Darmstädter Tagblatt 1921


23. Oktober 1921

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gert,

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Nummer 283

Sonntag, den 23. Oktober 1921

Einzelnummer 25 Pfg.

Die Woche.
Die franzöſiſche Politik, die auf die Vernich=
tung
Deutſchlands abzielt, hat einen neuen Sieg davon=
getragen
. Die am Donnerstag nachmittag dem deutſchen Bot=
ſchafter
in Paris übermittelte Note der Botſchafterkonferenz, in
der von einer dem Friedensvertrag entſprechenden Löſung der
oberſchleſiſchen Frage geſprochen wird, welche den in der Ab=
ſtimmung
zum Ausdruck gekommenen Wunſch der Bevölkerung
und die geographiſche und wirtſchaftliche Lage der Ortſchaften be=
rückſichtige
, regelt die Grenzfrage in einer Weiſe, die die ſchlimm=
ſten
Beſürchtuugen noch hinter ſich läßt. Außer den Kreiſen
Rybnik und Pleß verlieren wir erheblich= Teile der Kreiſe Nati=
bor
, Hindenburg, Beuthen, Lublinitz und Tarnowitz. Das In=
duſtriegebiet
wird mitten entzwei geſchnitten.
Es erſcheint überflüſſig, die oberſchleſiſche Frage hier noch=
mals
im Nahmen der Geſamtpolitik zu betrachten. Die Gründe
für Englands Haltung haben wir ſchon vor einer Woche erörtert.
Frankreich triumphiert trotz Theaterdonners in der franzöſiſchen
Kammer. Auch die widerliche Heuchelei vom Wunſche der Be=
völkerung
hat man uns nicht geſchenkt. Wir möchten nicht
unterlaſſen, dieſen polniſchen Volkswillen durch die Ausfüh=
rungen
der ukrainiſchen Zeitung Wpered in ihrer Nummer 185
vom 14. Oktober 1921 etwas zu illuſtrieren. Danach hat der frü=
here
polniſche Miniſterpräſident Witos in einer öffentlichen Ver=
ſammlung
in Brzesko in Weſt=Gali=ien ſeine Politik in bezug
auf Oberſchleſien folgendermaßen verteidigt:
Ich verſichere Euch, daß mein Kabinett außerſtande war,
mehr zu leiſten, als es geleiſtet hat. Deutſchland den Krieg zu
erklären, wäre zu leichtſinnig, weil unſer Staat in gegebenen
Verhältniſſen einen ſolchen Krieg ſicherlich verloren hätte. Wenn
Ihr aber glaubt und darauf rechnet, daß die Polen in Ober= kenntnis und tatkräftiges Handeln. Die radikale Utopie verliert
ſchleſien nationalbewußt und patriotiſch geſinnt wie auch
heroiſch ſind, wie es unſere Preſſe darſtellt, ſo befindet Ihr Euch
in großem Irrtum, weil die Wirklichkeit etwas gauz anderes
bewieſen hat. Unſere Regierung mußte in dieſer Hinſicht un=
glaubliche
Schwierigkeiten bekämpfen. Es iſt ſogar ſo weit ge= eine geradezu vernichtende Niederlage erlitten, und es wirkt nur
kommen, daß wir beim Plebiſzit beinahe jede
Stimme für Polenerkaufen mußten. Zu mir kamen
die Delegierten aus Oberſchleſien und erklärten mir offen, daß
ihre Brüder nur dann für Polen ſtimmen würden, wenn ſie
dafür gut bezahlt würden. Zu dieſem Zweck ſind alle im Staat
geſammelten wie auch von der Regierung aſſignierten Gelder
verwendet worden. Aehnlich war es auch mit dem Aufſtand,
zu welchem die Aufſtändiſchen von außerhalb der Gren=
zen
Oberſchleſiens importiert werden mußten, was mit
außergewöhnlichen Schwierigkeiten und Koſten verbunden war.
Aus dieſem und mehreren anderen Gründen iſt der Aufſtand
mißlungen.
Wahrlich, die Gerechtigkeit erforderte es, daß dieſem
Volkswillen Rechnung getragen wurde, die Gerechtigkeit er=
forderte
es, daß der deutſchen Wirtſchaft ein vernichtender Schlag
verſetzt wurde, die Gerechtigkeit erforderte es, ein ſeit Drei=
vierteljahrtauſend
zum deutſchen Kulturkreis gehörendes Land
vom Deutſchen Reich loszulöſen! Auch die übliche Drohung
fehlt ſelbſtverſtändlich in der Note der Botſchafterkonferenz nicht,
geeignete Maßnahmen zur völligen Durchführung des Be=
ſchluffes
der Allierten ſind für den Fall, daß eine der beteilig=
ten
Mächte ihre Zuſtimmung verweigern ſollte, angekündigt. Die ſtatteten Bericht über die wirtſchaftlichen, verkehrstechniſchen und
Genfer Entſcheidung iſt nach dem Pariſer Temps die gerechteſte
aller Löſungen, König Salomon hätte nicht gerechter urteilen
können, und während noch am Donnerstag (d. h. vor der amt=
lichen
Notifizierung, als man alſo in gewiſſen Kreiſen glaubte,
die Eutſcheidung noch mehr zugunſten Polens umbiegen zu kön=
nen
) gewiſſe Pariſer Kreiſe behaupteten, daß die wirtſchaftlichen
Uebergangsbeſtimmungen keinerlei Stütze im Verſailler Vertrag
fänden, wird heute von der gleichen Seite das Gegenteil erklärt, hat geſtern gemeinſam mit dem Parteiausſchuß beraten. Die
Deutſchland wird ſich innerhalb einer Woche alſo zu ent=
ſchließen
haben, ob es die Pariſer Entſcheidungen, eine Ver=
den
Vertrag von Verſailles und das Londoner Ultimatum als
würdige Vorgänger anſehen ſoll, ſeinerſeits anerkennen will
oder nicht. Mit dieſer Frage ſteht die gegenwärtige Regierungs=
kriſis
in engſtem Zuſammenhang. Wir haben unſeren Stand=
punkt
in dieſer Frage ſchon vor einer Woche zum Ausdruck ge=
bracht
. Es erſcheint aber doch nicht überflüſſig, nochmals zu
betonen, daß innerpolitiſche Erwägungen in dieſem Falle, wo
es um Leben und Sterben geht, unter allen Umſtänden in den
Hintergrund zu treten haben. Wir können niemals den Raub
Oberſchleſieus anerkennen, und wenn wir jetzt der brutalen Ge=
walt
weichen ſollten, ſo wird die ganze deutſche Politik der Zu=
kunft
darauf eingeſtellt werden müſſen, eine Reviſion dieſes Ur=
teils
herbeizuführen. Niemals dahon ſprechen, aber immer
daran denken, rief einſt Gambetta aus, und der preußiſche Mi=
niſterpräſident
Stegerwald hat ſeine Erklärung über Oberſchle=
ſien
mit den Worten geſchloſſen: Ihr deutſchen Oberſchleſier,
ſeid und bleibt untrennbar untereinander, untrennbar von der
großen deutſchen Volksgemeinſchaft; unzerſtörbare Bande ver=
knüpfen
uns auch in Zukunft miteinander! Wir werden Euch
mit allem, was wir ſind und haben, weiter die Treue halten!
Das iſt der Gedankengang, den wir für die Grundlage der zu=
künftigen
deutſchen Außenpolitik halten.
Daß die überaus ernſte Lage auch auf den Stand der und eine Verletzung des Verſailler Vertrages. Sie lehnt die
deutſchen Mark einen ſtarken Einfluß ausüben muß, liegt
auf der Hand, und es iſt geradezu grotesk, wenn ausgerechnet
Fraukreich, deſſen Politik planmäßig die deutſche Wirtſchaft zer=
ſchlägt
, es ſo darſtellen möchte, als ob die deutſche Wirtſchaft
ſelbſt auf einen Staatsbankrott hinarbeite. Nicht nur die fran=
Organ des Herrn Tirard widmet dieſer Albernheit in ſeiner
Freitagsnummer einen ganzen Artikel), ſondern auch Herr
Briand hat in ſeiner Rede vom Freitag erklärt, daß die großen
Finanzleute und Großinduſtriellen Deutſchlands deſſen Bankrott
vorbereiteten. Immerhin gibt auch Herr Briand zu, daß man
müſſe, und es iſt nicht unintereſſant, daß Herr Finet in der
Revue Mondiale England beſchwört, ein Opfer zu bringen,
Damit der Bankrott Deutſchlands vermieden werde. England 2
habe beim Friedensſchluß am beſten abgeſchnitten und müſſe
daher die Verpflichtung fühlen, ſeine angebliche Sympathie für
Deutſchland, durch etwas Greifbares, zu beweiſen. England
würde in dieſem Falle nur im eigenſten Intereſſe handeln, da 2
der wirtſchaftliche Wiederaufſchwung Deutſchlands für England
nicht weniger wichtig ſei als für die anderen Mächte, und die
Engländer müßten ſich darüber klar ſein, daß der praktiſche Sinn
der Deutſchen ſich auf die Dauer mit klingenden Phraſen und

gewiſſen deutſchfreundlichen Intrigen Lloyd Georges nicht ab=
ſpeiſen
laſſen werde. England ſolle daher den Deutſchen ihre
Kolonien zurückgeben. Wahrlich kein übler Gedanke! England
ſoll die geraubten deutſchen Kolonien herausgeben, damit die
franzöſiſche Erpreſſerpolitik nicht Gefahr läuft, mit der Vernich=
tung
Deutſchlands den eigenen Ruin herbeizuführen. Herr
Briand hat zweifellos recht, wenn er ſagt, daß man Deutſchland
die Erfüllung ſeiner Verpflichtungen erleichtern müſſe. Daß aber
das Wiesbadener Abkommnen eine ſolche Erleichterung nicht dar=
ſtellt
, haben wir ſchon vor acht Tagen ausgeführt, und wenn Herr
Briand betont, daß dieſes Abkommen, Frankreich nicht ver=
pflichte
, ſondern daß es gewiſſermaßen nur eine Option dar=
ſtelle
, ſo ſehen wir uns dadurch in unſerer Auffaſſung von dem
negativen Wert des Wiesbadener Abkommens nur beſtärkt.
In welchem Maße der deutſche Niedergang auch ſeine Rück=
wirkungen
auf die übrige Welt ausübt, zeigt deutlich die große
Rede Lloyd Georges im engliſchen Unterhaus, die ſich mit
dem engliſchen Arbeitsloſenproblem befaßte. Nicht
Reden aber, ſondern Taten wird England von ſeiner Regierung
verlangen müſſen, wenn es nicht dahin kommen ſoll, daß die
deutſche Kataſtrophe eine europäiſche Kataſtrophe wird.
Inzwiſchen hat der amerikaniſche Senat den Frie=
densvertrag
zwiſchen Deutſchland und den Ver=
einigten
Staaten ratifiziert, und wenn dadurch die Augen=
blickslage
auch nicht allzu ſtark beeinflußt wird, ſo iſt immerhin
nunmehr die Möglichkeit eines diplomatiſchen, politiſchen und
wirtſchaftlichen Verkehrs der Länder gegeben, worauf wir mit
Rückſicht auf die bevorſtehende Waſhingtoner Konferenz beſon=
deren
Wert legen müſſen.
unſere Inuenpolitik iſt durch die äußere Kataſtrophe
beſtimmt. Die Phraſe muß erſetzt werden durch nüchterne Er=
an
Boden. Die Berliner Stadtverordnetenwahlen
bringen dieſe geſunde Entwicklung zu erfreulichem Ausdruck.
U. S. P. und K.P. D., die bisherigen Regenten des Roten Hauſes,
haben mit einem Verluſt von zuſammen rund 150 000 Stimmen
komiſch, wenn die Berliner Freiheit, das Zentralorgan der
U. S. P., durch allerlei Rechenkunſtſtücke den Verluſt von 300 000
Stimmen (den die U.S.P. erlitten hat) in einen Sieg umrechnen
will. Sie ſagt wörtlich (Morgenausgabe vom 19. Oktober,
Nr. 489): Die U.S P. hat bei weitem am beſten abgeſchnitten.
Ihr Stimmenrückgang iſt weſentlich geringer, als der aller
anderen Gruppen. Dabei haben die Deutſchnationalen allein
weit über 100 000 Stimmen gegenüber der letzten Wahl ge=
wonnen
! Wir hoffen, daß das für die Mehrheitsſozialiſten
günſtige Wahlergebnis diejenigen Kreiſe innerhalb der Partei
erheblich ſtärken wird, welche ſchon längſt erkannt haben, daß
nicht Kläſſenkampf und Internationale uns retten können, ſon=
dern
nur der Gedanke der großen deutſchen Volksgemeinſchaft
und der eiſerne Wille, daraus alle Folgerungen zu ziehen. U.
Oberſchleſien.
Beratungen des Reichskabinetts.
Berlin, 21. Okt. (Wolff.) Das Reichskabinett iſt
ſozialen Folgen der von der Botſchafterkonferenz getroffenen
Entſcheidung. Darauf trat das Kabinett in die Beſprechung der
morgen nachmittag fortſetzen.
Der Standpunkt der Parteien.
Stellungnahme der Fraktion in der Frage der Regierungsbil=
dung
, die das Recht über Verbleiben oder Gehen des Kabinetts
gewaltigung ohnegleichen in der Weltgeſchichte, wenn man nicht Wirth allein dem Neichstag zuerkennt, fand laut Vorwärts auch
in dieſer gemeinſamen Sitzung einmütig Zuſtimmung.
Die Reichstagsfraktion der unabhängigen legten Schrite zu vermeiden.
nahm geſtern zu der durch die Entſcheidung über Oberſchleſien
geſchaffenen Lage Stellung. Die Fraktion beklagte aufs lebhaf=
teſte
die Teilung Oberſchleſiens, die eine große Anzahl deutſcher
oder überwiegend deutſcher Gemeinden Polen zuweiſt und ein
einheitliches Wirtſchaftsgebiet zerreißt. Dem Kabinett Wirth haben folgendes Telegramm an den Reichskanzler
ungünſtigen Löſung nicht zugeſchoben werden. Ein Wechſel in
nach ſich ziehen. Die Fraktion proteſtiert aufs ſchärfſte gegen die
Verſuche unter Ausſchaltung des Reichtages, einen Kabinett=
und Perſonenwechſel herbeizuführen.
Wie die Deutſche Zeitung wiſſen will, ſoll ſich die Zen=
trums
= und die Demokratiſche Fraktion gegen das 75 Prozent deutſch iſt, wird gegen unſeren Willen und
Kabinett Wirth entſchieden haben. Die Reichstagsfraktion der
Deutſchen Volkspartei hat heute nachmittag folgenden
Beſchluß gefaßt: Die Reichstagsfraktion der Deutſchen Volkspar=
tei
nahm von den bekannt gewordenen Erklärungen der Entente
über die oberſchleſiſche Entſcheidung Kenntnis. Die Fraktion
ſieht in der Entſcheidung eine Mißachtung der Volksabſtimmung
Entſcheidung einſtimmig ab.
TT. Berlin, 22. Okt. Der Vorwärts erörtert in
einem Artikel Ablehnen und dann? die Entſchließung
der Deutſchen Volksaprtei, die die Entente=Entſcheidung über der Deutſchnationalen Volkspartei des Rhein=
Oberſchleſien ablehnt. Das Blatt ſchreibt u. a.: Innerlich leh=
zöſiſche
Preſſe arbeitet nach dem Rezept: Haltet den Dieb! (das nen wir alle die Entſcheidung über Oberſchleſien ab und dieſem ſpruches von Genf ihre warnende Stimme. In Oberſchleſien ſolle
Gefühl in Worten Ausdruck zu geben, iſt ungefährlich. Die deutſches Land, das ſeit 700 Jahren zum Deutſchen Reiche ge=
Kernfrage aber iſt, ob die politiſche Handlungsweiſe Deutſch= höre, entgegen dem Abſtimmungsergebnis dem Reiche entriſſen
lands dieſem Gefühl folgen darf. Darauf gibt die Entſchlie=
ßung
der Deutſchen Volksaprtei keine Antwort. Weiter erklärt
Deutſchland, die Erfüllung ſeiner Verpflichtungen erleichtern auſtelle des Kabinetts Wirth eine rein bürgerliche Regierung den letzten Jahren, durchgemacht hat. Die Volksabſtimmung
zuſtande kommt, in der dann naturgemäß der Rechten die Füh=
rung
zufällt. Nichts wäre ſchlimmer, als wenn die Regierung
Wirth zu einheitlichen Beſchlüſſen über die künftige Politik nicht
kommen könnte und wenn dann eine Regierung komme, die erſt
recht nicht wiſſe, was ſie wolle. Mit einer ſolchen Regierung, das hiſtoriſche Recht der Volksabſtimmung hinweg, teilt er Unteil=
müßte
man aber nach dem Sturze Wirths rechnen. Dafür iſt der bares, ſo muß er vor der Geſchichte, die Gericht ſein wird, die
i
ſchluß drücke ein Geſühl aus, zeige aber keinen Weg.
hU. Berlin, 22. Okt. Die Entſcheidung über die Frage, C
ob Wirth bleibt oder geht, iſt jetzt bei weitem nicht die wich= ſichern wir, daß wir in alter der
tigſte. Die Reichstagsfraktionen müſſen zunächſt entſcheiden, ihnen ſtehen werden, komme, was kommen mas

welche Politik Deutſchland einzuſchlagen hat.
Will es zu den vorgeſehenen Kommiſſionen innerhalb der vor=
geſchriebenen
Friſt von acht Tagen Vertreter entſenden und da=
mit
die Entſcheidung über Oberſchleſien anerkennen, die im
Augenblick nicht umgeſtoßen werden kann?. Was hat es dabei
zu gewinnen, was hat es dabei zu verlieren?. Aus dieſer ſach=
lichen
Entſcheidung wird ſich die Stellung der Parteien zur Re=
gierung
und die Stellung der Regierung von ſelbſt ergeben.
ONB. Berlin, 21. Okt. Zur Stellungnahme der
Reichstagsfraktionen zur oberſchleſiſchen Frage können
wir ferner mitteilen, daß die Demokratiſche Fraktion
einen Ausſchuß eingeſetzt hat, der die wirtſchaftlichen Teile der
Eitentenote prüfen ſoll. Die Fraktion wird nach dem Gutachten
des Ausſchuſſes weiter über ihre Stellungnahme verhandeln.
In der Sozialdemokratiſchen Fraktion wurden die
drei Möglichkeiten: annehmen, ablehnen oder weiter verhandeln
mit der Entente, geprüft. Die Mehrheit kam zu der Ueber=
zeugung
, daß weitere Verhandlungen mit der Entente zwecklos
ſeien. Es ſei aber zu erwarten, daß in der Zukunft unter dem
Einfluß der deutſchen Intelligenz die Polen in den wirtſchaft=
lichen
Dingen zu Zugeſtändniſſen gebracht werden könnten.
Einen beſtimmten Beſchluß hat die Fraktion noch nicht gefaßt,
um ſich in den interfraktionellen Beſprechungen, die heute abend
noch ſtattfinden ſollen, nach keiner Nichtung hin zu binden. Die
Stellung der Deutſchnationalen iſt bekannt. Sie haben
die in dem Anſchreiben geforderte Anerkennung der Entſchei=
dung
abgelehnt, weil die Entſcheidung für Deutſchland uner=
trägliche
politiſche und wirtſchaftliche Bindungen bedeutet. In
verſchiedenen Parteien iſt auch der Gedanke aufgetaucht, daß
Deutſchland ſich entſcheiden ſollte, die Ueberwachungskommiſſion
im oberſchleſiſchen Induſtriegebiet zu beſchicken. Der Beſchluß
der Deutſchen Volkspartei, der auf Ablehnung lautete,
wie bereits gemeldet, iſt dem Vernehmen nach als ſchärfſter Pro=
teſt
gegen die verfaſſungswidrige Grenzfeſtſetzung aufzufaſſen,
enthält aber noch keine Stellungnahme zu der Frage, ob die wirt=
ſchaftlichen
Verhandlungen mit Polen aufgenommen werden
ſollen.
Der Zuſammentritt des Reichstags.
T.U. Berlin, 21. Ot. Der Aelteſtenrat des Reichs=
tags
konnte heute noch nicht zu einem endgültigen Entſchluß
über den Termin der Plenarſitzung gelangen. Da dem Reichs=
kanzler
der amtliche Wortlaut noch nicht vorliegt, kann die
Sitzung morgen noch nicht ſtattfinden und iſt auf Sonntag
oder Montag verſchoben worden. Die Verhandlungen wer=
den
ſich vorausſichtlich ſo abſpielen, daß der Reichskanzler die
Erklärungen der Regierung abgibt und daß danach eine Pauſe
für die Beratungen der Fraktionen gelaſſen wird, bevor die
weiteren Ausſprachen im Plenum beginnen.
Eine Kundgebung der oberfchleſiſchen
Zentrumsabgeordneten.
Berlin, 21. Okt. (Wolff.) Die oberſchleſiſchen Ab=
geordneten
der Zentrumsfraktion des Reichs=
tags
und des Preußiſchen Landtags (gez. Pfarrer
Ulizka) haben folgende Kundgebung an ihre Wähler ge=
richtet
: Die Eutſcheidung, wie ſie jetzt durch die amtliche Be=
heute
abend zuſammengetreten, um ſeine Beratungen über die kanntmachung der Botſchafterkonferenz veröffentlicht worden iſt,
oberſchleſiſche Frage fortzuſetzen. Die beteiligten Reſſorts ek= überſteigt alle Befürchtungen, die wir für unſere Heimat ſchon
in den letzten Wochen hegten. Eure Abgeordneten der Zentrums=
fraktion
des Reichstags und des Preußiſchen Landtags ver=
ſtehen
nur zu gut Euren Schmerz und Eure Entrüſtung und
politiſchen Geſamtlage ein. Das Kabinett wird die Beratungen teilen ſie mit Euch aufrichtigen Herzens. Es bedarf wohl keiner
asdrücklichen Verſicherung, daß wir raſtlos bemüht ſind, das über
uns hereingebrochene Unglück noch in letzter Stunde abzuwen=
Die Sozialdemokratiſche Reichstagsfraktion den. Wir werden dabei unterſtützt durch das volle Verſtändnis
der Zentrumsfraktion des Reichstags und des Landtags, die
ebenfo unabläſſig tätig iſt, die Intereſſen der Oberſchleſier nach
allen Seiten hin mit allen Kräften zu wahren. In dieſem
Sinne bitten wir Euch, wie bisher Vertrauen zu uns und un=
ſerer
Arbeit zu haben, die Ruhe zu wahren und alle unüber=
Kundgebungen aus dem vergewaltigten
Königshütte.
Königshütte, 21. Okt. (Wolff.) Die deutſchen Par=
teien
und Gewerkſchaften von Königshütte,
kann nach Anſicht der Fraktion die Schuld au der für Deutſchland geſandt: Das Unrecht iſt zur Wirklichkeit geworden. Die deutſche
Stadt Königshütte iſt vom alten Vaterland losgeriſſen worden.
der auswärtigen Politik würde die verhängnisvollſten Folgen Auch unter der Fremdherrſchaft werden wir unſer Deutſchtum
wahren und mit unſeren Brüdern und Schweſtern im Reiche
eines Sinnes ſein. Gleichzeitig erlaſſen die Abſender der Kund=
gebung
folgenden Aufruf: Deutſche Bürger von Königshütte!
Das bisher Unglaubliche iſt eingetroffen. Unſere Stadt, die zu
gegen unſer klares Recht einem fremden Staate zuge=
teilt
. Unſere Zukunft müſſen wir neu ſchaffen. Ertragt die
ſchweren Tage der Uebergabe mit Ruhe! Bewahrt Eure Würde
und vergeßt nicht, daß Ihr Deutſche ſeid. Schließt Euch enger
als je zuſammen!
Proteſte.
Köln, 21. Okt. (Wolff.) In einer geſtern in Königswinter
gefaßten Entſchließung der Sozialdemokratiſchen Par=
tei
, der Deutſchen Demokratiſchen Partei, der
Zentrumspartei, der Deutſchen Volkspartei und
landes erheben dieſe in zwölfter Stunde angeſichts des Fehl=
werden
. Als politiſche Vertreter der Bebölkerung des beſetzten
Gebietes können wir wohl am beſten nachfühlen, heißt es in der
der Vorwärts, es wachſe die Wahrſcheinlichkeit, daß ſchließlich Entſchließung weiter, was für eine ſchwere Zeit Oberſchleſien in
zeigte trotz allem Terror, der von den Polen ausgeübt wurde,
ein ſtarkes Bekenntnis der Bevölkerung zum Deutſchtum, das
ſpäter noch durch viele Erklärungen ſogar polniſcher Agitatoren
und Agenten beſtätigt wurde. Setzt ſich der Völkerbund über
Beſchluß der Deutſchen Volkspartei ein Symptom. Dieſer Be= Verantwortung für das kommende Unheil tragen. Warnend er=
innern
wir an die Worte Lloyd Georges, man ſolle kein zweites
Elſaß=Lothringen ſchaffen. Unſeren Brüdern in Oberſchleſien ver=
Treue unverbrüchlich zu

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Seite 2.

Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 23. Oktober 1921.

Rummer 283.

Schleſiſche Preſſeſtimmen.
* Breslau, 21. Okt. Zu der jetzt bekannt gegebenen
Grenzführung nimmt die deutſche ſchleſiſche Preſſe
mit äußerſter Beſtürzung Stellung. Die Oberſchleſiſche
Volksſtimme des Zentrums nennt die Grenze eine Linie
des Todes, die dem oberſchleſiſchen Induſtriegebiet ſicher
den Todesſtoß gebe. Nach dieſer Zerſchneidung kann keine
Wirtſchaftsautonomie und kein künſtlich ausgeklügeltes Syſtem
von wirtſchaftlicher Freiheit mehr etwas retten. Es iſt Quack=
ſalberei
, wenn man den Lebensfaden Oberſchleſiens mit dem
Heftpflaſter der wirtſchaftlichen Autonomie wieder zuſammen=
kleben
will.
Die ſchwerinduſtrielle Oſtdeutſche Morgenpoſt
ſchreibt: Die neue Grenze hebt die wirtſchaftliche Einheit der
wichigſten Gebiete auf, und es iſt nicht abzuſehen, wie ſich das
wirtſchaftliche Leben in Zukunft auf geſunder Baſis entwickeln
ſoll. Die Uebergangsbeſtimmungen ſtellen ein Flickwerk dar und
laſſen ein halbwegs erträgliches Zuſammenarbeiten nur dann
Wille aufgebracht wird. Leider ſind unſere Hoffnungen in die=
ſer
Hinſicht ſehr gering, denn das Verhalten Polens, im beſon=
lichen
Erwartungen zu.
Die ſozialdemokratiſche Volkswacht ſchreibt: Wer noch
auf eine gerechte Auswertung des Abſtimmungsergebniſſes hofft,
muß angeſichts dieſer Grenzführung das letzte Vertrauen
auf die Durchführung demokratiſcher Grundſätze durch den Völ=
kerbundsrat
und die Entente verlieren, und mag der deut=
ſche
Großhändler und Induſtrielle auch für dieſen ſchlimmſten
Fall ſpekulativ vorgeſorgt haben, der deutſche Staat und ſeine
Träger in den Maſſen der arbeitenden Bevölkerung erhalten,
wie die Folgen in der Valutaeinbringung zeigen, hier einen ſo
furchtbaren Schlag, daß die Frage, was nun werden ſoll, heute
noch von niemand beantwortet werden kann. Vielleicht iſt das
Allerdrückendſte der geſtrigen Entſcheidung aber noch nicht ihr
materieller Inhalt, ſondern die Form, in der der Spruch
durchgeführt werden ſoll. Wir haben zunächſt gerade die nicht
rechtsverbindlichen Teile der Entſcheidung durchzuführen, ehe
uns das Urteil in der offiziellen Form überhaupt mitgeteilt
wird. Jeder Verbrecher hat das Recht, das Urteil im Wortlaut
zu hören, ehe er exekutiert wird. Uns wird dieſes Recht ver=
weigert
, damit wir nur ja nicht rechtzeitig Berufung einlegen
können. Das Blatt erinnert an ſein dauerndes Eintreten für
eine deutſch=polniſche Wirtſchaftsverſtändigung, meint
aber: Was ſoll das für eine Verſtändigung werden, zu der
zwungen werden ſoll?
Die angekündigten Sanktionen.
* Paris, 21. Okt. Der Temps will wiſſen, daß die in
dem Begleitſchreiben angekündigten Sanktionen für den
Fall der Widerſpenſtigkeit gegen die Beſchlüſſe des Oberſten
Rates darin beſtehen werden, daß der Staat, der ſeinen guten
Willen beweiſe, allein das Recht erhalten werde, die ihm zuge=
ſprochenen
Gebiete in Beſitz zu nehmen, während das
Gebiet des widerſpenſtigen Staates weiterhin von den alliierten
Okkupationstruppen beſetzt bleiben würde.
Oppeln, 21. Okt. (Wolff.) Die interalliierte Kom=
miſſion
erhielt von der vorgeſtrigen Entſcheidung der Bot=
ſchafterkonferenz
entgegen anderen Meldungen geſtern um 10 Uhr
vormittags Kenntnis, jedoch wird der Eutſchluß des Völker= werden. Durch dieſe Erklärungen des Miniſterpräſidenten
bundsrates, der durch die vorgeſtrige Verfügung des Botſchafter=
konferenz
zum ſchiedsrichterlichen Entſcheid der alliierten Mächte
gemacht wurde, hier nicht eher offiziell veröffentlicht werden, als
bis das Wirtſchaftsabkommen zwiſchen Polen und Deutſchland
perfekt iſt, ſo daß erſt dann eine einmonatige Friſt für
den Abzug der interalliierten Kommiſſion und den Abtrans=
port
der interalliierten Truppen zu laufen beginnt. Die inter=
alliierte
Kommiſſion erwartet von der oberſchleſiſchen Bevölke=
rung
keinen weiteren Widerſtand, ſo daß man von der nach
Blättermeldungen geplanten Verhängung des Belagerungszu=
ſtandes
abſehen wird. Während ſich die Engländer und Ita=
liener
der Entſcheidung gegenüber reſervierk verhalten, rief dieſe
in den franzöſiſchen Kreiſen der Kommiſſion unſtreitig lebhafte
Genugtuung hervor. Die in Oberſchleſien verbreiteten Gerüchte
von Anforderungen neuer Verſtärkungen bezw. Heranrollen
neuer franzöſiſcher Truppen entbehren jeglicher Grundlage; des= vom Jahre 1920, gegenwärtig die Ausübung der Herrſcherrechte
gleichen iſt die Meldung vom Abtransport franzöſiſcher Trup=
pen
unrichtig.
Der Berliner Zeitungsſtreik.
Berlin, 22. Okt. (Wolff.) Die Vereinigten Zei=
tungsverleger
Groß=Berlins erlaſſen folgende Er= ner Meldung über eine Landung des früheren Kai=
klärung
: Der Kampf für den Tarif im Zeitungsgewerbe
und der Konflikt im Druckereibetrieb der Berliner Zeitungen
erfuhr mit dem heutigen Tage eine ſehr bedauerliche Ver=
ſchärfung
. Seit Dienstag ließen die Berliner Zeitungsver=
leger
ihre Zeitungen aus Solidarität mit der Firma Moſſe,
deren Perſonal unter Tarifbruch in den Streik trat, nicht er=

