Darmstädter Tagblatt 1921


14. September 1921

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Nummer 254

Mittwoch, den 14. September 1921:

Einzelnummer 25 Pfg.

Deutſche Treue und Deutſche Qual
in Oberſchleſien.
* Noch ſind die Tränen nicht getrocknet, die im heißumſtritte=
m
deutſchen Oberſchleſien aus deutſchen Augen floſſen.
ach ſind Tauſende und Tauſende, von polniſchen Aufſtändiſchen
jes ihrr Heimat, von Haus und Hof, aus Hütte und Stube ver=
ut
, in tiefer Not. Wer weiß, wieviele dort unter Foltern von
hiſchen Beftien ermordet wurden, unter Foltern, wie ſie das
föttelalter kaum kannte, wie ſie der echte Europäer nie erſonnen
p. Wer weiß heute, wieviel Schwache und Hilfloſe dort den Er=
ührer
ſo verloren haben, wer hat die Jammer= und Angſtſchreie
us deutſchem Munde gezählt, die grauenvolle Nächte und ent=
liche
Stunden erpreßten?
Immer noch irren ſie heimatlos, von allem, was das Lebens
Atdurft iſt, entblößt, hungernd, frierend, obdachlos umher. Das
sberſchleſier=Hilfswerk, ſo gewaltig ſeine Organi=
ion
auch iſt, ſo groß auch die Summen waren, die ihm zufloſ=
ſt
, iſt noch nicht imſtande geweſen, all das vieltauſendfältige
9d zu lindern, die Blößen zu bedecken, Arbeit, Unterkommen
ſchaffen, weil die Mittel nicht reichen wollen. Die deutſche
hichsregierung kann offenbar nicht ausreichend helfen oder ſie
af es nicht.
Und immer noch droht dem gefolterten, gequälten, treuen
Lutſchtum, drohen den deutſchen Arbeitern, Bauern, Bürgern
pGefahren eines neuen polniſchen Aufſtandes,
ſtes neuen Einfalles polniſchen regulären Militärs, das kein
ſtar beſſer iſt als Korfantys Banden. Immer noch iſt keine
he in den Grenzbezirken, zumal im Induſtriedreieck, wo von
dr Treue der Deutſchen alles abhängt, deſſen Aufgabe durch das
autſchtum der deutſchen Wirtſchaft einen tödlichen Stoß ver=
isen
müßte. Immer noch iſt außer Zweifel, daß Polen, mag
5 Entſcheidung des Völkerbundes und des Oberſten Rates aus=
ialen
wie ſie will, ſich nicht fügen wird. Hält es doch immer
ach ſeine Truppen zuſammengeballt an den deutſchen Grenzen,
atnal an der oberſchleſiſchen, bereit.
Ein Schrei muß durch alle deutſchen Lande gehen! Ein
ſehrei des Entſetzens und der Empörung ob all dem Jammer!
ſud alle deutſchen Hände müſſen ſich öffnen und müſſen ſpenden,
03 von jenen Treuen wenigſtens abgewendet werde, was in
betſchen Kräften ſteht.
Der Opfertag des Oberſchleſier=Hilfswerks iſt in Deutſch=
cht
abgehalten worden. Nur Heſſen mußte bislang zurückſtehen.
Mdrige Umſtände verzögerten das Hilfswerk hier. Nun ſteht
hh für uns Heſſen dieſer Tag vor der Türe. Am 18. Septem=
ſche
twird in allen heſſiſchen Städten und Dörfern Straßenſamm=
ſutz
fein. Und im Anſchluß daran wird eine Hausſammlung
ſtrinden.
Fern, fern liegt das deutſche Oberſchleſien von uns im äußer=
in
Südoſten. Aber es iſt deutſches Land, um treue Deutſche
ſget es. Wahrlich jetzt wird und muß es ſich zeigen, daß Krieg
ud Revolution und all die bejammernswerte Meinungsver=
ſ
edenheit der Deutſchen, der Streit um Tauſenderlei, eines in
ſſuſerem Herzen nicht erſtickt hat: das deutſche Gemeinſchafts=
iſtsühl
, die Treue zum eigenen Volke, die in höchſter Not ange=
uer
wird! Das Sehnen aller, die es ehrlich und gut mit ihrem
Mörtſchen Volke meinen, geht auf Volksgemeinſchaft, auch alle
Prteien, mögen ſie ſonſt denken, wie ſie wollen, ſind ſich darüber
eig. Zu den Förderern des Hilfswerkes gehören ja auch die
ährer ſchier aller wichtigen deutſchen Parteien und Organiſatio=
m
, an der Spitze die Reichsminiſter. Jetzt gilt es! Heſſen be=
wift
, daß kein deutſcher Stamm heißere Liebe für das ganze
Mdatſche Vaterland, für alle deutſchen Menſchen kennt, als ihr!
Mobt, ſoviel ihr vermöget. Gebt mit vollen Händen! Einigt
ſEch über den Streit und das Getöſe der Stunden mit allen
ſoderen deutſchen Brüdern im deutſchen Liebeswerk für das
Kutſchtum in Oberſchleſien.
Die Kriſis in Bayern.
ONB. München, 12. Sept. Der heutige Vormittag brachte
ſn der bayeriſchen Kriſe eine Reihe von Gerüchten, die
m einzelnen nicht kontrollierbar ſind. Um 11 Uhr trat der
Winiſterrat zuſammen, dem Herr v. Kahr präſidierte, da
ſſein Rücktrittsſchreiben, wie es verfaſſungsmäßig erforderlich
dem Landtagspräſidenten noch nicht überſchickt hatte. Herr
Kahr ſetzte ſeinen Miniſterkollegen die Gründe auseinander,
ihn zum Rücktritt veranlaßt haben. Ohne ſich mit dem
Aniſterpräſidenten ſolidariſch zu erklären, beſchloſſen daraufhin
übrigen Miniſter aus ſtaatsrechtlichen Gründen und Rück=
ſiten
ebenfalls zurückzutreten, ſo daß ſich die Regierungskriſe
ſeiner Geſamtdemiſſion des Kabinetts erweitert. Die Miniſter
ſrden, wie es die Verfaſſung vorſieht, die Geſchäfte bis zur
Mubildung des Kabinetts weiterführen. Sie werden alſo auch
vom Landtagsausſchuß beantragten Beſchlüſſe gegen die Vor=
ſäge
der Reichsregierung weitergeben. Man erwartet, daß
Berlin zu dieſen Vorſchlägen äußern wird, noch ehe ſich das
ſeriſche Parlament vorausſichtlich Ende dieſer Woche zu einer
Wenarſitzung zuſammenfindet. In dieſer Vollſitzung des Abge=
ſuetenhauſes
ſollen dann alle Fragen, darunter auch die Neu=
Pdung der Regierung, beſprochen und behandelt werden. Die
yeriſche Volkspartei beabſichtigt, Herrn v. Kahr neuerdings
M Miniſterpräſident in Vorſchlag zu bringen. Wie in politiſchen
Reiſen verlautet, iſt es jedoch nicht wahrſcheinlich, daß dieſer
ſrſchlag von den übrigen Koalitionsparteien angenommen
ſrd. Ebenſo unwahrſcheinlich dürfte es ſein, daß Kahr auf
Wund einer geringen Mehrheit ſich entſchließen ſollte, die Kabi=
Rtsbildung wieder zu übernehmen. Die vielen politiſchen
Prüchte, die heute in Umlauf waven, ſind alle mit größter Vor=
ſit
aufzunehmen.
Die bürgerliche Preſſe bedauert den Rücktritt Kahrs. Die
yeriſche Staatszeitung ſchreibt: Mit den weiteſten Kreiſen
bayeriſchen Volkes hoffen wir zunächſt, daß es gelingen
ſrd, Hern v. Kahr umzuſtimmen und ihn auch weiterhin an der
Eitze der Regierung zu erhalten. Das Vertrauen, das ihm
überwiegende Mehrheit der Bevölkerung entgegenbrachte, iſt
uich die Verhandlungen über die Beſeitigung des Ausnahme=
Mutandes nicht um das mindeſte erſchüttert worden. Die Mün=
hner
Neueſten Nachrichten ſchreiben: Exzellenz v. Kahr hat ſich
ſeiner Tätigkeit als Miniſter zu große Verdienſte um das
Weriſche Volk erworben, als daß es nicht eine ſelbſtverſtändliche
Rlicht der Achtung wäre, in Ruhe ſeinen endgültigen Entſchluß
Auwarten. Wie ſich die Dinge weiter entwickeln werden, läßt
noch nicht überſehen. Vor allem ſteht noch keineswegs feſt,
rrit der Regierungskriſe auch eine Koalitionskriſe verbunden

iſt. Darüber wird man erſt in den nächſten Tagen Klarheit be=
kommen
. Allgemein ſieht man der Entwickelung der Dinge ruhig
entgegen. Die Baher. Volkspartei=Korreſpondenz ſchreibt, daß
bis jetzt noch immer Kahr der Mann des Vertrauens der Koa=
litionsparteien
und der großen Mehrheit des bayeriſchen Volkes
ſei und hofft, daß er ſich in letzter Stunde zu dem großen per=
ſönlichen
Opfer durchringen möge, dem Lande auch fernerhin
ſeine Dienſte zur Verfügung zu ſtellen. Das Organ der Baye=
riſchen
Volkspartei erklärt weiterhin, daß die Abſtimmung der
Bayeriſchen Volkspartei kein Akt des Mißtrauens gegen Kahr
geweſen ſei, ſondern daß ſie nur aus dem Grunde gegen die
Staatsregierung erfolgte, weil die Bayeriſche Volkspartei
glaubte, auf dieſem Wege eher einen Ausgleich mit der Reichs=
regierung
finden zu können. Die Münchener Zeitung ſchreibt:
Die Angelegenheit ſteht ſo, daß Bayern gegenwärtig eine Rumpf=
regierung
hat und daß eine weitere Entwicklung nach der einen
oder anderen Seite erſt am Dienstag oder Mittwoch ſich voll=
ziehen
wird. Sollte Herr v. Kahr das neuerliche Anerbieten, die
Miniſterpräſidentſchaft zu übernehmen, ablehnen, ſo dürften als
Kandidaten für ſeinen Nachfolger vor allem der frühere Staats=
miniſter
Herr v. Knilling ſowie der ehemalige Finanzminiſter
Speck in Frage kommen.
München, 13. Sept. (Wolff.) Die München=Augsburger
Abendzeitung meint, ſie könne ſich des Eindrucks nicht erwehren,
daß man ſich hinſichtlich des Sturzes des Miniſterprä=
ſidenten
v. Kahr der geſchichtlichen Bedeutung des Augen=
blicks
nicht bewußt geweſen ſei. Die Koalition habe zu beſtehen
aufgehört. Der Sturz des Miniſterpräſidenten mache alle Revo=
lutionäre
aufs neue ſtark. Die ſozialdemokratiſche Münche=
ner
Poſt erklärt, daß das Ziel des Kampfes, die Aufhebung des
bayeriſchen Ausnahmezuſtandes und die Sicherung der demo=
kratiſchen
Republik mit dem Sturz der Kahr=Regierung allein
noch nicht erreicht ſei. Die Arbeiter werden aufgefordert, ſich in
höchſter Bereitſchaft zu halten, ſolange die Rechtsputſchiſten un=
gehindert
ihr gefährliches Spiel treiben.
Berlin, 13. Sept. Anläßlich des Rücktritts des
bayeriſchen Geſamtminiſteriums ſchreibt der Vor=
wärts
: Das Reich will keinen inneren Krieg, ſondern es will
den inneren Frieden. Es will von Bayern nichts anderes, als
daß es die Möglichkeit dieſes Friedens ſchafft. Eine bayeriſche
Regierung, die republikaniſch zuverläſſig iſt, wird es nicht not=
wendig
haben, mit Berlin einen Paragraphenſtreit über baye=
riſche
Selbſtändigkeitsrechte zu führen. Bayern ſoll jedes Recht
haben, nur das eine nicht, ſich als Aufmarſchterrain altpreußiſcher
Gewaltpolitiker gegen das neue Deutſchland mißbrauchen zu
laſſen. Und jetzt wird es zum letzten Male gebeten, auf dieſes
Recht freiwillig und endgültig zu verzichten. Die Deutſche
Allgemeine Zeitung ſchreibt: Der Rücktritt des bayeri=
ſchen
Kabinetts iſt eine rein innerbayeriſche Angelegenheit. Vom
Geſichtspunkte der innerbayeriſchen Politik betrachtet, iſt vom
neuen Kabinett, über deſſen Zuſammenſetzung bis jetzt noch nichts
feſtſteht, eine Aenderung der grundſätzlichen Haltung nicht zu er=
warten
. Es iſt zu hoffen, daß die Bildung des neuen Miniſte=
riums
in München in Kürze eine völlige Einigung zwiſchen
dem Reich und Bayern zuſtande bringt, und daß auch in Zu=
kunft
ein freundſchaftliches Zuſammenarbeiten zwiſchen dem
Reich und Bayern erfolgt. Daß dabei unter Umſtänden beide
Teile Opfer bringen und in lohaler Weiſe in gegenſeitiger Ach=
tung
und gegenſeitigem Verſtehen Zugeſtändniſſe machen müſſen,
ergibt ſich ohne weiteres aus dem föderaliſtiſchen Charakter des
Deutſchen Reiches. In Berliner unterrichteten par=
lamentariſchen
Kreiſen ſteht man der im Augenblick
noch unklaren politiſchen Situation, wie das Berliner Tage=
blatt
meldet, abwartend gegenüber, da die Münchener politi=
ſchen
Kräfteverhältniſſe von Berlin aus ſchwer überſehbar ſind.
Man hat die Auffaſſung, daß die Reichsregierung zu Verhand=
lungen
bereit ſei. Der Rücktritt des bayeriſchen Kabinetts wird
als ein rein formaler Akt bezeichnet. Infolge der geſchilderten
unüberſehbaren Situation hat ſich die Reichsregierung in
ihrer Kabinettsſitzung geſtern noch nicht mit der bayeri=
ſchen
Frage beſchäftigt. Sie will weitere Meldungen
aus Bayern abwarten.
Nach einer Münchener Meldung des Berliner Tageblatts iſt
die bayeriſche Antwort in der vom Landtagsausſchuß be=
ſchloſſenen
Faſſung geſtern nach Berlin abgegangen. Von der
abermsligen Entſendung einer Abordnung werde abgeſehen und
die Erledigung auf den geſchäftsmäßigen Weg (Geſandter von
Preger und Abgeordneter Beyerlein) verwieſen.
Oberſchleſien.
Die Rückkehr der Flüchtlinge.
Beuthen, 12. Sept. (Wolff.) Heute fand unter dem Vor=
ſitz
des Vertreters der interalliierten Kommiſſion eine neue
gemeinſchaftliche Sitzung von den Vertretern des
deutſchen Ausſchuſſes und des polniſchen Ober=
ſten
Rates über die Frage der Rückkehr der Flüchtlinge ſtatt.
Es wurde mit Genugtuung feſtgeſtellt, daß ein beträchtlicher Teil
der Flüchtlinge bereits zurückgekehrt iſt und daß erfreulicher=
weiſe
neue Ausſchreitungen nur in wenigen Fällen vorgekom=
men
ſind. Jeder Flüchtling wird einen beſonderen Ausweis er=
halten
, der ihn ausdrücklich unter den Schutz der interalliierten
Kommiſſion ſtellt und von den deutſchen und polniſchen Ver=
tvetern
unterſchrieben ſein wird. Von allen Seiten wurde er=
neut
der ernſte Wille zur Arbeit an dieſer Aufgabe, die dem
Wohl der Allgemeinheit diene betont.
Oppeln, 12. Sept. (Wolff.) Die Sicherheitsver=
hältniſſe
beſſerten ſich im oberſchleſiſchen Abſtimmungs=
gebiet
durch die Verhandlungen und Abmachungen zwiſchen der
deutſchen und der polniſchen Partei ſehr. Infolgedeſſen können
die Flüchtlinge nach ihren Wohnorten zurückkehren. Um
den Flüchtlingen die Einreiſe in das Abſtimmungsgebiet zu er=
möglichen
, erließ die interalliierte Kommiſſion in Oppeln fol=
gende
Verfügung: Der Flüchtling richtet an den Kreiskontrol=
leur
, in deſſen Bereich ſein Wohnort liegt, ein kurzes Geſuch, in
dem er bittet, ihm die Rückkehr zu geſtatten. Letzterer überſendet
darauf dem Flüchtling die Einreiſeerlaubnis. Auf Grund die=
ſer
Einreiſeerlaubnis kann der Flüchtling die Grenzkontrolle paſ=
ſieren
. Es ſei ausdrücklich darauf hingewieſen, daß ein Viſum
des franzöſiſchen Konſulats nicht erforderlich iſt. Die Einreiſe=
erlaubmis
iſt ausreichend.
Ententeverſtärkungen für Oberſchleſien.
* Oppeln, 12. Sept. Die franzöſiſchen und eng=
liſchen
Verſtärkungen für Oberſchleſien ſind vollſtändig

eingetroffen. Italieniſche Verſtärkungen ſind noch nicht
nach Oberſchleſien gekommen.
Eine Studienkommiſſion von engliſchen und italie=
niſchen
Mitgliedern der interalliierten Kommiſſion bereiſt gegen=
wärtig
Oberſchleſien. Mit den Vertretern der Gewerkſchaften
und Parteien beider Richtungen wurden Rückſprachen genom=
men
. Für den Empfang der Völkerbundskommiſſion werden
Vorbereitungen getroffen.
Sachſen und die Verordnung des Reichs=
präſidenten
.
* Berlin, 13. Sept. Der Tägl. Rundſchau wird, aus
Dresden gemeldet: Der Vertretungsausſchuß des ſächſiſchen
Landtages beriet über die beſondere Verordnung, die die
ſächſiſche Regierung zu der bekannten Verordnung des Reichs=
präſidenten
erlaſſen hatte. Mit der ſozialiſtiſchen Mehrheit waren
die Anträge auf Aufhebung der ſächſiſchen Verordnung abge=
lehnt
und desgleichen der Antrag, bei der Reichsregierung auf
Aufhebung der Reichsverordnung hinzuwirken. Danach wurde
ein Antrag angenommen, die Regierung möge den Terrorismus
der Preſſe und der Verſammlungsfreiheit Andersdenkender durch
unbefugtes Eindringen unmöglich machen und mit allen Macht=
mitteln
bekämpfen und die Schuldigen beſtrafen.
Die Wahlen in Thüringen.
Berlin, 13. Sept. Nach Nachrichten aus Thüringen
werden in der neuen Kammer des Thüringer Landtages
die drei ſozialiſtiſchen Parteien vorausſichtlich über 25 Sitze ver=
fügen
, der bürgerliche Block, mit Einſchluß der Demokraten, über
deren Rechts= oder Linksorientierung noch nichts verlautet, über
27 Sitze. Ueber das bisherige Wahlergebnis in Thüringen liegen
bis in den ſpäten Abendſtunden folgende Berichte vor: Es erhiel=
Sozialdemokraten 100 487, Deutſche Volkspartei 95 560, Unab=
hängige
84 566, Landbund 78 394, Kommuniſten 46 249, Deutſch=
nationale
41 904 und Demokraten 29 029 Stimmen. Die bisherige
Geſamtzahl der bürgerlichen Stimmen beträgt demnach 244 887,
die der Sozialiſten einſchließlich der Kommuniſten 231 291.
Der Völkerbund.
Genf, 12. Sept. (Wolff.) Der Völkerbundsrat
wird am Dienstag oder Mittwoch die Frage der Danziger
Staatsangehörigkeit und die rechtliche Stellung der Polen, in
Danzig behandeln, ebenſo die Finanzlage und die Danziger Be=
rufung
beim Völkerbundsrat in der Entſcheidung über die Eiſen=
bahnfrage
. Senatspräſident Sahm, Geheimrat Dr. Volkmann
und Dr. Faxber ſowie Regierungsrat Herzbruch als Sachver=
ſtändige
für das Eiſenbahnweſen ſind geſtern in Genf eingetroffen.
Genf, 12. Sept. (Wolff.) Die dritte Kommiſſion
für Blockade und Abrüſtung ſetzte heute nachmittag
unter dem Vorſitz von Branting (Schweden) in öffentlicher
Sitzung ihre Beratungen über die praktiſche Durchführung ſowie
Anwendung der Blockade gegen ein vertragsbrüchiges Mitglied
des Völkerbundes fort. Die Debatte drehte ſich um die Aus=
legung
und Anwendung des Artikels 16. Die meiſten Redner
waren ſich darin einig, daß gegen einen vertragsbrüchigen Staat
nicht ſofort kriegeriſche Maßnahmen angewendet werden ſollen,
ſondern der Krieg durch wirtſchaftliche Maßnahmen, d. h. die
Blockade, hinausgeſchoben oder verhindert werden ſoll. Die De=
batte
, an der ſich Schanzer (Italien) und Lord Robert Cecil
rege beteiligten, behandelte vor allem die Berichte der Unter=
kommiſſionen
. Zu einem Beſchluß über die Vorſchläge der ein=
zelnen
Unterkommiſſion kam es nicht. Die Beratungen wurden
auf die nächſte Sitzung vertagt.
Die weſtungariſche Frage.
wd. Wien, 13. Sept. Die Zeitung Der Abend will er=
fahren
haben, daß die italieniſche Regierung in Paris
und London das Anſinnen geſtellt hat, die weſtungariſche Frage
auf diplomatiſchem und militäriſchem Wege zu löſen. Eng=
land
habe nichts einzuwenden gehabt, wie auch die franzöſiſche
Regierung ſich nicht dem entgegengeſtellt habe. Die italieniſche
Regierung habe in Budapeſt bereits wiſſen laſſen, daß ſeitens
der Entente ſie mit einer energiſchen Aktion betraut wor=
den
ſei. Auch dem ungariſchen Geſchäftsträger wurde Mitteilung
von Italiens Eingreifen gemacht. Für Italiens Eingreifen iſt
zweifellos beſtimmend, die Intervention der kleinen Entente zu
verhindern, da Italien befürchtet, daß die Tſchecho=Slowakei die
Korridorfrage wieder aufrollt.
Nach einer Privatmeldung der Voſſ. Ztg. iſt es noch unbe=
ſtimmt
, ob italieniſche Truppen ſür eine Räumung der Gebiete
in Betracht kommen. Auch die Möglichkeit einer vollkommenen
Verkehrsblockade gegen Ungarn wird erwogen. Auf der Strecke
Wiener=Neuſtadt-Pitzburg verkehren noch keine Züge.
Wie aus Paris gemeldet wird, wurde an die ungariſche
Regierung durch Vermittelung des ungariſchen Geſandten
eine Note überreicht, in der Ungarn aufgefordert wird, beide
Zonen Weſtungarns zu räumen.
In Budapeſt ſollen die neuen Ententenoten große Beſtür=
zung
hervorgerufen haben. Beſonders fürchtet man die ange=
drohten
Sanktionen. Bei der Beſetzung ungariſchen Gebietes
durch die Mächte, ſteht es in Ungarn außer Zweifel, daß die
Nachbarſtaaten das einmal eingenommene Gebiet, nicht mehr
herausgeben werden.
Prag, 13. Sept. (Wolff.) Der Miniſter des Aeußern Be=
neſch
richtete am Montag früh an die Botſchafterkonferenz eine
Note über die Ereigniſſe in Weſtungarn. Die Note
lenkt die Aufmerkſamkeit der Konferenz auf die Ereigniſſe in
Weſtungarn und bemerkt, daß die tſchecho=ſlowakiſche Regierung,
ohne ſofort unterſuchen zu wollen, wen die direkte Verantwor=
tung
trifft, mit Recht beunruhigt ſei und die Lage für vollkom=
men
unerträglich halte. Dieſer Zuſtand iſt für den euro=
päiſchen
Frieden ſehr gefährlich. Die tſchecho=ſlowakiſche Regie=
rung
erſucht die Konferenz um Maßnahmen, welche den
anarchiſtiſchen Zuſtand endgültig beendigen würden, der durch
die Interventionen bewirkt ſei, die der Miniſter für den Augen=
blick
nicht bei ihrem wahren Namen nennen wolle. Dieſer Zu=
ſtand
würde, wenn er auch nur um einen einzigen Tag verlän=
gert
würde, die ſchwierige Friedensarbeit noch mehr erſchweren.
Die tſchecho=ſlowakiſche Regierung habe ſich in die weſtungariſchen
Angelegenheiten nicht eingemengt und werde dies bei dem gegen=
wärtigen
Stande auch nicht tun; doch dürfe nicht die Anſicht auf=
kommen
, daß derartige Aktionen ohne Furcht vor Strafe unter=
nommen
werden könnten. Die Note verſichert ſchließlich, die

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Geite 2.

