
wird dann das eiskalte Gebiß dem Pferde umgelegt, wie es
leider oft geſchicht, ſo werden dem armen Tiere ſchwere Ver=
letzungen
an Lippen und Zunge verurſacht. Solches wird leicht
vermieden, wenn die Eiſenteile vor dem Gebrauche in warmes
Waſſer getaucht oder mit einem warmen Lappen gerieben wer=
den
. Dieſes iſt auch nötig, wenn die Pferde im Freien Futter
bekommen und ihnen das Gebiß herausgenommen wird.
Mitel gegen die Bräune der Schweine. Im Frühjahr und
Herbſte bei raſchem Temperaturwechſel, tritt bei Schweinen
eine heftige Entzündung des Rachens ein, die man an der Be=
ſchwerlichkeit
des Schluckens von Futter und Getränk, an heiſe=
rem
Grunzen, trockenem Huſten und ſchwerem Atmen erkennt. Als
vorzügliches Mittel dagegen wird die Anwendung von Senf=
pflaſter
am Halſe empfohlen. Man nehme Senfmehl, mache es
mit ſcharfem Eſſig zu einem Teige an, ſchmiere dieſen Teig auf
einen Lappen und binde das ſo bereitete Pflaſter dem kranken
Tiere um den Hals. Als Getränk gebe man verdünnte ſaure
Milch mit Schwefelblüte. Das Senfpflaſter darf aber nur ſo
lange liegen bleiben, bis die Haut gerötet iſt, eine Blaſe darſ
unter keinen Umſtänden gezogen werden.
Gute Hühnerſtälle. In Hühnerſtällen ſind meiſtens Ratten,
und deshalb kommt es viel auf den Stall an. Ein Hühnerhaus
ſollte nie an einen Speicher oder Vichſtall angebaut werden;
denn es iſt viel beſſer, wenn es allein ſieht, dann kann mehr Vor=
ſicht
gebraucht werden, um Ungeziefer aller Art fernzuhalten.
Beim Bau des Gebäudes ſelbſt kommt es viel auf klimatiſche
Verhältniſſe an; möge es, aber ſein, wo es will, ſo iſi die erſte
Bedingnug, daß der Hühnerſtall warm, trocken und hell iſt und
einen guten Abzug hat.
Was iſt bei Anſchaffung der Kanarien zu beachten? Harzer
Kanarienvögel werden vom Züchter meiſt bei einer Wärme von
2022 Grad Celſius gehalten und bekommen faſt ausſchließlich
Rübſen und Eifutter gereicht. Das Sterben beruht meiſens
darauf, daß der neue Beſitzer ſie zu ſchnell an die neue Lebens=
weiſe
gewöhnen will. Dieſer Uebergang muß allmählich erfolgen

Bienenzucht

Die italieniſche Biene hat ſich im Laufe der Jahre in weſt=
lichen
und ſüdlichen Gegenden viele Freunde ernorben. Nun
hat der Deutſche ja mit Recht den Ruſ, daß er für alles Fremde
ſchwärmt, aber ich habe mich doch ſelbſt überzeugen köngen, daß
ſich die italieniſche Biene im Weſten Deutſchlands ſehr bewähtt
hat. Sie zeichnet ſich vor allem durch großen Fleiß aus, und ſſe
fliegt ſelbſt dann noch ſtark aus, wenn die anderen Arten, ſelbſt
unſere deutſche Biene, ſich vom Wetter zurückhalten laſſen. Ich
ſah hier Bienenſtände, auf welchen der Ertrag, der Italiene=
doppelt
ſo groß war als der anderen. In anderen Gegendeſ
ſollen die Italiener dagegen faſt ganz terſagt haben.
Volle Honiggefäße ſoll man ſtets an einem warmen luftigen.
Orte aufbewahren. In feuchten Lokalen, zieht auch der beſie
Honig die Feuchtigkeit an. Die Kriſtalle an der Oberfläche wer=
den
flüſſig, und der flüſſig gewordene Honig ſäuert. Ein zu feſtes
Verſchließen der Honiggefäße iſt auch nicht anzuraten.
Nachdruck ſämtl. Artikel verboten. Verantwortlich: Kurt Mitſchind