ſcheinen. Sie taten das, obwohl ſie in der Hoffnung auf eine
Verſtändigung ihr ganzes Perſonal unter voller Bezahlung in
den Betrieben hielten. Die damit verbundenen ſehr erheblichen
Koſten nahmen ſie auf ſich, um die Abſicht der tarifbrüchigen
Belegſchaft des Moſſe=Verlages zu vereiteln, dieſen durch die
Konkurrenz der anderen Zeitungen unter das Joch zu zwingen.
Vergeblich ſetzten ſich der Reichsarbeitsminiſter und die Gewerk=
ſchaft
in eindringlichſter Weiſe ein für die Wiederaufnahme der
Arbeit des Moſſeſchen Perſonals. Das Perſonal verblieb jedoch
bei der Ablehnung. Daraufhin unternahmen die Zeitungsver=
leger
einen erneuten Verſuch, die Solidarität mit der bedrängten
Firma dadurch zu bekunden, daß das Verliner Tageblatt in
anderen Zeitungsdruckereien hergeſtelli weden ſollte. Von einer
Streikarbeit konnte dabei nicht die Rede ſein, da die Moſſeſche
Belegſchaft durch das paritätiſch beſetzte Schiedsgericht einſtim=
mig
, alſo auch mit den Stimmen der Arbeitnehmer als tarif=
brüchig
erklärt worden war. In denjenigen Zeitungsbetrieben,
in denen die Ablehnung der Arbeit erfolgte, wurde daher wegen
unberechtigter Arbeitsverweigerung die friſtloſe Entlaſſung der
erwarten, wenn von beiden Seiten nicht nur guter, ſondern beſter an der Herſtellung der Zeitungen beteiligten Perſonale ausge=
ſprochen
. Der Verein der Berliner Buchdruckereibeſitzer beſchloß
gleichfalls zur Bekundung der Solidarität mit den Zeitungsver=
deren
aber die Arbeit der polniſchen Hetzpreſſe, läßt keine ſonder= legern die Kündigung der techniſchen Belegſchaf=
ten
mit der tariflichen achttägigen Kündigungsfriſt. Für die
Zeitungsverleger war der Entſchluß der Entlaſſung ſchwer, nicht
nur wegen der bisher guten Verhältniſſe, zu dem Perſonal,
ſondern auch in Erwägung der überaus ernſten politiſchen Ver=
hältniſſe
. Aber alle Bedenken mußten zurücktreten hinter der
Notwendigkeit, nicht durch einen wilden Streik einer geringen
Minderheit den Tarifgedanken vernichten zu laſſen, um deſſen
Durchſetzung das geſamte Buchdruckgewerbe, Arbeitgeber und
Gehilfenſchaft, ein Vierteljahrhundert vorbildlich für die fried=
liche
Entwicklung aller anderen Gewerbe gekämpft hat.
Da die techniſchen Belegſchaften, ſämtlicher Be=
triebe
der Vereinigten Zeitungsverleger Groß=Berlins den
Drick des Moſſe=Blattes verweigerten, wurde ihnen ſämtlich
gekündigt.
Ungarn.
Budapeſt, 21. Okt. (Wolff.) Graf Bethlen hielt in
Pees in einer Wählerverſammlung eine Rede, in der er auf die
Notwendigkeit der Zuſammenfaſſung aller politiſchen Kräfte hin=
wies
. Er bezeichnete es als eine dringende Notwendigkeit, daß
beide Regierungsparteien zu einer einheitlichen, die Regierung
unterſtützenden Partei verſchmolzen würden. Ueber die =
nigsfrage
ſagte der Miniſterpräſident, durch die Revolution
man mit den ſchwerſten Drohungen innerhalb weniger Tage ge= und die Unterzeichnung des Vertrages von Trianon ſei Un=
garn
zu einem unabhängigen Staat geworden. Der König ſei
durch die Revolution an der Ausübung ſeiner Herrſcherrechr=
verhindert
worden. Da aber gemäß der ungariſchen Verfaſſung
in der Ausübung dieſer Rechte keine Unterbrechung eintreten
dürfe, andererſeits aber die Ausübung von der Annahme ge=
wiſſer
Bedingungen abhänge, müſſe die Regierung im Auftrage
der Nation mit dem König über dieſe Bedingungen verhandeln.
Ihr obliege die Pflicht, ohne auf den Standpunkt zu verzichten,
daß die Erledigung der Königsfrage eine innere An=
gelegenheit
ſei, auch mit den Signatarmächten die diplomatiſche
Fühlungnahme zur Bekanntgabe des ungariſchen Standpunktes
Der Abzug der interalliierten Kommiffion. aufzunehmen. So lange die Verhandlungen zu keinem Ergeb=
nis
führten, würden alle Beſtrebungen zur Aufwerfung der =
nigsfrage
innerhalb und außerhalb des Parlaments als ver=
faſſungswidrig
und revolutionär von der Regierung unterdrückt
erſcheinen, wie das Ungariſche Korr.=Bureau erklärt, die Gegen=
ſätze
zwiſchen den extremen Legitimiſte nund den extremen An=
hängern
der freien Königswahl überbrückt.
Exkaiſer Karl wieder in Ungarn.
Wien, 22. Okt. (Wolff.) Das Korr.=Bureau berichtet: Nach
einer Meldung an eine hieſige Ententemiſſion iſt der frühere
Kaiſer Karl geſtern mittels Flugzeuges in Oedenburg
eingetroffen.
Budapeſt, 22. Okt. (Wolff.) Amtliche Meldung des Ung.
Telegr. Korr.=Bureaus. Aus Oedenburg wird gemeldet:
König Karl iſt am 21. d. M. hier angekommen. Der Stand=
punkt
der ungariſchen Regierung gegenüber dem unerwarteten
Ereignis iſt, daß König Karl im Sinne des Geſetzes, Artikel I
in Ungarn nicht übernehmen kann und das Gebiet des Landes
abermals verlaſſen muß. Die Regierung hat die nötigen
Verfügungen getroffen.
Bern, 22. Okt. (Wolff.) Zu der bereits mitgeteilten Wie=
ſers
Karl in Oedenburg meldet die Schweizeriſche De=
peſchenagentur
folgendes: Nach Erkundigungen der Schweizeri=
ſchen
Depeſchenagentur hat Exkaiſer Kark am Donnerstag Her=
tenſtein
verlaſſen, um am Freitag in Stille die 10. Wiederkehr
ſeines Hochzeitstages zu feiern. Ferner iſt bekannt geworden,
daß er am Donnerstag mittag in einem Flugzeug der Ad=Aſtra=

Geſellſchaft in Zürich aufgeſtiegen iſt, ohne daß die Direktion bis
Samstag mittag eine Nachricht über ſeine Landung erhalten hat.
Bern, 22. Okt. (Wolff.) Ueber den Wegflug eiges
Flugzeuges aus Dübendorf erfährt die Schweizeriſche De=
peſchenagentur
folgende Einzelheiten: Bei der Ad=Aſtra= Geſell=
ſchaft
wurden am Mittwoch vier Billetts für einen Flug nach
Genf und zurück beſtellt. Die Fahrkarten wurden bezahlt und
für den Flug der Jungfer=Apparat B.H. 59 beſtimmt. Am Don=
nerstag
kurz nach 12 Uhr erfolgte dann die Abfahrt. Das Flug=
zeug
wurde aber nicht nur von vier, ſondern von fünf Perſonen
beſtiegen, die in zwei Automobilen angekommen waren. Die
Geſichter der Paſſagiere waren nicht zu erkennen, da ſie ſtark ein=
gehüllt
waren. Der Pilot iſt ein Ausländer namens Zimmer=
mann
, der von einer deutſchen Fluggeſellſchaft den Auftrag er=
halten
hatte, ſo lange in Dübendorf zu verbleiben, bis die Ad=
Aſtra=Geſellſchaft den Apparat übernommen habe. Seit der Ab=
fahrt
des Flugzeuges aus Dübendorf bis heute nachmittag fehlt
der Ad=Aſtra=Geſellſchaft jede Nachricht über den Verbleib des
Flugzeuges. Sie meldete daher dieſe Angelegenheit jetzt dem
eidgnöſſiſchen Flugzeugamt.

England und Rußland.
Kopenhagen, 21. Okt. (Wolff.) Die Zeitung Politiken
meldet hus Riga: Moskauer Zeitungen zufolge hat England
nach Wladiwoſtok eine Truppenabteilung, beſtehend aus
600 antibolſchewiſtiſchen ruſſiſchen Offizieren, Matroſen und Ko=
ſaken
, geſandt. Die Sowjetzeitungen ſchlagen aus dieſem An=
laß
einen ſehr kriegeriſchen Ton an. Sie ſchreiben, wenn Eng=
land
, wie gerüchtweiſe verlaute, an ſeiner Abſicht feſthalte, neue
Truppenlandungen in Sibirien vorzunehmen, werde Rußland
dies als Einleitung einer neuen Intervention auffaſſen. Sowjet=
rußland
dulde keine engliſche Einmiſchung in die inneren Ver=
hältniſſe
der ſibiriſchen Bruderrepublik.

Die iriſche Frage.
London, 21. Okt. (Wolff.) Daily News berichtet, daß
das Telegramm de Valeras an den Papſt die poli=
tiſche
Senſation des Tages bilde. Pall Mall and Globe ſchreibt,
de Valeras Telegramm habe in der iriſchen Frage eine Kriſe
herbeigeführt und die Stimmung auf der heutigen iriſchen Kon=
ferenz
in der Downing Street ſei ſehr geſpannt geweſen. Die
Lage ſei ſehr ernſt. Lloyd George machte die größten Anſtren=
gungen
, um einen Bruch zu vermeiden, der angeſichts einer ſol=
chen
Herausforderung unvermeidlich ſein würde. Das Blatt
Iriſh Times ſchreibt, die Irländer aller Parteien würden durch
die Valeras Telegramm verletzt und enttäuſcht.
Der Staatsſtreich in Portugal.
* Der neue Staatsſtreich in Portugal unterſchei=
det
ſich von den zahlreichen in den letzten Monaten vorausge=
gangenen
dadurch, daß er blutig verlaufen iſt und vier Miniſtern
das Leben gekoſtet hat. Unter ihnen befindet ſich Machado
dos Santos, der Held der Revolution vom 5. Oktober 1910.
Er war damals die Seele des Bundes, der unter dem Namen
Carbonarios ſich zur Aufgabe machte, das Bürgertum für den
Aufſtand zu gewinnen. Dadurch, daß er trotz der kritiſchen Lage
ſtandhaft gegen die Königlichen ausharrte, gelang es ihm, die
Revolutionäre zum Siege zu führen. Noch im Mai dieſes Jah=
res
hat er durch eine unblutige Militärrevolution das Miniſte=
rium
Bernardino Machado geſtürzt. Dr. Antonio Granjo
war mehrmals Miniſterpräſident und ſtand dem letzten Miniſte=
rium
, das Ende Auguſt gebildet wurde, vor. Man erwartete
in Liſſabon in den letzten Wochen von einer Nacht zur anderen
den Ausbruch einer Revolution, denn Militär und Polizei
waren fortwährend unter Gewehr, und vor den Banken, Mini=
ſterien
der Werft uſw. ſtanden Tag und Nacht die Schildwachen.
Im Morgengrauen auffliegende geheimnisvolle Raketen,ein.
gelegentlicher Böllerſchuß unbekannter Herkunft erhielten die
Liſſaboner Bevölkerung in der beinahe ſchon zum Bedürfnis
gewordenen Aufregung. Da die Meldungen über den Staats=
ſtreich
bisher nur ſehr dürftig ſind, läßt ſich über ſeine Art noch
nichts Genaueres fagen. Jedenfalls iſt ſehr unwahrſcheinlich,
daß es ſich um einen monarchiſchen Putſch handelt.
Paris, 22. Okt. (Wolff.) Wie aus Liſſabon gemeldet wird,
ordnete die Regierung die Entwaffnung aller im Beſitz von
Gewehren angetroffenen Ziviliſten an. Eine Gruppe Revolu=
tionäre
hat den ehemaligen Miniſter Tagmanini= Bar=
boſa
angegriffen und trotz polizeilichen Eingreifens er=
mordet
.
London, 21. Okt. (Wolff.) Der britiſche Geſandte im
Liſſabon berichtet heute abend, daß in der Stadt Ruhe
herrſche und die Ordnung durch republikaniſche Truppen
aufrechterhalten werde.

* Kleine politiſche Nachrichten. Der Entwurf eines Geſetzes für
Unterſtützung notleidender Rentenempfänger, aus
der Invalidenverſicherung iſt fertiggeſtellt und wird vorausſichtlich dem
Reichstage ſpäteſtens bei ſeinem demnächſtigen Zuſammentritt vorgelegt
werden. Ein weiterer Geſetzentwurf, der die Neuvegelung der Zulagem
in der Unfallverſicherung zum Gegenſtand hat, iſt in Vorbereitung.

Zur Erinnerung an den Hoftheaterbrand
vor 50 Jahren.
Von Karl Noack.
Der 24. Oktober des Jahres 1871 war ein folgen=
ſchwerer
Unglückstag ein wahrer dies nefastus nach der Auf=
faſſung
der Alten in der Geſchichte unſerer Reſidenz. Seit dem
verhängnisvollen Schloßbrand 1715 war ſeit langen Jahren kein
ſo umfangreiches Brandunglück vorgekommen. Wenn es einmal
brannte, war es gewöhnlich damals in der Danneppelfabrik
von Keller (jetzt Hickler). Da regte ſich niemand auf, das war
man gewöhnt. Anders bei dieſem ganz Darmſtadt tieferſchüt=
ternden
Elementarereignis. Binnen wenigen Stunden lag der
herrliche Bau Georg Mollers, die Zierde Darmſtadts ſeit 1819,
in Schutt und Aſche. Auf Grund von ſchriftlichen Berichten und
Umfragen bei noch lebenden Augenzeugen, zu denen auch der
Schreiber dieſer Zeilen gehört, ſoll nun im folgenden ein ge=
treuer
Bericht darüber erſtattet werden.
Während der Vorbereitungen zur Aufführung eines Poſſen=
ſtücks
, das den unheilſchweren Titel Der Pechſchulze führte,
brach nachmittags kurz vor 5 Uhr plötzlich Feuer aus. Ueber die
Urſache berichtet der Geſchichtsſchreiber des Hoftheaters, der un=
vergeßliche
Hermann Kniſpel, der, damals noch Polytechniker,
als einer der erſten herbeigeeilt war: Plötzlich verbreitete auf
der Bühne ſich ein Brandgeruch. Eine Seitenkuliſſe hatte ver=
mutlich
Feuer gefangen. In dieſem Augenblick der höchſten Ver=
wirrung
will man den Beleuchtungsgehilfen Mütz geſehen
haben, wie er verzweifelte Verſuche machte, die Kataſtrophe von
dem Hauſe abzuwenden. Er ſoll ſich an einer Flugmaſchine
auf den Schnürboden habe hinauffahren laſſen, um die bren=
nende
Kuliſſe zu entfernen. Dabei fand der mutige Mann ſeinen
Tod. Am nächſten Tage fand man ihn verkohlt unter dem
Brandfchutt.
Mit raſender Schnelligkeit griff nun der Brand um ſich.
Bald quoll aus dem Dach eine dicke, ſchwarze Rauchwolke und
Feuergarben loderten haushoch in den abendlichen Himmel auf.
Gleich darauf ertönte die Sturmglocke und der Schreckensruf:
Das Theater brennt! durchbrauſte die Straßen der Stadt.
Als wir die Ernſt=Ludwig=Straße herunterkamen, war ſchon
nicht mehr durchzukommen, es war ein furchtbares Gedränge.
Droſchkenkutſcher, die die Weiterfahrt erzwingen wollten, wurden
faſt gelyncht. Bald war der Platz polizeilich abgeſperrt. Nach
und nach machte ſich eine faſt unerträgliche Hitze bis dorthin gel=
tend
. Unglaublich raſch war die geſamte Feuerlöſchmannſchaft
und das Militär in Tätigkeit. An den Großherzog, der noch in
Sceheim im Fürſtenlager weilte, ging ein reitender Bote ab,
zuerte gai nicht lange, bis der hohe Herr tieferſchüttert

in raſender Schnelligkeit angefahren kam und ſich ungeachtet der
ricſigen Hitze bis nahe an das Theater wagte, um ſich mit eige=
nen
Augen von dem Umfang der Brandes zu überzeugen, überall
nach dem Rechten ſehend.
Einige Beobachter, die gerade auf dem Ererzierplatz ſich be=
fanden
, ſchildern den Anblick ähnlich wie Plinius den Ausbruch
des Veſuvs: Aus der Stadt erhob ſich eine dunkele Rauchwolke,
die ſich ſchirmartig nach oben über der Stadt ausbreitete; ſie
wurde breiter und breiter. Da erhob ſich der Oſtwind, die
Wolke ſenkte ſich und hüllte die weſtlichen Straßen in ihren dunke=
len
Rauch ein.
Inzwiſchen hatte das Feuer raſche Fortſchritte gemacht. Von
unſerem Standpunkt in der Nähe des Weißen Turms konnte man
die Eiſenteile des Daches und die Blitzableiter weithin leuchten
ſehen, offenbar waren ſie ſchon bis zur Weißglühhitze erwärmt. Es
war ein ſchaurig=ſchöner Anblick, hellrote, weiße und bläulich=
weiße
Flammen raketenartig aus der Feuerſäule in die Höhe
ſchießen zu ſehen. Dieſe eigentümliche Färbungen wurden in
den folgenden Tagen durch einen Chemiker als von Zinkdämpfen
herrührend erklärt. Die bläulichweißen Flammen rührten von
der Oxydation des Zinkes her, aus dem der große Waſſerbehälter
unterm Dach angefertigt war. Das furchtbare Flammenfeuer
verwandelte den größten Teil des Zinkes in Zinkoxyd, das den
Alchimiſten unter dem Namen lana philosophica ( Philoſophen=
wolle
) bekannt war, mit deſſen Entſtehung eine lebhafte Licht=
erſcheinung
verbunden war. Der Waſſerbehälter verurſachte bei
ſeinem Sturz in die Tiefe einen furchtbaren Knall. Das Gebälk
des Daches folgte nach, ebenſo ein Teil der Zwiſchenwand, die
Bühne und Zuſchauerraum ſchied.
Um 6 Uhr tauchte plötzlich eine neue Gefahr auf, indem Fun=
ken
und brennende Holzſtückchen durch den Wind auf das Zeug=
haus
getrieben wurden. Die geſamte Garniſon wurde aufge=
boten
, um das Zeughaus auszuräumen. Der ganze Ernſt= Lud=
wigs
= und Luiſenplatz war voll von Kanonen und Munitions=
wagen
. Den Anſtrengungen der Feuerwehr gelang es, dieſes
Bauwerk zu retten.

Die Feuerwehr war über alles Lob unermüdlich tätig. Un
7 Uhr, als ſchon die Logen brannten, ſah man noch vier Feue
wehrmänner in dem über dem Säuleneingang neben dem Fay
befindlichen weißen Saal, die zu retten ſuchten, was noch zu re
ten war, und erſt, als alles verloren war= ſuchten ſie ihr Heil
der Flucht. Zuletzt ſah man noch einen beſonders unerſchrochen
Mann, den Zimmermann Knieriem, deſſen Geſtalt ſich ſcha
von den leuchtenden Flammen abhob, auf dem Dach hin= un
hergehen und es unterſuchen, bis er ſich endlich an dem Blitz
ableiter herabließ. Seine Spur war noch in den folgend,
Tagen an dem abgeſcheuerten Bewurf der Außenwand dent!
ſichtbar.

Um 9 Uhr ſtanden von dem ganzen Bau nur noch die nackten
Umfaſſungsmauern. Das Innere, auch der Raum unter der Bühne,
den man gerettet glaubte, war vollſtändig zerſtört. Trotz des
allgemeinen Eifers, zu retten, was nur möglich war, war der
Verluſt an Hausgeräten, Möbeln., Dekorationen, Maſchienerien,
Gewändern und den nötigen Ausſtattungsgegenſtänden doch ſehr
bedeutend. Der innere Ausbau und die Gebrauchsgeräte waren
zum größten Teil verbrannt oder durch das Waſſer unbrauch=
bar
gemacht. Ebenſo der geſamte Inhalt der Rüſtkammer mit
einer großen Anzahl alter, echter Harniſche und Waffen allerlei
Art. Dagegen wurden die Muſikinſtrumente, mit Ausnahme der
drei Kontrabäſſe, ſowie der erſt vorkurzem um 100 Gulden er=
worbenen
beiden Pauken alle in Sicherheit gebracht. Auch die
überaus wertvolle Bibliothek konnte gerettet werden. Unter den
geborgenen Gewändern befanden ſich auch die koſtbaren für die
Königin von Saba und Afrikanerin. Trotz hoher Ein=
ſchätzung
bei der Landesbrandkaſſe und guter Verſicherung bei
der Geſellſchaft Phönix wurde der Verluſt auch nicht annä=
hernd
damit erſetzt. Um die Not auch von Künſtlern und Thea=
terarbeitern
fernzuhalten, vereinigten ſich angeſehene, klar=
blickende
Männer aus allen Kreiſen, der Hofrat Theodor Becker
an der Spitze, und traten mit folgendem Aufruf an die Oeffent=
lichkeit
heran: Ein ſchweres Unglück hat unſere Stadt betroffen
und es gilt nun, die verhängnisvollen Folgen abzuwehren von
Hunderten von Familien, deren Nahrungsquelle das Theater
war. Es gilt, ein Interim zu ſchaffen, um alles, was zu unſerem
Kunſtinſtitut gehört, möglichſt zuſammenzuhalten, bis das Thea=
ter
neu erſtanden ſein wird. Dies iſt nur möglich, wenn alle
helfend eingreifen, die ein Intereſſe für die Kunſt wie für unſere
Stadt haben! Wir ſchlagen daher vor, um wenigſtens einen Bei=
trag
zu den benötigten Mitteln zu ſchaffen, daß jeder von uns
den Betrag ſeines Abonnements oder ſeiner wahrſcheinlichen
Ausgabe für Theaterbeſuch ſür die laufende Spielzeit fortzahle.
Es iſt gewiß ein geringes Opfer für die Einzelnen int Verhältnis
zur Größe des Unglücks und der dadurch ſo ſchwer bedrohten
Geſamtlage unſerer Stadt. Die Beiträge liefen reichlich ein,
es fühlte eben jeder, daß es ſich um das Wohl und Wehe unſerer
Reſidenz handelte. Allein die wirkſamſte Hilfe konnte doch nur
der Großherzog gewähren, und er gewährte ſie auch. In ſeiner
bekannten Herzensgüte erklärte Ludwig III. vor allem, daß die=
ſes
Brandunglück keinen Einfluß auf die innere und äußere
Stellung jedes der Mitglieder des Hoftheater haben ſolle. Er
beſchloß alsdann, das alte Opernhaus zu einem Interimstheater
einrichten zu laſſen. So konnte bereits am 7. Mai 1872 das nach
den Plänen des Hofbaurats Weyland und des Maſchinen=
meiſters
Brandt geſchmackvoll und zweckmäßig umgebaute und
eingerichtete Interimstheater wieder ſeine Pforten öffnen. Die
dramatiſche Kunſt hatte dank der Güte und Freigebigkeit des

[ ][  ][ ]

Rummer 283.

Das Reichsernährungsminiſterium hat dem Antrag der Oldenburgiſchen
Regierung entſprechend die Konferenz der Ernährungs=
miniſter
nun endgültig auf Donnerstag, Freitag und Samstag, den
27.29. Okrober, angeſagt. Die Verhandlungen beginnen Donnerstag
um 10 Uhr vormittags. Die bereits einmal durch die Interalliierte
Rheinlandkommiſſion wieder abbeſtellten Verhandlungen in
Koblenz über die Ausgeſtaltung des interalliiertem Organs zur Kon=
trolle
der Handhabung des Aus= und Einfuhrſyſtems im beſetzten rheini=
ſchen
Gebiet durch die deutſchen Behörden, follen am 24. Oktober be=
ginnen
. Nach einer Havasmeldung aus Neu=York beſagt eine Depeſche
aus Waſhington, man erfahre, daß noch nicht beſchloſſen ſei, die ameri=
kaniſchen
Truppen am Rhein völlig zurückzuziehen. Deutſch
land ſelbſt ſei die Macht, die am meiſten die Beibehaltung einer amerika=
uiſchen
Truppenabteilung wünſche. Wie der Nieuwe Rottendaunſche
Couvant erfahren haben will, haben die von deurſcher Seite im Haag ein=
geleiteten
Beſprechungen zur Veränderung des deutſch = nieder=
ländiſchen
Kreditabkommens kein Ergebnis gehabt.
Die Repavationskommiſſion hat eine Unterſuchungskommiſſion eingeſetzt,
die die Frage der Aufteilung der öſterreichiſchen Staats=
ſchuld
unter die Nachfolgeſtaaten der Donaumonarchie prüfen ſoll. Die
Kommiſſion wird ihre erſte Sitzung in Paris abhalten, um dann ihren
Sitz nach dem Platze zu verlegen, den ſie am geeignetſten hält.

Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 23. Oktober 1921.

Seite 3.