Darmſtädter Tagblatt, Mittwoch, den 14. September 1921,

Mummer 254.

tſchecho=ſlowakiſche Regierung werde nichts ohne die vollkonnnene
Zuſtimnpng der Botſchafterkonferenz unternehmen,
Nom, 12. Sept. (Wolff.) Einige Blätter behaupteten, die
italieniſche Negierung habe beſchloſſen, Truppen nach Un=
garn
zu ſchicken, wenn die Zwiſchenfälle im Burgenlande
nicht raſch gemäß den internationalen Verträgen beigelegt wür=
den
. Wie die Zeitungen heute melden, wird in amtlichen Krei=
ſen
erklärt daß die Nachricht jeder Begründung ent=
behre
. Italien habe wegen der beſonderen Verhältniſſe zu
Ungarn und Oeſterreich das größte Jutereſſe an dieſer ſehr ern=
ſten
Frage und habe aus dieſem Grunde ſtärker als die anderen
Mächte ſeine Stimme in der Aufforderung an Ungarn, die an=
genommenen
Verträge zu achten, erhoben. Italien hatte indeſſen
niemals die Abſicht, eine perſönliche Initiative zu einer bewafſ=
neten
Jutervention zu ergreiſen, die, wenn ſie nötig würde, nur
gemeinſchaftlich mit anderen Verbündeten ſtattfinden könnte.

Bolſchewiſtiſche Staatsordnung und die
Hungersnot.
R.II. Die Hungersnotin Sowjetrußland hat das
Intereſſe der geſamten Kulturwelt an den Zuſtänden im Reiche
des Bolſchewismus erneut wachgerufen. In zehn ruſſiſchen
Gouvernements hungern mindeſtens 20 Millionen Menſchen.
Dieſe große Hungersnot iſt nicht plötzlich entſtanden, ſie hat ſich
bereits in den letzten drei Jahren vorbereitet. Seit die bolſche=
wiſtiſche
Staatsordnung immer mehr in das Verfügungsrecht
der Bauern über ihre Ernteerzeugniſſe eingriff, hat die Beſtel=
lung
der Felder abgenommen. 1920 war ſie bereits auf die Hälfte
der Friedenszeit und 1921 auf ein Drittel vermindert, vor allem
auch, weil die Sowjetregierung Saatgetreide in ausreichendem
Umfang nicht liefern konnte. In dieſem Jahr hat dazu noch die
Moskauer Negierung gerade zur Zeit der Felderbeſtellung um=
fangreiche
Pferderequiſitionen für die rote Armee vornehmen
laſſen, ſo daß das Umpflügen der Felder faſt ohne Hilfe von tie=
riſcher
Kraft ausgeführt werden mußte, das heißt, der Bauer
mußte Frau und Kind vor den Pflug ſpannen. Von vornherein
waren die Felder alſo nur in unzureichendem Maße beſtellt.
Dann aber kam die Zeit der großen Dürre, monatelang fiel kein
Tropfen Negen, ſo daß auch das Getreide auf den Feldern ver=
dorrte
. Beſonders furchtbar ſind die Zuſtände in dem von deut=
ſchen
Koloniſten bewpohnten Wolgagebiet. Die Bewohner der
zehn Hunger=Gouvernements haben ſich, vom Hunger getrieben,
mit Weib und Kind auf den Weg gemacht und wandern mil=
lionenweiſe
in die benachbarten Bezirke. Sie ſind faſt ganz auf
ſich ſelbſt angewieſen, denn die Moskauer Regierung kaun ſo gut
wie gar nichts für ſie tun. Man muß ſich den komplizierten Appa=
rat
dieſer Negierung vorſtellen, um begreifen zu können, wie
machtlos ſie iſt. Die Verwaltung der einzelnen ruſſiſchen Städte
und Bezirke wird von örtlichen Sowjets geleitet, das heißt von
Behörden, die aus der Wahl der Arbeiter hervorgegaugen ſind.
Dieſe örtlichen Sowjets entſenden Vertreter in den Allruſſiſchen
Sowjet, der dem Namen nach die höchſte Macht hat und etwa
uiſerenr Reichstag entſpricht. Der Allruſſiſche Sowjet wieder
wählt aus ſeiner Mitte 200 Vertreter, die das Allruſſiſche Exekutiv=
komitee
bilden. Dieſes Komitee ſchließlich ernennt einzelne ſei=
ner
Mitglieder zu Volkskommiſſaren, die den Nang unſerer
Miniſter haben, aber keine Maßnahme treffen dürfen, ohne vor=
her
das Komitee zu befragen. In dieſen ganzen Körperſchaften
gehen ſtändig Aenderungen vor ſich, da jede Wählergruppe, alſo
Arbeiter, Ortsſowjets, der Hauptſowjet und das Komitee ihre
Vertreter wieder abberufen können. Und über allen ſteht die
Außerordentliche Polizeikomiſſion, die jeden Verdächtigen ſo=
fort
ſeines Amtes entſetzt.
Daß dieſer Verwaltungsapparat keine Maßnahmen treffen
kaun, die wirklich geeignet ſind, den Hungernden zu helfen, iſt
verſtändlich, und es wird noch verſtändlicher, wenn man hört,
was ſie getan hat, dieſe merkwürdige Negierung. Sie hat erſtens
den Hungernden geraten, auf eigene Fauſt in den reicheren Ge=
bieten
Requiſitionen vorzunehmen, ſodann hat ſie angeordnet,
die Naturalſteuer ſchärfer als bisher einzuziehen. Dieſe Natu=
ralſteuer
, die von den Bauern landwirtſchaftliche Erzeugniſſe
anſtelle des Geldes erheben will, hat ſich aber bis jetzt noch nicht
durchführen laſſen und wird unter den erſchwerten Verhältniſſen
dieſes Hungerjahres noch weniger möglich ſein. In Wirklichkeit
ſind alſo die beiden Maßnahmen der Sowjetregierung das
Eingeſtändnis, daß ſie gegenüber der Hungerkataſtrophe hilflos
iſt. Und ſie hat das durch die Hilferufe, die ſie an die Kultur=
völker
, die ſo lange als Bourgeoisſtaaten wenig angeſehen waren,
nicht weniger offen zugegeben.
Die Staats= und Wirtſchaftsmethoden der Bolſchewiſten
haben verſagt. Die Gewalthaber fühlen, wie ihnen der Boden
unter den Füßen wankt. Dureh Zugeſtändniſſe und Kompromiſſe
mit den alten Methoden ſuchen ſie das revolutionäre Ruß=
land
zu reiten, wie der mutloſe Lenin ſchreibt. Ob es ihnen
gelingt und wie die Entwickelung in Nußland weitergehen wird
mit oder gegen Solvjetherrſchaſt , das kann kein Menſch
vorausſagen.
*
ONB. Paris, 12. Sept. Nach einem Nadiotelegramnr aus
Helſingfors wird dem Petit Pariſien gemeldet, daß die bolſche=
wiſtiſchen
Zeitungen den gänzlichen Verbrauch der Le=
bensmittel
in den Diſtrikten der Wolga melden und daß
leinerlei Verteilungen mehr in den letzten Tagen ſtattgefunden
haben. Im Diſtrikt Samara ſtieg die Zahl der Hungernden auf
588 000 Erwachſeine und 600 000 Kinder. 165 Waggons Lebens=
mittel
ſind von der lettiſchen Regierung an Nußland geſandt
worden, jedoch wird dieſe keine weiteren Lebensmittel mehr ent=
ſenden
, da die Sowjetregierung die leeren Wagen zurück=
hält
. Weiter wird berichtet, daß der erſte Lebensmitteltransport,
ausgerüſtet von Hoover, von Sowjettruppen geplündert wurde
Paris, 13. Sept. (Wolff.) Wie die Morgenblätter mel=
den
, hat die Sowjetregierung geſtern ihre Antwort auf

die Note betreffs der internationalen Hilfsaktion
für Rußland wiederholt. Das Dokument iſt ebenfalls verworren
und verſtümmelt, aber die Ablehnung der Bolſchewiſten, eine
Studienkommiſſion nach Rußland zuzulaſſen, iſt klar formuliert.
uinter dieſen Umſtänden iſt es wahrſcheinlich, daß die inter=
nationale
Hilfskommiſſion ſich in den nächſten Tagen auf=
löſen
wird.
Die iriſche Frage.
London, 12. Sept. (Wolff.) Der Dubliner Korreſpon=
dent
der Weſtminſter Gazette meldet, daß heute vormittag von
Dublin ein Sonderkurier mit einem Brief de Valeras an
Lloyd George abgereiſt iſt. Der Koreſpondent will wiſſen,
daß in dem Schreiben die Einladung des britiſchen Premier=
miniſters
zu der Konferenz in Inverneß am 20. September an=
genommen
wird. Es iſt noch nicht bekannt, wie ſich die Sinn=
fein
=Delegation für die Konferenz zuſammenſetzen wird, doch
dürften de Valera, Griffith, Barton und Mac Viell dazugehören.

* Kleine politiſche Nachrichten. Verhandlungen mit der polniſchen
Negierung haben zu einem Proviſorium über den Ciſenbahnver=
kehr
zwiſchen Oſtpreußen und dem Reich geführt. Eine
erhebliche Erweiterung des Zugverkehrs findet ſtatt. Die Miſſion
Doumers in London iſt auf zwei Beſprechungen mit dem Mini=
ſter
Horne beſchränkt geblieben. Horne hat Doumer erklärt, daß über
Englands Prioritätsrecht kein Zweifel möglich ſei. Nach dieſem Miß=
erfolg
kehrt Doumer nach Paris zurück und hat ſeinen Beſuch in Brüiſſel
aufgegeben. Nach einer Havas=Meldung au8 Madrid verbffentlicht
das Amtsblatt einen Bericht des ſpaniſchen Oberkommiſſaus in Ma=
vokko
, daß die militäriſchen Operationen in der Gegend von Melilla
Montag am frühen Morgen ihren Anfang genommen hätten. Es wird
gleicheitig angekündigt, daß zur Vermeidung von Uebermittlung falſcher
Nachrichten während der Dauer der Operationen Vorzenſur eingerichſtet
ſei. Nach einer Havas=Meldung aus Riga hat die Sojetregierung
den Kriegszuſtand in Beßarabien in dem Gebiet der rumä=
niſchen
Grenze proklamiert. Wie das Journal des Débats aus War=
ſchau
meldet, ſoll nach Erkundigungen aus amerikaniſcher Quelle die
japaniſche Regierung das japaniſch=aeribaniſche Abkowmen über die
Inſel Yap und die Kabel im Stillen Ozean ratifiziert
haben. Die Chikago Tribune meldet, die amerikaniſche Arbeitsgemein=
ſchaft
habe einen das ganze Gebiet der Vereinigten Stoaten umfaſſen=
den
Propagandafeldzug begonnen, um ihren Anſichten bezüglich der
nächſten Abrüſtungskonferens mehr Geltung zu verſchaffen.

Stadt und Land.
2 Darmſtadt, 14. September.

* Offene Stelle. Die Stelle eines Amtsgerichtsoberſekretärs bei dem
Amtsgericht Ulrichſtein iſt zu beſetzen. Bewverbungen ſind bis zum
25. September d. Js. dem Juſtiziiniſterium einzureichen.
n. Ferienſtrafkammer. Im Juli dieſes Jahres faßte man hier bei
einem Einbruch die beiden Täter, den 22jährigen Kaufmann Joh. Schä=
del
aus Finohen, ſowie den 20jährigen Schloſſer Heinrich Schmidt
von hier, ab und machte damit einem ſehr gefährlichen Treiben ein
Ende. Die Unterſuchung ergab durch Geſtändniſſe, daß es ſich um ge=
meinſame
Verübung von nahezu zehn ſcheren Diebſtähben handelt, und
Schädel außerdem noch mehrere allein auf dem Sündenvegiſter hat.
Letzterer, der ſchon vorbeſtraft iſt, war offenſichtlich der Rädelsführer,
denn Schmidt wird als vorher bvav geſehildert und erveckte in der Ver=
handlung
ben Eindruck von erheblicher Beſchränktheit. Nach dem gerichts=
ärztlichen
Gutgehſten entbehrt er auf Grund erblicher Belaſtung und
geiſtiger Minderwertigkeit in ſtarkem Grade weſentlichen moraliſchen
Widerſtandsbermögens, und der Sachverſtändige ſprach nach Schmidts
Benehmen in der Sitzung ſogar Zweifel hinſichtlich augenblicklicher Ver=
handlungsfähigkeit
aus. Daher wurde die Anklage, ſoweit Schmidt in
Betracht kommt, abgetrennt und vorläufig ausgeſetzt, um noch nöhere
Beobachvung des Geiſteszuſtandes platzgreifen zu laſſen. Die Diebſtähle
fanden mit größter Dreiſtigkeit am hellen Tage oder nochts unter Ver=
wendung
von Dietrichen oder Brecheiſen, teilweiſe auch mittels Ein=
ſteigens
ſtatt, und zur Veräußerung der Weute wurde foeils Frankfurt
aufgeſucht, deſſen Vergwigungsſtätten die beſte Gelegenheit zum ſchlleu=
nigen
Durckſbringen des Erlöſes boven. Die Treffpunkte dortiger Hehler
und ihrer Schledper ſind ja nur allzu bekannt, und es iſt dort alles an
den Mann zu bring oobei dem Diebe ſelbſt gerade nicht der Löwen=
auteil
zu bleiben pflegt. So gibt der Angeklagte Schädel an, aus einem
in der Taunusſtraße mit Schmidt verübten Diebſtahl von Silberzeug,
Schmuchſachen, Wäſche Kleidern uſw. von etwa 50 00 Wert (um den die
Eigentümerin dauernd geſchädigt iſt) nur 500 Mark Erlös durch einen
unbelannten Frankfurter Helſershelfer erhalten zu haben. In einem
anderen Falle erbeutete beide Diebe dagegen unter anderem in bar
15 000 Mark und vergeudeten das ganze Geld binen kurzem. Ihr
Treiben hatte ſich auf ungefähr zwei Monate erſtreckt und betraf Woh=
nungen
, Geſchäfte und Wirtſchaften. Für ſämtliche Fälle wurde Schä=
del
zu einer Geſamtſtrafe von vier Jahren Zuchthans, ab=
züiglich
zwei Monaten der Unterſuchungshaft, uebſt fünfjährigen Chr=
verluſt
verurteilt.
n. Schüffengericht I. Nein äußerlich erſcheint die gefährliche Körper=
verletzung
, die dem 28jährigen, bisher unbeſtraften Schiffer N. Maier
aus Neckargerach zur Laſt fällt, als eine ſehr ſchſvere, an Totſchlagsver=
ſuch
ſtreifende Tal, und doch überwiegen die mildernden Momente bei
wveitem. Es war in der Nackt rom 13. auf 14. April dieſes Jahres, als
er in der Saalbauſtraße hier die nach Lokalſchluß aus ihrer Stelle kom=
mende
Kellnerin Elſe Kolske mit einem Taſchenmeſſer überfiel und
durch zahlveiche Stiche verwundete. Unmittelbare Lebensgeſahr beſtand
trotz der Menge der Wewpundungen nicht, und nach längerer Behand=
luug
im Städtiſchen Krankenhauſe konnte die K. vorläufig beurlaubt
ſverden. Sie zog es vor, nicht zuvüickzukehren, ihren früheren üblen
Lebenswandel wieder aufzunehmen und zur Veohandlung als Zeugin
auszubleiben. Das in der Belveisaufnachme von ihr entrollte Bild läßt
ſie ſelbſt in ſchlechteſtem Lichte erſcheinen, und kam inſofern bei Beur=
teilung
von M.8 Schuld zu deſſen Gunſten in Betracht. Seine Ver=
gangeubeit
iſt im Gegenſatz zu der ihrigen ungetrübt; er war ſtets flei=
ſtig
, tülchtig und ſparſcm, machſte den gauzen Krieg in der Front ald
Pionier (mehrfach ausgezeichnet) mit und lag ſeitdom ſeinem Gewerbe
vb. Verhängnisvollerweiſe lernte er im März vorigen Jahres, als er
uit dem Schiffsſührer Hanuover beſuchte, in einer Weinſtube die da=
ſelbſt
ſervierende, jett 29 Jahre alte K. kennen; ſie erregte durch Kla=
gen
das Mitleid beider Männer, und auf des Schüffseigners Anregung
kam die K., zu der M. eine mit der Zeit innner leidenſchaftlichere Liebe
faßite, als Haushälterin auf das Schiff. M. wollte ſie heiraten und da=
mit
auch in emdere Verhältwiſſe bringen, während ſie ſelbſt ihren leichit=
fertigen
Haug nichſt ablegte, ihn fortgeſetzt bolog, hinterging und zuletzt
mit einem auderen in gewohnter Weiſe betrog. Ihr erſter Mann ſtarb,

nachdem ſie (ſchon frühe gefallen) ihn verlaſſen und als Proſtituie-
lebte
. Von dem zweiten wurde ſie inzwiſchen als der ſchuldige Te
geſchieden, und ſie knüpfte mit dem erwahnten Nebenbuhler M.8 hin=
deſſen
Mücken an, als ſie dreiviertel Jahre die Beziehungen zu M. hat
und dieſer ſchon im Beſitz ſeiner Heiratspapiere war. Sie erleichte
ihn um beträchtliche Summen, wußte ſtets ſeine Verzeihung zu erſchw
deln und ließ ſich von ihm in die hieſige Stelle tagsvorher von Mam
begleiten, hatte aber bereits den andern brieflich von Eſſen herbeſteul
Es ergab ſich in Mainz vor der Abfahrt hierher zufällig eine Begegnuu
der drei, wobei die K. unter Verleugnnung des Nebenbuhlers ſich
M. ſcheinbar entfchied und von ihm unbemerkt mit dem anderen ve
abredete, ſie von hier alsbald wegzuholen. M. fuhr wider Erwart
nicht nach Mainz zu ſeinem Schiff zurück, ſondern hielt ſich, ohne daß
K. es wußte, bis abends hier auf, um die K. von ihrer Stelle abzuhol
Ganz undermutet erblickte er ſie in Begleitung des Gegners, und di
löſte heftigſten Zorn des ſchon vorher nervös Erregten aus, in dem
die Tat beging. Der pſychiatriſche Sachverſtändige bejahte zwar
Zurechnungsfähigkeit, erklärte ſie aber für damals gemindert ar
Tötungsvorſatz für ausgeſchloſſen. Das Gericht zog alle dieſe Umſtän
in Bekracht und erkannte auf ſechs Monate Gefängnis, abzt
lich vier Monate Unterſuchungshaft.
Landestheater. Flotows beliebte Oper Martha, die hier
der vorigen Spielzeit nicht gegeben wuude, erſcheint am Mittwoch, 1
14. September, wieder im Spielplan der Landesbühne, und zwar unn
muſikaliſeher Leitung von Georg Szell und unter Spielleitung 1a
Jan Heythekker. Neben die frühere Beſetzung der Hauptrollen m
Jenny Jungbauer, Anna Jgcobs, Heinrich Kuhn und Paul Peter

tritt nen Paul Stieber=Walther als Lyonel, der vom Chemniy

Stadttheater kommende neue lyriſche und Spieltenor, der, nachdem
im vorigen Jahre als. (raf Almavida im Barbier von Sevilla erfo
eich gaſtiert hatte, damit zum erſten Male als Mitglied hier eine gro

Molle ſingt. Die Vorſtellung, die um 7 Uhr beginnt, iſt die erſte
B=Miete, außerdem wird der Schülermiete grün damit noch

vom vorigen Jahre rückſtändige letzte Mietvorſtellung nachgeliefert,

Perſonalveränderungen am Landestheater. Mit Abmuf der Spt
zeit 1920/21 ſind aus dem Verband des Landestheavers ausgeſch
den: In der Oper: Frieda Meher, Ferdinand Wagner, Kapellmeify
Im Schauſpiel: Anna Birklin=Wagner, Abice Hacker, Charlotte Pl
Aaues Wisthaler, Kurr Bernhardt, Nichard Eggarter Wolfgang
niſch, Oberregiſſeur des Schauſpiels, Bruno Harprecht, Hermann Schü
Mit Beginn der Spielzeit 1921/22 ſind in den Verband des Lande
tweaters eingetreten: In der Oper: Margarete Albrecht, Ber
Hertha Greeff vom Landestheater Gotha, Heinrich Hölzlin vom Spad
theater Freiburg i. B., Paul Stieber=Walther von den Städt. Theat
Chemnitz, Georg Szöll, Kapellmeiſter, Wien. Im Schauſpiel: Noſe Mi
nig von der Schauſpielſchule des Deutſchen Theaters Berlin, Nahel S
zara vom Deutſchem Landestheater Prag, Dora Steidl von der Schn
ſpielſchule des Deutſchen Theaters Berlin. Grete Wittels von der
uaiſſancebühne Wiein, Joſef Gielen vom Neuen Schauſpielhaus Kön
berg, Eugen Keller, Oberregiſſeur des Schauſpiels vom Schauſpielh
Düſſeldorf, Heinz Kenter vom Stadttheater Koblenz, Hans Leibelt dw
Scheuſpielhaus Leipzig, Walter Reymer von der Volksbühne Beri
Herbert Sebald vom Schauſpielhaus Saarbrücken, Fritz Valk vom Stadl.
theater Lübeck.
* Kameradſchaftliche Zuſammenkunft der Kriegervereine Darmſtch
und Offenbach a. M. Man ſchreibt uns: Trotz der am Sonntag re
zveifelhaft gewordenen Wetterausſichten hatten Kameraden des Vax
vanen= und Militärvereins Offenbach a. M. mit ihren Familienaunkufſten
hörigen eine Fußwanderung nach Darmſtadt unternommen, um mit 4u weſei
hieſigen Kameraden einige gemütliche Stunden im Fürſtenſaal zu vir
leben. Mit Fug und Recht kann wohl geſagt werden, daß dieſe Zuſaklemett
menkunft das war, was ſie ſein ſollte. Sind die Kriegervereine Heſſahtdn
auch durch das Band der Haſſia miteinander verbunden, ſo tritt Mun F.
perſönliche Moonent der Kameradſchaft doch noch mehr in Erſcheinungsn zu
wenn ſich die Brudervereine auf dieſe Art und Weiſe zuſammenfindeslner !
Lobend möge an dieſer Stelle hervorgehoben werden, daß in Erkenntnſurmen
dieſer Tatſache graubärtige Kameraden des Offenbacher Vereins Meulzu
Weg nach Darmſtadt nicht geſcheut haben. Dieſer Geiſt kam denn euſſrrion
in den herzlichen Worten der Herren Bürgeweiſter Porth=Offenſyſin üb
und Volk=Darmſtadt zum Ausdruck. Die den Neden vorausgegangenwtr
und folgenden Darbietungen erfreuten ſich der beſten Aufnahme. Krilmiſdes
vorragend waren die durch begeiſterten Beifall belohnten, künſtleriſeMhsdie
Leiſtungen von Fräulein Marie Unckell vom Heſſiſechen Landestheafelllavier:
Herr Güinther Freiherr von Verg, verfügt ebenfalls über ſehr grictturi
ſtimmliche Mittel, und an freudvoller Anerkennung feitens der ZuhörMt o
fehlte es ihm nicht. Nicht unerwähnt dürfen bie gütige Mitwirkung /

Herrn C. Dietrich am Flügel, die allen Lobes werten Mandolite)

und (itarrevorträge des unter Leitung des Herrn J. Vormy
ſtehenden Schütlerchors bleiben, ebenſo wenig die Violinſoli uud das rite

Dante.
Zum 600jährigen Todestag von Dante Alighieri (14. September),
Von Albin Noßlau.