Stadt und Land.
Darmſtadt, 23. Oktober.
* Ernannt wurden der Johann Hermann Pfeffer in Gießen
zum planmäßigen Maſchiniſten, der Johann Seiferth in Gießen
zum planmäßigen Inſtallateur und der Johann Heinrich Uhl zu
Gießen zum planmäßigen Heizer, ſämtlich bei der allgemeinen Verwal=
tung
der mediziniſchen Klinik, Frauenklinik und der Klinik für Haut=
und Geſchlechtskrankheiten der Landesuniverſität Gießen, mit Wirkung
vom 1. April 1921 ab; der proviſoriſche Gewerbeamtmann Paul
Suſat zu Gießen mit Wirkung vom 1. April 1921 an zum Gewerbe=
amtmann
; der Landmeſſer Karl Böcher zu Nidda vom 1. April 1921
an zum Oberlandmeſſer bei dem Landamtmann zu Bad Salzhauſen.
* Uebertragen wurde dem Schulamtsanwärter Peter Nack aus
Heppenheim eine Lehrerſtelle an der Volksſchule zu Aſchbach, Kreis
Heppenheim.
8 Pruvinzialausſchuß. 1. Klage des Ortsarmenverbandes Naum=
burg
gegen den Ortsarmenverband Froſchhauſen wegen Er=
ſtattung
von Armenpflegekoſten für Aug. Korb Ehefrau. Anweſend
iſt der Bürgermeiſter von Froſchhauſen. Naumburg verlangt von
Froſchhauſen Erſatz von Pflegekoſten für das voreheliche Kind Klara
Koch der geſchiedenen Ehefrau Korb, das während einer von dieſer ber=
büßten
Freiheitsſtrafe und ſpäter im Heim für Heimatloſe Unterkunft
fand. Die Ehe iſt ſeit Oktober 1920 geſchieden. Die Ehefrau Korb hat
Anfang 1914 den Mann verlaſſen, ſich dann mit anderen herumgetrieben
und iſt jetzt nicht zu ermitteln. Die verbüßte Gefängnisſtrafe betrifft
einen Einbruchsdiebſtahl der Frau Korb. Die Gemeinde Froſchhauſen
hat die Pflegekoſten für das Kind bis zur Rechtskraft des Scheidungs=
urteils
bezahlt. Es ergeht die Gemeinde Froſchhauſen verurteilendes Er=
kenntnis
. 2. Klage des Ortsarmenverbandes Mannheim gegen
den Ortsarmenverband Darmſtadt wegen Erſatzes von Unter=
ſtützungskoſten
für Hch. Diehl Witwe. Weder Mannheim noch Darm
ſtadt ſind vertreten. Diehl hat den Krieg mitgemacht, war dann wegen
Geiſtesſtörung in der pſychiatriſchen Klinik in Heidelberg, dann in der
Irrenanſtalt in Wiesloch und iſt in der Anſtalt in Heppenheim ge=
ſtorben
. Diehl iſt am 3. Dezember 1913 von Darmſtadt nach Mannheim
verzogen. Mannheim behauptet, der Unterſtützungswohnſitz in Darm=
ſtadt
ſei nicht verloren gegangen. Der Klage wird ſtattgegeben und
Darmſtadt nach Antrag zur Zahlung verurteilt. 3. Klage des Orts=
armenverbandes
Groß=Umſtadt gegen Ortsarmenverband Klein=
Umſtadt wegen Erſatz von Pflegekoſten für Marg. Beitz Witwe. Die
Streitteile ſind anwaltlich vertreten. Groß=Umſtadt hat die Beitz Witwe.
weil hifsbedürftig, verpflegt, bis ſolche in die Provinzialpflegeanſtalt
Eberſtadt kam. In Frage ſteht, ob die Beitz den Unterſtützungswohnſitz
in Klein=Umſtadt erworben hat; erſteres behauptet Kläger, während
Beklagter es beſtreitet. Die Beweisaufnahme hat ein für Beklagten
günſtiges Ergebnis gehabt. Das Urteil ergeht auf Klageabweiſung.
4. Klage des Ortsarmenverbandes Darmſtadt gegen Ortsarmen=
verband
Seckmauern wegen Unterſtützung der Kinder Helmut und
Anna Kramer, ſowie des Ludwig Heß. Auch hier iſt Darmſtadt nicht
wertreten, dagegen der Bürgermeiſter von Seckmauern erſchienen. Seck=
mauern
beſtreitet die Hilfshedürftigkeit des Heß. Heß iſt Poſtaushelfer
än Darmſtadt und bezieht als ſolcher 265 Mark wöchentlich, außerdem
mnonatlich 109 Mark Militärrente. Heß hat im Jahre 1920 bei der
PPoſt 11000 Mark bezogen. Seckmauern iſt der Meinung, daß Heß an=
geſichts
ſeiner Bezüge in der Lage iſt, die beiden unehelichen Kinder
Kramer und den Ludwig Heß zu unterſtützen; Darmſtadt ſolle armen
Landgemeinden gegenüber mit Unterſtützungsgewährung nicht ſo frei=
gebig
umgehen. Das Urteil ergeht dahin, daß Seckmauern 129 Mark
Krankenhauskoſten an Darmſtadt zu vergüten hat, im übrigen wird die
Klage von Darmſtadt abgewieſen. Darmſtadt trägt drei Viertel, Seck=
mauern
ein Viertel der Koſten des Verfahrens.
In der Kunſthandlung von Gieſelberg (Wilhelminenſtr. 17½
iſt zurzeit eine Anzahl künſtleriſch ausgeführter Temperagemälde und
Aquarelle von F. Linck=Roſtock ausgeſtellt. Die Motive ſtellen Seeſtücke,
Heidelandſchaften, oberheſſiſche und Gebirgslandſchaften dar.
Techniſche Hochſchule. Das Winterſemeſter 1921/22 be=
ginnt
am Dienstag, den 25. Oktober. Vorleſungen allgemein bildender
Art über Geſchichte und Literatur, Philoſophie, fremde Sprachen, Volks=
wirtſchaftslehre
, Rechtswiſſenſchaft, Naturwiſſenſchaften u. a. können
aus dem Stundenplan, der im Erdgeſchoß der Techniſchen Hochſchule
ausgehängt iſt, erſehen werden, auch kann der Stundenplan von dem
Sekretariat der Hochſchule gegen eine Gebühr von 1 Mk. bezogen wer
den. Der Beſuch einzelner Vorleſungen und Uebungen nach freier Wahl
ſt auch ſolchen Männern ermöglicht, die bereits in einem Lebensberuf
tätig ſind. Auch Damen können vom Rektor zu einzelnen Vorleſunger
und Uebungen als Gäſte zugelaſſen werden. Die Einſchreibungen finden
bis einſchließlich 9. November im Sekretariat (vormittags 912½ Uhr)
ſtatt.
8 Kunſtfahne. Am 1. November tritt das Verbor von Kunſtſahne
in Kraft. Danach dürfen ſahneähnliche Erzeugniſſe, die aus Mager=
milch
oder aus fettarmer Sahne oder aus eingedickter oder eingetrock=
neter
Voll= oder Magermilch unter Zuſatz von Butter oder Butterfett
gewonnen werden, weder hergeſtellt noch verkauft, feilgehalten oder

ſonſt in Verkehr gebracht werden bei Strafe von Gefängnis bis 1 Jahr
oder Geldſtrafe bis 10000 Mark. Neben der Strafe kann auf Ein=
ziehung
der Erzeugniſſe erkannt werden.
* Der Ankauf von Gold für das Reich durch die Reichsbank und
Poſt erfolgt in der Woche vom 24. bis 30. Oktober zum Preiſe von
600 Mark für ein Zwanzigmarkſtück, 300 Mark für ein Zehnmarkſtück.
Für die ausländiſchen Goldmünzen werden entſprechende Preiſe gezahlt.
8 Hinterlegung von Wertpapieren. Nach Art. 33 Heſſ. Ausfüh=
rungsgeſetzes
zum BGB. ſind Hinterlegungsſtellen von Wertpapieren
die zuſtändigen Geſetze. Mit Wirkung vom 271 Oktober können auch
die ſtaatlich anerkannetn heſſiſchen öffentlichen Sparkaſſen und die Heſ=
ſiſche
Landes=Hypothekenbank als Hinterlegungsſtellen beſtimmt werden.
Dieſe Beſtimmung bedeutet einerſeits eine Entlaſtung der Amtsgerichte,
andererſeits eine nicht zu unterſchätzende Annehmlichkeit für die Mündel=
vermögen
verwaltenden Vormünder und die Vorerben, die auf Ver=
langen
der Nacherben die zur Erbſchaft gehörigen Inhaberpapiere zu
hinterlegen haben. Der Antrag auf Annahme der Hinterlegung kann
bei der Sparkaſſe (Landes=Hypothekenbank) ſchriftlich oder zu Proto=
koll
angebracht werden. Die hinterlegten Papiere werden nach den
Vorſchriften über offene Depots verwahrt und geſchäftsmäßig behan=
delt
. Die Sparkaſſen haben die bezüglichen Aufträge an das Juſtiz=
miniſterium
zu ſtellen.
* Eiſenbahn und weſteuropäiſche Zeit. Zum 26. Oktober wird für
die Eiſenbahnen im beſetzten Gebiet die weſteuropäiſche Zeit
wieder eingeführt. In der Nacht vom 25. zum 26. Oktober wird daher
die Eiſenbahnuhr von 12 Uhr nachts auf 11 Uhr nachmittags zurück=
geſtellt
. Die Stunde von 11 bis 12 Uhr nachts erſcheint demnach dop=
pelt
. Für das bürgerliche Leben ſoll die mitteleuropäiſche Zeit beibe=
halten
werden. Durch Wiedereinführung der weſteuropäiſchen Zeit
an den Eiſenbahnen wird das Verkehrsleben im Nahverkehr im all=
gemeinen
nicht berührt. Für Handel und Induſtrie iſt es zur Vermei=
dung
von Zugverlegungen und unwirtſchaftlichen Zugvermehrungen
dringend geboten, an der mitteleuropäiſchen Zeit im bürgerlichen Leben
feſtzuhalten. Bei Beibehaltung der gegenwärtigen Arbeitszeiten nach
mitteleuropäiſcher Zeit auch im Winter werden die im beſetzten Ge=
biet
wohnenden und auf die Eiſenbahn angewieſenen Berufsreiſenden
nicht benachteiligt, weil die Lage der Perſonenzüge, bezogen auf die
mitteleuropäiſche Zeit, im beſetzten Gebiet im allgemeinen wie bisher
bleibt. Die Eiſenbahnuhren werden, ſolange die weſteuropäiſche Zei
angeordnet bleibt, gegenüber den übrigen Uhren eine Stunde nach=
gehen
.
* Keine Umwandlung in Nebenbahnbetrieb. Auf die Schritte geger
die beabſichtigte Erklärung der beiden Bahnſtrecken MainzArmsheim
und Genſingen=HorrweilerArmsheim, die von verſchiedenen Behör=
den
unterſtützt worden ſind, hat der Reichsverkehrsminiſter folgenden
Beſcheid erteilt: In Würdigung der zur Sprache gebrachten Bedenken
bin ich damit einverſtanden, daß von der Umwand des Hauptbahn=
betriebes
in Nebenbahnbetrieb der Bahnſtrecken MainzArmsheim
und Genſingen=HorrweilerArmsheim bis auf weiteres abgeſehen
wird. Die Eiſenbahndirektion in Mainz iſt verſtändigt.
* Darmſtädter Künſtler auswärts. Herr Hofrat Behrend hat
am Sonntag im Würzburger Stadttheater als Adam im
Zerbrochenen Krug und als Tartüff gaſtiert. Die Würzburger
Zeitung ſchreibt darüber u. a.: Herr Behrend als Gaſt gab als Dorf=
richter
Adam ſchauſpieleriſchen Pointillismus. Als Tartüff beherrſchte
er alle Regiſter der Scheinheiligkeit, war jetzt demütig und zerknirſcht,
dann wieder hochfahrend, bald ein Liſtling, bald ein Lüſtling, und noch
am Ende, als er entlarvt iſt, ſcheinbar ungebeugt. Es waren glän
zende Leiſtungen. Die Baher, Landeszeitung ſchreibt: Behrends
Stärke iſt die Geſte, die im Geſicht ſich ſpiegelnde Bewegung der Seele,
ſein Auftreten, das vor allem nach dem erſten Stück den begeiſterten
Beifall des ausverkauften Hauſes fand, ein Ereignis für Würzburg.
Das Neue Volk: Der Beifall des vollbeſetzten Hauſes galt in erſter
Linie dem bedeutenden Gaſte.
* Wartburgverein Darmſtadt. Man ſchreibt uns: Der W. V. D.
(Vereinslokal: Gemeindehaus der Martinsgemeinde, Mollerſtraße 23
Schuhknechtſtraße 36), vor dem Kriege bekannt unter dem Namen Chriſt=
licher
Verein junger Männer Wartburg, Karlſtraße 21, feiert in weni=
gen
Wochen nach mehrjähriger Unterbrechung ſein 20. Jahresfeſt. Da es
zurzeit nicht angebracht iſt, laute Feſte zu feiern, ſoll auch dieſe Feier
nur in einfachſtem Rahmen, Feſtgottesdienſt in der Martinskirche, ge=
meinſam
mit der Männervereinigung der Martinsgemeinde, und Nach=
feier
im Heim, ſtattfinden. Verſtändnisvolles Entgegenkommen des
Kirchenvorſtandes der Martinsgemeinde ſchuf vor Jahresfriſt dem Ver
ein das jetzige Heim im Gemeindehaus in der Mollerſtraße, nachdem
der Verein infolge Hausverkaufs das Vereinshaus Karlſtraße 21 räumen
mußte. Als gutes Ohmen wurde es betrachtet, daß gerade die Mar=
tins
=(Martin Luther=)Gemeinde die Wartburg aufnahm und die
Gemeinde wird es nicht zu bereuen haben, denn der Name Wartburg
hat in den deutſchen Landen einen guten Klang und Wartburgarbeit
wird überall als vorbildlich bezeichnet. Dank der zielbewußten, treuen
Mitarbeit der alten Wartburger hat der Verein in der letzten Zeit einen
recht erfreulichen Aufſchwung und Mitgliederzuwachs zu verzeichnen.
Neuerdings bekam der aufblühende Verein auch wieder einen Vereins
geiſtlichen. Herr Pfarraſſiſtent Delp iſt dazu berufen, das Vereins=
ſchifflein
weiter zu ſteuern. Kapitän, Steuermann und eine treu er=
probte
, aber noch nicht genügende Mannſchaft iſt auch da, nun gilt es
für jedermann, der ein warmes Herz für die heranwachſende Jugend
hat, mitzuarbeiten, zu werben oder finanziell zu unterſtützen, damit
das Schifflein auch ſchwimmen und allen Stürmen trotzen kann. Vieles
iſt geplant: Belehrende Vorträge aller Art, Unterrichtskurſe, Steno=
graphieſtunden
, literariſche Kränzchen, Rednerkurſe uſw.; ſpäterhir
Gliederung des Vereins in Gruppen und Berufsabteilungen. Der aus
Vorkriegszeiten beſtens bekannte Wartburg=Poſaunenchor, ſowie die
Turnmannſchaft haben ihre Tätigkeit bereits aufgenommen, desgleichen
die Mandolinen= und Zupfgeigenſpieler; einem Streichorcheſter und
dem Männerchor ſteht ebenfalls nichts im Wege. Das, was im Mittel=
punkt
des chriſtlichen Vereinslebens ſtehen ſoll, die Betrachtung von
Gottes Wort, wird gepflegt in den Mittwoch abends im Martinsſtift
ſtattfindenden Bibelſtunden und den Bibelbeſprechſtunden, die Freitag
abends im Heim ſtattfinden. Ausflüge unter altbewährter Führung
und Leitung in die nähere und weitere Umgebung ſollen den Sinn und
die Freude an Gottes Natur wecken und erhalten. Der Krieg, ſeine
Begleiterſcheinungen und Folgen (Unterernährung, ſittliche Verwahr=
loſung
) haben unſere Volkskraft ſchwer geſchädigt. Durch planmäßige
Erziehung zu ſittlich reinem Leben und zu naturgemäßer Lebensweiſe,
ſowie durch Pflege der Leibesübungen (Turnen, Wandern, Sport) ſoll
geſorgt werden, daß ein geſundes, kräftiges Mannesgeſchlecht heran=
wächſt
. Das iſt in kurzen Zügen das Programm des Wartburgvereins,

deſſen Mitglieder das Herz voll großer Entwürfe und Pläne in das
neue Vereinsjahr hinübergehen. Mögen jugendliche Friſche und nie
erlahmendes. Intereſſe treue Begleiter der Wartburger ſein, dann
wird lebenſprühendes Vereinsleben der Lohn ſein, zum Ruhme des
Vereins und nicht zuletzt zum Wohle und Beſten eines jeden, der ſich
der Wartburg angeſchloſſen hat.
* Bayreuther Bund. Man ſchreibt uns: Die neugegründete Orts=
gruppe
Darmſtadt bietet mit ihren erſten öffentlichen Veranſtaltungen
zwei Lichtbildervorträge, bei denen Franz Staſſens prächtige
Steinzeichnungen zu Wagners Nibelungenring vorgeführt, durch einen
Vortrag Hans Schülers (Berlin) erläutert und mit der Wagnerſchen
Muſik (am Flügel Kapellmeiſter H. Simon) umrahmt werden. Staſſen,
ein gebürtiger Heſſe, gilt nach Veranlagung und Weltanſchauung als
beſonders berufener Maler des deutſchen Mythus. Er bietet in ſeinen
bisher erſchienenen Mappen zu Rheingold und Walküre denn auch
Blätter, die vom Bühnenbild her nicht beeinflußt ſind, ſondern rein
maleriſch den gleichen Stoff behandeln und in eigenartiger Weiſe aus=
deuten
. Seine Darſtellungen ſind darum auch hervorragend geeignet,
das Verſtändnis für Wagners Werk ſowohl wie auch für den zugrunde
liegenden mythiſchen Stoff zu vertiefen. Die Veranſtaltungen haben
in anderen Städten ſchon wiederholt und mit größtem Erfolg ſtatt=
gefunden
. Der Bayreuther Bund iſt gegründet worden, um im Sinne
und nach dem Beiſpiele Richard Wagners alle echte deutſche Kunſt der
Vergangenheit und der Gegenwart zu pflegen und zu fördern. Dieſe
ſeine Tätigkeit beſchränkt ſich alſo weder auf einen einzelnen Künſtler
noch auf eine einzelne Kunſt, und es liegt ganz im Rahmen der Bun=
desſatzung
, wenn die hieſige Ortsgruppe bei ihren erſten Veranſtaltun=
gen
einmal die bildende Kunſt in den Vordergrund ſtellt. Außer den
Mitgliedern des Bayreuther Bundes erhalten auch die Angehörigen des
Bühnenvolksbundes bei ihrer Geſchäftsſtelle (Alexanderſtr. 22) Preis=
ermäßigung
auf die ohnehin niedrig bemeſſenen Eintrittspreiſe. Das
Nähere bringen die Anzeigen.
Vorträge und Führungen im Landesmuſeum. In dieſer
Woche finden folgende Vorträge ſtatt: Am Montag ſpricht Dr.
Feigel über Die gotiſchen Skulpturen in Halberſtadt, Wechſelburg und
Freiberg, am Mittwoch Dr. Freund über Die Bildnismalerei Hans
Holbeins des Jüngeren, am Freitag Geheimrat Back über Maler der
deutſchen Romantik. Sämtliche Vorträge ſind koſtenlos. Beginn
pünktlich ½5 Uhr. Die Teilnehmer verſammeln ſich am Turmeingang
des Muſeums.
Gewerbemuſeum. Aus Anlaß der Ausſtellung im Lichthof des
Muſeums findet am Mittwoch, den 26. Oktober, abends 61 Uhr, in
der Zentralſtelle für die Geſverbe, Neckarſtraße 3, ein Lichtbilder=
vortrag
ſtatt, in dem der Direktor des Gewerbemuſeums, Profeſſor
Haupt, über die Rudolfiniſchen Drucke und die Schreibkunſt Rudolf
Kochs ſprechen wird. Der Eintritt iſt frei.
Berufskundliche Vorträge. In den beiden Vorträgen über
weibliche ſoziale Frauenberufe am Mittwoch und Donnerstag dieſer
Woche muß inſofern eine Aenderung eintreten, als das Thema für
Mittwoch, den 26. Oktober, lautet: Wohlfahrtspflegerin, Kranken= und
Säuglingspflegerin, Kreisfürſorgerin. Das Thema des Vortrages am
Donnerstag, den 27. Oktober, behandelt: Kinderpflegerin, Kinder=
gärtnerin
, Schulpflegerin. Intereſſenten ſeien auf dieſe Aenderung be=
ſonders
hingewieſen.
Bund der Steiner=Gegner. Wie man uns mitteilt, hat ſich hier
ein Bund der Steiner=Gegner begründet. Dieſe Vereinigung ſieht es
als ihre Aufgabe an, weite Kreiſe über das wahre Weſen und die ſchäd=
lichen
Wirkungen der von Rudolf Steiner ausgehenden Bewegung auf=
zuklären
und dem verhängnisvollen Umſichgreifen dieſer Krankheit ent=
gegenzuwirken
. Der Bund wird demnächſt in einer großen Verſamm=
lung
zum erſten Male öffentlich auftreten.
Liedertafel. Zu dem am 6. November ds. Js., nachmittags, im
Städtiſchen Saalbau ſtattfindenden Konzert ſind außer der Prima=
donna
der Frankfurter Staatsoper, Frau Kammerſängerin Lauer= Kott=
lar
, die Pianiſtin Frl. Paula Tegel aus Frankfurt a. M. und das hier
ſo beliebte Mitglied des Heſſiſchen Landestheaters, Herr Opernſänger
Heinr. Kuhn, gewonnen worden. Herr Kapellmeiſter Hans Simon
vom Heſſiſchen Landestheater hat die Begleitung der Einzelgeſänge und
Chöre übernommen. Die auf dem Zenith ſtehenden künſtleriſchen Qua=
litäten
der gewonnenen Künſtler bedingen von vornherein ſchon einen
ungetrübten Kunſtgenuß. Der auf 70 Sänger angewachſene Chor wird
gleichfalls all ſein Können einſetzen, um geſanglich nur gute Leiſtungen
zu bringen. Jedenfalls reiht ſich die Zuſammenſtellung der Vortrags=
folge
zu dem Konzert des 79. Vereinsjahres den gut gepflegten Ueber=
lieferungen
der Liedertafel würdig an.
* Die Vereinigung katholiſcher Akademiker veranſtaltet an zwei
Abenden in dieſer Woche, Mittwoch, den 26., und Freitag, den
28. Oktober, im großen Saal des Städtiſchen Saalbaues eine Dante=
Feier, für die ſie die berufenſten Kräfte gewonnen hat. Am erſten
Abend wird der bekannte Dante=Forſcher Profeſſor Dr. Krebs von
der Univerſität in Freiburg i. Br. über das Thema. Das Erlebnis des
Dante Alighieri und ſeine Dichtung ſprechen. Sein Vortrag wird ein=
gerahmt
von fünf= und mehrſtimmigen altitalieniſchen Madrigalen von
Marenzio, Gaſtoldi und Donati, die von der jungen Madrigalvereini=
gung
des hieſigen Muſikvereins unter perſönlicher Leitung des Herrn
Privatdozenten Dr. Noack geſungen werden. Am zweiten Abend wird
Theodor Stiefenhofer=Berlin, deſſen deklamatoriſche Verlebendi=
gung
der Göttlichen Komödie die Berliner Tageszeitungen erſt kürz=
lich
wieder zu rühmen Veranlaſſung hatten, die wirkſamſten Stücke der
großen Dichtung in der trefflichen Verdeutſchung von Stefan George zu
Gehör bringen. Herr Kuſtos Dr. Feigel, der durch ſeine kunſtgeſchicht=
lichen
Vorträge und Führungen im Landesmuſeum und anderwärts ja
weiteſten Kreiſen bekannt iſt, wird hierauf an Hand eines ſorglich aus=
gewählten
Lichtbildermaterials über Dante und die bildende Kunſt,
ſprechen und ſo der Feier einen würdigen Abſchluß geben. (Vgl. auch
den Anzeigenteil des Blattes.)
* Darmſtädter Sezeſſion. Hans Schiebelhuth ſpricht morgen
Montag, den 24. Oktober, in der Ausſtellung der Darmſtädter Sezeſ=
ſion
(Kunſthalle am Rheintor) über Entrechtung des Dichters. (Siehe
Anzeige.
Die Not der Kleinrenter. Die Anſetzung dieſes Themas für den
Staatsbürger=Abend der Deutſchen Demokratiſchen Partei am Mitt=
woch
, den 26. d. M., abends 8 Uhr, begegnet in der Oeffentlichkeit leb=
haftem
Intereſſe. Man iſt der Ueberzeugung, daß auf dieſem Wege
endlich einmal weitere Kreiſe auf die Not unſerer Mitbürger aufmerk=
ſam
gemacht werden. Die beiden Referenten, Divekvor des Wohlfahrts=
amts
Schrauth und Stadtverordnete Balſer, die beide reiche Er=
fahrung
auf dieſem Gebiete haben, bürgen für eine ſachkundige Dar=
ſtellung
.

Großherzogs wieder ein würdiges Heim gefunden. Das alte
Opernhaus, vom Landgrafen Ludwig V. (15961626) urſprüng=
lich
als Reithaus erbaut, wurde ſchon unter Ludwig VI. (1661
bis 1678) zu einem Theater geſtaltet und es wurden ſeit 1670 die
beſten Stücke dramatiſcher Dichter vom Landgrafen, der ſelbſt ein
Dichter war, und ſeinem Hof mit Zuziehung der Hofmuſik ge=
geben
. Faſt jeder der nachfolgenden Landesfürſten beteiligte
ſich an dem weiteren Ausbau dieſes Opernhauſes. Der Bau=
meiſter
des Schloſſes und des Orangeriehauſes Louis Remy
le Rouge de la Foſſe baute es 1711 um; es faßte jetzt
350 Perſonen. Ueber die weiteren Schickſale des alten Opern=
hauſesleſe
man den erſten Abſchnitt von H. Kniſpels Bunte
Bilder aus dem Kunſt= und Theaterleben nach.
Ueber das abgebrannte Hoftheater als Kunſtwerk, das dem
ſelbſt als Muſiker hervorragenden Großherzog Ludewig I., der
meiſt ſelbſt die Proben dirigierte, ſeine Entſtehung verdankte,
noch kurz einige Sätze von dem damals als Profeſſor der Kunſt=
geſchichte
am Polytechnikum wirkenden Kunſtgelehrten Hofrat
Dr. G. Schäfer: Es war für die Zeit ſeiner Entſtehung
(pochenachend. Zu einer Zeit, wo die monumentale Architektur
anfing, von den Traditionen des Zopftums und von den Ein=
ſlüſſen
des Imperialſtiles ſich zu befreien durch ein Zurückgehen
auf die Grundlagen aller wahren Kunſt, ſowohl der antiken wie der
mittelalterlichen, die Bahn einer gediegeneren und geläuterten
Anſchauung zu betreten, da war es Moller, der, dem zündenden
Beiſpiel des großen Schinkel folgend, in glücklicher Eingebung
aus dem unverſiegbaren Born der Antike ſchöpfte und ſeinen
Theaterbau als eine Schöpfung hinſtellte, die ſämtlichen damals
enitſtehenden ähnlichen Leiſtungen den Rang ſtreitig machte."
Zum Schluß noch einen kurzen Hinweis auf die Erinne
ringsſtücke des Stadtmuſeums an den Theaterbrand. Die Bil=
ter
und anderes befinden ſich in der Weſtecke des Zimmers
Nr. 9. Von dem brennenden Hoftheater iſt ein ſehr lehrreiches
Bild von Bayrer, und eines, auf dem ſämtliche Spritzen in
voller Tätigkeit zu ſehen ſind, von C. Beyer, das auch in der
Zeitſchrift Ueber Land und Meer abgedruckt iſt, zu ſehen.
leinere Photographien, Anſichten von den Feuerſpritzen und
des Paradeplatzes, ergänzen die größeren Anſichten. Der Theater=
zettel
im Original hängt daneben. Das Stück heißt: Der
Pechſchulze, Originalpoſſe mit Geſang von H. Salingré
Muſik von H. Lang. Butterweck ſollte die Titelrolle geben,
ſeine Partnerin ſpielte Frau Eppert. Dazu kommt dann noch
(ne Eintrittskarte für das Juchheh, ein Geſchenk von Herrn
Geh. Sanitätsrat Dr. Arthur Hoffmann.

25 Jahre Deutſche Kunſt und Dekoration
* Ein Vierteljahrhundert iſt ſeit der Begründung der Darmſtädter
Kunſtzeitſchrift Deutſche Kunſt und Dekoration durch Hof=
rat
Alexander Koch verfloſſen. Ein glanzvoll ausgeſtattetes Doppel=
heft
iſt ſoeben als Beginn des Jubiläums=Jahrgangs erſchienen. Der
nüchterne Beurteiler kann der hohen Schätzung, die der Deutſchen Kunſt
und Dekoration ſo vielfach ausgeſprochen wird, nur beiſtimmen. Die
Zeitſchrift hat Unſchätzbares getan zur Einführung der Kunſt in das
Heim wie in den geiſtigen Beſitzſtand aller Gebildeten; ſie hat der
Widerhall des künſtleriſchen Schaffens außerordentlich geſteigert; ſie hat
die Erörterung künſtleriſcher Probleme auf die fruchtbarſte Weiſe geför=
dert
. Sie bedeutet Volksbildungsarbeit im reinſten und ergiebigſten
Sinne. Sie iſt der redaktionellen Leitung wie der Ausſtattung nach als
eine der vornehmſten, gediegenſten Zeitſchriften Europas zu bezeichnen;
ſie hat beſonders auch im Ausland das deutſche Kunſtleben ſtets auf eine
ſehr würdige, eindrucksvolle Weiſe repräſentiert. Die Ehrungen, die
dem Herausgeber anläßlich des Eintritts der Zeitſchrift in den 25. Jahr=
gang
von überall her zuteil wurden, ſind verdient. Es iſt immer eine
ganze, umfaſſende Kunſtſchau, die man beim Durchblättern eines
Heftes dieſer Zeitſchrift durchwandert. Aus allen Gebieten wird das
edle Matcrial herbeigebracht und in muſtergültigen Abbildungen vorge=
führt
. Das Oktoberheft bietet eine beſonders reiche Fülle künſtleriſcher
und geiſtiger Schätze. Man erhält ein ſchönes, zutreffendes Bild von
der Ausſtellung der Münchener Neuen Sezeſſion in Gemäl=
den
und Plaſtiken von Caſpar, Caſpar=Filſer, Schülein, Heß, Teutſch
Klee, Sewald, Scharff u. a. In ſehr liebevoller Weiſe iſt das erweiterte
Städelſche Muſeum, in Frankfurt behandelt, das neben die
neueſte Kunſt die bereits hiſtoriſch gewordene ſetzt durch Werke von
Thoma, Trübner, Leibl, Hodler, Van Gogh, Marées, Schwind, Manet,
Monet, Corot, Renoir und vielen anderen. Ein reizvolles Gebiet neuer
oder vielmehr neubelebter deutſcher Kunſtinduſtrie behandelt der reich
illuſtrierte Aufſatz über die Volkſtedter Porzellanfabrik,
mit phantaſtiſchen Tierfiguren von Meiſel und Storch und mit ſchönem
Porzellan in dem neuen Poelzig=Rokoko. Zwei ausgezeichnete Ver=
öffentlichungen
unterrichten über den hochentwickelten Außen=
und Innnenbau der Gegenwart: einfacher Häuſer, vor
Schultze=Naumburg in den edlen Formen vom Anfang des 19. Jahr=
hunderts
und ein reich ausgeſtattetes Privathaus von Bruno Paul wer=
den
in vielen Einzelaufnahmen vorgeführt. Eine Fülle von Klein=
kunſtgewerbe
ſchließt ſich an: Stickereien und Puppen von Lill;
Vetter, Metallarbeiten von Dagobert Peche, dem hochbegabten Wiener
Keramik von Paul Dresler. Einen ſtarken Abſchluß bilden die Szenen=
ausſtattungen
des Bühnenarchitekten Pilartz, der am Heſſiſchen Landes
theater wirkt. Dazwiſchen die ausgezeichneten Begleittexte und ſonſti
gen Aufſätze, die ſtets einen beſonderen Schmuck dieſer Zeitſchrift ge=
bildet
haben.
Einige maukante Aeußerungen autoritativer Perſönlichkeiten,
aus denen die Bedeutung des Wirkens der Deutſchen Kunſt

und Dekoration erſichtlich wird, ſeien hier aus dem Jubilä=
umsheft
dieſer im In= und Ausland als führend anerkannten
Kunſtzeitſchrift gekürzt wiedergegeben.
Zunächſt einige kernhafte Worte aus dem Vorwort des
Herausgebers Hofrat Alexander Koch:
Unſere Lebensarbeit, ſpeiſt ſich aus den inneren An=
trieben
, Bedürfniſſen und Wünſchen, die unmittelbar aus
unſerem Charakter heraus wvirkſam werden. Erſt ſpäter erkennen
wir, nelche Gedanken dieſen Autrieben zugrunde liegen. Erſt
ſpäter gelangen wir dazu, in unſern Impulſen ein Programm
zu ſehen und dieſes klar zu formulieren. Wenn ich von einem
Programm meiner Lebensarbeit ſprechen kann, ſo war es dies:
Kunſt und Leben in immer engere Fühlung zu ſetzen,
die Kunſt begreiflich zu machen als einen notwendigen Beſtand=
teil
des Lebens und ſie mit allen Mitteln in dasſelbe hinein=
zuziehen
. Daß Kunſt eine Frucht des Lebens iſt, daß ſie um=
gekehrt
das Leben geſtalten und ſchmücken muß, daß ſie Anteil
nehmen ſoll an der Verſchönerung des Heims, der Kleidung, an
der Erziehung der Jugend, an der Bildung der Hohen und
Niederen, daß ſie in die Familie gehört, ins Bureau, in die
Arbeitsſtätte, auf den Marktplatz, auf die Bühne, in die Schulen
und Kirchen dieſe Gedanken lagen dem Zeitalter der 80er
und 90er Jahren fern. Mir war es von Anfang unmöglich, die
Kunſt als etwas vom Leben Abgetrenntes zu betrachten, ſie
erſchien mir von vornherein als eine Dienerin und Schmückerin
des Daſeins. Der rein äſthetiziſtiſche Standpunkt war nie der
meine. Der wahre Adel der Kunſt beſteht darin, daß ſie dem
praktiſchen Leben dient.
Die geiſtigen Güter ſind immer die wertvollſten Güter eines
Volkes. Aber für das deutſche Volk von heute gilt dies in ganz
beſonderem Grade. Perſönlichkeit, Charakter, Wert und Wert=
bewußtſein
hat ein Volk nur inſofern, als es teilnimmt an der
geiſtigen Wert=Erzeugung der Menſchheit. Die äußeren Um=
ſtände
, unter denen unſer Daſein verläuft, ſind heute ſo
drückend, daß die materiellen und engen Sorgen alles Geiſtige
zu erſticken drohen. Damit wäre die Axt an die Wurzel des
deutſchen Volksbewußtſeins und Einheitsgefühls gelegt. Ich
habe das volle Vertrauen, daß unſer Volk ſiegreich aus dieſen
Schwierigkeiten hervorgehen wird. Aber dazu iſt nötig, daß alle
Geiſtmächte, aus denen dem Menſchen ſein Wertgefühl kommt,
ſorglich gepflegt werden, insbeſondere die guten Mächte der
Kunſt! Sie werden uns hilfreich beiſtehen, wenn jeder Ein=
zelne
zu ihrer Erhaltung und Stärkung nach ſeinen beſten
Kräften beiträgt.

[ ][  ][ ]

Seite 4.

Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 23. Oktober 1921.

Rummer 283.

Der Heſſiſche Landesberein für Innere Miſſion, empſindet es
ſchon lange als einen ernſten Mangel im kirchlichen Leben Darmſtadts,
daß unabweisbare Aufgaben der öffentlichen Miſſion des Chriſtentums,
die über den Rahmen der Einzelgemeinde und der geordneten Arbeit
hinausgehen, überhaupt nicht oder nicht tatkräftig genug in Angriff ge=
nommen
werden, weil die Organiſation freiwilliger Kräfte fehlt, die
Notſtände ſehen, ſie zu eigener Not werden laſſen und helfend und ret=
tend
eingreifen. Ein Stadtverein für Innere Miſſion
ſoll ſolche Kräfte zur Einführung in die Arbeit der Inneren Miſſion
und zur chriſtlichen Tat ſammeln. Am Freitag, den 28. Oktober, abends
8 Uhr, ſoll in dem Gemeindehaus Kiesſtraße 17 die erſte Zuſammen=
kunft
ſein, bei der Herr Pfarrer Probſt von der Innern Miſſion in
Frankfurt einen in die Großſtadtaufgaben der Innern Miſſion ein=
führenden
Vortrag halten wird mit dem Thema: Großſtadtnot
und Großſtadthilfe.
hm. Schauturnen für Oppau. Von jeher haben ſich die hieſigen der
Deutſchen Turnerſchaft angeſchloſſenen Turnvereine in den Dienſt der
Wohltätigkeit geſtellt. So iſt von der Darmſtädter Turner=
ſchaft
, ein gemeinſames Schauturnen zugunſten der Opfer von Oppau
beſchloſſen worden. Die Veranſtaltung findet am Samstag, den 19. Nov.,
im großen Saale der Turnhalle am Woogsplatz ſtatt. Der ſpäte Termin
mußte aus techniſchen Gründen gewählt werden. In der Vorführungs=
folge
werden die einzelnen Turnvereine das reiche Gebiet des deutſchen
Turnens für jedes Alter und Geſchlecht den Zuſchauern vor Augen füh=
ren
. Es werden nur hochwertige Bühnenvorführungen gezeigt werden.
Auch die Singmannſchaften der einzelnen Vereine werden zu einem
Maſſenchor ſich vereinigen und die Vortragsfolge vorteilhaft bereichern.
Ein hoher Genuß wird den Zuſchauern noch dadurch geboten, daß die
neun hieſigen Sieger bei den Deutſchen Meiſterſchaftskämpfen in Han=
nover
ihre Uebungen zeigen werden. An die Einwohner Darmſtadts
wird ſchon jetzt die Bitte gerichtet, vorgenannte Veranſtaltung recht
zahlreich beſuchen zu wollen, damit ein hoher Betrag an die Opfer ab=
geliefert
werden kann. Große Not und Elend herrſchen in Oppau. Die
vielen Obdachloſen nehmen aus Heimatliebe, lieber mit ihren halbzer=
fallenen
Häuſern und Bretterhütten vorlieb, als fort von der Heimat zu
ziehen. Viele Opfer ſind ſchon zur letzten Nuhe beſtattet und noch viele
liegen mit zerſchlagenen Gliedern unter den Trümmern und in den
Lazaretten der Umgebung; viele ſind des Augenlichts beraubt.
Die Stenographenvereinigung Gabelsberger‟. Darmſtadt, Eli=
ſabethenſtraße
52, eröffnet Donnerstag, den 27. Oktober 1921, neue
Kurſe in Stenographie und Maſchinenſchreiben unter Leitung ſtaatlich
geprüfter Lehrer. Wer auf gutes Vorwärtskommen reflektiert, erlerne
beides, denn nur mit deſſen Hilfe, vor allem der Stenographie, vermag
ſich ein jeder emporzuarbeiten. Die Nachfrage nach guten Steno=
graphen
iſt groß. (S. Anz.)
Im Silberkranz. Stadtbaumeiſter Johann Kling und Gat=
tin
begehen heute die Feier der Silbernen Hochzeit. Am 24. Oktober
begehen die Eheleute Herr Bankbeamter Franz Lupus und Frau
Mathilde, geb. Stiepel, Darmſtraße 45 I, das Feſt der Silbernen
Hochzeit.

Montag, den 24. Oktober 1921
gültige Lebensmittelmarken:
Brot: (Gültig vom 16.23. Okt. 1921). Für Erwachſene:
(Blaue Karten), Marke Nr. 78, 77 und 76, je 800 gr Brot,
Marke Nr. 71, 560 gr Mehl oder 800 gr Brot,
Für Kinder: (Weiße Karten); Marke Nr. 59 800 gr Brot.
Marke Nr. 56, 560 gr Mehl oder 800 gr Brot.
Haushaltnngsmehl: Bis 15. November auf die Lebensmittel=
marken
Dieburg blau und weiß, je 800 gr Haushaltungs=
mehl
zum Pfundpreis von 3.50 Mk. ohne Tüte.
Zucker: Bis 25. Oktober gegen Abgabe der Bezugsmarke Helene‟
die Ausgabe von 750 gr Bucker auf den Kopf.

Ia Kernſeife: Ganze Riegel zu 16 Mk., halbe Riegel zu 8 Mk.
Ausgabeſtelle: Wilhelminenſtr. 15, Zimmer 8.
Kohlenabgabe: Bei den Kohlenlieferanten kann die 4. Rate 1a
der Jahreszuteilung vorwiegend in Braunkohlenbriketts be=
ſtellt
werden. Außerdem die volle Jahreszuteilung in Roh
braunkohlen aus der Grube Prinz von Heſſen.
Verkauf der Reſtbeſtände von Unterkleidung uſw. an Feder=
mann
: Jeden Mittwoch von 812 Uhr vormittags und von
2½6 Uhr nachmittags bei der Städt. Materialverwaltung
im Hinterhaus des Stadthauſes.

Die Dienſträume des Lebensmittelamts ſind für den Verkehr von
8 Uhr vormittags bis 3 Uhr nachmittags geöffnel
Samstags ſind alle Dienſträume bis 12½ Uhr geöffnet.

Adreßbuch 1921/22. Intereſſenten werden gebeten, ſich um=
gehend
ein Buch zu beſtellen, da die Auflage zu Ende geht. (S. Anz.)
Hausbrandverſorgung. Nach einer von der Kohlenaus=
gleichſtelle
erlaſſenen Bekanntmachung kann bei den Kohlenliefe=
raren
die 5. Brennſtoffrate, ein Zehntel der Jahreszuteilung, in
Braunkohlenbriketts bezogen werden. Da Ausſicht auf Belieferung in
Steinkohlen, auf die zahlreiche Verbraucher zum Teil noch rechnen, durch
die Transportſchwierigkeiten bei zahlreichen lebenswichtigen öffentlichen
Betrieben nicht beſteht, wird empfohlen, von dem Bezug der Braun=
kohlenbriketts
weitgehendſt Gebrauch zu machen. Aus dem
ſtädtiſchen Holzverkauf ſteht noch eine Reſtmenge zur Verfügung, die es
geſtattet, für jede Haushaltung noch einen Zentner Laub= und Nadel=
holz
abzugeben. Der Verkauf dieſes Holzes findet zunächſt nur noch
auf den Plätzen der Mittelſchule II, hinter dem Hallenſchwimmbad,
im alten Theater und in der Infanteriekaſerne ſtatt. Die Schließung
der Holzverkaufsplätze erfolgt endgültig am 15. November d. J.
Orpheum. Heute Sonntag, 23. Oktober, zwei Vorſtellungen,
nachmittags 14 Uhr bei Wochentagspreiſen mit dem vollſtändigen
Abendprogramm, abends 348 Uhr Sonntagspreiſe.

Kunſtnotizen.
Ueber Werke, Künſtler uud künſtleriſche Veranſtaltungen, deren im Nachſtehenden
Erwähnung geſchieht, behält ſich die Redaktion ihr Urteil vor.
Union=Theater: Goliath Armſtrong. Der dra=
matiſche
Pulsſchlag, der die vorangegangenen Abſchnitte mit Leben und
pachender Handlung erfüllte, iſt im letzten Abſatz der Geſchichte in unver=
gleichlich
ſtärberem Maße ſpürbar. Hier vollendet das Schickſal ſeinen
Lauf und erweiſt aufs neue die Richtigkeit der Theſe vom Siege des
Guten über das Böſe. Die verſchlungenen Knoten beginnen ſich zu löſen,
ſelbſt das übernatürlich Scheinende gewinnt reale Geſtalt. Das Phan=
tom
, der vielbegrüßte Retter aus höchſter Not, entpuppt ſich. Doch die
Newven werden vorher noch einmal der höchſten Belaſtungsprobe ausge=
ſetzt
. Awmſtrong verrichtet Wunder der Tatkraft; ſeine Leiſtung läßt ſich
nur dann richtig eimſchätzen, wen man den phyſiſchen Aufwand ſeiner
Rolle zu erkennen und zu beurteilen vermag. Ein Spiel zwar, wie an=
dere
, aber nichtachtend der Gefahren, in deren mutiger Ueberwindung
der ſtarbe Reiz des Filmes und ſeine Wirkung auf alle Teile des Pu=
blikums
ruht. Die goldene Spinne, ein amüſanter Schwank,
ergänzt den vom U. T.=Orcheſter muſikaliſch aufs beſte unterſtützten Spiel=
plan
, der für Jeden Sehenswertes bietet.
Im Central=Theater wird Doſtojewskys verfilmter
Hauptroman Die Brüder Karamaſoff im Rahmen des Sonn=
tag
=Programms vorgeführt. Dieſer Film hat einen der ſtärkſten Erfolge
neuerer deutſcher Produktion aufzuweiſen. Hanna Ralph, Jannings
und Werner Krauß ſetzem ihr Können für höchſte Plaſtik der vom Dich=
ter
gezeichneten Geſtalten ein. Namen, die ausnahmslos die Güte der
Darſtellung verbürgen.
Arheilgen, 22. Okt. Am Freitag, 21. Oktober, feierte einer un=
ſerer
älteſten Mitbürger, Herr Ludwig Krug. Wildſtraße, im Kreiſe
ſeiner Kinder, Enkel und ſonſtigen Bekannten ſeinen 80. Geburts=
tag
. Der hieſige Männergeſangverein Eintracht ließ es ſich nicht
nehmen, ſeinem älteſten Ehrenmitgliede dieſen Tag durch ein Ständ=
chen
zu verſchönern. Auch wurde ihm ein kleines Geburtstagsgeſchenk
überreicht. Allen alten hieſigen Sängern iſt der ſchöne, kräftige Baß,
welchen Herr Krug ſang, noch in beſter Erinnerung. Der Verein kann
überhaupt ſtolz darauf ſein, noch recht viele alte Mitglieder darunter
6 zwiſchen 7080 Jahren, in ſeinen Reihen zu zählen. Ein Mitglied im
Alter von 76 Jahren verlor der Verein vorige Woche durch den Tod.
X Eriesheim, 22. Okt. In dem Gemeinderatsbericht
in der heutigen Nummer iſt ein Fehler unterlaufen. Es muß heißen:
Die Vergütung für die Gemeindeärzte wurde ab 1. Oktober d. J.
auf je 2000 Mark für das Jahr feſtgeſetzt. Die Gemeinderäre
erhalten für ihr Ehrenamt keinerlei gekdliche Vergütung, was wir zur
Beruhigung der Einwohnerſchaft hiermit berichtigen.
A Von der Bergſtraße, 21. Okt. Schaden an den Obſt=
bäumen
. Infolge der großen Trockenheit werden wohl zahlreiche
Obſtbäume, beſonders im Gebirge, wo das Erdreich tief ausge ocknet
iſt, in dieſem Winter eingehen, denn viele Bäume trauern jetzt ſchon.
Energiſche Vorkehrungen müſſen die Beſitzer baldigſt treffen, wenn ſie
ſich vor empfindlichem Schaden bewahren wollen. Winterkar=
toffeln
. Wenn nicht bald der Handel für Kartoffeln ſorgt, ſo wird
unſere Gegend ganz empfindlich unter dem Mangel an Kartoffeln in
dieſem Winter zu leiden haben. Die große Teuerung und die vielen
kranken Knollen unter den eingeführten Kartoffeln veranlaſſen auch die
Verbraucher zur größten Zurückhaltung. Die Händler können voll=
ſtändig
geſunde Ware nur ſchwer erhalten und ſind deshalb ebenfalls
ſehr vorſichtig in der Einfuhr. Man kann alſo in dieſem Winter auf
eine große Einſchränkung im Kartoffelverbrauch rechnen.
* Kleine Mitteilungen aus Heſſen. Offenbach Gelegentlich
einer Prüfung wurden bei der hieſigen Bezirkskaſſe Unſtimmigkeiten
feſtgeſtellt, die zu einer Unterſuchung Veranlaſſung gaben. Es wurde
ein Fehlbetrag von etwa 20 000 Mark feſtgeſtellt. Seligen=
ſtadt
. Eine ſchlimme Entdeckung machte bei der Jagd auf die in
ſeinem Hauſe eingebrochenen Diebe, die ihm außer geſtohlenen Waren
auch die ganze Kaſſe ausgeraubt hatten, der Kaufmann P. Kampf im
nahen Königshofen. Als er die drei Diebe früh morgens in einem
nahen Dorfe einholte, ſtellte er als Rädelsführer der Spitzbuben den
eigenen Sohn feſt. Erbach. Die Kreis=Bäckerinnnung gibt be=
kannt
daß ſie durch günſtigen Mehleinkauf in der Lage iſt, das freie
Brot, den Vierpfünder, für 7,50 Mark liefern zu können. Beer=
felden
. Herr Jakob Krämer, Sohn des hieſigen Feldſchützen Krä=
mer
, war ſeit den ſchweren Ruſſenkämpfen im Jahre 1916 vermißt.
Während dieſer Zeit haben ſeine Angehörigen keine direkte, glaubhafte
Nachricht von ihm bekommen. Jetzt erhielten Krämers. Angehörige
Nachricht von ſeiner Ankunft in Deutſchland. Reichelsheim.
Gelegentlich der hieſigen Kirchweihe trieb ſich hier ein junger Menſch
herum, angeblich aus Bayern ſtammend, der drei Dienſtmädchen zur
Mitreiſe nach ſeiner Heimat veranlaſſen und ihnen höhere Löhne dort
verſchaffen wollte. Die Gendarmerie nahm den Mann feſt, da man
in ihm einen Mädchenhändler vermutete. Groß=Eichen. Hier
fand ein junges Ehepaar auf dem Wege nach Ruppertenrod (der Mann
iſt Schaffner in Frankfurt a. M., aus Ermenrod gebürtig, die Frau
von hier) Sprengkapſeln verſtreut liegend. Der Mann legte eine
Kapſel auf einen Stein und ſchlug mit einem anderen darauf. Die
Kapſel explodierte und riß ihm mehrere Finger von der Hand abz auch
am Kopf erlitt er ſchwere Verletzungen. Der Verunglückte wurde durch
ein Auto, das gerade vorüberfuhr, zur Klinik nach Gießen verbracht.
Die Sprengkapſeln, die wohl zu techniſchen Zwecken dienen ſollten, ſind
ſicher verloren worden. Lich. Bei der heutigen Ackerverpachtung
in Grüningen wurden für den Morgen (2500 Quadratmeter) durch=
ſchnittlich
6 Zentner Weizen geboten. Lollar. Am Freitag ſind es
50 Jahre, daß der Former Heinrich Ruß aus Lollar auf der Main=
Weſer=Hütte der Buderusſchen Eiſenwerke in Arbeit ſteht. Dem Jubi=
lar
, der in voller Rüſtigkeit und regelmäßig ſeine Schichten verfahrt,
wurde von der Werksverwaltung heute aus dieſem Anlaß ein namhaftes
Geldgeſchenk überreicht. Rüddingshauſen. Bei der Treib=
jagd
im Gemeindewald wurde am Montag neben einer guten Strecke
Rehe und Haſen auch ein Fuchs geſchoſſen, der ein Lederhalsband mit
Ring trug. Der Eigentümer des Fuchſes kann das Tier bei Forſtwart
Kalberbach abholen.

Aus den Zuſchriften bekannter Perſönlichkeiten ſind folgende
von beſonderem Intereſſe:
.... Möge Ihr ruhig klares Wirken auch weiterhin zum
Segen der deutſchen Kunſt beſtehen; ſie hat es in jetziger Zeit
nötiger als fe!
Hans Thoma.
Alexander Kochs Deutſche Kunſt und Dekoration gehört
ſeit 25 Jahren zu den liebſten Gäſten in meiner Bücherei.
Immer iſt in ihr aus der Ueberfülle das Weſentliche und
Charakteriſtiſche herausgegriffen, nie vermißt man edle Geſtal=
tung
und typographiſche Schönheit, man mag ſie getroſt das
Ideal einer Kunſtzeitſchrift nennen!
Kuno Graf von Hardenberg.
Eine Gemeinde bilden, keine Sekte, ſich zu den Beſten be=
kennen
, nicht zur Verherrlichung einer einzigen Partei: das iſt
die Aufgabe einer Zeitſchrift, die ſich nicht lehrhaft aufdrängen,
ſondern ſchonend und pflegend nach Art des Gärtners ein
Stück Entwicklung begleiten und ihm Verſtändnis bereiten will.
Solche Ziele hat die Deutſche Kunſt und Dekoration ſeit nun
ſchon fünfundzwanzig Jahren verfolgt. Möge dieſe Brücke
zwiſchen ſchaffendem und pflegendem Wirken auch weiterhin
ihre Bedeutung behalten! Möge, ſie helfen, eine Einheit der
ſchöpferiſchen Künſte mit dem Volksganzen herbeizuführen!"
g. Dr. Edwin Redslob, Reichskunſtwart.
.. Als zuſammenfaſſendes Urteil glaube, ich ſagen zu
dürfen, daß die Deutſche Kunſt und Dekoration zum Anſehen
Deutſchlands weſentlich beigetragen hat.
Prof. Peter Behrens.
Jedes Heft der Deutſchen Kunſt und Dekoration bedeutet
ein Vornärtsdrängen auf friſchem Pfad, und ein Begeiſtern RN. Der Muſikverein brachte im erſten Konzert
für die Sache der Kunſt. Wohltuend wirken hierbei zeitweiſe
die lehrreichen und pietätvollen Hinweiſe auf edle, alte Kunſt.
Deshalb ſteht die Zeitſchrift ſo hoch im Vertrauen ihrer inter=
und klare Belehrung dankt.
Proſeſſor Coloman Györgyi=Budapeſt.
Alexander Kochs Deutſche Kunſt und Dekoration gehört Aufmerkſmkeit überall.
zu den Unternehmungen, die wirklich ideelle Bedeutung gewon=
nen
haben. So iſt dieſe gediegene Zeitſchrift ein wirkender Teil
unſerer Kunſtpflege geworden, den man nicht gern vermiſſen
würde.
F. Wichert, Direktor der ſtädt. Kunſthalle=Maunheim.
Deutſche Kunſt und Dckoration hat durch die Ver=
mitilung
unübertroffen dollendeter Wiedergaben weiten Kreiſen

den Weg zum Verſtändnis echter künſtleriſcher Arbeit geebnet
und in unerſchütterter Ueberzeugungstreue erfolgreich für das
geworben, was ſie als lobenswert und lobensſtark erkannt hat.
H. F. Albert, Siaatsſekretär z. D.
Die Bedeutung einer Zeitſchrift wie die Deutſche Kunſt
und Dekoration von Alexander Koch lann gar nicht hoch genug
angeſchlagen werden. Weit mehr als alle Ausſtellungen hämmert
die beſtändige Mahnung, die in dieſen Blättern liegt, die
Forderungen der Kultur des Sichtbaren unſerer Umgebung
ein. Daß die Art und Weiſe, wie dies in den Koch ſchen Zeit=
ſchriften
geſchehen iſt, eine vorbildliche geuannt zu werden ver=
dient
, wird niemand beſtreiten können.
Profeſſor Paul Schultze=Naumburg.

Man darf ſagen, daß dieſe prächtige Zeitſchrift, deren Heft
immer dieſelbe Friſche und dieſelbe vollendete Sorgfalt, dasſelbe
gepflegte Leben zeigen, den ſtärkſten Einfluß auf die deutſch
künſtleriſche Entwicklung der letzten 25 Jahre ausübte. Heſſet
hat in ganz beſonderem Maße Anlaß, ſich dieſer Darmſtädter
Leiſtung zu freuen und der jungſriſchen Ausdauer und künſt=
leriſchen
Tat des Leiters zu danken.
Profeſſor Hugo Eberhardt
Kunſtbeirat des Heſſ. Landes=Arbeits= und Wirtſchaftsamtes
Was alle Freunde deutſcher Kunſt empfinden, läßt ſich zu=
ſammenfaſſen
in dem Wunſche: es möge der Deutſchen Kunſ
und Dekoration vergönnt ſein, noch recht lange, allen reifen
ernſten und kunſtfrohen Menſchen ein zuverläſſiger Führer und
Berater zu ſein!

Konzert.
Haydns Schöpfung in einer vorzüglich gelungenen Auf=
führung
. Hauptprobe und Konzert waren ausverkauft, das be=
weiſt
, wie willkommen dieſe urgeſunde, ſtets erquickende, ewig
nationalen Gemeinde, die ihr ſo viele künſtleriſche Erlebniſſe junge Muſik iſt, aber noch mehr zeigte dies das wahrhaft an=
dächtige
Lauſchen und der dankbare Beifall der Hörer. Der
Bilderreichtum, die ungebundene Freiheit des Stils und der bei
den einfachſten Mitteln wunderbar reiche Klang ſpannen die
Der ſtarke Chor des Vereins ſang ausgezeichnet. Männer=
und Frauenſtimmen ſind in ihrer Stärke augenblicklich völlig
gleich ein Vorzug, der bei gemiſchten Chören ſelten iſt, und
auch der Sopran, der an Schönheit und Fülle des Klanges im
vorigen Winter dem Alt gegenüber zurückſtand, war heute weich
bis zur höchſten Höhe und kraftvoll. Die Aufmerkſamkeit auf
den Dirigenten kann als vorbildlich bezeichnet werden, und
ebenſo befriedigte die Tonreinheit in jeder Beziehung. Unſer

Reich und Ausland.
Frankfurt a. M., 22. Okt. (Wolff.) Von der Falſchgeldablei=
lung
der Frankfurter Kriminalpolizei wurden in den letzten Tagen bei
hieſigen Banten und Deviſenhändlern eine größere Menge falfcher
polniſcher Tauſendmarknoten beſchlagnahmt. Ferner es=
wieſen
ſich holländiſche Guldennoten, die einer Dame aus Krefeld während
der Eiſenbahnfahrt nach Frankfurt von eiem Unbekannten angeboten
wurden, als falſch und wurden von der Kriminalpolizei beſchlagnahmt.
Frankenthal, 22. Okt. (Wolff.) Zu der Meldung eines Nachrichten=
bureaus
, daß demnächſt gegen die Speyerer Bilderſtürmer ein
Prozeß wegen Landesverrat vor dem Pfälziſchen Schwurgericht zur Ver=
handlung
komme, ſchreibt die Staatsanwaltſchaft Frankenthal: Die
Staatsanwaltſchaft hat bis jetzt wegen des Bilderſturms noch wegen der
Unruhen in der Stadt am 7. September einen Antrag geſtellt und über=
haupt
noch keine Anklage erhoben; es muß erſt der Ausgang der ſchwe=
benden
Vorunterſuchung abgewartet werden. Welchen Vergehens die Be=
ſchuldigten
angeklagt und vor welches Gericht ſie zu ſtellen ſind, kanm
noch nicht geſagt werden.
ONB. Straßburg i. Elſ., 21. Okt. Oeffentliche Hinrich=
tu
ng. Geſtern morgen wurde hier zum erſten Male ſeit 50 Jahren
wieder eine öffentliche Hinrichtung vorgenommen, und zwar
an den beiden Raubmördern Luntz und Frintz. Es hatten ſich zu dem
ſchaurigen Schauſpiel nicht weniger als 50 000 Zuſchauer einge=
funden
.
Auch eine Errungenſchaft franzöſiſcher Kultur!
Handelskammer Darmſtadt.
Sitzung vom 18. Oktober.
Vor Eintritt in die Tagesordnung fand eine Ausſprache über die
drohende Entſcheidung über das urdeutſche Land Oberſchleſien ſtatt. Der
Vorſitzende ſtellte die ungeheuerlichen Wirkungen, die eine Entſcheidung
im Sinne des Vorſchlags des Völkerbundes auf unſer Wirtſchaftsleben
haben wird, feſt. Deutſchland verliert den größten Teil der Kohlen= und
Zinkproduktion. Große Induſtrie= und Verkehrsanlagen, welche deut=
ſcher
Geiſt und deutſche Technik in Oberſchleſien auf eine hohe Stufe
entwickelt haben, ſollen Polen zufallen. Ohne Rückſicht auf die wirt=
ſchaftlichen
Intereſſen werden unbedingt zuſammengehörige Gebiete
getrennt. Die Folgen einer derartigen Entſcheidung, wie ſie jetzt ſchon
zum Teil in dem unüberſehbaren Sturz unſerer Valuta zum Ausdruck
kommen, werden nicht ausbleiben. Nicht nur die deutſche, die ganze
europäiſche und die Weltwirtſchaft wird unter ihnen zu leiden haben.
Einzig zu hoffen iſt, daß hierdurch bei allen Völkern die Erkenntnis
geweckt wird, daß die Deutſchland auferlegten Bedingungen trotz allem
guten Willen ſeinerſeits unerfüllbar ſind und daß der Verſailler Vertrag
keinen Friedensvertrag darſtellt, vielmehr die Urſache ſtets neuen Zwiſtes
und Streites und vermehrten wirtſchaftlichen Elends unter den Völkern
werden wird. Bis ſich dieſe Erkenntnis durchgeſetzt haben wird, muß
Deutſchland den ihm vorgeſchriebenen Weg gehen. Die Handelskammer
ſprach ihr tiefſtes Bedauern über die jeder Gerechtigkeit und wirtſchaft=
lichen
Einſicht ermangelnden Entſcheidung des Völkerbundes aus.
Die Handelskammer nahm an einer Vertreterbeſprechung der beſſi=
ſchen
Handelskammern teil, gelegentlich welcher eine Erklärung bezüglich
Aufhebung der Sanktionen, angenommen wurde und eine
eingehende Ausſprache über die neuen Reichsſteuergeſetz=
entwürfe
ſtattfand. Gewünſcht wurde hauptſächli, es möchte die
Luxusſteuer aus Rückſicht auf die Ausfuhrinpuſtrien und die Notwendig=
keit
, die Verfeinerungsinduſtrien zu fördern, beſeitigt oder wenigſtens
auf wenige im Geſetz genau beſtimmte Artikel beſchränkt werden. Sämt=
liche
Genoſſenſchaften möchten zur Umſatzſteuer in gleicher Weiſe heran=
gezogen
werden wie andere Unternehmen. Weiter durde noch eingehend
über die heſſiſche Gewerbeſteuer geſprochen. Die hieran anſchließenden
weiteren Verhandlungen und hauptſächlich eine Ausſprache im Heſſiſchen
Miniſterium der Finanzen haben folgendes ergeben: Von einer voll=
ſtändigen
Neuregelung des Gewerbeſteuerſyſtems, wozu die heſſiſchen
Handelskammern einen Vorſchlag gemacht hatten, wird mit Rückcht auf
die Ueberlaſtung der Finanzämter und die Dringlichkeit der Regierungs=
vorlage
Abſtand genommen. Bezüglic, dieſer Vorlage wurde aber zu=
geſagt
, die durchgehende Verzehnfachung der Sätze in der Staffel für
die Vervielfachung des Mehsertrag3 Lurczuführen, einen Mindeſt=
ſteuerwert
einzuführen und die Aufſtellung von Nichtlinien für die An=
wendung
des ſogenannten Härteparagraphen, wodurch unter Berüickſich=
tigung
verſchiedenartiger betrieblicher Verhältniſſe eine Ueberlaſtung
der Steuerpflichten, verhindert werden ſoll, vorzunehmen. Hierüber
ſoll mit Len Handelskammern noch rechtzeitig in Verbindung getreten
und deren Vorſchläge nach Möglichkeit berückſichtigt werden. Füin die
zukünftige allgemeine Reviſion der Gewerbeſteuer wurde zugeſtänden,
daß den beteiligten Kreiſen in erſter Linie die Berechtigung zuſteht,
Vorſchläge über die gerechteſte Verteilung der Steuer zu machen.
Ueber den Verlauf der Ausſchußſitzung des Deutſchen
Induſtrie= und Handelstages in Lübeck am 10. und 11.
September d. J. wurde in der Vollverſammlung Bericht erſtattet.
Ebenſo wurde über die 3. Mitgliederverſammlung des
Reichsverbandes der deutſchen Induſtrie in Mün=
chen
am 28. und 29. September d. J. berichtet. Hier ſtanden haupt=
ſächlich
die wichtigen Fragen des Wiederaufbaues der
zerſtörten Gebiete, ſowie des Vorſchlags der deur=
ſchen
Induſtrie, ihren Auslandskredit für die Re=
parationsleiſtungen
nutzbar zu machen, und die neuen
Steuervorlagen zur Erörterung. Im Anſchluß hieran wurde
noch die Sachlage nach Aufhebung der Sanktionen erörtert
und ſtark bedauert, daß die Auslegung der hierauf ſich beziehenden Ver=
ordnung
der interalliierten Rheinlandkommiſſion den deutſchen Wün=
ſchen
durchaus nicht Rechnung trage. Durch die Maßnahme der Entente
wird leider das Loch im Weſten durchaus nicht geſchloſſen, und es iſt
dringend zu wünſchen, daß es der deutſchen Reichsregierung gelingt,
ihre hierauf bezüglichen Beſtrebungen zu verwirklichen.
In einer Sitzung der Verkehrskommiſſion der Handelskammer
wurden die Wünſche beſprochen, welche ſich auf die Ausgeſtaltung
der Fahrpläne beziehen. Die einzelnen Wünſche der Handels=