(Nachdruck verboten.)
BK. 1ieber allen trennenden nationalen Verſchiedenheiten der
Völker ſteht das Genie, deſſen Erhabenheit die geſamte
Menſchheit zur Anbetung zwvingt. Nicht Italien allein, nein
die ganze Welt huldigt dem größten Diehter Italiens und einem
der tiefſinnigſten aller Völker, Daute Alighieri, der am 30. Mai
265 in Florenz geboren ward und vor 600 Jahren, am 14. Sep=
tember
1321, in Navenna ſtarb.
Das deutſche Volk hat vor allem das Recht, Dante zu feiern,
denn, in dem es dem großen Italiener huldigt, feiert es ſich
ſelbſt. Kein Volk der Erde, das italieniſche mit einbegriffen, iſt
ſo tief in den Geiſt dieſes gewaltigen Dichterphiloſophen ein=
gedrungen
, wie das deutſche. Italien hat Dante hervorgebracht,
Deutſchland den herrlichſten Geiſtesbeſitz ſeines Lebenswerkes
der Welt eröffnen helfen. Zwei deutſche Dante=Geſellſchaften
arbeiten fortdauernd an der Erforſchung dieſes Weltſchatzes.
Kein Volk der Erde beſitzt ſo viele Dante=Ueberſetzungen, kein
anderes hat den Lebensgaug dieſes Mannes bis in alle Einzel=
heiten
ſo erforſcht: Dante iſt wie Shabeſpeare von Deutſchen er=
obert
worden.
Man erzählt ſich, daß, wenn Dante durch die Straßen Na=
vennas
ſchritt, das Volk, die zwar nicht große, aber achtung=
gebielende
Geſtalt des großen Dichters mit den ſtreugen Geſichts=
zügen
mit ſtummer Huldiguug vorüberziehen ſah. Man bekreu=
zigte
ſich dor dem Dichter wie vor einem wandelnden Heiligen=
bilde
und blickte es mit ſcheuer Ehrfurcht an, und das Volr flü=
ſterte
ſich zu: Das iſt der Maun, der durch die Hölle und das
Paradies gedrungen iſt."
Boccgceio hörte zwvei Frauen untereinander bei dem Anblick
Dantes ſagen: Siehe, da kommt der, der in der Hölle war; ſo
oſt er will, kehrt er dahin zurück und erzählt dann hier oben
ſeine Erlebniſſe! Jch glaub’s ſohl, erwiderte darauf die

andere, denn man ſieht es ſchon an ſeiner braunen Farbe und
den krauſen Haaren, daß er durch Glut und Nauch gekommen iſt.

Kindern Offenbacher Kameraden in Heſſen=Darmſtädter Mundart
Gehör gebrachte Duett. Für den Dank, der den großen und den klein
Künſtlern abzuſtatten war, fand Kamerab Nelle die reihten Worl
Ein Tänzchen bildete den Abſchluß der ſchönen Feier.
* Der Evangeliſche Arbeiter= und Handwerkerverein E. V. fei=
am
Sonntag ſeinen erſten Familienabend für das Winterh/
jahr, verbunden mit Einweihung der neu hergerichteten und vergrößeitt
Saalbühne. Die Begrüßungsanſprache des zuveiten Vorſitzenden in
die zu leiſtenden Arbeiten im Jutereſſe des Vereins galt auch der 3
gend, und ermahnte er dieſe, den Fußſtabfen der Alten zu folgen, danh
der Verein ſich auch tveiter entwickele. Der erſte Vorſitzende gedachte
ſeiner Anſprache der Stuttgarter Kirchenvertreter=Tagung, wvozit auſ, Tor
Herr Arbeiterſekretär Laufer, als Vertreter zugezogen iſt, was ihl hatwir
verhinderte, an der Feier teilzunehmen. Einige ſchöne Lieder von deulte
ſo beliebten Gemiſchten Chor, ebenſo Herr Knörzer mit ſeind
Zithervorträgen ſolvie einige Thoaterſtücke nebſt Blumenreigen,
geübt von F. Wittmann, beides von Familienangehörigen der Mityly
der ſowie vom Gemeindeihor ausgeführt, fanden lebhaften Beifall.
Schluß der Feier dankte der erſte Vorſitzenbe allen Mitwirkenden,
zur Verſchönerung des Abends beigetragen hatten. Auch ſprach
ſeinen Dank im Namen des Vereins allen denen, welche als Geſchäſt
leute den Umbau der Bühne in ſo kurzer Zeit vollbrachterr.
C. Die Zentrumspartei veranſtalvete am Montag abend im Städ
ſchen Saalbau eine Trauerkundgebung, für ihre verſtorben
Führer Trimborn, Hitze, Burlage und Erzberger.
Anfang trug Fräulein Lehrerin Schmidt mit vielem Ausdruck ein
von Herrn Neltor L. Schmitt verfaßten ſinnigem Prolog vor, wvorauf 9
1. Vorſitzende Herr Pfaurer Fik darauf hinvies, dnß man heute aut
etva die Leidenſchaften aufpeitſchei, ſondern mit Ruhe und Beſonu
heit der teuren Verſtorbenen gedenken wolle. Die Trauerrede hatte He
Pfarrer Blum=Gernsheim üibernonnen. Hitze bezeichnete er als das
ziale Gewiſſen des Zentrums, als einem Mann, der durch ſein reich
Wiſſen und gewinnendes Weſen auch die Gegner für ſeine Idee zu
winnen verſtand und der zugleich der Vater der Standesorganiſation
avar. Bunlage feierte er als dem ſcharfſinnigen Juriſten, der in
Kommiſſionen Großes leiſtete, und Trimborn als den allzeit freudi
Sohn des frohen Rheinlands und den hervorragenden Organiſator,
Hftzes Ideen mit großem Glück in das Leben zu überſetzen verſtand.

So hat das naive Volk das Werk des Dichters ſchon zu deſ=
ſen
Lebzeiten mit ſeiner Perſönlichkeit identifiziert.

Daher wiſſen wir eigentlich über dieſen größten Dichter Ita=
liens
wenig Genaues, da Legende und Wahrheit über ſeinen
Lebensgang ſchwver auseinander zu halten iſt. Berühmt iſt ſeine
Liebe zu Beatrice, der Tochter eines angeſehenen Bürgers von
Florenz, die er, keine neun Jahre alt, bei einem Maifeſt zu
Florenz kennen lernte, als ſie ſelbſt erſt acht Jahre alt war. In
ſeinenr Jugendwverk Das neue Leben berichtet er darüber. Dieſe
Liebe Dantes war rein idealer Natur und ward ihm zum Leit=

ſtern ſeines Lebens; Beatrices Tod ward ihm zur Quelle ſeiner
Poeſie und ſeines ganzen geiſtigen Schaffens. Als ſie am

19. Juni 1291 geſtorben war, entſtand jene erwähnte Jugend=
dichtung
, die, abgeſehen von ein paar kleineren Gedichten, ſeine
erſte Schöpfung war, und ihr Tod war die Veranlaſſung, daß
er in der Philoſophie Troſt ſuchte.
Und dieſe blieb ihm Troſt in den mannigfachen, ſchweren
Kämpfen und Nöten des Lebens, welche dem Dichter beſchieden
waren, der, verwickelt in die Einheitskämpfe Italiens, bald
als Führer ſeines Volkes, bald als Geſandter ihm zu nützen ver=
ſuchte
, aber verkannt, verfolgt, angefeindet, verbannt, arm und
elend durch die Lande zog, der Not und dem Zufall preisgegeben,
von Fremden Schutz und Aufnahme zu erhalten. Wenige große
Geiſter haben ſo viel gelitten, haben ſo die Tiefen der Menſch=
heit
, der menſchlichen Bosheit kennen gelernt, wie dieſes Genie.
Daher konnte er jene Commedia ſchreiben, die die Nachwelt
muit dem Beiwort die göttliche (Divina) belegte zu ſeinen
Lebzeiten exiſtierte dieſer Beiname noch nicht , eine Dichtung,
die in einer Art Viſion den Zuſtand und das Leben der Seelen
nach dem Tode in den drei Reichen des Jenſeits, der Hölle ( Ju=
ferno
), dem Fegefeuer (Purgatorio) und dem Paradieſe ( Para=
diſo
) ſchildert und in hundert Geſängen von zuſammen 14 230
Verſen der Menſchheit einen Spiegel vorhält im Nahmen einer
von tiefem philoſophiſchen Geiſte durchhauchten Dichtung, die

alle Seiten des Lebens ſcharfſinnig durchleuchtet. Wie man
ſagen pflegt, daß Goethe ſich über alles einmal geäußert hab
was Menſchen bewegt und Menſchengeiſt beſchäftigt, ſo kann nn
auch behaupten, daß in Dantes Göttlicher Komödie alle Ben
hungen des menſchlichen Lebens berührt werden. Es gibt
manden, der nicht in dieſer Dichtung Dantes für ſeine Schni
zen Troſt, für ſeine Fehler Erklärung, für ſeine Nöte Rat unb
für ſeine Leiden Hilfe fände, und es gibt außer der Bibel wo
kein Werk, das ſo wie Dantes Göttliche Komödie für alle 2
gen des Lebens Nahrung der Seele und des Geiſtes böte un
daher immer wieder und wieder geleſen werden kann.
Neben dieſem tiefſinnigen Geiſte, den die Dichtung enthäl
überraſcht aber auch die wunderbare Form der Dichtung. Es
erſtaunlich, wie ein Dichter, dem, ſoweit man Dantes Leb=
durchforſcht
hat, niemals eine lange Mußezeit beſchieden
ein Werk vollbringen konnte, das in ſeiner merhwürdigen arc
tektoniſchen Gliederung ſo feſt gefügt erſcheint. Inhalt und Fon
decken ſich ſo vollſtändig, daß man geſagt hat, daß keiner d
über vierzehntauſend Verſe der Dichtung überflüſſig erſchein
keiner bedeutungslos, keiner fortbleiben könnte, ohne die gan
architektoniſche Gliederung der Dichtung zu zerſtören.
Es gibt auch kein dichteriſches Werk der Welt nur
Bibel ausgeſchloſſen , das ſo viel die Menſchheit beſchäftig
Die Ueberſetzungen und Auslegungen von Kommentatoren z
Forſchern zählen nach vielen Hunderten, von denen die Deutſch
allerdings wohl die meiſten ſind. In Italien ſelbſt wurden
reits ein halbes Jahrhundert nach Dantes Tode an den Ho
ſchulen Lehrſtüthle zur Durchforſchung und Erläuterung ſeinn
Werke geſchaffen. Boccaccio war es, der in Dantes Gebun
ſtadt als erſter auf dieſen Lehrſtuhl berufen ward.
Aber wvenn auch Dantes Lebenswerk über ein halbes Jahl
tauſend die Menſchheit beſchäftigt, die Quelle, die aus ſein
Dichtung fließt, iſt unerſchöpflich. Immer wieder werden ſich d
beſten Geiſter aller Nationen dieſem Genie zuwenden, un al
ihm zu ſchöpfen. Ihn ausgedacht, ihn ausgeforſcht zu habe
wird niemand je vermeſſen ſich rühmen können.

[ ][  ][ ]

überzeugung, unermüdlicher Arbeitskraft, umfaſſendem Wiſſen, Selbſt=
oigkeit
und ſeltener Fähigkeit, auch aus den ſchwierigſten Lagen noch
inen Ausweg zu finden, und verurteilte ſcharf den gegen ihn von ge=
oſſer
Seite eröffneten Feldzug. Er mahnte zum Feſthalten an dem, was
ie vier Verewigten feſtgehalten haben, nachdem das deutſche Volk zu
zedeih und Verderb zu einer großen Schickſalsgemeinſchaft verbunden
zi. Auch die Gefahr einmal unpopuläre Politik machen zu müſſen, ſolle
man nicht ſcheuen. Nicht das Land ſei das reichſte welches das meiſte
aeld habe, ſondern dasjenige, welches das reichſte Innenleben aufweiſe.
s ſei die Aufgabe der Zentrumspartei, dem Volk den Weg über Dornen
nd Verge zu zeigen und ihm den Kreuzesweg, erträglich zu machen.

ſer zahlreichen Beſucher fand. Den ernſten künſtleriſchen Teil eröffnete
Ddr Schülerinnenchor der Eleonorenſchule unter Leitung
N3 Herrn Acallehrers A. Schäfer mit dem hollendeten und eindrucks=

RUlne poetiſche Dicktung von 9. H. Göbel. Das Darmſtädter Manur=
artett
(Fr. Lang, A. Sulzmann, E. Sulzmann, Fr. Kling) brachte
Uatiſtungsſeier von Mendelsſohn zum Vortrag, worauf Herr Dr. G.
Peigand die Feſtrede hielt. Ein hohes Lied dem Wandern in Got=
93 freier Natur, der Ertüchtigung unſerer Jugend als der Zukunfts=
ffnung
des deutſchen Volkes, verfehlte die formpollendete Nede nicht
erchleſſten Eindrucks. Den juſtrumentalen Teil des Programms heſtritt
dr weſentlichen Herr Bruno Stumpf ein begabter junger Violin=
zMnſtler
, der Liebesleid (Alt=Wiener Tanzweiſe) von Fr. Kreisler,
Yallenuett von Milandre. Indianiſches Lamento von Dvorak=Kreisler
hierud weiterhin Ungariſche Weiſen von H. W. Grnſt zum Vortrag hrachte,
ſt An Fräulein Hilde Menges verſtändnisinnig am Flügel aſſiſtiert.
bunfer junge Künſtler bewvies ausgezeichnete Schule und ſicheres Erfaſſen
ſſtdchiner künſtleriſchen Aufgabe und berecktigt, weiteres Vertiefen lebens=
AMarmen Vortrags vorausgeſetzt, zu beſten Huffnungen. Herr Emil
Rulzmann, ein mit großem ſtimmlichen Material ausgerüſteter
U griton, ſang Lieder von Schumann und Gené unterelebhaftem Beifall.

a übrigen war das Programm weiteren Darbietungen gewidmet, in
Auiſter Linie theatualiſchen Aufführungen: Eine fidele Gerichtsſitzung,
MNn iſches Terzett von N. Heinze. (Der Richter: Karl Ballweg, der Ge=
Htu

Rummer 254.
Darmſtädter Tagblatt, Mittwoch, den 14. September 1921.
Ra R Re
Forderungen der heſiſchen Gemeindebegmten. Die heſſiſchen Ge=
nſen
. Redner ſtellte ſich vor allem die Aufgabe den Verewigten gegen meindebeamten hatten in einer in Frankurt a. M ſtatgefundenen Ver= hier ein Auto mit den Nummer IA 1631, Jabrikat der Norddeutſchen
ie bielſetig gegen ihn erhobenen Vorwürfe und Angriffe zu rechtfer= ſammluug Stellung genommen gegen die vom Reich feſtgeſetzten Er= Automobilwerke, einem Frankfurter Herrn gehörig, von unbekannten
igen und dürſte ihm das nach der Auffaſſung der Zuhörer auch gelun= höhungeu der Bezüge. Es wurde folgende Refolution angenom=
en
ſein. Er rühmte Erzberger als einen Mann von tiefer religiöſer

Seite 3.

ebhafter Beifall begleitete, dieſe anderthalbſtündigen Ausführungen,

mnen Herr Pfarrer Fink die Mahnung zum Ausharnen und Zuſammen=
aten
beifügte.

* Die Kameradſchaft Germania feierte am Sonntag im Konkordia=
Pal ihr 25jähriges Stiftungsfeſt,. wozu ſich faſt alle Kameraden
chſt Familie, ſowig eine große Anzahl Freunde des Vereins eingefunden
atten. Von den Gründern des Veneins ſind heute noch 18 Kameraden

Kweſend. Dieſe wurden durch den zweiten Vorſitzenden Kameraden
aerkel mit einer Anſprache begrüßt und jedem ein Abzeichen über=
Ficht, worauf Kamerad Thomas im Namen der Jubilare den Dank
sſprach. Die Feſtrede, gehalten von dem euſten Vorſitzenden, Kamerad
anßmann, war ſo recht für dem Tag paſſend und machte tiefen Ein=
Aauck. Namens der Kam

Wenaicken und mſtchliſten Dunderingen di Ser ifie ſähie.
drber, ſowie dem Männengeſangverein Olympia und die humo=
Fſiſchen Leiſtungen von Kamerad Kilian. Auch eine reichhaltige
Fombola fehlte nicht. Ein flotter Ball beſchloß die Feier
* Der Wanderklub Falke‟ Darmſtadt. Jungnigunſckaft des Oden=
EAaldklubs, Dx,syruppe Darmſtadt und Mitglie

Weoer des Odentwaldklubs und tatkräftiger Förderer der Jugendherber= Vereinigung bisher geleiſtete Arbeit war ſtets im Intereſſe der Allge=
In. Für die Feier war ein reickhaltiges und umfangreiches Prog=amm meinheit, und iſt deshalb ſehr zu begrüßen, daß Hunderttauſende ſich zu=
Rifgeſtellt, das in allen Teilen mohl gelang und den ungeteilten Beifall
ſammengſchloſſen haben, um im Intereſſe unſerer von allen möglichen

9. Cymann. Paul Emig. Ernſt Göbel. Karl Beroner. Willy Bienhaus
Re Gg. Knörzer mitn irkten. Ausgezeichnetes Zuſammenſpiel ſicherten
m humorvollen Stück beſten Erfolg. Tombola und ſonſtige Ueber=


eb
Haff;

Danteſchen Dichtung im 19. Jahrhundert geleiſtet worden iſt.

uen: Mit dem Gefühle ſtärkſter Enttäuſchung vernimmt die Beamten=
ſchaft
die ſoeben von der Reichsregierung getroffenen Vereinbarungen
über die Erhöhung der Bezüge der Feſtbeſoldeten. Sie bedauert, daß
die vom D.B.B aus ſozialer Einſicht aufgeſtellten Forderungen auf
einen einheitlichen Zuſchlag und der ſchon vom 23er Ausſchuß des Reichs=
tags
beſchloſſenen Gleichſetzung der Teuerungs= und Kinderzulagen in
den fünf Ortsklaſſen nicht verwirklicht wurden. Sie verurteilt, daß
weiterhin die ungerechtfertigte Spannung nicht vermindert, ſondern trotz
Annäherung der Prozentſätze noch vertieft wird. Die Beamtenſchaft
kann die getroffenen Vereinbarungen nicht als endgültig anerkennen,
ſondern erwartet, daß die Stellungnahme des Neichstags eine den Teue=
rungsverhältniſſen
angemeſſenere und gerechtere iſt. Der Vorſtand der
Gewerkſchaft der Heſſiſchen Gemeindebeamten ſtellt lediglich eine Tat=
ſache
feſt, wern er ausſpricht, daß mit dieſer Regelung eine Beruhigung
unter der Beamtenſchaft nicht eingetreten iſt und er jede Verantwortung
für die aus dieſer Sachlage entſtehenden Schwierigkeiten ablehnt. Die
Gemeindeb=amtenſchaft fordert außer der laufenden Erhöhung der Be=
züge
zur Eindeckung des Winterbedarfs unter allen Umſtänden eine
uurückzahlbare Wirtſchaftsbeihilfe von 2000 Mark für Verheiratete und
von 1200 Mark für Ledige.
* Das großartige Hilfswerk unſerer deutſchen Stammesverwandten
und Freunde in Amerika zugunſten der notleidenden Bevölterung
Deutſchlands hat durch das Zentralkomitee für Linderung der Not in
Deutſchland und Deutſch=Oeſterreich (Zentral Relief Committee) ſchon
diel Elend gelindert und ungezählte Herzen zu Dank verpflichtet. Neuer=
dings
ſind hien durch Vermittelung des Deutſchen Noten Kueuzes als
amerikaniſche Liebesſtenden ein Sack Zucker und eine Tonne Lebertran
an die Kinderkrippe des Alice=Frauenvereins gerteilt worden.
* Reichsvereinigung ehemaliger Kriegsgefangener. Am kommenden
Sonntag, den 18. ds. Mts., findet im Fürſtenſaal die Vertreter=
tagung
der Reichsvereinigung ehem. Kriegsgefange=
ner
Landesverband Heſſen, ſtatt. Zu dieſer Tagung ſind die
Spitzen der ſtaatlichen und ſtädtiſchen Behörden eingeladen und werden
derſelben beiwohnen.: Bei dieſer Tagung wird Bericht über die ſeit=
herige
Arbeit und das Zukunftsprogramm erſtattet werden. Die von der

ihtsdiener: Arthur Fleiſchmann, der Angeklagte: Ga. Ballweg; am
Mvier: Willy Sulzmann) fand ebenſo lebhaften Beifall wie Aus=

Uſtungen, ſowie ein Feſtball beſchloſſen das Feſt.
* Eine wirkfame Hilfe gegen die Kohlennot. Ueber dieſes Thema
urch am Montag nackmittag im vollbeſetzten Fürſtenſaal Frau Dr
kurge aus Kaſſel, die (s verſtand, in vortrefflicher leicht verſtänd=
ger
Weiſe insbeſondere den anweſenden Hausfrauen die Wirkung des
liedensvertrages und des Kohlenabkommens von Spa auf unſer Haus=

ſacteſen darzulegen. Die Nednerin uies darauf hin, daß durch die auf
iMe uns noch zuſtehenden geringen Kohlenmengen erhobenen Zölle und
Monaben eine derartige Verteuerung eintrilt, daß wir gezwungen ſind,
uſt tionellere Feuerungsarten auszunützen. An den von der Firma Phil.
eſſchaaf hier, Ernſt=Ludwiaſtraße 20. aufgeſtellten Modellen erklärte Frau
abs Torge hierauf die Wellſieb=Feuerung, die nicht allein von
Aihatwirtſchaftlichem ſondern von allgemeinem volkswirtſchaftlichem
Anereſſe iſt. Als Betriebsſtoff für dieſe Feuerungsart dieut der Grude=

ſchlts, der als Rückſtandsprodukt der Braunkohle, nach Entzug wertvoller
Ael= und Fettprodukte, die vor allem von unſe Induſtrie gebraucht
erden, gevonnen wird. Beſonders wurde darauf hingewieſen, daß
Ar Grudekoks in immer ſteigendem Maße gewonnen wind und daß er
Aürichtiger Verbrennung, wie dies im Wellſieb=Grudeofen geſchieht, ſehr
Uhe Hitze abgibt, äußerſt ſparſam und bis zur reinen Aſche verbrennt.
ach dem Vortrag ſetzte eine reg Diskuſſion ein, die zeigte, welch großes
Untereſſe gerade die Hausfrauen an der Sache hatten. Die während
Ay Vorführung hergeſtellten Gerichte fanden in bezug auf Ausſehen und
Meſchmack allerſeits Beachtung.

Dante und Darmſtadt.
Von Karl Noack.
Mancher Leſer ſtutzt vielleicht beim Leſen der Ueberſchrift
Ind fragt ſich verwundert: Was hat Dante denn mit Darmſtadt
tun?. War er vielleicht einmal in Darmſtadt geweſen?. Das
unen wir wohl mit größter Beſtimtmheit verneinen. Damals
m das Jahr 1300 herum, war unſer liebes, gutes Darmſtadt
ne Siedlungk) um das Gut der Edeln Darimund dar-
Nundestat. Dante iſt wohl nie in unſerer Gegend, wahrſchein=
Ach auch nie in Deutſchland je geweſen, tvohl aber war ſein
terliches Geſchlecht der Alighieri urſprünglich ein deutſches
der vielmehr ein langobardiſches, und kein Geringerer als unſer
leſſiſcher Landsmann, der Altmeiſter der romaniſchen Sprach=
Liſenſchaft, Profeſſor Friedrich Die z in Gießen, hat zuerſt die
Wleichung aufgeſtellt: Alighieri ahd. Adalger ( nobili hasta,
284, ähnlich wie Garibaldi ahd. Garibald II, 281). Wie er
Nch auch aus einem Welfen von Geburt und Geſinnung zu einem
ezeiſterten Ghibellinen entwickelt hat, der das Heil von einem
imiſch=deutſchen, auch Italien umfaſſenden Weltkaiſertum er=
Fartete, was er in einem lateiniſch geſchriebenen Werk, de mon=
Prehia, begründete und einen begeiſterten Brief an den Kaiſer
einrich UII. von Luxemburg (13081313) ſchrieb,
Yorin er ihn als erſehnten Helden und Herrn willkommen hieß.
Im folgenden wollen wir nun ſehen, was in früherer Zeit
Darmſtadt für das Verſtändnis und die Verbreitung der

Der erſte, der ſich literariſch mit Dante beſchäftigte, iſt der juriſti=

Ahe Schriftſteller und Dichter Adolf Dörr. Geboren am 26.

uli 1816 zu Darmſtadt, trat er 1844 in den Thurn und Taxis=
Ihen Poſtdienſt über und wurde durch eine Dichtung Titan und
ros 1848 und das erzählende Gedicht Ismelda Lamnbertazzi
150 in weiteren Kreiſen bekannt. Dies lenkte die Aufmerkſam=
Neit König Ludwigs I. von Bayern auf ihn, und er gewährte
em Dichter die Mittel zu einem längeren Aufenthalt in Italien,
ie noch durch einen Zuſchuß der Tochter des königlichen För=
Herers, unſerer unvergeßlichen Großherzogin Mathilde, weſent=
Ach vermehrt wurden. Erſt ſpät, ſchon von ſchwerem körperlichen
öiechtum befallen, ging er an die gewaltige Aufgabe einer neuen
Aleberſetzung der Göttlichen Komödie heran, wofür er eine ge=
nlderte
Terzinenform mit ausfallendem dritten Mittelreim
ſöählte. Seit 1863 erſchienen davon Proben im Bremer Sonn=
Nagsblatt u. a., die ihm warmes Lob, ſo auch von dem wohl
edeutendſten deutſchen Danteforſcher der damaligen Zeit, dem
* Dies ſpiegelt ſich noch in unſeren Familiennamen Landzet=

ak. der au=
Wufitedelnde

Elementen ſtändig gedrückten Heimat, ihrer eigenen Leiden, die ſie wäh=
nend
jahrelanger Gefangenſchaft erduldet haben, vergeſſend, ſich in voll=
ſter
parteipolitiſcher Neutralität nur den Nochgefangenen ſowie der Lin=
derung
aller Not auch unſerer geliebten Heimat widmen.
* Der Reichsbund der Kriegsbeſchädigten und =Hinterbliebenen,
Ortsgrutve Darmſtadt, hält am Donnerstag, den 15. September, abends
im Sagle zur Stadt Pfungſtadt (Gliſahethenſtraße) eine Mitglie=
derverſammlung
ab, in welcher Bericht erſtattet wird von der
Bezirlskonferenz, ſowie die Maßnahmen beſprochen werden, welche der
Reichsbund getroffen hat, um die Kriegsopfer vou der großen Not und
Teuerung zu ſchüitzen. Es iſt daher dringend jedem Mitgliede zu emp=
fehlen
, die Verſammlung zu beſuchen. (Näheres ſiehe Anzeige.)

Donnerstag, den 15. September 1921
gültige Lebensmittelmarken:
Brot: Für Erwachſene: (Karten blau), Marke Nr. 93, 92
und 96, je 800 gr Brot. Marke Nr. 31, 560 gr Mehl oder
800 gr Brot.
Für Kinder: (Karten weiß. Marke Nr. 67, je 800 gr Brot.
Marke Nr. 66, 560 gr Mehl oder 800 gr Brot.
Haushaltnngsmehl: Bis 15. September auf die Lebensmnittel=
marken
Friedberg blau und weiß, je 800 gr Haushaltungs=
mnehl
zum Pfundpreis von 3.50 Mk. ohne Tüte.
Geflügelverkauf im Lebensmittelamt, Wilhelminenſtraße 15:
Jeden Samstag vormittag von 9 bis 11 Uhr.
Gerſtenmehl (Hohenlohe Aindernahrung!: ½ Pfund zu 2. Mk.
markenfrei, zu haben in den Städt. Krankennährmittel= Ver=
kaufsſtellen
.
Milch: Auf Marke Auguſte der blauen Lebensmittelkarte:
je 14 Liter,
Zucker: Auguſt= und September=Zucker auf die Marken Gießen
und Mainz ſämtlicher Nährmittelkarten. Auf jede Marke
entfällt ein Anteil von 750 gr.
la Kernſeife: Ganze Riegel zu 16 Mk., halbe Riegel zu 8 Mr.
Ausgabeſtelle: Wilhelminenſtr. 15, Zimmer 5.
Tlädtiſcher Holzverkauf: Auf die Nummern 1 bis 20 der Holz=
ausweiskarten
je 1 Ztr. Holz zum Preiſe von 14 Mk. für Laub=
holz
und 12 Mk. für Nadelholz. Dieſe Holzmengen müſſen
bis zum 1. Oktober bezogen ſein.
Kohlenabgabe: Bei den Kohlenlieferanten kann die 4. Rate
der Jahreszuteilung vorwiegend in Braunkohlenbriketts be=
ſtellt
werden. Außerdem die volle Jahreszuteilung in Roh
braunkohlen aus der Grube Prinz von Heſſen.
Serkauf der Reſtbeſtände von unterkleidung uſw.: Jeden
Mittwoch von 712 Uhr vormittags und von 26 Uhr nach=
mittags
bei der Städt. Materialverwaltung im Hinterhaus
des Stadthauſes.

Die Dienſträume des Lebensmittelamts ſind für den Verkehr von
7 uhr vormittags bis 2 uhr nachmittags geöffne
Samstags ſind alle Dienſträume bis 12½ Uhr geöffnet.

Es iſt auf die Nummern der aufgerufenen Marken genau zu
achten, da bei Verwechslungen Erſatz nicht geleiſtet wird.

Eine Aenderung der Krankenbrotverkaufsſtellen wird am 16. 3.M.
vorgenommen. (S. Bekauntmachung.)
uehe H
bedankt ſich Dörr und fährt fort: Für den Leidenden, Einſamen
iſt eine ſolche Anerkennung eine um ſo größere Freude, eine
Blume in die Kerkerſchaft gereicht, ja . . eine goldene Roſe.
Obwohl teilweiſe gelähmt, arbeitete Dörr rüſtig weiter, und ſo
konnte 1867 die erſte Lieferung, 17 Geſänge der Hölle enthaltend.
bei Schorkopf erſcheinen. Dann überraſchte ihn der Tod, er ſtarb
zu Heppenheim am 27. Januar 1868. Am Schluß eines Nach=
rufesks
) auf ihn heißt es: Eine Weiterführung der Arbeit .
wäre gewiß ſehr wünſchenswert. Ob die Hoffnung, von der ich
vor einigen Monaten vernahm, daß eine ausgezeichnete Dichterin
dieſe Weiterführung übernehmen werde, ſich inzwiſchen verwirk=
licht
hat, vermag ich nicht anzugeben. Gemeint iſt wohl Luiſe
von Ploenuies.
Zu Anfang der 60er Jahre ſchloſſen ſich die Dante=Verehrer
und Dante=Forſcher in Darmſtadt zu einem Dante=Klub zu=
ſammen
. Er wuchs aus dem Shakeſpeare=Klub heraus.
Den Mittelpunkt bildete der damals als Privatgelehrter hier
lebende Dr. Max Rieger (vergl. dazu das Lebensbild von ihm
Nr. 3 der Reihe Aus dem Freundeskreis Wilhelms
von Ploennies). Ferner gehörten ihm noch an: die Maler
Rudolf Hofmann und Auguſt Noack, der damalige Hof=
rat
Dr. Becker, der ſpätere Geh. Oberſchulrat und Leiter der
Oberen Schulabteilung, die Militärs, der ſpätere Oberſtleutnant
von Heſſert und der Hauptmann von Heſſert, der Kunſt=
hiſtoriker
Hofrat Profeſſor Dr. Schäfer u. a. m. Dieſer Freun=
deskreis
las den Dante in der Urſprache, es wurde auch einmal
ein Vortrag gehalten. Max Rieger beſchäftigte ſich auch lite=
rariſch
mit Dante. Im Jahre 1881 gab er, für weitere Kreiſe
beſtimmt, zwei Vorträge über Dante’s Leben und Werke in der
Sammlung von Vorträgen, herausgegeben von M.
Frommel und Fr. Pfaff, V., 910, heraus, dieſe waren aber
ſchon vor mehr als 12 Jahren in der von dem Fränkiſch=
Crumbacher Pfarrer, H. Kritzler herausgegeben
Wochenſchrift Altes und Neues (Wiesbaden, Niedner)
veröffentlicht worden. Doch hatte er ſie neuerdings überarbeitet.
Sie ſind, ſoweit ich dies beurteilen kann, auch heute noch kaum
veraltet und ſeien daher den in die Dante’ſche Dichtungen ein=
dringen
Wollenden warm, zum Leſen empfohlen ( Td 39).
Weiter hat Nieger noch wiſſenſchaftliche Aufſätze in den Göt=
tinger
Nachrichten 1898 über eine mißverſtandene Stelle
in der Göttlichen Komödie, Purgatorium 6, 101 ff., erſcheinen
laſſen. Beſonders hingewieſen ſei auf die Abhandlung Ueber

*) von K. Witte im Jahrbuch der Deutſchen Dante=Geſellſchaft
II, 405 ff. 1869, in dem nächſten Heft der Heſſiſchen Biographien wird
ein Oebensbild von der Bibliothekarin, an der Landesbibliothek Frl.
Elſe Lauckhard erſcheinen.

*Geſtohlenes Auta. Am 10. September, nachmitags 5 Uhr, wurde
Tätern geſtohlen.
Preußiſch=Süddeutſche Klaffenlotterie. Diesmal muß die Erneue=
rung
der Loſe zur bevorſtehenden vierten Klaſſe bereits bis zum 14.
September erfolgt ſein, da die Ziehung bereits am 20. und A.
September ſtattfindet. Dieſer Erneuerungstermin läuft heute abend ab,
worauf wir alle Spieler aufmerkſam machen.

Kunſtnotizen.
Ueber Werke, Künſtler uud künſtleriſche Veranſtaltungen, deren im Nachſtehenden
Erwähnung geſchieht, behält ſich die Redaktion ihr Urteil vor.
Kammerorcheſterkonzerte. Am 10. Oktober, 7. Nob.
und 5. Dez. finden im Mathildenhöhſaale drei Konzerte unter Leitung
von Kapellmziſter Herm, von Glenk ſtatt, auf die wir hierdurch nach=
drücklickſt
aufmerkſam machen möchten. Der muſikaliſche Leiter hat ſich
zur Aufgabe gemacht, hauptſächlich unbekanntere Werke zur Auffüihrung
zu bringen; darunter ſind zu nennen die Symphonien Stamitz, Haydns
Le midi, konzertante Stücke von Mozart und Weber. Auch moderne
Werke ſollen berückſichtigt werden, ſo Kleine Suite von Arnold Men=
delsſohn
Serenade von W. Schultheis u. a. m. Das muſikaliſche Publi=
kum
wind dieſen Darbictungen muſikaliſcher Feinkoſt, welche der Ver=
anſtaltung
ein beſonderes Gepräge geben, getiß mit Freude entgegen=
ſehen
. Den Kartenvorverkauf hat Konzert=Arnold, Wilhelminenſtr. 9,
übernommen.
* Weiterſtadt 12. Sept. Bürgermeiſterwahl. Man ſchreibt
uns: Durch dem Tod unſeres Büirgermeiſters Ernſt Danz, der leiden wur
etwa ein Jahr die Geſchicke unſeres Ortes leiten konnte, iſt eine Neuwahl
nötig geworden. Dieſe iſt auf den 2. Oktober feſtgeſetzt. Trotz dieſes
nahen Wahltermins herrſcht bezüglich der Kandidaten noch eine faſt un=
heimliche
Stille. Entweder hat man ſich noch nicht ernſtlich, mit der
Sache befaßt oder es ſcheint den Parteien ſchwer zu werden, den geeig=
neten
Mann zu ſinden. Da ſei nun ein ernſtlicher Vorſchlag geſtattet.
Der Beigeordnete Auguſt Meinhardt, der eben die Bürgermeiſterei=
geſchäfte
leitet, iſt jedenfalls ein Mann, der das Vertrauen der geſamten
Einwohnerſchaft verdient. Er hat ſich in die Dienſtgeſchäfte gut einge=
führt
, iſt ein Mann, der Ueberblick und Tatkraft beſitzt und hat jedenfalls
in allen Fragen, die das Wohl unſever Gemeinde betreffen, ſtets ſachlich
und objektiv ſeinen Standpunkt vertreten. Einen Mann an die Spitze
unſeres Ortes zu ſtellen, der ſich wieder gauz neu in die heute nicht ganz
leichte Arbeit des Bürgermeiſters einarbeiten müßte, ja, der vielleicht
noch nicht einmal mit den örtlichen Verhältniſſen vertraut iſt empfiehltz
ſich im Intereſſe einer ruhigen Weiterenſwickelung unſeres Ortes ganz
und gar nicht. Des Wechſels in der Beſetzung dieſes Poſtens wähwend
der letzten Jahre dürfte genug ſein. Den häßlichen Wahlkampf ſollten
vor allen Dingen die bürgerlichen Parteien unter ſich vermeiden. Ja, es
wäre zu begrüßen, wenn auch die Sozialdemokratiſche Partei ſich dieſe
Gedanken zu eigen machte. Jeder Parteiſtandpunkt, der letzten Endes
doch immer nur eine Machtprobe darſtellt, ſollte zurücktreten, wo es cich
darum handelt, die Leitung der Gemeindeangelegenheiten in gutev Hand
zu wiſſen. Hier wäre der Sozialdemokratiſchen Partei Gelegenheit ge=
geben
, ein Entgegenkommen zu zeigen, wo doch bekannt iſt, daß der ver=
ſtorhene
Bürgermeiſter Danz bei ſeiner Wahl auch von vielen Bauern
und Nichtſozialdemokraten unterſtützt zurde.
tu. Offenbach, 12. Sept. Vom Auto getötet, wurde heute
nacht ein Uhr in der Nähe der Landesgrenze der Viehtreiber Heinrich
Müller, vermutlich aus Frankfurt ſtammend, als er auf das Auto
des Spediteurs Jakob Müller aufſpringen wollte. Er trat fehl, wurde
vom Auto überfahren und ſofort getötet. Einen Selbſtmord=
verſuch
machte geſtern in der Geleitſtraße ein junger, verheirateter
Mann, indem er ſich erhängen wollte. Eheliche Zwiſtigkeiten ſind der
Grund ſeiner Tat. Seine Frau überraſchte ihn nämlich, als er zwei
fremde Frauen in der Wohnung hatte. Der Lebensmüde wurde jedoch
noch rechtzeitig abgeſchnitten und ins Krankenhaus gebracht. Die
Pulsader verletzt hat ſich am Samstag auf dem Güterbahnhof
der Güterbodenarbeiter Haller aus der Geleitſtraße. Beim Hantie=
ren
mit Blech verletzte er ſich und wäre verblutet, wenn ihm nicht das
Note Kreuz die Wunde ſchnell verbunden hätte.
vd. Offenbach, 13. Sept. Dem Offenbacher Raubmör=
der
, dem Taglöhner Rudolf Polioka aus Brüx in Böhmen, der im
Juni feſtgenommen wurde, weil er einen Mitarbeiter ermordet, heraubt
und die entkleidete Leiche im Wald verſcharrt hate, und der ſeitdem in
Unterſuchungshaft ſitzt, werden, wie die Münchener Neueſte Nachrichten
melden, neue Raubmorde zur Laſt gelegt. Polibka war im Dezember=
1919 aus dem Gefängnis in Eger entſprungen, wo er wegen dreifachen
Raubmordes, begangen in Schönwehr bei Peterhau, in Unterſuchung
wpar. Bis März 1920 hielt er ſich hauptſäcklich in Bayern auf. Die
von der Polizeidirektion München eingeleiteten Erhebungen zur Klä=
rung
des Verdachtes, daß Poliyka einen jungen Mann, der im Moi
vorigen Jahres im Perlacher Forſt tot aufgefunden wurde, ermordet
hat, ſind noch nicht abgeſchloſſen. Verſchiedene Anzeichen ſprechen da=
für
, daß Polivka am 14. Februar 1920 auf dem Wege von Oberſouerhof
nach Wüſtenſelbitz die Malersfrau Margarete Bayennzald ermordet und
beraubt hat.
C. Bensheim, 13. Sept. Feuer. Wie der Starkenburger Bote mit=
teilt
, brach am letzten Freitag nachmittag in Bensheim im Gymnaſial=
gebäude
, und zwar im phyſikaliſchen Kabinett, ein Brand aus, der wie
angenommen wird, in dem Heißlaufen eines Motors ſeine Urſache hatte.
Das Feuer breitete ſich mit unheimlicher Schnelligkeit aus infolge des
ausgetrockneten Gebälks, und der reichlichen Verſchalung mit Holz und
Rohr und legte den ganzen Dachſtuhl des Gymnaſialgebäudes in Aſche.
Der angerichtete Schaden, auch durch Waſſer, iſt ſehr groß, namentlich an
wertvollen Inſtrumenten. Die an 3000 Bände enthaltende Bibliothek
konnte infolge des tätigen Eingreifens der Oberprimaner gevettet wor=
den
. Der Unterricht mußte einſtweilen, bis zum 19. d. M. eingeſtellt
werden.
Lorſch, 12. Sept. Der Bezirksderband Ried des
Zentralverbandes deutſcher Kriegsbefchädigter und
Kriegshinterbliebener (Sitz Berlin) hielt im Gaſthaus Zum
weißen Kreuz ſeine erſte Bezirksverſammlung ab. Die Ver=
Dantes Lyrik 1899, S. 463 ff. In dieſen Schriften gibt er einen
Ueberblick über die italieniſche Lyrik der Trovatore und ihr Ver=
hältnis
zum provenzaliſchen und mittelhochdeutſchen Minne=
ſang
. In Italien entſtand ein ganz neuer, von irdiſchen Wün=
ſchen
gereinigter, in ſich ſelbſt befriedigter Kultus der edeln und
ſchönen weiblichen Perſönlichkeit, in welchem ſie dem unruhig ſtre=
benden
, der Harmonie entbehrenden Gemüte des Manues als in
die Sichtbarkeit getretenes Abbild überſinnlicher Schönheit und
überſinnlicherHarmonie erſchien. Ihre reinen Gunſtbeweiſe blieben
auch für die ernſten Denker ein Gegenſtand des höchſten Wertes,
weil Mittel zur Reinigung und Förderung ſeiner Tugend ...
Dantes Liebe war nicht ſowohl durch religiöſe Sittlichkeit erhoben
und gereinigt, ſie war vielmehr ſelbſt eine religiöſe Empfindung
und ein Weg der Vereinigung mit Gott.
Ein vollwertiges Zeugnis eindringlicher Beſchäftigung die=
ſes
Kreiſes hervorragender Darmſtädter mit Dante iſt ein herr=
liches
Bild von Rudolf Hofmann, wozu ſich in ſeinem
Nachlaß noch die Skizze gefunden hat. Das in Waſſerfarben aus=
geführte
Bild war ein Geſchenk zur ſilbernen Hochzeit von Hofrat
Theodor Becker und ſeiner Frau Marie geb. Maurer
und trägt die Widmung Zum 25. Auguſt 1874 zur Erinnerung
an die Danteabende‟. Dahinter das Malerzeichen N. H. ueber
dem Bild ſteht als Spruchband ein Dantiſches Sonett. Da es
die Szene gut erklärt, ſei es hier in der Ueberſetzung von K.
Kannegießer mitgeteilt.
Du Guido, Lappo auch und ich, wie ſehr
Wünſcht’ ich, daß Zauber uns zugleich befinge,
Zu Schiff uns brächt, und daß die Barke ginge
Nach eur und meinem Willen hin und her.
Daß kein Geſchick, kein böſes Ungefähr
Je dürfte lähmen unſers Schiffleins Schwingen,
Auch, daß wir lebten immer guter Dinge;
Und uns vereint gefielen mehr und mehr:
Süß Vanna dann, ſüß Bice und zu beiden
Die uns Zahl Dreißig anzeigt, zugefügt,
Der gute Zaubrer zu uns verſetzte,
Und nichts als Liebeständeln uns ergötzte
Und daß die Frauen alleſamt vergnügt,
Wie wir dann, glaub ich, wären voller Freuden!
Zur Erläuterung ſei noch hinzugefügt: Der in dem erſten
Vers genannte Guido iſt der bekannte Dichter und Freund
Guido Cavalcanti, Freund Lappo aus der dem Guido
verſchwägerten Familie Uberti und mit dieſen und mit der
Geliebten eines Jeden dieſer drei allein möchte er ſich auf dem
Meere nach Gefallen in Liebesgeſprächen herumtreiben.
Als letzter Dantekenner und Ueberſetzer wollen wir hier noch
O. Rogu ette nemmem: Er ſpricht ſich in ſeinen Lebenserinne=

[ ][  ][ ]

Seite 4.

Darmſtädter Tagblatt, Mittwoch, den 14. September 1921.

Rummer 254.

ſammlung, die von Kriegsbeſchädigten und =Hinterbliebenen ſtark beſucht
ſar und der auch Vertreter der Behörden beiwohnten, verlief äußerſt
anregend. Der Landesvorſitzende Kamerad Fuchs=Offenbach ſprach
über die Gegenwarts= und Zukunftsaufgaben des Zentralverbandes. Der
Bezirkssekretär Kamerad Hecker=Frankfurt a. M. behandelte in ſeinem

Referat die Forderungen der Kriegsopfer unter Berückſichtigung des
Reichsverſorgungsgeſetzes und die Organiſationsfrage der Kriegsopfer.

Ferner beſchäftigte ſich die Verſammlung mit der Frage der Beſchaffung

billiger Kartoffeln. In der Ausſprache über dieſen Punkt ſagte der Herr
Direktor Klimm=Lorſch ſeine Unterſtützung bei der Beſchaffung billi=

ger und guter Kartoffeln zu. Es iſt erfreulich, daß Fachleute ſich bereit
erklären, in ſolchen wichtigen Angelegenheiten die Kriegsopfer mit ihrem
tatkräftigen Rat zu unterſtützen. Die Verſammlung, die vom Bezirks=
vorſitzenden
Kamerad Ludwig=Lorſch geleitet wurde, erreichte, nach=
dem
noch Bürſtadt als Ort der nächſten Bezirksverſammlung feſtgelegt
war, nach dreiſtündiger Verhandlungsdauer ihr Ende.
Neu=Iſenburg, 13. Sept. Bei einem Ueberfall totge=
ſtochen
. Ein Arbeiter aus Neu=Iſenburg wollte geſtern abend durch
den Wald nach Iſenburg gehen, wurde aber an der Darmſtädter Warte
von zwei unbekannten, des Weges kommenden Radfahrern angefallen
und in den Unterleib geſtochen. Trotz der ſchweren Verletzungen ſchleppte
er ſich noch nach Neu=Iſenburg und wurde von dort aus ins Städtiſche
Kranbenhaus eingeliefert, wo er inzwiſchen berſvorben iſt. Eine Beſchrei=
bung
der Täter konnte der Verletzte nicht mehr geben. Ermä.Qlungen
ſind im Gange.
Michelſtadt, 9. Sept. Einbruchsverſuch in der Stadt=
kaſſe
. In der Nacht vom 8. zum 9. September wurde in der im Rat=
haus
untergebrachten Stadtkaſſe ein Einbruchsverſuch verübt. Der Täter
zwängte ſich durch das Tveppengeländer hindurch, um mit einem Holz=
ſtüch
und einem Prügel die Türe des vorderen Rathauszimmers zu öffnen.
Auf dieſe Art verſchaffte er ſich Eingang zur eigentlichen Kaſſe. Geſtoh=
len
wurde nichts, zumal eine Gelegenheit hierzu um deswillen nicht ge=
geben
iſt, weil infolge des bargeldloſen Zahlungsverkehrs die Barbeſtände
der Stadtkaſſe durchaus minimal ſind.
Michelſtadt, 12. Sept. Sonntagsfahrkarten. Die Bürger=
meiſterei
hat bei der Eiſenbahndirektion Mainz die Einführung von
Sonntagsfahrkarten beantragt.
Mainz, 13. Sept. (Wolff.) Die gefährliche heſſiſche
Fahne. Der Vorſitzende der rheinheſſiſchen Provinzialgruppe der
Deutſchen Volkspartei, Berck, wurde vom franzöfiſchen Militärgericht zu
300 Mark Geldſtrafe verurteilt, weil er dafür verantwortlich gemacht
wurde, weil ein 13jähriger Schüler bei einem Feſtzug anläßlich eines
auf der Teufelsrutſch bei Wendelsheim (Kreis Alzey) abgehaltenen Feſt=
zuges
eine rot=weiße Kinderfahne trug. Das Gericht erkannte,
daß objektiv eine Uebertretung der Flaggenvorſchriften der Rheinland=
kommiſſion
vorliegt, und daß der Angeklagte als Vorſitzender der Partei
und Leiter des Feſtzuges geſetzlich dafür verantwortlich zu machen ſei.
Mainz, 13. Sept. Aus dem Zuge geſprungen. Vor
wenigen Tagen wurde an der Böſchung des Eiſenbahndammes, der zur
Kaiſerbrücke führt, ein Mann aufgefunden, der verſchiodene Verletzungen
am Kopfe aufwies. Er gab an, während der Fahrt aus dem Zuge ge=
ſtürzt
zu ſein. Die Polizei ſchenkte ſeinen Angaben keinen Glauben;
die Ermittelungen ergaben, daß der Betreffende ſich auf einem Gefan=
genentransport
nach Karlsruhe beſand und ſeinem Transporteur auf der
Fahrt entſprungen war. Er wurde einſtweilen in Haft genommen und
ſpäter nach Karlsruhe gebracht.
Bodenheim, 12. Sept. Betrüger. Als Abgeſandter einer Stutt=
garter
Weinfirma ließ ſich ein elegant gekleideter Herr von den hieſigen
Weinproduzenten 60 Stück Wein zur Probe vorführen. Die Proben
wurden mit den üblichen Zeremonien: Siegelung, Imbiß uſw., durch=
geführt
. Dieſes herrliche Leben führte der angebliche Stuttgarter Wein=
freund
etwa 14 Tage lang. Darauf verſchwand er und hinterließ außer=
dem
noch eine Wirtshauszeche don reſpektabler Höhe.