vorzügliches Orcheſter ſtand dem Chor ebenbürtig zur Seite.
Die ſchwierigen Aufgaben für die vielen ſoliſtiſch hervortreten=
den
Inſtrumente lagen in den beſten Händen, und man fühlte,
wie dieſer Stil, der jedem Dankbares und Wichtiges auszuführen
gibt, die Künſtler anregte. Die ungewohnt weit in die Tiefe
gehende Aufſtellung des Orcheſters bringt es allerdings manch=
mal
mit ſich, daß rhythmiſch gewiſſe Unzulänglichkeiten in Er=
ſcheinung
treten.
Am wichtigſten für das Gelingen des Werkes iſt die Wahl
der Geſangsſoliſten, und es waren dementſprechend erſtklaſſige
Künſtler gewonnen. Frau von Conta (Erfurt) führte die von
Haydn mit befonderer Liebe behandelte Sopranpartie mit ſtimm=
licher
Friſche und Schönheit und herrlichem Ausdruck durch. Es
war ein beſonderer Genuß, ſie die Rezitative ſingen zu hören,
deren Stil ſo oft verfehlt wird. Hier wie in den Arien zeugte
die feine Differenzierung der Klangfarben ihrer Stimme und
der fein durchdachte Ausdruck von hoher Künſtlerſchaft. Ueber
die Zeit, in der die Koloratur als Ausdrucksmittel ſo in Verruf
ſtand, daß man ſie, wo es anging, durch Wortunterlegung ver=
deckte
und verkürzte, ſind wir Gott ſei Dank hinaus, und wir
ſehen nicht ein, warum man grundſätzlich hierin ſo oft Haydn
korrigieren müßte. Herr Alexis af Enehjelm ſang die Re=
zitative
faſt zu ſchlicht und zu ſtreng im Zeitmaß, entwickelte
aber in den lyriſchen Stücken ſeiner weniger umfangreichen Auf=
gabe
ſolche Klangſchönheit und ſolche geſangliche Meiſterſchaft,
daß wir ſeine Arie Mit Würd’ und Hoheit angetan als die
beſte geſangliche Leiſtung des Abends anſprechen möchten. Die
wichtige Baßpartie fand in Herrn Alexander Kipnis ( Wies=
baden
) einen Vertreter, der durch ſeine außergewöhnlich große
und wohllautende Stimme, ſowie durch die ſouveräne muſi=
kaliſche
Sicherheit Bewunderung erregte. Trotzdem fanden wir,
daß ſich die dramatiſche Wucht und das ſprachgefangliche Akzeu=
tuieren
ſeiner Kunſt weniger zu ſolcher Aufgabe eignen, die mehr
bel eanto verlangt. Anfangs und im erſten Duett des letzten
Teils ſtörte dazu noch das faſt ſtetige Detonieren, und in den
Enſembles legte er zu ſehr los. Dagegen lagen ihm die großen
pathetiſchen Stellen des zweiten Teils beſonders gut, und wir
haben das große Rezitativ, das die Schöpfung der Tiere erzählt,
und die majeſtätiſche Arie Nun ſtrahlt in vollem Glanze der
Himmel ſelten ſo glanzvoll vortragen gehört.
Herr Generalmuſikdirektor Balling leitete in großzügiger
Weiſe, bald große Partien zu einem mächtigen Bau antürmend,
bald wieder liebevollſte Kleinarbeit leiſtend, immer aber eigen
und überzeugend, ſelbſt wenn er ſich in der Temponahme in
einigem von Haydns Vorſchrift entfernte. Sein Temperament
teilte ſich allen Mitwirkenden mit, wodurch die ganze 2führung
wie aus einem Guß erſchien.

[ ][  ][ ]

Rummer 283.

Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 23. Oktober 1921.

Seite 5.

kammer nurden in einer Ausſprache mit dem zuſtändigen Dezernenten
der Eiſenbahndirektion Mainz erörtert, wobei ſich ergab, daß nur ver=
hältnismäßig
wenig Wünſche für den Winterfahrplan Berückſichtigung
finden können, dagegen mehr Wünſchen für den neuen Fahrplan am
1. Juni nächſten Jahres Rechnung getragen werden ſoll. Zu den Reichsregierung hat in ihrer heutigen Kabinettsſitzung
Sitzungen der Verkehrskommiſſion der Handelskammer werden nun= auf Antrag des Reichskanzlers Dr. Wirth beſchloſſen, dem
mehr auch regelmäßig der Vorſitzende des Verbandes heſſiſcher Verkehrs=
vereine
und der Vorſitzende des Verkehrsvereins Darmſtadt hinzu=
gezogen
.
Die Verhandlungen mit der Darmſtädter Stadtverwaltung über die
Erhebung von Gebühren für die Reinigung der
Straßen und Kehrichtabfuhr bei Induſtrieanlagen wurden
zur beiderſeitigen Befriedigung zu Ende geführt. Den intereſſierten
Firmen iſt direkte Mitteilung zugegangen, die Zuſendung neuer Steuer=
zettel
iſt veranlaßt.
Zollweſen der Handelskammer wurde Stellung genommen zu dem neuen Annahme ausdrücklich verlangt werden ſollte. In der Frage der
Entwurf eines Geſetzes über die Arbeitszeit ge= Kabinettsbildung ſtellte ſich die Fraktion einmütig auf den
werblicher Arbeiter. Dem Heſſiſchen Landes=Arbeits= und
Wirtſchaftsamt wurden die Einwendungen der Handelskammer gegen
den Geſetzentwurf bekannt gegeben. Bei der Beſprechung der
Verordnung des 8 59g des Einkommenſteuergeſetzes
(Werkerhaltungskonto) wurden Unklarheiten über eine An=
zahl
von Beſtimmungen feſtgeſtellt und es wurde als erwünſcht be=
zeichnet
, daß in öffentlicher Verſammlung eine Aufklärung über dieſe geriſſen werde. Ueber das Ergebnis der Fraktionsſitzung des
eigneten Redner für eine derartige Verſammlung zu gewinnen.
In einer Beſprechung mit der Bürgermeiſterei Darmſtadt über die
Hilfeleiſtung für die Opfer von Oppau wurde be=
ſchloſſen
, es möchte ſeitens der Handelskammer eine beſondere Aufforde=
rung
wegen Spenden an die Angehörigen von Induſtrie und Handel
ergehen. Das Ergebnis der Sammlung wird demnächſt bekannt gege=
ben
werden.
In Unterſtützung von Wünſchen der Ortsgruppe Darmſtadt des Ver=
bandes
deutſcher Klavierhändler auf Beſeitigung der Luxus=
ſteuer
wurde an das Reichswirtſchaftsminiſterium die Bitte gerichtet, Herr Reichspräſident! In ſchwerer Stunde hat das gegen=
es
möchte die Luxusſteuer für, Flügel Pianos und
Harmoniums baldigſt aufgehoben werden, da ſonſt der Handel
Die Wünſche des Vereins deutſcher Motorfahrzeug=Induſtrieller
bezüglich des Entwurfs eines Kraftfahrzeugſteuer
geſetzes bzw. eines Reichsfahrzeugſteuergeſetzes
wurden in einer Eingabe an den Reichsrat in Berlin unterſtützt. Die
Handelskammer hat ſich gegen die Berechtigung der vorgeſehenen hohen
Sonderbeſteuerung der dem gewerblichen Nutzverkehr dienenden Kraft=
fahrzeuge
ausgeſprochen und den Wunſch geäußert, dieſe Steuer möchte
ſobald als möglich in eine allgemeine Fahrzeugſteuer übergeführt wer=
den
, welche die Beſteuerung des geſamten Fuhrwerksverkehrs auf den Volke auferlegten unendlich ſchweren Leiſtungen erfüllt, insbe=
Straßen darſtellt und jede weitere Sonderbeſteuerung von ſeiten der
Länder, Provinzen oder Kommunen ausſchließt.
Zu der Bekanntmachung des Reichskanzlers vom 26. Mai 1916,
delskammer der Preisprüfungsſtelle der Provinz Starkenburg gegen=
über
Stellung. Da auf weiten Gebieten des Warenhandels Angebot
und Nachfrage ſchon lange wieder ins Gleichgewicht gekommen ſind,
ſei der durch den Preisaufdruck erzielte Nutzen nicht mehr ſo hoch zu
bewerten, daß trotz der beſtehenden Schwierigkeiten an der beanſtan=
deten
Vorſchrift, insbeſondere 8 2,4 (Preisaufdruck), feſtgehalten wer=
den
müſſe. Im Hinblick auf 8 2,2 dürfte die Angabe des Jahres genü=
gen
, wohingegen die Vorſchrift des 8 5,1 über Kennzeichnung von Aus=
landswaren
auch weiterhin nicht zu beanſtanden wäre.
Eine Anfrage des Deutſchen Induſtrie= und Handelstages bezüglich
Preſſegeſpräche wurde dahin beantwortet, es ſei wohl ein erheb=
licher
Teil der Geſprächsverzögerungen auf die übermäßige Inanſpruch=
geſchäftszeit
zurückzuführen. Es möchte daher die Vergünſtigung für
die Preſſe, welche nach den Geſprächen in reinen Staatsangelegenhei
ten ſämtlichen anderen Geſprächen vorgehen, während der Haupt=
geſchäftsſtunden
von 7 Uhr morgens bis 12 Uhr mittags nach Möglichkeit
beſeitigt werden.
mit Tabakwaren wurde durch ein Schreiben an das Heſſiſche Landes=
Arbeits= und Wirtſchaftsamt unterſtützt. Die Handelskammer wünſcht
es möchte 8 41a der Reichsgewerbeordnung dahin ergänzt werden, daß
von 7 Uhr abends bis 7 Uhr morgens, ſowie an den für den Geſchäfts=
verkehr
freigegebenen Sonn= und Feiertagen in Wirtſchaften, Friſeur=
läden
, Automatenbetrieben, Vergnügungsſtätten und an den Verkaufs=
ſtellen
und Verkaufseinrichtungen auf dem Gelände der Eiſenbahnver=
waltung
ein Verkauf von Waren, welche im Einzelhandel käuflich ſind,
nicht ſtattfinden darf.
gegenwärtig noch vorhandenen Mängel im Telephonver=
kehr
gerichtet.
Der Bericht der Reviſoren, welche von der Handelskammer zur
Prüfung des Gründungshergangs der Aktiengeſellſchaft Odenwälder wird, iſt es ſich doch völlig klar darüber, daß die Grenze der
Toninduſtrie in Pfaffen=Beerfurth ernannt worden ſind, liegt in der
Handelskammer zur Einſicht offen.

Die Handlungsgehilfen=Tagung.
Efſen, 20. Okt. Die große Eſſener Tagung des Deutſchnatio=
nälen
Handlangsgehilfenverbandes fand in zweitägigen
Beſprechungen der berufsamtlichen Führer des Verbandes ihrem Abſchluß.
In dieſen Beſprechungen wurde das geſamte Gebiet der Gewerkſchafts=
und Sozialpolitik eingehend beſprochen und wichtige organiſatoriſche Fra=
gen
behandelt. Alle Körperſchaften des Verbandes, ſind einmütig der
Meinung, daß allein auf der Grundlage der vom Deutſchen Gewerkſchafts=
bund
vertretenen chriſtlich=nationalen Grundſätze eine geſunde Arbeitneh=
merpolitik
und alleim durch dieſe eine Heranziehung der deutſchen Arbeit=
nehmerſchaft
zum notwendigen Wiederaufbau Deutſchlands möglich iſt.
Der Deutſchnationale Handlungsgehilfenverband iſt gewillt, in Gemein=
ſchaft
mit ſeinen Brüderverbänden im Deutſchen Gewerkſchaftsbund ſich
für eine ſolche Politik einzuſetzen und allen Beſtrebungen, die den wirt=
ſchaftlichen
Wiederaufbau unſeres wirtſchaftlichen und nationalen Lebens
hemmen, mit rückſichtsloſer Entſchloſſenheit entgegenzutreten. Mit dieſen
Beſprechungen hat die eine Woche währende diesjährige Tagung des
Deutſchnationalen Handlungsgehilfenverbandes ihr Ende erreicht. Sie
war getragen von dem Willen zu wiederaufbauender Tätigkeit und iſt mit
ſeltener Ginmütigkeit geführt worden. (W. T. B.)

Beilegung des Konfliktes im Berliner
Zeitungsgewerbe.
T.U. Berlin, 22. Okt. Mit dem heutigen Tage erſcheinen
die Berliner Zeitungen nach mehrtägiger Unterbrechung wie=
der
in gewohnter Weiſe. Die Großberliner Zeitungsverleger drücken in
einer Erklärung an ihre Leſer die Hoffnung aus, daß nach der Beilegung
dieſes Konflikdes ſich die Arbeitsverhältniſſe im Zeitungsbetriebe dank
der Ginſicht und Beſonnenheit, eines Teiles der Arbeiterſchaft ruhiger
geſtalten mögen, und ingend welche Meinungsverſchiedenheiten nicht im
Wege der Arbeitseinſtellung, ſondern durch Anrufung der taviflichen In=
ſtanzen
ausgetragen werden.

Das Wiesbadener Abkommen.
Paris 22. Okt. (Wolff.) Die Kommiſſion für auswärtige
Angelegenheiten nahm heute vormittag den Bericht Lou=
cheurs
über die Wiesbadener Abkommen entgegen.
Der Miniſter erläuterte im einzelnen die Abkommen, ihren Sinn
und die Reſultate, die man davon erwarten könne. Die Kom=
miſſion
nahm die Erklärung in günſtigem Sinne auf unter Vor=
behalt
einiger Einzelheiten, die kritiſiert wurden. Sie ſchien ge=
neigt
, die Abkommen zu genehmigen.
Aus dem beſetzten Gebiet.
Abberufung der amerikaniſchen Truppen vom Rhein?
T.U. London, 22. Okt. Dem Exchange=Telegraph wird
aus Waſhington gemeldet, daß Präſident Harding den
Befehl gegeben hat, die amerikaniſchen Truppen am Rhein
zurückzuziehen. Der Abtransport wird in etwa zwei Wochen
beginnen.
Oberſchleſien.
Koblenz, 22. Okt. (Wolff.) Anläßlich der Entſcheidung
über Oberſchleſien wurden heute alle öffentlichen Luſt=
barkeiten
eingeſtellt. Theater und Lichtſpielhäuſer ſind
geſchloſſen, Muſik= und Tanzveranſtaltungen dürfen nicht ſtatt=
finden
.
Oppeln, 22. Okt. (Wolff.) Die Oppelner Zeitung meldet:
Wie wir erfahren, legte der deutſche Bevollmächtigte des Ab=
ſtimmungsbezirks
Oberſchleſien, Graf Praſchma, unmittelbar
nach der Veröffentlichung der Entſcheidung des Völkerbundes
lein Amt nieder.

Rücktritt des Kabinetts Wirth.
Berlin, 22. Okt. (Wolff.) Vorläufige Meldung. Die
Reichspräſidenten ihre Demiſſion zu unterbreiten.
Berlin, 22. Okt. (Priv.=Tel.) Der interfraktionelle Aus=
ſchuß
des Reichstags hat ſich heute nachmittag mit der Frage
der Kabinettsbildung beſchäftigt. Im Laufe des Vor=
mitags
hielten die einzelnen Fraktionen Sitzungen ab. Die
Demokraten erklärten ſich, dem Tageblatt zufolge, einmütig für
In einer Sitzung der Kommiſſion für Geſetzgebung, Steuer= und die Ablehnung der Entſcheidung über Oberſchleſien, falls die
Standpunkt, daß zwingende außenpolitiſche Gründe die Demiſ=
ſion
des Kabinetts Wirth erforderlich machen, zumal das Ka=
binett
die offiziellen Mitteilungen an die Entente zum Ausdruck
brachte, daß es die Verantwortung nicht mehr tragen könne,
falls ein weſentlicher Teil Oberſchleſiens von Deutſchland los=
Verordnung Platz greift. Die Handelskammer iſt beſtrebt, einen ge= Zentrums enthalten die Blätter noch nichts, jedoch behauptet
das Tageblatt, daß im Zentrum mit dem Rücktritt Wirths ge=
rechnet
wird.
Das Schreiben des Reichskanzlers.
Berlin, 22. Okt. (Wolff.) Der Reichskanzler hat
dem Reichspräſidenten heute abend 7 Uhr die Demiſſion des
Kabinetts mit folgendem Schreiben überreicht:
wärtige Kabinett beſchloſſen, die Regierung für die Durchfüh=
mit
Klavieren und Harmoniums immer weiter zurückgehen würde. rung des Ultimatums zu übernehmen. Fünf Monate lang hat
es eine Politik geführt, die getragen war von dem Gedanken, die
Stellung des Deutſchen Reiches zu den Alliierten zu verbeſſern
und durch den ernſten Willen, an der Erfüllung vertraglicher
Pflichten bis an die Grenze der Leiſtungsfähigkeit zur Wieder=
herſtellung
Europas beizutragen, und hat die dem Deutſchen
ſondere den ungeheuren Barbetrag von einer Milliarde Gold=
mark
am 31. Auguſt d. J. abgetragen. Die Alliierten hatten die
betr. äußere Kennzeichnung von Waren, nahm die Han= Erfüllung der deutſchen Verpflichtungen, vor allem die Durch=
führung
der Entwaffnung, die unter großen Schwierigkeiten ſich
vollzogen, anerkannt. Es durfte erwartet werden, daß ſie im
Hinblick auf dieſe Anſtrengung und auf das ernſthafte Beſtreben,
ſeinen vertraglichen Verpflichtungen treu zu bleiben, die Be=
ſetzung
der Ruhrſtädte reſtlos aufgehoben und hinſichtlich Ober=
ſchleſiens
eine Löſung gefunden hätten, die dem Rechtsempfin=
den
des deutſchen Volkes und der Oberſchleſier, ſowie den künf=
tigen
friedlichen Beziehungen zwiſchen den europäiſchen Natio=
nahme
der Leitungen mit Preſſegeſprächen gerade während der Haupt= nen entſprach. Statt deſſen iſt ein Diktat erfolgt, durch wel=
ches
nicht nur weite Flächen des oberſchleſiſchen Landes, ſondern
auch blühende deutſche Städte, der weitaus überwiegende Teil
der Induſtrie, vier Fünftel der Verarbeitungsſtätten, der deut=
Eine Eingabe der Arbeitsgemeinſchaft des deutſchen Spezialhandels ſchen Heimat entriſſen werden ſollen. Ein großer Teil der an
Polen fallenden Bevölkerung iſt deutſchen Standes und deutſcher
Sprache und ſoll entgegen dem Selbſtbeſtimmungsrecht der Völ=
ker
und entgegen dem klaren Ergebnis der Abſtimmung unter
Fremdherrſchaft fallen.
Niemals wird das deutſche Volk dieſen Verluſt, den es wehr=
los
hinnehmen muß, verſchmerzen. Obwohl das Kabinett nach
An das Telegraphenamt Darmſtadt wurde eine Eingabe wegen der wie vor überzeugt iſt, daß nur ein aufrichtiges Beſtreben aller
Teile, die vertraglichen Verpflichtungen zu erfüllen, die poli=
tiſche
und wirtſchaftliche Wiederherſtellung Europas ermöglichen
deutſchen Leiſtungsfähigkeit und Erfüllungsmöglichkeit durch das
oberſchleſiſche Diktat ſich erheblich verringert haben und daß ſich
für die Politik des Reiches eine neue Lage ergeben hat.
In Berückſichtigung dieſer Tatſache hat das Kabinett be=
ſchloſſen
, den Auftrag zur Führung der Regierungsgeſchäfte in
Ihre Hand, Herr Reichspräſident, zurückzugeben. In Ausfüh=
rung
dieſes Beſchluſſes habe ich die Ehre, Herr Reichspräſident,
Ihnen die Demiſſion des Kabinetts mitzuteilen.
gez.: Reichskanzler Dr. Wirth.
An die Ueberreichung der Demiſſion ſchloß ſich eine län=
gere
Beſprechung über die politiſche Lage, in
deren Verlauf der Reichspräſident den Kanzler erſuchte, mit den
übrigen Reichsminiſtern die Geſchäfte zunächſt weiter
zu führen. Damit erklärte ſich der Reichskanzler einver=
ſtanden
.
Der Reichspräſident wird morgen vormittag den Präſiden=
ten
des Reichstages und die Fraktionsvorſitzenden zu Be=
ſprechungen
empfangen.
Karl der Wortbrüchige.
Bern, 22. Okt. (Wolff.) Amtliche Meldung des
Schweizeriſchen Bundesrats. König Karl von Un=
garn
hat am Samstag, den 22. Oktober, dem Bundesrat ſchrift=
lich
mitgeteilt, daß, wie er behauptet, ſeine ungariſchen Ge=
treuen
ihn unter Darlegung ſchwerwiegendſter Gründe ſeiner
eidlichen Pflicht gemäß aufgefordert hätten, mit der Königin
unverzüglich nach ungarn zu kommen. Der König
und die Königin haben am 22. Oktober gegen Mittag die
Schweiz von Dübendorf aus in Begleitung von drei Per=
ſonen
im Flugzeug verlaſſen.
Der Bundesrat ſtellt erneut feſt, daß der König ſich am
18. Mai in Hertenſtein verpflichtet hat, ſich jeder poli=
tiſchen
Tätigkeit zu enthalten und dem politiſchen Feſtesausgang 6 Uhr.
Departement vor jeder beabſichtigten Abreiſe mindeſtens drei
Tage vorher Kenntnis zu geben. Am 5. Oktober 1921 hat der
König den Anlaß einer Ausſprache benutzt, um durch einen be=
ſonderen
Beauftragten nochmals erklären zu laſſen, er er=
achte
ſichdurch die am 18. Mai 1921 ihm in Hertenheim unter=
breitete
und von ihm angenommene Abmachung immer noch Landestheater, Anfang 6½ Uhr, Ende 9½ Uhr (B7, Sonder=
rückhaltlos
gebunden. Der Bundesrat ſieht ſich zu miete Serie 14): Das Glöckchen des Eremiten.
ſeinem tiefen Bedauern zu der Feſtſtlellung gezwun= Orpheum: Vorſtellungen um 14 Uhr und 348 Uhr.
gen, daß der König durch ſeine Abreiſe, das ihm gewährte LurherfeierdesEvang. Bundes, abends 8 Uhr, in der Turn=
Aſyl mißbraucht und insbeſondere ſein Verſprechen
Anzeige verlaſſen hat.
Wien, 22. Okt. (Wolff.) Das Wiener Korr.=Bureau mel=
det
aus Budapeſt: Wie verlautet, wurden zwiſchen Raab und
Budapeſt die Eiſenbahnſchienen aufgeriſſen, ſo daß
der aus Raab abgegangene Zug des Exkönigs Karl Halt
machen mußte.
Wien, 22. Okt. (Wolff.) Die ungariſche Regierung übrigen Teil (außer Sport, Handel und Landwirtſchaftliches): Max Streeſe; für
wurde dem Vernehmen nach von der Rückkehr des Königs Karl / Sport, Handelsteil und Landwirtſchaftliches: i. V. Max Streeſe; für den Anzeigenteil,
nach Oedenburg überraſcht. Die Budapeſter Abendblätter Druck und Verlag: L. C. Wittich’ſche Hofbuchdrugerei. Sämtlich in Darmſtadt,
enthalten, keine näheren Mitteilungen, über die Oedenburger Für den redaktionellen Teil beſtimmte Mitteilungen ſind an die Redaktion des
Vorgänge. Wie verlautet, wurde die Bahnlinie nach Raab Tagblatts zu richten. Etwaige Honorarforderungen ſind beizufügen; nachträgliche
auf Verfügung der Regierung unterbrochen,
weil Gerüchte verbreitet waren, daß die Garniſon von Raab
ſich dem Unternehmen des Königs angeſchloſſen habe. Die
Vertreter der kleinen Entente ſind beim Miniſter des

Aeußern und beim Reichsverweſer erſchienen und gaben Er=
klärungen
, ab, dahingehend, daß durch die Rückkehr des =
nigs
der Frieden Mitteleuropas bedroht er=
ſcheine
. Wenn die ungariſche Regierung der karliſtiſchen
Unternehmung nicht aus Eigenem Herr werden könnte, würden
die Staaten der kleinen Entente genötigt ſein, einzu=
greifen
.
Wien, 22. Okt. (Wolff.) Wie der Wiener Mittag meldet,
ſind unmittelbar nach dem Eintreffen der Meldung über die
Ankunft des Exkaiſers Karl in Oedenburg Bundeskanzler
Schober, Innenminiſter Waber und Heeresminiſter Wäch=
ter
zu einer Beratung zuſammengetreten, worin die durch
das Unternehmen des Exkaiſers für Oeſterreich ſich ergebenden
Möglichkeiten beſprochen, ſowie eine Reihe von Vorkehrungen
getroffen wurden. Einer Budapeſter Meldung zufolge iſt die
Telephonverbindung mit Weſtungarn und der
Eiſenbahnverkehr mit Oeſterreich unterbrochen. In
Steinamanger ſeien die öffentlichen Gebäude militäriſch bewacht.
Budapeſt, 22. Okt. (Wolff.) Die hieſigen Entente=
vertreter
unternehmen Einzelſchritte bei der Regierung
gegen die Rückkehr des Exkaiſers Karl, gegen die
ſie proteſtierten. Im Laufe des Tages wird der ungariſchen
Regierung eine Kollektivnote mit einem analogen Proteſt
überreicht.
Budapeſt, 22. Okt. (Wolff.) Nach umlaufenden Gerüch=
ten
ſoll Exkaiſer Karl Oedenburg verlaſſen, die im
Trianonvertrage feſtgelegte Grenze aber noch nicht über=
ſchritten
haben. Meldungen über die Vorfälle gelangten nach
Budapeſt durch den Militärkommandeur von Steinamanger und
wurden durch den unmittelbar darauf eingegangenen Brief des
Oberſten Lehar beſtätigt.

Letzte Nachrichten.
Stuttgart, 22. Okt. (Wolff.) Der Parteitag der
Deutſchen Volkspartei, der wegen der innerpolitiſchen
Lage verſchoben worden iſt, wurde auf den 1. und 2. Dezember
nach Stuttgart einberufen.
Paris, 22. Okt. (Wolff.) Marſchall Foch hat ſich heute vor=
mittag
nach Le Havre begeben. Von dort aus wird er ſich nach
den Vereinigten Staaten einſchiffen.

Spiel, Sport und Turnen.
* Sportverein Darmſtadt 1898 E. V. Auf das heute
nachmittag auf dem Sportplatz am Böllenfalltor ſtattfindende Ligaver=
bandsſpiel
gegen Sp.=Vgg. Sandhofen ſei hierdurch beſonders hinge=
wieſen
. Die Tabelle im Odenwaldkreiſe, Abteilung I, iſt nach dem
Stande vom 16. Oktober 1921 folgende:
Spiele gew. unentſch. verl. Tore Punkte
V. f. L. Neckarau
13:3
Sp.=V. Darmſtadt
6:3 6
F.=K. Lindenhof 08
7:2
Sp.=Vgg. Sandhofen
7
Sp.=V. Germania Pfungſtadt
7:14
Sp.= u. T.=V. Mannheim=Waldhof
2:2
3:7
S. C. Käfertal.