Zuchthaus unter Anrechmung von ſechs Monaten der erlittenen Unter=
ſuchungshaft
.
Frankfurt a. M., 13. Sept. Verhaftet wurde in einem hieſigen
Hotel ein Schweizer Großhändler, der goldene und ſilberne Taſchen=
uhren
im Wert von 10 Millionen nach Deutſchland eingeſchmug=
gelt
hat. An dem Schmuggel ſollen ſich 2025 Perſonen beteiligt
haben.
Mühlheim a. M., 12. Sept. Derſtreikende Gemeinderat.
In unſerem Orte möchten die Sozialdemokraten die Bürgermeiſterſtelle
mit einem Berufsbürgermeiſter beſetzt haben, während die bürgerlichen
Parteien glauben, daß auch fernerhin ein Ehrenbürgermeiſter genügt.
Als nun Freitag abend die Sozialdemokraten einen der ihren in der
Gemeinderatsſitzung zum Bürgermeiſter erküren wollten, blieben die
nichtſozialiſtiſchen Mitglieder, die der Anſicht ſind, daß ein Bürgermeiſter
nicht durch den Gemeinderat, ſondern durch die ganze Gemeinde ge=
wählt
werden muß, der Sitzung fern, ſo daß ſie beſchlußunfähig war.
Nun ſoll die nächſte Sitzung entſcheiden.
tu. Remagen, 12. Sept. Schweres Automobilunglück.
Auf der Streik= zwiſchen Godesberg und Remagen fuhr ein mit ſechs
Verſonen beſeutes amerikaniſches Auts gegen den Eilzug
Dortmund-Frankfurt a. M. Das Auto wurde vollkommen zertrüm=
meit
, ſämtliche Inſaſſin getötet. Der Zug hatte längeren Aufent=
halt
, ehe er weiterfahren konnte.
T.U. München, 13. Sept. Großfeuer in einem Krupp=
werk
. Bei dem heute früh 4 Uhr im Schreineveibetvieb der Baheriſchen
Kruppwerke in Freimann ausgebrochenen Feuer wurde ein Schaden von
4 Millionen Mark angerichtet. Infolge des Brandes ſind 400 Arbeiter
vorläufig arbeitslos.
T.U. Ingolſtadt, 13. Sept. Verbrecheriſche Brandſtifter.
Durch die in den letzten Nächten durch verbrecheriſche Elemente ſyſtema=
tiſch
verübten Brandſtiftungen iſt die Bevölkerung auf das heftigſte be=
unruhigt
worden. Der Stadtrat hat nunmehr eine Belohnung von
10 000 Mark ausgeſetzt für die Ergreifung der Täter.

Reich und Ausland.

m. Berlin, 12. Sept. Moderne Diebesfahrt. Der Kampf
der Polizei gegen das bis an den Hals bewaffnete, nächtliche Pi=
ratentum
geſtaltet ſich immer ſchwieriger. Das zeigte wieder einmal
eine Strafkammerverhandlung in Berlin. Ein an Naubmordverſuch
grenzendes Verbrechen, bei deſſen Ausführung einer der betei ligten
Verbrecher von einem Kriminalkonmiſſar, in der Notwehr erſchoſſen
worden war, lag einer Anklage zugrunde, die die Ferienſtrafkammer
des Landgerichts III beſchäftigte. Angeklagt wegen ſchweren Einbruchs=
diebſtahls
unter Mitführung von Waffen waren die Schloſſer Rudolf
Seher, Wedig Krauſe; die Maſſeuſe Eliſabeth Scholz, geb. Trock, hatte
ſich wegen Beihilfe zu verantworten. Die Beſveisaufnahme zeigte, wie
vorſichtig man Fremden gegenüber mit Geſprächen oder Wertſachen ſein
muß. Die in der Meierottoſtraße in Wilmersdorf wohnhafte Witwe
W. hatte anfangs dieſes Jahres ihr Eut verkauft und ſprach darüber
mit der bei ihr als Maſſeuſe tätigen Scholz, insbeſonder teilte ſie dieſer
mit, daß ſie das Geld noch im Hauſe habe. Schon am folgenden Tage
wurde dem Kriminalkommiſſar Werneburg vertraulich berichtet, daß in
der folgenden Nacht von drei Leuten die Frau W. üiberfallen, betäuht
und beraube werden ſollte. Kommiſſar Werneburg beſetzte darauf mit
drei Kriminalkommiſſaren die Wohnung. Gegen zwvölſ Uhr nachts
ſprang ein Mann mit einer ſchwarzen Maske und einem ſcharfgeſchliffe=
nen
Dolch in der Hand in die Wohnung ein. Der Kommiſſar rief:
Hände hoch! Hier Kriminalpolizei! Als der Mann mit der Maske
ſich auf ihn ſtürzen wollte, gab er Feuer und der Unbekannte brach,
zu Tode getroffen, zuſammen. Es war dies, wie ſich ſpäter heraus=
ſtellte
, der Eiſenbahnſchaffner Hermann Seher, der Bruder des jetzigen
Angeklagten Rudolf Seher. Dieſer und der Mitangeklagte Krauſe wur=
den
im Garten des Grundſtüicks derſteckt aufgefunden. Der erſchoſſene
Seher hatte neben dem Dolch eine Flaſche Chloroform bei ſich, während
bei Rudolf Seher ebenfalls ein Dolch und ein Bund Dietriche gefunden
wurden. Die Ermittelungen ergaben, daß der Plan zu der Tat von der
Angeklagten Scholz ausgegangen war. Der Staatsanwalt beantragte,
da es ſich um eine außerordentlich gefährliche, nahezu an verſuchten Raub=
mords
grenzende Tat handele, gegen die Angeklagten 4½ Jahre Zucht=
haus
während der Verteidiger um eine mildere Strafe bat, da der er=
ſchoſſene
Seher der Haupttäter und Verführer der drei bisher unbeſchol=
tenen
Angeklagten geweſen ſei. Das Gericht erkannte auf je 2½ Jahre

Parlamentariſches.
Die Teuerungszulagen für die Staatsbeamten.
sw. Der Finanzausſchuß des Heſſiſchen Landtags beſchäftigte
ſich geſtern zunächſt mit der Regierungsvorlage, betr. die Erhöhung
der Teuerungszuſchläge. Die letzte Regelung für die Neichs=
beamten
erhöhte bekanntlich den Teuerungszuſchlag vom Grundgehalt
und Ortszuſchlag auf 93 bis 85 Prozent, je nach der Ortsklaſſe. Der
Ausſchuß ſtimmte der Vorlage, die die gleiche Regelung für Heſſen vor=
ſieht
, einſtimmig zu. In der Ausſprache war beſonders bemängelt wor=
den
, daß das Reich die durch die Neuregelung entſtehenden Mehrkoſten,
etwa 34 Millionen Mark, dem Lande erſetzt, daß aber die Stadt= und
Landgemeinden, die ja auch dieſe Regelung vornehmen müſſen, keinerlei
Erſatz erhalten ſollen. Aus den Darlegungen des Finanzminiſters war
zu entnehmen, daß Heſſen bei den Verhandlungen in Berlin, wie ſchon
wiederholt, auch diesmal für die völlige Beſeitigung der Differenzierung
der Zuſchläge und eine beſſere Behandlung der Penſionäre verlangt
habe. Den Erſatz der durch die Erhöhung notwendigen Mehrausgaben
der Ge einden durch das Reich habe er beautragt, aber außer Heſ=
ſen
ſei nur Sachſen dafür eingetreten. Die Auszahlung der neuen
Bezüge, deren Rückwirkung vom 1. Auguſt beginnt, ſoll am 20. Sept.
erfolgen. Einige Vorlagen: Nachwerſung der Oberrechnungskammer
für 1916, Nachweiſung der Landeskreditkaſſe für 1916, Verwaltungsüber=
ſicht
der Staatsſchuldenvern altung für 1916 und 1917 werden ohne De=
batte
genehmigt. Für den Einbau einer Wohnung im neuen Juftiz=
gebäude
zu Mainz für den Hausmeiſter, deſſen Wohnung von den Fran=
zoſen
beſchlagnahmt iſt, werden 95 000 Mark bewilligt. Für bauliche
Veränderungen in der Küchenanlage der mediziniſchen Klinik in Gießen,
die dringend einer Vergrößerung bedarf, werden 89 500 Mk. bewilligt,
und für die Verlegung und Vergrößerung der Fernſprechzentrale 28 200
Mark. Eine weitere Vorlage der Regierung teilt mit, daß aus den
Ueberſchüiſſen der Landes=Milch= und Feitſtelle 200 000 Mk. für die Kin=
derhilfe
zur Verfüigung geſtellt und die beiden Perſonen=Kraftwagen
derſelben Stelle der Regierung koſtenlos überwieſen werden ſollen. Der
Ausſchuß ſtimmt dem zu. In den Badehäufern zu Bad=Nauheim ſind
größere Wiederherſtellungsarbeiten unaufſchiebbar geworden. Der Aus=
ſchuß
iſt damit einverſtanden, daß mit den Arbeiten bereits begonnen
und die erforderlichen Beträge in den Voranſchlag 1922 eingeſtellt wer=
den
. Ebenſo erteilt er ſeine Zuſtimmung, daß auch die techniſchen An=
lagen
des Bades (Dampfwgſchanſtalt, Saline, Gradierwerke, Fernheiz=
werk
, Badcanlagen, Maſchinenzentrale, Eisfabrik) einer Wiederherſtel=
lung
und Vergrößerung unterzogen werden. Nach der Vorlage ſind
dafüir 1 238 000 Mark erforderlich, die im nächſten Voranſchlag erſcheinen
werden. Eine Regierungsvorlage betrifft die Amtskoſten der Ober=
landmeſſer
, durch die die Uebernahme der Meßgeräte auf den Staat er=
folgen
ſoll; ſie erfährt Zuſtimmung. Koſten 310 000 Mk.
Das Plenum des Landtags wird vermütlich am 4. Oktober zu=
ſammentreten
. Für die Durcharbeitung der Beanſtandungen der Beſol=
dungsordnung
iſt die nächſte Woche vorgeſehen.
Schulausſchuß. In den Bericht über die letzten Sitzungen
des Schulausſchuſſes hat ſich ein Fehler eingeſchlichen. Es muß da heißen,
daß auf Grund eines Gutachtens des Juſtizminiſteriums beſchloſſen
wurde, daß Lehrerinnen, die ſich verheiraten, weiter im Dienſte
bleiben können.

Die Streikbewegung.
wd. Berlin, 13. Sept. Der Magiſtrat hat ſeinen Standpunkt als
unhaltbar preisgegeben. Die Streibenden erhielten die Zuſicherung, daß
heute im Reichsarbeitsminiſterium die Verhandlungen aufge=
nommen
werden, damit war das Streikziel erreicht. Der Streik
wurde ſofort abgebrochen und die Brotverſorgung Berlins wieder auf=
genommen
. Die Verbiner Zeitungen ſind zum Teil als Notausgabe
erſchienen.
wel. Berlin, 13. Sept. Obwvohl der Streik der kaufmänniſchen und
techniſchen Angeſtellten der ſtädtſchen Werke von der Organiſationslei=
tung
noch geſtern als beendet erklärt wurde, konnten die ſtädtiſchen Be=
triebe
heute früh doch noch nicht ſämtlich ihre Betriebe wie=
der
aufnehmen. Gegen 11 Uhr erſchienen die Vertreter des Ma=
giſtrats
und die Führer der ſtreibenden Organiſationen im Reichsarbeits=

miniſterium, wo die Verhandlungen über eine neue tarifliche Regelung
der Gehälter der kaufmänniſchen und techniſchem Angeſtellten ſofort auf=
gewommen
wurden. Wie uns mitgeteilt wird, iſt der Abſchluß eines Ver=
gleiches
, ſo gut wie ſicher. Die unliebſomen Begleiterſcheinungen des
Streiks waren Störungen im Poſtbetrieb. So konnte die
Zentrale in der Spandauer Straße in der Nacht wegen Fehlens der Be=
leuchtung
die Briefſordierungen nicht wie ſonſt vornehmen, woraus ſich
dann heute nachmittag Verzögerungen bei der Zuſtellung der Poſt er=
gaben
. Die Sperre des Pridatverbehrs bei den Telephonämtern konnte
im Laufe des Vormittags wieder aufgehoben werden. Auch die Gas=
und Waſſerverſorgung iſt wieder in gewvohnter Weiſe geregelt. Der Scha=
den
, den die Stadtverwaltung durch den eintägigem Streik erlitten hat.
wird auf 1½ Million geſchätzt.

Der Mord an Erzberger.
Berlin, 12. Sept. (Wolff.) Das Landgericht Offenburg
hob den vom Amtsgericht Oberkirch gegen Oltwig von Hirſchfeld
erlaſſenen Haftbefehl auf. Nach den Gründen des Gerichtsbeſchluf=
ſes
können die Tatſache des früheren Artentats Beſchuldigten, die Nähe

Calbachs vom Tatorte und den Orten, wo ſich der Ermordete voyr
1. Juli an aufhielt und ſchließlich der Beſuch zweier Herrei, deren=
Aeußeres der Täterbeſchreibung ähnelt, am 24. Auguſt in Calmbach den
Tatverdacht nicht ſtützen. Für die längere Abweſenheit des Beſchuldigter
von Calmbach während ſeines derzeitigen Aufenthaltes geben die Ermit=
telungen
keinen genügenden Anhalt.
* München, 13. Sept. (Wolff.) Der Mord an Erzberger

hat eing überraſchende Wendung dadurch genommen, daß es ſich hepaus=
ſtellte
, daß die Täter in München wohnten, von hier vor einiger Zeis=

an den Tatort fuhren, in Oppenau zur Zeir der Tat wohnten und nun
flüchtig ſind. Es handelt ſich um den 1393 zu Saalfeld gebovenen Kauf=
mann
Heinrich Schulz und den 1894 in Köln geborenen Studenten Hein=
rich
Tilleſen. Beide Mörder ſind ehemalige Offiziere und gehörten
ſeinerzeit der Brigade Ehrhardt an. Ferner iſt in Berlin unter demn
Verdacht der Mitwiſſerſchaft am Morde eins aus einer
Witwe, mehreren Töchtern und einem Sohne, einem früheren Kadetten.
beſtehende Familie verhaftet worden.
Die beiden Verdächtigen wohnten ſeit Ende April 1921 getrennt
aber in einem Hauſe in verſchiedenen Stockwerken in der Maximilian=
ſtraße
33, machten ſich aber neder durch Zuſammenkünfte noch ſonſtwis
verdächtig, ſo daß die Wohnungsbeſitzer nicht das geringſte wahrnehmen
konnten. Die Spur, daß die beiden Täter in München ſind, ergab ſich
dadurch daß der Beſitzer des Hotels Zum Hirſchen ſich zweier Gäſte
erinnerte, die unter ihrem richtigen Namen zur Zeit des Mordes bei
itm wohnten, aber bald nach der Tat verſchwanden. Die Beſchreibung
Beider wurde durch umfangreiche Erhebungen feſtgeſtellt, wie auch, daß
es ſich um Schulz und Tilleſſen handele. Ihre beſonderen Merkmole
das verkümmerte Ohr bei Schulz und die abnorme Naſenbildung bei
Tilleſſen, führten auf die Spur der Flüchtigen. Auch ihre ſchnelle Ab=
reiſe
und die Tatſache, daß ſie ihr Gepäck zurückließen, iſt ein Beweis
für die Täterſchaft. Aus Offenburg und Karlsruhe ſind in München
Gerichtsbeamte eingetroffen, um die Erhebungen fortzuſetzen.
Zur Ermittelung der Mörder Erzbergers berichten die Abendblätter
noch, daß Schulz eine richtige kaufmänniſche Lehre durchgemacht hat, ſeit
Kriegsende aber keine Stellung mehr gehabt habe. Die Marinerang=
liſte
von 1918 verzeichnet den Oberleutnant Heinrich Tilleſſen, der 1930,
verabſchiedet worden iſt. Bei der Berliner Familie wurden auch jetzt
die vervielfältigten und veröffentlichten Bilder der Täter gefunden und
beſchlagnahmt; ebenſo einige Korreſpondenzen die die Familienmit=
glieder
belaſten. Die Verhafteten ſtellen entſchieden in Abrede, von der
Ermordung Erzbergers gewußt zu haben. Andere ehemalige Angehörige
der Brigade Ehrhardk ſollen in die Tat verſtrickt ſein. Neue Verhaftun=
gen
ſollen bevorſtehen.

Prinz Ludwig von Battenberg

London, 11. Sept. (Wolff.) Marqueß of Milford Haben,
ehemaliger Prinz Ludwig von Battenberg, iſt plötzlich ge=
ſtorben
.
Der Prinz wuar 1854 in Graz geboren, als älteſter Sohn des Prinzen
Alexander von Heſſen, der eine morganatiſche Ehe mit einer Hofdame
ſeiner Schlveſter, der Zarin Marie, Gräfin von Hanke, eingegangem war.
Er nahm die britiſche Staatsangehörigkeit an und trat 1868 in die eng=
liſche
Marine ein. Später heiratete er die Tochter des Großherzogs
Ludwig IV von Heſſen, Prinzeſſin Viktoria. 1906 wurde er zweiter Ad=
miral
der Mittelmeerflotte, 1908 Befehlshaber der Atlantiſchen Flotte
Kurze Zeit hatte er ein Kommando in der Heimatflotte inne. 1911 wurde
er Zweiter, im Jahre darauf Erſter Seelord. Bei Kriegsausbruch ver=
blieb
er zunächſt noch auf dieſem Poſten, mußte aber im Orkober 1914
zurücktreten, da ein Teil der engliſchen Preſſo ihn wegen ſeiner deutſcher
Abſtammung als ein Hemmnis für die wirkungsvolle Führung des Krie=
ges
anſah und heftig bekämpfte. Vor kurzem erſt wurde er zum Flotten=
admiral
ernannt.
Durch großbritanniſche Verleihung vom 20. Januar 1917 erhielt er
den Namen Marqueß of Milford Haven. Die übrigen Mitglieder der
Familie nahmen dem Namem Mountbattle an.

Die Landtagswahlen in Thüringen.
Erfurt 13. Sept. (Wolff.) Nach den bisher vorliegen=
den
Ergebniſſen der Thüringer Landtagswahl haben
insgeſamt erhalten: Mehrheitsſozialdemokraten 152 178, Land=
bund
123 686, Unabhängige Sozialdemokraten 109 749, Deutſche
Volkspartei 108 719, Kommuniſten 64935, Deutſchnationalc
Volkspartei 50 739, Demokraten 36 677, Zentrum 6206, Wirt=
ſchaftspartei
4126 Stimmen. Danach können als gewählt gelten
12 Mehrheitsſozialdemokraten, 10 Landbund, 9 Unabhänge So=
zialdemokraten
, 9 Deutſche Volkspartei, 5 Kommuniſten
4 Deutſchnationale Volkspartei, 3 Demokraten, 0 Zentrum
0 Wirtſchaftspartei. Bei den Wahlen am 20. Juni 1920 warer
gewählt Unabhängige Sozialdemokraten 15, Mehrheitsſozialiſter;
11, Landbund 11, Deutſche Volkspartei 8, Demokraten 4, Deutſch=
nationale
Volkspartei 4, Kommuniſten 0, Zentrum 0.

rungen Siebzig Jahre‟, II, 249 darüber aus: Im Sommer
1880 geriet ich durch andreweitige Anregung in die Dande= Litera=
tur
. Die Cottaſche Buchhandlung fragte bei mir an, ob ich
eine biographiſche Einleitung zur neuen Ausgabe der Gött=
lichen
Komödie übernehmen wolle? Die Arbeit ſolle im Ganzen
nur zwei Druckbogen umfaſſen. Der Antrag war mir nicht un=
willkommen
, da ich die Arbeit als eine biographiſche Vorſtudie
lzu ſeiner Preller=Biographie) betrachten konnte, wobei es
überdies galt, ſich auf das Aeußerſte zu konzentrieren und in der
Beſchränkung etwas zu leiſten. Es wurde eine Winterarbeit für
mehrere Monate, und ich mußte bald merken, daß dieſe kleine
Arbeit eigentlich eine recht große war. Dennoch machte ſie mir
Freude, und die Erinnerung führte mich in meine letzte Studien=
zeit
nach Halle zurück, wo ich bei dem alten Domprediger und
Profeſſor Blanck) die divina commedia las, wie ich denn in
meinem italieniſchen Exemplar noch eine Menge Randbemerkun=
gen
aus jener Zeit fand. Nachdem aber die biographiſche Ein=
leitung
geſchrieben vorlag, ſollte erſt die ſchwierigere Arbeit kom=
men
. Es war nämlich die Streckfußſche Ueberſetzung, die man
zur neuen Ausgabe gewählt hatte. Wo nun mein Auge hinfiel,
fand ich ſolche Härten des Ausdrucks, Greuel des Satzbaus,
ſchlechte Reime und ſinnverwirrende Ungereimtheiten um des
Reimes willen, daß ich es nicht über mich gewann, dergleichen
ſtehen zu laſſen. Es iſt aber eine gräßliche Arbeit, in fremde
Terzinen hinein zu korrigieren, denn wo man eine Maſche auf=
macht
, trennt das ganze Gewebe auseinander und muß mit ſorg=
fältiger
Kleinarbeit wieder zuſammengefaßt werden. Obgleich
nicht dazu verpflichtet, machte ich doch um des großen Dichters
willen zur Ehrenſache, und habe viele Hundert Verſe des Ge=
dichts
umgebildet und neu überfetzt! Meiſter Roquette hat hier
ganze Arbeit geleiſtet. Die Streckfuß=Roquette’ ſche
Ueberſetzung kann ſich jetzt neben den anderen Verdeutſchungen
eines Philalethes=König Johann von Sachſen
und Anderen ſehen laſſen und iſt des berühmten Verlags würdig.
Sie kann als Führerin in die Dante’ſche Welt warm empfohlen
werden.
Wir dürfen aber unſer Thema nicht für erſchöpft halten, ohne
eines großen Darmſtädters hier zu gedenken, der zwar kein Mit=
glied
des Dante=Klubs, bafür aber der Freund der Dante=

d. Bl. vom 21. Auguſt abgedruckte Gedicht Zwei fingende
Engel mit wunderbarer viſionärer Stimmung, geben ein
vollwertiges Zeugnis für ſein tiefes Eindringen in den Um=
kreis
der Dante’ſchen Dichtung. Als weitere Probe ſeiner ſelb=
ſtändigen
Bearbeitung, Weiterbildung und Anpaſſung an unſer
modernes Fühlen und Denken legt er uns in dem Beatrice
benannten Gedicht aus dem Jahre 1865 vor. Es ſoll daher den
Schlußaklord bildem:
In jenen Funben, jenen lichten Flecken
Sind noch Milliarden Welten zu entdecken
Kein Menſchenſinn ergründet und erkennt ſie,
Kein Engel zählt ſie, keine Zunge nennt ſie,
Wir ſtehen und ſchauen, bange wie im Traum,
Vom Kleid der Ewigkeit den lichten Saum,

Denn mit der höchſten Zahl, dem kühnſten Worte
Stehn wir noch immer außen an der Pforte

Des wahren Seins, das uns doch rings umſchließt,
Und ew’ge Sehnſucht in die Herzen gießt

Du nennſt es Liebe, nena es wie du willſt,
Die weißt ja, wie du mein Sehnen ſtillſt.
Dein Auge faßt in ſeinem Ring zuſammen
Das Licht der Welten, die im Aether flammen
Schau du empor zum Himmel ich zu dir,
Und die Milliarden all gehören mir.