0 6 4:12
V. f. R. Bürſtadt.
Das heutige Spiel wird Sandhofen Gelegenheit geben, den An=
ſchluß
an die Spitzengruppe zu behalten; es wird alles daran ſetzen,
den Sieg zu erringen. In der vorigen Saiſon verlor Darmſtadt gegen
Sandhofen 0:2 und 2:5. Dieſe Reſultate dürſten Sportverein Darm=
ſtadt
über den Ernſt des heutigen Spieles nicht im Unklaren laſſen.
Möge trotz der Punktejagd ein für alle Beteiligten, Spieler und Publi=
kum
, einwandfreies, ſchönes Spiel vorgeführt werden. In der 1. Ab=
teilung
Odenwaldkreis finden heute noch folgende Spiele ſtatt: Linden=
hof
-Waldhof, Bürſtadt-Pfungſtadt, Neckarau-Käfertal. Die Liga=
erſatzmannſchaft
fährt nach Sandhofen, um der Ligareſerve im Ver=
bandsſpiel
zu begegnen. Möge auch dieſes Spiel für Darmſtadt ſiegreich
bleiben, vorausgeſetzt, daß die Reſerven mit der gleichen Energie und
ein wenig mehr Syſtem und Ballbehandlung zum Spiele antreten.
Die 5. Mannſchaft trägt ein Privatrückſpiel gegen die 1. Mannſchaft
des Tumvereins Roßdorf aus, und zwar vormittags auf dem Uebungs=
platz
am Böllenfalltor. Das Vorſpiel konnte Darmſtadt 7:1 gewinnen.
Die übrigen Mannſchaften ſind lt. Anordnung der Behörde ſpielfrei.
Hockey.
* Das am Samstag nachmittag auf dem Sportplatz am Böllenfall=
tor
ausgetragene Spiel der 1. Jugendmannſchaften des Sportklubs
Frankfurt 1880 gegen Darmſtädter Hockeyklub endete mit 4:1 Toren für
Frankfurt. Den Zuſchauern bot ſich ein ſchneller, feſſelnder Kampf den
Frankfurt durch ſeine ſchnellere, glänzend eingeſpielte Stürmerreihe zu
ſeinen Gunſten entſchied. Bei Darmſtadt gefielen beſonders der Mittel=
läufer
und die beiden Verteidiger.
Auf die heute Sonntag nachmittag auf dem Golfplatz ſtattfindenden
Wetſpiele gegen 1. und 2. Mannſchaft Turngemeinde Worms ſei noch=
mals
aufmerkſam gemacht.
Schluß des redaktionellen Teils.

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Gottesdienſt der Iſraelitiſchen Religionsgemeinde
Hauptſynagoge (Friedrichſtraße).
Schlußtage des Laubhüttenfeſtes.
Sonntag, den 23. Okt.: Vorabendgottesdienſt 5 Uhr 15 Min.
Montag, den 24. Okt. Morgengottesdienſt 8 Uhr 30 Min, Predigt,
Abendgottesdienſt 6 Uhr.
Dienstag, den 25, Okt. Morgengottesdienſt 8 Uhr 30 Min.

Wetterausſichten für Sonntag.
Bewölkt, einzelne Regenfälle, erheblich kühler, Südweſt=, ſpäter Nord=
weſtwind
.

Rauee
halle am Woogsplatz.
gebrochen hat, indem er die Schweiz ohne die ausbedungene Johanneskirche, abends 8 Uhr, bei der Paul Gerhardt=
Feier, ſingt die württemb. Kammerſängerin Meta Dieſtel (Alt).
Gefangverein Liederkranz: Nachmittags 4 Uhr im Saalbau
Konzert.
Verſteigerungskalender.
Montag, 24. Oktober.
Nutz= und Brennholz=Verſteigerung, 9 Uhr vormittags,
Wirtſchaft Heilig=Kreut.

Leitung. Dr. Oito Waldgeſtel. Verantwortlich für den leitenden poltiſchen
Teil und für Feuilleton: Dr. Otto Waldgeſtel; für heſiſche Poli ik und den
Anzeigenbeilagen und Mitteilungen aus dem Geſchäſtsleben: Paul Lange.
werden nicht berückſichtigt. Unverlangte Manuſkripte werden nicht zurückgeſandt.

[ ][  ][ ]

Seite 6.

Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 23. Oktober 1921.

Nummer 283.

Familiennachrichten

STATT KARTEN.

Die Verlobung ihrer Tochter
Charlotte mit Herrn Eugen Charlotte Gaster zeige ich
Berth beehren sich hiermit be-
kannt
zu geben
Wilhelm Gaster u. Frau zza889
Margarete, geb. Merk.
Oktober 1921.
Chemnitz.

Meine Verlobung mit Fräul.
hiermit an.
Eugen Berth
Lt. a. D.

Darmstadt.

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Die glückliche Geburt
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Darmstadt, 23. Okt. 1921
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Ihre Verlobung beehren ſich
anzuzeigen
Meta Hofmann
Ferdinand Hannappel
Darmſtadt
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Nieder=Hadamar.

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Milhelm August Herrmann
Maria Herrmann, geb. Merok
zeigen ihre am 21. Oktober 1921
vollzogene Vermählung an.
Darmstadt, Grüner Weg 21.
Hamburg, Hochallee 48.
(*39941
Ia
ür die uns anläßlich unsrer Silber-
* Hochzeit so zahlreich zuge-
M gangenen Glückwünsche i. Geschenke
ſſ sagen wir Allen auf diesem Wege
(0 herzlichen Dank.
Jakob Auracher u. Frau
(N 39898)
Rhönrivg 57.

ah
K
ür die vielen Glückwünsche,
ſſ L Blamenspenden u. Geschenke
70
ſſ anläßlich unserer Silhernen Hoch-
F zeit sagen wir auf diesem Wege
Allen unseren herzlichsten Dank.
Oberpostschaffuer Friedr. Herzberger
u. Frau Elisabeth, geb. Brückmann
Kiesstraße 27. (* 39874
hdennrnent

Gott dem Allmächtigen hat es ge=
fallen
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Freitag, den 21. Oktober, zu ſich zu
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Darmſtadt, den 22, Okt. 1921.
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[ ][  ][ ]

Amterhmaſgsvintt fian Pamſttttet Tagdiatt

Minger 1o

Mire

Jahrgang 1921

Es wird eine Zeit kommen, ſo werden die Teutſchen ihre
Hertzen an frembde Dinge hängen, ihre Mutter=ſprach verachten
vnd der Wälſchen Gewäſch höher halten; ond alsdan wird
das Reich, das mächtigſte Reich zu grunde gehen vnd vonder
deren Hände kommen, mit welcher Sprach ſie ſich ſo gekützelt
haben.
Hans Michael Moſcheroſch.

Annäherung an andere.
Von Friedrich Frekſa.
Bei Menſchen, die lange im Lebenskampfe geſtanden haben
und ein Auf und Ab im Schickſal erlebten, bildet ſich leicht ein
Mißtrauen gegen die Menſchen aus, das ſich ſehr leicht bis zur
Menſchenverachtung ſteigern kann. Beiſpiele für dieſe Lebens=
ſtimmung
ſind gerade unter großen, ſchöpferiſchen Staatsmän=
nern
und Feldherren zu nenneu, ich nenne nur Friedrich den
Großen und Napoleon I.
Tritt ein fremder Menſch au uns heran, den wir nicht ge=
beten
oder geſucht haben, ſo befinden wir uns zunächſt in einer
natürlichen Abwehrſtellung.
Der Lebenslauf eines jeden tätigen Menſchen hat ſeine be=
ſtimmten
Zeitmaße, die erfüllt werden müſſen. Zu dieſen Zeit=
maßen
gehören auch die Ruhepauſen, in denen der vom Lebens=
kampf
Ermattete neue Kräfte ſammelt.
Der junge, unkundige Menſch, deſſen Kräfte weder ange=
ſpannt
noch verbraucht ſind, wird meiſtens der Meinung ſein,
gerade in dieſen Erholungspauſen wäre er willkommen.
Die Praxis des Lebens erweiſt das Gegenteil als richtig.
In den Stunden der Erholung ſind im tätigen Menſchen nur
ſolche Freunde willkommen, die die Erholung nicht ſtören. Er
weiß, daß er in dieſen Zeiten beeinflußbar iſt. Er gleicht einer
Hummer, die ihren Panzer abgeworſen hat und darum beſon=
ders
empfindlich iſt.
Wer einen großen Arbeiter in ſeinen Erholungszeiten über=
raſcht
, kann es vielleicht erreichen, daß er ihn im Augenblicke
faſziniert; aber die Bezauberung wird nicht lange anhalten,
das Geſühl, überrumpelt worden zu ſein, hinterläßt zumeiſt
einen peinlichen Stachel.
Ein jeder mache es ſich zum Grundſatze: Dringe nie in das
Erholungsbereich eines Menſchen ein, von dem du etwas er=
langen
wilſt. Immer wird es ſich als ein Fehler erweiſen.
Hieran knüpfe ich gleich eine zweite Lebenserfahrung:
Viele Menſchen ſuchen im geſellſchaftlichen Leben Bekannt=
ſchaften
anderer, von denen ſie ſich einen Lebensnutzen ver=
ſprechen
.
Dieſe Anknüpfungen geſellſchaſtlicher Art ſind nicht zu ver=
werfen
. Verkehre ich mit einem Menſchen auf neutralem Boden
des Sportplatzes, des Tanzſales, des Salons, des Spielzim=
mers
, des Klubs, ſo hat dieſer Menſch Belegenheit, ſich ein
Bild meiner Perſönlichkeit zu machen. Er wird wiſſen, ob ich
zuverläſſig bin oder nicht, ob ich ehrgeizig bin oder nicht, ob ich
ſparſan bin oder nicht, er wird meine Schwächen und Vorzüge
im unſchuldigen, leichten Spiel des Lebens beſſer erkennen, als
wenn ich ihm im Panzer der Geſchäftsrüſtung entgegentrete.
Habe ich mit einem Bekaunten irgend ein geſchäftliches Ge=
ſprich
, muß ich mich ihm mit einer Bitte oder einer Forderung
nähern, oder iſt es nötig, ihn zu einer Handlung zu beſtimmen,
die für ihn und mich von Nutzen ſein kann, ſo iſt es ungeſchickt
und hinterliſtig, wenn ich ihm mich auf geſellſchaftlichem Boden
in einer geſchäftlichen Abſicht nähere; denn ich bin gerüſtet und
der andere wird im Augenblicke ſeiner Erholung überfallen.
Es können ſich auf geſellſchaftlichem Boden, z. B. in einem
Klub, die Möglichkeiten ergeben, daß aus einem theoretiſchen und Prof. Pax weiſt ihn, dieſes Vogelparadies zu retten: der
Geſpräch ſich gemach eine praktiſche Idee ergibt.
Große Geſchäftsleute werden gewöhnlich im Geſpräche die
Formel finden: Suchen Sie mich in meinem Bureau auf, da
wollen wir dieſe Angelegneheit einmal gründlich beſprechen.
Dieſe Formel kann ſowohl als Sicherung wie als Lockung
benutzt werden. Sie gehört zur Lebenspraxis. Ein jeder mag
ſich merken: Alles, was vorher beſprochen worden iſt, bleibt
unverbindlich, und jeder, der dieſe Formel gebraucht, gewinnt der bayer. Akademie der Wiſſenſchaften über ſeine Unterſuchun=
er
einem anderen gegenüber zu ſtehen gedenkt.

Es gehört überhaupt zur Lebenspraxis, für neue Ideen,
plötzlich auftauchende Gedanken, Kombinationen aller Art ſich
ſelbſt einmal eine Denkzeit zu ſichern. Unſer Geiſt iſt eigentüm=
lich
in ſeiner Art zu verarbeiten. Ein Gedanke, der eingepflanzt
wird, ſchlägt gleichſam in dem geiſtigen Erdreich Wurzel und
wuchert ohne unſer Zutun weiter. In einigen Stunden bereits
wiſſen wir alles, was in uns den Gedanken eines andern ab=
wehrt
, alles, was für ihn iſt.
Tritt ein Menſch rein geſchäftlich einem ſehr gerechten, höher
gearteten Manne entgegen, ſo wird er in einer Atmoſphäre
empfangen, die weder mit einem günſtigen noch ungünſtigen
Vorurteil geſättigt iſt.
Der große Lebenskünſtler wird immer den Fremden ſelbſt
ſeine eigene Atmoſphäre ſchaffen laſſen, das gibt ihm die Wit=
terung
: Kommt der andere für Dich in Betracht oder nicht?
Hier tritt das große Geſetz der Sympathie und der Anti=
pathie
unter Menſchen in volle Kraft. Das alte Volkswort:
Ich kann den Menſchen nicht riechen, erſchöpft. bis zur Neige
alles, was zu ſagen iſt. Aus der Leiblichkeit des anderen ſpringt
uns ſein Geiſt entgegen. Iſt mir die Leiblichkeit des anderen
unangenehm oder peinlich, ſo werde ich mich immer gegen ihn
in einer phyſiſchen Abwehr befinden. Ich werde, ihn immer
leiblich verneinen, wenn ich auch geiſtig ja ſage.
Es ſind aber Geiſt und Leib eines, und wir können nicht
gleichzeitig zu einem Menſchen ja und nein ſagen. Wer ſeine
Inſtinkte verleugnet und auf ſeine Antipathie nicht hört, wird
in nutzloſe Streitigkeiten verwickelt, wird ſich dauernd reiben
und wird dauernd unglücklich ſein. Es ſind die inſtinktloſen
Menſchen, die an ihren Mitmenſchen leiden.
Tyriſch hierfür ſind Frauen, die ſich ſelbſt überwinden,
Männer aus Mitleid heiraten oder weil ſie der Familie, ein
Opfer bringen tollen. All ihr Lebensglück entſteht, weil ſie
ihrer natürlichen Antipathie keinen Raum geben oder weil ſie
inſtinktlos ſind, d. h. taub gegen ſich ſelbſt.

II
Der Naturfreund
2

n. Ein gefährdetes ſchleſiſches Vogelparadies. Der als
Erforſcher der Faung ſeines Heimatlandes bekannte Breslauer
Zoologe Prof. Dr. F. Pax ſchildert in ſeinem vor kurzem er=
ſchienenen
Buche Die Tierwelt Schleſiens. (Jena, Guſtav
Fiſcher) die köſtlichen Tieridyllen, wie ſie heute noch in dem
Vogelparadies der im Grottkauer Kreiſe gelegenen Feldmark
Ellgut herrſchen. In dieſem durch den Wechſel lichter Wälder
und ſumpfiger Wieſen reizvollen Gelände ziehen in buntem
Wcchſel immer neue Tierformen an dem Beobachter vorüber.
Mit dem Schlag der Nachtigall miſcht ſich hier die kunſtvolle
Strophe des Gartenſängers. Je weiter der Naturfreund im
Dickicht vordringt, um ſo reicher iſt ſein Lohn: hier kann er ein
Goldammerweibchen bei der Fütterung der jungen Brut be=
obachten
, dort findet er Neſter der Turteltaube oder er belauſcht
den Grünſpecht. Auch ſeltenere Formen bekommt er zu Geſicht,
ſo die Schwanzmeiſe, den Flußrohrſänger und das am Brom=
beergerank
verborgene Neſt des Heuſchreckenſängers. In das
Steilufer der Neiße hat der Eisvogel ſeine Wohnung gegraben,
auf den Kiesbänken des Fluſſes brütet der Flußuferläufer, auch
das grünfüßige Teichhuhn brütet auf Kopfweiden des Ueber=
ſchwemmungsgebietes
des Fluſſes. In der Flußniederung
baut das weißſternige Blaukehlchen ſein bodenſtändiges Neſt,
hoch oben in den Erlen brüten Wachholderbeerdroſſeln. Leider
ſcheint dieſes Vogelparadies, deſſen Tierfülle uns wie ein Ana=
chronismus
anmutet, dem ſicheren Untergange geweiht zu ſein.
Wo heute im Buſchrand der Wieſenpieper niſtet und der Bunt=
ſpecht
laut trommelt, werden in wenigen Jahren die Ott=
machauer
Staubecken ihre kahlen Spiegel ausſpannen und die
Niſtſtätten der Vögel begraben. Einen Weg gäbe es freilich,
Nand des Staubeckens müßte mit Buſchwerk bepflanzt werden,
damit ſich die Vögel dort neue Heimſtätten ſchaffen können.
Dieſe Maßnahme, die leicht zu erfüllen iſt, würde ein Stück bun=
ten
Tierlebens erhalten, deſſen Verluſt jeden Naturfreund
ſchwer treffen würde.
H. W. B.
nk. Geſchlechtsbeſtimmung bei Inſekten. Geheimrat Prof.
Dr. Richard von Hertwig berichtet in der letzten Sitzung
zum mindeſten zwölf Stunden, um ſich ſchlüſſig zu werden, wie gen inbetreff des Einfluſſes der Ueberreife der Eier auf das
Geſchlecht bei Schmetterlingen. Er iſt dabei zu dem Reſultat

gekommen, daß die Ueberreife hier in entgegengeſetztem Sinne
wirkt, wie bei den Fröſchen, indem ſie die Entwicklung weib=
licher
Individuen begünſtigt. Zu ſo klaren Reſultaten wie bei
den Fröſchen iſt er bisher bei den Schmetterlingen noch nicht ge=
kommen
, was wohl mit der zunächſt noch beſchränkten Zahl der
Verſuche zuſammenhängt. Der Vortragende, ſucht das gegen=
ſätzliche
Verhalten der beiden Unterſuchungsobjekte daraus zu
erklären, daß bei den Schmetterlingen veibliche, bei den
Fröſchen dagegen höchſtwahrſcheinlich männliche Heterogametie
(verſchiedene Sexualtendenz im Gegenſatz zu Homogametie
gleiche Sexualtendenz), Ausbildung des heterogameten Ge=
ſchlechts
begünſtigt.

Mannigfaltiges

nk. Vom Nährwert des Käſes. Infolge ſeines Reichtums
an Eiweißſtoffen beſitzt der Käſe gegenüber anderen Nahrungs=
mitteln
den doppelten und dreifachen Nährwert. Dieſe Tatſache
iſt leider, betont die Zeitſchrift Laud und Frau, noch viel zu
wenig bekannt und wird daher in der Ernährung nicht geni=
gend
ausgenützt. Es enthält Magerkäſe mit ſeinen 34 b. H. Gi=
weiß
weit mehr als doppelt ſoviel wie Schweinefleiſch (14 v. H.).
Vollkäſe, aus Vollmilch bereitet, beſitzt nach Ausſcheidung der
Molke alle Beſtandteile der Milch in konzentrierter Form, iſt
alſo gleichſam Milchertrakt. Mit Bezug auf den Fettgehalt kann
man als preiswert bezeichnen die Schweizer=, Holländer= und
Tilſiterkäſe. Zwar fettarm, aber ſehr eiweißreich ſind die
Magerkäſe; ſie bilden ganz vorzügliche Volksnahrungsmittel.
Dagegen iſt der Nährwert im Verhältnis zum Preis beim
Camembert= und Briekäſe meiſt gering, ſodaß man ſie füglich als
Luxuskäſe bezeichnen kann. Je fetter ein Käſe iſt, um ſo lang=
ſamer
wbird er verdaut. Ueberhaupt iſt fetter, harter Käſe an
ſich ſchwer verdaulich, weil bei ſeinem kompakten Zuſtande der
Magenſaft nicht leicht in den Käſe eindringen und ihn auflöſen
kann. Deshalb iſt auch recht gründliches Kauen des Käſebiſſens
unbedingt erforderlich. Dann aber iſt, wie kliniſche Verſuche
irg ben haben, die Ausnutzung des Käſes im Magen eine ganz
vorzügliche. Hierzu tragen hauptſächlich die beim Reifen ſich
bildenden Fettſäuren bei, die den appetitanregenden und ver=
dauungsſördernden
Geruch und Geſchmack bedingen. Daher
wirkr alter Käſe wie ein Gewürz im Magen.
Dr. K. B.
OK. Die neue Armbanduhr. Mit Geſchmack und Maß ge=
tragene
Armbänder erhöhen den Reiz eines ſchönen Armes,
betonen die Feinheit ſeiner Gelenke und heben die Weiße der
Haut hervor. Deshalb iſt in unſerer ärmelloſen Mode, die die
Schönheit des Armes ſo offen zur Schau ſtellt, wie lange nicht,
das Armband ein unumgänglicher Schmuck der modernen Dame,
und man begnügt ſich keineswegs mit den nicht mehr fortzu=
denkenden
Uhrarmbändern, ſondern trägt auch noch eine ganze
Anzahl anderer Spangen und Reifen, zwei, drei, vier, ja ſogar
fünf an den verſchiedenen Stellen vom Handgelenk bis zum Ober=
arm
. Die Form des modernen Armbandes iſt von der vor
20 Jahren vollkommen verſchieden. Damals trug man ſchwere
breite Neifen, möglichſt aus maſſivem Golde, mit einem Medail=
lon
geſchmückt, in dem eine Photographie oder eine Locke an ein
geliebtes Weſen erinnerte. Die damals ſo beliebten Bettelarm=
bänder
, für die alle möglichen kleinen Schmuckſtücke zuſammen=
gebettelt
wurden, waren um ſo ſchöner, je mehr Anhängſel ſie
hatten und je lauter ſie klirrten und klingelten. Heutzutage ſind
die Armbänder zart, ſchmal, biegſam klein, ſoweit ſie für das
Handgelenk in Betracht kommen. Manche, und zwar die koſt=
barſten
, ſind ganz aus Edelſteinen zuſammengeſetzt; andere ſind
feindgliedrige Kettchen, die leiſe, faſt wie Tropfen, von dem
Arm herunterrinnen; noch andere ſind feine Reifen aus Platin
oder aus Gold und Platin. Kräftigere Formen hat man für
den Unter= und den Oberarm. Dieſe Reifen ſind weniger durch
koſtbares Material als durch eine gewiſſe=Apartheit ausgezeich=
net
; ſie beſtehen aus Ebenholz oder Elfenbein, aus Jett oder
aus irgend einem bunten Holz. Das ſchwerſte Armband, das
heute getragen wird, iſt das ſogen. Sklavenarmband in Form
einer ſich ringelnden Schlange, das den Oberarm umſpannt.
Junge Frauen, die ſich im Beſitze einer langen Perlenkette be=
finden
, ſchlingen ſich dieſe vielfach um den Arm und tragen ſie
als koſtbare Zierde; aber es genügt auch ſchon ein Band aus
Seide, aus künſtlichen Blumen, aus feinen Federn gewunden,
um die Schönheit des Armes zu akzentuieren und die Aufmerk=
ſamkeit
auf ſeine Formen zu lenken.

Die Rückkehr der Urenkel.
Von Alexander Schick.
Die ruſſiſchen Kommuniſten begrüßten die deutſche Revolu=
tion
mit Freuden. War doch durch ſie das Bollwerk gefallen, das
ſie davon abhielt, die fleißigen und wohlhabenden Koloniſten
zu berauben. Kommuniſtiſche Truppen zogen nun in die Dör=
fer
, angeblich um Getreide dort zu ſammeln. Das war aber
nur ein Vorwand, in Wirklichkeit beraubten ſie die Koloniſten
ihres Geldes, ihrer Kleidung, ſchändeten Mädchen und Frauen,
erſchoſſen die Männer, wie es rohe Horden zu tun pflegen. Die=
ſen
Greueln ſahen die Koloniſten nicht ſtillſchweigend zu. Sie
erhoben ſich und ſetzten ſich zur Wehr. Allein die Kommuniſten
erhielten Hilfe, überwanden die Koloniſten, und viele, viele der
beſten deutſchen Leute wurden erſchoſſen. Den übrigen wurden
ungeheure Kontributionen auferlegt. So zahlte z. B. der etwa
20 000 Seelen zählende Kreis Uſt=Kulalinka im Tahre 1918 ſechs,
im Jahre 1919 neun Millionen Rubel. Da blieb kein bares Geld
mehr übrig. Ein Glück im Unglück war es, daß in dieſen beiden
Jahrei die Ernte gut war.
Im Sommer 1919 kam der General Denikin und trieb die
Kommuniſten über die deutſchen Dörfer. Dieſe raubten alle
Pferde und Wagen und jagten davon. Hinter ihnen her zog
Denikin mit ſeinem Kriegsvolk, das aus Räubern zuſammen=
geſetzt
war. Bis die beiden Horden durch die Kolonien gezogen
waren, war der Wohlſtand dahin.
Unter den Ruſſen herrſchte damals noch der in dem Kriege
künſtlich angefachte und geſchürte Haß gegen die Deutſchen. Viele
Bauern, die ſich weigerten, ihre Pferde oder anderes Hab und
Gut herzugeben, wurden ohne viele Umſtände erſchoſſen. Doch
nicht genug damit. Gleich nach dem Durchzug der beiden Hor=
den
brach eine Seuche unter dem Vieh aus und raffte tauſende
von Kühen und Ochſen dahin. Ratlos ſtand nun der Bauer da,
ſeine Felder konnte er nicht mehr beſtellen, und doch ſollte er
immer geben und geben. Die Truppen der Kommuniſten ſtan=
den
immer noch in den Dörfern und nahmen das noch übrig
gebliebene Getreide, Vieh und Geflügel weg. Da verging dem
Bauern auch der Mut zur Arbeit; er bekam ja nichts für ſeine
Arbeit, und nur für den Kommuniſten wollte er nicht mehr
arbeiten. In der Kleidung war er abgeriſſen. Die landwirt=
ſchaftlichen
Geräte waren abgenutzt; die Möglichkeit, das ab=
gängig
Gewordene durch Neues zu erſetzen, beſtand nicht mehr
ſeit 1914.
Bei dem Mangel an Saatgut war die Ausſaat im Frühjahr
1920 natürlich recht klein ausgefallen. Dementiprechend war die
Ernte. Das Mißverhältnis zwiſchen ihrem Ertrag und dem
Bedarf wurde noch dadurch geſteigert, daß die Machthaber in
Moskau von den Wolgakoloniſten die alte Norm, d. h. ſechs
Millionen Pud Getreide, forderten. Als ſelbſt die örtlichen kom=
muniſtiſchen
Beamten erklärten, daß eine ſolche Menge nicht
geliefert werden könne, wurden im Januar 1921 Truppen aus
Moskau hingeſchickt, um die Kontribution einzutreiben.