Freunde war, nämlich Wilhelms v. Ploennies. Einige
ſeiner Gedichte, ſo das ſeltenſchöne in der Ploennies=Nummer

*) Ludwig Gottfried Blane 17811866, entſtammte der franzöſi=
ſchen
Kolonie in Berlin, 1806 ſiedelte er als Domprediger nach Halle über.
Seit 1823 las er über Dante an der Univerſität. Er verfaßte auch eine
ganze Reihe gediegener Dante=Ecriften. Obgleich Franzoſe von Ab=
ſtammung
war er doch ein Preuße von echtem Schrot und Korn. Vergl.
das Lebsenbild von ihm im Jabrhuch der Deutſchen Dante=Geſellſch.
I, 395 II, von K. Witte.

Heſſiſches Landestheater.

Dienstag, 13. September.
Einſame Menſchen.
W-I. Gerhart Hauptmanns mit pſychologiſcher Meiſterſchaft
geſchildertes Eheſtandsdrama Einſame Menſchen ging heute in
neuer Einſtudierung wieder in Szene. Das Stück behandelt das
Thema von der unverſtandenen Ehe, deren Fundament durch die
Dazwiſchenkunft einer dritten Perſon und durch deren Wahlver=
wandtſchaft
mit einer der beiden Eheleute erſchüttert wird. Es
iſt dasſelbe Thema, das Goethe in ſeinem Roman Wahlver=
wandtſchaften
behandelt hat. Der Hauptvorzug dieſer Ehe=
tragödie
beruht in der Feinheit und Tiefe der pſychologiſchen Be=
handlung
des Problems, in der Zeichnung und Gegenüberſtel=
lung
der Charaktere und der Schilderung des Milieus, nicht in
dem Reichtum der Handlung oder der Zuſpitzung des Konfliktes,
der von vornherein gegeben iſt. Das hier aufgeworfene Problem
hätte bei dieſen Charakteren eine andere als tragiſche Löſung
kaum zugelaſſen. Im Grunde aber und darin beruht die
Schwäche des Stückes wird Johannes Vockerat nicht das
Opfer des Konfliktes, ſondern ſeines eigenen krankhaften Seelen=
zuſtandes
, ſeiner problematiſchen Natur, die von dem ungebeue=

ren Widerſtreit aufgerieben wird, der das Leben ohne Genuß
verzehrt, und die auch ohne die in ſolcher Lebenslage verhäng=
nisvolle
Dazwiſchenkunft einer dritten Perſon zugrunde gegan=
gen
wäre. So iſt der krankhafte Hauptheld des Stückes eine
Spezies und nicht ein Typus, und dadurch verliert das ſonſt über
alle Maßen feine pſychologiſche Eheſtandsdrama an allgemeinen
Werte, denn tragiſche Begriffe laſſen ſich aus dieſer Tragödie
eines Ausnahmemenſchen nicht ableiten. Meiſterhaft iſt die Tech=
nik
des ganz aus ſich ſelbſt heraus ſich entwickelnden Stückes
Auch verdanken wir ihm zwei herrliche weibliche Charaktere
nämlich die der alten und der jungen Frau Vockerat, die zu der
prächtigſten gehören, was die neuzeitliche Literatur aufzu
weiſen hat.
Die Aufführung ſtand unter der Leitung des neuen Regiſ!
ſeurs Herrn Eugen Keller, der mit Intelligenz und tiefen
Eindringen in das pſychologiſche Problem des Stückes ſein
Aufgabe angefaßt hatte und durchführte und auf die charakte
riſtiſche Ausgeſtaltung jeder Rolle große Sorgfalt verwende
hatte. Die Rolle des Johannes ſpielte Herr Gielen, der in
April d. J. als Lövborg in Hedda Gabler gaſtiert hat. Unſen
damals geäußertes Bedenken, daß er ſich gerade für jugendliche
Rollen wegen ſeiner ſehr ſcharf geſchnittenen Maske, ſeinen
Figur und ſeines tiefen Organs weniger eigne, die ihn vielmeh
auf das Charakterfach verweiſen, ſind nicht zerſtreut worden. Da
mit ſoll aber ſeine ſchauſpieleriſche Leiſtung an ſich nicht gering
bewertet werden, im Gegenteil, ſie verdient unumwundene Aner
kennung, denn Herr Gielen bekundete in dieſer Rolle ein hohes
Maß ſchauſpieleriſchen Könnens und Kunſt pſychologiſcher Cha
rakteriſtik; letztere war vorwiegend auf das Pſychopathiſche ein
geſtellt und er markierte, dieſer Auffaſſung entſprechend, in be/
wußter Unterſtreichung den übernervöſen, ſeeliſch leidenden, reiz
baren und innerlich haltloſen Idealiſten als ſchauſpieleriſche
Leiſtung, wie geſagt, eine bedeutende Talentprobe. Frau Hory
war eine ſympathiſche Vertreterin der ſelbſtloſen und ſanften, von
Seelenſchmerz niedergedrückten Frau Käthe, für deren Darſtel=
lung
ſie die warmen Herzenstöne, über die ſie gebietet, prädeſti
nieren. Fräulein Sanzaras Anna war intereſſant, aber zu
heroinenhaft und oft zu pathetiſch. Den Boheme=Charakter de
Malers Braun, deſſen einzige Tätigkeit, in Zigarrenrauchen
beſteht, zeichnete Herr Kuliſch mit der ihm entſprechenden
Saloppheit, eine prächtige, lebenswahre Verkörperung erfuhr die
ehrenwerte und ſtrenggläubige Mutter, die wohl dem Leben ab=
gelauſcht
iſt, durch Frau Meißner. Die Rollen des Vater!
und des Paſtors waren durch die Herren Langheinz und
Weſtermann gut befetzt. Das Zimmer machte einen ane
heimelnden Eindruck, war im Stil, aber nicht ganz einheitlich.
Statt des aufgeſtellten Flügels ließ ſich ein verſtimmtes Pianin!
hinter der Szene hören.

[ ][  ][ ]

Nummer 254.

Darmſtädter Tagblatt, Mittwoch, den 14. September 1931.

Die bayeriſche Kriſe.
Rückkehr Kahrs?
wd. München, 13. Sept. Der Baheriſche Kurier, das
fürende Blatt der Bayeriſchen Volkspartei, erklärt, die Mehrheit
des Parlamentes habe etwas anderes gewollt als getan, und
daß ſachlich gar keine grundſätzlichen Meinungsverſchiedenheiten
beſtehen. Der Münchener Ausſchuß der Deutſchen Volkspartei
hat einſtimmig folgende Entſchließung gefaßt: Zurück zu
Kahrl. Mit der überwältigenden Mehrheit des bayeriſchen
Volkes ſtellen wir an den Landtag das dringende Erſuchen, die
Geſchicke Bayerns auch weiterhin den bewährten Händen des
Miniſterpräſidenten v. Kahr und ſeiner Mitarbeiter anzuver=
rauen
.
München, 13. Sept. Wie die Korreſpondenz Hoffmann
mitteilt, dürfte die Wahl des Miniſterpräſidenten nicht vor
zwei bis drei Wochen erfolgen können, und zwar aus
folgenden Gründen: Erſtens muß der Landtag einberufen wer=
den
, zweitens müſſen die Verhandlungen mit dem Reich weiter=
geführt
werden, drittens müſſen ſich die Parteien mit der ge=
ſamten
Lage und der Frage der künftigen Koalition beſchäftigen.
Interfraktionelle Beſprechungen in Berlin.
wd. Berlin, 13. Sept. Im Reichstag fand heute vor=
mittag
eine Beſprechung des interfraktionellen Aus=
ſchuſſes
der Regierungsparteien ſtatt, der der
Reichskanzler und mehrere Vertreter der Reichsregierung bei=
wohnten
. Gegenſtand der Beſprechungen waren die baye=
riſche
Frage, die Steuergeſetze und die allgemeine politiſche
Lage. Beſchlüſſe wurden nicht gefaßt. Vielmehr ſollte nur in=
nerhalb
der Koalitionsparteien eine Hlärung über die Haupt=
probleme
der gegenwärtigen politiſchen Sitnation herbeigeführt
werden. Zur bayeriſchen Frage ſprach der Reichskanzler. Er
teilte nur mit, daß bisher von der baheriſchen Regierung keine
offizielle Mitteilung eingegangen ſei. Er betonte, man
müſſe abwarten, bis die Kriſe in München gelöſt ſei. Von den
Demokraten ſprach Peterſen, von den Mehrheitsſozialiſten Her=
mann
Müller, vom Zentrum Spahn. Alle Redner ſtellten ſich im
Grunde genomimen auf den Standpunkt der Reichsregierung.
Sie unterſtrichen im allgemeinen die bisher von ihren Parteien
eingenommene Haltung, möchren aber gleichfalls den Parteien
zum Abwarten raten. Ueber die Steuerfrage fand lediglich eine
allgemeine Ausſprache ſtatt. Beſchlüſſe wurden auch hier ver=
mieden
.
Kein Verbot von Regimentsfeiern in Württemberg.
Stuttgart, 13. Sept. Am Dienstag erſchien im Staats=
miniſterium
eine Deputation, beſtehend aus Vertretern der
Wehrheitsſozialiſten, der Unabhängigen und der freien Gewerk=
ſchaften
, die vom Staatspräſidenten und dem Miniſter des In=
nern
empfangen wurde. Die Deputation verlangte von der würt=
tembergiſchen
Regierung Maßnahmen gegen die Regiments=
feiern
. Sowohl der Staatspräſident wie der Miniſter des
Innern konnten ſich mit Rückſicht darauf, daß der Regierung bis=
her
keine Klagen über verfaſſungsfeindliche
Auswüchſe bei dieſen Feiern vorgebracht wurden, nicht da=
zu
entſchließen, dem Wunſche der Deputation zu entſprechen. Die
Vertreter der Regierung ſtellen ſich auf den Standpunkt, daß ſo=
wohl
nach rechts wie nach links mit dem gleichen Maße gemeſſen
werden müſſe. Man habe erſt vor einigen Tagen die kommu=
niſtiſche
Demonſtration auf dem Marktplatze geduldet, obwohl
die Kommuniſten den Sturz des Staates offen betreiben. So=
lange
bei den Regimentsfeiern nicht der Nachweis erbracht ſei,
daß ſie verfaſſungsfeindlichen Tendenzen Vorſchub leiſten, findet
die Verordnung des Reichspräſidenten auf ſie keine Anwendung.
EEine Fühlungnahme mit den leitenden Perſönlichkeiten der noch
rusſtehenden Fciern, wie ſie bereits in früheren Fällen erfolgt
ſt wurde von der Regierung in Ausſicht geſtellt.
Die Wiesbadener Abmachungen.
wd. Berlin, 13. Sept. Die Reichsregierung, die
bis jetzt einen vorläufigen Bericht über die Wiesbadener
Verhandlungen entgegengenommen hat, wird dem B. T.
zufolge nach der nunmehr erfolgten Rückkehr des Miniſters
Rathenau wahrſcheinlich in einer der nächſten Kabinettsſitzungen
zu dem Wiederaufbauvertrag Stellung nehmen. Die franzöſiſche
Regierung hat in einer offiziellen Auslaſſung erklärt, daß ſie
ihre Haltung zu dem Vertrage erſt feſtlegen könne, wenn die
deutſche Regierung ſich dazu geäußert habe. Die Reichsregie=
rung
hat natürlich beſonders mit Rückſicht auf die Wirkung des
Valutaſtandes auf die Reparationsfrage ein Intereſſe an einem
möglichſt baldigen Abſchluß der Verträge. Denn der Wieder=
aufbauvertrag
erſtrebt bekanntlich in gewiſſem Umfang die Ab=
löſung
der Bargeld= und Sachleiſtungen. Da der Wiederaufbau=
vertrag
mit Wirkung vom 1. Oktober abgeſchloſſen iſt, kann man
annehmen, daß die Ratifikation des Vertrages ſchon
borher geſchehen wird. Was die ſchwebenden Verhandlungen
über die Nebenverträge betrifft, ſo iſt für dieſe Frage eine neue

Begegnung zwiſchen Rathenau und Loucheur beabſichtigt. Ueber
den Termin dieſer Zuſammenkunft ſteht bisher noch nichts feſt.
Doch dürfte die Beſprechung ebenfalls noch vor dem 1. Oktober
ſtattfinden.
Letzte Nachrichten.
TU. Berlin, 13. Sept. Der deutſch=demokratiſche
Parteivorſtand hat beſchloſſen, den Parteitag in
Bremen ſtatt in Köln abzuhalten.
Berlin, 13. Sept. (Wolff.) Durch Verfügung des Reichs=
präſidenten
iſt der Geheime Regierungsrat im Reichsſchatzmini=
ſterium
Klamt zum Präſidenten der Reichsvermögensverwal=
tung
in Koblenz ernannt worden. Klamt iſt geborener Rhein=
länder
. Er hat unter anderem auch an der Univerſität Bonn
ſtudiert. Er iſt ſeit dem 21. Oktober 1919 vortragender Rat und
ſeit dem 1. Auguſt 1920 Abteilungsdirigent im Reichsſchatz=
miniſterium
.
wd. Berlin, 13. Sept. Der Parteitagder Zentrums=
partei
der wegen der Einberufung des Reichstages verſcho=
ben
wurde, wird nunmehr endgültig am 16. und 17. Oktober in
Aachen ſtattfinden.
Berlin, 13. Sept. (Wolff.) Das Telegraphenamt teilt mit:
Die telephoniſchen und telegraphiſchen Verbin=
dungen
wurden durch den geſtrigen Sturm nach verſchiedenen
Richtungen geſtört. Der Verkehr iſt daher erheblichen Ver=
zögerungen
unterworfen.
Der Dampfer Abeſſinia der Hamburg=Amerika=
Linie, der kürzlich an England abgeliefert wurde, lief an der eng=
liſchen
Küſte auf einen Felfen auf und ſank. Die Mannſchaft
wurde gerettet.
Die Rote Fahne meldet den Austritt der K. A. P. D.
aus der kommnniſtiſchen Internationale.
Paris, 13. Sept. (Wolff.) Die Spanier beſetzten, wie
amtlich gemeldet wird, ohne Verluſte Sukelarba. Die Be=
ſetzung
des Ortes wurde durch eine Beſchießung durch Kriegs=
ſchiffe
vorbereitet. Es wurde große Beute gemacht. Die Ein=
geborenen
hatten auch zahlreiche Tote und Verwundete. Es
ſcheint, daß die ſpaniſchen Truppen weiter ſiegreich vorrücken.
Nador wurde bereits beſetzt.
Paris, 13. Sept. (Wolff.) Nach einer Meldung aus Riga
wurden 48 000 halbverhungerte und halbnackte
Kinder, die aus der Wolgagegend kommen, in Tſcheljabinsk
geſamnielt. Sie werden nach Sibirien transportiert.
London 13. Sept. (Wolff.) Die Daily Mail meldet: Der
Arbeitsminiſter kündigte eine Reihe von Maßnahmen an,
die der durch die Axbeitsloſigkeit entſtandenen Kriſe in
weiteſtem Maße ſteuern ſollen. Der Miniſter beabſichtigt, zu
dieſem Zwecke einen Kredit von 9 Millionen Pfund Sterling zu
beantragen.
London, 13. Sept. (Wolff.) Der Daily Herald meldet den
Ausſchluß von Syldia Pankhurſt aus der kommu=
niſtiſchen
Partei.
Neu=York, 13. Sept. (Wolff.) Die Aſſociated Preß meldet
aus Tokio, aus China werde berichtet, daß Japan, um eine
Ausſöhnung mit China herbeizuführen, ſeine 21 For=
derungen
maus dem Jahre 1913 zurückziehen werde.
Rio de Janairo, 13. Sept. (Wolff.) Der Abgeordnete Eiga
Miranda wurde zum Marineminiſter ernannt anſtelle
von Ferrerar Chavas, der zum Juſtizminiſter ernannt
wurde

* Nieder=Ramſtadt, 12. Sept. Wanderung. Geſtern
unternahm die Wanderabteilung des hieſigen Turnvereins ihre ſiebente
Wanderung in dieſem Jahre. Der Früchzug brachte die zahlreichen Teil=
nehmer
nach König i. Odw., von wo aus die Tour über Hainhaus
Bremhof nach Laudenbach a. M. und von da zur Mittagsraſt nach dem
herrlichen Klingenberg a. M. führte. Nach kräſtiger Stärkung führte
der Rückweg die Wanderer über Wörth, Seckmauern, Lützelbach=Rimhorn
rach Höchſt i. Odw., und dann mit der Bahn wieder zurück. Die acht=
ſtündige
Wanderung, welche für die Teilnehmer herrliche Ausblicke in
die Odenwald= und Maintäler bot, wird wohl für alle unvergeßlich ſein,
und zeugen die gut gelungenen Gruppenaufnahmen von dem friſch= fröh=
lichen
Wandergeiſt unſeres Vereins.
Schluß des redaktionellen Teils.

Wer ist der
Doktor
1 O

Landwirtſchaftliches.
T.u. Frankfurt a. M., 12. Sept. Schlachtviehmarkt.
Trotz bedeutendem Auftrieb ließen die Preiſe für Großvieh nur wenig
nach. Bei den übrigen Viehgattungen hielten ſich die Preiſe. Der
Handel des ganzen Marktes war ſchleppend. Bei Schweinen verblieb
Ueberſtand. Im einzelnen iſt zu bemerken: Aufgetrieben waren 2481
Stück Großvieh, davon 452 Ochſen, 221 Bullen, 1818 Färſen und Kühe,
ferner 474 Kälber, 150 Hämmel und 1251 Schweine. An Preiſen wur=
den
angelegt pro Zentner Lebendgewicht: für Ochſen 500825 Mk. für
Bullen 500700 Mk., für Färſen und Kühe 250800 Mk., für Kälber
600900 Mk., für Hämmel 300500 Mk., für Schweine 10501600 Mk.

Spiel, Sport und Turnen.
* Nadſport. Der Velozipedklub Darmſtadt hatte
am vergangenen Sonntag, 11. September, ſeine erſte Jugendmannſchaft
nach Krefeld geſandt. Dieſe fuhr dort gelegentlich des Großen
Straßenpreiſes vom Rhein einen Achter=Niedervadreigen,
um für die Jugendſache Propaganda zu machen. Der Erfolg war ein
ungeheuerer. Tauſende von Menſchen begeiſterten ſich und dürfte ein
großer Zuwachs in die Reihen der Radfahrer geſichert ſein. Dem Leiter
der Darmſtadter Jugend, Herrn Louis Hax, wurde ein wunderbares
Oelgemälde überreicht und dem Veloßipedklub Darmſtadt eine koſtbare
Vannerſchleife gewidmet.
* Tennis= und Eisklub. Am 16. September beginnt das
diesjährige Herbſtturnier des Tennis= und Eisklubs. Der Klub
an ſich hat in ſeinen Reihen eine ganze Anzahl bekannter Turnier=
ſpieler
; außerdem haben von auswärts mehrere gute Spieler genannt.
Ein Beſuch der Veranſtaltung, die am Sonntag, den 18. September,
ihren Abſchluß finden ſoll, wird allen Freunden und Gönnern des
Klubs empfohlen.

Wetterausſichten für Mittwoch:
Bei ſüdſeſtlichew Winden leichte Niederfchläge.
Tageskalender.
Landestheater, Anfang 7 Uhr, Ende 10 Uhr (B1, Schülermiete
grün 12): Martha.
Eltern=Abend abends 7½ Uhr im Gemeindehaus Schuknechtſtraße
(Städtiſches Berufsamt).
Vorſammlung, der Friſeure und Friſeuſen abends 8½ Uhr im
Kaiſerſaal.
Verſteigerungskalender.
Donnerstag, 15. September.
Mobiliar=uſw. Verſteigerung um 10 Uhr zu Eberſtadt, Darm=
ſtädter
Straße 28.

Leitung: Dr. Otto Waidgeftel. Verantwortlich für den leitenden politiſchen
Teil und für Feuilleton: Dr. Otto Waldgeſtel; für heſſiſche Politik und den
übrigen Teil (außer Sport, Handel und Landwirtſchaſtliches) i. V. Kurt Mitſching; für
Sport, Handelsteil und Landwirtſchaftliches: Kyrt Mitſching; für den Anzeigenteil
Anzeigenbeilagen und Mitteilungen ans dem Geſchäftsleben: Paul Lange.
Druck und Verlag: L. C. Wittichtiſche Hofbuchdruckerei. Sämtlich in Darmſtadt.
Für den redaktionellen Teil beſtimmte Mitteilungen ſind an die Redaktion des
Tagblatts zu richten. Etwaige Honorarforderungen ſind beizufügen; nachträglich=
werden
nicht berückſichtigt. Unverlangte Manuſkripte werden nicht zurückgeſandt.
Die heutige Nummer hat 10 Seiten.

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Seite 6.

Darmſtädter Tagblätt, Mittwoch, den 14. September 1921.

Rummer 254.