Die Bauern ſuchten ſie dadurch gefügig zu machen, daß ſie
aus jedem Dorf dreißig bis fünfzig der angeſehenſten Bauern
im Winter bei einer Kälte von 20 Grad Néaumur in der dürftig=
ſten
Unterkleidung ſechs bis zwölf Stunden lang in eine Scheune
einſperrten. Ich ſelbſt habe das perſönlich mitmachen müſſen.
Viele der Gepeinigten ſtarben infolge von Krankheiten, die ſie
ſich hierbei zuzogen; viele, die nur im Geringſten ſich ihren Pei=
nigern
widerſetzten, wurden halb totgeſchlagen, wenn nicht gar
erſchoſſen. In jedem Dorfe wurde, fünfzig der wohlhabendſten
Einwohner ihre ganze Habe abgenommen.
Das geſchah im Januar 1921. Im folgenden Monat brach
die Hungersnot aus. Auf den Dörfern war auch für Geld nichts
mehr an Lebensmitteln zu haben. Die Menſchen bekamen ge=
ſchwollene
Füße und Hände, wurden ganz matt und willenlos
und ſtarben in großer Zahl dahin.
In Moskau ward man mit Beſchwerden vorſtellig und
forderte Saatkorn. Statt Hilfe erhielt man die Antwort: Ihr
könnt ſäen, was Ihr verſteckt habt! Eine ſolche Behandlung
führte zum Aufſtand. Mit den Waffen in der Hand forderten
die Bauern Saatgut; denn der Vorrat, den die Kommuniſten
geſammelt hatten, war noch in den Dörfern, und es wurde daran
gearbeitet, ihn in die Städte zu überführen. Viele Kommuniſten
wurden bei den nun folgenden Zuſammenſtößen totgeſchlagen,
erſäuft und gehängt. Als ihre Feinde aber Hilfe aus Moskau
erhielten, unterlagen die Bauern. Sie waren zu ſchwach, und
außerdem fehlte es ihnen an Munition.
Schrecklich war die Nache, die die Kommuniſten an ihnen
nahmen. Tauſende von ihnen wurden erſchoſſen, darunter vor=
man
den Vorwurf, daß ſie die Aufſtände nicht vorausgeſehen
und das Volk nicht bei Zeiten gewarnt hätten.
Nachdem der Aufſtand blutig unterdrückt war, fuhr die
Tſcheka, wie die Treswitſchainaja Komiſia, die außerordentliche
Kommiſſion, mit einem der in Rußland ebenſo wie in Deutſch=
land
üblichen häßlichen Abkürzungsworte bezeichnet wurde, von
Dorf zu Dorf, und je nach deſſen Größe wurden dreißig bis drei=
Einwohner ausmachte. Dieſe unglücklichen Opfer einer blind= Roggen beſät, der nicht ganz ausbrannte, und auf die Deßjatine
wütenden Rachſucht wurden nicht beerdigt, ſondern in die Wolga
geworfen, manchmal drei bis fünf Menſchen mit Draht an den
Händen zuſammengebunden. Man wollte ein Exempel ſtatuieren
und den Bauern zeigen, was es heiße, ſich gegen die Sowjetmacht
aufzulehnen. Als das Waſſer der Wolga im Sommer zu fallen
begann, ſpülten die Wellen die Leichname ans Ufer. Ich ſelbſt
habe ſpäter auf einer Strecke von etwa 35 Kilometern über 60
ſolcher Leichen geſehen, die in Verweſung dalagen, ohne daß ſie
jemand der Erde übergeben hätte; denn es war von der Regie=
rung
ausdrücklich verboten worden, ſie zu beerdigen.
offizier Wagulin, der ſich im Januar 1921 mit ſeinen Soldaten d
gegen die bolſchewiſtiſche Regierung erhob, von der Bevölkerung
als ein Befreier begrüßt wurde. Im Februar 1921 war er nebſt
zwei anderen Koſakenoffizieren, Popow und Wolkow, nach dem

vEER N Me
ihm in die Hände gefallen waren, aufgeräumt. Sein Heer, das
anfangs nur aus 300 Koſaken beſtand, wuchs ſehr raſch durch
Zulauf von Freiwilligen aller Art, meiſt Bauern, zu der Zahl
von 20 000 Mann an, die mit 10 Kanonen und 40 Maſchinen=
gewehren
verſehen waren. Es ging immer ſcharf vorwärts, täg=
lich
bis zu 50 Kilometer. Die bolſchewiſtiſchen Truppen, auf die
er traf, entwaffnete er. Kein Bolſchewiſt, der in ſeine Gewalt
geriet, konnte auf Gnade rechnen, ſondern mußte unweigerlich
ſterben. In Kamyſchin, wo ein bolſchewiſtiſches Heer von 2000
Mann ſtand, fing er viele Kommuniſten. 115 von ihnen wurden
erſchoſſen. Außerdem nahm er den Roten einige Waggons
Munition und ein paar Kanonen ab. Oft ergaben ſich ihm Rot=
gardiſten
ſogar ohne Gegenwehr und machten ihm die in ihren
Reihen befindlichen Kommuniſten namhaft, die daraufhin ſofort
erſchoſſen wurden. Auch die Hilfe, die den Kommuniſten im
März von Moskau geſchickt wurde, konnte dem ſiegreichen Wagu=
lin
nichts anhaben, ſo raſch bewegte er ſich von Ort zu Ort. Er
wurde auch überall von der Bevölkerung unterſtützt, die ihn auch
deshalb ſchätzte, weil ſeine Truppen weder raubten noch plünder=
ten
und er ſelbſt in den Verſammlungen gegen die Kommuniſten
ſprach. Die Deutſchen leiſteten freiwillig Vorſpann, beförderten
die Munition für ihn hunderte von Kilometern weit. Zum
Unterhalt für ſeine Truppen dienten ihm die voei den Kommu=
niſten
für Moskau angeſammelten Lebensmittel, die er weg=
nahm
. Er ging von der Berg= nach der Wieſenſeite über die
Dörfer weg und dann nach Nowo=Uſensk und zu den Uralkoſaken.
Sein Heer teilte er in mehrere kleinere Abteilungen. Einer ſol=
nehmlich
die Geiſtlichen, Lehrer und Aerzte; denn ihnen machte chen Abteilung, die ſich über die Kolonien nach dem Dongebiet
ſchlug, begegneten wir ſpäter auf unſerem Weg nach Deutſchland.
Zu dem Schrecken des Bürgerkrieges geſellte ſich noch der der
Hungersnot. Die geringe Ausſaat, die im Frühjahr 1921
gemacht werden konnte, bertrocknete infolge des anhaltenden Oſt=
windes
und des ſengenden Heerrauchs (Höhenrauchs). Auf der
Bergſeite war indeſſen die Lage etwas beſſer als auf der Wieſen=
ſeite
. Das kam daher, weil dort der Boden weniger fett und
hundert Männer erſchoſſen, was etwa ein Zehntel der männlichen ſtellenweiſe mit Sand untermiſcht war. Dieſe Stellen waren mit
810 Pudk) lieferte, was etwa der vierte Teil des Normal=
ertrages
von 3035 Pud für die Deßjatine darſtellte.
Seit Januar 1921 herrſchte in den Dörfern nur noch Tauſch=
verkehr
. Es wurde getauſcht mit Lebensmitteln, Vieh. Kleidungs=
ſtücken
und Kleiderſtoffen. Wie ſchnell, das Sowjetpapier in
ſeinem Werte ſank, zeigt der Preis des Puds Mehl, das Anfang
Januar 15000 im Februar 40 000. im März 50 000, Anfang Mai
120 000 und Ende Mai 400 000 Rubel koſtete.
Das einzige Nahrungsmittel, das noch reichlich vorhanden
war, war der Hering, der aus dem Kaſpiſchen Meer in die Wolga
Unter dieſen Umſtänden iſt es begreiflich, daß der Koſaken= übergetreten war, weil die Fiſcherei in Aſtrachan infolge des
durch die Mißwirtſchaft der Bolſchewilen verurſachten A
an Garn und Netzen ganz daniederlag. In den Dörf
*) Ein Pud mißt 33

[ ][  ][ ]

Nummer 40

Die Welt der Frau
Invaliden der Ehe.
Ein loſer Spötter und unverbeſſerlicher Hageſtolz äußerte
ſich jüngſt in einer Geſellſchaft: Bewahre mich der Himmel vor
einem Ehekampfe, mir hat das Leben ſchon Wunden genug ge=
ſchlagen
, ſoll ich ſie im Ehekriege verdoppeln laſſen? Sein Aus=
ſpruch
fand ſehr geteilte Aufnahme, wie ſich denken läßt, und ein
heftiges Redegefecht entſpann ſich ſeinetwegen und doch be=
trachten
wir ihn einmal näher. Das Ehebündnis wird geſchloſ=
ſen
oft ſind die beiden Menſchen ſich in Liebe zugetan, öfter
noch leider bezeugen ſie ſich kaum die geringſte Achtung und
Ehrerbietung, da ſie nur geſchäftliche oder andere Intereſſen zu=
ſammenführten
. Und nun ſind ſie aufeinander angewieſen, einer
muß die Gegenwart des anderen ertragen, deſſen innerſtes Weſen
ihm völlig fremd iſt. Wo Liebe die beiden zuſammenführte, brei=
tet
ſie wohl auch über alle jene Fehler des Charakters, die ſich
vei ihnen nach und nach enthüllen, einen verſöhnenden Schim=
mer
. Die Liebe trägt immer wieder dazu bei, daß das Vergeben
nicht allzu ſchwer werde. Aber das Vergeſſen, was eigentlich im
Vergeben mit einbegriffen ſein ſollte, wie oft iſt es auch in die=
ſem
Falle ſchwer.
Zu grauſam wurde oft der liebende Menſch aus dem Him=
mel
ſeiner Illuſionen geriſſen, zu plötzlich enthüllte ſich ihm, der
bisher den geliebten Menſchen meiſt nur von ſeiner ſonnigen
Seite kennen lernte, nun auch deſſen Schattenſeite. Es fröftelt
ihn, wenn er an das Weiterleben denkt und er jene ſonnige Zeit
mit dieſer ſonnenloſen vergleicht.
Wieviel ſchlimmer aber bei jenen, zwiſchen denen keine Spur
von Liebe oder Zuneigung zu finden iſt, die nur durch materielle
Gründe miteinander verbunden wurden. Schonungslos wird
hier meiſt von Anfang an jede Gegenſätzlichkeit der Charaktere
in ſchärfſter Weiſe angegriffen.
Harmloſe, ſanfte Frauen finden in kurzer Zeit ſchon Waffen,
die man bei ihnen nie und nimmer vermutet hätte. Waren ſie
ſchon ohne große Illuſionen in die Ehe getreten, ſo trifft ſie die
Wirklichkeit meiſt doch hart genug, um mit ganzer Energie alle
Geiſteskräfte heranzuziehen, die ihnen zu Waffen in dem bevor=
ſtehenden
Ehekrieg werden können. Hier, wo der verklärende
Schimmer der Liebe fehlt, wo das verſöhnende Wort der Liebe
nicht geſprochen und nicht empfangen wird, iſt natürlich der Ehe=
kampf
umſo erbitterter. Kleine, unbedeutende Ereigniſſe, die
im einer Ehe zwiſchen liebenden Gatten wohl kaum beachtet
würden, ſie bieten hier ſchon Anlaß zu ſchweren, erbitterten
Kämpfen.
Gelegentlicher Waffenſtillſtand iſt faſt gänzlich ausgeſchloſſen.
Wo man ſich ſieht und ſpricht, zückt man die Waffen gegeneinan=
der
, die umſo ſchärfer verwunden, je weniger die Mitwelt etwas
von ihrem Vorhandenſein ahnen darf. Spitz und fein wie Na=
deln
, werden ſie unbemerkt dort angeſetzt, wo ſie die verwund=
barſte
Stelle des Gegners treffen. Wie oft trägt ſolcher Kämp=
fer
der Ehe ſoviel Wunden an ſich, daß kaum noch neue hinzuge=
fügt
werden können. Und doch gibt es keinen Waffenſtillſtand,
bald mehr, bald minder heiß wogt der Kampf, bald jener Teil
der Unterliegende, der natürlich mit vermehrter Heftigkeit den
empfangenen Schlag zurrückzugeben ſucht, in den Schmerzen
der eigenen Wunde auch den Gegner leiden ſehen will, nach
außen aber deckt man den Mantel der mehr oder minder guten
Erziehung über die empfangenen Wunden und hofft, daß nie=
mand
deren Vorhandenſein ahnt. Und doch gibt es dann und
wann unvorſichtige Hände, die dieſen Mantel taktlos zurück=
ſtreifen
und in falſchem Mitleid ihr Mitgefühl mit dem ſtillen
Dulder ausſprechen. Iſt dieſer eine ſtolze Natur, ſo wird er den
Mantel nur noch feſter um ſich ziehen und herb verſchloſſen jede
Teilnahme zurückweiſen. Iſt er aber ein armes, ſchwaches Men=
ſchenkind
, welches nur mit äußerſter Anſtrengung den ſchützenden
Mantel über ſein leidvolles Innere deckt, ſo wird es bei den
Worten des vermeintlichen Troſtes und der Teilnahme, die etwas
ſo Wohltuendes in ſich bergen, unbedenklich dieſen Mantel fallen
laſſen und den ganzen Jammer und die ganze Zerriſſenheit ſei=
nes
Innern offenbaren. Aber was ſind nun in ſolchem Falle
Wunden, die ſo ſchmerzhaft waren und nur ſo ſchwer heilten
gegenüber jenen, welche nun die allzu teilnahmsvolle Welt ihnen
ſchlagen wird? Bloß gelegt, aller Augen ſichtbar liegen die Wun=
den
ihres Lebens, die ſoviel Leid und Schmerzen offenbaren,
und ſchonungsloſe Hände betaſten ſie und träufeln womöglich
mit gutgemeinten Ratſchlägen noch Gift hinein, ſo daß ſie immer
wieder zu ſchmerzen beginnen.
Arme, bedauernswerte Invaliden der Ehe, die im Ehekriege
nie zur Ruhe kommen und die Wohltaten des Ehefriedens nie
kennen lernten. Doch auch die in Liebe geſchloſſene Ehe bleibt
von einer oft ſchonungsloſen Kriegführung nicht bewahrt. Auch
hier dauert es oft lange, ehe der eine im anderen die beſonderen
Eigenarten ſchonen und achten lernt. Da aber hier der Krieg
nicht unabläſſig geführt wird und auf die erhaltenen Wunden

Unterhaltungsblatt zum Darmſtädter Tagblatt
auch immer wieder durch Liebe lindernder Balſam gelegt wird,
ſo werden dieſelben nie in dem Maße fühlbar, wie es unter an=
deren
Umſtänden der Fall iſt. Auch führt die gegenſeitige Liebe
dazu, daß nicht nur dann und wann ein Waffenſtillſtand verein=
bart
wird, ſondern auch meiſt nach einiger Zeit die Friedens=
präliminarien
eingeleitet werden, in welchen ein Gegner dem
anderen die beſtimmte Zuſicherung gibt, ſeine perſönliche Eigen=
art
oder das Gebiet, auf dem auf dem Wege des Kampfes keine
Verſtändigung zu erzielen iſt, als neutral zu bezeichnen und
zu achten.
Es iſt gar nicht ſo ſchwer, dieſe Beſtimmungen einzuhalten,
wenn beide Eheleute derſelben ſtets eingedenk bleiben, wenn
beide das Beſtreben haben, ſich den Ehefrieden nach Möglichkeit
zu erhalten. Etwas Nachgeben von beiden Seiten gehört natür=
lich
vor allem zu dieſem Frieden, ein Zurückſtellen der eigenen
Perſönlichkeit zugunſten der anderen, Schonung und Duldſam=
keit
, wenn der andere ſich doch einmal Uebergriffe erlaubt.
Es würde weniger Invaliden der Ehe geben, wenn beide
Ehegatten die zum gegenſeitigen Bekämpfen aufgewendete Ener=
gie
dazu verwendeten, die eigenen Fehler zu bekämpfen, um
ſo jeder an ſeinem Teile dazu beizutragen, daß bald innigſte Har=
Eliſabeth Thielemann.
monie zwiſchen ihnen herrſche.
Der zeitgemäße Haushalt.
Trikotunterzeug tadellos auszubeſſern.
Das Einſetzen von Flecken bei Trikotunterzeug bereitet bei der
Dehnbarkeit des Stoffes meiſt große Schwierigkeiten. Es iſt
aber leicht zu bewerkſtelligen, wenn man unter die ſchadhafte
Stelle zunächſt ein ſauber zugeſchnittenes, paſſendes Stück gleich=
farbigen
Trikotſtoffes unterſteckt und mit Hexenſtich offenrandig
aufnäht. Die Stiche, die rechts ſichtbar toerden, müſſen dabei
möglichſt klein gehalten ſein, damit ſie kaum zu ſehen ſind. Nun
wird die Arbeit nach rechts gewendet, die ſchadhafte Stelle dabei
ebenfalls fadengerade ſorgſam herausgeſchnitten und mit recht
dichtem Hexenſtich und in der Farbe paſſendem Garn dem unter=
ſetzten
Flecken der Nahtrand angefügt. Nach dem Bügeln ſieht
die Arbeit tadellos aus und verurſacht längſt nicht ſo viel Mühe
beim Ausbeſſern, wie das übliche, vielfach angewendete Stopfen
H. L.
der ſchadhaften Stelle auf unterſetzten Flicken.
Die weißen Korbmöbel erhalten an ihren meiſt=
gebrauchten
Stellen, ſo z. B. an den Armlehnen, an Stühlen
und Seſſeln, der Lehne und Sitzfläche dunklere, ſchmutzige Stel=
len
, die durch nachfolgende Behandlung der urſprünglichen
Weiße wieder Platz machen. Gleiche Mengen Kleeſalz und
Schlemmkreide verrührt man in lauem Waſſer, bürſtet mit die=
ſer
Miſchung mittels kräftiger Handbürſte ſtrichweiſe und ſpült
mit Eſſigwaſſer nach. An der Luft getrocknet, ſehen die ſo be=
handelten
Korbmöbel wieder wie neu aus.
Allerlei Kellerungeziefer gründlich zu ver=
treiben
. Beim Einlagern von Kartoffeln, Gemüſe und
Obſt im Keller muß zuvor das Ungeziefer, wie Aſſeln, Tauſend=
füßler
, Schnecken, Würmer uſw., gründlich vertrieben werden.
Zu dieſem Zweck verhänge man die etwa vorhandene Latten=
tür
des Kellers mit alten Säcken oder Papier, ſchließe das
Fenſter und brenne auf mehreren Schalen je nach dem mehr oder
weniger ſtarken Vorhandenſein derſelben, reichliche Mengen
Schwefelfäden an, die man ſich ev. auch durch Flüſſigmachen
von Schwefel und Hindurchziehen von Baumwolle oder Bind=
fäden
ſelbſt herſtellen kann. Nach halbtägigem Einwirken der
Dämpfe werden Wände und Fußböden gründlich abgefegt und
zum Abfangen der vielleicht noch vorhandenen ein Reiſigbeſen
ausgelegt, in dem ſich die Tiere verkriechen, ſo daß ſie raſch durch
Eintauchen in heißes Waſſer getötet werden können. R. M.
Pflaumen im Schlafrock. Ein weicher Nudelteig
aus ½ Pfund Mehl, 1 Ei, dem nötigen Waſſer und einem Tee=
löffel
Natron wird ausgemangelt, zu kleinen Quadraten in
fingerlange Stücke geſchnitten, die über einer entkernten Pflaume
kurvenartig zuſammengedrückt in heißem Fett auf beiden Seiter
hellbraun gebacken und mit Zimtzucker beſtreut werden.
Speiſezettel.
Sonntag: Apfelgrießſuppe. Kalbsnierenbraten.
Montag: Hammelfleiſch mit Tomaten.
Dienstag: Abſtechklöße mit geſchmorten Pflaumen.
Mittwoch: Kohlrabigemüſe und Röſtkartoffeln.
Donnerstag: Rotkraut mit Fleiſchklößchen.
Freitag: Reis mit Pilzhaſchee.
Samstag: Milchreis mit Bratwurſt.
*) Hammelfleiſch mit Tomaten. (Sehr würzig
ſchmeckend.) Ein Stück Schmalrippe wird in kleine Stückchen
geſchniten und mit Zwiebel und Salz weichgekocht. Dann wer=
den
die Knöchelchen entfernt, auf 1 Liter Brühe ½ Teller voll
in Scheiben geſchnittene rohe Kartoffeln und ½ Teilen voll
gevierteilte feſte Tomaten, 1 Stengel Bohnenkraut, 1 Meſſerſpitze
Paprika, 1 große Meſſerſpitze voll Appels eingedickte Würze bei=
gefügt
, das Gericht langſam, am beſten in der Kochkiſte, gar ge=
dämpft
, leicht muſig verrührt und mit reichlich Schnittlauch
überſtreut, angerichtet.

die Fiſche vom Ufer aus mit Garnſchöpfern maſſenhaft gefangen
werden. Ein einziger Mann konnte täglich bis zu 20 Pud auf
dieſe Weiſe ſchöpfen.
In den Wolgakolonien rechnete man ſtets auf zehn Ernten
zwei Mißernten. Deshalb war man gewohnt, ſtets den Bedarſ
eines Jahres im Vorrat zu haben. Nun hatten die Bolſchewiken
dieſen Vorrat an ſich geriſſen unter der Begründung, daß es
unter ihrer Herrſchaft keine Mißernten mehr gäbe; bleibe der
Regen aus, ſo ſchöſſen ſie in die Wolken, um ihn herbeizuführen.
So fehlte nun dieſer Rückhalt, und ſein Fehlen war um ſo fühl=
barer
, als infolge des Mangels an Saatkorn nur etwa der vierte
Teil der ſonſt üblichen Bodenfläche mit Getreide beſtellt worden
war. Daß die Ernte, auch wenn ſie günſtig ausfiel, nicht für die
ganze Bevölkerung ausreiche, darüber war man ſich von Anfang
an klar. Schon damals beriet man darüber, was geſchehen ſolle,
um einer Hungersnot vorzubeugen. Man kam zu dem Schluſſe,
daß ein Teil der Koloniſten das Land verlaſſen müſſe, bis wie=
der
einmal genügend Getreide vorhanden ſei.
Daraufhin wandte ſich eine große Anzahl von Koloniſten
nach dem Kubangebiet, weil dort im Mai 1921 die Ernteausſichten
vorzüglich waren. Tauſend Familien machten ſich mit Pferden,
Ochſen, Kühen und Kamelen dorthin auf. Die letzten Schweine
wurden zu Konſerven verarbeitet. Viele konnten ſich aber nicht
hinreichend mit Mundvorrat auf den Weg verſehen und waren
infolgedeſſen unterwegs darauf angewieſen, die in den Steppen
zahlreich vorkommenden Zieſelmäuſe*) zu fangen und als Nah=
rung
zuzubereiten. Mancher, der ſchon hungerkrank war, konnte
ſich nicht mehr auf den Weg begeben, und einige ſtarben auch
unterwegs.
Es dauerte jedoch nicht lange, ſo wurden Zweifel geäußert,
ob das Kubangebiet die große Zahl der Zugewanderten ernähren
könne. Daraufhin wandten ſich die Auswanderer nach Wol=
hynien
, weil die dorther gekommenen Nachrichten ſie eine gute
Aufnahme erwarten ließen. Ein Teil von ihnen hegte die ſtille
Hoffnung nach Amerika, ein anderer durch die Vermittelung des
Vereins der Wolgadeutſchen über Moskau nach Deutſchland
kommen zu können.
Die Lage in den Wolgagebieten wurde übrigens in den
brieflichen Mitteilungen der Zurückgebliebenen oft troſtloſer ge=
ſchildert
, als ſie es wirklich war. Das kam einmal daher, weil
die Briefe aus der Stimmung des Augenblicks hervoigingen,
und ſodann konnten die Zurückgebliebenen, die die vielen leer=
ſtehenden
Häuſer und Höfe ſahen, nicht beurteilen, ob deren Be=
wohner
geſtorben oder ausgewandert waren. Infolge der
mangelhaften Hygiene hatte ſich der Flecktyphus, den die Ruſſen
faſt alle ſchon früher gehabt hatten, im Jahre 1921 auch in
*) Nach einem Brief aus der Wolgakolonie koſteten dort im Sommer
1921 zwei Zieſelmäuſe 6000 Rubel. Vgl. Johannes Schleuning: Der
drohende Untergang der deutſchen Wolgaſiedlungen. Volk und Heimat;
Jahrg. 2: Leipzig
Seite

den deutſchen Kolonien ausgebreitet. Er ließ im Sommer nach.
Er war übrigens ſtärker in den katholiſchen als in den lutheri
ſchen Dörfern aufgetreten, weil jene engeren Anſchluß mit den
Rüſſen hatten. Die Cholera dagegen war, von vereinzelten
Fällen abgeſehen, in den Kolonien nicht aufgetreten. Auch die
angeblich durch den Hunger verurſachten Todesfälle ſind weniger
unmittelbar durch den Mangel an Nahrung eingetreten, als
durch die zu reichliche Nahrungsaufnahme nach vorhergegangener
Hungerkoſt. Wenn die Bevölkerung der Dörfer ſich auch um die
Hälfte vermindert hat, ſo hat doch den hauptſächlichſten Anteil
an dieſer Verminderung die Auswanderung und nicht die Sterb=
lichkeit
. Ganz ohne Nahrungsmittel waren die Zurückgebliebenen
nie; ſie hatten ſtets Fleiſch, Milch und Eier, auch wenn das Brot
knapp geworden oder ausgegangen war. Ueberhaupt ſind über
die Lage in den Wolgakolonien viele falſche Nachrichten durch
die Zeitungen gegangen, ſo namentlich, daß deutſche Eltern ihre
Kinder nach Perſien verkauft hätten. Dieſe Nachricht iſt ſo
widerſinnig, daß ſie keiner weiteren Widerlegung bedarf.
Da ich die Auswanderung der einen Hälfte der Koloniſten
befürwortet hatte, hielt ich es um ſo mehr für meine Pflicht, ſelbſt
mit gutem Beiſpiel voranzugehen, als man mir gelegentlich in
der Gemeindeverſammlung vorgehalten hatte, ich wolle die Min=
derbemittelten
aus dem Lande treiben. Unſer Pfarrer und ich
wollten zuerſt probieren, von Saratow aus mit der Eiſenbahn
als polniſche Flüchtlinge zu fahren, auf Grund von falſchen
Päſſen, die wir uns verſchafft hatten. Allein es wurde uns
geſagt, daß, wenn wir uns zur Fahrt anmeldeten, wir doch erſt
im September oder Oktober reiſen könnten; ſo lange werde es
dauern, bis unſere Reiſeerlaubnis eingetroffen ſei. Aus dieſem
Grunde entſchloſſen wir uns, mit Wagen und Pferden zu reiſen
Für die Reiſe verſah ich mich zunächſt mit Salz, das bis zum
Frühjahr 1921 Regal geweſen und dann von der Regierung frei
gelaſſen worden war. Ich gedachte es unterwegs als Tauſch=
mittel
zu benutzen. Ich holte mir ſelbſt 70 Pud am Eldonſee
(Gouvernement Aſtrachan), der mit einer etwa 40 Zentimeter
dicken reinen Salzſchicht bedeckt iſt. Daſelbſt tauſchte ich meine
ſechs Ochſen, die ich mitgenommen hatte, bei den Kirgiſen gegen
acht Steppenpferde ein; denn andere Pferde konnte ich für meine
Reiſe nicht brauchen, weil ich kein Futter für ſie hätte auftreiben
können. Die Steppenpferde dagegen konnten ſich von dem mage=
ren
Steppengras ernähren.
Weiter verſah ich mich für die Reiſe mit zwei Pud Mehl, die
ich in Saratow in den Dörfern war nämlich kein Mehl mehr
zu haben für 800000 Rubel gekauft hatte. Drei Schweine
wurden geſchlachtet und zu Wurſt verarbeitet. Ferner nahmer
wir mit das ganze Küchengeſchirr, einen Backtrog, alle Kleidungs=
ſtücke
und Pelze, ſowie alles Bettwerk.
Meine vier Wagen verfah ich mit Plänen, die uns vor den
Sonnenſtrahlen, dem Staub und dem Regen ſchützten. Außer
miner Familie, die außer meiner Frau und mir aus ſechs Kin=
dern
beſtand, von denen das älteſte 19 und das jüngſte 3 Jahre

Jahrgang 1921

Humor vom Tage

K

Gebildet. Herr Neureich (mit ſeiner Frau im Reſtau=
rant
): Kellner, bringen Sie mir eine Portion Gänſebraten.
Sie: Und ich möchte ein Beefſteak à la Catarrh.
Kindliche Frage. Denke Dir, Adolf, vorhin im Dun=
keln
ſah ich auf der Straße einen Mann. Da bin ich aber ge=
ch
nie. Na, und haſt Du ihn gekriegt, Tante?

Spiel und Rätſel

Röſſelſprun ig. lein un in kei ner groß te vom macht ge blüm ſo ten Herz ren nur ſonſt hängt nes ſei iſt ket rech mer ta ein wo ſchla te ſchim das ih es nur lem es ein noch hät und den iſt ſich a ge graus ſter und nacht baut er hel nicht haus ſchutt nacht auf kei die ſo ſche zu ſchafft nen

Reim=Rätſel.

Herr, Zug, Met, Po, Zahn, Spree, Rum, Huhn, zehn, Spieß,
Wehr, Licht.
Man ſuche zu obigen Wörtern Reimſilben, die zuſammen ein
Sprichwort ergeben.
Carl Deubel.
Rätſel=Diſtichon.
Steht ein l in dem Wort, ſo ſöll man ins Korn es nicht werfen,
Streicht man das l aber weg, iſt es ganz ſicher nicht wahr. c. D.
Gleichklang.
Weiblich zahlt und rechnet man mit ihr,
Sächlich hat’s der Menſch und manches Tier.
Carl Deubel.
Rätſel.
288. Ein jedes Tier hat’s erſte Paar. Das andere ſtirbt nimmer.
Das Dritte kann nur einer ſein, Zu zwein iſt man es
nimmer. Und als Verſtärkung von dem Dritten Wirds
Ganze häufig ſchwer erlitten.
289. Dies Rätſel gilt nur vom geſchriebenen Wort. Nimmſt Du
aus ihm des Ulauts Haken fort, So wird aus einem Vier=
bein
ohne Müh’ Ein liebes kleines muntres Federvieh.
290. Kehr um ein Flügeltier, Ein Schiffsteil zeigt ſich Dir.
Auflöſungen.
Des Leiſten=Rätſels:
1. Aleman, 2. Eſau, 3. Mars, 4. Mauſer.
Des Geographiſch=magiſchen Quadrats:
1. 2. 3. 4.
1. EL BE
2. I. EO N
3. B O N N
4. ENNS
Des Vorſetz=Rätſels:
Deutſchland, Eiland, Rheinland, Haſe, Ochſe, Naſe, Inſel,
Geiſel, Iſel, Silbe, Taube, Nabe, Iſar, Cäſar, Huſar, Torte, Wette,
Ente, Igel, Tiegel, Vogel, Oder, Marder, Schneider, Tülle, Ahle,
Chile, Hermann, Eismann, Landmann.
Der Honig iſt nicht weit vom Stachel.
Des Buchſtaben=Rätſels:
Patient, Patent.
Der Rätſel: 285. Keil, Keile. 286. Klee, Kleie. 287. Steuer.
Verantwortlich: Max Streeſe.

zählte, beſtand die Reiſegeſellſchaft aus unſerem Paſtor und
ſieben Perſonen vier Männern, einer Frau und zwei Kindern
aus Galka, die keine eigenen Pferde hatten und als Proviant
ungefähr 20 Pud getrockneten Fiſch mitgenommen hatten. Auf
jedem Wagen fanden vier Perſonen Platz.
Mein Haus und mein Hof blieben abgeſchloſſen leer ſtehen,
ebenſo meine Backſteinbrennerei. Ich vertraute alles der Obhut
meines Schwagers an, dem ich auch meinen ganzen noch übrigen
Viehbeſtand drei Kühe und ſechs Stück Jungvieh überließ.
Den Weg, den wir zu nehmen hatten, hatte ich auf einer
während des Krieges erworbenen Kriegskarte eingezeichnet. Er
führte durch das Dongebiet, Urubinsk, Woroneſh, Bjelgorod
(Gouv. Kursk), Charkow, Poltawa nach Kiew.
Am 8. Juli verließen wir Galka. Viele unſerer Gemeinde=
mitglieder
gaben uns eine weite Strecke lang das Geleite. Beim
Abſchied baten ſie uns, ihnen zu ſchreiben, wenn wir eine Gegend
gefunden hätten, wo es Brot gäbe.
Unſer Weg führte uns zunächſt weſtwärts. Da die Land=
ſtraßen
erſt in Kiew beginnen, waren wir auf Feldwege ange=
wieſen
, die bei trockenem Wetter zwar ſehr ſtaubig, aber doch
benutzbar waren, während man bei anhaltendem Regen täglich
nur vier Stunden auf ihnen fahren konnte, da die Räder bis an
die Naben einſinken. Deshalb war es für unſere Reiſe günſtig,
daß wir wenig Regen hatten. Schwer war es, den Weg von
den Landbewohnern zu erfragen, die auf die Frage nach der ein=
zuſchlagenden
Richtung immer die Antwort gaben: Geradeaus!
(prjamo). Die guten Leute konnten es meiſt nicht begreifen, daß
jemand in der Gegend fremd und mit Weg und Steg nicht ver=
traut
ſein konnte. Daher waren oft lange Auseinanderſetzungen
erforderlich, bis man die gewünſchte Auskunft von ihnen erhielt.
Die erſten vier Wochen legten wir täglich 6070 Kilometer
zurück. Die Pferde waren friſch und gingen mutig vorwärts.
Als wir etwa 100 Kilometer weſtlich der Wolga waren, zeigte
ſich ſchon die Salznot der ruſſiſchen Bevölkerung. Das kam uns
zuſtatten. Als nämlich die Leute gewahr wurden, daß wir Salz
mitführten, bot man uns Milch an, die im Ueberfluß vorhanden
war, da die Kühe, die auf den nicht ausgeſäten Feldern frei
herumliefen, viel Milch gaben. Man riß ſich geradezu um das
Salz.
In dem Gouvernement Saratow, dem Dongebiet und dem
Gouvernement Woroneſh war die Bevölkerung ganz ohne Brot,
weil die Regierung ihr alles Saatgut weggenommen hatte. Sie
nährte ſich deshalb von Milch, Gras und Eichenrinde. Die Be=
wohner
des Dongebietes waren ſehr freundlich gegen uns, als
ſie hörten, daß wir Deutſche ſeien. Da es dort noch Kartoffeln
gab, ſo handelten wir dieſe gegen das mitgeführte Salz ein. Bis=
her
konnten wir uns reichlich mit Milch, Eier, Butter und Kar=
toffeln
im Austauſch gegen Salz verſorgen. Dagegen wurde die
Verpflegung in dem dichter bevölkerten Gouvernement Woroneſh
ſchlechter und ſchwieriger.
(Schluß folgt.?