Danaé
Roman von Kurt Frieberger.
(Nachdruxk verboten.)
Eines Tages maß ihr Geheimnis aufgedeckt werden. Ein
Zufall kann es ſein. Ahnt ſie das traurige Schickſal, das ſolcher
Stunde folgt?
Ihm ſelbſt iſt kürzlich erſt die Bedrohung kund geworden,
die Gefahr unheimlich aufgedämmert. Ein Schulkamerad iſt bei
der Kriminalpolizei. Zufällige Begegnung brachte lehrreiches Ge=
ſpräch
. Seither muß er ſtündlich an Hede denken, mußte er heut
morgens mit eigener Sorge den ahnungsloſen Vater ankränkeln.
Als ihn nun Hede verſpottet, daß er ſie retten wolle, wird er
deutlicher: Ichk weeß, Du kannſt allens, wat de willſt. Aber
ſieh mal an ick habe eenen Freund bei die Kriminalpolizei . . ."
Du wirſt unverſchämt."
Wir kamen dieſer Tache mal ins Jeſpräch ..."
Aujuſt will petzen?"
Ick nich. O!. Ick ſache niſcht. Aber eenes Taches wern ſe
janz von alleene entdecken, det de Fräfin Weſe von Kurfürſten=
damm
niemand anners is, als die Hedwig Weiſe aus die Prenz=
lauer
Allee. Det is Falſchmeldung un ick fierchte, et is noch det
Harmloſeſte von Deine Wachniſſe.
Hede brauſt auf: Ich tue nichts Schlechtes. Oder war das
vielleicht ſchlecht, daß ich Dich über Nacht ſo viel Taler gewinnen
ließ, als Du in Deinem ganzen Leben nicht Groſchen zuſammen=
handwerkſt
?
Ach, Hede. Ick bin Dich doch ſo koloſſal dankbar, aber
Haſt Du irgend, irgend etwas von mir gehört, das ſchlecht
iſt? Deſſen ich mich ſchämen muß?
Hartke wehrt heftig ab, bedauert, ſolchen Zorn entfeſſelt zu
haben, weiß nicht, daß Hede ſich minder gegen ſeine Anwürfe,
viel mehr vor ihrem eigenen Gewiſſen zu verteidigen ſucht. Der
Name . .. der Titel . .. das iſt ein Scherz. Die Dummköpfe
wollen es nicht anders. Sollen ſie es haben. Zur Gräfin hegen
ſie mehr Vertrauen. Und mit Vertrauen mache ich alles.
Kann ich hexen?
Nun ſie herausfordernd, übermütig lacht, feixt auch der
Metzgermeiſter. Vergnügt trommeln ſeine dicken Finger auf der
Glanzbutte. Fröhliche Erinnerung ſteigt auf. Da rief vor
Jahresfriſt einer ſeiner feinſten und reichſten Kunden, General=
direktor
Genthiner, an. Der benötigte Feſtmahlbraten; ver=
botene
Fleiſchmaſſen. Sollte ſie auch bekommen, gibt als Dank
einen vielverſprechenden Rat. Sichert eine Viertelmillion Ein=

mahmen zu und verbürgt ſich dem Mißtrauiſchen für die tod=
ſichere
Sache. Es ſei ganz und gar gefahrlos.
Hartke überlegte damals lange hin und her. Zuletzt kratzte
er zuſammen, was nur ereichbar, und machte ſich auf. Genthiner
hatte ſchriftliche Empfehlung geſandt. Gerichtet an Hedwig
Gräfin Weſe, Kurfürftendamm 214. Ein prächtiges Haus.
Teppichbelegte Herrſchaftstreppe führt in Räume, die als Kultur=
wohnung
angeprieſen werden. Kammerdiener, Möblemang,
alles erſter Klaſſe. Dem Manne aus der Prenzlauer Allee ver=
geht
Hören und Sehen. Aengſtlich wartet er über Weiſung einer
Kamerzofe, die er zuerſt lange ſchüchtern als Gräfin angeſpro=
chen
, in fürftlich ſchönem Arbeitsraum. Bänglich überlegt er
Anrede und Wunſch, weiß nicht, ſagt man Frau Gräfin oder Er=
laucht
oder Durchlaucht oder ger Exzellenz, ſoll er Guten Mor=
gen
ſagen oder genügt das nicht. Da öffnet ſich eine Tür und
Hede ſteht vor ihm, Hede, wie ſie leibt und lebt.
Hede erinnert ſich wohl und wieder kitzelt ſie das übermütige
Lachen wie damals beim Anblick der maßloſen Verdutztheit,
als die vornehme Dame des Kurfürſtendammes, die Gräfin
Hedwig Weſe, den Prenzlauer Metzger mit den Worten be=
grüßte
: Nanu, Aujuſt! Wat kiekſte denn?
War das eine Wiederſehensfreude nach jahrelangem Fern=
ſein
. Nie hätte er ſich träumen laſſen, daß er einſt in prunk=
vollem
Gemach auf Klubſeſſeln und über Perſerteppichen mit
ſeiner herzigen Geſpielin heiterer Kindertage vom kunſtvollen
Hüpfen über labyrinthiſch bekreidetes Straßenpflaſter, vom
Marmelſpiel und anderen Freuden gemeinſamer Jugend plau=
dern
werde. Groß ſtand er da in ihrem Gedächtnis, wenn er
die hinterliſtigen Nachbarjungs verkeilte, minder gewaltig bei
Erwähnung der Dreſche, die es bei Vater Hartke ſetzte, leider
ſo oft ſetzte.
Waren das damals herrliche Aufregungen: Aufuſt und das
Fähnlein biner Freunde Hede mitten in der Schar biegt
auf dem Heimweg ſchulaus ums Eck der Heinersdorfer Straße
in die Prenzlauer Allee. Die Lineale kampfbereit, in der Taſche
der Riemen mit dem Stein am Ende. Jetzt und jetzt werden
die Feinde irgendwo aus hinterhältiſchem Hausflur vorbrechen.
Ach, meiſtens waren ſie an Zahl und Kraft unterlegen, mußten
Franzoſen ſein und Ferſengeld geben. Hartke aber zog mit
ſeinen Deutſchen ſiegreich heim und Mutter Weiſe lohnte den
tapferſten der Kämpen mit feinem Backwerk, einer verzuckerten
Schnecke oder gar einem Stück Sträußelkuchen.
Der Brautwerber müht ſich, den Unmut ſeines Gegenübers
durch Wiederbelebung gemeinſamer Jugendluſt zu ſänftigen. Er
kann nicht anders, er muß ihr ſagen, daß ſie ſeine erſte Liebe war.
Das iſt mir neu!

Denk mal nach.
Das dünkt ſie unſagbar komiſch. Allmählich ruft er ein ver=
geſſenes
Erlebnis mühſam wach. Um etliches älter als das
Mädchen, war er von Berlin weg zu Onkel Wilhelm nach Bre=
men
geſandt worden, die Schlächterei zu erlernen. Als langer
Bengel mitten in großtueriſchen Flegeljahren kam er um die
Weihnachtszeit zu Beſuch, wollte er ſich auch bei Weiſes mit lan=
gen
Beinkleidern, goldener Uhr und hafenſtädtiſcher Lebens=
erfahrung
aufſpielen.
In dieſer Stube fand er Hede wieder.
Die ſich als Kinder flüchtig die Hände zum Abſchied gereicht,
ſtanden als Burſch und Mädchen einander gegenüber. Sie war
hoch aufgeſchoſſen in friſcher Blüte, zu groß ſchon für den langen
ſchweren Blondzopf mit den ſchwarzen Rieſenſchmetterlingen der
Seidenmaſchen. Beide mühen ſich, Befremden und Befangen=
heit
wegzulachen. Da ruft eine Kundſchaft Mutter Weiſe in
den Laden ab. Die beiden bleiben eine gefährliche Weile allein.
Ach ja. Und Auguſt ſpielt den großen Mann, tut ganz
erwachſen, blubbert dummes Zeug und will inen Kuß.
Nur eenen Kuß, ſüßet Jör!
Hede will nicht.
Nee. Hede mag nich.
Und Aujuſt hat ine Backpfeife weg, die nich ohne is.
Ja, Hede! Ick liebe Dir.
Deshalb? Wie damals wird er ausgelacht. Erbarmungs=
los
. Sie weiß nicht, wie grauſam ſein fettes Herz unter ihrem
Spotte leidet. Unvergeſſen blieb ſie. Bitter genug, als er bei
ſeiner Heimkehr ins väterliche Haus und Geſchäft das ſchöne
Mädchen gegenüber nicht mehr fand. Dem einfachen Trieb=
menſchen
blieb es dunkel, warum die Geſpielin Endziek auch
entlegenſter Gedanken war. Immer erneut beſann er die
Jugendtage. War doch jeder Baum, jedes Haus, jeder Stein
der Straße irgendwie Angelpunkt der Erinnerung. Dunkles
Regen erſter Sinnlichkeit hatte ihm manche Stellung, manche
Bewegung des heranwachſenden Mädchens tief eingeprägt.
Stete Wiederkehr gleicher Träume ließ ſeltſam getreu Dag und
Bild ſolchen Knabenerlebniſſes nicht vergeſſen. Bis die Be=
gegnung
ſtattfand, bis den Verblüfften die bezaubernde Gräfin
duzte.
(Fortſetzung folgt.)

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[ ][  ][ ]

inde

Rummer 254.

Stellengeſuche E

Darmſtädter Tagblatt, Mittwoch, den 14. September 1921.

Seite 7.

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bethenſtr'
, abends 8 Uhr, eine
Mitgliederverſammlung
Tagesordnung:
1. Wichtige Mitteilungen, Referent Bezirksleiter
Momberger.
2. Berichterſtattung von der Bezirkskonferenz,
a) Geſchäftsbericht, Berichterſtatter I. Vorſ.
Kamerad Seibert.
b) Verſorgung u. Fürſorge, Berichterſtatter
II. Vorſ. Kamerad Wagner.
3. Verſchiedenes.
Zu dieſer wichtigen Verſammlung laden wir
unſere Mitglieder höfl. ein und hoffen auf vollzähli=
ges
Erſcheinen. In dieſer Verſammlung werden die
neueſten Maßnahmen bekannt gegeben, welche der
Reichsbund unternommen hat, um der großen Not
und Teuerung für den bevorſtehenden Winter zu
ſteuern.
(10379
Mitgliedskarten ſind vorzuzeigen.
Der Vorſtand.

[ ][  ][ ]

Nummer 254.

Handelsteil des Darmſtädter Tagblattes

Der Wert der Mark im Ausland.
* Für 100 Mark wurden gezahlt am 13. Sepfember in Zürich
vor dem Kriege 125,40) Franken, in Kopenhagen 5,50 (88,80.
ſaunen, in Stockholm 4,60 (88.80) Kronen, in Neu=York 941s
90) Dollar, in Paris 13½ (125,40) Franken.
w. Deviſenmarkt. Frankfurt a. M., 13. Sept.

F.Braff

Vl.20 762.30 736.20 737.30
k351. 603358 40/3296 703303.30

N Ge
Geld. Briel

396 60 397.40 387.10 387.80
776.20 777.80 747.70 749.30
820. 60 1824.401 780.70/1 784.30
1348.60 135 1.401358.,60/1361.40
455.50 456.50 445.50 446.50

648 10 1651.90

Mie
Geld Brief

1813,101816.80

Norwegen.
Schweden
Helſingfors
New=Bork.
Bien (altes
D=Oeſt. abg
Budapeſt.
Prag. .

1383.60 1336.41
2272.70 2277.30

194.15

22.591½3/2

10435

9.961/ 9.987/

R.65
123.85 129.15

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92247.70

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Vom Holzmarkt.
Unſer fachmänwiſcher Mitarbeiter ſchreibt uns: Am Holzmarkt iſt
in gewiſſe Aufwärtsbewegung mit dem ſinkenden Markkurs eingetreten.
ſach werden wieder, ganz nach dem Beiſpiel im Vorjahre, Speku=
ſeenseinkäufe
vorgenommen, denen ein tatſächlicher Bedarf der Möbel=
ſckem
und Tiſchlereibetriebe nicht zugrunde liegt. Die Umſätze haben
ſſtergrößert, da auch ſeit kurzem das Privatpublikum aus den gleichen
ſenden Möbel kautf Vor allem waren auch die Meſſen in Breslau
m Leipzig ſehr beſucht, und es ergaben ſich auch für die weſtdeutſche
ſelimduſtrig reiche Verkaufsmöglichkeiten. Die Preiſe ſind, in der
petſache für ſtärkere Stammabmeſſungen von 40 Millimeter aufwärts,
ſagen. Während man vor kurzem noch Umſätze zu 1000 Mark je
ſhneter frei oſtdeutſchen Verladeſtationen erzielen konnte, haben die
Gewerke die Forderungen meiſt auf 1100 Mark erhöht. Allerdings
hierfür blanke und gut fortierte Stammware gefordert, während

im Frühjahr viglfach Qualitätsforderungen überhaupt nicht mehr er=
hoben
wunden, ſondern wahllos alles Schnittholz verkauft werden konnte.
Bemerkenswert iſt, daß ſich die Verhältniſſe am Eichen=Schnittholzmarkt
wenig verändert haben. Es gehen nur geringe Mengen von den Plätzen
herunter und die Holzhändler bewühen ſich vielfach vergebens, nenmens=
werte
Abſchlüſſe zu emeichen. In Parkettware wurden einige Umſätze
bekannt. Die Preiſe ſchwanken zwiſchen 700 und 800 Mark ab Verlade=
ſtationen
. In der Gegend von Herford und Oeynhauſen wurden größere
Mengen aſtreiner Seiten in den Stärken von 23 Millimeter aufwärts zur
Herſtellung von Kücheneinrichtungen verarbeitet. Infolgedeſſen ſind auch
die Preiſe für dieſe Sorten angeſtiegen. Die Nachfrage nach Schwellen
iſt groß. Sehr viele Firmen, die dem Eiſenbahn=Zentralamt größere
Mengen anboten und Zuſchläge erhalten haben, ſind ohne Deckung und
in Vevlegenheit. Es hat den Anſchein, als würde ſich bei den demnächſt
beginnenden Rundholzverkäufen der Staatsforſtverwaltungen ein wildes
und ungeſundes Treiben entwickeln. Es ſteht zu befürchten, daß eine
Ueberbewertung dieſes Rohſtoffes eintritt, die leicht, wenn der Markkurs
ſich wieder beſſert, zu Veulegenheiten für die Sägewerksinduſtrie führen
kann.

* Verlin, 13. Sept. Produktenbericht. Am Produkten=
markte
gab die vormittags noch ſtark ſich zeigende Kaufluſt für Getreide
nach infolge der Abſchwächung der Deviſenkurſe. Die Weizenpreiſe ſtell=
ten
ſich weſentlich höher als geſtern, wenn auch die außerordentlich hohen
Forderungen der Provinz vielſach nicht bewilligt wurden. Noggen
war namentlich aus Sachſen und den Nordſeehäfen begehrt und ſtellte
ſich mäßig höher. Wintergerſte blieb feſt, von Sommergerſte war wieder
vollkörnige milde Brauware begehrt. Hafer wurde etwas höher notiert,
aber die ſtark geſteigerten Preisforderungen aus der Provinz erſchwerten
die Umſätze. Mais wurde tiel gehandelt. Anſcheinend kommt auch
Ware, die fwüher an die Landwirte verkauft war, zu den geſteigerten
Preiſen wieder an den Markt. Mehl war lebhafter bei erhöhten Preiſen.

Kleie blieb feſt. Oelſaaten waren begehrt und teurer. Hüilſenfrüchte
waren lebhafter gefragt, beſonders Viktoriaerbſen.
* Berlin, 13. Sept. Der Zinkblechverband erhöhte den
Preis von 875 Mark auf 1100 Mark für 100 Kilogramm.
vd. Der nächſte Börſentag. Der Vorſtand der Berliner
Börſe hat beſchloſſen, die nächſte Börſenverſammlung erſt am Don=
nerstag
abzuhalten. Der Donnerstag wird damit auch der einzige
Börſentag in dieſer Woche ſein, da am Freitag und Samstag die Börſe
wieder ausfällt. Am Mittwoch werden ſich die Makler nur zur Ent=
gegennahme
von Aufträgen und Richtigſtellung von Irrtümern an der
Börſe einfinden. In nächſter Zeit ſollen dann befinitive Maßnahmen
getroffen werden, um den Börſenverkehr wieder i geordnete Bahnen
zu lenken.
* Einrichtung eines Kartoffelgroßmarktes in
Berlin. Auf Antrag der Handelskammern zu Berlin hat der Ber=
liner
Polizeipräſident die Erweiterung des ſeit Jahren beſtehenden
Frühmarktes auf den Kartoffelgroßhandel genehmigt. Es findet daher
vom 16. September ab jeden Dienstag und Freitag von halb 11 Uhr
bis halb 12 Uhr in Verbindung mit dem Früchmarkt im Hofe des Bör=
ſengebäudes
ein Kartoffelgroßmarkt ſtatt. An dem Kartoffelgroßmarkte
findet regelmäßig eine Notierung der Großhandelspreiſe für Kartoffeln
unter Hinzuziehung des Großhandels und der Landwirtſchaft ſtatt.
ONB. Wiedererrichtung der Deviſenzentrale. Bei
der Reichshank haben, wie wir hören, Beratungen ſtattgefunden, die
Deviſenzentrale wieder einzuführen. In Bank= und Finamzkreiſen ſteht
man der Sache jedoch ablehnend gegenüber, weil die Inſtitution ſich
nicht bewährt hat. Man glaubt es deshalb nicht, daß ſie in der früheren
Form wieder errichtet wird.
ONB. Erhöhung der oberſchleſiſchen Kohlen=
preiſe
. Die oberſchleſiſchen Kohlenpreiſe ſollen laut Beſchluß der
Oberſchleſiſchen Kohlenkommiſſion mit Wirkung vom 29. September wie
folgt erhöht werden: oberſchleſiſche Grobkohlen um 35 Mk., Steinkohlen
um 2530 Mk. pro Tonne.

z

u den Amtsverkündigungen des Kreis=
us
Darmſtadt und den Bekanntmachungen
des Polizeiamts Darmſtadt.
ßefunden: 1 Korb mit Kartoffeln und Zwiebeln.
ſitderbrille mit runden Gläſern. 1 weißes Taſchen=
gez
. H. E. 1 Roſenkranz mit ſchwar: n Perlen.
ſEille. 1 ſchwarzlederner Kinderſchuh. 1 ſchwarz=
ſenes
Kopftuch. 1 Schüler=Reißzeug. 1 goldene
ſwattennadel in Schneckenform. 6 Schlüſſel an
mum Ring. 1 ſchwarzſeidener Damengürtel. Sechs
ſtographiebilder (6 Mädchen=Gruppe). 1 Jagd=
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1 braunes Portemonnaie mit 20. Mk. und
ſkarten. 1 Fünfmarkſchein.
ſderung der Krankenbrotverkaufsſtellen.
Nit dem 16. ds. Mts. werden die ſeitherigen
mkenbrotverkaufsſtellen aufgehoben und für die
vom 16. September bis 15. November ds.
olgende Bäckereien mit dem Verkauf von Kran=
wot
beauftragt:
Gg. Daub jr., Frankfurterſtr. 19,
Ald. Hübner, Große Kaplaneigaſſe 38,
F. Martin, Saalbauſtr. 15,
R. Knoll, Rundeturmſtr. 17,
L. Bangert, Ludwigshöhſtr. 23.
NBäckereien
Friedrich Hufnagel, Karlſtr. 6. und
Gg. Breitwieſer, Arheilgerſtr. 23,
Aui das Krankenbrot her, und es kann auch von

nbezogen werden.
Darmſtadt, den 12. September 1921.
Lebensmittelamt.

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Maſchendraht=Einfriedigungen.
Die Anfertigung von Maſchendraht= Einfriedi=
ſter
an verſchiedenen Schulgärten, ſoll vergeben
ei.
DieBedingungen liegen bei dem unterzeichneten
ne, Grafenſtr. Nr. 30, Bimmer Nr. 9, offen.
Ungebote ſind bis Mittwoch, den 21. Sept. 1921,
(st10383
rrittags 10 Uhr, einzureichen.
Darmſtadt, den 10. September 1921,
Städtiſches Hochbauamt.

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[ ][  ]

Seite 10.

Darmſtädter Tagblatt, Mittwoch, den 14. September 1921.

Rummer 254,

Aunbiskicaft, Sntienonc Meit

Bienenpflege im September.
Die Hauptaufgabe des Imkers im September iſt die
Winterfütterung der Völker. Vom 1. Oktober bis 1. Mai braucht
ein Volk 25 bis 30 Pfund Nahrung, und zwar 1 bis 2 Pfund
Pollen, das übrige an Honig und Zuckerlöſung. Das Winter=
futter
hat die Aufgabe, die Lebenswärme der Bienen zu er=
halten
. Der Heizſtoff iſt der Zucker, und mit ſeiner Hilfe erhält
die Bienenmaſſe im Stock auch im kälteſten Winter eine Tem=
peratur
von wenigſtens 25 Grad Celſius. Zuckerlöſung iſt das
beſte Winterfutter Honig das beſte Brutfutter. Nicht als Win=
terſpeiſe
eignet ſich Honig aus Heidenektar, aus Raps, Hederich
und von Ausſcheidungen der Blätter oder Nadeln. Hiervon
bleiben zu viel Rückſtände im Bienendarm, und den Tieren droht
davon die Ruhr, wenn ſie ſich nicht durch einen Ausflug reinigen
können. Raps= und Hederichhonig erzeugen, da ſie ſchnell kri=
ſtalliſieren
, Durſtnot und in deren Gefolge auch die Ruhr.
Am beſten löſt man reinen Kriſtallzucker, der keinerlei Farb=
ſtoff
enthält, in heißem Waſſer, und zwar müſſen Zucker und
Waſſer zu gleichen Gewichtsteilen zuſammengebracht werden.
Ein Kochen der Miſchung iſt überflüſſig. Auf das Liter der
Miſchung fügt man ½ bis 1 Gramm Kochſalz hinzu. Nach al=
tem
Brauch würzt man ſie auch mit einem Abſud von Thymian,
Meliſſenkraut und Lindenblüte. Dieſe Würzſtoffe regen die Ver=
dauungswerkzeuge
an. Die Zuckernahrung reicht man den Bienen
in kleinen Gaben warm, 2 bis 3 Pfund den Abend. Die Futter=
gefäße
müſſen ſo beſchaffen ſein, daß die Bienen nicht darin er=
trinken
. Es wird nicht allabendlich gefüttert, damit die Bienen
Zeit haben, die Nahrung zu verarbeiten, bis ſie honigähnlich
wird. Dazu gehört freilich noch Pollentracht und Flugwetter.
Bis Mitte September muß die Winterfütterung daher be=
endet
ſein.
Neben der Winterfütterung muß der Imker nochmals genau
prüfen, ob alle Völker weiſelrichtig und ſtark genug ſind. Weiſel=
richtige
Stämme ſchaffen im Auguſt die Drohnen ab, denn ſie
werden ja nicht mehr gebraucht. Wo die Bienenkönigin fehlt,
muß man das Volk mit einem anderen vereinigen. Man läßt
ſie etwa 24 Stunden nur durch Drahtgeflecht getrennt, damit
beide Völker den gleichen Geruch bekommen. Am Abend ent=
fernt
man die Scheidewand und beſprengt die Bienen mit dün=
nem
Zucker= oder Honigwaſſer. Will man nur die Königin zu=
ſetzen
, ſo gibt man dem Volke eine Wabe mit Jungbienen und
auslaufender Brut und hängt mitten ins Lager Haneben den
Königinkäfig mit der neuen Stockmutter. Er muß etwas Futter
enthalten, damit die Königin nicht verhungert, falls die Bienen
ſie vernachläſſigen. Nach zwei Tagen läßt man ſie in eine künſt=
liche
Weiſelzelle laufen und befeſtigt ſie dann dort, wo die =
nigin
erſt untergebracht war. Bald befreien die Bienen den ge=
fangenen
Weiſel und geben ihm ſeinen Beruf. Völker, die lange
ohne Weiſel waren, wirft man hinaus.
Schw.
Die Verwertung der Ziegenmilch.
Die Ziegenzucht hat ſich jetzt ſo ausgebreitet, daß ſelbſt in
Städten viele Ziegen gefunden werden. Die Müch, die dieſe
liefern, iſt namentlich für Minderbemittelte ein hervorragendes
Kräftigungsmittel. Außerdem kann ja bei reichlicher Milch=
belieferung
auch Käſe und Butter geſvonnen werden.
Die Ziegenbutter hält ſich nicht lange! Sie iſt
von weißlicher Farbe und gleicht daher dem Schweineſchmalz.
Man kann ihr durch Butterfarbe, die z. B. auch in Molkereien
verwendet wird, eine ſchöne gelbe Farbe geben. Der Geſchmack
iſt eigenartig und fade, aber doch butterähnlich, weswegen ſie von
den Ziegenbeſitzern ſehr geſchätzt wird. Da ſie aber nur eine ge=
ringe
Haltbarkeit hat, muß ſie ſchnell verbraucht werden, wes=
wegen
viele Ziegenbeſitzer öfler rühren. Die Ziegenbutter eignet
ſich zu Kochzwecken, man kann ſie aber auch als Brotaufſtrich=
mittel
verwenden. Früher ſtellte man die Butter in der Weiſe
her, daß die Milch ſofort nach dem Meiken aufgekocht und in
flachze Schalen gegoſſen wird, in denen ſie 24 Stunden ſtehen
bleibt. Mit einem Löffel nimmt man die Sahne, die ſich oben
gebildet hat, ab. Die entrahmte Milch läßt ſich noch im Haus=
halt
1swenden. Der Rahm mehrerer Tage wird geſammelt.
und wenn mindeſtens 1½ Liter zuſammen iſt, gibt man ihn in
ein kleines Stoßbutterfaß, in dem er ſo lange geknetet wird, b’s
ſich die Butter als körnige Maſſe gebildet hat. Iſt die Butter=
milch
abgegoſſen worden, ſo wird die Butter mit Salz mit Hilfe
eines breiten Holzſpatels durchgearbeitet und mit warmem Waſ=
ſer
durchwaſchen. 5 Liter Mlch geben 1 Liter Rahm oder 400
Gramm Butter. Neuerdings wird die friſche noch warme Ziegen=
milch
durch Milchſchleudern entrahmt, ſo daß eine beſſer
ſchmeckende Süßrahmbutter erzielt wird. Ueberall bekommt man
kleine Separatoven zu verſchiedenen Preiſen zu kaufen. Auch
kleine Ruhefäſſer ſind jetzt zu haben.
Der Ziegenkäſe wird nur ſehr ſelten unter
ſeinem wahren Namen verkauft. Meiſtens wird er
unter hochklingenden, fremdländiſchen Bezeichnungen angeboten.
Mci fertigt ihn in folgender Weiſe an: Sind etwa 20 Liter
Milch angeſammelt, ſo wird ſie in einen Keſſel gebracht und über
dem Feuer angewärmt. Durch Zuſatz von Lab, das man in
Apotheken und Drogen erhält, wird ſie in kurzer Zeit zum Ge=
rinnen
gebracht. Durch das Gerinnen ſcheidet ſich der Quark
von den Molken. Den Quark ſchöpft man nun aus und bringt
ih in ein Gefäß mit durchlöchertem Boden, ſo daß die Molken
ablaufen können. Nach einigen Stunden iſt der Quark zur Ver=
arbeitung
genug abgetrocknet. Nun wird er geformt. Die kleinen
Käſe bekommen einen Zuſatz von Salz und Kümmel, die größe=
ren
erhalten nur Salz. Sie müſſen nun alltäglich gewendet und
dabei von Schimmel befreit werden; dabei werden ſie aber auch
immer wieder mit Salz beſtreut. So erhalten ſie nach einigen
Tagen die nötige Feſtigkeit, ſo daß ſie zum Nachtrocknen, d. h.
zum Reifwerden, auf Horden gelegt werden können. Hier blei=
ben
ſie mehrere Wochen. Aus 20 Liter Milch erhält man 4 Pfund
Käſe. Ziegenkäſe muß feſt ſein und darf nicht fließend werden.
In Oeſterreich und Frankreich bereitet man Käſe aus einer
Miſchung von Kuh=, Ziegen= und Schafmilch.
Werden die Käſe zum Verkauf geſtellt, dann ſollten ſie in
Staniol oder in farbiges Verpackungspapier eingeſchlagen wer=
den
, um ſie ſo für den Verkauf beſſer geeignet zu machen. R.
Soll nach einer durch die Trockenheit verurſachten Minder=
aufnahme
von Nährfkoffen aus dem Boden im kommenden
Jahre an der Düngung geſpart werden?
TKD. Da infolge der Trockenheit in dieſem Sommer in
bielen Teilen des Landes eine geringe Ernte eingetreten iſt,
wird vielfach in dieſen Fällen die Frage auftauchen, ob dieſe
geringe Ernte auch eine geringe Nährſtoffaufnahme aus dem
Boden zur Folge gehabt hat. Dieſe Frage an ſich iſt ohne wei=
teres
zu bejahen. Infolge des Waſſermangels konnten die Pflan=
zen
nur in beſchränktem Maße wachſen, und ſomit iſt die Nähr=
ſtoffaufnahme
auch nur entſprechend gering geweſen. Denn ohne
das Waſſer kann die Pflanze unmöglich Subſtanzen aufbauen,
und infolgedeſſen die in dem Ackerboden enthaltenen Nährſtoffe
nicht verwerten. Hinzu kommt der Umſtand, daß auch infolge
des Waſſermangels verhältnismäßig wenig von den im Boden
lagernden Nährſtoffen löslich geworden ſind. Es iſt alſo ganz
ohne Zweifel, daß in all dieſen Fällen, wo infolge der Dürre
eine ſchlechte Ernte war, die im Boden vorhandenen Nährſtoffe
noch unausgenutzt daliegen. Für den Landwirt ergibt ſich nun
die überaus wichtige Frage bei der nächſtfolgenden Beſtellung,
wie weit dieſe nicht ausgenutzten Nährſtoffe noch im nächſten
Jahre den Pflanzen zur Verfügung ſtehen.

Landwirtſchaft

und Sti

Sehr wichtig iſt dieſe Frage bei dem Stickſtoff. Der
Stickſtoff wird in den vorhandenen Stickſtoffdüngeſalzen, wenn
er nicht von vornherein als Salpeter=Stickſtoff ſchon gegeben
wurde, mit der Zeit in Salpeter=Stickſtoff umgewandelt. Dieſer
in Form von Salpeter vorhandene Stickſtoff wird aber vom
Boden nicht abſorbiert, ſondern mit der Zeit ausgewaſchen. Der
Stickſtoff geht alſo den Pflanzen verloren, beſonders auf den
leichten, durchläſſigen Sandböden. Hier wird von dem Stickſtoff
nicht mehr viel übrig ſein für die nächſtjährigen Pflanzen; aber
auch auf den ſchweren Böden werden kaum noch größere Mengen
Stickſtoff von den Düngeſalzen vorhanden ſein, da auch hier
höchſtwahrſcheinlich die während der erſten Wachstumszeit ge=
fallenen
Niederſchläge genügt haben, um die Stickſtoffmengen
umzuſetzen. Es wird alſo der in Form von Ammoniak und
Salpeter uſw. gegebene Stickſtoff zum größten Teil verloren
gehen, und es muß in dieſem Falle wie in anderen Jahren
gedüngt werden.
Anders liegen die Verhältniſſe bei dem organiſchen Stick=
ſtoffdünger
. Hier geht die Umwandlung in löslichen, aufnehm=
baren
Stickſtoff langſamer vor ſich, und es wird hiervon noch viel
im Boden zurückgeblieben ſein. Es wird aber auch hier im
Spätſommer und Herbſt noch eine intenſive Umſetzung der orga=
niſchen
Subſtanzen eintreten und dann bis zum Herbſt und
Winter viel Nitratſtickſtoff ausgewaſchen werden. Alſo auch hier
werden große Stickſtoffverluſte für den Landwirt eintreten, wenn
auch bei weitem nicht in dem Umfange, wie bei den Stickſtoff=
ſalzen
. Beim Stickſtoff liegen die Verhältniſſe alſo ſehr ver=
ſchiedenartig
, je nach der Art des gegebenen Düngemittels und
nach der Bodenart.
Viel einfacher liegen die Verhältniſſe bei dem Kali und der
Phosphorſäure. Dieſe beiden Nährſtoffe werden in den ge=
gebenen
Düngemitteln im allgemeinen vom Ackerboden abſor=
biert
, nur auf den ganz leichten Böden werden auch Kali und
Phosphorſäure ausgewaſchen. In der Hauptſache wird das Kali
und die Phosphorſäure, ſoweit ſie nicht von den Pflanzen auf=
genommen
werden, im Boden erhalten bleiben. Es wird alſo
hier Fälle geben, wo noch größere Mengen an Kali und Phos=
phorſäure
infolge geringen Wachstums zurückgeblieben ſind.
Aber gerade, weil dieſe Nährſtoffe abſorbiert werden, muß dazu
geraten werden, auf keinen Fall für das nächſte Jahr an dieſen
Düngern zu ſparen, wenn ſie preiswert zu erhalten ſind, zumal
ohnedies infolge der Teuerung in den letzten Jahren keine Vor=
ratsdüngungen
mehr erfolgt ſind. Es liegt alſo kein Grund
vor, zu kalkulieren, ob hier geſpart werden kann, ſondern es muß
ſo ſtark gedüngt werden, daß das Pflanzenwachstum in ge=
wünſchtem
Maße erfolgen kann. Beſonders wichtig iſt die
Düngung für die Futterſchläge, welche meiſt ſehr ſtiefmütterlich
bei der Düngung behandelt werden. Die Verwendung von
Kunſtdünger darf ferner ſchon aus dem Grund nicht eingeſchränkt
werden, weil auch noch zweifellos mit einer bedeutenden Preis=
erhöhung
für die nächſte Zeit zu rechnen iſt.
Ungeziefer in Hühnerſtällen.
Er. In ſehr vielen ländlichen Hühnerhaltungen bilden die
Milben eine große Plage für die Tiere. Es gibt verſchiedene
Arten von Hühnermilben, die manchmal auch als Hühnerläuſe
bezeichnet werden. Leider wird nur ſelten etwas dagegen getan,
und die Hühner leiden oft ſchwer unter dieſem Uebel. Wenn
Hühner von Milben geplagt werden, ſo wird nicht nur das
Wohlbefinden der Tiere im allgemeinen beeinträchtigt, ſondern
es wird auch die Legetätigkeit mehr oder minder herabgedrückt.
Zum Teil leben die Milben von den Hautſchuppen, zum Teil
ſind es Blutſauger. In beiden Fällen verurſacht das Ungeziefer
eine fortgeſetzte Beläſtigung und Beunruhigung der Hühner.
Namentlich in der warmen Jahreszeit tritt in unſauberen Stäl=
len
das Ungeziefer in vermehrtem Maße auf. In gar manchen
Geflügelhaltungen wären die Eiererträge beſſer, wenn die Hüh=
ner
nicht ſo ſtark unter Ungeziefer zu leiden hätten. Am meiſten
ſind die Hühner der Ungezieferplage in ſolchen Unterkunfts=
räumen
ausgeſetzt, die in Viehſtällen, und zwar über den Kühen,
Pferden, Schweinen oder den Schafen, unter der Decke angebracht
ſind. Die Bekämpfung des Ungeziefers iſt am einfachſten in
Hühnerſtällen, die ſich zu ebener Erde befinden und die man auch
leicht betreten kann. Wenn aber die Unterkunftsräume der
Hühner in Viehſtällen in halber Höhe unter der Decke liegen, ſo
unterbleibt die regelmäßige Reinigung. Nicht ſelten kann man
feſtſtellen, daß der Dünger in ſolchen unter der Stalldecke unter=
gebrachten
Unterkunftsräumen ſich im Verlaufe eines längeren
Zeitraumes handhoch und manchmal ſogar fußhoch angehäuft
hat. Häufig machen ſolche Unterkunftsräume, die für die Hühner
über dem Vieh angelegt ſind, einen recht ſchmutzigen Eindruck.
Eine Vernachläſſigung in der Reinlichkeit rächt ſich ſchwer,
denn das Ungeziefer nimmt in den vor Schmutz ſtarrenden
Unterkunftsräumen in ſtarkem Maße überhand. Die Legetätig=
keit
geht zurück, und man ſieht es den Hühnern gewöhnlich ſchon
an dem ſtruppigen und unſauberen Federkleid an, wie ſchlecht
es um ihre Pflege ſteht. Vor allem kommt es bei der Be=
kämpfung
der Milben und ähn ichen Ungeziefers in Hühner=
ſtällen
darauf an, daß der Dünger mindeſtens alle 14 Tage, beſſer
noch in kürzeren Zwiſchenräumen, aus dem Stall entfernt und
jeweils für die Einbringung trockener Streu, und zwar Stroh=
häckſel
, Spreu oder Torfmull oder auch ganz trockene Erde, ge=
ſorgt
wird. Gar manche ländlichen Geflügelhalter, die es mit
der Pflege der Hühner ernſt nehmen, entfernen den Dünger von
Woche zu Woche. Die Arbeit nimmt nur wenig Zeit in An=
ſpruch
. Sehr nützlich iſt es, wenn in der Zwiſchenzeit immer
etwas Streu aufgebracht wird. Dann ſind alle Innenteile des
Unterkunftsraumes und auch die Legeneſter mindeſtens zweimal
im Jahre mit Kalkmilch zu beſtreichen, wodurch viel zur Unter=
drückung
der Ungezieferplage getan werden kann. Die Sitz=
ſtangen
werden ebenfalls mit Kalkmilch oder mit heißer Soda=
lauge
abgewaſchen. Wenn in dieſer Weiſe nicht vorgegangen
wird, ſo helfen alle anderen Mittel auf die Dauer nichts. Viel
bequemer iſt es freilich, die Hühner vielleicht mit Inſekten=
pulver
einzuſtäuben. In einem vernachläſſigten und ſchmutzigen
Stall kann aber damit nur eine kurze, vorübergehende Wirkung
erzielt werden. Von gutem Erfolg iſt es ſodann auch, wenn
man den Hühnern an regengeſchützter Stelle Gelegenheit zu
einem Sandbad gibt. Das Sandbad wird in einem niederen
Kaſten hergerichtet, und es darf nur ganz trockener Sand genom=
men
werden, der von Zeit zu Zeit zu erneuern iſt. Dem Sand
miſcht man zweckmäßigerweiſe Aſche bei.
K5

Die Lagerung des Getreides. Soll Getreide als Saat=
gut
dienen, ſo muß es ſorgfältig aufbewahrt werden, damit die
Keimkraft nicht leidet. Die Lagerung in Säcken iſt in dieſem
Falle zu verwerfen. Alle Körner enthalten noch Feuchtigkeit.
Kommen ſie auch noch ſo trocken in den Speicher, ſo bemerkt man
doch nach Wochen, daß der Haufen innen feucht und warm ge=
worden
iſt. Damit dies vermieden wird, darf man das Ge=
treide
höchſtens 10 bis 15 Zentimer hoch ſchütten
um ſo dünner, je feuchter die Witterung war, je ſchlechter das
Getreide eingebracht wurde. Auf dem Schüttboden muß das
Getreide anfangs zwei= bis dreimal in der Woche, ſpäter alle
zwei Wochen und im Winter alle Monate einmal umgeſchaufelt
werden. Verſäumt man dies, ſo kann das Getreide auch für
die Verwendung als Brotfrucht unbrauchbar werden, indem es
einen dumpfen Geruch annimmt. Beim Umſchaufeln bringe
man die Körner auf möglichſt laugem Wege mit der Luft in
Berührung. Nur trockene, kühle Tage eignen ſich für dieſe Ar=

beit; an regneriſchen Tagen ſind wenigſtens alle Oeffnung
des Speichers zu ſchließen. Iſt das Getreide ſchließlich gen=
gend
trocken geworden, ſo darf es 50 bis 60 Zentimeter ho.
aufgeſchüttet werden. Aber auch dann muß man den Hauf
alle 4 Wochen einmal bis auf den Grund umſchaufel
Die Herbſtſaat. Die Zeit der Ausſaat richtet ſich ne
dem Klima. Je rauher die Gegend, deſto früher muß geſät we

den, damit die Pflanzen ſich vor Eintritt des Winters noch krä.
tig entwickeln können. Nur gut beſtockte Pflanzen widerſteh yie

der Kälte und Näſſe. Den Anfang macht die Wintergerſte Eny0
Auguſt, Anfang September. Sie verſpricht einen hohen Körno=

und guten Strohertrag auch in Jahren, wo die Sommerger e
kurz und dünn auf den Feldern ſteht. Sie bietet weiter dm Rur
Vorteil, daß ſie das Feld ſo frühzeitig räumt, daß Rüben, Erg
ſen und Wicken noch angebaut werden können. Nach der Wint
gerſte kommt der Roggen an die Reihe, die Getreideart der rau
heren Gegenden. Er ſtellt nur beſcheidene Anſprüche an Bodn
und Klima und verträgt lange und kalte Winter ganz gut.
beſtockt ſich im Herbſt vollſtändig und ſchießt im Frühjahr bo.
in die Halme. Ein größeres Wärmebedürfnis iſt dem Wint

veizen eigen Er liebt ſchweren Boden, der nicht zu naß
und genügend Kalk enthält. Vor der Saat muß der Bode/
natürlich gut vorbereitet werden. Auf den Morgen gibt mi

2 bis 3 Zentner Thomasmehl und 3 bis 4 Zentner Kainit.
Frühjahr folgt eine Kopfdüngung von etwa 1 Zentner Amnd
niak oder 120 Pfund Natronſalpeter. Stallmiſt nützt das Wint
getreide nicht gut aus, man gibt ihn lieber den Hackfrüchte
Gefät wird in Reihen. Man ſpart dabei gegenüber der bre
würfigen Handſaat viel Samen und erreicht eine gleichmäf
tiefe Unterbringung und gleichmäßige Verteilung der Pflanz
Damit iſt gutes Gedeihen verbunden. Auch die Vorfrucht iſt ve
großer Bedeutung für den Ertrag des Wintergretreides. 0iu jetzt
der Hauptſache kommen hier Klee und Hackfrüchte in Betradſoroche
nk. Neber Samenfälſchungen findet ſich im Märkiſch Muſch ver
Landwirt eine Mitteilung der landwirtſchaftlichen Kontrol
ſtation Berlin. Der Vorſteher der botaniſchen Abteilung,
P. Filter, weiſt darauf hin, daß, nachdem nunmehr
Grenzen auch für die Einfuhr ausländiſcher Sämereien geöffy
ſind, neuerdings verſchiedentlich Unterſchiebungen bzw. Veſſund wa
fälſchungen von Sämereien mit geringwertig
Samenſurrogaten feſtzuſtellen waren, die auch ſchon vor d Mim Lond=
Kriege aus dem Auslande zu uns gelangten. So ſandte evrloren,
Landwirt im Oderbruch der Kontrollſtation eine Samenpro wmes
die er als Luzerne gekauft hatte. Aufgegangen war eine luzerMänmur
artiges, aber bedeutend niedrigeres Gewächs mit geringer BläNy wi
maſſe und großen, klettenartigen Früchten, das vom Vieh, n. Aſeht, da
ſeinen Angaben, nicht gefreſſen wurde. Es handelt ſich hier Munermü
die ſogenannte Wollklette, auch Wolluzerne genannt, meiſt ſühund ert
amerikaniſcher Herkunft. Die Samen ſind von denen der Qgompf
zerne für den Laien nicht zu unterſcheiden, und ſo erkennt. Mzu folg
Landwirt die Unterſchiebung erſt, wenn die Pflanzen auf dAwettrüſt
Felde ſich entwickeln. Die Wollkletten ſind, wie ſchon erwäh
im Nutzungswert mit der Luzerne nicht vergleichbar, ja, CAmacht,
beſſerem Boden kann man ſie ſchlechthin als Unkraut betrachte dondeln
Ferner wurden der Station einige Proben überſandt, die all
Wieſenriſpengras bezeichnet waren, aber nur aus dem gering
wertigeren, aus Kanada ſtammenden Platthalmriſpengras
ſtanden.
(f25

9

Obſi= und Gartenbau

nk. Ueber das Aufbewahren ſaftiger Früchte in Torfm/6
findet ſich in der Zeitſchrift für angewandte Botanik eine beahats
tenswerte Studie von Dr. E. W. Schmidt aus der Verſuck/Anierik
anſtalt für techniſche Moorverwertung an der Techniſchen Hohes ſein
ſchule zu Hannover. Die Verwendungsmöglichkeit des To)dash.
mulls für die Aufbewahrung von Obſt iſt ſeit langem bekanyAmerika
Alle Unterſuchungen führen zu dem Ergebnis, daß Obſt uüwenn d
andere Früchte, in Torfmull verpackt, ſich monatelang friſch Alommen
halten. Dr. Schmidt hat nun dieſe Verſuche mit empfindlick ſſichließen
Tafelbirnenſorten wieder aufgenommen und beſonders Henicht ei
Frage ſein Augenmerk gewidmet, ob durch Einlegen von Tonbeherrſch
mull eine Reifeverzögerung herbeigeführt werden kann. Aglium,
die Bedeutung des Torfmulls als tranſpirationherabſetzenkſwirklich
Mittel ſollte geklärt werden. (Frei in der Luft aufbewahn
Früchte erleiden bekanntlich durch Waſſerverluſt. GewichtsvAEielle ſte
luſte, d. h. ſie ſchrumpfen. Die Verſuche ergaben die Tauglihwähren
keit des Torfmulls als Aufbewahrungsmittel. Frühreſlbiel wei
Früchte behielten ihr gutes Ausſehen und ſtraffe Schalen. DN0
Gewicht wird nur wenig verändert, die Frucht bleibt vollſafſſdaß
und hocharomatiſch. Durch Torfmull gut iſolierte Früchte könführ g
nen in ihrem Reifeprozeß eine Beſchleunigung erfahren info Zeichen
Wärmeſpeicherung im Torfmull, ohne daß ein Schrumpfen 24 Meinun
Früchte eintritt. Iſt der Torfmull gut durchfeuchtet und wilDeutſe
er locker aufgeſchüttet, ſo halten ſich die Früchte nicht nur treſſin der
lich, ſondern ſie nehmen noch an Gewicht zu, entwickeln eiſlauch no
prächtige Färbung und bilden ihre Duftſtoffe zu hoher. Vollzeit v=
kommenheit
aus. Der große praktiſche Wert des Torfmulls füim (
die Aufbewahrung fleiſchiger Früchte, wie Aepfel, Birnchein katg
Zitronen, Apfelſinen, Tomaten, Bananen, Ananas, Weintralldern
ben uſw. iſt ſomit auch wiſſenſchaftlich erwieſen.
O5

B Vieh= und Geflügelzucht 9

Wie lange bleibt eine Sau zuchttauglich? Unſer gewökd
liches Landſchwein iſt bis zum achten oder neunten Jahre zuchln.
fähig. Der erſte Wurf iſt gewöhnlich gering. Die größte FerkAu
zahl bringt es nach dem zweiten oder dritten Wurf hervor. Eo
bald ſich ein Rückgang in der Fruchtbarkeit zeigt, iſt es vortell
haft, die Sau zu mäſten und zu ſchlachten. Wartet man
lange damit, dann hat man dadurch Schwierigkeiten, daß 2Ain da
Zähne des Tieres mangelhaft werden, ſo daß es das Futy
nicht mehr richtig verwertet. Die engliſchen Naſſen ſetzen ſch1
in jüngerem Alter Fett an und halten ſich deshalb nicht ſo lang
zuchtfähig.
Die Fütterung der Truthühner. Manche Truthühnch
halter wundern ſich darüber, daß ihre Puten in der Entwickelu!
zurückbleiben und kein rechtes Gedeihen zeigen. Die Urſa9
liegt meiſt nur darin, daß die Truthühner mit anderem C49
lügel zuſammen gehalten und gefüttert werden. D‟ Trid
hühner ſind viel zu langſam und bedächtig, um es bei der Nah
rungsaufnahme den flinken Hühnern gleichzutun. Bevor ſie /ſ4hlb
geſättigt haben, ſind die Futtergefäße ſchon geleert. Man I9
fühle den Tieren einmal abends den Kropf und man wird fi
den, daß ſie nur halbgeſättigt zur Ruhe gehen müſſen. End

weder muß man den Truthühnern eine ergiebige Weide biete
oder ihnen ihre Hauptmahlzeit beſonders verabreichen. Dau
wird man auch Freude an ihnen haben.
Vertilgung des Ungeziefers in Taubenſchlägen. Die Taguicht
bei haben hauptſächlich von vielen Paraſiten zu leiden: von din der
Federmilbe, der Taubenmilbe dem Taubenfloh und der groß fulf
Taubenlaus. Dieſe Quälgeifter ſchädigen den Ertrag dAnde
Taubenſchages ſehr, indem ſie namentlich den jungen TaubA
arg zuſetzen. Zu ihrer Vertilgung wird wiederholtes Schwefell
des Taubenſchlages zu einer Zeit empfohlen, wo er keine Taubi
enthält. Ferner Kalk in Waſſer aufgelöſt und mit etwas Schmien
ſeife vermengt. Mit dieſer Flüſſigkeit wird alles Holzwerk 4
eimſelt und dadurch das Ungeziefer verhindert, ſeine Eier
zulegen. Ebenſo iſt fleißiges Entfernen des Kotes ratſam.

Nachdruck ſämtl. Artikel verboten, Perantwortlich; Kurt Mitſchin