[ ][  ][ ]

Rummer 283.

Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 23. Oktober 1921.

Seite 7.

Danaé

29)

Roman von Kurt Frieberger.
(Nachdruck verboten.)

Gewinſtanteile.
Kleinlaut zieht Spiekermann mit etlichen betroffenen Ver=
beugungen
und ſeiner Banknotenleſe ab. Die Hausfrau aber,
noch voller Lachen, Bewegung und ein wenig errötender Ver=
legenheit
begrüßt den Ankömmling, der lächelnd um Entſchul=
digung
bittet für das geſtörte Tauſend=Emm=Tennis.
Loitchen im Hintergrunde drückte ſich gern. Sehr baug be=
trachtet
ſie den übervornehmen grauen Herrn, der ihr eben ein
flüchtiges Kopfnicken widmete.
Der muß Wunder was Großartiges ſein. Sie ſah ihn wohl
ſchon in Zeitungen abgebildet. Verflogen iſt ihre Republikaner=
kühnheit
, vergeſſen die Rebellenrede mit der Aufforderung, aller
UInebenbürtigkeit, nicht zu achten. Hundertjährig eingedrillte
Preußenuntergebenheit läßt die kleine Berlinerin befangen er=
ſtarren
. Weiß ſie, daß ein Vorfahre in gerader Linie für des
alten Fritzen Glorie bei Beuthen das linke Bein opferte, daß
ein anderer ihres Namens vor der Mühle von Poſcherun Yorcks
und Clauſewitzens Pferde bewegte? Sie weiß nur, daß Groß=
vater
1871 das Eiſerne Kreuz aus Frankreich heimbrachte.
Vater der war Unteroffizier erzählte gern davon. Trotz
aller Tradition kam ſie nicht los von überlieferter Untertänig=
keit
. Der vor ihr ſteht und der vergötterten Gräfin Hand küßt,
iſt ein Freund des entthronten Kaiſers, war ſein Intendant
Haſſo Graf Bergh=Kerſſing=Zornebog. Haltung und hohe Geſtalt
des Herrn aus märkiſchem Uradel wirken mächtig. Ein wenig
ſeltſam dünkt ſie nur der übereiche Schmuck. Edelgeſtein in
Krawatte wie Manſchette, ſchöne ſchwere Fingerringe und um
den Hals gar eine mehrfach geflochtene Venezianerkette, die unter
der Weſte hervor ins Uhrtäſchchen ſteigt.
Sie iſt ganz Luft, die kleine Modiſtin, ſtaunt nur ſtumm
über das ſchöne weißwellige Haar, den ebenholzſchwarzen
Schnurrbart des Grafen und hört wie vom Stehplatz eines Hof=
theaters
aus Gräfin Weſe, eine hochvornehme fremde Gräfin
Weſe mit herablaſſender Liebenswürdigkeit ſprechen:
Grüß Gott, lieber Graf. Ich weiß bereits alles. Meine
Jungfer hat Auftrag, morgen abend ein Gedeck mehr auſzu

legen. Ihr Neffe iſt willkommen. Sie wiſſen ja: die Freunde
meiner Freunde ſind . . . und ſo weiter.
Da runzelt ſie die blanke Stirn, betrachtet ungeduldig
Fränze, die dem Kammerdiener Heinrich voranſchreitet. Die
Zofe ſchiebt ein Glasnickeltiſchchen auf vier lautloſen Gummi=
rädern
, darauf über blauen Weingeiſtflammen unter gewölbtem
Metallſturz ein Hammelſtück warm erhalten wird. Allerlei
Schüſſelchen und Platten reihen ſich an. Heinrich aber legt flink
Gedecke auf.
Dem fragenden Blick der Herrin entgegnet Fränze: Frau
Gräfin erübrigen noch zwanzig Minuten. Ein kleiner Imbiß
zum Tee, wenn abends doch nicht daheim ſpeiſen. Mit hof=
ſärtigem
Blick nach Lottchen frägt ſie: in drittes Gedeck?
Die aber ſtammelt verſchüchtert: Och nee. Danke taſtet
nach der blauen Mütze und will ſich trollen. Schönen guten
Abend, gnädigſte Gräſin.
Liebes Lottchen! Sie verlaſſen mich?"
Ich ſtöre nun lange genug.
Nicht doch. Vielen Dank, mein liebes Glückshexchen.
Ja: die Mütze; was ſchulde ich?
Ach. Das muß nicht jetzt . . . aber . . . ich hatte noch ine
große Bitte . .."
Nuns
Mein Mann und ich . Aber vielleicht ſoll ich nicht jetzt
Es iſt nur ſo ſchwer, bei Frau Gräfin vorzukommen
Wir haben inen kleinen Sparpſennig und mein Mann meinte
... beſſer als in Ihren Händen ...
Was ſoll das?
Ob wir es nicht einlegen dürften. Es trug mir erſtmals
doch ſo viel!
Nicht dran denken! Nein, liebes Lottchen, nie wieder."
Schade.
Nein, dazu iſt mir mein Glücksfrauchen zu lieb.
Und der Graf tröſtet lächelnd die Beſtürzte: Da genießen
Sie eine ganz beſondere Auszeichnung. Wen unſere Gräfin be=
vorzugt
, den läßt ſie nur ein einziges Mal mitverdienen und
dann nicht wieder. Ich bin der gleichen Ehre teilhaftig und
darf leider auch nie mehr Geld gewinnen.
So?"
Hede fühlt Erbarmen: Ein Geſchäft wollen wir noch
machen: Die Kappe koſtet ſagen wir: zweihundert Mark. Zu

hundert vom hundert täglich für vierzehn Tage ſind rund ſechs=
tauſcnd
Mark. Da. Sie reicht ihr vom Schreibtiſch eine Hau) Kaſſenſcheine. Aber das iſt das allerletzte Mal.
Beſchämung wehrt ſich und nimmt erſt an, da die übergroße
Spende Dank für das gute Vorzeichen genannt wird. Ganz
kleinlaut wandert Lottchen geſenkten Hauptes zur Türe. Dort
wendet ſie ſich nochmals um, ſagt ſie treuherzig und innig: Frau
Gräfin. Ich dank’ ooch ſchön. Und was Sie ſich wünſchen
ich will ich will mir recht ſehr Mühe nehmen, daß ich
Ihnen Glück bringe o ſo, ſo viel Glück! Der Tiefgerührten
verſagt die Stimme, weinend, beſchämt eilt ſie davon.
Niedliches Dingelchen meint nachblickend der Graf, wäh=
rend
er liebenstrürdiger Einladung gehorſamt und bei gedeck=
tem
Tiſche Platz nimmt. Die ſchöne Bewirtende iſt froh in heiter=
ſtem
Lächeln: Ja. Sie iſt lieb, und daß ich ſie juſt heut
wiederſah! Sie bringt Glück. Unberufen! Abergläubiſch pocht
ſie mit dem Zeigefingerknöchel dreimal ans Holz des Tiſches.
Da traf ich alſo einen guten Tag?
Ich muß heute Glück haben, ich muß!
Mit lächelndem Kopfſchütteln überdenlt der Gaſt Hedes Ab=
ſchied
von Lottchen: Ihre kaufmänniſche Rechenmethode mit
der Kleinen! Immer beluſtigter ahmt er der übermütigen
Gräfin ſprudelnde Haſt nach: Zweihundert hundert vom
hundert vierzehn Tage ſechstauſend Mark . . . tolle Sache!
Wer wird nachrechnen! Halten Sie es für ſchlecht, wenn
man Gollaſchbaronen, Konſervenhaifiſchen, millionenſchweren
Heereslieferanten ein paar Groſchen abknöppt, um ſolch liebes
Lottchen oder einen vornehmen Freund, der mehr Ehre als
Taler hat, ſorgenfrei zu zaubern? Ich ſetze mir eben in den
Kopf, die ausgleichende Ungerechtigkeit zu ſein.
Ihre liebenswürdige Anſpielung auf meinen Gewinſt in
Ihrem Betriebe ſetzt mich allerdings ſchachmatt. Aber um ſicher
zu gehen ſollten Sie ſich doch lieber an die Gerechtigkeit halten.
(Fortſetzung folgt.)

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[ ][  ][ ]

Seite 8.

Darmſtädter Tagblatt, Sonntag, den 23. Oktober 1921.

Nummer 283.

Handelsteil des Darmſtädter Tagblattes

Börſen=Wochenbericht
für die Zeit vom 17. bis 22. Oktober, mitgeteilt von der Deutſchen Bank,
Filiale Darmſtadt.
Die abgelaufene Woche ſetzte an der Börſe mit einer panikartigen
Steigerung der Deviſenkurſe ein, die alle bisherigen Hauſſebewegungen
auf dieſem Gebiet weit hinter ſich ließ. Kaufaufträge der Induſtrie, des
Publitums und der Spekulation tvieben die bereits in der Vorwoche
ſtark geſteigerten Kurſe für ausländiſche Zahlungsmittel in wenigen
Stunden auf eine ungeahnte Höhe, und das äußerſt knappe Material
nötigte ſogar am der Mondagsbörſe zu ſtarken Rationierungen. An den
folgendem Tagen trat dann eine geſviſſe Ernüchterung ein ſodaß die
Kurſe unter ſtarken Schwankungen einen großen Teil ihrer Steigerungen
wieder einbüßten. An den Effektenmärkten rief dieſe Deviſenhauſſe
naturgemäß eine außerordentlich ſtarke Steigerung der Kurſe hervor,
und die feſte Tendenz hielt ſich im ganzen auch noch, als am Deviſenmarkt
bereits eine ruhigere Stimmung herrſchte, ja ſie kam im Verlauf der
Woche vecht eigentlich erſt zur vollen Auswirkung, da das Provinz=
publikum
erſt zur Mittwochs= und Freitagsbörſe mit ſeinen Kaufaufträ=
gen
zur Stelle ſein konnte. Dieſe liefen dann aber in ſo großem Umfang
ein, daß trotz einer gewiſſen Realiſationsneigung der Spekulation die
Kurſe auf beinahe allen Gebieten ſprunghaft weiter in die Höhe gingen.
Die ſenſationellſten Steigerungen hatten wieder der Kaſſamarkt und der
freie Verkehr aufzuweiſen, an denen Kursſprünge von 100 bis 500 Pro=
zent
durchaus keine Seltenheit mehr ſind. Beſonders bevorzugt ſind da=
bei
immer noch Textilwerte, ferner die Aktien der Chemiſchen=, Maſchinen=
und Auto=Induſtrie. An den variablen Märkten zeigte ſich großes In=
tereſſe
für Montanwerte. Bochumer Buderus, Deutſch=Lugemburger,
Gelſenkirchener Harpener und Rheinſtahl waren lebhaft gefragt, aber
auch oberſchleſiſche Werte lagen bemerbenswert feſt. Ebenſo beſtand für
Braunkohlenwerte ſtarke Nachfrage, von denem Roſitzer eine mehrhundert=
prozentige
Steigerung aufzuweiſen haben. Von Chemiewerten waren
außer den Aktien des Anilin=Konzerns, für die immer noch unbeſtätigte
Gerüchte über bevorſtehende Kapitalserhöhungen ſtimulierten beſonders
Anglo=Guano, Scheideanſtalt und Holzverkohlung anſehnlich gebeſſert.
Am elektriſchen Markt fielen Bergmann durch eine ſtarke Kurserhöhung
auf, während ſich im übrigen die Gewinne auf dieſem Gebiet in mäßigen
Grenzen hielten. Von dem übrigen großen Märkten ſind noch Bankaktien
hervorzuheben, von denen Deutſche Bank und Metallbank bevorzugt
waren. Die Valutowerte unterlagen entſppechend der Lage am Deviſen=
markt
ſtarken Schwamkumgen. Als beſonders feſt ſind Otavi=Anteile und
=Genüſſe, South Weſt Afrika=Shares, Baltimore und Ohio=Shaues und
Schantung=Aktien zu nennen.
Frankfurter Börſe vom 22. Oktober.
w. Heute fand ein offizieller Verkehr nur in Deviſen ſtatt. Die Ten=
denz
auf dieſem Markte war feſt, was auf den Rückgang der Reichsmark
im Ausland zurückgeführt wird. Im freien Verkehr waren Kurſe nur
wenig zu höven. Vielfach hängt die Zuwüickhaltung am Effektenmarkt mit
der Befürchtung einer Kabinettskriſe zuſammen. Gut erholt haben ſich
unter dem Valutawverten Mexikaner. Deutſche Petroleum blieben gefragt,
da verlautet, daß dieſe Geſellſchaft eine Kapitalerhöhung beabſichtige.
Von anderen Werten blieben Badiſche Anilin ſtark geſucht, zirka 760 bis
770 genannt, auch ſonſt blieben chemiſche Aktien höher. Benz=Motoren
hörte man 610, Karſtadt 390. Für Greffenzus A. G. und Thüringer Elektr.=
Lieferungs=Geſ. beſtand großes Intereſſe. Größere Kaufaufträge liegen
für Einheitswerte vor. Für Byaunkohlenaktien werden höhere Kurſe
genannt.
Der Wert der Mark im Ausland.
* Für 100 Mark wurden gezahlt am 22. Oktober in Zürich 3,20
(vor dem Kriege 125,40) Franken, in A ſterdam 1,78 (59,20) Gulden,
in Kopenhagen 3,25 (88,80) Kronen, in Stockholm 2,65 (88,80)

Kronen, in London 3,03 (97,80) Schilling, in Neu=York 0,600,60½
(23,80) Dollar.

w. Teviſenmarkt. Frankfurt a. M., 22. Okt.

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Italien 9027.90 2032,1 2147.80 2152.20 D.=Oeſt. abg 8.861 8.881 8.74 8.76 614.30 615.70 649.30 650.70 Budapeſt .
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Berliner Börfe.
Berlin, 22. Okt. (Wolff.) Zwvei Umſtäned wirkten heute auf dem
Deviſenmarkte zuſamme, um ein erneutes Anſteigen der Preiſe
hervorzuruſen. Es waren dies der in Neu=York eingetretene Rückgang
des Markkurſes bis 0,60 und die durch die oberſchleſiſche Entſcheidung
hervorgerufene, äußerſt geſpannte politiſche Lage, bei der man noch nicht
weiß, ob das Kabinett Wirth geht oder bleibt. Die Deviſenpreiſe zogen
bei großer Nervoſität ſprunghaft an. Der Dollar erreichte ſeinen unge=
fähren
Höchſtſtand bei 172, London bei 675, Holland bei 5800. Die amt=
lichen
Notizen wurden aber teilwveiſe erheblich unter dieſen Höchſtpreiſen
feſtgeſetzt. Später wurden ſie aber wieder, wie für Holland, überboten.
Für Banknoten wurde heute ſtrikte das Handelsverbot ſeitens der In=
tereſſenten
eingehalten. Im Effektenverkehr wurden durchweg höhere
Kurſe genannt, nur Schiffahrtsaktien blieben angeboten.
Berlin, 22. Okt. (Wolff.) Die anhaltenden Schwankungen auf dem
Deviſenmarkte und die hierdurch wie durch die geſamte politiſche Lage
erzeugte Unſicherheit bewirkte am Produktenmarkt bei überwie=
gend
feſter Tendenz im Durchſchnitt weſentlich höhere Notizen. Weizen
wird von hieſigen und auswärtigen Mühlen infolge des flotten Mehl=
abſatzes
gekauft und ebenſo ſteht es mit Roggen. Für Wintergerſte ſind
nach wie vor die Brauevenen Käufer und zahlem höhene Preiſe, wogegen
für Sommergerſte bei dem hohen Preisſtand die Nachfrage ruhiger ge=
worden
iſt. In Hafer bleibt das Angebot weiter knapp und ſchnellber=
ladbare
Ware wurde wieder höher bezahlt. Die Maispreiſe erhöhten ſich
wegen der ſteigenden Debiſenpreiſe, zumal auch aus zwveiter Hand kein
großes Angebot mehr vorhanden war. Für Raps und Hülſenfrichte und
für alle Futterartikel bleibt die Marktlage dauernd feſt.
Mannheimer Wochenberichte.
H. Mannheim, 22. Okt. Getreide. Die Hauſſebewegung auf
den Deviſen= und Effektenmärkten Deutſchlands, hatte ſich auch auf die
Warenmärkte übertragen und es traten Preisſteigerungen von Tag zu
Tag ein. Dabei wurde das Angebot immer kleiner, weil die Verkäufer
ihre Waren aus dem Markte zogen und die Käufer abnahmen, was noch
zu bekommen war, beide Teile in Erwartung noch höherer Preiſe. Im
letzten Drittel der Bevichtswoche trat auf dem Deviſenmarkt infolge
beſſerer Neu=Yorker Markkurſe ein Umſchwung ein, der auf dem Waren=
markt
zwar eine gewiſſe Unſicherheit hervorrief, aber doch wie auf dem
Effektenmarkt eine feſte Grundſtimmung behauptete. Die Verkäufer zeig=
ten
durch größeres Angebot wieder etwas mehr Neigung zu Abgaben,
aber num üben die Käufer gegenüber den ſo ſtark in die Höhe gekletterten
Preiſen Zunüchaltung und warten auf den Abbau, der aber nur erfolgen
wird, wenn die Beſſerung umſerer Mark anhält. Weizen war zuletzt mit
560565 Mk. ab Mannheim, alſo 65 Mk. höher als in der Vorwoche, an=
gebotzen
, für pfälziſchen Weizen wurden 520540 Mk. ab pfälziſche, für
norddeutſchen 530540 Mk. ab mitteldeutſche Stationen veplangt. Für
ausländiſchen Weizen waren die Offerten in ausländiſcher Währung ziem=

lich unverändert, durch den niedrigen Stand der Mark iſt der Auslands=
weizen
ſo teuer, daß ein Kauf heute Unſinn wäre, zumal wir noch inlän=
diſchen
Weizen in genügender Menge haben und ein dringender Bedarf
an ausländiſcher Ware nicht borliegt. Noggen war wiederum gut ge=
fragt
und wurde auch eher gekauft, zumal bei ihm die Steigerung nur
bis 40 Mk. pro 100 Kilo auf 460465 Mk. ab Mannheim betrug, wäh=
rend
die Pfalz zu 420440 Mk. und Mitteldeutſchland zu 430435 Mk.
ab dortige Stationen Abgeber waren. Hafer iſt jetzt andquernd begehrt,
machte die Aufwärtsbewegung der anderen Sorten faſt in gleichem Tempo
mit und war zuletzt zu 425430 Mk. ab Mannheim zu haben, zu 400 Mk.
kamen einige Abſchlüſſe zuſtande. Gerſte fehlte natürlich nicht in dem
Reigen und ſtieg im Preiſe auf 580610 Mk. Frachtparität Mannheim,
pfälziſche Gerſte war zu 600615 Mk. in prima Qualität, württember=
giſche
zu 550580 Mk. und baheriſche zu 550580 Mk. ab dortige Sta=
tionen
angeboten. Während ſeither wenigſtens noch für gute Qualitäten
Jutereſſe beſtand, iſt dieſes bei einer derartig hohen Bewertung ganz ge=
ſchwunden
und es war nur noch zu Anfang der Berichtswoche etwas Ge=
ſchäft
. Mais fand in der Landwirtſchaft in der letzten Woche einen guten
Abnehmer, nachdem ſie den Ertrag ihrer Kartoffelernte überſchauen und
den Zuſchußbedarf an Mais zur Schweinefütterung berechnen konnte.
Die in Deutſchland lagernden Vorräte ſind dadurch ſtark gelichtet und die
Angebote auf den Märkten geringer geworden. Eine Hereinnahme neuer
Ware iſt bei dem heutigen Markſtand zu ſtark mit Riſiko verbunden, da
der Mais mit Deviſen bezahlt werden muß und man nicht weiß, wann
wieder gute Abſatzmöglichkeit vorhanden iſt, nachdem ſich die Landwirte
eingedeckt haben.
Mehl hat ſich der Aufwärtsbewegung des Getreides angeſchloſſen,
und die ſüddeutſche Mühlenvereinigung erhöhte zweimal in dieſer Woche
ihren Preis für ihre Weizenmehl=Spezialmarke Null, zuerſt von 725 auf
750 Mk. und dann auf 800 Mk. pro 100 Kilo ab Mühle, Roggenmehl
von 560 auf 600 Mk. und zuletzt auf 625 Mk. Norddeutſche Mühlen
ſandien Offerten für 70prozentiges ausgemahlenes Weizenmehl zu 665
Mark, mit Auslandsweizenmehl vermiſcht zu 685 Mk. pro 100 Kilo ab
mitteldeutſche Slationen, zogen dieſe Offerten aber wieder zurück.
Futterartikel unterlagen ebenfolls der Hauſſebewegung, da
man es auf dieſem Markt auch vielfach mit Auslandsware zu tun hat.
Futtergerſte wird weniger gefragt, da zu teuer. Kleie wurde ſtändig be=
gehrt
und koſtete Weizenkleie 260 Mk., Roggenkleie 270 Mk. ab Mühle,
Biertreber 350360 Mk., Trockenſchnitzel 300310 Mk., Malzkeime 330
bis 350 Mk. Napskuchen 340350 Mk., Rauhfutterſchnitzel ſind gleich=
falls
um durchſchnittlich 10 Mk. pro Doppelzentner im Preiſe geſtiegen
und werden waggonfrei Mannheim angeboten; Wieſenheu zu 210230
Mark. Rotkleeheu zu 220240 Mk., Luzerne=Kleeheu zu 250260 Mk.,
Preßſtroh zu 6575 Mk., gebündeltes Stroh zu 7080 Mk. die 100 Kilo.
Hülſenfrüchte hatten feſten Markt, trotzdem die Nachfrage noch
ſehr klein iſt. Die Entwickelung dieſes Marktes hängt von der Kartoffel=
verſorgung
, die heute noch ziemlich ungeklärt iſt, ab. Die an ſich für den
Konſum ſchon zu hohen Preiſe ſteigen weiter und koſtem inländiſche
Erbſen 500650 Mk., Ackerbohnem 400 Mk., Reis 8501050 Mk., ſüd=
ſlawiſche
Miſchbohnen 420 Mk., beſchädigte braune Braſilbohnen 320 Mk.
je 100 Kilo ab Mannheim.
Tabak. Der derzeitige hohe Guldenſtand in Holland macht den
Einkauf von überſeeiſchen Tababen unmöglich. Viele größere Zigarren=
fabrihen
haben, um ihre Vorräte darin zu ſtrecken, Betriebseinſchränkun=
gen
vorgenommen, einzelne zeitweiſe ſogar ganz geſchloſſen, da keine
dringenden Beſtellungen vorliegen. Die Fabrikanden kaufen denn auch alle
1920er Tabake zuſammen, was zu erreichen iſt und bewilligen jeden Preis.
Die Sandblätter der 1921er Ernte ſind im badiſchen Oberland zuletzt zu
1700 Mk. pro Zentner, ferner der Reſt der 1920er Tabake zu 12001300
Mark aufgekauft worden, und ſchon beginnt man mit der Ablieferung
der Tabake, mit deren Ausfall man allgemein zufrieden iſt.

Laufende Teuerungszuſchüſſe für
Schwerbeſchädigte, Altrentner, er=
werbsunfähige
Kriegshinterblie=
bene
und Altrentnerinnen.
Schwerbeſchädigte und Altrentner; die
mindeſtens um 50 v. H. in ihrer Erwerbs=
fähigkeit
gemindert ſind, ausſchließl. Kapitu=
lanten
, die lediglich auf Grund von mindeſtens
8= oder 18jähriger Dienſtzeit Verſorgungsge=
bührniſſe
beziehen, ſowie erwerbsunfähige und
dieſen wegen Verſorgung der Kinder uſw.
gleichgeſtellte Witwen, die nicht im Erwerbs=
leben
ſtehen, haben ihre Anträge auflaufende
Teuerungszuſchüſſe wie folgt bei der amtlichen
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Dienstag, 25.
L.R
Mittwoch, 26.
SSt
Donnerstag; 27.
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Freitag; 28.
Schwerbeſchädigte und Altrentner Zimmer 61,
erwerbsunfähige und dieſen gleichgeſtellte Wit=
wen
einſchließl. Altrentnerinnen Zimmer 60
und 62, jedesmal von 812 Uhr vormittags,
Die laufenden Teuerungszuſchüſſe werden
rückwirkend vom 1. Auguſt ds. Js. ab, erſt=
mals
bis einſchließl. November ds. J8, gezahlt,
für die Folge monatlich im voraus.
Es erhält monatlich:
jeder Beſchädigte (mindeſtens 50 v.
H. erwerbsbeſchränkt) ... . . . . . . . . . . . 30
und daneben, wenn er für Kinder zu
ſorgen hat, für jedes Kind ......... 15
wenn er nicht im Erwerbsleben ſteht
u. ſeine Erwerbsfähigkeit gemindert iſt
um 70 oder 80 v. H. ...... .. . . . . 20
90 100 v. H. .. . . . . . . . . . . . 45
jede erwerbsunfähige und dieſer gleich=
geſtellten
Witwe, wenn ſie nicht im
Erwerbsleben ſteht ....... . . . . . . . . . 15
Es iſt mitzubringen von den Schwerbe=
ſchädigten
: Neueſter Rentenbeſcheid, Renten=
buch
, Stammkarte, bei Verheirateten das
Stammbuch, wenn aus dem Rentenbeſcheid
Berechtigung zum Empfang der Teuerungs=
zulage
für Kinder nicht hervorgeht.
Von den erwerbsunfähigen Witwen uſw.,
Altrentnerinnen: Stammkarte, neueſter Ren=
tenbeſcheid
.
Als Schwerbeſchädigte kommen nach dem
Altrentnergeſetz vom 18. Juli 1921 (R. G. Bl.
Nr. 79) in Frage:
dauernd gänzlich Erwerbsunfähige und dau=
ernd
größtenteils Erwerbsunfähige:
dauerd teilweiſe Erwerbsunfähige gelten als
30 v, H. in ihrer Erwerbsfähigkeit gemin=
dert
, ſie haben keinen Anſpruch auf Teue=
rungszulage
; auch Enpfänger von Vete=
ranenbeihilfen
und Gnadenbewilligungen aus
dem ehemaligen Dispoſitionsfonds, haben
keinen Anſpruch.
Auszahlung der Teuerungszulage erfolgt
durch die Stadtkaſſe. Näheres geht den Emp=
fangsberechtigten
, durch die Fürſorgeſtelle zu.
Darmſtadt, den 20. Oktober 1921,
Städt. Wohlfahrtsamt.
Kriegsbeſchädigten= und Kriegshinter=
bliebenenfürſorge
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Hanna Lierke
in der Hauptrolle.
Die Brüder
Karamasoff
Drama in 7 Akten n.
d. Rom. v. Dostojowsky.
Hanptdarsteller:
Hanna Ralph, Emil
Jannings, W. Krauss.

Scblussteil von
Goliath Armstrong
Der Herkules der schwarzen Borge.
Sensationsfilm in 6 Akten.
In der Hauptr. ElmoLincoln.
G. Teil:
Entlaxwt.

Stuart Wlebbe
in seinem grösster
Detektiv-Abenteurer-
Drama

Die grösste Filmoperette der Welt!

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Leitung: Obermuſikmeiſter M. Weber.
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in 5 Akten von Okonkowsky.
Musik von Hans Ailbout und Tilmar Springfeld.
Gesangstexte von Will Steinberg.
Regie Ludwig Czerny. In den Hanptrollen:
Ada Svedin, Charles Willy Kaiser.
Gesangseinlagen werden von 5 berühmten Sängern
und Sängerinnen versönlich gesungen, unter
Leitung des Kapellmeisters Zörgiebel aus Berlin.
(.3, 5 und letzte Vorstellung 8 Uhr.
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Lustspiel-Einlage!

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Lustspiel in 3 Akten,
Hilde Wörner
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Kapellm. H. Simon, Hess. Landestheater, Begleitung der Einzel-
gesänge
u. Chöre Leitung der Chöre: Chormeister K. Grin

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Vortrag von Hans Schiebelhnth

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Kunst und
Wissenschaft

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Montag, den 24. Oktbr., abends 8 Uhr,
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Der Ring des Mibelungen‟
Vortragender: Hans Schüler.
Am Flügel: Kapellmeister Hans Simon.
Mittwoch, 26. Oktober:
Donnerstag, 27. Oktober.
I. Abend
II. Abend
Rheingold‟
Walküre‟
abends 8 Uhr in der Turnhalle am Woogsplatz.

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